I. Die Urgeschichte (Kap. 1-11)1. Die Schöpfung der Welt in sechs Tagewerkena) Erstes Tagewerk: Die Urschöpfung und die Erschaffung des Lichtsvgl. Hiob 38; Psalm 104; Sprüche 8,22-33 Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde1.Mose 1,1-Mal 3,24; Mt 1,1-Offb 22,21; die Erde war aber eine Wüstenei und Öde, und Finsternis lag über der weiten Flut, und der Geist Gottes schwebte (brütend) über der Wasserfläche.Sinngemäß könnten die zwei ersten Verse auch so übersetzt werden: Im Anfang, als Gott den Himmel und die Erde schuf, war die Erde … Da sprach Gott: »Es werde Licht!«, und es ward Licht. Und Gott sah, daß das Licht gut war; da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht »Tag«, der Finsternis aber gab er den Namen »Nacht«. Und es wurde Abend und wurde Morgen: erster Tag. b) Zweites Tagewerk: Erschaffung des HimmelsgewölbesDann sprach Gott: »Es entstehe ein festes Gewölbe inmitten der Wasser und bilde eine Scheidewand zwischen den beiderseitigen Wassern!« Und es geschah so. So machte Gott das feste Gewölbe und schied dadurch die Wasser unterhalb des Gewölbes von den Wassern oberhalb des Gewölbes. Und Gott nannte das feste Gewölbe »Himmel«. Und es wurde Abend und wurde Morgen: zweiter Tag. c) Drittes Tagewerk: Scheidung von Land und Meer und Bekleidung des Festlandes mit PflanzenDann sprach Gott: »Es sammle sich das Wasser unterhalb des Himmels an einen besonderen Ort, damit das Trockene sichtbar wird!« Und es geschah so. Und Gott nannte das Trockene »Erde«, dem Wasser aber, das sich gesammelt hatte, gab er den Namen »Meer«. Und Gott sah, daß es gut war. – Dann sprach Gott: »Die Erde lasse junges Grün sprossen, samentragende Pflanzen und Bäume, die je nach ihrer Art Früchte mit Samen darin auf der Erde tragen!« Und es geschah so: die Erde ließ junges Grün hervorgehen, Kräuter, die je nach ihrer Art Samen trugen, und Bäume, die Früchte mit Samen darin je nach ihrer Art trugen. Und Gott sah, daß es gut war. Und es wurde Abend und wurde Morgen: dritter Tag. d) Viertes Tagewerk: Erschaffung der GestirneDann sprach Gott: »Es sollen Lichter am Himmelsgewölbe entstehen, um Tag und Nacht voneinander zu scheiden; die sollen Merkzeichen sein und zur (Bestimmung von) Festzeiten sowie zur (Zählung von) Tagen und Jahren dienen; und sie sollen Lichter am Himmelsgewölbe sein, um Licht über die Erde zu verbreiten!« Und es geschah so. Da machte Gott die beiden großen Lichter: das größere Licht zur Herrschaft über den Tag und das kleinere Licht zur Herrschaft über die Nacht, dazu auch die Sterne. Gott setzte sie dann an das Himmelsgewölbe, damit sie Licht über die Erde verbreiteten und am Tage und in der Nacht die Herrschaft führten und das Licht von der Finsternis schieden. Und Gott sah, daß es gut war. Und es wurde Abend und wurde Morgen: vierter Tag. e) Fünftes Tagewerk: Erschaffung der Wassertiere und der VögelDann sprach Gott: »Es wimmle das Wasser von einem Gewimmel lebender Wesen, und Vögel sollen über der Erde am Himmelsgewölbe hin fliegen!« Da schuf Gott die großen Seetiere und alle Arten der kleinen Lebewesen, die da sich regen, von denen die Gewässer wimmeln, dazu alle Arten der beschwingten Vögel. Und Gott sah, daß es gut war. Da segnete Gott sie mit den Worten: »Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet das Wasser in den Meeren, und auch die Vögel sollen sich auf der Erde mehren!« Und es wurde Abend und wurde Morgen: fünfter Tag. f) Sechstes Tagewerk: Erschaffung der Landtiere und des MenschenDann sprach Gott: »Die Erde bringe alle Arten lebender Wesen hervor, Vieh, Kriechgetier und wilde Landtiere, jedes nach seiner Art!« Und es geschah so. Da machte Gott alle Arten der wilden Landtiere und alle Arten des Viehs und alles Getier, das auf dem Erdboden kriecht, jedes nach seiner Art. Und Gott sah, daß es gut war. – Dann sprach Gott: »Laßt uns Menschen machen nach unserm Bilde, uns ähnlich, die da herrschen sollen über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels, über das (zahme) Vieh und über alle (wilden) Landtiere und über alles Gewürm, das auf dem Erdboden kriecht!« Da schuf Gott den Menschen nach seinem Bilde: nach dem Bilde Gottes schuf er ihn; als Mann und Weib schuf er sie. Gott segnete sie dann mit den Worten: »Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde an und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über alle Lebewesen, die auf der Erde sich regen!« Dann fuhr Gott fort: »Hiermit übergebe ich euch alle samentragenden Pflanzen auf der ganzen Erde und alle Bäume mit samentragenden Früchten: die sollen euch zur Nahrung dienen! Aber allen Tieren der Erde und allen Vögeln des Himmels und allem, was auf der Erde kriecht, was Lebensodem in sich hat, weise ich alles grüne Kraut der Pflanzen zur Nahrung an.« Und es geschah so. Und Gott sah alles an, was er geschaffen hatte, und siehe: es war sehr gut. Und es wurde Abend und wurde Morgen: der sechste Tag. g) Der siebte Tag als Ruhetag (Sabbat) von Gott gesegnet und geheiligt; AbschlußSo waren der Himmel und die Erde mit ihrem ganzen Heer vollendet. Da brachte Gott am siebten Tage sein Werk, das er geschaffen hatte, zur Vollendung und ruhte am siebten Tage von aller seiner Arbeit, die er vollbracht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an ihm hat Gott von seinem ganzen Schöpfungswerk und seiner Arbeit geruht. 2. Anfangszustände auf der Erde und Erschaffung des Mannes; Pflanzung des Gottesgartens (= des Paradieses) in Eden und Erschaffung des WeibesDies ist die Entstehungsgeschichte des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden. Zur Zeit, als Gott der HERR Hier erscheint zum ersten Mal in der hebräischen Bibel der Gottesname »Jahwe«, nach Luthers Vorgang durch »HERR« wiedergegeben. Wo im Hebräischen das Wort für »Herr« steht, ist es im Deutschen in normaler Schrift geschrieben. Was »Jahwe« bedeutet, ist aus 2.Mose 3,14 zu ersehen, wo Gott seinen Namen kundtut. Erde und Himmel schuf, als es auf der Erde noch keine Sträucher auf dem Felde gab und noch keine Pflanzen auf den Fluren gewachsen waren, weil Gott der HERR noch keinen Regen auf die Erde hatte fallen lassen und auch noch keine Menschen da waren, um den Ackerboden zu bestellen – es stieg aber ein Wasserdunst von der Erde auf und tränkte die ganze Oberfläche des Erdbodens –: da bildete Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies ihm den Lebensodem in die Nase; so wurde der Mensch zu einem lebenden Wesen. Hierauf pflanzte Gott der HERR einen Garten in Eden nach Osten hin und versetzte dorthin den Menschen, den er gebildet hatte. Dann ließ Gott der HERR allerlei Bäume aus dem Erdboden hervorwachsen, die lieblich anzusehen waren und wohlschmeckende Früchte trugen, dazu auch den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen. Der Strom im Paradies und seine VerzweigungenEs entsprang aber ein Strom in Eden, um den Garten zu bewässern, und teilte sich von dort aus, und zwar in vier Arme. Der erste heißt Pison: dieser ist es, der das ganze Land Hawila umfließt, woselbst sich das Gold findet, und das Gold dieses Landes ist kostbar; dort kommt auch das Bedolachharz vor und der Edelstein Soham. Der zweite Strom heißt Gihon: dieser ist es, der das ganze Land Kusch umfließt. Der dritte Strom heißt Hiddekel: dieser ist es, der östlich von Assyrien fließt; und der vierte Strom ist der Euphrat. Gottes Weisung an Adam (besonders bezüglich des Baumes der Erkenntnis)Als nun Gott der HERR den Menschen genommen und ihn in den Garten Eden versetzt hatte, damit er ihn bestelle und behüte, gab Gott der HERR dem Menschen die Weisung: »Von allen Bäumen des Gartens darfst du nach Belieben essen; aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen – von dem darfst du nicht essen; denn sobald du von diesem ißt, mußt du des Todes sterben.« Erschaffung des Weibes und Stiftung der EheHierauf sagte Gott der HERR: »Es ist nicht gut für den Menschen, daß er allein ist: ich will ihm eine Hilfe d.h. ein Wesen, das ihm Hilfe oder Beistand leistet = einen Gehilfen bzw. eine Gehilfin. schaffen, die zu ihm paßt.« Da bildete Gott der HERR aus Erde alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie benennen würde; und wie der Mensch sie alle benennen würde, so sollten sie heißen. So legte denn der Mensch allem Vieh und den Vögeln des Himmels und allen wilden Tieren Namen bei; aber für einen Menschen fand er keine Hilfe darunter, die zu ihm gepaßt hätte. Da ließ Gott der HERR einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, so daß er einschlief; dann nahm er eine von seinen Rippen heraus und verschloß deren Stelle wieder mit Fleisch; die Rippe aber, die Gott aus dem Menschen genommen hatte, gestaltete er zu einem Weibe und führte dieses dem Menschen zu. Da rief der Mensch aus: »Diese endlich ist es: Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch! Diese soll ›Männin‹Im Hebräischen liegt ein Wortspiel vor: isch = Mann, ischscha = Frau. heißen; denn vom Manne ist diese genommen.« Darum verläßt ein Mann seinen Vater und seine Mutter und hängt seinem Weibe an, und sie werden ein Fleisch sein. Und sie waren beide nackt, der Mensch und sein Weib, und doch schämten sie sich nicht (voreinander). 3. Der Sündenfall und seine Folgena) Die Versuchung und die SündeNun war die Schlange listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott der HERR geschaffen hatte; die sagte zum Weibe: »Sollte Gott wirklich gesagt haben: ›Ihr dürft von allen Bäumen des Gartens nicht essen!‹« Da antwortete das Weib der Schlange: »Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen; nur von den Früchten des Baumes, der mitten im Garten steht, hat Gott gesagt: ›Ihr dürft von ihnen nicht essen, ja sie nicht einmal anrühren, sonst müßt ihr sterben!‹« Da erwiderte die Schlange dem Weibe: »Ihr werdet sicherlich nicht sterben; sondern Gott weiß wohl, daß, sobald ihr davon eßt, euch die Augen aufgehen werden und ihr wie Gott selbst sein werdet, indem ihr erkennt, was gut und was böse ist.« Da nun das Weib sah, daß von dem Baume gut zu essen sei und daß er eine Lust für die Augen und ein begehrenswerter Baum sei, weil man durch ihn klug werden könne, so nahm sie eine von seinen Früchten und aß und gab auch ihrem Manne, der bei ihr war, und der aß auch. Da gingen ihnen beiden die Augen auf, und sie nahmen wahr, daß sie nackt waren; darum hefteten sie Blätter vom Feigenbaum zusammen und machten sich Schürze daraus. b) Das Verhör, der Fluch und die StrafurteileAls sie dann aber die Stimme Gottes des HERRN hörten, der in der Abendkühle im Garten sich erging, versteckten sie sich, der Mann (Adam) und sein Weib, vor Gott dem HERRN unter den Bäumen des Gartens. Aber Gott der HERR rief nach dem Mann mit den Worten: »Wo bist du?« Da antwortete er: »Als ich deine Stimme im Garten hörte,A.Ü.: Als ich das Geräusch deiner Schritte im Garten hörte (vgl. V.8). fürchtete ich mich, weil ich nackt bin; darum habe ich mich versteckt.« Da fragte Gott: »Wer hat dir gesagt, daß du nackt bist? Du hast doch nicht etwa von dem Baume gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe?« Da antwortete Adam: »Das Weib, das du mir beigesellt hast, die hat mir von dem Baume gegeben, da habe ich gegessen.« Da sagte Gott der HERR zu dem Weibe: »Warum hast du das getan?« Das Weib antwortete: »Die Schlange hat mich verführt; da habe ich gegessen.« Da sagte Gott der HERR zu der Schlange: »Weil du das getan hast, sollst du verflucht sein vor allen Tieren, zahmen und wilden! Auf dem Bauche sollst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang! Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen: er wird dir nach dem Kopfe treten, und du wirst ihm nach der Ferse schnappen.« Zum Weibe aber sagte er: »Viele Mühsal will ich dir bereiten, wenn du Mutter wirst: mit Schmerzen sollst du Kinder gebären und doch nach deinem Manne Verlangen tragen; er aber soll dein Herr sein!« Zu dem Manne aber sagte er: »Weil du der Aufforderung deines Weibes nachgekommen bist und von dem Baume gegessen hast, von dem zu essen ich dir ausdrücklich verboten hatte, so soll der Ackerboden verflucht sein um deinetwillen: mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang! Dornen und Gestrüpp soll er dir wachsen lassen, und du sollst dich vom Gewächs des Feldes nähren!A.Ü.: und doch mußt du dich … nähren. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du zum Erdboden zurückkehrst, von dem du genommen bist; denn Staub bist du, und zu Staub mußt du wieder werden!« c) Benennung des Weibes; Bekleidung der ersten Menschen; ihre Vertreibung aus dem ParadiesAdam gab dann seinem Weibe den Namen Eva; denn sie ist die Stammutter aller Lebenden geworden. Darauf machte Gott der HERR dem Manne und seinem Weibe Röcke von Fellen und bekleidete sie (damit). Und Gott der HERR sagte: »Der Mensch ist jetzt ja geworden wie unsereiner, insofern er gut und böse zu unterscheiden weiß. Nun aber – daß er nur nicht seine Hand ausstreckt und auch (Früchte) vom Baume des Lebens nimmt und (sie) ißt und unsterblich wird!« So stieß ihn denn Gott der HERR aus dem Garten Eden hinaus, damit er den Erdboden bestelle, von dem er genommen war; und als er den Menschen hinausgetrieben hatte, ließ er östlich vom Garten Eden die Cherube sich lagern und die Flamme des kreisenden Schwertes, damit sie den Zugang zum Baume des Lebens bewachten. 4. Adams Söhne Kain und Abel; der Brudermord; Kains Nachkommen (die Kainiten)Eva gebar dann dem Adam, ihrem Gatten, einen Sohn Kain. Da sagte sie: »Einen Mann habe ich ins Dasein gerufen mit Hilfe des HERRN!« Hierauf gebar sie nochmals, nämlich seinen Bruder Abel; und Abel wurde ein Hirt von Kleinvieh, Kain aber ein Ackerbauer. Nun begab es sich nach Verlauf geraumer Zeit, daß Kain dem HERRN eine Opfergabe von den Früchten des Ackers darbrachte; und auch Abel opferte von den Erstgeburten seiner Herde, und zwar von ihren Fettstücken. Da schaute der HERR (mit Wohlgefallen) auf Abel und seine Opfergabe; aber Kain und seine Gabe sah er nicht an. Darüber geriet Kain in heftige Erregung, so daß sein Angesicht sich finster senkte. Da sagte der HERR zu Kain: »Warum bist du erregt geworden, und warum hat dein Angesicht sich finster gesenkt? Wird nicht, wenn du recht handelst, dein Opfer angenommen?A.Ü. des unsicheren Textes: Ist’s nicht also: wenn du recht handelst, so kannst du (dein Antlitz frei) erheben? Lagert nicht, wenn du böse handelst, die Sünde vor der Tür (als ein Feind, dessen) Verlangen auf dich gerichtet ist, den du aber bezwingen sollst?« Hierauf sagte Kain zu seinem Bruder Abel: »Laß uns aufs Feld gehen!«Nach der griechischen Übersetzung ergänzt . Und als sie auf dem Felde waren, fiel Kain über seinen Bruder Abel her und schlug ihn tot. Die Verfluchung und Bestrafung des BrudermördersDa sagte der HERR zu Kain: »Wo ist dein Bruder Abel?« Er antwortete: »Ich weiß es nicht; bin ich etwa meines Bruders Hüter?« Gott aber sagte: »Was hast du getan? Ich höre das Blut deines Bruders zu mir aus dem Erdboden schreien! Und nun – verflucht sollst du sein, (hinweggetrieben) vom Ackerboden, der seinen Mund aufgetan hat, um das von deiner Hand vergossene Blut deines Bruders in sich aufzunehmen! Wenn du den Acker bestellst, soll er dir hinfort keinen Ertrag mehr geben: unstet und flüchtig sollst du auf der Erde sein!« Da sagte Kain zum HERRN: »Meine Strafe ist zu groß, als daß ich sie tragen könnte! Du treibst mich ja heute von dem Ackerland hinweg, und ich muß mich vor deinen Augen verbergen und werde unstet und flüchtig auf der Erde sein; so wird denn jeder, der mich antrifft, mich totschlagen!« Aber der HERR antwortete ihm: »Nicht also! Jeder, der Kain totschlägt, soll siebenfältiger Rache verfallen!« Hierauf brachte der HERR an Kain ein Wahrzeichen an, damit ihn niemand erschlüge, der mit ihm zusammenträfe. So ging denn Kain vom Angesicht des HERRN hinweg und ließ sich im Lande Nod östlich von Eden nieder. Die Kainiten und ihre weltliche Bildung; das LamechliedDem Kain gebar hierauf sein Weib einen Sohn, Henoch; und als Kain dann eine Stadt erbaute, benannte er sie nach seines Sohnes Namen Henoch. Dem Henoch wurde dann Irad geboren; dieser wurde der Vater Mehujaels, Mehujael wurde der Vater Methusaels und Methusael der Vater Lamechs. Lamech aber nahm sich zwei Frauen, von denen die eine Ada, die andere Zilla hieß. Ada gebar dann den Jabal; dieser wurde der Stammvater der Zeltbewohner und Herdenbesitzer.W.: die in Zelten und mit dem Vieh zusammen wohnen (oder: mit Viehbesitz umgehen) = Viehzüchter. Sein Bruder hieß Jubal; dieser wurde der Stammvater aller Zither- und Flötenspieler. Auch Zilla gebar einen Sohn, nämlich Thubalkain, den Hämmerer von allen schneidenden Geräten aus Kupfer und Eisen.Wahrscheinlich ist zu lesen: den Stammvater aller derer, die Kupfer und Eisen bearbeiten. Die Schwester Thubalkains war Naama. Lamech aber sagte zu seinen Weibern: »Ada und Zilla, höret meine Stimme! Ihr Weiber Lamechs, vernehmet meine Rede! Einen Mann erschlage ich, wenn er mich verwundet, und einen Jüngling, wenn er mir einen Schlag versetzt! Denn Kain wird siebenfältig gerächt, aber Lamech siebenundsiebzigfach!«A.Ü.: Wenn sich Kain siebenmal rächt, so Lamech siebenundsiebzigmal. 5. Die Geburt Seths; die bessere Menschheitslinie der vorflutlichen Zeit: Stammbaum der Sethiten (die zehn Urväter von Adam bis Noah)Dem Adam aber gebar sein Weib (Eva) nochmals einen Sohn, dem sie den Namen Seth gab; »denn«, sagte sie, »Gott hat mir einen andern Sohn verliehen anstatt Abels, weil Kain ihn erschlagen hat«. Auch dem Seth wurde ein Sohn geboren, den er Enos nannte. Damals fing man an, den Namen des HERRN anzurufen. Dies ist die Geschlechtstafel Adams: Am Tage, als Gott den Adam schuf, gestaltete er ihn nach Gottes Ebenbild; als Mann und Weib schuf er sie und segnete sie und gab ihnen den Namen »Mensch« damals, als sie geschaffen wurden. Adam aber war 130 Jahre alt, als ihm ein Sohn geboren wurde, der ihm als sein Abbild glich und den er Seth nannte. Nach der Geburt Seths lebte Adam noch 800 Jahre und hatte Söhne und Töchter. Demnach betrug die ganze Lebenszeit Adams 930 Jahre; dann starb er. – Als Seth 105 Jahre alt war, wurde ihm Enos geboren. Nach der Geburt des Enos lebte Seth noch 807 Jahre und hatte Söhne und Töchter. Demnach betrug die ganze Lebenszeit Seths 912 Jahre; dann starb er. – Als Enos 90 Jahre alt war, wurde ihm Kenan geboren. Nach der Geburt Kenans lebte Enos noch 815 Jahre und hatte Söhne und Töchter. Demnach betrug die ganze Lebenszeit des Enos 905 Jahre; dann starb er. – Als Kenan 70 Jahre alt war, wurde ihm Mahalalel geboren. Nach der Geburt Mahalalels lebte Kenan noch 840 Jahre und hatte Söhne und Töchter. Demnach betrug die ganze Lebenszeit Kenans 910 Jahre; dann starb er. – Als Mahalalel 65 Jahre alt war, wurde ihm Jered geboren. Nach der Geburt Jereds lebte Mahalalel noch 830 Jahre und hatte Söhne und Töchter. Demnach betrug die ganze Lebenszeit Mahalalels 895 Jahre; dann starb er. – Als Jered 162 Jahre alt war, wurde ihm Henoch geboren. Nach der Geburt Henochs lebte Jered noch 800 Jahre und hatte Söhne und Töchter. Demnach betrug die ganze Lebenszeit Jereds 962 Jahre; dann starb er. – Als Henoch 65 Jahre alt war, wurde ihm Methusalah geboren. Henoch wandelte mit Gott; er lebte nach der Geburt Methusalahs noch 300 Jahre und hatte Söhne und Töchter. Demnach betrug die ganze Lebenszeit Henochs 365 Jahre. Henoch wandelte mit Gott und war plötzlich nicht mehr da, denn Gott hatte ihn hinweggenommen. – Als Methusalah 187 Jahre alt war, wurde ihm Lamech geboren. Nach der Geburt Lamechs lebte Methusalah noch 782 Jahre und hatte Söhne und Töchter. Demnach betrug die ganze Lebenszeit Methusalahs 969 Jahre; dann starb er. – Als Lamech 182 Jahre alt war, wurde ihm ein Sohn geboren, den er Noah nannte; »denn«, sagte er, »dieser wird uns Trost verschaffen bei unserer Arbeit und bei der Mühsal, die unsere Hände durch den Acker haben, den der HERR verflucht hat«. Nach der Geburt Noahs lebte Lamech noch 595 Jahre und hatte Söhne und Töchter. Demnach betrug die ganze Lebenszeit Lamechs 777 Jahre; dann starb er. – Als Noah 500 Jahre alt war, wurden ihm seine Söhne Sem, Ham und Japheth geboren. 6. Die Ehen der Gottessöhne mit den Töchtern der MenschenAls nun die Menschen sich auf der Oberfläche des Erdbodens zu vermehren begannen und ihnen auch Töchter geboren wurden und die GottessöhneGemeint sind wohl nicht die Sethiten, die Nachkommen Seths, als die frömmere Menschheitslinie, sondern Engel, irgendwelche himmlische Wesen. die Schönheit der Menschentöchter sahen, nahmen sie sich von ihnen diejenigen zu Frauen, die ihnen besonders gefielen. Da sagte der HERR: »Mein Geist soll nicht für immer im Menschen erniedrigt sein, weil er ja Fleisch ist; so sollen denn seine Tage (fortan) nur noch hundertundzwanzig Jahre betragen!«A.Ü.: Nicht soll mein Geist für immer im Menschen walten (oder: noch länger bleiben); in ihrem Irren (oder: Irregehen) sind sie (die Menschen) Fleisch; so soll denn seine (des Menschen) Lebensdauer nur 120 Jahre betragen. Zu jener Zeit waren die Riesen auf der Erde und auch später noch, solange die Gottessöhne mit den Menschentöchtern verkehrten und diese ihnen (Kinder) gebaren. Das sind die Helden, die in der Urzeit lebten, die hochberühmten Männer. 7. Die Sintflut (d.h. große Flut)a) Zunehmende Verderbnis der Menschen; Ankündigung der Sintflut zur Vernichtung der MenschheitAls nun der HERR sah, daß die Bosheit der Menschen groß war auf der Erde und alles Sinnen und Trachten ihres Herzens immerfort nur böse war, da gereute es ihn, die Menschen auf der Erde geschaffen zu haben, und er wurde in seinem Herzen tief betrübt. Darum sagte der HERR: »Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vom ganzen Erdboden weg vertilgen, die Menschen wie das Vieh, das Gewürm wie die Vögel des Himmels; denn ich bereue es, sie geschaffen zu haben.« Noah aber hatte Gnade beim HERRN gefunden. ) Noahs Berufung und sein Bau der Arche genau nach den Weisungen GottesDies ist die Geschichte Noahs: Noah war ein frommer, unsträflicher Mann unter seinen Zeitgenossen: mit Gott wandelte Noah. Er hatte drei Söhne: Sem, Ham und Japheth. Die Erde wurde aber immer verderbter vor Gott und war voll von Gewalttaten. Als nun Gott die Erde ansah und die völlige Verderbtheit wahrnahm – denn alles Fleisch hatte sich in ihrem ganzen Tun auf Erden zum Bösen gewandt –, da sagte Gott zu Noah: »Das Ende aller lebenden Geschöpfe ist bei mir beschlossen; denn die Erde ist durch ihre Schuld voll von Gewalttaten; darum will ich sie mitsamt der ErdeVermutlich ist zu lesen: von der Erde. verderben. Baue dir eine Arche aus Tannenholz; mit lauter Zellen sollst du die Arche versehen und sie von innen und von außen mit Erdharz verpichen. Und so sollst du sie bauen: dreihundert EllenEine Elle = etwa ½ Meter. soll die Länge der Arche betragen, fünfzig Ellen ihre Breite und dreißig Ellen ihre Höhe. Eine Lichtöffnung sollst du an der Arche anbringen, und zwar eine Elle hoch sollst du sie ganz herum hoch oben herstellen, und den Eingang zur Arche an ihrer Seite anbringen und ein unteres, ein mittleres und ein oberes Stockwerk in ihr anlegen. Denn wisse wohl: ich will die große Flut über die Erde kommen lassen, um alle Geschöpfe, die Lebensodem in sich haben, unter dem ganzen Himmel zu vertilgen: alles, was auf der Erde lebt, soll umkommen! Mit dir aber will ich einen Bund schließen: du sollst in die Arche gehen, du und mit dir deine Söhne und dein Weib und die Weiber deiner Söhne. Und von allen lebenden Wesen, von allen Tieren, sollst du je ein Paar in die Arche mit hineinnehmen, um sie mit dir am Leben zu erhalten: je ein Männliches und ein Weibliches sollen es sein. Von jeder Art der Vögel und von jeder Art der Vierfüßler, von jeder Art der Kriechtiere des Erdbodens – von diesen allen soll immer ein Paar zu dir in die Arche hineinkommen, damit sie am Leben erhalten bleiben. Du selbst aber nimm dir alle Arten von Nahrungsmitteln, die als Speise genossen werden, und sammle bei dir Vorräte davon, damit sie dir und ihnen zur Nahrung dienen.« Und Noah tat es; er machte alles genau so, wie Gott es ihm geboten hatte. c) Die Sintfluta) Auf Befehl Gottes geht Noah mit den Seinen und den Tierpaaren in die ArcheDann sagte der HERR zu Noah: »Gehe du mit deiner ganzen Familie in die Arche, denn dich habe ich als gerecht vor mir erfunden unter diesem Geschlecht. Von allen reinen Tieren nimm je sieben Paare zu dir, immer ein Männchen und sein Weibchen, aber von den unreinen Tieren nur je zwei Stück, ein Männchen und sein Weibchen; auch von den Vögeln des Himmels je sieben Paare, Männchen und Weibchen, damit Nachkommenschaft auf der ganzen Erde am Leben erhalten bleibt; denn es sind nur noch sieben Tage, dann will ich es vierzig Tage und vierzig Nächte hindurch auf die Erde regnen lassen und will den ganzen Bestand an Lebewesen, die ich geschaffen habe, vom ganzen Erdboden vertilgen.« Da tat Noah alles genau so, wie der HERR es ihm geboten hatte. Noah war aber sechshundert Jahre alt, als die Sintflut über die Erde kam. Da ging Noah und mit ihm seine Söhne, sein Weib und seine Schwiegertöchter in die Arche hinein vor den Gewässern der Sintflut. Von den reinen und von den unreinen Vierfüßlern sowie von den Vögeln und von allem, was auf dem Erdboden kriecht, kamen immer zwei, ein Männchen und ein Weibchen, zu Noah in die Arche hinein, wie Gott ihm geboten hatte. Und nach Ablauf der sieben Tage, da kamen die Gewässer der Sintflut über die Erde. b) Der Eintritt, das Steigen, der Höchststand und die vernichtende Wirkung der FlutEs war im sechshundertsten Lebensjahre Noahs, am siebzehnten Tage des zweiten Monats: an diesem Tage brachen alle Quellen der großen Tiefe auf, und die Fenster des Himmels öffneten sich, und der Regen strömte vierzig Tage und vierzig Nächte hindurch auf die Erde. An eben diesem Tage ging Noah mit seinen Söhnen Sem, Ham und Japheth und mit seinem Weibe und seinen drei Schwiegertöchtern in die Arche hinein, sie und alle Arten der wilden Tiere und alle Arten des Viehs und alle Arten des Gewürms, das auf der Erde kriecht, auch alle Arten der Vögel, alles, was Flügel hatte und beschwingt war; die kamen zu Noah in die Arche hinein, je ein Paar von allen Geschöpfen, die Lebensodem in sich hatten; und die da hineinkamen, waren immer ein Männchen und ein Weibchen von allem Fleische, wie Gott ihm geboten hatte. Hierauf schloß der HERR hinter ihm zu. Da kam die Sintflut vierzig Tage lang über die Erde, und das Wasser stieg und hob die Arche empor, so daß sie hoch über der Erde schwamm. Und das Wasser nahm gewaltig zu und stieg hoch über der Erde, so daß die Arche auf der weiten Flut dahinfuhr. Und das Wasser stieg immer noch höher über der Erde, so daß alle höchsten Berge, die unter dem ganzen Himmel sind, überflutetW.: bedeckt. wurden. Fünfzehn Ellen hoch ging das Wasser über sie hin, so daß die Berge überflutet wurden. Damals kamen alle Geschöpfe um, die auf der Erde sich regten: was an Vögeln, an Vieh und an wilden Tieren da war, sowie alles Gewürm, von dem die Erde wimmelte, und auch alle Menschen: alles, in dessen Nase ein Hauch von Lebensodem war, das starb, alles, soweit es auf dem Trockenen lebte. So vertilgte GottA.L.: So wurden vertilgt. alle Geschöpfe, die auf dem ganzen Erdboden waren, vom Menschen bis zum Vieh, bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln des Himmels: sie wurden alle von der Erde vertilgt; nur Noah blieb übrig und was sich bei ihm in der Arche befand. Das Wasser aber stieg unaufhörlich über der Erde hundertundfünfzig Tage lang. d) Das Verrinnen und Ende der Sintflut; Noahs Auszug aus der Arche und sein Opfer; Gottes VerheißungDa dachte Gott an Noah und an alle wilden Tiere und an all das Vieh, das bei ihm in der Arche war; und Gott ließ einen Wind über die Erde wehen, so daß die Wasser sanken; die Quellen der Tiefe und die Fenster des Himmels schlossen sich, und dem Regen vom Himmel her wurde Einhalt getan. Da verlief sich das Wasser allmählich von der Erde und begann nach Ablauf der hundertundfünfzig Tage zu fallen; und am siebzehnten Tage des siebten Monats saß die Arche auf einem der Berge von Ararat fest. Das Wasser nahm dann immerfort ab bis zum zehnten Monat: am ersten Tage des zehnten Monats kamen die Gipfel der Berge zum Vorschein. Nach Verlauf von vierzig Tagen aber öffnete Noah das Fenster der Arche, das er angebracht hatte, und ließ den Raben ausfliegen; der flog hin und her, bis das Wasser auf der Erde abgetrocknet war. Hierauf ließ er die Taube ausfliegen, um zu erfahren, ob das Wasser sich auf der Erdoberfläche verlaufen habe. Da die Taube aber keinen Ort fand, wo ihre Füße hätten ruhen können, kehrte sie zu ihm zu der Arche zurück; denn das Wasser bedeckte noch die Oberfläche der ganzen Erde. Da streckte er seine Hand hinaus, ergriff sie und nahm sie wieder zu sich in die Arche. Hierauf wartete er noch weitere sieben Tage und ließ dann die Taube zum zweitenmal aus der Arche fliegen. Da kam die Taube um die Abendzeit zu ihm zurück, und siehe da: sie hatte ein frisches Ölbaumblatt im Schnabel! Daran erkannte Noah, daß das Wasser auf der Erde sich verlaufen hatte. Nun wartete er nochmals weitere sieben Tage und ließ die Taube wieder ausfliegen; doch diesmal kehrte sie nicht wieder zu ihm zurück. Und im sechshundertundersten Lebensjahre Noahs, am ersten Tage des ersten Monats, da war das Wasser von der Erde weggetrocknet. Als jetzt Noah das Dach von der Arche abnahm und Ausschau hielt, da war der Erdboden abgetrocknet; und am siebenundzwanzigsten Tage des zweiten Monats war die Erde ganz trocken geworden. Da gebot Gott dem Noah: »Verlaß (jetzt) die Arche, du und mit dir dein Weib und deine Söhne und deine Schwiegertöchter! Sämtliche Tiere von allen Arten, die bei dir sind, Vögel, Vieh und alles Gewürm, das auf der Erde kriecht, laß mit dir hinausgehen, damit sie sich auf der Erde frei bewegen und fruchtbar seien und sich mehren auf der Erde.« Da ging Noah mit seinen Söhnen, seinem Weibe und seinen Schwiegertöchtern hinaus; auch alle vierfüßigen Tiere, alles Gewürm, alle Vögel, alles, was sich auf der Erde regt, gingen nach ihren Arten aus der Arche hinaus. Noahs Dankopfer und Gottes VerheißungNoah baute dann dem HERRN einen Altar, nahm von allen reinen Tieren und von allen reinen Vögeln (je ein Stück) und brachte Brandopfer auf dem Altar dar. Als nun der HERR den lieblichen DuftW.: den Duft der Beruhigung (oder: Versöhnung). roch, sagte er bei sich selbst: »Ich will hinfort den Erdboden nicht noch einmal um der Menschen willen verfluchen; denn das Sinnen und Trachten des Menschenherzens ist böse von Jugend auf; auch will ich hinfort nicht noch einmal alles Lebende sterben lassen, wie ich es getan habe. Hinfort, solange die Erde steht, sollen Säen und Ernten, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht nicht mehr aufhören!« 8. Gottes Bund mit Noaha) Erneuerung des Schöpfungssegens; Verbot des Blutgenusses und des Vergießens von MenschenblutDann segnete Gott Noah und seine Söhne mit folgenden Worten: »Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde. Die Furcht und der Schrecken vor euch soll auf allem Getier der Erde liegen und auf allen Vögeln des Himmels! Alles, was sich auf dem Erdboden regt, auch alle Fische des Meeres: in eure Gewalt sind sie gegeben. Alles, was sich regt und was da lebt, soll euch zur Nahrung dienen: wie (einstmals) die grünenden Pflanzen, so weise ich euch (jetzt) alles zu. Nur Fleisch, das noch seine Seele, nämlich sein Blut, in sich hat, dürft ihr nicht essen. Jedoch euer eigenes Blut, um wessen Leben es sich auch bei euch handle,A.Ü.: euer eigenes Blut, das zu euren Seelen (oder: zu eurem Leben) in Beziehung steht. will ich rächen; an jedem Tiere will ich es rächen;W.: will ich zurückfordern; von jedem Tier werde ich es zurückfordern. und auch an jedem Menschen, an euch untereinander, will ich das Leben jedes Menschen rächen: Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll wieder durch Menschen vergossen werden; denn nach seinem Bilde hat Gott den Menschen geschaffen. Ihr aber – seid fruchtbar und mehret euch, wimmelt auf der Erde und werdet zahlreich auf ihr!« b) Gottes Bundschließung mit Noah und der gesamten lebenden Schöpfung; Festsetzung des BundeszeichensWeiter sagte Gott zu Noah und seinen Söhnen, die bei ihm waren, folgendes: »Ich will (jetzt) einen Bund mit euch aufrichten und mit eurer Nachkommenschaft, die nach euch sein wird, auch mit allen lebenden Wesen, die bei euch sind, mit den Vögeln, den zahmen und allen wilden Tieren, die bei euch sind, nämlich mit allen denen, die aus der Arche herausgegangen sind, mit allem Getier der Erde. Ich schließe also meinen Bund mit euch dahin, daß hinfort niemals wieder alle lebenden Geschöpfe durch das Wasser einer Sintflut vertilgt werden sollen und daß niemals wieder eine Sintflut eintreten soll, um die Erde zu verheeren!« Dann fuhr Gott fort: »Dies soll das Zeichen des Bundes sein, den ich zwischen mir und euch und allen lebenden Wesen, die bei euch sind, auf ewige Zeiten festsetze: meinen Bogen stelle ich in die Wolken; der soll das Zeichen des Bundes zwischen mir und der Erde sein! Wenn ich hinfort Gewölk über der Erde sammle und der Bogen in den Wolken sichtbar wird, dann will ich meines Bundes gedenken, der zwischen mir und euch und allen lebenden Wesen jeglicher Fleischesart besteht; und das Wasser soll niemals wieder zu einer Sintflut werden, um alle lebenden Geschöpfe zu vertilgen. Nein, wenn der Bogen in den Wolken steht, so will ich ihn anschauen, um des ewigen Bundes zwischen Gott und allen lebenden Wesen von jeglicher Fleischesart, die auf der Erde ist, zu gedenken.« Und Gott schloß mit den Worten an Noah: »Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich zwischen mir und allen lebenden Wesen auf der Erde aufgerichtet habe.« 9. Noahs Weinbau und Trunkenheit; das Verhalten seiner drei Söhne (besonders der Frevel Hams); Noahs Fluch und Segen; sein TodDie Söhne Noahs, die aus der Arche gingen, waren Sem, Ham und Japheth; Ham aber ist der Vater Kanaans. Diese drei waren die Söhne Noahs, und von diesen aus ist die ganze Erde bevölkert worden. Noah aber wurde nun ein Landmann und legte auch einen Weinberg an. Als er dann aber von dem Weine trank, wurde er trunken und lag entblößt in seinem Zelt. Als nun Ham, der Vater Kanaans, seinen Vater entblößt hatte daliegen sehen, erzählte er es seinen beiden Brüdern draußen. Da nahmen Sem und Japheth das Obergewand (ihres Vaters), legten es beide gemeinsam auf ihre Schultern, traten rückwärts hinzu und bedeckten ihren entblößten Vater damit; ihr Gesicht aber war dabei abgewandt, so daß sie die Blöße ihres Vaters nicht sahen. Als nun Noah von seinem Rausch erwachte und erfuhr, wie sein jüngster Sohn sich gegen ihn benommen hatte, rief er aus: »Verflucht sei Kanaan! Der niedrigste Knecht soll er seinen Brüdern sein!« Dann fuhr er fort: »Gepriesen sei der HERR, der Gott Sems! Kanaan aber soll sein Knecht sein! Weiten Raum schaffe Gott dem Japheth, und er wohne in den Zelten Sems! Kanaan aber soll sein Knecht sein!« Nach der Sintflut lebte Noah noch dreihundertfünfzig Jahre; demnach betrug die ganze Lebenszeit Noahs neunhundertundfünfzig Jahre; dann starb er. 10. Die Völkertafel (vgl. 1.Chr 1,5-27)Dies ist der StammbaumW.: Dies sind die Geschlechter (oder: Nachkommen). der Noahsöhne, Sem, Ham und Japheth; Söhne wurden ihnen erst nach der Sintflut geboren. Die Söhne Japheths waren: Gomer, Magog, Madai, Jawan, Thubal, Mesech und Thiras. Die Söhne Gomers waren: Askenas, Riphath und Thogarma. Und die Söhne Jawans: Elisa und Tharsis, die Kitthiter und die Dodaniter. Von diesen aus haben sich die Bewohner der Meeresländerd.h. der Inseln und Küstenländer. der (heidnischen) Völker abgezweigt. Dies sind die Söhne Japheths nach ihren Ländern, jeder nach seiner Sprache, nach ihren Geschlechtern, nach ihren Völkerschaften. Die Söhne Hams waren: Kusch, Mizraim, Put und Kanaan. Und die Söhne Kuschs: Seba, Hawila, Sabtha, Ragma und Sabthecha; und die Söhne Ragmas: Seban und Dedan. – Kusch war der Vater Nimrods; dieser wurde der erste Gewalthaber auf der Erde. Er war ein gewaltiger Jäger vor dem HERRN; darum pflegt man zu sagen: »Ein gewaltiger Jäger vor dem HERRN wie Nimrod.« Den Anfang seines Königtums bildeten Babel, Erech, Akkad und Kalne im Lande Sinear. Von diesem Lande zog er nach Assur und erbaute Ninive, Rehoboth-Ir und Kalah, dazu Resen zwischen Ninive und Kalah, das ist die große Stadt. – Von Mizraim sodann stammen die Luditer, Anamiter, Lehabiter, Naphthuchiter, Pathrusiter, Kasluchiter und Kaphthoriter, von denen die Philister ausgegangen sind. – Kanaan aber hatte zu Söhnen Sidon, seinen Erstgeborenen, und Heth, ferner die Jebusiter, Amoriter, Girgasiter, Hewiter, Arkiter, Siniter, Arwaditer, Zemariter und Hamathiter. Später haben sich dann die Geschlechter der Kanaaniter zerstreut, so daß das Gebiet der Kanaaniter von Sidon in der Richtung auf Gerar bis Gaza, dann in der Richtung auf Sodom und Gomorrha, Adma und Zeboim bis Lesa reichte. Dies sind die Söhne Hams nach ihren Stämmen, ihren Sprachen, ihren Ländern, ihren Völkerschaften. Aber auch dem Sem, dem Stammvater aller Söhne Ebers, dem älteren Bruder Japheths, wurden Söhne geboren. Die Söhne Sems waren: Elam, Assur, Arpachsad, Lud und Aram. Und die Söhne Arams waren: Uz, Hul, Gether und Mas. Arpachsad aber war der Vater Selahs und Selah der Vater Ebers. Dem Eber aber wurden zwei Söhne geboren; der eine hieß Peleg, weil sich die Erde zu seiner Zeit teilte; und sein Bruder hieß Joktan. Joktan hatte zu Söhnen Almodad, Seleph, Hazarmaweth, Jerah, Hadoram, Usal, Dikla, Obal, Abimael, Seba, Ophir, Hawila und Jobab; diese alle waren Söhne Joktans, und ihre Wohnsitze erstreckten sich von Mesa in der Richtung auf Sephar bis zum Ostgebirge. Dies sind die Söhne Sems nach ihren Geschlechtern, nach ihren Sprachen, ihren Ländern, ihren Völkerschaften. Dies sind die Geschlechter der Söhne Noahs nach ihrer Abstammung, nach ihren Völkerschaften; und von ihnen aus haben sich die Völker auf der Erde nach der Sintflut abgezweigt. 11. Der Turmbau zu Babel und die SprachverwirrungEs hatte aber die ganze Erdbevölkerung eine einzige Sprache und einerlei Worte. Als sie nun nach Osten hin zogen, fanden sie eine Tiefebene im Lande Sinear und blieben dort wohnen. Da sagten sie zueinander: »Auf! Wir wollen Ziegel streichen und sie im Feuer hart brennen!« So dienten ihnen denn die Ziegel als Bausteine, und das Erdharz diente ihnen als Mörtel. Dann sagten sie: »Auf! Wir wollen uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis in den Himmel reichen soll, und wollen uns einen Namen schaffen, damit wir uns nicht über die ganze Erde hin zerstreuen!« Da fuhr der HERR herab, um sich die Stadt und den Turm anzusehen, welche die Menschen erbauten. Da sagte der HERR: »Fürwahr, sie sind ein einziges Volk und haben alle dieselbe Sprache, und dies ist erst der Anfang ihres Unternehmens: hinfort wird ihnen nichts mehr unausführbar sein, was sie sich vornehmen. Auf! wir wollen hinabfahren und ihre Sprache dort verwirren, so daß keiner mehr die Sprache des andern versteht!« So zerstreute sie denn der HERR von dort über die ganze Erde, so daß sie den Bau der Stadt aufgeben mußten. Daher gab man der Stadt den Namen Babel; denn dort hat der HERR die Sprache der ganzen Erdbevölkerung verwirrt und sie von dort über die ganze Erde zerstreut. 12. Der Stammbaum Sems bis zu Tharahs Söhnen; Überleitung zur Geschichte der ErzväterDies ist der Stammbaum Sems: Als Sem 100 Jahre alt war, wurde ihm Arpachsad geboren, zwei Jahre nach der Sintflut. Nach der Geburt Arpachsads aber lebte Sem noch 500 Jahre und hatte Söhne und Töchter. – Als Arpachsad 35 Jahre alt war, wurde er der Vater Selahs. Nach der Geburt Selahs lebte Arpachsad noch 403 Jahre und hatte Söhne und Töchter. – Als Selah 30 Jahre alt war, wurde ihm sein Sohn Eber geboren. Nach der Geburt Ebers lebte Selah noch 403 Jahre und hatte Söhne und Töchter. – Als Eber 34 Jahre alt war, wurde ihm sein Sohn Peleg geboren. Nach der Geburt Pelegs lebte Eber noch 430 Jahre und hatte Söhne und Töchter. – Als Peleg 30 Jahre alt war, wurde ihm sein Sohn Rehu geboren. Nach der Geburt Rehus lebte Peleg noch 209 Jahre und hatte Söhne und Töchter. – Als Rehu 32 Jahre alt war, wurde ihm sein Sohn Serug geboren. Nach der Geburt Serugs lebte Rehu noch 207 Jahre und hatte Söhne und Töchter. – Als Serug 30 Jahre alt war, wurde er der Vater Nahors. Nach der Geburt Nahors lebte Serug noch 200 Jahre und hatte Söhne und Töchter. – Als Nahor 29 Jahre alt war, wurde er der Vater Tharahs. Nach der Geburt Tharahs lebte Nahor noch 119 Jahre und hatte Söhne und Töchter. – Als Tharah 70 Jahre alt war, wurden ihm seine Söhne Abram, Nahor und Haran geboren. Tharahs Stammbaum; seine Auswanderung aus Ur in Chaldäa nach Haran im nordwestlichen MesopotamienUnd dies ist der Stammbaum Tharahs: Tharah hatte drei Söhne: Abram, Nahor und Haran; Haran aber war der Vater Lots. Haran starb dann noch bei Lebzeiten seines Vaters Tharah in seinem Geburtslande, zu Ur in Chaldäa. Abram und Nahor aber nahmen sich ebenfalls Frauen: Abrams Frau hieß Sarai, und Nahors Frau hieß Milka; diese war eine Tochter Harans, des Vaters der Milka und der Jiska. Sarai aber war unfruchtbar: sie hatte keine Kinder. Da nahm Tharah seinen Sohn Abram und seinen Enkel Lot, den Sohn Harans, und seine Schwiegertochter Sarai, die Frau seines Sohnes Abram, und zog mit ihnen aus Ur in Chaldäa weg, um sich ins Land Kanaan zu begeben; als sie aber bis Haran gekommen waren, blieben sie daselbst wohnen. Tharah brachte hierauf sein Leben auf zweihundertfünf Jahre; dann starb er in Haran. II. Die Geschichte der drei Erzväter (Kap. 12-50)1. Die Geschichte Abrahams (bzw. Abrams) (12,1-25,18)a) Abrams Berufung und seine Einwanderung in Kanaan; sein Zug nach ÄgyptenDer HERR sprach zu Abram: »Verlaß dein Land und deine Verwandtschaft und deines Vaters Haus (und ziehe) in das Land, das ich dir zeigen werde; denn ich will ich zu einem großen Volke machen und will dich segnen und deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen werden.A.Ü.: so daß dein Name zu einem Segenswort wird. Ich will die segnen, die dich segnen, und wer dich verflucht, den will ich verfluchen; und in dir sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden.«A.Ü.: mit dir (oder: mit deinem Namen) sollen alle Geschlechter der Erde sich Segen wünschen; vgl. 26,4; 48,20. Abrams Wegwanderung aus Haran und Einwanderung in KanaanDa machte sich Abram auf den Weg, wie der HERR ihm geboten hatte, auch Lot zog mit ihm; Abram aber war fünfundsiebzig Jahre alt, als er aus Haran aufbrach. Abram nahm also seine Frau Sarai und Lot, den Sohn seines Bruders (Haran), und alle Habe, die sie besaßen, und alles Gesinde, das sie in Haran erworben hatten, und so zogen sie aus, um nach dem Lande Kanaan zu wandern. Als sie nun in diesem Lande angekommen waren, zog Abram im Lande umher bis zu der heiligen Stätte von Sichem, bis zur Orakel-TerebintheW.: Terebinthe (oder: Eiche) des Zeigers (oder: des Deuters). Gemeint ist ein hoher Baum, unter welchem Orakel (d.h. Wahrsagungen) erteilt wurden.; die Kanaanäer wohnten damals im Lande. Da erschien der HERR dem Abram und sagte zu ihm: »Deinen Nachkommen will ich dieses Land geben!« Da baute er dort dem HERRN, der ihm erschienen war, einen Altar. Hierauf zog er von dort weiter nach dem Berglande östlich von Bethel und schlug sein Zelt zwischen Bethel im Westen und Ai im Osten auf; dort baute er dem HERRN einen Altar und rief den Namen des HERRN an. Dann brach er wieder auf und zog immer weiter nach dem Südgau zu. Abrams und Sarais Erlebnisse in ÄgyptenAls dann eine Hungersnot im Lande ausbrach, zog Abram nach Ägypten hinab, um dort als Fremdling eine Zeitlang zu verbleiben; denn die Hungersnot lag schwer auf dem Lande. Als er nun auf seinem Zuge von Ägypten nicht mehr weit entfernt war, sagte er zu seiner Frau Sarai: »Ich weiß sehr wohl, daß du eine Frau von großer Schönheit bist. Wenn dich nun die Ägypter sehen und denken: ›Das ist seine Frau‹, dann werden sie mich erschlagen, während sie dich am Leben lassen. Sage doch, du seiest meine Schwester, damit es mir um deinetwillen gut ergehe und ich, soweit es sich um dich handelt, am Leben bleibe.« Als nun Abram in Ägypten ankam, sahen die Ägypter, daß die Frau überaus schön war; und als die Hofleute des Pharaos sie zu Gesicht bekommen hatten, rühmten sie die Frau dem Pharao gegenüber; da wurde sie in dessen Palast geholt. Dem Abram aber bewies sich der Pharao um ihretwillen wohlwollend, so daß er Kleinvieh und Rinder, Esel, Knechte und Mägde, Eselinnen und Kamele geschenkt erhielt. Aber der HERR suchte den Pharao und sein Haus mit schweren Plagen heim wegen Sarais, der Frau Abrams. Da ließ der Pharao Abram rufen und sagte zu ihm: »Was hast du mir da angetan! Warum hast du mir nicht mitgeteilt, daß sie deine Frau ist? Warum hast du sie für deine Schwester ausgegeben, so daß ich sie mir zur Frau genommen habe? Doch nun – hier hast du deine Frau: nimm sie und gehe!« Hierauf entbot der Pharao seinethalben Leute, die ihn samt seiner Frau und seiner ganzen Habe (aus dem Lande) geleiten mußten. b) Abrams Rückkehr nach Südpalästina; Lot trennt sich von ihmSo zog denn Abram mit seiner Frau und mit all seinem Hab und Gut aus Ägypten wieder hinauf nach dem Südgau; auch Lot war bei ihm. Abram war aber sehr reich an Herden, an Silber und Gold; und er zog weiter von einem Lagerplatz zum andern aus dem Südgau bis nach Bethel, bis an die Stätte, wo sein Zelt anfangs gestanden hatte, zwischen Bethel und Ai, zu der Stätte, wo der Altar stand, den er dort zuvor gebaut hatte; und Abram rief dort den Namen des HERRN an. Abrams Friedensliebe gegenüber Lot; seine Auseinandersetzung mit LotAber auch Lot, der mit Abram zog, besaß Kleinvieh, Rinder und Zelte. So reichte denn das Land nicht aus, daß beide hätten beisammen bleiben können; denn ihr Hab und Gut war groß geworden; daher konnten sie nicht beieinander bleiben. So entstand denn Streit zwischen den Hirten von Abrams Herden und den Hirten von Lots Vieh; es waren nämlich die Kanaanäer und Pherissiter damals im Lande ansässig. Da sagte Abram zu Lot: »Laß doch keine Streitigkeiten zwischen mir und dir und zwischen meinen und deinen Hirten herrschen: wir sind ja Brüder. Steht dir nicht das ganze Land zur freien Verfügung? Trenne dich lieber von mir! Willst du nach der linken Seite, so gehe ich nach rechts, und willst du nach der rechten Seite, so gehe ich nach links.« Lots Wegzug nach dem JordantalDa hob Lot seine Augen auf und sah, daß die ganze Gegend am Jordan überall wohlbewässertes Land war – bevor nämlich der HERR Sodom und Gomorrha zerstört hatte –, wie der Garten Gottes, wie das Land Ägypten, bis nach Zoar hin. Da wählte Lot für sich die ganze Gegend am Jordan und zog ostwärts. So trennten sich beide voneinander: Abram blieb im Lande Kanaan wohnen, während Lot sich in den Ortschaften der Jordanaue niederließ und mit seinen Zelten bis nach Sodom zog. Die Einwohner von Sodom aber waren böse Leute und arge Sünder vor dem HERRN. Dem selbstlosen Abram wird abermals der Besitz Kanaans verheißenDer HERR aber sagte zu Abram, nachdem Lot sich von ihm getrennt hatte: »Hebe deine Augen auf und schaue von der Stelle, auf der du stehst, nach Norden und Süden, nach Osten und Westen: denn das ganze Land, das du siehst, will ich dir und deinen Nachkommen auf ewige Zeiten geben und will deine Nachkommenschaft so zahlreich werden lassen wie den Staub der Erde, so daß, wenn jemand den Staub der Erde zu zählen vermöchte, auch deine Nachkommenschaft zählbar sein sollte. Wohlan, durchziehe das Land nach seiner Länge und Breite, denn dir will ich es geben!« Da zog Abram mit seinen Zelten weiter und nahm (endlich) seinen Wohnsitz unter den Terebinthen Mamres, die bei Hebron stehen; dort baute er dem HERRN einen Altar. c) Abrams Sieg über die vier Könige des Ostens; Lots Rettung; der Priesterfürst Melchisedeka) Kedorlaomers Rachezug nach dem Jordantal; sein Sieg im Tal SiddimEs begab sich dann zur Zeit Amraphels, des Königs von Sinear, Ariochs, des Königs von Ellasar, Kedorlaomers, des Königs von Elam, und Thideals, des Königs von Gojim: die fingen Krieg an mit Bera, dem König von Sodom, und mit Birsa, dem König von Gomorrha, mit Sineab, dem König von Adma, mit Semheber, dem König von Zebojim, und mit dem König von Bela, das ist Zoar. Alle diese kamen als Verbündete im Tale von Siddim zusammen, wo jetzt das Salzmeer liegt. Zwölf Jahre lang waren sie dem Kedorlaomer untertan gewesen, aber im dreizehnten Jahre waren sie von ihm abgefallen. Im vierzehnten Jahre kamen dann Kedorlaomer und die mit ihm verbündeten Könige und schlugen die Rephaiter bei Astheroth-Karnajim und die Susiter bei Ham und die Emiter in der Ebene von Kirjathajim und die Horiter auf ihrem Gebirge Seir bis nach El-Paran, das am Rand der Wüste liegt. Darauf kehrten sie um und kamen nach En-Mispat, das ist Kades, und verwüsteten das ganze Gefilde der Amalekiter sowie auch das Gebiet der Amoriter, die in Hazazon-Thamar wohnten. Da zogen der König von Sodom und die Könige von Gomorrha, von Adma, von Zebojim und von Bela – das ist Zoar – aus und stellten sich gegen sie zur Schlacht auf im Siddimtal, nämlich gegen Kedorlaomer, den König von Elam, und Thideal, den König von Gojim, und Amraphel, den König von Sinear, und Arioch, den König von Ellasar: vier Könige gegen die fünf. Das Siddimtal war aber voll von Gruben mit Erdharz. Als nun der König von Sodom und der von Gomorrha in die Flucht geschlagen waren, gerieten sie da hinein, die Überlebenden aber flohen ins Gebirge (Juda). Da plünderten jene Sodom und Gomorrha ganz aus, raubten alle ihre Lebensmittel und zogen damit ab; sie nahmen auch Lot, Abrams Brudersohn, der damals in Sodom wohnte, samt seinem Hab und Gut mit sich und zogen ab. b) Abrams tatkräftiges und erfolgreiches EingreifenDa kam ein Flüchtling und meldete es Abram, dem Hebräer; dieser wohnte damals unter den Terebinthen des Amoriters Mamre, der ein Bruder Eskols und Aners, der Bundesgenossen Abrams, war. Als nun Abram die Kunde erhielt, daß sein Brudersohn (Lot) gefangen weggeführt worden war, da bot er seine waffengeübten Leute, dreihundertundachtzehn Mann, die in seinem Hause geboren waren, zum Kampfe auf und eilte jenen nach bis Dan. Hier teilte er seine Leute in mehrere Haufen, überfiel die Feinde zur Nachtzeit mit seinen Knechten, schlug sie und verfolgte sie bis Hoba, das nördlich von Damaskus liegt. So brachte er die gesamte Habe zurück; auch seinen Brudersohn Lot und dessen Hab und Gut brachte er zurück, ebenso die Frauen und das Volk. c) Abrams Zusammentreffen mit dem Priesterfürsten Melchisedek von SalemAls Abram nun von seinem Siege über Kedorlaomer und die mit ihm verbündeten Könige zurückkehrte, ging ihm der König von Sodom entgegen in das Tal Sawe, das ist das Königstal. Melchisedekd.h. König der Gerechtigkeit. aber, der König von Salemd.h. Friede (hier wohl = Jerusalem)., brachte Brot und Wein aus der Stadt heraus; er war aber ein Priester des höchsten Gottes. Er segnete ihn dann mit den Worten: »Gesegnet seist du, Abram, vom höchsten Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, und gepriesen sei der höchste Gott, der dir deine Feinde in die Hand geliefert hat!« Ihm gab (Abram) alsdann den Zehnten von allem. d) Abrams Edelmut gegen den König von SodomDa sagte der König von Sodom zu Abram: »Gib mir die (gefangenen) Leute und behalte die Habe für dich!« Aber Abram antwortete dem König von Sodom: »Ich hebe meine Hand zum HERRN auf, zum höchsten Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde (und schwöre): Keinen Faden und keinen Schuhriemen, überhaupt nichts von deinem ganzen Eigentum will ich behalten! Du sollst nicht sagen können, du habest Abram reich gemacht. Ich will nichts davon! Nur was die Knechte verzehrt haben und den Beuteanteil, der den mit mir verbündeten Männern Aner, Eskol und Mamre zukommt: die sollen ihren Anteil nehmen!« d) Abrams bewährter Glaube und Gottes erneuerte Verheißung an ihna) Gottes Verheißung eines Leibeserben an Abram und Abrams GlaubensfestigkeitNach diesen Begebenheiten erging das Wort des HERRN an Abram in einem Gesicht also: »Fürchte dich nicht, Abram! Ich bin ja dein Schild; dein Lohn soll sehr groß sein.« Abram aber antwortete: »Ach HERR, mein Gott, was könntest du mir geben? Ich gehe ja als kinderloser Mann dahin, und der Besitzer meines Vermögens wird (mein hausgeborener Knecht) Elieser von Damaskus sein.« Dann fuhr Abram fort: »Ach, du hast mir ja keine Kinder gegeben [darum wird einer von den Knechten meines Hauses mein Erbe sein]!« Aber da erging das Wort des HERRN an ihn also: »Nicht dieser soll dein Erbe sein; sondern ein leiblicher Sproß soll es sein, der dich beerbt.« Darauf ließ er ihn ins Freie hinaustreten und sagte: »Blicke zum Himmel empor und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst!« Dann fuhr er fort: »So (unzählbar) soll deine Nachkommenschaft sein!« Da glaubte Abram dem HERRN, und das rechnete dieser ihm als Gerechtigkeit an. b) Gott bestätigt seine Verheißung durch einen feierlichen Bundesschluß unter Vornahme einer ernsten OpferhandlungDann sagte Gott zu ihm: »Ich bin der HERR, der dich aus Ur in Chaldäa hat auswandern lassen, um dir dieses Land zum Besitz zu geben.« Abram erwiderte: »HERR, mein Gott! Woran soll ich erkennen, daß ich es besitzen werde?« Da antwortete er ihm: »Hole mir eine dreijährige Kuh, eine dreijährige Ziege und einen dreijährigen Widder, dazu eine Turteltaube und eine junge Taube!« Da holte er ihm alle diese Tiere, schnitt sie in der Mitte durch und legte die Hälften eines jeden Tieres einander gegenüber; die Vögel aber schnitt er nicht entzwei. Da stießen die Raubvögel auf die Fleischstücke herab, aber Abram verscheuchte sie. Als nun die Sonne sich zum Untergang neigte, fiel ein tiefer Schlaf auf Abram, und zugleich stellte sich eine Beängstigung, tiefe Finsternis, bei ihm ein. Da sprach er zu Abram: »Sicher wissen sollst du, daß deine Nachkommen als Fremdlinge in einem Lande weilen werden, das ihnen nicht gehört; dort werden sie als Knechte dienen müssen, und man wird sie bedrücken vierhundert Jahre lang. Aber auch das Volk, dem sie dienen müssen, will ich zur Rechenschaft ziehen; und darnach werden sie mit reicher Habe ausziehen. Du aber sollst in Frieden zu deinen Vätern eingehen und in gutem Alter begraben werden. Aber erst das vierte Geschlecht von ihnen wird hierher zurückkehren; denn das Maß der Sündenschuld der Amoriter ist bis jetzt noch nicht voll.« Als dann die Sonne untergegangen und tiefe Dunkelheit eingetreten war, da war es wie ein rauchender Backofen und eine Feuerfackel, was zwischen jenen Fleischstücken hindurchfuhr. An jenem Tage schloß der HERR einen Bund mit Abram und erklärte: »Deiner Nachkommenschaft will ich dieses Land geben vom Bach Ägyptens bis an den großen Strom, den Euphratstrom: die Keniter, Kenissiter, Kadmoniter, Hethiter, Pherissiter, Rephaiter, Amoriter, Kanaaniter, Girgasiter und Jebusiter.« e) Sarai gibt ihre Leibmagd Hagar dem Abram zum Weibe; Hagars Flucht und Rückkehr; Ismaels GeburtSarai, Abrams Frau, hatte ihm keine Kinder geboren; sie hatte aber eine ägyptische Leibmagd namens Hagar. Da sagte Sarai zu Abram: »Du siehst, daß der HERR mir Kindersegen versagt hat. So gehe doch ein zu meiner Leibmagd: vielleicht komme ich durch sie zu Kindern.« Als Abram auf diesen Vorschlag seiner Frau einging, nahm Sarai, Abrams Frau, ihre ägyptische Leibmagd Hagar und gab sie ihrem Manne Abram zum Weibe. – Abram hatte damals aber zehn Jahre lang im Lande Kanaan gewohnt. – Abram ging dann zu Hagar ein, und sie wurde guter Hoffnung; als sie aber merkte, daß sie Mutter werden würde, sah sie ihre Herrin geringschätzig an. Da sagte Sarai zu Abram: »Die Kränkung, die mir zugefügt wird, ist deine Schuld! Ich selbst habe dir meine Leibmagd in die Arme gegeben; jetzt aber, da sie fühlt, daß sie Mutter werden wird, sieht sie mich geringschätzig an: der HERR sei Richter zwischen mir und dir!« Da sagte Abram zu Sarai: »Deine Leibmagd steht ja doch unter deiner Gewalt: verfahre mit ihr, wie es dich gut dünkt!« Als nun Sarai sie hart behandelte, entfloh sie ihr. Gott offenbart sich der Hagar an der Quelle in der Wüste; Ismaels GeburtDa fand der Engel des HERRN sie an einer Wasserquelle in der Wüste, an der Quelle auf dem Wege nach Sur, und fragte sie: »Hagar, Leibmagd der Sarai, woher kommst du, und wohin willst du?« Sie antwortete: »Ich bin auf der Flucht vor meiner Herrin Sarai.« Da sagte der Engel des HERRN zu ihr: »Kehre zu deiner Herrin zurück und unterwirf dich ihrer Gewalt.« Dann fuhr der Engel des HERRN fort: »Ich will deine Nachkommenschaft überaus zahlreich werden lassen, so daß man sie vor Menge nicht soll zählen können.« Weiter sagte der Engel des HERRN zu ihr: »Du bist jetzt guter Hoffnung und wirst Mutter eines Sohnes werden, den du Ismael nennen sollst; denn der HERR hat auf deinen Notschrei gehört. Der wird ein Mensch wie ein Wildesel sein: seine Hand gegen alle und die Hand aller gegen ihn, und allen seinen Brüdern wird er trotzig gegenüberstehen.«W.: er wird allen seinen Brüdern im Gesicht (oder: auf der Nase) sitzen. A.Ü.: er wird ostwärts von allen seinen Brüdern wohnen. Da nannte sie den Namen des HERRN, der zu ihr geredet hatte: »Du bist der Gott des Schauens; denn«, sagte sie, »ich habe wirklich hier den geschaut, der nach mir geschaut hat.« Darum hat man den Brunnen ›Brunnen des Lebendigen, der nach mir schaut‹ genannt; er liegt bekanntlich zwischen Kades und Bered. Hagar gebar dann dem Abram einen Sohn, und Abram gab seinem Sohne, den Hagar ihm geboren hatte, den Namen Ismael. Abram war aber sechsundachtzig Jahre alt, als Hagar ihm den Ismael gebar. f) Wiederholter Bundesschluß Gottes mit Abram; Einsetzung der Beschneidung; Ankündigung der Geburt Isaaksa) Mitteilung der göttlichen Bundesverheißungen; Abram erhält den Namen AbrahamAls nun Abram neunundneunzig Jahre alt war, erschien ihm der HERR und sagte zu ihm: »Ich bin der allmächtige Gott: wandle vor mir und sei frommoder: unsträflich (eig. vollkommen, ganz); vgl. 6,9.! Ich will einen Bund zwischen mir und dir stiften und dich überaus zahlreich werden lassen.« Da warf sich Abram auf sein Angesicht nieder; Gott aber redete weiter mit ihm so: »Wisse wohl: mein Bund mit dir geht dahin, daß du der Stammvater einer Menge von Völkern werden sollst. Darum sollst du hinfort nicht mehr Abram heißen, sondern dein Name soll jetzt Abraham lauten; denn zum Stammvater einer Menge von Völkern habe ich dich bestimmt. Ich will dich also überaus zahlreich werden lassen und dich zu (ganzen) Völkern machen; auch Könige sollen von dir abstammen. Und ich will meinen Bund errichten zwischen mir und dir und deinen Nachkommen nach dir, Geschlecht für Geschlecht, als einen ewigen Bund, um dein Gott zu sein und (der Gott) deiner Nachkommen nach dir. Und ich will dir und deinen Nachkommen nach dir das Land, in dem du (jetzt) als Fremdling weilst, nämlich das ganze Land Kanaan, zum ewigen Besitz geben und will ihr Gott sein.« b) Das Gebot der Beschneidung als des äußeren BundeszeichensWeiter sagte Gott zu Abraham: »Was dich aber betrifft, so sollst du den Bund mit mir halten, du samt deinen Nachkommen nach dir, Geschlecht für Geschlecht! Dies aber ist mein Bund, den ihr halten sollt und der zwischen mir und euch und deinen Nachkommen nach dir besteht: Alles Männliche soll bei euch beschnitten werden! Und zwar sollt ihr am Fleisch eurer Vorhaut beschnitten werden: das soll das Zeichen des Bundes zwischen mir und euch sein! Jedes Knäblein soll im Alter von acht Tagen bei euch die Beschneidung empfangen, Geschlecht für Geschlecht, auch der im Hause geborene, sowie der für Geld von irgendeinem Fremden gekaufte Knecht, mag er auch nicht zu deiner Nachkommenschaft gehören. Ja, beschnitten soll werden sowohl der in deinem Hause geborene als auch der für Geld von dir gekaufte Knecht: darin soll mein Bundeszeichen an eurem Leibe bestehen als ein ewiges Bundeszeichen! Ein unbeschnittener Männlicher aber, der am Fleisch seiner Vorhaut nicht beschnitten worden ist – ein solcher Mensch soll aus seinen Volksgenossen ausgerottet werden: meinen Bund hat er gebrochen!« c) Sarai erhält den Namen Sara; Verheißung der Geburt Isaaks als des wahren BundeserbenWeiter sprach Gott zu Abraham: »Deine Frau Sarai sollst du nicht mehr Sarai nennen, sondern Sara soll ihr Name sein.Die Formen Sarai (oder: Saraj) und Sara sind nur äußerlich verschieden, ihr Sinn ist der gleiche. Denn ich will sie segnen und dir auch von ihr einen Sohn geben; ja ich will sie segnen, daß sie zu (ganzen) Völkern werden soll; sogar Könige von Völkerschaften sollen von ihr abstammen.« Da warf sich Abraham auf sein Angesicht nieder und lachte; denn er dachte bei sich: »Einem Hundertjährigen soll noch (ein Sohn) geboren werden? Und die neunzigjährige Sara soll noch Mutter werden?« So sagte denn Abraham zu Gott: »Ach möchte nur Ismael vor dir am Leben bleiben!«A.Ü.: Möchte doch Ismael auf dein Geheiß (oder: nach deinem Wohlgefallen) leben! Doch Gott antwortete: »Ganz gewiß wird deine Frau Sara dir einen Sohn gebären, den du Isaak nennen sollst; und ich will meinen Bund mit ihm aufrichten als einen ewigen Bund für seine Nachkommen nach ihm. Aber auch in betreff Ismaels habe ich dich erhört; wisse wohl: ich will ihn segnen und fruchtbar werden lassen und ihm eine überaus zahlreiche Nachkommenschaft verleihen: zwölf Fürsten soll er zu Nachkommen haben, und zu einem großen Volke will ich ihn machen. Jedoch meinen Bund will ich mit Isaak aufrichten, der dir von Sara übers Jahr um diese Zeit geboren werden soll.« Als Gott nun seine Unterredung mit Abraham beendet hatte, fuhr er (zum Himmel) empor von Abraham weg. d) Vollziehung der Beschneidung im gesamten Hause AbrahamsDarauf nahm Abraham seinen Sohn Ismael und alle in seinem Hause geborenen Knechte sowie alle für Geld von ihm gekauften Knechte, alle männlichen Personen unter den Leuten in seinem Hause, und vollzog die Beschneidung an ihnen noch an eben diesem Tage, wie Gott es ihm geboten hatte. Abraham war aber neunundneunzig Jahre alt, als er vorschriftsgemäß beschnitten wurde, und sein Sohn Ismael war dreizehn Jahre alt, als man ihn vorschriftsgemäß beschnitt. An einem und demselben Tage wurden Abraham und sein Sohn Ismael beschnitten; und mit ihm wurden alle männlichen Personen in seinem Hause beschnitten, sowohl die im Hause geborenen als auch die für Geld von Fremden gekauften Knechte. g) Besuch der drei Himmlischen bei Abraham (im Hain Mamres) zu Hebron; abermalige GottesverheißungDann erschien ihm der HERR bei den Terebinthen Mamres, während er gerade um die Zeit der Mittagshitze am Eingang seines Zeltes saß. Als er nämlich aufblickte und hinsah, standen plötzlich drei Männer vor ihm. Kaum hatte er sie erblickt, da eilte er ihnen vom Eingang seines Zeltes aus entgegen, verneigte sich vor ihnen bis auf den Boden und sagte: »O Herr, wenn ich irgend Gnade in deinen Augen gefunden habe, so gehe doch nicht an deinem Knechte vorüber! Man soll euch etwas Wasser bringen, damit ihr euch die Füße waschen könnt; dann ruht euch unter dem Baume aus, und ich will euch etwas zu essen holen, damit ihr euch erquickt: danach mögt ihr weiterziehen; ihr seid doch nun einmal bei eurem Knecht vorübergekommen.« Sie antworteten: »Tu so, wie du gesagt hast!« Da eilte Abraham zu Sara ins Zelt und sagte: »Nimm schnell drei Maß Mehl, feines Mehl, knete es und backe Kuchen!« Dann eilte Abraham zu den Rindern, nahm ein zartes, gutes Kalb und übergab es dem Knechte; der mußte es schnell zubereiten. Dann holte er Sauermilch und süße MilchA.Ü.: Butter und Milch. sowie das Kalb, das er hatte zubereiten lassen, und setzte es ihnen vor; er selbst aber bediente sie unter dem Baume, während sie aßen. Da fragten sie ihn: »Wo ist deine Frau Sara?« Er antwortete: »Drinnen im Zelt.« Da sagte jener: »Übers Jahr um diese Zeit will ich wieder zu dir kommen: dann wird deine Frau Sara einen Sohn haben.« Sara horchte aber am Zelteingang, der hinter ihm war. Abraham und Sara waren aber alt und hochbetagt, so daß Sara nach ihrer leiblichen Beschaffenheit keine Kinder mehr erwarten konnte.W.: es hatte aufgehört, der Sara nach der Weiber Weise zu gehen. Darum lachte Sara in sich hinein und dachte: »Jetzt, nachdem ich verwelkt bin, sollte ich noch an Liebeslust denken? Und mein Eheherr ist ja auch ein Greis.« Da sagte der HERR zu Abraham: »Warum hat denn Sara gelacht und denkt: ›Sollte ich alte Frau wirklich noch Mutter werden können?‹ Ist etwa für den HERRN irgend etwas unmöglich? Zu der genannten Zeit, übers Jahr, komme ich wieder zu dir: dann wird Sara einen Sohn haben.« Da leugnete Sara und sagte: »Ich habe nicht gelacht!«, denn sie fürchtete sich. Er aber entgegnete: »Doch, du hast gelacht!« h) Aufbruch der Männer; Ankündigung des Gerichts über Sodom; Abrahams Fürbitte für (die Gerechten in) SodomNunmehr brachen die drei Männer von dort auf und schauten aus nach Sodom hinab,A.Ü.: und wandten sich auf Sodom zu. während Abraham mit ihnen ging, um ihnen das Geleit zu geben. Da dachte der HERR: »Soll ich vor Abraham geheimhalten, was ich zu tun vorhabe? Abraham soll ja doch zu einem großen und mächtigen Volk werden, und in ihm sollen alle Völker der Erde gesegnet werden; denn ich habe ihn dazu ausersehen, daß er seinen Söhnen und seinem ganzen Hause nach ihm ans Herz lege, den Weg des HERRN innezuhalten, indem sie Gerechtigkeit und Recht üben, damit der HERR für Abraham alles in Erfüllung gehen lasse, was er in bezug auf ihn verheißen hat.« So sagte denn der HERR: »Das Geschrei über Sodom und Gomorrha ist gar groß geworden, und ihre Sünde ist wahrlich sehr schwer. Darum will ich hinabgehen und zusehen, ob sie wirklich ganz so gehandelt haben, wie die lauten Klagen, die zu mir gedrungen sind, von ihnen melden, oder ob es sich nicht so verhält: ich will es erkunden.« Hierauf wandten sich die (anderen beiden) Männer von dort weg und gingen auf Sodom zu, während Abraham noch vor dem HERRN stehenblieb. Da trat Abraham näher heran und sagte: »Willst du wirklich die Gerechten zugleich mit den Gottlosen wegraffen? Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte innerhalb der Stadt: willst du die wirklich umkommen lassen und nicht lieber dem Orte vergeben um der fünfzig Gerechten willen, die in ihm sind? Fern sei es von dir, so zu handeln, die Gerechten zusammen mit den Gottlosen ums Leben zu bringen, so daß es den Gerechten ebenso ergeht wie den Gottlosen: das sei fern von dir! Der Richter der ganzen Erde muß doch Gerechtigkeit üben!« Da antwortete der HERR: »Wenn ich in Sodom fünfzig Gerechte innerhalb der Stadt finden sollte, so will ich dem ganzen Ort um ihretwillen vergeben.« Darauf nahm Abraham wieder das Wort und sagte: »Ach siehe, ich habe es gewagt, zu dem Allherrn zu reden, obgleich ich nur Staub und Asche bin. Vielleicht fehlen an den fünfzig Gerechten noch fünf: willst du da wegen dieser fünf die ganze Stadt vernichten?« Er antwortete: »Nein, ich will sie nicht vernichten, wenn ich dort fünfundvierzig finde.« Darauf fuhr Abraham fort, ihn nochmals anzureden, und sagte: »Vielleicht finden sich deren dort nur vierzig.« Jener erwiderte: »Ich will ihnen um der vierzig willen nichts tun.« Abraham sagte: »Möge doch der Allherr nicht zürnen, wenn ich nochmals rede: vielleicht finden sich dort nur dreißig.« Er antwortete: »Ich will ihnen nichts tun, wenn ich dort dreißig finde.« Er sagte weiter: »Siehe doch, ich habe es gewagt, zu dem Allherrn zu reden: vielleicht finden sich dort nur zwanzig.« Er antwortete: »Ich will sie schon um der zwanzig willen nicht vernichten.« Da sagte er: »Möge doch der Allherr nicht zürnen, wenn ich noch dies eine Mal rede: vielleicht finden sich dort nur zehn.« Er erwiderte: »Ich will sie schon um der zehn willen nicht vernichten.« Hierauf ging der HERR weg, nachdem er das Gespräch mit Abraham beendet hatte; Abraham aber kehrte nach Hause zurück. i) Einkehr der beiden himmlischen Männer bei Lot; Sodoms Sittenlosigkeit und Untergang; Lots RettungAls nun die beiden Engel am Abend nach Sodom kamen, saß Lot gerade am TorDas Stadttor und der daranliegende freie Platz bildete den Mittelpunkt des Verkehrs sowie der Gemeinde- und der Gerichtsversammlungen. von Sodom. Sobald Lot sie erblickte, erhob er sich vor ihnen, verneigte sich mit dem Angesicht bis zur Erde und sagte: »Bitte, meine Herren! Kehrt doch im Hause eures Knechtes ein, um dort zu übernachten, und wascht euch die Füße; morgen früh mögt ihr euch dann wieder aufmachen und eures Weges ziehen.« Sie aber antworteten: »Nein, wir wollen hier im Freien übernachten.« Da nötigte er sie dringend, bis sie bei ihm einkehrten und in sein Haus eintraten. Dann bereitete er ihnen ein Mahl und ließ ungesäuerte Kuchen backen, die sie aßen. Noch hatten sie sich aber nicht schlafen gelegt, als die Männer der Stadt, die Bürger von Sodom, das Haus umzingelten, jung und alt, die ganze Bevölkerung bis auf den letzten Mann. Die riefen nach Lot und sagten zu ihm: »Wo sind die Männer, die heute abend zu dir gekommen sind? Bringe sie zu uns heraus, damit wir uns an sie machen!« Da trat Lot zu ihnen hinaus an den Eingang des Hauses, schloß aber die Tür hinter sich zu und sagte: »Meine Brüder, vergeht euch doch nicht so arg! Hört: ich habe zwei Töchter, die noch mit keinem Manne zu tun gehabt haben; die will ich zu euch herausbringen: macht dann mit ihnen, was euch beliebt. Nur diesen Männern tut nichts zuleide, nachdem sie einmal unter den Schatten meines Daches getreten sind!« Doch sie antworteten: »Zurück da!«, und weiter sagten sie: »Der ist der einzige Fremde, der gekommen ist, um hier zu wohnen, und will nun den Herrn spielen! Warte nur, wir wollen es mit dir noch schlimmer machen als mit jenen!« So drangen sie denn auf den Mann, auf Lot, mit Gewalt ein und gingen daran, die Tür zu erbrechen; doch die Männer griffen mit ihren Händen hinaus, zogen Lot zu sich ins Haus herein und verschlossen die Tür; dann schlugen sie die Männer vor dem Eingang des Hauses mit Blindheit, klein und groß, so daß sie sich vergebens bemühten, den Eingang zu finden. Lots Errettung; Versteinerung seiner Frau; Zerstörung Sodoms und GomorrhasDarauf sagten die Männer zu Lot: »Wen du sonst noch hier hast – einen Schwiegersohn sowie deine Söhne und Töchter und wer dir sonst noch in der Stadt angehört –, die laß aus diesem Orte weggehen; denn wir wollen diesen Ort zerstören, weil schlimme Klagen über ihn vor dem HERRN laut geworden sind; daher hat der HERR uns gesandt, die Stadt zu zerstören.« Da ging Lot aus dem Hause hinaus und sagte zu seinen Schwiegersöhnen, die seine Töchter geheiratet hatten: »Macht euch auf und verlaßt diesen Ort! Denn der HERR will die Stadt zerstören.« Aber er kam seinen Schwiegersöhnen vor wie einer, der Scherz (mit ihnen) trieb. Als dann die Morgenröte aufstieg, drängten die Engel Lot zur Eile mit den Worten: »Auf! Nimm deine Frau und deine beiden Töchter, die hier bei dir anwesend sind, damit du nicht auch wegen der Sündhaftigkeit der Stadt ums Leben kommst.« Als er aber immer noch zögerte, faßten die Männer ihn und seine Frau und seine beiden Töchter bei der Hand, weil der HERR ihn verschonen wollte; sie führten ihn hinaus und ließen ihn erst draußen vor der Stadt wieder los. Als sie nun mit ihnen draußen im Freien waren, sagte der eine: »Rette dich: es gilt dein Leben! Sieh dich nicht um und bleibe nirgends in der Jordan-Ebene stehen! Rette dich in das Gebirge, damit du nicht auch ums Leben kommst!« Da antwortete ihnen Lot: »Ach nein, mein Herr! Bedenke doch: dein Knecht hat (nun einmal) Gnade in deinen Augen gefunden, und du hast mir die große Barmherzigkeit erwiesen, mich am Leben zu erhalten; aber ich vermag mich nicht in das Gebirge zu retten: das Verderben würde mich ereilen, so daß ich sterben müßte! Siehe, dort ist eine Ortschaft in der Nähe, so daß ich dahin fliehen könnte, und sie ist ja ganz klein:A.Ü.: sie ist nur um eine Kleinigkeit entfernt. dorthin möchte ich mich retten; sie ist ja doch ganz klein; dann könnte ich am Leben bleiben!« Da antwortete er ihm: »Nun gut, ich will dir auch in diesem Stück zu Willen sein, indem ich den Ort, von dem du sprichst, nicht mit zerstöre. Flüchte dich eilends dorthin! denn ich kann nichts tun, bis du dorthin gekommen bist.« Daher hat der Ort den Namen Zoar erhalten. Als dann die Sonne über der Erde aufgegangen und Lot in Zoar angekommen war, ließ der HERR Schwefel und Feuer vom Himmel herab auf Sodom und Gomorrha regnen und vernichtete diese Städte und die ganze Jordan-Ebene samt allen Bewohnern der Ortschaften und allem, was auf den Fluren gewachsen war. Lots Frau aber hatte sich hinter ihm umgeschaut; da wurde sie zu einer Salzsäule. Als Abraham sich nun am folgenden Morgen in der Frühe an den Ort begab, wo er vor dem HERRN gestanden hatte, und nach Sodom und Gomorrha hinabschaute und die ganze Fläche der Jordan-Ebene überblickte, da sah er, wie der Rauch vom Lande aufstieg gleich dem Rauch von einem Schmelzofen. Gott aber hatte, als er die Städte in der Jordan-Ebene zerstörte, an Abraham gedacht und Lot mitten aus der Zerstörung hinausgeführt, als er die Städte zerstörte, in denen Lot gewohnt hatte. k) Das sündhafte Verhalten der zwei Töchter Lots; Geburt der Stammväter der Moabiter und der AmmoniterLot aber zog aus Zoar weiter aufwärts und nahm seinen Wohnsitz zusammen mit seinen beiden Töchtern im Gebirge, denn er fürchtete sich, in Zoar zu bleiben; er ließ sich vielmehr mit seinen beiden Töchtern in einer Höhle nieder. Da sagte die ältere zu der jüngeren: »Unser Vater ist alt, und kein Mann ist sonst im Lande, der Umgang mit uns haben könnte, wie es in aller Welt Brauch ist. Komm, wir wollen unserm Vater Wein zu trinken geben und uns zu ihm legen, damit wir von unserm Vater Nachkommenschaft ins Leben rufen.« So gaben sie denn ihrem Vater an jenem Abend Wein zu trinken, und die ältere ging dann hinein und legte sich zu ihrem Vater; er aber merkte nichts davon, weder wie sie sich hinlegte, noch als sie aufstand. Am andern Morgen sagte dann die ältere zu der jüngeren: »Siehst du, ich habe in der vorigen Nacht bei meinem Vater gelegen. Wir wollen ihm nun auch heute abend Wein zu trinken geben; dann gehst du hinein und legst dich zu ihm, damit wir von unserm Vater Nachkommenschaft ins Leben rufen.« So gaben sie denn ihrem Vater auch an diesem Abend Wein zu trinken, und die jüngere stand auf und legte sich zu ihm; er aber merkte nichts davon, weder als sie sich hinlegte, noch als sie aufstand. So wurden denn die beiden Töchter Lots von ihrem Vater schwanger. Und die ältere gebar einen Sohn und nannte ihn »Moab«; der ist der Stammvater der heutigen Moabiter. Die jüngere gebar auch einen Sohn und gab ihm den Namen »Ben-Ammi«; der ist der Stammvater der heutigen Ammoniter. l) Abraham bei Abimelech in Gerar; Gefährdung und Bewahrung der Ehre SarasAbraham brach dann von dort auf (und zog) in den Südgau, wo er seinen Wohnsitz zwischen Kades und Sur nahm. Er hielt sich aber zeitweise als Fremdling auch in Gerar auf und gab dort seine Frau Sara für seine Schwester aus. Da sandte AbimelechWürdename der Könige der Philister = mein Vater ist Milki (d.h. König)., der König von Gerar, hin und ließ Sara zu sich holen. Aber in der Nacht kam Gott zu Abimelech im Traum und sagte zu ihm: »Jetzt bist du des Todes wegen der Frau, die du dir hast holen lassen: sie ist ja eines Mannes Ehefrau!« Abimelech war ihr aber noch nicht nahegekommen; darum antwortete er: »O Herr, du wirst doch nicht ein schuldloses Volk umbringen? Hat er nicht selbst zu mir gesagt, daß sie seine Schwester sei? Und auch sie selbst hat erklärt, er sei ihr Bruder. In der Unschuld meines Herzens und mit reinen Händen habe ich dies getan!« Da sagte Gott weiter im Traum zu ihm: »Auch ich weiß wohl, daß du in der Unschuld deines Herzens so gehandelt hast, und ich selbst habe dich davor behütet, daß du dich gegen mich versündigt hast; darum habe ich auch nicht zugelassen, daß du sie berührtest. So gibt also jetzt dem Manne seine Frau zurück, denn er ist ein Prophet; dann soll er Fürbitte für dich einlegen, so daß du am Leben bleibst. Gibst du sie aber nicht zurück, so wisse, daß du mit allen deinen Angehörigen sterben mußt!« Am andern Morgen in der Frühe berief Abimelech eiligst alle seine Diener und teilte ihnen den ganzen Vorfall mit; da gerieten die Männer in große Bestürzung. Abimelech ließ dann Abraham rufen und sagte zu ihm: »Was hast du uns da angetan? Worin habe ich mich dir gegenüber verfehlt, daß du eine so große Verschuldung über mich und mein Reich gebracht hast? Du hast an mir in einer Weise gehandelt, wie es nicht recht ist!« Weiter sagte Abimelech zu Abraham: »Was hast du dir denn dabei gedacht, daß du so gehandelt hast?« Da antwortete Abraham: »Ja, ich dachte, es sei sicherlich keine Gottesfurcht an diesem Orte zu finden und man werde mich um meiner Frau willen ums Leben bringen. Übrigens ist sie wirklich meine Schwester, die Tochter meines Vaters, nur nicht die Tochter meiner Mutter, und so hat sie meine Frau werden können. Als mich nun Gott einst aus meines Vaters Hause ins Ungewisse wegziehen hieß, da habe ich zu ihr gesagt: ›Erweise mir die Liebe, daß du überall, wohin wir kommen werden, von mir sagst, ich sei dein Bruder.‹« Da nahm Abimelech Kleinvieh und Rinder, Knechte und Mägde und schenkte sie dem Abraham, auch seine Frau Sara gab er ihm zurück. Dann fügte er hinzu: »Mein Land steht dir nunmehr offen: nimm deinen Wohnsitz, wo es dir gefällt!« Zu Sara aber sagte er: »Hier gebe ich deinem Bruder tausend Silberstücke: das soll für dich ein Sühnegeld in den Augen aller sein, die bei dir sind, so daß du nun in allem gerechtfertigt dastehst!« Darauf legte Abraham Fürbitte bei Gott ein, und Gott ließ Abimelech, seine Frau und seine Mägde wieder gesund werden, so daß sie wieder Kinder bekommen konnten; denn der HERR hatte den Mutterschoß aller Frauen im Hause Abimelechs verschlossen um Saras, der Frau Abrahams, willen. m) Isaaks Geburt, Beschneidung, Entwöhnungsfeier und erste Jugend; Verstoßung Hagars und IsmaelsDer HERR suchte dann Sara gnädig heim, wie er verheißen hatte, und tat an ihr, wie er zugesagt hatte: Sara wurde guter Hoffnung und gebar dem Abraham in seinem Greisenalter einen Sohn zu der Zeit, die Gott ihm im voraus angegeben hatte. Abraham gab dann seinem Sohne, der ihm geboren worden war, den Sara ihm geboren hatte, den Namen Isaak und beschnitt seinen Sohn, als er acht Tage alt war, wie Gott ihm geboten hatte. Hundert Jahre war Abraham alt, als ihm sein Sohn Isaak geboren wurde. Da sagte Sara: »Ein Lachen hat mir Gott bereitet: jeder, der von der Sache hört, wird über mich lachen.« Weiter sagte sie: »Wer hätte wohl je dem Abraham gesagt, daß Sara noch Kinder an der Brust nähren würde? Und nun habe ich ihm doch noch einen Sohn in seinem Greisenalter geboren!« Und der Knabe wuchs heran und wurde entwöhnt; da veranstaltete Abraham am Tage der Entwöhnung Isaaks ein großes Festmahl. Ismaels Verstoßung und ErrettungAls nun Sara den Sohn der Ägypterin Hagar, den diese dem Abraham geboren hatte, mit ihrem Sohne Isaak spielen sah, sagte sie zu Abraham: »Verstoße die Magd da und ihren Sohn! Denn der Sohn dieser Magd soll nicht mit meinem Sohn, mit Isaak, erben!« Dieses Wort betrübte Abraham sehr mit Rücksicht auf seinen Sohn; aber Gott sagte zu Abraham: »Laß es dir um den Knaben und um deine Magd nicht leid sein: gehorche der Sara in allem, was sie von dir verlangt; denn nur nach Isaak soll dir Nachkommenschaft genannt werden.d.h. nur die, welche von Isaak stammen, sollen als deine wahrhaften Nachkommen gelten. Doch auch den Sohn der Magd will ich zu einem Volke werden lassen, weil er dein Sohn ist.« So stand denn Abraham am andern Morgen früh auf, nahm Brot und einen Schlauch mit Wasser und gab dies der Hagar; den Knaben aber setzte er ihr auf die Schulter und entließ so beide. Da ging sie weg und irrte in der Wüste von Beerseba umher. Als dann das Wasser im Schlauch zu Ende gegangen war, warf sie den Knaben unter einen der Sträucher, ging weg und setzte sich abseits ihm gegenüber, wohl einen Bogenschuß weit entfernt; »denn«, sagte sie, »ich kann das Sterben des Knaben nicht ansehen!« Sie setzte sich also ihm gegenüber; er aber fing an, laut zu weinen. Da hörte Gott das Schreien des Knaben, und der Engel Gottes rief der Hagar vom Himmel her die Worte zu: »Was ist dir, Hagar? Fürchte dich nicht! Denn Gott hat das Schreien des Knaben gehört, ebendort wo er liegt. Stehe auf, nimm den Knaben und halte ihn fest an der Hand, denn ich will ihn zu einem großen Volke werden lassen.« Dann tat Gott ihr die Augen auf, so daß sie eine Quelle mit Wasser erblickte; da ging sie hin, füllte den Schlauch mit Wasser und gab dem Knaben zu trinken. Und Gott war mit dem Knaben, so daß er heranwuchs; er nahm seinen Aufenthalt in der Wüste und wurde ein gewaltiger Bogenschütze; und zwar nahm er seinen Aufenthalt in der Wüste Paran, und seine Mutter nahm ihm eine Ägypterin zur Frau. n) Abrahams Vertrag mit Abimelech in BeersebaZu derselben Zeit hatte Abimelech nebst seinem Heerführer Pichol eine Unterredung mit Abraham und sagte: »Gott ist mit dir in allem, was du unternimmst. Darum schwöre mir jetzt hier bei Gott, daß du weder gegen mich noch gegen meine Kinder und Kindeskinder jemals treulos handeln, sondern dieselbe Freundschaft, die ich dir erwiesen habe, auch mir und dem Lande erweisen willst, in welchem du als Fremdling dich aufhältst!« Da antwortete Abraham: »Ja, ich will den Schwur leisten.« Abraham machte aber dem Abimelech Vorhalt wegen des Wasserbrunnens, den die Knechte Abimelechs sich mit Gewalt angeeignet hatten. Abimelech erwiderte: »Ich weiß nicht, wer das getan hat: weder hast du mir bisher etwas davon mitgeteilt, noch habe ich bis heute etwas davon gehört.« Hierauf nahm Abraham Kleinvieh und Rinder und gab sie dem Abimelech, und sie schlossen beide einen Vertrag miteinander. Als nun Abraham noch sieben Schaflämmer abgesondert stellte, fragte Abimelech den Abraham: »Was sollen die sieben Lämmer hier bedeuten, die du besonders gestellt hast?« Er antwortete: »Die sieben Lämmer mußt du von mir annehmen, damit dies mir zum Zeugnis diene, daß ich diesen Brunnen gegraben habe.« Darum nennt man jenen Ort »Beerseba«, weil sie beide dort einander geschworen haben. Nachdem sie so einen Vertrag zu Beerseba geschlossen hatten, brach Abimelech mit seinem Heerführer Pichol auf, und sie kehrten ins Philisterland zurück. (Abraham) aber pflanzte eine Tamariske in Beerseba und rief dort den Namen des HERRN, des ewigen Gottes, an. Abraham hielt sich dann noch geraume Zeit als Fremdling im Philisterlande auf. o) Abrahams Opfergang nach der Landschaft Morijaa) Gottes Befehl zur Opferung IsaaksNach diesen Begebenheiten wollte Gott den Abraham auf die Probe stellen und sagte zu ihm: »Abraham!« Dieser antwortete: »Hier bin ich!« Da sagte Gott: »Nimm Isaak, deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebhast, und begib dich (mit ihm) in die Landschaft Morija und bringe ihn dort als Brandopfer dar auf einem der Berge, den ich dir angeben werde!« b) Abrahams Bereitwilligkeit; die Wanderung zur heiligen StätteDa sattelte Abraham am andern Morgen früh seinen Esel und nahm zwei von seinen Knechten und seinen Sohn Isaak mit sich; er spaltete Holzscheite für das Brandopfer und machte sich dann auf den Weg nach dem Orte, den Gott ihm angegeben hatte. Als er am dritten Tage die Augen aufschlug, sah er den Ort in der Ferne liegen. Da sagte Abraham zu seinen Knechten: »Bleibt ihr für euch hier mit dem Esel; ich aber und der Knabe wollen dorthin gehen und anbeten; dann kommen wir wieder zu euch zurück.« Hierauf nahm Abraham das Holz für das Brandopfer und belud seinen Sohn Isaak damit; er selbst aber nahm das FeuerGemeint ist wohl ein Topf mit Glühkohlen. und das Schlachtmesser in die Hand, und so gingen die beiden zusammen weiter. Da sagte Isaak zu seinem Vater Abraham: »Mein Vater!« Abraham antwortete: »Was willst du, mein Sohn?« Da sagte er: »Wir haben hier wohl Feuer und Holz; aber wo ist das Schaf für das Brandopfer?« Abraham erwiderte: »Gott wird schon für ein Schaf zum Brandopfer sorgen, mein Sohn.« So gingen die beiden zusammen weiter. c) Die Vorbereitungen zum Opfer; Gottes EingreifenAls sie nun an den Ort gekommen waren, den Gott ihm angegeben hatte, errichtete Abraham daselbst einen Altar und legte die Holzscheite auf ihm zurecht; dann band er seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar oben über die Scheite; darauf streckte er seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. Da rief ihm der Engel des HERRN vom Himmel her die Worte zu: »Abraham, Abraham!« Er antwortete: »Hier bin ich!« Jener rief: »Lege deine Hand nicht an den Knaben und tu ihm nichts zuleide! Denn jetzt weiß ich, daß du gottesfürchtig bist, weil du mir deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten hast.« Als Abraham dann um sich blickte, sah er hinter sich einen Widder, der sich mit seinen Hörnern im Dickicht verfangen hatte. Da ging Abraham hin, holte den Widder und brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar. Abraham nannte dann jenen Ort: »Der HERR sieht«; deshalb sagt man noch heutigentags: »Auf dem Berge, wo der HERR gesehen wird«. d) Gottes Anerkennung und Verheißungen für Abraham; SchlußHierauf rief der Engel des HERRN dem Abraham zum zweitenmal vom Himmel her die Worte zu: »Ich schwöre bei mir selbst« – so lautet der Ausspruch des HERRN –: »darum, daß du so gehandelt und mir deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten hast, will ich dich reichlich segnen und deine Nachkommenschaft überaus zahlreich machen wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Gestade des Meeres; und deine Nachkommen sollen die Tore ihrer Feinde besitzen, und in deiner Nachkommenschaft sollen alle Völker der Erde gesegnet werden zum Lohn dafür, daß du meiner Aufforderung nachgekommen bist!« Darauf kehrte Abraham zu seinen Knechten zurück; und sie machten sich auf den Weg und begaben sich miteinander nach Beerseba; dort nahm Abraham seinen dauernden Wohnsitz. p) Die Nachkommen Nahors, des in Haran seßhaften Bruders von AbrahamNach diesen Begebenheiten wurde dem Abraham gemeldet: »Auch Milka hat deinem Bruder Nahor Söhne geboren, nämlich seinen Erstgeborenen Uz und dessen Bruder Bus und Kemuel, den Vater von Aram, und Kesed sowie Haso, Pildas, Jidlaph und Bethuel.« - Bethuel aber war der Vater der Rebekka. – Diese acht Söhne gebar Milka dem Nahor, dem Bruder Abrahams. Auch sein Nebenweib namens Rehuma hatte Söhne geboren, nämlich Tebah und Gaham, Thahas und Maacha. q) Saras Tod und Betrauerung; Abrahams Verhandlung mit den Hethitern zur Erwerbung eines Erbbegräbnisses bei Hebron; Saras BestattungAls Sara nun ihr Leben auf hundertundsiebenundzwanzig Jahre gebracht hatte, starb sie in Kirjath-Arba, das ist Hebron, im Lande Kanaan. Da ging Abraham hinein, um Sara zu beklagen und zu beweinen. Hierauf stand Abraham von der Seite seiner VerstorbenenW.: weg vom Angesicht seiner Toten, d.h. weg von seiner Toten, über deren Gesicht er gebeugt gewesen war. auf und verhandelte mit den Hethitern so: »Ich bin (nur) ein Fremdling und Beisasse hier bei euch: überlaßt mir doch ein Erbbegräbnis bei euch, damit ich meine Tote, die in meinem Hause liegt, begraben kann!« Die Hethiter gaben dem Abraham folgende Antwort: »Höre uns an, Herr! Du lebst hier als ein Gottesfürst unter uns: begrabe deine Tote in dem besten von unsern Gräbern: keiner von uns wird dir seine Grabstätte zur Bestattung deiner Toten versagen.« Da erhob sich Abraham, verneigte sich tief vor den Bewohnern des Landes, den Hethitern, und sagte weiter zu ihnen: »Wenn ihr damit einverstanden seid, daß ich meine Tote, die in meinem Hause liegt, hier begrabe, so erweist mir die Liebe und legt ein gutes Wort für mich bei Ephron, dem Sohne Zohars, ein, daß er mir die Höhle in der MachpelaMachpela (deutsch: Verdoppelung) ist der Name der Gegend. überläßt, die ihm gehört und am Ende seines Feldes liegt; für den vollen Wert möge er sie mir zu einem Erbbegräbnis hier in eurer Mitte überlassen!« Nun saß Ephron mitten unter den Hethitern und gab dem Abraham vor den versammelten Hethitern im Beisein aller, die ins Tor seiner Stadt gekommen waren,A.Ü.: aller, die im Tor seiner Stadt aus- und eingingen (oder: aller, die Zutritt hatten zum Tor – d.h. die den Rat seiner Stadt bildeten). folgende Antwort: »Nicht doch, Herr! Höre mich an! Das Feld schenke ich dir; auch die Höhle darauf schenke ich dir; im Beisein meiner Volksgenossen schenke ich sie dir: begrabe nur deine Tote!« Da verneigte sich Abraham tief vor den Bewohnern des Landes und sagte dann zu Ephron, im Beisein aller Bewohner des Landes: »O doch! Wenn du mich nur anhören wolltest! Ich zahle dir den Preis für das Grundstück: nimm ihn von mir an, so will ich meine Tote dort begraben!« Darauf antwortete Ephron dem Abraham: »Höre mich doch an, Herr! Ein Stück Land im Wert von vierhundert Schekel SilberSchekel s. Anhang, Maße. – was will das zwischen mir und dir besagen?! Begrabe nur deine Tote!« Abraham nahm die Forderung Ephrons an und wog ihm den Kaufpreis dar, den Betrag, welchen jener im Beisein der Hethiter gefordert hatte, nämlich vierhundert Schekel Silber, nach der beim Kauf und Verkauf üblichen Währung.A.Ü.: nach dem … üblichen Gewicht. So wurde das Grundstück Ephrons, das in der Machpela östlich von Mamre lag, das Feld samt der Höhle darauf nebst allen Bäumen, die auf dem Grundstück in seinem ganzen Umfang ringsum standen, dem Abraham rechtskräftig als Eigentum abgetreten im Beisein der Hethiter, so viele ihrer ins Tor seiner Stadt gekommen waren.Vgl. Anm. zu 23,10. Hierauf begrub Abraham seine Frau Sara in der Höhle auf dem Grundstück in der Machpela östlich von Mamre, das ist Hebron, im Lande Kanaan. So wurde das Grundstück samt der Höhle darauf dem Abraham als Erbbegräbnis von den Hethitern rechtskräftig überlassen. r) Elieser wirbt in Haran für Isaak um Rebekkaa) Abrahams Auftrag an seinen Knecht zur Brautfahrt nach HaranAls nun Abraham alt und hochbetagt geworden war und der HERR ihn in allem gesegnet hatte, sagte Abraham zu dem ältesten Knechte seines Hauses,nämlich Elieser (vgl. 1.Mose 15,2). der seinen gesamten Besitz zu verwalten hatte: »Lege deine Hand unter meine Hüfte:Die Gebärde des Schwures. ich will dir beim HERRN, dem Gott des Himmels und dem Gott der Erde, einen Eid abnehmen, daß du für meinen Sohn keine Frau aus den Töchtern der Kanaanäer nehmen willst, unter denen ich hier wohne; nein, du sollst in mein Vaterland und zu meiner Verwandtschaft gehen und dort um eine Frau für meinen Sohn Isaak werben!« Da antwortete ihm der Knecht: »Vielleicht wird das Weib mir in dieses Land nicht folgen wollen; soll ich alsdann deinen Sohn wieder in das Land zurückführen, aus dem du ausgewandert bist?« Abraham antwortete ihm: »Hüte dich wohl, meinen Sohn dorthin zurückzuführen! Der HERR, der Gott des Himmels, der mich aus meines Vaters Hause und aus meinem Heimatlande weggeführt und der mir zugesagt und mir zugeschworen hat: ›Deinen Nachkommen will ich dieses Land geben‹ – der wird seinen Engel vor dir her senden, so daß du von dort eine Frau für meinen Sohn gewinnst. Wenn das Weib dir aber nicht folgen will, so sollst du von diesem mir geleisteten Eide entbunden sein; nur darfst du meinen Sohn nicht dorthin zurückführen!« Da legte der Knecht seine Hand seinem Herrn Abraham unter die Hüfte und leistete ihm in dieser Sache den verlangten Eid. Die Brautfahrt und die BrautschauHierauf nahm der Knecht zehn Kamele von den Kamelen seines Herrn und allerlei Kostbarkeiten seines Herrn zu sich, machte sich auf den Weg und zog nach Mesopotamien nach der Stadt Nahors (Haran). Dort ließ er die Kamele draußen vor der Stadt bei dem Wasserbrunnen sich lagern zur Abendzeit, zu der Zeit, wo die Frauen herauszukommen pflegen, um Wasser zu holen. Dann betete er: »O HERR, du Gott meines Herrn Abraham! Laß es mir doch heute glücken und erweise meinem Herrn Abraham Gnade! Siehe, ich stehe jetzt hier bei der Quelle, und die Töchter der Stadtbewohner werden herauskommen, um Wasser zu holen. Wenn ich nun zu einem Mädchen sage: ›Neige, bitte, deinen Krug, damit ich trinke!‹ und sie mir dann antwortet: ›Trinke! Und auch deinen Kamelen will ich zu trinken geben!‹, so möge diese es sein, die du für deinen Knecht Isaak bestimmt hast; und daran will ich erkennen, daß du meinem Herrn Gnade erwiesen hast.« Er hatte noch nicht zu Ende geredet, da kam schon Rebekka heraus, die Tochter Bethuels, der ein Sohn der Milka, der Frau Nahors, des Bruders Abrahams, war; sie trug ihren Krug auf der Schulter. Das Mädchen war von großer Schönheit und noch unverheiratet, eine Jungfrau; sie stieg zur Quelle hinab, füllte ihren Krug und kam wieder herauf. Da eilte der Knecht auf sie zu und sagte: »Laß mich doch ein wenig Wasser aus deinem Kruge trinken!« Sie antwortete: »Trinke, Herr!« und ließ sogleich ihren Krug (von der Schulter) auf ihre Hand herab und ließ ihn trinken. Als sie aber seinen Durst gestillt hatte, sagte sie: »Auch für deine Kamele will ich Wasser schöpfen, bis sie sich satt getrunken haben.« Mit diesen Worten goß sie ihren Krug eilends in die Tränkrinne aus, lief dann nochmals zum Brunnen, um Wasser zu schöpfen, und schöpfte so für alle seine Kamele, während jener ihr verwundert zusah, ohne jedoch ein Wort zu sagen, um zu erkennen, ob der HERR Glück zu seiner Reise gegeben habe oder nicht. c) Die Einkehr in das Haus der BrautelternAls nun die Kamele sich satt getrunken hatten, nahm der Mann einen goldenen Nasenring, einen halben Schekel schwer, und zwei Spangen für ihre Arme, zehn Schekel Goldes schwer,Schekel s. Anhang, Maße. und fragte sie: »Wessen Tochter bist du? Teile es mir doch mit! Ist wohl im Hause deines Vaters Platz für uns zum Übernachten?« Sie antwortete ihm: »Ich bin die Tochter Bethuels, des Sohnes der Milka, den sie dem Nahor geboren hat.« Dann fuhr sie fort: »Sowohl Stroh als auch Futter haben wir in Menge und auch Platz zum Übernachten.« Da verneigte sich der Mann, warf sich vor dem HERRN nieder und rief aus: »Gepriesen sei der HERR, der Gott meines Herrn Abraham, der seine Güte und Treue meinem Herrn nicht entzogen hat! Gerades Weges zum Hause des Verwandten meines Herrn hat mich der Ewige geführt!« Das Mädchen aber war unterdessen hingelaufen und hatte im Hause ihrer Mutter alles erzählt, was sich zugetragen hatte. Nun hatte Rebekka einen Bruder namens Laban; dieser eilte zu dem Manne hinaus an die Quelle. Sobald er nämlich den Nasenring und die Spangen an den Armen seiner Schwester erblickt und seine Schwester Rebekka hatte erzählen hören, was der Mann zu ihr gesagt habe, ging er zu dem Manne hinaus, der immer noch bei den Kamelen an der Quelle stand. Er sagte nun zu ihm: »Komm in mein Haus, du Gesegneter des HERRN! Warum stehst du hier draußen? Ich habe das Haus schon aufräumen lassen und Platz für die Kamele geschafft!« So kam denn der Mann in das Haus; dort zäumte Laban die Kamele ab, gab ihnen Stroh und Futter und brachte ihm sowie den Leuten, die bei ihm waren, Wasser zum Waschen der Füße. Als man ihm aber zu essen vorsetzte, sagte er: »Ich werde nicht eher essen, als bis ich meine Sache vorgetragen habe.« Jener erwiderte: »So rede!« d) Die BrautwerbungDa berichtete er: »Ich bin ein Knecht Abrahams. Gott der HERR hat meinen Herrn außerordentlich gesegnet, so daß er reich geworden ist; denn er hat ihm Kleinvieh und Rinder, Silber und Gold, Knechte und Mägde, Kamele und Esel gegeben. Dazu hat Sara, die Frau meines Herrn, ihm noch in ihrem Alter einen Sohn geboren; dem hat er alles übergeben, was er besitzt. Nun hat mein Herr mir folgenden Eid abgenommen: ›Du darfst meinem Sohne keine Frau aus den Töchtern der Kanaanäer nehmen, in deren Lande ich wohne, sondern sollst zu meines Vaters Hause und zu meiner Verwandtschaft ziehen, um für meinen Sohn dort eine Frau zu nehmen.‹ Ich entgegnete meinem Herrn: ›Vielleicht wird das Weib mir nicht folgen wollen.‹ Da erwiderte er mir: ›Gott der HERR, vor dessen Angesicht ich gewandelt bin, wird seinen Engel mit dir senden und dir Glück zu deiner Reise geben, damit du für meinen Sohn eine Frau aus meiner Verwandtschaft, und zwar aus dem Hause meines Vaters, gewinnst. Dann sollst du von dem mir geleisteten Eid entbunden sein, wenn du zu meiner Verwandtschaft kommst und man sie dir dort nicht geben will – dann bist du von dem mir geleisteten Eid entbunden.‹ Nun bin ich heute zu der Quelle gekommen und habe gebetet: ›O HERR, du Gott meines Herrn Abraham! wenn du doch Glück zu der Reise geben möchtest, auf der ich mich jetzt befinde! Siehe, ich stehe jetzt hier an der Quelle. Laß es doch geschehen, daß das Mädchen, das herauskommt, um Wasser zu holen, und zu der ich sage: Gib mir, bitte, ein wenig Wasser aus deinem Kruge zu trinken!, daß die mir dann antwortet: Trinke du selbst, und auch für deine Kamele will ich Wasser schöpfen! – so möge diese es sein, die Gott der HERR dem Sohne meines Herrn zur Frau bestimmt hat!‹ Ich hatte dieses bei mir noch nicht zu Ende geredet, da kam auch schon Rebekka aus dem Orte heraus mit ihrem Kruge auf ihrer Schulter; sie stieg zur Quelle hinab und schöpfte Wasser. Da bat ich sie: ›Gib mir, bitte, zu trinken!‹ Sogleich ließ sie ihren Krug (von der Schulter) herab und sagte: ›Trinke, und auch deinen Kamelen will ich zu trinken geben!‹ Da trank ich, und sie tränkte dann auch die Kamele. Hierauf fragte ich sie, wessen Tochter sie sei, und sie antwortete: ›Die Tochter Bethuels, des Sohnes Nahors, den Milka ihm geboren hat.‹ Da legte ich ihr den Ring an die Nase und die Spangen an ihre Arme; dann verneigte ich mich vor Gott dem HERRN, warf mich vor ihm nieder und pries den HERRN, den Gott meines Herrn Abraham, der mich den rechten Weg geführt hatte, um die Tochter des Verwandten meines Herrn für seinen Sohn zu gewinnen. Und nun, wenn ihr meinem Herrn Liebe und Treue erweisen wollt, so sagt es mir! Wo nicht, so sagt es mir auch, damit ich mich zur Rechten oder zur Linken wende!« ee) Die Brautverlobung und die BrautentlassungDa antworteten Laban und Bethuel: »Von Gott dem HERRN ist dies ausgegangen: wir können dir nichts dazu sagen, weder ja noch nein. Rebekka steht dir zur Verfügung: nimm sie und ziehe hin, damit sie die Frau des Sohnes deines Herrn wird, wie Gott der HERR es bestimmt hat!« Sobald der Knecht Abrahams diese ihre Worte gehört hatte, verbeugte er sich vor Gott dem HERRN bis auf die Erde; dann holte er silberne und goldene Geräte und Gewänder hervor und schenkte sie der Rebekka; auch ihrem Bruder und ihrer Mutter schenkte er Kostbarkeiten. Dann aßen und tranken sie, er und die Leute, die bei ihm waren, und blieben über Nacht da. Am andern Morgen aber, als sie aufgestanden waren, sagte er: »Laßt mich nun zu meinem Herrn ziehen!« Da erwiderten ihm ihr Bruder und ihre Mutter: »Laß doch das Mädchen noch einige Zeit oder (wenigstens) zehn Tage bei uns bleiben, dann magst du aufbrechen.« Doch er entgegnete ihnen: »Haltet mich nicht auf! Da Gott der HERR Glück zu meiner Reise gegeben hat, so laßt mich nun ziehen, damit ich zu meinem Herrn zurückkehre.« Da sagten sie: »Wir wollen das Mädchen rufen und sie selbst entscheiden lassen.« So riefen sie denn Rebekka und fragten sie: »Willst du mit diesem Manne ziehen?« Sie antwortete: »Ja, ich will mit ihm ziehen.« Da ließen sie ihre Schwester Rebekka samt ihrer Amme und ebenso den Knecht Abrahams samt seinen Leuten ziehen und segneten Rebekka mit den Worten: »Du, unsere Schwester, werde die Mutter von tausendmal Tausenden, und deine Nachkommen mögen die Tore ihrer Feinde besetzen!« So machte sich denn Rebekka mit ihren Dienerinnen auf den Weg; sie setzten sich auf die Kamele und zogen hinter dem Manne her: der Knecht hatte Rebekka übernommen und zog von dannen. ff) Die Ankunft der Braut bei dem BräutigamIsaak aber war gerade auf der Heimkehr von einem Gang nach dem ›Brunnen des Lebendigen, der mich sieht‹; er wohnte nämlich im Südgau und war gegen Abend aufs Feld hinausgegangen, um mit seinen Gedanken allein zu sein.Die Übersetzung ist hier unsicher. Als er nun aufblickte, sah er auf einmal Kamele daherkommen. Als nun auch Rebekka ihre Augen aufschlug und den Isaak erblickte, ließ sie sich rasch vom Kamele herab und fragte den Knecht: »Wer ist der Mann dort, der uns auf dem Felde entgegenkommt?« Der Knecht antwortete: »Das ist mein Herr!« Da nahm sie den Schleier und verhüllte sich. Der Knecht erzählte dann dem Isaak alles, wie es ihm ergangen war. Isaak aber führte Rebekka in das Zelt seiner (verstorbenen) Mutter Sara und nahm sie auf; sie wurde seine Frau, und er gewann sie lieb. So tröstete sich Isaak nach dem Hingang seiner Mutter. s) Abrahams zweite Ehe und letzte Taten; sein Tod und BegräbnisAbraham aber nahm nochmals eine Frau namens Ketura; die gebar ihm Simran und Joksan, Medan und Midian, Jisbak und Suah. Joksan wurde dann der Vater Sebas und Dedans; und die Söhne Dedans waren die Assuriter und Letusiter und die Leummiter. Die Söhne Midians waren Epha und Epher, Henoch, Abida und Eldaba. Alle diese sind Nachkommen der Ketura. Abraham aber übergab seinen gesamten Besitz dem Isaak; dagegen den Söhnen, die er von den NebenweibernRichtiger wohl: von der Nebenfrau (vgl. 1.Chr 1,32). hatte, gab er nur Geschenke und ließ sie noch bei seinen Lebzeiten von seinem Sohn Isaak hinweg ostwärts in das Ostland ziehen. Dies aber ist die Zeit der Lebensjahre, die Abraham gelebt hat: 175 Jahre; da verschied und starb er in gesegnetem Alter, hochbetagt und lebenssatt, und wurde zu seinen Stammesgenossen versammelt. Seine Söhne Isaak und Ismael begruben ihn in der Höhle der Machpela auf dem Felde des Hethiters Ephron, des Sohnes Zohars, das östlich von Mamre lag, auf dem Felde, das Abraham von den Hethitern käuflich erworben hatte; dort sind Abraham und seine Frau Sara begraben worden. Nach Abrahams Tode aber segnete Gott dessen Sohn Isaak; dieser wohnte bei dem ›Brunnen des Lebendigen, der mich sieht‹. t) Die Nachkommen IsmaelsDies ist der Stammbaum Ismaels, des Sohnes Abrahams, den die Ägypterin Hagar, die Leibmagd Saras, dem Abraham geboren hat; dies sind die Namen der Söhne Ismaels nach ihrer Geburtsfolge: Der erstgeborene Sohn Ismaels war Nebajoth, sodann Kedar, Abdeel und Mibsam, Misma, Duma und Massa, Hadad und Thema, Jetur, Naphis und Kedma. Dies waren die Söhne Ismaels und dies ihre Namen nach ihren Niederlassungen und ihren Zeltlagern; zwölf Fürsten entsprechend ihren Völkerschaften. Und dies war die Lebensdauer Ismaels: 137 Jahre; da verschied er und starb und wurde zu seinen Stammesgenossen versammelt. Sie hatten aber ihre Wohnsitze von Hawila an bis nach Sur, das östlich von Ägypten liegt, in der Richtung nach Assyrien hin: er hatte sich ostwärts von allen seinen Brüdern niedergelassen.A.Ü.: allen seinen Brüdern fiel er ins Gesicht, oder: setzte er sich auf die Nase (vgl. 16,12). 2. Die Geschichte Isaaks (25,19-27,46)a) Die Geburt und Jugend Esaus und Jakobs, der Zwillingssöhne Isaaks; Esau verkauft sein ErstgeburtsrechtDies ist der Stammbaum Isaaks, des Sohnes Abrahams: Abraham war der Vater Isaaks; und Isaak war vierzig Jahre alt, als er Rebekka, die Tochter des Aramäers Bethuel aus Nord-Mesopotamien, die Schwester des Aramäers Laban, zur Frau nahm. Und Isaak betete zum HERRN für seine Frau, denn sie hatte keine Kinder; da ließ der HERR sich von ihm erbitten, so daß seine Frau Rebekka guter Hoffnung wurde. Als aber die beiden Kinder sich in ihrem Schoße stießen, sagte sie: »Wenn es so steht, wozu bin ich da in diesen Zustand gekommen?« Und sie ging hin, um den HERRN zu befragen. Da antwortete ihr der HERR: »Zwei Völker sind in deinem Mutterschoße, und zwei Volksstämme werden sich von deinem Leibe ausscheiden; der eine Stamm wird stärker sein als der andere, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen.« Als nun die Zeit ihrer Niederkunft da war, stellte es sich wirklich heraus, daß Zwillinge in ihrem Leibe waren. Der erste, der zum Vorschein kam, war rotbraun, rauh am ganzen Leibe wie ein haariger Mantel; darum nannte man ihn Esau. Hierauf kam sein Bruder zum Vorschein, der mit seiner Hand die Ferse Esaus gefaßt hielt; darum nannte man ihn Jakob. Isaak aber war bei ihrer Geburt sechzig Jahre alt. Als nun die Knaben heranwuchsen, wurde Esau ein tüchtiger Jäger, ein Mann des freien Feldes; Jakob dagegen war ein stiller Mann, der in den Zelten blieb. Isaak hatte den Esau lieber, weil er gern Wildbret aß; Rebekka aber hatte Jakob lieber. Jakob kauft von Esau das ErstgeburtsrechtNun hatte Jakob eines Tages ein Gericht gekocht, als Esau ganz erschöpft vom Felde heimkam. Da sagte Esau zu Jakob: »Laß mich doch schnell essen von dem Roten, dem roten Gericht da, denn ich bin ganz erschöpft!« Darum gab man ihm den Namen Edom. Aber Jakob antwortete: »Verkaufe mir zuvor dein Erstgeburtsrecht!« Da erwiderte Esau: »Ach, ich muß ja doch (bald) sterben: wozu nützt mir da das Erstgeburtsrecht?« Jakob aber sagte: »Schwöre mir zuvor!« Da schwur er ihm und verkaufte so dem Jakob sein Erstgeburtsrecht. Hierauf gab Jakob dem Esau Brot und von dem Linsengericht.A.Ü.: gab dem Esau die Mahlzeit, es war ein Linsengericht. Als er dann gegessen und getrunken hatte, stand er auf und ging seines Weges. So gab Esau sein Erstgeburtsrecht geringschätzig preis. b) Isaaks Freuden und Leiden in Gerar und im südlichen Palästinaa) Isaak zieht bei einer Hungersnot unter göttlicher Segensverheißung nach GerarEs kam aber eine Hungersnot über das Land, wie schon früher einmal eine zur Zeit Abrahams geherrscht hatte; darum begab sich Isaak nach Gerar zu dem Philisterkönig Abimelech. Denn der HERR war ihm erschienen und hatte zu ihm gesagt: »Ziehe nicht nach Ägypten hinab, sondern nimm deinen Wohnsitz in dem Lande, das ich dir angeben werde! Bleibe als Fremdling in diesem Lande wohnen; ich will mit dir sein und dich segnen; denn dir und deinen Nachkommen will ich alle diese Länder geben und so den Eid erfüllen, den ich deinem Vater Abraham geschworen habe: ich will deine Nachkommen so zahlreich werden lassen wie die Sterne am Himmel und will deinen Nachkommen alle diese Länder geben; und in deiner Nachkommenschaft sollen alle Völker der Erde gesegnet werden,A.Ü.: mit deinen Nachkommen (d.h. mit dem Namen deiner Nachkommen) sollen alle Völker der Erde sich segnen (= sich Segen wünschen); vgl. 12,2-3. zum Lohn dafür, daß Abraham meinen Weisungen gehorsam gewesen ist und meine Anordnungen beobachtet hat, meine Gebote, meine Satzungen und meine Gesetze.« So blieb denn Isaak in Gerar wohnen. b) Rebekka wird vor der Entehrung durch den Philisterkönig Abimelech bewahrtAls nun die Bewohner des Ortes sich nach seiner Frau erkundigten, sagte er: »Sie ist meine Schwester«; er scheute sich nämlich zu sagen: »Sie ist meine Frau«; »denn«, dachte er, »es könnten sonst die Leute des Ortes mich um Rebekkas willen ums Leben bringen; sie ist ja von großer Schönheit«. Als er sich nun längere Zeit dort aufgehalten hatte, schaute der Philisterkönig Abimelech einmal zum Fenster hinaus und sah, wie Isaak seine Frau Rebekka herzte. Da ließ Abimelech den Isaak rufen und sagte: »Sie ist ja doch deine Frau! Wie hast du sie da für deine Schwester ausgeben können?« Isaak antwortete ihm: »Ja, ich dachte, ich müßte sonst ihretwegen sterben.« Da erwiderte Abimelech: »Was hast du uns da angetan! Wie leicht hätte es geschehen können, daß einer aus dem Volke hier deiner Frau Gewalt angetan hätte! Dann würdest du eine Verschuldung über uns gebracht haben.« Hierauf gebot Abimelech dem ganzen Volke: »Wer sich an diesem Manne oder an seiner Frau vergreift, soll unfehlbar mit dem Tode bestraft werden!« c) Isaaks wachsender Reichtum; sein Wegzug aus Gerar; Brunnenstreitigkeiten; Gottes ErmutigungIsaak säte dann in jenem Lande und erntete in jenem Jahre das Hundertfache; denn der HERR segnete ihn. So wurde er denn ein reicher Mann und wurde immer reicher, bis er über die Maßen reich war; denn er besaß Herden von Kleinvieh und Herden von Rindern und ein zahlreiches Gesinde, so daß die Philister neidisch auf ihn wurden. Daher verschütteten die Philister alle Brunnen, welche die Knechte seines Vaters einst bei Lebzeiten seines Vaters Abraham gegraben hatten, und füllten sie mit Schutt an. Da sagte Abimelech zu Isaak: »Verlaß unser Land, denn du bist uns zu stark geworden.« Da zog Isaak von dort weg, schlug sein Lager im Tale von Gerar auf und nahm dort seinen Wohnsitz. Hierauf ließ Isaak die Wasserbrunnen, welche man bei Lebzeiten seines Vaters Abraham gegraben und die die Philister nach dem Tode Abrahams verschüttet hatten, wieder aufgraben und legte ihnen dieselben Namen bei, die sein Vater ihnen gegeben hatte. Auch gruben die Leute Isaaks im Talgrunde nach und fanden dort einen Brunnen mit Quellwasser. Aber die Hirten von Gerar fingen mit den Hirten Isaaks Streit an, indem sie behaupteten, das Wasser gehöre ihnen. Da nannte er den Brunnen ›Zankbrunnen‹, weil sie sich dort mit ihm gezankt hatten. Dann gruben sie einen andern Brunnen, gerieten aber auch über diesen in Streit; daher nannte er ihn ›Anfeindung‹. Darauf zog er von dort weiter und grub wieder einen Brunnen, über den dann kein Streit mehr entstand; daher nannte er ihn ›Freier Raum‹, indem er sagte: »Jetzt hat der HERR uns freien Raum geschafft, so daß wir uns im Lande ausbreiten können.« Von dort zog er dann nach Beerseba hinauf. Da erschien ihm der HERR in jener Nacht und sprach: »Ich bin der Gott deines Vaters Abraham. Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; ich will dich segnen und deine Nachkommenschaft zahlreich werden lassen um meines Knechtes Abraham willen.« Da baute er dort einen Altar, rief den Namen des HERRN an und schlug dort sein Zelt auf; hierauf gruben die Knechte Isaaks dort nach einem Brunnen. d) Isaaks Vertrag mit Abimelech in Beerseba; Auffindung des SchwurbrunnensDa kam Abimelech mit seinem Freunde Ahussath und seinem Heerführer Pichol aus Gerar zu ihm. Isaak fragte sie: »Warum kommt ihr zu mir, da ihr doch feindlich gegen mich gesinnt seid und mich aus eurem Lande vertrieben habt?« Da antworteten sie: »Wir haben klar erkannt, daß der HERR mit dir ist; darum haben wir gedacht, es solle doch ein eidliches Abkommen zwischen uns beiden, zwischen uns und dir, zustande kommen, und wir wollen einen Vertrag mit dir schließen, daß du uns nichts zuleide tun willst, wie auch wir dir keinen Schaden zugefügt, sondern dir nur Gutes erwiesen und dich in Frieden haben ziehen lassen: du bist nun einmal der Gesegnete des HERRN!« Da richtete er ihnen ein Gastmahl aus, und sie aßen und tranken. Am andern Morgen in der Frühe aber leisteten sie einander den Schwur; dann ließ Isaak sie ziehen, und sie schieden als Freunde von ihm. An demselben Tage kamen dann die Knechte Isaaks und berichteten ihm von dem Brunnen, den sie gegraben hatten, mit den Worten: »Wir haben Wasser gefunden!« Da nannte er ihn ›Sibea‹ (Sebua = Schwur, Eidvertrag). Daher heißt die Stadt dort ›Beerseba‹ bis auf den heutigen Tag. ee) Esau heiratet zwei Hethiterinnen gegen den Willen seiner ElternAls nun Esau vierzig Jahre alt war, heiratete er Judith, die Tochter des Hethiters Beeri, und Basmath, die Tochter des Hethiters Elon: die waren ein Herzenskummer für Isaak und Rebekka. c) Jakob erlangt durch Betrug den Erstgeburtssegena) Isaak bereitet sich zum Segnen Esaus vorAls aber Isaak alt geworden und sein Augenlicht erloschen war, so daß er nicht mehr sehen konnte, berief er seinen älteren Sohn Esau und sagte zu ihm: »Mein Sohn!« Er antwortete ihm: »Hier bin ich!« Jener fuhr fort: »Du siehst, ich bin alt geworden und weiß nicht, wie bald ich sterben werde. So nimm nun doch deine Jagdgeräte, deinen Köcher und Bogen, und gehe aufs Feld hinaus und erjage ein Stück Wild für mich; dann bereite mir ein schmackhaftes Gericht, wie ich es liebe, und bringe es mir herein, damit ich esse und dich dann segne,W: und meine Seele dich segne. bevor ich sterbe.« b) Rebekkas betrügliches EingreifenRebekka hatte aber zugehört, als Isaak so zu seinem Sohne Esau redete. Während nun Esau aufs Feld hinausging, um ein Stück Wild zu erjagen und heimzubringen, sagte Rebekka zu ihrem Sohne Jakob: »Ich habe soeben gehört, wie dein Vater mit deinem Bruder Esau geredet hat und zu ihm sagte: ›Bringe mir doch ein Stück Wild und bereite mir ein schmackhaftes Gericht, damit ich esse und dich dann vor dem Angesicht des HERRN segne, bevor ich sterbe.‹ So höre nun, mein Sohn, auf den Rat, den ich dir jetzt gebe! Gehe hin zur Herde und hole mir von dort zwei gute Ziegenböckchen; die will ich dann für deinen Vater zu einem schmackhaften Gericht zubereiten, wie er es liebt; das bringst du dann deinem Vater hinein, damit er es ißt und dich dann noch vor seinem Tode segnet.« Da erwiderte Jakob seiner Mutter Rebekka: »Ja, aber mein Bruder Esau ist stark behaart, während ich eine glatte Haut habe. Vielleicht wird mein Vater mich betasten: dann würde ich als Betrüger vor ihm dastehen und einen Fluch statt des Segens über mich bringen.« Aber seine Mutter antwortete ihm: »Den Fluch, der dich treffen könnte, nehme ich auf mich, mein Sohn! Folge du nur meinem Rat: geh hin und hole mir die Böckchen!« Da ging er hin, holte die Böckchen und brachte sie seiner Mutter; und diese bereitete davon ein schmackhaftes Gericht, wie sein Vater es liebte. Hierauf holte Rebekka die Festtagskleider ihres älteren Sohnes Esau, die sich bei ihr in der Wohnung befanden, und gab sie ihrem jüngeren Sohne Jakob zum Anziehen; die Felle der Ziegenböckchen aber legte sie ihm um die Arme und um die glatten Stellen seines Halses; dann gab sie das schmackhafte Essen nebst dem Brot, das sie gebacken hatte, ihrem Sohne Jakob in die Hand. c) Jakob bringt den Täuschungsplan seiner Mutter zur Ausführung und erlangt den ErstgeburtssegenSo ging er denn zu seinem Vater hinein und sagte: »Mein Vater!« Dieser antwortete: »Hier bin ich! Wer bist du, mein Sohn?« Jakob erwiderte seinem Vater: »Ich bin Esau, dein erstgeborener Sohn; ich habe getan, wie du mir aufgetragen hast. Richte dich nun auf, setze dich und iß von meinem Wildbret, damit du mich dann segnest.« Da fragte Isaak seinen Sohn: »Wie hast du denn so schnell etwas gefunden, mein Sohn?« Er antwortete: »Ja, der HERR, dein Gott, hat es mir entgegenlaufen lassen.«A.Ü.: hat es sich gut für mich treffen lassen. Da sagte Isaak zu Jakob: »Tritt doch näher heran, mein Sohn, damit ich dich betaste, ob du wirklich mein Sohn Esau bist oder nicht!« Da trat Jakob nahe an seinen Vater Isaak heran, und als dieser ihn betastet hatte, sagte er: »Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Arme sind Esaus Arme«; und er erkannte ihn nicht, weil seine Arme behaart waren wie die Arme seines Bruders Esau; so segnete er ihn denn. Er fragte nämlich: »Du bist doch wirklich mein Sohn Esau?« Jener antwortete: »Ja, ich bin’s.« Da fuhr er fort: »So reiche es mir her, damit ich von dem Wildbret meines Sohnes esse und ich dich dann segne.« Da reichte er es ihm hin, und er aß; er brachte ihm auch Wein, den er trank. Hierauf sagte sein Vater Isaak zu ihm: »Tritt nun nahe heran, mein Sohn, und küsse mich!« Da trat er heran und küßte ihn; dabei roch jener den Geruch seiner Kleider und segnete ihn mit den Worten: »Ja, der Geruch meines Sohnes ist wie der Geruch eines Feldes, das der HERR gesegnet hat. So gebe Gott dir denn vom Tau des Himmels und von den Fruchtgefilden der Erde Überfluß sowohl an Korn als auch an Wein! Völker sollen dir dienen und Völkerschaften sich vor dir beugen! Sei ein Herr über deine Brüder, und bücken sollen sich vor dir die Söhne deiner Mutter! Wer dir flucht, der sei verflucht, und wer dich segnet, der soll gesegnet sein!« d) Esaus Rückkehr, seine Klage und der ihm vom Vater erteilte SegenAls nun Isaak mit der Segnung Jakobs eben zu Ende war und Jakob kaum von seinem Vater Isaak hinausgegangen war, da kam sein Bruder Esau von seiner Jagd zurück. Er bereitete gleichfalls ein schmackhaftes Gericht, brachte es seinem Vater hinein und sagte zu ihm: »Richte dich auf, mein Vater, und iß vom Wildbret deines Sohnes, damit du mich dann segnest!« Da fragte ihn sein Vater Isaak: »Wer bist du?« Er antwortete: »Ich bin dein erstgeborener Sohn Esau.« Da erbebte Isaak über alle Maßen und sagte: »Wer ist denn der gewesen, der ein Stück Wild erjagt und es mir gebracht hat? Ich habe von allem gegessen, ehe du kamst, und habe ihn gesegnet; so wird er nun auch gesegnet bleiben.« Sobald Esau diese Worte seines Vaters vernahm, erhob er ein überaus lautes und klägliches Geschrei und bat seinen Vater: »Segne auch mich, mein Vater!« Isaak aber antwortete: »Dein Bruder ist mit List gekommen und hat den dir gebührenden Segen vorweggenommen.« Da sagte Esau: »Ja, er heißt mit Recht Jakob; denn er hat mich nun schon zweimal überlistet: mein Erstgeburtsrecht hat er mir genommen, und jetzt hat er mich auch um meinen Segen gebracht!« Dann fragte er: »Hast du denn für mich keinen Segen zurückbehalten?« Da antwortete Isaak dem Esau mit den Worten: »Ich habe ihn nun einmal zum Herrn über dich gesetzt und alle seine Brüder ihm zu Knechten gegeben; mit Korn und Wein habe ich ihn versorgt! Was könnte ich also nun noch für dich tun, mein Sohn?« Da sagte Esau zu seinem Vater: »Hast du denn nur den einen Segen, mein Vater? Segne auch mich, mein Vater!« Und Esau begann laut zu weinen. Da antwortete ihm sein Vater Isaak mit den Worten: »Ach, ohne fetten ErdbodenA.Ü.: fern von den Fettgefilden (oder: Fruchtgefilden) der Erde. wird dein Wohnsitz sein und ohne Tau vom Himmel droben! Mittels deines Schwertes mußt du leben, und deinem Bruder sollst du dienstbar sein. Wenn du aber rüttelst, wirst du sein Joch dir vom Nacken abschütteln.« ee) Esau trachtet seinem Bruder nach dem Leben; Rebekkas NotbeschlußSo wurde denn Esau dem Jakob feind wegen des Segens, den sein Vater ihm erteilt hatte; und Esau dachte bei sich: »Bald werden die Tage der Trauer um meinen Vater kommen, dann will ich meinen Bruder Jakob totschlagen!« Als nun der Rebekka diese Äußerungen ihres älteren Sohnes Esau hinterbracht wurden, ließ sie ihren jüngeren Sohn Jakob rufen und sagte zu ihm: »Wisse: dein Bruder Esau sinnt auf Rache gegen dich und will dich totschlagen! Darum höre nun, was ich dir rate, mein Sohn! Mache dich auf, fliehe zu meinem Bruder Laban nach Haran und bleibe einige Zeit bei ihm, bis der Groll deines Bruders sich gelegt hat! Wenn dann sein Zorn gegen dich geschwunden ist und er vergessen hat, was du ihm angetan hast, dann will ich hinsenden und dich von dort zurückholen lassen. Warum soll ich euch beide an einem Tage verlieren?«Der Mörder würde der Blutrache verfallen. Hierauf sagte Rebekka zu Isaak: »Das Leben wird mir verleidet durch diese Hethiterinnen! Wenn auch Jakob sich solch eine Hethiterin zur Frau nähme, eine von den Töchtern des Landes, was hätte ich da noch vom Leben?« 3. Die Geschichte Jakobs und seiner Söhne (Kap. 28-50)a) Jakobs Flucht zu den Verwandten im fernen Haran; sein Traum und sein Gelübde in Bethela) Jakob begibt sich, von seinem Vater gesegnet, auf die WanderungDa ließ Isaak den Jakob rufen, segnete ihn und gebot ihm: »Du darfst dir keine Frau aus den Töchtern der Kanaanäer nehmen. Mache dich auf, gehe nach Nord-Mesopotamien zum Hause Bethuels, des Vaters deiner Mutter, und hole dir von dort eine Frau, eine von den Töchtern Labans, des Bruders deiner Mutter! Der allmächtige Gott aber segne dich, er mache dich fruchtbar und lasse dich zahlreich werden, so daß du zu einem Haufen von Völkern wirst! Und er gewähre dir den Segen Abrahams, dir und deinen Nachkommen mit dir, damit du das Land, in dem du bis jetzt als Fremdling gewohnt hast und das Gott dem Abraham verliehen hat, in Besitz nimmst.« So ließ Isaak den Jakob ziehen, und dieser machte sich auf den Weg nach Nord-Mesopotamien zu Laban, dem Sohne des Aramäers Bethuel, dem Bruder Rebekkas, der Mutter Jakobs und Esaus. b) Esaus neue Heirat mit einer Tochter IsmaelsAls nun Esau sah, daß Isaak den Jakob gesegnet und ihn nach Nord-Mesopotamien hatte ziehen lassen, damit er sich von dort eine Frau hole, und daß er ihn gesegnet und ihm die Weisung gegeben hatte, keine Frau von den Töchtern der Kanaanäer zu nehmen, und daß Jakob seinem Vater und seiner Mutter gehorsam gewesen und nach Nord-Mesopotamien gezogen war: da merkte Esau, daß die Töchter der Kanaanäer seinem Vater mißfielen. Darum begab er sich zu Ismael und nahm zu seinen Frauen noch eine andere Frau hinzu, nämlich Mahalath, die Tochter Ismaels, des Sohnes Abrahams, die Schwester Nebajoths. c) Jakobs Traum in Bethel von der HimmelsleiterAls Jakob aber von Beerseba aufgebrochen war und sich auf die Wanderschaft nach Haran begeben hatte, gelangte er an die (heilige) StätteGemeint ist die später hochheilige Örtlichkeit von Bethel. und blieb daselbst über Nacht; denn die Sonne war schon untergegangen. Er nahm also einen von den Steinen, die dort lagen, machte ihn zu seinem Kopflager und legte sich daselbst schlafen. Da hatte er einen Traum: er sah eine Leiter, die auf der Erde stand und mit ihrer Spitze bis an den Himmel reichte, und die Engel Gottes stiegen auf ihr hinauf und herab. Plötzlich stand dann der HERR auf ihr und sagte: »Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks; das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben; und deine Nachkommen sollen so zahlreich werden wie der Staub der Erde; und du sollst dich nach Westen und Osten, nach Norden und Süden hin ausbreiten, und in dir und in deinen Nachkommen sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden.A.Ü.: mit dir und deinen Nachkommen (d.h. mit deinem und deines Geschlechtes Namen) sollen sich alle Geschlechter der Erde segnen; vgl. 12,2-3. Und siehe, ich will mit dir sein und dich überall behüten, wohin du gehst, und will dich auch in dieses Land zurückbringen; denn ich will dich nicht verlassen, bis ich das ausgeführt habe, was ich dir verheißen habe.« d) Jakob weiht einen Denkstein als Anfang zu einem Gotteshause in BethelDa erwachte Jakob aus seinem Schlaf und sagte: »Wahrlich, der HERR ist an dieser Stätte gegenwärtig, ohne daß ich es wußte!« Da fürchtete er sich und rief aus: »Wie schaurig ist diese Stätte! Ja, hier ist das Haus Gottes und hier die Pforte des Himmels!« Am Morgen aber in aller Frühe stand Jakob auf, nahm den Stein, den er sich zum Lager für sein Haupt gemacht hatte, richtete ihn als Denksteinoder: Malstein (hebräisch Massebe), meist eine Steinsäule, durch die ein Ort als gottgeweiht bezeichnet wurde. auf und goß Öl oben darauf. Er gab dann jener Stätte den Namen ›Bethel‹ – vordem hatte die Ortschaft ›Lus‹ geheißen – und sprach hierauf folgendes Gelübde aus: »Wenn Gott mit mir ist und mich auf dem Wege, den ich jetzt gehen muß, behütet und mir Brot zur Nahrung und Kleidung zum Anziehen gibt und ich glücklich in mein Vaterhaus zurückkehre, so soll der HERR mein Gott sein, und dieser Stein, den ich als Denkstein aufgerichtet habe, soll zu einem Gotteshause werden, und von allem, was du mir geben wirst, will ich dir getreulich den Zehnten entrichten!« b) Jakobs Ankunft und erste Dienstzeit bei Laban in Haran; seine Verheiratung mit Lea und Rahela) Jakob am Brunnen zu Haran; sein Gespräch mit den HirtenHierauf setzte Jakob seine Wanderung fort und gelangte in das Land, das gegen Osten lag. Als er sich dort umsah, gewahrte er auf dem Felde einen Brunnen, an dem gerade drei Herden Kleinvieh lagerten; denn aus diesem Brunnen pflegte man die Herden zu tränken; über der Öffnung des Brunnens aber lag ein großer Stein. Diesen wälzte man erst dann, wenn alle Herden dort zusammengetrieben waren, von der Brunnenöffnung ab und tränkte das Kleinvieh; darauf legte man den Stein wieder zurück an seinen Platz über der Öffnung des Brunnens. Da sagte Jakob zu den Leuten: »Meine Brüder, woher seid ihr?« Sie antworteten: »Wir sind aus Haran.« Hierauf fragte er sie: »Kennt ihr Laban, den Sohn Nahors?« Sie antworteten: »Ja, den kennen wir.« Da fragte er sie: »Geht es ihm gut?« Sie erwiderten: »Ja; und da kommt gerade seine Tochter Rahel mit dem Kleinvieh!« Da sagte er: »Es ist ja noch hoch am Tage, und noch ist’s nicht die Zeit, das Vieh zusammenzutreiben; tränkt doch das Kleinvieh und laßt es dann wieder weiden!« Sie antworteten: »Das können wir nicht, bis alle Herden beisammen sind; dann erst wälzt man den Stein von der Öffnung des Brunnens ab, und wir tränken das Kleinvieh.« b) Jakobs Begrüßung mit Rahel und seine Aufnahme bei LabanWährend er noch mit ihnen redete, war Rahel mit dem Kleinvieh ihres Vaters herangekommen; denn sie war eine Hirtin. Sobald nun Jakob Rahel, die Tochter seines Oheims Laban, und das Kleinvieh seines Oheims Laban erblickt hatte, trat er hinzu, wälzte den Stein von der Brunnenöffnung ab und tränkte das Kleinvieh seines Oheims Laban. Dann küßte er Rahel, weinte laut und teilte ihr mit, daß er ein Neffe ihres Vaters, und zwar ein Sohn Rebekkas, sei; da eilte sie weg und berichtete es ihrem Vater. Als nun Laban die Nachricht über Jakob, den Sohn seiner Schwester, vernahm, lief er ihm entgegen, umarmte und küßte ihn und führte ihn in sein Haus; da erzählte er dem Laban seine ganze Lebensgeschichte. c) Jakob tritt bei Laban in Dienst; bei der Werbung um Rahel durch die Unterschiebung Leas von Laban getäuscht, dient er nochmals sieben Jahre um RahelLaban aber sagte zu ihm: »Fürwahr, du bist von meinem Fleisch und Bein.«d.h. du bist ein zu mir gehöriger Blutsverwandter.Als Jakob nun einen Monat lang bei Laban geblieben war, sagte dieser zu ihm: »Du bist doch mein Verwandter: solltest du da umsonst für mich arbeiten? Laß mich wissen, was dein Lohn sein soll!« Nun hatte Laban zwei Töchter: die ältere hieß Lea, die jüngere Rahel; Lea hatte matte Augen, während Rahel schön von Gestalt und schön von Angesicht war. Daher hatte Jakob die Rahel liebgewonnen und sagte: »Ich will dir sieben Jahre lang um deine jüngere Tochter Rahel dienen.« Laban antwortete: »Es ist besser, ich gebe sie dir als einem fremden Manne: bleibe also bei mir!« So diente denn Jakob um Rahel sieben Jahre, und diese kamen ihm wie wenige Tage vor: so lieb hatte er Rahel. Hierauf sagte Jakob zu Laban: »Meine Zeit ist abgelaufen: gib mir nun meine Frau, damit ich mich mit ihr verheirate.« Da lud Laban alle Einwohner des Ortes ein und veranstaltete ein Festmahl; am Abend aber nahm er seine Tochter Lea und brachte sie zu ihm hinein, und er wohnte ihr bei; und Laban gab seiner Tochter Lea seine Magd Silpa zur Leibmagd. Am andern Morgen aber stellte es sich heraus, daß es Lea war. Als er nun zu Laban sagte: »Was hast du mir da angetan! Habe ich nicht um Rahel bei dir gedient? Warum hast du mich betrogen?«, antwortete Laban: »Hierzulande ist es nicht Sitte, die jüngere Tochter vor der älteren wegzugeben. Bringe die Brautwoche mit dieser zu Ende, dann soll dir auch die andere gegeben werden für den Dienst, den du mir noch weitere sieben Jahre leisten mußt.« Jakob willigte ein und hielt die Brautwoche mit Lea aus; dann gab Laban ihm auch seine Tochter Rahel zur Frau; und Laban gab seiner Tochter Rahel seine Magd Bilha zur Leibmagd. Jakob ging nun auch zu Rahel ein, hatte aber Rahel lieber als Lea; er blieb dann noch weitere sieben Jahre bei Laban im Dienst. c) Jakobs Kindersegen; sein wachsender Reichtum und seine letzten Dienstjahre bei Labana) Leas vier erste SöhneAls nun der HERR sah, daß Lea ungeliebt war, machte er sie fruchtbar, während Rahel kinderlos blieb. Lea wurde also guter Hoffnung und gebar einen Sohn, den sie Ruben nannte; »denn«, sagte sie, »der HERR hat mein Elend angesehen; ja, nun wird mein Mann mich liebgewinnen«. Hierauf wurde sie wieder guter Hoffnung, und als sie einen Sohn geboren hatte, sagte sie: »Weil der HERR gehört hat, daß ich ungeliebt bin, hat er mir auch diesen Sohn gegeben«; darum nannte sie ihn Simeon. Als sie dann wieder guter Hoffnung geworden war und einen Sohn gebar, sagte sie: »Nun endlich wird mein Mann mir anhangen, denn ich habe ihm drei Söhne geboren«; darum nannte sie ihn Levi. Hierauf wurde sie nochmals guter Hoffnung und gebar einen Sohn; da sagte sie: »Diesmal will ich den HERRN preisen!« Darum nannte sie ihn Juda. Danach bekam sie kein Kind mehr. b) Die zwei Söhne der Bilha, der Leibmagd RahelsAls nun Rahel sah, daß sie dem Jakob keine Kinder gebar, wurde sie auf ihre Schwester neidisch und sagte zu Jakob: »Schaffe mir Kinder, oder ich sterbe!« Da geriet Jakob in Zorn gegen Rahel und sagte: »Stehe ich etwa an Gottes Statt, der dir Kindersegen versagt hat?« Da erwiderte sie: »Hier hast du meine Leibmagd Bilha; gehe zu ihr ein, damit sie auf meinen Knien gebiertd.h. Mutter eines Kindes wird, das ich alsdann als mein eigenes annehmen will; vgl. 50,23. und auch ich durch sie zu Kindern komme!« So gab sie ihm ihre Leibmagd Bilha zum (Neben-) Weib, und Jakob ging zu ihr ein; da wurde Bilha guter Hoffnung und gebar dem Jakob einen Sohn. Rahel aber sagte: »Gott hat mich mein Recht finden lassen und auch meine Bitte erhört und mir einen Sohn geschenkt!« Darum gab sie ihm den Namen Dan. Hierauf wurde Bilha, die Leibmagd Rahels, wieder guter Hoffnung und gebar dem Jakob einen zweiten Sohn. Da sagte Rahel: »Gotteskämpfed.h. Kämpfe mit Gottes Hilfe. habe ich mit meiner Schwester gekämpft und habe auch gesiegt!« Darum nannte sie ihn Naphthali. c) Die zwei Söhne der Silpa, der Leibmagd LeasAls nun Lea sah, daß sie nicht mehr Mutter wurde, nahm sie ihre Leibmagd Silpa und gab sie dem Jakob zum (Neben-) Weibe. So gebar denn Silpa, die Leibmagd Leas, dem Jakob einen Sohn. Da sagte Lea: »Glückauf!« und gab ihm den Namen Gad. Hierauf gebar Silpa, die Leibmagd Leas, dem Jakob noch einen zweiten Sohn. Da sagte Lea: »Ich Glückliche! Ja, glücklich werden mich die Töchter des Volkes preisen!« Darum nannte sie ihn Asser. d) Die Wirkung der Liebesäpfel; die letzten Kinder der LeaAls nun Ruben einmal in den Tagen der Weizenernte ausging, fand er Liebesäpfel auf dem Felde und brachte sie seiner Mutter Lea. Da sagte Rahel zu Lea: »Gib mir doch einige von den Liebesäpfeln deines Sohnes!« Aber sie antwortete ihr: »Ist es nicht genug, daß du mir meinen Mann genommen hast? Willst du mir nun auch noch die Liebesäpfel meines Sohnes nehmen?« Darauf antwortete Rahel: »So mag Jakob denn diese Nacht bei dir verbringen zum Entgelt für die Liebesäpfel deines Sohnes!« Als Jakob nun am Abend vom Felde heimkam, ging Lea hinaus ihm entgegen und sagte: »Zu mir mußt du eingehen; denn ich habe dich um vollen Preis mit den Liebesäpfeln meines Sohnes erkauft!« So verbrachte er denn jene Nacht bei ihr; und Gott erhörte die Bitte der Lea, so daß sie guter Hoffnung wurde und dem Jakob einen fünften Sohn gebar. Da sagte Lea: »Gott hat mir meinen Lohn dafür gegeben, daß ich meine Leibmagd meinem Manne überlassen habe«; darum gab sie ihm den Namen Issaschar. Hierauf wurde Lea noch einmal guter Hoffnung und gebar dem Jakob einen sechsten Sohn. Da sagte Lea: »Gott hat mich mit einem schönen Geschenk bedacht: nun endlich wird mein Mann bei mir wohnen; denn ich habe ihm sechs Söhne geboren!« Darum nannte sie ihn Sebulon. Später gebar sie noch eine Tochter, die sie Dina nannte. ee) Rahel wird die Mutter JosephsNun dachte Gott auch an Rahel: Gott erhörte sie und vergönnte ihr Mutterfreuden; sie wurde guter Hoffnung und gebar einen Sohn. Da sagte sie: »Gott hat meine Schmach hinweggenommen!« Darum gab sie ihm den Namen Joseph, indem sie sagte: »Der HERR möge mir noch einen Sohn hinzufügen!« ff) Jakobs neuer Dienstvertrag mit LabanAls nun Rahel den Joseph geboren hatte, sagte Jakob zu Laban: »Laß mich ziehen! Ich möchte in meine Heimat und in mein Vaterland zurückkehren. Gib mir meine Frauen und meine Kinder, um die ich dir gedient habe, damit ich hinziehen kann; du weißt ja selbst, welche Dienste ich dir geleistet habe.« Da antwortete ihm Laban: »Erweise mir doch eine Liebe! Es ist mir klargeworden, daß der HERR mich um deinetwillen gesegnet hat.« Dann fuhr er fort: »Bestimme nur den Lohn, den du von mir verlangst, so will ich ihn dir geben.« Da antwortete er ihm: »Du weißt selbst, wie ich dir gedient habe und was aus deinem Viehbesitz unter meiner Hut geworden ist. Du besaßest ja vor meiner Ankunft nur wenig; aber nun hat er sich gewaltig vermehrt, und der HERR hat dich bei allem, was ich unternommen habe, gesegnet. Nun aber – wann soll auch ich für meine Familie sorgen?« Da fragte jener: »Was soll ich dir geben?« Jakob antwortete: »Du brauchst mir gar nichts zu geben! Wenn du nur auf folgenden Vorschlag von mir eingehst, so will ich dein Kleinvieh von neuem weiden und hüten: ich will heute durch dein sämtliches Kleinvieh hindurchgehen, indem ich daraus alle gesprenkelten und gefleckten Tiere und überdies jedes dunkelfarbige Stück unter den Schaflämmern und alle gefleckten und gesprenkelten Ziegen absondere; und nur solche Tiere sollen mein Lohn sein. Und darin soll an irgendeinem künftigen Tage meine Ehrlichkeit sich klar erweisen: Wenn du kommst, um dir meinen Lohn anzusehen, so soll jedes Stück, das unter den Ziegen nicht gesprenkelt oder gefleckt und unter den Schafen nicht dunkelfarbig ist, als von mir gestohlen gelten.« Da sagte Laban: »Gut! Dein Vorschlag soll gelten!« gg) Jakob gelangt durch List zu großem ViehbesitzEr sonderte dann noch an demselben Tage die gestreiften und gefleckten Ziegenböcke und alle gesprenkelten und gefleckten Ziegen ab, jedes Stück, woran nur etwas Weißes war, und alles, was unter den Schafen dunkelfarbig war, und übergab diese Tiere der Hut seiner Söhne. Sodann setzte er einen Zwischenraum von drei Tagereisen zwischen sich und Jakob fest; Jakob aber blieb als Hirt bei dem übrigen Kleinvieh Labans. Nun holte sich Jakob frische Stäbe von Weißpappeln sowie von Mandelbäumen und Platanen und schälte an ihnen weiße Streifen heraus, indem er das Weiße an den Stäben bloßlegte; dann stellte er die Stäbe, die er geschält hatte, in die Wassertröge, in die Wassertränkrinnen, zu denen das Kleinvieh zum Trinken zu kommen pflegte, gerade vor die Tiere hin. Wenn dann die Tiere, die zur Tränke kamen, brünstig wurden und sich vor den Stäben begatteten, so brachten sie gestreifte, gesprenkelte und gefleckte Junge zur Welt. Jakob sonderte dann die Lämmer ab und richtete die Blicke der Tiere auf das GestreifteA.Ü.: und machte zum Vortrab der Herde das Gestreifte. und alles Dunkelfarbige unter dem Kleinvieh Labans und legte (so) für sich besondere Herden an, die er nicht zu dem Kleinvieh Labans tat. Und sooft fortan das kräftige Kleinvieh brünstig wurde, stellte Jakob die Stäbe den Tieren vor die Augen in die Wassertröge, damit sie sich vor den Stäben begatteten; wenn dagegen die Tiere schwächlich waren, stellte er sie nicht hin; so kam es, daß die schwächlichen Tiere dem Laban, die kräftigen aber dem Jakob zuteil wurden. So wurde er ein außerordentlich reicher Mann, und er erwarb sich große Herden, auch Mägde und Knechte, Kamele und Esel. d) Jakob trennt sich von Laban, um nach Kanaan zurückzukehrena) Die Anlässe zu Jakobs FluchtDa erhielt Jakob Kunde von den Äußerungen der Söhne Labans, die da sagten: »Jakob hat das ganze Hab und Gut unsers Vaters an sich gebracht und seinen ganzen jetzigen Reichtum aus dem Besitz unsers Vaters gewonnen.« Zugleich merkte Jakob an Labans Gesichtsausdruck wohl, daß er gegen ihn nicht mehr so gesinnt war wie früher. Da sagte der HERR zu Jakob: »Kehre in das Land deiner Väter und zu deiner Verwandtschaft zurück; ich will mit dir sein!« b) Jakobs Beratung mit seinen FrauenDa sandte Jakob hin, ließ Rahel und Lea auf das Feld zu seiner Herde rufen und sagte zu ihnen: »Ich sehe es dem Gesicht eures Vaters an, daß er gegen mich nicht mehr so gesinnt ist wie früher, obgleich doch der Gott meines Vaters mit mir gewesen ist. Ihr selbst wißt ja, daß ich eurem Vater mit meiner ganzen Kraft gedient habe; doch euer Vater hat mich betrogen und mir den Lohn schon zehnmal abgeändert, Gott aber hat ihm nicht gestattet, mir Schaden zuzufügen. Sooft er nämlich sagte: ›Die gesprenkelten Tiere sollen dein Lohn sein!‹, warf die ganze Herde gesprenkelte Lämmer, und sooft er sagte: ›Die gestreiften Tiere sollen dein Lohn sein!‹, warf die ganze Herde gestreifte Lämmer. So hat Gott eurem Vater den Viehbesitz genommen und ihn mir gegeben. In der Brunstzeit des Kleinviehs nämlich hob ich meine Augen auf und sah im Traume, wie die Böcke, welche das Kleinvieh belegten, gestreift, gesprenkelt und getüpfelt waren. Der Engel Gottes aber sagte im Traume zu mir: ›Jakob!‹ Ich antwortete: ›Hier bin ich!‹ Da sagte er: ›Hebe doch deine Augen auf und sieh: alle Böcke, die das Kleinvieh belegen, sind gestreift, gesprenkelt und getüpfelt! Denn ich habe alles gesehen, was Laban dir angetan hat. Ich bin der Gott von Bethel, wo du einen Denkstein gesalbt und wo du mir ein Gelübde getan hast. Mache dich jetzt auf, verlaß dieses Land und kehre in dein Heimatland zurück!‹« Da antworteten ihm Rahel und Lea mit den Worten: »Haben wir etwa noch ein Teil und Erbe im Hause unsers Vaters? Haben wir ihm nicht als Fremde gegolten? Er hat uns ja verhandelt und den Erlös für uns längst vollständig verbraucht. Ja, der ganze Reichtum, den Gott unserm Vater entzogen hat, gehört uns und unsern Söhnen. Tu also nun alles, was Gott dir geboten hat!« c) Jakobs Flucht und Labans VerfolgungDa machte Jakob sich auf, setzte seine Kinder und seine Frauen auf die Kamele und nahm sein sämtliches Vieh und all sein Hab und Gut mit, das er erworben hatte, das Vieh, das ihm gehörte, das er in Nord-Mesopotamien erworben hatte, um sich zu seinem Vater Isaak nach dem Lande Kanaan zu begeben. Während aber Laban hingegangen war, um seine Schafe zu scheren, entwandte Rahel das Bild des Hausgottesoder: Hausgötzen. Die Bedeutung des hebräischen Wortes Therephim ist strittig. Wahrscheinlich bezeichnet es das Bild eines Hausgottes oder Hausgötzen, durch dessen Befragung man Aufschluß über die Zukunft zu erhalten suchte (vgl. Ri 17,5; 1.Sam 19,13). ihres Vaters; und auch Jakob täuschte den Aramäer Laban, insofern er ihm nichts davon mitteilte, daß er sich heimlich entfernen wollte. Er entfloh also mit allem, was ihm gehörte, und machte sich auf den Weg; er setzte über den Euphratstrom und schlug den Weg nach dem Gebirge Gilead ein. Erst am dritten Tage erfuhr Laban, daß Jakob entflohen war. Da nahm er seine Stammesgenossen mit sich, verfolgte ihn sieben Tagereisen weit und holte ihn am Gebirge Gilead ein. Aber Gott erschien dem Aramäer Laban nachts im Traum und sagte zu ihm: »Hüte dich wohl, mit Jakob anders als freundlich zu reden!«W.: mit Jakob vom Guten weg zum Bösen hin zu reden. d) Labans Strafrede und HaussuchungAls nun Laban den Jakob eingeholt hatte – Jakob hatte aber sein Zelt auf dem Berge aufgeschlagen, und auch Laban lagerte sich mit seinen Stammesgenossen im Gebirge Gilead –, da sagte Laban zu Jakob: »Warum hast du es unternommen, mich zu täuschen, und hast meine Töchter wie Kriegsgefangene entführt? Warum bist du heimlich entflohen und hast mich hintergangen und mir nichts davon mitgeteilt – ich hätte dir sonst mit Sang und Klang, mit Paukenschall und Saitenspiel das Geleit gegeben – und hast mir nicht einmal verstattet, meine Enkel und Töchter (zum Abschied) zu küssen? Ja, du hast töricht gehandelt! Es stände nun wohl in meiner Macht, dir übel mitzuspielen; aber der Gott deines Vaters hat gestern nacht zu mir gesagt: ›Hüte dich ja davor, mit Jakob anders als freundlich zu reden!‹ Nun gut, du bist von mir weggegangen, weil du so starke Sehnsucht nach dem Hause deines Vaters hattest; aber warum hast du mir meinen (Haus-) Gott gestohlen?« Da antwortete Jakob dem Laban: »(Ich bin geflohen) weil ich mich fürchtete; denn ich dachte, du würdest mir deine Töchter entreißen. Bei wem du aber dein Götterbild findest, der soll nicht am Leben bleiben! Durchsuche im Beisein unserer Stammesgenossen alles, was ich bei mir habe, und nimm das an dich, was dir gehört!« Jakob wußte nämlich nicht, daß Rahel (das Götterbild) entwandt hatte. Da ging Laban in Jakobs Zelt und in Leas Zelt und in das Zelt der beiden Mägde, fand aber nichts. Aus dem Zelt der Lea ging er dann in das Zelt der Rahel. Diese hatte aber das Götterbild genommen und es in den Sattelkorb des Kamels gelegt und sich daraufgesetzt. Laban durchsuchte nun das ganze Zelt, fand aber nichts. Sie hatte nämlich zu ihrem Vater gesagt: »O Herr, sei nicht ungehalten darüber, daß ich vor dir nicht aufstehen kann! Ich bin eben unwohl nach der Frauen Weise.« So hatte er denn trotz seines Suchens das Götterbild nicht gefunden. ee) Jakobs AnklageredeNunmehr geriet Jakob in Zorn und machte Laban laute Vorwürfe mit den Worten: »Was habe ich nun verbrochen, was verschuldet, daß du mich so hitzig verfolgt hast? Du hast nun all meinen Hausrat durchstöbert: was hast du denn von deinem gesamten Hausrat gefunden? Lege es hierher vor meine und deine Stammesgenossen: sie sollen entscheiden, wer von uns beiden im Recht ist! Zwanzig Jahre bin ich jetzt bei dir gewesen: deine Mutterschafe und deine Ziegen haben nie fehlgeworfen, und von den Böcken deines Kleinviehs habe ich keinen gegessen. Wenn ein Stück Vieh (von wilden Tieren) zerrissen war, habe ich es nicht zu dir bringen dürfen, nein, ich habe es ersetzen müssen: von mir hast du es gefordert, mochte es bei Tage oder in der Nacht geraubt sein. So ging es mir: bei Tage kam ich vor Hitze um und nachts vor Frost, und kein Schlaf kam in meine Augen. Jetzt sind es zwanzig Jahre, daß ich dir in deinem Hause gedient habe: vierzehn Jahre um deine beiden Töchter und sechs Jahre bei deinem Kleinvieh; und zehnmal hast du mir den Lohn abgeändert. Wenn nicht der Gott meines Vaters, der Gott Abrahams, den auch Isaak verehrt,W.: und die Furcht (oder: der Schrecken) Isaaks, d.h. der, den Isaak fürchtet. auf meiner Seite gestanden hätte, ja, dann hättest du mich jetzt mit leeren Händen ziehen lassen! Aber Gott hat mein Elend und die mühselige Arbeit meiner Hände gesehen und gestern nacht sein Urteil abgegeben!« ff) Labans Antwort; der Friedensvertrag zwischen ihm und JakobDa gab Laban dem Jakob zur Antwort: »Die Töchter sind meine Töchter, und die Kinder sind meine Kinder, das Vieh ist mein Vieh, und alles, was du hier siehst, gehört mir! Aber was könnte ich heute noch für diese meine Töchter tun oder für ihre Kinder, die sie geboren haben? So komm denn, laß uns beide einen Vertrag miteinander schließen, der soll als Zeuge zwischen mir und dir dienen!« Hierauf nahm Jakob einen Stein und richtete ihn als Denkstein auf; dann sagte er zu seinen Stammesgenossen: »Lest Steine zusammen!« Da holten sie Steine und machten einen Haufen davon; dann hielten sie dort auf dem Steinhaufen ein Mahl. Und Laban nannte ihn ›Jegar-Sahadutha‹, Jakob aber nannte ihn ›Galed‹. Darauf sagte Laban: »Dieser Steinhaufe ist heute ein Zeuge zwischen mir und dir!« Darum nannte er ihn ›Galed‹; und den Denkstein, den er aufgerichtet hatte, nannte er ›Mizpa‹, indem er sagte: »Der HERR sei Wächter zwischen mir und dir, wenn wir einander aus den Augen gekommen sind! Solltest du je meine Töchter schlecht behandeln oder noch andere Frauen zu meinen Töchtern hinzunehmen, wenn dann auch kein Mensch bei uns sein sollte – bedenke wohl: Gott ist Zeuge zwischen mir und dir!« Weiter sagte Laban zu Jakob: »Siehe, der Steinhaufe hier und der Denkstein hier, den ich zwischen mir und dir aufgerichtet habe: dieser Steinhaufe soll ein Zeuge und der Denkstein hier ein Zeugnis sein, daß weder ich über diesen Steinhaufen zu dir hinausgehen darf, noch du über diesen Steinhaufen und diesen Denkstein zu mir in böser Absicht hinausgehen darfst. Der Gott Abrahams und der Gott Nahors sollen Richter zwischen uns sein, der Gott je ihres Stammvaters!« Als dann Jakob bei dem Gott, den sein Vater Isaak verehrte, geschworen hatte, brachte er ein Schlachtopfer auf dem Berge dar und lud seine Stammesgenossen zur Teilnahme am Mahl ein. So hielten sie denn das Mahl und übernachteten auf dem Berge. gg) Labans AbschiednahmeAm andern Morgen aber in der Frühe küßte Laban seine Enkel und seine Töchter und nahm Abschied von ihnen; dann brach er auf und kehrte an seinen Wohnort zurück. e) Jakobs Botschaft an Esau; seine Verzagtheit, sein Gebet und Gottes nächtliches Ringen mit ihma) Dem Jakob erscheinen Engel bei seinem Eintritt in das VerheißungslandAls nun auch Jakob seines Weges zog, begegneten ihm Engel Gottes. Sobald Jakob sie erblickte, sagte er: »Hier ist Gottes Heerlager!« Darum nannte er jenen Ort ›Mahanaim‹. b) Jakob sendet Boten an Esau mit demütiger Bitte und teilt seinen Zug aus Angst vor Esau in zwei TeileHierauf sandte Jakob Boten voraus an seinen Bruder Esau nach der Landschaft Seir, ins Gebiet der Edomiter, und gab ihnen folgenden Auftrag: »So sollt ihr zu meinem Herrn, zu Esau, sagen: ›Dein Knecht Jakob läßt dir folgendes melden: Ich habe bei Laban in der Fremde gelebt und mich bis jetzt dort aufgehalten; ich habe mir dort Rinder und Esel, Kleinvieh, Knechte und Mägde erworben und sende nun Boten, um es meinem Herrn mitzuteilen, damit ich Gnade in deinen Augen finde.‹« Die Boten kehrten dann zu Jakob zurück mit der Meldung: »Wir sind zu deinem Bruder Esau gekommen, und er zieht dir auch schon in Begleitung von vierhundert Mann entgegen.« Da geriet Jakob in große Angst, und es wurde ihm bange; er teilte daher die Leute, die er bei sich hatte, und ebenso das Kleinvieh sowie die Rinder und Kamele in zwei Heere; denn er dachte: »Wenn Esau den einen Zug überfällt und niederschlägt, so wird doch der andere Zug entrinnen können.« c) Jakobs Gebet um HilfeDann betete Jakob: »Gott meines Vaters Abraham und meines Vaters Isaak, HERR, der du mir geboten hast: ›Kehre in dein Vaterland und zu deiner Verwandtschaft zurück, ich will dir Gutes tun‹ – ich bin zu gering für all die Gnadenerweise und all die Treue, die du deinem Knecht erwiesen hast! Denn nur mit meinem Wanderstabe bin ich (einst) über den Jordan dort gezogen und bin jetzt zu zwei Heeren geworden. Ach, errette mich nun aus der Hand meines Bruders, aus der Hand Esaus! Denn ich bin in Angst vor ihm, daß er kommt und uns erschlägt, die Mütter samt den Kindern! Du hast mir doch verheißen: ›Gewiß, ich will dir Gutes tun und deine Nachkommen so zahlreich werden lassen, daß sie sind wie der Sand am Meer, den man vor Menge nicht zählen kann.‹« d) Abordnung neuer Boten an Esau mit GeschenkenEr blieb dann in jener Nacht dort und wählte aus dem Vieh, das ihm gerade zur Hand war, ein Geschenk für seinen Bruder Esau aus, nämlich zweihundert Ziegen und zwanzig Böcke, zweihundert Mutterschafe und zwanzig Widder, dreißig säugende Kamele nebst ihren Füllen, vierzig junge Kühe und zehn junge Stiere, zwanzig Eselinnen und zehn Eselfüllen. Er übergab diese seinen Knechten, jede Herde besonders, und befahl seinen Knechten: »Zieht vor mir her und laßt einen Abstand zwischen den einzelnen Herden!« Dann gab er dem ersten folgende Weisung: »Wenn mein Bruder Esau dir begegnet und dich fragt: ›Wem gehörst du, und wohin willst du, und wem gehören die Tiere, die du da treibst?‹, so antworte: ›Sie gehören deinem Knecht Jakob; es ist das ein Geschenk, das er meinem Herrn Esau sendet; er selbst kommt gleich hinter uns her.‹« Dieselbe Weisung gab er auch dem zweiten und dem dritten und allen anderen, welche die Herden trieben, nämlich: »Ganz ebenso sollt ihr zu Esau sagen, wenn ihr ihm begegnet, und sollt weiter sagen: ›Dein Knecht Jakob kommt selbst gleich hinter uns her.‹« Er dachte nämlich: »Ich will ihn durch das Geschenk versöhnen, das mir vorauszieht; erst dann will ich ihm selber vor die Augen treten; vielleicht nimmt er mich dann freundlich an.« So zog also das Geschenk vor ihm her, während er selbst jene Nacht im Lager zubrachte. ee) Jakob läßt die Seinen den Jabbok überschreiten; Gottes nächtlicher Ringkampf mit ihm; sein neuer Name IsraelEr machte sich aber noch in derselben Nacht auf, nahm seine beiden Frauen und seine beiden Leibmägde samt seinen elf Söhnen und setzte über die Furt des Jabbok. Er nahm sie also und ließ sie über den Fluß fahren, und als er dann auch alle seine Habe hinübergebracht hatte, blieb er allein zurück. Da rang ein Mann mit ihm bis zum Aufgang der Morgenröte. Als dieser nun sah, daß er ihn nicht bezwingen konnte, gab er ihm einen Schlag auf das Hüftgelenk; dadurch wurde Jakobs Hüftgelenk während seines Ringens mit ihm verrenkt. Da sagte jener: »Laß mich los, denn die Morgenröte ist schon heraufgezogen!« Jakob aber antwortete: »Ich lasse dich nicht los, bevor du mich gesegnet hast.« Da fragte jener ihn: »Wie heißt du?« Er antwortete: »Jakob.« Da sagte er: »Du sollst hinfort nicht mehr Jakob heißen, sondern ›Israel‹; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und bist Sieger geblieben.« Da richtete Jakob die Bitte an ihn: »Teile mir doch deinen Namen mit!« Er aber erwiderte: »Warum willst du meinen Namen wissen?« Hierauf segnete er ihn dort. Jakob nannte dann jenen Ort ›Pniel‹; »denn«, sagte er, »ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen und bin doch am Leben geblieben«. Als er dann an Pniel vorübergezogen war, ging ihm die Sonne auf; er hinkte aber an seiner Hüfte. Darum essen die Israeliten bis auf den heutigen Tag den Muskel nicht, der über der Hüftpfanne liegt, weil er dem Jakob einen Schlag auf die Hüftpfanne, den Hüftmuskel, versetzt hatte. f) Jakobs Aussöhnung mit Esau; seine Niederlassung bei Sichema) Jakobs Demut und Esaus HerzlichkeitAls nun Jakob aufblickte und seinen Bruder Esau mit vierhundert Mann herankommen sah, verteilte er die Kinder auf Lea, auf Rahel und auf die beiden Leibmägde, und zwar stellte er die Leibmägde mit ihren Kindern vornan, dann Lea mit ihren Kindern hinter sie und Rahel mit Joseph zuletzt. Er selbst aber ging vor ihnen her und verneigte sich siebenmal bis zur Erde, bis er nahe an seinen Bruder herangekommen war. Esau aber eilte ihm entgegen und umarmte ihn, fiel ihm um den Hals und küßte ihn, und sie weinten beide. Als Esau dann aufblickte und die Frauen mit den Kindern gewahrte, fragte er: »Wer sind diese da bei dir?« Er antwortete: »Es sind die Kinder, mit denen Gott deinen Knecht gesegnet hat.« Da traten die beiden Leibmägde mit ihren Kindern herzu und verneigten sich; dann trat auch Lea mit ihren Kindern herzu, indem sie sich verneigten; zuletzt traten Joseph und Rahel herzu und verneigten sich. Hierauf fragte Esau weiter: »Was hat denn dieser ganze Zug (des Viehs) zu bedeuten, auf den ich gestoßen bin?« Jakob antwortete: »Ich wollte dadurch die Gunst meines Herrn gewinnen.« Da sagte Esau: »Ich habe Besitz genug, lieber Bruder: behalte, was dir gehört!« Aber Jakob erwiderte: »Ach nein! Wenn du mir eine Liebe erweisen willst, so nimm mein Geschenk von mir an! Denn als ich dein Angesicht sah, war es mir, als hätte ich Gottes Angesicht gesehen: so freundlich hast du mich angesehen. Nimm doch mein Bewillkommnungsgeschenk an, das dir überbracht worden ist! Gott hat mich ja reich gesegnet, und ich habe alles vollauf.« So nötigte er ihn mit Bitten, bis er es annahm. b) Jakob lehnt das Geleit Esaus ab; dieser kehrt nach Seir zurückHierauf sagte Esau: »Laß uns nun aufbrechen und weiterziehen! Ich will vor dir herziehen.« Aber Jakob antwortete ihm: »Mein Herr sieht selbst, daß die Kinder noch zart sind und daß ich noch Bedacht auf die säugenden Schafe und Kühe nehmen muß; wenn man diese auch nur einen Tag übertriebe, so würde die ganze Herde zugrunde gehen. Mein Herr wolle doch seinem Knecht vorausziehen; ich aber will ganz langsam weiterziehen, wie eben das Vieh, das ich zu treiben habe, und die Kinder fortkommen können, bis ich zu meinem Herrn nach Seir gelange.« Da sagte Esau: »So will ich wenigstens einen Teil meiner Leute bei dir zurücklassen.« Doch er antwortete: »Wozu das? Möchte ich nur Gnade in den Augen meines Herrn finden!« So kehrte denn Esau an jenem Tage um und zog seines Weges nach Seir zurück. c) Jakob zieht nach Sukkoth weiter und läßt sich bei Sichem niederJakob aber brach nach Sukkoth auf, wo er sich ein Haus baute und für sein Vieh Ställe errichtete; daher erhielt der Ort den Namen Sukkoth. Darauf kam Jakob bei seiner Rückkehr aus Nord-Mesopotamien wohlbehalten nach der Stadt Sichem, die im Lande Kanaan liegt, und schlug dort östlich von der Stadt sein Lager auf. Das Stück Land aber, auf dem er sein Zelt aufgeschlagen hatte, kaufte er von den Söhnen Hemors, des Vaters Sichems, für hundert Silberstückegenau »Kesita«, ein Silberstück von unbekanntem Wert.; und er baute dort einen Altar, den er ›Allgott ist der Gott Israels‹ nannte. g) Dinas Entehrung durch den Hewiter Sichem; das Blutbad in Sichem als Rache der Brüder Dinasa) Sichems Vergehen an Dina und sein darauffolgendes ehrenwertes VerhaltenAls Dina, die Tochter Jakobs, welche Lea ihm geboren hatte, einst ausging, um sich unter den Mädchen des Landes umzusehen, da sah Sichem sie, der Sohn des Hewiters Hemor, des Landesfürsten; der ergriff sie und tat ihr Gewalt an. Sein Herz hing aber an Dina, der Tochter Jakobs; er gewann das Mädchen lieb und redete ihr freundlich zu. Er sagte daher zu seinem Vater Hemor: »Nimm mir dieses Mädchen zur Frau!« Nun hatte Jakob zwar von der Entehrung seiner Tochter Dina Kunde erhalten; weil aber seine Söhne gerade bei seinem Vieh auf dem Felde waren, verhielt er sich ruhig, bis sie heimkamen. b) Hemor wirbt um Dina bei den Söhnen JakobsDa begab sich Hemor, der Vater Sichems, zu Jakob hinaus, um mit ihm zu reden. Als nun die Söhne Jakobs vom Felde heimgekommen waren und von dem Vorfall hörten, fühlten die Männer sich schwer gekränkt und gerieten in lodernden Zorn; denn eine Schandtat hatte Sichem an Israel durch die Entehrung der Tochter Jakobs verübt: derartiges hätte nicht geschehen dürfen! Da sprach sich Hemor folgendermaßen gegen sie aus: »Mein Sohn Sichem hat sein Herz an eure Tochter gehängt; gebt sie ihm doch zur Frau und verschwägert euch (überhaupt) mit uns: gebt uns eure Töchter und nehmt euch die unsrigen und bleibt bei uns wohnen! Das Land soll euch zur Verfügung stehen: bleibt darin wohnen und durchzieht es und macht euch darin ansässig!« Sichem aber sagte zu ihrem Vater und zu ihren Brüdern: »Gewährt mir doch meine Bitte! Alles, was ihr von mir verlangt, will ich geben! Mögt ihr auch noch so viel als Heiratsgabe und Brautgeschenk von mir fordern: ich will euch geben, soviel ihr von mir verlangt; nur gebt mir das Mädchen zur Frau!« c) Die Forderung der Söhne Jakobs wird von den Sichemiten angenommen und ausgeführtDa gaben die Söhne Jakobs dem Sichem und seinem Vater Hemor eine arglistige Antwort – es redeten nämlich die, deren Vollschwester Dina er entehrt hatteGemeint sind Simeon und Levi (vgl. V.25). –; sie sagten nämlich zu ihnen: »Darauf können wir uns nicht einlassen, unsere Schwester einem unbeschnittenen Manne zu geben; denn das wäre eine Schande für uns. Nur unter der Bedingung wollen wir euch zu Willen sein, wenn ihr so werden wollt, wie wir sind, nämlich wenn alles, was männlichen Geschlechts bei euch ist, sich beschneiden läßt. In diesem Falle wollen wir euch unsere Töchter geben und auch eure Töchter uns zu Frauen nehmen und wollen bei euch wohnen bleiben und zu einem Volk mit euch werden. Wollt ihr aber auf unsern Vorschlag, euch beschneiden zu lassen, nicht eingehen, so nehmen wir unsere Tochter und ziehen von hier weg.« Ihr Vorschlag gefiel dem Hemor und seinem Sohne Sichem, und der junge Mann zögerte nicht, darauf einzugehen; denn er war in die Tochter Jakobs verliebt; auch war er der Angesehenste in der ganzen Familie seines Vaters. So gingen denn Hemor und sein Sohn Sichem auf den MarktplatzW.: in das Tor (oder: zum Tor). ihrer Stadt, besprachen sich mit ihren Mitbürgern und sagten: »Diese Männer sind friedlich gegen uns gesinnt; so mögen sie bei uns im Lande wohnen bleiben und darin umherziehen; das Land ist ja groß genug für sie nach allen Seiten hin. Wir wollen uns ihre Töchter zu Frauen nehmen und ihnen unsere Töchter geben. Jedoch nur unter der Bedingung sind die Männer gewillt, bei uns zu bleiben und ein Volk mit uns zu bilden, wenn alles, was männlichen Geschlechts bei uns ist, beschnitten wird, wie sie selbst beschnitten sind; ihre Herden, ihr Hab und Gut und all ihr Vieh würden alsdann uns gehören. Ja, wir wollen ihre Forderung annehmen, damit sie bei uns wohnen bleiben.« Der Vorschlag Hemors und seines Sohnes Sichem fand die Zustimmung aller, die zum Tor seiner Stadt hinauszugehen pflegten: alle männlichen Personen, alle, die zum Tor seiner Stadt hinauszugehen pflegten, ließen sich beschneiden. d) Die hinterlistige Rache der Söhne Jakobs (besonders Simeons und Levis)Am dritten Tage aber, als sie im Wundfieber lagen, da nahmen die beiden Söhne Jakobs, Simeon und Levi, die Vollbrüder der Dina, jeder sein Schwert, drangen in die Stadt ein, die nichts Böses ahnte, und erschlugen alles Männliche; auch Hemor und seinen Sohn Sichem erschlugen sie mit der Schärfe des Schwertes, holten Dina aus dem Hause Sichems und zogen davon. Die (übrigen) Söhne Jakobs fielen dann über die Erschlagenen her und plünderten die Stadt, weil man ihre Schwester entehrt hatte. Ihr Kleinvieh, ihre Rinder und Esel, sowohl was in der Stadt als auch was draußen auf dem Felde war, nahmen sie weg, überhaupt ihren gesamten Besitz, auch alle ihre Kinder und Frauen führten sie als Gefangene und als Beute weg und raubten alles, was in den Häusern war. ee) Jakobs Unwille über die verwerfliche Tat seiner SöhneDa sagte Jakob zu Simeon und Levi: »Ihr habt mich ins Unglück gestürzt, indem ihr mich bei den Bewohnern des Landes, den Kanaanäern und Pherissitern, tödlich verhaßt gemacht habt, und ich bilde doch nur ein leicht zählbares Häuflein. Wenn sie sich jetzt gegen mich zusammentun, so werden sie mich erschlagen, und ich gehe samt meinem Hause zugrunde!« Sie aber antworteten: »Durfte er denn mit unserer Schwester wie mit einer Dirne verfahren?« h) Jakobs Wanderung von Sichem über Bethel nach Hebron; Benjamins Geburt, Rahels und Isaaks Toda) Auf Gottes Mahnung bricht Jakob von Sichem aufDa gebot Gott dem Jakob: »Mache dich auf, ziehe nach Bethel hinauf, nimm dort deinen Wohnsitz und errichte dort einen Altar für den Gott, der dir erschienen ist, als du vor deinem Bruder Esau flohst!« Da befahl Jakob seiner Familie und allen anderen, die bei ihm waren: »Schafft die fremden Götter weg, die ihr bei euch habt, reinigt euch und legt andere Kleider an! Wir wollen aufbrechen und nach Bethel hinaufziehen: dort will ich einen Altar errichten dem Gott, der mich zur Zeit meiner Not erhört hat und auf dem Wege, den ich gezogen bin, mit mir gewesen ist.« Darauf übergaben sie dem Jakob alle fremden Götter, die in ihrem Besitz waren, und ebenso ihre Ohrringe, und Jakob vergrub sie unter der Terebinthe, die bei Sichem steht. Als sie dann aufbrachen, fiel ein Schrecken Gottes auf die Ortschaften der ganzen Umgegend, so daß sie die Söhne Jakobs nicht verfolgten. b) Jakobs Ankunft und Altarbau in Bethel; Deboras TodSo kam denn Jakob nach Lus, das im Lande Kanaan liegt – das ist Bethel –, er samt allen Leuten, die sich bei ihm befanden. Er baute dort einen Altar und nannte die Stätte ›der Gott von Bethel‹, weil Gott sich ihm dort geoffenbart hatte, als er vor seinem Bruder floh. Damals starb Debora, die Amme der Rebekka, und wurde unterhalb Bethels unter der Eiche begraben, die seitdem die ›Klageeiche‹ heißt. c) Jakob von Gott gesegnet und nochmals (vgl. 32,29) durch den Namen Israel geehrt; Weihung eines Steindenkmals in BethelDa erschien Gott dem Jakob zum zweitenmal seit seiner Rückkehr aus Nord-Mesopotamien und segnete ihn; und Gott sagte zu ihm: »Dein Name ist Jakob; aber künftig sollst du nicht mehr Jakob heißen, sondern ›Israel‹ soll dein Name sein«; so gab er ihm den Namen Israel. Weiter sagte Gott zu ihm: »Ich bin der allmächtige Gott; sei fruchtbar und mehre dich! Ein Volk, ja eine ganze Menge von Völkern soll aus dir werden, und Könige sollen unter deinen leiblichen Nachkommen sein. Und das Land, das ich Abraham und Isaak gegeben habe, will ich dir geben und es auch deiner Nachkommenschaft nach dir verleihen.« Hierauf fuhr Gott von ihm in die Höhe empor an der Stätte, wo er mit ihm geredet hatte. Da errichtete Jakob einen Denkstein an der Stätte, wo er mit ihm geredet hatte, ein Denkmal von Stein, und goß ein Trankopfer auf dasselbe aus und begoß es mit Öl. Und Jakob nannte die Stätte, wo Gott mit ihm geredet hatte, ›Bethel‹. d) Aufbruch von Bethel; Rahel stirbt bei der Geburt BenjaminsHierauf zogen sie von Bethel weiter; und als sie nur noch eine Strecke Weges bis nach Ephrath zu gehen hatten, wurde Rahel von Geburtswehen befallen und hatte eine schwere Niederkunft. Als sie nun bei der Geburt schwer zu leiden hatte, sagte die Wehmutter zu ihr: »Laß dir nicht bange sein! Denn du wirst auch diesmal einen Sohn haben.« Als ihr dann aber die Seele entfloh – denn sie mußte sterben –, nannte sie ihn ›Benoni‹, sein Vater aber nannte ihn ›Benjamin‹. So starb Rahel und wurde auf dem Wege nach Ephrath, das jetzt Bethlehem heißt, begraben. Jakob errichtete dann einen Denkstein auf ihrem Grabe; das ist der Denkstein, der auf dem Grabe Rahels noch heute steht. ee) Rubens Schandtat; Jakobs zwölf Söhne; seine Heimkehr nach Hebron; Isaaks Tod und BegräbnisHierauf zog Israel weiter und schlug sein Zelt jenseits von Migdal-Eder auf. Während nun Israel sich in jener Gegend aufhielt, ging Ruben hin und verging sich mit Bilha, dem Nebenweibe seines Vaters; und Israel erfuhr es. – Jakob hatte aber zwölf Söhne. Die Söhne der Lea waren: Ruben, der Erstgeborene Jakobs, ferner Simeon, Levi, Juda, Issaschar und Sebulon. Die Söhne der Rahel waren: Joseph und Benjamin. Die Söhne der Bilha, der Leibmagd Rahels, waren: Dan und Naphthali, und die Söhne der Silpa, der Leibmagd Leas, waren: Gad und Asser. Dies sind die Söhne Jakobs, die ihm in Nord-Mesopotamien geboren worden waren. Jakob kam dann zu seinem Vater Isaak nach Mamre, der Stadt Arbas, das ist Hebron, woselbst Abraham und Isaak als Fremdlinge gewohnt hatten. Isaak brachte aber sein Leben auf hundertundachtzig Jahre; da verschied Isaak und starb und wurde zu seinen Stammesgenossen versammelt, alt und lebenssatt; und seine Söhne Esau und Jakob begruben ihn.und zwar in der Höhle der Machpela (vgl. 49,31). i) Esaus Familie und Nachkommen und die Bewohner von Seir (1.Chr 1,35-54)a) Esaus Familie und WohnsitzDies sind die Nachkommen Esaus, das ist Edoms. Esau hatte seine Frauen aus den Kanaanäerinnen genommen, nämlich Ada, die Tochter des Hethiters Elon, und Oholibama, die Tochter Anas, die Enkelin des Hewiters Zibeon, und Basmath, die Tochter Ismaels, die Schwester Nebajoths. Ada gebar dann dem Esau den Eliphas, und Basmath gebar den Reguel; und Oholibama gebar Jehus und Jaglam und Korah. Dies sind die Söhne Esaus, die ihm im Lande Kanaan geboren wurden. Dann nahm Esau seine Frauen, seine Söhne und Töchter, überhaupt alle Personen, die zu seinem Hause gehörten, dazu auch seinen Besitz, sowohl all sein Vieh als auch seine ganze Habe, die er im Lande Kanaan erworben hatte, und zog von seinem Bruder Jakob weg in ein anderes Land (Seir); denn ihr Besitz war zu groß, als daß sie hätten beieinanderbleiben können, und das Land, in dem sie als Fremdlinge wohnten, reichte für sie wegen der Menge ihrer Herden nicht aus. So ließ sich denn Esau im Gebirge Seir nieder: Esau, das ist Edom. b) Esaus Söhne und Enkel als StammväterDies sind die Nachkommen Esaus, des Stammvaters der Edomiter im Gebirge Seir. Dies sind die Namen der Söhne Esaus: Eliphas, der Sohn der Ada, der Frau Esaus, Reguel, der Sohn der Basmath, der Frau Esaus. Die Söhne des Eliphas waren: Theman, Omar, Zepho, Gaetham und Kenas. Thimna aber war ein Nebenweib des Eliphas, des Sohnes Esaus; die gebar dem Eliphas den Amalek. Dies sind die Nachkommen der Ada, der Frau Esaus. Die Söhne Reguels aber sind diese: Nahath und Serah, Samma und Missa. Dies waren die Nachkommen der Basmath, der Frau Esaus. Und die Söhne von Esaus Frau Oholibama, der Tochter Anas, der Enkelin Zibeons, die sie dem Esau gebar, waren diese: Jehus, Jaglam und Korah. c) Die von Esau abstammenden GauhäuptlingeDies sind die Gaufürsten unter den Nachkommen Esaus: Die Söhne des Eliphas, des erstgeborenen Sohnes Esaus, waren: der Häuptling Theman,Andere übersetzen: »der Häuptling (oder: Fürst) von Theman«, ebenso im folgenden »der Häuptling von Omar usw.« Vgl. V.40-43. der Häuptling Omar, der Häuptling Zepho, der Häuptling Kenas, der Häuptling Korah, der Häuptling Gaetham, der Häuptling Amalek. Dies sind die Häuptlinge, die von Eliphas im Lande Edom abstammen, die Abkömmlinge der Ada. Und dies sind die Söhne Reguels, des Sohnes Esaus: der Häuptling Nahath, der Häuptling Serah, der Häuptling Samma, der Häuptling Missa. Dies sind die Häuptlinge, die von Reguel im Lande Edom abstammen, die Abkömmlinge der Basmath, der Frau Esaus. Und dies sind die Söhne der Oholibama, der Frau Esaus: der Häuptling Jehus, der Häuptling Jaglam, der Häuptling Korah. Dies sind die Häuptlinge, die von Esaus Frau Oholibama, der Tochter Anas, abstammen. Dies sind die Söhne Esaus und dies ihre Häuptlinge: das ist Edom. d) Angaben über die von Esau unabhängigen HoriterDies sind die Söhne des Horiters Seir, die früher im Lande wohnten: Lotan, Sobal, Zibeon, Ana, Dison, Ezer und Disan. Dies sind die Gaufürsten der Horiter, der Söhne Seirs, im Lande Edom. Die Söhne Lotans waren: Hori und Hemam, und Lotans Schwester hieß Thimna. Und dies sind die Söhne Sobals: Alwan und Manahath und Ebal, Sepho und Onam. Und dies sind die Söhne Zibeons: Ajja und Ana. Das ist derselbe Ana, der die heißen Quellen in der Wüste entdeckte, als er seinem Vater Zibeon die Esel hütete. Die Söhne Anas aber sind diese: Dison; und Oholibama war die Tochter Anas. Und dies sind die Söhne Disons: Hemdan, Esban, Jithran und Cheran. Dies sind die Söhne Ezers: Bilhan, Saawan und Akan. Dies sind die Söhne Disans: Uz und Aran. Dies sind die Häuptlinge der Horiter: der Häuptling Lotan, der Häuptling Sobal, der Häuptling Zibeon, der Häuptling Ana, der Häuptling Dison, der Häuptling Ezer, der Häuptling Disan. Da sind die Häuptlinge der Horiter nach ihren Stämmen im Lande Seir. ee) Die Könige im Lande Edom bis auf DavidUnd dies sind die Könige, die im Lande Edom geherrscht haben, ehe ein König der Israeliten geherrscht hat:Gemeint ist wahrscheinlich: über Edom, das David unterwarf (2.Sam 8,13-14). Bela, der Sohn Beors, war König in Edom, und seine Stadt hieß Dinhaba. Nach Belas Tode wurde König an seiner Statt Jobab, der Sohn Serahs, aus Bozra. Nach Jobabs Tode wurde König an seiner Statt Husam aus der Landschaft der Themaniter. Nach Husams Tode wurde König an seiner Statt Hadad, der Sohn Bedads, der die Midianiter auf der Hochebene der Moabiter besiegte; seine Stadt hieß Awith. Nach Hadads Tode wurde Samla aus Masreka König an seiner Statt. Nach Samlas Tode wurde Saul aus Rehoboth am Euphratstrom König an seiner Statt. Nach Sauls Tode wurde König an seiner Statt Baal-Hanan, der Sohn Achbors. Als Baal-Hanan, der Sohn Achbors, starb, wurde König an seiner Statt Hadar, dessen Hauptstadt Pagu hieß; seine Frau hieß Mehetabeel und war die Tochter Matreds, die Enkelin Mesahabs. ff) Die Gauhäuptlinge Edoms nach ihren WohnsitzenDies sind die Namen der Gaufürsten Esaus nach ihren Geschlechtern, nach ihren Wohnplätzen und mit ihren Namen: der Häuptling von Thimna, der Häuptling von Alwa, der Häuptling von Jetheth, der Häuptling von Oholibama, der Häuptling von Ela, der Häuptling von Pinon, der Häuptling von Kenas, der Häuptling von Theman, der Häuptling von Mibzar, der Häuptling von Magdiel, der Häuptling von Iram. Das sind die Häuptlinge der Edomiter nach ihren Wohnsitzen in dem Lande, das sie in Besitz genommen hatten. Das ist Esau, der Stammvater der Edomiter. k) Josephs Jugend und Verkauf nach Ägyptena) Die Anfänge der Feindschaft der Brüder gegen JosephJakob aber blieb in dem Lande wohnen, in dem sich sein Vater als Fremdling aufgehalten hatte, im Lande Kanaan. Dies ist die Geschichte Jakobs: Als Joseph siebzehn Jahre alt war, hütete er das Kleinvieh mit seinen Brüdern, und zwar war er als junger Bursche bei den Söhnen der Bilha und Silpa, der Frauen seines Vaters, und was man diesen Übles nachsagte, hinterbrachte er ihrem Vater. Israel hatte aber Joseph lieber als alle seine anderen Söhne, weil er ihm in seinem Alter geboren war; und so ließ er ihm ein langes Ärmelkleid machen. Als nun seine Brüder sahen, daß ihr Vater ihn lieber hatte als alle seine Brüder,A.L.: alle seine anderen Söhne.faßten sie einen Haß gegen ihn und gewannen es nicht über sich, ein freundliches Wort mit ihm zu reden. b) Josephs TräumeEinst hatte Joseph einen Traum und teilte ihn seinen Brüdern mit; seitdem haßten sie ihn noch mehr. Er sagte nämlich zu ihnen: »Hört einmal diesen Traum, den ich gehabt habe! Wir waren gerade damit beschäftigt, Garben draußen auf dem Felde zu binden, und denkt nur: meine Garbe richtete sich empor und blieb auch aufrecht stehen, eure Garben aber stellten sich rings im Kreise um sie auf und verneigten sich vor meiner Garbe.« Da sagten seine Brüder zu ihm: »Du möchtest wohl gern König über uns werden oder gar Herrscher über uns sein?« Seitdem haßten sie ihn noch mehr wegen seiner Träume und wegen seiner Reden. Ein andermal hatte er wieder einen Traum, den er seinen Brüdern so erzählte: »Hört, ich habe wieder einen Traum gehabt! Denkt nur: die Sonne, der Mond und elf Sterne verneigten sich vor mir!« Als er das seinem Vater und seinen Brüdern erzählte, schalt ihn sein Vater und sagte zu ihm: »Was ist das für ein Traum, den du da gehabt hast! Meinst du, ich und deine Mutter und deine Brüder sollen kommen und uns vor dir zur Erde verneigen?« So wurden denn seine Brüder eifersüchtig auf ihn, sein Vater aber behielt das Wort im Gedächtnis. c) Die Gelegenheit zur Beseitigung JosephsAls nun seine Brüder einst hingegangen waren, um das Kleinvieh ihres Vaters bei Sichem zu weiden, sagte Israel zu Joseph: »Du weißt, deine Brüder sind auf der Weide bei Sichem: komm, ich will dich zu ihnen schicken.« Joseph antwortete ihm: »Ich bin bereit!« Da sagte er zu ihm: »Gehe doch hin und sieh zu, wie es deinen Brüdern geht und wie es um das Vieh steht, und bringe mir Bescheid!« So sandte er ihn aus dem Tal von Hebron, und Joseph kam nach Sichem. Während er nun dort auf dem Felde umherirrte, traf ihn ein Mann; der fragte ihn: »Was suchst du?« Er antwortete: »Meine Brüder suche ich; sage mir doch, wo sie jetzt weiden!« Der Mann antwortete: »Sie sind von hier weggezogen; denn ich habe sie sagen hören: ›Wir wollen nach Dothan gehen.‹« Da ging Joseph hinter seinen Brüdern her und fand sie bei Dothan. Als sie ihn nun von weitem sahen, machten sie, ehe er noch in ihre Nähe gekommen war, einen Anschlag auf sein Leben und sagten zueinander: »Da kommt ja der Träumer her! Nun wohlan! Wir wollen ihn totschlagen und in eine der Gruben werfen und dann sagen, ein wildes Tier habe ihn gefressen; dann werden wir ja sehen, was aus seinen Träumen wird!« d) Ruben und Juda suchen Joseph zu rettenAls Ruben das hörte, suchte er ihn aus ihren Händen zu retten, indem er sagte: »Wir wollen ihn nicht totschlagen!« Dann sagte Ruben weiter zu ihnen: »Vergießt kein Blut! Werft ihn in die Grube dort in der Steppe, aber legt nicht Hand an ihn!« – er wollte ihn nämlich aus ihrer Hand retten und ihn dann wieder zu seinem Vater bringen. Sobald nun Joseph bei seinen Brüdern angekommen war, zogen sie ihm seinen Rock aus, das lange Ärmelkleid, das er anhatte, ergriffen ihn hierauf und warfen ihn in die Grube; die Grube war aber leer, es befand sich kein Wasser darin. Als sie sich dann niedergesetzt hatten, um zu essen, und in die Ferne schauten, sahen sie eine Karawane von Ismaelitern, die aus Gilead herkamen und deren Kamele mit TragakanthGummi vom Astragalusstrauch, in Ägypten beim Einbalsamieren verwendet., MastixBalsamisches Harz. und LadanumWohlriechendes Schleimharz der Cistusrose. beladen waren; sie wollten damit nach Ägypten hinabziehen. Da sagte Juda zu seinen Brüdern: »Welchen Vorteil hätten wir davon, wenn wir unsern Bruder erschlügen und seine Ermordung verheimlichten?W.: und sein Blut bedeckten (= verscharrten). Kommt, wir wollen ihn an die Ismaeliter verkaufen, aber nicht selbst Hand an ihn legen; er ist ja doch unser Bruder, unser Fleisch und Blut!« Seine Brüder gingen auf den Vorschlag ein. ee) Ausführung der Missetat und Versuch, sie zu verheimlichenAls nun die midianitischen Kaufleute vorüberkamen, zogen sie Joseph aus der Grube herauf und verkauften ihn für zwanzig Silberstücke an die Ismaeliter; diese brachten Joseph dann nach Ägypten. Als Ruben nun zu der Grube zurückkehrte und Joseph sich nicht mehr in der Grube befand, da zerriß er seine Kleider, kehrte zu seinen Brüdern zurück und rief aus: »Der Knabe ist nicht mehr da! Wohin soll ich nun gehen?« Hierauf nahmen sie Josephs Rock, schlachteten einen Ziegenbock und tauchten den Rock in das Blut; dann ließen sie das lange Ärmelkleid durch einen Boten ihrem Vater überbringen und ihm sagen: »Dieses haben wir gefunden: sieh doch genau zu, ob es der Rock deines Sohnes ist oder nicht!« ff) Jakobs Trauer; Joseph in Ägypten an Potiphar verkauftEr sah es genau an und rief aus: »Es ist der Rock meines Sohnes! Ein wildes Tier hat ihn gefressen! Ja, ja, Joseph ist zerfleischt worden!« Und Jakob zerriß seine Kleider, legte ein härenes Gewand um seine Hüften und trauerte um seinen Sohn lange Zeit. Alle seine Söhne und alle seine Töchter bemühten sich zwar, ihn zu trösten, aber er wies jeden Trost zurück und sagte: »Nein, im Trauerkleid will ich zu meinem Sohn in die Unterwelt hinabfahren!« So beweinte ihn sein Vater. Die Midianiter aber verkauften Joseph nach Ägypten an Potiphar, einen Hofbeamten des Pharaos»Pharao« ist nicht Eigenname, sondern Titel des Königs von Ägypten., den Obersten der Leibwächter. l) Juda und seine Schwiegertochter Thamara) Judas Wegzug von seinen Brüdern und seine mehrfachen Versündigungen; sein und seiner Söhne Verhalten gegen ThamarUm diese Zeit begab es sich, daß Juda sich von seinen Brüdern trennte und sich an einen Mann aus Adullam namens Hira anschloß.W.: und sein Zelt bei einem Manne … aufschlug. Dort sah Juda die Tochter eines Kanaanäers namens Sua; die nahm er zur Frau und lebte mit ihr. Sie wurde guter Hoffnung und gebar einen Sohn, den er Ger nannte. Hierauf wurde sie wieder guter Hoffnung und gebar einen Sohn, den sie Onan nannte. Sodann wurde sie nochmals Mutter eines Sohnes, dem sie den Namen Sela gab; sie befand sich aber in Chesib, als sie ihn gebar. – Juda nahm dann für seinen erstgeborenen Sohn Ger eine Frau namens Thamar. Aber Ger, der Erstgeborene Judas, zog sich das Mißfallen des HERRN zu; daher ließ der HERR ihn sterben. Da sagte Juda zu Onan: »Gehe zu der Frau deines Bruders ein und leiste ihr die Schwagerpflicht, damit du das Geschlecht deines Bruders fortpflanzest!« Da Onan aber wußte, daß die Kinder nicht als seine eigenen gelten würden, ließ er, sooft er zu der Frau seines Bruders einging, (den Samen) zur Erde fallen, um seinem Bruder keine Nachkommen zu verschaffen. Dieses sein Tun mißfiel aber dem HERRN, und so ließ er auch ihn sterben. Da sagte Juda zu seiner Schwiegertochter Thamar: »Bleibe als Witwe im Hause deines Vaters wohnen, bis mein Sohn Sela herangewachsen ist!« Er fürchtete nämlich, daß auch dieser sterben würde wie seine Brüder. So ging denn Thamar hin und wohnte im Hause ihres Vaters. b) Thamar verschafft sich durch List Nachkommenschaft von ihrem Schwiegervater JudaAls nun geraume Zeit vergangen war, starb die Tochter Suas, die Frau Judas; und als die Trauerzeit vorüber war, ging Juda (einmal) mit seinem Freunde Hira, dem Adullamiter, nach Thimna hinauf, um seine Schafe zu scheren. Als nun der Thamar berichtet wurde, daß ihr Schwiegervater sich gerade zur Schafschur nach Thimna hinauf begäbe, legte sie ihre Witwenkleidung ab, hüllte sich dicht in einen Schleier und setzte sich an den Eingang von Enaim, das am Wege nach Thimna liegt; denn sie hatte gesehen, daß Sela erwachsen war, ohne daß man sie ihm zur Frau gegeben hatte. Als nun Juda sie da sitzen sah, hielt er sie für eine Dirne; denn sie hatte ihr Gesicht verhüllt. Er bog also zu ihr ab zu der Stelle des Weges hin, wo sie saß, und sagte: »Komm her, sei mir zu Willen!« Denn er wußte nicht, daß sie seine Schwiegertochter war. Sie antwortete: »Was willst du mir dafür geben, wenn ich dir zu Willen bin?« Er sagte: »Ich will dir ein Böckchen von der Herde herschicken.« Sie erwiderte: »Ja, wenn du mir solange ein Pfand gibst, bis du es herschickst.« Da fragte er: »Was für ein Pfand ist es, das ich dir geben soll?« Sie antwortete: »Deinen Siegelring, deine Schnur und den Stab, den du da in der Hand hast.« Da gab er es ihr und wohnte ihr bei, und sie wurde schwanger von ihm. Hierauf stand sie auf, entfernte sich, legte ihren Schleier ab und zog ihre Witwenkleidung wieder an. Juda schickte nun das Böckchen durch seinen Freund, den Adullamiter, um das Pfand von dem Weibe zurückzuerhalten; aber der fand sie nicht; und als er bei den Leuten jenes Ortes nachfragte: »Wo ist die geweihte Buhlerin, die hier bei Enaim am Wege gesessen hat?«, antworteten sie ihm: »Hier ist keine geweihte Buhlerin gewesen.« So kehrte er denn zu Juda zurück und sagte: »Ich habe sie nicht gefunden; auch haben die Leute des Ortes gesagt, es sei dort keine geweihte Buhlerin gewesen.« Da erwiderte Juda: »So mag sie es für sich behalten, damit wir uns nicht den Spott der Leute zuziehen! Du weißt ja, daß ich dies Böckchen geschickt habe; du hast sie aber nicht gefunden.« c) Judas gerechter Urteilsspruch über sich und ThamarUngefähr drei Monate später wurde dem Juda als sicher berichtet: »Deine Schwiegertochter Thamar hat sich verführen lassen und ist infolge ihrer Ausschweifung schwanger geworden.« Da gebot Juda: »Führt sie hinaus, damit sie verbrannt wird!« Als sie nun hinausgeführt werden sollte, schickte sie zu ihrem Schwiegervater und ließ ihm sagen: »Von dem Manne, dem diese Sachen hier gehören, bin ich schwanger«; und weiter ließ sie ihm sagen: »Sieh doch genau zu, wem dieser Siegelring, diese Schnur und dieser Stab gehören!« Als nun Juda die Sachen genau angesehen hatte, sagte er: »Sie ist mir gegenüber im Recht: warum habe ich sie meinem Sohne Sela nicht zur Frau gegeben!« Er vollzog aber hinfort keine Beiwohnung mehr mit ihr. d) Thamar gebiert die Zwillinge Perez und SerahAls nun die Zeit ihrer Niederkunft da war, ergab es sich, daß Zwillinge in ihrem Mutterschoße waren; und bei der Geburt streckte das eine Kind die Hand vor; da griff die Wehmutter zu, band ihm einen roten Faden um die Hand und sagte: »Dieser ist zuerst zum Vorschein gekommen.« Doch (das Kind) zog seine Hand wieder zurück, und nun kam sein Bruder zum Vorschein. Da sagte sie: »Was für einen Riß hast du dir da gerissen!« Daher nannte man ihn ›Perez‹. Darauf kam sein Bruder zum Vorschein, an dessen Hand der rote Faden war; daher nannte man ihn ›Serah‹. m) Joseph im Hause Potiphars und im Gefängnisa) Joseph steigt bei dem vornehmen Ägypter zu hoher Dienststellung emporAls aber Joseph nach Ägypten gebracht worden war, kaufte ihn Potiphar, ein Ägypter, ein Hofbeamter des Pharaos, der Oberste der Leibwächter, von den Ismaelitern, die ihn dorthin gebracht hatten. Gott der HERR aber war mit Joseph, so daß ihm alles gelang, während er im Hause seines Herrn, des Ägypters, war. Weil nun sein Herr sah, daß Gott mit ihm war und daß Gott alles, was er vornahm, ihm gelingen ließ, wandte er dem Joseph seine Gunst zu, so daß er sich selbst von ihm bedienen ließ; dann machte er ihn zum Aufseher über sein Hauswesen und vertraute ihm alles an, was er besaß. Und von der Zeit an, wo er ihn zum Aufseher über sein Haus und zum Verwalter seines ganzen Besitzes gemacht hatte, segnete Gott das Haus des Ägypters um Josephs willen, so daß der Segen Gottes auf allem ruhte, was er besaß, im Hause und auf dem Felde. Daher überließ er sein ganzes Besitztum der Verwaltung Josephs: er selbst kümmerte sich neben ihm um nichts mehr als um seine Mahlzeiten. Joseph war aber schön von Gestalt und schön von Angesicht. b) Liebe, Haß und verleumderische Anklage der ehebrecherischen Gattin PotipharsSo kam es schließlich dahin, daß die Gattin seines Herrn ihre Augen auf Joseph richtete und ihn verführen wollte. Er weigerte sich aber und sagte zu der Gattin seines Herrn: »Bedenke doch! Mein Herr kümmert sich neben mir um nichts im Hause und hat mir alles anvertraut, was er besitzt. Er selbst hat in diesem Hause keine größere Geltung als ich, und nichts hat er mir vorenthalten als dich allein, weil du ja sein Weib bist. Wie sollte ich da ein so großes Unrecht begehen und mich gegen Gott versündigen!« Obgleich sie daher Tag für Tag auf Joseph einredete, hörte er doch nicht auf sie, daß er sich zu ihr getan und sich mit ihr vergangen hätte. Nun begab es sich eines Tages, daß Joseph, wie gewöhnlich, ins Haus kam, um seine Geschäfte zu besorgen, während gerade keiner von den Hausangehörigen drinnen im Hause anwesend war. Da faßte sie ihn am Gewand mit den Worten: »Sei mir zu Willen!« Er aber ließ sein Gewand in ihrer Hand, ergriff die Flucht und eilte zum Hause hinaus. Als sie nun sah, daß er sein Gewand in ihrer Hand gelassen hatte und zum Hause hinausgeflohen war, rief sie die Leute ihres Hauses herbei und sagte zu ihnen: »Seht doch! Erd.h. der Herr hier im Hause = mein Mann. hat uns da einen Hebräer hereingebracht, daß er seinen Mutwillen an uns auslasse! Der ist zu mir hereingekommen, um mich zu verführen; ich habe aber laut geschrien, und als er hörte, daß ich ein lautes Geschrei erhob und um Hilfe rief, hat er sein Gewand neben mir liegen lassen und ist zum Hause hinaus entflohen!« Dann ließ sie sein Gewand neben sich liegen, bis sein Herr nach Hause kam; und sie erzählte ihm den Vorfall mit denselben Worten, nämlich: »Der hebräische Sklave, den du uns hergebracht hast, ist zu mir hereingekommen, um seinen Mutwillen an mir auszulassen; als ich aber ein lautes Geschrei erhob und um Hilfe rief, hat er sein Gewand neben mir liegen lassen und ist zum Hause hinausgeflohen!« c) Ins Gefängnis geworfen, erwirbt sich Joseph die Gunst des OberaufsehersAls nun sein Herr die Mitteilung seiner Frau hörte, die ihm berichtete: »So und so hat dein Sklave sich gegen mich benommen!«, da stieg der Zorn in ihm auf; und der Herr Josephs ließ ihn ergreifen und ins Gefängnis werfen, an den Ort, wo die Gefangenen des Königs in Gewahrsam lagen; dort saß er nun im Gefängnis. Aber Gott der HERR war mit Joseph und ließ ihn die Zuneigung aller gewinnen und wandte ihm auch die Gunst des obersten Aufsehers des Gefängnisses zu. Dieser übergab alle Gefangenen, die sich im Gefängnis befanden, dem Joseph zur Aufsicht; und alles, was es dort zu tun gab, hatte dieser zu besorgen. Der oberste Aufseher des Gefängnisses kümmerte sich um gar nichts bei allem, was ihm anvertraut war; denn Gott der HERR war mit ihm, und Gott ließ alles gelingen, was er vornahm. n) Joseph deutet zwei vornehmen Gefangenen ihre Träumea) Einkerkerung des königlichen Mundschenken und des Hofbäckers des PharaosNun begab es sich einige Zeit danach, daß der Mundschenk und der Bäcker des Königs von Ägypten sich gegen ihren Herrn, den König von Ägypten, verfehlten. Da geriet der Pharao über seine beiden Hofbeamten, den Obermundschenken und den Oberbäcker, in Zorn, und er ließ sie im Hause des Obersten der Leibwächter in Haft legen, ins Gefängnis, an den Ort, wo auch Joseph gefangen lag. Der Oberste der Leibwächter aber betraute Joseph mit der Fürsorge für sie, so daß er sie zu bedienen hatte; und so befanden sie sich eine Zeitlang in Haft. b) Joseph redet den beiden niedergeschlagenen Hofbeamten teilnehmend zuDa träumten sie beide in einer und derselben Nacht einen Traum, und zwar jeder einen eigenen Traum von besonderer Bedeutung, der Mundschenk und der Bäcker des Königs von Ägypten, die im Kerker gefangen saßen. Als nun Joseph am Morgen zu ihnen hineinkam und bemerkte, daß sie mißgestimmt waren, fragte er sie, die beiden Hofbeamten des Pharaos, die sich mit ihm im Hause seines Herrn in Haft befanden: »Warum seht ihr denn heute so mißmutig aus?« Sie antworteten ihm: »Wir haben einen Traum gehabt, und nun ist niemand da, der ihn uns deuten könnte.« Da sagte Joseph zu ihnen: »Traumdeutungen sind Sache Gottes: erzählt mir doch eure Träume!« c) Der Traum des Mundschenken und seine DeutungDa erzählte der Obermundschenk dem Joseph seinen Traum folgendermaßen: »In meinem Traume war es mir, als ob ich einen Weinstock vor mir stehen sähe; an diesem Weinstock waren drei Reben; und sowie er anfing zu treiben, brachen auch schon seine Blüten hervor, und die Trauben brachten die Beeren zur Reife. Ich aber hielt den Becher des Pharaos in der Hand, nahm die Trauben, preßte sie aus in den Becher des Pharaos und gab dann den Becher dem Pharao in die Hand.« Da sagte Joseph zu ihm: »Dies ist die Deutung: Die drei Weinreben sind drei Tage; in drei Tagen von heute ab wird der Pharao dir das Haupt erheben, indem er dich wieder in dein Amt einsetzt, so daß du ihm den Becher in die Hand gibst ganz nach der früheren Weise, als du noch sein Mundschenk warst. Aber halte dann auch die Erinnerung an mich fest, wenn es dir wieder gut geht, erweise mir dann die Liebe, den Pharao auf mich aufmerksam zu machen, und bringe mich aus diesem Hause hinaus! Denn ich bin aus dem Lande der Hebräer heimlich gestohlen worden und habe auch hier gar nichts begangen, daß man mich in den Kerker geworfen hat.« d) Der Traum des Bäckers und seine DeutungAls nun der Oberbäcker sah, daß Joseph eine günstige Deutung gegeben hatte, sagte er zu Joseph: »Auch in meinem Traume war es mir, als trüge ich drei Körbe mit feinem Gebäck auf meinem Haupte; und in dem obersten Korb befanden sich allerlei Eßwaren für den Pharao, wie sie der Bäcker herstellt; aber die Vögel fraßen sie aus dem Korbe auf meinem Haupte weg.« Da sagte Joseph: »Dies ist die Deutung des Traumes: Die drei Körbe sind drei Tage; in drei Tagen von heute ab wird der Pharao dir das Haupt erheben, nämlich dich an einen Baum hängen lassen; da werden dann die Vögel das Fleisch von dir oben wegfressen.« ee) Die Erfüllung der beiden TräumeDrei Tage später nun war der Geburtstag des Pharaos; da veranstaltete er ein Festmahl für alle seine Diener und erhob seinem Obermundschenken und seinem Oberbäcker das Haupt inmitten seiner Diener; den Obermundschenken setzte er wieder in sein Schenkenamt ein, so daß er dem Pharao wieder den Becher zu reichen hatte; den Oberbäcker aber ließ er hängen, ganz so, wie Joseph ihnen (die Träume) gedeutet hatte. Aber der Obermundschenk dachte nicht mehr an Joseph, sondern vergaß ihn. o) Die Träume des Pharaos von Joseph gedeutet; die Erhöhung und Amtsführung Josephsa) Die beiden Träume des Pharaos sind für die ägyptischen Traumdeuter unlösbarNun begab es sich nach Verlauf von zwei vollen Jahren, daß der Pharao einen Traum hatte: ihm war es, er stehe am Nil. Da sah er aus dem Strom sieben schöne, wohlgenährte Kühe heraufsteigen und im Riedgras weiden. Dann sah er nach diesen sieben andere Kühe aus dem Strom heraufsteigen, die sahen häßlich aus und waren mager am Fleisch und traten neben die anderen Kühe am Ufer des Stromes; hierauf fraßen die häßlichen und mageren Kühe die sieben schönen und wohlgenährten Kühe auf. Da erwachte der Pharao. Als er dann wieder eingeschlafen war, hatte er einen zweiten Traum; und zwar sah er sieben Ähren oben an einem Halme wachsen, dicke und schöne; nach diesen aber schossen sieben dünne und vom Ostwind versengte Ähren hervor, und diese dünnen Ähren verschlangen die sieben dicken und vollen Ähren. Da erwachte der Pharao und merkte, daß es ein (bedeutungsvoller) Traum war. Am Morgen fühlte er sich darüber innerlich beunruhigt, so daß er alle Schriftkundigen Ägyptens und alle Weisen des Landes rufen ließ; er erzählte ihnen seine Träume, aber es war keiner da, der sie dem Pharao zu deuten vermochte. b) Der Obermundschenk veranlaßt das Herbeiholen JosephsDa nahm der Obermundschenk das Wort und sagte zum Pharao: »Ich muß heute meine Verfehlungen in Erinnerung bringen. Als der Pharao (einst) über seine Diener in Zorn geraten war und mich im Hause des Obersten der Leibwächter in Gewahrsam hatte legen lassen, mich und den Oberbäcker, da hatten wir beide in einer und derselben Nacht einen Traum, ich und er, und zwar jeder einen Traum von besonderer Bedeutung. Nun befand sich dort ein hebräischer junger Mann bei uns, ein Sklave des Obersten der Leibwächter; dem erzählten wir’s, und er deutete uns unsere Träume: er gab dem Traum eines jeden die entsprechende Deutung, und ganz so, wie er uns die Deutung gegeben hatte, so ist es eingetroffen: mich hat (der Pharao) wieder in mein Amt eingesetzt, und jenen hat er hängen lassen.« Da sandte der Pharao hin und ließ Joseph rufen; man holte ihn in aller Eile aus dem Gefängnis; er mußte sich scheren lassen und andere Kleider anziehen und trat dann vor den Pharao. c) Der Pharao erzählt seine Träume, Joseph gibt ihre DeutungDa sagte der Pharao zu Joseph: »Ich habe einen Traum gehabt, aber niemand weiß ihn zu deuten. Nun habe ich von dir sagen hören, du brauchtest einen Traum nur zu hören, so könntest du ihn schon deuten.« Da antwortete Joseph dem Pharao: »O nein, nicht ich! Aber Gott wird etwas kundtun, was dem Pharao Segen bringt.« Nun sagte der Pharao zu Joseph: »In meinem Traume war es mir, ich stände am Ufer des Nils; da sah ich sieben wohlgenährte, schöne Kühe aus dem Strom heraufsteigen und im Riedgras weiden. Nach diesen sah ich sieben andere Kühe heraufsteigen, die dürr und sehr häßlich und mager am Fleisch waren; ich habe in ganz Ägypten nirgends so häßliche gesehen wie diese. Hierauf fraßen die mageren und häßlichen Kühe die sieben ersten wohlgenährten Kühe auf; aber auch als sie in ihren Leib gekommen waren, merkte man ihnen nicht an, daß sie in ihren Leib gekommen waren; nein, ihr Aussehen blieb so häßlich wie im Anfang. Da wachte ich auf. Dann sah ich in meinem Traume sieben Ähren, die oben an einem Halme wuchsen, volle und schöne. Nach diesen aber schossen sieben dürre, dünne, vom Ostwind versengte Ähren hervor; und die dünnen Ähren verschlangen die sieben schönen Ähren. Ich habe dies schon den Schriftkundigen mitgeteilt, aber keiner hat mir eine Erklärung geben können.« Da sagte Joseph zum Pharao: »(Beides,) was der Pharao geträumt hat, bedeutet ein und dasselbe: Gott hat dem Pharao angekündigt, was er zu tun gedenkt. Die sieben schönen Kühe bedeuten sieben Jahre, und die sieben schönen Ähren bedeuten auch sieben Jahre: es ist ein und derselbe Traum. Auch die sieben mageren und häßlichen Kühe, die nach ihnen (aus dem Strom) heraufstiegen, sind sieben Jahre, und die sieben leeren, vom Ostwind versengten Ähren bedeuten, daß sieben Hungerjahre kommen werden. Das meinte ich, als ich (vorhin) zum Pharao sagte: ›Gott hat dem Pharao geoffenbart, was er zu tun gedenkt.‹ Wisse: es werden sieben Jahre mit großem Überfluß im ganzen Land Ägypten kommen; aber nach diesen werden sieben Hungerjahre eintreten, so daß der ganze Überfluß im Lande Ägypten vergessen sein wird; und die Hungersnot wird das Land so verzehren, daß man von dem früheren Überfluß im Lande Ägypten nichts mehr merken wird infolge der späteren Hungersnot; denn diese wird überaus schwer sein. Daß aber der Traum sich dem Pharao zweimal wiederholt hat, das bedeutet: die Sache ist bei Gott fest beschlossen, und Gott wird sie ohne Verzug ausführen.« d) Josephs Ratschlag bezüglich der Verwertung seiner Traumdeutung»Und nun möge der Pharao sich nach einem einsichtigen und weisen Manne umsehen, den er über das Land Ägypten setze! und der Pharao wolle Vorsorge tragen, daß er Aufseher über das Land bestelle, und erhebe den fünften Teil des Ertrages vom Lande Ägypten während der sieben Jahre des Überflusses! Man sammle so den gesamten Ernteertrag jener guten Jahre, die nun kommen werden, und speichere das Getreide unter der Obhut des Pharaos als Vorrat in den Städten auf und verwahre es dort. Dann wird dieser Vorrat dem Lande einen Rückhalt für die sieben Hungerjahre gewähren, die im Lande Ägypten eintreten werden, und das Land wird durch die Hungersnot nicht zugrunde gerichtet werden.« ee) Josephs Erhebung zum höchsten Beamten im StaatDiese Darlegung fand den Beifall des Pharaos und aller seiner Diener; und der Pharao sagte zu seinen Dienern: »Könnten wir wohl noch einen Mann finden, in dem der Geist Gottes wohnt wie in diesem?« Zu Joseph aber sagte der Pharao: »Nachdem Gott dir dieses alles geoffenbart hat, gibt es keinen, der so einsichtig und weise wäre wie du. Du selber sollst über mein Haus gesetzt sein, und deinen Befehlen soll mein ganzes Volk sich fügen; nur den Besitz des Thrones will ich vor dir voraushaben.« Weiter sagte der Pharao zu Joseph: »Hiermit setze ich dich über das ganze Land Ägypten!« Darauf zog der Pharao seinen Siegelring vom Finger und steckte ihn dem Joseph an die Hand, ließ ihn in Gewänder von Byssusentweder feinste weiße Baumwolle oder: feine Leinwand. kleiden und legte ihm die goldene Kette um den Hals. Außerdem ließ er ihn auf seinem zweiten Staatswagen fahren, und man rief vor ihm her aus: »Abrek!«Die Bedeutung dieses Ausdrucks ist ungewiß: »Wirf dich nieder!« oder: »Lebensspender« oder: »Ernährer des Landes« u.a. So setzte er ihn über das ganze Land Ägypten. Sodann sagte der Pharao zu Joseph: »Ich bin der Pharao; aber ohne deine Einwilligung soll niemand die Hand oder den Fuß im ganzen Lande Ägypten rühren.« Außerdem verlieh der Pharao dem Joseph den Titel ›Zaphenath-Paneah‹ und gab ihm Asenath, die Tochter Potipheras, des Priesters von On zur Frau. So gebot denn Joseph über das (ganze) Land Ägypten. ff) Josephs Maßnahmen während der sieben fruchtbaren Jahre; die Geburt seiner beiden SöhneDreißig Jahre war Joseph alt, als er in den Dienst des Pharaos, des Königs von Ägypten, trat. Nachdem Joseph sich nun vom Pharao wegbegeben hatte, durchzog er das ganze Land Ägypten. Das Land trug aber während der sieben Jahre des Überflusses (Getreide) in Hülle und Fülle. Da sammelte er den ganzen Ernteertrag der sieben guten Jahre, die über Ägypten kamen, und ließ das Getreide in die Städte schaffen: nämlich in jede Stadt brachte er den Ertrag der umliegenden Felder hinein. So speicherte Joseph Getreide auf wie Sand am Meer, unendlich viel, bis man aufhörte, es zu messen, denn es war nicht mehr zu messen. Noch ehe das Hungerjahr kam, wurden dem Joseph zwei Söhne geboren von Asenath, der Tochter Potipheras, des Priesters von On. Joseph nannte seinen erstgeborenen Sohn Manasse; »denn«, sagte er, »Gott hat mich all mein Unglück und mein ganzes Vaterhausd.h. alles, was mir vom Hause meines Vaters zugefügt worden ist vergessen lassen«. Den zweiten aber nannte er Ephraim; »denn«, sagte er, »Gott hat mich fruchtbar werden lassen im Land meines Elends«. gg) Die sieben unfruchtbaren Jahre und Josephs Getreideverkauf während der HungersnotAls dann die sieben Jahre des Überflusses, der im Lande Ägypten geherrscht hatte, zu Ende waren, da brachen die sieben Hungerjahre an, ganz so wie Joseph es vorausgesagt hatte; und es entstand eine Hungersnot in allen Ländern; aber in ganz Ägypten hatte man Brot. Als dann aber auch das ganze Land Ägypten Hunger litt und das Volk zum Pharao um Brot schrie, sagte der Pharao zu allen Ägyptern: »Wendet euch an Joseph; was der euch sagen wird, das tut!« Die Hungersnot erstreckte sich aber über die ganze Erde. Da ließ Joseph allenthalben die Kornhäuser öffnen und den Ägyptern Getreide verkaufen; und doch wurde die Hungersnot immer drückender in Ägypten. Da kam die ganze Erdbevölkerung zu Joseph nach Ägypten, um Getreide zu kaufen; denn auf der ganzen Erde herrschte drückende Hungersnot. p) Erste Reise der Brüder Josephs nach Ägyptena) Die zehn älteren Söhne Jakobs ziehen nach Ägypten zum GetreideeinkaufAls nun Jakob erfuhr, daß in Ägypten Getreide zu haben sei, sagte er zu seinen Söhnen: »Was seht ihr euch lange an?« Dann fuhr er fort: »Wisset wohl: ich habe gehört, daß in Ägypten Getreide zu haben ist; zieht hinab und kauft uns dort Getreide, damit wir zu leben haben und nicht verhungern!« So machten sich denn zehn von den Brüdern Josephs auf den Weg, um Getreide in Ägypten zu kaufen; Benjamin aber, den Vollbruder Josephs, ließ Jakob nicht mit seinen Brüdern ziehen; denn er fürchtete, es könne ihm ein Unfall zustoßen. So kamen denn die Söhne Israels, um Getreide zu kaufen wie andere Leute, die auch hinzogen; denn es herrschte Hungersnot im Lande Kanaan. b) Das erste schroffe Gespräch Josephs mit seinen Brüdern; Josephs VerdachtsäußerungenNun war Joseph der Gebieter im Lande; er war es, der allem Volk im Lande das Getreide verkaufte. Als nun die Brüder Josephs zu ihm kamen, verneigten sie sich vor ihm mit dem Angesicht bis zur Erde. Sobald Joseph seine Brüder sah, erkannte er sie, gab sich ihnen aber nicht zu erkennen, sondern redete sie hart an und fragte sie: »Woher seid ihr gekommen?« Sie antworteten: »Aus dem Lande Kanaan, um Lebensmittel zu kaufen.« Wiewohl Joseph nun seine Brüder erkannt hatte, erkannten sie ihn doch nicht. Da mußte Joseph an die Träume denken, die er einst in bezug auf sie geträumt hatte, und er sagte zu ihnen: »Kundschafter seid ihr! Ihr seid nur hergekommen, um zu erspähen, wo das Land offen steht!« Sie antworteten ihm: »O nein, Herr! Deine Knechte sind gekommen, um Lebensmittel zu kaufen. Wir alle sind Söhne eines Mannes, ehrliche Leute sind wir, deine Knechte sind keine Kundschafter!« Doch er antwortete ihnen: »Nein, sondern ihr seid hergekommen, um zu erkunden, wo das Land offen steht!« Sie erwiderten: »Wir, deine Knechte, sind zwölf Brüder, die Söhne eines Mannes im Lande Kanaan; der jüngste ist allerdings augenblicklich bei unserm Vater, und der eine ist nicht mehr da.« Aber Joseph entgegnete ihnen: »Es ist doch so, wie ich euch gesagt habe: ihr seid Kundschafter! Daran sollt ihr geprüft werden: Beim Leben des Pharaos: ihr sollt von hier nicht weggehen, wenn euer jüngster Bruder nicht hierher kommt. Schickt einen von euch hin, daß er euren Bruder hole! Ihr anderen aber bleibt so lange gefangen, bis eure Aussagen geprüft sind, ob ihr mit der Wahrheit umgeht oder nicht! So wahr der Pharao lebt: ihr seid Kundschafter!« Hierauf ließ er sie beisammen drei Tage lang in Gewahrsam nehmen. c) Das zweite Gespräch: Simeon als Geisel zurückbehaltenAm dritten Tage aber sagte Joseph zu ihnen: »Wollt ihr am Leben bleiben, so müßt ihr es folgendermaßen machen; denn ich bin ein gottesfürchtiger Mann. Wenn ihr ehrliche Leute seid, so soll nur einer von euch Brüdern als Gefangener hier in eurem bisherigen Gewahrsam zurückbleiben; ihr anderen aber mögt hinziehen und Getreide für den Bedarf eurer Familien mitnehmen! Aber euren jüngsten Bruder müßt ihr zu mir herbringen; dann sollen eure Aussagen als wahr gelten, und ihr braucht nicht zu sterben!« Sie gingen darauf ein, sagten aber einer zum andern: »Wahrlich, das haben wir an unserm Bruder verschuldet! Denn wir sahen seine Seelenangst, als er uns anflehte, aber wir hörten nicht auf ihn; deshalb ist jetzt dieses Unglück über uns gekommen!« Da antwortete ihnen Ruben: »Habe ich euch damals nicht gesagt: ›Versündigt euch nicht an dem Knaben!‹, aber ihr wolltet nicht hören; so wird denn jetzt auch sein Blut von uns gefordert!« Sie wußten aber nicht, daß Joseph sie verstand; denn er verhandelte mit ihnen durch einen Dolmetscher. Da wandte er sich von ihnen ab und weinte. Als er dann wieder zu ihnen zurückgekehrt war und mit ihnen gesprochen hatte, ließ er Simeon aus ihrer Mitte ergreifen und vor ihren Augen in Fesseln legen. d) Der Brüder Entlassung und Rückkehr nach Kanaan; ihr Bericht an den Vater; Jakobs KlageDann gab Joseph Befehl, man solle ihre Säcke mit Getreide füllen, ihr Geld aber einem jeden wieder in seinen Sack legen und ihnen auch Zehrung für den Weg mitgeben. Als das geschehen war, luden sie ihr Getreide auf ihre Esel und zogen von dannen. Als aber einer von ihnen in der Herberge seinen Sack öffnete, um seinem Esel Futter zu geben, bemerkte er sein Geld, das in seinem Sack obenauf lag. Da sagte er zu seinen Brüdern: »Mein Geld ist wieder da! Denkt euch nur: es liegt hier in meinem Sack!« Da entfiel ihnen der Mut; sie sahen einander erschrocken an und riefen aus: »Was hat Gott uns da angetan!« Als sie hierauf zu ihrem Vater Jakob ins Land Kanaan zurückkamen, erzählten sie ihm alles, was sie erlebt hatten, mit den Worten: »Der Mann, der im Lande Herr ist, hat uns hart angelassen und uns wie Leute behandelt, die das Land auskundschaften wollten; und als wir zu ihm sagten: ›Wir sind ehrliche Leute, wir sind nie Kundschafter gewesen; zwölf Brüder sind wir, die Söhne unsers Vaters; der eine ist nicht mehr da, und der jüngste befindet sich zur Zeit bei unserm Vater im Lande Kanaan‹, – da erwiderte uns der Mann, der im Lande Herr ist: ›Daran will ich erkennen, ob ihr ehrliche Leute seid: laßt einen von euch Brüdern bei mir zurück und nehmt den Bedarf für eure hungernden Familien mit und kehrt heim; bringt dann aber euren jüngsten Bruder zu mir! Daran werde ich erkennen, daß ihr keine Kundschafter, sondern ehrliche Leute seid; dann will ich euch auch euren Bruder zurückgeben, und ihr könnt im Lande frei verkehren.‹« Als sie dann ihre Säcke leerten, fand jeder seinen Geldbeutel in seinem Sack; und als sie samt ihrem Vater sahen, daß es ihre Beutel waren, erschraken sie. Da sagte ihr Vater Jakob zu ihnen: »Ihr beraubt mich meiner Kinder! Joseph ist nicht mehr da, Simeon ist nicht mehr da, und nun sollt ihr Benjamin holen! Über mich ist all dieses Leid hereingebrochen!« Da antwortete Ruben seinem Vater: »Meine beiden Söhne magst du töten, wenn ich ihn nicht zu dir zurückbringe! Vertraue ihn mir an: ich bringe ihn zu dir zurück!« Doch Jakob entgegnete: »Mein Sohn soll nicht mit euch hinabziehen! Sein rechter Bruder ist tot, und er ist allein übriggeblieben; wenn ihm ein Unfall auf dem Wege zustieße, den ihr ziehen müßt, so würdet ihr mein graues Haar mit Herzeleid in die Unterwelt bringen!« q) Zweite Reise der Brüder Josephs nach Ägypten mit Benjamina) Die Reise wird von Jakob erst dann gebilligt, nachdem Juda sich für Benjamin verbürgt hatDie Hungersnot lag aber schwer auf dem Lande. Als nun das Getreide, das sie aus Ägypten geholt hatten, vollständig aufgezehrt war, sagte ihr Vater zu ihnen: »Zieht noch einmal hin und kauft uns etwas Getreide zur Nahrung!« Da antwortete ihm Juda: »Der Mann hat uns eindringlich gewarnt mit den Worten: ›Ihr dürft mir nicht mehr vor die Augen treten, wenn euer Bruder nicht bei euch ist!‹ Willst du uns also unsern Bruder mitgeben, dann wollen wir hinabziehen und Lebensmittel für dich kaufen; willst du ihn aber nicht mitgehen lassen, so ziehen wir nicht hinab; denn der Mann hat uns gesagt: ›Ihr dürft mir nicht vor die Augen treten, wenn euer Bruder nicht bei euch ist!‹« Da sagte Israel: »Warum habt ihr mir das zuleide getan, dem Manne mitzuteilen, daß ihr noch einen Bruder habt?« Sie antworteten: »Der Mann erkundigte sich genau nach uns und unserer Familie und fragte: ›Lebt euer Vater noch? Habt ihr noch einen Bruder?‹ Da haben wir ihm auf seine Fragen Auskunft gegeben. Konnten wir denn wissen, daß er verlangen würde: ›Bringt euren Bruder her‹?« Juda aber sagte zu seinem Vater Israel: »Laß den Knaben mit mir gehen; dann wollen wir uns auf den Weg machen und hinziehen, damit wir am Leben bleiben und nicht verhungern, weder wir selbst noch du und unsere Familien! Ich will Bürge für ihn sein; von meiner Hand sollst du ihn zurückfordern! Wenn ich ihn nicht wieder zu dir bringe und ihn dir nicht vor die Augen stelle, so will ich Zeit meines Lebens schuldbeladen vor dir dastehen! Ja, hätten wir nicht so lange gezögert, gewiß, wir wären jetzt schon zweimal wieder zurückgekehrt.« Da erwiderte ihnen ihr Vater Israel: »Wenn es denn sein muß, so macht es folgendermaßen: Nehmt von den besten Erzeugnissen des Landes etwas in euren Säcken mit und überbringt es dem Manne als Geschenk: etwas Mastixbalsam und etwas Honig, Gewürzkräuter und LadanumSiehe 37,25, Pistaziennüsse und Mandeln! Außerdem nehmt an Geld den doppelten Betrag mit! Denn auch das Geld, das sich oben in euren Säcken wiedergefunden hat, müßt ihr wieder mit euch nehmen: vielleicht liegt ein Versehen vor. Auch euren Bruder nehmt mit und macht euch auf den Weg und zieht wieder hin zu dem Manne! Der allmächtige Gott aber lasse euch Erbarmen bei dem Manne finden, daß er euren andern Bruder wieder mit euch ziehen läßt und auch Benjamin! Ich aber – wie ich einstmals kinderlos gewesen bin, so habe ich auch jetzt wieder keine Kinder!«A.Ü.: Ich aber – wenn ich kinderlos sein soll, muß ich eben kinderlos sein So nahmen denn die Männer das betreffende Geschenk und den doppelten Betrag an Geld mit sich, dazu auch den Benjamin, machten sich auf den Weg, zogen nach Ägypten hinab und traten vor Joseph. b) Freundlicher Empfang und die erste Unterredung der Brüder mit Josephs HausverwalterAls nun Joseph den Benjamin bei ihnen sah, befahl er seinem Hausverwalter: »Führe die Männer ins Haus hinein, laß ein Schlachttier schlachten und richte zu, denn die Männer sollen zu Mittag bei mir speisen.« Der Mann tat, wie Joseph ihm befohlen hatte, und führte die Männer in Josephs Haus. Da fürchteten sie sich, daß sie in das Haus Josephs geführt wurden, und dachten: »Wegen des Geldes, das vorigesmal wieder in unsere Säcke geraten ist, werden wir hineingeführt: man will sich auf uns stürzen, uns überwältigen und uns zu Sklaven machen samt unsern Eseln.« Darum traten sie an den Hausverwalter Josephs heran und redeten ihn noch am Eingang des Hauses so an: »Bitte, mein Herr! Wir sind schon einmal hergekommen, um Lebensmittel zu kaufen. Als wir dann aber in die Herberge gekommen waren und unsere Säcke öffneten, da fand sich das Geld eines jeden oben in seinem Sack, unser Geld in vollem Betrage. Darum haben wir es jetzt wieder mitgebracht, haben aber auch noch anderes Geld bei uns, um Lebensmittel zu kaufen. Wir wissen nicht, wer uns damals unser Geld in unsere Säcke gelegt hat.« Da antwortete jener: »Seid unbesorgt, ihr habt nichts zu fürchten! Euer Gott und eures Vaters Gott hat euch da heimlich einen Schatz in eure Säcke gelegt; euer Geld ist richtig an mich gekommen.« Dann führte er Simeon zu ihnen heraus. Hierauf ließ er die Männer in das Haus Josephs eintreten, gab ihnen Wasser zum Füßewaschen und ließ ihren Eseln Futter geben. Sie legten aber das Geschenk zurecht und warteten dann, bis Joseph zur Mittagszeit kommen würde; sie hatten nämlich gehört, daß sie dort speisen sollten. c) Joseph empfängt und bewirtet seine Brüder aufs freundlichsteAls nun Joseph nach Hause gekommen war, brachten sie ihm das Geschenk, das sie bei sich hatten, ins Zimmer hinein und verneigten sich vor ihm bis zur Erde. Er begrüßte sie freundlich und fragte sie: »Geht es eurem alten Vater wohl, von dem ihr mir erzählt habt? Ist er noch am Leben?« Sie antworteten: »Deinem Knecht, unserm Vater, geht es wohl; ja, er ist noch am Leben.« Dabei verbeugten sie sich wiederholt tief. Als er dann hinblickte und Benjamin, seinen Vollbruder, den Sohn seiner eigenen Mutter, sah, fragte er: »Ist dies euer jüngster Bruder, von dem ihr mir erzählt habt?« Dann fügte er hinzu: »Gott sei dir gnädig, mein Sohn!« Hierauf aber brach Joseph schnell ab, denn sein Gefühl überwältigte ihn beim Anblick seines Bruders, so daß er weinen mußte; er ging deshalb ins Innengemach und weinte sich dort aus. Dann wusch er sich das Gesicht und kam wieder heraus, nahm sich zusammen und befahl: »Tragt das Essen auf!« Da trug man für ihn besonders auf und für sie besonders und auch für die Ägypter, die bei ihm speisten, besonders; denn die Ägypter dürfen nicht mit den Hebräern zusammen speisen, weil das für die Ägypter eine Verunreinigung sein würde. Sie hatten aber ihre Plätze nach seiner Anweisung, vom Ältesten bis zum Jüngsten, genau nach ihrem Alter; darüber sahen sie sich einander verwundert an. Hierauf ließ er von den vor ihm stehenden Gerichten Anteile zu ihnen hintragen; es war aber dessen, was man Benjamin vorlegte, fünfmal so viel, als was man allen anderen vorlegte. Und sie tranken mit ihm und wurden guter Dinge. r) Joseph prüft seine Brüder zum letztenmala) Die Brüder machen sich auf den Heimweg; Josephs Becher wird in Benjamins Getreidesack gefundenHierauf befahl er (Joseph) seinem Hausverwalter: »Fülle den Männern ihre Säcke mit Getreide, soviel sie fortschaffen können, und lege einem jeden sein Geld (wieder) oben in seinen Sack! Meinen Becher aber, den silbernen Becher, sollst du dem Jüngsten oben in seinen Sack legen samt dem Gelde für sein Getreide!« Jener tat nach dem von Joseph ihm erteilten Befehl. Am andern Morgen, als es hell wurde, ließ man die Männer mit ihren Eseln ziehen. Als sie aber kaum zur Stadt hinausgezogen und noch nicht weit gekommen waren, befahl Joseph seinem Hausverwalter: »Auf! Eile den Männern nach! Und hast du sie eingeholt, so sage zu ihnen: ›Warum habt ihr Gutes mit Bösem vergolten? Warum habt ihr den silbernen Becher gestohlen? Es ist gerade der Becher, aus dem mein Herr trinkt und mittels dessen er auch wahrzusagen pflegt. Ihr habt da schlecht gehandelt!‹« Als er sie nun eingeholt hatte, sagte er diese Worte zu ihnen. Da antworteten sie ihm: »O Herr, wie kannst du so etwas sagen? Es liegt deinen Knechten fern, so etwas zu tun! Wir haben dir ja doch auch das Geld, das wir oben in unsern Säcken gefunden hatten, aus dem Lande Kanaan zurückgebracht: wie sollten wir da jetzt aus dem Hause deines Herrn Silber oder Gold gestohlen haben? Bei wem von deinen Knechten (der Becher) gefunden wird, der soll sterben, und auch wir anderen wollen Sklaven meines Herrn werden!« Er antwortete: »Gut! Es sei, wie ihr gesagt habt: bei wem er gefunden wird, der soll mein Sklave sein; ihr anderen aber sollt frei ausgehen!« Da setzten sie jeder seinen Sack schnell auf die Erde nieder, und jeder öffnete seinen Sack. Er aber fing an zu suchen; beim Ältesten fing er an, und beim Jüngsten hörte er auf: da fand sich der Becher im Sack Benjamins. Da zerrissen sie ihre Kleider; ein jeder belud seinen Esel wieder, und sie kehrten in die Stadt zurück. b) Die Brüder kehren in die Stadt zurück und demütigen sich vor Joseph; Judas Rede an JosephAls nun Juda und seine Brüder in das Haus Josephs gekommen waren – dieser war aber dort noch anwesend –, warfen sie sich vor ihm auf die Erde nieder. Da sagte Joseph zu ihnen: »Was für eine Tat habt ihr da begangen! Wußtet ihr nicht, daß ein Mann wie ich sich auf Zeichendeutung versteht?« Da antwortete Juda: »Was sollen wir zu meinem Herrn sagen? Was sollen wir reden und wie uns rechtfertigen? Gott hat die Schuld deiner Knechte ans Licht gebracht: wir (alle) gehören jetzt meinem Herrn als Sklaven, wir ebensogut wie der, in dessen Besitz der Becher gefunden worden ist.« Joseph aber antwortete: »Fern sei es von mir, so zu verfahren! Nur der, in dessen Besitz der Becher sich gefunden hat, soll mein Sklave werden; ihr anderen aber mögt ungehindert zu eurem Vater zurückkehren!« Da trat Juda an ihn heran und sagte: »Bitte, mein Herr! Laß doch deinen Knecht ein Wort an dich richten, mein Herr, ohne daß dein Zorn gegen deinen Knecht entbrennt, obgleich du so hoch stehst wie der Pharao! Mein Herr hat vordem seine Knechte gefragt: ›Habt ihr noch einen Vater oder einen Bruder?‹ Da antworteten wir meinem Herrn: ›Wir haben noch einen alten Vater und einen noch jungen Bruder, der ihm im Alter geboren ist; dessen rechter Bruder ist tot, und so ist er ihm allein von seiner Mutter übriggeblieben und ist deshalb der Liebling seines Vaters.‹ Da befahlst du deinen Knechten: ›Bringt ihn zu mir her, ich will ihn mit eigenen Augen zu sehen bekommen!‹ Da antworteten wir meinem Herrn: ›Der Knabe kann seinen Vater nicht verlassen; denn wenn er seinen Vater verließe, so würde dieser sterben.‹ Aber du antwortetest deinen Knechten: ›Kommt euer jüngster Bruder nicht mit euch her, so dürft ihr mir nicht wieder vor die Augen treten!‹ Als wir dann zu deinem Knecht, meinem Vater, zurückgekehrt waren, teilten wir ihm die Worte meines Herrn mit; und als später unser Vater sagte: ›Zieht wieder hin und kauft uns etwas Getreide!‹, da antworteten wir: ›Wir können nicht hinabziehen; nur wenn unser jüngster Bruder uns begleitet, wollen wir hinabziehen; denn wir dürfen uns vor dem Manne nicht sehen lassen, wenn unser jüngster Bruder nicht bei uns ist.‹ Da erwiderte uns dein Knecht, mein Vater: ›Ihr wißt selbst, daß meine Frau mir nur zwei Söhne geboren hat; der eine ist von mir weggegangen, und ich mußte mir sagen: Sicherlich hat ihn ein Tier zerrissen!, und ich habe ihn bis heute nicht wiedergesehen. Wenn ihr mir nun auch diesen noch wegnehmt und ihm ein Unglück zustößt, so werdet ihr mein graues Haar mit Jammer in die Unterwelt hinabbringen!‹ Käme ich jetzt also zu deinem Knecht, meinem Vater, heim und der Knabe wäre nicht bei uns, an dem doch sein ganzes Herz hängt, und müßte er sehen, daß der Knabe nicht da ist, so würde er sterben, und deine Knechte hätten wirklich das graue Haar deines Knechtes, unsers Vaters, mit Herzeleid in die Unterwelt hinabgebracht! Weil nun dein Knecht sich bei meinem Vater für den Knaben verbürgt und gelobt hat: ›Wenn ich ihn dir nicht zurückbringe, so will ich zeit meines Lebens vor meinem Vater schuldbeladen dastehen!‹, so laß doch jetzt deinen Knecht anstatt des Knaben als Sklaven meines Herrn hierbleiben, den Knaben aber laß mit seinen Brüdern heimziehen! Denn wie könnte ich zu meinem Vater zurückkehren, ohne daß der Knabe bei mir wäre? Ich könnte den Jammer nicht mitansehen, der meinen Vater träfe!« s) Joseph gibt sich seinen Brüdern zu erkennen; Rückkehr der BrüderDa vermochte Joseph nicht länger an sich zu halten vor allen, die um ihn her standen, sondern er rief aus: »Laßt jedermann von mir weg hinausgehen!« So war denn niemand zugegen, als Joseph sich seinen Brüdern zu erkennen gab. Er brach aber in ein so lautes Weinen aus, daß die Ägypter es hörten und auch das Haus des Pharaos Kunde davon erhielt. Joseph sagte aber zu seinen Brüdern: »Ich bin Joseph! Lebt mein Vater noch?« Seine Brüder vermochten aber nicht, ihm zu antworten: so bestürzt standen sie vor ihm. Da sagte er zu seinen Brüdern: »Tretet doch nahe an mich heran!« Als sie nun näher getreten waren, sagte er: »Ich bin euer Bruder Joseph, den ihr nach Ägypten verkauft habt! Nun beunruhigt euch aber nicht und macht euch keine Vorwürfe darüber, daß ihr mich hierher verkauft habt! Denn um uns alle am Leben zu erhalten, hat Gott mich euch vorausgesandt.« a) Joseph ist von Gott ausgesandt auch zu Israels Heil»Denn jetzt herrscht die Hungersnot erst zwei Jahre im Lande, und fünf Jahre stehen noch bevor, in denen kein Pflügen und kein Ernten stattfinden wird. Darum hat Gott mich euch vorausgesandt, um das Fortbestehen eures Geschlechts auf Erden zu sichern und um euch, eine große Schar von Erretteten, am Leben zu erhalten. So habt also nicht ihr mich hierher gebracht, sondern Gott; der hat mich dem Pharao zum Vater gemacht und zum Herrn über sein ganzes Haus und zum Gebieter im ganzen Lande Ägypten. Zieht nun eilends zu meinem Vater hinauf und meldet ihm: ›So läßt dir dein Sohn Joseph sagen: Gott hat mich zum Gebieter von ganz Ägypten gemacht: komm zu mir herab, säume nicht! Du sollst im Lande Gosen wohnen und in meiner Nähe sein, du, deine Kinder und Kindeskinder samt deinem Kleinvieh und deinen Rindern und deinem ganzen Hab und Gut. Ich will dich daselbst versorgen, denn noch fünf Jahre wird die Hungersnot dauern, damit du nicht verarmst, du und dein Haus und alles, was du besitzest.‹ Ihr seht es ja mit eigenen Augen, und auch mein Bruder Benjamin sieht es mit eigenen Augen, daß ich persönlich es bin, der zu euch redet. Berichtet also meinem Vater alle die hohen Ehren, die ich in Ägypten habe, und alles, was ihr gesehen habt, und bringt meinen Vater eilends hierher!« Darauf fiel er seinem Bruder Benjamin um den Hals und weinte, und auch Benjamin weinte an seinem Halse; dann küßte er alle seine Brüder und umarmte sie unter Tränen; nun erst vermochten auch seine Brüder mit ihm zu reden. b) Des Pharaos gnädige Einladung an Jakob, nach Ägypten überzusiedelnAls nun die Kunde von der Ankunft der Brüder Josephs in den Palast des Pharaos drang, war sie dem Pharao und seinen Dienern angenehm. Daher sagte der Pharao zu Joseph: »Sage deinen Brüdern: ›Tut also: beladet eure Lasttiere und zieht heim ins Land Kanaan, holt euren Vater und eure Familien und kommt zu mir! Ich will euch den besten Teil des Landes Ägypten geben, damit ihr das Fett des Landes genießen könnt.‹ Du bist ermächtigt (ihnen zu sagen): ›Tut also»also« im Sinne von: so = dementsprechend : nehmt euch aus Ägypten Wagen mit für eure Kinder und Frauen, laßt auch euren Vater aufsteigen und kommt hierher! Laßt es euch um euren Hausrat nicht leid sein! Denn das Beste vom ganzen Land Ägypten soll euch zuteil werden.‹« c) Joseph beschenkt seine heimziehenden Brüder reichlich und ermahnt sie liebevollSo taten denn die Söhne Israels also»also« im Sinne von: so = dementsprechend , und Joseph gab ihnen Wagen nach dem Befehl des Pharaos und außerdem Zehrung für die Reise. Ihnen allen schenkte er, einem jeden, einen Festtagsanzug; dem Benjamin aber schenkte er dreihundert Silberstücke und fünf Festtagsanzüge. Seinem Vater aber sandte er dementsprechend: zehn Esel, die mit den besten Erzeugnissen Ägyptens beladen waren, und zehn Eselinnen, die Getreide, Brot und Reisekost für seinen Vater trugen. Alsdann entließ er seine Brüder, und sie zogen ab, nachdem er sie noch ermahnt hatte: »Erzürnt euch nicht unterwegs!«A.Ü.: Macht euch unterwegs keine Vorwürfe! d) Jakobs Staunen und Freude und sein Entschluß, zu seinem Sohn nach Ägypten zu ziehenSo zogen sie denn aus Ägypten ab und kamen ins Land Kanaan zu ihrem Vater Jakob, dem sie berichteten: »Joseph lebt noch und ist Gebieter über das ganze Land Ägypten!« Aber sein Herz blieb kalt dabei, denn er glaubte ihnen nicht. Als sie ihm aber alles erzählten, was Joseph ihnen aufgetragen hatte, und als er die Wagen sah, die Joseph geschickt hatte, um ihn zu holen, da kam wieder Leben in den Geist ihres Vaters Jakob, so daß er ausrief: »Genug! Mein Sohn Joseph lebt noch! Ich will hinziehen und ihn noch einmal sehen, ehe ich sterbe!« t) Die Übersiedlung Jakobs und seiner Familie nach Ägypten; Verzeichnis der Nachkommen Jakobs; sein Empfang durch Josepha) Gott billigt Jakobs Übersiedelung in einer Offenbarung zu BeersebaSo brach denn Israel mit allen seinen AngehörigenA.Ü.: mit seinem ganzen Hausstand (oder: mit aller seiner Habe) auf, und als er nach Beerseba gekommen war, brachte er dort dem Gott seines Vaters Isaak Schlachtopfer dar. Da redete Gott mit Israel nachts in einem Gesicht und sagte: »Jakob, Jakob!« Er antwortete: »Hier bin ich!« Darauf sagte Gott: »Ich bin Gott, der Gott deines Vaters! Fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen; denn ich will dich dort zu einem großen Volk machen. Ich selbst will mit dir nach Ägypten hinabziehen, und ich selbst will dich (einst) auch wieder zurückführen, und Josephs Hand soll dir die Augen zudrücken.« Da brach Jakob von Beerseba auf, und seine Söhne ließen ihren Vater Jakob nebst ihren Kindern und ihren Frauen auf den Wagen fahren, die der Pharao geschickt hatte, um ihn zu holen. Sie nahmen auch ihr Vieh und ihre Habe mit, die sie im Lande Kanaan erworben hatten, und kamen so nach Ägypten, Jakob mit seiner gesamten Nachkommenschaft: seine Söhne und Enkel, seine Töchter und Enkelinnen, überhaupt seine ganze Nachkommenschaft brachte er mit sich nach Ägypten. b) Der damalige Bestand von Jakobs GesamtfamilieDies aber sind die Namen der Nachkommen Israels, die nach Ägypten kamen: Jakob und seine Söhne. Der erstgeborene Sohn Jakobs war Ruben; und die Söhne Rubens waren Hanoch, Pallu, Hezron und Karmi. Die Söhne Simeons waren Jemuel, Jamin, Ohad, Jachin, Zohar und Saul, der Sohn der Kanaanäerin. Die Söhne Levis waren Gerson, Kehath und Merari. Die Söhne Judas waren Ger, Onan, Sela, Perez und Serah; aber Ger und Onan waren schon im Lande Kanaan gestorben, und die Söhne des Perez waren Hezron und Hamul. Die Söhne Issaschars waren Thola, Puwwa, Job und Simron. Die Söhne Sebulons waren Sered, Elon und Jahleel. Dies sind die Söhne der Lea, die sie dem Jakob in Nord-Mesopotamien geboren hatte, dazu seine Tochter Dina, insgesamt dreiunddreißig Söhne und Töchter. – Die Söhne Gads aber waren Ziphjon und Haggi, Suni und Ezbon, Heri, Arodi und Areli. Die Söhne Assers waren Jimna, Jiswa, Jiswi, Beria und ihre Schwester Serah; und die Söhne Berias waren Heber und Malkiel. Dies sind die Söhne der Silpa, die Laban seiner Tochter Lea (als Leibmagd) gegeben hatte; diese hatte sie dem Jakob geboren, zusammen sechzehn Seelen. – Die Söhne der Rahel, der Frau Jakobs, waren Joseph und Benjamin. Dem Joseph aber waren in Ägypten Manasse und Ephraim geboren, die ihm Asenath, die Tochter Potipheras, des Priesters von On, geboren hatte. Die Söhne Benjamins waren Bela, Becher und Asbel, Gera und Naaman, Ehi und Ros, Muppim und Huppim und Ard. Dies sind die Söhne der Rahel, die dem Jakob geboren waren, insgesamt vierzehn Seelen. – Die Söhne Dans aber waren: Husim; und die Söhne Naphthalis: Jahzeel, Guni, Jezer und Sillem. Dies sind die Söhne der Bilha, die Laban seiner Tochter Rahel (als Leibmagd) gegeben hatte; diese hatte sie dem Jakob geboren, insgesamt sieben Seelen. – Die Gesamtzahl der Seelen, die mit Jakob nach Ägypten kamen, seine leiblichen Nachkommen, ungerechnet die Frauen der Söhne Jakobs, betrug sechsundsechzig. Die Söhne Josephs aber, die ihm in Ägypten geboren wurden, waren zwei Seelen. Daher betrug die Gesamtzahl der Seelen des Hauses Jakobs, die nach Ägypten kamen, siebzig. c) Joseph begrüßt seinen Vater in Gosen und erteilt seinen Brüdern Anweisung für ihr Benehmen beim PharaoJakob hatte aber Juda zu Joseph vorausgesandt, damit dieser ihm die Landschaft Gosen im voraus anweisen lasse. Als sie nun im Lande Gosen angekommen waren, ließ Joseph seinen Wagen anspannen und fuhr seinem Vater Israel nach Gosen entgegen; und als er vor ihm erschien, fiel er ihm um den Hals und weinte lange an seinem Halse. Israel aber sagte zu Joseph: »Nun will ich gern sterben, nachdem ich dein Angesicht gesehen habe (und weiß), daß du noch am Leben bist.« Hierauf sagte Joseph zu seinen Brüdern und zu den anderen Angehörigen seines Vaters: »Ich will jetzt hinfahren und dem Pharao Bericht erstatten und ihm melden: ›Meine Brüder sowie die Angehörigen meines Vaters, die bisher im Lande Kanaan gewohnt haben, sind zu mir gekommen. Diese Leute sind Hirten von Kleinvieh – sie sind von jeher Viehzüchter gewesen –, und sie haben ihr Kleinvieh, ihre Rinder und ihren gesamten Besitz mitgebracht.‹ Wenn euch dann der Pharao rufen läßt und euch fragt: ›Was ist euer Gewerbe?‹, so antwortet: ›Deine Knechte sind von Jugend auf bis jetzt Viehzüchter gewesen, wir wie auch schon unsere Väter‹, – damit ihr im Lande Gosen wohnen dürft; denn alle Hirten von Kleinvieh sind den Ägyptern ein Greuel.« u) Jakob vor dem Pharao und in Gosen; Folgen der Hungersnot für die Ägyptera) Der Pharao sagt fünf Söhnen Jakobs bei einer Vorstellung die Ansiedlung in Gosen zuSo ging denn Joseph hin und erstattete dem Pharao Bericht mit den Worten: »Mein Vater und meine Brüder sind mit ihrem Kleinvieh, ihren Rindern und ihrem gesamten Besitz aus dem Lande Kanaan angekommen und befinden sich jetzt im Lande Gosen.« Er hatte aber aus der Gesamtzahl seiner Brüder fünf Männer mitgebracht, die er dem Pharao vorstellte. Als nun der Pharao die Brüder Josephs fragte: »Was ist euer Gewerbe?«, antworteten sie dem Pharao: »Deine Knechte sind Hirten von Kleinvieh, wir wie auch schon unsere Väter.« Weiter sagten sie zum Pharao: »Wir sind hergekommen, um eine Zeitlang als Fremdlinge hier im Lande zu wohnen, weil deine Knechte keine Weide mehr für ihr Kleinvieh haben: so schwer liegt die Hungersnot auf dem Lande Kanaan. Laß nun doch deine Knechte im Lande Gosen wohnen!« Da sagte der Pharao zu Joseph: »Dein Vater und deine Brüder sind zu dir gekommen: das Land Ägypten steht dir zur Verfügung; laß deinen Vater und deine Brüder im besten Teil des Landes wohnen! Sie dürfen im Lande Gosen wohnen; und wenn du siehst, daß tüchtige Leute unter ihnen sind, so mache sie zu Oberhirten über meine eigenen Herden!« b) Jakob dem Pharao vorgestellt und sodann in Gosen angesiedeltHierauf ließ Joseph auch seinen Vater Jakob eintreten und stellte ihn dem Pharao vor; Jakob aber begrüßte den Pharao mit einem Segenswunsch. Da sagte der Pharao zu Jakob: »Wie groß ist die Zahl deiner Lebensjahre?« Jakob antwortete dem Pharao: »Die Zahl der Jahre meiner Wanderschaft beträgt hundertunddreißig Jahre; gering an Zahl und mühselig sind die Tage meiner Lebensjahre gewesen und reichen nicht an die Tage der Lebensjahre meiner Väter in der Zeit ihrer Wanderschaft heran.« Hierauf entfernte sich Jakob vom Pharao mit einem Segenswunsch für ihn. Joseph aber wies seinem Vater und seinen Brüdern Wohnsitze an und verlieh ihnen eigenen Grundbesitz in Ägypten, im besten Teile des Landes, nämlich in der Landschaft Ramses, wie der Pharao befohlen hatte. Und Joseph versorgte seinen Vater, seine Brüder und alle Angehörigen seines Vaters mit Brotkorn, einen jeden nach der Zahl seiner Familienglieder. c) Joseph verschafft dem Pharao zunächst alles Geld und alles Vieh in Ägypten und macht sodann alles Ackerland dem Pharao zinsbarEs gab aber kein Brotkorn im ganzen Lande; denn die Hungersnot war überaus drückend, so daß Ägypten ebenso wie das Land Kanaan infolge der Hungersnot am Verschmachten war. So brachte denn Joseph (schließlich) alles Geld, das sich im Lande Ägypten und in Kanaan vorfand, in seiner Hand zusammen für das Brotkorn, das man kaufen mußte; und Joseph lieferte das Geld an das Haus des Pharaos ab. Als dann im Lande Ägypten und in Kanaan kein Geld mehr vorhanden war, kamen alle Ägypter zu Joseph und sagten: »Schaffe uns Brot! Warum sollen wir vor deinen Augen sterben? Denn das Geld ist zu Ende gegangen!« Joseph antwortete: »Bringt euer Vieh her, so will ich euch Brotkorn als Entgelt für euer Vieh geben, wenn ihr kein Geld mehr habt.« Da brachten sie ihr Vieh zu Joseph, und dieser gab ihnen Brotkorn als Entgelt für die Pferde, für die Schaf- und Rinderherden und für die Esel; so versorgte er sie in jenem Jahr mit Brotkorn um den Preis ihres gesamten Viehs. Als nun dieses Jahr zu Ende war, kamen sie im nächsten Jahre wieder zu ihm und sagten: »Wir können es unserm Herrn nicht verhehlen, daß das Geld zu Ende ist und, weil auch unser Bestand an Vieh schon an unsern Herrn übergegangen ist, nichts mehr zur Verfügung unseres Herrn übriggeblieben ist als unser Leib und unsere Äcker. Warum sollen wir vor deinen Augen zugrunde gehen, wir samt unserm Landbesitz? Kaufe uns und unsern Landbesitz um Brotkorn, so wollen wir samt unserm Landbesitz dem Pharao leibeigen sein; aber gib uns Saatkorn, damit wir am Leben bleiben und nicht verhungern und die Felder nicht zur Wüste werden!« So kaufte denn Joseph alles Ackerland der Ägypter für den Pharao auf; denn die Ägypter verkauften ein jeder seine Felder, weil die Hungersnot schwer auf ihnen lastete; und so wurde das Land Eigentum des Pharaos. Und was die Bevölkerung betrifft, so machte er sie leibeigen von einem Ende des ägyptischen Gebiets bis zum andern. Nur die Ländereien der Priester kaufte er nicht an; denn die Priester bezogen ein festes Einkommen von seiten des Pharaos und lebten von ihrem festen Einkommen, das der Pharao ihnen angewiesen hatte; deshalb brauchten sie ihre Ländereien nicht zu verkaufen. Joseph aber sagte zum Volk: »Ich habe nunmehr euch und eure Äcker für den Pharao angekauft; hier habt ihr Saatkorn zum Besäen der Äcker! Aber von dem Ertrage müßt ihr ein Fünftel an den Pharao abgeben; die übrigen vier Fünftel dagegen sollt ihr behalten zur Aussaat für die Felder sowie zur Nahrung für euch und euer Gesinde und zur Ernährung eurer Familien.« Da antworteten sie: »Du hast uns am Leben erhalten! Möchten wir nur Gnade finden vor den Augen unsers Herrn, so wollen wir gern dem Pharao leibeigen sein!« So machte Joseph es zu einer gesetzlichen Verpflichtung, die bis auf diesen Tag für den Grundbesitz der Ägypter besteht, daß dem Pharao der fünfte Teil des Ernteertrages gehört; nur die Ländereien der Priester allein kamen nicht in den Besitz des Pharaos. d) Glückliche Lage der Israeliten in Ägypten; Jakobs letzter Wunsch bezüglich seiner BestattungSo siedelten sich denn die Israeliten in Ägypten, in der Landschaft Gosen, an; sie setzten sich darin fest und mehrten sich so, daß sie überaus zahlreich wurden. Jakob aber lebte in Ägypten noch siebzehn Jahre, so daß seine ganze Lebensdauer 147 Jahre betrug. Als dann die Zeit herankam, daß er sterben sollte, ließ er seinen Sohn Joseph rufen und sagte zu ihm: »Wenn ich dir etwas gelte, so lege deine Hand unter meine Hüfte und erweise mir die Liebe und Treue, mich nicht in Ägypten zu begraben, sondern ich möchte bei meinen Vätern ruhen! Darum bringe mich aus Ägypten weg und begrabe mich in ihrer Ruhestätte!« Da antwortete er: »Ja, ich werde nach deinem Wunsche tun.« Da sagte er: »Schwöre es mir!«, und er schwur ihm. Israel aber beugte sich anbetend auf das Kopfende des Bettes hin.A.Ü.: neigte sich dankend auf dem Kopfende, oder: zu Häupten des Bettes. Vgl. Hebr 11,21 v) Jakob nimmt die beiden Söhne Josephs an Kindes Statt anNach diesen Begebenheiten meldete man dem Joseph: »Wisse, dein Vater ist erkrankt«; da nahm er seine beiden Söhne Manasse und Ephraim mit sich. Als man nun dem Jakob mitteilte: »Dein Sohn Joseph kommt zu dir«, da machte Israel sich stark, setzte sich im Bett aufrecht hin und sagte dann zu Joseph: »Der allmächtige Gott ist mir einst zu Lus im Lande Kanaan erschienen und hat mich gesegnet mit den Worten: ›Ich will dich fruchtbar machen und mehren und dich zu einer Menge von Stämmen werden lassen und will dieses Land deiner Nachkommenschaft nach dir zu ewigem Besitz geben.‹ Und nun sollen deine beiden Söhne, die dir im Lande Ägypten geboren worden sind, ehe ich zu dir nach Ägypten kam, mir gehören: Ephraim und Manasse sollen mir gehören wie Ruben und Simeon. Deine übrigen Kinder aber, die dir nach ihnen geboren sind, sollen dir gehören: den Namen (eines) ihrer (beiden) Brüder sollen sie in ihrem Erbteil führen. Was mich aber betrifft: als ich aus Mesopotamien heimkehrte, starb mir Rahel unterwegs im Lande Kanaan, als nur noch eine Strecke Weges bis Ephrath zu gehen war, und ich begrub sie dort am Wege nach Ephrath [das ist Bethlehem].« Jakob segnet die beiden Josephssöhne unter Bevorzugung des jüngeren EphraimAls nun Israel die Söhne Josephs sah, fragte er: »Wer sind diese?« Joseph antwortete seinem Vater: »Es sind meine Söhne, die Gott mir hier geschenkt hat.« Da sagte er: »Bringe sie her zu mir, damit ich sie segne!« Israels Augen waren nämlich infolge des Alters schwach geworden, so daß er nicht (mehr) sehen konnte. Als er sie nun dicht an ihn herangebracht hatte, küßte und umarmte er sie. Hierauf sagte Israel zu Joseph: »Ich hatte nicht gehofft, dein Angesicht je wiederzusehen; und nun hat Gott mich sogar noch Kinder von dir sehen lassen!« Darauf zog Joseph sie wieder von seinen Knien weg und verneigte sich vor ihm bis zur Erde. Dann nahm Joseph sie beide, Ephraim mit seiner rechten Hand auf der linken Seite Israels und Manasse mit seiner linken Hand auf der rechten Seite Israels, und ließ sie so an ihn herantreten. Da streckte Israel seine rechte Hand aus und legte sie auf das Haupt Ephraims, obgleich er der jüngere war, und seine linke Hand auf das Haupt Manasses, indem er seine Arme übers Kreuz legte; denn Manasse war der Erstgeborene. Dann segnete er Joseph mit den Worten: »Der Gott, vor dessen Angesicht meine Väter Abraham und Isaak gewandelt sind, der Gott, der mein Hirt gewesen ist, seitdem ich lebe, bis auf diesen Tag, der Engel, der mich aus allem Unglück errettet hat: er segne diese Knaben, daß durch sie mein Name und der Name meiner Väter Abraham und Isaak fortlebt und sie sich zu einer großen Menge auf Erden vermehren!« Als nun Joseph sah, daß sein Vater seine rechte Hand andauernd auf das Haupt Ephraims legte, mißfiel ihm dies; er faßte daher die Hand seines Vaters, um sie vom Haupt Ephraims auf das Haupt Manasses zu legen, indem er dabei zu seinem Vater sagte: »Nicht so, lieber Vater, denn dieser ist der Erstgeborene; lege deine rechte Hand auf sein Haupt!« Aber sein Vater wollte nicht und sagte: »Ich weiß es wohl, mein Sohn, ich weiß es! Auch dieser wird zu einem Volk werden, und auch er wird groß werden; jedoch sein jüngerer Bruder wird größer sein als er, und seine Nachkommen werden zu einer Menge von Völkern werden.«A.Ü.: sollen die (wahre) Völkermenge sein So segnete er sie denn an jenem Tage mit den Worten: »Mit deinem Namen werden die Israeliten einen Segenswunsch aussprechen, indem sie sagen: ›Gott mache dich gleich Ephraim und gleich Manasse!‹« Damit stellte er Ephraim vor Manasse. Jakob verleiht seinem Lieblingssohne Joseph einen von ihm eroberten Landstrich (Sichem?) in KanaanHierauf sagte Israel zu Joseph: »Ich werde nun sterben; aber Gott wird mit euch sein und euch in das Land eurer Väter zurückkehren lassen. Ich aber gebe dir einen Landstrich, den du vor deinen Brüdern voraushaben sollst; ich habe ihn den Amoritern einst mit meinem Schwert und meinem Bogen abgenommen.« w) Jakobs Weissagungssprüche über seine Söhne (vgl. 5.Mose 33)Sein Abschied und TodDann berief Jakob seine Söhne und sagte: »Versammelt euch, damit ich euch das verkünde, was euch in künftigen Tagen widerfahren wird! Schart euch zusammen und hört zu, ihr Söhne Jakobs, ja, hört euren Vater Israel an! Du, Ruben, bist mein erstgeborener Sohn, meine Kraft und der Erstling meiner Stärke, bevorzugt an Würde und bevorzugt an Macht! Doch überwallend wie Wasser, sollst du keinen Vorzug genießen! Denn du hast deines Vaters Lager bestiegen; damals hast du es entweiht: mein Bett hat er bestiegen! Simeon und Levi sind Brüder; Werkzeuge der Gewalttat sind ihre Schwerter: ich will nichts zu schaffen haben mit ihren Ratschlägen, will keine Gemeinschaft haben mit ihren Entschlüssen! Denn in ihrem Zorn haben sie Männer erschlagen und in ihrem Mutwillen Stiere verstümmelt. Verflucht sei ihr Zorn, daß er so gewalttätig ist, und ihre Wut, daß sie sich so grausam zeigt! Ich will sie zerteilen in Jakob und will sie zerstreuen in Israel! Juda, du bist’s, den deine Brüder preisen werden! Deine Hand wird deinen Feinden auf dem Nacken liegen; vor dir werden sich verbeugen die Söhne deines Vaters. Ein junger Löwe ist Juda: vom Raub bist du emporgestiegen, mein Sohn. Er kauert sich nieder, streckt sich hin wie ein Löwe und wie eine Löwin; wer darf ihn aufstören? Nicht wird das Zepter von Juda weichen noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen hinweg, bis der kommt, dem er gebührt,Die rätselhafte Stelle kann nicht sicher gedeutet werden. Sie wäre im Anschluß an den Wortlaut zu übersetzen: »Bis er nach Schilo = Silo (das spätere Heiligtum mit der Bundeslade) kommt« oder: »Bis Ruhe (Friede) oder: ein Beruhiger (Friedebringer) kommen wird«. Die obige Übersetzung, die einen etwas anderen hebräischen Wortlaut voraussetzt, findet einen Fingerzeig für die richtige Deutung in Hes 21,32 und die Völker werden ihm Gehorsam leisten. Er bindet sein Eselfüllen an den Weinstock und das Junge seiner Eselin an die Edelrebe; er wäscht im Wein sein Gewand und im Blut der Trauben seinen Mantel; trübe sind ihm die Augen vom Wein, und die Zähne schimmern von Milch. Sebulon wird bis hin zum Meeresstrand wohnen, und zwar am Gestade der Schiffe, und mit dem Rücken wird er sich an Sidon lehnen. Issaschar ist ein starkknochiger Esel, der zwischen den Hürden lagert. Als er sah, daß die Ruhe etwas Schönes und sein Land gar lieblich sei, da beugte er seinen Nacken zum Lasttragen und wurde zum dienstbaren Fronknecht. Dan wird seinem Volke Recht schaffen wie irgendeiner von den Stämmen Israels; Dan wird eine Schlange am Wege sein, eine Hornotter am Pfad, die das Roß in die Fersen sticht, so daß sein Reiter rücklings zu Boden stürzt. – Auf dein Heil harre ich, HERR! Gad – Kriegsscharen werden ihn bedrängen, er aber wird ihnen nachdrängen auf der Ferse. Asser hat Brot im Überfluß; auch Königsleckerbissen wird er liefern. Naphthali ist eine flüchtige Hirschkuh; er ist’s, der schöne Lieder vernehmen läßt. Joseph ist eine junge Fruchtrebe, eine junge Fruchtrebe am Quell: ihre Schößlinge ranken über die Mauer empor. Wenn die Pfeilschützen ihm zusetzen und ihn beschießen und befehden, bleibt sein Bogen doch beständig gespannt, und gelenkig sind seine Arme und Hände infolge der Hilfe des starken Gottes Jakobs, von dorther, wo der Hirt, der Felsen Israels ist, von dem Gott deines Vaters: er helfe dir! –, und mit dem Beistand des Allmächtigen: er segne dich mit Segensfülle vom Himmel droben, mit Segensfülle aus der Urflut, die in der Tiefe lagert, mit Segensfülle aus Brüsten und Mutterschoß! Die Segnungen deines Vaters überragen die Segensfülle der uralten Berge, die köstlichen Gaben der ewigen Höhen; mögen sie zuteil werden dem Haupte Josephs und dem Scheitel des Geweihten unter seinen Brüdern! Benjamin ist ein räuberischer Wolf: am Morgen noch wird er den Raub verzehren und abends Beute verteilen.« Jakobs nochmalige Bitte (vgl. 47,29-31) um seine Beisetzung im Erbbegräbnis zu Hebron; sein TodDies sind die zwölf Stämme Israels insgesamt, und dies ist es, was ihr Vater zu ihnen geredet und womit er sie gesegnet hat, einen jeden mit einem besonderen Segen. Dann erteilte er ihnen folgenden Auftrag: »Wenn ich jetzt zu meinen Stammesgenossen versammelt bin, so begrabt mich bei meinen Vätern in der Höhle auf dem Felde des Hethiters Ephron, in der Höhle auf dem Felde Machpela östlich von Mamre im Lande Kanaan, welche (Höhle) Abraham samt dem Felde von dem Hethiter Ephron zum Erbbegräbnis gekauft hat. Dort ist Abraham und seine Frau Sara begraben, dort ist Isaak und seine Frau Rebekka begraben, und dort habe ich Lea begraben. Abgekauft ist das Feld mit der Höhle darauf den Hethitern.« Als nun Jakob mit der Mitteilung seines letzten Willens an seine Söhne zu Ende war, zog er seine Füße auf das Bett zurückA und verschied und wurde zu seinen Stammesgenossen versammelt. A.Ü.: ins Bett hinein (oder: legte er seine Füße auf dem Lager zusammen) x) Jakobs Begräbnis; Josephs Versöhnlichkeit und Toda) Jakobs Einbalsamierung und feierliche Überführung nach dem Erbbegräbnis in HebronDa warf sich Joseph über seinen Vater hin, weinte über ihn gebeugt und küßte ihn. Hierauf befahl Joseph den Ärzten, die in seinem Dienst standen, seinen Vater einzubalsamieren; da balsamierten die Ärzte Israel ein. Darüber vergingen vierzig Tage; denn so lange Zeit ist zum Einbalsamieren erforderlich; und die Ägypter trauerten siebzig Tage lang um ihn. Als dann die Zeit der Trauer um ihn vorüber war, sagte Joseph zu den Hofbeamten des Pharaos: »Wenn ich Gnade bei euch gefunden habe, so bringt doch folgendes zur Kenntnis des Pharaos: Mein Vater hat mir einen Eid abgenommen und mir geboten: ›Wenn ich tot bin, sollst du mich in meinem Grabe beisetzen, das ich mir im Lande Kanaan angelegt habe!‹ Deshalb möchte ich nun hinaufziehen, um meinen Vater zu begraben; dann kehre ich wieder zurück.« Da ließ ihm der Pharao sagen: »Ziehe hinauf und begrabe deinen Vater, wie du ihm hast schwören müssen!« So zog denn Joseph hin, um seinen Vater zu begraben, und mit ihm zogen alle Diener des Pharaos, die höchsten Beamten seines Hofes und alle Würdenträger des Landes Ägypten, dazu die ganze Familie Josephs, seine Brüder und überhaupt die Angehörigen seines Vaters; nur ihre kleinen Kinder sowie ihr Kleinvieh und ihre Rinder ließen sie im Lande Gosen zurück. Ebenso zogen sowohl Wagen als auch Reiter mit ihm, so daß es ein gewaltiger Zug war. Als sie nun nach Goren-Haatadd.h. Stechdorntenne , das jenseits des Jordans liegt, gekommen waren, veranstalteten sie dort eine große und sehr feierliche Totenklage, und (Joseph) stellte um seinen Vater eine siebentägige Leichenfeier an. Als nun die dort wohnenden Kanaanäer die Trauerfeier bei Goren-Haatad sahen, sagten sie: »Da findet eine ernste Trauerfeier der Ägypter statt«; daher gab man dem Ort den Namen ›Trauerfeier der Ägypter‹; er liegt jenseits des Jordans. Seine Söhne hielten es dann mit ihm so, wie er ihnen befohlen hatte: sie brachten ihn nämlich in das Land Kanaan und bestatteten ihn in der Höhle auf dem Felde Machpela, welche (Höhle) Abraham samt dem Felde zum Erbbegräbnis von dem Hethiter Ephron gekauft hatte, östlich von Mamre. Hierauf kehrte Joseph, nachdem er seinen Vater bestattet hatte, nach Ägypten zurück, er und seine Brüder und alle, die mit ihm hinaufgezogen waren, um seinen Vater zu bestatten. b) Josephs Edelmut gegen seine BrüderAls nun die Brüder Josephs sahen, daß ihr Vater tot war, sagten sie: »Wie nun, wenn Joseph feindselig gegen uns aufträte und uns all das Böse vergälte, das wir ihm zugefügt haben?« Darum sandten sie zu Joseph und ließen ihm sagen: »Dein Vater hat uns vor seinem Tode folgende Weisung gegeben: ›So sollt ihr zu Joseph sagen: Ach bitte, vergib doch deinen Brüdern ihr Vergehen und ihre Verschuldung, daß sie so übel an dir gehandelt haben!‹ So vergib uns nun doch unser Vergehen; wir sind ja doch auch Knechte des Gottes deines Vaters!« Da weinte Joseph, als sie ihm das sagen ließen. Hierauf gingen seine Brüder selbst hin, warfen sich vor ihm nieder und sagten: »Hier sind wir als deine Knechte!« Joseph aber antwortete ihnen: »Seid ohne Furcht! Denn stehe ich etwa an Gottes Statt? Ihr freilich hattet Böses gegen mich im Sinn, aber Gott gedachte es zum Guten zu wenden, um das auszuführen, was jetzt klar zutage liegt, nämlich um ein zahlreiches Volk am Leben zu erhalten. Fürchtet euch also nicht! Ich selbst werde euch und eure Kinder versorgen.« So tröstete er sie und redete ihnen freundlich zu. c) Josephs Alter und Tod; sein letzter WunschSo wohnte denn Joseph in Ägypten samt der ganzen Familie seines Vaters, und Joseph wurde 110 Jahre alt. Von Ephraim sah er Urenkel, und auch die Söhne Machirs, des Sohnes Manasses, wurden noch bei Lebzeiten Josephs geboren.W: wurden auf die Knie Josephs geboren = zur Annahme an Kindes Statt von seiten Josephs: vgl. 30,3 Da sagte Joseph zu seinen Brüdern: »Ich stehe nun nahe vor dem Tode; Gott aber wird sich euer sicherlich gnädig annehmen und euch aus diesem Lande in das Land zurückführen, das er Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen hat.« Hierauf ließ Joseph die Söhne Israels folgendes beschwören: »Wenn Gott sich (dereinst) euer gnädig annehmen wird, dann sollt ihr meine Gebeine von hier mitnehmen.«ieses eidliche Versprechen wurde auch erfüllt (vgl. 2.Mose 13,19; Jos 24,32) Dann starb Joseph im Alter von 110 Jahren; man balsamierte ihn ein und legte ihn in Ägypten in einen Sarg. I. Bedrückung und Errettung der Israeliten in Ägypten (1,1-15,21)1. Die schnelle Vermehrung der Israeliten trotz der drückenden Knechtung durch die ÄgypterDies sind die Namen der Söhne Israels, die nach Ägypten gekommen waren – mit Jakob waren sie gekommen, ein jeder mit seiner Familie –: Ruben, Simeon, Levi und Juda; Issaschar, Sebulon und Benjamin; Dan und Naphthali, Gad und Asser. Die Gesamtzahl der leiblichen Nachkommen Jakobs betrug siebzig Seelen; Joseph aber hatte sich (bereits) in Ägypten befunden. Als aber Joseph und alle seine Brüder, überhaupt alle gestorben waren, welche in jener Zeit gelebt hatten,W.: jenes ganze Geschlecht (= Generation) vermehrten sich die Israeliten gewaltig und wurden über alle Maßen zahlreich und stark, so daß das Land voll von ihnen wurde. Da kam ein neuer König in Ägypten zur Regierung, der Joseph nicht gekannt hatte. Der sagte zu seinem Volk: »Seht, das Volk der Israeliten wird uns zu zahlreich und zu stark. Wohlan, wir wollen klug gegen sie zu Werke gehen, damit ihrer nicht noch mehr werden; sonst könnte es geschehen, daß, wenn ein Krieg ausbräche, sie sich auch noch zu unsern Feinden schlügen und gegen uns kämpften und aus dem Lande wegzögen.« So setzten sie denn Fronvögte über das Volk, um es mit den Fronarbeiten, die sie ihm auferlegten, zu bedrücken; und es mußte für den Pharao Vorratsstädte bauen, nämlich Pithom und Ramses. Aber je mehr man das Volk bedrückte, desto zahlreicher wurde es und desto mehr breitete es sich aus, so daß die Ägypter ein Grauen vor den Israeliten empfanden. Daher zwangen die Ägypter die Israeliten gewaltsam zum Knechtsdienst und verleideten ihnen das Leben durch harte Fronarbeit in Lehm- und Ziegelsteinen und durch allerlei Feldarbeit, lauter Dienstleistungen, die sie zwangsweise von ihnen verrichten ließen. Das gottesfürchtige Verhalten der beiden hebräischen HebammenDa erteilte der König von Ägypten den hebräischen Hebammen, von denen die eine Siphra, die andere Pua hieß, folgenden Befehl: »Wenn ihr den Hebräerinnen bei der Geburt Hilfe leistet, so gebt bei der Entbindung W.: (gleich oder: schon) bei den Stützsteinen, d.h. während die Gebärende noch auf den unter sie gelegten Steinen kauertwohl acht: wenn das Kind ein Knabe ist, so tötet ihn! ist es aber ein Mädchen, so mag es am Leben bleiben!« Aber die Hebammen waren gottesfürchtig und befolgten den Befehl des Königs von Ägypten nicht, sondern ließen die Knaben am Leben. Da rief der König von Ägypten die Hebammen zu sich und fragte sie: »Warum verfahrt ihr so und laßt die Knaben am Leben?« Die Hebammen antworteten dem Pharao: »Ja, die hebräischen Frauen sind nicht so (schwächlich) wie die ägyptischen, sondern haben eine kräftige Natur; ehe noch die Hebamme zu ihnen kommt, haben sie schon geboren.« Gott aber ließ es den Hebammen gut ergehen. So vermehrte sich denn das Volk stark und wurde sehr zahlreich; und weil die Hebammen gottesfürchtig waren, verlieh Gott ihnen reichen Kindersegen.W.: schaffte Gott ihnen Häuser (= Familien) Da befahl der Pharao seinem ganzen Volke: »Jeden neugeborenen Knaben (der Hebräer) werft in den Nil, alle Mädchen aber laßt am Leben!« 2. Geburt Moses; seine Schicksale bis zu seiner Verheiratunga) Geburt und Aussetzung, Rettung und Erziehung MosesNun ging ein Mann aus dem Stamme Levi hin und heiratete eine Levitin. Diese Frau wurde Mutter eines Sohnes; und als sie sah, daß es ein schönes Kind war, verbarg sie ihn drei Monate lang. Als sie ihn dann nicht länger verborgen halten konnte, nahm sie für ihn ein Kästchen von Papyrusrohr, machte es mit Erdharz und Pech dicht, legte das Knäblein hinein und setzte es in das Schilf am Ufer des Nils. Seine Schwester aber mußte sich in einiger Entfernung hinstellen, um zu sehen, was mit ihm geschehen würde. Da kam die Tochter des Pharaos an den Nil hinab, um zu baden, während ihre Dienerinnen am Ufer des Stromes hin und her gingen. Da erblickte sie das Kästchen mitten im Schilf und ließ es durch ihre Leibmagd holen. Als sie es dann öffnete, siehe, da lag ein weinendes Knäblein darin! Da fühlte sie Mitleid mit ihm und sagte: »Das ist eins von den Kindern der Hebräer.« Da fragte seine Schwester die Tochter des Pharaos: »Soll ich hingehen und dir eine Amme von den Hebräerinnen holen, damit sie dir den Knaben nährt?« Die Tochter des Pharaos antwortete ihr: »Ja, gehe hin!« Da ging das Mädchen hin und holte die Mutter des Kindes. Die Tochter des Pharaos sagte zu dieser: »Nimm dieses Knäblein mit und nähre es mir! Ich will dir den Lohn dafür geben.« So nahm denn die Frau das Knäblein und nährte es. Als der Knabe dann größer geworden war, brachte sie ihn der Tochter des Pharaos; die nahm ihn als Sohn an und gab ihm den Namen Mose; »denn«, sagte sie, »ich habe ihn aus dem Wasser gezogen«. b) Moses Übeltat (Totschlag) als erster Beweis seiner Liebe zu seinem VolkZu jener Zeit nun, als Mose zum Mann geworden war, ging er (einmal) zu seinen Volksgenossen hinaus und sah ihren Fronarbeiten zu. Da sah er, wie ein Ägypter einen Hebräer, einen von seinen Volksgenossen, schlug. Da blickte er sich nach allen Seiten um, und als er sah, daß kein Mensch sonst zugegen war, erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn im Sand. Am folgenden Tage ging er wieder hinaus und sah, wie zwei Hebräer sich miteinander zankten. Da sagte er zu dem, der im Unrecht war: »Warum schlägst du deinen Volksgenossen?« Der gab zur Antwort: »Wer hat dich zum Obmann und Richter über uns bestellt? Willst du mich etwa auch totschlagen, wie du den Ägypter totgeschlagen hast?« Da erschrak Mose, denn er sagte sich: »So ist also die Sache doch ruchbar geworden!« c) Mose flieht nach Midian und heiratet dort Zippora, die Tochter des Priesters ReguelAls nun auch der Pharao von dem Vorfall erfuhr und Mose töten lassen wollte, floh Mose vor dem Pharao und nahm seinen Wohnsitz im Lande Midian. Er hatte sich nämlich (nach seiner Ankunft dort) am Brunnen niedergesetzt. Nun hatte der Priester der Midianiter sieben Töchter; die kamen und wollten Wasser schöpfen und die Tränkrinnen füllen, um das Kleinvieh ihres Vaters zu tränken. Aber die Hirten kamen dazu und wollten sie wegdrängen. Da erhob sich Mose, leistete ihnen Beistand und tränkte ihre Herde. Als sie nun zu ihrem Vater ReguelVgl. zu 3,1 Jethro. heimkamen, fragte er sie: »Warum kommt ihr heute so früh heim?« Sie antworteten: »Ein ägyptischer Mann hat uns gegen die Hirten in Schutz genommen, ja, er hat sogar das Schöpfen für uns besorgt und die Herde getränkt.« Da sagte er zu seinen Töchtern: »Und wo ist er? Warum habt ihr denn den Mann dort draußen gelassen? Ladet ihn doch zum Essen ein!« Mose entschloß sich dann, bei dem Manne zu bleiben, und dieser gab ihm seine Tochter Zippora zur Frau. Als sie ihm einen Sohn gebar, gab er ihm den Namen Gersom; »denn«, sagte er, »ein Gast bin ich in einem fremden Lande geworden«. d) Gott hört die Wehklagen der bedrückten IsraelitenEs begab sich dann während jener langen Zeit, daß der König von Ägypten starb. Die Israeliten aber seufzten unter dem Frondienst und schrien auf, und ihr Hilferuf wegen des Frondienstes stieg zu Gott empor. Als Gott nun ihr Wehklagen hörte, gedachte er seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob; und Gott sah die Israeliten an, und Gott nahm Kenntnis davon. 3. Die Berufung Moses am Gottesberge Horeb; seine Rückkehr nach Ägyptena) Gott offenbart sich dem Mose im Dornbusch als der ›Ich bin‹, der sein Volk aus der ägyptischen Knechtschaft befreien wolleMose aber weidete das Kleinvieh seines Schwiegervaters JethroJethro heißt »der Hervorragende« und soll die Amtsstellung Reguels (vgl. 2,18) bezeichnen , des Priesters der Midianiter. Als er nun einst die Herde über die Steppe hinaus getrieben hatte, kam er an den Berg Gottes, an den Horeb. Da erschien ihm der Engel des HERRN als eine Feuerflamme, die mitten aus einem Dornbusch hervorschlug; und als er hinblickte, sah er, daß der Dornbusch im Feuer brannte, ohne jedoch vom Feuer verzehrt zu werden. Da dachte Mose: »Ich will doch hingehen und mir diese wunderbare Erscheinung ansehen, warum der Dornbusch nicht verbrennt.« Als nun der HERR sah, daß er herankam, um nachzusehen, rief Gott ihm aus dem Dornbusch heraus die Worte zu: »Mose, Mose!« Er antwortete: »Hier bin ich!« Da sagte er: »Tritt nicht näher heran! Ziehe dir die Schuhe aus von den Füßen; denn die Stätte, auf der du stehst, ist heiliger Boden.« Dann fuhr er fort: »Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.« Da verhüllte Mose sein Gesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. Hierauf sagte der HERR: »Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Fronvögte gehört; ja, ich kenne ihre Leiden! Daher bin ich herabgekommen, um sie aus der Gewalt der Ägypter zu erretten und sie aus jenem Lande in ein schönes, geräumiges Land zu führen, in ein Land, das von Milch und Honig überfließt,genauer: ein Land, das Milch und Honig fließen (läßt) oder: wo Milch und Honig fließt. in die Wohnsitze der Kanaanäer, Hethiter, Amoriter, Pherissiter, Hewiter und Jebusiter. Weil also jetzt das Wehgeschrei der Israeliten zu mir gedrungen ist und ich auch gesehen habe, wie schwer die Ägypter sie bedrücken, so gehe jetzt hin! Denn ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten hinausführst.« Da sagte Mose zu Gott: »Wer bin ich, daß ich zum Pharao gehen und die Israeliten aus Ägypten hinausführen sollte?« Er antwortete: »Ich selbst werde mit dir sein! Und dies soll dir das Wahrzeichen dafür sein, daß ich dich gesandt habe: Wenn du das Volk aus Ägypten wegführst, werdet ihr an diesem Berge Gott dienen.« Die Offenbarung des GottesnamensDa sagte Mose zu Gott: »Wenn ich nun aber zu den Israeliten komme und ihnen sage: ›Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt‹, und wenn sie mich dann fragen: ›Wie heißt er denn?‹, was soll ich ihnen dann antworten?« Da sagte Gott zu Mose: »Ich bin, der ich bin.« Dann fuhr er fort: »So sollst du zu den Israeliten sagen: Der ›Ich bin‹ hat mich zu euch gesandt!« Und weiter sagte Gott zu Mose: »So sollst du zu den Israeliten sagen: ›Der HERREig. Jahwe; s. Anmerkung zu 1.Mose 2,4b ., der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt.‹ Das ist mein Name in Ewigkeit und meine Benennung von Geschlecht zu Geschlecht.« Gottes Auftrag und Verheißung an Mose»Gehe hin und versammle die Ältesten der Israeliten und sage zu ihnen: ›Der HERR, der Gott eurer Väter, ist mir erschienen, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, und hat gesagt: Ich habe auf euch und auf das, was euch in Ägypten widerfahren ist, genau achtgegeben und habe beschlossen, euch aus dem Elend Ägyptens in das Land der Kanaanäer, Hethiter, Amoriter, Pherissiter, Hewiter und Jebusiter wegzuführen, in ein Land, das von Milch und Honig überfließt.‹ Wenn sie dann auf dich hören, sollst du mit den Ältesten der Israeliten zum König von Ägypten hingehen, und ihr sollt zu ihm sagen: ›Der HERR, der Gott der Hebräer, ist uns erschienen; und nun möchten wir drei Tagereisen weit in die Wüste ziehen, um dort dem HERRN, unserm Gott, zu opfern.‹ Ich weiß aber, daß der König von Ägypten euch nicht wird ziehen lassen, wenn er nicht durch eine starke Hand dazu gezwungen wird. Darum werde ich dann meine Hand ausstrecken und das Ägyptervolk mit all meinen Wundertaten schlagen, die ich in seiner Mitte verrichten werde; daraufhin wird er euch ziehen lassen. Auch will ich dieses Volk bei den Ägyptern Gunst finden lassen, so daß ihr bei eurem Auszug nicht mit leeren Händen ausziehen sollt, nein, jede Frau soll sich von ihrer Nachbarin und ihrer Hausgenossin silberne und goldene Schmucksachen und Kleider geben lassen; die sollt ihr dann euren Söhnen und Töchtern anlegen und so die Ägypter ausplündern.« b) Nach anfänglichem Widerstreben versteht sich Mose zur Ausführung des göttlichen Auftragesa) Die BeglaubigungswunderMose aber entgegnete: »Ach, sie werden mir nicht glauben und auf meine Aussagen nicht hören, sondern behaupten: ›Der HERR ist dir nicht erschienen!‹« Da erwiderte ihm der HERR: »Was hast du da in deiner Hand?« Er antwortete: »Einen Stab.« Da sagte er: »Wirf ihn auf die Erde!« Als er ihn nun auf die Erde geworfen hatte, wurde er zu einer Schlange, vor welcher Mose die Flucht ergriff. Da sagte der HERR zu Mose: »Strecke deine Hand aus und ergreif sie beim Schwanz!« Er streckte seine Hand aus und faßte sie: da wurde sie wieder zum Stab in seiner Hand – »damit sie glauben, daß dir der HERR erschienen ist, der Gott ihrer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.« Weiter sagte der HERR zu ihm: »Stecke deine Hand in deinen Busen!« Er steckte seine Hand in den Busen, und als er sie wieder herauszog, war seine Hand vom Aussatz weiß wie Schnee. Dann sagte er: »Stecke deine Hand noch einmal in deinen Busen!« Als er es getan hatte und die Hand dann wieder aus seinem Busen hervorzog, da war sie wieder wie sein übriges Fleisch geworden. »Wenn sie dir also nicht glauben und sich von dem ersten Zeichen nicht überzeugen lassen, so werden sie doch auf das zweite Zeichen hin glauben. Sollten sie aber selbst auf diese beiden Zeichen hin nicht glauben und auf deine Aussagen nicht hören, so nimm etwas Wasser aus dem Nil und schütte es auf den trockenen Boden, dann wird das Wasser, das du aus dem Strom genommen hast, auf dem trocknen Boden zu Blut werden.« b) Neue Einwendungen Moses; Bestellung Aarons zum SprecherMose aber sagte zum HERRN: »Bitte, HERR! Ich bin kein Mann, der zu reden versteht; ich bin es früher nicht gewesen und bin es auch jetzt nicht, seitdem du zu deinem Knecht redest, sondern ich bin mit Mund und Zunge unbeholfen.« Da antwortete ihm der HERR: »Wer hat dem Menschen den Mund geschaffen, oder wer macht ihn stumm oder taub, sehend oder blind? Bin ich es nicht, der HERR? So gehe also hin! Ich will schon mit deinem Munde sein und dich lehren, was du reden sollst.« Doch er antwortete: »Bitte, HERR! Sende lieber einen andern, wen du willst!« Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Mose, und er sagte: »Ist nicht dein Bruder Aaron da, der Levit? Ich weiß, daß der trefflich zu reden versteht; auch ist er schon im Begriff, dir entgegenzugehen, und wenn er dich sieht, wird er sich herzlich freuen. Dann sollst du dich mit ihm besprechen und ihm die Worte in den Mund legen; ich aber will mit deinem und mit seinem Munde sein und euch angeben, was ihr zu tun habt. Er soll also für dich zum Volk reden, und zwar so, daß er für dich der Mund ist und du für ihn an Gottes Statt bist. Und den Stab da nimm in die Hand, um mit ihm die Wunderzeichen zu tun!« c) Rückkehr Moses nach Ägyptena) Moses Abschied von seinem Schwiegervater Jethro; Gottes WeisungHierauf kehrte Mose zu seinem Schwiegervater Jethro zurück und sagte zu ihm: »Ich möchte doch einmal zu meinen Angehörigen nach Ägypten zurückkehren, um zu sehen, ob sie noch am Leben sind.« Jethro antwortete ihm: »Ziehe hin in Frieden!« Da sagte der HERR zu Mose im Midianiterlande: »Kehre nunmehr nach Ägypten zurück; denn alle die Leute, die dir nach dem Leben getrachtet haben, sind tot.« So nahm denn Mose seine Frau und seine Söhne, setzte sie auf Esel und trat die Rückkehr nach Ägypten an; den Gottesstab aber nahm er in die Hand. Da sagte der HERR zu Mose: »Wenn du jetzt nach Ägypten zurückkommst, so sieh wohl zu, daß du alle die Wunderzeichen, deren Vollführung ich dir aufgetragen habe, vor dem Pharao verrichtest! Ich aber werde sein Herz verhärten, daß er das Volk nicht ziehen läßt. Dann sollst du zum Pharao sagen: ›So hat der HERR gesprochen: Israel ist mein erstgeborener Sohn; daher fordere ich dich auf: Laß meinen Sohn ziehen, damit er mir diene! Weigerst du dich aber, ihn ziehen zu lassen, so werde ich deinen erstgeborenen Sohn sterben lassen!‹« b) Der geheimnisvolle Vorgang in der NachtherbergeUnterwegs aber, in der Nachtherberge, überfiel der HERR den Mose und wollte ihn töten. Da nahm Zippora einen scharfen Stein, schnitt damit die Vorhaut ihres Sohnes ab, warf sie ihm vor die FüßeA.L.: berührte damit seine Scham. und sagte: »Ein Blutbräutigam bist du mir!« Da ließ er von ihm ab. Damals sagte sie ›Blutbräutigam‹ im Hinblick auf die Beschneidung. c) Mose und Aaron finden in Ägypten Glauben bei den IsraelitenDer HERR aber hatte dem Aaron geboten: »Gehe Mose entgegen nach der Wüste zu!« Da machte er sich auf und traf ihn am Berge Gottes und küßte ihn. Mose teilte nun dem Aaron alles mit, was der HERR ihm bei der Sendung aufgetragen, und alle Wunderzeichen, die er ihm geboten hatte. Darauf gingen Mose und Aaron hin und versammelten alle Ältesten der Israeliten; und Aaron teilte ihnen alles mit, was der HERR dem Mose aufgetragen hatte, und dieser verrichtete die Wunderzeichen vor den Augen des Volkes. Da schenkte ihm das Volk Glauben, und als sie hörten, daß der HERR sich der Israeliten gnädig angenommen und ihr Elend angesehen habe, verneigten sie sich und warfen sich zur Erde nieder. 4. Die erste erfolglose Verhandlung mit dem Pharao; härtere Bedrückung Israelsa) Die VerhandlungHierauf gingen Mose und Aaron hin und sagten zum Pharao: »So hat der HERR, der Gott Israels, gesprochen: ›Laß mein Volk ziehen, damit sie mir ein Fest in der Wüste feiern!‹« Der Pharao aber antwortete: »Wer ist der HERR, daß ich seinen Befehlen gehorchen und Israel ziehen lassen müßte? Ich kenne (diesen) HERRN nicht und will auch Israel nicht ziehen lassen.« Da entgegneten sie: »Der Gott der Hebräer ist uns erschienen; wir möchten nun drei Tagereisen weit in die Wüste ziehen und dem HERRN, unserm Gott, dort Schlachtopfer darbringen, damit er uns nicht mit der Pest oder mit dem Schwert heimsucht!« Aber der König von Ägypten erwiderte ihnen: »Warum wollt ihr, Mose und Aaron, das Volk von seiner Arbeit abziehen? Geht an eure Frondienste!« Dann fuhr der Pharao fort: »Es gibt schon genug Gesindel im Land; und da wollt ihr sie noch von ihren Frondiensten feiern lassen?!« b) Das Volk wird noch härter bedrückt; die israelitischen Aufseher, vom Pharao abgewiesen, machen Mose und Aaron bittere VorwürfeAn demselben Tage erteilte dann der Pharao den Fronvögten und Aufsehern des Volkes den Befehl: »Ihr sollt dem Volk nicht mehr wie bisher Stroh zur Anfertigung der Ziegel liefern! Sie sollen selbst hingehen und sich Stroh zusammensuchen! Dabei sollt ihr ihnen aber dieselbe Zahl von Ziegeln, die sie bisher gefertigt haben, auferlegen, ohne etwas davon zu erlassen! Denn sie sind träge; darum schreien sie immerfort: ›Wir wollen hinziehen und unserm Gott Opfer darbringen!‹ Die Arbeit soll den Leuten erschwert werden, damit sie daran zu schaffen haben und nicht auf Lügenreden achten!« Da gingen die Fronvögte und Aufseher des Volkes hinaus und sagten zum Volk: »So hat der Pharao befohlen: ›Ich lasse euch hinfort kein Stroh mehr liefern: geht selbst hin und holt euch Stroh, wo ihr es findet! Doch von eurer Arbeit wird euch nichts erlassen.‹« Da zerstreute sich das Volk im ganzen Lande Ägypten, um Stoppeln zu sammeln zu Häckerling; die Fronvögte aber drängten sie mit der Forderung: »Ihr müßt Tag für Tag die volle Arbeit leisten wie früher, als es noch Stroh gab.« Und die israelitischen Aufseher, welche die Fronvögte des Pharaos über sie gesetzt hatten, erhielten Stockschläge, und man sagte zu ihnen: »Warum habt ihr weder gestern noch heute euren bestimmten Satz Ziegel fertiggestellt wie früher?« Da gingen die israelitischen Aufseher hin und wehklagten beim Pharao mit den Worten: »Warum behandelst du deine Knechte so? Stroh wird deinen Knechten nicht mehr geliefert, und doch heißt es: ›Schafft Ziegel!‹ Und nun werden deine Knechte sogar geschlagen, und die Schuld wird auf dein Volk geschoben!«A.L.: du versündigst dich ja an deinem Volke. Er aber antwortete: »Träge seid ihr, träge! Darum sagt ihr: ›Wir möchten hinziehen, um dem HERRN zu opfern.‹ Und nun marsch an die Arbeit! Stroh wird euch nicht geliefert, aber die festgesetzte Zahl von Ziegeln habt ihr zu liefern!« So sahen sich denn die israelitischen Aufseher in eine üble Lage versetzt, nämlich (ihren Volksgenossen) sagen zu müssen: »Von den Ziegeln, die ihr Tag für Tag zu liefern habt, dürft ihr keinen Abzug machen!« Als sie nun aus dem Palast des Pharaos herauskamen, stießen sie auf Mose und Aaron, die auf sie warteten. Da sagten sie zu ihnen: »Der HERR möge es euch gedenken und euch dafür richten, daß ihr uns beim Pharao und seinen Beamten ganz verhaßt gemacht und ihnen das Schwert in die Hand gegeben habt, uns umzubringen!« c) Die Klage Moses und die Verheißung GottesDa wandte sich Mose wieder an den HERRN und sagte: »Herr! Warum läßt du diesem Volk solches Unheil widerfahren? Warum hast du mich hergesandt? Denn seitdem ich zum Pharao gegangen bin, um in deinem Namen zu reden, hat er dies Volk erst recht mißhandelt, und du hast zur Rettung deines Volkes nichts getan!« Da sagte der HERR zu Mose: »Jetzt sollst du sehen, was ich mit dem Pharao machen werde: Durch eine starke hand gezwungen, wird er sie ziehen lassen, ja durch eine starke Hand gezwungen, wird er sie aus seinem Lande wegtreiben!« 5. Nochmalige Berufung Moses; Stammbaum Mosesa) Gott offenbart sich Mose aufs neue, bestätigt das Bundesverhältnis und verheißt die Rettung des VolkesDa redete Gott mit Mose und sagte zu ihm: »Ich bin der HERREig.: Jahwe, vgl. 3,14; 1.Mose 2,4.. Ich bin dem Abraham, Isaak und Jakob als ›der allmächtige Gott‹ erschienen, aber mit meinem Namen ›Gott der HERR‹ Eig.: Jahwe, vgl. 3,14; 1.Mose 2,4. habe ich mich ihnen nicht geoffenbart. Auch habe ich meinen Bund mit ihnen geschlossen, ihnen das Land Kanaan zu geben, das Land ihrer Fremdlingschaft, in dem sie als Gäste sich aufgehalten haben. Ich habe auch die Klagen der Israeliten gehört, die von den Ägyptern geknechtet werden, und habe meines Bundes gedacht. Darum sage zu den Israeliten: ›Ich bin der HERR und will euch von dem Druck der Fronarbeiten der Ägypter frei machen und euch aus ihrem Zwangsdienst erretten und euch erlösen mit hoch erhobenem Arm und mit gewaltigen Strafgerichten. Und ich will euch zu meinem Volk annehmen und will euer Gott sein, und ihr sollt erkennen, daß ich der HERR, euer Gott, bin, der euch vom Druck des Frondienstes der Ägypter frei macht. Ich will euch auch in das Land bringen, dessen Verleihung ich dem Abraham, Isaak und Jakob durch einen feierlichen Eid zugesagt habe, und will es euch zum erblichen Besitz geben, ich, der HERR!‹« b) Mose, von seinem verzagten Volk abgewiesen, erhält von Gott neue WeisungMo berichtete dies den Israeliten; aber sie hörten nicht auf ihn aus Kleinmut und wegen des harten Frondienstes. Da sagte Gott zu Mose: »Gehe hin, fordere den Pharao, den König von Ägypten, auf, die Israeliten aus seinem Lande ziehen zu lassen!« Aber Mose sprach sich vor dem HERRN offen so aus: »Nicht einmal die Israeliten haben auf mich gehört: wie sollte da der Pharao mich anhören, zumal da ich im Reden ungewandt bin!« Da redete der HERR mit Mose und Aaron und ordnete sie ab an die Israeliten und an den Pharao, den König von Ägypten, um die Israeliten aus Ägypten wegzuführen. c) Stammbaum Aarons und MosesDies sind ihre Familienhäupter: Die Söhne Rubens, des erstgeborenen Sohnes Israels, waren: Hanoch und Pallu, Hezron und Karmi; dies sind die Geschlechter Rubens. Und die Söhne Simeons waren: Jemuel, Jamin, Ohad, Jachin, Zohar und Saul, der Sohn der Kanaanäerin; dies sind die Geschlechter Simeons. Und dies sind die Namen der Söhne Levis nach ihren Geschlechtern: Gerson, Kehath und Merari; Levi aber wurde 137 Jahre alt. Die Söhne Gersons waren: Libni und Simei nach ihren Familien. Die Söhne Kehaths waren: Amram, Jizhar, Hebron und Ussiel; Kehath aber wurde 133 Jahre alt. Und die Söhne Meraris waren: Mahli und Musi; das sind die Familien Levis nach ihren Geschlechtern. Amram aber heiratete seine Muhme Jochebed; die gebar ihm Aaron und Mose; Amram wurde dann 137 Jahre alt. Die Söhne Jizhars aber waren: Korah, Nepheg und Sichri; und die Söhne Ussiels waren: Misael, Elzaphan und Sithri. Aaron aber heiratete Eliseba, die Tochter Amminadabs, die Schwester Nahsons; die gebar ihm Nadab und Abihu, Eleasar und Ithamar. Und die Söhne Korahs waren: Assir, Elkana und Abiasaph; dies sind die Familien der Korahiten. Eleasar aber, der Sohn Aarons, heiratete eine von den Töchtern Putiels; die gebar ihm den Pinehas. Dies sind die Stammhäupter der Leviten nach ihren Geschlechtern. – Dieser Aaron und dieser Mose sind es, denen der HERR geboten hatte: »Führt die Israeliten aus dem Lande Ägypten hinaus nach ihren Heerscharen!« Diese sind es, die mit dem Pharao, dem König von Ägypten, verhandelten, um die Israeliten aus Ägypten wegzuführen: dieser Mose und dieser Aaron. d) Die neue Sendung Moses und des zum Sprecher bestellten Aaron an den PharaoDamals nun, als der HERR mit Mose im Lande Ägypten redete, sagte der HERR zu Mose folgendes: »Ich bin der HERR! Vermelde dem Pharao, dem König von Ägypten, alles, was ich dir sagen werde.« Mose aber antwortete vor dem HERRN: »Ach, ich bin im Reden ungewandt: wie sollte da der Pharao auf mich hören!« Da erwiderte der HERR dem Mose: »Siehe, ich mache dich für den Pharao zu einem Gott, und dein Bruder Aaron soll dein Prophet sein. Du sollst ihm alles sagen, was ich dir auftragen werde, doch dein Bruder Aaron soll mit dem Pharao verhandeln, daß er die Israeliten aus seinem Lande ziehen lasse. Ich aber will das Herz des Pharaos verhärten, um viele Zeichen und Wunder im Lande Ägypten zu verrichten. Wenn der Pharao nun auf euch nicht hört, so will ich meine Hand an die Ägypter legen und meine Heerscharen, mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten unter gewaltigen Strafgerichten wegführen. Dann werden die Ägypter zur Erkenntnis kommen, daß ich der HERR bin, wenn ich meine Hand gegen die Ägypter ausgestreckt und die Israeliten aus ihrer Mitte weggeführt habe.« Da taten Mose und Aaron so, wie der HERR ihnen geboten hatte, genau so taten sie. Mose war aber achtzig und Aaron dreiundachtzig Jahre alt, als sie mit dem Pharao verhandelten. 6. Die Wunder und Plagen in Ägypten; der Auszug (7,8-13,16)a) Das Beglaubigungswunder (Verwandlung des Stabes in eine Schlange)Hierauf sagte der HERR zu Mose und zu Aaron: »Wenn der Pharao euch auffordert, ein Wunder zu eurer Beglaubigung zu verrichten, so sollst du zu Aaron sagen: ›Nimm deinen Stab und wirf ihn vor den Pharao hin!‹, dann wird er zu einer großen Schlange werden.« Da gingen Mose und Aaron zum Pharao und taten so, wie der HERR ihnen geboten hatte: Aaron warf seinen Stab vor den Pharao und dessen Hofleute hin, und er verwandelte sich in eine große Schlange. Aber der Pharao ließ auch seinerseits die Weisen und Zauberer kommen, und auch sie, die ägyptischen Zauberkünstler, taten dasselbe vermittels ihrer Geheimkünste: jeder warf seinen Stab hin, da verwandelten diese sich in Schlangen; jedoch Aarons Stab verschlang ihre Stäbe. Aber das Herz des Pharaos blieb hart, so daß er nicht auf sie hörte, wie der HERR es vorausgesagt hatte. b) Die erste Plage: Verwandlung des Nilwassers in BlutHierauf sagte der HERR zu Mose: »Das Herz des Pharaos ist verstockt: er weigert sich, das Volk ziehen zu lassen. Begib dich morgen früh zum Pharao – da geht er nämlich an den Fluß – und tritt ihm am Ufer des Nils entgegen; den Stab, der sich in eine Schlange verwandelt hat, nimm in deine Hand und sage zu ihm: ›Der HERR, der Gott der Hebräer, hat mich zu dir gesandt mit der Weisung: Laß mein Volk ziehen, damit es mir in der Wüste diene! Doch du hast bisher nicht gehorchen wollen. Daher spricht der HERR so: Daran sollst du erkennen, daß ich der HERR bin: ich werde jetzt mit dem Stabe, den ich hier in der Hand habe, auf das Wasser im Nil schlagen, dann wird es sich in Blut verwandeln, die Fische im Strom werden sämtlich sterben, und der Strom wird stinkend werden, so daß die Ägypter vor Ekel kein Wasser mehr aus dem Strom trinken werden.‹« Weiter sagte der HERR zu Mose: »Befiehl dem Aaron: ›Nimm deinen Stab und strecke deine Hand aus über die Gewässer in Ägypten, über seine Stromarme, seine Kanäle und Teiche und über alle seine Wasserbehälter, damit sie zu Blut werden! Und Blut soll überall in Ägypten sein, selbst in den hölzernen und steinernen Gefäßen!‹« Mose und Aaron taten so, wie der HERR ihnen geboten hatte: Aaron hob den Stab hoch und schlug mit ihm auf das Wasser im Nil vor den Augen des Pharaos und seiner Diener: da verwandelte sich alles Wasser im Strom in Blut; die Fische im Strom starben sämtlich, und der Strom wurde stinkend, so daß die Ägypter das Wasser aus dem Strom nicht mehr trinken konnten; und das Blut war überall im Land Ägypten. Aber die ägyptischen Zauberer taten dasselbe vermittels ihrer Geheimkünste; daher blieb das Herz des Pharaos hart, und er hörte nicht auf sie, wie der HERR es vorausgesagt hatte: der Pharao wandte sich ab und ging nach Hause und nahm sich auch dieses nicht zu Herzen. Alle Ägypter aber gruben rings um den Nil nach Trinkwasser; denn von dem Nilwasser konnten sie nicht trinken. So vergingen volle sieben Tage, nachdem der HERR den Strom geschlagen hatte. c) Die zweite Plage angedroht und verwirklicht: FröscheHierauf gebot der HERR dem Mose: »Gehe zum Pharao und sage zu ihm: ›So hat der HERR gesprochen: Laß mein Volk ziehen, damit es mir diene! Wenn du dich aber weigerst, es ziehen zu lassen, so will ich dein ganzes Gebiet mit Fröschen heimsuchen. Der Nil soll dann von Fröschen wimmeln; die sollen heraufkommen und in deinen Palast, in dein Schlafgemach und auf dein Bett kriechen und in die Häuser deiner Diener und unter dein Volk, auch in deine Backöfen und Backtröge dringen; ja an dir selbst und deinen Untertanen und an all deinen Dienern sollen die Frösche hinaufkriechen!‹« Hierauf gebot der HERR dem Mose: »Sage zu Aaron: ›Strecke deine Hand mit deinem Stabe aus über die Stromarme, die Kanäle und Teiche, und laß die Frösche über das Land Ägypten heraufkommen!‹« Da streckte Aaron seine Hand über die Gewässer Ägyptens aus, und die Frösche kamen herauf und bedeckten das Land Ägypten. Aber auch die Zauberer taten dasselbe vermittels ihrer Geheimkünste: auch sie ließen die Frösche über das Land Ägypten kommen. Da ließ der Pharao Mose und Aaron kommen und sagte: »Legt beim HERRN Fürbitte für mich ein, daß er die Frösche von mir und meinem Volk entferne! Dann will ich das Volk ziehen lassen, damit es dem HERRN opfert.« Mose antwortete dem Pharao: »Verfüge über mich! Auf wann soll ich für dich, für deine Diener und dein Volk die Vertilgung der Frösche erbitten, damit sie von dir und aus deinen Palästen verschwinden und nur noch im Nil verbleiben?« Er antwortete: »Auf morgen!« Da sagte Mose: »Wie du wünschest, so sei es! Du sollst erkennen, daß niemand dem HERRN, unserm Gott, gleich ist. Die Frösche sollen also von dir und aus deinen Palästen, von deinen Dienern und deinem Volk weichen; nur im Nil sollen sie verbleiben!« Als Mose und Aaron dann vom Pharao weggegangen waren, betete Mose laut zum HERRN wegen der Frösche, mit denen er den Pharao heimgesucht hatte. Da tat der HERR nach der Bitte Moses, so daß die Frösche in den Häusern, in den Gehöften und auf den Feldern hinwegstarben; man schüttete sie überall in Haufen zusammen, und das Land stank davon. Als aber der Pharao merkte, daß er Luft bekommen hatte, verstockte er sein Herz weiter und hörte nicht auf sie, wie der HERR es vorausgesagt hatte. d) Dritte und vierte Plage: Stechmücken und HundsfliegenHierauf sagte der HERR zu Mose: »Befiehl dem Aaron: ›Strecke deinen Stab aus und schlage mit ihm den Staub auf dem Erdboden, damit er sich in ganz Ägypten in Stechmücken verwandelt!‹« Und sie taten so: Aaron streckte seine Hand mit dem Stabe aus und schlug damit den Staub auf dem Erdboden; da kamen die Stechmücken an die Menschen und an das Vieh; aller Staub auf dem Erdboden wurde zu Stechmücken in ganz Ägypten. Die ägyptischen Zauberer bemühten sich mit ihren Geheimkünsten ebenso, Stechmücken hervorzubringen, vermochten es aber nicht; die Stechmücken aber saßen an Menschen und Vieh. Da sagten die Zauberer zum Pharao: »Das ist eines Gottes Finger!« Doch das Herz des Pharaos blieb hart, und er hörte nicht auf sie, wie der HERR es vorausgesagt hatte. Hierauf gebot der HERR dem Mose: »Mache dich morgen in der Frühe auf und tritt vor den Pharao hin, wenn er hinaus an den Fluß geht, und sage zu ihm: ›So hat der HERR gesprochen: Laß mein Volk ziehen, damit es mir diene! Denn wenn du mein Volk nicht ziehen läßt, so will ich Hundsfliegen über dich und deine Diener, über dein Volk und deine Paläste kommen lassen, so daß die Häuser der Ägypter und sogar der Erdboden, auf dem sie stehen, voll von Hundsfliegen sein werden. Aber an demselben Tage will ich das Land Gosen, wo mein Volk wohnt, absondern, so daß es dort keine Hundsfliegen geben soll, damit du erkennst, daß ich der HERR bin inmitten dieses Landes. Ich will also eine Scheidung zwischen meinem und deinem Volk eintreten lassen: morgen soll dies Zeichen geschehen!‹« Und der HERR tat so: es kamen Hundsfliegen in gewaltiger Menge in den Palast des Pharaos und in die Wohnungen seiner Diener und über das ganze Land Ägypten, und das Land litt schwer unter den Hundsfliegen. Da ließ der Pharao Mose und Aaron rufen und sagte: »Geht hin und opfert eurem Gott hier im Lande!« Da antwortete Mose: »Es geht nicht an, daß wir das tun; denn wir bringen dem HERRN, unserm Gott, Opfer dar, die den Ägyptern ein Greuel sind. Wenn wir nun vor den Augen der Ägypter Opfer darbrächten, die ihnen ein Greuel sind, würden sie uns da nicht steinigen? Nein, drei Tagereisen weit wollen wir in die Wüste ziehen und dem HERRN, unserm Gott, dort opfern, wie er uns geboten hat.« Da sagte der Pharao: »Ich will euch ziehen lassen, damit ihr dem HERRN, eurem Gott, in der Wüste opfern könnt; nur entfernt euch nicht zu weit und legt Fürbitte für mich ein!« Mose antwortete: »Sobald ich dich jetzt verlassen habe, will ich beim HERRN Fürbitte einlegen, daß die Hundsfliegen morgen vom Pharao, von seinen Dienern und seinem Volk verschwinden; nur möge dann der Pharao uns nicht abermals täuschen, indem er das Volk doch nicht ziehen läßt, damit es dem HERRN opfern kann!« Als Mose hierauf vom Pharao weggegangen war und zum HERRN gebetet hatte, erfüllte der HERR dem Mose seine Bitte: er ließ die Hundsfliegen vom Pharao, von seinen Dienern und seinem Volk verschwinden, so daß keine einzige übrigblieb. Aber der Pharao verstockte sein Herz auch diesmal und ließ das Volk nicht ziehen. e) Fünfte, sechste und siebente Plage: Viehpest, Beulen und HagelHierauf sagte der HERR zu Mose: »Gehe zum Pharao und sage zu ihm: ›So hat der HERR, der Gott der Hebräer, gesprochen: Laß mein Volk ziehen, damit es mir diene! Denn wenn du dich weigerst, es ziehen zu lassen, und sie noch länger zurückhältst, so wird die Hand des HERRN über dein Vieh auf dem Felde kommen, über die Pferde, Esel und Kamele, über die Rinder und das Kleinvieh mit einer sehr schlimmen Seuche. Der HERR wird dabei aber einen Unterschied zwischen dem Vieh der Israeliten und dem Vieh der Ägypter machen, so daß von dem gesamten Besitz der Israeliten kein Stück fallen wird.‹« Darauf setzte der HERR eine bestimmte Zeit fest mit den Worten: »Morgen schon wird der HERR dies im Lande geschehen lassen!« Und am andern Tage ließ der HERR dies wirklich eintreten: alles Vieh der Ägypter starb, während vom Vieh der Israeliten kein einziges Stück fiel. Als der Pharao nämlich hinsandte, um nachzusehen, stellte es sich heraus, daß vom Vieh der Israeliten kein einziges Stück gefallen war. Aber das Herz des Pharaos blieb trotzdem verstockt, so daß er das Volk nicht ziehen ließ. Hierauf gebot der HERR dem Mose und Aaron: »Nehmt euch eure beiden Hände voll Ofenruß, und Mose soll ihn vor den Augen des Pharaos himmelwärts streuen! Dann wird er sich als feiner Staub über das ganze Land Ägypten verbreiten und an Menschen und am Vieh zu Beulen werden, die als Geschwüre aufbrechen, im ganzen Lande Ägypten!« Da nahmen sie Ofenruß und traten vor den Pharao, und Mose streute ihn himmelwärts; da wurde er zu Beulen, die als Geschwüre an den Menschen und am Vieh aufbrachen. Die Zauberer aber konnten nicht vor Mose treten wegen der Beulen; denn die Beulen waren an den Zauberern ebenso wie an allen anderen Ägyptern aufgebrochen. Doch der HERR verhärtete das Herz des Pharaos, so daß er nicht auf sie hörte, wie der HERR es dem Mose vorausgesagt hatte. – Die siebte Plage: der HagelHierauf gebot der HERR dem Mose: »Tritt morgen in der Frühe vor den Pharao und sage zu ihm: ›So hat der HERR, der Gott der Hebräer, gesprochen: Laß mein Volk ziehen, damit es mir diene! Denn diesmal will ich alle meine Plagen gegen dich selbst sowie gegen deine Diener und dein Volk loslassen, damit du erkennst, daß niemand mir gleichkommt auf der ganzen Erde! Denn schon jetzt hätte ich meine Hand ausstrecken und dich samt deinem Volk mit der Pest schlagen können, so daß du von der Erde vertilgt worden wärst; aber ich habe dich absichtlich leben lassen, um an dir meine Kraft zu erweisen und damit mein Name auf der ganzen Erde gepriesen wird. Wenn du dich noch länger dagegen sträubst, mein Volk ziehen zu lassen, so will ich morgen um diese Zeit einen sehr schweren Hagel niedergehen lassen, wie ein solcher nie zuvor in Ägypten dagewesen ist vom Tage seiner Gründung an bis jetzt. Sende also hin und laß dein Vieh und alles, was du im Freien hast, in Sicherheit bringen: denn alle Menschen und alle Tiere, die sich im Freien befinden und nicht unter Dach und Fach gebracht worden sind, werden sterben, wenn der Hagel auf sie niederfällt!‹« Wer nun von den Leuten des Pharaos die Drohung des HERRN fürchtete, der brachte seine Knechte und sein Vieh unter Dach und Fach in Sicherheit; wer aber die Drohung des HERRN nicht beachtete, der ließ seine Knechte und sein Vieh im Freien. Da gebot der HERR dem Mose: »Strecke deine Hand gen Himmel aus, damit Hagel in ganz Ägypten falle auf Menschen und Vieh und auf alles, was in Ägypten auf den Feldern gewachsen ist!« Als nun Mose seinen Stab gen Himmel ausstreckte, ließ der HERR donnern und hageln, und Feuer fuhr zur Erde nieder, und der HERR ließ Hagel auf Ägypten regnen; mit dem Hagel aber kamen unaufhörliche Blitze mitten in den Hagel hinein so furchtbar, wie man etwas Derartiges in ganz Ägypten noch nicht erlebt hatte, seit es von einem Volk bewohnt war. Der Hagel erschlug in ganz Ägypten alles, was sich im Freien befand, Menschen wie Tiere; auch alle Feldgewächse zerschlug der Hagel und zerschmetterte alle Bäume auf dem Felde. Nur im Lande Gosen, wo die Israeliten wohnten, fiel kein Hagel. Da ließ der Pharao Mose und Aaron rufen und sagte zu ihnen: »Diesmal habe ich mich versündigt: der HERR ist im Recht, ich aber und mein Volk sind im Unrecht! Legt Fürbitte beim HERRN ein; denn der Donnerschläge Gottes und des Hagels ist nun mehr als genug: ich will euch ziehen lassen, und ihr sollt nicht länger hier bleiben!« Da antwortete ihm Mose: »Sobald ich zur Stadt hinausgehe, will ich meine Hände zum HERRN ausbreiten; dann werden die Donnerschläge aufhören, und kein Hagel wird mehr fallen, damit du erkennst, daß die Erde dem HERRN gehört. Aber ich weiß wohl: du und deine Diener, ihr fürchtet euch immer noch nicht vor Gott dem HERRN.« Der Flachs und die Gerste waren zerschlagen, denn die Gerste stand schon in Ähren und der Flachs in Blüte; aber der Weizen und der Spelt waren nicht zerschlagen, weil sie spätzeitig sind. Als Mose dann vom Pharao hinweg aus der Stadt hinausgegangen war, breitete er seine Hände zum HERRN aus; da hörten die Donnerschläge und der Hagel auf, und auch der Regen strömte nicht mehr auf die Erde nieder. Als nun der Pharao sah, daß der Regen, der Hagel und der Donner aufgehört hatten, fuhr er fort zu sündigen und verstockte sein Herz, er samt seinen Dienern. So blieb denn das Herz des Pharaos hart, und er ließ die Israeliten nicht ziehen, wie der HERR es durch Mose vorausgesagt hatte. f) Die achte und neunte Plage: Heuschrecken und FinsternisHierauf sagte der HERR zu Mose: »Gehe zum Pharao! Denn ich selbst habe ihm und seinen Dienern das Herz verhärtet, um diese meine Zeichen in ihrer Mitte zu verrichten, und damit du deinen Kindern und Kindeskindern einst erzählen kannst, wie ich gegen die Ägypter vorgegangen bin und welche Zeichen ich unter ihnen vollführt habe: erkennen sollt ihr, daß ich der HERR bin!« Da gingen Mose und Aaron zum Pharao und sagten zu ihm: »So hat der HERR, der Gott der Hebräer, gesprochen: ›Wie lange willst du dich noch sträuben, dich vor mir zu demütigen? Laß mein Volk ziehen, damit es mir diene! Denn wenn du dich weigerst, mein Volk ziehen zu lassen, so will ich morgen Heuschrecken in dein Land kommen lassen; die werden die Oberfläche des Erdbodens so bedecken, daß man den Erdboden nicht mehr wird sehen können, und sollen alles auffressen, was von dem Hagelwetter verschont geblieben und euch noch übriggelassen ist; sie sollen auch alle Bäume abfressen, die euch auf dem Felde wachsen; sie sollen auch deine Paläste und die Häuser aller deiner Diener und die Häuser aller Ägypter anfüllen, wie es deine Väter und die Väter deiner Väter, seitdem sie auf dem Erdboden gewesen sind, bis auf den heutigen Tag nicht erlebt haben!‹« Damit wandte er sich und verließ den Pharao. Da sagten die Diener des Pharaos zu ihm: »Wie lange soll dieser Mensch uns noch unglücklich machen? Laß doch die Leute ziehen, damit sie dem HERRN, ihrem Gott, dienen! Siehst du noch nicht ein, daß Ägypten zugrunde gerichtet wird?« Hierauf holte man Mose und Aaron zum Pharao zurück, und er sagte zu ihnen: »Zieht hin und dient dem HERRN, eurem Gott! Wer soll denn alles hinziehen?« Da antwortete Mose: »Mit jung und alt wollen wir hinausziehen, mit unsern Söhnen und unsern Töchtern, mit unserm Kleinvieh und unsern Rindern wollen wir hinausziehen; denn wir haben ein Fest des HERRN zu feiern.« Da antwortete er ihnen: »Möge der HERR ebenso mit euch sein, wie ich euch mit Weib und Kind ziehen lasse! Seht ihr wohl, daß ihr Böses im Sinn habt? Daraus wird nichts! Ihr Männer mögt hinziehen und dem HERRN dienen: das ist ja auch euer Begehr gewesen!« Hierauf wies man sie vom Pharao weg. Da gebot der HERR dem Mose: »Strecke deine Hand über das Land Ägypten aus, damit die Heuschrecken über das Land kommen und alle Feldgewächse abfressen, alles, was der Hagel übriggelassen hat!« Da streckte Mose seinen Stab über das Land Ägypten aus, und der HERR ließ einen Ostwind über das Land hin wehen jenen ganzen Tag und die ganze Nacht; als es dann Morgen wurde, hatte der Ostwind die Heuschrecken herbeigebracht. So kamen denn die Heuschrecken über das ganze Land Ägypten und ließen sich in allen Teilen Ägyptens in gewaltiger Menge nieder; nie zuvor waren so viele Heuschrecken dagewesen wie damals, und künftig wird es nie wieder so viele geben. Sie bedeckten die Oberfläche des ganzen Landes, so daß der Erdboden nicht mehr zu sehen war, und sie fraßen alle Feldgewächse ab und alle Baumfrüchte, die der Hagel übriggelassen hatte, so daß nichts Grünes mehr an den Bäumen und an den Feldgewächsen im ganzen Lande Ägypten übrigblieb. Da ließ der Pharao in aller Eile Mose und Aaron rufen und sagte: »Ich habe mich am HERRN, eurem Gott, und an euch versündigt! Und nun vergib mir meine Verfehlung nur noch dies eine Mal und betet zum HERRN, eurem Gott, daß er wenigstens dieses Verderben von mir abwende!« Als nun (Mose) vom Pharao weggegangen war und zum HERRN gebetet hatte, da wandte der HERR den Wind, so daß er sehr stark aus dem Westen wehte; der hob die Heuschrecken auf und warf sie ins Schilfmeer, so daß keine einzige Heuschrecke im ganzen Bereich von Ägypten übrigblieb. Aber der HERR verhärtete das Herz des Pharaos, so daß er die Israeliten nicht ziehen ließ. Die neunte Plage: FinsternisHierauf gebot der HERR dem Mose: »Strecke deine Hand gen Himmel aus, damit eine Finsternis über das Land Ägypten komme, so dicht, daß man sie greifen kann.« Als nun Mose seine Hand gen Himmel ausgestreckt hatte, entstand eine Finsternis im ganzen Land Ägypten drei Tage lang. Kein Mensch konnte den andern sehen, und keiner erhob sich von seinem Platz drei Tage lang; aber die Israeliten hatten alle hellen Tag in ihren Wohnsitzen. Da ließ der Pharao Mose rufen und sagte: »Zieht hin, dient dem HERRN! Nur euer Kleinvieh und eure Rinder sollen hier zurückbleiben; auch eure Frauen und Kinder mögen mit euch gehen!« Da antwortete Mose: »Nicht nur mußt du selbst uns Tiere zu Schlacht- und Brandopfern mitgeben, damit wir sie dem HERRN, unserm Gott, darbringen, sondern auch unser Vieh muß mit uns ziehen: keine Klaue darf zurückbleiben! Denn davon müssen wir Tiere zur Verehrung des HERRN, unsers Gottes, nehmen; wir wissen ja nicht, was wir dem HERRN zu opfern haben, ehe wir an Ort und Stelle sind.« Aber der HERR verhärtete das Herz des Pharaos, so daß er sie nicht ziehen lassen wollte, sondern zu Mose sagte: »Hinweg von mir! Hüte dich, mir nochmals vor die Augen zu treten! Denn sobald du dich wieder vor mir sehen läßt, bist du des Todes!« Da antwortete Mose: »Du hast recht geredet: ich werde dir nicht wieder vor die Augen treten!« g) Ankündigung der zehnten (letzten und entscheidenden) Plage, des Sterbens der ErstgeburtenDarauf sagte der HERR zu Mose: »Noch eine einzige Plage will ich über den Pharao und über Ägypten kommen lassen; alsdann wird er euch von hier ziehen lassen, ja er wird, wenn er euch bedingungslos entläßt, euch sogar gewaltsam von hier wegtreiben. Gib nun dem Volke die bestimmte Weisung, daß sie sich insgesamt, Männer wie Weiber, silberne und goldene Wertsachen von ihren Nachbarn und Nachbarinnen erbitten.« Der HERR stimmte dann die Ägypter günstig gegen das Volk; auch stand Mose in den Augen der Diener des Pharaos und des ganzen ägyptischen Volkes als ein großer Mann da. Hierauf sagte Mose: »So hat der HERR gesprochen: ›Um Mitternacht will ich mitten durch Ägypten schreiten; da soll dann jede Erstgeburt in Ägypten sterben, vom erstgeborenen Sohn des Pharaos an, der auf seinem Thron sitzt, bis zum Erstgeborenen der Magd, die hinter der Handmühle sitzt, auch alles Erstgeborene vom Vieh. Da wird sich ein großes Wehgeschrei im ganzen Land Ägypten erheben, wie ein solches noch nie dagewesen ist und nie wieder stattfinden wird. Aber gegen keinen Israeliten, weder gegen einen Menschen noch gegen das Vieh, soll auch nur ein Hund ein Knurren hören lassen,Eig.: seine Zunge spitzen = ihnen etwas zuleide tun (vgl. Jos 10,21). damit ihr erkennt, daß der HERR eine Scheidung zwischen den Ägyptern und den Israeliten macht.‹ Dann werden alle diese deine Diener zu mir herabkommen, sich vor mir niederwerfen und bitten: ›Ziehe weg, du und das ganze Volk, das deiner Leitung folgt!‹, und danach werde ich wegziehen.« Hierauf ging (Mose) vom Pharao weg in glühendem Zorn. Zusammenfassender Schluß der Zeichen- und WundergeschichteDer HERR hatte aber zu Mose gesagt: »Der Pharao wird nicht auf euch hören, damit meine Wunder in Ägypten zahlreich werden.« So haben denn Mose und Aaron alle diese Wunder vor dem Pharao vollführt; aber der HERR verstockte das Herz des Pharaos, so daß er die Israeliten aus seinem Lande nicht ziehen ließ. h) Einsetzung des Passaha) Anordnungen über die Zubereitung und das Essen des PassahlammesDarauf gebot der HERR dem Mose und Aaron im Lande Ägypten folgendes: »Der gegenwärtige Monat soll euch als Anfangsmonat gelten! Der erste soll er euch unter den Monaten des Jahres sein! Gebt der ganzen Gemeinde Israel folgende Weisungen: Am zehnten Tage dieses Monats, da nehme sich jeder (Hausvater) ein Lamm, für je eine Familie ein Lamm; und wenn eine Familie zu klein für ein ganzes Lamm ist, so nehme er und sein ihm zunächst wohnender Nachbar eins gemeinsam nach der Zahl der Seelen! Ihr sollt auf das Lamm so viele Personen rechnen, als zum Verzehren erforderlich sind!W.: Ihr sollt jeden nach seinem Eßvermögen bei dem Lamm in Anschlag bringen. Es müssen fehlerlose, männliche, einjährige Lämmer sein; von den Schafen oder von den Ziegen sollt ihr sie nehmen. Bis zum vierzehnten Tage dieses Monats sollt ihr sie in Verwahrung haben; dann soll die gesamte Volksgemeinde Israel sie zwischen den beiden Abenden schlachten! Hierauf sollen sie etwas von dem Blut nehmen und es an die beiden Türpfosten und an die Oberschwelle an den Häusern streichen, in denen sie die Mahlzeit halten. Sie sollen dann das Fleisch noch in derselben Nacht essen, und zwar am Feuer gebraten, und dazu ungesäuertes Brot; mit bitteren Kräutern sollen sie es essen. Ihr dürft nichts davon roh oder im Wasser gekocht genießen, sondern am Feuer gebraten, und zwar so, daß der Kopf noch mit den Beinen und mit dem Rumpf zusammenhängt! Ihr dürft nichts davon bis zum andern Morgen übriglassen, sondern was etwa davon bis zum Morgen übrigbleibt, sollt ihr im Feuer verbrennen. Und auf folgende Weise sollt ihr es essen: eure Hüften gegürtet, eure Schuhe an den Füßen und euren Stab in der Hand; und in ängstlicher Hast sollt ihr es essen: ein Vorübergehen des HERRN ist es.Passah bedeutet »verschonendes Vorübergehen« (vgl. V.13). Denn ich will in dieser Nacht durch das Land Ägypten schreiten und alle Erstgeburt in Ägypten sterben lassen sowohl von den Menschen als vom Vieh, und ich will an allen ägyptischen Göttern ein Strafgericht vollziehen, ich, der HERR! Dabei soll dann das Blut an den Häusern, in denen ihr euch befindet, ein Zeichen zu eurem Schutz sein; denn wenn ich das Blut sehe, will ich schonend an euch vorübergehen,Passah bedeutet »verschonendes Vorübergehen« (vgl. V.12).und es soll euch kein tödliches Verderben treffen, wenn ich den Schlag gegen das Land Ägypten führe.« b) Anordnungen über die siebentägige Feier des Festes der ungesäuerten Brote»Dieser Tag soll dann für euch ein Gedächtnistag sein, den ihr zu Ehren des HERRN festlich begehen sollt! Von Geschlecht zu Geschlecht sollt ihr ihn als eine ewige Satzung feiern! Sieben Tage lang sollt ihr ungesäuertes Brot essen; gleich am ersten Tage sollt ihr allen Sauerteig aus euren Häusern entfernen; denn jeder, der vom ersten bis zum siebten Tage Gesäuertes ißt, ein solcher Mensch soll aus Israel ausgerottet werden! Weiter soll am ersten Tage eine heilige Festversammlung bei euch stattfinden und ebenso am siebten Tage eine heilige Festversammlung: keinerlei Arbeit darf an diesen (beiden Tagen) verrichtet werden! Nur was ein jeder zum Essen nötig hat, das allein darf von euch zubereitet werden! So beobachtetd.h. beachtet oder haltet denn das Fest der ungesäuerten Brote! Denn an eben diesem Tage habe ich eure Heerscharen aus dem Land Ägypten hinausgeführt; darum sollt ihr diesen Tag von Geschlecht zu Geschlecht als eine ewige Satzung beobachtend.h. beachten oder: halten! Im ersten Monat, am vierzehnten Tage des Monats, am Abend sollt ihr ungesäuertes Brot essen bis zum Abend des einundzwanzigsten Tages des Monats! Sieben Tage lang darf kein Sauerteig in euren Häusern zu finden sein; denn wer da Gesäuertes ißt, ein solcher Mensch soll aus der Gemeinde Israel ausgerottet werden, er sei ein Fremder oder ein Einheimischer im Lande! Nichts Gesäuertes dürft ihr essen: überall, wo ihr auch wohnen mögt, sollt ihr ungesäuertes Brot essen!« c) Mose teilt den Ältesten die Vorschriften über das Passah mitDa berief Mose alle Ältesten der Israeliten und sagte zu ihnen: »Geht hin und holt euch Kleinvieh, für jede Familie ein Stück, und schlachtet es als Passah! Dann nehmt einen Büschel YsopDer Ysop ist ein strauchartiges Kraut, dessen Büschel man zu heiligen Sprengungen und zu Reinigungen verwandte. (Ps 51,9 als Bild gründlicher innerlicher Reinigung gebraucht.), taucht ihn in das Blut im Becken und streicht etwas von dem Blut im Becken an die Oberschwelle und an die beiden Pfosten der Tür; keiner von euch darf aber bis zum andern Morgen aus der Tür seines Hauses hinausgehen! Wenn dann der HERR einherschreitet, um die Ägypter sterben zu lassen, und er das Blut an der Oberschwelle und an den beiden Türpfosten sieht, so wird der HERR an der Tür schonend vorübergehen und dem Würgengel nicht gestatten, in eure Häuser einzutreten, um euch sterben zu lassen. Ihr sollt aber dieses Gebot als eine Satzung für euch und eure Kinder auf ewige Zeiten beobachtend.h. beachten .! Auch wenn ihr in das Land kommt, das der HERR euch nach seiner Verheißung geben wird, sollt ihr diesen heiligen Brauch stets beobachtend.h. beachten .! Wenn eure Kinder euch dann fragen: ›Was bedeutet dieser Brauch bei euch?‹, so sollt ihr antworten: ›Es ist das Passahopfer für den HERRN, der in Ägypten an den Häusern der Israeliten schonend vorübergegangen ist: während er die Ägypter sterben ließ, hat er unsere Häuser verschont.‹« Da verneigte sich das Volk und warf sich zur Erde nieder. Hierauf gingen die Israeliten hin und taten so; wie der HERR dem Mose und Aaron geboten hatte, so taten sie. i) Die zehnte Plage (Sterben der ägyptischen Erstgeburten) und der Anfang des AuszugsUm Mitternacht aber begab es sich, daß der HERR alle Erstgeburten im Lande Ägypten sterben ließ, vom erstgeborenen Sohn des Pharaos an, der auf seinem Thron saß, bis zum Erstgeborenen des Gefangenen, der im Kerker lag, auch alles Erstgeborene des Viehs. Da stand der Pharao in dieser Nacht auf, er und alle seine Diener und alle übrigen Ägypter, und es erhob sich ein großes Wehgeschrei in Ägypten; denn es gab kein Haus, in dem nicht ein Toter gelegen hätte. Da ließ (der Pharao) noch in der Nacht Mose und Aaron rufen und sagte: »Macht euch auf, zieht aus meinem Volk hinweg, sowohl ihr als auch die Israeliten! Geht hin und dient dem HERRN, wie ihr gesagt habt! Auch euer Kleinvieh und eure Rinder nehmt mit, wie ihr gesagt habt: geht hin und bittet auch für mich um Segen!« Auch die Ägypter drängten das Volk zu schleunigem Aufbruch aus dem Lande; denn sie dachten: »Wir sind (sonst) alle des Todes!« Da nahm das Volk seinen Brotteig, noch ehe er gesäuert war, ihre Backschüsseln, die sie, in ihre Mäntel gewickelt, auf den Schultern trugen. Die Israeliten hatten aber (zuvor) die Weisung Moses befolgt und sich von den Ägyptern silberne und goldene Wertsachen sowie Kleider erbeten; und der HERR hatte dabei die Ägypter gegen das Volk günstig gestimmt, so daß sie ihnen das Erbetene gewährten; und so plünderten sie die Ägypter aus. Der Auszug Israels aus ÄgyptenSo brachen denn die Israeliten von Ramses nach Sukkoth zu auf, ungefähr 600000 Mann zu Fuß, die Männer allein, ungerechnet die Weiber und Kinder. Auch viel zusammengelaufenes Volk zog mit ihnen, dazu Kleinvieh und Rinder, eine gewaltige Menge Vieh. Aus dem Teig aber, den sie aus Ägypten mitgenommen hatten, buken sie (unterwegs) ungesäuerte Brotkuchen; denn er war ungesäuert, weil man sie aus Ägypten vertrieben und ihnen keine Zeit gelassen hatte; daher hatten sie auch für keine Wegzehrung sorgen können. Die Zeit aber, während welcher die Israeliten in Ägypten gewohnt hatten, betrug 430 Jahre; und nach Ablauf dieser 430 Jahre, und zwar an eben jenem Tage,Das bedeutet wohl: 430 Jahre, genau auf den Tag gerechnet. zogen alle Heerscharen des HERRN aus dem Land Ägypten weg. Eine Nacht des Wachens für den HERRN war das, damit er sie aus Ägypten wegführe; eben diese Nacht ist dem HERRN geweiht als ein von allen Israeliten für alle ihre künftigen Geschlechter zu beobachtendesd.h. zu beachtendes . Wachen. k) Nachtrag zur Passahverordnung; Heiligung der ErstgeburtDa sagte der HERR zu Mose und Aaron: »Dies ist die Verordnung für das Passah: Kein Fremder darf davon essen; aber jeder für Geld gekaufte Knecht darf davon essen, sobald er beschnitten worden ist. Ein Beisasse oder Lohnarbeiter dürfen nicht davon essen. In einem und demselben Hause muß es gegessen werden; man darf nichts von dem Fleisch aus dem Hause hinausbringen, und keinen Knochen dürft ihr an ihm zerbrechen. Die ganze Gemeinde der Israeliten soll es feiern; und wenn ein Fremder sich unter euch aufhält und das Passah zu Ehren des HERRN feiern will, so müssen zuvor alle männlichen Personen seiner Familie beschnitten werden: alsdann darf er an der Feier teilnehmen und soll den Einheimischen des Landes gleichgeachtet sein; aber kein Unbeschnittener darf davon essen. Ein und dasselbe Gesetz soll für den Einheimischen und für den Fremden gelten, der in eurer Mitte weilt!« Da taten alle Israeliten so; wie der HERR dem Mose und Aaron geboten hatte, genau so taten sie. – An eben diesem Tage, an welchem der HERR die Israeliten aus Ägypten nach ihren Heerscharen hinwegführte, gebot der HERR dem Mose folgendes: »Heilige mir alles Erstgeborene, alles, was bei den Israeliten zuerst aus dem Mutterschoß ans Tageslicht hervortritt, von Menschen wie vom Vieh: es gehört mir!« Die Bekanntmachung der Vorschriften über die Feier des Festes der ungesäuerten BroteHierauf sagte Mose zum Volk: »Gedenkt des heutigen Tages, an dem ihr aus Ägypten weggezogen seid, aus dem Hause der Knechtschaft! Denn mit starker Hand hat der HERR euch von dort weggeführt; daher darf nichts Gesäuertes gegessen werden! Heute zieht ihr aus im Monat Abib. Wenn dich nun der HERR in das Land der Kanaanäer, Hethiter, Amoriter, Hewiter und Jebusiter gebracht hat, dessen Verleihung er deinen Vätern einst zugeschworen hat, ein Land, das von Milch und Honig überfließt, so sollst du diesen heiligen Brauch in diesem Monat beobachtend.h. beachten .: Sieben Tage lang sollst du ungesäuertes Brot essen, und am siebten Tage findet ein Fest zu Ehren des HERRN statt! Während der sieben Tage soll ungesäuertes Brot gegessen werden, und nichts Gesäuertes und kein Sauerteig darf in deinem ganzen Gebiet zu finden sein! Deinen Kindern aber sollst du an diesem Tage folgendes kundtun: ›(Diesen Brauch beobachted.h. beachte . ich) zur Erinnerung an das, was der HERR an mir getan hat, als ich aus Ägypten auszog.‹ Und (dieser Brauch) soll dir gleichsam ein Denkzeichen an deiner Hand und ein Erinnerungsmal auf deiner Stirn sein, damit das Gesetz des HERRN in deinem Munde lebendig bleibt; denn mit starker Hand hat der HERR dich aus Ägypten weggeführt. Darum sollst du diese Satzung zur bestimmten Zeit Jahr für Jahr beobachten!«d.h. beachten . Heiligung der Erstgeburten»Wenn der HERR dich dann, wie er es dir und deinen Vätern zugeschworen hat, in das Land der Kanaanäer gebracht und es dir zum Besitz gegeben hat, so sollst du dem HERRN alles weihen, was zuerst aus dem Mutterschoß ans Tageslicht hervortritt! Auch jeder erste Wurf des Viehs, der dir zuteil wird, soweit er männlich ist, gehört dem HERRN. Jedes erstgeborene Eselfüllen aber sollst du mit einem Stück Kleinvieh loskaufen; oder, wenn du es nicht loskaufen willst, so brich ihm das Genick! Weiter sollst du jede Erstgeburt vom Menschen bei deinen Söhnen loskaufen! Wenn dann dein Sohn künftig die Frage an dich richtet: ›Was bedeutet dieser Brauch?‹, so antworte ihm: ›Mit starker Hand hat der HERR uns aus Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft, weggeführt. Denn weil der Pharao sich hartnäckig dagegen sträubte, uns ziehen zu lassen, hat der HERR alle Erstgeburt in Ägypten sterben lassen, von den Erstgeborenen der Menschen an bis zur Erstgeburt des Viehs; darum opfere ich dem HERRN alle männlichen Erstgeburten, aber jeden Erstgeborenen meiner Söhne kaufe ich los.‹ Und dieser Brauch soll dir gleichsam ein Denkzeichen an deiner Hand und ein Erinnerungsmal auf deiner Stirn sein; denn mit starker Hand hat der HERR uns aus Ägypten weggeführt!« 7. Der Durchzug der Israeliten durch das Schilfmeer (13,17-15,21)a) Der Zug nach der Wüste und dem Schilfmeer zu bis Etham; die beständige göttliche Führung des HeereszugesAls nun der Pharao das Volk hatte ziehen lassen, führte Gott sie nicht in der Richtung nach dem Lande der Philister, obgleich dies der nächste Weg gewesen wäre; denn Gott dachte: Das Volk könnte es sich gereuen lassen, wenn es Krieg in Aussicht hätte, und möchte wieder nach Ägypten zurückkehren. Darum ließ Gott das Volk sich seitwärts in der Richtung nach der Wüste, gegen das Schilfmeer hin, wenden, und kampfgerüstet zogen die Israeliten aus Ägypten ab. Mose nahm aber die Gebeine Josephs mit; denn dieser hatte die Israeliten feierlich schwören lassen und gebeten: »Wenn Gott sich einst an euch gnädig erweist, dann nehmt meine Gebeine von hier mit euch!« So brachen sie denn von Sukkoth auf und lagerten in Etham am Rande der Wüste. Der HERR aber zog vor ihnen her, bei Tage in einer Wolkensäule, um ihnen den Weg zu zeigen, und nachts in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie bei Tag und bei Nacht wandern könnten: bei Tage wich die Wolkensäule und nachts die Feuersäule nicht von der Spitze des Zuges. b) Gott befiehlt die Änderung der MarschrichtungDa gebot der HERR dem Mose folgendes: »Befiehl den Israeliten umzukehren und östlich von Pi-Hahiroth zwischen Migdol und dem Meer zu lagern! Gerade gegenüber von Baal-Zephon sollt ihr am Meer lagern! Dann wird der Pharao von den Israeliten denken: ›Ratlos irren sie im Lande umher, die Wüste hält sie umschlossen!‹ Dann will ich das Herz des Pharaos verhärten, daß er sie verfolgt, damit ich mich am Pharao und an seiner ganzen Heeresmacht verherrliche und damit die Ägypter erkennen, daß ich der HERR bin.« Und sie taten so. c) Der Pharao verfolgt die Israeliten und holt sie einAls nun dem König von Ägypten gemeldet wurde, daß das Volk entwichen sei, trat bei ihm und seinen Dienern eine Sinnesänderung dem Volk gegenüber ein, und sie sagten: »Was haben wir da getan, daß wir die Israeliten aus unserm Dienst entlassen haben!« So ließ er denn seinen Streitwagen anschirren und nahm sein Kriegsvolk mit sich; sechshundert auserlesene Kriegswagen nahm er mit und was sonst an Kriegswagen in Ägypten vorhanden war und die besten Kämpfer auf einem jeden von ihnen. Denn der HERR hatte das Herz des Pharaos, des Königs von Ägypten, verhärtet, so daß er die Israeliten verfolgte, obgleich diese mit hocherhobener HandAndere Deutung: unter dem Schutz einer mächtigen Hand. ausgezogen waren. So setzten denn die Ägypter ihnen nach und holten sie ein, als sie sich eben am Meer gelagert hatten, alle Rosse und Wagen des Pharaos, seine Reiter und überhaupt seine Heeresmacht, bei Pi-Hahiroth, Baal-Zephon gegenüber. d) Die verzagten Israeliten werden von Mose ermutigt; der Zuspruch und das tatsächliche Eingreifen GottesAls nun der Pharao nahe herangekommen war und die Israeliten hinschauten und die Ägypter erblickten, die hinter ihnen herzogen, da gerieten die Israeliten in große Angst und schrien zum HERRN und sagten zu Mose: »Hast du uns etwa deshalb, weil es in Ägypten keine Gräber gab, mitgenommen, damit wir in der Wüste sterben? Was hast du uns da angetan, daß du uns aus Ägypten weggeführt hast! Haben wir dir nicht schon in Ägypten aufs bestimmteste erklärt: ›Laß uns in Ruhe: wir wollen den Ägyptern dienen!‹; denn besser wäre es für uns, den Ägyptern zu dienen, als hier in der Wüste zu sterben!« Da entgegnete Mose dem Volk: »Fürchtet euch nicht! Haltet nur stand, so werdet ihr sehen, welche Rettung euch der HERR heute noch schaffen wird! Denn so, wie ihr die Ägypter heute seht, werdet ihr sie in alle Ewigkeit nicht wieder sehen. Der HERR wird für euch streiten, verhaltet ihr euch nur ruhig!« Da sagte der HERR zu Mose: »Was schreist du zu mir? Befiehl den Israeliten aufzubrechen. Du aber hebe deinen Stab empor, strecke deine Hand über das Meer aus und spalte es, damit die Israeliten mitten durch das Meer hindurch auf trockenem Boden ziehen können. Ich aber will dann das Herz der Ägypter verhärten, daß sie hinter ihnen herziehen, und will mich am Pharao und an seiner ganzen Heeresmacht, an seinen Wagen und Reitern, verherrlichen; und die Ägypter sollen erkennen, daß ich der HERR bin, wenn ich mich am Pharao, an seinen Wagen und Reitern verherrlicht habe.« Da änderte der Engel Gottes, der (bisher) vor dem Heer der Israeliten hergezogen war, seine Stellung und trat hinter sie; infolgedessen ging auch die Wolkensäule vorn vor ihnen weg und trat hinter sie, so daß sie zwischen das Heer der Ägypter und das Heer der Israeliten zu stehen kam; und sie zeigte sich dort als Wolke und Finsternis, während sie hier die Nacht erleuchtete; so gerieten beide Heere die ganze Nacht hindurch nicht feindlich aneinander. e) Durchzug der Israeliten durch das Schilfmeer; Untergang der ÄgypterAls dann Mose seine Hand über das Meer ausstreckte, drängte der HERR das Meer durch einen starken Ostwind die ganze Nacht hindurch zurück und legte den Meeresboden trocken, und die Wasser spalteten sich. So gingen denn die Israeliten trocknen Fußes mitten durch das Meer, während die Wasser ihnen wie eine Wand zur Rechten und zur Linken standen. Die Ägypter aber eilten ihnen nach und zogen hinter ihnen her, alle Rosse des Pharaos, seine Wagen und seine Reiter, mitten ins Meer hinein. Zur Zeit der Morgenwache aber schaute der HERR in der Feuer- und Wolkensäule hin auf das Heer der Ägypter und brachte ihren Zug in Verwirrung; er ließ die Räder ihrer Wagen abspringen und machte, daß sie nur mühsam vorwärts kamen. Da riefen die Ägypter: »Laßt uns vor den Israeliten fliehen, denn der HERR streitet für sie gegen die Ägypter!« Da gebot der HERR dem Mose: »Strecke deine Hand über das Meer aus: damit die Wasser auf die Ägypter, auf ihre Wagen und ihre Reiter, zurückströmen!« So streckte denn Mose seine Hand über das Meer aus, da kehrte das Meer bei Tagesanbruch in sein altes Bett zurück, während die Ägypter ihm gerade entgegen flohen; und der HERR stürzte die Ägypter mitten ins Meer hinein. Denn als die Wasser zurückgeströmt waren, bedeckten sie die Wagen und die Reiter der ganzen Heeresmacht des Pharaos, die hinter ihnen her ins Meer gezogen waren, so daß auch nicht einer von ihnen am Leben blieb. Die Israeliten aber waren trocknen Fußes mitten durch das Meer gezogen, während die Wasser ihnen wie eine Wand zur Rechten und zur Linken standen. So rettete der HERR die Israeliten an diesem Tage aus der Hand der Ägypter, und Israel sah die Ägypter tot am Meeresufer liegen. Als die Israeliten aber die große Wundertat sahen, die der HERR an den Ägyptern vollbracht hatte, da fürchtete das Volk den HERRN, und sie glaubten an den HERRN und an seinen Knecht Mose. f) Siegeslied der Israeliten am SchilfmeerDamals sangen Mose und die Israeliten zum Preise des HERRN folgendes Lied: Singen will ich dem HERRN, denn hocherhaben ist er; Rosse und Reiter hat er ins Meer gestürzt. Meine Stärke und mein Lobgesang ist der HERR, der mir Rettung geschafft hat; er ist mein Gott: ihn will ich preisen, meiner Väter Gott: ihn will ich erheben! Der HERR ist ein Kriegsheld, HERR ist sein Name. Die Wagen des Pharaos und seine Macht hat er ins Meer gestürzt, seine auserlesenen Krieger sind im Schilfmeer versunken. Die Fluten haben sie bedeckt, wie Steine sind sie in die Tiefen gefahren. Deine Rechte, o HERR, ist herrlich durch Kraft; deine Rechte, o HERR, zerschmettert den Feind. Durch die Fülle deiner Hoheit vernichtest du deine Gegner; du läßt deine Zornglut ausgehn: die verzehrt sie wie Spreu. Durch den Hauch deiner Naseoder: Beim Schnauben deines Zorns. türmten die Wasser sich hoch, wie ein Wall standen die Fluten aufrecht, die Wogen erstarrten mitten im Meer. Da dachte der Feind: »Ich will nachsetzen, einholen, will Beute verteilen, meine Gier soll sich letzen an ihnen! zücken will ich mein Schwert, meine Hand soll sie tilgen!« Da bliesest du mit deinem Odem: das Meer bedeckte sie; wie Blei versanken sie in den gewaltigen Wogen. Wer ist dir gleich, HERR, unter den Göttern? wer ist wie du so herrlich an Majestät, furchtbar an Ruhmeswerken, ein Wundertäter? Du hast deine Rechte ausgestreckt: da verschlang sie die Erde. Mit deiner Huld hast du das Volk geleitet, das du erlöst hast; mit deiner Kraft hast du es geführt zu deiner heiligen Wohnstatt. Die Völker vernahmen’s und bebten, Angst befiel die Bewohner des Philisterlandes. Da erschraken die Fürsten von Edom, Zittern ergriff die Häuptlinge Moabs, die Bewohner Kanaans verzagten alle; Entsetzen und Angst überfiel sie; ob der Kraft deines Armes wurden sie starr wie ein Stein, bis dein Volk hindurchzog, HERR, bis das Volk hindurchzog, das du erworben. Du brachtest sie hinein und pflanztest sie ein auf den Berg deines Eigentums, an die Stätte, die du, HERR, zur Wohnung dir bereitet, in das Heiligtum, Herr, das deine Hände gegründet. Der HERR ist König immer und ewig! Als nämlich die Rosse des Pharaos mit seinen Wagen und Reitern ins Meer gekommen waren, hatte der HERR die Fluten des Meeres über sie zurückströmen lassen, während die Israeliten trocknen Fußes mitten durchs Meer gezogen waren. Beteiligung der Frauen (besonders Mirjams) am Preise des HerrnDarauf nahm die Prophetin Mirjam, Aarons Schwester, die Handpauke zur Hand, und alle Frauen zogen mit Handpauken und im Reigenschritt tanzend hinter ihr her. Und Mirjam sang den Männern als Antwort zu: Singet dem HERRN! Denn hocherhaben ist er; Rosse und Reiter hat er ins Meer gestürzt! II. Zug zum Sinai, Bundesschließung und Gesetzgebung (15,22-40,38)1. Zug vom Schilfmeer bis zum Sinai (15,22-18,27)a) Das bittere Wasser in Mara genießbar gemacht; die Ankunft im lieblichen ElimHierauf ließ Mose die Israeliten vom Schilfmeer aufbrechen, und sie zogen weiter in die Wüste Sur hinein; drei Tage lang wanderten sie in der Wüste, ohne Wasser zu finden. Als sie dann nach Mara kamen, konnten sie das Wasser dort nicht trinken, weil es bitter war; daher hieß der Ort Mara. Da murrte das Volk gegen Mose und sagte: »Was sollen wir trinken?« Da flehte er laut zum HERRN, und der HERR zeigte ihm ein Holz; als Mose dieses in das Wasser geworfen hatte, wurde das Wasser süß. Dort gab er dem Volk Gesetze und Verordnungen und stellte es dort auf die Probe, indem er sagte: »Wenn du auf die Weisungen des HERRN, deines Gottes, willig hörst und das tust, was ihm wohlgefällt, wenn du seinen Befehlen gehorchst und alle seine Gebote beobachtestd.h. beachtest, befolgst ., so will ich von allen Heimsuchungen, die ich über die Ägypter verhängt habe, keine über dich kommen lassen; denn ich, der HERR, bin dein Arzt.« Hierauf kamen sie nach Elim; dort waren zwölf Wasserquellen und siebzig Palmbäume; und sie lagerten dort am Wasser. b) Wachteln und Manna als Speisen in der Wüste SinDann brachen sie von Elim auf, und die ganze Gemeinde der Israeliten gelangte in die Wüste Sin, die zwischen Elim und dem Sinai liegt, am fünfzehnten Tage des zweiten Monats nach ihrem Auszug aus dem Lande Ägypten. aa) Das Murren des Volkes; die göttliche Erhörung durch die Wachtel- und MannaspendeDa murrte die ganze Gemeinde der Israeliten gegen Mose und Aaron in der Wüste; und die Israeliten sagten zu ihnen: »Wären wir doch durch die Hand des HERRN in Ägypten gestorben, als wir bei den Fleischtöpfen saßen und reichlich Brot zu essen hatten! Jetzt habt ihr uns in diese Wüste hinausgeführt, um diese ganze Volksgemeinde Hungers sterben zu lassen!« Da sagte der HERR zu Mose: »Gut! Ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen; das Volk braucht dann nur hinauszugehen und sich seinen täglichen Bedarf Tag für Tag zu sammeln; damit will ich es auf die Probe stellen, ob es nach meinen Weisungen wandeln will oder nicht. Wenn sie aber am sechsten Tage das, was sie heimgebracht haben, zubereiten, so wird es das Doppelte von dem sein, was sie sonst tagtäglich gesammelt haben.« Da sagten Mose und Aaron zu allen Israeliten: »Heute abend werdet ihr erkennen, daß der HERR es gewesen ist, der euch aus Ägypten weggeführt hat; und morgen früh, da werdet ihr die Herrlichkeit des HERRN zu sehen bekommen! Denn er hat gehört, wie ihr gegen ihn gemurrt habt; wir dagegen – was sind wir, daß ihr gegen uns murren könntet?« Dann fuhr Mose fort: »Ja, daran werdet ihr (die Herrlichkeit des HERRN) erkennen, daß der HERR euch heute abend Fleisch zu essen gibt und morgen früh Brot zum Sattwerden, weil der HERR gehört hat, wie ihr gegen ihn laut gemurrt habt. Denn was sind wir? Euer Murren ist nicht gegen uns gerichtet, sondern gegen den HERRN.« Hierauf sagte Mose zu Aaron: »Befiehl der ganzen Gemeinde der Israeliten: ›Tretet heran vor den HERRN; denn er hat euer Murren gehört!‹« Als dann Aaron dies der ganzen Gemeinde der Israeliten mitgeteilt hatte und sie sich nach der Wüste hin gewandt hatten, da erschien plötzlich die Herrlichkeit des HERRN in der Wolke. Darauf sagte der HERR zu Mose: »Ich habe das Murren der Israeliten gehört; mache ihnen folgendes bekannt: ›Gegen Abend sollt ihr Fleisch zu essen bekommen und morgen früh euch an Brot satt essen und sollt erkennen, daß ich, der HERR, euer Gott bin.‹« Und wirklich: am Abend kamen Wachteln herangezogen und bedeckten das Lager; und am anderen Morgen lag eine Tauschicht rings um das Lager her; und als die Tauschicht vergangen war, da lag überall auf der Wüstenfläche etwas Feines, Körniges, fein wie der Reif auf der Erde. Als das die Israeliten sahen, fragten sie einer den andern: »Was ist das?«Hebräisch: man hu; daher der Name »Manna«.; denn sie wußten nicht, was es war. Da sagte Mose zu ihnen: »Dies ist das Brot, das der HERR euch zum Essen gegeben hat.« bb) Vorschriften über das Einsammeln des Manna; Mose erklärt eine Wundererscheinung, die dabei vorkam»Folgendes ist es, was der HERR euch gebietet: ›Sammelt euch davon, jeder soviel er für sich zum Essen nötig hat, je einen Gomer für den Kopf; nach der Zahl der Seelen, die jeder in seinem Zelt hat, sollt ihr euch holen.‹« Da taten die Israeliten so und sammelten, der eine viel, der andere wenig; als sie es dann aber mit dem Gomer maßen, da hatte der, welcher viel gesammelt hatte, keinen Überschuß, und wer wenig gesammelt hatte, dem mangelte nichts: jeder hatte so viel gesammelt, als er zu seiner Nahrung bedurfte. Hierauf befahl ihnen Mose: »Niemand hebe etwas davon bis zum anderen Morgen auf!« Aber sie hörten nicht auf Mose, sondern manche hoben etwas davon bis zum anderen Morgen auf; aber da waren Würmer darin gewachsen, und es roch übel; Mose aber wurde zornig über sie. So sammelten sie es denn alle Morgen, ein jeder nach seinem Bedarf; sobald aber die Sonne heiß schien, zerschmolz es. Am sechsten Tage aber hatten sie doppelt so viel Brot gesammelt, zwei Gomer für jede Person. Da kamen alle Vorsteher der Gemeinde und berichteten es dem Mose. Dieser antwortete ihnen: »Folgendes ist es, was der HERR geboten hat: ›Ein Ruhetag, ein dem HERRN heiliger Feiertag (Sabbat) ist morgen!‹ Was ihr backen wollt, das backt, und was ihr kochen wollt, das kocht; alles aber, was übrigbleibt, legt beiseite und hebt es euch für morgen auf!« Da hoben sie es bis zum folgenden Morgen auf, wie Mose angeordnet hatte, und diesmal wurde es nicht übelriechend, und auch kein Wurm war darin. Da sagte Mose: »Eßt es heute! Denn heute ist Sabbatfeier für den HERRN: heute werdet ihr auf dem Felde nichts finden. Sechs Tage sollt ihr es sammeln; aber am siebten Tage ist Sabbat, an diesem gibt es keins.« Als trotzdem am siebten Tage einige vom Volk hinausgingen, um zu sammeln, fanden sie nichts. Da sagte der HERR zu Mose: »Wie lange wollt ihr euch noch weigern, meine Gebote und Weisungen zu befolgen? Seht doch! Weil der HERR euch den Sabbat eingesetzt hat, darum gibt er euch am sechsten Tage Brot für zwei Tage. Bleibt also alle daheim: niemand verlasse am siebten Tage seine Wohnung!« So ruhte denn das Volk am siebten Tage. c) Nähere Angaben über das Manna; Gottes Gebot bezüglich der Aufbewahrung eines mit Manna gefüllten KrugesDie Israeliten nannten es aber Manna; es sah weißlich aus wie Koriandersamen und schmeckte wie Honigkuchen. Hierauf sagte Mose: »Folgendes hat der HERR geboten: ›Ein Gomer voll soll davon für eure künftigen Geschlechter aufbewahrt werden, damit sie das Brot sehen, mit dem ich euch in der Wüste gespeist habe, als ich euch aus dem Lande Ägypten wegführte.‹« Da befahl Mose dem Aaron: »Nimm einen Krug, tu einen Gomer Manna hinein und stelle ihn hin vor den HERRN zur Aufbewahrung für eure künftigen Geschlechter!« Nach dem Befehl, den der HERR dem Mose gegeben hatte, stellte Aaron (den Krug später) vor die Gesetzestafeln in der Bundeslade zur Aufbewahrung. Die Israeliten haben aber das Manna vierzig Jahre lang gegessen, bis sie in bewohntes Land kamen; sie haben das Manna gegessen, bis sie an die Grenze des Landes Kanaan kamen. Ein GomerGomer (Omer) s. Anhang, Maße. aber ist der zehnte Teil eines Epha. c) Von der Wüste Sin nach Rephidim; Sieg über die Amalekitera) Die wunderbare Wasserspende aus dem Felsen bei Massa und MeribaHierauf zog die ganze Gemeinde der Israeliten nach dem Befehl des HERRN aus der Wüste Sin weiter, einen Tagemarsch nach dem andern, und lagerte in Rephidim, wo es aber kein Trinkwasser für das Volk gab. Da haderte das Volk mit Mose und rief: »Gebt uns Wasser zum Trinken!« Aber Mose antwortete ihnen: »Was hadert ihr mit mir? Was versucht ihr den HERRN?« Weil aber das Volk dort infolge des Wassermangels Durst litt, murrte es gegen Mose und sagte: »Warum hast du uns nur aus Ägypten hergeführt? Etwa um mich und meine Kinder und mein Vieh hier verdursten zu lassen?« Da betete Mose laut zum HERRN mit den Worten: »Was soll ich mit diesem Volk machen? Es fehlt nicht viel, so steinigen sie mich!« Da antwortete der HERR dem Mose: »Tritt an die Spitze des Volkes und nimm einige von den Ältesten der Israeliten mit dir! Auch deinen Stab, mit dem du den Nil geschlagen hast, nimm in die Hand und gehe! Dann will ich dort vor dich auf den Felsen am Horeb treten, und wenn du dann an den Felsen geschlagen hast, wird Wasser aus ihm hervorfließen, so daß das Volk zu trinken hat.« Mose tat so vor den Augen der Ältesten Israels. Darauf nannte er den Ort Massa und Meriba, weil die Israeliten dort gehadert und den HERRN geprüft (oder versucht) hatten, indem sie sagten: »Ist der HERR in unserer Mitte oder nicht?« b) Die Amalekiter bei Rephidim besiegtAls darauf die Amalekiter heranrückten, um mit den Israeliten bei Rephidim zu kämpfen, befahl Mose dem Josua: »Wähle uns Männer aus und ziehe zum Kampf mit den Amalekitern aus! Morgen will ich mich mit dem Gottesstabe in der Hand auf die Spitze des Hügels stellen.« Josua tat, wie Mose ihm befohlen hatte, (und zog aus,) um mit den Amalekitern zu kämpfen, während Mose, Aaron und Hur auf die Spitze des Hügels stiegen. Solange nun Mose seinen Arm hochhielt, hatten die Israeliten die Oberhand; sobald er aber seinen Arm ruhen ließ, waren die Amalekiter siegreich. Als nun schließlich die Arme Moses erlahmten, nahmen sie einen Stein und legten den unter ihn, und er setzte sich darauf; dann stützten Aaron und Hur seine Arme, der eine auf dieser, der andere auf jener Seite; so blieben seine Arme fest bis zum Sonnenuntergang, so daß Josua die Amalekiter und ihr Kriegsvolk mit der Schärfe des Schwertes niederhieb. Da sagte der HERR zu Mose: »Schreibe dies zu dauernder Erinnerung in ein Buch und schärfe es dem Josua ein, daß ich das Andenken an die Amalekiter unter dem Himmel ganz und gar austilgen werde!« Darauf baute Mose einen Altar und nannte ihn ›der HERR ist mein Banner‹; »denn«, sagte er, »die Hand an das Banner des HERRN! Krieg führt der HERR mit den Amalekitern von Geschlecht zu Geschlecht!« d) Jethros Besuch bei Mose am Gottesberge; Einsetzung von RichternJethro aber, der Priester der Midianiter, der Schwiegervater Moses, hatte alles erfahren, was Gott an Mose und an seinem Volke Israel getan hatte, daß der HERR nämlich die Israeliten aus Ägypten weggeführt hatte. Da nahm Jethro, der Schwiegervater Moses, Zippora, Moses Frau, die dieser zurückgesandt hatte, samt ihren beiden Söhnen, von denen der eine Gersom hieß, weil Mose gesagt hatte: »Ein Gast bin ich in einem fremden Lande geworden«, während der andere Elieser hieß, denn »der Gott meines Vaters ist meine Hilfe gewesen und hat mich vor dem Schwert des Pharaos errettet« – Jethro also, der Schwiegervater Moses, kam mit den Söhnen Moses und dessen Frau zu Mose in die Wüste, wo jener sich am Berge Gottes gelagert hatte, und ließ dem Mose sagen: »Ich, dein Schwiegervater Jethro, komme zu dir mit deiner Frau und ihren beiden Söhnen, die bei ihr sind.« Da ging Mose seinem Schwiegervater entgegen, verneigte sich vor ihm, und (jener) küßte ihn; nachdem sie dann einander begrüßt hatten, traten sie in das Zelt ein. Hierauf erzählte Mose seinem Schwiegervater alles, was der HERR am Pharao und an den Ägyptern um der Israeliten willen getan hatte, und alle die Leiden, die ihnen unterwegs zugestoßen waren, und wie der HERR sie errettet hatte. Da freute sich Jethro über alles Gute, das der HERR den Israeliten erwiesen hatte, indem er sie aus der Gewalt der Ägypter errettete. Und Jethro rief aus: »Gepriesen sei der HERR, der euch aus der Gewalt der Ägypter und aus der Gewalt des Pharaos errettet und der das Volk aus der Gewaltherrschaft der Ägypter befreit hat! Nun erkenne ich, daß der HERR größer ist als alle Götter; er hat es bewiesen, als (jene) sich übermütig gegen sie benahmen.«A.Ü. der unklaren Stelle: denn was sie ausgekocht hatten, ist über sie selbst gekommen. Darauf ließ Jethro, Moses Schwiegervater, Tiere zu einem Brand- und Schlachtopfer für Gott herbeibringen, und Aaron nebst allen Ältesten der Israeliten kam herbei, um mit dem Schwiegervater Moses das Opfermahl vor Gott zu halten. Die Neuordnung des GerichtswesensAm folgenden Tage aber hielt Mose eine Gerichtssitzung ab, um dem Volke Recht zu sprechen; und das Volk stand vor Mose vom Morgen bis zum Abend. Als nun der Schwiegervater Moses sah, was er alles mit dem Volk zu tun hatte, sagte er: »Was machst du dir da mit dem Volk so viel zu schaffen? Warum sitzest du allein zu Gericht, während das ganze Volk vom Morgen bis zum Abend vor dir steht?« Mose antwortete seinem Schwiegervater: »Ja, das Volk kommt zu mir, um Gott zu befragen; sooft sie einen Rechtshandel haben, kommen sie zu mir, damit ich Schiedsrichter zwischen den Parteien sei und ihnen Gottes Rechtssprüche und Entscheidungen kundtue.« Da sagte sein Schwiegervater zu ihm: »Dein Verfahren ist nicht zweckmäßig; dabei mußt du selbst und ebenso auch diese Leute, die bei dir stehen, ganz erschöpft werden; denn die Sache ist zu schwer für dich, und du allein kannst sie nicht durchführen. Nun höre mich an: ich will dir einen Rat geben, und Gott möge mit dir sein! Sei du der Vertreter des Volkes Gott gegenüber und bringe du ihre Anliegen vor Gott! Mache ihnen daneben die Rechtssprüche und Entscheidungen klar und gib ihnen den Weg an, den sie innezuhalten haben, und das Verfahren, das sie beobachten müssen. Zugleich sieh dich aber unter dem ganzen Volke nach tüchtigen, gottesfürchtigen und zuverlässigen Männern um, die keiner Bestechung zugänglich sind, und setze diese als Obmänner über sie, die einen über tausend, andere über hundert, andere über fünfzig und andere über zehn, damit sie dem Volke jederzeit Recht sprechen, und zwar so, daß sie alle wichtigen Sachen vor dich bringen, alle geringfügigen Sachen aber selbst entscheiden! Auf diese Weise verschaffe dir Erleichterung und laß sie die Last mit dir tragen! Wenn du es so machst und Gott es dir gestattet, so wirst du dabei bestehen können, und auch alle diese Leute werden befriedigt nach Hause zurückkehren.« Mose befolgte den Rat seines Schwiegervaters und tat alles, was er ihm vorgeschlagen hatte: er wählte tüchtige Männer aus allen Israeliten aus und setzte sie zu Obmännern über das Volk ein, die einen über tausend, andere über hundert, andere über fünfzig und über zehn. Diese hatten dem Volk zu jeder Zeit Recht zu sprechen: die schwierigen Sachen legten sie dem Mose vor, aber alle geringfügigen Sachen entschieden sie selbst. Hierauf ließ Mose seinen Schwiegervater ziehen, und dieser kehrte in sein Land zurück. 2. Die Bundesschließung am Sinai; die Verkündigung der zehn Gebote; die Grundordnungen des israelitischen Gemeinwesens (19,1-24,18)a) Ankunft des Volkes am Sinai; Vorbereitung der GesetzgebungIm dritten Monat nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten, an diesem Tage kamen sie in die Wüste Sinai. Sie waren nämlich von Rephidim aufgebrochen und in die Wüste Sinai gelangt und lagerten sich dort in der Wüste, und zwar dem Berg gegenüber. Als Mose dann zu Gott hinaufstieg, rief der HERR ihm vom Berge herab die Worte zu: »So sollst du zum Hause Jakobs sprechen und den Kindern Israels verkündigen: ›Ihr habt selbst gesehen, was ich an den Ägyptern getan und wie ich euch auf Adlersflügeln getragen und euch hierher zu mir gebracht habe. Und nun, wenn ihr meinen Weisungen willig gehorcht und meinen Bund haltet, so sollt ihr aus allen Völkern mein besonderes Eigentum sein; denn mir gehört die ganze Erde; ihr aber sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein.‹ Das sind die Worte, die du den Israeliten verkünden sollst.« Da ging Mose hin, berief die Ältesten des Volkes und teilte ihnen alle diese Worte mit, die der HERR ihm aufgetragen hatte. Das ganze Volk aber antwortete einmütig: »Alles, was der HERR geboten hat, wollen wir tun!« Als hierauf Mose dem HERRN die Antwort des Volkes überbracht hatte, sagte der HERR zu Mose: »Ich werde diesmal in dichtem Gewölk zu dir kommen, damit das Volk es hört, wenn ich mit dir rede, und dir für immer Glauben schenkt.« [Mose aber berichtete dem HERRN die Antwort des Volkes.] Dann sagte der HERR weiter zu Mose: »Gehe zum Volk und laß sie sich heute und morgen heiligend.h. sich von allen Verunreinigungen fernhalten (vgl. V.15). und ihre Kleider waschend.h. saubere Kleider anlegen., damit sie übermorgen bereit sind! Denn übermorgen wird der HERR vor den Augen des ganzen Volkes auf den Berg Sinai herabfahren. Bestimme daher dem Volk ringsum eine Grenze und sage ihnen: ›Hütet euch wohl, an dem Berge emporzusteigen oder auch nur seinen Fuß zu berühren! Wer den Berg berührt, der ist des Todes! Niemandes Hand darf ihn berühren, sondern ein solcher soll gesteinigt oder erschossen werden: weder ein Tier noch ein Mensch darf am Leben bleiben! Erst wenn das Widderhorn geblasen wird, dürfen sie am Berge emporsteigen.‹« Darauf stieg Mose vom Berge zum Volk hinab und ließ das Volk sich heiligen, und sie wuschen ihre Kleider; auch gebot er dem Volke: »Haltet euch für übermorgen bereit: keiner nahe sich bis dahin einem Weibe!« Die erschreckende Gotteserscheinung auf dem SinaiAm dritten Tage aber, als es Morgen wurde, entstand ein Donnern und Blitzen; schweres Gewölk lag auf dem Berge, und gewaltiger Posaunenschall ertönte, so daß das ganze Volk, das sich im Lager befand, zitterte. Da führte Mose das Volk aus dem Lager hinaus, Gott entgegen, und sie stellten sich am Fuß des Berges auf. Der Berg Sinai aber war ganz in Rauch gehüllt, weil der HERR im Feuer auf ihn herabgefahren war; Rauch stieg von ihm auf wie der Rauch von einem Schmelzofen, und der ganze Berg erbebte stark. Und der Posaunenschall wurde immer stärker: Mose redete, und Gott antwortete ihm mit lauter Stimme.A.Ü.: im Donner. Als nun der HERR auf den Berg Sinai, auf den Gipfel des Berges, hinabgefahren war, berief er Mose auf den Gipfel des Berges, und Mose stieg hinauf. Da befahl der HERR dem Mose: »Steige hinab, warne das Volk, daß sie ja nicht zum HERRN durchbrechen, um ihn zu schauen, sonst würde eine große Zahl von ihnen ums Leben kommen! Auch die Priester, die sonst dem HERRN nahen dürfen, müssen die Heiligung an sich vollziehen, damit der HERR nicht gegen sie losfährt.« Da erwiderte Mose dem HERRN: »Das Volk kann ja nicht auf den Berg Sinai hinaufsteigen; denn du selbst hast uns gewarnt und mir geboten, eine Grenze um den Berg festzusetzen und ihn für unnahbar zu erklären.« Doch der HERR antwortete ihm: »Steige hinab und komm dann mit Aaron wieder herauf! Die Priester aber und das Volk dürfen die festgesetzte Grenze nicht überschreiten, um zum HERRN hinaufzusteigen, damit er nicht gegen sie losfährt.« Da stieg Mose zum Volk hinab und kündigte es ihnen an. b) Die Verkündigung der Zehn Gebote (5.Mose 5,6-22)Hierauf redete Gott alle diese Worte und sprach: »Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten hinausgeführt hat, aus dem Diensthause. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir! Du sollst dir kein Gottesbild anfertigen noch irgendein Abbild weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf der Erde, noch von dem, was im Wasser unterhalb der Erde ist! Du sollst dich vor ihnen nicht niederwerfen und ihnen nicht dienen! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der die Verschuldung der Väter heimsucht an den Kindern, an den Enkeln und Urenkeln bei denen, die mich hassen, der aber Gnade erweist an Tausenden von Nachkommen derer, die mich lieben und meine Gebote halten. Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht mißbrauchen!Genauer: mit Unwahrhaftigkeit aussprechen. Denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht. Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heilig hältst! Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Geschäfte verrichten! Aber der siebte Tag ist ein Feiertag zu Ehren des HERRN, deines Gottes: da darfst du keinerlei Geschäft verrichten, weder du selbst noch dein Sohn oder deine Tochter, weder dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch der Fremdling, der bei dir in deinen Ortschaften weilt! Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde geschaffen, das Meer und alles, was in ihnen ist; aber am siebten Tage hat er geruht; darum hat der HERR den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt. Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Lande, das der HERR, dein Gott, dir geben wird! Du sollst nicht töten! Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen! Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen gegen deinen Nächsten! Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus! Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, noch seinen Knecht, noch seine Magd, noch sein Rind, noch seinen Esel, noch irgend etwas, was deinem Nächsten gehört.« Die Wirkung der Gotteserscheinung auf das Volk; Moses beruhigende RedeAls aber das ganze Volk die Donnerschläge und die flammenden Blitze, den Posaunenschall und den rauchenden Berg wahrnahm, da zitterten sie und blieben in der Ferne stehen und sagten zu Mose: »Rede du mit uns, dann wollen wir zuhören; Gott aber möge nicht mit uns reden, sonst müssen wir sterben!« Da antwortete Mose dem Volk: »Fürchtet euch nicht! Denn Gott ist nur deshalb gekommen, um euch auf die Probe zu stellen und damit die Furcht vor ihm euch gegenwärtig bleibt, auf daß ihr nicht sündigt.« So blieb denn das Volk in der Ferne stehen; Mose aber trat an das dunkle Gewölk heran, in welchem Gott war. c) Vorläufige Ordnung der Gottesverehrung (besonders des Altarbaues)Hierauf gebot der HERR dem Mose: »So sollst du zu den Israeliten sagen: ›Ihr habt selbst gesehen, daß ich vom Himmel her mit euch geredet habe. Darum sollt ihr keine anderen Götter neben mir anfertigen: Götter von Silber und Götter von Gold sollt ihr euch nicht anfertigen! Einen Altar von Erde sollst du mir herstellen und auf ihm deine Brandopfer und Heilsopfer, dein Kleinvieh und deine Rinder darbringen! An jeder Stätte, wo ich ein Gedächtnis meines Namens stiften werde,[d.h. die ich dazu bestimmen werde, daß man mich daselbst verehre.] will ich zu dir kommen und dich segnen. Willst du mir aber einen Altar von Steinen errichten, so darfst du ihn nicht von behauenen Steinen bauen! Denn sobald du mit deinem Meißel über sie hingefahren bist, hast du sie entweiht. Auch darfst du nicht auf Stufen zu meinem Altar hinaufsteigen, damit deine Blöße nicht vor ihm sichtbar wird!‹« d) Gesetze aus dem sogenannten Bundesbuch (Kap. 21-23)a) Die Rechte der hebräischen Sklaven und Sklavinnen»Und dies sind die Rechtssatzungen, die du ihnen vorlegen sollst: Wenn du einen hebräischen Knecht kaufst, soll er dir sechs Jahre lang dienen; aber im siebten Jahre soll er unentgeltlich freigelassen werden. Ist er allein gekommen, so soll er auch allein wieder gehen; war er aber verheiratet, so soll auch seine Frau mit ihm freigelassen werden. Hat ihm dagegen sein Herr eine Frau gegeben und diese ihm Söhne oder Töchter geboren, so soll die Frau samt ihren Kindern ihrem Herrn verbleiben, und er soll allein entlassen werden. Erklärt aber der Knecht ausdrücklich: ›Ich habe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder lieb, ich will nicht freigelassen werden‹, so soll sein Herr ihn vor GottA.Ü.: vor die Götter = Richter (vgl. 22,7-8; Ps 82). hintreten lassen und ihn an die Tür oder an den Türpfosten stellen: dort soll sein Herr ihm das Ohr mit einer Pfrieme durchbohren, und er soll dann zeitlebens sein Knecht bleiben. – Wenn aber jemand seine Tochter als Magd verkauft, so darf sie nicht wie die Knechte freigelassen werden. Wenn sie ihrem Herrn, der sie für sich bestimmt hatte, mißfällt, so lasse er sie loskaufen; jedoch sie an fremde Leute zu verkaufen, dazu hat er kein Recht, weil er treulos an ihr gehandelt hat. Wenn er sie aber für seinen Sohn bestimmt, so hat er sie nach dem Recht der Töchter zu behandeln. Nimmt er sich noch eine andere, so darf er ihr doch die Fleischkost, die Kleidung und die Beiwohnung nicht verkürzen. Will er ihr aber diese drei Verpflichtungen nicht gewähren, so soll sie umsonst, ohne Entgelt, frei ausgehen.« b) Bestimmungen zum Schutz des Menschenlebens»Wer einen andern so schlägt, daß er stirbt, soll mit dem Tode bestraft werden. Hat er es aber nicht vorsätzlich getan, sondern hat Gott es seiner Hand widerfahren lassen, so will ich dir eine Stätte bestimmen, wohin er fliehen soll. Wenn sich aber jemand gegen einen andern so weit vergißt, daß er ihn hinterlistig ums Leben bringt, so sollst du ihn sogar von meinem Altar wegholen, damit er stirbt! – Wer seinen Vater oder seine Mutter schlägt, soll mit dem Tode bestraft werden! Wer einen Menschen raubt, sei es, daß er ihn verkauft hat oder daß der Betreffende noch in seiner Gewalt gefunden wird, soll mit dem Tode bestraft werden.«Die Verse 16 und 17 sind im Grundtext (wohl versehentlich) umgestellt. Auch wer seinem Vater oder seiner Mutter flucht, soll mit dem Tode bestraft werden! – c) Ersatzpflicht bei Körperverletzungen durch MenschenIn diesem Abschnitt hat der Übersetzer einige Verse umgestellt (nach einer Gelehrtenmeinung seiner Zeit). »Wenn Männer in Streit geraten und einer den andern mit einem Stein oder mit der Faust so schlägt, daß er zwar nicht stirbt, aber doch bettlägerig wird, so soll, wenn er wieder aufkommt und draußen an seiner Krücke umhergehen kann, der andere, der ihn geschlagen hat, straflos bleiben; nur soll er ihm den Schaden ersetzen, der ihm aus der Arbeitsunfähigkeit erwachsen ist, und für die Heilkosten aufkommen! Wenn jemand seinen Knecht oder seine Magd mit dem Stock so schlägt, daß sie ihm unter der Hand sterben, so muß das bestraft werden; wenn jedoch der Betreffende noch einen oder zwei Tage am Leben bleibt, so soll keine Bestrafung stattfinden, denn es handelt sich um sein eigenes Geld. – Wenn Männer in Streit geraten und dabei eine schwangere Frau so stoßen, daß eine Frühgeburt eintritt, ihr sonst aber kein Schaden entsteht, so soll der Schuldige diejenige Geldbuße zahlen, die der Ehemann der Frau ihm auferlegt, und zwar nach Anhörung von Schiedsrichtern. – Wenn aber ein bleibender Leibesschaden entsteht, so sollst du geben: Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, 25 Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Strieme um Strieme! – - - - Schlägt jemand seinen Knecht oder seine Magd so ins Auge, daß er es zugrunde richtet, so soll er sie zur Entschädigung für ihr Auge freilassen! Und schlägt er seinem Knecht oder seiner Magd einen Zahn aus, so soll er sie zur Entschädigung für ihren Zahn freilassen!« d) Ersatzpflicht bei Tötung oder Verletzung eines Menschen durch Tiere»Wenn ein Rind einen Mann oder eine Frau so stößt, daß der Tod eintritt, so soll das Rind gesteinigt, sein Fleisch aber nicht gegessen werden; der Eigentümer des Rindes jedoch bleibt straflos. Wenn aber das Rind schon früher stößig war und sein Eigentümer trotz erfolgter Verwarnung es nicht gehörig gehütet hatte, so soll das Rind, wenn es einen Mann oder eine Frau tötet, gesteinigt und auch sein Eigentümer mit dem Tode bestraft werden. Wenn ihm nur eine Geldbuße auferlegt wird, so soll er als Lösegeld für sein Leben so viel bezahlen, als ihm auferlegt wird. Wenn das Rind einen Knaben oder ein Mädchen stößt, so soll mit ihm nach derselben Rechtsbestimmung verfahren werden. Stößt das Rind aber einen Knecht oder eine Magd, so soll sein Eigentümer ihrem Herrn dreißig Schekel SilberSchekel s. Anhang, Maße. bezahlen; das Rind aber soll gesteinigt werden.« ee) Bestimmungen zum Schutz des Eigentums (des Viehstandes oder Feldertrags oder des anvertrauten Gutes)»Läßt jemand eine Grube offen stehen, oder gräbt jemand eine Grube aus und deckt sie nicht zu, und es fällt ein Rind oder ein Esel hinein, so soll der Eigentümer der Grube Ersatz leisten: mit Geld soll er den Eigentümer des Tieres entschädigen; das tote Tier aber gehört dann ihm. – Wenn jemandes Rind das Rind eines andern so stößt, daß es stirbt, so sollen sie das lebende Rind verkaufen und sich in den dadurch gewonnenen Erlös teilen, und auch das tote Tier sollen sie unter sich teilen. War es jedoch bekannt, daß das Rind schon vorher stößig war, und hatte sein Eigentümer trotzdem es nicht gehörig gehütet, so soll er unweigerlich ein Rind für das Rind als Ersatz geben, das tote Tier aber soll ihm gehören. Wenn jemand ein Rind oder ein Stück Kleinvieh stiehlt und es schlachtet oder verkauft, so soll er für das eine Rind fünf Rinder und für das eine Stück Kleinvieh vier Stück erstatten. Wird ein Dieb beim Einbruch betroffen und totgeschlagen, so ist dies für den Täter nicht als Mord anzusehen; wenn aber die Sonne zur Zeit der Tat über ihm schon aufgegangen war, so soll ein Mord für ihn als vorliegend angenommen werden.Im Grundtext sind die Verse durcheinander geraten. Ersatz muß er unbedingt leisten; wenn er nichts besitzt, so soll er zum Ersatz für das von ihm Gestohlene verkauft werden. Wird das gestohlene Tier, es sei ein Rind oder ein Esel oder ein Stück Kleinvieh, noch lebend in seinem Besitz vorgefunden, so soll er nur doppelten Ersatz leisten; Läßt jemand ein Feld oder einen Baumgarten abweiden und sein Vieh dabei frei laufen, so daß es auf dem Felde eines andern weidet, so hat er mit dem besten Ertrage seines Feldes und mit dem besten Ertrage seines Baumgartens Ersatz zu leisten. – Wenn Feuer ausbricht und Dornhecken ergreift und es wird ein Garbenhaufen oder das auf dem Halm stehende Getreide oder das Feld dadurch verbrannt, so soll der, welcher den Brand verursacht hat, den Schaden ersetzen.« ff) Veruntreuung, Verlust oder Beschädigung anvertrauten Gutes»Wenn jemand einem andern Geld oder Wertsachen zur Aufbewahrung übergibt und es wird dies aus dem Hause des Betreffenden gestohlen, so hat der Dieb, wenn er ausfindig gemacht wird, doppelten Ersatz zu leisten. Wird aber der Dieb nicht ausfindig gemacht, so soll der Besitzer des Hauses vor Gott hintreten, damit festgestellt wird, ob er sich nicht an dem Eigentum des andern vergriffen hat! – Bei jedem Fall von Veruntreuung, mag es sich um ein Rind, einen Esel, ein Stück Kleinvieh, ein Kleidungsstück, kurz um irgend etwas abhanden Gekommenes handeln, wovon jemand behauptet, daß es sein Eigentum sei, soll die Angelegenheit beider vor Gott kommen, und wen Gott für schuldig erklärt, der soll dem andern doppelten Ersatz leisten. – Wenn jemand einem andern einen Esel oder ein Rind oder ein Stück Kleinvieh oder sonst irgendein Stück Vieh zur Hut übergibt und dieses zu Tode oder zu Schaden kommt oder geraubt wird, ohne daß jemand es gesehen hat, so soll ein Eid bei Gott zwischen den beiden Parteien entscheiden, ob der Betreffende sich nicht am Eigentum des andern vergriffen hat. Der Eigentümer des Tieres muß dann den Verlust hinnehmen, und (der andere) braucht keinen Ersatz zu leisten. Ist es ihm aber wirklich gestohlen worden, so hat er dem Eigentümer Ersatz zu leisten. Ist es dagegen (von einem Raubtier) zerrissen worden, so mag er das zerrissene Tier zum Beweis beibringen: für das Zerrissene braucht er keinen Ersatz zu leisten. – Wenn ferner jemand ein Stück Vieh von einem andern entlehnt hat und dieses zu Schaden oder zu Tode kommt, so muß er, wenn sein Eigentümer nicht zugegen war, unweigerlich Ersatz leisten; war jedoch der Eigentümer zugegen, so braucht er keinen Ersatz zu leisten. Wenn das Tier (um Geld) gemietet war, so ist der Schaden in dem Mietgeld eingeschlossen.« gg) Mannigfache Vorschriften betreffend Gott, Sittlichkeit und Nächstenliebe»Wenn jemand eine Jungfrau verführt, die noch nicht verlobt ist, und ihr beiwohnt, so muß er sie sich durch Erlegung der Heiratsgabe zur Ehefrau erkaufen. Wenn ihr Vater sich aber durchaus weigert, sie ihm zu geben, so soll er das als Heiratsgabe für Jungfrauen übliche Kaufgeld bezahlen.« Eine Zauberin sollst du nicht am Leben lassen. – Wer einem Tiere beiwohnt, soll mit dem Tode bestraft werden. – Wer den Göttern opfert außer dem HERRN allein, soll dem Bann verfallen. Einen Fremdling sollst du nicht übervorteilen und nicht bedrücken; denn ihr selbst seid Fremdlinge im Land Ägypten gewesen. – Keine Witwe oder Waise sollt ihr bedrücken. Wenn du sie irgendwie bedrückst und sie dann zu mir schreien, so werde ich ihr Schreien gewißlich erhören, und mein Zorn wird entbrennen, und ich werde euch durch das Schwert sterben lassen, so daß eure Frauen zu Witwen und eure Kinder zu Waisen werden. – Wenn du jemandem aus meinem Volk, einem Armen, der neben dir wohnt, Geld leihst, so sollst du dich nicht als Wucherer gegen ihn benehmen: ihr sollt keine Zinsen von ihm fordern. – Wenn du dir von einem andern den Mantel als Pfand geben läßt, so sollst du ihm diesen bis zum Sonnenuntergang zurückgeben; denn das ist seine einzige Decke, die einzige Hülle für seinen Leib: worauf soll er sonst beim Schlafen liegen? Wenn er zu mir schriee, so würde ich ihn erhören; denn ich bin gnädig. – Gottoder: die Richter (vgl. 21,6)? sollst du nicht lästern und einem Fürsten in deinem Volk nicht fluchen. – Mit der Abgabe von dem Überfluß deiner Tenne und von dem Abfluß deiner Kelter sollst du nicht zögern. – Den Erstgeborenen deiner Söhne sollst du mir geben. Ebenso sollst du es mit deinen Rindern und deinem Kleinvieh halten! Sieben Tage soll (das Erstgeborene) bei seiner Mutter bleiben, und am achten Tage sollst du es mir darbringen. – Heilige Männer sollt ihr mir sein und Fleisch von einem auf dem Feld zerrissenen Tiere nicht essen: den Hunden sollt ihr es vorwerfen.« hh) Wahrhaftiges und ehrenhaftes Verhalten, besonders vor Gericht»Du sollst kein falsches Gerücht verbreiten. – Biete dem, der eine ungerechte Sache hat, nicht die Hand, daß du ein falscher Zeuge für ihn würdest. – Du sollst dich nicht der großen Menge zu bösem Tun anschließen und bei einem Rechtsstreit nicht so aussagen, daß du dich nach der großen Menge richtest, um das Recht zu beugen. – Den VornehmenDer Urtext lautet (weil ohne Zweifel ein Buchstabe verschrieben ist): Den Niedrigen. sollst du in seinem Rechtshandel nicht begünstigen. – Wenn du das Rind deines Feindes oder seinen Esel umherirrend antriffst, so sollst du ihm das Tier unweigerlich wieder zuführen. Wenn du den Esel deines Widersachers unter seiner Last zusammengebrochen siehst, so hüte dich, ihn bei dem Tier allein zu lassen! Du sollst unweigerlich im Verein mit ihm die Hilfeleistung vollbringen. – Beuge nicht das Recht eines von den Armen deines Volkes in einem Rechtshandel!Die Verse 4-6 sind im Grundtext anders geordnet. - Von falscher Anklage halte dich fern und hilf nicht dazu, einen Unschuldigen, der im Recht ist, ums Leben zu bringen! denn ich lasse den Schuldigen nicht Recht haben. Nimm keine Bestechungsgeschenke an; denn Geschenke machen die Sehenden blind und verdrehen die Sache der Unschuldigen. Einen Fremdling sollst du nicht bedrücken! Ihr wißt ja selbst, wie einem Fremdling zumute ist; denn ihr seid selbst Fremdlinge im Land Ägypten gewesen.« ii) Bestimmungen für die Sabbatjahre, Festzeiten und Opfer»Sechs Jahre sollst du dein Land bestellen und seinen Ertrag einernten; aber im siebten Jahre sollst du es ruhen lassen und es freigeben, damit die Armen deines Volkes sich davon nähren können; und was diese übriglassen, soll das Getier des Feldes fressen. Ebenso sollst du es mit deinen Weinbergen und mit deinen Ölbaumgärten halten. – Sechs Tage hindurch sollst du deine Arbeit verrichten; aber am siebten Tage sollst du feiern, damit dein Ochs und dein Esel ausruhen und der Sohn deiner Magd sowie der Fremdling Atem schöpfen können. – Auf alles, was ich euch geboten habe, sollt ihr achtgeben. Den Namen anderer Götter aber sollt ihr nicht aussprechen: er soll nicht über deine Lippen kommen. Dreimal im Jahre sollst du mir ein Fest feiern. Das Fest der ungesäuerten Brote sollst du beobachtend.h. beachten, halten .: sieben Tage lang sollst du ungesäuertes Brot essen, wie ich dir geboten habe, zur bestimmten Zeit im Monat Abib! Denn in diesem Monat bist du aus Ägypten ausgezogen. Man darf aber nicht mit leeren Händen vor meinem Angesicht erscheinen. Sodann das Fest der Ernte, der Erstlinge deines Ackerbaus, dessen, was du auf dem Feld ausgesät hast, und das Fest der Lese beim Ausgang des Jahres, wenn du deinen Ertrag vom Feld einsammelst. Dreimal im Jahr sollen alle deine männlichen Personen vor dem Angesicht Gottes, des HERRN, erscheinen. – Du sollst das Blut meiner Schlachtopfer nicht zusammen mit gesäuertem Brot opfern, und von dem Fett meiner Festopfer soll nichts bis zum andern Morgen übrigbleiben. Das Beste von den Erstlingen deiner Felder sollst du in das Haus des HERRN, deines Gottes, bringen. – Ein Böckchen sollst du nicht in der Milch seiner Mutter kochen.« jj) Schlußermahnung bezüglich der Austreibung der Kanaanäer; Verheißung von Beistand und Segen im Falle treuen Gehorsams»Wisse wohl: ich will einen Engel vor dir hergehen lassen, um dich unterwegs zu behüten und dich an den Ort zu bringen, den ich dir bestimmt habe. Nimm dich vor ihm in acht, gehorche seinen Weisungen und sei nicht widerspenstig gegen ihn; denn er würde euch eure Verschuldungen nicht vergeben, weil ich persönlich in ihm bin. Doch wenn du seinen Weisungen willig gehorchst und alles tust, was ich (dir durch ihn) gebieten werde, so will ich der Feind deiner Feinde und der Bedränger deiner Bedränger sein. Wenn mein Engel nun vor dir hergeht und dich in das Land der Amoriter, Hethiter, Pherissiter, Kanaanäer, Hewiter und Jebusiter bringt und ich sie ausrotte: dann wirf dich vor ihren Göttern nicht nieder, diene ihnen nicht und ahme ihr Tun nicht nach! Nein, du sollst ihre Götzenbilder allesamt niederreißen und ihre Malsteine zertrümmern. Dient vielmehr dem HERRN, eurem Gott, so will ich dein Brot und dein Wasser segnen und Krankheiten von dir fernhalten; keine Frau soll in deinem Lande eine Fehlgeburt tun oder kinderlos bleiben, und ich will deine Lebenstage auf die volle Zahl bringen. Meinen Schrecken will ich vor dir hergehen lassen und alle Völker, zu denen du kommst, verzagt machen und alle deine Feinde vor dir die Flucht ergreifen lassen. Die Hornissen[Gemeint ist hier wie in 5.Mose 7,20; Jos 24,12 ein »Gottesschrecken« im Sinne von 1.Sam 14,15. Die Übersetzung »Hornissen« geht auf ein altes Mißverständnis zurück .] will ich vor dir hersenden, damit sie die Hewiter, Kanaanäer und Hethiter vor dir vertreiben. Nicht in einem Jahr will ich sie vor dir her vertreiben, sonst würde das Land zur Wüste werden und die wilden Tiere zu deinem Schaden überhandnehmen; nein, nach und nach will ich sie vor dir vertreiben, bis du so zahlreich geworden bist, daß du das ganze Land in Besitz nehmen kannst. Und ich will dein Gebiet sich ausdehnen lassen vom Schilfmeer bis zum Meer der Philister und von der Wüste bis an den Euphratstrom; denn ich will die Bewohner des Landes in deine Gewalt geben, daß du sie vor dir her vertreibst. Du darfst mit ihnen und mit ihren Göttern keinen Vertrag schließen; sie dürfen in deinem Lande nicht wohnen bleiben, damit sie dich nicht zur Sünde gegen mich verführen; denn wenn du ihren Göttern dientest, so würde das dich ins Verderben stürzen.« e) Feierlicher Abschluß des Bundes; Abfassung und Verlesung des Bundesbuches; das Bundesopfer nebst BlutbesprengungHierauf gebot er dem Mose: »Steige zum HERRN herauf, du nebst Aaron, Nadab und Abihu und siebzig von den Ältesten der Israeliten, und bringt von fern eure Verehrung dar. Mose aber soll dann allein nahe an den HERRN herantreten; die anderen dagegen sollen nicht näher hinzutreten, und auch das Volk darf nicht mit ihm heraufsteigen.« Hierauf kam Mose und teilte dem Volke alle Verordnungen des HERRN und alle Rechtssatzungen mit. Da gab das ganze Volk einstimmig die Erklärung ab: »Alle Verordnungen, die der HERR erlassen hat, wollen wir ausführen.« Da schrieb Mose alles, was der HERR geboten hatte, nieder und baute am andern Morgen früh einen Altar am Fuß des Berges und (errichtete) zwölf Malsteine entsprechend den zwölf Stämmen Israels. Dann erteilte er den jungen israelitischen Männern den Auftrag, Brandopfer(tiere) herzubringen und junge Stiere als Heilsopfer für den HERRN zu schlachten. Hierauf nahm Mose die eine Hälfte des Blutes und goß es in die Opferschalen; die andere Hälfte des Blutes aber sprengte er an den Altar. Hierauf nahm er das Bundesbuch und las es dem Volke laut vor; und sie erklärten: »Alles, was der HERR geboten hat, wollen wir tun und willig erfüllen.« Dann nahm Mose das Blut und besprengte mit ihm das Volk, wobei er ausrief: »Dies ist das Blut des Bundes, den der HERR mit euch auf Grund aller dieser Gebote geschlossen hat!« Die siebzig Ältesten der Israeliten auf dem Sinai vor GottAls hierauf Mose und Aaron, Nadab und Abihu und siebzig von den Ältesten der Israeliten hinaufgestiegen waren, schauten sie den Gott Israels: (der Boden) unter seinen Füßen war wie ein Gebilde von Saphirplatten und wie der Himmel selbst an hellem Glanz. Er streckte aber seine Hand nicht aus gegen die Auserwählten der Israeliten: nein, sie schauten Gott und aßen und tranken. Mose verweilt vierzig Tage auf dem Sinai, um die von Gott beschriebenen Gesetzestafeln in Empfang zu nehmenHierauf gebot der HERR dem Mose: »Steige zu mir auf den Berg herauf und verweile dort, damit ich dir die Steintafeln mit dem Gesetz und den Geboten gebe, die ich zu ihrer Unterweisung aufgeschrieben habe.« Da machte sich Mose mit seinem Diener Josua auf den Weg und stieg auf den Berg Gottes hinauf. Zu den Ältesten aber hatte er gesagt: »Wartet hier auf uns, bis wir zu euch zurückkehren. Aaron und Hur sind ja bei euch: wer irgendeinen Rechtshandel hat, wende sich an sie.« Als Mose dann auf den Berg gestiegen war, verhüllte Gewölk den Berg, und die Herrlichkeit des HERRN ließ sich auf den Berg Sinai nieder, und das Gewölk verhüllte den Berg sechs Tage lang; erst am siebten Tage rief er dem Mose aus dem Gewölk heraus zu. Die Herrlichkeit des HERRN zeigte sich aber vor den Augen der Israeliten wie ein verzehrendes Feuer auf der Spitze des Berges. Da begab sich Mose mitten in das Gewölk hinein und stieg auf den Berg hinauf. Und Mose verweilte auf dem Berge vierzig Tage und vierzig Nächte. 3. Die Sinaigesetze betreffend den Gottesdienst und das Priestertum der Israeliten (Kap. 25-31)(vgl. Kap. 35-40)a) Vorschriften über Bau und Ausstattung des Heiligtums (= Stiftshütte)a) Aufforderung zu einer freiwilligen Beisteuer für die Herstellung des HeiligtumsDer HERR sprach dann zu Mose folgendermaßen: »Fordere die Israeliten auf, eine Beisteuer an mich zu entrichten! Von einem jeden, den sein Herz dazu treibt, sollt ihr die Abgabe an mich annehmen! Und zwar besteht die Abgabe, die ihr von ihnen erheben sollt, in folgendem: in Gold, Silber und Kupfer; in blauem und rotem Purpur und Karmesin, in Byssus und Ziegenhaar; in rotgefärbten Widderfellen und Seekuhhäuten; in Akazienholz; in Öl zur Beleuchtung, in Gewürzkräutern für das Salböl und für das wohlriechende Räucherwerk; in Onyxsteinen und anderen Edelsteinen zum Besatz für das Schulterkleid und für das Brustschild. Sie sollen mir nämlich ein Heiligtum herstellen, damit ich mitten unter ihnen wohne. Genau so, wie ich dir das Musterbild der Wohnung und das Musterbild aller ihrer Geräte zeigen werde, so sollt ihr es herstellen.« b) Anweisung über die Anfertigung der heiligen Geräte (Lade, Tisch, Leuchter)»Sie sollen also eine Lade aus Akazienholz anfertigen, zweieinhalb Ellen lang, anderthalb Ellen breit und anderthalb Ellen hoch.Vgl. 1.Mose 6,15. Du sollst sie mit feinem Gold überziehen, und zwar inwendig und auswendig, und oben einen goldenen Kranz ringsum an ihr anbringen. Sodann gieße für sie vier goldene Ringe und befestige sie unten an ihren vier Ecken, und zwar zwei Ringe an ihrer einen Seite und zwei Ringe an ihrer andern Seite. Weiter fertige zwei Stangen von Akazienholz an, überziehe sie mit Gold und stecke diese Stangen in die Ringe an den Seiten der Lade, damit man die Lade vermittels ihrer tragen kann. Die Stangen sollen in den Ringen der Lade verbleiben: sie dürfen nicht daraus entfernt werden. In die Lade sollst du dann das GesetzW.: das Zeugnis (= die Tafeln des Zeugnisses, die Gesetzestafeln; vgl. 31,18). legen, das ich dir geben werde. Sodann fertige eine Deckplatte aus feinem Gold an, zweieinhalb Ellen lang und anderthalb Ellen breit. Weiter sollst du zwei goldene Cherube anfertigen, und zwar in getriebener Arbeit, an den beiden Enden der Deckplatte. Den einen Cherub sollst du am Ende der einen Seite und den andern Cherub am Ende der andern Seite anbringen; mit der Deckplatte zu einem Stück verbunden sollt ihr die Cherube an den beiden Enden der Deckplatte anbringen. Die Cherube sollen die Flügel nach oben hin ausgebreitet halten, so daß sie die Deckplatte mit ihren Flügeln überdecken; ihre Gesichter sollen einander zugekehrt und zugleich zur Deckplatte hin gerichtet sein. Die Deckplatte sollst du dann oben auf die Lade legen; und in die Lade sollst du das GesetzW.: das Zeugnis (= die Tafeln des Zeugnisses, die Gesetzestafeln; vgl. 31,18). tun, das ich dir geben werde. Daselbst will ich mit dir dann zusammenkommen; und von der Deckplatte herab, aus dem Raum zwischen den beiden Cheruben hervor, die auf der Gesetzeslade stehen, will ich dir alles mitteilen, was ich den Israeliten durch dich aufzutragen habe. Ferner sollst du einen Tisch aus Akazienholz anfertigen, zwei Ellen lang, eine Elle breit und anderthalb Ellen hoch. Überziehe ihn mit feinem Gold und bringe an ihm ringsum einen goldenen Kranz an. Sodann bringe an ihm ringsum eine Einfassung an, die eine Handbreit hoch ist, und an dieser Einfassung wiederum einen goldenen Kranz ringsum. Dann fertige für ihn vier goldene Ringe an und befestige diese Ringe an den vier Ecken bei seinen vier Füßen. Dicht an der Einfassung sollen sich die Ringe befinden zur Aufnahme der Stangen, mit denen man den Tisch tragen kann. Die Stangen verfertige aus Akazienholz und überziehe sie mit Gold; mit ihnen soll der Tisch getragen werden. Weiter fertige die für ihn erforderlichen Schüsseln und Schalen, die Kannen und Becher an, die zu den Trankopfern gebraucht werden; aus feinem Gold sollst du sie herstellen. Auf den Tisch aber sollst du beständig Schaubrote vor mich hinlegen. Weiter sollst du einen Leuchter aus feinem Gold anfertigen; in getriebener Arbeit soll der Leuchter, sein Fuß und sein Schaft, angefertigt werden; seine Blumenkelche – Knäufe mit Blüten – sollen aus einem Stück mit ihm gearbeitet sein. Sechs Arme sollen von seinen Seiten ausgehen, drei Arme auf jeder Seite des Leuchters. Drei mandelblütenförmige Blumenkelche – je ein Knauf mit einer Blüte – sollen sich an jedem Arm befinden; so soll es bei allen sechs Armen sein, die von dem Leuchter ausgehen. Am Schaft selbst aber sollen sich vier mandelblütenförmige Blumenkelche – Knäufe mit Blüten – befinden, und zwar soll sich an ihm immer ein Knauf unter jedem Paar der sechs Arme befinden, die vom Schaft des Leuchters ausgehen. Ihre Knäufe und Arme sollen aus einem Stück mit ihm bestehen: der ganze Leuchter soll eine einzige getriebene Arbeit von feinem Gold sein. Sodann sollst du sieben Lampen für ihn anfertigen; und man soll ihm diese Lampen so aufsetzen, daß sie den vor dem Leuchter liegenden Raum erleuchten. Auch die zugehörigen Lichtscheren und Pfannen sollen aus feinem Gold bestehen. Aus einem Talent feinen GoldesTalent s. Anhang, Maße. soll man ihn nebst allen diesen Geräten herstellen. Gib wohl acht, daß du alles genau nach dem Musterbild anfertigst, das dir auf dem Berge gezeigt werden soll.« c) Anweisung über die Herstellung der Wohnung: Die vier Decken (die Prachtdecke und die drei Überdecken) (36,8-19)»Die Wohnung aber sollst du aus zehn Teppichen herstellen; von gezwirntem Byssus, blauem und rotem Purpur und Karmesin, mit Cherubbildern, wie sie der Kunstweber wirkt, sollst du sie herstellen. Die Länge eines jeden Teppichs soll 28 Ellen und die Breite 4 Ellen betragen; alle Teppiche sollen dieselbe Größe haben. Je fünf dieser Teppiche sollen zu einem Stück zusammengefügt werden, einer an den andern. Sodann sollst du Schleifen von blauem Purpur am Saum des äußersten Teppichs des einen zusammengefügten Stücks anbringen; und ebenso sollst du es am Saum des äußersten Teppichs bei dem andern zusammengefügten Stück machen. Fünfzig Schleifen sollst du an dem einen Teppich anbringen und ebenso fünfzig Schleifen am Saum des Teppichs, der zu dem andern zusammengesetzten Stück gehört, die Schleifen müssen einander genau gegenüberstehen. Sodann fertige fünfzig goldene Haken an und verbinde die Teppiche durch die Haken miteinander, so daß die Wohnung ein Ganzes bildet. Weiter sollst du Teppiche aus Ziegenhaar zu einer Zeltdecke über der Wohnung anfertigen; elf Teppiche sollst du zu diesem Zweck anfertigen. Die Länge eines jeden Teppichs soll 30 Ellen und die Breite 4 Ellen betragen; die elf Teppiche sollen dieselbe Größe haben. Dann sollst du fünf von diesen Teppichen zu einem Stück für sich zusammenfügen und ebenso die anderen sechs Teppiche für sich, und zwar sollst du den sechsten Teppich an der Vorderseite des Zeltes doppelt legen. Weiter sollst du fünfzig Schleifen am Saum des äußersten Teppichs des einen zusammengefügten Stückes anbringen und ebenso fünfzig Schleifen am Saum des äußersten Teppichs des andern zusammengesetzten Stückes. Dann fertige fünfzig kupferne Haken an, stecke diese Haken in die Schleifen und füge die Zeltdecke so zusammen, daß sie ein Ganzes bildet. Was aber das Überhangen des Überschusses an den Zeltteppichen betrifft, so soll die Hälfte des überschüssigen Teppichs an der Hinterseite der Wohnung herabhangen; und von dem, was an der Länge der Zeltteppiche überschüssig ist, soll auf beiden Seiten je eine Elle auf den Langseiten der Wohnung überhangen und so zu ihrer Bedeckung dienen. – Außerdem sollst du für das Zeltdach noch eine Schutzdecke von rotgefärbten Widderfellen und oben darüber noch eine andere Schutzdecke von Seekuhhäuten anfertigen.« d) Das Holzgerüst, aus Brettern und fünf Riegeln bestehend (36,20-34)»Weiter sollst du die Bretter für die Wohnung aus Akazienholz anfertigen; sie sollen aufrecht stehen; die Länge jedes Brettes soll zehn Ellen und die Breite anderthalb Ellen betragen. An jedem Brett sollen zwei Zapfen sitzen, einer dem andern gegenüber eingefügt; so sollst du es an allen Brettern der Wohnung machen. Und zwar sollst du an Brettern für die Wohnung herrichten: zwanzig Bretter für die Mittagsseite südwärts, und unter diesen zwanzig Brettern sollst du vierzig silberne Füße anbringen, nämlich je zwei Füße unter jedem Brett für seine beiden Zapfen. Ebenso für die andere Seite der Wohnung, nämlich für die Nordseite, zwanzig Bretter und vierzig silberne Füße, nämlich je zwei Füße unter jedes Brett. Für die Hinterseite der Wohnung aber, nach Westen zu, sollst du sechs Bretter anfertigen, außerdem noch zwei Bretter für die Ecken der Wohnung an der Hinterseite. Diese sollen unten und gleicherweise oben vollständig sein bis an den ersten Ring hin. So soll es bei beiden sein: die beiden Eckstücke sollen sie bilden. Demnach sollen es im ganzen acht Bretter sein und ihre Füße von Silber: sechzehn Füße, immer zwei Füße unter jedem Brett. Sodann sollst du Riegel aus Akazienholz anfertigen, fünf für die Bretter der einen Langseite der Wohnung und fünf Riegel für die Bretter der andern Langseite der Wohnung und fünf Riegel für die Bretter an der Hinterseite der Wohnung gegen Westen; und der mittlere Riegel soll in der Mitte der Bretter von einem Ende bis zum andern durchlaufen. Die Bretter aber sollst du mit Gold überziehen und die dazu gehörigen Ringe, die zur Aufnahme der Riegel dienen, aus Gold anfertigen und auch die Riegel mit Gold überziehen. Dann sollst du die Wohnung in der erforderlichen Weise aufrichten, wie es dir auf dem Berg gezeigt worden ist.« ee) Die beiden Vorhänge und die innere Ausstattung der Wohnung (36,35-38)»Weiter sollst du einen Vorhang von blauem und rotem Purpur, von Karmesin und gezwirntem Byssus anfertigen, und zwar in Kunstweberarbeit mit (eingewirkten) Cherubbildern. Du sollst ihn dann an vier mit Gold überzogenen Ständern von Akazienholz aufhängen, deren Haken von Gold sind und die auf vier silbernen Füßen stehen; und zwar sollst du den Vorhang unter den Teppichhaken anbringen und dorthin, hinter den Vorhang, die Lade mit dem Gesetz bringen, so daß der Vorhang für euch eine Scheidewand zwischen dem Heiligen und dem Allerheiligsten bildet. Dann sollst du die Deckplatte auf die Gesetzeslade im Allerheiligsten legen, den Tisch aber draußen vor dem Vorhang aufstellen und den Leuchter dem Tisch gegenüber an die Südseite der Wohnung setzen, während du den Tisch an die Nordseite stellst. Ferner fertige für den Eingang des Zeltes einen Vorhang von blauem und rotem Purpur, von Karmesin und gezwirntem Byssus in Buntwirkerarbeit an. Für diesen Vorhang fertige fünf Ständer von Akazienholz an und überziehe sie mit Gold; ihre Haken sollen von Gold sein, und fünf kupferne Fußgestelle sollst du für sie gießen.« ff) Anweisung über den Brandopferaltar, den Vorhof und die Lieferung von Öl für den Leuchter»Den (Brandopfer-) Altar sollst du aus Akazienholz anfertigen, fünf Ellen lang und fünf Ellen breit – viereckig soll der Altar sein – und drei Ellen hoch. Die zu ihm gehörenden Hörner sollst du an seinen vier Ecken anbringen; sie sollen mit ihm aus einem Stück bestehen; und du sollst ihn mit Kupfer überziehen. Sodann verfertige die zugehörigen, zur Wegräumung der Fettasche dienenden Töpfe, sowie die zugehörigen Schaufeln, Becken, Gabeln und Pfannen; alle erforderlichen Geräte sollst du aus Kupfer herstellen. Weiter fertige ein Gitterwerk, netzartig, aus Kupfer für den Altar an, und setze an das Netzwerk vier kupferne Ringe an seine vier Ecken, und bringe es unterhalb der Einfassung des Altars von unten auf an, so daß das Netzwerk bis zur halben Höhe des Altars hinaufgeht. Sodann fertige Tragstangen für den Altar an, Stangen von Akazienholz, und überziehe sie mit Kupfer. Diese seine Stangen sollen dann in die Ringe gesteckt werden, so daß sich die Stangen an den beiden Seiten des Altars befinden, wenn man ihn trägt. Du sollst ihn aus Brettern so herstellen, daß er inwendig hohl ist; wie man es dir auf dem Berge gezeigt hat, so soll man ihn anfertigen. Den Vorhof der Wohnung aber sollst du so herstellen: auf der Mittagseite, nach Süden zu, Umhänge für den Vorhof aus gezwirntem Byssus, hundert Ellen lang, für die eine Seite; dazu zwanzig Ständer nebst den zugehörigen zwanzig kupfernen Füßen; die Nägel und Ringbänder der Säulen müssen von Silber sein. Ebenso auf der nördlichen Langseite: Umhänge von hundert Ellen Länge; dazu zwanzig Ständer nebst den zugehörigen zwanzig kupfernen Füßen; die Nägel und Ringbänder der Säulen müssen von Silber sein. Ferner auf der westlichen Breitseite des Vorhofs: Umhänge von fünfzig Ellen Länge; dazu zehn Ständer nebst den zugehörigen zehn Füßen. Die Breite der östlichen Vorderseite des Vorhofs soll fünfzig Ellen betragen, und zwar fünfzehn Ellen Umhänge für die eine Seite mit ihren drei Säulen und deren drei Füßen, und ebenso fünfzehn Ellen Umhänge für die andere Seite mit ihren drei Säulen und deren drei Füßen. Am Eingang zum Vorhof aber soll sich ein Vorhang von zwanzig Ellen Breite befinden, aus blauem und rotem Purpur, aus Karmesin und gezwirntem Byssus in Buntwirkerarbeit gefertigt; dazu vier Säulen nebst deren vier Füßen. Alle Säulen rings um den Vorhof sollen mit silbernen Ringbändern versehen sein, auch ihre Nägel von Silber, ihre Füße aber von Kupfer. Die Länge des Vorhofs soll hundert Ellen, die Breite je fünfzig und die Höhe fünf Ellen betragen, nämlich Umhänge von gezwirntem Byssus; ihre Füße aber sollen von Kupfer sein. Alle Gerätschaften der Wohnung für den gesamten Dienst an ihr, auch alle ihre Pflöcke und alle Pflöcke des Vorhofs sollen von Kupfer sein. Sodann befiehl du den Israeliten, dir ganz reines Öl aus zerstoßenen Oliven für den Leuchter zu bringen, damit man beständig Lampen aufsetzen kann. Im Offenbarungszelt, außerhalb des Vorhangs, der sich vor (der Lade mit) dem Gesetz befindet, soll Aaron mit seinen Söhnen die Lampen zurechtmachen, damit sie vom Abend bis zum Morgen vor dem HERRN brennen. Diese Verordnung soll ewige Geltung für die Israeliten von Geschlecht zu Geschlecht haben!« b) Gesetzgebung über das aaronitische Priestertum (Kap. 28-31)a) Anweisung über die priesterliche Kleidung Aarons und seiner Söhne»Du aber sollst deinen Bruder Aaron nebst seinen Söhnen aus der Mitte der Israeliten zu dir herantreten lassen, damit er mir als Priester diene, nämlich Aaron und seine Söhne Nadab und Abihu, Eleasar und Ithamar. Du sollst also für deinen Bruder Aaron heilige Kleider anfertigen lassen, ihm zur Ehre und zum Schmuck. Besprich dich also mit allen kunstverständigen Personen, die ich mit kunstsinnigem Geist erfüllt habe, daß sie die Kleider Aarons anfertigen, damit man ihn darin weihe und er mir als Priester dienen kann. Folgendes aber sind die Kleidungsstücke, die sie anfertigen sollen: das Brustschild, das Schulterkleid, das Obergewand, das Unterkleid aus gewürfeltem Stoff, der Kopfbund und der Gürtel. Diese heiligen Kleider sollen sie für deinen Bruder Aaron und seine Söhne anfertigen, damit er mir als Priester diene; und zwar sollen sie Gold, blauen und roten Purpur, Karmesin und Byssus dazu verwenden.« b) Das Schulterkleid (Ephod) (39,2-7)»Das Schulterkleid sollen sie aus Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus in Kunstweberarbeit anfertigen. Es soll ein Paar zusammenfügbarer Schulterstücke haben und an seinen beiden (oberen) Enden mittels derselben zusammengefügt werden. Die Binde, die sich an ihm befindet und dazu dient, es fest anzulegen, soll von gleicher Arbeit und aus einem Stück mit ihm bestehen, nämlich aus Goldfäden, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus. Ferner sollst du zwei Onyxsteine nehmen und die Namen der Söhne Israels in sie eingraben, sechs ihrer Namen auf den einen Stein und die sechs übrigen Namen auf den andern Stein, und zwar nach ihrer Geburtsfolge. In Steinschneiderarbeit, mittels Siegelstecherkunst, sollst du die beiden Steine mit den Namen der Söhne Israels stechen lassen, und mit einer Einfassung von goldenem Flechtwerk sollst du sie versehen. Dann sollst du die beiden Steine auf die beiden Schulterstücke des Schulterkleides als Steine des Gedenkens an die Israelitend.h. als Steine, die dazu dienen sollten, daß der Israeliten bei Gott gedacht würde. setzen, damit Aaron ihre Namen vor dem HERRN auf seinen beiden Schultern zur Erinnerung trägt. Ferner sollst du Geflechte von Golddraht anfertigen und zwei Kettchen von feinem Gold; in Gestalt von gedrehten Schnüren sollst du sie anfertigen und diese aus Schnüren geflochtenen Kettchen an den Goldgeflechten befestigen.« c) Das Brustschild mit Zubehör (39,8-21)»Sodann fertige das Orakel-Brustschildoder: die Lostasche, wörtlich: Brustschild (oder: Tasche) der Rechtsprechung, d.h. der göttlichen Entscheidung. Vermittels der im Brustschild befindlichen zwei Lose erforschte der Hohepriester den Willen Gottes. in Kunstweberarbeit an; ganz so, wie das Schulterkleid gearbeitet ist, sollst du es anfertigen, nämlich aus Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus sollst du es herstellen. Viereckig soll es sein, doppelt gelegt, eine Spanne lang und eine Spanne breit.Eine Elle zerfiel in zwei Spannen. Besetze es mit einem Besatz von Edelsteinen in vier Reihen von Steinen; eine Reihe: ein Karneol, ein Topas und ein Smaragd sollen die erste Reihe bilden; die zweite Reihe: ein Rubin, ein Saphir und ein Jaspis; die dritte Reihe: ein Hyazinth, ein Achat und ein Amethyst; die vierte Reihe: ein Chrysolith, ein Soham und ein Onyx; in Goldgeflecht sollen sie bei ihrer Einsetzung gefaßt sein. Die Steine sollen also entsprechend den Namen der Söhne Israels zwölf sein, nach deren Namen; mittels Siegelstecherkunst sollen sie, ein jeder mit seinem besonderen Namen nach den zwölf Stämmen versehen sein. An dem Brustschild sollst du dann schnurähnlich geflochtene Kettchen von feinem Gold befestigen. Du sollst nämlich zwei goldene Ringe an dem Brustschilde anbringen und diese zwei Ringe an den beiden (oberen) Ecken des Brustschildes befestigen. Hierauf befestige die beiden goldenen Schnüre an den beiden Ringen, die sich an den (oberen) Ecken des Brustschildes befinden, und befestige die beiden (anderen) Enden der beiden Schnüre an den beiden Geflechten und diese wiederum an den Schulterstücken des Schulterkleides auf dessen Vorderseite. Dann fertige noch zwei goldene Ringe an und setze sie an die beiden (unteren) Ecken des Brustschildes, und zwar an seinen inneren Saum, der dem Schulterkleide zugekehrt ist. Fertige dann noch zwei goldene Ringe an und setze sie an die beiden Schulterstücke des Schulterkleides, unten an seine Vorderseite, dicht bei der Stelle, wo das Schulterkleid zusammengeht, oberhalb der Binde des Schulterkleides. Hierauf knüpfe man das Brustschild mit seinen Ringen vermittels einer Schnur von blauem Purpur an die Ringe des Schulterkleides, so daß das Brustschild über der Binde des Schulterkleides fest anliegt und das Brustschild sich nicht von seiner Stelle auf dem Schulterkleide verschieben kann. Aaron soll so die Namen der Söhne Israels an dem Orakel-Brustschild auf seinem Herzen tragen, sooft er in das Heiligtum hineingeht, zur beständigen Erinnerung vor dem HERRN. In das Orakel-Brustschild aber sollst du die (heiligen Lose) Urim und ThummimDie beiden Worte könnten etwa übersetzt werden: »die lichtenden und schlichtenden Lose«. Durch sie sollte Licht und Recht in jegliche Sache kommen; vgl. 3.Mose 8,8; 5.Mose 33,8. tun, damit sie auf dem Herzen Aarons liegen, sooft er vor den HERRN tritt; und Aaron soll so das Orakel für die Israeliten beständig vor dem HERRN auf seinem Herzen tragen.« d) Das Obergewand zu dem Schulterkleid (39,22-26)»Sodann sollst du das Obergewand zu dem Schulterkleide ganz aus blauem Purpur anfertigen. Seine Kopföffnung soll sich in der Mitte befinden, und rings um diese Öffnung soll ein Saum in Weberarbeit gehen; eine Öffnung soll es haben wie die eines Panzerhemdes, damit es nicht einreißt. Unten an seinem Saum sollst du Granatäpfel aus blauem und rotem Purpur und Karmesin ringsum anbringen und zwischen ihnen goldene Glöckchen ringsum, so daß am ganzen Saum des Obergewandes ringsum immer auf ein goldenes Glöckchen ein Granatapfel folgt. Aaron soll (dieses Kleid) tragen, um den heiligen Dienst darin zu versehen, damit man es klingeln hört, sooft er in das Heiligtum vor den HERRN hineingeht und sooft er hinausgeht, damit er nicht stirbt.« ee) Stirnblatt, Unterkleid, Kopfbund und Gürtel (39,27-31)»Weiter sollst du ein Stirnblatt aus feinem Gold anfertigen und auf ihm mittels Siegelstecherarbeit die Worte eingraben: ›Dem HERRN geweiht‹. Du sollst es dann mit einer Schnur von blauem Purpur versehen, damit es am Kopfbund angebracht werden kann: an dessen Vorderseite soll es sich befinden, und zwar soll es auf der Stirn Aarons liegen, damit Aaron die Verfehlungen in betreff der heiligen Gaben, welche die Israeliten weihen, auf sich nimmt, welche heiligen Gaben sie auch darbringen mögen. Es soll also beständig auf seiner Stirn liegen, um die Israeliten wohlgefällig vor dem HERRN zu machen. – Sodann sollst du das Unterkleid aus Byssus würfelförmig gemustert weben und einen Kopfbund aus Byssus anfertigen, auch einen Gürtel in Buntwirkerarbeit herstellen.« ff) Die Kleidung der Söhne Aarons; Allgemeines»Ferner sollst du für die Söhne Aarons Unterkleider herstellen und ihnen Gürtel und hohe Mützen zur Ehre und zum Schmuck anfertigen. Dann sollst du deinen Bruder Aaron und ebenso seine Söhne damit bekleiden und sollst sie salben, sie in ihr Amt einsetzenW.: ihnen die Hände füllen; vgl. 3.Mose 8,28. und sie weihen, damit sie mir als Priester dienen. Auch fertige ihnen leinene Unterbeinkleider an zur Verhüllung ihrer Blöße; diese sollen von den Hüften bis an die Schenkel reichen, und Aaron sowie seine Söhne sollen sie tragen, sooft sie in das Offenbarungszelt hineingehen oder an den Altar treten, um den Dienst im Heiligtum zu verrichten, damit sie keine Verschuldung auf sich laden und nicht sterben müssen. Diese Verordnung soll für ihn und seine Nachkommen nach ihm ewige Gültigkeit haben.« gg) Anweisung für die Weihe der Priester»Behufs ihrer Weihe für den Priesterdienst, den sie mir zu verrichten haben, sollst du folgendermaßen verfahren: Nimm einen jungen Stier und zwei fehlerlose Widder, ungesäuertes Brot und ungesäuerte, mit Öl gemengte Kuchen sowie ungesäuerte, mit Öl bestrichene Fladen; aus feinem Weizenmehl sollst du sie bereiten. Lege sie dann in einen Korb und bringe sie in dem Korbe herbei, dazu den jungen Stier und die beiden Widder. Dann laß Aaron und seine Söhne an den Eingang des Offenbarungszeltes treten und laß sie eine Abwaschung mit Wasser an sich vornehmen. Hierauf nimm die heiligen Kleider und laß Aaron das Unterkleid und das zum Schulterkleid gehörige Obergewand sowie das Schulterkleid selbst nebst dem Brustschild anlegen und gürte ihm die Binde des Schulterkleides fest um; setze ihm dann den Kopfbund aufs Haupt und befestige das heilige Diadem am Kopfbund. Hierauf nimm das Salböl, gieße ihm (etwas davon) aufs Haupt und salbe ihn so. Sodann laß auch seine Söhne herantreten und sich die Unterkleider anlegen; umgürte sie mit dem Gürtel [Aaron und seine Söhne] und laß sie die hohen Mützen aufsetzen, damit ihnen das Priestertum kraft einer ewig gültigen Einsetzung zusteht. Wenn du so Aaron und seine Söhne in ihr Amt eingesetzt hast, sollst du den jungen Stier vor das Offenbarungszelt führen lassen, und Aaron nebst seinen Söhnen sollen ihre Hände fest auf den Kopf des Stieres legen. Dann schlachte den Stier vor dem HERRN am Eingang des Offenbarungszeltes, nimm etwas von dem Blut des Stieres und streiche es mit deinem Finger an die Hörner des Altars; alles übrige Blut aber schütte an den Fuß des Altars. Sodann nimm das gesamte Fett, welches die Eingeweide überzieht, sowie den Leberlappen und die beiden Nieren samt dem daransitzenden Fett und laß es auf dem Altar in Rauch aufgehen; das Fleisch des Stieres aber sowie sein Fell und den Inhalt seiner Gedärme verbrenne im Feuer außerhalb des Lagers: es ist ein Sündopfer. Dann nimm den einen Widder, und Aaron nebst seinen Söhnen sollen ihre Hände fest auf den Kopf des Widders legen. Hierauf schlachte den Widder, nimm sein Blut und sprenge es an den Altar ringsum; den Widder aber zerlege in seine Stücke, wasche seine Eingeweide und Beine ab und lege sie zu seinen übrigen Stücken und zu seinem Kopf und laß dann den ganzen Widder auf dem Altar in Rauch aufgehen: es ist ein Brandopfer für den HERRN, ein lieblicher Geruch; ein Feueropfer ist es für den HERRN. Hierauf nimm den zweiten Widder, und Aaron nebst seinen Söhnen sollen ihre Hände fest auf den Kopf des Widders legen. Darauf schlachte den Widder, nimm etwas von seinem Blut und bestreiche damit das rechte Ohrläppchen Aarons und das rechte Ohrläppchen seiner Söhne sowie den Daumen ihrer rechten Hand und die große Zehe ihres rechten Fußes; das übrige Blut aber sprenge auf den Altar ringsum. Sodann nimm etwas von dem Blut, das sich auf dem Altar befindet, sowie von dem Salböl und besprenge mit ihm Aaron und seine Kleider, ebenso seine Söhne und deren Kleider, damit er und seine Kleider und ebenso seine Söhne und deren Kleider geheiligt sind. Nimm dann von dem Widder das Fett, nämlich den Fettschwanz und das Fett, welches die Eingeweide überzieht, sowie den Leberlappen und die beiden Nieren samt dem daransitzenden Fett sowie die rechte Keule – denn es ist ein Einweihungswidder –, dazu einen Laib Brot, einen mit Öl gemengten Brotkuchen und einen Fladen aus dem Korb mit den ungesäuerten Broten, der vor den HERRN hingestellt ist; lege dies alles dem Aaron und seinen Söhnen in die Hände und laß es als Webeopfer vor dem HERRN weben. Dann nimm es ihnen wieder aus den Händen und laß es auf dem Altar über dem Brandopfer in Rauch aufgehen zu einem lieblichen Geruch vor dem HERRN: ein Feueropfer ist es für den HERRN. Hierauf nimm die Brust von dem Einweihungswidder, der für Aaron bestimmt ist, und webe sie als Webeopfer vor dem HERRN: dann soll sie dir als Anteil zufallen. Darum sollst du die Brust des Webeopfers und die Hebekeule, die von dem für Aaron und für seine Söhne bestimmten Einweihungswidder gewebt und als HebeHebe ist eine Opfergabe, die durch Emporheben mit den Händen Gott geweiht worden ist, meist = Weihgabe, Weihopfer. entnommen sind, für geweiht erklären: sie sollen für Aaron und seine Söhne eine von seiten der Israeliten ewig zu leistende Gebühr sein; denn es ist ein Hebeopfer und soll seitens der Israeliten als Hebeopfer von ihren Heilsopfern abgegeben werden, als ihr Hebeopfer für den HERRN. Die heiligen Kleider Aarons aber sollen nach ihm an seine Söhne kommen, damit man sie darin salbe und sie darin in ihr Amt einsetze. Sieben Tage lang soll sie derjenige von seinen Söhnen tragen, der an seiner Statt Priester wird und in das Offenbarungszelt hineingehen wird, um den Dienst im Heiligtum zu verrichten. Den Einweihungswidder aber sollst du nehmen und sein Fleisch an heiliger Stätte kochen. Dann sollen Aaron und seine Söhne das Fleisch des Widders samt dem Brot, das sich in dem Korbe befindet, am Eingang des Offenbarungszeltes verzehren: sie sollen die Stücke verzehren, durch welche die Sühne für sie bewirkt wurde, als man sie in ihr Amt einsetzte und sie weihte; aber ein Fremder darf nicht davon essen, denn sie sind heilig. Und wenn von dem Fleisch des Einweihungsopfers oder von dem Brot etwas bis zum Morgen übrigbleibt, so sollst du das Übriggebliebene im Feuer verbrennen: es darf nicht mehr gegessen werden, denn es ist heilig. So also sollst du mit Aaron und seinen Söhnen verfahren, genau so, wie ich dir geboten habe: sieben Tage soll die Einweihung dauern!« hh) Die Entsündigung und Salbung des Brandopferaltars»Und für jeden Tag sollst du einen jungen Stier als Sündopfer zum Vollzug der Sühne darbringen und den Altar entsündigen, indem du die Sühngebräuche an ihm vollziehst, und sollst ihn salben, um ihn zu weihen. Sieben Tage hindurch sollst du die Sühngebräuche am Altar vornehmen, um ihn zu weihen, damit der Altar hochheilig werde: jeder, der den Altar berührt, soll dem Heiligtum verfallen sein!« ii) Das tägliche Morgen- und Abend-Brand-, Trank- und Speisopfer»Folgendes aber ist es, was du auf dem Altar opfern sollst: zwei einjährige Lämmer an jedem Tage ohne Ausnahme. Das eine Lamm sollst du am Morgen opfern, das andere gegen Abend, und außerdem ein Zehntel Epha Feinmehl, das mit einem Viertel Hin Öl von zerstoßenen Oliven gemengt ist;Epha und Hin s. Anhang, Maße. und als Trankopfer soll ein Viertel Hin Wein zu dem einen Lamm kommen. Das zweite Lamm aber sollst du gegen Abend opfern – mit dem Speisopfer und dem zugehörigen Trankopfer sollst du es dabei halten wie am Morgen – zu einem lieblichen Geruch, als ein Feueropfer für den HERRN: ein regelmäßiges Brandopfer (soll es bei euch sein) für eure Geschlechter vor dem HERRN am Eingang zum Offenbarungszelt, wo ich mit euch in Verkehr treten werde, um dort mit dir zu reden.« jj) Schlußwort»Ich will dort nämlich mit den Israeliten in Verkehr treten, und es (das Zelt) wird durch meine Herrlichkeit geheiligt werden. Ich will also das Offenbarungszelt und den Altar heiligen; auch Aaron und seine Söhne will ich heiligen, damit sie mir als Priester dienen; und ich will inmitten der Israeliten wohnen und will ihr Gott sein, und sie sollen erkennen, daß ich, der HERR, ihr Gott bin, der ich sie aus Ägypten hinausgeführt habe, um mitten unter ihnen zu wohnen, ich, der HERR, ihr Gott.« kk) Nachträge zur Gesetzgebung über das Heiligtum (Kap. 30-31)Vorschriften bezüglich des Räucheraltars»Sodann sollst du einen Altar herstellen, um Räucherwerk auf ihm zu verbrennen; aus Akazienholz sollst du ihn anfertigen; eine Elle lang und eine Elle breit, viereckig soll er sein und zwei Ellen hoch; seine Hörner sollen aus einem Stück mit ihm bestehen. Du sollst ihn, sowohl seine Platte als auch die Wände ringsum und die Hörner, mit feinem Gold überziehen und einen goldenen Kranz ringsum an ihm anbringen. Zwei goldene Ringe sollst du für ihn anfertigen und sie unterhalb seines Kranzes an seinen beiden Seiten anbringen; die sollen zur Aufnahme der Stangen dienen, mittels derer man ihn tragen kann. Die Stangen sollst du aus Akazienholz anfertigen und sie mit Gold überziehen. Du sollst den Altar dann vor dem Vorhang aufstellen, der sich vor der Gesetzeslade befindet, der Deckplatte gegenüber, die über dem Gesetz liegt, woselbst ich mit dir in Verkehr treten werde. Aaron soll dann auf ihm wohlriechendes Räucherwerk verbrennen; an jedem Morgen, wenn er die Lampen zurechtmacht, soll er es verbrennen; ebenso soll Aaron es verbrennen, wenn er gegen Abend die Lampen aufsetzt: ein regelmäßiges Rauchopfer vor dem HERRN soll es für ewige Zeiten sein. Ihr dürft kein ungehöriges Räucherwerk und kein Brand- oder Speisopfer auf ihm darbringen; auch kein Trankopfer dürft ihr auf ihm ausgießen. Aaron soll einmal im Jahr die Sühnehandlung an seinen Hörnern vornehmen; mit dem Blut des Versöhnungsopfers soll er einmal im Jahr die Sühnehandlung an ihm vornehmen, von Geschlecht zu Geschlecht: hochheilig ist er dem HERRN.« Vorschriften bezüglich der Erhebung einer Kopfsteuer für das Heiligtum bei der Musterung des VolkesHierauf sagte der HERR zu Mose folgendes: »Wenn du die Kopfzahl der Israeliten, soweit sie gemustert werden, aufnimmst, so sollen sie ein jeder ein Lösegeld für ihr Leben dem HERRN bei ihrer Musterung entrichten, damit keine schlimme Heimsuchung bei ihrer Musterung über sie kommt. Es soll also ein jeder, der sich der Musterung zu unterziehen hat, einen halben Schekel entrichten – nach dem Schekel des Heiligtums,Gemeint ist wohl das Vollgewicht des Schekels (13 Gramm) im Gegensatz zu dem gewöhnlichen Gewicht (11,5 Gramm). wobei zwanzig Gera auf den Schekel gehen –, einen halben Schekel als Abgabe an den HERRN. Jeder, der sich der Musterung zu unterziehen hat, von zwanzig Jahren an und darüber, soll die Abgabe an den HERRN entrichten: der Reiche soll nicht mehr und der Arme nicht weniger als einen halben Schekel geben, wenn ihr die Abgabe an den HERRN entrichtet, um die Deckung eures Lebens zu bewirken. Du sollst also dieses Sühnegeld von den Israeliten erheben und es zur Bestreitung der Kosten des Dienstes am Offenbarungszelt verwenden; so wird es den Israeliten zum (gnädigen) Gedenken vor dem HERRN dienen, um Deckung eures Lebens zu bewirken.« Vorschriften bezüglich des kupfernen Waschbeckens für die PriesterWeiter sagte der HERR zu Mose folgendes: »Fertige auch ein kupfernes Becken nebst einem kupfernen Gestell dazu für die Waschungen an, stelle es zwischen dem Offenbarungszelt und dem Altar auf und tu Wasser hinein, damit Aaron und seine Söhne ihre Hände und Füße daraus waschen; sooft sie in das Offenbarungszelt hineingehen, sollen sie sich mit Wasser waschen, damit sie nicht sterben, oder auch, wenn sie an den Altar treten, um ihren Dienst zu verrichten, indem sie Feueropfer für den HERRN in Rauch aufgehen lassen. Da sollen sie sich dann ihre Hände und Füße waschen, damit sie nicht sterben; und dies soll eine ewiggültige Verordnung für sie sein, für Aaron und seine Nachkommen von Geschlecht zu Geschlecht.« Zubereitung und Verwendung des heiligen Salböls(37,29)Weiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Nimm du dir Wohlgerüche von der besten Sorte, nämlich Stakte fünfhundert Schekel, wohlriechenden Zimt halb soviel, also zweihundertundfünfzig Schekel, ferner wohlriechenden Kalmus ebenfalls zweihundertundfünfzig Schekel und Kassia fünfhundert Schekel nach dem Gewicht des Heiligtums, dazu ein Hin Olivenöl, und stelle daraus ein heiliges Salböl her, eine Salbenmischung, wie sie der Salbenmischer herstellt: heiliges Salböl soll es sein. Du sollst damit das Offenbarungszelt und die Gesetzeslade salben, ferner den Tisch samt allen seinen Geräten, den Leuchter samt den zugehörigen Geräten und den Räucheraltar, ferner den Brandopferaltar samt allen seinen Geräten und das Becken nebst seinem Gestell. So sollst du sie heiligen, damit sie hochheilig werden: jeder, der sie berührt, soll dem Heiligtum verfallen sein! Auch Aaron und seine Söhne sollst du salben und sie dadurch zu Priestern für meinen Dienst weihen. Den Israeliten aber sollst du folgendes gebieten: ›Als ein mir heiliges Salböl soll dieses euch für alle eure Geschlechter gelten! Auf keines Menschen Leib darf es gegossen werden! und ihr dürft solches Salböl nicht in der gleichen Zusammensetzung für euren eigenen Gebrauch bereiten: es ist heilig und soll euch auch als heilig gelten! Wer ein gleiches durch Mischung herstellt und etwas davon an eine unbefugte Person bringt, der soll aus seinen Volksgenossen ausgerottet werden!‹« Zubereitung und Verwendung des heiligen Räucherwerks (37,29)Weiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Nimm dir Gewürzkräuter, nämlich Stakte, Räucherklaueoder: Seenagel, d.h. der Deckel einiger Arten Seemuscheln, die beim Verbrennen angenehm duften., Galbanoder: Mutterharz, das aus mehreren orientalischen Stauden gewonnen wurde., [Gewürzkräuter] und reinen Weihrauch, alle zu gleichen Teilen, und stelle daraus ein Räucherwerk her, eine würzige Mischung, wie sie der Salbenmischer herstellt, mit (etwas) Salz vermengt, sonst rein, zu heiligem Gebrauch bestimmt. Zerstoße etwas davon zu feinem Pulver und lege etwas davon vor die Gesetzeslade im Offenbarungszelt, woselbst ich in Verkehr mit dir treten werde: als hochheilig soll es euch gelten! Das Räucherwerk aber, das ihr für euch selbst bereitet, dürft ihr nicht in dem gleichen Mischungsverhältnis herstellen; nein, es soll dir als dem HERRN geheiligt gelten! Wer sich das gleiche Räucherwerk bereitet, um seinen Wohlgeruch zu genießen, soll aus seinen Volksgenossen ausgerottet werden!« Weiter sagte der HERR zu Mose folgendes: Berufung zweier Werkmeister und ihrer GehilfenWeiter sagte der HERR zu Mose folgendes: »Wisse wohl: ich habe Bezaleel, den Sohn Uris, den Enkel Hurs, aus dem Stamme Juda, namentlich berufen und ihn mit göttlichem Geist erfüllt, mit Kunstsinn und Einsicht, mit Verstand und allerlei Fertigkeiten, um Kunstwerke zu ersinnen, Arbeiten in Gold, in Silber und in Kupfer auszuführen, Edelsteine zu schneiden, um Kunstwerke damit zu besetzen, Holz zu schnitzen, kurz Werke jeder Art kunstvoll auszuführen. Zugleich habe ich ihm Oholiab, den Sohn Ahisamachs, aus dem Stamme Dan, beigegeben und allen Kunstverständigen die erforderliche Begabung verliehen, damit sie alles, was ich dir geboten habe, herstellen, nämlich das Offenbarungszelt und die Gesetzeslade mit der Deckplatte darauf und alle anderen Geräte des Zeltes, nämlich den Tisch mit allen seinen Geräten, den Leuchter aus feinem Gold samt allen zugehörigen Geräten, den Räucheraltar, den Brandopferaltar mit allen seinen Geräten, das Becken mit seinem Gestell; sodann die [Prachtkleider und] heiligen Kleider für den Priester Aaron sowie die Kleider seiner Söhne, die mir als Priester dienen sollen; ferner das Salböl und das wohlriechende Räucherwerk für das Heiligtum. Genau so, wie ich dir geboten habe, sollen sie alles ausführen!« Einschärfung des SabbatgebotesWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Du aber präge den Israeliten folgendes Gebot ein: ›Beobachtetd.h. beachtet, haltet; . ja meine Sabbate! Denn sie sind ein Zeichen (des Bundes) zwischen mir und euch für eure künftigen Geschlechter, damit ihr erkennt, daß ich, der HERR, es bin, der euch heiligt. Beobachtetd.h. beachtet, haltet; . also den Sabbat! Denn er soll euch heilig sein; wer ihn entweiht, soll unfehlbar mit dem Tode bestraft werden; ja wer irgendeine Arbeit an diesem Tage verrichtet, ein solcher Mensch soll aus der Mitte seiner Volksgenossen ausgerottet werden: Sechs Tage lang darf gearbeitet werden, aber am siebten Tage ist der dem HERRN geheiligte Feiertag mit vollständiger Ruhe: wer irgend am Sabbattag eine Arbeit verrichtet, soll unfehlbar mit dem Tode bestraft werden! So sollen also die Israeliten den Sabbat beobachtend.h. beachten, halten; ., indem sie den Ruhetag von Geschlecht zu Geschlecht feiern, als eine ewige Verpflichtung. Für ewige Zeiten soll er ein Zeichen (des Bundes) zwischen mir und den Israeliten sein! Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde geschaffen, aber am siebten Tag hat er gefeiert und geruht.‹« Mose empfängt die GesetzestafelnAls der HERR nun seine Unterredung mit Mose auf dem Berge Sinai beendet hatte, übergab er ihm die beiden Gesetzestafeln, steinerne Tafeln, die vom Finger Gottes beschrieben waren. 4. Abfall des Volkes und Erneuerung des Bundes (Kap. 32-34)a) Der Abfall des Volkes und seine Bestrafung (5.Mose 9,7-11)a) Herstellung und Anbetung des goldenen StierbildesAls aber das Volk sah, daß Mose mit seiner Rückkehr vom Berge auf sich warten ließ, sammelte sich das Volk um Aaron und sagte zu ihm: »Auf! Mache uns einen Gott, der vor uns herziehen soll! Denn von diesem Mose, dem Mann, der uns aus dem Land Ägypten hierher geführt hat, wissen wir nicht, was aus ihm geworden ist.« Da antwortete ihnen Aaron: »Reißt die goldenen Ringe ab, die eure Frauen und eure Söhne und Töchter in den Ohren tragen, und bringt sie mir her!« Da riß das gesamte Volk sich die goldenen Ringe ab, die sie in den Ohren trugen, und brachten sie zu Aaron. Der nahm sie von ihnen in Empfang, bearbeitete das Gold mit dem Meißel und machte ein gegossenes Kalb daraus. Da riefen sie: »Dies ist dein Gott, Israel, der dich aus dem Land Ägypten hergeführt hat!« Als Aaron das sah, errichtete er einen Altar vor dem Stierbild und ließ ausrufen: »Morgen findet ein Fest statt zu Ehren des HERRN!« Da machten sie sich am andern Morgen früh auf, opferten Brandopfer und brachten Heilsopfer dar, und das Volk setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken; dann standen sie auf, um sich zu belustigen. b) Mose steigt, durch Gott von dem Abfall des Volkes unterrichtet, vom Berge hinabDa sagte der HERR zu Mose: »Auf! Gehe hinab! Denn dein Volk, das du aus Ägypten hergeführt hast, begeht eine große Sünde: gar schnell sind sie von dem Wege abgewichen, den ich ihnen geboten habe; sie haben sich ein gegossenes Stierbild gemacht und es angebetet, haben ihm geopfert und ausgerufen: ›Dies ist dein Gott, Israel, der dich aus dem Land Ägypten hergeführt hat!‹« Dann fuhr der HERR fort: »Ich habe dieses Volk beobachtet und sehe wohl: es ist ein halsstarriges Volk. Nun so laß mich, daß mein Zorn gegen sie entbrenne und ich sie vernichte! Dich aber will ich zu einem großen Volk machen!« Mose aber suchte den HERRN, seinen Gott, zu besänftigen, indem er sagte: »Warum, o HERR, soll dein Zorn gegen dein Volk entbrennen, das du mit großer Kraft und starkem Arm aus dem Land Ägypten herausgeführt hast? Warum sollen die Ägypter sagen: ›In böser Absicht hat er sie hinausgeführt, um sie in den Bergen umkommen zu lassen und sie vom Erdboden zu vertilgen‹? Laß ab von deiner Zornesglut und laß dir das Unheil leid sein, das du deinem Volk zugedacht hast! Denke an deine Knechte Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst zugeschworen und verheißen hast: ›Ich will eure Nachkommenschaft so zahlreich machen wie die Sterne am Himmel und will dies ganze Land, von dem ich geredet habe, euren Nachkommen zu ewigem Besitz geben.‹« Da ließ der HERR sich das Unheil leid sein, das er seinem Volk zugedacht hatte. Mose aber machte sich auf den Rückweg und stieg vom Berge hinab mit den beiden Gesetzestafeln in der Hand, Tafeln, die auf ihren beiden Seiten, vorn und hinten, beschrieben waren. Diese Tafeln waren von Gott selbst angefertigt, und die Schrift war Gottes Schrift, in die Tafeln eingegraben. Als nun Josua das laute Jubelgeschrei des Volkes hörte, sagte er zu Mose: »Kriegslärm ist im Lager!« Der aber antwortete: »Das klingt nicht wie Geschrei von Siegern und auch nicht wie Geschrei von Besiegten: nein, lautes Singen höre ich!« c) Moses Eifer für Gott; er straft das Volk durch die LevitenAls er sich dann dem Lager genähert hatte und das Stierbild und die Reigentänze sah, da geriet Mose in lodernden Zorn, so daß er die Tafeln aus seinen Händen schleuderte und sie am Fuß des Berges zertrümmerte. Dann nahm er das Stierbild, das sie angefertigt hatten, verbrannte es im Feuer und zerstieß es zu feinem Staub, den streute er aufs Wasser und ließ es die Israeliten trinken. Hierauf sagte Mose zu Aaron: »Was hat dir dieses Volk getan, daß du es zu einer so großen Sünde verführt hast?« Aaron antwortete: »Mein Herr möge nicht in Zorn geraten! Du weißt selbst, wie das Volk zum Bösen geneigt ist. Sie forderten mich auf: ›Mache uns einen Gott, der vor uns herziehen soll! Denn von diesem Mose, dem Mann, der uns aus dem Land Ägypten hergeführt hat, wissen wir nicht, was aus ihm geworden ist.‹ Da antwortete ich ihnen: ›Wer Goldschmuck hat, der reiße ihn von sich ab!‹ Sie gaben es mir dann, und ich warf es ins Feuer; da kam dieses Stierbild heraus.« Als nun Mose sah, daß das Volk zügellos geworden war – denn Aaron hatte ihm die Zügel schießen lassen zur Schadenfreude für ihre Feinde –, trat Mose in das Tor des Lagers und rief aus: »Her zu mir, wer es mit dem HERRN hält!« Da scharten sich alle Leviten um ihn. Zu diesen sagte er: »So spricht der HERR, der Gott Israels: ›Gürtet euch ein jeder sein Schwert an die Hüfte, geht im Lager hin und her von einem Tor zum andern und erschlagt ein jeder den eigenen Bruder und ein jeder seine Freunde und Verwandten!‹« Die Leviten kamen dem Befehl Moses nach, und so fielen an diesem Tage von dem Volk gegen dreitausend Mann. Da sagte Mose: »Weiht euch heute dem HERRN zu Priestern!W.: Füllt euch heute eure Hand für den HERRN; vgl. 28,41. Denn ein jeder ist sogar gegen den eigenen Sohn und gegen den eigenen Bruder schonungslos vorgegangen; darum soll euch heute Segen verliehen werden!« d) Moses Fürbitte für das Volk; die einen Aufschub gewährende Antwort GottesAm andern Tage aber sagte Mose zum Volk: »Ihr habt eine schwere Sünde begangen; darum will ich jetzt zum HERRN hinaufsteigen! Vielleicht kann ich euch Sühne für eure Sünde erwirken.« So kehrte denn Mose zum HERRN zurück und sagte: »Ach bitte! Dieses Volk hat eine schwere Sünde begangen: es hat sich einen Gott aus Gold angefertigt! Und nun – vergib ihnen doch ihre Sünde! Wo nicht, so streiche lieber mich aus deinem Buche aus, das du geschrieben hast!« Der HERR aber antwortete dem Mose: »Wer gegen mich gesündigt hat, nur den werde ich aus meinem Buche ausstreichen. Jetzt aber gehe hin und führe das Volk dahin, wohin ich dir geboten habe! Jedoch nur mein Engel wird vor dir hergehen; und am Tage meines Strafgerichts will ich sie für ihre Versündigung büßen lassen!« So suchte denn der HERR fortan das Volk heim (zur Strafe) dafür, daß sie das Stierbild hatten machen lassen, welches Aaron angefertigt hatte. b) Folgen der Versündigung des Volkes; das Offenbarungszelt; Verhandlungen Moses mit Gotta) Gottes Befehl zum Aufbruch in das Land der Verheißung; Trauer des Volkes über Gottes AbkehrHierauf sagte der HERR zu Mose: »Ziehe nunmehr weiter, hinweg von hier, du und das Volk, das du aus dem Land Ägypten hergeführt hast, in das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen habe mit den Worten: ›Deinen Nachkommen will ich es geben!‹ Ich will aber einen Engel vor dir hersenden und die Kanaanäer, Amoriter, Hethiter, Pherissiter, Hewiter und Jebusiter vertreiben, – in ein Land, das von Milch und Honig überfließt. Doch ich selbst will nicht in deiner Mitte hinaufziehen, weil du ein halsstarriges Volk bist; ich müßte dich sonst unterwegs vertilgen.« Als das Volk diese schlimme Botschaft vernahm, wurde es betrübt, und keiner legte seinen Schmuck an; denn der HERR hatte zu Mose gesagt: »Sage den Israeliten: ›Ihr seid ein halsstarriges Volk; wenn ich auch nur einen Augenblick in deiner Mitte einherzöge, müßte ich dich vertilgen. So lege denn jetzt deinen Schmuck von dir ab, dann will ich sehen, was ich für dich tun kann!‹« Da legten die Israeliten ihren Schmuck ab, vom Berge Horeb an. b) Die Stiftung und Verwendung des vor dem Lager befindlichen OffenbarungszeltesMose aber nahm jedesmal das Zelt und schlug es für sich außerhalb des Lagers in einiger Entfernung vom Lager auf und gab ihm den Namen ›Offenbarungszelt‹. Sooft nun jemand den HERRN befragen wollte, ging er zu dem Offenbarungszelt hinaus, das außerhalb des Lagers lag. Sooft aber Mose zu dem Zelt hinausging, standen alle Leute auf und traten ein jeder in den Eingang seines Zeltes und blickten hinter Mose her, bis er in das Zelt eingetreten war. Sobald dann Mose in das Zelt getreten war, senkte sich die Wolkensäule herab und nahm ihren Stand am Eingang des Zeltes, solange der HERR mit Mose redete. Wenn nun das ganze Volk die Wolkensäule am Eingang des Zeltes stehen sah, erhob sich das ganze Volk, und jeder warf sich im Eingang seines Zeltes nieder. Der HERR aber redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie jemand mit seinem Freunde redet. Mose kehrte dann wieder ins Lager zurück, während sein Diener Josua, der Sohn Nuns, ein junger Mann, das Innere des Zeltes nie verließ. c) Weitere Verhandlungen Moses mit Gott über die fernere göttliche Leitung des VolkesHierauf sagte Mose zum HERRN: »Siehe, du hast mir wohl geboten, dieses Volk (nach Kanaan) hinaufzuführen, hast mich aber nicht wissen lassen, wen du mit mir senden willst; und doch hast du zu mir gesagt: ›Ich kenne dich mit Namen, und du hast auch Gnade bei mir gefunden!‹ Wenn ich denn wirklich Gnade bei dir gefunden habe, so laß mich doch deine Pläne wissen, damit ich dich erkenne und damit ich (inne werde, daß ich) Gnade bei dir gefunden habe! Bedenke doch auch, daß dies Volk dein Volk ist!« Da antwortete der HERR: »Wenn ich in Person mitzöge, würde ich dir dadurch Beruhigung verschaffen?« Da entgegnete ihm Mose: »Wenn du nicht in Person mitziehst, so laß uns lieber nicht von hier wegziehen! Woran soll man denn sonst erkennen, daß ich samt deinem Volk Gnade bei dir gefunden habe? Doch eben daran, daß du mit uns ziehst und daß wir, ich und dein Volk, dadurch vor allen Völkern auf dem Erdboden ausgezeichnet werden.« Da antwortete der HERR dem Mose: »Auch diese Bitte, die du jetzt ausgesprochen, will ich dir erfüllen; denn du hast Gnade bei mir gefunden, und ich kenne dich mit Namen.« d) Gott verspricht Mose das Schauen seiner Herrlichkeit als GnadenbeweisAls Mose nun bat: »Laß mich doch deine Herrlichkeit schauen!«, antwortete der HERR: »Ich will all meine Schöne vor deinen Augen vorüberziehen lassen und will den Namen des HERRN laut vor dir ausrufen, nämlich daß ich Gnade erweise, wem ich eben gnädig bin, und Barmherzigkeit dem erzeige, dessen ich mich erbarmen will.« Dann fuhr er fort: »Mein Angesicht kannst du nicht schauen; denn kein Mensch, der mich schaut, bleibt am Leben.« Doch der HERR fuhr fort: »Siehe, es ist ein Platz neben mir: da magst du dich auf den Felsen stellen! Wenn ich dann in meiner Herrlichkeit vorüberziehe, will ich dich in die Höhlung des Felsens stellen und meine Hand schirmend über dich halten, bis ich vorübergezogen bin. Habe ich dann meine Hand zurückgezogen, so wirst du meine Rückseite schauen; mein Angesicht aber kann nicht geschaut werden.« c) Erneuerung des Bundes und der Gesetzestafeln; Mose schaut die Herrlichkeit des Herrna) Mose steigt auf Gottes Gebot mit zwei unbeschriebenen Steintafeln auf den SinaiDarauf gebot der HERR dem Mose: »Haue dir zwei Steintafeln zurecht, wie die ersten waren, dann will ich auf die Tafeln die Worte schreiben, die auf den ersten Tafeln gestanden haben, die du zertrümmert hast! Halte dich für morgen bereit, gleich früh auf den Berg Sinai zu steigen und dort auf der Spitze des Berges vor mich zu treten! Es soll aber niemand mit dir heraufsteigen, und es darf sich auch niemand am ganzen Berge blicken lassen; sogar das Kleinvieh und die Rinder dürfen nicht gegen diesen Berg hin weiden!« So hieb sich denn Mose zwei Steintafeln zurecht, wie die ersten gewesen waren, und machte sich dann am andern Morgen früh auf und stieg zum Berge Sinai hinauf, wie der HERR ihm geboten hatte; die beiden Steintafeln trug er in der Hand. b) Die Gotteserscheinung und die Fürbitte MosesDa fuhr der HERR im Gewölk hernieder, und er (Mose) trat dort neben ihn und rief den Namen des HERRN an. Da zog der HERR vor seinen Augen vorüber und rief aus: »Der HERR, der HERR ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig und reich an Gnade und Treue, der Gnade auf Tausende hin bewahrt, der Unrecht, Übertretung und Sünde vergibt, doch auch (den Schuldigen) keineswegs ungestraft läßt, sondern die Schuld der Väter an Kindern und Kindeskindern heimsucht, am dritten und am vierten Glied.« Da verneigte sich Mose eilends bis zur Erde, warf sich nieder und sagte: »Habe ich irgend Gnade bei dir, o Herr, gefunden, so wolle mein Herr doch in unserer Mitte einherziehen! Denn es ist ein halsstarriges Volk. Aber vergib uns unsere Schuld und Sünde und laß uns dein Eigentum sein!« c) Gott willigt unter ernsten Warnungen in die Erneuerung des BundesverhältnissesDa antwortete der HERR: »Wohlan, ich schließe einen Bund: vor deinem ganzen Volk will ich Wunder tun, wie sie auf der ganzen Erde und unter allen Völkern noch nie vollführt sind, und das ganze Volk, in dessen Mitte du lebst, soll das Walten des HERRN wahrnehmen; denn wunderbar soll das sein, was ich an dir tun werde. Beobachted.h. beachte . wohl, was ich dir heute gebiete! Siehe, ich will vor dir die Amoriter, Kanaanäer, Hethiter, Pherissiter, Hewiter und Jebusiter vertreiben. Hüte dich wohl, mit den Bewohnern des Landes, in das du kommen wirst, einen Vertrag zu schließen, damit sie für dich nicht, wenn sie unter dir wohnen bleiben, ein Fallstrick werden! Ihr sollt vielmehr ihre Altäre niederreißen, ihre Malsteine zertrümmern und ihre GötzenbäumeMalsteine oder Säulen (hebräisch: Masseben) als Sinnbilder des Sonnengottes Baal und Götzenbäume oder (hohe) Götzenpfähle (hebräisch: Ascheren) als Sinnbilder der Naturgöttin Aschera gehörten zum ständigen Zubehör der kanaanitischen »Höhen«, d.h. Opferstätten. umhauen. Denn du sollst keinen andern Gott anbeten! Denn der HERR heißt ›Eiferer‹ und ist ein eifersüchtiger Gott. Schließe daher ja keinen Vertrag mit den Bewohnern des Landes, damit du nicht, wenn sie ihren Götzendienst treiben und ihren Göttern opfern und sie dich dazu einladen, an ihren Opfermahlen teilnimmst. Du würdest dann auch von ihren Töchtern manche für deine Söhne zu Frauen nehmen, und diese würden, wenn sie ihren Götzendienst treiben, deine Söhne zu demselben Götzendienst verführen.« d) Die neuen Bundesvorschriften über die rechte Gottesverehrung»Du sollst dir keine gegossenen Gottesbilder machen! – Das Fest der ungesäuerten Brote sollst du beobachtend.h. beachten, halten .! Sieben Tage lang sollst du ungesäuertes Brot essen, wie ich dir geboten habe, zur bestimmten Zeit des Monats Abib; denn im Monat Abib bist du aus Ägypten ausgezogen. – Alle Erstgeburt gehört mir, auch von all deinem Vieh jede männliche Erstgeburt, der erste Wurf vom Rind- und Kleinvieh. Aber das Erstgeborene vom Esel sollst du entweder mit einem Lamm lösen oder, wenn du das nicht willst, ihm das Genick brechen. Jeden Erstgeborenen von deinen Söhnen sollst du lösen! Und man darf vor mir nicht mit leeren Händen erscheinen! – Sechs Tage lang sollst du arbeiten, aber am siebten Tage sollst du ruhen! Auch während der Zeit des Pflügens und der Ernte sollst du ruhen! – Auch das Wochenfest sollst du feiern, nämlich das Fest der Erstlinge der Weizenernte, sowie das Fest der Lese an der Wende des Jahres! – Dreimal im Jahr sollen alle deine männlichen Personen vor Gott dem HERRN, dem Gott Israels, erscheinen. Denn ich werde die Heidenvölker vor dir austreiben und dein Gebiet weit ausdehnen; und niemand soll nach deinem Land Verlangen tragen, während du hinaufziehst, um dich vor dem HERRN, deinem Gott, sehen zu lassen dreimal im Jahr. – Du sollst das Blut meines Schlachtopfers nicht zusammen mit gesäuertem Brot darbringen! Und vom Opferfleisch des Passahfestes darf nichts über Nacht bis zum andern Morgen übrigbleiben! – Das Vorzüglichste von den Erstlingen deines Feldes sollst du in das Haus des HERRN, deines Gottes, bringen! – Du sollst kein Böckchen in der Milch seiner Mutter kochen!« ee) Mose schreibt die Bundesgebote auf; Gott erneuert die GesetzestafelnWeiter gebot der HERR dem Mose: »Schreibe dir diese Verordnungen auf! Denn auf Grund dieser Verordnungen habe ich mit dir und mit Israel einen Bund geschlossen.« Hierauf verweilte Mose dort beim HERRN vierzig Tage und vierzig Nächte, ohne Brot zu essen und Wasser zu trinken; und er schrieb auf die Tafeln die Gebote des Bundes, die zehn Gebote. ff) Der Abstieg Moses; das Strahlen seiner GesichtshautAls Mose dann vom Berge Sinai hinabstieg – die beiden Gesetzestafeln hatte er in der Hand, als er vom Berge hinabstieg –, da wußte Mose nicht, daß die Haut seines Angesichts infolge seiner Unterredung mit dem HERRN strahlend geworden war. Als nun Aaron und alle Israeliten Mose ansahen (und wahrnahmen), daß die Haut seines Angesichts strahlte, da fürchteten sie sich, ihm nahe zu kommen. Als Mose sie aber herbeirief, wandten sich Aaron und alle Vorsteher der Gemeinde ihm wieder zu, und Mose redete mit ihnen. Darauf traten auch alle Israeliten nahe an ihn heran, und er teilte ihnen alles mit, was der HERR ihm auf dem Berge Sinai aufgetragen hatte. Als er dann mit seinen Mitteilungen zu Ende war, legte er eine Hülle auf sein Angesicht. Sooft Mose nun vor den HERRN trat, um mit ihm zu reden, legte er die Hülle ab, bis er wieder hinausging; und wenn er hinausgekommen war, teilte er den Israeliten alles mit, was ihm geboten worden war. Dabei bekamen dann die Israeliten das Gesicht Moses zu sehen (und machten die Beobachtung), daß die Haut in seinem Gesicht strahlend geworden war; Mose aber legte dann die Hülle wieder auf sein Gesicht, bis er wieder hineinging, um mit dem HERRN zu reden. 5. Herstellung und Weihe des Offenbarungszeltes (= der Stiftshütte), der heiligen Geräte und der Priesterkleider (Kap. 35-40) (vgl. Kap. 25-31)a) Mitteilung des Sabbatgebots; Aufforderung zur Leistung der Beisteuer für die StiftshütteHierauf versammelte Mose die ganze Gemeinde der Israeliten und sagte zu ihnen: »Dies ist es, was der HERR zu tun geboten hat: Sechs Tage lang soll gearbeitet werden; aber der siebte Tag soll euch heilig sein als ein Feiertag mit völliger Ruhe zu Ehren des HERRN! Wer an diesem Tage eine Arbeit verrichtet, soll den Tod erleiden! Am Sabbattage dürft ihr kein Feuer in allen euren Wohnungen anzünden!« Weiter sagte Mose zu der ganzen Gemeinde der Israeliten: »Dies ist es, was der HERR geboten hat: Bringt von eurem Besitz eine Abgabe für den HERRN! Jeder, den sein Herz dazu treibt, möge die Abgabe für den HERRN herbringen: Gold, Silber und Kupfer, blauen und roten Purpur und Karmesin, Byssus und Ziegenhaar, rotgefärbte Widderfelle und Seekuhhäute, Akazienholz, Öl für den Leuchter, sowie Gewürzkräuter für das Salböl und für das wohlriechende Räucherwerk, Onyxsteine und andere Edelsteine zum Besatz für das Schulterkleid und für das Brustschild. Und alle, die kunstverständig unter euch sind, mögen kommen und alles herstellen, was der HERR geboten hat, nämlich die Wohnung mit ihrem Zelt und ihrer Überdachung, ihren Haken und Brettern, ihren Riegeln, Säulen und deren Füßen, die Lade mit ihren Tragstangen, die Deckplatte und den abschließenden Vorhang; den Tisch mit seinen Tragstangen und all seinen Geräten und den Schaubroten; den Leuchter zur Beleuchtung mit seinen Geräten und seinen Lampen und das Öl für den Leuchter; den Räucheraltar mit seinen Tragstangen, das Salböl und das wohlriechende Räucherwerk; den Türvorhang für den Eingang der Wohnung; den Brandopferaltar mit dem kupfernen Gitterwerk daran, samt seinen Tragstangen und all seinen Geräten; das Becken mit seinem Gestell; die Umhänge für den Vorhof samt den dazu gehörigen Säulen und deren Füßen sowie den Vorhang für das Tor am Vorhof; die Pflöcke der Wohnung und die Pflöcke des Vorhofs nebst den erforderlichen Stricken; [die Prachtkleider für den Dienst im Heiligtum,] die heiligen Kleider für den Priester Aaron und die Kleider seiner Söhne für den Priesterdienst.« b) Das Volk betätigt seine BereitwilligkeitHierauf ging die ganze Gemeinde der Israeliten von Mose weg; dann aber kam ein jeder, den sein Herz dazu trieb, und jeder, der einen willigen Sinn besaß, brachte die Beisteuer für den HERRN zur Herstellung des Offenbarungszeltes und für den gesamten heiligen Dienst in ihm und für die heiligen Kleider; und zwar kamen sowohl die Männer als auch die Frauen, jeder, den sein Herz dazu trieb; sie brachten Spangen, Ohrringe, Fingerringe und Halsgeschmeide, goldene Schmucksachen aller Art; und jeder, der dem HERRN etwas von Gold als Weihgabe darzubringen beschlossen hatte, brachte es herbei; und jeder, in dessen Besitz sich blauer und roter Purpur und Karmesin, Byssus und Ziegenhaar, rotgefärbte Widderfelle und Seekuhhäute befanden, brachte sie herbei; jeder, der eine Beisteuer an Silber und Kupfer leisten wollte, brachte die Spende für den HERRN herbei; und jeder, in dessen Besitz sich Akazienholz zu irgendeiner Verwendung befand, brachte es herbei. Und alle Frauen, welche die erforderliche Geschicklichkeit besaßen, spannen eigenhändig und brachten das Gespinst herbei: blauen und roten Purpur, karmesinfarbige Garne und Byssus; und alle Frauen, die sich infolge ihrer Geschicklichkeit dazu getrieben fühlten, verspannen die Ziegenhaare. Die Stammfürsten aber brachten Onyxsteine und andere Edelsteine zum Besatz für das Schulterkleid und für das Brustschild, ferner die Gewürzkräuter und das Öl zur Beleuchtung und zum Salböl und zum wohlriechenden Räucherwerk. So brachten die Israeliten, alle Männer und Frauen, die sich dazu getrieben fühlten, zu dem ganzen Werk, dessen Ausführung der HERR durch Mose geboten hatte, etwas beizutragen, freiwillige Gaben für den HERRN dar. c) Berufung der Werkmeister und der anderen Kunstfertigen; reichliche Spenden und freiwillige Leistungen des VolkesHierauf sagte Mose zu den Israeliten: »Wisset wohl: der HERR hat Bezaleel, den Sohn Uris, den Enkel Hurs, vom Stamme Juda, namentlich berufen und ihn mit göttlichem Geist erfüllt, mit Kunstsinn, Einsicht, Verstand und allerlei Fertigkeiten, nämlich um Kunstwerke zu ersinnen, Arbeiten in Gold, Silber und Kupfer auszuführen, Edelsteine zu schneiden, um Kunstwerke damit zu besetzen, Holz zu schnitzen, kurz Werke jeder Art kunstvoll herzustellen. Aber auch die Gabe, andere zu unterweisen, hat er ihm verliehen, ihm und Oholiab, dem Sohn Ahisamachs, vom Stamme Dan. Er hat sie beide mit Kunstsinn reich ausgestattet, um alle Arten von Arbeiten auszuführen, wie sie die Künstler in festen Stoffen sowie die Kunstweber und Buntwirker in blauem und rotem Purpur, in Karmesin und Byssus schaffen und die (einfachen) Weber liefern, indem sie Arbeiten aller Art ausführen und Kunstwerke ersinnen! So werden denn Bezaleel und Oholiab und alle kunstverständigen Männer, denen der HERR Kunstsinn und Einsicht verliehen hat, so daß sie sich auf die Ausführung aller für das Heiligtum erforderlichen Arbeiten verstehen, alles nach den Anordnungen des HERRN ausführen.« Hierauf berief Mose den Bezaleel und Oholiab und alle kunstverständigen Männer, denen der HERR Kunstsinn verliehen hatte, alle, die sich dazu getrieben fühlten, sich an der Ausführung des Werkes zu beteiligen. Sie empfingen dann von Mose alle die Gaben, welche die Israeliten zur Ausführung der Arbeiten für das Heiligtum beigesteuert hatten; man brachte ihm aber an jedem Morgen immer noch freiwillige Geschenke. Da kamen alle Künstler, welche die ganze Arbeit für das Heiligtum auszuführen hatten, Mann für Mann, von der besonderen Arbeit, mit der sie beschäftigt waren, und sagten zu Mose: »Das Volk bringt viel mehr, als zur Verwendung für die Arbeiten, deren Ausführung der HERR geboten hat, erforderlich ist.« Da ließ Mose durch Ausruf im Lager bekanntmachen: »Niemand, weder Mann noch Frau, möge fernerhin noch eine Arbeit als Beisteuer für das Heiligtum anfertigen!« Da mußte das Volk aufhören, noch weitere Spenden zu bringen; denn der gelieferte Vorrat reichte für die Ausführung aller Arbeiten aus, ja es blieb davon noch übrig. d) Die Herstellung der heiligen Wohnunga) Die Herstellung der vier Zeltdecken (26,1-14)So stellten denn alle kunstverständigen Männer unter den Werkleuten die Wohnung aus zehn Teppichen her; aus gezwirntem Byssus, blauem und rotem Purpur und Karmesin, mit Cherubbildern in Kunstweberarbeit stellte erA.Ü.: stellte man sie her. Ebenso dann im folgenden »man« statt »er«. sie her. Die Länge jedes einzelnen Teppichs betrug achtundzwanzig Ellen und die Breite vier Ellen: alle Teppiche hatten dieselbe Größe. Je fünf Teppiche fügte er dann zu einem Stück zusammen, einen an den andern. Sodann brachte er Schleifen von blauem Purpur am Saum des äußersten Teppichs des einen zusammengesetzten Stückes an, und ebenso machte er es am Saum des äußersten Teppichs bei dem andern zusammengesetzten Stück. Fünfzig Schleifen brachte er an dem einen Teppich an und ebenso fünfzig Schleifen am Saum des Teppichs, der zu dem andern zusammengesetzten Stück gehörte, so daß die Schleifen einander genau gegenüberstanden. Sodann fertigte er fünfzig goldene Haken an und verband die Teppiche vermittels der Haken miteinander, so daß die Wohnung ein Ganzes bildete. Weiter fertigte er Teppiche aus Ziegenhaar zu einer Zeltdecke über der Wohnung an; elf Teppiche fertigte er dazu an. Die Länge jedes Teppichs betrug dreißig Ellen und die Breite vier Ellen: alle elf Teppiche hatten dieselbe Größe. Dann fügte er fünf von diesen Teppichen zu einem Stück für sich zusammen und ebenso die sechs anderen Teppiche für sich. Dann brachte er fünfzig Schleifen am Saum des äußersten Teppichs des einen zusammengesetzten Stückes an und ebenso fünfzig Schleifen am Saum des äußersten Teppichs des andern zusammengesetzten Stückes. Hierauf fertigte er fünfzig kupferne Haken an, um die Zeltdecke zusammenzufügen, so daß sie ein Ganzes bildete. – Sodann verfertigte er für das Zeltdach eine Schutzdecke von rotgefärbten Widderfellen und darüber noch eine andere Schutzdecke von Seekuhhäuten. b) Herstellung des Holzgerüstes (der Bretter und fünf Riegel) (26,15-30)Weiter fertigte er die Bretter für die Wohnung aus Akazienholz an, sie standen aufrecht; die Länge jedes Brettes betrug zehn Ellen und die Breite anderthalb Ellen; an jedem Brett saßen zwei Zapfen, einer dem andern gegenüber eingefügt; so machte er es an allen Brettern der Wohnung. Und zwar stellte er an Brettern für die Wohnung her: zwanzig Bretter für die Mittagsseite südwärts; und er brachte unter diesen zwanzig Brettern vierzig silberne Füße an, je zwei Füße unter jedem Brett für seine beiden Zapfen. Ebenso fertigte er für die andere Seite der Wohnung, nämlich für die Nordseite, zwanzig Bretter an und vierzig silberne Füße dazu, je zwei Füße unter jedem Brett. Aber für die Hinterseite der Wohnung, nach Westen zu, fertigte er sechs Bretter an, außerdem noch zwei Bretter für die Ecken der Wohnung an der Hinterseite. Diese waren unten und gleicherweise oben vollständig bis an den ersten Ring hin; so machte er es bei beiden für die beiden Ecken. Demnach waren es im ganzen acht Bretter, dazu ihre Füße von Silber: sechzehn Füße, immer zwei Füße unter jedem Brett. Sodann fertigte er Riegel aus Akazienholz an: fünf für die Bretter der einen Seitenwand der Wohnung und fünf Riegel für die Bretter der andern Seitenwand der Wohnung und fünf Riegel für die Bretter an der Hinterseite der Wohnung gegen Westen. Den mittleren Riegel aber machte er so, daß er in der Mitte der Bretter von einem Ende bis zum andern durchlief. Die Bretter aber überzog er mit Gold, und auch die dazugehörigen Ringe, die zur Aufnahme der Riegel dienten, stellte er aus Gold her und überzog die Riegel gleichfalls mit Gold. c) Herstellung der beiden Vorhänge (26,31-37)Weiter fertigte er den Vorhang aus blauem und rotem Purpur, aus Karmesin und gezwirntem Byssus an, und zwar in Kunstweberarbeit mit Cherubbildern. Dann fertigte er für ihn vier Säulen von Akazienholz an und überzog sie mit Gold; auch ihre Nägel waren von Gold; und er goß für sie vier silberne Füße. – Sodann fertigte er für den Eingang des Zeltes einen Vorhang von blauem und rotem Purpur, von Karmesin und gezwirntem Byssus in Buntwirkerarbeit; außerdem die dazugehörigen fünf Säulen und ihre Nägel. Ihre Köpfe und Ringbänder überzog er mit Gold; die fünf dazu gehörigen Füße aber waren von Kupfer. e) Herstellung der heiligen Geräte und des Vorhofesa) Die Lade mit der Deckplatte (25,10-22)Weiter fertigte Bezaleel die Lade aus Akazienholz an, zweieinhalb Ellen lang, anderthalb Ellen breit und anderthalb Ellen hoch. Er überzog sie inwendig und auswendig mit feinem Gold und brachte an ihr einen goldenen Kranz ringsum an. Dann goß er für sie vier goldene Ringe und befestigte diese an ihren vier Ecken, und zwar zwei Ringe an ihrer einen Seite und zwei Ringe an ihrer andern Seite. Sodann fertigte er Tragstangen von Akazienholz an und überzog sie mit Gold; darauf steckte er die Stangen in die Ringe an den Seiten der Lade, so daß man die Lade tragen konnte. – Weiter fertigte er eine Deckplatte von feinem Gold an, zweieinhalb Ellen lang und anderthalb Ellen breit. Auch fertigte er zwei goldene Cherube an, und zwar in getriebener Arbeit, an den beiden Enden der Deckplatte; den einen Cherub brachte er am Ende der einen Seite und den andern Cherub am Ende der andern Seite an, und zwar mit der Deckplatte zu einem Stück verbunden, an ihren beiden Enden. Die Cherube breiteten ihre Flügel nach oben hin aus, so daß sie die Deckplatte mit ihren Flügeln überdeckten und ihre Gesichter einander zugekehrt waren; nach der Deckplatte hin waren die Gesichter der Cherube gerichtet. b) Der Tisch für die Schaubrote und Trankopfer (25,23-30)Sodann fertigte er den Tisch aus Akazienholz an, zwei Ellen lang, eine Elle breit und anderthalb Ellen hoch. Er überzog ihn mit feinem Gold und brachte einen goldenen Kranz ringsum an ihm an. Außerdem brachte er an ihm ringsum noch eine Einfassung an, die eine Handbreite hoch war, und an dieser Einfassung wieder einen goldenen Kranz ringsherum. Weiter goß er für ihn vier goldene Ringe und befestigte diese Ringe an den vier Ecken bei seinen vier Füßen. Dicht an der Einfassung befanden sich die Ringe und dienten zur Aufnahme der Stangen, damit man den Tisch tragen konnte. Die Stangen aber verfertigte er aus Akazienholz und überzog sie mit Gold, damit man den Tisch tragen konnte. Weiter fertigte er die Geräte an, die auf dem Tische stehen sollten, nämlich die erforderlichen Schüsseln und Schalen, die Becher und Kannen, mit denen Trankopfer gespendet werden sollten, (alles) aus feinem Gold. c) Der goldene Leuchter (25,31-40)Sodann fertigte er den Leuchter aus feinem Gold an; in getriebener Arbeit stellte er den Leuchter, seinen Fuß und seinen Schaft, her; seine Blumenkelche – Knäufe mit Blüten – waren aus einem Stück mit ihm gearbeitet. Sechs Arme gingen von seinen beiden Seiten aus, drei Arme auf jeder Seite des Leuchters. Drei mandelblütenförmige Blumenkelche – je ein Knauf mit einer Blüte – befanden sich an jedem Arm; so war es bei allen sechs Armen, die von dem Leuchter ausgingen. Am Schaft selbst aber befanden sich vier mandelblütenförmige Blumenkelche – Knäufe mit Blüten –, und zwar befand sich an ihm immer ein Knauf unter jedem Paar der sechs Arme, die vom Schaft des Leuchters ausgingen. Ihre Knäufe und Arme bestanden aus einem Stück mit ihm: der ganze Leuchter war eine einzige getriebene Arbeit aus feinem Gold. Sodann fertigte er auch die sieben Lampen für ihn an nebst den erforderlichen Lichtputzscheren und den Pfannen aus feinem Gold. Aus einem Talent feinen GoldesGoldtalent s. Anhang, Maße. stellte er ihn nebst allen zugehörigen Geräten her. d) Der Räucheraltar (30,1-10)Weiter fertigte er den Räucheraltar aus Akazienholz an, eine Elle lang und eine Elle breit, viereckig, und zwei Ellen hoch; seine Hörner waren aus einem Stück mit ihm. Er überzog ihn, sowohl die Platte als auch die Wände ringsum, sowie die Hörner mit feinem Gold und brachte an ihm einen goldenen Kranz ringsherum an. Außerdem brachte er zwei goldene Ringe unterhalb seines Kranzes an den beiden Ecken auf jeder der beiden Seiten an, zur Aufnahme der Stangen, mittels derer man ihn tragen sollte. Die Stangen fertigte er aus Akazienholz an und überzog sie mit Gold. ee) Das heilige Salböl und Räucherwerk (30,22-38)Dann bereitete er das heilige Salböl und das wohlriechende Räucherwerk aus reinen Gewürzkräutern, wie es der Salbenmischer herstellt. ff) Der Brandopferaltar. Das kupferne Becken (27,1-8; 30,17-21)Hierauf fertigte er den Brandopferaltar aus Akazienholz an, fünf Ellen lang und fünf Ellen breit, viereckig und drei Ellen hoch. Die zu ihm gehörenden Hörner brachte er an seinen vier Ecken an; diese Hörner waren mit ihm aus einem Stück gearbeitet; und er überzog ihn mit Kupfer. Sodann verfertigte er alle für den Altar erforderlichen Geräte: die Töpfe und Schaufeln, die Becken, Gabeln und Pfannen; alle erforderlichen Geräte stellte er aus Kupfer her. Weiter verfertigte er für den Altar ein Gitterwerk, eine netzartige Arbeit aus Kupfer, und brachte es unterhalb seiner Einfassung von unten her bis zur halben Höhe (des Altars) an. Ferner goß er vier Ringe und setzte sie an die vier Ecken des kupfernen Gitterwerks zur Aufnahme der Stangen. Die Stangen fertigte er aus Akazienholz und überzog sie mit Kupfer. Sodann steckte er die Stangen in die Ringe an den Seiten des Altars, damit man ihn mittels ihrer tragen könnte; aus Brettern stellte er ihn so her, daß er (inwendig) hohl war. Hierauf verfertigte er das Becken aus Kupfer und sein Gestell gleichfalls aus Kupfer [aus den Spiegeln der diensttuenden Frauen, die am Eingang des Offenbarungszeltes den Dienst versahen]. gg) Der Vorhof (27,9-19)Sodann stellte er den Vorhof so her: auf der Mittagseite, nach Süden zu, die Umhänge für den Vorhof aus gezwirntem Byssus, hundert Ellen lang; dazu zwanzig Säulen nebst den zugehörigen zwanzig kupfernen Füßen; die Nägel der Säulen aber und die zugehörigen Ringbänder waren von Silber. Ebenso fertigte er für die Nordseite die Umhänge an, hundert Ellen lang; dazu zwanzig Säulen nebst den zugehörigen zwanzig kupfernen Füßen; die Nägel der Säulen aber und die zugehörigen Ringbänder waren von Silber. Ferner verfertigte er für die Westseite Umhänge von fünfzig Ellen; dazu zehn Säulen nebst den zugehörigen zehn Füßen; die Nägel der Säulen aber und die zugehörigen Ringbänder waren von Silber. Weiter für die Ostseite, gegen Morgen, Umhänge von fünfzig Ellen, nämlich fünfzehn Ellen Umhänge für die eine Seite mit ihren drei Säulen und deren drei Füßen, und ebenso für die andere Seite fünfzehn Ellen Umhänge; dazu drei Säulen nebst den zugehörigen drei Füßen. Alle Umhänge des Vorhofes ringsum waren von gezwirntem Byssus; und die Füße der Säulen bestanden aus Kupfer, die Haken der Säulen aber und die zugehörigen Ringbänder aus Silber und der Überzug ihrer Köpfe gleichfalls aus Silber; es waren aber die Säulen des Vorhofes alle mit silbernen Ringbändern versehen. Der Vorhang aber für den Eingang zum Vorhof war Buntwirkerarbeit von blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus; und zwar betrug die Länge zwanzig Ellen, die Höhe, beziehungsweise die Breite, fünf Ellen, entsprechend den übrigen Umhängen des Vorhofs. Die zugehörigen vier Säulen aber nebst ihren vier Füßen waren von Kupfer, ihre Nägel von Silber und der Überzug ihrer Köpfe und ihre Ringbänder auch von Silber. Alle Pflöcke aber an der Wohnung und am Vorhof ringsum waren von Kupfer. f) Die Kostenberechnung der für das Heiligtum verbrauchten MetalleFolgendes ist die Kostenberechnung für die Wohnung, nämlich für die Wohnung des Gesetzes, wie sie auf Befehl Moses durch die Dienstleistung der Leviten unter der Leitung des Priesters Ithamar, des Sohnes Aarons, aufgestellt worden ist. Bezaleel, der Sohn Uris, der Enkel Hurs, aus dem Stamm Juda, hatte alles angefertigt, was der HERR dem Mose geboten hatte; und mit ihm Oholiab, der Sohn Ahisamachs, aus dem Stamm Dan, ein Künstler in festen Stoffen sowie ein Kunstweber und Buntwirker in blauem und rotem Purpur, in Karmesin und Byssus. Was das gesamte Gold betrifft, das bei der Herstellung des Heiligtums für alle Arbeiten verbraucht worden ist, so betrug das freiwillig beigesteuerte Gold 29 Talente und 730 Schekel nach dem Gewicht des Heiligtums.Gewicht rund 1140 Kilogramm. Das Silber aber, das infolge der Musterung der Gemeinde eingegangen war, betrug 100 Talente und 1775 Schekel nach dem Gewicht des Heiligtums,Gewicht 3923 Kilogramm. je ein Beka auf den Kopf, die Hälfte eines Schekels, nach dem Gewicht des Heiligtums, von allen, die sich der Musterung unterzogen hatten, von zwanzig Jahren an und darüber, im ganzen von 603550 Mann. Es dienten aber die 100 Talente Silber zum Gießen der Füße des Heiligtums und der Füße des Vorhangs, 100 Talente für 100 Füße, also ein Talent für jeden Fuß. Aus den 1775 Schekeln aber fertigte (Bezaleel) die Nägel für die Säulen an und überzog damit ihre Köpfe und versah sie mit Ringbändern. Das freiwillig beigesteuerte Kupfer aber betrug 70 Talente und 2400 Schekel. Daraus verfertigte er die Füße (der Säulen) am Eingang des Offenbarungszeltes sowie den kupfernen Altar nebst seinem kupfernen Gitterwerk und alle Geräte des Altars, ferner die Füße des Vorhofs ringsum und die Füße (der Säulen) am Eingang des Vorhofs sowie alle Pflöcke der Wohnung und alle Pflöcke des Vorhofs ringsum. g) Anfertigung der Priesterkleider (vgl. Kap. 28); Übergabe der vollendeten Arbeiten an MoseAus dem blauen und roten Purpur aber und dem Karmesin verfertigten sie die Prachtkleider für den Dienst im Heiligtum, und zwar stellten sie die heiligen Kleidungsstücke für Aaron so her, wie der HERR dem Mose geboten hatte. a) Das Schulterkleid (Ephod) (28,6-14)Das Schulterkleid fertigten sie also aus Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus an. Sie hämmerten nämlich das Gold zu breiten Blechen und zerschnitten sie dann in dünne Fäden, um diese mittels Kunstweberarbeit mit dem blauen und roten Purpur, dem Karmesin und dem Byssus zu verweben.oder: in den blauen … Purpur … hineinzuarbeiten. Sie fertigten (zwei) zusammenfügbare Schulterstücke an, mittels derer das Kleid an seinen beiden (oberen) Enden zusammengefügt wurde. Die Binde aber, die sich an ihm befand und dazu diente, es fest anzulegen, war aus einem Stück mit ihm angefertigt und von gleicher Arbeit, nämlich aus Goldfäden, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus gearbeitet, wie der HERR dem Mose geboten hatte. – Sodann richteten sie die (beiden) Onyxsteine so zu, daß sie in ein Geflecht von Golddraht eingefaßt und mittels Siegelstecherkunst mit den (eingestochenen) Namen der Söhne Israels versehen waren. Diese setzte man auf die Schulterstücke des Schulterkleides als Steine des Gedenkens an die Israeliten, wie der HERR dem Mose geboten hatte. b) Der Brustschmuck (28,15-30)Hierauf fertigten sie das Brustschild in Kunstweberarbeit an, ganz so, wie das Schulterkleid gearbeitet war, nämlich aus Goldfäden, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus. Viereckig war es; doppelt gelegt fertigten sie das Brustschild an, eine Spanne lang und eine Spanne breit, doppelt gelegt. Sie besetzten es dann mit vier Reihen von Edelsteinen: ein Karneol, ein Topas und ein Smaragd bildeten die erste Reihe; die zweite Reihe bestand aus einem Rubin, einem Saphir und einem Jaspis; die dritte Reihe aus einem Hyazinth, einem Achat und einem Amethyst; die vierte Reihe aus einem Chrysolith, einem Soham und einem Onyx; in ein Geflecht von Gold gefaßt, bildeten sie den Besatz. Die Steine waren aber, entsprechend den Namen der Söhne Israels, nach deren Namen, zwölf (an Zahl); mittels Siegelstecherkunst waren sie, ein jeder mit seinem besonderen Namen, für die zwölf Stämme versehen. Dann befestigten sie an dem Brustschilde schnurähnlich geflochtene Kettchen von feinem Gold. Weiter verfertigten sie zwei goldene Geflechte und zwei goldene Ringe und setzten die beiden Ringe an die beiden (oberen) Ecken des Brustschildes. Dann befestigten sie die beiden goldenen Schnüre an den beiden Ringen an den (oberen) Ecken des Brustschildes; die beiden anderen Enden der beiden Schnüre aber befestigten sie an den beiden Geflechten und (hefteten) diese wiederum an die beiden Schulterstücke des Schulterkleides auf dessen Vorderseite. Dann fertigten sie noch zwei goldene Ringe an und setzten sie an die beiden (unteren) Ecken des Brustschildes, und zwar an seinen (inneren) Saum, der dem Schulterkleide zugekehrt war. Dann fertigten sie noch zwei goldene Ringe an und setzten sie an die beiden Schulterstücke des Schulterkleides, unten auf seine Vorderseite, dicht bei der Stelle, wo das Schulterkleid zusammenging, oberhalb der Binde des Schulterkleides. Hierauf knüpften sie das Brustschild mit seinen Ringen vermittels einer Schnur von blauem Purpur an die Ringe des Schulterkleides an, so daß das Brustschild oberhalb der Binde des Schulterkleides fest anlag und sich nicht von seiner Stelle auf dem Schulterkleide verschieben konnte: so wie der HERR dem Mose geboten hatte. c) Das Obergewand zum Schulterkleide (28,31-35)Sodann fertigten sie das zu dem Schulterkleid gehörige Obergewand in Weberarbeit an, ganz aus blauem Purpur. Die Halsöffnung des Obergewandes befand sich in seiner Mitte (und war) wie die Öffnung eines Panzers; einen Saum hatte die Halsöffnung ringsum, damit sie nicht einrisse. Hierauf brachten sie unten am Saum des Obergewandes Granatäpfel aus blauem und rotem Purpur, aus Karmesin und gezwirntem Byssus an. Weiter verfertigten sie Glöckchen aus feinem Gold und setzten diese Glöckchen zwischen die Granatäpfel an den Saum des Obergewandes ringsum zwischen die Granatäpfel, so daß immer auf ein Glöckchen ein Granatapfel am Saum des Obergewandes ringsum folgte, zur Verwendung beim heiligen Dienst, wie der HERR dem Mose geboten hatte. d) Die übrigen Amtskleider der Priester (28,39-42)Dann fertigten sie die Unterkleider aus Byssus in Weberarbeit für Aaron und seine Söhne an, ferner den Kopfbund aus Byssus und die hohen Mützen aus Byssus und die leinenen Unterbeinkleider aus gezwirntem Byssus; endlich den Gürtel aus gezwirntem Byssus, aus blauem und rotem Purpur und Karmesin in Buntwirkerarbeit, wie der HERR dem Mose geboten hatte. ee) Das Stirnblatt für den Hohenpriester (28,36-38)Hierauf fertigten sie das Stirnblatt, das heilige Diadem, aus feinem Gold an und gruben auf ihm in Siegelstecherschrift die Worte ein: »Dem HERRN geweiht!« Sie banden daran eine Schnur von blauem Purpur fest, um es oben am Kopfbund zu befestigen, wie der HERR dem Mose geboten hatte. ff) Übergabe der gefertigten Gegenstände an MoseSo wurde die ganze Arbeit für die Wohnung des Offenbarungszeltes fertiggestellt: die Israeliten hatten alles genau so gemacht, wie der HERR dem Mose geboten hatte. So brachten sie denn alles zur Wohnung Gehörige zu Mose: das Zelt mit allen seinen Geräten, seinen Haken, Brettern, Riegeln, Säulen und Füßen; ferner die Schutzdecke von rotgefärbten Widderfellen, die Schutzdecke von Seekuhhäuten und den abschließenden (inneren) Vorhang; die Gesetzeslade mit ihren Tragstangen und der Deckplatte; den Tisch mit allen seinen Geräten und den Schaubroten; den Leuchter aus feinem Gold mit seinen in einer Reihe aufgesetzten Lampen und allen seinen Geräten sowie das Öl zur Beleuchtung; ferner den goldenen Altar, das Salböl, das wohlriechende Räucherwerk und den Vorhang für den Eingang zum Zelt; den kupfernen Altar mit dem zugehörigen kupfernen Gitterwerk, seinen Tragstangen und allen seinen Geräten; das Becken nebst seinem Gestell; die Umhänge des Vorhofs nebst seinen Säulen und Füßen; den Vorhang für den Eingang des Vorhofs nebst den zugehörigen Stricken und Pflöcken sowie alle Geräte für den Dienst in der Wohnung des Offenbarungszeltes; die heiligen Kleider für den Priester Aaron sowie die Kleider seiner Söhne für den priesterlichen Dienst. Genau so wie der HERR dem Mose geboten hatte, war die ganze Arbeit von den Israeliten ausgeführt worden. – Als Mose dann alles von ihnen Hergestellte besichtigt und sich überzeugt hatte, daß sie es genau nach den Anordnungen des HERRN ausgeführt hatten, dankte er ihnen unter Segenswünschen. h) Aufrichtung und Einweihung des Heiligtums; Erfüllung der heiligen Wohnung mit der Herrlichkeit des Herrna) Der göttliche BefehlHierauf gebot der HERR dem Mose folgendes: »Am ersten Tage des ersten Monats sollst du die Wohnung des Offenbarungszeltes aufschlagen, die Lade mit dem Gesetz hineinstellen und den Vorhang vor der Lade aufhängen! Dann sollst du den Tisch hineinbringen, die erforderlichen (Schaubrotschichten) auf ihm zurechtlegen,W.: auflegen, was auf ihm aufzulegen ist. auch den Leuchter hineinbringen und die zu ihm gehörigen Lampen aufsetzen! Dann stelle den goldenen Räucheraltar vor (den Vorhang vor der) Gesetzeslade und hänge den Vorhang am Eingang zur Wohnung auf! Hierauf stelle den Brandopferaltar vor dem Eingang zur Wohnung des Offenbarungszeltes auf und setze das Becken zwischen das Offenbarungszelt und den Altar und tu Wasser hinein! Weiter laß den Vorhof ringsum aufrichten und den Vorhang am Eingang des Vorhofs anbringen! Dann nimm das Salböl und salbe die Wohnung nebst allem, was sich darin befindet: weihe sie dadurch samt allen ihren Geräten, damit sie heilig sei! Ebenso salbe den Brandopferaltar samt allen seinen Geräten und weihe so den Altar, damit er hochheilig sei! Auch das Becken samt seinem Gestell mußt du salben und es dadurch heiligen! Hierauf laß Aaron und seine Söhne an den Eingang des Offenbarungszeltes herantreten und laß sie eine Abwaschung mit Wasser an sich vornehmen! Sodann laß Aaron die heiligen Kleider anlegen und salbe ihn und weihe ihn so zur Ausübung des Priesterdienstes für mich! Ebenso laß seine Söhne herantreten und die Unterkleider anziehen; dann salbe sie, wie du ihren Vater gesalbt hast, damit sie mir als Priester dienen! Und diese Salbung soll ihnen das Priestertum für ewige Zeiten von Geschlecht zu Geschlecht verleihen!« b) Die Ausführung des göttlichen BefehlsDa Mose alles genau nach den Anordnungen des HERRN ausführte, wurde die Wohnung im zweiten Jahr (nach dem Auszuge aus Ägypten), am ersten Tage des ersten Monats aufgeschlagen. Als Mose damals die Wohnung aufrichten ließ, legte er ihre Füße fest, stellte die zugehörigen Bretter darauf, brachte ihre Riegel an und richtete ihre Säulen auf; dann breitete er das Zeltdach über der Wohnung aus und legte die Schutzdecke des Zeltes oben darüber, wie der HERR dem Mose geboten hatte. Dann nahm er die (beiden) Gesetzestafeln und legte sie in die Lade, steckte die Tragstangen an die Lade und legte die Deckplatte oben auf die Lade; alsdann brachte er die Lade in die Wohnung hinein und hängte den abschließenden Vorhang so auf, daß er die Lade mit dem Gesetz abschloß, wie der HERR dem Mose geboten hatte. Darauf stellte er den Tisch in das Offenbarungszelt an die Nordseite der Wohnung, außerhalb des Vorhangs, und legte auf ihm die Schichten der Schaubrote vor dem HERRN zurecht, wie der HERR dem Mose geboten hatte. Dann stellte er den Leuchter in das Offenbarungszelt dem Tisch gegenüber, an die Südseite der Wohnung, und setzte die Lampen vor dem HERRN auf, wie der HERR dem Mose geboten hatte. Darauf stellte er den goldenen Altar in das Offenbarungszelt vor den Vorhang und verbrannte wohlriechendes Räucherwerk auf ihm, wie der HERR ihm geboten hatte. Dann hängte er den Vorhang für den Eingang der Wohnung auf, stellte den Brandopferaltar vor den Eingang der Wohnung des Offenbarungszeltes und brachte das Brandopfer und das Speisopfer auf ihm dar, wie der HERR ihm geboten hatte. Dann ließ er den Kessel zwischen dem Offenbarungszelt und dem Altar aufstellen und Wasser für die Waschungen hineintun, damit Mose und Aaron nebst dessen Söhnen sich die Hände und Füße daraus wuschen; sooft sie in das Offenbarungszelt hineingingen oder an den Altar herantraten, wuschen sie sich daraus, wie der HERR dem Mose geboten hatte. Schließlich richtete er den Vorhof rings um die Wohnung und um den Altar auf und brachte den Vorhang am Tor des Vorhofs an. c) Die Herrlichkeit des Herrn nimmt von der Wohnung BesitzAls Mose so das ganze Werk vollendet hatte, verhüllte die Wolke das Offenbarungszelt, und die Herrlichkeit des HERRN erfüllte die Wohnung, so daß Mose nicht in das Offenbarungszelt hineingehen konnte, weil die Wolke sich auf dasselbe niedergelassen hatte und die Herrlichkeit des HERRN die Wohnung erfüllte. Sooft sich nun die Wolke von der Wohnung erhob, brachen die Israeliten auf während der ganzen Dauer ihrer Wanderungen; wenn aber die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zu dem Tage, wo sie sich erhob. Denn bei Tage lag die Wolke des HERRN über der Wohnung; bei Nacht aber war sie, mit Feuerschein erfüllt, dem ganzen Hause Israel sichtbar während der ganzen Dauer ihrer Wanderzüge. 1. Die Opfergesetze (Kap. 1-7)a) Vorschriften in betreff der BrandopferDer HERR berief hierauf Mose und gebot ihm aus dem Offenbarungszelte folgendes: »Rede zu den Israeliten und befiehl ihnen: Wenn jemand von euch dem HERRN eine Opfergabe darbringen will, so sollt ihr eure Opfergabe vom Vieh, und zwar von den Rindern und vom Kleinvieh, darbringen.« a) Brandopfer vom Rindvieh»Wenn seine Opfergabe in einem Brandopfer bestehen soll, und zwar von einem Rind, so muß er ein fehlerloses männliches Tier opfern. Er bringe dieses an den Eingang des Offenbarungszeltes, damit es ihm das Wohlgefallen des HERRN verschaffe. Dann lege er seine Hand fest auf den Kopf des Brandopfertieres, so wird es wohlgefällig aufgenommen werden und ihm Sühne verschaffen. Hierauf schlachte man das junge Rind vor dem HERRN; und die Priester, die Söhne Aarons, sollen das Blut herzubringen, und zwar so, daß sie das Blut ringsum an den Altar sprengen, der am Eingang des Offenbarungszeltes steht. Dann soll man dem Brandopfertier die Haut abziehen und es in seine Stücke zerlegen; die Söhne Aarons aber, die Priester, sollen Feuer auf den Altar tun und Holzstücke über dem Feuer aufschichten; sodann sollen die Söhne Aarons, die Priester, die Stücke, auch den Kopf und das Fett, auf dem Holz, das auf dem Altar über dem Feuer liegt, gehörig zurechtlegen. Die Eingeweide und Beine des Tieres aber soll man mit Wasser waschen, und der Priester soll dann das Ganze auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen: so ist es ein Brandopfer, ein Feueropfer zu lieblichem Geruch für den HERRN.« b) Brandopfer vom Kleinvieh»Wenn aber seine Opfergabe, die ein Brandopfer sein soll, in einem Stück Kleinvieh, einem Schaf oder einer Ziege, besteht, so muß es ein männliches, fehlerloses Tier sein, das er zum Opfer bringt. Man schlachte dieses vor dem HERRN an der Nordseite des Altars; die Söhne Aarons aber, die Priester, sollen das Blut des Tieres ringsum an den Altar sprengen. Dann soll man es in seine Stücke zerlegen, und der Priester soll diese, und zwar auch den Kopf und das Fett, auf dem Holz, das auf dem Altar über dem Feuer liegt, gehörig zurechtlegen. Die Eingeweide und Beine aber soll man mit Wasser waschen, und der Priester soll dann das Ganze darbringen und es auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen: so ist es ein Brandopfer, ein Feueropfer zu lieblichem Geruch für den HERRN.« c) Brandopfer von Vögeln»Wenn aber seine Opfergabe für den HERRN, die ein Brandopfer sein soll, in Geflügel besteht, so müssen es Turteltauben oder junge Tauben sein, die er als Opfergabe darbringt. Der Priester bringe das Tier an den Altar, knicke ihm den Kopf ab und lasse diesen auf dem Altar in Rauch aufgehen; das Blut aber lasse er an die Wand des Altars auslaufen. Darauf soll er den Kropf mit seinem Unrat entfernen und ihn neben den Altar gegen Osten auf die Aschenstelle werfen. Hierauf soll er dem Vogel die Flügel einreißen, jedoch ohne sie ganz abzutrennen, und der Priester soll ihn auf dem Altar, auf dem Holz, das über dem Feuer liegt, in Rauch aufgehen lassen: so ist es ein Brandopfer, ein Feueropfer zu lieblichem Geruch für den HERRN.« b) Vorschriften in betreff der Speisopfer»Wenn aber jemand dem HERRN ein Speisopfer als Opfergabe darbringen will, so muß seine Gabe aus Feinmehl bestehen, das er mit Öl übergießen und zu dem er Weihrauch hinzufügen muß. Wenn er es dann den Söhnen Aarons, den Priestern, gebracht hat, soll der Priester eine Handvoll davon nehmen, nämlich von dem dargebrachten Feinmehl und Öl samt dem ganzen zugehörigen Weihrauch, und der Priester soll den zum Duftopfer bestimmten Teil auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen: so ist es ein Feueropfer zu lieblichem Geruch für den HERRN. Was dann von dem Speisopfer noch übrig ist, soll Aaron und seinen Söhnen gehören als etwas Hochheiliges von den Feueropfern des HERRN. Willst du aber als Opfergabe eines Speisopfers etwas im Ofen Gebackenes darbringen, so muß es aus Feinmehl bereitet sein: ungesäuerte, mit Öl gemengte Kuchen oder ungesäuerte, mit Öl bestrichene Fladen. – Soll aber deine Opfergabe in einem Speisopfer auf der Platte bestehen, so muß es aus ungesäuertem, mit Öl gemengtem Feinmehl bereitet sein. Wenn du es dann in Stücke zerbrichst und Öl darübergießest, so ist es ein Speisopfer. – Soll deine Opfergabe aber ein in der Pfanne bereitetes Speisopfer sein, so muß es aus Feinmehl mit Öl hergestellt sein.« a) Allgemeines über die Zubereitung und Darbringung der Speisopfer»Du sollst dann das Speisopfer, das aus diesen Zutaten bereitet ist, dem HERRN hinbringen, und zwar übergebe man es dem Priester, damit der es an den Altar trage. Der Priester soll dann von dem Speisopfer den zum Duftopfer bestimmten Teil abheben und diesen auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen: so ist es ein Feueropfer zu lieblichem Geruch für den HERRN. Was dann von dem Speisopfer noch übrig ist, soll Aaron und seinen Söhnen gehören als etwas Hochheiliges von den Feueropfern des HERRN. – Kein Speisopfer, das ihr dem HERRN darbringt, darf aus Gesäuertem hergestellt sein; denn aller Sauerteig und aller Honig – davon dürft ihr dem HERRN kein Feueropfer darbringen; als Erstlingsgabe dürft ihr sie dem HERRN darbringen, aber auf den Altar dürfen sie nicht zum lieblichen Geruch kommen. – Alle deine Gaben aber, die du als Speisopfer darbringst, mußt du gehörig salzen und darfst niemals das Salz des Bundes deines Gottes bei deinen Speisopfern fehlen lassen: zu all deinen Opfergaben mußt du auch Salz darbringen.« b) Speisopfer von Getreide-Erstlingen»Willst du aber dem HERRN ein Speisopfer von den Erstlingsfrüchten darbringen, so mußt du am Feuer geröstete Ähren (oder) zerstoßene Körner von der frischen Frucht als Speisopfer von deinen Erstlingsfrüchten darbringen. Wenn du Öl daraufgießest und Weihrauch hinzufügst, so ist es ein Speisopfer. Der Priester soll dann den zum Duftopfer bestimmten Teil von ihm – von seinen zerstoßenen Körnern und von seinem Öl – samt dem ganzen zugehörigen Weihrauch in Rauch aufgehen lassen: so ist es ein Feueropfer für den HERRN.« c) Vorschriften in betreff der Heils-(oder Dank- oder Friedens-) Opfera) Heilsopfer vom Rindvieh»Soll aber seine Opfergabe ein Heilsopfer sein, so soll er, wenn er sie von den Rindern darbringen will, mag es ein männliches oder ein weibliches Tier sein, ein fehlerloses Tier vor den HERRN bringen. Dann lege er seine Hand fest auf den Kopf seines Opfertieres, und man schlachte es am Eingang des Offenbarungszeltes; die Söhne Aarons aber, die Priester, sollen das Blut ringsum an den Altar sprengen. Hierauf soll er von dem Heilsopfer dem HERRN ein Feueropfer darbringen, nämlich das Fett, das die Eingeweide bedeckt, und alles Fett, das an den Eingeweiden sitzt, ferner die beiden Nieren samt dem Fett, das an ihnen, an den Lendenmuskeln sitzt, und den Lappen an der Leber – bei den Nieren soll er es ablösen. Wenn die Söhne Aarons es dann auf dem Altar über dem Brandopfer, das auf dem Holz über dem Feuer liegt, in Rauch aufgehen lassen, so ist es ein Feueropfer zu lieblichem Geruch für den HERRN.« b) Heilsopfer vom Kleinvieh (Schaf oder Ziege)»Wenn aber seine Opfergabe, die er dem HERRN als Heilsopfer darbringen will, dem Kleinvieh entnommen ist, so muß es ein fehlerloses männliches oder weibliches Tier sein, das er opfert. Bringt er ein Schaf als seine Opfergabe dar, so bringe er es vor den HERRN, lege seine Hand fest auf den Kopf seines Opfertieres, und man schlachte es dann vor dem Offenbarungszelt; die Söhne Aarons aber sollen sein Blut ringsum an den Altar sprengen. Hierauf soll er dem HERRN von dem Heilsopfer ein Feueropfer darbringen, nämlich das Fett des Tieres: den ganzen Fettschwanz, den man dicht am Steißbein ablösen muß, ferner das Fett, das die Eingeweide bedeckt, und alles Fett, das an den Eingeweiden sitzt, ferner die beiden Nieren samt dem Fett, das an ihnen, an den Lendenmuskeln sitzt, und den Lappen an der Leber – bei den Nieren soll man es ablösen. Wenn der Priester es dann auf dem Altar in Rauch aufgehen läßt, so ist es eine Feueropferspeise für den HERRN. Wenn aber seine Opfergabe in einer Ziege besteht, so soll er sie vor den HERRN bringen, dann seine Hand fest auf ihren Kopf legen, und man schlachte sie dann vor dem Offenbarungszelt; die Söhne Aarons aber sollen ihr Blut ringsum an den Altar sprengen. Hierauf soll er dem HERRN von ihr seine Gabe als Feueropfer darbringen, nämlich das Fett, das die Eingeweide bedeckt, und alles Fett, das an den Eingeweiden sitzt, ferner die beiden Nieren samt dem Fett, das an ihnen, an den Lendenmuskeln sitzt, und den Lappen an der Leber – bei den Nieren soll man es ablösen. Wenn der Priester es dann auf dem Altar in Rauch aufgehen läßt, so ist es eine Feueropferspeise zu lieblichem Geruch für den HERRN. Alles Fett gehört dem HERRN. Das ist eine ewiggültige Satzung für eure Geschlechter, wo ihr auch wohnen mögt: keinerlei Fett und keinerlei Blut dürft ihr genießen!« d) Vorschriften in betreff der SündopferWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Rede zu den Israeliten und befiehl ihnen: Wenn jemand sich unvorsätzlich gegen irgendein Verbot des HERRN (über Dinge) vergeht, die nicht getan werden dürfen, und gegen irgendeins von ihnen verstößt (so sollen folgende Bestimmungen gelten).« a) Opfer bei Versündigung des Hohenpriesters»Wenn sich der gesalbte Priester versündigt, so daß er eine Verschuldung über das Volk bringt, so soll er für sein Vergehen, das er begangen hat, dem HERRN einen fehlerlosen jungen Stier als Sündopfer darbringen. Er hat also den Stier vor den HERRN an den Eingang des Offenbarungszeltes zu bringen, dann seine Hand fest auf den Kopf des Stieres zu legen und den Stier vor dem HERRN zu schlachten. Hierauf nehme der gesalbte Priester etwas von dem Blut des Stieres und bringe es in das Offenbarungszelt hinein. Dort tauche der Priester seinen Finger in das Blut und sprenge etwas von dem Blut siebenmal vor dem HERRN, nämlich vor den Vorhang des Heiligtums. Dann streiche der Priester etwas von dem Blut an die Hörner des für das wohlriechende Räucherwerk bestimmten Altars, der vor dem HERRN im Offenbarungszelt steht; alles übrige Blut des jungen Stieres aber schütte er an den Fuß des Brandopferaltars, der am Eingang des Offenbarungszeltes steht. Dann löse er alles Fett von dem Sündopferstier ab, nämlich das Fett, das die Eingeweide bedeckt, und alles Fett, das an den Eingeweiden sitzt, ferner die beiden Nieren samt dem Fett, das an ihnen, an den Lendenmuskeln sitzt, sowie den Lappen an der Leber – bei den Nieren soll er es ablösen –, so wie es von dem Stier bei einem Heilsopfer abgelöst wird; dann lasse der Priester (alle Fettstücke) auf dem Brandopferaltar in Rauch aufgehen. Aber das Fell des Stieres und all sein Fleisch samt dem Kopf und den Beinen sowie seine Eingeweide und seinen Gedärmeinhalt, also das ganze Tier soll man an einen reinen Ort außerhalb des Lagers hinausschaffen, an den Platz, wohin man die Fettasche schüttet, und ihn dort auf Holzscheiten im Feuer verbrennen: an dem Ort, wohin man die Fettasche schüttet, soll er verbrannt werden.« b) Opfer bei Versündigung der ganzen Gemeinde»Wenn aber die ganze Gemeinde Israel sich unvorsätzlich verfehlt hat, ohne daß das Volk sich dessen bewußt gewesen ist, und sie gegen irgendein Verbot des HERRN verstoßen haben und dadurch in Verschuldung geraten sind, so soll die Gemeinde, sobald das Vergehen, dessen sie sich durch die Übertretung schuldig gemacht haben, erkannt worden ist, einen jungen Stier als Sündopfer darbringen und ihn vor das Offenbarungszelt führen. Dort sollen die Ältesten der Gemeinde ihre Hände vor dem HERRN fest auf den Kopf des Stieres legen, und dann soll man den Stier vor dem HERRN schlachten. Hierauf bringe der gesalbte Priester etwas von dem Blut des Stieres in das Offenbarungszelt hinein, tauche dort seinen Finger in das Blut und sprenge etwas von dem Blut siebenmal vor dem HERRN, nämlich vor den Vorhang. Dann streiche er etwas von dem Blut an die Hörner des Altars, der vor dem HERRN im Offenbarungszelte steht; alles übrige Blut aber schütte er an den Fuß des Brandopferaltars, der am Eingang des Offenbarungszeltes steht. Dann soll er alles Fett von ihm ablösen und es auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen und hierauf mit dem Stiere so verfahren, wie er es mit dem eigenen Stier beim Sündopfer getan hat: genau so soll er auch mit ihm verfahren. Wenn der Priester ihnen so Sühne erwirkt hat, wird ihnen Vergebung zuteil werden. Den Stier aber soll man vor das Lager hinausschaffen und ihn dort so verbrennen, wie man den zuerst erwähnten Stier verbrannt hat. Dies ist das Sündopfer für die Gemeinde.« c) Opfer bei Versündigung des Stammfürsten»Wenn ein Stammfürst sich versündigt und unvorsätzlich irgend etwas tut, wovon der HERR, sein Gott, geboten hat, daß man es nicht tun dürfe, und er dadurch in Verschuldung geraten ist, so soll er, sobald das Vergehen, dessen er sich schuldig gemacht hat, ihm bekannt geworden ist, einen fehlerlosen Ziegenbock als seine Opfergabe darbringen. Er lege dabei seine Hand fest auf den Kopf des Bockes, und man schlachte ihn an dem Ort, wo man die Brandopfer vor dem HERRN schlachtet: so ist es ein Sündopfer. Alsdann soll der Priester mit seinem Finger etwas von dem Blut des Sündopfers nehmen und es an die Hörner des Brandopferaltars streichen, sein übriges Blut aber an den Fuß des Brandopferaltars schütten. Hierauf soll er das gesamte Fett des Tieres auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen wie das Fett des Heilsopfers. Wenn der Priester ihm so Sühne wegen seiner Versündigung erwirkt hat, wird ihm Vergebung zuteil werden.« d) Opfer bei Versündigung eines gewöhnlichen Israeliten»Wenn sich aber jemand aus dem gemeinen Volk unvorsätzlich versündigt, indem er irgend etwas von dem tut, was nach den Geboten des HERRN nicht getan werden darf, und dadurch in Verschuldung geraten ist, so soll er, sobald das Vergehen, dessen er sich schuldig gemacht hat, ihm bekannt geworden ist, eine fehlerlose Ziege als Opfergabe für sein Vergehen bringen, das er sich hat zu Schulden kommen lassen. Er lege dann seine Hand fest auf den Kopf des Sündopfers, und man schlachte das Sündopfer an dem für die Brandopfer bestimmten Ort. Darauf soll der Priester mit seinem Finger etwas von dem Blut nehmen und es an die Hörner des Brandopferaltars streichen, das gesamte übrige Blut des Tieres aber an den Fuß des Altars schütten. Hierauf soll man alles Fett des Tieres ablösen, wie das Fett von einem Heilsopfer abgelöst wird, und der Priester soll es auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen zum lieblichen Geruch für den HERRN. Wenn der Priester ihm so Sühne erwirkt hat, wird ihm Vergebung zuteil werden. – Wenn er aber ein Schaf als seine Gabe zum Sündopfer bringen will, so muß es ein fehlerloses weibliches Tier sein, das er bringt. Er lege dann seine Hand fest auf den Kopf des Sündopfers, und man schlachte es als Sündopfer an dem Ort, wo man die Brandopfer schlachtet. Darauf soll der Priester mit seinem Finger etwas von dem Blut des Sündopfers nehmen und es an die Hörner des Brandopferaltars streichen, das gesamte übrige Blut aber an den Fuß des Altars schütten. Hierauf soll man alles Fett ablösen, wie das Fett des Schafes von einem Heilsopfer abgelöst wird, und der Priester soll es auf dem Altar, über den Feueropfern des HERRN, in Rauch aufgehen lassen. Wenn der Priester ihm so Sühne für das Vergehen, das er sich hat zu Schulden kommen lassen, erwirkt hat, wird ihm Vergebung zuteil werden.« ee) Über einige besondere Anlässe zu Sündopfern»Wenn jemand sich dadurch vergeht, daß er nach Anhörung der gerichtlichen Verfluchung (über einen Verbrecher), obgleich er als Zeuge auftreten könnte, weil er entweder die Tat gesehen oder die Sache sonst in Erfahrung gebracht hat, trotzdem keine Aussage macht und so in Verschuldung gerät; – oder wenn jemand irgend etwas Unreines berührt, sei es das Aas eines unreinen wilden Tieres oder das Aas eines unreinen Haustieres oder das Aas eines unreinen Kriechtieres, ohne sich dessen (zunächst) bewußt zu sein, aber doch so, daß er unrein geworden ist und sich dessen bewußt wird; – oder wenn er mit der Unreinigkeit eines Menschen in Berührung kommt, mit irgendeiner Unreinigkeit, durch die man sich verunreinigen kann, ohne daß er es (zunächst) weiß, nachher aber Kenntnis davon erhält und er sich schuldig fühlt; – oder wenn jemand unbesonnen schwört, indem der Schwur seinen Lippen entfährt, daß er etwas Gutes oder Böses tun wolle, wie ja jemandem ein Schwur unbesonnenerweise entfahren mag, ohne daß er sich dessen (zunächst) bewußt ist, nachher aber zur Erkenntnis kommt und so in bezug auf irgend etwas Derartiges sich schuldig fühlt: so soll er, wenn er durch irgend etwas Derartiges eine Schuld auf sich geladen hat, das Vergehen, dessen er sich schuldig gemacht hat, bekennen und dann dem HERRN als Buße für das Vergehen, das er sich hat zu Schulden kommen lassen, ein weibliches Stück Kleinvieh, ein Schaf oder eine Ziege, als Sündopfer darbringen; und der Priester soll ihm dadurch Sühne für sein Vergehen erwirken.« ff) Ersatz des regelrechten Sündopfers für Unbemittelte und für ganz Arme (Fortsetzung zu 4,35)»Wenn aber sein Vermögen zur Beschaffung eines Stückes Kleinvieh nicht ausreicht, so bringe er als seine Buße für das, wodurch er sich vergangen hat, dem HERRN zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben dar, die eine zum Sündopfer, die andere zum Brandopfer. Er bringe sie also zum Priester, und dieser soll die zum Sündopfer bestimmte zuerst darbringen, und zwar so, daß er ihr den Kopf dicht beim Genick abknickt, doch ohne ihn ganz abzutrennen. Dann soll er etwas von dem Blut des Sündopfers an die Wand des Altars sprengen, das übrige Blut aber an den Fuß des Altars ausdrücken: so ist es ein Sündopfer. Die andere Taube aber soll er in der vorgeschriebenen Weise zum Brandopfer herrichten. Wenn der Priester ihm so Sühne für das Vergehen, das er sich hat zu Schulden kommen lassen, erwirkt hat, wird ihm Vergebung zuteil werden. – Wenn aber sein Vermögen nicht einmal zur Beschaffung zweier Turteltauben oder zweier jungen Tauben ausreicht, so bringe er als seine Opfergabe für das, wodurch er sich vergangen hat, ein Zehntel Epha Feinmehl als Sündopfer dar, ohne jedoch Öl daraufzugießen oder Weihrauch hinzuzufügen; denn es ist ein Sündopfer. Er bringe es also zum Priester, und der Priester nehme eine Handvoll davon als den zum Duftopfer bestimmten Teil und lasse es auf dem Altar über den Feueropfern des HERRN in Rauch aufgehen: so ist es ein Sündopfer. Wenn der Priester ihm so für sein Vergehen, das er sich in irgendeinem der ebengenannten Fälle hat zu Schulden kommen lassen, Sühne erwirkt hat, wird ihm Vergebung zuteil werden. (Was dann von dem Sündopfer noch übrig ist) soll dem Priester gehören wie das (gewöhnliche) Speisopfer.« e) Vorschriften in betreff der Schuldopfera) Bei Veruntreuung heiliger AbgabenWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Wenn jemand eine Veruntreuung begeht, daß er sich unvorsätzlich an Dingen vergreift, die dem HERRN geheiligt sind, so soll er dem HERRN als sein Schuldopfer einen fehlerlosen Widder von seinem Kleinvieh, der nach deiner Schätzung mindestens zwei Schekel Silber nach dem Gewicht des HeiligtumsVollgewicht des Silberschekels (vgl. 2.Mose 30,13), 13 Gramm. wert ist, als Schuldopfer darbringen. Außerdem soll er den Betrag, um den er das Heiligtum freventlich geschädigt hat, erstatten und noch ein Fünftel des Betrags dazulegen und es dem Priester übergeben. Wenn der Priester ihm dann durch den als Schuldopfer dargebrachten Widder Sühne erwirkt hat, wird ihm Vergebung zuteil werden.« b) Bei unbewußter Verschuldung»Wenn sich aber jemand vergeht, indem er unwissentlich irgend etwas tut, was man nach den Geboten des HERRN nicht tun darf, und er unbewußt in Schuld geraten ist und ein Unrecht auf sich geladen hat, so soll er einen fehlerlosen Widder von seinem Kleinvieh nach deiner Schätzung als Schuldopfer zum Priester bringen. Wenn der Priester ihm dann für sein Vergehen, das er unwissentlich begangen hat, Sühne erwirkt hat, so wird ihm Vergebung zuteil werden. Es ist ein Schuldopfer; er hat sich ja doch gegen den HERRN verschuldet.« c) Bei Schädigung des Eigentums eines MitmenschenWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Wenn jemand sich versündigt und sich eine Veruntreuung gegen den HERRN zu Schulden kommen läßt, indem er seinem Volksgenossen gegenüber etwas Anvertrautes oder Hinterlegtes oder Entwendetes ableugnet oder seinen Volksgenossen um etwas übervorteilt oder etwas Verlorenes gefunden hat und es verhehlt, oder wenn er falsch schwört in bezug auf irgendeine Handlung, durch die sich jemand versündigen kann – wenn er sich also auf solche Weise vergangen hat und in Verschuldung geraten ist, so soll er das Entwendete, das er an sich gebracht, oder das Erpreßte, das er sich mit Unrecht angeeignet hat, oder das Anvertraute, das ihm in Verwahrung gegeben worden ist, oder das Verlorene, das er gefunden hat, zurückgeben oder alles, in bezug worauf er falsch geschworen hat, zurückerstatten, und zwar soll er es nach seinem vollen Wert erstatten und noch ein Fünftel des Betrags dazulegen: wem es zukommt, dem soll er es erstatten am Tage, an dem er sein Schuldopfer darbringt. Als seine Buße für den HERRN aber soll er einen fehlerlosen Widder von seinem Kleinvieh nach deiner Schätzung als Schuldopfer zum Priester bringen. Wenn der Priester ihm dann Sühne vor dem HERRN erwirkt hat, wird ihm Vergebung zuteil werden für alle Handlungen, durch deren Begehung er sich eine Verschuldung zugezogen hat.«A.Ü.: Handlungen, durch die jemand sich verschulden kann. f) Weitere Opfervorschriften, besonders über Pflichten und Anteile der Priesteraa) Vorschriften für die Priester in betreff des täglichen BrandopfersWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Gib Aaron und seinen Söhnen folgende Weisungen: Diese Vorschriften gelten für das Brandopfer: Dieses, das Brandopfer, soll auf dem Altar da, wo es angezündet worden ist, die ganze Nacht hindurch bis zum Morgen verbleiben, und das Altarfeuer soll dadurchoder: »damit« = vermittels desselben unterhalten werden; oder: »daran«, d.h. an dem Brandopfer brennend erhalten werden. brennend erhalten werden. Der Priester soll sein linnenes Gewand anziehen und sich die linnenen Beinkleider an den Leib legen und die Fettasche, in welche das Feuer das Brandopfer auf dem Altar verbrannt hat, wegräumen und sie neben den Altar schütten. Alsdann soll er seine (linnenen) Kleider ausziehen und andere (gewöhnliche) Kleider anlegen und die Asche an einen reinen Ort vor das Lager hinausschaffen. Das Feuer aber auf dem Altar soll dadurch in Brand erhalten werden und darf nicht erlöschen: jeden Morgen soll der Priester Holzscheite auf dem Altar anzünden und das (Morgen-) Brandopfer auf ihm zurechtlegen und über ihm die Fettstücke der Heilsopfer in Rauch aufgehen lassen. Ein beständiges Feuer soll auf dem Altar unterhalten werden; es darf nie erlöschen!« bb) Vorschriften für die Priester in betreff des (täglichen?) Speisopfers»Folgende Vorschriften aber gelten für das Speisopfer: Die Söhne Aarons sollen es vor den HERRN an die Vorderseite des Altars heranbringen. Dann nehme er eine Handvoll davon, nämlich von dem Feinmehl des Speisopfers und von dessen Öl, dazu den gesamten Weihrauch, der auf dem Speisopfer liegt, und lasse es auf dem Altar in Rauch aufgehen als ein Feueropfer lieblichen Geruchs, als den Duftteil davon für den HERRN. Was dann (von dem Speisopfer) noch übrig ist, sollen Aaron und seine Söhne essen; ungesäuert soll es an heiliger Stätte verzehrt werden; im Vorhof des Offenbarungszeltes sollen sie es essen. Es darf nicht mit Sauerteig gebacken werden; es ist ihr Anteil, den ich ihnen von meinen Feueropfern zugewiesen habe: hochheilig ist es wie das Sündopfer und wie das Schuldopfer. Alle männlichen Personen unter den Nachkommen Aarons dürfen es genießen; eine für ewige Zeiten festgesetzte Gebühr von den Feueropfern des HERRN soll es von Geschlecht zu Geschlecht sein. Jeder (Unbefugte), der diese Dinge berührt, soll dem Heiligtum verfallen sein.« cc) Vorschriften in betreff des Speisopfers des HohenpriestersWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Dies soll die Opfergabe Aarons und seiner Söhne sein, die sie dem HERRN darzubringen haben an dem Tage, an welchem er gesalbt wird: ein Zehntel Epha Feinmehl als regelmäßiges Speisopfer, die eine Hälfte davon am Morgen, die andere Hälfte am Abend. Auf einer Platte soll es mit Öl zubereitet werden; zusammengerührt sollst du es darbringen; zerbröckelt zu einem Brockenspeisopfer sollst du es darbringen als einen lieblichen Geruch für den HERRN. Auch der Priester, der an Aarons Statt aus der Zahl seiner Söhne gesalbt ist, soll es als eine auf ewige Zeiten festgesetzte Gebühr für den HERRN herrichten: als Ganzopfer soll es verbrannt werden; denn jedes Speisopfer eines Priesters soll ein Ganzopfer sein: es darf nichts davon gegessen werden.« dd) Vorschriften besonders für die Priester in betreff des SündopfersWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Rede mit Aaron und seinen Söhnen und gebiete ihnen: Folgende Vorschriften gelten für das Sündopfer: An dem Orte, wo das Brandopfer geschlachtet wird, soll auch das Sündopfer vor dem HERRN geschlachtet werden: es ist hochheilig. Der Priester, der das Sündopfer darbringt, soll es verzehren; an heiliger Stätte soll es gegessen werden, nämlich im Vorhof des Offenbarungszeltes. Jeder (Unbefugte), der sein Fleischd.h. das Fleisch dieses Opfers. berührt, soll dem Heiligtum verfallen sein; und wenn etwas von seinem Blut an ein Kleid spritzt, so mußt du das Kleidungsstück, an das es gespritzt ist, an heiliger Stätte waschen. Ein irdenes Gefäß, in dem man es gekocht hat, muß zerbrochen werden; ist es aber in einem kupfernen Gefäß gekocht worden, so muß dieses gescheuert und mit Wasser ausgespült werden. Alle männlichen Personen der Priesterschaft dürfen davon essen: es ist hochheilig. Aber von allen Sündopfern, von deren Blut ein Teil in das Offenbarungszelt gebracht worden ist, (damit) im Heiligtum die Sühnung zu vollziehen, darf nichts gegessen werden, sondern sie sind im Feuer zu verbrennen.« ee) Vorschriften in betreff des Schuldopfers»Folgende Vorschriften gelten für das Schuldopfer: es ist hochheilig. An dem Orte, wo man das Brandopfer schlachtet, soll man auch das Schuldopfer schlachten, und sein Blut soll man ringsum an den Altar sprengen; das gesamte Fett des Tieres aber soll man darbringen, nämlich den Fettschwanz und das Fett, das die Eingeweide bedeckt, ferner die beiden Nieren samt dem Fett, das an ihnen, an den Lendenmuskeln sitzt, und den Lappen an der Leber – bei den Nieren soll man es ablösen. Dies alles soll der Priester dann auf dem Altar als ein Feueropfer für den HERRN in Rauch aufgehen lassen: so ist es ein Schuldopfer. Alle männlichen Personen der Priesterschaft dürfen davon essen; an heiliger Stätte muß es gegessen werden: es ist hochheilig. Wie mit dem Sündopfer, so soll auch mit dem Schuldopfer verfahren werden; dieselbe Bestimmung soll für beide gelten: es soll dem Priester gehören, der die Sühnung mit ihm vollzogen hat. ff) Anhang über den Anteil des Priesters an Privat-Brandopfern und Privat-SpeisopfernEbenso soll dem Priester, der jemandes Brandopfer darbringt, das Fell des Brandopfertieres gehören, das er dargebracht hat. Ebenso soll jedes Speisopfer, das im Ofen gebacken, sowie alles, was in der Pfanne oder auf der Platte zubereitet worden ist, dem Priester gehören, der es darbringt. Aber jedes Speisopfer, das mit Öl gemengt oder trocken ist, soll allen Söhnen Aarons gehören, dem einen wie dem andern.« gg) Vorschriften für verschiedene Arten von Heilsopfern (vgl. Kap. 3)»Folgende Vorschriften gelten für das Heilsopfer, das man dem HERRN darbringt: Wenn jemand es zum Zweck der Danksagung darbringt, so soll er außer dem Dank-Schlachtopfer noch ungesäuerte, mit Öl gemengte Kuchen und ungesäuerte, mit Öl bestrichene Fladen und mit Öl eingerührtes Feinmehl darbringen; nebst KuchenA.Ü.: auf Kuchen. von gesäuertem Brotteig soll er seine Opfergabe darbringen, außer dem Opfertier, in welchem sein Dank-Heilsopfer besteht. Und zwar soll er davon je ein Stück von jeder Opfergabe als Hebe für den HERRN darbringen; (was dann noch übrig ist) soll dem Priester gehören, der das Blut des Heilsopfers an den Altar gesprengt hat. Das Fleisch des Tieres aber, das als Dank-Heilsopfer geschlachtet wird, muß noch am Tage seiner Darbringung gegessen werden: man darf nichts davon bis zum nächsten Morgen übriglassen. – Wenn aber die Opfergabe eines Schlachttieres infolge eines Gelübdes dargebracht wird oder eine freiwillige Leistung ist, so soll zwar das Fleisch am Tage der Darbringung des Schlachtopfers gegessen werden; jedoch darf das, was etwa davon übriggeblieben ist, auch noch am folgenden Tage gegessen werden. Was aber dann noch vom Fleisch des Opfertieres am dritten Tage übrig ist, muß im Feuer verbrannt werden; denn wenn man vom Fleisch seines Heilsopfers noch am dritten Tage äße, so würde dies nicht gottwohlgefällig sein; es würde dem, der es dargebracht hat, nicht zugerechnet werden, sondern als Greuel gelten, und jeder, der davon äße, würde eine Verschuldung auf sich laden. – Auch solches Fleisch, das mit etwas Unreinem in Berührung gekommen ist, darf nicht gegessen werden, sondern ist im Feuer zu verbrennen. Was sonst aber das Opferfleisch betrifft, so darf jeder Reine es genießen; aber ein Mensch, der im Zustand der Unreinheit Fleisch von einem Heilsopfer genießt, das dem HERRN gehört, die Seele eines solchen Menschen soll aus seinen Volksgenossen ausgerottet werden. Wenn ferner jemand mit irgend etwas Unreinem in Berührung gekommen ist, sei es mit einem unreinen Menschen oder mit einem unreinen Haustier oder mit irgendeinem unreinen Gewürm, und trotzdem von dem Fleisch eines Heilsopfers ißt, das dem HERRN gehört, ein solcher Mensch soll aus seinen Volksgenossen ausgerottet werden.« hh) Verbot des Genusses von Fett und BlutWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Gib den Israeliten folgende Weisung: Keinerlei Fett von Rindern, Schafen und Ziegen dürft ihr genießen! Das Fett von verendeten oder zerrissenen Tieren darf zwar zu beliebigen Zwecken verwendet werden, aber genießen dürft ihr es nimmermehr; denn jeder, der Fett von den Haustieren genießt, von denen man dem HERRN Feueropfer darbringt, dessen Seele soll, weil er es genossen hat, aus seinen Volksgenossen ausgerottet werden.W.: ausgerottet wird die Seele (= Person), welche ißt, aus ihren Volksgenossen. Ebenso dürft ihr, wo ihr auch wohnen mögt, kein Blut genießen, weder von Vögeln noch von vierfüßigen Tieren. Ein jeder, der irgendwelches Blut genießt, dessen Seele soll aus seinen Volksgenossen ausgerottet werden.« ii) Bestimmungen über die Opferanteile der Priester bei den HeilsopfernWeiter gebot der HERR dem Mose: »Gib den Israeliten folgende Weisungen: Wer dem HERRN ein Heilsopfer darbringt, soll dem HERRN von seinem Heilsopfer den gebührenden Anteil zukommen lassen. Mit eigenen Händen soll er die zum Feueropfer für den HERRN bestimmten Stücke herbeibringen; nämlich das Fett samt der Brust soll er herbeibringen, und zwar die Brust, damit sie als Webeopfer vor dem HERRN gewebt werde. Das Fett soll der Priester dann auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen, die Brust aber soll Aaron und seinen Söhnen gehören. Auch die rechte Keule sollt ihr als Hebe dem Priester von euren Heilsopfern geben. Wer von den Söhnen Aarons das Blut und das Fett der Heilsopfer darbringt, dem soll die rechte Keule als Anteil gehören. Denn die Webebrust und die Hebekeule habe ich von den Israeliten als meinen Anteil an ihren Heilsopfern genommen und habe sie dem Priester Aaron und seinen Söhnen als eine von seiten der Israeliten ewig zu leistende Gebühr überwiesen.« jj) SchlußbemerkungenDies ist der Anteil Aarons und seiner Söhne an den Feueropfern des HERRN, der ihnen überwiesen worden ist an dem Tage, als der HERR sie zu sich herantreten ließ, damit sie ihm als Priester dienten. Diesen Anteil hat der HERR ihnen als eine von seiten der Israeliten zu leistende Gebühr an dem Tage, als er sie salbte, überwiesen; es ist eine ewige, für ihre Geschlechter verbindliche Gebühr. Dies sind die Vorschriften in betreff des Brandopfers, des Speisopfers, des Sündopfers, des Schuldopfers, des Einweihungsopfers und des Heilsopfers, wie sie der HERR dem Mose auf dem Berge Sinai geboten hat an dem Tage, als er den Israeliten gebot, ihre Opfergaben dem HERRN darzubringen, in der Wüste Sinai. 2. Einkleidung, Weihe und Amtsantritt der Priester (Kap. 8-10) (2.Mose 29)a) Weihe Aarons und seiner vier SöhneHierauf gebot der HERR dem Mose folgendes: »Nimm Aaron und seine Söhne mit ihm, dazu die heiligen Kleider und das Salböl, ferner den jungen Stier zum Sündopfer, die beiden Widder sowie den Korb mit dem ungesäuerten Backwerk, und versammle die ganze Gemeinde am Eingang des Offenbarungszeltes!« Mose tat, wie der HERR ihm geboten hatte; und als die Gemeinde sich am Eingang des Offenbarungszeltes versammelt hatte, sagte Mose zu der Gemeinde: »Dies ist es, was der HERR zu tun geboten hat.« a) Waschung, Einkleidung und Salbung der PriesterHierauf ließ Mose Aaron mit seinen Söhnen herantreten und nahm eine Waschung mit Wasser an ihnen vor; dann ließ er ihn das Unterkleid anlegen, umgürtete ihn mit dem Gürtel, bekleidete ihn mit dem Obergewand, legte ihm das Schulterkleid darüber an, umgürtete ihn mit der Binde des Schulterkleides und legte es ihm vermittels dieser fest an. Dann befestigte er auf demselben das Brustschild und tat die heiligen Lose Urim und Thummim in das Brustschild hinein. Hierauf setzte er ihm den Kopfbund auf das Haupt und befestigte an der Vorderseite des Kopfbundes das goldene Stirnblatt, das heilige Diadem, wie der HERR dem Mose geboten hatte. Dann nahm Mose das Salböl, salbte die heilige Wohnung und alles, was sich in ihr befand, und heiligte sie so; auch sprengte er etwas davon siebenmal auf den Altar und salbte den Altar nebst allen seinen Geräten, auch das Becken samt seinem Gestell, um sie dadurch zu weihen. Hierauf goß er dem Aaron etwas von dem Salböl auf das Haupt und salbte ihn, um ihn dadurch zu weihen. Dann ließ Mose die Söhne Aarons herantreten, ließ sie die Unterkleider anziehen, umgürtete sie mit den Gürteln und setzte ihnen die hohen Mützen auf, wie der HERR dem Mose geboten hatte. b) Das PriestersündopferDann ließ er den jungen Stier zum Sündopfer heranführen, und Aaron und seine Söhne legten ihre Hände fest auf den Kopf des Sündopferstieres. Hierauf schlachtete man ihn, Mose nahm das Blut, strich etwas davon mit seinem Finger an die Hörner des Altars ringsum und entsündigte so den Altar; das (übrige) Blut aber goß er an den Fuß des Altars und heiligte ihn so, indem er die Sühngebräuche an ihm vollzog. Dann nahm man das ganze Fett, das an den Eingeweiden saß, sowie den Lappen an der Leber und die beiden Nieren samt dem Fett daran, und Mose ließ es auf dem Altar in Rauch aufgehen; den Stier aber samt seinem Fell, seinem Fleisch und dem Inhalt seiner Gedärme verbrannte man in einem Feuer außerhalb des Lagers, wie der HERR dem Mose geboten hatte. c) Das BrandopferDann ließ er den Widder zum Brandopfer herbeibringen, und Aaron und seine Söhne legten ihre Hände fest auf den Kopf des Widders. Dann schlachtete man ihn, und Mose sprengte das Blut ringsum an den Altar; den Widder aber zerlegte man in seine Stücke, und Mose ließ den Kopf sowie die Fleischstücke und das Fett in Rauch aufgehen. Nachdem man dann die Eingeweide und die Beine mit Wasser abgewaschen hatte, ließ Mose den ganzen Widder auf dem Altar in Rauch aufgehen: so war es ein Brandopfer zu lieblichem Geruch, ein Feueropfer für den HERRN, wie der HERR dem Mose geboten hatte. d) Einweihungsopfer und BesprengungHierauf ließ er den zweiten Widder, den Einweihungswidder, herbeibringen, und Aaron und seine Söhne legten ihre Hände fest auf den Kopf des Widders. Dann schlachtete man ihn, und Mose nahm etwas von seinem Blut und strich es an das rechte Ohrläppchen Aarons sowie an den Daumen seiner rechten Hand und an die große Zehe seines rechten Fußes. Dann ließ Mose die Söhne Aarons herantreten und strich etwas von dem Blut an ihr rechtes Ohrläppchen sowie an ihren rechten Daumen und an die große Zehe ihres rechten Fußes; das (übrige) Blut aber sprengte Mose ringsum an den Altar. Hierauf nahm er das Fett, nämlich den Fettschwanz und alles Fett, das an den Eingeweiden saß, ferner den Lappen an der Leber, sowie die beiden Nieren samt ihrem Fett und die rechte Keule; weiter nahm er aus dem Korbe mit dem ungesäuerten Backwerk, der vor dem HERRN stand, einen ungesäuerten Kuchen sowie einen mit Öl zubereiteten Brotkuchen und einen Fladen, legte dies auf die Fettstücke und auf die rechte Keule, gab dann dies alles dem Aaron und seinen Söhnen in die Hände und ließ es als WebeopferWebeopfer bezeichnet eine Opfergabe, die in den Händen (meist des Priesters) gewebt, d.h. hin- und hergeschwungen und dadurch Gott geweiht wurde. Bisweilen ist es einfach = Weihgabe. vor dem HERRN weben. Dann nahm Mose ihnen alles wieder aus den Händen zurück und ließ es auf dem Altar über dem Brandopfer in Rauch aufgehen; so war es ein EinweihungsopferW.: eine Füllung (weil die Hände der Priester mit den in V.25 u. 26 erwähnten Opfergaben gefüllt wurden); vgl. 2.Mose 28,41. zu lieblichem Geruch, ein Feueropfer für den HERRN. Dann nahm Mose die Brust und webte sie als Webeopfer vor dem HERRN; von dem Einweihungswidder fiel sie dem Mose als Anteil zu, wie der HERR dem Mose geboten hatte. Hierauf nahm Mose etwas von dem Salböl und von dem Blut, das sich auf dem Altar befand, und besprengte damit Aaron und seine Kleider sowie dessen Söhne und deren Kleider und weihte so Aaron und seine Kleider sowie dessen Söhne mit ihm nebst deren Kleidern. ee) Vorschriften in betreff des Opfermahles und der siebentägigen AbsonderungHierauf gebot Mose dem Aaron und dessen Söhnen: »Kocht das Fleisch am Eingang zum Offenbarungszelt und eßt es dort mitsamt dem Brot, das sich in dem zum Einweihungsopfer gehörigen Korb befindet, wie es mir geboten worden ist mit den Worten: ›Aaron und seine Söhne sollen es essen.‹ Was dann aber von dem Fleisch und dem Brot übrigbleibt, müßt ihr im Feuer verbrennen. Auch dürft ihr sieben Tage lang nicht vom Eingang des Offenbarungszeltes weggehen bis zu dem Tage, an dem die für euer Einweihungsopfer festgesetzte Zeit abgelaufen ist; denn sieben Tage lang soll eure Einweihung dauern.W.: sollen eure Hände gefüllt werden. Wie man heute verfahren ist, so soll man nach des HERRN Gebot (auch an den folgenden Tagen) tun, um Sühne für euch zu erwirken. Ihr müßt also sieben Tage lang Tag und Nacht am Eingang des Offenbarungszeltes bleiben und die Verordnungen des HERRN beobachten, damit ihr nicht sterbt; denn so ist mir geboten worden.« So taten denn Aaron und seine Söhne alles, was der HERR durch Mose geboten hatte. b) Das erste feierliche Opfer Aarons und seiner Söhnea) Die VorbereitungenAm achten Tage aber berief Mose Aaron und dessen Söhne sowie die Ältesten der Israeliten und gebot dem Aaron: »Nimm dir ein junges Rind zum Sündopfer und einen Widder zum Brandopfer, beides fehlerlose Tiere, und bringe sie vor dem HERRN dar. Den Israeliten aber gebiete folgendes: ›Nehmt einen Ziegenbock zum Sündopfer sowie ein Kalb und ein Schaf, beides einjährige, fehlerlose Tiere, zum Brandopfer; ferner einen Stier und einen Widder zum Heilsopfer, um sie vor dem HERRN zu schlachten; dazu ein mit Öl gemengtes Speisopfer; denn heute wird der HERR euch erscheinen.‹« Da brachten sie das, was Mose befohlen hatte, vor das Offenbarungszelt, und die ganze Gemeinde kam herbei und stellte sich vor dem HERRN auf. Dann sagte Mose: »Dies ist es, was der HERR euch zu tun geboten hat, damit euch die Herrlichkeit des HERRN erscheine.« Hierauf sagte Mose zu Aaron: »Tritt an den Altar und bringe dein Sündopfer und dein Brandopfer dar, damit du für dich [und für das Volk] Sühne erwirkst; danach bringe die Opfergabe des Volkes dar, damit du auch für sie Sühne erwirkst, wie der HERR geboten hat.« b) Das hohepriesterliche Sünd- und BrandopferDa trat Aaron an den Altar heran und schlachtete das Kalb, das zum Sündopfer für ihn selbst bestimmt war. Hierauf reichten seine Söhne ihm das Blut dar, und er tauchte seinen Finger in das Blut und strich etwas davon an die Hörner des Altars; das (übrige) Blut aber goß er an den Fuß des Altars. Dann ließ er das Fett sowie die Nieren und den Lappen an der Leber von dem Sündopfertier auf dem Altar in Rauch aufgehen, wie der HERR dem Mose geboten hatte; das Fleisch aber und das Fell verbrannte man in einem Feuer außerhalb des Lagers. Hierauf schlachtete er das Brandopfertier, und seine Söhne reichten ihm das Blut, das er ringsum an den Altar sprengte. Dann reichten sie ihm das in Stücke zerlegte Brandopfer samt dem Kopf, und er ließ es auf dem Altar in Rauch aufgehen. Nachdem er dann die Eingeweide und die Beine gewaschen hatte, ließ er sie auf dem Altar über dem Brandopfer in Rauch aufgehen. c) Die vier Opfer für das VolkHierauf brachte er die Opfergabe des Volkes dar: er nahm den Bock, der zum Sündopfer für das Volk bestimmt war, schlachtete ihn und brachte ihn als Sündopfer dar wie das vorige Sündopfer. Dann brachte er das Brandopfer dar und verfuhr dabei auf die vorgeschriebene Weise. Weiter brachte er das Speisopfer dar, nahm von demselben eine Handvoll und ließ es auf dem Altar in Rauch aufgehen, [außer dem Morgenbrandopfer]. Endlich schlachtete er das Rind und den Widder als Heilsopfer für das Volk; seine Söhne reichten ihm dabei das Blut, das er ringsum an den Altar sprengte. Die Fettstücke von dem Rind aber, ferner von dem Widder den Fettschwanz und das die Eingeweide bedeckende Fett nebst den Nieren und dem Lappen an der Leber – diese Fettstücke legten sie auf die Bruststücke, und er ließ dann die Fettstücke auf dem Altar in Rauch aufgehen; die Bruststücke aber und die rechte Keule webte Aaron als Webeopfer vor dem HERRN, wie Mose geboten hatte. d) Zwiefache Segnung des Volkes; Erscheinen der Herrlichkeit des Herrn; das Feuer Gottes verzehrt die Opfer AaronsHierauf erhob Aaron seine Hände gegen das Volk hin und segnete es; dann stieg er (vom Altar) herab, nachdem er das Sündopfer, das Brandopfer und das Heilsopfer dargebracht hatte. Dann begaben sich Mose und Aaron in das Offenbarungszelt hinein, und als sie wieder herausgetreten waren, segneten sie das Volk. Da erschien die Herrlichkeit des HERRN dem ganzen Volk: Feuer ging von dem HERRN aus und verzehrte das Brandopfer und die Fettstücke auf dem Altar. Als das ganze Volk dies sah, jubelten sie und warfen sich auf ihr Angesicht nieder. c) Die erste priesterliche Verfehlung im Gottesdienst und ihre Bestrafung; einige Vorschriften für die Priestera) Nadabs und Abihus Versündigung und TodDie Söhne Aarons aber, Nadab und Abihu, nahmen beide ihre Räucherpfannen, taten glühende Kohlen hinein, legten Räucherwerk darauf und brachten so dem HERRN ein ungehöriges Feueropfer dar, das er ihnen nicht geboten hatte. Da ging Feuer vom HERRN aus und verzehrte sie, so daß sie vor dem HERRN starben. Da sagte Mose zu Aaron: »Hier trifft das ein, was der HERR angekündigt hat mit den Worten: ›An denen, die mir nahestehen, will ich mich als den Heiligen erweisen und vor dem ganzen Volk meine Herrlichkeit offenbaren.‹« Aaron aber sagte kein Wort. Darauf rief Mose den Misael und den Elzaphan, die Söhne Ussiels, des Oheims Aarons, herbei und befahl ihnen: »Tretet herzu und tragt eure Verwandten aus dem Heiligtum hinweg vor das Lager hinaus!« Da traten sie herzu und trugen sie in ihren (leinenen) Unterkleidern weg vor das Lager hinaus, wie Mose ihnen befohlen hatte. b) Vorschriften für die Priester betreffs Ausübung von TrauergebräuchenDarauf sagte Mose zu Aaron und dessen Söhnen Eleasar und Ithamar: »Ihr dürft euer Haupthaar nicht auflösen und eure Kleider nicht zerreißen; sonst müßtet ihr sterben, und der HERR würde der ganzen Gemeinde zürnen. Doch eure Volksgenossen, das ganze Haus Israel, mögen über den Brand weinen, den der HERR angerichtet hat. Auch dürft ihr euch nicht vom Eingang des Offenbarungszeltes entfernen, damit ihr nicht sterbt; denn das Salböl des HERRN ist auf euch (gekommen).« So taten sie denn nach der Weisung Moses. c) Verbot des Weingenusses für die Priester während ihrer amtlichen TätigkeitHierauf gebot der HERR dem Aaron folgendes: »Wein und berauschendes Getränk dürft ihr, du und deine Söhne mit dir, nicht trinken, wenn ihr in das Offenbarungszelt eintretet, damit ihr nicht sterbt – das ist eine ewiggültige Verordnung für alle eure Geschlechter – : (ihr sollt lernen,) einen Unterschied zwischen dem Heiligen und Unheiligen, zwischen dem Reinen und Unreinen zu machen, und sollt die Israeliten in allen Satzungen unterweisen, die der HERR euch durch den Mund Moses verkündigt hat.« d) Über das Verzehren des Priesteranteils an Speis- und FriedensopfernHierauf gebot Mose dem Aaron und dessen Söhnen Eleasar und Ithamar, die ihm noch übriggeblieben waren: »Nehmt das Speisopfer, das von den Feueropfern des HERRN noch übrig ist, und eßt es ungesäuert neben dem Altar; denn es ist hochheilig. Und zwar müßt ihr es an heiliger Stätte verzehren, denn es ist der für dich und deine Söhne bestimmte Anteil von den Feueropfern des HERRN – so ist mir geboten worden. Die Webebrust aber und die Hebekeule sollt ihr, du und deine Söhne und deine Töchter mit dir, an einer reinen Stätte essen; denn als der für dich und deine Söhne bestimmte Anteil von den Heilsopfern der Israeliten sind sie euch überwiesen worden. Die Hebekeule und die Webebrust soll man mitsamt den zu Feueropfern bestimmten Fettstücken herbringen, um sie als Webeopfer vor dem HERRN zu weben; dann sollen sie dir und deinen Söhnen mit dir als eine für ewige Zeiten festgesetzte Gebühr zufallen, wie der HERR geboten hat.« ee) Über den Genuß des Fleisches des für das Volk dargebrachten SündopferbockesAls Mose dann aber eifrig nach dem Sündopferbock suchte, stellte es sich heraus, daß er verbrannt worden war! Da geriet er über Eleasar und Ithamar, die übriggebliebenen Söhne Aarons, in heftigen Zorn und fragte: »Warum habt ihr das Sündopferfleisch nicht an heiliger Stätte gegessen? Es ist ja doch hochheilig, und der HERR hat es euch gegeben, damit ihr die Schuld der Gemeinde wegschafft, indem ihr ihnen Sühne vor dem HERRN erwirkt. Bedenkt doch! Das Blut davon ist nicht ins Innere des Heiligtums gebracht worden; darum hättet ihr es unbedingt im heiligen Bezirk essen müssen, wie ich geboten habe!« Da antwortete Aaron dem Mose: »Bedenke doch: heute haben (meine Söhne) ihr Sündopfer und ihr Brandopfer vor dem HERRN dargebracht, und mich hat trotzdem solches Geschick betroffen! Wenn ich nun heute Sündopferfleisch genossen hätte, würde das dem HERRN wohlgefällig gewesen sein?« Als Mose das hörte, erkannte er es als begründet an. 3. Reinigkeitsgesetze und der große Versöhnungstag (Kap. 11-16)a) Verordnungen über die reinen und unreinen Tiere (5.Mose 14)Hierauf gebot der HERR dem Mose und Aaron folgendes: »Teilt den Israeliten folgende Verordnung mit: Dies sind die Tiere, die ihr von allen Vierfüßlern auf der Erde essen dürft: Alles, was unter den Vierfüßlern gespaltene Klauen hat, und zwar ganz durchgespaltene Klauen, und was zugleich wiederkäut, das dürft ihr essen. Nur folgende Tiere dürft ihr von den Wiederkäuern und von denen, die gespaltene Klauen haben, nicht essen: das Kamel, denn es ist zwar ein Wiederkäuer, hat aber keine durchgespaltenen Klauen: als unrein soll es euch gelten; – ferner den Klippdachs; denn er ist zwar ein Wiederkäuer, hat aber keine gespaltenen Klauen: als unrein soll er euch gelten; – ferner den Hasen; denn er ist zwar ein Wiederkäuer, hat aber keine gespaltenen Klauen: als unrein soll er euch gelten; – ferner das Schwein; denn es hat zwar gespaltene Klauen und sogar ganz durchgespaltene Klauen, ist aber kein Wiederkäuer: als unrein soll es euch gelten. Vom Fleisch dieser Tiere dürft ihr nicht essen und ihren toten Körper nicht berühren: als unrein sollen sie euch gelten. Folgende Tiere dürft ihr von allen im Wasser lebenden Tieren essen: Alles, was Flossen und Schuppen hat im Wasser, in den Meeren und in den Flüssen, das dürft ihr essen; alles aber, was in den Meeren und Flüssen keine Flossen und Schuppen hat unter allen Geschöpfen, von denen das Wasser wimmelt, und unter allen lebenden Wesen, die sich im Wasser befinden, die sollen euch ein Greuel sein, ja ein Greuel sollen sie euch sein: von ihrem Fleisch dürft ihr nichts genießen, und vor ihren toten Körpern sollt ihr einen Abscheu haben. Alle Wassertiere, die keine Flossen und Schuppen haben, sollen euch ein Greuel sein. Von den Vögeln aber sollt ihr folgende verabscheuen, die nicht gegessen werden dürfen, sondern ein Greuel sind: den Adler, den Bartgeier, den Lämmergeier, die Weihe, alle Falkenarten, alle Arten der Raben, den Strauß, die Schwalbe, die Möwe, alle Arten Habichte, das Käuzchen, den Sturzpelikan, den Uhu, die Eule, den Pelikan, den Erdgeier, den Storch und alle Reiherarten, den Wiedehopf und die Fledermaus. Alle kleinen geflügelten Tiere [die auf vier Beinen gehen,] sollen euch ein Greuel sein. Nur diejenigen von allen geflügelten kleinen Tieren dürft ihr essen, die auf vier Beinen gehen und oberhalb ihrer vier Beine noch ein Paar Springbeine haben, um mit ihnen auf der Erde zu hüpfen. Von diesen dürft ihr die folgenden essen: alle Arten der Zugheuschrecke, alle Arten der Solhamheuschrecke, alle Arten der Hargolheuschrecke und alle Arten der Hagabheuschrecke. Aber alle übrigen geflügelten kleinen Tiere [die vier Beine haben,] sollen euch ein Greuel sein.« Bestimmungen über die Verunreinigung durch Berührung der toten Körper unreiner (und reiner) Tiere»Durch folgende Tiere also verunreinigt ihr euch – jeder, der ihre toten Körper berührt, ist bis zum Abend unrein, und jeder, der etwas von ihrem toten Körper trägt, muß seine Kleider waschen und ist bis zum Abend unrein –: ihr werdet also unrein durch alle Tiere, die zwar gespaltene, aber nicht ganz durchgespaltene Klauen haben und keine Wiederkäuer sind: sie sollen euch als unrein gelten; wer sie berührt, wird dadurch unrein. Auch alle vierfüßigen Tiere, die auf Tatzen gehen, sollen euch als unrein gelten; wer ihre toten Körper berührt, ist bis zum Abend unrein, und wer ihre toten Körper trägt, muß seine Kleider waschen und ist bis zum Abend unrein; sie sollen euch als unrein gelten. Weiter sollen folgende Tiere euch unter den kleinen Tieren, von denen die Erde wimmelt, als unrein gelten: das Wiesel, die Maus, alle Arten Eidechsen, nämlich der Mauergecko, der Dornschwanz, der Schleuderschwanz, der Salamander und das Chamäleon. Diese sollen euch unter allen kleinen Tieren als unrein gelten; wer sie berührt, wenn sie tot sind, ist bis zum Abend unrein. Auch jeder Gegenstand, auf den eins von ihnen, wenn sie tot sind, gefallen ist, wird unrein: jedes Holzgerät oder Kleidungsstück oder Fell oder Sack, jedes Gerät, mit dem irgendeine Arbeit verrichtet wird, muß ins Wasser getan werden und ist bis zum Abend unrein; dann wird es wieder rein. Auch jedes irdene Geschirr, in das eins von ihnen hineinfällt, wird samt seinem ganzen Inhalt unrein, und ihr müßt es zerschlagen. Jede Speise, die gegessen zu werden pflegt und an die solches Wasser kommt, wird unrein; und jede Flüssigkeit, die man zu trinken pflegt, wird in jedem (derartigen) Gefäß unrein. Auch alles, worauf eins von solchen toten Tieren fällt, wird unrein; ein Backofen oder Kochherd muß eingerissen werden: sie sind unrein und sollen euch als unrein gelten; nur Quellen und Zisternen, also Wasseransammlungen, bleiben rein; wer aber das hineingefallene tote Tier berührt, wird unrein. Wenn ferner eins von solchen toten Tieren auf irgendwelche Sämereien fällt, die gesät werden sollen, so bleiben diese rein; wenn aber Wasser auf die Sämereien gegossen worden ist und dann eins von solchen toten Tieren darauffällt, so sollen sie euch als unrein gelten. Wenn ferner ein Stück von den Haustieren stirbt, deren Fleisch ihr essen dürft, so wird der, welcher das tote Tier berührt, bis zum Abend unrein; wer aber etwas von einem solchen toten Tiere genießt, muß seine Kleider waschen und ist bis zum Abend unrein; ebenso muß der, welcher solch ein totes Tier trägt, seine Kleider waschen und ist bis zum Abend unrein.« Zusatz betreffend den Genuß von Kriechtieren»Alle kleinen Kriechtiere ferner, von denen die Erde wimmelt, sind ein Greuel: sie dürfen nicht gegessen werden. Alles, was auf dem Bauche kriecht, und alles, was sich auf vier Füßen bewegt, auch alle vielfüßigen Tiere, überhaupt alle kleinen Kriechtiere, die auf der Erde wimmeln, dürft ihr nicht essen, denn sie sind ein Greuel.« Schlußermahnungen»Macht euch nicht selbst zum Greuel durch irgendein kleines Kriechtier, und verunreinigt euch nicht durch sie, so daß ihr durch sie unrein werdet! Denn ich bin der HERR, euer Gott. Heiligt euch also und seid heilig; denn ich bin heilig. Verunreinigt euch nicht selbst durch irgendein Gewürm, das auf der Erde kriecht! Denn ich bin der HERR, der euch aus Ägypten hergeführt hat, um euer Gott zu sein; darum sollt ihr heilig sein, denn ich bin heilig.« Dies sind die Vorschriften in betreff der vierfüßigen Tiere, der Vögel und aller lebenden Wesen, die sich im Wasser regen, und all der Wesen, von denen die Erde wimmelt, damit man einen Unterschied macht zwischen dem Unreinen und dem Reinen, zwischen den Tieren, die man essen darf, und denen, die nicht gegessen werden dürfen. b) Vorschriften bezüglich der WöchnerinnenDarauf gebot der HERR dem Mose folgendes: »Teile den Israeliten folgende Verordnungen mit: Wenn ein Weib Mutter wird und einen Knaben gebiert, so ist sie sieben Tage lang unrein! Ebenso lange wie in den Tagen ihrer Unreinheit infolge ihres regelmäßigen Unwohlseins ist sie unrein. Am achten Tage soll dann das Kind an seiner Vorhaut beschnitten werden. Alsdann muß sie noch dreiunddreißig Tage während der Zeit ihrer Blutreinigung (zu Hause) bleiben: sie darf nichts Heiliges berühren und nicht ins Heiligtum kommen, bis die Tage ihrer Reinigung abgelaufen sind. Gebiert sie aber ein Mädchen, so ist sie zwei Wochen lang unrein, wie bei ihrer regelmäßigen Unreinheit, und muß dann noch sechsundsechzig Tage während der Zeit ihrer Blutreinigung (zu Hause) bleiben. Sobald dann die Tage ihrer Reinigung abgelaufen sind, so soll sie, mag das Kind ein Knabe oder ein Mädchen sein, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer und eine junge Taube oder eine Turteltaube zum Sündopfer an den Eingang des Offenbarungszeltes zu dem Priester bringen. Dieser soll dann die Opfertiere vor dem HERRN darbringen und ihr dadurch Sühne erwirken, dann wird sie von ihrem Blutfluß rein sein. Diese Vorschriften gelten für die Wöchnerinnen, mag das Kind ein Knabe oder ein Mädchen sein. Sollte ihr Vermögen aber zur Beschaffung eines Lammes nicht ausreichen, so soll sie zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben nehmen, die eine zum Brandopfer, die andere zum Sündopfer. Wenn der Priester ihr dann Sühne erwirkt hat, wird sie rein sein.« c) Verordnungen in betreff des Aussatzes und aussatzähnlicher Krankheitena) Ausschlag und Flecken bei Menschen auf der bloßen HautHierauf gebot der HERR dem Mose und dem Aaron folgendes: »Wenn sich bei einem Menschen auf seiner bloßen Haut eine Anschwellung oder ein Ausschlag oder ein heller Fleck bildet und sich so auf seiner Haut ein aussatzartiges Leiden entwickeln könnte, so soll der Betreffende zu dem Priester Aaron oder zu einem von dessen Söhnen, den Priestern, gebracht werden. Wenn dann der Priester die betroffene Stelle auf der Haut ansieht und dabei findet, daß die Haare auf der betroffenen Stelle weiß geworden sind und daß die betroffene Stelle tiefer liegend erscheint als die sie umgebende Haut, so handelt es sich um wirklichen Aussatz; und sobald der Priester dies wahrnimmt, soll er den Betreffenden für unrein erklären. Wenn sich aber ein weißer Fleck auf der Haut befindet, der nicht tiefer liegend erscheint als die ihn umgebende Haut und auf dem die Haare nicht weiß geworden sind, so soll der Priester den Betroffenen sieben Tage lang einschließen. Wenn der Priester ihn dann am siebten Tage wieder untersucht und dabei findet, daß die betroffene Stelle sich in ihrem Aussehen gleichgeblieben ist, da das Übel sich auf der Haut nicht weiter ausgebreitet hat, so soll der Priester ihn noch einmal sieben Tage lang einschließen. Wenn dann der Priester ihn am siebten Tage wieder untersucht und dabei findet, daß die betroffene Stelle blässer geworden ist und das Übel sich auf der Haut nicht weiter ausgebreitet hat, so soll ihn der Priester für rein erklären: es ist nur ein gewöhnlicher Ausschlag; der Betreffende muß seine Kleider waschen und ist dann rein. Wenn aber der Ausschlag, nachdem der Betreffende, um rein zu werden, sich dem Priester gezeigt hat, auf der Haut immer weiter um sich greift, so soll er sich dem Priester zum zweitenmal zeigen; wenn ihn dann der Priester untersucht und dabei findet, daß der Ausschlag sich auf der Haut weiter ausgebreitet hat, so soll der Priester ihn für unrein erklären: es ist wirklicher Aussatz.« b) Veralteter Aussatz»Wenn sich ein aussatzartiges Leiden an einem Menschen zeigt, so soll er zum Priester gebracht werden. Wenn der Priester ihn dann untersucht und dabei findet, daß sich eine weiße Anschwellung auf der Haut befindet, auf der die Haare weiß geworden sind, und daß wildes Fleisch auf der Anschwellung wuchert, so ist das ein bereits veralteter Aussatz auf seiner Haut; darum soll der Priester ihn für unrein erklären, ohne ihn erst einzuschließen; denn er ist wirklich unrein. Wenn aber der Aussatz auf der Haut so wuchert, daß der Aussatz die ganze Haut des Betroffenen vom Kopf bis zu den Füßen überzieht, soweit die Augen des Priesters blicken mögen, wenn also der Priester bei seiner Besichtigung findet, daß der Aussatz den ganzen Körper überzogen hat, so soll er den Betroffenen für rein erklären: er ist ganz und gar weiß geworden und daher rein. Sobald sich aber wildes Fleisch an ihm sehen läßt, ist er unrein. Sobald daher der Priester das wilde Fleisch wahrnimmt, soll er ihn für unrein erklären: das wilde Fleisch ist unrein, es ist wirklicher Aussatz. Wenn jedoch das wilde Fleisch wieder weggeht und der Betreffende wieder weiß wird, so soll er zum Priester gehen. Wenn dieser ihn dann untersucht und dabei findet, daß die kranke Stelle wieder weiß geworden ist, so soll der Priester den Betroffenen für rein erklären: er ist wirklich rein.« c) Aussatz nach vorausgegangenem Geschwür»Wenn sich ferner an jemandes Leibe auf der Haut ein Geschwür bildet und wieder heilt, dann aber an der Stelle des Geschwürs eine weiße Anschwellung oder ein weiß-rötlicher Fleck entsteht, so soll der Betreffende sich dem Priester zeigen. Wenn dieser ihn dann untersucht und dabei findet, daß die Stelle tiefer liegend erscheint als die sie umgebende Haut und daß die Haare darauf weiß geworden sind, so soll der Priester ihn für unrein erklären: es ist wirklicher Aussatz, der in dem Geschwür zum Ausbruch gekommen ist. Wenn aber der Priester bei der Besichtigung der Stelle findet, daß keine weißen Haare darauf vorhanden sind und daß der Fleck nicht tiefer liegt als die ihn umgebende Haut und blaß aussieht, so soll der Priester den Betreffenden sieben Tage lang einschließen. Wenn sich dann (der Fleck) auf der Haut immer weiter ausgebreitet hat, so soll der Priester ihn für unrein erklären: es ist wirklicher Aussatz. Wenn aber der Fleck ruhig stehengeblieben ist, ohne weiter um sich gegriffen zu haben, so ist es nur ein vernarbtes Geschwür, und der Priester darf ihn für rein erklären.« d) Aussatz in einer Brandwunde»Oder wenn sich auf jemandes Haut eine Brandwunde befindet und das in der Brandwunde sich bildende Fleisch einen weiß-rötlichen oder weißen Fleck darstellt und der Priester bei dessen Besichtigung findet, daß die Haare auf dem Fleck weiß geworden sind und (der Fleck) tiefer liegend erscheint als die ihn umgebende Haut, so liegt wirklicher Aussatz vor, der in der Brandwunde zum Ausbruch gekommen ist; darum soll der Priester den Betreffenden für unrein erklären: es ist wirklicher Aussatz. Wenn aber der Priester bei seiner Besichtigung findet, daß keine weißen Haare auf dem Fleck vorhanden sind und daß (der Fleck) nicht tiefer liegt als die ihn umgebende Haut und blaß aussieht, so soll der Priester den Betreffenden sieben Tage lang einschließen. Wenn ihn dann der Priester am siebten Tage untersucht, so soll er, falls (der Fleck) sich auf der Haut weiter ausgebreitet hat, den Betreffenden für unrein erklären: es ist wirklicher Aussatz. Wenn aber der Fleck ruhig stehengeblieben ist, ohne auf der Haut weiter um sich gegriffen zu haben, und blaß aussieht, so liegt nur eine Anschwellung der Brandwunde vor; darum soll der Priester den Betreffenden für rein erklären, denn es ist nur eine vernarbte Brandwunde.« ee) Kopf- und Bartgrind»Wenn ferner ein Mann oder eine Frau einen Ausschlag am Kopf oder am Bart bekommt und der Priester bei der Untersuchung des Ausschlags findet, daß er tiefer liegend erscheint als die ihn umgebende Haut und daß sich feine, goldgelbe Haare darauf befinden, so soll der Priester den Betreffenden für unrein erklären: es ist bösartiger Grind, der Aussatz des Kopfes oder des Bartes. Wenn der Priester aber den bösen Grind besichtigt und dabei findet, daß (die kranke Stelle) zwar nicht tiefer liegend erscheint als die sie umgebende Haut, daß aber keine dunklen Haare darauf vorhanden sind, so soll der Priester den des Grindleidens Verdächtigen sieben Tage lang einschließen. Wenn dann der Priester die betroffene Stelle am siebten Tage wieder untersucht und dabei findet, daß der Grind sich nicht weiter ausgebreitet hat und keine goldgelben Haare darauf vorhanden sind und der Grind nicht tiefer liegend erscheint als die ihn umgebende Haut, so soll der Betreffende sich scheren lassen – nur die grindige Stelle darf er nicht scheren –; und der Priester soll dann den des Grindleidens Verdächtigen noch einmal sieben Tage lang einschließen. Wenn der Priester dann den Grind am siebten Tage wieder untersucht und dabei findet, daß der Grind sich auf der Haut nicht weiter ausgebreitet hat und daß er nicht tiefer liegend erscheint als die ihn umgebende Haut, so erkläre der Priester den Betreffenden für rein; er muß dann seine Kleider waschen und soll als rein gelten. Wenn aber, nachdem der Betreffende für rein erklärt worden ist, der Grind sich auf der Haut weiter ausbreitet und der Priester bei der Untersuchung findet, daß der Grind auf der Haut weiter um sich gegriffen hat, so braucht der Priester nicht erst noch nach goldgelben Haaren zu suchen: der Betreffende ist unrein. Ist der Grind sich aber in seinem Aussehen gleich geblieben und sind dunkle Haare darauf gewachsen, so ist der Grind geheilt: der Betreffende ist rein, und der Priester soll ihn für rein erklären.« ff) Ungefährlicher Ausschlag; Aussatz der Kahlköpfe»Wenn ferner ein Mann oder eine Frau auf der Haut helle Flecke, weiße, helle Flecke bekommen und der Priester bei seiner Untersuchung nur blasse, weiße Flecke auf ihrer Haut findet, so ist es ein ungefährlicher Ausschlag, der auf der Haut zum Ausbruch gekommen ist: der Betreffende ist rein. Wenn ferner einem Manne das Haupthaar ausgeht, so ist er ein Hinter-Kahlkopf: ein solcher ist rein; und wenn ihm das Haupthaar nach der Gesichtsseite zu ausgeht, so ist er ein Vorder-Kahlkopf: ein solcher ist ebenfalls rein. Wenn sich aber vorn oder hinten auf seiner Glatze ein weiß-rötlicher Ausschlag zeigt, so ist es der Aussatz, der vorn oder hinten auf seiner Glatze zum Ausbruch gekommen ist. Wenn also der Priester bei seiner Untersuchung findet, daß die Anschwellung des Ausschlags vorn oder hinten auf seiner Glatze weiß-rötlich aussieht, wie sonst der Aussatz auf der Haut des Leibes aussieht, so ist der Betreffende ein Aussätziger und daher unrein; der Priester muß ihn unbedingt für unrein erklären: er hat das Aussatzleiden an seinem Kopfe.« gg) Allgemeine Anordnungen für Aussätzige»Was nun den Aussätzigen betrifft, der dieses Leiden an sich hat, so soll er zerrissene Kleider tragen und sein Haupthaar ohne Pflege wachsen lassen; seinen Lippenbart soll er verhüllen und ›unrein! unrein!‹ ausrufen. Solange die Krankheit an ihm haftet, soll er unrein sein: er ist unrein und soll abgesondert wohnen; außerhalb des Lagers soll seine Wohnung sein.« hh) Aussatz am Zeug und Leder»Wenn ferner eine aussätzige Stelle an einem Kleidungsstück, es sei von Wolle oder von Leinen, zum Vorschein kommt oder an gewebten oder gewirkten Stoffen von Leinen oder von Wolle oder an einer Lederhaut oder an irgendeinem Gegenstand von Leder und die betroffene Stelle an dem Kleide oder am Leder oder an dem gewebten oder gewirkten Stoff oder an irgendeinem Gegenstand von Leder grünlich oder rötlich aussieht, so liegt Aussatz vor, und man soll es vom Priester beschauen lassen. Der Priester soll dann den vorliegenden Schaden beschauen und den betroffenen Gegenstand sieben Tage lang unter Verschluß halten. Wenn er dann am siebten Tage bei der Besichtigung des betroffenen Gegenstandes findet, daß der Schaden an dem Kleidungsstück oder dem gewebten oder gewirkten Stoff oder am Leder – an irgendeinem Gegenstand, zu welchem Leder verarbeitet wird – weiter um sich gegriffen hat, so ist der Ausschlag ein bösartiger Aussatz: (der betreffende Gegenstand) ist unrein, und man soll das Kleidungsstück oder den gewebten oder gewirkten Stoff von Wolle oder von Leinen oder jeden ledernen Gegenstand, an dem der Aussatz haftet, verbrennen; denn es ist ein bösartiger Aussatz: (der betreffende Gegenstand) muß im Feuer verbrannt werden. Wenn der Priester aber bei der Besichtigung findet, daß der Schaden an dem Kleidungsstück oder dem gewebten oder gewirkten Stoff oder an irgendeinem Gegenstand von Leder nicht weiter um sich gegriffen hat, so soll der Priester anordnen, daß man den Gegenstand, an welchem der Ausschlag haftet, wasche, und soll ihn dann noch einmal sieben Tage lang unter Verschluß halten. Wenn der Priester dann den betroffenen Gegenstand nach der Waschung besichtigt und dabei findet, daß die betroffene Stelle ihr Aussehen nicht verändert hat, so ist der Gegenstand, wenn auch der Ausschlag nicht weiter um sich gegriffen hat, dennoch unrein: du sollst ihn im Feuer verbrennen; es ist eine eingefressene Vertiefung auf seiner Hinter- oder seiner Vorderseite. Findet der Priester aber bei der Besichtigung, daß die betroffene Stelle nach der Waschung blaß geworden ist, so soll er sie aus dem Kleidungsstück oder dem Leder oder dem gewebten oder gewirkten Stoff herausreißen. Wenn (der Ausschlag) aber wiederum an dem Kleidungsstück oder dem gewebten oder gewirkten Stoff oder an irgendeinem Gegenstande von Leder zum Vorschein kommt, so ist es ein frisch ausbrechender Aussatz; darum mußt du den (ganzen) Gegenstand, an dem der Ausschlag haftet, im Feuer vernichten. Das Kleidungsstück aber oder der gewebte oder gewirkte Stoff oder jeder lederne Gegenstand, an welchem der Ausschlag nach der Waschung verschwunden ist, muß noch einmal gewaschen werden und soll dann als rein gelten.« Dies sind die Vorschriften bezüglich des Aussatzes an Kleidungsstücken von Wolle oder von Leinen oder an gewebten oder gewirkten Stoffen oder an irgendeinem Gegenstand von Leder, um (derartige Sachen) für rein oder für unrein zu erklären. ii) Die Reinigung aussätziger PersonenWeiter gab der HERR dem Mose folgende Weisungen: »Folgende Vorschriften gelten für einen Aussätzigen am Tage, da er für rein erklärt wird: Er soll zu dem Priester geführt werden; und zwar muß der Priester vor das Lager hinausgehen. Wenn der Priester ihn dann untersucht und dabei findet, daß der bösartige Aussatz an dem Aussätzigen zur Heilung gekommen ist, so soll der Priester anordnen, daß man für den, der als rein erklärt werden soll, zwei lebende reine Vögel sowie ein Stück Zedernholz, Karmesinfäden und Ysop bringe. Sodann soll der Priester anordnen, daß man den einen Vogel über einem irdenen Gefäß mit Quell- oder Flußwasser schlachte. Den lebenden Vogel aber nebst dem Zedernholz, dem Karmesin und dem Ysop soll er nehmen und dies alles, auch den lebenden Vogel, in das Blut des über dem Quell- oder Flußwasser geschlachteten Vogels eintauchen. Hierauf soll er den, welcher für rein vom Aussatz erklärt werden soll, siebenmal damit besprengen und ihn so reinigen; den lebenden Vogel aber soll er ins freie Feld fliegen lassen. Hierauf soll der, welcher sich reinigen läßt, seine Kleider waschen, sein gesamtes Haar abscheren und ein Wasserbad nehmen: dann ist er rein. Danach darf er zwar wieder ins Lager kommen, muß aber noch sieben Tage außerhalb seines Zeltes bleiben. Am siebten Tage sodann soll er alle seine Haare abermals scheren, Kopfhaar, Bart und Augenbrauen, überhaupt sein gesamtes Haar soll er abscheren, seine Kleider waschen und seinen Leib im Wasser baden: dann ist er rein.« jj) Die Opfer und Gebräuche des achten Tages»Hierauf soll er am achten Tage zwei fehlerlose (männliche) Lämmer und ein einjähriges, fehlerloses weibliches Lamm nehmen, außerdem drei Zehntel EphaEpha und Log s. Anhang, Maße. Feinmehl, das mit Öl gemengt ist, zum Speisopfer, und ein LogEpha und Log s. Anhang, Maße. Öl. Der Priester aber, der die Reinigung vollzieht, soll denjenigen, der sich reinigen läßt, samt jenen Opfergaben vor den HERRN an den Eingang des Offenbarungszeltes stellen. Dann nehme der Priester das eine (männliche) Lamm, bringe es als Schuldopfer dar nebst dem Log Öl und webe beides als Webeopfer vor dem HERRN. Dann schlachte er das andere Lamm an der Stätte, wo man die Sündopfer und die Brandopfer zu schlachten pflegt, an heiliger Stätte; denn wie das Sündopfer, so gehört auch das Schuldopfer dem Priester: es ist hochheilig. Hierauf nehme der Priester etwas von dem Blut des Schuldopfers und streiche es dem, der sich reinigen läßt, an das rechte Ohrläppchen und an den Daumen seiner rechten Hand sowie an die große Zehe seines rechten Fußes. Dann nehme der Priester etwas von dem Log Öl und gieße es in seine linke Hand, tauche dann seinen rechten Finger in das Öl, das sich in seiner linken Hand befindet, und sprenge von dem Öl mit seinem Finger siebenmal vor den HERRN. Von dem übrigen Öl aber, das sich in seiner Hand befindet, streiche der Priester dem, der sich reinigen läßt, etwas an das rechte Ohrläppchen und an den Daumen seiner rechten Hand sowie an die große Zehe seines rechten Fußes auf die Stelle, wo sich schon das Blut des Schuldopfers befindet. Was dann von dem Öl in der Hand des Priesters noch übrig ist, das tue er dem, der sich reinigen läßt, auf den Kopf, um ihm so Sühne vor dem HERRN zu erwirken. Hierauf richte der Priester das Sündopfer her und erwirke dadurch dem, welcher sich reinigen läßt, Sühne wegen seiner Unreinheit; darauf schlachte er das Brandopfertier. Wenn dann der Priester das Brandopfer und das Speisopfer auf dem Altar dargebracht und ihm so Sühne erwirkt hat, so ist der Betreffende rein.« kk) Ersatz des Sünd- und Brandopfers für Unbemittelte»Wenn er aber arm ist und sein Vermögen nicht ausreicht, so soll er nur ein einziges Lamm als Schuldopfer zur Vollziehung der Webe nehmen, damit ihm Sühne erwirkt werde, ferner nur ein einziges Zehntel Feinmehl, das mit Öl gemengt ist, zum Speisopfer und ein Log Öl, dazu zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben, je nach seinem Vermögen, und zwar die eine zum Sündopfer, die andere zum Brandopfer. Er bringe sie am achten Tage, nachdem er für rein erklärt worden ist, zu dem Priester an den Eingang des Offenbarungszeltes vor den HERRN. Der Priester nehme dann das zum Schuldopfer bestimmte Lamm sowie das Log Öl und webe beides als Webeopfer vor dem HERRN. Hierauf schlachte man das zum Schuldopfer bestimmte Lamm, und der Priester nehme etwas von dem Blut des Schuldopfers und streiche es dem, der sich reinigen läßt, an das rechte Ohrläppchen und an den Daumen seiner rechten Hand sowie an die große Zehe seines rechten Fußes. Dann gieße der Priester etwas von dem Öl in seine linke Hand und sprenge mit seinem rechten Finger von dem Öl, das sich in seiner linken Hand befindet, siebenmal vor den HERRN. Dann streiche der Priester etwas von dem Öl, das sich in seiner Hand befindet, dem, welcher sich reinigen läßt, an das rechte Ohrläppchen und an den Daumen seiner rechten Hand sowie an die große Zehe seines rechten Fußes auf die Stelle, wo sich schon das Blut des Schuldopfers befindet. Was dann von dem Öl in der Hand des Priesters noch übrig ist, das tue er dem, der sich reinigen läßt, auf den Kopf, um ihm so Sühne vor dem HERRN zu erwirken. Hierauf richte der Priester die eine von den Turteltauben oder von den jungen Tauben her, für deren Beschaffung das Vermögen des Betreffenden ausgereicht hat, die eine zum Sündopfer, die andere zum Brandopfer samt dem Speisopfer. So erwirke der Priester dem, der sich reinigen läßt, Sühne vor dem HERRN.« Dies sind die Vorschriften in betreff eines Aussätzigen, dessen Vermögen bei seiner Reinigung für die regelmäßigen Opfer nicht zureicht. ll) Vorschriften in betreff des Aussatzes an HäusernHierauf gebot der HERR dem Mose und Aaron folgendes: »Wenn ihr in das Land Kanaan kommt, das ich euch zum Eigentum geben will, und ich in dem Lande, das euch alsdann gehört, an einem Hause einen Aussatzschaden entstehen lasse, so soll der Eigentümer des Hauses hingehen und dem Priester die Anzeige machen: ›Es zeigt sich mir an meinem Hause etwas, das wie Aussatzschaden aussieht.‹ Dann soll der Priester anordnen, daß man, noch ehe er selbst zur Besichtigung des Schadens hineingeht, das Haus ausräume, damit nicht alles, was sich im Hause befindet, unrein werde; hierauf soll der Priester hingehen, um das Haus zu besichtigen. Wenn er dann bei der Besichtigung des Ausschlags findet, daß der Ausschlag sich an den Wänden des Hauses in Gestalt grünlicher oder rötlicher Vertiefungen zeigt und diese tiefer liegend erscheinen als die sie umgebende Wand, so soll der Priester aus dem Hause hinaus an den Eingang des Hauses gehen und das Haus auf sieben Tage verschließen. Wenn der Priester dann am siebten Tage wiederkommt und bei der Besichtigung findet, daß der Schaden sich an den Wänden des Hauses weiter verbreitet hat, so soll der Priester anordnen, daß man die Steine, an denen sich der Schaden zeigt, herausbreche und sie außerhalb der Ortschaft an einen unreinen Ort hinwerfe. Das Haus aber lasse er im Inneren überall abkratzen, und den abgekratzten Bewurf schütte man außerhalb der Ortschaft an einen unreinen Ort hin. Dann soll man andere Steine nehmen und sie an die Stelle der ausgebrochenen Steine einsetzen; auch soll man andern Lehm nehmen und das Haus damit bewerfen. Wenn dann der Ausschlag wiederkehrt und am Hause ausbricht, nachdem man die Steine ausgebrochen und das Haus abgekratzt und neu beworfen hat, so soll der Priester wiederkommen. Wenn er dann bei der Besichtigung findet, daß der Ausschlag am Hause weiter um sich gegriffen hat, so ist es ein bösartiger Aussatz am Hause: es ist unrein. Man soll deshalb das Haus niederreißen, seine Steine, sein Holzwerk und allen Bewurf des Hauses, und soll dies alles außerhalb der Ortschaft an einen unreinen Ort schaffen. Und wer in das Haus hineingegangen ist, solange es verschlossen ist, soll bis zum Abend als unrein gelten, und wer in dem Hause geschlafen hat, muß seine Kleider waschen; ebenso muß der, welcher in dem Hause gegessen hat, seine Kleider waschen. Wenn aber der Priester hineingeht und bei der Besichtigung findet, daß der Ausschlag am Hause, nachdem das Haus neu beworfen worden ist, nicht weiter um sich gegriffen hat, so soll der Priester das Haus für rein erklären; denn der Schaden ist geheilt. Er soll dann zur Entsündigung des Hauses zwei Vögel nehmen, ferner ein Stück Zedernholz, Karmesinfäden und Ysop, und soll den einen Vogel über einem irdenen Gefäß mit Quell- oder Flußwasser schlachten. Dann nehme er das Zedernholz, den Ysop, den Karmesin und den lebenden Vogel und tauche das alles in das Blut des geschlachteten Vogels und in das Quell- oder Flußwasser, besprenge damit das Haus siebenmal und entsündige so das Haus mit dem Blut des Vogels und mit dem Quell- oder Flußwasser sowie mit dem lebenden Vogel und dem Zedernholz, mit dem Ysop und dem Karmesin; den lebenden Vogel aber lasse er außerhalb der Ortschaft ins freie Feld fliegen. Wenn er so dem Hause Sühne erwirkt hat, so ist es rein.« mm) AbschlußDies sind die Vorschriften bezüglich aller Arten von Aussatz und bezüglich des Grindes, ferner bezüglich des Aussatzes an Kleidungsstücken und an Häusern, ferner bezüglich der Anschwellungen sowie des Ausschlags und der hellen Flecken, um Belehrung darüber zu geben, wann etwas für unrein und wann für rein zu erklären ist. Dies sind die Vorschriften über den Aussatz. d) Verunreinigende (krankhafte oder natürliche) Ausflüsse bei Männern und Frauena) Unreinheit der MännerWeiter gebot der HERR dem Mose und Aaron folgendes: »Teilt den Israeliten folgende Verordnungen mit: Wenn ein Mann einen Ausfluß aus seiner Scham hat, so ist dieser sein Ausfluß etwas Unreines; und zwar steht es mit seiner Unreinheit infolge seines Ausflusses so: Mag der Ausfluß aus seiner Scham dauernd sein oder nur zeitweise eintreten: in beiden Fällen liegt Unreinheit für ihn vor. Jedes Lager, auf dem der mit einem Ausfluß Behaftete liegt, wird unrein, und jedes Gerät, auf dem er sitzt, wird unrein. Wer sein Lager berührt, muß seine Kleider waschen und ein Wasserbad nehmen und ist bis zum Abend unrein. Auch wer sich auf das Gerät setzt, auf dem der mit einem Ausfluß Behaftete gesessen hat, muß seine Kleider waschen und ein Wasserbad nehmen und ist bis zum Abend unrein. Wer den Leib eines mit einem Ausfluß Behafteten berührt, muß seine Kleider waschen und ein Wasserbad nehmen und ist bis zum Abend unrein. Wenn ferner der mit einem Ausfluß Behaftete einen Reinen anspeit, so muß dieser seine Kleider waschen und ein Wasserbad nehmen und ist bis zum Abend unrein. Alles Reitzeug, auf dem der mit einem Ausfluß Behaftete beim Reiten sitzt, ist unrein; und wer irgend etwas berührt, was er unter sich gehabt hat, wird bis zum Abend unrein; und wer etwas Derartiges wegträgt, muß seine Kleider waschen und ein Wasserbad nehmen und ist bis zum Abend unrein. Jeder, den der mit einem Ausfluß Behaftete berührt, ohne sich zuvor die Hände mit Wasser abgespült zu haben, muß seine Kleider waschen und ein Wasserbad nehmen und ist bis zum Abend unrein. Ein irdenes Gefäß, das der mit einem Ausfluß Behaftete berührt, muß zerschlagen werden; und jedes Holzgerät muß im Wasser abgespült werden. Wenn aber der mit einem Ausfluß Behaftete von seinem Leiden befreit wird, so soll er von dem Zeitpunkte, wo er rein geworden ist, sieben Tage zählen; dann wasche er seine Kleider und bade seinen Leib in Quell- oder Flußwasser: so ist er rein. Am achten Tage aber nehme er sich zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben, trete damit vor den HERRN an den Eingang des Offenbarungszeltes und übergebe sie dem Priester; dieser soll sie dann herrichten, die eine zum Sündopfer, die andere zum Brandopfer, und der Priester soll ihm so Sühne vor dem HERRN wegen seines Ausflusses erwirken. Wenn ferner ein Mann einen unfreiwilligen Samenerguß hat, so soll er seinen ganzen Leib im Wasser baden und ist bis zum Abend unrein; und jedes Kleidungsstück und alles Leder, an welches der Samenerguß gekommen ist, muß im Wasser gewaschen werden und ist bis zum Abend unrein. – Wenn ferner ein Mann bei einer Frau liegt und ein Samenerguß erfolgt, so müssen beide ein Wasserbad nehmen und sind bis zum Abend unrein.« b) Unreine Zustände bei Frauen»Wenn aber eine weibliche Person einen Ausfluß hat, und zwar ihren gewöhnlichen Blutfluß, so soll ihre Unreinheit sieben Tage lang dauern, und jeder, der sie während dieser Zeit berührt, wird bis zum Abend unrein. Alles, worauf sie während ihrer Unreinheit liegt, wird unrein, ebenso alles, worauf sie sitzt, und jeder, der ihr Lager berührt, muß seine Kleider waschen und ein Wasserbad nehmen und ist bis zum Abend unrein. Und jeder, der irgendein Gerät berührt, auf dem sie gesessen hat, muß seine Kleider waschen und ein Wasserbad nehmen und ist bis zum Abend unrein. Auch wenn einer etwas berührt, das sich auf ihrem Lager oder auf dem Gerät befindet, auf dem sie gesessen hat, so ist er bis zum Abend unrein. Und wenn etwa ein Mann ihr beiwohnt und etwas von ihrer Unreinigkeit an ihn kommt, so ist er sieben Tage lang unrein, und jedes Lager, auf dem er liegt, wird unrein. Wenn aber eine weibliche Person außer der Zeit ihrer regelmäßigen Unreinheit an einem langdauernden Blutfluß leidet oder über die Zeit ihrer regelmäßigen Unreinheit hinaus den Blutfluß hat, so soll von ihr während der ganzen Dauer ihres unreinen Flusses dasselbe gelten wie während der Zeit ihrer regelmäßigen Unreinheit: sie ist unrein. Jedes Lager, auf dem sie während der ganzen Dauer ihres Flusses liegt, soll für sie gelten wie das Lager zur Zeit ihrer regelmäßigen Unreinheit; und jedes Gerät, auf dem sie sitzt, wird gerade so unrein wie während der Zeit ihrer regelmäßigen Unreinheit; wer also irgendein solches (Gerät) berührt, wird dadurch unrein: er muß seine Kleider waschen und ein Wasserbad nehmen und bleibt bis zum Abend unrein. Wenn sie aber von ihrem Fluß rein geworden ist, so soll sie noch sieben Tage zählen: dann soll sie als rein gelten. Am achten Tage aber nehme sie sich zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben und bringe sie zu dem Priester an den Eingang des Offenbarungszeltes; der Priester soll dann die eine als Sündopfer, die andere als Brandopfer darbringen und ihr so Sühne vor dem HERRN wegen ihres unreinen Flusses erwirken.« c) Schlußworte»So sollt ihr die Israeliten von ihrer Unreinheit befreien,A.L.: in betreff ihrer Unreinheit verwarnen (oder: gegen ihre Verunreinigung sicherstellen). damit sie nicht infolge ihrer Unreinheit sterben, wenn sie meine Wohnung, die sich mitten unter ihnen befindet, verunreinigen.« – Diese Vorschriften gelten für den mit einem Ausfluß Behafteten sowie für den, der durch Samenerguß verunreinigt wird, ferner für weibliche Personen, die an ihrer regelmäßigen Unreinheit leiden, und für jeden, der einen Ausfluß hat, es sei ein Mann oder eine weibliche Person, sowie für den Mann, der einer unreinen Frau beiwohnt. e) Der jährliche große Versöhnungstaga) Die VorbereitungenWeiter redete der HERR mit Mose nach dem Tode der beiden Söhne Aarons, die da hatten sterben müssen, als sie (mit einem ungehörigen Opfer) vor den HERRN getreten waren. Der HERR gebot damals dem Mose: »Sage deinem Bruder Aaron, er dürfe nicht zu jeder beliebigen Zeit in das (innerste) Heiligtum hinter den Vorhang eintreten vor die Deckplatte, die über der Lade liegt, er müßte sonst sterben; denn ich offenbare mich in der Wolke über der Deckplatte. Nur in dem Falle darf Aaron in das (innerste) Heiligtum eintreten, wenn er mit einem jungen Stier zum Sündopfer und mit einem Widder zum Brandopfer erscheint. Er muß ferner ein heiliges Unterkleid von Leinen anhaben und Unterbeinkleider von Leinen auf dem bloßen Leibe tragen und mit einem Gürtel von Leinen umgürtet sein und sich einen Kopfbund von Leinen umgebunden haben; das sind die heiligen Kleider, die er anlegen muß, nachdem er ein Wasserbad genommen hat. Von der Gemeinde der Israeliten aber soll er sich zwei Ziegenböcke zum Sündopfer und einen Widder zum Brandopfer geben lassen.« b) Erste kurze Darstellung der zu beobachtenden Sühngebräuche»Hierauf soll Aaron den jungen Stier, der zum Sündopfer für ihn selbst bestimmt ist, herzubringen und sich und seinem Hause Sühne erwirken. Dann soll er die beiden Böcke nehmen und sie vor den HERRN an den Eingang des Offenbarungszeltes stellen. Hierauf soll Aaron Lose über die beiden Böcke werfen, das eine Los für den HERRN, das andere Los für AsaselEin Wüstengeist oder Feldteufel. Der Name bedeutet vielleicht »der Abwendende« (oder: Räum-aus).. Dann soll Aaron den Bock, auf den das für den HERRN bestimmte Los gefallen ist, heranbringen und ihn als Sündopfer herrichten; der Bock aber, auf den das für Asasel bestimmte Los gefallen ist, soll lebend vor den HERRN gestellt werden, damit man über ihm die Sühnehandlungen vollziehe und ihn dann zu Asasel in die Wüste schicke.« c) Ins einzelne gehende Darstellung der SühngebräucheEntsündigung der Priesterschaft»Aaron soll also den jungen Stier, der zum Sündopfer für ihn selbst bestimmt ist, herzubringen, um für sich und sein Haus Sühne zu erwirken. Er schlachte demnach den Stier, der zum Sündopfer für ihn bestimmt ist, nehme dann die Räucherpfanne voll glühender Kohlen von dem Altar, der vor dem HERRN steht, und seine beiden Hände voll feinzerstoßenen, wohlriechenden Räucherwerks und bringe es hinein in den Raum hinter dem Vorhange. Dort tue er das Räucherwerk vor dem HERRN auf die Kohlenglut, damit die Wolke des Räucherwerks die Deckplatte, die auf der Gesetzeslade liegt, verhülle und er nicht zu sterben braucht. Dann nehme er etwas von dem Blut des Stieres und sprenge es mit seinem Finger auf die Vorderseite der Deckplatte, und auf die Stelle vor der Deckplatte sprenge er siebenmal von dem Blut mit seinem Finger.« Entsündigung des Heiligtums und des Brandopferaltars»Hierauf schlachte er den Bock, der zum Sündopfer für das Volk bestimmt ist, und bringe sein Blut in den Raum hinter dem Vorhang. Dort verfahre er mit diesem Blut ebenso, wie er mit dem Blut des Stieres verfahren ist: er sprenge es auf die Deckplatte und auf die Stelle vor die Deckplatte und erwirke so dem Heiligtum Sühne wegen der Verunreinigungen durch die Israeliten und wegen aller Übertretungen, die sie sich haben zuschulden kommen lassen; ebenso verfahre er dann auch mit dem Offenbarungszelt dessen, der bei ihnen mitten unter ihren Versündigungen wohnt. Es darf aber kein Mensch im Offenbarungszelt anwesend sein, wenn er hineingeht, um im Heiligtum die Sühnehandlungen vorzunehmen, bis er wieder herausgekommen ist. So erwirke er Sühne für sich und sein Haus und für die ganze Gemeinde Israel. Alsdann soll er an den Altar hinausgehen, der vor dem HERRN steht, und auch an diesem die Entsündigung vollziehen. Er nehme nämlich etwas von dem Blut des Stieres und vom Blut des Bockes und streiche es an die Hörner des Altars ringsum; dann sprenge er etwas von dem Blut siebenmal mit seinem Finger an den Altar und heilige ihn so und reinige ihn von den Versündigungen der Israeliten.« Entsündigung der Gemeinde: Entsendung des Bockes für Asasel (vgl. V.26)»Nachdem er so die Sühnung des Heiligtums und des Offenbarungszeltes und des Altars vollzogen hat, soll er den noch lebenden Bock herbeiholen. Aaron lege diesem Bock seine beiden Hände fest auf den Kopf, bekenne über ihm alle Verschuldungen der Israeliten und alle Übertretungen, die sie sich irgendwie haben zuschulden kommen lassen; er lege sie auf den Kopf des Bockes und lasse diesen durch einen bereitstehenden Mann in die Wüste fortschaffen. So soll der Bock alle ihre Verschuldungen auf sich nehmen und sie in eine abgeschiedene Gegend tragen; (der Mann) soll ihn dann in der Wüste loslassen.« Die Schlußopfer, besonders die Darbringung des Sündopferbockes»Hierauf soll Aaron wieder in das Offenbarungszelt hineingehen und die leinenen Kleider, die er bei seinem Eintritt in das innerste Heiligtum angezogen hatte, ausziehen und sie dort niederlegen. Darauf soll er an heiliger Stätte ein Wasserbad nehmen, dann seine gewöhnlichen Amtskleider anziehen, hierauf wieder hinausgehen und das Brandopfer für sich und das Brandopfer für das Volk herrichten, um dadurch sich und dem Volke Sühne zu erwirken. Das Fett des Sündopfers soll er auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen. Der Mann aber, der den Bock zu Asasel hinausgeschafft hat, muß seine Kleider waschen und ein Wasserbad nehmen: dann darf er wieder ins Lager kommen. Den Sündopferstier aber und den Sündopferbock, deren Blut hineingebracht worden ist, um im innersten Heiligtum zur Vollziehung der Sühnehandlungen zu dienen, soll man vor das Lager hinausschaffen und ihre Felle, ihr Fleisch und ihren Eingeweideinhalt im Feuer verbrennen. Der (Mann), welcher die Verbrennung besorgt hat, muß seine Kleider waschen und ein Wasserbad nehmen: dann darf er wieder ins Lager kommen.« Festsetzung des Tages und Bestimmungen über die äußerliche Feier des Festes»Und folgendes soll für euch eine ewiggültige Verordnung sein: Im siebten Monat, am zehnten Tage des Monats, sollt ihr eure Seelen beugen und dürft keinerlei Arbeit verrichten, weder der Einheimische noch der Fremdling, der sich bei euch aufhält; denn an diesem Tage erwirkt man für euch Sühne, um euch zu reinigen: von all euren Sünden sollt ihr da vor dem HERRN rein werden. Ein Tag völliger Ruhe soll es für euch sein, und ihr sollt fasten; das ist eine ewiggültige Verordnung. Die Sühnung soll aber der Priester vollziehen, den man gesalbt und in sein Amt eingesetzt haben wird, damit er an Stelle seines Vaters den Priesterdienst versehe; und er soll die leinenen Kleider, die heiligen Gewänder, anlegen und das Allerheiligste entsündigen; ebenso soll er das Offenbarungszelt und den Altar entsündigen und auch den Priestern und der gesamten Volksgemeinde Sühne erwirken. Dies soll für euch eine ewiggültige Verordnung sein, daß man den Israeliten einmal im Jahr Sühne für all ihre Sünden erwirken soll.« – Und (Aaron) tat, wie der HERR dem Mose geboten hatte. 4. Das Heiligkeitsgesetz (Kap. 17-27)a) Vorschriften über Schlachtung der Haustiere, über Blutgenuß u.a.Hierauf gebot der HERR dem Mose folgendes: »Rede mit Aaron und seinen Söhnen und mit allen Israeliten und sage ihnen: Dies ist es, was der HERR geboten hat:« a) Einheit der Schlachtstätte opferbarer Tiere»Jedermann vom Hause Israel, der ein Rind oder ein Schaf oder eine Ziege innerhalb oder außerhalb des Lagers schlachten will, (das Tier) aber nicht an den Eingang des Offenbarungszeltes bringt, um es dem HERRN als Opfergabe vor der Wohnung des HERRN darzubringen, einem solchen Manne soll das als Blutschuld angerechnet werden: Blut hat er vergossen, darum soll ein solcher Mann aus der Mitte seines Volkes ausgerottet werden! Die Israeliten sollen also ihre Schlachttiere, die sie jetzt auf freiem Felde zu schlachten pflegen, herbeibringen, und zwar sollen sie sie für den HERRN an den Eingang des Offenbarungszeltes zu dem Priester bringen und sie als Heilsopfer für den HERRN schlachten. Der Priester soll dann das Blut an den Altar des HERRN, der vor dem Eingang des Offenbarungszeltes steht, sprengen und das Fett zum lieblichen Geruch für den HERRN in Rauch aufgehen lassen. Sie sollen also ihre Schlachttiere hinfort nicht mehr den bösen Geistern schlachten, deren Götzendienst sie jetzt treiben! Dies soll für sie eine ewiggültige Verordnung von Geschlecht zu Geschlecht sein.« b) Einheit der Opferstätte beim Offenbarungszelt»Weiter sollst du ihnen sagen: Wenn jemand vom Hause Israel und von den Fremdlingen, die sich als Gäste bei ihnen aufhalten, ein Brandopfer oder ein Schlachtopfer darbringen will und es nicht an den Eingang des Offenbarungszeltes bringt, um es für den HERRN herzurichten, so soll ein solcher Mensch aus seinen Volksgenossen ausgerottet werden.« c) Verbot jeglichen Blutgenusses»Wenn ferner jemand vom Hause Israel und von den Fremdlingen, die sich bei ihnen aufhalten, irgendwelches Blut genießt: gegen einen solchen Menschen, der Blut genießt, will ich mein Angesicht richten und ihn aus der Mitte seines Volkes ausrotten. Denn das Leben des Leibes liegt im Blut, und ich habe es euch für den Altar bestimmt, damit ihr euch dadurch Sühne für eure Sünden erwirkt; denn das Blut ist es, das Sühne durch das in ihm enthaltene Leben bewirkt. Darum habe ich den Israeliten geboten: Niemand von euch darf Blut genießen! Auch der Fremdling, der als Gast unter euch lebt, darf kein Blut genießen!« d) Behandlung des Blutes jagdbaren Wildes und des Fleisches gefallener oder zerrissener Tiere»Wenn also jemand von den Israeliten und von den Fremdlingen, die als Gäste unter ihnen leben, ein Stück Wild oder Geflügel erjagt, das gegessen werden darf, so soll er das Blut des Tieres auslaufen lassen und es mit Erde bedecken. Denn was das Leben alles Fleisches betrifft, so liegt sein Leben in seinem Blut. Darum habe ich den Israeliten geboten: Von keinem Fleisch dürft ihr das Blut genießen, denn das Leben alles Fleisches liegt in seinem Blut: jeder, der es genießt, soll ausgerottet werden. – Und wer das Fleisch eines gefallenen oder von Raubtieren zerrissenen Tieres genießt, er sei ein Einheimischer oder ein Fremdling, der soll seine Kleider waschen und ein Wasserbad nehmen und ist bis zum Abend unrein: alsdann ist er wieder rein. Wenn er aber (seine Kleider) nicht wäscht und sich nicht badet, so hat er seine Verschuldung zu tragen.« b) Ehe- und Keuschheitsgesetze (vgl. Kap. 20)a) Gottes Mahnung, nicht nach der Weise der Ägypter und Kanaanäer, sondern in Gottes Satzungen zu wandelnWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Teile den Israeliten folgende Verordnungen mit: Ich bin der HERR, euer Gott! Nach der Weise der Bewohner des Landes Ägypten, in dem ihr gewohnt habt, dürft ihr nicht verfahren; auch nach der Weise der Bewohner des Landes Kanaan, wohin ich euch bringen werde, dürft ihr nicht verfahren und nach ihren Satzungen nicht wandeln; nein, meine Gebote sollt ihr befolgen und meine Satzungen beobachtend.h. beachten, befolgen ., um in ihnen zu wandeln: ich bin der HERR, euer Gott! So beobachtet denn meine Satzungen und meine Gebote; denn der Mensch, der nach ihnen tut, wird durch sie das Leben haben: ich bin der HERR!« b) Verbot der Blutschande; Aufzählung der verbotenen Ehen»Keiner von euch darf sich irgendeiner seiner nächsten Blutsverwandten nahen, um mit ihr geschlechtlichen Umgang zu haben: ich bin der HERR! Mit deinem VaterVgl. 1.Mose 19,30-38. und mit deiner Mutter darfst du keinen geschlechtlichen Umgang haben; sie ist deine Mutter: du darfst ihr nicht beiwohnen. Mit deiner Stiefmutter darfst du keinen geschlechtlichen Umgang haben: dein Vater allein hat ein Recht an sie. Mit deiner Schwester, der Tochter deines Vaters oder der Tochter deiner Mutter, mag sie im Hause geboren oder auswärts geboren sein, darfst du keinen geschlechtlichen Umgang haben. Mit der Tochter deines Sohnes oder mit der Tochter deiner Tochter darfst du keinen geschlechtlichen Umgang haben; denn sie sind (wie) deine eigenen Töchter. Mit der Tochter der Frau deines Vaters, die dein Vater gezeugt hat – sie ist (wie) deine Schwester – darfst du keinen geschlechtlichen Umgang haben. Mit der Schwester deines Vaters darfst du keinen geschlechtlichen Umgang haben: sie ist deines Vaters nächste Blutsverwandte. Mit der Schwester deiner Mutter darfst du keinen geschlechtlichen Umgang haben, denn sie ist die nächste Blutsverwandte deiner Mutter. Mit der Frau des Bruders deines Vaters darfst du keinen geschlechtlichen Umgang haben; seinem Weibe darfst du nicht nahen, sie ist deine Muhme. Mit deiner Schwiegertochter darfst du keinen geschlechtlichen Umgang haben; sie ist das Weib deines Sohnes: du darfst ihr nicht beiwohnen. Mit der Frau deines Bruders darfst du keinen geschlechtlichen Umgang haben; nur dein Bruder hat ein Recht an sie. Mit einer Frau und zugleich ihrer Tochter darfst du keinen geschlechtlichen Umgang haben; die Tochter ihres Sohnes und die Tochter ihrer Tochter darfst du nicht nehmen, um ihnen beizuwohnen; sie sind nächste Blutsverwandte: es wäre eine Schandtat. Auch darfst du eine Frau nicht zu ihrer Schwester als Nebenfrau hinzunehmen, um ihr neben jener, solange sie lebt, beizuwohnen.« c) Warnung vor Unzuchtssünden»Du darfst ferner einer Frau während der Zeit ihrer Unreinheit nicht nahen, um ihr beizuwohnen. – Mit der Ehefrau deines Nächsten darfst du nicht den Beischlaf vollziehen, weil du dich dadurch verunreinigen würdest. – Von deinen Kindern darfst du keines hingeben, um es dem MolochMoloch oder Melek (d.h. König) ist allgemeine Bezeichnung jeder heidnischen Gottheit, welcher Kinderopfer dargebracht wurden. zur Opferung zu weihen, damit du den Namen deines Gottes nicht entweihst: ich bin der HERR. – Bei einem Manne darf man nicht liegen, wie man bei einer Frau liegt; das wäre eine Greueltat. – Auch mit keinem Tiere darfst du dich paaren und dich dadurch verunreinigen; und eine weibliche Person darf sich nicht vor ein Tier hinstellen, um sich von ihm begatten zu lassen; das wäre eine schändliche Versündigung.« d) Ermahnender und drohender Schluß»Verunreinigt euch nicht durch etwas Derartiges! Denn durch alles dieses haben sich die Völkerschaften verunreinigt, die ich vor euch vertreiben werde. [Da das Land dadurch verunreinigt wurde, habe ich seine Verschuldung an ihm heimgesucht, so daß das Land seine Bewohner ausgespien hat.] Ihr aber sollt meine Satzungen und meine Gebote beobachtend.h. beachten, befolgen . und dürft keinen von allen solchen Greueln verüben, weder der Einheimische noch der Fremdling, der als Gast unter euch lebt – denn alle diese Greuel haben die Leute verübt, die vor euch im Lande gewohnt haben, und das Land ist dadurch verunreinigt worden –; das Land würde auch euch sonst ausspeien, wenn ihr es verunreinigt, wie es das Volk ausgespien hat, das vor euch da war. Denn wer irgendeinen von diesen Greueln verübt: alle, die Derartiges verüben, sollen aus der Mitte ihres Volkes ausgerottet werden. So beobachtetd.h. beachtet, befolgt . denn, was mir gegenüber zu beobachten ist, daß ihr keinen von den greulichen Bräuchen übt, die vor euch geübt worden sind, und euch dadurch nicht verunreinigt: ich bin der HERR, euer Gott!« c) Allerlei Vorschriften auf Grund der Zehn Gebote, besonders in betreff heiliger Pflichten im täglichen LebenWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Teile der ganzen Gemeinde der Israeliten folgende Verordnungen mit: Ihr sollt heilig sein, denn ich, der HERR euer Gott, bin heilig! Ihr sollt ein jeder Ehrfurcht vor seiner Mutter und seinem Vater haben und meine Ruhetage beobachtend.h. beachten, einhalten .: ich bin der HERR, euer Gott. – Wendet euch nicht den Götzen zu und fertigt euch keine gegossenen Götterbilder an: ich bin der HERR, euer Gott! Wenn ihr dem HERRN ein Heilsopfer schlachten wollt, sollt ihr es so opfern, daß ihr Wohlgefallen (beim HERRN) dadurch erlangt. Am Tage, an dem ihr es opfert, und am Tage darauf muß es gegessen werden; was aber bis zum dritten Tage übriggeblieben ist, muß im Feuer verbrannt werden. Sollte dennoch am dritten Tage davon gegessen werden, so würde das als verdorbenes Fleisch gelten und nicht wohlgefällig aufgenommen werden: wer es äße, würde eine Verschuldung auf sich laden; denn er hätte das dem HERRN Geheiligte entweiht, und ein solcher Mensch soll aus seinen Volksgenossen ausgerottet werden. Wenn ihr die Ernte eures Landes schneidet, so sollst du dein Feld nicht ganz bis an den äußersten Rand abernten und auch keine Nachlese nach deiner Ernte halten. Auch in deinem Weinberge sollst du keine Nachlese vornehmen und die abgefallenen Beeren in deinem Weinberge nicht auflesen; dem Armen und dem Fremdling sollst du sie überlassen: ich bin der HERR, euer Gott! Ihr sollt nicht stehlen und nicht ableugnen und euch nicht untereinander betrügen. Ihr sollt bei meinem Namen nicht falsch schwören, daß du den Namen deines Gottes entweihst: ich bin der HERR! – Du sollst deinen Nächsten nicht bedrücken und nicht berauben; der Lohn eines Tagelöhners soll von dirEig.: bei dir. nicht über Nacht bis zum (andern) Morgen zurückbehalten werden. – Du sollst einem Tauben nicht fluchen und einem Blinden keinen Anstoß in den Weg legen, sondern dich vor deinem Gott fürchten: ich bin der HERR! Begeht kein Unrecht beim Rechtsprechen; sieh die Person eines Geringen nicht an, begünstige aber auch keinen Vornehmen, sondern richte deinen Nächsten dem Rechte gemäß. Geh nicht als Verleumder unter deinen Volksgenossen umher; tritt im Gericht nicht gegen das Blut deines Nächsten auf: ich bin der HERR! – Du sollst gegen deinen Bruder keinen Haß in deinem Herzen hegen, sondern sollst deinen Nächsten ernstlich zurechtweisen, damit du seinetwegen keine Verschuldung auf dich lädst. Du sollst den Angehörigen deines Volkes gegenüber nicht rachgierig sein und ihnen nichts nachtragen, sondern sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst: ich bin der HERR!« Verschiedene religiös-sittliche Vorschriften, besonders Verbote heidnischer Bräuche»Meine Gebote sollt ihr beobachtend.h. beachten, befolgen .! Du darfst bei deinem Vieh nicht zweierlei Arten sich paaren lassen, auch dein Feld nicht mit zweierlei Samen besäen; und kein Kleid, das aus zweierlei Stoffen gewebt ist, darf auf deinen Leib kommen. – Wenn ein Mann bei einem Weibe liegt und ihr beiwohnt, die eine Sklavin ist, die als Nebenweib einem andern Manne angehört, aber weder losgekauft noch freigelassen ist, so soll eine Bestrafung stattfinden; doch sie sollen nicht den Tod erleiden, weil sie keine Freie gewesen ist. Er soll jedoch Gott dem HERRN als seine Buße einen Widder als Schuldopfer an den Eingang des Offenbarungszeltes bringen; und der Priester soll ihm mittels des Schuldopferwidders Sühne vor dem HERRN wegen seiner Sünde erwirken, die er begangen hat; dann wird ihm seine Sünde, die er begangen hat, vergeben werden. – Wenn ihr in das (verheißene) Land gekommen seid und allerlei Obstbäume pflanzt, so sollt ihr deren Vorhaut – d.h. ihren Fruchtertrag – als Vorhaut ansehen: drei Jahre lang sollen sie euch als unbeschnitten gelten, so daß nichts von ihnen gegessen werden darf. Im vierten Jahr aber soll ihr ganzer Fruchtertrag dem HERRN als Gabe des Dankes geweiht sein. Erst im fünften Jahr dürft ihr Früchte von ihnen genießen und werdet alsdann einen um so reicheren Ertrag erlangen: ich bin der HERR, euer Gott! – Ihr dürft nichts essen, was Blut enthält. – Ihr dürft nicht Wahrsagerei noch Zauberei treiben. – Ihr dürft euer Haupthaar an den Schläfen nicht rund scheren; auch darfst du den Rand deines Bartes nicht stutzen. – Wegen eines Toten dürft ihr euch keine Einschnitte an eurem Leibe machen und keine Ätzschrift an euch anbringen: ich bin der HERR! – Du sollst deine Tochter nicht entweihen, indem du eine Buhldirne aus ihr machst; denn das Land soll keine Buhlerei treiben, und das Land darf nicht voll von Unzucht werden. – Meine Ruhetage sollt ihr beobachtend.h. beachten, halten . und vor meinem Heiligtum Ehrfurcht haben: ich bin der HERR! – Wendet euch nicht an die Totengeister und an die Wahrsagegeister; sucht sie nicht auf, damit ihr nicht durch sie verunreinigt werdet: ich bin der HERR, euer Gott!« Verschiedene Pflichten gegen den Nächsten»Vor einem grauen Haupte sollst du aufstehen und die Person eines Greises ehren und dich vor deinem Gott fürchten: ich bin der HERR! – Wenn ein Fremdling sich bei dir in eurem Lande als Gast aufhält, so sollt ihr ihn nicht bedrücken; wie ein Einheimischer aus eurer eigenen Mitte soll euch der Fremdling gelten, der unter euch lebt, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid ja selbst Fremdlinge im Lande Ägypten gewesen: ich bin der HERR, euer Gott! Ihr sollt kein Unrecht verüben weder beim Rechtsprechen noch mit dem Längenmaß, mit dem Gewicht und dem Hohlmaß; richtige Waage, richtige Gewichtstücke, richtiges Getreide- und Flüssigkeitsmaß sollt ihr führen: ich bin der HERR, euer Gott, der euch aus dem Lande Ägypten weggeführt hat. So beobachtetd.h. beachtet, befolgt . denn alle meine Satzungen und alle meine Gebote und handelt nach ihnen: ich bin der HERR!« d) Strafbestimmungen besonders für die in Kap. 18 (auch 19) verbotenen VergehungenWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Den Israeliten sollst du sagen: Wenn irgendeiner von den Israeliten oder von den Fremdlingen, die in Israel als Gäste leben, eins von seinen Kindern dem Moloch hingibt, so soll er unfehlbar mit dem Tode bestraft werden: das Volk des Landes soll ihn steinigen! Ich selbst will mein Angesicht gegen einen solchen Menschen kehren und ihn aus der Mitte seines Volkes ausrotten, weil er eins von seinen Kindern dem Moloch hingegeben und so mein Heiligtum verunreinigt und meinen heiligen Namen entweiht hat. Wenn also das Volk des Landes die Augen vor einem solchen Menschen, der eins von seinen Kindern dem Moloch hingibt, verschließen sollte, so daß es ihn nicht tötet, so will ich selbst mein Angesicht gegen den betreffenden Menschen und gegen sein ganzes Geschlecht kehren und ihn samt allen, die denselben Götzendienst treiben und sich dem Moloch mit ihrem Götzendienst ergeben, aus der Mitte ihres Volkes ausrotten. Wenn sich ferner jemand an die Totenbeschwörer und die Wahrsager wendet, um Götzendienst mit ihnen zu treiben, so will ich mein Angesicht gegen einen solchen Menschen kehren und ihn aus der Mitte seines Volkes ausrotten.« Mahnung zur Heiligung; Strafen für verschiedene Sünden (besonders der Unzucht) und für Verbrechen»So heiligt euch denn, daß ihr heilig werdet; denn ich bin der HERR, euer Gott; beobachtetd.h. beachtet, befolgt . meine Satzungen und tut nach ihnen: ich, der HERR, bin es, der euch heiligt. Ein jeder, der seinem Vater oder seiner Mutter flucht, soll unfehlbar mit dem Tode bestraft werden! Er hat seinem Vater oder seiner Mutter geflucht: Blutschuld lastet auf ihm. Wenn ferner ein Mann Ehebruch mit einer verheirateten Frau treibt, wenn er mit der Ehefrau seines Nächsten Ehebruch treibt, so sollen beide, der Ehebrecher und die Ehebrecherin, unfehlbar mit dem Tode bestraft werden. – Wenn ein Mann der Frau seines Vaters beiwohnt, so hat er seinen Vater geschändet; beide Schuldige sollen unfehlbar mit dem Tode bestraft werden: Blutschuld lastet auf ihnen. Wenn ein Mann seiner Schwiegertochter beiwohnt, so sollen beide unfehlbar mit dem Tode bestraft werden; sie haben eine schändliche Befleckung verübt: Blutschuld lastet auf ihnen. – Wenn ein Mann bei einem andern Manne liegt, wie man einem Weibe beiwohnt, so haben beide eine Greueltat begangen; sie sollen unfehlbar mit dem Tode bestraft werden: Blutschuld lastet auf ihnen. – Wenn ein Mann eine Frau ehelicht und zugleich ihre Mutter, so ist das eine Schandtat: man soll ihn und die beiden Frauen verbrennen, damit keine solche Schandtat unter euch verübt werde. – Wenn sich ferner ein Mann mit einem Tiere paart, so soll er unfehlbar mit dem Tode bestraft werden, und auch das Tier sollt ihr töten. Und wenn ein Weib sich irgendeinem Tiere naht, um sich mit ihm zu paaren, so sollst du das Weib samt dem Tiere töten; sie sollen unfehlbar mit dem Tode bestraft werden: Blutschuld lastet auf ihnen. – Wenn ein Mann seine Schwester nimmt, die Tochter seines Vaters oder die Tochter seiner Mutter, und den Beischlaf im Einverständnis mit ihr vollzieht, so ist das Blutschande; sie sollen vor den Augen ihrer Volksgenossen ausgerottet werden: er hat seiner Schwester beigewohnt: er soll für seine Verschuldung büßen! – Wenn ferner ein Mann mit einer weiblichen Person zur Zeit ihres monatlichen Unwohlseins geschlechtlichen Umgang gehabt hat, wenn er also den Quell ihres Blutes enthüllt und sie (selbst) den Quell ihres Blutes aufgedeckt hat, so sollen beide aus der Mitte ihres Volkes ausgerottet werden! – Mit der Schwester deiner Mutter und mit der Schwester deines Vaters darfst du keinen geschlechtlichen Umgang haben; denn wer das tut, der hat sich mit seiner nächsten Blutsverwandten geschlechtlich vergangen: sie sollen für ihre Verschuldung büßen. Wenn ferner ein Mann der Frau seines Oheims beiwohnt, so hat er seinen Oheim geschändet; sie sollen für ihre Sünde büßen: kinderlos werden sie sterben. Und wenn ein Mann die Frau seines Bruders zum Weibe nimmt, so ist das Blutschande; er hat damit seinen Bruder geschändet: sie werden kinderlos bleiben.« Abschluß: Mahnung zum Heiligsein an Israel als das für Gott abgesonderte Volk»So beobachtetd.h. beachtet, befolgt . denn alle meine Satzungen und alle meine Gebote und tut nach ihnen, damit euch das Land nicht ausspeie, in das ich euch bringen will, damit ihr darin wohnt. Ihr dürft also nicht nach den Satzungen der Völkerschaften wandeln, die ich vor euch vertreiben werde; denn alle diese Sünden haben sie verübt, so daß sie mir zum Ekel geworden sind. Euch aber habe ich verheißen: Ihr sollt ihr Land in Besitz nehmen, und ich will es euch zu eigen geben, ein Land, das von Milch und Honig überfließt: ich bin der HERR, euer Gott, der ich euch von den übrigen Völkern abgesondert habe. So macht denn einen Unterschied zwischen den reinen und den unreinen vierfüßigen Tieren und zwischen den unreinen und den reinen Vögeln, und macht euch nicht selbst zu einem Greuel durch (unreine) vierfüßige Tiere oder durch Vögel oder durch irgendwelche Tiere, die sich auf dem Erdboden regen, die ich euch als unrein bezeichnet und ausgesondert habe. Ihr sollt mir also heilig sein, denn ich, der HERR, bin heilig und habe euch von den übrigen Völkern abgesondert, damit ihr mir angehört.« Zu V.6 gehörige Bestimmung »Wenn ferner ein Mann oder ein Weib einen Geist der Totenbeschwörung oder einen Wahrsagegeist in sich hat, so sollen sie unfehlbar mit dem Tode bestraft werden; man soll sie steinigen: Blutschuld lastet auf ihnen.« e) Heilige Pflichten der Priester (besonders des Hohenpriesters V.10-15)a) Verordnungen in betreff der Verunreinigungen durch Tote, Trauergebräuche und EhehindernisseWeiter gebot der HERR dem Mose: »Teile den Priestern, den Söhnen Aarons, folgende Verordnungen mit: (Ein Priester) darf sich unter seinen Volksgenossen an keiner Leiche verunreinigen; nur an seinen nächsten Blutsverwandten, nämlich an seiner Mutter und seinem Vater, an seinem Sohn und seiner Tochter und seinem Bruder, auch an seiner Schwester, wenn sie noch Jungfrau ist und ihm darum nahesteht und noch keinem Manne angehört hat – an dieser darf er sich verunreinigen. Er darf sich nicht als Gatte unter seinen Volksgenossen verunreinigen, so daß er dadurch entweiht würde. Sie dürfen sich an ihrem haupt keine Glatze scheren und den Rand ihres Bartes nicht stutzen und sich keine Einschnitte in ihren Leib machen. Sie sollen ihrem Gott heilig sein und den Namen ihres Gottes nicht entweihen; denn sie haben die Feueropfer des HERRN, die Speise ihres Gottes, darzubringen; darum sollen sie heilig sein. – Eine Buhldirne oder eine Entehrte dürfen sie nicht zur Ehefrau nehmen, ebensowenig eine von ihrem Manne verstoßene Frau; denn (der Priester) ist seinem Gott geweiht. Darum sollst du ihn für heilig achten, denn er bringt die Speise deines Gottes dar: als heilig soll er dir gelten, denn ich bin heilig, der HERR, der euch heiligt. Und wenn die Tochter eines Priesters sich durch Unzucht entweiht, so entweiht sie dadurch ihren Vater: im Feuer soll sie verbrannt werden! Der Priester aber, welcher der oberste unter seinen Amtsgenossen ist, auf dessen Haupt das Salböl gegossen worden ist und den man in sein Amt eingesetzt hat, damit er die heiligen Kleider anziehe, darf sein Haupthaar (in der Trauer) nicht auflösen und seine Kleider nicht zerreißen. Er darf auch zu keiner Leiche hineingehen; sogar an seinem Vater und an seiner Mutter darf er sich nicht verunreinigen. Aus dem Heiligtum darf er sich nicht entfernen, damit er das Heiligtum seines Gottes nicht entweiht; denn die Weihe des Salböls seines Gottes befindet sich auf ihm: ich bin der HERR. Zur Ehefrau muß er sich eine Jungfrau nehmen; eine Witwe oder eine verstoßene Frau oder eine Entehrte oder eine Buhldirne – diese darf er nicht ehelichen; sondern eine Jungfrau aus seinen Volksgenossen muß er sich zur Frau nehmen, damit er seine Nachkommenschaft unter seinen Volksgenossen nicht entweiht; denn ich bin der HERR, der ihn heiligt.« b) Die vom Priestertum ausschließenden LeibesfehlerWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Teile dem Aaron folgende Verordnungen mit: Wenn irgendeiner von deinen Nachkommen in ihren künftigen Geschlechtern einen Leibesfehler an sich hat, so darf er nicht herantreten, um die Speise seines Gottes darzubringen; denn keiner, der ein leibliches Gebrechen an sich hat, darf mir nahen, kein Blinder oder Lahmer, kein im Gesicht Entstellter oder einer, an dem ein Glied zu lang ist; auch keiner, der einen Beinbruch oder einen Armbruch hat, auch kein Buckliger und kein Zwerg, keiner, der weiße Flecken im Auge hat oder der mit Krätze oder mit Flechten behaftet oder der entmannt ist. Keiner von den Nachkommen des Priesters Aaron, der ein Gebrechen an sich hat, darf mir nahen, um die Feueropfer des HERRN darzubringen; hat er ein Gebrechen an sich, so darf er mir nicht nahen, um die Speise seines Gottes darzubringen. Von der Speise seines Gottes, sowohl von den hochheiligen als auch von den heiligen Gaben, darf er essen; doch zu dem (inneren) Vorhang darf er nicht hineingehen und an den Altar nicht treten, weil er ein Gebrechen an sich hat; sonst würde er meine Heiligtümer entweihen; denn ich bin der HERR, der sie heiligt.« Mose teilte dies dann dem Aaron und dessen Söhnen und allen Israeliten mit. c) Verhalten gegenüber den heiligen Gaben seitens der Priester und seitens der NichtpriesterWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Befiehl Aaron und seinen Söhnen, daß sie den heiligen Gaben gegenüber, die die Israeliten mir weihen, Zurückhaltung beobachtend.h. beachten, üben ., damit sie meinen heiligen Namen nicht entweihen: ich bin der HERR. Sage zu ihnen: (Diese Verordnung gilt) für alle eure künftigen Geschlechter: Wenn irgendeiner von all euren Nachkommen den heiligen Gaben, welche die Israeliten dem HERRN weihen, nahekommt, während er eine Unreinheit an sich hat, ein solcher Mensch soll von meinem Angesicht hinweg ausgerottet werden: ich bin der HERR! Wer von den Nachkommen Aarons mit Aussatz oder mit einem Ausfluß behaftet ist, darf von den heiligen Gaben nicht mitessen, bis er wieder rein ist; und wer irgendeinen durch eine Leiche Verunreinigten berührt oder wer einen Samenerguß gehabt hat oder wer irgendein kriechendes Tier berührt hat, durch das man unrein wird, oder einen Menschen, durch den man in irgendeiner Beziehung unrein wird: – einer, der etwas Derartiges berührt hat, ist bis zum Abend unrein und darf nichts von den heiligen Gaben genießen, es sei denn, daß er zuvor ein Wasserbad genommen hat. Nach Sonnenuntergang aber ist er wieder rein und darf alsdann von den heiligen Gaben essen; denn sie sind die ihm zukommende Speise. Ein gefallenes oder (von Raubtieren) zerrissenes Tier darf er nicht essen; er würde dadurch unrein werden: ich bin der HERR. So sollen sie denn meine Verordnungen befolgend.h. beachten, üben ., was mir gegenüber zu beobachten ist), damit sie nicht wegen einer Übertretung Sünde auf sich laden und infolge einer Entweihung des Geheiligten sterben müssen: ich bin der HERR, der sie heiligt! Kein Unbefugter darf etwas Geheiligtes genießen; kein Beisasse eines Priesters und keiner von seinen Tagelöhnern darf etwas Geheiligtes genießen. Wenn aber ein Priester einen Sklaven für Geld erwirbt, so darf dieser davon (mit)essen; ebenso dürfen die in seinem Hause geborenen Sklaven von seiner Speise (mit)essen. Wenn ferner die Tochter eines Priesters einen Nichtpriester geheiratet hat, so darf sie von den Hebeopfern der heiligen Gaben nichts genießen. Wenn aber die Tochter eines Priesters Witwe oder (von ihrem Mann) geschieden wird, ohne Kinder zu haben, und in das Haus ihres Vaters zurückkehrt, so darf sie, gerade wie in ihrer Jugend, von der Speise ihres Vaters (mit)essen; dagegen darf kein Unbefugter etwas davon genießen. Wenn ferner jemand aus Versehen etwas Geheiligtes genießt, so soll er den fünften Teil des Wertes hinzufügen und das Geheiligte dem Priester erstatten. Die Priester aber sollen die heiligen Gaben der Israeliten, die sie als Hebeopfer für den HERRN empfangen, nicht entweihen, damit sie ihnen kein Vergehen und keine Schuld dadurch aufladen, daß sie ihre heiligen Gaben genießen; denn ich bin der HERR, der sie heiligt.« f) Heilige Pflichten der Laien bezüglich der Beschaffenheit der Opfera) Fehlerlosigkeit der OpfertiereWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Teile dem Aaron und seinen Söhnen und allen Israeliten folgende Verordnungen mit: Wenn irgend jemand vom Hause Israel oder von den Fremdlingen in Israel seine Opfergabe darbringen will – es seien irgendwelche gelobte oder freiwillige Gaben, die sie dem HERRN als Brandopfer darbringen wollen –, so muß es, um euch wohlgefällig zu machen, ein fehlerloses männliches Tier von den Rindern, von den Schafen oder den Ziegen sein. Kein Tier, das einen Fehler an sich hat, dürft ihr darbringen; denn es würde euch nicht wohlgefällig machen. Und wenn jemand dem HERRN ein Heilsopfer darbringen will, ein Rind oder ein Stück Kleinvieh, sei es um ein Gelübde zu erfüllen oder als freiwillige Gabe, so darf es, um wohlgefällig zu sein, keinen Fehler, keinerlei Gebrechen an sich haben. Ist es blind oder hat es ein gebrochenes Glied oder einen Wundschaden oder ist es mit Geschwüren oder mit Krätze oder mit Flechten behaftet: derartige Tiere dürft ihr dem HERRN nicht darbringen und kein Feueropfer von ihnen dem HERRN auf den Altar legen. Ein Rind oder ein Stück Kleinvieh, an dem ein Glied zu lang oder zu kurz (verkrüppelt) ist, magst du als freiwillige Gabe opfern, aber als Gelübdeopfer würde es nicht wohlgefällig aufgenommen werden. Ein Tier ferner, dem die Hoden zerquetscht oder zerschlagen oder ausgerissen oder ausgeschnitten sind, dürft ihr dem HERRN nicht darbringen; weder dürft ihr Tiere in eurem Lande zu verstümmelten (Tieren) machen noch solche von einem Ausländer kaufen und sie als Speise eurem Gott darbringen; denn eine Verstümmlung, ein Gebrechen haftet ihnen an; sie würden euch nicht wohlgefällig machen.« b) Drei weitere OpfervorschriftenWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Ein Rind oder ein Schaf oder ein Ziegenlamm soll nach der Geburt sieben Tage lang unter seiner Mutter bleiben; erst vom achten Tage an und weiterhin wird es (als Opfergabe) wohlgefällig sein, wenn man es als Feueropfer dem HERRN darbringt. – Ein Rind oder ein Stück Kleinvieh dürft ihr nicht zugleich mit seinem Jungen an einem und demselben Tage schlachten. – Wenn ihr ferner dem HERRN ein Dankschlachtopfer darbringen wollt, sollt ihr es so opfern, daß ihr Wohlgefallen dadurch erlangt: es muß noch an demselben Tage verzehrt werden; ihr dürft nichts davon bis zum andern Morgen übriglassen: ich bin der HERR!« c) Allgemeine Schlußermahnung»So beobachtetd.h. beachtet, befolgt . denn meine Gebote und tut nach ihnen: ich bin der HERR! Und entweiht meinen heiligen Namen nicht, damit ich inmitten der Israeliten geheiligt werde: ich bin der HERR, der euch heiligt, der euch aus Ägypten herausgeführt hat, um euer Gott zu sein: ich bin der HERR!« g) Gesetze für die Feier des Sabbats und der JahresfesteHierauf gebot der HERR dem Mose folgendes: »Teile den Israeliten folgende Verordnungen mit: Die Feste des HERRN, die ihr als Festversammlungen am Heiligtum ausrufen sollt, meine Feste, sind folgende:« a) Der SabbatSechs Tage hindurch soll gearbeitet werden, aber der siebte Tag ist ein Tag völliger Ruhe mit Versammlung am Heiligtum; da dürft ihr keinerlei Arbeit verrichten: es ist ein Ruhetag zu Ehren des HERRN in allen euren Wohnsitzen.« b) Das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote»Folgendes sind die Feste des HERRN mit Versammlungen am Heiligtum, die ihr zu dem für sie festgesetzten Zeitpunkt ausrufen sollt: Am vierzehnten Tag des ersten Monats gegen Abend findet die Passahfeier für den HERRN statt; und am fünfzehnten Tage desselben Monats wird das Fest der ungesäuerten Brote zu Ehren des HERRN gefeiert; da sollt ihr sieben Tage lang ungesäuerte Brote essen. Am ersten Tage habt ihr eine Festversammlung am Heiligtum zu halten: da dürft ihr keinerlei Werktagsarbeit verrichten und sollt dem HERRN sieben Tage lang ein Feueropfer darbringen. Am siebten Tage soll wieder eine Festversammlung am Heiligtum stattfinden: da dürft ihr keinerlei Werktagsarbeit verrichten.« c) Darbringung der Erstlingsgarbe (in der Woche des Festes der ungesäuerten Brote)Weiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Teile den Israeliten folgende Verordnungen mit: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, und ihr die Ernte dort abhaltet, so sollt ihr von eurer Ernte die Erstlingsgarbe zum Priester bringen. Dieser soll dann die gespendete Garbe vor dem HERRN weben, damit sie euch wohlgefällig mache; am Tage nach dem Sabbat soll der Priester sie weben; und ihr sollt an dem Tage, an welchem ihr die Garbe weben laßt, dem HERRN ein fehlerloses einjähriges Lamm als Brandopfer darbringen; dazu als Speisopfer für ihn zwei Zehntel Epha Feinmehl, das mit Öl gemengt ist, als ein Feueropfer für den HERRN zu lieblichem Geruch; dazu als Trankopfer für ihn ein Viertel Hin Wein.Vgl. 2.Mose 29,40. Brot (vom neuen Getreide) und geröstete oder zerstoßene Körner (der frischen Frucht) dürft ihr bis zu eben diesem Tage, bis ihr eurem Gott die Opfergabe dargebracht habt, nicht essen: diese Verordnung soll ewige Geltung für eure künftigen Geschlechter in allen euren Wohnsitzen haben.« d) Das Wochen- oder Pfingstfest»Hierauf sollt ihr euch vom Tage nach dem Sabbat an, von dem Tage an, wo ihr die Webegarbe dargebracht habt, sieben Wochen abzählen: volle Wochen sollen es sein; bis zu dem Tage, der auf den siebten Sabbat folgt, sollt ihr fünfzig Tage abzählen und dann dem HERRN ein Speisopfer vom neuen Getreide darbringen. Aus euren Wohnsitzen sollt ihr zwei Webebrote darbringen, die aus zwei Zehntel Epha Feinmehl hergestellt und mit Sauerteig gebacken sein müssen, als Erstlingsgaben für den HERRN. Weiter sollt ihr zu den Broten sieben fehlerlose einjährige Lämmer und einen jungen Stier und zwei Widder darbringen – die sollen für den HERRN ein Brandopfer sein – samt dem zugehörigen Speisopfer und den erforderlichen Trankopfern, als ein Feueropfer zu lieblichem Geruch für den HERRN. Ferner sollt ihr einen Ziegenbock zum Sündopfer und zwei einjährige Lämmer zum Heilsopfer herrichten. Der Priester soll sie dann samt den Erstlingsbroten als Webeopfer vor dem HERRN weben zugleich mit den beiden Lämmern; sie sollen dem HERRN geheiligt sein und dem Priester gehören. Und ihr sollt an eben diesem Tage ausrufen lassen: ›Eine Festversammlung am Heiligtum sollt ihr abhalten und keinerlei Werktagsarbeit verrichten!‹ Diese Verordnung soll ewige Geltung in allen euren Wohnsitzen für eure künftigen Geschlechter haben! – Wenn ihr aber die Ernte eures Landes schneidet, sollst du das Feld nicht bis zum äußersten Rand abernten und auch keine Nachlese nach deiner Ernte vornehmen; nein, dem Armen und dem Fremdling sollst du beides überlassen: ich bin der HERR, euer Gott.« ee) Der Neumondstag des siebenten Monats (oder das Neujahrsfest)Weiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Teile den Israeliten folgende Verordnungen mit: Am ersten Tage des siebten Monats soll bei euch ein Ruhetag sein, ein Gedenktag mit Posaunenschall, eine Festversammlung am Heiligtum. Da dürft ihr keinerlei Werktagsarbeit verrichten und sollt dem HERRN ein Feueropfer darbringen.« ff) Der große VersöhnungstagWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Sodann fällt auf den zehnten Tag desselben siebten Monats der Versöhnungstag; da sollt ihr eine Festversammlung am Heiligtum halten und sollt fasten und dem HERRN ein Feueropfer darbringen. Keinerlei Arbeit dürft ihr an eben diesem Tage verrichten, denn es ist der Versöhnungstag, an dem man euch Sühne vor dem HERRN, eurem Gott, erwirken soll. Denn wer an eben diesem Tage nicht fastet, der soll aus seinen Volksgenossen ausgerottet werden; und wer irgendeine Arbeit an eben diesem Tage verrichtet, einen solchen Menschen will ich aus der Mitte seines Volkes vertilgen. Keinerlei Arbeit dürft ihr verrichten; diese Verordnung soll ewige Geltung für eure künftigen Geschlechter in allen euren Wohnsitzen haben. Ein Tag völliger Ruhe soll es für euch sein, und ihr sollt fasten! Am neunten Tage des Monats, am Abend, von einem Abend bis wieder zum Abend, sollt ihr den euch gebotenen Ruhetag halten!« gg) Das Laubhüttenfest (oder: das Fest der Lese)Weiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Teile den Israeliten folgende Verordnungen mit: Am fünfzehnten Tage desselben siebten Monats findet das (Laub-)Hüttenfest sieben Tage lang zu Ehren des HERRN statt. Am ersten Tage soll eine Festversammlung am Heiligtum stattfinden; da dürft ihr keinerlei Werktagsarbeit verrichten. Sieben Tage hindurch sollt ihr dem HERRN ein Feueropfer darbringen, dann am achten Tage nochmals eine Festversammlung am Heiligtum abhalten und dem HERRN ein Feueropfer darbringen. Es ist dies der Schlußfesttag, an dem ihr keinerlei Werktagsarbeit verrichten dürft.« hh) Abschluß des Festkalenders»Dies sind die Feste des HERRN, zu denen ihr Festversammlungen am Heiligtum ausrufen sollt, um dem HERRN Feueropfer darzubringen: Brandopfer und Speisopfer, Schlachtopfer und Trankopfer, wie sie für jeden einzelnen Tag geboten sind, abgesehen von den Sabbaten des HERRN und abgesehen von euren Gaben sowie von all euren Gelübdeopfern und abgesehen von all euren freiwilligen Gaben, die ihr dem HERRN darbringen werdet.« ii) Nachträgliche Bestimmungen über das Laubhüttenfest»Jedoch am fünfzehnten Tage des siebten Monats, wenn ihr den Ertrag des Landes eingeerntet habt, sollt ihr das Fest des HERRN sieben Tage lang feiern. Am ersten Tage soll Ruhetag sein und ebenso am achten Tage; und ihr sollt euch am ersten Tage schöne Baumfrüchte holen, Palmenwedel und Zweige von dichtbelaubten Bäumen und von Bachweiden und sollt sieben Tage lang vor dem HERRN, eurem Gott, fröhlich sein. Dies Fest sollt ihr alljährlich sieben Tage lang zu Ehren des HERRN feiern; diese Verordnung hat ewige Geltung für alle eure künftigen Geschlechter: im siebten Monat sollt ihr es feiern. Da sollt ihr sieben Tage lang in (Laub-)Hütten wohnen; alle, die zum Volk Israel gehören, sollen in (Laub-)Hütten wohnen, damit eure künftigen Geschlechter erfahren, daß ich die Kinder Israel habe in Hütten wohnen lassen, als ich sie aus Ägypten wegführte, ich, der HERR, euer Gott.« So belehrte Mose die Israeliten über die Festzeiten des HERRN. h) Vorschriften bezüglich der Zurichtung des heiligen Leuchters und der SchaubroteWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Gib den Israeliten die Weisung, dir reines Öl von zerstoßenen Oliven für den Leuchter zu bringen, damit beständig Lampen aufgesetzt werden können. Außerhalb des Vorhangs vor der Lade mit dem Gesetz im Offenbarungszelt soll Aaron (den Leuchter) zurichten, damit er vom Abend bis zum Morgen ohne Unterbrechung vor dem HERRN brenne. Diese Verordnung hat ewige Geltung für alle eure künftigen Geschlechter: auf dem Leuchter von reinem Gold soll er die Lampen zu beständigem Brennen vor dem HERRN zurichten. Sodann sollst du Feinmehl nehmen und daraus zwölf Kuchen backen; zwei Zehntel Epha sollen auf jeden Kuchen kommen. Du sollst sie dann in zwei Schichten, je sechs in einer Schicht, auf den Tisch von reinem Gold vor dem HERRN auflegen. Dann sollst du auf jede Schicht reinen Weihrauch tun, der für das Brot als Duftteil dienen soll, als ein Feueropfer für den HERRN. An jedem Sabbattage soll er (die Brote) regelmäßig so vor dem HERRN aufschichten; zu dieser Leistung sollen die Israeliten für ewige Zeiten verpflichtet sein. Die Brote sollen dann Aaron und seinen Söhnen gehören; die sollen sie an heiliger Stätte verzehren; denn als ein Hochheiliges sollen sie ihm von den Feueropfern des HERRN zuteil werden als eine ewige Gebühr.« i) Steinigung eines Gotteslästerers; Bestrafung des Totschlags und der Leibesverletzung; Gültigkeit des mosaischen Gesetzes auch für FremdeDer Sohn einer Israelitin – er war aber der Sohn eines Ägypters – begab sich einst unter die Israeliten;A.Ü.: war inmitten der Israeliten (aus Ägypten) mit ausgezogen. da gerieten sie im Lager in Streit miteinander, der Sohn der Israelitin und ein israelitischer Mann. Dabei lästerte der Sohn der Israelitin den Namen (des HERRN) und fluchte dazu; da brachte man ihn vor Mose – seine Mutter aber hieß Selomith und war die Tochter Dibris, vom Stamme Dan. Hierauf legten sie ihn in Gewahrsam, bis Mose ihnen Verhaltungsmaßregeln auf Grund einer Weisung des HERRN gäbe. Da gebot der HERR dem Mose: »Laß den Lästerer vor das Lager hinausführen, und alle, die es gehört haben, sollen ihm die Hände fest auf den Kopf legen, und dann soll die ganze Gemeinde ihn steinigen. Zu den Israeliten aber sollst du sagen: Wenn jemand seinem Gott flucht, so lädt er Sünde auf sich, und wer den Namen des HERRN lästert, soll unfehlbar mit dem Tode bestraft werden: die ganze Gemeinde soll ihn steinigen; der Fremde wie der Einheimische soll den Tod erleiden, wenn er den Namen (des HERRN) lästert. – Wenn ferner jemand irgendeinen Menschen erschlägt, soll er unfehlbar mit dem Tode bestraft werden; wer aber ein Stück Vieh erschlägt, soll es ersetzen: Leben um Leben. Wenn ferner jemand seinem Nächsten einen Leibesschaden zufügt, so soll man ihm ebenso tun, wie er getan hat: Bruch um Bruch, Auge um Auge, Zahn um Zahn; derselbe Leibesschaden, den er dem andern zugefügt hat, soll auch ihm zugefügt werden. Wer also ein Stück Vieh erschlägt, soll es ersetzen; wer aber einen Menschen erschlägt, soll den Tod erleiden. Das gleiche Recht soll bei euch für den Fremden wie für den Einheimischen gelten; denn ich bin der HERR, euer Gott!« Als Mose dies den Israeliten verkündigt hatte, führten sie den Lästerer vor das Lager hinaus und steinigten ihn dort; die Israeliten taten so, wie der HERR dem Mose geboten hatte. k) Vorschriften bezüglich der heiligen Jahrea) Das SabbatjahrUnd der HERR gebot dem Mose auf dem Berge Sinai folgendes: »Teile den Israeliten folgende Verordnungen mit: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, so soll das Land dem HERRN einen Sabbat halten. Sechs Jahre sollst du dein Feld bestellen und sechs Jahre deinen Weinberg beschneiden und den Ertrag des Landes einbringen; aber im siebten Jahre soll das Land einen Sabbat der Ruhe haben, eine dem HERRN geweihte Ruhezeit: da darfst du dein Feld nicht bestellen und deinen Weinberg nicht beschneiden; auch den Wildwuchs deiner (vorjährigen) Ernte darfst du nicht einheimsen und die Trauben von deinem unbeschnittenen Weinstock nicht lesen: es soll ein Sabbatjahr für das Land sein. Was das Land während seiner Ruhezeit von selbst hervorbringt, soll euch zur Nahrung dienen, dir sowie deinen Knechten und Mägden, deinen Tagelöhnern und den Beisassen, die bei dir als Gäste leben; auch deinem Vieh und den wilden Tieren, die in deinem Lande leben, soll der gesamte Ertrag (dieses Jahres) zur Nahrung dienen.« b) Das Halljahr»Sodann sollst du dir sieben solcher Sabbatjahre, also siebenmal sieben Jahre, abzählen, so daß dir die Zeit der sieben Sabbatjahre neunundvierzig Jahre beträgt. Dann sollst du am zehnten Tage des siebten Monats die Lärmposaune erschallen lassen; am Versöhnungstage sollt ihr die Posaunen überall in eurem Lande erschallen lassen und so das fünfzigste Jahr heiligen, und sollt im Lande Freiheit für alle seine Bewohner ausrufen: ein HalljahrSo genannt vom Schall der Widderhörner (hebr. Jobel), die seinen Beginn ankündeten. soll es für euch sein, in dem ein jeder von euch wieder zu seinem Besitz kommen und ein jeder zu seiner Familie zurückkehren soll. Ein Halljahr soll also jedes fünfzigste Jahr für euch sein; da dürft ihr weder säen, noch das, was von selbst gewachsen ist, einernten, noch Trauben von den unbeschnittenen Weinstöcken lesen; denn ein Halljahr ist es: es soll euch heilig sein; vom Felde weg sollt ihr essen, was es von selbst hervorbringt. In solchem Halljahr soll ein jeder von euch wieder zu seinem Besitz kommen. Wenn du also deinem Nächsten etwas verkaufst oder von deinem Nächsten etwas kaufst, so sollt ihr einander nicht übervorteilen, sondern nach der Zahl der Jahre, die seit dem (letzten) Halljahr verflossen sind, sollst du von deinem Nächsten kaufen, und nach der Zahl der Erntejahre soll er dir verkaufen. Bei einer größeren Zahl von Jahren (bis zum nächsten Halljahr) sollst du den Kaufpreis für ein Grundstück verhältnismäßig erhöhen und bei einer kleineren Zahl von Jahren den Kaufpreis verhältnismäßig verringern; denn er verkauft dir nur eine (bestimmte) Anzahl von Ernten. Keiner übervorteile also den andern, sondern du sollst dich vor deinem Gott fürchten; denn ich bin der HERR, euer Gott. So verfahrt denn nach meinen Anordnungen und beobachtetd.h. beachtet, befolgt . meine Gebote und handelt nach ihnen, so werdet ihr in eurem Lande in Sicherheit wohnen. Dann wird das Land euch seinen Ertrag geben, so daß ihr euch satt essen könnt und in Sicherheit darin wohnt. Wenn ihr aber fragt: ›Wovon sollen wir uns denn im siebten Jahre nähren, wenn wir doch weder säen noch den erforderlichen Ertrag einernten dürfen?‹, so sollt ihr wissen: ich werde euch im sechsten Jahre meinen Segen zuwenden, daß es euch den Ertrag für drei Jahre liefern soll. Obgleich ihr daher erst im achten Jahre säet, werdet ihr doch immer noch von dem früheren Ertrage altes Getreide zu essen haben; bis ins neunte Jahr, bis dessen Ernte eingebracht ist, werdet ihr altes Getreide zu essen haben. Der Landbesitz darf also nicht für immer verkauft werden, denn mir gehört das Land: ihr seid ja nur Fremdlinge und Beisassen bei mir. Daher sollt ihr in dem ganzen Lande, das ihr innehabt, für euren Landbesitz die Wiedereinlösung gestatten.« c) Einlösung oder Rückfall von Land- und Hausbesitz»Wenn einer deiner Volksgenossen verarmt und etwas von seinem Grundbesitz verkauft, so soll sein nächster Verwandter als Löser für ihn eintreten und das wieder einlösen dürfen, was sein Verwandter verkauft hat. Wenn ferner jemand keinen Löser hat, aber selbst soviel Geld aufzubringen vermag, als zur Wiedereinlösung seines Besitzes erforderlich ist, so soll er die Jahre, die seit seinem Verkauf verflossen sind, in Anrechnung bringen und das Überschüssige demjenigen zurückzahlen, an den er verkauft hat, damit er so wieder zu seinem Besitz kommt. Wenn er aber nicht soviel Geld aufbringen kann, als zum Rückkauf erforderlich ist, so soll das von ihm verkaufte Grundstück im Besitz des Käufers bis zum Halljahr verbleiben; aber im Halljahr soll es frei werden, so daß er wieder zu seinem Eigentum kommt. Wenn ferner jemand ein Wohnhaus in einer ummauerten Stadt verkauft, so soll das Rückkaufsrecht für ihn bestehen, bis ein Jahr nach dem Verkauf des Hauses vergangen ist: ein volles Jahr soll das Rückkaufsrecht für ihn bestehen. Wenn ein Rückkauf aber bis zum Ablauf eines vollen Jahres nicht stattgefunden hat, so soll das Haus, das in einer ummauerten Stadt liegt, dem Käufer und seinen Nachkommen für immer verbleiben: es soll im Halljahr nicht frei werden. Dagegen die Häuser in den Gehöften, die von keiner Mauer umgeben sind, sollen als zum Feldbesitz gehörig angesehen werden: es soll (unbeschränktes) Rückkaufsrecht für sie gelten, und im Halljahr sollen sie frei werden. Was ferner die Städte der Leviten, die Häuser in den Städten betrifft, die ihnen zum Eigentum überwiesen sind, so soll den Leviten ein ewiges Rückkaufsrecht zustehen. Wenn jedoch einer von den Leviten sein verkauftes Haus nicht wieder einlöst, so soll es, wenn es in einer ihm zugewiesenen Stadt liegt, im Halljahr wieder frei werden; denn die Häuser in den Städten der Leviten sind ihr Erbbesitz inmitten der Israeliten. Das zu ihren Städten gehörende Weideland aber darf überhaupt nicht verkauft werden, denn es gehört ihnen als ewiges Eigentum.« d) Gebot der Hilfsbereitschaft gegen verarmte Israeliten; Loskauf von hebräischen Sklaven oder deren Freilassung im Halljahr»Wenn ferner einer deiner Volksgenossen verarmt, so daß er sich neben dir nicht zu halten vermag, so sollst du ihn unterstützen, so daß er wie ein Fremdling oder Beisasse neben dir lebt. Du darfst nicht Zins und Aufschlag von ihm nehmen, sondern sollst dich vor deinem Gott fürchten, damit dein Bruder neben dir leben kann. Du darfst ihm dein Geld nicht um Zins geben und deine Nahrungsmittel nicht um Aufschlag: ich bin der HERR, euer Gott, der euch aus dem Lande Ägypten geführt hat, um euch das Land Kanaan zu geben und euer Gott zu sein! Wenn ferner einer deiner Volksgenossen neben dir verarmt und sich dir verkauft, so sollst du ihn keine Sklavenarbeit verrichten lassen, nein, wie ein Tagelöhner, wie ein Beisasse soll er bei dir sein: nur bis zum Halljahr soll er bei dir dienen; dann aber soll er frei von dir ausgehen, er und seine Kinder mit ihm, und zu seinem Geschlecht zurückkehren und wieder in den Besitz seiner Väter eintreten. Denn meine Dienstknechte sind sie, die ich aus dem Lande Ägypten herausgeführt habe: sie dürfen nicht wie gewöhnliche Sklaven verkauft werden. Du sollst nicht mit Härte über ihn herrschen, sondern dich vor deinem Gott fürchten! Was aber deine leibeigenen Knechte und Mägde betrifft, die du besitzen wirst, so mögt ihr euch solche Knechte und Mägde von den Heidenvölkern kaufen, die rings um euch her wohnen. Auch aus den Kindern der Beisassen, die bei euch als Gäste leben – aus ihnen könnt ihr euch welche kaufen sowie aus ihren Nachkommen, die bei euch leben und die sie in eurem Lande gezeugt haben: diese mögen euch als Eigentum gehören, und ihr könnt sie auf eure Kinder nach euch vererben, damit diese sie als Eigentum besitzen: auf ewig könnt ihr diese als Sklaven dienen lassen. Aber über eure Brüder, die Israeliten – da darfst du nicht, einer über den andern, mit Härte herrschen! Wenn ferner ein Fremdling oder Beisasse neben dir Vermögen erwirbt, während einer deiner Volksgenossen neben ihm verarmt und sich dem Fremdling, dem Beisassen neben dir, oder einem Abkömmling aus der Familie eines Fremdlings als Sklaven verkauft, so soll, nachdem er sich verkauft hat, das Loskaufsrecht für ihn bestehen: einer von seinen Volksgenossen mag ihn loskaufen; oder sein Oheim oder der Sohn seines Oheims mag ihn loskaufen, oder sonst einer von seinen nächsten Blutsverwandten aus seinem Geschlecht darf ihn loskaufen; oder wenn er selbst soviel Geld aufbringt, kann er sich selbst loskaufen. Und zwar soll er mit dem, der ihn gekauft hat, die Zeit von dem Jahre ab, wo er sich verkauft hat, bis zum Halljahr berechnen, und der Preis, um den er sich ihm verkauft hat, soll auf die Zahl der Jahre gleichmäßig verteilt werden: wie bei einem Lohnarbeiter soll die Dienstzeit bei ihm berechnet werden. Wenn also der Jahre noch viele (bis zum Halljahr) sind, so soll er diesen entsprechend sein Lösegeld von der Kaufsumme zurückzahlen; wenn aber nur noch wenige Jahre bis zum Halljahr übrig sind, so muß er danach die Berechnung anstellen: nach Maßgabe seiner Dienstjahre hat er sein Lösegeld zurückzuzahlen. Wie ein Mietling, der Jahr für Jahr um Lohn arbeitet, soll er bei seinem Herrn sein, und dieser darf ihn vor deinen Augen nicht mit Härte als Herr behandeln. Wird er aber nicht auf diese Weise losgekauft, so soll er im Halljahr frei ausgehen, er und seine Kinder mit ihm. Denn mir gehören die Israeliten als Dienstknechte; meine Dienstknechte sind sie, die ich aus dem Lande Ägypten herausgeführt habe, ich, der HERR, euer Gott!« l) Segen und Fluch von Gott zur Wahl gestellt (5.Mose 28)a) Einleitung: Einschärfung zweier Grundgebote»Ihr sollt euch keine Götzen verfertigen und dürft euch keine Schnitzbilder und Malsteine aufrichten, auch keine Steine mit Bildwerk in eurem Lande aufstellen, um euch davor niederzuwerfen; denn ich, der HERR, bin euer Gott! Meine Sabbate sollt ihr beobachten und mein Heiligtum fürchten: ich bin der Herr!« b) Segensverheißungen für den Fall des Gehorsams»Wenn ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Gebote beobachtetd.h. beachtet, befolgt . und nach ihnen tut, so will ich euch Regen zu rechter Zeit geben, damit das Land seinen Ertrag liefert und die Bäume auf dem Felde ihre Früchte spenden. Dann wird die Dreschzeit bei euch bis an die Weinlese reichen und die Weinlese bis an die Saatzeit; und ihr sollt Brot reichlich zu essen haben und sicher in eurem Lande wohnen. Dann will ich Frieden im Lande herrschen lassen, daß ihr euch niederlegen könnt, ohne daß jemand euch aufschreckt; auch die wilden Tiere will ich aus dem Lande verschwinden lassen, und kein Schwert soll durch euer Land ziehen. Ihr werdet eure Feinde in die Flucht schlagen, und sie sollen vor euch durch das Schwert fallen; fünf von euch sollen hundert in die Flucht schlagen und hundert von euch zehntausend vor sich her treiben, und eure Feinde sollen vor euch durch das Schwert fallen. Ich will mich euch gnädig zuwenden, will euch zahlreich werden lassen und euch mehren und meinen Bund mit euch aufrechthalten. Ihr werdet altes Getreide von der vorletzten Ernte zu essen haben und das vorjährige wegschaffen müssen, um für das neue Raum zu schaffen. Und ich will meine Wohnung in eurer Mitte aufschlagen, und mein Herz wird keine Abneigung gegen euch hegen, sondern ich will in eurer Mitte wandeln und euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein. Ich bin der HERR, euer Gott, der euch aus dem Lande Ägypten herausgeführt hat, damit ihr ihnen nicht länger als Knechte dienen solltet; ich habe die Stäbe eures Joches zerbrochen und euch aufrecht einhergehen lassen.« c) Fünf Strafandrohungen für den Fall des Ungehorsams (V.14-39)Tödliche Krankheiten und schimpfliche Niederlagen»Wenn ihr mir aber nicht gehorcht und nicht alle diese Gebote erfüllt, sondern meine Satzungen mißachtet und im Herzen Widerwillen gegen meine Verordnungen hegt, so daß ihr nicht alle meine Gebote befolgt, sondern den Bund mit mir brecht, so will auch ich dementsprechend mit euch verfahren und schreckliche Heimsuchungen über euch verhängen: Schwindsucht und Fieber, daß euch das Augenlicht erlöschen soll und das Leben qualvoll dahinschwindet. Vergebens sollt ihr dann euren Samen aussäen, denn eure Feinde werden ihn verzehren; und ich werde mein Angesicht gegen euch kehren, daß ihr vor euren Feinden die Flucht ergreifen müßt; und eure Widersacher sollen über euch herrschen, und ihr sollt fliehen, auch wenn niemand euch verfolgt.« Dürre und Mißwachs»Und wenn ihr mir auch dann noch nicht gehorcht, so will ich euch noch siebenmal härter strafen um eurer Sünden willen; den trotzigen Hochmut werde ich euch dann brechen und will den Himmel über euch hart wie Eisen machen und euren Erdboden wie Erz, so daß eure Kraft und Arbeit sich nutzlos erschöpfen wird; denn euer Land wird euch keinen Ertrag geben und die Bäume auf dem Felde keine Früchte spenden.« Wilde Tiere»Und wenn ihr mir auch dann noch widerstrebt und mir nicht gehorchen wollt, so will ich fortfahren, euch noch siebenmal härter um eurer Sünden willen zu schlagen. Dann will ich die wilden Tiere gegen euch loslassen, daß sie euch eure Kinder rauben und euer Vieh zerreißen und eure Zahl vermindern, so daß eure Straßen öde werden.« Kriegsnot im Verein mit Pest und Hunger»Und wenn ihr euch auch dadurch nicht von mir warnen laßt, sondern mir immer noch widerstrebt, so will auch ich euch widerstreben und euch auch meinerseits siebenfach für eure Sünden schlagen. Ich will das Schwert über euch kommen lassen, das die Rache für den Bundesbruch vollziehen soll; und wenn ihr euch dann in eure Städte zurückzieht, so werde ich die Pest unter euch senden, und ihr sollt in Feindeshand fallen. Wenn ich euch dann noch die Stütze des Brotes zerbreche, so daß zehn Frauen Brot für euch in einem einzigen Ofen backen und sie euch das Brot abgewogen zurückbringen, so werdet ihr essen, ohne satt zu werden.« Äußere und innere Leiden des Volkes während der Verbannung in den Ländern ihrer Feinde»Und wenn ihr mir trotzdem nicht gehorsam seid und mir immer noch widerstrebt, so will auch ich im Grimm euch widerstreben und euch siebenfach für eure Sünden züchtigen. Ihr sollt dann das Fleisch eurer eigenen Söhne essen und das Fleisch eurer eigenen Töchter verzehren; und ich werde eure Höhentempel zerstören und eure Sonnensäulen umstürzen; eure Leichname werde ich auf die Leichname eurer Götzen werfen, und mein Herz wird euch verabscheuen. Eure Städte will ich in Trümmerstätten verwandeln und eure Heiligtümer verwüsten und euren lieblichen Opferduft nicht mehr riechen. Ja, ich selbst werde das Land veröden, so daß eure Feinde, die dort ihren Wohnsitz nehmen, sich darüber entsetzen sollen. Euch aber werde ich unter die (heidnischen) Völker zerstreuen und das Schwert hinter euch her zücken; euer Land soll zur Wüste werden und eure Städte zu Schutthaufen. Da wird dann das Land seine Ruhezeiten ersetzt bekommen die ganze Zeit hindurch, in der es verwüstet daliegt, während ihr im Lande eurer Feinde weilt; ja, da wird dann das Land Ruhe haben und seine Ruhezeiten nachholen; die ganze Zeit hindurch, in der es verwüstet daliegt, wird es die Ruhe haben, die ihm in den euch gebotenen Ruhezeiten versagt war, als ihr in ihm wohntet. Die aber dann von euch noch übrig sind, denen will ich in den Ländern ihrer Feinde Verzagtheit ins Herz legen, so daß das Rascheln eines verwehten Blattes sie aufschreckt und sie davor fliehen sollen, wie man sonst vor dem Schwerte flieht, und sie fallen sollen, obwohl niemand sie verfolgt. Sie sollen dann einer über den andern hinstürzen, wie wenn es gälte, vor dem Schwerte zu fliehen, obgleich doch niemand sie verfolgt; und es wird für euch kein Standhalten vor euren Feinden geben: ja, ihr sollt unter den Heidenvölkern umkommen, und das Land eurer Feinde soll euch fressen. Und diejenigen von euch, die dann noch übrig sind, sollen in den Ländern eurer Feinde infolge ihrer Sündenschuld verschmachten und auch infolge der Sünden ihrer Väter hinschwinden mit ihnen.« Ausblick auf Israels Reue und Bekehrung in der Verbannung und seine Wiederannahme durch Gottes Bundestreue»Da werden sie dann ihre Schuld bekennen und auch die Schuld ihrer Väter infolge ihres Treubruchs, den sie gegen mich begangen haben, und werden auch eingestehen, daß, weil sie mir widerstrebt haben, auch ich ihnen widerstrebt und sie in das Land ihrer Feinde gebracht habe. Wenn alsdann ihr unbeschnittenes Herz sich demütigt und sie dann die Strafe für ihre Verschuldung büßen, so will ich an meinen Bund mit Jakob gedenken und ebenso an meinen Bund mit Isaak und an meinen Bund mit Abraham gedenken und will des Landes gedenken. Jedoch zuvor muß das Land von ihnen verlassen sein und die ihm zukommenden Ruhezeiten vergütet erhalten, solange es nach ihrer Entfernung verödet liegt; und sie selbst müssen die Strafe für ihre Verschuldung erleiden, weil sie ja doch meine Gebote mißachtet und in ihrem Herzen gegen meine Satzungen einen Widerwillen gehegt haben. Aber selbst auch dann, wenn sie sich im Lande ihrer Feinde befinden, will ich sie nicht so verwerfen und keinen solchen Widerwillen gegen sie hegen, daß ich sie ganz vertilge und meinen Bund mit ihnen breche, denn ich bin der HERR, ihr Gott. Nein, zu ihrem Heil will ich meines Bundes mit ihren Vorfahren gedenken, die ich vor den Augen der Heidenvölker aus dem Lande Ägypten weggeführt habe, um ihr Gott zu sein: ich, der HERR.« Schluß der vorhergehenden GesetzsammlungDies sind die Satzungen, Verordnungen und Weisungen, die der HERR auf dem Berge Sinai zwischen sich und den Israeliten durch Vermittlung Moses gegeben hat. m) Nachtrag betreffend Weihegaben (= Gelübde) und Abgaben und deren Lösunga) Angelobungen und deren LösungHierauf gebot der HERR dem Mose folgendes: »Teile den Israeliten folgende Verordnungen mit: Wenn jemand dem HERRN ein besonderes Gelübde erfüllen will, und zwar in betreff von Personen nach dem Schätzungswert, so soll der Schätzungswert einer männlichen Person im Alter von zwanzig bis zu sechzig Jahren fünfzig Silberschekel nach dem Gewicht des HeiligtumsVollgewicht des Silberschekels 13 Gramm. betragen; ist es aber eine weibliche Person, so soll der Schätzungswert dreißig Schekel betragen. Wenn es sich aber um eine Person im Alter von fünf bis zu zwanzig Jahren handelt, so soll der Schätzungswert einer männlichen Person zwanzig Schekel und bei einer weiblichen Person zehn Schekel betragen. Bei Kindern aber im Alter von einem Monat bis zu fünf Jahren soll der Schätzungswert eines Knaben fünf Silberschekel und der Schätzungswert eines Mädchens drei Silberschekel betragen. Wenn ferner die Person sechzig Jahre alt ist oder darüber, so soll der Schätzungswert, wenn es sich um einen Mann handelt, fünfzehn Schekel betragen, bei einer weiblichen Person dagegen zehn Schekel. Ist der Betreffende aber für die Entrichtung dieses Schätzungswertes zu arm, so stelle man ihn vor den Priester, damit dieser ihn abschätze; nach Maßgabe dessen, was der Gelobende zu leisten vermag, soll der Priester ihn abschätzen. Handelt es sich ferner um Vieh, von dem man dem HERRN eine Opfergabe darbringen kann, so soll jedes Stück, das man von solchem Vieh dem HERRN gibt, als geheiligt gelten: man darf es nicht umwechseln noch vertauschen, weder ein gutes Stück gegen ein schlechtes noch ein schlechtes Stück gegen ein gutes; und wenn jemand dennoch ein Stück Vieh gegen ein anderes vertauscht, so soll sowohl jenes als auch das eingetauschte dem Heiligtum verfallen sein. Handelt es sich aber um irgendein Stück unreinen Viehes, von dem man dem HERRN keine Opfergabe darbringen kann, so stelle man das betreffende Stück Vieh vor den Priester; dieser soll es dann abschätzen, je nachdem es gut oder schlecht ist; bei der Abschätzung des Priesters soll es dann sein Bewenden haben. Will der Betreffende es aber einlösen, so hat er noch ein Fünftel zu dem Schätzungswert hinzuzufügen. Wenn ferner jemand sein Haus als heilige Gabe dem HERRN weiht, so soll der Priester es abschätzen, je nachdem es gut oder schlecht ist; wie der Priester es abschätzt, so soll der Wert festgesetzt sein. Wenn dann der, welcher sein Haus geweiht hat, es wieder einlösen will, so hat er noch ein Fünftel des Betrags zu dem Schätzungswert hinzuzufügen: dann bleibt es sein Eigentum. Wenn ferner jemand ein Stück von seinem ererbten Grundbesitz dem HERRN weiht, so soll sich der Schätzungswert nach dem Maß der dafür erforderlichen Aussaat richten: ein HomerSiehe Anhang, Maße. Gerste Aussaat soll zu fünfzig SilberschekelB gerechnet werden. Wenn der Betreffende sein Stück Land vom Halljahr ab weiht, so soll es nach dem vollen Schätzungswert zu stehen kommen; wenn er aber sein Stück Land erst nach dem Halljahr weiht, so soll der Priester ihm den Geldbetrag mit Rücksicht auf die Zahl der Jahre berechnen, die bis zum (nächsten) Halljahr noch ausstehen, so daß also von dem Schätzungswert ein verhältnismäßiger Abzug gemacht wird. Will aber der, welcher das Stück Land geweiht hat, es wieder einlösen, so hat er noch ein Fünftel des Betrages zu dem Schätzungswert hinzuzufügen: dann soll es ihm verbleiben. Hat er aber das Stück Land nicht eingelöst, und er verkauft es trotzdem an einen andern, so kann es nicht mehr eingelöst werden, sondern das Stück Land soll, wenn es im Halljahr frei wird, als dem HERRN geweiht gelten wie ein mit dem Bann belegtes Stück Land: es soll dem Priester als Eigentum gehören. Wenn ferner jemand ein von ihm gekauftes Stück Land, das nicht zu seinem ererbten Grundbesitz gehört, dem HERRN weiht, so soll ihm der Priester den Betrag des Schätzungswertes bis zum (nächsten) Halljahr berechnen, und der Betreffende soll diese Schätzungssumme an demselben Tage als eine dem HERRN geweihte Gabe entrichten. Im Halljahr aber soll das Stück Land wieder an den zurückfallen, von dem er es gekauft hatte, also an den, welchem das Landstück als Erbbesitz zusteht. Jede (priesterliche) Schätzung aber soll nach dem Schekel des Heiligtums erfolgen: der Schekel gilt zwanzig Gera.« b) Bestimmungen betreffend Erstgeburten»Jedoch die Erstlinge vom Vieh, die als Erstgeburten dem HERRN an sich schon zustehen, darf niemand weihen; sei es ein Rind oder ein Stück Kleinvieh: es gehört dem HERRN. Wenn es sich aber um eine Erstgeburt von einem unreinen Haustier handelt, so muß der Betreffende sie nach dem Schätzungswert lösen und noch ein Fünftel des Betrags hinzufügen. Wird sie aber nicht gelöst, so soll sie nach dem Schätzungswert verkauft werden.« c) Weihegaben in der Form des Bannes»Jedoch alles mit dem Bann Belegte, das jemand von seinem gesamten Besitz dem HERRN mittels des Bannes weiht, es seien Menschen oder Vieh oder Stücke von seinem ererbten Grundbesitz, darf weder verkauft noch eingelöst werden: alles Gebannte ist dem HERRN hochheilig. Handelt es sich dabei um Menschen, die mit dem Bann belegt sind, so dürfen sie nicht losgekauft, sondern müssen unbedingt getötet werden.« d) Bestimmungen betreffend die Frucht- und Viehzehnten»Ferner sollen alle Zehnten des Landes, vom Saatertrag des Feldes wie von den Früchten der Bäume, dem HERRN gehören: sie sind dem HERRN geweiht. Wenn aber jemand einen Teil von seinem Zehnten einlösen will, so hat er ein Fünftel des Betrags mehr zu bezahlen. Was ferner allen Zehnten von Rindern und vom Kleinvieh betrifft, so soll von allen Tieren, die unter dem Hirtenstabe hindurchgehen, immer das zehnte Stück dem HERRN geheiligt sein. Man soll dabei nicht untersuchen, ob es gut oder schlecht sei, und man darf es auch nicht vertauschen; wenn man es aber doch vertauscht, so soll sowohl das betreffende als auch das eingetauschte Tier dem Heiligtum verfallen sein und darf nicht gelöst werden.« Schluß zu den SinaigesetzenDies sind die Gebote, die der HERR dem Mose auf dem Berge Sinai für die Israeliten aufgetragen hat. 1. Die letzten Verordnungen und Ereignisse am Sinai (1,1-10,10)a) Erste Zählung der kriegstüchtigen Männer (mit Ausnahme der Leviten)a) Der göttliche Befehl und seine AusführungHierauf gebot der HERR dem Mose in der Wüste Sinai, im Offenbarungszelt, am ersten Tage des zweiten Monats im zweiten Jahr nach ihrem Auszug aus dem Lande Ägypten folgendes: »Nehmt die Kopfzahl der gesamten Gemeinde der Israeliten auf nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien, mit Aufzählung der einzelnen Namen, alle männlichen Personen Kopf für Kopf; von zwanzig Jahren an und darüber, alles, was in Israel zum Heeresdienst tauglich ist, die sollt ihr mustern, Schar für Schar, du und Aaron. Dabei soll euch je ein Mann von jedem Stamm Beistand leisten, nämlich der Obmann der Familien seines Stammes. Und dies sind die Namen der Männer, die euch dabei zur Seite stehen sollen: für Ruben: Elizur, der Sohn Sedeurs; für Simeon: Selumiel, der Sohn Zurisaddais; für Juda: Nahson, der Sohn Amminadabs; für Issaschar: Nethaneel, der Sohn Zuars; für Sebulon: Eliab, der Sohn Helons; für die Söhne Josephs, für Ephraim: Elisama, der Sohn Ammihuds; für Manasse: Gamliel, der Sohn Pedazurs; für Benjamin: Abidan, der Sohn Gideonis; für Dan: Ahieser, der Sohn Ammisaddais; für Asser: Pagiel, der Sohn Ochrans; für Gad: Eljasaph, der Sohn Deguels; für Naphthali: Ahira, der Sohn Enans.« Dies waren die aus der Gemeinde Berufenen, die Fürsten ihrer väterlichen Stämme, die Häupter der Tausendschaften Israels. Hierauf ließen Mose und Aaron diese Männer, die ihnen mit Namen bezeichnet worden waren, zu sich kommen und versammelten dann die ganze Gemeinde am ersten Tage des zweiten Monats. Da ließen sie sich in die Geburtsverzeichnisse eintragen nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien, mit Aufzählung der einzelnen Namen, von zwanzig Jahren an und darüber, Kopf für Kopf; wie der HERR dem Mose geboten hatte, so musterte er sie in der Wüste Sinai. b) Die Ergebnisse der ZählungEs beliefen sich aber die Nachkommen Rubens, des erstgeborenen Sohnes Israels, ihre Abkömmlinge nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien, nach der Zahl der einzelnen Namen, Kopf für Kopf, alle männlichen Personen von zwanzig Jahren an und darüber, alles, was zum Heeresdienst tauglich war, soviele ihrer vom Stamme Ruben gemustert wurden, auf 46500. Bei den Nachkommen Simeons beliefen sich ihre Abkömmlinge nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien, [seine Gemusterten] nach der Zahl der einzelnen Namen, Kopf für Kopf, alle männlichen Personen von zwanzig Jahren an und darüber, alles, was zum Heeresdienst tauglich war, soviele ihrer vom Stamme Simeon gemustert wurden, auf 59300. Bei den Nachkommen Gads beliefen sich ihre Abkömmlinge nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien, nach der Zahl der einzelnen Namen, von zwanzig Jahren an und darüber, alles, was zum Heeresdienst tauglich war, soviele ihrer vom Stamme Gad gemustert wurden, auf 45650. Bei den Nachkommen Judas beliefen sich ihre Abkömmlinge nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien, nach der Zahl der einzelnen Namen, von zwanzig Jahren an und darüber, alles, was zum Heeresdienst tauglich war, soviele ihrer vom Stamme Juda gemustert wurden, auf 74600. Bei den Nachkommen Issaschars beliefen sich ihre Abkömmlinge nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien, nach der Zahl der einzelnen Namen, von zwanzig Jahren an und darüber, alles, was zum Heeresdienst tauglich war, soviele ihrer vom Stamme Issaschar gemustert wurden, auf 54400. Bei den Nachkommen Sebulons beliefen sich ihre Abkömmlinge nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien, nach der Zahl der einzelnen Namen, von zwanzig Jahren an und darüber, alles, was zum Heeresdienst tauglich war, soviele ihrer vom Stamme Sebulon gemustert wurden, auf 57400. Was die Nachkommen Josephs betrifft, so beliefen sich bei den Nachkommen Ephraims ihre Abkömmlinge nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien, nach der Zahl der einzelnen Namen, von zwanzig Jahren an und darüber, alles, was zum Heeresdienst tauglich war, soviele ihrer vom Stamme Ephraim gemustert wurden, auf 40500. Bei den Nachkommen Manasses beliefen sich ihre Abkömmlinge nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien, nach der Zahl der einzelnen Namen, von zwanzig Jahren an und darüber, alles, was zum Heeresdienst tauglich war, soviele ihrer vom Stamme Manasse gemustert wurden, auf 32200. Bei den Nachkommen Benjamins beliefen sich ihre Abkömmlinge nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien, nach der Zahl der einzelnen Namen, von zwanzig Jahren an und darüber, alles, was zum Heeresdienst tauglich war, soviele ihrer vom Stamme Bejamin gemustert wurden, auf 35400. Bei den Nachkommen Dans beliefen sich ihre Abkömmlinge nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien, nach der Zahl der einzelnen Namen, von zwanzig Jahren an und darüber, alles, was zum Heeresdienst tauglich war, soviele ihrer vom Stamme Dan gemustert wurden, auf 62700. Bei den Nachkommen Assers beliefen sich ihre Abkömmlinge nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien, nach der Zahl der einzelnen Namen, von zwanzig Jahren an und darüber, alles, was zum Heeresdienst tauglich war, soviele ihrer vom Stamme Asser gemustert wurden, auf 41500. Bei den Nachkommen Naphthalis beliefen sich ihre Abkömmlinge nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien, nach der Zahl der einzelnen Namen, von zwanzig Jahren an und darüber, alles, was zum Heeresdienst tauglich war, soviele ihrer vom Stamme Naphthali gemustert wurden, auf 53400. Dies sind die Gemusterten, die Mose und Aaron mit den Fürsten der Israeliten musterten; die letzteren waren zwölf Männer, und zwar je ein Mann für die zu seinem Stamm gehörigen Familien. Und es beliefen sich alle, die von den Israeliten nach ihren Familien, von zwanzig Jahren an und darüber, gemustert worden waren, alles, was in Israel zum Heeresdienst tauglich war – es beliefen sich also alle Gemusterten auf 603550. c) Die Ausnahmestellung der LevitenDie Leviten aber nach ihrem väterlichen Stamm waren in dieser Musterung nicht inbegriffen. Der HERR hatte nämlich dem Mose folgendes geboten: »Nur die zum Stamm Levi Gehörigen sollst du nicht mustern und ihre Kopfzahl nicht mit den übrigen Israeliten aufnehmen; sondern bestelle du die Leviten zum Dienst an der Wohnung des Gesetzes und über ihre sämtlichen Geräte und über alles, was zu ihr gehört: sie sollen die Wohnung und ihre sämtlichen Geräte tragen, und sie sollen den Dienst an ihr versehen und rings um die Wohnung her lagern. Und wenn die Wohnung weiter wandert, sollen die Leviten sie abbrechen; und wenn die Wohnung halt macht, sollen die Leviten sie aufschlagen; jeder Nichtzugehörige aber, der an sie herantritt, soll sterben. Und die übrigen Israeliten sollen nach ihren Heerscharen ein jeder auf seinem Lagerplatz und ein jeder bei seiner Fahne lagern; die Leviten aber sollen rings um die Wohnung des Gesetzes her lagern, damit kein Zorn Gottes über die Gemeinde der Israeliten hereinbricht. Die Leviten sollen also den Dienst an der Wohnung des Gesetzes versehen.« So machten denn die Israeliten alles genau so, wie der HERR dem Mose geboten hatte. b) Die Lager- und Zugordnung der StämmeWeiter gebot der HERR dem Mose und Aaron folgendes: »Die Israeliten sollen ein jeder bei seinem Panier, bei den Feldzeichen ihrer Stämme, lagern; dem Offenbarungszelt gegenüber sollen sie ringsum lagern. Und zwar sollen folgende ostwärts gegen Sonnenaufgang lagern: das Panier des Lagers Judas nach seinen Heerscharen, und als Anführer des Stammes Juda Nahson, der Sohn Amminadabs; sein Heer beläuft sich auf 74600 gemusterte Männer. Neben ihm soll der Stamm Issaschar lagern, und als Anführer des Stammes Issaschar Nethaneel, der Sohn Zuars; sein Heer beläuft sich auf 54400 gemusterte Männer. Ferner der Stamm Sebulon, und als Anführer des Stammes Sebulon Eliab, der Sohn Helons; sein Heer beläuft sich auf 57400 gemusterte Männer. Alle Gemusterten im Lager Judas machen nach ihren Heerscharen 186400 Mann aus: sie sollen (beim Abmarsch) zuerst aufbrechen. Das Panier des Lagers Rubens soll südwärts nach seinen Heerscharen lagern, und als Anführer des Stammes Ruben Elizur, der Sohn Sedeurs; sein Heer beläuft sich auf 46500 gemusterte Männer. Neben ihm soll der Stamm Simeon lagern, und als Anführer des Stammes Simeon Selumiel, der Sohn Zurisaddais; sein Heer beläuft sich auf 59300 gemusterte Männer. Ferner der Stamm Gad, und als Anführer des Stammes Gad Eljasaph, der Sohn ReguelsIn zahlreichen Handschriften lautet der Name wie in Kap. 1,14 Deguel .; sein Heer beläuft sich auf 45650 gemusterte Männer. Alle Gemusterten im Lager Rubens machen nach ihren Heerscharen 151450 Mann aus: sie sollen an zweiter Stelle aufbrechen. Dann soll das Offenbarungszelt, das Lager der Leviten, in der Mitte der übrigen Lager aufbrechen; wie sie gelagert sind, so sollen sie aufbrechen, ein jeder an seiner Stelle, nach ihren Panieren. Das Panier des Lagers Ephraims soll nach seinen Heerscharen westwärts lagern, und als Anführer des Stammes Ephraim Elisama, der Sohn Ammihuds; sein Heer beläuft sich auf 40500 gemusterte Männer. Neben ihm soll sich der Stamm Manasse lagern, und als Anführer des Stammes Manasse Gamliel, der Sohn Pedazurs; sein Heer beläuft sich auf 32200 gemusterte Männer. Ferner der Stamm Benjamin, und als Anführer des Stammes Benjamin Abidan, der Sohn Gideonis; sein Heer beläuft sich auf 35400 gemusterte Männer. Alle Gemusterten im Lager Ephraims machen nach ihren Heerscharen 108100 Mann aus: sie sollen an dritter Stelle aufbrechen. Das Panier des Lagers Dans soll nordwärts nach seinen Heerscharen lagern, und als Anführer des Stammes Dan Ahieser, der Sohn Ammisaddais; sein Heer beläuft sich auf 62700 gemusterte Männer. Neben ihm soll der Stamm Asser lagern, und als Anführer des Stammes Asser Pagiel, der Sohn Ochrans; sein Heer beläuft sich auf 41500 gemusterte Männer. Ferner der Stamm Naphthali, und als Anführer des Stammes Naphthali Ahira, der Sohn Enans; sein Heer beläuft sich auf 53400 gemusterte Männer. Alle Gemusterten im Lager Dans machen 157600 Mann aus: sie sollen zuletzt nach ihren Panieren aufbrechen.« Dies sind die Gemusterten der Israeliten nach ihren Stämmen; sämtliche Gemusterte der einzelnen Lager nach ihren Heerscharen beliefen sich auf 603550 Mann. Die Leviten aber waren in dieser Musterung der Israeliten nicht inbegriffen, wie der HERR dem Mose geboten hatte. So taten denn die Israeliten genau so, wie der HERR dem Mose geboten hatte: also lagerten sie nach ihren Panieren, und also brachen sie auf ein jeder nach seinem Geschlecht bei seiner Familie. c) Musterung der Leviten; Lösung der israelitischen Erstgeborenena) Die Söhne AaronsDies sind die Nachkommen Aarons [und Moses] zu der Zeit, als der HERR mit Mose auf dem Berge Sinai redete. Und zwar sind dies die Namen der Söhne Aarons: der Erstgeborene war Nadab, sodann Abihu, Eleasar und Ithamar. Dies sind die Namen der Söhne Aarons, der gesalbten Priester, die in ihr Amt eingesetzt worden waren, um den Priesterdienst zu verrichten. Aber Nadab und Abihu starben (im Dienst) vor dem HERRN, als sie in der Wüste Sinai ein ungehöriges Feueropfer vor dem HERRN darbrachten, und hatten keine Söhne. So versahen denn Eleasar und Ithamar den Priesterdienst unter der Aufsicht ihres Vaters Aaron. b) Die Leviten zu Gehilfen der Priester und zur Dienstleistung am Heiligtum bestimmtDer HERR gebot aber dem Mose folgendes: »Laß den Stamm Levi herantreten und stelle ihn vor den Priester Aaron, damit sie ihm Dienste leisten; denn sie sollen alles das besorgen, was ihm und was der ganzen Gemeinde vor dem Offenbarungszelt zu beobachtend.h. beachten, befolgen . obliegt, so daß sie den Dienst an der heiligen Wohnung verrichten. Sie sollen also die sämtlichen Geräte des Offenbarungszeltes und alles besorgen, was den Israeliten zu besorgen obliegt, und so den Dienst an der heiligen Wohnung versehen. Du sollst also die Leviten dem Aaron und seinen Söhnen beigeben; ganz zu eigen sollen sie ihm von seiten der Israeliten überwiesen sein. Aaron aber und seine Söhne sollst du dazu bestellen, daß sie ihres Priesteramts warten; ein Unbefugter aber, der das Amt ausübt, soll sterben.« c) Die Leviten zur Auslösung der israelitischen Erstgeborenen bestimmtWeiter sagte der HERR zu Mose folgendes: »Wisse wohl: ich selbst habe die Leviten aus der Mitte der Israeliten herausgenommen als Ersatz für alle Erstgeborenen, als Ersatz für alle Kinder, die unter den Israeliten zuerst zur Welt gekommen sind, damit die Leviten mir gehören. Denn mir gehören alle Erstgeborenen; an dem Tage, als ich alle Erstgeburten im Lande Ägypten sterben ließ, habe ich mir alles Erstgeborene in Israel geweiht sowohl von Menschen als auch von Tieren: mir sollen sie gehören, mir, dem HERRN.« d) Zählung, Lagerplatz, Anführer und Dienstordnung der männlichen LevitenHierauf gebot der HERR dem Mose in der Wüste Sinai folgendes: »Mustere die Leviten nach ihren Familien und nach ihren Geschlechtern; alle männlichen Personen von einem Monat an und darüber sollst du bei ihnen mustern.« Da nahm Mose nach dem Befehl des HERRN die Musterung bei ihnen vor, wie ihm geboten worden war. Und dies waren die Söhne Levis mit ihren Namen: Gerson, Kehath und Merari. Und dies sind die Namen der Söhne Gersons nach ihren Geschlechtern: Libni und Simei; und die Söhne Kehaths nach ihren Geschlechtern: Amram und Jizhar, Hebron und Ussiel; und die Söhne Meraris nach ihren Geschlechtern: Mahli und Musi. Das sind die Geschlechter der Leviten nach ihren Familien. Von Gerson stammt also das Geschlecht der Libniten und das Geschlecht der Simeiten; dies sind die Geschlechter der Gersoniten. Ihre Gemusterten, nach der Zahl aller männlichen Personen bei ihnen von einem Monat an und darüber, beliefen sich auf 7500. Die Geschlechter der Gersoniten lagerten hinter der heiligen Wohnung gegen Westen; und der Fürst des Hauses der Gersoniten war Eljasaph, der Sohn Laels. Die Dienstleistung der Gersoniten im Offenbarungszelt betraf die heilige Wohnung und das Zeltdach, seine Überdecke und den Vorhang am Eingang des Offenbarungszeltes, ferner die Umhänge des Vorhofs und den Vorhang am Eingang des Vorhofs, der die heilige Wohnung und den Altar rings umgab, sowie die zugehörigen Seile nebst allem, was es dabei zu tun gab. Von Kehath stammt das Geschlecht der Amramiten sowie das Geschlecht der Jizhariten, das Geschlecht der Hebroniten und das Geschlecht der Ussieliten: dies sind die Geschlechter der Kehathiten. Ihre Gemusterten, nach der Zahl aller männlichen Personen von einem Monat an und darüber, beliefen sich auf 8600, denen der Dienst im Heiligtum oblag. Die Geschlechter der Kehathiten lagerten an der südlichen Längsseite der heiligen Wohnung; und das Familienoberhaupt der Geschlechter der Kehathiten war Elizaphan, der Sohn Ussiels. Ihre Dienstleistung betraf die Lade und den Tisch, den Leuchter, die Altäre, die heiligen Geräte, die beim Dienst gebraucht wurden, ferner den Vorhang (vor dem Allerheiligsten) nebst allem, was es dabei zu tun gab. Das Oberhaupt der Levitenoberhäupter aber war Eleasar, der Sohn des Priesters Aaron; er hatte die Aufsicht über die, welche Dienste am Heiligtum zu leisten hatten. Von Merari stammte das Geschlecht der Mahliten und das Geschlecht der Musiten; dies sind die Geschlechter Meraris. Ihre Gemusterten, nach der Zahl aller männlichen Personen von einem Monat an und darüber, beliefen sich auf 6200. Das Familienoberhaupt der Geschlechter Meraris war Zuriel, der Sohn Abihails. Sie lagerten an der nördlichen Längsseite der heiligen Wohnung; und die Dienstleistung der Merariten betraf die Bretter der heiligen Wohnung sowie ihre Riegel, ihre Säulen und Füße nebst allen zugehörigen Geräten und allem, was es dabei zu tun gab, ferner die Säulen des Vorhofs ringsum nebst ihren Füßen, ihren Pflöcken und Seilen. Diejenigen aber, welche vor der heiligen Wohnung nach Osten hin, vor dem Offenbarungszelt gegen Sonnenaufgang, lagerten, waren Mose und Aaron mit seinen Söhnen, die den Dienst am Heiligtum zu verrichten hatten, nämlich alles das, was den Israeliten dabei zu besorgen oblag. – Der Unbefugte aber, der den Dienst ausübte, sollte sterben. Die Kopfzahl sämtlicher Leviten, die Mose und Aaron auf Befehl des HERRN nach ihren Geschlechtern gemustert hatten, alle männlichen Personen von einem Monat an und darüber, belief sich auf 22000. ee) Musterung und Lösung der männlichen Erstgeborenen in Israel (vgl. V.12-13)Weiter gebot der HERR dem Mose: »Mustere nun auch alle männlichen Erstgeborenen bei den Israeliten von einem Monat an und darüber und nimm die Zahl ihrer Namen auf. Du sollst aber die Leviten für mich, den HERRN, als Ersatz für alle Erstgeborenen unter den Israeliten nehmen und ebenso das Vieh der Leviten als Ersatz für alle Erstgeburten unter dem Vieh der Israeliten.« So musterte denn Mose alle Erstgeborenen unter den Israeliten, wie der HERR ihm geboten hatte; und es belief sich die Gesamtzahl der männlichen Erstgeborenen, nach der Zahl der Namen von einem Monat an und darüber, soviele ihrer gemustert waren, auf 22273. Hierauf gebot der HERR dem Mose folgendes: »Nimm die Leviten als Ersatz für alle Erstgeborenen unter den Israeliten und das Vieh der Leviten als Ersatz für das Vieh jener, damit die Leviten mir gehören, mir, dem HERRN. Was aber den Loskauf der 273 israelitischen Erstgeborenen betrifft, welche über die Zahl der Leviten überschüssig sind, so sollst du fünf Schekel für jeden Kopf erheben; nach dem Gewicht des Heiligtums sollst du sie erheben, den Schekel zu zwanzig Gera gerechnet. Dies Geld sollst du als Lösegeld für die, welche überzählig bei ihnen sind, Aaron und seinen Söhnen übergeben.« So erhob denn Mose das Loskaufgeld von denen, welche über die durch die Leviten Ausgelösten überzählig waren; von den Erstgeborenen der Israeliten erhob er das Geld, 1365 Schekel, nach dem Gewicht des Heiligtums. Dann übergab Mose das Lösegeld dem Aaron und seinen Söhnen nach dem Befehl des HERRN, wie der HERR dem Mose geboten hatte. d) Dienstordnung für die Leviten; Alter und Zahl der dienenden Levitena) Der göttliche Befehl zur Musterung der dienstfähigen Leviten vom 30. bis 50. Jahre nebst DienstvorschriftenHierauf gebot der HERR dem Mose und Aaron folgendes: »Nehmt unter den Leviten die Kopfzahl der Kehathiten nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien auf, von dreißig Jahren an und darüber bis zu fünfzig Jahren, alle, die zum Dienst tauglich sind, so daß sie am Offenbarungszelt tätig sein können. Dies soll der Dienst der Kehathiten am Offenbarungszelt sein: (die Sorge für) das Hochheilige. Wenn nämlich das Lager aufbricht, sollen Aaron und seine Söhne hineingehen und den abschließenden Vorhang abnehmen und die Gesetzeslade mit ihm bedecken. Dann sollen sie eine Decke von Seekuhfell darauflegen und ein ganz aus blauem Purpur bestehendes Tuch oben darüberbreiten und dann die zugehörigen Tragstangen anlegen. Auch über den Schaubrottisch sollen sie ein Tuch von blauem Purpur breiten und die Schüsseln, Schalen und Becher sowie die Kannen für das Trankopfer daraufstellen; auch das regelmäßig aufzulegende Brot soll sich auf ihm befinden. Dann sollen sie über das alles ein Tuch von Karmesin breiten, dieses mit einer Decke von Seekuhfell überdecken und dann die zugehörigen Tragstangen anlegen. Hierauf sollen sie ein Tuch von blauem Purpur nehmen und den lichtspendenden Leuchter damit überdecken samt den zugehörigen Lampen, Lichtputzscheren, Näpfen und allen Ölgefäßen, mit denen man ihn zu bedienen pflegt; dann sollen sie ihn nebst allen seinen Geräten in eine Decke von Seekuhfell tun und auf die Tragbahre legen. Auch über den goldenen Altar sollen sie ein Tuch von blauem Purpur breiten und ihn mit einer Decke von Seekuhfell überdecken und die zugehörigen Tragstangen anlegen. Weiter sollen sie alle für den Dienst erforderlichen Geräte, mit denen man den Dienst im Heiligtum zu verrichten pflegt, nehmen, sie in ein Tuch von blauem Purpur tun, sie dann mit einer Decke von Seekuhfell überdecken und auf die Tragbahre legen. Hierauf sollen sie den (Brandopfer-) Altar von der Fettasche reinigen und ein Tuch von rotem Purpur über ihn breiten; auf dieses sollen sie dann alle zugehörigen Geräte legen, mit denen man den Dienst auf ihm zu verrichten pflegt: die Kohlenpfannen, Gabeln, Schaufeln, Becken, überhaupt alle zum Altar gehörigen Geräte; darüber sollen sie eine Decke von Seekuhfell breiten und die zugehörigen Tragstangen anlegen. Wenn dann Aaron und seine Söhne beim Aufbruch des Lagers mit der Einhüllung des Heiligen und aller heiligen Geräte fertig sind, so sollen danach die Kehathiten kommen, um alles zu tragen; sie dürfen aber die heiligen Gegenstände nicht berühren, sonst würden sie sterben. Dies ist es, was die Kehathiten vom Offenbarungszelt zu tragen haben. Eleasar aber, dem Sohne des Priesters Aaron, ist das Öl für den Leuchter und das wohlriechende Räucherwerk sowie das regelmäßige Speisopfer und das Salböl anvertraut, ferner die Aufsicht über die ganze heilige Wohnung und über alles das, was sich an heiligen Gegenständen und an zugehörigen Geräten in ihr befindet.« Hierauf gebot der HERR dem Mose und Aaron folgendes: »Laßt den Stamm der Geschlechter der Kehathiten nicht aus der Mitte der Leviten der Vernichtung anheimfallen, sondern tut folgendes für sie, damit sie am Leben bleiben und nicht sterben müssen, wenn sie an die hochheiligen Gegenstände herantreten: Aaron und seine Söhne sollen hineingehen und jeden einzelnen von ihnen anstellen, um das zu verrichten und das zu tragen, was ihm obliegt; aber sie selbst sollen nicht hineingehen, um auch nur einen Augenblick die heiligen Gegenstände anzusehen; sonst müssen sie sterben.« Weiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Nimm nun auch die Kopfzahl der Gersoniten nach ihren Familien und nach ihren Geschlechtern auf; von dreißig Jahren an und darüber bis zu fünfzig Jahren sollst du sie mustern, alle, die zum Dienst tauglich sind, so daß sie Verwendung bei den Verrichtungen am Offenbarungszelt finden können. Darin soll der Dienst der Geschlechter der Gersoniten bezüglich der ihnen obliegenden Verrichtungen und der zu tragenden Gegenstände bestehen: sie haben die Teppiche der heiligen Wohnung und das Offenbarungszelt zu tragen, auch seine Decke und die Decke von Seekuhfell, die oben darüber liegt, sowie den Vorhang am Eingang zum Offenbarungszelt, ferner die Umhänge des Vorhofes, und den Vorhang am Eingangstor des Vorhofes, der die heilige Wohnung und den Brandopferaltar rings umgibt, samt den zugehörigen Seilen und allen Geräten, die zu diesem Dienst nötig sind; überhaupt alles, was dabei zu tun ist, sollen sie besorgen. Nach der Anordnung Aarons und seiner Söhne soll der ganze Dienst der [Söhne der] Gersoniten vor sich gehen bei allem, was sie zu tragen, und bei allem, was sie zu verrichten haben; und zwar sollt ihr ihnen alles, was sie zu tragen haben, Stück für Stück überweisen. Dies ist der Dienst, den die Geschlechter der [Söhne der] Gersoniten am Offenbarungszelt zu verrichten haben; und die Aufsicht über ihre Verrichtungen soll Ithamar, dem Sohn des Priesters Aaron, obliegen. Auch die Merariten sollst du nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien mustern; von dreißig Jahren an und darüber bis zu fünfzig Jahren sollst du sie mustern, alle, die zum Dienst tauglich sind, so daß sie Verwendung bei den Verrichtungen am Offenbarungszelt finden können. Und dies ist es, was ihnen zu tragen obliegt und worin ihr ganzer Dienst am Offenbarungszelt besteht: die Bretter der heiligen Wohnung sowie ihre Riegel, Säulen und Füße, ferner die Säulen rings um den Vorhof samt ihren Füßen, ihren Pflöcken und Seilen, samt allen zugehörigen Geräten und nebst allem, was es dabei zu tun gibt; und zwar sollt ihr ihnen die Geräte, deren Fortschaffung ihnen obliegt, Stück für Stück zuweisen. Dies ist der Dienst der Geschlechter der Merariten, alles, was sie am Offenbarungszelt unter der Aufsicht Ithamars, des Sohnes des Priesters Aaron, zu verrichten haben.« b) Ausführung des Befehls; Ergebnisse der MusterungSo musterten denn Mose und Aaron samt den Stammesfürsten der Gemeinde die [Söhne der] Kehathiten nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien, von dreißig Jahren an und darüber bis zu fünfzig Jahren, alle, die zum Dienst tauglich waren, so daß sie Verwendung bei den Verrichtungen am Offenbarungszelt finden konnten. Und es belief sich die Zahl derer, welche aus ihnen nach ihren Geschlechtern gemustert wurden, auf 2750. So viele waren die aus den Geschlechtern der Kehathiten Gemusterten, alle, welche Dienste am Offenbarungszelte zu leisten hatten und welche Mose und Aaron nach dem durch Mose übermittelten Befehl des HERRN gemustert hatten. Was sodann diejenigen betrifft, welche aus den Gersoniten nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien gemustert wurden, von dreißig Jahren an und darüber bis zu fünfzig Jahren, alle, die zum Dienst tauglich waren, so daß sie Verwendung bei den Verrichtungen am Offenbarungszelt finden konnten, so belief sich die Zahl derer, welche aus ihnen nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien gemustert wurden, auf 2630. So viele waren die aus den Geschlechtern der Gersoniten Gemusterten, alle, welche Dienste am Offenbarungszelt zu leisten hatten und welche Mose und Aaron nach dem Befehl des HERRN gemustert hatten. Was ferner diejenigen betrifft, welche aus den Geschlechtern der Merariten nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien gemustert wurden, von dreißig Jahren an und darüber bis zu fünfzig Jahren, alle, die zum Dienst tauglich waren, so daß sie Verwendung bei den Verrichtungen am Offenbarungszelt finden konnten, so beliefen sich die, welche aus ihnen nach ihren Geschlechtern gemustert wurden, auf 3200. So viele waren die aus den Geschlechtern der Merariten Gemusterten, welche Mose und Aaron nach dem durch Mose übermittelten Befehl des HERRN gemustert hatten. Was aber die Gesamtzahl der gemusterten Leviten betrifft, welche Mose und Aaron samt den Stammesfürsten der Israeliten nach ihren Geschlechtern und nach ihren Familien gemustert hatten, von dreißig Jahren an und darüber bis zu fünfzig Jahren, alle, welche tauglich waren, um bei den Dienstleistungen und bei der Verrichtung des Tragens Verwendung am Offenbarungszelt zu finden, so belief sich die Zahl der aus ihnen Gemusterten auf 8580. Nach dem durch Mose übermittelten Befehl des HERRN wies man dem einzelnen von ihnen das zu, was er zu verrichten und zu tragen hatte; und sie wurden so angestellt, wie es der HERR dem Mose geboten hatte. e) Allerlei Gesetze und Verordnungena) Entfernung der Unreinen aus dem LagerWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Befiehl den Israeliten, daß sie alle Aussätzigen und alle mit einem Ausfluß Behafteten sowie alle, die sich an einer Leiche verunreinigt haben, aus dem Lager entfernen; sowohl Männer als Weiber sollt ihr hinausschaffen, vor das Lager hinaus sollt ihr sie schaffen, damit sie ihre Lager nicht verunreinigen, da doch ich in deren Mitte wohne.« Da taten die Israeliten so und schafften sie vor das Lager hinaus; wie der HERR dem Mose geboten hatte, so taten die Israeliten. b) Veruntreuungen und deren Sühne (nebst Anhang V.9-10)Weiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Teile den Israeliten folgende Verordnungen mit: Wenn ein Mann oder ein Weib irgendeine von den mannigfachen Sünden begeht, wie Menschen sie zu begehen pflegen, so daß sie eine Veruntreuung gegen den HERRN verüben und der Betreffende dadurch eine Verschuldung auf sich lädt, so sollen sie die Sünde, die sie begangen haben, bekennen, und der Betreffende soll das von ihm Veruntreute nach seinem vollen Wert zurückerstatten und noch ein Fünftel des Betrags hinzufügen und es dem geben, an dem er sich verschuldet hat. Wenn dieser Mann aber keinen nächsten Verwandten hat, dem der Ersatz geleistet werden könnte, so soll die Buße, die dem HERRN zu erstatten ist, dem Priester gehören, abgesehen von dem Sühnewidder, mittels dessen man ihm Sühne erwirkt. Ebenso soll jede Hebe von allen heiligen Gaben, welche die Israeliten dem Priester bringen, diesem gehören. Ihm sollen also die heiligen Gaben eines jeden gehören: was irgend jemand dem Priester gibt, soll diesem gehören.« c) Eiferopfer und Fluchwasser bei einer des Ehebruchs verdächtigen FrauWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Teile den Israeliten folgende Verordnungen mit: Wenn jemandes Ehefrau sich vergeht und ihrem Manne untreu wird, so daß ein anderer fleischlichen Umgang mit ihr hat, ohne daß jedoch ihr Mann etwas davon weiß, und ihr tatsächlicher Ehebruch unentdeckt geblieben ist, auch kein Zeuge gegen sie da ist, weil man sie bei der Tat nicht ertappt hat, es kommt nun aber der Geist der Eifersucht über den Mann, so daß er auf seine Frau, die sich wirklich vergangen hat, eifersüchtig wird – oder auch es kommt der Geist der Eifersucht über den Mann, so daß er auf seine Frau eifersüchtig wird, ohne daß sie sich tatsächlich vergangen hat –: so soll der Mann seine Frau zum Priester bringen und zugleich die ihrethalben erforderliche Opfergabe mitbringen, nämlich ein Zehntel Epha Gerstenmehl; doch darf er kein Öl darübergießen und keinen Weihrauch darauftun, denn es ist ein Speisopfer der Eifersucht, ein Speisopfer der Offenbarung, das eine Verschuldung offenbar machen soll. Hierauf soll der Priester sie herantreten lassen und sie vor den HERRN stellen. Dann nehme der Priester heiliges Wasser in einem irdenen Gefäß; weiter nehme der Priester etwas von dem Staube, der auf dem Fußboden der Wohnung liegt, und tue es in das Wasser. Dann lasse der Priester die Frau vor den HERRN treten, löse ihr das Haupthaar auf und gebe ihr das Offenbarungs-Speisopfer auf die Hände – es ist ein Speisopfer der Eifersucht –; aber das fluchbringende Wasser des bitteren Wehs behalte der Priester in der Hand. Sodann beschwöre sie der Priester und sage zu der Frau: ›Wenn kein (fremder) Mann dir beigewohnt hat und du, die du deinem Gatten angehörst, dich nicht vergangen und verunreinigt hast, so sollst du durch dieses fluchbringende Wasser des bitteren Wehs unversehrt bleiben! Wenn du dich aber, obgleich du deinem Gatten angehörst, vergangen und verunreinigt hast, so daß ein Mann außer deinem Gatten dir beigewohnt hat‹ – es beschwöre also der Priester die Frau mit feierlicher Verfluchung und spreche so zu der Frau –, ›so mache der HERR dich zum abschreckenden Beispiel einer feierlichen Verfluchung inmitten deines Volkes, indem der HERR deine Hüften schwinden macht und deinen Leib anschwellen läßt; und es möge dieses fluchbringende Wasser in deine Eingeweide dringen, so daß dein Leib anschwillt und deine Hüften schwinden!‹ Die Frau aber soll sagen: ›Ja, so geschehe es! Amen!‹ Dann schreibe der Priester diese Verfluchungen auf ein Blatt und wasche die Schrift wieder ab in das Wasser des bitteren Wehs hinein. Hierauf gebe er der Frau das fluchbringende Wasser des bitteren Wehs zu trinken, damit das fluchbringende Wasser in sie eindringe zu bitterem Weh. Dann nehme der Priester der Frau das Eifersuchts-Speisopfer aus der Hand, webe das Speisopfer von dem HERRN und bringe es hin zum Altar; dort nehme der Priester von dem Speisopfer eine Handvoll, nämlich den zum Duftopfer bestimmten Teil, und lasse es auf dem Altar in Rauch aufgehen; danach gebe er der Frau das Wasser zu trinken. Hat er sie nun das Wasser trinken lassen, so wird, falls sie sich vergangen hat und ihrem Mann untreu gewesen ist, das fluchbringende Wasser zu bitterem Weh in sie eindringen: ihr Leib wird anschwellen, und ihre Hüften werden schwinden, und die Frau wird zum abschreckenden Beispiel einer Verfluchung inmitten ihres Volkes werden. Wenn aber die Frau sich nicht verunreinigt hat, sondern schuldlos ist, so wird sie unversehrt bleiben und kann wieder Mutter von Kindern werden.« Dies ist die Verordnung bezüglich der Eifersucht: Wenn eine Frau, die einem Ehemann angehört, sich vergeht und sich verunreinigt, oder auch wenn über einen Mann der Geist der Eifersucht kommt, so daß er auf seine Frau eifersüchtig wird, so soll er die Frau vor den HERRN treten lassen, und der Priester soll genau nach dieser Verordnung mit ihr verfahren. Der Mann soll dabei außer Schuld bleiben, eine solche Frau aber muß ihre Schuld büßen. d) Vorschriften bezüglich der Nasiräer (d.h. der Gottgeweihten)Allgemeine BestimmungenWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Teile den Israeliten folgende Verordnungen mit: Wenn ein Mann oder ein Weib das Absonderungsgelübde eines Nasiräers ablegen will, um sich dem HERRN zu weihen, so muß er sich des Weines und jedes andern berauschenden Getränks enthalten; auch Essig von Wein oder Essig von berauschendem Getränk darf er nicht trinken; ebenso darf er keinerlei aus Trauben hergestellte Flüssigkeit trinken und keine Trauben, weder frische noch getrocknete, genießen. Während der ganzen Dauer seiner Weihezeit darf er von allem, was vom Weinstock kommt, nichts genießen, auch keine unreifen Trauben und keine Rankenspitzen.A.Ü. für »auch keine unreifen …«: von den Kernen an bis zur Hülse. Während der ganzen Dauer seines Weihegelübdes darf kein Schermesser auf sein Haupt kommen; bis zum Ablauf der Zeit, für die er sich dem HERRN geweiht hat, soll er als geheiligt gelten: er hat sein Haupthaar frei wachsen zu lassen. Während der ganzen Zeit, für die er sich dem HERRN geweiht hat, darf er zu keinem Toten hineingehen; selbst wenn ihm Vater oder Mutter, Bruder oder Schwester sterben, darf er sich an ihren Leichen nicht verunreinigen; denn die Weihe seines Gottes ruht auf seinem Haupt: solange seine Weihe dauert, ist er dem HERRN heilig.« Vorschriften betreffend die Verunreinigung des Nasiräers»Sollte aber jemand ganz plötzlich neben ihm sterben und er dadurch sein geweihtes Haupt verunreinigen, so soll er an dem Tage, an dem er wieder rein wird, sein Haupt scheren, also am siebten Tage; und am achten Tage soll er zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben zu dem Priester an den Eingang des Offenbarungszeltes bringen. Der Priester soll dann die eine zum Sündopfer und die andere zum Brandopfer herrichten und ihm so Sühne erwirken dafür, daß er sich an der Leiche (verunreinigt und sich dadurch) versündigt hat. Dann soll er an demselben Tage sein Haupt nochmals für geheiligt erklären und sich dem HERRN für die gelobte Zeit von neuem weihen, auch ein einjähriges Lamm als Schuldopfer darbringen; die vorige Zeit aber soll als verfallen gelten, weil seine Weihe unrein geworden war.« Verordnungen über die Opferfeier am Ende des Nasiräats»Folgende Vorschriften aber gelten für den Nasiräer: An dem Tage, an welchem die von ihm gelobte Weihezeit zu Ende ist, führe man ihn an den Eingang des Offenbarungszeltes; und er hat dem HERRN seine Opfergabe darzubringen, nämlich ein einjähriges, fehlerloses Lamm zum Brandopfer und ein einjähriges, fehlerloses weibliches Lamm zum Sündopfer, ferner einen fehlerlosen Widder zum Heilsopfer; außerdem einen Korb mit ungesäuertem Backwerk von Feinmehl, nämlich mit Öl gemengte Kuchen und ungesäuerte, mit Öl bestrichene Fladen, nebst dem zugehörigen Speisopfer und den erforderlichen Trankopfern. Der Priester soll dann dies alles vor den HERRN bringen und das Sündopfer und das Brandopfer für ihn herrichten; den Widder aber soll er als Heilsopfer für den HERRN herrichten samt dem Korbe mit dem ungesäuerten Backwerk; auch das Speisopfer und das Trankopfer soll der Priester für ihn darbringen. Sodann schere der Nasiräer sein geweihtes Haupt am Eingang des Offenbarungszeltes, nehme sein geweihtes Haupthaar und lege es in das Feuer, das unter dem Heilsopfer brennt. Hierauf nehme der Priester den gekochten Bug von dem Widder nebst einem ungesäuerten Kuchen und einem ungesäuerten Fladen aus dem Korbe und lege dies alles dem Nasiräer auf die Hände, nachdem dieser sich das geweihte Haar abgeschoren hat. Sodann webe der Priester dieses alles als Webeopfer vor dem HERRN: es ist eine dem Priester zufallende heilige Gabe samt der Webebrust und der Hebekeule. Danach darf der Nasiräer wieder Wein trinken.« Diese Vorschriften gelten für den Gottgeweihten, der ein Gelübde abgelegt hat, nämlich bezüglich seiner Opfergabe, die er dem HERRN auf Grund seiner Weihe darzubringen hat, abgesehen von dem, was er sonst noch zu leisten vermag. Auf Grund seines Gelübdes, das er abgelegt hat, soll er nach den für seine Weihe geltenden Vorschriften verfahren. Der HERR gebot alsdann dem Mose folgendes: »Gib Aaron und seinen Söhnen folgende Weisung: Mit diesen Worten sollt ihr den Segen über die Israeliten aussprechen: ›Der HERR segne dich und behüte dich! Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dirSo nach Luther; w.: zu dir hin (oder: dir zu). und sei dir gnädig! Der HERR erhebe sein Angesicht zu dir hin und gewähre dir Frieden!‹ Wenn sie so meinen Namen auf die Israeliten legen, will ich sie segnen.« f) Die Weihegeschenke der Stammesfürsten für das HeiligtumAn dem Tage nun, als Mose mit der Errichtung der heiligen Wohnung fertig war und sie gesalbt und geheiligt hatte samt allen ihren Geräten, auch den Brandaltar mit allen seinen Geräten gesalbt und geweiht hatte, da brachten die Fürsten der Israeliten, die Häupter der einzelnen Stämme – das sind die Stammesfürsten, die als Vorsteher die Musterung vorgenommen hatten –, da brachten sie ihre Opfergabe vor den HERRN, nämlich sechs überdeckte Wagen und zwölf Rinder, je einen Wagen auf zwei Fürsten und je ein Rind von jedem: die brachten sie vor die heilige Wohnung. Da gebot der HERR dem Mose folgendes: »Nimm sie von ihnen an, damit sie beim Dienst am Offenbarungszelt Verwendung finden, und übergib sie den Leviten unter Berücksichtigung des von jedem zu leistenden Dienstes.« So nahm denn Mose die Wagen und die Rinder und übergab sie den Leviten. Zwei von den Wagen und vier Rinder übergab er den Gersoniten mit Rücksicht auf den von ihnen zu leistenden Dienst; die andern vier Wagen und acht Rinder aber übergab er den Merariten mit Rücksicht auf den Dienst, den sie unter der Aufsicht Ithamars, des Sohnes des Priesters Aaron, zu leisten hatten. Den Kehathiten aber übergab er nichts; denn ihnen oblag die Besorgung der heiligsten Gegenstände, die sie auf der Schulter tragen mußten. Sodann brachten die Fürsten die Einweihungsgaben für den Altar an dem Tage dar, an welchem er gesalbt wurde, und zwar brachten die Fürsten ihre Opfergaben vor den Altar. Da gebot der HERR dem Mose: »Tag für Tag soll jedesmal nur einer der Fürsten seine Opfergabe zur Einweihung des Altars darbringen.« Derjenige nun, welcher am ersten Tage seine Opfergabe darbrachte, war Nahson, der Sohn Amminadabs, vom Stamme Juda. Seine Opfergabe war: eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums,Zum Schekel vgl. 3.Mose 5,15. beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl gemengt war, zum Speisopfer; eine Schale von Gold, 10 Schekel schwer, mit Räucherwerk gefüllt; ein junger Stier, ein Widder und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; ein Ziegenbock zum Sündopfer; ferner zum Heilsopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Nahsons, des Sohnes Amminadabs. Am zweiten Tage opferte Nethaneel, der Sohn Zuars, der Fürst von Issaschar. Er brachte als seine Opfergabe dar: eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl gemengt war, zum Speisopfer; eine Schale von Gold, 10 Schekel schwer, mit Räucherwerk gefüllt; einen jungen Stier, einen Widder und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; einen Ziegenbock zum Sündopfer; ferner zum Heilsopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Nethaneels, des Sohnes Zuars. Am dritten Tage opferte der Fürst des Stammes Sebulon, Eliab, der Sohn Helons. Seine Opfergabe war: eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl gemengt war, zum Speisopfer; eine Schale von Gold, 10 Schekel schwer, mit Räucherwerk gefüllt; ein junger Stier, ein Widder und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; ein Ziegenbock zum Sündopfer; ferner zum Heilsopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Eliabs, des Sohnes Helons. Am vierten Tage opferte der Fürst des Stammes Ruben, Elizur, der Sohn Sedeurs. Seine Opfergabe war: eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl gemengt war, zum Speisopfer; eine Schale von Gold, 10 Schekel schwer, mit Räucherwerk gefüllt; ein junger Stier, ein Widder und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; ein Ziegenbock zum Sündopfer; ferner zum Heilsopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Elizurs, des Sohnes Sedeurs. Am fünften Tage opferte der Fürst des Stammes Simeon, Selumiel, der Sohn Zurisaddais. Seine Opfergabe war: eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl gemengt war, zum Speisopfer; eine Schale von Gold, 10 Schekel schwer, mit Räucherwerk gefüllt; ein junger Stier, ein Widder und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; ein Ziegenbock zum Sündopfer; ferner zum Heilsopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Selumiels, des Sohnes Zurisaddais. Am sechsten Tage opferte der Fürst des Stammes Gad, Eljasaph, der Sohn Deguels. Seine Opfergabe war: eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl gemengt war, zum Speisopfer; eine Schale von Gold, 10 Schekel schwer, mit Räucherwerk gefüllt; ein junger Stier, ein Widder und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; ein Ziegenbock zum Sündopfer; ferner zum Heilsopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Eljasaphs, des Sohnes Deguels. Am siebenten Tage opferte der Fürst des Stammes Ephraim, Elisama, der Sohn Ammihuds. Seine Opfergabe war: eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl gemengt war, zum Speisopfer; eine Schale von Gold, 10 Schekel schwer, mit Räucherwerk gefüllt; ein junger Stier, ein Widder und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; ein Ziegenbock zum Sündopfer; ferner zum Heilsopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Elisamas, des Sohnes Ammihuds. Am achten Tage opferte der Fürst des Stammes Manasse, Gamliel, der Sohn Pedazurs. Seine Opfergabe war: eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl gemengt war, zum Speisopfer; eine Schale von Gold, 10 Schekel schwer, mit Räucherwerk gefüllt; ein junger Stier, ein Widder und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; ein Ziegenbock zum Sündopfer; ferner zum Heilsopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Gamliels, des Sohnes Pedazurs. Am neunten Tage opferte der Fürst des Stammes Benjamin, Abidan, der Sohn Gideonis. Seine Opfergabe war: eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl gemengt war, zum Speisopfer; eine Schale von Gold, 10 Schekel schwer, mit Räucherwerk gefüllt; ein junger Stier, ein Widder und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; ein Ziegenbock zum Sündopfer; ferner zum Heilsopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Abidans, des Sohnes Gideonis. Am zehnten Tage opferte der Fürst des Stammes Dan, Ahieser, der Sohn Ammisaddais. Seine Opfergabe war: eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl gemengt war, zum Speisopfer; eine Schale von Gold, 10 Schekel schwer, mit Räucherwerk gefüllt; ein junger Stier, ein Widder und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; ein Ziegenbock zum Sündopfer; ferner zum Heilsopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Ahiesers, des Sohnes Ammisaddais. Am elften Tage opferte der Fürst des Stammes Asser, Pagiel, der Sohn Ochrans. Seine Opfergabe war: eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl gemengt war, zum Speisopfer; eine Schale von Gold, 10 Schekel schwer, mit Räucherwerk gefüllt; ein junger Stier, ein Widder und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; ein Ziegenbock zum Sündopfer; ferner zum Heilsopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Pagiels, des Sohnes Ochrans. Am zwölften Tage opferte der Fürst des Stammes Naphthali, Ahira, der Sohn Enans. Seine Opfergabe war: eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl gemengt war, zum Speisopfer; eine Schale von Gold, 10 Schekel schwer, mit Räucherwerk gefüllt; ein junger Stier, ein Widder und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; ein Ziegenbock zum Sündopfer; ferner zum Heilsopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Das war die Opfergabe Ahiras, des Sohnes Enans. Dies waren von seiten der Fürsten der Israeliten die Gaben zur Einweihung des Altars an dem Tage, an welchem er gesalbt wurde, nämlich 12 silberne Schüsseln, 12 silberne Becken, 12 goldene Schalen, jede silberne Schüssel 130 Schekel, jedes Becken 70 Schekel schwer; das gesamte Silber der Gefäße betrug also 2400 Schekel nach dem Gewicht des Heiligtums; ferner zwölf goldene Schalen, mit Räucherwerk gefüllt, jede Schale 10 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums; das gesamte Gold der Schalen betrug also 120 Schekel. Die Gesamtzahl der Rinder zum Brandopfer belief sich auf 12 junge Stiere, dazu 12 Widder, 12 einjährige Lämmer nebst dem zugehörigen Speisopfer, und 12 Ziegenböcke zum Sündopfer. Die sämtlichen Rinder zum Heilsopfer beliefen sich auf 24 junge Stiere, dazu 60 Widder, 60 Böcke, 60 einjährige Lämmer. Dies waren die Gaben zur Einweihung des Altars, nachdem er gesalbt worden war. Schlußsatz: Erfüllung der in 2.Mose 25,22 gegebenen VerheißungWenn nun Mose in das Offenbarungszelt hineinging, um mit dem HERRN zu reden, hörte er die Stimme zu sich reden von der Deckplatte her, die über der Gesetzeslade lag, und zwar von dem Raum zwischen den beiden Cheruben her; und so redete er (der HERR) zu ihm. g) Besorgung des goldenen Leuchters; Weihe und Dienstalter der Levitena) Die sieben Lampen am LeuchterHierauf gebot der HERR dem Mose folgendes: »Gib dem Aaron folgende Weisung: Wenn du die Lampen aufsetzt, so sollen die sieben Lampen ihr Licht nach der Vorderseite des Leuchters hin werfen.« Da machte Aaron es so: an der Vorderseite des Leuchters setzte er dessen Lampen auf, wie der HERR dem Mose geboten hatte. Der Leuchter war aber aus Gold in getriebener Arbeit hergestellt: sowohl sein Schaft als auch seine Blüten – alles war getriebene Arbeit; nach dem Muster, das der HERR dem Mose gezeigt hatte, so hatte er den Leuchter anfertigen lassen. b) Die Darbringung (= Weihe) der Leviten als einer heiligen Gabe an GottWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Sondere die Leviten aus der Mitte der Israeliten aus und reinige sie; und zwar sollst du behufs ihrer Reinigung so mit ihnen verfahren: Besprenge sie mit Entsündigungswasser; dann sollen sie ein Schermesser über ihren ganzen Leib gehen lassen und ihre Kleider waschen und so sich reinigen. Hierauf sollen sie einen jungen Stier nehmen nebst dem zugehörigen Speisopfer, nämlich Feinmehl, das mit Öl gemengt ist; und einen zweiten jungen Stier sollst du zum Sündopfer nehmen. Dann sollst du die Leviten vor das Offenbarungszelt treten lassen und die ganze Gemeinde der Israeliten dort versammeln. Hierauf laß die Leviten vor den HERRN treten, und die Israeliten sollen ihre Hände fest auf die Leviten legen; dann soll Aaron die Leviten vor dem HERRN als ein von seiten der Israeliten dargebrachtes Webeopfer weben, damit sie den Dienst des HERRN zu verrichten geeignet werden. Nachdem dann die Leviten ihre Hände fest auf den Kopf der Stiere gelegt haben, sollst du den einen Stier zum Sündopfer, den andern zum Brandopfer für den HERRN herrichten, um den Leviten Sühne zu erwirken. Dann laß die Leviten vor Aaron und seine Söhne treten und webe sie als Webeopfer für den HERRN: auf diese Weise sollst du die Leviten aus der Mitte der Israeliten aussondern, damit die Leviten mir gehören. Darnach sollen die Leviten hineingehen, um den Dienst am Offenbarungszelt zu verrichten. So sollst du sie reinigen und als Webeopfer weben; denn sie sind mir aus der Mitte der Israeliten ganz zu eigen gegeben: als Ersatz für alle Erstgeburten, für alle Kinder, die unter den Israeliten zuerst zur Welt kommen, habe ich sie für mich genommen. Denn mir gehört alles Erstgeborene in Israel, von den Menschen wie vom Vieh; an dem Tage, als ich alle Erstgeburten im Lande Ägypten sterben ließ, habe ich sie mir geheiligt. So habe ich denn die Leviten als Ersatz für alle Erstgeborenen unter den Israeliten genommen und habe die Leviten dem Aaron und seinen Söhnen aus der Mitte der Israeliten zu eigen gegeben, damit sie den von den Israeliten zu leistenden Dienst am Offenbarungszelt verrichten und den Israeliten als Deckung dienen, auf daß kein Unglücksschlag die Israeliten trifft, wenn sie selbst sich dem Heiligtum nähern würden.« Hierauf verfuhren Mose und Aaron und die ganze Gemeinde der Israeliten mit den Leviten genau so, wie der HERR dem Mose bezüglich der Leviten geboten hatte: genau so verfuhren die Israeliten mit ihnen. Die Leviten ließen sich nämlich entsündigen und wuschen ihre Kleider; Aaron webte sie dann als Webeopfer vor dem HERRN, und Aaron vollzog zu ihrer Reinigung die Sühnehandlungen für sie. Danach gingen die Leviten hinein, um ihren Dienst am Offenbarungszelt unter der Aufsicht Aarons und seiner Söhne zu verrichten; wie der HERR dem Mose in betreff der Leviten geboten hatte, so verfuhren sie mit ihnen. c) Die Zeit der Dienstpflicht der LevitenHierauf sagte der HERR weiter zu Mose: »Folgende Vorschriften sollen in betreff der Leviten gelten: Im Alter von fünfundzwanzig Jahren und darüber soll der Levit im Dienst zur Besorgung der Verrichtungen am Offenbarungszelt tätig sein; aber von fünfzig Jahren an soll er von den Dienstleistungen befreit sein und nicht mehr dienen. Er mag alsdann seinen Brüdern im Offenbarungszelt behilflich sein, wenn sie ihren Dienst verrichten, aber regelmäßigen Dienst soll er nicht mehr leisten. So sollst du es mit den Leviten bezüglich ihrer Amtsgeschäfte halten.« h) Verordnungen bezüglich der Passahfeier; die Wolkensäule über der heiligen Wohnunga) Die nachträgliche Passahfeier für Unreine und Reisende; das Passah der Fremdlinge (vgl. 2.Mose 12)Weiter gebot der HERR dem Mose in der Wüste Sinai im zweiten Jahr nach ihrem Auszug aus dem Lande Ägypten, im ersten Monat, folgendes: »Die Israeliten sollen das Passah zur festgesetzten Zeit feiern: am vierzehnten Tage in diesem Monat gegen Abend sollt ihr es zur festgesetzten Zeit feiern; nach allen darauf bezüglichen Bestimmungen und nach allen dafür geltenden Vorschriften sollt ihr es feiern.« Da befahl Mose den Israeliten, das Passah zu feiern; und sie feierten es im ersten Monat, am vierzehnten Tage des Monats, gegen Abend in der Wüste Sinai; ganz wie der HERR dem Mose geboten hatte, so verfuhren die Israeliten dabei. Nun waren aber einige Männer da, die sich an einer Menschenleiche verunreinigt hatten und deshalb das Passah an jenem Tage nicht feiern konnten. Diese traten nun an jenem Tage vor Mose und Aaron und sagten zu ihm: »Wir sind durch eine Menschenleiche unrein geworden: warum sollen wir benachteiligt werden, daß wir die Opfergabe für den HERRN nicht zur festgesetzten Zeit inmitten der Israeliten darbringen dürfen?« Mose antwortete ihnen: »Wartet, ich will hören, was der HERR euretwegen anordnet!« Der HERR aber gebot dem Mose folgendes: »Teile den Israeliten folgende Verordnungen mit: Wenn irgend jemand von euch oder von euren Nachkommen sich an einer Leiche verunreinigt hat oder sich auf einer Reise in der Ferne befindet, so soll er doch das Passah zu Ehren des HERRN feiern: im zweiten Monat, am vierzehnten Tage, gegen Abend sollen die Betreffenden es feiern; mit ungesäuertem Brot und bitteren Kräutern sollen sie es verzehren. Sie dürfen nichts davon bis zum folgenden Morgen übriglassen, auch keinen Knochen an ihm zerbrechen; nach allen für das Passah geltenden Bestimmungen sollen sie es feiern. Wer aber rein ist und sich auf keiner Reise befindet und die Passahfeier trotzdem unterläßt, ein solcher Mensch soll aus seinen Volksgenossen ausgerottet werden, weil er dem HERRN die Opfergabe nicht zur festgesetzten Zeit dargebracht hat: ein solcher Mensch soll für seine Sünde büßen! – Wenn ferner ein Fremdling sich unter euch aufhält und dem HERRN das Passah feiern will, so soll er es nach den für das Passah geltenden Bestimmungen und Vorschriften feiern; die gleichen Bestimmungen sollen für euch gelten, sowohl für den Fremdling als auch für den im Lande Geborenen.« b) Das Erscheinen der Wolken- und Feuersäule über dem Heiligtum (vgl. 2.Mose 40,34-38)An dem Tage aber, an welchem man die heilige Wohnung aufgeschlagen hatte, bedeckte die Wolke die Wohnung, nämlich das Zelt mit dem Gesetz; doch am Abend lag sie über der Wohnung wie ein Feuerschein bis zum Morgen. So blieb es die ganze Folgezeit hindurch: die Wolke bedeckte die Wohnung, und zwar nachts als ein Feuerschein. Sobald sich nun die Wolke von dem Zelt erhob, brachen die Israeliten alsbald danach auf; und an dem Orte, wo die Wolke sich wieder niederließ, da lagerten die Israeliten: nach dem Befehl des HERRN brachen die Israeliten auf, und nach dem Befehl des HERRN lagerten sie; solange die Wolke ruhig über der Wohnung lag, so lange blieben sie gelagert. Auch wenn die Wolke viele Tage lang über der Wohnung stehen blieb, beobachtetend.h. beachteten . die Israeliten die Weisung des HERRN und zogen nicht weiter. Es kam aber auch vor, daß die Wolke nur wenige Tage über der Wohnung stehen blieb – nach dem Befehl des HERRN lagerten sie, und nach dem Befehl des HERRN brachen sie auf. Es kam auch vor, daß die Wolke nur vom Abend bis zum Morgen blieb; wenn sie sich dann am Morgen erhob, so brach man auf; oder wenn die Wolke einen Tag und eine Nacht blieb und sich dann erhob, so brach man auf; oder wenn die Wolke zwei Tage oder einen Monat oder noch längere Zeit blieb, indem die Wolke über der Wohnung Halt machte und auf ihr ruhte, so blieben die Israeliten gelagert und brachen nicht auf; sobald sie sich aber erhob, brachen sie auf: nach dem Geheiß des HERRN blieben sie gelagert, und nach dem Geheiß des HERRN brachen sie auf: sie beobachtetend.h. beachteten . die Weisung des HERRN nach dem durch Mose übermittelten Geheiß des HERRN. i) Verordnung bezüglich zweier silberner TrompetenWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Fertige dir zwei silberne Trompeten an; in getriebener Arbeit sollst du sie anfertigen, und sie sollen dir dazu dienen, die Gemeinde zusammenzurufen und das Zeichen zum Aufbruch der Lager zu geben. Sobald mit ihnen (beiden) geblasen wird, soll sich die ganze Gemeinde bei dir am Eingang des Offenbarungszeltes versammeln; wird aber nur mit einer geblasen, so sollen sich die Fürsten, die Häupter der Tausendschaften der Israeliten, bei dir versammeln. Wenn aber Alarm geblasen wird, so sollen die ostwärts liegenden Lager aufbrechen; und wenn zum zweitenmal Alarm geblasen wird, sollen die südwärts liegenden Lager aufbrechen: Alarm soll geblasen werden zu ihrem Aufbruch. Wenn es sich aber um die Versammlung der Gemeinde handelt, sollt ihr einfache Trompetenzeichen geben, aber keinen Alarm blasen. Das Blasen der Trompeten soll den Söhnen Aarons, den Priestern, obliegen; diese Vorschriften sollen bei euch ewige Geltung für eure künftigen Geschlechter haben. Und wenn ihr in eurem Lande gegen den Feind, der euch bedrängt, in den Krieg zieht und Alarm mit den Trompeten blast, so wird euer beim HERRN, eurem Gott, gedacht werden, so daß ihr Rettung von euren Feinden erlangt. Auch an euren Freudentagen und Festen sowie an euren Neumonden sollt ihr zu euren Brandopfern und zu euren Heilsopfern die Trompeten blasen, damit sie euch zu gnädigem Gedenken bei eurem Gott verhelfen: ich bin der HERR, euer Gott!« 2. Wanderung der Israeliten vom Sinai bis zum Lande der Moabiter (10,11-22,1)a) Aufbruch vom Sinai nach der Wüste ParanIm zweiten Jahr, am zwanzigsten Tage des zweiten Monats, erhob sich die Wolke von der Wohnung des Gesetzes. Da brachen die Israeliten aus der Wüste Sinai auf, nach ihren Zügen; und die Wolke ließ sich in der Wüste Paran nieder. Beschreibung der ZugordnungSo brachen sie denn zum erstenmal nach dem durch Mose übermittelten Befehl des HERRN auf; und zwar brach zuerst das Panier des Lagers des Stammes Juda auf, eine Heerschar nach der andern; das Heer dieses Stammes befehligte Nahson, der Sohn Amminadabs. Das Heer des Stammes Issaschar aber befehligte Nethaneel, der Sohn Zuars; und das Heer des Stammes Sebulon befehligte Eliab, der Sohn Helons. Als dann die heilige Wohnung niedergelegt war, brachen die Gersoniten und die Merariten auf, welche die (heilige) Wohnung zu tragen hatten. Hierauf brach das Panier des Lagers Rubens auf, eine Heerschar nach der andern; das Heer dieses Stammes befehligte Elizur, der Sohn Sedeurs. Das Heer des Stammes Simeon aber befehligte Selumiel, der Sohn Zurisaddais; und das Heer des Stammes Gad befehligte Eljasaph, der Sohn Deguels. Dann brachen die Kehathiten auf, die das (Hoch-) Heilige zu tragen hatten; man hatte aber die (heilige) Wohnung bis zu der Ankunft dieser schon aufgerichtet. Hierauf brach das Panier des Lagers der Ephraimiten auf, eine Heerschar nach der andern; das Heer dieses Stammes befehligte Elisama, der Sohn Ammihuds. Das Heer des Stammes Manasse aber befehligte Gamliel, der Sohn Pedazurs; und das Heer des Stammes Benjamin befehligte Abidan, der Sohn Gideonis. Hierauf brach das Panier des Lagers des Stammes Dan auf, das die Nachhut sämtlicher Lager bildete, eine Heerschar nach der andern; das Heer dieses Stammes befehligte Ahieser, der Sohn Ammisaddais. Das Heer des Stammes Asser aber befehligte Pagiel, der Sohn Ochrans; und das Heer des Stammes Naphthali befehligte Ahira, der Sohn Enans. Dies war die Marschordnung, in der die Israeliten aufbrachen, eine Heerschar nach der andern. b) Mose sucht (vergeblich?) seinen Schwager Hobab zum Führer für die Weiterwanderung zu gewinnenDa sagte Mose zu Hobab, dem Sohn des Midianiters Reguel, des Schwiegervaters Moses: »Wir brechen jetzt nach dem Lande auf, von dem der HERR verheißen hat: ›Ich will es euch geben.‹ Ziehe mit uns, wir wollen es dir gut lohnen; denn der HERR hat Israel Gutes verheißen.« Der aber antwortete ihm: »Nein, ich mag nicht mitziehen, sondern will in meine Heimat und zu meiner Verwandtschaft zurückkehren.« Da bat ihn Mose: »Verlaß uns doch nicht! Denn da gerade du die Plätze kennst, wo wir in der Wüste lagern können, so sollst du unser Auge sein. Wenn du mit uns ziehst und jenes Glück uns zuteil wird, mit dem der HERR uns segnen will, so wollen wir es dir gut lohnen.« c) Der Aufbruch vom Gottesberge unter Führung der Bundeslade; die sogenannten SignalworteSo brachen sie denn vom Berge des HERRN auf, drei Tagereisen weit, indem die Bundeslade des HERRN vor ihnen herzog, drei Tagereisen weit, um einen Lagerplatz für sie ausfindig zu machen; dabei stand die Wolke des HERRN bei Tage über ihnen, wenn sie aus dem Lager aufbrachen. Und sooft die Lade sich in Bewegung setzte, rief Mose aus: »Erhebe dich, HERR, auf daß deine Feinde zerstieben und deine Widersacher vor dir fliehen!« Und sooft sie Halt machte, rief er aus: »Kehre zurück, HERR, zu den Zehntausenden der Tausende Israels!« d) Mehrfaches Widerstreben des Volkes und seine Überwindung durch Strafgerichte und heilsame Maßregelna) Das Murren des Volkes und der Lagerbrand zu ThaberaDa erging sich das Volk in lauten Klagen über sein Ungemach vor den Ohren des HERRN. Als der HERR es hörte, entbrannte sein Zorn, und das Feuer des HERRN zündete unter ihnen und richtete am Ende des Lagers Verheerung an. Da schrie das Volk zu Mose, und dieser betete zum HERRN: da erlosch das Feuer. Man gab deshalb diesem Orte den Namen Thabera, weil dort das Feuer des HERRN gegen sie aufgelodert war. b) Die Vorgänge in Kibroth-Hattaawa; Ankunft in HazerothDas Gesindel aber, das sich unter ihnen befand, wurde lüstern; da fingen auch die Israeliten wieder an zu jammern und klagten: »Wer gibt uns Fleisch zu essen? Wir denken an die Fische zurück, die wir in Ägypten umsonst zu essen hatten, an die Gurken und Melonen, an den Lauch, die Zwiebeln und den Knoblauch! Jetzt aber sind wir ganz ausgehungert; gar nichts ist da! Nichts bekommen wir zu sehen als das Manna!« Das Manna aber sah aus wie Koriandersamen und glich dem Bedolachharz. Das Volk streifte umher und las es auf; hierauf zermahlten sie es mit Handmühlen oder zerstießen es in Mörsern, kochten es dann in Töpfen oder bereiteten Kuchen daraus; es schmeckte wie Ölbackwerk. Wenn der Tau nachts auf das Lager herabfiel, fiel das Manna mit auf ihn herab. c) Die Klage Moses vor GottAls nun Mose das Volk in allen Familien wehklagen hörte, einen jeden am Eingang seines Zeltes, und der Zorn des HERRN heftig entbrannt war, da regte sich der Unwille in Mose, so daß er zum HERRN sagte: »Warum verfährst du so übel mit deinem Knecht, und warum nimmst du so wenig Rücksicht auf mich, daß du die Last (der Sorge) für dieses ganze Volk auf mich legst? Habe ich denn Mutterpflichten gegen dieses ganze Volk zu erfüllen, oder habe ich es in die Welt gesetzt, daß du zu mir sagen dürftest: ›Trage es auf deinen Armen, wie die Wärterin den Säugling trägt, und bringe es in das Land, das du ihren Vätern zugeschworen hast?‹ Woher soll ich Fleisch nehmen, um es diesem ganzen Volke zu geben? Mir jammern sie ja ihre Not vor und rufen: ›Gib uns Fleisch zu essen!‹ Ich allein vermag die Last (der Sorge) für dieses ganze Volk nicht zu tragen; sie ist für mich zu schwer! Willst du trotzdem so mit mir verfahren, so bringe mich doch lieber gleich um, wenn du es gut mit mir meinst, damit ich mein Unglück nicht länger anzusehen brauche!« d) Gottes Anordnung (Bestellung von siebzig Gehilfen Moses); Gottes Verheißung der Fleischspende; die ungläubige Entgegnung MosesDa antwortete der HERR dem Mose: »Versammle mir siebzig Männer aus den Ältesten der Israeliten, von denen du weißt, daß sie wirklich Älteste des Volkes und seine Obmänner sind; führe sie dann zum Offenbarungszelt und laß sie sich dort neben dir aufstellen. Ich will dann herabkommen und dort zu dir reden und will von dem Geist, der auf dir ruht, etwas nehmen und es ihnen mitteilen, damit sie im Verein mit dir die Last (der Sorge) für das Volk tragen und du sie nicht mehr allein zu tragen brauchst. Zu dem Volke aber sollst du sagen: ›Heiligt euch für morgen! Da sollt ihr Fleisch zu essen bekommen; denn ihr habt vor den Ohren des HERRN gejammert und ausgerufen: Wer gibt uns Fleisch zu essen? In Ägypten hatten wir es so gut! Darum wird der HERR euch Fleisch geben, damit ihr zu essen habt. Nicht nur einen Tag sollt ihr es zu essen haben, auch nicht nur zwei oder fünf oder zehn oder zwanzig Tage: nein, einen ganzen Monat lang, bis ihr es nicht mehr riechen könntW.: bis es euch zur Nase herauskommt. und es euch zum Ekel wird! Denn ihr habt den HERRN, der in eurer Mitte weilt, mißachtet und vor ihm gejammert und geklagt: Warum sind wir nur aus Ägypten weggezogen!‹« Da erwiderte Mose: »Sechshunderttausend Mann zu Fuß zählt das Volk, unter dem ich lebe, und doch sagst du: ›Fleisch will ich ihnen geben, daß sie einen ganzen Monat lang zu essen haben‹? Können so viele Stück Kleinvieh und Rinder für sie geschlachtet werden, daß es für sie ausreicht? Oder sollen alle Fische des Meeres für sie eingefangen werden, daß es für sie ausreicht?« Da antwortete der HERR dem Mose: »Ist etwa der Arm des HERRN zu kurz? Jetzt sollst du sehen, ob mein Wort sich dir erfüllt oder nicht!« ee) Die prophetische Begeisterung der siebzig ÄltestenHierauf ging Mose hinaus und teilte dem Volk die Worte des HERRN mit; dann berief er siebzig Männer aus den Ältesten des Volkes und ließ sie sich rings um das (heilige) Zelt aufstellen. Da fuhr der HERR in der Wolke herab und redete zu ihm, nahm dann etwas von dem Geist, der auf ihm ruhte, und teilte ihn den siebzig Ältesten zu. Sobald nun der Geist auf sie gekommen war, gerieten sie in prophetische Begeisterung, später aber nicht wieder. Es waren aber zwei Männer im Lager zurückgeblieben, von denen der eine Eldad hieß, der andere Medad; auch auf diese ließ der Geist sich nieder – sie gehörten nämlich zu der Zahl der Aufgeschriebenen, waren aber nicht ans Zelt hinausgegangen –; diese gerieten nun im Lager in prophetische Begeisterung. Da kam ein Jüngling gelaufen und meldete dem Mose: »Eldad und Medad sind im Lager in prophetische Begeisterung geraten!« Da brach Josua, der Sohn Nuns, der schon von seiner Jünglingszeit an der Diener Moses gewesen war, in die Worte aus: »O Mose, mein Herr, gebiete ihnen Einhalt!« Aber Mose entgegnete ihm: »Gerätst du aus Sorge für mich in solchen Eifer? Möchte doch das ganze Volk des HERRN zu Propheten werden, daß der HERR seinen Geist auf sie kommen ließe!« Hierauf begab sich Mose mit den Ältesten der Israeliten ins Lager zurück. ff) Speisung durch Wachteln; Gottes Strafgericht; die LustgräberDa erhob sich ein vom HERRN gesandter Wind, der führte Wachteln vom Meere herüber und ließ sie auf das Lager hineinfallen, ungefähr eine Tagereise weit nach allen Seiten rings um das Lager, und sie flogen nur etwa zwei Ellen hoch über der Erde.A.Ü.: so daß sie bei zwei Ellen hoch den Boden bedeckten. Da machte sich das Volk jenen ganzen Tag und die ganze Nacht und den ganzen folgenden Tag daran und sammelte Wachteln; wer auch nur wenig sammelte, brachte es doch auf zehn HomerHomer s. Anhang, Maße.; dann breiteten sie sich diese (zum Dörren) weithin aus rings um das Lager her. Als sie aber das Fleisch noch zwischen ihren Zähnen hatten, noch ehe es verzehrt war, da entbrannte der Zorn des HERRN gegen das Volk, und der HERR ließ ein verheerendes Sterben unter dem Volke ausbrechen. Daher gab man diesem Orte den Namen Kibroth Hattaawa, weil man dort die Leute begraben hatte, die ihrem Gelüst gefrönt hatten. – Von den Lustgräbern zog das Volk dann weiter nach Hazeroth, woselbst sie längere Zeit blieben. e) Mirjams und Aarons Auflehnung gegen MoseMirjam und Aaron aber redeten gegen Mose wegen des kuschitischen Weibes, das er zur Frau genommen hatte; er hatte nämlich eine Kuschitin geheiratet. Außerdem sagten sie: »Hat der HERR etwa nur mit Mose geredet? Hat er nicht auch mit uns geredet?« Der HERR hörte dies; Mose aber war ein überaus sanftmütiger Mann, sanftmütiger als irgendein anderer Mensch auf der Erde. Gottes Eintreten für Mose; Mirjams BestrafungDa sagte der HERR sofort zu Mose, zu Aaron und zu Mirjam: »Begebt euch alle drei zum Offenbarungszelt hinaus!« Als nun die drei hinausgegangen waren, fuhr der HERR in einer Wolkensäule herab und trat an den Eingang des Zeltes; als er dann Aaron und Mirjam gerufen hatte und die beiden hinausgegangen waren, sagte er: »Hört jetzt meine Worte! Wenn ein Prophet des HERRN unter euch ist, so offenbare ich mich ihm durch Gesichte und rede zu ihm durch Träume. So steht es aber nicht bei meinem Knecht Mose; der ist mit meinem ganzen Hause betraut; von Mund zu Mund rede ich mit ihm, unzweideutig und nicht in Rätseln, und er darf die Gestalt des HERRN selbst schauen. Warum habt ihr euch also nicht gescheut, gegen meinen Knecht, gegen Mose, übel zu reden?« Darauf entbrannte der Zorn des HERRN gegen sie, und er verschwand. Als aber die Wolke sich vom Zelt entfernt hatte, war Mirjam plötzlich vom Aussatz weiß wie Schnee geworden; und als Aaron sich zu Mirjam hinwandte, sah er, daß sie aussätzig war. Aarons und Moses Fürbitte; Gottes Antwort; Mirjams Heilung; Ankunft in der Wüste ParanDa sagte Aaron zu Mose: »Ach, bitte, mein Herr, laß uns doch nicht für die Sünde büßen, daß wir in Unbesonnenheit gehandelt und uns vergangen haben! Laß doch Mirjam nicht wie ein totes Kind sein, dessen Leib beim Austritt aus dem Mutterschoß schon halb verwest ist!« Darauf flehte Mose laut zum HERRN mit den Worten: »Ach Gott! Laß sie doch wieder gesund werden!« Da antwortete der HERR dem Mose: »Wenn ihr Vater ihr ins Gesicht gespien hätte, müßte sie sich da nicht sieben Tage lang schämen? Sie soll sieben Tage lang außerhalb des Lagers eingeschlossen bleiben; alsdann mag sie wieder Aufnahme im Lager finden.« So wurde denn Mirjam sieben Tage lang außerhalb des Lagers eingeschlossen; das Volk aber zog nicht eher weiter, als bis Mirjam wieder ins Lager aufgenommen war. Danach brach das Volk von Hazeroth auf und lagerte in der Wüste Paran. f) Aussendung der zwölf Kundschafter und ihr Bericht (5.Mose 1,19-28)a) Gottes Auftrag an Mose und Auswahl der KundschafterDarauf gebot der HERR dem Mose folgendes: »Sende Männer aus, damit sie das Land Kanaan auskundschaften, das ich den Israeliten geben will; je einen Mann aus jedem Stamme seiner Väter sollt ihr aussenden, lauter Fürsten unter ihnen.« So sandte denn Mose sie nach dem Befehl des HERRN aus der Wüste Paran aus, allesamt Männer, welche Stammeshäupter der Israeliten waren, und dies sind ihre Namen: vom Stamme Ruben: Sammua, der Sohn Sakkurs; vom Stamme Simeon: Saphat, der Sohn Horis; vom Stamme Juda: Kaleb, der Sohn Jephunnes; vom Stamme Issaschar: Jigal, der Sohn Josephs; vom Stamme Ephraim: Hosea, der Sohn Nuns; vom Stamme Benjamin: Palti, der Sohn Raphus; vom Stamme Sebulon: Gaddiel, der Sohn Sodis; [vom Stamme Joseph] vom Stamme Manasse: Gaddi, der Sohn Susis; vom Stamme Dan: Ammiel, der Sohn Gemallis; vom Stamme Asser: Sethur, der Sohn Michaels; vom Stamme Naphthali: Nahbi, der Sohn Wophsis; vom Stamme Gad: Geuel, der Sohn Machis. Dies sind die Namen der Männer, die Mose entsandte, um das Land auszukundschaften. Mose hatte aber Hosea, dem Sohne Nuns, den Namen Josua gegeben.Hosea = Hilfe, Rettung; Josua = Jahwe ist die Hilfe. b) Die Weisung Moses an die KundschafterMose entsandte sie also, um das Land Kanaan auszukundschaften, und befahl ihnen: »Zieht hier hinauf im Südland und steigt dann auf das Hochland hinauf; seht zu, wie das Land beschaffen ist und ob das Volk, das darin wohnt, stark oder schwach, spärlich oder zahlreich ist; auch wie das Land beschaffen ist, in dem es wohnt, ob fruchtbar oder unfruchtbar, und wie die Ortschaften beschaffen sind, in denen es wohnt, ob in offenen Lagern oder in festen Plätzen; auch wie der Boden beschaffen ist, ob fett oder mager, ob Bäume darauf stehen oder nicht. Zeigt euch mutig und bringt auch von den Früchten des Landes einige mit!« Es war aber damals gerade die Zeit der ersten Trauben. c) Die Auskundschaftung des LandesSo zogen sie denn hinauf und kundschafteten das Land aus von der Wüste Zin bis Rehob, wo der Weg nach Hamath geht. Sie zogen also im Südland hinauf und kamen bis Hebron, wo die Enakssöhne Ahiman, Sesai und Thalmai wohnten; Hebron aber war sieben Jahre vor der ägyptischen Stadt Zoan gegründet worden. Als sie dann ins Tal Eskol gekommen waren, schnitten sie dort eine Rebe mit einer einzigen Weintraube ab, die sie zu zweien an einer Stange trugen, auch einige Granatäpfel und Feigen. Die betreffende Örtlichkeit nannte man Tal Eskol wegen der Traube, welche die Israeliten dort abgeschnitten hatten. d) Rückkehr und Bericht der AusgesandtenNach Verlauf von vierzig Tagen machten sie sich dann auf den Rückweg, nachdem sie das Land ausgekundschaftet hatten. Als sie nun zu Mose und Aaron und zur ganzen Gemeinde der Israeliten in die Wüste Paran nach Kades zurückgekehrt waren, erstatteten sie ihnen und der ganzen Gemeinde Bericht und zeigten ihnen die Früchte des Landes. Sie trugen ihm aber folgenden Bericht vor: »Wir haben uns in das Land begeben, in das du uns gesandt hast: es fließt wirklich von Milch und Honig über, und dies hier sind Früchte von dort. Jedoch das Volk, das im Lande wohnt, ist stark, und die Städte sind befestigt und sehr groß; auch die Enakssöhne haben wir dort gesehen. Die Amalekiter bewohnen das Südland, die Hethiter, Jebusiter und Amoriter wohnen im Berglande, und die Kanaanäer wohnen am Meer und an der Seite des Jordans.« ee) Kalebs beschwichtigende und der übrigen Kundschafter entmutigende WorteKaleb suchte nun den Unwillen des Volkes gegen Mose zu beschwichtigen, indem er ausrief: »Laßt uns nur hinaufziehen und (das Land) in Besitz nehmen! Denn wir können es sicherlich überwältigen.« Jedoch die Männer, die mit ihm hinaufgezogen waren, erklärten: »Wir sind nicht imstande, gegen das Volk hinaufzuziehen; denn es ist uns zu stark.« Dann entwarfen sie den Israeliten eine schlimme Schilderung von dem Lande, das sie ausgekundschaftet hatten, mit den Worten: »Das Land, das wir durchzogen haben, um es auszukundschaften, ist ein Land, das seine Bewohner frißt;Sinn wohl: Die im Lande wohnenden Völkerschaften führen beständig verlustreiche Kriege miteinander. und alles Volk, das wir darin gesehen haben, sind hochgewachsene Leute; auch die Riesen haben wir dort gesehen, die Enakssöhne vom Geschlecht der Riesen; wir kamen uns selbst gegen sie wie Heuschrecken vor, und ebenso erschienen wir ihnen.« g) Murren und Aufruhr des Volkes; Strafgericht Gottes; Verurteilung des Volkes zu langer Wüstenzeit (5.Mose 1,29-46)a) Die Wirkung des Berichts auf das VolkDa erhob die ganze Gemeinde ein lautes Geschrei, und das Volk weinte in jener Nacht; alle Israeliten murrten über Mose und Aaron, und die ganze Gemeinde klagte vor ihnen: »Ach wären wir doch im Lande Ägypten gestorben! Oder wären wir doch hier in der Wüste gestorben! Warum führt uns der HERR in dieses Land? Damit wir durch das Schwert fallen? Damit unsere Frauen und kleinen Kinder (den Feinden) zur Beute werden? Ist es nicht das Beste für uns, wir kehren nach Ägypten zurück?« Und sie sagten einer zum andern: »Wir wollen uns einen Anführer wählen und nach Ägypten zurückkehren!« Da warfen sich Mose und Aaron vor der ganzen versammelten Gemeinde der Israeliten auf ihr Angesicht nieder. b) Josuas und Kalebs vergeblicher BeschwichtigungsversuchJosua aber, der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Jephunnes, die zu denen gehörten, welche das Land ausgekundschaftet hatten, zerrissen ihre Kleider und gaben vor der ganzen Gemeinde der Israeliten folgende Erklärung ab: »Das Land, das wir als Kundschafter durchzogen haben, ist ein außerordentlich schönes Land! Wenn der HERR uns wohlwill, so wird er uns schon in dieses Land bringen und es uns geben, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. Nur empört euch nicht gegen den HERRN und fürchtet euch ja nicht vor den Bewohnern des Landes! Denn wie einen Bissen Brot werden wir sie verspeisen. Der Schutz ihrer GötterW.: ihr (der Götter) Schatten. ist von ihnen gewichen, aber mit uns ist der HERR: fürchtet euch nicht vor ihnen!« c) Gottes Zorn; die erfolgreiche Fürbitte Moses; das göttliche StrafurteilAls nun die ganze Gemeinde schon daran dachte, sie zu steinigen, erschien die Herrlichkeit des HERRN allen Israeliten am Offenbarungszelt; und der HERR sagte zu Mose: »Wie lange will dieses Volk mich noch verhöhnen und wie lange noch mir kein Vertrauen schenken trotz aller Wunderzeichen, die ich unter ihnen getan habe? Ich will sie mit der Pest schlagen und sie ausrotten; dich aber will ich zu einem Volk machen, das größer und stärker ist als sie!« Da erwiderte Mose dem HERRN: »Die Ägypter haben es vernommen, daß du dieses Volk mit deiner Kraft aus ihrer Mitte hergeführt hast, und man wird es auch den Bewohnern dieses Landes sagen, welche gehört haben, daß du, HERR, inmitten dieses Volkes weilst, daß du dich ihm Auge in Auge offenbarst und daß deine Wolke über ihnen steht und du in einer Wolkensäule bei Tage und in einer Feuersäule bei Nacht vor ihnen herziehst. Wenn du nun dieses Volk wie einen Mann tötest, so werden die Völkerschaften, welche die Kunde von dir vernommen haben, laut aussprechen: ›Weil der HERR nicht imstande war, dieses Volk in das Land zu bringen, das er ihnen zugeschworen hatte, darum hat er sie in der Wüste abgeschlachtet!‹ So möge sich denn jetzt deine Kraft, o HERR, groß erweisen, wie du es verheißen hast, als du sagtest: ›Der HERR ist langmütig und reich an Gnade; er vergibt Unrecht und Übertretung, läßt aber auch den Schuldigen keineswegs ungestraft, sondern sucht die Schuld der Väter an den Kindern heim bis ins dritte und vierte Glied.‹ So vergib doch diesem Volk seine Schuld nach deiner großen Gnade und so, wie du diesem Volke von Ägypten an bis hierher verziehen hast!« Da antwortete der HERR: »Ich habe ihm vergeben, wie du es erbeten hast. Aber wahrlich, so wahr ich lebe und so wahr die ganze Erde von der Herrlichkeit des HERRN erfüllt werden soll: alle die Männer, die meine Herrlichkeit und meine Wunderzeichen, die ich in Ägypten und in der Wüste getan habe, gesehen und mich trotzdem nun schon zehnmal versucht und nicht auf meine Weisungen gehört haben – sie sollen das Land, das ich ihren Vätern zugeschworen habe, nicht zu sehen bekommen! Nein, keiner von allen, die mich verhöhnt haben, soll es zu sehen bekommen! Nur meinen Knecht Kaleb, der einen anderen Geist gezeigt und mir vollen Gehorsam bewiesen hat, den will ich in das Land bringen, das er schon einmal betreten hat, und seine Nachkommen sollen es besitzen; die Amalekiter aber und die Kanaanäer bleiben in der Niederung wohnen! Morgen kehrt um und brecht nach der Wüste auf in der Richtung nach dem Schilfmeer zu!« d) Die Strafe Gottes für Volk und Kundschafter noch genauer angegebenHierauf sagte der HERR zu Mose und Aaron: »Wie lange soll es noch dauern, daß diese nichtswürdige Gemeinde gegen mich murrt? Ich habe das Murren wohl gehört, das die Israeliten gegen mich erheben. Sage ihnen: ›So wahr ich lebe!‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –: ›Ich will es euch genau so ergehen lassen, wie ihr es laut vor meinen Ohren ausgesprochen habt! In der Wüste hier sollen eure Leiber tot hinfallen, und zwar ihr alle, die gemustert worden sind, ihr alle vollzählig von zwanzig Jahren an und darüber, die ihr gegen mich gemurrt habt. Ihr sollt nimmermehr in das Land kommen, das ich euch durch einen Eid zum Wohnsitz zugesagt habe, keiner außer Kaleb, dem Sohne Jephunnes, und Josua, dem Sohne Nuns. Eure kleinen Kinder aber, von denen ihr gesagt habt, sie würden (den Feinden) zur Beute werden, die will ich hineinbringen, und sie sollen das Land kennen lernen, das ihr verschmäht habt; eure eigenen Leiber aber sollen in der Wüste hier tot hinfallen, und eure Söhne sollen vierzig Jahre lang als Hirten in der Wüste umherziehen und für euren treulosen Abfall von mir büßen, bis eure Leiber in der Wüste aufgerieben sind. Nach der Zahl der vierzig Tage, in denen ihr das Land ausgekundschaftet habt – immer ein Tag für ein Jahr gerechnet –, sollt ihr vierzig Jahre lang für eure Verschuldungen büßen und sollt erfahren, was es auf sich hat, wenn ich mich von euch abwende! Ich, der HERR, habe es ausgesprochen! Wahrlich, so will ich mit dieser ganzen nichtswürdigen Gemeinde verfahren, die sich gegen mich zusammengerottet hat: in der Wüste hier sollen sie aufgerieben werden, und hier sollen sie sterben!‹« ee) Plötzlicher Tod der Kundschafter außer Josua und KalebDie Männer aber, die Mose zur Auskundschaftung des Landes ausgesandt hatte und die nach ihrer Rückkehr die ganze Gemeinde zum Murren gegen ihn durch ihren ungünstigen Bericht über das Land verleitet hatten – diese Männer, die über das Land ungünstig berichtet hatten, starben eines plötzlichen Todes vor dem HERRN. Nur Josua, der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Jephunnes, blieben am Leben von jenen Männern, die zur Auskundschaftung des Landes ausgezogen waren. ff) Die Reue des Volkes; der verunglückte Versuch, in das feindliche Land einzudringenAls nun Mose diese Drohworte des HERRN allen Israeliten mitgeteilt hatte, da geriet das Volk in tiefe Betrübnis. Sie machten sich also am andern Morgen in der Frühe fertig, auf die Höhe des Gebirges hinaufzuziehen, und sagten: »Wir sind jetzt bereit, in die Gegend hinaufzuziehen, von welcher der HERR geredet hat; denn wir haben gesündigt.« Aber Mose antwortete: »Warum wollt ihr doch den Befehl des HERRN übertreten? Das wird euch nicht gelingen! Zieht ja nicht hinauf, denn der HERR ist nicht in eurer Mitte; ihr werdet sonst von euren Feinden geschlagen werden; denn die Amalekiter und Kanaanäer stehen euch dort gegenüber, und ihr werdet durch das Schwert fallen: durch euren Abfall vom HERRN habt ihr nun einmal verschuldet, daß der HERR nicht mit euch sein wird!« Trotzdem blieben sie in ihrer Vermessenheit dabei, auf die Höhe des Gebirges hinaufzuziehen; doch die Lade mit dem Bundesgesetz des HERRN und Mose verließen das Innere des Lagers nicht. Da kamen die Amalekiter und Kanaanäer, die in jenem Gebirge wohnten, herab, schlugen sie und zersprengten sie bis Horma. h) Verschiedene Verordnungen aus der Zeit der Wüstenwanderunga) Vorschriften bezüglich der Speis- und Trankopfer als Beigabe zu den Brand- und HeilsopfernWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Teile den Israeliten folgende Verordnungen mit: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch zum Wohnsitz geben will, und ihr dem HERRN ein Feueropfer darbringen wollt, ein Brandopfer oder ein Schlachtopfer, sei es, um ein besonderes Gelübde zu erfüllen oder bei einer freiwilligen Gabe oder an euren Festen, um dem HERRN einen lieblichen Duft zu bereiten, von den Rindern oder vom Kleinvieh: so soll der, welcher dem HERRN seine Opfergabe darbringt, zugleich auch als Speisopfer ein Zehntel Epha Feinmehl darbringen, das mit einem Viertel Hin Öl gemengt ist;Epha und Hin s. Anhang, Maße. und an Wein zum Trankopfer sollst du neben dem Brandopfer oder zu dem Schlachtopfer noch ein Viertel Hin für jedes Lamm herrichten. Für einen Widder dagegen sollst du als Speisopfer zwei Zehntel Epha Feinmehl, das mit einem Drittel Hin Öl gemengt ist, herrichten und an Wein zum Trankopfer ein Drittel Hin als lieblichen Duft für den HERRN darbringen. Wenn du ferner ein junges Rind als Brandopfer oder als Schlachtopfer herrichten willst, um ein besonderes Gelübde zu erfüllen oder als Heilsopfer für den HERRN, so soll man neben dem jungen Rind noch drei Zehntel Epha Feinmehl, das mit einem halben Hin Öl gemengt ist, als Speisopfer darbringen; und an Wein sollst du als Trankopfer ein halbes Hin beim Feueropfer zu lieblichem Duft für den HERRN darbringen. So soll es bei jedem Rind sowie bei jedem Widder und bei jedem Schaf- oder Ziegenlamm gehalten werden: nach der Zahl (der Tiere), die ihr darbringt, sollt ihr bei jedem einzelnen Stück so verfahren. Jeder Einheimische soll hierbei in dieser Weise verfahren, wenn er dem HERRN ein Feueropfer zu lieblichem Geruch darbringt; und wenn sich ein Fremdling als Gast bei euch aufhält oder wenn sonst einmal jemand in eurer Mitte weilt und ein Feueropfer zu lieblichem Geruch für den HERRN herrichtet, so soll er ebenso verfahren, wie ihr es tut. Für die ganze Bevölkerung gilt eine und dieselbe Satzung, für euch wie für den Fremdling, der sich als Gast bei euch aufhält; eine ewiggültige Satzung soll es für euch von Geschlecht zu Geschlecht sein: vor dem HERRN soll der Fremdling ebenso dastehen wie ihr selbst. Das gleiche Gesetz und das gleiche Recht soll für euch und für den Fremdling gelten, der sich als Gast bei euch aufhält.« b) Bestimmung über die ErstlingskuchenWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Teile den Israeliten folgende Verordnungen mit: Wenn ihr in das Land kommt, in das ich euch bringen werde, so sollt ihr, wenn ihr von dem Brotkorn des Landes eßt, für den HERRN ein Hebeopfer abgeben. Als Erstling eures Schrotmehls sollt ihr einen Kuchen als Hebeopfer abgeben; wie die Hebe von der Tenne, ebenso sollt ihr auch diese abgeben. Von den Erstlingen eures Schrotmehls sollt ihr dem HERRN ein Hebeopfer abgeben in allen euren künftigen Geschlechtern.« c) Vorschriften bezüglich der Sündopfer für unwissentliche Verfehlungen; Unsühnbarkeit vorsätzlicher Übertretungen»Und wenn ihr euch unabsichtlich vergeht und irgendeines von diesen Geboten, die der HERR dem Mose aufgetragen hat, unbefolgt laßt, irgend etwas von dem, was der HERR euch durch Mose geboten hat seit dem Tage, wo der HERR euch Gebote gegeben hat, und weiterhin von Geschlecht zu Geschlecht, so soll, wenn das Vergehen unabsichtlich von der Gemeinde in Übereilung begangen ist, die ganze Gemeinde einen jungen Stier als Brandopfer zu lieblichem Geruch für den HERRN samt dem zugehörigen Speisopfer und dem erforderlichen Trankopfer nach der vorgeschriebenen Weise herrichten, außerdem einen Ziegenbock als Sündopfer. Wenn der Priester so der ganzen Gemeinde der Israeliten Sühne erwirkt hat, so wird ihnen Vergebung zuteil werden; denn es hat nur ein Versehen stattgefunden, und sie haben dem HERRN ihre Opfergabe in Gestalt eines Feueropfers, dazu auch ihr Sündopfer vor dem HERRN wegen ihres Versehens dargebracht. So wird dann der ganzen Gemeinde der Israeliten sowie den Fremdlingen, die sich als Gäste bei ihnen aufhalten, Vergebung zuteil werden; denn es lag ein Versehen des ganzen Volkes vor. Wenn sich aber ein einzelner unabsichtlich verfehlt, so soll er eine einjährige Ziege als Sündopfer darbringen. Wenn dann der Priester einem solchen, der sich unvorsätzlich ein Vergehen gegen den HERRN hat zuschulden kommen lassen, Sühne durch Vollziehung der Sühnegebräuche erwirkt hat, so wird ihm Vergebung zuteil werden. Für den Einheimischen unter den Israeliten und für den als Gast im Lande weilenden Fremdling soll die gleiche Bestimmung bei euch gelten, wenn sich jemand unvorsätzlich ein Vergehen zuschulden kommen läßt. Wenn sich aber jemand vorsätzlich vergeht, mag es ein Einheimischer oder ein Fremdling sein, ein solcher gilt als Gotteslästerer, und der Betreffende soll aus seinem Volk ausgerottet werden; denn er hat das Wort des HERRN verachtet und sein Gebot übertreten; ein solcher Mensch soll ohne Gnade ausgerottet werden: seine Schuld komme über ihn!« d) Bericht über die Steinigung eines SabbatschändersAls die Israeliten sich in der Wüste befanden, trafen sie einen Mann, der am Sabbattage Holz auflas. Da brachten die, welche ihn beim Holzlesen angetroffen hatten, ihn zu Mose und Aaron und zu der ganzen Gemeinde, und man legte ihn in Gewahrsam; denn es lag noch keine Bestimmung darüber vor, was mit ihm geschehen solle. Da gebot der HERR dem Mose: »Der Mann soll unbedingt mit dem Tode bestraft werden: die ganze Gemeinde soll ihn außerhalb des Lagers steinigen!« So führte ihn denn die ganze Gemeinde vor das Lager hinaus, und man warf ihn mit Steinen tot, wie der HERR dem Mose geboten hatte. ee) Verordnung über die an den Kleiderzipfeln anzubringenden QuastenWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Gib den Israeliten die Weisung, daß sie sich Quasten an die Zipfel ihrer Obergewänder setzen, sie und ihre kommenden Geschlechter, und daß sie an jeder Zipfelquaste eine Schnur von blauem Purpur anbringen. Die Quasten sollen euch dann dazu dienen, daß ihr bei ihrem Anblick aller Gebote des HERRN gedenkt, um nach ihnen zu tun und nicht von mir abzufallen nach den Gelüsten eures Herzens und eurer Augen, durch die ihr euch zum Treubruch verführen laßt. Ihr sollt vielmehr aller meiner Gebote eingedenk bleiben und nach ihnen tun und so eurem Gott geheiligt sein: ich bin der HERR, euer Gott, der euch aus dem Land Ägypten weggeführt hat, um euer Gott zu sein, ich, der HERR, euer Gott!« i) Aufruhr und Bestrafung des Leviten Korah und der Rubeniten Dathan und Abirama) Die Empörung Korahs und der RubenitenEs empörte sich aber Korah, der Sohn Jizhars, des Sohnes Kahaths, des Sohnes Levis, und mit ihm Dathan und Abiram, die Söhne Eliabs, des Sohnes Pallus, des Sohnes Rubens. Diese empörten sich gegen Mose und mit ihnen zweihundertundfünfzig Israeliten, welche Vorsteher der Gemeinde, aus der Gemeindeversammlung berufene und hochangesehene Männer waren. Sie rotteten sich also gegen Mose und Aaron zusammen und sagten zu ihnen: »Ihr beansprucht für euch zu viel;W.: Laßt’s nun genug sein! denn die ganze Gemeinde, alle ohne Ausnahme sind heilig, weil der HERR in ihrer Mitte weilt: warum erhebt ihr euch da über die Gemeinde des HERRN?« b) Mose tritt der Rotte Korahs entgegen und kündigt ihnen ein Gottesurteil am Heiligtum anAls Mose das hörte, warf er sich auf sein Angesicht nieder; dann sagte er zu Korah und seinem ganzen Anhang: »Morgen, da wird der HERR kundtun, wer ihm angehört und wer geweiht ist, so daß er ihn zu sich nahen läßt; wen er sich dann erwählt, den wird er zu sich nahen lassen. Tut folgendes: Nehmt euch Räucherpfannen, du, Korah, und ihr, sein ganzer Anhang, tut morgen Feuer hinein und legt vor dem HERRN Räucherwerk darauf; wen dann der HERR erwählt, der soll als geweiht gelten! Damit gebt euch zufrieden, ihr Söhne Levis!« Mose sagte dann weiter zu Korah: »Hört doch, ihr Söhne Levis! Genügt es euch nicht, daß der Gott Israels euch aus der Gemeinde der Israeliten ausgesondert hat, um euch zu sich nahen zu lassen, damit ihr den Dienst an der Wohnung des HERRN verrichtet und im Dienst der Gemeinde dieses Amt verwaltet? Dich und alle deine Brüder mit dir, die Leviten, hat er zu sich nahen lassen, und nun verlangt ihr auch noch die Priesterwürde? Somit rottet ihr euch gegen den HERRN zusammen, du und dein ganzer Anhang; denn was ist Aaron, daß ihr gegen ihn murrt?« c) Dathan und Abiram setzen der Aufforderung Moses Hohn entgegen; Moses Gebet zu GottHierauf ließ Mose Dathan und Abiram, die Söhne Eliabs, durch Boten rufen; aber sie ließen sagen: »Wir kommen nicht zu dir hinauf! Ist es nicht genug, daß du uns aus einem Lande, das von Milch und Honig überfließt, hierher geführt hast, um uns in der Wüste sterben zu lassen? Willst du dich gar noch zum Herrscher über uns aufwerfen? Du hast uns wahrlich nicht in ein Land gebracht, das von Milch und Honig überfließt, und uns keine Äcker und Weinberge zum Erbbesitz gegeben! Willst du etwa den Leuten hier Sand in die Augen streuen?W.: Willst du diesen Leuten die Augen ausstechen (= sie blind machen)? Wir kommen nicht zu dir hinauf!« Darüber geriet Mose in heftigen Zorn und betete zum HERRN: »Wende dich nicht zu ihrer Opfergabe! Keinem von ihnen habe ich auch nur einen Esel genommen und keinem von ihnen etwas zuleide getan!« d) Mose ladet Korah und seine Genossen zur Opfervollziehung vor; Gottes Herrlichkeitserscheinung; Fürbitte MosesHierauf sagte Mose zu Korah: »Du und dein ganzer Anhang, ihr mögt morgen vor dem HERRN erscheinen, du und sie und auch Aaron. Nehmt dann ein jeder seine Räucherpfanne und legt Räucherwerk darauf; dann bringe ein jeder seine Räucherpfanne vor den HERRN, zweihundertundfünfzig Räucherpfannen, auch du und Aaron, ein jeder seine Räucherpfanne!« So nahmen sie denn ein jeder seine Räucherpfanne, taten feurige Kohlen hinein und legten Räucherwerk darauf; dann traten sie an den Eingang des Offenbarungszeltes, auch Mose und Aaron. Korah hatte aber die ganze Gemeinde am Eingang des Offenbarungszeltes gegen sie versammelt. Da erschien der ganzen Gemeinde die Herrlichkeit des HERRN; und der HERR gab dem Mose und Aaron folgende Weisung: »Sondert euch von dieser Gemeinde ab: ich will sie in einem Augenblick vertilgen!« Da warfen sie sich (beide) auf ihr Angesicht nieder und beteten: »O Gott, du Herr über Leben und Tod alles Fleisches!W.: du Gott der Geister (oder: der Lebensgeister oder: des Lebensodems) alles Fleisches. Willst du denn, wenn ein einzelner Mann gesündigt hat, der ganzen Gemeinde zürnen?« Da gebot der HERR dem Mose: »Befiehl der Gemeinde, sich aus der Umgebung der Wohnung Korahs, Dathans und Abirams zu entfernen!« ee) Mose bei Dathan und Abiram; das Gottesgericht an ihnen sowie an den 250 Genossen KorahsNun erhob sich Mose und begab sich zu Dathan und Abiram, und es folgten ihm die Ältesten der Israeliten. Dann gab er der Gemeinde die Weisung: »Entfernt euch ja von den Zelten dieser gottlosen Männer und rührt nichts von dem an, was ihnen gehört, damit ihr nicht auch hinweggerafft werdet um all ihrer Sünden willen!« Da entfernten sie sich aus der Umgebung der Wohnung Korahs, Dathans und Abirams. Dathan und Abiram aber waren herausgetreten und standen mit ihren Frauen und ihren großen und kleinen Kindern im Eingang ihrer Zelte. Da sagte Mose: »Daran sollt ihr erkennen, daß der HERR es ist, der mich gesandt hat, um alle diese Taten zu vollbringen, und daß ich nicht nach eigenem Ermessen gehandelt habe: wenn diese hier so sterben, wie alle anderen Menschen sterben, und von dem gewöhnlichen Schicksal der Menschen betroffen werden, dann hat der HERR mich nicht gesandt; wenn aber der HERR etwas noch nie Vorgekommenes geschehen läßt und der Erdboden seinen Mund auftut und sie mit allem, was ihnen gehört, verschlingt, so daß sie lebendig in das Totenreich hinabfahren, so werdet ihr daran erkennen, daß diese Männer Verächter des HERRN gewesen sind!« Kaum hatte er diese Worte zu Ende gesprochen, da spaltete sich der Erdboden unter ihren Füßen, und die Erde tat ihren Mund auf und verschlang sie samt ihren Familien sowie alle Anhänger Korahs mit ihrer gesamten Habe: lebend fuhren sie mit allem, was sie besaßen, in das Totenreich hinab, die Erde schloß sich über ihnen, und sie waren aus der Mitte der Gemeinde verschwunden. Alle Israeliten aber, die rings um sie her standen, flohen bei ihrem Geschrei; denn sie dachten, die Erde würde auch sie verschlingen. Und es ging Feuer vom HERRN aus und verzehrte die zweihundertundfünfzig Männer, die das Räucherwerk dargebracht hatten. k) Die auf den vereitelten Aufruhr folgenden Begebenheitena) Die Verwendung der 250 Räucherpfannen Korahs und seiner Genossen zum Überzug für den OpferaltarHierauf gebot der HERR dem Mose folgendes: »Befiehl Eleasar, dem Sohne des Priesters Aaron, er solle die Räucherpfannen von der Brandstätte aufheben und die feurigen Kohlen in einiger Entfernung von hier umherstreuen; denn dem Heiligtum sind die Räucherpfannen dieser Männer verfallen, die durch ihre Sünde ihr Leben verwirkt haben. Man mache daraus breitgehämmerte Bleche zu einem Überzug für den Altar; denn da sie die Pfannen vor den HERRN gebracht haben, sind sie dem Heiligtum verfallen und sollen nun ein Wahrzeichen für die Israeliten bleiben.« Da nahm der Priester Eleasar die kupfernen Räucherpfannen, welche die vom Feuer Getöteten vor den HERRN gebracht hatten, und man hämmerte sie breit zu einem Überzug für den Altar. So bildeten sie denn ein Erinnerungszeichen für die Israeliten, damit kein Unbefugter, der nicht zu den Nachkommen Aarons gehört, herantrete, um Räucherwerk vor dem HERRN zu verbrennen, und damit es ihm nicht ergehe wie Korah und seiner Rotte, wie der HERR es ihm durch Mose hatte ankündigen lassen. b) Bestrafung der über den Untergang der Aufrührer murrenden Gemeinde; die durch Mose und Aaron bewirkte SühneAm folgenden Tage aber murrte die ganze Gemeinde der Israeliten gegen Mose und Aaron; sie riefen: »Ihr habt das Volk des HERRN umgebracht!« Als sich nun die Gemeinde gegen Mose und Aaron zusammenrottete, wandten (diese) sich dem Offenbarungszelt zu, und siehe: die Wolke bedeckte es, und die Herrlichkeit des HERRN wurde sichtbar. Als dann Mose und Aaron vor das Offenbarungszelt getreten waren, gebot der HERR dem Mose: »Entfernt euch aus der Mitte dieser Gemeinde: ich will sie in einem Augenblick vernichten!« Da warfen sie sich auf ihr Angesicht nieder, und Mose rief dem Aaron zu: »Nimm die Räucherpfanne, tu feurige Kohlen vom Altar hinein und leg Räucherwerk darauf! trage es dann eilends unter die Gemeinde und erwirke ihnen dadurch Sühne! Denn das Zorngericht ist bereits vom HERRN ausgegangen, und das Sterben hat schon begonnen!« Da nahm Aaron (die Räucherpfanne), wie Mose ihm befohlen hatte, und lief mitten in die Volksmenge hinein, wo das Sterben beim Volk wirklich schon begonnen hatte. Dann legte er Räucherwerk auf und erwirkte dem Volk dadurch Sühne; denn als er mitten zwischen den Toten und den Lebenden dastand, wurde dem Sterben Einhalt getan. Es belief sich aber die Zahl derer, die durch das Sterben ums Leben gekommen waren, auf 14700, abgesehen von denen, die um Korahs willen ihr Leben verloren hatten. Hierauf kehrte Aaron zu Mose an den Eingang des Offenbarungszeltes zurück, als das Sterben ein Ende genommen hatte. c) Erweis des Priesterrechts Aarons durch das wunderbare Sprossen seines StabesDarauf gebot der HERR dem Mose folgendes: »Rede mit den Israeliten und laß dir von ihnen je einen Stab für jeden Stamm geben, von allen ihren Fürsten Stamm für Stamm, zwölf Stäbe. Schreibe auf jeden Stab den Namen des betreffenden Fürsten; auf den Stab Levis aber schreibe den Namen Aarons; denn ein Stab soll für jedes Haupt ihrer Stämme sein. Dann lege sie im Offenbarungszelt vor der Gesetzeslade nieder, da, wo ich mich euch zu offenbaren pflege. Da soll dann der Stab des Mannes, den ich mir erwähle, grünen, und ich will so dem Murren der Israeliten, das sie gegen euch erheben, ein Ende machen [damit es mich nicht nochmals belästigt].« Als nun Mose dies den Israeliten mitgeteilt hatte, übergaben ihm alle ihre Fürsten, Stamm für Stamm, je einen Stab für jeden Fürsten, (im ganzen) zwölf Stäbe; auch der Stab Aarons war unter ihren Stäben. Darauf legte Mose die Stäbe vor dem HERRN im Offenbarungszelt nieder. Als nun Mose am folgenden Tage in das Offenbarungszelt hineinging, siehe, da hatte der Stab Aarons, der dem Stamme Levi angehörte, gesproßt, und zwar hatte er Schosse getrieben und Blüten hervorgebracht und trug reife Mandeln. Mose holte nun alle Stäbe aus dem Heiligtum des HERRN heraus und legte sie allen Israeliten vor; diese besahen sie und nahmen ein jeder seinen Stab zurück. Der HERR aber gebot dem Mose: »Bringe den Stab Aarons wieder vor die Gesetzeslade zurück; er soll dort als ein Mahnzeichen für die Widerspenstigen aufbewahrt werden, damit du ihrem Murren gegen mich ein Ende machst und sie nicht zu sterben brauchen.« Mose tat es; wie der HERR ihm geboten hatte, so tat er. d) Angst des Volkes vor dem unter ihnen befindlichen HeiligtumDie Israeliten aber sagten zu Mose: »Wehe! Wir kommen um, wir sind verloren, alle sind wir verloren! Wer irgend der Wohnung des HERRN nahe kommt, muß sterben! Sollen wir denn rettungslos ums Leben kommen?« l) Amtspflichten, Rechte und Einkünfte der Priester und der Levitena) Allgemeine Verordnungen über die Pflichten der Priester und ihrer Gehilfen, der LevitenDer HERR sagte dann zu Aaron: »Du und deine Söhne und das Haus deines Vaters mit dir, ihr sollt die Verfehlungen am Heiligtum auf euch nehmen;d.h.: ihr seid für die Verfehlungen verantwortlich. und du und deine Söhne mit dir, ihr habt die Verfehlungen an eurem Priesteramt zu tragen. Aber auch deine Brüder, den Stamm Levi, deinen väterlichen Stamm, laß mit dir herantreten: sie sollen sich dir anschließen und dir behilflich sein, während du und deine Söhne mit dir den Dienst vor dem Offenbarungszelt verrichtet. Und zwar sollen sie das besorgen, was zu deiner Bedienung und zur Bedienung des ganzen Zeltes erforderlich ist; nur an die heiligen Geräte und an den Altar dürfen sie nicht herantreten, sonst müßt sowohl ihr als auch sie sterben. Sie sollen sich also dir anschließen und den Dienst am Offenbarungszelt in seinem ganzen Umfang besorgen, und kein Unbefugter darf sich neben euch daran beteiligen. Ihr aber sollt den Dienst im Heiligtum und den Dienst am Altar verrichten, damit nicht nochmals ein Strafgericht über die Israeliten ergeht. Bedenkt wohl: ich selbst habe eure Brüder, die Leviten, aus der Mitte der Israeliten als ein Geschenk für euch herausgenommen, als solche, die dem HERRN zu eigen gegeben sind, um den Dienst am Offenbarungszelt zu verrichten. Du aber und deine Söhne mit dir, ihr habt eures Priesteramts zu warten bezüglich aller Geschäfte, die den Altar betreffen, und bezüglich aller Verrichtungen drinnen hinter dem Vorhange und sollt so den Dienst versehen; als einen geschenkten Dienst überweise ich euch das Priestertum; der Unbefugte aber, der es ausübt, soll den Tod erleiden.« b) Die Einkünfte der PriesterWeiter sagte der HERR zu Aaron: »Ich selbst überweise dir hiermit das, was von meinen Hebeopfern (nicht verbrannt wird, sondern) den Abhub bildet: von allen heiligen Gaben der Israeliten verleihe ich sie dir und deinen Söhnen als Anteil, als eine ewige Gebühr. Folgendes soll von den hochheiligen Gaben, soweit sie nicht verbrannt werden, dir zustehen: alles, was von ihnen dargebracht wird an Speisopfern sowie an Sündopfern und an Schuldopfern, die sie mir als Ersatz für Veruntreuungen darbringen; diese (Opfergaben) sollen dir und deinen Söhnen als etwas Hochheiliges zustehen. An einer hochheiligen Stätte sollst du sie verzehren; jede männliche Person darf davon essen; als heilig sollen sie dir gelten. Auch folgendes soll dir als Hebe von ihren Gaben zustehen: alle Webeopfer der Israeliten; dir und deinen Söhnen und Töchtern mit dir weise ich sie als eine ewige Gebühr zu: wer rein ist in deinem Hause, darf davon essen. Alles Beste vom Öl und alles Beste vom Most und vom Getreide, ihre Erstlingsgaben, die sie dem HERRN weihen, das weise ich dir zu: die Erstlinge von allen Früchten, die in ihrem Lande wachsen und die sie dem HERRN darbringen, sollen dir gehören: wer rein ist in deinem Hause, darf davon essen. Alles, was in Israel mit dem Bann belegt worden ist, soll dir gehören. Alles Erstgeborene von allem Fleisch, das man dem HERRN darzubringen hat, vom Menschen wie vom Vieh, soll dir gehören; jedoch sollst du die Erstgeburten der Menschen unbedingt lösen lassen, und auch die Erstgeburten der unreinen Tiere sollst du lösen lassen. Was aber die Lösung (einer menschlichen Erstgeburt) betrifft, so sollst du sie im Alter von einem Monat an lösen lassen, und zwar nach deiner Schätzung, für einen Betrag von fünf Schekeln Silber nach dem Schekel des Heiligtums, der zwanzig Gera beträgt. Jedoch das Erstgeborene eines Rindes oder das Erstgeborene eines Schafes oder einer Ziege darfst du nicht lösen lassen, sie sind heilig; ihr Blut sollst du an den Altar sprengen und ihr Fett als Feueropfer zum lieblichen Geruch für den HERRN in Rauch aufgehen lassen; ihr Fleisch aber soll dir gehören: wie die Webebrust und wie die rechte Keule soll es dir gehören. Alle Hebeopfer von heiligen Gaben, welche die Israeliten dem HERRN von ihrem Besitz darbringen, überweise ich dir und deinen Söhnen und Töchtern bei dir als ewige Gebühr: das soll ein ewiger Salzbund vor dem HERRN für dich und deine Nachkommen bei dir sein!« c) Die Zuweisung des Zehnten an die Leviten bei Versagung von LandbesitzWeiter sagte der HERR zu Aaron: »In ihrem Lande sollst du keinen Erbbesitz haben und keinen Teil des Landes unter ihnen besitzen: ich bin dein Anteil und dein Erbbesitz inmitten der Israeliten! (Als Entgelt) aber überweise ich hiermit den Leviten alle Zehnten in Israel zum Erbbesitz für ihren Dienst, den sie zu verrichten haben, für den Dienst am Offenbarungszelte. Die Israeliten nämlich dürfen künftighin am Offenbarungszelt nicht mehr tätig sein, weil sie sonst Sünde auf sich laden würden und sterben müßten. Vielmehr sollen die Leviten den Dienst am Offenbarungszelt verrichten, und sie sollen für etwaige Verfehlungen verantwortlich sein: diese Bestimmung hat ewige Geltung für eure künftigen Geschlechter. Aber einen Erbbesitz sollen sie inmitten der Israeliten nicht haben; denn den Zehnten, den die Israeliten als Hebeopfer an den HERRN abgeben, habe ich den Leviten als Erbbesitz überwiesen; darum habe ich in bezug auf sie verordnet, daß sie keinen Erbbesitz inmitten der Israeliten zu eigen haben sollen.« d) Die Abgabe des Zehnten von den Einkünften der Leviten an die PriesterWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Teile den Leviten folgende Verordnungen mit: Wenn ihr von den Israeliten den Zehnten in Empfang nehmt, den ich euch von ihnen als euren Erbbesitz zugewiesen habe, so sollt ihr davon ein Hebeopfer für den HERRN abgeben, nämlich den Zehnten vom Zehnten. Dann soll dies euer Hebeopfer euch so angerechnet werden, wie (wenn die anderen Israeliten) das Getreide von der Tenne und die Fülle von der Kelter (abgeben). Ebenso sollt auch ihr ein Hebeopfer für den HERRN von allen euren Zehnten abgeben, die ihr von den Israeliten in Empfang nehmt, und sollt davon das Hebeopfer, das dem HERRN gebührt, an den Priester Aaron abführen. Von allen Gaben, die euch zufallen, sollt ihr ein unverkürztes Hebeopfer für den HERRN abgeben, und zwar von allem Besten davon, als die davon zu entrichtende heilige Gebühr. Sage also zu ihnen: ›Wenn ihr das Beste davon abgebt, so soll (das übrige) euch, den Leviten, so angerechnet werden wie (den anderen Israeliten) der Ertrag der Tenne und wie der Ertrag der Kelter, so daß ihr es an jedem beliebigen Ort verzehren dürft, ihr und eure Familie; denn es ist euer Lohn für euren Dienst am Offenbarungszelt.‹ Wenn ihr also das Beste davon abgebt, so werdet ihr seinetwegen keine Sünde auf euch laden und werdet die heiligen Gaben der Israeliten nicht entweihen und darum auch nicht sterben müssen.« m) Herstellung und Gebrauch des Reinigungswassers aus der Asche einer rötlichen Kuh behufs Reinigung der durch Leichenberührung VerunreinigtenDer HERR sagte dann weiter zu Mose und Aaron folgendes: »Dies ist die Gesetzesbestimmung, die der HERR erlassen hat durch die Verordnung: Sage den Israeliten, sie sollen dir eine fehlerlose, rötliche Kuh bringen, die kein Gebrechen an sich hat und auf die noch kein Joch gekommen ist. Die sollt ihr dem Priester Eleasar übergeben, und man soll sie dann vor das Lager hinausführen und sie vor seinen Augen schlachten. Hierauf nehme der Priester Eleasar mit seinem Finger etwas von ihrem Blut und sprenge siebenmal von ihrem Blut in der Richtung nach der Vorderseite des Offenbarungszeltes hin. Dann verbrenne man die Kuh vor seinen Augen: alles, ihre Haut, ihr Fleisch und ihr Blut samt dem Inhalt ihrer Eingeweide soll man verbrennen. Hierauf nehme der Priester Zedernholz, Ysop und Karmesinwolle und werfe es mitten in das Feuer, in welchem die Kuh verbrannt wird. Dann wasche der Priester seine Kleider und nehme ein Wasserbad; hierauf darf er wieder ins Lager kommen, bleibt jedoch bis zum Abend unrein. Auch derjenige, welcher die Kuh verbrannt hat, muß seine Kleider im Wasser waschen und ein Wasserbad nehmen und bleibt bis zum Abend unrein. Dann soll ein Mann, der rein ist, die Asche der Kuh sammeln und sie außerhalb des Lagers an einen reinen Platz hinschütten, damit sie dort für die Gemeinde der Israeliten zur Herstellung von Reinigungswasser aufbewahrt werde: es ist ein Entsündigungsmittel. Auch der Mann, welcher die Asche der Kuh gesammelt hat, muß seine Kleider waschen und ist dann noch bis zum Abend unrein. Es soll dann aber für die Israeliten und für die Fremdlinge, die sich als Gäste unter ihnen aufhalten, folgende Vorschrift ewige Geltung haben: Wer einen Toten, irgendeine Menschenleiche, berührt, soll sieben Tage lang unrein sein. Ein solcher Mensch soll sich damit am dritten und am siebten Tage entsündigen, dann ist er wieder rein; wenn er sich aber am dritten und am siebten Tage nicht entsündigt, so wird er nicht rein. Wer einen Toten, die Leiche irgendeines gestorbenen Menschen, berührt und sich danach nicht entsündigt, der hat die Wohnung des HERRN verunreinigt, und ein solcher Mensch soll aus Israel ausgerottet werden. Weil er nicht mit Reinigungswasser besprengt worden ist, bleibt er unrein: seine Unreinheit bleibt an ihm haften.« Anweisungen über besondere Fälle der Verunreinigung und deren Behandlung»Folgende Bestimmung gilt, wenn jemand in einem Zelte stirbt: Jeder, der in das Zelt hineingeht, und jeder, der sich im Zelte befindet, ist sieben Tage lang unrein; auch jedes offene Gefäß, auf dem sich kein festschließender Deckel befindet, ist unrein. Ebenso soll jeder, der auf freiem Feld einen mit dem Schwert Erschlagenen oder sonst einen Toten oder menschliche Gebeine oder ein Grab anrührt, sieben Tage lang unrein sein. Für einen so unrein Gewordenen nehme man etwas von der Asche des zur Entsündigung verbrannten Opfertieres und gieße lebendiges Wasser in ein Gefäß darüber. Dann nehme ein reiner Mann einen Ysopbüschel, tauche ihn in das Wasser und besprenge damit das Zelt samt allen Geräten und die darin befindlichen Personen sowie den, der mit Totengebeinen oder einem Erschlagenen oder einem Toten oder einem Grabe in Berührung gekommen ist. Und zwar soll der Reine den Unreinen am dritten und am siebten Tage besprengen und ihn so am siebten Tage entsündigen. Alsdann soll der Betreffende seine Kleider waschen und ein Wasserbad nehmen, dann wird er am Abend wieder rein sein. Wenn aber jemand unrein wird und sich nicht entsündigt, so soll ein solcher Mensch aus der Gemeinde ausgerottet werden; denn er hat das Heiligtum des HERRN verunreinigt und ist nicht mit dem Reinigungswasser besprengt worden: er ist unrein. Diese Verordnung soll bei euch ewige Geltung haben. Und auch der, welcher die Besprengung mit dem Reinigungswasser vorgenommen hat, muß seine Kleider waschen, und wer das Reinigungswasser berührt, soll bis zum Abend unrein sein. Auch alles, was der Unreine anrührt, wird unrein, und ebenso wird jeder, der ihn berührt, bis zum Abend unrein.« n) Ankunft in Kades und Mirjams Tod; erneutes Murren des Volkes; die für Mose und Aaron verhängnisvolle Wasserspende aus dem FelsenHierauf gelangte die ganze Gemeinde der Israeliten in die Wüste Zin im ersten Monat (des vierzigsten Jahres), und das Volk ließ sich in Kades nieder. Dort starb Mirjam und wurde dort begraben. Weil aber die Gemeinde kein Wasser hatte, rottete sie sich gegen Mose und Aaron zusammen; und das Volk haderte mit Mose und rief laut aus: »Ach, wären wir doch auch umgekommen, als unsere Brüder vor dem HERRN umkamen! Warum habt ihr nur die Gemeinde des HERRN in diese Wüste geführt, daß wir hier mit unserem Vieh sterben müssen! Und warum habt ihr uns aus Ägypten hierher gebracht und uns in diese traurige Gegend geführt, an einen Ort, wo man nicht säen kann und wo kein Feigenbaum, kein Weinstock und kein Granatbaum zu finden ist und wo es nicht einmal Trinkwasser gibt!« Da gingen Mose und Aaron aus der Versammlung weg an den Eingang des Offenbarungszeltes und warfen sich auf ihr Angesicht nieder; da erschien ihnen die Herrlichkeit des HERRN. Und der HERR gebot dem Mose folgendes: »Nimm den Stab und versammle die Gemeinde, du und dein Bruder Aaron; redet dann den Felsen vor ihren Augen an, daß er sein Wasser hergeben solle, so wirst du Wasser für sie aus dem Felsen hervorfließen lassen und so der Gemeinde und ihrem Vieh Trinkwasser verschaffen.« Da holte Mose den Stab vor dem HERRN weg, wie der HERR ihm geboten hatte. Darauf ließen Mose und Aaron die Gemeinde vor dem Felsen zusammenkommen, und er sagte zu ihnen: »Hört doch, ihr Widerspenstigen! Können wir wohl Wasser für euch aus diesem Felsen hervorfließen lassen?« Als Mose dann seine Hand erhoben und zweimal mit seinem Stabe an den Felsen geschlagen hatte, da strömte Wasser in Fülle heraus, so daß die Gemeinde und ihr Vieh zu trinken hatten. Der HERR aber sagte zu Mose und Aaron: »Zur Strafe dafür, daß ihr mir kein Vertrauen geschenkt und mir nicht als dem Heiligen die Ehre vor den Augen der Israeliten gegeben habt, darum sollt ihr diese Gemeinde nicht in das Land bringen, das ich für sie bestimmt habe!« Das ist das Haderwasser (von Kades), wo die Israeliten mit dem HERRN gehadert haben und er sich an ihnen als der Heilige erwies. o) Die Edomiter verweigern die Erlaubnis zum Durchzug; Aarons TodVon Kades aus sandte Mose dann Boten an den König der Edomiter: »So lassen dir deine Brüder, die Israeliten, sagen: Du kennst selbst alle Leiden, die uns betroffen haben, wie unsere Väter nach Ägypten hinabgezogen sind und wir lange Zeit in Ägypten gewohnt haben. Als dann die Ägypter uns und unsere Väter mißhandelten, haben wir zum HERRN um Hilfe geschrien, und er hat unser Flehen gehört und einen Engel gesandt, der uns aus Ägypten hinausgeführt hat. Jetzt befinden wir uns nun in Kades, einer Stadt an der Grenze deines Gebietes. Gestatte uns doch den Durchzug durch dein Land! Wir wollen nicht durch die Äcker und durch die Weinberge ziehen, auch kein Wasser aus den Brunnen trinken; nein, auf der Königsstraße wollen wir ziehen, ohne nach rechts und nach links abzubiegen, bis wir dein Gebiet durchzogen haben.« Aber der Edomiter antwortete ihm: »Du darfst nicht durch mein Land ziehen, sonst trete ich dir mit bewaffneter Hand entgegen.« Darauf ließen ihm die Israeliten sagen: »Auf der Landstraße wollen wir ziehen, und wenn wir von deinem Wasser trinken, ich und meine Herden, so will ich den vollen Preis dafür bezahlen; ich will nur – das ist die ganze Sache – zu Fuß hindurchziehen.« Doch er antwortete: »Nein, du darfst nicht hindurchziehen!« Zugleich zogen die Edomiter ihm mit zahlreichem Kriegsvolk und mit bewaffneter Hand entgegen. Da die Edomiter also den Israeliten den Durchzug durch ihr Gebiet nicht gestatten wollten, mußten die Israeliten seitwärts von ihnen abbiegen. Der Zug von Kades bis zum Berge Hor; Aarons TodSo brachen sie denn von Kades auf, und die Israeliten, die ganze Gemeinde, kamen an den Berg Hor. Da sagte der HERR zu Mose und zu Aaron am Berge Hor, an der Grenze des Edomiterlandes: »Aaron soll jetzt zu seinen Volksgenossen versammelt werden; denn er soll nicht in das Land kommen, das ich für die Israeliten bestimmt habe, weil ihr beim Haderwasser meinem Gebot nicht nachgekommen seid. Nimm Aaron und seinen Sohn Eleasar und laß sie auf den Berg Hor hinaufsteigen; laß dort Aaron seine Gewänder ausziehen und lege sie seinem Sohne Eleasar an; denn Aaron soll (zu seinen Volksgenossen) versammelt werden und dort sterben.« Mose tat, wie der HERR ihm geboten hatte, und sie stiegen vor den Augen der ganzen Gemeinde auf den Berg Hor hinauf. Dort ließ Mose den Aaron seine Gewänder ausziehen und legte sie dessen Sohne Eleasar an; darauf starb Aaron dort auf dem Gipfel des Berges; Mose aber und Eleasar stiegen wieder vom Berge hinab. Als nun die ganze Gemeinde erfuhr, daß Aaron gestorben sei, trauerte das ganze Haus Israel um Aaron dreißig Tage lang. p) Siegreicher Kampf mit dem König von Arad; die eherne Schlange; Eroberung des Ostjordanlandesa) Sieg und Vollstreckung des BannesAls nun der kanaanäische König von Arad, der im Südland wohnte, die Kunde erhielt, daß die Israeliten auf dem Wege von Atharim heranzögen, griff er die Israeliten an und nahm einige von ihnen gefangen. Da legten die Israeliten ein Gelübde vor dem HERRN ab und versprachen: »Wenn du dieses Volk in unsere Gewalt gibst, so wollen wir an ihren Ortschaften den Bann vollstrecken.« Da erhörte der HERR die Bitte der Israeliten und gab ihnen die Kanaanäer preis. Man vollstreckte dann an ihnen und ihren Ortschaften den Bann und nannte die Stätte seitdem Horma. b) Murren des Volkes; die Giftschlangen und die eherne SchlangeDann brachen sie vom Berge Hor auf in der Richtung nach dem Schilfmeer, um das Land der Edomiter zu umgehen. Unterwegs aber wurde das Volk mißmutig und erhob Anklage gegen Gott und gegen Mose: »Warum habt ihr uns aus Ägypten hierher geführt? Um uns in der Wüste sterben zu lassen? Es gibt hier ja weder Brot noch Wasser, und uns ekelt vor diesem erbärmlichen Brotzeug!« Da sandte der HERR feurige Schlangen unter das Volk; die bissen die Leute, so daß zahlreiche Israeliten starben. Da kam das Volk zu Mose und bekannte: »Wir haben gesündigt, daß wir Anklagen gegen den HERRN und gegen dich erhoben haben; lege Fürbitte beim HERRN ein, daß er uns von den Schlangen befreie!« Als Mose nun Fürbitte für das Volk einlegte, sagte der HERR zu ihm: »Fertige dir ein Schlangenbild an und befestige es an einer Stange; wer dann gebissen ist und es anschaut, soll am Leben bleiben.« Da fertigte Mose eine eherne Schlange an und befestigte sie oben an einer Stange. Wenn nun eine Schlange jemanden gebissen hatte und er auf die eherne Schlange hinschaute, so blieb er am Leben. c) Der Zug bis an den Arnon und bis in die Steppen der Moabiter; das BrunnenliedDarauf zogen die Israeliten weiter und lagerten bei Oboth. Dann zogen sie von Oboth weiter und lagerten bei Ijje-Abarim in der Wüste, die vor dem Lande der Moabiter nach Osten liegt. Von dort zogen sie weiter und lagerten im Bachtal Sered. Von dort zogen sie weiter und lagerten jenseits des Arnon, [der in der Wüste ist,] der im Lande der Amoriter entspringt; der Arnon bildet nämlich die Grenze Moabs zwischen den Moabitern und Amoritern. Daher heißt es im Buch der Kriege des HERRN: »Waheb in Supha, dazu die Bachtäler des Arnon und den Abhang der Bachtäler, der bis in die Gegend von Ar reicht und sich an die Grenze von Moab anlehnt.« Von dort (zogen sie) dann nach Beer; das ist der Brunnen, den der HERR meinte, als er zu Mose sagte: »Versammle das Volk, damit ich ihm Wasser gebe.« Damals sangen die Israeliten folgendes Lied: »Quill empor, o Brunnen! Singt ihm zu: ›O Brunnen, den Fürsten gegraben, den die Edlen des Volks erschlossen haben mit dem Zepter, mit ihren Stäben!‹« Aus der Wüste (zogen sie) dann nach Matthana, von Matthana nach Nahaliel, von Nahaliel nach Bamoth, von Bamoth in das Tal, das in der moabitischen Ebene liegt an der Höhe des Pisga, der auf die weite Einöde hinabblickt. d) Besiegung des Amoriterkönigs Sihon und Eroberung seines Landes; Triumphlied der Israeliten (5.Mose 2,26-37)Darauf sandten die Israeliten Boten zu Sihon, dem König der Amoriter, und ließen ihm sagen: »Gestatte uns den Durchzug durch dein Land! Wir wollen nicht auf die Äcker und in die Weinberge abbiegen, auch kein Wasser aus den Brunnen trinken; nein, wir wollen auf der Königsstraße ziehen, bis wir dein Gebiet durchzogen haben.« Aber Sihon gestattete den Israeliten den Durchzug durch sein Gebiet nicht, sondern sammelte sein gesamtes Kriegsvolk und zog den Israeliten in die Wüste entgegen; und als er nach Jahaz gekommen war, griff er die Israeliten an. Diese aber schlugen ihn mit der Schärfe des Schwertes und eroberten sein Land vom Arnon bis zum Jabbok, bis an das Land der Ammoniter; denn Jaser liegt an der Grenze des Ammoniterlandes. So nahmen denn die Israeliten alle dortigen Städte ein und ließen sich in allen Städten der Amoriter nieder, in Hesbon und allen dazugehörigen Ortschaften. Denn Hesbon war die Hauptstadt des Amoriterkönigs Sihon; dieser hatte nämlich mit dem vorigen Könige der Moabiter Krieg geführt und ihm sein ganzes Land bis an den Arnon abgenommen. Darum singen die DichterEig.: die Spruchredner; hier sind Spottlieddichter gemeint.: Kommt nach Hesbon! Aufgebaut und befestigt werde die Stadt Sihons! Denn Feuer ging (einst) aus von Hesbon, eine Flamme von der Stadt Sihons; die fraß die Städte Moabs und verbrannte die Höhen am Arnon. Wehe dir, Moab! Dem Untergang geweiht bist du, Volk des KamosGott der Moabiter., der seine Söhne zu Flüchtlingen gemacht hat und seine Töchter zu Gefangenen für Sihon, den Amoriterkönig. Da haben wir (Moab) niedergeschossen, Hesbon ist verlorengegangen bis Dibon; da haben wir verwüstet bis Nophah: Feuer ging aus bis Medeba. e) Weiteres Vorrücken der Israeliten; Besiegung des Königs Og von Basan (5.Mose 3,1-7)Als sich nun die Israeliten im Lande der Amoriter festgesetzt hatten, sandte Mose Männer aus, um Jaser auszukundschaften, und sie nahmen dann die Stadt und die dazugehörigen Ortschaften ein, und man vertrieb die dort ansässigen Amoriter. Hierauf wandten sie sich und zogen in der Richtung nach Basan hinauf. Da rückte Og, der König von Basan, mit seinem gesamten Kriegsvolk ihnen nach Edrei entgegen, um ihnen eine Schlacht zu liefern. Der HERR aber sagte zu Mose: »Fürchte dich nicht vor ihm! Denn ich habe ihn mit seinem ganzen Volk und seinem Land in deine Gewalt gegeben: verfahre mit ihm so, wie du mit dem Amoriterkönig Sihon, der in Hesbon wohnte, verfahren bist.« Da erschlugen sie ihn nebst seinen Söhnen und seinem ganzen Kriegsvolk, so daß ihm auch nicht einer übrigblieb, der entronnen wäre, und nahmen sein Land in Besitz. Hierauf zogen die Israeliten weiter und lagerten in den Steppen der Moabiter jenseits des Jordans, Jericho gegenüber. 3. Ereignisse in den Steppen der Moabiter (22,2-36,13)a) Die Geschichte des Sehers Bileam (22,2-24,25)a) Der Moabiterkönig Balak beschließt, Gesandte an Bileam zu schickenAls nun Balak, der Sohn Zippors, alles Unheil sah, das die Israeliten den Amoritern zugefügt hatten, überkam die Moabiter eine große Angst vor dem Volk (Israel), weil es so zahlreich war, und sie empfanden ein Grauen vor den Israeliten. Da sagten die Moabiter zu den Ältesten der Midianiter: »Nun wird dieser Schwarm alles rings um uns her kahlfressen, wie die Rinder das Grün des Feldes abfressen!« Damals war aber Balak, der Sohn Zippors, König der Moabiter. Dieser sandte Boten zu Bileam, dem Sohne Beors, nach Pethor, das am Euphratstrom liegt, ins Land seiner Volksgenossen, um ihn holen zu lassen, und ließ ihm sagen: »Da ist ein Volk aus Ägypten ausgezogen, das hat sich jetzt über das ganze Land ausgebreitet und sich mir gegenüber festgesetzt. So komm nun doch her und verfluche mir dieses Volk; denn mir ist es zu stark; vielleicht gelingt es mir dann, eine Niederlage unter ihnen anzurichten und es aus dem Lande zu vertreiben; denn ich weiß: wen du segnest, der ist gesegnet, und wem du fluchst, der ist verflucht.« b) Balaks erste Gesandtschaft ohne Erfolg bei Bileam; seine nochmalige BotschaftDa machten sich die Ältesten der Moabiter samt den Ältesten der Midianiter, nachdem sie sich mit Wahrsagerlohn versehen hatten, auf den Weg, kamen glücklich bei Bileam an und teilten ihm das Anliegen Balaks mit. Er aber antwortete ihnen: »Bleibt diese Nacht hier, dann will ich euch Bescheid geben, je nachdem der HERR mir Weisung erteilt.« So blieben denn die Fürsten der Moabiter bei Bileam. Da erschien Gott dem Bileam im Traum und fragte ihn: »Was sind das für Männer bei dir?« Bileam antwortete Gott: »Balak, der Sohn Zippors, der König der Moabiter, hat mir durch sie sagen lassen: ›Da ist ein Volk, das aus Ägypten ausgezogen ist und sich über das ganze Land ausgebreitet hat. So komm nun her und verfluche es mir; vielleicht vermag ich dann den Kampf mit ihm aufzunehmen und es zu vertreiben.‹« Gott aber sagte zu Bileam: »Du darfst nicht mit ihnen gehen! Du darfst das Volk nicht verfluchen; denn es ist gesegnet.« Als Bileam nun am Morgen aufgestanden war, sagte er zu den Häuptlingen Balaks: »Kehrt in euer Land zurück; denn der HERR hat mir die Erlaubnis versagt, mit euch zu ziehen.« So machten sich denn die Häuptlinge der Moabiter auf den Weg, kehrten zu Balak zurück und berichteten ihm: »Bileam hat sich geweigert, mit uns zu gehen.« Da sandte Balak noch einmal Fürsten ab, die zahlreicher und vornehmer waren als die ersten. Als diese zu Bileam kamen, sagten sie zu ihm: »So läßt Balak, der Sohn Zippors, dir sagen: ›Weigere dich doch nicht, zu mir zu kommen! Denn ich will dich gar hoch ehren und alles tun, was du von mir verlangen wirst. So komm doch her und verfluche mir dieses Volk!‹« Bileam aber gab den Gesandten Balaks die Antwort: »Wenn Balak mir auch alles Silber und Gold geben wollte, soviel in seinen Palast geht,A.Ü.: wovon sein Palast voll ist. so vermöchte ich doch den Befehl des HERRN, meines Gottes, nicht zu übertreten, weder im Großen noch im Kleinen.d.h.: mag es sich um eine geringfügige oder eine bedeutende Sache handeln. Indessen – bleibt doch auch ihr diese Nacht hier, damit ich in Erfahrung bringe, was der HERR mir weiter zu sagen hat.« Da erschien Gott dem Bileam in der Nacht und sagte zu ihm: »Wenn die Männer gekommen sind, um dich zu holen, so mache dich auf und gehe mit ihnen; aber du darfst nur das tun, was ich dir sagen werde.« Da machte sich Bileam am Morgen auf, sattelte seine Eselin und machte sich mit den Häuptlingen der Moabiter auf den Weg. c) Bileams Reise nach Moab und das Vorkommnis mit der EselinDa entbrannte aber der Zorn Gottes darüber, daß er sich aufgemacht hatte, und der Engel des HERRN stellte sich ihm in den Weg, um ihm feindlich entgegenzutreten, während er auf seiner Eselin dahinritt und zwei seiner Diener ihn begleiteten. Als nun die Eselin den Engel des HERRN sah, der mit gezücktem Schwert in der Hand ihm den Weg vertrat, bog sie vom Wege ab und ging ins Feld; da schlug Bileam die Eselin, um sie wieder auf den Weg zu bringen. Hierauf stellte sich der Engel des HERRN in einem Hohlwege zwischen den Weinbergen auf, wo zu beiden Seiten eine Mauer war. Als nun die Eselin den Engel des HERRN erblickte, drückte sie sich fest an die Mauer und preßte dabei den Fuß Bileams gegen die Mauer; da schlug er sie zum zweitenmal. Hierauf ging der Engel des HERRN nochmals eine Strecke weiter und blieb an einer engen Stelle stehen, wo ein Ausweichen nach rechts oder links unmöglich war. Als nun die Eselin den Engel des HERRN erblickte, legte sie sich unter Bileam auf den Boden nieder. Da geriet Bileam in Zorn, so daß er die Eselin mit dem Stock schlug. Der HERR aber tat der Eselin den Mund auf, und sie sagte zu Bileam: »Was habe ich dir getan, daß du mich nun schon dreimal geschlagen hast?« Bileam antwortete der Eselin: »Weil du mich zum besten gehabt hast! Hätte ich nur ein Schwert in der Hand, so hätte ich dich längst umgebracht!« Da sagte die Eselin zu Bileam: »Bin ich nicht deine Eselin, auf der du zeit deines Lebens bis auf den heutigen Tag geritten bist? Ist es denn jemals meine Art gewesen, mich so gegen dich zu benehmen?« Er antwortete: »Nein.« Nun tat der HERR dem Bileam die Augen auf, so daß er den Engel des HERRN auf dem Wege mit dem gezückten Schwert in der Hand stehen sah. Da verneigte er sich und warf sich auf sein Angesicht nieder. Der Engel des HERRN aber sagte zu ihm: »Warum hast du deine Eselin nun schon dreimal geschlagen? Wisse wohl: ich habe mich aufgemacht, um dir feindlich entgegenzutreten; denn diese deine Reise ist unheilvoll und gegen meinen Willen. Die Eselin aber hat mich gesehen und ist alle drei Male vor mir ausgewichen; hätte sie das nicht getan, so hätte ich dich längst erschlagen, sie aber am Leben gelassen.« Da sagte Bileam zu dem Engel des HERRN: »Ich habe mich vergangen; ich wußte ja nicht, daß du mir auf dem Wege entgegenstandest. Nun aber will ich, wenn mein Vorhaben dir mißfällt, wieder umkehren!« Da antwortete der Engel des HERRN dem Bileam: »Gehe mit den Männern hin; aber du darfst nur das reden, was ich dir eingeben werde.« So zog nun Bileam mit den Häuptlingen Balaks weiter. d) Bileams Ankunft bei BalakAls nun Balak hörte, daß Bileam komme, zog er ihm bis Ar-Moab entgegen, das am Grenzfluß Arnon, an der äußersten Grenze seines Landes, lag. Da sagte Balak zu Bileam: »Habe ich nicht in angemessener WeiseA.Ü.: in dringlicher Weise (oder: wiederholt). zu dir gesandt, um dich rufen zu lassen? Warum bist du nicht sofort zu mir gekommen? Meinst du vielleicht, ich sei nicht imstande, dich zu ehren?« Da antwortete ihm Bileam: »Ich bin jetzt ja doch zu dir gekommen; aber werde ich wohl irgend etwas kundtun können? Nur die Worte, die der HERR mir in den Mund legt, die werde ich kundtun.« So ging denn Bileam mit Balak, bis sie nach Kirjath-Huzoth kamen. Dort schlachtete Balak Rinder und Kleinvieh und schickte davon an Bileam und an die Fürsten, die bei ihm waren. Am folgenden Morgen aber nahm Balak den Bileam mit sich und führte ihn nach Bamoth-Baal hinauf, von wo er den äußersten Teil des (israelitischen) Volkes sehen konnte. e) Die Vorbereitungen zu der Gottesoffenbarung; der erste Spruch BileamsDa sagte Bileam zu Balak: »Baue mir hier sieben Altäre und stelle mir hier sieben junge Stiere und sieben Widder bereit.« Balak kam der Aufforderung Bileams nach, und beide opferten je einen Stier und einen Widder auf jedem Altar. Hierauf sagte Bileam zu Balak: »Bleibe du hier bei deinem Brandopfer stehen, während ich einen Gang mache; vielleicht kommt der HERR mir entgegen, und was immer er mir offenbart, das will ich dir kundtun.« Dann begab er sich auf eine kahle Anhöhe. Da kam Gott dem Bileam wirklich entgegen, und dieser sagte zu ihm: »Die sieben Altäre habe ich errichtet und auf jedem Altar einen jungen Stier und einen Widder geopfert.« Da legte der HERR dem Bileam Worte in den Mund und gebot ihm: »Kehre zu Balak zurück und sprich so zu ihm!« Als er nun zu ihm zurückgekehrt war, stand jener immer noch neben seinem Brandopfer, er mit allen Häuptlingen der Moabiter. f) Bileam segnet Israel von Bamoth-Baal (22,41) herabDa trug er seinen Spruch folgendermaßen vor: »Aus Aram hat Balak mich holen lassen, Moabs König von den Bergen des Ostens: ›Komm her, verfluche mir Jakob! ja komm, verwünsche Israel!‹ – Wie soll ich den verfluchen, den Gott nicht verflucht? Und wie den verwünschen, den der HERR nicht verwünscht? Ja, vom Felsengipfel erblicke ich es, und von den Höhen herab erschaue ich es; ein Volk zeigt sich mir, das für sich abgesondert wohnt und sich nicht zu den übrigen Völkern rechnet. Wer könnte den Staub Jakobs zählen oder nur den vierten Teil Israels berechnen?A.L.: oder die Myriaden (d.h. die Zehntausende oder: die Mengen) Israels berechnen? Möchte ich doch den Tod dieser Gerechten sterben und mein Ende dem ihren gleichen!« Da sagte Balak zu Bileam: »Was hast du mir da angetan! Um meine Feinde zu verfluchen, habe ich dich holen lassen, und nun hast du sie sogar gesegnet!« Da gab jener ihm zur Antwort: »Ich muß doch das, was der HERR mir in den Mund legt, getreulich aussprechen!« gg) Die Vorbereitungen zu der neuen Gottesoffenbarung; der zweite Spruch BileamsNun sagte Balak zu ihm: »Komm doch mit mir an einen anderen Ort, von wo aus du (das Volk) sehen kannst; du siehst hier nur den äußersten Teil von ihm und kannst es nicht ganz überblicken; verfluche es mir dann von dort aus!« Hierauf nahm er ihn mit sich nach dem Späherfeld, auf den Gipfel des Pisga, baute dort sieben Altäre und opferte auf jedem Altar einen jungen Stier und einen Widder. Dann sagte Bileam zu Balak: »Bleibe hier neben deinem Brandopfer stehen; ich aber will dort einer Kundgebung entgegengehen.« Da kam der HERR dem Bileam entgegen, legte ihm Worte in den Mund und sagte: »Kehre zu Balak zurück und sprich so zu ihm!« Als er nun zu ihm zurückgekehrt war, stand jener immer noch neben seinem Brandopfer, und die Häuptlinge der Moabiter waren bei ihm. hh) Bileam segnet Israel vom Berge Pisga herabAls nun Balak ihn fragte: »Was hat der HERR gesagt?«, trug er seinen Spruch folgendermaßen vor: »Wohlan, Balak, höre zu! Leihe mir dein Ohr, Sohn Zippors! Gott ist nicht ein Mensch, daß er lüge, noch ein Menschenkind, daß ihn etwas gereue: sollte er etwas sagen und es nicht ausführen? Sollte er etwas verheißen und es nicht erfüllen? Siehe, zu segnen ist mir aufgetragen, und hat er gesegnet, so kann ich’s nicht ändern. Man erblickt kein Unheil in Jakob und gewahrt kein Leid in Israel: der HERR, sein Gott, ist mit ihm, und Königsjubeld.h. Jubel über den HERRN als König. erschallt in seiner Mitte. Gott, der sie aus Ägypten geführt, ist ihm wie die Hörner eines Wildstiers!A.Ü.: Hörner (oder: Schnelligkeit) wie der Wildstier hat es (das Volk). Ja, keine Zauberei haftet an Jakob und keine Beschwörung gegen Israel. Jetzt sagt man von Jakob und Israel: ›Wie Großes hat Gott vollführt!‹ Sieh, welch ein Volk! Es steht auf wie die Löwin und erhebt sich wie der Leu; es legt sich nicht nieder, ehe es Raub verzehrt und das Blut der Erschlagnen getrunken.« Da sagte Balak zu Bileam: »Wenn du es nicht verfluchen willst, so brauchst du es doch nicht zu segnen!« Bileam aber antwortete dem Balak: »Habe ich dir nicht bestimmt erklärt: Alles, was der HERR (mir) mitteilen wird, das werde ich tun?« i) Die Vorbereitungen zu der dritten Gottesoffenbarung; der dritte Spruch BileamsNun sagte Balak zu Bileam: »Komm, ich will dich an einen andern Ort mitnehmen; vielleicht gefällt es Gott dann, daß du mir das Volk von dort aus verfluchst.« So nahm denn Balak den Bileam mit sich auf den Gipfel des Peor, der über die weite Einöde emporragt. Dort sagte Bileam zu Balak: »Baue mir hier sieben Altäre und stelle mir hier sieben junge Stiere und sieben Widder bereit.« Balak kam der Aufforderung Bileams nach und opferte einen Stier und einen Widder auf jedem Altar. Da Bileam aber erkannte, daß es der Wille des HERRN war, Israel zu segnen, ging er nicht, wie die vorigen Male, auf Wahrzeichen aus, sondern wandte sein Gesicht nach der Wüste hin. jj) Bileam segnet Israel vom Berge Peor herabAls er nun seine Augen aufschlug und Israel nach seinen Stämmen gelagert sah, da kam der Geist Gottes über ihn, und er trug seinen Spruch folgendermaßen vor: »So spricht Bileam, der Sohn Beors, und so spricht der Mann, dessen Auge geschlossenStatt »geschlossen« (oder: verhüllt) übersetzen andere »erschlossen« (= geöffnet). ist; so spricht der, der Gottes Worte vernimmt und die Gedanken des Höchsten kennt, der die Offenbarungen des Allmächtigen schaut, der hingesunken ist und dessen Augen enthüllt sind: Wie schön sind deine Zelte, Jakob, deine Wohnungen, Israel! Wie Täler, die sich weithin dehnen, wie Gärten an einem Strom, wie AloebäumeA.L.: Eichen., die der HERR gepflanzt, wie Zedern am Wasser! Wasser rinnt aus seinen Eimern, und seine Saat ist reichlich getränkt. Sein König ist mächtiger als Agag, und sein Königtum steigt stolz empor. Gott, der aus Ägypten es geführt, ist ihm wie die Hörner eines Wildstiers.A.Ü. wie 23,22. Es frißt die ihm feindlichen Völker und zermalmt ihre Gebeine, es zerschmettert sie mit seinen Pfeilen. Es hat sich hingestreckt, liegt da wie ein Leu und wie eine Löwin: wer will es aufstören? Wer dich segnet, ist gesegnet, und wer dir flucht, ist verflucht!« kk) Balaks Zorn und Bileams EntschuldigungDa geriet Balak in Zorn gegen Bileam, so daß er die Hände zusammenschlug. Dann sagte Balak zu Bileam: »Um meine Feinde zu verfluchen, habe ich dich holen lassen, und nun hast du sie sogar gesegnet, nun schon dreimal! Kehre jetzt nur sofort in deine Heimat zurück! Ich hatte gedacht, dich hoch zu ehren; doch nun hat der HERR dich um die Ehre gebracht!« Da antwortete Bileam dem Balak: »Habe ich nicht schon deinen Boten, die du an mich gesandt hattest, ausdrücklich erklärt: ›Wenn Balak mir auch sein ganzes Haus voll Silber und Gold geben wollte, so vermöchte ich doch den Befehl des HERRN nicht zu übertreten, um nach eigenem Belieben etwas zu tun, sei es zum Guten oder zum Bösen; sondern nur, was der HERR mir eingäbe, das würde ich kundtun‹? Weil ich denn jetzt zu meinem Volk zurückkehre, so komm: ich will dir verkünden, was dieses Volk deinem Volk in künftigen Zeiten antun wird!« ll) Der vierte Spruch Bileams: der Stern aus Jakob; dessen Sieg über Moab und EdomHierauf trug er seinen Spruch folgendermaßen vor: »So spricht Bileam, der Sohn Beors,und so spricht der Mann, dessen Auge geschlossenStatt »geschlossen« (oder: verhüllt) übersetzen andere »erschlossen« (= geöffnet). ist; So spricht der, welcher Gottes Worte vernimmt und die Gedanken des Höchsten kennt, der die Offenbarungen des Allmächtigen schaut, der hingesunken ist und dessen Augen enthüllt sind: Ich sehe ihn, doch nicht schon jetzt, ich gewahre ihn, doch noch nicht in der Nähe; es geht ein Stern aus Jakob auf, und ein Herrscherstab ersteht aus Israel, der zerschmettert die Schläfen Moabs, den Scheitel aller Söhne Seths. Und Edom wird sein Eigentum werden und Seir sein Eigentum, sie, seine Feinde; Israel aber wird große Taten verrichten.A.Ü.: Israel wird Macht gewinnen. Von Jakob wird der Herrscher ausgehn und Entronnene vertilgen aus den Städten.« mm) Die Sprüche über die Amalekiter, Keniter und Assur (nebst Eber); Schluß der BileamgeschichteAls er dann die Amalekiter erblickte, trug er seinen Spruch folgendermaßen vor: »Der Völker erstes ist Amalek, doch sein Ende fällt dem Untergang anheim!« Als er dann die Keniter erblickte, trug er seinen Spruch folgendermaßen vor: »Fest ist dein Wohnsitz, (Kain,) und auf Felsen gebaut dein Nest; gleichwohl ist Kain dem Untergang geweiht: wie lange noch, so führt Assur dich in Gefangenschaft!« Dann trug er nochmals seinen Spruch folgendermaßen vor: »Wehe! Wer wird am Leben bleiben, wenn Gott dies eintreten läßt? Denn Schiffe kommen vom Strand der Kittäer, die demütigen Assur und demütigen Eber; doch auch der wird dem Untergang verfallen!« Hierauf machte Bileam sich auf den Weg und kehrte in seine Heimat zurück; und auch Balak ging seines Weges. b) Versündigung und Bestrafung der Israeliten in Sittim (im Lande der Moabiter?); des Pinehas Eifer und Belohnunga) Israels Verschuldung durch Unzucht und Abgötterei (Abfall zu Baal-Peor)Als aber die Israeliten sich in Sittim niedergelassen hatten, fing das Volk an, mit den Moabitinnen Unzucht zu treiben. Diese luden das Volk zu den Opferfesten ihrer Götteroder: ihres Gottes (Hauptgottes) Kamos. Über den Götzen Baal Peor ist Genaueres nicht bekannt. ein, und das Volk nahm an ihren Opfermahlen teil und betete ihre Götter an. Als nun die Israeliten sich so an Baal-Peor gehängt hatten, entbrannte der Zorn des HERRN gegen Israel, so daß der HERR dem Mose gebot: »Nimm alle Häupter des Volkes und hänge sie angesichts der Sonne auf,genauer: spieße sie … auf den Pfahl. damit der lodernde Zorn des HERRN sich von Israel abwende.« Da befahl Mose den Richtern der Israeliten: »Tötet ein jeder diejenigen von seinen Leuten, die sich an Baal-Peor gehängt haben!« b) Das Einschreiten des Pinehas; seine Belehnung durch Gott mit einem ewigen PriestertumDa kam gerade einer von den Israeliten (ins Lager) und brachte eine Midianitin zu seinen Volksgenossen mit vor den Augen Moses und vor den Augen der ganzen Gemeinde der Israeliten, während diese am Eingang des Offenbarungszeltes wehklagten. Als Pinehas, der Sohn des Priesters Eleasar, des Sohnes Aarons, das sah, trat er aus der Mitte der Gemeinde heraus, nahm einen Speer in seine Hand, ging dann dem Israeliten in das Schlafgemach nach und durchbohrte beide, den israelitischen Mann und das Weib, und zwar letzteres durch ihren Unterleib. Da wurde dem Sterben unter den Israeliten Einhalt getan. Es belief sich aber die Zahl derer, die durch das Sterben umgekommen waren, auf 24000. Hierauf sagte der HERR zu Mose: »Pinehas, der Sohn des Priesters Eleasar, des Sohnes Aarons, hat meinen Zorn von den Israeliten dadurch abgewandt, daß er denselben Eifer, der mir eigen ist, unter ihnen bewiesen hat; darum habe ich die Israeliten trotz meines Eifers nicht ganz vertilgt. So mache denn bekannt: Ich schließe hierdurch mit ihm meinen Bund, daß ihm Heil widerfahren soll; und zwar soll ihm und seinen Nachkommen nach ihm das Priestertum auf ewige Zeiten zustehen, zum Lohn dafür, daß er für seinen Gott geeifert und den Israeliten Sühne erwirkt hat.« Der damals getötete Israelit aber, der mitsamt der Midianitin getötet worden war, hieß Simri; er war der Sohn Salus und das Haupt eines Geschlechts der Simeoniten; die damals getötete Midianitin aber hieß Kosbi; sie war die Tochter Zurs, des Hauptes einer Familie, eines midianitischen Geschlechts. c) Gottes Gebot, an den Midianitern Rache zu nehmenDarauf gebot der HERR dem Mose folgendes: »Behandelt die Midianiter als Feinde und erschlagt sie! Denn sie haben feindlich gegen euch gehandelt durch ihre Ränke, die sie gegen euch verübt haben in betreff des Peor und in betreff ihrer Landsmännin Kosbi, der Tochter eines midianitischen Fürsten, die am Tage des wegen des Peor verhängten Sterbens getötet worden ist.« (25:19)Nachdem aber das Sterben zu Ende war, c) Die zweite Zählung des Volkes in der Ebene der Moabiter behufs der Verteilung des Landesgebot der HERR dem Mose und Eleasar, dem Sohne des Priesters Aaron, folgendes: »Stellt die Kopfzahl der ganzen Gemeinde der Israeliten fest, von zwanzig Jahren an und darüber, Geschlecht für Geschlecht, alle, die zum Kriegsdienst in Israel tauglich sind!« Da nahmen Mose und der Priester Eleasar die Musterung vor in den Steppen der Moabiter am Jordan, Jericho gegenüber, von zwanzig Jahren an und darüber, wie der HERR dem Mose geboten hatte. Es waren aber die Israeliten, die aus Ägypten ausgezogen waren: a) Die Ergebnisse der ZählungRuben, der Erstgeborene Israels. Die Söhne Rubens waren: Hanok, von dem das Geschlecht der Hanokiten stammt; von Pallu das Geschlecht der Palluiten; von Hezron das Geschlecht der Hezroniten; von Karmi das Geschlecht der Karmiten. Dies sind die Geschlechter der Rubeniten, und die Zahl ihrer Gemusterten betrug 43730. Der Sohn Pallus war Eliab; und die Söhne Eliabs: Nemuel, Dathan und Abiram. Dieser Dathan und Abiram waren die zur Gemeindeversammlung Berufenen, die sich gegen Mose und Aaron mit der Rotte Korahs aufgelehnt hatten, als sie sich gegen den HERRN auflehnten, worauf die Erde ihren Mund auftat und sie samt Korah verschlang, während die Rotte dadurch umkam, daß das Feuer die 250 Männer verzehrte, so daß sie zu einem abschreckenden Beispiel wurden. Die Söhne Korahs aber waren nicht mit umgekommen. Die Söhne Simeons nach ihren Geschlechtern waren diese: von Nemuel stammte das Geschlecht der Nemueliten; von Jamin das Geschlecht der Jaminiten; von Jachin das Geschlecht der Jachiniten; von Serah das Geschlecht der Sarchiten; von Saul das Geschlecht der Sauliten. Dies sind die Geschlechter der Simeoniten: 22200. Die Söhne Gads nach ihren Geschlechtern waren: von Zephon das Geschlecht der Zephoniten; von Haggi das Geschlecht der Haggiten; von Suni das Geschlecht der Suniten; von Osni das Geschlecht der Osniten; von Eri das Geschlecht der Eriten; von Arod das Geschlecht der Aroditen; von Areli das Geschlecht der Areliten. Dies sind die Geschlechter der Söhne Gads, soviele von ihnen gemustert wurden: 40500. Die Söhne Judas waren: Er und Onan, die beide im Lande Kanaan starben. Es waren aber die Söhne Judas nach ihren Geschlechtern: von Sela das Geschlecht der Selaniten; von Perez das Geschlecht der Parziten; von Serah das Geschlecht der Sariten. Die Söhne des Perez aber waren: von Hezron das Geschlecht der Hezroniten; von Hamul das Geschlecht der Hamuliten. Dies sind die Geschlechter Judas, soviele von ihnen gemustert wurden: 76500. Die Söhne Issaschars nach ihren Geschlechtern waren: von Thola das Geschlecht der Tholaiten; von Puwwa das Geschlecht der Puwwiten; von Jasub das Geschlecht der Jasubiten; von Simron das Geschlecht der Simroniten. Dies sind die Geschlechter Issaschars, soviele von ihnen gemustert wurden: 64300. Die Söhne Sebulons nach ihren Geschlechtern waren: von Sered das Geschlecht der Sarditen; von Elon das Geschlecht der Eloniten; von Jahleel das Geschlecht der Jahleeliten. Dies sind die Geschlechter der Sebuloniten, soviele von ihnen gemustert wurden: 60500. Die Söhne Josephs nach ihren Geschlechtern waren: Manasse und Ephraim. Die Söhne Manasses waren: von Machir das Geschlecht der Machiriten. Machir war der Vater Gileads; von Gilead stammt das Geschlecht der Gileaditen. Dies sind die Söhne Gileads: von Jeser stammt das Geschlecht der Jesriten; von Helek das Geschlecht der Helkiten; von Asriel das Geschlecht der Asrieliten; von Sichem das Geschlecht der Sichmiten; von Semida das Geschlecht der Semidaiten; von Hepher das Geschlecht der Hephriten. Zelophhad aber, der Sohn Hephers, hatte keine Söhne, sondern nur Töchter, die hießen Mahla und Noa, Hogla, Milka und Thirza. Dies sind die Geschlechter Manasses, soviele von ihnen gemustert wurden: 52700. Dies waren die Söhne Ephraims nach ihren Geschlechtern: von Suthelah das Geschlecht der Suthalhiten; von Becher das Geschlecht der Bachriten; von Thachan das Geschlecht der Thachaniten. Und dies waren die Söhne Suthelahs: von Eran das Geschlecht der Eraniten. Dies sind die Geschlechter der Söhne Ephraims, soviele von ihnen gemustert wurden: 32500. Dies sind die Söhne Josephs nach ihren Geschlechtern. Die Söhne Benjamins nach ihren Geschlechtern waren: von Bela das Geschlecht der Baliten; von Asbel das Geschlecht der Asbeliten; von Ahiram das Geschlecht der Ahiramiten; von Supham das Geschlecht der Suphamiten; von Hupham das Geschlecht der Huphamiten. Und die Söhne Belas waren: Ard und Naaman; von Ard stammt das Geschlecht der Arditen, von Naaman das Geschlecht der Naamaniten. Dies sind die Söhne Benjamins nach ihren Geschlechtern, soviele von ihnen gemustert wurden: 45600. Dies waren die Söhne Dans nach ihren Geschlechtern: von Suham das Geschlecht der Suhamiten. Dies sind die Söhne Dans nach ihren Geschlechtern. Alle Geschlechter der Suhamiten, soviele von ihnen gemustert wurden, beliefen sich auf 64400. Die Söhne Assers nach ihren Geschlechtern waren: von Jimna das Geschlecht der Jimniten; von Jiswi das Geschlecht der Jiswiten; von Beria das Geschlecht der Beriiten. Von den Söhnen Berias: von Heber das Geschlecht der Hebriten; von Malkiel das Geschlecht der Malkieliten. Und die Tochter Assers hieß Serah. Dies sind die Geschlechter der Söhne Assers, soviele von ihnen gemustert wurden: 53400. Die Söhne Naphthalis nach ihren Geschlechtern waren: von Jahzeel das Geschlecht der Jahzeeliten; von Guni das Geschlecht der Guniten; von Jezer das Geschlecht der Jizriten; von Sillem das Geschlecht der Sillemiten. Dies sind die Söhne Naphthalis nach ihren Geschlechtern; und ihre Gemusterten beliefen sich auf 45400. Dies ist die Gesamtzahl der gemusterten Israeliten: 601730. b) Anweisung betreffs der LandverteilungHierauf sagte der HERR zu Mose folgendes: »Unter diese soll das Land als erblicher Besitz nach der Kopfzahl verteilt werden; den größeren Stämmen sollst du einen größeren Erbbesitz geben, dagegen den kleineren einen weniger großen Erbbesitz zuteilen; jedem Stamme soll sein Erbbesitz nach der Zahl der aus ihm Gemusterten zugeteilt werden. Doch soll die Verteilung des Landes durch das Los erfolgen: nach den Namen ihrer väterlichen Stämme sollen sie es in Besitz nehmen; nach der Entscheidung des Loses soll der Erbbesitz zwischen den größeren und den kleineren Stämmen verteilt werden.« c) Die Zählung der LevitenUnd folgendes sind die Leviten, soviele von ihnen nach ihren Geschlechtern gemustert wurden: von Gerson das Geschlecht der Gersoniten, von Kehath das Geschlecht der Kehathiten, von Merari das Geschlecht der Merariten. Dies sind die Geschlechter Levis: das Geschlecht der Libniten, das Geschlecht der Hebroniten, das Geschlecht der Mahliten, das Geschlecht der Musiten, das Geschlecht der Korhiten. Kehath aber war der Vater Amrams. Und die Frau Amrams hieß Jochebed, eine Tochter Levis, die dem Levi in Ägypten geboren war; diese gebar dem Amram Aaron und Mose und deren Schwester Mirjam. Dem Aaron aber wurden Nadab und Abihu, Eleasar und Ithamar geboren; aber Nadab und Abihu kamen ums Leben, als sie ein ungehöriges Feueropfer vor dem HERRN darbrachten. Es belief sich aber die Zahl der aus ihnen Gemusterten auf 23000 Seelen, alle männlichen Personen von einem Monat an und darüber; sie waren nämlich nicht mit unter den übrigen Israeliten gemustert worden, weil ihnen kein Erbbesitz inmitten der Israeliten zugeteilt wurde. d) Schlußsatz mit RückblickDies war die Musterung, die Mose und der Priester Eleasar bei den Israeliten in den Steppen der Moabiter am Jordan, Jericho gegenüber, vorgenommen haben. Unter diesen befand sich aber kein einziger Mann mehr von denen, die von Mose und dem Priester Aaron einst in der Wüste am Sinai gemustert worden waren. Der HERR hatte ihnen ja angekündigt, daß sie in der Wüste sterben sollten. So war denn kein einziger von ihnen übriggeblieben außer Kaleb, dem Sohn Jephunnes, und Josua, dem Sohne Nuns. d) Bestimmungen bezüglich des Grundbesitzes der Erbtöchter (vgl. Jos 17,3-6)Da traten herzu die Töchter Zelophhads, des Sohnes Hephers, des Sohnes Gileads, des Sohnes Machirs, des Sohnes Manasses, aus den Geschlechtern Manasses, des Sohnes Josephs; und die Namen seiner Töchter waren Mahla, Noa, Hogla, Milka und Thirza. Die traten also vor Mose und vor den Priester Eleasar, vor die Stammesfürsten und die ganze Gemeinde am Eingang des Offenbarungszeltes und sagten: »Unser Vater ist in der Wüste gestorben, hat aber nicht zu der Rotte derer gehört, die sich gegen den HERRN zusammengetan haben, zu der Rotte Korahs, sondern er ist wegen seiner eigenen Sündhaftigkeit gestorben, ohne Söhne zu hinterlassen. Warum soll nun der Name unseres Vaters aus seinem Geschlecht gestrichen werden, weil er keinen Sohn gehabt hat? Gib uns einen Erbbesitz unter den Geschlechtsgenossen unseres Vaters!« Als nun Mose ihre Rechtssache dem HERRN (zur Entscheidung) vorlegte, gab der HERR dem Mose folgenden Bescheid: »Die Töchter Zelophhads haben recht; du sollst ihnen daher unweigerlich einen Erbbesitz unter den Geschlechtsgenossen ihres Vaters geben und sollst den ihrem Vater zustehenden Erbbesitz auf sie übergehen lassen. Den Israeliten aber sollst du folgende Verordnung kundtun: ›Wenn ein Mann stirbt, ohne einen Sohn zu hinterlassen, so sollt ihr seinen Erbbesitz auf seine Tochter übergehen lassen; und wenn er keine Tochter hat, so sollt ihr seinen Erbbesitz seinen Brüdern geben; wenn er auch keine Brüder hat, so sollt ihr seinen Erbbesitz den Brüdern seines Vaters geben; und wenn sein Vater keine Brüder hat, so sollt ihr seinen Erbbesitz seinem nächsten Blutsverwandten aus seinem Geschlecht geben, damit er ihn in Besitz nimmt.‹« Dies soll für die Israeliten eine Rechtsbestimmung sein, wie der HERR dem Mose geboten hat. e) Ankündigung des bevorstehenden Todes an Mose; Einsetzung Josuas zu seinem NachfolgerHierauf gebot der HERR dem Mose: »Steige auf das Gebirge Abarim hier und sieh dir das Land an, das ich für die Israeliten bestimmt habe. Wenn du es dir angeschaut hast, sollst auch du zu deinen Volksgenossen versammelt werden, wie dein Bruder Aaron zu ihnen bereits versammelt worden ist, weil ihr in der Wüste Zin, als die Gemeinde mit mir haderte, meinem Geheiß, mich durch Beschaffung von Wasser vor ihnen zu verherrlichen, nicht nachgekommen seid« – das bezieht sich auf das Haderwasser von Kades in der Wüste Zin. Da antwortete Mose dem HERRN folgendermaßen: »Gott, der HERR über Leben und Tod alles Fleisches,Vgl. 16,22 [w.: Der HERR, der Gott der Geister alles Fleisches ]. wolle einen Mann über die Gemeinde bestellen, der an ihrer Spitze aus- und einziehe, der sie ins Feld hinausführe und wieder zurückführe, damit die Gemeinde des HERRN nicht wie eine Herde ohne Hirten sei!« Da gebot der HERR dem Mose: »Nimm Josua zu dir, den Sohn Nuns, einen Mann, in dem (mein) Geist wohnt, und lege deine Hand fest auf ihn; laß ihn dann vor den Priester Eleasar und vor die ganze Gemeinde treten, setze ihn vor ihren Augen in sein Amt ein und teile ihm etwas von deiner Hoheit mit, damit die ganze Gemeinde der Israeliten ihm gehorsam ist. Er soll sich dann (bei jeder Gelegenheit) an den Priester Eleasar wenden, damit dieser für ihn das Urim-Orakel vor dem HERRN befragt: nach dessen Weisung sollen sie zum Kampf ausziehen und ebenso nach dessen Weisung wieder heimkehren, er und alle Israeliten mit ihm, überhaupt die ganze Gemeinde.« Mose tat, wie der HERR ihm geboten hatte: er nahm Josua, ließ ihn vor den Priester Eleasar und vor die ganze Gemeinde treten, legte dann seine Hände fest auf ihn und setzte ihn so in sein Amt ein, wie der HERR es durch Mose angeordnet hatte. f) Vorschriften bezüglich der täglichen und der festtäglichen GemeindeopferWeiter gebot der HERR dem Mose folgendes: »Teile den Israeliten folgende Verordnungen mit: Ihr sollt darauf achten, meine Opfergaben, meine Speise in Gestalt der mir zukommenden Feueropfer zu lieblichem Geruch für mich, mir zu rechter Zeit darzubringen!« a) Das tägliche Morgen- und Abend-Brandopfer»Sage ihnen also: Dies ist das Feueropfer, das ihr dem HERRN darbringen sollt: täglich zwei fehlerlose, einjährige Lämmer als regelmäßiges Brandopfer. Das eine Lamm sollst du am Morgen opfern und das andere Lamm gegen Abend herrichten; dazu als Speisopfer ein Zehntel Epha Feinmehl, das mit einem Viertel Hin Öl von zerstoßenen Oliven gemengt ist. Dies ist das regelmäßige Brandopfer, das am Berge Sinai zum lieblichen Geruch als Feueropfer für den HERRN eingesetzt worden ist; dazu als zugehöriges Trankopfer ein Viertel Hin Wein für das eine Lamm; im Heiligtum sollst du das Trankopfer von starkem Getränk dem HERRN spenden. Das zweite Lamm aber sollst du gegen Abend herrichten; mit einem Speisopfer wie am Morgen und dem zugehörigen Trankopfer sollst du es herrichten als ein Feueropfer zu lieblichem Geruch für den HERRN.« b) Das Zusatzopfer am Sabbat»Ferner am Sabbattage: zwei fehlerlose, einjährige Lämmer und zwei Zehntel Epha mit Öl gemengtes Feinmehl als Speisopfer nebst dem zugehörigen Trankopfer. Dies ist das Sabbat-Brandopfer, das an jedem Sabbat außer dem regelmäßigen Brandopfer und dem zugehörigen Trankopfer darzubringen ist.« c) Das Zusatzopfer am Neumondstage»Ferner sollt ihr an jedem ersten Tage eurer Monate dem HERRN als Brandopfer darbringen: zwei junge Stiere und einen Widder, sieben fehlerlose, einjährige Lämmer und zu jedem Stier drei Zehntel Epha mit Öl gemengtes Feinmehl als Speisopfer und zu dem einen Widder zwei Zehntel Epha mit Öl gemengtes Feinmehl als Speisopfer; und zu jedem Lamm ein Zehntel Epha mit Öl gemengtes Feinmehl als Speisopfer – das (alles) als Brandopfer zu lieblichem Geruch, als Feueropfer für den HERRN. Was ferner die zugehörigen Trankopfer betrifft, so soll ein halbes Hin Wein auf jeden Stier und ein Drittel Hin auf den Widder und ein Viertel Hin auf jedes Lamm kommen. Das ist das an jedem Neumondstage des Jahres, Monat für Monat, darzubringende Brandopfer. Außerdem soll neben dem regelmäßigen Brandopfer und dem zugehörigen Trankopfer dem HERRN ein Ziegenbock als Sündopfer dargebracht werden.« d) Die Zusatzopfer für die sieben Tage des Festes der ungesäuerten Brote»Sodann findet am vierzehnten Tage des ersten Monats das Passahfest zu Ehren des HERRN statt. Und am fünfzehnten Tage dieses Monats wird Festfeier gehalten; sieben Tage lang soll ungesäuertes Brot gegessen werden. Am ersten Tage findet eine Festversammlung am Heiligtum statt; da dürft ihr keinerlei Werktagsarbeit verrichten und habt als Feueropfer, als Brandopfer, für den HERRN darzubringen: zwei junge Stiere, einen Widder und sieben einjährige Lämmer – fehlerlose Tiere müssen es sein –; sodann als zugehöriges Speisopfer von Feinmehl, das mit Öl gemengt ist: drei Zehntel Epha sollt ihr zu jedem Stiere und zwei Zehntel zu dem Widder herrichten; und je ein Zehntel sollst du zu jedem Lamm von den sieben Lämmern herrichten; außerdem noch einen Ziegenbock zum Sündopfer, um euch Sühne zu erwirken. Außer dem Morgen-Brandopfer, welches das regelmäßige Brandopfer bildet, sollt ihr dies alles darbringen. Dieselben Opfer sollt ihr täglich, alle sieben Tage hindurch, als eine Feueropferspeise zu lieblichem Geruch für den HERRN herrichten; außer dem regelmäßigen Brandopfer und dem zugehörigen Trankopfer soll es hergerichtet werden. Am siebten Tage aber soll bei euch wieder eine Festversammlung am Heiligtum stattfinden; da dürft ihr keinerlei Werktagsarbeit verrichten.« ee) Die Zusatzopfer am Fest der Erstlinge (oder: Erntefest)»Ferner am Tage der Erstlingsfrüchte, wenn ihr dem HERRN ein Speisopfer vom neuen Getreide darbringt, an eurem Wochenfest, soll bei euch eine Versammlung am Heiligtum stattfinden; da dürft ihr keinerlei Werktagsarbeit verrichten. Und als Brandopfer zu lieblichem Geruch für den HERRN sollt ihr darbringen: zwei junge Stiere, einen Widder, sieben einjährige Lämmer (lauter fehlerlose Tiere); dazu als zugehöriges Speisopfer Feinmehl, das mit Öl gemengt ist, nämlich drei Zehntel zu jedem Stier, zwei Zehntel zu dem einen Widder, je ein Zehntel zu jedem Lamm von den sieben Lämmern; außerdem einen Ziegenbock, um euch Sühne zu erwirken; außer dem regelmäßigen Brandopfer und dem zugehörigen Speisopfer sollt ihr dies alles herrichten – fehlerlose Tiere müssen es sein – nebst den erforderlichen Trankopfern.« f) Die Zusatzopfer am Neujahrstage»Ferner am ersten Tage des siebten Monats soll bei euch eine Festversammlung am Heiligtum stattfinden; da dürft ihr keinerlei Werktagsarbeit verrichten: der Tag des Posaunenblasens soll es euch sein. Da sollt ihr als Brandopfer zu lieblichem Geruch für den HERRN darbringen: einen jungen Stier, einen Widder und sieben fehlerlose, einjährige Lämmer; dazu als zugehöriges Speisopfer von Feinmehl, das mit Öl gemengt ist: drei Zehntel Epha zu dem Stier, zwei Zehntel zu dem Widder und ein Zehntel zu jedem Lamm von den sieben Lämmern; außerdem einen Ziegenbock als Sündopfer, um euch Sühne zu erwirken; außer dem Neumond-Brandopfer nebst dem zugehörigen Speisopfer und außer dem regelmäßigen Brandopfer nebst dem zugehörigen Speisopfer und den erforderlichen Trankopfern, in der vorgeschriebenen Weise, zu lieblichem Geruch, als ein Feueropfer für den HERRN.« gg) Die Zusatzopfer am großen Versöhnungstage»Ferner am zehnten Tage desselben siebten Monats soll bei euch eine Festversammlung am Heiligtum stattfinden, und ihr sollt fasten; keinerlei Werktagsarbeit dürft ihr da verrichten. Als Brandopfer sollt ihr dabei für den HERRN zu lieblichem Geruch herrichten: einen jungen Stier, einen Widder, sieben einjährige Lämmer – fehlerlose Tiere müssen es sein –; außerdem als zugehöriges Speisopfer von Feinmehl, das mit Öl gemengt ist: drei Zehntel zu dem Stier, zwei Zehntel zu dem einen Widder, je ein Zehntel zu jedem Lamm von den sieben Lämmern; auch einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem Versöhnungs-Sündopfer und dem regelmäßigen Brandopfer nebst dem zugehörigen Speisopfer und den erforderlichen Trankopfern.« hh) Die Zusatzopfer für die sieben Tage des Laubhüttenfestes»Ferner am fünfzehnten Tage des siebten Monats soll bei euch eine Festversammlung am Heiligtum stattfinden; da dürft ihr keinerlei Werktagsarbeit verrichten, sondern sollt dem HERRN ein Fest sieben Tage lang feiern. Dabei sollt ihr als Brandopfer, als Feueropfer zu lieblichem Geruch für den HERRN, darbringen: dreizehn junge Stiere, zwei Widder, vierzehn einjährige Lämmer – fehlerlose Tiere müssen es sein –; dazu als zugehöriges Speisopfer von Feinmehl, das mit Öl gemengt ist: drei Zehntel zu jedem von den dreizehn Stieren, zwei Zehntel zu jedem von den beiden Widdern und je ein Zehntel zu jedem Lamm von den vierzehn Lämmern; auch einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem regelmäßigen Brandopfer nebst dem zugehörigen Speisopfer und dem erforderlichen Trankopfer. Sodann am zweiten Tage: zwölf junge Stiere, zwei Widder, vierzehn fehlerlose, einjährige Lämmer nebst dem zugehörigen Speisopfer und den erforderlichen Trankopfern zu den Stieren, zu den Widdern und zu den Lämmern, nach ihrer Zahl, der vorgeschriebenen Weise gemäß; auch einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem regelmäßigen Brandopfer nebst dem zugehörigen Speisopfer und den erforderlichen Trankopfern. Sodann am dritten Tage: elf junge Stiere, zwei Widder, vierzehn fehlerlose, einjährige Lämmer nebst dem zugehörigen Speisopfer und den erforderlichen Trankopfern zu den Stieren, zu den Widdern und zu den Lämmern, nach ihrer Zahl, der vorgeschriebenen Weise gemäß; auch einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem regelmäßigen Brandopfer nebst dem zugehörigen Speisopfer und dem erforderlichen Trankopfer. Sodann am vierten Tage: zehn junge Stiere, zwei Widder, vierzehn fehlerlose, einjährige Lämmer nebst dem zugehörigen Speisopfer und den erforderlichen Trankopfern zu den Stieren, zu den Widdern und zu den Lämmern nach ihrer Zahl, der vorgeschriebenen Weise gemäß; auch einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem regelmäßigen Brandopfer, dem zugehörigen Speisopfer und dem erforderlichen Trankopfer. Sodann am fünften Tage: neun junge Stiere, zwei Widder, vierzehn fehlerlose, einjährige Lämmer nebst dem zugehörigen Speisopfer und den erforderlichen Trankopfern zu den Stieren, zu den Widdern und zu den Lämmern, nach ihrer Zahl, der vorgeschriebenen Weise gemäß; auch einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem regelmäßigen Brandopfer nebst dem zugehörigen Speisopfer und dem erforderlichen Trankopfer. Sodann am sechsten Tage: acht junge Stiere, zwei Widder, vierzehn fehlerlose, einjährige Lämmer nebst dem zugehörigen Speisopfer und den erforderlichen Trankopfern zu den Stieren, zu den Widdern und zu den Lämmern, nach ihrer Zahl, der vorgeschriebenen Weise gemäß; auch einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem regelmäßigen Brandopfer, dem zugehörigen Speisopfer und den erforderlichen Trankopfern. Sodann am siebten Tage: sieben junge Stiere, zwei Widder, vierzehn fehlerlose, einjährige Lämmer nebst dem zugehörigen Speisopfer und den erforderlichen Trankopfern zu den Stieren, zu den Widdern und zu den Lämmern, nach ihrer Zahl, der vorgeschriebenen Weise gemäß; auch einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem regelmäßigen Brandopfer, dem zugehörigen Speisopfer und dem erforderlichen Trankopfer. Am achten Tage soll bei euch eine Festversammlung stattfinden; da dürft ihr keinerlei Werktagsarbeit verrichten. Und als Brandopfer, als Feueropfer zu lieblichem Geruch für den HERRN, sollt ihr darbringen: einen jungen Stier, einen Widder, sieben fehlerlose, einjährige Lämmer nebst dem zugehörigen Speisopfer und den erforderlichen Trankopfern zu dem Stier, zu dem Widder und zu den Lämmern, nach ihrer Zahl, der vorgeschriebenen Weise gemäß; auch einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem regelmäßigen Brandopfer nebst dem zugehörigen Speisopfer und dem erforderlichen Trankopfer.« ii) Schlußsatz der Opfergesetze»Diese Opfer sollt ihr an euren Festen für den HERRN herrichten, abgesehen von dem, was ihr infolge von Gelübden und als freiwillige Gaben sowohl an Brandopfern und Speisopfern als auch an Trankopfern und Heilsopfern darbringen werdet.« Mose teilte dies alles den Israeliten genau so mit, wie der HERR es ihm geboten hatte. g) Vorschriften bezüglich der Verbindlichkeit bzw. Ungültigkeit von Gelübden (besonders von Gelübden weiblicher Personen)Darauf sagte Mose zu den Stammeshäuptern der Israeliten: »Folgendes hat der HERR geboten: Wenn ein Mann dem HERRN ein Gelübde ablegt oder einen Eid schwört, durch den er sich zu einer Enthaltung verpflichtet, so darf er sein Wort nicht brechen: genau so, wie er es ausgesprochen hat, soll er es auch ausführen. Wenn aber eine weibliche Person, die in ihrer Jugend im Hause ihres Vaters lebt, dem HERRN ein Gelübde ablegt oder sich zu einer Enthaltung verpflichtet und ihr Vater von ihrem Gelübde oder von der Enthaltung, zu der sie sich verpflichtet hat, Kunde erhält und dann ihr gegenüber dazu schweigt, so sollen alle ihre Gelübde gültig sein, und auch jede Enthaltung, zu der sie sich verpflichtet hat, soll zu Recht bestehen. Wenn aber ihr Vater an dem Tage, an dem er davon erfährt, ihr die Genehmigung versagt, so sollen alle ihre Gelübde und alle ihre Enthaltungen, zu denen sie sich verpflichtet hat, ungültig sein; und der HERR wird ihr verzeihen, weil ihr Vater ihr die Genehmigung versagt hat. Wenn sie sich dann aber verheiraten sollte, während ihre Gelübde oder ein unbedachter Ausspruch ihrer Lippen, durch den sie sich eine Enthaltung auferlegt hat, für sie noch verbindlich sind, und ihr Mann erhält Kunde davon, schweigt aber ihr gegenüber an dem Tage, an dem er davon hört, so sollen ihre Gelübde gültig sein, und die Enthaltungen, zu denen sie sich verpflichtet hat, sollen zu Recht bestehen. Wenn aber ihr Mann an dem Tage, an dem er davon erfährt, ihr die Genehmigung versagt, so macht er dadurch das Gelübde, das auf ihr ruht, und den unbedachten Ausspruch ihrer Lippen, durch den sie sich eine Enthaltung auferlegt hat, ungültig, und der HERR wird ihr verzeihen. Aber das Gelübde einer Witwe oder einer verstoßenen Frau, alles, wozu sie sich verpflichtet hat, soll für sie verbindlich sein. Wenn ferner eine Frau im Hause ihres Mannes etwas gelobt oder sich durch einen Eid zu einer Enthaltung verpflichtet hat und ihr Mann Kunde davon erhält, aber ihr gegenüber dazu schweigt und ihr nicht die Genehmigung versagt, so sollen alle ihre Gelübde gültig sein, und jede Enthaltung, zu der sie sich verpflichtet hat, soll zu Recht bestehen. Wenn ihr Mann aber an dem Tage, an dem er davon hört, sie für ungültig erklärt hat, so soll nichts von dem, was sie bezüglich ihrer Gelübde und bezüglich der Verpflichtungen zu einer Enthaltung ausgesprochen hat, Gültigkeit haben: ihr Mann hat sie für ungültig erklärt, darum wird der HERR ihr verzeihen.« Nochmalige Einschärfung des Rechtes des Gatten; Schlußsatz»Jedes Gelübde und jedes eidliche Versprechen einer Enthaltung behufs einer Selbstkasteiung kann ihr Mann für gültig und ebenso für ungültig erklären. Wenn aber ihr Mann von einem Tage bis zum andern stillschweigt, so bestätigt er dadurch alle ihre Gelübde oder alle die Enthaltungen, die auf ihr ruhen; er hat sie dadurch bestätigt, daß er ihr gegenüber an dem Tage, an welchem er Kunde davon erhielt, geschwiegen hat. Wenn er sie aber erst später aufhebt, nachdem er schon vorher davon gehört hat, so hat er die Verschuldung (seiner Frau) zu tragen.« Das sind die Verordnungen, die der HERR dem Mose geboten hat, damit sie Geltung haben zwischen einem Manne und seiner Frau und zwischen einem Vater und seiner Tochter, solange diese in ihrer Jugend im Hause ihres Vaters lebt. h) Rachekrieg der Israeliten gegen die Midianiter; Verteilung der BeuteDer HERR gebot hierauf dem Mose folgendes: »Nimm Rache für die Israeliten an den Midianitern! Danach sollst du zu deinen Volksgenossen versammelt werden.« Da befahl Mose dem Volke folgendes: »Rüstet aus eurer Mitte Männer zu einem Kriegszuge aus, sie sollen gegen die Midianiter ziehen, um die Rache des HERRN an den Midianitern zu vollstrecken. Je tausend Mann von einem Stamm, und zwar von allen Stämmen der Israeliten, sollt ihr zu dem Kriegszuge entsenden.« So wurden denn aus den Stämmen der Israeliten je tausend Mann von jedem Stamme ausgehoben, im ganzen zwölftausend kriegsgerüstete Männer. Diese sandte Mose, tausend Mann von jedem Stamm, zum Kriegszuge aus und mit ihnen Pinehas, den Sohn des Priesters Eleasar, zum Kriegszuge; der hatte die heiligen Geräte und die Alarmtrompeten bei sich. So zogen sie denn gegen die Midianiter zu Felde, wie der HERR dem Mose geboten hatte, und töteten alle männlichen Personen. Auch die Könige der Midianiter töteten sie zu den anderen hinzu, die von ihnen erschlagen waren, nämlich: Ewi, Rekem, Zur, Hur und Reba, die fünf Könige der Midianiter; auch Bileam, den Sohn Beors, machten sie mit dem Schwert nieder. Hierauf führten die Israeliten die midianitischen Frauen und ihre Kinder gefangen weg, erbeuteten ihr sämtliches Lastvieh und alle ihre Herden und ihre gesamte Habe und verbrannten alle Ortschaften in ihren Wohnsitzen und alle ihre Zeltlager mit Feuer. Dann nahmen sie die gesamte Beute und alles, was sie an Menschen und Vieh geraubt hatten, und brachten die Gefangenen sowie den Raub und die Beute zu Mose und zu dem Priester Eleasar und zu der Gemeinde der Israeliten ins Lager, in die moabitischen Steppen, die am Jordan, Jericho gegenüber, lagen. Verordnung über die Tötung aller männlichen Kinder, über die Behandlung der weiblichen Gefangenen und Kinder und über die vor der Rückkehr zu vollziehende ReinigungDa gingen Mose und der Priester Eleasar und alle Fürsten der Gemeinde ihnen entgegen vor das Lager hinaus. Mose aber geriet in Zorn über die Befehlshaber des Heeres, die Hauptleute der Tausendschaften und die Hauptleute der Hundertschaften, die von dem Feldzuge zurückkehrten; und Mose sagte zu ihnen: »Habt ihr denn alle Frauen am Leben gelassen? Sie sind es ja gerade, die auf den Rat Bileams den Israeliten ein Anlaß geworden sind, Untreue gegen den HERRN zu begehen [in betreff des Peor], so daß das Sterben über die Gemeinde des HERRN kam. So tötet nun alle männlichen Kinder unter ihnen, und ebenso tötet alle weiblichen Personen, die schon mit einem Manne zu tun gehabt haben; aber alle Kinder weiblichen Geschlechts, die noch mit keinem Manne zu tun gehabt haben, laßt für euch am Leben. Ihr selbst aber müßt sieben Tage lang außerhalb des Lagers bleiben: jeder, der einen Menschen getötet, und jeder, der einen Erschlagenen berührt hat, muß sich am dritten und am siebten Tage entsündigen, ihr selbst und eure Gefangenen. Auch alle Kleider und alle Gegenstände von Leder sowie alles aus Ziegenhaaren Gefertigte und alle hölzernen Geräte müßt ihr entsündigen!« Hierauf sagte der Priester Eleasar zu den Kriegsleuten, die an dem Feldzuge teilgenommen hatten: »Dies ist eine Bestimmung des Gesetzes, das der HERR dem Mose zur Pflicht gemacht hat: das Gold und das Silber, das Kupfer, Eisen, Zinn und Blei, überhaupt alles, was das Feuer verträgt, müßt ihr durchs Feuer gehen lassen, dann wird es rein sein; jedoch muß es auch noch mit dem Reinigungswasser entsündigt werden. Alles aber, was kein Feuer verträgt, müßt ihr durchs Wasser gehen lassen. Wenn ihr also am siebten Tage eure Kleider gewaschen habt, dann werdet ihr rein sein und dürft danach wieder ins Lager kommen.« Verteilung der lebenden Beute (Menschen und Vieh); Weihgeschenk der AnführerHierauf gebot der HERR dem Mose folgendes: »Nimm von allem, was ihr als Beute an Menschen und an Vieh weggeführt habt, die Gesamtzahl auf, du mit dem Priester Eleasar und den Stammeshäuptern der Gemeinde; und teile die Beute zur Hälfte zwischen denen, die als Teilnehmer am Kriege ins Feld gezogen sind, und zwischen der ganzen übrigen Gemeinde. Dann erhebe von den Kriegsleuten, die ins Feld gezogen sind, eine Abgabe für den HERRN, nämlich je ein Stück von fünf Hunderten, sowohl von den Menschen als auch von den Rindern, von den Eseln und vom Kleinvieh; von der ihnen zufallenden Hälfte sollt ihr sie nehmen, und du sollst sie dem Priester Eleasar als ein Hebeopfer für den HERRN übergeben. Von der den (anderen) Israeliten zufallenden Hälfte aber sollst du aus fünfzig Stück immer eins herausgreifen, sowohl aus den Menschen als auch aus den Rindern, den Eseln und dem Kleinvieh, also aus dem gesamten Vieh, und sollst sie den Leviten übergeben, die den Dienst an der Wohnung des HERRN zu verrichten haben.« Da taten Mose und der Priester Eleasar, wie der HERR dem Mose geboten hatte. Es betrug aber das Erbeutete, das, was von der Beute, die das Kriegsvolk gemacht hatte, übriggeblieben war: 675000 Stück Kleinvieh, 72000 Rinder und 61000 Esel; und was die Menschen betrifft, so belief sich die Zahl der Mädchen, die noch mit keinem Manne zu tun gehabt hatten, auf insgesamt 32000 Seelen. So betrug also die Hälfte, nämlich der Anteil derer, die als Kriegsleute ins Feld gezogen waren, 337500 Stück Kleinvieh, und die Abgabe vom Kleinvieh für den HERRN betrug 675 Stück; die Zahl der Rinder betrug 36000 Stück und die Abgabe davon für den HERRN 72; ferner die Zahl der Esel 30500 und die Abgabe davon für den HERRN 61; sodann die Zahl der Menschen 16000 und die Abgabe davon für den HERRN 32 Seelen. Mose übergab dann die zum Hebeopfer für den HERRN bestimmte Abgabe dem Priester Eleasar, wie der HERR dem Mose geboten hatte. Endlich von der den Israeliten zufallenden Hälfte, die Mose von dem für die Kriegsleute bestimmten Anteil abgesondert hatte – es belief sich aber die der Gemeinde zukommende Hälfte ebenfalls auf 337500 Stück Kleinvieh, 36000 Rinder, 30500 Esel und 16000 Menschen –, von der den Israeliten zukommenden Hälfte also nahm Mose immer ein Stück, das er aus je fünfzig Stück herausgegriffen hatte, sowohl von den Menschen als auch vom Vieh und übergab sie den Leviten, die den Dienst an der Wohnung des HERRN zu verrichten hatten, wie der HERR dem Mose geboten hatte. Nun traten zu Mose die Befehlshaber über die Abteilungen des Heeres, die Hauptleute der Tausendschaften und die Hauptleute der Hundertschaften, und sagten zu Mose: »Deine Knechte haben die Gesamtzahl der Kriegsleute festgestellt, die unter unserm Befehl gestanden haben, und es ist dabei kein einziger von unseren Leuten vermißt worden. Darum bringen wir jetzt als Opfergabe für den HERRN das dar, was ein jeder an Goldschmuck erbeutet hat: Armketten und Armspangen, Fingerringe, Ohrringe und Geschmeide, um für unsere Seelen Sühne vor dem HERRN zu erlangen.« Da nahmen Mose und der Priester Eleasar das Gold, allerlei künstlich gearbeitete Sachen, von ihnen in Empfang; und es belief sich alles Gold, das sie zum Hebeopfer für den HERRN bestimmt hatten, auf 16750 Schekel von seiten der Hauptleute über tausend und der Hauptleute über hundert Mann; die gemeinen Kriegsleute aber hatten ein jeder für sich Beute gemacht. Mose und der Priester Eleasar nahmen also das Gold von den Hauptleuten der Tausendschaften und der Hundertschaften in Empfang und brachten es in das Offenbarungszelt, damit es dort den Israeliten vor dem HERRN zum gnädigen Gedächtnis diene. i) Verteilung des Ostjordanlandes an die Stämme Ruben, Gad und halb Manasse (5.Mose 3,12-22)a) Die Bitte der Rubeniten und Gaditen von Mose in einer Strafrede zurückgewiesenDie Stämme Ruben und Gad besaßen aber außerordentlich viel Vieh. Als sie sich nun die Landschaft Jaser und die Landschaft Gilead ansahen, erkannten sie, daß die Gegend zur Viehzucht geeignet war. So gingen denn die Stämme Gad und Ruben hin und sagten zu Mose und zu dem Priester Eleasar und zu den Häuptern der Gemeinde: »Ataroth, Dibon, Jaser, Nimra, Hesbon, Eleale, Sebam, Nebo und Beon, das Land, das der HERR der Gemeinde Israel unterworfen hat, ist ein zur Viehzucht geeignetes Land, und deine Knechte besitzen viel Vieh.« Dann fuhren sie fort: »Wenn du uns eine Liebe erweisen willst, so möge diese Landschaft deinen Knechten als Erbbesitz überwiesen werden: laß uns nicht mit über den Jordan ziehen!« Darauf antwortete Mose den Stämmen Gad und Ruben: »Eure Brüder sollen also in den Krieg ziehen, und ihr wollt ruhig hier bleiben? Warum wollt ihr denn die (übrigen) Israeliten von dem Entschluß abbringen, in das Land hinüberzuziehen, das der HERR für sie bestimmt hat? Ebenso haben es auch eure Väter gemacht, als ich sie von Kades-Barnea zur Besichtigung des Landes aussandte. Als sie nämlich bis zum Tal Eskol hinaufgezogen waren und sich das Land angesehen hatten, brachten sie die Israeliten von ihrem Entschluß ab, so daß sie nicht in das Land ziehen wollten, das der HERR für sie bestimmt hatte. Da entbrannte aber der Zorn des HERRN an jenem Tage, so daß er mit einem Schwur aussprach: ›Die Männer, die aus Ägypten ausgezogen sind, von zwanzig Jahren an und darüber, die sollen nimmermehr das Land zu sehen bekommen, das ich Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen habe, denn sie sind mir nicht in allen Stücken gehorsam gewesen, außer dem Kenissiter Kaleb, dem Sohn Jephunnes, und außer Josua, dem Sohne Nuns; denn diese beiden sind dem HERRN in allen Stücken gehorsam gewesen.‹ So entbrannte also der Zorn des HERRN gegen Israel, und er ließ sie vierzig Jahre lang in der Wüste umherirren, bis das ganze Geschlecht, das in den Augen des HERRN übel gehandelt hatte, ausgestorben war. Und jetzt seid ihr an Stelle eurer Väter aufgetreten, ein Nachwuchs von Sündern, um den lodernden Zorn des HERRN gegen Israel noch zu mehren! Wenn ihr euch vom Gehorsam gegen ihn abwendet, so wird er das Volk noch länger in der Wüste belassen, und ihr werdet so dies ganze Volk zugrunde richten!« b) Die Antwort der Rubeniten und GaditenDa traten sie an ihn heran und sagten: »Wir wollen hier nur Viehhürden für unsere Herden und feste Wohnorte für unsere Frauen und Kinder bauen; wir selbst aber wollen kampfgerüstet an der Spitze der Israeliten einherziehen, bis wir sie in ihre Wohnsitze gebracht haben; unterdessen sollen unsere Frauen und Kinder wegen der (feindseligen) Bewohneroder: in Sicherheit vor den Bewohnern. des Landes in den befestigten Ortschaften bleiben. Wir wollen nicht eher in unsere Häuser zurückkehren, als bis die Israeliten sämtlich ihren Erbbesitz empfangen haben; denn wir beanspruchen keinen Besitz neben ihnen jenseits des Jordans und weiterhin, wenn uns unser Erbbesitz diesseits des Jordans gegen Osten zuteil geworden ist.« c) Die Zusage Moses unter Festsetzung der Bedingungen; Verleihung des Ostjordanlandes an die bittenden StämmeDa sagte Mose zu ihnen: »Wenn ihr das wirklich tut, daß ihr euch vor dem HERRN zum Kriege rüstet und ihr alle gerüstet vor den Augen des HERRN über den Jordan zieht, bis er seine Feinde vor sich her ausgetrieben hat, und ihr erst dann wieder heimkehrt, nachdem das Land vor dem HERRN unterworfen ist, so sollt ihr eurer Verpflichtungen gegen den HERRN und gegen Israel los und ledig sein, und dieses Land soll euch als Erbbesitz vor dem HERRN zuteil werden. Wenn ihr aber nicht so handelt, so habt ihr euch damit gegen den HERRN versündigt und werdet die Folgen eurer Versündigung zu fühlen bekommen!W.: wisset (oder: ihr werdet erfahren), daß eure Versündigung euch finden wird. Baut euch also Städte für eure Frauen und Kinder und Hürden für euer Kleinvieh, tut aber auch, was ihr versprochen habt!« Da gaben die Stämme Gad und Ruben dem Mose folgende Versicherung: »Deine Knechte werden tun, wie du, Herr, befiehlst: unsere Kinder, unsere Frauen, unsere Herden und all unsere Lasttiere sollen hier in den Ortschaften Gileads bleiben, wir aber, deine Knechte, werden alle, soweit sie waffenfähig sind, vor dem HERRN her zum Kampf hinüberziehen, wie du, Herr, befohlen hast.« Darauf gab Mose ihretwegen dem Priester Eleasar und Josua, dem Sohne Nuns, und den Stammeshäuptern der Israeliten Anweisung, indem er ihnen auftrug: »Wenn die Gaditen und Rubeniten, alle Waffenfähigen, mit euch zum Kriege vor dem HERRN her über den Jordan ziehen, so sollt ihr, wenn das Land unterworfen vor euch daliegt, ihnen die Landschaft Gilead zum Erbbesitz geben; wenn sie aber nicht kampfgerüstet mit euch hinüberziehen, so sollen sie unter euch im Lande Kanaan angesiedelt werden.« Da gaben die Gaditen und Rubeniten folgende Erklärung ab: »Wie der HERR deinen Knechten geboten hat, so wollen wir tun: wir wollen kampfgerüstet vor dem HERRN her in das Land Kanaan hinüberziehen, damit uns unser Erbbesitz diesseits des Jordans verbleibt.« Darauf überwies Mose ihnen – den Stämmen Gad und Ruben und dem halben Stamme Manasses, des Sohnes Josephs – das Reich des Amoriterkönigs Sihon und das Reich des Königs Og von Basan, das Land mit den darin liegenden Städten samt den zugehörigen Gebieten ringsum. d) Übersicht über die von den Gaditen und Rubeniten wieder aufgebauten StädteDa bauten die Gaditen Dibon, Ataroth, Aroer, Ateroth-Sophan, Jaser, Jogbeha, Beth-Nimra und Beth-Haran wieder auf, feste Städte und Hürden für das Kleinvieh. Die Rubeniten aber bauten Hesbon, Eleale, Kirjathaim, Nebo, Baal-Meon [mit verändertem Namen zu sprechen!] und Sibma wieder auf; sie gaben aber den Städten, die sie wieder aufgebaut hatten, andere Namen. e) Nachkommen Manasses setzen sich im Ostjordanlande festDie Söhne Machirs aber, des Sohnes Manasses, zogen nach Gilead, eroberten es und trieben die Amoriter aus, die darin wohnten. Mose verlieh dann Gilead dem Machir, dem Sohne Manasses, und dieser siedelte sich dort an. Jair aber, der Sohn Manasses, zog hin, bemächtigte sich ihrer (der Amoriter) Zeltdörfer und gab ihnen den Namen »Zeltdörfer Jairs«. – Auch Nobah zog hin, nahm Kenath und die dazugehörigen Ortschaften ein und benannte es nach seinem Namen Nobah. k) Verzeichnis der (vierzig) Lagerstätten, an denen die Israeliten in den vierzig Wüstenjahren geweilt habenFolgendes sind die einzelnen Züge der Israeliten, in denen sie aus Ägypten nach ihren Heerscharen unter der Führung Moses und Aarons ausgezogen sind. Mose hatte nämlich auf Befehl des HERRN die Orte aufgeschrieben, von denen ihre Auszüge erfolgt waren; und folgendes sind ihre Züge von einem Aufbruchsort zum andern: Sie brachen von Ramses am fünfzehnten Tage des ersten Monats auf; am Tage nach dem Passah zogen die Israeliten mit hoch erhobener Hand vor den Augen aller Ägypter aus, während die Ägypter alle Erstgeborenen begruben, die der HERR unter ihnen hatte sterben lassen; denn der HERR hatte auch an ihren Göttern ein Strafgericht vollzogen. Die Israeliten brachen also von Ramses auf und lagerten in Sukkoth. Von Sukkoth zogen sie dann weiter und lagerten in Etham, das am Rande der Wüste liegt. Von Etham zogen sie weiter und wandten sich nach Pi-Hahiroth, das Baal-Zephon gegenüber liegt, und lagerten östlich von Migdol. Von Pi-Hahiroth brachen sie auf und zogen mitten durch das Meer nach der Wüste hin; sie wanderten dann drei Tagereisen weit in der Wüste Etham und lagerten in Mara. Von Mara zogen sie weiter und kamen nach Elim; dort waren zwölf Wasserquellen und siebzig Palmbäume, und sie lagerten daselbst. Von Elim zogen sie weiter und lagerten am Schilfmeer. Vom Schilfmeer zogen sie weiter und lagerten in der Wüste Sin. Aus der Wüste Sin zogen sie weiter und lagerten in Dophka. Von Dophka zogen sie weiter und lagerten in Alus. Von Alus zogen sie weiter und lagerten in Rephidim; dort hatte das Volk kein Wasser zu trinken. Von Rephidim zogen sie weiter und lagerten in der Wüste Sinai. Aus der Wüste Sinai zogen sie weiter und lagerten bei den Lustgräbern. Von den Lustgräbern zogen sie weiter und lagerten in Hazeroth. Von Hazeroth zogen sie weiter und lagerten in Rithma. Von Rithma zogen sie weiter und lagerten in Rimmon-Perez. Von Rimmon-Perez zogen sie weiter und lagerten in Libna. Von Libna zogen sie weiter und lagerten in Rissa. Von Rissa zogen sie weiter und lagerten in Kehelatha. Von Kehelatha zogen sie weiter und lagerten am Berge Sepher. Vom Berge Sepher zogen sie weiter und lagerten in Harada. Von Harada zogen sie weiter und lagerten in Makheloth. Von Makheloth zogen sie weiter und lagerten in Thahath. Von Thahath zogen sie weiter und lagerten in Therah. Von Therah zogen sie weiter und lagerten in Mithka. Von Mithka zogen sie weiter und lagerten in Hasmona. Von Hasmona zogen sie weiter und lagerten in Moseroth. Von Moseroth zogen sie weiter und lagerten in Bene-Jaakan. Von Bene-Jaakan zogen sie weiter und lagerten in Hor-Hagidgad. Von Hor-Hagidgad zogen sie weiter und lagerten in Jotbatha. Von Jotbatha zogen sie weiter und lagerten in Abrona. Von Abrona zogen sie weiter und lagerten in Ezjon-Geber. Von Ezjon-Geber zogen sie weiter und lagerten in der Wüste Zin, das ist Kades. Von Kades zogen sie weiter und lagerten am Berge Hor, an der Grenze des Landes der Edomiter. Da stieg der Priester Aaron nach dem Befehl des HERRN auf den Berg Hor hinauf und starb daselbst im vierzigsten Jahr nach dem Auszug der Israeliten aus dem Lande Ägypten am ersten Tage des fünften Monats; Aaron war aber 123 Jahre alt, als er auf dem Berge Hor starb. [Und der Kanaanäer, der König von Arad, der im südlichen Teile des Landes Kanaan wohnte, hörte vom Heranrücken der Israeliten.] Vom Berge Hor zogen sie dann weiter und lagerten in Zalmona. Von Zalmona zogen sie weiter und lagerten in Phunon. Von Phunon zogen sie weiter und lagerten in Oboth. Von Oboth zogen sie weiter und lagerten in Ijje-Abarim an der Grenze des Moabiterlandes. Von Ijjim zogen sie weiter und lagerten in Dibon-Gad. 46 Von Dibon-Gad zogen sie weiter und lagerten in Almon-Diblathaim. - - - Von Almon-Diblathaim zogen sie weiter und lagerten am Gebirge Abarim östlich vom Nebo. Vom Gebirge Abarim zogen sie weiter und lagerten sich in den Steppen der Moabiter am Jordan, Jericho gegenüber; und zwar lagerten sie am Jordan von Beth-Jesimoth bis Abel-Sittim in den Steppen der Moabiter. l) Vorläufige Bestimmungen Gottes bezüglich der Eroberung und Verteilung des Westjordanlandes KanaanDer HERR gebot dann dem Mose in den Steppen der Moabiter am Jordan, Jericho gegenüber: »Teile den Israeliten folgende Verordnungen mit: Wenn ihr über den Jordan in das Land Kanaan hinübergezogen seid, sollt ihr alle Bewohner des Landes vor euch her austreiben und alle ihre Götzenbilder vernichten; auch alle ihre Gußbilder sollt ihr vernichten und alle ihre Höhen zerstören. Ihr sollt dann das Land in Besitz nehmen und darin wohnen; denn euch habe ich das Land als Eigentum verliehen. Und zwar sollt ihr euch das Land durch das Los als Erbbesitz zuteilen entsprechend euren Stämmen: den größeren Stämmen sollt ihr einen größeren Erbbesitz geben und den kleineren einen weniger großen Erbbesitz zuteilen; doch wohin immer einem jeden das Los fällt, da soll es ihm als Eigentum zuteil werden: nach euren väterlichen Stämmen sollt ihr euch das Land als Erbbesitz zuteilen. Wenn ihr aber die Bewohner des Landes nicht vor euch her austreibt, so werden die, welche ihr von ihnen übriglaßt, zu Dornen in euren Augen und zu Stacheln in euren Seiten werden und euch in dem Lande, in dem ihr wohnen werdet, bedrängen. Die Folge wird dann sein, daß ich euch das Geschick widerfahren lasse, das ich ihnen zugedacht hatte.« Festsetzung der Grenzen des in Besitz zu nehmenden Landes KanaanWeiter sagte der HERR zu Mose: »Folgende Verordnungen sollst du den Israeliten mitteilen: Wenn ihr in das Land Kanaan kommt, so soll dies das Gebiet sein, das euch als Erbbesitz zufällt: das Land Kanaan in seinem ganzen Umfang. Und zwar soll die Südseite sich euch von der Wüste Zin an, Edom entlang, hinziehen, so daß eure Südgrenze im Osten am (südlichen) Ende des Salzmeeres beginnt. Dann soll eure Grenze südlich vom Skorpionenstieg umbiegen und sich nach Zin hinüberziehen, wo sie südlich von Kades-Barnea endigt; von dort soll sie weiter nach Hazar-Addar hin laufen und nach Azmon hinübergehen; und von Azmon wende sich die Grenze nach dem Bach Ägyptens hin und endige nach dem Westmeer zu. – Was sodann die Westgrenze betrifft, so gelte euch da das große Meer zugleich als Grenze;A.Ü.: so sei euch das große Meer und das Angrenzende (d.h. die Küste) die Grenze. das soll eure Westgrenze sein. – Und folgendes soll eure Nordgrenze sein: vom großen Westmeer an sollt ihr euch eine Grenzlinie bis zum Berge Hor ziehen; vom Berge Hor an sollt ihr euch eine Grenzlinie in der Richtung auf Hamath hin ziehen, und das Ende der Grenze soll nach Zedad hin sein; dann laufe die Grenze weiter nach Siphron hin und erreiche ihr Ende bei Hazar-Enan. Das soll eure Nordgrenze sein. – Als Ostgrenze aber sollt ihr euch eine Linie von Hazar-Enan nach Sepham festsetzen; und von Sepham gehe die Grenze nach Ha-Ribla hinab östlich von Ain; dann ziehe sich die Grenze noch weiter hinab und stoße auf den Höhenzug östlich vom See Genezareth; dann ziehe sich die Grenze den Jordan entlang hinab und erreiche ihr Ende am Salzmeer. Dies soll euer Land nach seinen Grenzen ringsum sein.« Mose gab dann den Israeliten folgende Weisung: »Dies ist das Land, das ihr euch durchs Los als euren Erbbesitz zuteilen sollt und das der HERR den neun Stämmen und dem halben Stamm (Manasse) zu geben geboten hat. Denn alle zu den beiden Stämmen Ruben und Gad gehörenden Familien und der halbe Stamm Manasse haben ihren Erbbesitz bereits empfangen. Diese zweieinhalb Stämme haben ihren Erbbesitz auf der andern Seite des Jordans, Jericho gegenüber, im Osten, nach Sonnenaufgang hin, bereits erhalten.« Aufzählung der Männer, welche die Verteilung des Landes besorgen sollenWeiter sagte der HERR zu Mose folgendes: »Dies sind die Namen der Männer, die das Land als Erbbesitz unter euch verteilen sollen: der Priester Eleasar und Josua, der Sohn Nuns; dazu sollt ihr von jedem Stamm einen Fürsten zu der Verteilung des Landes hinzuziehen. Und dies sind die Namen der Männer: für den Stamm Juda: Kaleb, der Sohn Jephunnes; für den Stamm Simeon: Samuel, der Sohn Ammihuds; für den Stamm Benjamin: Elidad, der Sohn Kislons; für den Stamm Dan als Fürst: Bukki, der Sohn Joglis; für die Nachkommen Josephs: für den Stamm Manasse als Fürst: Hanniel, der Sohn Ephods, und für den Stamm Ephraim als Fürst: Kemuel, der Sohn Siphtans; für den Stamm Sebulon als Fürst: Elizaphan, der Sohn Parnachs; für den Stamm Issaschar als Fürst: Paltiel, der Sohn Assans; für den Stamm Asser als Fürst: Ahihud, der Sohn Selomis; für den Stamm Naphthali als Fürst: Pedahel, der Sohn Ammihuds.« Diese waren es, denen der HERR gebot, den Israeliten ihren Erbbesitz im Lande Kanaan zuzuteilen. m) Bestimmungen bezüglich der (42) Levitenstädte und der sechs für Totschläger bestimmten FreistädteWeiter gebot der HERR dem Mose in den Steppen der Moabiter am Jordan, Jericho gegenüber, folgendes: »Befiehl den Israeliten, daß sie von ihrem Erbbesitz den Leviten Städte zum Wohnen geben; und zu den Städten sollt ihr auch eine Weidetrift rings um sie her den Leviten geben. Die Städte sollen ihnen dann als Wohnsitze dienen, während die zugehörigen Weidetriften für ihr Lastvieh und ihre Herden und für alle ihre übrigen TiereA.L.: für all ihren Lebensbedarf. bestimmt sind. Es sollen sich aber die Weidetriften bei den Städten, die ihr den Leviten zu geben habt, von der Stadtmauer nach außen hin tausend Ellen weit ringsum erstrecken; und ihr sollt außerhalb der Stadt auf der Ostseite zweitausend Ellen abmessen und ebenso auf der Südseite zweitausend Ellen und auf der Westseite zweitausend Ellen und auf der Nordseite zweitausend Ellen, so daß die Stadt selbst in der Mitte liegt;Der Weideplatz bildet also um die Stadt her ein Quadrat von 2000 Ellen Seitenlänge. dies sollen für sie die Weideplätze bei den Städten sein. Unter den Städten aber, die ihr den Leviten zu geben habt, sollen sich die sechs Freistädte befinden, die ihr ihnen abtreten sollt, damit dorthin fliehen kann, wer einen Totschlag begangen hat; außer diesen aber sollt ihr ihnen noch zweiundvierzig Städte geben: die Gesamtzahl der Städte, die ihr den Leviten zu geben habt, soll sich auf achtundvierzig Städte nebst den zugehörigen Weidetriften belaufen. Was aber die Städte betrifft, die ihr von dem Besitztum der Israeliten abzugeben habt, so sollt ihr von den größeren Stämmen eine größere Anzahl und von den kleineren Stämmen eine kleinere Anzahl von Städten nehmen: jeder Stamm soll nach Maßgabe seines Erbbesitzes, den er erhalten wird, von seinen Städten eine bestimmte Zahl an die Leviten abtreten.« Der HERR gebot dann weiter dem Mose folgendes: »Teile den Israeliten folgende Verordnungen mit: Wenn ihr über den Jordan in das Land Kanaan hinüberkommt, sollt ihr euch passend gelegene Städte auswählen, die euch als Freistädte dienen sollen, damit ein Totschläger dahin fliehen kann, der einen Menschen unvorsätzlich erschlagen hat. Diese Städte sollen euch nämlich als Zufluchtsorte vor dem Bluträcher dienen, damit der Totschläger nicht getötet wird, ehe er vor der Gemeinde gestanden hat, um abgeurteilt zu werden. Es sollen aber die Städte, die ihr zu solchen Freistädten herzugeben habt, sechs an Zahl sein: drei Städte sollt ihr diesseits des Jordans dazu bestimmen und drei Städte im Lande Kanaan dazu hergeben: Freistädte sollen es sein. Für die Israeliten wie für die Fremdlinge und die Beisassen, die unter ihnen leben, sollen diese sechs Städte als Zufluchtsorte dienen, damit jeder dorthin fliehen kann, der einen Menschen unvorsätzlich erschlagen hat.« Die Bestrafung des Mörders (5.Mose 19,1-13)»Wenn er ihn aber mit einem eisernen Werkzeug geschlagen hat, so daß er daran gestorben ist, so ist er ein Mörder: als solcher muß er unbedingt mit dem Tode bestraft werden. Wenn er ihn ferner mit einem Stein, den er in der Hand hatte und der den Tod verursachen kann, geschlagen hat, so daß jener daran gestorben ist, so ist er ein Mörder: als solcher muß er unbedingt mit dem Tode bestraft werden. Oder wenn er ihn mit einem hölzernen Werkzeug, das er in der Hand hatte und durch das jemand getötet werden kann, geschlagen hat, so daß jener daran gestorben ist, so ist er ein Mörder: als solcher muß er unbedingt mit dem Tode bestraft werden; der Bluträcher soll den Mörder töten; sobald er ihn antrifft, soll er ihn töten. Wenn ferner jemand einem andern aus Haß einen Stoß versetzt oder vorsätzlich nach ihm geworfen hat, so daß jener daran gestorben ist, oder wenn er ihn aus Feindschaft mit der Hand geschlagen hat, so daß jener daran gestorben ist, so muß der, welcher ihn geschlagen hat, unbedingt mit dem Tode bestraft werden: er ist ein Mörder: der Bluträcher soll den Mörder töten, sobald er ihn antrifft. Hat er ihn aber von ungefähr, nicht aus Feindschaft, gestoßen oder unabsichtlich irgendeinen Gegenstand auf ihn geworfen oder, ohne ihn zu sehen, irgendeinen Stein, durch den jemand getötet werden kann, auf ihn fallen lassen und jener ist daran gestorben, obgleich er ihm nicht feindlich gesinnt war und ohne daß er ihm Schaden zufügen wollte: so soll die Gemeinde zwischen dem Totschläger und dem Bluträcher nach diesen Rechtsbestimmungen entscheiden, und die Gemeinde soll den Totschläger vor der Gewalttätigkeit des Bluträchers schützen, und die Gemeinde soll ihn in die ihm zustehende Freistadt, in die er sich geflüchtet hatte, zurückbringen, und er soll darin wohnen bleiben bis zum Tode des Hohenpriesters, den man mit dem heiligen Öl gesalbt hat. Wenn aber der Totschläger aus dem Gebiet der ihm zustehenden Freistadt, in die er geflohen ist, hinausgeht und der Bluträcher ihn außerhalb des Gebiets der betreffenden Freistadt antrifft und den Totschläger tötet, so lädt er keine Blutschuld auf sich; denn jener hat in der ihm zustehenden Freistadt bis zum Tode des Hohenpriesters zu bleiben, und erst nach dem Tod des Hohenpriesters darf der Totschläger an den Ort, wo sein Erbbesitz liegt, zurückkehren. Diese Rechtsbestimmungen sollen bei euch für eure künftigen Geschlechter in allen euren Wohnsitzen zu Recht bestehen. Wenn irgend jemand einen Menschen erschlägt, so soll man den Mörder auf die Aussage von Zeugen mit dem Tode bestrafen; aber das Zeugnis eines einzelnen soll nicht hinreichen, um jemand zum Tode zu verurteilen. Ihr dürft auch kein Lösegeld für das Leben eines Mörders, der des Todes schuldig ist, annehmen, vielmehr soll er unbedingt mit dem Tode bestraft werden. Auch dürft ihr kein Lösegeld für jemand, der in die ihm zustehende Freistadt geflohen ist, zu dem Zweck annehmen, daß er schon vor dem Tode des Hohenpriesters zurückkehren und irgendwo im Lande wohnen dürfe. Ihr sollt das Land, in dem ihr wohnt, nicht entweihen; denn das Blut entweiht das Land, und dem Lande kann für das Blut, das darin vergossen worden ist, keine Sühne geschafft werden außer durch das Blut dessen, der es vergossen hat. So verunreinigt denn das Land nicht, in dem ihr wohnt und in dessen Mitte auch ich wohne; denn ich, der HERR, wohne inmitten der Israeliten.« n) Nachtrag zu dem Gesetz bezüglich der Erbtöchter (vgl. Kap. 27)Die Familienhäupter des Geschlechts, das von Gilead, dem Sohne Machirs, dem Enkel Manasses, stammte und zu den von Joseph stammenden Geschlechtern gehörte, traten auf und trugen dem Mose und den Fürsten, den Stammeshäuptern der Israeliten, folgendes Anliegen vor: »Gott hat dir, o Herr, geboten, den Israeliten das Land durch das Los zum Erbbesitz zu geben; auch hast du, Herr, von Gott die Weisung erhalten, den Erbbesitz unseres Stammgenossen Zelophhad seinen Töchtern zu überweisen. Wenn diese sich nun aber mit einem Manne verheiraten, der zu einem andern Stamme der Israeliten gehört, so geht ihr Erbbesitz dem Erbbesitz unserer Väter verloren und wird zu dem Erbbesitz des Stammes geschlagen, dem sie (nach ihrer Verheiratung) angehören, während er dem Losteile unseres Erbbesitzes verlorengeht. Und auch wenn das Halljahr für die Israeliten kommt, so bleibt ihr Erbbesitz mit dem Erbbesitz des Stammes vereinigt, dem sie (nach ihrer Verheiratung) angehören; aber dem Erbbesitz des Stammes unserer Väter geht ihr Erbbesitz verloren.« Die neue gemeingültige Verordnung bezüglich der Verheiratung der Erbtöchter und die Ausführung dieser Verordnung im vorliegenden FallDa gab Mose den Israeliten nach dem Geheiß des HERRN folgende Weisung: »Der Stamm der Nachkommen Josephs hat recht. So lautet die Verordnung, die der HERR in betreff der Töchter Zelophhads erlassen hat: Sie mögen sich ganz nach ihrem Gefallen verheiraten; jedoch dürfen sie nur mit einem Manne aus einem Geschlecht ihres väterlichen Stammes die Ehe eingehen, damit nicht ein Erbbesitz der Israeliten von einem Stamm an einen andern übergeht; denn die Israeliten sollen ein jeder den Erbbesitz ihres väterlichen Stammes ungeschmälert erhalten. Darum darf jedes Mädchen, das in einem von den israelitischen Stämmen zu Grundbesitz gelangt, nur einen Mann aus einem Geschlecht ihres väterlichen Stammes heiraten, damit die Israeliten allesamt ihren väterlichen Erbbesitz ungeschmälert erhalten und kein Erbbesitz von einem Stamm an einen andern übergeht; denn die Stämme der Israeliten sollen ein jeder seinen Erbbesitz ungeschmälert erhalten.« Wie der HERR dem Mose geboten hatte, so taten die Töchter Zelophhads; denn Mahla, Thirza, Hogla, Milka und Noa, die Töchter Zelophhads, verheirateten sich mit den Söhnen ihrer Oheime; mit Männern aus den Geschlechtern, die von Manasse, dem Sohne Josephs, stammten, verheirateten sie sich, und so verblieb ihr Erbbesitz bei dem Stamme, dem das Geschlecht ihres Vaters angehörte. Schlußsatz für den Abschnitt 22,1-36,12Dies sind die Gebote und Verordnungen, die der HERR an die Israeliten in den Steppen der Moabiter am Jordan, Jericho gegenüber, durch Vermittlung Moses hat ergehen lassen. I. Einleitende Reden (nebst Anhang) (1,1-4,43)1. Geschichtlicher Rückblick auf die gnadenreiche göttliche Führung Israels seit dem Aufbruch vom Horeba) Überschrift und Vorbemerkung über Ort und Zeit aller folgenden Reden Moses; Rückblick auf die Erlebnisse in der WüsteDies sind die Worte, die Mose an ganz Israel gerichtet hat jenseits des Jordans in der Wüste, in der SteppeW.: Araba; die Araba ist die Ebene zu beiden Seiten des Jordans bis zum Toten Meer., gegenüber Suph, zwischen Paran, Thophel, Laban, Hazeroth und Disahab. Elf Tagereisen lang ist der Weg vom Horeb nach dem Gebirge Seir bis Kades-Barnea. – Im vierzigsten Jahre, am ersten Tage des elften Monats, war es: da trug Mose den Israeliten alles genau so vor, wie der HERR es ihm für sie geboten hatte, nachdem er den Amoriterkönig Sihon, der in Hesbon wohnte, und Og, den König von Basan, der in Astharoth wohnte, bei Edrei geschlagen hatte. Jenseits des Jordans, im Lande der Moabiter, unternahm es Mose, die folgende Unterweisung vorzutragen: a) Gottes Befehl zum Aufbruch vom Horeb (Sinai)»Der HERR, unser Gott, hat am Horeb so zu uns gesprochen: ›Ihr habt nun lange genug an diesem Berge verweilt; brecht jetzt auf und zieht unverweilt nach dem Bergland der Amoriter und zu all ihren Nachbarn, die in der Jordanebene, in dem Bergland, in der Niederung, im Südland und an der Meeresküste wohnen, (also) in das Land der Kanaanäer und nach dem Libanon bis an den großen Strom, den Euphratstrom. Ich übergebe euch hiermit das Land: zieht hinein und nehmt es in Besitz, das Land, dessen Verleihung der HERR euren Vätern Abraham, Isaak und Jakob und ihrer Nachkommenschaft nach ihnen eidlich zugesagt hat.‹« b) Einsetzung von Anführern und Obmännern zu Gehilfen Moses und Anweisung der schon vorhandenen Richter»Damals sagte ich zu euch: ›Ich allein bin nicht imstande, (die Sorge für) eure Angelegenheiten zu tragen. Der HERR, euer Gott, hat euch so zahlreich werden lassen, daß ihr schon jetzt den Sternen des Himmels an Menge gleichkommt. Der HERR, der Gott eurer Väter, möge eure jetzige Zahl noch tausendmal größer werden lassen und euch so segnen, wie er euch verheißen hat! Wie vermöchte ich aber allein die Last und Bürde eurer Angelegenheiten und eurer Streitsachen zu tragen? Bringt aus euren Stämmen weise, verständige und erfahrene Männer her, damit ich sie zu Oberhäuptern über euch einsetze!‹ Da antwortetet ihr mir: ›Der Vorschlag, den du gemacht hast, eignet sich trefflich zur Ausführung.‹ Da nahm ich eure Stammeshäupter, weise und erfahrene Männer, und setzte sie zu Oberhäuptern über euch ein als Oberste über die Tausendschaften oder Hundertschaften und als Anführer von je fünfzig oder je zehn und auch als ObmännerA.Ü.: Vorsteher, Aufseher, Ordner, Amtleute, Schriftführer; gemeint sind wohl untergeordnete Verwaltungsbeamte, welche Aufseher- und Schreiberdienste zu verrichten hatten. für eure Stämme. Zu gleicher Zeit gab ich euren Richtern folgende Anweisung: ›Wenn ihr eure Volksgenossen bei Streitsachen verhört, so entscheidet mit Gerechtigkeit, mag jemand mit einem von seinen Volksgenossen oder mit einem bei ihm wohnenden Fremdling einen Streit haben! Ihr dürft beim Rechtsprechen die Person nicht ansehen: den Niedrigsten müßt ihr ebenso wie den Vornehmsten anhören und euch vor niemand scheuen; denn das Gericht ist Gottes Sache.A.Ü.: denn das Gerichthalten (oder: Rechtsprechen) geschieht für Gott. Sollte aber ein Rechtsfall für euch zu schwierig sein, so legt ihn mir vor, damit ich die Untersuchung dabei führe.‹ So gab ich euch damals Anweisung für alles, was ihr tun solltet.« c) Wanderung vom Horeb bis Kades-Barnea; Mutlosigkeit und Unglaube des Volkes nach Aussendung der Kundschafter (4.Mose 13-14)»Als wir dann vom Horeb aufgebrochen waren, durchwanderten wir jene ganze große und schreckliche Wüste, die ihr gesehen habt, in der Richtung nach dem Bergland der Amoriter hin, wie der HERR, unser Gott, uns geboten hatte, und kamen bis Kades-Barnea. Da sagte ich zu euch: ›Ihr seid nun bis zum Bergland der Amoriter gekommen, das der HERR, unser Gott, uns geben will. Ihr wißt, daß der HERR, euer Gott, euch dies Land übergeben hat; so zieht denn hinauf und nehmt es nach dem Befehl des HERRN, des Gottes eurer Väter, in Besitz: fürchtet euch nicht und seid unverzagt!‹ Da tratet ihr alle zu mir und sagtet: ›Wir wollen einige Männer vor uns her senden, die uns das Land auskundschaften und uns Bericht erstatten sollen über den Weg, auf dem wir hinaufziehen müssen, und über die Städte, zu denen wir gelangen werden.‹ Weil der Vorschlag mir zusagte, wählte ich zwölf Männer aus eurer Mitte, je einen Mann für den Stamm. Die zogen dann unverweilt in das Bergland hinauf und kamen bis zum Tal Eskol und kundschafteten (das Land) aus. Sie nahmen auch einige von den Früchten des Landes mit, brachten sie zu uns herab und erstatteten uns Bericht mit den Worten: ›Es ist ein schönes Land, das der HERR, unser Gott, uns geben will.‹ Doch ihr wolltet nicht hinaufziehen, sondern widersetztet euch dem Befehl des HERRN, eures Gottes, und sagtet murrend in euren Zelten: ›Weil der HERR uns haßte, hat er uns aus Ägypten weggeführt, um uns in die Hand der Amoriter fallen zu lassen, damit sie uns vernichten. Wohin sollen wir hinaufziehen? Unsere Volksgenossen haben uns das Herz mutlos gemacht, indem sie berichtet haben: Die Leute sind dort zahlreicher als wir und höher gewachsen, die Städte groß und bis an den Himmel befestigt, und sogar Riesen haben wir dort gesehen.‹« d) Vergeblicher Ermutigungsversuch Moses»Da sagte ich zu euch: ›Laßt euch nicht entmutigen und fürchtet euch nicht vor ihnen! Der HERR, euer Gott, der vor euch einherzieht, wird selbst für euch streiten, ganz so, wie er euch in Ägypten sichtbar geholfen hat und auch in der Wüste, wo, wie ihr gesehen habt, der HERR, euer Gott, euch getragen hat, wie ein Vater seinen Sohn trägt, auf dem ganzen Wege, den ihr gezogen seid, bis zu eurer Ankunft an diesem Orte.‹ Aber trotz alledem bliebt ihr ohne Vertrauen auf den HERRN, euren Gott, der doch auf dem Wege vor euch einherzog, um einen Platz zum Aufschlagen eurer Lager für euch ausfindig zu machen: bei Nacht im Feuer, damit ihr auf dem Wege sehen könntet, den ihr ziehen solltet, und bei Tag in der Wolke.« ee) Das göttliche Strafurteil; Reue des Volkes; Fehlschlagen des eigenmächtigen Eroberungsversuches»Als nun der HERR euer lautes Reden vernahm, wurde er zornig und schwur: ›Wahrlich, kein einziger von diesen Männern, von diesem nichtswürdigen Geschlecht, soll das schöne Land zu sehen bekommen, dessen Verleihung ich euren Vätern zugeschworen habe, außer Kaleb, dem Sohn Jephunnes; dieser soll es zu sehen bekommen, und ihm und seinen Söhnen will ich das Land geben, dessen Boden er bereits betreten hat, zum Lohn dafür, daß er dem HERRN in allen Stücken gehorsam gewesen ist.‹ Auch mir zürnte der HERR um euretwillen, so daß er aussprach: ›Auch du sollst nicht dorthin kommen: Josua, der Sohn Nuns, dein Diener, der soll dorthin kommen; ihm sprich Mut ein, denn er soll das Land den Israeliten als Erbbesitz austeilen. Auch eure kleinen Kinder, von denen ihr gesagt habt, sie würden eine Beute (der Feinde) werden, und eure jungen Söhne, die heute noch nicht Gutes und Böses zu unterscheiden wissen, die sollen dorthin kommen! Denn ihnen will ich das Land geben, und sie sollen es in Besitz nehmen. Ihr aber – kehrt um und zieht in die Wüste in der Richtung nach dem Schilfmeer!‹ Da gabt ihr mir zur Antwort: ›Wir haben uns gegen den HERRN versündigt; wir wollen nun doch hinaufziehen und kämpfen, ganz wie der HERR, unser Gott, uns geboten hat!‹ So gürtetet ihr euch denn sämtlich eure Waffen um und wolltet leichtfertig in das Bergland hinaufziehen. Da gebot mir der HERR: ›Warne sie hinaufzuziehen und zu kämpfen! Denn ich bin nicht in eurer Mitte; sonst werdet ihr von euren Feinden eine Niederlage erleiden!‹ Ich warnte euch also, doch ihr wolltet nicht hören, sondern widersetztet euch dem Befehl des HERRN und zogt in Vermessenheit in das Bergland hinauf. Da rückten die Amoriter, die in jenem Gebirge wohnten, euch entgegen und verfolgten euch wie ein Bienenschwarm und zersprengten euch [in Seir] bis Horma. Nach eurer Rückkehr jammertet ihr dann vor dem HERRN; er aber achtete nicht auf euer Wehklagen und schenkte euch kein Gehör. So mußtet ihr denn in Kades die lange Zeit bleiben, die ihr dort zugebracht habt.« b) Rückblick auf den friedlichen Zug durch das Land der Edomiter und der Moabiter; Verbot, die Ammoniter anzugreifen; Besiegung des Amoriterkönigs Sihon»So machten wir denn kehrt, zogen nach der Wüste hin in der Richtung nach dem Schilfmeer, wie der HERR mir geboten hatte, und wanderten lange Zeit im Bogen um das Gebirge Seir herum. Da sagte der HERR zu mir: ›Ihr seid nun lange genug um dieses Gebirge herumgezogen; wendet euch jetzt nordwärts und gib dem Volk folgende Weisung: Ihr seid jetzt im Begriff, das Gebiet eurer Brüder, der Nachkommen Esaus, die in Seir wohnen, zu durchziehen, und sie werden Furcht vor euch haben; aber hütet euch wohl, Krieg mit ihnen anzufangen! Denn ich werde euch nichts von ihrem Lande geben, auch nicht einen Fußbreit, weil ich das Gebirge Seir dem Esau als Erbbesitz gegeben habe. Lebensmittel für euren Bedarf sollt ihr von ihnen für Geld kaufen, und sogar Wasser zum Trinken sollt ihr von ihnen für Geld erstehen; denn der HERR, dein Gott, hat dich in all deinen Unternehmungen gesegnet; er hat sich deiner während deiner Wanderung durch diese große Wüste angenommen; nun schon vierzig Jahre hindurch ist der HERR, dein Gott, mit dir gewesen, so daß es dir an nichts gemangelt hat.‹ So wanderten wir denn weiter, weg von unseren Brüdern, den Nachkommen Esaus, die in Seir wohnten, weg von der Straße durch die Niederung (am Jordan), weg von Elath und Ezjon-Geber, änderten dann die Marschrichtung und schlugen den Weg nach der Steppe der Moabiter ein. Da sagte der HERR zu mir: ›Greife die Moabiter nicht an und laß dich in keinen Krieg mit ihnen ein! Denn ich werde dir von ihrem Lande nichts zum Besitz geben, weil ich Ar den Nachkommen Lots als Besitztum gegeben habe.‹ [Ehemals haben die Emiter darin gewohnt, ein großes, zahlreiches und hochgewachsenes Volk wie die Enakiter. Auch sie wurden, wie die Enakiter, für Rephaiter gehalten; die Moabiter aber nannten sie Emiter. Und in Seir wohnten ehemals die Horiter; aber die Nachkommen Esaus verdrängten sie aus ihrem Besitz, rotteten sie vor sich her aus und ließen sich an ihrer Statt nieder, gerade so wie Israel es mit dem von ihm besetzten Lande gemacht hat, das der HERR ihnen gegeben hatte.] – ›Macht euch also jetzt auf und zieht über den Fluß Sered!‹ Da zogen wir über den Fluß Sered. Die Zeit unserer Wanderung aber von Kades-Barnea bis zu unserm Übergang über den Fluß Sered hat achtunddreißig Jahre betragen, bis das ganze Geschlecht der kriegstüchtigen Männer aus dem Lager weggestorben war, wie der HERR es ihnen zugeschworen hatte. Es war aber auch die Hand des HERRN gegen sie gewesen, um sie aus dem Lager bis auf den letzten Mann zu vertilgen. Als nun die kriegstüchtigen Männer sämtlich aus dem Volke weggestorben waren, sagte der HERR so zu mir: ›Du bist jetzt im Begriff, die Grenze der Moabiter zu überschreiten, an Ar vorüber, und wirst nun in die Nähe des Gebiets der Ammoniter kommen. Greife sie nicht an und laß dich in keinen Krieg mit ihnen ein! Denn ich werde dir vom Lande der Ammoniter nichts zum Besitz geben, weil ich es den Nachkommen Lots zum Erbbesitz verliehen habe.‹ – [Für ein Land der Rephaiter wird auch dieses gehalten: Rephaiter haben ehemals in ihm gewohnt, welche die Ammoniter aber Samsummiter nannten: ein großes, zahlreiches und hochgewachsenes Volk wie die Enakiter; aber der HERR rottete sie vor ihnen her aus, so daß diese ihnen ihr Land wegnahmen und sich an ihrer Statt niederließen, wie er es auch bei den Nachkommen Esaus, die in Seir wohnen, getan hat, vor denen er die Horiter ausrottete, so daß sie ihnen ihr Land wegnahmen und sich an ihrer Statt bis auf den heutigen Tag niedergelassen haben. Auch die Awwiter, die in Gehöften bis Gaza hin wohnten, wurden von den Kaphthoritern ausgerottet, die aus Kaphthor ausgewandert waren und sich an ihrer Statt ansiedelten.] – ›Brecht nun unverweilt auf und geht über den Fluß Arnon! Ich gebe hiermit den Amoriter Sihon, den König von Hesbon, und sein Land in deine Gewalt. Mache dich sofort an die Eroberung und greife ihn mit den Waffen an! Vom heutigen Tage an will ich Furcht und Schrecken vor dir sich auf die Völker unter dem ganzen Himmel lagern lassen: wenn sie nur die Kunde von dir vernehmen, sollen sie vor dir zittern und beben!‹« Besiegung des Amoriterkönigs Sihon und Eroberung seines Reiches (4.Mose 21,21-31)»Da schickte ich Gesandte aus der Wüste Kedemoth an Sihon, den König von Hesbon, mit folgender friedlichen Botschaft: ›Laß mich durch dein Land hindurchziehen! ich will überall auf der Landstraße bleiben und weder nach rechts noch nach links davon abweichen. Lebensmittel zum Unterhalt sollst du mir für Geld verkaufen und ebenso Wasser zum Trinken mir für Geld überlassen: ich will lediglich zu Fuß hindurchziehen – wie auch die Nachkommen Esaus, die in Seir wohnen, und die Moabiter, die in Ar wohnen, es mit mir gehalten haben –, bis ich über den Jordan in das Land hinüberziehe, das der HERR, unser Gott, uns geben will.‹ Aber Sihon, der König von Hesbon, wollte uns den Durchzug durch sein Land nicht gestatten; denn der HERR, dein Gott, hatte seinen Sinn hart und sein Herz trotzig gemacht, um ihn in deine Gewalt zu geben, wie der heutige Tag es klar zeigt. Da sagte der HERR zu mir: ›Du weißt, daß ich Sihon und sein Land dir bereits preisgegeben habe; mache dich sofort an die Besetzung seines Landes, um es einzunehmen!‹ Als nun Sihon uns mit seinem ganzen Kriegsvolk entgegenzog, um bei Jahaz mit uns zu kämpfen, gab ihn der HERR, unser Gott, in unsere Gewalt, so daß wir ihn samt seinen Söhnen und seinem ganzen Kriegsvolk besiegten. Wir eroberten damals alle seine Städte und vollstreckten in jeder Ortschaft den Bann an Männern, Weibern und Kindern, ohne einen einzigen entrinnen zu lassen; nur das Vieh und den Raub aus den von uns eroberten Städten behielten wir als Beute für uns. Von Aroer, das am Ufer des Arnonflusses liegt, und überhaupt von den Städten, die an dem Flusse liegen, bis nach Gilead hin gab es keinen einzigen festen Platz, der für uns uneinnehmbar gewesen wäre; alles gab der HERR, unser Gott, in unsere Gewalt. Nur das Land der Ammoniter habt ihr unberührt gelassen, alles, was seitwärts vom Flusse Jabbok liegt, und die Ortschaften im Berglande, überhaupt alles, was der HERR, unser Gott, uns verboten hatte.« c) Rückblick auf die Besiegung des Königs Og von Basan und die Verteilung des Ostjordanlandes; Ermutigung Josuas (4.Mose 21,31-35)»Als wir uns dann wieder aufmachten und in der Richtung nach Basan weiterzogen, rückte uns Og, der König von Basan, mit seinem ganzen Kriegsvolk entgegen, um bei Edrei mit uns zu kämpfen. Da sagte der HERR zu mir: ›Fürchte dich nicht vor ihm! Denn ich habe ihn samt seinem ganzen Volk und seinem Lande in deine Gewalt gegeben, und du sollst mit ihm verfahren, wie du mit dem Amoriterkönig Sihon getan hast, der in Hesbon wohnte.‹ So gab denn der HERR, unser Gott, auch Og, den König von Basan, samt seinem ganzen Kriegsvolk in unsere Gewalt, und wir schlugen ihn so, daß kein einziger von ihnen entkam und übrigblieb. Damals eroberten wir alle seine Städte; es gab keine Ortschaft, die wir ihnen nicht entrissen hätten; sechzig Städte, die ganze Landschaft Argob, alles, was zum Königreich Ogs in Basan gehörte, lauter Städte, die mit hohen Mauern, Toren und Riegeln befestigt waren, abgesehen von der großen Zahl der offenen Landstädte. Wir vollstreckten dann den Bann an ihnen, wie wir es bei Sihon, dem König von Hesbon, gemacht hatten, indem wir den Bann in jeder Ortschaft an Männern, Weibern und Kindern vollstreckten; alles Vieh aber und den Raub aus den Städten behielten wir als Beute für uns.« Rückblick auf die bis dahin eroberten Gebiete und ihre Besiedelung durch die Stämme Ruben, Gad und halb Manasse»So entrissen wir damals der Gewalt der beiden Amoriterkönige das Land diesseits des Jordans vom Fluß Arnon bis zum Gebirge Hermon – [die Phönizier nennen den Hermon Sirjon, die Amoriter dagegen nennen ihn Senir] –, alle Städte in der Ebene und ganz Gilead sowie ganz Basan bis Salcha und Edrei, die zum Königreich Ogs gehörenden Städte in Basan. [Denn Og, der König von Basan, war der einzige, der vom Rest der Rephaiter noch übriggeblieben war; sein Sarg, ein Sarg von Basalt, befindet sich bekanntlich zu Rabba im Ammoniterlande; seine Länge beträgt neun EllenEine Elle etwa ½ Meter. und seine Breite vier Ellen, nach der gewöhnlichen Elle gemessen.] Dieses Land nahmen wir also damals in Besitz. (Das Land) von Aroer an, das am Fluß Arnon liegt, und die Hälfte des Berglandes Gilead samt seinen Städten übergab ich den Stämmen Ruben und Gad; das übrige Gilead aber und ganz Basan, das Reich Ogs, übergab ich dem halben Stamm Manasse, die ganze Landschaft Argob. [Dieser ganze Teil von Basan wird Land der Rephaiter genannt. Jair, der Sohn Manasses, eroberte die ganze Landschaft Argob bis zum Gebiet der Gesuriter und der Maachathiter und nannte diesen Teil von Basan nach seinem Namen die ›Zeltdörfer Jairs‹, wie sie noch bis auf den heutigen Tag heißen. Dem Machir aber gab ich Gilead, und den beiden Stämmen Ruben und Gad gab ich von Gilead: das Land bis zum Fluß Arnon, bis zur Mitte des Flusses nebst dem zugehörigen Gebiet, und bis zum Fluß Jabbok, der Grenze der Ammoniter, ferner die Ebene mit dem Jordan und dem zugehörigen Gebiet, vom See Genezareth an bis zum Meer der Steppe, dem Salzmeer, am Fuße der Abhänge des Pisga, gegen Osten.]« Mose ermahnt die ostjordanischen Stämme zur Kampfbereitschaft für ihre Brüder; Ermutigung Josuas»Darauf gab ich ihnennämlich den Stämmen Ruben, Gad und Manasse. Der Urtext lautet jedoch »euch« statt »ihnen«. damals folgende Weisung: ›Der HERR, euer Gott, hat euch zwar dieses Land zum Besitz gegeben; aber ihr müßt nun kampfgerüstet, soviele von euch waffenfähige Männer sind, an der Spitze eurer Volksgenossen, der Israeliten, hinüberziehen. Nur eure Frauen und kleinen Kinder und euer Vieh – ich weiß ja, daß ihr viel Vieh besitzt – sollen in euren Städten, die ich euch gegeben habe, zurückbleiben, bis der HERR euren Volksgenossen, ebenso wie euch, Ruhe geschafft hat und auch sie das Land in Besitz genommen haben, das der HERR, euer Gott, ihnen jenseits des Jordans geben wird; dann mögt ihr wieder heimkehren, ein jeder zu seinem Besitztum, das ich euch gegeben habe.‹ – Dem Josua aber habe ich damals folgende Weisung gegeben: ›Du hast mit eigenen Augen alles gesehen, was der HERR, euer Gott, diesen beiden Königen hat widerfahren lassen. Ebenso wird der HERR es mit allen anderen Königreichen machen, in die du hinüberziehen wirst. Fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn der HERR, euer Gott, wird selbst für euch streiten.‹« Mose bittet den Herrn vergeblich, das Volk über den Jordan führen zu dürfen»Auch betete ich in jener Zeit zum HERRN mit den Worten: ›O HERR, mein Gott, du hast deinen Knecht bisher schon oft deine Größe und deine starke Hand sehen lassen; denn wo gäbe es einen Gott im Himmel und auf der Erde, der solche Werke und so gewaltige Taten vollbringen könnte wie du? Laß mich doch hinüberziehen und das schöne Land jenseits des Jordans sehen, dieses schöne Bergland und (besonders) den Libanon!‹ Aber der HERR, der um euretwillen Zorn gegen mich hegte, erhörte meine Bitte nicht, sondern antwortete mir: ›Laß es genug sein! Rede nicht noch weiter zu mir in dieser Sache! Steige auf den Gipfel des Pisga hinauf und richte deine Blicke nach Westen und Norden, nach Süden und Osten und sieh dir das Land mit deinen Augen an; denn du wirst nicht über den Jordan da gehen. Gib also dem Josua Anweisung, sprich ihm Mut ein und stärke ihn; denn er soll an der Spitze dieses Volkes hinüberziehen, und er soll ihnen das Land, das du sehen wirst, zum Erbbesitz geben.‹ – So blieben wir denn im Tale liegen, Beth-Peor gegenüber.« 2. Ermahnung zu strenger Beobachtung der göttlichen Gebote und Warnung vor Bilderdienst und Abgötterei»Und nun, Israel, höre auf die Satzungen und auf die Verordnungen, deren Beobachtungd.h. Beachtung, Befolgung . ich euch lehren will, damit ihr am Leben bleibt und in den Besitz des Landes kommt, das der HERR, der Gott eurer Väter, euch geben will! Ihr sollt zu den Geboten, die ich euch zur Pflicht mache, nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen, damit ihr die Gebote des HERRN, eures Gottes, beobachtetd.h. beachtet, befolgt ., die ich euch zur Pflicht mache. Ihr habt mit eigenen Augen gesehen, was der HERR wegen des Baal-Peor getan hat; denn alle Männer, die dem Baal-Peor nachgingen, hat der HERR, dein Gott, aus deiner Mitte vertilgt, während ihr, die ihr am HERRN, eurem Gott, festgehalten habt, heute noch alle am Leben seid. Bedenkt wohl: ich habe euch Satzungen und Verordnungen gelehrt, wie der HERR, mein Gott, mir geboten hat, damit ihr nach ihnen handelt in dem Lande, in das ihr einzieht, um es in Besitz zu nehmen. So beobachtetd.h. beachtet, befolgt . sie denn und haltet sie! Denn darin soll eure Weisheit und eure Einsicht nach dem Urteil der übrigen Völker bestehen, die, wenn sie von all diesen Satzungen Kenntnis erhalten werden, bekennen müssen: ›Wahrlich, ein weises und einsichtiges Volk ist diese große Volksgemeinde!‹ Denn wo gäbe es sonst noch ein großes Volk, das eine GottheitAuch die Übersetzung »Götter« ist zulässig. hätte, die ihm so nahe stände, wie der HERR, unser Gott, zu uns steht, sooft wir zu ihm rufen? Und wo gäbe es sonst noch ein großes Volk, das so gerechte Satzungen und Verordnungen hätte wie dies ganze Gesetz, das ich euch heute vorlege?« Im Andenken an die gestaltlose Erscheinung Gottes am Horeb soll Israel sich vor Bilderdienst hüten»Nur hüte dich und nimm dich wohl in acht, daß du die Ereignisse nicht vergißt, die du mit eigenen Augen gesehen hast, und laß sie dir dein ganzes Leben lang nicht aus der Erinnerung entschwinden! Nein, tu sie deinen Kindern und Kindeskindern kund! (Gedenke insbesondere) des Tages, als du am Horeb vor dem HERRN, deinem Gott, standest, als der HERR mir gebot: ›Versammle mir das Volk: ich will sie meine Worte hören lassen, damit sie mich fürchten lernen, solange sie auf dem Erdboden leben, und es auch ihre Kinder lehren!‹ Da tratet ihr nahe heran und stelltet euch am Fuß des Berges auf, während der Berg bis in das Innerste des Himmels hinein in Feuerglut brannte, von Finsternis, Gewölk und Wetterdunkel umgeben. Der HERR redete dann zu euch mitten aus dem Feuer heraus; den Schall seiner Worte vernahmt ihr wohl, aber nur den Schall; eine Gestalt dagegen nahmt ihr nicht wahr. Er verkündete euch seinen Bund, den er euch zu halten gebot, die zehn Gebote, die er dann auf zwei Steintafeln schrieb. Mir aber trug der HERR damals auf, euch Satzungen und Verordnungen zu lehren, die ihr befolgen solltet in dem Lande, in das ihr hinüberziehen würdet, um es in Besitz zu nehmen. Da ihr nun an dem Tage, als der HERR am Horeb aus dem Feuer heraus zu euch redete, keinerlei Gestalt von ihm gesehen habt, so hütet euch mit aller Sorgfalt davor, euch dadurch zu versündigen, daß ihr euch ein Gottesbild in der Gestalt irgendeiner Bildsäule anfertigt, die Nachbildung eines männlichen oder weiblichen Wesens, die Nachbildung irgendeines vierfüßigen Tieres, das auf der Erde lebt, die Nachbildung eines beschwingten Vogels, der am Himmel fliegt, die Nachbildung irgendeines Tieres, das auf dem Erdboden kriecht, die Nachbildung irgendeines Fisches, der im Wasser unter der Erde lebt. Laß dich auch, wenn du deine Augen zum Himmel hin erhebst, durch den Anblick der Sonne, des Mondes und der Sterne, des ganzen Himmelsheeres, nicht dazu verführen, dich vor ihnen niederzuwerfen und ihnen zu dienen. Denn der HERR, dein Gott, hat sie allen anderen Völkern unter dem ganzen Himmel zur Verehrung zugewiesen: euch aber hat der HERR genommen und euch aus dem Eisenschmelzofen, aus Ägypten, herausgeführt, damit ihr sein Eigentumsvolk würdet, wie ihr es am heutigen Tage seid. Gegen mich aber ist der HERR um euretwillen in solchen Zorn geraten, daß er geschworen hat, ich solle nicht den Jordan überschreiten und nicht das schöne Land betreten, das der HERR, dein Gott, dir zum Besitz geben will; sondern ich muß in diesem Lande sterben, ohne über den Jordan zu kommen, während ihr hinüberziehen werdet und jenes schöne Land in Besitz nehmt. So hütet euch nun, den Bund, den der HERR, euer Gott, mit euch geschlossen hat, zu vergessen und euch ein Gottesbild anzufertigen, ein Abbild von irgend etwas, das der HERR, dein Gott, dir verboten hat; denn der HERR, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer, ein eifersüchtiger Gott.« Erneute Warnung vor Abgötterei; Strafandrohung und Gnadenverheißung»Wenn euch dann Kinder und Kindeskinder geboren sind und ihr euch in dem Lande eingelebt habt und euch dann versündigt,A.Ü.: und ihr dann im Lande entartet und verderbt handelt. indem ihr euch ein Gottesbild in irgendeiner Gestalt anfertigt und somit tut, was dem HERRN, eurem Gott, mißfällt, so daß ihr ihn erbittert, so rufe ich heute den Himmel und die Erde zu Zeugen gegen euch an, daß ihr dann unfehlbar gar bald aus dem Lande verschwinden werdet, in das ihr jetzt über den Jordan zieht, um es in Besitz zu nehmen. Ihr werdet dann nicht lange Zeit in ihm wohnen bleiben, sondern gänzlich daraus vertilgt werden. Der HERR wird euch dann unter die Völker zerstreuen, und nur eine geringe Zahl von euch wird übrigbleiben unter den Heidenvölkern, zu denen der HERR euch führen wird. Dort werdet ihr dann Göttern dienen, die von Menschenhänden aus Holz und Stein gemacht sind, die weder sehen noch hören, nicht essen und nicht atmen können. Aber von dort aus wirst du den HERRN, deinen Gott, suchen, und du wirst ihn finden, wenn du mit ganzem Herzen und ganzer Seele nach ihm verlangst. Wenn du in Bedrängnis bist und alle diese Leiden dich in zukünftigen Tagen treffen, so wirst du zum HERRN, deinem Gott, zurückkehren und seinen Befehlen gehorchen. Denn der HERR, dein Gott, ist ein barmherziger Gott: er wird dich nicht verlassen und dich nicht ins Verderben geraten lassen und wird den Bund nicht vergessen, den er deinen Vätern mit einem Eide bekräftigt hat.« Die Herrlichkeit der göttlichen Offenbarung und der Gnadenerweise verpflichtet zum strengsten Gehorsam»Denn forsche doch in den früheren Zeiten nach, die vor dir gewesen sind, seit dem Tage, wo Gott Menschen auf der Erde geschaffen hat, und forsche von einem Ende des Himmels bis zu dessen anderem Ende nach, ob je etwas so Großes sich zugetragen hat oder etwas Derartiges gehört worden ist: ob je ein Volk die Stimme Gottes mitten aus dem Feuer heraus hat reden hören, wie du sie gehört hast, und dennoch am Leben geblieben ist; oder ob je ein Gott auch nur den Versuch gemacht hat, auf die Erde zu kommen, um sich ein Volk mitten aus einem andern Volk herauszuholen durch Prüfungen, durch Zeichen und Wunder, durch Krieg, mit starker Hand und hocherhobenem Arm und durch schreckenerregende Großtaten, wie das alles der HERR, euer Gott, in Ägypten vor euren Augen an euch getan hat. Du hast es zu sehen bekommen, um zu erkennen, daß der HERR der (einzige) Gott ist und daß es keinen anderen außer ihm gibt. Vom Himmel her hat er dich seine Stimme hören lassen, um dich zu unterweisen, und auf der Erde hat er dich sein gewaltiges Feuer sehen lassen, und aus dem Feuer heraus hast du seine Worte vernommen. Weil er also deine Väter geliebt und ihre Nachkommen nach ihnen erwählt und in eigener Person mit seiner großen Kraft dich aus Ägypten herausgeführt hat, um Völker, die dir an Größe und Macht überlegen waren, vor dir zu vertreiben und um dich herzubringen, damit er dir ihr Land als Eigentum gebe, wie es am heutigen Tage der Fall ist – so erkenne es heute und nimm es dir zu Herzen, daß der HERR (allein) Gott ist oben im Himmel und unten auf der Erde, sonst aber keiner. Darum beobachted.h. beachte, befolge . seine Satzungen und Gebote, die ich dir heute zur Pflicht mache, damit es dir und deinen Kindern nach dir gut ergeht und du lange in dem Lande wohnen bleibst, das der HERR, dein Gott, dir für immer geben will.« 3. Anhang: Aussonderung von drei Freistädten im Ostjordanlande (vgl. 19,1-13)Damals sonderte Mose im Ostjordanlande drei Städte aus, damit ein Totschläger, der einen andern unvorsätzlich getötet hätte, ohne vorher mit ihm verfeindet gewesen zu sein, in eine von diesen Städten fliehen und dadurch sein Leben retten könnte. Diese Städte waren: Bezer in der Steppe, im Gebiet der Hochebene, für den Stamm Ruben, ferner Ramoth in Gilead für den Stamm Gad und Golan in Basan für den Stamm Manasse. II. Das Gesetz mit Einleitungs- und Schlußreden (4,44-30,20)1. Überschrift und Einleitung (oder: Die Bundesgrundlagen) (4,44-11,32)a) Die Überschrift (oder: Ankündigung der folgenden Gesetzespredigt) nebst OrtsangabeUnd dies ist das Gesetz, das Mose den Israeliten vorlegte; dies sind die Zeugnisse und die Satzungen und die Verordnungen, die Mose den Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten vortrug, und zwar jenseits des Jordans in dem Tal gegenüber von Beth-Peor im Lande des ehemaligen Amoriterkönigs Sihon, der in Hesbon gewohnt hatte und den Mose und die Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten geschlagen und dessen Land sie in Besitz genommen hatten ebenso wie das Land Ogs, des Königs von Basan, (das Land) der beiden Amoriterkönige, die im Ostjordanlande gewohnt hatten von Aroer am Ufer des Arnonflusses an bis zum Berge SionVielleicht ist »Sirjon« zu lesen (vgl. 3,9). – das ist der Hermon –, nebst der ganzen Steppe auf der Ostseite des Jordans bis an das Meer der SteppeDas Meer der Steppe (= der Steppensee) ist das heutige Tote Meer. am Fuß der Abhänge des Pisga. b) Erinnerung an die Offenbarung Gottes am Horeb; das Grundgesetz der Zehn Gebote; Mose von Gott als Mittler anerkanntDa berief Mose alle Israeliten und sagte zu ihnen: »Vernimm, Israel, die Satzungen und Verordnungen, die ich euch heute laut vortrage: lernt sie und beobachtetd.h. beachtet, befolgt . sie genau! Der HERR, unser Gott, hat am Horeb einen Bund mit uns geschlossen. Nicht mit unsern Vätern hat der HERR diesen Bund geschlossen, sondern mit uns hier, die wir alle heute noch am Leben sind. Von Angesicht zu Angesicht hat der HERR auf dem Berge aus dem Feuer heraus mit euch geredet, während ich selbst damals zwischen dem HERRN und euch stand, um euch die Worte des HERRN zu verkündigen; denn ihr fürchtetet euch vor dem Feuer und waret nicht auf den Berg gestiegen. Die Worte aber lauteten so:« Die Zehn Gebote (oder: der Dekalog) (2.Mose 20,2-17)»Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Lande Ägypten, aus dem Diensthause, hinausgeführt hat. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir! Du sollst dir kein Gottesbild anfertigen, irgendein Abbild von dem, was oben im Himmel oder unten auf der Erde oder im Wasser unterhalb der Erde ist! Du sollst dich vor ihnen nicht niederwerfen und ihnen nicht dienen; denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der die Verschuldung der Väter heimsucht an den Kindern, ja an den Enkeln und Urenkeln derer, die mich hassen, der aber Gnade erweist an Tausenden von Nachkommen derer, die mich lieben und meine Gebote halten. Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht mißbrauchen!; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht. Beobachted.h. beachte, halte . den Sabbattag, daß du ihn heilig hältst, wie der HERR, dein Gott, dir geboten hat! Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Geschäfte verrichten! Aber der siebte Tag ist ein Feiertag zu Ehren des HERRN, deines Gottes: da darfst du keinerlei Arbeit verrichten, weder du selbst, noch dein Sohn oder deine Tochter, weder dein Knecht noch deine Magd, weder dein Ochs, noch dein Esel, noch all dein Vieh, noch der Fremdling, der sich bei dir in deinen Ortschaften aufhält, damit dein Knecht und deine Magd ausruhen können wie du selbst. Denke daran, daß du selbst ein Knecht gewesen bist im Lande Ägypten und daß der HERR, dein Gott, dich von dort mit starker Hand und hocherhobenem Arm weggeführt hat; darum hat der HERR, dein Gott, dir geboten, den Sabbattag zu feiern. Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie der HERR, dein Gott, dir geboten hat, damit du lange lebst und damit es dir wohlergeht in dem Lande, das der HERR, dein Gott, dir geben wird! Du sollst nicht töten! Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen! Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen gegen deinen Nächsten! Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib und sollst dich nicht nach dem Hause deines Nächsten gelüsten lassen, nach seinem Felde, nach seinem Knecht und seiner Magd, nach seinem Ochsen und seinem Esel und nach allem, was deinem Nächsten gehört!« Die vom angsterfüllten Volk erbetene Mittlerstellung Moses wird von Gott anerkannt»Diese Worte hat der HERR auf dem Berge zu eurer ganzen Versammlung mit lauter Stimme mitten aus dem Feuer und dem dunklen Gewölk heraus gesprochen und nichts weiter hinzugefügt; er hat sie dann auf zwei Steintafeln geschrieben und diese mir übergeben. Als ihr aber die Stimme mitten aus dem Dunkel heraus vernahmt, während der Berg in Feuerglut brannte, da tratet ihr zu mir heran, alle eure Stammeshäupter und eure Ältesten, und sagtet: ›Der HERR, unser Gott, hat uns nunmehr seine Herrlichkeit und Größe sehen lassen, und wir haben seine Stimme aus dem Feuer heraus gehört: heute haben wir erlebt, daß, wenn der HERR mit Menschen redet, diese doch am Leben bleiben. Aber warum sollen wir uns jetzt noch in Todesgefahr begeben? Denn dieses gewaltige Feuer wird uns verzehren! Wenn wir selbst die Stimme des HERRN, unseres Gottes, noch weiter hören, so werden wir sterben. Denn wo gäbe es in der ganzen Menschheit jemandenW.: Denn wer ist von allem Fleisch = wer ist irgendein lebendes Wesen (oder: wo gäbe es irgendein sterbliches Wesen)?, der wie wir die Stimme des lebendigen Gottes aus dem Feuer heraus hätte reden hören und doch am Leben geblieben wäre? Tritt du hinzu und höre alles an, was der HERR, unser Gott, sagen wird; berichte du uns dann alles, was der HERR, unser Gott, dir sagen wird, so wollen wir es hören und befolgen.‹ Als nun der HERR diese Worte vernahm, die ihr mit lauter Stimme an mich gerichtet hattet, sagte der HERR zu mir: ›Ich habe die Worte gehört, die dieses Volk mit lauter Stimme an dich gerichtet hat; sie haben recht in allem, was sie zu dir gesagt haben. Möchte doch dieser ihr Vorsatz ihnen verbleiben, daß sie mich allezeit fürchten und alle meine Gebote halten! Dann sollte es ihnen und ihren Kindern immerdar gut ergehen. Gehe hin und sage ihnen: Kehrt zu euren Zelten zurück! Du aber bleibe hier bei mir stehen, damit ich dir alle Verordnungen und die Satzungen und GeboteA.Ü.: alle Verordnungen, sowohl die Satzungen als auch die Gebote. mitteile, die du sie lehren sollst, damit sie danach tun in dem Lande, das ich ihnen zum Besitz geben will.‹ So achtet denn darauf, daß ihr so tut, wie der HERR, euer Gott, euch geboten hat: weicht weder zur Rechten noch zur Linken davon ab! Wandelt genau auf dem Wege, den der HERR, euer Gott, euch geboten hat, damit ihr das Leben behaltet und es euch wohlgeht und ihr lange in dem Lande wohnen bleibt, das ihr in Besitz nehmen sollt.« c) Darlegung und Einschärfung der zwei Grundgebote: Alleinverehrung Gottes und Liebe zu Gott»Dies ist nun das Gesetz, die Satzungen und die Verordnungen, die ich euch nach dem Befehl des HERRN, eures Gottes, lehren soll, damit ihr nach ihnen lebt in dem Lande, zu dessen Eroberung ihr jetzt hinüberzieht, auf daß ihr, du und deine Kinder und Kindeskinder, den HERRN, euren Gott, euer ganzes Leben lang fürchtet und alle seine Satzungen und Gebote beobachtetd.h. beachtet, befolgt ., die ich dir zur Pflicht mache, und auf daß deine Tage lange Dauer haben. So höre sie denn, Israel, und achte darauf, sie zu befolgen, damit es dir wohlgeht und ihr sehr zahlreich werdet, wie der HERR, der Gott deiner Väter, es dir zugesagt hat – in einem von Milch und Honig überfließenden Lande. Höre, Israel: Der HERR ist unser Gott, der HERR allein! So liebe denn den HERRN, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit all deiner Kraft! So mögen denn diese Worte, die ich dir heute gebiete, dir am Herzen liegen, und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und von ihnen reden, wenn du in deinem Hause sitzt und wenn du auf der Wanderung begriffen bist, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst. Du sollst sie dir als ein Gedenkzeichen an die Hand binden und sie als Binde zwischen deinen Augen tragen und sollst sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore schreiben.« Diene dem Herrn treu und mit dankbarem Gehorsam auch in dem herrlichen Verheißungslande!»Auch wenn der HERR, dein Gott, dich in das Land bringen wird, das er dir, wie er deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen hat, zu eigen geben will, große und schöne Städte, die du nicht gebaut hast, und Häuser, angefüllt mit Gütern jeder Art, die du nicht angefüllt hast, in Fels gehauene Brunnen, die du nicht ausgehauen hast, Weinberge und Olivengärten, die du nicht angelegt hast, und du dich dann satt daran ißt: so hüte dich wohl, den HERRN zu vergessen, der dich aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft, ausgeführt hat! Den HERRN, deinen Gott, sollst du fürchten und ihm dienen und bei seinem Namen schwören. Ihr dürft keinem andern Gott von den Göttern der Völker, die rings um euch her wohnen, anhangen; denn der HERR, dein Gott, ist ein eifriger Gott in deiner Mitte; es möchte sonst der Zorn des HERRN, deines Gottes, gegen dich entbrennen und er dich vom Erdboden vertilgen.« Stellt nicht durch Unglauben und Abfall die Langmut Gottes auf die Probe!»Ihr sollt den HERRN, euren Gott, nicht versuchen, wie ihr ihn in Massa versucht habt; ihr sollt vielmehr die Gebote des HERRN, eures Gottes, getreulich beobachtend.h. beachten, befolgen . sowie seine Zeugnisse und seine Verordnungen, die er dir zur Pflicht gemacht hat; und du sollst das tun, was in den Augen des HERRN recht und gut ist, damit es dir wohlergeht und du in das schöne Land, das der HERR deinen Vätern zugeschworen hat, einziehst und es in Besitz nimmst, indem du alle deine Feinde vor dir her vertreibst, wie der HERR es verheißen hat.« Belehre auch deine Kinder über die göttlichen Erlösungstaten und über die Bedeutung des Gesetzes!»Wenn dann dein Sohn dich künftig fragt: ›Was hat es denn mit den Zeugnissen, den Satzungen und den Verordnungen auf sich, die der HERR, unser Gott, euch geboten hat?‹, so sollst du deinem Sohne antworten: ›Wir waren Knechte des Pharaos in Ägypten; aber der HERR hat uns mit starker Hand aus Ägypten hinausgeführt, und der HERR hat vor unsern Augen große und furchtbare Zeichen und Wunder in Ägypten am Pharao und seinem ganzen Hause getan; uns aber hat er von dort weggeführt, um uns hierher zu bringen, damit er uns das Land gäbe, das er unsern Vätern zugeschworen hatte. Daher hat der HERR uns geboten, alle diese Satzungen zu beobachtend.h. beachten, befolgen ., indem wir den HERRN, unsern Gott, fürchteten, damit es uns allezeit wohlergehe und er uns am Leben erhalte, wie es noch an diesem Tage der Fall ist. So werden wir denn als gerecht dastehen, wenn wir es uns angelegen sein lassen, dieses ganze Gesetz vor dem HERRN, unserm Gott, zu erfüllen, wie er uns geboten hat.‹« d) Die abgöttischen Kanaanäer und ihr Götzendienst sollen ausgerottet werden; jede Verbindung mit ihnen ist sündhaft»Wenn der HERR, dein Gott, dich in das Land gebracht hat, in das du jetzt ziehst, um es in Besitz zu nehmen, und viele Völkerschaften, die Hethiter, Girgasiter, Amoriter, Kanaanäer, Pherissiter, Hewiter und Jebusiter, sieben Völkerschaften, die an Zahl und Stärke dir überlegen sind, vor dir her vertrieben hat, und wenn der HERR, dein Gott, sie in deine Gewalt gegeben hat und du sie besiegt hast, so sollst du den Bann schonungslos an ihnen vollstrecken: du darfst kein Abkommen mit ihnen treffen und keine Gnade gegen sie üben. Du darfst dich auch nicht mit ihnen verschwägern, weder deine Töchter an ihre Söhne verheiraten noch ihre Töchter für deine Söhne zu Frauen nehmen; denn sie würden deine Söhne von mir abwendig machen, so daß sie anderen Göttern dienen, und der Zorn des HERRN würde gegen euch entbrennen und euch schnell vertilgen. Vielmehr sollt ihr so mit ihnen verfahren: ihre Altäre sollt ihr niederreißen, ihre MalsteineÜber Malsteine und Götzenbäume s. 2.Mose 34,13. zertrümmern, ihre Götzenbäume umhauen und ihre geschnitzten Götterbilder im Feuer verbrennen. Denn du bist ein dem HERRN, deinem Gott, geheiligtes Volk: dich hat der HERR, dein Gott, aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind, zu seinem Eigentumsvolk erwählt. Nicht deshalb, weil ihr zahlreicher wärt als alle anderen Völker, hat der HERR sich euch zugewandt und euch erwählt – ihr seid ja das kleinste unter allen Völkern –; nein, weil der HERR Liebe zu euch hegte und weil er den Eid halten wollte, den er euren Vätern zugeschworen hatte, deshalb hat der HERR euch mit starker Hand weggeführt und euch aus dem Hause der Knechtschaft, aus der Gewalt des Pharaos, des Königs von Ägypten, erlöst. So erkenne denn, daß der HERR, dein Gott, der (wahre) Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Gnade bis ins tausendste Glied denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote halten, aber denen, die ihn hassen, mit Vernichtung ihrer eigenen Person vergilt und seinen Widersachern keinen Aufschub gewährt, sondern ihnen an ihrer eigenen Person vergilt. So halte denn das Gesetz, sowohl die Satzungen als auch die Verordnungen, deren Beobachtungd.h. Beachtung, Befolgung . ich dir heute gebiete.« Die Erfüllung des Gesetzes wird reichen Segen eintragen und auch im Kampf gegen die Kanaanäer heilsam sein»Wenn du nun diesen Verordnungen gehorchst und sie in deinem ganzen Tun beobachtestd.h. beachtest, befolgst ., so wird der HERR, dein Gott, dir dafür den Bund und die Gnade bewahren, die er deinen Vätern zugeschworen hat, und wird dich lieben und segnen und dich zahlreich werden lassen, dir Kindersegen bescheren und deine Feldfrüchte, dein Getreide, deinen Wein und dein Öl, die Jungen deiner Rinder und den Nachwuchs deines Kleinviehs in dem Lande segnen, das du, wie er deinen Vätern zugeschworen hat, besitzen sollst. Gesegnet wirst du vor allen Völkern sein: kein Mann und kein Weib unter dir soll unfruchtbar sein und ebenso auch kein Stück von deinem Vieh. Der HERR wird auch alle Krankheiten von dir fernhalten und keine von den bösen Seuchen Ägyptens, die du kennst, über dich kommen lassen, sondern alle deine Feinde damit heimsuchen. Du sollst aber alle Völker vernichten, die der HERR, dein Gott, in deine Gewalt gibt: dein Auge soll sie nicht mitleidig ansehen, und du sollst ihren Göttern nicht dienen, denn das würde ein Fallstrick für dich sein. Wenn du aber bei dir denken solltest: ›Diese Völkerschaften sind mir zu stark, wie sollte ich sie vertreiben können?‹ –: fürchte dich nicht vor ihnen! Denke vielmehr an das zurück, was der HERR, dein Gott, am Pharao und an allen Ägyptern getan hat, an die großen Machterweise, die du mit eigenen Augen gesehen hast, an die Zeichen und Wunder, an die starke Hand und den hocherhobenen Arm, mit dem der HERR, dein Gott, dich herausgeführt hat: ebenso wird der HERR, dein Gott, mit allen Völkern verfahren, vor denen du dich jetzt fürchtest. Auch die Hornissen wird der HERR, dein Gott, gegen sie loslassen, bis die Übriggebliebenen und die sich vor dir Versteckenden umgekommen sind. Habe also keine Angst vor ihnen! Denn der HERR, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein großer und furchtbarer Gott. Doch der HERR, dein Gott, wird diese Völker nur nach und nach vor dir vertreiben: du darfst sie nicht schnell vernichten, sonst würden die wilden Tiere zu deinem Schaden überhandnehmen. Jedoch wird der HERR, dein Gott, sie dir preisgeben und sie in große Bestürzung versetzen, bis sie ausgerottet sind; und er wird ihre Könige in deine Gewalt geben, und du wirst ihre Namen unter dem Himmel austilgen: niemand soll vor dir standhalten, bis du sie ausgerottet hast. Ihre geschnitzten Götzenbilder sollt ihr im Feuer verbrennen: du sollst nach dem Silber und Gold, das sich an ihnen befindet, kein Verlangen tragen und es nicht für dich hinnehmen, damit du dadurch nicht ins Verderben gerätst, denn es ist ein Greuel für den HERRN, deinen Gott, und du sollst einen solchen Greuel nicht in dein Haus kommen lassen, um nicht gleich ihm dem Bann zu verfallen; du sollst es vielmehr mit Ekel verabscheuen und es durchaus für etwas Greuelhaftes halten, denn es ist dem Banne geweiht.« e) Mahnung zum Gehorsam gegen das göttliche Gesetz und zur Dankbarkeit gegen Gott für die während der Wüstenwanderung erwiesenen Wohltaten»Das ganze Gesetz, das ich dir heute gebiete, sollt ihr gewissenhaft befolgen, damit ihr am Leben bleibt und zahlreich werdet und hineinkommt, um das Land in Besitz zu nehmen, das der HERR euren Vätern zugeschworen hat. Und du sollst des ganzen Weges gedenken, den der HERR, dein Gott, dich nun vierzig Jahre lang in der Wüste hat wandern lassen, um dich demütig zu machen und dich zu erproben, damit er erkenne, wie es um dein Herz steht, ob du nämlich seine Gebote halten wirst oder nicht. So demütigte er dich denn und ließ dich Hunger leiden; dann aber speiste er dich wieder mit dem Manna, das weder du noch deine Väter gekannt hatten, um dich zu der Erkenntnis zu führen, daß der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern daß der Mensch von allem lebt, was vom Mund des HERRN ausgeht.d.h. was der HERR durch ein Machtwort seines Mundes schafft; vgl. Mt 4,4; Lk 4,4. Die Kleider, die du anhattest, haben sich nicht abgenutzt, und die Füße sind dir während dieser vierzig Jahre nicht geschwollen. So erkenne denn in deinem Herzen, daß der HERR, dein Gott, ebenso dein Erzieher ist, wie ein Vater seinen Sohn erzieht, und befolge die Gebote des HERRN, deines Gottes, indem du auf seinen Wegen wandelst und ihn fürchtest.« Schilderung der Herrlichkeit des verheißenen, mit allen Gütern reich gesegneten Landes»Denn der HERR, dein Gott, will dich in ein schönes Land bringen, in ein Land mit Wasserbächen, Quellen und Grundwassern, die in der Niederung und im Gebirge entspringen, ein Land mit Weizen und Gerste, mit Weinstöcken, Feigenbäumen und Granaten, ein Land mit Ölbäumen und Honig, ein Land, in welchem du dein Brot nicht kärglich zu essen brauchst, sondern an nichts Mangel leiden wirst, ein Land, das in seinem Gestein Eisen birgt und aus dessen Bergen du Kupfer heraushauen wirst. Wenn du dann gegessen hast und satt geworden bist, so preise den HERRN, deinen Gott, für das schöne Land, das er dir gegeben hat.« Ungehorsam und Überhebung müssen den Untergang herbeiführen»Hüte dich ja, alsdann den HERRN, deinen Gott, zu vergessen, so daß du seine Verordnungen, sowohl seine Gebote als auch seine Satzungen, deren Befolgung ich dir heute zur Pflicht mache, nicht beobachtestd.h. beachtest .. Laß nicht, während du dich satt ißt und dir schöne Häuser zum Bewohnen baust und deine Rinder und dein Kleinvieh sich mehren und Silber und Gold sich dir mehren und dein gesamter Besitz zunimmt, dein Herz sich überheben und vergiß nicht den HERRN, deinen Gott, der dich aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft, herausgeführt, der dich durch die große und furchtbare Wüste mit ihren feurigen Schlangen und Skorpionen geleitet hat, durch wasserlose, dürre Gegenden, und der dir Wasser aus dem kieselharten Felsen hat sprudeln lassen; der dich mit Manna, das deine Väter nicht gekannt hatten, in der Wüste gespeist hat, um dich demütig zu machen und auf die Probe zu stellen, damit er dir zuletzt Gutes erweisen könnte. Denke dann nicht etwa bei dir selbst: ›Meine Kraft und meine starken Arme haben mir diesen Wohlstand verschafft!‹ Denke vielmehr daran, daß der HERR, dein Gott, es ist, der dir die Kraft verliehen hat, solchen Wohlstand zu erwerben, weil er seinen Bund aufrechthalten will, den er deinen Vätern zugeschworen hat [wie es an diesem Tage offenbar ist]. Wenn du aber trotzdem den HERRN, deinen Gott, vergißt und anderen Göttern nachgehst und ihnen dienst und sie anbetest, so bezeuge ich euch heute feierlich, daß ihr unfehlbar zugrunde gehen werdet! Wie die Völkerschaften, die der HERR vor euch vernichtet, so werdet auch ihr alsdann zugrunde gehen zur Strafe dafür, daß ihr nicht auf die Stimme des HERRN, eures Gottes, gehört habt.« f) Warnung vor Selbstgerechtigkeit; Hinweis auf die früheren Beweise von Ungehorsam und Halsstarrigkeit des Volkes (besonders am Horeb)»Höre, Israel! Du bist jetzt im Begriff, über den Jordan zu ziehen, um dir drüben Völker zu unterwerfen, die größer und stärker sind als du: große und bis an den Himmel befestigte Städte, ein großes und hochgewachsenes Volk, die Enakiter, die du selbst schon kennst und von denen du selbst hast sagen hören: ›Wer könnte es mit den Enakitern aufnehmen?‹ So sollst du denn jetzt erkennen, daß der HERR, dein Gott, selbst es ist, der an deiner Spitze als ein verzehrendes Feuer hinüberzieht: er wird sie vernichten, und er wird sie vor dir her niederwerfen, so daß du sie schnell aus ihrem Besitz vertreiben und sie vernichten kannst, wie der HERR es dir verheißen hat. Denke nun nicht bei dir selbst, wenn der HERR, dein Gott, sie vor dir her vertreibt: ›Um meines Verdienstes willenW.: Um meiner Gerechtigkeit (= Rechtbeschaffenheit) oder Bewährtheit willen. hat der HERR mich hierher geführt, damit ich dieses Land in Besitz nehme‹ [während der HERR diese Völkerschaften doch wegen ihrer Verworfenheit vor dir her ausrottet]. Nicht um deines Verdienstes willen und nicht wegen deines aufrichtigen Herzens gelangst du in den Besitz ihres Landes, sondern der HERR, dein Gott, rottet diese Völkerschaften vor dir her aus wegen ihrer Verworfenheit und auch um die Verheißung zu erfüllen, die der HERR deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen hat. Bedenke also wohl, daß der HERR, dein Gott, dir dieses schöne Land nicht um deines Verdienstes willen zum Eigentum gibt; denn du bist ein halsstarriges Volk.« Die schwere Verschuldung des Volkes durch die Anbetung des goldenen Stierbildes (2.Mose 32)»Denke daran und vergiß es nicht, daß du den HERRN, deinen Gott, in der Wüste erzürnt hast! Von dem Tage an, da ihr aus dem Land Ägypten ausgezogen seid, bis zu eurer Ankunft an diesem Ort habt ihr euch widerspenstig gegen den HERRN gezeigt. Besonders am Horeb habt ihr ihn erzürnt, und der HERR wurde gegen euch so aufgebracht, daß er euch vertilgen wollte. Als ich auf den Berg gestiegen war, um die Steintafeln, die Tafeln des Bundes, den der HERR mit euch geschlossen hatte, in Empfang zu nehmen, da blieb ich vierzig Tage und vierzig Nächte auf dem Berge, ohne Brot zu essen und Wasser zu trinken. Da übergab der HERR mir die beiden Steintafeln, die vom Finger Gottes beschrieben waren und auf denen alle die Worte standen, die der HERR am Tage der Versammlung an dem Berge aus dem Feuer heraus zu euch geredet hatte. Als nun der HERR mir damals nach Verlauf von vierzig Tagen und vierzig Nächten die beiden Steintafeln, die Tafeln des Bundes, übergeben hatte, sagte der HERR zu mir: ›Auf! Steige schnell von hier hinab, denn dein Volk, das du aus Ägypten hergeführt hast, handelt sündhaft: sie sind schnell von dem Wege abgewichen, den ich ihnen geboten habe; sie haben sich ein gegossenes Bild gemacht.‹ Dann sagte der HERR weiter zu mir: ›Ich habe dieses Volk beobachtet und erkenne wohl: es ist ein halsstarriges Volk. Laß mich sie nun vertilgen und ihren Namen unter dem Himmel auslöschen! Dich will ich dafür zu einem Volk machen, das stärker und zahlreicher ist als sie.‹ Hierauf kehrte ich um und stieg vom Berge hinunter, während der Berg im Feuer brannte und die beiden Bundestafeln in meinen beiden Händen waren. Da sah ich denn wirklich, daß ihr gegen den HERRN, euren Gott, gesündigt und euch ein gegossenes Stierbild gemacht hattet; ihr wart schnell von dem Wege abgewichen, den der HERR euch geboten hatte. Da faßte ich die beiden Tafeln, schleuderte sie weg aus meinen beiden Händen und zertrümmerte sie vor euren Augen. Darauf aber warf ich mich vor dem HERRN nieder wie das erste Mal, vierzig Tage und vierzig Nächte lang, ohne Brot zu essen und Wasser zu trinken, wegen all der Sünden, die ihr begangen hattet, indem ihr etwas tatet, was dem HERRN mißfiel und ihn erzürnen mußte; denn mir war bange vor dem Zorn und Grimm, den der HERR gegen euch hegte, so daß er euch vertilgen wollte. Und der HERR erhörte mich auch diesmal. Auch gegen Aaron war der HERR heftig erzürnt, so daß er ihn vertilgen wollte; darum legte ich damals auch für Aaron Fürbitte ein. Das Machwerk eurer Sünde aber, das Stierbild, das ihr angefertigt hattet, nahm ich und verbrannte es im Feuer, ich zerschlug es in Stücke und zermalmte es, bis es zu feinem Staub geworden war; und diesen Staub warf ich in den Bach, der vom Berge herabfloß.« Noch andere Beweise von Ungehorsam des Volkes»Auch bei Thabera und Massa und bei den Lustgräbern habt ihr den HERRN immerfort erzürnt; und als der HERR euch aus Kades-Barnea aufbrechen hieß mit dem Befehl: ›Zieht hinauf und besetzt das Land, das ich euch bestimmt habe!‹, da habt ihr euch dem Befehl des HERRN, eures Gottes, widersetzt und kein Vertrauen zu ihm gehabt und seiner Weisung nicht gehorcht: widerspenstig seid ihr gegen den HERRN gewesen, seit ich euch kenne!« Damals ist die Vernichtung Israels nur durch die Fürbitte Moses abgewendet und die Bundeserneuerung durch die Gnade Gottes bewirkt worden (4.Mose 14,13-20)»Als ich nun jene vierzig Tage und vierzig Nächte vor dem HERRN am Boden hingestreckt gelegen hatte – denn der HERR hatte es ausgesprochen, daß er euch vertilgen wolle –, da betete ich zum HERRN folgendermaßen: ›O HERR, unser Gott! Vernichte nicht dieses Volk und dein Eigentum, das du durch deine große Macht befreit, das du mit starker Hand aus Ägypten herausgeführt hast! Gedenke an deine Knechte Abraham, Isaak und Jakob! Kehre dich nicht an die Halsstarrigkeit dieses Volkes und an seine Bosheit und Sünde, damit man in dem Lande, aus dem du uns weggeführt hast, nicht sagen kann: Weil der HERR nicht imstande war, sie in das Land zu bringen, das er ihnen zugesagt hatte, und weil er sie haßte, hat er sie hinausgeführt, um sie in der Wüste sterben zu lassen! Sie sind ja doch dein Volk und dein Eigentum, das du mit deiner großen Kraft und deinem hocherhobenen Arm hinausgeführt hast.‹ Damals sagte der HERR zu mir: ›Haue dir zwei Steintafeln zurecht, wie die ersten waren, und steige zu mir auf den Berg herauf; fertige dir auch eine hölzerne Lade an. Ich will dann auf die Tafeln die Worte schreiben, die auf den ersten Tafeln gestanden haben, welche du zertrümmert hast; dann sollst du sie in die Lade legen.‹ So fertigte ich denn eine Lade von Akazienholz an, hieb zwei Steintafeln zurecht, wie die ersten waren, und stieg mit den beiden Tafeln in der Hand auf den Berg hinauf. Da schrieb er auf die Tafeln in derselben Schrift, wie das erste Mal, die zehn Gebote, die der HERR am Tage der Versammlung an dem Berge aus dem Feuer heraus euch zugerufen hatte, und übergab mir (die Tafeln). Als ich dann umgekehrt und vom Berge wieder hinabgestiegen war, legte ich die Tafeln in die Lade, die ich angefertigt hatte; dort sind sie liegen geblieben, wie der HERR mir geboten hatte. Die Israeliten aber brachen von Beeroth-Bene-Jaakan nach Mosera auf; dort starb Aaron und wurde dort begraben, und sein Sohn Eleasar trat als Priester an seine Stelle. Von da zogen sie nach Gudgoda weiter und von Gudgoda nach Jotba, einem reichbewässerten Landstrich. Damals sonderte der HERR den Stamm Levi dazu aus, die Lade mit dem Bundesgesetz des HERRN zu tragen und als seine Diener vor ihm zu stehen und in seinem Namen zu segnen, wie es bis auf den heutigen Tag geschieht. Darum haben die Leviten kein Erbteil und kein Besitztum erhalten wie ihre Brüder: der HERR ist ihr Erbteil, wie der HERR, dein Gott, ihnen zugesagt hat. Als ich aber auf dem Berge ebenso lange wie das erste Mal, nämlich vierzig Tage und vierzig Nächte, geblieben war, erhörte der HERR mich auch diesmal; der HERR wollte dich nicht verderben und gebot mir: ›Mache dich auf den Weg und brich an der Spitze des Volkes auf, damit sie ans Ziel kommen und das Land in Besitz nehmen, das ich ihnen geben will, wie ich ihren Vätern eidlich versprochen habe!‹« g) Mahnung zu treuer Erfüllung der göttlichen Gebote, zur Gottesfurcht und Gottesliebe; Segen und Fluch»Und nun, Israel, was fordert der HERR, dein Gott, von dir? Doch nur, daß du den HERRN, deinen Gott, fürchtest und immerdar auf seinen Wegen wandelst und daß du ihn liebst und dem HERRN, deinem Gott, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele dienst, indem du die Gebote und die Satzungen des HERRN, die ich dir heute gebiete, zu deinem eigenen Wohlergehen beobachtestd.h. beachtest, befolgst .. Bedenke wohl: dem HERRN, deinem Gott, gehört der Himmel, und zwar der innerste Himmel, die Erde und alles, was auf ihr ist; und doch hat der HERR sich nur deinen Vätern in Liebe zugewandt und hat euch, die Nachkommen jener, aus allen Völkern auserwählt, wie es an diesem Tage offenbar ist. So beschneidet denn die Vorhaut eures Herzens und zeigt euch nicht länger halsstarrig! Denn der HERR, euer Gott, ist der Gott der Götter und der Herr der Herren, der große, starke und furchtbare Gott, der die Person nicht ansieht und sich nicht bestechen läßt, der den Waisen und Witwen Recht schafft und den Fremdling liebhat, so daß er ihm Brot und Kleidung gibt. Darum sollt ihr auch den Fremdling lieben; denn ihr seid selbst Fremdlinge im Lande Ägypten gewesen. Den HERRN, deinen Gott, sollst du fürchten, ihm sollst du dienen, ihm anhangen und nur bei seinem Namen schwören! Er ist dein Ruhm und er dein Gott, der an dir jene großen und wunderbaren Taten vollführt hat, die du mit eigenen Augen gesehen hast. Siebzig Seelen an Zahl sind einst deine Väter nach Ägypten hinabgezogen, und jetzt hat der HERR, dein Gott, dich so zahlreich gemacht wie die Sterne am Himmel.« Hinweis auf die persönlich erlebten vernichtenden Gerichtstaten Gottes»So liebe denn den HERRN, deinen Gott, und beobachted.h. beachte bzw. beachtet . allezeit, was er beobachtetwissen will, seine Satzungen, seine Verordnungen und seine Gebote, und erkennet heute – denn nicht zu euren Kindern rede ich, welche die Zucht des HERRN, eures Gottes, nicht miterlebt und seine große Macht nicht gesehen haben, seine starke Hand und seinen hocherhobenen Arm, seine Wunderzeichen und seine Taten, die er in Ägypten am Pharao, dem König von Ägypten, und an seinem ganzen Lande vollführt hat, und was er der Heeresmacht der Ägypter, ihren Rossen und Kriegswagen, hat widerfahren lassen, über die er die Wasser des Schilfmeeres hinströmen ließ, als sie euch verfolgten, und die der HERR so bis auf den heutigen Tag vernichtet hat; und was er sodann an euch in der Wüste bis zu eurer Ankunft an diesem Ort vollbracht hat, und was er an Dathan und Abiram, den Söhnen des Rubeniten Eliab, getan hat, wie da die Erde ihren Mund auftat und sie samt ihren Familien und Zelten und dem ganzen Bestand, der zu ihnen gehörte,W.: der in ihren Fußspuren ging. inmitten aller Israeliten verschlang –: nein, zu euch rede ich, die ihr mit eigenen Augen alle die großen Taten gesehen habt, die der HERR vollbracht hat. So beobachtetd.h. beachtet, befolgt . denn das ganze Gesetz, das ich euch heute gebiete, damit ihr stark seid und dazu kommt, das Land in Besitz zu nehmen, in das ihr hinüberzieht, um es zu erobern, und damit ihr lange in dem Lande wohnen bleibt, dessen Verleihung der HERR euren Vätern und ihren Nachkommen zugeschworen hat, ein Land, das von Milch und Honig überfließt.« Hinweis auf das herrliche, aber von Gottes Fürsorge völlig abhängige Verheißungsland»Denn das Land, in das du einziehst, um es in Besitz zu nehmen, ist nicht so wie das Land Ägypten, aus dem ihr ausgezogen seid, wo du die Saat, die du gesät hattest, wie einen Gemüsegarten (durch Schöpfräder) mit den Füßen bewässern mußtest; nein, das Land, in das ihr hinüberzieht, um es in Besitz zu nehmen, ist ein Land mit Bergen und Tälern, das vom Regen des Himmels getränkt wird, ein Land, für das der HERR, dein Gott, Sorge trägt und auf das die Augen des HERRN, deines Gottes, beständig gerichtet sind vom Anfang des Jahres bis zum Ende des Jahres. Wenn ihr nun den Geboten, die ich euch heute zur Pflicht mache, getreulich nachkommt, indem ihr den HERRN, euren Gott, liebt und ihm von ganzem Herzen und mit ganzer Seele dient, ›so wird er eurem Lande zu rechter Zeit Regen geben, Frühregen und Spätregen, damit du dein Getreide, deinen Wein und dein Öl einbringen kannst; auch wird er auf deinen Feldern Futter für dein Vieh wachsen lassen, so daß du zu essen hast und satt wirst‹. Hütet euch (aber) wohl, daß euer Herz sich nicht betören läßt und ihr nicht abfallt und anderen Göttern dient und sie anbetet! Sonst wird der Zorn des HERRN gegen euch entbrennen, und er wird den Himmel verschließen, so daß kein Regen mehr fällt und der Erdboden keinen Ertrag mehr gibt und ihr schnell aus dem schönen Lande verschwindet, das der HERR euch geben will.« Nochmalige Mahnung zu treuem Gehorsam; Vorlegung von Segen und Fluch»Laßt also diese meine Worte Eingang in euer Herz finden und euch ganz durchdringen, bindet sie euch als ein Gedenkzeichen an eure Hand und tragt sie als Binde auf eurer Stirn, lehrt sie auch eure Kinder, indem ihr davon redet, wenn ihr zu Hause sitzt oder auf der Wanderung begriffen seid, wenn ihr euch niederlegt und wenn ihr aufsteht; und schreibt sie auf die Türpfosten eurer Häuser und an eure Tore, damit ihr und eure Kinder in dem Lande, dessen Verleihung der HERR euren Vätern zugeschworen hat, so lange wohnen bleibt, wie der Himmel über der Erde steht. Denn wenn ihr dieses ganze Gesetz, dessen Beobachtungd.h. Beachtung bzw. beachtet . ich euch heute gebiete, gewissenhaft beobachtet, indem ihr den HERRN, euren Gott, liebt, allezeit auf seinen Wegen wandelt und ihm anhangt, so wird der HERR alle diese Völkerschaften vor euch her ausrotten, und ihr werdet Völkerschaften aus ihrem Besitz verdrängen, die größer und stärker sind als ihr. Das ganze Gebiet, das eure Fußsohle betreten wird, soll euer Eigentum werden: von der Wüste bis an den Libanon, von dem Strome, dem Euphratstrom, bis an das Meer im Westen soll euer Gebiet reichen; niemand soll euch gegenüber standhalten können; Furcht und Schrecken vor euch wird der HERR, euer Gott, über das ganze Land verbreiten, das ihr betreten werdet, wie er es euch zugesagt hat. Seht, ich lege euch heute Segen und Fluch zur Wahl vor: den Segen, wenn ihr den Geboten des HERRN, eures Gottes, gehorcht, die ich euch heute gebiete; aber den Fluch, wenn ihr den Geboten des HERRN, eures Gottes, nicht gehorcht und von dem Wege, den ich euch heute gebiete, abweicht, um anderen Göttern anzuhangen, von denen ihr vorher nichts gewußt habt.« Der Garizim als Berg des Segens und der Ebal als Berg des Fluches verordnet»Wenn nun der HERR, dein Gott, dich in das Land gebracht hat, in das du jetzt ziehst, um es in Besitz zu nehmen, so sollst du den Segen auf dem Berge Garizim und den Fluch auf dem Berge Ebal erteilen. Diese liegen bekanntlich jenseits des Jordans, westlich von der nach Sonnenuntergang führenden Straße, im Lande der Kanaanäer, die in der Jordanebene wohnen, Gilgal gegenüber, neben dem Terebinthenhain von More. Denn ihr seid im Begriff, den Jordan zu überschreiten, um in den Besitz des Landes zu gelangen, das der HERR, euer Gott, euch geben will. Wenn ihr es dann besetzt habt und in ihm wohnt, so seid auf die Erfüllung aller Satzungen und Verordnungen bedacht, die ich euch heute vorlege.« 2. Die Einzelgesetzgebung (Kap. 12-26)a) Neue Überschrift zum ganzen Gesetz; Aufstellung des Grundgesetzes: »Nur an einer von Gott erwählten Stätte darf Gott durch Opfer verehrt werden«»Dies sind die Satzungen und die Verordnungen, die ihr in dem Lande, das der HERR, der Gott eurer Väter, euch zum Eigentum bestimmt hat, allezeit beobachtend.h. beachten, befolgen . sollt, solange ihr auf dem Erdboden lebt«: »Ihr sollt alle Stätten von Grund aus zerstören, an denen die Völkerschaften, die ihr aus ihrem Besitz verdrängen werdet, ihre Götter verehrt haben, auf den hohen Bergen wie auf den Hügeln und unter jedem dichtbelaubten Baum. Ihr sollt also ihre Altäre niederreißen und ihre Malsteine zertrümmern, ihre Götzenbäume im Feuer verbrennen, ihre geschnitzten Götterbilder zerschlagen und ihren Namen von den betreffenden Stätten verschwinden lassen. Mit dem HERRN, eurem Gott, dürft ihr es nicht so halten (wie jene Völker mit ihren Göttern); vielmehr nur die eine Stätte, die der HERR, euer Gott, aus all euren Stammesgebieten erwählen wird, um seinen Namen dorthin zu versetzen und dort Wohnung zu nehmen, die sollt ihr aufsuchen und euch dorthin begeben; und dorthin sollt ihr eure Brandopfer und Schlachtopfer, eure Zehnten und die Hebeopfer, die ihr darbringt, eure Gelübdeopfer und freiwilligen Gaben sowie die Erstgeburten eurer Rinder und eures Kleinviehs bringen. Dort sollt ihr auch eure Opfermahlzeiten vor dem HERRN, eurem Gott, halten, ihr und eure Familien, und euch der Freude über alles das hingeben, was ihr mit eurer Hände Arbeit beschafft habt und womit der HERR, dein Gott, dich gesegnet hat. Ihr dürft es künftig nicht mehr so machen, wie wir es heutigentags hier ein jeder ganz nach seinem Belieben zu tun pflegen; denn bis jetzt seid ihr noch nicht zum ruhigen Besitz des Erbteils gekommen, das der HERR, dein Gott, dir geben wird. Wenn ihr aber den Jordan überschritten habt und in dem Lande wohnt, das der HERR, euer Gott, euch als Erbbesitz verleihen will, und wenn er euch Ruhe vor allen euren Feinden ringsum verschafft hat, so daß ihr in Sicherheit wohnt, dann sollt ihr an die Stätte, die der HERR, euer Gott, zur Wohnung für seinen Namen erwählen wird, alles das bringen, was ich euch gebiete: eure Brand- und Schlachtopfer, eure Zehnten und die Hebeopfer, die ihr darbringt, und alle eure auserlesenen Gelübdeopfer,W.: alle Auswahl eurer Gelübde, d.h. alles Vortrefflichste, das ihr gelobt habt. die ihr dem HERRN geloben werdet. Dort sollt ihr auch vor dem HERRN, eurem Gott, fröhlich sein, ihr und eure Söhne und Töchter, eure Knechte und Mägde, auch die Leviten, die in euren Ortschaften wohnen; denn sie haben keinen eigenen Landbesitz und kein Erbteil gleich euch. Hüte dich wohl, deine Brandopfer an jedem beliebigen Ort, den du dir ersehen wirst, darzubringen! Vielmehr sollst du nur an der Stätte, die der HERR in einem deiner Stammesgebiete erwählen wird, deine Brandopfer darbringen und dort alles das verrichten, was ich dir gebiete. Doch darfst du in all deinen Wohnorten ganz nach Herzenslust schlachten und Fleisch essen, je nachdem der HERR, dein Gott, dich gesegnet hat: der Reine wie der Unreine darf es essen, wie das Fleisch einer Gazelle oder eines Hirsches;d.h. von Tieren, die rein waren und deren Fleisch, wenn sie auch nicht geopfert werden durften, doch von jedermann gegessen werden durften (vgl. 14,5). nur das Blut dürft ihr nicht genießen: auf die Erde müßt ihr es wie Wasser schütten. Du darfst nicht in deinen Wohnorten den Zehnten deines Getreides und Weins und Öls verzehren, auch nicht die Erstgeburten deiner Rinder und deines Kleinviehs und keins von deinen Gelübdeopfern, die du geloben wirst, auch nicht deine freiwilligen Gaben und die Hebeopfer, die du darbringen wirst; sondern vor dem HERRN, deinem Gott, sollst du sie an der Stätte verzehren, die der HERR, dein Gott, erwählen wird, du und dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd, auch die Leviten, die in deinen Wohnorten leben, und sollst dich vor dem HERRN, deinem Gott, an allem erfreuen, was du mit deiner Hände Arbeit beschafft hast. Hüte dich, die Leviten unbeachtet zu lassen, solange du in deinem Lande lebst!« Das Schlachten von Vieh und der Genuß von Fleisch (außer dem Blut und dem Opferfleisch) ist überall gestattet»Wenn der HERR, dein Gott, dein Gebiet erweitert, wie er dir zugesagt hat, und du dann denkst: ›Ich möchte wohl Fleisch essen!‹, weil du Verlangen nach Fleisch trägst, so magst du ganz nach Herzenslust Fleisch essen. Wenn (in diesem Fall) die Stätte, die der HERR, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen dorthin zu versetzen, weit von dir entfernt ist, so schlachte von deinen Rindern und deinem Kleinvieh, die der HERR dir gegeben hat, wie ich dir geboten habe, und iß davon in deinen Wohnorten ganz nach Herzenslust. Jedoch sollst du es so essen, wie man Fleisch von der Gazelle und vom Hirsch genießt: der Reine wie der Unreine darf es ohne Unterschied essen. Nur halte daran fest, kein Blut zu genießen; denn das Blut ist die Seele, und du darfst die Seele nicht zugleich mit dem Fleisch essen. Du darfst es nicht genießen: schütte es vielmehr wie Wasser auf die Erde. Du darfst es nicht genießen, damit es dir und deinen Kindern nach dir gut ergeht, wenn du tust, was dem HERRN wohlgefällig ist. Jedoch die heiligen Gaben, die dir obliegen, und deine Gelübdeopfer sollst du nehmen und dich mit ihnen an die Stätte begeben, die der HERR sich erwählen wird, und du sollst deine Brandopfer, das Fleisch und das Blut, auf dem Altar des HERRN, deines Gottes, darbringen, und zwar soll das Blut deiner Schlachtopfer an den Altar des HERRN, deines Gottes, geschüttet werden, das Fleisch aber darf von dir gegessen werden. Beachte und befolge alle diese Gebote, die ich dir zur Pflicht mache, damit es dir und deinen Kindern nach dir allezeit gut ergeht, wenn du tust, was in den Augen des HERRN, deines Gottes, gut und recht ist.« b) Verbot jeder Nachahmung heidnischen Gottesdienstes; Bestrafung der Götzendiener»Wenn der HERR, dein Gott, die Völkerschaften, zu deren Vertreibung du ausziehst, vor dir her ausgerottet hat und du nach ihrer Vertreibung in ihrem Lande wohnst, so hüte dich wohl, dich durch ihr Beispiel zur Nachahmung verführen zu lassen, nachdem sie vor dir vertilgt worden sind, und dich nach ihren Göttern zu erkundigen, indem du fragst: ›Wie haben diese Völkerschaften ihre Götter verehrt?‹ und dann sagst: ›Ich will es auch so machen!‹ So darfst du gegen den HERRN, deinen Gott, nicht verfahren; denn alles Mögliche, was für den HERRN ein Greuel ist, den er verabscheut, haben sie bei ihrem Götterdienst verübt; sogar ihre Söhne und Töchter haben sie ja ihren Göttern zu Ehren im Feuer verbrannt!« »Alle Gebote, die ich euch zur Pflicht mache, sollt ihr gewissenhaft beobachtend.h. beachten, befolgen ., ohne etwas hinzuzufügen oder etwas davon wegzulassen.« – Härteste Bestrafung aller falschen Propheten und der abgöttischen nächsten Verwandten»Wenn in deiner Mitte ein Prophet oder ein Träumer auftritt und dir ein Zeichen oder Wunder angibt, das dann auch wirklich seiner Ankündigung entsprechend eintrifft, und hierauf die Aufforderung an dich richtet: ›Laßt uns andere Götter verehren – die dir bisher unbekannt gewesen sind – und ihnen dienen!‹, so sollst du den Worten eines solchen Propheten oder eines solchen Traumsehers kein Gehör schenken; denn der HERR, euer Gott, will euch damit nur auf die Probe stellen, um sich zu überzeugen, ob ihr wirklich den HERRN, euren Gott, von ganzem Herzen und mit ganzer Seele liebt. Dem HERRN, eurem Gott, sollt ihr nachfolgen und ihn fürchten, seine Gebote sollt ihr beobachtend.h. beachten, befolgen . und auf seine Weisungen hören, ihm dienen und ihm anhangen! Jener Prophet aber oder jener Traumseher soll den Tod erleiden! Denn er hat Abfall gepredigt vom HERRN, eurem Gott, der euch aus dem Lande Ägypten herausgeführt und dich aus dem Hause der Knechtschaft erlöst hat, und ist darauf ausgegangen, dich von dem Wege abzubringen, auf dem du nach dem Gebot des HERRN, deines Gottes, wandeln sollst: schaffe das Böse aus deiner Mitte hinweg! Wenn dein Bruder, sogar dein Vollbruder, oder dein Sohn oder deine Tochter oder das Weib an deinem Busen oder dein Freund, der dir so lieb ist wie dein eigenes Leben, dich insgeheim verleiten will, indem er dich auffordert: ›Laß uns hingehen und anderen Göttern dienen!‹ – solchen Göttern, die dir und deinen Vätern bisher unbekannt gewesen sind und die den Völkern rings um euch her angehören, mögen diese in deiner Nähe oder fern von dir wohnen, von dem einen Ende der Erde bis zum andern –: so sollst du ihm nicht zu Willen sein und nicht auf ihn hören, sollst auch keinen Blick des Mitleids für ihn haben und keine Schonung gegen ihn üben oder seine Schuld verheimlichen,A.Ü.: oder ihn im Verborgenen sein Wesen weiter treiben lassen. sondern sollst ihn unbedingt ums Leben bringen: deine Hand soll die erste sein, die sich gegen ihn erhebt, um ihm den Tod zu geben, und danach die Hand des ganzen Volkes; und zwar sollst du ihn zu Tode steinigen; denn er ist darauf ausgegangen, dich vom HERRN, deinem Gott, abwendig zu machen, der dich aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft, herausgeführt hat; und ganz Israel soll Kunde davon erhalten und sich fürchten, damit keiner wieder etwas so Böses in deiner Mitte verübt.« Sogar eine ganze abgöttisch gewordene Ortschaft soll dem Bann verfallen»Wenn du von einer deiner Ortschaften, die der HERR, dein Gott, dir zu Wohnsitzen gibt, sagen hörst, es seien dort nichtswürdige Leute aus deiner Mitte aufgetreten, die ihre Mitbürger mit der Aufforderung verführt hätten: ›Laßt uns hingehen und anderen Göttern dienen!‹ – solchen Göttern, die euch vorher unbekannt gewesen sind –, so sollst du eine genaue Untersuchung und sorgfältige Nachforschung anstellen, und wenn die Sache sich dann in der Tat so verhält, wie dir berichtet ist, und ein solcher Greuel in deiner Mitte wirklich verübt worden ist, so sollst du die Bewohner der betreffenden Ortschaft mit der Schärfe des Schwertes schlagen, indem du an ihr und an allem, was in ihr ist, auch an ihrem Vieh, den Bann mit der Schärfe des Schwertes vollstreckst. Dann sollst du alles in ihr Erbeutete auf dem dortigen Marktplatz zusammenhäufen und die Ortschaft samt der gesamten Beute als ein Ganzopfer für den HERRN, deinen Gott, verbrennen, und sie soll für immer ein Schutthaufen bleiben: sie darf nie wieder aufgebaut werden, und von dem Banngut darf nichts an deiner Hand hängen bleiben, damit der HERR von seiner Zornglut wieder abläßt und sich dir gnädig erweist und infolge seines Erbarmens dich zahlreich werden läßt, wie er deinen Vätern zugeschworen hat, wenn du nämlich auf die Stimme des HERRN, deines Gottes, hörst, indem du alle seine Gebote hältst, die ich dir heute zu befolgen gebiete, und du das tust, was vor dem HERRN, deinem Gott, das Richtige ist.« c) Verbot heidnischer Trauergebräuche und unreiner Speisen (vgl. 3.Mose 19,28; 21,5; 11,1-47)»Ihr seid Söhne für den HERRN, euren Gott; darum dürft ihr euch wegen eines Toten keine Einschnitte ins Fleisch machen und euch über der Stirn nicht kahlscheren; denn du bist ein dem HERRN, deinem Gott, geheiligtes Volk, und dich hat der HERR, dein Gott, aus allen Völkern, die es auf dem ganzen Erdboden gibt, zu seinem Eigentumsvolk erwählt. – Du sollst nichts Greuelhaftes essen! Dies sind die Vierfüßler, die ihr essen dürft: Rind, Schaf und Ziege, Hirsch, Gazelle, Damwild, Steinbock, Antilope, wilder Ochs und Bergziege und überhaupt alle Vierfüßler, die gespaltene Hufe haben, und zwar ganz durchgespaltene, also zwei Hufe, und die zugleich Wiederkäuer unter den Vierfüßlern sind: diese dürft ihr essen. Dagegen folgende dürft ihr von den Wiederkäuern und von denen, welche ganz durchgespaltene Hufe haben, nicht essen: das Kamel, den Hasen und den Klippdachs; denn sie sind zwar Wiederkäuer, haben aber keine gespaltenen Hufe: als unrein sollen sie euch gelten; ferner das Schwein, denn es hat zwar gespaltene Klauen, ist aber kein Wiederkäuer: als unrein soll es euch gelten; vom Fleisch dieser Tiere dürft ihr nichts genießen und ihre toten Leiber nicht anrühren. – Dies ist es, was ihr von allen im Wasser lebenden Tieren essen dürft: alles, was Flossen und Schuppen hat: diese dürft ihr essen; aber alles, was keine Flossen und Schuppen hat, dürft ihr nicht genießen: als unrein soll es euch gelten. – Alle reinen Vögel dürft ihr essen; folgende aber sind es, von denen ihr nichts essen dürft: der Adler, der Lämmergeier, der Bartgeier, die Weihe, der Habicht, die verschiedenen Falkenarten, alle Arten von Raben, der Strauß, die Schwalbe, die Möwe, alle Habichtarten, das Käuzchen, der Uhu, die Eule, der Pelikan, der Aasgeier, der Sturzpelikan, der Storch, die verschiedenen Arten der Regenpfeifer, der Wiedehopf und die Fledermaus. Auch alle geflügelten Insekten sollen euch als unrein gelten und dürfen nicht gegessen werden. Alles reine Geflügel dürft ihr essen. – Von gefallenen Tieren dürft ihr nichts genießen; dem Fremdling, der in deinen Ortschaften lebt, magst du sie zum Essen geben oder magst sie an einen Nichtisraeliten verkaufen; denn du bist ein dem HERRN, deinem Gott, geheiligtes Volk. – Ein Böckchen darfst du nicht in der Milch seiner Mutter kochen.« d) Vorschriften bezüglich der Ablieferung des Zehnten (besonders des Drittjahr-Zehnten)»Den ganzen Ertrag deiner Aussaat, alles, was dir auf dem Felde wächst, sollst du Jahr für Jahr gewissenhaft verzehnten und sollst den Zehnten deines Getreides, deines Weins und deines Öls sowie die Erstgeburten deiner Rinder und deines Kleinviehs vor dem HERRN, deinem Gott, an der Stätte, die er erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen, verzehren, damit du den HERRN, deinen Gott, allezeit fürchten lernst. Wenn dir aber der Weg zu weit ist, so daß du, wenn der HERR, dein Gott, dich gesegnet hat, den Zehnten nicht hinbringen kannst, weil die Stätte, die der HERR, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen dorthin zu versetzen, zu weit von dir entfernt liegt: so mache den Zehnten zu Geld, nimm dann das Geld wohlbewahrt mit dir und begib dich an den Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen wird. Dort gib das Geld aus für alles, wonach dein Herz Verlangen tragen mag, für Rinder und Kleinvieh, für Wein und starke Getränke, kurz für alles, wonach dich gelüsten mag; halte dann dort vor dem HERRN, deinem Gott, ein Mahl und sei mit deinen Angehörigen fröhlich. Dabei vergiß aber auch die Leviten nicht, die in deinen Wohnorten leben; denn sie haben keinen eigenen Landbesitz und kein Erbteil gleich dir. Nach Verlauf von je drei Jahren sollst du den gesamten Zehnten deines Ertrags von jenem Jahre für sich besonders nehmen und ihn in deinen Wohnorten niederlegen; dann sollen die Leviten, die ja keinen eigenen Landbesitz und kein Erbteil gleich dir haben, sowie die Fremdlinge, die Witwen und die Waisen, die in deinen Wohnorten leben, herbeikommen und sich satt essen, damit der HERR, dein Gott, dich segne bei aller Arbeit deiner Hände, bei allem, was du unternimmst.« e) Vorschriften bezüglich des Schuldenerlasses in jedem siebten Jahre und der Freilassung hebräischer Sklaven (vgl. 2.Mose 23,10-11; 3.Mose 25,1-55)»Alle sieben Jahre sollst du einen Erlaß eintreten lassen; und mit dem Erlaß soll es folgendermaßen gehalten werden: Jeder Gläubiger soll das Handdarlehen, das er seinem Nächsten gewährt hat, erlassen; er soll seinen Nächsten und besonders seinen Volksgenossen nicht drängen;d.h. die Schuld von ihm eintreiben. denn man hat einen Erlaß zu Ehren des HERRN ausgerufen. Einen Nichtisraeliten magst du drängen; was du aber bei einem von deinen Volksgenossen ausstehen hast, das sollst du aus deinem Besitz fahren lassen. Es sollte zwar eigentlich keine Armen bei dir geben; denn der HERR wird dich in dem Lande, das er dir als Erbteil zum Besitz geben wird, reichlich segnen, wenn du nur den Weisungen des HERRN, deines Gottes, willig gehorchst, indem du dieses ganze Gesetz genau beobachtestd.h. beachtest, befolgst ., das ich dir heute gebiete. Denn der HERR, dein Gott, hat dir, wie er dir zugesagt hat, Segen verliehen, so daß du vielen Völkerschaften wirst leihen können, während du selbst nichts zu entleihen brauchst, und daß du über viele Völkerschaften herrschen wirst, während sie über dich nicht herrschen sollen.« Empfehlung der Bereitwilligkeit zur Unterstützung armer Volksgenossen (besonders zum Leihen von Geld)»Wenn sich bei dir ein Armer, irgendeiner von deinen Volksgenossen, in einer deiner Ortschaften in deinem Lande befindet, das der HERR, dein Gott, dir geben wird, so sollst du nicht hartherzig sein und deine Hand gegenüber deinem armen Volksgenossen nicht verschließen, sondern sollst deine Hand für ihn weit auftun und ihm bereitwillig leihen nach Maßgabe des Bedürfnisses, soviel er nötig hat. Hüte dich wohl, in deinem Herzen den nichtswürdigen Gedanken aufkommen zu lassen: ›Das siebte Jahr, das Erlaßjahr, steht nahe bevor!‹, und sieh deinen armen Volksgenossen nicht mit unfreundlichem Blick an, so daß du ihm nichts gibst und eine Sünde auf dir lastet, wenn er den HERRN gegen dich anruft! Nein, du sollst ihm bereitwillig geben, und dein Herz soll nicht in verdrießlicher Stimmung sein, wenn du ihm gibst; denn um solcher Handlungsweise willen wird der HERR, dein Gott, dich in allem segnen, was du tust und unternimmst. Weil es an Armen inmitten des Landes niemals fehlen wird, darum gebe ich dir das Gebot: ›Du sollst deine Hand für deinen dürftigen und armen Volksgenossen in deinem Lande weit auftun!‹« Vorschriften bezüglich der Freilassung und reichlichen Ausstattung hebräischer Sklaven»Wenn einer deiner Volksgenossen, ein Hebräer oder eine Hebräerin, sich dir verkauft, so soll er dir sechs Jahre lang dienen, aber im siebten Jahre sollst du ihn als einen Freien von dir entlassen; und wenn du ihn dann freiläßt, sollst du ihn nicht mit leeren Händen ziehen lassen, sondern ihn gehörig ausstattenEig.: du sollst ihm eine tüchtige Last (von Gaben) auf den Nacken laden. (mit Gaben) von deinem Kleinvieh, von deiner Tenne und von deiner Kelter: von dem, womit der HERR, dein Gott, dich gesegnet hat, sollst du ihm geben und sollst bedenken, daß du selbst einst ein Knecht im Lande Ägypten gewesen bist und daß der HERR, dein Gott, dich (aus der Knechtschaft) erlöst hat; deshalb gebe ich dir heute dieses Gebot. Wenn er aber zu dir sagen sollte: ›Ich möchte nicht von dir weggehen!‹ – weil er dich und die Deinen liebgewonnen hat, da er sich bei dir wohl fühlt –, so nimm eine Pfrieme und durchbohre ihm damit das Ohr in die Tür hinein: dann soll er für immer als Knecht in deinem Dienst bleiben; und auch mit deiner Magd sollst du es so machen. Du darfst keine Härte darin sehen, daß du ihn als einen Freien von dir fortlassen mußt; denn er hat dir sechs Jahre lang das Doppelte des Lohnes eines Taglöhners erarbeitet, und der HERR, dein Gott, wird dich dafür segnen in allem, was du unternimmst.« f) Vorschriften bezüglich der Heiligung der fehlerfreien männlichen Erstgeburten von Rindern und von Kleinvieh»Jede männliche Erstgeburt, die unter deinem Rindvieh und deinem Kleinvieh zur Welt kommt, sollst du dem HERRN, deinem Gott, weihen: du darfst keines von deinen erstgeborenen Rindern zur Arbeit verwenden und die Erstgeborenen deines Kleinviehs nicht scheren: vor dem HERRN, deinem Gott, sollst du und deine Familie es Jahr für Jahr an der Stätte verzehren, die der HERR erwählen wird. Wenn sich jedoch ein Gebrechen an ihm findet, so daß es lahm oder blind ist oder sonst einen häßlichen Fehler an sich hat, so sollst du es dem HERRN, deinem Gott, nicht schlachten. In deinen Wohnorten magst du es verzehren, der Unreine und der Reine ohne Unterschied, wie das Fleisch der Gazelle und des Hirsches. Nur sein Blut darfst du nicht genießen: auf die Erde mußt du es wie Wasser schütten.« g) Vorschriften bezüglich der drei jährlichen Hauptfeste (3.Mose 23; 4.Mose 28-29)»Beobachted.h. beachte . den Monat Abib und feiere das Passah zu Ehren des HERRN, deines Gottes; denn im Monat Abib hat der HERR, dein Gott, dich bei Nacht aus Ägypten hinausgeführt. Du sollst dann für den HERRN, deinen Gott, als Passahopfer Kleinvieh und Rinder an der Stätte schlachten, die der HERR erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. Du darfst nichts Gesäuertes dazu essen: sieben Tage lang sollst du ungesäuertes Brot als ›Elendskost‹ dazu genießen – denn in ängstlicher Eile bist du aus dem Lande Ägypten weggezogen –, damit du an den Tag deines Auszugs aus dem Lande Ägypten zurückdenkst, solange du lebst. Sieben Tage lang darf bei dir kein Sauerteig in deinem ganzen Gebiet zu finden sein, und von dem Fleisch, das du am Abend des ersten Tages schlachtest, darf nichts über Nacht bis zum folgenden Morgen übrigbleiben. Du darfst das Passah nicht in irgendeinem deiner Wohnorte schlachten, die der HERR, dein Gott, dir gibt, sondern an der Stätte, die der HERR, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen: dort sollst du das Passah abends bei Sonnenuntergang zu der Zeit deines Auszugs aus Ägypten schlachten und sollst es kochen und essen an der Stätte, die der HERR, dein Gott, erwählen wird; am folgenden Morgen aber sollst du umkehren und zu deinen Zelten zurückkehren. Nachdem du dann sechs Tage lang ungesäuerte Brote gegessen hast, findet am siebten Tage eine Festversammlung zu Ehren des HERRN, deines Gottes, statt; da darfst du keine Arbeit verrichten. Sieben Wochen sollst du dir abzählen: von da an, wo man die Sichel zuerst an die Saat legt, sollst du anfangen, sieben Wochen zu zählen, und sollst dann das Wochenfest zu Ehren des HERRN, deines Gottes, nach Maßgabe der freiwilligen Gaben feiern, die du von deinem Besitz darbringen wirst, je nachdem der HERR, dein Gott, dich segnet; und du sollst mit deinen Söhnen und Töchtern, deinen Knechten und Mägden und den Leviten, die in deinen Wohnorten leben, und den Fremdlingen, den Waisen und Witwen, die bei dir wohnen, vor dem HERRN, deinem Gott, fröhlich sein an der Stätte, die der HERR, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. Dabei sollst du daran gedenken, daß du (einst) ein Knecht in Ägypten gewesen bist, und sollst diese Satzungen gewissenhaft beobachtend.h. beachten, befolgen .. Das Laubhüttenfest sollst du sieben Tage lang, wenn du die Obstlese hältst, von dem Ertrag deiner Tenne und Kelter feiern und sollst an diesem deinem Feste mit deinen Söhnen und Töchtern, deinen Knechten und Mägden und den Leviten, sowie mit den Fremdlingen, den Waisen und Witwen, die in deinen Wohnorten leben, fröhlich sein: sieben Tage lang sollst du das Fest zu Ehren des HERRN, deines Gottes, an der Stätte feiern, die der HERR erwählen wird; denn der HERR wird dich bei deinem ganzen Ernteertrag und bei der ganzen Arbeit deiner Hände segnen; darum sollst du dich durchaus der Freude hingeben!« Zusammenfassung und Abschluß»Dreimal im Jahr sollen alle Personen männlichen Geschlechts bei dirW.: soll dein gesamtes Mannsvolk. vor dem HERRN, deinem Gott, an der Stätte erscheinen, die er erwählen wird, nämlich am Fest der ungesäuerten Brote, am Wochenfest und am Laubhüttenfest. Man soll aber vor dem HERRN nicht mit leeren Händen erscheinen, sondern jeder mit dem, was er zu geben vermag nach Maßgabe des Segens, den der HERR, dein Gott, dir beschert hat.« h) Vorschriften bezüglich der Rechtspflege; Verbot und Bestrafung des Götzendienstes»Richter und Obmänner sollst du dir in allen deinen Ortschaften, die der HERR, dein Gott, dir in jedem deiner Stämme gibt, einsetzen, damit sie dem Volke mit Gerechtigkeit Recht sprechen. Du darfst das Recht nicht beugen, darfst die Person nicht ansehen und Geschenke nicht annehmen; denn Geschenke machen die Augen der Weisesten blind und bringen die Sache derer, die im Recht sind, zu Fall. Der Gerechtigkeit allein sollst du die Ehre geben, damit du am Leben bleibst und das Land im Besitz behältst, das der HERR, dein Gott, dir geben wird.« Verbot götzendienerischer Bräuche und fehlerhafter Opfertiere»Du sollst dir neben dem Altar, den du dir für den HERRN, deinen Gott, errichten wirst, keinen Baumstamm irgendwelcher Art als Götzenbaum pflanzen und dir keinen Malstein aufstellen, weil der HERR, dein Gott, ihn haßt.- Du sollst dem HERRN, deinem Gott, kein Rind und kein Stück Kleinvieh opfern, das einen Fehler, irgend etwas Häßliches, an sich hat; denn das ist ein Greuel für den HERRN, deinen Gott.« Bestrafung des Götzendienstes»Wenn in deiner Mitte, in einem deiner Wohnorte, die der HERR, dein Gott, dir geben wird, ein Mann oder eine Frau sich findet, die das tun, was dem HERRN, deinem Gott, mißfällt, indem sie seinen Bund übertreten, so daß sie hingehen und anderen Göttern dienen und sich vor ihnen und besonders vor der Sonne oder vor dem Mond oder vor dem ganzen Sternenheere des Himmels niederwerfen, was ich verboten habe, und es dir angezeigt wird und du es erfährst, so sollst du eine genaue Untersuchung anstellen. Wenn sich dann der Sachbericht als zutreffend herausstellt und solcher Greuel in Israel wirklich verübt worden ist, so sollst du den betreffenden Mann oder jene Frau, die etwas so Schlimmes begangen haben, zu deinen Toren hinausführen, den Mann oder die Frau, und sie zu Tode steinigen. Auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin soll ein solcher, der sterben muß, den Tod erleiden; auf die Aussage eines einzigen Zeugen hin darf er nicht getötet werden. Die Hand des Zeugen soll die erste sein, die sich zu seiner Tötung erhebt, danach die Hand des ganzen übrigen Volkes: so sollst du das Böse aus deiner Mitte beseitigen!« Einsetzung eines Obergerichts am Heiligtum für schwierigere Rechtsfälle»Wenn die Entscheidung einer Rechtssache, bei der es sich um Blutvergießen, um Eigentumsfragen, um tödliche Mißhandlung, überhaupt um irgendwelche Streitsachen in deinen Wohnorten handelt, für dich zu schwierig ist, so sollst du dich aufmachen und dich an den Ort begeben, den der HERR, dein Gott, erwählen wird. Wende dich dann dort an die levitischen Priester und an den Richter, der zu jener Zeit im Amt sein wird, und frage bei ihnen an: sie werden dir dann den Rechtsspruch kundtun. Du sollst dich alsdann an den Spruch halten, den sie dir von jenem Orte aus, den der HERR erwählen wird, kundtun werden, und sollst genau nach ihrer Anweisung verfahren: nach Maßgabe der Weisung, die sie dir geben, und nach der Rechtsentscheidung, die sie dir mitteilen werden, sollst du handeln, ohne von dem Wortlaut, den sie dir verkündigen werden, nach rechts oder links abzuweichen. Sollte aber jemand sich so vermessen benehmen, daß er auf den Priester, der im Amt ist, um den Dienst des HERRN, deines Gottes, daselbst zu verrichten, oder auf den Richter nicht hören will: ein solcher Mensch soll sterben! So sollst du das Böse aus Israel beseitigen; das ganze Volk aber soll es erfahren, damit es sich fürchte und fernerhin nicht mehr vermessen handle.« i) Das Königsgesetz (vgl. 1.Sam 8)»Wenn du in das Land gekommen bist, das der HERR, dein Gott, dir geben wird, und es in Besitz genommen hast und darin wohnst und dann denkst: ›Ich will einen König über mich setzen, wie alle Völkerschaften rings um mich her‹, so magst du immerhin einen solchen König über dich setzen, den der HERR, dein Gott, erwählen wird: aus der Mitte deiner Volksgenossen sollst du einen König über dich setzen; einen nichtisraelitischen Mann, der nicht dein Bruder ist, darfst du nicht über dich setzen. Nur darf er sich nicht viele Rosse anschaffen und darf das Volk nicht nach Ägypten zurückführen, um sich viele Rosse anzuschaffen; denn der HERR hat zu euch gesagt: ›Ihr dürft auf diesem Wege nie wieder zurückkehren!‹Dieser Ausspruch Gottes stammt aus einer uns verlorengegangenen Schrift. Vgl. auch 28,68. Auch soll er sich nicht viele Frauen nehmen, damit sein Herz sich nicht (vom HERRN) abwendet; auch Silber und Gold soll er sich nicht im Übermaß sammeln. Und wenn er den Königsthron bestiegen hat, soll er sich eine Abschrift dieses Gesetzes aus dem Buche, das sich unter der Aufsicht der levitischen Priester befindet, in ein Buch schreiben. Dieses soll er immer bei sich haben und soll täglich darin lesen, solange er lebt, um den HERRN, seinen Gott, fürchten zu lernen und alle Vorschriften dieses Gesetzes und diese Verordnungen gewissenhaft zu beobachtend.h. beachten, befolgen ., damit er sich in seinem Herzen nicht über seine Volksgenossen erhebt und damit er von dem Gebot weder nach rechts noch nach links abweicht, auf daß er samt seinen Söhnen lange Tage in seiner Königsherrschaft inmitten Israels verbleibt.« k) Einkünfte und Rechte der levitischen, im Heiligtum amtierenden Priester und überhaupt der Leviten»Die levitischen Priester, der ganze Stamm Levi, sollen keinen eigenen Landbesitz und kein Erbteil wie die übrigen Israeliten haben: von den Feueropfern des HERRN und den ihm als Gebühr zustehenden Abgaben sollen sie ihren Unterhalt haben. Aber eigenen Erbbesitz soll dieser Stamm inmitten seiner Volksgenossen nicht haben: der HERR ist sein Erbbesitz, wie er ihm zugesagt hat. Folgendes ist es aber, was der Priester vom Volk, nämlich von denen zu beanspruchen hat, die ein Schlachtopfer darbringen, sei es ein Rind oder ein Stück Kleinvieh: man soll davon dem Priester den Bug und die beiden Kinnbacken und den Magen geben. Die Erstlinge von deinem Getreide, deinem Wein und deinem Öl und die Erstlinge von der Schur deines Kleinviehs sollst du ihm geben; denn ihn hat der HERR, dein Gott, aus allen deinen Stämmen erwählt, damit er und seine Söhne allezeit zur Verfügung stehen, um den priesterlichen Dienst im Namen des HERRN zu verrichten. – Und wenn ein Levit aus irgendeiner deiner Ortschaften, aus ganz Israel, wo er sich als Fremdling aufhält, an die Stätte kommt, die der HERR erwählen wird – es steht aber ganz in seinem Belieben, ob er kommen will –, so darf er im Namen des HERRN, seines Gottes, den Dienst verrichten wie alle seine Brüder, die Leviten, die dort im Dienst des HERRN stehen; den gleichen Anteil (wie diese) sollen sie (an den Einkünften) zu ihrem Unterhalt haben, abgesehen von dem Erlös aus seinem väterlichen Vermögen.« l) Verordnungen bezüglich Wahrsagerei und Zauberei, und Verheißung echten Prophetentums mit Angabe seiner Kennzeichen»Wenn du in das Land kommst, das der HERR, dein Gott, dir geben wird, so sollst du dich nicht daran gewöhnen, die Greuel der dortigen Völkerschaften nachzuahmen. Es soll sich niemand in deiner Mitte finden, der seinen Sohn oder seine Tochter als Opfer verbrennen läßt, niemand, der Wahrsagerei, Zeichendeuterei oder Beschwörungskünste und Zauberei treibt, niemand, der Geister bannt oder Totengeister beschwört, keiner, der einen Wahrsagegeist befragt oder sich an die Toten wendet; denn ein jeder, der sich mit solchen Dingen befaßt, ist für den HERRN ein Greuel, und um dieser Greuel willen vertreibt der HERR, dein Gott, diese Völker vor dir her. Du sollst dem HERRN, deinem Gott, gegenüber unsträflich dastehen! Denn diese Völkerschaften, die du verdrängen wirst, hören auf Zeichendeuter und Wahrsager; dir aber erlaubt der HERR, dein Gott, etwas Derartiges nicht. Einen Propheten gleich mir wird der HERR, dein Gott, dir (jeweils) aus deiner Mitte, aus deinen Volksgenossen, erstehen lassen: auf den sollt ihr hören! ganz so, wie du den HERRN, deinen Gott, am Horeb am Tage der Versammlung gebeten hast, als du sagtest: ›Ich möchte die Stimme des HERRN, meines Gottes, nicht länger hören und dieses gewaltige Feuer nicht mehr sehen, damit ich nicht sterbe!‹ Damals sagte der HERR zu mir: ›Sie haben mit ihrer Bitte recht! Einen Propheten gleich dir will ich ihnen aus der Mitte ihrer Volksgenossen erstehen lassen und will ihm meine Worte in den Mund legen, und er soll ihnen alles verkünden, was ich ihm gebieten werde. Wer alsdann meinen Worten, die er in meinem Namen verkünden wird, nicht gehorcht, den will ich selbst dafür zur Rechenschaft ziehen. Sollte sich aber ein Prophet vermessen, in meinem Namen etwas zu verkünden, dessen Verkündigung ich ihm nicht geboten habe, oder sollte er im Namen anderer Götter reden: ein solcher Prophet soll sterben!‹ Solltest du aber bei dir denken: ›Woran sollen wir das Wort erkennen, das der HERR nicht geredet hat?‹, so wisse: Wenn das, was ein Prophet im Namen des HERRN verkündet, nicht eintrifft und nicht in Erfüllung geht, so ist das ein Wort, das der HERR nicht geredet hat; in Vermessenheit hat der Prophet es ausgesprochen: dir braucht vor ihm nicht bange zu sein!« m) Aussonderung von drei bis sechs Freistädten zur Milderung der Blutrache (4.Mose 35,9-34; 5.Mose 4,41-43)»Wenn der HERR, dein Gott, die Völkerschaften ausrottet, deren Land der HERR, dein Gott, dir geben will, und du nach ihrer Vertreibung in ihren Städten und Häusern wohnst, so sollst du dir in deinem Lande, das der HERR, dein Gott, dir zum Besitz gibt, drei Städte aussondern. Du sollst dir die Wege dahin in guten Stand setzen und das Gebiet deines Landes, das der HERR, dein Gott, dir zu eigen geben wird, in drei Teile zerlegen; und das soll dazu dienen, daß jeder Totschläger sich dorthin flüchten kann. Es soll aber für den Totschläger, der sich dorthin flüchten darf, um am Leben zu bleiben, folgende Bestimmung gelten: Wer einen andern unvorsätzlich erschlägt, ohne ihm von früher her feind gewesen zu sein – wenn z.B. jemand mit einem andern in den Wald geht, um Holz zu fällen, und seine Hand holt mit der Axt aus, um einen Baum umzuhauen, und das Eisen fliegt vom Stiel ab und trifft den andern so, daß er stirbt –: ein solcher soll in eine dieser Städte fliehen, um sein Leben zu retten, damit nicht der Bluträcher, wenn er in leidenschaftliche Erregung geraten ist, dem Totschläger nacheilt und ihn wegen der Länge des Weges einholt und totschlägt, wiewohl er des Todes nicht schuldig ist, weil er (dem andern) ja von früher her nicht feind gewesen war. Darum gebiete ich dir so: Du sollst dir drei Städte aussondern. Wenn aber der HERR, dein Gott, dein Gebiet erweitert, wie er deinen Vätern zugeschworen hat, und dir nach seiner deinen Vätern gegebenen Verheißung das ganze Land zu eigen gegeben hat - sofern du nämlich auf die Beobachtungd.h. Beachtung, Befolgung . aller dieser Gebote, die ich dir heute zur Pflicht mache, bedacht bist, indem du den HERRN, deinen Gott, liebst und allezeit auf seinen Wegen wandelst –, so sollst du dir zu diesen drei Städten noch drei andere hinzufügen, damit in deinem Lande, das der HERR, dein Gott, dir zu eigen geben wird, kein unschuldiges Blut vergossen wird und dadurch Blutschuld auf dich kommt. – Wenn dagegen jemand einem andern feind ist und ihm auflauert, ihn überfällt und niederschlägt, so daß er stirbt, und er dann in eine dieser Städte flieht, so sollen die Ältesten der Stadt, zu der er gehört, hinsenden und ihn von dort holen lassen und ihn dem Bluträcher ausliefern, damit er den Tod erleidet. Du darfst keinen Blick des Mitleids für ihn haben, sondern sollst unschuldig vergossenes Blut aus Israel hinwegschaffen: dann wird es dir gut ergehen.« n) Verbot der Grenzverrückung; Vorschriften bezüglich der Zeugenschaft vor Gericht und der Bestrafung falscher Zeugen»Du sollst nicht die Grenze deines Nachbars, welche die Vorfahren gezogen haben, in deinem Erbbesitz verrücken, den du in dem Lande erhalten wirst, das der HERR, dein Gott, dir zum Eigentum geben will. – Es darf nicht ein einzelner Zeuge gegen jemand auftreten, wenn es sich um irgendein Verbrechen oder irgendeine Verschuldung, um irgendein Vergehen handelt, das jemand begehen kann; erst aufgrund der Aussage von zwei oder von drei Zeugen soll eine Sache endgültig entschieden werden. – Wenn ein gewissenloser Zeuge gegen jemand auftritt, um ihn einer Übertretung des Gesetzes zu beschuldigen, so sollen die beiden Männer, die den Rechtsstreit miteinander haben, vor den HERRN, vor die derzeitigen Priester und die Richter treten. Dann sollen die Richter die Sache gründlich untersuchen, und wenn es sich herausstellt, daß der Zeuge ein lügnerischer Zeuge ist, daß er die Unwahrheit gegen seinen Volksgenossen ausgesagt hat, so sollt ihr dieselbe Strafe über ihn verhängen, die er über seinen Volksgenossen zu bringen gedachte: so sollst du das Böse aus deiner Mitte beseitigen. Die Übrigen aber sollen es erfahren, damit sie in Furcht geraten und hinfort eine derartige Schlechtigkeit in deiner Mitte nicht wieder verüben. Und du sollst keinen Blick des Mitleids (für den Betreffenden) haben: Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß!« o) Die Kriegsgesetzea) Verhalten gegen die eigenen Leute; Gesetze über Befreiung vom Kriegsdienst»Wenn du zum Krieg gegen deine Feinde ausziehst und Rosse und Kriegswagen, ein dir an Zahl überlegenes Heer erblickst, so fürchte dich nicht vor ihnen! Denn der HERR, dein Gott, der dich aus dem Lande Ägypten hergeführt hat, ist mit dir. Und wenn ihr zum Kriege ausrückt, so soll der Priester vortreten und zum Volk so sprechen: ›Höre, Israel! Ihr zieht heute in den Kampf gegen eure Feinde: euer Herz werde nicht verzagt! Fürchtet euch nicht und seid ohne Angst und erschreckt nicht vor ihnen! Denn der HERR, euer Gott, ist es, der mit euch zieht, um für euch mit euren Feinden zu kämpfen und euch den Sieg zu verleihen!‹ Hierauf sollen die Obmänner zu dem Kriegsvolk folgendes sagen: ›Ist jemand unter euch, der ein neues Haus gebaut und es noch nicht eingeweiht hat? Der trete ab und kehre zu seinem Hause heim, sonst könnte er im Kriege umkommen und ein anderer das Haus einweihen. Ist ferner jemand unter euch, der einen Weinberg angelegt und ihn noch nicht in Nutznießung genommen hat? Der trete ab und kehre zu seinem Hause heim, sonst könnte er im Kriege umkommen und ein anderer ihn in Nutznießung nehmen. Ist ferner jemand da, der sich mit einem Weibe verlobt, sie aber noch nicht geheiratet hat? Der trete ab und kehre zu seinem Hause heim, sonst könnte er im Kriege umkommen und ein anderer die Braut heimführen.‹ Dann sollen die Obmänner weiter zu dem Kriegsvolk sagen: ›Ist jemand unter euch, der Angst hat und verzagten Herzens ist? Der trete ab und kehre zu seinem Hause heim, damit er seine Volksgenossen nicht ebenso mutlos macht, wie er selbst ist.‹ Wenn dann die Obmänner mit ihrer Ansprache an das Kriegsvolk fertig sind, soll man Anführer an die Spitze des Kriegsvolkes stellen.« b) Verhalten gegen die Feinde (besonders bei Städtebelagerungen)»Wenn du gegen eine Stadt heranziehst, um sie zu belagern, so sollst du sie zu einem friedlichen Abkommen auffordern. Antwortet sie dir dann in friedfertiger Weise und öffnet sie dir freiwillig die Tore, so soll die ganze Bevölkerung, die sich darin befindet, dir fronpflichtig und dienstbar werden. Will sie aber auf ein friedliches Abkommen mit dir nicht eingehen, sondern Krieg mit dir führen, so sollst du sie belagern; und wenn der HERR, dein Gott, sie in deine Gewalt gibt, so sollst du alle männlichen Personen in ihr mit der Schärfe des Schwerts niederhauen; jedoch die Weiber und Kinder, das Vieh und alles, was sonst in der Stadt ist, ihre gesamte Beute, sollst du für dich als geraubtes Gut hinnehmen und über das bei deinen Feinden Erbeutete, das der HERR, dein Gott, dir gegeben hat, frei verfügen.W.: es verzehren, oder: genießen. So sollst du es mit allen Städten halten, die in sehr weiter Entfernung von dir liegen und die nicht zu den Städten der hiesigen Völkerschaften gehören. Dagegen von den Städten der hiesigen Völker, die der HERR, dein Gott, dir zu eigen gibt, darfst du nichts, was Odem hat, am Leben lassen, sondern mußt den Bann unerbittlich an ihnen vollstrecken, nämlich an den Hethitern und Amoritern, den Kanaanäern und Pherissitern, den Hewitern und Jebusitern, wie der HERR, dein Gott, dir geboten hat, damit sie euch nicht zur Nachahmung all ihrer Greuel verleiten, die sie im Dienst ihrer Götter verübt haben, und ihr euch nicht gegen den HERRN, euren Gott, versündigt. Wenn du eine Stadt lange Zeit belagern mußt, um sie mit Waffengewalt zu erobern, so sollst du die zu ihr gehörenden Bäume nicht verderben, indem du die Axt an sie legst; sondern genieße ihre Früchte, sie selbst aber sollst du nicht umhauen; denn sind etwa die Bäume des Feldes Menschen, daß sie durch dich in Belagerungszustand versetzt werden müßten? Nur solche Bäume, von denen du weißt, daß sie keine eßbaren Früchte tragen, die darfst du vernichten und umhauen und magst von ihnen gegen die Stadt, die mit dir im Kriege liegt, Belagerungswerke aufführen, bis sie gefallen ist.« p) Sühnung eines von unbekannter Hand verübten Mordes»Wenn man in dem Lande, das der HERR, dein Gott, dir zum Eigentum gibt, einen Erschlagenen auf dem Felde liegend findet, von dem nicht bekannt ist, wer ihn erschlagen hat, so sollen deine Ältesten und deine Richter hinausgehen und die Entfernungen bis zu den Ortschaften abmessen, die rings um den Erschlagenen liegen. Dann sollen die Ältesten derjenigen Ortschaft, die dem Erschlagenen am nächsten liegt, eine junge Kuh nehmen, die noch nicht zur Arbeit benutzt und noch nie ins Joch gespannt worden ist, und die Ältesten der betreffenden Ortschaft sollen die Kuh zu einem immerfließenden Bach hinführen, in dem nicht gearbeitet und an dem nicht gesät wird, und sollen der Kuh dort das Genick brechen, so daß das Blut in den Bach hineinfließt. Hierauf sollen die Priester vom Stamm Levi herantreten; denn sie hat der HERR, dein Gott, erwählt, damit sie ihm dienen und im Namen des HERRN segnen, und nach ihrem Ausspruch soll bei jedem Rechtshandel und jedem Verbrechen verfahren werden. Dann sollen alle Ältesten der betreffenden Ortschaft, weil sie dem Erschlagenen am nächsten wohnen, über der Kuh, der man das Genick in den Bach hinein gebrochen hat, ihre Hände waschen und mit erhobener Stimme aussagen: ›Unsere Hände haben dieses Blut nicht vergossen, und unsere Augen haben nichts von der Tat gesehen! Vergib, o HERR, deinem Volke Israel, das du erlöst hast, und mache dein Volk Israel nicht für unschuldig in seiner Mitte vergossenes Blut verantwortlich!‹ Dann wird die Blutschuld für sie gesühnt sein! So sollst du das unschuldig vergossene Blut aus deiner Mitte wegschaffen, indem du das tust, was in den Augen des HERRN das Richtige ist.« q) Allerlei familienrechtliche Bestimmungen und menschliche Pflichtena) Verehelichung mit einer kriegsgefangenen Frau»Wenn du zum Kriege gegen deine Feinde ausziehst und der HERR, dein Gott, sie in deine Gewalt gibt und du Gefangene von ihnen erbeutest und du unter den Gefangenen ein Weib von schöner Gestalt siehst und sie liebgewinnst, so daß du sie zur Frau nehmen möchtest, so sollst du sie in dein Haus hineinführen; sie schere sich dann das Haupt, beschneide ihre Nägel, lege die Kleidung ab, die sie als Gefangene getragen hat, bleibe in deinem Hause und betrauere ihre Eltern einen Monat lang; danach darfst du zu ihr eingehen und die Ehe mit ihr vollziehen, und sie darf als deine Frau gelten. Wenn du dich aber nicht mehr zu ihr hingezogen fühlst, so hast du sie gehen zu lassen, wohin es ihr beliebt; aber für Geld darfst du sie keinesfalls verkaufen, darfst sie auch nicht gewalttätig (als Sklavin) behandeln, weil du ehelich mit ihr gelebt hast.« b) Sicherstellung der Erbrechte des Erstgeborenen»Wenn ein Mann zwei Frauen hat, von denen ihm die eine lieb, die andere ungeliebt ist, und sie beide ihm Söhne gebären, die geliebte wie die ungeliebte, und der erstgeborene Sohn von der ungeliebten Frau stammt, so darf er an dem Tage, an welchem er sein Vermögen an seine Söhne als Erbgut verteilt, nicht dem Sohne der geliebten Frau die Rechte der Erstgeburt verleihen zum Schaden des Sohnes der ungeliebten, welcher doch tatsächlich der Erstgeborene ist; sondern er muß den Erstgeborenen, den Sohn der ungeliebten Frau, als solchen anerkennen, indem er ihm zwei Teile von seinem gesamten Vermögen überweist; denn dieser ist der Erstling seiner Kraft: ihm steht das Erstgeburtsrecht zu.« c) Maßregeln gegen widerspenstige Söhne»Wenn jemand einen störrischen und widerspenstigen Sohn hat, der auf die Mahnungen seines Vaters und seiner Mutter nicht hört und ihnen trotz aller Zurechtweisungen nicht gehorcht, so sollen seine Eltern ihn ergreifen und ihn vor die Ältesten der betreffenden Ortschaft und zwar an das Tor des betreffenden Ortes führen und sollen zu den Ältesten der Ortschaft sagen: ›Dieser unser Sohn ist störrisch und widerspenstig; er hört nicht auf unsere Mahnungen, ist ein Verschwender und Trinker!‹ Dann sollen alle Männer der betreffenden Ortschaft ihn zu Tode steinigen. So sollst du das Böse aus deiner Mitte wegschaffen, und alle Israeliten sollen es erfahren und es sich zur Warnung dienen lassen.« d) Behandlung des öffentlich aufgehängten Leichnams eines hingerichteten Verbrechers»Wenn jemand ein todeswürdiges Verbrechen begangen hat und man ihn nach seiner Tötung an einen Baum hängt, so soll sein Leichnam nicht über Nacht an dem Baume hängen bleiben, sondern du sollst ihn unbedingt noch an demselben Tage begraben; denn ein Gehenkter ist von Gott verflucht, und du darfst dein Land, das der HERR, dein Gott, dir zum Eigentum geben will, nicht verunreinigen.« ee) Einige Liebespflichten in Notlagen des Nächsten; Rückgabe von Fundgegenständen»Wenn du siehst, daß das Rind eines deiner Volksgenossen oder ein Stück seines Kleinviehs sich verlaufen hat, so sollst du ihnen deine Hilfe nicht versagen, sollst sie vielmehr deinem Volksgenossen zurückbringen. Wenn aber dein Volksgenosse nicht in deiner Nähe wohnt oder du ihn nicht kennst, so sollst du das Tier in dein Haus aufnehmen, und es soll bei dir bleiben, bis dein Volksgenosse es sucht: dann gib es ihm zurück. Ebenso sollst du es mit seinem Esel und ebenso mit einem Kleidungsstück von ihm machen, überhaupt mit allem, was einem von deinen Volksgenossen verlorengeht oder ihm abhanden kommt und was du findest: du darfst ihm deine Hilfe nicht versagen. – Wenn du den Esel oder das Rind eines deiner Volksgenossen auf dem Wege zusammengebrochen daliegen siehst, sollst du ihm deine Hilfe nicht versagen, vielmehr sollst du das Tier mit ihm wieder auf die Beine bringen.« ff) Verschiedene Vorschriften, besonders bezüglich Vermeidung von Naturwidrigkeiten»Eine Frau soll keine Männerkleider tragen und ein Mann keine Frauenkleider anziehen; denn wer dieses tut, ist für den HERRN, deinen Gott, ein Greuel. – Wenn dir bei einer Wanderung ein Vogelnest auf irgendeinem Baum oder auf der Erde mit Jungen oder mit Eiern zu Gesicht kommt und die Vogelmutter auf den Jungen oder auf den Eiern sitzt, so sollst du nicht die Vogelmutter samt den Jungen nehmen; laß vielmehr die Mutter fliegen und nimm dir nur die Jungen, damit es dir wohl ergeht und du lange lebst. – Wenn du ein neues Haus baust, so sollst du ein Geländer an deinem Dach anbringen, damit du keine Blutschuld auf dein Haus bringst, wenn jemand von ihm abstürzen sollte. – Du darfst deinen Weinberg nicht mit zweierlei Gewächsen bepflanzen, damit nicht der volle Weinbergertrag, sowohl die Anpflanzung, die du gemacht hast,oder: die Saat, die du angesät hast. als auch der Ertrag des Weinbergs, dem Heiligtum verfällt. – Du sollst nicht mit einem Ochsen und einem Esel zusammen ackern. – Du sollst kein Zeug von verschiedenartigen Stoffen anziehen, das aus Wolle und Leinen zusammen hergestellt ist. – An den vier Zipfeln deines Obergewandes, mit dem du dich umhüllst,oder: deiner Decke, mit der du dich zudeckst. sollst du dir Quasten anbringen.« r) Behandlung von Unzuchtsklagen; Sittlichkeitsgesetzea) Wie eine von ihrem Mann des Verlusts der Jungfräulichkeit vor der Ehe beschuldigte Frau zu behandeln sei»Wenn ein Mann eine Frau geheiratet und mit ihr ehelich gelebt hat, dann aber ihrer überdrüssig wird und ihr schandbare Dinge, die nur Gerede sind, zur Last legt und sie in üblen Ruf bringt, indem er sagt: ›Diese Frau habe ich geheiratet, aber als ich mich ihr nahte, habe ich die Zeichen der Jungfräulichkeit nicht an ihr gefunden‹, so sollen die Eltern der jungen Frau die Zeichen der Jungfräulichkeit der jungen Frau nehmen und vor die Ältesten der Ortschaft an das Tor hinausbringen; dann soll der Vater der jungen Frau zu den Ältesten sagen: ›Ich habe meine Tochter diesem Mann zur Frau gegeben, aber er ist ihrer überdrüssig geworden und legt ihr nun schandbare Dinge, die nichts als Gerede sind, zur Last, indem er behauptet: Ich habe an deiner Tochter die Zeichen der Jungfräulichkeit nicht gefunden –, und hier sind doch die Beweise für die Jungfräulichkeit meiner Tochter!‹ Und sie (die Eltern) sollen dabei das betreffende Stück Zeug vor den Ältesten der Ortschaft ausbreiten. Hierauf sollen die Ältesten jener Ortschaft den Mann ergreifen und ihn züchtigen;Ob körperlich oder nur mit Worten, ist unbestimmt. auch sollen sie ihm eine Geldstrafe von hundert Silberschekeln auferlegen und diese dem Vater der jungen Frau geben, weil er eine israelitische Jungfrau in üblen Ruf gebracht hat. Auch soll sie ihm dann als Frau angehören, die er zeitlebens nicht entlassen kann. Wenn aber jene Behauptung: ›Es ist kein Zeichen der Jungfräulichkeit an der jungen Frau gefunden worden‹ auf Wahrheit beruht, so soll man die junge Frau an den Eingang ihres Vaterhauses führen, und die Männer der betreffenden Ortschaft sollen sie zu Tode steinigen, weil sie eine Schandtat in Israel verübt hat, indem sie in ihrem Vaterhause Unzucht trieb. So sollst du das Böse aus deiner Mitte wegschaffen!« b) Vorschriften gegen Ehebruch, Schändung eines verlobten Mädchens und Vergewaltigung einer unverlobten Jungfrau»Wird ein Mann im Ehebruch mit der Ehefrau eines andern ertappt, so sollen sie alle beide sterben, der Mann, der sich mit der Frau vergangen hat, und die Frau. So sollst du das Böse aus Israel wegschaffen! Wenn ein Mädchen, eine Jungfrau, einem Manne verlobt ist und jemand sie innerhalb der Ortschaft trifft und ihr beiwohnt, so sollt ihr sie beide zum Tor der betreffenden Ortschaft hinausführen und sie zu Tode steinigen: das Mädchen deshalb, weil sie in der Ortschaft nicht um Hilfe geschrien hat, und den Mann deshalb, weil er die Braut eines andern entehrt hat. So sollst du das Böse aus deiner Mitte wegschaffen! – Wenn aber der Mann das verlobte Mädchen auf dem Felde angetroffen und sie ergriffen und ihr beigewohnt hat, so soll der Mann, der ihr Gewalt angetan hat, allein sterben; dem Mädchen aber soll man nichts tun: sie hat sich kein todeswürdiges Verbrechen zuschulden kommen lassen; denn es verhält sich in diesem Falle ebenso, wie wenn ein Mann einen andern überfällt und ihn ums Leben bringt. Er hat sie ja auf dem Felde getroffen; und wenn das verlobte Mädchen auch geschrien hätte, so würde doch kein Retter für sie dagewesen sein. – Wenn ein Mann ein Mädchen, eine Jungfrau, die nicht verlobt ist, antrifft und sie ergreift und ihr beiwohnt und man ihn ertappt, so soll der Mann, der ihr beigewohnt hat, dem Vater des Mädchens fünfzig Schekel Silber geben, und sie soll ihm als Frau angehören; zur Strafe dafür, daß er sie entehrt hat, darf er sie zeitlebens nicht entlassen. – Niemand darf die Frau seines VatersGemeint ist seine Stiefmutter. zum Weibe nehmen und überhaupt nicht die Bettdecke seines Vaters aufdecken.« s) Wer in die Gemeinde Israels aufgenommen werden darf und wer auszuschließen ist»Keiner, dem die Hoden zerquetscht oder die Harnröhre abgeschnitten ist, darf in die Gemeinde des HERRN aufgenommen werden. Kein BastardGemeint sind Männer, die aus verbotenen Ehen stammen. darf in die Gemeinde des HERRN aufgenommen werden; nicht einmal das zehnte Geschlecht der Nachkommen des Betreffenden darf in die Gemeinde des HERRN aufgenommen werden. – Kein Ammoniter und kein Moabiter darf in die Gemeinde des HERRN aufgenommen werden; nicht einmal das zehnte Geschlecht der Nachkommen von ihnen darf jemals in die Gemeinde des HERRN aufgenommen werden, deshalb weil sie euch auf eurer Wanderung, als ihr aus Ägypten auszogt, nicht mit Brot und Wasser entgegengekommen sind und weil sie Bileam, den Sohn Beors, aus Pethor in Mesopotamien gegen dich in Sold genommen haben, damit er dich verfluche. Aber der HERR, dein Gott, wollte Bileam nicht erhören, sondern der HERR, dein Gott, verwandelte dir den Fluch in Segen; denn der HERR, dein Gott, hat dich lieb. Sei niemals, solange du lebst, darauf bedacht, ihnen etwas Gutes oder eine Liebe zu erweisen! – Einen Edomiter sollst du nicht verabscheuen, denn er ist dein Bruder. – Einen Ägypter sollst du nicht verabscheuen, denn du hast als Gast in seinem Lande gewohnt. Von den Kindern, die ihnen geboren werden, dürfen die zum dritten Geschlecht Gehörenden in die Gemeinde des HERRN aufgenommen werden.« t) Über die Reinhaltung des Heerlagers auf Kriegszügen»Wenn du als Kriegsherr gegen deine Feinde ausziehst, so sollst du dich vor allem Ungehörigen hüten. Ist ein Mann unter dir, der infolge eines nächtlichen Begegnisses unrein geworden ist, so soll er aus dem Lager hinausgehen: er darf nicht wieder in das Lager hineinkommen; gegen Abend soll er dann eine Waschung an sich vornehmen und darf hierauf bei Sonnenuntergang ins Lager zurückkehren. Auch sollst du außerhalb des Lagers einen Seitenplatz haben, wohin du austreten kannst; und unter deinen Geräten sollst du einen Spaten haben, mit dem du, wenn du draußen deine Notdurft verrichtest, ein Loch graben und deinen Unrat wieder bedecken sollst. Denn der HERR, dein Gott, zieht inmitten deines Lagers einher, um dich zu erretten und deine Feinde dir preiszugeben; darum soll dein Lager heilig sein, damit er nichts Häßliches bei dir wahrnimmt und sich nicht von dir abwendet.« u) Verschiedene einzelne Gebote (der Menschenliebe, Sittenreinheit, Ehescheidung u.a.)»Einen Knecht, der sich vor seinem Herrn zu dir geflüchtet hat, sollst du seinem Herrn nicht ausliefern: er soll bei dir, in deiner Mitte, wohnen an dem Ort, den er in einer deiner Ortschaften erwählt, wo es ihm gut dünkt: du sollst ihm keine Schwierigkeiten machen! – Unter den Töchtern der Israeliten soll es keine der Unzucht geweihte Dirne geben, und unter den Söhnen der Israeliten soll es keinen zur Unzucht bestimmten Buhler geben. Du darfst keinen Hurenlohn und kein Hundegeldd.h. den Mietpreis eines Hundes (= eines männlichen Prostituierten oder zur Unzucht bestimmten Hierodulen). aus irgendeinem Gelübde in das Haus des HERRN, deines Gottes, bringen; denn ein Greuel für den HERRN, deinen Gott, sind sie alle beide. – Du sollst von deinem Volksgenossen keinen Zins verlangen, weder für geliehenes Geld, noch für gelieferte Lebensmittel, noch für irgend etwas anderes, das man gegen Zinsen verleihen kann. Von einem Ausländer magst du dir Zinsen zahlen lassen, nicht aber von einem deiner Volksgenossen, damit der HERR, dein Gott, dich bei allen deinen Unternehmungen segnet in dem Lande, in das du kommst, um es in Besitz zu nehmen. – Wenn du dem HERRN, deinem Gott, ein Gelübde leistest, so säume nicht, es zu erfüllen! denn der HERR, dein Gott, wird es sicherlich von dir fordern, und du würdest dir eine Verschuldung aufgeladen haben. Wenn du aber das Geloben unterläßt, so ziehst du dir dadurch keine Verschuldung zu; nur was deine Lippen ausgesprochen haben, mußt du auch halten und ausführen, weil du dem HERRN, deinem Gott, freiwillig gelobt hast, was du mit deinem Munde ausgesprochen hast. – Wenn du in den Weinberg eines deiner Volksgenossen kommst, so magst du Trauben nach deinem Begehren essen, bis du satt bist; aber in dein Gefäß darfst du keine tun. Wenn du an das Kornfeld eines deiner Volksgenossen kommst, so magst du Ähren mit der Hand abpflücken; aber eine Sichel darfst du nicht an das Getreide eines deiner Volksgenossen legen. – Wenn ein Mann eine Frau nimmt und die Ehe mit ihr vollzieht, später aber sich nicht mehr zu ihr hingezogen fühlt, weil er etwas Häßliches an ihr entdeckt hat, und er hat ihr einen Scheidebrief geschrieben und ihn ihr eingehändigt und sie aus seinem Hause entlassen, – wenn sie also aus seinem Hause weggegangen ist und die Ehe mit einem andern Manne vollzogen hat und der zweite Mann ihr ebenfalls abgeneigt wird und ihr auch einen Scheidebrief schreibt und ihn ihr einhändigt und sie so aus seinem Hause entläßt, oder wenn der zweite Mann, der sie geheiratet hat, stirbt: so darf ihr erster Mann, der sie verstoßen hatte, sie nicht nochmals zur Frau nehmen, nachdem sie verunreinigt worden ist; denn das würde ein Greuel in den Augen des HERRN sein, und du sollst das Land, das der HERR, dein Gott, dir zum Erbbesitz geben will, nicht mit Sünde beladen. Wenn jemand neuvermählt ist, so braucht er nicht mit dem Heere ins Feld zu ziehen, und keinerlei Verpflichtung soll ihm auferlegt werden: er soll ein Jahr lang für sein Haus frei sein und seine Frau erfreuen, die er geheiratet hat. – Man darf nicht die Handmühle oder auch nur den oberen Mühlstein pfänden, denn damit würde man das Leben zum Pfande nehmen. – Wird jemand dabei ertappt, daß er einen von seinen Volksgenossen, von den Israeliten, geraubt und ihn gewaltsam (als Sklaven) behandelt oder ihn verkauft hat, so soll ein solcher Menschendieb sterben: so sollst du das Böse aus deiner Mitte wegschaffen. – Nimm dich bei der Erkrankung an Aussatz wohl in acht, daß du aufs sorgfältigste alle Weisungen befolgst, die euch die levitischen Priester erteilen werden: verfahrt genau so, wie ich ihnen geboten habe. Denke daran, was der HERR, dein Gott, an Mirjam unterwegs bei eurem Auszug aus Ägypten getan hat! – Wenn du deinem Nächsten ein Darlehn von irgendwelchem Betrage gewährst, so sollst du nicht in sein Haus hineingehen, um ihm ein Pfand abzunehmen; nein, du sollst draußen auf der Straße stehen bleiben, und der Mann, dem du leihst, soll das Pfand zu dir herausbringen; und wenn er ein dürftiger Mann ist, so sollst du dich mit seinem Pfand nicht schlafen legen, sondern ihm vielmehr das Pfand bei Sonnenuntergang zurückgeben, damit er sich in seinem Mantel schlafen legen kann und dich segnet; dann wird dir das als Gerechtigkeit vor dem HERRN, deinem Gott, gelten. – Bedrücke keinen dürftigen und armen Tagelöhner, der zu deinen Volksgenossen oder zu den Fremden gehört, die bei dir in deinem Lande, in deinen Ortschaften leben! Noch an demselben Tage sollst du ihm seinen Lohn geben, ehe noch die Sonne darüber untergeht; denn er ist arm, und sein Herz sehnt sich danach; er würde sonst vielleicht den HERRN gegen dich anrufen, und du hättest eine Verschuldung auf dich geladen. – Väter sollen nicht wegen (einer Verschuldung) ihrer Kinder mit dem Tode bestraft werden, und Kinder sollen nicht wegen (einer Verschuldung) ihrer Väter sterben; ein jeder soll nur wegen seines eigenen Vergehens mit dem Tode bestraft werden! – Du sollst das Recht eines Nichtisraeliten und einer Waise nicht beugen und das Kleid einer Witwe nicht pfänden; du sollst vielmehr daran gedenken, daß du selbst einst ein Knecht in Ägypten gewesen bist und daß der HERR, dein Gott, dich von dort erlöst hat. Darum gebiete ich dir, so zu verfahren. – Wenn du beim Abernten deines Feldes eine Garbe auf dem Felde vergessen hast, so sollst du nicht umkehren, um sie zu holen: sie soll den Fremdlingen, den Waisen und den Witwen gehören, damit der HERR, dein Gott, dich bei allem, was du unternimmst, segnet. Wenn du deine Ölbäume abklopfst, sollst du hinterher nicht noch Nachlese an den Zweigen halten: was an Früchten noch übrig ist, soll den Fremdlingen, den Waisen und den Witwen zugute kommen. Wenn du die Lese in deinem Weinberge hältst, sollst du hinterher nicht noch eine Nachlese vornehmen: was (an Trauben) noch übrig ist, soll den Fremdlingen, den Waisen und den Witwen zufallen. Denn du sollst daran gedenken, daß du selbst einst ein Knecht im Lande Ägypten gewesen bist; darum gebiete ich dir, so zu verfahren.« Maßhalten bei Leibesstrafen vor Gericht; Milde gegen ein arbeitendes Haustier»Wenn es zwischen Männern zu einem Rechtsstreit kommt und sie vor Gericht getreten sind und man das Urteil über sie gesprochen hat, indem man den Unschuldigen freigesprochen und den Schuldigen verurteilt hat, so soll, wenn der Schuldige Prügelstrafe verdient hat, der Richter ihn sich hinlegen lassen, und man soll ihm in seiner Gegenwart eine bestimmte Anzahl von Schlägen nach Maßgabe seiner Verschuldung geben. Vierzig Schläge darf er ihm geben lassen, aber nicht mehr, damit dein Volksgenosse nicht, wenn man fortführe, ihm eine noch größere Zahl von Schlägen zu versetzen, in deinen Augen verächtlich gemacht wird. – Du sollst einem Ochsen, während er drischt, das Maul nicht verbinden.« v) Vorschriften bezüglich der Schwagerehe und andere Gebote (besonders bezüglich der Vergeltung an den Amalekitern)»Wenn Brüder beisammen wohnen und einer von ihnen stirbt, ohne einen Sohn zu hinterlassen, so soll sich die Ehefrau des Verstorbenen nicht nach auswärts an einen fremden Mann verheiraten, sondern ihr Schwager soll zu ihr eingehen und sie zu seiner Frau nehmen und die Schwagerehe mit ihr vollziehen; der erste Sohn aber, den sie dann gebiert, soll auf den Namen seines verstorbenen Bruders (in die Geschlechtsregister) eingetragen werden, damit dessen Name in Israel nicht ausstirbt. Wenn aber der Mann sich nicht dazu verstehen will, seine Schwägerin zu heiraten, so soll seine Schwägerin ans Tor zu den Ältesten hingehen und sagen: ›Mein Schwager weigert sich, den Namen seines Bruders in Israel fortzupflanzen: er will die Schwagerehe nicht mit mir eingehen!‹ Dann sollen die Ältesten der betreffenden Ortschaft ihn rufen lassen und ihm Vorstellungen machen; und wenn er trotzdem darauf besteht und erklärt: ›Ich bin nicht geneigt, sie zu heiraten!‹, so soll seine Schwägerin vor den Augen der Ältesten zu ihm hintreten, soll ihm den Schuh vom Fuß ziehen, ihm ins Angesicht speienA.Ü.: vor seinem Angesicht (= vor ihm) ausspeien. und laut ausrufen: ›So soll es dem Mann ergehen, der das Haus seines Bruders nicht bauen will!‹ Mit einem Spottnamen soll dann sein Haus in Israel die ›Barfüßerfamilie‹W.: die Familie dessen, dem man den Schuh ausgezogen hat. heißen.« Bestrafung weiblicher Schamlosigkeit; Ehrlichkeit im Handel und Wandel»Wenn zwei Männer, Volksgenossen, miteinander handgemein werden und die Frau des einen, die herbeigeeilt ist, um ihren Mann aus den Händen dessen, der ihn schlägt, zu retten, jenen mit ihrer Hand bei den Geschlechtsteilen faßt, so sollst du ihr die Hand abhauen, ohne einen Blick des Mitleids für sie zu haben! – Du sollst in deinem Beutel nicht zweierlei Gewichtsteine, einen größeren und einen kleineren, haben; du sollst in deinem Hause nicht zweierlei Hohlmaße, ein größeres und ein kleineres, haben: volle und richtige Gewichte und volle und richtige Maße sollst du haben, damit du lange in dem Lande lebst, das der HERR, dein Gott, dir geben wird; denn ein Greuel für den HERRN, deinen Gott, ist jeder, der solches tut, jeder, der Unredlichkeit übt.« Gebot, die Amalekiter auszurotten»Denke daran, was die Amalekiter dir unterwegs bei eurem Auszug aus Ägypten angetan haben: daß sie dich, während du müde und matt warst, auf der Wanderung ohne Furcht vor Gott überfallen und alle die niedergehauen haben, welche bei dir vor Ermattung zurückgeblieben waren. Wenn dir also der HERR, dein Gott, Ruhe vor allen deinen Feinden ringsum geschafft hat in dem Lande, das der HERR, dein Gott, dir als Erbgut zu seiner Besetzung geben wird, so sollst du das Andenken an die Amalekiter unter dem ganzen Himmel austilgen: vergiß es nicht!« w) Anhang, enthaltend zwei gottesdienstliche Gebetsformeln und eine zusammenfassende Verpflichtungsformela) Das dankbare Bekenntnis bei der Darbringung der Erstlingsfrüchte im Heiligtum»Wenn du nun in das Land gekommen bist, das der HERR, dein Gott, dir zu eigen geben wird, und du es in Besitz genommen hast und in ihm wohnst, so sollst du einen Teil von den Erstlingen aller Feldfrüchte, die du von deinem Lande, das der HERR, dein Gott, dir geben wird, geerntet hast, nehmen und sie in einen Korb legen und dich damit an die Stätte begeben, die der HERR, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen daselbst wohnen zu lassen. Dort sollst du dann zu dem Priester treten, der zu jener Zeit im Amt sein wird, und zu ihm sagen: ›Ich bezeuge heute dem HERRN, deinem Gott, daß ich wirklich in das Land gekommen bin, dessen Verleihung an uns der HERR unsern Vätern zugeschworen hat.‹ Hierauf soll der Priester den Korb aus deiner Hand nehmen und ihn vor den Altar des HERRN, deines Gottes, hinstellen. Du aber sollst dann vor dem HERRN, deinem Gott, folgende Worte aussprechen: ›Ein umherirrender Aramäer war mein Stammvater; mit einer Mannschaft von wenigen Leuten zog er nach Ägypten hinab und lebte dort als Fremdling, wuchs dort aber zu einem großen, starken und zahlreichen Volk heran. Weil aber die Ägypter uns mißhandelten und bedrückten und uns harte Zwangsarbeit auferlegten, schrien wir zum HERRN, dem Gott unserer Väter, um Hilfe, und der HERR erhörte unser Flehen und sah unser Elend, unsere Mühsal und Bedrängnis; und der HERR führte uns mit starker Hand und hocherhobenem Arm, mit schreckenerregender Macht und unter Zeichen und Wundern aus Ägypten hinaus; er brachte uns an diesen Ort und gab uns dieses Land, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. Und nun bringe ich hier die Erstlinge von den Früchten des Feldes, das du, HERR, mir gegeben hast.‹ Dann stelle sie vor den HERRN, deinen Gott, hin, wirf dich vor dem HERRN, deinem Gott, anbetend nieder und erfreue dich mit den Leviten und den Fremdlingen, die in deiner Mitte wohnen, an all dem Guten, das der HERR, dein Gott, dir und deinem Hause gegeben hat.« b) Gebetsformel bei Entrichtung des Zehnten an die Leviten und Armen»Wenn du im dritten Jahre, dem Zehntjahr, den gesamten Zehnten von deinem Ernteertrag vollständig entrichtet und ihn den Leviten, den Fremdlingen, den Waisen und Witwen übergeben hast, damit sie ihn in deinen Ortschaften verzehren und sich satt essen, so sollst du vor dem HERRN, deinem Gott, so sprechen: ›Ich habe die heilige Abgabe aus meinem Hause hinausgeschafft und sie den Leviten und Fremdlingen, den Waisen und Witwen genau so übergeben, wie du mir geboten hast: ich habe keines von deinen Geboten übertreten noch vergessen. Ich habe nichts davon gegessen in meiner Trauer und nichts davon weggeschafft, während ich unrein war, und habe nichts davon für eine Totenspeisung verwandt, nein, ich bin den Weisungen des HERRN, meines Gottes, nachgekommen und habe mich genau an seine Gebote gehalten. Blicke von deiner heiligen Wohnung, vom Himmel, herab und segne dein Volk Israel und das Land, das du uns gegeben hast, wie du unsern Vätern zugeschworen hast, ein Land, das von Milch und Honig überfließt!‹« c) Zusammenfassender Abschluß der Bundespflichten und Rechte»Am heutigen Tage gebietet dir der HERR, dein Gott, diese Satzungen und Verordnungen zu befolgen: so beobachted.h. beachte . und befolge sie denn von ganzem Herzen und mit ganzer Seele! Du hast dir heute vom HERRN verkünden lassen, daß er dein Gott sein wolleA.Ü.: Du hast heute dem HERRN sagen lassen, daß er dein Gott sein solle. und daß es dir zukomme, auf seinen Wegen zu wandeln, seine Satzungen, Vorschriften und Verordnungen zu beobachtend.h. beachten, befolgen . und seinen Weisungen zu gehorchen. Der HERR aber hat dich heute die Erklärung aussprechen lassen, daß du sein Eigentumsvolk sein wollest, wie er dir geboten hat,A.Ü.: Der HERR hat dir heute sagen lassen, daß du sein Eigentumsvolk sein sollest, wie er dir zugesagt hat. und daß es dir zukomme, alle seine Gebote zu beobachtend.h. beachten, befolgen ., und daß er dich über alle Völker, die er geschaffen hat, zu Ruhm und Ehre und Ansehen erhöhen wolle und daß du ein dem HERRN, deinem Gott, geheiligtes Volk sein wollest, wie er dir geboten hat.« 3. Die Schlußreden (Kap. 27-30)a) Aufstellung von Denksteinen des Gesetzes im Westjordanlande; Errichtung eines Altars auf dem Berge EbalWeiter geboten Mose und die Ältesten der Israeliten dem Volke folgendes: »Beobachtetd.h. beachtet, befolgt alle Gebote, die ich euch heute zur Pflicht mache! Sobald ihr also über den Jordan in das Land gezogen seid, das der HERR, dein Gott, dir geben wird, so richte dir große Steine auf, überstreiche sie mit Tünchkalk und schreibe, sobald du hinübergezogen bist, alle Worte dieses Gesetzes auf sie, damit du in das Land hineinkommst, das der HERR, dein Gott, dir geben will, ein Land, das von Milch und Honig überfließt, wie der HERR, der Gott deiner Väter, dir verheißen hat. Sobald ihr also über den Jordan gezogen seid, sollt ihr diese Steine, auf die sich mein heutiger Befehl bezieht, auf dem Berge Ebal aufrichten und sie mit Tünchkalk überstreichen. Auch sollst du dort dem HERRN, deinem Gott, einen Altar erbauen, und zwar einen Altar von Steinen, die du mit keinem eisernen Werkzeug bearbeiten darfst: aus unbehauenen Steinen sollst du den Altar des HERRN, deines Gottes, erbauen und dem HERRN, deinem Gott, Brandopfer auf ihm darbringen; und du sollst Dankopfer schlachten und ein Opfermahl dort halten und vor dem HERRN, deinem Gott, fröhlich sein. Auf die Steine aber sollst du alle Worte dieses Gesetzes schreiben, indem du sie sorgfältig eingräbst.« b) Ausrufung von Segens- und Fluchsprüchen auf den Bergen Ebal und GarizimHierauf richteten Mose und die levitischen Priester folgende Worte an ganz Israel: »Beobachted.h. beachte, übe . Schweigen, Israel, und höre zu! Am heutigen Tage bist du zum Volk des HERRN, deines Gottes, geworden. So gehorche denn den Weisungen des HERRN deines Gottes, und halte seine Gebote und seine Satzungen, die ich dir heute gebiete!« An demselben Tage erteilte Mose dem Volke folgenden Befehl: »Wenn ihr über den Jordan gezogen seid, so sollen die einen sich auf dem Berge Garizim aufstellen, um das Volk zu segnen, nämlich Simeon, Levi, Juda, Issaschar, Joseph und Benjamin; die anderen aber sollen sich, um den Fluch auszusprechen, auf dem Berge Ebal aufstellen, nämlich Ruben, Gad und Asser und Sebulon, Dan und Naphthali. Danach sollen die Leviten anheben und mit hocherhobener Stimme zu allen Männern Israels sagen: Die zwölf Fluchworte›Verflucht sei, wer ein geschnitztes oder gegossenes Bild, einen Greuel für den HERRN, ein Machwerk von Künstlerhand, anfertigt und es heimlich aufstellt!‹, und das ganze Volk soll antworten: ›So sei es!‹ ›Verflucht sei, wer seinen Vater oder seine Mutter mißachtet!‹, und das ganze Volk soll sagen: ›So sei es!‹ ›Verflucht sei, wer die Grenze seines Nächsten verrückt!‹, und das ganze Volk soll sagen: ›So sei es!‹ ›Verflucht sei, wer einen Blinden auf dem Wege irreführt!‹, und das ganze Volk soll sagen: ›So sei es!‹ ›Verflucht sei, wer das Recht von Fremdlingen, von Waisen und Witwen beugt!‹, und das ganze Volk soll sagen: ›So sei es!‹ ›Verflucht sei, wer sich mit dem Weibe seines Vaters vergeht; denn er hat die Bettdecke seines Vaters aufgedeckt!‹, und das ganze Volk soll sagen: ›So sei es!‹ ›Verflucht sei, wer irgendein Tier zur Unzucht mißbraucht!‹, und das ganze Volk soll sagen: ›So sei es!‹ ›Verflucht sei, wer sich mit seiner Schwester, der Tochter seines Vaters oder der Tochter seiner Mutter, vergeht!‹, und das ganze Volk soll sagen: ›So sei es!‹ ›Verflucht sei, wer sich mit seiner Schwägerin vergeht!‹, und das ganze Volk soll sagen: ›So sei es!‹ ›Verflucht sei, wer seinen Nächsten heimlich erschlägt!‹, und das ganze Volk soll sagen: ›So sei es!‹ ›Verflucht sei, wer sich durch Bestechung dazu bringen läßt, jemand zu erschlagen, unschuldiges Blut zu vergießen!‹, und das ganze Volk soll sagen: ›So sei es!‹ ›Verflucht sei, wer nicht die Bestimmungen dieses Gesetzes durch ihre Erfüllung aufrechthält!‹, und das ganze Volk soll sagen: ›So sei es!‹« c) Ankündigung des Segens und des Fluches für Israel (3.Mose 26)a) Verheißung reicher Segnungen für das bundestreue Volk»Wenn du aber den Weisungen des HERRN, deines Gottes, gewissenhaft nachkommst, indem du auf die Beobachtungd.h. Beachtung, Befolgung . aller seiner Gebote, die ich dir heute zur Pflicht mache, bedacht bist, so wird der HERR, dein Gott, dich über alle Völker der Erde erhöhen, und alle die folgenden Segnungen werden dir zuteil werden und bei dir eintreffen, wenn du den Weisungen des HERRN, deines Gottes, nachkommst: Gesegnet wirst du sein in der Stadt und gesegnet auf dem Felde. Gesegnet wird die Frucht deines Mutterleibes sein und die Frucht deines Ackers und die Frucht deines Viehs, der Wurf deiner Rinder und der Nachwuchs deines Kleinviehs. Gesegnet wird dein Fruchtkorb und dein Backtrog sein. Gesegnet wirst du bei deinem Eingang sein und gesegnet bei deinem Ausgang. Der HERR wird deine Feinde, die sich gegen dich erheben, niedergeworfen vor dir erliegen lassen; auf einem einzigen Wege werden sie gegen dich zu Felde ziehen, aber auf sieben Wegen vor dir fliehen. Der Herr wird bei dir den Segen walten lassen in deinen Speichern und bei allen deinen Unternehmungen und dich in dem Lande segnen, das der HERR, dein Gott, dir geben wird. Der HERR wird dich zu einem ihm geheiligten Volke erheben, wie er dir zugeschworen hat, wenn du die Gebote des HERRN, deines Gottes, beobachtestd.h. beachtest, befolgst . und auf seinen Wegen wandelst; da werden denn alle Völker der Erde sehen, daß du mit Recht das Volk des HERRN genannt wirst,W.: daß der Name des Herrn über dir ausgerufen worden ist. und werden sich vor dir fürchten. Und der HERR wird dich durch die Frucht deines Mutterleibes und durch die Frucht deines Viehs und die Frucht deines Feldes zum Überfluß an Gütern gelangen lassen in dem Lande, das der HERR, wie er deinen Vätern zugeschworen hat, dir geben wird. Der HERR wird dir seine reiche Schatzkammer, den Himmel, auftun, um deinem Lande zu rechter Zeit den Regen zu spenden und alle Arbeiten deiner Hand zu segnen, so daß du vielen Völkern wirst leihen können, ohne selbst etwas entlehnen zu müssen. So wird der HERR dich zum Haupt und nicht zum Schwanz machen, und es wird mit dir immer nur aufwärts gehen und nicht abwärts, wenn du den Geboten des HERRN, deines Gottes, deren genaue Beobachtungd.h. Beachtung, Befolgung . ich dir heute zur Pflicht mache, gehorsam bleibst und von allen Weisungen, die ich euch heute gebiete, weder nach rechts noch nach links abweichst, indem du anderen Göttern nachgehst, um ihnen zu dienen.« b) Erster Teil der Verfluchungen des ungehorsamen Volkes»Wenn du aber den Weisungen des HERRN, deines Gottes, nicht gehorchst, daß du auf die sorgfältige Beobachtungd.h. Beachtung, Befolgung . seiner Gebote und Satzungen, die ich dir heute zur Pflicht mache, bedacht sein sollst, so werden alle folgenden Flüche über dich kommen und dich treffen: Verflucht wirst du sein in der Stadt und verflucht auf dem Felde. Verflucht wird dein Fruchtkorb und dein Backtrog sein. Verflucht wird die Frucht deines Mutterleibes und die Frucht deines Ackers sein, der Wurf deiner Rinder und der Nachwuchs deines Kleinviehs. Verflucht wirst du bei deinem Eingang sein und verflucht bei deinem Ausgang. – Der HERR wird den Fluch, die Bestürzung und die Verwünschung gegen dich senden bei allen Geschäften, die du unternimmst, bis du wegen deines frevelhaften Tuns, weil du mich verlassen hast, vertilgt bist und schnellen Untergang gefunden hast. Der HERR wird die Pest an dir haften lassen, bis er dich aus dem Lande ausgerottet hat, in das du jetzt ziehst, um es in Besitz zu nehmen. Der HERR wird dich mit Schwindsucht und Fieber, mit Entzündung und Hitze, mit Dürre, Kornbrand und Vergilbung des Getreides heimsuchen, und dies alles wird dich verfolgen, bis du zugrunde gegangen bist. Der Himmel über deinem Haupt wird zu Erz werden und die Erde unter deinen Füßen zu Eisen. Der HERR wird als Regen für dein Land Flugsand und Staub geben: vom Himmel wird er auf dich herabfallen, bis du vertilgt bist. Der HERR wird dich niedergeworfen vor deinen Feinden erliegen lassen: auf einem einzigen Wege wirst du gegen sie ausziehen und auf sieben Wegen vor ihnen fliehen; und du wirst für alle Reiche der Erde ein Schreckbild sein. Deine Leichen werden allen Vögeln des Himmels und den wilden Tieren zum Fraß dienen, ohne daß jemand sie verscheucht. Der HERR wird dich mit den Geschwüren Ägyptens und mit Pocken, mit Aussatz und Grind schlagen, daß du nicht wirst geheilt werden können. Der HERR wird dich mit Wahnsinn, mit Blindheit und geistiger Zerrüttung schlagen, so daß du am hellen Mittag umhertappen mußt, wie der Blinde im Finstern tappt; und du wirst bei deinen Unternehmungen kein Gelingen haben, sondern allezeit nur vergewaltigt und beraubt sein, ohne daß jemand dir hilft. Mit einem Weibe wirst du dich verloben, aber ein anderer Mann wird bei ihr schlafen; ein Haus wirst du dir bauen, aber nicht in ihm wohnen; einen Weinberg wirst du anlegen, aber seine Früchte nicht genießen. Dein Rind wird vor deinen Augen geschlachtet werden, ohne daß du von ihm zu essen bekommst; dein Esel wird dir vor deinen Augen geraubt werden und nicht wieder zu dir zurückkehren; dein Kleinvieh wird deinen Feinden gegeben werden, ohne daß dir ein Helfer erscheint. Deine Söhne und Töchter fallen einem anderen Volke (als Sklaven) in die Hände; deine Augen müssen es ansehen und den ganzen Tag vor Sehnsucht nach ihnen schmachten, du aber vermagst nichts dagegen zu tun. Die Früchte deines Feldes und den ganzen Ertrag deiner Arbeit wird ein Volk verzehren, das du bis dahin nicht gekannt hast, und du wirst allezeit nur der Vergewaltigte und Mißhandelte sein: wahnsinnig wirst du werden beim Anblick dessen, was deine Augen zu sehen bekommen. Der HERR wird dich mit bösen Geschwüren an den Knien und Schenkeln schlagen, von denen du nicht wirst geheilt werden können, von der Fußsohle bis zum Scheitel. Der HERR wird dich und deinen König, den du über dich setzen wirst, zu einem Volke führen, das dir und deinen Vätern bis dahin unbekannt gewesen ist; dort wirst du anderen Göttern, Götzen von Holz und Stein, dienen müssen und wirst ein Gegenstand des Entsetzens, des Spottes und Hohns bei allen Völkern werden, wohin der HERR dich führen wird. Aussaat wirst du in Menge aufs Feld hinausbringen, aber nur wenig einernten; denn die Heuschrecken werden es abfressen; Weinberge wirst du anpflanzen und bearbeiten, aber Wein weder trinken noch einkellern, denn der Wurm wird ihn abfressen. Ölbäume wirst du überall in deinem Gebiet haben, aber dich nicht mit Öl salben; denn deine Ölbäume werden die Früchte abfallen lassen. Söhne und Töchter wirst du zeugen, aber sie werden dir nicht verbleiben, denn sie müssen in die Gefangenschaft wandern. Alle deine Bäume und die Früchte deines Ackers wird das Ungeziefer aufzehren. Der Fremdling, der in deiner Mitte lebt, wird immer höher über dich emporsteigen, während du immer tiefer hinabsinkst: er wird dir leihen, du aber wirst ihm nichts zu leihen haben; er wird zum Haupt, du aber wirst zum Schwanz werden. Alle diese Flüche werden über dich kommen, dich verfolgen und dich treffen, bis du vernichtet bist, weil du den Weisungen des HERRN, deines Gottes, nicht gehorcht hast und seinen Geboten und Satzungen, die er dir zur Pflicht gemacht hat, nicht nachgekommen bist; und sie werden an dir und deinen Nachkommen als Zeichen und Wunder bis in Ewigkeit haften.« c) Zweiter Teil der Verfluchungen»Zur Strafe dafür, daß du dem HERRN, deinem Gott, trotz des Überflusses an allem nicht mit freudigem und bereitwilligem Herzen gedient hast, wirst du deinen Feinden, die der HERR gegen dich senden wird, dienen müssen bei Hunger und Durst, bei Mangel an Kleidung und bei völliger Verarmung; und er wird dir ein eisernes Joch auf den Nacken legen, bis er dich vertilgt hat. Der HERR wird gegen dich aus der Ferne, vom Ende der Erde her, ein Volk heranführen, das so schnell wie ein Adler daherfliegt, ein Volk, dessen Sprache du nicht verstehst, ein Volk mit wildtrotzigem Angesicht, das auch auf einen Greis keine Rücksicht nimmt und mit keinem Kinde Erbarmen hat. Es wird den Ertrag deines Viehstandes und den Ertrag deines Feldes verzehren, bis du vertilgt bist, da es dir vom Getreide, vom Wein und Öl, vom Wurf deiner Rinder und vom Nachwuchs deines Kleinviehs nichts übriglassen wird, bis es dich zugrunde gerichtet hat. Es wird dich in all deinen Städten belagern, bis deine hohen und starken Mauern, auf die du dein Vertrauen setzt, in deinem ganzen Lande gefallen sind, und es wird dich in all deinen Städten belagern, in deinem ganzen Lande, das der HERR, dein Gott, dir gegeben hat. Da wirst du dann in der Angst und Bedrängnis, in die dein Feind dich versetzen wird, deine leiblichen Kinder verzehren, das Fleisch deiner Söhne und Töchter, die der HERR, dein Gott, dir geschenkt hat. Sogar der an Wohlleben und die größte Üppigkeit gewöhnte Mann bei dir wird dann auf seinen Bruder und auf das Weib an seinem Busen und auf den Rest seiner Kinder, die er noch übrigbehalten hat, voll Mißgunst blicken, so daß er keinem von ihnen etwas von dem Fleisch seiner Kinder abgibt, die er, ohne sich irgendeins übrigzulassen, in der Angst und Bedrängnis verzehrt, in die dich dein Feind in all deinen Ortschaften versetzen wird. Sogar die an Wohlleben und die größte Üppigkeit gewöhnte Frau bei dir, die vor Verzärtelung und Verweichlichung noch nie versucht hat, ihre Fußsohle auf die Erde zu setzen – auch deren Auge wird auf den Mann an ihrem Busen und auf ihren Sohn und ihre Tochter voll Mißgunst blicken und wird ihnen die Nachgeburt mißgönnen, die aus ihrem Schoß hervorgeht, und die Kinder, die sie zur Welt gebracht hat; denn bei dem Mangel an allem wird sie diese heimlich verzehren in der Angst und Bedrängnis, in die dich dein Feind in deinen Ortschaften versetzen wird. Wenn du nicht auf die Beobachtungd.h. Beachtung, Befolgung . aller Bestimmungen dieses Gesetzes, die in diesem Buch aufgezeichnet stehen, bedacht bist, indem du diesen ruhmvollen und furchtbaren Namen, den HERRN, deinen Gott, fürchtest, so wird der HERR über dich und deine Nachkommen außergewöhnliche Unglücksschläge verhängen, schwere und andauernde Unglücksschläge und bösartige und andauernde Krankheiten. Er wird dann alle Seuchen Ägyptens bei dir einkehren lassen, vor denen du einst Grauen empfunden hast, und sie werden an dir haften bleiben. Auch alle Krankheiten und alle Heimsuchungen, die in diesem Gesetzbuch nicht verzeichnet stehen – auch die wird der HERR über dich kommen lassen, bis du vertilgt bist; und es werden Männer von euch nur in geringer Anzahl übrigbleiben, statt daß ihr vorher den Sternen des Himmels an Menge gleichkamt, weil du den Weisungen des HERRN, deines Gottes, nicht nachgekommen bist. Und wie der HERR vorher seine Freude daran gehabt hatte, euch Gutes zu erweisen und euch zahlreich werden zu lassen, ebenso wird der HERR dann bei euch seine Freude daran haben, euch zugrunde zu richten und zu vertilgen, so daß ihr aus dem Lande herausgerissen werdet, in das du jetzt einziehst, um es in Besitz zu nehmen. Der HERR wird dich alsdann unter alle Völker von einem Ende der Erde bis zum andern zerstreuen, und du wirst dort anderen Göttern dienen müssen, von denen ihr, du und deine Väter, nichts gewußt habt, Götzen von Holz und Stein. Und du wirst unter jenen Völkern zu keiner Ruhe kommen, und für deine Fußsohle wird es keine Stätte der Rast geben, sondern der HERR wird dir dort ein immer zitterndes Herz und vor Sehnsucht schmachtende Augen und eine verzweifelnde Seele geben. Dein Leben wird dir an einem Faden zu hangen scheinen, so daß du bei Tag und bei Nacht in Angst schwebst und dich deines Lebens niemals sicher fühlst, am Morgen wirst du sagen: ›Ach, wäre es doch erst Abend!‹, und am Abend wirst du wünschen: ›Ach, wäre es doch schon Morgen!‹ infolge der Angst deines Herzens, die du empfinden wirst, und infolge des Anblicks der Schrecknisse, die dir vor Augen stehen. Und der HERR wird dich auf Schiffen nach Ägypten zurückkehren lassen auf dem Wege, von dem ich dir gesagt habe: ›Du sollst ihn nie mehr wiedersehen!‹ Dort werdet ihr euch dann euren Feinden zu Sklaven und Sklavinnen verkaufen wollen,A.Ü.: dort werdet ihr … als Sklaven und Sklavinnen feilgeboten werden. aber es wird sich kein Käufer finden.« d) Ermahnungs- und Warnungsrede Moses bei Abschluß des neuen GnadenbundesDies sind die Worte des Bundes, den Mose auf Befehl des HERRN mit den Israeliten im Lande der Moabiter geschlossen hat, außer dem Bunde, den er am Horeb mit ihnen geschlossen hatte. a) Hinweis auf die großen bisherigen göttlichen Strafgerichte und die WohltatenMose berief also alle Israeliten und sagte zu ihnen: »Ihr habt selbst alles gesehen, was der HERR vor euren Augen im Lande Ägypten dem Pharao und allen seinen Knechten und seinem ganzen Lande hat widerfahren lassen: die großen Machterweise, die du mit eigenen Augen gesehen hast, jene großen Zeichen und Wunder. Aber bis auf den heutigen Tag hat der HERR euch kein Herz zum Erkennen, keine Augen zum Sehen und keine Ohren zum Hören gegeben. Und doch habe ich euch vierzig Jahre lang in der Wüste wandern lassen: eure Kleider sind euch dabei nicht am Leibe zerfallen, und deine Schuhe haben sich an deinen Füßen nicht abgenutzt; ihr habt kein Brot zu essen gehabt und keinen Wein und kein starkes Getränk getrunken, weil ihr erkennen solltet, daß ich der HERR, euer Gott, bin. Als ihr dann in diese Gegend gelangtet, zogen Sihon, der König von Hesbon, und Og, der König von Basan, uns zum Kampf entgegen, aber wir schlugen sie und eroberten ihr Land und gaben es den Stämmen Ruben und Gad und dem halben Stamm Manasse zum Erbbesitz. So beobachtetd.h. beachtet . denn die Bestimmungen dieses Bundes und befolgt sie, damit ihr bei allen euren Unternehmungen glücklichen Erfolg habet!« b) Der heutige (neue) Bund wird für alle künftigen Geschlechter geschlossen und ist hochheilig»Ihr steht heute allesamt vor dem HERRN, eurem Gott: eure Stammeshäupter, eure Richter, eure Ältesten und Obmänner, alle Männer Israels, eure Kinder, eure Weiber und die Nichtisraeliten, die sich bei dir inmitten deines Lagers befinden, von den Holzhauern an bis zu den Wasserträgern bei dir, damit du in den Bund mit dem HERRN, deinem Gott, und zwar in seine Eidgemeinschaft eintretest, den der HERR, dein Gott, heute mit dir schließt, weil er dich heute zu seinem Volk einsetzen und er dein Gott sein will, wie er dir zugesagt und wie er deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen hat. Aber nicht mit euch allein schließe ich diesen Bund und diesen Fluchvertrag, sondern sowohl mit denen, die heute hier mit uns vor dem HERRN, unserm Gott, stehen, als auch mit denen, die heute noch nicht mit uns hier zugegen sind.« c) Warnung vor Götzendienst und Bruch des neuen Bundes, auf welche die schwerste Strafe folgt»Ihr wißt ja selbst, wie wir im Lande Ägypten gewohnt haben und wie wir mitten durch die Völker gezogen sind, die ihr durchzogen habt; und ihr habt ihre Scheusale und Götzen von Holz und Stein, Silber und Gold gesehen, die es bei ihnen gibt. Daß nur ja kein Mann oder Weib, kein Geschlecht oder Stamm sich unter euch befinde, dessen Herz sich heute vom HERRN, unserm Gott, abwendet, daß er hingeht, den Göttern jener Völker zu dienen! Daß sich unter euch nur ja keine Wurzel finde, die Schierling und Wermut als Frucht hervorbringt, niemand, der, wenn er die Worte dieses Fluchvertrags vernimmt, dann sich in seinem Herzen glücklich preist, indem er denkt: ›Gut wird es mir ergehen, wenn ich auch in der Verstocktheit meines Herzens wandle!‹ Das würde zur Folge haben, daß alles, das bewässerte Land mitsamt dem trockenen, hinweggerafft würde. Einem solchen Menschen wird der HERR nicht gewillt sein zu verzeihen, nein, lodern wird alsdann der Zorn und Eifer des HERRN gegen den betreffenden Mann, und alle Flüche, die in diesem Buch aufgezeichnet stehen, werden auf ihn einstürmen, und der HERR wird seinen Namen unter dem Himmel austilgen, und der HERR wird ihn aus allen Stämmen Israels zum Unheil aussondern, wie es allen Flüchen des Bundes entspricht, der in diesem Gesetzbuch aufgezeichnet steht. Die späteren Geschlechter aber, eure Kinder, die nach euch erstehen werden, und die Ausländer, die aus fernen Ländern kommen, werden fragen, wenn sie die Unglücksschläge und Krankheiten sehen, mit denen der HERR dieses Land heimgesucht hat, den Schwefel und das Salz – eine Brandstätte wird sein ganzer Boden sein, so daß er nicht besät werden kann und nichts sprossen läßt und keine Pflanze in ihm aufkommt, eine Verwüstung wie die von Sodom und Gomorrha, Adama und Zeboim, die der HERR in seinem Zorn und Grimm dem Untergang preisgegeben hat –, ja, alle Völker werden fragen: ›Warum hat der HERR diesem Lande solches Geschick widerfahren lassen? Welchen Grund hat diese schreckliche Zornesglut?‹ Dann wird man antworten: ›Das ist die Strafe dafür, daß sie den Bund mit dem HERRN, dem Gott ihrer Väter, verlassen haben, den er mit ihnen geschlossen hatte, als er sie aus dem Lande Ägypten herausführte, und daß sie dazu übergegangen sind, anderen Göttern zu dienen und sich vor ihnen niederzuwerfen, Göttern, die ihnen vorher unbekannt gewesen waren und die er ihnen nicht zugeteilt hatte: darum ist der Zorn des HERRN gegen dieses Land entbrannt, so daß er den ganzen Fluch, der in diesem Buche aufgezeichnet steht, über das Land hat kommen lassen; und darum hat der HERR sie im Zorn und Grimm und in gewaltiger Erbitterung aus ihrem Lande herausgerissen und sie in ein anderes Land geschleudert, wie es heutigentags der Fall ist.‹ Das noch Verborgene steht beim HERRN, unserm Gott, aber das bereits offenbar Gewordene ist für uns und unsere Kinder für alle Ewigkeit bestimmt, damit wir alle Worte dieses Gesetzes erfüllen.« d) Ankündigung von Gottes Barmherzigkeit für das verstoßene, aber dann bußfertig gewordene Volk; neuer Bund nach künftigen Gerichten»Wenn nun alle diese Worte, der Segen und der Fluch, die ich dir vorgetragen habe, (einst) bei dir eintreffen werden und du es unter allen Völkern, unter die der HERR, dein Gott, dich (alsdann) verstoßen hat, dir zu Herzen nehmen wirst und du samt deinen Kindern von ganzem Herzen und mit ganzer Seele zum HERRN, deinem Gott, zurückkehrst und seinen Weisungen in allem, was ich dir heute gebiete, gehorsam bist: so wird der HERR, dein Gott, dein Geschick wenden und sich deiner erbarmen und wird dich wieder aus all den Völkern sammeln, unter die der HERR, dein Gott, dich zerstreut hat. Wenn deine verstoßenen (Söhne) sich auch am Ende des Himmels befinden sollten, wird der HERR, dein Gott, dich doch von dort sammeln und von dort dich zurückholen; und der HERR, dein Gott, wird dich in das Land zurückbringen, das deine Väter besessen hatten, damit du es wieder in Besitz nimmst, und er wird dich glücklicher und zahlreicher werden lassen, als deine Väter waren. Und der HERR wird dir und deinen Nachkommen das Herz beschneiden, damit du den HERRN, deinen Gott, von ganzem Herzen und mit ganzer Seele liebst um deines Lebens willen; und der HERR, dein Gott, wird alle jene Flüche über deine Feinde und über deine Widersacher hereinbrechen lassen, die dich verfolgt haben. Du aber wirst wieder den Weisungen des HERRN gehorchen und alle seine Gebote befolgen, die ich dir heute zur Pflicht mache. Alsdann wird der HERR, dein Gott, dir Überfluß an Glück bei allem, was du unternimmst, verleihen durch Kindersegen, durch reichen Viehbesitz und reichen Ertrag deiner Felder; denn der HERR wird zu deinem Heil wieder Freude an dir haben, wie er an deinen Vätern Freude gehabt hat, wenn du nämlich den Weisungen des HERRN, deines Gottes, gehorchst, so daß du seine Gebote und Satzungen beobachtestd.h. beachtest, befolgst ., alles, was in diesem Gesetzbuch aufgezeichnet steht, wenn du dich von ganzem Herzen und mit ganzer Seele zum HERRN, deinem Gott, bekehrst.« ee) Das von Gott gebotene Gesetz fordert nichts Unmögliches; es ist vielmehr leicht verständlich und leicht zu befolgen»Denn dieses Gesetz, das ich dir heute gebiete, ist für dich nicht zu schwer und nicht unerreichbar; es ist nicht im Himmel, daß du sagen müßtest: ›Wer wird für uns in den Himmel hinaufsteigen, um es uns zu holen und es uns zu verkündigen, damit wir es befolgen können?‹ Es ist auch nicht jenseits des Meeres, daß du sagen müßtest: ›Wer wird für uns über das Meer hinüberfahren, um es uns zu holen und es uns zu verkündigen, damit wir es befolgen können?‹ Nein, ganz nahe ist dir das Wort: in deinem Munde und in deinem Herzen hast du es, so daß du es befolgen kannst.« f) Schlußermahnung; Wahl zwischen Leben und Tod»Bedenke wohl: ich habe dir heute das Leben und das Glück und (andrerseits) den Tod und das Unglück zur Wahl vorgelegt. Was ich dir heute gebiete, ist: den HERRN, deinen Gott, zu lieben, auf seinen Wegen zu wandeln und seine Gebote, seine Satzungen und Verordnungen zu beobachtend.h. beachten, befolgen ., damit du am Leben bleibst und zahlreich wirst und der HERR, dein Gott, dich segnet in dem Lande, in das du jetzt einziehst, um es in Besitz zu nehmen. Wenn aber dein Herz sich abwendet und du nicht gehorsam bist, sondern dich dazu verführen läßt, andere Götter anzubeten und ihnen zu dienen, so kündige ich euch heute schon an, daß ihr unfehlbar zugrunde gehen werdet: ihr werdet alsdann nicht lange in dem Lande wohnen bleiben, in das du jetzt über den Jordan ziehst, um es in Besitz zu nehmen. Ich rufe heute den Himmel und die Erde zu Zeugen gegen euch an: das Leben und den Tod habe ich euch vorgelegt, den Segen und den Fluch. So wähle denn das Leben, damit du am Leben bleibst, du und deine Nachkommen, indem du den HERRN, deinen Gott, liebst, seinen Weisungen gehorchst und fest an ihm hältst; denn davon hängt dein Leben und die Dauer deiner Tage ab, während deren du in dem Lande wohnst, dessen Verleihung der HERR deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen hat.« III. Die letzten Schicksale und Abschiedsreden Moses (Kap. 31-34)1. Moses letzte Anordnungen und letzte prophetische Betätigunga) Einsetzung Josuas zum Nachfolger MosesNun ging Mose daran, folgende Worte an ganz Israel zu richten; er sagte zu ihnen: »Ich bin heute 120 Jahre alt: ich vermag nicht mehr den Anforderungen meines Amtes zu genügen;W.: ich vermag nicht mehr aus- und einzugehen. auch hat der HERR zu mir gesagt: ›Du sollst den Jordan da nicht überschreiten!‹ Der HERR, dein Gott, wird selbst an deiner Spitze hinüberziehen: er selbst wird diese Völker vor dir her vernichten, daß du ihr Land in Besitz nehmen kannst. Josua wird an deiner Spitze hinüberziehen, wie der HERR geboten hat, und der HERR wird mit ihnen verfahren, wie er mit Sihon und Og, den Königen der Amoriter, und mit ihrem Lande verfahren ist, die er vernichtet hat. Wenn der HERR sie aber in eure Gewalt gibt, so sollt ihr mit ihnen genau nach der Weisung verfahren, die ich euch gegeben habe. Seid mutig und stark! Fürchtet euch nicht und seid ohne Angst vor ihnen! Denn der HERR, dein Gott, zieht selbst mit dir: er wird dir seine Hilfe nicht versagen und dich nicht verlassen.« Hierauf berief Mose den Josua und sagte zu ihm in Gegenwart aller Israeliten: »Sei mutig und stark! Denn du sollst mit diesem Volk in das Land kommen, dessen Besitz der HERR ihren Vätern zugeschworen hat, und du sollst es als Erbbesitz unter sie verteilen. Der HERR selbst aber wird vor dir herziehen; er wird mit dir sein, wird dir seine Hilfe nicht versagen und dich nicht verlassen: fürchte dich nicht und sei ohne Angst!« b) Aufzeichnung und Übergabe des Gesetzes an die Priester und ÄltestenDann schrieb Mose dieses Gesetz nieder und übergab es den Priestern, den Leviten, welche die Lade mit dem Bundesgesetze des HERRN zu tragen hatten, und allen Ältesten Israels. Mose gab ihnen dabei folgenden Befehl: »Alle sieben Jahre, zur festgesetzten Zeit des Erlaßjahres, am Laubhüttenfeste, wenn ganz Israel sich einfindet, um vor dem HERRN, deinem Gott, an der Stätte zu erscheinen, die er erwählen wird, sollst du dieses Gesetz vor ganz Israel laut vorlesen, so daß alle es hören. Laß das Volk, die Männer, die Frauen und die Kinder, auch die Fremdlinge, die bei dir in deinen Ortschaften wohnen, sich versammeln, damit sie es hören und kennenlernen und den HERRN, euren Gott, fürchten und alle Bestimmungen dieses Gesetzes gewissenhaft befolgen. Auch ihre Kinder, die es noch nicht kennen, sollen es hören, damit sie den HERRN, euren Gott, fürchten lernen während der ganzen Zeit, die ihr in dem Lande leben werdet, in das ihr jetzt über den Jordan zieht, um es in Besitz zu nehmen.« c) Gott kündigt den Tod Moses an, sagt den künftigen Abfall Israels voraus und ordnet die Aufschreibung eines zum Zeugnis dienenden Liedes anHierauf sagte der HERR zu Mose: »Nun ist die Zeit für dich gekommen, daß du sterben mußt. Rufe Josua und tretet in das Offenbarungszelt, damit ich ihn zu seinem Amt bestelle!« Da gingen Mose und Josua hin und traten in das Offenbarungszelt; der HERR aber erschien im Zelte in einer Wolkensäule, und die Wolkensäule blieb am Eingang des Zeltes stehen. Da sagte der HERR zu Mose: »Du bist nun im Begriff, dich zu deinen Vätern zu legen; dann wird dieses Volk sich daranmachen, mit den fremden Göttern inmitten des Landes, in das es jetzt einzieht, Abgötterei zu treiben; es wird mich dann verlassen und den Bund mit mir, den ich mit ihnen geschlossen habe, brechen. Da wird dann mein Zorn gegen sie zu jener Zeit entbrennen, und ich werde sie verlassen und mein Angesicht vor ihnen verbergen; dann wird es der Vertilgung anheimfallen,W.: es wird zum Fraß sein = zum Verzehren dienen. und viele Leiden und Drangsale werden es treffen. Da wird es dann zu jener Zeit sagen: ›Haben diese Leiden mich nicht deshalb getroffen, weil mein Gott nicht mehr in meiner Mitte ist?‹ Ich aber will dann zu jener Zeit mein Angesicht gänzlich (vor ihm) verbergen wegen all des Bösen, das dieses Volk verübt hat, indem es sich anderen Göttern zuwandte.« Gottes Befehl an Mose, das Lied aufzuschreiben; Mose führt den Befehl aus»Und nun schreibt euch das nachfolgende Lied auf und lehre es die Israeliten; lege es ihnen in den Mund, damit dieses Lied mir zum Zeugnis gegen die Israeliten diene. Denn ich werde sie allerdings in das Land bringen, das ich ihren Vätern zugeschworen habe, (ein Land,) das von Milch und Honig überfließt; aber wenn sie dann essen und satt werden und fett geworden sind, werden sie sich anderen Göttern zuwenden und ihnen dienen, mich aber werden sie verwerfen und den Bund mit mir brechen. Wenn dann viele Leiden und Drangsale sie treffen, dann soll dieses Lied – denn es wird im Munde ihrer Nachkommen unvergessen fortleben – Zeugnis gegen sie ablegen, daß ich ihr Sinnen und Trachten, mit dem sie schon heute umgehen,A.Ü.: das sie in der betreffenden Zeit üben (oder: zur Tat machen) werden. gekannt habe, noch ehe ich sie in das Land habe gelangen lassen, das ich (ihnen) zugeschworen habe.« So schrieb denn Mose dieses Lied noch an demselben Tage auf und lehrte es die Israeliten; dem Josua aber, dem Sohne Nuns, erteilte der HERR folgenden Auftrag: »Sei mutig und stark! Denn du sollst die Israeliten in das Land bringen, das ich ihnen zugeschworen habe, und ich selbst will mit dir sein.« Mose übergibt das Gesetzbuch den Leviten zur Aufbewahrung und trägt sein Lied dem Volke als letzte Warnung vorAls nun Mose dieses Gesetz nach seinem Wortlaut vollständig bis zu Ende in ein Buch geschrieben hatte, gab er den Leviten, welche die Lade mit dem Bundesgesetze des HERRN zu tragen hatten, folgenden Befehl: »Nehmt dieses Gesetzbuch und legt es neben die Bundeslade des HERRN, eures Gottes, damit es dort zum Zeugnis gegen euch dient. Denn ich kenne deine Widerspenstigkeit und deine Halsstarrigkeit wohl. Wenn ihr schon jetzt, während ich noch als Lebender unter euch weile, widerspenstig gegen den HERRN gewesen seid: wieviel mehr wird es da nach meinem Tode so sein! Beruft zu einer Versammlung bei mir alle Ältesten eurer Stämme und eure Obmänner, ich will ihnen diese Worte laut vorlesen und den Himmel und die Erde zu Zeugen gegen sie anrufen. Denn ich weiß, daß ihr nach meinem Tode ganz verwerflich handeln und von dem Wege abweichen werdet, den ich euch zur Pflicht gemacht habe. So wird denn schließlich das Unglück über euch hereinbrechen, weil ihr tun werdet, was dem HERRN mißfällt, indem ihr ihn durch euer ganzes Tun zum Zorn reizt.« Hierauf trug Mose der ganzen Gemeindeversammlung der Israeliten den Wortlaut des folgenden Liedes bis zu Ende vor: 2. Das Lied MosesHorcht auf, ihr Himmel, denn ich will reden, und die Erde vernehme die Worte meines Mundes! Wie Regen ergieße sich meine Belehrung, wie Tau riesele meine Rede, wie Regenschauer auf junges Grün und wie Regentropfen auf Pflanzen! Denn den Namen des HERRN will ich verkünden: gebt unserm Gott die Ehre! Er ist ein Fels, vollkommen ist sein Tun, denn alle seine Wege sind recht; ein Gott der Treue und ohne Falsch, gerecht und wahrhaftig ist er. Übel haben an ihm gehandelt, die wegen ihrer Verworfenheit nicht seine Söhne sind, ein verderbtes und verkehrtes Geschlecht. Durftest du dem HERRN so vergelten, du törichtes und unverständiges Volk? Ist nicht er dein Vater, der dich geschaffen? Hat nicht er dich gemacht und bereitet? Gedenke der Tage der Vorzeit, betrachte die Jahre von Geschlecht zu Geschlecht! Frag deinen Vater, der wird dir’s kundtun, deine Greise, die werden dir’s erzählen: Als der Höchste den Völkern ihren Erbbesitz zuteilte, als er die Menschenkinder voneinander schied, da setzte er die Gebiete der Stämme fest nach der Zahl der Kinder Israel. Denn der Anteil des HERRN ist sein Volk, Jakob der Bezirk seines Erbguts. Er fand es im Bereich der Wüste, in der Einöde voll Geheul der Wildnis; er umhegte es schützend, nahm sich seiner an, hütete es wie seinen Augapfel. Wie ein Adler, der seine Brut aus dem Nest hinausführt und über seinen Jungen flatternd schwebt, seine Fittiche über sie breitet, sie aufnimmt, sie trägt auf seinen Schwingen: so leitete der HERR allein das Volk, kein fremder Gott war mit ihm. Er ließ es auf den Höhen der Erde einherfahren, und es aß die Erträgnisse des Gefildes; er ließ es Honig aus Felsen schlürfen und Öl aus Kieselgestein, Sahne von Kühen und Milch vom Kleinvieh, dazu das Fett von Lämmern und Widdern, Sprößlinge von Basan und Böcke samt dem Nierenfett des Weizens; und Traubenblut trankst du, feurigen Wein. Da wurde Jeschurund.h. Israel, eig. der Rechtschaffene, Ehrenwerte; vgl. 33,5.26; Jes 44,2. fett und schlug aus - ja, fett wurdest du, wurdest dick, wurdest feist! – und verwarf den Gott, der ihn geschaffen, und verachtete den Felsen seines Heils. Sie reizten ihn zur Eifersucht durch fremde Götter, erbitterten ihn durch greulichen Götzendienst: sie opferten den Dämonend.h. den in der Natur waltenden Gottheiten, besonders den bösen Geistern., die nicht Gott sind, Göttern, die (vorher) ihnen unbekannt gewesen, neuen Göttern, die erst vor kurzem aufgekommen waren,oder: die aus der Nähe eingeführt waren. die eure Väter nicht verehrt hatten. Des Felsens, der dir das Dasein gegeben, gedachtest du nicht mehr und vergaßest den Gott, dem du das Entstehn verdanktest. Der HERR sah es und verwarf sie voll Unmuts über seine Söhne und Töchter; er sprach: »Ich will mein Angesicht vor ihnen verbergen, will sehen, welches ihr Ausgang sein wird; denn ein Geschlecht voll Verkehrtheit sind sie, Kinder, in denen keine Treue wohnt. Sie haben mich zur Eifersucht gereizt durch Nicht-Götter, mich erbittert durch ihre nichtigen Götzen; so will auch ich sie zur Eifersucht reizen durch ein Nicht-Volk, durch einen unverständigen Volksstamm sie erbittern. Denn ein Feuer ist durch meinen Zorn entbrannt und hat bis in die Tiefen der Unterwelt gelodert; es hat die Erde samt ihrem Ertrag verzehrt und die Grundfesten der Berge in Flammen gesetzt. Ich will Leiden auf sie häufen, meine Pfeile gegen sie verbrauchen: sind sie vor Hunger verschmachtet und von Fieberglut und giftigen Seuchen verzehrt, so will ich den Zahn wilder Tiere gegen sie loslassen samt dem Gift der im Staube kriechenden Schlangen. Draußen soll das Schwert sie (der Angehörigen) berauben und drinnen daheim der Schrecken (sie wegraffen), den Jüngling wie die Jungfrau, den Säugling mitsamt dem Graukopf.« Ich hätte gesagt: »Zerstreuen will ich sie, ihr Gedächtnis unter den Menschen verschwinden lassen!«, wenn nicht Verdruß ich vom Feinde her fürchtete, daß nämlich ihre Widersacher es falsch deuteten, daß sie sagen möchten: »Unsere Hand hat obgesiegt, und nicht der HERR hat dies alles vollbracht!« Denn ein Volk sind sie, dem alle Einsicht abgeht, und kein Verständnis findet sich bei ihnen. Wären sie weise, daß sie dies begriffen, so würden sie bedenken, welches ihr Endgeschick sein wird. Wie könnte ein einziger Tausend vor sich hertreiben und zwei Zehntausend in die Flucht schlagen,hätte nicht ihr Fels sie verkauft und der HERR sie preisgegeben? Denn nicht wie unser Fels ist ihr Fels;das müssen unsere Feinde selbst anerkennen. Doch vom Weinstock Sodoms stammt ihr Weinstock und aus den Gefilden Gomorrhas: ihre Trauben sind Gifttrauben, gallenbittre Beeren haben sie; Schlangengeifer ist ihr Wein und grausiges Otterngift. »Liegt das nicht bei mir aufbewahrt, versiegelt in meinen Schatzkammern? Mir steht die Rache und Vergeltung zu für die Zeit, da ihr Fuß wanken wird; denn nahe ist der Tag ihres Verderbens, und eilends kommt das ihnen bestimmte Schicksal heran.« Denn der HERR wird sein Volk richten, aber seiner Knechte sich erbarmen,A.Ü.: Denn Recht wird der HERR seinem Volke schaffen und seiner Knechte sich erbarmen. wenn er sieht, daß jeder Halt geschwunden und daß dahin sind Hörige wie Freie. Da wird er sagen: »Wo sind nun ihre Götter, der Fels, auf den sie sich verließen? Wo sind die, welche das Fett ihrer Schlachtopfer aßen, den Wein ihrer Gußopfer tranken? Sie mögen auftreten und euch helfen, damit sie euer Schirm sind! Erkennet jetzt, daß ich allein es bin und neben mir kein andrer Gott besteht! Ich bin’s, der tötet und lebendig macht, ich verwunde, aber heile auch wieder, und niemand kann aus meiner Hand erretten! Nun denn, ich erhebe meine Hand zum Himmel und gelobe: So wahr ich ewig lebe: Hab’ ich mein blitzendes Schwert geschärft und hat meine Hand zum Gericht gegriffen, so werde ich Rache an meinen Feinden nehmen und denen vergelten, die mich hassen! Meine Pfeile will ich mit Blut trunken machen - und mein Schwert soll Fleisch fressen – mit dem Blut der Erschlagnen und Gefangnen, vom Haupt der Fürsten des Feindes!« Jubelt, ihr Heidenvölker, über sein Volk! denn er wird das Blut seiner Knechte rächen und Rache an seinen Bedrängern nehmen und entsünd’gen sein Land, sein Volk. 3. Letzte Einschärfung des Gesetzes; Mose empfängt Weisungen bezüglich seines bevorstehenden TodesMose ging dann hin und trug den ganzen Wortlaut dieses Liedes dem Volke laut vor, er und Hosea, der Sohn Nuns. Als Mose aber dieses ganze Lied allen Israeliten bis zu Ende vorgetragen hatte, sagte er zu ihnen: »Beherzigt all diese Worte, die ich euch heute feierlich ans Herz lege! Ihr sollt sie euren Kindern einprägen, damit sie auf die sorgfältige Beobachtungd.h. Beachtung, Befolgung . aller Bestimmungen dieses Gesetzes bedacht sind; denn es ist kein bedeutungsloses Wort für euch, sondern euer Leben hängt davon ab, und durch die Beobachtung dieses Wortes werdet ihr ein langes Bestehen in dem Lande gewinnen, in das ihr jetzt über den Jordan zieht, um es in Besitz zu nehmen.« An demselben Tage aber sagte der HERR zu Mose: »Steige auf das Gebirge Abarim hier, auf den Berg Nebo, der im Lande der Moabiter, Jericho gegenüber, liegt, und sieh dir das Land Kanaan an, das ich den Israeliten zum Eigentum geben will. Dann sollst du auf dem Berge, auf den du hinaufsteigen wirst, sterben und zu deinen Stammesgenossen versammelt werden, wie dein Bruder Aaron auf dem Berge Hor gestorben und zu seinen Stammesgenossen versammelt worden ist. Denn ihr habt euch inmitten der Israeliten am Haderwasser von Kades in der Wüste Zin treulos gegen mich erwiesen, weil ihr inmitten der Israeliten mir nicht als dem Heiligen die Ehre gegeben habt. Denn nur gegenüber sollst du in das Land, das ich den Israeliten geben will, hineinsehen, aber nicht in das Land selbst hineinkommen!« 4. Der Abschiedssegen Moses über die zwölf Stämme Israels (vgl. 1.Mose 49)a) Überschrift und EinleitungDies ist der Segen, den Mose, der Mann Gottes, über die Israeliten vor seinem Tode ausgesprochen hat. Er sprach (damals): »Der HERR kam vom Sinai her und erschien seinem Volk von Seir her in strahlendem Glanz; er ließ sein Licht vom Gebirge Paran leuchten und kam aus der Mitte heiliger Zehntausend-Scharen; zu seiner Rechten war loderndes Feuer für sie. Ja, er umgab mit Liebe die Stämme; alle seine Heiligen sind in seiner Hand; sie waren gelagert längs deiner Bahn, so daß jeder etwas von deinen Aussprüchen empfing. Das Gesetz hat Mose uns verordnet als Erbbesitz der Gemeinde Jakobs. So ist er denn König in Jeschurun geworden, als die Häupter des Volks sich versammelten, die Stämme Israels allzumal.« b) Segenssprüche über die einzelnen Stämme»Ruben lebe, er sterbe nicht, und seine Mannen seien eine Anzahl!«A.Ü.: doch bleiben seine Mannen gezählt (= gering an Zahl). Und dies ist der Segen für Juda, und zwar sagte er: »Erhöre, HERR, die Stimme Judas und bring ihn zurück zu seinem Volk - mit seinen Händen hat er ja für es gestrittenA.L.: mit deinen Händen streite für ihn. – und sei ihm Hilfe wider seine Feinde!« Und von Levi sagte er: »Dein Recht-Orakel und dein Licht-Orakel gehört den Männern deines Getreuen, den du bei Massa versucht hast, für den du an den Wassern von Meriba gestritten hast,A.Ü.: mit dem du ob der Wasser von Meriba gestritten (= gehadert) hast. jenen Männern, die von Vater und Mutter sagten: ›Ich kenne sie nicht!‹ und die ihre Brüder nicht ansahn, von ihren Kindern nichts wissen wollten; denn sie bewahrten dein Gebot und hielten an deinem Bunde fest. Sie sollen Jakob deine Verordnungen lehren und Israel dein Gesetz; sie sollen Weihrauchduft zum Einatmen vor dich bringen und Ganzopfer auf deinen Altar. Segne, HERR, seine Kraft und laß dir das Tun seiner Hände gefallen! Zerschmettre seinen Gegnern die Hüften und seinen Widersachern, daß sie nicht mehr aufstehn!« Von Benjamin sagte er: »Als Liebling des HERRN wird er in Ruhe bei ihm wohnen; er beschirmt ihn allezeit und wohnt zwischen seinen Schultern.« Und von Joseph sagte er: »Gesegnet vom HERRN ist sein Land mit der köstlichsten Himmelsgabe, mit Tau, und mit der Wasserflut, die drunten lagert; mit dem Köstlichsten, was die Sonne hervorbringt, und dem Köstlichsten, was die Monde sprossen lassen; mit dem Besten, was vom Gipfel der uralten Berge kommt, und dem Köstlichsten der ewigen Hügel; mit dem Köstlichsten der Erde und ihrer Fülle! Und das Wohlgefallen dessen, der im Dornbusch wohnte, das möge kommen auf das Haupt Josephs und auf den Scheitel des Geweihten unter seinen Brüdern! Ein erstgeborener Stier ist er – etwas Herrliches, und seine Hörner sind die eines Wildochsen; mit ihnen stößt er Völker nieder, allesamt die Enden der Erde. So sind die Zehntausende Ephraims und so die Tausende Manasses.« Und von Sebulon sagte er: »Freue dich, Sebulon, deiner Meerfahrten und du, Issaschar, deiner Zelte! Sie laden Völker ein auf den Berg, dort opfern sie rechte Opfer; denn den Reichtum der Meere saugen sie ein und die verborgensten Schätze des Sandes.« Und von Gad sagte er: »Gepriesen sei der HERR, der Gad weiten Raum schafft! Wie eine Löwin hat er sich gelagert und zerfleischt Arm und Schädel. Er hat sich das Erstlingsgebiet ersehen; denn dort ward ihm sein Anteil vom Anführer bestimmt. Doch ist er zu den Häuptern des Volks gekommen, hat die Gerechtigkeit des HERRN vollstreckt und seine Strafgerichte gemeinsam mit Israel.« Und von Dan sagte er: »Dan ist ein junger Löwe, der aus Basan hervorstürmt.« Und von Naphthali sagte er: »Naphthali ist gesättigt mit Glück und reichlich bedacht mit dem Segen des HERRN; Meer und Südland nimm in Besitz!« Und von Asser sagte er: »Der gesegnetste unter den Söhnen sei Asser! Er sei der Liebling seiner Brüder und tauche seinen Fuß in Öl! Von Eisen und Erz seien deine Riegel, und solange du lebst, währe deine Ruhe!« c) Lobpreis des Herrn und des hochbeglückten Israels»Keiner ist dem Gott Jeschuruns gleich, der über den Himmel dahinfährt als dein Helfer und in seiner Hoheit auf den Wolken. Eine Zuflucht für dich ist der Gott der Urzeit, und unter dir sind ewige Arme ausgebreitet; er hat den Feind vor dir her vertrieben und dir geboten: ›Vertilge!‹ So wohnt denn Israel in Sicherheit, abgesondert für sich der Quell Jakobs in einem Land voll Korn und Wein, und sein Himmel träufelt Tau. Heil dir, Israel! Wer ist dir gleich? Ein Volk, gerettet durch den HERRN! Er ist der Schild, der dich schirmt, und das Schwert, das dir Ruhm verschafft; deine Feinde müssen dir huldigen, du aber schreitest dahin auf ihren Höhen!« 5. Mose auf dem Berge Nebo; sein Tod und Begräbnis; Josua wird sein NachfolgerAls Mose dann aus den Steppen der Moabiter auf den Berg Nebo, den Gipfel des Pisga, der Jericho gegenüber liegt, gestiegen war, ließ der HERR ihn das ganze Land sehen: Gilead bis nach Dan und ganz Naphthali, das Land Ephraim und Manasse und die ganze Landschaft Juda bis an das westliche Meer sowie das Südland und die Jordan-Aue, die Tiefebene der Palmenstadt Jericho bis nach Zoar. Hierauf sagte der HERR zu ihm: »Dies ist das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen habe mit den Worten: ›Deiner Nachkommenschaft will ich es geben!‹ Ich habe es dich mit eigenen Augen sehen lassen, aber hinüber sollst du nicht kommen!« So starb denn dort Mose, der Knecht des HERRN, im Lande der Moabiter nach dem Befehl des HERRN; und er begrubDie Übersetzung »man begrub« ist schwerlich zulässig. ihn im Tal im Lande der Moabiter, Beth-Peor gegenüber; aber niemand kennt sein Grab bis auf den heutigen Tag. Mose war bei seinem Tode hundertundzwanzig Jahre alt; seine Augen waren nicht schwach geworden, und seine Rüstigkeit war nicht geschwunden. Die Israeliten beweinten Mose in den Steppen der Moabiter dreißig Tage lang, bis die Tage des Weinens in der Trauer um ihn zu Ende waren. Josua aber, der Sohn Nuns, war mit dem Geist der Weisheit erfüllt, denn Mose hatte ihm die Hände fest aufgelegt; daher gehorchten ihm die Israeliten und taten, wie der HERR dem Mose geboten hatte. Würdigung der Größe und hohen Bedeutung MosesEs ist aber hinfort kein Prophet mehr in Israel aufgestanden wie Mose, mit dem der HERR von Angesicht zu Angesicht verkehrt hätte; (keiner ist mit ihm zu vergleichen) hinsichtlich aller der Zeichen und Wunder, die der HERR ihn als seinen Gesandten in Ägypten am Pharao und all seinen Dienern und an seinem ganzen Lande hat vollführen lassen, und hinsichtlich aller Erweise von gewaltiger Kraft und hinsichtlich aller erstaunlichen Großtaten, die Mose vor den Augen von ganz Israel vollbracht hat. I. Die Eroberung des Westjordanlandes (Kap. 1-12)1. Die Vorbereitungen zur Eroberung (Kap. 1-5)a) Gottes Eroberungsauftrag und Ermutigung Josuas; Vorbereitungen zum Übergang über den JordanNach dem Tode Moses, des Knechtes des HERRN, sagte der HERR zu Josua, dem Sohne Nuns, dem Diener Moses: »Mein Knecht Mose ist tot; so mache du dich nun auf und ziehe über den Jordan dort, du und das ganze Volk da, in das Land hinüber, das ich ihnen, den Israeliten, geben will. Allen Grund und Boden, auf den eure Fußsohle treten wird, gebe ich euch, wie ich es Mose zugesagt habe. Von der Wüste und dem Libanon dort bis an den großen Strom, den Euphratstrom, das ganze Land der Hethiter, bis zu dem großen Meer im Westen soll euer Gebiet reichen. Niemand soll vor dir standhalten können, solange du lebst: wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein; ich will dir meine Hilfe nicht entziehen und dich nicht verlassen. Sei mutig und stark! Denn du sollst diesem Volk das Land als Erbe austeilen, dessen Verleihung ich ihren Vätern zugeschworen habe. Nur sei stark und fest entschlossen, auf die Beobachtungd.h. Beachtung, Befolgung . aller Weisungen des Gesetzes bedacht zu sein, das mein Knecht Mose dir zur Pflicht gemacht hat; weiche davon weder nach rechts noch nach links ab, damit du bei allen deinen Unternehmungen glücklichen Erfolg hast. Höre nicht auf, von diesem Gesetzbuch zu reden,W.: Dieses Gesetzbuch soll nicht von (oder: aus) deinem Munde weichen. und sinne Tag und Nacht darüber nach, damit du auf die Beobachtung alles dessen, was darin geschrieben steht, bedacht bist; denn alsdann wirst du glücklichen Erfolg bei deinen Unternehmungen haben, und alsdann wird dir alles gelingen. Ich habe dir also zur Pflicht gemacht: Sei stark und entschlossen! Habe keine Angst und verzage nicht! Denn mit dir ist der HERR, dein Gott, bei allem, was du unternimmst.« Josua ordnet die Marschbereitschaft des Volkes anDa gab Josua den Obmännern des Volkes folgenden Befehl: »Geht hin und her im Lager und gebt dem Volke folgenden Befehl: ›Versorgt euch mit Lebensmitteln! Denn (schon) in drei Tagen werdet ihr über den Jordan dort ziehen, um in den Besitz des Landes zu kommen, das der HERR, euer Gott, euch zum Eigentum geben will.‹« Pflichtgetreues Verhalten der ostjordanischen StämmeZu den Stämmen Ruben und Gad und dem halben Stamm Manasse aber sagte Josua: »Denkt an das Wort, das Mose, der Knecht des HERRN, euch zur Pflicht gemacht hat, als er sagte: ›Der HERR, euer Gott, hat euch ans Ziel gelangen lassenA.Ü.: hat euch Ruhe verschafft (oder: verliehen) = euch zu eurer Ruhestätte gebracht. und euch dieses Land gegeben.‹ Eure Frauen, eure kleinen Kinder und euer Vieh mögen in dem Lande bleiben, das euch Mose auf dieser Seite des Jordans angewiesen hat; ihr aber, alle kriegstüchtigen Männer, müßt kampfgerüstet an der Spitze eurer Brüder hinüberziehen und ihnen Beistand leisten, bis der HERR eure Brüder ebenso wie euch ans Ziel gebracht hat und auch sie das Land in Besitz genommen haben, das der HERR, euer Gott, ihnen geben will. Alsdann sollt ihr in euer eigenes Land zurückkehren und es als Besitz innehaben, das Mose, der Knecht des HERRN, euch im Ostjordanlande angewiesen hat.« Da gaben sie dem Josua folgende Antwort: »Alles, was du uns befohlen hast, wollen wir tun, und wohin du uns auch sendest, dahin wollen wir gehen. Ganz so, wie wir Mose gehorcht haben, wollen wir auch dir gehorchen. Nur möge der HERR, dein Gott, mit dir sein, wie er mit Mose gewesen ist! Jeder, der sich deinen Befehlen widersetzt und deinen Anordnungen nicht gehorcht, sooft du uns etwas gebietest, soll mit dem Tode bestraft werden. Nur sei stark und entschlossen!« b) Die Auskundschaftung von Jericho; die Errettung der beiden Kundschafter durch die Dirne RahabHierauf sandte Josua, der Sohn Nuns, von Sittim aus heimlich zwei Männer als Kundschafter aus mit der Weisung: »Geht hin, seht euch das Land und besonders Jericho an!« Da machten sie sich auf den Weg und kamen in das Haus einer Dirne namens Rahab und legten sich dort schlafen. Als nun dem König von Jericho die Meldung zuging: »Wisse wohl: es sind heute abend einige Männer von den Israeliten hierher gekommen, um das ganze Land auszukundschaften«, da sandte der König von Jericho zu Rahab und ließ ihr sagen: »Gib die Männer heraus, die zu dir gekommen und in deinem Hause eingekehrt sind; denn sie sind hergekommen, um das ganze Land auszukundschaften.« Das Weib aber hatte die beiden Männer genommen und sie versteckt und sagte nun: »Jawohl, die Männer sind bei mir gewesen, aber ich wußte nicht, woher sie waren; und als nun das Stadttor beim Dunkelwerden geschlossen werden sollte, sind die Männer weggegangen; ich weiß nicht, wohin die Männer sich begeben haben. Jagt ihnen schnell nach; denn ihr könnt sie noch einholen.« Sie hatte sie jedoch auf das Dach hinaufgeführt und sie dort unter Flachsbündeln versteckt, die sie sich auf dem Dache aufgeschichtet hatte. Die Männer verfolgten sie nun in der Richtung nach dem Jordan hin bis zu den Furten; das Stadttor aber schloß man, sobald die zur Verfolgung ausgesandten Leute draußen waren. Die Verhandlungen und festen Verabredungen Rahabs mit den KundschafternBevor aber jene sich schlafen legten, stieg das Weib zu ihnen auf das Dach hinauf und sagte zu den Männern: »Ich weiß, daß der HERR euch das Land verliehen und daß uns ein Schrecken vor euch befallen hat, so daß alle Bewohner des Landes verzagt vor euch sind. Denn wir haben davon gehört, daß der HERR bei eurem Auszug aus Ägypten das Wasser im Schilfmeer vor euch hat vertrocknen lassen und wie ihr mit den beiden Königen der Amoriter jenseits des Jordans, mit Sihon und Og, verfahren seid, an denen ihr den Bann vollstreckt habt. Als wir das vernahmen, ist uns alles Vertrauen entschwunden, und niemand hat euch gegenüber noch Mut behalten; denn der HERR, euer Gott, ist Gott im Himmel oben und auf der Erde unten. Und nun schwört mir doch beim HERRN, daß, weil ich euch Gutes erwiesen habe, auch ihr meines Vaters Hause Gutes erweisen wollt, und gebt mir ein sicheres Zeichen, daß ihr meine Eltern und meine Geschwister samt allen ihren Angehörigen am Leben lassen und uns vor dem Tode retten wollt.« Da antworteten ihr die Männer: »Wir bürgen mit unserem Leben für das eurige! Wenn ihr an dieser unserer Verabredung nicht zu Verrätern werdet, so wollen wir, wenn der HERR uns das Land gibt, dir Liebe und Treue widerfahren lassen!« Hierauf ließ sie die beiden an einem Seil durch das Fenster hinunter; denn ihr Haus war an die Stadtmauer angebaut, weil sie an der Stadtmauer wohnte. Dann sagte sie zu ihnen: »Geht ins Gebirge, sonst könnten die Verfolger euch begegnen, und haltet euch dort drei Tage lang verborgen, bis die Verfolger zurückgekehrt sind; alsdann könnt ihr eures Weges ziehen.« Da sagten die Männer zu ihr: »Wir werden uns dieses Eides entledigen, den du uns hast schwören lassen. Wisse wohl: wenn wir ins Land kommen, mußt du diese purpurrote Schnur am Fenster befestigen, durch das du uns hinuntergelassen hast, und mußt deine Eltern und Geschwister, überhaupt alle zu deines Vaters Haus Gehörenden bei dir in deinem Hause versammeln. Jeder, der dann aus der Tür deines Hauses auf die Straße hinausgeht, ist selbst für sein Leben verantwortlich,W.: dessen Blut sei auf seinem Haupte, d.h. der ist selbst an seinem Tode schuld. während wir frei von Schuld sind; wer aber bei dir im Hause sein wird, für dessen Leben tragen wir die Verantwortung, wenn Hand an ihn gelegt wird. Auch wenn du treulos gegen diese unsere Verabredung handelst, sind wir des dir geleisteten Eides ledig, den du uns hast schwören lassen.« Sie antwortete: »Wie ihr gesagt habt, so soll es abgemacht sein!« Dann ließ sie sie gehen, und sie entfernten sich; sie aber knüpfte die Purpurschnur an das Fenster. Glückliche Rückkehr der Kundschafter zu Josua mit guter BotschaftAls jene nun weggegangen und in das Gebirge gekommen waren, blieben sie dort drei Tage, bis die Verfolger zurückgekehrt waren; diese hatten (nämlich) bei der Verfolgung überall auf dem Wege nach ihnen gesucht, aber sie nicht gefunden. Nun traten die beiden Männer den Heimweg an, stiegen vom Gebirge hinab, setzten über den Jordan und begaben sich zu Josua, dem Sohne Nuns, dem sie alles erzählten, was ihnen begegnet war. Sie berichteten aber dem Josua: »Der HERR hat das ganze Land in unsere Gewalt gegeben; auch sind alle Bewohner des Landes vor uns verzagt.« c) Wunderbarer Durchzug der Israeliten durch den Jordan; Aufrichtung von zwölf Denksteinena) Ankunft am Jordan; Bekanntmachung der Obmänner und zwei Befehle Josuas; Aufbruch des VolkesDarauf ließ Josua am andern Morgen früh aufbrechen, und sie kamen von Sittim an den Jordan, er mit allen Israeliten; und sie blieben dort über Nacht, ehe sie hinüberzogen. Nach drei Tagen aber gingen die Obmänner im ganzen Lager hin und her und gaben dem Volke folgenden Befehl: »Sobald ihr die Bundeslade des HERRN, eures Gottes, erblickt, wie sie von den levitischen Priestern aufgehoben wird, so brecht auch ihr von eurem Standort auf und zieht hinter ihr her; doch muß zwischen euch und ihr ein Abstand von etwa zweitausend Ellen bleiben – ihr dürft ihr nicht zu nahe kommen –, damit ihr den Weg wisset, den ihr einzuschlagen habt; denn ihr seid bisher noch nie auf solchem Wege gezogen.« Weiter befahl Josua dem Volke: »Heiligt euch, denn morgen wird der HERR Wunder unter euch tun!« Dann gab Josua den Priestern die Weisung: »Hebt die Bundeslade auf und zieht vor dem Volke her hinüber!« Da hoben sie die Bundeslade auf und zogen vor dem Volke einher. b) Gottes Heilsverheißung an Josua; Ankündigung des göttlichen Wunders durch JosuaDer HERR aber sagte zu Josua: »Heute will ich anfangen, dich in den Augen von ganz Israel groß zu machen, damit sie erkennen, daß ich mit dir sein werde, wie ich mit Mose gewesen bin. Gib du nun den Priestern, welche die Bundeslade tragen, folgenden Befehl: ›Wenn ihr beim Jordan an den Rand des Wassers gekommen seid, so bleibt am Jordan stehen!‹« Dann sagte Josua zu den Israeliten: »Tretet herzu und vernehmt die Worte des HERRN, eures Gottes!« Dann hielt Josua folgende Ansprache: »Daran sollt ihr erkennen, daß ein lebendiger Gott in eurer Mitte ist und daß er die Kanaanäer, Hethiter, Hewiter, Pherissiter, Girgasiter, Amoriter und Jebusiter gewißlich vor euch her vertreiben wird: sehet, die Bundeslade des Herrn der ganzen Erde wird vor euch her durch den Jordan ziehen. So wählt euch nun zwölf Männer aus den Stämmen Israels, aus jedem Stamm einen Mann. Sobald dann die Fußsohlen der Priester, welche die Lade Gottes, des Herrn der ganzen Erde, tragen, in das Wasser des Jordans eintauchen, wird das Wasser des Jordans, nämlich das Wasser, das von oben her zufließt, auf einmal von dem übrigen Wasser abgeschnitten werden und wie ein einziger Damm stehenbleiben.« c) Der Jordan bleibt stehen und teilt sichAls nun das Volk aus seinen Zelten aufbrach, um über den Jordan zu ziehen, indem die Priester die Bundeslade vor dem Volke her trugen, und als die Träger der Lade an den Jordan kamen und die Füße der Priester, der Träger der Lade, in den Rand des Wassers eintauchten – der Jordan ist aber während der ganzen Erntezeit vollströmend bis über alle seine Ufer hinaus –, da blieb das von oben her zufließende Wasser stehen: es erhob sich wie ein einziger Damm in weiter Entfernung bei der Ortschaft Adam, die seitwärts von Zarthan liegt; dagegen das nach dem Steppensee, dem Toten Meer, hinabfließende Wasser verlief sich völlig. So zog denn das Volk hindurch, Jericho gegenüber. Die Priester aber, welche die Bundeslade des HERRN trugen, standen festen Fußes mitten im Jordan auf trockenem Boden, während ganz Israel trockenen Fußes hindurchzog, bis das ganze Volk den Übergang über den Jordan vollständig bewerkstelligt hatte. d) Errichtung eines Steindenkmals im Jordanbett und eines andern am jenseitigen Ufer in GilgalAls nun das ganze Volk den Übergang über den Jordan vollständig bewerkstelligt hatte, gebot der HERR dem Josua folgendes: »Wählt euch aus dem Volke zwölf Männer, aus jedem Stamme einen Mann, und erteilt ihnen folgenden Befehl: ›Nehmt euch von hier, aus der Mitte des Jordans, von der Stelle, wo die Füße der Priester festgestanden haben, zwölf Steine auf, schafft sie mit euch hinüber und legt sie auf dem Lagerplatz nieder, wo ihr diese Nacht zubringen werdet.‹« Da berief Josua die zwölf Männer, die er aus den Israeliten hatte wählen lassen, aus jedem Stamme einen Mann, und befahl ihnen: »Geht hin vor die Lade des HERRN, eures Gottes, mitten in den Jordan hinein und ladet euch ein jeder einen Stein auf seine Schulter, entsprechend der Zahl der israelitischen Stämme, damit dies ein Wahrzeichen unter euch werde! Wenn dann eure Kinder euch künftig fragen: ›Was haben diese Steine für euch zu bedeuten?‹, so sollt ihr ihnen antworten: ›Daß das Wasser des Jordans vor der Bundeslade des HERRN zu fließen aufgehört hat; als die durch den Jordan zog, hat das Wasser des Jordans zu fließen aufgehört; deshalb sollen diese Steine für die Israeliten ein ewiges Denkmal sein!‹« Da taten die Israeliten so, wie Josua befohlen hatte: sie hoben zwölf Steine mitten aus dem Jordan auf, wie der HERR dem Josua geboten hatte, entsprechend der Zahl der israelitischen Stämme, nahmen sie mit sich nach dem Platze des Nachtlagers hinüber und legten sie dort nieder. Zwölf andere Steine aber ließ Josua mitten im Jordan an der Stelle aufrichten, wo die Füße der Priester, welche die Bundeslade trugen, gestanden hatten; dort befinden sie sich noch heutigen Tages. Die Priester aber, welche die Lade trugen, blieben mitten im Jordan stehen, bis alle Arbeit ausgeführt war, die Josua nach dem Befehl des HERRN dem Volk geboten hatte, genau so, wie Mose dem Josua geboten hatte; und das Volk zog eilends hinüber. Als dann das ganze Volk den Übergang vollständig bewerkstelligt hatte, zog auch die Lade des HERRN hinüber und die Priester angesichts des Volkes. Es waren aber die Stämme Ruben und Gad und der halbe Stamm Manasse kampfgerüstet an der Spitze der Israeliten hinübergezogen, wie Mose ihnen geboten hatte. In der Zahl von etwa vierzigtausend kampfgerüsteten Männern waren sie vor dem HERRN her zum Kampf in die Steppen von Jericho hinübergezogen. ee) Wirkung des wunderbaren Ereignisses auf die Israeliten und auf alle Völker; abschließende AngabenAn jenem Tage machte der HERR den Josua groß in den Augen von ganz Israel, so daß sie Ehrfurcht vor ihm hatten während seines ganzen Lebens, wie sie vor Mose Ehrfurcht gehabt hatten. Hierauf gebot der HERR dem Josua folgendes: »Befiehl den Priestern, welche die Gesetzeslade tragen, aus dem Jordan heraufzusteigen.« Da gab Josua den Priestern den Befehl: »Steigt aus dem Jordan herauf!« Als nun die Priester, welche die Bundeslade des HERRN trugen, aus dem Jordan heraufgestiegen waren und die Fußsohlen der Priester kaum das trockene Ufer betreten hatten, da kehrte das Wasser des Jordans in sein Bett zurück und ergoß sich wie früher überall über seine Ufer. Das Volk war aber aus dem Jordan am zehnten Tage des ersten Monats heraufgestiegen und lagerte in Gilgal an der Ostgrenze des Gebiets von Jericho. Da ließ Josua jene zwölf Steine, die sie aus dem Jordan mitgebracht hatten, in Gilgal aufrichten und sagte dabei zu den Israeliten: »Wenn eure Kinder künftig an ihre Väter die Frage richten: ›Was haben diese Steine zu bedeuten?‹, so gebt euren Kindern folgende Auskunft: ›Trockenen Fußes ist Israel hier durch den Jordan gezogen, weil der HERR, euer Gott, das Wasser des Jordans vor euch her hat vertrocknen lassen, bis ihr hindurchgezogen wart, ebenso wie der HERR, euer Gott, es mit dem Schilfmeer gemacht hat, das er vor uns hat vertrocknen lassen, bis wir hindurchgezogen waren; denn alle Völker der Erde sollten erkennen, daß die Hand des HERRN stark ist, damit ihr den HERRN, euren Gott, allezeit fürchtet.‹« d) Ereignisse im Lager zu Gilgala) Vornahme der Beschneidung IsraelsAls nun alle Könige der Amoriter, die jenseits des Jordans nach Westen hin wohnten, und alle Könige der Kanaanäer an der Meeresküste die Kunde erhielten, daß der HERR das Wasser des Jordans vor den Israeliten hatte vertrocknen lassen, bis sie hinübergezogen waren, da schwand ihnen alles Vertrauen, und sie hatten den Israeliten gegenüber keinen Mut mehr. Damals gebot der HERR dem Josua: »Fertige dir Steinmesser an und beschneide wiederum die Israeliten zum zweitenmal!« Da machte sich Josua Steinmesser und beschnitt mit ihnen die Israeliten am Hügel Araloth. Der Grund aber, weshalb Josua die Beschneidung vornahm, war folgender: Das gesamte Volk männlichen Geschlechts, das aus Ägypten ausgezogen war, alle Kriegsleute, waren nach ihrem Auszug aus Ägypten während der Wanderung in der Wüste gestorben. Das ganze Volk nämlich, welches auszog, war beschnitten gewesen; aber das gesamte Volk, das nach dem Auszug aus Ägypten während der Wanderung in der Wüste geboren war, hatte die Beschneidung nicht empfangen. Denn vierzig Jahre lang waren die Israeliten in der Wüste gewandert, bis die Gesamtheit der Kriegsleute nach dem Auszug aus Ägypten weggestorben war, weil sie den Weisungen des HERRN nicht nachgekommen waren; deshalb hatte der HERR ihnen geschworen, er wolle sie das Land nicht sehen lassen, das er uns, wie er ihren Vätern zugeschworen hatte, geben wollte, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. Aber ihre Söhne, die der HERR an ihrer Statt hatte aufwachsen lassen, diese beschnitt jetzt Josua; denn sie waren unbeschnitten geblieben, weil man sie während der Wanderung nicht beschnitten hatte. Als nun die Beschneidung am ganzen Volke vorgenommen worden war, blieben sie an Ort und Stelle gelagert, bis sie genesen waren. Der HERR aber sagte zu Josua: »Heute habe ich die ägyptische Schmach von euch abgewälzt.« Daher heißt dieser Ort Gilgal bis auf den heutigen Tag. b) Erste Passahfeier in Kanaan; Aufhören des MannaWährend nun die Israeliten in Gilgal gelagert waren, feierten sie das Passah am vierzehnten Tage des Monats am Abend in den Steppen von Jericho und aßen am anderen Tage nach dem Passah von den Erzeugnissen des Landes, nämlich ungesäuertes Brot und geröstetes Getreide, an eben diesem Tage. Da hörte am folgenden Morgen das Manna auf, weil sie jetzt von den Erzeugnissen des Landes zu essen hatten, und es gab hinfort für die Israeliten kein Manna mehr, sondern sie nährten sich in jenem Jahre von den Erzeugnissen des Landes Kanaan. c) Josua wird durch die Erscheinung des göttlichen Heerführers ermutigtWährend sich nun Josua bei Jericho befand, begab es sich, daß er seine Augen aufschlug und einen Mann, der ein gezücktes Schwert in der Hand hatte, sich gegenüber stehen sah. Josua ging auf ihn zu und fragte ihn: »Gehörst du zu uns oder zu unsern Feinden?« Da antwortete er: »Nein, sondern ich bin der Oberste des Heeres des HERRN; soeben bin ich gekommen.« Da warf sich Josua auf sein Angesicht nieder, um ihm zu huldigen, und fragte ihn dann: »Was hat mein Herr seinem Knecht zu sagen?« Da antwortete der Heeresoberste des HERRN dem Josua: »Ziehe dir die Schuhe aus von deinen Füßen! Denn die Stätte, auf der du stehst, ist heilig.« Da tat Josua so. 2. Die siegreichen Kämpfe mit den Kanaanäern (Kap. 6-12)a) Die Eroberung und Zerstörung Jerichosa) Josua wird von Gott über die Art und Weise der Eroberung Jerichos belehrtJericho aber hatte (seine Tore) geschlossen und blieb den Israeliten gegenüber verriegelt, so daß niemand aus- oder eingehen konnte. Da sagte der HERR zu Josua: »Hiermit gebe ich Jericho und seinen König samt den streitbaren Männern in deine Gewalt. So zieht denn um die Stadt herum, alle Kriegsleute, einmal rings um die Stadt her. So sollst du es sechs Tage lang tun; dabei sollen sieben Priester sieben LärmposaunenVgl. 3.Mose 25,9-10; 2.Mose 19,13. vor der Lade her tragen. Am siebten Tage aber sollt ihr siebenmal um die Stadt herumziehen, und die Priester sollen dabei in die Posaunen stoßen. Wenn man dann ein Zeichen mit dem LärmhornA.Ü.: Widderhorn (vgl. 2.Mose 19,13). gibt, soll das gesamte Volk, sobald ihr den Posaunenschall hört, ein lautes Kriegsgeschrei erheben; dann wird die Stadtmauer von selbst in sich zusammenstürzen, und das Volk soll sie ersteigen, wo ein jeder gerade steht.« b) Die täglich einmaligen Umzüge um die Stadt während der ersten sechs TageDarauf berief Josua, der Sohn Nuns, die Priester und befahl ihnen: »Hebt die Bundeslade auf, und sieben Priester sollen sieben Lärmposaunen vor der Lade des HERRN her tragen!« Hierauf befahl er dem Volk: »Zieht rings um die Stadt herum, und zwar sollen die Gewappneten vor der Lade des HERRN her ziehen!« Als nun Josua dem Volk diesen Befehl erteilt hatte, da setzten sich die sieben Priester in Bewegung, welche die sieben Lärmposaunen vor dem HERRN her trugen, und stießen in die Posaunen, während die Bundeslade des HERRN ihnen nachfolgte; die Gewappneten aber zogen vor den Priestern einher, die in die Posaunen stießen, und die Nachhut zog hinter der Lade her, während man dabei fortwährend in die Posaunen stieß. Dem Volk aber hatte Josua streng geboten: »Ihr dürft kein Kriegsgeschrei erheben und eure Stimme nicht hören lassen, und kein Wort darf aus eurem Munde kommen bis zu dem Tage, an dem ich euch zurufe: ›Laßt ein Geschrei erschallen!‹ Dann müßt ihr das Kriegsgeschrei erheben.« So ließ er denn die Lade des HERRN einmal den Umzug rings um die Stadt machen; hierauf begaben sie sich wieder ins Lager und blieben über Nacht im Lager. – Am folgenden Morgen machte sich Josua früh auf, und die Priester trugen wiederum die Lade des HERRN; und die sieben Priester, welche die sieben Lärmposaunen vor der Lade des HERRN her trugen, stießen beim Gehen fortwährend in die Posaunen, während die Gewappneten vor ihnen herzogen und die Nachhut hinter der Lade des HERRN folgte, indem man dabei immerfort in die Posaunen stieß. So zogen sie am zweiten Tage einmal um die Stadt herum und kehrten dann wieder ins Lager zurück. So machten sie es sechs Tage lang. c) Die sieben Umzüge am siebten Tag; Eroberung und Zerstörung der StadtAm siebten Tage aber machten sie sich früh beim Aufgang der Morgenröte auf und zogen in derselben Weise siebenmal um die Stadt herum; nur an diesem Tage umzogen sie die Stadt siebenmal. Beim siebten Umzug aber, als die Priester in die Posaunen gestoßen hatten, rief Josua dem Volke zu: »Erhebt das Kriegsgeschrei! Denn der HERR hat die Stadt in eure Gewalt gegeben! Aber die Stadt mit allem, was darin ist, soll dem Bann für den HERRN geweiht sein; nur die Dirne Rahab soll am Leben bleiben, sie nebst allen denen, die sich bei ihr im Hause befinden; denn sie hat die Kundschafter versteckt, die wir ausgesandt hatten. Nehmt ihr euch aber ja vor dem gebannten Gut in acht, daß ihr nicht, obgleich ihr es dem Bann geweiht habt, euch doch etwas von dem gebannten Gut aneignet und dadurch das Lager der Israeliten dem Bannfluch überliefert und es ins Unglück stürzt! Alles Silber und Gold nebst den kupfernen und eisernen Geräten soll dem HERRN geheiligt sein und in den Schatz des HERRN kommen!« – Da erhob das Volk das Kriegsgeschrei, und die Posaunen ertönten; und als das Volk den Posaunenschall vernahm und ein lautes Kriegsgeschrei erhoben hatte, da stürzte die Mauer in sich zusammen, und das Volk drang in die Stadt ein, ein jeder da, wo er gerade stand. Als sie so die Stadt eingenommen hatten, vollstreckten sie den Bann an allem, was sich in der Stadt befand, an Männern wie an Weibern, an jung und alt, an den Rindern wie am Kleinvieh und an den Eseln: alles wurde mit der Schärfe des Schwertes niedergemacht. d) Verschonung Rahabs und ihrer Angehörigen; Verfluchung des Wiederaufbaus der StadtDen beiden Männern aber, die das Land ausgekundschaftet hatten, hatte Josua befohlen: »Geht in das Haus der Dirne und führt das Weib mit allen ihren Angehörigen von dort heraus, wie ihr es ihr zugeschworen habt!« Da gingen die jungen Männer, die beiden Kundschafter, hin und führten Rahab nebst ihren Eltern und Geschwistern und allen ihren Angehörigen hinaus: alle ihre Verwandten führten sie hinaus und brachten sie an einem Orte außerhalb des israelitischen Lagers unter. Die Stadt aber mit allem, was darin war, ließen sie in Flammen aufgehen; nur das Silber und Gold sowie die kupfernen und eisernen Geräte taten sie in den Schatz im Hause des HERRN. Die Dirne Rahab aber nebst ihrer Familie und allen ihren Angehörigen ließ Josua am Leben, und sie ist inmitten der Israeliten bis auf den heutigen Tag wohnen geblieben, weil sie die Boten versteckt hatte, die Josua zur Auskundschaftung Jerichos ausgesandt hatte. Damals ließ Josua (das Volk) folgenden Eid schwören: »Verflucht vor dem HERRN sei der Mann, der es unternimmt, diese Stadt Jericho wieder aufzubauen! Um den Preis seines Erstgeborenen wird er ihren Grundstein legen und um den Preis seines jüngsten Sohnes ihre Tore einsetzen!« Der HERR aber war mit Josua, so daß sein Ruhm sich durch das Land verbreitete. b) Entdeckung und Bestrafung von Achans Diebstahla) Mißlingen des sorgsam vorbereiteten Zuges gegen Ai; Verzagtheit des Volkes; Josuas flehentliches GebetDie Israeliten hatten sich aber eine Veruntreuung an dem gebannten Gut zuschulden kommen lassen; denn Achan, der Sohn Karmis, des Sohnes Sabdis, des Sohnes Serahs, vom Stamme Juda, hatte sich etwas von dem gebannten Gut angeeignet. Darob entbrannte der Zorn des HERRN gegen die Israeliten. – Nun sandte Josua einige Männer von Jericho aus nach Ai, das bei Beth-Awen östlich von Bethel liegt, mit der Weisung: »Geht hinauf und kundschaftet die Gegend aus!« Als nun die Männer hinaufgegangen waren und Ai ausgekundschaftet hatten, berichteten sie dem Josua nach ihrer Rückkehr: »Nicht das gesamte Volk braucht hinaufzuziehen; zwei- bis dreitausend Mann genügen, um Ai zu erobern. Bemühe nicht das ganze Volk dorthin; denn die Zahl ihrer Leute ist gering.« So zogen denn von dem Volk etwa dreitausend Mann dorthin, wurden aber von den Aiten in die Flucht geschlagen, und die Aiten erschlugen etwa sechsunddreißig Mann von ihnen, verfolgten sie dann von dem Stadttor bis an die Steinbrüche und schlugen sie am Bergabhang. Da schwand dem Volk aller Mut und schlug in Verzagtheit um;W.: und wurde zu Wasser. Josua aber zerriß seine Kleider, warf sich vor der Lade des HERRN auf sein Angesicht zur Erde nieder bis zum Abend, er samt den Ältesten der Israeliten, und sie streuten sich Staub aufs Haupt. Darauf betete Josua: »Ach, HERR, mein Gott! Warum hast du dieses Volk über den Jordan geführt? Um uns in die Hand der Amoriter fallen zu lassen, damit sie uns vernichten? O hätten wir uns doch daran genügen lassen, jenseits des Jordans wohnen zu bleiben! Verzeihe, HERR! Was soll ich sagen, nachdem Israel sich vor seinen Feinden zur Flucht gewandt hat? Wenn das die Kanaanäer und alle übrigen Bewohner des Landes erfahren, so werden sie von allen Seiten über uns herfallen und unsern Namen von der Erde vertilgen! Was willst du nun für deinen großen Namen tun?« b) Gott teilt dem Josua den Grund seines Zornes mit und erteilt Anweisung zur Ermittlung des SchuldigenDa antwortete der HERR dem Josua: »Stehe auf! Wozu liegst du da auf deinem Angesicht? Israel hat sich versündigt! Denn sie haben sowohl mein Bundesgebot übertreten, das ich ihnen zur Pflicht gemacht habe, als auch sich etwas von dem gebannten Gut angeeignet; so haben sie sowohl einen Diebstahl begangen als auch das Gestohlene versteckt und unter ihre eigenen Geräte getan. Daher vermögen die Israeliten jetzt vor ihren Feinden nicht mehr standzuhalten, sondern müssen vor ihren Feinden die Flucht ergreifen; denn sie sind selbst dem Bann verfallen. Ich werde hinfort nicht mehr mit euch sein, wenn ihr das gebannte Gut nicht aus eurer Mitte wegschafft. Stehe auf, laß das Volk sich heiligen und mache bekannt: ›Heiligt euch auf morgen!‹ Denn so hat der HERR, der Gott Israels, gesprochen: ›Gebanntes Gut befindet sich in deiner Mitte, Israel; du wirst deinen Feinden nicht eher zu widerstehen vermögen, als bis ihr das gebannte Gut aus eurer Mitte weggeschafft habt.‹ Darum sollt ihr morgen früh antreten, Stamm für Stamm; und der Stamm, den der HERR durch das Los bezeichnet, soll herantreten, ein Geschlecht nach dem andern; und das Geschlecht, das der HERR durch das Los bezeichnet, soll herantreten, eine Familie nach der andern; und die Familie, die der HERR durch das Los bezeichnet, soll Mann für Mann herantreten. Wer dann als dem Bann verfallenoder: als im Besitz gebannten Gutes befindlich. durch das Los bezeichnet wird, soll mit allem, was er besitzt, im Feuer verbrannt werden, weil er das Bundesgebot des HERRN übertreten und eine Schandtat in Israel begangen hat!« c) Achan wird durch das Los als Frevler ausfindig gemacht und nach Eingeständnis seiner Schuld gesteinigtDa ließ Josua am andern Morgen in der Frühe die Israeliten antreten, Stamm für Stamm; da wurde der Stamm Juda durch das Los getroffen. Als er dann die Geschlechter von Juda herantreten ließ, wurde das Geschlecht der Sarchiten getroffen. Als er dann das Geschlecht der Sarchiten herantreten ließ, eine Familie nach der andern, wurde die Familie Sabdis getroffen; und als er dessen Familie Mann für Mann herantreten ließ, wurde Achan getroffen, der Sohn Karmis, des Sohnes Sabdis, des Sohnes Serahs, vom Stamme Juda. Da sagte Josua zu Achan: »Mein Sohn, gib doch dem HERRN, dem Gott Israels, die Ehre und lege ein offenes Bekenntnis vor ihm ab: gestehe mir, was du getan hast: verhehle mir nichts!« Da antwortete Achan dem Josua: »Fürwahr, ich habe mich am HERRN, dem Gott Israels, versündigt! So und so habe ich getan: ich sah unter den Beutestücken einen schönen babylonischen Mantel, dazu zweihundert Schekel Silber und eine Goldstange, fünfzig Schekel an Gewicht; da gelüstete mich nach diesen Sachen, und ich eignete sie mir an; sie sind jetzt mitten in meinem Zelt im Boden vergraben, und das Silber liegt zuunterst.« Da sandte Josua Boten hin, die liefen zum Zelt, und man fand die Sachen wirklich in seinem Zelt vergraben, und das Silber lag zuunterst. Da nahmen sie die Sachen aus dem Zelte mit, brachten sie zu Josua und zu allen Israeliten und legten sie vor den HERRN hin. Nun nahm Josua, und ganz Israel mit ihm, Achan, den Sohn Serahs, und das Silber, den Mantel und die Goldstange, dazu seine Söhne und Töchter, auch seine Rinder, seine Esel und sein Kleinvieh, ferner sein Zelt und alles, was er sonst noch besaß, und brachten das alles in das Tal Achor hinauf. Dort sagte Josua zu Achan: »Wie hast du uns ins Unglück gestürzt! Dafür möge der HERR auch dich heute ins Unglück stürzen!« Hierauf steinigten ihn alle Israeliten [und man verbrannte sie im Feuer und vollzog die Steinigung an ihnen]; dann errichteten sie über ihm einen großen Steinhaufen, der noch heutigentags dort liegt. Da ließ der HERR von seiner Zornesglut ab. Daher heißt jener Ort bis auf den heutigen Tag das Tal Achor. c) Eroberung und Zerstörung von Aia) Auf göttliche Anweisung zieht Josua gegen Ai und legt einen Hinterhalt im Westen der StadtHierauf sagte der HERR zu Josua: »Fürchte dich nicht und sei ohne Angst! Nimm das gesamte Kriegsvolk mit dir und mache dich auf, ziehe gegen Ai hinauf: hiermit gebe ich den König von Ai samt seinem Volk, seiner Stadt und seinem Lande in deine Gewalt. Du sollst mit Ai und seinem König so verfahren, wie du mit Jericho und seinem König verfahren bist; jedoch die dortige Beute und das Vieh dürft ihr für euch behalten. Lege dir einen Hinterhalt gegen die Stadt auf ihrer Westseite!« Da machte sich Josua mit dem gesamten Kriegsvolk auf, um gegen Ai hinaufzuziehen. Er wählte aber 30000 Mann tapfere Krieger aus und sandte sie bei Nacht ab, nachdem er ihnen folgenden Befehl gegeben hatte: »Wisset wohl: ihr sollt euch gegen die Stadt in den Hinterhalt legen, und zwar auf der Westseite der Stadt; entfernt euch nicht zu weit von der Stadt und haltet euch allesamt bereit! Ich aber und das ganze Kriegsvolk, das bei mir ist, werden gegen die Stadt anrücken, und wenn sie dann wie das vorige Mal einen Ausfall gegen uns machen, wollen wir vor ihnen fliehen. Sie werden dann herauskommen, um uns zu verfolgen, bis wir sie von der Stadt ganz abgezogen haben; denn sie werden denken: ›Die fliehen vor uns wie das vorige Mal‹; und wir wollen ja auch wirklich vor ihnen fliehen. Dann müßt ihr aus dem Hinterhalt hervorbrechen und euch der Stadt bemächtigen; denn der HERR, euer Gott, wird sie in eure Gewalt geben. Wenn ihr aber die Stadt eingenommen habt, so steckt sie in Brand: nach dem Gebot des HERRN sollt ihr verfahren! Das sind meine Befehle für euch.« Als Josua sie so entlassen hatte, zogen sie in den Hinterhalt und nahmen Stellung zwischen Bethel und Ai, und zwar auf der Westseite von Ai, während Josua jene Nacht inmitten des übrigen Kriegsvolkes verbrachte. Josua machte sich dann am folgenden Morgen früh auf und zog, nachdem er das Kriegsvolk gemustert hatte, mit den Ältesten der Israeliten an der Spitze des Heeres gegen Ai hinauf. Das gesamte Kriegsvolk, das bei ihm war, zog hinauf und rückte heran und kam vor der Stadt an; sie lagerten nördlich von Ai, so daß das Tal zwischen ihnen und Ai lag. [Er hatte aber etwa fünftausend Mann genommen und sie als Hinterhalt zwischen Bethel und Ai, auf der Westseite der Stadt, Stellung nehmen lassen. Dann stellten sie das Volk auf, das ganze Heer, das sich nördlich von der Stadt befand, und dessen Hinterhalt westlich von der Stadt; Josua aber begab sich in jener Nacht mitten in das Tal.] b) Verlauf des Kampfes; Verbrennung der unbewachten StadtAls nun der König von Ai dies sah, machten sich die Männer der Stadt in der Frühe eilends auf und zogen aus, den Israeliten zum Kampf entgegen, er und sein ganzes Volk, an den bestimmten Ort vor der Steppe, ohne zu wissen, daß ihm auf der Westseite der Stadt ein Hinterhalt gelegt war. Da ließen sich Josua und ganz Israel von ihnen schlagen und flohen in der Richtung nach der Steppe zu. Darauf wurde das gesamte Volk, das noch in der Stadt war, zu ihrer Verfolgung aufgeboten, und sie verfolgten Josua und ließen sich so von der Stadt weglocken: kein Mann blieb in Ai [und Bethel] zurück, der nicht zur Verfolgung der Israeliten ausgezogen wäre; die Stadt aber ließen sie hinter sich offen stehen und verfolgten die Israeliten. Da sagte der HERR zu Josua: »Strecke die Lanze, die du in der Hand hast, gegen Ai aus, denn ich gebe es in deine Gewalt.« Da streckte Josua die Lanze, die er in der Hand hatte, gegen die Stadt aus. Nun verließ der Hinterhalt in aller Eile seinen Standort und gelangte, als Josua seine Hand ausgestreckt hatte, im Lauf zur Stadt, die sie einnahmen und sofort in Brand steckten. Als nun die Aiten sich umwandten und den Rauch von der Stadt zum Himmel aufsteigen sahen, hatten sie keine Möglichkeit mehr, hierhin oder dorthin zu fliehen; denn das israelitische Heer, das nach der Wüste hin geflohen war, wandte sich gegen seine Verfolger um. Denn als Josua und alle Israeliten sahen, daß der Hinterhalt die Stadt eingenommen hatte und daß der Rauch von der Stadt aufstieg, machten sie kehrt und schlugen die Aiten. Jene anderen aber waren ihnen aus der Stadt entgegengezogen, so daß sich die Aiten mitten zwischen den Israeliten befanden, da die einen von dieser, die anderen von jener Seite kamen; und sie machten sie nieder, bis kein einziger von ihnen übrig war, der sich hätte retten oder entfliehen können. Den König von Ai aber nahmen sie lebendig gefangen und brachten ihn zu Josua. c) Vollziehung des Bannes an der Stadt; der König getötet und bis zum Abend aufgehängtAls nun die Israeliten alle Bewohner von Ai auf dem freien Felde und in der Wüste, wohin die sie verfolgt hatten, niedergemacht hatten und diese alle bis auf den letzten Mann durch das Schwert gefallen waren, da wandten sich alle Israeliten wieder gegen Ai und machten alle Einwohner ohne Gnade nieder. Die Zahl aller, die an diesem Tage fielen, Männer und Weiber, betrug zwölftausend, die ganze Einwohnerschaft von Ai. Josua hatte nämlich seine Hand, die er mit der Lanze ausgestreckt hatte, nicht eher zurückgezogen, als bis der Bann an allen Bewohnern von Ai vollstreckt war. Nur das Vieh und die Beute dieser Stadt behielten die Israeliten für sich, nach der Weisung, die der HERR dem Josua erteilt hatte. Josua verbrannte dann Ai und machte es für ewige Zeiten zu einem Schutthaufen, zu einer wüsten Stätte, bis auf den heutigen Tag. Den König von Ai aber ließ er bis zur Abendzeit an einen Baum hängen; doch bei Sonnenuntergang nahm man seinen Leichnam auf Befehl Josuas von dem Baume ab und warf ihn an den Eingang des Stadttores, wo man über ihm einen großen Steinhaufen errichtete, der dort noch bis zum heutigen Tage vorhanden ist. d) Erbauung eines Altars auf dem Berge Ebal und Vorlesung des Gesetzes durch Josua nach dem OpferfestDamals baute Josua dem HERRN, dem Gott Israels, einen Altar auf dem Berge Ebal, wie Mose, der Knecht des HERRN, den Israeliten geboten hatte, wie im Gesetzbuch Moses geschrieben steht, einen Altar aus unbehauenen Steinen, an die noch kein eisernes Werkzeug gekommen war;W.: über die man kein Eisen geschwungen hatte. und sie brachten auf ihm dem HERRN Brandopfer dar und schlachteten Dankopfer. Dann schrieb er dort auf Steine eine Abschrift des mosaischen Gesetzes, das (Mose) einst in Gegenwart der Israeliten geschrieben hatte.A.Ü.: das (Mose) den Israeliten vorgeschrieben hatte. Und ganz Israel mit seinen Ältesten und Obmännern und seinen Richtern stand zu beiden Seiten der Lade den levitischen Priestern gegenüber, welche die Bundeslade des HERRN zu tragen hatten, sowohl die Fremdlinge als auch die Einheimischen, die eine Hälfte von ihnen nach dem Berge Garizim zu, die andere Hälfte nach dem Berge Ebal hin, wie Mose, der Knecht des HERRN, einstmals geboten hatte, das Volk Israel zu segnen. Darnach las Josua alle Worte des Gesetzes laut vor, den Segen wie den Fluch, genau so, wie es im Gesetzbuch geschrieben steht: es gab kein Wort von allem, was Mose geboten hatte, das Josua nicht vor der ganzen Versammlung der Israeliten, auch vor den Frauen und Kindern und den Fremdlingen, die unter ihnen mitzogen, laut vorgelesen hätte. e) Überlistung der Israeliten durch die Gibeonitena) Die Kanaanäerkönige schließen einen Bund gegen IsraelAls nun alle Könige dies vernahmen, die diesseits des Jordans im Berglande, in der Niederung und an der ganzen Küste des großen Meeres nach dem Libanon hin wohnten, nämlich die Hethiter und die Amoriter, die Kanaanäer, Pherissiter, Hewiter und Jebusiter, da taten sie sich alle zusammen, um einmütig gegen Josua und die Israeliten zu kämpfen. b) Die Gibeoniten senden eine Gesandtschaft und erlangen durch Betrug ein friedliches Abkommen mit den IsraelitenAls aber die Einwohner von Gibeon vernahmen, wie Josua mit Jericho und Ai verfahren war, gingen sie ihrerseits mit List zu Werke: sie machten sich auf den Weg, und zwar versorgten sie sich mit Lebensmitteln, nahmen alte Säcke für ihre Esel und alte, geborstene und geflickte Weinschläuche, zogen alte, geflickte Schuhe und abgetragene Kleider an, und alles Brot, das sie als Mundvorrat bei sich hatten, war vertrocknet und zerbröckelt. Als sie so zu Josua ins Lager nach Gilgal gekommen waren, sagten sie zu ihm und zu den Israeliten: »Aus einem fernen Lande sind wir gekommen; so schließt denn jetzt einen Vertrag mit uns.« Da antworteten die Israeliten den Hewitern: »Vielleicht wohnt ihr mitten unter uns: wie könnten wir da einen Vertrag mit euch schließen?« Da sagten sie zu Josua: »Wir sind deine Knechte.« Als Josua sie nun fragte: »Wer seid ihr, und woher kommt ihr?«, antworteten sie ihm: »Aus einem ganz fernen Lande sind deine Knechte infolge des Ruhmes des HERRN, deines Gottes, gekommen; denn wir haben die Kunde von ihm vernommen, sowohl alles, was er an Ägypten getan hat, als auch alles, was er an den beiden Königen der Amoriter jenseits des Jordans getan hat, an Sihon, dem König von Hesbon, und an Og, dem König von Basan, der zu Astaroth wohnte. Da haben unsere Ältesten und alle Bewohner unsers Landes zu uns gesagt: ›Nehmt Lebensmittel mit euch auf den Weg, geht ihnen entgegen und sagt zu ihnen: ›Wir sind eure Knechte; so schließt nun einen Vertrag mit uns!‹ Hier ist unser Brot: es war noch warm, als wir es aus unseren Häusern als Reisekost mitnahmen an dem Tage, als wir aufbrachen, um zu euch zu ziehen; nun aber seht ihr, daß es vertrocknet und zerbröckelt geworden ist. Und hier sind unsere Weinschläuche, die neu waren, als wir sie füllten; nun aber sind sie geborsten, wie ihr seht, und unsere Kleider und Schuhe hier sind von dem sehr weiten Wege ganz abgenutzt.« Da ließen sich die israelitischen Männer etwas von ihrem Mundvorrat geben, aber einen Ausspruch des HERRN holten sie nicht ein, sondern Josua gewährte ihnen Frieden und schloß einen Vertrag mit ihnen, daß er sie am Leben lassen wolle; und die Fürsten der Gemeinde leisteten ihnen einen Eid. c) Die Gibeoniten nach der Entdeckung ihres Betrugs zu Gemeinde- und Tempelknechten gemachtAls aber nach Abschluß des Vertrags mit ihnen drei Tage vergangen waren, da erfuhr man, daß jene ganz aus der Nähe waren und mitten unter ihnen wohnten. Denn als die Israeliten weiter zogen, kamen sie am dritten Tage zu ihren Städten, nämlich zu den Ortschaften Gibeon, Kephira, Beeroth und Kirjath-Jearim. Die Israeliten taten ihnen aber nichts zuleide, weil die Fürsten der Gemeinde ihnen beim HERRN, dem Gott Israels, geschworen hatten. Als nun die ganze Gemeinde über die Fürsten murrte, sagten diese alle zu der ganzen Gemeinde: »Wir haben ihnen beim HERRN, dem Gott Israels, einen Eid geleistet; darum dürfen wir uns jetzt nicht an ihnen vergreifen. Wir wollen so mit ihnen verfahren, daß wir sie am Leben lassen, damit kein Zorngericht über uns komme wegen des Eides, den wir ihnen geschworen haben.« Die Fürsten gaben also (vor dem Volk) die Erklärung ab: »Sie sollen am Leben bleiben, aber Holzhauer und Wasserträger für die ganze Gemeinde werden.« (Da taten die Israeliten,) wie die Fürsten ihnen vorgeschlagen hatten. Hierauf ließ Josua sie rufen und sagte bei der Unterredung zu ihnen: »Warum habt ihr uns getäuscht, indem ihr vorgabt: ›Wir wohnen sehr weit von euch weg‹, während ihr doch mitten unter uns wohnt? Nun denn, so sollt ihr verflucht sein und in Zukunft immer Knechte, sowohl Holzhauer als Wasserträger, für das Haus meines Gottes sein!« Da gaben sie dem Josua zur Antwort: »Deinen Knechten wurde als gewiß mitgeteilt, daß der HERR, dein Gott, seinem Knechte Mose geboten hat, euch dies ganze Land zu geben, und ihr solltet alle Bewohner des Landes vor euch her vertilgen. Da gerieten wir vor euch in große Furcht für unser Leben und haben so gehandelt. Und nun – wir sind ja in deiner Gewalt: verfahre mit uns so, wie es dich gut und recht dünkt!« Da verfuhr er in der angegebenen Weise mit ihnen und rettete sie aus der Hand der Israeliten, so daß diese sie nicht ums Leben brachten. Josua machte sie also damals zu Holzhauern und Wasserträgern für die Gemeinde und für den Altar des HERRN an der Stätte, die der HERR erwählen würde; und so ist’s geblieben bis auf den heutigen Tag. f) Sieg der Israeliten über die fünf Amoriterkönige bei Gibeon und Eroberung der südlichen Landeshälftea) Der Zug der fünf Könige gegen Gibeon; Josuas Sieg bei GibeonAls nun Adoni-Zedek, der König von Jerusalem, die Kunde erhielt, daß Josua Ai erobert und den Bann an der Stadt vollstreckt habe, daß er mit Ai und seinem König ebenso wie mit Jericho und seinem König verfahren sei und daß die Bewohner von Gibeon Frieden mit den Israeliten geschlossen hätten und mitten unter ihnen wohnen geblieben seien, da fürchteten sie sich sehr; denn Gibeon war eine bedeutende Stadt, so groß wie irgendeine von den Königstädten und noch größer als Ai, und alle ihre Männer tapfere Krieger. Daher schickte Adoni-Zedek, der König von Jerusalem, Gesandte an Hoham, den König von Hebron, sowie an Piream, den König von Jarmuth, an Japhia, den König von Lachis, und an Debir, den König von Eglon, und ließ ihnen sagen: »Zieht zu mir herauf und helft mir, Gibeon dafür zu strafen, daß es mit Josua und den Israeliten Frieden geschlossen hat.« Da vereinigten sich und zogen hinauf die fünf Amoriterkönige: der König von Jerusalem, der König von Hebron, der König von Jarmuth, der König von Lachis und der König von Eglon mit allen ihren Heeren und belagerten Gibeon und bestürmten es. Da sandten die Gibeoniten Boten zu Josua in das Lager nach Gilgal und ließen ihm sagen: »Laß deine Knechte nicht im Stich!W.: ziehe deine Hände nicht ab von deinen Knechten! Komm eilends zu uns herauf, rette uns und hilf uns! Denn alle Könige der Amoriter, die das Bergland bewohnen, haben sich gegen uns verbündet.« Da zog Josua mit seinem gesamten Kriegsvolk, lauter tapferen Männern, von Gilgal aus hinauf; und der HERR sagte zu ihm: »Fürchte dich nicht vor ihnen! Denn ich habe sie in deine Gewalt gegeben: kein einziger von ihnen soll vor dir standhalten können.« Als Josua sie nun plötzlich überfiel – die ganze Nacht hindurch war er von Gilgal hinaufgezogen –, ließ der HERR unter ihnen einen plötzlichen Schrecken vor den Israeliten entstehen, so daß diese ihnen eine schwere Niederlage bei Gibeon beibrachten und sie in der Richtung nach dem Berghang von Beth-Horon verfolgten und sie bis Aseka und Makkeda schlugen. b) Die zwei großen Wundertaten Gottes: Steinhagel und SonnenstillstandAls sie sich nun auf der Flucht vor den Israeliten am Abhang von Beth-Horon befanden, ließ der HERR große Steine vom Himmel bis nach Aseka hin auf sie herabfallen, so daß sie dadurch den Tod fanden; die Zahl derer, welche durch den Steinhagel das Leben verloren, war größer als die Zahl derer, welche durch das Schwert der Israeliten gefallen waren. Damals betete Josua zum HERRN, an dem Tage, an dem der HERR die Amoriter den Israeliten preisgab, und zwar rief er angesichts der Israeliten aus: »Sonne, stehe still zu Gibeon und du, Mond, im Tal von Ajjalon!« Da stand die Sonne still, und der Mond blieb stehen, bis das Volk Rache an seinen Feinden genommen hatte. Das steht bekanntlich im »Buch des Braven«oder: »Buch des (oder: der) Wackeren« oder: »der Helden« = Heldenbuch, wohl eine Sammlung israelitischer Volks- und Heldenlieder (2.Sam 1,18). geschrieben. Die Sonne blieb also mitten am Himmel stehen und eilte beinahe einen ganzen Tag lang nicht zum Untergang. Einen Tag wie diesen hat es weder vorher noch später gegeben, daß der HERR auf die Stimme eines Menschen gehört hätte; denn der HERR stritt für Israel. [Hierauf kehrte Josua und ganz Israel mit ihm in das Lager nach Gilgal zurück.] c) Fortsetzung der Verfolgung; die fünf in einer Höhle gefangenen Amoriterkönige werden getötet und aufgehängtJene fünf Könige aber waren geflohen und hatten sich in der Höhle bei Makkeda versteckt. Als nun Josua die Meldung erhielt, daß man die fünf Könige versteckt in der Höhle bei Makkeda gefunden habe, gab er den Befehl: »Wälzt große Steine vor den Eingang der Höhle und stellt Leute zu ihrer Bewachung daneben auf! Ihr anderen aber steht nicht still, sondern verfolgt eure Feinde und haut ihre Nachzügler nieder! Laßt sie nicht in ihre Städte entkommen; denn der HERR, euer Gott, hat sie in eure Gewalt gegeben.« Als nun Josua und die Israeliten eine sehr schwere Niederlage unter ihnen bis zur völligen Vernichtung angerichtet hatten – diejenigen von ihnen, welche entkommen waren, hatten sich in die festen Plätze geflüchtet – und als das ganze Kriegsvolk unangefochten zu Josua in das Lager nach Makkeda zurückgekehrt war, ohne daß jemand den Israeliten auch nur das Geringste hatte anhaben können,W.: ohne daß jemand gegen die Israeliten auch nur seine Zunge gespitzt hatte. da gab Josua den Befehl: »Macht den Eingang der Höhle frei und bringt jene fünf Könige aus der Höhle zu mir heraus!« Man kam dem Befehle nach und brachte jene fünf Könige aus der Höhle zu ihm heraus, die Könige von Jerusalem, von Hebron, von Jarmuth, von Lachis und von Eglon. Als man diese Könige nun zu Josua herausgeführt hatte, rief Josua alle Israeliten herbei und sagte zu den Anführern der Kriegsleute, die mit ihm gezogen waren: »Tretet heran und setzt diesen Königen den Fuß auf den Nacken!« Da traten sie heran und setzten ihnen den Fuß auf den Nacken. Dann fuhr Josua fort: »Fürchtet euch nicht und habt keine Angst, seid mutig und stark! Denn ebenso wird der HERR es mit allen euren Feinden machen, mit denen ihr noch zu kämpfen habt.« Hierauf ließ Josua sie totschlagen und an fünf Bäumen aufhängen; und sie blieben an den Bäumen bis zum Abend hängen. Bei Sonnenuntergang aber nahm man sie auf Befehl Josuas von den Bäumen ab und warf sie in die Höhle, in der sie sich versteckt hatten, und legte große Steine an den Eingang der Höhle, die noch bis zum heutigen Tage dort liegen. d) Unterwerfung der ganzen Südhälfte Kanaans; Josuas Rückkehr nach GilgalJosua eroberte dann an jenem Tage noch Makkeda und schlug es mit der Schärfe des Schwertes, indem er am dortigen König, an der Stadt und der gesamten Einwohnerschaft den Bann vollstreckte; er verschonte keinen einzigen von ihnen und verfuhr mit dem König von Makkeda, wie er mit dem König von Jericho verfahren war. – Hierauf zog Josua mit allen Israeliten von Makkeda weiter nach Libna und bestürmte es; und der HERR ließ auch diese Stadt in die Hand der Israeliten fallen samt ihrem König, und er schlug sie mit der Schärfe des Schwertes samt der ganzen Einwohnerschaft; er verschonte keinen einzigen von ihnen und verfuhr mit dem dortigen König, wie er mit dem König von Jericho verfahren war. – Dann zog Josua mit allen Israeliten von Libna weiter nach Lachis, das er belagerte und bestürmte. Und der HERR ließ auch Lachis in die Gewalt der Israeliten fallen, so daß Josua es am zweiten Tage eroberte und die Stadt samt der ganzen Einwohnerschaft mit der Schärfe des Schwertes schlug, genau so, wie er es mit Libna gemacht hatte. Damals zog Horam, der König von Geser, herauf, um Lachis Hilfe zu leisten; aber Josua schlug ihn und sein Kriegsvolk so, daß kein einziger von ihnen am Leben blieb. – Dann zog Josua mit allen Israeliten von Lachis weiter nach Eglon, das sie belagerten und bestürmten. Sie eroberten es noch an demselben Tage und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes; an der ganzen Einwohnerschaft vollstreckte er an jenem Tage den Bann, genau so, wie er es mit Lachis gemacht hatte. – Hierauf zog Josua mit allen Israeliten von Eglon nach Hebron hinauf, das sie bestürmten; sie eroberten es und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes samt seinem König und allen zugehörigen Ortschaften und deren gesamten Einwohnerschaft, ohne einen einzigen zu verschonen, genau so, wie er es mit Eglon gemacht hatte, indem er an der Stadt und allen ihren Einwohnern den Bann vollstreckte. – Dann wandte sich Josua mit allen Israeliten gegen Debir, das er bestürmte. Er nahm die Stadt ein samt ihrem König und allen zugehörigen Ortschaften; und sie schlugen sie mit der Schärfe des Schwertes und vollzogen an der gesamten Einwohnerschaft den Bann, ohne einen einzigen zu verschonen; wie er es mit Hebron gemacht hatte und wie er mit Libna und dem dortigen König verfahren war, ebenso machte er es auch mit Debir und dem dortigen König. So unterwarf Josua das ganze Land, nämlich das Bergland und das Südland, die Niederung und das Hügelland samt allen ihren Königen, ohne auch nur einen einzigen übrigzulassen; und an allem Lebenden vollstreckte er den Bann, wie der HERR, der Gott Israels, geboten hatte. Josua unterwarf sie von Kades-Barnea bis Gaza und das ganze Land Gosen bis Gibeon; und zwar brachte Josua alle diese Könige und ihr Land auf einmal in seine Gewalt, denn der HERR, der Gott Israels, stritt für Israel. Hierauf kehrte Josua mit allen Israeliten in das Lager nach Gilgal zurück. g) Besiegung der verbündeten nordkanaanäischen Könige in der Schlacht am See Merom; Eroberung des Nordensa) Die von Jabin zum Bunde vereinigten Könige werden von Josua vernichtetAls nun Jabin, der König von Hazor, Kunde davon erhielt, schickte er Gesandte an Jobab, den König von Madon, sowie an den König von Simron und an den König von Achsaph und an die Könige, die im Norden im Berglande sowie in der Jordanebene südlich vom See Genezareth und in der Niederung und im Hügelgelände von Dor gegen Westen wohnten, an die Kanaanäer gegen Osten und gegen Westen und an die Amoriter, Hethiter, Pherissiter und Jebusiter im Berglande und an die Hewiter am Fuß des Hermon in der Landschaft Mizpa. So zogen sie denn mit allen ihren Heeren ins Feld, ein Kriegsvolk unzählig wie der Sand am Meeresufer, auch mit sehr vielen Rossen und Streitwagen. Alle diese Könige, die sich verbündet hatten, rückten ins Feld und schlugen gemeinsam ihr Lager am Wasser von Merom auf, um den Israeliten eine Schlacht zu liefern. Da sagte der HERR zu Josua: »Fürchte dich nicht vor ihnen! Denn morgen um diese Zeit will ich es fügen, daß sie alle erschlagen vor den Israeliten daliegen; ihre Rosse aber sollst du lähmen und ihre Streitwagen im Feuer verbrennen.« Als dann Josua sie mit seiner ganzen Heeresmacht plötzlich am Wasser von Merom überfiel und sich auf sie warf, gab der HERR sie in die Gewalt der Israeliten, so daß diese sie besiegten und bis Groß-Sidon und bis Misrephoth-Majim und bis in die Talebene von Mizpe gegen Osten verfolgten und ein Blutbad unter ihnen anrichteten, bis kein einziger von ihnen mehr übrig war. Josua verfuhr dann mit ihnen, wie der HERR ihm geboten hatte: ihre Rosse lähmte er, und ihre Kriegswagen verbrannte er im Feuer. b) Unterwerfung der ganzen Nordhälfte KanaansDann machte Josua wieder kehrt zu jener Zeit, eroberte Hazor und ließ den dortigen König mit dem Schwert erschlagen; Hazor war nämlich ehedem die Hauptstadt aller jener Reiche. Sie machten dann die ganze dortige Einwohnerschaft mit der Schärfe des Schwertes nieder, indem sie den Bann an ihnen vollstreckten: nichts blieb übrig, was Odem hatte, und Hazor selbst ließ er in Flammen aufgehen. Alle Städte jener Könige samt allen ihren Königen brachte Josua in seine Gewalt; er schlug sie mit der Schärfe des Schwertes und vollstreckte den Bann an ihnen, wie Mose, der Knecht Gottes, geboten hatte. Jedoch alle Städte, die auf den dortigen Anhöhen lagen, verbrannten die Israeliten nicht, mit alleiniger Ausnahme von Hazor, das Josua in Flammen aufgehen ließ. Alle Beute aber aus diesen Ortschaften und das Vieh nahmen die Israeliten für sich hin, doch alle Menschen machten sie mit der Schärfe des Schwertes nieder bis zu völliger Vernichtung: sie verschonten nichts Lebendes. Wie der HERR seinem Knecht Mose geboten hatte, so hatte Mose es dem Josua zur Pflicht gemacht, und so führte Josua es auch aus: er ließ nicht das Geringste unbefolgt von allem, was der HERR dem Mose geboten hatte. c) Rückblick; Erfüllung des göttlichen Vernichtungswillens durch Verstockung der KanaanäerSo unterwarf Josua dieses ganze Land, nämlich das Bergland wie das ganze Südland, die ganze Landschaft Gosen, die Niederung, das Jordantal und das Bergland von Israel mit der dazugehörigen Niederung, von dem kahlen Gebirge an, das sich nach Seir hin erhebt, bis nach Baal-Gad in der Talebene des Libanons am Fuße des Hermongebirges. Auch alle dortigen Könige bekam er in seine Gewalt: er schlug sie und ließ sie sterben. Lange Zeit führte Josua mit allen diesen Königen Krieg. Es gab keine Stadt, die sich freiwillig den Israeliten ergeben hätte, außer den Hewitern, die in Gibeon wohnten; alles andere mußten sie mit Waffengewalt erobern. Denn vom HERRN geschah es, daß er ihr Herz zum Krieg mit den Israeliten verhärtete, damit der Bann an ihnen vollstreckt werden könnte, ohne daß ihnen Gnade gewährt würde, vielmehr damit sie ausgerottet würden, wie der HERR dem Mose geboten hatte. d) Ausrottung der Enakiter (d.h. Riesen) aus dem Lande; AbschlußZu jener Zeit zog Josua hin und vernichtete die Enakiter im Gebirge: in Hebron, in Debir, in Anab sowie im ganzen Berglande Juda und im ganzen Berglande Israel; an ihnen wie an ihren Ortschaften vollstreckte Josua den Bann. Es blieben keine Enakiter im Lande der Israeliten übrig; nur in Gaza, in Gath und in Asdod erhielten sich Reste von ihnen. – So eroberte denn Josua das ganze Land genau so, wie der HERR dem Mose geboten hatte, und Josua gab es den Israeliten zum Erbbesitz nach ihren Abteilungen in den einzelnen Stämmen; das Land bekam dann Ruhe vom Kriege. h) Verzeichnis der von den Israeliten besiegten Königea) Die zwei von Mose besiegten ostjordanischen KönigeDies sind die Könige des Landes, welche die Israeliten besiegt und deren Land sie in Besitz genommen haben: im Ostjordanlande (die Gebiete) vom Fluß Arnon an bis zum Hermongebirge nebst der ganzen Steppe östlich vom Jordan: Sihon, der König der Amoriter, der in Hesbon seinen Sitz hatte; er herrschte von Aroer an, das am Ufer des Flusses Arnon liegt, und zwar von der Mitte des Flußtals an und über die Hälfte von Gilead bis zum Fluß Jabbok, der Grenze der Ammoniter, und über das Jordantal bis an die Ostseite des Sees Genezareth und bis an die Ostseite des Meeres der Steppe, des Salzsees, nach Beth-Jesimoth hin und südwärts (über das Land) am Fuß der Abhänge des Pisgagebirges. Sodann das Gebiet Ogs, des Königs von Basan, der zu den Überresten der Rephaiter gehörte und in Astaroth und Edrei seinen Sitz hatte; er herrschte über das Hermongebirge, über Salcha und ganz Basan bis an die Grenze der Gesuriter und Maachathiter und über die Hälfte von Gilead bis an das Gebiet Sihons, des Königs von Hesbon. Mose, der Knecht des HERRN, und die Israeliten hatten sie besiegt, und Mose, der Knecht des HERRN, hatte ihr Gebiet den beiden Stämmen Ruben und Gad und dem halben Stamm Manasse zum Besitz gegeben. b) Die von Josua im Westjordanlande besiegten 31 KönigeUnd dies sind die Könige des Landes, welche Josua und die Israeliten im Westjordanlande besiegt haben, von Baal-Gad im Libanontal an bis zu dem kahlen Gebirge, das nach Seir hin ansteigt, und deren Land Josua den israelitischen Stämmen zum Besitz überwies, jedem Stamme einen Teil, im Berglande wie in der Niederung und im Jordantal, an den Bergabhängen wie in der Wüste und im Südlande, die (Gebiete der) Hethiter, Amoriter, Kanaanäer, Pherissiter, Hewiter und Jebusiter: der König von Jericho (war) einer; der König von Ai, das seitwärts von Bethel liegt, einer; der König von Jerusalem einer; der König von Hebron einer; der König von Jarmuth einer; der König von Lachis einer; der König von Eglon einer; der König von Geser einer; der König von Debir einer; der König von Geder einer; der König von Horma einer; der König von Arad einer; der König von Libna einer; der König von Adullam einer; der König von Makkeda einer; der König von Bethel einer; der König von Thappuah einer; der König von Hepher einer; der König von Aphek einer; der König von Saron einer; der König von Madon einer; der König von Hazor einer; der König von Simron-Meron einer; der König von Achsaph einer; der König von Thaanach einer; der König von Megiddo einer; der König von Kedes einer; der König von Jokneam am Karmel einer; der König von Dor in dem Hügelgelände von Dor einer; der König von Gojim in GilgalA.L.: der König der Völkerschaften von Galil (= Galiläa). einer; der König von Thirza einer. Im ganzen waren es einunddreißig Könige. II. Die Verteilung des Landes und Einrichtung von sechs Freistädten und achtundvierzig Levitenstädten (Kap. 13-21)1. Einleitunga) Aufzählung der bisher unerobert gebliebenen Gebiete; der Verteilungsauftrag GottesAls nun Josua alt und hochbetagt geworden war, sagte der HERR zu ihm: »Du bist nun alt und hochbetagt, und von dem Lande sind sehr viele Teile bisher noch unerobert geblieben. Dies ist das noch uneroberte Land: sämtliche Bezirke der Philister und das ganze Gesuriterland. Vom SihorbachSihor = der schwarze wird Jes 23,3; Jer 2,18 der Nil genannt: hier wird der östlichste Nilkanal gemeint sein. an, der östlich von Ägypten fließt, bis an das Gebiet von Ekron im Norden – es wird zum Gebiet der Kanaanäer gerechnet –: die fünf Fürsten der Philister, nämlich der von Gaza, der von Asdod, der von Askalon, der von Gath und der von Ekron, sowie die Awwiter im Süden; ferner das ganze Land der Kanaanäer und Meara,A.Ü.: von Meara an (oder: von der Höhle an). das den Sidoniern gehört, bis nach Aphek, bis an die Grenze der Amoriter; sodann das Land der Gibliter und der ganze Libanon östlichen Teils, von Baal-Gad am Fuß des Hermongebirges bis dahin, wo man nach Hamath kommt. Alle Gebirgsbewohner vom Libanon an bis Misrephoth-Majim, alle Sidonier, werde ich selbst vor den Israeliten her vertreiben; verlose es immerhin an Israel als Erbbesitz, wie ich dir geboten habe. So verteile also jetzt dieses Land als Erbbesitz an die neun Stämme und an den halben Stamm Manasse.« b) Allgemeine Angaben über die Verteilung des Ostjordanlandes durch Mose; nachträgliche Zusätze (V.13-14)Mit dem andern halben Stamm Manasse nämlich hatten die Stämme Ruben und Gad ihren Erbbesitz bereits empfangen, den ihnen Mose im Ostjordanlande angewiesen hatte, wie ihn Mose, der Knecht des HERRN, ihnen angewiesen hatte: von Aroer an, das am Ufer des Flusses Arnon liegt, und überhaupt von den Städten an, die mitten im Flußtal liegen, dazu die ganze Hochebene von Medeba bis Dibon, ferner sämtliche Städte des Amoriterkönigs Sihon, der in Hesbon geherrscht hatte, bis an das Gebiet der Ammoniter; sodann Gilead und das Gebiet der Gesuriter und Maachathiter sowie das ganze Hermongebirge und ganz Basan bis nach Salcha, das ganze Reich Ogs in Basan, der in Astharoth und Edrei geherrscht hatte – er war vom Überrest der Rephaiter noch übriggeblieben –: diese hatte Mose besiegt und aus ihrem Besitz vertrieben. Die Israeliten dagegen haben die Gesuriter und Maachathiter nicht aus ihrem Besitz vertrieben, sondern diese beiden Völkerschaften sind mitten unter den Israeliten bis auf den heutigen Tag wohnen geblieben. – Nur dem Stamme Levi hatte (Mose) keinen Erbbesitz verliehen: die Feueropfer des HERRN, des Gottes der Israeliten, die sind dessen Erbbesitz, wie er ihm zugesagt hat. 2. Genauere Angaben über die von Mose verteilten Gebiete der Stämme Ruben, Gad und halb ManasseMose hatte aber dem Stamme der Rubeniten Landbesitz nach ihren Geschlechtern angewiesen, so daß ihnen folgendes Gebiet zuteil wurde: das Gebiet von Aroer an, das am Ufer des Flusses Arnon liegt, und überhaupt von den Städten an, die mitten im Flußtal liegen, dazu die ganze Hochebene bis Medeba; Hesbon mit allen zugehörigen Ortschaften, die auf der Hochebene liegen, nämlich Dibon, Bamoth-Baal, Beth-Baal-Meon, Jahza, Kedemoth, Mephaath, Kirjathaim, Sibma, Zereth-Sahar auf dem Berge in der Talebene, Beth-Peor, die Abhänge des Pisga, Beth-Jesimoth und alle übrigen Ortschaften der Hochebene; ferner das ganze Reich des Amoriterkönigs Sihon, der in Hesbon geherrscht hatte – Mose hatte ihn besiegt, ihn mitsamt den Fürsten der Midianiter, nämlich Ewi, Rekem, Zur, Hur und Reba, den Häuptlingen Sihons, die im Lande gewohnt hatten. Auch den Wahrsager Bileam, den Sohn Beors, hatten die Israeliten mit dem Schwert getötet außer den anderen von ihnen Erschlagenen. Die (westliche) Grenze des Stammes Ruben aber bildete der Jordan und sein Uferland. Dies war der Erbbesitz der Rubeniten nach ihren Geschlechtern: die genannten Städte mit den zugehörigen Gehöften. Sodann hatte Mose dem Stamme Gad, den Gaditen, Landbesitz nach ihren Geschlechtern angewiesen, so daß ihnen folgendes Gebiet zuteil wurde: Jaser und sämtliche Ortschaften in Gilead und das halbe Ammoniterland bis Aroer, das östlich von Rabba liegt; ferner das Land von Hesbon bis Ramath-Mizpe und Betonim und von Mahanaim bis an das Gebiet von Lidebir; sodann in der Talebene: Beth-haram, Beth-Nimra, Sukkoth und Zaphon, der Rest vom Reiche Sihons, des Königs von Hesbon, der Jordan mit seinem Uferland bis an das Ende des Sees Genezareth auf der Ostseite des Jordans. Das war der Erbbesitz der Gaditen nach ihren Geschlechtern, die genannten Städte mit den zugehörigen Dörfern. Ferner hatte Mose dem halben Stamm Manasse Landbesitz angewiesen, so daß dem halben Stamme der Manassiten nach ihren Geschlechtern folgendes Gebiet zuteil wurde: das Land von Mahanaim an, das ganze Basan, das ganze Reich Ogs, des Königs von Basan, und sämtliche Zeltdörfer Jairs, die in Basan liegen, sechzig Ortschaften; ferner die Hälfte von Gilead sowie Astaroth und Edrei, die Hauptstädte des Reiches Ogs in Basan. Dies alles wurde den Nachkommen Machirs, des Sohnes Manasses, und zwar der Hälfte der Nachkommen Machirs, nach ihren Geschlechtern zuteil. c) Abschluß (V.32); Wiederholung von V.14Diese Gebiete sind es, die Mose in den Steppen der Moabiter jenseits des Jordans, östlich von Jericho, ausgeteilt hatte. Dem Stamme Levi aber hatte Mose keinen Erbbesitz gegeben: der HERR, der Gott Israels, der sollte ihr Erbbesitz sein, wie er ihnen zugesagt hatte. 3. Verteilung des Westjordanlandes (= Kanaans) (Kap. 14-21)a) Überschrift und einleitende Bemerkungen; der Erbbesitz Kalebs in HebronUnd dies sind die Gebiete, welche die Israeliten im Lande Kanaan als Erbbesitz empfangen haben, die ihnen der Priester Eleasar und Josua, der Sohn Nuns, und die Häupter der israelitischen Stämme als ihren Erbbesitz durch das Los zugeteilt haben, wie der HERR es durch Mose bezüglich der neuneinhalb Stämme verordnet hatte; denn den zweieinhalb Stämmen hatte Mose ihren Erbbesitz jenseits des Jordans angewiesen, den Leviten aber keinen Erbbesitz unter den Israeliten verliehen. Die Nachkommen Josephs bildeten nämlich zwei Stämme, Manasse und Ephraim; den Leviten aber gab man keinen Anteil am Landbesitz, sondern nur einzelne Städte zum Bewohnen nebst den zugehörigen Weidetriften für ihr Vieh und ihre Habe. Wie der HERR dem Mose geboten hatte, so verfuhren die Israeliten bei der Verteilung des Landes. Kaleb erhält auf seine Bitte den Bezirk von Hebron als ErbteilDa traten die Judäer vor Josua in Gilgal, und Kaleb, der Sohn Jephunnes, der Kenissite, sagte zu Josua: »Du weißt selbst, was der HERR zu Mose, dem Manne Gottes, in bezug auf mich und auf dich in Kades-Barnea gesagt hat. Vierzig Jahre war ich alt, als Mose, der Knecht des HERRN, mich von Kades-Barnea zur Auskundschaftung des Landes aussandte, und ich erstattete ihm Bericht, wie ich in meinem Herzen wirklich dachte. Meine Volksgenossen aber, die mit mir hinaufgezogen waren, machten dem Volk das Herz verzagt, während ich dem HERRN, meinem Gott, vollen Gehorsam bewies. Da sprach Mose an jenem Tage folgenden Schwur aus: ›Fürwahr das Land, das dein Fuß betreten hat, soll dir und deinen Nachkommen auf ewige Zeiten als Erbbesitz zuteil werden, weil du dem HERRN, meinem Gott, vollkommen gehorsam gewesen bist!‹ Und nun hat mich der HERR, wie du siehst, seiner Verheißung gemäß noch fünfundvierzig Jahre am Leben erhalten seit der Zeit, als der HERR jenes Wort zu Mose gesprochen hat und während die Israeliten in der Wüste umhergezogen sind; und so bin ich jetzt fünfundachtzig Jahre alt. Ich bin heute noch so rüstig wie damals, als Mose mich aussandte; wie meine Kraft damals war, so ist sie jetzt noch zum Kriegsdienst, zum Ausmarsch und zur Heimkehr ausreichend. So überweise mir nun dieses Bergland, von dem der HERR damals gesprochen hat; du selbst hast ja damals gehört, daß es dort noch Enakiter und große, feste Städte gibt; vielleicht ist der HERR mit mir, so daß ich sie nach der Verheißung des HERRN aus ihrem Besitz vertreiben kann.« Da segnete Josua den Kaleb,A.Ü.: Da wünschte Josua dem Kaleb Glück. den Sohn Jephunnes, und verlieh ihm Hebron als Erbbesitz. Auf diese Weise ist Hebron an Kaleb, den Sohn Jephunnes, den Kenissiten, als Erbbesitz bis auf den heutigen Tag gekommen, weil er nämlich dem HERRN, dem Gott Israels, vollen Gehorsam bewiesen hatte. Hebron hieß aber ehemals Kirjath-Arba; Arba war der größte Mann unter den Enakitern gewesen. – Und das Land hatte Ruhe vom Kriege. b) Das Gebiet des Stammes JudaFür die einzelnen Geschlechter des Stammes Juda aber fiel das Los südwärts nach dem Gebiet der Edomiter, nach der Wüste Zin hin im äußersten Süden des Landes; und zwar geht ihre Südgrenze vom Ende des Salzmeeres, von seiner Südspitze aus, läuft dann weiter gegen die Südseite der Skorpionenhöhe, dann nach Zin hinüber, steigt aufwärts südlich von Kades-Barnea, geht dann weiter nach Hezron, zieht sich aufwärts nach Addar, wendet sich herum nach Karka, geht dann nach Azmon hinüber und setzt sich fort bis an den Bach Ägyptens, bis sie nach dem Meere hin ihr Ende erreicht: dies soll eure Südgrenze sein. – Die Ostgrenze aber bildet das Salzmeer bis zur Jordanmündung – und die Nordgrenze geht vom Nordende des Salzmeeres, von der Jordanmündung aus; dann zieht sich die Grenze hinauf nach Beth-Holga und läuft weiter bis nördlich von Beth-Araba; dann zieht die Grenze sich aufwärts zum Felsen Bohans, des Sohnes Rubens, geht dann vom Tal Achor aufwärts nach Debir, läuft mit veränderter Richtung nordwärts nach Gilgal, das der Anhöhe Adummim gegenüber liegt, die sich südlich von dem Bache befindet; dann zieht sich die Grenze hinüber nach dem Wasser En-Semes und läuft weiter nach der Quelle Rogel; sodann geht sie im Tale Ben-Hinnom hinauf südlich vom Bergrücken der Jebusiter, das ist Jerusalem; weiter zieht die Grenze sich hinauf zu dem Gipfel des Berges, der westlich vor dem Tale Hinnom am Nordende der Talebene Rephaim liegt; dann biegt die Grenze vom Gipfel des Berges um nach der Quelle des Wassers Nephthoah, läuft weiter nach den Ortschaften des Ephrongebirges hin und zieht mit veränderter Richtung nach Baala, das ist Kirjath-Jearim; von Baala wendet sie sich dann westwärts nach dem Gebirge Seir, geht hierauf hinüber nach der Nordseite des Berges Jearim, das ist Kesalon, senkt sich hinab nach Beth-Semes und weiter nach Thimna; dann läuft die Grenze weiter an den Nordabhang des Berges Ekron und mit veränderter Richtung nach Sikkeron, geht dann hinüber nach dem Berge von Baala, läuft weiter bis Jabneel und erreicht schließlich ihr Ende am Meer. – Die Westgrenze aber bildet das große Meer und sein Küstenland. Das ist die Grenze des Stammes der Judäer ringsum für ihre Geschlechter. Kalebs Besitz und erfolgreiche Tätigkeit (vgl. Ri 1,9-15)Kaleb aber, dem Sohne Jephunnes, gab Josua einen Landbesitz mitten im Stamme Juda nach dem Befehl des HERRN an Josua, nämlich die Stadt Arbas, des Stammvaters der Enakiter, das ist Hebron. Kaleb vertrieb dann von dort die drei Enakssöhne Sesai, Ahiman und Thalmai, die Abkömmlinge Enaks, und zog von dort weiter gegen die Bewohner von Debir, das ehemals Kirjath-Sepher geheißen hatte. Als nun Kaleb bekanntmachte: »Wer Kirjath-Sepher bezwingt und erobert, dem gebe ich meine Tochter Achsa zur Frau« und Othniel, der Sohn des Kenas, ein Bruder Kalebs, die Stadt eroberte, gab er ihm seine Tochter Achsa zur Frau. Als sie ihm nun zugeführt wurde, überredete sie ihn, ein Stück Ackerland von ihrem Vater erbitten zu dürfen, und als sie dann vom Esel herabsprang und Kaleb sie fragte: »Was wünschest du?«, antwortete sie: »Gib mir doch ein Abschiedsgeschenk! Weil du mich in das Südland verheiratet hast, so gib mir auch Wasserquellen!« Da gab er ihr die oberen und die unteren Brunnen. Die Städte von JudaFolgendes ist der Erbbesitz der einzelnen Geschlechter des Stammes Juda. Es liegen nämlich im südlichen Teil des Stammes Juda nach dem Gebiet der Edomiter hin die Ortschaften: Kabzeel, Eder, Jagur, Kina, Dimona, AdadaNach althebräischer Schrift wohl Arara = Aroer., Kedes, Hazor und Jithnan; Siph, Telem, Bealoth, Hazor-Hadattha und Kerioth-Hezron, das ist Hazor; Amam, Sema, Molada, Hazar-Gadda, Hesmon, Beth-Pelet, Hazar-Sual, Beerseba, Bisjothja; Baala, Ijjim, Ezem, Eltholad, Kesil, Horma, Ziklag, Madmanna, Sansanna, Lebaoth, Silhim, Ain und Rimmon: im ganzen 29 Ortschaften nebst den zugehörigen Dörfern. In der Niederung: Esthaol, Zora, Asna, Sanoah und En-Gannim, Thappuah und Enam, Jarmuth und Adullam, Socho, Aseka, Saaraim, Adithaim, Gedera und Gederothaim: 14 Ortschaften nebst den zugehörigen Dörfern. Zenan, Hadasa, Migdal-Gad, Dilgan, Mizpe und Joktheel; Lachis, Bozkath, Eglon, Kabbon, Lahmas, Kithlis und Gederoth, Beth-Dagon, Naama und Makkeda: 16 Ortschaften mit den zugehörigen Dörfern. Libna, Ether, Asan, Jiphthah, Asna, Nezib, Kegila, Achsib und Maresa: 9 Ortschaften mit den zugehörigen Dörfern. Ekron mit den zugehörigen Ortschaften und Dörfern. Von Ekron an, und zwar nach dem Meere zu, alles, was seitlich von Asdod und den zugehörigen Dörfern liegt: Asdod mit den zugehörigen Ortschaften und Dörfern; Gaza mit den zugehörigen Ortschaften und Dörfern bis an den Bach Ägyptens; die Westgrenze aber bildet das große Meer nebst seinem Küstenlande. Ferner im Berglande: Samir, Jatthir, Socho, Danna, Kirjath-Sanna, das ist Debir, Anab, Esthemo, Anim, Gosen, Holon und Gilo: 11 Ortschaften mit den zugehörigen Dörfern. Arab, Duma, Esgan, Janum, Beth-Thappuah, Apheka, Humta, Kirjath-Arba, das ist Hebron, und Zior: 9 Ortschaften mit den zugehörigen Dörfern. Maon, Karmel, Siph, Juta, Jesreel, Jokdeam, Sanoah, Kain, Gibea und Thimna: 10 Ortschaften mit den zugehörigen Dörfern. Halhul, Beth-Zur, Gedor, Maarath, Beth-Anoth und Elthekon: 6 Ortschaften mit den zugehörigen Dörfern. Kirjath-Baal, das ist Kirjath-Jearim, und Rabba: 2 Ortschaften mit den zugehörigen Dörfern. In der Steppe: Beth-Araba, Middin, Sechacha, Nibsan und die Salzstadt und Engedi: 6 Ortschaften mit den zugehörigen Dörfern. Was aber die Jebusiter, die Bewohner von Jerusalem, anbetrifft, so vermochte der Stamm Juda sie nicht zu vertreiben; daher sind die Jebusiter in Jerusalem neben den Judäern wohnen geblieben bis auf den heutigen Tag. c) Das Gebiet der Nachkommen Josephsa) Die Südgrenze des GebietsSodann fiel den Nachkommen Josephs durch das Los ihr Anteil zu vom Jordan bei Jericho an und begriff im Osten das Uferland von Jericho, dann die Wüste, die sich von Jericho an aufsteigend im Gebirge nach Bethel erstreckt. Die Grenze läuft dann von Bethel weiter nach Lus und zieht sich hinüber nach dem Gebiet der Arkiter, nach Atharoth, läuft hierauf westwärts hinab zum Gebiet der Japhletiter bis zum Gebiet von Unter-Beth-Horon und bis Geser; ihr Endpunkt liegt dann am Meer. Dies ist der Erbbesitz, den die Nachkommen Josephs, die Stämme Manasse und Ephraim, erhielten. b) Gebiet des Stammes EphraimDies aber ist das Gebiet der Geschlechter des Stammes Ephraim: Die Grenze ihres Erbteils geht nämlich im Osten von Ateroth-Addar bis Ober-Beth-Horon; von da läuft die Grenze dem Meere zu. – Im Norden bildet Michmethath die Grenze, und zwar wendet sich die Grenze ostwärts nach Thaanath-Silo und geht daran östlich vorbei nach Janoha. Von Janoha senkt sie sich nach Ataroth und Naarath hinab, berührt dann Jericho und endet am Jordan. Von Thappuah aus geht die Grenze westwärts an den Bach Kana und erreicht ihr Ende am Meer. Dies ist der Erbbesitz des Stammes Ephraim, auf die einzelnen Geschlechter verteilt. Dazu kommen noch die Städte, die für die Ephraimiten mitten im Erbteil der Manassiten abgesondert waren, sämtliche Städte mit den zugehörigen Dörfern. Sie vertrieben aber die Kanaanäer nicht, die in Geser wohnten; daher sind die Kanaanäer mitten unter den Ephraimiten wohnen geblieben bis auf den heutigen Tag und sind nur fronpflichtig geworden. c) Gebiet des Stammes ManasseSodann fiel dem Stamm Manasse – dieser war nämlich der erstgeborene Sohn Josephs – sein Losanteil zu. Machir, dem erstgeborenen Sohne Manasses, dem Vater Gileads, wurde Gilead und Basan zuteil, denn er war ein Kriegsmann. Sodann erhielten die übrigen Nachkommen Manasses, Geschlecht für Geschlecht, ihren Anteil, nämlich die Nachkommen Abiesers, die Nachkommen Heleks, die Nachkommen Asriels, die Nachkommen Sichems, die Nachkommen Hephers und die Nachkommen Semidas; dies waren die männlichen Nachkommen Manasses, des Sohnes Josephs, Geschlecht für Geschlecht. d) Die Töchter Zelophhads werden zu Erbtöchtern gemacht (vgl. 4.Mose 27,3-6)Aber Zelophhad, der Sohn Hephers, des Sohnes Gileads, des Sohnes Machirs, des Sohnes Manasses, hatte keine Söhne, sondern nur Töchter; deren Namen waren Mahla, Noa, Hogla, Milka und Thirza. Diese traten nun vor den Priester Eleasar und vor Josua, den Sohn Nuns, und vor die Fürsten und sagten: »Der HERR hat Mose geboten, uns ein Erbteil unter unsern Stammesgenossen zu geben.« Da überwies er ihnen nach dem Befehl des HERRN ein Erbteil unter den Stammesgenossen ihres Vaters; und so fielen dem Stamm Manasse zehn Losanteile zu, abgesehen von der Landschaft Gilead und Basan, die jenseits des Jordans liegen; denn die weiblichen Nachkommen Manasses erhielten ein Erbteil gerade wie seine männlichen Nachkommen; die Landschaft Gilead aber kam an die übrigen Nachkommen Manasses. e) Grenzen und Städte des Stammes ManasseEs geht aber die Grenze des Stammes Manasse von Asser nach Michmethath, das östlich von Sichem liegt; dann geht die Grenze südwärts zu den Bewohnern von En-Thappuah hin. Die Landschaft Thappuah gehört zum Stamm Manasse; die Stadt Thappuah selbst aber, an der Grenze von Manasse, gehört zum Stamme Ephraim. Dann geht die Grenze hinab zum Bache Kana, südlich von dem Bache – die dort mitten unter den Städten Manasses liegenden Ortschaften gehören zum Stamm Ephraim –; alsdann aber läuft die Grenze nördlich vom Bache und endet am Meer; die Südseite ist ephraimitisch, die Nordseite manassitisch, und das Meer bildet hier die Grenze; nordwärts aber stoßen sie an Asser, ostwärts an Issaschar. Außerdem erhielt der Stamm Manasse in Issaschar und in Asser folgende Städte: Beth-Sean mit den zugehörigen Ortschaften, ferner Jibleam mit den zugehörigen Ortschaften sowie die Bewohner von Dor und von En-Dor mit den zugehörigen Ortschaften, die Bewohner von Thaanach mit den zugehörigen Ortschaften und die Bewohner von Megiddo mit den zugehörigen Ortschaften: das Dreihügelgebiet. – Der Stamm Manasse vermochte jedoch nicht diese Städte zu erobern; daher gelang es den Kanaanäern, in dieser Gegend wohnen zu bleiben. Als später aber die Israeliten erstarkten, machten sie die Kanaanäer fronpflichtig, ohne sie jedoch ganz vertreiben zu können. f) Josua fordert die sich beklagenden Josephstämme auf, sich den Wald auszurodenDa wandten sich die beiden Josephstämme an Josua und trugen ihm folgendes vor: »Warum hast du mir nur ein Los und einen einzigen Anteil als Erbbesitz gegeben, obgleich ich doch ein zahlreiches Volk bin, da der HERR mich bisher gesegnet hat?« Josua antwortete ihnen: »Wenn du ein zahlreiches Volk bist, so ziehe doch in den Wald hinauf und schaffe dir dort im Lande der Pherissiter und der Rephaiter durch Ausroden des Waldes Raum zum Wohnen, wenn dir das Bergland Ephraim zu enge ist.« Da entgegneten die Nachkommen Josephs: »Das Bergland reicht für uns nicht aus; alle Kanaanäer aber, die unten in der Ebene wohnen, haben eiserne Streitwagen, sowohl die, welche in Beth-Sean und den zugehörigen Ortschaften, als auch die, welche in der Ebene Jesreel wohnen.« Da antwortete Josua den beiden Josephstämmen Ephraim und Manasse: »Du bist ein sehr zahlreiches und sehr starkes Volk; so sollst du nicht nur ein Los erhalten; denn ein Bergland wird dir zuteil werden. Da es Wald ist, mußt du ihn ausroden: dann werden auch die Ausläufer dir zuteil werden; denn du wirst die Kanaanäer vertreiben, wenn sie auch eiserne Wagen haben und wenn sie auch stark sind.« d) Die Gebiete der übrigen Stämmea) Das Offenbarungszelt in Silo aufgeschlagen; schriftliche Aufnahme und Verteilung des noch unbesetzten LandesHierauf versammelte sich die ganze Volksgemeinde der Israeliten in Silo und schlug dort das Offenbarungszelt auf; denn das Land lag unterworfen vor ihnen da. Nun waren aber unter den Israeliten noch sieben Stämme übrig, deren Erbbesitz man noch nicht ausgeteilt hatte. Da sagte Josua zu den Israeliten: »Wie lange wollt ihr noch lässig bleiben, statt hinzugehen, um das Land in Besitz zu nehmen, das der HERR, der Gott eurer Väter, euch gegeben hat? Bestimmt doch drei Männer aus jedem Stamm, so will ich sie aussenden, damit sie sich daranmachen, das Land zu durchwandern und es schriftlich aufzunehmen mit Rücksicht auf den für sie erforderlichen Erbbesitz. Wenn sie dann zu mir zurückgekommen sind, mögen sie es in sieben Teile unter sich verteilen. Juda soll sein Gebiet im Süden behalten und das Haus Josephs auf seinem Gebiet im Norden bleiben; ihr aber fertigt schriftlich eine Übersicht des Landes bei Zerlegung in sieben Teile an und bringt die Aufzeichnung mir hierher, so will ich das Los für euch werfen hier vor dem HERRN, unserm Gott. Denn die Leviten erhalten keinen Landbesitz unter euch, weil das Priestertum des HERRN ihr Erbteil ist; Gad aber und Ruben und der halbe Stamm Manasse haben ihren Erbbesitz bereits im Ostjordanlande empfangen, den ihnen Mose, der Knecht Gottes, angewiesen hat.« Da machten sich die Männer auf den Weg, und Josua gab ihnen, als sie zur schriftlichen Aufnahme des Landes aufbrachen, die Weisung: »Geht hin, durchwandert das Land und nehmt es schriftlich auf; dann kommt wieder zu mir, so will ich hier zu Silo das Los für euch vor dem HERRN werfen.« So machten sich denn die Männer auf den Weg, zogen durch das Land und trugen es Stadt für Stadt unter Zerlegung in sieben Teile in ein Buch ein; dann kehrten sie zu Josua ins Lager nach Silo zurück. Da warf Josua das Los für sie zu Silo vor dem HERRN, und Josua verteilte dort das Land unter die Israeliten, wie es ihren Anteilen entsprach. b) Das Gebiet des Stammes BenjaminSo kam denn das Los für die Geschlechter des Stammes Benjamin heraus, und zwar kam das Gebiet, das ihnen durchs Los zufiel, zwischen die Stämme Juda und Joseph zu liegen. Ihre Nordgrenze begann aber am Jordan, zieht sich dann aufwärts nach dem Bergzuge nördlich von Jericho und von da auf das Gebirge nach Westen zu und endet nach der Wüste von Beth-Awen hin. Von dort geht die Grenze dann nach Lus hinüber, nach dem Höhenzuge südlich von Lus, das ist Bethel; dann senkt sich die Grenze hinab nach Ateroth-Addar über den Berg, der südlich von Unter-Beth-Horon liegt. Sodann zieht die Grenze in veränderter Richtung auf ihrer Westseite nach Süden von dem Berg an, der südlich Beth-Horon gegenüber liegt, und endet bei Kirjath-Baal, das ist die judäische Stadt Kirjath-Jearim. Dies ist die Westseite. Die Südseite aber beginnt bei der Stadtgrenze von Kirjath-Jearim und setzt sich dann westwärts fort nach der Quelle des Wassers von Nephthoah; dann läuft die Grenze hinab bis an das Ende des Berges, der östlich vom Tal Ben-Hinnom und nördlich von der Talebene Rephaim liegt, zieht dann in das Hinnomtal hinab südlich vom Bergrücken der Jebusiter und weiter hinab zur Quelle Rogel; alsdann läuft sie mit veränderter Richtung nordwärts, und zwar nach En-Semes und weiter nach Geliloth hin, das der Anhöhe Adummim gegenüber liegt, senkt sich dann hinab zum Felsen Bohans, des Sohnes Rubens, und geht hinüber zu dem Höhenzug, der nordwärts der Araba gegenüber liegt; hierauf senkt die Grenze sich in die Araba hinab, läuft dann hinüber bis nördlich vom Bergrücken von Beth-Hogla und erreicht ihr Ende an der Nordspitze des Salzmeeres, am südlichen Ende des Jordans. Dies ist die Südgrenze. Der Jordan aber bildet die Grenze auf der Ostseite. Dies ist der Erbbesitz der Geschlechter des Stammes Benjamin nach seinen Grenzen ringsum. Die Städte der Geschlechter des Stammes Benjamin aber sind: Jericho, Beth-Hogla, Emek-Keziz, Beth-Araba, Zemaraim, Bethel, Awwim, Para, Ophra, Kephar-Ammoni, Ophni und Geba: 12 Städte mit den zugehörigen Dörfern; Gibeon, Rama, Beeroth, Mizpe, Kephira, Moza, Rekem, Jirpeel, Tharala, Zela, Eleph und die Jebusiterstadt, das ist Jerusalem, Gibeath, Kirjath: 14 Städte mit den zugehörigen Dörfern. Das ist der Erbbesitz der Geschlechter des Stammes Benjamin. c) Das Gebiet des Stammes SimeonDann kam das zweite Los heraus für Simeon, für die Geschlechter des Stammes der Simeoniten; und zwar lag ihr Erbteil mitten im Erbbesitz der Judäer. Es wurde ihnen aber als ihr Erbbesitz zuteil: Beerseba, Seba, Molada, Hazar-Sual, Bala, Ezem, Eltholad, Bethul, Horma, Ziklag, Beth-Markaboth, Hazar-Susa, Beth-Lebaoth und Saruhen: 13 Städte mit den zugehörigen Dörfern. Ferner Ain, Rimmon, Ether und Asan: 4 Städte mit den zugehörigen Dörfern; außerdem alle Dörfer, die rings um diese Städte liegen bis nach Baalath-Beer, dem Rama des Südlandes. Dies ist der Erbbesitz der Geschlechter des Stammes Simeon. Von dem Anteil der Judäer war der Erbbesitz der Simeoniten genommen; denn der Anteil der Judäer war für diese zu groß; daher erhielten die Simeoniten ihren Erbbesitz mitten in deren Besitztum. d) Das Gebiet des Stammes SebulonHierauf kam das dritte Los heraus für die Geschlechter des Stammes Sebulon; und die Grenze ihres Erbbesitzes reichte bis Sarid. Ihre Grenze geht aber westwärts hinauf, und zwar nach Marala hin, berührt Dabbeseth und stößt an den Bach, der östlich von Jokneam fließt. Aber auf der östlichen Seite von Sarid, gegen Sonnenaufgang, wendet sie sich nach dem Gebiet von Kisloth-Thabor, geht weiter nach Daberath, zieht sich aufwärts nach Japhia, läuft von da ostwärts, gegen Sonnenaufgang, nach Gath-Hepher, nach Eth-Kazin hinüber, läuft aus bei Rimmon und erstreckt sich nach Nea hin; dann zieht sich die Grenze mit veränderter Richtung um dasselbe herum nördlich von Hannathon und erreicht ihr Ende im Tal von Jiphthah-El. …Im überlieferten Text sind sieben Ortsnamen ausgefallen. und Kattath, Nahalal, Simron, Jidala und Bethlehem: 12 Städte mit den zugehörigen Dörfern. Dies war der Erbbesitz der Geschlechter des Stammes Sebulon: die genannten Städte mit den zugehörigen Dörfern. ee) Das Gebiet des Stammes IssascharFür Issaschar kam das vierte Los heraus, für die Geschlechter der Issaschariten. Ihr Gebiet erstreckte sich über Jesreel, Kesulloth, Sunem, Hapharaim, Sion, Anaharath, Rabbith, Kisjon, Ebez, Remeth, En-Gannim, En-Hadda und Beth-Pazzez. Die Grenze berührt Thabor, Sahazima und Beth-Semes, und ihre Grenze endet am Jordan: 16 Städte mit den zugehörigen Dörfern. Dies war der Erbbesitz der Geschlechter des Stammes der Issaschariten: die Städte mit den zugehörigen Dörfern. ff) Das Gebiet des Stammes AsserDann kam das fünfte Los heraus für die Geschlechter des Stammes Asser. Ihr Gebiet umfaßte Helkath, Hali, Beten, Achsaph, Allammelech, Amgad und Miseal und stößt westwärts an den Karmel und an den Sihor von Libnath. Sodann wendet sich die Grenze ostwärts nach Beth-Dagon, berührt Sebulon und das Tal Jiphthah-El im Norden, dann Beth-Emek und Negiel und setzt sich nordwärts fort nach Kabul, Ebron, Rehob, Hammon und Kana bis zu der großen Stadt Sidon; dann zieht die Grenze mit veränderter Richtung nach Rama und bis zu der festen Stadt Tyrus, sodann mit veränderter Richtung nach Hossa und endet am Meer. Mahaleb, Aksib, Umma, Aphek und Rehob: 22 Städte mit den zugehörigen Dörfern. Dies war der Erbbesitz der Geschlechter des Stammes Asser: die genannten Städte mit den zugehörigen Dörfern. gg) Das Gebiet des Stammes NaphthaliFür den Stamm Naphthali kam das sechste Los heraus, für die Geschlechter der Naphthaliten. Ihre Grenze geht von Heleph, von der Eiche bei Zaanannim, über Adami-Nekeb und Jabneel bis Lakkum und endet am Jordan; dann geht die Grenze mit veränderter Richtung westwärts nach Asnoth-Thabor, setzt sich fort nach Hukkok hin, berührt dann im Süden Sebulon, stößt im Westen an Asser und im Osten an den Jordan. Die festen Städte waren: Ziddim, Zer und Hammath, Rakkath, Kinnereth, Adama, Rama, Hazor, Kedes, Edrei, En-Hazor, Jireon, Migdal-El, Horem, Beth-Anath und Beth-Semes: 19 Städte mit den zugehörigen Dörfern. Dies war der Erbbesitz der Geschlechter des Stammes der Naphthaliten: die Städte mit den zugehörigen Dörfern. hh) Das Gebiet des Stammes DanFür die Geschlechter des Stammes Dan kam das siebte Los heraus. Das Gebiet ihres Erbteils umfaßte: Zorga, Esthaol, Ir-Semes, Saalabbin, Ajjalon, Jithla, Elon, Thimnath, Ekron, Eltheke, Gibbethon, Baalath, Jehud, Bene-Berak, Gath-Rimmon, Me-Jarkon und Rakkon samt dem Gebiete gegen Japho hin. Als das Gebiet den Daniten später zu enge wurde, zogen sie hinauf und bekriegten Lesem (Lais); und nachdem sie es erobert und die Einwohner mit der Schärfe des Schwertes niedergemacht hatten, nahmen sie es in Besitz, siedelten sich dort an und gaben Lesem den Namen »Dan« nach ihrem Stammvater Dan. Dies war der Erbbesitz der Geschlechter des Stammes Dan: die genannten Städte mit den zugehörigen Dörfern. i) Das Besitztum Josuas; Abschluß des BerichtsAls nun die Israeliten mit der Verteilung des Landes nach seinem ganzen Umfang fertig waren, gaben sie Josua, dem Sohne Nuns, ein Besitztum in ihrer Mitte. Nach dem Befehl des HERRN gaben sie ihm die Stadt, die er sich erbeten hatte, nämlich Thimnath-Serah im Berglande Ephraim; er befestigte dann die Stadt und ließ sich in ihr nieder. Dies sind die Erbteile, die der Priester Eleasar und Josua, der Sohn Nuns, und die Stammeshäupter der Israeliten in Silo vor dem HERRN am Eingang des Offenbarungszeltes durch das Los verteilten. e) Die sechs Zufluchts- oder Freistädtea) Der göttliche BefehlAls sie dann mit der Verteilung des Landes fertig waren, gebot der HERR dem Josua folgendes: »Mache den Israeliten folgende Mitteilung: ›Bestimmt euch noch die Zufluchtsstädte, von denen ich zu euch durch Mose gesagt habe, daß ein Totschläger dahin fliehen solle, der jemand aus Versehen, unvorsätzlich, getötet hat; die sollen euch als Zufluchtsstätten vor dem Bluträcher dienen.‹ Flüchtet er sich dann in eine von diesen Städten und bleibt am Eingang des Stadttores stehen und trägt den Ältesten der betreffenden Stadt seine Sache vor, so sollen sie ihn bei sich in der Stadt aufnehmen und ihm einen Ort anweisen, daß er bei ihnen wohnen kann. Wenn dann der Bluträcher ihn verfolgt, so dürfen sie ihm den Totschläger nicht ausliefern, weil er den andern unvorsätzlich getötet hat, ohne ihm schon früher feind gewesen zu sein. Er soll vielmehr in der betreffenden Stadt wohnen bleiben, bis er vor der Gemeinde gestanden hat, um abgeurteilt zu werden, und dann bis zum Tode des derzeitigen Hohenpriesters; alsdann darf der Totschläger wieder in seine Ortschaft und in sein Haus zurückkehren, in die Ortschaft, aus der er geflohen war.« b) Ausführung des BefehlsDa machten die Israeliten Kedes in Galiläa im Gebirge Naphthali und Sichem im Berglande auf dem Gebirge Ephraim und Kirjath-Arba, das ist Hebron, im Gebirge Juda zu geweihten Zufluchtsstätten. Jenseits des Jordans aber, östlich von Jericho, bestimmten sie zu derartigen Städten Bezer in der Steppe, auf der Hochebene im Stamme Ruben,W.: vom Stamme (= Stammgebiet) Ruben. ferner Ramoth in Gilead im Stamme Gad, und Golan in Basan im Stamme Manasse. Dies waren die Städte, die man für alle Israeliten und für die unter ihnen lebenden Fremdlinge dazu bestimmte, daß jeder, der einen andern unvorsätzlich getötet hätte, sich dorthin flüchten sollte, damit er nicht durch die Hand des Bluträchers den Tod fände, ehe er vor der Gemeinde gestanden hätte. f) Die achtundvierzig Priester- und Levitenstädte (1.Chr 6,39-66)Hierauf traten die Familienhäupter der Leviten zu dem Priester Eleasar und zu Josua, dem Sohne Nuns, und zu den Häuptern der israelitischen Stämme und sagten zu ihnen in Silo im Lande Kanaan: »Der HERR hat durch Mose geboten, daß man uns Städte zu Wohnsitzen und die zugehörigen Weidetriften für unser Vieh anweise.« So überwiesen denn die Israeliten von ihrem Erbbesitz den Leviten nach dem Gebot des HERRN folgende Städte nebst den zugehörigen Weidetriften: Als das Los für die Familien der Kahathiten herauskam, erhielten unter den Leviten die Nachkommen des Priesters Aaron von den Stämmen Juda, Simeon und Benjamin durch das Los dreizehn Städte; die übrigen Nachkommen Kahaths aber erhielten durch das Los zehn Städte von den Geschlechtern der Stämme Ephraim, Dan und halb Manasse. – Die Nachkommen Gersons erhielten durch das Los dreizehn Städte von den Geschlechtern der Stämme Issaschar, Asser, Naphthali und halb Manasse in Basan. – Die Familien der Nachkommen Meraris erhielten zwölf Städte von den Stämmen Ruben, Gad und Sebulon. Diese Städte also mit den zugehörigen Weidetriften wiesen die Israeliten den Leviten durch das Los zu, wie der HERR es durch Mose geboten hatte. Sie traten aber von seiten der Stämme Juda und Simeon folgende mit Namen bezeichnete Städte ab: den Nachkommen Aarons – denn auf sie fiel das erste Los – wurde von den Familien der Kahathiten unter den Leviten folgendes zuteil: man gab ihnen die Stadt Arbas, des Vaters Enaks, das ist Hebron, im Gebirge Juda, samt den zugehörigen Weidetriften rings um die Stadt her; aber das zur Stadt gehörige Ackerland nebst den zugehörigen Dörfern hatten sie Kaleb, dem Sohne Jephunnes, als seinen Besitz gegeben. Sie überwiesen also den Nachkommen des Priesters Aaron Hebron, die Zufluchtsstadt für Totschläger, nebst den zugehörigen Weidetriften, außerdem Libna nebst den zugehörigen Weidetriften, Jatthir nebst den zugehörigen Weidetriften, Esthemoa nebst den zugehörigen Weidetriften, Holon nebst den zugehörigen Weidetriften, Debir nebst den zugehörigen Weidetriften, Asan nebst den zugehörigen Weidetriften, Jutta nebst den zugehörigen Weidetriften, Beth-Semes nebst den zugehörigen Weidetriften: neun Städte von diesen beiden Stämmen. Ferner vom Stamme Benjamin: Gibeon nebst den zugehörigen Weidetriften, Geba nebst den zugehörigen Weidetriften, Anathoth nebst den zugehörigen Weidetriften und Almon nebst den zugehörigen Weidetriften: vier Städte. Demnach erhielten die Nachkommen Aarons, die Priester, im ganzen dreizehn Städte nebst den zugehörigen Weidetriften. Was sodann die Familien der übrigen zu den Leviten gehörenden Nachkommen Kahaths betrifft, so waren die ihnen durch das Los zugefallenen Städte vom Gebiet des Stammes Ephraim genommen; und zwar überwies man ihnen Sichem, die Zufluchtsstadt für Totschläger, nebst den zugehörigen Weidetriften im Gebirge Ephraim; ferner Geser nebst den zugehörigen Weidetriften, Kibzaim nebst den zugehörigen Weidetriften und Beth-Horon nebst den zugehörigen Weidetriften: vier Städte. Ferner vom Stamme Dan: Eltheke nebst den zugehörigen Weidetriften, Gibbethon nebst den zugehörigen Weidetriften, Ajjalon nebst den zugehörigen Weidetriften, Gath-Rimmon nebst den zugehörigen Weidetriften: vier Städte. Sodann vom halben Stamme Manasse: Thaanach nebst den zugehörigen Weidetriften und Gath-Rimmon nebst den zugehörigen Weidetriften: zwei Städte. Demnach erhielten die Familien der übrigen Nachkommen Kahaths im ganzen zehn Städte nebst den zugehörigen Weidetriften. Weiter erhielten unter den Geschlechtern der Leviten die Nachkommen Gersons vom halben Stamm Manasse: Golan in Basan, die Zufluchtsstadt für Totschläger, nebst den zugehörigen Weidetriften, und Beesthera nebst den zugehörigen Weidetriften: zwei Städte. Ferner vom Stamme Issaschar: Kisjon nebst den zugehörigen Weidetriften, Daberath nebst den zugehörigen Weidetriften, Jarmuth nebst den zugehörigen Weidetriften und En-Gannim nebst den zugehörigen Weidetriften: vier Städte. Weiter vom Stamme Asser: Miseal nebst den zugehörigen Weidetriften, Abdon nebst den zugehörigen Weidetriften, Helkath nebst den zugehörigen Weidetriften und Rehob nebst den zugehörigen Weidetriften: vier Städte. Sodann vom Stamme Naphthali: Kedes in Galiläa, die Zufluchtsstadt für Totschläger, nebst den zugehörigen Weidetriften, Hammoth-Dor nebst den zugehörigen Weidetriften und Karthan nebst den zugehörigen Weidetriften: drei Städte. Demnach erhielten die Familien der Gersoniten im ganzen dreizehn Städte nebst den zugehörigen Weidetriften. Die Familien der Nachkommen Meraris aber, die noch übrigen Leviten, erhielten vom Stamme Sebulon: Jokneam nebst den zugehörigen Weidetriften, Kartha nebst den zugehörigen Weidetriften, Dimna nebst den zugehörigen Weidetriften und Nahalal nebst den zugehörigen Weidetriften: vier Städte. Ferner vom Stamme Ruben: Bezer, (die Zufluchtsstadt für Totschläger,) nebst den zugehörigen Weidetriften, Jahza nebst den zugehörigen Weidetriften, Kedemoth nebst den zugehörigen Weidetriften und Mephaath nebst den zugehörigen Weidetriften: vier Städte. Weiter vom Stamme Gad: Ramoth in Gilead, die Zufluchtsstadt für Totschläger, nebst den zugehörigen Weidetriften, Mahanaim nebst den zugehörigen Weidetriften, Hesbon nebst den zugehörigen Weidetriften, Jaser nebst den zugehörigen Weidetriften: im ganzen vier Städte. Demnach erhielten die Familien der Nachkommen Meraris, die von den Geschlechtern der Leviten noch übrig waren, als Losanteil zwölf Städte. Die Gesamtzahl der levitischen Städte inmitten des Erbbesitzes der Israeliten betrug achtundvierzig Städte nebst den zugehörigen Weidetriften. Diese Städte hatten ausnahmslos ihre Weidetriften rings um sich her: so verhielt es sich bei allen diesen Städten. g) Abschließender RückblickSo hatte also der HERR den Israeliten das ganze Land gegeben, dessen Verleihung er ihren Vätern zugeschworen hatte; sie hatten es in Besitz genommen und sich darin niedergelassen. Und der HERR verschaffte ihnen Ruhe auf allen Seiten, ganz so, wie er es ihren Vätern zugeschworen hatte; denn keiner von all ihren Feinden hatte ihnen widerstehen können: alle ihre Feinde hatte der HERR in ihre Gewalt gegeben. Von allen Segensverheißungen, die der HERR dem Hause Israel gegeben hatte, war keine einzige unerfüllt geblieben: alle waren eingetroffen. III. Schlußerzählungen von der Wirksamkeit Josuas (Kap. 22-24)1. Entlassung der ostjordanischen Stämme und deren Altarbau am Jordana) Josua entläßt die Stämme mit Worten der Anerkennung, mit Mahnung und SegenDamals berief Josua die Stämme Ruben, Gad und halb Manasse und sagte zu ihnen: »Ihr habt alles erfüllt, was euch Mose, der Knecht des HERRN, geboten hat, und habt euch auch mir gegenüber in allem, was ich euch befohlen habe, gehorsam bewiesen: ihr habt eure Volksgenossen diese lange Zeit hindurch bis auf den heutigen Tag nicht im Stich gelassen und das Gebot des HERRN, eures Gottes, treu erfüllt. Da nun aber der HERR, euer Gott, euren Volksgenossen Ruhe verschafft hat, wie er ihnen verheißen hatte, so kehrt jetzt zu euren Zelten zurück, in das euch gehörige Land, das euch Mose, der Knecht des HERRN, jenseits des Jordans zugewiesen hat. Nur seid auf die genaue Beobachtung des Gesetzes und der Gebote bedacht, die euch Mose, der Knecht des HERRN, zur Pflicht gemacht hat, daß ihr den HERRN, euren Gott, liebt und allezeit auf seinen Wegen wandelt, seine Gebote beobachtetd.h. beachtet, befolgt . und ihm treu bleibt und ihm von ganzem Herzen und mit ganzer Seele dient!« Als Josua sie dann mit Segenswünschen verabschiedet hatte, kehrten sie zu ihren Zelten zurück. Der einen Hälfte des Stammes Manasse aber hatte Mose in Basan Landbesitz gegeben; der andern Hälfte dagegen hatte Josua bei ihren Volksgenossen im Westjordanlande ihren Erbbesitz angewiesen. Als Josua sie nun in ihre Heimat entließ, segnete er auch sie und sagte zu ihnen: »Kehrt zu euren Zelten zurück mit vielen Schätzen und mit einem sehr großen Viehbesitz, mit Silber und Gold, mit Kupfer, Eisen und Kleidern in großer Menge. Teilt das, was ihr von euren Feinden erbeutet habt, mit euren Brüdern!« b) Der Altarbau der ostjordanischen Stämme in Gilgal und seine üblen Folgen; Rede des Priesters PinehasSo kehrten denn die Stämme Ruben, Gad und halb Manasse zurück und verließen die übrigen Israeliten in Silo, das im Lande Kanaan liegt, um in das ihnen gehörige Land Gilead heimzuziehen, wo sie sich nach dem durch Mose verkündigten Befehl des HERRN ansässig gemacht hatten. Als sie nun an die SteinkreiseWahrscheinlich eine alte Opferstätte. am Jordan gekommen waren, die noch im Lande Kanaan liegen, da bauten die Stämme Ruben, Gad und halb Manasse dort einen Altar am Jordan, einen großen, weithin sichtbaren Altar. Als aber die (übrigen) Israeliten die Kunde erhielten: »Die Stämme Ruben, Gad und halb Manasse haben den Altar gerade dem Lande Kanaan gegenüber bei den Steinkreisen am Jordan, auf der anderen Seite des Gebietes der Israeliten, gebaut« – als die Israeliten das erfuhren, da versammelte sich die ganze Gemeinde der Israeliten in Silo, um gegen sie zu Felde zu ziehen. Da sandten die Israeliten an die Stämme Ruben, Gad und halb Manasse in das Land Gilead Pinehas, den Sohn des Priesters Eleasar, und zehn Fürsten mit ihm, je einen Fürsten von jedem Stamme, von sämtlichen israelitischen Stämmen, von denen jeder das Oberhaupt der Familien seines Stammes unter den Tausendschaften Israels war. Als diese zu den Stämmen Ruben, Gad und halb Manasse in das Land Gilead gekommen waren, besprachen sie sich mit ihnen und sagten: »Die ganze Gemeinde des HERRN läßt euch folgendes sagen: Was ist das für eine Treulosigkeit, die ihr euch gegen den Gott Israels habt zuschulden kommen lassen, daß ihr euch heute vom HERRN abwendet, indem ihr euch einen Altar baut und euch so gegen den HERRN auflehnt? Haben wir noch nicht genug an der Versündigung bezüglich Peors, von der wir uns bis auf den heutigen Tag noch nicht gereinigt haben und um deretwillen das Sterben über die Gemeinde des HERRN kam? Und ihr wollt euch dennoch heute vom HERRN lossagen? Die Folge davon wird sein: wenn ihr euch heute gegen den HERRN auflehnt, so wird er morgen seinen Zorn an der ganzen Gemeinde Israel auslassen. Wenn übrigens das Land, das ihr innehabt, nach eurer Ansicht unrein ist, so kommt doch in das Eigentumsland des HERRN herüber, wo sich die Wohnstätte des HERRN befindet, und macht euch mitten unter uns ansässig! Aber lehnt euch nicht gegen den HERRN auf und lehnt euch nicht gegen uns auf, indem ihr euch außer dem Altar des HERRN, unsres Gottes, noch einen besonderen Altar erbaut! Ist nicht damals, als Achan, der Sohn Serahs, sich treuloserweise an dem gebannten Gut vergriffen hatte, ein Zorngericht über die ganze Gemeinde Israel ergangen, obgleich er nur ein einzelner Mann war? Hat er nicht sein Vergehen mit dem Tode büßen müssen?« c) Die ostjordanischen Stämme rechtfertigen sich erfolgreichDa antworteten die Stämme Ruben, Gad und halb Manasse den Häuptern der Tausendschaften Israels folgendermaßen: »Der Starke, Gott der HERR, ja der Starke, Gott der HERR, der weiß es, und Israel soll es wissen: Wenn es aus Auflehnung und wenn es aus Treulosigkeit gegen den HERRN geschehen ist, so möge uns am heutigen Tage keine Rettung von dir (o Pinehas) zuteil werden! Wenn wir uns einen Altar erbaut haben, um uns vom HERRN abzuwenden, oder wenn es zu dem Zweck geschehen ist, daß wir auf ihm Brandopfer und Speisopfer darbringen oder Heilsopfer auf ihm herrichten wollten, so möge der HERR selbst es ahnden! Nein, nur aus Besorgnis vor einer gewissen Sache haben wir das getan, weil wir nämlich dachten, künftig würden eure Kinder zu unsern Kindern sagen: ›Was habt ihr mit dem HERRN, dem Gott Israels, gemein?A.Ü.: Was geht euch der HERR, der Gott Israels, an? Der HERR hat ja doch den Jordan zur Grenze zwischen uns und euch Rubeniten und Gaditen gemacht: ihr habt keinen Anteil am HERRN!‹ Dadurch würden eure Kinder dann die unsrigen davon abbringen, den HERRN zu fürchten. Darum dachten wir: Wir wollen uns doch daranmachen, den Altar zu bauen, nicht für Brandopfer und nicht für Schlachtopfer; sondern er soll zwischen uns und euch und zwischen unsern künftigen Geschlechtern ein Zeugnis sein, daß wir dem Dienst des HERRN vor ihm mit unsern Brandopfern, unsern Schlachtopfern und unsern Heilsopfern obliegen (wollen); sonst könnten eure Kinder künftig zu unsern Kindern sagen: ›Ihr habt keinen Anteil am HERRN!‹ Wir dachten also: Wenn sie künftig zu uns oder unsern Nachkommen so sprechen sollten, dann wollen wir entgegnen: ›Seht euch doch die Bauart des Gottesaltars an, den unsere Väter errichtet haben, nicht für Brandopfer und nicht für Schlachtopfer, sondern zum Zeugnis zwischen uns und euch!‹ Fern sei es von uns, daß wir uns gegen den HERRN auflehnen (wollen) und uns heute vom HERRN abwenden, indem wir für Brandopfer, für Speisopfer und für Schlachtopfer noch einen besonderen Altar bauen außer dem Altar des HERRN, unseres Gottes, der vor seiner Wohnung steht!« Als nun der Priester Pinehas und die Fürsten der Gemeinde, die Häupter der Tausendschaften Israels, die ihn begleiteten, diese Erklärung der Rubeniten, Gaditen und Manassiten vernommen hatten, waren sie dadurch zufriedengestellt. Daher antwortete Pinehas, der Sohn des Priesters Eleasar, den Rubeniten, Gaditen und Manassiten: »Heute erkennen wir, daß der HERR wirklich in unserer Mitte ist, weil ihr euch eine solche Treulosigkeit gegen den HERRN nicht habt zuschulden kommen lassen. Dadurch habt ihr die Israeliten vor der Hand des HERRN behütet.« Als hierauf Pinehas, der Sohn des Priesters Eleasar, mit den Fürsten aus dem Lande Gilead von den Rubeniten und Gaditen ins Land Kanaan zu den Israeliten zurückgekehrt war und sie ihnen Bericht erstattet hatten, waren die Israeliten dadurch zufriedengestellt; sie priesen Gott und dachten nicht mehr daran, gegen sie mit Heeresmacht auszuziehen, um das Land zu verwüsten, in welchem die Rubeniten und Gaditen wohnten. Die Rubeniten und Gaditen aber gaben dem Altar den Namen ›Zeuge‹; denn (sie sagten): »Er soll als Zeuge zwischen uns dienen, daß der HERR (der wahre) Gott ist.« 2. Josuas Abschied vom Volk und sein Toda) Josuas erste ermahnende Ansprache an die Vertreter IsraelsGeraume Zeit später, nachdem der HERR den Israeliten Ruhe vor allen ihren Feinden ringsum verschafft hatte und Josua alt und hochbetagt geworden war, berief Josua das gesamte Israel, die Ältesten und die Oberhäupter des Volkes, seine Richter und Obmänner, und sprach zu ihnen: »Ich bin nun alt geworden und hochbetagt; ihr aber habt alles gesehen, was der HERR, euer Gott, allen diesen Völkerschaften vor euch her hat widerfahren lassen; denn der HERR, euer Gott, ist es, der für euch gestritten hat. Wisset wohl: ich habe diese Völkerschaften, die noch übriggeblieben sind, durch das Los euren einzelnen Stämmen als Erbteil zugewiesen, gerade so wie alle Völkerschaften, die ich ausgerottet habe, vom Jordan an bis an das große Meer gegen Sonnenuntergang; und der HERR, euer Gott, selbst wird sie vor euch verjagen und vor euch her vertreiben, und ihr werdet ihr Land in Besitz nehmen, wie der HERR, euer Gott, es euch verheißen hat. So haltet denn unerschütterlich fest daran, alles, was im Gesetzbuch Moses geschrieben steht, zu beobachtend.h. beachten . und zu befolgen, ohne nach rechts und nach links davon abzuweichen, damit ihr euch mit diesen Völkerschaften, die bei euch noch übriggeblieben sind, nicht vermischt und den Namen ihrer Götter nicht anruft, auch bei ihnen nicht schwört und ihnen nicht dient und sie nicht anbetet; sondern am HERRN, eurem Gott, sollt ihr festhalten, wie ihr es bis auf den heutigen Tag getan habt. Der HERR hat ja große und mächtige Völkerschaften vor euch her vertrieben, und niemand hat vor euch bis auf den heutigen Tag standhalten können. Ein einziger Mann von euch treibt tausend von ihnen in die Flucht; denn der HERR, euer Gott, ist es, der für euch streitet, wie er euch verheißen hat. So seid denn um eures Lebens willen eifrig darauf bedacht, den HERRN, euren Gott, zu lieben! Denn wenn ihr euch irgendwie von ihm abwendet und euch dem Überrest dieser Völkerschaften, die bei euch noch übriggeblieben sind, anschließt und Heiraten mit ihnen eingeht, so daß ihr euch mit ihnen vermischt und sie mit euch: so sollt ihr bestimmt wissen, daß dann der HERR, euer Gott, diese Völkerschaften nicht länger vor euch her vertreiben wird, sondern sie werden für euch zur Schlinge und zum Fallstrick werden, zur Geißel in euren Seiten und zu Dornen in euren Augen, bis ihr aus diesem schönen Lande vertilgt seid, das der HERR, euer Gott, euch gegeben hat. Seht, ich gehe jetzt den Weg alles Irdischen; so bedenkt denn mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele, daß von all den Segensverheißungen, die der HERR, euer Gott, in bezug auf euch gegeben hat, keine einzige unerfüllt geblieben ist; nein, alle sind bei euch eingetroffen, keine einzige von ihnen ist unerfüllt geblieben. Aber wie alle Segensverheißungen, die der HERR, euer Gott, euch gegeben hat, bei euch eingetroffen sind, ebenso wird der HERR auch alle Drohungen an euch in Erfüllung gehen lassen, bis er euch aus diesem schönen Lande vertilgt hat, das ihr vom HERRN, eurem Gott, empfangen habt. Wenn ihr den Bund, zu dem der HERR, euer Gott, euch verpflichtet hat, übertretet und hingeht, um anderen Göttern zu dienen und sie anzubeten, so wird der Zorn des HERRN gegen euch entbrennen, und ihr werdet schnell aus dem schönen Lande verschwunden sein, das er euch gegeben hat.« b) Josua nimmt auf dem Landtage zu Sichem Abschied vom VolkWeiter versammelte Josua alle Stämme der Israeliten in Sichem und berief dorthin die Ältesten der Israeliten sowie ihre Oberhäupter, ihre Richter und Obmänner. Als sie sich dann vor Gott aufgestellt hatten, sagte Josua zu dem ganzen Volke: »So spricht der HERR, der Gott Israels: ›Eure Väter haben vor alters jenseits des Euphratstromes gewohnt, nämlich Tharah, der Vater Abrahams und Nahors, und haben andere Götter verehrt. Da holte ich euren Vater Abraham aus dem Lande jenseits des Euphratstromes und ließ ihn im ganzen Lande Kanaan umherwandern und gab ihm zahlreiche Nachkommenschaft, nachdem ich ihm Isaak geschenkt hatte. Dem Isaak aber ließ ich Jakob und Esau geboren werden und gab dem Esau das Gebirge Seir zum Besitz, während Jakob und seine Söhne nach Ägypten hinabzogen. Dann sandte ich Mose und Aaron und suchte Ägypten heim mit den Wundertaten, die ich inmitten des Landes verrichtete, und führte euch danach von dort weg. Als ich aber eure Väter aus Ägypten wegführte und ihr an das Meer gekommen wart, verfolgten die Ägypter eure Väter mit Kriegswagen und Reitern bis ans Schilfmeer. Als sie nun zum HERRN um Hilfe schrien, ließ er dichte Finsternis zwischen euch und die Ägypter treten und ließ das Meer über sie hinströmen, so daß es sie überflutete; ihr habt ja mit eigenen Augen gesehen, was ich den Ägyptern habe widerfahren lassen. Dann habt ihr geraume Zeit in der Wüste zugebracht. Hierauf führte ich euch in das Land der Amoriter, die jenseits des Jordans ansässig waren; und als sie gegen euch kämpften, gab ich sie in eure Gewalt, so daß ihr in den Besitz ihres Landes kamet, und ich vernichtete sie vor euch. Als dann der Moabiterkönig Balak, der Sohn Zippors, sich erhob und gegen Israel kämpfen wollte und Bileam, den Sohn Beors, durch Gesandte rufen ließ, damit er euch verfluche, war ich nicht gewillt, auf Bileam zu hören; er mußte euch vielmehr segnen, und so errettete ich euch aus seiner Gewalt. Als ihr hierauf über den Jordan gezogen und nach Jericho gekommen wart und die Bürger von Jericho sowie die Amoriter, Pherissiter, Kanaanäer, Hethiter, Girgasiter, Hewiter und Jebusiter feindlich gegen euch auftraten, gab ich sie in eure Gewalt und sandte die Hornissen vor euch her: die trieben sie vor euch her in die Flucht, die beiden Amoriterkönige, ohne Zutun deines Schwertes und deines Bogens. So habe ich euch ein Land gegeben, um das du dich nicht hast zu mühen brauchen, und Städte, in denen ihr jetzt wohnt, ohne sie gebaut zu haben; von Weinbergen und Ölbaumgärten, die ihr nicht angelegt habt, genießt ihr die Früchte.‹ So fürchtet nun den HERRN und dient ihm aufrichtig und treu! Schafft die Götter weg, denen eure Väter jenseits des Euphratstromes und in Ägypten gedient haben, und dient dem HERRN! Wollt ihr euch aber nicht dazu verstehen, dem HERRN zu dienen, so entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt, ob den Göttern, denen eure Väter jenseits des Euphratstromes gedient haben, oder den Göttern der Amoriter, in deren Lande ihr wohnt. Ich aber und mein Haus, wir wollen dem HERRN dienen!« Das Volk gelobt treuen Gehorsam und wird von Josua aufs neue feierlich für Gott verpflichtetDa gab das Volk die Erklärung ab: »Fern sei es von uns, den HERRN zu verlassen und anderen Göttern zu dienen! Denn der HERR, unser Gott, ist es, der uns und unsere Väter aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft, hergeführt und der vor unsern Augen jene großen Wunder verrichtet und uns auf dem ganzen Wege, den wir gezogen sind, und unter all den Völkerschaften, durch deren Land unsere Wanderung gegangen ist, behütet hat. Ja, der HERR ist es, der alle Völker, auch die Amoriter, die Bewohner des Landes, vor uns her vertrieben hat. Auch wir wollen dem HERRN dienen, denn er ist unser Gott!« Da sagte Josua zum Volk: »Ihr seid nicht imstande, dem HERRN zu dienen; denn er ist ein heiliger Gott; ein eifersüchtiger Gott ist er, der euch eure Übertretungen und eure Sünden nicht vergeben wird. Wenn ihr den HERRN verlaßt und fremden Göttern dient, so wird er sich (von euch) abwenden und euch Unheil widerfahren lassen und euch vernichten, nachdem er euch Gutes getan hat.« Das Volk aber erklärte dem Josua: »Nein, dem HERRN wollen wir dienen!« Da sagte Josua zum Volk: »Ihr seid Zeugen gegen euch selbst, daß ihr euch den HERRN erwählt habt, ihm zu dienen.« Sie antworteten: »Ja, wir sind Zeugen!« »So schafft nun die fremden Götter weg, die noch unter euch sind, und neigt euer Herz dem HERRN, dem Gott Israels, zu!« Da erklärte das Volk dem Josua: »Dem HERRN, unserm Gott, wollen wir dienen und seinen Weisungen gehorchen!« So verpflichtete denn Josua das Volk an jenem Tage feierlich auf den Bund und setzte für die Israeliten in Sichem Gesetz und Recht fest. Darauf trug Josua dies alles in das Gesetzbuch Gottes ein, nahm dann einen großen Stein und richtete ihn dort unter der Terebinthe auf, die im Heiligtum des HERRN stand. Dann sagte Josua zu dem ganzen Volk: »Wisset wohl: dieser Stein da soll als Zeuge gegen uns dienen, denn er hat alle Worte gehört, die der HERR zu uns geredet hat; darum soll er Zeuge gegen euch sein, damit ihr gegen euren Gott nicht treulos handelt!« Hierauf entließ Josua das Volk, einen jeden in sein Besitztum. c) Abschluß des Buches; Josuas Tod und Begräbnis (vgl. Ri 2,8-9); Beisetzung der Gebeine Josephs; Tod EleasarsNach diesen Begebenheiten starb Josua, der Sohn Nuns, der Knecht des HERRN, im Alter von hundertundzehn Jahren; und man begrub ihn im Bereich seines Erbbesitzes zu Thimnath-Serah auf dem Gebirge Ephraim nördlich vom Berge Gaas. Die Israeliten aber dienten dem HERRN, solange Josua lebte und während der ganzen Lebenszeit der Ältesten, die Josua noch lange überlebten und die alle die Taten kannten, die der HERR an Israel vollbracht hatte. Die Gebeine Josephs aber, welche die Israeliten aus Ägypten mitgebracht hatten, begrub man zu Sichem auf dem Stück Land, das Jakob einst von den Söhnen Hemors, des Vaters Sichems, um den Preis von hundert Kesita gekauft hatte und das dann in den Besitz der Nachkommen Josephs übergegangen war. Als hierauf auch Eleasar, der Sohn Aarons, gestorben war, begrub man ihn in Gibea, der Stadt seines Sohnes Pinehas, die diesem auf dem Gebirge Ephraim zugewiesen worden war. I. Einleitung: Abschluß der Erzählung von der Eroberung des Landes (1,1-2,5)1. Eroberungskämpfe einzelner Stämme in Kanaan nach Josuas Toda) Kriegszüge und Waffentaten der Judäer in Verbindung mit den SimeonitenNach Josuas Tode aber fragten die Israeliten beim HERRN an: »Wer von uns soll zuerst gegen die Kanaanäer hinaufziehen, um mit ihnen zu kämpfen?« Der HERR antwortete: »Juda soll hinaufziehen; hiermit gebe ich das Land in seine Gewalt.« Da richtete Juda die Aufforderung an seinen Bruderstamm Simeon: »Ziehe mit mir in das durchs Los mir zugeteilte Gebiet hinauf und laß uns die Kanaanäer gemeinsam bekriegen; dann will auch ich mit dir in deinen Losanteil ziehen.« So zog denn Simeon mit ihm. Als nun die Judäer hinaufgezogen waren, gab der HERR die Kanaanäer und Pherissiter in ihre Gewalt: sie schlugen sie bei Besek, zehntausend Mann.d.h. so daß von ihnen 10000 Mann fielen. Als sie dann bei Besek auf Adoni-Besek stießen, griffen sie ihn an und besiegten die Kanaanäer und Pherissiter. Als dann Adoni-Besek die Flucht ergriff, verfolgten sie ihn, nahmen ihn gefangen und hieben ihm die Daumen an seinen Händen und die beiden großen Zehen ab. Da sagte Adoni-Besek: »Siebzig Könige, denen die Daumen an ihren Händen und die großen Zehen abgehauen waren, haben Brocken unter meinem Tische auflesen müssen: wie ich getan habe, so hat Gott mir wieder vergolten.« Man brachte ihn dann nach Jerusalem, wo er starb. – Die Judäer belagerten hierauf Jerusalem, eroberten es, machten die Einwohnerschaft mit dem Schwert nieder und steckten die Stadt in Brand. Eroberung von Hebron und Debir durch Kaleb und Othniel (Jos 15,13-19)Darauf zogen die Judäer hinab, um die Kanaanäer zu bekriegen, die im Gebirge sowie im Südland und in der Niederung wohnten. Die Judäer zogen also gegen die Kanaanäer, die in Hebron wohnten – Hebron hieß aber früher Kirjath-Arba –, und besiegten den Sesai, den Ahiman und den Thalmai. Von dort zog er gegen die Einwohner von Debir – Debir hieß aber früher Kirjath-Sepher. Da machte Kaleb bekannt: »Wer Kirjath-Sepher bezwingt und erobert, dem gebe ich meine Tochter Achsa zur Frau.« Als nun Othniel, der Sohn des Kenas, der jüngere Bruder Kalebs, die Stadt eroberte, gab er ihm seine Tochter Achsa zur Frau. Als sie ihm nun zugeführt wurde, überredete sie ihn, ein Stück Ackerland von ihrem Vater erbitten zu dürfen; und als sie dann vom Esel herabsprang und Kaleb sie fragte: »Was wünschest du?«, antwortete sie ihm: »Gib mir doch ein Abschiedsgeschenk! Denn da du mich in das Südland verheiratet hast, so gib mir auch Wasserquellen mit!« Da gab Kaleb ihr die oberen und die unteren Quellen. Anschluß der Keniter an JudaAuch die Söhne des Keniters (Hobab), des Schwagers Moses, waren mit den Judäern aus der Palmenstadt in die Steppe Juda hinaufgezogen, die im Süden von Arad liegt; sie machten sich dann auf und siedelten sich unter dem Volke an. Weitere kriegerische Unternehmungen der JudäerDarauf zogen die Judäer mit ihrem Bruderstamm Simeon zu Felde; sie besiegten die Kanaanäer, die in Zephath wohnten, vollstreckten den Bann an der Stadt und gaben ihr den Namen Horma. – Doch konnten die Judäer Gaza mit dem zugehörigen Gebiete sowie Askalon und sein Gebiet und Ekron nebst seinem Gebiet nicht erobern; doch war der HERR mit den Judäern, so daß sie das Bergland in Besitz nahmen; dagegen die Bewohner der Niederung vermochten sie nicht zu vertreiben, weil diese eiserne Streitwagen hatten. Hebron aber gaben sie, wie Mose bestimmt hatte, dem Kaleb, und dieser vertrieb dann von dort die drei Enaksöhne. Aber die Jebusiter, die Bewohner Jerusalems, konnten die BenjaminitenWahrscheinlich ist »die Judäer« bzw. »den Judäern« zu lesen, vgl. auch V.8, der sich demnach wohl nur auf einen Stadtteil bezieht (vgl. 2.Sam 5,6). nicht vertreiben; daher sind die Jebusiter neben den Benjaminiten in Jerusalem wohnen geblieben bis auf den heutigen Tag. b) Unternehmungen der Josephiten und anderer Stämme; die Kanaanäer werden nicht vollständig vertriebenDie vom Hause Joseph aber zogen ebenfalls in den Streit, und zwar gegen Bethel, und der HERR war mit ihnen. Das Haus Joseph ließ nämlich Bethel auskundschaften – die Stadt hieß vormals Lus –; und als die Späher einen Mann aus der Stadt herauskommen sahen, sagten sie zu ihm: »Zeige uns doch einen Zugang in die Stadt, wir wollen dich auch dafür belohnen.« Als er ihnen nun eine Stelle gezeigt hatte, wo man in die Stadt eindringen konnte, eroberten sie den Ort und machten alle Einwohner mit dem Schwert nieder; den Mann aber und seine ganze Familie ließen sie frei abziehen. Der Mann begab sich dann in das Land der Hethiter und gründete dort eine Stadt, die er Lus nannte; so heißt der Ort noch heutigen Tages. Übersicht über die nicht eroberten GebieteDer Stamm Manasse aber konnte die Bewohner von Beth-Sean nebst den zugehörigen Ortschaften nicht vertreiben, ebensowenig die Bewohner von Thaanach, von Dor, von Jibleam und von Megiddo nebst den zu ihnen gehörenden Ortschaften; daher gelang es den Kanaanäern, in dieser Gegend wohnen zu bleiben. Als später aber die Israeliten erstarkt waren, machten sie die Kanaanäer fronpflichtig, ohne sie jedoch völlig vertreiben zu können. – Ebensowenig vertrieb der Stamm Ephraim die Kanaanäer, die in Geser wohnten; daher blieben die Kanaanäer mitten unter ihnen in Geser wohnen. – Der Stamm Sebulon vertrieb nicht die Bewohner von Kitron und auch nicht die Bewohner von Nahalol; daher blieben die Kanaanäer mitten unter ihnen wohnen, wurden aber fronpflichtig. – Asser vertrieb nicht die Bewohner von Akko und die Bewohner von Sidon, sowie von Ahlab, von Achsib, von Helba, von Aphik und von Rehob; daher blieben die Asseriten mitten unter den einheimischen Kanaanäern wohnen, denn sie hatten sie nicht vertreiben können. – Der Stamm Naphthali vertrieb nicht die Bewohner von Beth-Semes und auch nicht die Bewohner von Beth-Anath. So blieb denn dieser Stamm mitten unter den einheimischen Kanaanäern wohnen; doch wurden die Bewohner von Beth-Semes und von Beth-Anath ihnen fronpflichtig. – Die Amoriter aber drängten den Stamm Dan ins Gebirge zurück und ließen ihn nicht in die Niederung herabkommen. So gelang es denn den Amoritern, in Har-Heres, in Ajjalon und in Saalbim wohnen zu bleiben; doch lag die Hand des Stammes Joseph immer schwerer auf ihnen, so daß sie schließlich fronpflichtig wurden. – Das Gebiet der Amoriter aber erstreckte sich von der Skorpionenhöhe bis nach Sela hin und weiter hinauf. 2. Die Strafandrohung des Engels des Herrn gegen Israel wegen des Bruches der BundespflichtDa kam der Engel des HERRN von GilgalÖrtlichkeit zwischen Jericho und dem Jordan (vgl. 3,19; Jos 4,19). hinauf nach Bochim und sprach: »Ich habe euch aus Ägypten hergeführt und euch in das Land gebracht, das ich euren Vätern zugeschworen hatte mit der Verheißung: ›Ich werde meinen Bund mit euch in Ewigkeit nicht brechen! Ihr aber dürft mit den Bewohnern dieses Landes keinen Vertrag schließen, sondern müßt ihre Altäre niederreißen!‹ Doch ihr seid meinem Befehl nicht nachgekommen: was habt ihr da getan? So sage auch ich euch nun: ›Ich werde sie nicht mehr vor euch vertreiben, damit sie euch zu Schlingen und ihre Götter euch zum Fallstrick werden!‹« Als nun der Engel des HERRN diese Drohung gegen alle Israeliten ausgesprochen hatte, fing das Volk laut zu weinen an. Daher nannte man jenen Ort Bochim; und sie brachten dort dem HERRN Schlachtopfer dar. II. Hauptteil: Die Richtergeschichten (2,6-16,31)1. Die allgemeinen Zustände der Richterzeita) Nach dem Tode Josuas und seiner Genossen wendet Israel sich dem Götzendienst zuAls nun Josua das Volk entlassen hatte und die Israeliten weggegangen waren, ein jeder in sein Erbteil, um das Land in Besitz zu nehmen, da diente das Volk dem HERRN, solange Josua lebte und während der ganzen Lebenszeit der Ältesten, welche Josua überlebten und all die großen Taten gesehen hatten, die der HERR an Israel vollbracht hatte. Dann starb aber Josua, der Sohn Nuns, der Knecht des HERRN, im Alter von hundertundzehn Jahren, und man begrub ihn im Bereich seines Erbbesitzes zu Thimnath-Heres im Gebirge Ephraim, nördlich vom Berge Gaas. Als dann auch jenes ganze Geschlecht zu seinen Vätern versammelt war und ein anderes Geschlecht nach ihnen erstand, das vom HERRN und von den Taten, die er an Israel vollbracht hatte, nichts wußte, da taten die Israeliten, was dem HERRN mißfiel, indem sie den Baalen dienten und den HERRN, den Gott ihrer Väter, verließen, der sie aus dem Land Ägypten herausgeführt hatte; sie gingen anderen Göttern nach, nämlich den Göttern der Nachbarvölker ringsumher; sie erwiesen ihnen Anbetung und reizten dadurch den HERRN zum Zorn. b) Regelmäßiger Wechsel von Abfall und Strafe, von Buße und Errettung; Gottes ZornWenn sie nun so vom HERRN abfielen und dem Baal und den AstartenBaal die männliche, Astarte (Aschera) die weibliche Hauptgottheit der heidnischen Kanaanäer, örtlich verschieden, daher die Mehrzahl; vgl. 2,11; 3,7. dienten, dann entbrannte der Zorn des HERRN gegen die Israeliten, und er gab sie der Gewalt von Räubern preis, die sie ausplünderten, und ließ sie in die Hand ihrer Feinde ringsum fallen, so daß sie vor ihren Feinden nicht mehr standzuhalten vermochten. Überall, wohin sie zogen, war die Hand des HERRN gegen sie zum Unheil, wie der HERR es angedroht und wie er ihnen zugeschworen hatte, so daß sie in sehr große Not gerieten. Da ließ dann der HERR Richter»Richter«, d.h. von Gott berufene Retter (3,9) und auf Grund ihrer rettenden Taten Führer ihres Volks oder wenigstens einzelner Stämme. (unter ihnen) erstehen, die sie aus der Gewalt ihrer Räuber befreiten. Aber auch ihren Richtern gehorchten sie nicht, sondern wandten sich treulos anderen Göttern zu, denen sie Anbetung erwiesen; sie hatten gar schnell den Weg verlassen, den ihre Väter im Gehorsam gegen die Gebote des HERRN gewandelt waren: sie handelten nicht wie jene. Sooft nun der HERR Richter unter ihnen erstehen ließ, war der HERR mit dem betreffenden Richter und errettete sie aus der Gewalt ihrer Feinde, solange der Richter lebte; denn der HERR hatte Mitleid mit ihnen, wenn sie über ihre Bedränger und Bedrücker wehklagten. Sobald aber der Richter gestorben war, trieben sie es aufs neue ärger als ihre Väter, indem sie anderen Göttern nachgingen, um ihnen zu dienen und sie anzubeten: sie ließen von ihrem bösen Tun und ihrem verstockten Wandel nicht ab. Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Israel, so daß er aussprach: »Zur Strafe dafür, daß dieses Volk die Verordnungen meines Bundes, den ich ihren Vätern zur Pflicht gemacht habe, übertreten und meine Weisungen nicht befolgt hat, so will ich meinerseits hinfort keinen einzigen mehr aus den Völkern, die Josua bei seinem Tode übriggelassen hat, vor ihnen her vertreiben; nein, ich will Israel durch sie auf die Probe stellen, ob sie den Weg des HERRN innehalten werden, um nach dem Vorgang ihrer Väter darauf zu wandeln, oder nicht.« Darum hatte also der HERR diese Völkerschaften weiter bestehen lassen, statt sie sogleich zu vertreiben, und hatte sie nicht in Josuas Hand fallen lassen. c) Angabe der in Kanaan übriggebliebenen heidnischen Völker, deren Gott sich zur Erprobung und Leitung der Israeliten bedienteFolgendes sind aber die Völkerschaften, die der HERR hat weiter bestehen lassen, um durch sie die Israeliten auf die Probe zu stellen, nämlich alle die, welche die sämtlichen Kämpfe um Kanaan nicht mitgemacht hatten – [nur damit die Geschlechter der Israeliten Kenntnis von denselben erhielten, um sie die Kriegsführung zu lehren, und zwar nur die, welche von den früheren Kämpfen nichts erlebt] –: die fünf Fürsten der Philister, alle Kanaanäer, die Sidonier und Hewiter, die im Libanongebirge wohnen, vom Berge Baal-Hermon an bis in die Gegend von Hamath. Durch diese wollte er nämlich Israel auf die Probe stellen, damit es sich zeige, ob sie den Geboten des HERRN gehorchen würden, die er ihren Vätern durch Mose zur Pflicht gemacht hatte. So hatten denn die Israeliten ihre Wohnsitze mitten unter den Kanaanäern, Hethitern, Amoritern, Pherissitern, Hewitern und Jebusitern; sie nahmen sich deren Töchter zu Frauen und ließen ihre eigenen Töchter Ehen mit den Söhnen jener eingehen und verehrten die Götter jener. 2. Geschichten der einzelnen Richter (3,7-16,31)a) Die ersten Richter: Othniel, Ehud und SamgarAls nun die Israeliten taten, was dem HERRN mißfiel, und den HERRN, ihren Gott, vergaßen und den Baalen und den Astarten dienten, da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Israel, und er ließ sie in die Gewalt des Kusan-Risathaim, des Königs von MesopotamienW.: Syrien der zwei Flüsse (Euphrat und Tigris)., fallen, so daß die Israeliten dem Kusan-Risathaim acht Jahre lang dienstbar wurden. Als aber die Israeliten den HERRN laut um Hilfe anriefen, ließ der HERR ihnen einen Retter erstehen, der sie befreite, nämlich Othniel, den Sohn des Kenas, den jüngeren Bruder Kalebs. Über diesen kam also der Geist des HERRN, und er verhalf den Israeliten zu ihrem Recht. Als er nämlich zum Kampf ausgezogen war, gab der HERR den Kusan-Risathaim, den König von Mesopotamien, in seine Gewalt, so daß er ihn völlig besiegte und das Land vierzig Jahre lang Ruhe hatte. – Als dann aber Othniel, der Sohn des Kenas, gestorben war, taten die Israeliten wiederum, was dem HERRN mißfiel; da verlieh der HERR dem Eglon, dem Könige der Moabiter, Macht über die Israeliten, weil sie taten, was dem HERRN mißfiel. Der verbündete sich nämlich mit den Ammonitern und Amalekitern, zog heran und besiegte die Israeliten, und sie bemächtigten sich der Palmenstadt (Jericho). So waren denn die Israeliten dem Moabiterkönig Eglon achtzehn Jahre lang untertan. Da riefen die Israeliten den HERRN laut um Hilfe an, und der HERR ließ ihnen einen Retter erstehen, nämlich Ehud, den Sohn des Benjaminiten Gera, einen Mann, der linkshändigW.: an seiner rechten Hand gehemmt. war. Durch diesen schickten nämlich die Israeliten die ihnen auferlegte Abgabe an den Moabiterkönig Eglon. Ehud hatte sich aber ein zweischneidiges Schwert, eine Elle lang, machen lassen und es unter seinem Rock an seine rechte Hüfte gegürtet. So überreichte er dem Moabiterkönig Eglon die Abgabe; Eglon war aber ein sehr beleibter Mann. Als Ehud nun mit der Überreichung der Abgabe fertig war, ging er in Begleitung der Leute, welche die Abgabe getragen hatten, weg, kehrte dann aber selbst bei den Götzenbildern in der Nähe von GilgalDie heilige Gottesstätte zwischen Jericho und dem Jordan, vgl. 2,1; Jos 4,19. wieder um und ließ (dem Eglon) sagen: »Ich habe einen geheimen Auftrag an dich, o König.« Als dieser ihm nun zu schweigen geboten hatte, bis alle, die um ihn her standen, hinausgegangen waren, trat Ehud an ihn heran – er saß nämlich in dem kühlen Obergemach, das für ihn allein bestimmt war – und sagte zu ihm: »Ich habe einen Auftrag von Gott an dich!« Als jener nun vom Sessel aufgestanden war, griff Ehud mit seiner linken Hand zu, nahm das Schwert von seiner rechten Hüfte und stieß es ihm in den Bauch, so daß sogar der Griff hinter der Klinge noch eindrang und das Fett sich um die Klinge schloß; denn er hatte ihm das Schwert nicht wieder aus dem Leibe herausgezogen. Hierauf trat Ehud auf den Söller hinaus, nachdem er die Tür des Obergemachs hinter sich verschlossen und verriegelt hatte. Kaum war er nun hinausgegangen, als Eglons Diener kamen und nachsahen; als sie aber die Tür des Obergemachs verriegelt fanden, dachten sie: »Er wird wohl gerade seine Notdurft in dem kühlen Gemach verrichten.« So warteten sie sich denn zuschanden; schließlich aber, als er die Tür des Obergemachs immer noch nicht öffnete, holten sie einen Schlüssel und öffneten, und siehe: da lag ihr Herr als Leiche am Boden. Ehud aber war, während sie gezaudert hatten, entronnen; er war schon über die Götzenbilder hinausgelangt und nach Seira entkommen. Sobald er dann heimgekehrt war, stieß er im Gebirge Ephraim in die Posaune, und die Israeliten zogen mit ihm vom Gebirge hinab, er an ihrer Spitze; und er rief ihnen zu: »Folgt mir eilends nach! Denn der HERR hat eure Feinde, die Moabiter, in eure Hand gegeben!« Da zogen sie unter seiner Führung hinab, besetzten die Jordanfurten, die nach Moab führten, und ließen niemand hinüber. Und sie erschlugen damals den Moabitern gegen zehntausend Mann, lauter kräftige und streitbare Männer, und kein einziger entkam. So mußten die Moabiter sich damals unter die Gewalt der Israeliten beugen, und das Land hatte achtzig Jahre lang Ruhe. – Nach Ehud aber trat Samgar, der Sohn Anaths, auf und erschlug den Philistern sechshundert Mann mit einem Ochsentreiberstecken; und auch er brachte Israel Rettung. b) Deboras und Baraks Kampf und Sieg; Deboras Siegeslieda) Der König Jabin und sein Heerführer Sisera knechten IsraelAls aber die Israeliten nach Ehuds Tode aufs neue taten, was dem HERRN mißfiel, ließ der HERR sie in die Gewalt des kanaanäischen Königs Jabin fallen, der in Hazor regierte; sein Feldhauptmann war Sisera, der in Haroseth-Goim wohnte. Da riefen die Israeliten den HERRN laut um Hilfe an; denn Jabin besaß neunhundert eiserne Kriegswagen und bedrückte die Israeliten gewaltsam zwanzig Jahre lang. b) Deboras und Baraks Verbindung; Barak führt das Heer der nördlichen Stämme zum Kampf auf den Berg ThaborNun wirkte damals Debora, eine Prophetin, die Frau Lappidoths, als Richterin in Israel. Sie hatte ihren Sitz unter der Debora-Palme zwischen Rama und Bethel im Gebirge Ephraim, und die Israeliten suchten sie dort oben auf, um sich von ihr Recht sprechen zu lassen. Diese nun schickte hin und ließ Barak, den Sohn Abinoams, aus Kedes im Stamme Naphthali rufen und sagte zu ihm: »Wisse wohl: der HERR, der Gott Israels, gebietet dir: ›Mache dich auf, ziehe auf den Berg Thabor und nimm zehntausend Mann mit dir aus den beiden Stämmen Naphthali und Sebulon. Ich will dann Sisera, den Heerführer Jabins, samt seinen Wagen und seinen Heerscharen zu dir an den Bach Kison führen und ihn in deine Gewalt geben.‹« Barak antwortete ihr: »Wenn du mit mir gehst, so will ich gehen; wenn du aber nicht mit mir gehst, so gehe auch ich nicht.« Da erwiderte sie: »Gewiß will ich mit dir gehen; doch wird alsdann der Ruhm des Zuges, den du unternimmst, nicht dir zuteil werden, denn der HERR wird den Sisera in die Hand eines Weibes fallen lassen.« So machte sich denn Debora auf den Weg und begab sich mit Barak nach Kedes. Hierauf entbot Barak die Stämme Sebulon und Naphthali nach Kedes, und zehntausend Mann zogen unter seiner Führung (auf den Berg Thabor) hinauf; auch Debora zog mit ihm hinauf. Der Keniter Heber aber hatte sich von den übrigen Kenitern, von der Familie Hobabs, des Schwagers Moses, getrennt und schlug seine Zelte bis zur Eiche bei Zaanannim in der Nähe von Kedes auf.d.h. er zog als Nomade mit seinen Herden bis nach Kedes. c) Siseras Niederlage und Ermordung in der Kisonebene; Jaels furchtbare HeldentatAls nun Sisera die Kunde erhielt, daß Barak, der Sohn Abinoams, auf den Berg Thabor hinaufgezogen sei, entbot Sisera alle seine Wagen, neunhundert eiserne Streitwagen, und das gesamte Kriegsvolk, das unter seinem Befehl stand, aus Haroseth-Goim an den Bach Kison. Da sagte Debora zu Barak: »Auf! Denn dies ist der Tag, an dem der HERR den Sisera in deine Hand gibt! Der HERR ist (selbst) schon vor dir her ausgezogen!« So stieg denn Barak an der Spitze seiner zehntausend Mann vom Berge Thabor hinab, und der HERR setzte Sisera und alle seine Wagen und sein ganzes Heer durch die Ankunft und den wilden Schwertangriff Baraks in solche Verwirrung, daß Sisera vom Wagen stieg und zu Fuß floh. Barak aber verfolgte die Wagen und das Heer bis Haroseth-Goim, und das ganze Heer Siseras wurde mit dem Schwert niedergemacht: auch nicht ein einziger blieb übrig. Sisera aber war zu Fuß nach dem Zelte Jaels, der Frau des Keniters Heber, geflohen; denn zwischen Jabin, dem Könige von Hazor, und der Familie des Keniters Heber herrschte Friede. Da trat Jael aus dem Zelte hinaus Sisera entgegen und sagte zu ihm: »Kehre ein, Herr, kehre ein bei mir: fürchte dich nicht!« Da trat er zu ihr ins Zelt, und sie deckte ihn mit einer Schlafdecke zu. Dann bat er sie: »Gib mir doch ein wenig Wasser zu trinken, denn ich bin durstig!« Da öffnete sie den Milchschlauch, gab ihm zu trinken und deckte ihn wieder zu. Darauf bat er sie: »Stelle dich in den Eingang des Zeltes, und wenn jemand kommt und dich fragt, ob jemand hier sei, so antworte: ›Nein, kein Mensch!‹« Nun holte Jael, Hebers Frau, einen Zeltpflock, nahm einen Hammer in die Hand, trat leise an ihn heran, während er vor Erschöpfung eingeschlafen war, und schlug ihm den Pflock durch die Schläfe, so daß er noch in den Erdboden eindrang; so starb er. In diesem Augenblick kam Barak, der den Sisera verfolgte; Jael trat hinaus ihm entgegen und rief ihm zu: »Komm, ich will dir den Mann zeigen, den du suchst!« Als er dann bei ihr eintrat, fand er wirklich Sisera als Leiche am Boden liegen, und der Pflock steckte ihm noch in der Schläfe. So demütigte Gott an jenem Tage den Kanaanäerkönig Jabin vor den Israeliten, deren Hand dann immer schwerer auf Jabin, dem Kanaanäerkönige, lastete, bis sie ihn völlig vernichtet hatten. d) Deboras (und Baraks) SiegesliedAn jenem Tage sangen Debora und Barak, der Sohn Abinoams, folgendes Lied: Der Leitgedanke und die Aufforderung an die HörerDaß Führer an der Spitze standen in Israel,A.Ü.: Daß tapfere Krieger zum Kampf sich stellten in Israel. W.: Daß ungeschorenes Haar sich lockte in Israel. Tapfere Krieger (besonders Anführer) gelobten oftmals, ihr Haar nicht zu schneiden, ehe sie als Sieger heimgekehrt seien. daß das Volk sich willig zeigte: drob preiset den HERRN! Hört zu, ihr Könige! Merkt auf, ihr Fürsten! Ich will, ja, ich will dem HERRN lobsingen, will spielen dem HERRN, dem Gott Israels! Gott naht im GewitterHERR, als du auszogst von Seir, als du schrittest von Edoms Gefilden her, da bebte die Erde, es troffen die Himmel, ja, die Wolken troffen von Wasser; die Berge wankten vor dem HERRN, der Sinai dort vor dem HERRN, dem Gott Israels. Die betrübenden bisherigen VerhältnisseIn den Tagen Samgars, des Sohnes Anaths, in den Tagen Jaels waren öde die Straßen, und die Wegewandrer gingen auf krummen Pfaden; es fehlte an Führern in Israel, gebrach, bis du auftratst, Debora, auftratst, eine Mutter in Israel. Man wählte sich neue Götter; damals war Kampf schon vor den Toren, und weder Schild noch Lanze war zu sehn bei Vierzigtausenden in Israel. Die glückliche GegenwartMein Herz gehört den Führern Israels, denen, die willig sich zeigten im Volk: – preiset den HERRN! Die ihr reitet auf weißglänzenden Eselinnen, die ihr sitzet auf Teppichen und die zu Fuß ihr wandert: erzählt es euch! Horch!Die ausgelassenen Worte sind unverständlich. Manche vermuten: Horch, wie sie scherzen (oder: Horch, man singt) zwischen den Tränkrinnen (= an den Brunnen)! … zwischen den Tränkrinnen! Dort preist man die Heilstaten des HERRN, die Heilstaten seiner Führerschaft in Israel. Da zog das Volk des HERRN zu den Toren hinab. Israels Stämme in der SchlachtWach auf, erwache, Debora! Wach auf, erwache und stimme den Sang an! Erhebe dich, Barak, und fange deine Fänger, Sohn Abinoams! Da zog Israel hinab samt seinen Edlen; das Volk des HERRN zog hinab als Heldenschar. Aus Ephraim kamen die, deren Stammsitz unter Amalek ist, hinter ihnen Benjamin mit seinen Scharen; aus Machir zogen Gebieter hinab und aus Sebulon die Träger des Führerstabs, und die Fürsten in Issaschar mit Debora und wie Issaschar so Barak: in die Ebene stürmte er hin zu Fuß. An Rubens Bächen fanden schwere Erwägungen statt: »Warum bliebst du zwischen den Hürden sitzen, um das Herdengeblök zu hören?« An Rubens Bächen fanden schwere Erwägungen statt. Gliead blieb ruhig jenseits des Jordans, und Dan – warum weilte er bei den Schiffen? Asser saß still am Gestade des Meeres und blieb ruhig an seinen Buchten; aber Sebulon ist ein Volk, das sein Leben dem Tode preisgibt, auch Naphthali auf den Höhen seines Gefildes. Die SchlachtKönige kamen und stritten; damals stritten die Könige Kanaans bei Thaanach an den Wassern Megiddos: Beute an Silber gewannen sie nicht. Vom Himmel her stritten die Sterne, von ihren Bahnen her stritten sie gegen Sisera. Der Kisonbach spülte sie weg, der alte Schlachtenbach, der Kisonbach: tritt sie nieder, meine Seele, mit aller Kraft! Damals stampften die Hufe der Rosse vom Rennen, dem Rennen ihrer Helden. »Verfluchet Meros!« ruft der Engel des HERRN, »ja, fluchet seinen Bewohnern! Denn sie sind dem HERRN nicht zu Hilfe gekommen, dem HERRN nicht zu Hilfe unter den Helden!«Die Lage der Stadt Meros ist uns unbekannt, ebenso worin ihr fluchwürdiges Verschulden bestanden hat. Die Großtat der JaelGepriesen vor allen Weibern sei Jael, das Weib des Keniters Heber, vor den Weibern im Zelt gepriesen! Um Wasser bat er, Milch gab sie, im Ehrenbecher reichte sie Sahne. Ihre Hand streckte sie aus nach dem Zeltpflock, ihre Rechte nach einem Arbeitshammer, hämmerte los auf Sisera, zermalmte sein Haupt, zerschmetterte und durchbohrte ihm die Schläfe; zu ihren Füßen brach er zusammen, sank hin, lag da; zu ihren Füßen brach er zusammen, sank hin: wo er zusammenbrach, blieb entseelt er liegen. In Siseras HauseDurchs Fenster spähte sie aus und rief in Angst, Siseras Mutter, durchs Gitter hindurch: »Warum zaudert sein Wagen heimzukommen? Warum säumt der Hufschlag seiner Gespanne?« Die klügste ihrer Edelfrauen erwidert ihr, und auch sie selbst gibt sich die Antwort: »Sicherlich haben sie Beute zu teilen gefunden, eine Dirne, zwei Dirnen für jeden Mann, Beute an bunten Stoffen für Sisera, Beute an buntgestickten Gewändern, farbiges Zeug, ein Paar gestickte Tücher für den Hals der Herrin.« Der AbgesangSo müssen umkommen alle deine Feinde, HERR! Doch die ihn lieben, sind wie der Sonne Aufgang in ihrer Kraft. – Darauf hatte das Land vierzig Jahre lang Ruhe. c) Die Gideongeschichten; Gideon-Jerubbaal und sein Sohn Abimelech (Kap. 6-8)a) Der erneute Abfall des Volkes hat die Knechtung und Ausplünderung durch die Midianiter zur FolgeAls dann die Israeliten wiederum taten, was dem HERRN mißfiel, gab der HERR sie sieben Jahre lang in die Gewalt der Midianiter; und die Hand der Midianiter lag schwer auf Israel. Um sich der Midianiter zu erwehren, richteten die Israeliten sich die Schlupfwinkel ein, die sich in den Bergen befinden, und legten die Höhlen und die Bergfesten an. Denn sooft die Israeliten gesät hatten, zogen die Midianiter, die Amalekiter und die übrigen Horden des Ostens gegen sie heran, lagerten sich gegen sie im Lande und verwüsteten den Ertrag der Felder bis nach Gaza hin und ließen keine Lebensmittel in Israel übrig, auch kein Kleinvieh, keine Rinder und Esel; denn wenn sie mit ihren Herden und Zelten heranzogen, kamen sie so zahlreich wie Heuschreckenschwärme, so daß sie selbst und ihre Kamele nicht zu zählen waren; und wenn sie eingedrungen waren, verheerten sie das Land. Als Israel so von den Midianitern arg mitgenommen wurde, schrien die Israeliten zum HERRN um Hilfe. b) Strafrede eines ProphetenAls nun die Israeliten den HERRN um Hilfe gegen die Midianiter angerufen hatten, sandte der HERR einen Propheten zu den Israeliten, der zu ihnen sagte: »So hat der HERR, der Gott Israels, gesprochen: ›Ich selbst habe euch aus Ägypten hergebracht und euch aus dem Hause der Knechtschaft herausgeführt; ich habe euch aus der Hand der Ägypter und aus der Gewalt aller eurer Bedrücker errettet und sie vor euch her vertrieben und euch ihr Land gegeben und habe zu euch gesagt: Ich, der HERR, bin euer Gott: ihr dürft die Götter der Amoriter, in deren Lande ihr wohnt, nicht verehren! Aber ihr habt nicht auf meine Mahnung gehört.‹« c) Gideons Berufung durch einen Engel; seine Bedenken durch ein Gotteszeichen niedergeschlagenDa kam der Engel des HERRN und setzte sich unter die Terebinthe in Ophra, die dem Abiesriten Joas gehörte, während dessen Sohn Gideon gerade Weizen in der Kelter ausklopfte, um ihn vor den Midianitern in Sicherheit zu bringen. Diesem erschien also der Engel des HERRN und redete ihn mit den Worten an: »Der HERR ist mit dir, du tapferer Held!« Gideon antwortete ihm: »Mit Verlaub, mein Herr! Wenn der HERR wirklich mit uns wäre, wie hätte uns da dies alles widerfahren können? Und wo sind alle seine Wundertaten, von denen unsere Väter uns erzählt haben, indem sie sagten: ›Der HERR ist es gewesen, der uns aus Ägypten hergeführt hat!‹? Jetzt aber hat der HERR uns verstoßen und uns in die Hand der Midianiter fallen lassen!« Da wandte der HERR sich ihm zu und sagte: »Gehe hin in dieser deiner Kraft und rette Israel aus der Gewalt der Midianiter! Ich sende dich ja!« Er aber entgegnete ihm: »Mit Verlaub, mein Herr! Wie könnte ich Israel erretten, da doch mein Geschlecht das geringste in Manasse ist und ich der Jüngste in meines Vaters Hause bin?« Da antwortete ihm der HERR: »Ich werde ja mit dir sein, und du sollst die Midianiter schlagen wie einen einzelnen Mann.« Da entgegnete er ihm: »Wenn du mir wirklich gnädig gesinnt bist, so gib mir ein Zeichen, daß du selbst es bist, der mit mir redet! Entferne dich doch nicht von hier, bis ich zu dir zurückkehre und eine Gabe von mir herausbringe und sie dir vorsetze!« Da antwortete er: »Ich will hier sitzen bleiben, bis du wiederkommst.« Darauf ging Gideon ins Haus hinein und richtete ein Ziegenböckchen zu und ungesäuerte Kuchen von einem Epha Mehl; das Fleisch legte er in einen Korb, und die Brühe tat er in einen Topf und brachte es dann zu ihm hinaus unter die Terebinthe und setzte es ihm vor. Doch der Engel Gottes sagte zu ihm: »Nimm das Fleisch und die ungesäuerten Kuchen, lege sie auf den Felsen drüben und gieße die Brühe darüber aus!« Als er es getan hatte, streckte der Engel des HERRN den Stab aus, den er in der Hand hatte, und berührte mit der Spitze (des Stabes) das Fleisch und die ungesäuerten Kuchen; da schlug Feuer aus dem Gestein hervor und verzehrte das Fleisch und die Kuchen; der Engel des HERRN aber war vor seinen Augen verschwunden. Da erkannte Gideon, daß es der Engel des HERRN gewesen war, und er rief aus: »Wehe, HERR mein Gott! Ach, ich habe den Engel des HERRN von Angesicht zu Angesicht gesehen!« Aber der HERR antwortete ihm: »Friede dir! Fürchte nichts! Du wirst nicht sterben!« Darauf erbaute Gideon dort dem HERRN einen Altar und nannte ihn: »Der HERR ist Heil!« Bis auf den heutigen Tag steht er noch in Ophra, dem Wohnort der Abiesriten. d) Gideons Auftreten gegen Baal; seine Rettung durch seinen Vater; Sammlung eines Heeres gegen die Midianiter; seine zwiefache GotteserprobungIn derselben Nacht gebot ihm dann der HERR: »Nimm den jungen Stier, den dein Vater hat, und außerdem den zweiten siebenjährigen Stier,Wahrscheinlich ist zu lesen: Nimm zehn Mann von deinen Knechten und einen siebenjährigen Stier. reiße den Altar Baals, der deinem Vater gehört, nieder und haue den Götzenbaum um, der daneben steht! Dann baue dem HERRN, deinem Gott, auf der höchsten Stelle dieser Bergfeste einen Altar aus aufgeschichteten Steinen und nimm den Stier und bringe ihn als Brandopfer dar mit dem Holz des Götzenbaumes, den du umhauen sollst!« Da nahm Gideon zehn Männer von seinen Knechten und tat, wie der HERR ihm befohlen hatte; weil er sich aber vor seiner Familie und vor den Leuten der Stadt fürchtete, es bei Tage zu tun, tat er es bei Nacht. Als nun die Männer der Stadt am nächsten Morgen aufstanden, fanden sie den Altar Baals niedergerissen und den Götzenbaum, der daneben gestanden hatte, umgehauen; der Stier aber war als Brandopfer auf dem neuerbauten Altar dargebracht worden. Da fragten sie einer den andern: »Wer hat das getan?«, und als sie dann nachforschten und sich erkundigten, hieß es: »Gideon, der Sohn des Joas, hat das getan.« Da sagten die Männer der Stadt zu Joas: »Gib deinen Sohn heraus: er muß sterben, weil er den Altar Baals niedergerissen und den heiligen Baum, der danebenstand, umgehauen hat!« Aber Joas entgegnete allen, die bei ihm standen: »Wollt ihr etwa für Baal streiten, oder wollt ihr für ihn eintreten? Wer für ihn streitet, soll noch diesen Morgen sterben! Wenn Baal ein Gott ist, so mag er für sich selbst eintreten, weil man seinen Altar niedergerissen hat!« Daher gab man ihm an jenem Tage den Namen »Jerubbaal«, indem man sagte: »Baal möge gegen ihn streiten, weil er seinen Altar niedergerissen hat.« Als sich nun alle Midianiter, dazu auch die Amalekiter und die Horden des Ostens insgesamt vereinigt und sich nach Überschreitung (des Jordans) in der Ebene Jesreel gelagert hatten, kam der Geist des HERRN über Gideon, so daß er in die Posaune stieß, worauf die Abiesriter seinem Aufgebot folgten. Er sandte dann Boten in ganz Manasse umher, und auch dieser Stamm folgte seinem Ruf; ebenso sandte er Boten durch Asser, durch Sebulon und durch Naphthali, und auch diese Stämme zogen zur Hilfeleistung heran. Nun sagte Gideon zu Gott: »Willst du wirklich Israel durch meine Hand erretten, wie du verheißen hast – gut, so will ich ein Schaffel auf der Tenne ausbreiten; wenn dann der Tau bloß auf dem Fell liegen wird, der ganze übrige Boden aber trocken bleibt, so will ich daran erkennen, daß du Israel durch meine Hand erretten willst, wie du verheißen hast.« Und so geschah es: als er am andern Morgen früh das Fell ausdrückte, preßte er Tau aus dem Fell, eine ganze Schale voll Wasser. Darauf sagte Gideon zu Gott: »Gerate nicht in Zorn gegen mich, wenn ich nur diesmal noch rede! Laß mich nur noch diesmal einen Versuch mit dem Fell machen: das Fell allein möge trocken bleiben, auf dem ganzen übrigen Boden aber Tau liegen!« Da ließ Gott es in jener Nacht so geschehen: das Fell allein blieb trocken, während sonst auf dem Boden überall Tau lag. e) Gideons Sieg über die MidianiterDa machte sich Jerubbaal, das ist Gideon, in der Frühe mit der gesamten Mannschaft, die bei ihm war, auf den Weg und lagerte sich bei der Quelle Harod, so daß sich das Lager der Midianiter nördlich von ihm in der Ebene nach dem Hügel More hin befand. f) Gideons Streitmacht wird durch zweimalige Sichtung auf 300 Mann vermindertDa sagte der HERR zu Gideon: »Das Volk, das du bei dir hast, ist zu zahlreich, als daß ich die Midianiter in ihre Gewalt geben sollte; die Israeliten könnten sich sonst mir gegenüber rühmen und behaupten: ›Wir haben uns durch eigene Kraft gerettet!‹ Darum laß vor dem Volk laut ausrufen: ›Wer sich fürchtet und Angst hat, der kehre um [und entferne sich vom Gebirge Gilead]!‹« Da zogen 22000 Mann von dem Kriegsvolk ab, und 10000 blieben zurück. Der HERR aber sagte zu Gideon: »Das Volk ist immer noch zu zahlreich; führe sie hinab ans Wasser: dort will ich sie dir sichten; und von wem ich dir dann sagen werde: ›Dieser soll mit dir ziehen!‹, der soll dich begleiten; aber jeder, von dem ich dir sage: ›Dieser soll nicht mit dir ziehen!‹, der soll dich nicht begleiten!« Als nun Gideon die Leute an das Wasser hinabgeführt hatte, sagte der HERR zu ihm: »Jeden, der das Wasser mit der Zunge leckt, wie die Hunde es machen, den stelle besonders, und ebenso jeden, der niederkniet, um zu trinken.« Es belief sich aber die Zahl derer, die das Wasser [mit der Hand in den Mund] geleckt hatten, auf dreihundert Mann; alle übrigen hatten sich auf die Knie niedergelassen, um Wasser (mit der Hand in den Mund) zu trinken. Darauf sagte der HERR zu Gideon: »Durch die dreihundert Mann, die (das Wasser) geleckt haben, will ich euch erretten und die Midianiter in deine Hand geben; alle übrigen Leute aber sollen ein jeder in seinen Wohnort zurückkehren!« Da behielten sie den MundvorratA.L.: die Krüge. der Leute und deren Posaunen bei sich zurück, alle übrigen israelitischen Männer aber entließ er, einen jeden in seine Heimat; nur die dreihundert Mann behielt er bei sich. Das Lager der Midianiter aber befand sich unterhalb von ihm in der Ebene. g) Gideons Zuversicht wird durch Beschleichung des feindlichen Lagers gestärktIn derselben Nacht nun gebot ihm der HERR: »Mache dich auf, ziehe gegen das Lager hinab! Denn ich habe es in deine Hand gegeben. Fürchtest du dich aber hinabzuziehen, so steige mit deinem Knappen Pura zum Lager hinab; wenn du dann belauscht hast, was man dort redet, wirst du alsdann den Mut in dir fühlen, gegen das Lager hinabzuziehen.« Da begab er sich mit seinem Knappen Pura hinab bis zu den Kriegern am äußersten Rande des Lagers. Die Midianiter aber sowie die Amalekiter und die sämtlichen Horden aus dem Osten hatten sich in der Ebene gelagert so zahllos wie Heuschreckenschwärme, und die Menge ihrer Kamele war unzählbar wie der Sand am Gestade des Meeres. Als nun Gideon dort ankam, erzählte ein Mann gerade seinem Kameraden einen Traum mit den Worten: »Denke dir: ich habe einen Traum gehabt! Ich sah, wie ein hartgebackenes Gerstenbrot in das midianitische Lager rollte, bis es an ein Zelt kam und dieses so traf, daß es umfiel: es wurde umgestürzt, das Unterste zuoberst, und so lag das Zelt da.« Da antwortete der andere: »Das bedeutet nichts anderes als das Schwert des Israeliten Gideon, des Sohnes des Joas! Gott hat die Midianiter und unser ganzes Lager in seine Hand gegeben!« Als nun Gideon die Erzählung von dem Traum und seine Deutung gehört hatte, warf er sich danksagend auf die Knie nieder, kehrte dann ins israelitische Lager zurück und rief: »Auf! Der HERR hat das Lager der Midianiter in eure Hand gegeben!« h) Gideons siegreicher Überfall des midianitischen LagersHierauf teilte er seine dreihundert Mann in drei Abteilungen und gab ihnen allen Posaunen in die Hand und leere Krüge, in denen sich aber Fackeln befanden. Dann befahl er ihnen: »Achtet darauf, wie ich es mache, und macht es ebenso! Was ich tun werde, sobald ich unmittelbar vor dem Lager angekommen bin, das tut auch ihr! Wenn ich also samt allen Leuten, die zu meiner Abteilung gehören, in die Posaune stoße, so stoßt auch ihr in die Posaunen rings um das ganze Lager und ruft: ›Für den HERRN und für Gideon!‹« Als nun Gideon mit den hundert Mann, die seine Abteilung bildeten, bei Beginn der mittleren Nachtwache – soeben hatte man die Wachen aufgestellt – unmittelbar vor dem Lager angekommen war, stießen sie in die Posaunen und zerschlugen die Krüge, die sie in der Hand hatten; und zwar stießen die drei Abteilungen gleichzeitig in die Posaunen und zerschlugen die Krüge, nahmen dann die Fackeln in die linke Hand und die Posaunen in die rechte, um hineinzustoßen, und schrien: »Schwert für den HERRN und für Gideon!« Dabei blieben sie ein jeder ruhig an seiner Stelle rings um das Lager herum stehen. Da geriet das ganze Lager in Bewegung, alles schrie und suchte zu fliehen; als jene dann aber in die dreihundert Posaunen stießen, richtete der HERR das Schwert eines jeden gegen den andern, und zwar im ganzen Lager, und das Heerlager floh bis Beth-Sitta nach Zerera hin, bis an das (Jordan-) Ufer von Abel-Mehola bei Tabbath. i) Erfolgreiche Verfolgung; die eifersüchtigen Ephraimiten durch Gideon begütigtNun wurden die Mannschaften der Israeliten aus den Stämmen Naphthali, Asser und ganz Manasse aufgeboten und verfolgten die Midianiter. Auch hatte Gideon Boten im ganzen Berglande Ephraim umhergesandt mit der Aufforderung: »Kommt herab den Midianitern entgegen und schneidet ihnen das Wasser ab bis Beth-Bara und den Übergang über den Jordan!« Da folgten alle Männer vom Stamm Ephraim dem Rufe und schnitten ihnen das Wasser ab bis Beth-Bara und den Übergang über den Jordan. Auch nahmen sie die beiden midianitischen Fürsten Oreb und Seeb gefangen und hieben Oreb am Rabenfelsen nieder und erschlugen Seeb bei der Wolfskelter. Nach der Verfolgung der Midianiter aber brachten sie die Köpfe Orebs und Seebs zu Gideon auf die andere Seite des Jordans. Die Mannschaft der Ephraimiten aber sagte zu ihm: »Warum hast du uns das zuleide getan, daß du uns nicht gleich gerufen hast, als du zum Kampf gegen die Midianiter auszogst?« und machte ihm schwere Vorwürfe. Doch er entgegnete ihnen: »Was habe ich denn jetzt geleistet im Vergleich mit euch? Ist nicht die Nachlese Ephraims ergiebiger als die Weinlese Abiesers? In eure Hand hat ja Gott die Häuptlinge der Midianiter, Oreb und Seeb, fallen lassen. Was habe ich also im Vergleich mit euch zu leisten vermocht?« Durch diese Worte, die er an sie richtete, wurde ihr Unwille gegen ihn beschwichtigt. jj) Gideons Taten im OstjordanlandGideons Bitte in Sukkoth und Pnuel unfreundlich zurückgewiesenAls nun Gideon an den Jordan gekommen und mit seinen dreihundert Mann, erschöpft von der Verfolgung, übergesetzt war, bat er die Einwohner von Sukkoth: »Gebt doch den Leuten, die mir folgen, einige Laibe Brot, denn sie sind erschöpft; und ich bin auf der Verfolgung der Midianiterkönige Sebah und Zalmunna.« Aber die Vorsteher von Sukkoth antworteten: »Hast du etwa die Faust Sebahs und Zalmunnas schon in deiner Hand, daß wir deiner Mannschaft Brot geben sollten?« Da erwiderte Gideon: »Nun gut! Wenn der HERR den Sebah und Zalmunna in meine Gewalt gegeben hat, will ich euch den Leib mit Wüstendornen und Stechdisteln zerdreschen!« Er zog dann von dort weiter nach Pnuel hinauf und richtete an sie die gleiche Bitte; aber die Einwohner von Pnuel gaben ihm dieselbe Antwort wie die Leute von Sukkoth.Beide fürchten die Rache der schweifenden Horden. Da erklärte er auch den Einwohnern von Pnuel: »Wenn ich wohlbehalten zurückkomme, will ich den Turm hier niederreißen!« Gideon nimmt die beiden Könige gefangen und rächt sich an den beiden unfreundlichen StädtenSebah und Zalmunna aber befanden sich mit ihren Heeren in Karkor, etwa 15000 Mann, alle, die von dem gesamten Heere der Horden des Ostens übriggeblieben waren; denn 120000 Mann hatten den Tod gefunden, lauter schwertbewaffnete Männer. Gideon zog nun auf der Karawanenstraße östlich von Nobah und Jogbeha heran und überfiel das Heer, das in seinem Lager keine Gefahr ahnte. Sebah und Zalmunna flohen, er aber verfolgte sie und nahm die beiden midianitischen Könige Sebah und Zalmunna gefangen; das ganze Heer aber hatte er zersprengt. Als dann Gideon, der Sohn des Joas, von der Anhöhe von Heres her aus dem Kampf zurückkehrte, griff er einen jungen Mann auf, der in Sukkoth zu Hause war, und fragte ihn aus; dieser mußte ihm die Namen der Vorsteher von Sukkoth und der dortigen Ältesten aufschreiben, siebenundsiebzig Personen. Als er dann in Sukkoth ankam, sagte er zu den Männern dort: »Hier sind nun Sebah und Zalmunna, derentwegen ihr mich verhöhnt habt mit der Frage: ›Hast du etwa die Faust Sebahs und Zalmunnas schon in deiner Hand, daß wir deinen erschöpften Leuten Brot geben sollten?‹« Darauf ließ er die Ältesten des Orts ergreifen, nahm Wüstendornen und Stechdisteln und ließ damit den Männern von Sukkoth einen Denkzettel geben. Den Turm in Pnuel aber zerstörte er und ließ die Männer der Stadt niederhauen. Gideon übt an den beiden Midianiterkönigen BlutracheDarauf fragte er Sebah und Zalmunna: »Wie sahen die Männer aus, die ihr am Thabor erschlagen habt?« Sie antworteten: »Ganz wie du, so sahen sie aus, ein jeder wie ein Königssohn an Wuchs.« Da rief (Gideon) aus: »Das waren meine Brüder, die Söhne meiner Mutter! So wahr der HERR lebt: hättet ihr sie am Leben gelassen, so wollte ich euch auch nicht ums Leben bringen!« Hierauf sagte er zu seinem erstgeborenen Sohne Jether: »Auf! Haue sie nieder!« Aber der Knabe zog sein Schwert nicht, denn er fürchtete sich, weil er noch zu jung war. Da sagten Sebah und Zalmunna: »Stehe du auf und stoße uns nieder! Denn wie der Mann, so seine Kraft«. Da stand Gideon auf und hieb Sebah und Zalmunna nieder; die kleinen Monde aber, die ihre Kamele am Halse trugen, nahm er für sich. kk) Gideon lehnt das Königtum ab; seine Abgötterei und sein LebensendeHierauf baten die Israeliten den Gideon: »Sei unser König, sowohl du als auch dein Sohn und deines Sohnes Sohn! Denn du hast uns aus der Gewalt der Midianiter befreit.« Aber Gideon antwortete ihnen: »Ich will nicht euer König sein, und mein Sohn soll auch nicht über euch herrschen: der HERR soll euer König sein!« Dann fuhr er fort: »Eine Bitte möchte ich an euch richten: gebt mir ein jeder die Ringe, die er erbeutet hat!« Die Midianiter hatten nämlich goldene Ringe getragen, weil sie Ismaeliter waren. Da antworteten sie: »Gewiß, die wollen wir dir gern geben.« Da breiteten sie einen Mantel aus, und ein jeder warf die von ihm erbeuteten Ringe darauf. Es betrug aber das Gewicht der goldenen Ringe, die er sich erbeten hatte, 1700 Schekel GoldSchekel s. Anhang, Maße., abgesehen von den kleinen Monden und den Ohrgehängen und den Purpurgewändern, welche die midianitischen Könige getragen hatten, und abgesehen von den Halsketten, die an den Hälsen ihrer Kamele gehangen hatten. Gideon ließ dann daraus einen kostbaren EphodDer »Ephod« ist nach 2.Mose 28,6 das Schulterkleid des Priesters. Bisweilen wird aber damit auch ein Abbild Gottes (also ein Götzenbild) bezeichnet, das mit einem solchen Priestergewand bekleidet wurde. anfertigen und stellte diesen in seinem Wohnort Ophra auf; und ganz Israel trieb dort Abgötterei mit ihm, so daß er für Gideon und sein Haus zum Fallstrick wurde. – Die Midianiter aber waren von den Israeliten gedemütigt worden, so daß sie das Haupt nicht mehr hochtragen konnten; und das Land hatte vierzig Jahre lang Ruhe, solange Gideon lebte. Hierauf ging Jerubbaal, der Sohn des Joas, hin und lebte ruhig in seinem Hause. Gideon hatte aber siebzig vollbürtige Söhne, denn er hatte viele Frauen; auch von seinem Nebenweibe, die in Sichem wohnte, hatte er einen Sohn, dem er den Namen Abimelech gab. Gideon, der Sohn des Joas, starb dann in hohem Alter und wurde im Grabe seines Vaters Joas zu Ophra, dem Wohnort der Abiesriten, beigesetzt. ll) Neuer Abfall der Israeliten von Gott und ihr Undank gegen GideonNach Gideons Tode aber trieben die Israeliten wiederum Götzendienst mit den Baalen und machten den Bundesbaal zu ihrem Gott; denn die Israeliten dachten nicht mehr an den HERRN, ihren Gott, der sie aus der Gewalt aller ihrer Feinde ringsum errettet hatte; auch bewiesen sie sich nicht dankbar gegen das Haus Jerubbaal-Gideons für alles Gute, das er an Israel getan hatte. d) Gideons Sohn Abimelech als König in Sichema) Abimelechs Brudermord in Ophra und sein Königtum in SichemAbimelech aber, der Sohn Jerubbaals, begab sich nach Sichem zu den Brüdern seiner Mutter und stellte ihnen sowie allen, die zu der Familie des Vaters seiner Mutter gehörten, folgendes vor: »Richtet doch an alle Bürger von Sichem laut die Frage: ›Was ist vorteilhafter für euch, wenn siebzig Männer, sämtliche Söhne Jerubbaals, über euch herrschen oder wenn ein einziger Mann euer Herrscher ist?‹ Bedenkt auch, daß ich von eurem Fleisch und Bein bin!« Als nun die Brüder seiner Mutter alle diese Äußerungen vor den Bürgern von Sichem laut aussprachen und für ihn eintraten, da neigten sich ihre Herzen dem Abimelech zu; denn sie sagten: »Er ist unser Bruder.« Sie gaben ihm also siebzig Schekel Silber aus dem Tempel des Bundesbaals, und mit diesem Gelde nahm Abimelech eine Anzahl nichtsnutziger und verwegener Leute in seinen Dienst: sie bildeten sein Gefolge. Er begab sich dann nach Ophra in das Haus seines Vaters und ermordete dort seine Brüder, die Söhne Jerubbaals, siebzig Männer, alle auf einem Steine; nur Jotham, der jüngste Sohn Jerubbaals, blieb am Leben, weil er sich versteckt hatte. Darauf versammelten sich alle Bürger von Sichem und alle Bewohner des Millo, begaben sich zu der Denkmalseiche, die in der Nähe von Sichem steht, und machten dort Abimelech zum König. b) Jotham trägt den Sichemiten eine ernst warnende Fabel vor und flucht ihnen sowie dem AbimelechAls man das dem Jotham hinterbrachte, machte er sich auf, trat auf den Gipfel des Berges Garizim und rief ihnen mit hocherhobener Stimme zu: »Hört mich an, ihr Bürger von Sichem, damit auch Gott euch anhöre! Einst gingen die Bäume hin, um einen König über sich zu salben, und sagten zum Ölbaum: ›Sei du unser König!‹ Aber der Ölbaum erwiderte ihnen: ›Soll ich etwa meine Fettigkeit aufgeben, um deretwillen Götter und Menschen mich preisen,A.Ü.: mit der man Götter und Menschen durch mich ehrt. und soll hingehen, um über den Bäumen zu schweben?‹ Da sagten die Bäume zum Feigenbaum: ›Komm du, sei unser König!‹ Aber der Feigenbaum erwiderte ihnen: ›Soll ich etwa meine Süßigkeit und meine köstlichen Früchte aufgeben und hingehen, um über den Bäumen zu schweben?‹ Da sagten die Bäume zum Weinstock: ›Komm du, sei unser König!‹ Aber der Weinstock erwiderte ihnen: ›Soll ich etwa meinen Wein aufgeben, der Götter und Menschen fröhlich macht, und hingehen, um über den Bäumen zu schweben?‹ Da sagten die Bäume alle zum Dornstrauch: ›Komm du, sei unser König!‹ Da antwortete der Dornstrauch den Bäumen: ›Wenn ihr mich wirklichA.Ü.: im Ernst (oder in Aufrichtigkeit). zum König über euch salben wollt, so kommt: vertraut euch meinem Schatten an! Wo nicht, so soll Feuer vom Dornstrauch ausgehen und die Zedern des Libanons verzehren!‹ Und nun, wenn ihr treu und redlich gehandelt habt, daß ihr Abimelech zum König gemacht, und wenn ihr ehrenhaft an Jerubbaal und seinem Hause gehandelt und euch dankbar für seine Verdienste um euch bewiesen habt – denn mein Vater hat für euch gekämpft und sein Leben aufs Spiel gesetzt und euch aus der Gewalt der Midianiter errettet, während ihr euch jetzt gegen das Haus meines Vaters erhoben und seine Söhne ermordet habt, siebzig Männer, alle auf einmal, und habt Abimelech, den Sohn seiner Magd, zum König über die Bürger von Sichem gemacht, weil er euer Bruder ist –; wenn ihr also heute treu und ehrenhaft an Jerubbaal und seinem Hause gehandelt habt, so wünsche ich euch, Freude an Abimelech zu erleben, und auch er möge euer froh werden! Wenn aber nicht, so möge Feuer von Abimelech ausgehen und die Bürger von Sichem samt den Bewohnern der Burg verzehren, und ebenso möge Feuer von den Bürgern Sichems und von den Bewohnern der Burg ausgehen und den Abimelech verzehren!« Darauf entfloh Jotham eilig und kam glücklich nach Beer, wo er sich in weiter Entfernung von seinem Bruder Abimelech niederließ. c) Unheilvolle Entwicklung der Verhältnisse in SichemAls nun Abimelech drei Jahre über Israel geherrscht hatte, ließ Gott einen bösen Geist zwischen Abimelech und den Bürgern von Sichem entstehen, so daß die Bürger von Sichem von Abimelech abfielen – dies geschah nämlich, damit das an den siebzig Söhnen Jerubbaals begangene Verbrechen gerächt würde und Gott ihr Blut auf ihren Bruder Abimelech, der sie ermordet hatte, und auf die Bürger von Sichem kommen ließe, die ihm bei der Ermordung seiner Brüder behilflich gewesen waren.A.Ü.: die ihn zur Ermordung seiner Brüder ermutigt hatten. Die Bürger von Sichem legten also, um ihn verhaßt zu machen, auf den Bergeshöhen Wegelagerer in Hinterhalt; die mußten jeden ausplündern, der auf der Straße an ihnen vorüberzog. Das wurde dem Abimelech hinterbracht. Damals war nämlich Gaal, der Sohn Ebeds, mit seinen Brüdern gekommen und hatte sich in Sichem niedergelassen, und die Bürger von Sichem hatten Vertrauen zu ihm gewonnen. Als sie nun einst aufs Feld hinausgezogen waren und die Weinlese gehalten und gekeltert hatten, veranstalteten sie ein Freudenfest, begaben sich in den Tempel ihres Gottes, aßen und tranken und stießen Verwünschungen gegen Abimelech aus. Da rief Gaal, der Sohn Ebeds, aus: »Wer ist Abimelech, und wer sind wir Sichemiten, daß wir seine Untertanen sein sollten? Ist er nicht ein Sohn Jerubbaals und Sebul sein Vogt? Müßte er nicht den Männern Hemors, des Stammvaters von Sichem, untertan sein? Warum sollen nun wir ihm dienen? Hätte ich nur dies Volk unter meinem Befehl: ich wollte diesem Abimelech schon den Weg weisen und dem Abimelech sagen lassen: ›Verstärke dein Heer und rücke aus!‹« Als nun Sebul, der Stadthauptmann, Kunde von den Reden Gaals, des Sohnes Ebeds, erhielt, geriet er in Zorn; er sandte insgeheimVielleicht ist zu lesen »nach Aruma« (vgl. V.41). Boten an Abimelech und ließ ihm sagen: »Wisse wohl: Gaal, der Sohn Ebeds, ist mit seinen Brüdern nach Sichem gekommen, und sie wiegeln nun die Stadt gegen dich auf. Mache dich also in der Nacht mit dem Kriegsvolk, das du bei dir hast, auf den Weg und lege dich draußen auf dem Felde in einen Hinterhalt. Frühmorgens aber, sobald die Sonne aufgeht, brich auf und überfalle die Stadt. Wenn er dann mit seinen Leuten gegen dich ausrückt, so verfahre mit ihm nach den Umständen.« Da machte sich Abimelech mit allem Kriegsvolk, das er bei sich hatte, in der Nacht auf den Weg, und sie legten sich in vier Abteilungen in den Hinterhalt gegen Sichem. Als nun Gaal, der Sohn Ebeds, hinausging und an den Eingang des Stadttores trat, brach Abimelech mit seinen Leuten aus dem Hinterhalt hervor. Sobald Gaal die Leute erblickte, sagte er zu Sebul: »Da kommt ja Kriegsvolk von den Berghöhen herab!« Aber Sebul entgegnete ihm: »Den Schatten der Berge siehst du für Männer an.« Doch Gaal blieb dabei: »Nein, es sind Krieger, die vom Nabel des LandesWohl Bezeichnung des Garizim. herabziehen, und dort ist noch eine Schar, die des Weges von der Wahrsager-Eiche her kommt«. Da rief Sebul ihm zu: »Wo ist denn nun dein großes Maul, mit dem du ausgerufen hast: ›Wer ist Abimelech, daß wir seine Untertanen sein sollten?‹ Das ist ja das Kriegsvolk, das du verachtet hast! So ziehe nun jetzt aus und kämpfe mit ihm!« Da zog Gaal an der Spitze der Bürger von Sichem aus und wurde mit Abimelech handgemein; dieser aber schlug ihn zurück, und er mußte vor ihm fliehen, und viele blieben erschlagen liegen bis an den Eingang des Stadttores. Während Abimelech dann in Aruma blieb, vertrieb Sebul den Gaal und dessen Brüder, so daß sie nicht länger in Sichem bleiben konnten. d) Abimelechs blutiger Sieg, Zerstörung der Stadt Sichem; Abimelechs Schandtat an den Bewohnern der Burg und sein unrühmliches Ende in ThebezAls dann am folgenden Morgen die Leute aufs Feld hinausgegangen waren, nahm Abimelech, der Kunde davon erhalten hatte, sein Kriegsvolk, teilte es in drei Abteilungen und legte sich draußen auf dem Felde in den Hinterhalt. Als er nun sah, wie die Leute aus der Stadt herauskamen, fiel er über sie her und machte sie nieder; dann stürmte er mit seiner Abteilung vor und nahm am Eingang des Stadttores Stellung, während die beiden anderen Abteilungen über alle die herfielen, welche auf dem Felde waren, und sie niederhieben. Abimelech bestürmte dann die Stadt jenen ganzen Tag hindurch, und als er sie erobert hatte, ließ er die Einwohner töten, zerstörte die Stadt und streute Salz über die ganze Stätte. Als die Bewohner der Burg von Sichem das vernahmen, begaben sie sich alle in den Keller des Tempels des Bundesgottes. Sobald nun dem Abimelech gemeldet wurde, daß alle Bewohner der Burg von Sichem dort beisammen seien, stieg er mit seiner gesamten Mannschaft auf den Berg Zalmon; dort nahm Abimelech seine Axt zur Hand, hieb einen Busch Holz ab, lud ihn sich auf die Schultern und befahl seinen Leuten: »Was ihr mich habt tun sehen, das tut auch ihr ohne Verzug!« Da hieben auch sämtliche Krieger Mann für Mann einen Busch für sich ab, zogen dann hinter Abimelech her, warfen (das Holz) oben auf den Keller und setzten so den Keller von obenher in Brand, so daß nun auch alle Bewohner der Burg von Sichem ihren Tod fanden, ungefähr tausend Männer und Frauen. Hierauf rückte Abimelech gegen Thebez, belagerte den Ort und eroberte ihn. Mitten im Ort stand aber ein fester Turm, in den sich alle Männer und Frauen, sämtliche Bürger des Orts, geflüchtet hatten; sie hatten sich daselbst eingeschlossen und waren auf das Dach des Turmes gestiegen. Als nun Abimelech an den Turm herangerückt war und ihn bestürmte und dabei bis an den Eingang des Turmes heranging, um Feuer an ihn zu legen, schleuderte ihm eine Frau den oberen Stein einer Handmühle auf den Kopf und zerschmetterte ihm den Schädel. Da rief er schnell seinen Waffenträger herbei und befahl ihm: »Ziehe dein Schwert und töte mich vollends, damit man mir nicht nachsagen kann, ein Weib habe mich umgebracht!« Da durchbohrte ihn sein Waffenträger, und er starb. Als nun die Israeliten sahen, daß Abimelech tot war, kehrten sie ein jeder in seinen Wohnort zurück. So vergalt Gott dem Abimelech das Verbrechen, das er durch die Ermordung seiner siebzig Brüder an seinem Vater begangen hatte; und ebenso ließ Gott alle Freveltaten der Einwohner von Sichem auf ihr Haupt zurückfallen. So erfüllte sich an ihnen der Fluch Jothams, des Sohnes Jerubbaals. e) Die (kleinen) Richter Thola und Jair (vgl. 12,8-15)Nach Abimelech trat dann zur Errettung Israels ein Mann aus dem Stamm Issaschar auf, nämlich Thola, der Sohn Puas, des Sohnes Dodos; er wohnte in Samir im Gebirge Ephraim und waltete als Richter in Israel dreiundzwanzig Jahre lang; dann starb er und wurde in Samir begraben. Nach ihm trat Jair aus Gilead auf und richtete Israel zweiundzwanzig Jahre. Er hatte dreißig Söhne, die auf dreißig Eselsfüllen ritten und dreißig Ortschaften besaßen, die man bis auf den heutigen Tag die ›Zeltdörfer Jairs‹ nennt; sie liegen in der Landschaft Gilead. Dann starb Jair und wurde in Kamon begraben. f) Die Jephthageschichtena) Neuer Abfall des Volkes verursacht neue Drangsale durch die Ammoniter; aufrichtige Buße bewirkt göttliche GnadeAber die Israeliten taten wiederum, was dem HERRN mißfiel; denn sie dienten den Baalen und Astarten, den Göttern der Syrer und der Sidonier, den Göttern der Moabiter, der Ammoniter und der Philister; den HERRN aber verließen sie und dienten ihm nicht. Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen die Israeliten, so daß er sie in die Gewalt der Philister und in die Hand der Ammoniter fallen ließ; die bedrückten und mißhandelten die Israeliten achtzehn Jahre lang, nämlich alle Israeliten jenseits des Jordans im Lande der Amoriter, die in Gilead wohnten. Als nun die Ammoniter sogar über den Jordan zogen, um auch Juda, Benjamin und den Stamm Ephraim zu bekriegen, da gerieten die Israeliten in sehr große Angst. Da riefen die Israeliten den HERRN laut um Hilfe an und bekannten: »Wir haben gegen dich gesündigt, und zwar dadurch, daß wir unsern Gott verlassen und den Baalen gedient haben!« Da antwortete der HERR den Israeliten: »Habe ich euch nicht von den Ägyptern und Amoritern, von den Ammonitern und Philistern errettet? Und als die Sidonier, die Amalekiter und die Midianiter euch bedrängten und ihr mich um Hilfe anrieft, habe ich euch da nicht aus ihrer Gewalt befreit? Ihr aber habt mich verlassen und anderen Göttern gedient; darum will ich euch hinfort nicht mehr erretten. Geht hin und schreit um Hilfe zu den Göttern, die ihr euch erwählt habt: die mögen euch helfen, wenn ihr in Not seid!« Da beteten die Israeliten zum HERRN: »Wir haben gesündigt! Verfahre mit uns ganz so, wie es dir wohlgefällt, nur rette uns noch dies eine Mal!« Darauf entfernten sie die fremden Götter aus ihrer Mitte und verehrten den HERRN; da konnte er sein Erbarmen mit der Not Israels nicht länger zurückhalten. b) Jephthas Berufung zum RichteramtAls nun die Ammoniter nach dem Aufgebot ihrer Kriegsmacht sich in Gilead lagerten und die Israeliten sich gesammelt und ein Lager bei Mizpa bezogen hatten, da sagte das Volk, die Fürsten von Gilead, zueinander: »Wer ist der Mann, der zuerst den Angriff gegen die Ammoniter wagt? Er soll das Oberhaupt aller Bewohner Gileads sein!« Nun war der Gileaditer Jephtha ein tapferer Held, obwohl der Sohn einer Dirne; sein Vater war irgendein Gileaditer. Als nun die (rechtmäßige) Frau des (betreffenden) Gileaditers ihm Söhne gebar und die Söhne dieser Frau herangewachsen waren, hatten sie Jephtha ausgestoßen und zu ihm gesagt: »Du sollst in unserer Familie nicht miterben!, denn du bist der Sohn einer fremden Frau!« So war denn Jephtha vor seinen Brüdern geflohen und hatte sich in der Landschaft Tob niedergelassen, wo sich nichtsnutzige Leute um ihn sammelten, die mit ihm Raubzüge unternahmen. Nun begab es sich nach einiger Zeit, daß die Ammoniter Krieg mit den Israeliten anfingen. Als nun die Ammoniter gegen die Israeliten zu Felde zogen, machten sich die Ältesten der Gileaditer auf den Weg, um Jephtha aus der Landschaft Tob zu holen. Sie baten ihn: »Komm und werde unser Anführer, damit wir gegen die Ammoniter kämpfen!« Aber Jephtha antwortete den Ältesten der Gileaditer: »Seid ihr es nicht, die mich gehaßt und aus meines Vaters Hause vertrieben haben? Warum kommt ihr jetzt zu mir, wo ihr in Not seid?« Da erwiderten ihm die Ältesten der Gileaditer: »Eben deshalb sind wir jetzt wieder zu dir gekommen, und wenn du mit uns gehst und gegen die Ammoniter kämpfen willst, so sollst du bei uns das Oberhaupt aller Bewohner Gileads sein!« Da antwortete Jephtha den Ältesten der Gileaditer: »Wenn ihr mich zurückholt, damit ich gegen die Ammoniter kämpfe, und der HERR sie von mir besiegt werden läßt, werde ich dann wirklich euer Oberhaupt sein?« Da erwiderten ihm die Ältesten von Gilead: »Der HERR sei Zeuge zwischen uns (und strafe uns), wenn wir nicht so tun, wie du es verlangst!« So ging denn Jephtha mit den Ältesten von Gilead, und das Kriegsvolk machte ihn zu seinem Oberhaupt und zum Befehlshaber über sich [und Jephtha trug alles, was er zu sagen hatte, dem HERRN in Mizpa vor]. c) Jephthas erfolglose Unterhandlungen mit den AmmoniternHierauf sandte Jephtha Boten an den König der Ammoniter und ließ ihm sagen: »Was willst du von mir, daß du gegen mich herangezogen bist, um mein Land zu bekriegen?« Der König der Ammoniter antwortete den Boten Jephthas: »Israel hat mir, als es aus Ägypten heraufzog, mein Land weggenommen vom Arnon bis an den Jabbok und bis an den Jordan: gib es mir also jetzt gutwillig zurück!« Darauf sandte Jephtha nochmals Boten an den König der Ammoniter und ließ ihm sagen: »Jephtha macht dich auf folgendes aufmerksam: Die Israeliten haben den Moabitern und den Ammonitern ihr Land nicht weggenommen, sondern als die Israeliten beim Auszug aus Ägypten durch die Wüste bis ans Schilfmeer gewandert und in Kades angekommen waren, schickten sie Gesandte an den König der Edomiter und ließen ihn um freien Durchzug durch sein Land bitten; aber der König der Edomiter wollte davon nichts wissen. Darauf schickten sie auch an den König der Moabiter, aber auch der wollte es nicht bewilligen. So mußten denn die Israeliten in Kades bleiben, dann durch die Wüste ziehen, um das Land der Edomiter und das Land der Moabiter herumwandern und nach ihrer Ankunft auf der Ostseite des Landes der Moabiter jenseits des Arnons lagern, ohne das Gebiet der Moabiter betreten zu haben; denn der Arnon bildet die Grenze der Moabiter. Darauf schickten die Israeliten Gesandte an den Amoriterkönig Sihon, der in Hesbon seinen Wohnsitz hatte, und baten ihn um freien Durchzug durch sein Land, um an das Ziel ihrer Wanderung zu gelangen. Aber Sihon wollte den Israeliten den Durchzug durch sein Gebiet aus Mißtrauen nicht gestatten, sondern bot sein gesamtes Kriegsvolk auf, bezog ein Lager bei Jahaz und griff die Israeliten an. Da ließ der HERR, der Gott Israels, Sihon mit seinem ganzen Heer in die Hand der Israeliten fallen, so daß diese sie besiegten. So nahmen die Israeliten das ganze Land der Amoriter, die in jenem Lande wohnten, in Besitz und bemächtigten sich des ganzen Gebiets der Amoriter vom Arnon bis an den Jabbok und von der Wüste bis zum Jordan. Und jetzt, nachdem der HERR, der Gott Israels, die Amoriter vor seinem Volke Israel vertrieben hat, willst du uns aus ihrem Besitz verdrängen?A.Ü.: willst du in ihren Besitz eintreten? Nicht wahr? Was dein Gott Kamos dir zum Besitz gibt, das nimmst du in Besitz; und alles, was der HERR, unser Gott, vor uns vertrieben hat, in dessen Besitz treten wir ein! Und nun: bist du etwa besser als der Moabiterkönig Balak, der Sohn Zippors? Hat er etwa mit Israel gerechtet oder je Krieg gegen sie geführt, während Israel in Hesbon und den zugehörigen Ortschaften sowie in Aroer und den zugehörigen Ortschaften und in allen Städten, die auf beiden Seiten des Arnons liegen, dreihundert Jahre lang wohnte? Warum habt ihr sie denn in jener Zeit nicht wieder an euch gerissen? Ich habe dir also nichts zuleide getan, du aber handelst unrecht gegen mich, indem du Krieg mit mir anfängst: der HERR, der Richter, möge heute zwischen den Israeliten und den Ammonitern richten!« Aber der König der Ammoniter ließ die Vorstellungen unbeachtet, die Jephtha ihm hatte entbieten lassen. d) Jephthas Gelübde; sein Sieg über die AmmoniterDa kam der Geist des HERRN über Jephtha, und er zog durch Gilead und Manasse, zog dann weiter nach Mizpe in Gilead, und von Mizpe in Gilead zog er gegen die Ammoniter. Damals brachte er dem HERRN folgendes Gelübde dar: »Wenn du die Ammoniter wirklich in meine Gewalt gibst, so soll der, welcher mir (zuerst) aus der Tür meines Hauses entgegenkommt, wenn ich wohlbehalten aus dem Kriege mit den Ammonitern heimkehre, der soll dem HERRN gehören, und ich will ihn als Brandopfer darbringen!« Hierauf zog Jephtha gegen die Ammoniter, um ihnen eine Schlacht zu liefern, und der HERR gab sie in seine Hand: er brachte ihnen eine schwere Niederlage bei, von Aroer an bis in die Gegend von Minnith [zwanzig Städte] und bis nach Abel-Keramim. So wurden die Ammoniter vor den Israeliten gedemütigt. e) Jephthas Rückkehr und die Ausführung des Gelübdes durch die Opferung seiner TochterAls nun Jephtha nach Mizpe in sein Haus zurückkehrte, siehe, da trat seine Tochter heraus ihm entgegen mit Handpauken und im Reigentanz; sie war sein einziges Kind: außer ihr hatte er weder Sohn noch Tochter. Bei ihrem Anblick zerriß er seine Kleider und rief aus: »Ach, meine Tochter! Du beugst mich tief darnieder! O daß gerade du mich in solches Leid bringen mußt! Ich habe mich ja gegen den HERRN verpflichtet und kann mein Gelübde nicht zurücknehmen!« Da erwiderte sie ihm: »Lieber Vater, hast du dich durch ein Gelübde gegen den HERRN verpflichtet, so verfahre mit mir nach dem Gelübde, das du ausgesprochen hast, nachdem der HERR dich Rache an deinen Feinden, den Ammonitern, hat nehmen lassen!« Dann bat sie ihren Vater: »Nur dies eine möge mir noch gewährt werden: laß mir noch zwei Monate Zeit, damit ich mich auf den Bergen ergehe und meine Jungfrauschaft mit meinen Freundinnen beweine!« Da antwortete er ihr: »Ja, gehe hin!« und entließ sie auf zwei Monate; und sie ging mit ihren Freundinnen hin und beweinte ihre Jungfrauschaft auf den Bergen. Aber nach Ablauf von zwei Monaten kehrte sie zu ihrem Vater zurück, und er vollzog an ihr das Gelübde, das er getan hatte; sie hatte aber nie mit einem Manne ein Verhältnis gehabt. Seitdem ist die Sitte in Israel aufgekommen: alljährlich ziehen die israelitischen Mädchen aus, um die Tochter des Gileaditers Jephtha in Liedern zu feiern, vier Tage im Jahr. f) Jephthas siegreicher Kampf mit den Ephraimiten und sein TodEs wurden aber die Ephraimiten aufgeboten; sie zogen nordwärtsWahrscheinlich ist zu lesen »nach Zaphon« (vgl. Jos 13,27). und ließen dem Jephtha sagen: »Warum bist du zum Krieg gegen die Ammoniter ausgezogen, ohne uns zur Teilnahme am Feldzuge aufzufordern? Nun wollen wir dir dein Haus über dem Kopf in Brand stecken!« Jephtha erwiderte ihnen: »Ich und mein Volk haben einen schweren Streit mit den Ammonitern gehabt, und ich habe euch um Hilfe angerufen, aber ihr habt mir keinen Beistand gegen sie geleistet. Als ich nun sah, daß du mir nicht zu Hilfe kommen wolltest, setzte ich mein Leben aufs Spiel und zog gegen die Ammoniter zu Felde, und der HERR gab sie in meine Gewalt. Warum zieht ihr also jetzt gegen mich heran, um Händel mit mir anzufangen?« Darauf bot Jephtha alle Männer von Gilead auf und griff die Ephraimiten an, und diese wurden von den Gileaditern geschlagen; sie hatten nämlich die Behauptung ausgesprochen: »Flüchtige Ephraimiten seid ihr; Gilead liegt nämlich in der Mitte von Ephraim und Manasse.« Die Gileaditer aber hatten die Jordanfurten nach Ephraim zu besetzt. Sooft nun flüchtige Ephraimiten baten: »Laßt mich hinüber!«, fragten die Männer von Gilead den Betreffenden, ob er ein Ephratiter sei; antwortete er dann mit nein, so forderte man ihn auf, das Wort »Schibboleth« auszusprechen. Sagte er dann »Sibboleth«, weil ihm die richtige Aussprache unmöglich war, so ergriffen sie ihn und machten ihn an den Jordanfurten nieder. So kamen damals 42000 Ephraimiten ums Leben. Jephtha aber war sechs Jahre lang Richter in Israel; dann starb Jephtha, der Gileaditer, und wurde in einer der Städte Gileads begraben. g) Die (kleinen) Richter Ibzan, Elon und Abdon (vgl. 10,1-5)Nach ihm war Ibzan aus Bethlehem Richter in Israel. Er hatte dreißig Söhne, und dreißig Töchter verheiratete er nach auswärts, und dreißig Töchter führte er seinen Söhnen von auswärts als Gattinnen zu. Nachdem er sieben Jahre lang als Richter in Israel gewaltet hatte, starb Ibzan und wurde in Bethlehem begraben. Nach ihm war Elon aus dem Stamme Sebulon Richter in Israel und zwar zehn Jahre lang. Als Elon aus Sebulon dann starb, wurde er in Ajjalon im Lande Sebulon begraben. Nach ihm war Abdon aus Pirathon, der Sohn Hillels, Richter in Israel. Er hatte vierzig Söhne und dreißig Enkel, die auf siebzig Eselsfüllen ritten. Nachdem er acht Jahre lang Richter in Israel gewesen war, starb Abdon aus Pirathon, der Sohn Hillels, und wurde zu Pirathon im Lande Ephraim am Amalekiterberge begraben. h) Die Simsongeschichten (Kap. 13-16)a) Die Vorgeschichte: Philisterherrschaft; zweimalige Erscheinung eines Engels, der Simsons Geburt und Gottesweihe ankündigtAls dann die Israeliten wiederum taten, was dem HERRN mißfiel, ließ der HERR sie in die Hand der Philister fallen, vierzig Jahre lang. Nun war da ein Mann aus Zora vom Geschlecht der Daniten namens Manoah, dessen Frau unfruchtbar war und keine Kinder hatte. Da erschien der Engel des HERRN der Frau und sagte zu ihr: »Du bist bis jetzt unfruchtbar gewesen und kinderlos geblieben, aber wisse wohl: du wirst guter Hoffnung und Mutter eines Sohnes werden. So nimm dich nun fortan in acht, trinke keinen Wein und keine berauschenden Getränke und iß nichts Unreines. Denn wisse wohl: wenn du guter Hoffnung und Mutter eines Sohnes geworden bist, so darf kein Schermesser auf sein Haupt kommen; denn der Knabe soll ein Gottgeweihter von Geburt an sein, und er wird den Anfang damit machen, Israel von der Herrschaft der Philister zu befreien.« Da ging die Frau hin und erzählte ihrem Manne: »Ein Gottesmann ist zu mir gekommen, der ganz wie ein Engel Gottes aussah, sehr furchterregend; ich habe ihn aber nicht gefragt, woher er sei, und seinen Namen hat er mir nicht angegeben. Er hat mir aber gesagt: ›Du wirst alsbald guter Hoffnung und Mutter eines Sohnes werden. So trinke denn fortan keinen Wein und keine berauschenden Getränke und iß nichts Unreines; denn ein Gottgeweihter soll der Knabe von Geburt an bis zu seinem Todestage sein.‹« Darauf betete Manoah zum HERRN folgendermaßen: »Ach, Allherr, laß doch den Gottesmann, den du gesandt hast, noch einmal zu uns kommen und uns darüber belehren, wie wir es mit dem Knaben, der geboren werden soll, zu halten haben!« Und Gott erhörte das Gebet Manoahs, so daß der Engel Gottes nochmals zu der Frau kam, während sie sich gerade auf dem Felde befand und ihr Mann Manoah nicht bei ihr war. Da lief die Frau eiligst hin und berichtete es ihrem Manne mit den Worten: »Soeben ist mir der Mann wieder erschienen, der schon neulich zu mir gekommen ist!« Da machte sich Manoah auf, hinter seiner Frau her, und als er zu dem Manne gekommen war, fragte er ihn: »Bist du der Mann, der meiner Frau die Verheißung gegeben hat?« Er antwortete: »Ja, ich bin es.« Da fragte Manoah weiter: »Wenn nun deine Verheißung eintrifft, wie soll es dann mit dem Knaben gehalten werden, und was hat er zu tun?« Da antwortete der Engel des HERRN dem Manoah: »Die Frau muß sich vor dem Genuß alles dessen hüten, was ich ihr angegeben habe: sie darf nichts genießen, was vom Weinstock kommt; Wein und berauschende Getränke darf sie nicht trinken und nichts Unreines essen; sie muß alles beobachtend.h. beachten, befolgen ., was ich ihr geboten habe.« Da sagte Manoah zu dem Engel des HERRN: »Wir möchten dich gern noch länger bei uns behalten und dir ein Ziegenböckchen vorsetzen.« Aber der Engel des HERRN erwiderte dem Manoah: »Wenn du mich auch zum Bleiben veranlaßtest, würde ich doch von deinem Mahl nichts genießen; willst du aber ein Brandopfer zurüsten, so bringe es dem HERRN zu Ehren dar!« – Manoah wußte nämlich nicht, daß es der Engel des HERRN war. Hierauf fragte Manoah den Engel des HERRN: »Wie heißt du? Wir möchten dir gern eine Ehre antun, wenn deine Verheißung eintrifft.« Aber der Engel des HERRN antwortete ihm: »Warum fragst du da nach meinem Namen, der doch geheimnisvoll ist?« Da holte Manoah das Ziegenböckchen und das (zugehörige) Speisopfer und brachte es auf dem Felsen dem HERRN dar, wobei dieser ein Wunder geschehen ließ, während Manoah und seine Frau zusahen; denn als die Flamme vom Altar gen Himmel aufschlug, fuhr der Engel des HERRN in der Flamme des Altars in die Höhe. Als Manoah und seine Frau das sahen, warfen sie sich auf ihr Angesicht zur Erde nieder; der Engel des HERRN aber erschien dem Manoah und seiner Frau fortan nicht wieder. Doch Manoah hatte nun erkannt, daß es der Engel des HERRN gewesen war, und sagte zu seiner Frau: »Wir müssen sicherlich sterben, denn wir haben Gott gesehen!« Aber seine Frau entgegnete ihm: »Wenn der HERR uns hätte töten wollen, so hätte er kein Brand- und Speisopfer von uns angenommen und hätte uns dies alles nicht sehen lassen und jetzt uns nicht solche Ankündigungen gemacht.« – Die Frau aber gebar einen Sohn und nannte ihn Simson; und der Knabe wuchs heran, und der HERR segnete ihn. b) Simsons Werbung um eine Philisterin; seine Zerreißung eines Löwen, seine Hochzeit, sein Rätsel und seine RacheAls dann der Geist des HERRN sich in ihm zu regen begann im Lager Dans zwischen Zora und Esthaol, ging Simson nach Thimna hinab und lernte dort ein Mädchen unter den Töchtern der Philister kennen. Nach seiner Rückkehr erzählte er es seinen Eltern mit den Worten: »Ich habe in Thimna ein Mädchen unter den Töchtern der Philister kennengelernt: nehmt sie mir nun zur Frau!« Da erwiderten ihm seine Eltern: »Gibt’s denn unter den Töchtern deiner Stammesgenossen und in unserem ganzen Volke kein Weib mehr, daß du hingehen mußt, um dir eine Frau von den heidnischen Philistern zu holen?« Doch Simson erwiderte seinem Vater: »Diese nimm mir zur Frau! Denn gerade sie gefällt mir.« Seine Eltern wußten eben nicht, daß dies eine Fügung vom HERRN war, der nach einem Anlaß zum Vorgehen gegen die Philister suchte; denn damals waren die Philister Herren über Israel. So ging denn Simson mit seinen Eltern nach Thimna hinab, und als sie bei den Weinbergen von Thimna angelangt waren, trat ihm plötzlich ein junger Löwe brüllend in den Weg. Da kam der Geist des HERRN über ihn, so daß er den Löwen zerriß, wie man ein Böckchen zerreißt, ohne daß er irgend etwas in der Hand hatte; seinen Eltern erzählte er aber nichts von dem, was er getan hatte. Dann ging er (nach Thimna) hinab und besprach sich mit dem Mädchen; denn sie gefiel ihm wohl. Als er dann nach einiger Zeit wieder hinging, um Hochzeit mit ihr zu machen, und vom Wege abbog, um sich den toten Löwen noch einmal anzusehen, da befand sich im Körper des Löwen ein Bienenschwarm und Honig. Diesen nahm er heraus in seine hohlen Hände und aß im Weitergehen davon; und als er dann zu seinen Eltern gekommen war, gab er auch ihnen davon zu esen, ohne ihnen jedoch mitzuteilen, daß er den Honig aus dem Körper des toten Löwen herausgenommen hatte. Hierauf brachte sein Vater die Sache mit dem Mädchen in Ordnung, und Simson richtete daselbst ein Gelage her;Wahrscheinlich ist zu lesen: und man richtete dort dem Simson ein Trinkmahl her. denn so pflegten es die jungen Leute dort zu halten. Als sie ihn nun sahen, holten sie dreißig Brautgesellen herbei, die um ihn sein sollten. Zu diesen sagte Simson: »Ich will euch einmal ein Rätsel aufgeben! Wenn ihr es mir innerhalb der sieben Tage des Gelages erraten könnt und die Lösung findet, so gebe ich euch dreißig Unterkleider und dreißig Festgewänder; könnt ihr mir aber die Lösung nicht angeben, so müßt ihr mir dreißig Unterkleider und dreißig Festgewänder geben.« Sie antworteten: »Gib uns dein Rätsel auf, daß wir es hören!« Da sagte er zu ihnen: »Fraß kam aus dem Fresser, und Süßigkeit kam aus dem Starken.« Drei Tage lang waren sie nicht imstande, das Rätsel zu lösen; am vierten Tage aber sagten sie zu Simsons Frau: »Berede deinen Mann, daß er uns die Lösung des Rätsels angibt; sonst verbrennen wir dich samt deines Vaters Hause mit Feuer! Ihr habt uns wohl hierher eingeladen, um uns arm zu machen?« Da brach die Frau Simsons in Tränen vor ihm aus und sagte: »Nur Haß hegst du gegen mich, aber keine Liebe! Du hast meinen Landsleuten das Rätsel aufgegeben und mir die Lösung nicht mitgeteilt!« Da erwiderte er ihr: »Bedenke doch: meinen eigenen Eltern habe ich die Lösung nicht verraten und sollte sie dir angeben?« So weinte sie denn vor ihm die sieben Tage hindurch, solange sie das Gelage hielten; endlich am siebten Tage teilte er ihr die Lösung mit, weil sie ihm keine Ruhe ließ, sie aber verriet die Lösung ihren Landsleuten. Da sagten denn die Männer der Stadt am siebten Tage zu ihm, ehe die Sonne unterging: »Was ist süßer als Honig, und was ist stärker als ein Löwe?« Er antwortete ihnen: »Hättet ihr nicht mit meinem Rinde gepflügt, so hättet ihr mein Rätsel nicht erraten!« Da kam der Geist des HERRN über ihn, so daß er nach Askalon hinabging und dort dreißig Mann von ihnen erschlug; diesen nahm er alles ab, was sie an sich hatten, und gab die Festgewänder denen, die das Rätsel gelöst hatten; dann kehrte er voller Zorn in das Haus seines Vaters zurück. Simsons Frau aber wurde an einen von seinen Hochzeitsgenossen verheiratet, der sein Brautführer gewesen war. c) Mehrere Rache- und Krafttaten SimsonsSimson, von seinem Schwiegervater betrogen, rächt sich an den Philistern durch eine FuchshetzeNach einiger Zeit aber, in den Tagen der Weizenernte, wollte Simson seine Frau besuchen, indem er ihr ein Ziegenböckchen mitbrachte; er dachte dabei: »Ich will zu meiner Frau in die Frauenwohnung gehen.« Doch ihr Vater gestattete ihm nicht hineinzugehen, sondern sagte: »Ich mußte doch fest annehmen, daß du nichts mehr von ihr wissen wolltest; daher habe ich sie einem von deinen Hochzeitsgenossen zur Frau gegeben. Aber ihre jüngere Schwester ist noch schöner als sie: die soll deine Frau werden an ihrer Statt!« Da erwiderte ihnen Simson: »Diesmal haben mir die Philister nichts vorzuwerfen, wenn ich ihnen einen Denkzettel gebe!« Er ging also hin und fing dreihundert Füchse, nahm dann Feuerbrände, kehrte Schwanz gegen Schwanz und brachte einen Feuerbrand mitten zwischen je zwei Schwänzen an. Hierauf zündete er die Feuerbrände an, jagte die Tiere in die Kornfelder der Philister und setzte dadurch sowohl die Garbenhaufen als auch das auf dem Halm stehende Getreide und selbst die Weinberge und Ölbaumgärten in Brand. Als nun die Philister fragten: »Wer hat das getan?«, hieß es: »Simson, der Schwiegersohn des Thimniters, weil der ihm seine Frau genommen und sie einem von seinen Hochzeitsgenossen gegeben hat.« Da kamen die Philister herangezogen und verbrannten sie samt ihres Vaters Hause. Simson aber sagte zu ihnen: »Wenn ihr es so treibt, will ich nicht eher ruhen, als bis ich mich an euch gerächt habe!« Hierauf richtete er sie mit Schlägen so zu, daß kein gesundes Glied an ihnen blieb;Wörtlich: er schlug sie »Wade auf Lende« mit heftigen Schlägen. dann ging er hinab und nahm seinen Wohnsitz in der Felsenkluft von Etham. Simsons Gefangennahme und Heldentat in LehiDa zogen die Philister hinauf, lagerten sich in Juda und breiteten sich bei Lehi aus. Als nun die Judäer fragten: »Warum seid ihr gegen uns heraufgezogen?«, antworteten sie: »Um Simson gefangenzunehmen, sind wir hergekommen; wir wollen ihm Gleiches mit Gleichem vergelten.« Da zogen dreitausend Mann aus Juda nach der Felsenkluft von Etham hinab und sagten zu Simson: »Weißt du nicht, daß die Philister Herren über uns sind? Was hast du uns da angerichtet!« Simson antwortete ihnen: »Wie sie mir getan, so habe ich ihnen wieder getan.« Da sagten sie zu ihm: »Wir sind hergekommen, um dich zu binden und dich den Philistern auszuliefern.« Simson entgegnete ihnen: »Leistet mir einen Schwur, daß ihr selbst mich nicht erschlagen wollt!« Sie antworteten ihm: »Nein, wir wollen dich nur binden und dich ihnen dann ausliefern; aber töten wollen wir dich nicht.« Darauf banden sie ihn mit zwei neuen Stricken und führten ihn aus der Felsenkluft weg hinauf. Als er nun bis Lehi gekommen war und die Philister seine Ankunft mit Jubelgeschrei begrüßten, da kam der Geist des HERRN über ihn, so daß die Stricke an seinen Armen wie Flachsfäden wurden, die vom Feuer versengt sind, und seine Fesseln ihm an den Händen zergingenEig.: wegschmolzen.. Als er dann einen noch frischen Eselskinnbacken fand, streckte er seine Hand aus, ergriff ihn und erschlug damit tausend Mann. Da rief Simson aus: »Mit dem Eselskinnbacken habe ich sie gründlich geschoren! Mit dem Eselskinnbacken habe ich tausend Mann erschlagen!« Als er diese Worte ausgerufen hatte, warf er den Kinnbacken weg; und man nannte jenen Ort seitdem »Kinnbackenhöhe«. Nun aber dürstete ihn sehr; daher betete er laut zum HERRN: »Du hast durch die Hand deines Knechtes diesen großen Sieg herbeigeführt, und nun soll ich verdursten und den Heiden in die Hände fallen?« Da spaltete Gott die Vertiefung in dem Kinnbacken, so daß Wasser daraus hervorfloß; und als er getrunken hatte, kehrten seine Lebensgeister zurück, und er erholte sich wieder; daher nannte man (jenen Ort) »Quelle des Rufers«; sie befindet sich bei Lehi noch heutigen Tages. – Er war dann zwanzig Jahre lang Richter in Israel zur Zeit der Herrschaft der Philister. Simsons Krafttat in GazaAls Simson sich einst nach Gaza begeben hatte, sah er dort eine Dirne und kehrte bei ihr ein. Als nun den Einwohnern von Gaza berichtet wurde, Simson sei dorthin gekommen, umstellten sie ihn und lauerten ihm die ganze Nacht am Stadttor auf, verhielten sich aber die ganze Nacht hindurch ruhig, weil sie dachten: »(Wir wollen warten), bis es am Morgen hell wird, dann wollen wir ihn erschlagen!« Simson aber blieb nur bis Mitternacht liegen; um Mitternacht aber stand er auf, faßte die beiden Flügel des Stadttors samt den beiden Pfosten, riß sie mitsamt dem Riegel heraus, lud sie sich auf die Schultern und trug sie auf den Gipfel des Berges, der gegen Hebron hin liegt. d) Simson von Delila verraten, von den Philistern geblendet und in Gaza gefangengesetztSpäter gewann er ein Mädchen im Tale Sorekd.h. Edelrebe, Edelwein; der Ort lag in der Nähe von Zora.lieb, die hieß Delila. Zu dieser kamen die Fürsten der Philister hinauf und sagten zu ihr: »Rede ihm zu und suche zu erfahren, woher seine große Kraft stammt und wie wir ihn überwältigen können, um ihn zu binden und unschädlich zu machen; wir würden dir dann auch jeder 1100 Silberstücke geben.« Da bat Delila den Simson: »Verrate mir doch, woher deine große Kraft kommt und womit man dich binden müßte, um dich zu überwältigen.« Simson antwortete ihr: »Wenn man mich mit sieben frischen, noch nicht ausgetrockneten SehnenGemeint sind Bogensehnen aus Tierdärmen.bände, so würde ich schwach sein und wie jeder andere Mensch werden.« Da brachten die Fürsten der Philister sieben frische, noch nicht ausgetrocknete Sehnen zu ihr hinauf, und sie band ihn damit, während sich Leute, die ihn überfallen sollten, bei ihr im Frauengemach befanden. Als sie ihm nun zurief: »Die Philister überfallen dich, Simson!«, da zerriß er die Sehnen, wie ein Wergfaden zerreißt, wenn er Feuer riecht; und seine Kraft blieb unerklärt. Da sagte Delila zu Simson: »Siehe, du hast mich betrogen und mir Lügen vorgeredet. Verrate mir jetzt doch, womit man dich binden kann!« Da antwortete er ihr: »Wenn man mich fest mit neuen Seilen bände, die noch zu keiner Arbeit benutzt sind, so würde ich schwach sein und wie jeder andere Mensch werden.« Da nahm Delila neue Seile und band ihn damit; dann rief sie ihm zu: »Die Philister überfallen dich, Simson!« – es befanden sich aber (auch diesmal) Leute, die ihn überfallen sollten, im Frauengemach –; da riß er die Stricke von seinen Armen ab wie einen Faden. Nun sagte Delila zu Simson: »Bisher hast du mich betrogen und mir Lügen vorgeredet; verrate mir doch, womit man dich binden kann!« Da antwortete er ihr: »Wenn du die sieben Locken meines Kopfes in den Aufzug eines Gewebes hineinwebtest und sie mit dem Pflock festschlügest, so würde ich schwach sein und wie jeder andere Mensch werden.« Da ließ sie ihn einschlafen, webte die sieben Locken seines Kopfes in den Aufzug eines Gewebes hinein und schlug den Aufzug mit dem Pflock fest. Als sie ihm nun zurief: »Die Philister überfallen dich, Simson!« und er aus seinem Schlaf erwachte, riß er den Webepflock samt dem Aufzug heraus. Da sagte sie zu ihm: »Wie kannst du behaupten, du habest mich lieb, während doch dein Herz mir gar nicht gehört? Du hast mich nun schon dreimal betrogen und mir nicht verraten, woher deine große Kraft rührt.« Als sie ihm nun alle Tage mit ihren Reden zusetzte und ihm keine Ruhe ließ, so daß er gar keine Freude mehr am Leben hatte, schüttete er ihr sein ganzes Herz aus, so daß er zu ihr sagte: »Noch kein Schermesser ist auf mein Haupt gekommen; denn ich bin ein Gottgeweihter von meiner Geburt an; würde ich geschoren, so würde meine Kraft von mir weichen; ich würde dann schwach sein und wie alle anderen Menschen werden.« Da nun Delila erkannte, daß er ihr sein ganzes Herz ausgeschüttet hatte, ließ sie die Fürsten der Philister rufen und ihnen sagen: »Diesmal müßt ihr heraufkommen, denn er hat mir sein ganzes Herz entdeckt.« Da begaben sich die Fürsten der Philister zu ihr hinauf und brachten auch das Geld mit. Als sie ihn dann auf ihrem Schoße hatte einschlafen lassen, rief sie einen Mann herbei, der die sieben Locken auf seinem Haupt abscheren mußte; da wurde er schwächer und schwächer, und seine Kraft wich von ihm. Als sie nun rief: »Die Philister überfallen dich, Simson!« und er aus seinem Schlaf erwachte, dachte er: »Ich werde mich auch jetzt wie die vorigen Male frei machen und glücklich davonkommen!« Er wußte ja nicht, daß der HERR von ihm gewichen war. Da ergriffen ihn die Philister, stachen ihm die Augen aus und führten ihn nach Gaza hinab; dort legten sie ihn in eherne Doppelketten, und er mußte im Gefängnis die Handmühle drehen. Allmählich wuchs ihm aber das Haupthaar wieder, nachdem es abgeschoren worden war. ee) Simsons Erniedrigung, letzte Rache und TodNun kamen einst die Fürsten der Philister zusammen, um ihrem Gott Dagon ein großes Schlachtopfer zu veranstalten und ein Freudenfest zu feiern; denn sie sagten: »Unser Gott hat unsern Feind Simson in unsere Hand gegeben!« Als ihn nun das Volk erblickte, priesen sie ihren Gott, indem sie ausriefen: »Unser Gott hat unsern Feind in unsere Hand gegeben, der unsere Felder verwüstet und viele von unsern Leuten erschlagen hat.« Als nun ihr Herz guter Dinge war, riefen sie: »Laßt Simson herkommen, damit er uns belustige!« So ließ man denn Simson aus dem Gefängnis holen, und er mußte vor ihnen spielen. Da man ihn nun zwischen die Säulen (der Halle) gestellt hatte, bat Simson den Burschen, der ihn an der Hand gefaßt hielt: »Laß mich doch mal los, damit ich die Säulen betaste, auf denen das Haus ruht: ich möchte mich an sie anlehnen!« Das Haus war aber voll von Männern und Frauen; auch alle Fürsten der Philister waren dort anwesend, und auf dem Dache befanden sich gegen dreitausend Männer und Frauen, die dem Spiel Simsons zugesehen hatten. Da betete Simson zum HERRN mit den Worten: »O HERR, mein Gott! Gedenke doch meiner und verleihe mir nur dies eine Mal noch Kraft, o Gott, damit ich Rache an den Philistern nehme für eins von meinen beiden Augen!« Darauf umfaßte Simson die beiden Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, die eine mit seinem rechten, die andere mit seinem linken Arm, und stemmte sich gegen sie; und indem er ausrief: »Nun will ich mit den Philistern sterben!«, neigte er sich mit aller Kraft vornüber. Da stürzte das Haus auf die Fürsten und auf alle Leute, die darin waren, und die Zahl der Toten, die er im Sterben tötete, war größer als die Zahl derer, die er während seines Lebens getötet hatte. Darauf kamen seine Stammesgenossen und seine ganze Familie hinab und holten seinen Leichnam; sie brachten ihn dann hinauf und begruben ihn zwischen Zora und Esthaol im Grabe seines Vaters Manoah. Er war aber zwanzig Jahre lang Richter in Israel gewesen. III. Die beiden Anhänge des Richterbuches (innere Nöte in Israel) (Kap. 17-21)1. Erster Anhang: Michas Bilderdienst in Ephraim; Gründung des Heiligtums in Dana) Micha und seine Mutter richten Götzendienst auf dem Gebirge Ephraim einEs war einst ein Mann vom Gebirge Ephraim mit Namen Micha; der sagte zu seiner Mutter: »Die elfhundert Silberstücke, die dir entwendet worden sind und um derenwillen du einen Fluch ausgestoßen und ihn gar vor meinen Ohren ausgesprochen hast – wisse, das Geld ist in meinem Besitz: ich selbst habe es genommen; nun aber will ich es dir zurückgeben!« Da antwortete seine Mutter: »Gesegnet seist du vom HERRN, mein Sohn!« Als er nun die elfhundert Silberstücke seiner Mutter zurückgegeben hatte, sagte diese: »Ich will das Geld dem HERRN weihen (und es) aus meiner Hand zugunsten meines Sohnes (hingeben): es soll ein geschnitztes und gegossenes Gottesbildd.h. wohl ein Schnitzbild mit einem getriebenen Überzuge. davon angefertigt werden.« Als er nun das Geld seiner Mutter zurückgegeben hatte, nahm diese zweihundert Silberstücke und gab sie einem Goldschmied, der davon ein geschnitztes und gegossenes Gottesbild anfertigte, das nun im Hause Michas aufgestellt wurde. So besaß denn dieser Micha ein Gotteshaus; er ließ dann noch ein kostbares Schulterkleid und einen HausgottVgl. 1.Mose 31,19; 1.Sam 19,13. anfertigen und stellte einen seiner Söhne an, daß er ihm (dem Micha) als Priester diente. Zu jener Zeit gab es noch keinen König in Israel; ein jeder tat, was ihm beliebte. b) Micha bestellt einen wandernden Leviten aus Juda zum Priester an seinem HeiligtumNun war da ein junger Mann aus Bethlehem in Juda aus dem Geschlecht Judas; der war ein Levit und hielt sich dort als Fremder auf. Dieser Mann verließ die Stadt Bethlehem in Juda, um sich an irgendeinem anderen Orte, wo es sich gerade träfe, als Fremder niederzulassen, und kam bei seiner Wanderung im Gebirge Ephraim zum Hause Michas. Dieser fragte ihn: »Woher kommst du?« Er antwortete ihm: »Ich bin ein Levit aus Bethlehem in Juda und bin unterwegs, um mich an irgendeinem Ort niederzulassen, wo ich etwas Geeignetes finde.« Da sagte Micha zu ihm: »Bleibe bei mir und sei mir ein Vater und Priester, so will ich dir jährlich zehn Silberstücke geben und für Kleidung und deinen Lebensunterhalt aufkommen.« Als er dann dem Leviten weiter zuredete, erklärte dieser sich einverstanden, bei dem Manne zu bleiben; und der junge Mann galt ihm wie einer seiner Söhne. Micha nahm also den Leviten in seinen Dienst, so daß der junge Mann sein Priester wurde und im Hause Michas blieb. Micha aber dachte: »Jetzt bin ich gewiß, daß der HERR es mir wird glücken lassen, weil ich einen Leviten zum Priester (gewonnen) habe.« c) Die danitischen Kundschafter im Hause Michas; das Ergebnis ihrer Auskundschaftung der Gegend um die Stadt LaisZu jener Zeit gab es noch keinen König in Israel; und der Stamm der Daniten suchte sich damals gerade ein Gebiet zur Ansiedelung, denn es war ihm bis dahin inmitten der israelitischen Stämme noch kein Gebiet als Erbbesitz zugefallen. Daher schickten die Daniten fünf Männer aus der Gesamtheit ihrer Stammesgenossen ab, kriegstüchtige Männer aus Zora und Esthaol, um das Land auszukundschaften und zu erforschen, und gaben ihnen den Auftrag, sich zur Erforschung des Landes aufzumachen. So kamen diese denn auf das Gebirge Ephraim in den Wohnort Michas und übernachteten dort. Als sie nun in der Nähe von Michas Hause waren und den jungen Mann, den Leviten, an seiner Sprache erkannten, kehrten sie dort ein und fragten ihn: »Wer hat dich hierher gebracht? Was tust du hier, und wie geht’s dir hier?« Da antwortete er ihnen: »So und so hat Micha mit mir verhandelt und mich dann in seinen Dienst genommen, und ich bin sein Priester geworden.« Da baten sie ihn: »Befrage doch Gott, damit wir erfahren, ob das Unternehmen, für das wir jetzt unterwegs sind, glücklichen Erfolg haben wird.« Der Priester gab ihnen hierauf den Bescheid: »Zieht getrost hin: euer jetziges Unternehmen ist dem HERRN wohlgefällig!« Da zogen die fünf Männer weiter, gelangten nach Lais und sahen, daß die dortige Bevölkerung nach der Weise der Sidonier sorglos lebte, friedlich und in Sicherheit, und an nichts Mangel hatte, was es auf Erden gibt, vielmehr im Besitz von Reichtum war; daß sie auch von den Sidoniern entfernt wohnten und mit den Aramäern in keiner Verbindung standen. Als sie daher zu ihren Stammesgenossen nach Zora und Esthaol zurückgekehrt waren und diese sie fragten: »Welche Auskunft bringt ihr uns?«, antworteten sie: »Auf! Laßt uns gegen sie zu Felde ziehen! Denn wir haben uns das Land angesehen und gefunden, daß es ganz vortrefflich ist. Und da sitzt ihr noch untätig da? Säumt nicht, euch aufzumachen und hinzuziehen, um das Land in Besitz zu nehmen! Wenn ihr hinkommt, werdet ihr ein sorgloses Volk antreffen, dessen Land sich nach allen Seiten hin weit ausdehnt. Ja, Gott hat es in eure Hand gegeben, eine Gegend, die an nichts Mangel hat, was es auf Erden gibt.« d) Die zur Eroberung der Stadt Lais ausgesandten Daniten rauben unterwegs die Heiligtümer Michas und nehmen den Priester mitDa brachen sechshundert wohlbewaffnete Männer von dort aus dem Stamme der Daniten, aus Zora und Esthaol, auf; sie zogen hinauf und lagerten bei Kirjath-Jearim in Juda; daher führt der betreffende Platz den Namen ›Dans Lager‹ bis auf den heutigen Tag; er liegt bekanntlich westlich von Kirjath-Jearim. Von dort zogen sie weiter in das Gebirge Ephraim und kamen in den Wohnort Michas. Da machten die fünf Männer, die vordem zur Auskundschaftung des Gebietes der Stadt Lais ausgezogen waren, ihren Stammesgenossen die Mitteilung: »Wißt ihr wohl, daß sich in den Gehöften hier ein kostbares Priestergewand und ein Hausgott sowie ein geschnitztes und gegossenes Gottesbild befinden? Bedenkt also, was ihr zu tun habt!« Da bogen sie vom Wege dorthin ab, traten in die Wohnung des jungen Leviten, in das Haus Michas ein, und begrüßten ihn. Während dann die sechshundert bewaffneten Männer, die zu den Daniten gehörten, draußen am Eingang des Tores blieben, stiegen die fünf Männer, die vordem zur Auskundschaftung des Landes hergekommen waren, hinauf, gingen in das Haus hinein und nahmen das geschnitzte Bild sowie das Priestergewand, den Hausgott und das gegossene Bild an sich, während der Priester draußen am Toreingang bei den sechshundert bewaffneten Kriegern stand. Als jene nämlich in das Haus Michas eingetreten waren und das Schnitzbild sowie das Priestergewand, den Hausgott und das Gußbild wegnahmen, sagte der Priester zu ihnen: »Was macht ihr da?« Sie antworteten ihm: »Schweige still, lege dir die Hand auf den Mund, komm mit uns und werde unser Vater und Priester! Ist es besser für dich, Priester für das Haus eines einzelnen Mannes zu sein oder Priester für einen ganzen Stamm und für ein Geschlecht in Israel?« Da erklärte sich der Priester mit Freuden einverstanden: er nahm das Priestergewand, den Hausgott und das geschnitzte Bild und trat mitten unter die Kriegsleute. Darauf wandten sie sich zum Abzug, nachdem sie noch die Frauen mit den Kindern sowie das Herdenvieh und die wertvollen Gegenstände an ihre Spitze gestellt hatten. Kaum hatten sie sich aber eine Strecke vom Hause Michas entfernt, als sich die Männer, die in den Gehöften beim Hause Michas wohnten, zusammenscharten und die Daniten einholten. Als sie dann den Daniten zuriefen, wandten diese sich um und fragten Micha: »Was soll dieser Auflauf bedeuten?« Er antwortete: »Meinen Gott, den ich mir gemacht habe, habt ihr mit euch genommen samt dem Priester und seid weggezogen: was bleibt mir da noch? Wie könnt ihr mich nur fragen, was ich hier will?« Aber die Daniten erwiderten ihm: »Laß dein Geschrei uns hier nicht länger hören, sonst könnten erbitterte Männer über euch herfallen, und es könnte dich und deine Angehörigen das Leben kosten!« Darauf zogen die Daniten ihres Weges, und Micha, der wohl einsah, daß sie stärker waren als er, wandte sich um und kehrte nach Hause zurück. e) Die Daniten erobern Lais und richten dort den Bilderdienst Michas und das Priestertum des Mosaiden Jonathan ein (vgl. Jos 19,47)Nachdem aber die Daniten das Gottesbild, das Micha sich angefertigt hatte, samt dem Priester, der bei ihm gewesen war, mitgenommen hatten, überfielen sie Lais, dessen Bevölkerung friedlich und sorglos war, machten alle Einwohner mit dem Schwert nieder und ließen die Stadt in Flammen aufgehen, ohne daß ihr jemand zu Hilfe gekommen wäre; denn der Ort lag von Sidon weit entfernt und stand auch mit den Aramäern in keiner Verbindung; er lag nämlich in dem Tal, das sich nach Beth-Rehob hin erstreckt. Sie bauten dann die Stadt wieder auf und siedelten sich in ihr an, nannten aber die Stadt ›Dan‹ nach dem Namen ihres Ahnherrn Dan, dem Sohne Israels, während der Ort früher Lais geheißen hatte. Sodann stellten die Daniten das geschnitzte Gottesbild bei sich auf, und Jonathan, der Sohn Gersoms, des Sohnes Moses, er und seine Nachkommen, waren Priester bei dem Stamme der Daniten bis zu der Zeit, wo die Bevölkerung in die Verbannung ziehen mußte. Das geschnitzte Bild aber, das Micha hatte anfertigen lassen, war bei ihnen aufgestellt die ganze Zeit hindurch, solange das Haus Gottes sich in Silo befand. 2. Zweiter Anhang: Der benjaminitische Bürgerkriega) Die Greueltat der Einwohner von Gibeaa) Der Besuch eines Leviten in Bethlehem zur Wiedergewinnung seines NebenweibesZu jener Zeit, als es noch keinen König in Israel gab, begab es sich, daß ein Levit, der ganz hinten im Gebirge Ephraim als Fremdling wohnte, sich ein Mädchen aus Bethlehem in Juda zum Nebenweibe nahm. Aber sein Nebenweib überwarf sich mit ihm, verließ ihn und kehrte in ihres Vaters Haus nach Bethlehem in Juda zurück; dort blieb sie vier Monate lang. Da machte ihr Mann sich auf den Weg und zog ihr nach, um sie durch freundliches Zureden zur Rückkehr zu bewegen; seinen Diener und ein paar Esel hatte er bei sich. Sie führte ihn dann in das Haus ihres Vaters, und als dieser ihn sah, kam er ihm freundlich entgegen. Sein Schwiegervater, der Vater des jungen Weibes, hielt ihn dann zurück, so daß er drei Tage bei ihm blieb; sie aßen und tranken miteinander und übernachteten dort. Am vierten Tage aber, als sie in der Frühe aufgestanden waren und er aufbrechen wollte, sagte der Vater des jungen Weibes zu seinem Schwiegersohn: »Stärke dich noch mit einem Imbiß, dann mögt ihr euch auf den Weg machen!« So setzten sie sich denn hin, und die beiden aßen und tranken zusammen; dann bat der Vater des jungen Weibes den Mann: »Entschließe dich doch, über Nacht noch hier zu bleiben, und sei guter Dinge!« Und als der Mann aufstand, um sich auf den Weg zu machen, nötigte ihn sein Schwiegervater, so daß er wiederum über Nacht dablieb. Als er dann am fünften Tage frühmorgens aufbrechen wollte, sagte der Vater des jungen Weibes wiederum: »Stärke dich doch erst und wartet noch bis zum Nachmittag!«, und so aßen sie beide nochmals zusammen. Als dann der Mann aufstand, um mit seinem Nebenweibe und seinem Diener aufzubrechen, sagte sein Schwiegervater, der Vater des jungen Weibes, zu ihm: »Sieh doch, der Tag geht zu Ende, es will Abend werden: übernachtet doch hier! Sieh doch, wie der Tag schon zur Neige geht; bleibe über Nacht hier und laß dir’s bei mir gefallen! Morgen früh macht ihr euch dann auf euren Weg, und du kehrst nach Hause zurück.« Aber der Mann wollte nicht noch einmal über Nacht bleiben, sondern brach auf und zog fort und kam bis in die Gegend von Jebus, das ist Jerusalem; seine beiden gesattelten Esel, sein Nebenweib (und sein Diener) waren bei ihm. b) Einkehr und Aufnahme des Mannes in GibeaAls sie nun bei Jebus waren und der Tag schon stark zu Ende ging, sagte der Diener zu seinem Herrn: »Komm, laß uns hier in der Jebusiterstadt einkehren und darin übernachten!« Aber sein Herr erwiderte ihm: »Nein, wir wollen in keiner Stadt von fremden Leuten einkehren, die nicht zu den Israeliten gehören, sondern wollen bis Gibea weiterziehen.« Weiter sagte er zu seinem Diener: »Komm, wir wollen eine von den Ortschaften dort zu erreichen suchen und in Gibea oder in Rama über Nacht bleiben!« Als sie nun eiligst weiterzogen, ging die Sonne ihnen unter, als sie nahe bei Gibea waren, das zu Benjamin gehört. Da kehrten sie dort ein, um zu einem Nachtquartier in Gibea zu gelangen, und er machte nach seiner Ankunft auf dem Marktplatz der Stadt halt; aber da war niemand, der sie zum Übernachten ins Haus aufgenommen hätte. Endlich kam ein alter Mann abends vom Felde von seiner Arbeit heim; der stammte vom Gebirge Ephraim und lebte als Fremdling in Gibea, während die Bewohner des Ortes Benjaminiten waren. Als dieser nun sich umsah und den Wandersmann auf dem Marktplatz der Stadt erblickte, fragte er: »Wohin willst du, und woher kommst du?« Der antwortete ihm: »Wir sind auf der Wanderung von Bethlehem in Juda nach dem äußersten Teil des Gebirges Ephraim, wo ich zu Hause bin. Ich war nach Bethlehem in Juda gereist und will jetzt nach meinem Wohnort zurückkehren; aber niemand nimmt mich in sein Haus auf, obgleich wir sowohl Stroh als auch Futter für unsere Esel und auch Brot und Wein für mich und deine Magd und für den Burschen, der hier bei uns, deinen Knechten, ist, bei uns haben und nichts weiter bedürfen.« Da sagte der alte Mann: »Friede dir! Nur, was du bedarfst, laß meine Sorge sein! Doch auf dem Platz hier sollst du nicht übernachten!« Dann nahm er ihn in sein Haus mit und mengte Futter für die Esel; und als sie sich die Füße gewaschen hatten, aßen und tranken sie. c) Die Schandtat an dem Weibe und die Heimkehr des LevitenWährend sie so sich gütlich taten, umringten die Männer der Stadt, nichtsnutzige Buben, das Haus, schlugen laut an die Tür und riefen dem alten Manne, dem das Haus gehörte, die Worte zu: »Gib den Mann heraus, der bei dir eingekehrt ist: wir wollen uns an ihn machen!« Da ging der Besitzer des Hauses zu ihnen hinaus und sagte zu ihnen: »Nicht doch, meine Brüder! Begeht doch nichts so Böses! Nachdem dieser Mann in mein Haus gekommen ist, dürft ihr eine solche Schandtat nimmermehr verüben. Da ist meine Tochter, die Jungfrau, und das Nebenweib dieses Mannes: die will ich euch herausbringen; denen mögt ihr Gewalt antun und mit ihnen machen, was euch gefällt, aber an diesem Manne dürft ihr eine solche Schandtat nicht verüben!« Aber die Männer wollten nicht auf ihn hören. Da nahm der Mann sein Nebenweib und führte sie zu ihnen hinaus auf die Straße, und sie mißbrauchten sie und taten ihr Gewalt an die ganze Nacht hindurch bis zum Morgen; erst bei Tagesanbruch ließen sie sie gehen. Als nun der Morgen tagte, kam das Weib heim und fiel am Toreingang zum Hause des Mannes, woselbst ihr Herr war, nieder und blieb da liegen, bis es hell wurde. Als nun ihr Herr am Morgen aufstand und die Haustür öffnete und hinaustrat, um seines Weges weiter zu ziehen, fand er das Weib, sein Nebenweib, am Toreingang zum Hause liegen mit den Händen auf der Schwelle. Er rief ihr zu: »Stehe auf, wir wollen weiterziehen!«, aber es erfolgte keine Antwort. Da hob er sie auf den Esel, machte sich dann auf und zog nach seinem Wohnort. Als er dort in sein Haus gekommen war, nahm er ein Messer, ergriff sein Nebenweib, zerschnitt sie Glied für Glied in zwölf Stücke und schickte diese im ganzen Gebiet Israels umher. Da erklärte denn jeder, der das sah: »So etwas ist bisher noch nicht vorgekommen und noch nicht erlebt worden seit der Zeit, wo die Israeliten aus dem Lande Ägypten heraufgezogen sind, bis zum heutigen Tage. Nehmt es zu Herzen, beratet euch und redet!« b) Israels Strafgericht an Benjamina) Die Beratung der israelitischen Stämme in Mizpa; ihr Aufgebot zum KriegeDa zogen alle Israeliten aus, und die Volksgemeinde versammelte sich wie ein Mann von Dan bis Beerseba, auch das Land Gilead, vor dem HERRN in Mizpa; und die Häupter des ganzen Volkes, der sämtlichen Stämme Israels, stellten sich in der Versammlung des Volkes Gottes ein, 400000 Mann Fußvolk, mit Schwertern bewaffnet. Und die Benjaminiten hörten, daß die Israeliten nach Mizpa hinaufgezogen seien. Nun fragten die Israeliten: »Sagt an, wie diese Untat vor sich gegangen ist.« Da nahm der Levit, der Mann des ermordeten Weibes, das Wort und berichtete: »Ich war mit meinem Nebenweibe nach Gibea im Stamme Benjamin gekommen, um dort zu übernachten. Da erhoben sich die Bürger von Gibea gegen mich und umringten nachts das Haus in feindseliger Absicht gegen mich: mich gedachten sie umzubringen, meinem Nebenweibe aber haben sie Gewalt angetan, so daß sie gestorben ist. Da habe ich mein Nebenweib genommen, habe sie zerstückt und die Stücke in alle Teile des israelitischen Erbbesitzes gesandt; denn man hat ein Verbrechen und eine ruchlose Tat in Israel verübt. Ihr seid jetzt hier alle versammelt, ihr Israeliten: so beratet denn allhier die Sache und faßt einen Beschluß!« Da erhob sich das ganze Volk wie ein Mann und rief: »Keiner von uns darf in seinen Wohnort zurückkehren und keiner sich nach seinem Hause begeben! Nein, so wollen wir jetzt mit Gibea verfahren: Wir wollen gegen die Stadt nach dem Lose vorgehen! und zwar wollen wir von allen Stämmen Israels je zehn Männer von hundert und je hundert von tausend und je tausend von zehntausend nehmen, die sollen Lebensmittel für das Kriegsvolk holen, damit wir dann nach ihrer Rückkehr mit Gibea im Stamme Benjamin ganz so verfahren, wie die Schandtat es verdient, die es in Israel verübt hat.« So versammelte sich denn die gesamte Mannschaft der Israeliten gegen die Stadt, wie ein Mann verbündet. b) Die Benjaminiten, anstatt die Missetäter auszuliefern, rüsten auch ihrerseits zum KampfHierauf sandten die israelitischen Stämme Männer durch den ganzen Stamm Benjamin mit der Botschaft: »Was ist das für eine Untat, die bei euch verübt worden ist! So gebt nun jetzt die Männer, die ruchlosen Buben, die sich in Gibea befinden, heraus, damit wir sie töten und das Böse aus Israel wegschaffen!« Aber die Benjaminiten wollten der Forderung ihrer Brüder, der Israeliten, nicht nachkommen, sie versammelten sich vielmehr aus ihren Ortschaften in Gibea, um zum Kampf mit den Israeliten auszurücken. Als man damals die Benjaminiten aus den Ortschaften musterte, belief sich ihre Zahl auf 26000 schwertbewaffnete Männer, abgesehen von den Bewohnern Gibeas selbst, die bei der Musterung 700 auserlesene Krieger stellten. Unter all diesen Leuten waren 700 auserlesene Männer linkshändig: ein jeder von ihnen schleuderte mit Steinen haarscharf, ohne zu fehlen. Als man dann auch die Mannschaft der Israeliten außer dem Stamme Benjamin musterte, ergab sich bei ihnen die Zahl von 400000 schwertbewaffneten Männern, lauter kampffähige Krieger. c) Blutige Niederlage der Israeliten an den ersten beiden Schlachttagen; ihre Anfrage in BethelHierauf machten die Israeliten sich auf den Weg und zogen nach Bethel hinauf, um Gott zu befragen, wer von ihnen zuerst zum Kampf mit den Benjaminiten ausziehen solle. Der HERR antwortete ihnen: »Juda soll den Anfang machen!« So brachen denn die Israeliten am folgenden Morgen früh auf und lagerten sich vor Gibea; dann zogen die Männer von Israel zum Kampf mit den Benjaminiten aus und stellten sich gegen sie in Schlachtordnung vor Gibea auf. Die Benjaminiten aber brachen aus Gibea hervor und streckten an diesem Tage 22000 Mann von Israel zu Boden. Doch das Kriegsvolk, die israelitische Mannschaft, ließ sich dadurch nicht entmutigen, sondern stellte sich noch einmal in Schlachtordnung auf an derselben Stelle, wo sie sich am ersten Tage aufgestellt hatten. Zuvor aber zogen die Israeliten (nach Bethel) hinauf und weinten vor dem HERRN bis zum Abend und befragten dann den HERRN, ob sie noch einmal zum Kampfe mit ihren Brüdern, den Benjaminiten, ausrücken sollten. Der HERR gab ihnen die Antwort: »Zieht gegen sie aus!« Als nun die Israeliten an diesem zweiten Tage wieder gegen die Benjaminiten anrückten, zogen diese ihnen auch an diesem zweiten Tage aus Gibea entgegen und streckten von den Israeliten abermals 18000 Mann zu Boden, lauter Männer, die das Schwert führten. Da zogen die Israeliten allesamt, das ganze Kriegsvolk, nach Bethel hinauf, weinten dort ununterbrochen vor dem HERRN, fasteten während jenes Tages bis zum Abend und brachten Brand- und Heilsopfer vor dem HERRN dar. Als die Israeliten dann den HERRN befragten – dort befand sich nämlich zu jener Zeit die Bundeslade Gottes, und Pinehas, der Sohn Eleasars, des Sohnes Aarons, versah damals den Dienst vor ihm – und die Anfrage stellten: »Soll ich noch einmal zum Kampf gegen meine Brüder, die Benjaminiten, ausziehen oder davon abstehen?«, gab der HERR die Antwort: »Zieht hin, denn morgen will ich sie in eure Gewalt geben!« d) Die Vernichtung Gibeas und die fast völlige Ausrottung des Stammes BenjaminDarauf legte Israel ringsum gegen Gibea Leute in den Hinterhalt. Als dann die Israeliten am dritten Tage wieder gegen die Benjaminiten heranzogen und sich wie die beiden vorigen Male in Schlachtordnung vor Gibea aufstellten, rückten die Benjaminiten heraus dem (feindlichen) Heere entgegen, ließen sich von der Stadt weglocken und begannen, wie die beiden vorigen Male, einige von dem Heere zu erschlagen auf den Landstraßen – von denen die eine nach Bethel hinaufgeht, die andere durch die Felder nach Gibeon führt –, etwa dreißig Mann von den Israeliten. Da dachten die Benjaminiten: »Sie sind von uns geschlagen wie früher«; die Israeliten dagegen hatten verabredet: »Wir wollen fliehen, um sie noch weiter von der Stadt wegzulocken nach den Landstraßen hin!« Daher verließen sie, die gesamte Mannschaft der Israeliten, ihren Standort und stellten sich erst wieder bei Baal-Thamar auf, während die im Hinterhalt liegenden Israeliten aus ihrem Standort westlich von Gibea hervorbrachen. So rückten denn 10000 Mann, eine aus ganz Israel erlesene Mannschaft, gegen Gibea heran, und ein wütender Kampf entstand; jene aber hatten keine Ahnung davon, daß das Verderben daran war, über sie hereinzubrechen. Da ließ der HERR den Stamm Benjamin von Israel besiegt werden, so daß die Israeliten von den Benjaminiten 25100 Mann an diesem Tage niedermachten, lauter Männer, die das Schwert führten. Da sahen die Benjaminiten, daß sie geschlagen waren; die Israeliten hatten sich nämlich vor den Benjaminiten zurückgezogen, weil sie sich auf den Hinterhalt verließen, den sie gegen Gibea gelegt hatten. Die im Hinterhalt Liegenden warfen sich dann auch eiligst auf Gibea, drangen in die Stadt ein und machten die ganze Bevölkerung mit dem Schwerte nieder. Die Israeliten hatten aber mit den im Hinterhalt Liegenden verabredet, daß sie eine große Rauchwolke aus der Stadt aufsteigen lassen sollten. Als sich nun das israelitische Heer in der Schlacht zur Flucht gewandt und die Benjaminiten schon angefangen hatten, unter den Israeliten einige, etwa dreißig Mann, zu erschlagen, weil sie dachten, jene seien völlig von ihnen geschlagen wie beim früheren Kampf – da begann das verabredete Zeichen aus der Stadt aufzusteigen, die Rauchsäule; und als die Benjaminiten sich umwandten, sahen sie die Flammen der ganzen Stadt zum Himmel aufsteigen. Nun machte das israelitische Heer kehrt, die Benjaminiten aber gerieten in Bestürzung, denn sie erkannten, daß das Unheil sie erreicht hatte. Sie zogen sich dann vor den Israeliten in der Richtung nach der Steppe hin zurück; aber das feindliche Heer folgte ihnen auf dem Fuße nach, und die aus der Stadt Kommenden vernichteten sie in ihrer Mitte. Sie umzingelten die Benjaminiten, verfolgten sie, holten sie ein, wo sie ausruhen wollten, bis in die Gegend östlich von Gibea; dabei fielen von den Benjaminiten 18000 Mann, lauter tapfere Krieger. Die anderen wandten sich zur Flucht gegen die Wüste, nach dem Felsen Rimmon hin, jene aber erschlugen von ihnen auf den Landstraßen nachträglich noch 5000 Mann und verfolgten sie weiter bis Gideom und machten von ihnen noch 2000 Mann nieder. So betrug die Gesamtzahl der an jenem Tage gefallenen Benjaminiten 25000 Mann, lauter schwertbewaffnete, tapfere Krieger. 600 Mann aber, die sich zur Flucht gewandt hatten, waren in die Wüste nach dem Felsen Rimmon entkommen und blieben dort am Felsen Rimmon vier Monate lang. Die israelitische Mannschaft aber kehrte ins Land der noch übrigen Benjaminiten zurück und machte mit dem Schwert alles nieder, was sich vorfand, die Menschen in den Ortschaften bis zum Vieh; auch alle Ortschaften, die sich da vorfanden, steckten sie in Brand. c) Versorgung der übriggebliebenen Benjaminiten mit Frauena) Trauer der Gemeinde; den Benjaminiten werden Jungfrauen aus der Stadt Jabes zugewiesenDie Männer von Israel hatten aber in Mizpa folgenden feierlichen Schwur abgelegt: »Keiner von uns darf seine Tochter einem Benjaminiten zur Frau geben!« Als nun das Volk nach Bethel gezogen war und dort bis zum Abend vor Gott (beim Heiligtum) verweilte, fingen sie an, laut zu weinen, und wehklagten: »Warum, o HERR, Gott Israels, ist dies in Israel geschehen, daß heute ein ganzer Stamm aus Israel fehlt!« Am folgenden Tage aber in der Frühe baute das Volk dort einen Altar und brachte Brand- und Heilsopfer dar. Dann fragten die Israeliten: »Wer von allen Stämmen Israels ist nicht mit der GemeindeA.Ü.: in die (oder: zu der) Versammlung. zum HERRN hergekommen?« Man hatte nämlich in betreff eines jeden, der nicht zum HERRN nach Mizpa hinkommen würde, einen feierlichen Eid ausgesprochen des Inhalts: »Er muß unbedingt sterben.« Nun tat es aber den Israeliten um ihren Bruderstamm Benjamin leid, so daß sie klagten: »Heute ist ein ganzer Stamm von Israel abgehauen! Wie können wir nun den Übriggebliebenen zu Frauen verhelfen, da wir doch beim HERRN geschworen haben, daß wir ihnen keine von unsern Töchtern zu Frauen geben wollen?« Da fragten sie: »Ist etwa einer von den Stämmen Israels nicht zum HERRN nach Mizpa hinaufgekommen?« Da ergab es sich, daß aus Jabes in Gilead niemand ins Lager zur Versammlung gekommen war. Man hatte nämlich das Volk gemustert, und da stellte es sich heraus, daß von den Einwohnern von Jabes in Gilead keiner anwesend war. Nun sandte die Volksgemeinde 12000 Mann von den tapfersten Männern dorthin mit dem Befehl: »Geht hin und erschlagt die Einwohner von Jabes in Gilead mit dem Schwerte, auch die Weiber und die Kinder! Verfahrt dabei aber so: an allen Männern sowie an allen weiblichen Personen, die schon mit Männern zu tun gehabt haben, sollt ihr den Blutbann vollstrecken (die Jungfrauen aber am Leben lassen und sie hierher ins Lager bringen)!« Sie fanden aber unter den Bewohnern von Jabes in Gilead vierhundert jungfräuliche Mädchen, die noch mit keinem Mann zu tun gehabt hatten; die brachten sie ins Lager nach Silo, das im Lande Kanaan liegt. Hierauf sandte die ganze Volksgemeinde hin und verhandelte mit den Benjaminiten, die sich noch am Felsen Rimmon befanden, und ließ ihnen Sicherheit entbieten. So kehrten denn die Benjaminiten damals zurück, und man gab ihnen die Mädchen, die man von den weiblichen Personen aus Jabes in Gilead am Leben gelassen hatte, zu Frauen; diese reichten jedoch für sie nicht aus. b) Der Raub der Jungfrauen von Silo durch die Benjaminiten; Abschluß der ErzählungWeil nun die Benjaminiten dem Volke leid taten, da der HERR einen Riß in den Stämmen Israels hatte entstehen lassen, sagten die Ältesten der Gemeinde: »Wie können wir den Übriggebliebenen zu Frauen verhelfen, da ja die Frauen aus Benjamin ausgerottet sind?« Da sagten sie: »Der Erbbesitz soll den Benjaminiten verbleiben, die mit dem Leben davongekommen sind, damit nicht ein Stamm aus Israel ausgetilgt wird. Wir aber können ihnen keine von unsern Töchtern zu Frauen geben, denn die Israeliten haben feierlich geschworen: ›Verflucht sei, wer seine Tochter einem Benjaminiten zur Frau gibt!‹« Da sagten sie: »Es findet bekanntlich alle Jahre ein Fest des HERRN in Silo statt (auf dem Platze) nördlich von Bethel, östlich von der Landstraße, die von Bethel nach Sichem hinaufführt, und südlich von Lebona.« Da gaben sie den Benjaminiten folgende Weisung: »Geht hin und versteckt euch in den Weinbergen! Wenn ihr dann die Mädchen von Silo herauskommen seht, um Reigentänze aufzuführen, so brecht aus den Weinbergen hervor und erhascht euch ein jeder sein Weib aus den Mädchen von Silo und kehrt mit ihr ins Land Benjamin zurück. Wenn dann ihre Väter oder Brüder kommen, um sich bei uns (über euch) zu beschweren, so wollen wir zu ihnen sagen: ›Vergönnt sie ihnen um unsertwillen! [Denn wir haben durch den Krieg (gegen Jabes) nicht für jeden eine Frau gewonnen.] Nicht ihr habt sie ihnen ja gegeben; denn in diesem Fall würdet ihr als schuldig dastehen.‹« Die Benjaminiten befolgten die Weisung: sie holten sich die erforderliche Zahl von Frauen aus den tanzenden Mädchen, die sie raubten, kehrten dann in ihren Erbbesitz zurück, bauten die Ortschaften wieder auf und ließen sich darin nieder. Nunmehr zogen auch die Israeliten von dort heim, ein jeder in seinen Stamm und zu seinem Geschlecht, und begaben sich von dort weg, ein jeder in seinen Erbbesitz. Zu jener Zeit gab es noch keinen König in Israel; jeder tat, was ihm gut dünkte. 1. Die Vorgeschichtea) Die Schicksale Noomis im Lande der MoabiterZu der Zeit, als die Richter (in Israel) walteten, kam einmal eine Hungersnot über das Land. Da wanderte ein Mann aus Bethlehem in Juda mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen aus, um eine Zeitlang im Gebiet der Moabiter als Fremdling zu leben. Der Mann hieß Elimelech, seine Frau Noomi; und seine beiden Söhne hießen Machlon und Kiljon; sie waren EphrathiterEphrata oder Ephrath hieß die Gegend, in der Bethlehem lag (1.Mose 48,7). aus Bethlehem in Juda. Sie kamen auch glücklich im Gebiet der Moabiter an und blieben dort. Da starb Elimelech, der Mann Noomis, so daß sie mit ihren beiden Söhnen allein zurückblieb. Diese nahmen sich dann moabitische Frauen, von denen die eine Orpa, die andere Ruth hieß. So wohnten sie dort etwa zehn Jahre. Als dann auch die beiden Söhne, Machlon und Kiljon, starben und die Frau, ihrer beiden Söhne und ihres Mannes beraubt, allein stand, machte sie sich mit ihren beiden Schwiegertöchtern auf, um aus dem Gebiet der Moabiter in ihre Heimat zurückzukehren; denn sie hatte im Lande der Moabiter in Erfahrung gebracht, daß der HERR sich seines Volkes gnädig angenommen und ihm wieder Brot gegeben habe. b) Aufbruch Noomis und ihrer beiden Schwiegertöchter zur Rückkehr nach Bethlehem; Orpas Abschied, Ruths TreueSie verließ also in Begleitung ihrer beiden Schwiegertöchter den Ort, wo sie bis dahin gewohnt hatte. Als sie aber ihres Weges zogen, um ins Land Juda zurückzukehren, sagte Noomi zu ihren beiden Schwiegertöchtern: »Kehrt jetzt wieder heim, eine jede ins Haus ihrer Mutter. Der HERR segne euch für die Liebe, die ihr den Verstorbenen und mir erwiesen habt! Der HERR vergönne euch beiden, ein ruhiges Heim im Hause eines Gatten zu finden!« Als Noomi sie hierauf geküßt hatte, begannen jene laut zu weinen und sagten zu ihr: »Nein, wir wollen dich zu deinem Volke begleiten!« Aber Noomi entgegnete: »Kehrt um, liebe Töchter! Warum wollt ihr mit mir gehen? Darf ich etwa noch hoffen, Söhnen das Leben zu geben, daß sie eure Männer werden könnten? Nein, kehrt um, liebe Töchter! Geht heim! Ich bin ja zu alt, um mich nochmals zu verheiraten. Und wenn ich auch dächte, noch Aussicht auf eine neue Ehe zu haben, ja wenn ich noch in dieser Nacht das Weib eines Mannes und sogar Mutter von Söhnen würde: wolltet ihr deshalb warten, bis sie erwachsen wären? Wolltet ihr euch deshalb bis dahin einschließen und unverheiratet bleiben? Nein, liebe Töchter! Ich bin ja euretwegen tief betrübt, daß die Hand des HERRN mich so schwer getroffen hat!« Da begannen sie von neuem laut zu weinen; dann küßte aber Orpa ihre Schwiegermutter und ging weg, Ruth aber schloß sie fest in ihre Arme. Da sagte Noomi zu ihr: »Nachdem nun deine Schwägerin zu ihrem Volk und zu ihrem Gott zurückgekehrt ist, so kehre auch du um und folge deiner Schwägerin!« Aber Ruth erwiderte: »Dringe nicht in mich, dich zu verlassen und ohne dich umzukehren; Nein, wohin du gehst, dahin will auch ich gehen, und wo du bleibst, da bleibe ich auch: dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott! Wo du stirbst, da sterbe ich auch, und da will ich begraben sein. Der HERR mache mit mir, was er will: nur der Tod soll mich von dir scheiden!« Als Noomi nun sah, daß Ruth fest entschlossen war, mit ihr zu gehen, redete sie nicht weiter auf sie ein. c) Ankunft und Empfang der beiden Frauen in BethlehemSo gingen denn die beiden weiter, bis sie nach Bethlehem gelangten. Als sie aber dort ankamen, geriet der ganze Ort ihretwegen in Aufregung, und alle Frauen sagten: »Ist das nicht Noomi?« Da antwortete sie ihnen: »Nennt mich nicht Noomi, nennt mich lieber Mara; denn der Allmächtige hat mich viel Bitteres erleben lassen. Voll bin ich weggegangen, und leer hat mich der HERR zurückkehren lassen. Warum nennt ihr mich Noomi? Hat sich doch der HERR selbst gegen mich erklärt und der Allmächtige mich in Leid gestürzt!« So kehrte Noomi und mit ihr Ruth, ihre Schwiegertochter, die Moabitin, aus dem Lande der Moabiter heim, und zwar kamen sie in Bethlehem an beim Beginn der Gerstenernte. 2. Das erste Zusammentreffen Ruths mit Boasa) Ruth kommt, um Ähren zu lesen, auf das Feld des Boas, der sich nach ihr erkundigt und ihr freundlich begegnetNun besaß Noomi einen Verwandten von seiten ihres Mannes, einen sehr wohlhabenden Mann aus der Familie Elimelechs, namens Boas. Als nun die Moabitin Ruth zu Noomi sagte: »Ich will doch aufs Feld gehen und Ähren lesen hinter einem her, der es mir erlauben wird«, erwiderte diese ihr: »Geh nur, meine Tochter!« So ging sie denn hin und las auf dem Felde hinter den Schnittern her auf, und der Zufall wollte es, daß das Grundstück dem Boas gehörte, der aus der Familie Elimelechs stammte. Da kam Boas gerade aus Bethlehem und sagte zu den Schnittern: »Der HERR sei mit euch!«; sie antworteten ihm: »Der HERR segne dich!« Darauf fragte Boas den Großknecht bei seinen Schnittern: »Wem gehört das Mädchen da?« Der Großknecht antwortete: »Es ist das moabitische Mädchen, das mit Noomi aus dem Lande der Moabiter heimgekehrt ist. Sie hat uns gebeten: ›Laßt mich doch Ähren lesen und zwischen den Garben sammeln hinter den Schnittern her!‹ So ist sie denn gekommen und hat ausgehalten vom frühen Morgen an bis jetzt und sich keinen Augenblick Ruhe gegönnt.« Da sagte Boas zu Ruth: »Hörst du wohl, meine Tochter? Du brauchst auf kein anderes Feld zu gehen, um dort aufzulesen, und brauchst auch nicht von hier wegzugehen, sondern schließe dich hier an meine Mägde an! Laß deine Augen immer auf das Feld gerichtet sein, wo sie schneiden, und gehe hinter ihnen her; ich habe auch den Knechten befohlen, dich nicht zu belästigen. Und wenn du Durst hast, so gehe nur zu den Gefäßen und trinke von dem Wasser, das die Knechte geholt haben!« Da warf sie sich mit dem Angesicht vor ihm auf die Erde nieder und sagte zu ihm: »Wie kommt’s doch, daß du so freundlich gegen mich bist und dich meiner annimmst, da ich doch eine Ausländerin bin?« Boas antwortete ihr: »O es ist mir alles genau berichtet worden, was du an deiner Schwiegermutter nach dem Tode deines Mannes getan hast: Vater, Mutter und Heimatland hast du verlassen und bist zu einem Volk gezogen, das du früher nicht kanntest. Der HERR vergelte dir dein Tun, und voller Lohn möge dir zuteil werden vom HERRN, dem Gott Israels, unter dessen Flügeln du Schutz zu suchen hergekommen bist!« Da antwortete sie: »Ich danke dir für deine Freundlichkeit, mein Herr! Denn du hast mich getröstet und deiner Magd mit Herzlichkeit zugesprochen, obgleich ich nicht einmal wie eine von deinen Mägden bin.« b) Ruth wird weiter von Boas freundlich behandelt, kommt mit reichem Ährenertrag nach Hause und erhält von ihrer Schwiegermutter Auskunft über BoasZur Essenszeit sagte dann Boas zu ihr: »Komm hierher und iß mit von dem Brot und tunke deinen Bissen in den Essig!« Als sie sich nun neben die Schnitter gesetzt hatte, reichte er ihr geröstete Körner, und sie aß, bis sie satt war, und behielt noch einen Teil übrig. Als sie dann aufstand, um wieder zu lesen, gab Boas seinen Knechten den Befehl: »Sie darf auch zwischen den Garben lesen, und ihr sollt ihr nichts zuleide tun! Zieht vielmehr hin und wieder Halme für sie aus den Bündeln heraus und laßt sie liegen; sie mag sie dann auflesen, ohne daß ihr sie scheltet!« So las sie denn auf dem Felde bis zum Abend, und als sie dann das ausklopfte, was sie gesammelt hatte, war es beinahe ein EphaEpha s. Anhang, Maße. Gerste. Sie hob es auf, ging in die Stadt und zeigte ihrer Schwiegermutter, was sie gelesen hatte; dann holte sie auch noch das hervor, was sie vom Essen übrigbehalten hatte, und gab es ihr. Da sagte ihre Schwiegermutter zu ihr: »Wo hast du heute so fleißig gelesen? Gesegnet sei, der sich deiner so freundlich angenommen hat!« Nun erzählte sie ihrer Schwiegermutter, auf wessen Felde sie bei der Arbeit gewesen war, und sagte: »Der Mann, auf dessen Felde ich heute bei der Arbeit gewesen bin, heißt Boas.« Da erwiderte Noomi ihrer Schwiegertochter: »Gesegnet sei er vom HERRN, der seine Güte weder den noch Lebenden noch den schon Toten entzogen hat!« Dann fuhr Noomi fort: »Der Mann ist mit uns nahe verwandt; er ist einer von unsern Lösern.«Vgl. 3.Mose 25,25; 5.Mose 25,5. Darauf sagte die Moabitin Ruth: »Er hat auch zu mir gesagt: ›Halte dich nur zu meinen Leuten, bis sie mit meiner ganzen Ernte fertig sind!‹« Da antwortete Noomi ihrer Schwiegertochter Ruth: »Es ist gut, liebe Tochter, wenn du mit seinen Mägden hinausgehst: so kann man dir auf einem andern Felde nichts zuleide tun.« So hielt sie sich denn beim Ährenlesen zu den Mägden des Boas, bis die Gersten- und Weizenernte zu Ende war; dann blieb sie bei ihrer Schwiegermutter zu Hause. 3. Ruths nächtliche Unterredung mit Boasa) Ruth begibt sich auf Noomis Rat zur Tenne des Boas und legt sich zu dessen Füßen niederDa sagte ihre Schwiegermutter Noomi zu ihr: »Liebe Tochter, ich muß dir doch ein sicheres Heim verschaffen, damit du gut versorgt bist. Nun denn, Boas, dessen Mägden du dich angeschlossen hast, gehört zu unserer Verwandtschaft; der worfelt gerade diese Nacht die Gerste auf der Tenne. So bade und salbe dich denn, lege deine besten Kleider an und gehe zur Tenne hinab, laß dich aber von dem Manne nicht eher bemerken, als bis er mit Essen und Trinken fertig ist. Wenn er sich dann schlafen legt, so achte auf den Ort, wohin er sich legt; dann gehe hin, hebe die Decke zu seinen Füßen auf und lege dich dort nieder; er wird dir dann schon sagen, was du zu tun hast.« Sie antwortete ihr: »Ganz nach deiner Weisung will ich tun!« Sie ging also zur Tenne hinab und machte es genau so, wie ihre Schwiegermutter ihr angegeben hatte. Als Boas nämlich gegessen und getrunken hatte und guter Dinge geworden war, legte er sich am Ende des Getreidehaufens schlafen; da kam sie leise heran, deckte den Platz zu seinen Füßen auf und legte sich dort nieder. b) Ruth bespricht sich mit Boas, erhält die gewünschte Zusage und kehrt mit einem Geschenk zu Noomi zurückDa, um Mitternacht, fuhr der Mann aus dem Schlafe auf, und als er sich vorbeugte, sah er ein Weib zu seinen Füßen liegen. Als er nun fragte: »Wer bist du?«, antwortete sie: »Ich bin Ruth, deine Magd; breite also deinen FittichA.Ü.: den Zipfel deiner Decke. über deine Magd aus; denn du bist Löser für mich!« Da erwiderte er: »Gesegnet seist du vom HERRN, meine Tochter! Du hast deine Liebe (zu Noomi) zuletzt noch schöner betätigt als früher, indem du nicht den jungen Männern nachgelaufen bist, sie seien arm oder reich. Und nun, meine Tochter, sei ohne Angst! Alles, was du wünschest, will ich für dich tun; wissen doch alle Leute, die in unserm Ort auf dem Marktplatze am Stadttor zusammenkommen, daß du ein sittsames Weib bist. Nun bin ich ja allerdings ein Löser für dich; aber es ist noch ein anderer Löser vorhanden, der näher mit dir verwandt ist als ich. Bleibe über Nacht hier; morgen wird sich’s dann finden: wenn er dich lösen will, gut, so mag er es tun! Hat er aber keine Lust dazu, so will ich dich lösen, so wahr der HERR lebt! Bleibe nur liegen bis zum Morgen!« So blieb sie denn zu seinen Füßen liegen bis zum Morgen; dann stand sie auf, ehe noch ein Mensch den andern erkennen konnte; er dachte nämlich: »Es braucht nicht bekanntzuwerden, daß ein Weib auf die Tenne gekommen ist.« Dann sagte er: »Nimm den Überwurf, den du anhast, und halte ihn fest.« Als sie ihn nun hinhielt, maß er ihr sechs MaßEin Maß: wohl ein Gomer = ein zehntel Epha; s. Anhang, Maße. Gerste ab und lud sie ihr auf. So ging sie in die Stadt. Als sie nun zu ihrer Schwiegermutter heimkam, fragte diese: »Wie ist es dir ergangen, liebe Tochter?« Da erzählte sie ihr alles, wie der Mann sich gegen sie verhalten hatte, und schloß mit den Worten: »Diese sechs Maß Gerste hat er mir gegeben; denn er sagte: ›Du sollst nicht mit leeren Händen zu deiner Schwiegermutter zurückkommen.‹« Da sagte diese: »Warte nur ruhig ab, liebe Tochter, bis du erfährst, wie die Sache abläuft! Denn der Mann wird nicht ruhen, bis er die Sache heute noch zur Entscheidung gebracht hat.« 4. Die öffentliche Verhandlung zwischen Boas und dem LöserBoas aber war zum Stadttor hinaufgegangen und hatte sich dort niedergesetzt. Als nun gerade der Löser vorüberging, von dem Boas geredet hatte, rief er: »Komm her und setze dich hierher, du Soundso!« Als er nun gekommen war und sich gesetzt hatte, holte (Boas) zehn Männer von den Ältesten der Stadt und sagte zu ihnen: »Setzt euch hier nieder!« Als sie sich gesetzt hatten, sagte er zu dem Löser: »Das Stück Land, das unserm Verwandten Elimelech gehört hat, will Noomi verkaufen, die aus dem Lande der Moabiter zurückgekehrt ist. Nun habe ich gedacht, ich wollte dir einen Vorschlag machen, nämlich: Kaufe es in Gegenwart der hier Sitzenden und in Gegenwart der Ältesten meines Volkes! Willst du Löser sein, so sei Löser; wo nicht, so gib mir eine Erklärung ab, damit ich Bescheid weiß; denn außer dir ist kein Löser da, und ich komme erst nach dir.« Da erklärte jener: »Ja, ich will Löser sein.« Da fuhr Boas fort: »Sobald du das Stück Land von Noomi erwirbst, hast du auch die Moabitin Ruth, die Witwe des Verstorbenen, erkauft, um das Geschlecht des Verstorbenen auf seinem Erbbesitz fortzupflanzen.«W.: um den Namen des Verstorbenen auf seinem Erbbesitz wieder aufleben zu lassen. Da antwortete der Löser: »In diesem Falle kann ich es nicht für mich einlösen; ich würde sonst mein eigenes Besitztum schädigen; löse du für dich, was ich lösen sollte, denn ich kann nicht Löser sein!« Nun bestand ehemals in Israel beim Lösen wie beim Tauschen der Brauch, daß, wenn man irgendeinen Handel fest abmachen wollte, der eine seinen Schuh auszog und ihn dem andern gab; dies galt als Beglaubigung in Israel. Als daher der Löser zu Boas gesagt hatte: »Kaufe du es für dich!«, zog er seinen Schuh aus. Darauf sagte Boas zu den Ältesten und zu allen anwesenden Leuten: »Ihr seid heute Zeugen, daß ich alles, was dem Elimelech, und alles, was dem Kiljon und Machlon gehört hat, von Noomi gekauft habe; aber auch die Moabitin Ruth, die Witwe Machlons, habe ich mir zum Weibe erkauft, um den Namen des Verstorbenen auf seinem Erbbesitz fortzupflanzen, damit nicht der Name des Verstorbenen aus dem Kreise seiner Verwandten und aus dem Tor seines Heimatorts verschwindet: dafür seid ihr heute Zeugen!« Da erklärten alle im Stadttor Anwesenden und auch die Ältesten: »Ja, wir sind Zeugen! Der HERR gebe, daß die Frau, die in dein Haus einziehen soll, (so fruchtbar) werde wie Rahel und Lea, die beide das Haus Israel aufgebaut haben! Werde glücklich in Ephratha und schaffe dir einen Namen in Bethlehem! Und dein Haus werde wie das Haus des Perez, den Thamar dem Juda geboren hat, durch die Nachkommenschaft, die der HERR dir von dieser jungen Frau bescheren wird!« 5. Des Boas Heirat mit Ruth vollzogen und durch die Geburt Obeds gesegnet; Geschlechtsverzeichnis von Perez bis DavidSo heiratete denn Boas die Ruth, und sie wurde sein Weib; und als er zu ihr eingegangen war, verlieh ihr der HERR Mutterglück durch die Geburt eines Sohnes. Da sagten die Frauen zu Noomi: »Gepriesen sei der HERR, der es dir heute an einem Löser nicht hat fehlen lassen! Möge sein Name in Israel gefeiert werden, und möge er ein Trost für dein Herz sein und dein Versorger im Alter! Denn deine Schwiegertochter, die dich liebhat, ist seine Mutter, sie, die dir mehr wert ist als sieben Söhne.« Da nahm Noomi das Kind, legte es auf ihren Schoß und wurde seine Wärterin. Die Nachbarinnen aber legten ihm einen Namen bei, indem sie sagten: »Ein Sohn ist der Noomi geboren!«, und sie nannten ihn Obed. Der ist der Vater Isais, des Vaters Davids. Dies ist der Stammbaum des Perez: Perez war der Vater Hezrons, Hezron der Vater Rams, Ram der Vater Amminadabs, Amminadab der Vater Nahassons, Nahasson der Vater Salmons, Salmon der Vater des Boas, Boas der Vater Obeds, Obed der Vater Isais und Isai der Vater Davids. I. Samuel und Saul (Kap. 1-15)1. Samuels Jugendgeschichte (Kap. 1-3)a) Samuels Geburt und Weihe zum Diener des Herrn in Silo; Lobgesang der HannaEs war einst ein Mann aus (den Bürgern von) Ramath, ein Zuphit vom Gebirge Ephraim, mit Namen Elkana, ein Sohn Jerohams, des Sohnes Elihus, des Sohnes Thohus, des Sohnes Zuphs, ein Ephrathiter. Der hatte zwei Frauen: die eine hieß Hanna, die andere Peninna; und Peninna hatte Kinder, Hanna aber war kinderlos. Dieser Mann zog Jahr für Jahr aus seinem Wohnort nach Silo hinauf, um Gott, den HERRN der Heerscharen, dort anzubeten und ihm zu opfern; dort waren die beiden Söhne Elis, Hophni und Pinehas, Priester des HERRN. Sooft nun der Tag da war, an welchem Elkana opferte, gab er seiner Frau Peninna und all ihren Söhnen und Töchtern Anteile; der Hanna aber gab er einen doppelten Anteil, denn er hatte Hanna lieber, obgleich der HERR ihr Kinder versagt hatte.A.L.: der Hanna aber gab er (auch nur) einen Anteil, obwohl er sie lieber hatte, da der HERR ihr Kinder versagt hatte. Dann kränkte aber ihre Nebenfrau sie mit lieblosen Reden, um sie zu ärgern, weil der HERR ihr Kindersegen versagt hatte. So ging es Jahr für Jahr: so oft sie zum Hause des HERRN hinaufzog, kränkte jene sie so, daß sie weinte und nichts aß. Elkana, ihr Gatte, fragte sie dann: »Hanna, warum weinst du, und warum issest du nicht, und warum bist du so betrübt? Bin ich dir nicht mehr wert als zehn Söhne?«A.Ü.: Bin ich dir nicht gewogener als zehn Söhnen? Hannas Gelübde in Silo und ihre Unterredung mit EliAls man nun einst wieder in Silo in der Halle gegessen und getrunken hatte, stand Hanna auf und trat vor den HERRN, während der Priester Eli gerade auf dem Stuhl an einem der Türpfosten des Tempels des HERRN saß. In tiefer Bekümmernis und unter vielen Tränen betete sie zum HERRN und sprach folgendes Gelübde aus: »Gott, HERR der Heerscharen! Wenn du das Elend deiner Magd ansehen und meiner gedenken und deine Magd nicht vergessen willst und deiner Magd einen männlichen Sproß schenkst, so will ich ihn dir, HERR, für sein ganzes Leben weihen, und kein Schermesser soll an sein Haupt kommen.« Als sie nun lange Zeit so vor dem HERRN betete, stieg in Eli, der ihren Mund beobachtete – Hanna redete nämlich leise für sich, nur ihre Lippen bewegten sich, während man ihre Stimme nicht hören konnte –, der Gedanke auf, sie sei trunken; und er sagte zu ihr: »Wie lange willst du dich noch wie eine Trunkene benehmen? Werde endlich wieder nüchtern!« Da erwiderte ihm Hanna: »Ach nein, Herr, ich bin eine unglückliche Frau! Wein und berauschende Getränke habe ich nicht genossen, sondern mein Herz vor dem HERRN ausgeschüttet. Halte deine Magd nicht für ein verworfenes Weib! Denn nur infolge meiner großen Bekümmernis und Traurigkeit habe ich so lange gebetet.« Da entgegnete ihr Eli: »Gehe hin in Frieden! Der Gott Israels möge dir die Bitte gewähren, die du an ihn gerichtet hast!« Sie erwiderte: »Laß deine Magd deiner Huld empfohlen sein!« Damit ging die Frau ihres Weges und aß, und ihr trauriges Aussehen war verschwunden. Samuels Geburt, erste Kindheit und Weihe in SiloAm andern Morgen machten sie sich früh auf und verrichteten ihre Andacht vor dem HERRN, und als sie dann in ihr Haus nach Rama zurückgekehrt waren und Elkana zu seiner Frau einging, da gedachte der HERR der Hanna: sie wurde guter Hoffnung, und als die Zeit um war, gebar sie einen Sohn, dem sie den Namen Samuel gab; »denn«, sagte sie, »vom HERRN habe ich ihn erbeten.« Als dann ihr Mann Elkana mit seiner ganzen Familie wieder hinaufzog, um dem HERRN das jährliche Schlachtopfer und, was er gelobt hatte, darzubringen, ging Hanna nicht mit hinauf; denn sie hatte zu ihrem Manne gesagt: »Der Knabe soll erst entwöhnt sein; dann will ich ihn hinbringen, damit er vor dem HERRN erscheint und für immer dort bleibt.« Da hatte Elkana, ihr Mann, ihr erwidert: »Mache es so, wie du es für gut hältst: bleibe daheim, bis du ihn entwöhnt hast! Nur möge der HERR seine Verheißung in Erfüllung gehen lassen!« So blieb denn die Frau daheim und nährte ihren Sohn bis zu seiner Entwöhnung. Sobald sie ihn aber entwöhnt hatte, nahm sie ihn mit sich hinauf nebst einem dreijährigen Stier, einem Epha Mehl und einem Schlauch Wein: so brachte sie den Knaben, wiewohl er noch sehr jung war, in das Gotteshaus nach Silo. Als sie dort den Stier geopfert hatten und sie den Knaben zu Eli brachten, sagte die Mutter (zu Eli): »Verzeihe, mein Herr! So wahr du lebst, mein Herr: ich bin die Frau, die einst hier bei dir gestanden hat, um zum HERRN zu beten. Um diesen Knaben habe ich damals gebetet; nun hat der HERR mir die Bitte gewährt, die ich ihm vorgetragen habe. So habe denn auch ich ihn dem HERRN geweiht: solange er lebt, soll er dem HERRN geweiht sein!« Hierauf beteten sie dort den HERRN an.A.L.: Und sie ließ ihn dort vor dem HERRN. Lobgesang der Hanna; Samuels Dienstbeginn in SiloHanna aber betete so: »Mein Herz frohlockt in dem HERRN, hoch ragt mein Horn durch den HERRN; mein Mund hat weit sich aufgetan gegen meine Feinde, denn ich freue mich deiner Hilfe. Niemand ist heilig wie der HERR, denn keiner ist da außer dir und keiner ein Fels wie unser Gott. Laßt euer ewiges stolzes Reden: kein vermessenes Wort entfahre eurem Munde! Denn ein allwissender Gott ist der HERR und ein Gott, von dem die Taten gewogen werden. Der Bogen der Starken wird zerbrochen, Strauchelnde aber gürten sich mit Kraft. Die da satt waren, müssen um Brot sich verdingen, aber die Hunger litten, hungern nicht mehr; sogar die Unfruchtbare wird Mutter von sieben, aber die Kinderreiche welkt dahin. Der HERR tötet und macht lebendig, er stößt ins Totenreich hinab und führt herauf; der HERR macht arm und macht reich, er erniedrigt und erhöht auch; er hebt den Geringen empor aus dem Staube, erhöht den Armen aus dem Kehricht, um sie neben den Fürsten sitzen zu lassen und den Ehrenstuhl ihnen anzuweisen. Denn in der Hand des HERRN sind die Säulen der Erde, und den Erdkreis hat er darauf gegründet. Die Schritte seiner Frommen behütet er, aber die Gottlosen verstummen in der Finsternis; denn nicht durch (eigene) Kraft gewinnt der Mensch den Sieg. Die Widersacher des HERRN werden zerschmettert, über ihnen donnert er im Himmel; der HERR richtet die Enden der Erde. Stärke verleiht er seinem König und erhöht das Horn seines Gesalbten.« Darauf kehrte Elkana nach Rama in sein Haus zurück; der Knabe aber diente dem HERRN unter der Aufsicht des Priesters Eli. b) Gottlosigkeit der Söhne Elis; Ankündigung des göttlichen GerichtsDie Söhne Elis aber waren nichtswürdige Buben, die sich weder um den HERRN noch um das Recht der Priester gegenüber dem Volke kümmerten. Sooft nämlich jemand ein Schlachtopfer darbrachte, kam, während man das Fleisch noch kochte, der Diener des Priesters mit einer dreizinkigen Gabel in der Hand und stieß damit in den Kessel oder den Topf, in die Pfanne oder den Tiegel, und alles, was die Gabel dann heraufbrachte, nahm der Priester für sich. So machten sie es in Silo bei allen Israeliten, die dorthin kamen. Sogar noch ehe man das Fett in Rauch hatte aufgehen lassen, kam der Diener des Priesters und sagte zu dem, der das Opfer darbrachte: »Gib Fleisch her zum Braten für den Priester! Denn er will kein gekochtes Fleisch von dir haben, sondern rohes.« Wenn dann der betreffende Mann ihm entgegnete: »Zuerst muß doch das Fett verbrannt werden, dann magst du dir nehmen, wie es dir beliebt!«, so antwortete er: »Nein, gleich jetzt sollst du es hergeben, sonst nehme ich es mit Gewalt!« So war denn die Versündigung der beiden jungen Männer sehr schwer vor dem HERRN, weil sie das Opfer des HERRN geringschätzig behandelten. Hanna und der Chorknabe SamuelSamuel aber versah den Dienst vor dem HERRN als Tempelknabe, mit einem linnenen Schulterkleid umgürtet; dazu pflegte seine Mutter ihm ein kleines Obergewandoder: einen kleinen Mantel (oder Priesterrock?). anzufertigen und brachte es ihm jedes Jahr mit, wenn sie mit ihrem Manne hinaufzog, um das jährliche Schlachtopfer darzubringen. Dann segnete Eli jedesmal den Elkana und seine Frau mit den Worten: »Der HERR wolle dir Kinder von dieser Frau schenken als Entgelt für das Darlehen, das sie dem HERRN geliehen hat!« Danach kehrten sie nach Hause zurück. Der HERR aber segnete Hanna, so daß sie wiederum guter Hoffnung wurde und noch drei Söhne und zwei Töchter gebar. Der junge Samuel aber wuchs heran beim HERRN. Elis milde Mahnungen an seine entarteten SöhneWenn nun Eli, der ein sehr alter Mann war, von allem hörte, was seine Söhne an allen Israeliten verübten, auch daß sie sich mit den Weibern vergingen, die draußen vor dem Offenbarungszelt sich einfanden, dann sagte er zu ihnen: »Warum laßt ihr euch dergleichen zuschulden kommen? Denn ich höre diese üblen Reden über euch von allen Leuten hier. Nicht doch, meine Söhne! Denn das ist kein gutes Gerücht, das vom Volk des HERRN, wie ich höre, über euch verbreitet wird. Wenn sich ein Mensch gegen einen Menschen vergeht, so entscheidet die Gottheit als Richter über ihn; wenn sich aber ein Mensch gegen den HERRN vergeht, wer könnte da als Vermittler für ihn eintreten?« Doch sie hörten nicht auf die Mahnungen ihres Vaters, denn der HERR hatte ihren Tod beschlossen. – Der junge Samuel aber wuchs immer mehr heran und gewann an Liebe sowohl beim HERRN als auch bei den Menschen. Prophetenspruch: Ankündigung des Untergangs Elis und seines HausesDa kam ein Gottesmann zu Eli und sagte zu ihm: »So hat der HERR gesprochen: ›Allerdings habe ich mich dem Hause deines Vaters (Aaron) geoffenbart, als sie noch in Ägypten (Knechte) des Hauses des Pharaos waren, und habe ihn mir aus allen Stämmen Israels zum Priester erwählt, damit er zu meinem Altar hinaufsteige und Räucherwerk anzünde und das Schulterkleid vor mir trage; und ich habe dem Hause deines Vaters alle Feueropfer der Israeliten zum Unterhalt zugewiesen. Warum tretet ihr nun mit Füßen meine Schlachtopfer und meine Speisopfer, die ich für meine Wohnung angeordnet habe? Und warum ehrst du deine Söhne mehr als mich, so daß ihr euch von den Erstlingen aller Opfergaben meines Volkes Israel mästet?‹ Darum lautet der Ausspruch des HERRN, des Gottes Israels, so: ›Ich habe allerdings gesagt: Dein Haus und deines Vaters Haus sollen ewiglich vor mir einhergehen‹; jetzt aber lautet der Ausspruch des HERRN so: ›Fern sei das von mir! Nein, wer mich ehrt, den will ich wieder ehren, aber wer mich verachtet, der wird erniedrigt werden. Wisse wohl: es kommt die Zeit, da werde ich deinen Arm und den Arm deines ganzen Geschlechts abhauen, so daß es keinen Betagten mehr in deinem Hause geben soll. Dann wirst du neidisch auf alles Glück hinblicken, mit dem der HERR Israel segnen wird, während sich in deinem Hause nie mehr ein Betagter finden wird. Und gesetzt, ich tilge dir einmal einen nicht weg von meinem Altar, um deine Augen nicht verschmachten und dein Herz sich nicht abhärmen zu lassen, so soll doch aller Nachwuchs deines Hauses schon im Mannesalter sterben. Und das Schicksal, das deine beiden Söhne Hophni und Pinehas treffen wird, soll dir ein Zeichen sein: an einem Tage werden sie beide sterben! Mir aber will ich einen treuen Priester erstehen lassen, der nach meinem Herzen und nach meinem Sinn handelt; dem will ich ein Haus bauen, das Bestand hat, und er soll allezeit vor meinem Gesalbten einhergehen. Dann wird es dahin kommen, daß jeder, der von deinem Hause noch übriggeblieben ist, herbeikommt und sich vor ihm niederwirft, um ein Geldstück als Almosen oder einen Laib Brot zu erbetteln, und die Bitte ausspricht: Bringe mich doch bei einer der Priesterschaften unter, damit ich ein Stück Brot zu essen habe!‹« c) Samuels Berufung zum Prophetena) Gott offenbart sich dem Samuel und kündigt den Untergang des Hauses Elis anZu der Zeit, wo der junge Samuel den Dienst des HERRN unter Elis Aufsicht versah, waren Offenbarungen des HERRN in Israel etwas Seltenes: Gesichte kamen nicht häufig vor. Nun begab es sich zu jener Zeit, während Eli an seiner gewöhnlichen Stelle schlief – seine Augen waren aber allmählich schwach geworden, so daß er nicht mehr sehen konnte; die Lampe Gottes war noch nicht erloschen, Samuel aber schlief im Tempel des HERRN da, wo die Lade Gottes stand –, da rief der HERR: »Samuel!« Dieser antwortete: »Hier bin ich!« und lief dann zu Eli und sagte: »Hier bin ich! Du hast mich ja gerufen.« Jener aber erwiderte: »Ich habe nicht gerufen; lege dich wieder schlafen!« Da ging er hin und legte sich schlafen. Der HERR aber rief wiederum: »Samuel!« Dieser erhob sich, ging zu Eli und sagte: »Hier bin ich! Du hast mich ja gerufen.« Jener antwortete: »Ich habe nicht gerufen, mein Sohn; lege dich wieder schlafen!« Samuel hatte nämlich den HERRN noch nicht kennengelernt, und es war ihm noch keine Offenbarung des HERRN zuteil geworden. Nun rief der HERR wiederum zum drittenmal: »Samuel!« Da stand er auf, ging zu Eli und sagte: »Hier bin ich! Du hast mich ja gerufen.« Jetzt erkannte Eli, daß der HERR es war, der den Jüngling gerufen hatte; daher sagte Eli zu Samuel: »Gehe hin, lege dich schlafen! Doch wenn du wieder angerufen wirst, so antworte: ›Rede, HERR, denn dein Knecht hört!‹« So ging denn Samuel hin und legte sich auf seinem Platze schlafen. Da kam der HERR, trat vor ihn hin und rief wie die vorigen Male: »Samuel! Samuel!« Dieser antwortete: »Rede! Denn dein Knecht hört.« Da sagte der HERR zu Samuel: »Wisse wohl, ich will in Israel etwas vollführen, daß jedem, der es hört, beide Ohren gellen sollen. An jenem Tage will ich an Eli alles in Erfüllung gehen lassen, was ich seinem Hause angedroht habe, von Anfang bis zu Ende! Denn ich habe ihm ankündigen lassen, daß ich sein Haus für alle Zeit richten will wegen seiner Verschuldung; denn er hat gewußt, daß seine Söhne Gott in Verachtung bringen,A.Ü.: Gott verachten; A.L.: sich den Fluch zugezogen haben. und er ist ihnen dennoch nicht entgegengetreten. Darum habe ich dem Hause Elis geschworen: ›Wahrlich, die Verfehlung des Hauses Elis soll in Ewigkeit nicht, weder durch Schlachtopfer noch durch Speisopfer, gesühnt werden!‹« b) Samuel teilt Eli die Offenbarung mit und beginnt seine Wirksamkeit als Prophet für ganz IsraelSamuel blieb hierauf bis zum Morgen liegen; dann öffnete er die Türen des Hauses des HERRN, scheute sich jedoch, dem Eli etwas von dem Gesicht mitzuteilen. Aber Eli rief ihn zu sich und sagte: »Samuel, mein Sohn!« Dieser antwortete: »Hier bin ich!« Da fragte jener: »Was hat er zu dir gesagt? Verheimliche mir ja nichts! Gott möge dir’s jetzt und künftig vergelten, wenn du mir irgend etwas von allem verheimlichst, was er zu dir gesagt hat!« Da teilte ihm Samuel die ganze Offenbarung mit, ohne ihm etwas zu verschweigen; der aber erwiderte: »Er ist der HERR: er tue, was ihm wohlgefällt!« Samuel aber wuchs heran, und der HERR war mit ihm und ließ nichts unerfüllt von allem, was er angekündigt hatte; und ganz Israel von Dan bis Beerseba erkannte, daß Samuel zum Propheten des HERRN bestellt worden war. Der HERR aber erschien auch fernerhin in Silo; denn der HERR offenbarte sich dem Samuel [in Silo durch das Wort des HERRN], und Samuel teilte dann die Offenbarungen dem gesamten Israel mit. 2. Untergang des Hauses Elis; Samuel als Richter (Kap. 4-7)a) Israels Niederlage im Philisterkriege; Verlust der Bundeslade; Tod Elis und seiner beiden Söhnea) Die Bundeslade ins Lager der Israeliten geholtUnd die Israeliten zogen den Philistern zum Kampf entgegen und lagerten bei Eben-Eser, während die Philister ihr Lager bei Aphek aufgeschlagen hatten. Als sich nun die Philister den Israeliten gegenüber in Schlachtordnung aufgestellt hatten und der Kampf sich weit ausbreitete, wurden die Israeliten von den Philistern besiegt, und diese erschlugen in der Schlacht auf offenem Felde gegen viertausend Mann. Als dann das Heer ins Lager zurückgekehrt war, sagten die Ältesten der Israeliten: »Warum hat der HERR uns heute den Philistern unterliegen lassen? Wir wollen die Bundeslade des HERRN aus Silo zu uns holen, damit er in unsere Mitte kommt und uns aus der Hand unserer Feinde errettet.« So sandte denn das Volk nach Silo, und man holte von dort die Bundeslade Gottes, des HERRN der Heerscharen, der über den Cheruben thront; und die beiden Söhne Elis, Hophni und Pinehas, begleiteten die Bundeslade Gottes. b) Die Wirkung dieses Ereignisses auf die kriegführenden Teile; Niederlage der Israeliten und Verlust der LadeAls nun die Bundeslade des HERRN ins Lager kam, erhob ganz Israel ein so gewaltiges Jubelgeschrei, daß die Erde davon erdröhnte. Als die Philister den lauten Jubel hörten, fragten sie: »Was hat dies laute Jubelgeschrei im Lager der Hebräer zu bedeuten?« Als sie dann erfuhren, daß die Lade des HERRN ins Lager gekommen sei, gerieten die Philister in Angst, denn sie dachten: »Gott ist zu ihnen ins Lager gekommen!«, und sie riefen aus: »Wehe uns! Denn so etwas ist vordem nie geschehen! Wehe uns! Wer wird uns aus der Hand dieser mächtigen Gottheit erretten? Das ist ja dieselbe Gottheit, welche die Ägypter in der Wüste mit allerlei Plagen geschlagen hat! Haltet euch tapfer und zeigt euch als Männer, ihr Philister, sonst müßt ihr den Hebräern dienen, wie sie euch gedient haben; ja, seid Männer und kämpft!« Da kämpften denn die Philister, und die Israeliten wurden geschlagen, und sie flohen ein jeder zu seinen Zelten; und die Niederlage war sehr schwer: es fielen von den Israeliten dreißigtausend Mann Fußvolk. Auch die Lade Gottes wurde (von den Feinden) erbeutet, und die beiden Söhne Elis, Hophni und Pinehas, fanden den Tod. c) Die traurigen Wirkungen der Botschaft in Silo; der Tod Elis und seiner SchwiegertochterEin Benjaminit nun war vom Schlachtfelde weggeeilt und noch an demselben Tage nach Silo gelangt mit zerrissenen Kleidern und mit Erde auf dem Haupt. Als er dort ankam, saß Eli gerade auf einem Stuhle (neben dem Tor) und spähte die Straße entlang; denn sein Herz bangte um die Lade Gottes. Als nun der Mann ankam, um der Stadt die Nachricht zu bringen, erhob die ganze Stadt ein Wehgeschrei. Als Eli das laute Geschrei hörte, fragte er: »Was bedeutet dieses gewaltige Geschrei?« Da kam der Mann herangeeilt und brachte dem Eli die Meldung. Eli war aber achtundneunzig Jahre alt und hatte das Augenlicht verloren, so daß er nicht mehr sehen konnte. Als nun der Mann zu Eli sagte: »Ich bin der Bote, der vom Schlachtfeld gekommen ist, und zwar bin ich heute vom Schlachtfeld geflohen«, da fragte Eli: »Wie ist es (denn dort) gegangen, mein Sohn?« Der Bote antwortete: »Die Israeliten sind vor den Philistern geflohen; dazu hat unser Heer eine schwere Niederlage erlitten; auch deine beiden Söhne, Hophni und Pinehas, sind tot, und die Lade Gottes ist (von den Feinden) erbeutet.« Als er nun die Lade Gottes erwähnte, da fiel Eli rücklings vom Stuhl herab neben dem Tor, brach das Genick und war tot; denn er war alt und ein schwerer Mann. Vierzig Jahre lang war er Richter in Israel gewesen. Seine Schwiegertochter aber, die Frau des Pinehas, war hochschwanger; als sie nun die Kunde vom Verlust der Lade Gottes und vom Tode ihres Schwiegervaters und ihres Mannes vernahm, brach sie zusammen und gebar, da die Wehen sie plötzlich überfielen. Als es nun mit ihr zum Sterben ging und die Frauen, die um sie standen, zu ihr sagten: »Fürchte dich nicht; du hast einen Sohn geboren!«, gab sie keine Antwort und war ganz teilnahmslos; doch nannte sie den Knaben Ikabod, womit sie sagen wollte: »Dahin ist die Herrlichkeit Israels!«, weil ja die Lade Gottes verlorengegangen war und wegen ihres Schwiegervaters und um ihres Mannes willen. Sie rief also aus: »Dahin ist die Herrlichkeit Israels, denn die Lade Gottes ist verlorengegangen!« b) Die Bundeslade richtet im Lande der Philister Unheil in mehreren Städten anDie Philister aber hatten die Lade Gottes erbeutet und brachten sie von Eben-Eser nach Asdod; dort nahmen die Philister die Lade Gottes, brachten sie in den Tempel Dagons und stellten sie neben Dagon hin. Als aber die Einwohner von Asdod am nächsten Morgen früh in den Tempel Dagons kamen, fanden sie Dagon vor der Lade des HERRN am Boden auf dem Angesicht liegen. Da nahmen sie Dagon und stellten ihn wieder an seinen Platz. Als sie aber am folgenden Tage frühmorgens kamen, fanden sie Dagon wieder auf seinem Angesicht am Boden vor der Lade des HERRN liegen, und zwar lagen der Kopf Dagons und seine beiden Hände abgetrennt auf der Schwelle des Tempels; nur sein Fischrumpf war neben ihr noch übriggeblieben. Daher treten in Asdod die Priester Dagons und alle, die in den Dagontempel hineingehen, nicht auf die Schwelle Dagons bis auf den heutigen Tag. Hierauf legte sich die Hand des HERRN schwer auf die Einwohner von Asdod; er setzte sie in Schrecken und suchte die Stadt und ihr Gebiet mit Pestbeulen heim. Als nun die Leute von Asdod diese ihre schlimme Lage erkannten, sagten sie: »Die Lade des Gottes Israels darf nicht bei uns bleiben! Denn seine Hand lastet schwer auf uns und unserm Gott Dagon.« Da beriefen sie durch Boten sämtliche Fürsten der Philister in ihre Stadt zusammen und fragten: »Was sollen wir mit der Lade des Gottes Israels machen?« Da antworteten jene: »Nach Gath soll die Lade des Gottes Israels überführt werden!«, und sie ließen sie auch wirklich dorthin bringen. Aber als sie dorthin geschafft worden war, kam die Hand des HERRN über die Stadt mit einer ganz gewaltigen Bestürzung, und er schlug auch hier die Leute der Stadt, junge und alte, so daß Pestbeulen an ihnen zum Ausbruch kamen. Als man dann die Lade Gottes nach Ekron gebracht hatte, schrien die Einwohner der Stadt nach Ankunft der Lade Gottes in Ekron: »Man hat die Lade des Gottes Israels zu uns hergebracht, um uns und unsere Einwohnerschaft umzubringen!« Da ließen sie wiederum alle Fürsten der Philister durch Boten zusammenrufen und baten: »Schickt die Lade des Gottes der Israeliten wieder zurück an den Ort, wohin sie gehört, damit sie nicht uns und unser Volk umbringt!« Denn es war ein tödlicher Schrecken über die ganze Stadt gekommen: überaus schwer lastete die Hand Gottes auf ihr; denn die Leute, die nicht starben, litten qualvoll an Pestbeulen, und das Wehgeschrei der Stadt stieg zum Himmel empor. c) Zurücksendung der Bundeslade mit Sühnegeschenkena) Beschlußfassung der Philister über die Zurückgabe der LadeNachdem sich nun die Lade des HERRN sieben Monate lang im Gebiet der Philister befunden hatte, beriefen die Philister ihre Priester und Wahrsager und fragten sie: »Was sollen wir mit der Lade des HERRN machen? Laßt uns wissen, auf welche Weise wir sie an den Ort, wohin sie gehört, zurückschicken sollen!« Jene antworteten: »Wollt ihr die Lade des Gottes Israels zurückschicken, so dürft ihr sie nicht ohne Geschenke ziehen lassen, sondern müßt ihr jedenfalls ein Sühnegeschenk zum Entgelt mitgeben; alsdann wird es euch wieder gutgehen, und ihr werdet auch in Erfahrung bringen, warum seine Hand nicht von euch abläßt.« Da fragten sie: »Worin soll das Sühnegeschenk bestehen, das wir ihm als Entgelt entrichten sollen?« Jene antworteten: »Entsprechend der Zahl der Fürsten der Philister: fünf goldene (Nachbildungen eurer) Pestbeulen und fünf goldene Mäuse; denn die gleiche Plage ist euch allen, auch euren Fürsten widerfahren. Laßt also Nachbildungen eurer Pestbeulen und Nachbildungen von den Mäusen anfertigen, die euch das Land verwüsten, und erweist so dem Gott Israels eine Ehre; vielleicht läßt er dann seine Hand nicht mehr so schwer auf euch und eurem Gott und eurem Lande lasten. Warum wollt ihr euer Herz verhärten, wie die Ägypter und der Pharao einst ihr Herz verhärtet haben? Nicht wahr: erst als er ihnen übel mitgespielt hatte, da ließen sie sie ziehen, und sie durften gehen. Laßt also jetzt einen neuen Wagen fertigen und nehmt ein Paar säugende Kühe, auf die noch nie ein Joch gekommen ist; spannt dann die Kühe an den Wagen, ihre Kälber aber treibt von ihnen weg nach Hause zurück. Dann nehmt die Lade des HERRN, stellt sie auf den Wagen und tut die goldenen Kleinodien, die ihr ihm als Sühnegeschenk entrichten wollt, in ein Kästchen neben sie und laßt sie so ihres Weges ziehen. Gebt aber acht: wenn sie den Heimweg antritt hinauf nach Beth-Semes hin, so ist er es gewesen, der uns dieses große Unglück hat zustoßen lassen; andernfalls wissen wir, daß nicht seine Hand uns heimgesucht hat, sondern daß nur ein Zufall uns begegnet ist.« b) Ausführung des Beschlusses; Ankunft und Empfang der Lade in Beth-SemesDa taten die Leute so: sie nahmen ein Paar säugende Kühe und spannten sie an den Wagen, während sie ihre Kälber zu Hause zurückbehielten. Dann stellten sie die Lade des HERRN auf den Wagen samt dem Kästchen mit den goldenen Mäusen und den Nachbildungen ihrer Pestbeulen. Da gingen die Kühe geradeaus auf dem Wege nach Beth-Semes zu, verfolgten, unaufhörlich brüllend, dieselbe Straße, ohne nach rechts oder nach links abzubiegen; die Fürsten der Philister aber gingen hinter ihnen her bis an die Feldmark von Beth-Semes. Die Einwohner von Beth-Semes aber waren gerade mit der Weizenernte in der Niederung beschäftigt. Als sie nun ihre Augen erhoben und die Lade erblickten, freuten sie sich, sie wiederzusehen. Als der Wagen dann auf dem Felde des Bethsemesiters Josua angekommen war, stand er daselbst still. Dort lag ein großer Stein. Sie spalteten nun das Holz des Wagens und brachten die beiden Kühe dem HERRN als Brandopfer dar. Die Leviten hatten nämlich die Lade des HERRN herabgenommen und ebenso das neben ihr stehende Kästchen, in welchem sich die goldenen Kleinodien befanden, und hatten sie auf den großen Stein gestellt; hierauf brachten die Einwohner von Beth-Semes dem HERRN noch an demselben Tage Brand- und Schlachtopfer dar. Nachdem dann die fünf Fürsten der Philister alles mit angesehen hatten, kehrten sie noch an demselben Tage nach Ekron zurück. – Folgendes sind aber die goldenen Pestbeulen, welche die Philister dem HERRN als Sühnegeschenk erstattet haben: für Asdod eine, für Gaza eine, für Askalon eine, für Gath eine, für Ekron eine; die goldenen Mäuse aber entsprachen der Zahl aller Ortschaften der Philister unter den fünf Fürsten,A.Ü.: nach den fünf Fürstentümern. sowohl der befestigten Städte als auch der offenen Bauerndörfer. (Zeuge) hierfür ist der große Stein, auf den sie die Lade des HERRN niedergesetzt hatten, der bis auf den heutigen Tag auf dem Felde Josuas, des Bethsemesiters, liegt. c) Aufstellung der Lade in Kirjath-Jearim(Der Herr) aber ließ unter den Einwohnern von Beth-Semes ein Sterben ausbrechen, weil sie in die Lade des HERRN hineingeschaut hatten, und ließ unter der Einwohnerschaft siebzig PersonenIm Hebräischen hier noch ein unverständlicher Zusatz: 50000 Mann. sterben. Da trauerte die Einwohnerschaft darüber, daß der HERR ein so schreckliches Unglück über das Volk hatte kommen lassen; und die Leute von Beth-Semes riefen aus: »Wer vermag zu bestehen vor dem HERRN, diesem heiligen Gott?!« und: »Zu wem soll er nun hingehen von uns weg?« Sie sandten dann Boten zu den Einwohnern von Kirjath-Jearim und ließen ihnen sagen: »Die Philister haben die Lade des HERRN zurückgebracht; kommt herab und holt sie zu euch hinauf!« Da kamen die Männer von Kirjath-Jearim, holten die Lade des HERRN hinauf und brachten sie in das Haus Abinadabs auf der Anhöhe; seinen Sohn Eleasar aber weihten sie zum Hüter der Lade des HERRN. d) Israels Buße; Niederlage der Philister; Samuel als Richtera) Die Israeliten bekehren sich bußfertig zu GottSeit dem Tage nun, an welchem die Lade des HERRN in Kirjath-Jearim untergebracht war, verging eine lange Zeit, wohl zwanzig Jahre. Als sich dann das ganze Haus Israel mit Wehklagen an den HERRN wandte, sagte Samuel zum ganzen Hause Israel: »Wenn ihr mit eurem ganzen Herzen zum HERRN umkehren wollt, so schafft die fremden Götter und besonders die Astartebilder aus eurer Mitte weg und richtet euer Herz auf den HERRN und dient ihm allein, dann wird er euch aus der Gewalt der Philister erretten.« Da entfernten die Israeliten die Bilder Baals und der Astarte und dienten dem HERRN allein. b) Samuels Fürbitte und Opfer für Israel in Mizpa; Besiegung der Philister; der Stein Eben-EserHierauf machte Samuel bekannt: »Laßt ganz Israel in Mizpa zusammenkommen, dann will ich Fürbitte für euch beim HERRN einlegen!« Als sie sich nun in Mizpa versammelt hatten, schöpften sie Wasser und gossen es vor dem HERRN aus; zugleich fasteten sie an jenem Tage und legten dort das Bekenntnis ab: »Wir haben gegen den HERRN gesündigt!« Sodann sprach Samuel den Israeliten in Mizpa Recht. Als aber die Philister erfuhren, daß die Israeliten sich in Mizpa versammelt hatten, zogen die Fürsten der Philister gegen Israel hinauf. Als die Israeliten Kunde davon erhielten, gerieten sie in Furcht vor den Philistern und baten Samuel: »Laß nicht ab, für uns zum HERRN, unserm Gott, laut zu flehen, daß er uns aus der Gewalt der Philister errette!« Da nahm Samuel ein Milchlamm und brachte es dem HERRN als Ganzopfer dar; dabei flehte Samuel laut für Israel zum HERRN, und der HERR erhörte ihn. Während nämlich Samuel an jenem Tage das Brandopfer darbrachte, waren die Philister zum Angriff gegen Israel herangerückt; aber der HERR ließ ein Gewitter mit furchtbarem Donner über den Philistern ausbrechen und versetzte sie dadurch in solche Bestürzung, daß sie von den Israeliten geschlagen wurden. Da brachen die Israeliten aus Mizpa hervor, verfolgten die Philister und richteten ein Blutbad unter ihnen an bis unterhalb von Beth-Kar. Darauf nahm Samuel einen Stein und stellte ihn zwischen Mizpa und Sen auf und gab ihm den Namen Eben-Eser und sagte: »Bis hierher hat der HERR uns geholfen!« c) Friedenszustand des Landes; Samuels Wirksamkeit als RichterSo waren denn die Philister gedemütigt und fielen fortan nicht mehr in das Gebiet der Israeliten ein; denn solange Samuel lebte, lag die Hand des HERRN auf den Philistern. Auch die Städte, welche die Philister den Israeliten abgenommen hatten, kamen wieder in den Besitz der Israeliten, von Ekron an bis Gath; auch das zu ihnen gehörige Gebiet machte Israel von der Herrschaft der Philister frei. Ebenso bestand Friede zwischen Israel und den Amoritern. Samuel waltete dann als Richter in Israel während seines ganzen Lebens. Er zog nämlich Jahr für Jahr umher und machte die Runde über Bethel, Gilgal und Mizpa; wenn er dann an allen diesen Orten Gericht in Israel gehalten hatte, kehrte er nach Rama zurück; denn dort hatte er seinen Wohnsitz, und dort sprach er den Israeliten Recht; er baute dort dem HERRN auch einen Altar. 3. Sauls Wahl zum König (Kap. 8-10)a) Israels Verlangen nach einem Königa) Das Verlangen des Volkes erregt Samuels Mißmut, findet aber Gottes ZustimmungAls aber Samuel alt geworden war, bestellte er seine (beiden) Söhne zu Richtern über Israel. Sein ältester Sohn hieß Joel, sein zweiter Abia; sie sprachen in Beerseba Recht. Aber seine Söhne wandelten nicht in seinen Wegen, sondern gingen auf Gewinn aus, nahmen Bestechungsgeschenke an und beugten das Recht. Da versammelten sich alle Ältesten der Israeliten, kamen zu Samuel nach Rama und sagten zu ihm: »Du bist nun alt geworden, und deine Söhne wandeln nicht in deinen Wegen; so setze nun einen König über uns ein, der uns richten soll, wie es bei allen anderen Völkern der Fall ist.« Samuel war zwar unzufrieden damit, daß sie von ihm die Einsetzung eines Königs verlangten, der über sie herrschen sollte; doch als er zum HERRN betete, gab der HERR ihm die Antwort: »Komm der Forderung des Volkes in allem nach, was sie von dir verlangen! Denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, daß ich nicht (länger) König über sie sein soll. Sie machen es jetzt mit dir ebenso, wie sie es mit mir immer gemacht haben seit der Zeit, wo ich sie aus Ägypten hergeführt habe, bis auf diesen Tag, indem sie mich verlassen und anderen Göttern gedient haben. So komm also ihrer Forderung nach; nur verwarne sie ernstlich und weise sie hin auf die Rechte des Königs, der über sie herrschen wird.« b) Samuel teilt dem Volke die einem König zustehenden Rechte mitHierauf teilte Samuel dem Volke, das einen König von ihm forderte, alles mit, was der HERR zu ihm gesagt hatte, und fuhr dann fort: »Folgende Rechte wird der König haben, der über euch herrschen wird: Eure Söhne wird er nehmen, um sie für sich bei seinen Kriegswagen und seinen Reitern zu verwenden; er wird sie auch vor seinem Wagen herlaufen lassen und sie als Befehlshaber über Tausend und als Befehlshaber über Fünfzig für sich anstellen; sie werden ferner seine Äcker pflügen müssen und seine Ernte einbringen und ihm Kriegsgeräte und Wagengeschirr anzufertigen haben. Eure Töchter aber wird er nehmen und sie zum Salbenbereiten, zum Kochen und zum Backen verwenden. Von euren Äckern, euren Weinbergen und Ölbaumgärten wird er die besten nehmen und sie seinen Dienern geben; und von euren Saatfeldern und Weinbergen wird er den Zehnten erheben und ihn seinen Hofleuten und Beamten geben. Eure Knechte und Mägde, eure schönsten Rinder und Esel wird er nehmen und sie für seine Wirtschaft verwenden. Von eurem Kleinvieh wird er den Zehnten erheben, und ihr selbst werdet ihm als Knechte dienen müssen. Und wenn ihr dann wegen eures Königs, den ihr euch erwählt habt, zum HERRN schreit, so wird der HERR euch alsdann nicht erhören.« c) Das Volk beharrt bei seiner Forderung; Gottes ZustimmungAber das Volk wollte auf Samuels Vorstellungen nicht hören, sondern erklärte: »Nein, es soll dennoch ein König an unserer Spitze stehen! Wir wollen es ebenso haben wie alle anderen Völker: unser König soll uns Recht sprechen, soll unser Anführer sein und unsere Kriege führen.« Als nun Samuel alle Worte des Volkes angehört und sie dem HERRN vorgetragen hatte, sagte der HERR zu Samuel: »Komm ihrer Forderung nach und setze einen König über sie ein!« Darauf sagte Samuel zu den Männern von Israel: »Geht heim, ein jeder in seinen Wohnort!« b) Sauls erste Begegnung mit Samuela) Saul kommt auf der Suche nach den Eselinnen seines Vaters in den Wohnort SamuelsEs war aber ein Mann aus (Gibea im) Stamme Benjamin namens Kis, ein Sohn Abiels, des Sohnes Zerors, des Sohnes Bechoraths, des Sohnes Aphiahs, ein Benjaminit, ein wohlhabender Mann; der hatte einen Sohn namens Saul, von ungewöhnlicher Schönheit, so daß es unter den Israeliten keinen schöneren Mann gab; alle anderen im Volk überragte er um eines Hauptes Länge.W.: von seiner Schulter an aufwärts war er höher als alles Volk. Als nun Kis, dem Vater Sauls, einst die Eselinnen sich verlaufen hatten, sagte Kis zu seinem Sohne Saul: »Nimm einen von den Knechten mit dir und mache dich auf den Weg, um die Eselinnen zu suchen!« Da durchwanderte er das ephraimitische Bergland und durchzog die Landschaft Salisa, ohne die Tiere zu finden; weiter zogen sie durch die Landschaft Saalim, aber sie waren nicht da; dann ging’s durch das Gebiet von Benjamin, aber sie fanden sie auch hier nicht. Als sie endlich in der Landschaft Zuph angelangt waren, sagte Saul zu seinem Knecht, der bei ihm war: »Komm, wir wollen umkehren; sonst könnte sich mein Vater um uns statt um die Eselinnen Sorge machen.« Doch jener entgegnete ihm: »In der Stadt dort wohnt ja ein Gottesmann, ein hochangesehener Mann; alles, was er sagt, trifft sicher ein. Laß uns also dorthin gehen! Vielleicht gibt er uns Auskunft in unserer Sache, deretwegen wir unterwegs sind.« Saul erwiderte seinem Knechte: »Wenn wir wirklich hingingen, ja was wollten wir dem Manne zukommen lassen? Das Brot in unseren Ranzen ist ausgegangen, und wir haben kein Geschenk, das wir dem Gottesmanne bringen könnten; was hätten wir noch bei uns?« Da antwortete der Knecht dem Saul noch einmal: »Ich habe hier noch einen Viertelschekel Silber bei mir; den magst du dem Gottesmanne schenken, damit er uns Auskunft in unserer Sache gibt.« [Ehedem gebrauchte man in Israel, wenn man zur Befragung Gottes ging, die Redensart: »Kommt, laßt uns zum Seher gehen!«; denn einen Mann, den man heutzutage Prophet heißt, nannte man ehedem Seher.] Da antwortete Saul seinem Knecht: »Dein Vorschlag ist gut! Komm, wir wollen (zum Seher) hingehen!« Als sie nun nach der Stadt hingingen, wo der Gottesmann war, b) Sauls freundlicher Empfang und ehrenvolle Behandlung von seiten Samuelsund gerade den Aufgang zur Stadt hinanstigen, begegneten ihnen junge Mädchen, die herauskamen, um Wasser zu holen. Diese fragten sie: »Ist der Seher hier anwesend?« Sie antworteten ihnen: »Jawohl, er ist da gerade vor dir; eile nun hin, denn er ist eben heute in die Stadt gekommen, weil das Volk heute ein Opferfest auf der Höhe hält. Wenn ihr in die Stadt kommt, werdet ihr ihn gerade noch treffen, bevor er auf die Höhe zum Essen hinaufgeht; denn die Festgesellschaft ißt nicht eher, als bis er gekommen ist; er muß nämlich das Opfermahl segnen: erst dann essen die Geladenen. Geht also hinauf, denn eben jetzt werdet ihr ihn treffen!« So gingen sie denn zur Stadt hinauf; und als sie gerade in das Innere der Stadt getreten waren, kam Samuel heraus, ihnen entgegen, um zur Anhöhe hinaufzugehen. Nun hatte aber der HERR am Tage zuvor, ehe Saul kam, dem Samuel folgende Offenbarung zukommen lassen: »Morgen um diese Stunde werde ich einen Mann aus dem Stamme Benjamin zu dir kommen lassen: den salbe zum Fürsten über mein Volk Israel; er soll mein Volk aus der Gewalt der Philister erretten; denn ich habe das Elend meines Volkes angesehen, weil sein Hilferuf zu mir gedrungen ist.« Sobald nun Samuel den Saul erblickte, tat der HERR ihm kund: »Dies ist der Mann, von dem ich dir gesagt habe, daß er über mein Volk herrschen solle!« Da trat Saul innerhalb des Torplatzes auf Samuel zu mit der Bitte: »Sage mir doch, wo hier die Wohnung des Sehers ist.« Samuel antwortete dem Saul: »Ich bin der Seher: steige vor mir her die Höhe hinauf! Denn ihr müßt heute mit mir essen; morgen früh will ich dich dann ziehen lassen und dir Auskunft über alles geben, was dir auf dem Herzen liegt. Um die Eselinnen aber, die dir heute vor drei Tagen abhanden gekommen sind, brauchst du dir keine Gedanken zu machen; denn sie haben sich wiedergefunden. Und wem gehört alles, was es Wertvolles in Israel gibt? Doch wohl dir und deines Vaters ganzem Hause?« Da entgegnete Saul: »Ich bin doch nur ein Benjaminit, aus einem der kleinsten Stämme Israels, und mein Geschlecht ist das geringste unter allen Geschlechtern des Stammes Benjamin: warum redest du da solche Worte zu mir?« Samuel aber nahm Saul samt seinem Knecht mit sich, führte sie in die Halle und wies ihnen einen Platz an zuoberst der Gäste, deren ungefähr dreißig anwesend waren. Hierauf sagte Samuel zu dem Koch: »Bringe das Stück her, das ich dir übergeben und von dem ich dir gesagt habe, du möchtest es beiseite legen.« Da brachte der Koch die Keule mit dem Nierenstück herbei, Samuel aber setzte sie dem Saul vor und sagte: »Siehe, dies Ehrenstück ist für dich aufgehoben! Lege es dir vor und iß! Denn bis zur bestimmten Zeit ist es für dich aufbewahrt worden, schon als ich sagte, ich hätte die Gäste geladen.« So aß denn Saul mit Samuel an jenem Tage. Als sie dann von der Anhöhe zur Stadt hinuntergegangen waren, bereitete man dem Saul das Lager auf dem Dach; und er legte sich schlafen. Als dann die Morgenröte aufging, rief Samuel aufs Dach hinauf dem Saul die Worte zu: »Stehe auf! Ich will dich geleiten.« Da stand Saul auf, und sie gingen beide, er und Samuel, hinaus auf die Straße. c) Saul von Samuel zum König gesalbt; seine Heimkehr nach GibeaWährend sie nun ans Ende der Stadt hinuntergingen, sagte Samuel zu Saul: »Laß den Knecht uns vorausgehen! Du selbst aber bleibe jetzt hier stehen: ich will dir ein Gotteswort kundtun!« Hierauf nahm Samuel die Ölflasche und goß sie ihm aufs Haupt, küßte ihn dann und sagte: »Hiermit hat der HERR dich zum Fürsten über sein Eigentumsvolk Israel gesalbt!«Die griechische und lateinische Übersetzung lesen hier noch folgende Worte: Du sollst herrschen über das Volk des HERRN und es aus der Gewalt seiner Feinde ringsum erlösen! Und dies soll dir zum Zeichen dienen, daß der HERR dich zum Fürsten über sein Eigentumsvolk gesalbt hat. a) Samuel prophezeit dem Saul drei Zeichen, die auf dem Heimwege bei ihm eintreffen sollen, und bestellt ihn nach Gilgal»Wenn du jetzt von mir weggehst, wirst du beim Grabe der Rahel an der Grenze von Benjamin, in Zelzah, zwei Männer treffen, die zu dir sagen werden: ›Die Eselinnen, zu deren Aufsuchung du ausgezogen bist, haben sich wiedergefunden; dein Vater denkt jetzt nicht mehr an den Vorfall mit den Eselinnen, macht sich aber um euch Sorge und sagt: Was soll ich wegen meines Sohnes tun?‹ Wenn du dann von dort weiterwanderst und zum Terebinthenhain von Thabor gekommen bist, so werden dir dort drei Männer begegnen, die zum Heiligtum Gottes nach Bethel hinaufgehen; der eine trägt drei Böckchen, der andere drei Laibe Brot und der dritte einen Schlauch Wein. Sie werden dich begrüßen und dir zwei Brote anbieten, die du von ihnen annehmen sollst. Hierauf wirst du nach Gibea-Elohim kommen, wo die Säule der Philister steht,A.Ü.: wo der Vogt der Philister wohnt; vgl. 13,3. und beim Eintritt in den Ort wirst du dort einer Schar Propheten begegnen, die von der Höhe herabkommen, und vor ihnen her erschallt Musik von Harfen, Pauken, Flöten und Zithern, während sie selbst sich in prophetischer Begeisterung befinden. Da wird dann der Geist des HERRN auch über dich kommen, so daß du mit ihnen in Begeisterung gerätst und in einen anderen Menschen verwandelt wirst. Wenn nun diese Zeichen bei dir eingetroffen sind, so tu, wozu du dich gerade getrieben fühlst, denn Gott ist mit dir! Gehe vor mir nach Gilgal hinab; ich werde alsdann zu dir dorthin kommen, um Brandopfer darzubringen und Heilsopfer zu schlachten. Sieben Tage sollst du dort warten, bis ich zu dir komme und dir mitteile, was du zu tun hast.« b) Das Eintreffen der angekündigten Zeichen; Saul unter den ProphetenSobald nun Saul den Rücken gewandt hatte, um von Samuel wegzugehen, da verwandelte ihm Gott sein Herz; und alle diese Zeichen trafen an jenem Tage ein. Denn als sie dorthin, nach Gibea, kamen und ihm die Prophetenschar begegnete, da kam plötzlich der Geist Gottes über ihn, so daß er mitten unter ihnen in prophetische Begeisterung geriet. Als nun alle, die ihn von früher her kannten, sahen, wie er sich gleich den anderen als Prophet gebärdete, fragten die Leute sich untereinander: »Was ist denn mit dem Sohn des Kis vorgegangen? Gehört denn Saul auch zu den Propheten?« Da antwortete ein Mann von dort: »Aber wer ist denn deren Vater?« Daher rührt das Sprichwort: »Gehört Saul auch zu den Propheten?« c) Saul wieder zu Hause; seine zurückhaltende Unterredung mit seinem VetterAls dann seine prophetische Begeisterung vorüber war und er nach Hause gekommen war, fragte sein VetterA.Ü.: sein Oheim. ihn und seinen Knecht: »Wohin seid ihr gegangen?« Er antwortete: »Wir wollten die Eselinnen suchen, und als wir sahen, daß sie nirgends zu finden waren, sind wir zu Samuel gegangen.« Da bat ihn sein Vetter: »Teile mir doch mit, was Samuel euch gesagt hat!« Da erwiderte Saul seinem Vetter: »Nun, er hat uns mitgeteilt, daß die Eselinnen sich wiedergefunden hätten.« Was ihm aber Samuel in betreff des Königtums gesagt hatte, davon verriet er ihm nichts. d) Saul wird in Mizpa durch das heilige Los zum König bestimmtHierauf berief Samuel das Volk zum (Heiligtum des) HERRN nach Mizpa und sagte zu den Israeliten: »So hat der HERR, der Gott Israels, gesprochen: ›Ich bin’s, der Israel aus Ägypten heraufgeführt und euch aus der Hand der Ägypter und aus der Gewalt aller Königreiche, die euch bedrängten, errettet hat. Ihr aber habt jetzt euren Gott verworfen, der euch aus allen euren Nöten und Bedrängnissen errettet hat, und habt zu ihm gesagt: ›Nein, einen König sollst du über uns einsetzen!‹ Nun denn, so stellt euch vor dem HERRN nach euren Stämmen und nach euren Tausendschaften auf!« Als dann Samuel alle Stämme Israels hatte antreten lassen, wurde der Stamm Benjamin durchs Los getroffen; und als er den Stamm Benjamin nach seinen Geschlechtern antreten ließ, wurde das Geschlecht der Matriten und aus diesem Saul, der Sohn des Kis, getroffen; als man aber nach ihm suchte, war er nicht zu finden. Da fragte man nochmals beim HERRN an: »Ist der Mann überhaupt hergekommen?« Der HERR antwortete: »Jawohl, er hält sich beim Gepäck versteckt.« Da eilte man hin und holte ihn von dort; und als er dann mitten unter das Volk trat, überragte er alle anderen um eines Hauptes Länge. Da sagte Samuel zu dem ganzen Volk: »Seht ihr wohl, wen der HERR sich erwählt hat? Diesem kommt keiner im ganzen Volke gleich!« Da erhob das ganze Volk ein Jubelgeschrei und rief: »Es lebe der König!« Darauf brachte Samuel die Rechte des Königtums zur Kenntnis des Volkes und trug sie in ein Buch ein, das er vor den HERRN niederlegte; danach entließ Samuel das ganze Volk, einen jeden in seine Heimat. Auch Saul kehrte in seinen Wohnort nach Gibea zurück, und eine Kriegerschar der Tapferen, denen Gott das Herz gerührt hatte, gab ihm das Geleit. Einige nichtswürdige Leute aber sagten: »Was wird der uns helfen können?« So verachteten sie ihn und ließen ihm kein Huldigungsgeschenk zukommen; doch er tat, als merkte er es nicht. c) Saul von Samuel zum König gesalbt; seine Heimkehr nach Gibea4. Sauls erste Taten und seine Verwerfung (Kap. 11-15)a) Sauls Sieg über die Ammoniter; Bestätigung seines Königtums in Gilgala) Die von dem Ammoniter Nahas schwer bedrängte Stadt Jabes ruft die Hilfe der Israeliten an(Nach ungefähr einem Monat aberErgänzt nach der griechischen Übersetzung .) zog der Ammoniter Nahas heran und belagerte Jabes in Gilead. Da ließ die gesamte Bürgerschaft von Jabes dem Nahas sagen: »Schließe einen Vertrag mit uns, so wollen wir uns dir unterwerfen.« Aber der Ammoniter Nahas antwortete ihnen: »Nur unter der Bedingung will ich einen Vertrag mit euch schließen, daß ich jedem von euch das rechte Auge aussteche und dadurch ganz Israel beschimpfe.« Da ließen ihm die Ältesten von Jabes sagen: »Gewähre uns eine Frist von sieben Tagen, damit wir Boten in alle Teile Israels senden! Wenn dann niemand uns Hilfe leistet, so wollen wir uns dir ergeben.« b) Sauls entschlossenes Auftreten und herrlicher SiegAls nun die Boten nach Gibea kamen, wo Saul wohnte, und ihr Anliegen dem Volke vortrugen, brachen alle Leute in lautes Weinen aus. Saul aber kam gerade hinter den Rindern her vom Felde heim und fragte: »Was hat das Volk, daß es weint?« Als man ihm dann mitteilte, was die Männer von Jabes berichtet hatten, kam beim Vernehmen dieser Nachricht der Geist Gottes über ihn, und er geriet in heftigen Zorn. Er nahm also ein Paar Rinder, zerstückte sie, sandte die Stücke durch Boten in alle Teile Israels und ließ bekanntmachen: »Wer nicht mit auszieht hinter Saul und Samuel her, dessen Rindern soll es ebenso ergehen!« Da fiel ein heiliger SchreckenW.: der Schrecken des HERRN. auf das Volk, so daß sie auszogen wie ein Mann; und als er sie bei Besek musterte, waren es 300000 Israeliten und 30000 Mann vom Stamme Juda. Man sagte nun zu den Boten, die gekommen waren: »Meldet den Einwohnern von Jabes in Gilead folgendes: ›Morgen, wenn die Sonne heiß scheint, wird euch Hilfe werden!‹« Als nun die Boten bei ihrer Heimkehr dieses den Bürgern von Jabes berichteten, freuten diese sich und ließen den Ammonitern sagen: »Morgen wollen wir zu euch hinausziehen; dann mögt ihr mit uns verfahren, wie es euch beliebt!« Als Saul dann am andern Morgen seine Mannschaft in drei Heerhaufen geteilt hatte und diese in das feindliche Lager zur Zeit der Morgenwache eindrangen, richteten sie ein Blutbad unter den Ammonitern an, bis der Tag am heißesten wurde; und die Übriggebliebenen wurden so zersprengt, daß nicht zwei von ihnen beisammen blieben. c) Sauls Großmut gegen seine Verächter; Freudenfest in GilgalDa sagte das Volk zu Samuel: »Wer sind die, welche gesagt haben: ›Saul sollte König über uns sein?‹ Her mit diesen Männern, daß wir sie totschlagen!« Saul aber entgegnete: »Niemand soll heute den Tod erleiden, denn heute hat der HERR dem Volke Israel Rettung geschafft!« Samuel aber forderte das Volk auf: »Kommt, laßt uns nach Gilgal ziehen und dort das Königtum bestätigen!« Da zog das gesamte Volk nach Gilgal und setzte dort Saul vor dem HERRN in Gilgal zum König ein. Man schlachtete dort Heilsopfer vor dem HERRN, und Saul samt allen Israeliten feierten dort ein großes Freudenfest. b) Samuels freiwilliger Rücktritt und feierlicher Abschied vom Volkea) Das Volk bestätigt dem Samuel die unsträfliche Führung des RichteramtesDarauf sagte Samuel zu ganz Israel: »Seht, ich bin in allem, was ihr mir vorgetragen habt, eurem Wunsche nachgekommen und habe einen König über euch eingesetzt. So wird denn nunmehr der König an eurer Spitze einhergehen. Ich aber bin alt und grau geworden, so daß nun meine Söhne unter euch sind. Ich habe aber meinen Wandel von meiner Jugend an bis auf den heutigen Tag vor euren Augen geführt. Hier stehe ich: tretet vor dem HERRN und seinem Gesalbten gegen mich auf! Wem habe ich seinen Ochsen, wem seinen Esel weggenommen? Wen habe ich übervorteilt, wem Gewalt angetan? Oder von wem habe ich ein Geschenk angenommen, daß ich mir dadurch die Augen hätte blenden lassen? – so will ich es euch zurückerstatten!« Da antworteten sie: »Du hast uns nicht übervorteilt und uns keine Gewalt angetan, hast auch von niemand irgend etwas angenommen.« Darauf fuhr er fort: »Der HERR ist heute mein Zeuge euch gegenüber, und ebenso ist auch sein Gesalbter Zeuge, daß ihr gar nichts (von unrechtem Gut) in meinem Besitz gefunden habt.« Sie riefen: »Ja, er ist Zeuge!« b) Samuel erinnert das Volk an die vielen Wohltaten GottesHierauf sagte Samuel weiter zum Volke: »Ja, Zeuge ist der HERR, der Mose und Aaron geschaffen und der eure Väter aus dem Lande Ägypten hergeführt hat! Jetzt aber tretet her, damit ich euch vor dem HERRN ins Gewissen rede und euch alle Wohltaten vorhalte, die der HERR euch und euren Vätern erwiesen hat! Als Jakob nach Ägypten gekommen war und eure Väter zum HERRN um Hilfe schrien, da sandte der HERR Mose und Aaron, damit sie eure Väter aus Ägypten wegführten und ihnen Wohnsitze in diesem Lande gäben. Als sie (eure Väter) aber den HERRN, ihren Gott, vergaßen, ließ er sie in die Gewalt Siseras, des Heerführers (des Königs Jabin) von Hazor, fallen und in die Gewalt der Philister und in die Gewalt des Königs der Moabiter; die fingen Kriege mit ihnen an. Als sie nun zum HERRN um Hilfe schrien und bekannten: ›Wir haben gesündigt, daß wir den HERRN verlassen und den Baalen und Astarten gedient haben! Jetzt aber errette uns aus der Gewalt unserer Feinde, so wollen wir dir dienen!« – da sandte der HERR Jerubbaal und Barak, Jephthah und Samuel und errettete euch aus der Gewalt eurer Feinde ringsum, so daß ihr in Sicherheit wohnen konntet.« c) Samuel beweist dem Volke durch ein wunderbares Gotteszeichen, daß es sich durch die Wahl eines Königs versündigt habe»Als ihr aber saht, daß Nahas, der König der Ammoniter, gegen euch heranrückte, da sagtet ihr zu mir: ›Nein, ein König soll über uns herrschen!‹, während doch der HERR, euer Gott, euer König ist. Nun denn – da ist der König, den ihr erwählt, den ihr verlangt habt; ja, der HERR hat nun einen König über euch eingesetzt. Werdet ihr nun den HERRN fürchten und ihm dienen, seinen Weisungen gehorchen und euch gegen die Befehle des HERRN nicht auflehnen, sondern ihr beide, sowohl ihr selbst als auch der König, der über euch herrscht, dem HERRN, eurem Gott, folgsam sein? Wenn ihr aber den Weisungen des HERRN nicht gehorcht, sondern euch gegen die Befehle des HERRN auflehnt, so wird die Hand des HERRN gegen euch sein, wie sie vormals gegen eure Väter gewesen ist. Jetzt aber tretet her und achtet auf das große Ereignis, das der HERR vor euren Augen wird geschehen lassen. Es ist jetzt doch die Zeit der Weizenernte; ich will aber den HERRN anrufen, er möge Donnerschläge und Regen kommen lassen; dann werdet ihr erkennen und einsehen, ein wie großes Unrecht ihr vor den Augen des HERRN begangen habt, indem ihr einen König für euch verlangtet!« Als dann Samuel den HERRN anrief, ließ dieser an jenem Tage Donner und Regen kommen, so daß das ganze Volk in große Furcht vor dem HERRN und vor Samuel geriet.Ein Gewitter in dieser Jahreszeit war in Palästina ein außergewöhnliches Ereignis. d) Samuel ermutigt das Volk, ermahnt es zur Gottesfurcht und befiehlt es dem göttlichen SegenDa richtete das ganze Volk die Aufforderung an Samuel: »Lege Fürbitte für deine Knechte bei dem HERRN, deinem Gott, ein, daß wir nicht zu sterben brauchen, weil wir zu allen unsern Sünden auch noch das Unrecht hinzugefügt haben, einen König für uns zu verlangen!« Samuel aber erwiderte dem Volke: »Fürchtet euch nicht! Ihr habt zwar all dieses Unrecht begangen; aber weicht nur nicht vom Gehorsam gegen den HERRN ab, sondern dient dem HERRN mit eurem ganzen Herzen und fallt nicht von ihm ab, daß ihr den Götzen nachgeht, die nicht helfen und nicht erretten können, weil sie ja nichts sind. Der HERR dagegen wird um seines großen Namens willen sein Volk nicht verstoßen, weil es dem HERRN gefallen hat, euch zu seinem Volke zu machen. Auch von mir sei es fern, mich am HERRN zu versündigen, daß ich davon ablassen sollte, Fürbitte für euch einzulegen! Nein, ich will euch den guten und rechten Weg lehren. Nur fürchtet den HERRN und dient ihm aufrichtig mit eurem ganzen Herzen; denn beachtet wohl, was er Großes an euch getan hat! Wenn ihr aber dennoch böse handelt, so werdet ihr samt eurem König hinweggerafft werden.« c) Ausbruch des Philisterkrieges; Sauls erster Ungehorsam durch voreiliges Opferna) Zertrümmerung der Säule der Philister; Aufbietung des israelitischen Heerbannes; Heranzug der Philister; Verzagtheit der IsraelitenSaul war … Jahre alt, als er König wurde, und herrschte … Jahre über Israel.Dieselbe Formel für Alter und Regierungszeit eines Königs wie 2.Sam 2,10; 5,4; aber an dieser Stelle fehlen die Zahlen oder sind verstümmelt. Paulus redet Apg 13,21 von einer 40jährigen Herrschaft Sauls. Ebenso der jüdische Geschichtsschreiber Josephus, wenn nicht bei ihm 20 zu lesen ist. Er wählte sich dreitausend Mann aus Israel aus, von denen sich zweitausend bei ihm zu Michmas und im Gebirge von Bethel befanden, während tausend Mann unter Jonathan zu Gibea im Stamme Benjamin standen; das übrige Kriegsvolk hatte er entlassen, einen jeden zu seinen Zelten. Da zertrümmerte Jonathan die Säule der Philister, die in Gibea stand.A.L.: Da erschlug Jonathan den Vogt der Philister, der in Gibea wohnte. Das kam zur Kenntnis der Philister; Saul aber ließ die Posaune im ganzen Lande erschallen und sagte: »Die Hebräer sollen es hören!« Als nun ganz Israel die Kunde vernahm, Saul habe die Säule der Philister zertrümmert und Israel habe dadurch die Philister tödlich beleidigt, da wurde das Volk aufgeboten, dem Saul nach Gilgal zu folgen. Die Philister aber sammelten sich zum Kampf mit Israel: dreitausend Kriegswagen und sechstausend Reiter und Fußvolk so zahlreich wie der Sand am Ufer des Meeres; die zogen herauf und lagerten bei Michmas östlich von Beth-Awen. Als nun die Mannschaft der Israeliten sah, daß sie sich in einer schlimmen Lage und in arger Bedrängnis befand, versteckten sich die Leute in den Höhlen und Dickichten, in den Felsspalten, Gräbern und Zisternen; manche begaben sich sogar (über die Jordanfurten) ins Land der Gaditen und nach Gilead. Saul aber befand sich immer noch in Gilgal, und das ganze Kriegsvolk folgte ihm zitternd. b) Sauls voreiliges und eigenmächtiges Opfern in Gilgal; Bruch zwischen Samuel und dem Könige; Sauls VerwerfungEr wartete nun sieben Tage bis zu der von Samuel bestimmten Zeit; als Samuel aber nicht nach Gilgal kam und seine Leute ihn verließen und sich zerstreuten, befahl Saul: »Bringt mir (die Tiere für) das Brandopfer und die Heilsopfer her!« Und er vollzog das Brandopfer. Kaum war er aber mit der Darbringung des Brandopfers fertig, als Samuel erschien. Saul ging hinaus ihm entgegen, um ihn zu begrüßen; Samuel aber fragte: »Was hast du getan?« Saul antwortete: »Weil ich sah, daß das Kriegsvolk mich verließ und sich zerstreute und du zur bestimmten Zeit nicht kamst, die Philister aber sich schon bei Michmas gesammelt haben, da dachte ich: ›Jetzt werden die Philister gegen mich nach Gilgal herabziehen, ehe ich noch die Huld des HERRN für mich gewonnen habe‹; da habe ich mir denn ein Herz gefaßt und das Brandopfer dargebracht.« Da sagte Samuel zu Saul: »Du hast töricht gehandelt, daß du das Gebot, das der HERR, dein Gott, dir gegeben hat, nicht beobachtetd.h. beachtet, befolgt . hast, sonst hätte der HERR jetzt dein Königtum über Israel für immer bestätigt; nun aber wird dein Königtum keinen Bestand haben. Der HERR hat sich einen Mann nach seinem Herzen gesucht, und der HERR hat ihn zum Fürsten über sein Volk bestellt;A.Ü.: Der HERR sucht sich (bereits) einen Mann nach seinem Herzen, und der HERR bestellt ihn zum Fürsten über sein Volk. denn du hast nicht befolgt, was der HERR dir geboten hatte.« c) Die geringe Heeresmacht Sauls; die Plünderungen der Philister; Wehrlosigkeit der IsraelitenHierauf machte Samuel sich auf, verließ Gilgal und ging seines Weges; der Rest des Heeres aber folgte dem Saul von Gilgal nach Gibea im Stamme Benjamin; dort musterte Saul das Kriegsvolk, das sich noch bei ihm befand, etwa sechshundert Mann, und verblieb mit seinem Sohne Jonathan und der ihm zur Verfügung stehenden Mannschaft zu Geba im Stamme Benjamin, während die Philister sich bei Michmas gelagert hatten. Da zog die plündernde Schar aus dem Lager der Philister in drei Abteilungen aus: die eine Abteilung wandte sich in der Richtung gegen Ophra in die Landschaft Sual, die zweite Abteilung zog in der Richtung gegen Beth-Horon, und die dritte Abteilung schlug die Richtung nach dem Hügel ein, der über die Hyänenschlucht emporragt, nach der Wüste hin. Es war aber kein Schmied im ganzen Lande Israel zu finden; denn die Philister hatten gedacht: »Die Hebräer sollen sich keine Schwerter und Spieße anfertigen dürfen!« Daher mußten alle Israeliten zu den Philistern hinabgehen, sooft jemand seine Pflugschar oder Hacke, seine Axt oder seine Sichel zu schärfen hatte und sooft die Schneiden an den Pflugscharen oder an den Spaten und Hacken und Äxten stumpf geworden waren und um die Ochsenstecken gerade zu richten. So kam es denn, daß beim Ausbruch des Krieges kein Schwert und kein Spieß in der Hand des ganzen Kriegsvolks, das Saul und Jonathan bei sich hatten, zu finden war; nur Saul und sein Sohn Jonathan besaßen Waffen. – Ein Posten der Philister aber war nach dem Paß von Michmas vorgerückt. d) Jonathans Heldentat; Sauls Sieg über die Philistera) Jonathans kühner Handstreich; Schrecken im Lager der PhilisterEines Tages nun sagte Jonathan, der Sohn Sauls, zu dem Burschen, der sein Waffenträger war: »Komm, wir wollen auf den Vorposten der Philister losgehen, der dort drüben steht!« Seinem Vater aber sagte er nichts davon; denn Saul befand sich gerade an der Grenze von Gibea unter dem Granatbaume, der bei Migron steht; und die Leute, die er bei sich hatte, machten ungefähr 600 Mann aus, und Ahia, der Sohn Ahitubs, des Bruders Ikabods, des Sohnes des Pinehas, des Sohnes Elis, des Priesters des HERRN zu Silo, trug damals das priesterliche Schulterkleid; auch das Kriegsvolk wußte nichts davon, daß Jonathan weggegangen war. Es lag aber an der Übergangsstelle, durch welche Jonathan an den Posten der Philister heranzukommen suchte, eine Felsspitze diesseits und eine Felsspitze jenseits; die eine hieß Bozez, die andere Sene. Die eine Felsspitze fiel steil nach Norden ab gegen Michmas, die andere nach Süden zu gegen Geba. Jonathan sagte also zu seinem Waffenträger: »Komm, wir wollen auf den Posten dieser Heiden drüben losgehen; vielleicht läßt der HERR uns etwas ausrichten; denn für den HERRN gibt es kein Hindernis, durch viele oder durch wenige (Leute) zu retten.« Da antwortete ihm sein Waffenträger: »Mache es ganz so, wie du es beabsichtigst; ich bin mit allem einverstanden und zu allem bereit.« Jonathan fuhr fort: »Gut! Wir gehen hinüber auf die Leute los und wollen uns ihnen zeigen; wenn sie uns dann zurufen: ›Steht still, bis wir zu euch hinkommen!‹, so wollen wir auf unserem Platze stehenbleiben und nicht zu ihnen hinaufsteigen; wenn sie uns aber so zurufen: ›Kommt nur zu uns herauf!‹, so wollen wir zu ihnen hinaufsteigen; denn dann hat der HERR sie in unsere Hand gegeben: dies soll uns als Zeichen dienen!« Als nun die beiden dem Posten der Philister sichtbar wurden, sagten die Philister: »Seht, da kommen ja Hebräer aus den Löchern hervor, in die sie sich verkrochen haben!« Hierauf riefen die Mannschaften, die dort auf Posten standen, dem Jonathan und seinem Waffenträger zu: »Kommt nur herauf zu uns! Wir wollen euch einen Denkzettel geben!« Da sagte Jonathan zu seinem Waffenträger: »Steige mir nach, denn der HERR hat sie in die Hand Israels gegeben!« So kletterte denn Jonathan auf Händen und Füßen hinan und sein Waffenträger hinter ihm her. (Jene wollten sich zur Flucht vor Jonathan wenden, aber er hieb sie nieder), und sein Waffenträger tötete sie vollends hinter ihm her. So belief sich das erste Blutbad, das Jonathan mit seinem Waffenträger anrichtete, auf ungefähr zwanzig Mann, auf einer Strecke nicht größer als eine halbe Hufe Ackers. Da entstand ein Schrecken im Lager auf dem Felde und unter dem ganzen Kriegsvolk; auch die auf Posten Stehenden und die Plünderschar gerieten in Bestürzung; dazu bebte die Erde, und das rief einen Gottesschrecken hervor. b) Saul greift in den Kampf ein und trägt einen glänzenden Sieg davonAls nun die Späher Sauls, die sich zu Gibea im Stamm Benjamin befanden, ausschauten, da sahen sie, wie die Menge hin und her wogte. Nun befahl Saul den Leuten, die bei ihm waren: »Nehmt eine Musterung vor und seht zu, wer von uns weggegangen ist!« Als man nun die Musterung vornahm, stellte es sich heraus, daß Jonathan und sein Waffenträger fehlten. Da befahl Saul dem Ahia: »Bringe die Lade Gottes her!« Denn die Lade Gottes befand sich damals bei den Israeliten.A.L.: Bringe das priesterliche Schulterkleid mit ›Licht und Recht‹ her! Denn Ahia trug damals das priesterliche Schulterkleid vor den Israeliten (vgl. V.3). Während aber Saul noch mit dem Priester redete, wurde das Getümmel im Lager der Philister immer größer; daher befahl Saul dem Priester: »Laß es sein!« Darauf trat Saul mit der ganzen Mannschaft, die bei ihm war, zum Kampf an; doch als sie an das feindliche Lager kamen, fanden sie das Schwert des einen gegen den andern gekehrt, und es herrschte eine heillose Verwirrung. Auch die Hebräer, die es seit längerer Zeit mit den Philistern gehalten hatten und mit ihnen ins Feld gezogen waren, auch diese fielen jetzt ab, um sich den Israeliten unter Saul und Jonathan anzuschließen. Als ferner alle Israeliten, die sich im Gebirge Ephraim versteckt hielten, von der Flucht der Philister hörten, setzten sie ihnen gleichfalls nach, um sie zu bekämpfen. So verlieh der HERR den Israeliten an jenem Tage den Sieg. e) Sauls unzeitiger Eifer; Jonathan mit dem Tode bedroht; Sauls Kriege und seine Familiea) Sauls unbedachter Befehl von Jonathan unwissentlich übertreten; das Heer bei der Abendmahlzeit durch Sauls Eingreifen vor Versündigung bewahrtAls aber der Kampf sich bis über Beth-Awen hin ausbreitete, wurde die Mannschaft der Israeliten im Laufe jenes Tages sehr müde. Saul hatte nämlich seine Leute durch folgenden Fluch gebunden: »Verflucht ist jeder, der bis zum Abend etwas genießt, bis ich Rache an meinen Feinden genommen habe!« So nahm denn auch keiner von den Leuten Nahrung zu sich. Nun hatte sich damals die ganze Gegend mit Bienenwirtschaft befaßt, und die Bienenstöcke befanden sich auf freiem Felde.Die Übersetzung von V.25 ist fraglich. Als nun das Kriegsvolk zu den Stöcken kam, da flossen sie von Honig über; aber niemand führte seine Hand zum Munde, weil die Leute sich vor dem Fluch scheuten. Da Jonathan es aber nicht gehört hatte, als sein Vater das Kriegsvolk beschwor, streckte er seinen Stab aus, den er in der Hand hatte, tauchte seine Spitze in den Honigseim und führte seine Hand zum Munde: da wurden seine Augen leuchtend. Einer von den Mannschaften aber teilte ihm mit: »Dein Vater hat das Heer durch folgenden feierlichen Fluch gebunden: ›Verflucht ist jeder, der heute etwas genießt!‹« Das Heer war aber todmüde, und Jonathan antwortete: »Mein Vater stürzt das Land ins Unglück! Seht doch, wie leuchtend meine Augen geworden sind, weil ich ein wenig von diesem Honig genossen habe! Was wäre es erst gewesen, wenn die Leute von der feindlichen Beute, die sie vorgefunden haben, gehörig hätten essen dürfen! So aber ist die Niederlage unter den Philistern nicht groß geworden«. Sie hatten aber an jenem Tage ein Blutbad unter den Philistern von Michmas bis nach Ajjalon angerichtet, obgleich das Kriegsvolk sehr ermattet war. (Am Abend) aber fielen die Leute über die Beute her, nahmen Kleinvieh, Rinder und Kälber und schlachteten sie zur Erde hin, und die Leute aßen das Fleisch samt dem Blut. Als man nun dem Saul meldete: »Die Leute versündigen sich ja gegen den HERRN, indem sie das Fleisch samt dem Blut essen«, rief er aus: »Ihr handelt gottlos! Wälzt mir einen großen Stein hierher!« Dann befahl Saul: »Zerstreut euch unter die Leute und macht ihnen bekannt: ›Bringt ein jeder sein Rind und ein jeder sein Stück Kleinvieh zu mir her und schlachtet die Tiere hier und eßt dann erst! Sonst versündigt ihr euch gegen den HERRN, indem ihr das Fleisch samt dem Blute genießt.‹« So brachte denn jeder von den Leuten das Stück Vieh, das in seinem Besitz war, an jenem Abend herbei und schlachtete es dort. Dann baute Saul dem HERRN einen Altar; dies war der erste Altar, den er dem HERRN erbaute. b) Jonathan, durch Sauls blinden Eifer mit dem Tode bedroht, wird durch das Heer gerettetHierauf sagte Saul: »Laßt uns noch in der Nacht hinabziehen hinter den Philistern her, damit wir bis Tagesanbruch Beute unter ihnen machen und keinen von ihnen übriglassen!« Sie antworteten: »Tu ganz, wie es dir gut scheint!« Der Priester aber sagte: »Laßt uns zuerst hier vor Gott treten!« Als nun Saul bei Gott anfragte: »Soll ich zur Verfolgung der Philister hinabziehen? Wirst du sie in die Hand Israels geben?«, erteilte ihm der HERR an jenem Tage keine Antwort. Da befahl Saul: »Tretet hierher, ihr Anführer des Heeres alle, und untersucht sorgfältig, durch wen diese Versündigung heute begangen worden ist! Denn so wahr der HERR lebt, der Israel den Sieg verliehen hat: selbst wenn die Schuld sich bei meinem Sohne Jonathan fände, so müßte er unfehlbar sterben!« Aber keiner von allen Leuten gab ihm eine Antwort. Hierauf befahl er dem gesamten Israel: »Ihr sollt auf der einen Seite stehen, ich aber und mein Sohn Jonathan wollen die andere Seite bilden.« Das Heer antwortete ihm: »Tu, was dir gut dünkt.« Dann betete Saul zum HERRN: »Gott Israels, laß die Wahrheit zutage treten!«Die hier vorliegende Lücke ist nach der griechischen und lateinischen Übersetzung folgendermaßen auszufüllen: Liegt die Schuld in diesem Falle an mir oder an meinem Sohne Jonathan, o HERR, Gott Israels, so laß Urim erscheinen; liegt die Schuld aber an deinem Volke Israel, so laß Thummim erscheinen (vgl. 2.Mose 28,30). Da wurden Jonathan und Saul getroffen, das Heer aber ging frei aus. Darauf befahl Saul: »Werft das Los zwischen mir und meinem Sohne Jonathan!« Da wurde Jonathan getroffen. Nun sagte Saul zu Jonathan: »Bekenne mir, was du getan hast!« Da bekannte ihm Jonathan: »Ich habe nur ein wenig Honig mit der Spitze des Stabes gekostet, den ich in meiner Hand hatte: dafür soll ich jetzt sterben?«A.Ü.: ich bin bereit zu sterben. Saul erwiderte: »Gott tue mir jetzt und künftig an, was er will: ja, Jonathan, du mußt unbedingt sterben!« Aber das Heer erklärte dem Saul: »Jonathan soll sterben, der diesen großen Sieg in Israel errungen hat? Das sei fern! So wahr der HERR lebt: kein Haar soll von seinem Haupt auf die Erde fallen! Denn mit Gott im Bunde hat er den Sieg heute errungen!« So machte das Heer den Jonathan frei, daß er nicht zu sterben brauchte. Hierauf stand Saul von der Verfolgung der Philister ab und zog heim, während die Philister in ihr Land zurückkehrten. c) Sauls sonstige Kriegstaten und seine FamilieNachdem Saul das Königtum über Israel übernommen hatte, führte er Kriege gegen alle seine Feinde ringsum: gegen die Moabiter, die Ammoniter und die Edomiter, gegen die Könige von Zoba und gegen die Philister, und überall, wohin er sich wandte, war er siegreich. Er bewies sich als tapferen Mann, besiegte die Amalekiter und befreite Israel von denen, die es (bis dahin) ausgeplündert hatten. – Die Söhne Sauls waren: Jonathan, Jiswi und Malkisua; und von seinen zwei Töchtern hieß die ältere Merab und die jüngere Michal. Sauls Gattin hieß Ahinoam, sie war die Tochter des Ahimaaz; sein Heerführer hieß Abner und war der Sohn Ners, des Oheims Sauls; denn Kis, der Vater Sauls, und Ner, der Vater Abners, waren beide Söhne Abiels. – Mit den Philistern aber hatte Saul schwere Kämpfe zu bestehen, solange er lebte; wenn Saul daher irgendwo einen tapferen und kriegstüchtigen Mann sah, nahm er ihn in seine Dienste. f) Sauls Feldzug gegen die Amalekiter; sein Ungehorsam gegen Gott und seine Verwerfunga) Saul unternimmt auf göttlichen Befehl den Rachekrieg gegen die Amalekiter, vollzieht aber den Bann in ungenügender WeiseSamuel aber sagte zu Saul: »Mich hat der HERR (einst) gesandt, dich zum König über sein Volk Israel zu salben; so gehorche nun dem bestimmten Befehl des HERRN! So hat Gott, der HERR der Heerscharen, gesprochen: ›Ich will das Unrecht ahnden, das die Amalekiter einst den Israeliten zugefügt haben, indem sie ihnen beim Auszug aus Ägypten den Weg verlegten. Darum ziehe jetzt hin, schlage die Amalekiter und vollstrecke den Bann an ihnen und an allem, was sie besitzen! Übe keine Schonung an ihnen, sondern laß alles sterben, Männer wie Weiber, Kinder wie Säuglinge, Rinder wie Kleinvieh, Kamele wie Esel!‹« Da bot Saul das Volk auf und musterte es in Telaim: 200000 Mann Fußvolk und 10000 Mann aus Juda. Nachdem Saul dann vor die Hauptstadt der Amalekiter gerückt war, legte er einen Hinterhalt im Bachtal; den Kenitern aber ließ er sagen: »Auf! Zieht euch zurück und entfernt euch aus der Mitte der Amalekiter, damit ich euch nicht zugleich mit ihnen vernichte! Denn ihr habt allen Israeliten bei ihrem Auszuge aus Ägypten Freundschaft erwiesen.« Da zogen die Keniter aus dem Gebiet der Amalekiter weg. Hierauf besiegte Saul die Amalekiter (und richtete ein Blutbad unter ihnen an) von Hawila bis nach Sur, das östlich von Ägypten liegt. Agag, den König der Amalekiter, nahm er lebendig gefangen und vollstreckte den Bann an dem ganzen Volk mit der Schärfe des Schwertes; doch verschonte Saul und seine Leute den Agag und die besten Stücke des Kleinviehs und der Rinder, die feisten Tiere und die Lämmer und überhaupt alles Wertvolle, und sie wollten den Bann an ihnen nicht vollstrecken; nur was vom Vieh gering (und wertlos) war, an dem vollstreckten sie den Bann. b) Saul wegen seines Ungehorsams von Gott verworfen; Samuels Strafrede und Sauls SchuldbekenntnisDa erging das Wort des HERRN an Samuel also: »Es reut mich, daß ich Saul zum König gemacht habe; denn er hat sich vom Gehorsam gegen mich abgewandt und meine Befehle nicht ausgerichtet.« Darüber geriet Samuel in schmerzliche Aufregung, so daß er die ganze Nacht hindurch zum HERRN schrie. Am folgenden Morgen früh aber machte Samuel sich auf, um Saul entgegenzugehen; da wurde ihm die Botschaft gebracht, Saul habe sich nach Karmelin Juda, unweit von Hebron. begeben und sich dort ein Denkmal errichtet, sei dann aber umgekehrt und weiter nach Gilgal hinabgezogen. Als nun Samuel zu Saul kam, sagte Saul zu ihm: »Gesegnet seist du vom HERRN! Ich habe den Befehl des HERRN ausgeführt.« Da antwortete Samuel: »Was ist denn das für ein Blöken von Kleinvieh, das an meine Ohren dringt, und ein Gebrüll von Rindern, das ich höre?« Saul erwiderte: »Von den Amalekitern haben unsere Leute sie mitgebracht, weil sie die besten Stücke von dem Kleinvieh und den Rindern verschont haben, um sie dem HERRN, deinem Gott, zu opfern; aber an dem Übrigen haben wir den Bann vollstreckt.« Da entgegnete Samuel dem Saul: »Halt ein! Ich will dir mitteilen, was der HERR in dieser Nacht zu mir gesagt hat.« Jener erwiderte ihm: »Rede!« Da sagte Samuel: »Nicht wahr? Obgleich du dir selbst klein vorkamst, bist du doch das Haupt der Stämme Israels geworden; denn der HERR hat dich zum König über Israel gesalbt. Nun hat der HERR dich zu einem Kriegszuge ausgesandt und dir geboten: ›Ziehe hin, vollstrecke den Bann an den Frevlern, den Amalekitern, und bekriege sie, bis du sie vernichtet hast!‹ Warum bist du nun der Weisung des HERRN nicht nachgekommen, sondern hast dich über die Beute hergemacht und das getan, was dem HERRN mißfällt?« Saul antwortete dem Samuel: »Ich bin ja doch der Weisung des HERRN nachgekommen und habe den Kriegszug, zu dem der HERR mich ausgesandt hatte, ausgeführt und habe Agag, den König der Amalekiter, mitgebracht und an den Amalekitern den Bann vollstreckt. Aber das Kriegsvolk hat von der Beute Kleinvieh und Rinder genommen, das Beste von dem Banngut, um es dem HERRN, deinem Gott, in Gilgal zu opfern.« Da antwortete Samuel: »Hat der HERR etwa an Brandopfern und Schlachtopfern das gleiche Wohlgefallen wie am Gehorsam gegen seine Befehle? Wisse wohl: Gehorsam ist besser als Schlachtopfer, Folgsamkeit besser als das Fett von Widdern; denn Ungehorsam ist ebenso schlimm wie die Sünde der Zauberei, und Eigenwille ist wie Abgötterei und Götzendienst. Weil du den Befehl des HERRN verworfen hast, hat er dich auch verworfen, daß du nicht mehr König sein sollst!« Da sagte Saul zu Samuel: »Ich habe gesündigt, weil ich den Befehl des HERRN und deine Weisungen übertreten habe; denn ich habe mich vor dem Kriegsvolk gefürchtet und deshalb seiner Forderung nachgegeben. Doch nun vergib mir meine Versündigung und kehre mit mir um, damit ich den HERRN anbete!« Aber Samuel erwiderte ihm: »Ich kehre nicht mit dir um; weil du den Befehl des HERRN verworfen hast, so hat der HERR dich auch verworfen, daß du nicht länger König über Israel sein sollst.« Als nun Samuel sich umwandte, um wegzugehen, erfaßte Saul den Zipfel seines Mantels, aber dieser riß ab. Da sagte Samuel zu ihm: »Der HERR hat heute das Königtum über Israel von dir gerissen und gibt es einem andern, der besser ist als du. Und niemals lügt der ruhmwürdige Gott Israels und empfindet keine Reue; denn er ist kein Mensch, daß ihn etwas gereuen müßte.« Saul antwortete: »Ich habe gesündigt; aber erweise mir doch jetzt vor den Ältesten meines Volkes und vor Israel die Ehre, mit mir umzukehren, damit ich den HERRN, deinen Gott, anbete!« Da kehrte Samuel um, und zwar hinter Saul her, und Saul verrichtete seine Anbetung vor dem HERRN. c) Samuel vollzieht den Bann am König Agag und trennt sich von Saul auf NimmerwiedersehenHierauf befahl Samuel: »Bringt Agag, den König der Amalekiter, zu mir her!« Da trat Agag wohlgemut vor ihn und sagte: »Fürwahr, der Tod hat seine Bitterkeit (für mich) verloren!« Samuel aber sagte: »Wie dein Schwert Frauen ihrer Kinder beraubt hat, so soll auch deine Mutter ihrer Kinder unter den Frauen beraubt sein!« Hierauf hieb Samuel den Agag in Stücke vor dem HERRN in Gilgal. Samuel begab sich dann nach Rama, während Saul nach dem Gibea Sauls heimkehrte. Samuel besuchte dann Saul bis zu seinem Todestage nicht wieder; denn Samuel trauerte um Saul, weil der HERR es bereut hatte, Saul zum König über Israel gemacht zu haben. II. Saul und David (Kap. 16-31)1. Davids Berufung und Salbung durch Samuela) Samuel begibt sich auf göttlichen Befehl zum Opfermahl nach BethlehemDa sagte der HERR zu Samuel: »Wie lange willst du noch um Saul trauern, da ich ihn doch für unwürdig erachtet habe, noch länger König über Israel zu sein? Fülle dein Horn mit Öl und mache dich auf den Weg: ich will dich nach Bethlehem zu Isai senden; denn unter seinen Söhnen habe ich mir einen König ersehen.« Samuel antwortete: »Wie kann ich hingehen? Wenn Saul davon hört, bringt er mich um!« Da antwortete der HERR: »Nimm eine junge Kuh mit dir und sage: ›Ich bin hergekommen, um dem HERRN ein Opfer zu bringen‹. Wenn du dann Isai zum Opfermahl eingeladen hast, werde ich selbst dir kundtun, was du zu tun hast; denn du sollst mir den salben, den ich dir bezeichnen werde.« Samuel tat hierauf, was der HERR ihm geboten hatte, und begab sich nach Bethlehem. Da gingen ihm die Ältesten des Ortes ängstlich entgegen und fragten ihn: »Bedeutet dein Kommen etwas Gutes?« Er antwortete: »Ja, Gutes! Ich bin gekommen, um dem HERRN ein Opfer zu bringen; heiligt euch also und kommt mit mir zum Opfermahl.« Hierauf ließ er auch Isai und seine Söhne sich heiligen und lud sie zum Opfermahl ein. b) Samuel salbt Isais jüngsten Sohn David zum KönigAls sie sich nun einfanden und er Eliab sah, dachte er: »Sicherlich (steht hier) vor dem HERRN der, den er zu seinem Gesalbten machen will.« Aber der HERR sagte zu Samuel: »Sieh nicht auf seine äußere Gestalt und seinen hohen Wuchs! Denn diesen habe ich nicht erkoren. Gott sieht ja nicht das an, worauf Menschen sehen; denn die Menschen sehen nach den Augen, der HERR aber sieht nach dem Herzen.« Da rief Isai den Abinadab und ließ ihn vor Samuel treten; doch der erklärte: »Auch diesen hat der HERR nicht erwählt.« Da ließ Isai den Samma vortreten, aber Samuel erklärte: »Auch diesen hat der HERR nicht erwählt.« So führte Isai dem Samuel sieben seiner Söhne vor, aber Samuel erklärte dem Isai: »Von diesen hat der HERR keinen erwählt.« Hierauf fragte Samuel den Isai: »Sind das die jungen Leute alle?« Jener erwiderte: »Es ist noch der jüngste übrig; der hütet eben das Kleinvieh.« Da sagte Samuel zu Isai: »Sende hin und laß ihn holen; denn wir werden uns nicht eher (zum Mahl) setzen, als bis er hergekommen ist.« Da sandte er hin und ließ ihn holen. (David) war aber bräunlich, hatte schöne Augen und eine kräftige Gestalt. Da sagte der HERR: »Auf! Salbe ihn, denn dieser ist es!« Da nahm Samuel das Ölhorn und salbte ihn inmitten seiner Brüder; da kam der Geist des HERRN über David von diesem Tage an und (blieb) auch späterhin (auf ihm). Samuel aber machte sich auf und kehrte nach Rama zurück. 2. David wird zum Harfenspielen an Sauls Hof berufen und tritt in königlichen DienstAls nun der Geist des HERRN von Saul gewichen war und ihn ein vom HERRN gesandter böser Geist ängstigte, sagten Sauls DienerGemeint sind die in seiner Umgebung befindlichen Hofleute und Beamten. zu ihm: »Du weißt, daß ein böser Geist Gottes dich ängstigt. Unser Herr braucht nur zu gebieten: deine Knechte stehen dir zu Diensten und werden einen Mann suchen, der sich auf das SaitenspielGenauer: Zitherspiel. versteht; wenn dann der böse Geist von Gott über dich kommt, soll er die Saiten (vor dir) rühren, dann wird dir wohler werden.« Da befahl Saul seinen Dienern: »So seht euch für mich nach einem Manne um, der gut zu spielen versteht, und bringt ihn zu mir!« Da nahm einer von den Dienern das Wort und sagte: »Ja, ich habe einen Sohn Isais in Bethlehem kennengelernt, der sich auf das Saitenspiel versteht; er ist auch ein tapferer Mann und kriegsgeübt, dazu redegewandt und von schönem Äußeren, und der HERR ist mit ihm.« Da schickte Saul Boten zu Isai und ließ ihm sagen: »Schicke mir doch deinen Sohn David, der bei dem Kleinvieh ist.« Da nahm Isai einen mit Brot beladenen Esel,A.L.: zehn Brotlaibe. einen Schlauch Wein und ein Ziegenböckchen und sandte es durch seinen Sohn David an Saul. So kam David zu Saul und trat in seine Dienste; und (Saul) gewann ihn sehr lieb, so daß er sein Waffenträger wurde und Saul dem Isai sagen ließ: »Laß doch David in meinem Dienste bleiben, denn er gefällt mir wohl.« Sooft nun der böse Geist Gottes über Saul kam, nahm David die Zither und spielte; dann fand Saul Erleichterung, so daß er sich wohler fühlte und der böse Geist von ihm wich. 3. David und der feindliche Vorkämpfer Goliatha) Ausbruch des Philisterkriegs; Schilderung der äußeren Erscheinung und des hochmütigen Auftretens GoliathsDa boten die Philister ihre Heere zum Kriege auf, sammelten sich bei Socho, das zu Juda gehört, und schlugen ein Lager zwischen Socho und Aseka bei Ephes-Dammim auf. Saul aber und die Israeliten sammelten sich und bezogen ein Lager im Terebinthental und rüsteten sich zum Kampf gegen die Philister; die Philister standen am Berge jenseits, die Israeliten am Berge diesseits, so daß das Tal zwischen ihnen lag. Da trat aus den Reihen der Philister der Vorkämpfer namens Goliath hervor,A.Ü.: Da trat ein Mann in den Zwischenraum hervor aus den Lagern der Philister. ein Gathiter, der sechs Ellen und eine Spanne hoch war; er trug einen ehernen Helm auf dem Kopfe und hatte einen Schuppenpanzer an, dessen Gewicht fünftausend Schekel Erz betrug. An den Beinen trug er eherne Schienen und zwischen den Schultern einen ehernen Wurfspieß; der Schaft seines Speeres war wie ein Weberbaum, und die Spitze seines Speeres bestand aus sechshundert Schekel Eisen; sein Schildträger ging vor ihm her. Er stellte sich hin und rief den in Reihen stehenden Israeliten die Worte zu: »Warum zieht ihr aus, euch in Schlachtordnung aufzustellen? Bin ich nicht da, der Philister, und ihr, die Knechte Sauls? Wählt euch einen Mann aus, der komme zu mir herab! Vermag er mich im Kampfe zu bestehen und erschlägt er mich, so wollen wir euch untertan sein; bin aber ich ihm überlegen und erschlage ich ihn, so sollt ihr uns untertan sein und müßt uns dienen!« Dann fügte der Philister noch hinzu: »Heute habe ich den in Reihen stehenden Israeliten Hohn geboten: stellt mir einen Mann, daß wir miteinander kämpfen!« Als Saul und alle Israeliten diese Worte des Philisters hörten, erschraken sie und fürchteten sich sehr. b) David, von seinem Vater ins Lager zu seinen Brüdern gesandt, entrüstet sich über den Hochmut Goliaths und fühlt sich zum Kampf mit ihm berufenDavid aber war der Sohn jenes Ephrathiten aus Bethlehem in Juda, der Isai hieß und acht Söhne hatte und zur Zeit Sauls schon ein älterer, in den Jahren vorgerückter Mann war.d.h. er war damals bereits zu alt, als daß er unter den Kriegern ins Feld hätte ziehen können. Die drei ältesten Söhne Isais waren unter Saul in den Krieg gezogen; von diesen seinen drei Söhnen, die ins Feld gezogen waren, hieß der älteste Eliab, der zweite Abinadab, der dritte Samma; David aber war der jüngste. Da die drei ältesten unter Saul in den Krieg gezogen waren, ging David ab und zu von Sauls Hofe heim, um in Bethlehem das Kleinvieh seines Vaters zu hüten. Der Philister aber trat morgens und abends auf und stellte sich vierzig Tage lang (vor die Israeliten) hin. – Da sagte Isai (eines Tages) zu seinem Sohne David: »Nimm doch für deine Brüder ein Epha von diesem gerösteten Getreide und diese zehn Brote und bringe sie schnell zu deinen Brüdern ins Lager; diese zehn frischen Käse aber nimm für den Hauptmann der Tausendschaft mit und erkundige dich nach dem Befinden deiner Brüder und laß dir ein Pfandals Beweis für ihr Leben und ihre Gesundheit. von ihnen mitgeben!« Saul und sie und alle Israeliten befanden sich nämlich im Terebinthental im Kriege mit den Philistern. Da machte sich David am andern Morgen früh reisefertig, überließ das Kleinvieh einem Hüter, packte die Lebensmittel ein und begab sich auf den Weg, wie Isai ihm befohlen hatte. Er kam zur Wagenburg, als das Heer gerade in Schlachtordnung ausrückte und man das Kriegsgeschrei erhob; Israel und die Philister stellten sich zum Kampf auf, Schlachtreihe gegen Schlachtreihe. Da übergab David das Gepäck, das er mitgebracht hatte, dem Gepäckhüter, lief dann in die Schlachtreihe und erkundigte sich, als er hinkam, bei seinen Brüdern nach ihrem Ergehen. Während er sich noch mit ihnen besprach, trat der Vorkämpfer – er hieß Goliath und war ein Philister aus Gath – aus den Reihen der Philister hervor und führte dieselben Reden wie früher, so daß David es hörte; alle Israeliten aber, die den Mann erblickten, flohen vor ihm und fürchteten sich sehr. Da sagte einer von den Israeliten: »Habt ihr diesen Mann gesehen, der da heraufkommt? Ja, um Israel zu verhöhnen, tritt er auf! Und wer ihn erschlägt, den will der König mit großem Reichtum belohnen und will ihm seine Tochter geben und seines Vaters Haus steuerfrei in Israel machen!« Da fragte David die Männer, die bei ihm standen: »Wie soll der Mann belohnt werden, der diesen Philister da erschlägt und Israel von der Schande befreit? Wer ist denn dieser Philister, dieser Heide, daß er die Schlachtreihen des lebendigen Gottes beschimpfen darf?« Da wiederholten ihm die Leute die frühere Mitteilung: »So und so wird man den Mann belohnen, der ihn erschlägt!« Als nun sein ältester Bruder Eliab hörte, wie er sich mit den Männern unterhielt, geriet er in Zorn über David und rief aus: »Wozu bist du eigentlich hergekommen, und wem hast du die paar Schafe dort in der Steppe überlassen? Ich kenne deinen vorwitzigen und boshaften Sinn wohl: du bist nur hergekommen, um dir den Krieg anzusehen!« David entgegnete: »Nun, was habe ich denn jetzt getan? Es war ja nur eine Frage!«A.Ü.: Man wird doch wohl ein Wort reden dürfen! Damit wandte er sich von ihm ab, einem andern zu, und wiederholte seine vorige Frage, und die Leute gaben ihm dieselbe Auskunft wie zuvor. c) David erbietet sich zum Zweikampf, weist aber die Waffenrüstung Sauls zurück und nimmt nur seine Schleuder als WaffeAls man nun hörte, wie David sich ausgesprochen hatte, hinterbrachte man es dem Saul, und dieser ließ ihn zu sich kommen. Da sagte David zu Saul: »Kein Mensch braucht um den da den Mut zu verlieren! Dein Knecht will hingehen und mit diesem Philister kämpfen.« Saul aber antwortete ihm: »Du kannst diesem Philister nicht entgegentreten, um mit ihm zu kämpfen; denn du bist noch ein Jüngling, er aber ist ein Kriegsmann von Jugend auf!« Da entgegnete David dem Saul: »Dein Knecht hat seinem Vater das Kleinvieh gehütet; wenn da ein Löwe oder ein Bär kam und ein Stück aus der Herde wegtrug, so lief ich ihm nach und erschlug ihn und riß es ihm aus dem Rachen; leistete er mir aber Widerstand, so packte ich ihn am Bart und schlug ihn tot. Löwen so gut wie Bären hat dein Knecht erschlagen, und diesem Philister, diesem Heiden, soll es ebenso ergehen wie jenen allen; denn er hat die Schlachtreihen des lebendigen Gottes verhöhnt!« Dann fuhr David fort: »Der HERR, der mich aus den Krallen der Löwen und aus den Klauen der Bären errettet hat, der wird mich auch aus der Hand dieses Philisters erretten.« Da sagte Saul zu David: »So gehe hin! Der HERR wird mit dir sein!« Hierauf legte Saul dem David seine Rüstung an: er setzte ihm einen ehernen Helm aufs Haupt und zog ihm einen Panzer an; weiter mußte David Sauls Schwert über seinen Waffenrock gürten und bemühte sich dann zu gehen; denn er hatte es noch nie versucht. Aber er sagte zu Saul: »Ich kann darin nicht gehen, denn ich bin nicht daran gewöhnt.« So legte David denn alles wieder ab, nahm nur seinen Stecken in die Hand, suchte sich aus dem Bach fünf glatte Kieselsteine aus und tat sie in die Hirtentasche, die ihm als Schleudertasche diente; dann nahm er seine Schleuder in die Hand und ging auf den Philister los. d) Davids siegreicher Kampf mit GoliathDer Philister aber kam immer näher an David heran, während sein Schildträger vor ihm herschritt. Als nun der Philister hinblickte und David sah, verachtete er ihn, weil er noch so jung war, ein bräunlicher Jüngling von schmuckem Aussehen. Daher rief der Philister dem David zu: »Bin ich etwa ein Hund, daß du mit Stöcken zu mir kommst?« Hierauf fluchte der Philister dem David bei seinem Gott und rief dem David zu: »Komm nur her zu mir, damit ich dein Fleisch den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes gebe!« David aber erwiderte ihm: »Du trittst mir mit Schwert und Lanze und Wurfspieß entgegen, ich aber trete dir entgegen mit dem Namen des HERRN der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels, die du verhöhnt hast. Am heutigen Tage wird dich der HERR in meine Hand fallen lassen, daß ich dich erschlage und dir den Kopf abhaue; und (deinen Leichnam und) die Leichen des Philisterheeres werde ich noch heute den Vögeln des Himmels und den wilden Tieren des Landes übergeben, damit alle Welt erkennt, daß Israel einen Gott hat! und alle, die hier versammelt sind, sollen erkennen, daß der HERR nicht Schwert und Spieß braucht, um den Sieg zu schaffen; denn der HERR hat die Entscheidung im Kampf, und er wird euch in unsere Hand geben!« Als sich nun der Philister in Bewegung setzte und auf David losging, lief dieser eilends aus der Schlachtreihe, dem Philister entgegen; dabei griff er mit der Hand in die Tasche, nahm einen Stein heraus, schleuderte ihn und traf den Philister an die Stirn, so daß ihm der Stein in die Stirn eindrang und er vornüber zu Boden fiel. So überwältigte David den Philister mit der Schleuder und dem Stein, besiegte den Philister und tötete ihn, ohne ein Schwert in der Hand zu haben. Er lief nämlich hin, trat an den Philister heran, nahm dessen Schwert, zog es aus der Scheide und tötete ihn vollends, indem er ihm den Kopf damit abhieb. Als nun die Philister sahen, daß ihr stärkster Mann tot war, ergriffen sie die Flucht. Da machten sich die Männer von Israel und Juda auf, erhoben das Kriegsgeschrei und verfolgten die Philister bis nach Gath und bis an die Tore von Ekron, so daß die Leichen der erschlagenen Philister auf dem Wege von Saaraim bis nach Gath und Ekron lagen. Als dann die Israeliten von der Verfolgung der Philister zurückkehrten, plünderten sie deren Lager. David aber nahm den Kopf des Philisters und brachte ihn nach Jerusalem; seine Rüstung dagegen legte er in seinem Zelte nieder. e) Saul erkundigt sich nach DavidAls aber Saul sah, wie David dem Philister entgegenging, fragte er seinen Heerführer Abner: »Wessen Sohn ist denn der Jüngling, Abner?« Dieser antwortete: »Bei deinem Leben, o König: ich weiß es nicht!« Da gab ihm der König den Auftrag: »Erkundige dich doch, wessen Sohn der junge Mann ist!« Sobald nun David von dem Sieg über den Philister zurückkehrte, nahm ihn Abner mit sich und führte ihn vor Saul, während er den Kopf des Philisters noch in der Hand hatte. Da fragte ihn Saul: »Wessen Sohn bist du, junger Mann?«, und David antwortete: »Der Sohn deines Knechtes Isai aus Bethlehem.« 4. Davids Freundschaft mit Jonathan; Sauls Eifersucht auf Davida) David kommt an Sauls Hof; sein Verhältnis zu Saul und JonathanAls nun David seine Unterredung mit Saul beendet hatte, da schloß Jonathan den David in sein Herz und gewann ihn lieb wie sein eigenes Leben. Saul aber nahm David an jenem Tage zu sich und ließ ihn nicht wieder in das Haus seines Vaters zurückkehren. Da schloß Jonathan einen Freundschaftsbund mit David, weil er ihn wie sich selbst liebte. Dabei zog Jonathan den Mantel aus, den er anhatte, und gab ihn David, dazu auch seinen Waffenrock samt seinem Schwerte, seinem Bogen und seinem Gürtel. Sooft nun David Kriegszüge unternahm, hatte er überall Glück, wohin Saul ihn sandte; daher übertrug Saul ihm die Stelle eines Anführers in seinem Heere; und er war beim ganzen Volk und auch bei den Hofleuten Sauls beliebt. b) Festliche Heimkehr der Krieger; David vom Volk als Sieger gefeiertEs begab sich aber bei der Heimkehr Sauls und des Heeres, als David nach der Erschlagung des Philisters zurückkehrte: da zogen die Frauen aus allen Ortschaften Israels singend und tanzend, mit Handpauken, Jubelgeschrei und Zimbeln dem König Saul entgegen; und die Frauen hoben im Wechselgesang an: »Saul hat seine Tausende geschlagen, David aber seine Zehntausende!« Da geriet Saul in heftigen Zorn, weil dieses Lied ihm durchaus mißfiel, und er sagte: »Dem David weisen sie zehntausend zu, mir aber nur tausend; nun fehlt ihm nur noch das Königtum!« So sah denn Saul den David seit jenem Tage und weiterhin mit Neid an. c) David, von Saul tödlich gehaßt, bewährt sich als KriegsheldAm folgenden Tage nun kam ein böser Geist Gottes über Saul, so daß er im Hause drinnen raste; David aber spielte die Zither, wie er dies alle Tage zu tun pflegte, während Saul den Speer in der Hand hatte. Da zückte Saul den Speer, indem er dachte: »Ich will David an die Wand spießen!«, aber David wich ihm zweimal aus. Da fürchtete sich Saul vor David, weil der HERR mit ihm war, während er von Saul gewichen war. Darum entfernte ihn Saul aus seiner Nähe und machte ihn zum Hauptmann über tausend Mann. Er unternahm nun Kriegszüge an der Spitze seiner Leute und hatte bei allen seinen Unternehmungen Glück, weil der HERR mit ihm war. Als nun Saul sah, daß er außerordentliches Glück hatte, geriet er in Angst vor ihm; aber bei ganz Israel und Juda war David beliebt, weil er bei seinen Kriegszügen an ihrer Spitze aus- und einzog. d) David, um die Verheiratung mit der ältesten Tochter Sauls getäuscht, erhält deren jüngere Schwester Michal zur FrauDa sagte Saul zu David: »Hier ist meine älteste Tochter Merab, die will ich dir zur Frau geben; nur mußt du dich mir als Held erweisen und die Kriege des HERRN führen.« Saul dachte nämlich: »Ich selbst will nicht Hand an ihn legen, sondern die Philister sollen ihn ums Leben bringen.« Da antwortete David dem Saul: »Wer bin ich, und was ist meine Familie, das Geschlecht meines Vaters, in Israel, daß ich des Königs Schwiegersohn werden sollte!« Als dann aber die Zeit kam, wo Merab, die Tochter Sauls, dem David gegeben werden sollte, wurde sie mit Adriel von Mehola verheiratet. Davids Kriegsdienst um die BrautAber Sauls Tochter Michal faßte Liebe zu David. Als Saul Kenntnis davon erhielt, fand die Sache seinen Beifall; er dachte nämlich: »Ich will sie ihm zur Frau geben, damit sie für ihn zur Schlinge wird und er den Philistern in die Hände fällt.« So sagte denn Saul zu David: »Mit der zweiten sollst du jetzt mein Schwiegersohn werden.« Darauf gab er seinen Dienern die Weisung: »Redet vertraulich mit David und sagt ihm: ›Der König hat offenbar Wohlgefallen an dir, und alle seine Diener haben dich gern; so werde also nun der Schwiegersohn des Königs!‹« Als nun die Diener Sauls in dieser Weise dem David zuredeten, entgegnete David: »Dünkt es euch etwas Leichtes, des Königs Schwiegersohn zu werden? Ich bin ja doch nur ein armer und geringer Mann.« Als nun die Diener Sauls diesem berichteten: »So und so hat David sich ausgesprochen«, antwortete Saul: »Teilt dem David mit, der König begehre keine andere Heiratsgabe als hundert Vorhäute von Philistern, um Rache an den Feinden des Königs zu nehmen.« Saul gedachte nämlich, David durch die Hand der Philister aus der Welt zu schaffen. Als nun Sauls Diener dem David diese Äußerung hinterbrachten, war David damit einverstanden, des Königs Schwiegersohn zu werden; und ehe noch die Zeit um war, machte David sich mit seinen Leuten auf den Weg und erschlug unter den Philistern zweihundert Mann. Er brachte dann ihre Vorhäute heim und lieferte sie dem Könige vollzählig ab, um des Königs Schwiegersohn zu werden. Da gab ihm Saul seine Tochter Michal zur Frau. Als aber Saul immer klarer erkannte, daß der HERR mit David war und daß Michal, die Tochter Sauls, ihn liebte,Wahrscheinlich ist zu lesen: und daß ganz Israel ihn liebte. fürchtete Saul sich noch mehr vor David und wurde ihm für immer feind. Sooft aber die Fürsten der Philister ins Feld zogen, hatte David allemal größeren Erfolg als alle anderen Heerführer Sauls, so daß sein Name in hohen Ehren stand. 5. Sauls Aussöhnung mit David infolge der Fürsprache Jonathans; nach wiederholten Mordanschlägen Sauls flieht David zu Samuela) Sauls Eid zu Davids GunstenAls nun Saul zu seinem Sohne Jonathan und seiner ganzen Umgebung davon redete, daß er David töten wolle, hinterbrachte Jonathan, der Sohn Sauls, es dem David, den er sehr liebhatte, mit den Worten: »Mein Vater Saul trachtet dir nach dem Leben; nimm dich daher morgen früh in acht und halte dich sorgfältig verborgen! Ich selbst aber will hinausgehen und auf dem Felde, wo du dich befinden mußt, neben meinen Vater treten; ich will dann mit meinem Vater von dir reden und sehen, wie die Sache steht, und es dir dann mitteilen.« Hierauf trat Jonathan bei der Unterredung mit seinem Vater Saul für David ein, indem er zu ihm sagte: »Der König versündige sich nicht an seinem Diener David; denn er hat sich dir gegenüber nichts zuschulden kommen lassen, sondern sich große Verdienste um dich erworben; er hat sogar sein Leben aufs Spiel gesetzt und den Philister erschlagen, und so hat der HERR dem ganzen Volk Israel einen herrlichen Sieg verschafft. Du hast es mit angesehen und dich darüber gefreut: warum willst du dich also an unschuldigem Blut versündigen, indem du David ohne Grund tötest?« Da schenkte Saul den Vorstellungen Jonathans Gehör und schwur: »So wahr der HERR lebt, er soll nicht sterben!« Nun rief Jonathan den David zu sich und teilte ihm diese ganze Unterredung mit; dann führte er David zu Saul, und er war wieder in der Umgebung des Königs wie früher. b) Davids neues Kriegsglück; Sauls abermaliger MordversuchAls dann aber der Krieg aufs neue ausbrach und David, der gegen die Philister ins Feld gezogen war, ihnen eine schwere Niederlage beigebracht und sie in die Flucht geschlagen hatte, kam der böse Geist des HERRN wieder über Saul, als er in seinem Hause saß und seinen Speer in der Hand hatte, während David die Zither spielte. Da gedachte Saul den David mit dem Speer an die Wand zu spießen; aber David wich dem Saul aus, so daß der Speer in die Wand fuhr und David sich durch die Flucht retten konnte. c) Davids Flucht in sein Haus und seine Errettung durch Michals ListIn derselben Nacht nun sandte Saul Boten in Davids Haus, die ihn bewachen sollten, damit er ihn am andern Morgen töten könnte. Aber Davids Frau Michal verriet es ihm und sagte: »Wenn du dein Leben nicht noch in dieser Nacht in Sicherheit bringst, so bist du morgen des Todes!« Nachdem Michal ihn dann durchs Fenster hinabgelassen hatte, ergriff er die Flucht und entkam glücklich. Hierauf nahm Michal den HausgottVgl. 1.Mose 31,19; Ri 17,5., legte ihn aufs Bett, legte dann ein Geflecht von Ziegenhaaren zu seinen Häupten und deckte ihn mit der Decke zu. Als nun Saul Boten sandte, um David festnehmen zu lassen, erklärte sie, er sei krank. Da sandte Saul die Boten zurück, um nach David zu sehen, mit dem Befehl: »Bringt ihn mitsamt dem Bett zu mir her, damit ich ihn töte.« Als nun die Boten hinkamen, fanden sie den Hausgott im Bett liegen und das Geflecht von Ziegenhaaren zu seinen Häupten. Da sagte Saul zu Michal: »Warum hast du mich so betrogen und meinen Feind entrinnen lassen, so daß er sich in Sicherheit gebracht hat?« Michal gab ihm zur Antwort: »Er sagte zu mir: ›Laß mich gehen, sonst muß ich dich töten!‹« d) David bei Samuel in Rama; Sauls prophetische Verzückung im dortigen ProphetenhauseDavid also hatte sich glücklich durch die Flucht gerettet und war nach Rama zu Samuel gekommen, dem er alles mitteilte, was Saul ihm angetan hatte. Er ging dann mit Samuel hin, und (beide) wohnten im Prophetenhause bei Rama. Als nun Saul die Kunde erhielt, David halte sich im Prophetenhause bei Rama auf, sandte er Boten ab, die David festnehmen sollten. Als diese aber die Versammlung der Propheten sahen, die sich in Begeisterung befanden, und Samuel an ihrer Spitze stehend erblickten, kam der Geist Gottes über die Boten Sauls, so daß auch sie in prophetische Begeisterung gerieten. Als man das dem Saul meldete, schickte er andere Boten ab, aber auch diese gerieten in Verzückung, und ebenso erging es den Boten, die Saul zum drittenmal sandte. Nun ging er selbst nach Rama; und als er bei der großen Zisterne, die sich in Sechu befindet, angekommen war, fragte er: »Wo sind hier Samuel und David?« Man antwortete ihm: »Im Prophetenhause zu Rama.« Er ging also von dort nach dem Prophetenhause bei Rama; als er aber noch unterwegs war, kam auch über ihn der Geist Gottes, und er befand sich auf dem ganzen Wege in prophetischer Begeisterung bis zu seiner Ankunft im Prophetenhause bei Rama. Dort zog auch er seine Oberkleider aus und war ebenfalls in Verzückung vor Samuel und lag (schließlich) in bloßen Unterkleidern während jenes ganzen Tages und der ganzen Nacht da. Daher pflegt man zu sagen: »Gehört auch Saul zu den Propheten?« 6. Jonathans Verabredung mit David und letzter vergeblicher Aussöhnungsversucha) Davids Zusammenkunft und Besprechung mit Jonathan; Erneuerung ihres Freundschaftsbundesa) David beklagt sich bei JonathanDavid aber kam heimlich aus der Prophetenwohnung bei Rama zu Jonathan und sagte zu ihm: »Was habe ich verbrochen? Worin besteht meine Verschuldung und worin mein Vergehen gegen deinen Vater, daß er mir nach dem Leben trachtet?« Er antwortete ihm: »Behüte Gott! Du wirst nicht sterben! Du weißt, mein Vater tut nichts, es sei wichtig oder unbedeutend, ohne mir Mitteilung davon zu machen: warum sollte mein Vater also dies vor mir verheimlichen? Es ist nichts dran!« Da entgegnete ihm David mit der bestimmten Versicherung: »Dein Vater weiß ganz genau, daß du mich liebgewonnen hast; darum wird er sich gesagt haben: ›Dies darf Jonathan nicht erfahren, damit er sich darüber nicht aufregt‹. Aber so wahr der HERR lebt und so wahr du selbst lebst: zwischen mir und dem Tode ist nur ein Schritt!« Da antwortete Jonathan dem David: »Ich will dir jeden Wunsch erfüllen.«W.: Was spricht deine Seele, daß ich es dir tue? b) Davids VorschlagNun sagte David zu Jonathan: »Wie du weißt, ist morgen Neumondstag; da müßte ich eigentlich mit dem König zu Tisch sitzen; aber laß mich gehen: ich will mich auf dem Felde verbergen bis zum dritten Abend. Sollte dein Vater mich etwa vermissen, so sage ihm: ›David hat mich dringend um Urlaub gebeten, um nach seiner Vaterstadt Bethlehem zu eilen; denn dort findet das jährliche Opferfest für die ganze Familie statt‹. Wenn er dann sagt: ›Gut!‹, so droht deinem Knecht keine Gefahr; gerät er aber in Zorn, so wisse, daß das Unheil seinerseits beschlossene Sache ist. Gib also deinem Knecht einen Beweis deiner Liebe; du hast ja deinen Knecht in einen heiligen Freundschaftsbund mit dir treten lassen. Sollte aber eine Schuld bei mir liegen, so töte du mich; aber zu deinem Vater bringe mich nicht zurück!« Da erwiderte Jonathan: »Behüte Gott! Nein, wenn ich erkennen sollte, daß von meinem Vater die Ausführung einer bösen Absicht gegen dich beschlossen ist, so würde ich es dir selbstverständlich mitteilen.« David entgegnete dem Jonathan: »Wenn mir nur jemand eine Mitteilung machen wollte, ob dein Vater dir eine abweisende Antwort gegeben hat!« Da sagte Jonathan zu David: »Komm, laß uns aufs Feld hinausgehen!« Als nun beide aufs Feld hinausgegangen waren, c) Der Eid auf Gegenseitigkeitsagte Jonathan zu David: »Der HERR, der Gott Israels, ist Zeuge! Wenn ich morgen um diese Zeit oder übermorgen in sichere Erfahrung gebracht habe, daß mein Vater es gut mit David meint, und ich alsdann nicht zu dir sende und es dich wissen lasse, so möge der HERR den Jonathan jetzt und später dafür büßen lassen! Wenn aber mein Vater Böses gegen dich im Sinne hat, so will ich dir auch das mitteilen und dich ziehen lassen, daß du dich in Sicherheit bringen kannst. Der HERR möge dann mit dir sein, wie er mit meinem Vater gewesen ist! Und nicht nur, während ich noch lebe, und nicht nur an mir erweise du die Barmherzigkeit des HERRN, daß ich nicht sterbe, sondern auch meinem Hause entziehe niemals deine Güte, auch dann nicht, wenn der HERR die Feinde Davids allesamt vom Erdboden vertilgen wird!« So schloß denn Jonathan einen Bund mit dem Hause Davids und sagte: »Der HERR möge Rache üben an den Feinden Davids!« Dann schwur Jonathan dem David noch einmalA.L.: Dann ließ Jonathan den David noch einmal schwören. bei seiner Liebe zu ihm; denn er liebte ihn wie sein eigenes Leben. b) Verabredung des zur Mitteilung der Auskunft zu beobachtenden VerfahrensHierauf sagte Jonathan zu ihm: »Morgen ist Neumondstag; da wird man dich vermissen, wenn dein Platz bei Tisch leer bleibt. Übermorgen aber wird man dich erst recht vermissen; da begib dich an den Ort, wo du dich am Tage des (damaligen) Vorkommnisses verborgen hattest, und verstecke dich neben dem Steinhaufen dort. Ich will dann übermorgen in seiner Nähe drei Pfeile abschießen, als ob ich nach einem Ziele schösse. Dann werde ich den Burschen abschicken mit den Worten: ›Geh, suche die Pfeile!‹ Wenn ich dann dem Burschen zurufe: ›Die Pfeile liegen von dir ab herwärts, hole sie!‹, so komm; denn das bedeutet Gutes für dich, und du hast nichts zu fürchten, so wahr der HERR lebt! Rufe ich aber dem Jungen so zu: ›Die Pfeile liegen von dir ab hinwärts!‹, so gehe! Denn der HERR heißt dich weggehen. Aber für das, was wir beide, ich und du, miteinander besprochen haben, dafür ist der HERR (Zeuge) zwischen mir und dir in Ewigkeit!« Hierauf versteckte sich David auf dem Felde. Als nun der Neumondstag da war, setzte sich der König zu Tisch, um zu speisen, c) Verlauf der beiden Mittagsmahlzeiten im Hause Sauls am Neumond und am folgenden Tageund zwar setzte sich der König auf seinen gewöhnlichen Platz, nämlich auf den Platz an der Wand; Jonathan setzte sich ihm gegenüber und Abner neben Saul, während Davids Platz leer blieb. Saul sagte an diesem Tage nichts, weil er dachte: »Es ist ein Zufall; David wird nicht rein sein, weil er sich noch nicht hat reinigen lassen.« Als aber am anderen Tage, der auf den Neumond folgte, Davids Platz wieder leer blieb, fragte Saul seinen Sohn Jonathan: »Warum ist der Sohn Isais weder gestern noch heute zum Essen gekommen?« Jonathan antwortete dem Saul: »David hat sich dringend Urlaub von mir nach Bethlehem erbeten; er hat nämlich zu mir gesagt: ›Laß mich doch hingehen! Denn wir halten ein Familienopfer in der Stadt; mein Bruder selbst hat mich dazu eingeladen. Willst du mir also eine Liebe erweisen, so gib mir Urlaub, damit ich meine Angehörigen besuchen kann!‹ Darum ist er nicht an der Tafel des Königs erschienen.« Da geriet Saul in Zorn über Jonathan und sagte zu ihm: »O du Sohn entarteter Widerspenstigkeit! Meinst du, ich wüßte nicht, daß du dir den Sohn Isais zum Freunde erwählt hast zu deiner Schande und zur Schande der Scham deiner Mutter? Denn solange der Sohn Isais auf Erden lebt, wirst weder du noch dein Königtum festen Bestand haben. So schicke denn jetzt hin und laß ihn mir holen; denn er ist ein Kind des Todes!« Da gab Jonathan seinem Vater Saul zur Antwort: »Warum soll er sterben? Was hat er verbrochen?« Da stieß Saul mit dem Speer nach ihm, um ihn zu durchbohren. Als nun Jonathan erkannte, daß der Tod Davids bei seinem Vater beschlossene Sache war, erhob er sich von der Tafel in glühendem Zorn, ohne an diesem zweiten Neumondstage etwas genossen zu haben; denn er trug um David Leid, weil sein Vater ihn beschimpft hatte. d) Jonathan gibt dem David Kunde von dem ungünstigen Stande der Sache und nimmt Abschied von ihmAm folgenden Morgen aber ging Jonathan, wie er mit David verabredet hatte, aufs Feld hinaus, und ein junger Bursche begleitete ihn. Diesem befahl er: »Lauf und suche mir die Pfeile, die ich abschieße!« Während nun der Bursche hinlief, schoß er den Pfeil über ihn hinaus; und als der Bursche an die Stelle kam, wo der von Jonathan abgeschossene Pfeil lag, rief Jonathan hinter dem Burschen her: »Der Pfeil liegt ja von dir hinwärts!« Weiter rief er hinter dem Burschen her: »Mache schnell! Halte dich nicht auf!« Da las der Bursche Jonathans die Pfeile auf und kam zu seinem Herrn zurück, ohne etwas gemerkt zu haben; nur Jonathan und David wußten um die Sache. Dann übergab Jonathan sein Schießgerät seinem Burschen mit der Weisung: »Geh, trage das in die Stadt!« Als nun der Bursche sich entfernt hatte, kam David hinter dem Steinhaufen hervor, warf sich mit dem Angesicht zur Erde nieder und verneigte sich dreimal; darauf küßten sie einander und weinten zusammen, bis David seine Fassung wiedergewann. Jonathan sagte dann zu David: »Gehe in Frieden! Was wir beide uns im Namen des HERRN zugeschworen haben, dafür wird der HERR zwischen mir und dir, zwischen meinen und deinen Nachkommen Zeuge sein in Ewigkeit!« Hierauf machte sich David auf und entfernte sich; Jonathan aber kehrte in die Stadt zurück. 7. David als Flüchtling in Nob und in Gath; Sauls Priestermorda) David erhält vom Priester Ahimelech in Nob die heiligen Schaubrote und Goliaths SchwertDavid kam dann nach Nob zum Priester Ahimelech; dieser kam ihm ängstlich entgegen und fragte ihn: »Warum kommst du allein, ohne einen Begleiter bei dir zu haben?« David antwortete dem Priester Ahimelech: »Der König hat mir einen Auftrag gegeben und zu mir gesagt: ›Niemand darf etwas von der Sache erfahren, deretwegen ich dich absende und die ich dir aufgetragen habe!‹ Darum habe ich auch meine Leute an einen bestimmten Ort bestellt. Und nun, wenn du einige Lebensmittel zur Verfügung hast, etwa fünf Brote, so gib sie mir, oder was sonst vorhanden ist!« Der Priester antwortete David: »Gewöhnliches Brot ist nicht in meinem Besitz, sondern nur geweihtes Brot ist da; wenn sich die Leute nur von Weibern ferngehalten haben!« Da antwortete David dem Priester: »Gewiß! Weiber sind uns schon seit mehreren Tagen versagt gewesen; als ich auszog, waren die Leiber der Leute rein, obwohl es sich nur um ein gewöhnliches Unternehmen handelte; wieviel mehr werden sie heute am Leibe rein sein!« Da gab ihm der Priester geweihtes Brot, weil dort kein anderes Brot vorhanden war als nur die Schaubrote, die man vor dem Angesicht des HERRN wegnimmt, um neugebackene Brote am Tage ihrer Wegnahme dafür aufzulegen. Es war aber an jenem Tage ein Mann dort anwesend, im Heiligtum vor dem HERRN abgesondert, einer von Sauls Dienern, ein Edomiter namens Doeg, der Aufseher der Hirten Sauls. David fragte dann Ahimelech: »Hast du hier nicht irgendeinen Speer oder ein Schwert zur Hand? Ich habe nämlich weder mein Schwert noch meine anderen Waffen mitgenommen, weil der Auftrag des Königs große Eile hatte.« Der Priester antwortete: »Das Schwert des Philisters Goliath, den du im Terebinthental erschlagen hast, das ist noch hier, eingewickelt in ein Tuch, hinter dem Priesterkleide; wenn du es für dich nehmen willst, so nimm es hin; denn ein anderes ist sonst nicht hier.« David erwiderte: »Seinesgleichen gibt es nicht: gib es mir her!« b) David stellt sich beim König Achis in Gath wahnsinnigHierauf machte sich David auf den Weg und floh an jenem Tage vor Saul und begab sich zu Achis, dem König von Gath. Da sagten die Diener des Achis zu diesem: »Das ist ja David, der König des Landes; das ist ja der, zu dessen Ehren sie bei den Reigentänzen singen: ›Saul hat seine Tausende geschlagen, David aber seine Zehntausende.‹« Diese Worte machten David überaus bedenklich, und er geriet in große Furcht vor Achis, dem König von Gath. Daher stellte er sich wahnsinnig vor ihnen und gebärdete sich wie ein Rasender unter ihren Händen, trommelte an die Torflügel und ließ den Speichel in seinen Bart fließen. Da sagte Achis zu seinen Dienern: »Ihr seht doch, daß der Mann verrückt ist: warum bringt ihr ihn zu mir? (21:16)Fehlt es mir hier etwa an verrückten Leuten, daß ihr mir auch diesen noch hergebracht habt, damit er den Verrückten bei mir spiele? Der sollte mir ins Haus kommen?« c) Davids weitere Flucht nach Adullam, Mizpe in Moab und Jaar-Hereth in Juda; seine Fürsorge für seine ElternDa ging David von dort weg und flüchtete sich in die Höhle von Adullam. Als nun seine Brüder und seine ganze Familie dies erfuhren, kamen sie dorthin zu ihm hinab. Außerdem sammelten sich bei ihm allerlei Leute, die sich in bedrängter Lage befanden, und alle, die Schulden hatten, und allerlei mißvergnügte Leute, deren Anführer er wurde, so daß etwa vierhundert Mann bei ihm waren. Von dort begab sich David nach Mizpe im Moabiterlande und bat den König der Moabiter: »Laß doch meinen Vater und meine Mutter bei euch wohnen, bis ich weiß, was Gott mit mir vorhat!« Da brachte er sie zu dem Moabiterkönig, und sie blieben bei diesem, solange David auf der Bergfeste war. Als aber der Prophet Gad zu David sagte: »Bleibe nicht auf der Bergfeste, sondern begib dich ins Land Juda!«, da brach David auf und kam nach Jaar-Hereth. d) Sauls Klage vor seiner Umgebung in Gibea; Verrat des Edomiters Doeg; Sauls blutige Rache an den Priestern von NobAls nun Saul erfuhr, daß David mit seinen Leuten wieder zum Vorschein gekommen war – Saul saß aber gerade in Gibea unter der Tamariske auf der Anhöhe, mit dem Speer in der Hand, während alle seine Diener um ihn herum standen –, da sagte Saul zu seinen Dienern, die ihn umgaben: »Hört doch, ihr Benjaminiten! Wird wohl der Sohn Isais euch allen auch Äcker und Weinberge schenken und euch alle zu Hauptleuten über Tausendschaften und zu Hauptleuten über hundert Mann machen, daß ihr euch alle gegen mich verschworen habt und niemand mir eine Mitteilung gemacht hat, als mein Sohn einen Freundschaftsbund mit dem Sohne Isais schloß, und daß niemand von euch Mitgefühl mit mir gehabt und mir eine Mitteilung gemacht hat, als mein Sohn meinen Diener (David) zur Feindschaft gegen mich aufwiegelte, wie es jetzt klar zutage liegt?« Da nahm der Edomiter Doeg, der neben den Dienern Sauls stand,oder: über die Knechte Sauls gesetzt war (vgl. 21,8). das Wort und sagte: »Ich habe gesehen, wie der Sohn Isais nach Nob zu Ahimelech, dem Sohne Ahitubs, kam. Da hat dieser den HERRN für ihn befragt und ihm auch Zehrung gegeben und ihm das Schwert des Philisters Goliath übergeben.« Das Blutgericht zu GibeaDa ließ der König den Priester Ahimelech, den Sohn Ahitubs, und sein ganzes Geschlecht, die Priesterschaft, die in Nob war, rufen; und als sie sich alle beim König eingestellt hatten, sagte Saul: »Höre doch, Sohn Ahitubs!« Dieser antwortete: »Hier bin ich, Herr!« Da fuhr Saul fort: »Warum habt ihr euch gegen mich verschworen, du und der Sohn Isais, daß du ihm Brot und ein Schwert gegeben und Gott für ihn befragt hast, damit er sich gegen mich erhebe und auflehne, wie es jetzt klar zutage liegt?« Ahimelech antwortete: »Aber wer unter allen deinen Dienern ist so treu wie David? Dazu ist er des Königs Schwiegersohn und Oberster über deine Leibwache und geehrt in deinem Hause. Ist es denn jetzt das erste Mal gewesen, daß ich Gott für ihn befragt habe? Das sei fern von mir! Der König möge doch seinem Knecht und meinem ganzen Geschlecht so etwas nicht zur Last legen! Denn dein Knecht hat von allem diesem nicht das Geringste gewußt!« Doch der König entgegnete: »Ahimelech, du mußt ohne Gnade sterben, du selbst und dein ganzes Geschlecht!« Hierauf gab der König seinen Leibwächtern, die vor ihm standen, den Befehl: »Tretet herzu und tötet die Priester des HERRN! Denn auch sie halten es mit David, und obwohl sie wußten, daß er auf der Flucht war, haben sie mir keine Mitteilung gemacht!« Aber die Diener des Königs weigerten sich, Hand an die Priester des HERRN zu legen, um sie niederzustoßen. Da befahl der König dem Doeg: »Tritt du herzu und stoße die Priester nieder!« Da trat der Edomiter Doeg heran, und er stieß die Priester nieder; er tötete an jenem Tage fünfundachtzig Männer, die das leinene Priesterkleid trugen. Sodann ließ er in der Priesterstadt Nob alles Lebende mit dem Schwerte niedermachen, Männer wie Frauen, Kinder wie Säuglinge, Rinder, Esel und das Kleinvieh, alles ließ er mit dem Schwert niedermachen. e) Der flüchtige Priester Abjathar findet bei David freundliche AufnahmeNur ein einziger Sohn Ahimelechs, des Sohnes Ahitubs, namens Abjathar, rettete sich durch die Flucht zu Davids Gefolgschaft und berichtete dem David, daß Saul die Priester des HERRN ermordet habe. Da sagte David zu Abjathar: »Ich wußte schon damals, daß der Edomiter Doeg, der dort anwesend war, es Saul sicherlich verraten würde. Ich selbst trage die Schuld am Tode aller Angehörigen deines Geschlechts! Bleibe bei mir und fürchte dich nicht! Denn nur wer mir nach dem Leben trachtet, wird auch dir nach dem Leben trachten können: du bist bei mir in voller Sicherheit!« 8. David in der Wüste Juda (in Kegila und Maon); seine letzte Begegnung mit Jonathan; Verrat der Siphitera) David rettet Kegila vor der Eroberung durch die Philister, muß aber die Stadt wieder verlassenAls dann die Meldung bei David einlief, daß die Philister Kegila belagerten und die Tennen plünderten, befragte David den HERRN: »Soll ich hinziehen und die Philister dort schlagen?« Der HERR antwortete ihm: »Ziehe hin, schlage die Philister und entsetze Kegila!« Aber Davids Leute sagten zu ihm: »Wir müssen schon hier in Juda in ewiger Angst leben; wie erst, wenn wir nach Kegila gegen die Schlachtreihen der Philister ziehen!« Da befragte David den HERRN noch einmal und erhielt vom HERRN die Antwort: »Mache dich auf und ziehe nach Kegila hinab! Denn ich werde die Philister in deine Hand geben.« Da zog David mit seinen Leuten nach Kegila, griff die Philister an, erbeutete ihre Herden und brachte ihnen eine schwere Niederlage bei. So rettete David die Einwohner von Kegila. – Als aber Abjathar, der Sohn Ahimelechs, zu David [nach Kegila] floh, hatte er ein Priesterkleid mitgebracht. – Als nun Saul erfuhr, daß David nach Kegila gezogen sei, rief er aus: »Gott hat ihn mir in die Hände geliefert! Denn er hat sich selbst eingeschlossen, indem er sich in eine Stadt mit Toren und Riegeln begeben hat.« Saul bot also das ganze Volk zum Kriege auf, um nach Kegila zur Belagerung Davids und seiner Leute hinabzuziehen. Als nun David erkannte, daß Saul Böses gegen ihn im Schilde führte, befahl er dem Priester Abjathar: »Bringe das Priesterkleid herbei!« Dann betete David: »HERR, Gott Israels! Dein Knecht hat als gewiß gehört, daß Saul nach Kegila zu ziehen gedenkt, um die Stadt um meinetwillen zu vernichten. Werden die Bürger von Kegila mich ihm ausliefern? Wird Saul wirklich herabkommen, wie dein Knecht vernommen hat? HERR, Gott Israels, tu das doch deinem Knechte kund!« Da antwortete der HERR: »Ja, er wird herabkommen.« Dann fragte David weiter: »Werden die Bürger von Kegila mich und meine Leute an Saul ausliefern?« Der HERR antwortete: »Ja, sie werden dich ausliefern.« Da machte sich David mit seinen Leuten, etwa sechshundert Mann, auf und zog aus Kegila ab, und sie streiften aufs Geratewohl umher. Als dann dem Saul gemeldet wurde, David sei aus Kegila entronnen, stand er vom Zug dorthin ab. b) David in der Wüste Siph von Saul verfolgt; seine Unterredung mit Jonathan in HoresaDavid hielt sich dann in der Wüste auf den Berghöhen auf, und zwar besonders im Gebirge in der Wüste Siph; und Saul suchte während der ganzen Zeit nach ihm, aber Gott ließ ihn nicht in seine Hände fallen. Als nun David sah, daß Saul ausgezogen war, um ihn ums Leben zu bringen – er befand sich gerade in Horesa in der Wüste Siph –, da machte sich Jonathan, der Sohn Sauls, auf und begab sich zu David nach Horesa und weckte neues Vertrauen auf Gott in ihm, indem er zu ihm sagte: »Fürchte dich nicht! Denn die Hand meines Vaters Saul wird dich nicht erreichen, sondern du wirst König über Israel werden, und ich werde der Zweite nach dir sein; auch mein Vater Saul weiß das wohl.« Dann schlossen beide einen Bund miteinander vor dem HERRN; und David blieb in Horesa, während Jonathan wieder heimkehrte. c) David von den Siphitern verraten und in der Wüste Maon wunderbar vor Saul gerettetHierauf gingen einige Siphiter zu Saul nach Gibea hinauf und meldeten: »David hält sich bei uns auf den Berghöhen in Horesa verborgen, auf dem Höhenzuge Hachila, der südlich von der Öde liegt. Nun denn, o König, komm zu uns herab, sobald es dir beliebt; unsere Sache soll es alsdann sein, ihn in die Gewalt des Königs zu bringen.« Da antwortete Saul: »Der HERR möge euch dafür segnen, daß ihr Teilnahme für mich bewiesen habt! Geht nun hin, vergewissert euch noch mehr und gebt sorgsam acht, um seinen Aufenthaltsort zu erkunden und wer ihn daselbst gesehen hat; denn man hat mir gesagt, er sei ein sehr listiger Mann. Wenn ihr alle Schlupfwinkel, wo er sich versteckt hält, sicher erkundet habt, so kommt wieder zu mir mit zuverlässiger Auskunft, dann will ich mit euch gehen; und wenn er wirklich im Lande ist, so will ich ihn schon unter allen Tausendschaften Judas aufspüren!« Da machten sich die Siphiter auf und gingen Saul voraus nach Siph; David aber befand sich damals mit seinen Leuten in der Wüste Maon, in der Steppe südlich von der Einöde. Als nun Saul mit seinen Leuten hinzog, um ihn aufzusuchen, und man es David hinterbrachte, zog er nach dem Felsen hinab, der in der Wüste Maon liegt. Auf die Kunde hiervon folgte Saul dem David eiligst in die Wüste Maon nach. Da zog nun Saul auf der einen Seite des Bergzuges und David mit seinen Leuten auf der anderen Seite. Als dann David sich beeilte, dem Saul zu entkommen, war Saul mit seinen Leuten gerade im Begriff, David und seine Leute zu umzingeln, um sie gefangenzunehmen. Da traf plötzlich ein Bote bei Saul ein mit der Meldung: »Mache dich schleunigst auf den Weg! Denn die Philister sind ins Land eingefallen.« Da mußte Saul die Verfolgung Davids aufgeben und den Philistern entgegenziehen; daher nennt man jenen Ort den ›Trennungsfelsen‹. David zog dann von dort hinweg und setzte sich auf den Berghöhen von Engedi fest. 9. Davids Großmut gegen Saul in der Höhle bei EngediAls nun Saul von der Verfolgung der Philister zurückgekehrt war, meldete man ihm, David sei jetzt in der Wüste von Engedi. Da nahm Saul dreitausend Mann, auserlesene Leute aus ganz Israel, und brach auf, um David und seine Leute auf der Ostseite der Steinbockfelsen zu suchen. Als er nun zu den Schafhürden am Wege kam, war dort eine Höhle, in die Saul hineinging, um seine Notdurft zu verrichten; David aber saß mit seinen Leuten hinten in der Höhle. Da sagten Davids Leute zu ihm: »Wahrlich, dies ist der Tag, von dem der HERR zu dir gesagt hat:A.Ü.: der Tag, an dem der HERR zu dir sagt. ›Fürwahr, ich will deinen Feind dir in die Hände liefern, so daß du mit ihm verfahren kannst, wie es dir beliebt.‹« Hierauf stand David auf und schnitt unbemerkt einen Zipfel von Sauls Mantel ab. Hinterher aber schlug ihm doch das Gewissen, daß er den Zipfel von Sauls Mantel abgeschnitten hatte, und er sagte zu seinen Leuten: »Der HERR bewahre mich davor, so etwas zu tun und mich an meinem Herrn, dem Gesalbten Gottes, zu vergreifen! Er ist ja der Gesalbte Gottes!« Mit diesen Worten trat David seinen Leuten entgegen und gestattete ihnen nicht, Saul ein Leid anzutun. Als dann Saul die Höhle verlassen hatte und seines Weges weiterzog, Die zwischen Saul und David gewechselten Reden; ihr Abschiedmachte sich auch David alsbald auf, trat aus der Höhle hinaus und rief hinter Saul her: »Mein Herr und König!« Als Saul sich nun umwandte, verneigte David sich mit dem Angesicht zur Erde nieder und brachte dem Könige seine Huldigung dar; dann rief er dem Saul zu: »Warum hörst du auf das Gerede der Leute, die da sagen, David sinne auf dein Verderben? Siehe, am heutigen Tage hast du mit eigenen Augen sehen können, daß der HERR dich heute in der Höhle in meine Gewalt gegeben hatte; und obgleich man mir zuredete, ich möchte dich umbringen, habe ich dich doch verschont und habe gedacht: ›Ich will mich nicht an meinem Herrn vergreifen, weil er der Gesalbte Gottes ist.‹ Und nun, mein Vater, sieh her! Ja, sieh hier den Zipfel deines Mantels in meiner Hand! Daran, daß ich den Zipfel von deinem Mantel abgeschnitten habe, ohne dich zu töten, daran kannst du mit Sicherheit erkennen, daß ich an nichts Böses und an keinen Verrat gegen dich gedacht und mich nicht an dir versündigt habe, während du mir nachstellst, um mich des Lebens zu berauben. Der HERR möge Richter zwischen mir und dir sein, und der HERR möge mich an dir rächen! Aber meine Hand soll nicht gegen dich sein! Schon das alte Sprichwort sagt: ›Von den Gottlosen mag Gottlosigkeit ausgehen!‹, aber meine Hand soll nicht gegen dich sein! Hinter wem zieht denn der König von Israel her? Wen verfolgst du? Einen toten Hund! Einen einzelnen Floh! So sei denn der HERR Richter und entscheide zwischen mir und dir! Er möge die Untersuchung in meiner Sache führen und mich vertreten und mir Recht gegen dich schaffen!« Als David diese Worte an Saul gerichtet hatte, antwortete dieser: »Ist das nicht deine Stimme, mein Sohn David?« Hierauf fing Saul an, laut zu weinen, und rief dem David zu: »Du bist gerechter als ich; denn du hast mir Gutes erwiesen, während ich böse an dir gehandelt habe. Und heute hast du mir deine Liebe in besonderem Maße dadurch bewiesen, daß du mich nicht getötet hast, als der HERR mich in deine Hand gegeben hatte. Denn wenn jemand seinen Feind antrifft, läßt er ihn da wohl friedlich seines Weges ziehen? So möge denn der HERR dir mit Gutem vergelten, was du heute an mir getan hast! Und nun, siehe, ich weiß gewiß, daß du König werden wirst und daß in deiner Hand das Königtum über Israel Bestand haben wird. So schwöre mir denn jetzt beim HERRN, daß du meine Nachkommen nach meinem Tode nicht ausrotten und meinen Namen aus meinem Geschlecht nicht austilgen willst!« Da schwur David es dem Saul; dann zog Saul heim, während David sich mit seinen Leuten auf die Bergfeste begab. 10. Samuels Tod; Nabals Torheit; David und AbigailDa starb Samuel, und ganz Israel versammelte sich und hielt um ihn die Totenklage; man begrub ihn dann in seinem Hause zu Rama. David aber machte sich auf und zog in die Wüste ParanWahrscheinlich ist zu lesen: Maon. hinab. a) Nabals törichtes Verhalten gegenüber Davids ErsuchenNun lebte da in Maon ein Mann, der sein Anwesen in Karmelin Juda, unweit von Maon und Siph. hatte, ein sehr begüterter Mann, der dreitausend Schafe und tausend Ziegen besaß; und er war gerade mit der Schur seiner Schafe in Karmel beschäftigt. Der Mann hieß Nabal und seine Frau Abigail; die Frau war klug und von großer Schönheit, der Mann dagegen roh und bösartig in all seinem Tun, ein echter Kalebiter. Als nun David in der Wüste hörte, daß Nabal eben Schafschur hielt, schickte er zehn von seinen Leuten ab mit dem Auftrage: »Geht nach Karmel hinauf, kehrt bei Nabal ein, grüßt ihn von mir und sagt zu meinem Bruder: ›Heil dir und Heil deiner Familie und Heil allem, was du besitzest! Ich habe jetzt eben vernommen, daß die Schafschur bei dir stattfindet. Da nun deine Hirten sich bei uns hier aufgehalten haben, ohne daß wir ihnen etwas zuleide getan und ohne daß sie während der ganzen Zeit ihres Aufenthalts in Karmel das Geringste vermißt haben – frage nur deine Leute, sie werden es dir bestätigen! –, so erweise dich nun freundlich gegen die Leute, zumal da wir an einem Festtage zu dir kommen. Gib also deinen Knechten und deinem Sohne David, was dir gerade vor die Hand kommt!‹« Als nun Davids Leute hinkamen, richteten sie den Auftrag im Namen Davids bei Nabal genau aus und warteten dann schweigend. Nabal aber gab den Leuten Davids zur Antwort: »Wer ist David, und wer ist der Sohn Isais? Heutzutage gibt es Knechte genug, die ihren Herren entlaufen! Soll ich etwa mein Brot, mein WasserA.L.: meinen Wein (vgl. V.18.36). und mein Geschlachtetes, das ich für meine Scherer geschlachtet habe, nehmen und es Leuten geben, von denen ich nicht einmal weiß, woher sie sind?« Darauf wandten sich Davids Leute um und zogen ihres Weges zurück und erstatteten David nach ihrer Rückkehr genauen Bericht über den Vorfall. b) David bricht zum Rachezuge auf; Abigail erhält Kunde von der Unbesonnenheit ihres MannesDa befahl David seinen Leuten: »Jeder gürte sein Schwert um!« Nachdem nun alle dem Befehle nachgekommen waren und auch David sich sein Schwert umgegürtet hatte, zogen sie unter Davids Führung hinauf, etwa vierhundert Mann, während zweihundert beim Gepäck zurückblieben. Inzwischen hatte aber einer von den Knechten der Abigail, der Frau Nabals, berichtet: »David hat soeben Boten aus der Wüste hergeschickt, um unsern Herrn begrüßen zu lassen, der aber hat sie grob angefahren. Und doch sind die Männer sehr gut gegen uns gewesen; es ist uns von ihnen nichts zuleide geschehen, und wir haben nicht das Geringste vermißt während der ganzen Zeit, die wir bei ihnen auf dem Felde umhergezogen sind; nein, sie sind eine Mauer um uns bei Tag und bei Nacht gewesen, solange wir das Kleinvieh in ihrer Nähe gehütet haben. Überlege jetzt also und sieh zu, was du tun willst! Denn unserm Herrn und seinem ganzen Hause steht sicherlich ein Unglück bevor; er selbst aber ist ein zu bösartiger Mann, als daß man mit ihm reden könnte.« c) Abigail hält David durch ihr kluges Verfahren vom Vollzug der Rache abDa nahm Abigail in aller Eile zweihundert Brote und zwei Schläuche Wein, fünf zubereitete Schafe, fünf Scheffel geröstetes Getreide, hundert Rosinentrauben und zweihundert Feigenkuchen, lud alles auf Esel und befahl ihren Knechten: »Zieht mir voraus, ich komme sogleich hinter euch her!« Ihrem Manne Nabal aber sagte sie nichts davon. Während sie nun an einer durch den Berg verdeckten Stelle auf ihrem Esel abwärts ritt, kam gerade auch David mit seinen Leuten von der entgegengesetzten Seite herab, und sie traf mit ihnen zusammen. Nun hatte David bei sich überlegt: »Rein umsonst habe ich diesem Menschen seine gesamte Habe in der Wüste beschützt, so daß ihm nie das Geringste von seinem gesamten Besitz verlorengegangen ist; er aber hat mir Gutes mit Bösem vergolten. Gott möge es den Feinden Davids jetzt und künftig gut ergehen lassen, wenn ich von allem, was ihm gehört, bis morgen früh ein einziges Mannesbild übriglasse!« Als nun Abigail Davids ansichtig wurde, stieg sie schleunigst von ihrem Esel herab, warf sich vor David auf ihr Angesicht nieder, verneigte sich dann zur Erde und rief kniefällig aus: »Auf mir allein, mein Herr, liegt die Schuld! Laß doch deine Magd vor dir reden und schenke den Worten deiner Magd Gehör! Mein Herr gebe doch nichts auf diesen nichtswürdigen Menschen, auf Nabal! Denn er ist wirklich so, wie sein Name besagt: er heißt Nabal und verübt nur Torheiten; ich aber, deine Magd, habe die Leute, die du, mein Herr, gesandt hast, nicht zu Gesicht bekommen. Und nun, mein Herr, so wahr Gott lebt und so wahr du selbst lebst: Gott hat dich davor behütet, in Blutschuld zu geraten und dich mit eigener Hand zu rächen. So mögen nun deine Feinde und alle, die Böses gegen meinen Herrn sinnen, dem Nabal gleich werden! Und nun, dieses Geschenk hier, das deine Magd für meinen Herrn mitgebracht hat, ist für die Leute bestimmt, die meinem Herrn auf seinen Zügen folgen. Vergib deiner Magd ihr Vergehen! Denn sicherlich wird Gott meinem Herrn ein Haus bauen, das Bestand hat, weil mein Herr im Dienste Gottes streitet und kein Unrecht sich an dir finden wird, solange du lebst. Und wenn ein Mensch sich erheben sollte, dich zu verfolgen und dir nach dem Leben zu trachten, so möge die Seele meines Herrn eingebunden sein im Bündel des Lebens beim HERRN, deinem Gott! die Seele deiner Feinde aber möge er wegschleudern in der Schleuderpfanne! Wenn Gott dann meinem Herrn all das Glück verleihen wird, das er dir verheißen hat, und dich zum Fürsten über Israel bestellt, so wirst du dich frei in deinem Inneren fühlen, und mein Herr braucht sich keine Vorwürfe zu machen, daß du, mein Herr, Blut ohne Ursache vergossen und dir mit eigener Hand Recht geschafft habest. Wenn aber Gott meinem Herrn Glück verleihen wird, so gedenke deiner Magd!« Da antwortete David der Abigail: »Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, der dich mir heute hat entgegenkommen lassen! Und gepriesen sei deine Klugheit und gepriesen du selbst, daß du mich heute davon abgehalten hast, in Blutschuld zu geraten und mir mit eigener Hand Genugtuung zu verschaffen! Denn so wahr der HERR lebt, der Gott Israels, der mich davor behütet hat, dir ein Leid anzutun: wärst du mir nicht so schnell entgegengekommen, so wäre dem Nabal bis morgen früh kein einziges Mannesbild übriggeblieben!« Darauf nahm David von ihr an, was sie ihm mitgebracht hatte; zu ihr selbst aber sagte er: »Kehre in Frieden in dein Haus zurück! Wisse wohl: ich habe dir Gehör geschenkt und Rücksicht auf dich genommen!« c) Nabals jäher Tod; Davids Verheiratung mit Abigail (und mit Ahinoam)Als dann Abigail zu Nabal zurückkehrte, hielt er gerade ein Gastmahl in seinem Hause, ein geradezu königliches Festgelage, und er befand sich in der fröhlichsten Stimmung. Da er schwer betrunken war, teilte sie ihm nicht das Geringste mit, bis der Morgen anbrach. Als er aber am folgenden Morgen seinen Rausch ausgeschlafen hatte, machte seine Frau ihm Mitteilung von allem, was vorgegangen war. Da erlitt er einen SchlaganfallW.: Sein Herz erstarb in seinem Innern. und wurde wie ein Stein; und nach etwa zehn Tagen traf ihn die Hand des HERRN, daß er starb. Als nun David die Nachricht vom Tode Nabals erhielt, rief er aus: »Gepriesen sei der HERR, der die mir von Nabal zugefügte Schmach gerächt und mich, seinen Knecht, vom Bösestun zurückgehalten, die Bosheit Nabals aber auf ihn selbst hat zurückfallen lassen!« Darauf sandte David hin und warb um Abigail, um sie sich zum Weibe zu nehmen. Als nun Davids Boten nach Karmel zu Abigail kamen und die Werbung anbrachten mit den Worten: »David hat uns zu dir gesandt: er wünscht dich als sein Weib heimzuführen«, da erhob sie sich, verneigte sich mit dem Antlitz bis zur Erde und sagte: »Ja, deine Magd ist bereit, als Dienerin den Knechten meines Herrn die Füße zu waschen!« Sodann machte Abigail sich schleunigst auf und setzte sich auf ihren Esel; ebenso ihre fünf Dienerinnen, die ihre Begleitung bildeten. So folgte sie den Boten Davids und wurde sein Weib. David hatte sich aber auch Ahinoam aus Jesreel (in Juda) geholt; so wurden beide zumal seine Frauen. Saul dagegen hatte seine Tochter Michal, die mit David verheiratet war, Palti, dem Sohne des Lais aus Gallim, zur Frau gegeben. 11. Davids nochmalige Großmut gegen Saul in der Wüste Sipha) Saul von neuem auf der Verfolgung; David und Abisai bei Nacht im Lager SaulsDa kamen die Siphiter zu Saul nach Gibea und meldeten: »Wisse, David hält sich auf dem Höhenzuge Hachila am Saume der Einöde verborgen.« Da machte sich Saul mit dreitausend Mann auserlesener Israeliten auf den Weg und zog in die Wüste Siph hinab, um David in der Wüste Siph zu suchen. Saul lagerte sich dann auf dem Höhenzuge Hachila, der am Saum der Einöde an der Straße liegt, während David sich in der Wüste aufhielt. Als dieser nun erfuhr, daß Saul zu seiner Verfolgung in die Wüste gekommen war, sandte er Kundschafter aus und erhielt so die sichere Nachricht von der Ankunft Sauls. Er machte sich also auf und kam an den Ort, wo Saul sich gelagert hatte. Als aber David den Platz sah, wo Saul mit seinem Heerführer Abner, dem Sohne Ners, lag – Saul lag nämlich innerhalb der Wagenburg, während das Kriegsvolk rings um ihn her gelagert war –, da wandte sich David an den Hethiter Ahimelech und an Abisai, den Sohn der Zeruja, den Bruder Joabs, mit der Frage: »Wer geht mit mir zu Saul in das Lager hinab?« Abisai antwortete: »Ich gehe mit dir hinab!« Als nun David und Abisai nachts zu den Leuten gekommen waren, da fanden sie Saul schlafend innerhalb der Wagenburg liegen, und sein Speer steckte zu seinen Häupten im Boden; Abner aber und das Kriegsvolk lagen um ihn her. Da sagte Abisai zu David: »Heute hat Gott deinen Feind dir in die Hände geliefert; und nun laß mich ihn doch mit seinem Speer an den Boden spießen mit einem Stoß: es soll kein zweiter Stoß für ihn nötig sein!« Aber David erwiderte dem Abisai: »Tu ihm nichts zuleide! Denn wer könnte Hand an den Gesalbten des HERRN legen und bliebe ungestraft?« Dann fuhr David fort: »So wahr der HERR lebt, nein! Sicherlich wird die Hand des HERRN ihn treffen, sei es, daß der Tag eines natürlichen Todes für ihn kommt oder daß er in den Krieg zieht und hinweggerafft wird; aber der HERR behüte mich davor, die Hand an den Gesalbten des HERRN zu legen! Nein, nimm jetzt den Speer, der zu seinen Häupten steht, und den Wasserkrug; dann wollen wir gehen!« Hierauf nahm David den Speer und den Wasserkrug, der zu Sauls Häupten stand, und sie entfernten sich, ohne daß jemand sie gesehen oder etwas gemerkt hätte, und niemand wachte auf; vielmehr schliefen sie allesamt, weil ein tiefer, vom HERRN gesandter Schlaf auf sie gefallen war. b) Davids höhnischer Zuruf an AbnerAls dann David auf die gegenüberliegende Seite (des Tales) gekommen und in einiger Entfernung auf die Spitze des Berges getreten war, so daß ein großer Zwischenraum zwischen ihnen lag, rief David dem Kriegsvolk und Abner, dem Sohne Ners, die Worte zu: »Gibst du keine Antwort, Abner?« Da erwiderte Abner: »Wer bist du, daß du dem Könige so zurufst?« David antwortete dem Abner: »Du bist mir fürwahr ein rechter Mann, und deinesgleichen gibt es nicht in ganz Israel! Warum hast du auf deinen Herrn, den König, nicht achtgegeben? Es ist ja einer von den Leuten eingedrungen, um deinen Herrn, den König, zu ermorden! Das bringt dir keine Ehre, was du da getan hast. So wahr der HERR lebt: den Tod habt ihr verdient, weil ihr auf euren Herrn, den Gesalbten Gottes, nicht achtgegeben habt! Und nun sieh doch mal nach, wo der Speer des Königs geblieben ist und wo der Wasserkrug, der zu seinen Häupten gestanden hat!« c) Die zwischen Saul und David gewechselten Reden; das Auseinandergehen beiderDa erkannte Saul die Stimme Davids und rief aus: »Ist das nicht deine Stimme, mein Sohn David?« David erwiderte: »Jawohl, mein Herr und König!« Dann fuhr er fort: »Warum verfolgt mein Herr seinen Knecht? Was habe ich denn verbrochen, und was für Böses klebt an meiner Hand? Möchte doch mein Herr, der König, jetzt den Worten seines Knechtes Gehör schenken! Wenn Gott es ist, der dich gegen mich erbittert hat, so möge er den Duft einer Opfergabe zu riechen bekommen; wenn es aber Menschen sind, so seien sie verflucht vor Gott, weil sie mich jetzt von der Teilnahme am Erbbesitz des HERRN ausgeschlossen haben, als wollten sie zu mir sagen: ›Hinweg mit dir! Diene anderen Göttern!‹ So möge nun mein Blut nicht fern vom Angesicht Gottes zur Erde fallen! Denn der König von Israel ist ausgezogen, um mein Leben zu erjagen, wie der Habicht auf ein Rebhuhn in den Bergen Jagd macht.« Da antwortete Saul: »Ich habe unrecht getan: kehre zurück, mein Sohn David! Denn ich will dir fortan nichts mehr zuleide tun zum Lohn dafür, daß du mein Leben heute verschont hast.W.: daß mein Leben an diesem Tage kostbar gewesen ist in deinen Augen. Ja, ich habe töricht gehandelt und mich schwer vergangen!« Darauf antwortete David: »Siehe, hier ist der Speer des Königs: so komme denn einer von den Leuten herüber und hole ihn! Der HERR aber vergilt einem jeden seine Gerechtigkeit und seine Treue; denn der HERR hatte dich heute in meine Hand gegeben, ich aber habe mich nicht an dem Gesalbten des HERRN vergreifen wollen. So wertvoll aber dein Leben heute mir gewesen ist, ebenso wertvoll möge mein Leben dem HERRN sein, daß er mich aus aller Bedrängnis errette!« Da rief Saul dem David zu: »Gesegnet seist du, mein Sohn David! Du wirst deine Sache sicherlich durchführen und glücklich ans Ziel gelangen!« Hierauf ging David seines Weges, Saul aber kehrte nach Hause zurück. 12. Davids Übertritt zu den Philistern; sein Aufenthalt beim Philisterfürsten Achis in Gath und in ZiklagDavid aber sagte zu sich selbst: »Eines Tages werde ich doch noch durch Sauls Hand weggerafft werden; es bleibt mir nichts Besseres übrig, als daß ich mich eilends im Lande der Philister in Sicherheit bringe; dann wird Saul davon abstehen, auf mich noch länger in allen Teilen Israels zu fahnden, und ich bin seinen Händen entronnen.« So machte David sich denn auf und zog mit den sechshundert Mann, die er bei sich hatte, zu Achis, dem Sohne Maochs, dem König von Gath, hinüber. Er nahm bei diesem seinen Wohnsitz in Gath mit seinen Leuten, ein jeder mit seiner Familie, David selbst mit seinen beiden Frauen, Ahinoam aus Jesreel und Abigail, der Witwe Nabals, aus Karmel. Als nun Saul die Nachricht erhielt, daß David nach Gath entwichen sei, gab er es auf, noch länger nach ihm zu suchen. David aber sagte zu Achis: »Wenn du mir eine Gnade erweisen willst, so laß mir einen Platz in einer der Ortschaften des offenen Landes zum Wohnsitz anweisen; denn warum soll dein Knecht bei dir in der Königsstadt wohnen?« Da wies ihm Achis noch an demselben Tage Ziklag an. Infolgedessen hat Ziklag den Königen von Juda bis auf den heutigen Tag gehört. Die ganze Zeit aber, die David im Lande der Philister zubrachte, betrug ein Jahr und vier Monate. Davids Freibeuterleben; seine Täuschung der PhilisterDavid unternahm nun mit seinen Leuten Raubzüge und machte Einfälle in das Gebiet der Gesuriter, der Girsiter und der Amalekiter; denn das sind die Bewohner des Landes von alters her bis nach Sur hin und bis nach Ägypten. Sooft er aber in ihr Land einfiel, ließ er weder Männer noch Frauen am Leben und raubte Kleinvieh, Rinder, Esel, Kamele und Kleidungsstücke; darauf kehrte er wieder zu Achis zurück. Wenn Achis ihn dann fragte: »Wo habt ihr diesmal einen Einfall gemacht?«, so antwortete David: »Im Südland von Juda« oder »im Südland der Jerahmeeliter« oder »im Südland der Keniter«. Männer und Frauen aber ließ David deshalb nicht am Leben, um sie nicht nach Gath mitnehmen zu müssen; denn er dachte: »Sie könnten gegen uns aussagen und berichten: ›So und so ist David zu Werke gegangen.‹« Dieses Verfahren beobachteted.h. befolgte . David während der ganzen Zeit, die er im Lande der Philister zubrachte. Achis aber schenkte dem David Vertrauen, weil er dachte: »Er hat sich bei seinem Volk, bei Israel, tödlich verhaßt gemacht; darum wird er für immer mein Dienstmann bleiben.« 13. Der Krieg mit den Philistern; Saul bei der Totenbeschwörerin zu Endora) David erklärt sich zur Teilnahme am Kriege gegen sein Volk bereitAls nun die Philister in jener Zeit ihre Heere zu einem Kriegszuge gegen die Israeliten sammelten, sagte Achis zu David: »Du sollst bestimmt wissen, daß du samt deinen Leuten mit mir im Heerbann ausziehen mußt.« David antwortete ihm: »Gut! Du wirst nun sehen, was dein Knecht zu leisten vermag.« Achis erwiderte dem David: »Gut! Ich ernenne dich auf Lebenszeit zum Hüter meines Hauptes.« b) Beginn des Krieges; Saul beschließt in seiner Ratlosigkeit die Befragung eines TotenorakelsSamuel aber war gestorben, und ganz Israel hatte die Totenklage um ihn gehalten und ihn in seiner Vaterstadt Rama begraben. Saul aber hatte die Totenbeschwörer und Wahrsager aus dem Lande vertrieben. – Nachdem sich nun die Philister gesammelt hatten und ins Land eingefallen waren, lagerten sie sich bei SunemSunem (oder Sulem), Stadt im Stamme Issaschar in der Ebene Megiddo; vgl. die Sunamit (2.Kön 4,25) und Sulammit (Hld 7,1)., während Saul, der ganz Israel aufgeboten hatte, sein Lager auf dem (Gebirge) Gilboa aufschlug. Als nun Saul das Heerlager der Philister erblickte, geriet er in Angst und erschrak im innersten Herzen. Er befragte daher den HERRN, aber der HERR gab ihm keine Antwort weder durch Träume, noch durch das Priester-Orakel, noch durch die Propheten. Da gab Saul seinen Dienern den Befehl: »Macht mir eine Frau ausfindig, die sich auf Totenbeschwörung versteht: ich will zu ihr gehen und sie befragen.« Seine Diener antworteten ihm: »In Endor wohnt eine Frau, die Tote zu beschwören vermag.« c) Saul bei der Totenbeschwörerin in Endor; die Erscheinung und Unglücksprophezeiung des Geistes SamuelsDa machte sich Saul unkenntlich, legte andere Kleider an und begab sich mit zwei Begleitern auf den Weg. Als sie nachts bei der Frau angekommen waren, sagte er zu ihr: »Wahrsage mir durch Totenbeschwörung und laß mir aus der Unterwelt den erscheinen, den ich dir nennen werde.« Aber die Frau antwortete ihm: »Du weißt doch selbst, was Saul getan hat: daß er die Totenbeschwörer und Wahrsager im Lande ausgerottet hat; warum stellst du mir also eine Falle, um mich ums Leben zu bringen?« Da schwur ihr Saul beim HERRN: »So wahr der HERR lebt, es soll dich in diesem Falle keine Schuld treffen!« Da fragte das Weib: »Wen soll ich dir heraufbringen?« Er antwortete: »Laß mir Samuel erscheinen!« Als nun die Frau Samuel anblickte, schrie sie laut auf und sagte zu Saul: »Warum hast du mich betrogen? Du bist ja Saul!« Der König erwiderte ihr: »Fürchte dich nicht! Sondern (sage): was siehst du?« Die Frau antwortete ihm: »Ein Götterwesen sehe ich aus der Erde aufsteigen.« Da fragte er sie: »Wie sieht es aus?« Sie antwortete: »Ein alter Mann steigt herauf, in einen Mantel eingehüllt.« Da erkannte Saul, daß es Samuel war; er neigte sich also mit dem Antlitz zur Erde und bezeugte ihm seine Ehrfurcht. Samuel aber sprach zu Saul: »Warum störst du mich in meiner Ruhe, daß du mich heraufkommen läßt?« Saul erwiderte: »Ich befinde mich in großer Not; denn die Philister haben Krieg mit mir angefangen, Gott aber hat mich verlassen und gibt mir keine Antwort mehr weder durch die Propheten noch durch Träume; darum habe ich dich rufen lassen, um von dir zu erfahren, was ich tun soll.« Samuel antwortete: »Was fragst du mich denn, da doch der HERR dich verlassen hat und dein Feind geworden ist? Der HERR hat dir so getan, wie er dir durch mich hat ankündigen lassen: der HERR hat dir das Königtum entrissen und es einem andern, dem David, gegeben. Weil du dem Befehl des HERRN nicht gehorcht und seinen lodernden Zorn an den Amalekitern nicht vollzogen hast, darum hat der HERR dich jetzt in diese Lage kommen lassen. Und der HERR wird auch die Israeliten zugleich mit dir in die Gewalt der Philister fallen lassen: morgen wirst du mitsamt deinen Söhnen bei mir sein, auch das Heer der Israeliten wird der HERR in die Gewalt der Philister fallen lassen!« d) Wirkung der Prophezeiung auf SaulDa fiel Saul voller Entsetzen seiner ganzen Länge nach zu Boden: solchen Eindruck hatten die Worte Samuels auf ihn gemacht; auch hatte er keine Kraft mehr in sich, weil er während des ganzen Tages und der ganzen Nacht keine Nahrung zu sich genommen hatte. Als die Frau nun an ihn herantrat und bemerkte, daß er ganz fassungslos war, sagte sie zu ihm: »Siehe, deine Magd ist deiner Aufforderung nachgekommen, und ich habe mein Leben aufs Spiel gesetzt und deinen Wunsch erfüllt, den du gegen mich ausgesprochen hast. So schenke nun auch du deiner Magd Gehör und laß mich dir ein wenig zu essen vorsetzen: iß nun, damit du die nötigen Kräfte für den Rückweg besitzest.« Er schlug aber alles ab und erklärte: »Ich mag nichts essen!« Als dann aber seine Begleiter und auch die Frau in ihn drangen, gab er ihrer Aufforderung nach; er stand vom Boden auf und setzte sich auf das Lager. Die Frau aber hatte ein gemästetes Kalb im Hause, das sie in aller Eile schlachtete; weiter nahm sie Mehl, knetete es und buk Brotkuchen daraus; das setzte sie Saul und seinen Begleitern vor. Nachdem sie dann gegessen hatten, machten sie sich noch in derselben Nacht auf den Rückweg. 14. Davids Auszug mit den Philistern und seine Rückkehr nach Ziklag; seine Rache an den Amalekiterna) Die Heimsendung Davids auf Drängen der mißtrauischen PhilisterfürstenAls nun die Philister ihre gesamte Heeresmacht bei Aphek gesammelt hatten – die Israeliten aber hatten sich an der Quelle bei Jesreel gelagert – und die Fürsten der Philister nach ihren Hundertschaften und Tausendschaften aufzogen und zuletzt auch David und seine Leute mit Achis aufmarschierten, da riefen die Fürsten der Philister: »Was sollen diese Hebräer da?« Achis erwiderte den Fürsten der Philister: »Das ist ja David, der Diener des Königs Saul von Israel, der schon seit Jahr und Tag bei mir gewesen ist, ohne daß ich an ihm, seitdem er zu mir übergetreten ist, bis heute etwas Verdächtiges bemerkt hätte.« Aber die Fürsten der Philister wurden ungehalten über ihn und sagten zu ihm: »Schicke den Mann zurück! Er soll wieder an den Ort zurückkehren, den du ihm angewiesen hast, und soll nicht mit uns in den Krieg ziehen, damit er nicht in der Schlacht zum Verräter an uns wird. Denn womit könnte der sich wohl besser in Gunst bei seinem Herrn setzen als auf Kosten der Köpfe unserer Leute? Das ist ja derselbe David, dem zu Ehren sie beim Reigentanz das Lied singen: ›Saul hat seine Tausende geschlagen, aber David seine Zehntausende.‹« Da ließ Achis David rufen und sagte zu ihm: »So wahr Gott lebt! Du bist ein Ehrenmann, und mir würde es lieb sein, wenn du den Feldzug mit mir im Heere mitmachtest;W.: wenn du im Heerlager mit mir aus- und einzögest. denn ich habe an dir nichts zu tadeln gefunden, seitdem du zu mir gekommen bist, bis auf den heutigen Tag. Aber den übrigen Fürsten bist du nicht erwünscht. Daher kehre jetzt zurück und ziehe in Frieden heim, damit du nichts tust, was den Fürsten der Philister mißfällt!« David antwortete dem Achis: »Was habe ich denn getan, und was hast du an deinem Knecht Verwerfliches gefunden, seitdem ich in deinen Dienst getreten bin, bis zum heutigen Tage, daß ich nicht mitziehen und kämpfen darf gegen die Feinde meines Herrn, des Königs?« Da antwortete Achis dem David: »Ich weiß, daß du mir so lieb bist wie ein Engel Gottes; jedoch die (anderen) Fürsten der Philister haben erklärt, du dürfest nicht neben ihnen in den Krieg ziehen. Daher mache dich morgen früh auf den Weg, du und die Knechte deines Herrn, die mit dir hergekommen sind; brecht also in aller Frühe auf, sobald es Tag wird, und zieht ab!« So machte sich denn David mit seinen Leuten am nächsten Morgen in aller Frühe auf den Weg, um ins Land der Philister zurückzukehren; die Philister aber zogen hinauf nach Jesreel. b) David rächt die Gewalttat der Amalekitera) David findet Ziklag von den Amalekitern verwüstet; seine Bestürzung und ErmutigungAls nun David mit seinen Leuten am dritten Tage in Ziklag ankam, hatten die Amalekiter einen Einfall in das Südland und in Ziklag gemacht und hatten Ziklag geplündert und niedergebrannt. Die Frauen und alles, was im Orte anwesend war, klein und groß, hatten sie gefangengenommen, ohne jedoch jemand zu töten, hatten sie dann weggeführt und waren ihres Weges gezogen. Als nun David und seine Leute zu der Stadt zurückkamen und sie niedergebrannt und ihre Frauen, Söhne und Töchter in Gefangenschaft weggeführt fanden, da erhoben David und seine Leute ein lautes Wehgeschrei und weinten, bis sie keine Kraft mehr zum Weinen hatten. Auch die beiden Frauen Davids waren gefangen weggeführt worden, Ahinoam aus Jesreel und Abigail, die Witwe Nabals, aus Karmel. David aber geriet persönlich in große Gefahr, weil seine Leute schon daran dachten, ihn zu steinigen; denn sie waren alle über den Verlust ihrer Söhne und Töchter ganz verzweifelt. David aber gewann neue Kraft durch sein Vertrauen auf den HERRN, seinen Gott, und befahl dem Priester Abjathar, dem Sohne Ahimelechs: »Bringe mir das Priesterkleid her!« Als nun Abjathar das Priesterkleid zu David brachte, richtete David die Frage an den HERRN: »Soll ich dieser Räuberschar nachsetzen? Werde ich sie einholen?« Da erhielt er die Antwort: »Ja, verfolge sie! Du wirst sie sicher einholen und (die Gefangenen) befreien.« Da machte sich David mit den sechshundert Mann, die er bei sich hatte, auf den Weg, und sie kamen an den Bach Besor (wo sie zweihundert Mann zurückließen).W.: Besor, und die Zurückbleibenden machten halt . David aber setzte die Verfolgung mit vierhundert Mann fort, während zweihundert Mann, die zu ermüdet waren, um über den Bach Besor zu gehen, zurückbleiben mußten. b) Davids Verfolgung und Vernichtung der amalekitischen RäuberscharDa fanden sie einen Ägypter auf freiem Felde, den brachten sie zu David; und als sie ihm Brot zu essen und Wasser zu trinken gegeben und ihm auch ein Stück Feigenkuchen und zwei Rosinentrauben zu essen gegeben hatten, kam er wieder zu sich; denn er hatte seit drei Tagen und drei Nächten nichts gegessen und nichts getrunken. David fragte ihn nun: »Wem gehörst du, und woher bist du?« Er antwortete: »Ich bin ein ägyptischer Bursche, der Sklave eines Amalekiters; mein Herr hat mich hier liegen lassen, weil ich heute vor drei Tagen krank geworden war. Wir hatten einen Einfall gemacht ins Südland der Kreter und ins Gebiet von Juda und ins Südland von Kaleb und haben Ziklag niedergebrannt.« Da fragte ihn David: »Willst du mich zu dieser Räuberschar hinabführen?« Er erwiderte: »Schwöre mir bei Gott, daß du mich nicht töten und mich nicht meinem Herrn ausliefern willst, so will ich dich zu dieser Horde hinabführen.« Als er ihn nun hinabführte, hatten (die Amalekiter) sich weithin über die ganze Gegend zerstreut, aßen und tranken und feierten ein Freudenfest wegen all der großen Beute, die sie im Lande der Philister und im Lande Juda gewonnen hatten. Da richtete David (am folgenden Tage) ein Blutbad unter ihnen an vom frühen Morgen bis zum Abend, und keiner von ihnen entkam außer vierhundert jungen Leuten, welche die Kamele bestiegen hatten und entflohen. So fiel dem David alles in die Hände, was die Amalekiter geraubt hatten; auch seine beiden Frauen gewann er wieder, so daß von ihnen nicht das Geringste vermißt wurde, weder Söhne noch Töchter, auch nichts von der Beute; überhaupt alles, was sie mit sich genommen hatten, brachte David zurück. David nahm dann alles Kleinvieh und die Rinder; die trieben sie vor der andern Herde her und riefen: »Das ist Davids Beute!«Wahrscheinlich ist zu lesen: Da nahmen sie alles Kleinvieh und die Rinder, führten sie ihm vor und riefen: »Das ist Davids Beute!« c) David veranlaßt seine Leute zu anständigem Verfahren gegen ihre KameradenAls David dann zu den zweihundert Mann zurückkam, die zu ermattet gewesen waren, um mit David weiterzuziehen, und die man deshalb am Bache Besor zurückgelassen hatte, kamen diese ihm und seinen Leuten entgegengezogen; David ging auf die Leute zu und begrüßte sie freundlich. Da ließen alle bösen und nichtswürdigen Leute unter der Mannschaft, die mit David gezogen waren, sich dahin vernehmen: »Weil sie nicht mit uns gezogen sind, wollen wir ihnen auch von der Beute, die wir wiedergewonnen haben, nichts abgeben als nur einem jeden seine Frau und seine Kinder; die mögen sie hinnehmen und dann ihres Weges ziehen!« Aber David sagte: »Verfahrt nicht so, meine Brüder, mit dem, was der HERR uns hat zuteil werden lassen! Er hat uns ja beschützt und die Räuberbande, die bei uns eingedrungen war, in unsere Hand fallen lassen: wer könnte da in dieser Sache eurer Ansicht beitreten? Nein, der Anteil dessen, der beim Gepäck Wache gehalten hat, soll ebenso groß sein wie der Anteil dessen, der in den Kampf gezogen ist: gleichen Anteil sollen sie erhalten!« Und dabei ist es seit jenem Tage in der Folgezeit geblieben; man hat das zu einem feststehenden Grundsatz in Israel gemacht bis auf den heutigen Tag. d) David sendet Geschenke an die Ältesten zahlreicher Städte von JudaAls David dann nach Ziklag zurückkam, sandte er Teile der Beute an die ihm befreundeten Ältesten von Juda und ließ ihnen dabei sagen: »Hier habt ihr eine Begrüßungsgabe aus der Beute von den Feinden des HERRN!« Solche Geschenke sandte er an die Ältesten von Bethel und von Ramath im Südland sowie an die von Jatthir, von Aroer, von Siphmoth, von Esthemoa, von Rachal und von den Ortschaften der Jerahmeeliter und der Keniter; ferner an die Ältesten von Horma, von Bor-Asan, von Athach, von Hebron und an alle Ortschaften, wo David mit seinen Leuten umhergezogen war. 15. Israels Niederlage und der Unglücksschlag über Saul und sein Haus (1.Chr 10)a) Israels Besiegung durch die Philister auf dem Gebirge Gilboa; Tod Sauls und seiner drei SöhneAls es aber zwischen den Philistern und Israeliten zur Schlacht kam, wurden die Israeliten von den Philistern in die Flucht geschlagen, und viele Erschlagene lagen auf dem Gebirge Gilboa umher. Die Philister setzten Saul und seinen Söhnen hart zu und erschlugen Sauls Söhne Jonathan, Abinadab und Malchisua. Als dann ein wilder Kampf um Saul her entstand und die Bogenschützen ihn ausfindig gemacht hatten, da ward er von den Bogenschützen in den Unterleib getroffen. Da befahl Saul seinem Waffenträger: »Ziehe dein Schwert und durchbohre mich damit, auf daß nicht diese Heiden kommen und ihren Mutwillen an mir auslassen!« Aber sein Waffenträger weigerte sich, weil er sich zu sehr fürchtete. Da nahm Saul das Schwert und stürzte sich hinein. Als nun sein Waffenträger sah, daß Saul tot war, stürzte er sich gleichfalls in sein Schwert und starb neben ihm. So fanden Saul, seine drei Söhne und sein WaffenträgerIm hebräischen Text steht noch »und alle seine Männer«, was in einem Teil der griechischen Überlieferung fehlt . an jenem Tage zusammen ihren Tod. Als aber die Israeliten, die in den Städten der Ebene (Jesreel) und in den Städten am Jordan wohnten, sahen, daß die Israeliten geflohen und daß Saul samt seinen Söhnen gefallen war, verließen sie ihre Städte und ergriffen die Flucht; da kamen die Philister und setzten sich darin fest. b) Das Schicksal der Leichname Sauls und seiner SöhneAls dann am nächsten Tage die Philister kamen, um die Gefallenen auszuplündern, fanden sie die Leichen Sauls und seiner drei Söhne auf dem Gebirge Gilboa liegen. Da hieben sie ihm den Kopf ab, zogen ihm seine Rüstung aus und sandten (Boten) in allen Teilen des Philisterlandes umher, um die Siegesbotschaft in ihren Götzentempeln und unter dem Volke zu verkünden. Seine Waffen legten sie im Tempel der Astarte nieder, seine Leiche aber hängten sie an der Mauer von Beth-San auf. Als aber die Einwohner von Jabes in Gilead erfuhren, was die Philister an Saul verübt hatten, machten sich alle streitbaren Männer auf, marschierten die ganze Nacht hindurch und nahmen den Leichnam Sauls und die Leichen seiner Söhne von der Mauer von Beth-San herab, kehrten mit ihnen nach Jabes zurück und verbrannten sie dort.Statt der letzten Worte ist vermutlich zu lesen: und stellten dort die Totenklage um sie an. Vgl. 2.Sam 21,11-12. Hierauf nahmen sie ihre Gebeine, begruben sie unter der Tamariske in Jabes und hielten sieben Tage lang ein Fasten. I. Davids Klage um Saul und Jonathan bei der Nachricht von deren TodNach Sauls Tode nun, als David von dem Siege über die Amalekiter (nach Ziklag) zurückgekehrt war und zwei Tage in Ziklag zugebracht hatte, da kam plötzlich am dritten Tage ein Mann aus dem Lager von Saul her mit zerrissenen Kleidern und mit Erde auf dem Haupt; und als er bei David angekommen war, warf er sich vor ihm zur Erde nieder und brachte ihm seine Huldigung dar. a) Bericht des Boten über Sauls letzte AugenblickeAuf Davids Frage, woher er komme, gab er die Antwort: »Aus dem Lager der Israeliten bin ich entronnen.« Als David ihn dann aufforderte: »Erzähle mir doch, wie die Sache sich zugetragen hat!«, berichtete er: »Das Heer ist aus der Schlacht geflohen, und viele von den Leuten sind gefallen und ums Leben gekommen; auch Saul und sein Sohn Jonathan sind tot.« Als nun David den jungen Mann, der ihm die Meldung brachte, weiter fragte: »Woher weißt du, daß Saul und sein Sohn Jonathan tot sind?«, berichtete ihm der junge Mann, der ihm die Meldung brachte: »Ich kam ganz zufällig auf das Gebirge Gilboa; da sah ich plötzlich Saul, der sich auf seinen Speer stützte, während die Wagen und Reiter ihn eingeholt hatten. Als er sich nun umwandte und mich erblickte, rief er mich an, und ich antwortete: ›Hier bin ich!‹ Er fragte mich dann, wer ich sei, und ich erwiderte ihm: ›Ich bin ein Amalekiter!‹ Da befahl er mir: ›Tritt her zu mir und töte mich vollends! Denn ein Schwindel hat mich ergriffen, und doch bin ich noch bei vollem Bewußtsein.‹ Da trat ich zu ihm und tötete ihn vollends; denn ich wußte, daß er seinen Fall nicht überleben würde. Dann nahm ich den Stirnreif von seinem Haupt und die Spange, die sich an seinem Arm befand, und überbringe sie hier meinem Herrn.« b) Davids Trauer; Tötung des BotenDa faßte David seine Kleider und zerriß sie; ebenso taten alle Männer, die bei ihm waren; sie hielten die Totenklage und weinten und fasteten bis zum Abend um Saul und seinen Sohn Jonathan, um das Volk des HERRN und um das Haus Israel, weil sie durch das Schwert gefallen waren. Hierauf fragte David den jungen Mann, der ihm die Meldung gebracht hatte: »Woher bist du?« Er antwortete: »Ich bin der Sohn eines amalekitischen Fremdlings.« Da rief David aus: »Wie? Du hast dich nicht gescheut, deine Hand zu erheben, um dem Gesalbten des HERRN das Leben zu nehmen?!« Hierauf rief David einen von seinen Leuten herbei und befahl ihm: »Tritt herzu! Stoß ihn nieder!« Der hieb ihn nieder, daß er starb, während David ihm noch zurief: »Dein Blut komme über dein Haupt! Denn dein eigener Mund hat Zeugnis gegen dich abgelegt durch dein Bekenntnis: ›Ich habe den Gesalbten des HERRN getötet.‹« c) Davids Klagelied über Saul und JonathanDavid stimmte dann folgendes Klagelied auf Saul und dessen Sohn Jonathan an und befahl, man solle es [das Bogenlied] die Söhne Judas lehren; es steht bekanntlich aufgezeichnet im ›Buch des Braven‹: Ach, (deine) Zier, o Israel, liegt erschlagen auf deinen Höhen wie sind die Helden gefallen! Verkündet es nicht zu Gath, meldet es nicht auf Askalons Straßen, damit die Töchter der Philister sich nicht freun, die Töchter der Heiden nicht jubeln! Ihr Berge Gilboas, kein Tau, kein Regen müsse noch auf euch fallen, kein Gefilde auf euch sein, von dem Erstlingsgaben kommen! Denn dort liegt der Schild der Helden weggeworfen, der Schild Sauls, den kein Öl mehr salben wird. Ohne Blut der Durchbohrten, ohne Fett der Helden ist Jonathans Bogen nie zurückgekommen und Sauls Schwert nie ohne Beute heimgekehrt. Saul und Jonathan, die Geliebten und Holden, im Leben und auch im Tod sind vereint sie geblieben; sie waren schneller als Adler, stärker als Löwen! Ihr Töchter Israels, weinet um Saul,der in Purpur euch köstlich gekleidet, der Goldschmuck auf eure Gewänder geheftet! Wie sind die Helden gefallen mitten im Kampf! Jonathan liegt durchbohrt auf deinen Höhen! Wie ist mir leid um dich, mein Bruder Jonathan, wie warst du mir so lieb! Beseligend war mir deine Liebe, mehr als Frauenliebe! Ach, wie sind die Helden gefallen, vernichtet die Rüstzeuge des Kampfes! II. David als König von Juda in Hebron (2,1-5,5)1. David wird König über den Stamm Juda, Isboseth über IsraelHierauf fragte David beim HERRN an: »Soll ich in eine der Städte Judas hinaufziehen?« Der HERR antwortete ihm: »Ja, ziehe hinauf.« Als David weiter fragte: »Wohin soll ich ziehen?«, erhielt er die Antwort: »Nach Hebron.« So zog denn David dorthin samt seinen beiden Frauen Ahinoam aus Jesreel und Abigail, der Witwe Nabals, aus Karmel; auch seine Kriegsleute, die bei ihm waren, ließ er alle samt ihren Familien hinaufziehen, und sie ließen sich in den zu Hebron gehörigen Ortschaften nieder. Da kamen die Männer von Juda und salbten David dort zum König über den Stamm Juda. Als man dann David die Nachricht brachte, daß die Männer von Jabes in Gilead es seien, die Saul begraben hätten, Davids Botschaft an die Einwohner von Jabesda sandte David Boten an die Einwohner von Jabes in Gilead und ließ ihnen sagen: »Der Segen des HERRN möge euch dafür zuteil werden, daß ihr Saul, eurem Herrn, diese Liebe erwiesen und ihn begraben habt! So möge nun der HERR euch Güte und Treue erweisen! Und auch ich will euch dafür belohnen, daß ihr so gehandelt habt. Jetzt aber seid guten Mutes und beweist euch als wackere Männer! Denn Saul, euer Herr, ist (zwar) tot, aber der Stamm Juda hat mich zum König über sich gesalbt.« Sauls Sohn Isboseth wird König von IsraelAbner aber, der Sohn Ners, der Heerführer Sauls, nahm Sauls Sohn IsbosethDie eigentliche Namensform war Isbaal (vgl. 1.Chr 8,33); diese wurde aus Abscheu gegen den Namen Baal vielfach in Isboseth abgeändert. Vgl. 4,4., brachte ihn nach Mahanaim hinüber und machte ihn dort zum König über Gilead, über Asser, über Jesreel, Ephraim, Benjamin, überhaupt über ganz Israel. Vierzig Jahre war Isboseth, der Sohn Sauls, alt, als er König über Israel wurde, und zwei Jahre lang hat er regiert; nur der Stamm Juda hielt zu David. Die Zeit aber, die David als König über den Stamm Juda in Hebron regiert hat, betrug sieben Jahre und sechs Monate. 2. Krieg zwischen David und Isbosetha) Kampfspiel und Schlacht bei Gibeon; Joabs SiegEinst zog Abner, der Sohn Ners, mit den Leuten Isboseths, des Sohnes Sauls, von Mahanaim nach Gibeon; ebenso rückte Joab, der Sohn der Zeruja, mit den Leuten Davids (von Hebron) aus; beide Heere stießen dann am Teiche von Gibeon aufeinander und lagerten sich, das eine diesseits, das andere jenseits des Teiches. Da ließ Abner dem Joab sagen: »Die jungen Leute könnten ja einmal auftreten und ein Kampfspiel vor unsern Augen aufführen!« Joab ließ antworten: »Gut! Es soll geschehen!« Da machten sie sich auf und traten einander abgezählt paarweiseEs sollte ein ehrliches Kampfspiel sein; aber, von Abner angestiftet, faßt jeder der 12 Benjaminiten verräterischerweise seinen Gegner beim Schopf und stößt ihn nieder. Über den Verrat erbittert, greift Joab an. gegenüber: zwölf aus Benjamin für Isboseth, den Sohn Sauls, und zwölf von den Leuten Davids. Da faßte jeder seinen Gegner beim Schopf und stieß ihm das Schwert in die Seite, so daß sie insgesamt fielen; daher nannte man jenen Ort ›Feld der Klingen‹; er liegt bei Gibeon. Als sich darauf an diesem Tage ein überaus erbitterter Kampf entspann, wurde Abner und das Heer der Israeliten von den Leuten Davids in die Flucht geschlagen. b) Asahel, der jüngere Bruder Joabs, bei der Verfolgung von Abner getötetEs befanden sich aber dort (im Heere Davids) die drei Söhne der Zeruja: Joab, Abisai und Asahel, von denen Asahel schnellfüßig war wie eine Gazelle auf dem Felde. Als nun Asahel den Abner verfolgte, ohne weder nach rechts noch nach links bei der Verfolgung hinter Abner abzubiegen, wandte Abner sich um und rief: »Bist du es, Asahel?« Er antwortete: »Jawohl.« Da rief Abner ihm zu: »Wende dich doch nach links oder nach rechts (von mir) ab und mache dich an einen von den Leuten und nimm dir seine Rüstung!« Aber Asahel wollte nicht von ihm ablassen. Da rief Abner ihm noch einmal zu: »Gehe hinter mir weg! Warum soll ich dich zu Boden schlagen? Wie könnte ich dann noch deinem Bruder Joab vor die Augen treten?« Als er trotzdem die Verfolgung nicht aufgeben wollte, stieß ihn Abner mit dem unteren Ende seines Speeres in den Unterleib, so daß der Speer hinten herausdrang und er dort zu Boden stürzte und an jener Stelle starb. Alle aber, die zu der Stelle kamen, wo Asahel gefallen und gestorben war, blieben stehen. c) Ende der Verfolgung; Fortdauer des KriegesJoab aber und Abisai setzten die Verfolgung Abners fort und waren bei Sonnenuntergang bis zum Hügel Amma gelangt, der Giah gegenüber in der Richtung nach der Wüste Gibeon zu liegt. Hier sammelten sich die Benjaminiten hinter Abner her, bildeten eine geschlossene Schar und setzten sich oben auf dem Hügel fest. Nun rief Abner dem Joab die Worte zu: »Soll denn das Schwert ewig fressen? Siehst du nicht, daß ein Verzweiflungskampf das Ende sein wird?W.: daß zuletzt Erbitterung (oder Bitteres) sein wird? Wann wirst du endlich deinen Leuten befehlen, von der Verfolgung ihrer Brüder abzustehen?« Joab erwiderte: »So wahr Gott lebt! Hättest du nicht geredet, so hätten die Leute insgesamt erst morgen früh von der Verfolgung ihrer Brüder abgelassen!« Hierauf ließ Joab ein Zeichen mit der Posaune geben, und sofort machte das ganze Heer halt, gab die weitere Verfolgung der Israeliten auf und setzte den Kampf nicht fort. Abner marschierte nun mit seinen Leuten während der ganzen folgenden Nacht durch die Jordanebene, überschritt dann den Jordan, durchzog das ganze Tal Bithron und gelangte so nach Mahanaim. – Als Joab aber die Verfolgung Abners aufgegeben und seine ganze Mannschaft wieder gesammelt hatte, wurden von den Leuten Davids außer Asahel nur neunzehn Mann vermißt, während Davids Leute von den Benjaminiten und den übrigen Leuten Abners 360 Mann erschlagen hatten. Den Asahel aber hob man auf und begrub ihn im Begräbnis seines Vaters zu Bethlehem. Joab aber und seine Leute marschierten die ganze Nacht hindurch, bis sie bei Tagesanbruch in Hebron ankamen. Der Krieg zwischen dem Hause Sauls und dem Hause Davids zog sich dann in die Länge; aber Davids Macht nahm immerfort zu, während das Haus Sauls immer schwächer wurde. Davids Familie in HebronIn Hebron wurden dem David folgende Söhne geboren: sein Erstgeborener war Amnon, von Ahinoam aus Jesreel; sein zweiter Sohn Kileab, von Abigail, der Witwe Nabals, aus Karmel; der dritte Absalom, der Sohn der Maacha, der Tochter Thalmais, des Königs von Gesur; der vierte Adonia, der Sohn der Haggith; der fünfte Sephatja, der Sohn der Abital; der sechste Jithream, von Davids Frau Egla. Diese wurden dem David in Hebron geboren. 3. Abners Verrat und Ermordunga) Abners Zerwürfnis mit IsbosethSolange nun der Krieg zwischen dem Hause Sauls und dem Hause Davids währte, hielt Abner treu zum Hause Sauls. Saul hatte aber ein Nebenweib gehabt namens Rizpa, eine Tochter Ajas. Nun richtete (Isboseth) eines Tages die Frage an Abner: »Warum hast du ein Verhältnis mit dem Nebenweibe meines Vaters gehabt?« Über diese Äußerung Isboseths geriet Abner in heftigen Zorn, so daß er ausrief: »Bin ich denn ein judäischer Hundskopf?! Bis heute habe ich dem Hause deines Vaters Saul und seinen Verwandten und Freunden treu gedient und dich nicht in Davids Hände fallen lassen, und doch wirfst du mir heute eine Verschuldung mit einem Weibe vor? So möge denn Gott mich, Abner, jetzt und künftighin strafen, wenn ich nicht das, was der HERR dem David zugeschworen hat, jetzt für ihn verwirkliche, daß ich nämlich das Königtum dem Hause Sauls nehme und den Thron Davids über Israel und über Juda aufrichte von Dan bis Beerseba!« Da vermochte jener dem Abner kein Wort mehr zu erwidern: so fürchtete er sich vor ihm. b) Abners Verhandlungen mit David und mit den Häuptern IsraelsDarauf sandte Abner auf der Stelle Boten zu David und ließ (ihm) sagen: »Wem gehört das Land? Schließe einen Vertrag mit mir, dann stelle ich mich dir zur Verfügung,W.: so wird meine Hand mit dir sein. um ganz Israel auf deine Seite zu bringen.« (David) gab zur Antwort: »Gut! Ich will einen Vertrag mit dir schließen; doch fordere ich eins von dir, nämlich: du darfst mir nicht vor die Augen treten, es sei denn, daß du Sauls Tochter Michal mitbringst, wenn du herkommst, um vor mir zu erscheinen.« Zugleich schickte David aber auch Gesandte an Isboseth, den Sohn Sauls, mit der Forderung: »Gib mir meine Gattin Michal zurück, die ich mir um den Preis von hundert Vorhäuten der Philister zur Frau gewonnen habe!« Da sandte Isboseth hin und ließ sie ihrem Gatten Paltiel, dem Sohne des Lais, wegnehmen. Ihr Gatte aber ging mit ihr und begleitete sie unter beständigem Weinen bis Bachurim; dann, als Abner ihn aufforderte, heimzugehen, kehrte er nach Hause zurück. Abner aber hatte mit den Ältesten von Israel Verhandlungen angeknüpft und ihnen vorgestellt: »Schon längst habt ihr David zum König über euch gewünscht: so führt es denn jetzt aus! Denn der HERR hat im Hinblick auf David verheißen: ›Durch die Hand meines Knechtes David will ich mein Volk Israel aus der Gewalt der Philister und aller seiner Feinde befreien.‹« Ebenso hatte Abner auch mit den Benjaminiten heimlich unterhandelt; und endlich machte er sich auf den Weg, um David in Hebron persönlich alles mitzuteilen, was Israel und der ganze Stamm Benjamin beschlossen hatten. c) Abners Zusammenkunft mit David in Hebron; seine Ermordung durch JoabAls nun Abner in Begleitung von zwanzig Männern zu David nach Hebron kam und David ihm und seinen Begleitern ein Festmahl hatte ausrichten lassen, sagte Abner zu David: »Ich will mich jetzt aufmachen und hingehen und ganz Israel um meinen Herrn, den König, sammeln, damit sie einen Vertrag mit dir schließen; dann kannst du als König ganz nach Herzenswunsch regieren!« Darauf entließ David den Abner, der sich in Frieden entfernte. Da aber kamen gerade Davids Leute und Joab von einem Streifzug zurück und brachten reiche Beute mit, als Abner sich bereits nicht mehr bei David in Hebron befand, sondern dieser ihn entlassen hatte, so daß er in Frieden heimzog. Als nun Joab mit der ganzen Mannschaft, die bei ihm war, heimkam und man ihm berichtete: »Abner, der Sohn Ners, ist zum König gekommen, und der hat ihn ruhig wieder ziehen lassen«, da ging Joab zum König hinein und sagte: »Was hast du da getan? Ich weiß, Abner ist bei dir gewesen: warum hast du ihn nun ungehindert wieder ziehen lassen? Du mußt doch Abner, den Sohn Ners, so weit kennen, daß er nur gekommen ist, um dich zu überlisten! Er will nur all dein Tun und Lassen auskundschaften und alles, was du vorhast, erkunden.« Als Joab dann David verlassen hatte, sandte er Boten hinter Abner her, die ihn von der Zisterne Sira wieder zurückholen mußten, ohne daß David etwas davon wußte. Als Abner nun nach Hebron zurückkam, führte Joab ihn abseits in das Innere des Tores, als wollte er vertraulich mit ihm reden; dort versetzte er ihm einen Stich in den Unterleib, daß er starb – um die Blutrache für seinen Bruder Asahel zu vollziehen. d) Abner von David betrauert und ehrenvoll bestattet; Davids Unschuldserklärung; AbschlußAls David hernach die Sache erfuhr, rief er aus: »Ich und mein Königtum sind für immer schuldlos vor dem HERRN an der Ermordung Abners, des Sohnes Ners! (Sein Blut) falle auf das Haupt Joabs und auf sein ganzes Geschlecht zurück! Möge es im Hause Joabs nie an Schwindsüchtigen und Aussätzigen fehlen, nie an solchen, die an Krücken gehen, die durchs Schwert fallen und denen es an Brot mangelt!« Als nun Joab und sein Bruder Abisai Abner ermordet hatten, weil er ihren Bruder Asahel bei Gibeon im Kampf getötet hatte, befahl David dem Joab und allen Personen, die zu seiner Umgebung gehörten: »Zerreißt eure Kleider, legt Trauergewänder an und stimmt die Totenklage an vor Abners Bahre her!« Der König David aber ging hinter der Bahre her; und als man Abner in Hebron begrub, brach der König am Grabe Abners in lautes Weinen aus, und das ganze Volk weinte mit. Sodann stimmte der König ein Klagelied um Abner an, das da lautete: Mußte Abner sterben, wie ein Gottloser stirbt? Deine Hände waren nicht gefesselt und deine Füße nicht in Ketten gelegt: nein, du bist gefallen, wie man vor Verbrechern fällt! Da weinte alles Volk noch mehr um ihn. Als dann alles Volk kam, um David zum Essen zu bewegen, solange es noch Tag war, schwur David: »Gott strafe mich jetzt und künftig, wenn ich vor Sonnenuntergang Brot oder irgend etwas anderes genieße!« Als alles Volk dies wahrnahm, gefiel es ihnen wohl; überhaupt fand das ganze Verhalten des Königs beim gesamten Volke Beifall; und das ganze Volk, auch ganz Israel, kam an jenem Tage zu der Erkenntnis, daß die Ermordung Abners, des Sohnes Ners, nicht vom Könige ausgegangen war. Auch sagte der König zu seiner Umgebung: »Wißt ihr nicht, daß am heutigen Tage ein Fürst und Großer in Israel gefallen ist? Ich aber, obgleich zum König gesalbt, bin jetzt noch zu machtlos, und diese Männer, die Söhne der Zeruja, sind zu hart für mich. Der HERR lasse den, der die Freveltat begangen hat, für seinen Frevel büßen!« 4. Ermordung Isboseths; Davids Krönung zum König von ganz IsraelAls nun Sauls Sohn (Isboseth) erfuhr, daß Abner in Hebron ums Leben gekommen war, entsank ihm der Mut, und ganz Israel geriet in Bestürzung. Nun hatte Sauls Sohn Isboseth zwei Männer als Anführer von Streifscharen, der eine hieß Baana, der andere Rechab; beide waren Söhne des Benjaminiten Rimmon von Beeroth – auch Beeroth wird nämlich zu Benjamin gerechnet; jedoch waren die Einwohner von Beeroth nach Gitthaim ausgewandert und sind dort als Schutzbürger bis auf den heutigen Tag seßhaft geblieben. – Sauls Sohn Jonathan aber hatte einen Sohn, der an beiden Füßen lahm war; er war fünf Jahre alt gewesen, als die Nachricht vom Tode Sauls und Jonathans aus Jesreel anlangte; da hatte seine Wärterin ihn auf den Arm genommen und die Flucht ergriffen; aber infolge der Eile bei der Flucht war er ihr entfallen und dadurch lahm geworden; sein Name war MephibosethDie eigentliche Namensform war Meribaal (1.Chr 8,34; 9,40). Vgl. zu 2,8.. Die Söhne Rimmons von Beeroth also, Rechab und Baana, machten sich auf und begaben sich zur Zeit der Mittagshitze in das Haus Isboseths, der eben seine Mittagsruhe hielt. Die Türhüterin des Hauses war nämlich gerade beim Reinigen von Weizen eingenickt und schlief; daher konnten sich die beiden Brüder in das Haus einschleichen,So lautet V.6 in der griechischen Übersetzung; im hebräischen Text unverständlich: Und hierher waren sie gekommen bis in das Innere des Hauses, als wollten sie Weizen holen, und stachen ihn in den Bauch. drangen in das Schlafgemach ein, wo Isboseth auf seinem Bette lag; sie schlugen ihn tot und hieben ihm den Kopf ab. Dann nahmen sie seinen Kopf, eilten während der ganzen Nacht durch die Jordanebene, David bestraft die Mörder und ehrt den toten Isbosethkamen mit dem Kopfe Isboseths zu David nach Hebron und sagten zum König: »Hier hast du den Kopf Isboseths, des Sohnes Sauls, deines Feindes, der dir nach dem Leben getrachtet hat! Aber Gott, der HERR, hat heute meinem Herrn, dem König, Rache an Saul und seinen Nachkommen gewährt!« Da antwortete David dem Rechab und seinem Bruder Baana, den Söhnen Rimmons von Beeroth: »So wahr der HERR lebt, der mich aus aller Bedrängnis errettet hat: ich habe den Mann, der mir die Nachricht von Sauls Tode brachte und sich für einen Glücksboten hielt, in Ziklag ergreifen und töten lassen und ihm so seinen Botenlohn gezahlt! Wieviel mehr, wenn ruchlose Menschen einen unschuldigen Mann in seinem eigenen Hause auf seiner Lagerstätte ermordet haben: sollte ich da jetzt nicht sein Blut von euch fordern und euch vom Erdboden vertilgen?!« Hierauf gab David seinen Leibwächtern Befehl; die hieben sie nieder, schlugen ihnen die Hände und Füße ab und hängten sie am Teiche zu Hebron auf. Den Kopf Isboseths aber nahmen sie und begruben ihn in der Grabstätte Abners zu Hebron. David von sämtlichen Israeliten in Hebron zum König gesalbt (1.Chr 11,1-3)Hierauf fanden sich sämtliche Stämme der Israeliten bei David in Hebron ein und sagten: »Wir sind ja doch von deinem Gebein und Fleisch. Schon früher, als Saul noch unser König war, bist du es gewesen, der Israel ins Feld und wieder heim geführt hat; dazu hat der HERR dir verheißen: ›Du sollst mein Volk Israel weiden, und du sollst Fürst über Israel sein.‹« Als so alle Ältesten der Israeliten zum König nach Hebron gekommen waren, schloß der König David einen Vertrag mit ihnen in Hebron vor dem Angesicht des HERRN; dann salbten sie David zum König über Israel. Dreißig Jahre war David alt, als er König wurde, und vierzig Jahre hat er regiert. Zu Hebron hat er sieben Jahre und sechs Monate über Juda regiert, und in Jerusalem hat er dreiunddreißig Jahre über ganz Israel und Juda regiert. III. David in Jerusalem (5,6-20,22)1. Die Eroberung Jerusalems; Davids Bauten; Vergrößerung seiner Familie; Siege über die Philister 5,6-25 (1.Chr 11,4-9; 14,1-7)a) David erobert Jerusalem und macht es zur Reichshauptstadt und zu seiner Residenz (1.Chr 11,4-9)Als hierauf der König mit seinem Heere vor Jerusalem gegen die Jebusiter zog, welche die dortige Gegend bewohnten, sagte man zu David: »Hier wirst du nicht eindringen, sondern die Blinden und Lahmen werden dich vertreiben«; damit wollte man sagen: »David wird hier nicht eindringen.« Aber David eroberte die Burg Zion [das ist die jetzige ›Davidsstadt‹]. An jenem Tage sagte David: »Wer die Jebusiter schlägt, indem er den SchachtVon der Höhe des Ophelhügels, auf dem Jebus lag, führte ein neuerdings wiederentdeckter unterirdischer Kanal (Tunnel) zur Siloahquelle. Durch ihn konnte ein beherzter Mann hinaufsteigen. Zum Schluß s. 1.Chr 11,6. hinaufsteigt, und ›die Lahmen und die Blinden‹, denen die Seele Davids feind ist …« Daher rührt das Sprichwort: »Ein Blinder und ein Lahmer darf uns nicht ins Haus kommen.« David nahm dann seinen Wohnsitz in der Burg und nannte sie ›Stadt Davids‹; auch führte David Bauten ringsum auf, von der Burg MilloMillo (d.h. Wall, Burg, Kastell) war der Name eines Teiles der Befestigungswerke an der Burg von Jerusalem. an nach innen zu. Seine Macht wuchs nun immer mehr, weil der HERR, der Gott der Heerscharen, mit ihm war. b) Seine Bauten (mit Hilfe Hirams von Tyrus); Vergrößerung der Zahl seiner Frauen; seine in Jerusalem geborenen Kinder (1.Chr 14,1-7)Und Hiram, der König von Tyrus, schickte Gesandte an David mit Zedernstämmen, dazu Zimmerleute und Steinmetzen, damit sie David ein Haus bauten. Daran erkannte David, daß der HERR ihn als König über Israel bestätigt und daß er sein Königtum zu Ansehen gebracht habe um seines Volkes Israel willen. Darauf nahm sich David noch mehr Nebenweiber und Frauen in Jerusalem, nachdem er von Hebron dorthin gekommen war, und es wurden ihm noch mehr Söhne und Töchter geboren. Dies sind die Namen der Söhne, die ihm in Jerusalem geboren wurden: Sammua, Sobab, Nathan, Salomo, Jibhar, Elisua, Nepheg, Japhia, Elisama, Eljada und Eliphelet. c) Seine zwei siegreichen Kämpfe mit den Philistern (1.Chr 14,8-17)Als aber die Philister vernahmen, daß man David zum König über (ganz) Israel gesalbt hatte, zogen die Philister insgesamt heran, um seiner habhaft zu werden. Aber David erhielt Kunde davon und zog nach der Bergfeste (Adullam) hinab. Als nun die Philister herankamen und sich in der Ebene Rephaim ausbreiteten, richtete David die Anfrage an den HERRN: »Soll ich gegen die Philister hinaufziehen? Wirst du sie in meine Hand geben?« Der HERR antwortete ihm: »Ziehe hinauf, ich will die Philister unfehlbar in deine Hand geben.« Da zog David nach Baal-Perazim; und als er sie dort geschlagen hatte, rief er aus: »Der HERR hat meine Feinde vor mir her durchbrochen, wie das Wasser einen Damm durchbricht!« Darum hat man jenem Ort den Namen Baal-Perazim gegeben. Da (die Philister) ihre Götzenbilder dort zurückgelassen hatten, nahmen David und seine Leute sie als Beute weg. Die Philister zogen dann nochmals herauf und breiteten sich in der Ebene Rephaim aus. Als David nun den HERRN befragte, antwortete dieser: »Du sollst nicht hinaufziehen ihnen entgegen, sondern umgehe sie, damit du ihnen in den Rücken fällst! Greife sie vom Baka-Gehölz her an! Sobald du dann in den Wipfeln des Baka-Gehölzes das Geräusch von Schritten vernimmst, dann beeile dich! Denn alsdann ist der HERR vor dir her ausgezogen, um das Heer der Philister zu schlagen.« Da tat David so, wie der HERR ihm geboten hatte, und richtete ein Blutbad unter den Philistern an von Geba bis in die Gegend von Geser hin. 2. Überführung der Bundeslade nach dem Zion in Jerusalem (1.Chr 13; 15; 16)a) Mißlingen des ersten Versuchs (1.Chr 13,6-11)David ließ dann nochmals alle Auserlesenen in Israel zusammenkommen, 30000 Mann; dann machte er sich auf und zog mit dem gesamten Volke, das bei ihm war, nach Baala in Juda, um von dort die Lade Gottes heraufzuholen, die den Namen führt nach Gott, dem HERRN der Heerscharen, der über den Cheruben thront. Man lud die Lade Gottes auf einen neuen Wagen und brachte sie so hinweg aus dem Hause Abinadabs, das auf der Anhöhe lag; und zwar lenkten Ussa und Ahjo, die Söhne Abinadabs, den neuen Wagen und brachten die Lade weg aus dem Hause Abinadabs, das auf der Anhöhe lag, indem Ussa neben der Lade Gottes herging, während Ahjo vor der Lade einherschritt. David aber und alle Israeliten tanzten vor dem HERRN her mit Aufbietung aller Kräfte und mit Liedern unter Begleitung von Zithern und Harfen, Handpauken, Schellen und Zimbeln. Als sie nun so zur Tenne Nachons gekommen waren, griff Ussa mit der Hand nach der Lade Gottes und hielt sie fest, weil die Rinder zu Fall gekommen waren. Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Ussa, und Gott schlug ihn dort wegen seiner Verfehlung, so daß er dort neben der Lade Gottes starb. Da wurde David tief betrübt, daß der HERR einen solchen Schlag gegen Ussa geführt hatte; daher nannte man jenen Ort Perez-Ussa bis auf den heutigen Tag. David aber geriet an jenem Tage in Furcht vor dem HERRN, so daß er ausrief: »Wie kann da die Lade des HERRN zu mir kommen?!« Weil David also die Lade des HERRN nicht zu sich in die Davidsstadt bringen wollte, ließ er sie abseits in das Haus des Gathiters Obed-Edom schaffen. So blieb denn die Lade des HERRN ein Vierteljahr lang im Hause des Gathiters Obed-Edom stehen; der HERR aber segnete Obed-Edom und sein ganzes Haus. b) Feierliche Überführung der Lade nach Jerusalem; Opfer- und Dankfest des Volkes (1.Chr 15,25-16,3)Als man nun dem König David berichtete, der HERR habe das Haus Obed-Edoms und sein ganzes Besitztum um der Lade Gottes willen gesegnet, da ging David hin und holte die Lade Gottes voller Freude aus dem Hause Obed-Edoms nach der Davidsstadt hinauf und opferte dabei, als die Träger der Lade des HERRN sechs Schritte gegangen waren, ein Rind und ein Mastkalb. Auch tanzte David mit Aufbietung aller Kraft vor dem HERRN her, wobei er nur mit einem leinenen Schulterkleid umgürtet war. So brachte David mit allen Israeliten die Lade des HERRN unter Jauchzen und Posaunenschall (nach Jerusalem) hinauf. Da begab es sich, als die Lade des HERRN in die Davidsstadt einzog, daß Sauls Tochter Michal zum Fenster hinausschaute; als sie nun den König David so vor dem HERRN her hüpfen und tanzen sah, empfand sie Verachtung für ihn in ihrem Herzen. Nachdem man dann die Lade des HERRN hineingebracht und sie an ihren Platz inmitten des Zeltes, das von David für sie aufgeschlagen worden war, niedergesetzt hatte, brachte David Brand- und Heilsopfer vor dem HERRN dar, segnete dann, als er mit der Darbringung der Brand- und Heilsopfer fertig war, das Volk im Namen des HERRN der Heerscharen und ließ unter das ganze Volk, an sämtliche Israeliten, sowohl an Männer wie an Frauen, an einen jeden einen Brotkuchen, ein Stück Fleisch und einen Rosinenkuchen austeilen. Darauf kehrte jedermann aus dem Volk nach Hause zurück. c) Davids edles Verhalten und demütige Erklärung gegen MichalAls nun David heimkehrte, um seine Familie zu begrüßen, trat Sauls Tochter Michal ihm mit den Worten entgegen: »Wie würdevoll hat sich heute der König von Israel benommen, indem er sich heute vor den Augen der Mägde seiner Untertanen entblößt hat, wie es sonst nur gemeine Leute tun!« Da erwiderte David der Michal: »Vor dem HERRN, der mich vor deinem Vater und vor dessen ganzem Hause erwählt hat, um mich zum Fürsten über das Volk des HERRN, über Israel, zu bestellen – ja vor dem HERRN will ich tanzen, auch wenn ich mich dadurch noch tiefer erniedrige als diesmal, und will demütig von mir denken; aber bei den Mägden, von denen du redest – bei ihnen werde ich an Ehre gewinnen.« Michal aber, Sauls Tochter, blieb bis an ihren Todestag kinderlos. 3. Davids Plan eines Tempelbaues von Gott verworfen; die große Verheißung für David und sein Haus (1.Chr 17)a) Nathan billigt Davids Plan des TempelbausAls nun der König in seinem Hause wohnte, nachdem der HERR ihm Ruhe vor all seinen Feinden ringsum verschafft hatte, sagte der König (eines Tages) zu dem Propheten Nathan: »Bedenke doch, ich wohne hier in einem Zedernpalast, während die Lade Gottes hinter Zelttüchern steht!« Da antwortete Nathan dem König: »Wohlan, führe alles aus, was du im Sinn hast! Denn der HERR ist mit dir!« b) Gottes Verwerfung des Planes; Nathans prophetische Rede; der Tempelbau soll von Davids Sohn ausgeführt werdenAber noch in derselben Nacht erging das Wort des HERRN an Nathan folgendermaßen: »Gehe hin und sage zu meinem Knecht, zu David: ›So hat der HERR gesprochen: Solltest du mir ein Haus zu meiner Wohnung bauen? Ich habe ja doch in keinem Hause gewohnt seit der Zeit, als ich die Israeliten aus Ägypten hergeführt habe, bis auf den heutigen Tag, sondern bin in einer Zeltwohnung mit umhergewandert. Habe ich etwa, solange ich unter allen Israeliten umhergezogen bin, zu einem von den Richtern Israels, denen ich mein Volk Israel zu weiden geboten hatte, jemals auch nur ein Wort gesagt: Warum habt ihr mir kein Zedernhaus gebaut?‹ Darum sollst du jetzt zu meinem Knecht, zu David, folgendes sagen: ›So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: Ich habe dich von der Weide hinter der Herde weggeholt, damit du Fürst über mein Volk, über Israel, sein solltest; und ich bin bei allem, was du unternommen hast, mit dir gewesen und habe alle deine Feinde vor dir her ausgerottet und habe dir einen großen Namen geschaffen, wie ihn nur die Größten auf Erden haben; und ich will meinem Volk Israel eine Stätte anweisen und es da fest einpflanzen, damit es an seiner Stätte ruhig wohnen kann und sich nicht mehr zu ängstigen braucht und gewalttätige Menschen es nicht mehr bedrücken wie früher, seit der Zeit, wo ich Richter über mein Volk Israel bestellt habe; sondern ich will dir Ruhe vor allen deinen Feinden verschaffen; und der HERR verkündigt dir, daß der HERR dir ein Haus bauen wird. Wenn einst deine Tage voll sind und du dich zu deinen Vätern gelegt hast, dann will ich nach deinem Tode deinen leiblichen Sohn zu deinem Nachfolger erheben und ihm sein Königtum bestätigen.W.: dann will ich deine Nachkommenschaft, die von deinem Leibe kommen wird, zu deiner Nachfolge erheben und ihr das Königtum bestätigen. Der soll dann meinem Namen ein haus bauen, und ich will seinen Königsthron feststellen für immer.‹« c) Gottes große Heilsverkündigung an David betreffs der ewigen Dauer seines Hauses»Ich will ihm Vater sein, und er soll mir Sohn sein, so daß, wenn er sich verfehlt, ich ihn mit einer menschlichen Rute und mit menschlichen Schlägen züchtigen werde; aber meine Gnade soll nicht von ihm weichen, wie ich sie von Saul, deinem Vorgänger, habe weichen lassen. Nein, dein Haus und dein Königtum sollen für immer Bestand vor mir haben: dein Thron soll feststehen für immer!‹« d) Davids Dank- und BittgebetNachdem Nathan diesen Worten und dieser Offenbarung genau entsprechend zu David geredet hatte, ging der König David (in das Gotteszelt) hinein, warf sich vor dem HERRN nieder und betete: »Wer bin ich, HERR mein Gott, und was ist mein Haus, daß du mich bis hierher gebracht hast! Und dies hast du für noch nicht genügend gehalten, HERR mein Gott; denn jetzt hast du auch noch in bezug auf das Haus deines Knechtes Verheißungen für ferne Zeiten gegeben, und zwar nach Menschenweise, HERR mein Gott.Die Übersetzung ist unsicher; vgl. 1.Chr 17,17. Was soll da David noch weiter zu dir sagen? Du selbst kennst ja deinen Knecht, HERR mein Gott. Um deines Knechtes willen und nach deinem Herzen hast du gehandelt, indem du all dieses Große deinem Knecht kundgetan hast. Darum bist du groß, HERR mein Gott; ja, niemand ist dir gleich, und es gibt keinen Gott außer dir nach allem, was wir mit unsern Ohren vernommen haben. Und wo ist ein anderes Volk, das deinem Volk Israel gleicht? Es ist das einzige Volk auf Erden, um deswillen Gott hingegangen ist, es sich zum Eigentumsvolk zu erkaufen und ihm einen Namen zu schaffen und ihm zugut so große Dinge und wunderbare Taten zu vollführen, indem du vor deinem Volk, das du dir aus Ägypten befreit hast, Heidenvölker und ihre Götter vertrieben hast. So hast du dir denn dein Volk Israel für alle Zeiten zum Volk bestätigt, und du, HERR, bist ihr Gott geworden. Und nun, HERR mein Gott: mache die Verheißung, die du in betreff deines Knechtes und seines Hauses ausgesprochen hast, für alle Zeiten wahr und verfahre so, wie du zugesagt hast! Dann wird dein Name für immer groß sein, daß man aussprechen wird: ›Der HERR der Heerscharen ist der Gott für Israel‹, und das Haus deines Knechtes David wird Bestand vor dir haben. Denn du selbst, HERR der Heerscharen, Gott Israels, hast deinem Knecht die Offenbarung zuteil werden lassen: ›Ich will dir ein Haus bauen‹; darum hat dein Knecht den Mut gefunden, dieses Gebet an dich zu richten. Nun denn, HERR mein Gott: du bist Gott, und deine Worte sind wahrheit! Nachdem du deinem Knecht diese herrliche Zusage gemacht hast, so möge es dir nun auch gefallen, das Haus deines Knechtes zu segnen, damit es immerdar vor dir bestehe! Denn du selbst, HERR mein Gott, hast es verheißen. So wird denn das Haus deines Knechtes durch deinen Segen auf ewig gesegnet sein!« 4. Davids Kriege mit den Nachbarvölkern und seine obersten Beamten (1.Chr 18)a) Davids Siege über die Philister, Moabiter und Syrer (1.Chr 18,1-13)Nachmals besiegte David die Philister und demütigte sie und machte so der Oberherrschaft der Philister ein Ende.W.: und nahm den Zaum (oder Zügel) der Hauptstadt den Philistern aus der Hand. - Er besiegte auch die Moabiter und maß sie mit der Meßschnur ab, indem er sie auf die Erde niederlegen ließ; und zwar maß er zwei Schnurlängen ab, um (die betreffenden) zu töten, und eine volle Schnurlänge für die, welche am Leben bleiben sollten. So wurden die Moabiter Davids tributpflichtige Untertanen. – Sodann besiegte David Hadad-Eser, den Sohn Rehobs, den König von Zoba, als dieser ausgezogen war, um seine Herrschaft am Euphrat wiederherzustellen. Dabei machte David 1700 Reiter von ihm und 20000 Mann Fußvolk zu Gefangenen und ließ die Gespanne sämtlich lähmen; nur hundert Wagenpferde behielt er von diesen für sich. – Als dann die Syrer von Damaskus dem König Hadad-Eser von Zoba zu Hilfe kamen, erschlug David von den Syrern 22000 Mann und setzte dann Vögte im damascenischen Syrien ein, so daß die dortigen Syrer zu tributpflichtigen Untertanen Davids wurden. So verlieh der HERR dem David den Sieg auf allen Zügen, die er unternahm. b) Die Beute und ihre Verwendung; Glückwunsch des Königs Thoi (1.Chr 18,9-11)Auch erbeutete David die goldenen Schilde, welche die Dienstleute Hadad-Esers getragen hatten, und ließ sie nach Jerusalem bringen; und in Betah und Berothai, den Städten Hadad-Esers, fiel dem König David sehr viel Kupfer in die Hände. – Als aber Thoi, der König von Hamath, erfuhr, daß David die ganze Heeresmacht Hadad-Esers geschlagen hatte, sandte er seinen Sohn Joram zum König David, um ihn zu begrüßen und ihm Glück zu wünschen, daß er aus dem Kriege mit Hadad-Eser als Sieger hervorgegangen war – Thoi hatte nämlich auf dem Kriegsfuß mit Hadad-Eser gestanden –; und jener brachte silberne, goldene und kupferne Geräte mit, die der König David ebenfalls dem HERRN weihte, wie er es auch mit dem Silber und Gold machte, das ihm bei allen unterworfenen Völkern in die Hände gefallen war, nämlich bei den Syrern, Moabitern, Ammonitern, Philistern und Amalekitern, sowie mit der Beute, die ihm bei Hadad-Eser, dem Sohne Rehobs, dem König von Zoba, in die Hände gefallen war. c) Besiegung und Unterwerfung der Edomiter (1.Chr 18,12-13)Als David dann von dem Siege über die Syrer zurückkehrte, gewann er neuen Ruhm, indem er die Edomiter im Salztal besiegte und 18000 Mann von ihnen erschlug. Auch über alle Teile des Landes der Edomiter setzte er Vögte ein, so daß das ganze Land Edom ihm untertan wurde. So verlieh der HERR dem David den Sieg überall, wohin er zog. d) Verzeichnis der obersten Beamten DavidsSo herrschte denn David über ganz Israel und ließ Recht und Gerechtigkeit in seinem ganzen Volke walten. – Joab, der Sohn der Zeruja, stand an der Spitze des Heeres; Josaphat, der Sohn Ahiluds, war Kanzler; Zadok, der Sohn Ahitubs, und Abjathar, der Sohn Ahimelechs, waren Priester, Seraja Staatsschreiber, Benaja, der Sohn Jojadas, Befehlshaber der (Leibwache der) Krethi und Plethi;d.h. der Kreter und Philister, die eine Söldnertruppe und die Leibwache Davids (10,7) bildeten (vgl. 15,18; 23,23). Priesterrang hatten auch die Söhne Davids. 5. Davids Großmut gegen Jonathans Sohn Mephibosetha) Zibas Auskunft über MephibosethDavid fragte: »Ist noch jemand von Sauls Familie übriggeblieben? Ich will Barmherzigkeit an ihm üben um Jonathans willen.« Nun war im Hause Sauls ein Diener namens Ziba; den berief man zu David, und der König fragte ihn: »Bist du Ziba?« Er antwortete: »Ja, dein Knecht.« Der König fragte weiter: »Ist niemand mehr da von Sauls Familie, daß ich ihm Gottes Barmherzigkeit erweisen könnte?« Da antwortete Ziba dem König: »Doch, es lebt noch ein Sohn Jonathans, der an den Füßen lahm ist.« Als der König ihn nun fragte, wo dieser sich befinde, erwiderte Ziba dem König: »Er befindet sich zu Lodebar im Hause Machirs, des Sohnes Ammiels.« b) Davids großmütige Verfügungen bezüglich MephibosethsDa sandte der König David hin und ließ ihn aus Lodebar aus dem Hause Machirs, des Sohnes Ammiels, holen. Als nun Mephiboseth, der Sohn Jonathans, des Sohnes Sauls, zu David kam, warf er sich vor ihm auf sein Angesicht nieder und brachte ihm seine Huldigung dar. Da sagte David zu ihm: »Mephiboseth!« Er antwortete: »Hier ist dein Knecht!« Dann fuhr David fort: »Fürchte dich nicht! Denn ich will dir um deines Vaters Jonathan willen Barmherzigkeit erweisen und dir den ganzen Grundbesitz deines Großvaters Saul zurückgeben; du selbst aber sollst allezeit an meinem Tische speisen.« Da verneigte sich jener und sagte: »Was ist dein Knecht, daß du deine Gnade einem toten Hunde zuwendest, wie ich einer bin!« Darauf ließ der König den Diener Sauls, Ziba, kommen und sagte zu ihm: »Alles, was Saul und seinem ganzen Hause gehört hat, habe ich dem Sohne deines (früheren) Herrn zurückgegeben. Du aber sollst ihm das Feld bestellen, du mit deinen Söhnen und Knechten, und sollst die Ernte einbringen, damit (das Haus) des Sohnes deines (früheren) Herrn zu leben hat; Mephiboseth aber, der Sohn deines (früheren) Herrn, wird regelmäßig an meinem Tische speisen.« Ziba hatte aber fünfzehn Söhne und zwanzig Knechte. Da antwortete Ziba dem König: »Ganz so, wie mein Herr und König seinem Knechte befiehlt, wird dein Knecht es ausrichten.« So speiste denn Mephiboseth an Davids Tisch, als wäre er einer von den Königssöhnen. Mephiboseth aber hatte einen kleinen Sohn namens Micha, und alle, die im Hause Zibas wohnten, waren nun Knechte in Mephiboseths Diensten. Mephiboseth selbst aber wohnte in Jerusalem, weil er regelmäßig an der Tafel des Königs speiste; er war aber an beiden Füßen lahm. 6. Davids Krieg gegen die Ammoniter und Syrer (1.Chr 19)a) Das schmachvolle Vergehen der Ammoniter gegen Davids GesandteDanach begab es sich, daß (Nahas), der König der Ammoniter, starb und sein Sohn Hanun ihm in der Regierung nachfolgte. Da dachte David: »Ich will mich freundlich gegen Hanun, den Sohn des Nahas, beweisen, wie sein Vater sich mir gegenüber freundlich gezeigt hat.« So schickte denn David hin, um ihm durch seine Diener sein Beileid zum Tode seines Vaters ausdrücken zu lassen. Als aber die Diener Davids im Lande der Ammoniter angekommen waren, sagten die Fürsten der Ammoniter zu Hanun, ihrem Herrn: »Glaubst du etwa, daß David Beileidsgesandte deshalb geschickt hat, um deinem Vater eine Ehre zu erweisen? Nein, offenbar hat David seine Diener nur deshalb zu dir geschickt, um die Stadt zu erforschen und auszukundschaften und sie dann zu zerstören.« Da ließ Hanun die Gesandten Davids festnehmen, ließ ihnen den Bart halb abscheren und die Röcke halb abschneiden bis unter den Gürtel und entließ sie dann. Als man dies dem David meldete, schickte er ihnen Boten entgegen – denn die Männer waren schwer beschimpft –; und der König ließ ihnen sagen: »Bleibt in Jericho, bis euch der Bart wieder gewachsen ist: dann kehrt heim!« b) Ausbruch des Krieges; erster Sieg JoabsAls nun die Ammoniter sahen, daß sie David tödlich beleidigt hatten, sandten sie hin und nahmen die Syrer von Beth-Rehob und die Syrer von Zoba in Sold, 20000 Mann Fußvolk, ebenso den König von Maacha mit 1000 Mann und 12000 Mann von IstobA.Ü. für Istob: Männer von Tob; vgl. Ri 11,3.5 .. Sobald David Kunde davon erhielt, ließ er Joab mit dem ganzen Heer, auch den HeldenHebräisch Gibborim: »die bewährten Krieger« = die »Heldenwehr«, d.h. die Mitglieder der Kerntruppe, der königlichen Leibwache oder Garde, deren Hauptteil unfraglich die Krethi und Plethi (8,18) bildeten. (Andere übersetzen »die Ritter«.), ausrücken. Die Ammoniter zogen dann (aus der Stadt) hinaus und stellten sich vor dem Stadttor in Schlachtordnung auf, während die Syrer von Zoba und Rehob und die Mannschaften von Istob und Maacha für sich im freien Felde standen. Als nun Joab sah, daß ihm sowohl von vorn als auch im Rücken ein Angriff drohe, nahm er aus allen auserlesenen israelitischen Kriegern eine Auswahl vor und stellte sich mit ihnen den Syrern gegenüber auf; den Rest des Heeres aber überwies er seinem Bruder Abisai, und dieser mußte sich mit ihnen den Ammonitern gegenüber aufstellen. Dann sagte er: »Wenn die Syrer mir überlegen sind, so kommst du mir zu Hilfe; und wenn die Ammoniter dir überlegen sind, so komme ich dir zu Hilfe. Nur Mut! Wir wollen tapfer kämpfen für unser Volk und für die Städte unsers Gottes! Der HERR aber möge tun, was ihm wohlgefällt!« Darauf rückte Joab mit der Mannschaft, die unter seinem Befehl stand, zum Angriff gegen die Syrer vor, und diese wandten sich vor ihm zur Flucht; und als die Ammoniter die Flucht der Syrer gewahrten, flohen auch sie vor Abisai und zogen sich in die Stadt zurück. Darauf ließ Joab vom Kampf gegen die Ammoniter ab und kehrte nach Jerusalem zurück. c) David selbst im Felde; sein Sieg über die mit den Ammonitern verbündeten SyrerAls sich nun die Syrer von den Israeliten geschlagen sahen, sammelten sie sich wieder in voller Zahl; und Hadad-Eser sandte hin und ließ die Syrer von jenseits des Euphrats ins Feld rücken, und diese kamen unter Führung Sobachs, des Heerführers Hadad-Esers, nach Helam. Auf die Kunde hiervon bot David ganz Israel zum Kriege auf, überschritt den Jordan und gelangte nach Helam, wo die Syrer sich ihm entgegenstellten und ihm eine Schlacht lieferten. Aber die Syrer wurden von den Israeliten in die Flucht geschlagen, und David erschlug den Syrern die Bemannung von 700 Kriegswagen und 40000 Mann Fußvolk; auch ihren Heerführer Sobach verwundete er, so daß er dort starb. Als nun sämtliche Könige, die dem Hadad-Eser Heerfolge leisteten, sich von den Israeliten besiegt sahen, schlossen sie Frieden mit den Israeliten und unterwarfen sich ihnen. Infolgedessen scheuten sich die Syrer, den Ammonitern fernerhin noch Hilfe zu leisten. 7. Davids tiefer Fall und Bußea) Davids Versündigung (Ehebruch) mit BathsebaIm folgenden Jahre aber sandte David zu der Zeit, wo die Könige ins Feld zu ziehen pflegen, Joab samt seinen Hauptleuten und der Heeresmacht von ganz Israel aus. Sie verwüsteten das Land der Ammoniter und belagerten Rabba, während David in Jerusalem geblieben war. Da begab es sich eines Abends, daß David sich von seinem Lager erhob und, als er auf dem Dache des königlichen Palastes umherging, vom Dache aus eine Frau sich baden sah; die Frau war von ungewöhnlicher Schönheit. Als er sich nun durch Boten nach der Frau erkundigen ließ und man ihm berichtete, daß es Bathseba, die Tochter Eliams, die Frau des Hethiters Uria sei, sandte David Boten hin und ließ sie holen. Sie kam zu ihm, und er wohnte ihr bei – sie hatte sich aber eben von ihrer Verunreinigung gereinigt –; darauf kehrte sie in ihre Wohnung zurück. b) Urias musterhaftes Verhalten während seines Aufenthalts im Palaste DavidsAls die Frau dann guter Hoffnung wurde und dem David Mitteilung von ihrem Zustande machte, da ließ David dem Joab sagen: »Schicke mir den Hethiter Uria her!«, und Joab kam dem Befehle nach. Als nun Uria zu David kam, erkundigte dieser sich nach dem Befinden Joabs, nach dem Ergehen des Heeres und nach dem Stande des Krieges. Darauf sagte David zu Uria: »Gehe jetzt in dein Haus hinunter und nimm ein Fußbad«; und als Uria den Palast des Königs verließ, wurde eine königliche Ehrenmahlzeit hinter ihm hergetragen; aber Uria legte sich am Eingang des Königspalastes bei allen übrigen Dienern seines Herrn nieder und ging nicht in sein Haus hinunter. Als man nun dem König meldete, Uria sei nicht in sein Haus hinabgegangen, fragte ihn David: »Du bist doch von der Reise heimgekommen: warum gehst du nicht in deine Wohnung?« Da antwortete Uria dem Könige: »Die Lade sowie Israel und Juda sind in Hütten untergebracht, und mein Herr Joab und die Diener meines Herrn müssen auf freiem Felde lagern, und da sollte ich in mein Haus gehen, um zu essen und zu trinken, und sollte es mir bei meiner Frau wohl sein lassen? So wahr der HERR lebt und so wahr du selbst lebst: das tue ich nicht!« Darauf sagte David zu Uria: »Du magst auch heute noch hier bleiben: morgen werde ich dich entlassen.« So blieb denn Uria an diesem Tage noch in Jerusalem. Am folgenden Tage aber lud David ihn ein, bei ihm zu essen und zu trinken, und er machte ihn trunken; aber am Abend ging Uria wieder hin, um sich auf sein Lager bei den übrigen Leuten seines Herrn schlafen zu legen, und ging nicht in sein Haus hinunter. c) Der Uriasbrief; Urias Tod; Joabs Meldung an David; Bescheid des KönigsAm nächsten Morgen aber schrieb David einen Brief an Joab und ließ ihn durch Uria überbringen. In dem Briefe hatte er folgendes geschrieben: »Stellt Uria vornhin, wo am hitzigsten gekämpft wird, und zieht euch dann hinter ihm zurück, damit er erschlagen wird und den Tod findet.« So stellte denn Joab bei der Belagerung der Stadt den Uria an eine Stelle, von der er wußte, daß dort tapfere Gegner standen. Als dann die Städter einen Ausfall machten und mit Joab handgemein wurden, fielen manche von der Mannschaft, von den Leuten Davids; und auch der Hethiter Uria fand dabei den Tod. Als hierauf Joab an David einen Bericht über den ganzen Verlauf des Kampfes schickte, gab er dem Boten den Befehl: »Wenn du dem König den ganzen Verlauf des Kampfes bis zu Ende berichtet hast und der König dann vor Zorn aufbraust und dich fragt: ›Warum seid ihr zum Angriff so nahe an die Stadt herangerückt? Wußtet ihr nicht, daß man von der Mauer herab schießen würde? Wer hat Abimelech, den Sohn JerubbesethsAndere Namensform für Jerubbaal (vgl. Ri 6,32; 2.Sam 2,8)., erschlagen? Hat nicht ein Weib den oberen Stein einer Handmühle von der Mauer auf ihn herabgeworfen, so daß er in Thebez den Tod fand? Warum seid ihr so nahe an die Mauer herangerückt?‹ – dann sage nur: ›Auch dein Knecht, der Hethiter Uria, ist ums Leben gekommen.‹« Darauf ging der Bote hin und richtete nach seiner Ankunft den Auftrag Joabs bei David genau aus. Er meldete dem Könige nämlich: »Weil die Feinde uns überlegen und bis aufs freie Feld gegen uns vorgedrungen waren, so mußten wir sie bis an den Eingang des Stadttors zurückdrängen. Da aber schossen die Schützen von der Mauer herab auf deine Leute, und dabei fielen einige von den Leuten des Königs; auch dein Knecht, der Hethiter Uria, fand den Tod.« Da sagte David zu dem Boten: »Melde dem Joab folgendes: ›Laß dir diesen Vorfall nicht leid sein! Denn das Schwert frißt eben bald diesen, bald jenen. Setze nur deine Belagerung der Stadt entschlossen fort und zerstöre sie!‹ So sollst du ihm Mut zusprechen!« d) Bathsebas Trauer um den Gatten; ihre Verheiratung mit DavidAls nun die Frau Urias den Tod ihres Mannes erfuhr, hielt sie die Totenklage um ihren Gatten; sobald aber die Trauerzeit vorüber war, ließ David sie in sein Haus holen. Sie wurde also seine Frau und gebar ihm einen Sohn. Aber die Tat, die David verübt hatte, erregte das Mißfallen des HERRN. e) Nathans Strafrede und Unheilsverkündigung; Davids Schuldbekenntnis und ReueHierauf sandte der HERR (den Propheten) Nathan zu David; als dieser zu ihm gekommen war, redete er so zu ihm: »Es lebten zwei Männer in derselben Stadt, ein reicher und ein armer. Der Reiche besaß Kleinvieh und Rinder in großer Menge, der Arme aber hatte gar nichts als ein einziges Lämmchen, das er sich gekauft und aufgezogen hatte und das bei ihm und zugleich mit seinen Kindern aufwuchs; es aß von seinem Bissen und trank aus seinem Becher, es schlief an seinem Busen und wurde von ihm wie eine Tochter gehalten. Da kam eines Tages Besuch zu dem reichen Mann, und weil es ihm leid tat, ein Stück von seinem eigenen Kleinvieh oder von seinen Rindern zu nehmen, um es für den Besuch, der zu ihm gekommen war, als Mahl zuzubereiten, nahm er das Lämmchen des armen Mannes und richtete es für den Gast zu, der zu ihm gekommen war.« Da geriet David in heftigen Zorn gegen den Mann, so daß er zu Nathan sagte: »So wahr der HERR lebt: der Mann, der das getan hat, ist ein Kind des Todes! Und das Lamm soll er vierfach erstatten zur Strafe dafür, daß er so gehandelt und weil er kein Mitleid bewiesen hat!« Da erwiderte Nathan dem David: »Du bist der Mann! So hat der HERR, der Gott Israels, gesprochen: ›Ich habe dich zum König über Israel gesalbt, und ich habe dich aus Sauls Händen errettet, ich habe dir das Haus deines Herrn gegeben und die Frauen deines Herrn dir in den Schoß gelegt (zur Verfügung gestellt); ich habe dir das Haus Israel und Juda übergeben, und wenn dir das noch zu wenig war, so hätte ich dir noch dies und das hinzugefügt. Warum hast du dich über das Gebot des HERRN hinweggesetzt und etwas getan, was ihm mißfällt? Den Hethiter Uria hast du mit dem Schwert erschlagen lassen und sein Weib dir zum Weibe genommen, nachdem du ihn selbst durch das Schwert der Ammoniter hast umbringen lassen. So soll denn nun das Schwert aus deinem Hause niemals weichen zur Strafe dafür, daß du mich mißachtet und das Weib des Hethiters Uria dir zum Weibe genommen hast!‹ So hat der HERR gesprochen: ›Siehe, ich will Unheil über dich aus deinem eigenen Hause hervorgehen lassen und will dir deine Frauen vor deinen Augen wegnehmen und sie einem andern geben, daß er im Angesicht dieser Sonne deinen Frauen beiwohnen soll. Denn du hast im geheimen gehandelt, ich aber will diese Drohung vor den Augen von ganz Israel und angesichts der Sonne zur Ausführung bringen!‹« Da sagte David zu Nathan: »Ich habe gegen den HERRN gesündigt!« Nathan antwortete dem David: »So hat auch der HERR dir deine Sünde vergeben: du selbst wirst nicht sterben! Doch weil du den Feinden des HERRN durch diese Tat Anlaß zur Lästerung gegeben hast, so soll auch der Sohn, der dir geboren ist, unrettbar sterben!« f) Erkrankung und Tod des Kindes der Bathseba; Davids Trauer und neuer Lebensmut; Geburt und Erziehung SalomosAls Nathan hierauf nach Hause gegangen war, schlug der HERR das Kind, welches die Frau Urias dem David geboren hatte, so daß es todkrank wurde. Da suchte David Gott um des Knaben willen (im Heiligtum) auf, und David fastete und brachte, als er heimgekommen war, die ganze Nacht hindurch auf dem Erdboden liegend zu. Obgleich nun die Ältesten seines Hauses zu ihm traten, um ihn zum Aufstehen von der Erde zu bewegen, weigerte er sich doch und speiste nicht mit ihnen. Als das Kind dann am siebten Tage starb, trugen die Hofleute Davids Bedenken, ihm den Tod des Kindes anzuzeigen; denn sie dachten: »Solange das Kind noch am Leben war, hat er unsere Vorstellungen, wenn wir ihm zuredeten, unbeachtet gelassen: wie können wir ihm da jetzt den Tod des Kindes anzeigen? Es gäbe ein Unglück ab!« Als David aber seine Hofleute miteinander flüstern sah und daran merkte, daß das Kind tot war, fragte er seine Hofleute: »Ist das Kind tot?« Sie antworteten ihm: »Ja, es ist tot.« Da stand David vom Boden auf, wusch und salbte sich und legte die Trauerkleider ab; darauf ging er in das Haus des HERRN und warf sich nieder. Als er dann in sein Haus zurückgekehrt war, ließ er sich eine Mahlzeit auftragen und aß. Da sagten seine Hofleute zu ihm: »Wie unerklärlich ist dein Verhalten! Solange das Kind noch am Leben war, hast du um seinetwillen gefastet und geweint; und jetzt, da das Kind tot ist, stehst du auf und nimmst Nahrung zu dir.« Da antwortete er: »Solange das Kind noch lebte, habe ich gefastet und geweint, weil ich dachte: Wer weiß, vielleicht erbarmt der HERR sich meiner, daß das Kind am Leben bleibt? Nun es aber tot ist, wozu soll ich da fasten? Kann ich es etwa wieder ins Leben zurückrufen? Ich kann wohl zu ihm kommen, es aber kann nicht wieder zu mir zurückkehren.« Nachdem David dann seiner Gattin Bathseba Trost zugesprochen und sich ihr wieder in Liebe zugewandt hatte, wurde sie Mutter eines Sohnes, den er Salomo nannte und den der HERR liebhatte. David übergab ihn der Fürsorge des Propheten Nathan, der ihm den Namen Jedidjah gab, um des HERRN willen.A.L.: nach dem Worte (= auf Befehl) des HERRN. 8. Joab erobert Rabba; Bestrafung der Ammoniter (1.Chr 20,1-3)Joab aber bestürmte unterdessen Rabba, die Hauptstadt der Ammoniter, und eroberte die Königsstadt.Wahrscheinlich ist zu lesen »die Wasserstadt« (vgl. V.27). Hierauf sandte er Boten an David und ließ ihm sagen: »Ich habe Rabba bestürmt und die Wasserstadt auch erobert; so biete jetzt nun den Rest des Kriegsvolkes auf, belagere die Stadt und erobere sie, damit nicht ich die Stadt einnehme und dann mein Name über ihr ausgerufen wird.« Da bot David seine ganze Heeresmacht auf, zog gegen Rabba, bestürmte die Stadt und eroberte sie. Er nahm dann ihrem Götzen Milkom die Krone vom Haupt, die ein Talent GoldEin Talent = 34,5 Kilogramm. wog und mit einem kostbaren Edelstein besetzt war; der kam nunmehr an Davids Haupt. Und er führte aus der Stadt eine überaus reiche Beute weg. Die Bevölkerung, die sich dort vorfand, ließ er wegführen und stellte sie als Fronarbeiter an bei den Sägen, bei den eisernen Picken und den eisernen Äxten und ließ sie an den Ziegelöfen arbeiten; ebenso verfuhr er mit allen übrigen Städten der Ammoniter. Dann kehrte David mit dem gesamten Heere nach Jerusalem zurück. 9. David und Absalom (Kap. 13-19)a) Amnon und Absaloma) Amnons leidenschaftliche Liebe; seine Schandtat an seiner Halbschwester ThamarDanach begab sich folgendes: Absalom, der Sohn Davids, hatte eine schöne Schwester namens Thamar; in diese verliebte sich Amnon, Davids Sohn, und härmte sich vor Liebe zu seiner Halbschwester Thamar so ab, daß er krank wurde; sie war nämlich noch Jungfrau, und es schien dem Amnon unmöglich, an sie heranzukommen. Nun hatte Amnon einen Freund namens Jonadab, einen Sohn Simeas, des Bruders Davids; und dieser Jonadab war ein sehr kluger Mann. Der fragte ihn: »Warum siehst du jeden Morgen so elend aus, Königssohn? Willst du es mir nicht anvertrauen?« Amnon antwortete ihm: »Ich liebe Thamar, die Schwester meines Bruders Absalom.« Da sagte Jonadab zu ihm: »Lege dich zu Bett und stelle dich krank. Wenn dann dein Vater kommt, um dich zu besuchen, so sage zu ihm: ›Wenn doch meine Schwester Thamar herkäme und mir etwas zu essen gäbe! Wenn sie das Essen vor meinen Augen zubereitete, so daß ich zusehen kann, würde ich das Essen von ihrer Hand annehmen.« Ausführung des schändlichen AnschlagesSo legte sich denn Amnon zu Bett und stellte sich krank; und als der König kam, um ihn zu besuchen, sagte Amnon zum König: »Wenn doch meine Schwester Thamar herkäme und vor meinen Augen ein paar Pfannkuchen zubereitete, daß ich sie aus ihrer Hand essen könnte!« Da sandte David zu Thamar ins Haus und ließ ihr sagen: »Gehe doch in die Wohnung deines Bruders Amnon und bereite ihm das Essen!« So ging denn Thamar in die Wohnung ihres Bruders Amnon, während er zu Bett lag. Sie nahm den Teig, knetete ihn, formte Kuchen vor seinen Augen daraus und buk die Kuchen. Dann nahm sie die Pfanne und schüttete sie vor seinen Augen (auf einen Teller) aus; er weigerte sich jedoch zu essen und befahl, jedermann solle aus dem Zimmer hinausgehen. Als nun alle hinausgegangen waren, sagte Amnon zu Thamar: »Bringe mir das Essen in die Kammer herein, dann will ich von deiner Hand das Essen annehmen.« Da nahm Thamar die Kuchen, die sie zubereitet hatte, und brachte sie ihrem Bruder Amnon in die Kammer hinein; aber als sie ihm diese zum Essen hinreichte, ergriff er sie und sagte zu ihr: »Komm, lege dich zu mir, liebe Schwester!« Sie erwiderte ihm: »Nicht doch, mein Bruder! Entehre mich nicht! So etwas darf in Israel nicht geschehen! Begehe keine solche Schandtat! Wohin sollte ich denn meine Schande tragen? Und du selbst würdest in Israel als ein ehrloser Mann dastehen! Rede doch lieber mit dem König: er wird mich dir gewiß nicht versagen.« Aber er wollte nicht auf ihre Vorstellungen hören, sondern überwältigte sie und tat ihr Gewalt an. Weitere schändliche Versündigung Amnons an ThamarHierauf aber faßte Amnon eine überaus tiefe Abneigung gegen sie, so daß der Widerwille, den er gegen sie empfand, noch stärker war als seine frühere Liebe zu ihr. Daher rief er ihr zu: »Mach, daß du fortkommst!« Sie antwortete ihm: »Nicht doch, mein Bruder! Denn dieses Unrecht, wenn du mich jetzt von dir stießest, wäre noch größer als das andere, das du mir angetan hast!« Er wollte aber nicht auf sie hören, sondern rief seinen Burschen her, der ihn zu bedienen hatte, und befahl ihm: »Schafft mir diese da hinaus auf die Straße und riegle die Tür hinter ihr zu!« Sie trug aber ein Ärmelkleid; denn so kleideten sich ehemals die Töchter des Königs, solange sie unverheiratet waren. Als nun sein Leibdiener sie auf die Straße hinausgeschafft und die Tür hinter ihr verriegelt hatte, streute Thamar Staub auf ihr Haupt, zerriß das Ärmelkleid, das sie anhatte, legte sich die Hand aufs Haupt und ging laut schreiend davon. Das Verhalten Absaloms und des Königs nach der SchandtatDa sagte ihr Bruder Absalom zu ihr: »Dein Bruder Amnon ist bei dir gewesen? Nun denn, liebe Schwester, schweige still! Er ist ja dein Bruder: nimm dir die Sache nicht zu Herzen!« So blieb denn Thamar einsam im Hause ihres Bruders Absalom wohnen. Als dann der König David den ganzen Vorfall vernahm, geriet er in heftigen Zorn (tat aber seinem Sohne Amnon nichts zuleide; denn er hatte ihn lieb, weil er sein Erstgeborener war)Aus der griechischen Übersetzung eingefügt.. Absalom aber redete seitdem kein Wort mehr mit Amnon, weder im Bösen noch im Guten; denn Absalom haßte Amnon, weil er seine Schwester Thamar entehrt hatte. b) Absaloms Rache an AmnonNun begab es sich zwei volle Jahre später, daß Absalom in Baal-Hazor, das bei Ephraim liegt, Schafschur hielt und alle Söhne des Königs dazu einlud. Er ging auch zum König und sagte: »Du weißt, dein Knecht hält eben Schafschur; möchte doch der König samt seiner Umgebung deinen Knecht dorthin begleiten!« Aber der König erwiderte dem Absalom: »Nicht doch, mein Sohn! Wir wollen nicht allesamt kommen, damit wir dir nicht zu viel Last machen.« Da drang er in ihn, aber er wollte nicht mitgehen, sondern schlug ihm seine Bitte ab. Da sagte Absalom: »Wenn also nicht, so laß wenigstens meinen Bruder Amnon mit uns gehen!« Der König antwortete ihm: »Wozu sollte er mit dir gehen?« Als Absalom jedoch auf seiner Bitte bestand, ließ er Amnon und alle Söhne des Königs mit ihm gehen. (Absalom veranstaltete nun ein Gelage gleich einem Königsgelage.)Aus der griechischen Übersetzung eingefügt. Dabei gab er seinen Dienern folgenden Befehl: »Gebt acht! Wenn Amnon vom Wein in fröhliche Stimmung versetzt ist und ich euch zurufe: ›Haut Amnon nieder!‹, so tötet ihn, fürchtet euch nicht! Ich bin’s ja, der es euch befohlen hat: seid mutig und zeigt euch mannhaft!« Da verfuhren die Diener Absaloms mit Amnon so, wie Absalom ihnen befohlen hatte; darauf standen die Söhne des Königs alle auf, bestiegen ein jeder sein Maultier und ergriffen die Flucht. Die Vorgänge in Davids Palast beim Eintreffen der SchreckensnachrichtWährend sie noch unterwegs waren, war schon das Gerücht zu David gedrungen, Absalom habe alle Söhne des Königs ermordet, so daß auch nicht einer von ihnen am Leben geblieben sei. Da stand der König auf, zerriß seine Kleider und warf sich auf die Erde nieder; auch alle seine Hofleute standen (um ihn her) mit zerrissenen Kleidern. Da nahm Jonadab, der Sohn Simeas, des Bruders Davids, das Wort und sagte: »Mein Herr denke doch nicht, daß man die jungen Leute, die Söhne des Königs, allesamt ums Leben gebracht habe! Nein, Amnon allein ist tot; man hat es dem Absalom ja ansehen können, daß das bei ihm beschlossene Sache war seit dem Tage, als jener seine Schwester Thamar entehrt hatte. Darum wolle jetzt mein Herr, der König, nicht den Gedanken hegen und nicht aussprechen, daß alle Königssöhne tot seien; nein, Amnon allein ist tot!« [Absalom aber hatte die Flucht ergriffen.] Als nun der Diener, der Wächter, (auf dem Turme) Ausschau hielt, sah er viele Leute auf dem Wege nach Horonaim den Abhang herabkommen. Da sagte Jonadab zum Könige: »Siehst du? Die Söhne des Königs kommen! Wie dein Knecht gesagt hat, so verhält es sich wirklich!« Kaum hatte er ausgeredet, da kamen auch schon die Königssöhne und brachen in lautes Weinen aus; und auch der König und alle seine Hofleute erhoben eine überaus große Wehklage. Absaloms Flucht nach Gesur zu seinem GroßvaterAbsalom aber war geflohen und hatte sich zu Thalmai, dem Sohne Ammihuds, dem Könige von Gesur, begeben. David aber trauerte um seinen Sohn Amnon die ganze Zeit hindurch. Nachdem Absalom aber geflohen war und sich nach Gesur begeben hatte, blieb er dort drei Jahre. c) Absaloms Begnadigung und RückkehrJoabs Eingreifen; die Unterredung der klugen Frau von Thekoa mit DavidAls dann der Zorn des Königs gegen Absalom allmählich milder geworden war, weil er sich über den Tod Amnons getröstet hatte, und als Joab, der Sohn der Zeruja, erkannte, daß das Herz des Königs sich zu Absalom wieder hingewandt hatte, sandte Joab nach ThekoaEin Städtchen südöstlich von Bethlehem unweit des Toten Meeres in fruchtbarer Gegend., ließ von dort eine kluge Frau holen und sagte zu ihr: »Stelle dich, als ob du in Trauer wärest, ziehe Trauerkleider an, salbe dich nicht mit Öl und benimm dich wie eine Frau, die schon lange Zeit um einen Toten trauert. Dann begib dich zum König und rede zu ihm so und so«; und Joab gab ihr genau die Worte an, die sie sagen sollte. Die erste Rede der klugen FrauDie Frau aus Thekoa ging also zum König hinein, warf sich vor ihm auf ihr Angesicht zu Boden, brachte ihre Huldigung dar und rief aus: »Hilf mir, o König!« Als nun der König sie fragte, was sie wünsche, antwortete sie: »Ach, ich bin eine Witwe, denn mein Mann ist tot! Nun hatte deine Magd zwei Söhne, die gerieten auf dem Felde in Streit miteinander, und weil keiner da war, der sie auseinanderbrachte, schlug der eine auf den andern los und tötete ihn. Und jetzt hat sich die ganze Verwandtschaft gegen deine Magd erhoben und sagt: ›Gib den Brudermörder heraus, damit wir ihn umbringen für das Leben seines Bruders, den er erschlagen hat, und damit wir auch den Erben ausrotten!‹ So wollen sie also die letzte Kohle, die mir noch geblieben ist, auslöschen, um meinem Manne weder Namen noch Nachkommen auf dem Erdboden zu lassen!« Da sagte der König zu der Frau: »Gehe heim, ich selber werde deinetwegen verfügen!« Die Frau aus Thekoa aber erwiderte dem König: »Auf mir, mein Herr und König, liege die Schuld (nämlich, daß keine Blutrache vollzogen wird) und auf meines Vaters Hause! Den König aber und seinen Thron trifft keine Verantwortung!« Da sagte der König: »Wer etwas von dir will, den bringe zu mir her: er soll dir nicht weiter zu schaffen machen!« Da entgegnete sie: »Der König wolle doch des HERRN, seines Gottes, gedenken, damit der Bluträcher nicht noch mehr Unglück anrichtet und sie meinen Sohn nicht auch noch vertilgen!« Da sagte er: »So wahr der HERR lebt, kein Haar soll deinem Sohne gekrümmt werden!«W.: von den Haaren deines Sohnes soll keines zur Erde fallen. Neue Rede der klugen FrauNun fuhr die Frau fort: »Darf deine Magd ein Wort an meinen Herrn, den König, richten?« Er antwortete: »Rede!« Da sagte die Frau: »Und warum hegst du denn eine derartige Gesinnung gegen das Volk Gottes? Denn nachdem der König dies Urteil gefällt hat, hat er sich selbst gleichsam für schuldig erklärt, weil der König seinen verstoßenen Sohn nicht zurückkehren läßt. Denn wir müssen zwar gewißlich sterben und sind wie Wasser, das auf die Erde ausgegossen ist und nicht wieder gesammelt werden kann; aber Gott wird das Leben dessen nicht dahinraffen, der ernstlich darauf sinnt, einen Verbannten nicht fern von sich in dauernder Verbannung zu belassen. Und nun, der Grund, weshalb ich hergekommen bin, um diese Sache meinem Herrn, dem Könige, vorzutragen, ist der, daß die Leute mir Angst gemacht haben. Da dachte aber deine Magd: ›Ich will es doch dem König vortragen; vielleicht erfüllt der König die Bitte seiner Magd.‹ Ja, der König wird mich erhören, um seine Magd aus der Hand des Mannes zu erretten, der mich und zugleich meinen Sohn aus dem Erbe Gottes zu vertilgen sucht. Daher dachte deine Magd: ›Das Wort meines Herrn, des Königs, wird mir eine Beruhigung sein‹; denn mein Herr, der König, ist wie der Engel Gottes, um Gutes und Böses zu unterscheiden; und der HERR, dein Gott, sei mit dir!«Die Verse 15-17 gehören wahrscheinlich hinter V.7. Der König durchschaut den listig angelegten PlanDa hub der König an und sagte zu der Frau: »Verheimliche mir nichts, wonach ich dich jetzt fragen werde!« Die Frau antwortete: »Mein Herr, der König, braucht nur zu reden!« Da fragte der König: »Hat nicht Joab die Hand bei dieser ganzen Sache im Spiel?« Da erwiderte die Frau: »So wahr du lebst, mein Herr und König! Es ist nicht möglich, bei allem, was mein Herr, der König, sagt, rechts oder links vorbeizukommen! Ja, dein Knecht Joab, er hat mir den Auftrag gegeben, und er selbst hat deiner Magd alle diese Worte in den Mund gelegt. Um der Sache ein anderes Aussehen zu geben, ist dein Knecht Joab so zu Werke gegangen; aber mein Herr ist weise, ebenso weise wie der Engel Gottes, so daß er alles weiß, was auf Erden vorgeht.« Davids Zusage; Joab dankt dem Könige für die Erfüllung seiner Bitte und holt Absalom zurückDer König sagte dann zu Joab: »Nun gut! Ich will diese deine Bitte erfüllen! Gehe also hin und hole den jungen Mann, den Absalom, zurück!« Da warf sich Joab auf sein Angesicht zur Erde nieder, brachte seine Huldigung dar und beglückwünschte den König; dann rief Joab aus: »Heute erkennt dein Knecht, daß mein Herr, der König, mir in Gnaden zugetan ist, weil der König die Bitte seines Knechtes erfüllt hat!« Darauf machte Joab sich auf den Weg, begab sich nach Gesur und brachte Absalom nach Jerusalem zurück. Der König aber befahl: »Er soll sich in seine Wohnung begeben, mir aber nicht vor die Augen treten!« So begab sich denn Absalom in seine Wohnung und durfte sich vor dem König nicht sehen lassen. Absaloms Schönheit; seine KinderIn ganz Israel gab es aber keinen Mann, der wegen seiner Schönheit ebenso gefeiert gewesen wäre wie Absalom: von der Fußsohle bis zum Scheitel war kein Fehl an ihm; und wenn er sich das Haupt(-haar) scheren ließ – das geschah nämlich nach Ablauf jeden Jahres, weil es ihm sonst zu beschwerlich geworden wäre –, so wog sein Haupthaar zweihundert Schekel nach königlichem Gewicht.2,6 Kilogramm. A.L.: einhundert Schekel. Es waren aber dem Absalom drei Söhne und eine Tochter namens Thamar geboren; die war ein Mädchen von großer Schönheit. Absalom veranlaßt Joab, ihn mit seinem Vater förmlich auszusöhnenAls nun Absalom zwei volle Jahre in Jerusalem zugebracht hatte, ohne dem König vor die Augen zu treten, schickte er zu Joab, um ihn zum König zu senden; aber der weigerte sich, zu ihm zu kommen; und als er noch ein zweites Mal hinschickte, weigerte er sich wieder, zu kommen. Da sagte Absalom zu seinen Knechten: »Ihr wißt, Joab hat da ein Ackerstück neben dem meinigen und hat Gerste darauf stehen; geht hin und zündet es an!« Als nun die Knechte Absaloms das Feld in Brand gesteckt hatten, machte Joab sich auf, ging zu Absalom ins Haus und fragte ihn: »Warum haben deine Knechte mein Feld angezündet?« Absalom antwortete dem Joab: »Du weißt, ich habe zu dir gesandt und dir sagen lassen: Komm her zu mir, ich will dich zum König senden und ihm sagen lassen: ›Wozu bin ich aus Gesur heimgekehrt? Es wäre besser für mich, ich wäre noch dort!‹ Jetzt aber werde ich dem König vor die Augen treten; und wenn eine Schuld auf mir liegt, so mag er mich töten!« Als Joab sich nun zum Könige begeben und ihm die Sache vorgetragen hatte, ließ dieser Absalom rufen. Als der zum König kam, warf er sich auf sein Angesicht vor ihm zur Erde nieder; der König aber küßte Absalom. b) Absaloms Empörung; Davids Flucht aus Jerusalema) Absaloms ehrgeizige und gunstbuhlerische UmtriebeDanach begab es sich, daß Absalom sich Wagen und Pferde anschaffte, dazu fünfzig Mann, die als Leibdiener vor ihm herliefen. Auch pflegte Absalom sich alle Morgen früh neben dem Wege nach dem Ratstor aufzustellen; wenn dann jemand einen Rechtsstreit hatte und den König um Entscheidung angehen wollte, rief Absalom ihn an und fragte ihn: »Aus welcher Ortschaft bist du?« Wenn jener dann antwortete: »Dein Knecht kommt aus dem und dem Stamme Israels«, so sagte Absalom zu ihm: »Deine Sache ist allerdings gut und in Ordnung, aber beim König ist niemand, der dir Gehör schenkt!« Dann fuhr Absalom fort: »Wenn man mich doch zum Richter im Lande bestellte, daß jeder, der eine Streitsache und einen Rechtshandel hat, zu mir käme: ich wollte ihm schon zu seinem Recht verhelfen!« Und wenn jemand an ihn herantrat, um sich vor ihm huldigend zu verneigen, so streckte er seine Hand aus, umarmte ihn und küßte ihn. So machte es Absalom mit allen Israeliten, die zum König kamen, um sich Recht sprechen zu lassen; und so stahl Absalom sich die Herzen der Israeliten.d.h. gewann sie listigerweise für sich. b) Absaloms Verschwörung und Empörung in HebronNach Verlauf von vier Jahren aber sagte Absalom zum König: »Ich möchte gern hingehen und in Hebron mein Gelübde einlösen, das ich dem HERRN dargebracht habe. Denn als ich mich zu Gesur in Syrien aufhielt, hat dein Knecht folgendes Gelübde getan: ›Wenn der HERR mich nach Jerusalem zurückkehren läßt, so will ich dem HERRN ein Dankopfer darbringen.‹« Der König antwortete ihm: »Gehe hin in Frieden!« So machte Absalom sich denn auf den Weg und ging nach Hebron. Er hatte aber heimlich Boten durch alle Stämme der Israeliten gesandt und sagen lassen: »Sobald ihr Posaunenschall hört, so ruft aus: ›Absalom ist in Hebron König geworden!‹« Mit Absalom gingen aber auch zweihundert Männer aus Jerusalem nach Hebron, die von ihm zum Opferfest eingeladen waren und arglos mitgingen, ohne von irgend etwas zu wissen. Außerdem ließ Absalom, als das Opferfest schon im Gange war, den Giloniten Ahithophel, den Ratgeber Davids, aus seinem Wohnort Gilo holen. So gewann die Verschwörung immer weitere Verbreitung, und immer mehr Leute schlossen sich an Absalom an. c) David tritt eiligst die Flucht aus Jerusalem an nach Zurücklassung einiger KebsweiberAls nun ein Bote bei David eintraf mit der Meldung: »Das Herz der Israeliten hat sich Absalom zugewandt«, da befahl David allen seinen Dienern, die in Jerusalem bei ihm waren: »Auf! Wir müssen fliehen! Sonst gibt es für uns keine Rettung vor Absalom! Macht euch eilends auf den Weg, damit er uns nicht zuvorkommt und das Unheil über uns bringt und ein Blutbad in der Stadt anrichtet!« Die Diener des Königs antworteten ihm: »Ganz wie unser königlicher Herr es für gut befindet: wir sind deine gehorsamen Diener!« So zog denn der König aus, und sein ganzer Hof befand sich in seinem Gefolge; nur zehn Kebsweiber ließ der König zurück, um das Haus zu hüten. d) Vorbeizug des Kriegsvolkes am König; die Treue ItthaisAls so der König auszog und das ganze Volk ihm auf dem Fuße folgte, machte er beim letzten Hause halt, während alle seine Diener neben ihm standen und seine gesamte Leibwache und alle Leute des Gathiters (Itthai), sechshundert Mann, die ihmGemeint ist wahrscheinlich: dem Itthai als ihrem Anführer (vgl. auch 18,2). von Gath her gefolgt waren, an dem Könige vorüberzogen. Da sagte der König zu Itthai aus Gath: »Warum willst auch du mit uns ziehen? Kehre um und bleibe beim König (Absalom)! Du bist ja ein Ausländer und noch dazu aus deiner Heimat verbannt. Erst gestern bist du hergekommen, und heute soll ich dich schon mit uns auf die Irrfahrt nehmen, ohne selbst zu wissen, wohin ich gehe? Kehre um und nimm deine Landsleute mit dir zurück! Der HERR möge dir Güte und Treue erweisen!« Itthai aber erwiderte dem König: »So wahr der HERR lebt, und so wahr mein Herr und König lebt, nein! An dem Orte, an dem mein Herr und König sein wird, es gehe zum Tode oder zum Leben, da wird auch dein Knecht zu finden sein!« Da sagte David zu Itthai: »Gut denn, so ziehe vorüber!« Da zog Itthai aus Gath vorüber mit all seinen Leuten und dem ganzen Troß (von Kindern und Frauen), der bei ihm war. Die ganze Bevölkerung aber weinte laut, während das gesamte Kriegsvolk vorüberzog. Hierauf ging der König über den Bach Kidron, und auch das gesamte Volk zog hinüber in der Richtung nach der Wüste (Juda) hin. ee) Davids Auftrag an Zadok und AbjatharDa erschienen auch Zadok (und Abjathar) mit allen Leviten, die trugen die Bundeslade Gottes; sie setzten die Lade Gottes dort nieder, und Abjathar brachte Opfer dar, bis alles Volk aus der Stadt vollständig vorübergezogen war. Darauf sagte der König zu Zadok: »Bringe die Lade Gottes in die Stadt zurück! Finde ich Gnade in den Augen des HERRN, so wird er mich zurückführen und mich die Lade und seine Wohnung wiedersehen lassen. Spricht er aber so zu mir: ›Ich habe kein Gefallen an dir‹ – nun, hier bin ich! Er tue mir, wie es ihm wohlgefällt!« Dann sagte der König weiter zum Priester Zadok: »Du und Abjathar, kehrt ihr ruhig in die Stadt zurück und mit euch eure beiden Söhne, Ahimaaz, dein Sohn, und Jonathan, der Sohn Abjathars. Gebt wohl acht! Ich will in den Niederungen der Wüste verweilen, bis eine Botschaft von euch kommt und mir Nachricht gibt.« So brachten denn Zadok und Abjathar die Lade Gottes nach Jerusalem zurück und blieben dort. ff) Davids Marsch über den Ölberg; sein Auftrag an HusaiDavid aber stieg die Anhöhe am Ölberg hinan, im Gehen weinend und mit verhülltem Haupt, und er ging barfuß; auch alles Volk, das ihn begleitete, hatte ein jeder das Haupt verhüllt und stieg unter fortwährendem Weinen den Berg hinan. Als man nun David meldete, daß auch Ahithophel unter den Verschworenen bei Absalom sei, rief David aus: »O HERR, mache doch die Ratschläge Ahithophels zur Torheit!« Als David dann auf der Höhe angelangt war, wo man Gott anzubeten pflegt, kam ihm plötzlich der Arkiter Husai mit zerrissenem Gewand und mit Erde auf dem Haupt entgegen. David sagte zu ihm: »Wenn du mit mir weiter zögest, würdest du mir nur zur Last fallen; wenn du aber in die Stadt zurückkehrst und zu Absalom sagst: ›O König, ich will dein Diener sein! Wie ich bisher deines Vaters Diener gewesen bin, so will ich jetzt dein Diener sein!‹ – so könntest du mir die Ratschläge Ahithophels vereiteln. Dort sind ja auch die Priester Zadok und Abjathar bei dir; teile also alles, was du aus dem Hause des Königs erfährst, sofort den Priestern Zadok und Abjathar mit! Sie haben dort ihre beiden Söhne bei sich, Zadok den Ahimaaz und Abjathar den Jonathan; durch diese laßt mir Nachricht von allem zukommen, was ihr in Erfahrung bringt.« So begab sich denn Davids vertrauter Freund Husai nach Jerusalem zurück, als Absalom gerade in die Stadt einzog. gg) Ziba, Mephiboseths Diener, beschenkt den König; sein Lügenbericht über MephibosethDavid aber hatte die Höhe des Ölberges kaum etwas überschritten, als ihm Ziba, der Diener Mephiboseths, mit einem Paar gesattelter Esel entgegenkam, welche zweihundert Brote, hundert Rosinentrauben, hundert Feigenkuchen und einen Schlauch Wein trugen. Als der König nun Ziba fragte: »Was willst du damit?«, antwortete Ziba: »Die Esel sind für die königliche Familie zum Reiten bestimmt, die Brote aber und das getrocknete Obst für die Dienerschaft zum Essen und der Wein zum Trinken für die in der Wüste Ermatteten.« Als der König dann weiter fragte: »Wo ist denn der Sohn deines (früheren) Herrn?«, erwiderte Ziba dem König: »Ja, der ist in Jerusalem geblieben; denn er denkt, jetzt werde ihm das Haus Israel das Königtum seines Großvaters (Saul) zurückgeben.« Da sagte der König zu Ziba: »So soll denn der gesamte Besitz Mephiboseths dir gehören!« Ziba antwortete: »Ich werfe mich huldigend nieder! Mögest du mir auch ferner gnädig gesinnt sein, mein Herr und König!« hh) Simeis unwürdiges Benehmen gegen den KönigAls hierauf der König David bis Bahurim gekommen war, trat dort auf einmal ein Mann vom Geschlecht des Hauses Saul namens Simei, der Sohn Geras, (aus dem Orte) heraus. Unter unaufhörlichen Verwünschungen kam er heraus und warf mit Steinen nach David und allen Leuten des Königs David, obgleich das ganze Volk und die gesamte Leibwache zur Rechten und zur Linken des Königs gingen. Simei stieß aber schreiend folgende Flüche aus: »Hinweg, hinweg mit dir, du Blutmensch, Bösewicht! Endlich läßt der HERR alle deine Blutschuld am Hause Sauls, an dessen Stelle du dich zum König gemacht hast, auf dich zurückfallen, und der HERR hat das Königtum deinem Sohne Absalom übergeben! Und siehe, nun bist du ins Unglück geraten, weil du ein Blutmensch bist!« Da sagte Abisai, der Sohn der Zeruja, zum König: »Warum soll dieser tote Hund meinem Herrn, dem König, fluchen dürfen? Laß mich doch hingehen und ihm den Kopf abhauen!« Aber der König erwiderte: »Ihr Söhne der Zeruja, was habe ich mit euch zu schaffen? Laßt ihn doch fluchen! Denn wenn der HERR es ihm eingegeben hat, dem David zu fluchen, wer darf dann fragen: ›Warum tust du so?‹« Weiter sagte David zu Abisai und allen seinen Hofleuten: »Wenn mein eigener leiblicher Sohn mir nach dem Leben trachtet: wieviel mehr jetzt dieser Benjaminit! Laßt ihn fluchen, denn der HERR hat es ihm eingegeben! Vielleicht sieht der HERR mein Elend an und vergilt mir Gutes dafür, daß mir heute hier geflucht wird.« So zog denn David mit seinen Leuten seines Weges weiter, während Simei am Abhang des Berges neben ihm herging, indem er unaufhörlich Flüche ausstieß, mit Steinen nach ihm warf und Staub aufwirbelte. Endlich kam der König mit allem Volk, das ihn begleitete, ermattet (am Jordan) an; dort konnte er sich erholen. c) Absalom in Jerusalema) Absalom von Husai getäuschtAbsalom aber war unterdessen mit seinem ganzen Anhang der Israeliten nach Jerusalem gekommen; auch Ahithophel war bei ihm. Als nun der Arkiter Husai, Davids vertrauter Freund, zu Absalom kam, rief Husai dem Absalom zu: »Es lebe der König! Es lebe der König!« Absalom entgegnete ihm: »Ist das deine Treue gegen deinen Freund? Warum bist du nicht mit deinem Freunde gezogen?« Da antwortete Husai dem Absalom: »Nein! Sondern wen der HERR und das Volk hier und alle Männer von Israel erwählt haben, dem gehöre ich an, und bei dem will ich bleiben! Und zweitens: Wem leiste ich denn Dienste? Doch wohl seinem Sohne? Wie ich deinem Vater gedient habe, so will ich auch dir zur Verfügung stehen!« b) Ahithophels erster Rat von Absalom befolgtDarauf sagte Absalom zu Ahithophel: »Erteilt mir euren Rat, was wir tun sollen!« Ahithophel antwortete ihm: »Gehe ein zu den Kebsweibern deines Vaters, die er hier zur Hut des Hauses zurückgelassen hat. Wenn dann ganz Israel erfährt, daß du unwiderruflich mit deinem Vater gebrochen hast, so werden alle, die es mit dir halten, dadurch ermutigt werden.« Da schlug man für Absalom ein Zelt auf dem Dache (des Palastes) auf, und Absalom ging zu den Kebsweibern seines Vaters vor den Augen von ganz Israel. Zu jener Zeit aber galt ein Rat, den Ahithophel gab, so viel wie eine Offenbarung Gottes: so hoch galten alle Ratschläge Ahithophels sowohl bei David als auch bei Absalom. c) Ahithophels zweiter trefflicher Rat von Husai bekämpft und von Absalom verworfenNun sagte Ahithophel zu Absalom: »Ich will mir 12000 Mann auswählen und mich noch in dieser Nacht aufmachen, um David zu verfolgen; ich werde ihn dann überfallen, während er noch ermattet und mutlos ist, und werde ihn in solchen Schrecken versetzen, daß die gesamte Mannschaft, die er bei sich hat, die Flucht ergreift und ich den König allein erschlagen kann. Dann will ich alles Volk zu dir zurückbringen, wie man eine junge Frau zu ihrem Gatten zurückholt. Du trachtest ja doch nur einem Manne nach dem Leben, während das ganze übrige Volk unversehrt bleiben soll.« Der Rat fand den Beifall Absaloms und aller Ältesten der Israeliten; dennoch befahl Absalom: »Man rufe noch den Arkiter Husai! wir wollen doch auch seine Ansicht hören!« Als nun Husai zu Absalom gekommen war, sagte dieser zu ihm: »So und so hat Ahithophel geraten; sollen wir seinen Vorschlag ausführen? Wenn nicht, so rede du!« Da antwortete Husai dem Absalom: »Diesmal ist der Rat, den Ahithophel erteilt hat, nicht gut.« Er fuhr dann fort: »Du weißt wohl, daß dein Vater und seine Leute Helden sind und voll wilden Mutes wie eine Bärin auf dem Felde, der man die Jungen geraubt hat. Außerdem ist dein Vater ein Kriegsmann, der seine Leute nicht Nachtruhe halten läßt.A.Ü.: der keine Nachtruhe bei seinem Kriegsvolk hält. Gewiß hat er sich schon jetzt in irgendeiner Schlucht oder sonstwo versteckt. Sollten nun gleich im Anfang einige von unsern Leuten fallen, so wird jeder, der es hört, behaupten: ›Die Leute, die es mit Absalom halten, haben eine Niederlage erlitten!‹ Da würde dann auch der Tapferste, der ein Herz wie ein Löwe hat, sicherlich den Mut sinken lassen; ganz Israel weiß ja, daß dein Vater ein Held ist und wie tapfer die Männer sind, die er bei sich hat. Ich rate vielmehr: Laß ganz Israel von Dan bis Beerseba bei dir sich versammeln, so zahlreich wie der Sand am Meer, und ziehe dann persönlich in ihrer Mitte ins Feld. Treffen wir ihn dann an irgendeinem Ort, wo er sich aufhält, so fallen wir über ihn her, wie der Tau auf den Erdboden fällt, und es soll von ihm und allen Männern, die er bei sich hat, auch nicht einer übrigbleiben! Zieht er sich aber in eine Stadt zurück, so soll ganz Israel Seile an die betreffende Stadt legen, und wir schleifen sie ins Tal hinunter, bis auch nicht ein Steinchen mehr dort zu finden ist.« Da erklärten Absalom und alle Israeliten: »Der Rat des Arkiters Husai ist besser als der Rat Ahithophels!« Der HERR hatte es nämlich so gefügt, daß der gute Rat Ahithophels verworfen wurde, weil der HERR Unheil über Absalom bringen wollte. d) Husai und die Priester schicken heimlich Botschaft an den König; David setzt über den JordanHierauf teilte Husai den Priestern Zadok und Abjathar mit: »So und so hat Ahithophel dem Absalom und den Ältesten der Israeliten geraten, und so und so habe ich geraten. Laßt also jetzt in aller Eile folgende Botschaft an David gelangen: ›Bleibe über Nacht nicht mehr in den Niederungen der Wüste (Juda), sondern setze auf jeden Fall (über den Jordan) hinüber, damit der König nicht mit allen Leuten, die er bei sich hat, vom Verderben ereilt wird.‹« Jonathan und Ahimaaz hatten aber ihren Standort bei der Quelle Rogel, und eine Magd mußte von Zeit zu Zeit hingehen und ihnen Nachricht bringen; dann gingen sie jedesmal hin und erstatteten dem König Bericht; denn sie durften sich nicht sehen lassen, daß sie in die Stadt hätten kommen können. Aber ein Knabe bemerkte sie und teilte es Absalom mit. Da entfernten die beiden sich eiligst und begaben sich in das haus eines Mannes zu Bachurim. Dieser hatte in seinem Hofe eine Zisterne, in die sie sich hinabließen; die Frau nahm dann eine Decke, breitete diese oben über die Zisterne aus und schüttete Grütze darüber, so daß man nichts bemerken konnte. Als nun die Leute Absaloms zu der Frau ins Haus kamen und fragten, wo Ahimaaz und Jonathan seien, antwortete ihnen die Frau: »Sie sind von hier nach dem Wasser weitergegangen.« Als jene sie nun trotz alles Suchens nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück. Nach ihrem Weggang stiegen dann die beiden aus der Zisterne herauf, gingen weiter, erstatteten dem König David Bericht und sagten zu David: »Macht euch auf und setzt eilends über den Jordan! Denn so und so hat Ahithophel in bezug auf euch geraten.« Da machte sich David mit allen Leuten, die er bei sich hatte, auf den Weg, und sie setzten über den Jordan. Bis der Morgen tagte, befanden sich alle bis auf den letzten Mann auf der andern Seite des Jordans. e) Ahithophels SelbstmordAls nun Ahithophel sah, daß sein Rat nicht ausgeführt wurde, ließ er seinen Esel satteln und machte sich auf den Heimweg nach seinem Wohnort. Nachdem er dort sein Haus bestellt hatte, erhängte er sich; seine Leiche wurde dann im Begräbnis seines Vaters beigesetzt. d) Die kriegerische Entscheidung: Absaloms Niederlage und Toda) Absalom beginnt die Verfolgung Davids und überträgt dem Amasa den Oberbefehl; David in MahanaimDavid aber war bereits in Mahanaim angekommen, als Absalom mit allen Israeliten über den Jordan setzte. An Stelle Joabs hatte Absalom dem Amasa den Oberbefehl über das Heer übertragen. Dieser Amasa war der Sohn eines gewissen Jithra, eines Ismaeliten, der mit Abigail, der Tochter des NahasVermutlich ist mit Rücksicht auf 1.Chr 2,16-17 (u. 2.Sam 19,14) statt Nahas hier Isai zu lesen., der Halbschwester der Zeruja, der Mutter Joabs, ein Verhältnis gehabt hatte. So lagerten sich denn die Israeliten unter Absalom in der Landschaft Gilead. Als aber David in Mahanaim angekommen war, hatten Sobi, der Sohn des Nahas, aus Rabba, (der Hauptstadt) der Ammoniter, und Machir, der Sohn Ammiels, aus Lodebar, und der Gileaditer Barsillai aus Rogelim Ruhebetten, Becken und irdenes Geschirr, dazu Weizen, Gerste, Mehl, geröstetes Korn, Bohnen, Linsen, Honig und Butter, Kleinvieh und Kuhkäse für David und seine Leute zur Nahrung gebracht; denn sie hatten gedacht: »Die Leute müssen in der Steppe hungrig, müde und durstig geworden sein.« b) Davids militärische Anordnungen; Auszug seines HeeresNun musterte David das Kriegsvolk, das bei ihm war, und setzte Anführer ein über je tausend und über je hundert Mann. Dann ließ David das Heer ausrücken,A.L.: Dann teilte David das Heer in drei Teile. ein Drittel unter dem Befehl Joabs, ein Drittel unter Abisai, dem Sohn der Zeruja, dem Bruder Joabs, und das letzte Drittel unter dem Befehl Itthais aus Gath. Dabei sagte der König zu der Mannschaft: »Ich will auch mit euch ausziehen!« Aber die Leute entgegneten: »Nein, du darfst nicht mitziehen! Denn wenn wir geschlagen werden, wird man sich um uns nicht kümmern; und wenn auch die Hälfte von uns fiele, würde man sich um uns nicht kümmern, du dagegen bist so viel wert wie zehntausend von uns. Außerdem ist es besser, wenn du uns jederzeit von der Stadt aus Hilfe leisten kannst.« Da antwortete ihnen der König: »Ich will eurem Wunsche nachkommen!« Hierauf trat der König neben das Tor, während das ganze Heer nach Hunderten und Tausenden auszog. Dem Joab, Abisai und Itthai aber erteilte der König den Befehl: »Geht mir schonend mit dem jungen Mann, mit Absalom, um!« Und das gesamte Kriegsvolk hörte es mit an, wie der König allen Anführern diesen Befehl in betreff Absaloms erteilte. c) Absalom wird besiegt und von Joab selbst getötet; sein GrabAls so das Heer ins Feld gegen die Israeliten gezogen war und es im Walde Ephraim zur Schlacht kam, wurde dort das Heer der Israeliten von den Leuten Davids besiegt, so daß sie an diesem Tage dort eine schwere Niederlage, einen Verlust von zwanzigtausend Mann, erlitten. Der Kampf breitete sich dann über die ganze Gegend dort aus, und der Wald brachte an diesem Tage noch mehr Leuten den Tod, als das Schwert es getan hatte. Da kam Absalom zufällig den Leuten Davids zu Gesicht. Er ritt nämlich auf einem Maultier, und als dieses unter die verschlungenen Zweige einer großen Terebinthe geraten war, blieb er mit dem Haupt (-haar) an der Terebinthe hangen, so daß er zwischen Himmel und Erde schwebte, nachdem das Maultier unter ihm davongelaufen war. Als das ein Mann sah, erstattete er dem Joab die Meldung: »Ich habe soeben Absalom an einer Terebinthe hängen sehen.« Da erwiderte Joab dem Manne, der ihm die Mitteilung gemacht hatte: »Nun, wenn du ihn gesehen hast, warum hast du ihn dort nicht gleich zur Erde heruntergeschlagen? Ich wäre dann in der Lage gewesen, dir zehn Silberstücke und einen Gürtel zu geben!« Der Mann aber antwortete dem Joab: »Und wenn mir tausend Silberstücke in die Hand gezahlt würden,W.: Und wenn ich tausend Silberstücke in meinen Händen wöge. wollte ich mich doch nicht an dem Sohne des Königs vergreifen; wir haben ja mit eigenen Ohren gehört, wie der König dir und Abisai und Itthai den bestimmten Befehl gegeben hat: ›Verfahrt mir schonend mit dem jungen Manne, mit Absalom!‹ Hätte ich mich nun frevelhaft an seinem Leben vergriffen, so wäre die ganze Sache dem König doch nicht verborgen geblieben, und du selbst würdest dich abseits stellen.« Da sagte Joab: »Ich mag hier bei dir keine Zeit verlieren!«A.L.: So will ich denn vor deinen Augen den Anfang machen! Hierauf nahm er drei Speere in die Hand und stieß sie dem Absalom ins Herz, während er, noch lebend, in den Zweigen der Terebinthe hing. Dann traten zehn Knappen, Joabs Waffenträger, rings hinzu, schlugen Absalom herunter und töteten ihn vollends. Darauf ließ Joab ein Zeichen mit der Posaune geben, da standen die Leute Davids von der Verfolgung der Israeliten ab; denn dem Volk wollte Joab Schonung erweisen. Darauf nahmen sie Absalom, warfen ihn im Walde in eine große Grube und türmten einen gewaltigen Steinhaufen über ihm auf. Alle Israeliten aber flohen, ein jeder in seinen Wohnort. – Absalom hatte aber schon bei seinen Lebzeiten den Denkstein, der im Königstal steht, genommen und ihn für sich aufgerichtet; er hatte nämlich gedacht: »Ich habe keinen Sohn, der meinen Namen in der Erinnerung erhalten könnte.« Er hatte also den Denkstein nach seinem Namen benannt; und darum heißt er bis auf den heutigen Tag ›Absaloms Denkmal‹. e) David erhält die Nachricht vom Tode Absaloms; seine Trauera) Der Wettlauf des Ahimaaz und des MohrenAhimaaz aber, der Sohn Zadoks, sagte (zu Joab): »Ich möchte gern hinlaufen und dem König die Botschaft bringen, daß der HERR ihm den Sieg über seine Feinde verliehen hat!«W.: daß der HERR ihm Recht geschafft hat vor der Hand seiner Feinde. Aber Joab erwiderte ihm: »Du bist heute nicht der rechte Mann für diese Botschaft; ein andermal magst du Bote sein, aber heute darfst du die Botschaft nicht überbringen, weil ja der Sohn des Königs tot ist.« Hierauf befahl Joab seinem Mohren: »Gehe hin, melde dem König, was du gesehen hast!« Da warf sich der Mohr vor Joab nieder und eilte davon. Aber Ahimaaz, der Sohn Zadoks, sagte nochmals zu Joab: »Mag kommen, was da will: laß doch auch mich hinter dem Mohren herlaufen!« Joab entgegnete: »Wozu willst du denn laufen, mein Sohn? Dir wird doch kein Botenlohn ausgezahlt werden.« Er antwortete: »Mag kommen, was da will: ich laufe!« Da sagte Joab zu ihm: »Nun, so laufe!« Da schlug Ahimaaz den Weg durch die Jordanaue ein und überholte den Mohren. b) David im Tor von Mahanaim; sein Schmerz über Absaloms TodDavid aber saß gerade inmitten der beiden Torpforten, während der Späher auf der Mauer nach dem Tordach zu ging. Als dieser nun Ausschau hielt, sah er einen einzelnen Mann heranlaufen. Da meldete es der Späher dem König durch Zuruf. Der König sagte: »Wenn es nur einer ist, so hat er gute Nachricht zu überbringen.« Während nun jener immer näher kam, sah der Späher noch einen zweiten Mann heranlaufen und rief ins Tor hinein: »Ich sehe noch einen zweiten Mann allein heranlaufen!« Da sagte der König: »Auch der bringt gute Botschaft.« Der Späher rief dann weiter: »Am Laufen des ersten glaube ich Ahimaaz, den Sohn Zadoks, zu erkennen!« Der König sagte: »Das ist ein braver Mann: der kommt gewiß mit guter Botschaft!« Ahimaaz aber rief dem König zu: »Sieg!« Dann warf er sich vor dem Könige mit dem Gesicht zur Erde nieder und rief aus: »Gepriesen sei der HERR, dein Gott, der die Männer dahingegeben hat, die ihre Hand gegen meinen Herrn, den König, erhoben haben!« Der König aber fragte: »Geht es dem jungen Manne, dem Absalom, gut?« Ahimaaz antwortete: »Ich sah ein großes Getümmel, als des Königs Diener Joab deinen Knecht absandte, weiß aber nicht, was da vorging.« Der König entgegnete: »Tritt ab und bleibe hier stehen!« Da trat er ab und stellte sich abseits, als auch schon der Mohr ankam und ausrief: »Mein Herr, der König, lasse sich die Freudenbotschaft melden, daß der HERR dir heute den Sieg über alle verliehen hat, die sich gegen dich empört haben!« Da fragte der König den Mohren: »Geht es dem jungen Manne, dem Absalom, gut?« Der Mohr antwortete: »Wie dem jungen Manne, so möge es den Feinden des Königs, meines Herrn, und allen ergehen, die sich in böser Absicht gegen dich auflehnen!« Da erbebte der König, stieg in das Obergemach des Torgebäudes hinauf und weinte; im Gehen aber rief er die Worte aus: »Mein Sohn Absalom! Mein Sohn! Mein Sohn Absalom! Wäre doch ich selber statt deiner gestorben! O Absalom, mein Sohn, mein Sohn!« c) Üble Wirkung der Trauer Davids auf das Heer; Joabs Tadel; David rafft sich aufAls nun dem Joab berichtet wurde, daß der König um Absalom weine und trauere, da wurde der Sieg an diesem Tage zur Trauer für das ganze Volk, weil jedermann an diesem Tage erfuhr, daß der König um seinen Sohn Leid trage. So stahl sich denn das Heer an jenem Tage zum Einzug in die Stadt heran, wie sich ein Heer heranstiehlt, das sich mit Schmach bedeckt hat, weil es in der Schlacht geflohen ist. Der König aber hatte sich das Gesicht verhüllt und wehklagte laut: »Mein Sohn Absalom! Absalom, mein Sohn, mein Sohn!« Da begab sich Joab zum König ins Haus und sagte: »Du hast heute alle deine Knechte offen beschimpft, obgleich sie heute dir sowie deinen Söhnen und Töchtern, deinen Frauen und Nebenweibern das Leben gerettet haben! Denn du hast denen, die dich hassen, Liebe und denen, die dich lieben, Haß erwiesen; du hast ja heute offen gezeigt, daß dir an deinen Heerführern und Knechten nichts gelegen ist; ja, jetzt weiß ich, daß, wenn nur Absalom noch lebte und wir anderen alle heute tot wären, dir das gerade recht sein würde. Nun aber stehe auf, laß dich öffentlich sehen und gönne deinen Knechten ein freundliches Wort! Denn ich schwöre dir beim HERRN: Wenn du dich nicht öffentlich sehen läßt, so bleibt kein Mann mehr diese Nacht bei dir, und das wäre für dich schlimmer als alles Unglück, das du von deiner Jugend an bis jetzt erlebt hast!« Da stand der König auf und setzte sich ins Tor; und als es dem ganzen Volk bekannt wurde, daß der König (nunmehr) im Tor sitze, erschienen alle Leute vor dem Könige. Als nun die Israeliten geflohen waren, ein jeder in seinen Wohnort, f) Davids Rückkehr aus Mahanaima) Umschlag der Volksstimmung für David; Davids Verhandlungen mit den Ältesten von Juda und mit Amasaerhob das ganze Volk in allen Stämmen der Israeliten Vorwürfe gegen sich selbst; überall hieß es: »Der König hat uns aus der Gewalt unserer Feinde errettet, er hat uns von der Herrschaft der Philister befreit, und jetzt hat er vor Absalom aus dem Lande fliehen müssen! Nun aber, da Absalom, den wir zum König über uns gesalbt hatten, in der Schlacht ums Leben gekommen ist: warum zögert ihr da noch, den König zurückzuholen?« (Als diese Äußerungen des gesamten Volkes zum König drangen) sandte der König David zu den Priestern Zadok und Abjathar und ließ ihnen sagen: »Redet mit den Ältesten von Juda und gebt ihnen zu erwägen: ›Warum wollt ihr die Letzten sein, die den König in sein Haus zurückführen? Ihr seid doch meine Stammesgenossen, seid von meinem Fleisch und Bein: warum wollt ihr also die Letzten sein, wo es gilt, den König heimzuholen?‹ Und zu Amasa sollt ihr sagen: ›Du bist ja doch von meinem Fleisch und Bein: Gott strafe mich jetzt und künftig, wenn du nicht oberster Heerführer bei mir auf Lebenszeit an Joabs Statt wirst!‹« So gewann er die Herzen aller Männer von Juda, so daß sie einmütig die Aufforderung an den König richteten: »Kehre du mit allen deinen Dienern zurück!« b) David tritt die Rückkehr an und wird von den Judäern eingeholt; seine Milde gegen SimeiSo trat denn der König den Rückweg an, und als er an den Jordan gelangte, waren ihm die Judäer nach Gilgal entgegengekommen, um den König einzuholen und ihn über den Jordan zu geleiten. Auch der Benjaminit Simei, der Sohn Geras, war aus Bachurim mit der Mannschaft der Judäer dem König David entgegengeeilt und mit ihm tausend Mann aus dem Stamme Benjamin; außerdem auch Ziba, der Hausverwalter Sauls, mit seinen fünfzehn Söhnen und seinen zwanzig Knechten; sie waren schon vor der Ankunft des Königs über den Jordan gesetzt. Als nun die Fähre hinübergefahren war, um die königliche Familie herüberzuholen und sich dem König zur Verfügung zu stellen, warf sich Simei, der Sohn Geras, vor dem König nieder, als dieser eben über den Jordan fahren wollte, und richtete an den König die Worte: »Mein Herr wolle mir keine Verschuldung anrechnen und nicht des Vergehens gedenken, das dein Knecht sich hat zuschulden kommen lassen an dem Tage, als mein Herr, der König, Jerusalem verließ! Der König wolle es mir nicht unversöhnlich nachtragen! Dein Knecht weiß ja, daß ich mich vergangen habe; doch, wie du siehst, bin ich heute als der erste vom ganzen Hause Joseph herabgekommen, um meinen Herrn, den König, einzuholen.« Als nun Abisai, der Sohn der Zeruja, das Wort nahm und ausrief: »Sollte Simei nicht den Tod dafür erleiden, daß er dem Gesalbten des HERRN geflucht hat?«, entgegnete David: »Ihr Söhne der Zeruja, was habe ich mit euch zu tun, daß ihr mir heute zum Satan werden wollt? Heute soll niemand in Israel den Tod erleiden, da ich doch weiß, daß ich heute wieder König über Israel bin!« Hierauf sagte der König zu Simei: »Du sollst nicht sterben!«, und der König bekräftigte es ihm mit einem Eide. c) Mephiboseth rechtfertigt sich gegen DavidAuch Mephiboseth, Sauls Enkel, war herabgekommen dem König entgegen; er hatte aber weder seine Füße gereinigt, noch seinen Bart gepflegt, noch seine Kleider gewaschen seit dem Tage, an dem der König weggezogen war, bis zu dem Tage, an dem er glücklich heimkehrte. Als er nun von Jerusalem her dem König entgegenkam, fragte der König ihn: »Mephiboseth, warum bist du nicht mit mir ausgezogen?« Da antwortete er: »Mein Herr und König! Mein Diener hat mich betrogen! Dein Knecht hatte sich nämlich vorgenommen: ›Ich will mir doch meinen Esel satteln lassen und darauf reiten, um mit dem König zu ziehen – dein Knecht ist ja lahm –; aber er hat deinen Knecht bei meinem Herrn, dem König, verleumdet. Jedoch mein Herr, der König, gleicht (an Weisheit) dem Engel Gottes; so tu nun, was dir gefällt! Denn da das ganze Haus meines Vaters nichts anderes von meinem Herrn und König hat erwarten dürfen als den Tod und du dennoch deinen Knecht unter deine Tischgenossen aufgenommen hast – welches Recht hätte ich da noch, und was hätte ich da noch vom König zu beanspruchen?« Der König antwortete ihm: »Was machst du da noch Worte? Ich bestimme hiermit: Du und Ziba sollt euch in den Grundbesitz teilen!« Da sagte Mephiboseth zum König: »Er mag sogar das Ganze hinnehmen, nachdem mein Herr und König glücklich heimgekehrt ist!« d) Barsillais herzliche Unterredung mit David; Übergang über den JordanAuch der Gileaditer Barsillai war von Rogelim herabgekommen und mit dem König an den Jordan gezogen, doch nur um ihn den Jordan entlang zu geleiten. Barsillai war nämlich sehr alt, ein Mann von achtzig Jahren; und er war’s gewesen, der den König während seines Aufenthalts in Mahanaim (mit Lebensmitteln) versorgt hatte, weil er ein sehr reicher Mann war. Nun sagte der König zu Barsillai: »Du mußt mit mir hinüberfahren; ich will für deinen Unterhalt bei mir in deinen alten Tagen in Jerusalem sorgen.« Aber Barsillai erwiderte dem König: »Wie viele sind noch der Tage meiner Lebensjahre, daß ich mit dem König nach Jerusalem hinaufziehen sollte? Ich bin jetzt achtzig Jahre alt: wie könnte ich da noch zwischen Gutem und Schlechtem unterscheiden? Kann dein Knecht etwa noch schmecken, was ich esse und trinke? Oder kann ich noch der Stimme der Sänger und Sängerinnen lauschen? Wozu sollte also dein Knecht meinem Herrn, dem König, noch zur Last fallen? Nein, nur eben über den Jordan möchte dein Knecht mit dem König fahren. Und warum will der König mir mit so reichem Lohn vergelten? Laß doch deinen Knecht heimkehren, damit ich in meiner Vaterstadt beim Grabe meines Vaters und meiner Mutter sterbe! Aber siehe, hier ist (mein Sohn,) dein Knecht Kimham: der mag mit meinem Herrn, dem König, hinüberfahren, und tu an ihm, was du für gut hältst!« Der König antwortete: »Ja, Kimham soll mit mir hinüberfahren, und ich will an ihm tun, was dir erfreulich ist, und will dir jeden Wunsch erfüllen!« Als dann alles Kriegsvolk über den Jordan gesetzt und auch der König hinübergefahren war, küßte dieser den Barsillai und nahm mit Segenswünschen Abschied von ihm; darauf kehrte jener in seinen Wohnort zurück, während der König nach Gilgal weiterfuhr und Kimham ihn begleitete. Das gesamte Kriegsvolk von Juda aber und auch die Hälfte des Kriegsvolkes von Israel war mit dem König hinübergezogen. g) Eifersucht und bitterer Hader zwischen Israel und Juda bei der Einholung DavidsDa kamen plötzlich alle Männer Israels zum König und fragten ihn: »Warum haben unsere Volksgenossen, die Judäer, dich entführt und haben den König mit seiner Familie und seinem ganzen Hofe über den Jordan gebracht?« Da antworteten alle Judäer den Israeliten: »Der König steht uns doch am nächsten! Warum regt ihr euch hierüber so auf? Haben wir etwa auf Kosten des Königs gelebt? Oder hat er uns irgendein Geschenk gemacht?« Aber die Israeliten entgegneten den Judäern: »Wir haben den zehnfachen Anteil am König, und somit haben wir auch an David mehr Anrecht als ihr: warum habt ihr uns also zurückgesetzt? Und haben wir nicht zuerst die Absicht ausgesprochen, unsern König zurückzuholen?« Die Worte der Judäer aber waren darauf noch leidenschaftlicher als die der Israeliten. 10. Sebas Aufstanda) Davids Anordnungen in JerusalemNun befand sich dort zufällig ein nichtswürdiger Mensch namens Seba, der Sohn Bichris, ein Benjaminit; der stieß in die Posaune und rief aus: »Wir haben keinen Anteil an David und nichts zu schaffen mit dem Sohne Isais! Ein jeder begebe sich in seinen Wohnort, ihr Israeliten!« Da fielen die Israeliten insgesamt von David ab und schlossen sich an Seba, den Sohn Bichris, an; die Judäer aber blieben ihrem König treu (und geleiteten ihn) vom Jordan bis nach Jerusalem. Als nun David in seinen Palast nach Jerusalem zurückgekommen war, ließ er die zehn Nebenweiber, die er zur Hut des Palastes zurückgelassen hatte, in ein besonderes Haus bringen und sorgte dort für ihren Unterhalt, hatte aber keinen Verkehr mehr mit ihnen; so lebten sie eingesperrt bis zu ihrem Todestag gleichsam als Witwen bei Lebzeiten (ihres Mannes). Darauf befahl der König dem Amasa: »Biete mir die Mannschaft von Juda binnen drei Tagen auf und sei du selbst dann hier zur Stelle!« Amasa machte sich nun daran, die Judäer aufzubieten; als er jedoch über die ihm genau bestimmte Zeit hinaus ausblieb, sagte David zu Abisai: »Nun wird Seba, der Sohn Bichris, für uns noch gefährlicher werden als Absalom. Nimm du die Leute deines Herrn und verfolge ihn, damit er nicht etwa feste Städte für sich gewinnt und uns viel zu schaffen macht!« Da zogen denn unter Abisais Führung Joab mit seinen Leuten sowie die (Leibwache der) Krethi und Plethi und alle ›Kriegshelden‹ ins Feld; sie zogen aus Jerusalem aus, um Seba, den Sohn Bichris, zu verfolgen. b) Amasas Ermordung durch JoabAls sie nun bei dem großen Stein in Gibeon waren, kam Amasa ihnen zu Gesicht. Joab aber war mit seinem Waffenrock bekleidet und hatte sich darüber ein Schwert umgegürtet, das ihm in seiner Scheide an die Hüfte gekoppelt war und das er, als er vorging, aus der Scheide herausfallen ließ. Darauf redete Joab den Amasa mit den Worten an: »Geht es dir gut, lieber Bruder?« Dabei faßte Joab mit der rechten Hand Amasa beim Bart, um ihn zu küssen. Amasa hatte aber nicht auf das Schwert geachtet, das Joab in der (linken) Hand hatte; so stieß Joab es ihm in den Leib, so daß ihm die Eingeweide auf die Erde herausfielen und er starb, ohne daß er ihm noch einen zweiten Stoß zu versetzen brauchte. Während dann Joab und sein Bruder Abisai die Verfolgung Sebas, des Sohnes Bichris, fortsetzten, mußte einer von den Leuten Joabs bei Amasa stehen bleiben und ausrufen: »Wer es mit Joab hält und wer für David ist, folge Joab nach!« Amasa aber hatte sich in seinem Blute gewälzt und lag mitten auf der Straße. Als nun der Mann sah, daß die Leute alle stehenblieben, schaffte er Amasa von der Straße weg aufs Feld und warf einen Mantel über ihn, weil er sah, daß alle, die an ihn herankamen, stehenblieben. Nachdem er ihn aber von der Straße weggeschafft hatte, zogen alle Leute vorüber hinter Joab her, um an der Verfolgung Sebas teilzunehmen. c) Seba von Joab bekriegt und auf Anstiften einer klugen Frau ermordet; Joabs Rückkehr nach JerusalemDieser hatte aber alle Stämme Israels bis nach Abel-Beth-Maacha durchzogen (freilich mit geringem Erfolg); nur eben alle Bichrileute waren hinter ihm hergekommen, ebenfalls dorthin. Nun kamen jene heran und belagerten ihn in Abel-Beth-Maacha; sie führten gegen die Stadt einen Wall auf, der an die Außenmauer stieß; und alle Leute Joabs unterwühlten die Mauer, um sie zum Einsturz zu bringen. Da (trat) eine kluge Frau (auf die Vormauer und) rief aus der Stadt heraus: »Hört, hört! Fordert doch Joab auf, hierher zu kommen: ich möchte mit ihm reden!« Als er nun nahe an sie herangekommen war, fragte die Frau: »Bist du Joab?« Er antwortete ihr: »Ja, ich bin’s.« Da sagte sie zu ihm: »Höre, was deine Magd dir zu sagen hat!« Er antwortete: »Ich höre!« Da fuhr sie fort: »Früher pflegte der Volksmund zu sagen: ›Fragt nur in Abel an!‹, und so kam man glücklich ans Ziel. Wir gehören zu den friedlichsten, getreusten Leuten in Israel, und du suchst eine Stadt, eine Muttergemeinde in Israel zu zerstören? Warum willst du das Eigentum des HERRN zugrunde richten?« Da antwortete Joab: »Ganz fern liegt es mir, daß ich zerstören und daß ich zugrunde richten will. Die Sache liegt nicht so, sondern ein Mann vom Gebirge Ephraim namens Seba, der Sohn Bichris, hat sich gegen den König, gegen David, empört; liefert ihn aus, ihn allein, so ziehe ich von der Stadt ab!« Da erwiderte die Frau dem Joab: »Sein Kopf soll dir alsbald über die Mauer zugeworfen werden!« Hierauf redete die Frau (in der Stadt) mit ihrer Klugheit auf die ganze Einwohnerschaft so lange ein, bis sie Seba, dem Sohne Bichris, den Kopf abhieben und ihn dem Joab zuwarfen. Da ließ Joab mit der Posaune zum Abzug blasen, und seine Leute zogen von der Stadt ab und zerstreuten sich, ein jeder in seinen Wohnort; Joab aber kehrte nach Jerusalem zum König zurück. IV. Nachträge zum zweiten Buch Samuel (20,23-24,25)1. Davids oberste Beamte (vgl. 8,16-18)Joab war oberster Heerführer in Israel; Benaja, der Sohn Jojadas, war Befehlshaber (der Leibwache) der Krethi und Plethi; Adoram war Oberaufseher über die Fronarbeiten; Josaphat, der Sohn Ahiluds, war Kanzler; Seja war Staatsschreiber; Zadok und Abjathar waren Priester, und Ira, der Jairit, war ebenfalls ein Priester Davids. 2. Sühnung einer von Saul an den Gibeoniten begangenen Blutschulda) Darlegung der Verschuldung Sauls; die Forderung der GibeonitenUnter der Regierung Davids herrschte einst eine Hungersnot drei Jahre lang, Jahr für Jahr. Als sich David nun an den HERRN mit einer Anfrage wandte, antwortete der HERR, auf Saul und seinem Hause laste eine Blutschuld, weil er die Gibeoniten getötet habe. Da ließ der König die Gibeoniten kommen und fragte sie – die Gibeoniten gehörten nämlich nicht zu den Israeliten, sondern zu dem Überrest der Amoriter; obgleich nun die Israeliten einen Vertrag (mit ihnen geschlossen und ihn) beschworen hatten, war Saul doch in seinem Eifer für die Israeliten und Judäer darauf ausgegangen, sie auszurotten. – David fragte also die Gibeoniten: »Was soll ich für euch tun, und womit soll ich Sühne schaffen, damit ihr das Eigentumsvolk des HERRN (wieder) segnet?« Die Gibeoniten antworteten ihm: »Es ist uns dem Saul und seinem Hause gegenüber nicht um Silber und Gold zu tun, auch kommt es uns nicht zu, jemand in Israel zu töten.« Da fragte er sie: »Was verlangt ihr, daß ich für euch tun soll?« Da antworteten sie dem König: »Der Mann, der uns hat vernichten wollen und der darauf ausgegangen ist, uns auszurotten, damit in keinem Teil Israels unseres Bleibens mehr sein sollte: – von dessen Nachkommen liefere man uns sieben Männer aus, daß wir sie vor dem HERRN aufhängen in Sauls-Gibea auf dem Berge des HERRN.« Da sagte der König: »Ich will sie euch geben.« b) Davids Zusage und deren Ausführung an Sauls GeschlechtDer König verschonte aber Mephiboseth, den Sohn Jonathans und Enkel Sauls, um des Schwures beim HERRN willen, der zwischen David und Jonathan, dem Sohne Sauls, bestand. Der König nahm vielmehr die beiden Söhne, welche Rizpa, die Tochter Ajjas, dem Saul geboren hatte, Armoni und Mephiboseth, dazu die fünf Söhne, welche MerabIm Urtext steht »Michal«; vgl. aber 1.Sam 18,19 und 2.Sam 6,23., die Tochter Sauls, dem Adriel, dem Sohne des Meholathiters Barsillai, geboren hatte. Er übergab sie den Gibeoniten, und diese hängten sie vor dem HERRN auf dem Berge auf. So kamen die sieben zu gleicher Zeit ums Leben, und zwar wurden sie in den ersten Tagen der Ernte, bei Beginn der Gerstenernte, getötet. c) Rizpas herrlicher Liebesbeweis; Beisetzung der Gebeine Sauls und seiner NachkommenDa nahm Rizpa, die Tochter Ajjas, Sackleinwand und breitete es (als Lager) für sich auf dem Felsen aus, vom Beginn der Ernte an, bis der Herbstregen auf die Toten niederfiel; und sie sorgte dafür, daß bei Tage kein Raubvogel und während der Nacht kein wildes Tier an die Leichen herankam. – Als man nun David berichtete, was Rizpa, das Nebenweib Sauls, die Tochter Ajjas, getan hatte, ging er hin und ließ sich von den Bürgern der Stadt Jabes in Gilead die Gebeine Sauls und die Gebeine seines Sohnes Jonathan ausliefern, die sie einst vom Marktplatz in Beth-San heimlich weggeholt hatten, wo die Philister sie damals aufgehängt hatten, als die Philister Saul auf dem Gilboa geschlagen hatten. Als nun David die Gebeine Sauls und die seines Sohnes Jonathan von dort hatte holen lassen, sammelte man auch die Gebeine der Gehenkten und begrub sie bei den Gebeinen Sauls und seines Sohnes Jonathan im Gebiet des Stammes Benjamin zu Zela im Begräbnis seines Vaters Kis. Als man so alles nach dem Befehl des Königs ausgeführt hatte, ließ Gott sich von da an für das Land wieder günstig stimmen. 3. Einige Heldentaten der Krieger Davids in den Philisterkriegen (1.Chr 20,4-8)Als einst wieder einmal ein Krieg zwischen den Philistern und Israeliten ausgebrochen und David mit seinen Leuten hinabgezogen war (und sie sich in Gob festgesetzt hatten), um mit den Philistern zu kämpfen, und David ermüdet war, da war da ein Mann namens Jisbi-Benob, einer von den Riesenkindern; der hatte einen Speer, dessen eherne Spitze dreihundert Schekel wog, und hatte eine neue Rüstung an und gedachte David zu erschlagen. Aber Abisai, der Sohn der Zeruja, kam ihm zu Hilfe und schlug den Philister tot. Damals beschworen Davids Leute ihn mit den Worten: »Du darfst nicht wieder mit uns in den Kampf ziehen, damit du die Leuchte Israels nicht auslöschest!« Später kam es dann nochmals zum Kampf mit den Philistern bei Gob. Damals erschlug der Husathiter Sibbechai den Saph, der auch zu den Riesenkindern gehörte. Dann fand nochmals ein Kampf mit den Philistern bei Gob statt; und Elhanan aus Bethlehem, der Sohn Jaare-Orgims, erschlug den Goliath aus Gath, dessen Speerschaft wie ein Weberbaum war.Nach 1.Chr 20,5 erschlug Elhanan den Bruder Goliaths, Lahmi. Als es dann wiederum zum Kampf und zwar bei Gath kam, war da ein Mann von riesiger Größe, der an jeder Hand sechs Finger und an jedem Fuß sechs Zehen hatte, im ganzen vierundzwanzig; auch dieser stammte aus dem Riesengeschlecht. Er hatte die Israeliten verhöhnt; aber Jonathan, der Sohn SimeasDieser heißt in 1.Sam 16,9 Samma., des Bruders Davids, erschlug ihn. Diese vier stammten aus dem Riesengeschlecht in Gath, und sie fielen durch die Hand Davids und seiner Krieger. 4. Davids Dank- und Siegeslied nach Besiegung seiner Feinde (Psalm 18)Das folgende Lied richtete David an den HERRN zu der Zeit, als der HERR ihn aus der Hand aller seiner Feinde und (besonders) aus der Hand Sauls errettet hatte. Er betete (damals): Der HERR ist mein Fels, meine Burg und mein Erretter; Gott ist mein Fels, zu dem ich mich flüchte, mein Schild und das Horn meines Heils, mein fester Turm und meine Zuflucht, mein Erretter, der von Gewalttat mich rettet. Den Preiswürdigen rufe ich an, den HERRN: so werd’ ich von meinen Feinden errettet. Denn die Wogen des Todes hatten mich umringt, die Ströme des Unheils schreckten mich, die Netze des Totenreichs umfingen mich, die Schlingen des Todes fielen über mich. In meiner Angst rief ich zum HERRN und schrie um Hilfe zu meinem Gott; da vernahm er in seinem Palast mein Rufen, und mein Notschrei drang zu seinen Ohren. Da wankte und schwankte die Erde, des Himmels Grundfesten bebten und wankten hin und her, denn er war zornentbrannt; Rauch stieg auf aus seiner Nase, und fressendes Feuer drang aus seinem Munde, glühende Kohlen sprühten von ihm aus. Er neigte den Himmel und fuhr herab, Wolkennacht lag unter seinen Füßen; Er fuhr auf dem Cherub und flog daher und schoß herab auf den Fittichen des Sturms; Finsternis machte er rings um sich her zu seinem Gezelt, Regendunkel, dichtes Gewölk; aus dem Glanz vor ihm her brannten Feuerflammen. Dann donnerte der HERR vom Himmel her, der Höchste ließ seine Stimme erschallen; er schoß seine Pfeile ab und zerstreute sie, schleuderte Blitze und schreckte sie. Da wurden sichtbar die Tiefen des Meeres und aufgedeckt die Grundfesten der Erde durch das Schelten des HERRN, von dem Zornesschnauben seiner Nase. Er streckte die Hand herab aus der Höhe, ergriff mich, zog mich heraus aus den großen Fluten, entriß mich meinem starken Feinde, meinen Widersachern, die zu stark mir waren. Sie hatten mich überfallen an meinem Unglückstage, doch der HERR ward mir zur Stütze; er führte mich heraus auf weiten Raum, riß mich heraus, weil er Wohlgefallen an mir hatte. Der HERR hat mir gelohnt nach meiner Gerechtigkeit, nach der Reinheit meiner Hände mir vergolten; denn ich habe innegehalten die Wege des HERRN und bin von meinem Gott nicht treulos abgefallen; nein, alle seine Rechte haben mir vor Augen gestanden, und von seinen Geboten bin ich nicht abgewichen. So bin ich unsträflich vor ihm gewandelt und hab’ mich vor jeder Verschuldung gehütet; drum hat mir der HERR vergolten nach meiner Gerechtigkeit, nach meiner Reinheit, die seinen Augen sichtbar war. Gegen den Guten erweist du dich gütig, gegen den Redlichen zeigst du dich redlich, gegen den Reinen erweist du dich rein, doch gegen den Falschen zeigst du dich enttäuschend; denn du schaffst demütigenoder: bedrückten, elenden. Leuten Hilfe, aber stolze Augen erniedrigst du. Ja, du bist meine Leuchte, o HERR; und mein Gott erhellt meine Finsternis. Denn mit dir überrenne ich Feindesscharen, mit meinem Gott überspringe ich Mauern. Dieser Gott – sein Walten ist vollkommen, die Worte des HERRN sind lauter, ein Schild ist er allen, die zu ihm sich flüchten. Denn wer ist Gott außer dem HERRN und wer ein Fels als nur unser Gott?, dieser Gott, der mit Kraft mich gegürtet und der meinen Weg ohn’ Anstoß gemacht; der mir Füße verliehen den Hirschen gleich und mich sicher auf Bergeshöhen gestellt; der meine Hände streiten gelehrt, daß meine Arme den ehernen Bogen spannten. Du reichtest mir deinen schützenden Schild, und deine Gnade machte mich groß. Du schafftest weiten Raum meinen Schritten unter mir, und meine Knöchel wankten nicht. Ich verfolgte meine Feinde, vertilgte sie und kehrte nicht um, bis ich sie vernichtet; ich vernichtete und zerschmetterte sie, daß sie nicht wieder aufstehn konnten: sie sanken unter meine Füße nieder. Und du gürtetest mich mit Kraft zum Streit, beugtest unter mich, die sich gegen mich erhoben; du triebst meine Feinde vor mir in die Flucht, und alle, die mich haßten, vernichtete ich. Sie blickten nach Hilfe umher – doch da war kein Helfer – zum HERRN – doch er hörte sie nicht; ich zermalmte sie wie Staub auf dem Boden, wie Kot auf den Gassen zertrat, zerstampfte ich sie. Du hast mich aus meines Volkes Fehden errettet, mich zum Oberhaupt von Völkern eingesetzt: Völker, die ich nicht kannte, dienen mir; die Söhne des Auslands huldigen mir, aufs bloße Wort gehorchen sie mir; die Söhne des Auslands sinken mutlos hin und kommen zitternd hervor aus ihren Schlössern. Der HERR lebt: gepriesen sei mein Hort!, und erhaben ist der Gott, der Fels meines Heils, der Gott, der mir Rache verliehen und die Völker unter meine Herrschaft gezwungen, der mich von meinen Feinden frei gemacht und über meine Widersacher mich erhöht, von dem Mann der Gewalttat mich befreit hat! Drum will ich dich preisen, HERR, unter den Völkern und deinem Namen lobsingen, dir, der seinem Könige großes Heil verleiht und Gnade an seinem Gesalbten übt, an David und seinem Hause ewiglich! 5. Davids letzte WorteDies sind Davids letzte Worte: Ausspruch Davids, des Sohnes Isais, und Ausspruch des Mannes, der hoch erhoben ward, des Gesalbten des Gottes Jakobs und des Lieblings der Lieder Israels:A.Ü.: des lieblichen Sängers Israels (oder: des Freundes des Liederspiels Israels). Der Geist des HERRN redet in mir, und sein Wort liegt auf meiner Zunge. Es hat gesprochen der Gott Israels, der Fels Israels zu mir gesagt: Wer gerecht herrscht über die Menschen, wer da herrscht in der Furcht Gottes, der ist wie das Licht, das am Morgen aufstrahlt, wie die Sonne am Morgen ohne Gewölk: von ihrem Glanz nach dem Regen sproßt junges Grün aus der Erde hervor. Ja, steht nicht so mein Haus zu Gott? Hat er doch einen ewigen Bund mit mir geschlossen, der in allen Stücken gesichert und festgestellt ist. Ja, all mein Glück und all mein Verlangen, sollte er das nicht sprossen lassen? Die Bösen aber sind allesamt wie Dornen, die man wegwirft; denn mit der Hand faßt man sie nicht an; nein, wer sich mit ihnen befaßt, bewehrt sich mit Eisen und Speerschaft, und im Feuer verbrennt man sie gänzlich an ihrer Stätte. 6. Verzeichnis und Heldentaten von Davids Kriegern (21,15-22; 1.Chr 11,10-47)Dies sind die Namen der Helden Davids: Joseb-Bassebeth, der Tahchemoniter,Vgl. die andere Lesart 1.Chr 11,11. das Haupt der Drei; der schwang seinen Speer über achthundert (Feinden), die er auf einmal erschlagen hatte. – Nach ihm kam unter den drei (Rittern) Eleasar, der Sohn Dodos, der Ahohiter. Er war bei David in Pas-Dammim, als die Philister sich dort zur Schlacht versammelt hatten. Als nun die Israeliten sich vor ihnen zurückzogen, war er es, der standhielt und unter den Philistern ein Blutbad anrichtete, bis sein Arm erlahmt war und seine Hand am Schwert kleben blieb. So verlieh der HERR (den Israeliten) an jenem Tage einen herrlichen Sieg. Da kehrte das Heer unter seiner Führung wieder um, doch nur, um (die Erschlagenen) auszuplündern. – Nach ihm kam Samma, der Sohn des Harariters Age. Einst hatten sich nämlich die Philister in Lehi gesammelt, und es war dort ein Ackerstück mit Linsen; als nun das Heer vor den Philistern floh, trat er mitten auf das Feld, behauptete es und schlug die Philister; so verlieh (ihm) der HERR einen herrlichen Sieg. Wagnis dreier Helden (1.Chr 11,15-19)Einst kamen drei von den dreißig Rittern während der Erntezeit zu David in die Höhle von Adullam hinab, während die Schar der Philister sich in der Ebene Rephaim gelagert hatte. David befand sich aber damals in der Bergfeste, während eine Besatzung der Philister damals in Bethlehem lag. Nun verspürte David ein Gelüsten und rief aus: »Wer verschafft mir Wasser zu trinken aus dem Brunnen, der in Bethlehem am Stadttor liegt?« Da schlugen sich die drei Helden durch das Lager der Philister hindurch, schöpften Wasser aus dem Brunnen am Tor zu Bethlehem und brachten es glücklich zu David hin. Aber dieser wollte es nicht trinken, sondern goß es als Trankopfer für den HERRN aus mit den Worten: »Der HERR behüte mich davor, daß ich so etwas tun sollte! Das ist ja das Blut der Männer, die unter Lebensgefahr dorthin gezogen sind!« Und er wollte es nicht trinken. Das hatten die drei Helden ausgeführt. Abisai und Benaja (1.Chr 11,20-25)Abisai aber, der Bruder Joabs, der Sohn der Zeruja, war das Haupt der Dreißig; der schwang seinen Speer über dreihundert (Feinden), die er erschlagen hatte, und besaß hohes Ansehen unter den Dreißig. Unter den Dreißig genoß er die höchste Ehre, so daß er auch ihr Oberster wurde; aber an die (ersten) drei Helden reichte er nicht heran. – Benaja, der Sohn Jojadas, (ein tapferer Mann), groß an Taten, stammte aus Kabzeel; er war es, der die beiden Söhne Ariels aus Moab erschlug. Auch stieg er einmal in eine Zisterne hinab und erschlug darin einen Löwen an einem Tage, an dem Schnee gefallen war. Auch erschlug er einen Ägypter von riesiger Größe, der einen Speer in der Hand hatte; er aber ging mit einem Stecken auf ihn los, riß dem Ägypter den Speer aus der Hand und tötete ihn mit seinem eigenen Speer. Das tat Benaja, der Sohn Jojadas; er besaß hohes Ansehen unter den dreißig Rittern und war der geehrteste unter den Dreißig, aber an die (ersten) drei Helden reichte er nicht heran. David stellte ihn an die Spitze seiner Leibwache. Eine Liste anderer Helden Davids (1.Chr 11,26-47)Zu den dreißig (Rittern) gehörten: Asahel, der Bruder Joabs; Elhanan aus Bethlehem, der Sohn Dodos; Samma aus Harod; Elika aus Harod; Helez aus Pelet; Ira, der Sohn des Ikkes, aus Thekoa; Abieser aus Anathoth; Mebunnai aus Husa; Zalmon aus Ahoah; Maharai aus Netopha; Heleb, der Sohn Baanas, aus Netopha; Itthai, der Sohn Ribais, aus Gibea im Stamme Benjamin; Benaja aus Pirathon; Hiddai aus Nahale-Gaas; Abi-Albon aus Beth-Araba; Asmaweth aus Bahurim; Eljahba aus Saalbon; Jasen, der Gunit; Jonathan, der Sohn Sammas, aus Harar; Ahiam, der Sohn Sarars, aus Harar; Eliphelet, der Sohn Ahasbais, aus Beth-Maacha; Eliam, der Sohn Ahithophels, aus Gilo; Hezrai aus Karmel; Paarai, der Arkiter; Jigal, der Sohn Nathans, aus Zoba; Bani aus Gad; Zelek, der Ammoniter; Naharai aus Beeroth, der Waffenträger Joabs, des Sohnes der Zeruja; Ira aus Jatthir; Gareb aus Jatthir; Uria, der Hethiter: zusammen siebenunddreißig. 7. Davids Volkszählung und ihre Bestrafung (1.Chr 21)a) David beschließt die Volkszählung trotz Joabs WarnungDer Zorn des HERRN aber entbrannte (einst) aufs neue gegen Israel, so daß er David gegen das Volk reizte durch die Aufforderung: »Auf! Nimm eine Zählung in Israel und Juda vor!« Da befahl der König seinem Heerführer Joab (und den Heeresobersten bei ihm): »Durchwandre alle Stammgebiete Israels von Dan bis Beerseba und nehmt eine Volkszählung vor, damit ich die Zahl des Volkes erfahre!« Joab antwortete dem König: »Der HERR, dein Gott, möge das Volk, so zahlreich es auch schon ist, noch hundertmal zahlreicher werden lassen, und mein Herr, der König, möge das selbst noch mit eigenen Augen schauen! Aber warum trägt mein Herr, der König, Verlangen nach einer derartigen Vornahme?« Doch der Befehl des Königs blieb trotz den Vorstellungen Joabs und der Heeresobersten bestehen, und so machte sich denn Joab mit den Heeresobersten auf Geheiß des Königs daran, die Volkszählung in Israel vorzunehmen. b) Ausführung der Volkszählung und deren ErgebnisSie gingen also über den Jordan und lagerten sich bei Aroer rechts von der StadtA.L.: und fingen in Aroer an und bei der Stadt, die … , die inmitten des Flußtales (des Arnon) liegt, in der Richtung nach Gad und nach Jaser hin. Dann begaben sie sich nach Gilead und bis zum Lande der Hethiter gegen Kades hin; hierauf gelangten sie nach Dan, bogen hierauf um nach Sidon zu, kamen alsdann zu der festen Stadt Tyrus und zu allen Ortschaften der Hewiter und Kanaanäer und begaben sich schließlich in das Südland von Juda, nach Beerseba. Nachdem sie so das ganze Land durchzogen hatten, kehrten sie nach Verlauf von neun Monaten und zwanzig Tagen nach Jerusalem zurück. Da teilte Joab dem König das Ergebnis der Volkszählung mit, und zwar belief sich die Zahl der kriegstüchtigen, schwertbewaffneten Männer in Israel auf 800000, in Juda auf 500000 Mann. c) Davids Reue; Eingreifen des Propheten Gad; David wählt zur Sühnung seiner Schuld ein Volkssterben; Davids Buß- und BittgebetNachdem aber David die Volkszählung hatte vornehmen lassen, schlug ihm das Gewissen; daher betete er zum HERRN: »Ich habe mich durch mein Tun schwer versündigt; doch laß nun, o HERR, deinem Knecht seine Verschuldung ungestraft hingehen, denn ich habe in großer Verblendung gehandelt!« Als aber David am folgenden Morgen aufstand, erging das Wort des HERRN an den Propheten Gad, den Seher Davids, folgendermaßen: »Gehe hin und sage zu David: ›So hat der HERR gesprochen: Dreierlei lege ich dir vor: wähle dir eins davon, damit ich es an dir zur Ausführung bringe!‹« Da begab sich Gad zu David, teilte es ihm mit und sagte zu ihm: »Sollen dir zur Strafe drei Jahre Hungersnot über dein Land kommen? Oder willst du drei Monate lang vor deinen Feinden fliehen müssen und von ihnen verfolgt werden? Oder soll die Pest drei Tage lang in deinem Lande sein? Nun gehe mit dir zu Rat und überlege, welche Antwort ich dem bringen soll, der mich gesandt hat.« Da sagte David zu Gad: »Mir ist sehr bange! Wir wollen aber lieber in die Hand des HERRN fallen, denn sein Erbarmen ist groß; aber in die Hand von Menschen möchte ich nicht fallen!« Da ließ der HERR eine Pest über Israel kommen vom Morgen an bis zum Nachmittag, und es starben aus dem Volke von Dan bis Beerseba siebzigtausend Menschen. Als aber der Engel seine Hand gegen Jerusalem ausstreckte, um es zu vernichten, da gereute den HERRN das Unheil, und er gebot dem Engel, der das Unglück unter dem Volke anzurichten hatte: »Es ist genug so! Laß jetzt deine Hand ruhen!« Der Engel des HERRN befand sich aber gerade bei der Tenne des Jebusiters Arawna. Als nun David den Engel sah, der das Sterben unter dem Volke anrichtete, rief er, zum HERRN betend, aus: »Ach, ich bin’s ja, der gesündigt hat, und ich habe mich vergangen! Diese Herde aber – was hat sie verschuldet? Laß doch deine Hand mich und meine Familie treffen!« d) Errichtung eines Altars auf der Tenne Arawnas; Ende der PestAn jenem Tage kam dann Gad zu David und sagte zu ihm: »Gehe hinauf und errichte dem HERRN einen Altar auf der Tenne des Jebusiters Arawna!« Da begab sich David nach der Aufforderung Gads, dem Befehl des HERRN gehorsam, hinauf. Als nun Arawna von oben her ausschaute und den König mit seinen Dienern auf sich zukommen sah (Arawna war nämlich gerade mit dem Dreschen des Weizens beschäftigt), trat er hinaus und verneigte sich vor David mit dem Angesicht bis zur Erde. Hierauf fragte Arawna: »Warum kommt mein Herr, der König, zu seinem Knecht?« David antwortete: »Um die Tenne von dir zu kaufen; ich will hier dem HERRN einen Altar errichten, damit dem Sterben unter dem Volk Einhalt getan wird.« Da sagte Arawna zu David: »Mein Herr, der König, nehme sie hin und opfere, was ihm beliebt! Die Rinder hier stehen als Brandopfer und die Dreschschlitten nebst den Geschirren der Rinder als Brennholz zu deiner Verfügung: das alles, o König, macht Arawna dem Könige zum Geschenk.« Dann fuhr er fort: »Der HERR, dein Gott, wolle dir gnädig sein!« Aber der König erwiderte dem Arawna: »Nein! Käuflich will ich es von dir erwerben für den vollen Preis; denn ich mag dem HERRN, meinem Gott, keine Brandopfer darbringen, die mir geschenkt sind.« So kaufte denn David die Tenne und die Rinder für den Preis von fünfzig Schekeln Silber. David erbaute alsdann dem HERRN dort einen Altar und brachte Brandopfer und Heilsopfer dar; hierauf wandte der HERR dem Lande seine Gnade wieder zu, und das Sterben unter den Israeliten erreichte sein Ende. I. Die Geschichte Salomos (Kap. 1-11)1. Wie Salomo König wurdea) Davids Altersschwäche; Abisag von Sunem zur Pflege des Königs bestelltAls nun der König David alt (und) hochbetagt geworden war, hüllte man ihn in Decken ein, aber er konnte trotzdem nicht warm werden. Da sagten seine Diener zu ihm: »Man muß sich für den König, unsern Herrn, nach einem jungfräulichen Mädchen umsehen, die ihn zu bedienen hat und als Pflegerin bei ihm ist; wenn die dann in seinen Armen ruht, wird der König, unser Herr,Im Urtext steht »in deinen Armen« und »mein Herr«. gewiß warm werden.« Da suchte man denn im ganzen Bereiche Israels nach dem schönsten Mädchen; und man fand Abisag von Sunem und brachte sie zum König. Sie war ein Mädchen von außerordentlicher Schönheit und hatte nun den König zu bedienen und zu pflegen; aber der König hatte keinen ehelichen Umgang mit ihr. b) Adonias Trachten nach der Herrschaft; seine Veranstaltung eines OpfermahlsAdonia aber, der Sohn der Haggith, dachte voller Überhebung: »Ich bin’s, der König wird!« Daher schaffte er sich Wagen und Pferde an und fünfzig Mann, die als Leibdiener vor ihm herliefen. Sein Vater hatte ihm darüber nie, solange er lebte, Vorstellungen gemacht, daß er zu ihm gesagt hätte: »Warum tust du so etwas?« Dazu war er ein Mann von großer Schönheit und war gleich nach Absalom geboren.d.h. er war der Nächstgeborene nach Absalom. So setzte er sich denn ins Einvernehmen mit Joab, dem Sohn der Zeruja, und mit dem Priester Abjathar, so daß diese auf der Seite Adonias standen, während der Priester Zadok und Benaja, der Sohn Jojadas, und der Prophet Nathan sowie Simei und Rei und die Helden Davids es nicht mit Adonia hielten. Als nun Adonia beim Schlangenstein, der neben der Walkerquelle liegt, Kleinvieh, Rinder und Mastkälber zu einem großen Opfermahl schlachtete, lud er alle seine Brüder, die Königssöhne (königlichen Prinzen), dazu ein, auch alle Männer von Juda, soweit sie im Dienste des Königs standen; aber den Propheten Nathan und Benaja sowie die Helden und seinen Bruder Salomo ließ er uneingeladen. c) Nathans Verabredung mit BathsebaDa sagte Nathan zu Bathseba, der Mutter Salomos: »Hast du nicht gehört, daß Adonia, der Sohn der Haggith, sich zum König gemacht hat, ohne daß David, unser Herr, etwas davon weiß? Nun denn, komm, ich will dir einen Rat geben, wie du dir und deinem Sohne Salomo das Leben retten kannst! Gehe sofort zum König David hinein und sage zu ihm: ›Du selbst hast ja doch, mein Herr und König, deiner Magd eidlich versprochen, daß mein Sohn Salomo König nach dir werden und er der Erbe deines Thrones sein solle. Wie kommt es denn, daß jetzt Adonia König geworden ist?‹ Während du dann dort noch mit dem Könige redest, werde ich selbst nach dir hineinkommen und deine Aussagen bestätigen.« d) Bathseba erinnert den König an seine Zusage; Nathans EingreifenSo ging denn Bathseba zum König in das Schlafgemach hinein; der König aber war schon sehr alt, und Abisag von Sunem war seine Pflegerin. Als Bathseba sich nun vor dem Könige verneigt und niedergeworfen hatte, fragte der König sie: »Was wünschest du?« Sie antwortete ihm: »Mein Herr, du selbst hast deiner Magd bei dem HERRN, deinem Gott, zugeschworen, daß mein Sohn Salomo König nach dir werden und er der Erbe deines Thrones sein solle. Aber nun hat sich ja doch Adonia zum König gemacht, ohne daß du, mein Herr und König, etwas davon weißt. Er hat nämlich Rinder, Mastkälber und Kleinvieh in Menge (zu einem großen Opfermahl) schlachten lassen und alle königlichen Prinzen, auch den Priester Abjathar, sowie den obersten Heerführer Joab dazu eingeladen; aber deinen Knecht Salomo hat er uneingeladen gelassen! Nun aber, mein Herr und König, sind die Augen aller Israeliten auf dich gerichtet, daß du ihnen kundgebest, wer auf dem Throne meines Herrn, des Königs, als sein Nachfolger sitzen soll. Sonst wird es dahin kommen, sobald mein Herr und König sich zu seinen Vätern (schlafen) gelegt hat, daß ich und mein Sohn Salomo als Schuldige dastehen.« Während sie noch mit dem Könige redete, erschien der Prophet Nathan; man meldete also dem Könige: »Der Prophet Nathan ist da!« Und er trat vor den König, und als er sich vor ihm mit dem Angesicht zur Erde verneigt und sich niedergeworfen hatte, sagte Nathan: »Mein Herr und König! Du hast wohl selbst angeordnet, daß Adonia König nach dir sein und auf deinem Throne sitzen soll? Denn er ist heute hinabgegangen und hat Rinder, Mastkälber und Kleinvieh in Menge schlachten lassen und hat alle königlichen Prinzen, außerdem die obersten Heerführer und den Priester Abjathar eingeladen; und nun essen und trinken sie vor ihm und rufen: ›Es lebe der König Adonia!‹ Aber mich, deinen Knecht, und den Priester Zadok sowie Benaja, den Sohn Jojadas, und deinen Knecht Salomo hat er nicht dazu eingeladen! Wenn dies alles mit Wissen und Willen meines Herrn, des Königs, geschehen ist, so hättest du also deine Diener nicht wissen lassen, wer auf dem Throne meines Herrn, des Königs, als sein Nachfolger sitzen soll?« e) David bestätigt seine früher gegebene Zusage durch einen Schwur, setzt Salomo zu seinem Nachfolger ein und bestimmt dessen sofortige SalbungDa antwortete der König David: »Ruft mir Bathseba (wieder)!« Als sie nun erschienen und vor den König getreten war, schwur der König mit den Worten: »So wahr der HERR lebt, der mich aus aller Not errettet hat! Wie ich dir beim HERRN, dem Gott Israels, geschworen und gelobt habe, daß nämlich dein Sohn Salomo König nach mir sein und als mein Nachfolger auf meinem Throne sitzen soll, so will ich es am heutigen Tage wahr machen!« Da verneigte sich Bathseba mit dem Angesicht bis zum Boden, warf sich vor dem Könige nieder und rief aus: »Möge mein Herr, der König David, ewiglich leben!« Hierauf befahl der König David: »Ruft mir den Priester Zadok, den Propheten Nathan und Benaja, den Sohn Jojadas!« Als sie vor dem Könige erschienen waren, befahl dieser ihnen: »Nehmt die Knechte eures Herrn mit euch und laßt meinen Sohn Salomo mein eigenes Maultier besteigen und geleitet ihn hinab an den GihonWahrscheinlich die heutige Marienquelle am Ostabhang des Tempelberges.. Dort sollen der Priester Zadok und der Prophet Nathan ihn zum König über Israel salben; ihr aber laßt in die Posaune stoßen und ruft: ›Es lebe der König Salomo!‹ Alsdann zieht hinter ihm her wieder (zur Burg) herauf; und wenn er dort angekommen ist, soll er sich auf meinen Thron setzen, und dann soll er König sein an meiner Statt; denn ihn habe ich zum Fürsten über Israel und Juda bestellt!« Da antwortete Benaja, der Sohn Jojadas, dem König mit den Worten: »So sei es! Möge der HERR, der Gott meines Herrn, des Königs, sein Amen dazu sprechen! Wie Gott der HERR mit meinem Herrn, dem König, gewesen ist, so möge er auch mit Salomo sein und möge seinen Thron noch mehr erhöhen als den Thron meines Herrn, des Königs David!« f) Salomos feierliche Salbung; Wirkung der betreffenden Nachricht auf die beim Opfermahl VersammeltenSo gingen denn der Priester Zadok, der Prophet Nathan und Benaja, der Sohn Jojadas, samt der Leibwache der Krethi und Plethi hinab, ließen Salomo das Maultier des Königs David besteigen und geleiteten ihn an den Gihon. Der Priester Zadok hatte aber das mit Öl gefüllte Horn aus dem (heiligen) Zelt mitgenommen und salbte nun Salomo; dann ließen sie in die Posaune stoßen, und alles Volk rief: »Es lebe der König Salomo!« Hierauf geleitete ihn alles Volk (nach der Burg) hinauf, indem die Leute alle dabei auf Flöten bliesen und so laut und freudig jubelten, daß die Erde vor ihrem Geschrei schier bersten wollte. Das hörten Adonia und alle seine Gäste, als sie eben mit dem Mahl zu Ende waren. Als nun Joab den Posaunenschall vernahm, fragte er: »Was bedeutet das Geschrei und der Lärm in der Stadt?« Während er noch redete, kam Jonathan, der Sohn des Priesters Abjathar; und Adonia rief ihm zu: »Komm herein, du bist ein zuverlässiger Mann und bringst gewiß gute Botschaft!« Aber Jonathan antwortete dem Adonia: »Im Gegenteil! Unser Herr, der König David, hat Salomo zum König gemacht! Der König hat nämlich den Priester Zadok, den Propheten Nathan und Benaja, den Sohn Jojadas, samt der Leibwache der Krethi und Plethi mit ihm entsandt; diese haben ihn das Maultier des Königs besteigen lassen, und der Priester Zadok und der Prophet Nathan haben ihn am Gihon zum König gesalbt und sind von dort jubelnd (auf die Burg) hinaufgezogen, und die ganze Stadt ist dadurch in Aufregung geraten; daher rührt das Geschrei, das ihr gehört habt. Salomo hat sich dann auch auf den Königsthron gesetzt; außerdem sind auch die Diener des Königs bereits hineingegangen, um unserm Herrn, dem König David, Glück zu wünschen mit den Worten: ›Dein Gott möge den Namen Salomos noch ruhmvoller machen als den deinigen und seinen Thron noch mehr erhöhen als den deinigen!‹ Dabei hat der König sich auf seinem Lager verneigt und auch noch die Worte hinzugefügt: ›Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, der es heute so gefügt hat, daß ich einen Nachfolger (aus meinem Geschlecht) auf meinem Throne mit eigenen Augen sitzen sehe!‹« Da erschraken alle, die von Adonia eingeladen worden waren; sie brachen auf und gingen ein jeder seines Weges. g) Adonias BegnadigungAdonia selbst aber, der sich vor Salomo fürchtete, eilte sofort hin und umfaßte die Hörner des Altars. Als man dies dem Salomo meldete mit den Worten: »Adonia hat jetzt aus Furcht vor dem König Salomo die Hörner des Altars umfaßt und erklärt, der König Salomo möge ihm erst schwören, daß er seinen Knecht nicht hinrichten lassen wolle«, sagte Salomo: »Wenn er sich als ein ehrenhafter Mann erweist, so soll ihm kein Haar gekrümmt werden;W.: kein Haar von ihm soll zur Erde fallen. läßt er sich aber Böses zuschulden kommen, dann ist er ein Kind des Todes!« Darauf ließ ihn der König Salomo vom Altar wegholen; und als er kam und sich vor dem König Salomo niederwarf, sagte dieser zu ihm: »Gehe in dein Haus!« 2. Davids Weisungen an Salomo und sein TodAls es nun mit Davids Leben zu Ende ging, gab er seinem Sohne Salomo folgende Weisungen: »Ich gehe jetzt den Weg alles Irdischen; so sei denn stark und zeige dich als Mann! Beobachte alles, was der HERR, dein Gott, von dir fordert, indem du auf seinen Wegen wandelst, seine Satzungen und Gebote, seine Rechte und Verordnungen so hältst, wie im Gesetz Moses geschrieben steht; dann wirst du Glück haben in allem, was du unternimmst, und überall, wohin du dich wendest; dann wird auch der HERR seine Verheißung in Erfüllung gehen lassen, die er mir gegeben hat mit den Worten: ›Wenn deine Söhne auf ihren Weg achthaben, so daß sie in Treue vor mir wandeln mit ihrem ganzen Herzen und mit ihrer ganzen Seele, so soll es dir nie an einem Manne auf dem Thron Israels fehlen.‹ Nun weißt du selbst ja auch, wie Joab, der Sohn der Zeruja, gegen mich gehandelt hat, wie er sich nämlich gegen die beiden obersten Heerführer Israels, gegen Abner, den Sohn Ners, und gegen Amasa, den Sohn Jethers, benommen hat, indem er sie ermordete und für das im Kriege vergossene Blut mitten im Frieden Rache nahm und unschuldiges Blut an den Gürtel um seine Hüften und an die Schuhe an seinen Füßen gebracht hat. So handle nun nach deiner Weisheit und laß sein graues Haar nicht in Frieden in das Totenreich hinabfahren! Dagegen sollst du den Söhnen des Gileaditers Barsillai Liebe erweisen: sie sollen zu denen gehören, die an deinem Tisch speisen; das haben sie durch ihr Entgegenkommen verdient, als ich vor deinem Bruder Absalom fliehen mußte. Ferner befindet sich in deiner NäheA.Ü.: Ferner ist dir wohl noch im Sinn … der Benjaminit Simei, der Sohn Geras, aus Bahurim; der hat die frechsten Flüche gegen mich ausgestoßen an dem Tage, als ich mich nach Mahanaim begab. Aber er ist mir dann an den Jordan entgegengekommen, und ich habe ihm mit einem Schwur beim HERRN zugesagt: ›Ich will dich nicht hinrichten lassen.‹ Nunmehr aber laß du ihn nicht ungestraft! Du bist ja ein kluger Mann und wirst schon wissen, wie du mit ihm zu verfahren hast, um sein graues Haar blutbefleckt in das Totenreich hinabfahren zu lassen.« Davids Tod; Salomos RegierungsantrittHierauf legte sich David zu seinen Vätern und wurde (zu Jerusalem) in der Davidsstadt begraben. Die Zeit aber, die David über Israel regiert hat, betrug vierzig Jahre: sieben Jahre hat er in Hebron und dreiunddreißig Jahre in Jerusalem regiert. Nunmehr saß Salomo auf dem Thron seines Vaters David, und sein Königtum erstarkte zu außerordentlicher Macht. 3. Salomos gewaltsame Maßregeln beim Regierungsantritta) Adonia wegen seines unbesonnenen Verlangens getötetAdonia aber, der Sohn der Haggith, begab sich zu Bathseba, der Mutter Salomos. Als diese ihn fragte: »Bedeutet dein Kommen Gutes?«, antwortete er: »Ja, etwas Gutes.« Dann fuhr er fort: »Ich habe eine Bitte an dich.« Sie erwiderte: »Rede!« Da sagte er: »Du weißt selbst, daß das Königtum (eigentlich) mir zukam und daß ganz Israel in mir den zukünftigen König sah; aber die Sache kam dann anders, und das Königtum ist meinem Bruder zugefallen, weil es vom HERRN für ihn bestimmt war. Nun aber habe ich eine einzige Bitte an dich; schlage sie mir nicht ab!« Sie entgegnete ihm: »Rede!« Da fuhr er fort: »Bitte doch den König Salomo – denn dich wird er sicherlich nicht abweisen –, er möge mir Abisag von Sunem zur Frau geben.« Bathseba erwiderte darauf: »Gut! Ich will deinethalben mit dem König reden.« Als Bathseba sich nun zum König Salomo begab, um wegen Adonias mit ihm zu reden, erhob sich der König, ging ihr entgegen, verneigte sich vor ihr und setzte sich dann wieder auf seinen Stuhl; dann ließ er auch für die Königin-Mutter einen Stuhl hinstellen, und sie setzte sich zu seiner Rechten. Darauf sagte sie: »Ich habe eine kleine Bitte an dich: schlage sie mir nicht ab!« Der König erwiderte ihr: »Bitte nur, liebe Mutter! Denn ich werde dich nicht abweisen.« Da sagte sie: »Möchte doch Abisag von Sunem deinem Bruder Adonia zur Frau gegeben werden!« Da gab der König Salomo seiner Mutter folgende Antwort: »Warum bittest du für Adonia nur um Abisag von Sunem? Bitte für ihn doch lieber gleich um das Königtum! Er ist ja mein älterer Bruder, und auf seiner Seite stehen der Priester Abjathar und Joab, der Sohn der Zeruja!« Hierauf schwur der König Salomo beim HERRN: »Gott strafe mich jetzt und künftig, wenn diese Bitte den Adonia nicht das Leben kostet! So wahr der HERR lebt, der mich (als König) eingesetzt und mich den Thron meines Vaters David hat besteigen lassen und der mir nach seiner Verheißung ein Haus gebaut hat: heute noch muß Adonia sterben!« Hierauf beauftragte der König Salomo Benaja, den Sohn Jojadas; der stieß ihn nieder; so starb er. b) Der Priester Abjathar abgesetzt und verbanntDem Priester Abjathar aber befahl der König: »Begib dich nach Anathoth auf dein Landgut! Denn du hast eigentlich den Tod verdient; aber ich will dich heute nicht töten lassen, weil du die LadeA.L.: den Ephod = das Priestergewand. Gottes des HERRN vor meinem Vater David getragen und weil du an allen Leiden, die meinen Vater betroffen haben, teilgenommen hast.« So verstieß also Salomo den Abjathar, so daß er nicht mehr Priester des HERRN war; und damit ging die Drohung in Erfüllung, die der HERR einst gegen das Haus Elis in Silo ausgesprochen hatte. c) Joab hingerichtetAls nun die Kunde von diesem allem zu Joab drang – Joab hatte nämlich zu Adonia gehalten, während er sich an Absalom nicht angeschlossen hatte –, da floh Joab in das Zelt des HERRN und umfaßte die Hörner des Altars. Als nun dem König Salomo gemeldet wurde, daß Joab in das Zelt des HERRN geflohen sei und dort neben dem Altar stehe, da sandte Salomo Benaja, den Sohn Jojadas, hin mit dem Befehl: »Gehe hin, stoße ihn nieder!« Benaja begab sich also in das Zelt des HERRN und sagte zu Joab: »So lautet des Königs Befehl: ›Komm heraus!‹« Aber er antwortete: »Nein, hier will ich sterben!« Da meldete Benaja dies dem König mit den Worten: »So hat Joab gesprochen, und so hat er mir geantwortet.« Da befahl ihm der König: »Tu ihm, wie er gesagt hat: stoße ihn nieder und begrabe ihn und schaffe so das Blut, das Joab ohne Grund vergossen hat, von mir und von meines Vaters Hause weg! Der HERR lasse ihm seine Blutschuld auf sein eigenes Haupt zurückfallen, weil er zwei Männer, die ehrenhafter und besser waren als er, niedergestoßen und mit dem Schwert ermordet hat, ohne daß mein Vater David etwas davon wußte, nämlich Abner, den Sohn Ners, den Heerführer der Israeliten, und Amasa, den Sohn Jethers, den Heerführer der Judäer: deren Blut möge auf das Haupt Joabs und auf das Haupt seiner Nachkommen für alle Zukunft zurückfallen! David aber und seinen Nachkommen, seinem Hause und seinem Thron möge für alle Zeiten Heil vom HERRN zuteil werden!« Da ging Benaja, der Sohn Jojadas, hinauf und versetzte ihm den Todesstoß; er wurde alsdann bei seinem Hause in der Steppe (Juda) begraben. Der König machte hierauf Benaja, den Sohn Jojadas, an Joabs Statt zum obersten Heerführer und übertrug dem Priester Zadok die Stelle Abjathars. d) Simei zuerst in Jerusalem festgehalten, dann getötetWeiter ließ der König den Simei rufen und sagte zu ihm: »Baue dir ein Haus in Jerusalem und bleibe dort wohnen! Du darfst von dort nicht weggehen, wohin es auch sei! Sobald du dich nämlich von da entfernst und auch nur über den Bach Kidron gehst, so kannst du dich darauf verlassen, daß du sterben mußt: dein Blut kommt dann über dein eigenes Haupt!« Simei erwiderte dem König: »Gut so! Wie mein Herr, der König, befohlen hat, so wird dein Knecht tun.« So wohnte denn Simei lange Zeit in Jerusalem. Aber nach Ablauf von drei Jahren begab es sich, daß dem Simei zwei Sklaven zu Achis, dem König von Gath, dem Sohne Maachas, entliefen. Als man nun dem Simei mitteilte, daß seine Sklaven sich in Gath befänden, machte Simei sich auf, ließ seinen Esel satteln und begab sich nach Gath zu Achis, um seine Sklaven ausfindig zu machen; er zog also hin und holte seine Sklaven aus Gath zurück. Sobald nun Salomo erfuhr, daß Simei sich von Jerusalem nach Gath begeben habe und von dort wieder zurückgekommen sei, ließ der König den Simei vor sich kommen und sagte zu ihm: »Habe ich dich nicht beim HERRN schwören lassen und dir die bestimmte Versicherung gegeben: ›Sobald du dich von hier entfernst, wohin es auch sei, so kannst du dich darauf verlassen, daß du sterben mußt?‹ Damals erklärtest du mir: ›Gut so! Ich habe es gehört.‹ Warum hast du dich nun an den beim HERRN geschworenen Eid und an den von mir erteilten Befehl nicht gehalten?« Der König fügte dann noch hinzu: »Du weißt selbst, wie schwer du dich gegen meinen Vater David vergangen hast – du erinnerst dich dessen noch recht gut –; so läßt denn der HERR jetzt deine Bosheit auf dein Haupt zurückfallen. Der König Salomo dagegen wird gesegnet sein und der Thron Davids immerdar feststehen vor dem HERRN!« Darauf erteilte der König dem Benaja, dem Sohn Jojadas, Befehl; der ging hinaus und stieß ihn nieder: so starb er. Als nun das Königtum sich in Salomos Hand befestigt hatte, 4. Salomos Verheiratung mit einer ägyptischen Prinzessin; sein Antrittsopfer und sein Traum in Gibeon (2.Chr 1,1-13)verschwägerte sich Salomo mit dem Pharao, dem König von Ägypten; er heiratete nämlich eine Tochter des Pharaos und führte sie in die Davidsstadt,d.h. er ließ sie vorläufig in der Davidsstadt wohnen. bis er mit dem Bau seines Palastes sowie mit dem Bau des Tempels des HERRN und der Ringmauer um Jerusalem fertig war. Das Volk mußte damals leider noch auf den Höhen opfern, weil bis zu dieser Zeit dem Namen des HERRN noch kein eigenes Haus erbaut worden war. Salomo hatte zwar den HERRN lieb, so daß er nach den Weisungen seines Vaters David wandelte, doch opferte und räucherte auch er noch auf den Höhen. Salomos Opfer und die Gotteserscheinung in GibeonSo begab sich denn der König nach Gibeon, um dort zu opfern; denn dort befand sich das vornehmste Höhenheiligtum; tausend Brandopfer(-tiere) brachte Salomo auf dem dortigen Altar dar. Da erschien der HERR dem Salomo zu Gibeon nachts im Traum, und Gott sagte: »Bitte, was ich dir geben soll!« Salomo antwortete: »Du hast deinem Knecht, meinem Vater David, große Huld erwiesen, weil er vor dir in Wahrheit und Gerechtigkeit und mit aufrichtigem Herzen gegen dich gewandelt ist, und du hast ihm auch diese große Huld bewahrt und ihm einen Sohn gegeben, der auf seinem Throne sitzt, wie dieser Tag beweist. Nun denn, HERR, mein Gott, weil du selbst deinen Knecht an meines Vaters David Statt zum König gemacht hast, ich aber noch ein junger Mann bin, der weder aus noch ein weiß, und weil dein Knecht in der Mitte deines Volkes steht, das du erwählt hast, eines so großen Volkes, daß man es vor Menge nicht zählen noch berechnen kann: so wollest du deinem Knecht ein verständiges Herz geben, damit er dein Volk zu regieren versteht und zwischen gut und böse zu unterscheiden weiß; denn wer wäre sonst imstande, dieses dein so zahlreiches Volk zu regieren?« Diese Rede gefiel dem HERRN wohl, daß Salomo nämlich eine solche Bitte ausgesprochen hatte; darum antwortete Gott ihm: »Weil du diese Bitte ausgesprochen und dir nicht ein langes Leben oder Reichtum gewünscht oder auch um den Tod deiner Feinde gebeten, sondern dir Einsicht erbeten hast, um Verständnis für das Recht zu besitzen, so will ich deine Bitte erfüllen: Siehe, ich will dir ein weises und einsichtsvolles Herz geben, so daß deinesgleichen nicht vor dir gewesen ist und deinesgleichen nach dir nicht erstehen wird. Aber auch das will ich dir verleihen, was du dir nicht erbeten hast, sowohl Reichtum als auch Ehre, so daß kein anderer König dir gleich sein soll, solange du lebst. Und wenn du auf meinen Wegen wandelst, indem du meine Satzungen und Gebote beobachtestd.h. beachtest, befolgst ., wie dein Vater David gewandelt ist, so will ich dir auch ein langes Leben verleihen.« Als nun Salomo erwachte, erkannte er, daß es ein bedeutungsvoller Traum gewesen war. Als er dann nach Jerusalem zurückgekehrt war, trat er vor die Bundeslade des HERRN, brachte Brandopfer dar und richtete Heilsopfer her und veranstaltete ein Festmahl für alle seine Diener. 5. Salomos weiser RichterspruchDamals kamen zwei Dirnen zum König und traten vor ihn; und das eine Weib sagte: »Mit Vergunst, Herr! Ich und dieses Weib wohnen in demselben Hause, und ich gebar ein Kind in ihrer Gegenwart im Hause. Da geschah es zwei Tage nach meiner Niederkunft, daß auch dieses Weib ein Kind gebar, und wir beide waren allein, kein Fremder war sonst bei uns im Hause, nur wir beide befanden uns im Hause. Da starb das Kind dieses Weibes in der Nacht, weil sie es im Schlaf erdrückt hatte. Sie aber stand mitten in der Nacht auf, nahm mein Kind von meiner Seite weg, während deine Magd schlief, und legte es an ihre Brust, dagegen ihr totes Kind legte sie mir in den Arm. Als ich nun gegen Morgen aufstand, um meinem Kinde die Brust zu geben, sah ich, daß es tot war; als ich es aber bei Tagesanbruch genau betrachtete, sah ich, daß es gar nicht mein Kind war, das ich geboren hatte.« Da sagte das andere Weib: »Nein, mein Kind ist das lebende, und dein Kind ist das tote!«, jene aber versicherte: »Nein, dein Kind ist das tote und mein Kind das lebende!« So stritten sie vor dem Könige. Da sagte der König: »Die eine behauptet: ›Dieses, das lebende Kind, gehört mir, und dein Kind ist das tote‹; die andere behauptet: ›Nein, dein Kind ist das tote und mein Kind das lebende!‹« Dann befahl der König: »Holt mir ein Schwert!« Als man nun das Schwert vor den König gebracht hatte, befahl er: »Teilt das lebende Kind in zwei Teile und gebt dieser Frau die eine Hälfte und jener die andere Hälfte!« Da rief die Frau, der das lebende Kind gehörte – denn die mütterliche Liebe zu ihrem Kinde kam bei ihr zum Durchbruch –, dem König die Worte zu: »Mit Vergunst, Herr! Gebt ihr das lebende Kind und tötet es ja nicht!« Die andere aber rief: »Es soll weder mir noch dir gehören: zerteilt es!« Da entschied der König: »Die da, welche gerufen hat: ›Gebt ihr das lebende Kind und tötet es ja nicht!‹, die ist seine Mutter.« Als nun ganz Israel den Richterspruch vernahm, den der König gefällt hatte, fühlte man Ehrfurcht vor dem König, denn man erkannte, daß eine göttliche Weisheit in ihm wohnte, um Recht zu sprechen. 6. Salomos oberste Beamte und Vögte; seine Hofhaltung, Macht und WeisheitSo herrschte also Salomo als König über ganz Israel; und dies waren seine Fürsten: Asarja, der Sohn Zadoks, war (Hoher-) Priester; Elihoreph und Ahija, die Söhne Sisas, waren Staatsschreiber; Josaphat, der Sohn Ahiluds, war Kanzler; Benaja, der Sohn Jojadas, war oberster Heerführer; [Zadok und Abjathar waren Priester;] Asarja, der Sohn Nathans, war über die Vögted.h. die obersten Verwalter (oder Statthalter) der 12 Bezirke des Reiches. gesetzt; Sabud, der Sohn Nathans, war der priesterliche Freund des Königs; Ahisar war Palastoberster, und Adoniram, der Sohn Addas, hatte die Oberaufsicht über die Fronarbeiten. Salomo hatte zwölf Vögte,d.h. die obersten Verwalter (oder Statthalter) der 12 Bezirke des Reiches. die über ganz Israel gesetzt waren und den König und seinen Hof zu versorgen hatten, und zwar oblag jedem von ihnen die Versorgung einen Monat lang im Jahre. Folgendes sind ihre Namen: Der Sohn Hurs, im Gebirge Ephraim; der Sohn Dekers in Makaz; (ihm unterstand) Saalbim, Beth-Semes und Elon bis Beth-Hanan; der Sohn Heseds in Arubboth; ihm war Socho und die ganze Landschaft Hepher überwiesen; der Sohn Abinadabs, der das ganze Hügelland von Dor unter sich hatte; er war mit Salomos Tochter Taphath verheiratet worden; Baana, der Sohn Ahiluds, in Thaanach, Megiddo und ganz Beth-Sean, das neben Zarthan liegt unterhalb Jesreels, von Beth-Sean bis nach Abel-Mehola, bis über Jokmeam hinaus; der Sohn Gebers zu Ramoth in Gilead, dem die Zeltdörfer Jairs, des Sohnes Manasses, die in Gilead liegen, überwiesen waren; dazu gehörte auch der Landstrich Argob in Basan, sechzig große Städte mit Mauern und ehernen Riegeln; Ahinadab, der Sohn Iddos, in Mahanaim; Ahimaaz in Naphthali; auch er war mit einer Tochter Salomos, mit Basmath, verheiratet; Baana, der Sohn Husais, in Asser und Bealoth; Josaphat, der Sohn Pharuahs, in Issaschar; Simei, der Sohn Elas, in Benjamin; Geber, der Sohn Uris, im Lande Gilead, dem Lande Sihons, des Königs der Amoriter, und Ogs, des Königs von Basan; außerdem war noch ein Vogt über alle Vögte im Lande eingesetzt. – (Die Bewohner von) Juda und Israel waren so zahlreich wie der Sand am Meer an Menge; sie aßen und tranken und waren guter Dinge. Salomo war aber Beherrscher aller Reiche vom Euphratstrom bis zum Philisterland und bis an die Grenze Ägyptens; sie zahlten Tribut und waren Salomo untertan, solange er lebte. Der tägliche Speisebedarf Salomos betrug dreißig KorKor s. Anhang, Maße. Feinmehl und sechzig Kor gewöhnliches Mehl, zehn gemästete Rinder, zwanzig Rinder von der Weide und hundert Stück Kleinvieh, ungerechnet die Hirsche, Gazellen, Damhirsche und das gemästete Geflügel. Salomos Macht und Herrlichkeit, Weisheit und dichterische BegabungDenn er herrschte über alle Länder diesseits des Euphrats von Thiphsah bis nach Gaza, über alle Könige diesseits des Euphrats, und lebte in Frieden mit allen Völkern ringsum, so daß Juda und Israel von Dan bis Beerseba in Sicherheit wohnten, ein jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, solange Salomo lebte. Salomo besaß auch viertausend Paar Pferde für seine Kriegswagen und zwölftausend Reitpferde, und jene Vögte versorgten den König Salomo und alle, deren Unterhalt dem König Salomo oblag, ein jeder während seines Monats, und ließen es an nichts fehlen. Auch die Gerste und das Stroh für die Wagen- und die Reitpferde hatten sie an den Ort zu liefern, wo er sich gerade aufhielt,A.Ü.: wohin es gehörte oder kommen sollte ein jeder, wie es ihn der Reihe nach traf. Gott verlieh aber dem Salomo Weisheit und Einsicht in sehr hohem Maße und einen Verstand so weitreichend wie der Sand, der am Ufer des Meeres liegt, so daß die Weisheit Salomos größer war als die Weisheit aller Bewohner des Morgenlandes und als alle Weisheit Ägyptens; - - - Er verfaßte dreitausend Sprüche, und die Zahl seiner Lieder betrug tausend und fünf. Er besang die Bäume von der Zeder auf dem Libanon an bis zum Ysop, der (aus den Fugen) an der Mauer hervorwächst; er besang auch die vierfüßigen Tiere und die Vögel, das Gewürm und die Fische; und aus allen Völkern kamen die Leute, um die Weisheit Salomos zu hören, von allen Königen der Erde her Leute, die von seiner Weisheit gehört hatten. 7. Salomos Vertrag mit Hiram von Tyrus und Vorbereitungen zum Tempelbau (2.Chr 1,18-2,17)Hiram aber, der König von Tyrus, schickte seine Knechte an Salomo; denn er hatte gehört, daß man ihn als Nachfolger seines Vaters zum König gesalbt hatte; Hiram war nämlich zeitlebens mit David befreundet gewesen. Salomos Botschaft und Bitte an Hiram (2.Chr 2,10-15)Da ließ auch Salomo dem Hiram durch eine Gesandtschaft sagen: »Du weißt selbst, daß mein Vater David dem Namen des HERRN, seines Gottes, keinen Tempel hat erbauen können wegen der Kriege, in die seine Feinde ihn rings verwickelten, bis der HERR sie ihm unter seine Fußsohlen legte. Da mir jetzt aber der HERR, mein Gott, auf allen Seiten Ruhe verschafft hat, so daß kein Widersacher und keine Schwierigkeit mehr vorhanden ist, so beabsichtige ich nun, dem Namen des HERRN, meines Gottes, einen Tempel zu erbauen, wie der HERR dies meinem Vater David verheißen hat mit den Worten: ›Dein Sohn, den ich als deinen Nachfolger auf deinen Thron setzen werde, der soll meinem Namen das Haus bauen.‹ So gib nun Befehl, daß man mir Zedern auf dem Libanon fälle; meine Leute sollen dabei mit den deinigen zusammenarbeiten, und den Lohn für deine Leute will ich dir geben, ganz wie du es bestimmst. Du weißt ja selbst, daß es keinen bei uns gibt, der Bauholz so zu hauen verstände wie die Sidonier.« Hirams Antwort und Zusage; Abschluß (2.Chr 2,10-15)Als Hiram diese Botschaft Salomos vernahm, freute er sich außerordentlich und rief aus: »Gepriesen sei heute der HERR, der dem David einen weisen Sohn zum Herrscher über dies große Volk gegeben hat!« Hierauf ließ Hiram dem Salomo durch eine Gesandtschaft sagen: »Ich habe deine Botschaft an mich vernommen. Ich werde alle deine Wünsche bezüglich des Zedern- und Zypressenholzes erfüllen. Meine Leute sollen die Hölzer vom Libanon ans Meer hinabschaffen; dann will ich Flöße daraus auf dem Meer herstellen lassen und sie bis an den Ort schaffen, den du mir angeben wirst; dort lasse ich sie wieder auseinandernehmen, und du läßt sie dann abholen. Dafür mußt du aber auch meine Wünsche erfüllen, indem du meinen Hofhalt mit Speisebedarf versorgst.« So lieferte also Hiram dem Salomo Zedern- und Zypressenholz, soviel er wünschte; Salomo dagegen lieferte dem Hiram 20000 Kor Weizen für den Unterhalt seines Hofes und 20000 BathBath und Kor s. Anhang, Maße. feinstes Öl von zerstoßenen Oliven; so viel hatte Salomo dem Hiram Jahr für Jahr zu liefern. Der HERR aber verlieh dem Salomo Weisheit, wie er ihm verheißen hatte; und es bestand ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Salomo und Hiram, denn sie hatten einen Bund miteinander geschlossen. Salomos Fronarbeiter und die letzten Vorarbeiten für den Tempelbau (2.Chr 2,16-17)Hierauf hob der König Salomo aus ganz Israel Fronarbeiter aus, so daß die Fronenden sich auf dreißigtausend Mann beliefen. Er schickte sie abwechselnd auf den Libanon, jeden Monat zehntausend, so daß sie einen Monat auf dem Libanon waren und zwei Monate jeder zu Hause blieb; Adoniram hatte die Oberaufsicht über die Fronarbeiter. – Außerdem hatte Salomo 70000 Lastträger und 80000 Steinhauer im Gebirge (Juda), ungerechnet die 3300 von Salomo bestellten Werkführer, welche die Arbeiten zu leiten und die Leute, die mit der Arbeit beschäftigt waren, zu beaufsichtigen hatten. Der König gab auch Befehl, große und schwere Steine zu brechen, um die Grundmauern des Tempels mit Quadersteinen zu legen. Die Bauleute Salomos und die Bauleute Hirams behieben sie dann gemeinsam und richteten die Hölzer und die Steine zum Bau des Tempels her. 8. Bau des Tempels und der königlichen Paläste (2.Chr 3,1-14)a) Allgemeines über das Tempelhaus mit seinen Räumen und dem AnbauIm vierhundertachtzigsten Jahr nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten, im vierten Jahre der Regierung Salomos über Israel, im Monat SiwWahrscheinlich ist zu übersetzen: am Neumondtage des Siw. – das ist der zweite Monat –, da begann Salomo den Bau des Tempels für den HERRN. Der Tempel, den der König Salomo für den HERRN baute, war sechzig Ellen lang, zwanzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch. Die Halle an der Vorderseite des Großraumes des Gebäudes war zwanzig Ellen breit, entsprechend der Breite des Gebäudes, und zehn Ellen tief in der Längsrichtung des Gebäudes. (Salomo) ließ an dem Tempel Fenster mit unbeweglichem Gitterwerk anbringen und führte an der Wand des Tempels ringsum, sowohl um den Großraum als auch um den Hinterraum, einen Anbau auf und richtete so ringsum Seitenräume ein. Das unterste Stockwerk (dieses Anbaus) war fünf Ellen breit, das mittlere sechs, das dritte sieben Ellen breit; denn Salomo hatte außen am Tempel ringsum Absätze anbringen lassen, damit die Querbalken nicht in die Mauern des Hauptgebäudes eingriffen. Beim Bau des Tempels verwandte man aber nur Steine, die beim Brechen (im Steinbruch) schon fertig behauen waren, so daß man während der Errichtung des Gebäudes von Hämmern und Meißeln, überhaupt von eisernen Werkzeugen im Tempel nichts hörte. Der Eingang zum untersten Stockwerk des Anbaus befand sich an der Südseite des Gebäudes; und auf einer Wendeltreppe stieg man in das mittlere und vom mittleren in das dritte Stockwerk hinauf. Als er so den Bau des Tempels vollendet hatte, deckte er das Gebäude mit Balken und Bohlenreihen von Zedernholz. Den Anbau aber führte er um den ganzen Tempel her auf, jedes Stockwerk fünf Ellen hoch, und verband ihn mit dem Hauptgebäude durch Zedernbalken. b) Eine Verheißung Gottes an SalomoUnd es erging das Wort des HERRN an Salomo folgendermaßen: »So steht es mit diesem Hause, das du eben erbaust: Wenn du nach meinen Satzungen wandelst und meinen Weisungen nachkommst, alle meine Gebote hältst, so daß du nach ihnen wandelst, so will ich die Verheißung an dir wahrmachen, die ich deinem Vater David gegeben habe: ich werde aldann inmitten der Israeliten wohnen und mein Volk Israel nicht verlassen.« c) Die innere Ausstattung des TempelsAls nun Salomo mit dem Bau des Hauses fertig war, bekleidete er die Wände des Tempels im Inneren des Hauses mit Brettern von Zedernholz: vom Fußboden des Gebäudes bis zu den Balken der Decke täfelte er die inneren Wände mit Holz und belegte den Fußboden des Tempels mit Bohlen von Zypressenholz. Ebenso bekleidete er die zwanzig Ellen an der Hinterseite des Tempels mit Zedernbrettern vom Fußboden bis an die Decke und baute sichA.ü.: er baute ihm (d.h. dem HERRN). so im Inneren des Tempels den Hinterraum als das Allerheiligste aus. Aber das vordere Tempelhaus, das heißt der Großraum vorn vor dem Allerheiligsten, maß vierzig Ellen. So bestand denn das ganze Haus im Inneren aus Zedernholz, verziert mit Schnitzwerk in Form von wilden Gurken und Blumengewinden, alles von Zedernholz, so daß kein Stein zu sehen war. Den Hinterraum aber im Inneren des Gebäudes richtete er so ein, daß er die Bundeslade des HERRN dort unterbringen konnte. Der Hinterraum war nämlich zwanzig Ellen lang, zwanzig Ellen breit und zwanzig Ellen hoch, und er ließ ihn mit feinem Gold überziehen; auch den Zedernholz-Altar vor dem Hinterraum überzog er damit. Weiter überzog Salomo das Gebäude im Inneren mit feinem Gold und zog vor dem Hinterraum goldene Ketten her und überzog auch ihn mit Gold. Den ganzen Tempel überzog er also im Inneren mit Gold, das ganze Gebäude vollständig; auch den Altar, der vor dem Allerheiligsten stand, überzog er ganz mit Gold. d) Die Ausstattung des Allerheiligsten (2.Chr 3,8-14)Weiter ließ er im Allerheiligsten zwei Cherube aus Ölbaumholz anfertigen, je zehn Ellen hoch. Jeder Flügel der beiden Cherube maß fünf Ellen, so daß von der einen Flügelspitze bis zu der andern ein Abstand von zehn Ellen war. Und zehn Ellen maß auch der andere Cherub: beide Cherube hatten dasselbe Maß und dieselbe Gestalt; die Höhe des einen Cherubs betrug zehn Ellen und ebenso die des anderen Cherubs. Er stellte die beiden Cherube dann in der Mitte des innersten Tempelraumes auf, und sie hielten ihre Flügel so ausgebreitet, daß der Flügel des einen Cherubs diese Wand des Allerheiligsten und der Flügel des andern Cherubs die andere Wand berührte, während ihre inneren Flügel in der Richtung nach der Mitte des Raumes aneinander stießen. Auch die Cherube überzog er mit Gold. Weiter ließ er an allen Wänden des Gebäudes ringsum Schnitzwerk von Cheruben, Palmen und Blumengewinden anbringen. Auch den Fußboden des Tempels ließ er mit Gold überziehen sowohl im Hinterraum als auch im Vorderraum. e) Die Türen und der innere VorhofUnd für den Eingang in den Hinterraum ließ er eine Türeinfassung von Ölbaumholz anfertigen; die Oberschwelle und die Pfosten bildeten ein Fünfeck. Auf den beiden Türflügeln von Ölbaumholz aber ließ er Schnitzwerk von Cheruben, Palmen und Blumengewinden anbringen und sie dann mit Gold überziehen, und zwar die Cherube und die Palmen mit breitgeschlagenem Gold. Ebenso ließ er auch für den Eingang zum Großraum eine Türeinfassung von Ölbaumholz anfertigen, die ein Viereck bildete, dazu zwei Türflügel von Zypressenholz, von denen jeder aus zwei drehbaren Blättern bestand. Er ließ dann Schnitzwerk darauf anbringen, nämlich Cherube, Palmen und Blumengewinde, und ließ sie mit Goldblech überziehen, das dem Schnitzwerk genau angepaßt war. Darauf ließ er den inneren Vorhof mit einer Mauer umziehen, die aus drei Lagen von Quadersteinen und einer Lage von Zedernbalken bestand. f) Die BauzeitIm vierten Jahre (der Regierung Salomos), im Monat Siw, war der Grund zum Tempel des HERRN gelegt worden, und im elften Jahre, im Monat Bul – das ist der achte Monat –, war der Tempel vollendet in allen seinen Teilen und mit allem, was dazu gehörte; sieben Jahre also hatte man daran gebaut. 9. Beschreibung der übrigen (weltlichen) Bauten SalomosAber an seinem eigenen Hause baute Salomo dreizehn Jahre lang, bis er seinen Palast ganz vollendet hatte. a) Das LibanonwaldhausEr erbaute nämlich das Libanonwaldhaus, das hundert Ellen lang, fünfzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch war, auf vierA. (richtige) L.: drei. Reihen von Zedernsäulen, und auf den Säulen ruhten Balken von Zedernholz. Eine Decke von Zedernholz befand sich über den Tragbalken, die auf den Säulen lagen, zusammen fünfundvierzig, fünfzehn in jeder Reihe. Und Durchblicke waren da in drei Reihen, und die Lichtöffnungen lagen einander gegenüber, dreimal. Alle Türen und Lichtöffnungen waren viereckig, im Durchblick; und die Lichtöffnungen lagen einander gegenüber, dreimal. b) Die übrigen Palastbauten SalomosSodann erbaute er den Säulensaal, der fünfzig Ellen lang und dreißig Ellen breit war; eine Halle mit Säulen und eine Treppe befand sich davor. – Weiter erbaute er den Thronsaal, in dem er Recht sprach, den Gerichtssaal; der war mit Zedernholz getäfelt vom Fußboden bis an die Decke. – Sodann sein eigener Palast, in dem er wohnte, im zweiten Vorhof einwärts vom Thronsaal, war ein Bau von derselben Art. Auch für die Tochter des Pharaos, die Salomo geheiratet hatte, baute er einen Palast gleich jener Halle. Alle diese Bauten waren aus Prachtsteinen aufgeführt, die nach Quadermaß behauen und innen wie außen mit der Säge zugeschnitten waren, und zwar vom Grund an bis zu den Gesimsen und von außen bis zu dem großen Vorhof. Die Fundamente aber bestanden aus gewaltig großen Steinen, aus Blöcken von zehn Ellen und solchen von acht Ellen Länge; und darüber lagen Prachtsteine, die nach Quadermaß zugehauen waren, und Zedernbalken. Der große Vorhof aber war rings mit einer Mauer umgeben, die aus drei Lagen Quadersteinen und einer Lage Zedernbalken bestand; ebenso war es auch bei dem inneren Vorhof am Tempel des HERRN und bei dem Vorhof am Säulensaal des Palastes. 10. Die Ausstattung des Tempels (2.Chr 3,15-5,1)a) Angaben über den Künstler Hiram von Tyrus (2.Chr 2,13-14)Darauf sandte der König Salomo hin und ließ Hiram von Tyrus holen. Dieser war der Sohn einer Witwe aus dem Stamme Naphthali, sein Vater aber war ein tyrischer Kupferschmied. Er war ein hochbegabter, einsichtsvoller und kunstsinniger Mann, der sich auf die Herstellung von Erzarbeiten jeder Art verstand. Dieser Mann kam also zum König Salomo und führte alle Erzarbeiten für ihn aus. b) Die beiden ehernen Säulen (Jachin und Boas) (2.Chr 3,15-17)So stellte er die beiden ehernen Säulen her: achtzehn Ellen war die eine Säule hoch, ein Faden von zwölf Ellen umspannte sie, und ihre Dicke betrug vier Finger; inwendig war sie hohl; und ebenso machte er die zweite Säule. Auch fertigte er zwei aus Erz gegossene Knäufe an, um sie oben auf die Säulen zu setzen; jedes dieser beiden Kapitelle hatte fünf Ellen Höhe. Zur Bekleidung der Kapitelle, die sich oben auf den Säulen befanden, dienten Flechtwerke von kettenartig gearbeiteten Schnüren. Dann fertigte er die Granatäpfel an, und zwar zwei Reihen von Granatäpfeln aus Erz für das eine Flechtwerk; und ebenso verfertigte er sie für das andere Kapitell. Die Kapitelle, die sich oben auf den Säulen befanden, waren in Form von Lilien gearbeitet, in der Vorhalle, vier Ellen. Und Kapitelle waren auf den beiden Säulen auch oberhalb nahe bei dem Wulst, der nach der Seite des Flechtwerks ging, und der Granatäpfel waren zweihundert, in Reihen rings um das eine Kapitell; Er stellte diese Säulen am Eingang zur Vorhalle des Tempels auf; die eine Säule, die er rechts aufstellte, nannte er Jachin, und der anderen, die er links aufstellte, gab er den Namen Boas. Oben auf den Säulen aber war ein lilienförmiges Gebilde; und damit war die Herstellung der Säulen vollendet. c) Das eherne Meer (oder große Wasserbecken) (2.Chr 4,2-5)Hiram fertigte auch das aus Erz gegossene Meer, das von einem Rande bis zum andern zehn Ellen maß, ringsum gerundet und fünf Ellen hoch; eine Schnur von dreißig Ellen war erforderlich, um es ganz zu umspannen. Unterhalb seines Randes waren Gebilde von wilden Gurken angebracht, die es rings umgaben, je zehn auf die Elle; sie bildeten einen Kranz um das Becken, zwei Reihen Gurken, die gleich beim Guß mitgegossen worden waren. Es ruhte auf zwölf Rindern, von denen drei nach Norden, drei nach Westen, drei nach Süden und drei nach Osten gewandt waren; das Becken aber lag oben auf ihnen, und die Hinterseite war bei allen Rindern nach innen gekehrt. Die Dicke (der Wand) des Beckens betrug eine Handbreite, und sein Rand war wie die Arbeit eines Becherrandes geformt, nach Art einer blühenden Lilie. Es faßte zweitausend Bath.Bath s. Anhang, Maße. d) Die zehn Gestühle und die zehn OpferkesselEr fertigte auch die zehn Gestühle aus Erz; jedes dieser Gestühle war vier Ellen lang, vier Ellen breit und drei Ellen hoch. Die Gestühle waren aber folgendermaßen gearbeitet: sie hatten Stege, und zwar Stege auch zwischen den Leitersprossen; auf den Stegen aber, die zwischen den Leitersprossen waren, befanden sich Löwen, Rinder und Cherube, und ebenso an den Leitersprossen oben und unten; unterhalb der Löwen und Rinder waren Kränze in Form von Gewinden angebracht. Jedes Gestühl hatte vier eherne Räder und eherne Achsen, und an seinen vier Ecken befanden sich Aufsätze, die unterhalb des Beckens angegossen waren; jenseits eines jeden waren Gewinde.Die Übersetzung von Vers 30, 31 und 35 ist fraglich. Sein Auflager befand sich innerhalb der Aufsätze und ragte eine Elle darüber hinaus; sein Auflager war rund, in Gestell-Arbeit, anderthalb Ellen im Durchmesser; und auch an dem Auflager war Bildwerk angebracht, seine Stege aber waren viereckig, nicht rund. Die vier Räder befanden sich unten an den Stegen, und die Halter der Räder waren an dem Gestühl befestigt, und jedes Rad war anderthalb Ellen hoch. Die Räder waren wie Wagenräder gearbeitet; ihre Halter und Felgen, ihre Speichen und Naben – alles war Gußwerk. An den vier Eckpfosten jedes Gestühls befanden sich vier Aufsätze, die aus einem Guß mit dem Gestühl waren. Oben auf dem Gestühl war eine Art Gestell, eine halbe Elle hoch, rund ringsum; und oben auf dem Gestühl war der Aufsatz mit seinen Haltern, die das Becken stützten, seine Halter und Stege aus einem Guß mit ihm. Auf die Tafeln und Stege grub er Bildwerk von Cheruben, Löwen und Palmen ein, soweit leerer Raum bei ihnen vorhanden war, und Gewinde ringsum. Auf diese Weise stellte er die zehn Gestühle her; alle hatten denselben Guß, dasselbe Maß und dieselbe Gestaltung. – Dann fertigte er zehn eherne Kessel, von denen jeder vierzig Bath faßte und jeder einen Durchmesser von vier Ellen hatte; auf jedes der zehn Gestühle kam ein solcher Kessel. Von den Gestühlen stellte er fünf auf der Südseite und fünf auf der Nordseite des Tempels auf; das große Wasserbecken aber erhielt seinen Platz auf der Südostseite des Tempels. e) Weitere Opfergeräte von Erz; zusammenfassende ÜbersichtWeiter fertigte Hiram die Töpfe, Schaufeln und Sprengschalen an und vollendete so alle Arbeiten, die er für den König Salomo am Gotteshause herzustellen hatte, nämlich zwei Säulen mit den beiden kugelförmigen Knäufen oben auf den Säulen sowie die zwei Geflechte zur Bekleidung der beiden kugelförmigen Kapitelle oben auf den Säulen; und die vierhundert Granatäpfel für die beiden Flechtwerke: zwei Reihen Granatäpfel für jedes Flechtwerk; ferner die zehn Gestühle nebst den zehn Kesseln auf den Gestühlen, und das eine große Wasserbecken mit den zwölf Rindern unter dem Becken; sodann die Töpfe, Schaufeln und Sprengschalen. Alle diese Kunstwerke, die Hiram dem König Salomo für den Tempel des HERRN fertigte, waren von geplättetem Erz. In der Jordanaue hatte der König sie gießen lassen an der Furt von Adama,A.Ü.: gießen lassen im dicksten Erdboden (oder: in Formen von Tonerde). zwischen Sukkoth und Zarethan. Salomo ließ aber alle diese Metallarbeiten ungewogen wegen ihrer übergroßen Menge; das Gewicht des Erzes wurde nicht festgestellt. f) Nachtrag: die Goldgeräte des Tempels; AbschlußFerner ließ Salomo alle die Ausstattungsgegenstände und Geräte anfertigen, die zum Tempel des HERRN gehörten: den vergoldeten Altar und den vergoldeten Tisch, auf dem die Schaubrote lagen; weiter die Leuchter, nämlich fünf auf der rechten und fünf auf der linken Seite vor dem Allerheiligsten aus gediegenem Gold, dazu die Blüten, Lampen und Lichtscheren aus Gold; weiter die Becken, Messer, Sprengschalen, Schüsseln und Räucherpfannen aus gediegenem Gold. Was schließlich die Angeln an den Türflügeln im Innenraum des Tempels, des Allerheiligsten, sowie an den Türflügeln des Großraumes des Tempels betrifft, so waren sie von Gold. Als nun alle Arbeiten, die der König Salomo für den Tempel des HERRN hatte herstellen lassen, fertig waren, ließ Salomo auch die Weihgeschenke seines Vaters David hineinbringen; und zwar legte er das Silber, das Gold und die Geräte in die Schatzkammern des Tempels des HERRN. 11. Die Tempelweihe Salomos (2.Chr 5,2-7,10)a) Überführung der Bundeslade in den Tempel (2.Chr 5,2-10)Damals ließ Salomo die Ältesten der Israeliten und (zwar besonders) alle Häupter der Stämme und die Obersten der israelitischen Geschlechter bei sich in Jerusalem zusammenkommen, um die Bundeslade des HERRN aus der Davidstadt, das ist Zion, hinaufzubringen. So versammelten sich denn alle israelitischen Männer beim König Salomo am Fest im Monat Ethanim,Vgl. die abweichende Angabe 6,38. das ist der siebte Monat. Als nun alle Ältesten der Israeliten sich eingefunden hatten, hoben die Priester die Lade des HERRN auf und trugen sie hinauf, ebenso das Offenbarungszelt und alle heiligen Geräte, die sich im Zelt befanden: die Priester und Leviten trugen sie hinauf. Der König Salomo aber und die ganze Volksgemeinde Israel, die sich um ihn versammelt hatte, opferten vor der Lade so viele Stück Kleinvieh und Rinder, daß ihre Menge geradezu unzählbar war. Alsdann brachten die Priester die Lade mit dem Bundesgesetz des HERRN an die für sie bestimmte Stätte, nämlich in den Hinterraum des Tempels, in das Allerheiligste, unter die Flügel der Cherube; die Cherube hielten nämlich ihre Flügel ausgebreitet über die Stätte, wo die Lade stand, so daß die Cherube eine Decke oben über der Lade und deren Tragstangen bildeten. Die Tragstangen aber waren so lang, daß die Spitzen der Stangen im Heiligtum an der Vorderseite des Allerheiligsten eben noch sichtbar waren; weiter außen aber waren sie nicht zu sehen; und sie sind dort geblieben bis auf den heutigen Tag. In der Lade befand sich nichts als nur die beiden steinernen Tafeln, die Mose am Horeb hineingelegt hatte, die Tafeln des Bundes, den der HERR mit den Israeliten nach ihrem Auszug aus Ägypten geschlossen hatte. b) Die Erscheinung der Herrlichkeit Gottes (2.Chr 5,11-14)Als aber die Priester aus dem Heiligtum hinausgetreten waren, da erfüllte die Wolke den Tempel des HERRN, so daß die Priester wegen der Wolke nicht hintreten konnten, um ihren Dienst zu verrichten; denn die Herrlichkeit des HERRN erfüllte den Tempel des HERRN. Damals sprach Salomo: »Der HERR hat gesagt, er wolle im Dunkeln wohnen. So habe ich dir nun ein Haus zur Wohnung gebaut, eine Stätte zum Wohnsitz für dich auf ewige Zeiten.« c) Salomos Weihespruch und Weiherede an das Volk (2.Chr 6,1-11)Hierauf wandte der König sich um und segneted.h. begrüßte mit einem Segensspruch. die ganze Volksgemeinde Israel, wobei die ganze Gemeinde Israel dastand. Dann sagte er: »Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, der die Verheißung, die er meinem Vater David mündlich gegeben, nun tatsächlich erfüllt hat, da er sagte: ›Seit der Zeit, wo ich mein Volk Israel aus Ägypten hinausgeführt, habe ich aus allen Stämmen Israels nie eine Stadt dazu erwählt, daß mir daselbst ein Haus gebaut würde, an dem mein Name haften sollte; David aber habe ich dazu ersehen, Herrscher über mein Volk Israel zu sein.‹ Nun hatte zwar mein Vater David den Wunsch, dem Namen des HERRN, des Gottes Israels, ein Haus zu bauen; aber der HERR ließ meinem Vater David verkünden: ›Daß du den Wunsch gehegt hast, meinem Namen ein Haus zu bauen, an diesem Vorhaben hast du wohl getan; jedoch nicht du sollst das Haus mir bauen, sondern dein leiblicher Sohn, der dir geboren werden wird, der soll meinem Namen das Haus bauen.‹ Nun hat der HERR diese Verheißung, die er gegeben hat, in Erfüllung gehen lassen; denn ich bin an die Stelle meines Vaters David getreten und habe den Thron Israels bestiegen, wie der HERR es verheißen hatte, und habe dem Namen des HERRN, des Gottes Israels, den Tempel erbaut, und ich habe darin eine Stätte geschaffen für die Lade, in der die Urkunde des Bundes liegt, den der HERR mit unsern Vätern geschlossen hat, als er sie aus dem Lande Ägypten hinausführte.« d) Salomos Weihegebet (2.Chr 6,12-42)Nunmehr trat Salomo angesichts der ganzen Gemeinde Israel vor den Altar des HERRN, breitete seine Hände gen Himmel aus und betete: »HERR, du Gott Israels! Kein Gott weder im Himmel droben noch auf der Erde unten ist dir gleich, der du den Bund und die Gnade deinen Knechten bewahrst, die mit ihrem ganzen Herzen vor dir wandeln. Du hast deinem Knechte David, meinem Vater, das Versprechen gehalten, was du ihm gegeben hattest; ja, was du mündlich zugesagt hattest, das hast du tatsächlich erfüllt, wie es heute sichtbar zutage liegt. Und nun, HERR, du Gott Israels, halte deinem Knechte David, meinem Vater, auch die Verheißung, die du ihm gegeben hast mit den Worten: ›Es soll dir nie an einem (Nachkommen) fehlen, der vor meinem Angesicht auf dem Throne Israels sitze, wofern nur deine Söhne auf ihren Weg achthaben, daß sie vor meinen Augen wandeln, wie du vor mir gewandelt bist.‹ Nun also, Gott Israels, laß deine Verheißung, die du deinem Knecht David, meinem Vater, gegeben hast, in Erfüllung gehen! Wie aber? Sollte Gott wirklich auf der Erde Wohnung nehmen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen: wieviel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe! Und doch wende dich dem Gebet deines Knechtes und seinem Flehen zu, HERR, mein Gott, und höre auf das laute Rufen und das Gebet, das dein Knecht heute an dich richtet! Laß deine Augen bei Tag und bei Nacht offenstehen über diesem Hause, über der Stätte, von der du verheißen hast: ›Mein Name soll daselbst wohnen!‹, daß du auf das Gebet hörest, das dein Knecht an dieser StätteRichtiger wohl: nach dieser Stätte hin(gewandt). verrichten wird. So höre denn auf das Flehen deines Knechtes und deines Volkes Israel, sooft sie an dieser StätteRichtiger wohl: nach dieser Stätte hin(gewandt). beten werden! Ja, erhöre du es an der Stätte, wo du thronst, im Himmel, und wenn du es hörst, so vergib! Wenn sich jemand gegen seinen Nächsten vergeht und man ihm einen EidGemeint ist eine Fluchformel oder Selbstverwünschung in der Form eines Reinigungseides. auferlegt, den er schwören soll, und er kommt und schwört vor deinem Altar in diesem Hause: so wollest du es im Himmel hören und eingreifen und deinen Knechten Recht schaffen, indem du den Schuldigen dadurch für schuldig erklärst, daß du sein Tun auf sein Haupt zurückfallen läßt, dem Unschuldigen aber dadurch zu seinem Recht verhilfst, daß du ihm zuteil werden läßt nach seiner Gerechtigkeit! Wenn dein Volk Israel von einem Feinde geschlagen wird, weil es sich gegen dich versündigt hat, sich dann aber wieder zu dir bekehrt und deinen Namen bekennt und in diesem Hause zu dir betet und fleht: so wollest du es im Himmel hören und deinem Volk Israel die Sünde vergeben und sie in dem Lande wohnen lassen, das du ihren Vätern gegeben hast! Wenn der Himmel verschlossen bleibt und kein Regen fällt, weil sie gegen dich gesündigt haben, und sie dann an dieser Stätte beten und deinen Namen bekennen und sich von ihrer Sünde bekehren, weil du sie gedemütigt hast: so wollest du es im Himmel hören und deinen Knechten, deinem Volk Israel, die Sünde vergeben, indem du sie auf den rechten Weg weisest, auf dem sie wandeln sollen, und wollest Regen fallen lassen auf dein Land, das du deinem Volk zum Erbbesitz gegeben hast! Wenn eine Hungersnot im Lande herrscht, wenn die Pest ausbricht, wenn Getreidebrand oder Vergilben des Getreides, Heuschrecken oder Ungeziefer über das Land kommen, wenn seine Feinde es in einer seiner Ortschaften bedrängen oder sonst irgendeine Plage, irgendeine Krankheit sie heimsucht: was man alsdann bittet und fleht, es geschehe von einem einzelnen Menschen oder von deinem ganzen Volk Israel, wenn ein jeder sich in seinem Gewissen getroffen fühlt und er seine Hände nach diesem Hause hin ausstreckt: so wollest du es im Himmel hören an der Stätte, wo du thronst, und wollest Verzeihung gewähren und einem jeden ganz nach Verdienst vergelten, wie du sein Herz kennst – denn du allein kennst das Herz aller Menschenkinder –, damit sie dich allezeit fürchten, solange sie auf dem Boden des Landes leben, das du unsern Vätern gegeben hast! Aber auch den Fremdling, der nicht zu deinem Volk Israel gehört, sondern aus fernem Lande um deines Namens willen hergekommen ist – denn sie werden von deinem großen Namen, von deiner starken Hand und deinem hocherhobenen Arm hören –, wenn er also kommt und vor diesem Tempel betet: so wollest du ihn im Himmel hören an der Stätte, wo du thronst, und alles das tun, um was der Fremdling dich anruft, auf daß alle Völker der Erde deinen Namen kennenlernen, damit sie dich ebenso fürchten wie dein Volk Israel und damit sie innewerden, daß dieses Haus, das ich erbaut habe, deinem Namen als Besitz zugesprochen ist. Wenn dein Volk gegen seine Feinde zum Kampf auszieht auf dem Wege, auf den du sie senden wirst, und sie sich im Gebet zu dem HERRN nach der Stadt hin wenden, die du erwählt hast, und nach dem Tempel hin, den ich zu Ehren deines Namens erbaut habe: so wollest du ihr Gebet und Flehen im Himmel hören und ihnen zu ihrem Recht verhelfen! Wenn sie sich an dir versündigt haben – es gibt ja keinen Menschen, der nicht sündigt – und du ihnen zürnst und sie dem Feinde preisgibst, so daß ihre Besieger sie gefangen wegführen in Feindesland, es liege fern oder nahe, und sie dann in dem Lande, wohin sie in die Gefangenschaft geführt worden sind, in sich gehen und sich bekehren und dich im Lande ihrer Zwingherren mit dem Bekenntnis anrufen: ›Wir haben gesündigt und uns vergangen, wir haben gottlos gehandelt!‹, wenn sie sich also im Lande ihrer Feinde, die sie in Gefangenschaft halten, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele dir wieder zuwenden und zu dir beten in der Richtung nach ihrem Lande hin, das du ihren Vätern gegeben hast, und nach der Stadt hin, die du dir erwählt hast, und nach dem Tempel hin, den ich zu Ehren deines Namens erbaut habe: so wollest du ihr Gebet und Flehen im Himmel an der Stätte, wo du thronst, hören und ihnen zu ihrem Recht verhelfen und wollest deinem Volke vergeben, was sie gegen dich gesündigt haben, und alle ihre Übertretungen, mit denen sie sich gegen dich vergangen haben, und wollest sie Barmherzigkeit finden lassen bei ihren Zwingherren, so daß diese Erbarmen mit ihnen haben! Denn sie sind dein Volk und dein Eigentum, das du aus Ägypten, mitten aus dem Eisen-Schmelzofen, weggeführt hast. So laß denn deine Augen offenstehen für das Flehen deines Knechtes und für das Flehen deines Volkes Israel, daß du sie erhörest, sooft sie dich anrufen! Denn du selbst hast sie dir zum Eigentum ausgesondert aus allen Völkern der Erde, wie du es durch den Mund deines Knechtes Mose ausgesprochen hast, als du unsere Väter aus Ägypten wegführtest, HERR, unser Gott!« e) Salomos segnendes und mahnendes SchlußwortAls nun Salomo mit diesem ganzen Gebet und Flehen, das er an den HERRN gerichtet hatte, zu Ende war, erhob er sich von dem Platze vor dem Altar des HERRN, wo er mit zum Himmel ausgebreiteten Händen auf den Knien gelegen hatte; er trat dann hin und segnete die ganze Volksgemeinde Israel, indem er mit lauter Stimme ausrief: »Gepriesen sei der HERR, der seinem Volk Israel Ruhe verschafft hat, ganz wie er es verheißen hat! Von all seinen herrlichen Verheißungen, die er durch den Mund seines Knechtes Mose gegeben hat, ist keine einzige unerfüllt geblieben. Der HERR, unser Gott, sei mit uns, wie er mit unsern Vätern gewesen ist! Er verlasse uns nicht und verwerfe uns nicht, sondern lasse unsere Herzen auf ihn gerichtet sein, damit wir allezeit auf seinen Wegen wandeln und seine Gebote, Satzungen und Rechte beobachtend.h. beachten, befolgen ., zu denen er unsere Väter verpflichtet hat! Und diese meine Worte, mit denen ich den HERRN angefleht habe, mögen dem HERRN, unserm Gott, bei Tag und bei Nacht gegenwärtig sein, auf daß er seinem Knecht und seinem Volk Israel so, wie jeder Tag es erfordert, Recht schaffe, damit alle Völker der Erde erkennen, daß der HERR Gott ist und sonst keiner. Euer Herz aber möge dem HERRN, unserm Gott, ungeteilt ergeben sein, daß ihr nach seinen Satzungen wandelt und seine Gebote so haltet, wie es heute der Fall ist!« f) Abschluß der Feierlichkeiten durch ein großes OpferfestHierauf brachten der König und ganz Israel mit ihm Schlachtopfer vor dem HERRN dar, und zwar ließ Salomo als Heilsopfer, das er dem HERRN darbrachte, 22000 Rinder und 120000 Stück Kleinvieh schlachten: so weihten der König und alle Israeliten den Tempel des HERRN ein. An jenem Tage weihte der König den mittleren Teil des Vorhofes, der vor dem Tempel des HERRN liegt, zur Opferstätte; denn er brachte dort die Brandopfer, die Speisopfer und die Fettstücke der Heilsopfer dar, weil der eherne Altar, der vor dem Tempel des HERRN steht, zu klein war, um die Brand- und Speisopfer und die Fettstücke der Heilsopfer zu fassen. Auch beging Salomo damals das (Laubhütten-) Fest und ganz Israel mit ihm – eine gewaltige Festgemeinde, die zusammengekommen war von der Gegend bei Hamath an bis an den Bach Ägyptens – vor dem HERRN, unserm Gott, sieben Tage lang [und noch einmal sieben Tage, im ganzen vierzehn Tage lang]. Am achten Tage aber entließ er das Volk; sie nahmen Abschied vom König und kehrten zu ihren Zelten zurück, fröhlich und wohlgemut wegen all des Guten, mit dem der HERR seinen Knecht David und sein Volk Israel gesegnet hatte. 12. Gottes abermalige Erscheinung und seine Antwort auf Salomos Gebet (2.Chr 7,11-22)Als nun Salomo den Bau des Tempels des HERRN und des königlichen Palastes vollendet hatte und mit allem, was er sonst noch auszuführen gewünscht hatte, fertig war, da erschien ihm der HERR zum zweitenmal, wie er ihm vorher in Gibeon erschienen war; und der HERR sagte zu ihm: »Ich habe dein Gebet und dein Flehen gehört, das du an mich gerichtet hast. Ich habe diesen Tempel, den du erbaut hast, dazu geweiht, meinen Namen für alle Zeiten daran haften zu lassen, und meine Augen und mein Herz sollen immerdar dort zugegen sein. Wenn du nun vor mir ebenso wandelst, wie dein Vater David es getan hat, in Herzenseinfalt und Aufrichtigkeit, so daß du alles tust, was ich dir geboten habe, und meine Satzungen und Rechte beobachtestd.h. beachtest, befolgst ., so will ich den Thron deines Königtums über Israel auf ewige Zeiten bestätigen, wie ich es deinem Vater David feierlich zugesagt habe mit den Worten: ›Es soll dir nie an einem Manne auf dem Throne Israels fehlen!‹ Wenn ihr aber von mir abfallt, ihr oder eure Kinder, und meine Gebote und Satzungen, die ich euch zur Pflicht gemacht habe, nicht beobachtetd.h. beachtest, befolgst ., sondern anderen Göttern zu dienen und sie anzubeten anfangt, so werde ich Israel aus dem Lande, das ich ihnen gegeben habe, ausrotten und den Tempel, den ich meinem Namen geheiligt habe, keines Blickes mehr würdigen, und Israel soll für alle Völker ein Gegenstand des Hohns und Spottes werden. Und dieser Tempel soll zu einem Trümmerhaufen werden, so daß alle, die an ihm vorübergehen, sich entsetzen und zischeln; und wenn man dann fragt: ›Warum hat der HERR diesem Land und diesem Hause solches Geschick widerfahren lassen?‹, so wird man antworten: ›Zur Strafe dafür, daß sie den HERRN, ihren Gott, der ihre Väter aus Ägypten herausgeführt hatte, verlassen und sich anderen Göttern zugewandt und sie angebetet und ihnen gedient haben; darum hat der HERR all dieses Unglück über sie kommen lassen.‹« 13. Allerlei auf Salomo bezügliche Angaben (2.Chr 8-9; 1,14-17)a) Landabtretung an Hiram als GegenleistungNach Ablauf der zwanzig Jahre nun, während deren Salomo die beiden Bauwerke, den Tempel des HERRN und den königlichen Palast, erbaut hatte – Hiram, der König von Tyrus, hatte nämlich dem König Salomo Zedern- und Zypressenholz sowie Gold geliefert, soviel er gewünscht hatte –, damals schenkte der König Salomo dem Hiram zwanzig Städte in der Landschaft Galiläa. Als aber Hiram aus Tyrus herüberkam, um sich die Städte anzusehen, die Salomo ihm überwiesen hatte, gefielen sie ihm nicht, und er sagte: »Was sind das für Städte, die du mir da abgetreten hast, mein Bruder!« Daher nennt man diese Landschaft »Kabul« bis auf den heutigen Tag. Hiram hatte nämlich dem Könige hundertundzwanzig TalenteTalent s. Anhang, Maße. Gold gesandt. b) Von Salomos Fronarbeitern, Festungsbauten, Vorratsstädten, regelmäßigen Opfern u.a.Folgendermaßen aber verhielt es sich mit den Fronarbeitern, die der König Salomo ausgehoben hatte, um den Tempel des HERRN und seinen eigenen Palast sowie die Burg Millo und die Mauer Jerusalems zu bauen und um Hazor, Megiddo und Geser zu befestigen: Der Pharao nämlich, der König von Ägypten, war heraufgezogen, hatte Geser erobert und eingeäschert und die Kanaanäer, die in der Stadt wohnten, niedergemacht und dann (den Ort) seiner Tochter, der Gemahlin Salomos, als Mitgift geschenkt; hierauf hatte Salomo Geser wieder aufgebaut, ebenso (baute er) auch das untere Beth-Horon, Baalath, Thamar in der Steppe im Lande Juda, dazu alle Vorratsstädte, die Salomo besaß, und die Ortschaften für die Kriegswagen und die Reitpferde und überhaupt alle Bauten, die Salomo in Jerusalem, auf dem Libanon und im ganzen Bereich seines Königreiches auszuführen wünschte. Alles, was noch an Nachkommen von den Amoritern, Hethitern, Pherissitern, Hewitern und Jebusitern vorhanden war, die nicht zu den Israeliten gehörten – deren Nachkommen, soweit sie im Lande noch übriggeblieben waren, weil die Israeliten den Blutbann an ihnen nicht hatten vollstrecken können, die hob Salomo zum Frondienst aus, und sie sind Fronarbeiter geblieben bis auf den heutigen Tag. Von den Israeliten dagegen machte Salomo keinen zum Leibeigenen, sondern diese dienten ihm als Krieger und Hofbeamte, als hohe und niedere Offiziere und als Befehlshaber über seine Kriegswagen und seine Reiterei. Die Zahl der Oberaufseher, die bei den Arbeiten Salomos beschäftigt waren, belief sich auf 550; sie hatten die bei den Arbeiten beschäftigten Leute zu beaufsichtigen. Sobald die Tochter des Pharaos aus der Davidstadt in ihren eigenen Palast eingezogen war, den Salomo für sie hatte bauen lassen, machte er sich an den Bau der Burg Millo. – Dreimal jährlich pflegte Salomo Brand- und Heilsopfer auf dem Altar darzubringen, den er dem HERRN erbaut hatte, und ebenso auf dem (Altar) zu räuchern, der vor dem HERRN stand. Als er den Häuserbau vollendet hatte, c) Salomos Flottenbau und Schiffahrtschuf König Salomo auch eine Flotte in Ezjon-Geber, das bei Elath am Ufer des Schilfmeeres im Lande der Edomiter liegt. Hiram sandte dann auf dieser Flotte als Bemannung seine Leute – Seeleute, die mit dem Meer vertraut waren – zusammen mit den Leuten Salomos aus. Sie fuhren bis nach Ophir und holten von dort Gold, 420 Talente, und brachten es dem König Salomo. d) Besuch der Königin von Saba (2.Chr 9,1-12)Als aber die Königin von SabaLandschaft im südwestlichen Arabien. den Ruhm Salomos vernahm und von dem Tempel hörte, den er dem Namen des HERRN erbaut hatte, kam sie, um ihn mit Rätselfragen auf die Probe zu stellen. Sie kam also nach Jerusalem mit einem sehr großen Gefolge und mit Kamelen, welche Spezereien und Gold in sehr großer Menge und Edelsteine trugen. Als sie nun bei Salomo angekommen war, trug sie ihm alles vor, was sie sich vorgenommen hatte. Salomo aber wußte ihr auf alle Fragen Antwort zu geben, und nichts war dem Könige verborgen, daß er ihr nicht hätte Auskunft geben können. Als nun die Königin von Saba sich von der allseitigen Weisheit Salomos überzeugt hatte, dazu den Palast sah, den er erbaut hatte, und die Speisen auf seiner Tafel und wie seine Hofleute dasaßen, ferner die Aufwartung seiner Dienerschaft und ihre Tracht, seine Mundschenken sowie seine Brandopfer, die er im Tempel des HERRN darzubringen pflegte,A.L.: sowie seinen Aufzug, in welchem er zum Hause des HERRN hinaufzog. da geriet sie vor Erstaunen außer sich und sagte zum König: »Wahr ist das gewesen, was ich in meiner Heimat über dich und deine Weisheit gehört habe. Ich wollte dem, was man mir erzählte, nicht glauben, bis ich jetzt hergekommen bin und mich mit eigenen Augen überzeugt habe. Und dabei hat man mir noch nicht einmal die Hälfte berichtet: deine Weisheit und deine Vorzüge übertreffen noch das Gerücht, das ich vernommen habe. Beneidenswert sind deine Leute, beneidenswert diese deine Diener, die beständig um dich sind und deine Weisheit hören können! Gepriesen sei der HERR, dein Gott, der Wohlgefallen an dir gehabt hat, so daß er dich auf den Thron Israels gesetzt hat! Weil der HERR Israel allezeit liebt, darum hat er dich zum König bestellt, damit du Recht und Gerechtigkeit übest.« Hierauf schenkte sie dem König hundertundzwanzig TalenteTalent s. Anhang, Maße. Gold und Spezereien in sehr großer Menge, sowie Edelsteine; niemals wieder ist eine solche Fülle von Spezereien ins Land gekommen, wie die Königin von Saba sie damals dem König Salomo schenkte. Allerdings brachten auch die Schiffe Hirams, die Gold aus Ophir geholt hatten, Sandelholz in sehr großer Menge und Edelsteine aus Ophir mit; und der König ließ aus dem Sandelholz Geländer für den Tempel des HERRN und für den königlichen Palast herstellen sowie Zithern und Harfen für die Sänger. In solcher Menge ist Sandelholz nie wieder ins Land gekommen und dort zu sehen gewesen bis auf den heutigen Tag. Der König Salomo aber schenkte der Königin von Saba alles, wonach sie Verlangen trug und was sie sich wünschte, abgesehen von den Geschenken, die er ihr aus freien Stücken mit königlicher Freigebigkeit gab. Hierauf trat sie mit ihrem Gefolge den Rückweg an und zog heim. e) Verschiedene Angaben über Salomos Einkünfte, Kostbarkeiten, Ansehen und Macht, Pferdehandel (2.Chr 9,13-21)Das Gewicht des Goldes, das für Salomo in einem einzigen Jahre einging, betrug 666 Talente Gold, ungerechnet die Abgaben der reisenden Großkaufleute und die Steuern der Kleinhändler sowie die Tribute aller Könige Arabiens und was von den Statthaltern des Landes einkam. – Der König Salomo ließ auch zweihundert Langschilde von getriebenem Gold anfertigen: sechshundert SchekelSchekel und Mine s. Anhang, Maße. Gold verwandte er auf jeden Schild; ferner dreihundert Kleinschilde von getriebenem Gold; drei MinenSchekel und Mine s. Anhang, Maße. Gold verwandte er auf jeden Schild. Der König brachte sie dann im Libanonwaldhause unter. – Weiter ließ der König einen großen Thron von Elfenbein anfertigen und ihn mit feinem Gold überziehen. Der Thron hatte sechs Stufen, und das Kopfstück des Thrones hinten war gerundet; auf beiden Seiten des Sitzplatzes befanden sich Armlehnen, und neben den Armlehnen standen zwei Löwen; außerdem standen zwölf Löwen auf den sechs Stufen zu beiden Seiten: ein derartiges Kunstwerk ist noch nie für ein Königreich hergestellt worden. – Alle Trinkgefäße des Königs Salomo bestanden aus Gold; auch alle Geräte im Libanonwaldhause waren von feinem Gold, nichts von Silber, das man zu Salomos Lebzeiten für wertlos ansah. Denn der König hatte Tharsisschiffe, die mit den Schiffen Hirams über Meer fuhren; alle drei Jahre einmal kamen die Tharsisschiffe heim und brachten Gold und Silber, Elfenbein, Affen und Pfauen mit. So übertraf denn der König Salomo alle Könige der Erde an Reichtum und an Weisheit; und alle Welt suchte Salomo zu sehen, um sich persönlich von seiner Weisheit zu überzeugen, die Gott ihm ins Herz gelegt hatte. Dabei brachte jeder von ihnen ein entsprechendes Geschenk mit: silberne und goldene Kunstwerke, Gewänder, Waffen und Spezereien, Rosse und Maultiere, Jahr für Jahr. – Salomo brachte auch zahlreiche Kriegswagen und Reitpferde zusammen, so daß er 1400 Wagen und 12000 Reitpferde besaß, die er in den Wagenstädten oder in seiner Nähe zu Jerusalem unterbrachte. Und der König brachte es dahin, daß es in Jerusalem soviel Silber gab wie Steine und daß die Zedernstämme an Menge den Maulbeerfeigenbäumen in der Niederung gleichkamen. – Der Bezug der Pferde für Salomo erfolgte aus Ägypten, und zwar aus Koa; die Händler des Königs kauften sie dort in Koa auf, so daß ein Wagen bei der Ausfuhr aus Ägypten auf sechshundert Schekel Silber zu stehen kam und ein Pferd auf einhundertundfünfzig. Auf gleiche Weise wurden sie durch Vermittelung (seiner Händler) für alle Könige der Hethiter und für die Könige von Syrien bezogen. 14. Salomos Versündigungen; seine Widersacher und sein unrühmlicher Ausgang (2.Chr 9,29-31)a) Salomos Vielweiberei und Abgötterei; Gottes DrohungDer König Salomo liebte aber zahlreiche ausländische Frauen, nämlich neben der Tochter des Pharaos auch moabitische, ammonitische, edomitische, phönizische und hethitische, also Frauen aus solchen Völkern, bezüglich deren der HERR den Israeliten geboten hatte: »Ihr sollt keinen ehelichen Verkehr mit ihnen haben, und sie sollen nicht mit euch verkehren, sie würden sonst sicherlich eure Herzen ihren Göttern zuwenden!« An diesen Frauen hing Salomo mit Vorliebe; und zwar hatte er siebenhundert fürstliche Frauen und dreihundert Nebenweiber, und seine Frauen zogen sein Herz von dem HERRN ab. Als Salomo nämlich alt geworden war, wandten seine Frauen sein Herz anderen Göttern zu, so daß sein Herz dem HERRN, seinem Gott, nicht mehr ungeteilt ergeben war wie das Herz seines Vaters David. So verehrte er z.B. die phönizische Göttin Astarte und den greulichen Götzen der Ammoniter, Milkom; und Salomo tat so, was dem HERRN mißfiel, indem er dem HERRN nicht volle Hingabe bewies wie sein Vater David. Damals baute Salomo für Kamos, den Götzen der Moabiter, ein Höhenheiligtum auf dem Berge östlich von Jerusalem, und ebenso für Moloch, den Götzen der Ammoniter; und dasselbe tat er für alle seine ausländischen Frauen, die ihren Göttern Rauch- und Schlachtopfer darbrachten. So wurde denn der HERR zornig auf Salomo, weil er sein Herz vom HERRN, dem Gott Israels, abgewandt hatte, der ihm doch zweimal erschienen war und ihm gerade dieses Gebot gegeben hatte, keine fremden Götter zu verehren; trotzdem hatte er dieses Gebot des HERRN unbeachtet gelassen. Darum sagte der HERR zu Salomo: »Weil es soweit mit dir gekommen ist, daß du meinen Bund und meine Satzungen, die ich dir zur Pflicht gemacht habe, nicht mehr beachtest, so will ich dir das Königtum entreißen und es einem deiner Knechte geben. Doch will ich es noch nicht bei deinen Lebzeiten tun um deines Vaters David willen; erst deinem Sohne will ich es entreißen. Doch will ich ihm nicht das ganze Reich entreißen; nein, einen Stamm will ich deinem Sohne geben um meines Knechtes David willen und um Jerusalems willen, das ich erwählt habe.« b) Salomos äußere Feinde (der Edomiter Hadad und der Syrer Reson)So ließ denn der HERR dem Salomo einen Widersacher erstehen in dem Edomiter Hadad, der aus dem Königsgeschlecht in Edom stammte. Als David nämlich die Edomiter besiegt hatte und der Feldhauptmann Joab hingezogen war, um die gefallenen Israeliten zu begraben, und er dabei alles, was männlichen Geschlechts in Edom war, niedermetzeln ließ – denn ein halbes Jahr lang war Joab mit dem ganzen Heer der Israeliten dort geblieben, bis er alles, was männlichen Geschlechts in Edom war, ausgerottet hatte –, da entfloh Hadad mit mehreren Edomitern, die zu den Dienern seines Vaters gehört hatten, um sich nach Ägypten zu begeben; Hadad war aber damals noch ein kleiner Knabe. Sie machten sich also aus Midian auf und gelangten nach Paran; aus Paran nahmen sie dann Leute mit sich und kamen so nach Ägypten zum Pharao, dem ägyptischen Könige. Dieser gab ihm ein Haus und wies ihm seinen Unterhalt an und schenkte ihm auch ein Landgut. Hadad gewann dann die Gunst des Pharaos in hohem Grade, so daß er ihm die Schwester seiner Gemahlin, die Schwester der Thachpenes, zur Frau gab. Diese Schwester der Thachpenes gebar ihm dann seinen Sohn Genubath, den sie im Palast des Pharaos erziehen ließ; und fortan lebte Genubath im Palast des Pharaos unter den Söhnen des Königs. Als Hadad dann in Ägypten erfuhr, daß David sich zu seinen Vätern gelegt habe und daß auch der Feldhauptmann Joab tot sei, bat Hadad den Pharao: »Laß mich gehen, daß ich in meine Heimat ziehe!« Als ihn der Pharao fragte: »Was fehlt dir denn bei mir, daß du durchaus in deine Heimat ziehen willst?«, antwortete er: »Nichts! Doch du mußt mich ziehen lassen!« 25b (So kehrte denn Hadad in seine Heimat zurück,) und das Unheil, das er anrichtete, bestand darin, daß er Israel bedrängte und König über die Edomiter wurde.Die Verse sind anders geordnet. Und Gott ließ dem Salomo noch einen andern Widersacher erstehen, nämlich Reson, den Sohn Eljadas, der aus der Umgebung Hadad-Esers, seines Herrn, des Königs von Zoba, entflohen war. Dieser sammelte Leute um sich und wurde der Führer einer Freibeuterschar damals, als David das Blutbad unter den Syrern anrichtete. Er zog dann nach Damaskus, setzte sich dort fest, machte sich zum König in Damaskus und war ein Widersacher Israels, solange Salomo lebte. c) Die Empörung des Ephraimiten JerobeamAuch Jerobeam, der Sohn Nebats, ein Ephraimit aus Zereda, der Sohn einer Witwe namens Zerua, ein Beamter Salomos, empörte sich gegen den König; und zwar war er folgendermaßen dazu gekommen, sich gegen den König zu empören: Salomo baute die Burg Millo aus, um die Lücke zu schließen, die an der Davidsstadt seines Vaters noch geblieben war. Nun war jener Jerobeam ein tüchtiger Mann, und als Salomo sah, wie eifrig der junge Mann bei der Arbeit war, machte er ihn zum Aufseher über die gesamten Fronarbeiten des Hauses Joseph. Damals begab es sich nun, als Jerobeam eines Tages Jerusalem verlassen hatte, daß ihn der Prophet Ahia von Silo unterwegs traf, der gerade einen neuen Mantel umhatte; und sie beide waren allein auf freiem Felde. Da nahm Ahia den neuen Mantel, den er anhatte, zerriß ihn in zwölf Stücke und sagte zu Jerobeam: »Nimm dir zehn Stücke davon; denn so hat der HERR, der Gott Israels, gesprochen: ›Siehe, ich will das Reich der Hand Salomos entreißen und will dir zehn Stämme geben – aber den einen Stamm soll er behalten um meines Knechtes David willen und um Jerusalems willen, der Stadt, die ich aus allen Stämmen Israels erwählt habe –, zur Strafe dafür, daß er mich verlassen und sich vor Astarte, der Gottheit der Phönizier, vor Kamos, dem Gott der Moabiter, und vor Milkom, dem Gott der Ammoniter, niedergeworfen hat und nicht auf meinen Wegen gewandelt ist, um das zu tun, was mir wohlgefällt, und meine Satzungen und Rechte zu beobachtend.h. beachten, befolgen ., wie sein Vater David es getan hat. Doch will ich nicht ihm selbst die ganze Königsmacht entreißen, sondern will ihm, solange er lebt, die Herrschaft lassen um meines Knechtes David willen, den ich erwählt habe und der meine Gebote und Satzungen beobachtetd.h. beachten, befolgen . hat. Aber seinem Sohne will ich das Königtum nehmen und es dir geben, nämlich zehn Stämme; seinem Sohne dagegen will ich nur einen einzigen Stamm geben, damit meinem Knecht David allezeit eine Leuchte vor mir verbleibe in Jerusalem, der Stadt, die ich mir erwählt habe, um meinen Namen daselbst dauernd wohnen zu lassen. Dich aber will ich nehmen, damit du herrschest über alles, wonach du Verlangen trägst, und König über Israel seiest. Wenn du dann allen meinen Befehlen nachkommst und auf meinen Wegen wandelst und das tust, was mir wohlgefällt, indem du meine Satzungen und meine Gebote beobachtestd.h. beachten, befolgen ., wie mein Knecht David es getan hat, so will ich mit dir sein und dir ein Haus bauen, das Bestand haben soll, wie ich David ein solches gebaut habe, und will dir Israel übergeben; die Nachkommenschaft Davids aber will ich um deswillen demütigen, doch nicht für alle Zeiten.‹« – Als Salomo dann dem Jerobeam nach dem Leben trachtete, machte dieser sich auf und floh nach Ägypten zu Sisak, dem König von Ägypten, und blieb in Ägypten bis zu Salomos Tode. d) Die Quellen der Geschichte Salomos; sein TodDie übrige Geschichte Salomos aber und alle seine Taten und seine Weisheit, das findet sich bekanntlich schon aufgeschrieben im Buch der Denkwürdigkeiten Salomos. Die Zeit aber, während welcher Salomo in Jerusalem über ganz Israel geherrscht hat, betrug vierzig Jahre. Dann legte Salomo sich zu seinen Vätern und wurde in der Stadt Davids, seines Vaters, begraben. Sein Sohn Rehabeam folgte ihm in der Regierung nach. II. Geschichte der getrennten Reiche Juda und Israel bis Josaphat von Juda und Ahasja von Israel (Kap. 12-22)1. Von der Teilung des Reiches bis zum Regierungsantritt Ahabs von Israel (Kap. 12-16)a) Die Spaltung des Reiches (2.Chr 10,1-11,4)Der Reichstag zu Sichem; Bitte der Israeliten um Erleichterung (2.Chr 10,1-5)Rehabeam begab sich nach Sichem; denn in Sichem hatten sich alle Israeliten eingefunden, um ihn zum König zu machen. Sobald nun Jerobeam, der Sohn Nebats, Kunde davon erhielt – er befand sich nämlich noch in Ägypten, wohin er vor dem König Salomo geflohen war –, da kehrte Jerobeam aus Ägypten zurück; sie hatten nämlich hingesandt und ihn rufen lassen. So kamen denn Jerobeam und die ganze Volksgemeinde Israels (nach Sichem) und trugen dem Rehabeam folgendes vor: »Dein Vater hat uns ein hartes Joch auferlegt; so erleichtere du uns jetzt deines Vaters harten Dienst und das schwere Joch, das er uns aufgelegt hat, so wollen wir dir untertan sein.« Er antwortete ihnen: »Geduldet euch noch drei Tage, dann kommt wieder zu mir!« Nachdem sich nun das Volk entfernt hatte, Die Beratung Rehabeams (2.Chr 10,5-11)beriet sich der König Rehabeam mit den alten Räten, die seinem Vater Salomo während dessen Lebzeiten gedient hatten, und fragte sie: »Welche Antwort ratet ihr mir diesen Leuten zu erteilen?« Sie gaben ihm folgende Antwort: »Wenn du heute diesen Leuten zu Willen bist, dich nachgiebig zeigst und auf sie hörst und ihnen eine freundliche Antwort gibst, so werden sie dir stets gehorsame Untertanen sein.« Aber er ließ den Rat, den ihm die Alten gegeben hatten, unbeachtet und beriet sich mit den jungen Männern, die mit ihm aufgewachsen waren und jetzt in seinen Diensten standen. Er fragte sie: »Welche Antwort müssen wir nach eurer Ansicht diesen Leuten geben, die von mir eine Erleichterung des Joches verlangen, das mein Vater ihnen aufgelegt hat?« Da gaben ihm die jungen Männer, die mit ihm aufgewachsen waren, folgende Antwort: »So mußt du diesen Leuten antworten, die von dir eine Erleichterung des schweren Joches verlangen, das dein Vater ihnen aufgelegt hat – so mußt du ihnen antworten: ›Mein kleiner Finger ist dicker als meines Vaters Lenden. Und nun: hat mein Vater euch ein schweres Joch aufgeladen, so will ich euer Joch noch schwerer machen; hat mein Vater euch mit Peitschen gezüchtigt, so will ich euch mit Skorpionen züchtigen.‹« Abfall der zehn Stämme; Jerobeams Wahl zum König von Israel (2.Chr 10,12-19)Als nun Jerobeam mit dem ganzen Volk am dritten Tage zu Rehabeam kam, wie der König ihnen befohlen hatte mit den Worten: »Kommt am dritten Tage wieder zu mir!«, gab der König dem Volke eine harte Antwort und ließ den Rat außer acht, den die Alten ihm gegeben hatten; er gab ihnen vielmehr nach dem Rat der jungen Männer folgende Antwort: »Hat mein Vater euch ein schweres Joch aufgelegt, so will ich euer Joch noch schwerer machen; hat mein Vater euch mit Peitschen gezüchtigt, so will ich euch mit Skorpionen züchtigen.« So schenkte also der König dem Volke kein Gehör; denn vom HERRN war es so gefügt worden, damit er seine Verheißung in Erfüllung gehen ließe, die der HERR durch den Mund Ahias von Silo dem Jerobeam, dem Sohne Nebats, gegeben hatte. Als nun ganz Israel sah, daß der König ihnen kein Gehör schenkte, ließ das Volk dem König folgende Erklärung zugehen: »Was haben wir mit David zu schaffen? Wir haben nichts gemein mit dem Sohne Isais.W.: Wir haben keinen Erbbesitz beim Sohne Isais. Auf, ihr Israeliten, zu euren Zelten! Nun sorge (selbst) für dein Haus, David!« So begaben sich denn die Israeliten in ihre Heimat, so daß Rehabeam nur über die Israeliten, die in den Ortschaften Judas wohnten, König blieb. Als dann der König Rehabeam Adoram, den Oberaufseher über die Fronarbeiten, hinsandte, warf ihn ganz Israel mit Steinen zu Tode. Da hatte der König nichts Eiligeres zu tun, als seinen Wagen zu besteigen, um (aus Sichem) nach Jerusalem zu fliehen. So fiel Israel vom Hause Davids ab bis auf den heutigen Tag. Als nun ganz Israel vernahm, daß Jerobeam zurückgekehrt sei, ließen sie ihn in die Gemeindeversammlung holen und machten ihn zum König über ganz Israel; dem Hause Davids blieb nur der eine Stamm Juda treu. Rehabeam steht auf Gottes Weisung vom Kriege gegen Israel abAls nun Rehabeam in Jerusalem angekommen war, bot er das ganze Haus Juda und den Stamm Benjamin, 180000 auserlesene Krieger, zum Kampf gegen das Haus Israel auf, um das Königtum für Rehabeam, den Sohn Salomos, wiederzugewinnen. Aber das Wort Gottes erging an den Gottesmann Semaja also: »Sage zu Rehabeam, dem Sohne Salomos, dem König von Juda, und zum ganzen Hause Juda und Benjamin und zu dem übrigen Volk: So hat der HERR gesprochen: ›Ihr sollt nicht hinziehen, um mit euren Brüdern, den Israeliten, Krieg zu führen: kehrt allesamt nach Hause zurück! Denn von mir ist dieses alles so gefügt worden.‹« Da gehorchten sie dem Befehl des HERRN und machten sich auf den Heimweg, wie der HERR es geboten hatte. b) Jerobeams I. Regierung und AbgöttereiJerobeam aber befestigte Sichem im Gebirge Ephraim und machte es zu seiner Residenz; darauf zog er von dort aus und befestigte Pnuel. Er dachte aber bei sich: »Das Königtum wird nun wohl an das Haus Davids zurückfallen. Wenn nämlich das Volk hier hinaufziehen muß, um im Tempel des HERRN zu Jerusalem Opfer darzubringen, so wird das Herz des Volkes hier sich wieder dem König Rehabeam von Juda als ihrem Herrn zuwenden; sie werden mich dann umbringen und dem König Rehabeam von Juda wieder zufallen.« Die Einführung des Stierdienstes in Bethel und DanAls der König dann mit sich zu Rate gegangen war, ließ er zwei goldene Stierbilder anfertigen und sagte zum Volk: »Ihr seid nun lange genug nach Jerusalem hinaufgezogen. Seht, dies hier ist euer Gott, Israeliten, der euch aus Ägypten hergeführt hat!«A.Ü.: dies hier sind eure Götter, die … haben. Das eine Stierbild stellte er dann in Bethel auf, das andere ließ er nach Dan bringen. Dies wurde aber eine Veranlassung zur Sünde; und das Volk ging zu dem einen hin (nach Bethel und zu dem andern) nach Dan. Er richtete auch Opferstätten auf den Höhen ein und bestellte zu Priestern beliebige Leute aus dem Volk, die nicht zu den Leviten gehörten. Ferner ordnete Jerobeam ein Fest an am fünfzehnten Tage des achten Monats, das dem Laubhüttenfest in Juda entsprach, und opferte selbst auf dem Altar. Ebenso machte er es zu Bethel, um den Stierbildern zu opfern, die er hatte anfertigen lassen, und er ließ in Bethel die Priester der Höhentempel, die er eingerichtet hatte, den heiligen Dienst verrichten. c) Drohung eines Propheten gegen den Altar zu Bethel; Ungehorsam und Tod dieses Prophetena) Der Vorgang am Altar zu BethelAls er nun zu dem Altar hinaufgestiegen war, den er in Bethel errichtet hatte, am fünfzehnten Tage des achten Monats, in demselben Monat, den er willkürlich zu einem Festtag der Israeliten bestimmt hatte, – als er also zu dem Altar hinaufgestiegen war, um zu opfern, da kam plötzlich auf Geheiß des HERRN ein Gottesmann aus Juda nach Bethel, während Jerobeam gerade am Altar stand, um zu opfern. Dieser rief auf Geheiß des HERRN folgende Worte gegen den Altar aus: »Altar! Altar! So hat der HERR gesprochen: ›Einst wird dem Hause Davids ein Sohn geboren werden namens Josia; der wird auf dir die Höhenpriester schlachten, die auf dir opfern, und Menschengebeine wird man auf dir verbrennen!‹« Gleichzeitig kündigte er ein Wunderzeichen an mit den Worten: »Dies ist das Wahrzeichen dafür, daß der HERR es ist, der jetzt durch mich geredet hat: Der Altar da wird jetzt bersten und die Fettasche, die darauf liegt, verschüttet werden.« Sobald nun der König die Worte hörte, die der Gottesmann gegen den Altar zu Bethel ausgerufen hatte, streckte Jerobeam seinen Arm aus vom Altar herab und rief: »Nehmt ihn fest!« Aber sein Arm, den er gegen ihn ausgestreckt hatte, erstarrte, so daß er ihn nicht wieder zurückziehen konnte. Der Altar aber barst, und die Fettasche, die darauf lag, wurde vom Altar herab verschüttet, wie der Gottesmann es als Wahrzeichen auf Geheiß des HERRN angekündigt hatte. Da richtete der König an den Gottesmann die Bitte: »Besänftige doch den HERRN, deinen Gott, und bitte für mich, daß ich meinen Arm wieder an mich ziehen kann!« Da legte der Gottesmann Fürsprache beim HERRN ein, so daß der König seinen Arm wieder an sich ziehen konnte und dieser wieder so wurde wie zuvor. Darauf sagte der König zu dem Gottesmann: »Komm mit mir ins Haus und erquicke dich! Ich will dir auch ein Geschenk geben.« Aber der Gottesmann antwortete dem Könige: »Wenn du mir auch deinen halben Besitz gäbest, so würde ich doch nicht mit dir gehen, würde auch an diesem Ort weder Brot essen noch Wasser trinken. Denn so ist mir geboten worden durch das Wort des HERRN, das da lautete: ›Du darfst dort weder Brot essen noch Wasser trinken, darfst auch nicht auf dem Wege zurückkehren, auf dem du hingegangen bist!‹« Darauf zog er auf einem andern Wege von dannen und kehrte nicht auf dem Wege zurück, auf dem er nach Bethel gekommen war. b) Der Vorgang im Hause des alten Propheten zu BethelNun wohnte in Bethel ein alter Prophet; dessen Söhne kamen heim und erzählten ihm alles, was der Gottesmann an jenem Tage in Bethel getan, und die Worte, die er an den König gerichtet hatte. Als sie dies ihrem Vater erzählt hatten, fragte ihr Vater sie, auf welchem Wege er weggegangen sei. Als seine Söhne ihm den Weg bezeichnet hatten, den der Gottesmann, der aus Juda gekommen war, eingeschlagen hatte, befahl er seinen Söhnen: »Sattelt mir den Esel!«, und als sie ihm den Esel gesattelt hatten, bestieg er ihn und ritt hinter dem Gottesmanne her. Er fand ihn unter der Terebinthe sitzen und fragte ihn: »Bist du der Gottesmann, der aus Juda gekommen ist?« Er antwortete: »Ja.« Da bat er ihn: »Komm mit mir nach Hause und nimm einen Imbiß bei mir ein!« Doch er entgegnete: »Ich darf nicht mit dir umkehren und bei dir einkehren, werde auch an diesem Ort kein Brot essen noch Wasser mit dir trinken; denn durch das Wort des HERRN ist mir der Befehl erteilt: ›Du darfst dort weder Brot essen noch Wasser trinken, darfst auch nicht auf dem Wege zurückkehren, auf dem du gekommen bist.‹« Aber jener entgegnete ihm: »Auch ich bin ein Prophet wie du, und ein Engel hat mir auf Geheiß des HERRN geboten: ›Bringe ihn mit dir in dein Haus zurück, auf daß er Brot esse und Wasser trinke!‹« Damit sagte er ihm aber die Unwahrheit. Da kehrte er mit ihm um und aß Brot in seinem Hause und trank Wasser. c) Der Tod und die Bestattung des ungehorsamen ProphetenWährend sie aber bei Tisch saßen, erging das Wort des HERRN an den Propheten, der ihn zurückgeholt hatte; und er rief dem Gottesmanne, der aus Juda gekommen war, die Worte zu: »So hat der HERR gesprochen: ›Zur Strafe dafür, daß du gegen den Befehl des HERRN ungehorsam gewesen bist und auf das Gebot, das der HERR, dein Gott, dir gegeben hat, nicht geachtet hast, sondern umgekehrt bist und Brot gegessen und Wasser getrunken hast an dem Ort, an welchem der HERR dir zu essen und zu trinken verboten hatte, wird deine Leiche nicht in das Grab deiner Väter kommen!‹« Nachdem er nun mit Essen und Trinken fertig war, sattelte er sich den Esel des Propheten, der ihn zurückgeholt hatte. Als er dann weggeritten war, stieß unterwegs ein Löwe auf ihn und tötete ihn, und sein Leichnam lag auf dem Wege hingestreckt, während der Esel neben ihm stehenblieb und auch der Löwe neben dem Toten stand. Als nun Leute, die dort vorübergingen, den Leichnam auf dem Wege hingestreckt und den Löwen neben dem Toten stehen sahen, gingen sie hin und erzählten es in der Stadt, in welcher der alte Prophet wohnte. Sobald nun der Prophet, der ihn von der Heimkehr zurückgeholt hatte, dies vernahm, sagte er: »Das ist der Gottesmann, der gegen den Befehl des HERRN ungehorsam gewesen ist; darum hat der HERR ihn dem Löwen preisgegeben; der hat ihn zerrissen und getötet, wie der HERR es ihm vorher angekündigt hatte.« Sodann befahl er seinen Söhnen: »Sattelt mir den Esel!«, und als sie ihn gesattelt hatten, ritt er hin und fand seine Leiche auf dem Wege hingestreckt, während der Esel und der Löwe neben dem Toten standen: der Löwe hatte den Toten nicht gefressen und den Esel nicht zerrissen. Der Prophet hob nun die Leiche des Gottesmannes auf, lud ihn auf den Esel und brachte ihn in den Wohnort des alten Propheten zurück, um ihm eine Totenfeier zu veranstalten und ihn zu begraben. Er ließ aber die Leiche in sein eigenes Grab legen, und man hielt ihm die Totenklage: »Ach, mein Bruder!« Nachdem er ihn aber begraben hatte, sagte er zu seinen Söhnen: »Wenn ich einst gestorben bin, so begrabt mich in demselben Grabe, in welchem der Gottesmann begraben liegt; neben seine Gebeine legt auch die meinigen! Denn die Drohung, die er auf Befehl des HERRN gegen den Altar zu Bethel und gegen alle Höhentempel in den Ortschaften Samarias ausgestoßen hat, wird sicherlich in Erfüllung gehen.« d) Jerobeam setzt sein sündiges Tun fortAuch nach dieser Begebenheit ließ Jerobeam von seinem bösen Wandel nicht ab, sondern fuhr fort, alle beliebigen Leute zu Höhenpriestern zu machen; wer nur immer Lust dazu hatte, den setzte er ein und bestellte ihn zum Höhenpriester. Dieses Verfahren führte aber beim Hause Jerobeams zur Versündigung und weiter zu seiner Vernichtung und Vertilgung vom Erdboden hinweg. d) Strafandrohung des Propheten Ahia; Jerobeams TodZu jener Zeit wurde Abia, der Sohn Jerobeams, krank. Da sagte Jerobeam zu seiner Gemahlin: »Mache dich auf, verkleide dich, damit man die Gemahlin Jerobeams in dir nicht erkenne, und begib dich nach Silo. Dort wohnt nämlich der Prophet Ahia, derselbe, der mir einst angekündigt hat, daß ich König über dieses Volk werden würde. Nimm zehn Brote und Kuchen und einen Krug Honig mit und gehe zu ihm: er wird dir verkünden, wie es mit dem Knaben gehen wird.« Da tat die Gemahlin Jerobeams so; sie machte sich auf den Weg nach Silo und kam in das Haus Ahias. Ahia aber konnte nicht mehr sehen, denn seine Augen waren infolge seines hohen Alters erblindet. Der HERR aber hatte zu Ahia gesagt: »Soeben kommt die Gemahlin Jerobeams, um von dir Auskunft über ihren Sohn zu erhalten, denn er ist krank. So und so sollst du zu ihr sagen.« Als sie nun in ihrer Verkleidung eintrat Strafrede und Drohung Ahias gegen Jerobeamund Ahia, während sie zur Tür hereintrat, das Geräusch ihrer Schritte vernahm, rief er ihr zu: »Komm herein, Gattin Jerobeams! Warum doch verstellst du dich so? Mir ist eine harte Botschaft an dich aufgetragen. Gehe heim und sage zu Jerobeam: So hat der HERR, der Gott Israels, gesprochen: ›Ich habe dich mitten aus dem Volk emporgehoben und dich zum Fürsten über mein Volk Israel bestellt; ich habe das Königtum dem Hause Davids entrissen und es dir gegeben; du aber bist nicht gewesen wie mein Knecht David, der meine Gebote beobachtetd.h. beachtet, befolgt . hat und mir von ganzem Herzen gehorsam gewesen ist, so daß er nur das tat, was mir wohlgefiel; nein, du hast mehr Böses getan als alle deine Vorgänger; denn du bist hingegangen und hast dir andere Götter gemacht, nämlich Gußbilder, um mich zum Zorn zu reizen, mich aber hast du hinter deinen Rücken geworfen. Darum will ich nunmehr Unglück über das Haus Jerobeams kommen lassen und von den Angehörigen Jerobeams alles ausrotten, was männlichen Geschlechts ist, Unmündige und Mündige in Israel, und will das Haus Jerobeams wegfegen, wie man Unrat wegfegt, bis nichts mehr von ihm übrig ist. Wer von Jerobeams Angehörigen in der Stadt stirbt, den sollen die Hunde fressen, und wer auf dem freien Felde stirbt, den sollen die Vögel des Himmels fressen; denn der HERR hat gesprochen! Du aber mache dich auf und kehre heim: sowie deine Füße die Stadt betreten, wird der Knabe sterben. Ganz Israel wird dann um ihn klagen, und man wird ihn begraben; denn von den Angehörigen Jerobeams wird dieser allein in ein Grab kommen, weil sich an ihm noch etwas Gutes vor dem HERRN, dem Gott Israels, im Hause Jerobeams gefunden hat. Der HERR aber wird sich einen König über Israel erstehen lassen, der das Haus Jerobeams ausrotten soll an jenem Tage; und was geschieht schon jetzt? Und der HERR wird Israel schlagen, daß es schwankt, wie das Schilfrohr im Wasser schwankt; er wird Israel aus diesem schönen Lande verstoßen, das er ihren Vätern gegeben hat, und wird sie zerstreuen jenseits des Euphratstroms zur Strafe dafür, daß sie sich Götzenbilder angefertigt und den HERRN dadurch erzürnt haben. Ja, er wird Israel dahingeben um der Sünden Jerobeams willen, die er selbst begangen und zu denen er Israel verführt hat!« Erfüllung der Weissagung; SchlußwortDa machte sich die Gemahlin Jerobeams auf den Weg und kehrte nach ThirzaThirza lag östlich von Samaria und war damals die Hauptstadt des Königreichs Israel. zurück; kaum hatte sie dort die Schwelle des Königshauses betreten, als der Knabe starb. Man begrub ihn, und ganz Israel hielt ihm die Totenklage, wie der HERR es durch seinen Knecht, den Propheten Ahia, hatte ankündigen lassen. Die übrige Geschichte Jerobeams aber, wie er Kriege geführt und wie er regiert hat, das findet sich bekanntlich bereits aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Israel. Die Dauer der Regierung Jerobeams betrug zweiundzwanzig Jahre; dann legte er sich zu seinen Vätern, und sein Sohn Nadab folgte ihm in der Regierung nach. e) Die Regierung des Königs Rehabeam von Juda und seiner Nachfolger Abia und Asa (2.Chr 11,5-16,14)a) Judas Abgötterei unter RehabeamRehabeam aber, der Sohn Salomos, war König über Juda; 41 Jahre war Rehabeam alt, als er König wurde, und 17 Jahre regierte er in Jerusalem, der Stadt, die der HERR aus allen Stämmen Israels erwählt hatte, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. Seine Mutter hieß Naama und war eine Ammonitin. Juda tat aber, was dem HERRN mißfiel, und sie reizten ihn durch die Sünden, die sie begingen, in noch höherem Grade zum Eifer, als er erregt worden war durch alles, was ihre Väter getan hatten; denn auch sie errichteten sich Höhentempel, Malsteine und Götzenbilder auf jedem hohen Hügel und unter jedem dichtbelaubten Baume; ja, auch Heiligtumsbuhler gab es im Lande, (kurz) sie taten es allen Greueln der Heidenvölker gleich, die der HERR vor den Israeliten vertrieben hatte. b) Einfall und Plünderung des ägyptischen Königs Sisak; SchlußwortAber im fünften Regierungsjahre Rehabeams zog Sisak, der König von Ägypten, gegen Jerusalem heran und raubte die Schätze des Tempels des HERRN und die Schätze des königlichen Palastes, überhaupt alles raubte er; auch die goldenen Schilde nahm er weg, die Salomo hatte anfertigen lassen. An deren Stelle ließ der König Rehabeam eherne Schilde herstellen und übergab sie der Obhut der Befehlshaber seiner Leibwache, die am Eingang zum königlichen Palast die Wache hatte. Sooft sich nun der König in den Tempel des HERRN begab, mußten die Leibwächter die Schilde tragen und brachten sie dann wieder in das Wachtzimmer der Leibwache zurück. Die übrige Geschichte Rehabeams aber und alles, was er unternommen hat, findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buche der Denkwürdigkeiten der Könige von Juda. Es bestand aber Krieg zwischen Rehabeam und Jerobeam, solange sie lebten. Rehabeam legte sich dann zu seinen Vätern und wurde bei seinen Vätern in der Davidsstadt begraben [seine Mutter hieß Naama und war eine Ammonitin]; und sein Sohn Abia folgte ihm in der Regierung nach. c) Regierung des Königs Abia von Juda (2.Chr 13)Im achtzehnten Regierungsjahre Jerobeams, des Sohnes Nebats, wurde Abia König über Juda. Er regierte drei Jahre in Jerusalem; seine Mutter hieß Maacha und war eine Enkeltochter Absaloms. Abia wandelte in allen Sünden seines Vaters, die dieser vor ihm begangen hatte, und sein Herz war dem HERRN, seinem Gott, nicht ungeteilt ergeben wie das Herz seines Ahnherrn David. Doch um Davids willen hatte der HERR, sein Gott, ihm eine Leuchte in Jerusalem scheinen lassen, indem er seinen Sohn nach ihm (auf den Thron) erhob und Jerusalem bestehen ließ, weil David getan hatte, was dem HERRN wohlgefiel, und während seines ganzen Lebens von allem, was er ihm geboten, nicht abgewichen war, abgesehen von dem Vorkommnis mit dem Hethiter Uria. Es bestand aber Krieg zwischen Abia und Jerobeam, solange er lebte. Die übrige Geschichte Abias aber und alles, was er unternommen hat, findet sich bekanntlich aufgezeichnet in dem Buche der Denkwürdigkeiten der Könige von Juda. Es bestand aber Krieg zwischen Abia und Jerobeam. Als Abia sich dann zu seinen Vätern gelegt und man ihn in der Davidsstadt begraben hatte, folgte ihm sein Sohn Asa in der Regierung nach. d) Regierung des Königs Asa von Juda (2.Chr 14-16)Asas Einschreiten gegen den Götzendienst (2.Chr 14,1-4)Im zwanzigsten Jahre der Regierung Jerobeams, des Königs von Israel, wurde Asa König über Juda und regierte 41 Jahre zu Jerusalem; seine Mutter hieß Maacha und war eine Tochter Absaloms. Asa tat, was dem HERRN wohlgefiel, wie sein Ahnherr David. So jagte er denn die Heiligtumsbuhler aus dem Lande und entfernte alle Götzenbilder, die seine Vorfahren hatten anfertigen lassen. Sogar seiner Mutter Maacha entzog er den Rang der Königin-Mutter, weil sie der Aschera ein Schandmal hatte anfertigen lassen; Asa ließ ihr Schandmal umhauen und im Kidrontal verbrennen. Der Höhendienst wurde allerdings nicht abgeschafft, doch war das Herz Asas dem HERRN zeitlebens ungeteilt ergeben. Er ließ auch die Geschenke, die sein Vater und die er selbst geweiht hatte, in den Tempel des HERRN bringen, Silber, Gold und Geräte. Asas Krieg mit dem König Baesa von Israel; Schlußwort (2.Chr 15,19-16,6)Es bestand aber zwischen Asa und dem König Baesa von Israel Krieg, solange sie lebten. Dabei zog Baesa, der König von Israel, gegen Juda hinauf und befestigte Rama, damit niemand mehr bei Asa, dem König von Juda, ungehindert aus- und eingehen könne. Da nahm Asa alles Silber und Gold, das noch in den Schatzkammern des Tempels des HERRN vorhanden war, und die Schätze des königlichen Palastes, übergab sie seinen Dienern und sandte sie an Benhadad, den Sohn Tabrimmons, den Enkel Hesjons, den König von Syrien, der in Damaskus seinen Sitz hatte, und ließ ihm sagen: »Ein Bündnis besteht zwischen mir und dir, zwischen meinem Vater und deinem Vater. Hier übersende ich dir ein Geschenk an Silber und Gold. So löse denn dein Bündnis mit dem König Baesa von Israel, damit er aus meinem Lande abziehe!« Benhadad schenkte der Aufforderung des Königs Asa Gehör, ließ seine Heerführer gegen die Städte Israels ziehen und eroberte Ijjon, Dan, Abel-Beth-Maacha und ganz Kinneroth nebst der ganzen Landschaft Naphthali. Sobald nun Baesa Kunde davon erhielt, gab er die Befestigung Ramas auf und kehrte nach Thirza zurück. Nun bot der König Asa ganz Juda auf bis auf den letzten Mann; die mußten die Steine und Balken wegschaffen, mit denen Baesa Rama hatte befestigen wollen; und der König Asa ließ damit Geba im Stamme Benjamin und Mizpa befestigen. Die ganze übrige Geschichte Asas aber und alle seine tapferen Taten und alles, was er unternommen hat, sowie seine Festungsbauten, das findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buche der Denkwürdigkeiten der Könige von Juda. Doch hatte er in seinem Alter an einer Fußkrankheit zu leiden. Als Asa sich dann zu seinen Vätern gelegt und man ihn bei seinen Vätern in der Stadt Davids, seines Ahnherrn, begraben hatte, folgte ihm sein Sohn Josaphat in der Regierung nach. f) Die Könige in Israel von Nadab bis Ahaba) Regierung des Königs Nadab von Israel; sein Sturz durch BaesaNadab aber, der Sohn Jerobeams, wurde König über Israel im zweiten Jahre der Regierung Asas, des Königs von Juda, und regierte zwei Jahre über Israel. Er tat, was dem HERRN mißfiel, und wandelte auf dem Wege seines Vaters und in dessen Sünde, zu der er Israel verführt hatte. Aber Baesa, der Sohn Ahias, aus dem Hause Issaschar, zettelte eine Verschwörung gegen ihn an und ermordete ihn bei der Philisterstadt Gibbethon, während Nadab und ganz Israel Gibbethon gerade belagerten. Baesa brachte ihn also im dritten Regierungsjahre Asas, des Königs von Juda, ums Leben und wurde König an seiner Statt. Sobald er nun die Herrschaft erlangt hatte, rottete er das ganze Haus Jerobeams aus: er ließ von den Angehörigen Jerobeams keine lebende Seele übrig, bis er sie vertilgt hatte, wie der HERR es durch den Mund seines Knechtes Ahia von Silo hatte ankündigen lassen, zur Strafe für die Sünden, die Jerobeam selbst verübt und zu denen er die Israeliten verführt hatte, indem er den HERRN, den Gott Israels, zum Zorn reizte. Die übrige Geschichte Nadabs aber und alles, was er unternommen hat, findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buche der Denkwürdigkeiten der Könige von Israel. Es bestand aber Krieg zwischen Asa und dem König Baesa von Israel, solange sie lebten. b) Regierung des Königs Baesa von IsraelIm dritten Regierungsjahre Asas, des Königs von Juda, wurde Baesa, der Sohn Ahias, König über ganz Israel und regierte in Thirza vierundzwanzig Jahre lang. Er tat, was dem HERRN mißfiel, und wandelte auf dem Wege Jerobeams und in dessen Sünde, zu der er Israel verführt hatte. c) Des Propheten Jehu Gerichtsdrohung gegen BaesaDa erging das Wort des HERRN an Jehu, den Sohn Hananis, gegen Baesa also: »Weil ich dich aus dem Staub erhoben und dich zum Fürsten über mein Volk Israel gemacht habe, du aber auf dem Wege Jerobeams gewandelt bist und mein Volk Israel zur Sünde verführt hast, so daß sie mich durch ihre Sünden zum Zorn reizen, so will ich nun Baesa und sein Haus wegfegen und will es mit deinem Hause machen wie mit dem Hause Jerobeams, des Sohnes Nebats. Wer von den Angehörigen Baesas in der Stadt stirbt, den sollen die Hunde fressen, und wer von ihnen auf dem freien Felde stirbt, den sollen die Vögel des Himmels fressen!« – Die übrige Geschichte Baesas aber und was er unternommen hat sowie seine tapferen Taten, das findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Israel. – Als Baesa sich dann zu seinen Vätern gelegt und man ihn in Thirza begraben hatte, folgte ihm sein Sohn Ela in der Regierung nach. Übrigens war das Wort des HERRN gegen Baesa und dessen Haus durch den Mund des Propheten Jehu, des Sohnes Hananis, sowohl wegen alles des Bösen ergangen, durch das er sich gegen den HERRN versündigt hatte, um ihn durch sein ganzes Tun zum Zorn zu reizen, so daß er es dem Hause Jerobeams gleichtat, als auch deshalb, weil er dieses ausgerottet hatte. Regierung des Königs Ela von IsraelIm sechsundzwanzigsten Jahre der Regierung Asas, des Königs von Juda, wurde Ela, der Sohn Baesas, König über Israel und regierte in Thirza zwei Jahre. Gegen ihn verschwor sich sein Diener Simri, einer seiner Obersten, der über die Hälfte der Kriegswagen gesetzt war. Als sich Ela nun einst in Thirza bei einem Gelage im Hause Arzas, seines Haushofmeisters in Thirza, berauscht hatte, drang Simri dort ein und erschlug ihn im siebenundzwanzigsten Jahre der Regierung Asas, des Königs von Juda, und wurde König an seiner Statt. Als er nun König geworden war, ermordete er, sobald er auf seinem Throne saß, alle zum Hause Baesas Gehörigen; er ließ keinen von ihnen übrig, der männlichen Geschlechts war, weder seine Blutsverwandten noch seine Freunde. So rottete Simri das ganze Haus Baesas aus, gemäß der Drohung, die der HERR durch den Mund des Propheten Jehu gegen Baesa ausgesprochen hatte, wegen all der Sünden, die Baesa und sein Sohn Ela begangen und zu denen sie Israel verführt hatten, um den HERRN, den Gott Israels, durch ihren Götzendienst zum Zorn zu reizen. Die übrige Geschichte Elas aber und alles, was er unternommen hat, findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Israel. d) Regierung des Königs Simri von IsraelIm siebenundzwanzigsten Jahre der Regierung Asas, des Königs von Juda, wurde Simri König für sieben Tage in Thirza, während das Heer die Philisterstadt Gibbethon belagerte. Als nun das Heer im Lager die Kunde erhielt, Simri habe eine Verschwörung angestiftet und den König schon ermordet, da erhob das ganze israelitische Heer noch an demselben Tage Omri, den obersten Befehlshaber des israelitischen Heeres, im Lager zum König über Israel. Darauf zog Omri mit allen Israeliten von Gibbethon ab und belagerte Thirza. Als nun Simri sah, daß die Stadt erobert war, begab er sich in die Burg des königlichen Palastes, steckte den königlichen Palast über sich in Brand und fand so den Tod um seiner Sünden willen, die er begangen hatte, indem er tat, was dem HERRN mißfiel, indem er auf dem Wege Jerobeams wandelte und in dessen Sünde, durch die er sich verschuldet hatte, indem er Israel zur Sünde verleitete. Die übrige Geschichte Simris aber und seine Verschwörung, die er angestiftet hatte, das findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buche der Denkwürdigkeiten der Könige von Israel. e) Spaltung des Reiches Israel; Omri AlleinherrscherDamals spaltete sich das Volk Israel in zwei Parteien: die eine Hälfte des Volkes hielt es mit Thibni, dem Sohne Ginaths, um ihn zum König zu machen, die andere Hälfte dagegen war für Omri. Aber die Partei Omris gewann die Oberhand über die Anhänger Thibnis, des Sohnes Ginaths; und als Thibni starb, wurde Omri König. f) Regierung des Königs Omri von Israel; Gründung der Hauptstadt SamariaIm einunddreißigsten Jahre der Regierung Asas, des Königs von Juda, wurde Omri König über Israel und regierte zwölf Jahre. Als er in Thirza sechs Jahre regiert hatte, kaufte er den Berg Samaria von Semer für zwei Talente Silber,Talent s. Anhang, Maße. befestigte dann den Berg und nannte die Stadt, die er dort gründete, Samaria nach dem Namen Semers, des früheren Besitzers des Berges. Omri tat aber, was dem HERRN mißfiel, ja, er trieb es noch ärger als alle seine Vorgänger; er wandelte ganz auf dem Wege Jerobeams, des Sohnes Nebats, und in den Sünden, zu denen jener die Israeliten verführt hatte, so daß sie den HERRN, den Gott Israels, durch ihren Götzendienst erzürnten. Die übrige Geschichte Omris aber, seine Unternehmungen und die tapferen Taten, die er vollführt hat, das alles findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Israel. Als Omri sich dann zu seinen Vätern gelegt und man ihn in Samaria begraben hatte, folgte ihm sein Sohn Ahab in der Regierung nach. g) Die Sünden des Königs Ahab von Israel und seiner Gemahlin IsebelAhab, der Sohn Omris, wurde König über Israel im achtunddreißigsten Jahre der Regierung Asas, des Königs von Juda; und Ahab, der Sohn Omris, regierte über Israel zweiundzwanzig Jahre in Samaria. Er tat aber, was dem HERRN mißfiel, und trieb es noch ärger als alle seine Vorgänger. Und nicht genug, daß er in den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, wandelte, heiratete er auch noch Isebel, die Tochter des Sidonierkönigs Ethbaal, und wandte sich dann dem Dienste Baals zu und betete ihn an. Er errichtete dem Baal auch einen Altar in dem Baaltempel, den er in Samaria erbaut hatte, und ließ das Ascherabild anfertigen und verübte noch andere Greuel, um den HERRN, den Gott Israels, noch heftiger zu erzürnen als alle israelitischen Könige, die vor ihm geherrscht hatten. Wiederaufbau der Stadt JerichoWährend seiner Regierung baute Hiel von Bethel die Stadt Jericho wieder auf. Die Grundlegung kostete seinem ältesten Sohne Abiram das Leben, und die Einsetzung der Tore brachte seinem jüngsten Sohne Segub den Tod, wie der HERR es durch den Mund Josuas, des Sohnes Nuns, vorausgesagt hatte. 2. Ahab von Israel und der Prophet Elia (Kap. 17-22)a) Das Auftreten Elias; die Wunder am Bache Krith und in Zarpatha) Elia vor dem König Ahab und am Bache KrithDa sagte Eliad.h. mein Gott ist Jah (= Jahwe)., der Thisbiter, aus Thisbe in Gilead, zu Ahab: »So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, in dessen Dienst ich stehe: es soll in den nächsten Jahren weder Tau noch Regen fallen, es sei denn auf mein Wort!« Hierauf erging das Wort des HERRN an ihn also: »Gehe weg von hier und wende dich ostwärts und verbirg dich am Bache Krith, der östlich vom Jordan fließt.A.Ü.: im Bachtal Krith, das dem Jordan zugewandt ist. Aus dem Bache sollst du trinken, und den Raben habe ich geboten, dich dort mit Nahrung zu versorgen.« Da ging er weg und tat nach dem Befehl des HERRN: er ging hin und ließ sich am Bache Krith nieder, der auf der Ostseite des Jordans fließt;A.Ü.: im Bachtal Krith, das dem Jordan zugewandt ist. und die Raben brachten ihm Brot und Fleisch am Morgen und ebenso am Abend, und er trank aus dem Bache. b) Das Wunder Elias bei der Witwe in Zarpath (Sarepta) in PhönizienAls dann aber der Bach nach einiger Zeit trocken wurde, weil kein Regen im Lande gefallen war, erging das Wort des HERRN an ihn also: »Mache dich auf, begib dich nach Zarpath, das zu Sidon gehört, und bleibe daselbst! Ich habe einer Witwe dort geboten, für deinen Unterhalt zu sorgen.« Da machte er sich auf den Weg und begab sich nach Zarpath; und als er am Stadttor ankam, war dort eine Witwe gerade damit beschäftigt, Holz zusammenzulesen. Er rief sie an mit den Worten: »Hole mir doch ein wenig Wasser in einem Kruge, damit ich trinke!« Als sie nun hinging, um es zu holen, rief er ihr die Worte nach: »Bring mir doch auch einen Bissen Brot mit!« Aber sie antwortete: »So wahr der HERR, dein Gott, lebt! Ich besitze nichts Gebackenes; nur noch eine Handvoll Mehl ist im Topf und ein wenig Öl im Kruge. Eben lese ich ein paar Stücke Holz zusammen, dann will ich heimgehen und es für mich und meinen Sohn zubereiten, damit wir es essen und dann sterben.« Doch Elia antwortete ihr: »Fürchte dich nicht, gehe heim und tu, wie du gesagt hast; doch zuerst bereite mir davon einen kleinen Kuchen und bringe ihn mir her! Darnach magst du für dich und deinen Sohn auch etwas zubereiten. Denn so hat der HERR, der Gott Israels, gesprochen: ›Das Mehl im Topf soll nicht ausgehen und das Öl im Kruge nicht abnehmen bis zu dem Tage, wo der HERR wieder Regen auf den Erdboden fallen läßt.‹« Da ging sie hin und kam der Weisung Elias nach; und sie hatten lange Zeit zu essen, er und sie und ihr Sohn: das Mehl im Topf ging nicht aus, und das Öl im Kruge nahm nicht ab, wie der HERR es durch den Mund Elias hatte ankündigen lassen. c) Die Wiederbelebung des Sohnes der WitweNachmals aber begab es sich, daß der Sohn jener Frau, der das Haus gehörte, krank wurde, und seine Krankheit verschlimmerte sich so, daß kein Atem mehr in ihm blieb. Da sagte sie zu Elia: »Was haben wir miteinander zu schaffen, du Mann Gottes? Du bist nur deshalb zu mir gekommen, um meine Verschuldung bei Gott in Erinnerung zu bringen und den Tod meines Sohnes herbeizuführen!« Er antwortete ihr: »Gib mir deinen Sohn her!« Er nahm ihn dann von ihrem Schoß, trug ihn in das Obergemach hinauf, wo er selbst wohnte, und legte ihn auf sein Bett; dann rief er den HERRN an und betete: »HERR, mein Gott, hast du wirklich die Witwe, bei der ich zu Gast bin, so unglücklich gemacht, daß du ihren Sohn hast sterben lassen?« Darauf streckte er sich dreimal über den Knaben hin und rief den HERRN mit den Worten an: »HERR, mein Gott, laß doch die Seele dieses Knaben wieder in ihn zurückkehren!« Da erhörte der HERR das Gebet Elias, und die Seele des Knaben kehrte in ihn zurück, so daß er wieder auflebte. Elia aber nahm den Knaben, trug ihn aus dem Obergemach ins Haus hinunter und übergab ihn seiner Mutter mit den Worten: »Sieh her, dein Sohn lebt!« Da antwortete die Frau dem Elia: »Ja, nun weiß ich, daß du ein Mann Gottes bist und daß das Wort des HERRN in deinem Munde Wahrheit ist!« b) Elia stellt sich dem Ahab; das Gottesurteil auf dem Karmela) Gottes Befehl an Elia; Obadjas Zusammentreffen mit EliaLange Zeit darauf aber erging das Wort des HERRN an Elia im dritten Jahr der Dürre also: »Gehe hin, zeige dich dem Ahab; denn ich will auf Erden regnen lassen«. Da machte sich Elia auf den Weg, um dem Ahab vor die Augen zu treten. Die Hungersnot war aber in Samaria immer drückender geworden; da hatte Ahab seinen Haushofmeister Obadja rufen lassen – dieser war ein treuer Verehrer des HERRN; als daher Isebel die Propheten des HERRN ausrottete, hatte Obadja hundert Propheten genommen und sie, je fünfzig Mann, in einer Höhle versteckt und sie mit Brot und Wasser versorgt. Ahab hatte also zu Obadja gesagt: »Komm, wir wollen durch das Land an alle Wasserquellen und an alle Bäche gehen; vielleicht finden wir noch Futter, so daß wir Pferde und Maultiere am Leben erhalten können und nicht einen Teil des Viehs eingehen zu lassen brauchen.« Dann hatten sie das Land unter sich geteilt, um es zu durchwandern: Ahab war für sich allein in der einen Richtung gegangen und Obadja auch für sich allein in der anderen Richtung. Während nun Obadja unterwegs war, trat ihm plötzlich Elia entgegen. Als er ihn erkannte, warf er sich auf sein Angesicht nieder und rief aus: »Bist du es wirklich, mein Herr Elia?« Er antwortete ihm: »Jawohl! Gehe hin und sage deinem Herrn: ›Elia ist da!‹« Doch er erwiderte: »Womit habe ich es verdient, daß du deinen Knecht dem Ahab ausliefern willst, damit er mich umbringe? So wahr der HERR, dein Gott, lebt: es gibt kein Volk und kein Königreich, wohin mein Herr nicht gesandt hätte, um dich zu suchen; sagte man dann: ›Er ist nicht hier‹, so ließ er das Königshaus und das Volk schwören, daß er dich wirklich nicht ausfindig machen würde. Und nun forderst du mich auf: ›Gehe hin und melde deinem Herrn: Elia ist da!‹ Wenn ich jetzt von dir weggehe und der Geist des HERRN dich an einen mir unbekannten Ort entführt und ich dann zu Ahab käme, um es ihm zu melden, und er dich dann nicht fände, so würde er mich hinrichten lassen! Und dein Knecht hat doch den HERRN von Jugend auf gefürchtet. Ist es denn meinem Herrn unbekannt geblieben, was ich getan habe, als Isebel die Propheten des HERRN ermorden ließ? Daß ich von den Propheten des HERRN hundert Mann, je fünfzig in einer Höhle versteckt und sie mit Speise und Trank versorgt habe? Und jetzt forderst du mich auf: ›Gehe hin und sage deinem Herrn: Elia ist da!‹ Er würde mich ja umbringen!« Aber Elia entgegnete: »So wahr Gott, der HERR der Heerscharen, lebt, in dessen Dienst ich stehe: noch heute will ich ihm vor die Augen treten!« b) Elia vor Ahab; Berufung der Götzenpropheten auf den Berg KarmelDa ging Obadja dem Ahab entgegen und berichtete es ihm, und Ahab machte sich auf, um mit Elia zusammenzutreffen. Sobald nun Ahab den Elia erblickte, rief er ihm zu: »Bist du wirklich da, du Unglücksstifter für Israel?« Er antwortete: »Nicht ich bin es, der Israel ins Unglück gestürzt hat, sondern du und dein Haus, weil ihr die Gebote des HERRN verlassen habt und den Baalen nachgelaufen seid. Nun aber sende hin und laß ganz Israel bei mir auf dem Berge Karmel zusammenkommen, dazu die vierhundertfünfzig Propheten Baals und die vierhundert Propheten der Aschera, die vom Tisch der Isebel essen.« Da sandte Ahab Boten in alle Teile Israels und ließ die Propheten auf dem Berge Karmel zusammenkommen. c) Das Gottesurteil auf dem Karmel; die Tötung der BaalsprophetenDa trat Elia vor das gesamte Volk hin und sagte: »Wie lange wollt ihr nach beiden Seiten hinken? Wenn der HERR Gott ist, so haltet euch zu ihm; ist es aber der Baal, so folgt diesem nach!« Aber das Volk antwortete ihm kein Wort. Hierauf sagte Elia zum Volk: »Ich bin allein noch als Prophet des HERRN übriggeblieben, der Propheten Baals dagegen sind vierhundertfünfzig Mann. So gebe man uns nun zwei Stiere; sie mögen sich dann einen von den Stieren auswählen und ihn zerstücken und auf die Holzscheite legen, jedoch ohne Feuer daranzubringen. Ich aber will den andern Stier zurichten und ihn auf die Holzscheite legen, ebenfalls ohne Feuer daranzulegen. Dann ruft ihr den Namen eures Gottes an, während ich den Namen des HERRN anrufen werde; und der Gott, der dann mit Feuer antwortet, der soll als Gott gelten!« Da rief das ganze Volk: »Der Vorschlag ist gut!« Hierauf sagte Elia zu den Propheten Baals: »Wählt euch einen von den Stieren aus und richtet ihn zuerst zu; denn ihr seid in der Mehrzahl; ruft dann den Namen eures Gottes an, aber ihr dürft kein Feuer daranlegen.« Da nahmen sie den Stier, dessen Wahl er ihnen freigestellt hatte, richteten ihn zu und riefen den Namen Baals vom Morgen bis zum Mittag an, indem sie riefen: »Baal, erhöre uns!«, aber es erfolgte kein Laut, und niemand antwortete. Dabei tanzten sie um den Altar herum, den sie errichtet hatten. Als es nun Mittag geworden war, da verhöhnte Elia sie mit den Worten: »Ruft recht laut, er ist ja doch ein Gott! Vielleicht ist er eben in Gedanken versunken oder ist beiseite gegangen oder befindet sich auf Reisen; vielleicht schläft er gar und muß erst aufwachen.« Da riefen sie recht laut und brachten sich nach ihrem Brauch Wunden mit Schwertern und Spießen bei, bis das Blut an ihnen herabfloß. Als dann der Mittag vorüber war, gerieten sie ins Rasen bis zur Zeit, da man das Speisopfer darzubringen pflegt; aber kein Laut, keine Antwort und keine Erhörung war erfolgt. Nunmehr sagte Elia zu dem ganzen Volk: »Tretet zu mir heran!« Als nun das ganze Volk zu ihm getreten war, stellte er den Altar des HERRN, der niedergerissen worden war, wieder her; er nahm nämlich zwölf Steine nach der Zahl der Stämme der Söhne Jakobs – an den einst das Wort des HERRN also ergangen war: »Israel soll dein Name sein!« – und baute von den Steinen einen Altar im Namen des HERRN; alsdann zog er rings um den Altar einen Graben, der einen Umfang hatte wie ein Feld für zwei MaßEin Maß (Sea) etwa 7 Liter. Aussaat. Hierauf schichtete er die Holzscheite auf, zerstückte den Stier, legte ihn auf den Holzstoß und sagte: »Füllet vier Krüge mit Wasser und gießt es über das Brandopfer und über das Holz!« Dann befahl er: »Wiederholt es noch einmal!« Da taten sie es noch einmal. Hierauf befahl er: »Tut es zum drittenmal!« Da taten sie es zum drittenmal, so daß das Wasser rings um den Altar herumlief; und auch den Graben ließ er mit Wasser füllen. d) Elias Gebet von Gott erhört; Abschlachtung der BaalspfaffenAls dann die Zeit da war, wo man das Speisopfer darzubringen pflegt, trat der Prophet Elia herzu und betete: »HERR, Gott Abrahams, Isaaks und Israels, laß es heute kund werden, daß du Gott in Israel bist und ich dein Knecht bin und daß ich dies alles nach deinem Befehl getan habe. Erhöre mich, HERR, erhöre mich, damit dieses Volk erkennt, daß du, HERR, der wahre Gott bist und du selbst ihre Herzen zur Umkehr gebracht hast!« Da fiel das Feuwer des HERRN herab und verzehrte das Brandopfer und das Holz, die Steine und das Erdreich und leckte sogar das Wasser im Graben auf. Als das ganze Volk das sah, warfen sie sich auf ihr Angesicht nieder und riefen aus: »Der HERR, er ist der wahre Gott! Der HERR, er ist der wahre Gott!« Elia aber befahl ihnen: »Ergreift die Propheten Baals, laßt keinen von ihnen entrinnen!« Als man sie nun ergriffen hatte, führte Elia sie an den Bach Kison hinab und ließ sie dort abschlachten. ee) Schilderung des aufsteigenden Gewitters; Ahabs Fahrt und Elias Dauerlauf nach JesreelHierauf sagte Elia zu Ahab: »Gehe hinauf, iß und trink! Denn ich höre schon das Rauschen des Regens.« Während nun Ahab hinaufging, um zu essen und zu trinken, stieg Elia der Spitze des Karmels zu und kauerte sich tief zur Erde nieder, indem er sein Gesicht zwischen seine Knie legte. Dann befahl er seinem Diener: »Steige höher hinauf, schaue aus nach dem Meere hin!« Der ging hinauf und schaute aus und meldete: »Es ist nichts zu sehen.« Er antwortete: »Gehe wieder hin!«, und so siebenmal. Beim siebten Male aber meldete er: »Soeben steigt eine Wolke, so klein wie eines Mannes Hand, aus dem Meere auf!« Da befahl er ihm: »Gehe hin und sage zu Ahab: ›Laß anspannen und fahre hinab, damit dich der Regen nicht zurückhält!‹« Und es dauerte nicht lange, da wurde der Himmel schwarz von Wolken und Sturm, und es erfolgte ein gewaltiger Regen; Ahab aber bestieg den Wagen und fuhr nach Jesreel. Über Elia aber kam die Hand des HERRN, so daß er seine Lenden gürtete und vor Ahab herlief bis nach Jesreel hin. c) Flucht Elias vor Isebel und die Gotteserscheinung am Horeb; die Berufung Eliasa) Isebels Drohung; Elias Verzagtheit; seine Stärkung durch einen Engel und seine Wanderung nach dem HorebAls nun Ahab der Isebel alles mitteilte, was Elia getan, und vor allem, wie er alle Propheten mit dem Schwert umgebracht hatte, da schickte Isebel einen Boten an Elia und ließ ihm sagen: »Die Götter sollen mich jetzt und künftig strafen, wenn ich nicht morgen um diese Zeit mit deinem Leben ebenso verfahre, wie du mit dem Leben eines jeden von ihnen verfahren bist!« Da geriet er in Furcht und machte sich schnell auf den Weg, um sein Leben zu retten. Als er dann nach Beerseba, das schon zu Juda gehört, gekommen war, ließ er seinen Diener dort zurück; er selbst aber ging eine Tagereise weit in die Wüste hinein; dort angekommen, setzte er sich unter einem Ginsterstrauch nieder. Da wünschte er sich den Tod und betete: »Es ist genug! Nimm nunmehr, HERR, mein Leben hin, denn ich bin nicht besser als meine Väter.« Hierauf legte er sich nieder und schlief unter dem Ginsterstrauch ein; aber plötzlich rührte ihn ein Engel an und sagte zu ihm: »Stehe auf, iß!« Als er nun hinblickte, sah er zu seinen Häupten einen auf heißen Steinen gerösteten Brotkuchen liegen, und daneben stand ein Krug mit Wasser. Er aß also und trank und legte sich wieder schlafen. Aber der Engel des HERRN kam zum zweitenmal wieder, rührte ihn an und sagte: »Stehe auf, iß! Sonst ist der Weg für dich zu weit.« Da stand er auf, aß und trank und wanderte, durch diese Speise gestärkt, vierzig Tage und vierzig Nächte lang bis zum Gottesberge Horeb, wo er in eine Höhle ging und darin über Nacht blieb. Da nun erging an ihn das Wort des HERRN, der zu ihm sagte: »Was willst du hier, Elia?« b) Die Gottesoffenbarung am HorebEr antwortete: »Ich habe für den HERRN, den Gott der Heerscharen, unerschrocken geeifert; denn die Israeliten haben deinen Bund verlassen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwert getötet; ich allein bin übriggeblieben, und nun trachten sie auch mir nach dem Leben.« Da erwiderte er: »Gehe hinaus und tritt auf dem Berge vor den HERRN hin!« Und siehe, der HERR zog an ihm vorüber: ein Sturmwind, gewaltig und stark, der die Berge zerriß und die Felsen spaltete, ging vor dem HERRN her; aber der HERR war nicht in dem Sturme. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben: aber der HERR war nicht in dem Erdbeben; und nach dem Erdbeben kam ein Feuer: aber der HERR war nicht in dem Feuer. Nach dem Feuer aber kam ein leises, sanftes Säuseln. Als Elia dieses hörte, verhüllte er sich das Antlitz mit seinem Mantel, ging hinaus und trat an den Eingang der Höhle. Da redete ihn eine Stimme an, die fragte: »Was willst du hier, Elia?« Er antwortete: »Ich habe für den HERRN, den Gott der Heerscharen, unerschrocken geeifert; denn die Israeliten haben deinen Bund verlassen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwert getötet; ich allein bin übriggeblieben, und nun trachten sie auch mir nach dem Leben.« c) Elia erhält den Befehl, die Werkzeuge der göttlichen Rache (Hasael, Jehu, Elisa) bereitzumachenDa sagte der HERR zu ihm: »Kehre jetzt auf demselben Wege nach der Steppe von Damaskus zurück, gehe in die Stadt hinein und salbe Hasael zum König über Syrien; und Jehu, den Sohn Nimsis, sollst du zum König über Israel salben, und Elisa, den Sohn Saphats, aus Abel-Mehola, sollst du zum Propheten an deiner Statt salben. Wer dann dem Schwert Hasaels entrinnt, den wird Jehu töten, und wer dem Schwert Jehus entrinnt, den wird Elisa töten. Doch will ich in Israel siebentausend (Männer) übriglassen: alle, deren Knie sich vor dem Baal nicht gebeugt haben, und alle, deren Mund ihn nicht geküßt hat.« d) Die Berufung ElisasAls Elia nun von dort weggegangen war, traf er Elisa, den Sohn Saphats, der gerade pflügte; zwölf Joch Ochsen waren vor ihm her, er selbst aber befand sich bei dem zwölften. Während nun Elia an ihm vorüberschritt, warf er ihm sein Fell über. Da verließ er die Rinder, eilte dem Elia nach und sagte: »Laß mich nur noch Abschied von meinem Vater und meiner Mutter nehmen; dann will ich dir nachfolgen.« Elia antwortete ihm: »Gehe immerhin noch einmal zurück; denn was habe ich dir getan?«Der Sinn der dunklen Stelle ist wohl: Es steht dir zwar frei zurückzukehren, doch bedenke wohl, welche Verpflichtung dir dadurch auferlegt ist, daß ich dich zum Diener Gottes gemacht habe. Da kehrte er von ihm zurück, nahm das eine Joch Rinder und schlachtete es, mit dem Geschirr der Rinder aber kochte er ihr Fleisch und gab es den Leuten zu essen; dann machte er sich auf den Weg, schloß sich an Elia an und wurde sein Diener. d) Zweimaliger Sieg Ahabs über die Syrera) Benhadad belagert Samaria; Ahabs anfängliche Schwäche, sodann entschiedenes AuftretenBenhadad aber, der König von Syrien, bot seine ganze Streitmacht auf, zweiunddreißig Könige leisteten ihm Heeresfolge mit Rossen und Wagen; so zog er heran, belagerte Samaria und bestürmte es. Dann schickte er Gesandte in die Stadt zu Ahab, dem König von Israel, und ließ ihm sagen: »So spricht Benhadad: ›Dein Silber und Gold gehört mir, und deine Frauen und deine [schönsten] Kinder gehören ebenfalls mir.‹« Der König von Israel gab ihm zur Antwort: »Wie du befiehlst, mein Herr und König: dein bin ich mit allem, was mir gehört.« Darauf kamen die Gesandten noch einmal und sagten: »So spricht Benhadad: ›Ich habe zu dir gesandt und dir sagen lassen: Dein Silber und dein Gold, deine Frauen und deine Kinder sollst du mir geben; morgen also um diese Zeit werde ich meine Diener zu dir senden, damit sie deinen Palast und die Häuser deiner Diener durchsuchen; und sie sollen dann alles, was ihnen beachtenswert erscheint, mit Beschlag belegen und mitnehmen.‹« Da berief der König von Israel alle Ältesten des Landes und sagte: »Da könnt ihr nun klar erkennen, wie böse dieser Mensch es meint; denn als er zu mir sandte, um meine Frauen und meine Kinder, mein Silber und mein Gold zu fordern, habe ich es ihm nicht verweigert.« Da antworteten ihm alle Ältesten und das gesamte Volk: »Da gehorchst du nicht und willigst nicht ein!« So erwiderte er denn den Gesandten Benhadads: »Meldet meinem Herrn, dem Könige: ›Alles, was du von deinem Knecht zuerst verlangt hast, will ich tun, aber auf diese letzte Forderung kann ich nicht eingehen.‹« Als nun die Gesandten hingegangen waren und den Bescheid überbracht hatten, sandte Benhadad zu ihm und ließ ihm sagen: »Die Götter sollen mich jetzt und künftig strafen, wenn der Schutt von Samaria hinreicht, allen Kriegern, an deren Spitze ich stehe, die hohlen Hände zu füllen!« Darauf gab ihm der König von Israel zur Antwort: »Sagt ihm nur: ›Wer sich das Schwert umgürtet, darf sich nicht brüsten, als ob er es schon wieder ablegte.‹« Als Benhadad diesen Bescheid vernahm, während er gerade mit den Königen in den Weinberglauben bei einem Trinkgelage zechte, rief er seinen Leuten zu: »Zum Angriff!«, und sie stellten sich zum Angriff gegen die Stadt auf. b) Die Weisungen eines Propheten an Ahab; großer Sieg der Israeliten über BenhadadDa trat plötzlich ein Prophet zu Ahab, dem König von Israel, und sagte: »So hat der HERR gesprochen: ›Siehst du diesen ganzen gewaltigen Heerhaufen? Wisse wohl: ich gebe ihn dir heute in die Hand, damit du erkennst, daß ich der HERR bin!‹« Ahab fragte: »Durch wen?« Er antwortete: »So hat der HERR gesprochen: ›Durch die Leute der Landvögte.‹« Da fragte er weiter: »Wer soll den Kampf eröffnen?« Er erwiderte: »Du selbst.« Darauf musterte Ahab die Leute der Landvögte: es waren ihrer 232 Mann. Nach ihnen musterte er das gesamte übrige Kriegsvolk, alle Israeliten: es waren 7000 Mann. Sie machten dann zur Mittagszeit einen Ausfall, als Benhadad sich gerade in den Lauben samt den zweiunddreißig mit ihm verbündeten Königen einen Rausch antrank. Als nun die Leute der Landvögte als Vortrab ausrückten und Benhadad durch Kundschafter, die er ausgesandt hatte, die Meldung erhielt, daß Leute aus Samaria ausgerückt seien, befahl er: »Mögen sie in friedlicher oder in feindlicher Absicht ausgerückt sein: nehmt sie lebendig gefangen!« Sobald aber jene aus der Stadt ausgerückt waren, nämlich die Leute der Landvögte und das ihnen folgende Heer, schlugen sie wütend drein, so daß die Syrer flohen. Die Israeliten verfolgten sie, doch Benhadad, der König von Syrien, rettete sich zu Pferde mit einigen Reitern. Nun rückte auch der König von Israel selber aus, fiel über die Rosse und Wagen her und brachte den Syrern eine schwere Niederlage bei. c) Benhadads zweiter Feldzug; neue Weisung des Propheten an Ahab; Beratung der Syrer; Sieg der IsraelitenDa trat der Prophet (wiederum) zum König von Israel und sagte zu ihm: »Wohlan, nimm dich zusammen und sieh wohl zu, was du zu tun hast! Denn übers Jahr wird der König von Syrien wieder gegen dich heranziehen.« Die Heerführer des Königs von Syrien aber sagten zu ihm: »Ihr Gott ist ein Berggott, darum sind sie uns überlegen gewesen; wenn wir dagegen in der Ebene mit ihnen kämpfen könnten, würden wir sie gewiß besiegen. Gehe also folgendermaßen zu Werke: Entferne die Könige sämtlich von ihren Stellen und ersetze sie durch Statthalter; sodann biete ein ebenso großes Heer auf, wie das vorige war, das dir verlorengegangen ist, ebenso Rosse und Wagen wie das vorige Mal; dann wollen wir mit ihnen in der Ebene kämpfen, so werden wir sie gewiß besiegen.« Benhadad ging auf ihren Vorschlag ein und verfuhr demgemäß. Als dann das Jahr um war, bot Benhadad die Syrer auf und zog nach Aphekin der Ebene Megiddo., um dort den Israeliten eine Schlacht zu liefern. Nachdem auch die Israeliten gemustert worden waren und sich mit Mundvorrat versorgt hatten, zogen sie ihnen entgegen und lagerten sich ihnen gegenüber wie ein Paar kleine Ziegenherden, während die Syrer die ganze Gegend füllten. Da trat der Gottesmann abermals herzu und sagte zum König von Israel: »So hat der HERR gesprochen: ›Weil die Syrer gesagt haben, der HERR sei ein Gott der Berge, aber kein Gott der Ebenen, so will ich diesen ganzen gewaltigen Heerhaufen in deine Hand geben, damit ihr erkennt, daß ich der HERR bin.‹« So lagerten sie denn sieben Tage lang einander gegenüber; am siebten Tage aber kam es zur Schlacht, und die Israeliten erschlugen von den Syrern hunderttausend Mann Fußvolk an einem einzigen Tage; die Übriggebliebenen flüchteten sich in die Stadt Aphek. Da fiel die Stadtmauer über den 27000 Mann zusammen, die übriggeblieben waren. Auch Benhadad war geflohen und in die Stadt gekommen (und versteckte sich) von einem Gemach in das andere. d) Benhadad in Aphek belagert und zur Ergebung gezwungen; Ahabs unbesonnene Milde gegen ihnDa sagten seine Diener zu ihm: »Wir haben oft genug gehört, daß die Könige der Israeliten großmütige Könige seien. So wollen wir uns denn Bußgewänder um unsere Lenden legen und Stricke um unseren Kopf und so zum König von Israel hinausgehen; vielleicht schenkt er dir das Leben.« Sie gürteten sich also Bußgewänder um ihre Lenden und legten Stricke um ihren Kopf; und als sie zum König von Israel kamen, sagten sie: »Dein Knecht Benhadad läßt dich bitten, ihm das Leben zu schenken.« Er antwortete: »Lebt er noch? Er ist ja mein Bruder.« Die Männer nahmen das als eine gute Vorbedeutung; darum beeilten sie sich, ihn beim Wort zu nehmen, und sagten: »Benhadad ist also dein Bruder?« Da antwortete er: »Geht, bringt ihn her!«, und als Benhadad dann zu ihm hinauskam, ließ er ihn zu sich auf den Wagen steigen. Da sagte Benhadad zu ihm: »Die Städte, die mein Vater deinem Vater weggenommen hat, will ich dir zurückgeben; auch magst du dir Handelshäuser in Damaskus anlegen, wie mein Vater sich solche in Samaria angelegt hat.« »Und ich«, entgegnete Ahab, »will dich auf Grund dieses Abkommens freilassen.« Er schloß also einen Vertrag mit ihm und ließ ihn frei. ee) Ein Prophetenschüler stellt dem Ahab seine Verfehlung vor AugenEiner aber von den Prophetenschülern forderte auf Geheiß des HERRN seinen Genossen auf: »Bringe mir eine Wunde bei!« Als jener sich weigerte, ihn zu verwunden, sagte er zu ihm: »Zur Strafe dafür, daß du dem Befehl des HERRN nicht nachgekommen bist, wird dich, sobald du von mir weggegangen bist, ein Löwe töten.« Kaum war er dann von ihm weggegangen, da fiel ein Löwe ihn an und tötete ihn. Als jener hierauf einen anderen (Genossen) traf, forderte er ihn (wieder) auf: »Bringe mir eine Wunde bei!« Da verwundete ihn dieser durch einen Schlag. Nun ging der Prophet hin und stellte sich auf den Weg, den der König kommen mußte, machte sich aber durch eine Binde über seinen Augen unkenntlich. Als dann der König vorüberkam, rief er ihn laut an mit den Worten: »Dein Knecht war mit in die Schlacht gezogen; da trat plötzlich ein Mann, ein Oberer, an mich heran und brachte mir einen Gefangenen mit der Weisung: ›Bewache diesen Mann! Sollte er dir abhanden kommen, so haftest du mit deinem Leben für ihn, oder du hast ein Talent Silber zu bezahlen.‹ Während nun dein Knecht hier und da zu tun hatte, war der Mensch verschwunden.« Da sagte der König von Israel zu ihm: »Da hast du dein Urteil; du hast es dir selbst gesprochen.« Da entfernte jener schnell die Binde von seinen Augen, und der König von Israel erkannte in ihm einen von den Propheten. Der aber sagte zu ihm: »So hat der HERR gesprochen: ›Weil du den Mann, der von mir dem Tode geweiht war, aus der Hand gelassen hast, mußt du mit deinem Leben für ihn haften und dein Volk für sein Volk.‹« Da zog der König von Israel mißmutig und verstört nach Hause und gelangte nach Samaria. e) Ahabs schändliche Gewalttat an Nabotha) Ahabs Mißmut über NabothNachmals aber begab sich folgendes: Naboth, (ein Bürger) von Jesreel, besaß einen Weinberg in Jesreel nahe bei dem Palaste Ahabs, des Königs von Samaria. Ahab machte nun dem Naboth folgenden Vorschlag: »Tritt mir deinen Weinberg ab, damit ich mir einen Gemüsegarten daraus mache, weil er nahe bei meinem Palaste liegt; ich will dir einen besseren Weinberg dafür geben oder, wenn dir das lieber ist, dir den Preis bar bezahlen.« Aber Naboth erwiderte dem Ahab: »Der HERR bewahre mich davor, dir den Erbbesitz meiner Väter abzutreten!« Da kehrte Ahab in seinen Palast zurück, mißmutig und verstört über die Antwort, die Naboth, der Jesreeliter, ihm gegeben hatte mit den Worten: »Ich will dir den Erbbesitz meiner Väter nicht abtreten.« Er legte sich auf sein Bett, wandte das Gesicht gegen die Wand ab und wollte keine Nahrung zu sich nehmen. b) Isebels unheilvolles Eingreifen; ihr nichtswürdiger Brief an die Ältesten der Stadt JesreelDa trat seine Gemahlin Isebel zu ihm und fragte ihn: »Warum bist du denn so mißmutig, daß du nichts essen willst?« Er antwortete ihr: »Ich habe Naboth von Jesreel den Vorschlag gemacht: ›Tritt mir deinen Weinberg gegen Bezahlung ab, oder, wenn du das vorziehst, will ich dir einen anderen Weinberg dafür geben‹; aber er hat mir geantwortet: ›Ich will dir meinen Weinberg nicht abtreten.‹« Da erwiderte ihm seine Gemahlin Isebel: »Jetzt mußt du zeigen, daß du König in Israel bist!A.Ü.: Willst du so jetzt das Königtum über Israel dartun? Stehe auf, iß und sei guten Muts: ich will dir den Weinberg des Jesreeliters Naboth schon verschaffen.« Darauf schrieb sie einen Brief unter Ahabs Namen, versiegelte ihn mit seinem Siegel und schickte den Brief an die Ältesten und Obersten, die in seiner Stadt wohnten und Mitbeisitzer Naboths waren. In dem Briefe schrieb sie folgendes: »Laßt ein Fasten ausrufen und setzt Naboth obenan unter dem Volke! Dann setzt zwei nichtswürdige Menschen ihm gegenüber, die gegen ihn auftreten und das Zeugnis ablegen sollen, er habe Gott und den König gelästert; dann führt ihn vor die Stadt hinaus und steinigt ihn zu Tode!« c) Ruchlose Ermordung Naboths; Ahabs gewaltsame Besitznahme des WeinbergsUnd die Männer seiner Stadt, die Ältesten und Vornehmen, die in seiner Stadt die Beisitzer waren, taten, wie Isebel ihnen in dem Briefe, den sie ihnen hatte zugehen lassen, aufgetragen hatte: sie ließen ein Fasten ausrufen und setzten Naboth obenan unter dem Volke; dann kamen die zwei nichtswürdigen Buben, setzten sich ihm gegenüber und legten vor dem Volke das Zeugnis gegen ihn ab: »Naboth hat Gott und den König gelästert!« Hierauf führte man ihn zur Stadt hinaus und steinigte ihn; so fand er seinen Tod. Dann sandten sie zu Isebel und ließen ihr melden, Naboth sei gesteinigt worden und sei nun tot. Sobald Isebel die Nachricht von Naboths Steinigung und Tod erhalten hatte, sagte sie zu Ahab: »Auf! Nimm den Weinberg des Jesreeliters Naboth, den er dir für Geld nicht hat überlassen wollen, in Besitz! Denn Naboth lebt nicht mehr, sondern ist tot.« Sobald nun Ahab den Tod Naboths erfuhr, machte er sich auf den Weg, um in den Weinberg Naboths hinabzugehen und ihn in Besitz zu nehmen. d) Elia kündigt dem Königspaar das göttliche Strafgericht anDa erging das Wort des HERRN an Elia, den Thisbiter, also: »Mache dich auf, gehe hinab und tritt vor Ahab, den König von Israel, der in Samaria wohnt; er befindet sich gerade im Weinberge Naboths, wohin er hinabgegangen ist, um ihn in Besitz zu nehmen. Sage dann zu ihm folgendes: ›So hat der HERR gesprochen: Du hast gemordet und hast nun auch schon die Erbschaft angetreten?‹ Sage dann weiter zu ihm: ›So hat der HERR gesprochen: An der Stelle, wo die Hunde das Blut Naboths geleckt haben, sollen die Hunde auch dein Blut lecken!‹« Da sagte Ahab zu Elia: »Hast du mich wieder herausgefunden, mein Feind?« Er antwortete: »Ja, ich habe dich herausgefunden. Weil du dich so weit vergessen hast, zu tun, was dem HERRN mißfällt: ›so will ich nunmehr Unglück über dich bringen und dich wegfegen und will von Ahabs Angehörigen alles ausrotten, was männlichen Geschlechts ist, Unmündige wie Mündige, in Israel; und ich will es mit deinem Hause machen wie mit dem Hause Jerobeams, des Sohnes Nebats, und wie mit dem Hause Baesas, des Sohnes Ahias, weil du mich zum Zorn gereizt und Israel zur Sünde verführt hast!‹ Auch in betreff Isebels hat der HERR geredet und angekündigt: ›Die Hunde sollen Isebel am Stadtgraben von Jesreel fressen. Wer von Ahabs Angehörigen in der Stadt stirbt, den sollen die Hunde fressen, und wer auf dem Felde stirbt, den sollen die Vögel des Himmels fressen!‹« Es hat niemals einen Menschen gegeben, der sich so weit wie Ahab vergessen hätte, um das zu tun, was dem HERRN mißfällt, weil ihn sein Weib Isebel dazu verführte. Er verübte zahllose Greuel, indem er den Götzen nachging, ganz wie die Amoriter es getan hatten, die der HERR vor den Israeliten vertrieben hatte. e) Ahabs Reue; Gottes Milderung der UnheilsdrohungAls nun Ahab diese Worte hörte, zerriß er seine Kleider, legte ein härenes Bußgewand um den bloßen Leib und fastete; er schlief sogar in dem Bußgewand und ging bekümmert einher. Da erging das Wort des HERRN an Elia, den Thisbiter, also: »Hast du gesehen, wie Ahab sich vor mir gedemütigt hat? Weil er sich vor mir gedemütigt hat, will ich das Unglück nicht schon bei seinen Lebzeiten hereinbrechen lassen: erst unter der Regierung seines Sohnes will ich das Unglück über sein Haus kommen lassen.« f) Ahabs und Josaphats unglücklicher Feldzug gegen Ramoth; Ahabs Tod (2.Chr 18)a) Ahab und Josaphat verbünden sich zum Kriege gegen SyrienDrei Jahre vergingen ruhig, ohne daß Krieg zwischen Syrien und Israel stattfand. Im dritten Jahre aber, als Josaphat, der König von Juda, zum König von Israel (auf Besuch) gekommen war, sagte der König von Israel zu seinen Dienern: »Ihr wißt doch wohl, daß Ramoth in Gilead uns gehört? Wir aber sitzen hier müßig, anstatt es dem König von Syrien zu entreißen!« Als er hierauf an Josaphat die Frage richtete: »Willst du mit mir gegen Ramoth in Gilead zu Felde ziehen?«, antwortete ihm Josaphat: »Ich will sein wie du: mein Volk wie dein Volk, meine Rosse wie deine Rosse!« b) Der günstige Bescheid der 400 Propheten; Micha soll befragt werden (2.Chr 18,4-11)Als Josaphat dann dem König von Israel riet, zunächst doch den Willen des HERRN zu erforschen, ließ der König von Israel die Propheten zusammenkommen, ungefähr vierhundert Mann, und fragte sie: »Soll ich gegen Ramoth in Gilead zu Felde ziehen, oder soll ich es unterlassen?« Sie antworteten: »Ziehe hin, denn der HERR wird es dem König in die Hand geben.« Da fragte Josaphat: »Gibt es hier sonst keinen Propheten des HERRN mehr, durch den wir Auskunft erhalten könnten?« Der König von Israel erwiderte dem Josaphat: »Es ist wohl noch einer da, durch den wir den HERRN befragen könnten, aber ich habe nicht gern mit ihm zu tun; denn er weissagt mir niemals Gutes, sondern immer nur Unglück: Micha, der Sohn Jimlas.« Aber Josaphat entgegnete: »Der König wolle nicht so reden!« Da rief der König von Israel einen Kammerherrn und befahl ihm, schleunigst Micha, den Sohn Jimlas, zu holen. Während nun der König von Israel und der König Josaphat von Juda ein jeder auf seinem Throne in ihren Königsgewändern auf dem Platz am Eingang des Stadttores von Samaria dasaßen und alle Propheten vor ihnen weissagten, machte sich Zedekia, der Sohn Kenaanas, eiserne Hörner und rief aus: »So spricht der HERR: ›Mit solchen (Hörnern) wirst du die Syrer niederstoßen, bis du sie vernichtet hast!‹« Ebenso weissagten auch alle anderen Propheten, indem sie riefen: »Ziehe hin gegen Ramoth in Gilead: du wirst Glück haben! Denn der HERR wird es dem König in die Hand fallen lassen.« c) Michas anfänglicher Glücksspruch, sodann seine Unheilsverkündigung (2.Chr 18,12-22)Der Bote aber, der hingegangen war, um Micha zu holen, sagte zu ihm: »Wisse: die (übrigen) Propheten haben dem Könige einstimmig Glück verheißen; schließe dich doch ihrem einmütigen Ausspruch an und prophezeie ebenfalls Glück!« Micha aber antwortete: »So wahr der HERR lebt: nur was der HERR mir eingeben wird, das werde ich verkünden!« Als er nun zum Könige kam, fragte dieser ihn: »Micha, sollen wir gegen Ramoth in Gilead zu Felde ziehen, oder sollen wir es unterlassen?« Er antwortete ihm: »Ziehe hin, du wirst Glück haben! Denn der HERR wird es dem Könige in die Hand fallen lassen.« Da entgegnete ihm der König: »Wie oft soll ich dich noch beschwören, mir nichts zu verkünden als nur die reine Wahrheit im Namen des HERRN?« Da sagte Micha: »Ich habe ganz Israel zerstreut auf den Bergen gesehen wie Schafe, die keinen Hirten haben; der HERR aber sagte: ›Diese haben keinen Herrscher mehr: ein jeder von ihnen möge in Frieden nach Hause zurückkehren!‹« Da sagte der König von Israel zu Josaphat: »Habe ich dir nicht gesagt, daß er mir niemals Glück, sondern immer nur Unheil prophezeit?« Micha aber fuhr fort: »Darum vernimm das Wort des HERRN! Ich habe den HERRN auf seinem Throne sitzen sehen, während das ganze himmlische Heer zur Rechten und zur Linken neben ihm stand. Und der HERR fragte: ›Wer will Ahab betören, daß er zu Felde ziehe und bei Ramoth in Gilead falle?‹ Da erwiderte der eine dies, der andere das, bis endlich der Geist vortrat und sich vor den HERRN stellte und sagte: ›Ich will ihn betören.‹ Der HERR fragte ihn: ›Auf welche Weise?‹ Da antwortete er: ›Ich will hingehen und zum Lügengeist im Munde aller seiner Propheten werden.‹ Da sagte der HERR: ›Du sollst ihn betören, und es wird dir auch gelingen: gehe hin und mache es so.‹ Nun denn, siehe, der HERR hat allen diesen deinen Propheten einen Lügengeist in den Mund gelegt; denn der HERR hat Unglück für dich beschlossen.« d) Michas Mißhandlung durch Zedekia und seine Gefangennahme durch Ahab (2.Chr 18,23-27)Da trat Zedekia, der Sohn Kenaanas, auf Micha zu und gab ihm einen Backenstreich mit den Worten: »Wie? Ist etwa der Geist des HERRN von mir gewichen, um mit dir zu reden?« Micha entgegnete: »Du wirst es an jenem Tage erfahren, an dem du dich aus einem Gemach in das andere begeben wirst, um dich zu verstecken.« Hierauf befahl der König von Israel (dem Kammerherrn): »Nimm Micha fest und führe ihn zu dem Stadthauptmann Amon und zu dem königlichen Prinzen Joas zurück und melde dort: ›So hat der König befohlen: Setzt diesen Menschen ins Gefängnis und erhaltet ihn notdürftig mit Brot und Wasser am Leben, bis ich wohlbehalten heimkehre!‹« Micha antwortete: »Wenn du wirklich wohlbehalten heimkehrst, dann hat der HERR nicht in mir geredet.« Er fügte dann noch hinzu: »Hört dies, ihr Völker alle!« ee) Niederlage der Verbündeten bei Ramoth; Ahabs Tod in der Schlacht; seine Bestattung in Samaria; Schlußwort (2.Chr 18,28-34)Als hierauf der König von Israel und der König Josaphat von Juda gegen Ramoth in Gilead zu Felde gezogen waren, sagte der König von Israel zu Josaphat: »Ich will mich verkleiden und so in die Schlacht gehen; du aber magst deine gewöhnliche Kleidung anbehalten.« So nahm denn der König von Israel verkleidet an der Schlacht teil. Der König von Syrien hatte aber den zweiunddreißig Befehlshabern seiner Kriegswagen den bestimmten Befehl erteilt: »Ihr sollt niemand angreifen, er sei gering oder vornehm, sondern nur den König von Israel!« Als nun die Befehlshaber der Kriegswagen Josaphat zu Gesicht bekamen, dachten sie, daß es gewiß der König von Israel sei, und wandten sich gegen ihn, um ihn anzugreifen. Da erhob Josaphat ein Geschrei; und sobald die Befehlshaber der Wagen erkannt hatten, daß er nicht der König von Israel sei, wandten sie sich von ihm ab. Ein Mann aber spannte seinen Bogen aufs Geratewohl und traf den König von Israel zwischen dem Ringelgurt und dem Panzer. Da befahl er seinem Wagenlenker: »Wende um und bringe mich vom Schlachtfeld weg, denn ich bin verwundet!« Da aber der Kampf an jenem Tage immer heftiger wurde, blieb der König dann doch den Syrern gegenüber aufrecht im Wagen stehen, bis er am Abend starb; das Blut war aus der Schußwunde ins Innere des Wagens geflossen. Da erscholl gegen Sonnenuntergang der laute Ruf durch das Lager: »Jeder (kehre heim) in seine Stadt und jeder in sein Land! Denn der König ist tot!« Als man dann nach Samaria gekommen war, begruben sie den König in Samaria; und als man den Wagen am Teich von Samaria abspülte, leckten die Hunde sein Blut [und die Dirnen wuschen sich damit], wie der HERR es zuvor angekündigt hatte. Die übrige Geschichte Ahabs aber sowie alle seine Taten und das Elfenbeinhaus, das er gebaut, und sämtliche Städte, die er befestigt hat, das findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Israel. – Als Ahab sich aber zu seinen Vätern gelegt hatte, folgte ihm sein Sohn Ahasja in der Regierung nach. g) Josaphat König von Juda (2.Chr 17-20)Josaphat, der Sohn Asas, wurde König über Juda im vierten Jahre der Regierung des Königs Ahab von Israel. Fünfunddreißig Jahre war Josaphat beim Regierungsantritt alt, und fünfundzwanzig Jahre regierte er in Jerusalem. Seine Mutter hieß Asuba und war eine Tochter Silhis. Er wandelte ganz auf dem Wege seines Vaters Asa, ohne davon abzuweichen, so daß er tat, was dem HERRN wohlgefiel. Nur der Höhendienst wurde nicht beseitigt: das Volk brachte immer noch Schlacht- und Rauchopfer auf den Höhen dar. Mit dem König von Israel aber lebte Josaphat in Frieden. Die übrige Geschichte Josaphats aber und seine tapferen Taten, die er ausgeführt, und wie er Krieg geführt hat, das findet sich bekanntlich bereits aufgezeichnet im Buche der Denkwürdigkeiten der Könige von Juda. Auch den Rest der Heiligtumsbuhler, der unter der Regierung seines Vaters Asa noch übriggeblieben war, schaffte er aus dem Lande weg. In Edom gab es damals keinen König; als König galt der (judäische) Statthalter. Josaphat hatte Tharsisschiffe bauen lassen, die nach Ophir fahren und Gold holen sollten; aber man fuhr nicht dahin, weil die Schiffe bei Ezjon-Geber scheiterten. Damals machte Ahasja, der Sohn Ahabs, dem Josaphat den Vorschlag: »Laß meine Leute die Fahrt zur See mit den deinigen mitmachen!«, aber Josaphat ging nicht darauf ein. Als Josaphat sich dann zu seinen Vätern gelegt und man ihn bei seinen Vätern in der Stadt seines Ahnherrn David begraben hatte, folgte ihm sein Sohn Joram in der Regierung nach. h) Ahasja König von Israel (22,52 – 2.Kön 1,18)Ahasja, der Sohn Ahabs, wurde König über Israel zu Samaria im siebzehnten Jahre der Regierung des Königs Josaphat von Juda und regierte zwei Jahre über Israel. Er tat, was dem HERRN mißfiel, und wandelte auf dem Wege seines Vaters und seiner Mutter und auf dem Wege Jerobeams, des Sohnes Nebats, der Israel zur Sünde verführt hatte. (22:54)Er diente dem Baal und betete ihn an und erzürnte dadurch den HERRN, den Gott Israels, ganz wie sein Vater getan hatte. I. Fortsetzung der Geschichte beider Reiche bis zum Untergang des Reiches Israel (Kap. 1-17)1. Ahasja und der Prophet Eliaa) Dem erkrankten und abgöttischen König Ahasja kündigt Elia den Tod anNach dem Tode Ahabs fielen die Moabiter von Israel ab. – Als Ahasja aber in Samaria durch das Gitterfenster in seinem Obergemach gefallen war und krank darniederlag, sandte er Boten ab mit dem Auftrag: »Geht hin und befragt Baal-Sebubd.h. Gott der Fliegen = Gott der Krankheit und der Genesung, im Neuen Testament Beelzebub oder Beelzebul, der Oberste der bösen Geister., den Gott von EkronEkron, eine der 5 Hauptstädte der Philister, westlich von Jerusalem., ob ich von dieser Krankheit genesen werde.« Der Engel des HERRN aber gebot dem Elia aus Thisbe: »Mache dich auf, gehe den Boten des Königs von Samaria entgegen und sage zu ihnen: ›Es gibt wohl keinen Gott in Israel, daß ihr hingehen müßt, um bei Baal-Sebub, dem Gott von Ekron, anzufragen?‹ Darum hat der HERR so gesprochen: ›Von dem Lager, das du bestiegen hast, sollst du nicht wieder herunterkommen, sondern sollst unfehlbar sterben!‹« Darauf ging Elia von dannen. Als nun die Boten zum König zurückkehrten, fragte er sie: »Warum kommt ihr denn zurück?« Sie antworteten ihm: »Ein Mann ist uns entgegengekommen, der zu uns sagte: ›Kehrt wieder zum König zurück, der euch entsandt hat, und sagt zu ihm: So hat der HERR gesprochen: Es gibt wohl keinen Gott in Israel, daß du hinsenden mußt, um bei Baal-Sebub, dem Gott von Ekron, anzufragen? Darum sollst du von dem Lager, das du bestiegen hast, nicht wieder herunterkommen, sondern sollst unfehlbar sterben.‹« Da fragte er sie: »Wie sah der Mann aus, der euch entgegengekommen ist und diese Worte an euch gerichtet hat?« Sie antworteten ihm: »Der Mann trug ein haariges Fell als Mantel und hatte sich einen ledernen Gürtel um die Hüften gebunden.« Da rief Ahasja aus: »Das ist Elia aus Thisbe!« b) Elia und die drei HauptleuteHierauf schickte er einen Hauptmann über eine Fünfzigschaft mit seinen fünfzig Leuten nach ihm aus. Als dieser zu ihm hinaufkam – Elia saß nämlich oben auf einem Berge –, sagte er zu ihm: »Mann Gottes, der König befiehlt dir herabzukommen!« Aber Elia antwortete dem Hauptmann: »Wenn ich denn ein Gottesmann bin, so falle Feuer vom Himmel herab und verzehre dich samt deinen fünfzig Leuten!« Da fiel Feuer vom Himmel herab und verzehrte ihn samt seinen fünfzig Leuten. Hierauf sandte der König nochmals einen andern Hauptmann mit seinen fünfzig Leuten nach ihm aus; der redete ihn mit den Worten an: »Mann Gottes, so hat der König befohlen: ›Komm sofort herab!‹« Aber Elia antwortete ihnen: »Wenn ich ein Gottesmann bin, so falle Feuer vom Himmel herab und verzehre dich samt deinen fünfzig Leuten!« Da fiel Feuer Gottes vom Himmel herab und verzehrte ihn samt seinen fünfzig Leuten. Hierauf sandte der König nochmals einen dritten Hauptmann mit seinen fünfzig Leuten ab. Als dieser dritte Hauptmann zu ihm hinaufkam, fiel er vor Elia auf die Knie und flehte ihn an mit den Worten: »Mann Gottes, laß doch mein Leben und das Leben deiner Knechte, dieser Fünfzig, etwas bei dir gelten! Du weißt: Feuer ist vom Himmel herabgefallen und hat die beiden ersten Hauptleute samt ihren fünfzig Leuten verzehrt; nun aber laß doch meinem Leben Schonung widerfahren!« Da sagte der Engel des HERRN zu Elia: »Gehe mit ihm hinab, fürchte dich nicht vor jenem!« Da stand Elia auf und ging mit ihm zum König hinab. c) Elia bei Ahasja; Tod des KönigsZu diesem sagte er dann: »So hat der HERR gesprochen: ›Weil du Boten abgesandt hast, um Baal-Sebub, den Gott von Ekron, zu befragen – als ob es keinen Gott in Israel gäbe, dessen Ausspruch man einholen könnte –, darum wirst du von dem Lager, das du bestiegen hast, nicht wieder herunterkommen, sondern wirst unfehlbar sterben!‹« So starb er denn, wie der HERR es durch den Mund Elias hatte verkündigen lassen; und sein Bruder Joram folgte ihm in der Regierung nach im zweiten Jahre der Regierung Jorams, des Sohnes Josaphats, des Königs von Juda; denn er hatte keinen Sohn hinterlassen. Die übrige Geschichte Ahasjas aber und alles, was er unternommen hat, das findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Israel. 2. Die Himmelfahrt Eliasa) Elia auf der Wanderung mit seinem treuen Diener ElisaAls dann der HERR den Elia im Wettersturm zum Himmel auffahren lassen wollte, ging Elia mit Elisa aus GilgalNicht das bekannte Gilgal bei Jericho, sondern ein unbekannter Ort in der Nähe von Bethel. weg. Da sagte Elia zu Elisa: »Bleibe doch hier! Denn der HERR hat mich nach Bethel gesandt.« Doch Elisa erwiderte: »So wahr der HERR lebt und so wahr du selbst lebst, ich verlasse dich nicht!« Als sie nun nach Bethel hinabwanderten, kamen die Prophetenjünger, die in Bethel wohnten, zu Elisa hinaus und sagten zu ihm: »Weißt du wohl, daß Gott der HERR heute deinen Herrn über deinem Haupt entführen wird?« Er antwortete: »Auch ich weiß es: schweigt still!« Da sagte Elia zu ihm: »Elisa, bleibe doch hier! Denn der HERR hat mich nach Jericho gesandt.« Doch er entgegnete: »So wahr der HERR lebt und so wahr du selbst lebst, ich verlasse dich nicht!« Als sie nun nach Jericho gekommen waren, traten die Prophetenjünger, die in Jericho wohnten, an Elisa heran und sagten zu ihm: »Weißt du wohl, daß Gott der HERR heute deinen Herrn über deinem Haupt entführen wird?« Er antwortete: »Auch ich weiß es: schweigt still!« Darauf sagte Elia zu ihm: »Bleibe doch hier! Denn der HERR hat mich an den Jordan gesandt.« Doch er entgegnete: »So wahr der HERR lebt und so wahr du selbst lebst, ich verlasse dich nicht!« So gingen sie denn beide miteinander weiter. Auch fünfzig Mann von den Prophetenjüngern gingen mit, blieben aber abseits in einiger Entfernung stehen, während die beiden an den Jordan traten. Da nahm Elia seinen Mantel, wickelte ihn zusammen und schlug damit auf das Wasser; da zerteilte es sich nach beiden Seiten hin, so daß sie beide trockenen Fußes hindurchgehen konnten. b) Elias Abschied von Elisa; seine HimmelfahrtAls sie nun drüben angekommen waren, sagte Elia zu Elisa: »Erbitte dir etwas, was ich dir tun soll, ehe ich von dir hinweggenommen werde.« Elisa antwortete: »Möchte mir doch ein doppelter AnteilMöglich ist auch die Übersetzung: Möchten mir doch zwei Drittel … zufallen! von deinem Geist zufallen!« Elia entgegnete: »Du hast eine schwer zu erfüllende Bitte ausgesprochen. Wenn du mit ansehen darfst, wie ich von dir entrückt werde, so wird deine Bitte erfüllt werden, sonst nicht!« Während sie dann im Gespräch miteinander immer weiter gingen, erschien plötzlich ein feuriger Wagen mit feurigen Rossen und trennte beide voneinander; und Elia fuhr im Wettersturm zum Himmel empor. Als Elisa das sah, rief er laut: »Mein Vater, mein Vater! Du Wagen Israels und seine Reiter!« Als er ihn dann nicht mehr sah, faßte er seine Kleider und zerriß sie in zwei Stücke. c) Elisas Rückkehr über den Jordan nach Jericho; Elia bleibt verschwundenHierauf hob er den Mantel auf, der dem Elia entfallen war, kehrte um und trat an das Ufer des Jordans; hier nahm er den Mantel Elias, der ihm entfallen war, schlug damit auf das Wasser und rief aus: »Wo ist der HERR, der Gott Elias?« Als auch er so auf das Wasser geschlagen hatte, zerteilte es sich nach beiden Seiten hin, so daß Elisa hindurchgehen konnte. Als die Prophetenjünger, die aus Jericho waren, das von drüben her sahen, riefen sie aus: »Der Geist Elias ruht auf Elisa!« Sie gingen ihm dann entgegen, verneigten sich vor ihm bis zur Erde und sagten zu ihm: »Siehe, es befinden sich hier bei deinen Knechten fünfzig rüstige Männer; die sollen hingehen und deinen Herrn suchen, ob ihn nicht etwa der Geist des HERRN entführt und ihn auf irgendeinen Berg oder in irgendein Tal entrückt hat.« Aber er erwiderte: »Ihr braucht sie nicht auszuschicken!« Als sie jedoch bis aufs äußerste in ihn drangen, erklärte er schließlich: »Nun, so laßt sie abgehen!« Da schickten sie die fünfzig Männer aus, die suchten drei Tage lang, fanden ihn aber nicht. Als sie dann zu ihm zurückkehrten, während er noch in Jericho weilte, sagte er zu ihnen: »Habe ich euch nicht gesagt, ihr möchtet nicht hingehen?« 3. Der Prophet Elisa (2,19-8,15)a) Erstes Auftreten Elisas: Das Wunder am ungesunden Wasser zu JerichoDie Einwohner der Stadt (Jericho) aber sagten zu Elisa: »In unserer Stadt ist gewiß gut wohnen, wie du, Herr, selbst siehst; aber das Wasser ist ungesund, und die Gegend verursacht Fehlgeburten.« Da antwortete er: »Bringt mir eine neue Schüssel und tut Salz hinein.« Als man sie ihm gebracht hatte, ging er an die Wasserquelle vor die Stadt hinaus, warf das Salz hinein und sagte: »So hat der HERR gesprochen: ›Ich habe dieses Wasser gesund gemacht; es soll hinfort weder Tod noch Fehlgeburt daher kommen!‹« Da wurde das Wasser gesund bis auf den heutigen Tag infolge des Wortes, das Elisa ausgesprochen hatte. Elisa und die bösen Buben von Bethel Von dort ging er dann nach Bethel zurück; und als er so auf dem Wege hinaufging, kamen kleine Jungen aus dem Ort heraus, die ihn verspotteten, indem sie ihm zuriefen: »Komm herauf, Kahlkopf! Komm herauf, Kahlkopf!« Da wandte er sich um, und als er sie sah, verwünschte er sie im Namen des HERRN. Da kamen zwei Bären aus dem Walde heraus und zerrissen zweiundvierzig von den Knaben. Von dort begab er sich nach dem Berge Karmel und kehrte von da nach Samaria zurück. b) König Joram von Israela) Allgemeine Angaben über JoramJoram, der Sohn Ahabs, wurde König über Israel zu Samaria im achtzehnten Jahre der Regierung des Königs Josaphat von Juda und regierte zwölf Jahre. Er tat, was dem HERRN mißfiel, jedoch nicht so schlimm wie sein Vater und seine Mutter; denn er entfernte die Götzensäule Baals, die sein Vater hatte aufstellen lassen, aber an dem sündhaften Stierdienst Jerobeams, des Sohnes Nebats, zu dem er Israel verführt hatte, hielt er fest und ließ nicht davon ab. b) Ausbruch des Kriegs mit den Moabitern; Bündnis Jorams mit Josaphat; Marsch in die Steppe von EdomDa Mesa, der König der Moabiter, Schafzüchter war, hatte er dem König von Israel hunderttausend Lämmer und die Wolle von hunderttausend Widdern als regelmäßige Abgabe zu entrichten. Aber nach Ahabs Tode fiel der König der Moabiter vom König von Israel ab. Da zog der König Joram zu jener Zeit aus Samaria aus und bot ganz Israel zum Kriege auf; gleichzeitig schickte er eine Gesandtschaft an den König Josaphat von Juda und ließ ihm sagen: »Der König der Moabiter ist von mir abgefallen: willst du nicht mit mir gegen die Moabiter zu Felde ziehen?« Er antwortete: »Ja, ich will mitziehen; ich will sein wie du: mein Volk wie dein Volk, meine Rosse wie deine Rosse!« Als er dann fragte: »Welchen Weg wollen wir einschlagen?«, erwiderte jener: »Den Weg durch die Steppe von Edom.« c) Schlimme Lage des Heeres infolge von Wassermangel; Elisas glückverkündende WeissagungSo zog denn der König von Israel mit dem König von Juda und dem König der Edomiter aus. Als sie aber sieben Tagemärsche zur Umgehung zurückgelegt hatten, fehlte es dem Heere und dem Vieh, das mit ihnen zog, an Wasser. Da rief der König von Israel aus: »Wehe! So hat also der HERR diese drei Könige zum Kriege aufgeboten, um sie in die Hand der Moabiter fallen zu lassen!« Nun fragte Josaphat: »Ist denn hier kein Prophet des HERRN, durch den wir den HERRN befragen können?« Da antwortete einer von den Hofleuten des Königs von Israel: »Hier ist Elisa, der Sohn Saphats, der als Diener bei Elia gelebt hat.«W.: der dem Elia Wasser über die Hände gegossen hat. Josaphat sagte: »Ja wirklich, bei dem ist das Wort des HERRN zu finden!« Als sich nun der König von Israel und Josaphat und der König der Edomiter zu ihm hinabbegeben hatten, sagte Elisa zum König von Israel: »Was habe ich mit dir zu schaffen? Wende dich doch an die Propheten deines Vaters und an die Propheten deiner Mutter!« Aber der König von Israel entgegnete ihm: »Nicht doch! Hat etwa der HERR diese drei Könige zum Krieg aufgeboten, um sie in die Hand der Moabiter fallen zu lassen?« Da sagte Elisa: »So wahr der HERR der Heerscharen lebt, in dessen Dienst ich stehe! Wenn ich nicht auf den König Josaphat von Juda Rücksicht nähme, so würde ich dich wahrlich nicht beachten und dich keines Blickes würdigen! Nun aber schafft mir einen Saitenspieler her!« Als dann der Saitenspieler die Saiten rührte, kam die Hand des HERRN über ihn, und er sagte: »So hat der HERR gesprochen: ›Macht in diesem Tal Grube an Grube!‹ Denn so hat der HERR gesprochen: ›Ihr werdet keinen Wind wahrnehmen und keinen Regen sehen, und doch wird sich dieses Tal mit Wasser füllen, so daß ihr samt eurem Heer und eurem Vieh trinken könnt. Aber dies genügt dem HERRN noch nicht: er wird euch auch noch die Moabiter in die Hände liefern, so daß ihr alle festen Städte erobern, alle Fruchtbäume fällen, alle Wasserquellen verschütten und alles gute Ackerland mit Steinen verderben werdet.‹« Und wirklich, am folgenden Morgen zu der Zeit, wo man das Speisopfer darbringt, kam plötzlich Wasser von Edom her geflossen, so daß die ganze Gegend überschwemmt wurde. d) Sieg der Israeliten; Mesa opfert seinen erstgeborenen Sohn und bewirkt dadurch den Abzug der IsraelitenAls nun das ganze Volk der Moabiter hörte, daß die Könige herangezogen waren, um sie zu bekriegen, wurde alles, was die Waffen tragen konnte, aufgeboten, ja sogar die noch nicht Waffenfähigen, und sie stellten sich an der Grenze auf. Als aber am folgenden Morgen früh die Sonne beim Aufgang über das Wasser hin strahlte, erschien den Moabitern das Wasser drüben rot wie Blut, so daß sie ausriefen: »Das ist Blut! Gewiß sind die Könige mit dem Schwert aneinandergeraten und haben ein Blutbad unter sich angerichtet: jetzt an die Beute, Moabiter!« Als sie aber an das israelitische Lager herankamen, machten die Israeliten einen Ausfall und schlugen die Moabiter in die Flucht, drangen dann immer weiter ins Land ein und schlugen die Moabiter aufs neue. Die Städte zerstörten sie, auf alles gute Ackerland warfen sie ein jeder seinen Stein, so daß es ganz damit bedeckt war, alle Wasserquellen verschütteten sie und hieben alle Fruchtbäume um, bis nichts mehr übrig war als (die Stadt) Kir-Hareseth mit ihrer festen Steinmauer. Als dann die Schleuderer die Stadt umzingelten und beschossen und der König der Moabiter einsah, daß er dem Angriff nicht gewachsen sei, nahm er siebenhundert mit Schwertern bewaffnete Krieger mit sich, um sich zum König der Edomiter durchzuschlagen; aber es gelang ihnen nicht. Da nahm er seinen erstgeborenen Sohn, der ihm dereinst in der Regierung nachfolgen sollte, und brachte ihn auf der Mauer als Brandopfer dar. Da kam ein gewaltiger ZornDie abergläubischen Israeliten gerieten beim Anblick des Opfers in Angst vor dem Zorn des moabitischen Gottes Kamos. über Israel, so daß sie die Belagerung aufhoben und in ihr Land zurückkehrten. c) Wundertaten Elisas (4,1-6,23)a) Die Geschichte vom Ölkrug der WitweEine Frau von den Ehefrauen der Prophetenjünger flehte einst Elisa laut mit den Worten an: »Mein Mann, dein Knecht, ist gestorben, und du weißt selbst, daß dein Knecht ein gottesfürchtiger Mann gewesen ist. Nun ist der Gläubiger gekommen und will sich meine beiden Söhne zu Sklaven nehmen!« Elisa antwortete ihr: »Was soll ich für dich tun? Sage mir, was du im Hause hast!« Sie erwiderte: »Deine Magd hat gar nichts mehr im Hause als nur einen Krug mit etwas Öl.« Da sagte er: »Gehe hin, borge dir Gefäße von allen deinen Nachbarn draußen, leere Gefäße, aber nimm nicht zu wenige; hierauf gehe heim, schließe die Tür hinter dir und deinen beiden Söhnen zu und gieße in alle jene Gefäße ein; und wenn eins voll ist, so setze es beiseite.«« Sie ging dann von ihm weg und schloß die Tür hinter sich und ihren Söhnen zu; diese reichten ihr (die Gefäße), und sie goß sie voll. Als nun die Gefäße gefüllt waren, sagte sie zu ihrem Sohn: »Reiche mir noch ein Gefäß!«, aber er antwortete ihr: »Es ist kein Gefäß mehr da«; da hörte das Öl auf zu fließen. Als sie nun zu dem Gottesmann kam und es ihm berichtete, sagte er: »Gehe hin, verkaufe das Öl und bezahle deine Schuld; von dem, was dir dann noch übrigbleibt, kannst du mit deinen Söhnen leben.« b) Elisa und die Sunamitin; Elisa verheißt der Sunamitin einen SohnEines Tages ging Elisa nach Sunem hinüber; dort wohnte eine reiche Frau, die ihn nötigte, bei ihr zu essen. Sooft er nun später an dem Ort vorüberkam, kehrte er dort zum Essen ein. Da sagte sie zu ihrem Manne: »Sieh doch, ich habe erkannt, daß dieser ein heiliger Gottesmann ist, der immer bei uns einkehrt; wir wollen ihm doch ein kleines Zimmer oben im Hause aufmauern lassen und ihm ein Bett, einen Tisch, einen Stuhl und einen Leuchter hineinstellen; dann kann er dort ein Unterkommen finden, sooft er zu uns kommt.« Als er nun eines Tages wieder hinkam, kehrte er in dem Oberstübchen ein und schlief darin. Nachher befahl er seinem Diener Gehasi: »Rufe mir unsere Sunamitin!« Als er sie nun gerufen hatte und sie vor ihn getreten war, sagte Elisa zu dem Diener: »Sage ihr: ›Du hast dir unsertwegen alle diese Unruhe gemacht: was kann man für dich tun? Brauchst du Fürsprache beim König oder Feldhauptmann?‹« Sie antwortete: »Ich wohne hier ja sicher inmitten meines Volkes.« Als er nun wieder fragte: »Was könnte man wohl für sie tun?«, antwortete Gehasi: »Ach, sie ist kinderlos, und ihr Mann ist schon alt.« Darauf sagte Elisa: »Rufe sie her!« Als er sie nun gerufen hatte und sie in die Tür getreten war, sagte er: »Übers Jahr um diese Zeit wirst du einen Sohn herzen!« Aber sie entgegnete: »Ach nein, mein Herr, du Mann Gottes: täusche doch deine Magd nicht!« Die Frau aber wurde wirklich guter Hoffnung und gebar um dieselbe Zeit im nächsten Jahre einen Sohn, wie Elisa ihr verheißen hatte. Der Tod des Knaben; Wanderung der Mutter zu ElisaAls nun der Knabe herangewachsen war, begab es sich eines Tages, daß er zu seinem Vater zu den Schnittern hinausging. Da klagte er (plötzlich) seinem Vater: »Mein Kopf, mein Kopf!« Jener befahl einem Knecht: »Trage ihn heim zu seiner Mutter!« Als dieser ihn auf den Arm genommen und zu seiner Mutter gebracht hatte, saß er bis zum Mittag auf ihrem Schoß; dann starb er. Da stieg sie hinauf, legte ihn auf das Bett des Gottesmannes, schloß hinter ihm zu und ging hinaus; dann ließ sie ihren Mann rufen und sagte zu ihm: »Schicke mir doch einen von den Knechten und eine Eselin; ich will zu dem Gottesmann eilen, komme aber schnell wieder zurück.« Er entgegnete: »Warum willst du gerade heute zu ihm gehen? Es ist doch weder Neumond noch Sabbat!« Doch sie erwiderte: »Das schadet nichts.« Hierauf ließ sie die Eselin satteln und befahl ihrem Knecht: »Treibe das Tier immerfort an und mache mir keinen Aufenthalt beim Reiten, es sei denn, daß ich es dir sage!« So machte sie sich auf den Weg und gelangte zu dem Gottesmann auf den Berg Karmel. Als nun der Gottesmann sie in einiger Entfernung erblickte, sagte er zu seinem Diener Gehasi: »Da ist ja unsere Sunamitin! Elisa begibt sich in das Haus der MutterWohlan, laufe ihr entgegen und frage sie, ob es ihr sowie ihrem Mann und dem Knaben gutgehe.« Sie antwortete: »Ja.« Als sie aber zu dem Gottesmann auf den Berg gekommen war, umfaßte sie seine Füße; da trat Gehasi hinzu, um sie wegzustoßen; aber der Gottesmann sagte: »Laß sie! Denn sie ist tief betrübt, und Gott hat es mir verborgen und mir’s nicht geoffenbart.« Sie sagte dann: »Bin ich es gewesen, die meinen Herrn um einen Sohn gebeten hat? Habe ich nicht vielmehr gesagt, du möchtest mich nicht täuschen?« Da befahl er Gehasi: »Gürte dir die Lenden, nimm meinen Stab in deine Hand und gehe hin! Wenn du jemand triffst, so grüße ihn nicht, und wenn dich jemand grüßt, so danke ihm nicht! Lege dann dem Knaben meinen Stab auf das Gesicht!« Aber die Mutter des Knaben rief: »So wahr der HERR lebt und so wahr du selbst lebst: ich lasse nicht von dir!« Da machte er sich auf und folgte ihr. Gehasi war ihnen unterdessen vorausgeeilt und hatte dem Knaben den Stab auf das Gesicht gelegt, aber kein Laut und kein Lebenszeichen war erfolgt. Da kehrte er um, (seinem Herrn) entgegen, und berichtete ihm, der Knabe sei nicht aufgewacht; und als Elisa dann in das Haus kam, fand er den Knaben tot auf seinem eigenen Bette liegen. Wiederbelebung des KnabenNun ging er hinein, schloß die Tür hinter sichW.: hinter ihnen beiden, d.h. hinter sich und dem toten Knaben. zu und betete zum HERRN; dann stieg er auf das Bett, streckte sich über den Knaben hin und legte seinen Mund auf dessen Mund, seine Augen auf dessen Augen und seine Hände auf die Hände jenes. Als er sich so über ihn hinstreckte, erwärmte sich der Leib des Knaben. Dann stand er wieder auf und ging im Zimmer hin und her, stieg dann wieder hinauf und streckte sich über ihn hin. Da nieste der Knabe siebenmal und schlug die Augen hell auf. Nun rief er Gehasi und befahl ihm: »Rufe unsere Sunamitin!« Der rief sie herbei, und als sie zu ihm hereinkam, sagte er: »Nimm da deinen Sohn!« Da trat sie heran, fiel ihm zu Füßen, verneigte sich tief bis zur Erde, nahm ihren Sohn auf den Arm und ging hinaus. c) Der Tod (= giftige Speise) im Topf und die wunderbare Speisung der HundertElisa kehrte dann nach Gilgal zurück, während eine Hungersnot im Lande herrschte. Als nun die Prophetenjünger vor ihm saßen, gab er seinem Diener den Auftrag, den größten Kochtopf aufs Feuer zu setzen und ein Gericht für die Prophetenjünger zu kochen. Da ging einer von ihnen auf das Feld hinaus, um Kräuter zu sammeln, und als er ein wildes Schlinggewächs fand, pflückte er davon wilde Gurken ab, seinen ganzen Mantel voll; dann kehrte er heim und zerschnitt sie in den Kochtopf; denn er kannte sie nicht. Als man sie dann zum Essen für die Männer ausgeschüttet hatte und diese von dem Gericht aßen, schrien sie laut auf und riefen: »Der Tod ist im Topf, Mann Gottes!«, und sie konnten es nicht essen. Da sagte er: »So bringt Mehl her!« Er warf es in den Topf und sagte dann: »Fülle es jetzt für die Leute aus, damit sie es essen.« Da war nichts Schädliches mehr im Topf. Hierauf kam ein Mann aus Baal-SalisaDieser Ort wird in der Nähe von Gilgal gelegen haben. und brachte dem Gottesmann Erstlingsbrote, nämlich zwanzig Gerstenbrote, dazu Schrotkorn in seinem Sack. Da befahl er: »Gib es den Leuten zu essen!« Sein Diener aber entgegnete: »Wie kann ich dies hundert Männern vorsetzen?« Doch er befahl: »Gib es den Leuten zu essen! Denn so hat der HERR gesprochen: ›Man wird essen und noch übriglassen‹«. Als er es ihnen nun vorsetzte, aßen sie und ließen noch davon übrig, wie der HERR es verheißen hatte. d) Heilung des Syrers Naeman vom Aussatz; Bestrafung der Untreue GehasisNaeman sucht Heilung in SamariaNaeman, der Feldhauptmann des Königs von Syrien, galt bei seinem Herrn viel und stand in hohem Ansehen; denn durch ihn hatte Gott der HERR den Syrern den Sieg verliehen; aber dieser Mann, ein großer Kriegsheld, wurde aussätzig. Nun hatten die Syrer einst auf einem Streifzuge ein junges Mädchen aus dem Lande Israel gefangen weggeführt; die war dann bei Naemans Gattin Dienerin geworden und sagte (eines Tages) zu ihrer Herrin: »Ach wenn mein Herr sich doch an den Propheten zu Samaria wendete! Dann würde der ihn von seinem Aussatz befreien.« Da ging Naeman zu seinem Herrn und teilte ihm mit: »So und so hat das Mädchen berichtet, das aus dem Lande Israel stammt.« Darauf entgegnete der König von Syrien: »Nun gut, ziehe hin! Ich will dir ein Schreiben an den König von Israel mitgeben.« Da machte er sich auf den Weg, nahm zehn Talente Silber, sechstausend Schekel GoldTalent und Schekel s. Anhang, Maße. und zehn Festgewänder mit und überreichte dem König von Israel das Schreiben, das so lautete: »Wenn dieses Schreiben an dich gelangt, so wisse: ich habe meinen Diener Naeman zu dir gesandt, damit du ihn von seinem Aussatz befreist.« Als der König von Israel das Schreiben gelesen hatte, zerriß er seine Kleider und rief aus: »Bin ich etwa ein Gott, daß ich töten und lebendig machen kann?! Dieser verlangt ja von mir, daß ich einen Menschen von seinem Aussatz befreie! Da seht ihr nun deutlich, daß er nur einen Vorwand zum Streit mit mir sucht!« Naemans Heilung durch ElisaAls nun der Gottesmann Elisa erfuhr, daß der König von Israel seine Kleider zerrissen habe, sandte er zum König und ließ ihm sagen: »Warum hast du deine Kleider zerrissen? Laß ihn doch zu mir kommen: er soll erfahren, daß es wirklich noch einen Propheten in Israel gibt!« So kam denn Naeman mit seinen Rossen und seinem Wagen und hielt bei Elisa vor der Haustür an. Da ließ ihm Elisa durch einen Boten sagen: »Gehe hin und bade dich siebenmal im Jordan, dann wird dir dein Leib wieder gesund werden, und du wirst rein sein.« Darüber wurde Naeman unwillig und fuhr auf seinem Wagen weg mit den Worten: »Ich hatte als sicher angenommen, er würde selbst zu mir herauskommen und vor mich hintreten und den Namen des HERRN, seines Gottes, anrufen und seine Hand nach der heiligen Stätte hin schwingen und so den Aussatz wegschaffen. Sind nicht der Amana und der Pharphar, die Flüsse von Damaskus, besser als alle Wasser in Israel? Kann ich mich nicht in ihnen baden, um rein zu werden?« Damit wandte er sich um und entfernte sich voller Zorn. Da traten seine Diener an ihn heran und redeten ihm mit den Worten zu: »Mein Vater, wenn der Prophet etwas Schwieriges von dir verlangt hätte, so hättest du es sicherlich getan; wieviel mehr also jetzt, da er nur zu dir gesagt hat: ›Bade dich, so wirst du rein sein!‹« Als er sich nun an den Jordan hatte hinabfahren lassen und sich nach der Weisung des Gottesmannes siebenmal darin untergetaucht hatte, wurde sein Leib wieder so rein wie der Leib eines kleinen Kindes. Naemans Danksagung und Lobpreis GottesEr kehrte nun mit seinem ganzen Gefolge zu dem Gottesmann zurück, trat nach seiner Ankunft vor ihn hin und sagte: »Wisse wohl: jetzt habe ich erkannt, daß es auf der ganzen Erde keinen Gott gibt als nur in Israel. Nimm nun doch ein Geschenk von deinem Diener an!« Doch Elisa entgegnete: »So wahr der HERR lebt, in dessen Dienst ich stehe: ich nehme nichts an!« Und wie er ihn auch zur Annahme drängte, er blieb doch bei seiner Weigerung. Da sagte Naeman: »Wenn denn nicht, so möge doch deinem Diener wenigstens eine Last Erde, soviel ein Paar Maultiere tragen können, mitgegeben werden; denn dein Diener wird fortan keinem andern Gott Brand- und Schlachtopfer darbringen als dem HERRN allein. Nur in diesem einen Stück wolle der HERR mit deinem Diener Nachsicht haben: Wenn mein königlicher Herr in den Tempel Rimmonsdes Hauptgottes von Damaskus. geht, um daselbst anzubeten, und sich dabei auf meinen Arm stützt und sich im Tempel Rimmons niederwirft und ich mich dann ebenfalls im Tempel Rimmons niederwerfe, so möge Gott der HERR in diesem einen Fall deinem Diener Verzeihung zuteil werden lassen!« Er erwiderte ihm: »Ziehe hin in Frieden!« Gehasis Habsucht bestraftAls (Naeman) aber eine Strecke Weges von ihm weggezogen war, dachte Gehasi, der Diener des Gottesmannes Elisa: »Da hat nun mein Herr wahrhaftig diesen Syrer Naeman geschont, statt etwas von dem anzunehmen, was jener mitgebracht hatte! So wahr der HERR lebt: ich laufe hinter ihm her und lasse mir etwas von ihm geben!« So eilte denn Gehasi dem Naeman nach. Als dieser nun sah, daß einer hinter ihm herlief, sprang er vom Wagen herab, ging ihm entgegen und fragte: »Geht es dir wohl?« Er antwortete: »Ja! Mein Herr schickt mich und läßt dir sagen: ›Jetzt eben sind vom Gebirge Ephraim zwei junge Leute von den Prophetenjüngern zu mir gekommen; gib mir doch für sie ein Talent Silber und zwei Festkleider!‹« Naeman erwiderte: »Tu mir den Gefallen und nimm zwei Talente!« Er bat ihn dann dringend und ließ zwei Talente Silber in zwei Beutel schnüren, tat dazu zwei Festkleider und ließ sie durch zwei seiner Diener vor ihm her tragen. Als er aber bei dem Hügel ankam, nahm er sie ihnen ab, brachte sie im Hause unter und entließ dann die Leute, die nun zurückkehrten. Als er aber hineingegangen und vor seinen Herrn getreten war, fragte ihn Elisa: »Woher kommst du, Gehasi?« Er antwortete: »Dein Knecht ist überhaupt nicht ausgegangen.« Da sagte (Elisa) zu ihm: »Bin ich nicht im Geist mit dir gegangen, als sich jemand von seinem Wagen aus nach dir umwandte? Ist es jetzt an der Zeit, Geld und Kleider anzunehmen und Ölbaumgärten und Weinberge, Kleinvieh und Rinder, Knechte und Mägde dafür (zu erwerben)? So soll denn der Aussatz Naemans an dir und deinen Nachkommen ewig haften!« Da ging (Gehasi) von ihm weg, vom Aussatz weiß wie Schnee. e) Das schwimmende EisenDie Prophetenjünger sagten einst zu Elisa: »Sieh doch, der Raum, in dem wir hier beim Unterricht vor dir sitzen, ist zu eng für uns. Wir wollen doch an den Jordan gehen und von dort ein jeder einen Balken holen, damit wir uns hier einen Raum herrichten, wo wir wohnen können.« Er antwortete: »Ja, geht hin!« Da bat einer: »Sei doch so freundlich, deine Knechte zu begleiten!« Er erwiderte: »Gut, ich will mitgehen.« So ging er denn mit ihnen, und als sie an den Jordan gekommen waren, hieben sie dort Bäume um. Da begab es sich, daß einem, der einen Stamm fällte, das eiserne Beilblatt ins Wasser fiel; und er rief laut: »O weh, Herr! Und es ist noch dazu entlehnt!« Der Mann Gottes aber fragte: »Wohin ist es gefallen?« Als er ihm nun die Stelle gezeigt hatte, schnitt (Elisa) ein Stück Holz zurecht, warf es dorthin und brachte dadurch das Eisen zum Schwimmen. Dann forderte er ihn auf: »Hole es dir herauf!« Der faßte mit der Hand zu und ergriff es. f) Ein Heer der Syrer infolge von Elisas Gebet mit Blindheit geschlagen und irregeführtDer mehrmals verratene HinterhaltAls einst der König von Syrien Krieg mit Israel führte, traf er mit seinen Heerführern die Verabredung: »An dem und dem Ort soll mein Lager stehen.«A.L.: wollen wir uns in den Hinterhalt legen. Da sandte der Gottesmann (Elisa) zum König von Israel und ließ ihm sagen: »Hüte dich, an jenem Ort vorüberzuziehen; denn dort liegen die Syrer im Hinterhalt!« Darauf sandte der König von Israel an den Ort, den ihm der Gottesmann bezeichnet und vor dem er ihn gewarnt hatte, und er nahm sich dort in acht; und das geschah mehr als einmal oder zweimal. Da geriet der König von Syrien in Erregung über dieses Vorkommnis, so daß er seine Heerführer berief und zu ihnen sagte: »Könnt ihr mir nicht angeben, wer von den Unsrigen im Bunde mit dem König von Israel steht?« Da antwortete einer von seinen Heerführern: »Nicht doch, mein Herr und König! Sondern Elisa, der Prophet in Israel, teilt dem König von Israel die Worte mit, die du in deinem Schlafgemach redest.« Da befahl er: »Geht hin und bringt in Erfahrung, wo er sich befindet: ich will dann hinsenden und ihn festnehmen lassen.« Als man ihm nun meldete, (Elisa) befinde sich in DothanEin Ort nördlich von Samaria, heute Tell-Dotan., Die Blendung der Syrersandte er Reiter, Wagen und ein starkes Heer dorthin, die bei Nacht dort ankamen und die Stadt umzingelten. Als nun der Diener des Gottesmannes am Morgen früh aufstand und aus dem Hause hinaustrat, lag da ein Heer um die Stadt herum mit Rossen und Wagen, so daß sein Bursche ihm zurief: »O weh, Herr! Was sollen wir machen?« Er aber erwiderte: »Fürchte dich nicht! Denn unsere Kriegsmacht ist stärker als die Macht jener.« Hierauf betete Elisa mit den Worten: »HERR, öffne ihm doch die Augen, damit er sehe!« Da öffnete der HERR dem Diener die Augen, und als er hinblickte, sah er, wie das Gebirge rings um Elisa her voll von feurigen Rossen und Wagen war. Als nun (die Feinde) gegen ihn heranrückten, betete Elisa zum HERRN mit den Worten: »Schlage doch diese Leute mit Blindheit!« Da schlug er sie mit Blindheit, wie Elisa es gewünscht hatte. Das syrische Heer von Elisa nach Samaria geführt und dort freundlich behandeltElisa sagte dann zu ihnen: »Dies ist nicht der rechte Weg und dies nicht die richtige Stadt; folgt mir, so will ich euch zu dem Manne führen, den ihr sucht!« Darauf führte er sie nach Samaria. Sobald sie aber in Samaria angekommen waren, betete Elisa: »HERR, öffne diesen Leuten nun die Augen, damit sie sehen!« Da öffnete der HERR ihnen die Augen, und sie sahen, daß sie sich mitten in Samaria befanden. Als nun der König von Samaria sie erblickte, fragte er Elisa: »Mein Vater, soll ich sie ohne Gnade niederhauen lassen?« Doch er antwortete: »Nein, das darfst du nicht tun! Willst du denn Leute niederhauen lassen, die du nicht mit deinem Schwert und deinem Bogen gefangengenommen hast? Setze ihnen Speise und Trank vor; wenn sie dann gegessen und getrunken haben, laß sie wieder zu ihrem Herrn ziehen.« Da ließ er ihnen ein großes Mahl zurichten, und als sie gegessen und getrunken hatten, ließ er sie zu ihrem Herrn heimziehen. Seitdem fielen keine Streifscharen der Syrer mehr ins Land Israel ein. d) Hungersnot und wohlfeile Zeit in Samariena) Belagerung Samarias und HungersnotSpäter begab es sich, daß Benhadad, der König von Syrien, seine ganze Heeresmacht zusammenzog, vor Samaria rückte und es belagerte. Da entstand eine schreckliche Hungersnot in Samaria, und es kam während der Belagerung dahin, daß ein Eselskopf achtzig Schekel SilberSchekel s. Anhang, Maße. und ein halbes Liter Taubenmist fünf Schekel Silber kostete. Als nun der König von Israel einmal auf der Mauer einherging, rief ihm eine Frau laut die Worte zu: »Hilf mir, mein Herr und König!« Aber er antwortete: »Wenn dir Gott der HERR nicht hilft, wie sollte ich dir helfen? Etwa mit einer Gabe von der Tenne oder von der Kelter?« Dann fuhr der König fort: »Was willst du denn?« Da antwortete sie: »Diese Frau da hatte zu mir gesagt: ›Gib deinen Sohn her, damit wir ihn heute essen; morgen wollen wir dann meinen Sohn verzehren!‹ So haben wir denn meinen Sohn gekocht und gegessen; als ich aber am folgenden Tage zu ihr sagte: ›Gib jetzt deinen Sohn her, damit wir ihn verzehren!‹, da hatte sie ihren Sohn versteckt.« Als der König diese Worte der Frau hörte, zerriß er seine Kleider, während er auf der Mauer einherging; und dabei nahm das Volk wahr, daß er darunter ein härenes Trauergewand auf dem bloßen Leibe trug. Und er rief aus: »Gott soll mich jetzt und künftig strafen, wenn heute der Kopf Elisas, des Sohnes Saphats, auf seinen Schultern sitzen bleibt!« b) Elisas Glücksverheißung für die StadtElisa aber saß unterdessen in seiner Wohnung, und die Ältesten waren bei ihm versammelt. Da sandte (der König) einen Mann vor sich her; aber ehe noch der Bote bei Elisa eintraf, hatte dieser zu den Ältesten gesagt: »Wißt ihr wohl, daß dieser Mordgeselle hergesandt hat, um mir den Kopf abschlagen zu lassen? Gebt wohl acht! Sobald der Bote kommt, verschließt die Tür und stemmt euch mit der Tür gegen ihn! Ist nicht schon der Schall der Schritte seines Herrn hinter ihm hörbar?« Während er noch mit ihnen redete, trat auch schon der König bei ihm ein und sagte: »Siehe, dieses Unglück ist von Gott verhängt: was soll ich da noch ferner auf Gott hoffen?« Da sagte Elisa: »Hört das Wort des HERRN! So hat der HERR gesprochen: ›Morgen um diese Zeit wird ein MaßEin Maß (Sea) etwa 7 Liter. Feinmehl einen Schekel kosten und zwei Maß Gerste auch einen Schekel im Tor von Samaria!‹« Da antwortete der Ritter, auf dessen Arm der König sich stützte, dem Gottesmanne folgendermaßen: »Selbst wenn Gott der HERR Fenster am Himmel aufmachte: wie könnte so etwas möglich sein?« Elisa aber entgegnete: »Wisse wohl: du wirst es mit eigenen Augen sehen, aber nicht davon essen.« c) Erlebnisse der vier Aussätzigen im syrischen LagerNun befanden sich vier aussätzige Männer außerhalb des Stadttores, die sagten zueinander: »Wozu wollen wir hier bleiben, bis wir sterben? Wenn wir uns vornehmen, in die Stadt zu gehen, so herrscht die Hungersnot in der Stadt, und wir müssen dort sterben; bleiben wir aber hier, so müssen wir auch sterben. Darum kommt, wir wollen auf das Lager der Syrer losgehen! Lassen sie uns am Leben, so bleiben wir leben; töten sie uns aber, nun, so sterben wir!« So machten sie sich denn in der Abenddämmerung auf, um sich ins Lager der Syrer zu begeben. Als sie nun an den Rand des syrischen Lagers kamen, war dort kein Mensch zu sehen. Gott der HERR hatte nämlich das syrische Heer ein Getöse von Wagen und Rossen, das Getöse einer großen Heeresmacht, hören lassen, so daß einer zum andern sagte: »Gewiß hat der König von Israel die Könige der Hethiter und die Könige von Ägypten gegen uns gedungen, daß sie uns überfallen sollen!« So hatten sie sich also noch in der Abenddämmerung aufgemacht und die Flucht ergriffen, hatten ihre Zelte, ihre Pferde und Esel, kurz das ganze Lager, wie es war, im Stich gelassen und waren davongelaufen, um ihr Leben zu retten. Als nun jene Aussätzigen an den vorderen Eingang des Lagers gekommen waren, gingen sie in ein Zelt, aßen und tranken, nahmen Silber, Gold und Kleider daraus weg und vergruben es anderswo; dann kehrten sie um und gingen in ein anderes Zelt, plünderten es aus und vergruben den Raub. Darauf aber sagten sie zueinander: »Wir handeln nicht recht! Der heutige Tag ist ein Tag guter Botschaft; schweigen wir aber und warten wir, bis es morgen hell ist, so trifft uns eine Verschuldung. Wir wollen also jetzt hingehen und es im königlichen Palast melden!« Meldung der Aussätzigen in der Stadt und deren WirkungSie machten sich also auf, riefen die Wache am Stadttor an und meldeten dort: »Wir sind ins Lager der Syrer gekommen; aber da war kein Mensch zu sehen und keine Menschenstimme zu hören, sondern nur die Pferde und die Esel standen dort angebunden und die Zelte, wie sie gewesen waren.« Da riefen die Torwächter es in die Stadt hinein, und man ließ es drinnen im Palast des Königs melden. Da stand der König noch in der Nacht auf und sagte zu seinen Dienern: »Ich will euch sagen, was die Syrer gegen uns im Schilde führen! Weil sie wissen, daß wir Hunger leiden, haben sie ihr Lager verlassen, um sich irgendwo in der Gegend zu verstecken, indem sie denken: ›Wenn die aus der Stadt herausgekommen sind, wollen wir sie lebendig gefangennehmen und dann in die Stadt eindringen.‹« Da antwortete einer von seinen Dienern: »So nehme man doch fünf von den übriggebliebenen Pferden, die hier noch übrig sind – es wird ihnen ja doch nur ergehen wie der ganzen Menge, die bereits dahin ist –: die wollen wir ausschicken, um nachzusehen.« Da nahm man zwei Gespanne Rosse, die schickte der König hinter dem syrischen Heere her mit dem Befehl: »Geht hin und seht nach!« Als diese nun hinter ihnen her bis an den Jordan zogen, stellte es sich heraus, daß der ganze Weg mit Kleidern und Waffen bedeckt war, welche die Syrer auf ihrer eiligen Flucht weggeworfen hatten. Als dann die Boten zurückgekehrt waren und dem König Bericht erstattet hatten, Elisas Weissagung geht in Erfüllungzog das Volk aus der Stadt hinaus und plünderte das syrische Lager; und nun kostete ein Maß Feinmehl einen Schekel und zwei Maß Gerste auch einen Schekel, wie der HERR es angekündigt hatte. Der König hatte aber dem Ritter, auf dessen Arm er sich stützte, die Aufsicht über den Markt übertragen; dabei zertrat ihn das Volk auf dem Markt, so daß er starb, wie der Gottesmann es vorausgesagt hatte, als der König zu ihm ins Haus gekommen war. Als nämlich der Gottesmann zum Könige gesagt hatte: »Zwei Maß Gerste werden morgen um diese Zeit auf dem Markt von Samaria einen Schekel kosten und ein Maß Feinmehl auch einen Schekel«, da hatte der Ritter dem Gottesmann zur Antwort gegeben: »Selbst wenn Gott, der HERR, Fenster am Himmel aufmachte: wie könnte so etwas möglich sein?« (Elisa) aber hatte entgegnet: »Wisse wohl: du wirst es mit eigenen Augen sehen, aber nicht davon essen.« Und so erging es ihm jetzt wirklich: das Volk zertrat ihn auf dem Markt, so daß er den Tod fand. e) Elisa und die Sunamitin (Fortsetzung und Schluß der Erzählung von 4,8-37)Elisa hatte aber der Frau, deren Sohn er ins Leben zurückgerufen hatte, den Rat gegeben: »Mache dich auf, wandere mit deiner Familie aus und halte dich irgendwo in der Fremde auf; denn der HERR hat eine Hungersnot verhängt, die sieben Jahre lang im Lande herrschen wird.« Da machte sich die Frau auf und folgte der Aufforderung des Gottesmannes: sie wanderte mit ihrer Familie aus und hielt sich sieben Jahre lang im Lande der Philister auf. Als dann nach Ablauf der sieben Jahre die Frau aus dem Philisterlande zurückgekehrt war, machte sie sich auf den Weg, um den König wegen ihres Hauses und ihrer Felder um Hilfe anzurufen. Der König aber besprach sich gerade mit Gehasi, dem Diener des Gottesmannes, und forderte ihn auf, ihm alle die Wundertaten zu erzählen, die Elisa verrichtet habe. Während er nun dem Könige eben erzählte, wie Elisa den Toten lebendig gemacht hatte, da erschien die Frau, deren Sohn er ins Leben zurückgerufen hatte, um den König wegen ihres Hauses und ihrer Felder um Hilfe anzurufen. Da sagte Gehasi: »Mein Herr und König, dies ist die Frau und dies ihr Sohn, den Elisa lebendig gemacht hat!« Da erkundigte sich der König bei der Frau, und sie mußte ihm alles erzählen. Darauf gab der König ihr einen Kammerherrn mit, dem er auftrug: »Verschaffe ihr alles wieder, was ihr gehört, auch den gesamten Ertrag der Felder von dem Tage ab, an dem sie das Land verlassen hat, bis heute!« f) Elisa und Hasael von Damaskusa) Elisa in Damaskus von Hasael befragt bezüglich des erkrankten Königs BenhadadEinst kam Elisa nach Damaskus, wo Benhadad, der König von Syrien, krank lag. Als man diesem nun mitteilte, daß der Gottesmann dorthin komme, befahl der König dem Hasael: »Nimm Geschenke mit dir und gehe dem Gottesmann entgegen und laß Gott den HERRN durch ihn befragen, ob ich von dieser meiner Krankheit genesen werde.« Da ging Hasael ihm entgegen und nahm Geschenke an sich, allerlei Kostbarkeiten von Damaskus, eine Last für vierzig Kamele. Als er nun hingekommen und vor ihn getreten war, sagte er: »Dein Sohn Benhadad, der König von Syrien, hat mich zu dir gesandt und läßt fragen, ob er von dieser seiner Krankheit genesen werde.« b) Elisas Eröffnung an Hasael; Benhadads Ermordung; Hasaels RegierungsantrittDa antwortete ihm Elisa: »Gehe hin und sage ihm, daß er gewißlich wieder gesund werden würde; aber Gott der HERR hat mir geoffenbart, daß er sterben muß.« Dabei starrte der Gottesmann unverwandt vor sich hin und war aufs äußerste entsetzt und brach dann in Tränen aus. Als Hasael ihn nun fragte: »Warum weint mein Herr?«, antwortete er: »Weil ich weiß, wieviel Unheil du den Israeliten zufügen wirst: ihre festen Städte wirst du in Brand stecken, ihre jungen Männer mit dem Schwert umbringen, ihre kleinen Kinder zerschmettern und ihren schwangeren Frauen den Leib aufschlitzen.« Da erwiderte Hasael: »Was ist denn dein Knecht, der Hund, daß er solche großen Dinge tun sollte?« Elisa entgegnete ihm: »Gott der HERR hat dich mir als König über Syrien geoffenbart.« Darauf ging (Hasael) von Elisa weg, und als er zu seinem Herrn kam und dieser ihn fragte: »Was hat Elisa dir gesagt?«, antwortete er: »Er hat mir gesagt, du würdest gewißlich wieder gesund werden.« Am folgenden Tage aber nahm er die Bettdecke, tauchte sie in Wasser und breitete sie ihm über das Gesicht, so daß er starb. Hasael aber wurde König an seiner Statt. 4. Von Joram in Juda und Jehu in Israel bis Amazja in Juda und Joas in Israel (8,16-14,22)a) Joram und sein Sohn Ahasja, Könige von Juda (2.Chr 21,1-22,9)Im fünften Jahre der Regierung Jorams, des Sohnes Ahabs, des Königs von Israel, kam Joram, der Sohn des Königs Josaphat von Juda, zur Regierung. Er war zweiunddreißig Jahre alt, als er König wurde, und acht Jahre regierte er in Jerusalem. Er wandelte auf dem Wege der Könige von Israel, wie es im Hause Ahabs durchweg der Fall war – er hatte sich nämlich mit einer Tochter Ahabs verheiratet –; so tat er, was dem HERRN mißfiel. Aber der HERR wollte Juda nicht untergehen lassen um seines Knechtes David willen, weil er ihm zugesagt hatte, daß er ihm allezeit eine Leuchte vor seinem Angesicht verleihen wolle. Der Abfall der Edomiter und der Tod JoramsUnter seiner Regierung fielen die Edomiter von der Oberherrschaft Judas ab und setzten einen eigenen König über sich ein. Da zog Joram mit all seinen Kriegswagen hinüber nach ZairDie Lage dieses Ortes ist unbekannt.; doch als er nachts aufgebrochen war, schlugen ihn die Edomiter, die ihn und die Befehlshaber der Wagen umzingelt hatten, das Kriegsvolk aber floh nach Hause. So fielen die Edomiter von der Oberherrschaft Judas ab und sind unabhängig geblieben bis auf den heutigen Tag. Damals fiel auch Libnaan der Grenze der Philister westlich von Jerusalem. ab, zu derselben Zeit. Die übrige Geschichte Jorams aber und alles, was er unternommen hat, das findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Juda. Als Joram sich dann zu seinen Vätern gelegt und man ihn bei seinen Vätern in der Davidsstadt begraben hatte, folgte ihm sein Sohn Ahasja in der Regierung nach. Ahasja von Juda; Krieg mit Hasael (2.Chr 22,1-9)Im zwölften Jahre der Regierung Jorams, des Sohnes Ahabs, des Königs von Israel, kam Ahasja, der Sohn des Königs Joram von Juda, zur Regierung. Zweiundzwanzig Jahre war Ahasja alt, als er auf den Thron kam, und ein Jahr hat er in Jerusalem regiert; seine Mutter hieß Athalja und war die Enkelin des Königs Omri von Israel. Er wandelte auf dem Wege des Hauses Ahabs und tat, was dem HERRN mißfiel, wie das Haus Ahabs, weil er mit dem Hause Ahabs verschwägert war. Er zog mit Joram, dem Sohne Ahabs, gegen Hasael, den König von Syrien, zu Felde und kämpfte mit ihm bei Ramoth in Gilead. Als aber die Syrer dort den König Joram verwundet hatten, kehrte der König Joram zurück, um sich in Jesreel von den Wunden heilen zu lassen, die ihm die Syrer bei Rama beigebracht hatten, als er gegen den König Hasael von Syrien Krieg führte. Darauf kam Ahasja, der Sohn Jorams, der König von Juda, um Joram, den Sohn Ahabs, in Jesreel zu besuchen, weil er dort krank lag. b) Jehu vollzieht das Gericht Gottes am Hause Ahabs und am Götzendienst Israels (2.Chr 22,5-9)a) Jehu auf Betreiben Elisas zum König gesalbtDer Prophet Elisa aber rief einen von den Prophetenjüngern zu sich und befahl ihm: »Gürte dir die Lenden, nimm dieses Ölfläschchen mit dir und begib dich nach Ramoth in Gilead. Wenn du dort angekommen bist, so sieh dich daselbst nach Jehu um, dem Sohne Josaphats, des Sohnes Nimsis. Gehe dann zu ihm ins Haus, fordere ihn auf, aus dem Kreise seiner Genossen herauszutreten, und führe ihn in das innerste Gemach. Dann nimm das Ölfläschchen und gieße es ihm aufs Haupt mit den Worten: ›So spricht der HERR: Ich salbe dich hiermit zum König über Israel!‹ Dann öffne die Tür und entfliehe unverzüglich!« Als nun der junge Mann, der Diener des Propheten, nach Ramoth in Gilead gekommen und in das Haus eingetreten war, saßen da die Hauptleute des Heeres gerade beisammen. Er sagte: »Ich habe einen Auftrag an dich, Hauptmann.« Als Jehu nun fragte: »An wen von uns allen?«, antwortete er: »An dich, Hauptmann.« Da stand Jehu auf und ging (mit ihm) ins Haus hinein; jener aber goß ihm das Öl aufs Haupt und sagte zu ihm: »So spricht der HERR, der Gott Israels: ›Ich habe dich hiermit zum König über das Volk des HERRN, über Israel, gesalbt. Du sollst nun das Haus Ahabs, deines Herrn, ausrotten, damit ich das Blut der Propheten, meiner Knechte, und das Blut aller Knechte des HERRN an Isebel räche. Denn das ganze Haus Ahabs soll umkommen, und ich will von den Angehörigen Ahabs alles ausrotten, was männlichen Geschlechts ist, sowohl die Unmündigen als auch die Mündigen in Israel; und ich will mit dem Hause Ahabs verfahren wie mit dem Hause Jerobeams, des Sohnes Nebats, und wie mit dem Hause Baesas, des Sohnes Ahias. Isebel aber sollen die Hunde auf der Feldmark von Jesreel fressen, und niemand soll sie begraben!‹« Hierauf öffnete er die Tür und entfloh. b) Jehu von den Heerführern als König anerkanntAls nun Jehu wieder zu den anderen Hauptleuten seines Herrn hinauskam und sie ihn fragten: »Steht alles gut? Warum ist dieser Verrückte zu dir gekommen?«, antwortete er ihnen: »Ihr kennt ja den Mann und sein Geschwätz.« Aber sie riefen: »Das sind Ausflüchte! Teile es uns nur mit!« Da sagte er: »So und so hat er zu mir gesagt, nämlich: ›So spricht der HERR: Ich habe dich zum König über Israel gesalbt.‹« Sofort nahmen sie alle ihre Mäntel, legten sie ihm zu Füßen auf die bloßen Stufen, ließen die Posaune blasen und riefen: »Jehu ist König!« Auf diese Weise zettelte Jehu, der Sohn Josaphats, des Sohnes Nimsis, eine Verschwörung gegen Joram an. – Joram hatte nämlich mit ganz Israel Ramoth in Gilead gegen den syrischen König Hasael verteidigt, war dann aber zurückgekehrt, um sich in Jesreel von den Wunden heilen zu lassen, die ihm die Syrer im Kampfe mit dem syrischen Könige Hasael beigebracht hatten. – Jehu aber sagte: »Wenn ihr einverstanden seid, so darf niemand die Stadt verlassen, um hinzugehen und das Geschehene in Jesreel zu melden.« c) Jehu ermordet Joram und AhasjaHierauf bestieg Jehu seinen Wagen und trat die Fahrt nach Jesreel an; denn dort lag Joram krank darnieder, und Ahasja, der König von Juda, war dorthin gekommen, um Joram zu besuchen. Als nun der Wächter, der auf dem Turm zu Jesreel stand, die Kriegerschar Jehus herankommen sah, rief er: »Ich sehe eine Kriegerschar!« Da befahl Joram: »Man nehme einen Berittenen und schicke ihnen den entgegen, daß er frage, ob sie in friedlicher Absicht kommen!« Der Reiter ritt ihm also entgegen und sagte: »Der König läßt fragen, ob ihr in friedlicher Absicht kommt.« Jehu antwortete: »Was geht dich der Friede an? Mache kehrt und reite hinter mir her!« Da meldete der Wächter: »Der Bote ist zu ihnen hingekommen, kehrt aber nicht zurück.« Da schickte er einen zweiten Reiter ab; als der bei ihnen ankam und sagte: »Der König läßt fragen, ob ihr in friedlicher Absicht kommt«, antwortete Jehu wieder: »Was geht dich der Friede an? Mache kehrt und reite hinter mir her!« Da meldete der Wächter: »Der ist auch zu ihnen hingekommen, kehrt aber nicht wieder zurück. Doch die Art, wie jener fährt, sieht so aus, als ob es Jehu, der Sohn Nimsis, wäre; denn er fährt wie wahnsinnig.« Da befahl Joram anzuspannen; und als man seinen Wagen angespannt hatte, fuhren Joram, der König von Israel, und Ahasja, der König von Juda, hinaus, jeder auf seinem Wagen; sie fuhren Jehu entgegen und trafen bei dem Acker Naboths, des Jesreeliters, mit ihm zusammen. Als nun Joram den Jehu sah und ihn fragte: »Kommst du in friedlicher Absicht, Jehu?«, antwortete dieser: »Was friedliche Absicht bei all dem Götzendienst deiner Mutter Isebel und all ihren Zaubereien!« Da ließ Joram seinen Wagen zur Flucht umwenden und rief dem Ahasja zu: »Verrat, Ahasja!« Jehu aber hatte seinen Bogen schon gespannt und traf Joram zwischen die Schulterblätter, so daß der Pfeil ihm durch das Herz fuhr und er in seinem Wagen niedersank. Dann befahl er Bidkar, seinem Ritter: »Nimm ihn und wirf ihn auf den Acker Naboths, des Jesreeliters! Denke daran, wie wir beide nebeneinander hinter seinem Vater Ahab herritten und Gott der HERR dieses Drohwort gegen ihn aussprach: ›So wahr ich gestern das Blut Naboths und das Blut seiner Söhne gesehen habe‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –, ›so gewiß will ich es dir auf diesem Acker vergelten!‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN. So nimm ihn nun und wirf ihn auf den Acker nach dem Geheiß des HERRN!« Als Ahasja, der König von Juda, das sah, floh er in der Richtung auf Beth-Haggan. Jehu aber jagte ihm nach und rief: »Schießt auch ihn nieder!« Da schoß man nach ihm auf dem Wagen und verwundete ihn auf der Anhöhe von Gur, die bei Jibleam liegt; er floh dann noch bis Megiddo und starb dort. Seine Diener brachten ihn dann zu Wagen nach Jerusalem, und man begrub ihn in seiner Grabstätte bei seinen Vätern in der Davidsstadt. – Ahasja war aber König von Juda geworden im elften Jahre der Regierung Jorams, des Sohnes Ahabs. d) Isebels grausiges EndeJehu aber war nach Jesreel gekommen; und sobald Isebel dies erfuhr, schminkte sie sich die Augen, schmückte sich das Haupt und schaute zum Fenster hinaus. Als nun Jehu ins Tor hereinkam, rief sie ihm zu: »Ist es Simri, dem Mörder seines Herrn, gut ergangen?«. Da blickte er nach dem Fenster hinauf und rief: »Wer hält es mit mir? Wer?« Als nun zwei oder drei Kammerherren zu ihm hinabschauten, rief er ihnen zu: »Stürzt sie herab!« Da stürzten sie sie hinab, so daß die Wand und die Rosse mit ihrem Blut bespritzt wurden und diese sie zerstampften. Als er dann in das Schloß eingetreten war und gegessen und getrunken hatte, befahl er: »Seht doch nach jenem verfluchten Weibe und begrabt sie! Denn sie ist eine Königstochter.« Als man aber hinging, um sie zu begraben, fand man von ihr nichts mehr als den Schädel, die Füße und die Hände. Als sie nun zurückkamen und es dem Jehu meldeten, rief er aus: »So lautet das Wort des HERRN, das er durch den Mund seines Knechtes Elia, des Thisbiters, hat verkünden lassen: ›Auf der Feldmark von Jesreel sollen die Hunde das Fleisch Isebels fressen, und der Leichnam Isebels soll auf der Feldmark von Jesreel wie Dünger auf dem Felde liegen, so daß man nicht mehr wird sagen können: Das ist Isebel.‹« e) Jehu läßt die siebzig königlichen Prinzen ermorden und rottet alle zum Hause Ahabs Gehörigen ausNun befanden sich siebzig Söhne Ahabs in Samaria. Daher schrieb Jehu Briefe und sandte sie nach Samaria an die Befehlshaber der Stadt sowie an die Ältesten und an die Erzieher der königlichen Prinzen; die lauteten so: »Und nun, wenn dieses Schreiben an euch gelangt – ihr seid ja über die Söhne eures Herrn sowie über die Wagen und Rosse, über die festen Plätze und Waffenvorräte bestellt –: so wählt euch den besten und tüchtigsten unter den Söhnen eures Herrn aus und setzt ihn auf den Thron seines Vaters und kämpft für das Haus eures Herrn!« Aber sie fürchteten sich gar sehr und sagten: »Nachdem sich die beiden Könige gegen ihn nicht haben behaupten können, wie sollten wir da bestehen?« So ließen denn der Hausminister und der Stadtoberste sowie die Ältesten und die Erzieher folgende Botschaft an Jehu gelangen: »Wir sind deine Knechte und wollen allen deinen Befehlen nachkommen; wir wollen niemand zum König machen: tu, was dir beliebt!« Da schrieb Jehu einen zweiten Brief an sie, der so lautete: »Wenn ihr es mit mir haltet und mir gehorsam sein wollt, so nehmt die Köpfe der Männer, der Söhne eures Herrn, und kommt damit morgen um diese Zeit zu mir nach Jesreel.« Die Söhne des Königs befanden sich nämlich, siebzig an der Zahl, bei den vornehmsten Männern der Stadt, die sie zu erziehen hatten. Sobald nun das Schreiben an sie gelangte, nahmen sie die Prinzen und ermordeten alle siebzig; ihre Köpfe legten sie dann in Körbe beisammen und sandten sie an ihn nach Jesreel. Als dann der Bote hinkam und ihm meldete, man habe die Köpfe der Söhne des Königs gebracht, befahl er: »Schichtet sie in zwei Haufen am Eingang des Tores bis morgen früh auf!« Am folgenden Morgen aber ging er hinaus und trat vor das ganze Volk mit den Worten: »Ihr seid ohne Schuld! Ich bin es ja gewesen, der sich gegen meinen Herrn verschworen und ihn ums Leben gebracht hat; doch wer hat diese alle ermordet? So erkennt denn hieraus, daß keine Drohung, die der HERR gegen das Haus Ahabs ausgesprochen hat, unerfüllt bleibt; nein, der HERR hat alles ausgeführt, was er durch den Mund seines Knechtes Elia angekündigt hat.« Hierauf ließ Jehu alle, die in Jesreel vom Hause Ahabs noch übrig waren, umbringen, auch alle seine Großen, seine Vertrauten und seine Priester, bis er ihm keinen einzigen mehr am Leben übriggelassen hatte. f) Jehu ermordet die judäischen PrinzenHierauf machte sich Jehu auf den Weg, um sich nach Samaria zu begeben. Als er unterwegs bei Beth-Eked-Haroim war, traf er die Brüder Ahasjas, des Königs von Juda, an, und fragte sie, wer sie seien. Sie antworteten: »Wir sind die Brüder Ahasjas und sind hergekommen, um die Söhne des Königs und die Söhne der Königin-Mutter zu besuchen.« Da gab er den Befehl: »Ergreift sie lebendig!« Da ergriff man sie lebendig, ermordete sie (und warf sie) in die Zisterne von Beth-Eked, zweiundvierzig Mann; keinen einzigen von ihnen ließ er am Leben. g) Jehu nimmt den Rechabiten Jonadab in seine Freundschaft aufAls er dann von dort weiterzog, traf er auf Jonadab, den Sohn Rechabs, der ihm entgegenkam. Der begrüßte ihn, er aber fragte ihn: »Bist du aufrichtig gegen mich gesinnt, wie ich gegen dich?« Als Jonadab mit »Ja« antwortete, sagte Jehu: »Wenn es wirklich so ist, so gib mir deine Hand!« Da reichte er ihm seine Hand, und Jehu ließ ihn zu sich in den Wagen steigen und sagte: »Komm mit mir und sieh dir mit Freuden meinen Eifer für den HERRN an!« So nahm er ihn denn in seinem Wagen mit und ließ nach seiner Ankunft in Samaria alle umbringen, die in Samaria von Angehörigen Ahabs noch übrig waren, bis er sie alle ausgerottet hatte, wie der HERR es dem Elia zuvor angekündigt hatte. h) Jehu rottet die Baalsverehrer in Samaria ausHierauf ließ Jehu das ganze Volk zusammenkommen und sagte zu ihnen: »Ahab hat dem Baal nur eine geringe Verehrung erwiesen, Jehu aber wird ihm eifriger dienen. Daher laßt jetzt alle Propheten Baals, alle seine Diener und alle seine Priester zu mir kommen, keiner darf fehlen! Denn ich habe für Baal ein großes Opferfest im Sinn: jeder, der dabei fehlt, ist des Todes!« Jehu ging aber mit Hinterlist so zu Werke, um die Baalsdiener auszurotten. Dann befahl Jehu: »Kündigt eine Festversammlung zu Ehren Baals an!« Als man sie öffentlich bekanntgemacht hatte, sandte Jehu Boten in alle Teile Israels umher. Da fanden sich alle Verehrer Baals ein, kein einziger blieb übrig, der nicht erschienen wäre. Als sie sich dann in den Baalstempel begeben hatten, so daß der Tempel von einem Ende bis zum andern mit Menschen angefüllt war, gab er dem Aufseher über die Kleiderkammer den Befehl, allen Baalsverehrern Gewänder zu verabreichen. Als der die Gewänder für sie herausgegeben hatte, begab sich Jehu mit Jonadab, dem Sohne Rechabs, in den Baalstempel und sagte zu den Baalsverehrern: »Seht genau nach, daß sich hier unter euch ja kein Verehrer Gottes des HERRN befinde, sondern ausschließlich Verehrer Baals!« Hierauf schickten sie sich an, die Schlacht- und Brandopfer darzubringen. Jehu hatte aber draußen achtzig Mann aufgestellt und zu ihnen gesagt: »Wer einen von den Männern, die ich euch in die Hände liefere, entkommen läßt, soll mit seinem eigenen Leben für ihn haften!« Als man dann mit der Darbringung des Brandopfers fertig war, befahl Jehu den Leibwächtern und Rittern: »Geht hinein, haut sie nieder: keiner darf davonkommen!« Sie machten sie also mit dem Schwert nieder, warfen den Altar um und drangen in das Allerheiligste des Baalstempels ein; dann schafften sie die Götzensäulen aus dem Baalstempel hinaus und verbrannten sie, zertümmerten das Standbild Baals, rissen den Baalstempel nieder und machten Aborte daraus, die bis auf den heutigen Tag geblieben sind. i) Gottes Verkündigung an Jehu; Mißerfolge Jehus; Abschluß der JehugeschichteSo rottete Jehu den Baalsdienst in Israel aus; jedoch von den Sünden, zu denen Jerobeam, der Sohn Nebats, die Israeliten verführt hatte, von diesen ließ auch Jehu nicht ab, nämlich von der Verehrung der goldenen Stierbilder, die in Bethel und Dan aufgestellt waren. Der HERR ließ zwar dem Jehu verkünden: »Weil du alles, was mir wohlgefällig war, eifrig ausgeführt und am Hause Ahabs ganz nach meinem Sinn gehandelt hast, so sollen Nachkommen von dir bis ins vierte Glied auf dem Throne von Israel sitzen«; aber Jehu ließ es sich nicht angelegen sein, mit ganzem Herzen nach der Weisung des HERRN, des Gottes Israels, zu wandeln; er ließ nicht ab von den Sünden, zu denen Jerobeam Israel verführt hatte. Zu jener Zeit begann der HERR Teile vom Gebiet Israels loszureißen; denn Hasael schlug sie in allen Grenzgebieten Israels: östlich vom Jordan die ganze Landschaft Gilead, die Stämme Gad, Ruben und Manasse, von Aroer an, das am Arnonflusse liegt, sowohl Gilead als auch Basan. – Die übrige Geschichte Jehus aber und alles, was er unternommen hat, sowie alle seine tapferen Taten, das findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Israel. Als Jehu sich dann zu seinen Vätern gelegt und man ihn in Samaria begraben hatte, folgte ihm sein Sohn Joahas in der Regierung nach. Die Zeit aber, die Jehu in Samaria über Israel regiert hat, betrug achtundzwanzig Jahre. c) Regierung, Sturz und Tod der Athalja in Juda (2.Chr 22,10-23,21)a) Athaljas Thronraub und Mordtaten; Rettung des JoasAls aber Athalja, die Mutter Ahasjas, erfuhr, daß ihr Sohn tot sei, machte sie sich daran, alle, die zur königlichen Familie gehörten, umzubringen. Aber Joseba, die Tochter des Königs Joram, Ahasjas Schwester, nahm Joas, den Sohn Ahasjas, und schaffte ihn aus der Mitte der Königssöhne, die ermordet werden sollten, heimlich beiseite, indem sie ihn mit seiner Amme in die Bettzeugkammer brachte; sie verbarg ihn dort vor Athalja, so daß er der Ermordung entging. Er blieb dann sechs Jahre lang bei ihr im Hause des HERRN versteckt, während Athalja das Land regierte. b) Die Verschwörung Jojadas (2.Chr 23,1-7)Im siebten Jahre aber ließ Jojada die Hauptleute der Karerder königlichen Leibwache. und der LäuferA holen und zu sich in den Tempel des HERRN kommen; da schloß er ein feierliches Abkommen mit ihnen und ließ sie im Tempel einen Eid ablegen; dann zeigte er ihnen den Königssohn und gab ihnen die Weisung: »Folgendermaßen müßt ihr zu Werke gehen: Das eine Drittel von euch, das am Sabbat (aus dem Tempel) abzieht, um die Wache im königlichen Palast zu übernehmen, und das (andere) Drittel am Tore Sur und das (letzte) Drittel am Tore hinter den Leibwächtern, die ihr die Wache beim Palast gehalten habt – beide anderen Abteilungen, die am Sabbat aufziehen, sie alle sollen im Tempel des HERRN die Wache beim König übernehmen.Die Übersetzung von Vers 5-7 ist fraglich. Ihr müßt euch also rings um den König scharen, ein jeder mit seinen Waffen in der Hand; und wer in die Reihen eindringt, soll getötet werden; und ihr müßt dann beständig um den König sein, wenn er (aus dem Tempel) auszieht und wenn er (in den Palast) einzieht.« Die Hauptleute verfuhren dann genau nach der Anweisung des Priesters Jojada: jeder nahm seine Mannschaft zu sich, sowohl die, welche am Sabbat abzog, als auch die, welche am Sabbat aufzog, und so kamen sie zum Priester Jojada. Dieser gab dann den Hauptleuten die Speere und die Schilde, die dem König David gehört hatten und die sich im Tempel des HERRN befanden. Nachdem sich hierauf die Leibwächter, ein jeder mit seinen Waffen in der Hand, von der Südseite des Tempels bis an den Altar und von da wieder bis an die Nordseite des Tempels aufgestellt hatten, führte er den Königssohn heraus und legte ihm die Königsbinde und die Armspangen an. So machten sie ihn zum König und salbten ihn, klatschten in die Hände und riefen: »Es lebe der König!« c) Athaljas Gefangennahme und Ermordung (2.Chr 23,8-15)Als nun Athalja das Geschrei [der Leibwächter und] des Volkes vernahm, begab sie sich zum Volk in den Tempel des HERRN. Hier sah sie dann den König an der Säuleoder auf dem Hochstand (d.h. auf der obersten Stufe des Tempelaufgangs)., wie es Brauch war, und die Hauptleute und die Trompeter neben dem Könige stehen, während das gesamte Volk des Landes voller Freude war und in die Trompeten stieß. Da zerriß Athalja ihre Kleider und rief: »Verrat, Verrat!« Aber der Priester Jojada gab den Hauptleuten [den Befehlshabern des Heeres] den Befehl: »Führt sie hinaus zwischen den Reihen hindurchA.Ü.: aus dem Bereich der Vorhöfe hinaus., und wer ihr folgt, den haut mit dem Schwerte nieder!« Der Priester hatte nämlich befohlen, sie dürfe ja nicht im Tempel des HERRN getötet werden. Da legte man Hand an sie, und als sie an dem Wege, der zum Eingang für die Pferde bestimmt war, beim königlichen Palast angelangt war, wurde sie dort getötet. d) Jojadas Maßnahmen zur Ehre Gottes; Krönung des Joas (2.Chr 23,18-21)Darauf schloß Jojada zwischen dem HERRN und dem König und dem Volk das feierliche Abkommen, daß sie das Volk des HERRN sein sollten; [ebenso zwischen dem König und dem Volk]. Darauf zog das ganze Volk des Landes nach dem Baalstempel und riß ihn nieder; seine Altäre und Götterbilder zerschlugen sie vollständig und töteten den Baalspriester Matthan vor den Altären. Nachdem der Priester dann Wachtposten am Tempel des HERRN aufgestellt hatte, nahm er die Hauptleute und die Karer und Trabanten sowie alles Volk des Landes mit sich, und sie führten den König aus dem Tempel des HERRN hinab und zogen durch das Leibwächtertor in das königliche Schloß ein, wo er sich auf den königlichen Thron setzte. Da war die gesamte Bevölkerung voller Freude, und die Stadt blieb ruhig; Athalja aber hatten sie im königlichen Schloß mit dem Schwert getötet. Joas war beim Regierungsantritt sieben Jahre alt; d) Joas König von Juda (2.Chr 24)a) Eingangswortim siebten Jahre Jehus war er König geworden, vierzig Jahre regierte er in Jerusalem; seine Mutter hieß Zibja und stammte aus Beerseba. Joas tat, was dem HERRN wohlgefiel, sein ganzes Leben lang, weil der Priester Jojada ihn beriet; nur der Höhendienst wurde nicht beseitigt, sondern das Volk brachte immer noch Schlacht- und Rauchopfer auf den Höhen dar. b) Verordnung des Königs über die Ausbesserung des Tempels und über die Verwaltung und Verwendung der einkommenden Tempelgelder (2.Chr 24,4-14)Joas ließ aber den Priestern die Weisung zugehen: »Alles Geld, das als Weihegabe in den Tempel des HERRN gebracht wird: das Geld, das jemand durch Schätzung auferlegt wird, ferner alles Geld, das jemand aus freien Stücken in den Tempel des HERRN bringt, das sollen die Priester in Empfang nehmen, ein jeder von seinen Bekannten; aber sie sollen hinwieder davon alles ausbessern lassen, was am Tempel baufällig ist, wo immer ein Schaden daran sichtbar wird.« Da jedoch die Priester im dreiundzwanzigsten Jahre der Regierung des Joas die Schäden am Tempel noch nicht ausgebessert hatten, ließ der König Joas den Priester Jojada und die übrigen Priester zu sich kommen und sagte zu ihnen: »Warum habt ihr die Schäden am Tempel nicht ausgebessert? Fortan sollt ihr kein Geld mehr von euren Bekannten in Empfang nehmen, sondern sollt es für die Ausbesserung der Schäden am Tempel abliefern.« Die Priester erklärten sich damit einverstanden, daß sie kein Geld mehr vom Volk in Empfang nehmen sollten, aber auch für die Ausbesserung der Schäden am Tempel nicht mehr zu sorgen brauchten. Darauf nahm der Priester Jojada einen Kasten, ließ ein Loch in seinen Deckel bohren und ihn neben dem Malstein rechts vom Eingang in den Tempel des HERRN aufstellen; dahinein mußten die Priester, die an der Schwelle Wache hielten, alles Geld tun, das im Tempel des HERRN abgeliefert wurde. Sooft sie nun wahrnahmen, daß viel Geld in dem Kasten war, kamen der Schreiber des Königs und der Hohepriester hinauf, banden das Geld, das sich im Tempel des HERRN vorfand, in einen Beutel zusammen und zählten es. Dann händigten sie das abgezählte Geld den Werkführern ein, denen die Ausführung der Arbeiten am Tempel des HERRN übertragen war, und diese zahlten es an die Zimmerleute und an die übrigen Handwerker aus, die am Tempel des HERRN arbeiteten, sowie an die Maurer und Steinmetzen und für den Ankauf von Hölzern und behauenen Steinen, um die Schäden am Tempel des HERRN auszubessern und überhaupt alle Kosten zu bestreiten, welche die Instandhaltung des Tempels verursachte. Doch ließ man für den Tempel des HERRN keine silbernen Becken, Messer, Sprengschalen, Trompeten, kurz keinerlei goldene und silberne Geräte von dem Gelde anfertigen, das im Tempel des HERRN einging, sondern man gab es den Werkleuten, damit sie dafür den Tempel des HERRN ausbesserten. Dabei verlangte man von den Männern, denen man das Geld einhändigte, damit sie es an die Arbeiter auszahlten, keine Rechnungslegung, sondern sie handelten auf Treu und Glauben. Das Geld von Schuld- und Sündopfern aber wurde nicht an den Tempel des HERRN abgeliefert, sondern es gehörte den Priestern. c) Joas bewahrt Jerusalem vor Hasaels Angriff durch Geldzahlung; seine Ermordung (2.Chr 24,23-27)Damals zog der syrische König Hasael heran, belagerte Gath und eroberte es. Als Hasael sich dann anschickte, auch gegen Jerusalem hinaufzuziehen, nahm Joas, der König von Juda, alle Weihgeschenke, die von seinen Vorfahren, den judäischen Königen Josaphat, Joram und Ahasja herrührten, sowie seine eigenen Weihgeschenke, ferner alles Gold, das sich in den Schatzkammern des Tempels des HERRN und des königlichen Palastes vorfand, und sandte es an Hasael, den König von Syrien. Da stand dieser von dem Zuge gegen Jerusalem ab. Die übrige Geschichte des Joas aber und alles, was er unternommen hat, das findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Juda. Es taten sich aber seine Diener zu einer Verschwörung gegen ihn zusammen und ermordeten Joas, als er in die Burg Millo hinabging; und zwar waren es seine Diener Josachar, der Sohn Simeaths, und Josabad, der Sohn Somers, die ihn ermordeten. Man begrub ihn dann bei seinen Vätern in der Davidsstadt, und sein Sohn Amazja folgte ihm in der Regierung nach. e) Joahas und Joas Könige von Israel; Elisas Tod; Kriege mit den Syrerna) Joahas König von IsraelIm dreiundzwanzigsten Regierungsjahre des Joas, des Sohnes des Königs Ahasja von Juda, wurde Joahas, der Sohn Jehus, König über Israel und regierte siebzehn Jahre in Samaria. Er tat, was dem HERRN mißfiel, und wandelte in den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, der Israel zur Sünde verführt hatte; er ließ nicht davon ab. Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Israel, so daß er sie in die Gewalt Hasaels, des Königs von Syrien, und in die Gewalt Benhadads, des Sohnes Hasaels, die ganze Zeit hindurch fallen ließ. Als Joahas dann aber den HERRN mit Gebeten anging, erhörte ihn der HERR; denn er sah die Bedrängnis der Israeliten, weil der syrische König sie hart bedrückte. Daher ließ der HERR den Israeliten einen Retter erstehen, so daß sie sich von der Herrschaft der Syrer frei machten und die Israeliten wieder ruhig in ihren Zelten wohnen konnten wie ehedem. Dennoch gaben sie die Sünde des Hauses Jerobeams nicht auf, wozu dieser die Israeliten verführt hatte: sie hielten daran fest; sogar die Bildsäule der Aschera blieb in Samaria stehen. Er (der HERR) hatte dem Joahas an Kriegsvolk nichts übriggelassen als fünfzig Reiter, zehn Kriegswagen und zehntausend Mann Fußvolk; denn der syrische König hatte sie vernichtet und sie dem Staub gleichgemacht, den man zertritt. Die übrige Geschichte des Joahas aber sowie alles, was er unternommen hat, und seine tapferen Taten, das findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Israel. Als Joahas sich dann zu seinen Vätern gelegt und man ihn in Samaria begraben hatte, folgte ihm sein Sohn Joas in der Regierung nach. b) Joas König von IsraelIm siebenunddreißigsten Jahre der Regierung des Joas, des Königs von Juda, wurde Joas, der Sohn des Joahas, König über Israel und regierte sechzehn Jahre in Samaria. Er tat, was dem HERRN mißfiel; er ließ in keinem Stück von den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, ab, der Israel zur Sünde verführt hatte; nein, er hielt daran fest. – Die übrige Geschichte des Joas aber sowie alles, was er unternommen hat, seine tapferen Taten (und) wie er mit Amazja, dem Könige von Juda, Krieg geführt hat, das findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Israel. – Als Joas sich dann zu seinen Vätern gelegt und Jerobeam als sein Nachfolger den Thron bestiegen hatte, wurde Joas in Samaria bei den Königen von Israel begraben. c) Joas bei dem erkrankten Elisa; Tod ElisasAls Elisa aber an der Krankheit darniederlag, an der er sterben sollte, kam Joas, der König von Israel, zu ihm hinab, weinte über ihm und rief aus: »Mein Vater, mein Vater! Du Wagen Israels und seine Reiter!« Da sagte Elisa zu ihm: »Hole einen Bogen und Pfeile!«, und als er ihm einen Bogen und Pfeile geholt hatte, sagte er zum König von Israel: »Lege deine Hand auf den Bogen!« Als er es getan hatte, legte Elisa seine Hände auf die Hände des Königs und sagte: »Öffne das Fenster nach Osten zu!« Nachdem er es geöffnet hatte, forderte Elisa ihn auf zu schießen. Da schoß er, (Elisa) aber rief aus: »Ein Siegespfeil vom HERRN ist es, und zwar ein Siegespfeil gegen die Syrer! So wirst du die Syrer bei Aphek bis zur Vernichtung schlagen!« Dann fuhr er fort: »Nimm die Pfeile!« Als er sie genommen hatte, sagte er zum König von Israel: »Schlage damit auf die Erde!« Da schlug er dreimal und hielt dann inne. Da wurde der Gottesmann unwillig über ihn und sagte: »Du hättest fünf- oder sechsmal schlagen sollen, dann hättest du die Syrer bis zur Vernichtung geschlagen; nun aber wirst du die Syrer nur dreimal schlagen!« d) Elisa noch im Grabe wundertätigAls Elisa dann gestorben war, begrub man ihn. Es pflegten aber moabitische Streifscharen Jahr für Jahr ins Land einzufallen. Nun begab es sich, als man gerade einen Mann begraben wollte, daß man plötzlich eine Streifschar herankommen sah; da warf man den Mann in das Grab Elisas und ging weg. Sobald aber der Mann hineinkam und mit den Gebeinen Elisas in Berührung kam, wurde er wieder lebendig und stellte sich aufrecht auf seine Füße. ee) Die drei Siege des Joas über die SyrerDer König Hasael von Syrien aber hatte die Israeliten während der ganzen Regierung des Joahas bedrängt; doch nun erwies der HERR ihnen Gnade, erbarmte sich ihrer und wandte sich ihnen wieder zu wegen seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob; denn er wollte sie noch nicht zugrunde gehen lassen, hatte sie auch bis jetzt noch nicht von seinem Angesicht verworfen. Als daher Hasael, der König von Syrien, gestorben und sein Sohn Benhadad ihm in der Regierung nachgefolgt war, entriß Joas, der Sohn des Joahas, dem Benhadad, dem Sohne Hasaels, die Städte wieder, die dieser seinem Vater Joahas im Kriege entrissen hatte. Dreimal schlug ihn Joas und gewann so die israelitischen Städte zurück. f) Amazja König von Juda (2.Chr 25)a) Guter RegierungsanfangIm zweiten Regierungsjahre des Joas, des Sohnes des Königs Joahas von Israel, wurde Amazja, der Sohn des Joas, König über Juda. Im Alter von fünfundzwanzig Jahren kam er auf den Thron, und neunundzwanzig Jahre regierte er in Jerusalem; seine Mutter hieß Joaddan und stammte aus Jerusalem. Er tat, was dem HERRN wohlgefiel, doch nicht so wie sein Ahnherr David, sondern ganz, wie sein Vater Joas getan hatte; jedoch der Höhendienst wurde nicht abgeschafft, sondern das Volk brachte immer noch Schlacht- und Rauchopfer auf den Höhen dar. – Sobald er nun die Herrschaft fest in Händen hatte, ließ er von seinen Dienern diejenigen hinrichten, die den König, seinen Vater, ermordet hatten. Aber die Söhne der Mörder ließ er nicht hinrichten, sondern verfuhr so, wie im Gesetzbuch Moses geschrieben steht, wo der HERR ausdrücklich geboten hat: »Väter sollen nicht wegen einer Verschuldung ihrer Söhne getötet werden, und Söhne sollen nicht wegen einer Verschuldung ihrer Väter getötet werden, sondern ein jeder soll nur wegen seiner eigenen Sünde getötet werden.« Er war es auch, der die Edomiter im Salztal schlug, zehntausend Mann, und Sela im Sturm eroberte und dem Ort den Namen Joktheel beilegte, den er bis auf den heutigen Tag führt. b) Amazjas unglücklicher Krieg mit Joas von Israel (2.Chr 25,17-24)Damals schickte Amazja Gesandte an den König Joas von Israel, den Sohn des Joahas, des Sohnes Jehus, und ließ ihm sagen: »Komm, wir wollen unsere Kräfte miteinander messen!« Da ließ Joas, der König von Israel, dem König Amazja von Juda durch eine Gesandtschaft antworten: »Der Dornstrauch auf dem Libanon sandte (einst) zu der Zeder auf dem Libanon und ließ ihr sagen: ›Gib deine Tochter meinem Sohne zur Frau!‹, aber da liefen die wilden Tiere auf dem Libanon über den Dornstrauch hin und zertraten ihn. Weil du die Edomiter glücklich besiegt hast, ist dir der Mut gewachsen. Begnüge dich mit dem Ruhme und bleibe zu Hause sitzen: warum willst du das Unglück herausfordern, daß du zu Fall kommst und Juda mit dir?« Da aber Amazja nicht hören wollte, zog Joas, der König von Israel, heran, und beide maßen ihre Kräfte miteinander, er und der König Amazja von Juda, bei Beth-Semes, das zu Juda gehört. Da wurden die Judäer von den Israeliten geschlagen, so daß ein jeder in seine Heimat floh. Den Amazja selber aber, den König von Juda, den Sohn des Joas, des Sohnes Ahasjas, nahm Joas, der König von Israel, bei Beth-Semes gefangen und ließ, als er nach Jerusalem gekommen war, ein Stück der Mauer Jerusalems vom Ephraimstor bis zum Ecktor auf einer Strecke von vierhundert Ellen niederreißen. Außerdem nahm er alles Gold und Silber sowie alle Geräte, die sich im Tempel des HERRN und in den Schatzkammern des königlichen Palastes vorfanden, dazu Geiseln, und kehrte dann nach Samaria zurück. c) Schlußwort über Joas von IsraelDie übrige Geschichte des Joas aber, alles, was er unternommen hat, und seine tapferen Taten und wie er mit dem König Amazja von Juda Krieg geführt hat, das findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Israel. Als Joas sich dann zu seinen Vätern gelegt und man ihn in Samaria bei den Königen von Israel begraben hatte, folgte ihm sein Sohn Jerobeam in der Regierung nach. d) Schlußwort über Amazja von Juda; seine Ermordung (2.Chr 25,25-28)Amazja aber, der Sohn des Joas, der König von Juda, überlebte den König Joas von Israel, den Sohn des Joahas, noch fünfzehn Jahre. Die übrige Geschichte Amazjas aber findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Juda. – Als man aber in Jerusalem eine Verschwörung gegen ihn anstiftete, floh er nach Lachis; doch man sandte Leute nach Lachis hinter ihm her, die ihn dort ermordeten. Dann lud man ihn auf Rosse, und er wurde in Jerusalem bei seinen Vätern in der Davidstadt begraben. ee) Regierungsantritt Asarjas (2.Chr 26,1-2)Hierauf nahm die ganze Bevölkerung von Juda den Asarja, der sechzehn Jahre alt war, und machte ihn zum König als Nachfolger seines Vaters Amazja. Er befestigte Elath, das er an Juda zurückgebracht hatte, sogleich nachdem der König sich zu seinen Vätern gelegt hatte. 5. Von Jerobeam II. in Israel und Asarja in Juda bis zum Untergang des Reiches Israel (14,23-17,41)a) Jerobeam II. König von IsraelIm fünfzehnten Regierungsjahre des Königs Amazja von Juda, des Sohnes des Joas, wurde Jerobeam, der Sohn des Königs Joas von Israel, König zu Samaria und regierte einundvierzig Jahre. Er tat, was dem HERRN mißfiel; er wich in keinem Stück von den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, der Israel zur Sünde verführt hatte. Er stellte die Grenze Israels wieder her von der Gegend um Hamath an bis an den großen Steppensee (das Tote Meer), der Verheißung entsprechend, die der HERR, der Gott Israels, durch seinen Knecht, den Propheten Jona, den Sohn Amittais aus Gath-Hepher, gegeben hatte. Denn der HERR hatte das gar bittere Elend Israels wahrgenommen und gesehen, daß Unmündige ebenso wie Mündige dahin waren und daß kein Helfer für Israel da war. Auch hatte der HERR noch nicht die Drohung ausgesprochen, daß er den Namen Israels unter dem Himmel austilgen wolle; darum half er ihnen jetzt durch Jerobeam, den Sohn des Joas. Die übrige Geschichte Jerobeams aber und alles, was er unternommen hat, und seine tapferen Taten, wie er Krieg geführt und wie er Damaskus und Hamath, die zu Juda gehört hatten, für Israel zurückerobert hat, das findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Israel. – Als Jerobeam sich dann zu seinen Vätern, den Königen von Israel, gelegt hatte, folgte ihm sein Sohn Sacharja in der Regierung nach. b) Asarja (oder Ussia) König von Juda (2.Chr 26)Im siebenundzwanzigsten Regierungsjahr Jerobeams, des Königs von Israel, wurde Asarja König, der Sohn des Königs Amazja von Juda. Im Alter von sechzehn Jahren bestieg er den Thron, und zweiundfünfzig Jahre regierte er in Jerusalem; seine Mutter hieß Jecholja und stammte aus Jerusalem. Er tat, was dem HERRN wohlgefiel, ganz so wie sein Vater Amazja getan hatte; jedoch der Höhendienst wurde nicht abgeschafft, das Volk brachte immer noch Schlacht- und Rauchopfer auf den Höhen dar. Der HERR aber suchte den König schwer heim, daß er bis zu seinem Todestage am Aussatz litt und in einem Hause abgesondert für sich wohnte. Jotham aber, der Sohn des Königs, waltete im königlichen Hause (oder Palaste) als Familienhaupt und versah die Regierungsgeschäfte für das Land. – Die übrige Geschichte Asarjas aber und alles, was er unternommen hat, findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Juda. Als Asarja sich dann zu seinen Vätern gelegt und man ihn bei seinen Vätern in der Davidsstadt begraben hatte, folgte ihm sein Sohn Jotham in der Regierung nach. c) Sacharja, Sallum, Menahem, Pekahja und Pekah Könige von Israela) Sacharja König von IsraelIm achtunddreißigsten Regierungsjahre des Königs Asarja von Juda wurde Sacharja, der Sohn Jerobeams, König über Israel in Samaria und regierte ein halbes Jahr. Er tat, was dem HERRN mißfiel, so wie seine Väter getan hatten; er ließ nicht ab von den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, der Israel zur Sünde verführt hatte. Da zettelte Sallum, der Sohn des Jabes, eine Verschwörung gegen ihn an, ermordete ihn in Jibleam und trat als König an seine Stelle. Die übrige Geschichte Sacharjas aber findet sich bereits aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Israel. So erfüllte sich die Verheißung, die der HERR dem Jehu gegeben hatte mit den Worten: »Es sollen Nachkommen von dir bis ins vierte Glied auf dem Thron von Israel sitzen.« So ist es auch geschehen. b) Sallum König von IsraelSallum, der Sohn des Jabes, wurde König im neununddreißigsten Regierungsjahre des Königs Ussia von Juda und regierte einen Monat lang zu Samaria. Da zog Menahem, der Sohn Gadis, aus Thirza gegen ihn heran, drang in Samaria ein, brachte Sallum, den Sohn des Jabes, in Samaria ums Leben und trat als König an seine Stelle. Die übrige Geschichte Sallums aber und die Verschwörung, die er angezettelt hatte, das findet sich bereits aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Israel. Damals verwüstete Menahem die Stadt Thappuah und alles, was darin war, sowie ihr ganzes Gebiet von Thirza an; weil man ihm die Tore nicht geöffnet hatte, verwüstete er es und ließ alen Frauen dort, die guter Hoffnung waren, den Leib aufschlitzen. c) Menahem König von IsraelIm neununddreißigsten Regierungsjahre des Königs Asarja von Juda wurde Menahem, der Sohn Gadis, König über Israel und regierte zehn Jahre in Samaria. Er tat, was dem Herrn mißfiel; er ließ nicht ab von den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, der Israel zur Sünde verführt hatte. Unter seiner Regierung fiel der assyrische König Phul in das Land ein, und Menahem gab dem Phul tausend Talente SilberTalent s. Anhang, Maße., damit er ihm Beistand gewähre, um ihn im Besitz des Königtums zu sichern. Das Geld ließ Menahem dann von den Israeliten aufbringen, nämlich von allen wohlhabenden Leuten, um dem König von Assyrien Zahlung leisten zu können; fünfzig Schekel SilberSchekel s. Anhang, Maße. kamen auf jeden Mann. Da zog der König von Assyrien wieder ab und blieb nicht länger dort im Lande. – Die übrige Geschichte Menahems aber und alles, was er unternommen hat, findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Israel. Als Menahem sich dann zu seinen Vätern gelegt hatte, folgte ihm sein Sohn Pekahja in der Regierung nach. d) Pekahja König von IsraelIm fünfzigsten Regierungsjahre des Königs Asarja von Juda wurde Pekahja, der Sohn Menahems, König über Israel in Samaria und regierte zwei Jahre. Er tat, was dem HERRN mißfiel; er ließ nicht ab von den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, der Israel zur Sünde verführt hatte. Da zettelte sein Ritter Pekah, der Sohn Remaljas, eine Verschwörung gegen ihn an und ermordete ihn zu Samaria in der Burg des königlichen Palastes [zugleich auch den Argob und den Arje], zur Seite standen ihm dabei fünfzig Mann von den Gileaditern. Nachdem er ihn getötet hatte, folgte er ihm als König in der Regierung nach. – Die übrige Geschichte Pekahjas aber und alles, was er unternommen hat, das findet sich bereits aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Israel. ee) Pekah König von IsraelIm zweiundfünfzigsten Regierungsjahre des Königs Asarja von Juda wurde Pekah, der Sohn Remaljas, König über Israel in Samaria und regierte zwanzig Jahre. Er tat, was dem HERRN mißfiel; er ließ nicht ab von den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, der Israel zur Sünde verführt hatte. Unter der Regierung Pekahs, des Königs von Israel, zog Thiglath-Pileser, der König von Assyrien, heran und eroberte Ijjon, Abel-Beth-Maacha, Janoah, Kedes und Hazor, Gilead und Galiläa, das ganze Land Naphthali, und führte die Bewohner in die Gefangenschaft nach Assyrien. Da zettelte Hosea, der Sohn Elas, eine Verschwörung gegen Pekah, den Sohn Remaljas an, brachte ihn ums Leben und trat dann als König an seine Stelle im zwanzigsten Regierungsjahre Jothams, des Sohnes Ussias. – Die übrige Geschichte Pekahs aber und alles, was er unternommen hat, das findet sich bereits aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Israel. d) Jotham König von Juda (2.Chr 27)Im zweiten Regierungsjahre Pekahs, des Sohnes des Königs Remalja von Israel, wurde Jotham, der Sohn Ussias, König über Juda. Im Alter von fünfundzwanzig Jahren wurde er König, und sechzehn Jahre regierte er in Jerusalem; seine Mutter hieß Jerusa und war eine Tochter Zadoks. Er tat, was dem HERRN wohlgefiel, ganz wie sein Vater Ussia getan hatte; jedoch der Höhendienst wurde nicht abgeschafft; das Volk brachte immer noch Schlacht- und Rauchopfer auf den Höhen dar. Er baute das obere Tor am Tempel des HERRN. Die übrige Geschichte Jothams aber und alles, was er unternommen hat, das findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Juda. Zu jener Zeit begann der HERR den König Rezin von Syrien und Pekah, den Sohn Remaljas, gegen Juda vorgehen zu lassen. Als Jotham sich dann zu seinen Vätern gelegt und man ihn bei seinen Vätern in der Stadt seines Ahnherrn David begraben hatte, (15:39)folgte ihm sein Sohn Ahas als König in der Regierung nach. e) Ahas König von Juda (2.Chr 28)a) Des Ahas heidnische GreuelIm siebzehnten Regierungsjahre Pekahs, des Sohnes Remaljas, wurde Ahas König, der Sohn des Königs Jotham von Juda. Im Alter von zwanzig Jahren wurde Ahas König, und sechzehn Jahre regierte er in Jerusalem. Er tat nicht, was dem HERRN, seinem Gott, wohlgefiel, wie sein Ahnherr David getan hatte, sondern er wandelte auf dem Wege der Könige von Israel, ja, er ließ sogar seinen Sohn als Opfer verbrennen nach der grauenhaften Sitte der heidnischen Völker, die der HERR vor den Israeliten vertrieben hatte. Er brachte auch Schlacht- und Rauchopfer dar auf den Höhen und auf den Hügeln und unter jedem dichtbelaubten Baum. b) Sein Krieg mit Syrien und Israel; Ahas wird den Assyrern tributpflichtigDamals zogen Rezin, der König von Syrien, und Pekah, der Sohn Remaljas, der König von Israel, zum Angriff gegen Jerusalem heran und belagerten (die Stadt), waren aber nicht imstande, sie zu erstürmen. Zu jener Zeit brachte der König von Edom Elath wieder an Edom und vertrieb die Judäer aus Elath; da kamen die Edomiter nach Elath zurück und sind dort wohnen geblieben bis auf den heutigen Tag. Ahas aber schickte eine Gesandtschaft an Thiglath-Pileser, den König von Assyrien, und ließ ihm sagen: »Ich bin dein Knecht und dein Sohn: komm mir zu Hilfe und rette mich aus der Gewalt des Königs von Syrien und aus der Gewalt des Königs von Israel, die gegen mich zu Felde gezogen sind!« Zugleich nahm Ahas das Silber und Gold, das sich im Tempel des HERRN und in den Schatzkammern des königlichen Palastes vorfand, und sandte es an den König von Assyrien als Geschenk. Der König von Assyrien kam dann auch seiner Aufforderung nach, rückte gegen Damaskus, eroberte es und führte (die Einwohner) gefangen nach KirLand und Volk an der Ostgrenze des assyrischen Reiches in der Nähe von Medien.; den König Rezin aber ließ er hinrichten. c) Ahas läßt einen neuen Brandopferaltar bauen, erläßt eine neue Opferordnung und greift in den Tempelbesitz einAls sich nun der König Ahas nach Damaskus begeben hatte, um dort mit Thiglath-Pileser, dem König von Assyrien, zusammenzutreffen, und den Altar sah, der in Damaskus stand, sandte der König Ahas dem Priester Uria die Maße des Altars und eine bis in alle Einzelheiten ausgeführte Nachbildung. Da ließ der Priester Uria einen Altar genau nach dem Vorbild bauen, das ihm der König Ahas aus Damaskus hatte zugehen lassen; so ließ der Priester Uria ihn herstellen, ehe noch der König Ahas aus Damaskus zurückkehrte. Als dann der König nach seiner Rückkehr aus Damaskus den Altar sah, trat der König an den Altar heran und stieg zu ihm hinauf, ließ dann selber sein Brand- und Speisopfer in Rauch aufgehen, goß sein Trankopfer aus und sprengte das Blut seiner Heilsopfer an den Altar. Den ehernen Altar aber, der vor dem (Tempel des) HERRN stand, den ließ er von der Vorderseite des Tempels, von der Stelle zwischen dem (neuen) Altar und dem Tempel des HERRN, entfernen und ihn auf die Nordseite des (neuen) Altars versetzen. Sodann erteilte der König Ahas dem Priester Uria folgenden Befehl: »Auf dem großen (neuen) Altar verbrenne das Morgenbrandopfer und das Abendspeisopfer sowie das Brandopfer des Königs nebst seinem Speisopfer, ebenso auch die Brandopfer aller Privatleute des Landes samt ihren Speis- und Trankopfern, und sprenge alles Blut der Brandopfer und alles Blut der Schlachtopfer an diesen Altar; in betreff des ehernen Altars aber will ich mich noch bedenken.« Da verfuhr der Priester Uria genau nach dem Befehl des Königs Ahas. Sodann ließ der König Ahas die Beschläge an den Gestühlen herausbrechen und die Kessel von ihnen herunternehmen; auch das große Wasserbecken ließ er von den ehernen Rindern, auf denen es ruhte, herabnehmen und es auf eine Unterlage von Steinen setzen. Weiter ließ er den überdeckten Sabbat-Gang, den man im Tempel erbaut hatte, und den äußeren Königszugang am Tempel des HERRN beseitigen mit Rücksicht auf den König von Assyrien. d) SchlußwortDie übrige Geschichte des Ahas aber und alles, was er unternommen hat, findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Juda. Als Ahas sich dann zu seinen Vätern gelegt und man ihn bei seinen Vätern in der Davidstadt begraben hatte, trat sein Sohn Hiskia als König an seine Stelle. f) Das Ende des Reiches Israela) Hosea König von Israel; Untergang des Reiches; assyrische Gefangenschaft (oder Verbannung)Im zwölften Jahre des Königs Ahas von Juda wurde Hosea, der Sohn Elas, König über Israel in Samaria und regierte neun Jahre. Er tat, was dem HERRN mißfiel, wenn auch nicht so arg wie die Könige von Israel, die vor ihm regiert hatten. Gegen ihn zog Salmanassar, der König von Assyrien, heran; Hosea unterwarf sich ihm und wurde ihm tributpflichtig. Als aber der König von Assyrien eine Verschwörung Hoseas entdeckte – er hatte nämlich Gesandte an den König Sewe von Ägypten geschickt und dem Könige von Assyrien nicht mehr wie sonst alljährlich den Tribut entrichtet –, da ließ der König von Assyrien ihn festnehmen und gefesselt ins Gefängnis werfen. Der König von Assyrien hatte nämlich das ganze Land mit Krieg überzogen, war vor Samaria gerückt und hatte es drei Jahre lang belagert. Als der König von Assyriennämlich Salmanassars Nachfolger Sargon 722 v.Chr. dann Samaria im neunten Regierungsjahre Hoseas erobert hatte, führte er die Israeliten in die Gefangenschaft nach Assyrien und wies ihnen Wohnsitze in Halah und am Habor, dem Flusse Gosans, sowie in den Ortschaften Mediens an. b) Die Ursachen, welche die Verwerfung und den Untergang des Nordreiches herbeigeführt habenDas ist aber geschehen, weil die Israeliten sich am HERRN, ihrem Gott, versündigt hatten, der sie aus Ägypten aus der Gewalt des Pharaos, des ägyptischen Königs, weggeführt hatte, und weil sie andere Götter verehrt hatten und nach den Satzungen der Heidenvölker gewandelt waren, die der HERR vor den Israeliten vertrieben hatte, und nach den Bräuchen, welche die Könige von Israel eingeführt hatten. So hatten denn die Israeliten gegen den Willen des HERRN, ihres Gottes, Dinge getrieben, die nicht recht waren; denn sie hatten sich Höhenheiligtümer in allen ihren Ortschaften erbaut, von den Wachttürmen an bis zu den festen Städten, und hatten sich Malsteine und Götzensäulen auf jedem hohen Hügel und unter jedem dichtbelaubten Baume errichtet und dort auf allen Höhen geopfert wie die heidnischen Völkerschaften, die der HERR vor ihnen vertrieben hatte. Sie hatten also böse Dinge verübt, um den HERRN zum Zorn zu reizen, und den Götzen gedient, in betreff deren der HERR ihnen geboten hatte: »Ihr dürft so etwas nicht tun!« Und der HERR hatte doch Israel und Juda durch den Mund aller Propheten, aller Seher warnen lassen, indem er ihnen vorhielt: »Kehrt von euren bösen Wegen um und haltet meine Gebote und meine Verordnungen genau nach der Weisung, die ich euren Vätern gegeben und die ich euch durch meine Knechte, die Propheten, habe zukommen lassen!« Aber sie hatten nicht hören wollen, sondern sich halsstarrig gezeigt, wie auch ihre Väter, die dem HERRN, ihrem Gott, nicht vertraut hatten; sie mißachteten seine Satzungen und seinen Bund, den er mit ihren Vätern geschlossen, und seine Warnungen, die er an sie gerichtet hatte; sie liefen vielmehr hinter den nichtigen Götzen her und wandten sich einem nichtigen Treiben zu nach dem Vorbild der heidnischen Völkerschaften, die um sie her wohnten, bezüglich deren der HERR ihnen geboten hatte, es nicht so zu machen wie jene. Sie vernachlässigten alle Gebote des HERRN, ihres Gottes, und fertigten sich zwei gegossene Stierbilder an, verfertigten sich Götzensäulen, beteten das ganze Sternenheer des Himmels an und dienten dem Baal. Sie verbrannten auch ihre Söhne und Töchter als Opfer, trieben Wahrsagerei und Zauberei und gaben sich dazu her, das, was dem HERRN mißfiel, zu verüben, um ihn zu erbittern. Da geriet der HERR in heftigen Zorn gegen die Israeliten und verstieß sie von seinem Angesicht, so daß nichts übrigblieb als der Stamm Juda allein. Aber auch die dem Stamm Juda Angehörigen beobachtetend.h. beachteten, befolgten . die Gebote des HERRN, ihres Gottes, nicht, sondern wandelten in den Bräuchen, welche die Israeliten in Aufnahme gebracht hatten. Da verwarf denn der HERR die ganze Nachkommenschaft Israels, demütigte sie und ließ sie in die Gewalt von Räubern fallen, bis er sie ganz von seinem Angesicht verstoßen hatte. c) Jerobeams verhängnisvolle SchuldAls nämlich Israel sich vom Hause Davids losgerissen und sie Jerobeam, den Sohn Nebats, zum König gemacht hatten, da hatte Jerobeam die Israeliten zum Abfall vom HERRN veranlaßt und sie zu schwerer Sünde verführt. So waren denn die Israeliten in allen Sünden gewandelt, die Jerobeam begangen hatte; sie waren nicht davon abgegangen, bis der HERR die Israeliten von seinem Angesicht verstieß, wie er es durch den Mund aller seiner Knechte, der Propheten, angedroht hatte. So wurden also die Israeliten aus ihrem Lande nach Assyrien weggeführt, wo sie sich bis auf den heutigen Tag befinden. g) Neubesiedelung des Landes; Entstehung der Samariter und ihrer ReligionDer König von Assyrien aber ließ Leute aus Babylon, Kutha, Awwa, Hamath und Sepharwaim kommen und siedelte sie an Stelle der Israeliten in den Ortschaften Samarias an; die nahmen Besitz von Samaria und wohnten in den dortigen Ortschaften. Weil sie aber in der ersten Zeit ihrer Niederlassung daselbst den HERRN nicht verehrten, ließ der HERR Löwen gegen sie los, welche Verheerungen unter ihnen anrichteten. Da machte man dem König von Assyrien die Meldung: »Die Völkerschaften, die du aus ihrer Heimat hast auswandern lassen und in den Ortschaften Samarias angesiedelt hast, verstehen sich nicht auf die dem Landesgott gebührende Verehrung; daher hat er Löwen gegen sie losgelassen, die nun Verheerungen unter ihnen anrichten, weil sie sich nicht auf die dem Landesgott gebührende Verehrung verstehen.« Da erließ der König von Assyrien folgenden Befehl: »Laßt einen von den Priestern, die ihr von dort weggeführt habt, dorthin zurückkehren; der soll sich dorthin begeben und dort wohnen und sie in der dem Landesgott gebührenden Verehrung unterweisen!« So kam denn einer von den Priestern, die man aus Samaria weggeführt hatte, zurück, ließ sich in Bethel nieder und unterwies sie, wie sie den HERRN zu verehren hätten. Dabei machten sie sich aber, jede einzelne Völkerschaft, ihren besonderen Gott und stellten diesen in den Höhentempeln auf, welche die Samarier erbaut hatten, eine jede Völkerschaft in ihren Ortschaften, in denen sie angesiedelt waren. Die Leute von Babylon z.B. fertigten ein Bild des Sukkoth-Benoth an, die Leute aus Kuth ein Bild des Nergal, die Leute aus Hamath ein Bild des Asima; die Awwiter fertigten ein Bild des Nibhas und Tharthak an, und die Sepharwiter verbrannten ihre Kinder als Feueropfer zu Ehren Adrammelechs und Anammelechs, der Götter von Sepharwaim. Daneben verehrten sie (jetzt) aber auch Gott den HERRN und bestellten sich Leute aus ihrer Mitte zu Höhenpriestern, die für sie Opfer in den Höhenheiligtümern darbrachten. So waren sie zwar Verehrer des HERRN, blieben zugleich aber auch Diener ihrer Götter nach den Bräuchen der Völkerschaften, aus denen man sie weggeführt hatte. Bis auf den heutigen Tag verfahren sie nach den ursprünglichen Bräuchen: sie verehren den HERRN nicht in rechter Weise und verfahren nicht nach seinen Satzungen und seinen Verordnungen, nicht nach dem Gesetz und den Geboten, die der HERR den Nachkommen Jakobs geboten hat, dem er den Namen ›Israel‹ beilegte. Und doch hatte der HERR einen Bund mit ihnen geschlossen und ihnen ausdrücklich geboten: »Ihr dürft keine anderen Götter verehren und dürft sie nicht anbeten und ihnen nicht dienen noch opfern; sondern Gott den HERRN, der euch aus Ägypten mit großer Kraft und hocherhobenem Arm hergeführt hat, den sollt ihr verehren und den sollt ihr anbeten und ihm opfern! Die Satzungen und Verordnungen aber, das Gesetz und die Gebote, die er euch vorgeschrieben hat, müßt ihr beobachtend.h. beachten, befolgen ., daß ihr allezeit danach tut, und dürft keine anderen Götter verehren! Und des Bundes, den ich mit euch geschlossen habe, dürft ihr nicht vergessen und dürft keine anderen Götter verehren; sondern den HERRN, euren Gott, sollt ihr verehren: er ist es, der euch aus der Gewalt aller eurer Feinde erretten wird.« Aber sie wollten nicht darauf hören, sondern taten nach ihrer früheren Weise. – So waren also diese Völkerschaften zwar Verehrer des HERRN, zugleich aber Diener ihrer Götzenbilder; auch ihre Kinder und Kindeskinder halten es so, wie ihre Väter getan haben, bis auf den heutigen Tag. II. Geschichte des Reiches Juda von der Regierung Hiskias bis zum Untergang des Reiches (Kap. 18-25)1. Der König Hiskia und der Prophet Jesaja (2.Chr 29-32)a) Hiskias Regierungsantritt, seine Frömmigkeit und seine Verdienste um den Gottesdienst und das Staatswohl (2.Chr 29-31)Darauf, im dritten Regierungsjahre Hoseas, des Sohnes Elas, des Königs von Israel, wurde Hiskia König, der Sohn des Königs Ahas von Juda. Im Alter von fünfundzwanzig Jahren wurde er König, und neunundzwanzig Jahre regierte er in Jerusalem; seine Mutter hieß Abi und war die Tochter Sacharjas. Er tat, was dem HERRN wohlgefiel, ganz so wie sein Ahnherr David getan hatte. Er war es, der den Höhendienst abschaffte, die Malsteine zertrümmerte, die Götzenbäume umhieb und die eherne Schlange zerschlug, die Mose angefertigt hatte; denn bis zu dieser Zeit hatten die Israeliten ihr immerfort geopfert, und man nannte sie Nehustan. Er setzte sein Vertrauen auf den HERRN, den Gott Israels, so daß unter allen Königen von Juda weder nach ihm noch unter denen, die vor ihm gewesen waren, irgendeiner ihm gleichgekommen ist. Er hielt am HERRN fest, ohne von ihm abzuweichen, und beobachtete seine Gebote, die der HERR dem Mose gegeben hatte. So war denn auch der HERR mit ihm, so daß er bei allen seinen Unternehmungen Glück hatte. Er fiel auch vom König von Assyrien ab und machte sich unabhängig von ihm. Er schlug auch die Philister bis nach Gaza hin, und zwar bis an die Grenze dieser Stadt, vom Wächterturm an bis zur befestigten Stadt. Samarias UntergangIm vierten Regierungsjahre des Königs Hiskia aber – das war das siebte Regierungsjahr des Königs Hosea von Israel, des Sohnes Elas – zog der assyrische König Salmanassar gegen Samaria heran, belagerte es und nahm es nach Ablauf von drei Jahren ein; im sechsten Regierungsjahr Hiskias – das war das neunte Regierungsjahr des Königs Hosea von Israel – wurde Samaria erobert. Der König von Assyrien führte dann die Israeliten in die Gefangenschaft nach Assyrien und verpflanzte sie nach Halah und an den Habor, den Fluß Gosans, und in die Ortschaften der Meder, zur Strafe dafür, daß sie den Weisungen des HERRN, ihres Gottes, nicht nachgekommen waren und seinen Bund übertreten hatten, alles was Mose, der Knecht des HERRN, ihnen geboten hatte: sie hatten weder darauf gehört noch danach getan. b) Sanheribs Einfall in Juda; Jerusalems wunderbare Rettung (Jes 36-37; 2.Chr 32,1-23)a) Hiskia schickt erfolglos den von Sanherib geforderten TributIm vierzehnten Regierungsjahr des Königs Hiskia aber zog der assyrische König Sanherib gegen alle festen Städte Judas heran und eroberte sie. Da schickte der König Hiskia von Juda eine Gesandtschaft an den König von Assyrien nach Lachis und ließ ihm sagen: »Ich habe unrecht getan; ziehe aus meinem Lande wieder ab! Was du mir auferlegst, will ich tragen.« Da legte der König von Assyrien dem Könige Hiskia von Juda die Zahlung von dreihundert Talenten Silber und dreißig Talenten Gold auf;Talent s. Anhang, Maße. und Hiskia gab alles Silber hin, das sich im Tempel des HERRN und in den Schatzkammern des königlichen Palastes vorfand. Zu jener Zeit ließ Hiskia von den Türen im Tempel des HERRN und von den Pfeilern, die er selbst mit Goldblech hatte überziehen lassen, das Gold abnehmen und gab es dem König von Assyrien. b) Sanherib läßt von Lachis aus die Stadt Jerusalem durch seinen Großwesir (= Oberfeldherrn) höhnisch zur Übergabe auffordern (2.Chr 32,9-19)Aber der assyrische König sandte seinen Großwesir und den Oberkämmerer und den Obermundschenk mit einem starken Heere von Lachis aus gegen den König Hiskia nach Jerusalem. Als diese hinaufgezogen und vor Jerusalem angekommen waren, stellten sie sich bei der Wasserleitung des oberen Teiches auf, der an der Straße nach dem Walkerfeld liegt. Als sie nun den König zu sprechen verlangten, ging der Hausminister Eljakim, der Sohn Hilkias, mit dem Staatsschreiber Sebna und dem Kanzler Joah, dem Sohne Asaphs, zu ihnen hinaus. Da sagte der Obermundschenk zu ihnen: »Berichtet dem Hiskia: So hat der Großkönig, der König von Assyrien, gesprochen: ›Worauf beruht denn das feste Vertrauen, das du hegst? Meinst du etwa, der Verlauf und Ausgang eines Krieges hänge lediglich von Worten ab?W.: Sagst du etwa, Rat und Kraft zum Kriege sei bloß Lippenrede? Auf wen verläßt du dich eigentlich, daß du dich gegen mich empört hast? Nun ja, du verläßt dich auf Ägypten, auf diesen eingeknickten Rohrstab, der jedem, welcher sich darauf stützt, in die Hand fährt und sie durchbohrt: so erweist sich nämlich der Pharao, der König von Ägypten, allen denen, die sich auf ihn verlassen. Wenn ihr mir aber entgegnen wollt: Auf den HERRN, unsern Gott, verlassen wir uns! – ist das nicht derselbe, dessen Höhen(- dienst) und Altäre Hiskia beseitigt hat, als er in Juda und Jerusalem den Befehl erließ: Nur vor dem Altar hier in Jerusalem dürft ihr euch niederwerfen? Und nun, gehe doch mit meinem Herrn, dem König von Assyrien, eine Wette ein: ich will dir zweitausend Pferde liefern, ob du wohl imstande bist, die Reiter für sie aufzubringen! Wie willst du da den Kampf mit einem einzigen Befehlshaber von den geringsten Dienern meines Herrn aufnehmen? Und doch verläßt du dich auf Ägypten um der Wagen und Reiter willen! Zudem: bin ich etwa ohne Zutun des HERRN, eures Gottes, gegen diesen Ort herangezogen, um ihn zu verheeren? Der HERR selbst hat mich aufgefordert, gegen dieses Land zu ziehen und es zu verheeren!‹« c) Sanheribs und seiner Gesandten Hochmut (2.Chr 32,16-19)Hierauf sagten Eljakim, der Sohn Hilkias, und Sebna und Joah zu dem Obermundschenk: »Sprich doch aramäisch mit deinen Knechten, denn wir verstehen es, und sprich nicht judäisch mit uns vor den Ohren des Volkes, das auf der Mauer steht!« Aber der Obermundschenk erwiderte ihnen: »Hat mich mein Herr etwa nur zu deinem Herrn und zu dir gesandt, um diese Verhandlungen zu führen, und nicht auch zu den Männern, die dort auf der Mauer sitzen, um schließlich mit euch zusammen ihren eigenen Kot zu verzehren und ihren Harn zu trinken?« Hierauf trat der Obermundschenk vor und rief mit gehobener Stimme auf judäisch die Worte aus: »Vernehmt die Botschaft des Großkönigs, des Königs von Assyrien! So läßt euch der König sagen: ›Laßt euch von Hiskia nicht täuschen! Denn er vermag euch nicht aus meiner Gewalt zu erretten; auch laßt euch von Hiskia nicht auf Gott den HERRN vertrösten, wenn er sagt: Gott der HERR wird uns sicherlich erretten, und unsere Stadt wird nicht in die Hand des Königs von Assyrien fallen! Hört nicht auf Hiskia! Denn so läßt euch der König von Assyrien sagen: Schließt Frieden mit mir und ergebt euch mir! Dann sollt ihr ein jeder von seinem eigenen Weinstock und seinem eigenen Feigenbaum essen und ein jeder das Wasser aus seiner eigenen Zisterne trinken, bis ich komme, um euch in ein Land mitzunehmen, das gleich dem eurigen ist, ein Land voll von Getreide und Most, ein Land voll von Brot und Weinbergen, ein Land voll von Ölbäumen und Honig, damit ihr am Leben bleibt und nicht zu sterben braucht. Aber hört nicht auf Hiskia! Denn er will euch nur betören, wenn er sagt: Gott der HERR wird uns erretten! Hat etwa von den Göttern der anderen Völker irgendeiner sein Land aus der Gewalt des Königs von Assyrien gerettet? Wo sind die Götter von Hamath und Arpad? Wo die Götter von Sepharwaim, von Hena und Iwwa? Und ebensowenig haben sie Samaria aus meiner Gewalt gerettet. Wo ist unter allen Göttern der Länder ein einziger, der sein Land aus meiner Gewalt gerettet hätte, daß jetzt Gott der HERR Jerusalem aus meiner Gewalt erretten sollte?‹« Da schwieg das Volk still und antwortete ihm kein Wort; denn es lag ein Befehl des Königs vor, der geboten hatte: »Ihr sollt ihm nicht antworten!« – Hierauf kehrten der Hausminister Eljakim, der Sohn Hilkias, und der Staatsschreiber Sebna und der Kanzler Joah, der Sohn Asaphs, mit zerrissenen Kleidern zu Hiskia zurück und berichteten ihm, was der Obermundschenk gesagt hatte. d) Ermutigung Hiskias durch JesajaAls nun der König Hiskia das vernommen hatte, zerriß er seine Kleider, hüllte sich in Sackleinen und begab sich in den Tempel des HERRN; seinen Hausminister Eljakim aber und den Staatsschreiber Sebna samt den vornehmsten Priestern sandte er, ebenfalls in Trauerkleider gehüllt, zu dem Propheten Jesaja, dem Sohne des Amoz. Diese sagten zu ihm: »So läßt Hiskia dir sagen: ›Ein Tag der Bedrängnis, der Züchtigung und Schmach ist der heutige Tag; denn die Kinder sind bis zum Muttermund gekommen, aber es fehlt an Kraft zum Gebären. Vielleicht aber wird der HERR, dein Gott, auf alle Worte des Großwesirs hören, den sein Herr, der König von Assyrien, hergesandt hat, um den lebendigen Gott zu verhöhnen, und wird ihn für die Worte strafen, die der HERR, dein Gott, gehört hat. So lege denn Fürbitte ein für den Rest, der noch vorhanden ist!‹« Als nun die Diener des Königs Hiskia zu Jesaja gekommen waren, sagte dieser zu ihnen: »Bringt eurem Herrn folgenden Bescheid: ›So hat der HERR gesprochen: Fürchte dich nicht vor den Reden, die du gehört hast, mit denen die Diener des Königs von Assyrien mich geschmäht haben! Wisse wohl: ich will ihm einen Geist eingeben, daß er, wenn er eine Kunde erhält, in sein Land zurückkehrt, und ich will ihn dann in seinem eigenen Lande durch das Schwert umkommen lassen.‹« ee) Zweite Aufforderung Sanheribs durch ein Drohschreiben von Libna ausAls hierauf der Großwesir zurückgekehrt war, fand er den König von Assyrien mit der Belagerung von Libna beschäftigt; er hatte nämlich erfahren, daß jener von Lachis abgezogen war. Als (Sanherib) sodann in betreff des äthiopischen Königs Thirhaka die Nachricht erhielt, dieser sei zum Kriege gegen ihn ausgezogen, sandte er nochmals Boten an Hiskia und ließ ihm sagen: »Folgende Botschaft sollt ihr dem König Hiskia von Juda überbringen: Laß dich nicht von deinem Gott täuschen, auf den du dein Vertrauen setzt, indem du meinst: ›Jerusalem wird nicht in die Gewalt des Königs von Assyrien fallen!‹ Du hast doch selbst gehört, wie die Könige von Assyrien mit allen Ländern verfahren sind, indem sie den Bann an ihnen vollstreckten, und da solltest du gerettet werden? Haben etwa die Götter der Völkerschaften, welche meine Väter vernichtet haben, diese Völker errettet: Gosan, Haran und Rezeph und die Bewohner von Eden in Thelassar? Wo ist der König von Hamath, der König von Arpad und der König von Lair und Sepharwaim, von Hena und Iwwa?« ff) Hiskias Bittgebet im TempelAls nun Hiskia das Schreiben aus der Hand der Gesandten in Empfang genommen und es gelesen hatte, ging er in den Tempel des HERRN hinauf und breitete es dort vor dem HERRN aus. Alsdann betete Hiskia vor dem HERRN mit den Worten: »HERR, Gott Israels, der du über den Cheruben thronst! Du allein bist der Gott über alle Reiche auf Erden; du bist’s, der Himmel und Erde geschaffen hat! Neige, HERR, dein Ohr und höre! Öffne deine Augen, HERR, und blicke her! Ja, höre die Worte, die Sanherib hier hat sagen lassen, um den lebendigen Gott zu verhöhnen! Es ist allerdings wahr, HERR, daß die Könige von Assyrien die Völkerschaften und ihr Land verwüstet und deren Götter ins Feuer geworfen haben; aber das waren auch keine Götter, sondern nur Machwerk von Menschenhänden, Holz und Stein: die konnten sie vernichten. Nun aber, HERR, unser Gott, rette uns doch aus seiner Hand, damit alle Reiche auf Erden erkennen, daß du, HERR, allein Gott bist!« g) Jesaja sendet dem König Hiskia im Namen Gottes Bescheid auf sein GebetDa sandte Jesaja, der Sohn des Amoz, zu Hiskia und ließ ihm sagen: »So hat der HERR, der Gott Israels, gesprochen: ›Was das Gebet betrifft, das du wegen Sanheribs, des Königs von Assyrien, an mich gerichtet hast, so habe ich es gehört.‹ Folgenden Ausspruch hat der HERR über ihn getan: ›Es verachtet dich, es spottet deiner die jungfräuliche Tochter Zion; hinter dir her schüttelt das Haupt die Tochter Jerusalem! Wen hast du geschmäht und gelästert und gegen wen deine Stimme erhoben und deine Augen hochmütig emporgerichtet? Gegen den Heiligen Israels! Durch den Mund deiner Gesandten hast du den HERRN geschmäht und hast gesagt: Mit meiner Kriegswagen Menge ersteige ich die Höhen der Berge, den obersten Gipfel des Libanon; ich haue nieder den Hochwald seiner Zedern, die Auslese seiner Zypressen, und dringe vor bis zu seinem obersten Gipfel, in seinen dichtesten Baumgarten. Ich grabe den Erdboden auf und trinke Wasser und mache andrerseits mit der Sohle meiner Füße versiegen alle Nilarme Ägyptens! – Hast du es nicht gehört? Von lange her habe ich es festgesetzt und seit den Tagen der Vorzeit es vorbereitet, nunmehr aber es eintreten lassen, daß du feste Städte zu wüsten Steinhaufen verheeren solltest, und ihre Bewohner, deren Arm zu kurz war, sollten erschreckt dastehen und zuschanden werden, sollten wie Kraut des Feldes und grünender Rasen sein, wie Gras auf den Dächern und wie Getreide, das versengt ist, ehe es aufschießt. Mir ist dein Aufstehen und dein Sitzen offenbar, dein Gehen und Kommen kenne ich wohl, auch dein Toben wider mich. Weil du nun wider mich tobst und dein Großtun zu meinen Ohren aufgestiegen ist, will ich dir meinen Ring in die Nase legen und meinen Zaum an deine Lippen und will dich auf dem Wege zurückkehren lassen, auf dem du hergekommen bist.‹ Folgendes aber möge dir, Hiskia, als Wahrzeichen dienen: In diesem Jahr wird man den Brachwuchs essen und im nächsten Jahre den Wurzelwuchs; im dritten Jahre aber sollt ihr säen und ernten, sollt ihr Weinberge anlegen und ihren Ertrag genießen. Was dann vom Hause Juda entronnen und als Rest übriggeblieben ist, wird aufs neue unten Wurzel treiben und oben Früchte tragen; denn von Jerusalem wird ein Überrest ausgehen und eine Schar Entronnener vom Berge Zion; der Eifer des HERRN der Heerscharen wird dies vollführen! Darum hat der HERR in bezug auf den König von Assyrien so gesprochen: ›Er soll nicht in diese Stadt hineinkommen und keinen Pfeil hineinschießen; er soll mit keinem Schild gegen sie anrücken und keinen Wall gegen sie aufführen! Nein, auf dem Wege, auf dem er gekommen ist, soll er zurückkehren und in diese Stadt nicht eindringen!‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN. ›Ja, ich will diese Stadt beschirmen, um sie zu erretten, um meiner selbst willen und um meines Knechtes David willen!‹« h) Die Erfüllung der Verheißung: Sanheribs Abzug und ErmordungIn derselben Nacht aber ging der Engel des HERRN aus und ließ im Lager der Assyrer 185000 MannAndere Übersetzung: 185 Hauptmannschaften. sterben; und als man am Morgen früh aufstand, fand man sie alle tot als Leichen vor. Da brach Sanherib, der König von Assyrien, auf und zog ab; er kehrte nach Hause zurück und nahm seinen Wohnsitz in Ninive. Als er aber dort (einmal) im Tempel seines Gottes Nisroch anbetete, erschlugen ihn seine Söhne Adrammelech und Sarezer mit dem Schwert; sie entflohen dann ins Land Ararat, und sein Sohn Esarhaddon folgte ihm als König in der Regierung nach. i) Hiskias Krankheit und Genesung; die Gesandtschaft aus Babylon (Jes 38-39; 2.Chr 32,24-33)Als Hiskia in jenen Tagen auf den Tod erkrankte, begab sich der Prophet Jesaja, der Sohn des Amoz, zu ihm und sagte zu ihm: »So hat der HERR gesprochen: ›Bestelle dein Haus, denn du mußt sterben und wirst nicht wieder gesund werden!‹« Da kehrte er sein Gesicht gegen die Wand hin und betete zum HERRN: »Ach, HERR! Denke doch daran, wie ich in Treue und mit ungeteiltem Herzen vor deinem Angesicht gewandelt bin und getan habe, was dir wohlgefällt!« Hierauf brach Hiskia in heftiges Weinen aus. Als nun Jesaja den inneren Vorhof des Palastes noch nicht verlassen hatte,Andere Lesart: Als Jesaja noch nicht in die mittlere Stadt hinausgegangen war. da erging das Wort des HERRN an ihn folgendermaßen: »Kehre um und sage zu Hiskia, dem Fürsten meines Volks: So hat der HERR, der Gott deines Ahnherrn David, gesprochen: ›Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen; so will ich dich denn wieder gesund werden lassen: schon übermorgen sollst du zum Tempel des HERRN hinaufgehen! Ich will dann zu deinen Lebenstagen noch fünfzehn Jahre hinzufügen; dazu will ich dich und diese Stadt aus der Gewalt des Königs von Assyrien erretten und diese Stadt beschirmen um meinetwillen und um meines Knechtes David willen.‹« Darauf sagte Jesaja: »Bringt ein Feigenpflaster her!« Da holten sie ein solches und legten es auf das Geschwür: da wurde er gesund. jj) Das göttliche Wunderzeichen an der SonnenuhrAls Hiskia aber Jesaja fragte: »Welches ist das Wahrzeichen dafür, daß der HERR mich heilen wird und daß ich übermorgen zum Tempel des HERRN hinaufgehen kann?« Da antwortete Jesaja: »Folgendes soll dir von seiten des HERRN als Wahrzeichen dafür dienen, daß der HERR die Verheißung erfüllen wird, die er gegeben hat: Soll der Schatten zehn Stufen vorwärts oder zehn Stufen rückwärts gehen?« Hiskia antwortete: »Es wäre für den Schatten ein leichtes, zehn Stufen hinabzusteigen; nein, der Schatten soll zehn Stufen wieder rückwärts gehen!« Da rief der Prophet Jesaja den HERRN an, und dieser ließ den Schatten an den Stufen, welche (die Sonne) auf den Stufen des Sonnenzeigers des Ahas bereits hinabgestiegen war, um zehn Stufen rückwärts gehen. kk) Gesandtschaft Merodach-Baladans aus Babylon (2.Chr 32,31)Zu jener Zeit sandte Merodach-Baladan, der Sohn Baladans, der König von Babylon, ein Schreiben und ein Geschenk an Hiskia; er hatte nämlich gehört, daß Hiskia krank gewesen war. Hiskia hörte sie (die Gesandten) gern an und zeigte ihnen sein ganzes Schatzhaus: das Silber und das Gold, die Spezereien und das kostbare Öl, sein ganzes Zeughaus und überhaupt alles, was sich in seinen Schatzhäusern vorfand; es gab nichts in seinem Palast und im ganzen Bereich seiner Herrschaft, was Hiskia ihnen nicht gezeigt hätte. ll) Jesajas Strafrede über die unvorsichtige Prunksucht des Königs und seine Weissagung über die babylonische GefangenschaftDa begab sich der Prophet Jesaja zum König Hiskia und fragte ihn: »Was haben diese Männer gewollt, und woher sind sie gekommen?« Hiskia antwortete: »Aus einem fernen Lande sind sie gekommen, aus Babylon.« Darauf fragte jener: »Was haben sie in deinem Palast zu sehen bekommen?« Hiskia antwortete: »Alles, was in meinem Palast ist, haben sie zu sehen bekommen; es gibt in meinen Schatzhäusern nichts, was ich ihnen nicht gezeigt hätte.« Da sagte Jesaja zu Hiskia: »Vernimm das Wort des HERRN: ›Wisse wohl: es kommt die Zeit, da wird alles, was in deinem Palast vorhanden ist und was an Schätzen deine Väter bis zum heutigen Tage aufgehäuft haben, nach Babylon weggebracht werden; nichts wird zurückbleiben!‹ – so hat der HERR gesprochen –; ›und von deinen leiblichen Söhnen, die dir geboren werden, wird man einige nehmen, damit sie im Palast des Königs von Babylon als Kämmerlinge dienen.‹« mm) Hiskias gottergebene, aber reuelose AntwortDa antwortete Hiskia dem Jesaja: »Gütig ist das Wort des HERRN, das du mir mitgeteilt hast!« Er dachte nämlich: »Nun gut: es wird ja doch Friede und Sicherheit herrschen, solange ich lebe.« nn) Schlußwort zur Geschichte Hiskias (2.Chr 32,32-33)Die übrige Geschichte Hiskias aber und alle seine Herrschermacht und wie er den Teich und die Wasserleitung angelegt und das Wasser in die Stadt geleitet hat, das findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Juda. Als Hiskia sich dann zu seinen Vätern gelegt hatte, folgte ihm sein Sohn Manasse als König in der Regierung nach. 2. Manasse und Amon Könige von Juda (2.Chr 33)a) Manasses Abgötterei (2.Chr 33,1-9)Im Alter von zwölf Jahren wurde Manasse König und regierte fünfundfünfzig Jahre in Jerusalem; seine Mutter hieß Hephziba. Er tat, was dem HERRN mißfiel, im Anschluß an den greuelhaften Götzendienst der heidnischen Völker, die der HERR vor den Israeliten vertrieben hatte. Er baute die Höhen wieder auf, die sein Vater Hiskia zerstört hatte, errichtete dem Baal Altäre, ließ ein Standbild der Aschera herstellen, wie es der König Ahab von Israel getan hatte, betete das ganze Sternenheer des Himmels an und erwies ihnen Verehrung. Er erbaute sogar Altäre im Tempel des HERRN, von dem doch der HERR gesagt hatte: »In Jerusalem will ich meinen Namen wohnen lassen«; und zwar erbaute er dem ganzen Sternenheer des Himmels Altäre in den beiden VorhöfenVon den beiden Vorhöfen gehörte der eine zum königlichen Palaste. des Tempels des HERRN. Auch ließ er seinen eigenen Sohn als Brandopfer verbrennen, trieb Zauberei und Wahrsagerei und bestellte Totenbeschwörer und Zeichendeuter: er tat gar vieles, was dem HERRN mißfiel und ihn zum Zorn reizen mußte. Das geschnitzte Astartebild, das er hatte anfertigen lassen, stellte er sogar im Tempel auf, von dem doch der HERR zu David und dessen Sohne Salomo gesagt hatte: »In diesem Hause und in Jerusalem, das ich aus allen Stämmen Israels erwählt habe, will ich meinen Namen für ewige Zeiten wohnen lassen; und ich will den Fuß Israels fortan nicht wieder wandern lassen aus dem Lande, das ich ihren Vätern gegeben habe, wofern sie nur darauf bedacht sind, alles zu tun, wie ich es ihnen geboten habe, nämlich ganz nach dem Gesetz (zu leben), das mein Knecht Mose ihnen geboten hat.« Aber sie gehorchten nicht; und Manasse verleitete sie dazu, es noch ärger zu treiben als die heidnischen Völker, welche der HERR vor den Israeliten vertilgt hatte. b) Gottes Drohung gegen Manasse; Grausamkeit Manasses und Schlußwort über ihn (2.Chr 33,11-20)Da ließ sich der HERR durch den Mund seiner Knechte, der Propheten, so vernehmen: »Weil Manasse, der König von Juda, diese Greuel verübt hat, die ärger sind als alles, was die Amoriter vordem getan haben; und weil er auch Juda durch seinen Götzendienst zur Sünde verführt hat, darum hat der HERR, der Gott Israels, so gesprochen: ›Wisset wohl: ich will Unglück über Jerusalem und Juda kommen lassen, daß allen, die davon hören, beide Ohren gellen sollen! Und zwar will ich über Jerusalem die Meßschnur ziehen wie (vordem) über Samaria und will die Setzwaage stellen wie beim Hause Ahabs, und ich will Jerusalem ausscheuern, wie man eine Schüssel ausscheuert und sie nach dem Ausscheuern auf ihre Oberseite umkehrt. Und ich will den Überrest meines Eigentumsvolkes verstoßen und sie in die Gewalt ihrer Feinde fallen lassen, daß sie allen ihren Feinden zum Raub und zur Beute werden sollen, zur Strafe dafür, daß sie getan haben, was mir mißfällt, und mich immerfort zum Zorn gereizt haben seit der Zeit, wo ihre Väter aus Ägypten ausgezogen sind, bis auf den heutigen Tag!‹« Auch sehr viel unschuldiges Blut vergoß Manasse, so daß er Jerusalem damit bis oben an den Rand anfüllte, abgesehen von der Sünde, zu der er Juda verführte, das zu tun, was dem HERRN mißfiel. Die übrige Geschichte Manasses aber und alles, was er unternommen, und seine Versündigung, die er begangen hat, das findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Juda. – Als Manasse sich dann zu seinen Vätern gelegt und man ihn im Garten seines Palastes, im Garten Ussas begraben hatte, folgte ihm sein Sohn Amon als König in der Regierung nach. c) Amon von Juda (2.Chr 33,21-25)Im Alter von zweiundzwanzig Jahren wurde Amon König, und zwei Jahre regierte er in Jerusalem; seine Mutter hieß Mesullameth und war die Tochter des Haruz von Jotba. Er tat, was dem HERRN mißfiel, wie sein Vater Manasse getan hatte, und wandelte ganz auf dem Wege, den sein Vater gewandelt war: er verehrte die Götzen, die sein Vater verehrt hatte, und betete sie an; aber vom HERRN, dem Gott seiner Väter, wandte er sich ab und wandelte nicht auf dem Wege des HERRN. Da verschworen sich seine eigenen Diener gegen ihn und ermordeten den König in seinem Palaste; die Landbevölkerung aber erschlug alle, die an der Verschwörung gegen den König Amon teilgenommen hatten, und erhob dann seinen Sohn Josia zu seinem Nachfolger auf dem Throne. Die übrige Geschichte Amons aber, alles was er unternommen hat, findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Juda. Als man ihn aber in seinem BegräbnisA.L.: in der Grabstätte seines Vaters. im Garten Ussas begraben hatte, folgte ihm sein Sohn Josia als König in der Regierung nach. 3. Der König Josia; Auffindung des Gesetzbuches und Reinigung des Gottesdienstes (2.Chr 34-35)a) EingangswortIm Alter von acht Jahren wurde Josia König, und einunddreißig Jahre regierte er in Jerusalem; seine Mutter hieß Jedida und war die Tochter Adajas von Bozkath. Er tat, was dem HERRN wohlgefiel, und wandelte ganz auf dem Wege seines Ahnherrn David, ohne nach rechts oder nach links davon abzuweichen. b) Josia sorgt für die Ausbesserung des Tempels; Bericht über die Auffindung des Gesetzbuches und seine erste Wirkung (2.Chr 34,14-21)In seinem achtzehnten Regierungsjahre aber sandte der König Josia den Staatsschreiber Saphan, den Sohn Azaljas, des Sohnes Mesullams, in den Tempel des HERRN mit der Weisung: »Gehe zum Hohenpriester Hilkia hinauf, er soll das Geld ausschütten, das in den Tempel des HERRN gebracht worden ist und das die Schwellenhüter vom Volk eingesammelt haben; man soll es dann den Werkführern einhändigen, die am Tempel des HERRN zu Aufsehern bestellt sind, damit diese es den Arbeitern auszahlen, die am Tempel des HERRN mit der Ausbesserung der Schäden des Tempels beschäftigt sind, den Zimmerleuten, Bauleuten und Maurern sowie für den Ankauf von Hölzern und behauenen Steinen zur Instandsetzung des Tempels. Doch soll über das Geld, das man ihnen einhändigt, keine Verrechnung mit ihnen stattfinden; denn sie handeln auf Treu und Glauben.« Da sagte dann der Hohepriester Hilkia zum Staatsschreiber Saphan: »Ich habe das Gesetzbuch im Tempel des HERRN gefunden«; damit übergab Hilkia dem Saphan das Buch, und er las es. Als hierauf der Staatsschreiber Saphan zum Könige kam und diesem Bericht erstattet hatte mit den Worten: »Deine Knechte haben das Geld, das sich im Tempel vorfand, ausgeschüttet und es den Werkführern eingehändigt, die am Tempel des HERRN zu Aufsehern bestellt sind«, machte der Staatsschreiber Saphan dem Könige noch die Mitteilung: »Der Priester Hilkia hat mir ein Buch übergeben«, und Saphan las es dem Könige vor. Als nun der König den Inhalt des Gesetzbuches vernommen hatte, zerriß er seine Kleider und gab sodann dem Priester Hilkia und Ahikam, dem Sohne Saphans, und Achbor, dem Sohne Michajas, und dem Staatsschreiber Saphan und Asaja, dem Leibdiener des Königs, folgenden Befehl: »Geht hin und befragt den HERRN für mich und für das Volk und für ganz Juda in betreff des Inhalts dieses Buches, das man aufgefunden hat! Denn groß ist der Grimm des HERRN, der gegen uns entbrannt ist, weil unsere Väter den Weisungen dieses Buches nicht gehorcht haben, um das genau zu befolgen, was darin geschrieben steht.« c) Befragung und Antwort der Prophetin Hulda (2.Chr 34,22-28)Da begab sich der Priester Hilkia mit Ahikam, Achbor, Saphan und Asaja zu der Prophetin Hulda, der Frau des Kleiderhüters Sallum, des Sohnes Thikwas, des Sohnes Harhas; die wohnte zu Jerusalem im zweiten Bezirk. Als sie sich mit ihr besprachen, sagte sie zu ihnen: »So hat der HERR, der Gott Israels, gesprochen: ›Sagt dem Mann, der euch zu mir gesandt hat: So hat der HERR gesprochen: ›Wisset wohl: ich will Unglück über diesen Ort und seine Bewohner kommen lassen, nämlich alle Drohungen des Buches, das der König von Juda gelesen hat. Zur Strafe dafür, daß sie mich verlassen und anderen Göttern geopfert haben, um mich mit all dem Machwerk ihrer Hände zum Zorn zu reizen, soll mein Grimm gegen diesen Ort entbrennen und nicht wieder erlöschen!‹ Aber zum König von Juda, der euch gesandt hat, um den HERRN zu befragen, zu dem sollt ihr so sagen: ›So hat der HERR, der Gott Israels, gesprochen: Was die Drohungen betrifft, die du vernommen hast: weil dein Herz weich geworden ist und du dich vor dem HERRN gedemütigt hast, als du vernahmst, was ich diesem Ort und seinen Bewohnern angedroht habe, daß sie nämlich zu einem abschreckenden Beispiel und zu einem Fluch werden sollen, und weil du deine Kleider zerrissen und vor mir geweint hast, so habe auch ich dir Gehör geschenkt‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN. ›Darum wisse wohl: ich will dich zu deinen Vätern versammeln, daß du in Frieden in deine Grabstätte gebracht wirst, und deine Augen sollen all das Unglück, das ich über diesen Ort bringen werde, nicht zu sehen bekommen!‹« d) Josia schließt den neuen Gottesbund im Verein mit den Ältesten des Volkes ab (2.Chr 34,28-33)Als sie nun dem König Bericht erstattet hatten, sandte der König Boten aus, daß sie alle Ältesten von Juda und Jerusalem bei ihm versammelten. Hierauf ging der König zum Tempel des HERRN hinauf und mit ihm alle Männer von Juda und alle Bewohner Jerusalems, auch die Priester und die Propheten, überhaupt das ganze Volk, klein und groß; und er las ihnen den ganzen Inhalt des Bundesbuches vor, das man im Tempel des HERRN gefunden hatte. Hierauf trat der König an die Säule und schloß den Bund vor dem HERRN, daß sie dem HERRN nachwandeln und seine Gebote, seine Verordnungen und seine Satzungen mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele beobachtend.h. beachten, befolgen . wollten, um so den Bestimmungen dieses Bundes, die in diesem Buche geschrieben standen, Geltung zu verschaffen. Und das gesamte Volk trat dem Bunde bei. e) Josia reinigt den Tempel und den gesamten öffentlichen Gottesdienst (2.Chr 34,3-7)Hierauf befahl der König dem Hohenpriester Hilkia und den Priestern zweiter Ordnung und den Schwellenhütern, alle Geräte, die für Baal und Astarte und für das ganze Sternenheer des Himmels angefertigt worden waren, aus dem Tempel des HERRN hinauszuschaffen; er ließ sie dann außerhalb Jerusalems auf den Feldern am Kidron verbrennen und ihre Asche nach Bethel bringen. Sodann setzte er die Götzenpriester ab, welche die Könige von Juda eingesetzt hatten und die auf den Höhen in den Ortschaften Judas und in der Umgegend von Jerusalem geopfert, sowie die, welche dem Baal, der Sonne und dem Monde, den Bildern des Tierkreises und dem ganzen Sternenheer des Himmels Opfer dargebracht hatten. Ferner ließ er das Standbild der Aschera aus dem Tempel des HERRN hinaus vor die Tore Jerusalems in das Kidrontal schaffen und es dort verbrennen und zu Staub zerstampfen und den Staub davon auf die Gräber der gemeinen Leute werfen. Sodann ließ er die Stuben der Heiligtumsbuhler niederreißen, die sich im Tempel des HERRN befanden und in denen die Weiber Hüllen für Astarte zu weben pflegten. Weiter ließ er alle Priester aus den Ortschaften Judas kommen und die Höhen entweihen, auf denen die Priester geopfert hatten, von Geba bis Beerseba; auch ließ er die Höhen der Bocksgestalten niederreißen, die am Eingang des Tores des Stadthauptmannes Josua auf der linken Seite standen, wenn man zum Stadttor hineinging. Doch durften die Höhenpriester nicht den Opferdienst auf dem Altar des HERRN in Jerusalem versehen, wohl aber aßen sie die ungesäuerten Brote inmitten ihrer Amtsbrüder. Auch die Greuelstätte, die im Tal Ben-Hinnom lag, ließ er entweihen, damit niemand mehr seinen Sohn oder seine Tochter dem Moloch als Brandopfer darbrächte. Ferner ließ er die Rosse beseitigen, welche die Könige von Juda zu Ehren des Sonnengottes am Eingang zum Tempel des HERRN in der Richtung nach der Zelle des Kämmerers Nethan-Melech, im Parwarim aufgestellt hatten, und ließ den Sonnenwagen im Feuer verbrennen. Auch die Altäre, die auf dem Dach, dem Söller des Ahas, standen und von den Königen von Juda herrührten, sowie die Altäre, welche Manasse in den beiden Vorhöfen des Tempels des HERRN errichtet hatte, ließ der König niederreißen und zerschlagen und den Schutt von ihnen in das Kidrontal werfen. Auch die Höhen, die östlich von Jerusalem, südlich vom Unheilsberge lagen, die der König Salomo von Israel zu Ehren der Astarte, des greulichen Götzen der Sidonier, und für Kamos, das Scheusal der Moabiter, und für Milkom, den greulichen Götzen der Ammoniter, errichtet hatte, ließ der König entweihen; ebenso zertrümmerte er die Malsteine und ließ die Götzenbäume umhauen und ihren Platz mit Menschengebeinen anfüllen. Josias Verfahren in Bethel und gegen den Höhendienst in SamariaAber auch den Altar zu Bethel, die Höhe, welche Jerobeam, der Sohn Nebats, der Israel zur Sünde verführte, hergestellt hatte, auch diesen Altar samt der Höhe ließ er niederreißen; er verwüstete die Höhe mit Feuer, zermalmte sie zu Staub und verbrannte das Standbild der Aschera. Als Josia dabei umherblickte und die Gräber dort am Bergabhang wahrnahm, sandte er Leute hin, ließ die Gebeine aus den Gräbern herausnehmen und auf dem Altar verbrennen und entweihte ihn auf diese Weise gemäß der Drohung des HERRN, die der Gottesmann einst ausgesprochen hatte, der diese Dinge voraussagte. Als er dann fragte: »Was ist das für ein Grabmal, das ich dort sehe?«, antworteten ihm die Leute der Stadt: »Das ist das Grab des Gottesmannes, der aus Juda gekommen war und das angesagt hat, was du jetzt am Altar von Bethel getan hast.« Da befahl er: »Laßt ihn liegen, niemand störe seine Gebeine in ihrer Ruhe!« So ließ man denn seine Gebeine unversehrt samt den Gebeinen des Propheten, der aus Samaria war. – Außerdem beseitigte Josia auch alle Höhenheiligtümer, die sich in den Ortschaften Samarias befanden und die von den israelitischen Königen angelegt waren, um (den HERRN) zum Zorn zu reizen; er verfuhr mit ihnen gerade so, wie er zu Bethel verfahren war. Alle Höhenpriester aber, die daselbst waren, ließ er auf den Altären schlachten und Menschengebeine darauf verbrennen; alsdann kehrte er nach Jerusalem zurück. f) Gesetzesstrenge Feier des Passahs (2.Chr 35,1-19)Hierauf ließ der König folgenden Befehl an das ganze Volk ergehen: »Feiert das Passahfest zu Ehren des HERRN, eures Gottes, so wie es in diesem Bundesbuche geschrieben steht!« Denn ein solches Passah wie dieses war nicht gefeiert worden seit der Zeit der Richter, die in Israel gewaltet hatten, und während der ganzen Zeit der Könige von Israel und der Könige von Juda; vielmehr erst im achtzehnten Regierungsjahre des Königs Josia wurde dieses Passah zu Ehren des HERRN in Jerusalem begangen. g) Vorgehen gegen die Abgötterei im Privatleben; Fortdauer des göttlichen Zornes gegen JudaAußerdem rottete Josia auch die Totenbeschwörer und Zeichendeuter, die Hausgötter und die Götzen, überhaupt alle Abgötter aus, die im Lande Juda und in Jerusalem zu sehen waren, um den Bestimmungen des Gesetzes nachzukommen, die in dem Buch, das der Priester Hilkia im Tempel des HERRN gefunden hatte, geschrieben standen. Und seinesgleichen hat es vor ihm keinen König gegeben, der sich so von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller seiner Kraft dem HERRN ganz nach dem mosaischen Gesetze zugewandt hätte, und auch nach ihm ist keiner seinesgleichen erstanden. Gleichwohl ließ der HERR von der gewaltigen Glut seines Zornes nicht ab, weil sein Zorn einmal gegen Juda entbrannt war wegen all der Ärgernisse, durch die Manasse ihn erbittert hatte. Daher sprach der HERR: »Auch Juda will ich mir aus den Augen schaffen, wie ich Israel verstoßen habe, und will diese Stadt verwerfen, die ich einst erwählt hatte, Jerusalem, und das Haus, von dem ich einst gesagt hatte, mein Name solle daselbst wohnen.« h) Schlußwort; Necho von Ägypten und Josias Tod (2.Chr 35,20-25)Die übrige Geschichte Josias aber und alles, was er unternommen hat, das findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Juda. Während seiner Regierung zog der Pharao Necho, der König von Ägypten, gegen den König von Assyrien zu Felde an den Euphratstrom. Der König Josia zog ihm entgegen, aber (Necho) tötete ihn bei Megiddo, sobald er seiner ansichtig geworden war. Da fuhren seine Diener ihn zu Wagen tot von Megiddo hinweg, brachten ihn nach Jerusalem und setzten ihn in seiner Grabstätte bei. Die Landbevölkerung nahm dann Joahas, den Sohn Josias, salbte ihn und machte ihn zum König an seines Vaters Statt. 4. Josias Söhne und sein Enkel Könige von Juda (2.Chr 36,2-10)a) Joahas (2.Chr 36,2-3)Im Alter von dreiundzwanzig Jahren wurde Joahas König und regierte drei Monate in Jerusalem; seine Mutter hieß Hamutal und war die Tochter Jeremias von Libna. Er tat, was dem HERRN mißfiel, ganz so wie seine Väter getan hatten. Der Pharao Necho aber ließ ihn zu Ribla in der Landschaft Hamath ins Gefängnis werfen, damit er nicht länger König in Jerusalem wäre, und legte dem Lande eine Geldbuße von hundert Talenten Silber und einem Talent Gold auf.Talent s. Anhang, Maße. Sodann machte der Pharao Necho Eljakim, den Sohn Josias, zum König an Stelle seines Vaters Josia und änderte seinen Namen in Jojakim ab; den Joahas aber nahm er mit sich; so kam dieser nach Ägypten und starb daselbst. Das Silber und das Gold lieferte Jojakim dem Pharao ab, mußte jedoch seinem Lande eine besondere Steuer auferlegen, um das Geld nach der Forderung des Pharaos zahlen zu können: je nachdem ein jeder abgeschätzt worden war, trieb er das Silber und das Gold von der Bevölkerung des Landes ein, um es dann dem Pharao Necho zu übergeben. b) Jojakim von Juda (2.Chr 36,4-8)Im Alter von fünfundzwanzig Jahren wurde Jojakim König und regierte elf Jahre in Jerusalem; seine Mutter hieß Sebudda und war die Tochter Pedajas aus Ruma. Er tat, was dem HERRN mißfiel, ganz so wie seine Väter getan hatten. Während seiner Regierung kam Nebukadnezar, der König von Babylon, herangezogen, und Jojakim wurde ihm drei Jahre lang untertan, fiel dann aber wieder von ihm ab. Da ließ Gott der HERR die Kriegsscharen der Chaldäer und der Syrer sowie die Scharen der Moabiter und der Ammoniter gegen ihn heranziehen; die ließ er in Juda einfallen, um es zugrunde zu richten, gemäß der Drohung, die der HERR durch den Mund seiner Knechte, der Propheten, hatte aussprechen lassen. Nur nach dem Ausspruch des HERRN ist dies Unheil über Juda hereingebrochen, damit er es sich aus den Augen schaffte wegen der Sünden Manasses, infolge alles dessen, was er verübt hatte; besonders auch das unschuldige Blut, das er vergossen hatte, so daß er Jerusalem mit unschuldigem Blut anfüllte, auch das wollte der HERR nicht vergeben. Die übrige Geschichte Jojakims aber und alles, was er unternommen hat, das findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der Könige von Juda. Als Jojakim sich dann zu seinen Vätern gelegt hatte, folgte ihm sein Sohn Jojachin als König in der Regierung nach. Der König von Ägypten aber unternahm fortan keinen Kriegszug mehr aus seinem Lande; denn der König von Babylon hatte alles in Besitz genommen, was dem König von Ägypten gehört hatte, vom Bach Ägyptens an bis zum Euphratstrom. c) Jojachin von Juda; die erste Eroberung Jerusalems und die erste Wegführung nach Babylon (2.Chr 36,9-10)Im Alter von achtzehn Jahren wurde Jojachin König und regierte drei Monate in Jerusalem; seine Mutter hieß Nehustha und war die Tochter Elnathans aus Jerusalem. Er tat, was dem HERRN mißfiel, ganz so wie sein Vater getan hatte. Zu jener Zeit zogen die Heerführer Nebukadnezars, des Königs von Babylon, gegen Jerusalem heran, und die Stadt wurde eingeschlossen. Als dann Nebukadnezar, der König von Babylon, selbst vor der Stadt ankam, während seine Heerführer sie belagerten, ging Jojachin, der König von Juda, zum König von Babylon hinaus, er mit seiner Mutter, seinen Hofbeamten, seinen Heeresobersten und seinen Kämmerlingen, und der König von Babylon nahm ihn im achten Jahre seinernämlich Nebukadnezars, im Jahr 597 v.Chr. Regierung gefangen. Er ließ dann alle Schätze des Tempels des HERRN und die Schätze des königlichen Palastes von dort wegbringen und brach den Metallbeschlag von allen goldenen Geräten ab, die Salomo, der König von Israel, für den Tempel des HERRN hatte anfertigen lassen: wie der HERR es angekündigt hatte. Ganz Jerusalem aber führte er in die Gefangenschaft: alle hohen Beamten und alle kriegstüchtigen Männer, zehntausend Gefangene, dazu alle Schmiede und Schlosser: nichts blieb zurück außer der niederen Bevölkerung des Landes. Auch Jojachin führte er nach Babylon in die Gefangenschaft, ebenso die Mutter des Königs und die königlichen Frauen; auch seine Kämmerlinge und die vornehmsten Männer des Landes führte er als Gefangene von Jerusalem weg nach Babylon; dazu alle kriegstüchtigen Männer, siebentausend an Zahl, ferner die Schmiede und Schlosser, tausend an Zahl, lauter kriegstüchtige, streitbare Männer; die brachte der König von Babylon als Gefangene nach Babylon. Hierauf machte der König von Babylon Matthanja, den Oheim Jojachins, zum König an dessen Stelle und änderte seinen Namen in Zedekia ab. 5. Zedekia König von Juda; Ende des Reiches Juda (2.Chr 36,11-21; Jer 39,1-11; 52)a) Eingangswort; die allgemeine GottlosigkeitIm Alter von einundzwanzig Jahren kam Zedekia auf den Thron und regierte elf Jahre in Jerusalem; seine Mutter hieß Hamutal und war die Tochter Jeremias aus Libna. Er tat, was dem HERRN mißfiel, ganz wie Jojakim getan hatte. Denn infolge des Zornes des HERRN kam es mit Jerusalem und Juda dahin, daß der HERR sie von seinem Angesicht verstieß. Als Zedekia aber vom König von Babylon abgefallen war, b) Zedekias Abfall; Belagerung Jerusalems; Flucht und Gefangennahme des Königs; Strafgericht in Ribla (Jer 39,1-10; 52,3-11)da – es war im neunten Jahre seiner Regierung, am zehnten Tage des zehnten MonatsMitte Januar 588 v.Chr. – kam Nebukadnezar, der König von Babylon, in eigener Person mit seiner ganzen Heeresmacht gegen Jerusalem herangezogen und belagerte es. Man führte rings um die Stadt Belagerungswerke auf, und die Stadt blieb dann eingeschlossen bis ins elfte Jahr der Regierung Zedekias.Juli/August 587 v.Chr. Am neunten Tage des (vierten) Monats, als die Hungersnot in der Stadt übermächtig geworden war und die Landbevölkerung kein Brot mehr hatte, da wurde die Stadtmauer durchbrochen, und alle Kriegsleute ergriffen nachts die Flucht auf dem Wege durch das Tor zwischen den beiden Mauern, das am Königsgarten liegt, während die Chaldäer noch rings um die Stadt her lagen; und man wandte sich dann der Jordanebene zu. Aber das Heer der Chaldäer setzte dem Könige nach und holte ihn in den Steppen von Jericho ein, nachdem sein ganzes Heer sich zerstreut und ihn verlassen hatte. So wurde denn der König gefangengenommen und zum König von Babylon nach Ribla hinaufgeführt, wo man Gericht über ihn hielt. Die Söhne Zedekias ließ er vor dessen Augen grausam hinrichten; Zedekia aber ließ er blenden und in Ketten legen; dann brachte man ihn nach Babylon. c) Eroberung und Zerstörung Jerusalems; Plünderung und Verbrennung des Tempels; Wegführung von Einwohnern nach Babylon; Hinrichtungen zu Ribla (2.Chr 36,17-21; Jer 52,12-17)Am siebten Tage des fünften Monats aber – das war das neunzehnte Regierungsjahr des Königs Nebukadnezar, des Königs von Babylon – 28. (?) August 587 v.Chr.kam Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, der dem Könige von Babylon besonders nahe stand, nach Jerusalem und verbrannte den Tempel des HERRN sowie den königlichen Palast und alle Häuser in Jerusalem: alle größeren Häuser ließ er in Flammen aufgehen. Sodann mußte das ganze chaldäische Heer, welches der Befehlshaber der Leibwache bei sich hatte, die Mauern rings um Jerusalem niederreißen. Den Rest des Volkes aber, was an Einwohnern in der Stadt noch übriggeblieben war, und die Überläufer, die zum König von Babylon übergegangen waren, [sowie den Rest der WerkleuteW.: der Menge; Text verbessert nach Jer 52,15 .] ließ Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, in die Gefangenschaft nach Babylon führen; von der niederen Bevölkerung des Landes aber ließ der Befehlshaber der Leibwache einen Teil als Weingärtner und Ackerleute zurück. Aber die ehernen Säulen, die am Tempel des HERRN standen, sowie die Gestühle und das große eherne Wasserbecken, die beim Tempel des HERRN waren, zerschlugen die Chaldäer und nahmen das Erz davon mit sich nach Babylon. Auch die Kessel, Schaufeln, Messer zum Lichtputzen, die Schalen und alle übrigen ehernen Geräte, die man beim Gottesdienst gebraucht hatte, nahmen sie weg; ebenso die Kohlenpfannen und Sprengschalen, alles, was ganz aus Gold oder ganz aus Silber bestand, nahm der Befehlshaber der Leibwache weg. Was die beiden Säulen sowie das eine große Wasserbecken und die Gestühle betrifft, die Salomo für den Tempel des HERRN hatte anfertigen lassen, so war es unmöglich, das Erz aller dieser Kunstwerke zu wägen. Achtzehn Ellen war die eine Säule hoch, und ein Knauf von Erz befand sich oben darauf; die Höhe des Knaufes betrug drei Ellen, und ein Flechtwerk und Granatäpfel waren ringsum an dem Knauf angebracht, alles von Erz; ebenso war auch die andere Säule beschaffen nebst dem Flechtwerk. Weiter ließ der Befehlshaber der Leibwache den Oberpriester Seraja, den Unterpriester Zephanja und die drei Schwellenhüter verhaften; ferner nahm er aus der Stadt den einen Kämmerer fest, der den Oberbefehl über das Kriegsvolk gehabt hatte, sowie fünf Männer von denen, die zu der ständigen Umgebung des Königs gehört hatten und die in der Stadt vorgefunden wurden, außerdem den Schreiber des Feldhauptmanns, der das Landvolk zum Heeresdienst ausgehoben hatte, außerdem sechzig Personen von der Landbevölkerung, die noch in der Stadt angetroffen worden waren. Diese nahm Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, und brachte sie zum König von Babylon nach Ribla; der König von Babylon aber ließ sie zu Ribla in der Landschaft Hamath grausam hinrichten. So wurde Juda von seinem heimischen Boden gefangen weggeführt. d) Gedalja, zum Statthalter eingesetzt, sammelt die Juden zu einer Kolonie in Mizpa. Nach seiner Ermordung wandern die Juden nach Ägypten aus (Jer 38,28-41,18)Über das Volk aber, das im Lande Juda zurückgeblieben war, weil Nebukadnezar, der König von Babylon, es übriggelassen hatte, über diese setzte er Gedalja, den Sohn Ahikams, des Sohnes Saphans, als Statthalter ein. Als nun alle Truppenführer samt ihren Leuten erfuhren, daß der König von Babylon Gedalja zum Statthalter bestellt habe, da begaben sie sich zu Gedalja nach Mizpa, nämlich Ismael, der Sohn Nethanjas, Johanan, der Sohn Kareahs, Seraja, der Sohn Thanhumeths aus Netopha, und Jaasanja, der Sohn eines Maachathiters, samt ihren Leuten. Da richtete Gedalja an sie und ihre Leute unter feierlicher Anrufung Gottes folgende Ansprache: »Fürchtet euch nicht vor den Beamten der Chaldäer! Bleibt im Lande und seid dem König von Babylon untertan: ihr werdet euch gut dabei stehen!« Aber im siebenten Monat kam Ismael, der Sohn Nethanjas, des Sohnes Elisamas, ein Mann von königlicher Abkunft, und mit ihm zehn Männer; die erschlugen Gedalja samt den Judäern und Chaldäern, die bei ihm in Mizpa waren. Da machte sich das ganze Volk, klein und groß, mitsamt den Truppenführern auf und zog nach Ägypten; denn sie fürchteten sich vor den Chaldäern. e) Jojachins Begnadigung nach siebenunddreißigjähriger Gefangenschaft (Jer 52,31-34)Aber im siebenunddreißigsten Jahr der Wegführung Jojachins, des Königs von Juda, am siebenundzwanzigsten Tage des zwölften Monats, begnadigte Ewil-Merodach, der König von Babylon, – im Jahre seines Regierungsantritts – den König Jojachin von Juda und entließ ihn aus dem Gefängnis. Er redete freundlich mit ihm und wies ihm seinen Sitz an über den Sitz der anderen Könige, die bei ihm in Babylon waren. Da durfte er auch seine Gefangenenkleidung ablegen und speiste regelmäßig an der königlichen Tafel, solange er noch lebte. Sein Unterhalt aber wurde ihm als ständiger Unterhalt, soviel er täglich bedurfte, von seiten des Königs bis zu seinem Todestage zugewiesen, solange er noch lebte. I. Die Geschlechtstafeln (Kap. 1-9)1. Stammbaum der Erzväter von Adam bis auf Abraham und seine Familie (vgl. 1.Mose 5-34 bzw. 36)a) Die Urväter bis zur SintflutAdam, Seth, Enos, Kenan, Mahalaleel, Jared, Henoch, Methusalah, Lamech, Noah, Sem, Ham und Japheth. b) Die Nachkommen Noahs bis auf Abraham (1.Mose 10)a) Die JaphethitenDie Söhne Japheths waren: Gomer, Magog, Madai, Jawan, Thubal, Mesech und Thiras. Und die Söhne Gomers: Askenas, DiphathSchreibfehler statt Riphath (1.Mose 10,3). und Thogarma. Und die Söhne Jawans: Elisa, Tharsis, die Kitthiter und die Rodaniter. b) Die HamitenDie Söhne Hams waren: Kusch und Mizraim, Put und Kanaan. Und die Söhne Kuschs: Seba, Hawila, Sabtha, Ragma und Sabthecha; und die Söhne Ragmas: Seba und Dedan. Kusch war der Vater Nimrods; dieser war der erste Gewaltherrscher auf der Erde. Und Mizraim war der Stammvater der Luditer, der Anamiter, der Lehabiter, der Naphthuhiter, der Pathrusiter, der Kasluhiter – von denen die Philister ausgegangen sindNach anderen Angaben (Am 9,7; Jer 47,4) sind die Philister von den Kaphthoritern ausgegangen. – und der Kaphthoriter. Kanaan aber hatte zu Söhnen: Sidon, seinen Erstgeborenen, und den Heth, ferner die Jebusiter, Amoriter, Girgasiter, Hewiter, Arkiter, Siniter, Arwaditer, Zemariter und Hamathiter. c) Die SemitenDie Söhne Sems waren: Elam, Assur, Arpachsad, Lud, Aram,Nach 1.Mose 10,23 ist nach »Aram« weiter zu lesen: und die Söhne Arams waren Uz, Hul, Gether und Mas. Uz, Hul, Gether und Mesech. Arpachsad aber war der Vater Selahs, und Selah war der Vater Ebers. Und dem Eber wurden zwei Söhne geboren: der eine hieß Peleg, weil zu seiner Zeit die Bevölkerung der Erde sich teilte, und sein Bruder hieß Joktan. Und Joktan hatte zu Söhnen: Almodad, Seleph, Hazarmaweth, Jerah, Hadoram, Usal, Dikla, Ebal, Abimael, Seba, Ophir, Hawila und Jobab; diese alle waren Söhne Joktans. d) Die gerade Linie von Sem bis AbrahamSem, Arpachsad, Selah, Eber, Peleg, Regu, Serug, Nahor, Therah, Abram, das ist Abraham. c) Die heidnischen Nachkommen Abrahamsa) Die IsmaelitenDie Söhne Abrahams waren: Isaak und Ismael. Dies ist ihr Stammbaum: der Erstgeborene Ismaels Nebajoth; sodann Kedar, Adbeel, Mibsam, Misma, Duma, Massa, Hadad, Thema, Jetur, Naphis und Kedma; das sind die Söhne Ismaels. b) Die Nachkommen der Ketura (1.Mose 25,1-4)Und die Söhne der Ketura, der Nebenfrau Abrahams: sie gebar Simran, Joksan, Medan, Midian, Jisbak und Suah. Und die Söhne Joksans waren: Seba und Dedan. Und die Söhne Midians: Epha, Epher, Hanoch, Abida und Eldaa. Diese alle waren Söhne oder Enkel der Ketura. c) Die Nachkommen Esaus (oder: die Edomiter) (1.Mose 36,9-30)Abraham aber war der Vater Isaaks; die Söhne Isaaks waren: Esau und Israel. Die Söhne Esaus waren: Eliphas, Reguel, Jegus, Jaglam und Korah. Die Söhne des Eliphas waren: Theman, Omar, Zephi, Gaetham, Kenas, Thimna und Amalek. Die Söhne Reguels waren: Nahath, Serah, Samma und Missa. – Und die Söhne SeirsWoher dieser Seir kommt, ist nicht erkennbar.: Lotan, Sobal, Zibeon, Ana, Dison, Ezer und Disan. Und die Söhne Lotans: Hori und Homam; und die Schwester Lotans war Thimna. Die Söhne Sobals waren: Aljan, Manahath, Ebal, Sephi und Onam; und die Söhne Zibeons: Ajja und Ana. Die Söhne Anas waren: Dison; und die Söhne Disons: Hamran, Esban, Jithran und Cheran. Die Söhne Ezers waren: Bilhan, Saawan und Jaakan. Die Söhne Disans waren: Uz und Aran. 2. Die edomitischen Könige und Häuptlinge (1.Mose 36,31-43)Und dies sind die Könige, die im Lande Edom geherrscht haben, ehe ein König über die Israeliten herrschte: Bela, der Sohn Beors; seine Stadt hieß Dinhaba. Nach dem Tode Belas wurde Jobab, der Sohn Serahs, aus Bozra, König an seiner Statt. Nach dem Tode Jobabs wurde Husam aus dem Lande der Themaniter König an seiner Statt. Nach dem Tode Husams wurde Hadad, der Sohn Bedads, König an seiner Statt, derselbe, der die Midianiter auf der Hochebene der Moabiter schlug; seine Stadt hieß Awith. Nach dem Tode Hadads wurde Samla aus Masreka König an seiner Statt. Nach dem Tode Samlas wurde Saul aus Rehoboth am Euphratstrom König an seiner Statt. Nach dem Tode Sauls wurde Baal-Hanan, der Sohn Achbors, König an seiner Statt. Nach dem Tode Baal-Hanans wurde Hadad König an seiner Statt: seine Stadt hieß Pagi, und seine Frau hieß Mehetabeel, eine Tochter Matreds, eine Enkelin Mesahabs. – Nach dem Tode Hadads waren die Häuptlinge der Edomiter: der Häuptling Thimna, der Häuptling Alja, der Häuptling Jetheth, der Häuptling Oholibama, der Häuptling Ela, der Häuptling Pinon, der Häuptling Kenas, der Häuptling Theman, der Häuptling Mibzar, der Häuptling Magdiel, der Häuptling Iram. Dies sind die Häuptlinge der Edomiter. 3. Die Söhne Jakob-Israels und die Geschlechter des Stammes JudaDies sind die Söhne Israels: Ruben, Simeon, Levi und Juda, Issaschar und Sebulon, Dan, Joseph und Benjamin, Naphthali, Gad und Asser. a) Von Juda bis HezronDie Söhne Judas waren: Ger, Onan und Sela; diese drei wurden ihm von der Tochter der Kanaanitin Sua geboren. Ger aber, der erstgeborene Sohn Judas, machte sich dem HERRN verhaßt; darum ließ er ihn sterben. Thamar aber, seine Schwiegertochter, hatte ihm Perez und Serah geboren, so daß die Gesamtzahl der Söhne Judas fünf war. Die Söhne des Perez waren: Hezron und Hamul; und die Söhne Serahs: Simri, Ethan, Heman, Chalkol und Dara, im ganzen fünf. – Und die Söhne Karmis: Achar, der Israel ins Unglück stürzte, weil er sich an gebanntem Gut vergriff. Und die Söhne Ethans: Asarja. b) Von Hezron bis David (die Linie Ram)Und die Söhne Hezrons, die ihm geboren wurden: Jerahmeel, Ram und Kelubai. Ram aber zeugte Amminadab; und Amminadab zeugte Nahasson, den Fürsten der Judäer; und Nahasson zeugte Salma; Salma zeugte Boas, Boas zeugte Obed, Obed zeugte Isai; Isai zeugte Eliab, seinen Erstgeborenen, und Abinadab als zweiten, Simea als dritten, Nethaneel als vierten, Raddai als fünften, Ozem als sechsten, David als siebten. Und ihre Schwestern waren: Zeruja und Abigail; und die Söhne der Zeruja waren: Abisai, Joab und Asahel, die drei. Abigail aber gebar Amasa, und der Vater Amasas war der Ismaelit Jether. c) Die Linie KalebKaleb aber, der Sohn Hezrons, hatte Kinder von seiner Frau Asuba und von Jerigoth; und dies sind deren Söhne: Jeser, Sobab und Ardon. Nach dem Tode der Asuba aber heiratete Kaleb die Ephrath; die gebar ihm den Hur. Hur aber zeugte Uri, und Uri zeugte Bezaleel. – Darnach verband sich Hezron mit der Tochter Machirs, des Vaters Gileads, und heiratete sie, als er sechzig Jahre alt war; die gebar ihm den Segub. Segub zeugte dann Jair; der besaß dreiundzwanzig Städte im Lande Gilead; aber die Gesuriter und Syrer nahmen ihnen die Jairdörfer weg, Kenath mit den zugehörigen Ortschaften, sechzig Städte. Diese alle waren Söhne Machirs, des Vaters Gileads. Und nach dem Tode Hezrons in Kaleb Ephratha gebar Abia, Hezrons Frau, ihm Ashur,Andere Lesart: Aber nach Hezrons Tode wohnte Kaleb der Ephrath, der Frau seines Vaters Hezron bei, und sie gebar ihm Ashur. den Stammvater von Thekoa. d) Die Linie JerahmeelDie Söhne Jerahmeels, des ältesten Sohnes Hezrons, waren: der Erstgeborene Ram, sodann Buna, Oren und Ozem von Ahija. Jerahmeel hatte aber noch eine andere Frau namens Atara; diese war die Mutter Onams. – Die Söhne Rams, des erstgeborenen Sohnes Jerahmeels, waren: Maaz, Jamin und Eker. – Die Söhne Onams waren: Sammai und Jada; und die Söhne Sammais: Nadab und Abisur. Die Frau Abisurs aber hieß Abihail; die gebar ihm den Achban und Molid. Und die Söhne Nadabs waren: Seled und Appaim; Seled aber starb kinderlos. – Und die Söhne Appaims waren: Jisei; und die Söhne Jiseis: Sesan; und die Söhne Sesans: Achlai. – Die Söhne Jadas, des Bruders Sammais, waren: Jether und Jonathan; Jether aber starb kinderlos. Die Söhne Jonathans waren: Peleth und Sasa. Dies waren die Söhne Jerahmeels. – Sesan hatte keine Söhne, sondern nur Töchter; er hatte aber einen ägyptischen Knecht namens Jarha. Diesem gab Sesan seine Tochter zur Frau; die gebar ihm Atthai. Atthai zeugte dann Nathan, und Nathan zeugte Sabad; Sabad zeugte Ephlal, Ephlal zeugte Obed, Obed zeugte Jehu, Jehu zeugte Asarja, Asarja zeugte Helez, Helez zeugte Elasa, Elasa zeugte Sisemai, Sisemai zeugte Sallum, Sallum zeugte Jekamja, Jekamja zeugte Elisama. e) Die Linie Kaleb (als Nachtrag zu V.18-24)Die Söhne Kalebs, des Bruders Jerahmeels, waren: sein Erstgeborener Mesa – der ist der Vater Siphs – und die Söhne Maresas, des Vaters von Hebron. Die Söhne Hebrons waren: Korah, Thappuah, Rekem und Sema. Sema aber zeugte Raham, den Vater Jorkeams; und Rekem zeugte Sammai. Der Sohn Sammais war Maon, und Maon war der Vater Beth-Zurs. – Und Epha, das Nebenweib Kalebs, gebar Haran, Moza und Gases; Haran aber zeugte Gases. – Und die Söhne Jahdais waren: Regem, Jotham, Geesan, Pelet, Epha und Saaph. – Maacha, das Nebenweib Kalebs, gebar Seber und Thirhana; sie gebar auch Saaph, den Vater Madmannas, und Sewa, den Vater Machbenas und den Vater Gibeas; und die Tochter Kalebs war Achsa. Dies waren die Söhne Kalebs. Die Söhne Hurs, des Erstgeborenen von der Ephratha, waren: Sobal, der Stammvater von Kirjath-Jearim, Salma, der Stammvater von Bethlehem, Hareph, der Stammvater von Beth-Gader. Und Sobal, der Stammvater von Kirjath-Jearim, hatte als Söhne: Haroe, halb Menuhoth; und die Geschlechter von Kirjath-Jearim waren: die Jithriter, die Puthiter, die Sumathiter und die Misraiter; von diesen sind die Zorathiter und die Esthauliter ausgegangen. – Die Söhne Salmas waren: Bethlehem und die Netophathiter, Ateroth, Beth-Joab und die Hälfte der Manahthiter, die Zoreiter; und die Geschlechter der Schriftgelehrten, die in Jabez wohnten: die Thireathiter, die Simeathiter und die Suchathiter. Das sind die Kiniter, die von Hammath, dem Stammvater des Hauses Rechab, abstammen. f) Stammbaum des Hauses Davidsa) Davids SöhneDies waren die Söhne Davids, die ihm in Hebron geboren wurden: Der Erstgeborene war Amnon, von der Jesreelitin Ahinoam; der zweite Daniel, von der Karmelitin Abigail; der dritte Absalom, der Sohn der Maacha, der Tochter des Königs Thalmai von Gesur; der vierte Adonia, der Sohn der Haggith; der fünfte Sephatja, von Abital; der sechste Jithream, von seiner Frau Egla. Diese sechs wurden ihm in Hebron geboren; dort regierte er sieben Jahre und sechs Monate; aber in Jerusalem regierte er dreiunddreißig Jahre. Folgende aber wurden ihm in Jerusalem geboren: Simea, Sobab, Nathan und Salomo, zusammen vier, von Bath-Sewa, der Tochter Ammiels; ferner Jibhar, Elisua, Eliphelet, Nogah, Nepheg, Japhia, Elisama, Eljada und Eliphelet, zusammen neun. Dies sind allesamt Söhne Davids, außer den Söhnen von Nebenweibern; und Thamar war ihre Schwester. b) Die davidischen Könige von Salomo bis zur Zerstörung JerusalemsSalomos Sohn war Rehabeam; dessen Sohn war Abija, dessen Sohn Asa, dessen Sohn Josaphat, dessen Sohn Joram, dessen Sohn Ahasja, dessen Sohn Joas, dessen Sohn Amazja, dessen Sohn Asarja, dessen Sohn Jotham, dessen Sohn Ahas, dessen Sohn Hiskia, dessen Sohn Manasse, dessen Sohn Amon, dessen Sohn Josia. – Und die Söhne Josias waren: der Erstgeborene Johanan, der zweite Jojakim, der dritte Zedekia, der vierte Sallum. Die Söhne Jojakims waren: sein Sohn Jechonja; dessen Sohn war Zedekia. c) Die weiteren Nachkommen Davids (von Jechonja an)Die Söhne Jechonjas, des Gefangenen, waren: sein Sohn Sealthiel, Malchiram, Pedaja, Sena’azzar, Jekamja, Hosama und Nebadja. Die Söhne Pedajas waren: Serubbabel und Simei; und die Söhne Serubbabels: Mesullam und Hananja, und deren Schwester war Selomith; und (die Söhne Mesullams waren:) Hasuba, Ohel, Berechja, Hasadja, Jusab-Hesed, zusammen fünf. Die Söhne Hananjas waren: Pelatja und Jesaja; die Söhne Rephajas, die Söhne Arnans, die Söhne Obadjas, die Söhne Sechanjas. Die Söhne Sechanjas waren: Semaja; und die Söhne Semajas: Hattus, Jigeal, Bariah, Nearja und Saphat, zusammen sechs. Die Söhne Nearjas waren: Eljoenai, Hiskia und Asrikam, zusammen drei. Die Söhne Eljoenais aber waren: Hodawja, Eljasib, Pelaja, Akkub, Johanan, Delaja und Anani, zusammen sieben. g) Weitere Angaben über die Geschlechter des Stammes JudaDie Söhne Judas waren: Perez, Hezron, Karmi, Hur und Sobal. Reaja aber, der Sohn Sobals, zeugte Jahath; Jahath zeugte Ahumai und Lahad. Dies sind die Geschlechter der Zoreathiter. – Und dies sind die Söhne Hurs, des Vaters Etams: Jesreel, Jisma und Jidbas; und ihre Schwester hieß Hazlelponi; sodann Pnuel, der Vater Gedors, und Eser, der Vater Husas. Dies sind die Söhne Hurs, des erstgeborenen Sohnes der Ephratha, des Stammvaters von Bethlehem. – Ashur aber, der Stammvater von Thekoa, hatte zwei Frauen: Helea und Naara. Naara gebar ihm Ahussam, Hepher, Themni und die Ahasthariter. Dies sind die Söhne der Naara. Und die Söhne der Helea waren: Zereth, Zohar und Ethnan (und Koz). – Koz aber zeugte Anub, Zobeba und die Geschlechter Aharhels, des Sohnes Harums. Jaebez aber war angesehener als seine Brüder; seine Mutter hatte ihn Jaebez genannt, indem sie sagte: »Ich habe ihn mit Schmerzen geboren.« Jaebez aber rief den Gott Israels an mit den Worten: »Ach, daß du mich segnetest und mein Gebiet erweitertest und deine Hand mit mir wäre und du mich vor Unglück behütetest, so daß mich kein Schmerz trifft!« Da erfüllte ihm Gott seine Bitte. – Kelub aber, der Bruder Suhas, zeugte Mehir; der ist der Vater Esthons. Esthon aber zeugte Beth-Rapha, Paseah und Thehinna, den Stammvater der Stadt Nahas; das sind die Männer von Recha. – Die Söhne des Kenas waren: Othniel und Seraja; und die Söhne Othniels: Hathath (und Meonothai). Meonothai aber zeugte Ophra; und Seraja zeugte Joab, den Stammvater des Tals der Zimmerleute; sie waren nämlich Zimmerleute. – Die Söhne Kalebs, des Sohnes Jephunnes, waren: Iru, Ela und Naam; und der Sohn Elas: Kenas. – Die Söhne Jehallelels waren: Siph und Sipha, Thirja und Asareel. – Die Söhne Esras waren: Jether, Mered, Epher und Jalon. Und dies sind die Söhne der Bithja, der Tochter des Pharaos, die Mered geheiratet hatte: sie gebar Mirjam, Sammai und Jisbah, den Stammvater von Esthemoa. Seine Frau aber, die Judäerin, gebar Jered, den Stammvater von Gedor, und Heber, den Stammvater von Socho, und Jekuthiel, den Stammvater von Sanoah. – Die Söhne von Hodijas Frau, der Schwester Nahams, des Stammvaters von Kegila, waren: der Garmiter und Esthemoa, der Maachathiter. – Die Söhne Simons aber waren: Amnon und Rinna, Ben-Hanan und Thilon; – und die Söhne Jiseis waren: Soheth und der Sohn Soheths. Die Söhne Selas, des Sohnes Judas, waren: Ger, der Stammvater von Lecha, und Laheda, der Stammvater von Maresa, und die Geschlechter der Byssusarbeiter von Beth-Asbea; ferner Jokim und die Männer von Koseba und Joas und Saraph, die über Moab herrschten, und Jasubi-Lechem. Doch dies sind alte Geschichten. Dies sind die Töpfer und die Bewohner von Netaim und Gedera; sie hatten dort ihren Wohnsitz bei dem König, in seinem Dienste. 4. Der Stamm Simeona) Angaben bezüglich der Nachkommen SimeonsDie Söhne Simeons waren: Nemuel und Jamin, Jarib, Serah, Saul; dessen Sohn war Sallum, dessen Sohn Mibsam, dessen Sohn Misma. Die Söhne Mismas waren: sein Sohn Hammuel, dessen Sohn Sakkur, dessen Sohn Simei. Simei aber hatte sechzehn Söhne und sechs Töchter, während seine Brüder nicht viele Kinder hatten, und ihr ganzes Geschlecht vermehrte sich nicht so stark wie die Judäer. b) Die ältesten Wohnsitze des StammesSie wohnten aber in Beerseba, Molada, Hazar-Sual, in Bilha, Ezem, Tholad, in Bethuel, Horma, Ziklag, in Beth-Markaboth, Hazar-Susim, Beth-Birei und Saaraim. Dies waren ihre Städte bis zur Regierung Davids. Ihre Dörfer aber waren Etam, Ain, Rimmon, Thochen und Asan, zusammen fünf Ortschaften. Dazu alle ihre Dörfer, die rings um diese Ortschaften her lagen bis nach Baal hin. Dies waren ihre Wohnsitze; und sie hatten ihr eigenes Geschlechtsverzeichnis. c) Angabe anderer simeonitischer Familienhäupter; die zwei Eroberungszüge der SimeonitenFerner: Mesobab, Jamlech, Josa, der Sohn Amazjas, Joel und Jehu, der Sohn Josibjas, des Sohnes Serajas, des Sohnes Asiels; Eljoenai, Jaakoba, Jesohaja, Asaja, Adiel, Jesimiel und Benaja und Sisa, der Sohn Sipheis, des Sohnes Allons, des Sohnes Jedajas, des Sohnes Simris, des Sohnes Semajas; diese hier mit Namen Angeführten waren Fürsten in ihren Geschlechtern, nachdem ihre Familien sich stark ausgebreitet hatten. So zogen sie denn bis in die Gegend von Gedor hin, bis an die Ostseite des Tales, um Weideplätze für ihre Herden zu suchen; und sie fanden dort fette und gute Weide, und das Land war nach allen Seiten hin geräumig, ruhig und friedlich; denn die früheren Bewohner waren Hamiten gewesen. So kamen denn jene oben mit Namen Verzeichneten während der Regierung Hiskias, des Königs von Juda, überfielen deren Zelte und die MehuniterVielleicht dasselbe wie Maoniter, Bewohner des östlich von Petra gelegenen Maon., die sich dort vorfanden, vollzogen den Blutbann an ihnen bis auf den heutigen Tag und ließen sich an ihrer Statt nieder; denn es gab dort Weideplätze für ihre Herden. – Ein Teil aber von ihnen, den Simeoniten, zog in das Bergland Seir, fünfhundert Mann, an ihrer Spitze Pelatja, Neaja, Rephaja, und Ussiel, die Söhne Jiseis; sie erschlugen dann die letzten Überreste der Amalekiter und sind daselbst wohnen geblieben bis auf den heutigen Tag. 5. Der Stamm Rubena) Angaben über Ruben und seine NachkommenDie Söhne Rubens, des Erstgeborenen Israels – er war nämlich der Erstgeborene; weil er aber seines Vaters Lager entweiht hatte, wurde sein Erstgeburtsrecht den Söhnen Josephs, des Sohnes Israels, verliehen, nur daß dieser im Geschlechtsverzeichnis nicht als Erstgeborener verzeichnet wurde; denn Juda hatte zwar die Obmacht unter seinen Brüdern, so daß einer aus ihm zum Fürsten gewählt wurde, aber das Erstgeburtsrecht wurde Joseph zuteil –, die Söhne Rubens also, des erstgeborenen Sohnes Israels, waren: Hanoch und Pallu, Hezron und Karmi. Die Söhne Joels waren: sein Sohn Semaja, dessen Sohn Gog, dessen Sohn Simei, dessen Sohn Micha, dessen Sohn Reaja, dessen Sohn Baal, dessen Sohn Beera, den Thilgath-Pilneser, der König von Assyrien, in die Gefangenschaft führte; er war ein Fürst der Rubeniten. Seine Brüder aber nach ihren Familien, so wie sie nach ihrer Abstammung in ihr Geschlechtsverzeichnis eingetragen wurden, waren: der erste Jehiel, dann Sacharja, dann Bela, der Sohn Asas, des Sohnes Semas, des Sohnes Joels. Dieser wohnte in Aroer und bis Nebo und Baal-Meon; b) Geschichtliche Angabe über Belaund nach Osten zu wohnte er bis an die Steppe hin, die sich vom Euphratstrom her erstreckt; denn ihre Herden waren zahlreich in der Landschaft Gilead. Zur Zeit Sauls aber führten sie Krieg mit den Hagaritern; und als diese durch ihre Hand gefallen waren, wohnten sie in deren Zeltlagern auf der ganzen Ostseite von Gilead. 6. Der Stamm Gad (vgl. 1.Mose 46,16; 4.Mose 26,15-18)a) Angaben über die Geschlechter und Wohnplätze sowie über die Abschätzung der GaditenDie Gaditen wohnten ihnen gegenüber in der Landschaft Basan bis Salcha; an der Spitze stand Joel, ihm zunächst Sapham, dann Jahenai und Saphat in Basan. Ihre Brüder nach ihren Familien waren: Michael, Mesullam, Seba, Jorai, Jahekan, Sia und Eber, zusammen sieben. Dies waren die Söhne Abihails, des Sohnes Huris, des Sohnes Jaroahs, des Sohnes Gileads, des Sohnes Michaels, des Sohnes Jesisais, des Sohnes Jahdos, des Sohnes des Bus. Ahi, der Sohn Abdiels, des Sohnes Gunis, war das Haupt ihrer Familien. Sie wohnten aber in Gilead, in Basan und den zugehörigen Ortschaften und auf allen Weidetriften SaronsZu lesen ist wohl »Sirjons«, d.h. des Hermon. bis an ihre Ausgänge. Diese alle sind während der Regierung Jothams, des Königs von Juda, und während der Regierung Jerobeams, des Königs von Israel, im Geschlechtsverzeichnis aufgezeichnet worden. b) Die Kämpfe der drei ostjordanischen Stämme mit den HagariternDie Rubeniten, die Gaditen und der halbe Stamm Manasse, soweit sie tapfere Leute waren, Männer, die Schild und Schwert trugen und den Bogen spannten und kampfgeübt waren – 44760 kriegstüchtige Männer –, die führten Krieg mit den Hagaritern und mit Jetur, Naphis und Nodab. Und sie gewannen die Oberhand über sie, so daß die Hagariter samt allen, die mit ihnen verbündet waren, in ihre Hand gegeben wurden; denn als sie während des Kampfes zu Gott um Hilfe riefen, ließ er sich von ihnen erbitten, weil sie ihr Vertrauen auf ihn gesetzt hatten. Sie führten dann das Vieh jener als Beute weg: 50000 Kamele, 250000 Stück Kleinvieh und 2000 Esel; dazu 100000 Menschen als Sklaven. Denn viele waren gefallen, vom Schwert erschlagen, weil der Krieg von Gott verhängt war. Sie wohnten dann an ihrer Statt bis zur Wegführung in die Gefangenschaft. 7. Der halbe Stamm Manasse im Osten (vgl. 7,14-19)a) Die Wohnsitze und die Geschlechtsteilung der ManassitenDie zum halben Stamm Manasse Gehörigen wohnten im Lande von Basan bis Baal-Hermon und bis zum Senir und zum Hermongebirge. Sie waren zahlreich; und dies waren ihre Familienhäupter: Epher, Jisei, Eliel, Asriel, Jeremia, Hodawja und Jahdiel, tapfere Krieger, berühmte Männer, Häupter in ihren Familien. b) Bestrafung des Abfalls der drei ostjordanischen Stämme durch die assyrischen KönigeDa sie aber dem Gott ihrer Väter untreu wurden und mit den Göttern der im Lande wohnenden heidnischen Völker, die doch Gott vor ihnen her vertilgt hatte, Götzendienst trieben, da erregte der Gott Israels den assyrischen König Pul und den assyrischen König Thilgath-Pilneser zur Wut, so daß er die Rubeniten, die Gaditen und den halben Stamm Manasse in die Gefangenschaft schleppte und sie nach Halah sowie an den Habor und nach HaraGebirgsland der Meder (2.Kön 17,6; 18,11). und an den Fluß Gosan bringen ließ, bis auf den heutigen Tag. 8. Der Stamm Levi (vgl. 2.Mose 6,16-25; 4.Mose 3,17-39; 1.Sam 1,1; 8,2)a) Von Levi bis zu den Söhnen AaronsDie Söhne Levis waren: Gerson, Kehath und Merari; und die Söhne Kehaths: Amram, Jizhar, Hebron und Ussiel. Und die Söhne Amrams: Aaron und Mose, und (ihre Schwester) Mirjam. Und die Söhne Aarons: Nadab und Abihu, Eleasar und Ithamar. b) Die hohepriesterliche Linie von Eleasar bis zur babylonischen GefangenschaftEleasar zeugte Pinehas, Pinehas zeugte Abisua, Abisua zeugte Bukki, Bukki zeugte Ussi, Ussi zeugte Serahja, Serahja zeugte Merajoth, Merajoth zeugte Amarja, Amarja zeugte Ahitub, Ahitub zeugte Zadok, Zadok zeugte Ahimaaz, Ahimaaz zeugte Asarja, Asarja zeugte Johanan, Johanan zeugte Asarja – das ist derselbe, der den Priesterdienst versah in dem Tempel, den Salomo in Jerusalem erbaut hatte –; Asarja zeugte Amarja, Amarja zeugte Ahitub, Ahitub zeugte Zadok, Zadok zeugte Sallum, Sallum zeugte Hilkia, Hilkia zeugte Asarja, Asarja zeugte Seraja, Seraja zeugte Jozadak; Jozadak aber zog mit, als der HERR die Bewohner von Juda und Jerusalem durch Nebukadnezar in die Gefangenschaft führen ließ. c) Die Nachkommenschaft LevisDie Söhne Levis waren: Gersom, Kehath und Merari. Dies aber sind die Namen der Söhne Gersoms: Libni und Simei. Und die Söhne Kehaths waren: Amram, Jizhar, Hebron und Ussiel. Die Söhne Meraris waren: Mahli und Musi. – Dies aber sind die Geschlechter der Leviten nach ihren Familienvätern: Von Gersom stammten: sein Sohn Libni, dessen Sohn Jahath, dessen Sohn Simma, dessen Sohn Joah, dessen Sohn Iddo, dessen Sohn Serah, dessen Sohn Jeathrai. – Die Söhne Kehaths waren: sein Sohn Amminadab, dessen Sohn Korah, dessen Sohn Assir, dessen Sohn Elkana, dessen Sohn Ebjasaph, dessen Sohn Assir, dessen Sohn Thahath, dessen Sohn Uriel, dessen Sohn Ussia, dessen Sohn Saul. Und die Söhne Elkanas waren: Amasai und Ahimoth; dessen Sohn war Elkana, dessen Sohn Zophai, dessen Sohn Nahath, dessen Sohn Eliab, dessen Sohn Jeroham, dessen Sohn Elkana (dessen Sohn SamuelErgänzt nach einer Teilüberlieferung der griechischen Übersetzung .). Und die Söhne Samuels waren: der Erstgeborene Joel und der zweite Abia. – Die Söhne Meraris waren: Mahli, dessen Sohn Libni, dessen Sohn Simei, dessen Sohn Ussa, dessen Sohn Simea, dessen Sohn Haggia, dessen Sohn Asaja. d) Die drei levitischen Sängerfamilien Heman, Asaph und EthanDie folgenden sind es, die David zur Leitung des Gesangs im Tempel des HERRN bestellte, nachdem die Lade dort einen festen Platz gefunden hatte; sie dienten aber als Sänger vor der Wohnung des Offenbarungszeltes, bis Salomo den Tempel des HERRN in Jerusalem erbaut hatte, und verrichteten ihr Amt nach den ihnen erteilten Weisungen. Die folgenden sind es, die das Amt versahen, und ihre Nachkommen: Von den zu den Kehathiten Gehörigen: Heman, der Sänger, der Sohn Joels, des Sohnes Samuels, des Sohnes Elkanas, des Sohnes Jerohams, des Sohnes Eliels, des Sohnes Thoahs, des Sohnes Zuphs, des Sohnes Elkanas, des Sohnes Mahaths, des Sohnes Amasais, des Sohnes Elkanas, des Sohnes Joels, des Sohnes Asarjas, des Sohnes Zephanjas, des Sohnes Thahaths, des Sohnes Assirs, des Sohnes Ebjasaphs, des Sohnes Korahs, des Sohnes Jizhars, des Sohnes Kehaths, des Sohnes Levis, des Sohnes Israels. Und sein Geschlechtsgenosse war Asaph, der ihm zur Rechten stand: Asaph, der Sohn Berechjas, des Sohnes Simeas, des Sohnes Michaels, des Sohnes Baasejas, des Sohnes Malkias, des Sohnes Ethnis, des Sohnes Serahs, des Sohnes Adajas, des Sohnes Ethans, des Sohnes Simmas, des Sohnes Simeis, des Sohnes Jahaths, des Sohnes Gersoms, des Sohnes Levis. Und von den Nachkommen Meraris, ihren Geschlechtsgenossen, stand zur Linken: Ethan, der Sohn Kisis, des Sohnes Abdis, des Sohnes Malluchs, des Sohnes Hasabjas, des Sohnes Amazjas, des Sohnes Hilkias, des Sohnes Amzis, des Sohnes Banis, des Sohnes Semers, des Sohnes Mahlis, des Sohnes Musis, des Sohnes Meraris, des Sohnes Levis. e) Die Leviten und Aaroniten im TempeldienstIhre Geschlechtsgenossen aber, die übrigen Leviten, waren für den gesamten Dienst an der Wohnung des Tempels Gottes bestellt; und zwar versahen Aaron und seine Nachkommen den Opferdienst auf dem Brandopferaltar und auf dem Räucheraltar und den gesamten Dienst am Allerheiligsten und was zur Versöhnung Israels diente, ganz so, wie Mose, der Knecht Gottes, geboten hatte. Zweite hohepriesterliche Linie von Aaron bis AhimaazDies waren aber die Nachkommen Aarons: sein Sohn Eleasar, dessen Sohn Pinehas, dessen Sohn Abisua, dessen Sohn Bukki, dessen Sohn Ussi, dessen Sohn Serahja, dessen Sohn Merajoth, dessen Sohn Amarja, dessen Sohn Ahitub, dessen Sohn Zadok, dessen Sohn Ahimaaz. f) Die Levitenstädte (Jos 21,9-42)Folgendes aber sind ihre Wohnsitze nach ihren Niederlassungen in ihrem Gebiet: Den Nachkommen Aarons von dem Geschlecht der Kehathiten – denn auf sie war das erste Los gefallen –, ihnen gab man Hebron im Lande Juda samt den zugehörigen Weidetriften rings um sie her; die zur Stadt gehörigen Felder aber und die zugehörigen Dörfer übergab man Kaleb, dem Sohne Jephunnes. Weiter übergab man den Nachkommen Aarons die Zufluchtstadt Hebron sowie Libna samt den zugehörigen Weidetriften, ferner Jatthir und Esthemoa samt den zugehörigen Weidetriften, Holon samt den zugehörigen Weidetriften, Debir samt den zugehörigen Weidetriften, Asan samt den zugehörigen Weidetriften und Beth-Semes samt den zugehörigen Weidetriften. Weiter vom Stamme Benjamin: Geba und Allemeth samt den zugehörigen Weidetriften und Anathoth samt den zugehörigen Weidetriften. Die Gesamtzahl ihrer Städte betrug dreizehn nach ihren Familien. – Die übrigen Nachkommen Kehaths aber erhielten nach ihren Geschlechtern vom Stamme Ephraim und vom Stamme Dan und vom halben Stamm Manasse durchs Los zehn Städte. Die Nachkommen Gersoms erhielten nach ihren Geschlechtern vom Stamme Issaschar, vom Stamme Asser, vom Stamme Naphthali und vom halben Stamm Manasse in Basan dreizehn Städte. – Die Nachkommen Meraris erhielten nach ihren Geschlechtern vom Stamme Ruben, vom Stamme Gad und vom Stamme Sebulon durchs Los zwölf Städte. So übergaben die Israeliten den Leviten die Städte samt den zugehörigen Weidetriften; und zwar übergaben sie durchs Los jene namentlich angeführten Städte aus den Stämmen Juda, Simeon und Benjamin. Was dann die übrigen Geschlechter der Nachkommen Kahaths anbetrifft, so erhielten sie die Städte, die ihnen durchs Los zufielen, vom Stamme Ephraim abgetreten; und zwar übergab man ihnen die Zufluchtstadt Sichem samt den zugehörigen Weidetriften auf dem Gebirge Ephraim; ferner Geser samt den zugehörigen Weidetriften, Jokmeam samt den zugehörigen Weidetriften, Beth-Horon samt den zugehörigen Weidetriften, Ajjalon samt den zugehörigen Weidetriften und Gath-Rimmon samt den zugehörigen Weidetriften; dazu vom halben Stamm Manasse: Aner samt den zugehörigen Weidetriften und Jibleam samt den zugehörigen Weidetriften – diese übergab man den Familien der übrigen Nachkommen Kahaths. Die Nachkommen Gersoms erhielten nach ihren Geschlechtern vom halben Stamm Manasse: Golan in Basan samt den zugehörigen Weidetriften und Astharoth samt den zugehörigen Weidetriften; ferner vom Stamme Issaschar: Kedes samt den zugehörigen Weidetriften, Daberath samt den zugehörigen Weidetriften, Ramoth samt den zugehörigen Weidetriften und Anem samt den zugehörigen Weidetriften; dazu vom Stamme Asser: Masal samt den zugehörigen Weidetriften, Abdon samt den zugehörigen Weidetriften, Hukok samt den zugehörigen Weidetriften und Rehob samt den zugehörigen Weidetriften; ferner vom Stamme Naphthali: Kedes in Galiläa samt den zugehörigen Weidetriften, Hammot samt den zugehörigen Weidetriften und Kirjathaim samt den zugehörigen Weidetriften. Die übrigen Nachkommen Meraris erhielten vom Stamme Sebulon: Rimmon samt den zugehörigen Weidetriften und Thabor samt den zugehörigen Weidetriften; und jenseits des Jordans gegenüber von Jericho, östlich vom Jordan, erhielten sie vom Stamme Ruben: Bezer in der Steppe samt den zugehörigen Weidetriften, Jahza samt den zugehörigen Weidetriften, Kedemoth samt den zugehörigen Weidetriften und Mephaath samt den zugehörigen Weidetriften; ferner vom Stamme Gad: Ramoth in Gilead samt den zugehörigen Weidetriften, Mahanaim samt den zugehörigen Weidetriften; Hesbon samt den zugehörigen Weidetriften und Jaser samt den zugehörigen Weidetriften. 9. Der Stamm Issaschar (vgl. 1.Mose 46,13; 4.Mose 26,23-25)Die Söhne Issaschars waren: Thola und Pua, Jasub und Simron, zusammen vier. Die Söhne Tholas waren: Ussi, Rephaja, Jeriel, Jahmai, Jibsam und Samuel, Häupter ihrer Familien, von Thola, kriegstüchtige Männer, nach ihren Geschlechtern; ihre Zahl betrug zur Zeit Davids 22600. Die Söhne Ussis waren: Jisrahja; und die Söhne Jisrahjas: Michael, Obadja, Joel und Jissia, insgesamt fünf Familienhäupter. Zu ihnen gehörten nach ihren Geschlechtern, nach ihren Familien, Kriegerscharen: 36000 Mann; denn sie hatten viele Frauen und Kinder. Dazu ihre Stammesgenossen, sämtliche Geschlechter Issaschars, waren kriegstüchtige Männer; 87000 ergab ihr Verzeichnis im ganzen. 10. Der Stamm Benjamin (und Dan? V.12) (vgl. Kap. 8; 1.Mose 46,21.23; 4.Mose 26,38-41)Die Söhne Benjamins waren: Bela, Becher und Jediael, zusammen drei. Die Söhne Belas waren: Ezbon, Ussi, Ussiel, Jerimoth und Iri, zusammen fünf, Familienhäupter, kriegstüchtige Männer; ihr Verzeichnis ergab 22034. Die Söhne Bechers waren: Semira, Joas, Elieser, Eljoenai, Omri, Jeremoth, Abia, Anathoth und Alemeth; alle diese waren Söhne Bechers, und ihr Verzeichnis nach ihren Geschlechtern, nach ihren Familienhäuptern ergab 20200 kriegstüchtige Männer. Die Söhne Jediaels waren: Bilhan; und die Söhne Bilhans: Jehus, Benjamin, Ehud, Kenaana, Sethan, Tharsis und Ahisahar; alle diese waren Söhne Jediaels, Familienhäupter, kriegstüchtige Männer, 17200, die kampfbereit ins Feld zogen. – Und Suppim und Huppim waren Söhne Irs; Husim die Söhne Ahers. 11. Der Stamm Naphthali (vgl. 1.Mose 46,24; 4.Mose 26,48-50)Die Söhne Naphthalis waren: Jahziel, Guni, Jezer und Sallum, Nachkommen der Bilha. 12. Der Stamm Westmanasse (vgl. 5,23-26; 4.Mose 26,29-34; Jos 17,2-6)Die Söhne Manasses waren: Asriel, den sein syrisches Nebenweib gebar; sie gebar auch Machir, den Vater Gileads. MachirWahrscheinlich ist zu lesen: Gilead (vgl. V.17). Der hebräische Text ist hier und schon V.12 in Unordnung geraten. nahm dann [für Huppim und Suppim] eine Frau namens Maacha, und seine Schwester hieß Hammolecheth;Verbessert nach V.18; w.: eine Frau, und der Name ihrer Schwester war Maacha. sein Bruder hieß Zelophhad, und dieser hatte nur Töchter. Und Maacha, die Frau Machirs, gebar einen Sohn, den sie Peres nannte; sein Bruder aber hieß Seres, und dessen Söhne waren Ulam und Rekem. Die Söhne Ulams waren: Bedan. Dies sind die Söhne Gileads, des Sohnes Machirs, des Sohnes Manasses. – Seine Schwester Hammolecheth aber gebar Ishod, Abieser und Mahla. – Und die Söhne Semidas waren: Ahjan, Sichem, Likhi und Aniam. 13. Der Stamm Ephraim (vgl. 4.Mose 26,35-37; Jos 16,4-10)a) Die Geschlechter des Stammes mit geschichtlichen AngabenDie Söhne Ephraims waren: Suthelah; dessen Sohn war Bered, dessen Sohn Thahath, dessen Sohn Elada, dessen Sohn Thahath, dessen Sohn Sabad, dessen Sohn Suthelah und Eser und Elead. Die Bewohner von Gath aber, die Eingeborenen des Landes, erschlugen sie, weil sie hinabgezogen waren, um ihnen ihre Herden zu rauben. Da trauerte ihr Vater Ephraim lange Zeit, und seine Brüder kamen, um ihn zu trösten. Da wohnte er seiner Frau bei, und sie wurde guter Hoffnung und gebar einen Sohn, den er Beria nannte, weil sein Haus sich im Unglück befunden hatte. Seine Tochter aber war Seera; die erbaute das untere und das obere Beth-Horon und Ussen-Seera. Dessen Sohn war Rephah, dessen Sohn Reseph, dessen Sohn Thelah, dessen Sohn Thahan, dessen Sohn Laedan, dessen Sohn Ammihud, dessen Sohn Elisama, dessen Sohn Nun, dessen Sohn Josua. b) Wohnsitze des Stammes (vgl. Jos 17,11)Ihr Erbbesitz aber und ihre Wohnsitze waren: Bethel samt den zugehörigen Ortschaften, und nach Osten hin Naaran und gegen Westen Geser samt den zugehörigen Ortschaften; sodann Sichem samt den zugehörigen Ortschaften bis nach Ajja samt den zugehörigen Ortschaften. Und im Besitz der Manassiten waren: Beth-Sean samt den zugehörigen Ortschaften, Thaanach samt den zugehörigen Ortschaften, Megiddo samt den zugehörigen Ortschaften, Dor samt den zugehörigen Ortschaften. In diesen wohnten die Nachkommen Josephs, des Sohnes Israels. 14. Der Stamm Asser (vgl. 1.Mose 46,17; 4.Mose 26,44-47)Die Söhne Assers waren: Jimna, Jiswa, Jiswi und Beria; ihre Schwester war Serah. Die Söhne Berias waren: Heber und Malkiel, das ist der Stammvater von Birsajith. Heber zeugte Japhlet, Semer, Hotham und ihre Schwester Sua. Die Söhne Japhlets waren: Pasach, Bimhal und Aswath; dies waren die Söhne Japhlets; und die Söhne (seines Bruders) Semers: Ahi, Rohga, Hubba und Aram. – Die Söhne seines Bruders Hotham waren: Zophah, Jimna, Seles und Amal. Die Söhne Zophahs waren: Suah, Harnepher, Sual, Beri, Jimra, Bezer, Hod, Samma, Silsa, Jithran und Beera; und die Söhne Jethers: Jephunne, Pispa und Ara. – Die Söhne Ullas waren: Arah, Hanniel und Rizja. Diese alle waren Nachkommen Assers, Familienhäupter, auserlesene, kriegstüchtige Männer, Häupter unter den Fürsten; und die Zahl der aus ihnen für den Kriegsdienst Aufgezeichneten betrug 26000 Mann. 15. Genauere Angaben über den Stamm Benjamin (vgl. 7,6-12)a) Benjamins Söhne und Nachkommen durch BelaBenjamin zeugte Bela als seinen Erstgeborenen, Asbel als den zweiten, Ahiram als den dritten, Noha als den vierten und Rapha als den fünften. Bela aber hatte folgende Söhne: Ard, Gera, Abihud, Abisua, Naaman, Ahoah, Gera, Sephuphan und Huram. b) Die Söhne EhudsUnd dies waren die Söhne Ehuds: – sie waren Familienhäupter unter den Bewohnern von Geba, und man führte sie gefangen weg nach Manahath, nämlich Naaman, Ahia und Gera; dieser führte sie weg; – er zeugte aber Ussa und Ahihud. c) Das Geschlecht SaharaimsSaharaim aber zeugte (Söhne) im Gefilde der Moabiter, nachdem er seine Frauen Husim und Baara verstoßen hatte; da zeugte er mit seiner Frau Hodes: Jobab, Zibja, Mesa, Malkam, Jehuz, Sochja und Mirma; dies waren seine Söhne, Familienhäupter. Mit Husim aber hatte er Abitub und Elpaal gezeugt. Die Söhne Elpaals waren: Eber, Miseam und Semer; dieser erbaute Ono und Lod samt den zugehörigen Ortschaften. d) Fünf benjaminitische Geschlechter in Ajjalon und JerusalemWeiter: Beria und Sema – das waren die Familienhäupter unter den Bewohnern von Ajjalon; sie hatten die Bewohner von Gath in die Flucht geschlagen –; (und ihre Brüder waren Elpaal,) Sasak und Jeremoth. Sebadja aber und Arad, Eder, Michael, Jispa und Joha waren die Söhne Berias; und Sebadja, Mesullam, Hiski, Heber, Jismerai, Jislia und Jobab waren die Söhne Elpaals. – Jakim, Sichri, Sabdi, Eljoenai, Zillethai, Eliel, Adaja, Beraja und Simrath waren die Söhne Simeis. – Jispan, Eber, Eliel, Abdon, Sichri, Hanan, Hananja, Elam, Anthothija, Jiphdeja und Pnuel waren die Söhne Sasaks. – Samserai, Seharja, Athalja, Jaaresja, Elia und Sichri waren die Söhne Jerohams. Diese waren Familienhäupter in ihren Geschlechtern, Häupter; diese wohnten in Jerusalem. e) Das Geschlecht des Königs Saul (vgl. 9,35-44)In Gibeon aber wohnten: Jehuel, der Stammvater von Gibeon, dessen Frau Maacha hieß. Sein erstgeborener Sohn war Abdon; außerdem Zur, Kis, Baal, Ner, Nadab, Gedor, Ahjo, Secher und Mikloth, der Simea zeugte. Auch diese wohnten ihren Stammesgenossen gegenüber in Jerusalem bei ihren Stammesgenossen. – Ner aber zeugte Abner, und Kis zeugte Saul, Saul zeugte Jonathan, Malchisua, Abinadab und Esbaal. Der Sohn Jonathans war Merib-Baal, und dieser zeugte Micha. Die Söhne Michas waren: Pithon, Melech, Tharea und Ahas. Ahas zeugte Jehoadda, Jehoadda zeugte Alemeth, Asmaweth und Simri; Simri aber zeugte Moza, Moza zeugte Binea; dessen Sohn war Rapha, dessen Sohn Eleasa, dessen Sohn Azel. Azel aber hatte sechs Söhne, die hießen: Asrikam, Bochru, Ismael, Searja, Obadja und Hanan. Alle diese waren Söhne Azels. – Die Söhne seines Bruders Esek waren: Ulam, sein Erstgeborener, Jehus der zweite und Eliphelet der dritte. Die Söhne Ulams waren kriegstüchtige Männer, die den Bogen zu spannen wußten, und sie hatten zahlreiche Söhne und Enkel, hundertundfünfzig an der Zahl. Diese alle gehören zu den Nachkommen Benjamins. 16. Verzeichnis von hervorragenden Bewohnern Jerusalems (in der Zeit nach der Gefangenschaft) (vgl. Neh 11,3-19)a) Einleitende geschichtliche AngabenAlle Israeliten wurden nach den Geschlechtern in ein Verzeichnis eingetragen; sie finden sich bekanntlich im Buche der Könige von Israel aufgezeichnet. Die Judäer aber wurden wegen ihres treulosen Abfalls nach Babylon (in die Gefangenschaft) geführt. Die früheren Bewohner nun, die in ihrem Erbbesitz, in ihren Ortschaften lebten, waren: die (gemeinen) Israeliten, die Priester, die Leviten und die Tempelhörigen. b) Die Bewohnerschaft JerusalemsIn Jerusalem aber wohnten von den Judäern und Benjaminiten sowie von den Ephraimiten und Manassiten folgende: Von den Judäern: Uthai, der Sohn Ammihuds, des Sohnes Omris, des Sohnes Imris, des Sohnes Banis, von den Nachkommen des Perez, des Sohnes Judas; und von den Siloniten: Asaja, der Erstgeborene, und seine Söhne; und von den Nachkommen Serahs: Jehuel und seine Geschlechtsgenossen, zusammen 690. Ferner von den Benjaminiten: Sallu, der Sohn Mesullams, des Sohnes Hodawjas, des Sohnes Hassenuas; sodann Jibneja, der Sohn Jerohams, und Ela, der Sohn Ussis, des Sohnes Michris; und Mesullam, der Sohn Sephatjas, des Sohnes Reguels, des Sohnes Jibnejas; dazu ihre Genossen nach ihren Geschlechtern, zusammen 956. Alle diese Männer waren Familienhäupter in ihren Familien. Ferner von den Priestern: Jedaja, Jojarib, Jachin und Asarja, der Sohn Hilkias, des Sohnes Mesullams, des Sohnes Zadoks, des Sohnes Merajoths, des Sohnes Ahitubs, der Fürst des Tempels Gottes; sodann Adaja, der Sohn Jerohams, des Sohnes Pashurs, des Sohnes Malkias; und Maesai, der Sohn Adiels, des Sohnes Jahseras, des Sohnes Mesullams, des Sohnes Mesillemiths, des Sohnes Immers; dazu ihre Geschlechtsgenossen, Häupter ihrer Familien, zusammen 1760, tüchtige Männer zur Verrichtung des Dienstes im Tempel Gottes. Ferner von den Leviten: Semaja, der Sohn Hasubs, des Sohnes Asrikams, des Sohnes Hasabjas, von den Nachkommen Meraris; und Bakbakkar, Heres, Galal, Matthanja, der Sohn Michas, des Sohnes Sichris, des Sohnes Asaphs; und Obadja, der Sohn Semajas, des Sohnes Gallals, des Sohnes Jeduthuns; und Berechja, der Sohn Asas, des Sohnes Elkanas, der in den Dörfern der Netophathiter wohnte. Die Torhüter und ihre DienstleistungenFerner die Torhüter: Sallum, Akkub, Talmon und Ahiman mit ihren Geschlechtsgenossen; Sallum war das Haupt und hat bis heute die Wache am Königstor auf der Ostseite. Das sind die Torhüter im Lager der Leviten. Sallum aber, der Sohn Kores, des Sohnes Ebjasaphs, des Sohnes Korahs, und seine Geschlechtsgenossen aus seiner Familie, die Korahiten, waren mit der Dienstleistung als Schwellenhüter am heiligen Zelt betraut, wie auch schon ihre Vorfahren im Lager des HERRN als Hüter des Eingangs gedient hatten: Pinehas, der Sohn Eleasars, – der HERR sei mit ihm! – war vor Zeiten ihr Vorsteher gewesen. Sacharja aber, der Sohn Meselemjas, war Torhüter am Eingang des Offenbarungszeltes. Die Gesamtzahl derer, die zu Torhütern an den Schwellen ausersehen waren, betrug 212; sie waren in ihren Dörfern in ein Verzeichnis eingetragen; David und Samuel, der Seher, hatten sie in ihr Amt eingesetzt. Sie selbst und ihre Nachkommen standen an den Toren des Hauses Gottes, der Zeltwohnung, um Wache zu halten. Nach den vier Weltgegenden sollten die Torhüter stehen, nach Osten, Westen, Norden und Süden. Ihre Geschlechtsgenossen aber in ihren Dörfern hatten sich von sieben zu sieben Tagen, von einem Zeitpunkte zum andern, zugleich mit jenen zum Dienst einzustellen; denn sie, die vier Vorsteher der Torhüter, standen dauernd in Ausübung ihres Amtes. Das sind die Leviten. Sie waren aber auch über die Zellen und Schatzkammern im Tempel Gottes gesetzt Angaben über die dienstlichen Obliegenheiten der Levitenund blieben auch über Nacht rings um das Gotteshaus her, weil ihnen die Bewachung oblag und sie das Aufschließen zu besorgen hatten, und zwar Morgen für Morgen. Einige von ihnen hatten auch die Aufsicht über die gottesdienstlichen Geräte, die beim Hinein- wie beim Herausbringen allemal gezählt wurden. Ferner waren einige von ihnen für die Gerätschaften angestellt, und zwar für alle Gerätschaften des Heiligtums, sowie für das Feinmehl, den Wein, das Öl, den Weihrauch und die Spezereien. Einige von den Mitgliedern der Priesterschaft hatten die wohlriechenden Salb-Öle aus den Spezereien herzustellen; und Matthithja, einem der Leviten, dem Erstgeborenen des Korahiten Sallum, war die Pfannenbäckerei anvertraut. Ferner waren einige von den Kehathiten, ihren Geschlechtsgenossen, für die Schaubrote bestellt, die sie auf jeden Sabbat zuzurichten hatten. Angabe über die Tempelsänger; SchlußwortDas sind nun die Sänger, levitische Familienhäupter, die in den Zellen wohnten, von anderen Dienstleistungen befreit; denn Tag und Nacht waren sie in ihrem Amt beschäftigt. Das sind die levitischen Familienhäupter nach ihren Geschlechtern, die Häupter; diese wohnten in Jerusalem. Anhang: Die Bewohner Gibeons und ein zweites Geschlechtsregister des Hauses SaulsIn Gibeon aber wohnten: der Stammvater von Gibeon, Jehuel, dessen Frau Maacha hieß, und sein erstgeborener Sohn war Abdon; außerdem Zur, Kis, Baal, Ner, Nadab, Gedor, Ahjo, Sacharja und Mikloth; Mikloth aber zeugte Simeam. Auch diese wohnten ihren Stammesgenossen gegenüber in Jerusalem bei ihren Stammesgenossen. – Ner aber zeugte Abner, und Kis zeugte Saul, Saul zeugte Jonathan, Malchisua, Abinadab und Esbaal. Der Sohn Jonathans war Merib-Baal, und dieser zeugte Micha. Die Söhne Michas waren: Pithon, Melech, Thahrea und Ahas. Ahas zeugte Jara, Jara zeugte Alemeth, Asmaweth und Simri; Simri zeugte Moza, und Moza zeugte Binea; dessen Sohn war Rephaja, dessen Sohn Eleasa, dessen Sohn Azel. Azel aber hatte sechs Söhne, die hießen: Asrikam, Bochru, Ismael, Searja, Obadja und Hanan. Dies waren die Söhne Azels. II. Das Königtum Davids (Kap. 10-29)1. Sauls Untergang (1.Sam 31)a) Israel von den Philistern auf dem Gebirge Gilboa besiegt; Tod Sauls und seiner drei SöhneAls es aber zwischen den Philistern und Israeliten zur Schlacht kam, wurde die Mannschaft der Israeliten von den Philistern in die Flucht geschlagen, und (viele) Erschlagene lagen auf dem Gebirge Gilboa umher. Die Philister setzten dem Saul und seinen Söhnen hart nach und erschlugen Sauls Söhne Jonathan, Abinadab und Malchisua. Als dann ein wilder Kampf gegen Saul entstand und die Bogenschützen ihn entdeckt hatten, wurde er von Angst vor den Schützen ergriffen.A.L.: er wurde verwundet. Da befahl Saul seinem Waffenträger: »Ziehe dein Schwert und durchbohre mich, damit nicht diese Heiden kommen und ihren Mutwillen an mir auslassen!« Aber sein Waffenträger weigerte sich, weil er sich zu sehr fürchtete. Da nahm Saul sein Schwert und stürzte sich hinein. Als nun sein Waffenträger sah, daß Saul tot war, stürzte er sich gleichfalls ins Schwert und starb. So fanden Saul und seine drei Söhne den Tod: sein ganzes Haus kam gleichzeitig ums Leben. Als aber die gesamte israelitische Bevölkerung, die in der Ebene wohnte, gewahrte, daß die Israeliten geflohen waren und daß Saul mit seinen Söhnen gefallen war, verließen sie ihre Ortschaften und ergriffen die Flucht; da kamen die Philister und setzten sich darin fest. b) Das Schicksal der Leichname Sauls und seiner SöhneAls dann am folgenden Tage die Philister kamen, um die Gefallenen auszuplündern, fanden sie Saul und seine Söhne auf dem Gebirge Gilboa liegen. Da raubten sie ihn aus, nahmen seinen Kopf und seine Rüstung mit und sandten Boten in allen Teilen des Philisterlandes umher, um die Siegesbotschaft ihren Götzen und dem Volk zu verkünden. Seine Waffen legten sie im Tempel ihres Gottes nieder und nagelten seinen Schädel im Tempel Dagons an. Als aber die gesamte Einwohnerschaft von Jabes in Gilead alles erfuhr, was die Philister an Sauls Leichnam verübt hatten, machten sich alle streitbaren Männer auf, nahmen den Leichnam Sauls und die Leichen seiner Söhne mit sich und brachten sie nach Jabes; dann begruben sie ihre Gebeine unter der Terebinthe in Jabes und fasteten sieben Tage lang. c) Rückblick auf Sauls Verschuldung gegen GottSo fand Saul den Tod infolge seiner Treulosigkeit, deren er sich gegen den HERRN schuldig gemacht hatte, weil er das Gebot des HERRN nicht beobachtetd.h. beachtet, befolgt . und auch, weil er eine Totenbeschwörerin aufgesucht hatte, um sie zu befragen,A.Ü.: weil er einen Totengeist befragt hatte, um eine Offenbarung zu erhalten. statt sich an den HERRN um eine Offenbarung zu wenden. Darum ließ dieser ihn ums Leben kommen und wandte das Königtum David, dem Sohne Isais, zu. 2. Davids Salbung zu Hebron und die Eroberung Jerusalems (2.Sam 5,1-10)Nun fanden sich alle Israeliten bei David in Hebron ein und sagten: »Wir sind ja doch von deinem Fleisch und Bein! Schon früher, schon als Saul noch König war, bist du es gewesen, der Israel ins Feld und wieder heimgeführt hat; dazu hat der HERR, dein Gott, dir verheißen: ›Du sollst mein Volk Israel weiden, und du sollst Fürst über mein Volk Israel sein!‹« Als so alle Ältesten der Israeliten zum König nach Hebron gekommen waren, schloß David einen Vertrag mit ihnen in Hebron vor dem Angesicht des HERRN; dann salbten sie David zum König über Israel, entsprechend dem Wort des HERRN, das durch Samuel ergangen war. Als David dann mit ganz Israel gegen Jerusalem zog – das ist Jebus, und dort waren die Jebusiter, die das Land (noch) bewohnten –, da sagten die Bewohner von Jebus zu David: »Hier wirst du nicht eindringen!« Aber David eroberte die Burg Zion, das ist die (jetzige) Davidsstadt. Da sagte David:oder: David hatte aber bekanntgemacht. »Wer die Jebusiter zuerst schlägt, soll oberster Heerführer werden!« Da stieg Joab, der Sohn der Zeruja, zuerst hinauf und wurde dadurch Heerführer. David nahm dann seinen Wohnsitz auf der Burg; darum nannte man sie ›Davidsstadt‹; auch befestigte er die Stadt ringsum, von der Burg Millo an rund umher, während Joab die übrige Stadt wiederherstellte. Davids Macht wuchs nun immer mehr, weil der HERR der Heerscharen mit ihm war. 3. Verzeichnis und Heldentaten von Davids Kriegern (2.Sam 23,8-39)Folgendes sind die vornehmsten Helden Davids, die sich im Verein mit ganz Israel bei seiner Erhebung zur Königswürde fest zu ihm hielten, um ihn zum König zu machen, wie der HERR den Israeliten geboten hatte. Folgendes ist also das Verzeichnis der Helden Davids: Isbaal, der Sohn Hachmonis, das Haupt der Ritter, der seinen Speer über dreihundert (Feinden) schwang, die er auf einmal erschlagen hatte. Nach ihm kam Eleasar, der Sohn Dodos, der Ahohiter, der zu den drei (vornehmsten) Helden gehörte. Er befand sich (einst) mit David in Pas-Dammim, als die Philister sich dort zur Schlacht versammelt hatten. Nun war da ein Ackerstück mit Gerste; und als das übrige Heer vor den Philistern floh, da trat er mitten auf das Feld, behauptete es und schlug die Philister; so verlieh der HERR ihnen einen herrlichen Sieg. Wagnis dreier Helden (2.Sam 23,13-17)Einst kamen die drei vornehmsten von den dreißig Rittern zu David nach dem Felsennest hinab, in die Höhle Adullam, während das Heer der Philister sich im Tale Rephaim gelagert hatte. David befand sich aber damals in der Bergfeste, während eine Besatzung der Philister damals in Bethlehem lag. Da verspürte David ein Gelüst und rief aus: »Wer verschafft mir Wasser zu trinken aus dem Brunnen, der in Bethlehem am Stadttor liegt?« Da schlugen sich die drei (Helden) durch das Lager der Philister hindurch, schöpften Wasser aus dem Brunnen am Tor von Bethlehem und brachten es glücklich zu David hin. Aber dieser wollte es nicht trinken, sondern goß es als Spende für den HERRN aus mit den Worten: »Der HERR behüte mich davor, daß ich so etwas tun sollte! Ich sollte das Blut dieser Männer trinken, die unter Lebensgefahr hingezogen sind? Denn mit Daransetzung ihres Lebens haben sie es geholt!« Und er wollte es nicht trinken. Das hatten die drei Helden ausgeführt. Abisai und Benaja (2.Sam 23,18-23)Abisai aber, der Bruder Joabs, der war das Haupt der Dreißig; der schwang seinen Speer über dreihundert Feinden, die er erschlagen hatte, und besaß hohes Ansehen unter den Dreißig. Unter den Dreißig genoß er die höchste Ehre, so daß er auch ihr Oberster wurde; aber an die (ersten) drei Helden reichte er nicht heran. – Benaja, der Sohn Jojadas, ein tapferer Mann, groß an Taten, stammte aus Kabzeel; er war es, der die beiden Söhne Ariels aus Moab erschlug. Auch stieg er einmal in eine Zisterne hinab und erschlug drunten in der Grube einen Löwen an einem Tage, an dem Schnee gefallen war. Auch erschlug er den Ägypter, einen Riesen von fünf Ellen Länge, der einen Speer in der Hand hatte so dick wie ein Weberbaum; er aber ging mit einem Stecken auf ihn los, riß dem Ägypter den Speer aus der Hand und tötete ihn mit seinem eigenen Speer. Solche Taten vollführte Benaja, der Sohn Jojadas; er besaß hohes Ansehen unter den dreißig Rittern, ja, er war der geehrteste unter den Dreißig; aber an die (ersten) drei Helden reichte er nicht heran. David stellte ihn an die Spitze seiner Leibwache. Eine Liste anderer Helden Davids (2.Sam 23,24-39)Die (übrigen) ausgezeichnetsten Kriegshelden waren: Asahel, der Bruder Joabs; Elhanan aus Bethlehem, der Sohn Dodos; Sammoth aus Harod; Helez aus Pelet; Ira aus Thekoa, der Sohn des Ikkes; Abieser aus Anathoth; Sibbechai aus Husa; Ilai aus Ahoh; Maharai aus Netopha; Heled aus Netopha, der Sohn Baanas; Itthai, der Sohn Ribais, aus Gibea im Stamme Benjamin; Benaja aus Pirathon; Hiddai aus Nahale-Gaas; Abiel aus Araba; Asmaweth aus Bahurim; Eljahba aus Saalbon; Jasen aus Guni; Jonathan, der Sohn Sages, aus Harar; Ahiam, der Sohn Sachars, aus Harar; Elipheleth, der Sohn Urs; Hepher aus Mechera; Ahia aus Palon; Hezro aus Karmel; Naarai, der Sohn Esbais; Joel, der Bruder Nathans; Mibhar, der Sohn Hagris; Zelek, der Ammoniter; Nahrai aus Beeroth, der Waffenträger Joabs, des Sohnes der Zeruja; Ira aus Jattir; Gareb aus Jattir; Uria, der Hethiter; Sabad, der Sohn Ahlais; Adina, der Sohn Sisas, aus dem Stamme Ruben, ein Haupt der Rubeniten, und mit ihm dreißig Mann; Hanan, der Sohn Maachas, und Josaphat aus Methen; Ussia aus Asthera; Sama und Jehiel, die Söhne Hothams, aus Aroer; Jediael, der Sohn Simris, und sein Bruder Joha, der Thiziter; Eliel aus Mahanaim; Jeribai und Josawja, die Söhne Elnaams, und Jithma, der Moabiter; Eliel und Obed und Jaasiel aus Zoba. 4. Davids erste Anhänger in seiner Flüchtlingszeit und bei seiner Königswahla) Davids Anhänger in Ziklag und Adullam noch bei Lebzeiten SaulsUnd dies sind die Männer, die zu David nach Ziklag kamen, als er noch von Saul, dem Sohne des Kis, verbanntW.: vom Angesicht Sauls abgesperrt. war; auch sie gehörten zu den Helden, die ihm im Kampf halfen, ausgerüstet mit Bogen und geübt, mit der Rechten und mit der Linken Steine zu schleudern und Pfeile mit dem Bogen zu schießen. Von den Stammesgenossen Sauls aus (dem Stamme) Benjamin waren da: der Oberste Ahieser und Joas, der Sohn Semaas aus Gibea; ferner Jesiel und Pelet, die Söhne Asmaweths, Beracha und Jehu aus Anathoth, Jismaja aus Gibeon, ein Held unter den Dreißig und der Anführer der Dreißig; ferner Jeremia, Jahasiel und Johanan; Josabad aus Gedera; Elusai, Jerimoth, Bealja und Semarja; Sephatja aus Hariph; Elkana, Jissija, Asarel, Joeser und Jasobam, die Korhiter; Joela und Sebadja, die Söhne Jerohams, aus Gedor. Von den Gaditen aber gingen tapfere Helden zu David nach der Bergfeste in der Wüste über, kampfgeübte Krieger, die Schild und Lanze zu führen wußten, die anzusehen waren wie Löwen und schnellfüßig wie Gazellen auf den Bergen: der Oberste war Eser, der zweite Obadja, der dritte Eliab, der vierte Mismanna, der fünfte Jeremia, der sechste Atthai, der siebte Eliel, der achte Johanan, der neunte Elsabad, der zehnte Jeremia, der elfte Machbannai. Diese, von den Gaditen, waren Heerführer, deren unbedeutendster es mit hundert, deren tüchtigster es mit tausend Mann aufnehmen konnte. Diese waren es, die (einst) im ersten Monat über den Jordan setzten, als er alle seine Ufer überflutet hatte, und alle Bewohner der Niederungen, im Osten wie im Westen, in die Flucht jagten. Als aber einmal auch von den Benjaminiten und Judäern Leute zu David nach der Bergfeste kamen, trat David draußen vor sie hin und redete sie mit folgenden Worten an: »Kommt ihr als Freunde zu mir, um mir zu helfen, so will ich mich zu herzlicher Gemeinschaft mit euch vereinigen; wollt ihr mich aber an meine Feinde verraten, wiewohl kein Unrecht an meinen Händen klebt, so möge der Gott unserer Väter dareinsehen und es strafen!« Da rief Abisai, der (spätere) Hauptmann der Dreißig, von Begeisterung ergriffen, aus: »Dein sind wir, David, und mit dir halten wir es, Sohn Isais! Heil, Heil dir und Heil denen, die es mit dir halten! Denn dir hilft dein Gott!« Darauf nahm David sie an und machte sie zu Anführern von Kriegerscharen. Auch von den Manassiten traten einige zu David über, als er mit den Philistern gegen Saul zu Felde zog – ohne ihnen jedoch Hilfe zu leisten; denn die Fürsten der Philister hatten ihn aus ihrem Heere entlassen, nachdem sie eine Beratung gehalten hatten, weil sie sich sagten: »Um den Preis unserer Köpfe könnte er zu Saul, seinem Herrn, übergehen« –; während er dann also (wieder) nach Ziklag zog, fielen ihm folgende Manassiten zu: Adnah, Josabad, Jediael, Michael, Josabad, Elihu und Zillethai, Häupter der Tausendschaften von Manasse. Diese leisteten dem David Beistand gegen die Streifschar; denn sie waren sämtlich tapfere Krieger und wurden Anführer im Heere. Denn Tag für Tag kamen Leute zu David, um Kriegsdienste bei ihm zu tun, bis es ein großes Heer geworden war wie ein Heer Gottes. b) Zahl der Krieger bei Davids Königswahl in HebronFolgendes sind nun die Zahlen der zum Heeresdienst Gerüsteten, die sich bei David in Hebron einfanden, um ihm nach dem Befehl des HERRN das Königtum Sauls zu übertragen: Von den Judäern, die Schild und Lanze führten, waren es 6800 zum Kriegsdienst Gerüstete; – von den Simeoniten 7100 tapfere Krieger; – von den Leviten 4600; dazu Jojada, der Fürst über die zum Hause Aarons gehörigen Krieger, und mit ihm 3700 Mann; sodann Zadok, ein tapferer junger Held, dessen Familie 22 Hauptleute stellte; – von den Benjaminiten, Sauls Stammesgenossen, 3000 Mann; denn bis dahin hielt der größte Teil von ihnen noch treu zum Hause Sauls; – von den Ephraimiten 20800 tapfere, in ihren Familien hochangesehene Männer; – vom halben Stamm Manasse 18000, die mit Namen aufgeführt worden waren, daß sie hinziehen sollten, um David zum König zu machen; – von den Issaschariten, die sich auf die Zeitverhältnisse verstanden, um zu wissen, was Israel tun müsse: ihre 200 Häupter und unter deren Befehl ihre sämtlichen Stammesgenossen; – von Sebulon 50000 Mann, die zum Heeresdienst auszogen, in voller Kriegsrüstung und einmütig (zum Kampfe) sich ordnend; – von Naphthali 1000 Anführer und mit ihnen 37000 Mann mit Schild und Speer; – von den Daniten 28600 kampfgerüstete Leute; – von Asser 40000 Mann, die zum Heeresdienst auszogen, zum Kampfe bereit; – von jenseits des Jordans: von den Rubeniten, Gaditen und dem halben Stamm Manasse: 120000 Mann in voller feldmäßiger Kriegsrüstung. Alle diese Kriegsleute, zum Kampf in Schlachtreihen geordnet, kamen einmütigen Sinnes nach Hebron, um David zum König über ganz Israel zu machen; aber auch das ganze übrige Israel war einmütig in dem Entschluß, David zum König zu machen. Drei Tage lang blieben sie dort bei David, aßen und tranken; denn ihre Volksgenossen hatten für ihren Unterhalt gesorgt; außerdem brachten die in ihrer Nähe bis nach Issaschar, Sebulon und Naphthali hin Wohnenden Lebensmittel auf Eseln, Kamelen, Maultieren und Rindern herbei: Mundvorrat von Mehl, Feigenkuchen und Rosinenkuchen, Wein und Öl, auch Rinder und Kleinvieh in Menge; denn es herrschte eine freudige Stimmung in Israel. 5. Mißlingen der Einholung der Bundeslade aus Kirjath-Jearim nach Jerusalem (2.Sam 6,1-11)a) Aufbietung des ganzen Volkes zum Zweck der EinholungAls David sich dann mit den Anführern der Tausendschaften und der Hundertschaften, mit allen Fürsten beraten hatte, sagte er zu der ganzen Volksgemeinde Israels: »Wenn es euch gut dünkt und es vom HERRN, unserm Gott, gebilligt wird, so wollen wir schleunigst zu unseren übrigen Volksgenossen, die in allen Gegenden Israels zurückgeblieben sind, sowie zu den Priestern und den Leviten, die bei ihnen in den Ortschaften ihrer Bezirke wohnen, Boten senden, damit sie insgesamt zu uns herkommen; wir wollen dann die Lade unseres Gottes zu uns herüberholen; denn während der Regierung Sauls haben wir uns nicht um sie gekümmert.« Da erklärte sich die ganze Versammlung mit dem Vorschlage einverstanden; denn er hatte den Beifall des ganzen Volkes gefunden. So ließ denn David alle Israeliten vom ägyptischen Flusse Sihor an bis in die Gegend von Hamath hin zusammenkommen, damit sie die Lade Gottes aus Kirjath-Jearim herbeiholten. b) Mißlingen des Planes (2.Sam 6,1-9)Darauf zog David mit ganz Israel hinauf nach Baala, das ist nach Kirjath-Jearim, welches zu Juda gehört, um von dort die Lade Gottes heraufzuholen, die nach dem Namen des HERRN benannt ist, der über den Cheruben thront. Sie führten dann die Lade Gottes auf einem neuen Wagen aus dem Hause Abinadabs weg, indem Ussa und Ahjo den Wagen leiteten; David aber und alle Israeliten tanzten vor Gott her mit Aufbietung aller Kräfte: mit Gesängen und unter Begleitung von Zithern und Harfen, Handpauken, Zimbeln und Trompeten. Als sie nun so bis zur Tenne Kidons gekommen waren, streckte Ussa seine Hand aus, um die Lade festzuhalten, weil die Rinder ausgeglitten waren. Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Ussa, und er schlug ihn zur Strafe dafür, daß er mit der Hand nach der Lade gegriffen hatte, so daß er dort vor den Augen Gottes starb. Da wurde David tief betrübt darüber, daß der HERR einen solchen Schlag gegen Ussa geführt hatte;W.: Ussa einen Riß gerissen hatte. daher nannte man jenen Ort Perez-Ussa bis auf den heutigen Tag. c) Die Lade im Hause Obed-Edoms untergebracht (2.Sam 6,10-11)David aber geriet an jenem Tage in Furcht vor Gott, so daß er ausrief: »Wie kann ich da die Lade Gottes zu mir bringen?« Weil David also die Lade des HERRN nicht zu sich in die Davidsstadt bringen lassen wollte, ließ er sie abseits in das Haus des Gathiters Obed-Edom setzen. So blieb denn die Lade Gottes ein Vierteljahr lang bei der Familie Obed-Edoms, in dessen Hause, stehen; der HERR aber segnete das Haus Obed-Edoms und seinen gesamten Besitz. 6. Davids Palastbau und neue Heiraten; seine siegreichen Kriege mit den Philistern (2.Sam 5,11-25)Nun schickte Hiram, der König von Tyrus, Gesandte an David mit Zedernstämmen, dazu Steinmetzen und Zimmerleute, damit sie ihm einen Palast bauten; daran erkannte David, daß der HERR ihn als König über Israel bestätigt habe, weil sein Königtum zu hohem Ansehen erhoben worden war um seines Volkes Israel willen. Davids in Jerusalem geborene SöhneIn Jerusalem nahm sich David dann noch mehr Frauen und wurde Vater von noch mehr Söhnen und Töchtern. Dies aber sind die Namen der Söhne, die ihm in Jerusalem geboren wurden: Sammua und Sobab, Nathan und Salomo, Jibhar, Elisua, Elpelet, Nogah, Nepheg, Japhia, Elisama, Beeljada und Eliphelet. Zwei siegreiche Kämpfe Davids mit den Philistern (2.Sam 5,17-25)Als aber die Philister vernahmen, daß David zum König über ganz Israel gesalbt worden war, zogen die Philister insgesamt heran, um seiner habhaft zu werden; aber David erhielt Kunde davon und zog ihnen entgegen. Als nun die Philister eingedrungen waren und sich in der Ebene Rephaim ausbreiteten, richtete David die Anfrage an Gott: »Soll ich gegen die Philister hinaufziehen, und wirst du sie in meine Hand geben?« Da antwortete ihm der HERR: »Ziehe hin, ich will sie in deine Hand geben!« Als sie nun nach Baal-Perazim hinaufzogen und David sie dort geschlagen hatte, rief David aus: »Gott hat meine Feinde durch meine Hand durchbrochen, wie das Wasser einen Damm durchbricht!« Darum hat man jenem Ort den Namen Baal-Perazim gegeben. Da (die Philister) ihre Götterbilder dort zurückgelassen hatten, gab David den Befehl, daß man sie verbrennen solle. Die Philister zogen dann nochmals heran und breiteten sich in der Ebene (Rephaim) aus. Als David nun Gott wiederum befragte, antwortete dieser ihm: »Du sollst nicht hinter ihnen her hinaufziehen, sondern umgehe sie, damit du sie vom Baka-Gehölz her überfällst! Sobald du dann in den Wipfeln des Baka-Gehölzes das Geräusch von Schritten vernimmst, dann gehe zum Angriff über! Denn alsdann ist Gott vor dir her ausgezogen, um das Heer der Philister zu schlagen.« Da tat David, wie Gott ihm geboten hatte, und so schlugen sie das Heer der Philister von Gibeon bis nach Geser hin. Hierauf verbreitete sich der Ruhm Davids in alle Lande, und der HERR flößte allen Völkern Furcht vor ihm ein. 7. Überführung der Bundeslade nach dem Zion in Jerusalem (2.Sam 6,12-20)a) Vorbereitungen zur Überführung der heiligen Lade; Bezeichnung und Anweisung der tragenden LevitenHierauf baute er sich Häuser in der Davidsstadt und richtete für die Lade Gottes eine Stätte her, indem er ein Zelt für sie aufschlug. Damals ordnete David an: »Niemand darf die Lade Gottes tragen außer den Leviten! Denn diese hat der HERR dazu erwählt, die Lade Gottes zu tragen und ihm allezeit Dienste zu verrichten.« Dann entbot David das gesamte Israel nach Jerusalem, um die Lade des HERRN an die Stätte hinaufzuschaffen, die er für sie hatte herrichten lassen; und zwar ließ David die Nachkommen Aarons sowie die Leviten zusammenkommen, nämlich von den Nachkommen Kehaths: Uriel, den Obersten des Geschlechts, und seine Geschlechtsgenossen, hundertundzwanzig an der Zahl; von den Nachkommen Meraris: Asaja, den Obersten des Geschlechts, und seine Geschlechtsgenossen, zweihundertundzwanzig; von den Nachkommen Gersoms: Joel, den Obersten des Geschlechts, und seine Geschlechtsgenossen, hundertunddreißig; von den Nachkommen Elizaphans: Semaja, den Obersten des Geschlechts, und seine Geschlechtsgenossen, zweihundert; von den Nachkommen Hebrons: Eliel, den Obersten des Geschlechts, und seine Geschlechtsgenossen, achtzig; von den Nachkommen Ussiels: Amminadab, den Obersten des Geschlechts, und seine Geschlechtsgenossen, hundertundzwölf. – Darauf berief David die Priester Zadok und Abjathar und die Leviten Uriel, Asaja und Joel, Semaja und Eliel und Amminadab und richtete folgende Worte an sie: »Ihr seid die Familienhäupter der Leviten: so heiligt euch nun, ihr samt euren Geschlechtsgenossen! Denn ihr sollt die Lade des HERRN, des Gottes Israels, an die Stätte hinaufbringen, die ich für sie habe herrichten lassen. Weil ihr nämlich das vorige Mal nicht zugegen gewesen seid, hat der HERR, unser Gott, Unheil unter uns angerichtet, zur Strafe dafür, daß wir nicht in gebührender Weise Rücksicht auf ihn genommen hatten.« Da heiligten sich die Priester und die Leviten, um die Lade des HERRN, des Gottes Israels, hinaufzubringen; sodann hoben die Leviten die Lade Gottes so, wie Mose es nach dem Befehl des HERRN geboten hatte, auf ihre Schultern, indem sie die Tragstangen auf sich legten. b) Bestellung der levitischen Sänger, Musiker und TorhüterHierauf befahl David den Obersten der Leviten, ihre Geschlechtsgenossen, die Sänger, mit ihren Musikinstrumenten, den Harfen, Zithern und Zimbeln, antreten zu lassen, damit sie Musik und Gesang mit lautem Jubelschall ertönen ließen. Da stellten denn die Leviten Heman, den Sohn Joels, auf und von dessen Geschlechtsgenossen Asaph, den Sohn Berechjas, und von den Nachkommen Meraris, ihren Geschlechtsgenossen, Ethan, den Sohn Kusajas, und mit ihnen ihre Amtsgenossen zweiten Ranges: Sacharja, [den Sohn,] sowie Jaasiel, Semiramoth, Jehiel, Unni, Eliab, Benaja, Maaseja, Matthithja, Eliphelehu, Mikneja, Obed-Edom und Jeiel, die Torhüter; dazu die Sänger Heman, Asaph und Ethan mit kupfernen Zimbeln, um die Musik zu verstärken, Sacharja dagegen nebst Ussiel, Semiramoth, Jehiel, Unni, Eliab, Maaseja und Benaja mit Leiern, zu denen sie in hoher Tonlage sangen; ferner Matthithja, Eliphelehu, Mikneja, Obed-Edom, Jehiel und Asasja mit Harfen, zu denen sie mit Baßstimmen sangen und den Gesang leiteten. Kenanja ferner, der Oberste der Leviten beim Tragen (der heiligen Geräte), führte die Aufsicht beim Tragen, denn er verstand sich darauf; und Berechja und Elkana waren Torhüter bei der Lade; Sebanja aber sowie Josaphat, Nethaneel, Amasai, Sacharja, Benaja und Elieser, die Priester, bliesen die Trompeten vor der Lade Gottes her, während Obed-Edom und Jehia Torhüter bei der Lade waren. c) Davids persönliche Anteilnahme an der Überführung; das Opfer- und Dankfest (2.Sam 6,12-20)So zogen denn David und die Ältesten der Israeliten und die Befehlshaber der Tausendschaften hin, um die Lade mit dem Bundesgesetz des HERRN aus dem Hause Obed-Edoms voller Freude hinaufzubringen; und da Gott sich den Leviten, welche die Lade mit dem Bundesgesetz des HERRN trugen, gnädig bewies, opferte man sieben Stiere und sieben Widder. Dabei war David mit einem Überwurf von Byssus bekleidet, ebenso alle Leviten, welche die Lade trugen, sowie die Sänger und Kenanja, der das Tragen zu leiten hatte; David aber hatte ein linnenes Schulterkleid (darüber) angelegt. So brachte denn ganz Israel die Lade mit dem Bundesgesetz des HERRN unter lautem Jubel und Posaunenschall, mit Trompeten- und Zimbelklang und unter Harfen- und Zitherspiel hinauf. Da begab es sich, als die Lade mit dem Bundesgesetz des HERRN in die Davidsstadt einzog, daß Sauls Tochter Michal zum Fenster hinausschaute; als sie nun den König David so springen und tanzen sah, empfand sie Verachtung für ihn in ihrem Herzen. Nachdem man dann die Lade Gottes hineingebracht und sie im Innern des Zeltes, das David für sie hatte aufschlagen lassen, niedergesetzt hatte, brachte man Brandopfer und Heilsopfer vor Gott dar; und als David mit der Darbringung der Brand- und Heilsopfer fertig war, segnete er das Volk im Namen des HERRN und ließ dann unter sämtliche Israeliten, sowohl an Männer wie an Frauen, an einen jeden einen Brotkuchen, ein Stück Fleisch und einen Rosinenkuchen austeilen. d) Ordnung des Gesang- und Musikdienstes bei der LadeHierauf bestellte er mehrere Leviten zu Dienern vor der Lade des HERRN, damit sie dem HERRN, dem Gott Israels, Preis, Dank und Lob darbrächten, nämlich Asaph als Vorsteher und Sacharja als zweiten im Range nach ihm, ferner Jeghiel, Semiramoth, Jehiel, Matthithja, Eliab, Benaja, Obed-Edom und Jehiel, mit Musikinstrumenten, Harfen und Zithern, während Asaph die Zimbeln und die Priester Benaja und Jahasiel die Trompeten ständig vor der Lade mit dem Bundesgesetz Gottes erschallen ließen. e) Davids Dank- und Loblied (vgl. Psalm 105,1-15; Psalm 96; 106,1.47-48)Damals, an jenem Tage, beauftragte David zum erstenmal Asaph und seine Amtsgenossen, das Danklied auf den HERRN zu singen: Preiset den HERRN, ruft seinen Namen an, macht seine Taten unter den Völkern bekannt! Singet ihm, spielet ihm, redet von all seinen Wundern! Rühmt euch seines heiligen Namens! Es mögen sich herzlich freuen, die da suchen den HERRN! Fragt nach dem HERRN und seiner Stärke, suchet sein Angesicht allezeit! Gedenkt seiner Wunder, die er getan, seiner Zeichen und der Urteilssprüche seines Mundes, ihr Kinder Israels, seine Knechte, ihr Söhne Jakobs, seine Erwählten! Er, der HERR, ist unser Gott, über die ganze Erde ergehen seine Gerichte. Er gedenkt seines Bundes auf ewig, des Wortes, das er geboten auf tausend Geschlechter, (des Bundes) den er mit Abraham geschlossen, und des Eides, den er Isaak geschworen, den für Jakob er als Satzung bestätigt und für Israel als ewigen Bund, da er sprach: »Dir will ich Kanaan geben, das Land, das ich euch als Erbbesitztum zugeteilt!« Damals wart ihr noch ein kleines Häuflein, gar wenige und nur Gäste im Land; sie mußten wandern von Volk zu Volk und von einem Reich zur anderen Völkerschaft; doch keinem gestattete er, sie zu bedrücken, ja, Könige strafte er um ihretwillen: »Tastet meine Gesalbten nicht an und tut meinen Propheten nichts zuleide!« Singet dem HERRN, alle Lande, verkündet Tag für Tag sein Heil! Erzählt von seiner Herrlichkeit unter den Heiden, unter allen Völkern von seinen Wundertaten! Denn groß ist der HERR und hoch zu preisen, und mehr zu fürchten als alle anderen Götter; denn alle Götter der Heiden sind nichtige Götzen, doch der HERR hat den Himmel geschaffen. Hoheit und Pracht gehn vor ihm her, Macht und Wonne füllen seine Wohnstatt. Bringt dar dem HERRN, ihr Geschlechter der Völker, bringt dar dem HERRN Ehre und Preis! Bringt dar dem HERRN die Ehre seines Namens! Bringt Opfergaben und kommt vor sein Angesicht! Werft vor dem HERRN euch nieder in heiligem Schmuck! Erzittert vor ihm, alle Lande! Auch den Erdkreis hat er gefestigt, daß er nicht wankt. Des freue sich der Himmel, die Erde jauchze, und man sage unter den Heiden: »Der HERR ist König!« Es brause das Meer und was darin wimmelt! Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst! Dann werden auch jubeln die Bäume des Waldes vor dem HERRN, wenn er kommt, zu richten die Erde. Preiset den HERRN, denn er ist freundlich, ja, ewiglich währt seine Güte. Und betet: »Hilf uns, du Gott unsrer Hilfe! Bringe uns wieder zusammen und rette uns aus den Heiden, damit wir danken deinem heiligen Namen, uns deines Lobpreises rühmen!« Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Da rief alles Volk »Amen!« und »Preis sei dem HERRN!« f) Einrichtung des Torhüter-, Priester- und Sängerdienstes bei der Lade; Schluß des Festes(David) ließ dann Asaph und seine Geschlechtsgenossen dort vor der Bundeslade des HERRN verbleiben, damit sie den Dienst vor der Lade ständig so verrichteten, wie ein jeder Tag es erforderte; ebenso ließ er Obed-Edom, den Sohn Jeduthuns, und Hosa samt ihren Geschlechtsgenossen, achtundsechzig an der Zahl, als Torhüter dienen. Den Priester Zadok aber nebst seinen Geschlechtsgenossen, den Priestern, ließ er vor der Wohnung des HERRN auf der Höhe zu Gibeon weiter verbleiben, damit sie dem HERRN regelmäßig, morgens und abends, Brandopfer auf dem Brandopferaltar darbrächten, und zwar genau so, wie es im Gesetz geschrieben steht, das der HERR den Israeliten geboten hat. Bei ihnen befanden sich auch Heman und Jeduthun nebst den übrigen, die auserwählt und mit Namen bezeichnet worden waren, um das »Danket dem HERRN, denn seine Güte währet ewiglich!« zu singen. Dazu wurden ihnen Trompeten und Zimbeln gegeben zur Verwendung bei der Musik und Instrumente für die Gotteslieder; die Söhne Jeduthuns aber versahen den Dienst als Torhüter. – Darauf kehrte jedermann im Volk nach Hause zurück; David aber wandte sich dazu, seine Familie zu begrüßen. 8. Davids Plan eines Tempelbaues von Gott verworfen; die große Verheißung für David und sein Haus (2.Sam 7)a) Nathan billigt Davids Plan des TempelbauesAls nun David in seinem Hause wohnte, sagte er (eines Tages) zu dem Propheten Nathan: »Bedenke doch: ich wohne hier in einem Zedernpalast, während die Lade mit dem Bundesgesetz des HERRN unter Zelttüchern steht.« Da antwortete Nathan dem David: »Führe alles aus, was du im Sinn hast, denn Gott ist mit dir!« b) Gott verwirft den Plan; Nathans prophetische Rede; der Tempelbau soll von Davids Sohn ausgeführt werdenAber noch in derselben Nacht erging das Wort Gottes an Nathan folgendermaßen: »Gehe hin und sage meinem Knecht David: ›So hat der HERR gesprochen: Nicht du sollst mir das Haus zur Wohnung bauen; ich habe ja doch in keinem Hause gewohnt seit der Zeit, da ich die Israeliten aus Ägypten hergeführt habe, bis auf den heutigen Tag, sondern ich habe mich auf der Wanderung von einem Zelt zum andern und von einer Wohnung zur andern befunden. Habe ich etwa, solange ich unter allen Israeliten umherzog, zu einem von den Richtern Israels, die ich zu Hirten meines Volkes bestellt hatte, jemals auch nur ein Wort derart gesagt: ›Warum habt ihr mir kein Zedernhaus gebaut?‹ Darum sollst du jetzt meinem Knecht David folgendes sagen: ›So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: Ich habe dich von der Weide hinter der Herde weggeholt, damit du Fürst über mein Volk Israel würdest; und ich bin bei allem, was du unternommen hast, mit dir gewesen und habe alle deine Feinde vor dir her ausgerottet und habe dir einen Namen geschaffen, wie ihn nur die Größten auf Erden haben. Und ich will meinem Volke Israel eine Stätte anweisen und es daselbst einpflanzen, daß es an seiner Stätte ruhig wohnen kann und sich nicht mehr zu ängstigen braucht und daß gewalttätige Menschen es nicht mehr aufreiben wie früher, seit der Zeit, wo ich Richter über mein Volk Israel bestellt habe; sondern ich will alle deine Feinde demütigen und verkündige dir, daß der HERR dir ein Haus bauen wird. Und wenn einst deine Tage voll sind, so daß du zu deinen Vätern hingehst, dann will ich nach deinem Tode deine Nachkommenschaft, und zwar einen von deinen Söhnen, zu deinem Nachfolger erheben und ihm sein Königtum befestigen. Der soll mir dann ein Haus bauen, und ich will seinen Thron feststellen für immer.‹« c) Gottes große Heilsverkündigung an David betreffs der ewigen Dauer seines Hauses (2.Sam 7,14-17)»›Ich will ihm Vater sein, und er soll mir Sohn sein, und ich will ihm meine Gnade nicht entziehen, wie ich sie deinem Vorgänger entzogen habe, sondern für immer will ich ihn über mein Haus und mein Königtum einsetzen, und sein Thron soll feststehen für immer!‹« d) Davids Dank- und Bittgebet (2.Sam 7,17-29)Nachdem Nathan diesen Worten und dieser Offenbarung genau entsprechend zu David geredet hatte, ging der König David (in das Gotteszelt) hinein, setzte sich vor dem HERRN nieder und betete: »Wer bin ich, HERR, mein Gott, und was ist mein Haus, daß du mich bis hierher gebracht hast! Und dies hast du für noch nicht genügend gehalten, o Gott, sondern jetzt hast du auch in bezug auf das Haus deines Knechtes noch Verheißungen für ferne Zeiten gegeben und hast mich schauen lassen Geschlechter der Menschen, HERR, mein Gott.Die gegebene Übersetzung ist unsicher; vgl. 2.Sam 7,19 . Was soll da David noch weiter zu dir sagen [von der Ehre an deinem Knechte]? Du selbst kennst ja deinen Knecht! HERR, um deines Knechtes willen und nach deinem Wohlgefallen hast du all dieses Große getan, um alle diese Großtaten kundwerden zu lassen. HERR, niemand ist dir gleich, und es gibt keinen Gott außer dir nach allem, was wir mit eigenen Ohren vernommen haben. Und wo ist ein anderes Volk, das deinem Volke Israel gliche? Es ist das einzige Volk auf Erden, um deswillen Gott hingegangen ist, es sich zum Eigentumsvolk zu erkaufen, um dir einen Namen zu schaffen durch große und wunderbare Taten, indem du vor deinem Volke, das du aus Ägypten erlöst hast, Heidenvölker vertriebst. So hast du denn dein Volk Israel für alle Zeiten zu deinem Volk bestimmt, und du, HERR, bist ihr Gott geworden. Und nun, HERR – die Verheißung, die du in betreff deines Knechtes und seines Hauses ausgesprochen hast, möge für alle Zeiten gültig bleiben, und verfahre du so, wie du zugesagt hast! Dann wird dein Name sich als treu erweisen und für immer geehrt sein, wenn man sagt: ›Der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, ist der Gott für Israel‹; und das Haus deines Knechtes David wird Bestand vor dir haben! Denn du selbst, mein Gott, hast deinem Knechte die Offenbarung zuteil werden lassen, daß du ihm ein Haus bauen wollest; darum hat dein Knecht den Mut gefunden, dieses Gebet an dich zu richten. Und nun, HERR, du bist Gott, und nachdem du deinem Knechte diese herrliche Zusage gemacht hast – nun denn, so möge es dir auch gefallen, das Haus deines Knechtes zu segnen, damit es für immer vor dir bestehe! Denn was du, HERR, gesegnet hast, das ist gesegnet ewiglich!« 9. Davids Kriegstaten und oberste Beamte (2.Sam 8)a) Davids Siege über die Philister, Moabiter, Syrer und Edomiter (2.Sam 8,1-6)Nachmals besiegte David die Philister und unterwarf sie und entriß der Gewalt der Philister Gath und die zugehörigen Ortschaften. – Er besiegte auch die Moabiter, so daß sie ihm tributpflichtige Untertanen wurden. Davids Siege über die Syrer; die Verwendung der Beute; Glückwunsch des Königs ThouSodann besiegte David Hadareser, den König von Zoba, das nach Hamath zu liegt, als er ausgezogen war, um seine Herrschaft am Euphratstrom fest zu begründen. Dabei nahm David ihm 1000 Wagen, 7000 Reiter und 20000 Mann Fußvolk weg und ließ die Wagenpferde sämtlich lähmen; nur hundert Wagenpferde behielt er davon für sich. Als dann die Syrer von Damaskus dem König Hadareser von Zoba zu Hilfe kamen, erschlug David von den Syrern 22000 Mann und setzte dann Vögte über das damascenische Syrien ein, so daß die dortigen Syrer zu tributpflichtigen Untertanen Davids wurden. So verlieh der HERR dem David den Sieg auf allen Zügen, die er unternahm. Auch erbeutete David die goldenen Schilde, welche die Hofbeamten Hadaresers getragen hatten, und ließ sie nach Jerusalem bringen; und in Tibhath und Kun, den Städten Hadaresers, fiel dem König David sehr viel Kupfer in die Hände, woraus Salomo später das große eherne Becken sowie die Säulen und die kupfernen Gerätschaften anfertigen ließ. Als aber Thou, der König von Hamath, erfuhr, daß David die ganze Heeresmacht Hadaresers, des Königs von Zoba, geschlagen hatte, sandte er seinen Sohn Hadoram zum König David, um ihn zu begrüßen und ihm Glück zu wünschen, daß er aus dem Kriege mit Hadareser als Sieger hervorgegangen sei – Thou hatte nämlich auf dem Kriegsfuß mit Hadareser gestanden –, dazu allerlei goldene, silberne und kupferne Kunstgegenstände, die der König David ebenfalls dem HERRN weihte, wie er es auch mit dem Silber und Gold machte, das er von allen Völkern erhoben hatte, von den Edomitern, Moabitern, Ammonitern, Philistern und Amalekitern. Besiegung und Unterwerfung der Edomiter (2.Sam 8,13-14)Abisai aber, der Sohn der Zeruja, besiegteVermutlich ist in V.12 statt des obigen Textes zu lesen: Nach seiner Rückkehr vom Siege über die Syrer aber schlug er (David) … die Edomiter im Salztal und erschlug von ihnen 18000 Mann, worauf er Vögte über Edom einsetzte, so daß alle Edomiter Untertanen Davids wurden. So verlieh der HERR dem David den Sieg überall, wohin er zog. b) Davids oberste BeamteSo herrschte denn David über ganz Israel und ließ Recht und Gerechtigkeit in seinem ganzen Volke walten. – Joab, der Sohn der Zeruja, stand an der Spitze des Heeres; Josaphat, der Sohn Ahiluds, war Kanzler; Zadok, der Sohn Ahitubs, und Ahimelech, der Sohn Abjathars, waren Priester, Sawsa Staatsschreiber, Benaja, der Sohn Jojadas, Befehlshaber (der Leibwache) der Krethi und Plethi; und die Söhne Davids waren die Ersten zur Seite des Königs. 10. Besiegung der Ammoniter und Syrer; Kämpfe mit den Philistern (2.Sam 10,1-11,1; 12,26-31; 21,18-22)a) Das schmachvolle Vergehen der Ammoniter gegen Davids Gesandte (2.Sam 10,1-5)Danach begab es sich, daß der Ammoniterkönig Nahas starb und sein Sohn (Hanun) ihm in der Regierung nachfolgte. Da dachte David: »Ich will mich freundlich gegen Hanun, den Sohn des Nahas, beweisen, weil sein Vater sich mir gegenüber freundlich bewiesen hat.« So schickte denn David Gesandte hin, um ihm sein Beileid wegen (des Todes) seines Vaters ausdrücken zu lassen. Als aber die Gesandten Davids im Lande der Ammoniter bei Hanun angekommen waren, um ihm das Beileid zu bezeugen, sagten die Fürsten der Ammoniter zu Hanun: »Meinst du etwa, daß David Beileidsgesandte an dich deshalb geschickt hat, um deinem Vater eine Ehre zu erweisen? Nein, offenbar sind seine Gesandten nur deshalb zu dir gekommen, um das Land gründlich auszukundschaften und um zu spionieren.« Da ließ Hanun die Gesandten Davids festnehmen, ließ sie scheren und ihnen die Röcke halb abschneiden bis unter den Gürtel und entließ sie dann. So machten sie sich denn auf den Weg. Als man nun dem David meldete, was den Männern geschehen war, schickte er ihnen Boten entgegen – denn die Männer waren schwer beschimpft –; und der König ließ ihnen sagen: »Bleibt in Jericho, bis euch der Bart wieder gewachsen ist: dann kehrt zurück!« b) Ausbruch des Krieges; erster Sieg Joabs (2.Sam 10,6-14)Als nun die Ammoniter einsahen, daß sie David tödlich beleidigt hatten, schickten Hanun und die Ammoniter tausend Talente SilberTalent s. Anhang, Maße. hin, um von den Syrern in Mesopotamien und von den Syrern in Maacha und in Zoba Kriegswagen und Reiter in Sold zu nehmen. So nahmen sie denn 32000 Wagen in ihren Dienst, dazu den König von Maacha mit seinem Heere; die kamen und lagerten sich vor Medeba; die Ammoniter aber sammelten sich auch aus ihren Ortschaften und rückten zum Kampf ins Feld. Als David das erfuhr, ließ er Joab mit dem ganzen Heer, auch den Rittern, ausrücken. Die Ammoniter zogen dann aus der Stadt hinaus und stellten sich vor dem Stadttor in Schlachtordnung auf, während die Könige, die herbeigekommen waren, für sich im freien Felde standen. Als nun Joab sah, daß ihm sowohl von vorn als auch im Rücken ein Angriff drohe, nahm er aus allen auserlesenen israelitischen Kriegern eine Auswahl vor und stellte sich mit ihnen den Syrern gegenüber auf; den Rest des Heeres aber überwies er seinem Bruder Abisai, damit sie sich den Ammonitern gegenüber aufstellten. Dann sagte er: »Wenn die Syrer mir zu stark sind, so kommst du mir zu Hilfe; und wenn die Ammoniter dir überlegen sind, so komme ich dir zu Hilfe. Nur Mut! Wir wollen tapfer kämpfen für unser Volk und für die Städte unsers Gottes; der HERR aber möge tun, was ihm wohlgefällt!« Darauf rückte Joab mit der Mannschaft, die unter seinem Befehl stand, zum Angriff gegen die Syrer vor, und diese wandten sich vor ihm zur Flucht; und als die Ammoniter die Flucht der Syrer (vor Joab) gewahrten, flohen auch sie vor seinem Bruder Abisai und zogen sich in die Stadt zurück. Joab aber kehrte nach Jerusalem zurück. c) David persönlich im Felde; sein Sieg über die mit den Ammonitern verbündeten Syrer (2.Sam 10,15-19)Als nun die Syrer sich von den Israeliten geschlagen sahen, sandten sie Boten hin und ließen die Syrer von jenseits des Euphrats ins Feld rücken, und zwar unter der Führung Sophachs, des Feldherrn Hadaresers. Auf die Kunde hiervon bot David ganz Israel zum Kriege auf, überschritt den Jordan und gelangte (nach Helam). Als David sich dann den Syrern gegenüber in Schlachtordnung aufgestellt hatte und sie handgemein mit ihnen geworden waren, wurden die Syrer von den Israeliten in die Flucht geschlagen, und David erschlug von den Syrern 7000 Wagenkämpfer und 40000 Mann Fußvolk; auch den Feldherrn Sophach tötete er. Als sich nun die Leute Hadaresers von den Israeliten besiegt sahen, schlossen sie Frieden mit David und unterwarfen sich ihm. Infolgedessen hatten auch die Syrer keine Lust mehr, den Ammonitern noch Hilfe zu leisten. d) Joab erobert Rabba; Davids Triumph und Bestrafung der Ammoniter (2.Sam 12,26-31)Im folgenden Jahre aber führte Joab zu der Zeit, wo die Könige ins Feld zu ziehen pflegen, das Heer ins Feld und verwüstete das Land der Ammoniter; dann zog er hin und belagerte Rabba, während David in Jerusalem geblieben war. Als Joab dann Rabba erobert und zerstört hatte, nahm David ihrem Götzen Milkom die Krone vom Haupt – diese wog, wie er feststellte, ein Talent GoldTalent s. Anhang, Maße. und war mit einem kostbaren Edelstein besetzt; der kam (nun) auf das Haupt Davids –; und er führte aus der Stadt eine überaus reiche Beute weg. Die Bevölkerung aber, die sich dort vorfand, ließ er wegführen und stellte sie als Zwangsarbeiter an die Sägen, an die eisernen Picken und die Äxte. Ebenso verfuhr er mit allen übrigen Städten der Ammoniter. Dann kehrte David mit dem ganzen Heere nach Jerusalem zurück. e) Einige Heldentaten der Krieger Davids in den Philisterkriegen (2.Sam 21,18-22)Später kam es dann nochmals zum Kampf mit den Philistern bei Geser. Damals erschlug der Husathiter Sibbechai den Sippai, einen von den Riesenkindern, und so wurden sie gedemütigt. Als dann nochmals ein Kampf mit den Philistern stattfand, erschlug Elhanan, der Sohn Jairs, Lahmi, den Bruder Goliaths aus Gath, dessen Speerschaft wie ein Weberbaum war. – Als es dann wiederum zum Kampf bei Gath kam, war da ein Mann von riesiger Größe, der je sechs Finger und sechs Zehen hatte, im ganzen vierundzwanzig; auch dieser stammte von dem Riesengeschlecht. Er hatte die Israeliten verhöhnt; aber Jonathan, der Sohn Simeas, des Bruders Davids, erschlug ihn. Diese drei stammten aus dem Riesengeschlecht in Gath und fielen durch die Hand Davids und seiner Krieger. 11. Davids Volkszählung und ihre Bestrafung (2.Sam 24)a) David beschließt auf Satans Anstiften die Volkszählung trotz Joabs Warnung; Ergebnis der ZählungEs trat aber (der) Satan gegen Israel auf und verführte David dazu, eine Zählung der Israeliten vorzunehmen. So gebot denn David dem Joab und den Obersten des Volkes: »Geht hin und nehmt eine Zählung in Israel vor von Beerseba bis Dan und erstattet mir Bericht, damit ich die Zahl des Volkes erfahre!« Joab entgegnete: »Der HERR möge sein Volk, so zahlreich es auch jetzt schon ist, noch hundertmal zahlreicher werden lassen! Sie sind ja doch alle, mein Herr und König, gehorsame Untertanen meines Herrn. Warum hegt mein Herr solchen Wunsch? Warum soll Israel eine Verschuldung auf sich laden?« Aber der Befehl des Königs blieb trotz der Vorstellungen Joabs bestehen; und so machte sich denn dieser auf den Weg und durchwanderte ganz Israel. Als er dann nach Jerusalem zurückgekehrt war, teilte er David das Ergebnis der Volkszählung mit; da belief sich die Zahl der schwertbewaffneten Männer in ganz Israel auf 1 110000 und in Juda auf 470000 schwertbewaffnete Männer. Die Stämme Levi und Benjamin aber hatte er nicht mit in die Zählung einbegriffen; denn der Befehl des Königs war für Joab ein Greuel. b) Davids Reue; Eingreifen des Propheten Gad; David wählt zur Sühnung seiner Schuld ein VolkssterbenWeil aber diese ganze Sache das Mißfallen Gottes erregte, so daß er Israel schwer heimsuchte, betete David zu Gott: »Ich habe mich schwer dadurch versündigt, daß ich dies getan habe; nun aber, laß doch deinem Knecht seine Verschuldung ungestraft hingehen! Denn ich habe in großer Verblendung gehandelt.« Aber der HERR ließ Gad, dem Seher Davids, folgende Weisung zukommen: »Gehe hin und sage zu David: ›So hat der HERR gesprochen: Dreierlei lege ich dir vor! Wähle dir eines davon, damit ich es an dir zur Ausführung bringe!‹« Da begab sich Gad zu David und sagte zu ihm: »So hat der HERR gesprochen: ›Wähle dir entweder drei Jahre Hungersnot oder daß du drei Monate vor deinen Widersachern fliehen mußt und das Schwert deiner Feinde dir zusetzt oder daß das Schwert des HERRN und die Pest drei Tage lang im Lande wütet, so daß der Engel des HERRN im ganzen Bereich Israels Verderben anrichtet.‹ Und nun überlege, welche Antwort ich dem bringen soll, der mich gesandt hat!« Da sagte David zu Gad: »Mir ist sehr bange! Ich will lieber in die Hand des HERRN fallen, denn seine Gnadenerweise sind sehr groß; aber in die Hand der Menschen möchte ich nicht fallen!« c) Das göttliche Strafgericht; Davids Buß- und BittgebetSo ließ denn der HERR eine Pest über Israel kommen, so daß siebzigtausend Menschen in Israel den Tod fanden. Dann sandte der HERR einen Engel nach Jerusalem, um es zu verheeren; doch als er Verheerungen darin anrichtete, sah der HERR darein, und es gereute ihn das Unheil, und er gebot dem Engel, der die Verheerung anzurichten hatte: »Es ist genug so: laß jetzt deine Hand ruhen!« Der Engel des HERRN stand aber gerade bei der Tenne des Jebusiters Ornan. Als nun David aufblickte und den Engel des HERRN zwischen Erde und Himmel stehen sah, wie er das gezückte Schwert, das über Jerusalem ausgestreckt war, in der Hand hielt, da fielen David und die Ältesten, in Trauerkleider gehüllt, auf ihr Angesicht nieder, und David betete zu Gott: »Ach, ich bin’s ja, der die Volkszählung veranlaßt hat, und ich bin es, der gesündigt und ein großes Unrecht begangen hat! Diese Herde aber, was hat sie verschuldet? HERR, mein Gott, laß doch deine Hand mich und das Haus meines Vaters treffen, aber nicht dein Volk zum Sterben!« d) David erwirbt die Tenne Ornans und weiht sie zur Opfer- und Tempelstätte ein; Ende der PestNun gebot der Engel des HERRN dem Gad, er möge David sagen, David solle hinaufgehen und dem HERRN einen Altar auf der Tenne des Jebusiters Ornan errichten. Da begab sich David nach der Aufforderung, die Gad im Namen des HERRN an ihn gerichtet hatte, hinauf. [Als nun Ornan sich umwandte, sah er den Engel, während seine vier Söhne sich bei ihm versteckt hielten – Ornan drosch nämlich gerade Weizen –.] Als nun David zu Ornan kam und dieser aufblickte und David gewahrte, trat er aus der Tenne hinaus und verneigte sich vor David mit dem Angesicht bis zur Erde. Da sagte David zu Ornan: »Überlaß mir den Platz der Tenne hier, damit ich dem HERRN einen Altar darauf erbaue; für den vollen Geldeswert überlaß ihn mir, damit dem Sterben unter dem Volke Einhalt getan wird.« Da antwortete Ornan dem David: »Nimm ihn hin: mein Herr und König wolle tun, was ihm beliebt! Siehe da, ich gebe dir die Rinder zu den Brandopfern und die Dreschschlitten als Brennholz und den Weizen zum Speisopfer: das alles gebe ich her!« Aber der König David erwiderte dem Ornan: »Nein, käuflich will ich es von dir erwerben zum vollen Wert; denn ich will dir nicht dein Eigentum für den HERRN wegnehmen und will keine Brandopfer darbringen, die mir geschenkt sind!« So gab denn David dem Ornan für den Platz Gold im Gewicht von sechshundert Schekeln.Schekel s. Anhang, Maße. David erbaute alsdann dem HERRN dort einen Altar und brachte Brandopfer und Heilsopfer dar; und als er den HERRN anrief, erhörte dieser ihn, indem er Feuer vom Himmel auf den Brandopferaltar fallen ließ. Der HERR gebot alsdann dem Engel, und dieser steckte sein Schwert wieder in die Scheide. Weil David damals die Erfahrung gemacht hatte, daß der HERR ihn auf der Tenne des Jebusiters Ornan erhört hatte, brachte er dort Opfer dar. Aber die Wohnung des HERRN, die Mose in der Wüste hergestellt hatte, und der Brandopferaltar befanden sich zu jener Zeit auf der Höhe bei Gibeon. Doch David gewann es nicht über sich, dort vor Gott zu treten, um ihn zu verehren, weil er durch das Schwert des Engels des HERRN in Schrecken versetzt worden war. Und David erklärte: »Dies hier muß das Haus Gottes, des HERRN, werden und dies der Brandopferaltar für Israel!« 12. Davids Vorbereitungen für den Tempelbaua) Sammlung von BaumaterialienHierauf befahl David, man solle die FremdlingeGemeint sind die Überreste der alten Bevölkerung; s. 2.Chr 8,7-8., die sich im Lande Israel befanden, zusammenbringen, und er beschäftigte sie als Steinmetzen, um Quadersteine zum Bau des Tempels Gottes zuzuhauen. Auch Eisen beschaffte David in Menge zu Nägeln für die Torflügel und zu Klammern, ebenso Kupfer in solcher Menge, daß man es nicht wägen konnte; ferner zahllose Zedernstämme, denn die Sidonier und Tyrier brachten dem David Zedernholz in Menge. David dachte nämlich: »Mein Sohn Salomo ist noch jung und zart, der Tempel aber, der dem HERRN erbaut werden soll, muß überaus großartig werden, damit er in der ganzen Welt berühmt und bewundert dasteht; darum will ich die zum Bau erforderlichen Vorbereitungen für ihn treffen.« So traf denn David vor seinem Tode Zurüstungen in Menge. b) Davids Anweisungen an seinen Sohn SalomoSodann ließ er seinen Sohn Salomo zu sich kommen und machte es ihm zur Pflicht, dem HERRN, dem Gott Israels, einen Tempel zu erbauen. Dabei richtete David folgende Worte an Salomo: »Mein Sohn! Ich selbst hatte die Absicht, dem Namen des HERRN, meines Gottes, einen Tempel zu erbauen; aber da erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: ›Du hast Blut in Menge vergossen und schwere Kriege geführt; du darfst meinem Namen kein Haus erbauen, weil du viel Blut vor meinen Augen zur Erde hast fließen lassen. Doch wisse: ein Sohn wird dir geboren werden, der wird ein Mann der Ruhe sein, und ich will ihm Ruhe vor all seinen Feinden ringsum schaffen; denn Salomo soll sein Name sein, und Frieden und Ruhe will ich in Israel während seiner Regierung herrschen lassen. Der soll meinem Namen ein Haus erbauen; er soll mir als Sohn gelten und ich ihm als Vater, und seinen Königsthron über Israel will ich auf ewig feststellen.‹ Nun denn, mein Sohn: der HERR wolle mit dir sein, damit es dir gelingt, den Tempel des HERRN, deines Gottes, zu erbauen, wie er es von dir verheißen hat! Nur möge der HERR dir Klugheit und Einsicht verleihen, wenn er dich zum Herrscher über Israel bestellt, und (wolle geben,) daß du das Gesetz des HERRN, deines Gottes, beobachtestd.h. beachtest, befolgst .! Dann wirst du Glück haben, wenn du die Satzungen und Verordnungen gewissenhaft befolgst, die der HERR den Israeliten durch Mose geboten hat. Sei fest und stark! Fürchte dich nicht und laß dir nicht bange sein! Siehe, trotz meines mühseligen Lebens habe ich für den Tempel des HERRN hunderttausend Talente Gold und eine Million Talente SilberTalent s. Anhang, Maße. beschafft, ferner an Kupfer und Eisen so viel, daß es nicht zu wägen ist: in solcher Menge ist es vorhanden; auch Holzstämme und Steine habe ich beschafft, und du wirst noch mehr dazutun. Auch Werkleute stehen dir in großer Zahl zur Verfügung: Steinmetzen, Maurer und Zimmerleute, kunstverständige Männer jeder Art für alle Arbeiten in Gold und Silber, in Kupfer und Eisen ohne Zahl. Wohlan, gehe ans Werk, und der HERR sei mit dir!« c) Davids Mahnung an die Fürsten IsraelsHierauf forderte David alle Obersten Israels auf, seinem Sohne Salomo hilfreich zur Seite zu stehen, mit den Worten: »Ist nicht der HERR, euer Gott, mit euch gewesen, und hat er euch nicht ringsum Ruhe verschafft? Er hat ja die Bewohner des Landes in meine Gewalt gegeben, und das Land liegt unterworfen vor dem HERRN und seinem Volke da. So richtet denn euer Herz und euren Sinn darauf, den HERRN, euren Gott, zu suchen, und macht euch daran, das Heiligtum Gottes, des HERRN, zu erbauen, damit ihr die Bundeslade des HERRN und die heiligen Geräte Gottes in den Tempel bringen könnt, der dem Namen des HERRN erbaut werden soll!« 13. Einteilung und Amtsgeschäfte der Leviten, der Priester und der sonstigen Beamtena) Dienstordnung der Levitena) Zählung und Verrichtungen der LevitenAls nun David alt und lebenssatt war, machte er seinen Sohn Salomo zum König über Israel. Er ließ dabei alle Obersten Israels sowie die Priester und Leviten zusammenkommen; und als man die Leviten im Alter von dreißig und mehr Jahren zählte, ergab sich bei ihnen eine Kopfzahl von 38000 Männern. »Von diesen«, gebot David, »sollen 24000 dem Dienst am Hause des HERRN vorstehen, 6000 sollen Amtleute und Richter sein, 4000 Torhüter, und 4000 sollen zum Lobpreis des HERRN die Instrumente spielen, die ich zu diesem Zweck habe anfertigen lassen.« b) Einteilung der Leviten nach Gerson, Kehath und MerariDavid teilte sie dann in Abteilungen nach den Söhnen Levis, nach Gerson, Kahath und Merari. Zu den Gersoniten gehörten: Laedan und Simei. Die Söhne Laedans waren: Jehiel, das Oberhaupt, ferner Setham und Joel, zusammen drei. Die Söhne Simeis waren: Selomith, Hasiel und Haran, zusammen drei. Dies waren die Familienhäupter der Laedaniten. Die Söhne Simeis waren: Jahath, Sisa, Jehus und Beria; dies waren Simeis Söhne, zusammen vier; und zwar war Jahath das Oberhaupt und Sisa der zweite; Jehus und Beria aber hatten nicht viele Söhne; darum bildeten sie nur eine Familie, nur eine Klasse. Die Söhne Kehaths waren: Amram, Jizhar, Hebron und Ussiel, zusammen vier. Die Söhne Amrams waren: Aaron und Mose. Aaron aber wurde ausgesondert, damit er den Dienst für das Allerheiligste versehe, er und seine Nachkommen auf ewige Zeiten, um vor dem HERRN die Rauchopfer darzubringen, ihm zu dienen und in seinem Namen den Segen zu sprechen ewiglich. Was aber Mose, den Mann Gottes, betrifft, so wurden seine Söhne einfach zum Stamme Levi gerechnet. Die Söhne Moses waren: Gersom und Elieser; die Söhne Gersoms: Sebuel, das Oberhaupt. Und die Söhne Eliesers waren: Rehabja, das Oberhaupt; andere Söhne hatte Elieser nicht, während die Söhne Rehabjas überaus zahlreich waren. – Die Söhne Jizhars waren: Selomith, das Oberhaupt; die Söhne Hebrons: Jerija, das Oberhaupt, Amarja der zweite, Ussiel der dritte, Jekameam der vierte. Die Söhne Ussiels waren: Micha, das Oberhaupt, und Jissia, der zweite. Die Söhne Meraris waren: Mahli und Musi; die Söhne Mahlis: Eleasar und Kis. Eleasar aber hinterließ bei seinem Tode keine Söhne, sondern nur Töchter, die sich mit ihren Vettern, den Söhnen des Kis, verheirateten. Die Söhne Musis waren: Mahli, Eder und Jeremoth, zusammen drei. c) Dienstliche Anweisungen für die LevitenDies waren die Nachkommen Levis nach ihren Familien, die Familienhäupter, soviele ihrer gemustert wurden, nach Köpfen namentlich aufgezählt, die beim Dienst am Tempel des HERRN beschäftigt waren, von zwanzig Jahren an und darüber. Denn David dachte: »Der HERR, der Gott Israels, hat seinem Volke Ruhe verschafft und wohnt nun für immer in Jerusalem; so brauchen nun auch die Leviten das Zelt und alle zu seiner Bedienung erforderlichen Geräte nicht mehr zu tragen«; denn nach den letzten Anordnungen Davids waren die Leviten im Alter von zwanzig Jahren und darüber gezählt worden. Vielmehr dient nun ihre Amtstätigkeit zur Unterstützung der Nachkommen Aarons beim Dienst am Tempel des HERRN als Aufseher über die Vorhöfe und über die Zellen und über die Reinigung alles Heiligen, überhaupt für alles, was zu den Dienstleistungen am Tempel des HERRN gehört, außerdem für die Besorgung der aufgeschichteten Schaubrote und des Feinmehls zu den Speisopfern, für die ungesäuerten Fladen, für das Pfannenbackwerk und das Eingerührte sowie für alles (Messen mit) Hohl- und Längenmaßen. Auch müssen sie alle Morgen antreten, um dem HERRN Lob- und Danklieder zu singen, ebenso auch am Abend. Auch bei jeder Darbringung von Brandopfern für den HERRN haben sie an den Sabbaten, Neumonden und Festen Dienst zu tun, sooft Opfer nach der dafür feststehenden Ordnung regelmäßig dem HERRN darzubringen sind. So haben sie also die Geschäfte am Offenbarungszelt und die Geschäfte am Heiligtum, überhaupt die Geschäfte zur Unterstützung der Nachkommen Aarons, ihrer Stammesgenossen, beim Dienst am Tempel des HERRN zu besorgen. b) Die Priester- und Levitenklassena) Die Auslosung der 24 PriesterklassenWas sodann die Nachkommen Aarons betrifft, so waren ihre Abteilungen folgende: Die Söhne Aarons waren: Nadab und Abihu, Eleasar und Ithamar. Nadab und Abihu starben jedoch vor ihrem Vater, ohne Söhne zu hinterlassen; daher übten Eleasar und Ithamar den Priesterdienst allein aus. David teilte sie nun, im Einvernehmen mit Zadok von den Nachkommen Eleasars und mit Ahimelech von den Nachkommen Ithamars, in Klassen ein je nach ihrem Amt bei ihrer Dienstleistung. Dabei stellte es sich nun heraus, daß die Nachkommen Eleasars an Familienhäuptern zahlreicher waren als die Nachkommen Ithamars; daher teilte man sie so ab, daß auf die Nachkommen Eleasars sechzehn, auf die Nachkommen Ithamars acht Familienhäupter kamen. Man teilte sie aber, die einen wie die anderen, durch Lose ab; denn sowohl unter Eleasars als auch unter Ithamars Nachkommen gab es ›Fürsten des Heiligtums‹ und ›Fürsten Gottes‹; und Semaja, der Sohn Nethaneels, der Schriftführer unter den Leviten, schrieb sie in Gegenwart des Königs und der Fürsten sowie des Priesters Zadok und Ahimelechs, des Sohnes Abjathars, und der Familienhäupter der Priester und der Leviten auf: je eine Familie wurde für Ithamar ausgelost, und dann wurde je zweimal eine für Eleasar ausgelost. Das erste Los fiel auf Jojarib, das zweite auf Jedaja, das dritte auf Harim, das vierte auf Seorim, das fünfte auf Malchia, das sechste auf Mijjamin, das siebte auf Hakkoz, das achte auf Abia, das neunte auf Jesua, das zehnte auf Sechanja, das elfte auf Eljasib, das zwölfte auf Jakim, das dreizehnte auf Huppa, das vierzehnte auf Jesebab, das fünfzehnte auf Bilga, das sechzehnte auf Immer, das siebzehnte auf Hesir, das achtzehnte auf Happizzez, das neunzehnte auf Pethahja, das zwanzigste auf Jeheskel, das einundzwanzigste auf Jachin, das zweiundzwanzigste auf Gamul, das dreiundzwanzigste auf Delaja, das vierundzwanzigste auf Maasja. Dies war ihre Klassenordnung für ihren Dienst, damit sie entsprechend der durch ihren Ahnherrn Aaron für sie bestimmten Verordnung in den Tempel des HERRN einträten, wie der HERR, der Gott Israels, ihm geboten hatte. b) Die Levitenklassen und ihre VorsteherWas aber die übrigen Nachkommen Levis betrifft, so war von den Nachkommen Amrams Subael da, von den Nachkommen Subaels Jehdeja; von den Nachkommen Rehabjas war Jissia das Oberhaupt. – Von den Jizhariten: Selomoth, von den Nachkommen Selomoths: Jahath. – Die Nachkommen Hebrons waren: Jerija das Oberhaupt, Amarja der zweite, Jahasiel der dritte, Jekameam der vierte. – Die Nachkommen Ussiels waren: Micha; von den Nachkommen Michas: Samir. Michas Bruder war Jissia; von den Nachkommen Jissias: Sacharja. – Die Nachkommen Meraris waren: Mahli und Musi und die Nachkommen seines Sohnes Jaasia. Die Nachkommen Meraris von seinem Sohne Ussia waren: Soham, Sakkur und Ibri; von Mahli: Eleasar, der aber keine Söhne hatte, und Kis; von Kis: die Söhne des Kis: Jerahmeel. Die Nachkommen Musis waren: Mahli, Eder und Jerimoth. Dies waren die Nachkommen der Leviten nach ihren Familien. – Auch sie wurden ausgelost ganz wie ihre Stammesgenossen, die Nachkommen Aarons, in Gegenwart des Königs David und Zadoks und Ahimelechs sowie der Familienhäupter der Priester und der Leviten, und zwar die Familienhäupter ganz ebenso wie ihre jüngsten Stammesgenossen. c) Die Auslosung der 24 Abteilungen der heiligen Sänger und MusikerWeiter sonderte David mit den Heeresobersten von den Söhnen Asaphs, Hemans und Jeduthuns diejenigen aus, die auf Zithern, Harfen und mit Zimbeln als Leiter der geistlichen Kunstmusik für den heiligen Dienst tätig waren. Die Zahl der zu diesem Dienst bestellten Männer war folgende: Von den Söhnen Asaphs: Sakkur, Joseph, Nethanja und Asarela, die Söhne Asaphs, unter der Leitung Asaphs, der nach Anweisung des Königs geistliche Kunstmusik darbot. Von Jeduthun: Jeduthuns Söhne: Gedalja, Zeri, Jesaja, Hasabja, Matthithja und Simei, zusammen sechs, unter der Leitung ihres Vaters Jeduthun, der zum Lobpreis und zur Verherrlichung des HERRN geistliche Kunstmusik auf der Harfe darbot. Von Heman: Hemans Söhne: Bukkia, Matthanja, Ussiel, Subael, Jerimoth, Hananja, Hanani, Eliatha, Giddalthi, Romamthi-Eser, Josbekasa, Mallothi, Hothir und Mahasioth. Diese alle waren Söhne Hemans, des Sehers des Königs, nach der Verheißung Gottes, ihm das Horn zu erhöhen; denn Gott hatte dem Heman vierzehn Söhne und drei Töchter geschenkt. Diese alle waren unter der Leitung ihres Vaters Asaph beim Gesang im Tempel des HERRN mit Zimbeln, Harfen und Zithern für den Gottesdienst im Tempel nach der Anweisung des Königs, Asaphs, Jeduthuns und Hemans tätig. Ihre Anzahl, inbegriffen ihre Amtsgenossen, die im Gesang für den HERRN geübt waren, allesamt Künstler, betrug 288. Als sie nun die Losung zur Feststellung der Reihenfolge ihres Dienstes vornahmen, die jüngeren ganz wie die älteren, die Meister samt den Schülern, fiel das erste Los für Asaph auf Joseph nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das zweite auf Gedalja nebst seinen Brüdern und Söhnen, zusammen zwölf; das dritte auf Sakkur nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das vierte auf Jizri nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das fünfte auf Nethanja nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das sechste auf Bukkia nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das siebte auf Jesarela nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das achte auf Jesaja nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das neunte auf Matthanja nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das zehnte auf Simei nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das elfte auf Ussiel nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das zwölfte auf Hasabja nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das dreizehnte auf Subael nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das vierzehnte auf Matthitja nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das fünfzehnte auf Jeremoth nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das sechzehnte auf Hananja nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das siebzehnte auf Josbekasa nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das achtzehnte auf Hanani nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das neunzehnte auf Mallothi nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das zwanzigste auf Eliatha nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das einundzwanzigste auf Hothir nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das zweiundzwanzigste auf Giddalthi nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das dreiundzwanzigste auf Mahasioth nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das vierundzwanzigste auf Romamthi-Eser nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf. d) Die Abteilungen der levitischen TorhüterWas die Abteilungen der Torhüter betrifft, so gehörte von den Korahiten Meselemja, der Sohn Kores, zu den Nachkommen Ebjasaphs; Meselemjas Söhne aber waren: Sacharja der erstgeborene, Jediael der zweite, Sebadja der dritte, Jathniel der vierte, Elam der fünfte, Johanan der sechste, Eljehoenai der siebte. – Die Söhne Obed-Edoms waren: Semaja der erstgeborene, Josabad der zweite, Joah der dritte, Sachar der vierte, Nethaneel der fünfte, Ammiel der sechste, Issaschar der siebte, Pehullethai der achte; denn Gott hatte ihn gesegnet. – Auch seinem Sohne Semaja waren Söhne geboren, welche in ihrer Familie eine leitende Stellung einnahmen, denn sie waren tüchtige Männer. Die Söhne Semajas waren: Othni, Rephael, Obed, Elsabad und seine Brüder, Elihu und Semachja, wackere Männer. Diese alle gehörten zu den Nachkommen Obed-Edoms, sie, ihre Söhne und ihre Brüder, tüchtige Männer, tauglich zu Dienstleistungen, zusammen zweiundsechzig von Obed-Edom. – Auch Meselemja hatte Söhne und Brüder, tüchtige Männer, zusammen achtzehn. – Die Söhne Hosas, der zu den Nachkommen Meraris gehörte, waren: Simri als Oberhaupt – obwohl er nicht der Erstgeborene war, hatte ihn sein Vater doch zum Oberhaupt eingesetzt –, Hilkia der zweite Sohn, Tebalja der dritte, Sacharja der vierte; die Gesamtzahl aller Söhne und Brüder Hosas betrug dreizehn. Die Verteilung der Torhüter an die verschiedenen OrteDiesen Abteilungen der Torhüter, und zwar den Familienhäuptern, fielen gerade wie ihren Stammesgenossen Amtsgeschäfte im Dienst am Tempel des HERRN zu. Als man nämlich die Verlosung der einzelnen Tore nach den Familien, für die älteren wie für die jüngeren, vornahm, fiel für die Ostseite das Los auf Selemja. Auch für seinen Sohn Sacharja, einen klugen Ratgeber, warf man Lose, und das Los fiel für ihn auf die Nordseite; für Obed-Edom auf die Südseite und für seine Söhne auf das Vorratsgebäude; für Hosa auf die Westseite beim Tor Sallecheth, da wo die Straße ansteigt, eine Wache neben der andern. Auf der Ostseite waren täglich sechs Leviten auf Wache, nach Norden zu täglich vier, nach Süden zu täglich vier, und am Vorratsgebäude je zwei; am Parbar auf der Westseite: vier an der Straße und zwei am Parbar. Dies sind die Abteilungen der Torhüter von den Nachkommen der Korahiten und von den Nachkommen Meraris. e) Die levitischen Schatzmeister und die Beamten der VerwaltungIhre levitischen Stammesgenossen aber, welche die Aufsicht über die Schatzkammern des Hauses Gottes und über die Schätze an geweihten Gegenständen hatten, waren: die Nachkommen Ladans, die Nachkommen des Gersoniten Ladan, die Familienhäupter vom Geschlecht des Gersoniten Ladan, die Jehieliten. Die Nachkommen der Jehieliten waren: Setham und sein Bruder Joel, welche die Aufsicht über die Schätze des Gotteshauses hatten. – Was sodann die Amramiten, Jizhariten, Hebroniten und Ussieliten betrifft, so war Subael, ein Nachkomme Gersoms, des Sohnes Moses, Oberaufseher über die Schätze. – Was ferner seine Stammesgenossen von Elieser her betrifft, so war dessen Sohn Rehabja, dessen Sohn Jesaja, dessen Sohn Joram, dessen Sohn Sichri, dessen Sohn Selomith. Dieser Selomith und seine Brüder waren über alle Schätze an geweihten Gegenständen gesetzt, welche der König David und die Familienhäupter, ferner die Befehlshaber der Tausendschaften und der Hundertschaften sowie die Heerführer geweiht hatten, – von der Beute aus den Kriegen hatten sie sie geweiht, um das Haus des HERRN damit auszustatten –; auch alles, was der Seher Samuel und Saul, der Sohn des Kis, und Abner, der Sohn Ners, und Joab, der Sohn der Zeruja, geweiht hatten, überhaupt alle Weihgeschenke standen unter der Aufsicht Selomiths und seiner Geschlechtsgenossen. Aus (dem Geschlecht) der Jizhariten waren Kenanja und seine Söhne für die auswärtigen Geschäfte bezüglich Israels als Amtleute und Richter bestellt. – Aus (dem Geschlecht) der Hebroniten waren Hasabja und seine Geschlechtsgenossen, tüchtige Männer, 1700 an der Zahl, über die Verwaltung Israels westlich vom Jordan für alle Angelegenheiten des HERRN und für den Dienst des Königs eingesetzt. – Zu den Hebroniten gehörte Jerija, das Oberhaupt – was die Hebroniten betrifft, so forschte man nach ihren Geschlechtern und Familien im vierzigsten Regierungsjahre Davids, und es fanden sich unter ihnen tüchtige Männer zu Jaeser in Gilead –, dazu seine Stammesgenossen, tüchtige Männer, zusammen 2700; denen übertrug der König David die Verwaltung der Stämme Ruben, Gad und halb Manasse für alle Angelegenheiten Gottes und für die Angelegenheiten des Königs. 14. Die zwölf Heerführer, die Stammesfürsten und die sonstigen höheren Beamten Davidsa) Die Zwölfteilung des HeeresUnd dies waren die Israeliten nach ihrer Zahl, die Familienhäupter und die Befehlshaber der Tausendschaften und der Hundertschaften sowie ihre Amtleute, die im Dienst des Königs standen, in allen Angelegenheiten der Abteilungen, welche Monat für Monat, alle Monate des Jahres hindurch, antraten und abtraten; eine jede Abteilung war 24000 Mann stark. An der Spitze der ersten Abteilung für den ersten Monat stand Jasobeam, der Sohn Sabdiels, und seine Abteilung belief sich auf 24000 Mann; er gehörte zu den Nachkommen des Perez und war das Oberhaupt aller Heerführer für den ersten Monat. An der Spitze der Abteilung für den zweiten Monat stand Eleasar, der Sohn Dodais, der Ahohiter, und von seiner Abteilung war Mikloth der Oberaufseher; seine Abteilung belief sich auf 24000. Der dritte Heerführer für den dritten Monat war Benaja, der Sohn des Priesters Jojada, als Oberhaupt; seine Abteilung belief sich auf 24000 Mann. Dieser Benaja war ein Held unter den Dreißig und war über die Dreißig gesetzt, und bei seiner Abteilung stand sein Sohn Ammisabad. Der vierte, für den vierten Monat, war Joabs Bruder Asahel und nach ihm sein Sohn Sebadja; seine Abteilung belief sich auf 24000. Der fünfte, für den fünften Monat, war der Fürst Samhuth, der Jisrahither; seine Abteilung belief sich auf 24000. Der sechste, für den sechsten Monat, war Ira, der Sohn des Ikkes, aus Thekoa; seine Abteilung belief sich auf 24000. Der siebte, für den siebten Monat, war Helez, der Pelonite, aus dem Stamme Ephraim; seine Abteilung belief sich auf 24000. Der achte, für den achten Monat, war Sibbechai, der Hussathiter, aus den Serahiten; seine Abteilung belief sich auf 24000. Der neunte, für den neunten Monat, war Abieser aus Anathoth, aus dem Stamme Benjamin; seine Abteilung belief sich auf 24000. Der zehnte, für den zehnten Monat, war Maharai, von Netopha, aus den Serahiten; seine Abteilung belief sich auf 24000. Der elfte, für den elften Monat, war Benaja aus Pirathon, aus dem Stamme Ephraim; seine Abteilung belief sich auf 24000. Der zwölfte, für den zwölften Monat, war Heldai aus Netopha, aus dem Geschlecht Othniels; seine Abteilung belief sich auf 24000. b) Die zwölf Stammesfürsten IsraelsAn der Spitze der Stämme Israels standen: von den Rubeniten als Fürst Elieser, der Sohn Sichris; von den Simeoniten Sephatja, der Sohn Maachas; von Levi Hasabja, der Sohn Kemuels; von Aaron Zadok; von Juda Elihu, einer der Brüder Davids; von Issaschar Omri, der Sohn Michaels; von Sebulon Jismaja, der Sohn Obadjas; von Naphthali Jerimoth, der Sohn Asriels; von den Ephraimiten Hosea, der Sohn Asasjas; vom halben Stamm Manasse Joel, der Sohn Pedajas; vom anderen halben Stamm Manasse in Gilead Iddo, der Sohn Sacharjas; von Benjamin Jaasiel, der Sohn Abners; von Dan Asareel, der Sohn Jerohams. Dies waren die Fürsten der israelitischen Stämme. c) Bemerkung über die unvollständig gebliebene VolkszählungDavid hatte aber die Zählung der Israeliten von zwanzig Jahren an und darunter nicht vornehmen lassen, weil der HERR verheißen hatte, er wolle Israel so zahlreich machen wie die Sterne am Himmel. Joab, der Sohn der Zeruja, hatte zwar die Zählung begonnen, sie aber nicht zu Ende geführt; es war nämlich um ihretwillen ein Zorngericht über Israel ergangen; daher ist die Zahl nicht unter die Zahlen in der Zeitgeschichte des Königs David aufgenommen worden. d) Die Verwalter des königlichen Besitzes (Schatz- und Rentmeister)Und über die Schätze des Königs war Osmaweth, der Sohn Adiels, bestellt und als Rentmeister für die Besitzungen an Grundstücken in den Städten, Dörfern und Burgen Jonathan, der Sohn Ussias. Über die Feldarbeiter, die das Land zu bebauen hatten, war Esri, der Sohn Chelubs, gesetzt; über die Weinberge Simei aus Rama; über die Weinvorräte in den Weinkellern Sabdi, der Siphmite; über die Olivengärten und die Maulbeerfeigenbäume in der Niederung Baal-Hanan aus Gader; über die Ölvorräte Joas; über die Rinder, die in der Saron-Ebene weideten, Sitrai, der Saronite; über die Rinder in den Tälern Saphat, der Sohn Adlais; über die Kamele Obil, der Ismaelite; über die Eselinnen Jehdeja, der Meronothite; über das Kleinvieh Jasis, der Hagrite. Diese alle waren Verwalter des Vermögens, das der König David besaß. e) Die höchsten Reichsbeamten (Räte des Königs)Jonathan, Davids Oheim, war Rat, ein einsichtiger und gelehrter Mann; Jehiel, der Sohn Hachmonis, war Erzieher der Söhne des Königs. Ahithophel war königlicher Rat, und Husai, der Arkiter, der Vertraute des Königs. Nach Ahithophel war es Jojada, der Sohn Benajas, und Abjathar; Joab aber war der Feldhauptmann des Königs. 15. Davids letzter Reichstag und letzte Verfügungen in betreff des Tempelbaues und der Thronfolge; sein Gebet und Toda) Davids Ansprache an die Häupter IsraelsDavid berief zu einer Versammlung nach Jerusalem alle höchststehenden Männer der Israeliten, nämlich die Stammesfürsten, die Obersten der Abteilungen, die im Dienst des Königs standen,Gemeint sind wohl die Söldnertruppen. die Befehlshaber der Tausendschaften und der Hundertschaften, die Verwalter der liegenden und beweglichen Güter des Königs und seiner Söhne, samt den Kämmerern und den Rittern und allen übrigen hervorragenden Männern. David stellt den Oberen des Volkes Salomo als seinen Nachfolger vorDa erhob sich der König David (inmitten der Versammlung) von seinem Sitz und hielt folgende Ansprache: »Hört mich an, meine Brüder und mein Volk! Ich hatte selbst die Absicht, für die Lade mit dem Bundesgesetz des HERRN und für den Schemel der Füße unsers Gottes eine Unterkunftsstätte zu erbauen, und hatte schon Vorbereitungen für den Bau getroffen. Aber da sprach Gott zu mir: ›Du sollst meinem Namen kein Haus bauen; denn du bist ein Kriegsmann und hast Blut vergossen.‹ Nun hat aber der HERR, der Gott Israels, mich aus dem ganzen Hause meines Vaters erwählt, daß ich König für immer über Israel sein soll; denn Juda hat er zum Fürsten ausersehen und im Stamme Juda das Haus meines Vaters; und unter den Söhnen meines Vaters bin ich es, an dem er Wohlgefallen gefunden, so daß er mich zum König über ganz Israel gemacht hat. Von meinen sämtlichen Söhnen aber – der HERR hat mir ja viele Söhne geschenkt – hat er meinen Sohn Salomo dazu ersehen, auf dem Königsthrone des HERRN über Israel zu sitzen. Dabei hat er zu mir gesagt: ›Dein Sohn Salomo, der soll mein Haus und meine Vorhöfe bauen; denn ihn habe ich mir zum Sohn erwählt, und ich will ihm ein Vater sein; und ich will sein Königtum für immer fest gründen, wenn er so, wie es heute der Fall ist, daran festhält, meine Gebote und Weisungen zu beobachtend.h. beachten, befolgen; entsprechend im folgenden Vers ..‹ Und nun – vor den Augen von ganz Israel, der Gemeinde des HERRN, und vor den Ohren unseres Gottes ermahne ich euch: Beobachtet gewissenhaft alle Gebote des HERRN, eures Gottes, damit ihr im Besitz dieses schönen Landes bleibt und es später euren Nachkommen als Erbe auf ewig hinterlaßt!« b) Davids Anweisungen und Beisteuer an Salomo»Du aber, mein Sohn Salomo, erkenne den Gott deines Vaters und diene ihm mit ungeteiltem Herzen und mit willigem Geiste; denn der HERR erforscht alle Herzen und weiß um jeden geheimen Gedanken; wenn du ihn suchst, wird er sich von dir finden lassen, wenn du ihn aber verläßt, wird er dich für immer verwerfen. So sieh nun wohl zu! Denn der HERR hat dich dazu ersehen, ihm ein Haus zum Heiligtum zu erbauen: mache dich mutig ans Werk!« David übergibt dem Salomo das Modell des Tempelhauses und die für den Bau gesammelten SchätzeHierauf übergab David seinem Sohne Salomo das Modell der Vorhalle und des Tempelhauses, der Schatzkammern, Obergemächer und inneren Räume sowie des Raumes für die Sühnung; dazu den Plan von allem, was seinem Geiste vorschwebte:Richtiger wohl: was durch den Geist ihm zuteil geworden war (= was er durch den Geist im Sinn hatte). hinsichtlich der Vorhöfe des Tempelhauses des HERRN und der ringsum laufenden Zellen sowie hinsichtlich der Vorratskammern des Gotteshauses und der Schatzkammern für die geweihten Gegenstände; ferner (die Verordnungen) in betreff der Abteilungen der Priester und der Leviten sowie in betreff der ganzen Gestaltung der Dienstleistungen im Tempel des HERRN und bezüglich aller für den Tempeldienst erforderlichen Gerätschaften; hinsichtlich des Goldes – nach dem Gewicht des Goldes für jedes einzelne gottesdienstliche Gerät; desgleichen hinsichtlich aller silbernen Geräte – nach dem Gewicht für jedes einzelne gottesdienstliche Gerät; ebenso auch das Gewicht für die goldenen Leuchter und die zugehörigen goldenen Lampen – nach dem Gewicht eines jeden einzelnen Leuchters und der zugehörigen Lampen; auch für die silbernen Leuchter – nach dem Gewicht für jeden einzelnen Leuchter und die zugehörigen Lampen, wie es die Bestimmung jedes einzelnen Leuchters erforderte; ferner das Gold nach dem Gewicht für die Schaubrottische, für jeden einzelnen Tisch, und das Silber für die silbernen Tische; und für die Gabeln, Sprengschalen und Kannen – gediegenes Gold; ferner für die goldenen Krüge – nach dem Gewicht für jeden einzelnen Krug sowie für die silbernen Krüge – nach dem Gewicht für jeden einzelnen Krug; ferner für den Räucheraltar – geläutertes Gold nach dem bestimmten Gewicht; auch das Modell des Wagens,Mit dem Wagen (oder: Gefährt) sind die Cherube selbst gemeint; vgl. Hes 1 u. 10. nämlich der goldenen Cherube, die mit ausgebreiteten Flügeln die Bundeslade des HERRN überdecken sollten. »Über dies alles«, sagte David, »hat er mir Anweisung durch eine von der Hand des HERRN stammende Schrift gegeben, über alle zur Ausführung des Bauplanes erforderlichen Arbeiten.« Dann richtete David an seinen Sohn Salomo folgende Worte: »Sei stark und mutig und gehe ans Werk! Fürchte dich nicht und sei unverzagt! Denn Gott der HERR, mein Gott, wird mit dir sein: er wird dich nicht versäumen und dich nicht verlassen, bis alle Arbeiten für den Dienst am Hause des HERRN vollendet sind. Schon sind hier die Abteilungen der Priester und der Leviten für den gesamten Dienst am Hause Gottes bereit, und zur Verfügung stehen dir für die Ausführung des ganzen Werkes Männer, die zu allen Verrichtungen willig und geschickt sind, dazu auch die Fürsten und das ganze Volk für alle deine Anordnungen.« c) Die Beisteuer der Fürsten zum Tempelbau infolge der Mahnung DavidsHierauf redete der König David die ganze Versammlung folgendermaßen an: »Mein Sohn Salomo, [der einzige,] den Gott erwählt hat, ist noch jung und zart, das Werk aber gewaltig; denn nicht für einen Menschen ist dieser Prachtbau bestimmt, sondern für Gott den HERRN. Daher habe ich mit allen mir zu Gebote stehenden Kräften für das Haus meines Gottes Gold zu den goldenen, Silber zu den silbernen, Kupfer zu den kupfernen, Eisen zu den eisernen und Holz zu den hölzernen Geräten beschafft, außerdem Onyxsteine und Edelsteine zu Einfassungen, Steine zu Verzierungen, buntfarbige und kostbare Steine jeder Art und Marmorgestein in Menge. Überdies will ich infolge meines Eifers für das Haus meines Gottes das, was ich als eigenes Gut an Gold und Silber besitze, für das Haus meines Gottes hingeben, zu allem dem noch hinzu, was ich bereits für das heilige Haus beschafft habe, nämlich 3000 TalenteTalent s. Anhang, Maße. Gold, Ophirgold, und 7000 Talente geläutertes Silber, um die Wände der heiligen Räume damit zu überziehen und für alle sonstigen Arbeiten, zu denen die Künstler Gold und Silber gebrauchen. Wer ist nun bereit, heute gleichfalls für den HERRN eine Gabe von seinem Vermögen beizusteuern?« Da bewiesen die Familienhäupter und die Fürsten der Stämme Israels sowie die Befehlshaber der Tausendschaften und der Hundertschaften und die obersten Beamten im Dienst des Königs ihre Bereitwilligkeit und spendeten für den Bau des Gotteshauses 5000 Talente Gold und 10000 GoldstückeGoldstück (persische Darike) s. Anhang, Maße., 10000 Talente Silber, 18000 Talente Kupfer und 100000 Talente Eisen. Wer ferner Edelsteine besaß, gab sie für den Schatz des Hauses des HERRN an den Gersoniten Jehiel ab. Da freute sich das Volk über ihre Freigebigkeit; denn mit ungeteiltem Herzen hatten sie freiwillig für den HERRN beigesteuert; auch der König David war hoch erfreut. d) Davids SchlußgebetDa pries David den HERRN vor der ganzen Versammlung mit den Worten: »Gepriesen seist du, HERR, du Gott unsers Vaters Israel, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Dein, o HERR, ist die Hoheit und die Macht, die Herrlichkeit, der Ruhm und die Majestät; denn dein ist alles im Himmel und auf Erden. Dein, o HERR, ist die Herrschaft, und du bist als Haupt über alles erhaben. Reichtum und Ehre kommen von dir, und du bist Herrscher über alles; in deiner Hand liegen Kraft und Stärke, und in deiner Hand steht es, jedermann groß und stark zu machen. Nun denn, unser Gott: wir danken dir und rühmen deinen herrlichen Namen; denn wer bin ich, und was ist mein Volk, daß wir imstande sein sollten, freiwillige Gaben in solcher Weise darzubringen? Nein, von dir kommt dies alles, und aus deiner Hand haben wir dir gespendet. Wir sind ja nur Gäste und Fremdlinge vor dir wie alle unsere Väter; wie ein Schatten sind unsere Lebenstage auf Erden und ohne Hoffnung, (hienieden zu bleiben). HERR, unser Gott, dieser ganze Reichtum, den wir bereitgestellt haben, um dir ein Haus für deinen heiligen Namen zu bauen, – aus deiner Hand kommt er, und dein ist das alles! Ich weiß aber, mein Gott, daß du das Herz prüfst und an Aufrichtigkeit Wohlgefallen hast; – nun, ich habe dies alles mit aufrichtigem Herzen freiwillig gespendet und habe jetzt mit Freuden gesehen, daß auch dein Volk, das hier versammelt ist, dir bereitwillig Gaben dargebracht hat. HERR, du Gott unserer Väter Abraham, Isaak und Israel, erhalte solche Gesinnung und Denkweise immerdar im Herzen deines Volkes und richte ihr Herz auf dich hin! Meinem Sohne Salomo aber verleihe ein ungeteiltes Herz, daß er deine Gebote, deine Verordnungen und Weisungen beobachted.h. beachte, befolge . und alles tue, um den Prachtbau aufzuführen, den ich vorbereitet habe!« e) Feierlicher Schluß der Versammlung; Salomos Salbung zum König; Ende der Regierung DavidsAls David hierauf die ganze Versammlung aufforderte, den HERRN, ihren Gott, zu preisen, da priesen alle Versammelten den HERRN, den Gott ihrer Väter, verneigten sich und warfen sich vor dem HERRN und vor dem Könige nieder. Am folgenden Tage aber opferten sie dem HERRN Schlachtopfer und brachten dem HERRN Brandopfer dar, nämlich tausend Stiere, tausend Widder und tausend Lämmer nebst den zugehörigen Trankspenden, außerdem Schlachtopfer in Menge für ganz Israel. Dann aßen und tranken sie an jenem Tage vor dem HERRN voller Freude und machten Salomo, Davids Sohn, zum zweitenmal zum König und salbten ihn vor dem HERRN zum Fürsten und salbten Zadok zum Priester. So saß denn Salomo auf dem Throne des HERRN als König an Stelle seines Vaters David und hatte das Glück, daß ganz Israel ihn anerkannte und alle Fürsten und die Ritter sowie alle Söhne des Königs David sich dem König Salomo unterwarfen. Der HERR aber ließ dann Salomo zu überhaus hohem Ansehen bei ganz Israel gelangen und verlieh seinem Königtum einen Glanz, wie ihn vor ihm kein König über Israel besessen hatte. Davids Ende und die Quellen seiner GeschichteSo hatte nun David, der Sohn Isais, über ganz Israel geherrscht, und zwar betrug die Zeit seiner Regierung über Israel vierzig Jahre; in Hebron hatte er sieben Jahre geherrscht und in Jerusalem dreiunddreißig. Er starb in hohem Alter, satt an Lebenstagen wie an Reichtum und Ehren, und sein Sohn Salomo folgte ihm in der Regierung nach. Die Geschichte des Königs David aber findet sich bekanntlich von Anfang bis zu Ende aufgezeichnet in der Geschichte des Sehers Samuel sowie in der Geschichte des Propheten Nathan und in der Geschichte des Sehers Gad, samt seiner ganzen machtvollen Regierung und seinen Siegen und den Schicksalen, die ihn und Israel und alle Reiche der Länder betroffen haben. I. Das Königtum Salomos (Kap. 1-9)1. Salomos Regierungsantritt; sein Heer und sein Reichtum (1.Kön 3,1-15; 10,26-29)a) Salomos Opfer in GibeonAls nun Salomo, der Sohn Davids, sich in seiner Herrschaft befestigt hatte – der HERR, sein Gott, war nämlich mit ihm und ließ ihn überaus mächtig werden –, da ließ Salomo Befehl an ganz Israel ergehen, an die Befehlshaber der Tausendschaften und der Hundertschaften, an die Richter und alle Fürsten von ganz Israel, die Familienhäupter; und dann begab sich Salomo mit der ganzen Volksgemeinde nach der Höhe bei Gibeon; denn dort befand sich das Offenbarungszelt Gottes, das Mose, der Knecht des HERRN, in der Wüste hergestellt hatte – dagegen die Lade Gottes hatte David aus Kirjath-Jearim an den Platz hinaufgebracht, den David für sie hatte herrichten lassen; denn er hatte für sie in Jerusalem ein Zelt aufschlagen lassen –. Auch der kupferne Altar, den Bezaleel, der Sohn Uris, des Sohnes Hurs, hergestellt hatte, stand dort (in Gibeon) vor der Wohnung des HERRN; und Salomo und die Volksgemeinde suchten ihn dort auf. Salomo opferte dann dort vor dem HERRN auf dem kupfernen Altar, der zum Offenbarungszelt gehörte, und brachte tausend Brandopfer auf ihm dar. b) Die Gotteserscheinung (oder das Traumgesicht) nach dem Opfer (1.Kön 3,5-15)In jener Nacht erschien Gott dem Salomo und sprach zu ihm: »Bitte, was ich dir geben soll!« Da antwortete Salomo dem HERRN: »Du hast meinem Vater David große Liebe erwiesen und hast mich zum König an seiner Statt gemacht. So laß denn, HERR, mein Gott, deine Verheißung, die du meinem Vater David gegeben hast, in Erfüllung gehen! denn du hast mich zum König über ein Volk gemacht, das so zahlreich ist wie der Staub auf dem Erdboden. So verleihe mir nun Weisheit und Einsicht, damit ich mich diesem Volk gegenüber in rechter Weise zu verhalten weiß; denn wer vermöchte sonst dieses dein großes Volk zu regieren?« Darauf sagte Gott zu Salomo: »Weil du solche Gesinnung hegst und nicht um Reichtum, Schätze und Ehre oder um den Tod deiner Feinde, auch nicht um langes Leben gebeten, sondern dir Weisheit und Einsicht erbeten hast, um mein Volk, zu dessen König ich dich gemacht habe, regieren zu können: so soll dir die (erbetene) Weisheit und Einsicht verliehen sein; aber auch Reichtum, Schätze und Ehre will ich dir schenken, wie keiner von den Königen vor dir sie besessen hat und wie sie keiner nach dir jemals besitzen wird.« Darauf kehrte Salomo von der Höhe bei Gibeon, von dem Platz vor dem Offenbarungszelt, nach Jerusalem zurück und herrschte über Israel. c) Salomos Reichtum und Handel mit Wagen und Rossen (1.Kön 10,26-29)Salomo brachte zahlreiche Kriegswagen und Reitpferde zusammen, so daß er 1400 Wagen und 12000 Reitpferde besaß, die er in den Wagenstädten oder in seiner Nähe zu Jerusalem unterbrachte. Und der König brachte es dahin, daß es in Jerusalem so viel Silber und Gold gab wie Steine und daß die Zedernstämme den Maulbeerfeigenbäumen in der Niederung an Menge gleichkamen. Der Bezug der Pferde für Salomo erfolgte aus Ägypten, und zwar aus Koa; die Händler des Königs kauften sie nämlich dort in Koa auf, so daß ein Wagen bei der Ausfuhr aus Ägypten auf sechshundert Schekel SilberSchekel s. Anhang, Maße. zu stehen kam und ein Pferd auf einhundertundfünfzig. Ebenso wurden sie durch ihre Vermittlung an alle Könige der Hethiter und an die Könige von Syrien ausgeführt. 2. Salomos Vertrag mit Huram von Tyrus; Vorbereitungen zum Tempelbau (1.Kön 5,15-32)Darauf beschloß Salomo, dem Namen des HERRN einen Tempel und für sich selbst einen Königspalast zu bauen. So ließ er denn 70000 Lastträger und 80000 Steinhauer im Gebirge (Juda) und 3600 Aufseher über sie abzählen. a) Salomos Botschaft und Bitte an Huram (1.Kön 5,16-20)Dann schickte Salomo eine Gesandtschaft an den König Huram von Tyrus und ließ ihm sagen: »Wie du es bei meinem Vater David gehalten hast, indem du ihm Zedern sandtest, damit er sich einen Palast zu seinem Wohnsitz erbauen könnte, so halte es auch mit mir! Wisse wohl: ich bin im Begriff, dem Namen des HERRN, meines Gottes, ein Haus zu bauen und es ihm zu weihen, damit man wohlriechendes Räucherwerk vor ihm verbrennen und Schaubrote regelmäßig zurichten und Brandopfer an jedem Morgen und Abend, an den Sabbaten, sowie an den Neumonden und den (anderen) Festen des HERRN, unseres Gottes, darbringen kann, – das ist ja stehender Brauch in Israel. Das Haus aber, das ich bauen will, muß groß sein; denn unser Gott ist größer als alle anderen Götter. Freilich – wer vermöchte ihm ein Haus zu bauen, da doch der Himmel und aller Himmel Himmel ihn nicht fassen können? Und wer bin ich, daß ich ihm ein Haus bauen sollte? Es geschieht ja nur, um vor ihm (Opfer als) Räucherwerk zu verbrennen. So sende mir denn nun einen Mann, der sich auf Arbeiten in Gold und Silber, in Kupfer und Eisen, in rotem Purpur, karmesinfarbigen Stoffen und blauem Purpur versteht und geschickt ist, Steine zu schneiden, im Verein mit den Künstlern, die mir in Juda und Jerusalem zur Verfügung stehen und die mein Vater David schon beschafft hat. Sende mir auch Zedernstämme, Zypressen und Sandelholz vom Libanon; denn ich weiß, daß deine Leute sich darauf verstehen, die Bäume auf dem Libanon zu fällen; dabei sollen dann meine Leute den deinen behilflich sein. Es muß mir aber Holz in Menge beschafft werden; denn das Haus, das ich bauen will, soll von ungewöhnlicher Größe sein. Ich bin übrigens bereit, für deine Leute, die Holzhauer, welche die Bäume fällen, zum Unterhalt 20000 Kor Weizen, 20000 Kor Gerste, 20000 Bath Wein und 20000 Bath Öl zu liefern.«Kor und Bath (= ein zehntel Kor) s. Anhang, Maße. b) Hurams Antwort und Zusage (1.Kön 5,21-26)Huram, der König von Tyrus, antwortete in einem Briefe, den er an Salomo sandte, folgendermaßen: »Weil der HERR sein Volk liebt, hat er dich zum König über sie gemacht.« Dann fuhr Huram fort: »Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, der den Himmel und die Erde geschaffen hat, daß er dem König David einen weisen Sohn geschenkt hat, der so klug und einsichtsvoll ist, daß er dem HERRN einen Tempel und sich selbst einen Königspalast erbauen will! So sende ich dir denn einen kunstverständigen, einsichtsvollen Mann, nämlich Huram-Abi, den Sohn einer Danitin, der aber einen Tyrer zum Vater hat. Er versteht sich auf Arbeiten in Gold und Silber, in Kupfer und Eisen, in Steinen und Holz, in rotem und blauem Purpur, in Byssus und karmesinfarbigen Stoffen; er kann auch Schnitzarbeit jeder Art und alle Kunstarbeiten, die ihm übertragen werden, im Verein mit deinen Künstlern und den Künstlern meines Herrn David, deines Vaters, ausführen. So möge denn mein Herr den Weizen und die Gerste, das Öl und den Wein seinen Knechten senden, wie mein Herr es versprochen hat; wir aber wollen Bäume, soviele du überhaupt bedarfst, auf dem Libanon fällen und wollen sie dir als Flöße auf dem Meer nach Japho zuführen; du kannst sie dann von dort nach Jerusalem hinaufschaffen.« c) Salomo hebt die Nicht-Israeliten zu Fronarbeitern aus (1.Kön 5,27-32)Nun ließ Salomo alle Fremdlinge, die sich im Lande Israel befanden, zählen nach der (früheren) Zählung, die sein Vater David mit ihnen vorgenommen hatte; da fanden sich deren 153600. Von diesen machte er 70000 zu Lastträgern, 80000 zu Steinhauern im Gebirge (Juda) und 3600 zu Aufsehern, welche die Leute zur Arbeit anzuhalten hatten. 3. Beginn des Tempelbaues; die Ausstattung des Tempels (1.Kön 6; 7,13-51)Hierauf begann Salomo den Tempel des HERRN in Jerusalem zu bauen auf dem Berge Morija, wo der HERR seinem Vater David erschienen war, auf dem Platze, den David dazu bestimmt hatte, nämlich auf der Tenne des Jebusiters Ornan; und zwar begann er den Bau am zweiten (Tage) im zweiten Monat, im vierten Jahre seiner Regierung. a) Maße und Schmuck des Tempelhauses (1.Kön 6,14-22)Folgendes sind aber die Grundmaße, an welche Salomo sich beim Bau des Hauses Gottes hielt: die Länge betrug sechzig Ellen nach dem alten Maß und die Breite zwanzig Ellen. Die Halle, die sich vor der Breitseite des Großraumes des Hauses befand, war 20 Ellen lang und 20 Ellen hoch; er ließ sie im Inneren mit reinem Golde überziehen. Den großen Tempelraum täfelte er mit Zypressenholz, überzog dieses sodann mit gediegenem Gold und brachte Palmen und Blumengewinde darauf an. Weiter überzog er das Tempelhaus mit kostbaren Steinen zum Schmuck; das Gold aber war ParwaimgoldDie Lage des Landes Parwaim, von wo das Gold gekommen war, ist unbekannt.. Auch überkleidete er im Tempelhause die Balken (der Decke), die Schwellen, seine Wände und Türen mit Gold und ließ Cherube an den Wänden einschnitzen. b) Ausstattung des Allerheiligsten (1.Kön 6,23-30)Dann stellte er den Raum des Allerheiligsten her, dessen Länge entsprechend der Breite des Tempelhauses 20 EllenEine Elle (Großelle) etwa 52 cm. betrug; die Breite war auch 20 Ellen, und er ließ es mit feinem Gold im Betrage von sechshundert Talenten überziehen; das Gewicht der Nägel aber betrug fünfzig Schekel Gold.Talent und Schekel s. Anhang, Maße. Auch die Obergemächer erhielten eine Bekleidung von Gold. Sodann ließ er im Raum des Allerheiligsten zwei Cherube herstellen, ein Werk der Bildhauerkunst, und man überzog sie mit Gold. Die Flügel der Cherube hatten eine Gesamtlänge von zwanzig Ellen; der fünf Ellen lange Flügel des einen Cherubs berührte die Wand des Raumes, während der andere, ebenfalls fünf Ellen lange Flügel an den Flügel des anderen Cherubs stieß. Ebenso reichte der eine, fünf Ellen lange Flügel des zweiten Cherubs bis an die Wand des Raumes, während der andere, gleichfalls fünf Ellen lange Flügel an den Flügel des ersten Cherubs stieß, so daß die Flügel dieser beiden Cherube ausgebreitet zwanzig Ellen maßen. Sie selbst aber standen aufrecht auf ihren Füßen, und ihre Gesichter waren dem Innenraum des Tempels zugewandt. Weiter ließ er einen Vorhang von blauem und rotem Purpur, von karmesinfarbigem Stoff und Byssus herstellen und brachte Cherube darauf an. c) Die beiden ehernen Säulen vor dem Tempelhause (1.Kön 7,15-22)Dann ließ er vor dem Tempelhause zwei Säulen herstellen; sie waren 35 Ellen lang, und der Knauf oben darauf maß 5 Ellen; auch ließ er Kettenwerk für den unteren Saum der Knäufe anfertigen und es oben an den Säulen anbringen; an die Ketten aber tat er hundert kunstvoll gearbeitete Granatäpfel. Die Säulen ließ er dann auf der Vorderseite des Tempels aufstellen, die eine rechts, die andere links; und die rechtsstehende nannte er Jachin, die linksstehende Boas. d) Herstellung der Tempelgeräte (1.Kön 7,23-50)Weiter ließ er einen kupfernen Altar von 20 Ellen Länge, 20 Ellen Breite und 10 Ellen Höhe herstellen. – Auch fertigte er das aus Erz gegossene Meer an, das von einem Rande bis zum andern zehn Ellen maß, ringsum gerundet und fünf Ellen hoch; eine Schnur von dreißig Ellen war erforderlich, um es ganz zu umspannen. Unten an ihm waren Gebilde von wilden Gurken angebracht, die es rings umgaben, je zehn auf die Elle; sie bildeten einen Kranz um das Becken, zwei Reihen Gurken, die gleich bei seinem Guß mitgegossen worden waren. Es ruhte auf zwölf Rindern, von denen drei nach Norden, drei nach Westen, drei nach Süden und drei nach Osten gewandt waren; das Becken aber lag oben auf ihnen, und die Hinterseite war bei allen Rindern nach innen gekehrt. Die Dicke (der Wand) des Beckens betrug eine Handbreite, und sein Rand war wie ein Becherrand geformt, nach Art einer blühenden Lilie. An Inhalt faßte es dreitausend BathBath s. Anhang, Maße.. Er ließ auch zehn Becken anfertigen und fünf von ihnen rechts und fünf links aufstellen, damit man Waschungen darin vornähme; man spülte in ihnen die Stücke ab, die zum Brandopfer gehörten; das große Wasserbecken dagegen diente den Priestern für ihre Waschungen. – Weiter ließ er die goldenen Leuchter, zehn an der Zahl, so anfertigen, wie es der für sie geltenden Vorschrift entsprach, und stellte sie in den Tempel, fünf auf die rechte und fünf auf die linke Seite. – Weiter ließ er zehn Tische anfertigen und stellte sie im Tempel auf, fünf auf der rechten und fünf auf der linken Seite; auch ließ er hundert goldene Sprengschalen anfertigen. – Sodann stellte er den Vorhof der Priester und den großen Vorhof her und die Tore für den Vorhof; die dazugehörigen Torflügel überzog er mit Kupfer. Das große Wasserbecken aber stellte er auf der Südseite (des Tempelhauses) nach Osten zu auf, an der Südostecke des Tempels. Weiter fertigte Huram die Töpfe, die Schaufeln und die Sprengschalen an und vollendete so die Arbeiten, die er für den König Salomo im Gotteshause herzustellen hatte, nämlich die zwei Säulen mit den beiden kugelförmigen Knäufen oben auf den Säulen; dazu die zwei Geflechte zur Bekleidung der beiden kugelförmigen Knäufe oben auf den Säulen; ferner die vierhundert Granatäpfel für die beiden Flechtwerke; zwei Reihen Granatäpfel für jedes Flechtwerk [zur Bekleidung der beiden kugelförmigen Knäufe oben auf den Säulen]. Auch fertigte er die (zehn) Gestühle nebst den (zehn) Kesseln auf den Gestühlen an sowie das eine große Wasserbecken mit den zwölf Rindern unter ihm; auch die Töpfe, die Schaufeln und die Gabeln nebst allen anderen Geräten fertigte Huram-AbiwDieselbe Person wie in 2,12 . dem König Salomo für den Tempel des HERRN aus geglättetem Kupfer an. In der Jordanaue hatte der König sie gießen lassen an der Furt von Adama,Lesart unsicher; andere Übersetzung: in dichter Erde = in Formen der Tonerde. zwischen Sukkoth und Zereda. Salomo ließ aber alle diese Geräte in sehr großer Anzahl herstellen; denn das Gewicht des Erzes wurde nicht festgestellt. Weiter ließ Salomo alle die (Gold-) Geräte anfertigen, die zum Hause Gottes gehörten, nämlich den vergoldeten Altar und die Tische, auf denen die Schaubrote lagen; weiter die Leuchter samt den zugehörigen Lampen, damit sie vorschriftsmäßig vor dem Allerheiligsten angezündet würden, aus gediegenem Golde, dazu die Blüten und die Lampen und Lichtscheren aus Gold, und zwar aus lauterem Gold; weiter die Messer, Sprengschalen, Schüsseln und Räucherpfannen aus gediegenem Gold. Was schließlich die Türen des Tempels betrifft, so waren die inneren Türflügel am Eingang zum Allerheiligsten sowie die Flügeltüren des Tempelhauses, die in den großen Raum führten, von Gold. e) Die in den Schatzkammern untergebrachten KostbarkeitenAls nun alle Arbeiten, die Salomo für den Tempel des HERRN hatte herstellen lassen, fertig waren, ließ Salomo die Weihgeschenke seines Vaters David hineinbringen und legte das Silber, das Gold und sämtliche Geräte in den Schatzkammern des Gotteshauses nieder. 4. Die Einweihung des Tempels (1.Kön 8)a) Die Überführung der Bundeslade ins Allerheiligste (1.Kön 8,1-9)Damals ließ Salomo die Ältesten der Israeliten und alle Häupter der Stämme, die Fürsten der israelitischen Geschlechter, in Jerusalem zusammenkommen, um die Bundeslade des HERRN aus der Davidsstadt, das ist Zion, hinaufzubringen. So versammelten sich denn alle Israeliten beim König zum Fest, nämlich im Monat Ethanim, das ist der siebte Monat. Als nun alle Ältesten der Israeliten sich eingefunden hatten, hoben die Leviten die Lade auf und trugen sie hinauf, ebenso das Offenbarungszelt samt allen heiligen Geräten, die sich im Zelt befanden: die levitischen Priester trugen sie hinauf. Der König Salomo aber und die ganze Volksgemeinde Israel, die bei ihm versammelt war, standen vor der Lade und opferten so viele Stück Kleinvieh und Rinder, daß ihre Menge geradezu unzählbar war. Alsdann brachten die Priester die Lade mit dem Bundesgesetz des HERRN an den für sie bestimmten Platz, nämlich in den Hinterraum des Tempelhauses, in das Allerheiligste, unter die Flügel der Cherube; die Cherube hielten nämlich die Flügel ausgebreitet über den Platz, wo die Lade stand, so daß die Cherube eine Decke oben über der Lade und deren Tragstangen bildeten. Die Tragstangen aber waren so lang, daß die Spitzen der Stangen im Heiligtum an der Vorderseite des Allerheiligsten sichtbar waren; weiter draußen aber waren sie nicht zu sehen; und sie sindStatt »sie (d.h. die Tragstangen) sind« ist wohl zu lesen: »sie« (d.h. die Lade) »ist«. dort geblieben bis auf den heutigen Tag. In der Lade befand sich nichts als nur die beiden Tafeln, die Mose am Horeb hineingelegt hatte, als der HERR mit den Israeliten nach ihrem Auszug aus Ägypten einen Bund schloß. b) Die Erscheinung der Herrlichkeit Gottes (1.Kön 8,10-12)Als aber die Priester aus dem Heiligtum hinaustraten – alle Priester nämlich, die zugegen waren, hatten sich geheiligt, ohne daß man Rücksicht auf die (Reihenfolge der) Abteilungen genommen hatte, und die levitischen Sänger standen insgesamt, nämlich Asaph, Heman, Jeduthun nebst ihren Söhnen und Amtsgenossen, in Byssus gekleidet, mit Zimbeln, Harfen und Zithern auf der Ostseite des Altars und bei ihnen an hundertundzwanzig Priester, die auf Trompeten bliesen; es hatten aber die Trompeter und die Sänger wie ein Mann mit einer Stimme einzusetzen, um dem HERRN Lobpreis und Dank darzubringen –, sobald sich also der Schall der Trompeten und Zimbeln und der übrigen Musikinstrumente erhob und man das Loblied auf den HERRN anstimmte: »Denn er ist gütig, und seine Gnade währet ewiglich«: da wurde das Haus, der Tempel des HERRN, von einer Wolke erfüllt, so daß die Priester wegen der Wolke nicht hintreten konnten, um ihren Dienst zu versehen; denn die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Gotteshaus. c) Des Königs Weihespruch und Weiherede an das Volk (1.Kön 8,13-21)Damals sprach Salomo: »Der HERR hat erklärt, er wolle im Dunkel wohnen. Ich aber habe dir ein Haus zur Wohnung gebaut, eine Stätte zum Wohnsitz für dich auf ewige Zeiten!« Hierauf wandte der König sich um und sprach einen Segensspruch über die ganze Volksgemeinde Israel, wobei die ganze Gemeinde Israel stand. Dann sprach er: »Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, der die Verheißung, die er meinem Vater David mündlich gegeben, nun tatsächlich erfüllt hat, da er sagte: ›Seit der Zeit, da ich mein Volk (Israel) aus Ägypten hinausgeführt, habe ich aus allen Stämmen Israels nie eine Stadt dazu erwählt, daß mir daselbst ein Haus gebaut würde, an dem mein Name haften sollte; und ich habe auch niemand dazu erwählt, daß er Fürst über mein Volk Israel sein sollte. Dann aber habe ich Jerusalem erwählt, daß mein Name daselbst wohne, und ich habe David dazu ersehen, Herrscher über mein Volk Israel zu sein.‹ Nun hegte zwar mein Vater David den Wunsch, dem Namen des HERRN, des Gottes Israels, ein Haus zu bauen; aber der HERR ließ meinem Vater David verkünden: ›Daß du den Wunsch gehegt hast, meinem Namen ein Haus zu bauen, daran hast du wohlgetan; jedoch nicht du sollst das Haus bauen, sondern dein leiblicher Sohn, der dir geboren werden wird, der soll meinem Namen das Haus bauen.‹ Nun hat der HERR die Verheißung, die er gegeben, in Erfüllung gehen lassen; denn ich bin an die Stelle meines Vaters David getreten und habe den Thron Israels bestiegen, wie der HERR es verheißen hat, und ich habe dem Namen des HERRN, des Gottes Israels, den Tempel erbaut und habe daselbst die Lade aufgestellt, in der sich die Urkunde des Bundes befindet, den der HERR mit den Israeliten geschlossen hat.« d) Salomos Weihegebet (1.Kön 8,22-53)Hierauf trat er angesichts der ganzen Gemeinde Israels vor den Altar des HERRN und breitete seine Hände aus – Salomo hatte nämlich eine Kanzel von Kupfer anfertigen und sie mitten auf dem Tempelhofe aufstellen lassen; sie war fünf Ellen lang, fünf Ellen breit und drei Ellen hoch; auf diese trat er nun, ließ sich angesichts der ganzen Versammlung der Israeliten auf seine Knie nieder, breitete seine Hände gen Himmel aus und betete: »HERR, du Gott Israels! Kein Gott weder im Himmel noch auf der Erde ist dir gleich, der du den Bund und die Gnade deinen Knechten bewahrst, die mit ganzem Herzen vor dir wandeln. Du hast deinem Knechte David, meinem Vater, gehalten, was du ihm verheißen hattest; ja, was du mündlich zugesagt hattest, das hast du tatsächlich erfüllt, wie es heute sichtbar zu Tage liegt! Und nun, o HERR, Gott Israels! Halte deinem Knechte David, meinem Vater, die Verheißung, die du ihm gegeben hast mit den Worten: ›Es soll dir nie an einem (Nachkommen) fehlen, der vor meinem Angesicht auf dem Throne Israels sitze, wofern nur deine Nachkommen auf ihren Weg achthaben, daß sie nach meinem Gesetz wandeln, wie du vor mir gewandelt bist.‹ Nun also, o HERR, Gott Israels: laß deine Verheißung, die du deinem Knechte David gegeben hast, in Erfüllung gehen! Wie aber? Sollte Gott wirklich bei den Menschen auf der Erde Wohnung nehmen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen: wieviel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe! Und doch wende dich zu dem Gebet deines Knechtes und zu seinem Flehen, o HERR, mein Gott, daß du hörst auf das Rufen und das Gebet, das dein Knecht an dich richtet! Laß deine Augen bei Tag und bei Nacht offen stehen über diesem Hause, über der Stätte, von der du verheißen hast, du wollest deinen Namen daselbst wohnen lassen, daß du das Gebet erhörst, welches dein Knecht an dieser StätteRichtiger wohl: nach dieser Stätte hin(gewandt). verrichten wird! So erhöre denn das Flehen deines Knechtes und deines Volkes Israel, sooft sie an dieser StätteRichtiger wohl: nach dieser Stätte hin(gewandt). beten werden! Erhöre du es von der Stätte, wo du thronst, vom Himmel her, und wenn du es hörst, so vergib! Wenn sich jemand gegen seinen Nächsten vergeht und man ihm einen Eid auferlegt, den er schwören soll, und er kommt und schwört vor deinem Altar in diesem Hause: so wollest du es vom Himmel her hören und eingreifen und deinen Knechten Recht schaffen, indem du dem Schuldigen dadurch vergiltst, daß du sein Tun auf sein Haupt zurückfallen läßt, dem Unschuldigen aber dadurch zu seinem Recht verhilfst, daß du ihm zuteil werden läßt nach seiner Gerechtigkeit! Und wenn dein Volk Israel vom Feinde geschlagen wird, weil es sich an dir versündigt hat, sich dann aber bekehrt und deinen Namen bekennt und in diesem Hause zu dir betet und fleht: so wollest du es vom Himmel her hören und deinem Volke Israel die Sünde vergeben und sie in das Land zurückbringen, das du ihnen und ihren Vätern gegeben hast! Wenn der Himmel verschlossen bleibt und kein Regen fällt, weil sie sich an dir versündigt haben, und sie dann an dieser StätteRichtiger wohl: nach dieser Stätte hin(gewandt). beten und deinen Namen bekennen und sich von ihrer Sünde abkehren, weil du sie demütigst: so wollest du es im Himmel hören und deinen Knechten und deinem Volke Israel die Sünde vergeben, indem du ihnen den rechten Weg weisest, auf dem sie wandeln sollen, und wollest Regen fallen lassen auf dein Land, das du deinem Volk zum Erbbesitz gegeben hast! Wenn eine Hungersnot im Lande herrscht, wenn die Pest ausbricht, wenn Getreidebrand oder Vergilben des Getreides, Heuschrecken oder Ungeziefer über das Land kommen, wenn seine Feinde es in einer seiner Ortschaften bedrängen oder sonst irgendeine Plage oder irgendeine Krankheit sie heimsucht: was man alsdann erbittet und erfleht, es geschehe von einem einzelnen Menschen oder von deinem ganzen Volke Israel, wenn ein jeder sich in seinem Gewissen getroffen und von Reue ergriffen fühlt und er seine Hände nach diesem Hause hin ausstreckt: so wollest du es vom Himmel her hören an der Stätte, wo du thronst, und wollest Verzeihung gewähren und einem jeden ganz nach Verdienst vergelten, wie du sein Herz kennst – denn du allein kennst das Herz der Menschenkinder –, damit sie dich fürchten und allezeit auf deinen Wegen wandeln, solange sie in dem Lande leben, das du unsern Vätern gegeben hast! Aber auch den Fremdling, der nicht zu deinem Volke Israel gehört, sondern aus fernem Lande um deines großen Namens willen und wegen deiner starken Hand und deines hocherhobenen Armes hergekommen ist und vor diesem Tempel betet, wollest du vom Himmel her erhören, von der Stätte her, wo du thronst, und alles das tun, um was der Fremdling dich anruft, auf daß alle Völker der Erde deinen Namen kennen lernen und damit sie dich ebenso fürchten wie dein Volk Israel und damit sie inne werden, daß dieses Haus, welches ich erbaut habe, nach deinem Namen genannt ist! Wenn dein Volk gegen seine Feinde in den Krieg zieht auf dem Wege, den du sie senden wirst, und sie sich im Gebet zu dir nach dieser Stadt hin wenden, die du erwählt hast, und nach dem Tempel hin, den ich zu Ehren deines Namens erbaut habe: so wollest du ihr Gebet und Flehen vom Himmel her hören und ihnen zu ihrem Recht verhelfen! Wenn sie sich an dir versündigt haben – es gibt ja keinen Menschen, der nicht sündigt – und du ihnen zürnst und sie dem Feinde preisgibst, so daß ihre Besieger sie gefangen in ein fernes oder in ein nahes Land wegführen, und sie dann in dem Lande, wohin sie in die Gefangenschaft geführt sind, in sich gehen und sich bekehren und dich im Lande ihrer Gefangenschaft mit dem Bekenntnis anrufen: ›Wir haben gesündigt, wir haben uns vergangen und gottlos gehandelt!‹, wenn sie sich also in dem Lande ihrer Gefangenschaft, wohin man sie geschleppt hat, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele dir wieder zuwenden und zu dir beten in der Richtung nach ihrem Lande hin, das du ihren Vätern gegeben hast, und nach der Stadt hin, die du erwählt hast, und nach dem Tempel hin, den ich zu Ehren deines Namens erbaut habe: so wollest du ihr Gebet und Flehen vom Himmel her, von der Stätte, wo du thronst, erhören und ihnen zu ihrem Recht verhelfen und wollest deinem Volke vergeben, was sie gegen dich gesündigt haben! Nun denn, mein Gott, laß doch deine Augen offenstehen und deine Ohren aufmerken auf das Gebet an dieser Stätte! Und nun, mache dich auf, HERR, mein Gott, zu deiner Ruhestätte, du selbst und deine machtvolle Lade! Laß deine Priester, HERR, mein Gott, in Heil sich kleiden und deine Frommen sich freuen des Glücks! O HERR, mein Gott, weise deinen Gesalbten nicht ab! Gedenke der Gnadenerweise, die du deinem Knechte David verheißen hast!« e) Erscheinung der Herrlichkeit Gottes; Salomos und des Volkes feierliches Opferfest nebst Festversammlung (1.Kön 8,54-66)Als dann Salomo mit seinem Gebet zu Ende war, fuhr Feuer vom Himmel herab und verzehrte das Brandopfer und die Schlachtopfer, und die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Tempelhaus, so daß die Priester nicht in den Tempel des HERRN hineingehen konnten, weil die Herrlichkeit des HERRN den Tempel des HERRN erfüllte. Als nun alle Israeliten das Feuer herabfahren und die Herrlichkeit des HERRN über dem Tempel ausgebreitet sahen, knieten sie, das Angesicht zur Erde geneigt, auf das Steinpflaster nieder, vollzogen die Anbetung und priesen den HERRN, daß er gütig sei und daß seine Gnade ewig währe. Hierauf brachten der König und das ganze Volk Schlachtopfer vor dem HERRN dar, und zwar ließ Salomo als Schlachtopfer 22000 Rinder und 120000 Stück Kleinvieh schlachten: damit weihten der König und das ganze Volk den Tempel Gottes ein, während die Priester ihres Amtes warteten und (ebenso) die Leviten mit den gottesdienstlichen Musikinstrumenten, die der König David hatte anfertigen lassen, den Lobgesang auf den HERRN vortrugen, daß seine Güte ewig währe, und die Priester ihnen gegenüber in die Trompeten stießen, während alle Israeliten dabeistanden. – Damals weihte Salomo den mittleren Teil des Vorhofes, der vor dem Tempelhause des HERRN lag, zur Opferstätte; denn dort brachte er die Brandopfer und die Fettstücke der Heilsopfer dar, weil der kupferne Altar, den Salomo hatte herstellen lassen, die Brand- und Speiseopfer und die Fettstücke (der Heilsopfer) nicht fassen konnte. Auf diese Weise beging Salomo damals das Fest sieben Tage lang und ganz Israel mit ihm, eine gewaltige Festgemeinde, die zusammengekommen war von der Gegend bei Hamath an bis an den Bach Ägyptens. Am achten Tage aber hielten sie eine Festversammlung; denn die Einweihung des Altars hatte man sieben Tage lang gefeiert, und das Fest dauerte auch sieben Tage. Am dreiundzwanzigsten Tage des siebten Monats aber entließ Salomo das Volk in ihre Heimat, fröhlich und wohlgemut wegen der Wohltaten, mit denen der HERR (seinen Knecht) David und Salomo und sein Volk Israel gesegnet hatte. 5. Gottes abermalige Erscheinung und seine Antwort (Verheißung und Drohung) auf Salomos Gebet (1.Kön 9,1-9)Als nun Salomo den Tempel des HERRN und den königlichen Palast vollendet und alles, was er im Tempel des HERRN und in seinem Palast hatte schaffen wollen, glücklich ausgeführt hatte, da erschien der HERR dem Salomo nachts im Traume und sagte zu ihm: »Ich habe dein Gebet gehört und diesen Ort mir zur Opferstätte erkoren. Wenn ich den Himmel verschließe, so daß kein Regen fällt, oder wenn ich den Heuschrecken gebiete, das Land abzufressen, oder wenn ich die Pest unter mein Volk sende und mein Volk, das nach meinem Namen genannt ist, sich dann demütigt und (zu mir) betet und mein Angesicht sucht und sich von seinem bösen Tun bekehrt: so will ich sie vom Himmel her erhören und ihnen ihre Sünden vergeben und ihrem Lande Rettung schaffen. Fortan sollen also meine Augen offenstehen und meine Ohren aufmerken auf die Gebete an dieser Stätte. Und nunmehr habe ich dieses Haus erwählt und zu meinem Heiligtum gemacht, damit mein Name daselbst in Ewigkeit wohnt und meine Augen und mein Herz daselbst immerdar weilen. Wenn du nun vor mir ebenso wandelst, wie dein Vater David es getan hat, so daß du alles tust, was ich dir geboten habe, und meine Satzungen und Rechte beobachtestd.h. beachtest, befolgst ., so will ich den Thron deines Königtums feststellen, wie ich es deinem Vater David feierlich zugesagt habe mit den Worten: ›Es soll dir nie an einem (Nachkommen) fehlen, der über Israel herrsche.‹ Wenn ihr aber von mir abfallt und meine Satzungen und Gebote, die ich euch zur Pflicht gemacht habe, verlaßt und anderen Göttern zu dienen und sie anzubeten anfangt, so werde ich die Israeliten aus meinem Lande, das ich ihnen gegeben habe, hinwegreißen und dieses Haus, das ich meinem Namen geheiligt habe, keines Blickes mehr würdigen und werde es für alle Völker zum Gegenstand des Hohnes und Spottes machen. Und so erhaben dieser Tempel auch gewesen sein mag, so sollen doch alle, die an ihm vorübergehen, sich entsetzen; und wenn sie fragen: ›Warum hat der HERR diesem Lande und diesem Hause solches Geschick widerfahren lassen?‹, so wird man antworten: ›Zur Strafe dafür, daß sie den HERRN, den Gott ihrer Väter, der sie aus dem Lande Ägypten hinausgeführt hatte, verlassen und sich anderen Göttern zugewandt und sie angebetet und ihnen gedient haben: darum hat er all dieses Unglück über sie kommen lassen!‹« 6. Weitere Unternehmungen und Einrichtungen Salomos (1.Kön 9,10-28)a) Angaben über Salomos Städte- und FestungsbautenNach Ablauf der zwanzig Jahre aber, während deren Salomo den Tempel des HERRN und seinen Palast erbaut hatte, da befestigte Salomo die Städte, die Huram ihm abgetreten hatte, und wies sie Israeliten zum Wohnsitz an. Hierauf zog Salomo gegen Hamath-Zoba und unterwarf es. Er befestigte auch Thadmor in der Wüste und alle Vorratsstädte, die er in Hamath angelegt hatte. Weiter baute er das obere und das untere Beth-Horon zu festen Plätzen mit Mauern, Toren und Torriegeln aus; ebenso Baalath und alle Vorratsstädte, die er besaß, sowie alle Ortschaften, in denen die Kriegswagen und die Reitpferde untergebracht wurden, überhaupt alle Bauten, die Salomo in Jerusalem, auf dem Libanon und im ganzen Bereich seiner Herrschaft auszuführen wünschte. b) Salomos Fronarbeiter und deren Aufseher; Umzug seiner Gemahlin, der ägyptischen Prinzessin, in den für sie erbauten PalastAlles, was noch an Nachkommen von den Hethitern, Amoritern, Perissitern, Hewitern und Jebusitern übrig war, die nicht zu den Israeliten gehörten – die Nachkommen von ihnen, soweit sie im Lande noch übriggeblieben waren, weil die Israeliten sie nicht ausgerottet hatten –, die hob Salomo zum Frondienst aus, und sie sind Fronarbeiter geblieben bis auf den heutigen Tag. Von den Israeliten dagegen machte Salomo keinen zum Leibeigenen für seine Arbeit, sondern sie dienten im Heer als Kriegsleute, als Befehlshaber und als Obere über seine Kriegswagen und über seine Reiterei. – Die Zahl der Oberaufseher, die der König Salomo hatte, belief sich auf 250; sie hatten die Leute bei den Arbeiten zu beaufsichtigen. – Die Tochter des Pharaos aber brachte Salomo aus der Davidsstadt in den Palast hinauf, den er für sie hatte erbauen lassen; denn er sagte: »Es soll keine meiner Frauen im Hause Davids, des Königs von Israel, wohnen; denn das sind heilige Stätten, seitdem die Lade des HERRN in sie eingezogen ist.« c) Salomos Ordnung des Opfer- und TempeldienstesDamals brachte Salomo dem HERRN Brandopfer dar auf dem Altar, den er dem HERRN vor der Vorhalle errichtet hatte, und zwar so, daß er daselbst das opferte, was nach dem Gebot Moses an jedem Tage erforderlich war: an den Sabbaten, an den Neumonden und dreimal im Jahr an den Festen, nämlich am Fest der ungesäuerten Brote und am Wochenfest und am Laubhüttenfest. Auch bestellte er nach der Anordnung seines Vaters David die Abteilungen der Priester zu ihrem Dienst und die Leviten zu ihren Amtsverrichtungen, so daß sie die Lobgesänge anzustimmen hatten und den Priestern zur Hand gingen, wie jeder einzelne Tag es erforderte; ebenso die Torhüter nach ihren Abteilungen für die einzelnen Tore; denn so bestimmte es der Befehl Davids, des Mannes Gottes; und man wich in keinem Punkt von dem Gebot des Königs in betreff der Priester und der Leviten ab, auch nicht in betreff der Schatzkammern. – So wurde denn das ganze Werk Salomos vom Tage der Grundlegung des Tempels des HERRN an bis zu dessen Vollendung zur Ausführung gebracht, bis der Tempel des HERRN fertig dastand. d) Salomos OphirfahrtenDamals begab sich Salomo nach Ezjon-Geber und nach Eloth an der Küste des (Roten) Meeres im Lande der Edomiter; Huram aber sandte ihm durch seine Leute Schiffe und seekundige Leute, die zusammen mit Salomos Leuten nach Ophir fuhren und von dort 450 Talente Gold holten und es dem König Salomo überbrachten. 7. Salomos Königsherrlichkeit und Tod (1.Kön 10; 11,41-43)a) Besuch der Königin von Saba (1.Kön 10,1-13)Als aber die Königin von Saba den Ruhm Salomos vernahm, kam sie, um Salomo mit Rätselfragen auf die Probe zu stellen, nach Jerusalem mit einem sehr großen Gefolge und mit Kamelen, die Spezereien und Gold in Menge und Edelsteine trugen. Als sie nun bei Salomo angekommen war, trug sie ihm alles vor, was sie sich vorgenommen hatte; Salomo aber wußte ihr auf alle Fragen Antwort zu geben, und nichts war Salomo verborgen, worüber er ihr nicht hätte Auskunft geben können. Als nun die Königin von Saba sich von der Weisheit Salomos überzeugt hatte und den Palast sah, den er erbaut hatte, und die Speisen auf seiner Tafel und wie seine Hofleute dasaßen, ferner die Aufwartung seiner Dienerschaft und ihre Tracht, seine Mundschenken und deren Gewandung, dazu seine Brandopfer, die er im Tempel des HERRN darzubringen pflegte, da geriet sie vor Erstaunen ganz außer sich und sagte zum König: »Wahr ist das gewesen, was ich in meiner Heimat von dir und deiner Weisheit gehört habe. Ich wollte dem, was man mir erzählte, nicht glauben, bis ich jetzt hergekommen bin und mich mit eigenen Augen überzeugt habe. Und dabei hat man mir noch nicht einmal die Hälfte von deiner außerordentlichen Weisheit berichtet: du übertriffst noch das Gerücht, das ich vernommen habe. Beneidenswert sind deine Leute und beneidenswert diese deine Diener, die beständig vor dir stehen und deine Weisheit hören dürfen! Gepriesen sei der HERR, dein Gott, der Wohlgefallen an dir gefunden hat, so daß er dich auf seinen Thron als König für den HERRN, deinen Gott, gesetzt hat! Weil dein Gott Israel liebt, darum hat er, um ihm für immer Bestand zu verleihen, dich zum König über sie bestellt, damit du Recht und Gerechtigkeit übest!« – Hierauf schenkte sie dem König hundertundzwanzig Talente Gold und Spezereien in großer Menge sowie Edelsteine; niemals ist eine solche Menge von Spezereien beisammen gewesen, wie die Königin von Saba sie damals dem König Salomo schenkte. [Allerdings brachten auch die Leute Hurams und die Leute Salomos, wenn sie Gold aus Ophir geholt hatten, Sandelholz und Edelsteine mit; und der König ließ von dem Sandelholz Treppen sowohl für den Tempel des HERRN als auch für den königlichen Palast herstellen sowie Zithern und Harfen für die Sänger; aber derartiges war zuvor im Lande Juda nicht zu sehen gewesen.] Der König Salomo aber schenkte der Königin von Saba alles, wonach sie Verlangen trug und was sie sich erbat, abgesehen von dem Gegengeschenk für das, was sie dem König gebracht hatte. Hierauf trat sie mit ihrem Gefolge den Rückweg an und zog wieder heim. b) Salomos Reichtum, Kunst- und Prachtwerke und fremde Handelsartikel (1.Kön 10,14-29)Das Gewicht des Goldes, das für Salomo in einem Jahre einging, betrug 666 Talente Gold, ungerechnet die Einkünfte von den Karawanen und aus dem Handel der Kaufleute; dazu brachten auch alle Könige von Arabien und die Statthalter des Landes dem Salomo Gold und Silber. – Der König Salomo ließ auch zweihundert Langschilde von getriebenem Golde anfertigen: mit sechshundert Schekel getriebenen Goldes überzog er jeden Schild; ferner dreihundert Tartschen von getriebenem Golde: dreihundert Schekel Gold verwandte er auf den Überzug jeder Tartsche; der König brachte sie dann im Libanonwaldhause unter. – Weiter ließ der König einen großen Thron von Elfenbein anfertigen und ihn mit feinem Gold überziehen. Der Thron hatte sechs Stufen, und ein goldener Fußschemel war an dem Throne befestigt; auf beiden Seiten des Sitzplatzes befanden sich Armlehnen, und neben den Armlehnen standen zwei Löwen; außerdem standen zwölf Löwen auf den sechs Stufen zu beiden Seiten: ein derartiges Kunstwerk ist noch nie für irgendein Königreich hergestellt worden. – Alle Trinkgefäße des Königs Salomo bestanden aus Gold; auch alle Geräte des Libanonwaldhauses waren von feinem Gold; Silber wurde zu Salomos Zeiten für wertlos geachtet. Denn der König hatte Schiffe, die mit den Leuten Hurams nach Tharsis fuhren; einmal in drei Jahren kamen die Tharsisschiffe heim und brachten Gold und Silber, Elfenbein, Affen und Pfauen mit. c) Salomos Machtstellung und sein dadurch geförderter ReichtumSo übertraf denn der König Salomo alle Könige der Erde an Reichtum und Weisheit; und alle Könige der Erde suchten Salomo zu sehen, um sich persönlich von seiner Weisheit zu überzeugen, die Gott ihm ins Herz gelegt hatte. Dabei brachte jeder von ihnen sein Geschenk mit: silberne und goldene Geräte, Gewänder, Waffen und Spezereien, Rosse und Maultiere, Jahr für Jahr. – Salomo besaß auch 4000 Gespanne Rosse und Wagen und 12000 Reitpferde, die er in den Wagenstädten oder in seiner Nähe zu Jerusalem untergebracht hatte. Und er herrschte über alle Könige vom Euphratstrom an bis zum Philisterlande und bis an die Grenze Ägyptens. Und der König brachte es dahin, daß es in Jerusalem soviel Silber gab wie Steine und daß die Zedernstämme an Menge den Maulbeerfeigenbäumen in der Niederung gleichkamen. Und man führte für Salomo Pferde aus Ägypten und aus allen übrigen Ländern ein. d) Die Quellen der Geschichte Salomos; sein Tod (1.Kön 11,41-43)Die übrige Geschichte Salomos aber, die frühere wie die spätere, findet sich bekanntlich schon aufgezeichnet in der Geschichte des Propheten Nathan sowie in der Weissagung Ahias von Silo und in den Gesichten des Sehers Iddo über Jerobeam, den Sohn Nebats. Salomo hat aber vierzig Jahre lang in Jerusalem über ganz Israel geherrscht. Dann legte Salomo sich zu seinen Vätern, und man begrub ihn in der Stadt seines Vaters David. Sein Sohn Rehabeam folgte ihm in der Regierung nach. II. Geschichte der Könige von Juda von Rehabeam bis Zedekia (Kap. 10-36)1. Rehabeam und Jerobeam zu Sichem; die Spaltung des Reiches (1.Kön 12,1-24)a) Der Reichstag zu Sichem; Bitte der Israeliten um Erleichterung (1.Kön 12,1-5)Rehabeam begab sich nun nach Sichem; denn in Sichem hatten sich alle Israeliten eingefunden, um ihn zum König zu machen. Sobald nun Jerobeam, der Sohn Nebats, Kunde davon erhielt – er befand sich nämlich in Ägypten, wohin er vor dem König Salomo geflohen war –, da kehrte Jerobeam aus Ägypten zurück; man hatte nämlich hingesandt und ihn holen lassen. So kamen denn Jerobeam und das ganze Israel und trugen dem Rehabeam folgendes vor: »Dein Vater hat uns ein hartes Joch auferlegt; so erleichtere du uns jetzt deines Vaters harten Dienst und das schwere Joch, das er uns auferlegt hat, so wollen wir dir untertan sein!« Er antwortete ihnen: »Geduldet euch noch drei Tage, dann kommt wieder zu mir!« Nachdem sich nun das Volk entfernt hatte, b) Die Beratung Rehabeams (1.Kön 12,5-11)beriet sich der König Rehabeam mit den alten Räten, die seinem Vater Salomo bei dessen Lebzeiten gedient hatten, und fragte sie: »Welche Antwort ratet ihr mir diesen Leuten zu erteilen?« Sie erwiderten ihm: »Wenn du dich heute diesen Leuten gegenüber freundlich zeigst und sie gnädig behandelst und ihnen eine gütige Antwort erteilst, so werden sie dir stets gehorsame Untertanen sein.« Aber er ließ den Rat, den ihm die Alten gegeben hatten, unbeachtet und beriet sich mit den jungen Männern, die mit ihm aufgewachsen waren und jetzt in seinen Diensten standen. Er fragte sie: »Welche Antwort müssen wir nach eurer Ansicht diesen Leuten geben, die von mir eine Erleichterung des Joches verlangen, das mein Vater ihnen auferlegt hat?« Da gaben ihm die jungen Männer, die mit ihm aufgewachsen waren, folgende Antwort: »So mußt du den Leuten antworten, die von dir eine Erleichterung des schweren Joches verlangen, das dein Vater ihnen auferlegt hat, – so mußt du ihnen antworten: ›Mein kleiner Finger ist dicker als meines Vaters Lenden! Und nun: hat mein Vater euch ein schweres Joch aufgeladen, so will ich euer Joch noch schwerer machen; hat mein Vater euch mit Peitschen gezüchtigt, so will ich euch mit SkorpionenStachelpeitschen. züchtigen!« c) Abfall der zehn Stämme; Jerobeams Wahl zum König von Israel (1.Kön 12,12-20)Als nun Jerobeam mit dem ganzen Volk am dritten Tage zu Rehabeam kam, wie der König ihnen befohlen hatte mit den Worten: »Kommt am dritten Tage wieder zu mir!«, gab der König ihnen eine harte Antwort; denn der König Rehabeam ließ den Rat der Alten unbeachtet und gab ihnen nach dem Rat der jungen Männer folgende Antwort: »Hat mein Vater euch ein schweres Joch auferlegt, so will ich es noch schwerer machen; hat mein Vater euch mit Peitschen gezüchtigt, so will ich euch mit Skorpionen züchtigen.« So schenkte also der König dem Volke kein Gehör; denn von Gott war es so gefügt worden, damit der HERR seine Verheißung in Erfüllung gehen ließe, die er durch den Mund Ahias von Silo dem Jerobeam, dem Sohne Nebats, gegeben hatte. Als nun ganz Israel sah, daß der König ihnen kein Gehör schenkte, ließ das Volk dem König folgende Erklärung zugehen: »Was haben wir mit David zu schaffen? Wir haben nichts gemein mit dem Sohne Isais. Ein jeder begebe sich in seine Heimat, ihr Israeliten! Nun sorge für dein eigenes Haus, David!« So begaben sich denn sämtliche Israeliten in ihre Heimat, so daß Rehabeam nur über die Israeliten, die in den Ortschaften Judas wohnten, König blieb. Als dann der König Rehabeam Hadoram, den Oberaufseher über die Fronarbeiter, hinsandte, warfen die Israeliten ihn mit Steinen zu Tode. Da hatte der König Rehabeam nichts Eiligeres zu tun, als in seinen Wagen zu springen, um nach Jerusalem zu fliehen. So fiel Israel vom Hause Davids ab bis auf den heutigen Tag. d) Rehabeam steht auf Gottes Weisung vom Kriege gegen Israel ab (1.Kön 12,21-24)Als aber Rehabeam in Jerusalem angekommen war, bot er den Stamm Juda und Benjamin, 180000 auserlesene Krieger, zum Kampf gegen Israel auf, um das Königtum für Rehabeam wiederzugewinnen. Aber das Wort des HERRN erging an den Gottesmann Semaja also: »Sage zu Rehabeam, dem Sohne Salomos, dem König von Juda, und zu sämtlichen Israeliten in Juda und Benjamin also: ›So hat der HERR gesprochen: Ihr sollt nicht hinziehen, um mit euren Brüdern Krieg zu führen: kehrt allesamt nach Hause zurück! Denn von mir aus ist dies alles so gefügt worden.« Als sie die Weisung des HERRN vernahmen, kehrten sie um, ohne gegen Jerobeam zu ziehen. 2. Die Regierung Rehabeams (1.Kön 14,21-31)a) Rehabeams FestungsbautenSo blieb denn Rehabeam in Jerusalem und baute Ortschaften in Juda zu Festungen aus, und zwar befestigte er Bethlehem, Etam, Thekoa, Beth-Zur, Socho, Adullam, Gath, Maresa, Siph, Adoraim, Lachis, Aseka, Zorea, Ajjalon und Hebron, die in Juda und Benjamin lagen; die baute er zu festen Plätzen aus. Er machte aus ihnen starke Festungen, setzte Befehlshaber über sie und legte Vorräte von Lebensmitteln, von Öl und Wein hinein sowie in jeden Platz Schilde und Speere und setzte sie so in vorzüglich festen Stand. So waren denn Juda und Benjamin in seiner Gewalt. b) Zuzug von Priestern, Leviten und frommen Leuten aus dem ZehnstämmereichDie Priester und Leviten aber im gesamten Israel stellten sich ihm aus allen ihren Bezirken zur Verfügung. Die Leviten verließen nämlich ihre Wohnorte und ihr Besitztum und begaben sich nach Juda und Jerusalem, weil Jerobeam samt seinen Söhnen sie ihres Amtes als Priester des HERRN entsetzt und er sich eigene Priester für den Höhendienst sowie für die Feldteufeloder Bocksgestalten, Böcke, bestimmte Arten von Dämonen = bösen Geistern. und die Stierbilder bestellt hatte, die er hatte anfertigen lassen. Ihrem Vorgange folgend, kamen dann aus allen Stämmen Israels diejenigen, welche aufrichtig darauf bedacht waren, den HERRN, den Gott Israels, zu suchen, nach Jerusalem, um dem HERRN, dem Gott ihrer Väter, zu opfern. Diese stärkten das Reich Juda und befestigten Rehabeam, den Sohn Salomos, in der Herrschaft drei Jahre lang; denn drei Jahre lang wandelten sie auf dem Wege Davids und Salomos. c) Familiengeschichte RehabeamsRehabeam war aber mit Mahalath, einer Tochter Jerimoths, des Sohnes Davids, und der Abihail, der Tochter Eliabs, des Sohnes Isais, verheiratet; die gebar ihm Söhne, nämlich Jehus, Semarja und Saham. Nach ihr verheiratete er sich mit Maacha, der Tochter Absaloms, die ihm Abia, Atthai, Sisa und Selomith gebar. Rehabeam hatte aber Maacha, die Tochter Absaloms, lieber als alle seine anderen Frauen und Nebenweiber; er hatte sich nämlich achtzehn Frauen und sechzig Nebenweiber genommen, von denen ihm achtundzanzig Söhne und sechzig Töchter geboren wurden. Rehabeam setzte dann Abia, den Sohn der Maacha, zum Familienhaupt, zum Fürsten unter seinen Brüdern, ein; denn es war seine Absicht, ihn zum König zu machen. Dabei ging er klug zu Werke, indem er alle seine Söhne auf die einzelnen Landesteile von Juda und Benjamin und auf alle festen Plätze verteilte und ihnen ein reichliches Auskommen zuwies und Frauen in Menge für sie warb. d) Einfall und Plünderung des ägyptischen Königs Sisak; Auftreten des Propheten Semaja (1.Kön 14,25-31)Als Rehabeam sich aber auf dem Throne befestigt und seine Herrschaft gesichert hatte, fiel er und ganz Israel mit ihm vom Gesetz des HERRN ab. Da zog im fünften Jahre der Regierung Rehabeams der König Sisak von Ägypten mit 1200 Wagen und 60000 Reitern gegen Jerusalem heran, weil sie treulos am HERRN gehandelt hatten; und unzählbar war das Kriegsvolk, das mit ihm aus Ägypten kam: Libyer, Sukkiter und Äthiopier. Er eroberte die festen Plätze, die zu Juda gehörten, und drang bis Jerusalem vor. Da trat der Prophet Semaja vor Rehabeam und vor die Fürsten Judas, die sich vor Sisak nach Jerusalem zurückgezogen hatten, und sagte zu ihnen: »So hat der HERR gesprochen: ›Ihr habt mich verlassen; so habe denn auch ich euch verlassen und euch der Gewalt Sisaks preisgegeben!‹« Da demütigten sich die Fürsten Judas mit dem Könige und bekannten: »Der HERR ist gerecht!« Als nun der HERR sah, daß sie sich gedemütigt hatten, erging das Wort des HERRN an Semaja folgendermaßen: »Sie haben sich gedemütigt: ich will sie (daher) nicht vernichten, sondern ihnen in kurzem Rettung zuteil werden lassen, und mein Grimm soll sich nicht durch Sisak über Jerusalem ergießen! Doch sollen sie ihm dienstbar werden, damit sie den Unterschied zwischen meinem Dienste und dem Dienst der weltlichen Königreiche kennenlernen.« So zog denn Sisak, der König von Ägypten, gegen Jerusalem heran und raubte die Schätze des Tempels des HERRN und die Schätze des königlichen Palastes: alles raubte er, auch die goldenen Schilde nahm er weg, die Salomo hatte anfertigen lassen. An deren Stelle ließ der König Rehabeam kupferne Schilde herstellen und übergab sie der Obhut der Befehlshaber seiner Leibwache, die am Eingang zum königlichen Palast die Wache hatte. Sooft sich nun der König in den Tempel des HERRN begab, kamen die Leibwächter und trugen die Schilde und brachten sie dann wieder in das Wachtzimmer der Leibwache zurück. Weil er sich aber gedemütigt hatte, wandte sich der Zorn des HERRN von ihm ab, so daß er ihn nicht gänzlich zugrunde richtete; es fand sich ja damals auch in Juda noch manches Gute. e) Schluß der Regierung Rehabeams und die Quellen seiner GeschichteSo befestigte sich denn der König Rehabeam zu Jerusalem wieder in der Herrschaft und regierte weiter; im Alter von einundvierzig Jahren nämlich hatte Rehabeam den Thron bestiegen, und siebzehn Jahre regierte er in Jerusalem, der Stadt, die der HERR aus allen Stämmen Israels erwählt hatte, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. Seine Mutter hieß Naama und war eine Ammonitin. Er hatte aber böse gehandelt, weil er nicht darauf bedacht gewesen war, den HERRN zu suchen. Die Geschichte Rehabeams aber, die frühere wie die spätere, findet sich bekanntlich aufgezeichnet in der Geschichte des Propheten Semaja und in der des Sehers Iddo. Die Kriege zwischen Rehabeam und Jerobeam aber gingen ohne Unterbrechung fort. Als Rehabeam sich dann zu seinen Vätern gelegt hatte, wurde er in der Davidsstadt begraben, und sein Sohn Abia folgte ihm in der Regierung nach. 3. Die Regierung des Königs Abia (1.Kön 15,1-8)a) Abias Krieg mit Jerobeam; seine Ansprache an das Heer JerobeamsIm achtzehnten Jahre (der Regierung) des Königs Jerobeam wurde Abia König über Juda. Er regierte drei Jahre in Jerusalem; seine Mutter hieß Michajarichtiger Maacha (1.Kön 15,2). und war eine Tochter Uriels von Gibea. Es herrschte aber Krieg zwischen Abia und Jerobeam. Und Abia eröffnete den Kampf mit einem kriegstüchtigen Heere von 400000 auserlesenen Kriegern, während Jerobeam 800000 Mann auserlesener Kerntruppen gegen ihn ins Feld stellte. Da trat Abia oben auf den Berg Zemaraim, der im Berglande Ephraim liegt, und rief: »Hört mich an, Jerobeam und ihr Israeliten alle! Solltet ihr wirklich nicht wissen, daß der HERR, der Gott Israels, das Königtum über Israel dem David auf ewig verliehen hat, ihm und seinen Nachkommen, und zwar auf Grund eines Salzbundes? Aber Jerobeam, der Sohn Nebats, ein Untertan Salomos, des Sohnes Davids, ist aufgetreten und hat sich gegen seinen Herrn empört; und leichtfertige Männer, nichtswürdige Leute, haben sich um ihn geschart und die Oberhand über Rehabeam, den Sohn Salomos, gewonnen; denn Rehabeam war noch jung und unselbständig und zu schwach, um sich ihrem Einfluß zu entziehen. Und nun meint ihr dem Königtum des HERRN, das im Besitz der Nachkommen Davids ist, entgegentreten zu können, weil ihr ein großer Haufe seid und ihr die goldenen Stierbilder bei euch habt, die Jerobeam euch zu Göttern gemacht hat! Habt ihr nicht die Priester des HERRN, die Nachkommen Aarons, und die Leviten vertrieben und euch eigene Priester gemacht wie die Heidenvölker? Wer irgend mit einem jungen Stiere und sieben Widdern gekommen ist, um sich für das Priestertum weihen zu lassen, der ist von euch zum Priester der Nichtgötter (oder Götzen) gemacht worden. Unser Gott dagegen ist der HERR, und wir sind nicht von ihm abgefallen; und als Priester dienen dem HERRN die Nachkommen Aarons, und die Leviten verrichten ihre Amtsgeschäfte; sie bringen dem HERRN an jedem Morgen und jedem Abend Brandopfer und wohlriechendes Räucherwerk dar und legen die Schaubrote auf dem Tische von reinem Gold aus und zünden den goldenen Leuchter mit seinen Lampen an jedem Abend an; denn wir beobachtend.h. beachten, befolgen . die Vorschriften des HERRN, unsers Gottes, genau, während ihr ihn verlassen habt. Bedenkt wohl: mit uns ist Gott, der an unserer Spitze steht, dazu seine Priester mit den Lärmtrompeten, um sie gegen euch erschallen zu lassen! O ihr Israeliten! Kämpft nicht gegen den HERRN, den Gott eurer Väter, denn damit werdet ihr kein Glück haben!« b) Abias Sieg über JerobeamJerobeam aber hatte die im Hinterhalt liegenden Mannschaften eine Schwenkung machen lassen, damit sie ihnen in den Rücken kämen; und so standen sie einesteils vorn den Judäern gegenüber, während andernteils die Mannschaften des Hinterhalts sich in ihrem Rücken befanden. Als daher die Judäer sich umwandten, sahen sie sich von vorn und von hinten angegriffen. Da schrien sie zum HERRN, und die Priester stießen in die Trompeten, und die Judäer erhoben das Kriegsgeschrei; und als sie das getan hatten, ließ Gott Jerobeam und ganz Israel die Flucht vor Abia und den Judäern ergreifen. Als nun die Israeliten vor den Judäern flohen, gab Gott sie ihnen preis, so daß Abia und seine Leute ein furchtbares Blutbad unter ihnen anrichteten und von den Israeliten 500000 Mann auserlesener Mannschaften erschlagen liegen blieben. So wurde damals die Macht der Israeliten gebrochen, während die Judäer die Oberhand gewannen, weil sie ihr Vertrauen auf den HERRN, den Gott ihrer Väter, gesetzt hatten. Abia verfolgte dann Jerobeam und nahm ihm mehrere Städte weg, nämlich Bethel nebst den zugehörigen Ortschaften, Jesana nebst den zugehörigen Ortschaften und Ephron nebst den zugehörigen Ortschaften. Jerobeam aber kam, solange Abia lebte, nicht wieder zu Kräften, und der HERR ließ ihn eines plötzlichen Todes sterben. c) Abschluß und Quellen der Geschichte AbiasAbia aber wurde mächtig; er nahm sich vierzehn Frauen, die ihm zweiundzwanzig Söhne und sechzehn Töchter gebaren. Die übrige Geschichte Abias aber, seine Taten und seine Reden, finden sich aufgezeichnet in dem erbaulichen Geschichtswerk des Propheten Iddo. – 4. Die Regierung des Königs Asaa) Asas Einschreiten gegen den Götzendienst (1.Kön 15,9-15)Als Abia sich aber zu seinen Vätern gelegt und man ihn in der Davidsstadt begraben hatte, folgte ihm sein Sohn Asa auf dem Throne nach; unter dessen Regierung erfreute das Land sich zehn Jahre lang der Ruhe. Asa tat, was in den Augen des HERRN, seines Gottes, gut und recht war; denn er beseitigte die Altäre der fremden Götter und den Höhendienst, ließ die Malsteine zerschlagen und die Götzenpfähle umhauen und wies die Judäer darauf hin, den HERRN, den Gott ihrer Väter, zu suchen und das Gesetz und die Gebote zu erfüllen. In allen Ortschaften Judas beseitigte er den Höhendienst und die Sonnensäulen, und das Reich erfreute sich der Ruhe unter ihm. b) Hebung der Wehrkraft des ReichesEr legte sodann feste Plätze in Juda an; denn das Land hatte Ruhe, und niemand führte in jenen Jahren Krieg mit ihm, weil der HERR ihm Ruhe verschafft hatte. Darum forderte er die Judäer auf: »Laßt uns diese Ortschaften ausbauen und sie mit Mauern und Türmen, Toren und Riegeln rings umgeben! Noch haben wir freie Hand im Lande, weil wir den HERRN, unsern Gott, gesucht haben; wir haben ihn gesucht, und er hat uns ringsum Ruhe geschafft.« So machten sie sich denn an die Bauten und führten sie glücklich aus. Dazu besaß Asa ein Heer, das Schild und Speer führte: aus Juda 300000 und aus Benjamin 280000 Mann, welche Tartschen führten und den Bogen zu spannen wußten, durchweg tapfere Krieger. c) Asas Sieg über den Kuschiten SerahDa zog der Kuschitd.h. Herrscher über Äthiopien (und Ägypten). Serah gegen sie heran mit einem Heere von einer Million Mann und mit dreihundert Kriegswagen und drang bis Maresa vor. Asa zog ihm entgegen, und sie stellten sich im Tal Zephatha bei Maresa zur Schlacht auf. Da rief Asa den HERRN, seinen Gott, an und betete: »HERR! Um zu helfen, ist bei dir kein Unterschied zwischen einem Starken und einem Schwachen. So hilf uns, HERR, unser Gott! Denn auf dich setzen wir unser Vertrauen und in deinem Namen sind wir gegen diese Übermacht ausgezogen. Du bist der HERR, unser Gott: kein Mensch soll dir gegenüber sich behaupten dürfen!« Da schlug der HERR die Kuschiten, so daß sie vor Asa und den Judäern die Flucht ergriffen; Asa aber und das Heer, das bei ihm war, verfolgten sie bis Gerar, und es fielen von den Kuschiten so viele, daß keiner von ihnen mit dem Leben davonkam, sondern sie vor dem HERRN und seinem Heere völlig aufgerieben wurden. So machten die Judäer denn eine gewaltige Beute, eroberten auch alle Städte rings um Gerar – es war nämlich ein Schrecken vom HERRN her über sie gekommen –, und sie plünderten alle Städte; denn es befand sich eine reiche Beute in ihnen. Auch der Zeltlager mit den Herden bemächtigten sie sich, trieben Kleinvieh in Menge und Kamele als Beute weg und kehrten dann nach Jerusalem zurück. d) Die Mahnrede des Propheten AsarjaDa kam der Geist Gottes über Asarja, den Sohn Odeds, so daß er hinausging, vor Asa hintrat und zu ihm sagte: »Hört mich an, Asa und ihr Judäer und Benjaminiten alle! Der HERR ist mit euch, solange ihr euch zu ihm haltet, und wenn ihr ihn sucht, läßt er sich von euch finden, wenn ihr ihn aber verlaßt, wird auch er euch verlassen. Lange Zeit ist Israel ohne den wahren Gott gewesen und ohne priesterliche Belehrung und ohne Gesetz; dann aber, in seiner Bedrängnis, kehrte es zum HERRN, dem Gott Israels, zurück, und da sie ihn suchten, ließ er sich von ihnen finden. Zu jenen Zeiten aber gab es keine Sicherheit für die Aus- und Eingehenden; denn beständige Unruhen herrschten bei allen Bewohnern der verschiedenen Landesteile: ein Volk wurde von dem andern bedrängt und eine Stadt von der andern; denn Gott schreckte sie durch Leiden aller Art. Ihr aber, seid stark und laßt eure Hände nicht erschlaffen, denn euer Tun wird belohnt werden!« e) Asas Erneuerung des Bundes mit GottAls Asa diese Worte und die Weissagung des Propheten Asarja, des Sohnes Odeds, vernahm, gewann er neuen Mut und schaffte die Greuel aus dem ganzen Lande Juda und Benjamin und aus den Ortschaften weg, die er im Berglande Ephraim erobert hatte, und erneuerte den Altar des HERRN, der vor der Vorhalle (des Tempels) des HERRN stand. Dann versammelte er ganz Juda und Benjamin und diejenigen Ephraimiten, Manassiten und Simeoniten, die als Fremdlinge bei ihnen lebten; denn es waren ihm aus Israel Leute in großer Zahl zugefallen, als sie sahen, daß der HERR, sein Gott, mit ihm war. Sie kamen also im dritten Monat des fünfzehnten Regierungsjahres Asas in Jerusalem zusammen und opferten dem HERRN an jenem Tage von der Beute, die sie heimgebracht hatten, siebenhundert Rinder und siebentausend Stück Kleinvieh. Hierauf verpflichteten sie sich feierlich, den HERRN, den Gott ihrer Väter, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele zu suchen; jeder aber, der sich nicht an den HERRN, den Gott Israels, halten würde, sollte mit dem Tode bestraft werden, er möchte vornehm oder gering, Mann oder Weib sein. Diesen Eid leisteten sie dem HERRN mit lauter Stimme und mit Jubelgeschrei, unter Trompeten- und Posaunenschall; und ganz Juda war voller Freude über den Schwur, denn sie hatten ihn mit ganzem Herzen geleistet; und weil sie den HERRN mit aller Aufrichtigkeit suchten, ließ er sich von ihnen finden, und der HERR verschaffte ihnen Ruhe ringsumher. – Sogar seiner Mutter Maacha entzog der König Asa den Rang der Königin-Mutter, weil sie der Aschera ein Götzenbild hatte anfertigen lassen; Asa ließ ihr Götzenbild umhauen und zerschlagen und im Kidrontal verbrennen. Der Höhendienst wurde allerdings in Israel nicht abgeschafft, doch blieb das Herz Asas dem HERRN zeitlebens ungeteilt ergeben. Er ließ auch die Geschenke, die sein Vater und die er selbst geweiht hatte, in den Tempel Gottes bringen: Silber, Gold und Geräte. f) Asas Krieg mit Baesa von Israel; seine Zuflucht bei Benhadad von Syrien (1.Kön 15,16-22)Bis zum fünfunddreißigsten Regierungsjahre Asas fand kein Krieg statt; aber im sechsunddreißigsten Regierungsjahre Asas zog Baesa, der König von Israel, gegen Juda heran und befestigte Rama, damit niemand mehr bei Asa, dem Könige von Juda, ungehindert aus- und eingehen könne. Da nahm Asa Silber und Gold aus den Schatzkammern des Tempels des HERRN und des königlichen Palastes, sandte es an Benhadad, den König von Syrien, der zu Damaskus wohnte, und ließ ihm sagen: »Ein Bündnis besteht zwischen mir und dir, zwischen meinem Vater und deinem Vater! Hier sende ich dir nun Silber und Gold. So löse denn dein Bündnis mit dem König Baesa von Israel auf, damit er aus meinem Lande abzieht!« Benhadad schenkte der Aufforderung des Königs Asa Gehör und ließ seine Heerführer gegen die Städte Israels ziehen; sie eroberten Ijjon, Dan, Abel-Majim und alle Vorratshäuser in den Ortschaften Naphthalis. Sobald nun Baesa Kunde davon erhielt, gab er die Befestigung Ramas auf und stellte seine Arbeit dort ein. Der König Asa aber bot ganz Juda auf; die mußten die Steine und Balken wegschaffen, mit denen Baesa Rama hatte befestigen wollen; und er ließ dann Geba und Mizpa damit befestigen. g) Hananis Strafrede an Asa hat üble WirkungZu jener Zeit aber kam der Seher Hanani zu Asa, dem König von Juda, und sagte zu ihm: »Weil du dein Vertrauen auf den König von Syrien gesetzt und dich nicht auf den HERRN, deinen Gott, verlassen hast, darum ist das Heer des Königs von Syrien der Vernichtung durch dich entgangen. Waren nicht die Kuschiten und Libyer eine gewaltige Heeresmacht mit Wagen und Reitern in großer Zahl? Aber weil du dein Vertrauen auf den HERRN setztest, ließ er sie in deine Gewalt fallen. Denn die Augen des HERRN überschauen die ganze Erde, damit er seine Macht zum Heil für die erweise, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist. Du hast in diesem Fall töricht gehandelt; denn von nun an wirst du (unablässig) Kriege zu führen haben.« Asa wurde über den Seher unwillig und ließ ihn ins Stockhaus werfen; denn er war wegen seines Auftretens aufgebracht gegen ihn. Gleichzeitig ging Asa auch gegen einige Leute aus dem Volke gewalttätig vor. h) Asas Ende und ehrenvolles Begräbnis (1.Kön 15,23-24)Die Geschichte Asas aber von Anfang bis zu Ende findet sich bekanntlich bereits im Buch der Könige von Juda und Israel aufgezeichnet. Im neununddreißigsten Jahre seiner Regierung erkrankte Asa an einem Fußleiden, und zwar in sehr ernster Weise; aber auch in (dieser) seiner Krankheit suchte er nicht beim HERRN Hilfe, sondern bei den Ärzten. Als er sich dann zu seinen Vätern gelegt und im einundvierzigsten Jahre seiner Regierung gestorben war, begrub man ihn in seiner Grabstätte, die er sich in der Davidsstadt hatte aushauen lassen. Man legte ihn auf ein Lager, das man mit Spezereien aller Art und mit Wohlgerüchen von kunstgerecht hergestellten Salben angefüllt hatte, und veranstaltete ihm zu Ehren einen überaus großartigen Leichenbrand. 5. Die Regierung des Königs Josaphat (1.Kön 22,4-51; 2.Kön 3)a) Josaphats fromme und glückliche Regierung (1.Kön 22,41-47)Sein Nachfolger auf dem Throne wurde sein Sohn Josaphat, der mit Nachdruck gegen Israel auftrat. Er legte Kriegsvolk in alle festen Plätze Judas und verteilte Besatzungen über das Land Juda und in die Städte von Ephraim, die sein Vater Asa erobert hatte. Und der HERR war mit Josaphat, weil er auf den alten Wegen seines Ahnherrn David wandelte und nicht die Baale aufsuchte, sondern sich an den Gott seines Ahnherrn hielt und nach dessen Geboten wandelte und es nicht wie die Israeliten machte. Darum ließ der HERR das Königtum in seiner Hand erstarken, so daß alle Judäer ihm Geschenke brachten und ihm Reichtum und Ehre in hohem Maße zuteil wurde. Weil ihm dann der Mut auf den Wegen des HERRN wuchs, beseitigte er auch noch den Höhendienst und die Götzenbäume in Juda. Josaphat sorgt für die Unterweisung des Volkes im Gesetz des HerrnIn seinem dritten Regierungsjahr aber sandte er seine höchsten Beamten Ben-Hail, Obadja, Sacharja, Nethaneel und Michaja aus, damit sie den Städten Judas Unterweisung erteilten, und mit ihnen die Leviten Semaja, Nethanja, Sebadja, Asahel, Semiramoth, Jonathan, Adonia, Tobia und Tob-Adonia [die Leviten], dazu mit ihnen die Priester Elisama und Joram. Diese lehrten also in Juda, indem sie das Gesetzbuch des HERRN bei sich hatten und in allen Ortschaften Judas umherzogen und unter dem Volke lehrten. Josaphats Ansehen bei den Nachbarvölkern und seine bedeutende KriegsmachtVom HERRN aber ging ein Schrecken über alle Königreiche in den Ländern aus, die rings um Juda her lagen, so daß sie keinen Krieg mit Josaphat anfingen; ja sogar von den Philistern kamen Gesandte, die dem Josaphat Geschenke und Silber als die ihnen auferlegte Abgabe brachten; auch die Araber brachten ihm Kleinvieh, nämlich 7700 Widder und 7700 Böcke. So wurde Josaphat allmählich immer größer und mächtiger und legte in Juda Burgen und Vorratsstädte an. Er besaß auch bedeutende Vorräte in den Städten Judas, dazu in Jerusalem ein Heer tapferer Krieger, das, nach Familien geordnet, folgende Zusammensetzung aufwies: Von Juda waren als Befehlshaber von Tausendschaften: Adna, der Heerführer, der 300000 tapfere Krieger unter sich hatte; neben ihm Johanan, der Heerführer, der 280000 Mann befehligte; neben ihm Amasja, der Sohn Sichris, der sich dem HERRN freiwillig zur Verfügung gestellt hatte und 200000 tapfere Krieger unter sich hatte. Aus Benjamin aber waren: der tapfere Kriegsmann Eljada, der Befehlshaber über 200000 Mann, die mit Bogen und Schild bewaffnet waren; und neben ihm Josabad, der 180000 kriegsgerüstete Leute befehligte. Diese waren es, die im Dienst des Königs standen, abgesehen von jenen, welche der König in die festen Plätze von ganz Juda gelegt hatte. b) Josaphats und Ahabs unglücklicher Feldzug gegen die Syrer (1.Kön 22,2-35)a) Josaphat und Ahab verbünden sich zum Kriege gegen die SyrerAls Josaphat aber Reichtum und Ehre in Fülle erlangt hatte, verschwägerte er sich mit Ahab und begab sich dann einige Jahre später auf Besuch zu Ahab nach Samaria hinab. Da ließ Ahab für ihn und sein Gefolge Kleinvieh und Rinder in Menge schlachten und beredete ihn, am Feldzuge gegen Ramoth in Gilead teilzunehmen. Der König Ahab von Israel richtete nämlich an den König Josaphat von Juda die Frage: »Willst du mit mir gegen Ramoth in Gilead ziehen?« Da erwiderte er ihm: »Ich will sein wie du: mein Volk (oder Heer) wie dein Volk (oder Heer); ja ich will mit dir zu Felde ziehen!« b) Der günstige Bescheid der 400 Propheten; Micha soll befragt werden (1.Kön 22,5-12)Als Josaphat dann dem König von Israel riet, zunächst doch den Willen des HERRN zu erforschen, ließ der König von Israel die Propheten zusammenkommen, vierhundert Mann, und fragte sie: »Sollen wir gegen Ramoth in Gilead zu Felde ziehen, oder soll ich es unterlassen?« Sie antworteten: »Ziehe hin, denn Gott wird es dem König in die Hand geben!« Da fragte Josaphat: »Ist hier sonst kein Prophet des HERRN mehr, durch den wir Auskunft erhalten könnten?« Der König von Israel erwiderte dem Josaphat: »Es ist wohl noch einer da, durch den wir den HERRN befragen könnten; aber ich habe nicht gern mit ihm zu tun, denn er weissagt mir niemals Gutes, sondern immer nur Unglück; das ist Micha, der Sohn Jimlas.« Aber Josaphat entgegnete: »Der König wolle nicht so reden!« Da rief der König von Israel einen Kammerherrn und befahl ihm, schleunigst Micha, den Sohn Jimlas, zu holen. Während nun der König von Israel und der König Josaphat von Juda ein jeder auf seinem Thron in ihren Königsgewändern auf dem freien Platz am Eingang des Stadttores von Samaria saßen und alle Propheten vor ihnen weissagten, machte sich Zedekia, der Sohn Kenaanas, eiserne Hörner und rief aus: »So spricht der HERR: ›Mit solchen Hörnern wirst du die Syrer niederstoßen, bis du sie vernichtet hast!‹« Ebenso weissagten auch alle anderen Propheten, indem sie riefen: »Ziehe hin nach Ramoth in Gilead: du wirst Glück haben, denn der HERR wird es dem König in die Hand fallen lassen.« c) Michas anfänglicher Glücksspruch, sodann seine Unheilsverkündigung (1.Kön 22,13-24)Der Bote aber, der hingegangen war, um Micha zu holen, sagte zu ihm: »Siehe, die (übrigen) Propheten haben dem König einstimmig Glück verheißen; so schließe du dich doch ihrem einmütigen Ausspruche an und prophezeie ebenfalls Glück!« Micha aber antwortete: »So wahr der HERR lebt! Nur was mein Gott mir eingeben wird, das werde ich verkünden!« Als er nun zum König kam, fragte dieser ihn: »Micha, sollen wir gegen Ramoth in Gilead zu Felde ziehen, oder soll ich es unterlassen?« Er antwortete: »Zieht hin, ihr werdet Glück haben, denn sie werden euch in die Hand geliefert werden!« Da entgegnete ihm der König: »Wie oft soll ich dich beschwören, daß du mir nichts verkündest als die reine Wahrheit im Namen des HERRN?« Da sagte Micha: »Ich habe ganz Israel zerstreut auf den Bergen gesehen wie Schafe, die keinen Hirten haben; der HERR aber sagte: ›Diese haben keinen Herrscher mehr: ein jeder (von ihnen) möge in Frieden nach Hause zurückkehren!‹« Da sagte der König von Israel zu Josaphat: »Habe ich dir nicht gesagt, daß er mir niemals Glück, sondern nur Unheil prophezeit?« Micha aber fuhr fort: »Darum vernehmet das Wort des HERRN! Ich habe den HERRN auf seinem Throne sitzen sehen, während das ganze himmlische Heer ihm zur Rechten und zur Linken stand. Da fragte der HERR: ›Wer will Ahab, den König von Israel, betören, daß er zu Felde ziehe und bei Ramoth in Gilead falle?‹ Da erwiderte der eine dies, der andere das, bis endlich der (oder ein) Geist vortrat, sich vor den HERRN stellte und sagte: ›Ich will ihn betören!‹ Der HERR fragte ihn: ›Auf welche Weise?‹ Da antwortete er: ›Ich will hingehen und zum Lügengeist im Munde aller seiner Propheten werden.‹ Da sagte der HERR: ›Du sollst ihn betören, und es wird dir auch gelingen! Geh hin und tu so!‹ Nun denn, siehe! Der HERR hat diesen deinen Propheten einen Geist der Lüge in den Mund gelegt; denn der HERR hat Unglück für dich beschlossen.« d) Michas Mißhandlung durch Zedekia und seine Gefangennahme durch Ahab (1.Kön 22,24-28)Da trat Zedekia, der Sohn Kenaanas, auf Micha zu und gab ihm einen Backenstreich mit den Worten: »Auf welchem Wege sollte denn der Geist des HERRN von mir gewichen sein, um mit dir zu reden?« Micha entgegnete: »Du wirst es an jenem Tage erfahren, an welchem du dich aus einem Gemach in das andere begeben wirst, um dich zu verstecken!« Hierauf befahl der König von Israel: »Nehmt Micha und führt ihn zum Stadthauptmann Amon und zum königlichen Prinzen Joas zurück und meldet dort: ›So hat der König befohlen: Werft diesen Menschen ins Gefängnis und erhaltet ihn notdürftig mit Brot und Wasser am Leben, bis ich wohlbehalten heimkehre!‹« Micha antwortete: »Wenn du wirklich wohlbehalten heimkehrst, so hat der HERR nicht durch mich geredet!« Er fügte dann noch hinzu: »Hört dies, ihr Völker alle!« e) Niederlage der Verbündeten bei Ramoth; Tod Ahabs (1.Kön 22,29-38)Als hierauf der König von Israel und Josaphat, der König von Juda, gegen Ramoth in Gilead zu Felde gezogen waren, sagte der König von Israel zu Josaphat: »Ich will mich verkleiden und so in die Schlacht gehen; du aber magst deine gewöhnliche Kleidung anbehalten.« So verkleidete sich denn der König von Israel, und sie zogen in die Schlacht. Der König von Syrien hatte aber den Befehlshabern seiner Kriegswagen den bestimmten Befehl erteilt: »Ihr sollt niemand angreifen, er sei gering oder vornehm, sondern nur den König von Israel!« Als nun die Befehlshaber der Kriegswagen Josaphat zu Gesicht bekamen, dachten sie, daß er der König von Israel sei, und wandten sich von allen Seiten gegen ihn, um ihn anzugreifen. Da erhob Josaphat ein Geschrei, und der HERR half ihm, indem Gott sie von ihm weglockte. Sobald nämlich die Befehlshaber der Wagen erkannt hatten, daß er nicht der König von Israel sei, wandten sie sich von ihm ab. Ein Mann aber spannte seinen Bogen aufs Geratewohl und traf den König von Israel zwischen den Ringelgurt und den Panzer. Da befahl er seinem Wagenlenker: »Wende um und bringe mich vom Schlachtfelde weg, denn ich bin verwundet!« Da aber der Kampf an jenem Tage immer heftiger entbrannte, blieb der König von Israel dann doch den Syrern gegenüber aufrecht im Wagen stehen bis zum Abend; um die Zeit des Sonnenuntergangs aber starb er. f) Strafrede des Propheten Jehu an JosaphatAls dann Josaphat, der König von Juda, wohlbehalten nach Hause, nach Jerusalem, zurückgekehrt war, trat der Seher Jehu, der Sohn Hananis, vor ihn hin und sagte zu ihm: »Darfst (oder mußtest) du einem Gottlosen Hilfe leisten, und willst du denen, die den HERRN hassen, Liebe erweisen? Aus diesem Grunde lastet nun der Zorn des HERRN auf dir. Jedoch ist auch Gutes an dir gefunden worden, weil du die Astartebilder aus dem Lande weggeschafft hast und darauf bedacht gewesen bist, Gott zu suchen.« c) Josaphats Neuordnung der RechtspflegeNachdem Josaphat dann eine Zeitlang in Jerusalem geblieben war, zog er wiederum unter dem Volk umher von Beerseba bis zum Bergland Ephraim und führte sie zum HERRN, dem Gott ihrer Väter, zurück. Auch bestellte er Richter im Lande, in allen festen Städten Judas, Stadt für Stadt, und gab den Richtern die Weisung: »Seht wohl zu, was ihr tut! Denn nicht im Auftrage von Menschen sprecht ihr Recht, sondern im Auftrage des HERRN, der bei euch ist, wenn ihr Recht sprecht. Darum möge ein Schrecken vor dem HERRN in euch wohnen! Gebt auf das, was ihr tut, wohl acht! Denn bei dem HERRN, unserm Gott, findet sich weder Ungerechtigkeit noch Ansehen der Person und keine Bestechlichkeit.« Auch in Jerusalem bestellte Josaphat einige Leviten und Priester und Familienhäupter Israels für das Gericht des HERRN und für die Rechtsstreitigkeiten der Bewohner Jerusalems. Dabei gab er ihnen folgende Weisungen: »So sollt ihr verfahren in der Furcht vor dem HERRN, mit aller Treue und mit aufrichtigem Herzen! In jedem Rechtsstreit, der euch von seiten eurer Volksgenossen, die in ihren Ortschaften wohnen, vorgelegt wird, er betreffe irgendeinen Fall von Blutschuld oder irgendein Gesetz und Gebot oder irgendwelche Satzungen und Rechte, sollt ihr die Leute belehren, damit sie sich nicht gegen den HERRN vergehen und kein Zorn über euch und eure Volksgenossen kommt. So müßt ihr verfahren, damit ihr euch nicht verschuldet. Dabei soll der Oberpriester Amarja für alle Angelegenheiten des HERRN und Sebadja, der Sohn Ismaels, der Fürst des Hauses Juda, für alle königlichen Angelegenheiten euer Vorgesetzter sein; und als Beisitzer stehen euch die Leviten zur Verfügung. Geht mit Vertrauen ans Werk! Der HERR wird mit den Rechtschaffenen sein.« d) Josaphats Sieg über die Ammoniter und Moabiter; sein Handelsvertrag mit Ahasja (1.Kön 22,41-51; 2.Kön 3,4-27)a) Josaphats Gebet nach dem Einfall der FeindeSpäter begab es sich, daß die Moabiter und Ammoniter und mit ihnen ein Teil der Mehuniter heranzogen, um Josaphat zu bekriegen. Als nun Boten kamen und dem Josaphat die Meldung brachten: »Ein großer Heerhaufe rückt von jenseits des (Toten) Meeres aus Syrien gegen dich heran, und sie stehen schon in Hazezon-Thamar, das ist Engedi«: da erschrak Josaphat und faßte den festen Entschluß, sich an den HERRN zu wenden; und er ließ in ganz Juda ein Fasten ausrufen. Als nun die Judäer zusammengekommen waren, um den HERRN um Hilfe anzuflehen, und sie sich auch aus allen Städten Judas versammelt hatten, um Hilfe vom HERRN zu erbitten, da trat Josaphat in der Volksgemeinde Judas und Jerusalems im Tempel des HERRN vor dem neuen Vorhofe auf und betete: »HERR, du Gott unserer Väter, bist du nicht der Gott im Himmel und du nicht der Herrscher über alle Königreiche der Heiden? Ja, in deiner Hand ist Kraft und Stärke, und niemand vermag dir zu widerstehen. Hast nicht du, unser Gott, einst die Bewohner dieses Landes vor deinem Volk Israel vertrieben und dies Land den Nachkommen Abrahams, deines Freundes, für ewige Zeit gegeben? So haben sie sich denn darin niedergelassen und dir ein Heiligtum darin für deinen Namen gebaut, indem sie dachten: ›Wenn Unglück über uns hereinbricht, Krieg als Strafgericht oder die Pest oder Hungersnot, und wir dann vor dieses Haus und vor dich hintreten – denn dein Name wohnt in diesem Hause! – und wir in unserer Bedrängnis zu dir schreien, so wirst du uns erhören und erretten.« Und nun, siehe, die Ammoniter und Moabiter und die Bewohner des Gebirges Seir, deren Land du einst die Israeliten, als sie aus Ägypten kamen, nicht hast betreten lassen, sondern an denen sie vorübergezogen sind, ohne sie zu vernichten: siehe, die wollen uns das jetzt entgelten lassen, indem sie kommen, um uns aus deinem Eigentum zu vertreiben, das du uns zum Besitz verliehen hast. O unser Gott, willst du nicht strafend gegen sie vorgehen? Denn wir sind zu schwach gegenüber dieser gewaltigen Übermacht, die gegen uns heranzieht, und wir wissen nicht, was wir tun sollen, sondern auf dich sind unsere Augen gerichtet!« So standen die Judäer insgesamt vor dem HERRN da samt ihren kleinen Kindern, ihren Frauen und Söhnen. b) Gottes Antwort: Siegesverheißung des Leviten JahasielDa wurde Jahasiel, der Sohn Sacharjas, des Sohnes Benajas, des Sohnes Jehiels, des Sohnes Matthanjas, der Levit aus den Nachkommen Asaphs, inmitten der Volksgemeinde vom Geist des HERRN ergriffen, so daß er ausrief: »Merkt auf, ihr Judäer alle und ihr Bewohner Jerusalems und du, König Josaphat! So spricht der HERR zu euch: ›Ihr braucht euch nicht zu fürchten und nicht zu erschrecken vor diesem großen Haufen; denn nicht eure Sache ist der Kampf, sondern die Sache Gottes! Zieht morgen gegen sie hinab: sie werden dann gerade die Anhöhe Ziz heraufkommen, und ihr werdet am Ende der Schlucht vor der Steppe Jeruel auf sie stoßen. Ihr sollt aber dabei nicht selbst zu kämpfen haben; nein, nehmt nur Aufstellung, bleibt ruhig stehen und seht die Rettung an, die der HERR euch widerfahren läßt, Juda und Jerusalem! Fürchtet euch nicht und seid nicht verzagt! Zieht ihnen morgen entgegen: der HERR wird mit euch sein!‹« Da verneigte sich Josaphat mit dem Gesicht bis zur Erde, und alle Judäer samt den Bewohnern Jerusalems warfen sich vor dem HERRN nieder, um den HERRN anzubeten. Alsdann traten die Leviten auf, die zum Geschlecht der Kahathiten und der Korahiten gehörten, um mit überaus lauter Stimme Loblieder auf den HERRN, den Gott Israels, zu singen. c) Der Aufbruch gegen die Feinde; Selbstvernichtung der Feinde; gewaltige Beute der JudäerAls sie dann am andern Morgen in aller Frühe nach der Steppe Thekoa aufbrachen, trat Josaphat bei ihrem Auszuge auf und sagte: »Hört mich an, ihr Judäer und ihr Bewohner Jersualems! Vertraut auf den HERRN, euren Gott, so werdet ihr gesichert sein! Vertraut auf seine Propheten, so werdet ihr siegen!« Sodann traf er Verabredungen mit dem Kriegsvolk und ließ Sänger antreten, die zu Ehren des HERRN im heiligen Schmuck Loblieder anstimmen mußten, während sie an der Spitze der gerüsteten Krieger einherzogen und sangen: »Danket dem HERRN, denn seine Güte währet ewiglich!« Sobald sie aber mit dem Jubelruf und Lobgesang begonnen hatten, ließ der HERR feindselige Mächte gegen die Ammoniter, Moabiter und die Bewohner des Gebirges Seir, die gegen Juda heranzogen, in Wirksamkeit treten, so daß sie sich selbst aufrieben. Denn die Ammoniter und Moabiter erhoben sich gegen die Bewohner des Gebirges Seir, um sie niederzumachen und zu vertilgen; und als sie mit den Bewohnern von Seir fertig waren, half einer dem andern zur gegenseitigen Vernichtung. Als nun die Judäer auf der Berghöhe ankamen, von wo man die Steppe übersehen konnte, und sie nach dem Heerhaufen ausschauten, sahen sie nur Leichen am Boden liegen: keiner war entronnen. Da kam Josaphat mit seinem Heer heran, um zu plündern, was jene bei sich gehabt hatten, und sie fanden bei ihnen eine Menge Vieh und Habseligkeiten, Kleider und kostbare Sachen, und erbeuteten davon so viel, daß sie es nicht fortschaffen konnten; drei Tage lang plünderten sie: so groß war die Beute. Am vierten Tage aber versammelten sie sich im ›Lobpreistal‹; dort nämlich lobpriesen sie den HERRN; daher führt jener Ort den Namen ›Lobpreistal‹ bis auf den heutigen Tag. Hierauf kehrte die ganze Mannschaft Judas und Jerusalems wieder um, mit Josaphat an ihrer Spitze, um voller Freude nach Jerusalem zurückzukehren; denn der HERR hatte sie an ihren Feinden Freude erleben lassen. So zogen sie denn in Jerusalem ein unter Harfen-, Zither- und Trompetenklang, zum Tempel des HERRN hin. Auf alle Reiche der (benachbarten) Länder aber fiel ein Schrecken Gottes, als sie vernahmen, daß der HERR selbst mit den Feinden Israels gestritten hatte. Daher verlief die weitere Regierung Josaphats in Frieden, da sein Gott ihm Ruhe ringsumher verschafft hatte. d) Abschluß der Regierung Josaphats und die Quellen seiner GeschichteSo regierte denn Josaphat über Juda; fünfunddreißig Jahre war er beim Regierungsantritt alt, und fünfundzwanzig Jahre regierte er in Jerusalem; seine Mutter hieß Asuba und war eine Tochter Silhis. Er wandelte auf dem Wege seines Vaters Asa, ohne davon abzuweichen, so daß er tat, was dem HERRN wohlgefiel. Nur der Höhendienst wurde nicht beseitigt, und das Volk hatte sein Herz immer noch nicht fest auf den Gott seiner Väter gerichtet. – Die übrige Geschichte Josaphats aber, von Anfang bis zu Ende, findet sich bekanntlich bereits aufgezeichnet in der Geschichte Jehus, des Sohnes Hananis, die in das Buch der Könige von Israel aufgenommen ist. ee) Josaphats Bündnis mit Ahasja von Israel und Bestrafung dafür; sein TodSpäter verbündete sich Josaphat, der König von Juda, mit dem König Ahasja von Israel, der in seinem Tun gottlos war; und zwar schloß er einen Bund mit ihm, um Schiffe zu bauen, die nach Tharsis fahren sollten; und sie ließen wirklich Schiffe in Ezjon-Geber bauen. Aber Elieser, der Sohn Dodawas, aus Maresa, sprach gegen Josaphat die Weissagung aus: »Weil du dich in ein Bündnis mit Ahasja eingelassen hast, wird der HERR dein Machwerk zerstören!« So scheiterten denn die Schiffe und kamen nicht dazu, nach Tharsis zu fahren. Als Josaphat sich dann zu seinen Vätern gelegt und man ihn bei seinen Vätern in der Davidsstadt begraben hatte, folgte ihm sein Sohn Joram in der Regierung nach. 6. Die Regierung des Königs Joram (2.Kön 8,16-24)a) Ermordung seiner BrüderJoram hatte Brüder, die Söhne Josaphats, nämlich Asarja, Jehiel, Sacharja, AsarjaWahrscheinlich ist Ussia zu lesen., Michael und Sephatja; alle diese waren Söhne des Königs Josaphat von Juda. Ihr Vater hatte ihnen reiche Geschenke an Silber, Gold und Kostbarkeiten gegeben, dazu noch feste Städte in Juda; aber die Königswürde hatte er dem Joram verliehen, weil dieser sein erstgeborener Sohn war. Als nun Joram die Regierung von seinem Vater übernommen und sich auf dem Throne befestigt hatte, ließ er alle seine Brüder und auch einige von den höchststehenden Männern Judas hinrichten. b) Gottes Stellung zum Abfall JoramsZweiundreißig Jahre war Joram alt, als er König wurde, und acht Jahre regierte er in Jerusalem. Er wandelte auf dem Wege der Könige von Israel, wie es im Hause Ahabs durchweg der Fall war – er hatte sich nämlich mit einer Tochter Ahabs verheiratet –, und er tat, was dem HERRN mißfiel. Aber der HERR wollte das Haus Davids nicht untergehen lassen um des Bundes willen, den er mit David geschlossen, und weil er ihm ja verheißen hatte, daß er ihm [und seinen Nachkommen] allezeit eine Leuchte vor seinem Angesicht verleihen wolle. c) Abfall der Edomiter und der Stadt LibnaUnter seiner Regierung fielen die Edomiter von der Oberherrschaft Judas ab und setzten einen eigenen König über sich ein. Da zog Joram mit seinen Heerführern und allen Kriegswagen hinüber; und als er nachts aufgebrochen war, schlug er die Edomiter, die ihn und die Befehlshaber der Wagen umzingelt hatten. Aber die Edomiter machten sich von der Oberherrschaft Judas frei (und sind unabhängig geblieben) bis auf den heutigen Tag. Damals machte sich zu derselben Zeit auch Libna von seiner Oberherrschaft los, weil er vom HERRN, dem Gott seiner Väter, abgefallen war. d) Das drohende Schreiben des Propheten Elia an JoramAuch er richtete den Höhendienst auf den Bergen Judas ein und verleitete die Bewohner Jerusalems zum Götzendienst und führte Juda vom rechten Wege ab. Da gelangte ein Schreiben vom Propheten Elia an ihn, das so lautete: »So hat der HERR, der Gott deines Vaters David, gesprochen: ›Zur Strafe dafür, daß du nicht auf den Wegen deines Vaters Josaphat und auf den Wegen Asas, des Königs von Juda, gewandelt bist, sondern nach der Weise der Könige von Israel wandelst und Juda und die Bewohner Jerusalems nach dem Vorgange des Hauses Ahabs zum Götzendienst verleitet hast, außerdem auch deine Brüder, das ganze Haus deines Vaters, sie, die doch besser waren als du, hast ermorden lassen: siehe, so wird der HERR eine schwere Heimsuchung über dein Volk und deine Söhne, über deine Frauen und deinen gesamten Besitz bringen. Du selbst aber wirst in eine qualvolle Krankheit verfallen durch Erkrankung deiner Eingeweide, bis nach Jahr und Tag deine Eingeweide infolge der Krankheit heraustreten werden.‹« e) Raubzug der Philister und AraberSo erweckte denn der HERR gegen Joram die Wut der Philister und der Araber, die neben den Kuschiten wohnten,Andere Übersetzung: die auf seiten der Kuschiten standen. so daß sie gegen Juda heranzogen, in das Land einbrachen und alles Hab und Gut, das sich im Palast des Königs vorfand, dazu auch seine Söhne und Frauen wegschleppten, so daß ihm kein Sohn übrigblieb als Joahas, der jüngste von seinen Söhnen. f) Jorams qualvolles Ende und unehrenvolles BegräbnisNach allem diesem aber suchte ihn der HERR mit einer unheilbaren Krankheit in seinen Eingeweiden heim. Das dauerte ununterbrochen lange Tage an, bis ihm schließlich am Ende des zweiten Jahres die Eingeweide infolge der Krankheit heraustraten und er unter schlimmen Schmerzen starb. Sein Volk aber veranstaltete ihm zu Ehren keinen solchen Leichenbrand, wie seine Väter ihn erhalten hatten. Im Alter von zweiunddreißig Jahren war er König geworden, und acht Jahre hatte er in Jerusalem regiert; er ging dahin, von niemand zurückersehnt, und man begrub ihn in der Davidsstadt, aber nicht in den Gräbern der Könige. 7. Die Regierung des Königs Ahasja (2.Kön 8,25-29; 9,27-29)a) Seine Gott mißfällige RegierungDarauf machten die Bewohner Jerusalems seinen jüngsten Sohn Ahasja an seiner Statt zum König; denn alle älteren Söhne hatte die Streifschar ermordet, die mit den Arabern in das Lager eingedrungen war, und so wurde Ahasja König, der Sohn des Königs Joram von Juda. Im Alter von zweiundzwanzig JahrenIm Urtext steht unrichtig »zweiundvierzig Jahren« (vgl. 2.Kön 8,26). kam er auf den Thron und regierte ein Jahr in Jerusalem; seine Mutter hieß Athalja und war die Enkelin Omris. Auch er wandelte auf den Wegen des Hauses Ahabs; denn seine Mutter war für ihn eine Beraterin zu gottlosem Handeln. So tat er denn, was dem HERRN mißfiel, wie das Haus Ahabs; denn dessen Angehörige waren nach seines Vaters Tode seine Ratgeber, zum Unheil für ihn. b) Sein Bündnis mit Joram von Israel und sein Tod durch Jehu (2.Kön 8,25-29; 9,27-29)Auf ihren Rat hin unternahm er auch mit Joram, dem Sohne des Königs Ahab von Israel, einen Feldzug gegen den König Hasael von Syrien nach Ramoth in Gilead. Als aber die Syrer Joram verwundet hatten, kehrte dieser zurück, um sich in Jesreel von den Wunden heilen zu lassen, die man ihm bei Rama beigebracht hatte, als er gegen Hasael, den König von Syrien, zu Felde gezogen war. Darauf kam Ahasja, der König von Juda, der Sohn Jorams (von Juda), um Joram, den Sohn Ahabs, in Jesreel zu besuchen, weil dieser dort krank lag. Das war aber von Gott zum Untergang Ahasjas verhängt, daß er sich zu Joram begab. Denn als er nach seiner Ankunft dort mit Joram gegen Jehu, den Sohn Nimsis, zog, den der HERR hatte salben lassen, damit er das Haus Ahabs ausrotte, da begab es sich, als Jehu das Strafgericht am Hause Ahabs vollzog, daß er die Fürsten von Juda und die Neffen Ahasjas, die in Ahasjas Diensten standen, antraf und sie niederhauen ließ. Als er dann auch nach Ahasja suchen ließ, der sich in Samaria versteckt hielt, und man ihn nach seiner Festnahme zu Jehu brachte, ließ dieser ihn töten. Doch begrub man ihn alsdann, weil man bedachte, daß er ein Sohn Josaphats sei, der sich zum HERRN mit ganzem Herzen gehalten hatte. Aber in der Familie Ahasjas war niemand mehr vorhanden, der fähig gewesen wäre, den Thron zu besteigen. 8. Regierung, Sturz und Tod der Königin Athalja (2.Kön 11)a) Athaljas Thronraub und Mordtaten; Rettung des Joas (2.Kön 11,1-3)Als aber Athalja, die Mutter Ahasjas, erfuhr, daß ihr Sohn tot war, machte sie sich daran, alle, die zur königlichen Familie des Hauses Juda gehörten, umzubringen. Aber Josabath, die Tochter des Königs Joram, nahm Joas, den Sohn Ahasjas, und schaffte ihn aus der Mitte der Königssöhne, die getötet werden sollten, heimlich beiseite, indem sie ihn samt seiner Amme in die Bettzeugkammer brachte. So verbarg ihn Josabath, die Tochter des Königs Joram, die Frau des Priesters Jojada – sie war nämlich die Schwester Ahasjas – vor Athalja, so daß diese ihn nicht ermorden konnte. Er blieb dann sechs Jahre lang bei ihnen im Hause Gottes versteckt, während Athalja das Land regierte. b) Die Verschwörung Jojadas (2.Kön 11,4-12)Im siebten Jahre aber faßte Jojada einen kühnen Entschluß und setzte sich mit den Befehlshabern der Hundertschaften, nämlich mit Asarja, dem Sohne Jerohams, Ismael, dem Sohne Johanans, Asarja, dem Sohne Obeds, Maaseja, dem Sohne Adajas, und Elisaphat, dem Sohne Sichris, ins Einvernehmen. Die zogen dann in Juda umher, brachten die Leviten in allen Städten Judas und die israelitischen Familienhäupter auf ihre Seite, so daß sie nach Jerusalem kamen, wo die ganze Versammlung im Hause Gottes einen Bund mit dem (jungen) Könige schloß. Dabei richtete (Jojada) folgende Worte an sie: »Hier der Königssohn soll König sein, wie der HERR es betreffs der Nachkommen Davids verheißen hat. Folgendermaßen müßt ihr nun zu Werke gehen: das eine Drittel von euch, den Priestern und Leviten, die ihr am Sabbat (aus dem Tempel) abzieht, soll den Dienst als Torhüter an den Schwellen versehen; ein anderes Drittel soll den königlichen Palast, das letzte Drittel das Tor Jesod,Dieses Tor, das »Grundtor«, wird sonst nirgends erwähnt. das gesamte Kriegsvolk endlich die Vorhöfe des Tempels des HERRN besetzen. Den Tempel des HERRN aber darf niemand betreten außer den Priestern und den diensttuenden Leviten: diese dürfen hineingehen, denn sie sind geheiligt; das gesamte übrige Volk aber soll die Vorschrift des HERRN beobachtend.h. beachten .. Die Leviten sollen sich dann rings um den König scharen, ein jeder mit seinen Waffen in der Hand, und wer in den Tempel eindringt, soll getötet werden; ihr müßt beständig um den König sein, wenn er (aus dem Tempel) auszieht und wenn er (in den Palast) einzieht!« c) Athaljas Gefangennahme und Ermordung; Erhebung des Joas zum König (2.Kön 11,13-16)Die Leviten und alle Judäer verfuhren dann genau nach der Anweisung des Priesters Jojada: jeder nahm seine Leute zu sich, sowohl die, welche am Sabbat abtraten, als auch die, welche am Sabbat antraten; denn der Priester Jojada hatte die (dienstfreien) Abteilungen nicht entlassen. Der Priester Jojada gab dann den Hauptleuten der Hundertschaften die Speere, Tartschen und Großschilde, die dem König David gehört hatten und die sich im Tempel Gottes befanden. Nachdem er dann das ganze Kriegsvolk, und zwar einen jeden mit der Lanze in der Hand, von der Südseite des Tempels bis zur Nordseite des Tempels, bis an den Altar und wieder bis an den Tempel aufgestellt hatte, führten sie den Königssohn heraus, legten ihm den Stirnreif um und gaben ihm die Gesetzesrolle in die Hand. So machten sie ihn zum König; und Jojada samt seinen Söhnen salbten ihn und riefen: »Es lebe der König!« Als nun Athalja das Geschrei des Volkes hörte, das herbeigeströmt war und dem Könige zujubelte, begab sie sich zu dem Volk in den Tempel des HERRN. Dort sah sie den König auf seinem Standort am Eingang stehen und die Hauptleute und die Trompeter neben dem König, während das gesamte Volk des Landes voller Freude war und in die Trompeten stieß und die Sänger mit den Musikinstrumenten da waren und das Zeichen zum Lobpreis gaben. Da zerriß Athalja ihre Kleider und rief: »Verrat, Verrat!« Aber der Priester Jojada ließ die Hauptleute der Hundertschaften, die Befehlshaber des Heeres, vortreten und gab ihnen den Befehl: »Führt sie hinaus zwischen den Reihen hindurch! Und wer ihr folgt, soll mit dem Schwert niedergehauen werden!« Der Priester hatte nämlich befohlen: »Ihr dürft sie nicht im Tempel des HERRN töten!« Da legte man Hand an sie, und als sie am Eingang des Roßtores am königlichen Palast angelangt war, tötete man sie dort. d) Jojadas Maßnahmen zur Ehre Gottes; Krönung des Joas (2.Kön 11,17-20)Darauf schloß Jojada zwischen dem HERRN und dem gesamten Volk und dem König das feierliche Abkommen, daß sie das Volk des HERRN sein wollten. Darauf zog das ganze Volk zum Baalstempel und riß ihn nieder: seine Altäre und Götterbilder zertrümmerten sie vollständig und erschlugen den Baalspriester Matthan vor den Altären. Alsdann besetzte Jojada die Ämter am Tempel des HERRN mit den Priestern und den Leviten, die David für den Tempeldienst in Klassen abgeteilt hatte, damit sie dem HERRN die Brandopfer, wie es im mosaischen Gesetz vorgeschrieben ist, unter Freudenrufen und mit Gesängen nach der Anordnung Davids darbrächten. Auch stellte er die Torhüter an den Toren des Hauses des HERRN auf, damit kein irgendwie Unreiner hereinkäme. Dann nahm er die Hauptleute sowie die Vornehmen und die Männer, die eine leitende Stellung im Volke einnahmen, aber auch das gewöhnliche Volk des Landes mit sich und führte den König aus dem Tempel des HERRN hinab, und als sie durch das obere Tor in das königliche Schloß gezogen waren, setzten sie den König auf den königlichen Thron. Da war alles Volk im Lande voller Freude, und die Stadt blieb ruhig; Athalja aber hatte man mit dem Schwert getötet. 9. Die Regierung des Königs Joas (2.Kön 12)a) EingangswortJoas war beim Regierungsantritt sieben Jahre alt und regierte vierzig Jahre in Jerusalem; seine Mutter hieß Zibja und stammte aus Beerseba. Joas tat, was dem HERRN wohlgefiel, solange der Priester Jojada lebte. Dieser verheiratete ihn mit zwei Frauen, und er wurde Vater von Söhnen und Töchtern. b) Ausbesserung des Tempels; Verordnung über die Verwaltung und Verwendung der einkommenden Tempelgelder (2.Kön 12,5-17)Späterhin entschloß sich Joas, den Tempel des HERRN wiederherzustellen. Er ließ also die Priester und Leviten zusammenkommen und befahl ihnen: »Begebt euch in die Ortschaften Judas und sammelt Geld von allen Israeliten ein, um das Haus eures Gottes Jahr für Jahr auszubessern, und zwar müßt ihr die Sache beschleunigen!« Doch die Leviten hatten es damit nicht eilig. Da ließ der König den Oberpriester Jojada kommen und sagte zu ihm: »Warum hast du die Leviten nicht dazu angehalten, aus Juda und Jerusalem die Abgabe einzubringen, die Mose, der Knecht des HERRN, der israelitischen Volksgemeinde für das Gesetzeszelt auferlegt hat? Denn die ruchlose Athalja und ihre SöhneA.L.: Bauleute. haben das Gotteshaus verfallen lassen und haben auch alle heiligen Gegenstände, die zum Hause des HERRN gehörten, für die Baale verwandt!« So fertigte man denn auf Befehl des Königs eine Lade an und stellte sie draußen vor dem Tempeltor auf. Sodann ließ man in Juda und Jerusalem öffentlich bekanntmachen, man solle dem HERRN die Abgabe entrichten, die Mose, der Knecht Gottes, den Israeliten in der Wüste auferlegt hatte. Da freuten sich alle Vornehmen und das ganze Volk und brachten ihren Beitrag und warfen ihn in die Lade, bis sie voll war. Sooft man nun die Lade durch die Leviten zu der königlichen Aufsichtsbehörde bringen ließ – wenn man nämlich sah, daß viel Geld darin war –, so gingen der Schreiber des Königs und der vom Oberpriester Beauftragte hin, leerten die Lade und brachten sie dann wieder an ihren Platz zurück. So tat man Tag für Tag und brachte eine Menge Geld zusammen. Der König und Jojada übergaben dieses dann denen, die als Werkmeister am Tempel des HERRN tätig waren, und diese stellten Steinmetzen und Zimmerleute an, um den Tempel des HERRN wiederherzustellen, dazu auch Eisen- und Kupferschmiede für die Ausbesserung des Tempels. So waren denn die Werkmeister tätig, und unter ihrer Hand nahm die Ausführung der Arbeiten guten Fortgang, so daß sie das Gotteshaus in allen seinen Teilen wiederherstellten und in guten Stand setzten. Als sie damit fertig waren, lieferten sie das noch übrige Geld an den König und an Jojada ab, und man ließ davon Geräte für den Tempel des HERRN anfertigen, Geräte für den Gottesdienst und für die Opfer, nämlich Schalen und andere goldene und silberne Geräte. Man brachte aber, solange Jojada lebte, Brandopfer regelmäßig im Tempel des HERRN dar. c) Abfall des Joas von Gott nach Jojadas Tode; Sacharjas Strafrede und seine SteinigungAls Jojada aber alt und lebenssatt geworden war, starb er; er war bei seinem Tode hundertunddreißig Jahre alt. Man begrub ihn in der Davidsstadt bei den Königen, weil er sich um Israel und auch um Gott und seinen Tempel verdient gemacht hatte. Nach dem Tode Jojadas aber kamen die Fürsten Judas und warfen sich vor dem Könige nieder; da schenkte dieser ihnen Gehör. So verließen sie denn das Haus des HERRN, des Gottes ihrer Väter, und verehrten die Standbilder der Aschera und die Götzenbilder. Da brach der Zorn Gottes über Juda und Jerusalem infolge dieser ihrer Verschuldung herein. Er sandte Propheten unter sie, um sie zum HERRN zurückzuführen; diese redeten ihnen ins Gewissen, doch sie schenkten ihnen kein Gehör. Da kam der Geist Gottes über Sacharja, den Sohn des Priesters Jojada, so daß er vor das Volk hintrat und zu ihnen sagte: »So hat Gott gesprochen: ›Warum übertretet ihr die Gebote des HERRN? Ihr bringt euch dadurch nur um euer Glück! Weil ihr den HERRN verlassen habt, hat er euch auch verlassen!‹« Aber sie stifteten eine Verschwörung gegen ihn an und steinigten ihn auf Befehl des Königs im Vorhof des Tempels des HERRN. So wenig gedachte der König Joas der Liebe, die Jojada, der Vater jenes (Sacharja), ihm erwiesen hatte, daß er der Mörder seines Sohnes wurde. Dieser aber rief sterbend aus: »Der HERR möge es sehen und wird es rächen!« d) Unglücklicher Krieg mit den Syrern; Ermordung des Königs durch Verschwörer; Schlußwort (2.Kön 12,18-22)Und noch vor Ablauf des Jahres zog das Heer der Syrer gegen ihn heran. Als diese in Juda und Jerusalem eingedrungen waren, ließen sie alle Obersten des Volkes grausam hinrichten und sandten alle Beute, die sie bei ihnen gemacht hatten, an den König von Damaskus. Obgleich nämlich das syrische Heer bei seinem Einfall verhältnismäßig klein war, hatte der HERR sie doch über ein sehr zahlreiches Heer der Judäer siegen lassen, weil diese den HERRN, den Gott ihrer Väter, verlassen hatten; so vollzogen die Syrer das Strafgericht an Joas. Als sie dann von ihm weggezogen waren – sie ließen ihn nämlich schwer erkrankt zurück –, verschworen sich seine Hofleute gegen ihn wegen seiner Bluttat am Sohne des Priesters Jojada und ermordeten ihn auf seinem Bette. So fand er seinen Tod; und man begrub ihn in der Davidsstadt, jedoch nicht in den Gräbern der Könige. Folgende (Hofleute) hatten aber die Verschwörung gegen ihn angestiftet: Sabad, der Sohn der Ammonitin Simeath, und Josabad, der Sohn der Moabitin Simrith. Was aber seine Söhne betrifft und die vielen Prophetensprüche gegen ihnA.Ü.: und die Größe des Tributs, der ihm auferlegt wurde. und den Neubau des Hauses Gottes: das alles findet sich bereits aufgezeichnet in der erbaulichen Auslegung des Buches der Könige. Sein Sohn Amazja folgte ihm dann in der Regierung nach. 10. Die Regierung des Königs Amazja (2.Kön 14,1-20)a) Guter RegierungsanfangIm Alter von fünfundzwanzig Jahren kam Amazja auf den Thron, und neunundzwanzig Jahre regierte er in Jerusalem; seine Mutter hieß Joaddan und stammte aus Jerusalem. Er tat, was dem HERRN wohlgefiel, jedoch nicht mit ungeteiltem Herzen. Sobald er nun die Herrschaft fest in Händen hatte, ließ er von seinen Dienern diejenigen hinrichten, die den König, seinen Vater, ermordet hatten. Aber ihre Söhne ließ er nicht hinrichten, sondern verfuhr so, wie im Gesetz, im Buch Moses, geschrieben steht, wo der HERR ausdrücklich geboten hat: »Väter sollen nicht wegen einer Verschuldung ihrer Kinder sterben, und Kinder sollen nicht wegen einer Verschuldung ihrer Väter sterben, sondern ein jeder soll nur wegen seines eigenen Vergehens sterben!« b) Amazjas Sieg über die Edomiter nach Rücksendung der israelitischen Söldner; die Rache dieser TruppenHierauf bot Amazja die Judäer auf und ließ sie, nach Familien geordnet, unter den Befehlshabern über die Tausendschaften und unter den Befehlshabern über die Hundertschaften antreten, ganz Juda und Benjamin. Als er sie dann von den Zwanzigjährigen an und darüber aufschreiben ließ, stellte er für sie eine Gesamtzahl von 300000 auserlesenen, felddienstfähigen Kriegern fest, die Speer und Schild führten. Dazu nahm er aus Israel 100000 kriegstüchtige Leute für hundert Talente SilberTalent s. Anhang, Maße. in Sold. Da kam aber ein Gottesmann zu ihm und sagte: »O König! Laß die israelitische Mannschaft nicht mit dir ziehen! Denn der HERR ist nicht mit Israel, mit allen diesen Leuten aus Ephraim. Sondern ziehe du (allein) und entschlossen in den Kampf: Gott wird dich sonst vor dem Feinde zu Fall bringen; denn Gott ist stark genug, sowohl den Sieg zu verleihen als auch zu Fall zu bringen.« Als nun Amazja den Gottesmann fragte: »Was soll dann aber aus den hundert Talenten werden, die ich der israelitischen Heerschar bereits gegeben habe?«, antwortete der Gottesmann: »Der HERR vermag dir mehr als das zu geben!« Da sonderte Amazja die Abteilung, die aus Ephraim zu ihm gekommen war, von seinem Heere ab, damit sie wieder in ihre Heimat zögen. Da gerieten diese aber in heftigen Zorn gegen die Judäer und kehrten in glühendem Zorn in ihre Heimat zurück. Amazja aber führte sein Heer voller Mut ins Feld und zog in das Salztal, wo er zehntausend Seiriten erschlug; zehntausend andere aber, welche die Judäer lebendig gefangen genommen hatten, führten sie auf eine Felsenspitze und stürzten sie von der Felsenspitze hinab, so daß sie allesamt zerschmettert wurden. Aber die Leute der Heeresabteilung, die Amazja zurückgeschickt hatte, so daß sie an dem Feldzuge nicht hatten teilnehmen dürfen, waren in die Ortschaften Judas von Samaria bis Beth-Horon eingefallen, hatten dreitausend Menschen in ihnen erschlagen und reiche Beute gemacht. c) Amazjas Abfall von Gott; Warnung durch einen ProphetenAls aber Amazja nach dem Siege über die Edomiter heimgekehrt war, stellte er die Götterbilder der Seiriten, die er mitgebracht hatte, als Götter für sich auf, betete sie an und brachte ihnen Opfer dar. Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Amazja, und er sandte einen Propheten zu ihm, der zu ihm sagte: »Warum hältst du dich an die Götter jenes Volkes, die doch ihr eigenes Volk nicht vor deiner Hand haben retten können?« Als er aber so zu ihm redete, entgegnete ihm Amazja: »Haben wir dich etwa zum Ratgeber des Königs bestellt? Unterlaß das! Warum willst du geschlagen werden?« Da hörte der Prophet auf, sagte aber noch: »Ich merke wohl, daß Gott dein Verderben beschlossen hat, weil du so gehandelt und auf meinen Rat nicht hast hören wollen!« d) Amazjas unglücklicher Krieg mit Joas von Israel (2.Kön 14,8-14)Nachdem hierauf Amazja, der König von Juda, mit sich zu Rate gegangen war, schickte er Gesandte an den König Joas von Israel, den Sohn des Joahas, des Sohnes Jehus, und ließ ihm sagen: »Komm, wir wollen unsere Kräfte miteinander messen!« Da ließ Joas, der König von Israel, dem König Amazja von Juda durch eine Gesandtschaft antworten: »Der Dornstrauch auf dem Libanon sandte zur Zeder auf dem Libanon und ließ ihr sagen: ›Gib deine Tochter meinem Sohne zur Frau!‹ Aber da liefen die wilden Tiere auf dem Libanon über den Dornstrauch hin und zertraten ihn. Du denkst, du habest ja die Edomiter geschlagen, und da reißt dein Mut dich fort, dir noch mehr Ruhm zu erwerben. Bleibe nur (ruhig) zu Hause: warum willst du das Unglück herausfordern, daß du zu Fall kommst und Juda mit dir?« Aber Amazja wollte sich nicht warnen lassen; denn es war von Gott so gefügt, damit er sie den Feinden preisgäbe, weil sie sich den Göttern der Edomiter zugewandt hatten. So zog denn Joas, der König von Israel, heran, und beide maßen ihre Kräfte miteinander, er und Amazja, der König von Juda, bei Beth-Semes, das zu Juda gehört. Da wurden die Judäer von den Israeliten geschlagen, und ein jeder floh in seine Heimat. Amazja aber, den König von Juda, den Sohn des Joas, des Sohnes des Joahas, nahm Joas, der König von Israel, in Beth-Semes gefangen und ließ, als er ihn nach Jerusalem gebracht hatte, ein Stück der Mauer Jerusalems vom Ephraimstor bis zum Ecktor auf einer Strecke von vierhundert Ellen niederreißen. Außerdem nahm er alles Gold und Silber sowie alle Geräte, die sich im Hause Gottes bei Obed-Edomd.h. im Vorratshause, das unter der Obhut Obed-Edoms (1.Chr 26,15) stand. vorfanden, und die Schätze des königlichen Palastes, dazu auch Geiseln, und kehrte nach Samaria zurück. e) Schlußwort; Ermordung des Königs durch Verschwörer (2.Kön 14,17-20)Amazja, der Sohn des Joas, der König von Juda, überlebte dann den König Joas von Israel, den Sohn des Joahas, noch fünfzehn Jahre. – Die übrige Geschichte Amazjas aber, von Anfang bis zu Ende, findet sich bekanntlich bereits aufgezeichnet im Buch der Könige von Juda und Israel. Seit der Zeit, da Amazja treulos vom HERRN abgefallen war, bestand in Jerusalem eine Verschwörung gegen ihn. Er floh nach Lachis, doch man sandte Leute nach Lachis hinter ihm her und ließ ihn dort ermorden. Dann lud man ihn auf Rossed.h. auf einen rossebespannten Wagen. und begrub ihn bei seinen Vätern in der Davidsstadt. 11. Die Regierung des Königs Ussia (2.Kön 14,21-22; 15,1-7)a) Guter Regierungsanfang; Ussias Glück im Krieg und im FriedenHierauf nahm das ganze Volk von Juda den Ussia, obgleich er erst sechzehn Jahre alt war, und machte ihn zum König als Nachfolger seines Vaters Amazja. Er befestigte Eloth, das er an Juda zurückgebracht hatte, nachdem der König sich zu seinen Vätern gelegt hatte. Im Alter von sechzehn Jahren bestieg Ussia2.Kön 14,21 Asarja genannt. den Thron, und zweiundfünfzig Jahre regierte er in Jerusalem; seine Mutter hieß Jecholja und stammte aus Jerusalem. Er tat, was dem HERRN wohlgefiel, ganz wie sein Vater Amazja getan hatte. Er war darauf bedacht, sich an Gott zu halten, solange Sacharja lebte, der ihn zur Furcht Gottes anleitete; und solange er den HERRN suchte, gab Gott ihm Glück. Denn als er einen Feldzug gegen die Philister unternahm, riß er die Mauern der Städte Gath, Jabne und Asdod nieder und legte feste Plätze um Asdod her und im (übrigen) Philisterlande an. So half Gott ihm im Kampf gegen die Philister und ebenso gegen die Araber, die in Gur-Baal wohnten, und gegen die Mehuniter. Auch die Ammoniter mußten Ussia Abgaben entrichten, und sein Ruhm verbreitete sich bis nach Ägypten hin; denn er war überaus mächtig geworden. Auch baute Ussia in Jerusalem Türme am Ecktor, am Taltor und am Winkel und befestigte sie. Weiter ließ er in der Steppe Türme erbauen und zahlreiche Zisternen anlegen; denn er besaß große Viehherden sowohl in der Niederung als auch in der Ebene, dazu Ackerleute und Weingärtner im Gebirge und im Gefilde; denn er war ein Freund der Landwirtschaft. b) Ussias Sorge für ein tüchtiges Heer und für die Sicherung des LandesUssia hatte aber auch ein kriegstüchtiges Heer, das, in Scharen gegliedert, zu Felde zog, soviele ihrer durch den Schreiber Jehiel und den Amtmann Maaseja unter der Aufsicht Hananjas, eines der Heerführer des Königs, gemustert worden waren. Die Gesamtzahl der Familienhäupter der kriegstüchtigen Mannschaft betrug 2600, unter deren Befehl eine Heeresmacht von 307500 kriegstüchtigen, vollkräftigen Männern stand, die dem König gegen die Feinde zu Gebote standen. Für dieses ganze Heer beschaffte Ussia Schilde, Lanzen, Helme, Panzer, Bogen und Schleudersteine. Auch ließ er in Jerusalem kunstvoll gebaute Maschinen anfertigen, die auf den Türmen und Zinnen aufgestellt werden sollten, um mit ihnen Pfeile und große Steine zu schleudern. So drang sein Ruhm in weite Ferne; denn er erlangte wunderbare Erfolge, bis er (überaus) mächtig geworden war. c) Ussias Übergriff in das Priesteramt wird von Gott mit Aussatz bestraftAls er aber zu Macht gelangt war, überhob sich sein Sinn zu gottlosem Handeln, so daß er sich gegen den HERRN, seinen Gott, versündigte, indem er in den Tempel des HERRN ging, um auf dem Räucheraltar Rauchopfer darzubringen. Da kam der Priester Asarja hinter ihm her, begleitet von achtzig Priestern des HERRN, vortrefflichen Männern; die traten dem König Ussia mit den Worten entgegen: »Nicht dir, Ussia, steht das Recht zu, dem HERRN Rauchopfer darzubringen, sondern nur den Priestern, den Nachkommen Aarons, die zu diesem Dienst geweiht sind. Verlaß das Heiligtum, denn du hast dich vergangen, und das bringt dir vor Gott, dem HERRN, keine Ehre!« Da geriet Ussia in Zorn, während er noch das Räucherfaß in der Hand hielt, um zu räuchern; als er aber seinen Zorn gegen die Priester ausließ, kam der Aussatz an seiner Stirn vor den Augen der Priester im Tempel des HERRN neben dem Räucheraltar zum Ausbruch. Als sich nun der Oberpriester Asarja und alle Priester zu ihm hinwandten, da war er in der Tat an der Stirn vom Aussatz befallen. Da brachten sie ihn schleunigst von dort weg, und auch er selbst beeilte sich hinauszukommen, weil der HERR ihn geschlagen hatte. So war denn der König Ussia aussätzig bis zu seinem Todestage und wohnte als Aussätziger in einem Hause für sich; denn er war vom Tempel des HERRN ausgeschlossen. Jotham aber, sein Sohn, waltete im königlichen Hause als Familienhaupt und versah die Regierungsgeschäfte für das Land. d) Ussias Tod und BegräbnisDie übrige Geschichte Ussias aber, von Anfang bis zu Ende, hat der Prophet Jesaja, der Sohn des Amoz, geschrieben. Als Ussia sich dann zu seinen Vätern gelegt hatte, begrub man ihn [bei seinen Vätern] auf dem (freien) Felde bei der Begräbnisstätte der Könige; denn man sagte: »Er ist aussätzig!« Sein Sohn Jotham folgte ihm in der Regierung nach. 12. Die Regierung des Königs Jotham (2.Kön 15,32-38)a) Gute und glückliche Regierung; Bauten und erfolgreiche KriegeIm Alter von fündundzwanzig Jahren wurde Jotham König und regierte sechzehn Jahre in Jerusalem; seine Mutter hieß Jerusa und war eine Tochter Zadoks. Er tat, was dem HERRN wohlgefiel, ganz wie sein Vater Ussia getan hatte; nur drang er nicht in den Tempel des HERRN ein; das Volk aber verhielt sich immer noch gottlos. Er erbaute das obere Tor am Tempel des HERRN und ließ auch viel an der Mauer des OphelOphel ist der südöstliche Abhang des Bergrückens, auf dem im nördlichen Teile der Tempel, im südlichen die Königsburg stand. bauen. Weiter befestigte er Ortschaften im Berglande Juda und legte in den waldigen Gegenden Burgen und Türme an. Er führte auch Krieg mit dem König der Ammoniter und besiegte sie, so daß die Ammoniter ihm in jenem Jahre eine Abgabe von hundert Talenten Silber, zehntausend Kor Weizen und zehntausend Kor Gerste entrichteten. Dieselbe Abgabe mußten ihm die Ammoniter auch noch im zweiten und dritten Jahre entrichten. So wurde Jotham immer mächtiger, weil er sich in seiner Lebensführung genau nach dem Willen des HERRN, seines Gottes, richtete. b) SchlußwortDie übrige Geschichte Jothams aber sowie alle seine Kriege und Unternehmungen finden sich bereits im Buch der Könige von Israel und Juda aufgezeichnet. Im Alter von fünfundzwanzig Jahren war er zur Regierung gekommen, und sechzehn Jahre hat er in Jerusalem regiert. Als Jotham sich dann zu seinen Vätern gelegt und man ihn in der Davidsstadt begraben hatte, folgte ihm sein Sohn Ahas in der Regierung nach. 13. Die Regierung des Königs Ahas (2.Kön 16)a) Des Ahas heidnische GreuelIm Alter von zwanzig Jahren wurde Ahas König und regierte sechzehn Jahre in Jerusalem. Er tat nicht, was dem HERRN, seinem Gott, wohlgefiel, wie sein Ahnherr David getan hatte, sondern er wandelte auf den Wegen der Könige von Israel, ja er ließ sogar für die Baale gegossene Bilder anfertigen und brachte selbst Rauchopfer im Tal Ben-Hinnom dar und verbrannte seine Söhne als Opfer nach der greulichen Sitte der heidnischen Völker, die der HERR vor den Israeliten vertrieben hatte. Er brachte auch Schlacht- und Rauchopfer auf den Höhen und Hügeln und unter jedem dichtbelaubten Baume dar. b) Schwere Heimsuchungen durch die Syrer und IsraelitenSo gab ihn denn der HERR, sein Gott, der Gewalt des Königs der Syrer preis, die ihn besiegten und eine große Menge seiner Leute als Gefangene wegführten und sie nach Damaskus brachten. Ebenso wurde er auch der Gewalt des Königs von Israel preisgegeben, der ihm eine schwere Niederlage beibrachte; denn Pekah, der Sohn Remaljas, ließ in Juda an einem Tage 120000 Mann niederhauen, lauter tüchtige Krieger, weil sie den HERRN, den Gott ihrer Väter, verlassen hatten. Außerdem erschlug Sichri, ein tapferer ephraimitischer Krieger, den königlichen Prinzen Maaseja, den Palastvorsteher Asrikam und Elkana, den höchststehenden Mann im Reiche nächst dem König. Dann schleppten die Israeliten von ihren Volksgenossen 200000 Frauen, Knaben und Mädchen in die Gefangenschaft weg; dazu nahmen sie ihnen gewaltige Beute ab, die sie nach Samaria brachten. c) Freilassung der judäischen Kriegsgefangenen in Samaria infolge der Mahnrede des Propheten OdedDort lebte aber ein Prophet des HERRN, namens Oded; der ging dem Heere, das nach Samaria heimkehrte, entgegen und sagte zu ihnen: »Bedenket wohl: nur deshalb, weil der HERR, der Gott eurer Väter, gegen die Judäer erzürnt ist, hat er sie euch in die Hände fallen lassen; ihr aber habt ein Blutbad unter ihnen angerichtet mit einer Wut, die bis an den Himmel reicht! Und nun beabsichtigt ihr, diese Kinder Judas und Jerusalems in der Knechtschaft bei euch zu Sklaven und Sklavinnen zu erniedrigen! Aber habt ihr selbst keine Verschuldungen gegen den HERRN, euren Gott, auf euch lasten? So hört denn jetzt auf mich und schickt die Gefangenen wieder zurück, die ihr euren Brüdern geraubt habt: sonst bricht das schwere Zorngericht des HERRN über euch herein!« Da traten von den Häuptern der Ephraimiten einige Männer, nämlich Asarja, der Sohn Johanans, Berechja, der Sohn Mesillemoths, Hiskia, der Sohn Sallums, und Amasa, der Sohn Hadlais, vor die vom Feldzug Heimkehrenden hin und sagten zu ihnen: »Ihr dürft die Gefangenen nicht hierher bringen; denn dadurch würdet ihr eine Verschuldung gegen den HERRN auf uns laden! Ihr beabsichtigt ja, zu unseren Sünden und Verschuldungen noch neue hinzuzufügen, und doch ist unsere Schuld schon groß genug, und ein schweres Zorngericht droht über Israel hereinzubrechen!« Da gaben die Krieger die Gefangenen und die Beute in Gegenwart der Fürsten und der ganzen Volksgemeinde frei; und die Männer, die mit Namen oben angegeben sind, machten sich daran, sich der Gefangenen anzunehmen: sie versahen alle, die unter ihnen ungenügend bekleidet waren, mit Kleidern aus der Beute; und nachdem sie sie mit Kleidung und Schuhen versehen hatten, gaben sie ihnen zu essen und zu trinken und Öl, um sich zu salben; hierauf setzten sie alle, die (zum Gehen) zu schwach waren, auf Esel und brachten sie nach der Palmenstadt Jericho in die Nähe ihrer Volksgenossen; alsdann kehrten sie nach Samaria zurück. d) Schwere Heimsuchungen durch die Edomiter, Philister und AssyrerZu jener Zeit schickte der König Ahas eine Gesandtschaft an den König von Assyrien, daß er ihm zu Hilfe kommen möchte. Denn auch die Edomiter zogen aufs neue heran, besiegten die Judäer und schleppten Gefangene weg. Dazu unternahmen die Philister Plünderungszüge gegen die Städte in der Niederung und im Südlande von Juda und eroberten Beth-Semes, Ajjalon, Gederoth, Socho nebst den zugehörigen Ortschaften, dazu Thimna nebst den zugehörigen Ortschaften und Gimso nebst den zugehörigen Ortschaften und setzten sich darin fest. Denn der HERR demütigte Juda um des Königs Ahas von Juda willen, weil er es zügellos in Juda getrieben und ganz treulos gegen den HERRN gehandelt hatte. Da rückte Thilgath-Pilneser, der König von Assyrien, gegen ihn heran und bedrängte ihn, statt ihm Beistand zu leisten; denn Ahas hatte den Tempel des HERRN und den königlichen Palast und die Fürsten ausgeplündert und alles dem König von Assyrien gegeben, ohne daß dies ihm etwas genützt hätte. e) Die zunehmende Gottlosigkeit des Ahas; SchlußwortDoch (selbst) während der Zeit seiner Bedrängnis versündigte er, der König Ahas, sich durch Treulosigkeit noch mehr gegen den HERRN. Er opferte nämlich den Göttern von Damaskus, die ihn doch geschlagen hatten, und dachte dabei: »Weil die Götter der Könige von Syrien ihnen geholfen haben, so will ich ihnen opfern, damit sie auch mir helfen«; aber sie dienten ihm nur dazu, ihn selbst und ganz Israel ins Unglück zu stürzen. Auch ließ Ahas die Geräte des Hauses Gottes zusammenbringen und sie dann zerschlagen, verschloß hierauf die Tore des Tempels des HERRN und legte sich Altäre an allen Ecken in Jerusalem an. Ebenso richtete er in jeder einzelnen Ortschaft von Juda Opferhöhen ein, um anderen Göttern Rauchopfer darzubringen, und reizte so den HERRN, den Gott seiner Väter, zum Zorn. Seine übrige Geschichte aber und alle seine Unternehmungen, die früheren und die späteren, finden sich bereits aufgezeichnet im Buch der Könige von Juda und Israel. Als Ahas sich dann zu seinen Vätern gelegt hatte, begrub man ihn in der Stadt, in Jerusalem; denn man setzte ihn nicht in den Gräbern der israelitischen Könige bei. Sein Sohn Hiskia aber folgte ihm in der Regierung nach. 14. Die Regierung des Königs Hiskia(2.Kön 18-20)a) Wiederherstellung des Tempels und des reinen Gottesdienstesa) Hiskias Regierungsantritt und gute Regierung (2.Kön 18,2-3)Hiskia wurde im Alter von fünfundzwanzig Jahren König und regierte neunundzwanzig Jahre in Jerusalem; seine Mutter hieß Abija und war eine Tochter Sacharjas. Er tat, was dem HERRN wohlgefiel, ganz wie sein Ahnherr David getan hatte. b) Hiskias Mahnrede an die Priester und LevitenGleich im ersten Monat des ersten Jahres seiner Regierung öffnete er die Tore des Tempels des HERRN und setzte sie wieder instand. Sodann ließ er die Priester und die Leviten kommen, versammelte sie auf dem freien Platz gegen Osten und hielt folgende Ansprache an sie: »Hört mich an, ihr Nachkommen Levis! Heiligt euch jetzt und heiligt auch das Haus des HERRN, des Gottes eurer Väter, indem ihr den Schmutz (des Götzendienstes) aus dem Heiligtum wegschafft! Denn unsere Väter haben treulos gehandelt und haben getan, was dem HERRN, unserm Gott, mißfällt, indem sie von ihm abgefallen sind und ihre Blicke von der Wohnstätte des HERRN abgewandt und (ihr) den Rücken zugekehrt haben. Sie haben sogar die Türen der Vorhalle geschlossen und die Lampen ausgelöscht, haben kein Räucherwerk mehr verbrannt und dem Gott Israels kein Brandopfer mehr im Heiligtum dargebracht. Daher ist auch der Zorn des HERRN über Juda und Jerusalem hereingebrochen, und er hat sie zu einem abschreckenden Beispiel, zu einem Gegenstand des Entsetzens und der höchsten Verachtung gemacht, wie ihr es mit eigenen Augen seht. Ihr wißt ja: unsere Väter sind eben deswegen durch das Schwert gefallen, und unsere Söhne und unsere Töchter und Frauen befinden sich in der Gefangenschaft. Doch jetzt bin ich entschlossen, einen Bund mit dem HERRN, dem Gott Israels, zu schließen, damit die Glut seines Zornes sich von uns abwendet. So zeigt euch nun nicht lässig, meine Söhne! Denn euch hat der HERR dazu ausersehen, daß ihr vor ihm stehen sollt, um seinen Dienst zu verrichten; seine Diener sollt ihr sein und ihm Schlacht- und Rauchopfer darbringen.« c) Reinigung des Tempels durch die LevitenDa machten sich denn die Leviten ans Werk, nämlich Mahath, der Sohn Amasais, und Joel, der Sohn Asarjas, von den Nachkommen der Kahathiten; und von den Nachkommen Meraris: Kis, der Sohn Abdis, und Asarja, der Sohn Jehallelels; und von den Gersoniten: Joah, der Sohn Simmas, und Eden, der Sohn Joahs; und von den Nachkommen Elizaphans: Simri und Jegiel; und von den Nachkommen Asaphs: Sacharja und Matthanja; und von den Nachkommen Hemans: Jehiel und Simei; und von den Nachkommen Jeduthuns: Semaja und Ussiel. Diese versammelten ihre Stammesgenossen, und nachdem sie sich geheiligt hatten, machten sie sich nach dem Befehl des Königs daran, den Tempel des HERRN nach den Weisungen des HERRN zu reinigen. Die Priester begaben sich also in das Innere des Tempels des HERRN, um es zu reinigen, und schafften alles Unreine, das sie im Tempel vorfanden, in den Vorhof am Hause des HERRN hinaus, wo die Leviten es in Empfang nahmen, um es an den Bach Kidron hinauszubringen. Am ersten Tage des ersten Monats fingen sie mit der Reinigung an, und am achten Tage des Monats waren sie bis an die Vorhalle des Tempels gekommen; acht Tage verwandten sie dann noch darauf, den Tempel in heiligen Zustand zu setzen; und am sechzehnten Tage des ersten Monats waren sie fertig. Da begaben sie sich in den Palast des Königs Hiskia und meldeten: »Wir haben das ganze Haus des HERRN gereinigt, dazu auch den Brandopferaltar mit all seinen Geräten und den Schaubrottisch mit all seinen Geräten; auch alle Geräte, die der König Ahas während seiner Regierung infolge seines Abfalls entweiht hat, haben wir wieder hergerichtet und geheiligt: sie stehen jetzt vor dem Altar des HERRN!« d) Die neue Weihe des Tempels mit Opfern, Gebet und GesängenDa ließ der König Hiskia am andern Morgen früh die Stadtobersten zusammenkommen und ging zum Tempel des HERRN hinauf. Sie ließen dann sieben junge Stiere, sieben Widder, sieben Schafe und sieben Ziegenböcke zum Sündopfer für das Königshaus, für das Heiligtum und für Juda herbeibringen, und er befahl den Nachkommen Aarons, den Priestern, sie auf dem Altar des HERRN zu opfern. Da schlachteten sie die Rinder, und die Priester fingen das Blut auf und sprengten es an den Altar; sodann schlachteten sie die Widder und sprengten das Blut an den Altar; alsdann schlachteten sie die Schafe und sprengten das Blut an den Altar. Schließlich brachten sie die Böcke zum Sündopfer vor den König und vor die versammelte Volksgemeinde, und nachdem diese ihre Hände fest auf sie gelegt hatten, schlachteten die Priester sie und taten ihr Blut als Sündopfer an den Altar, um Sühne für ganz Israel zu erwirken; denn für ganz Israel hatte der König das Brandopfer und das Sündopfer angeordnet. Dabei hatte er die Leviten am Tempelhause des HERRN mit Zimbeln, Harfen und Zithern Aufstellung nehmen lassen, wie David und der königliche Seher Gad und der Prophet Nathan es angeordnet hatten; denn vom HERRN war die Anordnung ausgegangen durch den Mund seiner Propheten. So hatten sich also die Leviten mit den Musikinstrumenten Davids und die Priester mit den Trompeten aufgestellt. Da befahl Hiskia, das Brandopfer auf dem Altar darzubringen; und sobald das Brandopfer begann, fing auch der Gesang zu Ehren des HERRN an, und die Trompeten setzten ein, und zwar unter Begleitung der Instrumente Davids, des Königs von Israel. Die ganze Versammlung aber warf sich nieder, während die Lieder erklangen und die Trompeten schmetterten; das alles dauerte, bis das Brandopfer vollendet war. Als man aber mit dem Opfer zu Ende war, knieten der König und alle, die bei ihm anwesend waren, zum Gebet nieder. Hierauf geboten der König Hiskia und die Fürsten den Leviten, zu Ehren des HERRN den Lobgesang anzustimmen mit den Worten Davids und des Sehers Asaph. Da trugen sie denn das Loblied mit Freuden vor, verneigten sich und warfen sich nieder. Hierauf nahm Hiskia das Wort und sagte: »So habt ihr euch denn jetzt dem HERRN geweiht: tretet nun herzu und bringt Schlacht- und Dankopfer zum Tempel des HERRN!« Da brachten die Versammelten Schlacht- und Dankopfer dar, und jeder, der sich dazu getrieben fühlte, brachte Brandopfer. Die Zahl der Brandopfer, welche die Versammelten darbrachten, betrug 70 Rinder, 100 Widder, 200 Schafe, diese alle als Brandopfer für den HERRN; außerdem weihte man als Heilsopfer 600 Rinder und 3000 Stück Kleinvieh. Weil nun die Priester zu wenige waren, so daß sie nicht allen Brandopfern die Haut abzuziehen vermochten, halfen ihnen ihre Stammesgenossen, die Leviten, bis die Arbeit zu Ende gebracht war und bis die Priester sich geheiligt hatten; die Leviten waren nämlich mit größerem Eifer darauf bedacht gewesen, sich zu heiligen, als die Priester. Auch Brandopfer waren in Menge zu besorgen nebst den Fettstücken der Heilsopfer und nebst den zu den Brandopfern gehörenden Trankopfern. So war denn der Dienst am Tempel des HERRN wiederhergestellt; Hiskia aber und das ganze Volk freuten sich über das Glück, das der HERR dem Volke hatte zuteil werden lassen; denn die Sache war außerordentlich schnell vor sich gegangen. b) Hiskias Passahfeiera) Einladung zur PassahfeierHierauf sandte Hiskia Boten an ganz Israel und Juda und schrieb auch Briefe an Ephraim und Manasse, sie möchten zum Hause des HERRN in Jerusalem kommen, um dem HERRN, dem Gott Israels, eine Passahfeier zu veranstalten. Der König und seine Fürsten nebst der ganzen Volksgemeinde in Jerusalem hatten sich aber entschlossen, das Passah erst im zweiten Monat zu feiern; denn sie konnten es damals nicht sogleich feiern, weil die Priester sich noch nicht in hinreichender Anzahl dazu geheiligt hatten und das Volk noch nicht in Jerusalem versammelt war. Als dieser Beschluß die Zustimmung des Königs und der ganzen Volksgemeinde gefunden hatte, faßten sie weiter den Beschluß, einen Aufruf in ganz Israel von Beerseba bis Dan ergehen zu lassen, man möge kommen, um dem HERRN, dem Gott Israels, das Passah in Jerusalem zu feiern; denn man hatte es seit langer Zeit bei so zahlreicher Beteiligung nicht so gefeiert, wie es vorgeschrieben war. So zogen denn die Eilboten mit den Briefen von der Hand des Königs und seiner höchsten Beamten in ganz Israel und Juda umher und verkündeten nach dem Befehle des Königs: »Ihr Israeliten! Kehrt zum HERRN, dem Gott Abrahams, Isaaks und Israels, zurück, damit er sich denen wieder zuwendet, die der Gewalt der Könige von Assyrien entronnen und euch noch übriggeblieben sind; und macht es nicht wie eure Väter und eure Volksgenossen, die treulos gegen den HERRN, den Gott ihrer Väter, gehandelt haben, so daß er sie der Vernichtung preisgegeben hat, wie ihr es seht! Zeigt euch also jetzt nicht halsstarrig wie eure Väter, sondern reicht dem HERRN die Hand und kommt zu seinem Heiligtum, das er auf ewig geheiligt hat, und dient dem HERRN, eurem Gott, damit die Glut seines Zornes sich von euch abwendet! Denn wenn ihr zum HERRN umkehrt, so werden eure Brüder und eure Kinder Erbarmen bei denen finden, die sie in die Gefangenschaft weggeführt haben, so daß sie in dieses Land zurückkehren können; denn der HERR, euer Gott, ist gnädig und barmherzig und wird sein Angesicht nicht von euch wegwenden, wenn ihr zu ihm zurückkehrt!« – So zogen denn die Eilboten von Stadt zu Stadt durch das Land Ephraim und Manasse und bis nach Sebulon, aber man verspottete und verhöhnte sie; nur einige Männer aus Asser, Manasse und Sebulon gingen in sich und kamen nach Jerusalem. Auch in Juda zeigte sich die Einwirkung Gottes dadurch, daß er ihnen einen einmütigen Sinn verlieh, um der Aufforderung des Königs und seiner obersten Beamten nach der Weisung des HERRN nachzukommen. b) Verlauf der Passahfeier in der ersten WocheSo versammelte sich denn eine große Volksmenge in Jerusalem, um das Fest der ungesäuerten Brote im zweiten Monat zu feiern, eine überaus zahlreiche Volksgemeinde. Sie machten sich zunächst daran, die Altäre, die sich in Jerusalem befanden, wegzuschaffen; ebenso beseitigten sie alle Rauchopferstätten und warfen sie in den Bach Kidron. Sodann schlachteten sie das Passah am vierzehnten Tage des zweiten Monats; denn die Priester und die Leviten fühlten sich beschämt und hatten sich geheiligt und brachten nun Brandopfer zum Tempel des HERRN; sie versahen ihre Amtsgeschäfte pflichtgemäß, wie es ihnen nach dem Gesetz Moses, des Mannes Gottes, oblag: die Priester sprengten das Blut, das sie aus der Hand der Leviten genommen hatten. Es gab nämlich viele unter den Versammelten, die sich nicht geheiligt hatten; daher besorgten die Leviten das Schlachten der Passahlämmer für einen jeden, der nicht rein war, um sie dem HERRN zu weihen. Ja, die Mehrzahl des Volkes, viele aus Ephraim und Manasse, Issaschar und Sebulon, hatten sich nicht gereinigt, sondern aßen das Passah nicht in der vorgeschriebenen Weise. Doch Hiskia hatte für sie gebetet mit den Worten: »Der HERR, der Gütige, wolle einem jeden verzeihen, der ernstlich darauf bedacht ist, Gott den HERRN, den Gott seiner Väter, zu suchen, wenn auch nicht gemäß der für das Heiligtum erforderlichen Reinheit!« Und der HERR erhörte Hiskia und ließ das Volk unversehrt. So feierten denn die Israeliten, die sich in Jerusalem eingefunden hatten, das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage lang mit großer Freude, und die Leviten und die Priester sangen dem HERRN Tag für Tag Loblieder unter Begleitung der Musikinstrumente. Dabei richtete Hiskia freundliche Worte an alle Leviten, welche richtiges Verständnis für den Dienst des HERRN bewiesen; und man hielt Festmahle die sieben Tage hindurch, indem sie Heilsopfer darbrachten und den HERRN, den Gott ihrer Väter, priesen. c) Fortsetzung der Festfeier in der zweiten WocheDarauf entschloß sich die ganze Volksgemeinde, noch weitere sieben Tage zu feiern; und so begingen sie noch sieben Tage lang ein Freudenfest. Denn Hiskia, der König von Juda, hatte der Volksgemeinde tausend Stiere und siebentausend Stück Kleinvieh als Spende überwiesen, und die Fürsten hatten gleichfalls tausend Stiere und zehntausend Stück Kleinvieh gespendet; und die Priester hatten sich in großer Zahl geheiligt. So überließ sich denn die ganze Volksgemeinde Judas der Fröhlichkeit und ebenso die Priester und die Leviten und die ganze Menge derer, die aus Israel gekommen waren, auch die Fremdlinge, die aus den verschiedensten Gegenden Israels gekommen waren oder in Juda wohnten. Und es herrschte große Freude in Jerusalem; denn seit den Tagen Salomos, des Sohnes Davids, des Königs von Israel, war etwas Derartiges in Jerusalem nicht vorgekommen. Die levitischen Priester aber erhoben sich und segneten das Volk, und ihre laute Bitte fand Erhörung: ihr Gebet drang zu seiner heiligen Wohnung, in den Himmel. c) Neuordnung des Gottesdienstes und der Versorgung der Priester und Levitena) Reinigung des Landes vom GötzendienstAls nun alle diese (Festlichkeiten) zu Ende waren, zogen sämtliche Israeliten, die sich dazu eingefunden hatten, in die Ortschaften Judas hinaus, zertrümmerten die Malsteine, zerschlugen die Standbilder der Aschera und zerstörten die Opferhöhen und die Altäre in ganz Juda und Benjamin sowie in Ephraim und Manasse, bis sie sie gänzlich vernichtet hatten; darauf kehrten alle Israeliten in ihre Ortschaften zurück, ein jeder zu seinem Besitztum. b) Erfolgreiche Sorge für das Einkommen der Priester und LevitenHierauf bestellte Hiskia die verschiedenen Abteilungen der Priester und der Leviten, jeden einzelnen von den Priestern und den Leviten nach Maßgabe des ihm obliegenden Dienstes bei den Brandopfern und bei den Heilsopfern, um in den Toren des Lagers des HERRN Dienst zu tun und Danklieder oder Lobgesänge vorzutragen. Der Beitrag des Königs aus seinem Vermögen war für die Brandopfer bestimmt, und zwar für die Brandopfer sowohl an jedem Morgen und Abend als auch an den Sabbaten und Neumonden und an den Festen, wie es im Gesetz des HERRN vorgeschrieben ist. Sodann machte er es dem Volke, das in Jerusalem wohnte, zur Pflicht, den Priestern und den Leviten die ihnen gebührenden Abgaben zukommen zu lassen, damit sie am Gesetz des HERRN festhalten könnten. Sobald nun dieser Befehl bekannt wurde, brachten die Israeliten reichlich die Erstlinge vom Getreide, Most, Öl und Honig sowie von allen (übrigen) Erzeugnissen des Feldes dar und lieferten den Zehnten von allem in Menge ab; und die Israeliten und Judäer, die in den Ortschaften Judas wohnten, brachten ebenfalls den Zehnten vom Groß- und Kleinvieh sowie den Zehnten von den Weihegaben, die dem HERRN, ihrem Gott, geweiht waren, und legten sie Haufen bei Haufen hin. Im dritten Monat begannen sie die Haufen aufzuschichten, und im siebten Monat waren sie damit fertig. Als dann Hiskia und die Fürsten kamen und die Haufen besichtigten, priesen sie den HERRN und sein Volk Israel; und als Hiskia sich nun bei den Priestern und den Leviten in betreff der Haufen erkundigte, antwortete ihm Asarja, der Oberpriester aus dem Hause Zadok: »Seitdem man angefangen hat, die Abgaben zum Tempel des HERRN zu bringen, haben wir gegessen und sind satt geworden und haben noch viel übrig behalten; denn der HERR hat sein Volk gesegnet; daher ist dieser große Vorrat da übriggeblieben.« Da befahl Hiskia, Zellen im Hause des HERRN herzurichten; und als dies geschehen war, brachte man die Abgaben sowie die Zehnten und die Weihegaben gewissenhaft hinein. Zum Oberaufseher darüber wurde der Levit Chananja bestellt und sein Bruder Simei an zweiter Stelle; Jehiel aber, Asasja, Nahath, Asahel, Jerimoth, Josabad, Eliel, Jismachja, Mahath und Benaja standen als Aufseher dem Chananja und seinem Bruder Simei zur Seite nach der Anordnung des Königs Hiskia und Asarjas, des FürstenGemeint ist der Hohepriester. im Hause Gottes. Weiter wurde der Levit Kore, der Sohn Jimnas, der Hüter des östlichen Tores, zum Aufseher über die Gaben bestellt, die Gott freiwillig dargebracht wurden, damit die dem HERRN gebührenden Hebopfer und die hochheiligen Gaben abgeliefert würden. Ihm standen Eden, Minjamin, Jesua, Semaja, Amarja und Sechanja in den Priesterstädten getreulich zur Seite, um ihren Amtsbrüdern abteilungsweise, den alten wie den jungen, ihre Anteile zuzuweisen mit Ausnahme der in das Geschlechtsverzeichnis eingetragenen männlichen Personen im Alter von drei und mehr Jahren, d.h. aller, die zum Hause des HERRN kamen, wie es ein jeder Tag erforderte, um ihren Dienst nach ihren Obliegenheiten abteilungsweise auszurichten. c) Aufstellung von Verzeichnissen der Priester und Leviten; SchlußwortWas aber das Verzeichnis der Priester anbetrifft, so war es nach ihren Familien angelegt, und das der Leviten enthielt die Personen von zwanzig und mehr Jahren mit Rücksicht auf ihre amtlichen Obliegenheiten abteilungsweise, und zwar waren sie in das Verzeichnis eingetragen samt all ihren kleinen Kindern, ihren Frauen, ihren Söhnen und ihren Töchtern, also der gesamte Stand; denn in ihrer Ehrenhaftigkeit hatten sie sich zu gewissenhafter Pflichterfüllung geheiligt. Auch für die Nachkommen Aarons, die Priester, waren in den Bezirken der zu ihren Städten gehörenden Markung, in jeder einzelnen Stadt, Männer, die mit Namen angegeben waren, dazu bestellt, allen männlichen Personen unter den Priestern und allen in das Verzeichnis eingetragenen Leviten Anteile zukommen zu lassen. Auf diese Weise verfuhr Hiskia in ganz Juda und tat, was vor dem HERRN, seinem Gott, gut, recht und pflichtgemäß war; und bei allem, was er in betreff des Dienstes am Hause Gottes und auf Grund des Gesetzes und des Gebotes, um seinen Gott zu suchen, vornahm, handelte er mit voller Aufrichtigkeit und hatte daher auch glücklichen Erfolg. d) Der Einfall Sanheribs und die weitere Geschichte Hiskias (2.Kön 18,13-19,37; Jes 36-39)a) Hiskias umsichtige Maßnahmen gegen den FeindNach diesen Begebenheiten und dieser von Hiskia bewiesenen Treue zog Sanherib, der König von Assyrien, heran, drang in Juda ein und belagerte die festen Plätze in der Absicht, sie für sich zu erobern. Als nun Hiskia sah, daß Sanherib herangerückt war und sich zum Angriff auf Jerusalem anschickte, entschloß er sich im Einvernehmen mit seinen höchsten Beamten und seinen Heerführern, die Wasserquellen außerhalb der Stadt zu verschütten, und sie waren ihm dabei behilflich. Es wurden also Leute in großer Zahl aufgeboten, welche die sämtlichen Quellen und den Bach, der mitten durch das Land floß,den Gihon (V.30). verschütteten, indem sie sagten: »Warum sollen die Könige von Assyrien, wenn sie kommen, Wasser in Menge vorfinden?« Alsdann machte er sich mit Entschlossenheit ans Werk und ließ die Stadtmauer überall, wo sie niedergerissen war, wiederherstellen und Türme auf ihr errichten und draußen noch eine zweite Mauer aufführen; auch befestigte er das Millo in der Davidsstadt und ließ Waffen und Schilde in Menge herstellen. Weiter setzte er kriegstüchtige Anführer über das Heer ein, versammelte diese um sich auf dem freien Platz am Stadttor und sprach ihnen Mut zu mit den Worten: »Seid mutig und entschlossen! Fürchtet euch nicht und seid unverzagt vor dem König von Assyrien und vor dem ganzen Haufen, der mit ihm zieht! Denn mit uns ist ein Stärkerer als mit ihm: mit ihm ist nur ein Arm von Fleisch, mit uns aber ist der HERR, unser Gott, der wird uns helfen und unsere Kriege führen!« Und das Volk fühlte sich durch die Worte Hiskias, des Königs von Juda, ermutigt. b) Sanheribs Aufforderung zur Übergabe der Stadt von Lachis aus (2.Kön 18,17-37)Darnach sandte Sanherib, der König von Assyrien, während er selbst mit seiner ganzen Heeresmacht vor Lachis stand, (einige von) seinen Dienern nach Jerusalem an Hiskia, den König von Juda, und an alle Judäer, die sich in Jerusalem befanden, mit der Botschaft: »So läßt Sanherib, der König von Assyrien, euch sagen: ›Worauf verlaßt ihr euch, daß ihr in Jerusalem eingeschlossen sitzen bleibt? Ja, Hiskia ist es, der euch irreführt, um euch dem Tode durch Hunger und Durst preiszugeben, indem er euch verheißt: Der HERR, unser Gott, wird uns aus der Gewalt des Königs von Assyrien erretten! Ist das nicht derselbe Hiskia, der den Höhendienst und die Altäre eures Gottes weggeschafft und in Juda und Jerusalem das Gebot erlassen hat: Vor einem einzigen Altar sollt ihr anbeten, und nur auf ihm dürft ihr opfern? Wißt ihr nicht, wie ich und meine Väter mit allen Völkern der (anderen) Länder verfahren sind? Haben etwa die Götter der Völker in den (übrigen) Ländern ihr Land aus meiner Gewalt irgendwie zu erretten vermocht? Wo ist unter allen Göttern dieser Völker, die meine Väter dem Untergange geweiht haben, einer gewesen, der sein Volk aus meiner Gewalt hätte erretten können? Wie sollte euer Gott da euch aus meiner Gewalt zu erretten vermögen? So laßt euch denn jetzt nicht von Hiskia betören und euch nicht auf solche Weise irreführen und schenkt ihm keinen Glauben! Denn kein Gott irgendeines Volkes und irgendeines Reiches hat (bisher) sein Volk aus meiner und meiner Väter Gewalt zu erretten vermocht; geschweige denn, daß euer Gott euch aus meiner Gewalt sollte erretten können!‹« c) Sanheribs und seiner Gesandten Hochmut (2.Kön 18,26-37)Seine Gesandten redeten dann noch mehr gegen Gott den HERRN und gegen seinen Knecht Hiskia; auch hatte er, um den HERRN, den Gott Israels, zu verhöhnen und zu lästern, einen Brief folgenden Inhalts geschrieben: »Sowenig die Götter der Völker in den (übrigen) Ländern ihr Volk aus meiner Gewalt errettet haben, ebensowenig wird der Gott Hiskias sein Volk aus meiner Gewalt erretten!« Sie riefen dies auch der Bevölkerung von Jerusalem, die auf der Mauer stand, mit lauter Stimme auf jüdisch zu, um sie zu schrecken und in Angst zu versetzen, damit sie so die Stadt in ihre Gewalt brächten, und redeten von dem Gott Jerusalems wie von den Göttern der Heidenvölker der Erde, die doch nur Machwerke von Menschenhänden sind. d) Hiskias Gebet; Gottes Hilfe: Sanheribs Vernichtung, Abzug und Tod (2.Kön 19,35-37)Als nun infolgedessen der König Hiskia und der Prophet Jesaja, der Sohn des Amoz, beteten und um Hilfe zum Himmel schrien, da sandte der HERR einen Engel, der sämtliche Kriegsleute und Fürsten und Heerführer im Lager des Königs von Assyrien sterben ließ, so daß jener mit Schimpf und Schande in sein Land zurückkehrte; und als er sich dann in den Tempel seines Gottes begab, brachten ihn dort einige von seinen leiblichen Söhnen mit dem Schwerte um. So rettete der HERR den Hiskia und die Bewohner Jerusalems aus der Gewalt des Königs Sanherib von Assyrien und aus der Gewalt aller (seiner übrigen Feinde) und verschaffte ihnen Ruhe auf allen Seiten. Und viele brachten dem HERRN Gaben nach Jerusalem und dem König Hiskia kostbare Geschenke, so daß er fortan bei allen Völkern in hohem Ansehen stand. ee) Hiskias Krankheit, Überhebung und Buße (2.Kön 20,1-11)Als Hiskia zu jener Zeit auf den Tod erkrankte, betete er zum HERRN, und dieser erhörte ihn und gab ihm ein Wunderzeichen. Aber Hiskia bewies sich für die ihm erwiesene Wohltat nicht dankbar, sondern sein Herz überhob sich; darum brach ein Zorngericht über ihn und über Juda und Jerusalem herein. Weil aber Hiskia sich nunmehr wegen seines Hochmuts demütigte, er samt der Bevölkerung von Jerusalem, erging das Zorngericht des HERRN über sie nicht schon bei Lebzeiten Hiskias. ff) Hiskias Reichtum; Wasserversorgung Jerusalems und Versuchung durch die babylonische Gesandtschaft (2.Kön 20,12-19)Hiskia besaß sehr großen Reichtum und bedeutende Macht und legte sich auch Schatzkammern an für Silber, Gold und Edelsteine, für Spezereien, Schilde und Kostbarkeiten aller Art, auch Vorratshäuser für den Ertrag von Getreide, Wein und Öl und Stallungen für allerlei Arten von Vieh und Hürden für die Herden. Auch Städte legte er sich an, und er besaß große Herden von Kleinvieh und Rindern; denn Gott hatte ihm ein sehr bedeutendes Vermögen verliehen. Hiskia ist es auch gewesen, der den oberen Ausfluß des Wassers des Gihon verschüttet und es nach der Westseite hinunter nach der Davidsstadt geleitet hat;Der Gihon ist die einzige Quelle Jerusalems am östlichen Abhang des Tempelberges (Marienquelle). Hiskia verschloß diese und leitete sie nach dem Westen der Stadt Davids durch einen Felstunnel, der sie mit der Siloahquelle verband (vgl. 2.Kön 20,20). und bei allen seinen Unternehmungen hatte er Glück. Gleichwohl bei Gelegenheit der Gesandtschaft, welche die Fürsten von Babylon an ihn geschickt hatten, um Erkundigungen wegen des Wunderzeichens einzuziehen, das im Lande geschehen war, verließ ihn Gott, um ihn auf die Probe zu stellen, damit er seine Gesinnung völlig kennenlernte. gg) Abschluß der Geschichte Hiskias (2.Kön 20,20.21)Die übrige Geschichte Hiskias aber und seine frommen Taten finden sich bekanntlich bereits aufgezeichnet in der Offenbarung des Propheten Jesaja, des Sohnes des Amoz, und im Buch der Könige von Juda und Israel. Als Hiskia sich dann zu seinen Vätern gelegt hatte, begrub man ihn am Aufstieg zu den Gräbern der Nachkommen Davids; und ganz Juda und die Bevölkerung Jerusalems erzeigten ihm Ehre bei seinem Tode. Sein Sohn Manasse folgte ihm dann in der Regierung nach. 15. Die Regierung der Könige Manasse und Amon (2.Kön 21)a) Manasse König von Juda (2.Kön 21,1-18)a) Manasses Abgötterei (2.Kön 21,1-9)Im Alter von zwölf Jahren wurde Manasse König und regierte fünfundfünfzig Jahre in Jerusalem. Er tat, was dem HERRN mißfiel, im Anschluß an den greuelhaften Götzendienst der (heidnischen) Völker, die der HERR vor den Israeliten vertrieben hatte. Er baute die Höhenheiligtümer wieder auf, die sein Vater Hiskia zerstört hatte, errichtete den Baalen Altäre, ließ Standbilder der Aschera herstellen, betete das ganze Sternenheer des Himmels an und erwies ihnen Verehrung. Er erbaute sogar Altäre im Tempel des HERRN, von dem doch der HERR gesagt hatte: »In Jerusalem soll mein Name für alle Zeiten wohnen!«, und zwar erbaute er dem ganzen Sternenheer des Himmels Altäre in den beiden Vorhöfen beim Tempel des HERRN. Ja er ließ sogar seine eigenen Söhne im Tale Ben-Hinnom als Brandopfer verbrennen, trieb Zauberei, Wahrsagerei und geheime Künste und bestellte Totenbeschwörer und Zeichendeuter: er tat vieles, was dem HERRN mißfiel und ihn zum Zorn reizen mußte. Das geschnitzte Götzenbild, das er hatte anfertigen lassen, stellte er sogar im Hause Gottes auf, von dem doch Gott zu David und dessen Sohne Salomo gesagt hatte: »In diesem Hause und in Jerusalem, das ich aus allen Stämmen Israels erwählt habe, will ich meinen Namen für ewige Zeiten wohnen lassen; und ich will den Fuß Israels fortan nicht wieder weichen lassen aus dem Lande, das ich ihren Vätern angewiesen habe, wofern sie nur darauf bedacht sind, alles zu tun, was ich ihnen geboten habe, nämlich ganz nach dem Gesetz und den Satzungen und Verordnungen (zu leben), die sie durch Mose erhalten haben.« Aber Manasse verleitete Juda und die Bewohner Jerusalems dazu, es noch ärger zu treiben, als die heidnischen Völker es getan hatten, die der HERR vor den Israeliten vertilgt hatte. Zwar warnte der HERR den Manasse und sein Volk durch den Mund von Propheten, aber sie achteten nicht darauf. b) Manasses Gefangenführung nach Babylon, seine Buße und HeimkehrDa ließ der HERR die Heerführer des Königs von Assyrien gegen sie anrücken; die führten Manasse mit Haken gefangen, legten ihm eherne Fesseln an und brachten ihn nach Babylon. Als er sich nun in Not befand, flehte er zum HERRN, seinem Gott, um Gnade und demütigte sich tief vor dem Gott seiner Väter; und als er nun zu ihm betete, ließ er sich von ihm erbitten, so daß er sein Flehen erhörte und ihn nach Jerusalem in seine königliche Stellung zurückbrachte. Da erkannte Manasse, daß der HERR (der wahre) Gott ist. c) Manasses Mauerbauten und Bemühung um Beseitigung des GötzendienstesSpäter baute er noch eine äußere Mauer an der Davidsstadt, auf der Westseite nach dem Gihon hin, im (Kidron-) Tal und bis zum Eingang ins Fischtor, so daß er den Ophel umschloß; dabei erhöhte er sie beträchtlich. Auch setzte er Befehlshaber in sämtlichen festen Plätzen Judas ein. Sodann schaffte er die fremden Götter und das Götzenbild aus dem Tempel des HERRN weg, ebenso alle Altäre, die er auf dem Tempelberge und in Jerusalem errichtet hatte, und ließ sie vor die Stadt hinauswerfen. Dagegen stellte er den Altar des HERRN wieder her und opferte auf ihm Heils- und Dankopfer und machte den Judäern die Verehrung des HERRN, des Gottes Israels, zur Pflicht. Indessen opferte das Volk noch immer auf den Höhen, allerdings nur dem HERRN, ihrem Gott. d) SchlußwortDie übrige Geschichte Manasses aber und sein Gebet zu seinem Gott sowie die Reden der Seher, die im Namen des HERRN, des Gottes Israels, zu ihm geredet haben, das alles steht bereits in der Geschichte der Könige von Israel geschrieben. Sein Gebet aber und wie er bei Gott Erhörung fand, sowie alle seine Versündigungen und seine Untreue und die Orte, an denen er vor seiner Demütigung Höhenaltäre erbaut und Standbilder der Aschera und geschnitzte Götzenbilder aufgestellt hatte, das findet sich bekanntlich aufgezeichnet in der Geschichte Hosais. – Als Manasse sich dann zu seinen Vätern gelegt und man ihn in seinem Hause begraben hatte, folgte ihm sein Sohn Amon in der Regierung nach. b) Amon König von Juda (2.Kön 21,19-26)Im Alter von zweiundzwanzig Jahren wurde Amon König und zwei Jahre regierte er in Jerusalem. Er tat, was dem HERRN mißfiel, wie sein Vater Manasse getan hatte; und allen Götzenbildern, die sein Vater Manasse hatte anfertigen lassen, brachte Amon eifrig Opfer dar und verehrte sie. Aber er demütigte sich nicht vor dem HERRN, wie sein Vater Manasse sich gedemütigt hatte, sondern er, Amon, lud große Schuld auf sich. Da verschworen sich seine eigenen Diener gegen ihn und ermordeten ihn in seinem Palast. Die Landbevölkerung aber erschlug alle, die an der Verschwörung gegen den König Amon teilgenommen hatten, und erhob dann seinen Sohn Josia zu seinem Nachfolger auf dem Throne. 16. Die Regierung des Königs Josia (2.Kön 22,1-23,30)a) EingangswortIm Alter von acht Jahren wurde Josia König, und einunddreißig Jahre regierte er in Jerusalem. Er tat, was dem HERRN wohlgefiel: er wandelte auf den Wegen seines Ahnherrn David, ohne nach rechts oder nach links davon abzuweichen. b) Wiederherstellung des reinen Gottesdienstes (2.Kön 23,4-20)Im achten Jahre seiner Regierung, als er noch ein Jüngling war, fing er an, den Gott seines Ahnherrn David zu suchen, und im zwölften Jahr begann er, Juda und Jerusalem von dem Höhendienst und den Standbildern der Aschera und den geschnitzten und gegossenen Bildern zu reinigen. Vor seinen Augen riß man die Altäre der Baale nieder, und die Sonnensäulen, die oben auf ihnen standen, ließ er umhauen und die Standbilder der Aschera und die geschnitzten und gegossenen Bilder zertrümmern und zermalmen und den Staub von ihnen auf die Gräber derer streuen, die ihnen geopfert hatten; die Gebeine der Priester ließ er auf ihren Altären verbrennen und reinigte auf diese Weise Juda und Jerusalem. Auch in den Städten von Manasse und Ephraim, von Simeon und bis nach Naphthali hin – in den dortigen Trümmerstätten ringsum – riß er die Altäre nieder, zertrümmerte und zermalmte die Standbilder der Aschera und die geschnitzten Bilder und ließ alle Sonnensäulen in allen Gegenden Israels umhauen; dann kehrte er nach Jerusalem zurück. c) Darlegung des bei der Wiederherstellung und Instandhaltung des Tempels beachteten VerfahrensIm achtzehnten Jahre seiner Regierung aber, als er das Land und den Tempel gereinigt hatte, sandte er Saphan, den Sohn Azaljas, und den Stadthauptmann Maaseja und den Kanzler Joah, den Sohn des Joahas, um den Tempel des HERRN, seines Gottes, wieder instandsetzen zu lassen. Als diese nun zum Hohenpriester Hilkia kamen, übergaben sie das Geld, das im Hause Gottes eingegangen war und das die Leviten, die Schwellenhüter, von den Stämmen Manasse und Ephraim und von allen übrigen Israeliten sowie von ganz Juda und Benjamin und den Bewohnern Jerusalems eingesammelt hatten, – und zwar händigten sie es den Werkführern ein, die für die Arbeit am Tempel des HERRN bestellt waren; diese übergaben es dann den Arbeitern, die am Tempel des HERRN tätig waren, um den Tempel herzustellen und auszubessern; und zwar übergaben sie es den Zimmerleuten und Bauleuten zum Ankauf von behauenen Steinen und von Hölzern für die Decken und um die Baulichkeiten, welche die Könige von Juda hatten in Verfall geraten lassen, mit neuem Gebälk zu versehen. Diese Männer handelten bei ihrer Arbeit auf Treu und Glauben; und über sie waren gesetzt: die Leviten Jahath und Obadja aus den Nachkommen Meraris, und Sacharja und Mesullam aus den Nachkommen der Kahathiten, um die Aufsicht zu führen; und die Leviten, soweit sie sich auf Musikinstrumente verstanden, waren über die Lastträger gesetzt und führten auch die Aufsicht über alle Arbeiter bei ihren verschiedenen Dienstleistungen; und andere von den Leviten waren auch Schreiber, Amtleute und Torhüter. d) Bericht über die Auffindung des Gesetzbuches und seine erste Wirkung (2.Kön 22,3-13)Als sie nun das Geld, das im Tempel des HERRN eingegangen war, herausnahmen, fand der Priester Hilkia das Buch mit dem von Mose herrührenden Gesetz des HERRN. Da hob Hilkia an und sagte zum Staatsschreiber Saphan: »Ich habe das Gesetzbuch im Tempel des HERRN gefunden!« Damit übergab Hilkia das Buch dem Saphan. Dieser überbrachte dann das Buch dem König und erstattete außerdem dem Könige folgenden Bericht: »Alles, was deinen Knechten aufgetragen war, haben sie ausgerichtet: sie haben das Geld, das sich im Tempel des HERRN vorfand, ausgeschüttet und haben es den zur Aufsicht Bestellten und den Werkführern eingehändigt.« Weiter machte der Staatsschreiber Saphan dem Könige noch die Mitteilung: »Der Priester Hilkia hat mir ein Buch gegeben«; und Saphan las dem Könige daraus vor. Als nun der König den Inhalt des Gesetzbuches vernahm, zerriß er seine Kleider und gab sodann dem Hilkia und Ahikam, dem Sohne Saphans, ferner Abdon, dem Sohne Michas, und dem Staatsschreiber Saphan und Asaja, dem Leibdiener des Königs, folgenden Befehl: »Geht hin und befragt den HERRN für mich und für die, welche in Israel und Juda noch übriggeblieben sind, in betreff des Wortlautes des Buches, das man aufgefunden hat; denn groß ist der Grimm des HERRN, der sich über uns ergossen hat, weil unsere Väter die Weisungen des HERRN nicht beachtet haben, um alles zu tun, was in diesem Buche geschrieben steht.« e) Befragung und Antwort der Prophetin Hulda (2.Kön 22,14-20)Da begab sich Hilkia mit den Männern, die der König bezeichnet hatte, zu der Prophetin Hulda, der Frau des Kleiderhüters Sallum, des Sohnes Thokhaths, des Sohnes Hasras; die wohnte in Jerusalem im zweiten Bezirk. Als sie sich nun mit ihr gemäß dem ihnen erteilten Auftrage besprachen, sagte sie zu ihnen: »So hat der HERR, der Gott Israels, gesprochen: Sagt dem Manne, der euch zu mir gesandt hat: So hat der HERR gesprochen: ›Wisse wohl: ich will Unglück über diesen Ort und seine Bewohner kommen lassen, nämlich alle die Flüche, die in dem Buche geschrieben stehen, das man dem König von Juda vorgelesen hat. Zur Strafe dafür, daß sie mich verlassen und anderen Göttern geopfert haben, um mich mit all den Machwerken ihrer Hände zum Zorn zu reizen, daher hat sich mein Grimm über diesen Ort ergossen und wird nicht wieder erlöschen!‹ Zum König von Juda aber, der euch gesandt hat, um den HERRN zu befragen, zu dem sollt ihr sagen: So hat der HERR, der Gott Israels, gesprochen: ›Was die Drohungen anbetrifft, die du vernommen hast: weil dein Herz weich geworden ist und du dich vor Gott gedemütigt hast, als du seine Drohungen gegen diesen Ort und gegen seine Bewohner vernahmst, und du dich vor mir gedemütigt und deine Kleider zerrissen und vor mir geweint hast, so habe auch ich dir Gehör geschenkt‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN. ›Darum wisse wohl: wenn ich dich zu deinen Vätern versammle, sollst du in Frieden in deine Grabstätte eingebracht werden, und deine Augen sollen all das Unglück, das ich über diesen Ort und seine Bewohner bringen werde, nicht zu sehen bekommen!‹« Als sie nun dem Könige Bericht erstattet hatten, f) Josia schließt den neuen Gottesbund im Verein mit den Ältesten des Volkes ab (2.Kön 23,1-3)sandte der König Boten aus und ließ alle Ältesten von Juda und Jerusalem zusammenkommen. Hierauf ging der König zum Tempel des HERRN hinauf und mit ihm alle Männer von Juda und die Bewohner Jerusalems, auch die Priester und die Leviten, kurz das ganze Volk, klein und groß; und er las ihnen den ganzen Inhalt des Bundesbuches vor, das im Tempel des HERRN gefunden worden war. Hierauf trat der König an seinen Standort und schloß den Bund vor dem HERRN mit der Zusage ab, daß sie dem HERRN nachwandeln und seine Gebote, seine Verordnungen und seine Satzungen mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele beobachtend.h. beachten, befolgen . wollten, um so nach den Bestimmungen des Bundes zu handeln, die in diesem Buche geschrieben standen. Er ließ dann alle, die sich in Jerusalem und Benjamin befanden, dem Bunde beitreten, und die Einwohner von Jerusalem handelten so, wie es dem Bunde mit Gott, dem Gott ihrer Väter, entsprach. So schaffte denn Josia alle Götzengreuel aus sämtlichen Landschaften der Israeliten weg und verpflichtete alle, die sich in Israel befanden, zur Verehrung des HERRN, ihres Gottes. Solange Josia lebte, wichen sie nicht von der Nachfolge des HERRN, des Gottes ihrer Väter, ab. g) Josias gesetzesstrenge Passahfeier (2.Kön 23,21-23)Hierauf feierte Josia dem HERRN ein Passah in Jerusalem; und zwar schlachtete man das Passah am vierzehnten Tage des ersten Monats. Da bestellte er die Priester zu ihren Obliegenheiten und weckte in ihnen den Eifer für den Dienst im Hause des HERRN. Den Leviten aber, die ganz Israel zu unterweisen hatten und die dem HERRN geheiligt waren, gebot er: »Bringt die heilige Lade in den Tempel, den Salomo, der Sohn Davids, der König von Israel, gebaut hat: ihr braucht sie nicht mehr auf der Schulter zu tragen. So dient nunmehr dem HERRN, eurem Gott, und seinem Volk Israel und haltet euch bereit nach euren Familien, in euren Abteilungen, wie David, der König von Israel, (es verordnet) und sein Sohn Salomo es vorgeschrieben hat. Stellt euch also im Heiligtum entsprechend den Gruppen der Familien eurer Volksgenossen, der Laien, auf, und zwar (für jede Gruppe) eine Abteilung einer levitischen Familie. Dann schlachtet das Passah und heiligt euch und richtet (die Opfertiere) für eure Volksgenossen zu, so daß ihr nach den Weisungen verfahrt, die der HERR durch Mose gegeben hat.« Hierauf machte Josia den Leuten aus dem Volke Kleinvieh zum Geschenk, nämlich Schaflämmer und junge Ziegenböcke, alles zu den Passahopfern für alle Anwesenden, dreißigtausend an der Zahl, dazu dreitausend Rinder, alles dies aus dem königlichen Besitz. Auch seine Obersten spendeten dem Volke, den Priestern und den Leviten freiwillige Gaben; nämlich Hilkia, Sacharja und Jehiel, die Fürsten des Gotteshauses, schenkten den Priestern für die Passahopfer 2600 Stück Kleinvieh und 300 Rinder; und Chananja nebst seinen Brüdern Semaja und Nethaneel sowie Hasabja, Jehiel und Josabad, die Obersten der Leviten, spendeten den Leviten als freiwillige Gabe zu den Passahopfern 5000 Stück Kleinvieh und 500 Rinder. Nach diesen Vorbereitungen für den Gottesdienst traten die Priester an ihren Platz, ebenso die Leviten nach ihren Abteilungen, wie der König es befohlen hatte. Dann schlachteten (die Leviten) das Passah, und die Priester nahmen die Besprengungen mit dem ihnen dargereichten Blut vor, während die Leviten (den Tieren) die Haut abzogen. Sie legten aber die Stücke beiseite, welche verbrannt werden sollten, um sie den einzelnen Gruppen der Laienfamilien zu geben, damit diese sie dem HERRN darbrächten, wie es im mosaischen Gesetzbuch vorgeschrieben ist; und ebenso machte man es mit den Rindern. Dann brieten sie das Passah vorschriftsgemäß am Feuer, während sie die geweihten Gaben in Töpfen, Kesseln und Schüsseln kochten und sie eilends allen Leuten aus dem Volke hinbrachten. Darnach richteten sie auch für sich und für die Priester zu; denn die Priester, die Nachkommen Aarons, hatten mit der Darbringung der Brandopfer und der Fettstücke bis in die Nacht hinein zu tun; darum mußten die Leviten für sich und für die Priester, die Nachkommen Aarons, zurichten. Auch die Sänger, die Nachkommen Asaphs, waren auf ihrem Posten nach der Anordnung Davids, Asaphs, Hemans und Jeduthuns, des königlichen Sehers, und ebenso standen die Torhüter an den einzelnen Toren; sie hatten nicht nötig, ihren Dienst zu verlassen, weil ihre Stammesgenossen, die Leviten, für sie zurichteten. So war der ganze Dienst des HERRN an jenem Tage geordnet, so daß man das Passah feierte und die Brandopfer auf dem Altar des HERRN nach der Anordnung des Königs Josia darbrachte. So feierten also damals die Israeliten, die zugegen waren, das Passah und dann das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage lang. Es war aber ein solches Passah wie dieses in Israel nicht gefeiert worden seit der Zeit des Propheten Samuel, und keiner von allen Königen Israels hatte ein solches Passah veranstaltet, wie Josia es feierte mit den Priestern und den Leviten und ganz Juda sowie mit den Israeliten, die sich dazu eingefunden hatten, und mit den Bewohnern Jerusalems. Im achtzehnten Jahre der Regierung Josias ist dieses Passah gefeiert worden. h) Necho von Ägypten und der Tod Josias; Trauer um ihn (2.Kön 23,29-30)Nach allen diesen Begebenheiten, als Josia den Tempel wiederhergestellt hatte, zog Necho, der König von Ägypten, heran, um (dem König von Assyrien) bei Karchemis am Euphrat eine Schlacht zu liefern, und Josia zog ihm entgegen. Da sandte jener Boten an ihn und ließ ihm sagen: »Was haben wir miteinander zu schaffen, König von Juda? Nicht gegen dich ziehe ich diesmal, sondern gegen das Herrscherhaus (von Assyrien), mit dem ich Krieg führe, und Gott hat mir Eile geboten. Laß also ab von Gott, der mit mir ist, damit er dich nicht verderbe!« Aber Josia ließ sich nicht zum Rückzug vor ihm bewegen, sondern faßte den kühnen Entschluß, mit ihm zu kämpfen, ohne auf die Warnung Nechos zu hören, die doch aus dem Munde Gottes kam. Er rückte also zum Kampf in die Ebene von Megiddo. Da schossen die Bogenschützen auf den König Josia, bis dieser seinen Dienern befahl: »Bringt mich hinweg, denn ich bin schwer verwundet!« Da hoben ihn seine Diener von dem Kriegswagen hinunter, setzten ihn auf den zweiten Wagen, den er bei sich hatte, und brachten ihn nach Jerusalem, wo er starb und in den Gräbern seiner Väter beigesetzt wurde. Ganz Juda und Jerusalem trauerten um Josia; Jeremia aber dichtete ein Klagelied auf Josia, und alle Sänger und Sängerinnen haben (seitdem) in ihren Klageliedern von Josia gesungen bis auf den heutigen Tag; sie sind in Israel überall in Aufnahme gekommen und finden sich bekanntlich in den Klageliedern aufgezeichnet. i) Schlußwort (2.Kön 23,28)Die übrige Geschichte Josias aber und seine frommen, den Vorschriften im Gesetz des HERRN entsprechenden Taten, überhaupt seine Geschichte von Anfang bis zu Ende, das findet sich bekanntlich schon aufgezeichnet im Buch der Könige von Israel und Juda. 17. Die letzten Könige von Juda; Untergang des Reiches; die babylonische Gefangenschaft und ihr Ende (2.Kön 23,30-25,21)a) Joahas König von Juda (2.Kön 23,31-35)Die Landbevölkerung nahm dann Joahas, den Sohn Josias, und machte ihn zum König in Jerusalem als Nachfolger seines Vaters. Im Alter von dreiundzwanzig Jahren wurde Joahas König und regierte drei Monate in Jerusalem; dann setzte ihn der König von Ägypten in Jerusalem ab und legte dem Lande eine Geldbuße von hundert Talenten Silber und einem Talent GoldTalent s. Anhang, Maße. auf. b) Jojakim König von Juda (2.Kön 23,36-24,7)Dann machte der König von Ägypten den Bruder des Joahas, nämlich Eljakim, zum König über Juda und Jerusalem und änderte seinen Namen in Jojakim ab; seinen Bruder Joahas aber nahm Necho mit sich und brachte ihn nach Ägypten. Im Alter von fünfundzwanzig Jahren wurde Jojakim König und regierte elf Jahre in Jerusalem; er tat, was dem HERRN, seinem Gott, mißfiel. Da zog Nebukadnezar, der König von Babylon, gegen ihn heran und legte ihn in Ketten, um ihn nach Babylon bringen zu lassen. Auch einen Teil der Geräte des Tempels des HERRN entführte Nebukadnezar nach Babylon und brachte sie in seinem Tempel zu Babylon unter. – Die übrige Geschichte Jojakims aber und die Greueltaten, die er begangen hat, und was sonst noch Böses bei ihm vorgekommen ist, das findet sich bekanntlich bereits aufgezeichnet im Buch der Könige von Israel und Juda. Sein Sohn Jojachin folgte ihm dann in der Regierung nach. c) Jojachin König von Juda (2.Kön 24,8.17)Im Alter von achtzehnIm hebräischen Urtext lautet die Lesart: acht (vgl. aber 2.Kön 24,8). Jahren wurde Jojachin König und regierte drei Monate und zehn Tage in Jerusalem; er tat, was dem HERRN mißfiel. Um die Jahreswende aber sandte der König Nebukadnezar hin und ließ ihn nach Babylon holen samt den kostbarsten Geräten des Tempels des HERRN und machte seinen Brudervielmehr Oheim (2.Kön 24,17). Zedekia zum König über Juda und Jerusalem. d) Zedekia König von Juda; sein und seines Volkes Untergang (2.Kön 24,18-25,21)a) Eingangswort; die allgemeine Gottlosigkeit; Zedekias Abfall von NebukadnezarIm Alter von einundzwanzig Jahren wurde Zedekia König und regierte elf Jahre in Jerusalem. Er tat, was dem HERRN, seinem Gott, mißfiel; er demütigte sich nicht vor Jeremia, der als Prophet auf Befehl des HERRN zu ihm redete. Dazu empörte er sich gegen den König Nebukadnezar, der ihn doch einen Treueid bei Gott hatte schwören lassen, und machte seinen Nacken steif und sein Herz verstockt, so daß er sich nicht zum HERRN, dem Gott Israels, bekehrte. Ebenso begingen alle höchstgestellten Priester und die Häupter des Volkes Sünden auf Sünden in der Weise der heidnischen Götzengreuel und entweihten das Haus, das der HERR in Jerusalem geheiligt hatte. Zwar sandte der HERR, der Gott ihrer Väter, durch seine Boten unermüdlich immer wieder (Warnungen) an sie, weil er Erbarmen mit seinem Volke fühlte und seine Wohnstätte ihm leid tat; aber sie verhöhnten die Boten Gottes und verachteten seine Drohungen und trieben ihren Spott mit seinen Propheten, bis der Grimm des HERRN gegen sein Volk so hoch stieg, daß keine Heilung mehr möglich war. b) Vernichtung des Reiches durch Nebukadnezar; die babylonische Gefangenschaft (2.Kön 25,8-21)So ließ er denn den König der Chaldäer gegen sie heranziehen; der erschlug ihre junge Mannschaft mit dem Schwert in ihrem heiligen Tempel: er verschonte weder Jünglinge noch Jungfrauen, nicht Greise noch Hochbetagte: alles ließ Gott ihm in die Hände fallen. Auch sämtliche Geräte des Gotteshauses, die großen wie die kleinen, und die Schätze des Tempels des HERRN und die Schätze des Königs und seiner Würdenträger: alles entführte er nach Babylon. Den Tempel aber verbrannten sie, die Mauern Jerusalems rissen sie nieder und ließen alle Paläste der Stadt in Flammen aufgehen, so daß alle kostbaren Geräte darin zugrunde gingen. Hierauf führte er alle, die dem Blutbad entgangen waren, gefangen nach Babylon, wo sie ihm und seinen Söhnen als Knechte dienstbar waren, bis das Perserreich zur Herrschaft gelangte. So sollte das Wort des HERRN, das durch den Mund Jeremias ausgesprochen worden war, seine Erfüllung finden: »Bis das Land seine Sabbatjahre abgetragen hätte.«A.Ü.: bis das Land seine Ruhezeiten (oder: die ihm gebührenden Sabbatjahre) ersetzt bekommen hätte. Während der ganzen Zeit seiner Verödung hatte es Ruhe, bis siebzig Jahre voll waren. e) Die Heimkehrerlaubnis des Perserkönigs Cyrus (vgl. Esr 1,1-3)Aber im ersten Jahre der Regierung des Kores, des Königs von Persien – damit das durch den Mund Jeremias ergangene Wort des HERRN in Erfüllung ginge –, regte der HERR den Geist des Perserkönigs Kores dazu an, folgende Verfügung durch sein ganzes Reich hin ausrufen und auch durch schriftlichen Erlaß bekanntmachen zu lassen: »So spricht Kores, der König von Persien: Alle Reiche der Erde hat mir der HERR, der Gott des Himmels, gegeben, und er ist’s auch, der mir aufgetragen hat, ihm zu Jerusalem in Juda einen Tempel zu erbauen. Wer also unter euch allen zu seinem Volke gehört, mit dem sei sein Gott, und er ziehe hinauf!« I. Die Ereignisse von der (ersten) Rückkehr der verbannten Juden bis zur Vollendung des Tempelbaues (Kap. 1-6)1. Die Erlaubnis des Cyrus zur Rückkehr der noch übriggebliebenen Juden und zur Erbauung des Tempelsa) Wortlaut der königlichen Verfügung (2.Chr 36,22-23)Im ersten Regierungsjahre des Kores, des Königs von Persien – damit das durch den Mund Jeremias ergangene Wort des HERRN in Erfüllung ginge – regte der HERR den Geist des Perserkönigs Kores dazu an, folgende Verfügung in seinem ganzen Reiche ausrufen und auch durch schriftlichen Erlaß bekanntmachen zu lassen: »So spricht Kores, der König von Persien: Alle Reiche der Erde hat der HERR, der Gott des Himmels, mir übergeben, und er ist’s auch, der mir aufgetragen hat, ihm zu Jerusalem in Juda ein Haus zu erbauen. Wer also unter euch allen zu seinem Volke gehört, mit dem sei sein Gott, und er ziehe hinauf nach Jerusalem in Juda und baue dort das Haus des HERRN, des Gottes Israels; das ist der Gott, der in Jerusalem wohnt. Und jeder, der noch übriggeblieben ist, den sollen an allen Orten, wo er sich als Fremdling aufhält, die betreffenden Ortsbewohner mit Silber und Gold, mit beweglicher HabeA.L.: mit Pferden. und Vieh sowie mit freiwilligen Gaben für das Gotteshaus in Jerusalem unterstützen.« b) Die Wirkung und Ausführung der VerfügungDa machten sich die Familienhäupter von Juda und Benjamin sowie die Priester und die Leviten auf den Weg, alle, denen Gott es in den Sinn gegeben hatte, hinaufzuziehen, um den Tempel des HERRN in Jerusalem wieder aufzubauen; und alle, die um sie her wohnten, unterstützten sie auf jede Weise mit Gaben, mit Silber und Gold, mit beweglicher HabeA.L.: mit Pferden. und Vieh und mit Kostbarkeiten, außerdem mit freiwilligen Gaben aller Art. Herausgabe und Aufzählung der an Sesbazzar (= Serubbabel) ausgelieferten TempelgeräteAuch gab der König Kores die Tempelgeräte wieder heraus, die Nebukadnezar einst aus Jerusalem weggeführt und im Tempel seines Gottes untergebracht hatte: der König Kores von Persien ließ sie unter der Aufsicht des Schatzmeisters Mithredath hervorholen, und dieser zählte sie SesbazzarPersischer (oder chaldäischer) Name Serubbabels., dem Fürsten von Juda, zu. Ihre Zahl war folgende: 30 goldene und 1000 silberne Becken, 30 goldene Becher, 2410 silberne Becher, 1000 andere Geräte, im ganzen 5400 goldene und silberne Geräte. Das alles nahm Sesbazzar mit hinauf, als die in die Verbannung Weggeführten von Babylon nach Jerusalem hinaufgeführt wurden. 2. Verzeichnis der zurückkehrenden Juden (Neh 7)a) Eingangswort und Angabe der leitenden MännerFolgendes nun sind die Bewohner der Landschaft Juda, die aus der Gefangenschaft der in der Verbannung Lebenden, welche Nebukadnezar, der König von Babylon, (einst) nach Babylon weggeführt hatte, hinaufgezogen sind und (nun) nach Jerusalem und Juda zurückkehrten, ein jeder in seine Ortschaft. Sie sind dorthin gekommen zusammen mit Serubbabel, JesuaJesua heißt Hag 1,1 u. Sach 3,1 Josua. Die Zahl der Männer des Volkes Israel betrug:, Nehemia, Seraja, Reelaja, Mordochai, Bilsan, Mispar, Bigwai, Rehum und Baana. b) Aufzählung der Rückwandernden (Neh 7,6-72)die FamilieW.: die Söhne = die Nachkommen, das Geschlecht. Parhos 2172; die Familie Sephatja 372; die Familie Arah 775; die Familie Pahath-Moab, nämlich die Familien Jesua und Joab, 2812; die Familie Elam 1254; die Familie Satthu 945; die Familie Sakkai 760; die Familie Bani 642; die Familie Bebai 623; die Familie Asgad 1222; die Familie Adonikam 666; die Familie Bigwai 2056; die Familie Adin 454; die Familie Ater, nämlich der Zweig Hiskia, 98; die Familie Bezai 323; die Familie Jora 112; die Familie Hasum 223; die Leute von Gibeon 95; die Leute von Bethlehem 123; die Männer von Netopha 56; die Männer von Anathoth 128; die Leute von Asmaweth 42; die Leute von Kirjath-Arim, Kephira und Beeroth 743; die Leute von Rama und Geba 621; die Männer von Michmas 122; die Männer von Bethel und Ai 223; die Familie Nebo 52; die Familie Magbis 156; die Familie des andern Elam 1254; die Familie Harim 320; die Leute von Lod, Hadid und Ono 725; die Leute von Jericho 345; die Familie Senaa 3630. Die Priester: die Familie Jedaja, nämlich das Haus Jesua 973; die Familie Immer 1052; die Familie Pashur 1247; die Familie Harim 1017. Die Leviten: die Familien Jesua und Kadmiel, Binnui und Hodawja 74; – die Sänger: die Familie Asaph 128; – die Familien der Torhüter: die Familien Sallum, Ater, Talmon, Akkub, Hatita und Sobai, im ganzen 139. Die Tempelhörigen: die Familie Ziha, die Familie Hasupha, die Familie Tabbaoth, die Familie Keros, die Familie Siaha, die Familie Padon, die Familie Lebana, die Familie Hagaba, die Familie Akkub, die Familie Hagab, die Familie Salmai, die Familie Hanan, die Familie Giddel, die Familie Gahar, die Familie Reaja, die Familie Rezin, die Familie Nekoda, die Familie Gassam, die Familie Ussa, die Familie Paseah, die Familie Besai, die Familie Asna, die Familie der Mehuniter, die Familie der Nephisiter, die Familie Bakbuk, die Familie Hakupha, die Familie Harhur, die Familie Bazluth, die Familie Mehida, die Familie Harsa, die Familie Barkos, die Familie Sisera, die Familie Themah, die Familie Neziah, die Familie Hatipha. Die Söhne der Sklaven Salomos: die Familie Sotai, die Familie Sophereth, die Familie Peruda, die Familie Jaala, die Familie Darkon, die Familie Giddel, die Familie Sephatja, die Familie Hattil, die Familie Pochereth-Hazzebaim, die Familie Ami. Die Gesamtzahl der Tempelhörigen und der Nachkommen der Sklaven Salomos betrug 392. Und dies sind die, welche aus Thel-Melah, Thel-Harsa, Cherub-Addan und Immer mit hinaufzogen, aber ihre Familie und ihre Herkunft nicht nachweisen konnten, ob sie nämlich aus Israel stammten: die Familie Delaja, die Familie Tobija, die Familie Nekoda, 652. – Sodann von den Priesterfamilien: die Familie Habaja, die Familie Hakkoz, die Familie jenes Barsillais, der eine Frau von den Töchtern des Gileaditen Barsillai geheiratet und deren Namen angenommen hatte. Diese hatten zwar nach ihrer Geschlechtsurkunde gesucht, aber diese hatte sich nicht finden lassen; infolgedessen wurden sie als unrein vom Priestertum ausgeschlossen, und der Statthalter hatte ihnen erklärt, daß sie von dem Hochheiligend.h. von dem Priesteranteil an den Opfern. nicht essen dürften, bis wieder ein Priester für die Befragung des Urim- und Thummimorakels da wäre. c) Gesamtzahl der Personen und der Lasttiere der GemeindeDie ganze Gemeinde insgesamt belief sich auf 42360 Seelen, ungerechnet ihre Sklaven und Sklavinnen, deren 7337 da waren. Dazu kamen noch 200 Sänger und Sängerinnen. – Die Zahl ihrer Pferde betrug 736, ihrer Maultiere 245, ihrer Kamele 435, der Esel 6720. d) Beiträge für den Tempelbau in Jerusalem; SchlußwortAls sie dann beim Tempel des HERRN in Jerusalem angekommen waren, spendeten einige von den Familienhäuptern freiwillige Gaben für das Haus Gottes, damit man es an seiner früheren Stätte wieder aufrichten könne. Nach ihrem Vermögen gaben sie für den Bauschatz: an Gold 61000 Dariken, an Silber 5000 MinenDarike und Mine s. Anhang, Maße. und 100 Priestergewänder. Und es siedelten sich die Priester und die Leviten sowie ein Teil des Volkes in Jerusalem und dessen Gebieten an, die Sänger dagegen und die Torhüter und die Tempelhörigen in ihren Ortschaften, und alle übrigen Israeliten in ihren Ortschaften.Die Übersetzung des letzten Verses ist durchaus unsicher. 3. Der Anfang des Tempelbausa) Erbauung des Brandopferaltars und Einrichtung des regelmäßigen Opferdienstes; Feier des LaubhüttenfestesAls nun der siebte Monat herangekommen war – die Israeliten befanden sich bereits in ihren Ortschaften –, da kam das Volk wie ein Mann in Jerusalem zusammen. Da machten sich Jesua, der Sohn Jozadaks, mit seinen Genossen, den Priestern, und Serubbabel, der Sohn Sealthiels, mit seinen Genossen daran, den Altar des Gottes Israels wieder aufzubauen, um Brandopfer auf ihm darzubringen, wie es im Gesetz Moses, des Mannes Gottes, vorgeschrieben war; und zwar errichteten sie den Altar auf seinem alten Unterbau; denn wenn sie auch in Angst vor den heidnischen Bewohnern der (umliegenden) Landschaften waren, brachten sie doch dem HERRN Brandopfer auf ihm dar, und zwar Brandopfer am Morgen und am Abend. Dann begingen sie das Laubhüttenfest vorschriftsgemäß und brachten dabei Brandopfer Tag für Tag in richtiger Zahl nach der Verordnung der für jeden einzelnen Tag bestimmten Opfer dar, danach auch das tägliche Brandopfer und die Opfer (für die Sabbate und) für die Neumonde und für alle heiligen Festzeiten des HERRN sowie für jeden, der dem HERRN eine freiwillige Gabe darbrachte. Am ersten Tage des siebten Monats hatten sie angefangen, dem HERRN Brandopfer darzubringen, obgleich damals der Grundstein zum Tempel des HERRN noch nicht gelegt war. b) Vorbereitungen zum Tempelbau; feierliche GrundsteinlegungDann aber gaben sie den Steinhauern und Zimmerleuten Geld, außerdem Speise, Trank und Öl den Sidoniern und Tyriern, damit sie Zedernstämme vom Libanon auf dem Meere nach Japho brächten, wozu der König Kores von Persien ihnen die Erlaubnis erteilt hatte. Im zweiten Jahre aber nach ihrer Rückkehr zum Gotteshause in Jerusalem, im zweiten Monat, machten Serubbabel, der Sohn Sealthiels, und Jesua, der Sohn Jozadaks, nebst ihren übrigen Genossen, den Priestern und den Leviten, überhaupt alle, die aus der Verbannung nach Jerusalem zurückgekehrt waren, den Anfang mit dem Bau und bestellten die Leviten von zwanzig Jahren an und darüber zu Aufsehern über die Arbeiten am Tempel des HERRN. So standen denn Jesua nebst seinen Söhnen und Genossen, Kadmiel mit seinen Söhnen, die Söhne Hodawjas wie ein Mann da, um die Aufsicht über die Arbeiter am Hause Gottes zu führen, ebenso die Familie Henadad mit ihren Söhnen und Genossen, die Leviten. Als nun die Bauleute den Grund zum Tempel des HERRN legten, nahmen die Priester in ihrer Amtstracht mit Trompeten und die Leviten, die Nachkommen Asaphs, mit Zimbeln Aufstellung, um dem HERRN nach der Anordnung Davids, des Königs von Israel, zu lobsingen. So stimmten sie denn zu Ehren des HERRN das Lob- und Danklied an: »Denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich über Israel.« Das ganze Volk erhob dann ein lautes Jubelgeschrei, während man den HERRN pries wegen der Grundsteinlegung zum Tempel des HERRN. Viele aber von den Priestern, den Leviten und den Familienhäuptern, nämlich die alten Leute, die den früheren Tempel noch (mit eigenen Augen) gesehen hatten, begannen, als man den Grund zu diesem Hause legte, laut zu weinen, während die Menge ihre Stimmen zu freudigem Jubel erhob. Man konnte aber den Schall des Freudengeschreis von dem lauten Weinen im Volke nicht unterscheiden, denn das Volk erhob ein gewaltiges Jubelgeschrei, so daß der Schall weithin zu hören war. 4. Störung des Tempelbaus durch die feindlichen Samaritanera) Abweisung der Samaritaner von der Teilnahme am TempelbauAls aber die Widersacher Judas und Benjamins vernahmen, daß die aus der Verbannung Zurückgekehrten dabei waren, dem HERRN, dem Gott Israels, einen Tempel zu bauen, begaben sie sich zu Serubbabel und den Familienhäuptern und sagten zu ihnen: »Wir möchten zusammen mit euch bauen; denn wir verehren euren Gott ebenso wie ihr und wir opfern ihm seit der Zeit des Assyrerkönigs AssarhaddonDer assyrische König Assarhaddon, der Sohn Sanheribs, der 680-669 v.Chr. regierte, ist derselbe, von dem 2.Kön 17,24-27 bezüglich der Entstehung der Samaritaner (oder Samariter) berichtet wird., der uns hierhergebracht (hier angesiedelt) hat.« Aber Serubbabel und Jesua und die übrigen Familienhäupter der Israeliten antworteten ihnen: »Es geht nicht an, daß ihr und wir zusammen unserm Gott einen Tempel bauen, sondern wir wollen allein dem HERRN, dem Gott Israels, (einen Tempel) bauen, wie der König Kores, der König von Persien, uns geboten hat.« Da suchte die Bevölkerung des Landes dem jüdischen Volke Schwierigkeiten für sein Unternehmen zu schaffenWörtlich: suchte … die Hände des Volkes Juda schlaff zu machen. und sie vom Bauen abzuschrecken; auch gewannen sie durch Bestechung einflußreiche Männer (vom persischen Hofe) gegen sie, um ihr Vorhaben zu hintertreiben, solange der König Kores von Persien lebte und bis zur Regierung des Perserkönigs Darius. b) Verschiedene Anklageschriften gegen die Juden und deren Tempel- und Mauerbau unter der Regierung des Xerxes und ArtaxerxesAls aber Ahasveros zur Herrschaft gekommen war, verfaßten sie zu Anfang seiner Regierung eine Anklageschrift gegen die Bewohner von Juda und Jerusalem; und unter der Regierung Arthasasthas richteten Bislam, Mithredath, Tabeel und alle seine Genossen an Arthasastha, den König von Persien, einen Bericht, der mit aramäischer Schrift geschrieben und ins Aramäische übersetzt war. Der StatthalterDie Übersetzung ist unsicher; andere übersetzen: Befehlshaber, Oberst u.a. Rehum und der Staatsschreiber Simsai verfaßten einen Bericht an den König Arthasastha gegen Jerusalem mit folgendem Wortlaut: Der Statthalter Rehum und der Staatsschreiber Simsai und alle ihre Genossen, die Dinäer [und Apharsathchäer], die Tarpeläer, Apharsachäer, Arkewäer, Babylonier, Susaniter, Dehiter und Elamiter und alle übrigen Völkerschaften, die der große und erlauchte Osnappar weggeführt und in den Ortschaften Samarias und in den übrigen Gebieten jenseits des Euphratsd.h. in der persischen Provinz Syrien. angesiedelt hat, und so weiter: – dies ist die Abschrift des Berichts, den sie an ihn sandten: »An den König Arthasastha: Deine Knechte, die Männer jenseits des Euphrats und so weiter. Es sei dem König zu wissen getan, daß die Juden, die von dir zu uns heraufgezogen (und) nach Jerusalem gekommen sind, die aufrührerische und böse Stadt wieder aufbauen und ihre Mauern wieder herstellen und die Grundlagen ausbessern. Darum sei dem Könige kundgetan, daß, wenn diese Stadt wieder aufgebaut wird und deren Mauern wiederhergestellt werden, sie keine Abgaben, keine Steuern und Zölle mehr entrichten werden, so daß schließlich das Königshaus Schaden davon haben wird. Weil wir nun in Amt und Sold des königlichen Hofes stehenW.: Weil wir nun das Salz des Palastes gegessen haben. und es uns nicht geziemt, eine Schädigung des Königs ruhig mitanzusehen, deswegen senden wir diesen Bericht an den König, damit man im Buche der Denkwürdigkeiten deiner Väter nachforsche. Du wirst dann im Buche der Denkwürdigkeiten finden und dich überzeugen, daß diese Stadt eine aufrührerische und für die Könige und Länder unheilvolle Stadt gewesen ist und daß seit den ältesten Zeiten Empörungen in ihr stattgefunden haben, weshalb diese Stadt ja auch zerstört worden ist. Wir machen also den König darauf aufmerksam, daß, wenn diese Stadt wieder aufgebaut wird und ihre Mauern wiederhergestellt werden, du infolgedessen nicht im Besitz der Länder jenseits des Euphrats verbleiben wirst.« c) Stillstand des Tempelbaues infolge einer königlichen VerfügungDa sandte der König folgende Antwort: »An den Statthalter Rehum und den Staatsschreiber Simsai und alle ihre Genossen, die in Samaria und den übrigen Gegenden jenseits des Euphrats ansässig sind: »Gruß euch! und so weiter. Das Schreiben, das ihr uns habt zugehen lassen, ist mir Wort für Wort vorgelesen worden; und nachdem Befehl von mir erteilt worden war, nachzuforschen, hat es sich herausgestellt, daß die betreffende Stadt sich seit den ältesten Zeiten gegen die Könige aufgelehnt hat und daß Aufruhr und Empörungen in ihr angestiftet worden sind. Auch haben mächtige Könige in Jerusalem regiert und über alle Länder jenseits des Euphrats geherrscht, und Abgaben, Steuern und Zölle sind ihnen entrichtet worden. So erlaßt nun den Befehl, daß jenen Männern der Wiederaufbau ihrer Stadt untersagt werde, bis von mir die Erlaubnis dazu erteilt wird; und seid auf der Hut, eine Nachlässigkeit in dieser Sache vorkommen zu lassen, damit nicht große Schädigung zum Nachteil des Königshauses daraus erwächst!« Sobald hierauf die Abschrift des Erlasses des Königs Arthasastha vor Rehum und dem Staatsschreiber Simsai und ihren Genossen verlesen worden war, begaben sie sich eiligst nach Jerusalem zu den Juden und zwangen sie unter rücksichtsloser Anwendung von Gewalt zur Einstellung des Baues. Damals hörte die Arbeit am Hause Gottes in Jerusalem auf und blieb eingestellt bis zum zweiten Regierungsjahr des Königs Darius von Persien. 5. Die Wiederaufnahme und Vollendung des Tempelbausa) Günstige Weissagungen zweier Propheten; Erlaubnis des Statthalters zur Wiederaufnahme des BauesEs weissagten aber der Prophet Haggai und der Prophet Sacharja, der Sohn Iddos, den Juden in Juda und Jerusalem im Namen des Gottes Israels, dessen Geist über ihnen war. Daraufhin machten sich Serubbabel, der Sohn Sealthiels, und Jesua, der Sohn Jozadaks, daran, den Bau des Gotteshauses in Jerusalem aufs neue in Angriff zu nehmen, und mit ihnen waren die (beiden) Propheten Gottes, welche sie unterstützten. Zu jener Zeit kamen Thathnai, der Statthalter der Provinz diesseits des Euphrats,d.h. der persischen Provinz Syrien, zu welcher auch das jüdische Land gehörte. und Sethar-Bosnai und deren Genossen zu ihnen und richteten die Frage an sie: »Wer hat euch die Erlaubnis gegeben, dieses Haus zu bauen und diese Mauer wiederherzustellen, und welches sind die Namen der Männer, die diesen Bau betreiben?« Aber das Auge ihres Gottes war auf die Ältesten der Juden gerichtet,A.Ü.: Das Auge ihres Gottes wachte über den Vorstehern der Juden. so daß (jene) von ihnen nicht die Einstellung der Arbeit verlangten, bis ein Befehl des Darius vorläge und man ihnen dann einen schriftlichen Bescheid darüber zugehen ließe. b) Bericht und Anfrage des Statthalters an den König Darius bezüglich des TempelbausAbschrift des Berichts, den Thathnai, der Statthalter der Provinz diesseits des Euphrats,d.h. der persischen Provinz Syrien, zu welcher auch das jüdische Land gehörte. (Hier wurde an zweiter Stelle Menges ursprüngliche Übersetzung wiederhergestellt; die 11. Auflage hat hier ohne ersichtlichen Grund »jenseit[s]«; Z.) und Sethar-Bosnai und seine Genossen, die Apharsachäer, die in der Provinz diesseits des Euphrats wohnten, an den König Darius sandten. Sie sandten nämlich einen Bericht an ihn, dessen Wortlaut folgender war: »Dem König Darius alles Heil! Es sei dem Könige zu wissen getan, daß wir uns in die Landschaft Juda zum Hause des großen Gottes begeben haben; es wird aus Quadersteinen erbaut, und in die Wände werden Balken eingelegt; diese Arbeit wird eifrig betrieben und geht unter ihren Händen erfolgreich vonstatten. Da haben wir an die Ältesten dort die Frage gerichtet: ›Wer hat euch den Befehl gegeben, dieses Haus zu bauen und diese Mauer wiederherzustellen?‹ Und auch nach ihren Namen haben wir sie gefragt, um sie dir mitzuteilen, indem wir die Namen der Männer aufschrieben, die an ihrer Spitze stehen. Und folgendes ist die Auskunft, die sie uns gegeben haben: ›Wir sind die Knechte des Gottes des Himmels und der Erde und bauen das Haus wieder auf, das ehedem vor vielen Jahren hier gestanden hat und das ein großer israelitischer König erbaut und aufgeführt hatte. Weil aber unsere Väter den Gott des Himmels erzürnt hatten, hat er sie der Gewalt des Königs Nebukadnezar von Babylon, des Chaldäers, preisgegeben; der hat dieses Haus zerstört und das Volk gefangen nach Babylon geführt. Doch im ersten Jahre der Regierung des Königs Kores über Babylon hat der König Kores den Befehl gegeben, dieses Gotteshaus wieder aufzubauen. Auch die goldenen und silbernen Geräte des Gotteshauses, die Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem weggenommen und in (seinen) Tempel zu Babylon gebracht hatte, hat der König Kores aus dem Tempel zu Babylon hervornehmen lassen und sie einem Manne namens Sesbazzar ausgeliefert, den er zum Statthalter (in Judäa) eingesetzt hatte, indem er diesem auftrug: Nimm diese Geräte, gehe hin und lege sie im Tempel zu Jerusalem nieder; das Gotteshaus aber soll an seiner früheren Stelle wieder aufgebaut werden! Daraufhin ist der betreffende Sesbazzar hergekommen und hat den Grundstein zum Gotteshause in Jerusalem gelegt; und seit jener Zeit wird bis heute daran gebaut, es ist aber noch nicht vollendet.‹ Demnach möge man, wenn es dem Könige beliebt, im königlichen Schatzhause dort in Babylon nachforschen, ob es sich wirklich so verhält, daß vom Könige Kores der Befehl gegeben worden ist, dieses Gotteshaus in Jerusalem wieder aufzubauen. Der König wolle uns dann seine Entscheidung in dieser Sache zukommen lassen.« c) Auffindung der Verfügung des Cyrus in Ekbatana und Mitteilungen darausAls hierauf der König Darius anordnete, im Schatzhause, in welchem man auch die Urkunden in Babylon aufbewahrte, nachzusehen, fand man in Ahmetha, in der Königsstadt, die in der Landschaft Medien liegt, eine Schriftrolle, in der folgendes geschrieben stand: »Urkunde: Im ersten Regierungsjahre des Königs Kores erließ der König Kores den Befehl: ›Was das Gotteshaus in Jerusalem betrifft, so soll dieses Haus wieder aufgebaut werden als eine Stätte, wo man Schlachtopfer schlachtet und Feueropfer darbringt; seine Höhe soll sechzig Ellen, seine Breite auch sechzig Ellen betragen; Schichten von Quadersteinen sollen drei vorhanden sein und eine Schicht von Holzbalken; die Kosten aber sollen aus der königlichen Kasse bestritten werden. Auch die goldenen und silbernen Geräte des Gotteshauses, die Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem weggenommen und nach Babylon gebracht hat, sollen zurückgegeben werden, so daß jedes Stück wieder in den Tempel zu Jerusalem an seinen früheren Ort gelangt; und man soll sie in dem Gotteshause niederlegen!‹« d) Verfügung des Darius zur ungehinderten Fortsetzung und zur Förderung des Tempelbaues»Nun denn, Thathnai, Statthalter der Provinz jenseits des Euphrats, und du, Sethar-Bosnai, und eure Genossen, die Apharsachäer, die ihr jenseits des Euphrats wohnt, haltet euch fern von dort! Laßt die Arbeiten an diesem Gotteshause ungestört fortgehen: der Statthalter von Judäa und die Ältesten der Juden mögen dieses Gotteshaus an seiner alten Stelle wieder aufbauen! Auch ist von mir eine Verfügung erlassen worden bezüglich der Leistungen, die ihr jenen Ältesten der Juden für den Bau dieses Gotteshauses zu gewähren habt, nämlich daß von den Steuererträgen des Königs aus der Provinz jenseits des Euphrats die Kosten jenen Männern genau erstattet werden, und zwar unverzüglich. Und was (sonst) erforderlich ist sowohl an jungen Stieren als auch an Widdern und Lämmern zu Brandopfern für den Gott des Himmels sowie an Weizen, Salz, Wein und Öl, das soll ihnen nach der Anforderung der Priester zu Jerusalem Tag für Tag unweigerlich geliefert werden, damit sie dem Gott des Himmels lieblichen Opferduft darbringen und für das Leben des Königs und seiner Söhne beten. Weiter ist von mir verordnet worden, daß jedem, der an dieser Verfügung etwas ändern sollte, ein Pfosten aus seinem Hause herausgerissen und er selbst gepfählt daran aufgehängt und sein Haus wegen solchen Vergehens zu einem Schutthaufen gemacht werden soll. Der Gott aber, der seinen Namen dort dauernd wohnen läßt, möge jeden König und jedes Volk stürzen, die es unternehmen sollten, diese Verfügung zu übertreten, um dieses Gotteshaus in Jerusalem zu zerstören. Ich, Darius, habe den Befehl erlassen: er soll genau vollzogen werden!« e) Vollendung und feierliche Einweihung des TempelsDarauf verfuhren Thathnai, der Statthalter der Provinz Syrien, und Sethar-Bosnai nebst ihren Genossen genau nach dem Befehl, den der König Darius ihnen hatte zugehen lassen. So konnten denn die Ältesten der Juden weiterbauen, und die Arbeit ging erfolgreich vonstatten gemäß der Weissagung der Propheten, nämlich Haggais und Sacharjas, des Sohnes Iddos, so daß sie den Bau zu Ende führten nach dem Befehl des Gottes Israels und nach dem Befehl des Kores und des Darius und des Königs Arthasastha von Persien. Sie stellten aber dieses Haus fertig bis zum dritten Tage des Monats AdarDer Adar ist der letzte Monat (März/April) des jüdischen Jahres., und zwar war es das sechste Regierungsjahr des Königs Darius. Da feierten denn die Israeliten, die Priester, die Leviten und die übrigen aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten die Einweihung dieses Gotteshauses mit einem Freudenfest und opferten zur Einweihung dieses Gotteshauses hundert Stiere, zweihundert Widder, vierhundert Lämmer als Brandopfer und als Sündopfer für ganz Israel zwölf Ziegenböcke nach der Zahl der israelitischen Stämme. Sie setzten dann auch die Priester in ihr Amt ein nach ihren Abteilungen und die Leviten nach ihren Klassen für den Gottesdienst in Jerusalem, wie es im Buche Moses vorgeschrieben ist. f) Feier des PassahfestesHierauf begingen die aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten das Passah am vierzehnten Tage des ersten Monats; denn die Priester und die Leviten hatten sich ohne Ausnahme gereinigt; sie waren allesamt rein und schlachteten das Passah für alle aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten und für ihre Geschlechtsgenossen, die Priester, und für sich selbst. Es aßen aber (das Passah) sowohl die Israeliten, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren, als auch alle, die sich von der Unreinheit der (heidnischen) Bevölkerung des Landes losgesagt und sich ihnen angeschlossen hatten, um den HERRN, den Gott Israels, zu verehren. Dann begingen sie das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage lang mit Freuden; denn der HERR hatte sie Freude erleben lassen, indem er ihnen das Herz des Königs von Assyrien zugewandt hatte, so daß er ihre Arbeit beim Bau des Hauses Gottes, des Gottes Israels, kräftig unterstützte. II. Der Priester Esra (Kap. 7-10)1. Esras Reise nach Jerusalema) Die Rückwanderung Esras und seiner Schar von Babylon nach JerusalemNach diesen Begebenheiten nun unter der Regierung des Perserkönigs Arthasastha zog Esra, der Sohn Serajas, des Sohnes Asarjas, des Sohnes Hilkias, des Sohnes Sallums, des Sohnes Zadoks, des Sohnes Ahitubs, des Sohnes Amarjas, des Sohnes Asarjas, des Sohnes Merajoths, des Sohnes Serahjas, des Sohnes Ussis, des Sohnes Bukkis, des Sohnes Abisuas, des Sohnes des Pinehas, des Sohnes Eleasars, des Sohnes des Oberpriesters Aaron – eben dieser Esra zog von Babylon herauf. Er war ein Schriftgelehrter, wohlbewandert im mosaischen Gesetz, das der HERR, der Gott Israels, gegeben hatte; und weil die gütige Hand des HERRN, seines Gottes, über ihm waltete, hatte der König ihm alles bewilligt, um was er gebeten hatte. So zog denn mit ihm ein Teil der Israeliten und der Priester, Leviten, Sänger, Torhüter und Tempelhörigen im siebten Regierungsjahre des Königs Arthasastha nach Jerusalem hinauf; und er gelangte nach Jerusalem im fünften Monat dieses siebten Regierungsjahres des Königs. Auf den ersten Tag des ersten Monats nämlich hatte Esra den Aufbruch von Babylon festgesetzt, und am ersten Tage des fünften Monats kam er in Jerusalem an, weil die gütige Hand seines Gottes über ihm waltete; denn Esra hatte sein Streben fest darauf gerichtet, das Gesetz des HERRN zu erforschen und durchzuführen und in Israel Satzung und Recht zu lehren. b) Wortlaut des königlichen Schreibens (= Geleitbriefes) mit Angabe der dem Esra zustehenden VollmachtenFolgendes ist nun die Abschrift des Schreibensoder: der schriftlichen Vollmacht., das der König Arthasastha dem schriftgelehrten Priester Esra, der ein Gelehrter in den Worten der Gebote des HERRN und seiner Satzungen für Israel war, mitgegeben hatte: »Arthasastha, der König der Könige, wünscht dem Priester Esra, der ein vollkommener Gelehrter im Gesetz des Himmelsgottes ist, Heil und so weiter. Von mir ergeht hiermit der Befehl, daß ein jeder, der in meinem Reiche vom Volk Israel und von seinen Priestern und Leviten gewillt ist, nach Jerusalem zu ziehen, mit dir soll ziehen dürfen, weil du ja doch vom Könige und seinen sieben Räten gesandt bist, um über die Verhältnisse in Juda und Jerusalem eine Untersuchung anzustellen auf Grund des Gesetzes deines Gottes, das du in deinen Händen hast, und um das Silber und Gold dorthin zu bringen, welches der König und seine Räte dem Gott Israels, dessen Wohnsitz in Jerusalem ist, als Weihgeschenk gespendet haben sowie alles Silber und Gold, welches du in der ganzen Landschaft Babylon erhalten wirst, mitsamt den Weihgeschenken des Volkes und der Priester, welche freiwillige Gaben für das Haus ihres Gottes in Jerusalem spenden werden. Dementsprechend sollst du für dieses Geld gewissenhaft Stiere, Widder und Lämmer nebst den zugehörigen Speisopfern und den erforderlichen Trankopfern kaufen und sollst sie auf dem Altar eures Gotteshauses in Jerusalem darbringen. Was dann dir und deinen Genossen mit dem übrigen Silber und Gold zu tun gut erscheint, das mögt ihr nach dem Willen eures Gottes tun. Ferner sollst du die Geräte, die dir für den Dienst im Hause deines Gottes übergeben werden, vollzählig vor dem Gott zu Jerusalem abliefern. Und den weiteren Bedarf des Hauses deines Gottes, alle Kosten, deren Bestreitung dir etwa obliegen wird, darfst du aus der königlichen Schatzkammer decken lassen; es wird nämlich von mir, dem Könige Arthasastha, hiermit allen Schatzmeistern in der Provinz jenseits des Euphrats der Befehl erteilt: Alles, was der Priester Esra, der im Gesetz des Himmelsgottes gelehrte Mann, von euch verlangen wird, soll pünktlich geleistet werden, bis zu hundert Talenten Silber und bis zu hundert Kor Weizen und bis zu hundert Bath Wein und hundert Bath Öl,Zu den Maßen s. Anhang. dazu Salz in unbeschränkter Menge. Alles, was nach dem Befehl des Himmelsgottes erforderlich ist, soll für das Haus des Himmelsgottes sorgfältig geleistet werden, damit nicht etwa ein Zorngericht das Reich des Königs und seiner Söhne trifft. Weiter sei euch hiermit kundgetan, daß niemand berechtigt sein soll, irgendeinem Priester und Leviten, Sänger, Torhüter, Tempelhörigen, kurz irgendeinem Diener dieses Gotteshauses eine Geldabgabe, eine Steuer oder Zölle aufzuerlegen. Du aber, Esra, setze gemäß der Weisheit (des Gesetzes) deines Gottes, das in deinen Händen ist, Richter und Rechtspfleger ein, die dem gesamten Volke in der Provinz jenseits des Euphrats Recht sprechen sollen, nämlich allen denen, welche die Gesetze deines Gottes kennen, und wer sie noch nicht kennt, dem sollt ihr Belehrung zuteil werden lassen! Jeder aber, der dem Gesetz deines Gottes und dem Gesetz des Königs nicht nachkommt, gegen den soll gerichtlich mit Strenge vorgegangen werden, es sei mit Todesstrafe oder Verbannung, mit Geldbuße oder Gefängnis!« c) Dankgebet Esras und Beginn seiner Tätigkeit»Gepriesen sei der HERR, der Gott unserer Väter, der dem Könige den Entschluß ins Herz gegeben hat, das Haus des HERRN in Jerusalem zu verherrlichen, und der mich Gnade bei dem Könige und seinen Räten und bei allen einflußreichen Würdenträgern des Königs hat finden lassen, so daß ich, weil die Hand des HERRN, meines Gottes, schützend über mir waltete, den Mut gewann, Familienhäupter aus Israel um mich zu sammeln, damit sie mit mir nach Jerusalem hinaufzögen!« d) Verzeichnis der mit Esra rückwandernden judäischen FamilienhäupterFolgendes ist das Verzeichnis der Familienhäupter nebst der Angabe ihrer Geschlechtszugehörigkeit, nämlich derer, die unter der Regierung des Königs Arthasastha mit mir von Babylon (nach Jerusalem) hinaufgezogen sind: Von den Nachkommen des Pinehas: Gersom; von den Nachkommen Ithamars: Daniel; von den Nachkommen Davids: Hattus, (der Sohn) Sechanjas; von den Nachkommen des Parhos: Sacharja, und mit ihm waren aufgezeichnet an männlichen Personen 150; von den Nachkommen Pahath-Moabs: Eljehoenai, der Sohn Serahjas, und mit ihm 200 männliche Personen; von den Nachkommen Satthus: Sechanja, der Sohn Jahasiels, und mit ihm 300 männliche Personen; von den Nachkommen Adins: Ebed, der Sohn Jonathans, und mit ihm 50 männliche Personen; von den Nachkommen Elams: Jesaja, der Sohn Athaljas, und mit ihm 70 männliche Personen; von den Nachkommen Sephatjas: Sebadja, der Sohn Michaels, und mit ihm 80 männliche Personen; von den Nachkommen Joabs: Obadja, der Sohn Jehiels, und mit ihm 218 männliche Personen; von den Nachkommen (Banis)Der im hebräischen Text fehlende Name ist aus der griechischen Übersetzung ergänzt.: Selomith, der Sohn Josiphjas, und mit ihm 160 männliche Personen; von den Nachkommen Bebais: Sacharja, der Sohn Bebais, und mit ihm 28 männliche Personen; von den Nachkommen Asgads: Johanan, der Sohn Hakkatans, und mit ihm 110 männliche Personen; von den Nachkommen Adonikams: Spätlinge, und dies sind ihre Namen: Eliphelet, Jehiel und Semaja, und mit ihnen 60 männliche Personen; von den Nachkommen Bigwais: Uthai und Sabbud, und mit ihnen 70 männliche Personen. e) Die letzten Vorbereitungen zur AbreiseIch ließ sie dann an dem Flusse, der nach Ahawa fließt, zusammenkommen, und wir lagerten dort drei Tage lang. Als ich da nun wohl das Volk und die Priester wahrnahm, aber von den Leviten keinen einzigen dort fand, sandte ich Elieser, Ariel, Semaja, Elnathan, Jarib, Elnathan, Nathan, Sacharja und Mesullam, lauter Familienhäupter, sowie Jojarib und Elnathan, beides einsichtige Männer, ab und beauftragte sie, sich zu Iddo, dem Vorsteher in der Ortschaft Kasiphja, zu begeben; dabei gab ich ihnen genau die Worte an, die sie an Iddo und seine Genossen in der Ortschaft Kasiphja richten sollten, nämlich daß sie uns Diener für das Haus unseres Gottes zuführen möchten. Da brachten sie uns, weil die gütige Hand unsers Gottes über uns waltete, einen einsichtsvollen Mann von den Nachkommen Mahlis, des Sohnes Levis, des Sohnes Israels, nämlich Serebja samt seinen Söhnen und Genossen, 18 an der Zahl, ferner Hasabja und mit ihm Jesaja von den Nachkommen Meraris samt ihren Genossen und deren Söhnen, 20 Mann; und von den Tempelhörigen, die David und die Fürsten den Leviten zu Dienstleistungen überwiesen hatten, 220 Mann; sie sind alle mit Namen verzeichnet. Fasten und Gebet der Heimkehrenden; Übergabe der Weihgeschenke für den Tempel an zuverlässige MännerIch ließ nun dort am Flusse Ahawa ein Fasten ausrufen, damit wir uns vor unserm Gott demütigten, um von ihm eine glückliche Reise für uns und unsere Familien und für alle unsere Habe zu erflehen. Ich hatte mich nämlich geschämt, den König um eine bewaffnete Mannschaft und um Reiter zu bitten, die uns unterwegs gegen Feinde hätten schützen können; wir hatten vielmehr dem Könige erklärt: »Die Hand unsers Gottes waltet über allen, die ihn suchen, zu ihrem Heil, aber seine Macht und sein Zorn trifft alle, die ihn verlassen.« So fasteten wir denn und flehten unsern Gott in dieser Sache um Hilfe an, und er ließ sich von uns erbitten. Hierauf wählte ich aus den obersten Priestern zwölf aus, ferner auch Serebja und Hasabja und mit ihnen zehn von ihren Genossen, und wog ihnen das Silber und das Gold und die Geräte dar, das Weihgeschenk für das Haus unsers Gottes, das der König samt seinen Räten und Würdenträgern sowie alle dort wohnhaften Israeliten gespendet hatten. Ich wog ihnen also in ihre Hand dar: an Silber 650 Talente, an silbernen Geräten 100 Talente, an Gold 100 Talente; ferner 20 goldene Becher im Werte von 1000 GoldstückenTalent und Goldstück (= Darike) s. Anhang, Maße. und zwei Gefäße von Golderz, kostbar wie Gold. Dabei sagte ich zu ihnen: »Ihr seid dem HERRN heilig, und die Geräte sind auch heilig, und das Silber und das Gold ist ein Weihgeschenk für den HERRN, den Gott eurer Väter. Seid also wachsam und hütet es, bis ihr es vor den obersten Priestern und Leviten und den obersten Familienhäuptern der Israeliten zu Jerusalem in den Zellen des Tempels des HERRN darwägen könnt!« Darauf nahmen die Priester und die Leviten das ihnen zugewogene Silber und Gold und die Geräte in Empfang, um sie nach Jerusalem in das Haus unsers Gottes zu bringen. f) Ankunft in Jerusalem; Ablieferung der Weihgeschenke; Darbringung von Opfern; Unterstützung von seiten der königlichen BeamtenHierauf brachen wir am zwölften Tage des ersten Monats vom Flusse Ahawa auf, um nach Jerusalem zu ziehen; und die Hand unsers Gottes beschützte uns, und er behütete uns vor (Angriffen von) Feinden und Straßenräubern. So kamen wir denn in Jerusalem an und ruhten dort drei Tage lang aus. Am vierten Tage aber wurden das Silber und das Gold und die Geräte im Hause unsers Gottes dem Priester Meremoth, dem Sohne Urias, in die Hand dargewogen – außer diesem war noch Eleasar, der Sohn des Pinehas, zugegen und außer diesen beiden noch die Leviten Josabad, der Sohn Jesuas, und Noadja, der Sohn Binnuis –; alles wurde damals gezählt und nachgewogen und das Gesamtgewicht aufgeschrieben. – Als dann die aus der Gefangenschaft heimgekehrten Verbannten dem Gott Israels Brandopfer dargebracht hatten, nämlich 12 Stiere für ganz Israel, 96 Widder, 77 Lämmer und zum Sündopfer 12 Böcke, das alles als Brandopfer für den HERRN, übergaben sie die Befehle des Königs den königlichen Satrapen und Statthaltern der Provinz auf der Westseite des Euphrats,d.h. der Provinz Syrien (vgl. 5,8). worauf diese das Volk und das Gotteshaus unterstützten. 2. Esra reinigt die Gemeinde von den Mischehena) Esra erhält Kenntnis von den Mischheiraten; seine Bestürzung darüberAls nun dieses abgemacht war, traten die Obersten zu mir und sagten: »Das Volk Israel, auch die Priester und die Leviten haben sich von den VölkerschaftenGemeint sind die heidnischen Bewohner und Anwohner des Landes; vgl. 10,11. des Landes, trotz deren greulichem Götzendienst, nicht abgesondert gehalten, nämlich von den Kanaanäern, Hethitern, Pherissitern, Jebusitern, Ammonitern, Moabitern, Ägyptern und Amoritern; sie haben vielmehr von deren Töchtern Frauen für sich und ihre Söhne genommen, und so hat sich der heilige Same mit den (heidnischen) Völkerschaften des Landes vermischt, und die Obersten und Vorsteher haben zu dieser Treulosigkeit zuerst die Hand geboten.«A.Ü.: sind bei dieser Treulosigkeit mit schlechtem Beispiel vorangegangen. Als ich diese Mitteilung vernahm, zerriß ich mir das Gewand und den Mantel, raufte mir das Haar aus Kopf und Bart aus und setzte mich erstarrt nieder. Da versammelten sich um mich alle, die in Angst waren vor den Worten des Gottes Israels wegen des Frevels der aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten; ich aber saß erstarrt da bis zum Abendopfer. b) Esras Bußgebet (vgl. Neh 9; Dan 9)Um die Zeit des Abendopfers aber erhob ich mich von meiner Selbstdemütigung, in der ich mein Gewand und meinen Mantel zerrissen hatte, warf mich auf die Knie nieder, breitete meine Hände zum HERRN, meinem Gott, aus und betete: »Mein Gott! Ich schäme mich und erröte, mein Angesicht zu dir, mein Gott, zu erheben; denn unsere Missetaten sind uns über das Haupt gewachsen, und unsere Schuld ist groß geworden bis an den Himmel! Seit den Tagen unserer Väter stehen wir in großer Schuld bis auf den heutigen Tag, und um unserer Missetaten willen sind wir, unsere Könige und unsere Priester, der Gewalt der Könige der (heidnischen) Länder preisgegeben worden, dem Schwert, der Gefangenschaft, der Plünderung und schmachvollsten Entehrung, wie es noch heutigen Tages der Fall ist. Jetzt ist uns zwar für einen kurzen Augenblick Gnade vom HERRN, unserm Gott, dadurch widerfahren, daß er uns einen Rest Geretteter übriggelassen und uns an der Stätte seines Heiligtums einen Zeltpflock geschenkt hat, damit unser Gott unsere Augen wieder leuchten mache und uns in unserer Knechtschaft ein wenig aufleben lasse. Denn ob wir auch Knechte sind, hat unser Gott uns doch in unserer Knechtschaft nicht verlassen, sondern hat uns die Huld der Könige von Persien zugewandt, so daß er uns ein Aufleben vergönnt hat, um das Haus unsers Gottes wieder aufzubauen und es aus seinen Trümmern wieder erstehen zu lassen und uns eine Mauer in Juda und Jerusalem zu gewähren. Jetzt aber, o unser Gott – was sollen wir nach solchen Vorkommnissen sagen? Wir haben ja deine Gebote unbeachtet gelassen, die du uns durch deine Knechte, die Propheten, zur Pflicht gemacht hast mit den Worten: ›Das Land, in welches ihr zieht, um es in Besitz zu nehmen, ist ein Land, das infolge der Unreinheit der heidnischen Völkerschaften befleckt ist infolge ihrer Götzengreuel, mit denen sie es bei ihrer Unreinheit von einem Ende bis zum andern angefüllt haben. So sollt ihr nun eure Töchter nicht ihren Söhnen zu Frauen geben und ihre Töchter nicht für eure Söhne zu Frauen nehmen und nun und nimmer auf ihre Wohlfahrt und ihr Wohlergehen bedacht sein, damit ihr stark bleibt und die Güter des Landes genießt und es auf eure Söhne für ewige Zeiten vererbt.‹ Und nun nach allem Unheil, das uns infolge unserer bösen Taten und unserer großen Schuld widerfahren ist – wiewohl du, unser Gott, größere Schonung gegen uns geübt hast, als unsere Sünden verdient haben, und uns diesen geretteten Rest hier geschenkt hast –: sollten wir da aufs neue deine Gebote übertreten und uns mit diesen Greuelvölkern verschwägern? Müßtest du uns da nicht bis zur Vernichtung zürnen, so daß niemand mehr (von uns) übrig bliebe noch entrinnen könnte? O HERR, Gott Israels! Du bist gerecht darin, daß wir nur noch als ein Rest von Geretteten übriggeblieben sind, wie es heutigentags der Fall ist: Ach, siehe, wir stehen hier vor dir in unserer Schuld! Bei solchem Verhalten kann unmöglich jemand vor dir bestehen!« c) Das Vorgehen gegen die Mischehen (vgl. Neh 13,23-30)Während nun Esra so betete und weinend und vor dem Hause Gottes hingestreckt sein Bußbekenntnis ablegte, sammelte sich um ihn eine sehr große Schar von Israeliten, Männer, Frauen und Kinder; denn das Volk war in heftiges Weinen ausgebrochen. Da nahm Sechanja, der Sohn Jehiels, aus der Familie Elam, das Wort und sagte zu Esra: »Wir haben uns an unserm Gott versündigt, daß wir fremde Frauen aus den Völkerschaften des Landes geheiratet haben; aber trotzdem ist auch jetzt noch Hoffnung für Israel vorhanden. Wir wollen uns jetzt unserm Gott gegenüber feierlich verpflichten, alle fremden Frauen und die von diesen geborenen Kinder aus dem Hause zu entfernen nach deinem Rat, o Herr, und nach dem Rat derer, die das Gebot unsers Gottes fürchten, damit nach dem Gesetz verfahren wird! Stehe auf, denn dir obliegt die Sache! Wir wollen zu dir halten: sei entschlossen und handle!« Da stand Esra auf und ließ die Obersten der Priester und der Leviten und des gesamten Israels schwören, daß sie wirklich nach diesem Vorschlage verfahren wollten; und sie legten den Eid ab. Hierauf stand Esra von dem Platz vor dem Hause Gottes auf und begab sich in die Zelle Johanans, des Sohnes Eljasibs; er brachte dort die Nacht zu, ohne Speise und Trank zu sich zu nehmen; denn er war tief betrübt über den Frevel der aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten. Hierauf ließ man in ganz Juda und Jerusalem durch Ausruf bekannt machen, alle aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten sollten sich in Jerusalem versammeln; und jeder, der nicht binnen drei Tagen gemäß dem Beschluß der Obersten und Ältesten erschiene, dessen gesamtes Vermögen solle dem Bann verfallen und er selbst aus der Gemeinde der aus der Gefangenschaft Heimgekehrten ausgeschlossen werden. Die Beschlüsse der Volksversammlung und ihre AusführungDa versammelten sich denn alle Männer von Juda und Benjamin in Jerusalem nach Ablauf dreier Tage, nämlich am zwanzigsten Tage des neunten Monats; und das ganze Volk saß auf dem freien Platze vor dem Hause Gottes, zitternd wegen der vorliegenden Angelegenheit und infolge des kalten Regenwetters. Da stand der Priester Esra auf und sprach zu ihnen: »Ihr habt euch schwer versündigt, indem ihr fremde Frauen ins Haus genommen und dadurch die Schuld Israels noch vergrößert habt! So legt nun ein Schuldbekenntnis vor dem HERRN, dem Gott eurer Väter, ab und tut, was ihm wohlgefällig ist! Sondert euch von den Völkerschaftend.h. den heidnischen Bewohnern und Anwohnern; vgl. 9,1. des Landes und von den fremden Frauen ab!« Da antwortete die ganze Versammlung und rief laut: »Ja, es ist unsere Pflicht, so zu tun, wie du gesagt hast! Aber das Volk ist zahlreich, und dazu ist jetzt die Regenzeit, so daß man sich unmöglich im Freien aufhalten kann; auch läßt sich die Sache nicht an einem oder zwei Tagen abmachen, denn wir haben uns allzu vielfacher Übertretungen in dieser Beziehung schuldig gemacht. So mögen denn unsere Obersten für die ganze Gemeinde eintreten, und dann sollen alle, die in unsern Ortschaften fremde Frauen heimgeführt haben, zu festzusetzenden Zeiten kommen und mit ihnen die Ältesten der betreffenden Ortschaften und deren Richter, bis die Zornglut unsers Gottes um dieser Sache willen von uns abgewandt ist.« Nur Jonathan, der Sohn Asahels, und Jahseja, der Sohn Thikwas, traten gegen diesen Vorschlag auf, und Masullam und der Levit Sabbethai unterstützten sie; aber die übrigen aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten verfuhren nach dem Vorschlage, und der Priester Esra erwählte sich Männer, nämlich Familienhäupter nach den einzelnen Familien – sie sind alle mit Namen aufgezeichnet. Diese hielten dann am ersten Tage des zehnten Monats (ihre erste) Sitzung ab, um die Sache zu untersuchen, und sie erledigten die ganze Angelegenheit bezüglich der Männer, welche fremde Frauen geheiratet hatten, bis zum ersten Tage des ersten Monats. Verzeichnis der Priester, Leviten und Laien, welche fremde Weiber geheiratet hattenEs hatten sich aber unter den zur Priesterschaft Gehörigen folgende gefunden, die fremde Frauen geheiratet hatten: aus der Familie Jesuas, des Sohnes Jozadaks, und von seinen Genossen: Maaseja, Elieser, Jarib und Gedalja; sie versprachen mit Handschlag, ihre Frauen entlassen zu wollen, und sie brachten als Schuldopfer einen Widder für ihre Verschuldung dar. Ferner aus der Familie Immer: Hanani und Sebadja; aus der Familie Harim: Maaseja, Elia, Semaja, Jehiel und Ussia; aus der Familie Pashur: Eljoenai, Maaseja, Ismael, Nethaneel, Josabad und Elasa. – Sodann von den Leviten: Josabad, Simei, Kelaja (das ist Kelita), Pethahja, Juda und Elieser. – Sodann von den Sängern: Eljasib; und von den Torhütern: Sallum, Telem und Uri. – Von den übrigen Israeliten aber: aus der Familie Parhos: Ramja, Jissia, Malkia, Mijamin, Eleasar, Malkia und Benaja; aus der Familie Elam: Matthanja, Sacharja, Jehiel, Abdi, Jeremoth und Elia; aus der Familie Satthu: Eljoenai, Eljasib, Matthanja, Jeremoth, Sabad und Asisa; aus der Familie Bebai: Johanan, Hananja, Sabbai und Athlai; aus der Familie Bani: Mesullam, Malluch und Adaja, Jasub und Seal, Jeremoth; aus der Familie Pahath-Moab: Adna, Kelal, Benaja, Maaseja, Matthanja, Bezaleel und Binnui und Manasse; aus der Familie Harim: Elieser, Jissia, Malkia, Semaja, Simeon, Benjamin, Malluch, Semarja; aus der Familie Hasum: Matthenai, Matthattha, Sabad, Eliphelet, Jeremai, Manasse, Simei; aus der Familie Bani: Maadai, Amram und Uel, Benaja, Bedja, Keluhi, Wanja, Meremoth, Eljasib, Matthanja, Matthenai, Jaasai, Bani, Binnui, Simei, Selemja, Nathan, Adaja, Machnadbai, Sasai, Sarai, Asrael und Selemja, Semarja, Sallum, Amarja, Joseph; aus der Familie Nebo: Jehiel, Matthithja, Sabad, Sebina, Jaddai und Jole, Benaja. Alle diese hatten fremde Frauen geheiratet, und es befanden sich unter ihnen Frauen, welche Kinder geboren hatten.A.L.: und sie entließen Frauen und Kinder. I. Nehemias Reise nach dem heiligen Lande und seine Wirksamkeit in Jerusalem (1,1-7,72)1. Nehemias Reise nach Jerusalema) Nehemia als Mundschenk des Königs (Artaxerxes) in Susa; seine Trauer über das Unglück seines VaterlandsDie Worte Nehemias, des Sohnes Hachaljas. Es begab sich im Monat KislewNov./Dez. 445. Der Kislew ist der neunte Monat des Jahres. Artaxerxes I. hat von 464-424 v.Chr. regiert. im zwanzigsten Regierungsjahre des Königs Arthasastha, als ich mich in der Königsstadt Susa befand, daß Hanani, einer von meinen Brüdern, mit einigen Männern aus Juda (zu mir) kam. Als ich mich nun bei ihnen nach den Juden, die in der Heimat zurückgeblieben und der Wegführung entgangen waren, und nach (den Verhältnissen in) Jerusalem erkundigte, teilten sie mir mit: »Die Übriggebliebenen, die dort in der Provinz der (Wegführung in die) Gefangenschaft entgangen sind, befinden sich in großem Elend und in schmachvoller Lage; die Mauern Jerusalems sind niedergerissen und die Tore der Stadt mit Feuer verbrannt.« Als ich diese Mitteilungen vernahm, setzte ich mich (auf den Boden) hin und fing an zu weinen und trug tagelang Trauer unter beständigem Fasten und Flehen und richtete an den Gott des Himmels folgendes Gebet: b) Nehemias Buß- und Bittgebet»Ach HERR, du Gott des Himmels, du großer und furchtbarer Gott, der du denen, die dich lieben und deine Gebote halten, Bundestreue und Gnade bewahrst: laß doch deine Ohren aufmerken und deine Augen geöffnet sein, daß du das Gebet deines Knechtes vernimmst, welches ich jetzt Tag und Nacht für die Kinder Israel, deine Knechte, vor dir bete und in welchem ich die Sünden bekenne, die wir Israeliten gegen dich begangen haben! Denn auch ich und meines Vaters Haus haben gesündigt. Gar verwerflich haben wir gegen dich gehandelt, daß wir die Gebote, Satzungen und Anordnungen, die du deinem Knechte Mose geboten hast, nicht befolgt haben. Ach, gedenke doch der Verheißung, die du deinem Knechte Mose gegeben hast mit den Worten:: ›Wenn ihr treulos handelt, so werde ich euch unter die Völker zerstreuen; wenn ihr aber zu mir umkehrt und meine Gebote beobachtetd.h. beachtet, befolgt . und danach tut, so will ich, wenn sich auch Versprengte von euch am Ende des Himmels befinden sollten, sie doch von dort sammeln und sie an die Stätte zurückbringen, die ich erwählt habe, um meinen Namen dort wohnen zu lassen!‹ Sie sind ja doch deine Knechte und dein Volk, das du durch deine große Kraft und deinen starken Arm erlöst hast! Ach, HERR, laß doch dein Ohr aufmerken auf das Gebet deines Knechtes und auf das Gebet deiner Knechte, die gewillt sind (ihre Freude daran haben), deinen Namen zu fürchten! Laß es doch heute deinem Knecht gelingen und laß ihn Erbarmen finden bei dem Manne hier!« Ich war nämlich Mundschenk beim König. c) Nehemia erhält Urlaub und Vollmachten vom Perserkönige Artaxerxes zur Wiederherstellung JerusalemsNun begab es sich im Monat Nisan im zwanzigsten Regierungsjahre des Königs Arthasastha, als der Wein vor mir stand,d.h. als ich den Wein zu besorgen und als Mundschenk zu dienen hatte. da trug ich den Wein auf und reichte ihn dem Könige; ich hatte aber früher nie betrübt vor ihm ausgesehen, und so fragte mich der König: »Warum siehst du so betrübt aus? Du bist doch nicht krank? Das kann nichts anderes als Herzenskummer sein!« Da geriet ich in große Furcht, antwortete aber doch dem König: »Lang lebe der König! Wie sollte ich nicht traurig aussehen, da doch die Stadt, in der sich die Gräber meiner Väter befinden, in Trümmern liegt und ihre Tore vom Feuer verzehrt sind?« Als der König mich nun fragte: »Um was bittest du denn (unter diesen Umständen)?«, da betete ich zum Gott des Himmels und sagte dann zum Könige: »Wenn es dem Könige gut dünkt und dein Knecht Gnade bei dir findet, so wollest du mich nach Juda senden zu der Stadt, wo meine Väter begraben liegen, damit ich sie wieder aufbaue.« Da erwiderte mir der König, während die Königin neben ihm saß: »Wie lange soll denn deine Reise dauern, und wann wirst du wieder zurückkommen?« Weil es also dem König genehm schien, mich hinreisen zu lassen, gab ich ihm eine bestimmte Frist an und sagte dann zum König: »Wenn es dem Könige beliebt, so möge man mir Geleitbriefe an die Statthalter der Provinz auf der Westseite des EuphratsGemeint ist die persische Provinz Syrien; vgl. Esr 5,3. mitgeben, damit sie mich durchreisen lassen, bis ich nach Juda gelange; weiter ein Schreiben an Asaph, den königlichen Forstmeister, daß er mir Holz verabfolgen lasse, damit man die Tore der Burg, die zum Tempel gehört, aus Balken zimmern kann, sowie für die Mauer der Stadt und für das Haus, das ich selber beziehen werde.« Und der König bewilligte mir dies, weil die gütige Hand meines Gottes über mir waltete. d) Nehemias Reise durch das persische Gebiet der Provinz Syrien; Beginn der Feindschaft angesehener MännerAls ich dann zu den Statthaltern (des Gebiets) auf der Westseite des Euphrats kam, übergab ich ihnen die königlichen Geleitbriefe; der König hatte mir aber Heeresoberste und Reiter als Bedeckung mitgegeben. Als dies der Horoniter Sanballat und der ammonitische Knecht Tobija erfuhren, verdroß es sie gewaltig, daß jemand gekommen war, der für das Wohl der Israeliten sorgen wollte. 2. Nehemia in Jerusalem; seine Vorbereitungen zum Wiederaufbau der Stadtmauera) Nehemias nächtliche Besichtigung der Stadtmauern; seine Aufforderung an die Volksgenossen zur Wiederherstellung der MauerAls ich nun in Jerusalem angekommen war und drei Tage dort zugebracht hatte, machte ich mich nachts in Begleitung einiger weniger von meinen Leuten auf, ohne jedoch jemandem mitgeteilt zu haben, was mein Gott mir in den Sinn gegeben hatte, für Jerusalem zu tun; ich hatte auch kein anderes Reittier bei mir als das Maultier, auf dem ich ritt. So ritt ich denn bei Nacht durch das Taltor hinaus in der Richtung zur Drachenquelle und nach dem Misttor hin und besichtigte die Mauer Jerusalems, die zerrissen dastand, und die Tore der Stadt, die vom Feuer vernichtet dalagen. Dann ritt ich weiter zum Quellentor und zum Königsteich, und als dort für das Tier, auf dem ich saß, kein Raum mehr zum Durchkommen war, stieg ich bei Nacht die Schlucht zu Fuß hinauf und besichtigte die Mauer; dann kehrte ich um und gelangte durch das Taltor wieder heim; die Vorsteher aber wußten nicht, wohin ich gegangen war und was ich zu tun vorhatte, denn ich hatte den Juden bis dahin noch nichts mitgeteilt, weder den Priestern noch den Vornehmen, weder den Vorstehern noch den übrigen, die am Bau arbeiten sollten.A.Ü.: die in öffentlicher Stellung waren. Nunmehr sagte ich zu ihnen: »Ihr seht das Elend, in dem wir uns befinden, daß Jerusalem nämlich in Trümmern liegt und seine Tore mit Feuer vernichtet sind. Kommt, laßt uns die Mauer Jerusalems wieder aufbauen, damit wir nicht länger ein Gegenstand des Spottes sind!« b) Zusage der Vorsteher der Gemeinde; der Spott der drei heidnischen Gegner von Nehemia zurückgewiesenHierauf teilte ich ihnen mit, wie gütig die Hand meines Gottes über mir gewaltet hatte, und auch die Worte, die der König an mich gerichtet hatte. Da erklärten sie: »Ja, wir wollen darangehen und bauen!« Und sie ermutigten sich gegenseitig dazu, das gute Werk in Angriff zu nehmen. Als aber der Horoniter Sanballat und der ammonitische Knecht Tobija und der Araber Gesem Kunde davon erhielten, verhöhnten und verspotteten sie uns und sagten: »Was ist denn das für eine Sache, die ihr da vornehmt? Ihr wollt euch wohl gegen den König empören?« Da gab ich ihnen folgende Antwort: »Der Gott des Himmels, der wird es uns gelingen lassen; und wir wollen uns als seine Knechte an den Bau machen! Ihr aber sollt weder Anteil, noch Anrecht, noch ein Gedächtnis in Jerusalem haben!« 3. Stückweise Ausführung des Mauerbaues; Liste der am Mauerbau BeteiligtenHierauf machte sich der Hohepriester Eljasib mit seinen Amtsgenossen, den Priestern, daran, das Schaftor neu zu bauen; das weihten sieWahscheinlich ist zu lesen: das bälkten sie, d.h. sie führten das Gebälk des Tores auf (vgl. V.3 u. 6). und setzten seine Torflügel ein und führten dann den Bau weiter bis zum Turm Hammea, den sie weihten, und bis zum Turm Hananeel. Neben ihnen bauten die Männer von Jericho; und neben ihnen baute Sakkur, der Sohn Imris. Sodann das Fischtor baute die Familie Senaa; sie führten das Gebälk auf und setzten seine Torflügel, seine Klammern und Riegel ein. Neben ihnen besserte Meremoth aus, der Sohn Urias, des Sohnes des Hakkoz; und neben ihm besserte Mesullam aus, der Sohn Berechjas, des Sohnes Mesesabeels; und neben ihm besserte Zadok aus, der Sohn Baanas. Ihm zur Seite besorgten die Thekoiter die Ausbesserung, aber die Vornehmen unter ihnen hatten ihren Nacken nicht unter den Dienst ihres Herrn (Nehemia) gebeugt. Das Tor der Altstadt besserten Jojada, der Sohn Paseahs, und Mesullam, der Sohn Besodjas aus; sie führten das Gebälk auf und setzten seine Torflügel, seine Klammern und seine Riegel ein. Neben ihnen besserten der Gibeoniter Melatja und der Meronothiter Jadon aus samt den Leuten von Gibeon und Mizpa, die zum Gerichtsstuhl des Statthalters der Provinz auf der Westseite des Euphrats gehörten. Neben ihnen besserte Ussiel aus, der Sohn Harhajas, und die Zunft der Goldschmiede; und ihnen zur Seite besserte Hananja, einer von der Zunft der Salbenhändler, Jerusalem bis an die breite Mauer aus. Neben ihnen arbeitete Rephaja, der Sohn Hurs, der Vorsteher der einen Hälfte des Bezirks Jerusalem. Neben ihnen besserte Jedaja aus, der Sohn Harumaphs, und zwar seinem Hause gegenüber; und neben ihm besserte Hattus aus, der Sohn Hasabnejas. Eine zweite Strecke besserte Malkija, der Sohn Harims, und Hasub, der Sohn Pahath-Moabs, aus, auch den Ofenturm. Neben ihnen besserte Sallum aus, der Sohn des Hallohes, der Vorsteher der andern Hälfte des Bezirks Jerusalem, er und seine Töchter. Das Taltor besserten Hanun und die Bewohner von Sanoah aus; sie bauten es auf und setzten seine Türen, seine Klammern und Riegel ein und arbeiteten noch tausend Ellen weiter an der Mauer bis zum Misttor. – Das Misttor selbst aber besserte Malkija aus, der Sohn Rechabs, der Vorsteher des Bezirks Beth-Cherem; er baute es auf und setzte seine Torflügel, seine Klammern und Riegel ein. – Das Quellentor besserte Sallun aus, der Sohn Kol-Hoses, der Vorsteher des Bezirks Mizpa; er baute es auf, überdachte es und setzte seine Torflügel, seine Klammern und Riegel ein; dazu die Mauer am Teich der Wasserleitung beim Königsgarten und bis an die Stufen, die von der Davidsstadt herabführen. Nächst ihm besserte Nehemia aus, der Sohn Asbuks, der Vorsteher der einen Hälfte des Bezirks Beth-Zur, bis gegenüber den Davidsgräbern und weiter bis an den Teich, der dort angelegt worden war, und bis an die Kaserne. – Nächst ihm besserten die Leviten aus: Rehum, der Sohn Banis. Neben ihm besserte Hasabja aus, der Vorsteher der einen Hälfte des Bezirks Kegila, für seinen Bezirk. – Nächst ihm besserten deren Genossen aus: Binnui, der Sohn Henadads, der Vorsteher der andern Hälfte des Bezirks Kegila. – Neben ihm besserte Eser aus, der Sohn Jesuas, der Vorsteher der anderen Hälfte von Mizpa, eine zweite Strecke gegenüber dem Aufstieg zum Zeughaus am Winkel. – Nächst ihm bergaufwärts besserte Baruch, der Sohn Sabbais, eine zweite Strecke aus vom Winkel bis an den Eingang zum Hause des Hohenpriesters Eljasib. – Nächst ihm besserte Meremoth, der Sohn Urias, des Sohnes des Hakkoz, eine zweite Strecke aus vom Eingang zum Hause Eljasibs bis ans Ende des Hauses Eljasibs. – Nächst ihm besserten die Priester aus, die Männer aus dem Jordanbezirk. – Nächst ihnen besserten Benjamin und Hassub ihrem Hause gegenüber aus; nächst ihnen Asarja, der Sohn Maasejas, des Sohnes Ananjas, neben seinem Hause. – Nächst ihm besserte Binnui, der Sohn Henadads, eine zweite Strecke aus vom Hause Asarjas bis an den Winkel und bis an die Ecke. Palal, der Sohn Usais, arbeitete gegenüber dem Winkel und dem oberen Turm, der am königlichen Palast beim Gefängnishof vorspringt. – Nächst ihm besserte Pedaja aus, der Sohn des Parhos, [die Tempelhörigen aber wohnten auf dem Ophel,] bis gegenüber dem Wassertor nach Osten zu und dem vorspringenden Turm. – Nächst ihm besserten die Thekoiter eine zweite Strecke aus, dem großen vorspringenden Turm gegenüber und bis an die Mauer des Ophel. Oberhalb des Roßtores besserten die Priester aus, ein jeder seinem Hause gegenüber. – Nächst ihnen besserte Zadok, der Sohn Immers, seinem Hause gegenüber aus, und nächst ihm Semaja, der Sohn Sechanjas, der Hüter des Osttores. – Nächst ihm besserten Hananja, der Sohn Selemjas, und Hanun, der sechste Sohn Zalaphs, eine zweite Strecke aus. – Nächst ihm besserte Mesullam, der Sohn Berechjas, seiner Wohnung gegenüber aus. – Nächst ihm besserte Malkija, einer aus der Zunft der Goldschmiede, bis zum Hause der Tempelhörigen und der Krämer dem Wachttor gegenüber aus und bis zum Söller an der Ecke; und zwischen dem Söller an der Ecke und dem Schaftor besserten die Goldschmiede und die Krämer aus. 4. Fortführung des Mauerbaues trotz des Spottes und der Feindseligkeiten der heidnischen WidersacherAls nun Sanballat erfuhr, daß wir (wirklich) die Mauer wieder aufbauten, geriet er in Zorn und heftigen Ärger und spottete über die Juden, indem er in Gegenwart seiner Stammesgenossen und der Kriegsleute von Samaria sagte: »Was machen die ohnmächtigen Juden da? Wird man sie gewähren lassen? Werden sie jemals (das Dank-) Opfer darbringen?A.Ü.: Sie wollen wohl schon pflastern? Sie wollen wohl schon (zur Einweihung) schlachten? Werden sie damit eines Tages zu Ende kommen? Werden sie die Steine, die doch verbrannt sind, aus den Schutthaufen lebendig machen?« Und der Ammoniter Tobija, der neben ihm stand, sagte: »Was sie auch bauen mögen: springt nur ein Fuchs daran hinauf, so reißt er ihre Steinmauer auseinander!« – Höre, unser Gott, wie wir zum Spott geworden sind! Laß ihre Schmähungen auf ihr Haupt zurückfallen und gib sie der Plünderung preis in einem Lande, wo man sie in Gefangenschaft hält! Decke ihre Verschuldung nicht zu und laß ihre Sünde vor deinem Angesicht nicht ausgelöscht werden! Denn sie haben durch kränkende Reden gegen die am Bau Tätigen Ärgernis erregt. – Wir aber bauten an der Mauer weiter; und als die ganze Mauer bis zur halben Höhe fertig war, gewann das Volk neuen Mut zur Arbeit. Neue Anschläge der Gegner auf den Bau; Nehemias erfolgreiche Maßregeln dagegenAls aber Sanballat und Tobija sowie die Araber und Ammoniter und Asdoditer erfuhren, daß die Wiederherstellung der Mauern Jerusalems Fortschritte machte, und daß die Lücken sich zu schließen begannen, da gerieten sie in heftigen Zorn und verschworen sich alle zusammen, sie wollten hinziehen, um Jerusalem anzugreifen und Schaden darin anzurichten. Da beteten wir zu unserm Gott und stellten aus Furcht vor ihnen bei Tag und Nacht Wachen gegen sie auf. Aber die Judäer erklärten: »Die Kraft der Lastträger ist erschöpft, und des Schuttes ist zu viel: wir sind nicht mehr imstande, an der Mauer zu arbeiten!« Unsere Widersacher aber sagten: »Sie sollen nichts merken und nichts sehen, bis wir mitten unter sie kommen und sie totschlagen und so dem Bauen ein Ende machen!« Als nun die Juden, die in ihrer Nachbarschaft wohnten, herbeikamen und es uns wohl zehnmal sagten, aus allen Orten, von denen sie ab und zu gingen, da stellte ich hinter der Mauer an den tieferen Stellen das Volk nach den Geschlechtern mit ihren Schwertern, Lanzen und Bogen auf.Die Übersetzung des in den Versen 6-7 offenbar stark beschädigten Urtextes ist unsicher. Bei einer Besichtigung trat ich dann auf und sagte zu den Vornehmen und Vorstehern und zu dem übrigen Volke: »Fürchtet euch doch nicht vor ihnen! Denkt an den HERRN, den großen und furchtbaren Gott, und kämpft für eure Volksgenossen, eure Söhne und Töchter, eure Frauen und Häuser!« Als nun unsere Feinde erfuhren, daß die Sache zu unserer Kenntnis gekommen war und Gott ihren Anschlag vereitelt hatte, kehrten wir alle wieder zu der Mauer zurück, ein jeder an seine Arbeit. Seit jenem Tage aber war nur die eine Hälfte meiner Leute am Bau tätig, während die andere Hälfte sich mit Lanzen, Schilden, Bogen und Panzern bereithielt und die Oberen hinter der ganzen jüdischen Bevölkerung standen, die an der Mauer baute. Die Handlanger aber, welche Lasten trugen, arbeiteten in der Weise, daß sie mit der einen Hand die Arbeit verrichteten, in der andern aber die Waffe hielten; und von den Bauleuten hatte jeder sein Schwert um die Hüften gegürtet und mauerte so; und der Trompeter stand neben mir. Den Vornehmen aber und Vorstehern und dem übrigen Volk hatte ich die Weisung gegeben: »Das Werk ist groß und weit ausgedehnt, und wir sind auf der Mauer zerstreut, einer von dem andern weit entfernt. An dem Punkte also, von dem her ihr den Schall der Trompete vernehmen werdet, da müßt ihr euch bei uns sammeln: unser Gott wird für uns kämpfen!« So waren wir an dem Werke tätig, und zwar so, daß die eine Hälfte der Leute die Lanzen vom Aufgang der Morgenröte bis zum Erscheinen der Sterne bereit hielt. Auch befahl ich damals dem Volke: »Jeder soll mit seinen Leuten die Nacht über innerhalb Jerusalems verbleiben, damit sie uns nachts als Wachen und bei Tage als Arbeiter dienen.« Und weder ich, noch meine Brüder, noch meine Leute, noch die Wachmannschaften, die zu meinem Gefolge gehörten, keiner von uns kam jemals aus den Kleidern heraus: ein jeder hatte stets seine Waffe zur Hand.Die Übersetzung ist auch hier und noch an anderen Stellen unsicher. 5. Erleichterung der Notlage des niedrigen Volkes durch den Schuldenerlaß; Nehemias uneigennützige Amtsführunga) Beschwerden und Unwille der unteren Volksschichten wegen der Hartherzigkeit ihrer GläubigerEs erhob sich aber ein großes Klagegeschrei der Leute aus dem Volk und ihrer Frauen gegen ihre jüdischen Volksgenossen. Die einen sagten: »Wir müssen unsere Söhne und Töchter verpfänden, um Getreide zu erhalten, damit wir zu essen haben und am Leben bleiben!« Andere sagten: »Wir müssen unsere Felder, unsere Weinberge und Häuser verpfänden, um uns Getreide in der Teurung zu verschaffen!« Wieder andere sagten: »Wir haben Geld zur Bezahlung der Steuern für den König auf unsere Felder und Weinberge borgen müssen. Wir sind aber doch von demselben Fleisch und Blut wie unsere Volksgenossen, und unsere Kinder sind ebenso gut wie ihre Kinder; aber trotzdem müssen wir unsere Söhne und Töchter als Leibeigene hingeben, und manche von unsern Töchtern sind schon leibeigen geworden, und wir können nichts dagegen tun: unsere Felder und Weinberge gehören ja anderen Leuten!« b) Abstellung der Übelstände durch die Beschlüsse der VolksversammlungDa geriet ich in heftigen Zorn, als ich ihre lauten Klagen und diese Reden vernahm. Als ich dann mit mir zu Rate gegangen war, machte ich den Vornehmen und den Vorstehern Vorwürfe, indem ich zu ihnen sagte: »Wucher treibt ihr ja einer mit dem andern!« Dann veranstaltete ich eine große Volksversammlung gegen sie und sagte zu ihnen: »Wir haben unsere jüdischen Volksgenossen, die an die Heidenvölker verkauft waren, soweit es uns möglich war, losgekauft; ihr dagegen wollt nun gar eure eigenen Volksgenossen verkaufen, so daß sie dann wieder von uns gekauft werden müssen!« Als sie nun schwiegen und kein Wort der Entgegnung fanden, fuhr ich fort: »Was ihr da tut, ist unwürdig! Ihr solltet doch in der Furcht unsers Gottes wandeln, damit wir unseren heidnischen Feinden keine Veranlassung zu Lästerungen geben! Sowohl ich als auch meine Brüder und meine Diener haben ihnen Geld und Getreide geliehen: laßt uns ihnen doch dieses Darlehen erlassen! Gebt ihnen doch gleich heute ihre Felder und Weinberge, ihre Ölgärten und Häuser zurück und (erlaßt ihnen), was ihr an Geld und Getreide, an Wein und Öl von ihnen zu fordern habt!« Da antworteten sie: »Ja, wir wollen es zurückgeben und nichts mehr von ihnen fordern: wir wollen so tun, wie du es verlangst!« Da rief ich die Priester herbei und ließ sie schwören, daß sie wirklich in dieser Weise verfahren wollten. Dazu schüttelte ich den Bausch meines Gewandes aus mit den Worten: »Ebenso möge Gott jeden, der dieses sein Versprechen nicht hält, aus seinem Hause und seinem Besitz herausschütteln, damit er ebenso ausgeschüttelt und ausgeleert sei!« Da rief die ganze Versammlung: »Ja, so sei es!« und pries den HERRN; das Volk aber tat, wie abgemacht war. c) Nehemias Uneigennützigkeit während seiner AmtsführungAußerdem habe ich und meine Brüder von dem Tage an, wo (der König) mich zu ihrem Statthalter im Lande Juda bestellt hatte, d.h. vom zwanzigsten bis zum zweiunddreißigsten Jahre der Regierung des Königs Arthasastha, also zwölf Jahre lang, keinen Anspruch auf den Unterhalt des Statthalters gemacht, während die früheren Statthalter, meine Vorgänger, dem Volke schwer zur Last gefallen waren; denn sie hatten für Speise und Wein täglich vierzig Schekel Silber von ihnen bezogen, und auch ihre Dienerschaft hatte über das Volk willkürlich geschaltet.oder: das Volk ausgebeutet. Ich dagegen habe aus Gottesfurcht nicht so gehandelt. Auch bei diesem Mauerbau habe ich mit Hand angelegt, ohne daß wir Grundbesitz erworben hatten; und auch meine ganze Dienerschaft ist dort zur Arbeit am Mauerbau versammelt gewesen. Dazu aßen die Juden, sowohl die Vorsteher, hundertundfünfzig Mann, als auch die, welche aus den umwohnenden heidnischen Völkerschaften zu uns auf Besuch kamen, an meinem Tisch; und was täglich zubereitet wurde, nämlich ein Rind, sechs ausgesuchte Stück Kleinvieh sowie Geflügel, das wurde auf meine Kosten zubereitet; außerdem alle zehn Tage allerlei Wein in Menge. Trotzdem habe ich den Unterhalt des Statthalters nicht beansprucht, weil die Fronarbeit schon schwer genug auf diesem Volke lastete. – Gedenke, mein Gott, mir zum Guten alles dessen, was ich für dieses Volk getan habe! 6. Nachstellungen der Feinde gegen Nehemia; Vollendung des Mauerbauesa) Ränke (und Mordanschlag) Sanballats und seiner Genossen; ihre Zurückweisung durch NehemiaAls es nun dem Sanballat, dem Tobija und dem Araber Gesem sowie unseren übrigen Feinden bekannt wurde, daß ich die Mauer wieder aufgebaut hätte und daß keine Lücke mehr in ihr geblieben wäre – nur hatte ich bis dahin noch keine Türflügel in die Tore eingesetzt –, da sandten Sanballat und Gesem zu mir und ließen mir sagen: »Komm, laß uns in Ha-Kaphirim in der Ebene Ono eine Zusammenkunft halten!« Sie hatten nämlich Böses gegen mich im Sinn. Da schickte ich Boten zu ihnen und ließ ihnen antworten: »Ich bin mit einem bedeutenden Werke beschäftigt und kann deshalb nicht hinabkommen: das Werk würde sofort stille stehen, wenn ich es unterbräche und zu euch hinunterkäme.« Nun sandten sie auf dieselbe Weise viermal Botschaft zu mir, ich gab ihnen aber immer dieselbe Antwort. Da sandte Sanballat auf dieselbe Weise noch zum fünftenmale seinen Burschen zu mir mit einem offenen Briefe in der Hand, in welchem geschrieben stand: »Unter den Leuten geht das Gerücht um, und Gasmu sagt es auch, daß ihr, du und die Juden, an Empörung denkt; darum bauest du die Mauer wieder auf, und du selbst wollest dich zum König über sie machen und dergleichen mehr; sogar Propheten habest du auftreten lassen, die dich in Jerusalem zum König von Juda ausrufen sollen. Nun werden solche Gerüchte aber dem Könige zu Ohren dringen; darum komm, laß uns zusammen ratschlagen!« Darauf sandte ich folgenden Bescheid an ihn: »Nichts von allem, was du behauptest, ist wirklich geschehen, sondern du hast das selbst frei erfunden!« Sie alle wollten uns nämlich nur bange machen, weil sie dachten: »Sie werden von der Arbeit schon ablassen, so daß das Werk nicht vollendet wird.« – Nun aber stärke meine Hände!Vielleicht ist zu lesen: Nun aber legte ich nur um so eifriger Hand an. b) Entlarvung eines falschen ProphetenAls ich (einmal) in die Wohnung Semajas, des Sohnes Delajas, des Sohnes Mehetabeels, kam, der gerade durch Unreinheit verhindertVgl. Jer 36,5. – A.Ü.: der sich gerade im Zustand prophetischer Begeisterung befand. war, sagte er: »Laß uns zusammen ins Haus Gottes gehen, in das Innerste des Tempels, und die Türen des Tempels verschließen! Denn es werden Leute kommen, um dich zu ermorden, und zwar werden sie bei Nacht kommen, um dich zu ermorden.« Doch ich entgegnete: »Ein Mann wie ich sollte fliehen? Und wie könnte jemand, wie ich bin, in den Tempel gehen und am Leben bleiben? Nein, ich gehe nicht hinein!« Ich hatte nämlich gemerkt, daß nicht Gott ihn gesandt hatte, sondern er hatte den Gottesspruch deshalb an mich gerichtet, weil Tobija und Sanballat ihn bestochen hatten; und zwar war er zu dem Zweck bestochen worden, daß ich in Angst geraten und so handeln und mich dadurch versündigen sollte; das hätte ihnen dann zu übler Nachrede dienen können, um mich in Verruf zu bringen. Gedenke, mein Gott, dem Tobija und Sanballat diese ihre Handlungsweise und auch der Prophetin Noadja und den übrigen Propheten, die mich ängstlich zu machen suchten! c) Vollendung des Mauerbaus; verdächtiger Briefwechsel Tobijas mit vielen ihm ergebenen JudenDie Mauer aber wurde am fünfundzwanzigsten Tage des Monats Eluld.h. im Anfang des Septembers. Der Elul war der 6. Monat des Jahres. nach Verlauf von zweiundfünfzig Tagen fertig. Als nun alle unsere Feinde das erfuhren, erschraken alle heidnischen Völkerschaften rings um uns her, und es entfiel ihnen aller Mut; denn sie erkannten, daß dieses Werk unter der Mitwirkung unseres Gottes vollführt worden war. – Auch ließen in jenen Tagen die vornehmen Juden zahlreiche Briefe an Tobija abgehen, wie solche auch von Tobija an sie ankamen. Es gab nämlich unter den Juden gar manche, die ihm eidlich zum Beistand verpflichtet waren; denn er war der Schwiegersohn Sechanjas, des Sohnes Arahs, und sein Sohn Johanan hatte die Tochter Mesullams, des Sohnes Berechjas, geheiratet. Sie redeten sogar in meiner Gegenwart von seinen guten Eigenschaften und hinterbrachten ihm meine Äußerungen; auch sandte Tobija Briefe, um mich einzuschüchtern.Die Verse 17-19 haben ihren Platz ursprünglich hinter V.14 gehabt. Nehemias Sorge für die Sicherheit der StadtAls nun die Mauer aufgebaut war und ich die Türflügel hatte einsetzen lassen, wurden die Torwächter angestellt. Dann übertrug ich den Oberbefehl über Jerusalem meinem Bruder Hanani und dem Burghauptmann Hananja; denn dieser war ein zuverlässiger und gottesfürchtiger Mann wie wenige. Ich gab ihnen die Weisung: »Die Tore Jerusalems dürfen nicht eher geöffnet werden, als bis die Sonne heiß scheint; und während (die Torwächter) noch dastehen,A.L.: und während sie (d.h. die Sonne) noch (am Himmel) steht. soll man die Torflügel schließen und verriegeln. Auch sollt ihr Wachen aus den Bürgern Jerusalems aufstellen, einen jeden auf seinem Posten und jeden vor seinem Hause.« 7. Nehemias Sorge für Vermehrung der Bevölkerung Jerusalems; Verzeichnis der vordem mit Serubbabel aus der Gefangenschaft zurückgekehrten Israeliten (Esr 2)Die Stadt war nun zwar geräumig und groß, aber die Bevölkerung in ihr nur spärlich, und neugebaute Häuser waren nicht vorhanden. Da gab mein Gott mir den Gedanken ein, die Vornehmen und Vorsteher und das Volk zu versammeln, damit ein Geschlechtsverzeichnis von ihnen aufgenommen würde. Da fand ich das Geschlechtsverzeichnis derer, die zuerst (oder früher) aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren, und fand darin folgende Angaben: Folgendes sind die Bewohner des Bezirks, die aus der Gefangenschaft der in der Verbannung Lebenden, die Nebukadnezar, der König von Babylon, einst (nach Babylon) weggeführt hatte, hinaufgezogen und nach Jerusalem und Juda zurückgekehrt sind, ein jeder in seine Ortschaft, und zwar sind sie dorthin gekommen zusammen mit Serubbabel, Jesua, Nehemia, Asarja, Raamja, Nahamani, Mordechai, Bilsan, Mispereth, Bigwai, Nehum und Baana. Die Zahl der Männer des Volkes Israel betrug: die Familie Parhos 2172; die Familie Sephatja 372; die Familie Arah 652; die Familie Pahath-Moab, nämlich die Familien Jesua und Joab, 2818; die Familie Elam 1254; die Familie Satthu 845; die Familie Sakkai 760; die Familie Binnui 648; die Familie Bebai 628; die Familie Asgad 2322; die Familie Adonikam 667; die Familie Bigwai 2067; die Familie Adin 655; die Familie Ater, nämlich der Zweig Hiskia, 98; die Familie Hasum 328; die Familie Bezai 324; die Familie Hariph 112; die Familie Gibeon 95; die Männer von Bethlehem und Netopha 188; die Männer von Anathoth 128; die Männer von Beth-Asmaweth 42; die Männer von Kirjath-Jearim, Kephira und Beeroth 743; die Männer von Rama und Geba 621; die Männer von Michmas 122; die Männer von Bethel und Ai 123; die Männer von [dem andern] NeboWahrscheinlich ist zu lesen: die Familie Nebo. 52; die Familie des andern Elam 1254; die Familie Harim 320; die Leute von Jericho 345; die Leute von Lod, Hadid und Ono 721; die Familie Senaa 3930. Die Priester: die Familie Jedaja, nämlich des Hauses Jesua 973; de Familie Immer 1052; die Familie Pashur 1247; die Familie Harim 1017. Die Leviten: die Familie Jesua, nämlich die Familien Kadmiel, (Bani) und Hodawja 74; – die Sänger: die Familie Asaph 148; – die Torhüter: die Familien Sallum, Ater, Talmon, Akkub, Hatita und Sobai 138. Die Tempelhörigen: die Familie Ziha, die Familie Hasupha, die Familie Thabbaoth, die Familie Keros, die Familie Sia, die Familie Padon, die Familie Lebana, die Familie Hagaba, die Familie Salmai, die Familie Hanan, die Familie Giddel, die Familie Gahar, die Familie Reaja, die Familie Rezin, die Familie Nekoda, die Familie Gassam, die Familie Ussa, die Familie Paseah, die Familie Besai, die Familie der Mehuniter, die Familie der Nephisiter, die Familie Bakbuk, die Familie Hakupha, die Familie Harhur, die Familie Bazluth, die Familie Mehida, die Familie Harsa, die Familie Barkos, die Familie Sisera, die Familie Themah, die Familie Neziah, die Familie Hatipha. – Die Familien der Sklaven Salomos: die Familie Sotai, die Familie Sophereth, die Familie Perida, die Familie Jaala, die Familie Darkon, die Familie Giddel, die Familie Sephatja, die Familie Hattil, die Familie Pochereth-Hazzebaim, die Familie Amon. Die Gesamtzahl der Tempelhörigen und der Familien der Sklaven Salomos betrug 392. Und dies sind die, welche aus Thel-Melah, Thel-Harsa, Cherub-Addon und Immer mit hinaufgezogen sind, aber ihre Familie und ihre Abkunft nicht nachweisen konnten, ob sie nämlich aus Israel stammten: die Familie Delaja, die Familie Tobija und die Familie Nekoda: 642. Sodann von den Priestern: die Familie Habaja, die Familie Hakkoz, die Familie jenes Barsillais, der eine Frau von den Töchtern des Gileaditen Barsillai geheiratet und deren Namen angenommen hatte. Diese hatten zwar nach einer Geschlechtsurkunde gesucht, aber eine solche hatte sich nicht finden lassen; infolgedessen wurden sie als unrein vom Priestertum ausgeschlossen; und der Statthalter hatte ihnen erklärt, daß sie von dem Hochheiligen nicht essen dürften, bis wieder ein Priester für die Befragung des Urim- und Thummim-Orakels da wäre. Die ganze Gemeinde insgesamt belief sich auf 42360 Seelen, ungerechnet ihre Sklaven und Sklavinnen, deren 7337 da waren; außerdem hatten sie noch 245 Sänger und Sängerinnen. Die Zahl ihrer Pferde betrug 736, ihrer Maultiere 245, ihrer Kamele 435 und ihrer Esel 6720. Manche von den Familienhäuptern spendeten Beiträge für den Gottesdienst. Der Statthalter schenkte für den Schatz: an Gold 1000 DarikenDarike und Mine s. Anhang, Maße., 50 Sprengschalen, 30 Priestergewänder. Von den Familienhäuptern gaben einige für den Gottesdienst: an Gold 20000 Dariken und an Silber 2200 MinenDarike und Mine s. Anhang, Maße.; und was das übrige Volk gab, betrug an Gold 20000 Dariken und an Silber 2000 Minen und 67 Priestergewänder. So siedelten sich denn die Priester und die Leviten sowie die Torhüter, die Sänger und die Tempelhörigen in Jerusalem und dessen Gebiet an, alle übrigen Israeliten dagegen in ihren Ortschaften.Die Übersetzung von V.72 ist durchaus unsicher. Als nun der siebte Monat herankam, während die Israeliten sich in ihren Ortschaften befanden, II. Esras Neuordnung des Gottesdienstes und Religionswesens (7,72-10,40)1. Verlesung des Gesetzes durch Esra und Feier des Laubhüttenfestesa) Bußfest der Gemeinde mit Verlesung des mosaischen Gesetzesda versammelte sich das ganze Volk bis auf den letzten Mann auf dem Platze vor dem Wassertor und richtete an Esra, den Schriftgelehrten, die Bitte, er möchte das Buch des mosaischen Gesetzes herbringen, das der HERR den Israeliten geboten hatte. Da brachte denn der Priester Esra das Gesetz vor die Versammlung sowohl der Männer als der Frauen, vor alle, die befähigt waren, es zu verstehen, am ersten Tage des siebten Monats, und er las auf dem freien Platze vor dem Wassertor von Tagesanbruch bis Mittag den Männern und Frauen, überhaupt allen, die ein Verständnis dafür hatten, daraus vor; und das ganze Volk schenkte der Vorlesung aus dem Gesetzbuch aufmerksames Gehör. Esra, der Schriftgelehrte, stand dabei auf einem hölzernen GerüstGemeint ist eine Kanzel oder Tribüne., das man zu diesem Zweck hergestellt hatte, und neben ihm standen auf seiner rechten Seite Matthithja, Sema, Anaja, Urija, Hilkija und Maaseja, zu seiner Linken dagegen Pedaja, Misael, Malkija, Hasum, Hasbaddana, Sacharja und Mesullam. Esra schlug dann das Buch vor den Augen des ganzen Volkes auf – er stand nämlich höher als das ganze Volk –; und als er es aufschlug, erhob sich die ganze Versammlung. Danach pries Esra den HERRN, den großen Gott, und das ganze Volk antwortete: »Amen, Amen!« unter Emporheben der Hände; dann verneigten sie sich und warfen sich vor dem HERRN nieder, das Angesicht zur Erde gewandt. Darauf erteilten die Leviten Jesua, Bani, Serebja, Jamin, Akkub, Sabbethai, Hodija, Maaseja, Kelita, Asarja, Josabad, Hanan und Pelaja dem Volke Belehrung über das Gesetz, während das Volk auf seiner Stelle stehen blieb. So lasen sie denn aus dem Buche, dem Gesetz Gottes, abschnittweise vor und machten den Sinn klar, so daß sie (die Zuhörenden) das Verständnis des Vorgelesenen gewannen. b) Nehemias und Esras Aufforderung an das trauernde Volk, den Tag in festlicher Freude zu begehenHierauf sagte Nehemia – dieser war nämlich Statthalter – und der Priester Esra, der Schriftgelehrte, nebst den Leviten, die das Volk unterwiesen, folgendes zu dem ganzen Volke: »Dieser Tag ist dem HERRN, eurem Gott, heilig; seid nicht traurig und weint nicht!« Das ganze Volk hatte nämlich beim Anhören der Worte des Gesetzes zu weinen begonnen. Dann fuhr er fort: »Geht hin, eßt fette Speisen und trinkt süße Getränke und laßt auch denen, für die nichts zubereitet ist, Anteile zukommen, denn der Tag ist unserm Herrn heilig! Darum seid nicht niedergeschlagen, denn die Freude am HERRN ist eure Stärke.«A.Ü.: die Furcht des HERRN ist eure Schutzwehr. So beruhigten denn die Leviten das ganze Volk, indem sie sagten: »Seid still, denn der Tag ist heilig, und seid nicht niedergeschlagen!« Da ging das ganze Volk hin, um zu essen und zu trinken und (den Dürftigen) Anteile zukommen zu lassen und ein großes Freudenfest zu feiern; denn sie hatten die Worte verstanden, die man ihnen kundgetan hatte.A.Ü.: denn die Worte … hatten Eindruck auf sie gemacht. c) Feier des Laubhüttenfestes unter beständiger GesetzesverlesungAm zweiten Tage aber versammelten sich die Familienhäupter des ganzen Volkes sowie die Priester und die Leviten bei Esra, dem Schriftgelehrten, und zwar um Kenntnis vom Wortlaut des Gesetzes zu erhalten. Da fanden sie im Gesetz, das der HERR durch Mose geboten hatte, geschrieben, die Israeliten sollten während des Festes im siebten Monat in Laubhütten wohnen und sollten in allen ihren Ortschaften und in Jerusalem ausrufen und laut verkündigen lassen: »Zieht auf die Berge hinaus und holt Zweige vom edlen und vom wilden Ölbaum, Zweige von Myrten, Palmen und anderen dichtbelaubten Bäumen, um Laubhütten daraus zu bauen, wie geschrieben steht!« Da zog das Volk hinaus, holte (solche Laubzweige) und machte sich Hütten daraus, ein jeder auf seinem Dache oder in ihren Höfen sowie in den Höfen des Hauses Gottes und auf dem Platze am Wassertor und auf dem Platze am Ephraimtor. So baute sich denn die ganze Gemeinde, alle, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren, solche Laubhütten und wohnten in den Hütten. Seit den Tagen Josuas, des Sohnes Nuns, nämlich bis auf jenen Tag hatten die Israeliten (das Fest) nicht in dieser Weise gefeiert; und es herrschte sehr große Freude. Man las dann aber aus dem Gesetzbuche Gottes Tag für Tag vor, vom ersten bis zum letzten Tage; und sie feierten das Fest sieben Tage lang, und am achten Tage fand vorschriftgemäß eine Festversammlung statt. 2. Der große Bußtag und das Bußgebet des Volkesa) Feier des Bußtages unter mehrstündiger Gesetzesverlesung und mehrstündiger BeichteAm vierundzwanzigsten Tage desselben Monats aber versammelten sich die Israeliten unter Fasten, und zwar in Trauergewändern und mit Erde auf dem Haupte. Nachdem sich dann die Vollisraeliten von allen Fremden abgesondert hatten, traten sie hin und legten ein Bekenntnis ihrer Sünden und der Verschuldungen ihrer Väter ab. Hierauf erhoben sie sich auf der Stelle, wo sie sich befanden, und man las aus dem Gesetzbuche des HERRN, ihres Gottes, einen Vierteltag lang vor und sprach dann drei weitere Stunden lang Bußgebete, während sie sich vor dem HERRN, ihrem Gott, niedergeworfen hatten. Darauf traten Jesua und Bani, Kadmiel, Sebanja, Bunni, Serabja, Bani und Kenani auf den erhöhten Platz der Leviten hinauf und riefen den HERRN, ihren Gott, mit lauter Stimme an. Alsdann hielten die Leviten Jesua und Kadmiel, Bani, Hasabneja, Serebja, Hodija, Sebanja und Pethahja folgende Ansprache: »Ach! Preiset den HERRN, euren Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und man preise deinen herrlichen Namen, der über allen Lobpreis und Ruhm erhaben ist! b) Das Bußgebeta) Aufforderung zum Preise Gottes; Hinweis auf die wunderbaren Machttaten und Gnadenerweise Gottes in der Vorzeit bis zur Hinführung seines Volkes in das verheißene LandDu bist es, der da ist, HERR, du allein! Du bist es, der den Himmel und den obersten Himmel samt ihrem ganzen Heer geschaffen hat, die Erde mit allem, was auf ihr ist, die Meere mit allem, was in ihnen ist; und du bist es, der dies alles am Leben erhält und den das himmlische Heer anbetet. Du, HERR, bist der Gott, der Abram erwählt, der ihn aus Ur in Chaldäa hat auswandern lassen und ihm den Namen Abraham gegeben hat. Nachdem du sein Herz treu gegen dich erfunden hattest, hast du mit ihm den Bund geschlossen, das Land der Kanaanäer, Hethiter, Amoriter, Pherissiter, Jebusiter und Girgasiter, dies Land seinen Nachkommen geben zu wollen; und du hast dein Wort gehalten, denn du bist gerecht. Als du dann das Elend unserer Väter in Ägypten sahst und ihr Geschrei am Schilfmeere hörtest, hast du Zeichen und Wunder am Pharao, an allen seinen Dienern und an dem ganzen Volke seines Landes getan; denn du hattest erkannt, daß jene in Vermessenheit gegen sie gehandelt hatten, und du hast dir einen Namen gemacht, wie er heute noch groß dasteht. Das Meer hast du vor ihnen gespalten, so daß sie trockenen Fußes mitten durch das Meer ziehen konnten; ihre Verfolger aber hast du in die Tiefen geschleudert wie einen Stein in gewaltige Fluten. Durch eine Wolkensäule hast du sie bei Tage geleitet und durch eine Feuersäule bei Nacht, um ihnen den Weg zu erleuchten, auf dem sie ziehen sollten. Auf den Berg Sinai bist du hinabgestiegen und hast vom Himmel her mit ihnen geredet und ihnen richtige Weisungen und zuverlässige Gesetze, gute Satzungen und Gebote gegeben. Auch deinen heiligen Sabbat hast du ihnen kundgetan und ihnen Gebote, Satzungen und das Gesetz durch deinen Knecht Mose verordnet. Brot vom Himmel hast du ihnen für ihren Hunger gegeben und Wasser aus dem Felsen ihnen für ihren Durst hervorfließen lassen und hast ihnen geboten, in das Land einzuziehen, dessen Besitz du ihnen mit erhobener Hand zugeschworen hattest.« b) Sündhaftes Verhalten des Volkes gegenüber den Segnungen Gottes während der Wüstenwanderung und bei der Besitzergreifung des verheißenen Landes»Sie aber, unsere Väter, waren übermütig und halsstarrig, so daß sie auf deine Gebote nicht hörten; sie weigerten sich vielmehr zu gehorchen und gedachten deiner Wunder nicht mehr, die du an ihnen getan hattest: sie wurden halsstarrig und setzten es sich in ihrer Widerspenstigkeit in den Kopf, nach Ägypten zu ihrem Sklavendienst zurückzukehren.A.Ü.: sie setzten sich ein Haupt (= Oberhaupt), um … zurückzukehren (vgl. 4.Mose 14,4). Doch du bist ein Gott der Vergebung, gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Güte: du hast sie nicht verlassen. Sogar als sie sich ein gegossenes Stierbild gemacht hatten und ausriefen: ›Dies ist dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat!‹, und als sie arge Lästerdinge verübten, hast du sie doch nach deiner großen Barmherzigkeit in der Wüste nicht verlassen; nein, die Wolkensäule wich nicht von ihnen bei Tage, die sie auf dem Wege führen sollte, und die Feuersäule nicht bei Nacht, um ihnen den Weg zu erleuchten, auf dem sie ziehen sollten. Du gabst ihnen auch deinen guten Geist, um sie zu unterweisen; du versagtest ihrem Munde dein Manna nicht und gabst ihnen Wasser für ihren Durst. Vierzig Jahre lang versorgtest du sie in der Wüste, so daß sie keinen Mangel litten; ihre Kleider nutzten sich nicht ab, und ihre Füße schwollen nicht an. Dazu gabst du ihnen Königreiche und Völker zum Besitz und teiltest ihnen Gebiet für Gebiet zu, so daß sie das Land Sihons, des Königs von Hesbon, und das Land Ogs, des Königs von Basan, in Besitz nahmen. Ihre Söhne ließest du zahlreich werden wie die Sterne am Himmel und brachtest sie in das Land, in das sie, wie du ihren Vätern verheißen hattest, eindringen sollten, um es in Besitz zu nehmen. So zogen denn ihre Söhne in das Land ein und nahmen es in Besitz, und du warfst die Bewohner des Landes, die Kanaanäer, vor ihnen nieder und ließest sie in ihre Gewalt fallen, sowohl ihre Könige als auch die Völkerschaften des Landes, damit sie mit ihnen nach Belieben verfahren könnten. So eroberten sie denn feste Städte und ein fruchtbares Land und nahmen Häuser in Besitz, die mit Gütern aller Art angefüllt waren, ausgehauene Brunnen, Weinberge und Ölbaumgärten und Obstbäume in Menge; und sie aßen und wurden satt und fett und ließen sich’s wohl sein im Genuß der Fülle deiner Güter.« c) Im Besitz des Landes setzt das Volk unter Verachtung der Propheten und der göttlichen Langmut sein sündhaftes Verhalten fort, bis es von Gott in die Hände der Heiden ausgeliefert wird»Aber sie wurden ungehorsam und lehnten sich gegen dich auf; sie kehrten deinem Gesetz den Rücken; sie ermordeten deine Propheten, die ihnen ins Gewissen redeten, um sie zu dir zurückzuführen, und verübten arge Lästerdinge. Darum gabst du sie der Gewalt ihrer Feinde preis, daß diese sie bedrängten. Wenn sie dann aber in ihrer Not zu dir schrien, erhörtest du sie vom Himmel her und ließest ihnen nach deiner großen Barmherzigkeit Retter erstehen, die sie aus der Gewalt ihrer Bedränger erretteten. Sobald sie aber Ruhe hatten, fingen sie wieder an, Böses vor dir zu tun; und wenn du sie dann wieder in die Gewalt ihrer Feinde fallen ließest, die sie unter ihre Herrschaft knechteten, und sie aufs neue zu dir schrien, erhörtest du sie vom Himmel her und errettetest sie oftmals in deiner großen Barmherzigkeit. Obgleich du sie aber ernstlich warnen ließest, um sie zu deinem Gesetz zurückzuführen, waren sie doch trotzig und gehorchten deinen Geboten nicht, sondern sündigten gegen deine Verordnungen, obwohl der Mensch doch durch deren Beobachtungd.h. Beachtung, Befolgung . sein Leben bewahrt; sie wollten sich kein Joch auf ihre Schulter legen lassen und waren halsstarrig, so daß sie nicht gehorchten. Obgleich du nun noch viele Jahre lang Geduld mit ihnen hattest und sie durch deinen Geist, durch deine Propheten, ernstlich warnen ließest, achteten sie doch nicht darauf. Da hast du sie in die Gewalt der Völker in den heidnischen Ländern fallen lassen, aber sie trotzdem in deiner großen Barmherzigkeit nicht völlig vernichtet und sie nicht verlassen; denn du bist ein gnädiger und barmherziger Gott.« d) Bitte um neue Gnade und Treue und um Erleichterung der allerdings wohlverdienten Leiden seit der Assyrerherrschaft bis auf die Gegenwart»Und nun, unser Gott, du großer, starker und furchtbarer Gott, der du den Bund und die Gnade bewahrst: achte nicht gering alle die Leiden, die uns betroffen haben, unsere Könige und Obersten, unsere Priester und Propheten, unsere Väter und dein ganzes Volk seit der Zeit der Assyrerkönige bis auf diesen Tag! Du bist allerdings gerecht gewesen bei allem, was uns widerfahren ist; denn du hast stets Treue geübt, wir aber haben gottlos gehandelt. Auch unsere Könige und Obersten, unsere Priester und unsere Väter haben dein Gesetz nicht gehalten und deine Gebote und ernstlichen Warnungen, die du ihnen hast zukommen lassen, unbeachtet gelassen. Weil sie trotz ihres Königtums und trotz der Fülle von Wohltaten, die du ihnen erwiesen, und trotz des weiten und fruchtbaren Landes, das du ihnen zugeteilt hattest, dir nicht gedient und sich nicht von ihrem bösen Tun bekehrt haben, – ja, ebendarum sind wir heute Knechte, und das Land, das du unsern Vätern geschenkt hast, damit sie seine Früchte und Güter genössen: ach, wir sind Knechte in ihm! Seinen reichen Ertrag liefert es den Königen, die du um unserer Sünden willen über uns gesetzt hast, und sie herrschen über unsere Leiber und über unser Vieh nach ihrem Gutdünken, so daß wir uns in großer Not befinden.« Auf Grund aller dieser Umstände schließen wir einen festen Vertrag und fertigen ihn schriftlich aus; und auf der untersiegelten Urkunde stehen die Namen unserer Obersten, unserer Leviten und unserer Priester; 3. Erneuerung des Bundes mit Gott; Urkunde über die Leistungen der Gemeinde für gottesdienstliche Zweckea) Bundeserneuerung durch einen schriftlichen und untersiegelten Vertrag der Vorsteher (besonders Familienhäupter) des Volkesund auf dem untersiegelten Schriftstück stehen die Namen: Nehemia, der Statthalter, der Sohn Hachaljas, und Zedekia, Seraja, Asarja, Jeremia, Pashur, Amarja, Malkija, Hattus, Sechanja, Malluch, Harim, Meremoth, Obadja, Daniel, Ginnethon, Baruch, Mesullam, Abija, Mijamin, Maasja, Bilgai, Semaja; dies waren die Priester. Sodann die Leviten: Jesua, der Sohn Asanjas, Binnui aus der Familie Henadad, Kadmiel; und ihre Genossen: Sebanja, Hodawja, Kelita, Pelaja, Hanan, Micha, Rehob, Hasabja, Sakkur, Serebja, Sebanja, Hodija, Bani, Beninu. Sodann die Häupter des Volkes: Parhos, Pahath-Moab, Elam, Satthu, Bani, Bunni, Asgad, Bebai, Adonija, Bigwai, Adin, Ater, Hiskia, Assur, Hodija, Hasum, Bezai, Hariph, Anathoth, Nobai, Magpias, Mesullam, Hesir, Mesesabeel, Zadok, Jaddua, Pelatja, Hanan, Anaja, Hosea, Hananja, Hassub, Hallohes, Pilha, Sobek, Rehum, Hasabna, Maaseja, und Ahija, Hanan, Anan, Malluch, Harim, Baana. b) Anschluß des Volkes an den Bund unter Übernahme bestimmter Verpflichtungena) Vermeidung der Mischehen und der SabbatentheiligungDas übrige Volk aber, die Priester, Leviten, Torhüter, Sänger, Tempelhörigen und alle, die sich von der heidnischen Bevölkerung der Landesteile abgesondert haben und sich zum Gesetz Gottes halten, samt ihren Frauen, Söhnen und Töchtern, alle, welche Einsicht (und) Verständnis dafür haben, schließen sich hiermit ihren Volksgenossen, den Vornehmen unter ihnen, an und verpflichten sich durch einen Eid unwiderruflich, nach dem Gesetz Gottes, das durch Mose, den Knecht Gottes, gegeben worden ist, zu wandeln und alle Gebote Gottes, unseres HERRN,W.: Gebote des HERRN, unseres Herrn . B) d.h. beachten, befolgen . seine Verordnungen und Satzungen zu beobachtenB und zu erfüllen. Wir wollen also weder unsere Töchter den heidnischen Landesbewohnern zu Frauen geben noch ihre Töchter für unsere Söhne zu Frauen nehmen. Wenn ferner die heidnischen Landesbewohner am Sabbattage Waren und Getreide aller Art zum Verkauf herbringen, wollen wir ihnen am Sabbat und an einem (andern) heiligen Tage nichts abkaufen. Wir wollen ferner in jedem siebten Jahre die Felder unbestellt liegen lassen und auf jede Schuldforderung (in dem betreffenden Jahre) verzichten. b) Rechtzeitige und reichliche Leistung aller Abgaben und Verpflichtungen für den Gottesdienst und die PriesterschaftWeiter verpflichten wir uns unwiderruflich dazu, ein Drittel SchekelSchekel s. Anhang, Maße. jährlich als Steuer für den heiligen Dienst im Hause unsers Gottes zu entrichten, nämlich für die Schaubrote und für das tägliche Speisopfer, für das tägliche Brandopfer und für die Opfer an den Sabbaten, an den Neumonden und den Festen, für die Heilsopfer und für die Sündopfer, um Sühnung für Israel zu erwirken, überhaupt für den gesamten Dienst im Hause unsers Gottes. Ferner haben wir, die Priester, die Leviten und das Volk, durch das Los über die Holzlieferungen entscheiden lassen, damit wir diese familienweise zu bestimmten Zeiten Jahr für Jahr an das Haus unsers Gottes gelangen lassen, zur Feuerung auf dem Altar des HERRN, unsers Gottes, wie im Gesetz vorgeschrieben ist. Ebenso verpflichten wir uns, die Erstlinge unserer Felder und die Erstlinge aller Früchte von allen Bäumen Jahr für Jahr zum Hause des HERRN zu bringen, auch unsere erstgeborenen Söhne und die Erstlinge unsers Viehes, wie es im Gesetz vorgeschrieben ist, und zwar die Erstlinge unserer Rinder und unsers Kleinviehs in das Haus unsers Gottes für die Priester zu bringen, die den Dienst im Hause unsers Gottes verrichten. Ferner wollen wir das Beste von unserm Schrotmehl und von unseren Heilsopfern sowie von allen Baumfrüchten, von Wein und Öl den Priestern in die Zellen des Hauses unsers Gottes liefern und den Zehnten von unseren Feldern an die Leviten; denn die Leviten sind es, die den Zehnten in allen Ortschaften erheben, wo wir Ackerbau treiben. Und wenn die Leviten den Zehnten einfordern, soll der (betreffende) Priester, ein Nachkomme Aarons, die Leviten begleiten, und die Leviten sollen dann den Zehnten von ihrem Zehnten zum Hause unsers Gottes in die Zellen des Vorratshauses hinaufbringen. Denn in die Zellen sollen sowohl die Israeliten als auch die Leviten die Abgaben vom Getreide, vom Most und vom Öl liefern; denn dort befinden sich auch die heiligen Geräte sowie die diensttuenden Priester, die Torhüter und die Sänger. Und so wollen wir es dem Hause unsers Gottes an nichts fehlen lassen. III. Innere Zustände in Jerusalem; feierliche Einweihung der Stadtmauer (Kap. 11-13)1. Maßregeln zur Mehrung der Einwohnerzahl Jerusalems; Verzeichnisse der Bevölkerung Jerusalems und des jüdischen Gebietsa) Ein Zehntel der Landbevölkerung wird durch das Los zur Übersiedelung nach Jerusalem bestimmtHierauf nahmen die Obersten des Volkes ihren Wohnsitz in Jerusalem; das übrige Volk aber bestimmte durch das Los je den zehnten Mann dazu, sich in der heiligen Stadt Jerusalem anzusiedeln, während die übrigen neun Zehntel in den Ortschaften (des Landes) wohnen bleiben sollten. Das Volk aber hieß alle Leute willkommen, die sich freiwillig zur Niederlassung in Jerusalem erboten. b) Listen der in Jerusalem wohnhaften Häupter der Judäer und Benjaminiten (auch der Priester, Torhüter u.a.) (1.Chr 9)Und dies sind die Häupter des Bezirks, die sich in Jerusalem und in den Ortschaften Judas niedergelassen haben, und zwar ein jeder auf seinem Besitztum in den dortigen Ortschaften: die (gewöhnlichen) Israeliten, die Priester und die Leviten, die Tempelhörigen und die Nachkommen der Leibeigenen Salomos. In Jerusalem haben sich sowohl Judäer als auch Benjaminiten niedergelassen, und zwar von den Judäern: Athaja, der Sohn Ussijas, des Sohnes Sacharjas, des Sohnes Amarjas, des Sohnes Sephatjas, des Sohnes Mahalaleels, von den Nachkommen des Perez; ferner Maaseja, der Sohn Baruchs, des Sohnes Kol-Hoses, des Sohnes Hasajas, des Sohnes Adajas, des Sohnes Jojaribs, des Sohnes Sacharjas, des Sohnes des Siloniten. Die Gesamtzahl der Nachkommen des Perez, die in Jerusalem wohnten, betrug 468, tüchtige Männer. – Und dies sind die Benjaminiten: Sallu, der Sohn Mesullams, des Sohnes Joeds, des Sohnes Pedajas, des Sohnes Kolajas, des Sohnes Maasejas, des Sohnes Ithiels, des Sohnes Jesajas, und seine Genossen, wehrhafte Krieger, 928 an der Zahl. – Joel aber, der Sohn Sichris, war ihr Vorsteher; und Juda, der Sohn Hassenuas, war zweiter Aufseher über die Stadt. – Von den Priestern: Jedaja, der Sohn Jojaribs, Jachin, Seraja, der Sohn Hilkijas, des Sohnes Mesullams, des Sohnes Zadoks, des Sohnes Merajoths, des Sohnes Ahitubs, der Fürst über das Haus Gottes, und ihre Genossen, die den heiligen Dienst im Hause Gottes besorgten, 822 an Zahl; ferner Adaja, der Sohn Jerohams, des Sohnes Pelaljas, des Sohnes Amzis, des Sohnes Sacharjas, des Sohnes Pashurs, des Sohnes Malkijas, und seine Genossen, 242, Familienhäupter; ferner Amassai, der Sohn Asareels, des Sohnes Ahsais, des Sohnes Mesillemoths, des Sohnes Immers, und ihre Genossen, tüchtige Männer, 128 an der Zahl; ihr Vorsteher war Sabdiel, der Sohn Haggedolims. – Ferner von den Leviten: Semaja, der Sohn Hassubs, des Sohnes Asrikams, des Sohnes Hasabjas, des Sohnes Bunnis; ferner Sabbethai und Josabad, welche die weltlichen Geschäfte des Gotteshauses zu besorgen hatten; und Matthanja, der Sohn Michas, des Sohnes SabdisRichtiger wohl: Sichris; vgl. 12,35; 1.Chr 9,15., des Sohnes Asaphs, der Leiter des Lobgesangs, der die Danksagung beim Gebet anstimmte; und Bakbukja, der zweite im Rang unter seinen Genossen, und Abda, der Sohn Sammuas, des Sohnes Galals, des Sohnes Jeduthuns. Die Gesamtzahl der Leviten in der heiligen Stadt betrug 284. – Die Torhüter aber waren: Akkub, Talmon und ihre Genossen, die an den Toren Wache hielten, 172 an der Zahl. Die übrigen Israeliten aber, Priester und Leviten, wohnten in allen Ortschaften Judas zerstreut, ein jeder in seinem Besitztum. Die Tempelhörigen aber wohnten auf dem Ophel; Ziha und Gispa waren die Aufseher über die Tempelhörigen. – Der Vorsteher der Leviten in Jerusalem war Ussi, der Sohn Banis, des Sohnes Hasabjas, des Sohnes Matthanjas, des Sohnes Michas, einer von den Nachkommen Asaphs, den Sängern für den Dienst im Hause Gottes; es lag nämlich eine königliche Verfügung in bezug auf sie vor und eine Verordnung für die Sänger bezüglich ihrer täglichen Amtsleistungen. Pethahja aber, der Sohn Mesesabeels, aus der Zahl der Nachkommen Serahs, des Sohnes Judas, war der königliche Beamte für alle Angelegenheiten, die das Volk betrafen, und für die Dörfer auf ihren Feldmarken. c) Verzeichnis von Ortschaften, die damals von Judäern, Benjaminiten und Leviten besiedelt wurdenVon den Judäern wohnte ein Teil in Kirjath-Arba nebst den zugehörigen Ortschaften sowie in Dibon nebst den zugehörigen Ortschaften und in Jekabzeel nebst den zugehörigen Gehöften; ferner in Jesua, Molada, Beth-Pelet, in Hazar-Sual und Beerseba nebst den zugehörigen Ortschaften, in Ziklag und Mechona nebst den zugehörigen Ortschaften, in En-Rimmon, Zora, Jarmuth, Sanoah, Adullam nebst den zugehörigen Gehöften, Lachis und dessen Feldmarken und in Aseka nebst den zugehörigen Ortschaften; sie hatten sich also von Beerseba bis zum Tal Hinnom angesiedelt. Die Benjaminiten aber wohnten von Geba an in Michmas, Ajja und Bethel nebst den zugehörigen Ortschaften, in Anathoth, Nob, Ananja, Hazor, Rama, Hitthaim, Hadid, Zeboim, Neballat, Lod und Ono (und) im Tal der Zimmerleute. Von den Leviten aber gehörten einige judäische Abteilungen zu Benjamin. 2. Listen von Priester- und Levitenklassen, Familienhäuptern u.a.a) Priester- und Levitenklassen, die mit Serubbabel und Jesua heimkehrtenFolgende sind die Priester und die Leviten, die mit Serubbabel, dem Sohne Sealthiels, und mit Jesua (nach Jerusalem) hinaufgezogen waren: Seraja, Jeremia, Esra, Amarja, Malluch, Hattus, Sechanja, Harim, Meremoth, Iddo, Ginnethoi, Abia, Mijjamin, Maadja, Bilga, Semaja und Jojarib, Jedaja, Sallu, Amok, Hilkija, JedajaRichtiger wohl: Adaja (vgl. 11,12; 1.Chr 9,12); vgl. auch V.19.. Das waren die Häupter der Priester und ihrer Genossen zur Zeit Jesuas. – Die Leviten aber waren: Jesua, Binnui, Kadmiel, Serebja, Juda, Matthanja; dieser und seine Genossen leiteten den DankgesangA.L.: Lobgesang., während ihre Genossen Bakbukja und Unni nach den Dienstabteilungen ihnen gegenüberstanden. Die hohepriesterliche LinieJesua war der Vater Jojakims, Jojakim der Vater Eljasibs, Eljasib der Vater Jojadas, Jojada der Vater Johanans, Johanan der Vater Jadduas. b) Priesterliche Familienhäupter aus der Zeit des Hohenpriesters JojakimZur Zeit Jojakims aber waren folgende Priester die Häupter der Familien: von der Familie Seraja: Meraja, von Jeremia: Hananja, von Esra: Mesullam, von Amarja: Johanan, von Malluch: Jonathan, von Sechanja: Joseph, von Harim: Adna, von MerajothRichtiger wohl: Meremoth (vgl. V.3). : Helkai, von Iddo: Sacharja, von Ginneton: Mesullam, von Abija: Sichri, von Minjamin: …Es fehlt der Name., von Moadja: Piltai, von Bilga: Sammua, von Semaja: Jonathan, von Jojarib: Matthenai, von Jedaja: Ussi, von Sallu: Kallai, von Amok: Eber, von Hilkija: Hasabja, von Jedaja: Nethaneel. c) Levitenliste bis zur Zeit des Hohenpriesters JohananWas die Leviten betrifft, so sind ihre Familienhäupter zur Zeit Eljasibs, Jojadas, Johanans und Jadduas aufgezeichnet worden, von den Priestern aber unter der Regierung des Perserkönigs Darius. – Von den Leviten sind die Familienhäupter im Buch der Chronik aufgezeichnet, und zwar bis auf die Zeit Johanans, des Sohnes Eljasibs. Die Häupter der Leviten waren: Hasabja, Serebja und Jesua, der Sohn Kadmiels,Wahrscheinlich ist statt »Sohn Kadmiels« zu lesen: Binnui, Kadmiel. und ihre Genossen, die ihnen gegenüberstanden, um die Lob- und Danklieder zu singen nach der Anordnung Davids, des Mannes Gottes, eine Abteilung neben der andern. Matthanja und Bakbukja, Obadja, Mesullam, Talmon und Akkub hielten als Torhüter Wache bei den Vorratshäusern an den Toren. Diese waren Zeitgenossen Jojakims, des Sohnes Jesuas, des Sohnes Jozadaks, und Zeitgenossen des Statthalters Nehemia und des schriftgelehrten Priesters Esra. 3. Feierliche Einweihung der StadtmauerBei Gelegenheit der Einweihung der Mauer Jerusalems aber suchte man die Leviten zu veranlassen, aus allen ihren Wohnorten nach Jerusalem zu kommen, damit die Einweihung durch ein Freudenfest begangen würde mit Dankliedern und Lobgesängen, mit Zimbeln, Harfen und Zithern. Da versammelten sich die zu den (Tempel-)- Sängern Gehörenden sowohl aus der ganzen Umgegend von Jerusalem als auch aus den Gehöften von Netopha sowie aus Beth-Gilgal und aus den Feldmarken von Geba und Asmaweth; die Sänger hatten sich nämlich Gehöfte in der Umgegend von Jerusalem gebaut. Nachdem nun die Priester und die Leviten sich selbst gereinigt und dann auch das Volk sowie die Tore und die Mauer gereinigt hatten, ließ ich die Obersten Judas oben auf die Mauer steigen und stellte zwei große Dankchöre und Festzüge auf, von denen der eine oben auf der Mauer südwärts zum Misttor hin zog, und hinter ihnen her schritt Hosaja mit der einen Hälfte der Obersten von Juda, nämlich Asarja, Esra und Mesullam, Juda, Benjamin, Semaja und Jeremia; ferner einige Mitglieder der Priesterschaft mit Trompeten, nämlich Sacharja, der Sohn Jonathans, des Sohnes Semajas, des Sohnes Matthanjas, des Sohnes Michajas, des Sohnes SakkursRichtiger wohl: Sichris; vgl. 1.Chr 9,15., des Sohnes Asaphs, und seine Genossen Semaja und Asareel, Milalai, Gilalai, Maai, Nethaneel und Juda, Hanani, mit den Tonwerkzeugen Davids, des Mannes Gottes; und der Schriftgelehrte Esra ging an ihrer Spitze. Weiter zogen sie zum Quelltor hin, stiegen dann geradeaus auf den Stufen der Davidsstadt den Aufgang zur Mauer hinauf und dann oberhalb des Palastes Davids bis zum Wassertor im Osten. Der zweite Festchor aber zog nach der entgegengesetzten Seite, und ich selbst ging hinter ihm her mit der andern Hälfte (der Obersten) des Volkes oben auf der Mauer hin, am Ofenturm vorüber bis an die Breite Mauer, dann am Tor Ephraim und dem Tor der Altstadt, dem Fischtor, dem Turm Hananeel und dem Turm Mea vorüber bis an das Schaftor; am Gefängnistor machten sie Halt. Dann nahmen beide Festchöre beim Hause Gottes Aufstellung, auch ich und die eine Hälfte der Obersten mit mir. Hierauf bliesen die Priester Eljakim, Maaseja, Minjamin, Michaja, Eljoenai, Sacharja und Hananja mit Trompeten, und Maaseja, Semaja, Eleasar, Ussi, Johanan, Malkija, Elam und Eser, die Sänger, trugen unter Leitung Jisrahjas Lieder vor. Alsdann brachte man an diesem Tage große Schlachtopfer dar und gab sich der Freude hin, denn Gott der HERR hatte ihnen eine große Freude bereitet; und auch die Frauen und Kinder überließen sich der Freude, so daß man den Jubel Jerusalems bis in weite Ferne hörte. 4. Zwei neue Maßnahmen Nehemiasa) Anstellung von Beamten zur Aufsicht über das Einkommen der Priester und LevitenAn jenem Tage bestellte man auch Männer zu Aufsehern über die Zellen, die zu Vorratskammern für die Abgaben, für die Erstlinge und die Zehnten, bestimmt waren, um in ihnen nach den Feldmarken der einzelnen Ortschaften die gesetzlichen Abgaben für die Priester und die Leviten einzusammeln; denn die Judäer hatten ihre Freude an den Priestern und Leviten, die für den heiligen Dienst bestellt waren; und diese besorgten in der Tat den Dienst ihres Gottes und die Beobachtungd.h. Beachtung, Befolgung . der Reinigungsvorschriften gewissenhaft, ebenso auch die Sänger und Torhüter, nach der Anordnung Davids und seines Sohnes Salomo. Denn schon vor alters, zur Zeit Davids und Asaphs, hatte es Vorsteher der Sänger sowie Lobgesänge und Danklieder für Gott gegeben. Ganz Israel aber entrichtete zur Zeit Serubbabels und zur Zeit Nehemias die Abgaben für die Sänger und die Torhüter, die diesen tagtäglich gebührten; sie lieferten aber die (vorgeschriebenen) heiligen Gaben an die Leviten ab, und die Leviten ließen die Weihegaben den Nachkommen Aarons zukommen. b) Ausscheidung der heidnischen (besonders ammonitischen und moabitischen) Bestandteile aus der GemeindeAls an jenem Tage dem Volke aus dem Buch des mosaischen Gesetzes laut vorgelesen wurde, fand sich darin geschrieben, daß kein Ammoniter und kein Moabiter jemals Aufnahme in die Gemeinde Gottes finden dürfe, weil sie den Israeliten nicht mit Brot und Wasser entgegengekommen waren und (ihr König) den Bileam gegen sie in Sold genommen hatte, damit er sie verfluche; allerdings hatte unser Gott den Fluch in Segen verwandelt. Als sie nun das Gesetz vernommen hatten, sonderten sie alles Mischvolk aus Israel aus. 5. Nehemias Tätigkeit während seiner zweiten Anwesenheit in Jerusalema) Beseitigung der Tobijazelle am TempelVordem aber hatte der Priester Eljasib, dem die Aufsicht über die Zellen des Hauses unsers Gottes übertragen war, ein Verwandter Tobijas, diesem eine große Zelle eingeräumt, in der man früher die Speisopfer, den Weihrauch, die Geräte und den Zehnten vom Getreide, Wein und Öl untergebracht hatte, die Anteile, die den Leviten, den Sängern und den Torhütern zukamen, sowie die Abgaben an die Priester. Während aber dies alles vor sich ging, war ich nicht in Jerusalem anwesend gewesen, sondern hatte mich im zweiunddreißigsten Regierungsjahre Arthasasthas, des Königs von Babylon, an den königlichen Hof begeben. Als ich mir dann nach einiger Zeit wieder Urlaub vom Könige erbeten hatte und wieder nach Jerusalem gekommen war, entdeckte ich den Unfug, den Eljasib dem Tobija zuliebe verübt hatte, indem er ihm eine Zelle in den Vorhöfen des Hauses Gottes eingeräumt hatte. Dies erregte solchen Unwillen in mir, daß ich allen Hausrat Tobijas aus der Zelle hinauswerfen ließ und den Befehl gab, man solle die Zelle reinigen; darauf ließ ich dort wieder die Geräte des Hauses Gottes, das Speisopfer und den Weihrauch unterbringen. b) Sicherstellung der richtigen Ablieferung der Abgaben an die LevitenAls ich dann erfuhr, daß man den Leviten die ihnen zukommenden Anteile nicht geliefert hatte und daß infolgedessen die Leviten und die Sänger, die den heiligen Dienst zu verrichten hatten, sich alle auf ihre ländlichen Besitzungen entfernt hatten, da stellte ich die Vorsteher zur Rede und fragte sie, warum das Haus Gottes so verwahrlost worden sei. Darauf ließ ich die betreffenden Leute wieder zusammenholen und stellte sie wieder auf ihre Posten. Als dann ganz Juda die Zehnten vom Getreide, Wein und Öl in die Vorratskammern gebracht hatte, übertrug ich die Aufsicht über die Vorräte dem Priester Selemja und dem Schriftgelehrten Zadok und von den Leviten dem Pedaja und bestellte zu ihrer Unterstützung Hanan, den Sohn Sakkurs, des Sohnes Matthanjas; denn sie galten als zuverlässige Männer, und ihnen oblag es nunmehr, die Austeilung an ihre Genossen vorzunehmen. Gedenke mir dies, mein Gott, und laß die Wohltaten, die ich dem Hause meines Gottes und seiner Dienerschaft erwiesen habe, nicht in Vergessenheit geraten! c) Beseitigung der Entweihung des Sabbats durch Geschäfts- und HandelsleuteZu derselben Zeit sah ich in Juda Leute, die am Sabbat die Kelter traten und Getreide vom Felde einbrachten und Esel damit beluden, auch Wein, Trauben, Feigen und andere Ladungen aller Art aufpackten und sie am Sabbattage nach Jerusalem hereinbrachten. Ich verwarnte sie also an dem Tage, an welchem sie die Lebensmittel feilboten. Auch die Tyrier, die im Lande wohnten, brachten Fische und allerlei andere Waren herein und verkauften sie am Sabbat an die Juden in Jerusalem. Da stellte ich die vornehmen Juden zur Rede und hielt ihnen vor: »Was ist das für eine böse Sache, die ihr da tut,A.Ü.: ein Unfug, den ihr verübt. daß ihr den Sabbattag entheiligt! Haben nicht eure Väter ebenso getan, und hat nicht unser Gott eben deswegen all dieses Unglück über uns und diese Stadt ergehen lassen? Wollt ihr denn noch größeren Zorn über Israel bringen, indem ihr den Sabbattag entweiht?« Sobald es nun am Vorabend des Sabbats (auf den Marktplätzen) an den Toren Jerusalems dunkel wurde, ließ ich die Tore schließen und gab Befehl, sie erst nach Ablauf des Sabbats wieder zu öffnen; auch stellte ich einige von meinen Leuten an den Toren auf, damit keine Last am Sabbattag hereinkäme. Nun mußten die Händler und Verkäufer von Waren aller Art die Nacht ein- oder zweimal draußen vor der Stadt zubringen. Darauf verwarnte ich sie mit den Worten: »Wozu haltet ihr euch während der Nacht vor der Mauer auf? Wenn ihr das noch einmal tut, werde ich euch festnehmen lassen!« Von dieser Zeit an kamen sie am Sabbat nicht wieder. Darauf befahl ich den Leviten, sie sollten sich reinigen und die Bewachung der Tore übernehmen, damit der Sabbattag heilig gehalten würde. Auch das gedenke mir, mein Gott, und übe Gnade an mir nach deiner großen Güte! d) Maßregeln gegen die Mischehen; Verstoßung eines HohepriestersohnesEbenfalls in jenen Tagen sah ich mich nach den Juden um, welche asdoditische, ammonitische und moabitische Frauen geheiratet hatten. Deren Kinder redeten nämlich zur Hälfte asdoditisch und konnten nicht mehr jüdisch sprechen, sondern verstanden nur die Sprache des betreffenden Volkes. Da machte ich den Männern schwere Vorwürfe, fluchte ihnen, schlug einige von ihnen, zauste sie am Bart und beschwor sie bei Gott: »Ihr dürft eure Töchter durchaus nicht den Söhnen jener zu Frauen geben und dürft von den Töchtern jener keine für eure Söhne oder für euch selbst zu Frauen nehmen! Hat sich nicht Salomo, der König von Israel, gerade um solcher Frauen willen zur Sünde verleiten lassen? Zwar hat es unter den vielen Völkern keinen König wie ihn gegeben, und er war ein Liebling seines Gottes, so daß Gott ihn zum König über ganz Israel machte; aber sogar ihn haben die ausländischen Frauen zur Sünde verleitet. Und nun müssen wir von euch hören, daß ihr all dieses große Unrecht begeht, durch Verheiratung mit ausländischen Frauen treulos gegen unsern Gott zu handeln!« Und einer von den Söhnen des Hohepriesters Jojada, des Sohnes Eljasibs, hatte sich mit einer Tochter des Horoniters Sanballat verheiratet; den entfernte ich aus meiner Umgebung. Gedenke ihnen, mein Gott, ihre vielfache Entweihung des Priestertums und des Bundes, den du mit der Priesterschaft und mit den Leviten geschlossen hast! e) Schluß der DenkschriftSo habe ich sie von allem ausländischen Wesen gereinigt und die Dienstleistungen der Priester und der Leviten fest geordnet, für jeden einzelnen bezüglich seiner Amtspflichten, auch für die Lieferung von Brennholz zu den festgesetzten Zeiten und für die Erstlingsgaben (habe ich Sorge getragen). Gedenke mir das, mein Gott, (und rechne es mir an) zum Guten! 1. Verstoßung der Königin Wasthia) Das Fest des Perserkönigs Ahasveros (= Xerxes) in Susa für die Würdenträger und höchsten Beamten seines ReichesEs begab sich unter der Regierung des Ahasveros – desselben Ahasveros, der von Indien bis Äthiopien über hundertundsiebenundzwanzig Provinzen herrschte –, zu jener Zeit also, als der König Ahasveros auf seinem Königsthron in der Burg Susa saß, im dritten Jahre seiner Regierung: da veranstaltete er für alle seine Fürsten und Diener ein Festmahl, wobei die persischen und medischen Heerführer, die Edlen und die höchsten Beamten der Provinzen vor ihm versammelt waren, indem er dabei den Reichtum seiner königlichen Herrlichkeit und die glanzvolle Pracht seiner Größe viele Tage lang, nämlich hundertundachtzig Tage, zur Schau stellte. b) Das Mahl für die Bewohnerschaft der Königsstadt (= Residenz) Susa; das Festmahl der Königin WasthiAls dann diese Tage zu Ende waren, veranstaltete der König für die gesamte Bewohnerschaft, die sich in der Residenz Susa befand, vom Größten bis zum Kleinsten, ein siebentägiges Festmahl auf dem Hofed.h. auf dem freien Platze zwischen dem königlichen Schloß und dem Park. vor dem königlichen Schloßgarten. Weiße und purpurblaue Vorhänge von Baumwolle waren mit Schnüren von Byssus und rotem Purpur mittels silberner Ringe an Marmorsäulen aufgehängt; Ruhepolster von schwerem, mit Gold- und Silberfäden durchwirktem Seidenzeug standen auf einem Pflaster aus Einlegewerk von Alabaster, von weißem und dunkelfarbigem Marmor und Perlmutterstein. Die Getränke reichte man in goldenen Gefäßen, die an Formen immer wieder verschieden waren; und Wein aus des Königs Kellern war reichlich vorhanden, wie es der Freigebigkeit eines Königs entspricht. Das Trinken aber ging der Verordnung gemäß ohne jeden Zwang vor sich; denn der König hatte an alle seine Palastbeamten die Weisung ergehen lassen, man solle jedem gestatten, es beim Trinken nach seinem Belieben zu halten. – Auch die Königin Wasthi veranstaltete ein Festmahl für die Frauen im Inneren des königlichen Palastes des Königs Ahasveros. c) Wasthi weigert sich, im Festsaal zu erscheinenAm siebten Tage nun, als der König durch den Wein in fröhliche Stimmung versetzt war, befahl er Mehuman, Bistha, Harbona, Bigtha und Abagtha, Sethar und Karkas, den sieben Kammerherren, die den Dienst beim König Ahasveros versahen, sie sollten die Königin Wasthi im Schmuck der Königskrone vor den König bringen, um den Völkern und Fürsten ihre Schönheit zu zeigen; denn sie war in der Tat eine schöne Frau. Doch die Königin Wasthi weigerte sich, auf den Befehl, den der König ihr durch die Kammerherren hatte zugehen lassen, zu erscheinen. Darüber ärgerte sich der König sehr und geriet in glühenden Zorn, d) Beratung und Beschlußfassung über Wasthis Bestrafung; Bekanntgabe der Verstoßung im ganzen Reicheso daß er den Weisen, die sich auf die Zeiten verstandend.h. sie waren Sternkundige (Astrologen und Anfertiger des Kalenders), zugleich aber auch Rechtskundige; sie gehörten zur Klasse der Magier. – denn so wurde jede den König betreffende Angelegenheit dem Rat der Gesetz- und Rechtskundigen vorgelegt; unter diesen standen ihm Karsna, Sethar, Admatha, Tharsis, Meres, Marsna und Memuchan, die sieben persischen und medischen Fürsten, am nächsten, die jederzeit Zutritt zum Könige hatten und die erste Stelle im Reiche einnahmen –, die Frage vorlegte: »Wie ist nach dem Gesetz mit der Königin Wasthi zu verfahren dafür, daß sie dem Befehl, den der König Ahasveros ihr durch die Kammerherren hatte zugehen lassen, nicht nachgekommen ist?« Da antwortete Memuchan vor dem Könige und den Fürsten: »Nicht gegen den König allein hat sich die Königin Wasthi vergangen, sondern zugleich gegen alle Fürsten und alle Völker, die in sämtlichen Provinzen des Königs Ahasveros wohnen. Denn die Kunde von dem Verhalten der Königin wird zu allen Frauen dringen, und es werden ihnen ihre Eheherren verächtlich erscheinen, da sie sagen werden: ›Der König Ahasveros befahl, man solle die Königin Wasthi vor ihn bringen, aber sie kam nicht!‹ Schon heute werden die persischen und medischen Fürstinnen, die von dem Verhalten der Königin Kenntnis erhalten haben, allen Fürsten des Königs davon erzählen, woraus dann Verachtung und Verdruß genug entstehen wird. Wenn es also dem König genehm ist, so möge eine königliche Verordnung von ihm ausgehen und unter die persischen und medischen Gesetze aufgenommen werden, und zwar mit unwiderruflicher Geltung, daß Wasthi vor dem König Ahasveros nicht mehr erscheinen dürfe, und der König möge ihre königliche Würde auf eine andere übertragen, die besser ist als sie. Wenn dann die Verfügung, die der König erlassen wird, in seinem ganzen Reiche, das ja groß ist, zu allgemeiner Kenntnis gelangt, so werden alle Frauen ihren Eheherren, vom größten bis zum kleinsten, die schuldige Ehre erweisen.« Dieser Vorschlag fand den Beifall des Königs und der Fürsten, und der König ging auf den Rat Memuchans ein. Er sandte also Erlasse in alle Provinzen des Königs, in jede Provinz nach ihrer Schrift und an jedes Volk in der betreffenden Sprache: jeder Mann solle Herr in seinem Hause sein und dürfe anordnen, was ihm beliebe. 2. Esthers Erhebung zur Königin; Mardochais Verdiensta) Veranstaltung einer großen Brautschau für den KönigAls nach diesen Vorkommnissen die Aufregung des Königs Ahasveros sich gelegt hatte und er an Wasthi und ihr Verhalten und an den gegen sie gefaßten Beschluß zurückdachte, sagten die Höflinge, die den König persönlich zu bedienen hatten: »Man sollte für den König junge Mädchen, Jungfrauen von besonderer Schönheit, suchen. Der König möge also in allen Provinzen seines Reiches Beamte bestellen, welche alle jungen Mädchen, Jungfrauen von besonderer Schönheit, im Frauenhause der Residenz Susa zusammenbringen sollen unter die Obhut des königlichen Kammerherrn Hegai, des Aufsehers über die Frauen. Man lasse ihnen dann die zur Schönheitspflege erforderliche Behandlung zuteil werden, und das Mädchen, das dem König am meisten gefällt, soll als Königin an Wasthis Stelle treten.« Dieser Vorschlag fand den Beifall des Königs, und er brachte ihn zur Ausführung. b) Mitteilungen zur Vorgeschichte der EstherNun lebte in der Residenz Susa ein jüdischer Mann namens Mardochai, der Sohn Jairs, des Sohnes Simeis, des Sohnes des Kis, aus dem Stamme Benjamin; er war aus Jerusalem mitweggeführt worden mit den Gefangenen, die zusammen mit dem jüdischen Könige Jechonja von Nebukadnezar, dem Babylonierkönige, in die Gefangenschaft geführt worden waren. Er war der Pflegevater der Hadassa, das ist Esther, der Tochter seines Oheims; denn sie hatte weder Vater noch Mutter, war aber ein Mädchen von herrlicher Gestalt und außerordentlicher Schönheit; und nach dem Tode ihrer beiden Eltern hatte Mardochai sie als Tochter angenommen. c) Esthers Vorbereitungsjahr im königlichen Palast und ihre Erhebung zur KöniginAls nun der Erlaß und Befehl des Königs bekanntgemacht war und viele junge Mädchen in der Residenz Susa zusammengebracht und unter die Obhut Hegais gestellt wurden, da wurde auch Esther in den königlichen Palast aufgenommen und kam unter die Aufsicht Hegais, des Hüters der Frauen. Weil nun das junge Mädchen ihm gefiel und seine Gunst gewann, war er eifrig darauf bedacht, ihr die wirksamsten Schönheitsmittel und eine passende Kost zukommen zu lassen und ihr die sieben auserlesensten Dienerinnen aus dem königlichen Schlosse zu überweisen und sie mit ihren Dienerinnen im schönsten Teile des Frauenhauses unterzubringen. Esther teilte aber niemandem etwas von ihrer jüdischen Herkunft und ihren Familienverhältnissen mit, weil Mardochai ihr verboten hatte, etwas davon zu verraten. Mardochai ging aber Tag für Tag vor dem Hofe am Frauenhause auf und ab, um sich zu erkundigen, ob es der Esther wohl erginge und was mit ihr geschähe. Wenn aber die Reihe an irgendein junges Mädchen kam, sich zum König Ahasveros zu begeben, nachdem sie zwölf Monate lang nach den für die Frauen geltenden Verordnungen gelebt hatte – denn so lange Zeit erforderte ihre Schönheitspflege, nämlich sechs Monate lang eine Behandlung mit Myrrhenöl und sechs Monate mit Spezereien und anderen Schönheitsmitteln der Frauen –, und wenn sich das junge Mädchen alsdann zum Könige hineinbegab, so wurde ihr alles, was sie verlangte, aus dem Frauenhause in den königlichen Palast mitgegeben; am Abend ging sie hinein, und am Morgen kehrte sie zurück, und zwar in das zweite Frauenhaus unter die Aufsicht des königlichen Kammerherrn Saasgas, des Hüters der Nebenfrauen; sie durfte dann nicht wieder zum König kommen, außer wenn der König Gefallen an ihr gefunden hatte und sie ausdrücklich berufen wurde. Als nun Esther, die Tochter Abihails, des Oheims Mardochais, der sie als Tochter angenommen hatte, an der Reihe war, sich zum König zu begeben, da verlangte sie nichts, als was Hegai, der königliche Kammerherr, der Hüter der Frauen, ihr riet; denn Esther hatte sich die Zuneigung aller erworben, die sie sahen. Als nun Esther zum König Ahasveros in seinen königlichen Palast im zehnten Monat – das ist der Monat Tebeth – im siebten Jahre seiner Regierung gebracht war, gewann der König sie lieber als alle anderen Frauen, und sie erlangte seine Gunst und Zuneigung in höherem Grade als alle übrigen Jungfrauen, so daß er ihr die Königskrone aufs Haupt setzte und sie zur Königin an Wasthis Stelle erhob. Darauf veranstaltete der König für alle seine Würdenträger und Beamten ein großes Festmahl zu Ehren der Esther, gewährte den Provinzen einen Steuererlaß und bewilligte eine Getreidespende mit königlicher Freigebigkeit. d) Mardochai entdeckt eine Verschwörung gegen den König; sein Verdienst wird in der Reichschronik aufgezeichnetAls dann zum zweitenmal Jungfrauen zusammengeholt wurden, während Mardochai sich gerade im Tor des Königs(palastes) aufhielt – Esther hatte aber von ihrer Familie und ihrer jüdischen Herkunft nichts kundwerden lassen, wie Mardochai ihr geboten hatte; sie tat überhaupt alles, was Mardochai ihr auftrug, gerade wie früher, als sie noch in Pflege bei ihm war –, in jenen Tagen also, während Mardochai sich gerade im Tor des Königs(palastes) aufhielt, gerieten Bigthan und Theres, zwei königliche Kammerherren aus der Zahl der Schwellenhüter, in solchen Zorn, daß sie dem König Ahasveros nach dem Leben trachteten. Aber Mardochai erhielt Kunde von der Sache und machte der Königin Esther Mitteilung davon; Esther aber erstattete dem Könige Anzeige im Auftrage Mardochais. Als nun die Sache untersucht wurde und sich als wahr herausstellte, wurden jene beiden ans Kreuz geschlagenAndere übersetzen: an einen Galgen oder Pfahl gehängt (= aufgehängt bzw. gepfählt). und das Vorkommnis ins Buch der Zeitgeschichte für den König eingetragen. 3. Hamans Erhöhung; sein Anschlag gegen die Judena) Hamans Beförderung zur höchsten Ehrenstellung; Mardochai verweigert ihm die Kniebeugung; Haman beschließt die Ausrottung aller JudenNach diesen Begebenheiten erhob der König Ahasveros den Agagitend.h. einen Nachkommen des Amalekiterkönigs Agag (1.Sam 15,8-9.32-33). Haman, den Sohn Hammedathas, zu den höchsten Ehren und Würden und wies ihm seinen Stuhl über dem aller Fürsten in seiner Umgebung an. So mußten denn alle Diener des Königs, die sich am königlichen Hofe befanden, die Knie vor Haman beugen und sich vor ihm niederwerfen; denn so hatte der König es ihm zu Ehren befohlen. Mardochai aber beugte die Knie nicht und warf sich auch nicht nieder. Da fragten ihn die Diener des Königs, die am Hofe des Königs waren, warum er den Befehl des Königs unbeachtet lasse. Als sie diese Frage Tag für Tag an ihn richteten, ohne daß er auf sie hörte, meldeten sie es dem Haman, um zu sehen, ob die Rechtfertigung Mardochais anerkannt werden würde; er hatte ihnen nämlich mitgeteilt, daß er ein Jude sei. Als nun Haman selbst sah, daß Mardochai vor ihm die Knie nicht beugte und sich nicht niederwarf, geriet er in die höchste Wut; doch da er es unter seiner Würde hielt, an Mardochai allein die Hand zu legen – man hatte ihm nämlich mitgeteilt, welchem Volke Mardochai angehöre –, so faßte er den Plan, alle Juden, die im ganzen Reiche des Ahasveros lebten, zugleich mit Mardochai auszurotten. b) Haman setzt seinen Beschluß beim Könige durchIm ersten Monat – das ist der Monat Nisan –, im zwölften Regierungsjahr des Königs Ahasveros, warf man das Pur, d.h. das Los, in Gegenwart Hamans von einem Tage zum andern und von einem Monat zum andern bis zum zwölften Monat, das ist der Monat Adar (und das Los fiel auf den dreizehnten Tag). Dann sagte Haman zum König Ahasveros: »Da ist ein einzigartiges Volk, das unter den Völkern in allen Provinzen deines Reiches zerstreut und abgesondert lebt und dessen Gesetze von denen aller anderen Völker abweichen; da sie sich nun nach den Gesetzen des Königs nicht richten, so ist es für den König nicht geziemend, sie ruhig gewähren zu lassen. Wenn es dem König genehm ist, so möge ihre Ausrottung durch einen schriftlichen Erlaß verfügt werden; ich werde dann auch zehntausend Talente SilberTalent s. Anhang, Maße. in die Hände der Schatzmeister darwägen können, damit diese sie in die königlichen Schatzhäuser abführen.« Da zog der König seinen Siegelring von der Hand und reichte ihn dem Agagiten Haman, dem Sohne Hammedathas, dem Judenfeinde, indem er zu ihm sagte: »Das Geld sei dir überlassen und das Volk ebenso: du magst mit ihm nach deinem Belieben verfahren.« c) Die Ausrottung der Juden im ganzen Reiche durch den König angeordnetDa wurden die königlichen Staatsschreiber am dreizehnten Tage des ersten Monats berufen, und es wurde genau nach der Weisung Hamans an die königlichen Landpfleger und die Statthalter der einzelnen Provinzen und an die Fürsten eines jeden Volkes mit der Schrift jeder einzelnen Provinz und in der besonderen Sprache jedes Volkes eine schriftliche Verfügung im Namen des Königs Ahasveros erlassen und mit dem Siegelringe des Königs untersiegelt. Die Schreiben wurden dann durch die Eilboten in alle Provinzen des Königs versandt, daß alle Juden, jung und alt, Kinder und Weiber, an einem Tage, nämlich am dreizehnten des zwölften Monats – das ist der Monat Adar –, ausgerottet, ermordet und umgebracht werden sollten; ihr Vermögen solle der Plünderung anheimfallen. Damit aber die Verfügung in jeder einzelnen Provinz erlassen würde, ward eine Abschrift des Schreibens allen Völkern bekanntgemacht, damit sie sich auf den genannten Tag bereithielten. Die Eilboten machten sich nach dem Befehl des Königs eilends auf den Weg, während der Erlaß in der Residenz Susa veröffentlicht wurde. Der König und Haman aber setzten sich hin, um zu zechen, während in der Stadt Susa Bestürzung herrschte. 4. Mardochais Trauer; sein Bemühen, Esther zur Rettung der Juden zu bewegenAls nun Mardochai alles erfuhr, was vorgegangen war, zerriß er seine Kleider, legte ein Trauergewand an und (streute sich) Asche (aufs Haupt), ging dann aus seinem Hause mitten in die Stadt hinein und wehklagte dabei laut und schmerzlich. So kam er bis vor das Tor des Königs(palastes); denn in das Tor des Palastes selbst durfte man in einem Trauergewande nicht treten. Auch in allen einzelnen Provinzen, überall, wohin die Verfügung und der Erlaß des Königs gelangte, herrschte bei den Juden große Trauer; man fastete, weinte und wehklagte; die meisten saßen in Sackleinen und auf Asche da. a) Esther wird von Mardochai über das drohende Unheil aufgeklärt und von ihm gebeten, beim König um Gnade zu flehenAls nun die Dienerinnen der Esther und ihre Kammerherren kamen und es ihr meldeten, geriet die Königin in große Aufregung und sandte dem Mardochai Kleider, damit er sie anzöge und das Trauergewand ablegte; aber er nahm sie nicht an. Da ließ Esther den Hathach kommen, einen von den Kammerherren, den der König zu ihrem Dienst bestellt hatte, und gab ihm den Auftrag, sich bei Mardochai zu erkundigen, was das zu bedeuten habe und warum es geschehe. Als nun Hathach zu Mardochai hinauskam auf den öffentlichen Platz, der vor dem Tor des königlichen Palastes lag, teilte Mardochai ihm alles mit, was ihn betroffen hatte, auch den bestimmten Betrag der Geldsumme, die Haman als Entgelt für die Ermordung der Juden an die königliche Schatzkammer zu zahlen versprochen hatte. Außerdem übergab er ihm eine Abschrift der in Susa zu ihrer Niedermetzelung erlassenen schriftlichen Verordnung, damit er sie der Esther zeige und ihr alles mitteile und sie veranlasse, sich zum Könige zu begeben, um ihn um Gnade anzuflehen und bei ihm Fürbitte für ihr Volk einzulegen. b) Esthers Weigerung wird von Mardochai besiegt; sie verlangt jedoch, daß die Juden zu ihren Gunsten ein strenges Fasten abhaltenAls Hathach nun zurückgekommen war und der Esther die Botschaft Mardochais mitgeteilt hatte, sandte Esther den Hathach nochmals an Mardochai mit der Meldung: »Alle Diener des Königs und die Leute in den königlichen Provinzen wissen, daß für jedermann, es sei Mann oder Frau, der zum König in den inneren Hof eintritt, ohne gerufen zu sein, ein und dasselbe Gesetz gilt, nämlich daß er sterben muß, es sei denn, daß der König ihm sein goldenes Zepter entgegenstreckt, damit er am Leben bleibe. Ich aber bin seit nunmehr schon dreißig Tagen nicht zum König berufen worden.« Als man nun Mardochai die Meldung der Esther mitgeteilt hatte, ließ dieser ihr folgende Antwort zukommen: »Bilde dir nicht ein, daß infolge deiner Zugehörigkeit zum königlichen Hofe du allein von allen Juden mit dem Leben davonkommen werdest! Denn wenn du wirklich zu dieser Zeit stille sitzen wolltest, so wird den Juden Hilfe und Rettung von einer andern Seite her erstehen; du aber und deine ganze Familie, ihr werdet umkommen! Und wer weiß, ob du nicht gerade für eine Zeit, wie diese ist, zur königlichen Würde gelangt bist?« Da ließ Esther dem Mardochai zurücksagen: »Gehe hin, versammle alle Juden, die sich in Susa befinden, und fastet um meinetwillen, und zwar drei Tage lang bei Tag und Nacht, ohne zu essen und zu trinken. Auch ich will mit meinen Dienerinnen ebenso fasten und mich alsdann zum König begeben, wenn es auch gegen das Gesetz ist. Muß ich dann sterben, nun, so sterbe ich!« Da ging Mardochai weg und tat ganz so, wie Esther ihm angegeben hatte. 5. Esthers freundliche Aufnahme beim Könige und Hamans VerblendungAm dritten Tage nun legte Esther königliche Gewandung an und trat in den inneren Vorhof des königlichen Palastes, dem Palast des Königs gegenüber, während der König eben im königlichen Palast, dem Eingang zum Palast gegenüber, auf seinem Königsthrone saß. Als nun der König die Königin Esther im Vorhofe stehen sah, fand sie Gnade vor ihm, so daß er ihr das goldene Zepter entgegenstreckte, das er in der Hand hielt. Da trat Esther hinzu und berührte die Spitze des Zepters. Darauf sagte der König zu ihr: »Was ist mit dir, Königin Esther, und was ist dein Begehr? Wäre es auch die Hälfte des Königreichs – sie sollte dir gegeben werden!« Da antwortete Esther: »Wenn es dem König genehm ist, so wolle der König sich heute mit Haman zu dem Gastmahl einfinden, das ich für ihn bereitet habe!« Da befahl der König: »Ruft sofort Haman herbei, damit wir den Wunsch Esthers erfüllen!« Als dann der König sich mit Haman zu dem Mahl eingefunden hatte, das von Esther zugerichtet worden war, a) Der König, mit Haman von Esther zum Mahl geladen, nimmt eine nochmalige Einladung zum Mahl ansagte der König zu Esther beim Weintrinken: »Was ist deine Bitte? Sie soll dir gewährt werden! Und was ist dein Wunsch? Wäre es auch die Hälfte des Königreichs – es soll geschehen!« Da antwortete Esther mit den Worten: »Meine Bitte und mein Wunsch ist: Wenn ich beim König Gnade gefunden habe und wenn es dem König genehm ist, mir meine Bitte zu gewähren und meinen Wunsch zu erfüllen, so wolle der König mit Haman (auch morgen) zu dem Gastmahl kommen, das ich für sie herrichten will: morgen werde ich dann der Aufforderung des Königs nachkommen.« b) Hamans hochmütige Verblendung; seine Absicht, Mardochai hängen zu lassenHaman nun begab sich an diesem Tage in fröhlicher Stimmung und guten Mutes auf den Heimweg; als er aber Mardochai im Tor des Königs(palastes) erblickte und dieser sich weder erhob noch ihn überhaupt beachtete, geriet er in volle Wut über Mardochai; doch er bezwang sich. Als er aber nach Hause gekommen war, ließ er seine Freunde und seine Gattin Seres holen. Diesen erzählte er von seinem großartigen Reichtum und von seinen vielen Söhnen und besonders davon, wie der König ihn ausgezeichnet und ihn über die Fürsten und Beamten des Königs erhoben habe. Dann fuhr er fort: »Auch hat die Königin Esther zu dem Gastmahl, das sie ausgerichtet hatte, keinen mit dem König geladen als nur mich; und auch für morgen bin ich mit dem König von ihr eingeladen. Aber das alles befriedigt mich nicht, solange ich noch den Juden Mardochai im Tor des Königs(palastes) sitzen sehen muß!« Da sagten seine Frau Seres und alle seine Freunde zu ihm: »Man richte doch einen Pfahl von fünfzig Ellen Höhe auf; dann sprich morgen früh mit dem König, daß man Mardochai daran aufhängen möge; danach kannst du vergnügt mit dem König zum Gastmahl gehen.« Dieser Vorschlag gefiel dem Haman so, daß er den Pfahl aufrichten ließ. 6. Mardochai durch Haman zu hohen Ehren erhobena) Des Königs Erlebnis in einer schlaflosen NachtAls in der folgenden Nacht der König nicht schlafen konnte, ließ er sich das Buch der Denkwürdigkeiten, die Reichschronik, holen; aus dieser wurde ihm dann vorgelesen. Da fand sich darin verzeichnet, daß Mardochai den Bigthana und Theres, die beiden königlichen Kammerherren aus der Zahl der Schwellenhüter, zur Anzeige gebracht hatte, weil sie mit dem Plan umgegangen waren, den König Ahasveros aus dem Wege zu räumen. Als nun der König fragte: »Welche Ehre und Auszeichnung ist dem Mardochai dafür zuteil geworden?« und die Leibdiener, die den Dienst beim Könige hatten, ihm die Antwort gaben, es sei ihm gar keine Belohnung zuteil geworden, fragte der König weiter: »Wer ist im Vorhofe?« Nun war Haman gerade in den äußeren Vorhof des königlichen Palastes getreten, um beim König zu beantragen, man möge Mardochai an den Pfahl hängen, den er für ihn hatte aufrichten lassen. b) Haman veranlaßt den König unabsichtlich dazu, für Mardochai eine außerordentliche Ehrung zu beschließen und diese durch ihn persönlich ausführen zu lassenAls nun die Leibdiener dem König sagten, Haman sei es, der im Vorhof stehe, befahl der König, er solle eintreten. Als nun Haman eingetreten war, fragte ihn der König: »Was kann man einem Manne tun, den der König auszuzeichnen wünscht?« Da dachte Haman bei sich: »Wen anders sollte der König eher auszuzeichnen wünschen als mich?« Er antwortete also dem König: »Wenn der König jemanden auszuzeichnen wünscht, so bringe man ein königliches Gewand herbei, das der König selbst bereits getragen, und ein Pferd, auf dem der König selbst schon geritten hat und auf dessen Kopfe die Königskrone angebracht ist; man übergebe dann das Gewand und das Pferd einem der vornehmsten Fürsten des Königs, damit dieser den Mann, den der König auszuzeichnen wünscht, damit bekleide und ihn auf dem Pferde über den Hauptplatz der Stadt reiten lasse und dabei vor ihm her ausrufe: ›So tut man dem Manne, den der König auszuzeichnen wünscht!‹« Da sagte der König zu Haman: »Nimm sofort ein solches Gewand und das Pferd, so wie du gesagt hast, und mache es so mit dem Juden Mardochai, der im Tor des Königs(palastes) sitzt! Unterlaß nichts von allem, was du vorgeschlagen hast!« Da holte Haman das erforderliche Kleid und das Pferd, bekleidete Mardochai (damit), ließ ihn auf dem Hauptplatz der Stadt umherreiten und rief vor ihm her aus: »So tut man dem Manne, den der König auszuzeichnen wünscht!« c) Hamans Betrübnis; mit bösen Ahnungen erfüllt, begibt er sich zum Gastmahl der KöniginHierauf kehrte Mardochai an das Tor des Königspalastes zurück; Haman aber eilte traurig und mit verhülltem Haupt nach Hause und erzählte seiner Gattin Seres und seinen sämtlichen Freunden alles, was ihm widerfahren war. Da sagten seine klugen Freunde und seine Frau Seres zu ihm: »Wenn Mardochai, vor dem du jetzt zum erstenmal den kürzeren gezogen hast, ein geborener Jude ist, so wirst du nichts gegen ihn ausrichten, sondern ihm gegenüber ganz den kürzeren ziehen!« Während sie so noch mit ihm sprachen, erschienen die Kammerherren des Königs und geleiteten Haman eiligst zu dem Mahl, das Esther zugerichtet hatte. 7. Hamans Sturz und Hinrichtunga) Esther eröffnet dem Könige beim Mahl die Mordpläne Hamans; der König erhebt sich zornerfüllt vom MahlAls nun der König und Haman sich zum festlichen Mahl bei der Königin Esther begeben hatten, sagte der König zu Esther auch am zweiten Tage beim Weintrinken: »Was ist deine Bitte, Königin Esther? Sie soll dir gewährt werden! Und was ist dein Wunsch? Wäre es auch die Hälfte des Königreichs – es soll geschehen!« Da antwortete die Königin Esther mit den Worten: »Wenn ich Gnade vor dir gefunden habe, o König, und wenn es dem König genehm ist, so möge mir geschenkt werden mein Leben: das ist meine Bitte, und mein Volk: das ist mein Wunsch! Denn wir sind verkauft worden, ich und mein Volk, um ausgerottet, ermordet und umgebracht zu werden! Und wenn wir nur als Sklaven und Sklavinnen verkauft wären, so würde ich geschwiegen haben, denn unsere Bedrängnis wäre nicht hinreichend, um den König zu belästigen.« Da fragte der König Ahasveros die Königin Esther: »Wer ist der, und wo ist der, welcher es sich in den Sinn hat kommen lassen, so zu handeln?« Esther erwiderte: »Der Widersacher und Feind ist der Bösewicht Haman da!« Da fuhr Haman vor dem König und der Königin erschreckt zusammen; der König aber stand in höchster Erregung vom Weingelage auf und begab sich in den Garten am Palast, während Haman zurückblieb, um bei der Königin Esther um sein Leben zu flehen; denn er sah wohl ein, daß sein Verderben beim Könige fest beschlossene Sache war. b) Der König verurteilt nach seiner Rückkehr Haman zum Tode und läßt ihn sofort an dem für Mardochai errichteten Pfahl aufhängenAls dann der König aus dem Schloßgarten wieder in den Saal, in dem das Gastmahl stattgefunden, zurückkehrte, hatte Haman sich gerade an dem Polster niedergeworfen, auf dem Esther lag. Da rief der König aus: »Will er etwa gar der Königin in meinem eigenen Hause Gewalt antun?« Das Wort war kaum dem Munde des Königs entfahren, als man auch schon dem Haman das Gesicht verhüllte. Da sagte Harbona, einer von den Kammerherren, die den König zu bedienen hatten: »Es steht ja auch schon der Pfahl, den Haman für Mardochai, den Wohltäter des Königs, bei seinem Hause hat errichten lassen, fünfzig Ellen hoch!« Da befahl der König: »Hängt ihn daran!« So hängte man denn Haman an den Pfahl, den er für Mardochai hatte errichten lassen; darauf legte sich der Zorn des Königs. 8. Die Vorbereitungen zur Rettung der Judena) Esthers Beschenkung und Mardochais Erhöhung von seiten des KönigsAn demselben Tage schenkte der König Ahasveros der Königin Esther das Haus des Judenfeindes Haman; Mardochai aber erhielt Zutritt beim König; denn Esther hatte dem König mitgeteilt, wie er mit ihr verwandt war. Der König zog dann seinen Siegelring, den er dem Haman hatte abnehmen lassen, vom Finger ab und übergab ihn Mardochai; Esther aber übertrug dem Mardochai die Verwaltung des Hauses Hamans. b) Festsetzung und Bekanntmachung von Schutzmaßregeln für die Juden gegen ihre FeindeHierauf verhandelte Esther nochmals mit dem Könige, indem sie sich ihm zu Füßen warf und ihn unter Tränen anflehte, er möge doch die Bosheit des Agagiters Haman und den Anschlag, den dieser gegen die Juden ins Werk gesetzt hatte, rückgängig machen. Als der König nun der Esther das goldene Zepter entgegenstreckte, stand Esther auf, trat vor den König und sagte: »Wenn es dem König genehm ist und ich Gnade vor ihm gefunden habe und es dem König gut erscheint und ich seine Zuneigung besitze, so möge durch einen schriftlichen Erlaß verordnet werden, daß die auf den Anschlag des Agagiters Haman, des Sohnes Hammedathas, bezüglichen Schreiben, in denen er die Ermordung der in allen Provinzen des Reiches lebenden Juden angeordnet hat, widerrufen werden. Denn wie vermöchte ich das Unglück mit anzusehen, das meine Volksgenossen treffen soll? Und wie vermöchte ich den Untergang meines Geschlechts mit anzusehen?« Da antwortete der König Ahasveros der Königin Esther und dem Juden Mardochai: »Wie ihr wißt, habe ich das Haus Hamans der Esther geschenkt, und ihn selbst hat man an den Pfahl gehängt zur Strafe dafür, daß er sich an den Juden hat vergreifen wollen. So mögt ihr nun im Namen des Königs in betreff der Juden schriftlich verfügen, wie ihr es für angemessen haltet, und es dann mit dem Siegelring des Königs untersiegeln; dagegen eine Verfügung, die schriftlich im Namen des Königs erlassen und mit dem Siegelring des Königs untersiegelt ist, kann nicht rückgängig gemacht werden.« So wurden denn damals – es war am dreiundzwanzigsten Tage des dritten Monats, d.h. des Monats Siwan – die königlichen Staatsschreiber berufen, und es wurde genau nach der Anweisung Mardochais in betreff der Juden an die Landpfleger und Statthalter und Fürsten der hundertundsiebenundzwanzig Provinzen von Indien bis Äthiopien, und zwar einer jeden Provinz mit ihrer Schrift und einem jeden Volke in seiner Sprache, geschrieben, auch an die Juden mit ihrer Schrift und in ihrer Sprache; und zwar ließ er im Namen des Königs Ahasveros schreiben und mit dem Siegelring des Königs untersiegeln und sandte dann die Schreiben durch die reitenden Eilboten ab, die auf den vorzüglichsten, aus den Gestüten stammenden Rennpferden ritten. In den Schreiben war verfügt, daß der König den Juden in allen einzelnen Städten gestatte, sich zusammenzutun und ihr Leben zu verteidigen, indem sie jedes Aufgebot eines Volkes oder einer Provinz, das sie angreifen würde, samit ihren Kindern und Frauen, vernichteten, ermordeten und umbrächten; auch sollten sie deren Vermögen plündern dürfen, und zwar an ein und demselben Tage in allen Provinzen des Königs Ahasveros, nämlich am dreizehnten Tage des zwölften Monats, d.h. des Monats Adar. Damit aber die Verfügung in jeder einzelnen Provinz erlassen würde, wurde eine Abschrift des Schreibens allen Völkern bekanntgemacht, damit die Juden an dem betreffenden Tage bereit wären, an ihren Feinden Rache zu nehmen. Die auf den vorzüglichsten Rennpferden reitenden Eilboten machten sich dann auf Befehl des Königs schleunigst und in aller Eile auf den Weg, während die Verfügung in der Residenz Susa veröffentlicht wurde. c) Mardochai zeigt sich in Susa in fürstlichem Aufzuge; Freude der Juden im ganzen ReicheMardochai aber trat aus dem Palast des Königs hervor in königlicher Kleidung von purpurblauer und weißer Baumwolle, mit einem großen goldenen Stirnreif und einem Mantel von Byssus und rotem Purpur; und die Stadt Susa jauchzte und freute sich: den Juden war Glück und Freude, Jubel und Ehre zuteil geworden. Auch in allen Provinzen und in jeder Stadt, überall, wohin die Verfügung und der Erlaß des Königs gelangte, war bei den Juden Freude und Jubel, Festmahl und Feiertag; und viele von der heidnischen Bevölkerung des Landes traten zum Judentum über, weil Furcht vor den Juden über sie gekommen war. 9. Rettung und Rache der Judena) Ausrottung der Judenfeinde am 13. Tage des Monats Adar im ganzen ReicheIm zwölften Monat nun, d.h. im Monat Adar, am dreizehnten Tage dieses Monats, als die Verfügung und der Erlaß des Königs zur Ausführung kommen sollte, an eben dem Tage, an welchem die Feinde der Juden gehofft hatten, sie zu überwältigen – die Sache wandte sich aber so, daß die Juden ihrerseits ihre Feinde überwältigten –, da taten sich die Juden in ihren Städten in allen Provinzen des Königs Ahasveros zusammen, um Hand an die zu legen, welche ihnen Unheil zuzufügen gedacht hatten; und niemand konnte ihnen Widerstand leisten, denn die Furcht vor ihnen hatte sich aller Völker bemächtigt. Auch alle Fürsten in den Provinzen sowie die Landpfleger und Statthalter und Beamten des Königs gewährten den Juden Unterstützung, weil die Furcht vor Mardochai sie befallen hatte; denn Mardochai stand am königlichen Hofe groß da, und sein Ruf war in alle Provinzen gedrungen; denn Mardochais Ansehen war unaufhaltsam im Steigen. So richteten denn die Juden unter allen ihren Feinden mit dem Schwerte, durch Morden und Niederhauen, ein Blutbad an und gingen gegen ihre Widersacher nach Herzenslust vor. Auch in der Residenz Susa mordeten die Juden und brachten fünfhundert Mann ums Leben; dazu töteten sie Parsandatha, Dalphon, Aspatha, Poratha, Adalja, Aridatha, Parmastha, Arisai, Aridai und Wajesatha, die zehn Söhne Hamans, des Sohnes Hammedathas, des Judenverfolgers; aber fremdes Hab und Gut rührten sie nicht an. b) Fortsetzung des Gemetzels am 14. Tage des Monats; Freudenfest der Juden zur Feier ihrer RettungAn demselben Tage kam die Zahl der in der Residenz Susa Getöteten zur Kenntnis des Königs. Da sagte der König zu der Königin Esther: »In der Residenz Susa haben die Juden gemordet und fünfhundert Mann ums Leben gebracht, auch die zehn Söhne Hamans; was mögen sie da wohl in den übrigen Provinzen des Reiches angerichtet haben? Doch was ist deine Bitte? Sie soll dir gewährt werden. Und was ist weiter noch dein Wunsch? Er soll erfüllt werden.« Da antwortete Esther: »Wenn es dem König genehm ist, so möge auch morgen noch den Juden in Susa gestattet sein, in derselben Weise wie heute zu verfahren; die zehn Söhne Hamans aber möge man an den Pfahl hängen.« Da gebot der König, daß so verfahren werden sollte; und der betreffende Befehl wurde in Susa erlassen, und die zehn Söhne Hamans wurden aufgehängt. So taten sich denn die Juden in Susa auch am vierzehnten Tage des Monats Adar zusammen und brachten in Susa noch dreihundert Mann um; aber fremdes Hab und Gut rührten sie nicht an. Auch die übrigen Juden, die in den Provinzen des Reiches wohnten, hatten sich zusammengetan, um ihr Leben zu verteidigen und sich Ruhe vor ihren Feinden zu verschaffen; sie hatten 75000 von ihren Feinden umgebracht, ohne jedoch fremdes Hab und Gut anzurühren. Das war am dreizehnten Tage des Monats Adar geschehen, aber am vierzehnten Tage des Monats hatten sie sich ruhig verhalten und ihn zu einem Tage der Festgelage und der Freude gemacht. In Susa dagegen hatten sich die Juden sowohl am dreizehnten als auch am vierzehnten Tage dieses Monats zusammengetan und erst am fünfzehnten Tage Ruhe gehalten und diesen Tag zu einem Tage der Festgelage und der Freude gemacht. Darum feiern die Juden auf dem Lande, die in den offenen Ortschaften wohnen, den vierzehnten Tag des Monats Adar als einen Tag der Freude und der Schmausereien und als einen Festtag, an dem man sich gegenseitig (leckere) Gerichte zusendet. 10. Einsetzung des Purimfestes; Mardochais Größea) Mardochai ordnet die Feier des Purimfestes für alle Zukunft anMardochai schrieb hierauf diese Begebenheiten auf und sandte Schreiben an alle Juden in allen Provinzen des Königs Ahasveros, die nahen und die fernen, um sie zu dem Brauche zu verpflichten, daß sie sei es den vierzehnten, sei es den fünfzehnten Tag des Monats Adar Jahr für Jahr feierten als die Tage, an denen die Juden Ruhe vor ihren Feinden erlangt hatten, und als den Monat, in dem sich der Kummer für sie in Freude verwandelt hatte und die Trauer in einen Festtag, so daß sie diese (Tage) feierten als Tage der Festgelage und der Freude, an denen man sich gegenseitig (leckere) Gerichte zusendet und die Armen beschenkt. So nahmen denn die Juden das, was sie damals zum erstenmal getan und was Mardochai ihnen brieflich geraten hatte, als stehenden Brauch an. Weil der Agagiter Haman, der Sohn Hammedathas, der Feind aller Juden, den Plan gegen die Juden gefaßt hatte, sie zu vernichten, und weil er das Pur, d.h. das Los, hatte werfen lassen, um sie zu verderben und auszurotten, der König aber, als Esther vor ihn getreten war, durch einen schriftlichen Erlaß angeordnet hatte, daß sein boshafter Anschlag, den er gegen die Juden ersonnen hatte, auf sein eigenes Haupt zurückfallen und daß man ihn und seine Söhne an den Pfahl hängen solle: darum hat man diese Tage ›Purim‹ genannt nach dem Worte Pur. Aus diesen Gründen also – wegen des gesamten Inhalts dieses Briefes und wegen alles dessen, was sie selbst erlebt oder was durch andere zu ihrer Kenntnis gekommen war – ordneten die Juden an und setzten für sich und ihre Nachkommen und für alle, die sich ihnen anschließen würden, als unumstößliche Satzung fest, diese beiden Tage in der für sie vorgeschriebenen Weise und zu der für sie bestimmten Zeit Jahr für Jahr festlich zu begehen; und diese beiden Tage sollten im Gedächtnis festgehalten und von Geschlecht zu Geschlecht in allen Familien, Provinzen und Ortschaften gefeiert werden, so daß diese Purimtage unter den Juden niemals in Abgang kämen und die Erinnerung an sie bei ihren Nachkommen niemals verschwände. b) Zweiter Purimbrief Esthers und Mardochais an die JudenWeiter schrieb die Königin Esther, die Tochter Abihails, mit allem Nachdruck, um dieses Purimschreiben zur Geltung zu bringen, und sandte Briefe an alle Juden in die hundertundsiebenundzwanzig Provinzen, in das ganze Königreich des Ahasveros, freundliche und treugemeinte Worte, um die Feier dieser Purimtage in betreff der für sie bestimmten Zeiten zur festen Satzung zu erheben, ganz so wie der Jude Mardochai und die Königin Esther es für sie angeordnet und wie sie es auch für sich selbst und für ihre Nachkommen festgesetzt hatten, nämlich die Vorschriften über die Fasten und ihre Wehklage. Der Erlaß Esthers erhob diese Purimvorschriften zum Gesetz und wurde in einer Urkunde aufgezeichnet. c) Die Machtstellung und die Verdienste Mardochais um das Wohl der JudenDer König Ahasveros legte dann dem Festlande und den Inseln des Meeres eine Abgabe auf. Und alle Erweise seines gewaltigen und machtvollen Wirkens und die genaue Schilderung der hohen Stellung Mardochais, zu der ihn der König erhob, das alles findet sich bekanntlich aufgezeichnet im Buch der Denkwürdigkeiten der medischen und persischen Könige. Denn der Jude Mardochai war der Erste im Range nach dem König Ahasveros und hochgeachtet bei den Juden und beliebt bei der Menge seiner Volksgenossen, weil er das Beste seines Volkes suchte und für das Wohl seines ganzen Stammes eintrat. I. Der Eingang des Buches (Kap. 1-3)1. Hiobs Frömmigkeit und äußerer Glücksstand; seine Sorge für die Gottesfurcht seiner KinderEs lebte einst ein Mann im Lande UzFruchtbare Landschaft in der syrisch-arabischen Wüste nordöstlich von Palästina, südsüdwestlich von Damaskus. Hiob war kein Israelit, sondern gehörte zu den »Ostländern« (1,3)., Hiob mit Namen, und dieser Mann war fromm und rechtschaffen, fürchtete Gott und mied das Böse. Sieben Söhne und drei Töchter wurden ihm geboren; dazu besaß er siebentausend Stück Kleinvieh und dreitausend Kamele, fünfhundert Joch Rinder, fünfhundert Eselinnen und ein sehr zahlreiches Gesinde, so daß dieser Mann unter allen Bewohnern des Ostlandes der angesehenste war. Nun pflegten seine Söhne im Hause eines jeden von ihnen an seinem TageA.Ü.: der Reihe nach (an jedem ersten Wochentage). ein festliches Mahl zu veranstalten und luden dann allemal auch ihre drei Schwestern ein, mit ihnen zu essen und zu trinken. Wenn aber die Tage des betreffenden Gastmahls um waren, ließ Hiob ihnen sagen, sie möchten sich heiligen; er stand dann am andern Morgen früh auf und brachte für jeden von ihnen ein Brandopfer dar; denn Hiob dachte: »Vielleicht haben meine Kinder sich versündigt und in ihrem Herzen Gott verwünscht.« So machte es Hiob jedesmal. 2. Hiobs Frömmigkeit bewährt sich in der ersten Prüfunga) Gespräch und Abmachung Gottes mit dem Satan in der ersten Versammlung der Gottessöhne (d.h. der Himmlischen, der Engel)Nun begab es sich eines Tages, daß die Gottessöhned.h. die Engel. kamen, um sich vor Gott, den HERRN, zu stellen; und unter ihnen erschien auch der Satan. Da fragte der HERR den Satan: »Woher kommst du?« Der Satan gab dem HERRN zur Antwort: »Ich bin auf der Erde umhergestreift und habe eine Wanderung auf ihr vorgenommen.« Da sagte der HERR zum Satan: »Hast du wohl auf meinen Knecht Hiob achtgegeben? Denn so wie er ist kein Mensch auf der Erde, so fromm und rechtschaffen, so gottesfürchtig und dem Bösen feind.« Der Satan erwiderte dem HERRN: »Ist Hiob etwa umsonst so gottesfürchtig? Hast du nicht selbst ihn und sein Haus und seinen ganzen Besitz rings umhegt? Was seine Hände angreifen, das segnest du, so daß sein Herdenbesitz sich immer weiter im Lande ausgebreitet hat. Aber strecke doch einmal deine Hand aus und lege sie an alles, was er besitzt: dann wird er sich schon offen von dir lossagen.« Da antwortete der HERR dem Satan: »Gut! alles, was ihm gehört, soll in deine Gewalt gegeben sein! Nur an ihn selbst darfst du die Hand nicht legen!« Da ging der Satan vom Angesicht des HERRN hinweg. b) Vernichtung des äußeren Glücksstandes HiobsWährend nun eines Tages Hiobs Söhne und Töchter im Hause ihres ältesten Bruders schmausten und Wein tranken, kam plötzlich ein Bote zu Hiob und meldete: »Die Rinder pflügten gerade, und die Eselinnen befanden sich neben ihnen auf der Weide, da machten die Sabäerein Hirtenvolk im nördlichen Arabien (1.Mose 25,3). einen Überfall und trieben sie weg und erschlugen die Knechte mit dem Schwert; ich bin der einzige, der entronnen ist, um es dir zu melden!« Während dieser noch redete, kam schon ein anderer und berichtete: »Feuer Gottes ist vom Himmel gefallen und hat das Kleinvieh und die Knechte vollständig verbrannt; ich bin der einzige, der entronnen ist, um es dir zu melden!« Während dieser noch redete, kam schon wieder ein anderer und berichtete: »Die Chaldäerein Beduinenvolk am unteren Euphrat. sind in drei Heerhaufen, die sie aufgestellt hatten, über die Kamele hergefallen und haben sie weggetrieben; sie haben auch die Knechte mit dem Schwert niedergemacht; ich bin der einzige, der entronnen ist, um es dir zu melden!« Dieser hatte noch nicht ausgeredet, da kam wieder ein anderer und berichtete: »Deine Söhne und Töchter waren beim Essen und Weintrinken im Hause ihres ältesten Bruders, da kam plötzlich ein gewaltiger Sturmwind über die Steppe herüber und faßte das Haus an seinen vier Ecken, so daß es auf die jungen Leute stürzte und sie ums Leben kamen; ich bin der einzige, der entronnen ist, um es dir zu melden!« c) Hiobs demütige Ergebung in Gottes WillenDa stand Hiob auf, zerriß sein Gewand und schor sich das Haupt; dann warf er sich auf die Erde nieder, berührte den Boden mit der Stirn, und sagte: »Nacht bin ich aus meiner Mutter Schoß gekommen, und nackt werde ich dorthin zurückkehren; der HERR hat’s gegeben, der HERR hat’s genommen: der Name des HERRN sei gepriesen!« Bei allen diesen Heimsuchungen versündigte sich Hiob nicht und tat nichts Ungebührliches vor Gott. 3. Hiobs Frömmigkeit bewährt sich auch in der zweiten Prüfunga) Neue Abmachungen Gottes mit dem SatanDa begab es sich eines Tages, daß die Gottessöhne wiederum kamen, um sich vor Gott den HERRN zu stellen; und unter ihnen erschien auch der Satan, um sich vor den HERRN zu stellen. Da fragte der HERR den Satan: »Woher kommst du?« Der Satan gab dem HERRN zur Antwort: »Ich bin auf der Erde umhergestreift und habe eine Wanderung auf ihr vorgenommen.« Da sagte der HERR zum Satan: »Hast du auch auf meinen Knecht Hiob achtgegeben? Denn so wie er ist kein Mensch auf der Erde, so fromm und rechtschaffen, so gottesfürchtig und dem Bösen feind; noch immer hält er an seiner Frömmigkeit fest, wiewohl du mich gegen ihn gereizt hast, ihn ohne Grund unglücklich zu machen.« Der Satan aber erwiderte dem HERRN: »Haut um Haut!Sinn des Sprichwortes: Gleiches für Gleiches. Der Mensch gibt selbst einen Teil seiner Haut hin, um einen andern Teil oder die ganze Haut zu retten; und was sein Eigentum betrifft, so opfert er alles, um sein Leben zu erhalten. Ja alles, was ein Mensch hat, gibt er für sein Leben hin. Aber strecke nur einmal deine Hand aus und lege sie an sein Gebein und sein Fleisch, so wird er sich sicherlich offen von dir lossagen!« Da sagte der HERR zum Satan: »Gut! er soll in deine Gewalt gegeben sein: nur sein Leben sollst du schonen!« b) Hiob bleibt, auch vom Aussatz befallen, trotz der Versuchung durch seine Frau unbeirrt frommDa ging der Satan vom HERRN hinweg und schlug Hiob mit bösartigen Geschwüren von der Fußsohle bis zum Scheitel, so daß er sich eine Scherbe nahm, um sich mit ihr zu schaben, während er mitten in der Asche saß. Da sagte seine Frau zu ihm: »Hältst du denn immer noch an deiner Frömmigkeit fest? Sage dich los von Gott und stirb!« Er aber antwortete ihr: »Du redest, wie die erste beste Törin reden würde! Das Gute haben wir von Gott hingenommen und sollten das Schlimme nicht auch hinnehmen?« Bei allen diesen Heimsuchungen versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen. 4. Die drei Freunde Hiobs bleiben bei ihrem Besuch vor Entsetzen stumm; Hiobs Schmerzensausbrucha) Die drei Freunde HiobsAls nun die drei Freunde Hiobs von all diesem Unglück hörten, das ihn betroffen hatte, machten sie sich, ein jeder aus seinem Wohnort, auf den Weg, nämlich Eliphas aus Theman, Bildad aus Suah und Zophar aus Naama,Theman und Suah waren Ortschaften im Lande der Edomiter (1.Mose 36,11.15; Am 1,12; 1.Mose 25,2), Nachbarorte Hiobs. Die Lage von Naama ist unbekannt. und zwar verabredeten sie sich, miteinander hinzugehen, um ihm ihr Beileid auszudrücken und ihn zu trösten. Als sie nun von ferne ihre Augen aufschlugen, erkannten sie ihn nicht mehr; da fingen sie an, laut zu weinen, zerrissen ein jeder sein Gewand und warfen Staub in die Luft auf ihre Häupter herab. Dann saßen sie bei ihm auf dem Erdboden sieben Tage und sieben Nächte lang, ohne daß einer ein Wort zu ihm redete; denn sie sahen, daß sein Schmerz überaus groß war. b) Hiobs verzweiflungsvolle KlageEndlich öffnete Hiob den Mund und verfluchte den Tag seiner Geburt, indem er ausrief: »Vernichtet sei der Tag, an dem ich geboren wurde, und die Nacht, die da verkündete: ›Ein Mann ist empfangen worden!‹ Jener Tag möge zu Finsternis werden! Nicht kümmere sich um ihn Gott in der Höhe, und kein Tageslicht möge über ihm erglänzen! Nein, Finsternis und Todesschatten mögen ihn als ihr Eigentum zurückfordern, Wolkendunkel sich über ihm lagern, Verdüsterung des Tageslichts ihn schreckensvoll machen! Jene Nacht – sie sei ein Raub des Dunkels! sie werde den Tagen des Jahres nicht beigesellt, in die Zahl der Monate nicht eingereiht! Nein, jene Nacht bleibe unfruchtbar, kein Jubelruf sei ihr je beschieden! Verwünschen mögen sie die Tagbeschwörer, die es verstehen, den Leviathan in Wut zu versetzen! Finster müssen die Sterne ihrer Dämmerung bleiben: sie warte auf Licht, doch es bleibe aus, und niemals erblicke sie die Wimpern des Morgenrots! Denn sie hat mir die Pforte des Mutterschoßes nicht verschlossen und das Unheil vor meinen Augen nicht verborgen. Warum bin ich nicht gleich vom Mutterleibe weg gestorben, nicht dem Tode verfallen, als ich aus dem Mutterschoß hervorgekommen war? Weshalb haben sich mir Knienämlich des Vaters, dem das neugeborene Kind auf die Knie gelegt wurde. liebreich dargeboten und wozu Brüste, daß ich an ihnen trinken konnte? Denn ich würde jetzt im Grabesfrieden liegen, würde schlafen: da hätte ich Ruhe mit Königen und Volksberatern der Erde, die sich Grabpaläste erbaut haben, oder mit Fürsten, die reich an Gold waren und ihre Häuser mit Silber gefüllt hatten; oder, einer verscharrten Fehlgeburt gleich, wäre ich nicht ins Dasein getreten, den Kindlein gleich, die das Licht nicht erblickt haben. Dort haben die Frevler abgelassen vom Wüten, und dort ruhen die aus, deren Kraft erschöpft ist; dort leben die Gefangenen allesamt in Frieden, hören nicht mehr die Stimme eines Treibers. Niedrige und Hohe gelten dort gleich, und frei ist der Knecht von seinem Herrn. Warum gibt er dem Mühseligen das Licht, und das Leben denen, die verzweifelten Herzens sind? Die sich nach dem Tode sehnen, ohne daß er kommt, und die nach ihm eifriger graben als nach Schätzen? Die sich bis zum Jubel freuen, ja aufjauchzen würden, wenn sie das Grab fänden? (Warum gibt er’s nicht) dem Manne, dem sein Weg in Nacht verborgen ist und dem Gott jeden Ausweg versperrt hat? Denn Seufzen ist für mich das tägliche Brot,W.: Denn vor meiner Speise geht mein Seufzen her. und gleich dem Wasser ergießt sich meine laute Klage. Denn bebe ich vor etwas Furchtbarem, so trifft es bei mir ein, und wovor mir graut, das bricht über mich herein: ich darf nicht aufatmen noch rasten noch ruhen, so stellt sich schon wieder eine Qual ein.« II. Erster Gesprächsgang (Kap. 4-14)1. Erste Rede des Eliphasa) Eliphas entschuldigt seinen Versuch einer Zurechtweisung Hiobs mit dem Hinweis auf Hiobs eigenes früheres Verhalten vielen Leidenden gegenüberDa hob Eliphas von Theman an und sagte: »Wird es dich verdrießen, wenn man ein Wort an dich zu richten wagt? Doch wer vermöchte die Worte zurückzuhalten? Hast du doch selbst vielen (Leidenden) Mut zugesprochen und erschlaffte Hände gestärkt; manchen Wankenden haben deine Worte aufrecht gehalten, und niedersinkenden Knien hast du neue Kraft verliehen. Nun aber, da die Reihe an dich gekommen, bist du verzagt; nun es dich selbst trifft, verlierst du den Halt!« b) Hiob soll bedenken, daß niemand schuldlos leide und daß nur Frevler untergehen»Ist deine Gottesfurcht nicht deine Zuversicht und dein unsträflicher Wandel deine Hoffnung? Bedenke doch: Wo ist je ein Unschuldiger zugrunde gegangen, und wo sind Rechtschaffene vernichtet worden? Soweit meine Erfahrung reicht: die Unheil gepflügt und Frevel gesät hatten, die haben es auch geerntet. Durch Gottes Odem kommen sie um, und durch den Hauch seines Zornes vergehen sie. Des Löwen Gebrüll und die Stimme des Leuen (sind verstummt), und den jungen Löwen sind die Zähne ausgebrochen; da kommt auch ein Löwe um aus Mangel an Raub, und die Jungen der Löwin müssen sich zerstreuen.« c) Eliphas weiß durch eine ihm gewordene Nachterscheinung, daß vor Gott niemand ohne Schuld ist»Zu mir ist aber ein Wort verstohlen gedrungen, und mein Ohr hat einen flüsternden Laut davon vernommen beim Spiel der durch Traumbilder erregten Gedanken, in der Zeit, wo tiefer Schlaf sich auf die Menschen senkt: ein Grauen überfiel mich und ein Zittern, durch alle meine Gebeine ging ein Schauder; ein Lufthauch strich leise an meinem Antlitz vorüber; es sträubte sich mir das Haar am Leibe empor! Da stand – ihr Aussehen konnte ich nicht erkennen – eine Gestalt vor meinen Augen, und eine Stimme hörte ich flüstern: ›Kann wohl ein Mensch gerecht vor Gott sein oder ein Sterblicher rein vor seinem Schöpfer?A.Ü.: gerechter als Gott oder reiner als sein Schöpfer. Bedenke: seinen Dienern kann er nicht trauen, und seinen Engeln legt er Mängel zur Last: wieviel mehr denen, die Lehmhütten bewohnen, deren Grundbau im Staube liegt! Sie werden zerdrückt, als wären sie Motten; vom Morgen bis zum Abend werden sie zerschmettert; unbeachtet vergehen sie auf ewig. Nicht wahr, so ist es: wird das Haltseil ihres Zeltes bei ihnen ausgerissen, so sterben sie und wissen nicht wie.‹«A.Ü.: wenn ihr Lebensfaden in ihnen zerrissen ist, so sterben sie, und zwar nicht in Weisheit. d) Selbstverschuldetes Leiden findet keinen Fürsprecher und wird durch Unmut nur vergrößert»Ja, rufe nur! Ist jemand da, der dir Antwort gibt? Und an wen von den heiligen (Engeln) willst du dich wenden? Vielmehr den Toren bringt sein Unmut um, und den Einfältigen tötet sein Eifern. Ich selbst habe einen Toren zwar Wurzel schlagen sehen, doch gar schnell hatte ich seine Wohnstätte zu verwünschen. Seinen Kindern blieb die Hilfe fern, und sie wurden im Tor zertreten, ohne daß ein Retter da war. Seine Ernte verzehrte ein anderer, der danach hungerte und sie sogar hinter dem Dorngehege wegholte; und Durstige schnappten nach seinem Vermögen. Denn nicht aus dem Erdenstaube erwächst das Unheil, und das Leid sproßt nicht aus der Ackererde hervor, sondern der Mensch erzeugt das Leid, wie die Kinder der Flamme einen hohen Flug zu nehmen pflegen.« e) Rettung kann Hiob nur durch Demut und durch Anrufung der Güte Gottes erlangen»Doch ich, an den Höchsten würde ich mich wenden und meine Sache Gott anheimstellen, ihm, der große und unerforschliche Dinge tut, Wunderbares ohne Maß und Zahl – ihm, der Regen über die Erde hin sendet und des Himmels Naß auf die Fluren fallen läßt –, insofern er Niedrige emporhebt und Trauernde sich des höchsten Glücks erfreuen läßt; ihm, der die Pläne der Listigen vereitelt, so daß ihre Hände nichts Erfolgreiches schaffen; ihm, der die Klugen trotz ihrer Schlauheit fängt, so daß die Verschlagenen sich in ihren Anschlägen überstürzen: am hellen Tage stoßen sie auf Finsternis, und am Mittag tappen sie im Dunkel wie bei Nacht. So rettet er den Wehrlosen vor dem Schwert aus ihrem Rachen, und aus des Starken Faust den Geringen. So erblüht dem Schwachen neue Hoffnung, die Bosheit aber muß ihren Mund schließen.« f) Wenn Hiob sich unter Gottes Züchtigung beuge, so werde die Heimsuchung ihm segensreich für sein ganzes künftiges Leben werden»O wohl dem Menschen, den Gott in Zucht nimmt! Darum verschmähe die Züchtigung des Allmächtigen nicht! Denn er verwundet wohl, doch er verbindet auch; wenn er zerschlägt, so heilen seine Hände auch wieder. In sechs Drangsalen errettet er dich, und in sieben wird kein Unheil dich treffen. In Hungersnot bewahrt er dich vor dem Tode und im Kriege vor der Gewalt des Schwertes. Vor den Geißelhieben der Zunge wirst du geborgen sein und brauchst nicht vor der Verheerung zu bangen, daß sie dich erreicht. Der Verwüstung und der Hungersnot darfst du lachen und hast von den wilden Tieren des Landes nichts zu befürchten; denn mit den Steinen des Feldes stehst du im Bunde, und das Getier des Feldes lebt mit dir in Frieden. So wirst du es denn erfahren, daß dein Zelt in Sicherheit ist, und überblickst du dein Gehöft, so wirst du nichts vermissen und wirst es erleben, daß deine Nachkommenschaft zahlreich ist und dein Nachwuchs gleich dem Gras der Flur. In vollreifem Alter wirst du in die Gruft eingehen, wie der Garbenhaufen eingebracht wird zur rechten Zeit. Siehe, dies ist es, was wir erforscht haben, so ist es: vernimm es und beherzige es zu deinem Heil!« 2. Hiobs Antwort (erste Gegenrede)a) Hiob entschuldigt die Bitterkeit der von ihm ausgestoßenen Klage mit der furchtbaren Schwere seines LeidensDa antwortete Hiob folgendermaßen: »Ach, würde doch mein Unmut genau gewogen und legte man mein Unglück zugleich auf die Waage! Denn dann würde es schwerer erfunden werden als der Sand am Meere; darum ist meine Rede irre gegangen. Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir, deren brennendes Gift mein Geist in sich einsaugt: Gottes Schrecknisse stellen sich in Schlachtordnung gegen mich auf. Schreit etwa ein Wildesel auf grasiger Weide? Oder brüllt ein Rind bei seinem Futterkorn? Genießt man fade Speisen ohne Salz? Oder ist Wohlgeschmack im Schleim des Eidotters? Meine Seele sträubt sich dagegen, solche Sachen anzurühren, und ihnen gleicht die Ekelhaftigkeit meiner Speise.« b) Hiob wünscht durch schnellen Tod von seinen Leiden und seiner gänzlichen Hilflosigkeit erlöst zu werden»O daß doch meine Bitte erfüllt würde und Gott mir meine Hoffnung gewährte! Gefiele es doch Gott, mich zu zermalmen! Streckte er doch seine Hand aus und schnitte meinen Lebensfaden ab! So würde doch das noch ein Trost für mich sein – ja aufhüpfen wollte ich trotz des schonungslosen Schmerzes –, daß ich die Gebote des Heiligen nie verleugnet habe. Wie groß ist denn meine Kraft noch, daß ich ausharren könnte? Und welcher Ausgang wartet meiner, daß ich mich noch gedulden sollte? Ist meine Kraft etwa hart wie die Kraft der Steine oder mein Leib aus Erz gegossen? Ach, bin ich nicht ganz und gar hilflos? Und ist mir nicht alles entrissen, worauf ich mich stützen könnte?« c) Hiobs Klage über die ihm durch die Freunde bereitete Beschimpfung und Enttäuschung»Dem Verzweifelnden gebührt Liebe von seinem Nächsten, selbst wenn er die Furcht vor dem Allmächtigen preisgibt. Meine Freunde aber haben sich treulos bewiesen wie ein Wildbach, wie die Rinnsale von Wildbächen, die (in der Regenzeit) überströmen, die trübe vom Eiswasser dahinfließen, wenn der (geschmolzene) Schnee sich in ihnen birgt; doch zur Zeit, wo die Sonnenglut sie trifft, versiegen sie: wenn es heiß wird, sind sie spurlos verschwunden. Da schlängeln sich die Pfade ihres Laufes, verdunsten in die leere Luft und verlieren sich. Die Handelszüge von Thema schauen nach ihnen aus, die Wanderzüge der Sabäer setzen ihre Hoffnung auf sie, werden jedoch in ihrem Vertrauen betrogen: sie kommen hin und sehen sich getäuscht. So seid auch ihr jetzt ein Nichts für mich geworden: ihr seht das Schreckliche und seid fassungslos! Habe ich etwa gebeten: ›Gebt mir etwas und macht mir ein Geschenk von eurem Vermögen; rettet mich aus der Hand meines Bedrängers und kauft mich los aus der Gewalt unbarmherziger Gläubiger‹?« d) Hiob verlangt, nur bei bestimmter Angabe boshafter Verschuldung als Sünder bezeichnet zu werden»Belehrt mich, so will ich schweigen, und macht mir klar, worin ich mich verfehlt habe! Wie eindringlich sind Worte der Wahrheit! Aber was beweist der Tadel, den ihr aussprecht? Beabsichtigt ihr, Worte von mir richtigzustellen? Für den Wind sind ja doch die Worte eines Verzweifelnden! Sogar über ein Waisenkind würdet ihr das Los werfen und euren eigenen Freund verschachern! Nun aber – versteht euch doch dazu, mich anzublicken: ich werde euch doch wahrlich nicht ins Angesicht belügen! O kehrt euch her zu mir: tut mir nicht unrecht! Nein, kehrt euch her zu mir; noch steht das Recht in dieser Sache auf meiner Seite! Entsteht denn durch meine Zunge Unrecht? Oder fehlt mir das Vermögen, Unglücksschläge zu unterscheiden?« e) Hiob beklagt die Mühsal und Kürze des Menschenlebens überhaupt und seine eigene verzweiflungsvolle Lage im besonderen»Hat der Mensch nicht harten Kriegsdienst auf Erden zu leisten, und gleichen seine Lebenstage nicht den Tagen eines Tagelöhners? Gleich einem Sklaven, der nach Schatten lechzt, und wie ein Tagelöhner, der auf seinen Lohn harrt, so habe auch ich Monate des Elends als Erbteil zugewiesen erhalten, und qualvolle Nächte sind mir zugeteilt worden. Sobald ich mich niedergelegt habe, denke ich: ›Wann werde ich wieder aufstehen?‹ Dann dehnt sich die Nacht endlos aus, und ich werde des Hin- und Herwerfens (über)satt bis zum Morgengrauen. Mein Leib hat sich mit Gewürm und erdiger Kruste umkleidet; meine Haut ist zusammengeschrumpft, um eiternd wieder aufzubrechen. Meine Tage fliegen schneller dahin als ein Weberschiffchen und entschwinden hoffnungslos. Bedenke, daß mein Leben nur ein Hauch ist! Mein Auge wird das Glück nie wieder zu sehen bekommen! Das Auge dessen, der mich jetzt noch erblickt, wird mich bald nicht mehr schauen: suchen deine Augen nach mir, so bin ich nicht mehr da. Wie eine Wolke sich auflöst und zergeht, so kommt auch, wer ins Totenreich hinabgefahren ist, nicht wieder herauf: nie kehrt er wieder in sein Haus zurück, und seine Wohnstätte weiß nichts mehr von ihm!« f) Hiob erklärt seine Klage für berechtigt und Gottes Verhalten gegen ihn, der dem Tode nahe sei, für erbarmungslos; seine Bitte an Gott um Schonung»So will nun auch ich meinem Munde nicht wehren, will in der Angst meines Herzens reden, in der Verzweiflung meiner Seele klagen. Bin ich etwa ein Meer oder ein Seeungeheuer, daß du eine Wache gegen mich aufstellst? Wenn ich denke: ›Trösten wird mich mein Lager, mein Bett wird mir meinen Jammer tragen helfen‹, so ängstigst du mich durch Träume und schreckst mich durch Nachtgesichte auf, so daß ich lieber erwürgt sein möchte, lieber den Tod sähe als dies mein Gerippe.A.L.: als meine Schmerzen. Nun habe ich’s satt, ich mag nicht ewig so leben: laß ab von mir, denn nur noch ein Hauch sind meine Tage. Was ist der Mensch, daß du ihn so groß achtest und überhaupt dein Augenmerk auf ihn richtest? Daß du alle Morgen nach ihm ausschaust und ihn alle Augenblicke prüfst? Wann wirst du endlich deine Blicke von mir wegwenden und mir Ruhe gönnen, während ich nur meinen Speichel verschlucke? Habe ich gesündigt: was habe ich dir damit geschadet, du Menschenbeobachter? Warum hast du mich zur Zielscheibe deiner Angriffe hingestellt, so daß ich mir selbst zur Last bin? Und warum vergibst du mir meine Sünde nicht und schenkst meiner Schuld nicht Verzeihung? Denn jetzt werde ich mich in den Staub legen, und suchst du dann nach mir, so bin ich nicht mehr da.« 3. Erste Rede Bildadsa) Scharfe Hervorhebung der Gerechtigkeit Gottes, die sich an Hiobs Kindern als Strafgericht erwiesen habe und sich an Hiob als Güte erweisen werde, wenn er Gott ernstlich sucheDa nahm Bildad von Suah das Wort und sagte: »Wie lange noch willst du solche Reden führen, und wie lange noch sollen die Worte deines Mundes als Sturmwind daherfahren? Beugt Gott etwa das Recht, oder verdreht der Allmächtige die Gerechtigkeit? Nur wenn deine Kinder gegen ihn gesündigt hatten, hat er sie die Folge ihrer Übertretung tragen lassen. Wenn du aber Gott ernstlich suchst und zum Allmächtigen flehst, wenn du dabei unsträflich und rechtschaffen bist: ja, dann wird er zu deinem Heil erwachen und deine Wohnung als eine Stätte der Gerechtigkeit wiederherstellen. Da wird dann dein vormaliger Glücksstand klein erscheinen gegenüber der Größe deiner nachmaligen Lage.« b) Die Erfahrung und die Überlieferung der Väter bezeugen den sicheren Untergang der Gottlosen»Denn befrage nur das frühere Geschlecht und achte auf das, was ihre Väter erforscht haben! Denn wir sind nur von gestern her und wissen nichts, weil unsere Tage nur ein Schatten auf Erden sind; sie aber werden dich sicherlich belehren, werden dir’s sagen und aus der Tiefe ihrer Einsicht die Worte hervorgehen lassen: ›Schießt Schilfrohr auf, wo kein Sumpf ist? Wächst Riedgras ohne Wasser auf? Noch steht es in frischem Triebe, ist noch nicht reif zum Schnitt, da verdorrt es schon vor allem andern Gras. So ergeht es auch allen, die Gott vergessen, und so wird die Hoffnung des Ruchlosen zunichte; denn seine Zuversicht setzt er auf Sommerfäden, und das, worauf er vertraut, ist ein Spinngewebe. Er lehnt sich an sein Haus, doch es hält nicht stand; er klammert sich fest daran, doch es bleibt nicht stehen. Er strotzt von Saft auch in der Sonnenglut, und seine Schößlinge breiten sich über seinen Garten aus; (sogar) um Steingeröll schlingen sich seine Wurzeln, und in Steingemäuer bohren sie sich hinein; wenn aber er ihn von seiner Stätte wegreißt, so verleugnet diese ihn: Ich habe dich nie gesehen! Siehe, das ist die Freude, die er von seinem Lebenswege hat, und aus dem Boden sprossen wieder andere auf.‹« c) Tröstlicher Ausblick: Hiob wird, wenn er sich vom gottlosen Wesen abwendet, von Gott wieder gesegnet werden»Nein, Gott verwirft den Frommen nicht und reicht keinem Frevler die Hand. Während er dir den Mund wieder mit Lachen füllen wird und deine Lippen mit lautem Jubel, werden deine Widersacher mit Schande bedeckt dastehen, und das Zelt der Frevler wird verschwunden sein.« 4. Hiobs Antwort (zweite Gegenrede)a) Ja, Gott hat immer recht, weil ihm, dem Allmächtigen, niemand standhalten kannDarauf antwortete Hiob folgendermaßen: »Gewiß, ich weiß, daß es sich so verhält, und wie könnte ein Mensch Gott gegenüber recht behalten? Wenn es ihn gelüstete, sich mit Gott in einen Rechtsstreit einzulassen, so könnte er ihm auf tausend Fragen keine einzige Antwort geben. Ist einer auch reich an Klugheit und stark an Kraft: wer hat ihm (Gott) je getrotzt und ist heil davongekommen? Er ist es ja, der Berge versetzt, ohne daß sie es merken, der sie in seinem Zorn umkehrt; er macht die Erde aufbeben von ihrer Stätte, daß ihre Säulen ins Wanken geraten; er gebietet der Sonne, so geht sie nicht auf, und legt die Sterne unter Siegel;Sinn: Gott versiegelt den Sternen gleichsam das Tor, so daß ihnen der Ausgang unmöglich ist. er spannt das Himmelszelt aus, er allein, und schreitet hoch auf den Meereswogen einher; er hat das Bärengestirn und den Orion geschaffen, das Siebengestirn und die Kammern des Südens; er vollführt große Dinge, daß sie nicht zu erforschen sind, und Wunderwerke, daß man sie nicht zählen kann. Siehe, er geht an mir vorüber, doch ich sehe ihn nicht; er schwebt dahin, doch ich nehme ihn nicht wahr. Wenn er hinwegrafft – wer will’s ihm wehren? Wer darf zu ihm sagen: ›Was machst du da?‹« b) Hiob würde, selbst wenn er im Recht wäre, bei einem Rechtsstreit mit Gott als schuldig dastehen»Gott läßt von seinem Zorn nicht ab – unter ihn haben sich sogar die Helfer RahabsRahab war ein sagenhaftes Ungeheuer (Meerungetüm), das in der Urzeit von Gott, gegen den es sich aufgelehnt hatte, überwältigt wurde (vgl. 26,13; Jes 30,7; Ps 89,11). beugen müssen –, geschweige denn, daß ich ihm Rede stehen könnte und ihm gegenüber die rechten Worte zu wählen wüßte. Wenn ich auch im Recht wäre, könnte ich ihm doch nicht antworten, sondern müßte ihn als meinen Richter noch anflehen! Selbst wenn ich ihn vor Gericht zöge und er mir Rede stünde, würde ich doch nicht glauben, daß er meinen Aussagen Gehör schenkte; nein, er würde im Sturmesbrausen mich zermalmen und meine Wunden ohne Ursache zahlreich machen; er würde mich nicht zu Atem kommen lassen, sondern mich mit bitteren Leiden sättigen. Kommt es auf die Kraft des Starken an, so würde er sagen: ›Hier bin ich!‹, und handelt es sich um ein Rechtsverfahren: ›Wer will mich vorladen?‹ Wäre ich auch im Recht, so müßte doch mein eigener Mund mich verdammen, und wäre ich schuldlos, so würde er mich doch als schuldig erscheinen lassen.« c) Um das qualvolle Leben mit dem Tode zu vertauschen, spricht Hiob bewußt die Lästerung aus, Gott verfahre willkürlich gegen Fromme wie gegen Sünder»Schuldlos bin ich! Mir liegt nichts an meinem Leben; ich achte mein Dasein für nichts! Es kommt auf eins heraus, darum spreche ich es frei aus: Den Unschuldigen vernichtet er wie den Bösewicht. Wenn die Geißel (schwerer Volksplagen) jähen Tod bringt, so lacht er über die Verzweiflung der Unschuldigen. Ist ein Land in die Hand eines Frevlers gegeben, so verhüllt er die Augen seiner Richter; wenn er es nicht tut – wer denn sonst? Und meine Tage eilen schneller dahin als ein Läufer, sind entschwunden, ohne das Glück gesehen zu haben; sie sind dahingeschossen wie Rohrkähne, wie ein Adler, der auf seine Beute stößt. Wenn ich mir vornehme: ›Ich will meinen Jammer vergessen, will mein finsteres Aussehen abtun und heiter blicken!‹, so faßt mich doch immer wieder ein Schauder vor allen meinen Schmerzen; ich weiß ja, daß du (o Gott) mich nicht für schuldlos erklären wirst.« d) Gott will nun einmal Hiobs Recht nicht gelten lassen, sonst würde Hiob ihm gern Rede stehen»Ich muß nun einmal als schuldig gelten: wozu soll ich mich da noch vergebens mühen? Wenn ich mich auch mit Schnee wüsche und meine Hände mit Lauge reinigte, so würdest du mich doch in die schlammgefüllte Grube eintauchen, so daß meine eigenen Kleider sich vor mir ekelten. Denn Gott ist nicht ein Mann wie ich, daß ich ihm Rede stünde, daß wir zusammen vor Gericht treten könnten; es gibt zwischen uns keinen Schiedsmann, der seine Hand auf uns beide legen könnte. Er nehme seine Rute von mir weg und lasse seinen Schrecken mich nicht mehr ängstigen: so will ich reden, ohne mich vor ihm zu fürchten; denn nicht also bin ich’s mir bewußt (daß ich ihn fürchten müßte).« e) Wie kann nur Gott bei seiner Allwissenheit und Vollkommenheit ein Verfolger Hiobs sein?»Mir ekelt vor meinem Leben: so will ich denn meiner Klage über ihn freien Lauf lassen, will reden in der Verzweiflung meiner Seele! Ich will zu Gott sagen: ›Behandle mich nicht als einen Frevler! Laß mich wissen, warum du gegen mich im Streite liegst! Ist es wohlgetan von dir,A.Ü.: Bringt es dir Gewinn. daß du gewaltsam verfährst, daß du das Gebilde deiner Hände verwirfst, während du zu den Anschlägen der Frevler dein Licht leuchten läßt? Sind deine Augen von Fleisch, oder siehst du die Dinge so an, wie Menschen sie sehen? Gleichen deine Tage denen eines Sterblichen, oder sind deine Jahre wie die Lebenstage eines Mannes, daß du nach einer Verschuldung bei mir suchst und nach einer Missetat bei mir forschest, obgleich du weißt, daß es für mich keine Rettung gibt,A.L.: daß ich kein Frevler bin. und daß niemand da ist, der mich aus deiner Hand erretten kann?« f) Gott hat Hiob zwar kunstvoll bereitet und ihm früher Liebe und Güte erwiesen, aber er hat es doch von Anfang an feindlich mit ihm gemeint»Deine Hände haben mich kunstvoll gebildet und sorgsam gestaltet, danach aber hast du dich dazu gewandt, mich zu vernichten. Denke doch daran, daß du mich wie Ton geformt hast; und nun willst du mich wieder zu Staub machen? Hast du mich nicht einstmals wie Milch hingegossen und wie Molken mich gerinnen lassen? Mit Haut und Fleisch hast du mich umkleidet und mit Knochen und Sehnen mich durchflochten; Leben und Huld hast du mir gewährt, und deine Obhut hat meinen Odem bewahrt. Doch du hast dabei im geheimen den Gedanken gehegt – ich weiß, daß dies bei dir fest beschlossen gewesen ist –: Sobald ich sündigte, wolltest du es mir gedenken und mich von meiner Verfehlung nicht freisprechen. Würde ich mich verschulden, dann wehe mir! Aber auch wenn ich schuldlos bliebe, sollte ich doch mein Haupt nicht erheben, sondern mit Schande gesättigt und mit Elend vollauf getränkt werden; würde mein Haupt sich aber emporrichten: wie ein Löwe wolltest du mich jagen und immer wieder deine Wundermacht an mir erweisen; wolltest immer neue Zeugen gegen mich auftreten lassen und deinen Zorn gegen mich noch steigern, ein immer neues Heer von Leiden gegen mich aufbieten.« g) Möchte Gott ihn doch nie ins Leben gerufen haben oder ihm jetzt vor dem Tode ein wenig Ruhe schenken!»Aber warum hast du mich aus dem Mutterschoß hervorgehen lassen? Ich hätte verscheiden sollen, noch ehe ein Auge mich sah, hätte werden sollen, als wäre ich nie gewesen, vom Mutterschoß weg sogleich zum Grabe getragen! Sind nicht meine Lebenstage nur noch wenige? So höre doch auf und laß ab von mir, damit ich noch ein wenig heiter blicken kann, bevor ich, ohne zurückzukehren, dahinfahre in das Land der Finsternis und des Todesschattens, in das Land, das düster ist wie tiefe Nacht, in das Land des Todesschattens und des Wustes, wo das Aufleuchten (des Tages) so hell ist wie Finsternis.« 5. Erste Rede Zopharsa) Hiobs Gerede verlangt Zurückweisung; Gott hat mit seinem Scharfblick Hiobs Schuld klar durchschaut und ihn noch mit Nachsicht bestraftDa nahm Zophar von Naama das Wort und sagte: »Soll (dieser) Wortschwall ohne Antwort bleiben und dieser Zungenheld recht behalten? Dein Gerede sollte Männer zum Schweigen bringen, und du solltest höhnen dürfen, ohne von jemand widerlegt zu werden?!« Du hast ja doch behauptet: ›Meine Darlegung ist richtig‹, und: ›Ich stehe unsträflich in deinen Augen da!‹ Ach, möchte Gott doch reden und seine Lippen gegen dich auftun und dir die verborgenen Tiefen der Weisheit offenbaren, daß sie allseitig an wahrem Wissen sind! Dann würdest du erkennen, daß Gott dir einen Teil deiner Sündenschuld noch zugute hält. Kannst du den Urgrund der Gottheit erreichen oder bis zur Vollkommenheit des Allmächtigen vordringen? Himmelhoch ist sie – was kannst du denn erreichen? Tiefer als das Totenreich ist sie – wie weit reicht denn dein Wissen? Länger als die Erde ist ihr Maß und breiter als das Meer. Wenn er daherfährt und in Verhaft nimmt und zur Gerichtsverhandlung ruft – wer will ihm da wehren? Denn er kennt die nichtswürdigen Leute und nimmt das Unrecht wahr, ohne besonderer Aufmerksamkeit zu bedürfen.« b) Hiob muß seine Verblendung ablegen; durch ernstliche Buße kann er noch das Heil erlangen, während der Frevler verloren ist»Da muß selbst ein Hohlkopf zu Verstand kommen und ein Wildeselfüllen zum Menschen umgeboren werden. Wenn du nun dein Herz in die rechte Verfassung setzen und deine Hände zu ihm ausbreiten wolltest – klebt eine Schuld an deiner Hand, so entferne sie und laß in deinen Zelten kein Unrecht wohnen! –: ja, dann könntest du dein Angesicht vorwurfsfrei erheben und würdest wie aus Erz gegossen dastehen, frei von aller Furcht; ja, dann würdest du dein Leiden vergessen, würdest daran zurückdenken wie an Wasser, das sich verlaufen hat. Heller als der Mittag würde das Leben dir aufgehen; mag auch einmal Dunkel dich umgeben, wie lichter Morgen würde es werden. Du würdest dich dessen getrösten, daß noch Hoffnung vorhanden sei, und wenn du Umschau hieltest, getrost dich zum Schlafen niederlegen; du würdest dich lagern, ohne von jemand aufgeschreckt zu werden, und viele würden sich um deine Gunst bemühen. Dagegen die Augen der Frevler erlöschen: für sie ist jede Möglichkeit zum Entfliehen verloren, und ihre (einzige) Hoffnung ist – die Seele auszuhauchen!« 6. Hiobs Antwort (dritte Gegenrede)a) Hiobs Klage über die eingebildete Weisheit und die unbarmherzige Lieblosigkeit der FreundeDa antwortete Hiob folgendermaßen: »Wahrhaftig, ihr seid das Volk, und mit euch wird die Weisheit aussterben! Ich besitze auch Verstand ebensogut wie ihr: ich stehe hinter euch nicht zurück; wem sollten auch derartige Dinge unbekannt sein? Dem eigenen Freunde muß ich zum Spott dienen, ich, der ich vordem Gott angerufen und auch Erhörung gefunden habe! Zum Spott muß der Gerechte, der Fromme dienen! Dem Unglück gebührt Verachtung nach der Ansicht des sich sicher Fühlenden: ein Stoß noch denen, deren Fuß bereits wankt! In Ruhe liegen die Zelte von Gewalttätigen da, und in Sicherheit leben die, welche Gott Trotz bieten, ein jeder, der seinen Gott in seiner Faust führt.«d.h. der das Faustrecht zu seinem Gott macht. b) Gottes Allmacht und Weisheit wird von allen seinen Geschöpfen bezeugt; ihre Erkenntnis ist kein Vorrecht der Greise»Aber frage doch das Vieh, das wird dich’s lehren, und die Vögel des Himmels, die werden dir’s kundtun; oder betrachte (den Wurm auf der) Erde, er wird dich’s lehren, und die Fische des Meeres werden dir’s bezeugen: wer von diesen allen wüßte nicht, daß die Hand des HERRN diese Welt geschaffen hat, er, in dessen Hand die Seele aller lebenden Geschöpfe liegt und der Odem eines jeden Menschenwesens? Soll nicht das Ohr die Worte prüfen, gleichwie der Gaumen sich die Speisen kostend auswählt? ›Bei den Greisen soll die Weisheit wohnen, und langes Leben Einsicht verleihen?‹ Nein, bei ihm wohnt Weisheit und Stärke, sein ist der Rat und die Einsicht!« c) Dem Menschen stellt sich Gottes Verhalten als sinnloses, furchtbares und willkürliches Walten seiner Allmacht dar»Siehe, wenn er niederreißt, so wird nicht wieder aufgebaut; wen er einkerkert, dem wird nicht wieder aufgetan. Siehe, wenn er die Wasser hemmt, so versiegen sie, und wenn er sie entfesselt, so wühlen sie die Erde um. Bei ihm ist Kraft und vollkommenes Wissen: ihm fällt der Irrende wie der Irreführende in die Hände. Er läßt Ratsherren als Barfüßige hinwegziehen und erweist Richter als Toren; die Zwingherrschaft von Königen löst er auf und schlingt ihnen einen Strick um die eigenen Hüften; Priester führt er als Barfüßige hinweg und bringt die im Amt Ergrauten zu Fall; erprobten Wortführern entzieht er die Rede und benimmt den Greisen das gesunde Urteil; über Edle gießt er Schande aus und löst den Schwertgurt von Gewalthabern; Tiefverborgenes enthüllt er aus dem Dunkel heraus und zieht finstere Nacht ans Licht hervor; er läßt Völker groß aufwachsen und vernichtet sie wieder; er breitet Völker weit aus und läßt sie dann verschleppen; er raubt den Volkshäuptern des Landes den Verstand und läßt sie umherirren in pfadloser Einöde, daß sie in lichtloser Finsternis tappen, und er läßt sie umherirren wie Trunkene.« d) Hiob stellt sein Wissen dem der Freunde gleich und beruft sich auf das Wissen Gottes, der in den Freunden nur strafwürdige Lügenanwälte seiner Gerechtigkeit erblicken könne»Seht, dies alles hat mein Auge gesehen, hat mein Ohr gehört und es sich gemerkt. Soviel ihr wißt, weiß ich auch: ich stehe hinter euch nicht zurück. Doch ich will zum Allmächtigen reden und trage Verlangen, mich mit Gott auseinanderzusetzen. Ihr dagegen seid nur Lügenschmiede, Pfuscherärzte allesamt. O wolltet ihr doch ganz stille schweigen: das würde euch als Weisheit angerechnet werden. Hört doch meine Rechtfertigung an und achtet auf die Entgegnungen meiner Lippen! Wollt ihr Gott zur Ehre Lügen reden und ihm zuliebe Trug vorbringen? Wollt ihr Parteilichkeit zu seinen Gunsten üben oder Gottes Sachwalter spielen? Würde es gut für euch ablaufen, wenn er euch ins Verhör nimmt, oder könnt ihr ihn narren, wie man Menschen narrt? Mit aller Strenge wird er euch strafen, wenn ihr im geheimen Partei (für ihn) ergreift. Wird nicht sein bloßes Sich-Erheben euch fassungslos machen und Schrecken vor ihm euch befallen? Eure Denksprüche sind Sprüche so lose wie Asche, eure Schanzen erweisen sich als Schanzen von Lehm!« e) Hiob fordert Gott zum Rechtsstreit herausa) Hiob tritt in diesen Rechtsstreit zuversichtlich ein, vorausgesetzt daß Gott ihm die erforderliche Rücksicht durch Fernhalten seines Schreckens gewähren wollte»So schweigt denn vor mir still: ich will reden, es mag über mich hereinfahren, was da will! Warum sollte ich mein Fleisch in meinen Zähnen forttragenwie ein Tier sein Junges vor dem Raubtier. und meine Seele in meine offene Hand legen?Der Sinn der dunklen Stelle muß sein: Warum sollte ich Leib und Leben zu retten suchen, ohne doch wirkliche Rettung zu erlangen? Er wird mich ja doch töten, ich habe auf nichts mehr zu hoffen; nur meinen bisherigen Wandel will ich offen vor ihm darlegen. Schon das muß mir zugute kommen, denn kein Heuchler darf ihm vor die Augen treten. So hört denn meine Rede aufmerksam an und laßt meine Darlegung in euer Ohr dringen! Seht doch: ich bin zum Rechtsstreit gerüstet!A.Ü.: ich habe die Gerichtsverhandlung eingeleitet. Ich weiß, daß ich, ja ich, recht behalten werde. Wer ist es, der mit mir rechten dürfte? Denn in diesem Fall wollte ich lieber verstummen und den Tod erleiden! Nur zweierlei tu mir dabei nicht an (o Gott), dann will ich mich vor deinem Angesicht nicht verbergen: ziehe deine Hand von mir zurück und laß deine schreckliche Erscheinung mich nicht ängstigen! Dann rufe mich, so will ich mich verantworten; oder ich will reden, und du entgegne mir!« b) In der Hoffnung darauf legt er Gott schon jetzt die Frage nach seiner Schuld vor»Wie viele Übertretungen und Missetaten habe ich (begangen)? Meine Übertretung und meine Sünde laß mich wissen! Warum verbirgst du dein Angesicht vor mir und siehst in mir deinen Feind? Willst du ein verwehtes Blatt noch aufschrecken und einem dürren Strohhalm noch nachjagen, daß du mir so bittere Arzneien verschreibst und mich sogar die Verfehlungen meiner Jugend büßen läßt? Daß du meine Füße in den Block legst und alle meine Pfade überwachst, meinen Füßen jede freie Bewegung entziehst, mir, einem Manne, der wie ein vom Wurm zerfressenes Gerät zerfällt, wie ein Kleid, das die Motten zernagt haben?« c) Das menschliche Leben ist kurz und dabei voller Mühsal; warum läßt Gott es nicht in Ruhe verlaufen?»Der Mensch, vom Weibe geboren, ist arm an Lebenszeit, aber überreich an Unruhe: wie eine Blume sprießt er auf und verwelkt, er flieht wie ein Schatten dahin und hat keinen Bestand. Dennoch hältst du über einem solchen (Wesen) deine Augen offen und ziehst ihn vor deinen Richterstuhl! Wie könnte wohl ein Reiner von Unreinen herkommen? nein, nicht ein einziger. Wenn denn seine Tage genau bemessen sind, wenn die Zahl seiner Monde bei dir feststeht und du ihm eine Grenze gesetzt hast, die er nicht überschreiten darf, so wende doch deine Blicke von ihm weg, damit er Ruhe habe, bis er wie ein Tagelöhner mit Befriedigung auf seinen Tagd.h. den zurückgelegten Tag. hinblicken kann!« d) Für den Menschen gibt es nach dem Tode keine Hoffnung, keine Zukunft mehr»Denn für einen Baum bleibt eine Hoffnung bestehen: wird er abgehauen, so schlägt er von neuem aus, und seine Schößlinge hören nicht auf. Wenn auch seine Wurzel in der Erde altert und sein Stumpf im Boden abstirbt, so treibt er doch vom Duft des Wassers neue Sprossen und bringt Zweige hervor wie ein junges Reis. Wenn aber ein Mann stirbt, so liegt er hingestreckt da, und wenn ein Mensch verscheidet, wo ist er dann? Wie das Wasser aus einem Teich verdunstet und ein Strom versiegt und austrocknet, so legt der Mensch sich nieder und steht nicht wieder auf: bis der Himmel nicht mehr ist, erwachen sie nicht wieder und werden aus ihrem Schlaf nicht aufgerüttelt.« ee) Hiob kann wegen des Zustandes der Verstorbenen im Totenreich keine Hoffnung auf Auferstehung, auf Rechtfertigung und Glück haben, denn mit dem Tode ist alles Erfreuliche zu Ende»O wenn du mich doch im Totenreiche verwahrtest, mich dort verbergen wolltest, bis dein Zorn sich gelegt hätte, mir eine Frist bestimmtest und dann meiner gedächtest! Doch wenn der Mensch gestorben ist – kann er wohl wieder aufleben? Dann wollte ich alle Tage meines Frondienstes harren, bis die Ablösung für mich käme: dann würdest du rufen und ich gäbe dir Antwort; nach dem Werk deiner Hände würdest du Verlangen tragen; ja, dann würdest du meine Schritte sorglich zählen, über einen Fehltritt von mir kein strenger Wächter sein; nein, versiegelt würde meine Übertretung in einem Bündel liegen, und meine Schuld hättest du verklebt. Doch nein – Berge stürzen in sich zusammen, und Felsen werden von ihrer Stelle weggerückt, Steine höhlt das Wasser aus, und seine Güsse schwemmen das Erdreich weg: so machst du auch die Hoffnung des Menschen zunichte. Du überwältigst ihn auf ewig, und er muß davon; sein Antlitz entstellend, läßt du ihn dahinfahren. Gelangen seine Kinder zu Ehren – er weiß nichts davon; und sinken sie in Schande hinab – er achtet nicht auf sie. Nur seines eigenen Leibes Schmerzen fühlt er, und nur um sich selbst empfindet seine Seele Trauer.«A.Ü.: nur um sich selbst härmt sich sein Ich. III. Zweiter Gesprächsgang (Kap. 15-21)1. Zweite Rede des Eliphasa) Eliphas rügt Hiobs Äußerungen als nichtiges, gottloses und dünkelhaftes Gerede gegen GottDa nahm Eliphas von Theman das Wort und sagte: »Wird wohl ein Weiser windiges Wissen als Antwort vortragen und seine Lunge mit (bloßem) Ostwind blähen, um sich mit Reden zu verantworten, die nichts taugen, und mit Worten, durch die er nichts nützt? Dazu vernichtest du die fromme Scheu und tust der Andachtsstille Abbruch, die Gott gebührt; denn dein Schuldbewußtsein macht deinen Mund beredt, und du wählst die Sprache der Verschmitzten. Dein eigener Mund verurteilt dich, nicht ich, und deine eigenen Lippen zeugen gegen dich. Bist du etwa als erster der Menschen geboren und noch vor den Bergen auf die Welt gekommen? Hast du im Rate Gottes als Zuhörer gelauscht und dort die Weisheit an dich gerissen? Was weißt du denn, das wir nicht auch wüßten? was verstehst du, das uns nicht auch bekannt wäre? Auch unter uns sind Ergraute, sind Weißköpfe, reicher noch als dein Vater an Lebenstagen. Sind dir die Tröstungen Gottes minderwertig, und gilt ein Wort der Sanftmut nichts bei dir? Was reißt deine Leidenschaft dich fort, und was rollen deine Augen, daß du gegen Gott deine Wut richtest und (solche) Reden deinem Munde entfahren läßt? Was ist der Mensch, daß er rein sein könnte, und der vom Weibe Geborene, daß er als gerecht dastände? Bedenke doch: selbst seinen heiligen (Engeln) traut er nicht, und nicht einmal der Himmel ist rein in seinen Augen: geschweige denn der Abscheuliche und Entartete, der Mensch, dem Unrechttun wie Wassertrinken ist!« b) Darlegung und Begründung der von den Vätern überlieferten Lehre vom Mißgeschick und Untergang der Frevler»Ich will dich unterweisen: höre mir zu; und was ich gesehen habe, will ich berichten, was die Weisen von ihren Vätern überkommen und ohne Hehl verkündigt haben – ihnen war noch allein das Land übergeben, und noch kein Fremder war unter ihnen umhergezogen –: ›Sein ganzes Leben lang muß der Frevler sich ängstigen, und zwar alle die Jahre hindurch, die dem Gewalttätigen beschieden sind. Schreckensrufe dringen ihm laut ins Ohr; mitten im ruhigen Glück überfällt ihn der Verderber; er hegt keine Zuversicht, aus der Finsternis wieder herauszukommen, und ist (in seiner Angst) für das Schwert ausersehen. Er irrt nach Brot umher – wo findet er’s? Er weiß, daß durch ihn der Tag des Verderbens festgesetzt ist. Angst und Bangigkeit schrecken ihn: sie überwältigen ihn wie ein König, der zum Sturm gerüstet ist. Weil er seine Hand gegen Gott erhoben und dem Allmächtigen Trotz geboten hat – er stürmte gegen ihn an mit emporgerecktem Halse, mit den dichten Buckeln seiner Schilde – weil er sein Gesicht von Fett hatte strotzen lassen und Schmer an seinen Lenden angesetzt und sich in gebannten Städten angesiedelt hatte, in Häusern, die unbewohnt bleiben sollten, die zu Trümmerhaufen bestimmt waren: so bringt er’s nicht zu Reichtum, und sein Wohlstand hat keinen Bestand, und seine Sichel neigt sich nicht zur Erde. Er kommt nicht aus der Finsternis heraus; seine Schößlinge versengt die Gluthitze, und er selbst vergeht durch den Zornhauch des Mundes Gottes. Er verlasse sich nicht auf Trug: er täuscht sich nur; denn Trug wird auch das sein, was er durch seinen eigenen (Trug) erzielt: ehe noch seine Zeit da ist, erfüllt sich sein Geschick, während sein Wipfel noch nicht gegrünt hat. Wie der Weinstock stößt er seine Beeren unreif ab und läßt wie der Ölbaum seine Blüten abfallen. Denn die Rotte des Frevlers bleibt ohne Frucht, und Feuer verzehrt die Zelte der Bestechung. Mit Unheil gehen sie schwanger und gebären Frevel, und ihr Inneres bringt nur Selbsttäuschung zutage.‹« 2. Hiobs Antwort (vierte Gegenrede)a) Hiob weist die Tröstungen der Freunde als windige Reden und als Hohn zurückDarauf antwortete Hiob folgendermaßen: »Dergleichen habe ich nun schon vieles gehört: leidige Tröster seid ihr allesamt! Haben die windigen Reden nun ein Ende? Oder was drängt dich dazu, mir noch weiter zu erwidern? Auch ich könnte reden wie ihr – o wärt ihr nur an meiner Stelle! –, ich würde (aber) freundliche Worte gegen euch aufbringen und beifällig mit dem Kopfe euch zunicken; ich wollte euch mit meinem Munde Mut zusprechen, und das Beileid meiner Lippen sollte euch Trost bringen!« b) Gott selbst stempelt Hiob durch sein Leiden offenbar zum Sünder, obgleich er ihn schuldlos weiß, und gibt ihn erbarmungslos den Angriffen der Freunde und der Verkennung der Menschen preis»Wenn ich rede, wird mein Schmerz nicht gelindert, und wenn ich’s unterlasse – um was werde ich erleichtert? Doch nunmehr hat er meine Kraft erschöpft! Verwüstet hast du meinen ganzen Hausstand und hast mich gepackt; das muß als Zeugnis gegen mich gelten, und mein Siechtum tritt gegen mich auf, klagt mich ins Angesicht an. Sein Zorn hat mich zerfleischt und befeindet; er hat mit den Zähnen gegen mich geknirscht; als mein Gegner wirft er mir durchbohrende Blicke zu. Ihr Maul haben sie gegen mich aufgerissen, unter Schmähung mir Faustschläge ins Gesicht versetzt; zusammen hat man sich vollzählig gegen mich aufgestellt. Gott hat mich Bösewichten preisgegeben und mich in die Hände von Frevlern fallen lassen. In Frieden lebte ich, da schreckte er mich auf, faßte mich beim Genick und schmetterte mich nieder und ließ mich nur wieder aufstehen, damit ich ihm als Zielscheibe diente: seine Pfeile umschwirren mich, er durchbohrt mir die Nieren erbarmungslos, läßt mein Herzblut zur Erde fließen. Er schlägt mir Wunde auf Wunde, stürmt gegen mich an wie ein wilder Krieger. Das Trauergewand habe ich mir um den krustigen Leib geheftet und mein Horn tief in den Staub hineingebohrt. Mein Gesicht ist vom Weinen hochgerötet, und auf meinen Augenlidern lagert Todesschatten, obwohl keine Schuld an meinen Händen klebt und mein Gebet aufrichtig ist.« c) Dennoch bleibt Gott Hiobs Zeuge und Bürge für seine Unschuld und wird, wenn auch erst nach Hiobs Tode, für ihn eintreten»O Erde, decke mein Blut nicht zu, und mein Wehgeschrei finde keine Ruhestatt! Schon jetzt – wisset es wohl! – ist ein Zeuge für mich im Himmel vorhanden und mein Bürge in der Höhe. Meine Freunde verhöhnen mich – zu Gott blickt mein Auge tränenvoll empor, daß er dem Manne Recht schaffe Gott gegenüber und zwischen dem Menschen und seinem Freunde entscheide. Denn nur noch wenige Jahre werden kommen, dann werde ich den Pfad wandeln, auf dem es keine Rückkehr für mich gibt. Meine Lebenskraft ist gebrochen, meine Tage sind erloschen; nur die Gräberstätte wartet meiner noch!« d) Hiob legt die Gründe dar, die Gott gegenüber der Torheit und Gefühllosigkeit der Freunde und mit Rücksicht auf die Teilnahme der Frommen zum Eintreten für ihn veranlassen müssen»Wahrlich, der Spott treibt sein Spiel mit mir, und mein Auge muß auf ihren Beleidigungen weilen! O setze doch das Pfand ein, verbürge dich doch für mich bei dir selbst! Wer sollte sonst als Bürge mir den Handschlag leisten? Denn ihr Herz hast du der Einsicht verschlossen; darum kannst du sie auch nicht obsiegen lassen. Wenn jemand seine Freunde verrät, um etwas von ihrem Besitz an sich zu bringen, so werden die Augen seiner Kinder dafür verschmachten. Und mich hat er für alle Welt zum Gespött gemacht, und ich muß mir ins Angesicht speien lassen; da ist mein Auge vor Gram erloschen, und alle meine Glieder sind nur noch wie ein Schatten. Darüber entsetzen sich die Rechtschaffenen, und der Unschuldige gerät in Empörung über den Ruchlosen. Doch der Gerechte soll an seinem Wege festhalten, und wer reine Hände hat, soll an Kraft noch zunehmen.« e) Hiob weist die Bekehrungs- und Trostreden der Freunde als töricht zurück, da er mit dem Leben abgeschlossen habe»Ihr alle aber, kommt immerhin aufs neue heran: ich werde doch keinen Weisen unter euch finden. Meine Tage sind abgelaufen, meine Pläne vereitelt, die Bestrebungen meines Herzens! Die Nacht wollen sie zum Tage machen: das Licht soll mir näher sein als die Finsternis! Wenn ich schon das Totenreich als meine Behausung erwarte, in der Finsternis mir mein Lager schon ausgebreitet habe, wenn ich dem Grabe bereits zugerufen habe: ›Mein Vater bist du!‹ und dem Gewürm: ›Meine Mutter und meine Schwester!‹ – wo ist da noch eine Hoffnung für mich? Ja, eine Hoffnung für mich – wer mag sie erschauen? Zu den Riegeln des Totenreichs fährt sie (die Hoffnung) hinab, wenn zugleich (für den Leib) im Staube Ruhe sein wird.« /CAPTION 3. Zweite Rede Bildadsa) Äußerung des Unwillens über Hiobs anmaßende und selbstgerechte RedenDa nahm Bildad von Suah das Wort und sagte: »Wie lange wollt ihr noch Jagd auf (bloße) Worte machen? Nehmt Verstand an: dann wollen wir reden! Warum werden wir den vernunftlosen Tieren gleichgeachtet, von euch als vernagelt angesehen? Du, der in seinem Zorn sich selbst zerfleischt – soll um deinetwillen die Erde menschenleer werden und der Fels von seiner Stelle wegrücken?« b) Nochmalige Schilderung des unfehlbaren und schrecklichen Untergangs, den Gott für den Frevler und seine Angehörigen bereithält»Jawohl, das Licht des Frevlers wird erlöschen und die Flamme seines Herdfeuers nicht mehr leuchten; das Licht wird dunkel werden in seinem Zelt, und seine Leuchte erlischt über ihm; seine sonst so rüstigen Schritte werden kurz, und seine eigenen Anschläge bringen ihn zu Fall; denn er wird von seinen eigenen Füßen ins Netz getrieben, und auf Fallgittern wandelt er dahin. Die Schlinge erfaßt seine Ferse, der Fallstrick hält ihn fest; am Boden liegt das Fanggarn für ihn verborgen, und die Falle wartet seiner auf dem Pfade. Ringsum ängstigen ihn Schrecknisse und hetzen ihn auf Schritt und Tritt. Das ihm bestimmte Unheil hungert nach ihm, und das Verderben steht zu seinem Sturz bereit. Es frißt die Glieder seines Leibes, es frißt seine Glieder der erstgeborene Sohn des Todes.Gemeint ist der Aussatz. Herausgerissen wird er aus seinem Zelt, wo er sich sicher fühlte, und es treibt ihn hin zum König der Schrecken.»es«, d.h. das unheilvolle Schicksal (schwerlich der Aussatz); »König der Schrecken«: d.h. der Tod. In seinem Zelt haust eine Bewohnerschaft, die nicht zu ihm gehört; Schwefel wird auf seine Wohnstätte gestreut. Unten verdorren seine Wurzeln, und oben verwelken seine Zweige. Das Andenken an ihn verschwindet von der Erde, und kein Name verbleibt ihm draußen weit und breit; er stößt ihn aus dem Licht in die Finsternis hinaus und verjagt ihn vom Erdenrund. Nicht Sproß noch Schoß bleibt ihm in seinem Volk erhalten, und kein Überlebender findet sich in seinen Wohnsitzen. Ob seinem Gerichtstage schaudern die im Westen Wohnenden, und die Leute im Osten erfaßt Entsetzen. Ja, so ergeht es den Wohnungen des Frevlers und so der Stätte des Gottesverächters!« 4. Hiobs Antwort (fünfte Gegenrede)a) Hiobs Klage über seine Freunde, die ihn ohne Beweis beschimpfen, statt die Schuld auf die grundlose Feindschaft Gottes zu schiebenDa antwortete Hiob folgendermaßen: »Wie lange wollt ihr mein Herz noch betrüben und mich mit Reden martern? Schon zehnmal habt ihr mich geschmäht; ihr schämt euch nicht, mir wehzutun! Und hätte ich mich wirklich verfehlt, so wäre doch meine Verfehlung meine eigene Sache. Wollt ihr wirklich gegen mich großtun, so erbringt mir den Beweis für das mich Beschämende! Erkennt doch, daß Gott mir unrecht getan und mich mit seinem Fangnetz rings umgarnt hat!« b) Hiobs Klage über das schwere, von Gott zu Unrecht ihm zugefügte Leid und über das verächtliche Auftreten der Menschen gegen ihn»Seht: schreie ich über Gewalttat, so finde ich keine Erhörung; rufe ich um Hilfe, so gibt es keinen Rechtsspruch. Den Weg hat er mir vermauert, so daß ich nicht weiterschreiten kann, und über meine Pfade hat er Finsternis ausgebreitet. Meiner Ehre hat er mich entkleidet und die Krone mir vom Haupte weggenommen. Er hat mich niedergerissen um und um, so daß es aus mit mir ist, und hat meine Hoffnung ausgerissen wie einen Baum. Er hat seinen Zorn gegen mich lodern lassen und mich seinen Feinden gleichgeachtet. Allzumal sind seine Kriegerscharen herangerückt, haben sich einen Weg zum Angriff gegen mich aufgeschüttet und sich rings um mein Zelt her gelagert. Meine Brüder haben sich fern von mir gehalten, und meine Bekannten sind mir ganz entfremdet; meine Verwandten bleiben weg, und meine vertrauten Freunde haben mich vergessen; meine Hausgenossen und selbst meine Mägde sehen in mir einen Fremden: ein Unbekannter bin ich in ihren Augen geworden. Rufe ich meinen Knecht, so antwortet er mir nicht: ich muß ihn anflehen und ihm gute Worte geben. Mein Atem ist meinem Weibe zuwider und mein übler Geruch meinen leiblichen Brüdern. Selbst die Buben mißachten mich: mache ich (vergebliche) Versuche zum Aufstehen, so verspotten sie mich. Allen meinen Vertrauten ekelt vor mir, und die ich liebgehabt habe, stehen mir feindlich gegenüber. An meiner Haut und meinem Fleisch kleben meine Knochen, und von meinen Zähnen habe ich nur die Haut übrigbehalten.« c) Hiob bittet die Freunde um Mitleid und spricht die feste Hoffnung aus, daß Gott ihm dereinst Recht schaffen, aber auch die Gefühllosigkeit der Freunde strafen werde»Habt Mitleid, habt Mitleid mit mir, ihr meine Freunde! Denn Gottes Hand hat mich schwer getroffen. Warum verfolgt ihr mich ebenso wie Gott und werdet nicht satt, mich zu zerfleischen? O daß doch meine Worte aufgeschrieben, o daß sie in ein Buch eingetragen würden, mit eisernem Griffel in Blei eingegraben, auf ewig in den Felsen eingehauen würden! Ich aber, ich weiß, daß mein Löser lebt und als letzter auf dem Staube auftreten wird; und danach werde ich, mag jetzt auch meine Haut so ganz zerfetzt und ich meines Fleisches ledig sein, Gott schauen, den ich schauen werde mir zum Heil und den meine Augen sehen werden, und zwar nicht mehr als einen Entfremdeten, ihn, um den sich mir das Herz in der Brust abgehärmt hat. Wenn ihr aber sagt: ›Wie wollen wir ihn verfolgen!‹ und ›der letzte Grund der Sache sei in mir selbst zu finden‹, so fürchtet euch vor dem Schwert – denn derartige Verschuldungen verdienen die Strafe des Schwertes –, damit ihr erkennt, daß es noch ein Gericht gibt!« 5. Zweite Rede Zopharsa) Kurze Abweisung der beleidigenden Rede HiobsNun nahm Zophar von Naama das Wort und sagte: »Eben darum veranlassen meine Gedanken mich zu einer Antwort, und eben deswegen bin ich innerlich erregt: eine mich beschimpfende Zurechtweisung muß ich hören! Doch der Geist gibt mir eine Antwort aus meiner Einsicht ein.« b) Leidenschaftliche Schilderung des unfehlbaren Untergangs des Frevlers mit liebloser Anspielung auf Hiobs vermutliche Freveltaten»Kennst du nicht die Wahrheit von alters her, seitdem der Mensch seinen Wohnsitz auf der Erde hat, daß das Frohlocken der Frevler von kurzer Dauer ist und die Freude der Ruchlosen nur einen Augenblick währt? Sollte auch sein Dünkel sich bis zum Himmel erheben und sein Haupt bis an die Wolken reichen, so vergeht er doch wie sein Unrat für immer, und die ihn gekannt haben, werden fragen: ›Wo ist er geblieben?‹ Wie ein Traum verfliegt er, so daß man ihn nicht mehr findet, und er wird hinweggescheucht wie ein Nachtgesicht: das Auge, das ihn gesehen, erblickt ihn nimmer wieder, und seine Stätte gewahrt ihn nicht mehr. Seine Söhne müssen die (durch ihn) Verarmten mit Bitten beschwichtigen und seine eigenen Hände sein Vermögen wieder herausgeben. Mögen auch seine Glieder von Jugendkraft strotzen: sie muß sich doch mit ihm in den Staub legen. Mag das Böse auch seinem Munde süß schmecken, so daß er es lange unter seiner Zunge birgt, daß er es schonend hegt und es nicht fahren lassen will, sondern es an seinem Gaumen zurückhält, so verwandelt sich doch seine Speise in seinen Eingeweiden: zu Otterngalle wird sie in seinem Leibe. Den Reichtum, den er verschlungen hat, muß er wieder ausspeien: aus seinem Bauche treibt Gott ihn wieder heraus. Otterngift hat er eingesogen: nun gibt ihm die Zunge der Viper den Tod. Nicht darf er seine Lust mehr sehen an den Bächen, an den wogenden Strömen von Honig und Sahne. Das Erraffte muß er wieder herausgeben, ohne es verschlucken zu können; wieviel Gut er auch erworben hat, er darf nicht frohlocken. Denn er hat die Armen niedergeschlagen und hilflos verkommen lassen, hat Häuser an sich gerissen, wird sie aber nicht häuslich einrichten dürfen; denn er kannte keine Befriedigung in seiner Gier: darum wird er auch von seinen Kostbarkeiten nichts davonbringen. Nichts entging seinem Fressen: darum hat sein Wohlstand keine Dauer. In der Fülle seines Überflusses wird ihm enge: die ganze Gewalt des Unheils kommt über ihn. Da entfesselt Gott dann, um ihm den Bauch zu füllen, seine Zornesglut gegen ihn und läßt sie als seine Speise auf ihn regnen. Flieht er vor der eisernen Rüstung, so durchbohrt ihn der eherne Bogen; er zieht den Pfeil heraus, da fährt’s aus seinem Rücken hervor: ein Blutstrahl schießt aus seiner Galle, Todesschrecken brechen über ihn herein. Alles Unheil ist seinen Schätzen aufgespart: ein Feuer, das nicht (von Menschen) angefacht ist, frißt sie und verzehrt, was in seinem Zelt noch übriggeblieben ist. Der Himmel deckt Sündenschuld auf, und die Erde erhebt sich gegen ihn. Was in seinem Hause zusammengescharrt liegt, wird weggeschleppt, zerrinnt (wie Wasser) am Tage des göttlichen Zorngerichts. Das ist des ruchlosen Menschen Teil von seiten Gottes und das vom Allherrn ihm zugesprochene Erbe.« 6. Hiobs Antwort (sechste Gegenrede)a) Hiobs Bitte an die Freunde, seine folgende bedeutsame, wenn auch schmerzlich wirkende Darlegung anzuhörenDarauf antwortete Hiob folgendermaßen: »Hört, o höret an, was ich zu sagen habe! Das soll mir eure Tröstungen ersetzen! Erlaubt mir, daß ich rede, und nachdem ich gesprochen habe, magst du es bespötteln! Richtet sich meine Klage etwa gegen Menschen? Oder warum sollte ich nicht ungeduldig werden? Wendet euch her zu mir, so werdet ihr euch entsetzen und euch die Hand auf den Mund legen! Wenn ich bloß daran denke, gerate ich in Bestürzung, und ein Schauder überläuft meinen Leib!« b) Feststellung der Tatsache daß die Frevler (oft) im Leben und im Sterben glücklich sind»Warum bleiben die Frevler am Leben, werden alt, nehmen sogar an Kraft zu? Ihr Nachwuchs steht bei fester Gesundheit vor ihnen, ja neben ihnen, und deren Sprößlinge vor ihren Augen. Ihre Häuser stehen ungefährdet da, ohne Furcht vor Schrecknis, und Gottes Zuchtrute fährt nicht auf sie nieder. Sein Stier belegt und befruchtet sicher, seine Kuh kalbt leicht und tut keine Fehlgeburt. Ihre Buben lassen sie wie eine Herde Lämmer ausziehen, und ihre kleineren Kinder hüpfen tanzend umher; sie singen laut zur Pauke und Zither und sind vergnügt beim Klang der Schalmei. Sie verbringen im Wohlergehen ihre Tage und fahren in Ruhe zum Totenreich hinab. Und doch haben sie zu Gott gesagt: ›Bleibe fern von uns; denn nach der Erkenntnis deiner Wege tragen wir kein Verlangen. Was ist der Allmächtige, daß wir ihm dienen sollten? Und könnte es uns nützen, daß wir ihn mit Bitten angehen?‹« c) Glück und Unglück werden von Gott willkürlich ausgeteilt»Seht, ihr Wohlergehen liegt allerdings nicht in ihrer Hand – die Denkweise der Frevler steht mir fern! –, aber wie oft kommt es denn vor, daß die Leuchte der Frevler erlischt und ihr Verderben über sie hereinbricht? Daß Gott ihnen die Lose gemäß seinem Zorn zuteilt? Daß es ihnen ergeht wie dem Strohhalm vor dem Wind und wie der Spreu, die der Sturm entführt hat? ›Gott spart‹, sagt ihr, ›sein Unheil für die Kinder des Frevlers auf‹ – doch ihm selber sollte er vergelten, daß er es fühlte! Sehen müßten seine eigenen Augen das Verderben, und er selbst sollte von der Zornglut des Allmächtigen trinken! Denn was wird er sich noch um seine Familie nach seinem Tode kümmern, nachdem die Zahl seiner Monde abgeschnitten ist? Doch – darf man Gott Erkenntnis lehren, ihn, der die himmlischen (Geister) richtet? Der eine stirbt im Vollbesitz des Glücks, ganz sorgenfrei und in Ruhe: seine Kufen sind mit Milch gefüllt, und so ist das Mark in seinen Knochen wohlversorgt; der andere aber stirbt in bitterem Herzeleid, ohne je vom Glück etwas geschmeckt zu haben: gleicherweise liegen sie in der Erde, und Gewürm legt sich als Decke über beide.« d) Die Anwendung der Lehre von Gottes Vergeltung auf Hiob und die Vertröstung Hiobs auf späteres Glück ist verfehlt oder gar boshaft»Seht, ich kenne eure Gedanken wohl und die Anschläge, mit denen ihr mir Gewalt antut. Wenn ihr sagt: ›Wo ist das Haus des Gewaltmenschen geblieben und wo das Zelt, in welchem die Frevler wohnten?‹ – habt ihr euch denn noch nie bei den weitgereisten Leuten erkundigt, deren beweiskräftige Aussagen ihr doch nicht verwerfen könnt: daß am Unglückstage der Böse verschont bleibt und am Tage des (göttlichen) Zorngerichts heil davonkommt? Wer hält ihm auch nur seinen Lebenswandel unverhohlen vor? Und hat er etwas verübt, wer vergilt es ihm? Nein, man gibt ihm noch das feierliche Geleit zur Gräberstätte und hält über seinem Grabhügel noch Wache. Sanft liegen auf ihm die Schollen des Tales, und hinter ihm her zieht alle Welt, wie Unzählige ihm vorangegangen sind.Sinn: er ruht in Frieden und findet viele Nachfolger, wie er viele Vorgänger hatte. Wie mögt ihr mir da so nichtigen Trost bieten? Und eure Entgegnungen – von denen bleibt nur Treubruch übrig!« IV. Dritter Gesprächsgang (Kap. 22-26)1. Dritte Rede des Eliphasa) Eliphas spricht nun rückhaltlos aus, daß Hiob sein Unglück verdient habeDa nahm Eliphas von Theman das Wort und sagte: »Kann wohl ein Mensch Gott Nutzen schaffen? Nein, nur sich selbst nützt der Fromme. Hat der Allmächtige Vorteil davon, wenn du rechtschaffen bist? Oder bringt es ihm Gewinn, wenn du unsträflich wandelst? Meinst du, wegen deiner Gottesfurcht strafe er dich und gehe deshalb mit dir ins Gericht? Ist nicht vielmehr deine Bosheit groß, und sind nicht deine Verschuldungen ohne Ende?« b) Hiob hat seine Strafe durch schwere Freveltaten verdient»Denn oftmals hast du deine Volksgenossen ohne Grund gepfändet und den Halbnackten ihre Kleider ausziehen lassen; dem vor Durst Lechzenden hast du keinen Trunk Wasser gereicht und dem Hungrigen ein Stück Brot versagt. Dem Manne der Faust – ihm gehörte das Land, und nur die Hochangesehenen durften darin wohnen. Witwen ließest du mit leeren Händen gehen, und alles, was den Waisen zu Gebote stand, wurde zugrunde gerichtet. Darum bist du jetzt rings von Schlingen umgeben, und jäher Schrecken versetzt dich in Angst; dein Licht ist Finsternis geworden, so daß du nicht sehen kannst, und eine Wasserflut bedeckt dich.« c) Hiob hat sich durch gottlose Gesinnung und durch frevelhafte Reden gegen Gott schwer versündigt»Ist Gott nicht so hoch wie der Himmel? Und schaue den Gipfel der Sterne an, wie hoch sie ragen! Und da sagst du: ›Was weiß denn Gott? Kann er durch Wolkendunkel hindurch Gericht halten? Dichte Wolken sind ihm eine Hülle, so daß er nichts sehen kann, und nur die Räume des Himmelsgewölbes durchwandelt er.‹ Willst du die Bahn der Vorwelt innehalten, auf der die Männer des Frevels einst gewandelt sind? Sie, die vor der Zeit weggerafft wurden – der feste Boden unter ihnen zerfloß zu einem Strom –; die zu Gott sagten: ›Bleibe fern von uns!‹ und ›was der Allmächtige ihnen antun könne?‹ Und doch hatte er ihre Häuser mit Segen gefüllt. Aber die Denkweise der Frevler bleibe fern von mir! Die Gerechten sehen es und freuen sich, und der Schuldlose ruft ihnen spottend zu: ›Fürwahr, unsere Widersacher sind vernichtet, und ihre Hinterlassenschaft hat das Feuer verzehrt!‹« d) Sicherlich wird Hiob im Falle der Bekehrung neues Heil von Gott erlangen»Befreunde dich doch mit Gott und halte Frieden mit ihm! Dadurch wird dein Geschick sich heilsam gestalten. Nimm doch Belehrung aus seinem Munde an und laß seine Worte in deinem Herzen wohnen! Wenn du dich zum Allmächtigen bekehrst, so wirst du wieder aufgebaut werden; wenn du die Sünde aus deinen Zelten entfernst – ja, wirf das Golderz von dir in den Staub und Ophirs Gold unter die Kiesel der Bäche, daß der Allmächtige dein Golderz ist und Silber dir sein GesetzA.Ü.: und dir als strahlendes Silber gilt. –: ja, dann wirst du dich auf den Allmächtigen getrost verlassen und zu Gott dein Angesicht vertrauensvoll erheben. Flehst du zu ihm, so wird er dich erhören, und deine Gelübde wirst du bezahlen können; nimmst du dir etwas vor, so wird es dir gelingen, und Licht wird über deinen Wegen strahlen.d.h. deinen Unternehmungen wird glücklicher Erfolg beschieden sein. Wenn sie abwärts führen, so rufst du: ›Empor!‹, und dem Niedergeschlagenen hilft er auf. Selbst den Nichtschuldlosen wird er entkommen lassen, und zwar wird er durch die Reinheit deiner Hände entkommen.« 2. Hiobs Antwort (siebte Gegenrede)a) Hiob fühlt sich weniger durch sein schuldloses Leiden als durch das unbegreifliche, ihm keine Gelegenheit zur Rechtfertigung bietende Verhalten Gottes beunruhigtDa antwortete Hiob folgendermaßen: »Auch jetzt noch gilt meine Klage euch als Trotz: schwer lastet seine Hand auf meinem Seufzen.A.Ü.: seine Hand ist schwerer, als daß ich sie nur beseufzen könnte. O daß ich ihn zu finden wüßte, daß ich gelangen könnte bis zu seiner Wohnstätte! Ich wollte meine Sache vor ihm darlegen und meinen Mund mit Beweisgründen füllen; ich erführe dann, was er mir entgegnete, und würde vernehmen, was er mir zu sagen hat. Würde er dann wohl mit der ganzen Fülle seiner Macht mit mir streiten? Nein, nur seine Aufmerksamkeit würde er mir zuwenden. Da würde sich dann ein Rechtschaffener vor ihm verantworten, und für immer würde ich von meinem Richter freikommen. Doch ach! Gehe ich nach Osten, so ist er nicht da, und gehe ich nach Westen, so gewahre ich ihn nicht; wirkt er im Norden, so erblicke ich ihn nicht, biegt er nach Süden ab, so sehe ich ihn nicht. Er kennt ja doch den von mir eingehaltenen Weg, und prüfte er mich – wie Gold aus der Schmelze würde ich hervorgehen! Denn an seine Spur hat mein Fuß sich angeschlossen; den von ihm gewiesenen Weg habe ich eingehalten, ohne davon abzuweichen; von dem Gebot seiner Lippen bin ich nicht abgegangen: in meinem Busen habe ich die Weisungen seines Mundes geborgen. Doch er bleibt sich immer gleich – wer kann ihm wehren? und was sein Sinn einmal will, das führt er auch aus. So wird er denn auch vollführen, was er mir bestimmt hat, und dergleichen hat er noch vieles im Sinn. Darum bebe ich vor seinem Anblick: überdenke ich’s, so graut mir vor ihm! Ja, Gott hat mein Herz verzagt gemacht und der Allmächtige mich mit Angst erfüllt; denn nicht wegen Finsternis fühle ich mich vernichtet und nicht wegen meiner Person, die er mit Dunkel umhüllt hat.« b) Hiob legt das unbegreifliche Walten Gottes im Leidensgeschick der Unschuldigen und im Glück der Gottlosen an Beispielen dar»Warum sind vom Allmächtigen nicht Zeiten für Strafgerichte vorgesehen worden, und warum bekommen seine Getreuen nicht seine Gerichtstage zu sehen? Man verrückt die Grenzsteine, raubt Herden samt den Hirten; den Esel der Verwaisten treibt man weg, nimmt die Kuh der Witwe als Pfand; die Armen drängt man vom Wege ab; allesamt müssen die Elenden des Landes sich verkriechen. Seht nur! Wie Wildesel in der Wüste ziehen sie früh zu ihrem Tagewerk aus, nach Beute ausspähend; die Steppe liefert ihnen Brot für die Kinder; auf dem Felde des Gottlosen müssen sie den Sauerampfer abernten und Nachlese in seinem Weinberge halten; nackt bringen sie die Nacht zu, ohne Gewand, und haben keine Decke in der Kälte. Von den Regengüssen der Berge triefen sie und schmiegen sich obdachlos an die Felsen. Man reißt die Waise von der Mutterbrust weg, und was der Elende an hat, nimmt man zum Pfande. Nackt gehen sie einher, ohne Kleidung, und hungernd schleppen sie Garben (im Dienst der Reichen); innerhalb der Mauern der Gottlosen pressen sie Öl, treten die Keltern und leiden Durst dabei. Aus den Städten heraus lassen Sterbende ihr Ächzen hören, und die Seele von Erschlagenen schreit um Rache; aber Gott rechnet es nicht als Ungebühr an! Andere (Gottlose) gehören zu den Feinden des Tageslichts: sie wollen von Gottes Wegen nichts wissen und bleiben nicht auf seinen Pfaden. Ehe es hell wird, steht der Mörder auf, tötet den Elenden und Armen; und in der Nacht treibt der Dieb sein Wesen. Das Auge des Ehebrechers aber lauert auf die Abenddämmerung, indem er denkt: ›Kein Auge soll mich erblicken!‹, und er legt sich eine Hülle vors Gesicht. In der Finsternis bricht man in die Häuser ein, bei Tage halten sie sich eingeschlossen: sie wollen vom Licht nichts wissen. Denn als Morgenlicht gilt ihnen allesamt tiefe Nacht, weil sie mit den Schrecknissen der tiefen Nacht wohlvertraut sind. Im Fluge fährt er über die Wasserfläche dahin; mit dem Fluch wird ihr Erbteil im Lande belegt; er schlägt nicht mehr den Weg zu den Weinbergen ein. Wie Dürre und Sonnenglut die Schneewasser wegraffen, ebenso das Totenreich die, welche gesündigt haben. Selbst der Mutterschoß vergißt ihn, das Gewürm labt sich an ihm; nicht mehr wird seiner gedacht, und wie ein Baum wird der Frevler abgehauen, er, der die einsam dastehende, kinderlose Frau ausgeplündert und keiner Witwe Gutes getan hat. Ebenso erhält Gott Gewalttätige lange Zeit durch seine Kraft: mancher steht wieder auf, der schon am Leben verzweifelte. Er verleiht ihm Sicherheit, so daß er gestützt dasteht, und seine Augen wachen über ihren Wegen. Wenn sie hoch gestiegen sind – ein Augenblick nur, so sind sie nicht mehr da; sie sinken hin, werden hinweggerafft wie alle anderen auch; wie eine Ährenspitze werden sie abgeschnitten. Ist’s etwa nicht so? Wer will mich Lügen strafen und meine Rede als nichtig erweisen?« 3. Dritte Rede BildadsHinweis auf das unwiderstehliche Walten Gottes in der Höhe und auf die sündige Art und Unvollkommenheit des MenschenDa nahm Bildad von Suah das Wort und sagte: »Herrschergewalt und Schrecken sind bei ihm, der da Frieden schafft in seinen Höhen. Sind seine Heerscharen zu zählen? Und wo ist einer, über den sein Licht sich nicht erhöbe? Wie könnte da ein Mensch recht behalten Gott gegenüber und wie ein vom Weibe Geborener neben ihm rein erscheinen? Bedenke nur: sogar der Mond ist nicht hell,A.Ü.: sogar den Mond macht er nicht zu seinem Zelt. und die Sterne sind nicht rein in seinen Augen – wieviel weniger der Sterbliche, die Made, und der Menschensohn, der Wurm!« 4. Hiobs Antwort (achte Gegenrede)a) Bittere Abfertigung der weder Trost noch weisen Rat enthaltenden Rede BildadsDa antwortete Hiob folgendermaßen: »Wie hast du doch dem Schwachen beigestanden und den kraftlosen Arm gestützt! Wie gut hast du doch den Unweisen beraten und tiefes Wissen in Fülle kundgetan! Wem hast du einen Lehrvortrag gehalten, und wessen Odem ist dir entströmt?« b) Hiob erkennt die unermeßliche Erhabenheit Gottes in einer glänzenden Schilderung an»Die Schatten erzittern (vor Gott) tief unter den Wassern und deren Bewohnern; nackt liegt das Totenreich vor ihm da und unverhüllt der Abgrund. Er spannt den Norden (der Erde) über der Leere aus, hängt die Erde an dem Nichts auf.d.h. er läßt sie im Luftraum frei schweben. Er bindet die Wasser in seine Wolken ein, ohne daß das Gewölk unter ihrer Last zerplatzt. Er verhüllt den Anblick seines Thrones, indem er sein Gewölk über ihn ausbreitet. Eine Grenzlinie hat er über den weiten Wassern abgezirkelt bis zur äußersten Grenze, wo das Licht mit der Finsternis zusammentrifft. Die Säulen des Himmels geraten ins Wanken und beben infolge seines Scheltens. Durch seine Kraft beruhigt er das Meer, und durch seine Klugheit hat er Rahab zerschmettert. Durch seinen Hauch gewinnt der Himmel Heiterkeit; durchbohrt hat seine Hand den flüchtigen Drachen. Siehe, das sind nur die Säume seines Waltens, und welch ein leises Flüstern nur ist es, das wir von ihm vernehmen! Doch die Donnersprache seiner Machterweise – wer versteht diese?« V. Hiobs Schlußrede an seine Freunde (Kap. 27-28)a) Hiob erklärt, an der Überzeugung von seiner eidlich beteuerten Unschuld festhalten zu müssen, um nicht zum Lügner zu werdenHierauf fuhr Hiob nochmals in seiner Rede so fort: »So wahr Gott lebt, der mir mein Recht entzogen, und der Allmächtige, der mich in Verzweiflung gestürzt hat: Solange irgend noch mein Lebensodem in mir ist und Gottes Hauch in meiner Nase – nie sollen meine Lippen eine Unwahrheit reden und meine Zunge eine Täuschung aussprechen! Fern sei es also von mir, euch recht zu geben, nein, bis zum letzten Atemzuge verleugne ich meine Unschuld nicht! An meiner Gerechtigkeit halte ich fest und lasse sie nicht fahren: mein Gewissen straft mich wegen keines einzigen meiner Lebenstage!« b) Das Schicksal des Frevlers (d.h. Lügners) ist Hiob wohlbekannt»Wie dem Frevler möge es meinem Feinde ergehen und meinem Widersacher wie dem Bösewicht! Denn welche Hoffnung hat der Ruchlose noch, wenn Gott seinen Lebensfaden abschneidet, wenn er ihm seine Seele abfordert? Wird Gott wohl sein Schreien hören, wenn Drangsal über ihn hereinbricht? Oder darf er auf den Allmächtigen sich getrost verlassen, Gott anrufen zu jeder Zeit?« c) Schilderung des unfehlbaren Untergangs der Frevler (trotz aller Willkür Gottes)»Ich will euch über Gottes Tun belehren und, wie der Allmächtige es hält, euch nicht verhehlen. Seht doch, ihr alle habt euch selbst davon überzeugt: warum seid ihr gleichwohl in so eitlem Wahn befangen? Dies ist das Teil des frevelhaften Menschen bei Gott und das Erbe der Gewalttätigen, das sie vom Allmächtigen empfangen: Wenn seine Kinder groß werden, so ist’s für das Schwert, und seine Sprößlinge haben nicht satt zu essen. Wer ihm dann von den Seinen noch übrigbleibt, wird durch die Pest ins Grab gebracht, und ihre Witwen stellen nicht einmal eine Totenklage an. Wenn er Geld aufhäuft wie Staub und Gewänder ansammelt wie Gassenschmutz: er sammelt sie wohl, aber ein Gerechter bekleidet sich mit ihnen, und das Geld wird ein Schuldloser in Besitz nehmen. Er hat sein Haus gebaut wie ein Spinngewebe und wie eine Hütte, die ein Feldhüter sich aufschlägt: als reicher Mann legt er sich schlafen, ohne daß es schon weggerafft wäre – schlägt er die Augen auf, so ist nichts mehr da; Schrecknisse überfallen ihn bei Tage, bei Nacht rafft der Sturmwind ihn hinweg; der Ostwind hebt ihn empor, so daß er dahinfährt, und stürmt ihn hinweg von seiner Stätte. Gott schleudert seine Geschosse erbarmungslos auf ihn; seiner Hand möchte er um jeden Preis entfliehen. Man klatscht über ihn in die Hände, und Zischen folgt ihm nach von seiner Wohnstätte her.« d) Schilderung der (wahren) Weisheit (Gottes und des Menschen)a) Alle Schätze, auch die in den Tiefen der Erde verborgenen, weiß der Mensch zu finden und sich zu eigen zu machen»Denn wohl gibt es für das Silber einen Fundort und eine Stätte für das Golderz, wo man es auswäscht. Eisen wird aus der Erde herausgeholt, und Gestein schmelzt man zu Kupfer um. Der Finsternis hat (der Mensch) ein Ziel gesetzt, und bis in die äußersten Tiefen durchforscht das in Nacht und Grauen verborgene Gestein. Man bricht einen Stollen fern von den im Licht Wohnenden; vergessen und fern vom Fuß der über ihnen Hinschreitenden hangen sie da (an Seilen), fern von den Menschen schweben sie. Die Erde, aus welcher Brotkorn hervorwächst, wird in der Tiefe umgewühlt wie mit Feuer.A.Ü.: Unter der Erde, daraus Brotkorn wächst, brodelt’s wie Feuer. Man findet Saphir im Gestein und Staub, darin Gold ist. Den Pfad dorthin kennt der Adler nicht, und das Auge des Falken hat ihn nicht erspäht; nicht betreten ihn die stolzen Raubtiere, noch schreitet der Leu auf ihm einher. An das harte Gestein legt (der Mensch) seine Hand, wühlt die Berge um von der Wurzel aus; in die Felsen bricht er Schächte, und allerlei Kostbares erblickt sein Auge. Die Wasseradern verbaut er, daß sie nicht durchsickern, und zieht so die verborgenen Schätze ans Licht hervor.« b) Aber die Weisheit, das kostbarste Gut, ist in der ganzen Schöpfung nirgends zu finden»Die Weisheit aber – wo findet man diese? und wo ist die Fundstätte der Erkenntnis? Kein Mensch kennt den Weg zu ihr, und im Lande der Lebendigen ist sie nicht zu finden. Die Flut der Tiefe sagt: ›In mir ist sie nicht‹; und das Meer erklärt: ›Bei mir weilt sie nicht‹. Für geläutertes Gold ist sie nicht feil, und Silber kann nicht als Kaufpreis für sie dargewogen werden; sie läßt sich nicht aufwägen mit Feingold von Ophir, mit kostbarem Onyx und Saphir. Gold und Prachtglas kann man ihr nicht gleichstellen, noch sie eintauschen gegen Kunstwerke von gediegenem Gold; Korallen und Kristall kommen (neben ihr) nicht in Betracht, und der Besitz der Weisheit ist mehr wert als Perlen. Äthiopiens Topas reicht nicht an sie heran, mit reinstem Feingold wird sie nicht aufgewogen. Die Weisheit also – woher kommt sie, und wo ist die Fundstätte der Erkenntnis? Verborgen ist sie vor den Augen aller lebenden Wesen und verhüllt sogar vor den Vögeln des Himmels. Die Unterwelt und das Totenreich sagen von ihr: ›Nur ein Gerücht von ihr ist uns zu Ohren gedrungen.‹« c) Gott allein besitzt die Weisheit und hat sie in der Schöpfung der Welt betätigt; der Mensch kann sie nur als Gottesfurcht besitzen»Gott hat den Weg zu ihr (allein) erschaut, und er kennt ihre Fundstätte; denn er blickt bis zu den Enden der Erde und sieht, was unter dem ganzen Himmel ist. Als er dem Winde seine Wucht bestimmte und die Wasser mit dem Maß abwog, als er dem Regen sein Gesetz vorschrieb und dem Wetterstrahl die Bahn anwies: da sah er sie und betätigte sie, setzte sie ein und erforschte sie auch. Zu dem Menschen aber sprach er: ›Wisse wohl: die Furcht vor dem Allherrn – das ist Weisheit, und das Böse meiden – das ist Verstand!‹« VI. Hiobs Selbstgespräch (Kap. 29-31)1. Hiobs Rückblick auf sein früheres Glücka) Schilderung des früheren göttlichen SegensHierauf fuhr Hiob in seiner Rede so fort: »O daß es mit mir noch so stände wie in den früheren Monden, wie in den Tagen, wo Gott mich behütete, – als seine Leuchte noch über meinem Haupte strahlte und ich in seinem Licht durch das Dunkel wandelte, so, wie es mit mir in den Tagen meines Herbstes stand, als Gottes Freundschaft über meinem Zelt waltete, als der Allmächtige noch auf meiner Seite stand, meine Söhne noch rings um mich her waren, als meiner Füße Tritte sich in Milch badeten und jeder Fels neben mir Bäche von Öl fließen ließ!« b) Schilderung seines früheren hohen Ansehens, seiner Gerechtigkeit und seines erfolgreichen Wirkens»Wenn ich (damals) hinaufging zum Tor der Stadt und meinen Stuhl auf dem Marktplatz aufstellte, da traten die jungen Männer zurück, sobald sie mich sahen, und die Greise erhoben sich und blieben stehen; die Fürsten hielten an sich mit ihrem Reden und legten die Hand auf ihren Mund; die Stimme der Edlen verstummte, und die Zunge blieb ihnen am Gaumen kleben. Denn wessen Ohr mich hörte, der pries mich glücklich, und jedes Auge, das mich sah, legte Zeugnis für mich ab;d.h. es leuchtete mir freudig und anerkennend entgegen. denn ich rettete den Elenden, der um Hilfe schrie, und die Waise, die sonst keinen Helfer hatte. Der Segensspruch dessen, der verloren schien, erscholl über mich, und das Herz der Witwe machte ich jubeln. In Gerechtigkeit kleidete ich mich, und sie war mein Ehrenkleid: wie ein Prachtgewand und Kopfbund schmückte mich mein Rechttun. Für den Blinden war ich das Auge und für den Lahmen der Fuß; ein Vater war ich für die Armen, und der Rechtssache des mir Unbekannten nahm ich mich gewissenhaft an; dem Frevler zerschmetterte ich das Gebiß und riß ihm den Raub aus den Zähnen. So dachte ich denn: ›Im Besitz meines Nestes werde ich sterben und mein Leben werde ich lange wie der PhönixVom Vogel Phönix erzählte die Sage, er lebe 500 Jahre; alsdann verbrenne er sich mit seinem Neste und steige verjüngt aus der Asche wieder auf. erhalten; meine Wurzel wird am Wasser ausgebreitet liegen und der Tau auf meinen Zweigen nächtigen; mein Ansehen wird unverändert mir verbleiben und mein Bogen sich in meiner Hand stets verjüngen.‹ Mir hörten sie zu und warteten auf mich und lauschten schweigend auf meinen Rat. Wenn ich gesprochen hatte, nahm keiner nochmals das Wort, sondern meine Rede träufelte auf sie herab. Sie warteten auf meine Rede wie auf den Regen und sperrten den Mund nach mir auf wie nach Frühlingsregen. Ich lächelte ihnen zu, wenn sie mutlos waren, und das heitere Antlitz vermochten sie mir nicht zu trüben. Sooft ich den Weg zu ihnen einschlug, saß ich als Haupt da und thronte wie ein König in der Kriegerschar, wie einer, der Leidtragenden Trost spendet.« 2. Hiobs Schilderung seines jetzigen Elendsa) Hiob erfährt Verachtung, Beleidigungen und Angriffe sogar von seiten der ehrlosesten Leute»Jetzt aber lachen über mich auch solche, die jünger an Jahren sind als ich, deren Väter ich nicht gewürdigt habe, sie neben den Wachhunden meines Kleinviehs anzustellen. Wozu hätte mir auch die Kraft ihrer Hände nützen können? Bei ihnen war ja die volle Rüstigkeit verlorengegangen. Durch Mangel und Hunger erschöpft, nagen sie das dürre Land ab, die unfruchtbare und öde Steppe; sie pflücken sich Melde am Buschwerk ab, und die Ginsterwurzel ist ihr Brot. Aus der Gemeinde werden sie ausgestoßen: man schreit über sie wie über Diebe. In schauerlichen Klüften müssen sie wohnen, in Erdlöchern und Felshöhlen; zwischen Sträuchern brüllen sie, unter Dorngestrüpp halten sie Zusammenkünfte: verworfenes und ehrloses Gesindel, das man aus dem Lande hinausgepeitscht hat. Und jetzt bin ich ihr Spottlied geworden und diene ihrem Gerede zur Kurzweil. Mit Abscheu halten sie sich fern von mir und scheuen sich nicht, vor mir auszuspeien; weil Gott meine Bogensehne abgespannt und mich niedergebeugt hat, lassen sie den Zügel vor mir schießen. Zu meiner Rechten erhebt sich die Brut; sie stoßen meine Füße weg und schütten ihre Unheilsstraßen gegen mich auf. Meinen Pfad haben sie aufgerissen, auf meinen Sturz arbeiten sie hin, niemand tut ihnen Einhalt. Wie durch einen breiten Mauerriß kommen sie heran, durch die Trümmer wälzen sie sich daher: ein Schreckensheer hat sich gegen mich gekehrt; wie vom Sturmwind wird meine Ehre weggerafft, und wie eine Wolke ist mein Glück vorübergezogen!« b) Schilderung der durch Gottes Allgewalt und offenkundig feindliche Gesinnung über Hiob hereingebrochenen Leiden»So verblutet sich denn jetzt das Herz in mir:A.Ü.: So ergießt sich denn jetzt meine Seele (in Klagen) über mich. die Tage des Elends halten mich in ihrer Gewalt. Die Nacht bohrt in meinen Gebeinen und löst sie von mir ab, und die an mir nagenden Schmerzen schlafen nicht. Durch Allgewalt ist mein Gewand entstellt: so eng wie mein Unterkleid umschließt es mich. Gott hat mich in den Kot geworfen, und ich bin (an Ansehen) dem Staub und der Asche gleichgestellt. Schreie ich zu dir, so antwortest du mir nicht; trete ich vor dich hin, so achtest du nicht auf mich: du hast dich mir in einen erbarmungslosen Feind verwandelt; mit deiner starken Hand bekämpfst du mich. Du hebst mich auf (die Fittiche) des Sturmwindes empor, läßt mich dahinfahren und im Sturmestosen vergehen. Ja, ich weiß es: in den Tod willst du mich heimführen und in das Versammlungshaus aller Lebenden!« c) Hiobs Versicherung, daß er gerechten Grund zur Klage habe»Doch streckt man nicht beim Ertrinken die Hand (nach Rettung) aus, und erhebt man beim Versinken nicht darob einen Hilferuf? Habe ich denn nicht um den geweint, der harte Tage durchzumachen hatte, und ist mein Herz nicht um den Armen bekümmert gewesen? Ja, auf Glück habe ich gewartet, aber Unheil kam; und ich harrte auf Licht, aber es kam Finsternis. Mein Inneres ist in Aufruhr ohne Unterlaß, Leidenstage haben mich überfallen. In Trauer gehe ich einher ohne Sonne; ich stehe in der versammelten Gemeinde auf und schreie; den (heulenden) Schakalen bin ich ein Bruder geworden und den (klagenden) Straußen ein Genosse. Meine Haut löst sich, schwarz geworden, von mir ab, und mein Gebein ist von Fieberglut ausgedörrt. So ist denn mein Zitherspiel zum Trauerlied geworden und meine Schalmei zu Tönen der Klage!« 3. Hiobs Beteuerung seines unsträflichen Wandels vor Gott und Menschena) Der große Reinigungseid Hiobs zur Feststellung seiner Gerechtigkeit (= unverletzten Gottesfurcht)»Mit meinen Augen habe ich einen Bund abgeschlossen, daß ich ja nicht lüstern nach einer Jungfrau blickte. Denn was wäre der Lohn Gottes von oben gewesen und die Vergeltung des Allmächtigen aus Himmelshöhen?A.Ü.: Denn was ist der Anteil Gottes an Treubruch (od. Ehebruch) und der Anteil des Eigentums des Allmächtigen (d.h. des Frommen) an Freveltaten? Trifft nicht Verderben den Frevler und Unglück die Überltäter? Sieht er nicht meine Wege, und zählt er nicht alle meine Schritte? Wenn ich mit Falschheit umgegangen bin und mein Fuß jemals der Täuschung zugeeilt ist: Gott wäge mich auf gerechter Waage, so wird er meine Unschuld erkennen! Wenn mein Schritt jemals vom rechten Wege abgewichen und mein Herz meinen Augen Folge geleistet hat und ein Flecken an meinen Händen kleben geblieben ist, so will ich säen und ein anderer möge es verzehren, und alles, was mir sproßt, möge ausgerissen werden! Wenn mein Herz sich um eines Weibes willen hat betören lassen und ich an der Tür meines Nächsten auf der Lauer gestanden habe, so soll mein Weib für einen andern die Mühle drehen und andere mögen sich über sie hinstrecken! Denn das wäre eine Schandtat gewesen und das ein Vergehen für den Strafrichter; ja, ein Feuer wäre das gewesen, das bis zum Abgrund gefressen und meinen gesamten Besitz bis auf die Wurzel hätte vernichten müssen. Wenn ich das Recht meines Knechtes und meiner Magd mißachtet hätte, sooft sie im Streit mit mir lagen: was hätte ich da tun sollen, wenn Gott aufgestanden wäre? Und was hätte ich ihm bei seiner Untersuchung erwidern können? Hat nicht mein Schöpfer auch ihn im Mutterleibe geschaffen und ein und derselbe uns im Mutterschoße gebildet? Wenn ich den Geringen ihr Begehren versagt und die Augen der Witwe habe schmachten lassen und meinen Bissen für mich allein verzehrt habe, ohne daß der Verwaiste sein Teil davon genossen hat – nein, von meiner Jugend an ist er mir ja wie einem Vater aufgewachsen, und von meiner Mutter Leibe an bin ich ein Beschützer für jenen gewesen –; wenn ich jemand habe verkommen sehen aus Mangel an Kleidung und daß ein Armer keine Schlafdecke hatte, und dann seine Hüften mich nicht gesegnet haben und er sich nicht durch meiner Lämmer Wolle erwärmt hat; wenn ich meine Faust jemals gegen eine Waise geschwungen habe, weil ich im Tor auf Beistand rechnen konnte: so möge meine Schulter von ihrem Nacken fallen und mein Arm aus seiner Röhre ausgebrochen werden! Denn als ein Schrecken wäre auf mich das Strafgericht Gottes eingedrungen, und vor seiner Erhabenheit hätte ich nicht zu bestehen vermocht. Wenn ich je auf Gold mein Vertrauen gesetzt und zum Feingold gesagt habe: ›Du bist meine Zuversicht!‹; wenn ich mich darüber gefreut habe, daß mein Vermögen groß war und daß meine Hand Ansehnliches erworben hatte; wenn ich die Sonne angeschaut habe, wie hell sie strahlt, und den Mond, wie er in Pracht dahinwandelt, und mein Herz sich insgeheim hat betören lassen, daß ich ihnen eine Kußhand zuwarf: auch das wäre eine Verschuldung für den Strafrichter gewesen, denn damit hätte ich Gott in der Höhe die Treue gebrochen. – Wenn ich mich je über das Unglück meines Feindes gefreut und darüber gejubelt habe, daß ein Mißgeschick ihm zugestoßen war – nein, nie habe ich meiner Zunge zu sündigen gestattet, daß sie durch einen Fluch sein Leben gefordert hätte – wenn meine Zeltgenossen nicht gesagt haben: ›Wo ist einer, der vom Fleisch seines Schlachtviehs nicht satt geworden wäre?‹ –; nein, der Fremdling durfte nicht im Freien übernachten, und meine Tür hielt ich dem Wanderer offen –; wenn ich meine Übertretungen, wie Menschen tun, verheimlicht habe, indem ich mein Vergehen in meinem Busen verbarg, weil ich mich vor der großen Menge scheute und die Mißachtung der Geschlechter mich schreckte, so daß ich mich still verhielt, nicht vor die Tür hinaustrat; b) Hiobs Wunsch und Bereitschaft, mit Gott in einen Rechtsstreit einzutreten»O hätte ich doch einen, der mich anhören wollte! Siehe, hier ist meine Unterschrift! Der Allmächtige antworte mir! Und hätte ich doch die von meinem Gegner ausgefertigte Klageschrift! Wahrlich, an meiner Schulter wollte ich sie zur Schau tragen, als Ehrenkranz sie mir um die Schläfe winden! Denn über die Zahl meiner Schritte wollte ich ihm Rede stehen, wie zu einem Fürsten müßte er herannahen!« [Die Reden Hiobs sind zu Ende.] wenn mein Acker je über mich geschrien und seine Furchen allesamt geweint haben; wenn ich seinen Ertrag ohne Zahlung verzehrt und seinen Besitzer ums Leben gebracht habe: so sollen mir Disteln statt des Weizens aufgehen und Unkraut statt der Gerste!«Die Verse sind anders geordnet als im Grundtext. VII. Die Reden Elihus (Kap. 32-37)1. Einganga) Angaben über Elihu und sein bisheriges VerhaltenAls nun jene drei Männer es aufgegeben hatten, dem Hiob (darauf) zu antworten, daß er sich selbst für gerecht hielt, da entbrannte der Zorn des Busiters ElihuDer Name Elihu bedeutet »Mein Gott ist er«. Die Busiter waren ein Bruderstamm der Uziter, zu denen Hiob gehörte (vgl. 1,1)., des Sohnes Barachels, aus dem Geschlechte Ram. Gegen Hiob war er in Zorn geraten, weil dieser Gott gegenüber im Recht zu sein behauptete;A.Ü.: weil er sich für gerechter als Gott ausgab. und gegen dessen drei Freunde war er deshalb in Zorn geraten, weil sie nicht die (rechte) Antwort gefunden hatten, um Hiob als schuldig zu erweisen.A.Ü.: gefunden und doch Hiob als schuldig verurteilt hatten. Elihu hatte aber mit einer Entgegnung an Hiob an sich gehalten, weil jene älter an Jahren waren als er. Als Elihu aber sah, daß im Munde der drei Männer keine Widerlegung sich fand, geriet er in Zorn. So nahm denn der Busiter Elihu, der Sohn Barachels, das Wort und sagte: »Noch jung bin ich an Tagen, und ihr seid Greise; darum habe ich mich gescheut und an mich gehalten, euch mein Wissen kundzutun. b) Die Selbsteinführung Elihusa) Elihu begründet sein bisheriges SchweigenIch dachte: ›Das Alter mag reden und die Menge der Jahre Weisheit an den Tag legen!‹ Jedoch der Geist ist es in den Menschen und der Hauch des Allmächtigen, der ihnen Einsicht verleiht. Nicht die Bejahrten sind die weisesten, und nicht die Greise (an sich) verstehen sich auf das, was Recht ist. Darum sage ich: ›Hört mir zu! Laßt auch mich mein Wissen euch kundtun.‹ Seht, ich habe auf eure Reden geharrt, habe nach einsichtigen Darlegungen von euch hingehorcht, bis ihr die rechten Worte ausfindig machen würdet, ja, ich habe aufmerksam auf euch achtgegeben; doch seht: keiner hat Hiob widerlegt, keiner von euch auf seine Reden die (rechte) Antwort gegeben. Wendet nur nicht ein: ›Wir sind (bei ihm) auf Weisheit gestoßen: nur Gott kann ihn aus dem Felde schlagen, nicht ein Mensch!‹ Gegen mich hat er ja noch keine Beweisgründe ins Treffen geführt, und nicht mit euren Reden werde ich ihm entgegentreten.« b) Elihu erklärt, daß sein Geist sich zur unparteiischen Kundgebung seiner Einsicht getrieben fühle»Bestürzt stehen sie da, finden keine Antwort mehr; die Worte sind ihnen ausgegangen! Und da sollte ich warten, weil sie nicht mehr reden, weil sie dastehen, ohne zu antworten? Nein, auch ich will mein Teil erwidern, auch ich will mein Wissen kundtun! Denn voll bin ich von Worten; der Geist drängt und beengt mich in meinem Inneren, zu reden. Seht, meiner Brust geht es wie dem Wein, dem man nicht Luft schafft: sie droht zu bersten wie neugefüllte Schläuche. Reden will ich, um mir Luft zu schaffen, will meine Lippen auftun und entgegnen! Ich will dabei für niemand Partei nehmen und keinem Menschen zu Gefallen reden; denn ich verstehe mich nicht darauf, zu Gefallen zu reden: gar bald würde mein Schöpfer mich sonst hinwegraffen.« c) Elihus freundliche Anrede und Aufforderung an Hiob zur Stellungnahme»Nun aber höre, Hiob, meine Reden und leihe dein Ohr allen meinen Worten! Wisse wohl: wenn ich meinen Mund jetzt auftue und meine Zunge sich vernehmlich hören läßt, so sind meine Worte aufrichtig wie mein Herz, und was meine Lippen wissen, sprechen sie unverfälscht aus. Der Geist Gottes, der mich geschaffen hat, und der Hauch des Allmächtigen belebt mich. Wenn du’s vermagst, so widerlege mich: rüste dich mit Beweisgründen gegen mich, tritt an zum Kampf! Siehe, ich stehe zu Gott ebenso wie du: aus Ton bin auch ich gebildet.W.: vom Ton bin auch ich abgekniffen worden, d.h. Gott hat, als er mich bildete, von der großen Tonmasse ein kleines Stück genommen (vgl. 1.Mose 2,7). Nein, Angst vor mir braucht dich nicht einzuschüchtern, und meine Wucht soll dich nicht niederdrücken!« 2. Erste Rede Elihusa) Kurze Darlegung und Zurückweisung der Klagen Hiobs gegen Gott»Nun aber hast du vor meinen Ohren ausgesprochen, und deutlich habe ich deine Worte gehört: ›Unschuldig bin ich, ohne Missetat, rein bin ich, und kein Vergehen haftet mir an! Fürwahr, er (Gott) erfindet Feindseligkeiten gegen mich, sieht in mir einen Feind; er legt meine Füße in den Block, überwacht alle meine Pfade.‹ Sieh, darin hast du unrecht, entgegne ich dir; denn Gott ist größer als ein Mensch.« b) Zurückweisung der Klage Hiobs, daß Gott ihm nicht antwortea) Gott belehrt die Menschen über seine Absichten und über ihre Sünde bald durch Träume, bald durch Leiden, besonders durch Krankheit»Warum hast du den Vorwurf gegen ihn erhoben, daß er dir auf alle deine Worte keine Antwort gebe? Vielmehr redet Gott einmal und zweimal, man achtet nur nicht darauf. Im Traum, im Nachtgesicht, wenn tiefer Schlaf die Menschen befällt, im Schlummerzustand auf dem Lager: da öffnet er den Menschen das Ohr und schreckt sie durch Verwarnung,A.L.: und drückt das Siegel auf ihre Verwarnung. um den Menschen von seinem (bösen) Tun abzubringen und den Mann vor Überhebung zu behüten, um seine Seele vor der Grube zu bewahren und sein Leben vor dem Geschoß des Todes. Auch wird er durch Schmerzen auf seinem Lager in Zucht genommen und durch andauernden Leidenskampf in seinen Gliedern, so daß für seinen Lebenstrieb alle Nahrung zum Ekel wird und für seine Eßlust sogar die Lieblingsspeise; sein Fleisch schwindet dahin, daß es nicht mehr zu sehen ist, und seine vordem verborgenen Knochen treten zu Tage, so daß seine Seele der Grube nahe kommt und sein Leben den Todesmächten.« b) Wenn die Menschen sich dann unter Beistand eines Engelmittlers bekehren, so erhalten sie Verzeihung von Gott und völlige Begnadigung»Wenn dann ein Engel für ihn da ist, ein Fürsprecher, ein einziger aus den tausend, um für den Menschen Zeugnis von seiner Gerechtigkeit abzulegen, und dieser sich seiner erbarmt und (zu Gott) spricht: ›Laß ihn frei, daß er nicht in die Grube hinabfährt! Ich habe eine Sühne gefunden‹, so strotzt sein Leib wieder von Jugendkraft, so daß er in die Tage seines Jünglingsalters zurückversetzt wird. Er betet zu Gott, und dieser nimmt ihn gnädig an, läßt ihn sein Angesicht unter Jauchzen schauen und gibt dem Menschen seine Gerechtigkeit zurück. Er singt vor dem Volke und bekennt: ›Ich hatte gesündigt und das Recht verkehrt, aber es ist mir nicht vergolten worden! Erlöst hat (Gott) meine Seele, daß sie nicht in die Grube gefahren ist, und mein Leben erfreut sich am Anblick des Lichts!‹« c) Aufforderung an Hiob, sich entweder belehren zu lassen oder Elihus Darlegung zu widerlegen»Sieh, dies alles tut Gott zweimal, ja dreimal an dem Menschen, um seine Seele von der Grube fernzuhalten und damit er vom Licht des Lebens umleuchtet werde. Merke auf, Hiob, höre mir zu, schweige und laß mich reden! Hast du etwas einzuwenden, so widerlege mich; sprich, denn ich möchte dich gern rechtfertigen. Hast du aber nichts, so höre mir zu; schweige, damit ich dich Weisheit lehre!« 3. Zweite Rede Elihusa) Feststellung der Behauptung Hiobs, Gott sei ungerechtElihu hob dann wieder an und sagte: »Vernehmt, ihr Weisen, meine Worte und, ihr Einsichtigen, schenkt mir Gehör! denn das Ohr prüft die Worte, wie der Gaumen die Speisen kostet. Wir wollen doch prüfend das Recht finden, wollen gemeinsam erforschen, was gut ist. Denn Hiob hat behauptet: ›Ich bin gerecht, aber Gott hat mir mein Recht vorenthalten; trotz meines Rechtes soll ich ein Lügner sein! Tödlich steckt sein Pfeil in mir, ohne daß ich mich verschuldet habe!‹« b) Durch diese Lästerung Gottes macht sich Hiob zu einem Frevler; denn Gott kann seinem ganzen Wesen nach (besonders als Weltherrscher) nicht ungerecht sein»Wo ist ein Mann wie Hiob, der Lästerrede trinkt wie Wasser und in Gemeinschaft mit Übeltätern getreten ist und mit Frevlern Umgang pflegt? Denn er hat behauptet: ›Der Mensch hat keinen Nutzen davon, daß er mit Gott die Freundschaft aufrecht hält.‹ Darum hört mich an, ihr einsichtsvollen Männer! Fern bleibe der Vorwurf von Gott, daß er Frevel verübe, und vom Allmächtigen, daß er Unrecht tue! Nein, was der Mensch tut, das vergilt er ihm und läßt es jedem nach seinem Lebenswandel ergehen. Ja wahrlich, Gott handelt nicht frevelhaft, und der Allmächtige beugt das Recht nicht. Wer hat die Erde seiner Obhut anvertraut und wer den ganzen Erdkreis hergestellt? Wenn er nur an sich selbst dächte, seinen Geist und seinen Odem in sich zurückzöge, so müßte alles Fleisch insgesamt verscheiden und der Mensch wieder zu Staub werden. Wenn du also verständig bist, so höre dies und gib wohl acht, wie meine Worte lauten! Kann auch, wer das Recht haßt, ein Gemeinwesen leiten? Oder willst du den AllgerechtenW.: den Gerecht-Mächtigen. verdammen, ihn, der zum Könige sagt: ›Du Nichtswürdiger!‹ und zu den Hochgestellten: ›Du Bösewicht!‹, ihn, der die Person der Fürsten nicht ansieht und den Vornehmen nicht vor dem Geringen bevorzugt, weil sie ja alle das Werk seiner Hände sind. In einem Augenblick sterben sie, und mitten in der Nacht wird ein Volk erschüttert und muß dahinfahren, und Machthaber beseitigt er, ohne die Hand zu rühren. Denn seine Augen sind auf die Wege eines jeden Menschen gerichtet, und er sieht alle seine Schritte: da gibt es kein Dunkel und keine noch so dichte Finsternis, daß die Frevler sich darin verbergen könnten. Denn er braucht einen Menschen nicht erst lange zu beobachten, damit er vor Gott zum Gericht erscheine: nein, er zerschmettert Gewalthaber ohne Untersuchung und läßt andere an ihre Stelle treten. Somit kennt er ihre Taten wohl und stürzt sie über Nacht, so daß sie zermalmt werden. Als Frevler, die sie sind, geißelt er sie vor aller Augen zur Strafe dafür, daß sie von ihm abgefallen sind und alle seine Wege unbeachtet gelassen haben, so daß sie den Hilferuf des Armen zu ihm hinaufdringen ließen und er den Notschrei der Bedrückten vernehmen mußte. Verhält er sich aber ruhig, wer darf ihn verdammen? Und verhüllt er sein Angesicht, wer kann ihn schauen? So waltet er sowohl über Völkern als auch über einzelnen Menschen gleicherweise, damit nicht ruchlose Menschen die Herrschaft führen, Leute, welche Fallstricke für das Volk sein würden.«Die Übersetzung der Verse 29-31 ist unsicher. c) Hiobs Urteil über Gott ist anmaßend, töricht und frevelhaft und verdient die schwerste Strafe»Denn soll etwa Gott zu dir sagen: ›Ich habe mich geirrt; will (aber) nicht wieder verkehrt handeln? Über das, was ich nicht sehe, belehre du mich; wenn ich unrecht gehandelt habe, will ich es nicht wieder tun.‹ Soll er nach deinem Sinn Vergeltung üben, weil du unzufrieden bist, und sagen: ›Du hast das Bessere zu bestimmen, nicht ich; was du also weißt, das sprich aus!‹? Verständige Leute werden mir zugestehen und jeder weise Mann, der mir zuhört: ›Hiob redet ohne Einsicht, und seine Worte sind nicht wohlbedacht.‹ O daß doch Hiob fort und fort geprüft würde wegen seiner Widerreden nach Art der Frevler! Denn zu seiner Verfehlung fügt er noch den Abfall (von Gott) hinzu: er höhntW.: er klatscht (höhnend) in die Hände. laut in unserer Mitte und macht viel Redens gegen Gott.« 4. Dritte Rede Elihusa) Elihu bekämpft die Behauptung Hiobs, daß die Gottesfurcht keinen Nutzen bringe, mit dem Hinweis darauf, daß das Tun der Menschen nicht für Gott, sondern nur für die Menschen von Bedeutung seiElihu hob dann wieder an und sagte: »Hältst du das für recht, nennst du das ›meine Gerechtigkeit vor Gott‹»vor Gott« entweder = »Gott gegenüber« oder »die besser ist als (die Gerechtigkeit) Gottes«., daß du fragst: ›Was nützt sie mir?‹ und: ›Was habe ich mehr davon, als wenn ich sündigte?‹ Ich will dir darauf die Antwort geben, dir und zugleich deinen Freunden neben dir. Blicke zum Himmel empor und sieh ihn an und schaue zu den Wolken hinauf, die hoch über dir sind: wenn du sündigst, was tust du ihm damit zuleide? Und sind deine Übertretungen zahlreich, welchen Schaden fügst du ihm damit zu? Und so auch: wenn du gerecht bist, welches Geschenk machst du ihm damit, oder was empfängt er aus deiner Hand? Nur den Menschen, wie du einer bist, geht dein Freveln an, und nur dir, dem Menschensohn, kommt dein Gerechtsein zugute.« b) Die häufigen Fälle von Nichterhörung schuldloser Menschen, die über gewalttätige Behandlung zu klagen haben, erklären sich aus dem Mangel an Gottvertrauen oder an Gottesfurcht der Betreffenden»Man schreit wohl über die Menge der Bedrückungen, klagt laut über die Gewalttätigkeit der Großen, doch keiner sagt: ›Wo ist Gott, mein Schöpfer, der Lobgesänge schenkt in der Nacht, der uns Belehrung verleiht wie keinem Tiere des Feldes und uns höhere Weisheit gewinnen läßt als die Vögel des Himmels?‹ Da schreit man denn, ohne Erhörung bei ihm zu finden, wegen des Übermuts der Bösen. Jawohl: auf eitles Klagen hört Gott nicht, sondern der Allmächtige läßt es unbeachtet. Nun sagst du aber gar, du sehest ihn nicht; deine Sache liege ihm vor, du wartest aber vergeblich auf seine Entscheidung! Und nun, da sein Zorn noch nicht gestraft und er sich um Torheit nicht sonderlich gekümmert hat, da reißt Hiob seinen Mund zu leerem Gerede auf und ergeht sich ohne Einsicht in vermessenen Worten!« 5. Vierte Rede Elihusa) Elihu begründet seine folgende Unterweisung mit dem Hinweis auf sein vollkommenes WissenHierauf fuhr Elihu weiter fort zu reden: »Gedulde dich nur noch ein wenig, daß ich dich unterweise! Denn ich habe für Gottes Sache noch mehr zu sagen. Ich will mit meinem Wissen weit ausholen, um meinem Schöpfer zu seinem Recht zu verhelfen; denn wahrlich, meine Worte sind kein Trug: ein Mann mit vollkommener Erkenntnis verhandelt mit dir.« b) Gott will die Menschen durch Leiden zu ihrem Heil erziehen, besonders zur Selbsterkenntnis und zum Gehorsam führen, was ihm aber nur bei den Gottesfürchtigen gelingt»Siehe, Gott ist gewaltig und doch nicht teilnahmslos, gewaltig an Kraft des Herzens. Er erhält den Frevler nicht am Leben, läßt aber den Elenden ihr Recht zukommen. Er wendet seine Augen von dem Gerechten nicht ab, und Königen auf dem Thron verschafft er für immer einen festen Sitz, damit sie erhöht sind. Wenn sie aber mit Ketten gefesselt sind und in Unglücksbanden gefangen liegen, so hält er ihnen damit ihr Tun vor, ihre Übertretungen, daß sie sich nämlich überhoben haben; da öffnet er ihnen das Ohr für Warnungen und mahnt sie, sich vom Frevel abzuwenden. Wenn sie nun darauf hören und sich unterwerfen, so beenden sie ihre Tage im Glück und ihre Jahre in Wonne; wollen sie aber nicht darauf hören, so fallen sie dem Todesgeschoß anheim und verscheiden in Unverstand. Dann geraten aber solche ruchlos Gesinnte in Zorn: sie schreien nicht um Hilfe, obgleich er sie in Fesseln geschlagen hat. So stirbt denn ihre Seele schon in der Jugendkraft dahin, und ihr Leben endet wie das der Lustknaben. Die Dulder dagegen errettet er (gerade) durch ihr Dulden und öffnet ihnen durch die Leiden das Ohr.« c) Daher möge jetzt auch Hiob durch sein Leiden sich läutern lassen, um des göttlichen Segens teilhaftig zu werden»So sucht er auch dich aus dem Rachen der Not auf weiten Raum zu führen, wo keine Enge mehr ist, und dein Tisch würde mit fettem Mahl reich besetzt sein; du aber hast dich ganz dem frevelhaften Urteilen hingegeben, darum werden Urteil und Gericht dich treffen. Laß die Leidenschaft dich ja nicht zu Lästerungen verleiten und die Größe des Lösegeldes dich nicht beirren! Wird etwa dein Geschrei dich aus der Bedrängnis herausbringen und alle noch so gewaltigen Anstrengungen? Sehne die Nacht nicht herbei, wo Völker an ihrer Stätte auffahren!Der Text ist verderbt und deshalb der Sinn dunkel. Hüte dich, wende dich nicht dem Frevel zu; denn dazu bist du eher geneigt als zum Leiden. Bedenke wohl: Gott vollbringt erhabene Dinge durch seine Kraft: wer ist ein Lehrmeister wie er? Wer hat ihm sein Walten vorgeschrieben? Und wer hat je zu ihm sagen dürfen: ›Du hast unrecht gehandelt‹? Sei darauf bedacht, sein Tun zu erheben, das die Menschen in Liedern preisen! Alle Menschen schauen es bewundernd an, und doch erblickt es der Sterbliche nur von ferne.« d) Schilderung von Gottes Größe, Herrlichkeit und Weisheit, die sich in der Natur offenbaren»Bedenke wohl: Gott ist zu erhaben für unsere Erkenntnis; die Zahl seiner Jahre, sie ist unerforschlich. Denn er zieht Tropfen aus dem Meer empor, daß sie von dem Dunst, den er bildet, als Regen niederträufeln, von dem die Wolken triefen und den sie auf die Menschenmenge rieseln lassen. Wie kann man vollends die Ausbreitungen der Gewitterwolken verstehen, den Donnerschall seines Zeltes? Siehe, er breitet sein Licht darüber aus und bedeckt damit die tiefsten Tiefen des Meeres! denn dadurch richtet er die Völker, spendet zugleich aber auch NahrungA.L.: dadurch versorgt er die Völker und spendet Nahrung. in reicher Fülle. Beide Hände hüllt er in den leuchtenden Blitz und entbietet ihn gegen den Angreifer. Sein Donnergetöse kündigt ihn an als einen, der seinen Zorn gegen den Frevel eifern läßt. Ja, darüber erzittert mein Herz und fährt stürmisch empor von seiner Stelle. Hört, o hört auf das Donnern seiner Stimme und auf das Tosen, das seinem Munde entfährt! Er entfesselt es unter dem ganzen Himmel hin und sein Blitzesleuchten bis an die Säume der Erde. Hinter (dem Blitz) her brüllt der Donner; er dröhnt mit seiner hehren Stimme und hält (die Blitze) nicht zurück, sobald sein Donner sich vernehmen läßt. Gott donnert mit seiner Stimme wunderbar, er, der große Dinge tut, die wir nicht begreifen. Denn dem Schnee gebietet er: ›Falle auf die Erde nieder!‹ und ebenso dem Regenguß: ›Falle als Dauerregen nieder!‹ Dann zwingt er die Hände aller Menschen zur Untätigkeit, damit alle Menschen zur Erkenntnis seines Wirkens kommen. Da zieht sich das Wild in sein Versteck zurück und hält sich ruhig in seinen Schlupfwinkeln. Aus der Kammer bricht der Sturm hervor und von den Nordwinden die Kälte: durch den Hauch Gottes entsteht das Eis, und die weite Wasserfläche liegt in enger Haft. Auch belastet er mit Wasserfülle das Gewölk, läßt seine Blitzwolken überströmen; die wenden sich dann unter seiner Leitung hierhin und dorthin, um alles, was er ihnen gebietet, auszurichten auf dem ganzen weiten Erdkreise: bald als Rute, wenn sie seinem Lande not tut, bald als Huldbeweis läßt er sie sich entladen.« e) Mahnung an Hiob, diesem Gott gegenüber nicht hochmütige Herausforderung, sondern demütige Beugung zu beobachten»Vernimm dies, Hiob! Stehe still und erwäge die Wunderwerke Gottes! Begreifst du es, wie Gott ihnen Befehl erteilt und das Licht seines Gewölks aufleuchten läßt? Verstehst du dich auf das Schweben der Wolken, auf die Wundertaten des an Weisheit Vollkommenen, du, dem die Kleider zu heiß werden, wenn das Land beim Südwind in schwüler Hitze daliegt? Kannst du gleich ihm das Himmelsgewölbe ausbreiten, das fest ist wie ein gegossener Spiegel? Laß uns wissen, was wir ihm sagen sollen! Wir können vor Finsternis nichts vorbringen. Soll ihm gemeldet werden, daß ich reden wolle? Hat wohl je ein Mensch gefordert, er wolle vernichtet sein? Und nun: in das Sonnenlicht kann man nicht blicken, wenn es am Himmelsgewölbe strahlt, nachdem der Wind darüber hingefahren ist und (den Himmel) geklärt hat. Von Norden her kommt das Nordlicht:W.: Goldglanz. Man kann im Hauran, der Heimat Hiobs, das Nordlicht sehen, allerdings selten. – Bei anderer Lesart lautet die Übersetzung: Aus der Verborgenheit tritt goldenes Licht hervor. um Gott her liegt furchtbare Pracht. Den Allmächtigen, wir erreichen ihn nicht, ihn, der an Kraft gewaltig ist; aber das Recht und die volle Gerechtigkeit beugt er nicht. Darum sollen die Menschen ihn fürchten: er sieht keinen an, der sich selbst weise dünkt!« VIII. Gottes Offenbarung und Hiobs Demütigung (38,1-42,6)1. Erste Rede Gottes und die Antwort Hiobsa) Gottes Aufforderung an Hiob, ihm Rede zu stehenDa antwortete der HERR dem Hiob aus dem Wettersturme heraus folgendermaßen: »Wer ist’s, der da den Heilsplan Gottes verdunkelt mit Worten ohne Einsicht? Auf! Gürte dir die Lenden wie ein Mann, so will ich dich fragen, und du belehre mich!« b) Fragen aus dem Gebiet der Weltschöpfung und der leblosen Natur sowie des Tierlebens, auf die Hiob die Antwort schuldig bleibt»Wo warst du, als ich die Erde baute? Sprich es aus, wenn du Einsicht besitzest! Wer hat ihre Maße bestimmt – du weißt es ja! –, oder wer hat die Meßschnur über sie ausgespannt? Worauf sind ihre Grundpfeiler eingesenkt worden, oder wer hat ihren Eckstein gelegt, während die Morgensterne allesamt laut frohlockten und alle Gottessöhne jauchzten? Und wer hat das Meer mit Toren verschlossen, als es hervorbrach, aus dem Mutterschoß heraustrat? Als ich Gewölk zu seinem Kleide machte und dunkle Nebel zu seinen Windeln? Als ich ihm das von mir bestimmte Gebiet absteckte und ihm Riegel und Tore herstellte und sprach: ›Bis hierher darfst du kommen, aber nicht weiter, und hier soll sich der Stolz deiner Wellen brechen!‹ Hast du jemals, seitdem du lebst, das Morgenlicht bestellt? Hast du dem Frührot seine Stätte angewiesen, daß es die Säume der Erde erfasse und die Frevler von ihr verscheucht werden? Sie (die Erde) verwandelt sich alsdann wie Wachs unter dem Siegel, und alles stellt sich dar wie ein Prachtgewand; /CAPTION den Frevlern aber wird ihr Licht entzogen, und der zum Schlagen schon erhobene Arm zerbricht. Bist du bis zu den Quellen des Meeres gekommen, und hast du die tiefsten Tiefen des Weltmeers durchwandelt? Haben sich vor dir die Pforten des Todes aufgetan, und hast du die Pforten des Schattenreichs gesehen? Hast du die weiten Flächen der Erde überschaut? Sage an, wenn du dies alles weißt! Wo geht denn der Weg nach der Wohnung des Lichts, und die Finsternis, wo hat sie ihre Heimstätte, daß du sie in ihr Gebiet hinbringen könntest und daß die Pfade zu ihrem Hause dir bekannt wären? Du weißt es ja, denn damals wurdest du ja geboren, und die Zahl deiner Lebenstage ist groß! Bist du zu den Vorratskammern des Schnees gekommen, und hast du die Speicher des Hagels gesehen, den ich aufgespart habe für die Drangsalszeiten, für den Tag des Kampfes und des Krieges? Wo ist der Weg dahin, wo das Licht sich teilt und von wo der Ostwind sich über die Erde verbreitet? Wer hat der Regenflut Kanäle gespalten und einen Weg dem Donnerstrahl gebahnt, um regnen zu lassen auf menschenleeres Land, auf die Steppe, wo niemand wohnt, um die Einöde und Wildnis reichlich zu tränken und Pflanzengrün sprießen zu lassen? Hat der Regen einen Vater, oder wer erzeugt die Tropfen des Taues? Aus wessen Mutterschoße geht das Eis hervor, und wer läßt den Reif des Himmels entstehen? Wie zu Stein verhärten sich die Wasser, und der Spiegel der Fluten schließt sich zur festen Decke zusammen. Vermagst du die Bande des Siebengestirns zu knüpfen oder die Fesseln des Orion zu lösen? Läßt du die Bilder des Tierkreises zur rechten Zeit hervortreten, und leitest du den Großen Bären samt seinen Jungen? Kennst du die für den Himmel gültigen Gesetze, oder bestimmst du seine Herrschaft über die Erde? Kannst du deine Stimme hoch zu den Wolken dringen lassen, daß strömender Regen dich bedecke? Entsendest du die Blitze, daß sie hinfahren und zu dir sagen: ›Hier sind wir‹? Wer hat Weisheit in die Wolkenschichten gelegt oder wer dem Luftgebilde Verstand verliehen? Wer zählt die Federwolken mit Weisheit ab, und die Schläuche des Himmels, wer läßt sie sich ergießen, wenn das Erdreich sich zu Metallguß verhärtet hat und die Schollen sich fest zusammenballen? Erjagst du für die Löwin die Beute, und stillst du die Gier der jungen Leuen, wenn sie in ihren Höhlen kauern, im Dickicht auf der Lauer liegen? Wer verschafft dem Raben sein Futter, wenn seine Jungen zu Gott schreien und wegen Mangels an Nahrung umherirren? Kennst du die Zeit, wo die Felsgemsen werfen, und überwachst du das Kreißen der Hirschkühe? Zählst du die Monde, während derer sie trächtig sind, und weißt du die Zeit, wann sie gebären? Sie kauern nieder, lassen ihre Jungen zur Welt kommen, entledigen sich leicht ihrer Geburtsschmerzen. Ihre Jungen erstarken, werden im Freien groß; sie laufen davon und kehren nicht wieder zu ihnen zurück. Wer hat den Wildesel frei laufen lassen und wer die Bande dieses Wildfangs gelöst, dem ich die Steppe zur Heimat angewiesen habe und zur Wohnung die Salzgegend? Er lacht des Gewühls der Stadt, den lauten Zuruf des Treibers hört er nicht. Was er auf den Bergen erspäht, ist seine Weide, und jedem grünen Halme spürt er nach. Wird der Büffel Lust haben, dir zu dienen oder nachts an deiner Krippe zu lagern? Kannst du den Büffel mit seinem Leitseil an die Furche binden, oder wird er über Talgründe die Egge hinter dir herziehen? Darfst du ihm trauen, weil er große Kraft besitzt, und ihm deinen Ernteertrag überlassen? Darfst du ihm zutrauen, daß er deine Saat einbringen und sie auf deiner Tenne zusammenfahren werde? Die Straußenhenne schwingt fröhlich ihre Flügel: sind es aber des (liebevollen) Storches Schwingen und Gefieder? Nein, sie vertraut ihre Eier der Erde an und läßt sie auf dem Sande warm werden; denn sie denkt nicht daran, daß ein Fuß sie dort zerdrücken und ein wildes Tier sie zertreten kann. Hart behandelt sie ihre Jungen, als gehörten sie ihr nicht; ob ihre Mühenämlich ihre Mühe bezüglich des Eierlegens. vergeblich ist, das kümmert sie nicht; denn Gott hat ihr große Klugheit versagt und ihr keinen Verstand zugeteilt. Doch sobald sie hoch auffährt zum Laufen, verlacht sie das Roß und seinen Reiter. Gibst du dem Roß die gewaltige Stärke? Bekleidest du seinen Hals mit der wallenden Mähne? Machst du es springen wie die Heuschrecke? Sein stolzes Schnauben – wie erschreckend! Es scharrt den Boden im Blachfeld und freut sich seiner Kraft, zieht der gewappneten Schar entgegen. Es lacht über Furcht und erschrickt nicht, macht nicht kehrt vor dem Schwert; auf ihm klirrt ja der Köcher, blitzen der Speer und der Kurzspieß. Mit Ungestüm und laut stampfend sprengt es im Fluge dahinW.: es verschluckt (oder frißt) den Boden. und läßt sich nicht halten, wenn die Posaune erschallt; bei jedem Trompetenstoß ruft es ›Hui!‹ und wittert den Kampf von fern, den Donnerruf der Heerführer und das Schlachtgetöse. Hebt der Habicht dank deiner Einsicht die Schwingen, breitet seine Flügel aus nach dem Süden zu? Oder schwebt der Adler auf dein Geheiß empor und baut sein Nest in der Höhe? Auf Felsen wohnt er und horstet auf Felszacken und Bergspitzen; von dort späht er nach Beute aus: in weite Ferne blicken seine Augen; und seine Jungen schon verschlingen gierig das Blut, und wo Erschlagene liegen, da ist auch er.« c) Gottes Aufforderung an Hiob, mit ihm in den Rechtsstreit einzutreten; Hiob gibt seine Anklagen gegen Gott aufHierauf wandte sich der HERR weiter an Hiob mit der Frage: »Hadern will der Tadler mit dem Allmächtigen? Der Ankläger Gottes gebe Antwort darauf!« Da antwortete Hiob dem HERRN: »Ach, ich bin zu gering: was soll ich dir entgegnen? Ich lege meine Hand auf den Mund! Einmal habe ich geredet, werde aber nichts mehr entgegnen; und noch ein zweites Mal habe ich es getan, doch niemals tue ich es wieder.« 2. Zweite Rede Gottes und Hiobs Antworta) Gottes Frage, ob Hiob die Gerechtigkeit Gottes wirklich in Zweifel zu ziehen wageWeiter antwortete der HERR dem Hiob aus dem Wettersturm heraus folgendermaßen: »Auf! Gürte dir die Lenden wie ein Mann: ich will dich fragen, und du belehre mich! Willst du wirklich mein Recht zunichte machen,A.Ü.: mein Gericht (oder meinen Rechtsspruch) für ungültig erklären. mich schuldig sprechen, damit du als gerecht dastehst?« b) Gottes Aufforderung an Hiob, in göttlicher Majestät aufzutreten und die Stolzen und Frevler zu zermalmen»Hast du etwa einen Arm wie Gott, und vermagst du den Donner so laut rollen zu lassen wie er? So schmücke dich doch mit Erhabenheit und Hoheit und kleide dich in Pracht und Herrlichkeit! Laß die Ausbrüche deines Zorns sich ergießen! Und gewahrst du irgendeinen Hochmütigen, so wirf ihn nieder! Ja, gewahrst du irgendeinen Hochmütigen, so demütige ihn und stürze die Frevler nieder, wo sie stehen! Laß sie allesamt tief in den Staub sinken, laß ihr Angesicht erstarren in Todesgrauen! Dann will auch ich dich lobend anerkennen, daß deine Rechte dir den Sieg verliehen hat.« c) Gottes Aufforderung an Hiob, die Gewalt über das Nilpferd oder über das Krokodil zu übernehmen»Sieh doch das Nilpferd an, das ich geschaffen habe wie dich: von Pflanzen nährt es sich wie das Rind! Sieh doch, welche Kraft bei ihm in den Lenden wohnt und welche Stärke in den Muskeln seines Leibes! Es macht seinen Schwanz so starr wie eine Zeder; die Sehnen seiner Schenkel sind fest verflochten. Seine Knochen sind Röhren von Erz, seine Gebeine gleich geschmiedeten Eisenstangen. Es ist der Erstling der schöpferischen Tätigkeit Gottes; sein Bildner hat ihm auch sein Schwertsein Sichelschwert; gemeint sind die zwei gewaltigen Schneidezähne. verliehen. Denn Futter liefern ihm die Anhöhen, wo alle wilden Landtiere spielen. Unter Lotusbüschen lagert es sich, im Versteck von Schilfrohr und Sumpf; Lotusbüsche geben ihm Deckung mit ihrem Schattendach, und die Weiden des Baches umgeben es. Selbst wenn der Strom mächtig anschwillt, gerät es nicht in Unruhe: es bleibt wohlgemut, wenn auch ein Jordan gegen seinen Rachen andringt. Wer will es von vorn packen, wer mit einem Fangseil ihm die Nase durchbohren? Kannst du das Krokodil am Angelhaken heranziehen und ihm die Zunge mit der Schnur niederdrücken? Kannst du ihm einen Binsenring durch die Nase ziehen und einen Dorn durch seinen Kinnbacken bohren? Meinst du, es werde viele Bitten an dich richten oder dir gute Worte geben? Wird es einen Vertrag mit dir schließen, wonach du es für immer in deine Dienste nähmest? Wirst du mit ihm spielen wie mit einem Vöglein und es zur Kurzweil für deine Mägdlein anbinden? Treibt die Fischerzunft Handel mit ihm, daß sie es stückweise an die Händler abgibt? Kannst du ihm die Haut mit Spießen spicken und seinen Kopf mit Fischerhaken durchbohren? Vergreife dich nur einmal an ihm: mache dich auf Kampf gefaßt! Du wirst’s gewiß nicht wieder tun! Ja, eine solche Hoffnung erweist sich als Trug: schon bei seinem Anblick bricht man zusammen. Niemand ist so tollkühn, daß er es aufstört; und wer ist es, der ihm entgegengetreten und heil davongekommen wäre? Wer unter dem ganzen Himmel ist es?Die Übersetzung dieses Verses ist unsicher. Nicht schweigen will ich von seinen Gliedmaßen, weder von seiner Kraftfülle noch von der Schönheit seines Baues. Wer hat je sein Panzerkleid oben aufgedeckt und wer sich in die Doppelreihe seines Gebisses hineingewagt? Wer hat je das Doppeltor seines Rachens geöffnet? Rings um seine Zähne herum lagert Schrecken. Prachtvoll sind die Zeilen seiner Schilder, jede einzelne enganliegend wie durch ein festes Siegel: eine schließt sich eng an die andere an, und kein Lüftchen dringt zwischen ihnen ein: jede haftet fest an der andern, sie greifen untrennbar ineinander. Sein Niesen läßt einen Lichtschein erglänzen, und seine Augen gleichen den Wimpern des Morgenrots. Aus seinem Rachen schießen Flammen, sprühen Feuerfunken hervor. Aus seinen Nüstern strömt Rauch heraus wie aus einem siedenden Topf und wie aus Binsenfeuer. Sein Atem setzt Kohlen in Brand, und Flammen entfahren seinem Rachen. In seinem Nacken wohnt Kraft, und vor ihm her stürmt bange Furcht dahin. Die Wampen seines Leibes haften fest zusammen, sind wie angegossen an ihm, unbeweglich. Sein Herz ist hart wie ein Stein und unbeweglich wie ein unterer Mühlstein. Wenn es auffährt, schaudern selbst Helden, geraten vor Entsetzen außer sich. Trifft man es mit dem Schwert – das haftet ebensowenig wie Speer, Wurfspieß und Pfeil. Eisen achtet es gleich Stroh, Erz gleich morschem Holz. Kein Pfeil des Bogens bringt es zum Fliehen; Schleudersteine verwandeln sich ihm in Spreu. Wie ein Strohhalm kommt ihm die Keule vor, und nur ein Lächeln hat es für den Anprall der Lanze. Seine Unterseite bilden spitze Scherben; einen breiten Dreschschlitten drückt es in den Schlamm ein. Es macht die tiefe Wasserflut wie einen Kochtopf sieden, rührt das Meer auf wie einen Salbenkessel. Hinter ihm her leuchtet sein Pfad: man könnte die Schaumflut für Silberhaar halten. Auf Erden gibt es nicht seinesgleichen; es ist dazu geschaffen, sich nie zu fürchten. Auf alles Hohe sieht es mit Verachtung hin: der König ist es über alle stolzen Tiere.« d) Hiobs letzte Antwort: seine Anerkennung der Größe Gottes und sein bußfertiger WiderrufDa antwortete Hiob dem HERRN folgendermaßen: »Ich habe anerkannt, daß du alles vermagst und kein Vorhaben dir unausführbar ist. [›Wer ist’s, der da den Ratschluß Gottes verdunkelt ohne Einsicht?‹] So habe ich denn in Unverstand geurteilt über Dinge, die zu wunderbar für mich waren und die ich nicht verstand. [›Höre doch und laß mich reden! Ich will dich fragen, und du belehre mich!‹] Nur durch Hörensagen hatte ich von dir vernommen, jetzt aber hat mein Auge dich geschaut. Darum bekenne ich mich schuldig und bereue in Staub und Asche.« IX. Hiobs Rechtfertigung durch Gott; Wiederherstellung seines Glücksstandes (42,7-17)a) Gottes Verurteilung der drei Freunde und deren Begnadigung nach dargebrachtem Opfer auf Hiobs FürbitteDarauf, nachdem der HERR so zu Hiob gesprochen hatte, sagte der HERR zu Eliphas von Theman: »Entbrannt ist mein Zorn gegen dich und gegen deine beiden Freunde; denn ihr habt nicht richtig von mir geredet wie mein Knecht Hiob. Darum holt euch nun sieben junge Stiere und sieben Widder, begebt euch zu meinem Knecht Hiob und bringt ein Brandopfer für euch dar! Mein Knecht Hiob soll dann Fürbitte für euch einlegen; denn nur aus Rücksicht auf ihn will ich euch eure Torheit nicht entgelten lassen, weil ihr nicht richtig von mir geredet habt wie mein Knecht Hiob.« Da gingen Eliphas von Theman, Bildad von Suah und Zophar von Naama hin und taten, wie der HERR ihnen geboten hatte; und der HERR nahm Rücksicht auf Hiob. b) Wiederherstellung und Mehrung des äußeren Glücksstandes HiobsDer HERR stellte dann Hiobs Glücksstand wieder her, als er Fürbitte für seine Freunde eingelegt hatte; und der HERR vermehrte den ganzen Besitz Hiobs so, daß er doppelt so groß war als früher. Da kamen alle seine Brüder und Schwestern und alle seine früheren Bekannten zu ihm; sie aßen mit ihm in seinem Hause, bezeigten ihm ihr Beileid und trösteten ihn wegen all des Unglücks, mit dem der HERR ihn heimgesucht hatte; auch schenkten sie ihm ein jeder ein wertvolles GeldstückKönnte im Deutschen passend mit »Dukaten« übersetzt werden. und jeder einen goldenen Ring. Der HERR aber segnete die nachfolgende Lebenszeit Hiobs noch mehr als seine frühere, so daß er es auf 14000 Stück Kleinvieh, 6000 Kamele, 1000 Joch Rinder und 1000 Eselinnen brachte. Auch wurden ihm wieder sieben Söhne und drei Töchter geboren;Hiob bekommt seine Herden doppelt wieder, seine Kinder aber nicht, weil auch die verstorbenen ihm noch gehören (vgl. 1.Mose 37,35; 2.Sam 12,23). – Übrigens übersetzen einige: vierzehn Söhne. die eine nannte er Jemima, die andere Kezia, die dritte Keren-Happuch; und man fand im ganzen Lande keine so schönen Frauen wie die Töchter Hiobs; und ihr Vater gab ihnen ein Erbteil unter ihren Brüdern. – Danach lebte Hiob noch hundertundvierzig Jahre und sah seine Kinder und Kindeskinder, vier Geschlechter; dann starb Hiob alt und lebenssatt. Erstes Buch (Psalm 1-41)Die zwei LebenswegeWohl dem,W.: Segnungen des Mannes (oder: Gesegnet ist der Mann) = wohl dem Manne (oder: Heil dem Menschen), der … der nicht wandelt im Rat der Gottlosen und nicht tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt im Kreise der Spötter, vielmehr Gefallen hat am Gesetz des HERRN und sinnt über sein Gesetz bei Tag und bei Nacht! Der gleicht einem Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Früchte bringt zu rechter Zeit und dessen Laub nicht welkt; und alles, was er beginnt, das gelingt. Nicht also die Gottlosen: nein, sie gleichen der Spreu, die der Wind verweht. Darum werden die Gottlosen nicht im Gericht bestehn und die Sünder nicht in der Gemeinde der Gerechten. Denn es kennt der HERR den Weg der Gerechten; doch der Gottlosen Weg führt ins Verderben.W.: vergeht spurlos, oder: verliert sich (= führt zum Untergang). Der Sieg Gottes und des von ihm gesalbten Königs über die tobende VölkerweltWas soll das Toben der Völker und das eitle Sinnen der Völkerschaften? Die Könige der Erde rotten sich zusammen, und die Fürsten halten Rat miteinander gegen den HERRN und den von ihm Gesalbten: »Laßt uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Fesseln!« Der im Himmel thront, der lacht, der Allherr spottet ihrer. Dann aber wird er zu ihnen reden in seinem Zorn und sie schrecken in seinem Ingrimm: »Habe ich doch meinen König eingesetzt auf dem Zion, meinem heiligen Berge!« – Laßt mich kundtun den Ratschluß des HERRN! Er hat zu mir gesagt: »Mein Sohn bist du; ich selbst habe heute dich gezeugt. Fordre von mir, so gebe ich dir die Völker zum Erbe und dir zum Besitz die Enden der Erde. Du sollst sie mit eiserner KeuleA.Ü.: Zepter oder Stab (= Herrscherstab), vgl. Offb 2,27; 12,5; 19,15. zerschmettern, wie Töpfergeschirr sie zerschlagen!« – So nehmt denn Klugheit an, ihr Könige, laßt euch warnen, ihr Richter der Erde! Dienet dem HERRN mit Furcht und jubelt ihm zu mit Zittern! Küsset den Sohn,oder: Huldigt dem Sohne. auf daß er nicht zürne und ihr zugrunde geht auf eurem Wege! denn leicht entbrennt sein Zorn.A.Ü.: denn in Kürze (= bald) wird sein Zorn entbrennen. Wohl allen, die bei ihm sich bergen! Morgenlied eines Frommen in böser ZeitAch HERR, wie sind doch meine Bedränger so zahlreich,Ein Psalm Davids, als er vor seinem Sohne Absalom floh.wie viele erheben sich gegen mich! Gar viele sagen von mir: »Es gibt keine Rettung für ihn bei Gott!« SELA. Doch du, o HERR, bist ein Schild um mich her, meine Ehre und der mir das Haupt erhebt. Laut ruf’ ich zum HERRN, und er erhört michW.: antwortet mir (oder: gibt mir Antwort). von seinem heiligen Berge. SELA. Ich legte mich nieder, schlief ruhig ein: erwacht bin ich wieder, denn der HERR stützt mich. Ich fürchte mich nicht vor vielen Tausenden Kriegsvolks, die rings um mich her sich gelagert haben. Steh auf, o HERR! Hilf mir, mein Gott! Du hast ja all meinen Feinden Backenstreiche versetzt, den Gottlosen die Zähne zerschmettert. Beim HERRN steht die Hilfe: über deinem Volke walte dein Segen! SELA. Abendlied eines Frommen in DrangsalszeitWenn ich rufe, erhöre mich,Dem Musikmeister, mit Saitenspiel; ein Psalm von David.du Gott meiner Gerechtigkeit! In Bedrängnis hast du mir (immer) Raum geschafft: sei mir gnädig und höre mein Gebet! Ihr Herrensöhne, wie lange noch soll meine Ehre geschändet werden? Wie lange noch wollt ihr an Eitlem hangen, auf Lügen ausgehn? SELA. Erkennt doch, daß der HERR den ihm Getreuen sich auserkoren: der HERR vernimmt’s, wenn ich zu ihm rufe. Seid zornerregt, doch versündigt euch nicht! Denkt nach im stillen auf eurem Lager und schweigt! SELA. Bringt Opfer der GerechtigkeitA.Ü.: rechte (oder: richtige) Opfer. dar und vertraut auf den HERRN! Es sagen gar viele: »Wer läßt Gutes uns schauen?« Erhebe über uns, o HERR, das Licht deines Angesichts! Du hast mir größere Freude ins Herz gegeben als ihnen zur Zeit, wo sie Korn und Wein in Fülle haben. In Frieden will ich beides, mich niederlegen und schlafen; denn du allein, HERR, läßt mich in Sicherheit wohnen. Morgengebet im Tempel gegen gottlose FeindeVernimm meine Worte, o HERR,Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »die Erbschaften«; ein Psalm von David.merke auf mein Seufzen! Ach, hör’ auf mein lautes Flehen, mein König und mein Gott; denn zu dir geht mein Gebet! O HERR, in der Frühe schon hörst du mein Rufen, in der Frühe schon richte ich dir (ein Opfer) zu und spähe aus (nach dir). Du bist ja nicht ein Gott, dem gottlos Wesen gefällt: kein Böser darf als Gast bei dir weilen; Ruhmredige dürfen dir nicht vor die Augen treten: du hassest alle Übeltäter. Du läßt die Lügner zugrunde gehn; wer mit Blutvergießen und Trug sich befaßt, den verabscheut der HERR. Ich aber darf nach deiner großen Gnade dein Haus betreten, ich darf vor deinem heiligen Tempel in Ehrfurcht vor dir mich niederwerfen. HERR, leite mich in deiner Gerechtigkeit um meiner Feinde willen, ebne vor mir deinen Weg! Denn in ihrem Mund ist keine Aufrichtigkeit, ihr Inneres ist Bosheit; ein offnes Grab ist ihre Kehle, mit ihrer Zunge reden sie glatte Worte. Laß sie büßen, o Gott, daß zu Fall sie kommen durch ihre Anschläge! Stoße sie weg von dir ob der Menge ihrer Frevel, denn sie haben dir Trotz geboten! Dann werden alle sich freun, die auf dich vertrauen: allzeit werden sie jubeln, daß du sie beschirmst; und frohlocken werden alle über dich, die deinen Namen lieben. Denn du, HERR, segnest den Gerechten, schirmst ihn mit (deiner) Gnade wie mit einem SchildeGemeint ist der den ganzen Leib deckende Großschild.. Hilferuf eines an Leib und Seele Schwerkranken (Erster Bußpsalm)HERR, nicht in deinem Zorne strafe michDem Musikmeister, mit Saitenspiel A.Ü.: Dem Musikmeister über das Saitenspiel, im Basston; ein Psalm von David.und nicht in deinem Ingrimm züchtige mich! Sei mir gnädig, o HERR, denn ich bin am Verschmachten! Heile mich, HERR, denn meine Gebeine sind erschrocken,d.h. die Glieder beben mir vor Schrecken. und meine Seele ist voller Angst! Du aber, o HERR, – wie lange noch (willst du fern sein)? Kehre doch wieder, o HERR, errette meine Seele! Hilf mir um deiner Gnade willen! Denn im Tode gedenkt man deiner nicht: im Totenreich – wer singt da dein Lob? Erschöpft bin ich von all meinem Seufzen; in jeder Nacht netz’ ich mein Bett (mit Zähren), mache mein Lager zu einer Tränenflut. Geschwunden ist mein Augenlicht vor Gram, gealtert (vom Weinen) ob all meinen Feinden. Hinweg von mir, ihr Übeltäter alle! Denn der HERR hat mein lautes Weinen gehört; gehört hat der HERR mein Flehen: der HERR nimmt mein Gebet an. Alle meine Feinde werden zuschanden werden und ganz bestürzt dastehn: mit Schanden müssen sie abziehn augenblicklich! Der Herr als gerechter Richter und als Retter der BedrängtenHERR, mein Gott, bei dir such’ ich Zuflucht:Ein Bittgebet Davids, das er dem Herrn wegen der Worte des Benjaminiten Kusch sang.hilf mir von allen meinen Verfolgern und rette mich, daß der FeindIm Urtext steht »er« (oder: »man«). mich nicht wie ein Löwe zerreiße und zerfleische, weil kein Retter da ist! O HERR mein Gott! Hab’ ich solches verübt, klebt Unrecht an meinen Händen, hab’ ich dem, der in Frieden mit mir lebte, Böses getan – ach nein, ich rettete ja, die mich grundlos bedrängten –: so möge der Feind mich verfolgen und einholen, möge mein Leben zu Boden niedertreten und strecke meine Ehre in den Staub!A.Ü.: und lasse meine Seele im Staube (= Totenreiche) wohnen. SELA. Steh auf, o HERR, in deinem Zorn! Erhebe dich gegen die Wut meiner Dränger! Werde wach mir zum Heil, du hast ja Gericht verordnet! Laß die ganze Versammlung der Völker dich umringen, und über ihrd.h. über sie triumphierend (A.Ü.: und über ihr throne als Richter!). kehre zurück zur Höhe! Der HERR ist Richter über die Völker: schaffe mir Recht, o HERR, nach meiner Gerechtigkeit und nach meines Herzens Unschuld! Mache der Gottlosen Bosheit ein Ende und hilf dem Gerechten zu festem Stand, du Prüfer der Herzen und Nieren, gerechter Gott! Meinen Schild hält Gott, der Helfer der in ihrem Herzen Redlichen. Gott ist ein gerechter Richterund ein Gott, der täglich droht. Wahrlich, wiederum schärft er sein Schwert, hält seinen Bogen gespannt und zielt und richtet Todesgeschosse auf ihn, seine Pfeile, die er zu Brandpfeilen macht. Seht: da brütet er über Trug, geht schwanger mit Unheil und gebiert Lüge; eine Grube hat er gegraben und ausgescharrt, stürzt selbst aber in die Grube, die er angelegt. Das Unheil, das er geplant, fällt ihm aufs eigne Haupt, sein Frevel fährt auf seinen eignen Scheitel nieder. Preisen will ich den HERRN nach seiner Gerechtigkeit und lobsingen dem Namen des HERRN, des Höchsten. Des Menschen Niedrigkeit und Hoheit in der SchöpfungHERR, unser Herrscher,Dem Musikmeister, nach der Keltertreterweise; ein Psalm von David.wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde, du, dessen Hoheit am Himmel sich kundtut!A.Ü.: dessen Hoheit (oder: Majestät) sich bis zum Himmel (oder: über den Himmel) erstreckt (oder: den Himmel überragt). Aus der Kinder und Säuglinge Mund hast du ein Bollwerk dir zugerichtet deinen Gegnern zum Trotz, um Feinde und Widersacher verstummen zu machen. Wenn ich anschau’ deinen Himmel, das Werk deiner Finger, den Mond und die Sterne, die du hergerichtet: was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, und der Menschensohn, daß du ihn beachtest?! Und doch hast du ihn nur wenig hinter die GottheitA.Ü.: hinter die Engel (oder: die himmlischen Wesen); vgl. Hebr 2,7. gestellt, mit Herrlichkeit und Hoheit ihn gekrönt; du hast ihm die Herrschaft verliehn über deiner Hände Werke, ja alles ihm unter die Füße gelegt: Kleinvieh und Rinder allzumal, dazu auch die wilden Tiere des Feldes, die Vögel des Himmels, die Fische im Meer, alles, was die Pfade der Meere durchzieht. HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde! Danklied für Gottes Gericht über heidnische Feinde und Bitte um neue HilfePreisen will ich den HERRN von ganzem Herzen,Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »stirb für den Sohn!«; ein Psalm von David.verkünden all deine Wundertaten, ich will deiner mich freun und frohlocken, will lobsingen deinem Namen, du Höchster, weil meine Feinde haben rückwärts weichen müssen: sie sind gestrauchelt und umgekommen vor dir. Denn du hast mein Recht und meine Sache geführt, hast auf dem Throne gesessen als gerechter Richter; du hast die Heiden bedroht, die Frevler vernichtet, ihren Namen ausgelöscht für immer und ewig: Der Feind ist dahin, zertrümmert für immer; auch Städte hast du zerstört, ihr Gedächtnis ist untergegangen. Der HERR aber thront in Ewigkeit; zum Gericht hat er aufgestellt seinen Stuhl; und er, er richtet den Erdkreis mit Gerechtigkeit, spricht das Urteil den Völkern nach Gebühr. So ist denn der HERR eine Burg den Bedrückten, eine Burg für die Zeiten der Drangsal. Drum vertrauen auf dich, die deinen Namen kennen; denn du läßt nicht von denen, die dich, HERR, suchen. Lobsinget dem HERRN, der auf Zion thront, verkündet unter den Völkern seine Taten! Denn als Rächer der Blutschuld hat er ihrer gedacht, hat das Schreien der Elenden nicht vergessen. Sei mir gnädig, o HERR, sieh an, was ich leide durch meine Feinde! Du bist’s, der den Pforten des Todes mich entreißt, auf daß ich verkünde alle deine Ruhmestaten, in den Toren der Tochter Zion ob deiner Hilfe juble! Versunken sind die Heiden in die Grube, die sie gegraben, im Netz, das sie heimlich gestellt, hat ihr eigner Fuß sich verstrickt. Kundgetan hat sich der HERR, hat Gericht gehalten: durch das Eingreifen seiner Hände ist der Frevler gefangen. SAITENSPIEL. SELA. Die Frevler fahren zur Unterwelt hinab, alle Heidenvölker, die Gottes vergessen; denn nicht auf ewig bleibt der Arme vergessen, und der Elenden Hoffnung geht nicht für immer verloren. Steh auf, o HERR! Laß Menschen nicht trotzig schalten, laß die Heiden gerichtet werden vor dir! Lege doch, HERR, einen Schrecken auf sie! Laß die Heiden erkennen, daß MenschenMenschen, d.h. nur schwache Menschen. sie sind! SELA. Hilferuf gegen gottlose GewaltmenschenWarum, o HERR, stehst du so fern,Ps 9 und 10 haben ursprünglich ein einziges Lied gebildet; so auch in der griechischen und lateinischen Bibel verhüllst dir (das Auge) in Zeiten der Not? Beim Hochmut der Gottlosen wird dem Bedrückten bange: möchten sie selbst sich fangen in den Anschlägen, die sie ersinnen! Denn der Frevler rühmt sich jubelnd seiner frechen Gelüste, und der Wucherer gibt dem HERRN den Abschied, lästert ihn. Der Frevler wähnt in seinem Stolz: »Gott fragt nicht danach!« »Es gibt keinen Gott!« – dahin geht all sein Denken. Allezeit hat er ja Glück in seinem Tun, deine Strafgerichte bleiben himmelweit fern von ihm, alle seine Gegner – er bietet ihnen Hohn.W.: er bläst (oder: schnaubt) sie an. Er denkt im Herzen: »Nie komm’ ich zu Fall; nun und nimmer wird Unglück mich treffen!« Sein Mund ist voll Fluchens, voll Täuschung und Gewalttat; unter seiner Zunge birgt sich Unheild.h. alles, was er spricht, ist Unheil. und Frevel. In (abgelegnen) Gehöften liegt er im Hinterhalt, ermordet den Schuldlosen insgeheim, nach dem Hilflosen spähen seine Augen. Er lauert im Versteck wie der Löwe in seinem Dickicht, er lauert, den Elenden zu haschen; er hascht den Elenden, indem er ihn in sein Netz zieht; er duckt sich, kauert nieder, und die Hilflosen fallen ihm in die Klauen. Er denkt in seinem Herzen: »Gott hat’s vergessen, hat sein Antlitz verhüllt: er sieht es nimmer!« Steh auf, o HERR, erhebe, o Gott, deinen Arm, vergiß die Elenden nicht! Warum darf der Frevler Gott lästern, darf denken in seinem Herzen: »Du fragst nicht danach«? Du hast es wohl gesehn, denn auf Unheil und Herzeleid achtest du wohl, in deine Hand es zu nehmen;d.h. um seiner immer eingedenkt zu sein und es zu vergelten. du bist’s, dem der Schwache es anheimstellt, der Waise bist du ein Helfer. Zerschmettre den Arm des Frevlers und suche des Bösewichts gottloses Wesen heim, bis nichts mehr von ihm zu finden! Der HERR ist König auf immer und ewig: verschwinden müssen die Heiden aus seinem Lande! Das Verlangen der Elenden hörst du, o HERR; du stärkst ihren Mut, leihst ihnen dein Ohr, um den Waisen und Bedrückten Recht zu schaffen: nicht soll ein Mensch, der zur Erde gehört,d.h. der irdisch oder sterblich ist. noch ferner schrecken. Der Herr ist treu und gerechtDer HERR ist meine Zuflucht;Dem Musikmeister, von David.wie dürft ihr zu mir sagen: »Fliehet in euer Gebirge wie Vögel! Denn seht, die Gottlosen spannen den Bogen, legen ihren Pfeil auf die Sehne, um im Dunkel zu schießen auf schuldlose Herzen. Wenn die Grundpfeiler niedergerissen werden, – was kann da der Gerechte noch leisten?« Der HERR ist in seinem heiligen Palast, der HERR, dessen Thron im Himmel steht; seine Augen halten Ausschau, seine Blicke prüfen die Menschenkinder. Es prüft der HERR den Gerechten und den Gottlosen, und wer Gewalttat liebt, den haßt seine Seele. Er läßt auf die Gottlosen Schlingen regnen; Feuer und Schwefel und Glutwind sind ihres Bechers Teil (das ihnen zukommende Teil oder Los). Denn gerecht ist der HERR, ein Freund gerechten Tuns: die Redlichen werden sein Angesicht schauen. Trost der Frommen gegenüber der Gewalt der LügeHilf doch, o HERR!Dem Musikmeister, im Basston; ein Psalm von David.Denn dahin sind die Frommen und die Treuen ausgestorben inmitten der Menschenwelt!A.Ü.: und die Treue ist verschwunden bei den Menschen. Falschheit reden sie jeder mit dem andern, mit glatten Lippen, mit doppeltem Herzen reden sie. – O daß doch der HERR vertilgte alle glatten Lippen, die Zunge, die vermessen redet, (die Leute) die da sagen: »Durch unsre Zunge sind wir starke Helden, unser Mund steht uns zur Verfügung: wer will uns meistern?«oder: wer ist uns über? »Ob der Knechtung der Niedrigen, ob dem Seufzen der Armen will jetzt ich mich erheben«, spricht der HERR, »will Rettung schaffen dem, der danach verlangt!« – Die Worte des HERRN sind lautere Worte, sind Silber, im Schmelzofen siebenfältig geläutert. Du, HERR, wirst treulich sie halten, wirst uns schirmen vor diesem Geschlecht zu jeder Zeit, vor den Gottlosen, die ringsum stolzieren, weil Gemeinheit sich bläht inmitten der Menschheit. Wie lange noch?Wie lange noch, HERR, willst du mich ganz vergessen,Dem Musikmeister; ein Psalm Davids.wie lange dein Antlitz vor mir verhüllen? Wie lange noch soll ich SorgenEig.: Ratschläge, Pläne, (Rettungspläne schmieden?). hegen in meiner Seele, Kummer im Herzen tragen Tag für Tag? Wie lange noch soll mein Feind sich gegen mich erheben? Blick her, erhöre mich, HERR, mein Gott, laß die Augen mir wieder leuchten, daß zum Tode ich nicht entschlafe! Sonst rühmt sich mein Feind: »Ich habe ihn überwältigt!«, und meine Gegner jubeln, wenn ich wanke. Doch nein, ich vertraue deiner Gnade: jauchzen soll mein Herz ob deiner Hilfe! Singen will ich dem HERRN, daß er Gutes an mir getan! Gedanken bei der allgemeinen Verderbtheit der Welt und Bitte um Erlösung (Ps 53)Die Toren sprechen in ihrem Herzen:Dem Musikmeister, von David.»Es gibt keinen Gott«; verderbt, abscheulich ist ihr Tun: da ist keiner, des Gutes täte. Der HERR schaut hernieder vom Himmel aus nach den Menschenkindern, um zu sehn, ob da sei ein Verständiger, einer der nach Gott fragt. Doch alle sind sie abgefallen, insgesamt entartet; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer. Haben denn keinen Verstand die Übeltäter alle, die mein Volk verzehren – die das Brot des HERRN wohl essen, doch ohne ihn anzurufen? Damalsnämlich als Gott das Strafgericht vollzog. gerieten sie in Angst und Schrecken, denn Gott war mit dem gerechten Geschlecht. Beim Anschlag gegen den Elenden werdet zuschanden ihr werden, denn der HERR ist seine Zuflucht. O daß doch aus Zion die Rettung Israels käme! Wenn der HERR einst wendet das Schicksal seines Volkes, wird Jakob jubeln, Israel sich freuen. Wer darf Gast des Herrn sein? (vgl. 24,3-5)HERR, wer darf Gast sein in deinem Zelte,Ein Psalm von David.wer wohnen auf deinem heiligen Berge? Wer unsträflich wandelt und Gerechtigkeit übt und die Wahrheit redet, wie’s ihm ums Herz ist; wer keine Verleumdung mit seiner Zunge umherträgt, seinem Nächsten kein Unrecht zufügt und keine Schmähung ausspricht gegen Verwandte; wer Verworfne als wirklich verächtlich ansieht, aber Gottesfürchtigen Ehre erweist; wer sich selbst zum Schaden schwört und den Eid doch hält; wer sein Geld nicht ausleiht gegen Zins und Bestechung nicht annimmt gegen Schuldlose: wer solches tut, wird ewiglich nicht wanken. Gott das höchste, ja einzige Gut der SeinenBehüte mich, Gott,Ein Lied - Genauer: Ein geheimnisvolles Gedicht, Sinngedicht, Lied mit tiefliegendem Inhalt, von David. denn bei dir such’ ich Zuflucht! Ich sage zu Gott: »Mein Allherr bist du, es gibt nichts Gutes für mich außer dir«; und von den Heiligen im Lande (sag ich): »Dies sind die Edlen, an denen mein ganzes Herz hängt.« Vielfaches Leid erwächst den Verehrern anderer (Götter): ich mag ihre Bluttrankopfer nicht spenden und ihre Namen nicht auf meine Lippen nehmen. Der HERR ist mein Erbgut und Becherteil; du bist’s, der mein Los mir sichert. Die Meßschnur ist mir gefallen aufs lieblichste ja, mein Erbteil gefällt mir gar wohl. Ich preise den HERRN, der mich freundlich beraten; auch nächtens mahnt mich mein HerzW.: meine Nieren = Innerstes. dazu. Ich habe den HERRN mir beständig vor Augen gestellt: steht er mir zur Rechten, so wanke ich nicht. Drum freut sich mein Herz, und meine Seele frohlockt: auch mein Leib wird sicher wohnen. Denn du gibst meine Seele dem Totenreich nicht preis, du läßt deinen Frommen nicht schaun die Vernichtungoder: die Gruft; oder: die Verwesung (vgl. Apg 13,35).. Du weisest mir den Weg des Lebens: vor deinem Angesicht sind Freuden in Fülle und SegensgabenW.: Lieblichkeiten. in deiner Rechten ewiglich. Hilferuf eines Bedrängten wider ruchlose FeindeHöre, o HERR,Ein Gebet Davids.die gerechte Sache, merk’ auf mein lautes Rufen, vernimm mein Gebet von Lippen ohne Trug! Von dir soll das Urteil über mich ergehn: deine Augen sehen untrüglich.A.Ü.: deine Augen schauen (bei mir) Rechtschaffenheit. Prüfst du mein Herz, siehst du nach mir bei Nacht, durchforschest du mich: du findest nichts Böses; mein Mund macht sich keines Vergehens schuldig.A.Ü.: du findest nichts; ich habe gedacht (= mir vorgenommen): »Nichts soll meinem Munde entschlüpfen.« Beim Treiben der Menschen hab’ ich nach deiner Lippen Wort gemieden die Pfade der Gewalttätigen. Meine Schritte haben sich fest an deine Bahnenoder: stets in deinen Geleisen. gehalten, meine Tritte haben nicht gewankt. Ich rufe zu dir, denn du erhörst mich, o Gott: neige dein Ohr mir zu, vernimm meine Rede! Erweise mir deine Wundergnade, du Retter derer, die vor Widersachern Zuflucht suchen bei deiner Rechten! Behüte mich wie den Stern im Auge,birg mich im Schatten deiner Flügel vor den Frevlern, die mir Gewalt antun, vor meinen Feinden, die voll Gier mich umringen! Ihr gefühlloses Herz halten sie verschlossen, ihr Mund stößt vermessene Reden aus. Auf Schritt und Tritt lauern sie jetzt uns auf, richten ihr Trachten darauf, uns zu Boden zu werfen; sie gleichen dem Löwen, der gierig ist zu rauben, und dem jungen Leu, der da lauert im Versteck. Erhebe dich, HERR, tritt ihm entgegen, strecke ihn nieder! Errette mein Leben mit deinem Schwert vor dem Frevler, mit deiner Hand, o HERR, vor den Menschen, vor den Leuten dieser Welt, deren Teil im Leben ist! Mit deinem Aufgesparten fülle ihren Bauch! Mögen ihre Söhne satt daran werden und ihren Überrest wieder ihren Kindern hinterlassen!Die Übersetzung von V.14-15 ist durchaus unsicher. Doch ich in Gerechtigkeit darf dein Angesicht schauen, darf satt mich sehn beim Erwachen an deinem Bilde. Davids Dank- und Siegeslied nach Niederwerfung seiner Feinde (2.Sam 22)Ich liebe dich,Dem Musikmeister; vom Knecht des Herrn, von David, der dieses Lied an den Herrn richtete zu der Zeit, als der Herr ihn aus der Hand aller seiner Feinde, auch aus der Gewalt Sauls errettet hatte. Er betete (damals) so:HERR, meine Stärke! Der HERR ist mein Fels, meine Burg und mein Erretter, mein Gott ist mein Hort, bei dem ich Zuflucht suche, mein Schild und das Horn meines Heils, meine Feste. Den Preiswürdigen rufe ich an, den HERRN: so werd’ ich von meinen Feinden errettet. Die Wogen des Todes hatten mich umringt, und die Ströme des Unheils schreckten mich; die Netze des Totenreichs umfingen mich schon, die Schlingen des Todes fielen über mich. In meiner Angst rief ich zum HERRN und schrie (um Hilfe) zu meinem Gott; da vernahm er in seinem Palast mein Rufen, und mein Notschrei drang ihm zu Ohren. Da wankte und schwankte die Erde, und der Berge Grundfesten bebten, sie wankten hin und her, denn er war zornentbrannt. Rauch stieg auf von seiner Nase, und fressendes Feuer drang aus seinem Munde, glühende Kohlen sprühten von ihm aus. Er neigte den Himmel und fuhr herab, Wolkennacht lag unter seinen Füßen; er fuhr auf dem Cherub und flog daher und schoß herab auf den Fittichen des Sturms; Finsternis machte er zu seiner Hülle, rings um sich her zu seinem Gezelt Regendunkel, dichtes Gewölk; aus dem Glanz vor ihm her brachen durch seine Wolken Hagel und feurige Kohlen. Dann donnerte der HERR im Himmel, der Höchste ließ seine Stimme erschallen; er schoß seine Pfeile ab und zerstreute sie, schleuderte Blitze und schreckte sie. Da wurden sichtbar die Tiefen des Meeresund aufgedeckt die Grundfesten der Erde vor deinem Schelten, o HERR, vor dem Zornesschnauben deiner Nase. Er streckte die Hand herab aus der Höhe, erfaßte mich, zog mich heraus aus den großen Fluten, entriß mich meinem starken Feinde und meinen Widersachern, die zu stark mir waren. Sie hatten mich überfallen an meinem Unglückstage; doch der HERR ward mir zur Stütze; er führte mich heraus auf weiten Raum, riß mich heraus, weil er Wohlgefallen an mir hatte. Der HERR hat mir gelohnt nach meiner Gerechtigkeit,nach der Reinheit meiner Hände mir vergolten; denn ich habe eingehalten die Wege des HERRN und bin von meinem Gott nicht treulos abgefallen; nein, alle seine Rechte haben mir vor Augen gestanden, und seine Gebote hab’ ich nicht von mir gewiesen. So bin ich unsträflich vor ihm gewandelt und hab’ mich vor jeder Verschuldung gehütet; drum hat mir der HERR vergolten nach meiner Gerechtigkeit, nach der Reinheit meiner Hände, die seinen Augen sichtbar war. Gegen den Guten erweist du dich gütig, gegen den Redlichen zeigst du dich redlich, gegen den Reinen erweist du dich rein, doch gegen den Falschen zeigst du dich enttäuschend;A.Ü.: doch gegen die Verkehrten zeigst du überlegene Klugheit. denn du schaffst demütigen Leutenoder: dem bedrückten, elenden Volke. Hilfe, aber stolze Augen erniedrigst du. Ja, du läßt meine Leuchte hell scheinen; der HERR, mein Gott, macht meine Finsternis licht. Denn mit dir überrenne ich Feindesscharen, und mit meinem Gott überspringe ich Mauern. Dieser Gott – sein Walten ist vollkommen; die Worte des HERRN sind lauter, ein Schild ist er allen, die zu ihm sich flüchten. Denn wer ist Gott außer dem HERRN und wer ein Fels als nur unser Gott?, dieser Gott, der mit Kraft mich gegürtet und meinen Weg ohn’ Anstoß gemacht; der mir Füße verliehen den Hirschen gleich und mich sicher auf Bergeshöhen gestellt; der meine Hände streiten gelehrt, daß meine Arme den ehernen Bogen spannten. Du reichtest mir deinen schützenden Schild, deine Rechte stützte mich, und deine Gnade machte mich groß. Du schafftest weiten Raum meinen Schritten unter mir, und meine Knöchel wankten nicht. Ich verfolgte meine Feinde, holte sie ein und kehrte nicht um, bis ich sie vernichtet; ich zerschmetterte sie, daß sie nicht wieder aufstehn konnten: sie sanken unter meine Füße nieder. Und du gürtetest mich mit Kraft zum Streit, beugtest unter mich alle, die sich gegen mich erhoben; du triebst meine Feinde vor mir in die Flucht, und alle, die mich haßten, vernichtete ich: sie schrien um Hilfe – doch da war kein Helfer – zum HERRN – doch er hörte sie nicht; ich zermalmte sie wie Staub vor dem Winde, wie Kot auf den Gassen schüttete ich sie hin. Du hast mich aus den Kämpfen für (mein) Volk errettet, mich zum Oberhaupt von Völkern eingesetzt: Völker, die ich nicht kannte, dienen mir; aufs bloße Wort gehorchen sie mir, die Söhne des Auslands huldigen mir; die Söhne des Auslands sinken mutlos hin und kommen zitternd hervor aus ihren Schlössern. Der HERR lebt: gepriesen sei mein Hort! und erhaben ist der Gott meines Heils, der Gott, der mir Rache verliehen und die Völker unter meine Herrschaft gezwungen, der von meinen grimmen Feinden mich gerettet und über meine Widersacher mich erhöht, von dem Mann der Gewalttat mich befreit hat! Drum will ich dich preisen, HERR, unter den Völkern und deinem Namen lobsingen, dir, der seinem Könige großes Heil verleiht und Gnade an seinem Gesalbten übt, an David und seinem Hause ewiglich! Lobpreis Gottes des Schöpfers und seines Gesetzes; Bitte um Sündenvergebung und um HeiligungDie Himmel verkünden Gottes Herrlichkeit,Dem Musikmeister; ein Psalm von David.und vom Werk seiner Hände erzählt die Fested.h. das Firmament, das feste Himmelsgewölbe (1.Mose 1,6-8).. Ein Tag ruft dem andern die Botschaft zu, und eine Nacht vermeldet der andern die Kunde. Da ist keine Sprache, da sind keine Worte, unhörbar ist ihre Stimme; und doch: durch alle Lande dringt ihr Schall und ihre Rede bis ans Ende des Erdkreises; der Sonne hat er dort ein Zelt gesetzt. Und sie – wie ein Bräutigam tritt sie hervor aus ihrem Gemach, sie freut sich wie ein Held, zu durchlaufen die Bahn. Vom Ende des Himmels geht sie aus, und ihr Umlauf reicht wieder bis zu dessen Ende, und nichts bleibt verborgen vor ihrer Lichtglut. – Das Gesetz des HERRN ist vollkommen: erquickt die Seele; das Zeugnis des HERRN ist zuverlässig: macht die Törichten weise; die Befehle des HERRN sind richtig: erfreuen das Herz; das Gebot des HERRN ist lauter: erleuchtet die Augen; die Furcht vor dem HERRN ist rein: bleibt ewig bestehn; die Gerichtsurteile des HERRN sind Wahrheit: sind allzumal gerecht; sie sind köstlicher als Gold und als Feingold in Menge, sind süßer als Honig und Wabenseim. Auch dein Knecht läßt durch sie sich warnen: in ihrer Befolgung liegt ein reicher Lohn. Verfehlungen – ach, wer nimmt sie wahr? Von den unbewußten Fehlern sprich mich los! Auch vor Hochmutssünden behüte deinen Knecht: laß sie nicht Macht über mich gewinnen! Dann steh’ ich unsträflich da und bleibe rein von schwerer Verschuldung. Laß wohlgefällig dir sein die Worte meines Mundes und das Sinnen meines Herzens, o HERR, mein Fels und mein Erlöser! Fürbitte des Volkes für den König beim Auszug des HeeresDer HERR erhöre dich am Tage der Drangsal,Dem Musikmeister; ein Psalm von David.es schütze dich der Name des Gottes Jakobs! Er sende dir Hilfe vom Heiligtum her und leiste dir Beistand von Zion aus! Er gedenke aller deiner Speisopfer und sehe dein Brandopfer wohlgefällig an! SELA. Er gewähre dir, was dein Herz begehrt, und lasse all deine Pläne gelingen! Dann wollen wir jubeln ob deinem Heild.h. über das dir widerfahrene Heil oder deinen Sieg. und im Namen unsers Gottes die Fahnen entfalten: der HERR erfülle dir all deine Wünsche! – Jetzt weiß ich, der HERR hilft seinem Gesalbten: er erhört ihn aus seinem heiligen Himmel durch die hilfreichen Taten seiner Rechten. Diese sind stark durch Wagen und jene durch Rosse, doch wir sind stark durch den Namen des HERRN, unsers Gottes.A.Ü.: Diese rühmen sich der Kriegswagen und jene der Rosse, wir aber rühmen den Namen des HERRN. Sie stürzen nieder und fallen, doch wir stehn fest und halten uns aufrecht. O HERR, hilf dem König! Erhör’ uns, sooft wir (dich) anrufen!A.Ü.: HERR, verleihe Heil, du wahrer König, der uns erhört am Tage, da wir rufen. Dankgebet für die dem König von Gott erwiesenen Wohltaten (besonders für den ihm verliehenen Sieg) und Hoffnung neuer SegnungenO HERR, ob deiner Kraft freut sich der König,Dem Musikmeister; ein Psalm von David.und ob deiner Hilfed.h. über den ihm durch deine Hilfe gewährten Sieg. – wie jauchzt er so laut! Seines Herzens Verlangen hast du ihm erfüllt und den Wunsch seiner Lippen ihm nicht versagt; SELA. denn mit Glück und Segen bist du ihm begegnet, hast aufs Haupt ihm gesetzt eine Krone von Feingold. Leben erbat er von dir: du hast’s ihm gewährt, der Jahre Fülle auf endlose Zeit. Groß ist sein Ruhm durch deine Hilfe, mit Glanz und Hoheit hast du ihn geschmückt; für die Dauer hast du ihn zum Segen gemacht, ihn beglückt mit Freude vor deinem Angesicht. Denn der König vertraut auf den HERRN und wird durch des Höchsten Gnade nicht wanken. Deine Hand wird treffen alle deine Feinde, deine Rechte alle erreichen, die dich hassen. Du wirst sie wie einen Feuerofen machen,oder: wie in einem Feuerofen behandeln (oder: vernichten).sobald du erscheinst; der HERR wird sie verschlingen in seinem Zorn, und Feuer wird sie verzehren. Ihren Nachwuchs wirst du vom Erdboden tilgen und ihr Geschlecht aus der Menschenwelt. Wenn Böses sie gegen dich planen, auf Arglist sinnen: sie werden nichts vermögen; denn du wirst sie zwingen, die Flucht zu ergreifen, mit deinem Bogen auf ihr Antlitz zielen. Erhebe dich, HERR, in deiner Kraft: wir wollen dein Heldentum besingen und preisen. Klage und Hoffnung eines von Gott Verlassenen (Des Heilands Leidenspsalm)Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Hirschkuh der Morgenröte«; ein Psalm von David.Ach, fern von meiner Rettung bleiben die Worte meiner Klage! Mein Gott! Ich rufe bei Tage, doch du antwortest nicht, und bei Nacht, doch Ruhe wird mir nicht zuteil! Und doch bist du der Heilige, der da thront über Israels Lobgesängen. Auf dich haben unsre Väter vertraut, sie haben vertraut, und du hast ihnen ausgeholfen; zu dir haben sie geschrien und Rettung gefunden, auf dich haben sie vertraut und sind nicht enttäuscht worden. Doch ich bin ein WurmGemeint ist ein zertretener Wurm. und kein Mensch mehr, bin der Leute Hohn und verachtet vom Volk; alle, die mich sehen, spotten mein, reißen den Mund auf, schütteln den Kopf: »Er werf’s auf den HERRN: der möge ihn befreien, der möge ihn retten: er hat ja Wohlgefallen an ihm!« Ja du bist’s, der mich der Mutter gelegt in den Schoß,W.: der mich aus dem Mutterleibe hat hervorgehen lassen. mich sicher geborgen an meiner Mutter Brust; von Geburt an bin ich auf dich geworfen, vom Schoß meiner Mutter her bist du mein Gott. O bleibe nicht fern von mir, denn die Drangsal ist nahe, und sonst ist kein Helfer zu sehen! Mich umzingeln mächtige Stiere, Basans Riesenfarren halten mich umringt; den Rachen sperren sie gegen mich auf – ein reißender, brüllender Löwe! Wie Wasser bin ich ausgegossen, alle meine Glieder sind ausgerenkt; das Herz ist mir geworden wie Wachs, zerschmolzen in meinem Innern. Vertrocknet wie eine Scherbe ist meine Kraft, und die Zunge klebt mir am Gaumen: in den Staub des Todes hast du mich gelegt. Ach, Hunde umgeben mich rings, eine Rotte von Übeltätern umkreist mich; sie haben mir Hände und Füße durchbohrt. Alle meine Gebeine kann ich zählen: sie aber blicken mich an und weiden sich an dem Anblick. Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand. Doch du, HERR, bleibe nicht fern von mir, du, meine Stärke, eile mir zu Hilfe! Errette vor dem Schwert mein Leben, mein einziges Gut aus der Hunde Gewalt!A.Ü.: mein Kleinod (d.h. meine Seele) vor der Tatze der Hunde. Hilf mir aus dem Rachen des Löwen und bewahre mich vor den Hörnern der Büffel! Dann will ich deinen Namen meinen Brüdern kundtun, inmitten der Gemeinde dich rühmen: »Die den HERRN ihr fürchtet, preiset ihn! Ihr alle vom Hause Jakobs, ehret ihn und scheut euch vor ihm, ihr alle von Israels Stamm! Denn er hat nicht übersehen und nicht verabscheut das Elend des Dulders und sein Antlitz vor ihm nicht verborgen, nein, als er zu ihm schrie, auf ihn gehört.« Dir soll mein Loblied gelten in großer Gemeinde; meine Gelübde will ich erfüllen vor denen, die ihn fürchten. Die Elenden sollen essen, daß sie satt werden, und die da suchen den HERRN, sollen ihn preisen: aufleben soll euer Herz für immer! Daran werden gedenken und zum HERRN sich bekehren alle Enden der Erde, und vor dir werden sich niederwerfen alle Geschlechter der Heiden; denn dem HERRN gehört die Herrschaft, und er ist der Völkergebieter. Vor ihm werden niederfallen alle Großen der Erde, vor ihm die Knie beugen alle, die in den Erdstaub sinken und wer seine Seele nicht am Leben erhalten kann. Die Nachwelt wird ihm dienen; vom Allherrn wird man erzählen dem künft’gen Geschlecht. Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit kundtun dem nachgeborenen Volk, daß Er es vollführt hat.A.Ü.: Sie werden kommen und dem nachgeborenen Volk verkünden, daß er seine Gerechtigkeit betätigt hat. Der Herr als der gute Hirt und der freundliche Spender von Trost und SicherheitDer HERR ist mein Hirt:Ein Psalm von David.mir mangelt nichts. Auf grünen Auen läßt er mich lagern, zum Lagerplatz am Bache führt er mich.A.Ü.: an Wassern bei Rastplätzen läßt er mich ausruhen. Er erquickt meine Seele; er leitet mich auf rechten Pfaden um seines Namens willen. Müßt’ ich auch wandern in finsterm Tal: ich fürchte kein Unglück, denn du bist bei mir: dein Hirtenstab und dein Stecken, die sind mein Trost. Du deckst mir reichlich den Tisch vor den Augen meiner Feinde; du salbst mir das Haupt mit Öl und schenkst mir den Becher voll ein. Nur Gutes und Liebes werden mich begleiten mein ganzes Leben hindurch, und heimkehren werd’ ich zum Hause des HERRNA.Ü.: und weilen werd’ ich im Hause des HERRN. für eine lange Reihe von Tagen.W.: auf Länge der Tage = auf lange Tage oder: auf immerdar (Luther) oder: lebenslang (= bis ans Ende meiner Tage). Festlied beim Einzug (des Volkes und des Königs der Ehren) in das HeiligtumDem HERRN gehört die ErdeVon David, ein Psalm.und ihre Fülle, der Erdkreis und seine Bewohner; denn er hat auf Meeren sie gegründet und über Strömen sie festgestellt. Wer darf hinaufgehn zum Berge des HERRN, wer stehen an seiner heiligen Stätte? Wer schuldlos ist an Händen und reinen Herzens, wer nie den Sinn auf Täuschung richtet, und wer nicht betrügerisch schwört: der wird Segen empfangen vom HERRN und Gerechtigkeit vom Gott seines Heils. Dies ist das Geschlecht, das nach ihm verlangt, die dein Angesicht suchen, Gott Jakobs.A.Ü.: die dein Angesicht suchen sind Jakob (= das wahre Israel). SELA. Hebt hoch, ihr Tore, eure Häupter und öffnet euch weit,Eig.: und erhebt euch (oder: erhöht euch)! ihr uralten Pforten, daß der König der Herrlichkeit einziehe! »Wer ist denn der König der Herrlichkeit?« Der HERR, gar stark und ein Held, der HERR, ein Held in der Schlacht! Hebt hoch, ihr Tore, eure Häupter und öffnet euch weit,Eig.: und erhebt euch (oder: erhöht euch)! ihr uralten Pforten, daß der König der Herrlichkeit einziehe! »Wer ist denn der König der Herrlichkeit?« Der HERR der Heerscharen, der ist der König der Herrlichkeit! SELA. Gebet um Gottes Schutz, um gnädige Leitung und Vergebung der SündenZu dir, o HERR,Von David.erheb’ ich meine Seele, mein Gott, auf dich vertraue ich: laß mich nicht enttäuscht werden, laß meine Feinde nicht über mich frohlocken! Nein, keiner, der auf dich harrt, wird enttäuscht; enttäuscht wird nur, wer dich treulos verläßt. – Tu mir kund, o HERR, deine Wege, deine Pfade lehre mich! Laß mich wandeln in deiner Wahrheit und lehre mich, denn du bist der Gott meines Heils: deiner harre ich allezeit. – Gedenke der Erweise deines Erbarmens, o HERR, und daß deine Gnadenverheiße aus der Urzeit stammen; gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Vergehen: nein, nach deiner Gnade gedenke meiner um deiner Güte willen! Gütig und aufrichtig ist der HERR; darum weist er den Sündern den rechten Weg, läßt Bedrückte wandeln in richtiger Weise und lehrt die Dulder seinen Weg. Alle Pfade des HERRN sind Gnade und Treue denen, die seinen Bund und seine Gebote halten. Um deines Namens willen, o HERR, vergib mir meine Schuld, denn sie ist groß! – Wie steht’s mit dem Mann, der den HERRN fürchtet? Dem zeigt er den Weg, den er wählen soll. Er selbst wird wohnen im Glück, und seine Kinder werden das Land besitzen. Freundschaft hält der HERR mit denen, die ihn fürchten, und sein Bund will zur Erkenntnis sie führen. – Meine Augen sind stets auf den HERRN gerichtet, denn er wird meine Füße aus dem Netze ziehn. Wende dich mir zu und sei mir gnädig! Denn einsam bin ich und elend. Die Ängste meines Herzens sind schwer geworden: o führ’ mich heraus aus meinen Nöten! Sieh mein Elend an und mein Ungemach und vergib mir alle meine Sünden! – Sieh meine Feinde an, wie viele ihrer sind und wie sie mich hassen mit frevlem Haß. Behüte meine Seele und rette mich, nicht enttäuscht laß mich werden: ich traue auf dich! Unschuld und Redlichkeit mögen mich behüten, denn ich harre deiner, o HERR! – O Gott, erlöse Israel aus allen seinen Nöten! Hilferuf eines seiner Unschuld sich bewußten FrommenSchaffe mir Recht, o HERR,Von David.denn ich bin gewandelt in meiner Unschuld und habe vertraut auf den HERRN ohne Wanken! Prüfe mich, HERR, und erprobe mich: meine Nieren und mein Herz sind geläutert!A.Ü.: läutere (oder: erforsche) meine Nieren und mein Herz! Denn deine Gnade steht mir vor Augen, und ich wandle in deiner Wahrheit. Ich sitze nicht bei falschen Menschen und verkehre nicht mit hinterlistigen Leuten; ich meide die Versammlung der Missetäter und halte mich nicht zu den Gottlosen; ich wasche in Unschuld meine Hände und schreite so um deinen Altar, o HERR, daß ich laut ein Danklied erschallen lasse und alle deine Wundertaten verkünde. O HERR, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, wo deine Herrlichkeit wohnt. Raffe nicht weg meine Seele mit den (Seelen der) Sünder, noch mein Leben mit dem der Mordgesellen, an deren Händen Verbrechen kleben und deren Rechte gefüllt ist mit Bestechung! Ich aber wandle in meiner Unschuld: erlöse mich, HERR, und sei mir gnädig! Mein Fuß steht fest auf ebenem Plan: in Versammlungen will ich preisen den HERRN. Freudige Zuversicht auf den Herrn und Bitte um seinen weiteren SchutzDer HERR ist mein Licht und mein Heil:Von David.vor wem sollt’ ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Schutzwehr: vor wem sollte mir bangen? Wenn Übeltäter gegen mich anstürmen, mich zu zerfleischen, meine Widersacher und Feinde: sie straucheln und fallen. Mag ein Heer sich gegen mich lagern: mein Herz ist ohne Furcht; mag Krieg sich gegen mich erheben: trotzdem bleib’ ich getrost. Nur eines erbitt’ ich vom HERRN, danach trag’ ich Verlangen: daß ich weilen möge im Hause des HERRN mein ganzes Leben hindurch, um anzuschauen die HuldA.Ü.: die Lieblichkeit (= die lieblichen Gottesdienste?) des HERRN und der Andacht mich hinzugeben in seinem Tempel. Denn er birgt mich in seiner Hütte am Tage des Unheils, beschirmt mich im Schirm seines Zeltes, hebt hoch mich auf einen Felsen empor. So wird sich denn mein Haupt erheben über meine Feinde rings um mich her; und opfern will ich in seinem Zelte Schlachtopfer mit Jubelschall, will singen und spielen dem HERRN! Höre mich, HERR, laut ruf’ ich zu dir! Ach sei mir gnädig, erhöre mich! Mein Herz hält dein Gebot dir vor: »Ihr sollt mein Angesicht suchen!« Darum suche ich, o HERR, dein Angesicht. Verbirg dein Angesicht nicht vor mir, weise nicht ab deinen Knecht im Zorn! Du bist meine Hilfe gewesen: verwirf mich nicht und verlaß mich nicht, du Gott meines Heils! Wenn Vater und Mutter mich verlassen, so nimmt doch der HERR mich auf. Lehre mich, HERR, deinen Weg und führe mich auf ebener Bahn um meiner Feinde willen! Gib mich nicht preis der Gier meiner Dränger! Denn Lügenzeugen sind gegen mich aufgetreten und schnauben Gewalttat (gegen mich). Gott Lob! Ich bin gewiß, die Güte des HERRN zu schauen im Lande der Lebenden. Harre des HERRN, sei getrost, und dein Herz sei unverzagt! Ja, harre des HERRN! Gebet und Hilfe gegen gottlose Feinde und Dank für die ErhörungZu dir, HERR, rufe ich:Von David.mein Fels, o wende dich nicht schweigend von mir ab, auf daß nicht, wenn du mir stumm bleibst, ich den ins Grab Gesunknen gleiche. Höre mein lautes Flehen, wenn ich zu dir schreie, wenn ich meine Hände erhebe nach deinem Allerheiligsten! Raffe mich nicht weg mit den Frevlern und den Übeltätern, die freundlich reden mit ihren Nächsten und dabei Arges im Herzen sinnen! Vergilt du ihnen nach ihrem Tun, nach der Bosheit ihrer Handlungen, vergilt ihnen nach dem Werk ihrer Hände, zahl’ ihnen ihr Verhalten heim, wie sie’s verdienen! Denn sie achten nicht auf das Walten des HERRN und das Werk seiner Hände; drum wird er sie niederreißen und nicht wieder aufbaun. Gepriesen sei der HERR, denn er hat gehört meinen lauten Hilferuf! Der HERR ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn hat mein Herz vertraut, da ist mir Hilfe geworden. So frohlockt denn mein Herz, und mit meinem Liede will ich ihm danken. Der HERR ist seines Volkes Stärke und seines Gesalbten rettende Zuflucht. O hilf deinem Volk und segne dein Erbe, weide sie und trage sie ewiglich! Gottes Herrlichkeit im Gewitteroder: Die sieben Donner (vgl. Offb 10,3). Gottes Herrlichkeit im GewitterBringt dar dem HERRN,Ein Psalm von David.ihr Gottessöhne, bringt dar dem HERRN Ehre und Preis!B B) A.Ü.: gesteht dem HERRN Ehre und Macht zu. Bringt dar dem HERRN die Ehre seines Namens, werft vor dem HERRN euch nieder in heiligem Schmuck! Der Donner des HERRN rollt über dem Meer;W.: Die Stimme des HERRN ist über den Wassern. der Gott der Herrlichkeit donnert, der HERR über weiter Meeresflut! Der Donner des HERRN erschallt mit Macht, der Donner des HERRN in seiner Pracht! Der Donner des HERRN zerschmettert die Zedern, ja der HERR zersplittert die Zedern des Libanons und läßt sie hüpfen wie Kälbchen, den Libanon und Sirjon wie junge Büffel. Der Donner des HERRN läßt Feuerflammen sprühn; der Donner des HERRN macht die Wüste erbeben, der HERR macht erbeben die Wüste Kades. Der Donner des HERRN macht Hirschkühe kreißen, entästet die Wälder, und alles ruft in seinem Palast: »Ehre!« Der HERR hat über der Sintflut (einst) gethront,A.Ü.: Der HERR thront über der Wasserflut. und als König thront der HERR in Ewigkeit. Der HERR verleihe Kraft seinem Volk, der HERR wolle segnen sein Volk mit Frieden! Danklied eines aus Todesnot GerettetenIch will dich erheben, o HERR,Ein Psalm, ein Lied zur Tempelweihe - Genauer: zur Einweihung des Hauses, von David.denn du hast aus der Tiefe mich gezogen und meinen Feinden die Freude über mich vereitelt. O HERR, mein Gott, ich schrie zu dir (um Hilfe), da hast du mir Heilung geschafft. O HERR, du hast meine Seele aus dem Totenreich heraufgeführt, hast mich am Leben erhalten, so daß ich nicht ins Grab bin gesunken.Genauer (für »so daß …«): hinweg aus der Zahl der ins Totenreich (oder: in die Grube) Hinabfahrenden. Lobsinget dem HERRN, ihr seine Frommen,und preist seinen heiligen Namen! Denn sein Zorn währt nur einen Augenblick, doch lebenslang seine Gnade: am Abend kehrt Weinen als Gast ein, doch am Morgen herrscht Jubel. Ich aber dachte in meiner Sicherheit: »Ich werde nimmermehr wanken!« O HERR, nach deiner Gnade hattest du fest meinen Berg gegründet; dann aber verbargst du dein Antlitz, und ich erschrak. Da rief ich zu dir, o HERR, und flehte zu meinem Gott: »Was hast du für Gewinn von meinem Blut, wenn zur Gruft ich fahre? Kann der Staub dich preisen und deine Treue verkünden? O höre mich, HERR, und erbarme dich mein, sei du, o HERR, ein Helfer!« Du hast mir meine Klage in Reigentanz verwandelt, das Trauerkleid mir gelöst und mit Freude mich gegürtet, auf daß dir meine Seele lobsinge und nicht schweige: o HERR, mein Gott, in Ewigkeit will ich dir danken! Zuversichtliches Gebet in schwerer NotBei dir, HERR, suche ich Zuflucht:Dem Musikmeister; ein Psalm von David.laß mich nimmer enttäuscht werden! Nach deiner Gerechtigkeit errette mich! Neige dein Ohr mir zu, eile zu meiner Rettung herbei, sei mir ein schützender Fels, eine feste Burg, mir zu helfen! Du bist ja doch mein Fels und meine Burg, um deines Namens willen wirst du mich führen und leiten, mich befrein aus dem Netz, das man heimlich mir gestellt; denn du bist meine Schutzwehr. In deine Hand befehl’ ich meinen Geist: du wirst mich erlösen, o HERR, du treuer Gott. Du hassest, die sich an nichtige Götzen halten, doch ich vertraue auf den HERRN. Ich will jubeln und fröhlich sein ob deiner Gnade, daß du mein Elend hast angeschaut, auf die Angst meiner Seele geachtet und mich der Gewalt des Feindes nicht preisgegeben, nein, meine Füße gestellt hast auf weiten Raum. Sei mir gnädig, o HERR, denn ich bin in Bedrängnis; getrübt vor Gram ist mir mein Auge, meine Seele und mein Leib; denn in Kummer verzehrt sich mein Leben und meine Jahre in Seufzen; erschöpft durch mein Verschulden ist meine Kraft, und verfallen sind meine Gebeine. Für alle meine Feinde bin ich zum Hohn geworden, von meinen Nachbarn gemieden und ein Schrecken für meine Bekannten: wer mich sieht auf der Straße, flieht scheu vor mir. Entschwunden bin ich wie ein Toter dem Gedenken, bin geworden wie ein zerbrochnes Gefäß. Ich habe ja viele zischeln gehört: »Grauen ringsum!« Wenn sie vereint sich gegen mich beraten, sinnen sie darauf, mir das Leben zu rauben. Doch ich vertraue auf dich, o HERR; ich sage: »Nur du bist mein Gott.« In deiner Hand steht meine Zeit: rette mich aus der Hand meiner Feinde und meiner Verfolger! Laß leuchten dein Angesicht über deinem Knecht, hilf mir durch deine Gnade! HERR, laß mich nicht enttäuscht werden, denn ich rufe dich an! Laß die Frevler enttäuscht werden, laß sie, zum Schweigen gebracht, in die Unterwelt fahren! Verstummen müssen die Lügenlippen, die Freches reden gegen den Gerechten in Hochmut und Verachtung! Wie groß ist deine Güte, die du vorbehältst denen, die dich fürchten, die du denen erzeigst, die ihre Zuflucht offen vor aller Welt zu dir nehmen! Du schirmst sie mit deines Angesichts Schirm vor den Bosheitsplänen der Menschen, birgst sie in einer Hütte vor der Anfeindung der Zungen. Gepriesen sei der HERR, daß er mir seine Gnade wunderbar hat erwiesen in einer festen Stadt! Ich zwar hatte gedacht in meiner Verzagtheit, ich sei verstoßen fern von deinen Augen; doch du hast mein lautes Flehen gehört, als ich zu dir rief. Liebet den HERRN, ihr seine Frommen alle! Die Treuen behütet der HERR, vergilt aber reichlich dem, der Hochmut übt. Seid stark, und euer Herz sei unverzagt, ihr alle, die ihr harret des HERRN! Segen der Buße und Seligkeit der Sündenvergebung (Zweiter Bußpsalm)Wohl dem, dessen Missetat vergebenVon David; ein Lehrgedicht.und dessen Sünde zugedeckt ist! Wohl dem Menschen, dem der HERR die Schuld nicht zurechnet und in dessen Geist kein TrugA.Ü.: keine Selbsttäuschung. Vgl. übrigens Röm 4,6-9. wohnt! Solange ich Schweigen übte, verzehrte sich mein Leib, weil es unaufhörlich in mir schrie; denn bei Tag und bei Nacht lag schwer auf mir deine Hand: mein Lebenssaft verdorrte wie durch Sommergluten. SELA. Da bekannte ich dir meine Sünde und verhehlte meine Verschuldung nicht; ich sagte: »Bekennen will ich dem HERRN meine Missetaten!« Da hast du mir meine Sündenschuld vergeben. SELA. Darum möge jeder Fromme zu dir beten, solange du dich finden läßt;A.Ü.: zur Zeit der Drangsal. wenn dann gewaltige Fluten daherstürzen – ihn werden sie nicht erreichen. Du bist mir ein Schirm, bewahrst mich vor Unheil: mit Rettungsjubel du wirst mich umgeben. SELA. »IchV.8 und 9 enthalten Worte Gottes (oder des Psalmisten?). will dich unterweisen und dich lehren den Weg, den du wandeln sollst; ich will dich beraten, mein Auge auf dich richten. Seid nicht dem Roß, dem Maultier gleich, die keinen Verstand besitzen; mit Zaum und Gebiß mußt du brechen ihren Trotz, sonst kommen sie nicht zu dir.« Zahlreich sind die Leiden des Gottlosen; doch wer auf den HERRN vertraut, den wird er mit Gnade umgeben. Freuet euch des HERRN und frohlockt, ihr Gerechten, und jubelt, ihr redlich Gesinnten alle! Aufforderung zum Lobe von Gottes Allmacht und GnadeJubelt, ihr Gerechten, über den HERRN! Den Aufrichtigen ziemet Lobgesang. Preiset den HERRN mit der Zither, spielt ihm auf zehnsaitiger Harfe! Singt ihm ein neues Lied, laßt laut die Saiten erklingen mit Jubelschall! Denn das Wort des HERRN ist wahrhaftig, und in all seinem Tun ist er treu; er liebt Gerechtigkeit und Recht; von der Gnade des HERRN ist die Erde voll. Durch das Wort des HERRN sind die Himmel geschaffen, und ihr ganzes Heer durch den Hauch seines Mundes. Er türmt die Wasser des Meeres auf wie einen WallA.Ü.: Er sammelt das Wasser des Meeres wie in einen Schlauch. und legt die Fluten in Vorratskammern. Es fürchte den HERRN die ganze Erde, vor ihm müssen beben alle Erdenbewohner; denn er sprach: da geschah’s; er gebot: da stand es da. Der HERR hat den Ratschluß der Heiden zerschlagen, die Gedanken der Völker vereitelt. Der Ratschluß des HERRN bleibt ewig bestehn, seines Herzens Gedanken von Geschlecht zu Geschlecht. Wohl dem Volk, dessen Gott der HERR ist, dem Volk, das zum Eigentum er sich erwählt hat! Vom Himmel blickt der HERR herab, sieht alle Menschenkinder; von der Stätte, wo er wohnt, überschaut er alle Bewohner der Erde, er, der allen ihr Herz gestaltet, der acht hat auf all ihr Tun. Ein König ist nicht geschützt durch große Heeresmacht, ein Kriegsheld rettet sich nicht durch große Kraft; betrogen ist, wer von Rossen die Rettung erhofft, denn trotz all ihrer Stärke vermögen sie nicht zu retten. Bedenke: das Auge des HERRN ruht auf denen, die ihn fürchten, auf denen, die seiner Gnade harren, auf daß er ihre Seele vom Tode errette und sie am Leben erhalte in Hungersnot. Unsre Seele harret des HERRN: unsre Hilfe und unser Schild ist er. Ja, seiner freut sich unser Herz, denn auf seinen heiligen Namen vertrauen wir. Deine Gnade walte über uns, o HERR, gleichwie wir auf dich geharrt haben! Gott hilft den Seinen aus aller NotIch will den HERRN allzeit preisen,Von David, als er sich vor Abimelech irrsinnig stellte und dieser ihn von sich trieb, so daß er von dannen ging.immerdar soll sein Lob in meinem Munde sein. Des HERRN soll meine Seele sich rühmen,die Demütigen sollen es hören und sich freuen. Verherrlicht mit mir den HERRN und laßt uns gemeinsam seinen Namen erheben! Sooft den HERRN ich suchte, hat er mich erhört und aus allen meinen Ängsten mich befreit. Wer auf ihn blickt, wird heiteren Sinnes,W.: der strahlt. und sein Antlitz braucht nicht beschämt zu erröten. Hier ist ein (solcher) Dulder, der rief: da hörte der HERR und half ihm aus all seinen Nöten. Der Engel des HERRN lagert sich rings um die Gottesfürchtigen und rettet sie. Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist: wohl dem Manne, der auf ihn vertraut! Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen! denn die ihn fürchten, leiden keinen Mangel. Junge Löwen müssen darben und leiden Hunger; doch wer den HERRN sucht, entbehrt nichts Gutes. Kommt her, ihr Kinder, hört mir zu: die Furcht des HERRNd.h. die Ehrfurcht vor dem HERRN. will ich euch lehren! Wer ist der Mann, der langes Leben begehrt, der viele Tage sich wünscht, um Glück zu genießen? Hüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor Worten des Trugs! Halte dich fern vom Bösen und tu das Gute, suche den Frieden und jage ihm nach! Die Augen des HERRN sind auf die Gerechten gerichtet und seine Ohren auf ihr Hilfsgeschrei. Das Antlitz des HERRN steht gegen die Frevler, um ihr Gedächtnis auszutilgen von der Erde. Wenn sie schreien, so hört es der HERR und rettet sie aus all ihren Nöten.V.17 und 18 sind umzustellen (oder nach anderer Ansicht V.16 und 17). Der HERR ist nahe den zerbrochenen Herzen, hilft denen, die zerschlagenen Geistes sind. Zahlreich sind die Leiden des Gerechten, doch aus allen rettet ihn der HERR. Er behütet alle seine Gebeine, daß nicht eins von ihnen zerbrochen wird. Den Gottlosen wird das Unglück töten, und wer den Gerechten haßt, muß es büßen. Der HERR erlöst die Seele seiner Knechte, und alle, die zu ihm sich flüchten, brauchen nicht zu büßen. Hilferuf eines Dulders gegen treulose und undankbare FeindeStreite, HERR, mit denen, die mich bestreiten,Von David.kämpfe mit denen, die mich bekämpfen! Ergreife Schild und Tartsche und stehe auf zur Hilfe für mich! Zücke die Lanze und sperre meinen Verfolgern den Weg, sprich zu meiner Seele: »Deine Hilfe bin ich!« Laß in Schmach und Schande geraten, die mir nach dem Leben trachten; zurückweichen müssen und schamrot werden, die auf Unheil gegen mich sinnen! Laß sie werden wie Spreu vor dem Winde, während der Engel des HERRN sie zurückstößt! Ihr Weg müsse finster und schlüpfrig sein, während der Engel des HERRN sie verfolgt! Denn ohn’ Ursach haben sie heimlich ihr Netz mir gestellt, meinem Leben ohn’ Ursach eine Grube gegraben. Möge Verderben ihnd.h. jeden von ihnen. unversehens treffen, und sein Netz, das er heimlich gestellt, das möge ihn fangen: zum Verderben gerate er selbst hinein! Dann wird mein Herz frohlocken über den HERRN und sich freuen ob seiner Hilfe; alle Glieder meines Leibes werden bekennen: »HERR, wer ist dir gleich? Du bist’s, der den Elenden rettet vor dem Überstarken und den Elenden und Armen vor dem Räuber.« Es treten Lügenzeugen (gegen mich) auf, befragen mich über Dinge, von denen ich nichts weiß; sie vergelten mir Böses für Gutes,bringen Vereinsamung über mich. Ich aber – als krank sie lagen, war ein Sack mein Gewand; ich kasteite mich mit Fasten, und mein Gebet kehrte sich gegen mich selbst;W.: mein Gebet kehrte in meinen Busen zurück, d.h. ich machte mir Vorwürfe wegen meines Verhaltens gegen den Erkrankten. (?) – Andere übersetzen: ich betete mit tiefgesenktem Haupt. als wär’s mein Freund, mein Bruder, so ging ich einher; wie einer, der Leid um die Mutter trägt, so senkte ich trauernd das Haupt. Doch jetzt ob meinem Sturze frohlocken sie und tun sich zusammen,sie treten zu kränkendem Spott zusammen gegen mich, und Leute, die ich nicht kenne, lästern mich unaufhörlich, die heuchlerischen Kuchenbettler, die doch mit den Zähnen gegen mich knirschen. O Allherr, wie lange noch willst du’s ansehn? Entreiß meine Seele ihren Lügenreden (oder Verwüstungen), mein LebenEig.: mein einziges Gut = Seele, Leben (vgl. 22,21). den jungen Löwen! Dann will ich dir danken in großer Versammlung, vor zahlreichem Volke dich preisen. Laß sich nicht freun über mich, die ohn’ Ursach mir feind sind, laß nicht mit den Augen blinzeln, die ohne Grund mich hassen! Sie reden ja nicht, was zum Frieden dient, nein, gegen die Stillen im Lande ersinnen sie Worte des Truges; sie reißen den Mund weit auf gegen mich, sie rufen: »Haha, wir haben’s mit unsern eigenen Augen gesehn!« Du hast’s gesehn, HERR: bleibe nicht stumm, o Allherr, bleibe nicht fern von mir, Erhebe dich doch, wache auf, mir Recht zu schaffen, mein Gott und Allherr, meine Sache zu führen! Schaffe mir Recht nach deiner Gerechtigkeit, HERR mein Gott, laß sie sich über mich nicht freuen! Laß sie in ihrem Herzen nicht sagen: »Haha! So wollten wir’s!« Laß sie nicht sagen: »Wir haben ihn verschlungen!« Laß sie alle enttäuscht und schamrot werden, die meines Unglücks sich freuen, laß in Schmach und Schande sich kleiden, die gegen mich großtun! Laß jubeln und fröhlich sein, die mein Recht mir wünschen, und laß sie immer bekennen: »Groß ist der HERR, dem das Heil seines Knechtes am Herzen liegt!« Dann soll meine Zunge verkünden deine Gerechtigkeit (und) deinen Ruhm den ganzen Tag. Das heillose Treiben der Gottlosen und die Segensfülle der GottesgemeinschaftEingebung der Sünde beherrscht den Frevler,Dem Musikmeister; vom Knechte des Herrn, von David.so läßt es im Innern meines Herzens sich hören:A.Ü.: Eine Enthüllung über die Sünde läßt sich für den Gottlosen hören in meinem Herzen. kein Zagen vor Gott steht ihm vor Augen; denn sie verblendet ihn mit Schmeichelreden, daß er in Verschuldung gerät, indem er Haß ausübt. Was er ausspricht, ist Unheil und Trug; aufgehört hat er, verständig zu sein, um gut zu handeln. Unheil sinnt er auf seinem Lager, tritt hin auf den Weg der Bosheit, das Schlechte verabscheut er nicht. O HERR, bis zum Himmel reicht deine Gnade, deine Treue bis hin an die Wolken; deine Gerechtigkeit steht fest wie die Gottesberge, deine Gerichte gleichen dem weiten Weltmeer; Menschen und Tieren hilfst du, o HERR. Wie köstlich ist deine Gnade, o Gott, daß Menschenkinder sich bergen im Schatten deiner Flügel! Sie laben sich an den reichen GüternW.: am Fett, d.h. an den reichen Heilsgaben. deines Hauses, und du tränkst sie mit dem Strom deiner Wonnen; denn bei dir ist der Brunnquell des Lebens, und in deinem Lichte schauen wir Licht. Erhalte deine Gnade denen, die dich kennen, und deine Gerechtigkeit den redlich Gesinnten! Laß den Fuß des Hochmuts mich nicht treten und die Hand der Frevler mich nicht vertreiben! Einst werden die Übeltäter gefallen sein, niedergestürzt und können nicht wieder aufstehn. Das Scheinglück der Frevler (= Gottlosen) darf die Gerechten nicht irre machen (vgl. Ps 49 u. 73)Entrüste dich nicht über die BösenVon David.und ereifre dich nicht über die Übeltäter! denn schnell wie das Gras verwelken sie und verdorren wie grünender Rasen. Vertrau auf den HERRN und tu das Gute, bleib wohnen im Lande und übe Redlichkeit und habe deine Lust am HERRN: so wird er dir geben, was dein Herz begehrt. Befiehl dem HERRN deine Wege und vertraue auf ihn: er wird’s wohl machen und deine Gerechtigkeit strahlen lassen wie das Licht und dein Recht wie den hellen Mittag. Sei stille dem HERRN und harre auf ihn, entrüste dich nicht über den, der Glück hat bei seinem Tun, über den Mann, der Ränke übt! Steh ab vom Zorn und entsage dem Grimm, entrüste dich nicht: es führt nur zum Bösestun! Denn die Übeltäter werden ausgerottet, doch die da harren des HERRN, die werden das Land besitzen. Nur noch ein Weilchen, so wird der Frevler nicht mehr sein, und siehst du dich um nach seiner Stätte, so ist er nicht mehr da; die stillen Dulder aber werden das Land besitzen und sich freun an der Fülle des Friedens. Böses sinnt der Frevler gegen den Gerechten und knirscht mit den Zähnen gegen ihn; der Allherr aber lacht über ihn, denn er sieht, daß sein Tag kommt. Die Frevler zücken das Schwert und spannen den Bogen, um den Dulder und Armen niederzustrecken und die redlich Wandelnden hinzumorden; doch ihr Schwert dringt ihnen ins eigne Herz, und ihre Bogen werden zerbrochen. Das geringe Gut des Gerechten ist besser als der Überfluß vieler Gottlosen; denn die Arme der Gottlosen werden zerbrochen, die Gerechten aber stützt der HERR. Der HERR kennt wohl die Tage der Frommen, und ihr Besitz ist für immer gesichert; sie werden nicht zuschanden in böser Zeit, nein, in den Tagen des Hungers werden sie satt. Dagegen die Gottlosen gehen zugrunde, und die Feinde des HERRN sind wie die Pracht der Auen: sie vergehen wie Rauch, sie vergehen! Der Gottlose muß borgen und kann nicht zahlen, der Gerechte aber schenkt und gibt; denn die vom HERRN Gesegneten erben das Land, aber die von ihm Verfluchten werden vernichtet. Vom HERRN her werden die Schritte des Mannes gefestigt, und zwar wenn Gefallen er hat an seinem Wandel; wenn er strauchelt, stürzt er nicht völlig nieder, denn der HERR stützt ihm die Hand. Ich bin jung gewesen und alt geworden, doch hab’ ich nie den Gerechten verlassen gesehn, noch seine Kinder betteln um Brot. Allzeit kann er schenken und darleihn, und auch noch seine Kinder sind zum Segen. Halte dich fern vom Bösen und tu das Gute, so wirst du für immer wohnen bleiben; Denn der HERR hat das Recht lieb und verläßt seine Frommen nicht: ewiglich werden sie behütet, doch der Gottlosen Nachwuchs wird ausgerottet. Die Gerechten werden das Land besitzen und bleiben in ihm wohnen für immer. Des Gerechten Mund läßt Weisheit hören, und seine Zunge redet Recht; das Gesetz seines Gottes wohnt ihm im Herzen, und seine Schritte wanken nicht. Der Gottlose lauert dem Gerechten auf und sucht ihn ums Leben zu bringen; doch der HERR läßt ihn nicht fallen in seine Hand und läßt ihn nicht verdammen vor Gericht. Harre des HERRN und halte dich an seinen Weg, so wird er dich erhöhn zum Besitz des Landes; an der Gottlosen Vernichtung wirst du deine Freude sehn. Ich hab’ einen Frevler gesehen, der trat gar trotzig aufm und spreizte sich stolz wie ein grünender, ragender Baum;Wahrscheinlich ist zu lesen: wie eine Libanonzeder. doch als ich (wieder) vorüberging, da war er verschwunden, und als ich ihn suchte, war er nicht mehr zu finden. Bleibe (also) fromm und halte dich recht, denn solchen wird es zuletzt wohl ergehn;Andere (genauere) Übersetzung: Bewahre Frömmigkeit und strebe nach Rechtschaffenheit; denn für den Mann des Friedens gibt es eine Zukunft. die Frevler aber werden allesamt vertilgt, und der Gottlosen Nachwuchs wird ausgerottet. Die Hilfe der Gerechten kommt vom HERRN: er ist ihre Schutzwehr zur Zeit der Not; denn der HERR steht ihnen bei und rettet sie; er rettet sie von den Frevlern und bringt ihnen Hilfe, weil auf ihn sie ihr Vertrauen setzen. Bußgebet und Hilferuf in schwerer Krankheit und Seelennot (Dritter Bußpsalm)HERR, nicht in deinem Zorne strafe mich,Ein Psalm von David, bei Darbringung des Duftopfers. A.Ü.: zum Lobpreis (oder: zum Bekennen).und nicht in deinem Ingrimm züchtige mich! Denn deine Pfeile sind in mich eingedrungen,A.Ü.: sind auf mich niedergefahren. und deine Hand liegt schwer auf mir: nichts ist gesund an meinem Leib ob deinem Zürnen, nichts heil an meinen Gliedern ob meiner Sünde. Denn meine Missetaten schlagen mir über dem Haupt zusammen; wie eine schwere Last sind sie mir zu schwer geworden. Es faulen, es eitern meine Wunden infolge meiner Torheit. Ich bin gekrümmt, tief niedergebeugt; den ganzen Tag geh’ ich trauernd einher; denn meine Lenden sind voll von Entzündung, und nichts ist unversehrt an meinem Leibe. Erschöpft bin ich und ganz zerschlagen, ich schreie auf infolge des Stöhnens meines Herzens. O Allherr, all mein Verlangen ist dir bekannt, und meine Seufzer sind dir nicht verborgen. Mein Herz pocht stürmisch, meine Kraft hat mich verlassen, und das Licht meiner Augen, auch das ist dahin! Meine Freunde und Genossen stehn abseits von meinem Elend, und meine nächsten Verwandten halten sich fern. Die nach dem Leben mir trachten,d.h. meine Todfeinde. legen mir Schlingen, und die mein Unglück suchen, verabreden Unheil und sinnen auf Trug den ganzen Tag. Doch ich bin wie ein Tauber, höre es nicht, und bin wie ein Stummer, der den Mund nicht auftut; ja, ich bin wie einer, der nicht hören kann und in dessen Mund keine Widerrede ist; denn auf dich, HERR, warte ich: du wirst antworten, o Allherr, mein Gott; denn ich sage: »Daß sie nur nicht über mich frohlocken, nur nicht beim Wanken meines Fußes gegen mich großtun!« Denn nahe bin ich am Zusammenbrechen, und mein Schmerz ist mir allezeit gegenwärtig. Ach! Ich bekenne meine Schuld, bin bekümmert ob meiner Sünde! Dagegen die ohne Grund mich befeinden, sind stark, und zahlreich sind, die ohn’ Ursach’ mich hassen, und solche, die mir Gutes mit Bösem vergelten, sind meine Widersacher, weil fest am Guten ich halte.W.: weil ich dem Guten nachjage. Verlaß mich nicht, o HERR, mein Gott, sei nicht ferne von mir! Eile zu meinem Schutz herbei, o Allherr, meine Rettung! Klage und Bitte eines schwer AngefochtenenIch dachte: »Achten will ich auf meine Wege,Dem Musikmeister Jeduthun; ein Psalm von David.daß ich nicht sünd’ge mit meiner Zunge; ich will meinem Mund einen Zaum anlegen, solange noch der Frevler vor mir steht.« So ward ich denn stumm, ganz stumm, mit Gewalt schweigsam;A.Ü.: fern von allem Erfreulichen. A.L.: um nicht unbesonnen zu reden. doch es wühlte mein Schmerz noch wilder. Das Herz ward mir heiß in der Brust, ob meinem Grübeln brannte ein Feuer in mir; da ließ ich meiner Zunge freien Lauf: »HERR, laß mein Ende mich wissen und welches das Maß meiner Tage ist! Laß mich erkennen, wie vergänglich ich bin! Ach, spannenlang hast du mir die Tage gemacht, und meines Lebens Dauer ist wie nichts vor dir: ja, nur als ein Hauch steht jeglicher Mensch da!« SELA. Fürwahr nur als Schattenbild wandelt der Mensch einher, nur um ein Nichts wird so viel Lärm gemacht; man häuft auf und weiß nicht, wer es einheimst. Und nun, o Allherr, wes soll ich harren? Meine Hoffnung geht auf dich (allein). Errette mich von allen meinen Sünden, zum Spott der Toren laß mich nicht werden! Ich schweige, tu meinen Mund nicht auf, denn du hast’s so gefügt. Nimm deine Plage weg von mir: unter dem Druck deiner Hand erlieg’ ich. Züchtigst du einen Menschenmit Strafen um der Sünde willen, so läßt du seine SchönheitA.Ü.: sein Kostbarstes oder Schönstes = seine Seele (oder: sein Leben). vergehn wie die Motte: ach, nur ein Hauch ist jeglicher Mensch! SELA. Höre, o HERR, mein Gebet und vernimm mein Schreien, bleib’ nicht stumm bei meinen Tränen! Denn ein Gast (nur) bin ich bei dir, ein Beisaß wie all meine Väter. Blick weg von mir, daß mein Antlitz sich wieder erheitert, bevor ich dahinfahre und nicht mehr bin! Dank- und BittgebetGeduldig hatte ich des HERRN geharrt:Dem Musikmeister; von David ein Psalm.da neigte er sich zu mir und hörte mein Schreien; er zog mich herauf aus der Grube des Unheils, aus dem schlammigen Sumpf, und stellte meine Füße auf Felsengrund, verlieh meinen Schritten Festigkeit; er legte ein neues Lied mir in den Mund, einen Lobgesang auf unsern Gott. Das werden viele sehen und Ehrfurcht fühlen und Vertrauen fassen zum HERRN. Glückselig der Mann, der sein Vertrauen setzt auf den HERRN, der’s nicht mit den Stolzen hält und nicht mit den treulosen Lügenfreunden! Zahlreich sind die Wunder, die du getan hast, und deine Heilsgedanken mit uns, o HERR, mein Gott; dir ist nichts zu vergleichen; wollt’ ich von ihnen reden und sie verkünden – sie übersteigen jede Zahl. An Schlacht- und Speisopfern hast du kein Gefallen, doch offne Ohren hast du mir gegeben; nach Brand- und Sündopfern trägst du kein Verlangen. Da hab’ ich gesagt: »Siehe, hier bin ich! In der Rolle des Buches, da steht für mich geschrieben: Deinen Willen zu tun, mein Gott, ist meine Lust, und dein Gesetz ist tief mir ins Herz geschrieben.« Von (deiner) Gerechtigkeit hab’ ich in großer Versammlung gesprochen, siehe, meinen Lippen hab’ ich nicht Einhalt getan: du selbst, HERR, weißt es! Deine Gerechtigkeit habe ich nicht verborgen in meinem Herzen, von deiner Treue und Hilfe laut geredet; ich habe deine Gnade und Wahrheit nicht verschwiegen, vor der großen Versammlung. So wirst du, HERR, mir dein Erbarmen nicht versagen; deine Gnade und Wahrheit werden stets mich behüten. Denn Leiden ohne Zahl umringen mich, meine Sünden haben mich ereilt, unübersehbar; zahlreicher sind sie als die Haare meines Hauptes, und der Mut ist mir entschwunden. Laß dir’s wohlgefallen, o HERR, mich zu retten,V.13-17 vgl. Ps 70. eile, o HERR, zu meiner Hilfe herbei! Laß sie allesamt beschämt und schamrot werden, die nach dem Leben mir stehn, um es wegzuraffen! Laß mit Schande beladen abziehn, die mein Unglück wünschen! Erschaudern müssen ob ihrer Schmach, die über mich rufen: »Haha, haha!« Laß jubeln und deiner sich freuen alle, die dich suchen; laß alle, die nach deinem Heil verlangen, immerdar bekennen: »Groß ist der HERR.« Bin ich auch elend und arm – der Allherr wird für mich sorgen. Meine Hilfe und mein Retter bist du: mein Gott, säume nicht! Klage eines Kranken über boshafte Feinde und treulose FreundeWohl dem, der des Schwachen sich annimmt:Dem Musikmeister; ein Psalm von David.am Tage des Unglücks wird der HERR ihn erretten! Der HERR wird ihn behüten und am Leben erhalten, daß er glücklich gepriesen wird im Lande; und du gibst ihn nicht preis der Gier seiner Feinde. Der HERR wird ihn auf dem Siechbett erquicken: sein ganzes Krankenlager machst du ihm leicht. W.: sein ganzes Lager wandelst du ihm um während seiner Krankheit. Ich sage: »O HERR, sei mir gnädig, ach, heile meine Seele, denn an dir hab’ ich gesündigt!« Meine Feinde reden Böses von mir:»Wann wird er sterben, daß sein Name verschwindet?« Kommt jemand, mich zu besuchen, so redet er Falschheit; sein Herz sammelt Bosheit an; dann geht er hinaus, um draußen davon zu reden. Alle, die mich hassen, zischeln vereint über mich, Unheil sinnen sie gegen mich: »Ein heilloses Übel haftet ihm an! Wer so sich gelegt hat, kommt nicht wieder hoch!« Sogar mein bester Freund, dem ich fest vertraute, der mein Brot aß,d.h. mein Tischgenosse; Joh 13,18. hat die Ferse gegen mich erhoben. Du aber, HERR, sei mir gnädig und hilf mir wieder auf, so will ich’s ihnen vergelten! Daran will ich erkennen, daß du Gefallen an mir hast, wenn mein Feind nicht über mich jubeln wird, doch du mich ob meiner Unschuld aufrecht hältstund mich vor deinem Angesicht stehn läßt immerdar. Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen, ja Amen! Zweites Buch (Psalm 42-72)Sehnsucht nach Gott und seinem Heiligtum auf ZionWie der Hirsch lechztDem Musikmeister; ein Lehrgedicht der Korahiten.nach Wasserbächen,d.h. nach fließendem Wasser. A.Ü.: an Wasserbächen (nämlich ausgetrockneten); vgl. Joel 1,20. so lechzt meine Seele nach dir, o Gott! Meine Seele dürstet nach Gott, dem lebendigen Gott: wann werde ich dahin kommen, daß ich erscheine vor Gottes Angesicht? Meine Tränen sind meine Speise gewordenbei Tag und bei Nacht, weil man den ganzen Tag zu mir sagt: »Wo ist nun dein Gott?« Daran will ich gedenken – und meinem Schmerz freien Lauf in mir lassen –, wie einst ich dahinschritt in dichter Schar, mit ihnen wallte zum Hause Gottes, umbraust von lautem Jubel und Lobgesang inmitten der feiernden Menge. Was betrübst du dich, meine Seele, und stürmst so ruhlos in mir? Harre auf Gott! Denn ich werde ihm noch danken, ihm, meines Angesichts Hilfe und meinem Gott. Gebeugt ist meine Seele in mir: drum denk’ ich an dich im Lande des Jordans und der Hermongipfel, am Berge Mizar: Flut ruft der Flut zu beim Tosen deiner Wasserstürze; alle, alle deine Wogen und Wellen sind über mich hingegangen! Bei Tag seufz’ ich: »Es entbiete der HERR seine Gnade!«, und nachts ist sein Lied in meinem Munde, ein Gebet zum Gott meines Lebens. Ich sage zu Gott, meinem Felsen: »Warum hast du mich vergessen? Warum muß ich trauernd einhergehn unter dem Druck des Feindes?« Wie Zermalmung liegt mir in meinen Gebeinen der Hohn meiner Dränger, weil sie den ganzen Tag zu mir sagen: »Wo ist nun dein Gott?« Was betrübst du dich, meine Seele, und stürmst so ruhlos in mir? Harre auf Gott! Denn ich werde ihm noch danken, ihm, meines Angesichts Hilfe und meinem Gott. Schaffe mir Recht, o Gott,Dieser Psalm bildet die Fortsetzung von Psalm 42.und führe meinen Rechtsstreit gegen ein liebloses Volk! Von Menschen des Trugs und der Bosheit errette mich, HERR! Du bist ja der Gott, der mich schützt: warum hast du mich verstoßen? Warum muß ich trauernd einhergehn unter dem Druck des Feindes? Sende dein Licht und deine Treue! Die sollen mich leiten, mich bringen zu deinem heiligen Berge und deiner Wohnstatt, damit ich zum Altar Gottes komme, zu dem Gott meines Freudenjubels, und unter Zitherklang dich preise, o Gott, mein Gott! Was betrübst du dich, meine Seele, und stürmst so ruhlos in mir? Harre auf Gott! Denn ich werde ihm noch danken, ihm, meines Angesichts Hilfe und meinem Gott. Klagelied und Hilferuf des gesetzestreuen, aber von seinen Feinden besiegten und mißhandelten VolkesO Gott, mit eignen Ohren haben wir’s gehört,Dem Musikmeister; von den Korahiten ein Lehrgedicht.unsre Väter haben’s uns erzählt, was du Großes in ihren Tagen vollführt hast, in den Tagen der Vorzeit. Du hast Heidenvölker mit deiner Hand vertrieben und sied.h. unsere Väter. an deren Stelle eingepflanzt; Völker hast du vernichtet, sieB aber ausgebreitet. Denn nicht mit ihrem Schwerte haben sie das Land gewonnen, und nicht ihr Arm hat ihnen den Sieg verschafft, nein, deine Rechte und dein Arm und deines Angesichts Licht, denn du hattest Gefallen an ihnen. Nur du bist mein König, o Gott: entbiete Hilfe für Jakob! Mit dir stoßen wir unsre Bedränger nieder, mit deinem Namen zertreten wir unsre Gegner. Denn nicht auf meinen Bogen verlasse ich mich, und nicht mein Schwert verschafft mir den Sieg; nein, du gewährst uns Hilfe gegen unsre Bedränger und machst zuschanden, die uns hassen: Gottes rühmen wir uns allezeit und preisen deinen Namen ewiglich. SELA. Und doch hast du uns verstoßen und Schmach uns angetan und ziehst nicht mehr aus mit unsern Heeren; du hast vor dem Feinde uns weichen lassen, und die uns hassen, haben sich Beute geholt; du hast uns hingegeben wie Schafe zur Schlachtung und unter die Heiden uns zerstreut; du hast dein Volk verkauft um ein Spottgeld und den Preis für sie gar niedrig angesetzt;W.: Du bist nicht reicher geworden durch ihren Kaufpreis. du hast uns unsern Nachbarn zum Hohn gemacht, zum Spott und Gelächter rings umher; hast gemacht, daß den Heiden zum Sprichwort wir dienen, daß den Kopf die Völker über uns schütteln. Allzeit steht meine Schmach mir vor Augen, und die (Röte der) Scham bedeckt mir das Antlitz, weil ich höre den lauten Hohn und die Lästerreden, weil den Feind und seine Rachgier ich sehn muß. Dies alles hat uns getroffen, und wir hatten dich doch nicht vergessen und dem Bunde mit dir die Treue nicht gebrochen. Unser Herz ist nicht von dir abgefallen und unser Schritt nicht abgewichen von deinem Pfade, daß du zermalmt uns hast an der Stätte der Schakaleund mit Todesnacht uns umlagert hältst. Hätten wir unsres Gottes Namen vergessen und unsre Hände erhoben zu einem fremden Gott: würde Gott das nicht entdecken? Er kennt ja des Herzens geheimste Gedanken. Nein, um deinetwillen werden wir täglich gemordet und werden dem Schlachtvieh gleich geachtet. Wach auf! Warum schläfst du, o Allherr? Erwache! Verwirf nicht für immer! Warum verbirgst du dein Angesicht, denkst nicht an unser Elend und unsre Bedrängnis? Ach, bis in den Staub ist unsre Seele gebeugt, unser Leib liegt da, am Erdboden klebend! Steh auf, komm uns zu Hilfe und erlöse uns um deiner Gnade willen! Festlied zur Vermählung des KönigsDas Herz wallt mir auf von lieblichen Worten:Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Lilien«; von den Korahiten ein Lehrgedicht, ein Liebeslied von lieblichen Dingen?).dem Könige weihe ich meine Lieder; meine Zunge gleicht dem Griffel eines geübten Schreibers. Du bist so schön wie sonst kein Mensch auf Erden: Anmut ist ausgegossen auf deine Lippen; darum hat Gott dich gesegnet für immer. Gürte dein Schwert dir an die Seite, du Held, dazu deine herrlich schimmernde Wehr! Glück auf! Fahre siegreich einher für die Sache der Wahrheit, zum Schutz des Rechts, und furchtbare Taten lasse dein Arm dich schauen! Deine Pfeile sind scharf – Völker sinken unter dir hin –: sie dringen den Feinden des Königs ins Herz. Dein Thron, ein Gottesthron, steht immer und ewig ein gerechtes Zepter ist dein Herrscherstab. Du liebst Gerechtigkeit und hassest den Frevel; darum hat dich Gott, dein Gott, gesalbt mit Freudenöl wie keinen deinesgleichen. Von Myrrhe und Aloe duften, von Kassia alle deine Kleider; aus Elfenbeinpalästen erfreut dich Saitenspiel. Königstöchter befinden sich unter deinen Geliebten; die Gattin steht dir zur Rechten im Goldschmuck von Ophir. Höre, Tochter, blick her und neige dein Ohr: Vergiß dein Volk und deines Vaters Haus; und trägt der König nach deiner Schönheit Verlangen - er ist ja dein Herr –: so huldige ihm! Die Bürgerschaft von Tyrus wird mit Gaben dir nahen,A.Ü.: O Tochter von Tyrus, mit Geschenken werden dir nahen … um deine Gunst mühen sich die Reichsten des Volkes. Eitel Pracht ist die Königstochter drinnen, aus gewirktem Gold besteht ihr Gewand; in buntgestickten Kleidern wird sie zum König geführt; Jungfraun, ihr Gefolge, ihre Gespielinnen, werden zu dir geleitet; unter Freudenrufen und Jubel werden sie hingeführt, ziehen ein in den Palast des Königs. An deiner Väter Stelle werden deine Söhne treten; du wirst sie zu Fürsten bestellen im ganzen Land. Ich will ein Gedächtnis stiften deinem Namen bei allen kommenden Geschlechtern; darum werden die Völker dich preisen immer und ewig. Ein’ feste Burg ist unser GottGott ist uns Zuflucht und Stärke,Dem Musikmeister, von den Korahiten, im Bass-Stimmsatz; A.Ü.: in hoher Tonlage = im Sopran, ein Lied.als Hilfe in Nöten wohlbewährt befunden. Darum bangen wir nicht, wenngleich die Erde vergeht, wenn Berge mitten im Meer versinken; mögen tosen, mögen schäumen seine Wogen, mögen beben die Berge von seinem Ungestüm: der HERR der Heerscharen ist mit uns, ein’ feste Burg ist uns der Gott Jakobs! SELA. Ein Strom ist da: seine Bäche erfreuen die Gottesstadt, das Heiligtum, die Wohnung des Höchsten. Gott ist in ihrer Mitte: sie wird nicht wanken, Gott schützt sie, schon wenn der Morgen tagt. Völker tobten, Königreiche wankten:er ließ seinen Donner dröhnen, da zerfloß die Erde. Der HERR der Heerscharen ist mit uns, ein’ feste Burg ist uns der Gott Jakobs! SELA. Kommt her und schauet die Taten des HERRN, der Wunderbares wirket auf Erden, der den Kriegen ein Ziel setzt bis ans Ende der Erde, der Bogen zerbricht und Speere zerschlägt, Kriegswagen mit Feuer verbrennt! »Laßt abnämlich vom Bekriegen des Gottesvolkes. und erkennt, daß ich (nur) Gott bin, erhaben unter den Völkern, erhaben auf Erden!« Der HERR der Heerscharen ist mit uns, ein’ feste Burg ist uns der Gott Jakobs! SELA. Israels Gott als König aller VölkerIhr Völker alle, klatscht in die Hände,Dem Musikmeister, von den Korahiten, ein Psalm.jauchzet Gott mit Jubelrufen zu! Denn der HERR, der Höchste, ist furchtbar, ein mächtiger König über die ganze Erde. Er hat Völker unter unsre Herrschaft gebeugt und Völkerschaften unter unsre Füße; er hat uns unser Erbteil auserwählt, den Stolz Jakobs, den er liebt. SELA. Aufgefahrenoder: Emporgestiegen (zum Thron). ist Gott unter Jauchzen, der HERR beim Schall der Posaunen. Lobsinget Gott, lobsinget, lobsingt unserm König, lobsinget! Denn König der ganzen Erde ist Gott: so singt ihm denn ein kunstvolles Lied! Gott ist König geworden über die Völker, Gott hat sich gesetzt auf seinen heiligen Thron. Die Edlen der VölkerA.Ü.: Die edelsten Völker (oder: Die Willigen unter den Völkern). haben sich versammelt als das Volk des Gottes Abrahams; denn Gott sind untertan die Schilde der Erde: hoch erhaben steht er da. Der Festpilger Lobpreis auf Zion, die unbesiegte GottesstadtGroß ist der HERR und hoch zu preisenEin Lied, ein Psalm von den Korahiten.in unsers Gottes Stadt, auf seinem heiligen Berge. Herrlich ragt empor, die Wonne der ganzen Erde, der Zionsberg, der wahre Götterberg,W.: der entfernteste Nordsitz (vgl. Hes 28,14.16; Jes 14,13). die Stadt eines großen Königs. Gott hat in ihren Palästen sich kundgetan als eine feste Burg. Denn siehe, die Könige hatten sich versammelt, waren vereint herangezogen; doch als sie’s sahen, waren sie betroffen, erschraken, flohen bestürzt davon; Zittern erfaßte sie dort, Angst wie ein Weib in Wehen. Durch einen Oststurm zertrümmertest du die stolzen Tharsisschiffe. Wie wir’s gehört, so haben wir’s nun gesehen in der Stadt des HERRN der Heerscharen, unsres Gottes Stadt: Gott läßt sie auf ewig feststehn. SELA. Wir gedenken, o Gott, deiner Gnade inmitten deines Tempels. Wie dein Name, o Gott, so reicht auch dein Ruhm bis an die Enden der Erde; mit Gerechtigkeit ist deine Rechte gefüllt. Des freue sich der Zionsberg, jubeln mögen die Töchter Judas um deiner Gerichte willen! Umkreist den Zion, umwandelt ihn rings und zählt seine Türme; betrachtet genau seine BollwerkeW.: den Vorraum der Festungswerke., mustert seine Paläste, damit ihr dem künftgen Geschlecht erzählet, daß dies ist Gott, unser Gott: immer und ewig wird er uns führen [bis zum Tode]. Vergänglichkeit des äußeren Glücks der Gottlosen (vgl. Ps 37 u. 73)Höret dies, ihr Völker alle, merkt auf,Dem Musikmeister, von den Korahiten, ein Psalm.ihr Bewohner der ganzen Welt, sowohl ihr Söhne des Volks als ihr Herrensöhne, beide, so reich wie arm! Mein Mund soll volle Weisheit reden, und meines Herzens Sinnen soll höchste Einsicht sein: ich will mein Ohr einer Gleichnisrede leihen, will mein Rätsel eröffnen bei Saitenklang. Warum sollt’ ich mich fürchten in bösen Tagen, wenn die Bosheit meiner Verfolger mich umgibt, die auf ihr Vermögen vertrauen und mit ihrem großen Reichtum prahlen? Den Bruder loszukaufen vermag ja doch kein Mensch, noch an Gott das Lösegeld für ihn zu zahlen - denn unerschwinglich hoch ist der Kaufpreis für ihr Leben: er muß davon Abstand nehmen für immer –, damit er dauernd weiterlebe und die Grube nicht zu sehen bekomme. Nein, er bekommt es zu sehen, daß sterben die Weisen, und Toren und Dumme gleicherweise umkommen und müssen andern ihr Gut hinterlassen: Gräber sind ihre Behausung für immer, ihre Wohnungen von Geschlecht zu Geschlecht, ob sie auch Länder mit ihren Namen benannten.A.Ü.: 12Nach ihrer Ansicht stehn ihre Häuser ewig, ihre Wohnungen für und für, sie haben mit ihren Namen ganze Länder benannt. 13 Und doch der Mensch … Ja, der Mensch – in Herrlichkeit lebt er nicht fort: er gleicht den Tieren, die abgetan werden. Dies ist das Schicksal derer, die voll Zuversicht sind, und der Ausgang derer, die ihren Reden Beifall schenken. SELA. Wie Schafe werden sie ins Totenreich versetzt; der Tod weidet sie, und über sie herrschen die Frommen am Morgen; dem Totenreich zur Vernichtung fällt ihre Gestalt anheim, so daß ihr keine Wohnung bleibt. Aber Gott wird meine Seele erlösen aus des Totenreichs Gewalt, denn er wird mich annehmen. SELA. Drum rege dich nicht auf, wenn jemand reich wird, wenn seines Hauses Herrlichkeit sich mehrt; denn im Tode nimmt er das alles nicht mit: seine Herrlichkeit fährt nicht mit ihm hinab. Mag er sich auch im Leben glücklich preisen und mag man ihn rühmen, daß es ihm wohlergehe:Genaue Übersetzung: und mag man dich rühmen, daß du dir gütlich tust. er wird doch eingehn zum Geschlecht seiner Väter, die das Tageslicht nimmermehr sehen. Der Mensch, in Herrlichkeit lebend, doch ohne Einsicht, gleicht den Tieren, die abgetan werden. Der rechte GottesdienstDer Gott der Götter, der HERR,Ein Psalm von Asaph (Asaph war der Stammvater einer Innung der Tempelsänger; ihm werden auch die Psalmen 73-83 zugeschrieben.) redet und ruft der Erde zu vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang; aus Zion, der Krone der Schönheit, strahlt Gott in lichtem Glanz hervor: unser Gott kommt und kann nicht schweigen, verzehrendes Feuer geht vor ihm her, und rings um ihn her stürmt es gewaltig. Er ruft dem Himmel droben zu und der Erde, um sein Volk zu richten: »Versammelt mir meine Gesetzestreuen, die den Bund mit mir geschlossen beim Opfer!« Da taten die Himmel seine Gerechtigkeit kund; denn Gott selbst ist’s, der da Gericht hält. SELA. »Höre, mein Volk, und laß mich reden, Israel, daß ich dich ernstlich warne: Gott, dein Gott bin ich! Nicht deiner Opfer wegen rüge ich dich, sind doch deine Brandopfer stets mir vor Augen. Doch ich mag nicht Stiere nehmen aus deinem Hause, nicht Böcke aus deinen Hürden; denn mein ist alles Wild des Waldes, das Getier auf meinen Bergen zu Tausenden. Ich kenne jeden Vogel auf den Bergen, und was auf dem Felde sich regt, steht mir zur Verfügung. Hätte ich Hunger: ich brauchte es dir nicht zu sagen, denn mein ist der Erdkreis und all seine Fülle. Esse ich etwa das Fleisch von Stieren, und soll ich das Blut von Böcken trinken? Bringe Dank dem HERRN als Opfer dar und bezahle so dem Höchsten deine Gelübde, und rufe mich an am Tage der Not, so will ich dich retten, und du sollst mich preisen!« Zum Gottlosen aber spricht der Allherr: »Was hast du meine Satzungen aufzuzählen und meinen Bund im Munde zu führen, da du selbst doch die Zucht mißachtest und meinen Worten den Rücken kehrst?W.: meine Worte hinter dich wirfst. Siehst du einen Dieb, so befreundest du dich mit ihm, und mit Ehebrechern hast du Gemeinschaft; deinem Munde läßt du freien Lauf zur Bosheit, und deine Zunge zettelt Betrug an; du sitzest dad.h. du hältst Zusammenkünfte. und redest (Böses) gegen deinen Bruder und bringst den Sohn deiner Mutter in Verruf! Das (alles) hast du getan, und ich habe geschwiegen; da hast du gedacht, ich sei so wie du. Das mache ich dir zum Vorwurf und gebe dir’s zu bedenken. O beherzigt das wohl, ihr Gottvergeßnen: sonst raffe ich euch hinweg ohne Rettung! Wer Dank als Opfer darbringt, erweist mir Ehre, und wer unsträflich wandelt, den lasse ich schauen Gottes Heil.« Davids Bußgebet (Vierter Bußpsalm)Sei mir gnädig, o Gott, nach deiner Güte!Dem Musikmeister; ein Psalm von David, als der Prophet Nathan zu ihm kam, nachdem er sich mit Bathseba vergangen hatte.Nach deinem großen Erbarmen tilge meine Vergehen! Wasche völlig mir ab meine Schuld und mache mich rein von meiner Missetat! Ach, ich erkenne meine Vergehen wohl, und meine Missetat steht mir immerdar vor Augen! Gegen dich allein hab’ ich gesündigt und habe getan, was böse ist in deinen Augen, auf daß du recht behältst mit deinen Urteilssprüchen und rein dastehst mit deinem Richten. Ach, in Schuld bin ich geboren, und in Sünde hat meine Mutter mich empfangen. Du hast Gefallen an Wahrheit im innersten Herzen, und im Verborg’nen läßt du mich Weisheit erkennen.A.Ü.: so laß mich denn Weisheit erkennen im tiefsten Seelengrund (d.h. im geheimsten Innenleben)! Entsündige mich mit Ysop, daß ich rein werde, wasche mich, daß ich weißer werde als Schnee. Laß mich (wieder) Freude und Wonne empfinden, daß die Glieder frohlocken, die du zerschlagen. Verhülle dein Antlitz vor meinen Sünden und tilge alle meine Missetaten! Schaffe mir, Gott, ein reines Herz und stell’ einen neuen, festen Geist in meinem Innern her! Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen heiligen Geist nicht weg von mir! Gib, daß ich deiner Hilfe mich wieder freue, und rüste mich aus mit einem willigen Geist! Dann will ich die Übertreter deine Wege lehren, und die Missetäter sollen zu dir sich bekehren. Errette mich von Blutschuld, o Gott, du Gott meines Heils, damit meine Zunge deine Gerechtigkeit jubelnd preise! O Allherr, tu mir die Lippen auf, damit mein Mund deinen Ruhm verkünde! Denn an Schlachtopfern hast du kein Gefallen, und brächte ich Brandopfer dar: du möchtest sie nicht. Opfer, die Gott gefallen, sind ein zerbrochner Geist; ein zerbrochnes und zerschlagnes Herz wirst du, o Gott, nicht verschmähen. – Tu doch Gutes an Zion nach deiner Gnade: baue Jerusalems Mauern wieder auf! Dann wirst du auch Wohlgefallen haben an richtigen Opfern, an Brand- und Ganzopfern; dann wird man Farren opfern auf deinem Altar.V.20-21 sind wahrscheinlich Zusatz von fremder Hand. Klage über einen gewalttätigen Feind und Frohlocken über die göttliche HilfeWas rühmst du dich der Bosheit,Dem Musikmeister; ein Lehrgedicht Davids, als der Edomiter Doeg kam und dem Saul die Meldung brachte, David sei in das Haus Ahimelechs gekommen.du Gewaltmensch? Gottes Gnade währet alle Zeit. Auf Unheil sinnt deine Zunge wie ein scharfes Schermesser, du Ränkeschmied! Du liebst das Böse mehr als das Gute, sprichst lieber Lügen als Gerechtigkeit. SELA. Du liebst nur unheilvolle Reden, du trügerische Zunge! So wird denn Gott dich auch vernichten für immer, dich wegraffen und herausreißen aus dem Zelt, dich entwurzeln aus der Lebenden Land! SELA. Die Gerechten werden es sehn und sich fürchten, über ihn aber spotten: »Seht, das ist der Mann, der nicht Gott zu seiner Schutzwehr machte, vielmehr sich verließ auf seinen großen Reichtum und stark sich dünkte durch seine Bosheit!« Ich aber bin wie ein grünender Ölbaum im Hause Gottes, ich vertraue auf Gottes Gnade immer und ewig. Preisen will ich dich immer, denn du hast’s vollführt, will rühmen deinen Namen, daß er so herrlich ist, vor deinen Frommen. Gedanken bei der allgemeinen Verderbtheit der Welt und Bitte um Erlösung (Ps 14)Die Toren sprechen in ihrem Herzen:Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »die Krankheit«; ein Lehrgedicht von David.»Es gibt keinen Gott«; verderbt ist ihr Tun, abscheulich ihr Freveln: da ist keiner, der Gutes täte. Gott schaut hernieder vom Himmel aus nach den Menschenkindern, um zu sehn, ob da sei ein Verständiger, einer, der nach Gott fragt. Doch alle sind sie abgefallen, insgesamt entartet; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer. Haben denn keinen Verstand die Übeltäter, die mein Volk verzehren? Die Gottes Brot wohl essen, doch ohne ihn anzurufen? Damals gerieten sie in Angst und Schrecken, ohne daß Grund zum Erschrecken war; denn Gott zerstreute die Gebeine deiner Belagerer; du machtest sie zuschanden, denn Gott hatte sie verworfen.A.Ü.: Bist du zuschanden geworden? Nein, Gott hat sie verworfen. Ach, daß doch aus Zion die Rettung Israels käme! Wenn Gott einst wendet das Schicksal seines Volkes, wird Jakob jubeln, Israel sich freuen! Hilferuf gegen gottlose FeindeHilf mir, o Gott, durch deinen NamenDem Musikmeister, mit Saitenspiel; ein Lehrgedicht Davids, als die Siphiter kamen und zu Saul sagten: »Weißt du nicht, daß David sich bei uns verborgen hält?«.und schaffe mir Recht durch deine Kraft! Höre, o Gott, mein Gebet, vernimm die Worte meines Mundes! Denn Freche haben sich gegen mich erhoben, und Gewalttätige trachten mir nach dem Leben: sie haben Gott sich nicht vor Augen gestellt. SELA. Ich weiß: Gott ist mir ein Helfer, der Allherr ist meiner Seele Stütze. Das Böse wird auf meine Feinde zurückfallen: nach deiner Treue vernichte sie! Dann will ich mit Freuden dir Opfer bringen, will preisen deinen Namen, o HERR, daß er gütig ist; denn er hat mich aus aller Bedrängnis errettet, und an meinen Feinden hat mein Auge sich geweidet. Gebet gegen gottlose Feinde und Klage über einen treulosen FreundVernimm, o Gott, mein GebetDem Musikmeister, mit Saitenspiel, ein Lehrgedicht von David.und verbirg dich nicht vor meinem Flehen! Merke auf mich und erhöre mich! Ich schwanke in meinem Kummer hin und her und stöhne ob dem Lärmen der Feinde, ob dem Toben der Frevler; denn sie wälzen Unheil auf mich und befehden mich wütend. Das Herz ängstigt sich mir in der Brust, und die Schrecken des Todes haben mich befallen; Furcht und Zittern kommt mich an, und ein Schauder überläuft mich. So ruf ich denn aus: »O hätt’ ich doch Flügel wie die Taube! Ich wollte fliegen, bis ich irgendwo Ruhe fände.« Ja weithin wollt ich entfliehen, in der Wüste einen Rastort suchen; SELA. nach einem Zufluchtsorte für mich wollt’ ich eilen schneller als reißender Wind, als Sturm!A.Ü.: vor dem Sturmwind, vor dem Wetter. Vernichte, Allherr, entzweie ihre Zungen! Denn ich sehe Gewalttat und Hader in der Stadt. Man macht bei Tag und bei Nacht die Runde um sie auf ihren Mauern, Unheil und Elend herrschen in ihrer Mitte. Heilloses Treiben besteht in ihrem Innern, und von ihrem Marktplatz weicht nicht Bedrückung und Trug. Denn nicht ein Feind ist’s, der mich schmäht – das wollt’ ich ertragen; nicht einer, der mich haßt, tut groß gegen mich – ich würde vor ihm mich verbergen; nein, du bist’s, ein Mann meinesgleichen, mein Freund und trauter Bekannter, die wir innigen Verkehr miteinander pflegten, zum Hause Gottes schritten im Festgetümmel. Möge der Tod sie ereilen, mögen sie lebend zur Unterwelt fahren! Denn Bosheit herrscht in ihrer Wohnstatt, in ihrem Herzen. Ich aber rufe zu Gott, und der HERR wird mir helfen. Abends und morgens und mittags will ich klagen und seufzen, so wird er mein Flehen vernehmen. Er wird meine Seele erlösen zum Frieden, so daß sie nicht an mich können; denn ihrer sind viele gegen mich. Gott wird mich hören, wird sie demütigen (ihnen Antwort geben), er, der von alters her auf dem Throne sitzt; SELA. sie wollen sich ja nicht ändernund Gott nicht fürchten. Er hat die Hand an seine Freunde gelegt, hat seinen Bund entweiht. Glatt sind die Schmeichlerworte seines Mundes, aber Krieg ist sein Sinnen; linder sind seine Reden als Öl, und sind doch gezückte Schwerter. Wirf auf den HERRN deine Bürde: er wird dich aufrecht erhalten; er läßt den Gerechten nicht ewig wanken. Ja du, Gott, wirst sie stürzen in die Tiefe des Grabes;A.Ü.: in die Grube des Verderbens. die Männer des Blutvergießens und des Truges werden ihre Tage nicht auf die Hälfte bringen. Ich aber vertraue auf dich! Getroster Mut in schwerer BedrängnisSei mir gnädig, o Gott,Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Die stumme Taube der Ferne«; ein Lied von David, als die Philister ihn in Gath festgenommen hatten.denn Menschen stellen mir nach! Immerfort bedrängen mich Krieger. Meine Feinde stellen mir immerfort nach, ja viele sind’s, die in Hochmut mich befehden. In Zeiten, da mir angst ist, vertrau ich auf dich! Mit Gottes Hilfe werde sein Wort ich rühmen. Auf Gott vertrau’ ich, fürchte mich nicht; was können Menschen mir antun? Allzeit suchen sie meiner Sache zu schaden;A.Ü.: Allzeit verdrehen sie meine Worte (oder: beschweren sie meine Wege; oder: feinden sie mich an). gegen mich ist all ihr Sinnen gerichtet auf Böses. Sie rotten sich zusammen, lauern auf meine Schritte, dieweil sie nach dem Leben mir trachten. Ob der Bosheit zahle ihnen heim, im Zorn laß die Völker niedersinken, o Gott! Meines Elends Tage hast du gezählt, meine Tränen in deinem Krüglein gesammelt; ja gewiß, sie stehen in deinem Buche verzeichnet. So werden denn meine Feinde weichen, sobald (zu Gott) ich rufe; dessen bin ich gewiß, daß Gott mir beisteht. Mit Gottes Hilfe werde sein Wort ich rühmen, mit Hilfe des HERRN werde sein Wort ich rühmen. Auf Gott vertrau’ ich, fürchte mich nicht: was können Menschen mir antun? Mir obliegt es, dir, Gott, zu erfüllen meine Gelübde: Dankopfer ich will dir entrichten; denn du hast meine Seele vom Tode errettet, ja, meine Füße vom Straucheln, daß ich wandeln soll vor Gottes Angesicht im Lichte der Lebenden. Zuversicht zu Gott inmitten von Feinden (V.8-12: Ps 108,2-6)Erbarme dich meiner, o Gott,Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Vertilge nicht«; ein Lied Davids, als er vor Saul in die Höhle floh.erbarme dich meiner!Denn bei dir sucht meine Seele Zuflucht, und im Schatten deiner Flügel will ich mich bergen, bis das Verderben vorübergezogen. Ich rufe zu Gott, dem Höchsten, zum Allherrn, der meine Sache hinausführt. Er sendet vom Himmel und hilft mir, da der gierige Verfolger mich geschmäht hat! SELA. Es sendet Gott seine Gnade und Treue! Mit meinem Leben liege ich mitten unter Löwen, inmitten haßerfüllter Feinde, unter Menschen, deren Zähne Speere und Pfeile und deren Zunge ein scharfes Schwert ist. Erhebe dich über den Himmel hinaus, o Gott, über die ganze Erde (verbreite sich) deine Herrlichkeit! Sie haben meinen Füßen ein Netz gestellt: meine Seele ist gebeugt; eine Grube haben sie vor mir gegraben: sie selbst sind mitten hineingestürzt. SELA. Mein Herz ist getrost, o Gott, mein Herz ist getrost; singen will ich und spielen! Wach auf, meine Seele, wacht auf, Harfe und Zither: ich will das Morgenrot wecken! Ich will dich preisen unter den Völkern, Allherr, ich will dir lobsingen unter den Völkerschaften! Denn groß bis zum Himmel ist deine Gnade, und bis an die Wolken geht deine Treue. Erhebe dich über den Himmel hinaus, o Gott, über die ganze Erde (verbreite sich) deine Herrlichkeit! Gegen ungerechte Richter (oder Herrscher)Sprecht in Wahrheit ihr Recht,Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Vertilge nicht«; von David ein Lied.ihr Götter? Richtet ihr die Menschen gerecht? Ach nein, im Herzen schmiedet ihr Frevel, im Lande wägen eure Hände Gewalttat dar. Abtrünnig sind die Gottlosen schon von Geburt an, schon vom Mutterleib an gehn die Lügenredner irre. Gift haben sie in sich wie Schlangengift, sie gleichen der tauben Otter, die ihr Ohr verstopft, die nicht hört auf die Stimme der Beschwörer, (auf die Stimme) des kundigen Bannspruchredners. Zerschmettre ihnen, Gott, die Zähne im Munde, den jungen Löwen brich aus das Gebiß, o HERR! Laß sie vergehen wie Wasser, das sich verläuft! Schießt er seine Pfeile ab: sie seien wie ohne Spitze! Wie die Schnecke beim Kriechen zerfließt, so muß er zergehn, wie die Fehlgeburt eines Weibes, die das Licht nicht geschaut! Bevor noch eure Töpfe den (brennenden) Stechdorn spüren, wird ihn, noch unverbrannt, die Zornglut hinwegstürmen.Die Übersetzung ist durchaus unsicher, der Sinn unklar. Der Gerechte wird sich freun, daß er Rache erlebt, seine Füße wird er baden im Blute des Frevlers, und die Menschen werden bekennen: »Fürwahr, der Gerechte erntet noch Lohn! Fürwahr, noch gibt’s einen Gott, der auf Erden richtet!« Hilferuf eines von gewalttätigen Feinden BedrängtenRette mich von meinen Feinden,Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Vertilge nicht«; ein Lied von David, als Saul das Haus bewachen ließ, um ihn zu töten.mein Gott! Sei mir ein Schutz vor meinen Widersachern! Rette mich von den Übeltäternund hilf mir gegen die Blutmenschen! Denn siehe, sie trachten mir nach dem Leben; Starke rotten sich gegen mich zusammen ohne mein Verschulden, o HERR, und ohne daß ich gefehlt. Gegen einen Schuldlosen stürmen sie an und stellen sich auf: erwache, komm mir zu Hilfe und sieh darein! Ja, du, o HERR, Gott der Heerscharen, Israels Gott, wache auf, um alle Heiden zu strafen! Verschone keinen der treulosen Frevler! SELA. Jeden Abend kommen sie wieder, heulen wie Hunde und streifen umher in der Stadt. Siehe, sie geifern mit ihrem Munde, Schwerter stecken in ihren Lippen, denn (sie denken): »Wer hört es?« Doch du, o HERR, du lachest ihrer, spottest aller Heiden. Meine Stärke, deiner will ich harren, denn Gott ist meine feste Burg. Mein Gott kommt mir entgegen mit seiner Gnade; Gott läßt meine Lust mich sehn an meinen Feinden. Töte sie nicht, daß mein Volk sie nicht vergesse! Treibe sie in die Irre durch deine Macht und stürze sie nieder, du, unser Schild, o Allherr! Sündhaft ist ihr Mund, das Wort ihrer Lippen; drum laß sie sich fangen in ihrem Hochmut wegen der Flüche und Lügen, die sie reden! Vertilge sie im Zorn, vertilge sie, daß sie nicht mehr sind! Laß sie inne werden, daß Gott in Jakob herrscht, bis an die Enden der Erde! SELA. Jeden Abend kommen sie wieder, heulen wie Hunde und streifen umher in der Stadt; sie schweifen umher nach Fraß und knurren, sind sie nicht satt geworden. Ich aber will deine Stärke besingen und am Morgen ob deiner Gnade jubeln; denn du bist eine feste Burg für mich gewesen, eine Zuflucht zur Zeit meiner Drangsal. Meine Stärke, dir will ich lobsingen! Denn Gott ist meine feste Burg, der Gott, der mir Gnade erweist. Gebet nach schwerer Niederlage im Kriege (V.7-14: Ps 108,7-14.)Gott, du hast uns verworfen,Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Lilie des Zeugnisses«; ein Lied Davids zum Lehren, als er mit den Syrern von Mesopotamien und mit den Syrern von Zoba Krieg führte und Joab zurückkehrte und die Edomiter im Salztal schlug, zwölftausend Mann.uns zersprengt, du hast (uns) gezürnt: stelle uns wieder her!A.Ü. (für »stelle uns …«): du hast uns zurückweichen lassen (= in die Flucht getrieben). Du hast das Land erschüttert, hast es zerrissen: o heile seine Risse, denn es wankt! Dein Volk hast du Hartes erleben lassen, hast Taumelwein uns zu trinken gegeben; doch deinen Getreuen hast eine Flagge du wehen lassen,A.Ü.: hast du ein Zeichen gegeben. damit sie sich flüchten konnten vor dem Bogen (des Feindes). SELA. Daß deine Geliebten gerettet werden, hilf uns mit deiner Rechten, erhöre uns! Gott hat in seiner Heiligkeit gesprochen: »(Als Sieger) will ich frohlocken, will Sichem verteilen und das Tal von Sukkoth (als Beutestück) vermessen. Mein ist Gilead, mein auch Manasse, und Ephraim ist meines Hauptes Schutzwehr, Juda mein Herrscherstab. Moab (dagegen) ist mein Waschbecken, auf Edom werfe ich meinen Schuh; jauchze mir zu, Philisterland!« Wer führt mich hin zur festen Stadt, wer geleitet mich bis Edom? Hast nicht du uns, o Gott, verworfen und ziehst nicht aus, o Gott, mit unsern Heeren? O schaff uns Hilfe gegen den Feind! denn nichtig ist Menschenhilfe. Mit Gott werden wir Taten vollführen, und er wird unsre Bedränger zertreten. Fürbitte für den König aus der FerneHöre, o Gott, mein lautes Rufen,Dem Musikmeister über das Saitenspiel; von David.achte auf mein Gebet! Vom Ende der Erde ruf’ ich zu dir, da mein Herz verschmachtet. Auf einen Felsen, der mir zu hoch ist, wollest du mich führen! Denn du bist mir stets eine Zuflucht gewesen, ein starker Turm vor dem Feinde. Könnt’ ich doch allzeit weilen in deinem Zelt, im Schutze deiner Flügel mich bergen! SELA. Denn du, Gott, hörst auf meine Gelübde, hast Besitz (mir) gewährt, wie die ihn erhalten, die deinen Namen fürchten.A.Ü.: Du hast denen, die dich fürchten, ihr Erbe gegeben. Füge neue Tage den Tagen des Königs hinzu, laß seine Jahre dauern für und für! Ewig möge er thronen vor Gottes Angesicht! Entbiete Gnade und Treue, daß sie ihn behüten! Dafür will ich ewig deinem Namen lobsingen, auf daß ich meine Gelübde bezahle Tag für Tag. Stille in Gott! Nichtigkeit der MenschenNur (im Aufblick) zu Gott ist meine Seele still:Dem Musikmeister über die Jeduthuniden (d.h. der den Sängerchor der Jeduthuniden (vgl. 1.Chr 25,1.3) zu leiten hat;) ein Psalm Davids.von ihm kommt meine Hilfe; nur er ist mein Fels und meine Hilfe, meine Burg: ich werde nicht allzusehr wanken. Wie lange noch lauft ihr Sturm gegen einen Mann, wollt ihn niederschlagen allesamt wie eine sinkende Wand, eine dem Einsturz nahe Mauer? Ja, von seiner Höhe planen sie ihn zu stoßen; Lügen sind ihre Lust;mit dem Munde segnen sie, doch im Herzen fluchen sie. SELA. Nur (im Aufblick) zu Gott sei still, meine Seele! Denn von ihm kommt meine Hoffnung; nur er ist mein Fels und meine Hilfe, meine Burg: ich werde nicht wanken. Auf Gott beruht mein Heil und meine Ehre; mein starker Fels, meine Zuflucht liegt in Gott. Vertraut auf ihn zu aller Zeit, ihr Volksgenossen, schüttet vor ihm euer Herz aus: Gott ist unsere Zuflucht. SELA. Nur ein Hauch sind Menschensöhne, ein Trug sind Herrensöhne; auf der Waage schnellen sie empor, sind allesamt leichter als ein Hauch. Verlaßt euch nicht auf Erpressung und setzt nicht eitle Hoffnung auf Raub; wenn der Reichtum sich mehrt, so hängt das Herz nicht daran! Eins ist’s, was Gott gesprochen, und zweierlei ist’s,Zu diesem Zahlenspruch vgl. Spr 30,15-31; Am 1,3ff. was ich vernommen, daß die Macht bei Gott steht. Und bei dir, o Allherr, steht auch die Gnade: ja, du vergiltst einem jeden nach seinem Tun. Sehnsucht nach Gott, dem Labsal der Seele und höchsten GutO Gott, du bist mein Gott:Ein Psalm Davids, als er in der Wüste Juda war.dich suche ich, es dürstet nach dir meine Seele; es lechzt nach dir mein Leib wie dürres, schmachtendes, wasserloses Land.A.Ü.: in einem dürren und schmachtenden Lande ohne Wasser. So hab’ ich nach dir im Heiligtum ausgeschaut, um deine Macht und Herrlichkeit zu erblicken; denn deine Gnade ist besser als das Leben: meine Lippen sollen dich rühmen. So will ich dich preisen mein Leben lang, in deinem Namen meine Hände erheben. Wie an Mark und Fett ersättigt sich meine Seele, und mit jubelnden Lippen lobpreist mein Mund, so oft ich deiner gedenke auf meinem Lager, in den Stunden der NachtW.: eine Nachtwache um die andere. über dich sinne; denn du bist mir ein Helfer gewesen, und im Schatten deiner Flügel darf ich jubeln. Meine Seele klammert sich an dich, aufrecht hält mich deine rechte Hand. Doch sie, die nach dem Leben mir trachten, mich zu verderben, sie werden in der Erde unterste Tiefen fahren. Man wird sie der Schärfe des Schwerts überliefern; die Beute der Schakale werden sie sein. Der König dagegen wird Gottes sich freuen: Ruhm wird ernten ein jeder, der bei ihm schwört; den Lügnern dagegen wird der Mund gestopft werden. Bitte um Schutz gegen böswillige FeindeHöre, o Gott, meine Stimme,Dem Musikmeister, ein Psalm Davids.wenn ich klage, vor dem Feinde, der mich schreckt, behüte mein Leben! Schirme mich vor den Plänen der bösen Buben, vor der lärmenden Rotte der Übeltäter, die ihre Zunge schärfen wie ein Schwert, giftige Worte als ihre Pfeile auf den Bogen legen, um im Versteck auf den Frommen zu schießen: unversehens schießen sie auf ihn ohne Scheu. Sie ermutigen sich zu bösem Anschlag, verabreden, heimlich Schlingen zu legen; sie denken: »Wer wird sie sehen?« Sie sinnen auf Freveltaten: »Wir sind fertig, der Plan ist fein erdacht!« Und das Innere jedes Menschen und das Herz sind unergründlich. Da trifft sie Gott mit dem Pfeil, urplötzlich fühlen sie sich verwundet: ihre eigene Zunge hat sie zu Fall gebracht; alle, die sie sehen, schütteln das Haupt. Da fürchten sich alle Menschen und bekennen: »Das hat Gott getan!« und erwägen sein Walten. Der Gerechte freut sich des HERRN und nimmt seine Zuflucht zu ihm, und alle redlichen Herzen preisen sich glücklich. Danklied für geistliche Wohltaten Gottes und für ErntesegenDir gebührt Lobpreis,Dem Musikmeister; ein Psalm Davids, ein Lied.o Gott, in Zion, und dir muß man Gelübde bezahlen, der du Gebete erhörst: zu dir kommt alles Fleisch um der Verschuldungen willen. Wenn uns unsere Sünden zu drückend werden, du, HERR, vergibst sie. Wohl dem, den du erwählst und zu dir nahen läßt, daß er in deinen Vorhöfen weilen darf! Wir wollen reichlich uns laben am Segen deines Hauses, deines heiligen Tempels! Durch Wundertaten erhörst du uns in Gerechtigkeit, du Gott unsers Heils, du Zuversicht aller Enden der Erde und der fernsten Meere, der da feststellt die Berge durch seine Kraft, umgürtet mit Stärke, der da stillt das Brausen der Meere, das Brausen ihrer Wogen und das Toben der Völker, so daß die Bewohner der Enden (des Erdrunds) sich fürchten vor deinen Zeichen; die fernsten Länder des Ostens und Westens bringst du zu lautem Jauchzen. – Du hast das Land gesegnet, es strömt schier über; du hast es gar reich gemacht – der Gottesbach hat Wasser in Fülle gehabt –; du hast ihre Feldfrucht wohl geraten lassen, denn also hast du das Land instand gesetzt; du hast seine Furchen getränkt, seine Schollen geebnet, durch Regen es weich gemacht, sein Gewächs gesegnet. Du hast das Jahr gekrönt mit deiner Güte, und deine Spuren triefen von Fett. Es triefen die Anger der Steppe, und mit Jubel umgürten sich die Hügel; die Auen bekleiden sich mit Herden, und die Täler hüllen sich in Korn: man jauchzt einander zu und singt. Danklied des Volkes für wunderbare Führung und ErrettungLobsinget der Ehre seines Namens,Dem Musikmeister; ein Lied, ein Psalm. Jauchzet Gott, ihr Lande alle!macht seinen Lobpreis herrlich! Sprechet zu Gott: »Wie wunderbar ist dein Walten! Ob der Fülle deiner Macht huldigen dir sogar deine Feinde. Alle Lande müssen vor dir sich niederwerfen und dir lobsingen, lobsingen deinem Namen!« SELA. Kommt und schauet die Großtaten Gottes, der wunderbar ist im Walten über den Menschenkindern! Er wandelte das Meer in trocknes Land, so daß man den Strom zu Fuß durchzog; drum wollen wir uns freun! Ewig herrscht er in seiner Macht; seine Augen haben acht auf die Völker: die Widerspenstigen dürfen sich nicht stolz erheben. SELA. Preiset, ihr Völker, unsern Gott, laßt laut seinen Ruhm erschallen, ihn, der unsre Seele am Leben erhalten und unsern Fuß nicht hat wanken lassen. Wohl hast du uns geprüft, o Gott, uns geläutert, wie man Silber läutert;Richtiger: geschmelzt, wie man Silber schmelzt. du hast uns ins Netz geraten lassen, hast drückende Last auf unsern Rücken gelegt; Menschen hast du hinfahren lassen über unser Haupt, durch Feuer und Wasser haben wir ziehen müssen: doch endlich hast du uns ins Freie hinausgeführt. Ich komme mit Brandopfern in dein Haus, entrichte dir meine Gelübde, zu denen meine Lippen sich verpflichtet haben, und die mein Mund verheißen in meiner Not. Brandopfer von Mastvieh will ich dir bringen samt dem Opferduft von Widdern; Rinder samt Böcken will ich zubereiten. SELA. Kommt her und höret, ihr Gottesfürchtigen alle: ich will erzählen, was er an meiner Seele getan! Zu ihm hab’ ich laut mit meinem Munde gerufen, während Lobpreis schon auf meiner Zunge lag. Wäre mein Sinn auf Böses gerichtet gewesen, so hätte der Allherr mich nicht erhört. Aber Gott hat mich erhört, hat geachtet auf mein lautes Flehen. Gepriesen sei Gott, der mein Flehen nicht verworfen und seine Gnade mir nicht versagt hat! - - - Gott segne Israel! (Erntedanklied)Gott sei uns gnädig und segne uns!Dem Musikmeister, mit Saitenspiel; ein Psalm, ein Lied.Er lasse sein Angesicht bei uns leuchten, SELA, daß man auf Erden dein Walten erkenne, unter allen Heidenvölkern dein Heil!d.h. wie du zu helfen und zu segnen vermagst. Preisen müssen dich, Gott, die Völker, preisen die Völker allesamt; sich freuen müssen die Völkerschaften und jubeln, weil du die Völker gerecht richtest und leitest die Völkerschaften auf Erden. SELA. Preisen müssen dich, Gott, die Völker, preisen die Völker allesamt! Das Land hat seinen Ertrag gespendet: gesegnet hat uns Gott, unser Gott. Es segne uns Gott, und fürchten müssen ihn alle Enden der Erde! Der Sieg des Gottes Israels über seine FeindeGott steht auf: da zerstieben seine Feinde,Dem Musikmeister, von David ein Psalm, ein Lied.und die ihn hassen, fliehen vor seinem Angesicht. Wie Rauch verweht, so verwehst du sie; wie Wachs zerschmilzt vor dem Feuer, so kommen die Gottlosen um vor Gottes Angesicht; die Gerechten aber freuen sich, jubeln vor Gottes Angesicht und frohlocken voller Freude. Singet Gott, lobsingt seinem Namen, machet Bahn ihm, der durch Wüsten einherfährt - ›HERR‹ ist sein Name –, und jauchzet vor seinem Angesicht! Ein Vater der Waisen, ein Richter der Witwen ist Gott in seiner heiligen Wohnstatt. Gott verhilft den Vereinsamten zum Hausstand,A.Ü.: Gott läßt Vereinsamte wieder in der Heimat wohnen. führt Gefangne heraus zum Wohlergehn; doch Widerstrebende müssen wohnen in dürrem Land. Als du auszogst, Gott, an der Spitze deines Volkes, einherschrittest durch die Wüste: (SELA) da bebte die Erde, da troffen die Himmel vor Gottes Angesicht, der Sinai dort vor dem Angesicht Gottes, des Gottes Israels. Regen in Fülle ließest du strömen, o Gott; dein Eigentumsvolk, sooft ermattet es war: du machtest es wieder stark. Deine Herde fand Wohnung darin, durch deine Güte stelltest du, Gott, die Schwachen wieder her. Der Allherr ließ Siegesruf erschallen - der Siegesbotinnen war eine große Schar –: »Die Könige der Heere fliehen, sie fliehn, und die Hausfrau teilt die Beute aus.« »Wollt ihr zwischen den Hürden liegen bleiben?« – »Die Flügel der Tauben, mit Silber überzogen, und ihr Gefieder gelblich schimmernd von Gold.« – »Als Könige dort der Allmächtge zerstreute, da fand ein Schneegestöber statt auf dem Zalmon.«Über dieses Vorkommnis sind wir nicht näher unterrichtet. Über den Berg Zalmon (d.h. Schwarzwald) vgl. Ri 9,48. Du Gottesberg, Basansberg, du gipfelreicher Berg, Basansberg: warum blickt ihr neidisch, ihr gipfelreichen Berge, auf den Berg, den Gott zum Wohnsitz erkoren? Ja, ewig wird der HERR dort wohnen. Der Kriegswagen Gottes sind vieltausendmal tausend; der Allherr ist unter ihnen, ein Sinai an Heiligkeit.A.Ü.: der Allherr ist vom Sinai hergekommen ins Heiligtum. Du bist zur Höhe aufgefahren, hast Gefangene weggeführt, hast Gaben unter den Menschen angenommen; ja auch die Widerstrebenden müssen wohnen bei Gott dem HERRN. Gepriesen sei der Allherr! Tag für Tag! Uns trägt der Gott, der unsre Hilfe ist. SELA. Dieser Gott ist uns ein rettender Gott, und Gott der HERR weiß Rat auch gegen den Tod.W.: und Gott der HERR hat Ausgangswege auch für den Tod (oder: dem Tode gegenüber). Ja, Gott zerschmettert das Haupt seiner Feinde, den Haarscheitel dessen, der in seinen Sünden einhergeht. Der Allherr hat verheißen: »Aus Basan bring’ ich (sie) heim, ja bringe (sie) heim aus den Tiefen des Meeres, auf daß du in Blut deine Füße badest und die Zunge deiner Hunde an den Feinden sich letze.« – Man hat, o Gott, deinen Festzug gesehn, den Festzug meines Gottes, meines Königs, im Heiligtum: An der Spitze zogen Sänger, dahinter Saitenspieler inmitten paukenschlagender Jungfrauen: »In Versammlungen preiset Gott, den Allherrn, ihr aus Israels Born!« Dort schritt Benjamin hin, der Jüngste, der sie doch beherrscht hat, die Fürsten Judas nach ihrer großen Menge, Sebulons Fürsten, die Fürsten von Naphthali. Entbiete, o Gott, deine Macht, erhalte in Kraft, o Gott, was du uns erwirkt hast! Um deines Tempels willen müssen Könige dir Geschenke hinauf nach Jerusalem bringen.Die Übersetzung ist ganz unsicher. Bedrohe das Tier des Schilfrohrs,Gemeint ist das Krokodil, das Sinnbild Ägyptens. die Rotte der Stiere samt den Völkerkälbern, die mit Silberbarren sich unterwerfen; zerstreue die Völker, die Freude an Kriegen haben!Die Übersetzung ist ganz unsicher. Kommen werden die Edlen aus Ägypten, Äthiopien eilt mit vollen Händen Gott entgegen. Ihr Königreiche der Erde, singet Gott, lobsinget dem Allherrn, SELA, ihm, der einherfährt im höchsten Himmel der Urzeit! Horch! Er läßt seine Stimme erschallen, den rollenden Donner! Gebt Gott die Macht! Über Israel waltet seine Hoheit und seine Macht in den Wolken. Furchtbar bist du, Gott, von deinem Heiligtum aus! Israels Gott, er ist’s, der Macht verleiht und Stärke seinem Volk: gepriesen sei Gott! Gebet eines Frommen um Errettung aus Schmach und schwerer BedrängnisHilf mir, o Gott,Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Lilien«, von David.denn die Wasser gehen mir bis ans Leben! Ich versinke im tiefen Schlamm, wo kein Grund ist; in Wassertiefen bin ich geraten, und die Flut überströmt mich. Müde bin ich von (allem) Schreien, meine Kehle ist heiser; erloschen sind mir die Augen, während ich harre auf meinen Gott. Größer als die Zahl der Haare auf meinem Haupt ist die Zahl derer, die ohne Ursach’ mich hassen;mächtig sind meine Gegner, die ohne Grund mich befeinden: wo ich gar nicht geraubt, da soll Ersatz ich leisten! Du, o Gott, du weißt um meine Torheit, und meine Vergehen sind dir nicht verborgen. Laß nicht enttäuscht an mir werden, die auf dich hoffen, o Gott, o HERR der Heerscharen! Laß nicht beschämt an mir werden, die dich, Gott Israels, suchen! Denn um deinetwillen trage ich Schmach, (für dich) bedeckt Beschämung mein Antlitz; ein Fremdling bin ich meinen Brüdern geworden und unbekannt den Söhnen meiner Mutter. Denn der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt, und die Schmähungen derer, die dich schmähen, haben mich getroffen. Ich weinte und kasteite mich durch Fasten, doch es brachte mir nur Beschimpfung ein; als ein Trauergewand zu meinem Kleid ich machte, da wurde ich ihnen zum Spottlied; es schwatzten von mir die Leute auf dem Markt,W.: die Leute, die im Tor sitzen. und Schmachlieder sangen von mir die Zecher beim Wein. Ich aber richte mein Gebet an dich, o HERR, zur Zeit, da dir es wohlgefällig ist; o Gott, nach deiner großen Gnade erhöre mich, nach deiner heilspendenden Treue! Zieh mich heraus aus dem Schlamm, daß ich nicht versinke, laß Rettung mich finden von meinen Hassern und aus den Wassertiefen! Laß die Wasserflut mich nicht überströmen und die Tiefe mich nicht verschlingen und den Abgrund seinen Schlund nicht über mir schließen! Erhöre mich, HERR, denn deine Güte ist köstlich! Nach deinem großen Erbarmen wende dich mir zu und verbirg dein Angesicht nicht vor deinem Knecht, denn ich bin in Not: erhöre mich eiligst! Nahe dich meiner Seele, erlöse sie, um meiner Feinde willen mach mich frei! Du weißt um meine Schmach, um meine Schande und Beschimpfung; meine Feinde sind alle dir wohlbekannt. Die Schmach hat mir das Herz gebrochen, so daß ich verzweifle; ich hoffte auf Mitleid, aber vergebens, und auf Tröster, doch ich habe keine gefunden; nein, sie haben mir Gift in die Speise getanoder: Galle (= Gift) mir als Speise gegeben. und Essig mich trinken lassen für meinen Durst. Möge ihr Tisch vor ihnen zum Fangnetz werden und ihnen, den Sichren,A.L.: ihre Schlachtopfer. zum Fallstrick! Laß ihre Augen dunkel werden, daß sie nicht sehen, und ihre Hüften laß immerdar wanken! Gieße über sie deinen Grimm aus,und deines Zornes Glut erreiche sie! Ihre Behausung müsse zur Öde werden, in ihren Zelten kein Bewohner sein! Denn den du selbst geschlagen hast, verfolgen sie, und vom Weh der durch dich Verwundeten schwatzen sie. Füge noch Schuld zu ihrer Verschuldung hinzu und laß sie nicht kommen zur Gerechtigkeit vor dir! Sie müssen ausgelöscht werden aus dem Buche des Lebens und nicht eingeschrieben werden mit den Gerechten! Doch ich bin elend und schmerzbeladen: deine Hilfe, Gott, möge mich sicherstellen! Ich will den Namen Gottes preisen in Liedern, will hoch ihn rühmen mit Danksagung; das wird dem HERRN willkommner sein als Rinder, als Farren mit Hörnern und gespaltnen Hufen. Wenn die Bedrückten es sehen, so werden sie sich freuen: ihr, die ihr Gott sucht: euer Herz lebe auf! Denn der HERR erhört die Armen, und seine Gefangenen läßt er nicht unbeachtet. Es mögen ihn preisen Himmel und Erde, die Meere und alles, was in ihnen sich regt! Denn Gott wird Zion retten und Judas Städte wieder erbaun, daß man daselbst wohne und das Land besitze; und der Nachwuchs seiner Knechte wird es erben, und die seinen Namen lieben, werden darin wohnen. Bitte um Hilfe in Verfolgung (Ps 40,14-18)Gott, eile zu meiner Rettung,Dem Musikmeister, von David; bei Darbringung des Duftopfers.HERR, eile zu meiner Hilfe herbei! Laß alle beschämt und schamrot werden, die nach dem Leben mir stehn (um es auszutilgen)! Laß mit Schande beladen abziehn, die mein Unglück wünschen! Laß zurück sich wenden ob ihrer Schmach, die über mich rufen: »Haha, haha!« Laß jubeln und deiner sich freuen alle, die dich suchen! Laß alle, die nach deinem Heil verlangen, immerdar bekennen: »Groß ist Gott!« Doch ich bin elend und arm: o Gott, eile zu mir! Meine Hilfe und mein Retter bist du: o HERR, säume nicht! Verlaß mich nicht im Alter!Bei dir, HERR, suche ich Zuflucht: laß mich nimmermehr enttäuscht werden! Nach deiner Gerechtigkeit rette und befreie mich, neige dein Ohr mir zu und hilf mir! Sei mir ein schützender Fels, zu dem ich allzeit fliehen kann; du hast ja geboten, mich zu retten, denn mein Fels und meine Burg bist du. Mein Gott, errette mich aus des Gottlosen Hand, aus der Faust des Frevlers und Gewaltmenschen! Denn du bist meine Hoffnung, HERR, mein Gott, du meine Zuversicht von Jugend an. Auf dich hab’ ich mich gestützt seit meiner Geburt; aus dem Mutterschoß hast du mich ans Licht gezogen: dir hat mein Lobpreis immer gegolten. Wie ein Wunder komme ich vielen vor, doch du bist meine starke Zuflucht. Mein Mund ist deines Ruhmes voll, allzeit voll von deiner Verherrlichung. Verwirf mich nicht in den Tagen des Alters, beim Schwinden meiner Kraft verlaß mich nicht! Denn schon verhandeln meine Feinde über mich, und die den Tod mir wünschen, beraten sich zusammen und sagen: »Gott hat ihn verlassen: verfolgt und ergreift ihn, denn er hat keinen Retter!« O Gott, bleib du nicht fern von mir, mein Gott, eil’ mir zu Hilfe! Es müssen enttäuscht und vernichtet werden, die mich befeinden! Laß alle in Schmach und Schande sich hüllen, die mein Unglück suchen! Ich aber will immerdar harrenund all deinen Ruhm noch mehren. Mein Mund soll deine Gerechtigkeit künden, allzeit deine Heilserweise, denn ich vermag sie nicht zu zählen. Kommen will ich mit den Machttaten Gottes des HERRN,nämlich ins Heiligtum. – A.Ü.: Kundtun will ich die Großtaten … will preisen deine Gerechtigkeit, dich allein. Du hast mich, o Gott, von Jugend auf gelehrt, und bis hierher habe ich deine Wunder verkündet; doch auch bis zum Greisenalter und grauen Haar verlaß mich nicht, o Gott, auf daß ich deinen Arm verkünde den Zeitgenossen und allen, die noch kommen werden, deine Macht. Gott, deine Gerechtigkeit reicht bis hoch an den Himmel; der du große Dinge getan, o Gott, wer ist dir gleich? Du hast viel Not und Leid uns fühlen lassen: du wirst uns auch wieder beleben und aus den Tiefen der Erde empor uns führen. Du wirst mich um so höher erheben und mit Trost dich wieder zu mir wenden. So will denn auch ich dich preisen mit Saitenspiel, für deine Treue dir danken, mein Gott; ich will auf der Zither dir spielen, du Heiliger Israels. Jubeln sollen meine Lippen, wenn ich dir spiele, und zugleich meine Seele, die du erlöst hast; auch meine Zunge soll allezeit von deiner Gerechtigkeit reden, denn enttäuscht, denn schamrot sind geworden, die mein Unglück suchten. Segenswünsche für den KönigGott, dein richterlich WaltenVon Salomo. A.Ü.: Auf Salomo.verleihe dem König und deine Gerechtigkeit dem Königssohn, daß er dein Volk mit Gerechtigkeit richte und deine Elenden nach dem Recht! Laß die Berge dem Volke Frieden tragen und die Hügel sich kleiden in Gerechtigkeit! Er schaffe Recht den Elenden im Volk, er helfe den armen Leuten und zertrete den Bedrücker.A.Ü.: zermalme den Erpresser, Ausbeuter. Möge er leben, solange die Sonne scheint und der Mond (uns leuchtet), von Geschlecht zu Geschlecht! Er möge sein wie Regen für frischgemähte Wiesen, wie Regenschauer, die das Land besprengen! In seinen Tagen möge der Gerechte blühen und Friede in Fülle bestehn, bis kein Mond mehr scheint. Er herrsche von Meer zu Meer und vom Euphratstrom bis hin an die Enden der Erde! Vor ihm müssen die Steppenvölker die Knie beugen und seine Feinde den Staub lecken; die Könige von TharsisTharsis bedeutende Handelsstadt in Südspanien, jetzt Tartesus (Tortosa). und den Meeresländern müssen Geschenke ihm bringen, die Herrscher von Saba und SebaSaba im südwestl. Arabien (1.Kön 10). – Seba in Äthiopien, jetzt Meroe (1.Mose 10,7). Abgaben entrichten; ja huldigen müssen ihm alle Könige, die Völker alle ihm dienen! Denn er wird den Armen retten, der um Hilfe schreit, den Leidenden und den, der keinen Helfer hat. Er wird sich erbarmen des Schwachen und Armen und Hilfe gewähren den Seelen der Armen; aus Bedrückung und Gewalttat wird er ihre Seelen erlösen, und ihr Blut wird kostbar sein in seinen Augen. So lebe er denn, und man gebe ihm vom Golde aus Saba, man bete immerdar für ihn und segne ihn allezeit! Fülle von Korn möge sein im Lande bis auf die Gipfel der Berge, es rausche seine FruchtGemeint sind entweder die Kornfelder mit dem hochgewachsenen Getreide oder die Fruchtbäume. wie der Libanon! Und aus den Städten blühe das Volk hervor so zahlreich wie das Gras der Erde! Sein Name möge ewig bestehn: solange die Sonne scheint, lebe sein Name fort, so daß man in ihmd.h. mit seinem Namen (vgl. 1.Mose 26,4). sich Segen wünscht und alle Völker ihn glücklich preisen! Gepriesen sei Gott der HERR, der Gott Israels, der Wunder vollbringt, er allein! Und gepriesen sei sein herrlicher Name in Ewigkeit, und die ganze Erde sei seiner Herrlichkeit voll! Amen, ja Amen! – Zu Ende sind die Gebete Davids, des Sohnes Isais. Drittes Buch (Psalm 73-89)Das gottgewirkte »Dennoch« (vgl. Ps 37 u. 49)Dennoch ist Gott voll GüteEin Psalm von Asaph.gegen den Frommen, der Herr gegen alle, die reinen Herzens sind. Doch ich – fast wär’ ich gestrauchelt mit meinen Füßen, nichts fehlte, so wären meine Schritte ausgeglitten; denn ich ereiferte mich über die Großsprecher, wenn ich sehen mußte der Gottlosen Wohlergehn. Denn bis zu ihrem Tode leiden sie keine Schmerzen, und wohlgenährt ist ihr Leib; Unglück trifft sie nicht wie andere Sterbliche, und sie werden nicht geplagt wie sonst die Menschen. Drum ist auch Hochmut ihr Halsgeschmeide, und Gewalttat ist das Kleid, das sie umhüllt. Aus strotzendem Antlitz tritt ihr Auge hervor, die Gebilde ihres Herzens wallen über. Sie höhnen und reden in Bosheit (nur) von Gewalttat,führen Reden von oben herab; gegen den Himmel richten sie ihren Mund, und ihre Zunge ergeht sich frei auf Erden. Darum wendet das Volk sich ihnen zu und schlürft das Wasser (ihrer Lehren) in vollen Zügen; sie sagen: »Wie sollte Gott es wissen, und wie sollte der Höchste Kenntnis davon haben?« Seht, so treiben’s die Gottlosen, und, immer in Sicherheit lebend, häufen sie Reichtum an. Ach, ganz umsonst hab’ ich rein mein Herz erhalten und in Unschuld meine Hände gewaschen; ich ward ja doch vom Unglück allzeit geplagt, und alle Morgen war meine Züchtigung da. Doch hätt’ ich gesagt: »Ich will auch so reden!«, so hätt’ ich treulos verleugnet deiner Söhne Geschlecht. So sann ich denn nach, um dies zu begreifen, doch es war zu schwer für mein Verständnis, bis ich eindrang in die Heiligtümer Gottesd.h. die Geheimnisse, den geheimen Heilsplan. und achtgab auf der Gottlosen Endgeschick. Fürwahr, auf schlüpfrigen Boden stellst du sie, läßt sie fallen, daß sie in Trümmer zergehn. Wie werden sie doch im Nu vernichtet, weggerafft, und nehmen ein Ende mit Schrecken! Wie ein Traumbild gleich nach dem Erwachen verfliegt, so läßt du, o Allherr, beim Wachwerden ihr Bild verschwinden. Wenn mein Herz sich nun noch verbitterte und ich in meinem Innern empört mich fühlte, so wär’ ich ein ganzer Tor und bar der Einsicht, benähme mich wie ein vernunftloses Tier gegen dich. Doch nein, ich bleibe stets mit dir verbunden, du hältst mich fest bei meiner rechten Hand; du leitest mich nach deinem Ratschluß und nimmst mich endlich auf in die Herrlichkeit.A.Ü.: und nimmst mich endlich mit Ehren an (oder: zu Ehren auf). Wen hätt’ ich sonst noch im Himmel? Und außer dir erfreut mich nichts auf Erden. Mag Leib und Seele mir verschmachten, bleibt Gott doch allzeit meines Herzens Fels und mein Teil. Denn gewiß: wer von dir sich lossagt, der kommt um; du vernichtest alle, die treulos von dir abfallen. Mir aber ist Gottes Nähe beglückend: ich setze mein Vertrauen auf Gott den HERRN, um alle deine Werke zu verkünden. Klage der Gemeinde über die Verwüstung des Tempels und Bitte um HilfeWarum hast du uns, o Gott, für immer verworfen,Ein Lehrgedicht von Asaph.warum raucht dein Zorn gegen die Herde, die du weidest? Gedenke deiner Gemeinde, die vor alters du erworben, die zum Eigentumsvolk du dir erlöst hast! (Gedenke) des Berges Zion, auf dem du Wohnung genommen! Lenk deine Schritte hinauf zu den ewigen Trümmern: ach, alles hat der Feind im Heiligtum zerstört! Wild brüllen deine Feinde im Innern deiner Versammlungsstätte; haben dort ihre Fahnen als Siegeszeichen aufgestellt. Es sieht sich an, als ob man die Äxte hoch geschwungen hätte im Dickicht des Waldes. Und jetzt zerschlagen sie auch sein Schnitzwerk allzumal mit Beilen und Hämmern. Sie haben dein Heiligtum in Brand gesteckt, bis zum Boden entweiht die Wohnung deines Namens. Sie haben sich vorgenommen: »Wir rotten sie allesamt aus!« und haben alle Gottesstätten im Lande verbrannt. Unsre (heiligen) Zeichen sehn wir nicht mehr,A.Ü.: Die von uns erwarteten Wunderzeichen haben wir nicht gesehen. kein Prophet ist mehr da, und niemand weiß bei uns, wie lange das dauern soll. Wie lange, o Gott, soll der Widersacher noch schmähen, der Feind deinen Namen immerfort lästern? Warum doch ziehst du deine Hand zurück? O zieh deine Rechte hervor aus dem Busen, mach ein Ende! Gott ist ja doch mein König von alters her, Rettungstaten vollführt er inmitten des Landes. Du hast das Meer durch deine Kraft gespalten, die Häupter der Drachenoder: Seeungeheuer: Bild Ägyptens (vgl. 68,31). auf den Fluten zerschellt. Du hast Leviathans Köpfe zermalmt, zum Fraß ihn hingegeben dem Volke der Wüstentiere. Du hast Quellen und Bäche hervorbrechen lassen, du hast nieversiegende Ströme trocken gelegt. Dein ist der Tag, dein auch die Nacht, du hast den MondEig.: die Leuchte (vielleicht = die leuchtenden Sterne?). und die Sonne hingestellt. Du hast der Erde rings die Grenzen festgesetzt, Sommer und Winter, du hast sie gebildet. Denke daran: der Feind hat dich, o HERR, gehöhnt, und ein gottloses Volk deinen Namen gelästert! Gib nicht den Raubtieren preis die Seele deiner Taube, vergiß nicht für immer das Leben deiner Dulder! Blick hin auf den Bund! Denn angefüllt sind die Verstecke des Landes mit Stätten der Gewalttat. Laß den Bedrängten nicht enttäuscht davongehn, der Arme und Bedrückte müsse deinen Namen rühmen! Steh auf, Gott, verficht deine Sache! Gedenke der Schmach, die dich trifft von den Ruchlosen Tag für Tag! Vergiß nicht das Geschrei deiner Feinde, das Toben deiner Gegner, das allzeit aufsteigt! Gott der gerechte WeltrichterWirDem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Vertilge nicht«; ein Psalm von Asaph, ein Lied.preisen dich,A.Ü.: Wir danken dir. Gott, wir preisen! Denn nahe ist uns dein Name: deine Wundertaten verkünden ihn.A.L.: und die deinen Namen anrufen, verkünden deine Wundertaten. »Wenn ich die Zeit gekommen erachte, dann halte ich gerechtes Gericht. Mag wanken die Erde mit allen ihren Bewohnern: ich bin’s, der ihre Säulen festgestellt. SELA. Ich rufe den Stolzen zu: ›Seid nicht stolz!‹ und den Frevlern: ›Hebt den KopfW.: euer Horn (vgl. 92,11). nicht hoch! Hebt euren Kopf nicht gar so hoch, redet nicht vermessen mit gerecktem Hals!‹« – Denn nicht vom Aufgang (der Sonne) noch vom Niedergang und nicht von der Wüste her kommt die Erhöhung; nein, Gott ist’s, der da richtet: diesen erniedrigt und jenen erhöht er. Denn ein Becher ist in der Hand des HERRN mit schäumendem Wein, voll von berauschender Mischung; und er schenkt daraus ein: sogar die Hefen davon müssen schlürfen und trinken alle Frevler der Erde. Ich aber will das ewig verkünden,A.L.: will ewiglich jubeln. will lobsingen dem Gotte Jakobs; und alle Hörner der Frevler will ich abhaun, doch die Hörner der Gerechten sollen erhöht sein. Israels Siegeslied zum Lobpreis GottesAllbekannt ist Gott in Juda,Dem Musikmeister, mit Saitenspiel; ein Psalm von Asaph, ein Lied.in Israel ist groß sein Name; in Salem erstand seine Hütte und seine Wohnstatt in Zion. Allda hat er zerbrochen des Bogens Blitze, Schild und Schwert und jegliche Kriegswehr. SELA. Ruhmvoll bist du, herrlich von den ewigen Bergen her.A.Ü.: mehr als die Berge des Kampfes. – A.L.: von den Raubbergen (Edoms) her. Ausgeplündert wurden die tapferen Streiter, sanken hin in ihren Todesschlaf, und all den Helden versagte der Arm: vor deinem Drohruf, du Gott Jakobs, sanken in Betäubung so Wagen wie Rosse. Ja du bist furchtbar, und wer kann bestehn vor dir, sobald dein Zorn entbrannt ist? Vom Himmel her kündigtest du das Gericht an: da erschrak die Erde und wurde still, als Gott sich erhob zum Gerichtsvollzug, um allen Bedrückten auf Erden zu helfen. SELA. Denn der Menschen Grimm wird dir zum Lobpreis, wenn zuletzt du dich gürtest mit Zornesflammen.A.L.: Denn der Grimm des (besiegten) Edom wird dich preisen, der Überrest von Hamath wird dir Feste feiern. Bringt Gelübde dar und erfüllt sie dem HERRN, eurem Gott: alle, die ihn rings umgeben, müssen Geschenke dem Schrecklichen bringen, ihm, der den Hochmut der Fürsten dämpft und furchtbar ist den Königen der Erde. Erinnerungen in leidvoller Zeit an Gottes frühere Führungen und Klage über die Änderung des göttlichen Verhaltens gegen sein VolkLaut ruf’ ich zu Gott,Dem Musikmeister über die Jeduthuniden; von Asaph ein Psalm.ja ich will schreien, laut ruf’ ich zu Gott: »Ach, höre mein Flehen!« Wenn Drangsalszeiten über mich kommen, such’ ich den Allherrn; meine Hand ist nachts ohn’ Ermatten ausgestreckt, meine Seele will sich nicht trösten lassen. Denk’ ich an Gott, so muß ich seufzen; sinne ich nach,A.Ü.: will ich klagen, so … so verzagt mein Geist. SELA. Du hältst mir die Augenlider offen, ich bin voll Unruhe und kann nicht reden. Ich überdenke die Tage der Vorzeit, die längst entschwundenen Jahre; ich denke bei Nacht an mein Saitenspiel, ich sinne in meinem Herzen nach,A.Ü.: klage ich meinem Herzen. und es grübelt mein Geist und fragt: »Wird der Allherr auf ewig verstoßen und niemals wieder Gnade üben? Ist seine Güte für immer erschöpft? sind seine Verheißungen abgetan für alle Zukunft? Hat Gott vergessen, gnädig zu sein, oder im Zorn sein Erbarmen verschlossen?« SELA. Da sagte ich mir: »Das bekümmert mich schmerzlich, daß das Walten des Höchsten sich hat geändert.« Ich will gedenken der Taten des HERRN, will gedenken deiner Wunder von der Vorzeit her, will sinnen über all dein Tun und deine großen Taten erwägen. O Gott, erhaben ist dein Weg: wo ist eine Gottheit so groß wie Gott? Du bist der Gott, der Wunder tut, du hast deine Macht an den Völkern bewiesen, hast dein Volk erlöst mit starkem Arm, die Kinder Jakobs und Josephs. SELA. Als die Wasser dich sahen, o Gott, als die Wasser dich sahen, erbebten sie, auch die Tiefen des Weltmeers zitterten; die Wolken ergossen sich in strömenden Regen, das Gewölk ließ Donner erkrachen, und deine Pfeile fuhren einher; deine Donnerstimme dröhnte am Himmelsgewölbe, Blitze erhellten den Erdkreis, es bebte und schwankte die Erde. Durchs Meer ging dein Weg dahin und dein Pfad durch gewaltige Fluten; doch deine Spuren waren nicht zu erkennen. Du hast dein Volk geführt wie eine Herde unter Leitung von Mose und Aaron. Warnender Rückblick auf Israels wiederholten UngehorsamGib acht, mein Volk, auf meine Belehrung,Ein Lehrgedicht von Asaph.leiht euer Ohr den Worten meines Mundes! Ich will auftun meinen Mund zur Rede in Sprüchen, will Rätsel verkünden von der Vorzeit her. Was wir gehört und erfahren und unsere Väter uns erzählt haben, das wollen wir ihren Kindern nicht verschweigen, sonden dem künftgen Geschlecht verkünden die Ruhmestaten des HERRN und seine Stärke und die Wunder, die er getan hat. Denn er hat ein Zeugnis aufgerichtet in Jakob und festgestellt in Israel ein Gesetz, von dem er unsern Vätern gebot, es ihren Kindern kundzutun, auf daß die Nachwelt Kenntnis davon erhielte: die Kinder, die geboren würden, sollten aufstehn und ihren Kindern davon erzählen, daß sie auf Gott ihr Vertrauen setzten und die Taten Gottes nicht vergäßen und seine Gebote befolgten, daß sie nicht wie ihre Väter würden, ein trotziges und widerspenstiges Geschlecht, ein Geschlecht mit wankelmütigem Herzen, dessen Geist sich nicht zuverlässig zu Gott hielt. Ephraims Söhne, bogengerüstete Schützen, haben den Rücken gewandt am Tage des Kampfes. Sie hielten den gottgestifteten Bund nicht und wollten nicht wandeln in seinem Gesetz; nein, sie vergaßen seine Taten und seine Wunder, die er sie hatte sehen lassen. Vor ihren Vätern hatte er Wunder getan im Lande Ägypten, im Gefilde von ZoanZoan (griechisch Tanis) am Ostufer des tanitischen Nilarmes, die Residenz der alten ägyptischen Könige.. Er spaltete das Meer und ließ sie hindurchziehnund türmte die Wasser auf wie einen Wall; er leitete sie bei Tag durch die Wolke und während der ganzen Nacht durch Feuerschein; er spaltete Felsen in der Wüste und tränkte sie reichlich wie mit Fluten; Bäche ließ er aus dem Felsen hervorgehn und Wasser gleich Strömen niederfließen. Dennoch fuhren sie fort, gegen ihn zu sündigen, und widerstrebten dem Höchsten in der Wüste; ja, sie versuchten Gott in ihren Herzen, indem sie Speise verlangten für ihr Gelüst, und redeten gegen Gott mit den Worten: »Kann Gott wohl einen Tisch in der Wüste uns decken? Wohl hat er den Felsen geschlagen, daß Wasser flossen heraus und Bäche sich ergossen; doch wird er auch vermögen Brot zu geben oder Fleisch seinem Volke zu schaffen?« Drum, als der HERR das hörte, ergrimmte er: Feuer entbrannte gegen Jakob, und Zorn stieg auf gegen Israel, weil sie an Gott nicht glaubten und auf seine Hilfe nicht vertrauten. Und doch gebot er den Wolken droben und tat die Türen des Himmels auf, ließ Manna auf sie regnen zum Essen und gab ihnen himmlisches Brotkorn: Engelspeise aßen sie allesamt, Reisekost sandte er ihnen zur Sättigung. Hinfahren ließ er den Ostwind am Himmel und führte durch seine Kraft den Südwind herbei; Fleisch ließ er auf sie regnen wie Staub und beschwingte Vögel wie Meeressand; mitten in ihr Lager ließ er sie fallen, rings um ihre Wohnungen her. Da aßen sie und wurden reichlich satt, und was sie gewünscht, gewährte er ihnen. Noch hatten sie ihres Gelüsts sich nicht entschlagen, noch hatten sie ihre Speise in ihrem Munde, da stieg der Ingrimm Gottes gegen sie auf und erwürgte die kräftigen Männer unter ihnen und streckte Israels junge Mannschaft zu Boden. Trotz alledem sündigten sie weiter und glaubten nicht an seine Wunder. Drum ließ er ihre Tage vergehn wie einen Hauch und ihre Jahre in angstvoller Hast. Wenn er sie sterben ließ, dann fragten sie nach ihm und kehrten um und suchten Gott eifrig und dachten daran, daß Gott ihr Fels sei und Gott, der Höchste, ihr Erlöser. Doch sie heuchelten ihm mit ihrem Munde und belogen ihn mit ihrer Zunge; denn ihr Herz hing nicht fest an ihm, und sie hielten nicht treu an seinem Bunde. Doch er war barmherzig, vergab die Schuld und vertilgte sie nicht, nein, immer wieder hielt er seinen Zorn zurück und ließ nicht seinen ganzen Grimm erwachen; denn er dachte daran, daß Fleisch sie waren, ein Windhauch, der hinfährt und nicht wiederkehrt. Wie oft widerstrebten sie ihm in der Wüste, kränkten sie ihn in der Öde! Und immer aufs neue versuchten sie Gott und betrübten den Heiligen Israels. Sie dachten nicht mehr an seine starke Hand, an den Tag, wo er sie vom Bedränger erlöste, als er seine Zeichen in Ägypten tat, seine Wunder im Gefilde von Zoan. Er verwandelte dort in Blut ihre Ströme, so daß man ihr fließendes Wasser nicht trinken konnte; er sandte unter sie Ungeziefer, das sie fraß, und Frösche, die ihnen Verderben brachten; er gab ihre Ernte den Freßgrillen preis und die Frucht ihrer Arbeit den Heuschrecken; er zerschlug ihre Reben mit Hagel, ihre Maulbeerfeigenbäume mit Schloßen; er gab ihr Vieh dem Hagel preisund ihren Besitz den Blitzen; er sandte gegen sie seines Zornes Glut, Wut und Grimm und Drangsal: eine ScharW.: eine Gesandtschaft. von Unglücksengeln; er ließ seinem Ingrimm freien Lauf,entzog ihre Seele nicht dem Tode, überließ vielmehr ihr Leben der Pest; er ließ alle Erstgeburt in Ägypten sterben, der Manneskraft Erstlinge in den Zelten Hams. Dann ließ er sein Volk ausziehn wie Schafeund leitete sie in der Wüste wie eine Herde und führte sie sicher, so daß sie nicht bangten; ihre Feinde aber bedeckte das Meer. So brachte er sie nach seinem heiligen Gebiet, in das Bergland, das er mit seiner Rechten erworben, und vertrieb vor ihnen her die Völker,verloste ihr Gebiet als erblichen Besitz und ließ in ihren Zelten die Stämme Israels wohnen. Doch sie versuchten und reizten Gott, den Höchsten, und hielten sich nicht an seine Gebote, sondern fielen ab und handelten treulos, ihren Vätern gleich; sie versagten wie ein trüglicher Bogen und erbitterten ihn durch ihren Höhendienst und reizten ihn zum Eifer durch ihre Götzenbilder. Als Gott es vernahm, ergrimmte er und verwarf Israel ganz und gar: er gab seine Wohnung in Silo auf, das Zelt, das er aufgeschlagen unter den Menschen; er ließ seine Machtd.h. das Sinnbild seiner Macht, nämlich die Bundeslade (1.Sam 4,4-11); ebenso ist »Zier« eine parallele Bezeichnung für sie. in Gefangenschaft fallen und seine Zier in die Hand des Feindes; er gab sein Volk dem Schwerte preis und war entrüstet über sein Erbteil; seine jungen Männer fraß das Feuer, und seine Jungfraun blieben ohne Brautlied; seine Priester fielen durchs Schwert, und seine Witwen konnten keine Totenklage halten.weil die Leichen der Männer auf dem Schlachtfeld lagen – ferne der Heimat. Da erwachte der Allherr wie ein Schlafender, wie ein vom Wein übermannter Kriegsheld; er schlug seine Feinde von hintend.h. so daß sie sich zur Flucht umwandten. und gab sie ewiger Schande preis. Auch verwarf er das Zelt Josephs und erwählte nicht den Stamm Ephraim, sondern erwählte den Stamm Juda, den Berg Zion, den er liebgewonnen; und er baute den ragenden Bergen gleich sein Heiligtum, fest wie die Erde, die er auf ewig gegründet. Dann erwählte er David, seinen Knecht, den er wegnahm von den Hürden des Kleinviehs; von den Mutterschafen holte er ihn, daß er Jakob weide, sein Volk, und Israel, seinen Erbbesitz. Der weidete sie mit redlichem Herzen und leitete sie mit kundiger Hand. Klagelied des Gottesvolkes über die Verwüstung JerusalemsO Gott, in dein Eigentum sind Heiden eingedrungen,Ein Psalm von Asaph.haben deinen heiligen Tempel entweiht, Jerusalem zu Trümmerhaufen gemacht! Sie haben die Leichen deiner Knechte den Vögeln des Himmels zum Fraß gegeben, den wilden Tieren des Landes die Leiber deiner Frommen! Sie haben deren Blut vergossen wie Wasser rings um Jerusalem her, und niemand hat sie begraben! Wir sind unsern Nachbarn zur Schmähung geworden, ein Spott und Hohn den Völkern um uns her! Wie lange, o HERR, willst du unversöhnlich zürnen? Bis wann soll lodern dein Eifer wie Feuer? Gieß deine Zornglut über die Heiden aus, die dich nicht kennen, auf die Reiche, die deinen Namen nicht anrufen! Denn sie haben Jakob gefressen und seine Wohnstatt verwüstet. Rechne uns nicht die Schuld der Väter an, laß eilends dein Erbarmen uns angedeihn! Denn gar schwach sind wir geworden. Hilf uns, du Gott unsers Heils, um der Ehre deines Namens willen! Errette uns und vergib uns unsere Sünden um deines Namens willen! Warum sollen die Heiden sagen: »Wo ist ihr Gott?« Laß kundwerden an den Heiden vor unsern Augen die Rache für das vergossne Blut deiner Knechte! Laß vor dich kommen das Seufzen der Gefangenen; kraft deines starken Armes erhalte am Leben die dem Tode Geweihten!W.: die Söhne des Todes. Und zahle unsern Nachbarn siebenfach heim in ihren Busen den Hohn, mit dem sie dich, o Allherr, gehöhnt! Wir aber, dein Volk und die Herde, die du weidest, wir wollen dir ewiglich danken, von Geschlecht zu Geschlecht verkünden deinen Ruhm! Gebet um Wiederherstellung Israels, des von Gott gepflanzten WeinstocksO Hirte Israels, merk auf,Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Lilien(rein) ist das Zeugnis«; von Asaph ein Psalm.der du Joseph leitest wie eine Herde! Der du thronst über den Cheruben,d.h. auf dem Cherubwagen (18,11); vgl. Hes 1,1-28. erscheine! Als Anführer Ephraims und Benjamins und Manasses biete deine Heldenkraft auf und komm uns zu Hilfe! O Gott (der Heerscharen), stelle uns wieder her und laß dein Angesicht leuchten, damit uns Rettung widerfährt! O HERR, Gott der Heerscharen, wie lange noch raucht dein Zorn trotz der Gebete deines Volkes? Du hast uns Tränenbrot essen lassen und uns eimerweise getränkt mit Tränen; du hast uns gemacht zum Zankapfel unsern Nachbarn, und unsere Feinde spotten über uns. O Gott der Heerscharen, stelle uns wieder her und laß dein Angesicht leuchten, damit uns Rettung widerfährt! Einen Weinstock hast aus Ägypten du ausgehoben, hast Heidenvölker vertrieben, ihn eingepflanzt, hast weiten Raum vor ihm her geschafft, daß er Wurzeln schlug und das Land erfüllte; die Berge wurden von seinem Schatten bedeckt und von seinen Reben die Zedern Gottes;A.Ü.: und seine Reben wurden Zedern Gottes (d.h. mächtige Zedern). er streckte seine Ranken aus bis ans Meer und seine Schößlinge bis zum Euphratstrom. Warum hast du sein Gehege eingerissen, so daß alle ihn zerpflücken, die des Weges ziehn? Es zerwühlt ihn der Eber aus dem Walde, und die Tiere des Feldes fressen ihn kahl. O Gott der Heerscharen, kehre doch zurück, schaue vom Himmel nieder und blicke her und nimm dich dieses Weinstocks an, des Setzlings, den deine Rechte gepflanzt, und des Schößlings, den du dir großgezogen! Er ist mit Feuer verbrannt, ist abgehauen:A.Ü.: verbrannt wie Kehricht. vor dem Zornblick deines Angesichts kommen sie um. Halte schirmend die Hand über den Mann deiner Rechten, den Menschensohn, den du dir großgezogen: so wollen wir nimmer von dir weichen! Schenke uns neues Leben,A.Ü.: Erhalte uns am Leben. so wollen wir deinen Namen preisen! - - - (80:20)O HERR, Gott der Heerscharen, stelle uns wieder her, laß dein Angesicht leuchten, damit uns Rettung widerfährt! Festlied (am Passhafest?) mit Bußrede (vgl. Ps 95)Singt jubelnd dem Gott,Dem Musikmeister, nach der Keltertreterweise; von Asaph.der unsre Stärke ist, jauchzet dem Gott Jakobs! Stimmt Lobgesang an und laßt die Pauken erschallen,die liebliche Zither mitsamt der Harfe! Stoßt am Neumond in die Posaune, beim Vollmond zur Feier unsres Festes! Denn so ist es Satzung für Israel,ein Gebot des Gottes Jakobs; als Gesetz hat er’s für Joseph verordnet, als er auszog gegen Ägyptenland. – Eine Sprache, die ich bisher nicht gekannt, vernehme ich: »Ich hab’ seine Schulter der Last entzogen,seine Hände sind des Tragkorbs ledig geworden. Als du riefst in der Drangsal, erlöste ich dich,erhörte dich in der Hülle der Donnerwolke,prüfte dich am Haderwasser. SELA. ›Höre, mein Volk, ich will dich warnen!o Israel, möchtest du mir doch gehorchen! Kein fremder Gott soll unter dir sein,vor keinem Gott des Auslands darfst du dich niederwerfen! Ich, der HERR, bin dein Gott,der dich heraufgeführt aus Ägyptenland:tu deinen Mund weit auf, so will ich ihn füllen!‹ Doch mein Volk hat nicht gehört auf meine Stimme,und Israel ist mir nicht zu Willen gewesen. Da hab ich sie preisgegeben dem Starrsinn ihres Herzens:sie sollten nach ihren eignen Gedanken wandeln. O wollte mein Volk doch mir gehorchen, Israel doch wandeln auf meinen Wegen! Wie bald würde ich ihre Feinde beugen und gegen ihre Dränger kehren meine Hand! Die da hassen den HERRN, die müßten ihmd.h. Israel dem jüdischen Volke. schmeicheln, und ihre Gerichtszeit sollte ewig währen. Doch ihn wollt’ ich nähren mit dem Mark des Weizens,d.h. mit der Kraft des Weizens (oder: mit dem besten Weizen). dich sättigen aus dem Felsen mit Honig.« Gottes Gericht über ungerechte Richter (d.h. pflichtvergessene Gewalthaber)Gott steht da in der Gottesversammlung,Ein Psalm Asaphs.hält inmitten der Götterd.h. der Gottwesen, der Gewalthaber (Herrscher) und Richter (Obrigkeiten), hier des Volkes Israel; dieselben sind von Gott in ihr Amt eingesetzt, um mit Gerechtigkeit zu walten. Engel oder Götter der Heiden sind nicht gemeint. Vgl. 138,1; 58,1. Gericht: »Wie lange noch wollt ihr ungerecht richten und Partei für die Gottlosen nehmen? SELA. Schafft Recht dem Geringen und Verwaisten, dem Bedrückten und Dürftigen verhelft zum Recht! Rettet den Geringen und Armen, entreißt ihn der Hand der Gottlosen!« »Doch sie sind ohne Einsicht und ohne Erkenntnis; in Finsternis gehn sie einher, mögen der Erde Pfeiler auch alle wanken. Wohl hab’ ich selber gesagt, daß ihr Götter seid und Söhne des Höchsten allesamt; dennoch wie (gewöhnliche) Menschen sollt ihr sterben. und fallen wie irgendeiner der Fürsten.« Erhebe dich, Gott, richte die Erde! Denn du bist der Erbherr über alle Völker.Sinn: Zu deinem Reiche werden dereinst alle Völker gehören. Feinde ringsum! (Gebet des Volkes in Kriegsnot)O Gott, halte dich nicht zurück,Ein Lied, ein Psalm Asaphs.verharre nicht im Schweigen und bleibe nicht ruhig, o Gott! Denn siehe, deine Feinde toben,und die dich hassen, tragen das Haupt hoch! Gegen dein Volk ersinnen sie einen Anschlagund beraten sich gegen deine Schutzbefohlnen; sie sagen: »Kommt, wir wollen sie vertilgen als Volk:des Namens Israel soll man fürder nicht gedenken!« Ja, sie haben einmütigen Sinns sich beraten,ein Bündnis gegen dich geschlossen: die Zelte Edoms und der Ismaeliter,Moab und die Hagriter, Gebal und Ammon und Amalek,das Philisterland samt den Bewohnern von Tyrus. Auch Assur hat sich zu ihnen gesellt,es leiht den Nachkommen Lotsd.h. den Moabitern und Ammonitern (1.Mose 19,31-38). seinen Arm. SELA. Verfahre mit ihnen wie einst mit Midian,wie mit Sisera, wie mit Jabin am Bache Kison, die bei Endor den Untergang fanden,mit ihren Leibern das Erdreich düngten! Mache sie, ihre Edlen, wie Oreb und Seeb,und wie Sebah und Zalmunna alle ihre Fürsten, die gesprochen hatten: »Wir wollen für uns eroberndie Fluren Gottes!« Mein Gott, mache sie gleich dem verwehten Laub,wie Spreu vor dem Winde! Wie Feuer, das den Wald verzehrt,wie Flammen, welche die Berge versengen: so verfolge sie mit deinem Sturmund schrecke sie mit deiner Windsbraut! Laß Beschämung ihr Antlitz bedecken,auf daß sie nach deinem Namen fragen, o HERR! Laß sie beschämt und erschreckt sein für immer,in Schande geraten und vergehn! Sie müssen erkennen, daß du, dessen Name »HERR« ist,du allein der Höchste bist über die ganze Erde. Sehnsucht nach dem Hause Gottes (ein Pilgerlied?)Wie lieblich ist deine Wohnstatt,Dem Musikmeister, nach der Keltertreterweise; von den Korahiten ein Psalm.HERR der Heerscharen! Meine Seele hat sich gesehnt, ja geschmachtet nach den Vorhöfen des HERRN; nun jubeln mein Herz und mein Leib dem lebendigen Gott entgegen! Hat doch auch der Sperling ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für sich, woselbst sie ihre Jungen birgt: deine Altäre, o HERR der Heerscharen, mein König und mein Gott. Wohl denen, die da wohnen in deinem Haus, dich allzeit preisen! SELA. Wohl allen, die in dir ihre Stärke finden, wenn auf Pilgerfahrten sie sinnen!Andere übersetzen allgemeiner: wenn sie auf Unternehmungen sinnen. Wenn sie wandern durchs BakatalGemeint ist entweder ein bestimmtes, uns unbekanntes ödes Tal, oder der Name bedeutet allgemein »Tal der Dürre und Öde«, »Tränental«., machen sie’s zum Quellengrund, den auch der Frühregen kleidet in reichen Segen. Sie wandern dahin mit stets erneuter Kraft, bis vor Gott sie erscheinen in Zion. O HERR, Gott der Heerscharen, höre mein Gebet, vernimm es, Gott Jakobs! SELA. Du unser Schild, blick her, o Gott,A.Ü.: Sieh an unsern Schild (d.h. König), o Gott. und schau auf das Antlitz deines Gesalbten! Denn ein einziger Tag in deinen Vorhöfen ist besser als tausend andere; lieber will ich stehn an der Schwelle im Hause meines Gottes, als wohnen in den Zelten der Frevler. Denn Sonne und Schild ist Gott der HERR; Gnade und Ehre verleiht der HERR, nichts Gutes versagt er denen, die unsträflich wandeln. O HERR der Heerscharen, wohl dem Menschen, der dir vertraut! Israels Gebet um neue Gnade und die Segensverheißung GottesDu hast zwar, HERR, deinem Lande Gnade gewährt,Dem Musikmeister; von den Korahiten ein Psalm.hast Jakobs Mißgeschick gewendet,A.Ü.: hast zurückgeführt die Gefangenen Jakobs. hast deinem Volke die Schuld vergeben und all seine Sünde zugedeckt, SELA; hast deinem ganzen Groll entsagt, von der Glut deines Zorns dich abgewandt: stell uns nun aber auch wieder her, du Gott unsers Heils, und laß deinen Unmut gegen uns schwinden! Willst du denn unversöhnlich gegen uns zürnen und deinen Zorn fortdauern lassen für und für? Willst du uns nicht wieder neu beleben, daß dein Volk sich deiner mag freuen? Laß uns schauen, o HERR, deine Gnade und gewähre uns dein Heil! Ich will doch hören, was Gott der HERR verkündet! – Fürwahr, er kündet Segen an seinem Volke und seinen Frommen; nur daß sie nicht wieder sich wenden zur Torheit! Wahrlich, sein Heil ist denen nah, die ihn fürchten, daß Herrlichkeit in unserm Lande wohne, daß Gnade und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen. Die Treue wird aus der Erde sprossen und Gerechtigkeit vom Himmel niederschauen. Dann wird uns der HERR auch Segen spenden, daß unser Land uns seinen Ertrag gewährt; Gerechtigkeit wird vor ihm hergehn und achten auf den Weg seiner Schritte.d.h. ihn auf allen seinen Wegen begleiten. A.Ü.: und seine Tritte zu ihrem Wege machen, d.h. ihm nachfolgen. Gebet eines Frommen in feindlicher BedrängnisNeige, o HERR, dein Ohr,Ein Gebet Davids.erhöre mich, denn elend bin ich und arm! Bewahre meine Seele,A.Ü.: Behüte mein Leben (vgl. V.13). denn ich bin fromm; hilf du, mein Gott, deinem Knecht, der auf dich vertraut! Sei mir gnädig, o Allherr, denn zu dir rufe ich allezeit. Erfreue das Herz deines Knechtes, denn zu dir, o Allherr, erheb’ ich meine Seele. Denn du, o Allherr, bist gütig und bereit zum Verzeihen, bist reich an Gnade für alle, die dich anrufen. Vernimm, o HERR, mein Gebet und merke auf mein lautes Flehen! Bin ich in Not, so ruf’ ich zu dir, denn du erhörst mich. Keiner kommt dir gleich unter den Göttern, o Allherr, und nichts ist deinen Werken vergleichbar. Alle Völker, die du geschaffen, werden kommen und vor dir anbeten, o Allherr, und deinen Namen ehren; denn du bist groß, und Wunder tust du: ja du, nur du bist Gott. Lehre mich, HERR, deinen Weg, daß ich ihn wandle in deiner Wahrheit; richte mein Herz auf das Eine, daß es deinen Namen fürchte! Preisen will ich dich, Allherr, mein Gott, von ganzem Herzen und deinen Namen ewiglich ehren; denn deine Gnade ist groß gegen mich gewesen: du hast meine Seele errettet aus der Tiefe des Totenreichs. O Gott! Vermessene haben sich gegen mich erhoben, eine Rotte von Schreckensmännern steht mir nach dem Leben; sie haben dich nicht vor Augen. Doch du, o Allherr, bist ein Gott voll Erbarmen und Gnade, langmütig und reich an Gnade und Treue. Wende dich zu mir und sei mir gnädig; verleih deine Kraft deinem Knecht und hilf dem Sohne deiner Magd! Tu ein Zeichen an mir zum Guten, daß meine Feinde es sehn und sich schämen müssen, weil du, o HERR, mein Helfer und Tröster gewesen! Zion die gottgeliebte Mutterstadt der VölkerSeine (Gottes) GründungVon den Korahiten ein Psalm, ein Lied.liegt auf heiligen Bergen: lieb hat der HERR die Tore Zions mehr als alle (anderen) Wohnstätten Jakobs. Herrliches ist von dir berichtetA.Ü.: zu berichten., du Gottesstadt. SELA. »Ich nenne Ägypten und Babel als meine Bekenner, hier das Philisterland und Tyrus samt Äthiopien – nämlich wer dort seine Heimat hat.« Doch von Zion heißt es: »Mann für Mann hat dort seine Heimat, und er selbst, der Höchste, macht es stark.« Der HERR zählt, wenn er die Völker aufschreibt: »Dieser hat dort seine Heimat.« SELA. Sie aber tanzen den Reigen und singen: »Alle meine Quellen sind in dir (o Zion)!« Hoffnungslose Klage eines schwerkranken DuldersO HERR, du Gott meines Heils,Ein Lied, ein Psalm von den Korahiten; dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »die Krankheit«; ein Lehrgedicht von Heman, dem Esrahiten.ich rufe bei Tage und schreie nachts vor dir: o laß mein Gebet vor dich kommen, neige dein Ohr meinem Flehen zu! Denn meine Seele ist mit Leiden gesättigt, und mein Leben naht sich dem Totenreich. Schon zählt man mich zu den ins Grab Gesunknen, ich bin wie ein Mann ohne Lebenskraft. Unter den Toten hab’ ich mein Lager gleichwie Erschlagne, die im Grabe liegen, deren du nicht mehr gedenkst: sie sind ja deiner Hand entrückt. Du hast mich in die Grube der Unterwelt versetzt, in finstre Nacht, in die Tiefe; auf mir lastet schwer dein Grimm, und mit all deinen Wogen drückst du mich nieder.A.Ü.: und gegen mich hast du all deine Brandungen brausen lassen. SELA. Meine Bekannten hast du mir entfremdet, hast mich ihnen zum Abscheu gemacht; eingeschlossen bin ich und kann nicht hinaus: mein Auge erlischt vor Elend. Ich rufe zu dir, o HERR, jeden Tag, ich breite zu dir meine Hände aus: »Kannst an den Toten du Wunder tun, oder werden Schatten aufstehn, um dich zu preisen? SELA. Wird man im Grabe von deiner Gnade erzählen, von deiner Treue im Abgrund?d.h. in der Tiefe des Totenreiches. Verkündet man dein Wunderwalten in der Finsternis und deine Gerechtigkeit im Lande des Vergessens?« Ich dagegen rufe laut zu dir, o HERR, schon am Morgen tritt mein Gebet vor dich: »Warum, o HERR, verwirfst du michW.: meine Seele., verbirgst du dein Antlitz vor mir?« Elend bin ich und siech von Jugend auf, ich trage deine Schrecken und verzweifle. Deine Zornesgluten sind über mich hingegangen,oder: schlagen über mir zusammen. deine Schrecknisse haben mich vernichtet; sie umgeben mich immerdar wie Wasserfluten, umringen mich allzumal. Freunde und Gefährten hast du mir entfremdet: nur die Finsternis ist mir vertraut (geblieben). Wo bleiben die dem Davidhause gegebenen Gnadenverheißungen Gottes? (vgl. 2.Sam 7,1-16; 1.Chr 17,1-14)Die Gnadenerweise (oder: Gnadenverheißungen.) des HERRNEin Lehrgedicht von Ethan, dem Esrahiten.will ich allzeit besingen, bis zum fernsten Geschlecht deine Treue laut verkünden. Denn du, Herr, hast verheißen: »Auf ewig soll der Gnadenbund aufgebaut sein« - fest wie den Himmel hast du deine Treue gegründetA.Ü.: am Himmel hast du das Zeichen deiner Treue festgestellt (1.Mose 9,13). –: »Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Erwählten, habe David, meinem Knecht, geschworen: ›Deinem Geschlecht will ich ewige Dauer verleihen und aufbaun deinen Thron für alle Zeiten.‹« SELA. Da priesen die Himmel deine Wundertat, o HERR, dazu deine Treue in der Versammlung der Heiligen. Denn wer in der Wolkenhöhe kommt dem HERRN gleich, ist dem HERRN vergleichbar unter den Gottessöhnen, dem Gott, der gefürchtet ist im Kreise der Heiligen und furchtbar über alle um ihn her? HERR, du Gott der Heerscharen, wer ist dir gleich? Stark bist du, HERR, und deine Treue ist rings um dich her. Du herrschest über das Ungestüm des Meeres: erheben sich seine Wogen – du besänftigst sie. Du hast Rahab zermalmt wie einen Durchbohrten, deine Feinde mit deinem starken Arm zerstreut. Dein ist der Himmel, dein auch die Erde, der Erdkreis und seine Fülle – du hast sie gegründet; Norden und Süden – du hast sie geschaffen, der Thabor und Hermon bejubeln deinen Namen. Du hast einen Arm voll Heldenkraft: stark ist deine Hand, deine Rechte hoch erhoben. Gerechtigkeit und Recht sind deines Thrones Stützen, Gnade und Treue gehen vor dir her. Wohl dem Volk, das zu jubeln versteht, das, o HERR, im Licht deines Angesichts wandelt: ob deinem Namen frohlocken sie allezeit, ob deiner Gerechtigkeit sind sie hochgemut. Denn du bist ihr Ruhm und ihre Stärke, und durch deine Gnade ragt hoch unser Horn; denn dem HERRN gehört unser Schild und dem Heiligen Israels unser König. Damals hast du in einem Gesicht zu deinem FrommenGemeint ist der Prophet Nathan (vgl. 2.Sam 7). A.L.: zu deinen Frommen (d.h. zu der israelitischen Volksgemeinde). gesprochen: »Ich habe die Hilfe einem Helden übertragen, einen Auserwählten über das Volk erhöht: ich habe David als meinen Knecht gefunden, mit meinem heiligen Öl ihn gesalbt, damit meine Hand beständig mit ihm sei und mein Arm ihm Stärke verleihe. Kein Feind soll ihn überlisten und kein Ruchloser ihn überwältigen; nein, seine Gegner will ich vor ihm zerschmettern, und die ihn hassen, will ich niederschlagen. Doch mit ihm soll meine Treue und Gnade sein, durch meinen Namen soll sein Horn hoch ragen; ich will das Meer unter seine Hand tun und seine Rechte auf die Ströme legen. Er soll zu mir rufen: ›Mein Vater bist du, mein Gott und der Fels meines Heils!‹ So will auch ich ihn zum Erstgeborenen machen, zum höchsten unter den Königen der Erde. Für immer will ich ihm meine Gnade bewahren, und mein Bund soll fest ihm bleiben; für immer will ich sein Geschlecht erhalten und seinen Thron, solange der Himmel steht. Wenn seine Söhne mein Gesetz verlassen und nicht in meinen Rechten wandeln, wenn sie meine Satzungen entweihen und meine Gebote nicht beachten: so werde ich zwar mit der Rute ihren Abfall strafen und ihre Übertretung mit Schlägen, doch meine Gnade will ich ihm nicht entziehen und meine Treue nimmer verleugnen; ich werde meinen Bund nicht entweihen und den Ausspruch meiner Lippen nicht ändern. Ein für allemal hab’ ich bei meiner Heiligkeit geschworen - niemals werde ich David belügen –: ›Sein Geschlecht soll ewig bestehn, sein Thron wie die Sonne vor mir, wie der Mond soll für immer er bleiben‹: der Zeuge in Wolkenhöhen ist treu!« SELA. Und dennoch hast du verworfen und verstoßen, hast Zorn gegen deinen Gesalbten betätigt; du hast den Bund mit deinem Knecht gebrochen, seine Krone entweiht und zu Boden geschleudert; all seine Mauern hast du eingerissen, seine festen Plätze in Trümmer gelegt. Es plündern ihn alle, die des Weges ziehen, seinen Nachbarn ist er zum Spott geworden. Du hast den Arm seiner Dränger hoch erhobend.h. seinen Drängern den Sieg verliehen. und all seine Feinde mit Freude erfüllt; auch hast du rückwärts gewandt sein scharfes Schwert und im Krieg ihn nicht aufrecht gehalten (siegreich erhalten); du hast seinem Glanz ein Ende gemacht und seinen Thron zu Boden gestürzt; du hast die Tage seiner Jugend verkürzt, hast ihn mit Schande bedeckt. SELA. Bis wann, HERR, willst du dich ganz verbergen? Bis wann soll lodern wie Feuer dein Zorn? Bedenke, wie kurz meine Lebenszeit ist, wie vergänglich du alle Menschenkinder geschaffen! Wo ist ein Mensch, der leben bleibt und den Tod nicht sieht, seine Seele errettet vor des Totenreichs Macht? Wo sind deine früheren Gnadenverheißungen, Allherr, die du David zugeschworen in deiner Treue? Gedenke, Allherr, der Schmach deiner Knechte, daß ich tragen muß in meinem Busen den Hohn von all den vielen Völkern, womitStatt »womit = mit dem« ist auch »da ja« oder: »indem« zulässig. deine Feinde, o HERR, geschmäht uns haben, womitStatt »womit = mit dem« ist auch »da ja« oder: »indem« zulässig. geschmäht sie haben die Fußstapfen deines Gesalbten! Gepriesen sei der HERR in Ewigkeit! Amen, ja Amen! Viertes Buch (Psalm 90-106)Der ewige Gott die Zuflucht der vergänglichen MenschenO Allherr, eine Zuflucht bist duEin Gebet Moses, des Mannes Gottes.uns gewesen von Geschlecht zu Geschlecht. Ehe die Berge geboren waren und die Erde und die Welt von dir geschaffen wurden, ja von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, o Gott. Du läßt die Menschen zum Staub zurückkehren und sprichst: »Kommt wieder, ihr Menschenkinder!« Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der gestrige Tag, wenn er vergangen,A.Ü.: wann er verging (oder: entschwand). Die kurze Dauer eines Tages wird am stärksten fühlbar, wenn er seinem Ende entgegengeht. und wie eine Wache in der Nacht. Du schwemmst sie hinweg; sie sind wie ein Schlaf am Morgen,dem sprossenden Grase gleich: am Morgen grünt es und sprießt,am Abend welkt es ab, und es verdorrt. Denn wir vergehen durch deinen Zorn und werden hinweggerafft durch deinen Grimm. Du hast unsre Sünden vor dich hingestellt,unser geheimstes Denken ins Licht vor deinem Angesicht. Ach, alle unsre Tage fahren dahin durch deinen Grimm; wir lassen unsre Jahre entschwinden wie einen Gedanken. Unsre Lebenszeit – sie währt nur siebzig Jahre, und, wenn’s hoch kommt, sind’s achtzig Jahre, und ihr Stolzd.h. das, worauf sie stolz sein (oder: dessen sie sich rühmen) können = ihr Gepränge, ihre ganze Herrlichkeit ist Mühsal und Enttäuschung. – A.L.: und das meiste an ihr. ist Mühsal und Nichtigkeit; denn schnell ist sie enteilt, und wir fliegen davon. Doch wer bedenkt die Stärke deines Zorns und deinen Grimm trotz deines furchtbaren Waltens?A.Ü.: gemäß der Furcht vor dir = wie es die Furcht vor dir verlangt. Unsre Tage zählen, das lehre uns, damit ein weises Herz wir gewinnen! Kehre dich wieder zu uns, o HERR! Wie lange noch (willst du zürnen)? Erbarm dich deiner Knechte! Sättige früh uns am Morgen mit deiner Gnade, daß wir jubeln und uns freun unser Leben lang! Erfreue uns so viele Tage, wie du uns gebeugt hast, so viele Jahre, wie Unglück wir erlebten! Laß deinen Knechten dein Walten sichtbar werden und ihren Kindern deine Herrlichkeit! Und es ruhe auf uns die Huld des Allherrn, unsres Gottes, und das Werk unsrer Hände segne bei uns! Ja, das Werk unsrer Hände wollest du segnen! Unter der Obhut des HöchstenWer da wohnt im Schirm des Höchsten und im Schatten des Allmächtigen weilt, der spricht zum HERRN: »Meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, auf den ich vertraue!« Denn er ist’s, der dich rettet aus den Voglers Schlinge,von der unheilvollen Pest. Mit seinen Fittichen deckt er dich, und unter seinen Flügeln bist du geborgen, Schild und Panzer ist seine Treue. Du brauchst dich nicht zu fürchten vor nächtlichem Schrecken, vor dem Pfeil, der bei Tage daherfliegt, nicht vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die mittags wütet. Ob tausend dir zur Seite fallen, zehntausend zu deiner Rechten: an dich kommt’s nicht heran; nein, lediglich mit eignen Augen wirst du’s schauen und zusehn, wie den Frevlern vergolten wird. Ja, du, o HERR, bist meine Zuflucht: den Höchsten hast duDieses zweite »du« ist nicht Anrede an den HERRN, sondern Selbstanrede des Dichters (oder: an einen gleichgesinnten Mitmenschen gerichtet). zum Schutz dir erwählt. Kein Übel wird dir begegnen, kein Unheilsschlag deinem Zelte nahn; denn seine Engel wird er für dich entbieten, daß sie dich behüten auf all deinen Wegen; auf den Armen werden sie dich tragen, damit dein Fuß nicht stoße an einen Stein; über Löwen und Ottern wirst du schreiten, wirst junge Löwen und Schlangen zertreten. »Weil er fest an mir hängt, so will ich ihn retten, will ihn schützen, denn er kennt meinen Namen. Ruft er mich an, so will ich ihn erhören; ich steh’ ihm bei in der Not, will frei ihn machen und geehrt.A.Ü.: ich reiß ihn heraus und bring ihn zu Ehren. Mit langem Leben will ich ihn sättigen und lasse ihn schauen mein Heil.« Loblied auf das gerechte Walten GottesKöstlich ist’s, dem HERRN zu danken,Ein Psalm; ein Lied für den Sabbattag.zu lobsingen deinem Namen, du Höchster, am Morgen deine Gnade zu künden und deine Treue in den Nächten zum Klang zehnsaitigen Psalters und zur Harfe, zum Saitenspiel auf der Zither. Denn du hast mich erfreut, o HERR, durch dein Tun, ob den Werken deiner Hände juble ich. Wie groß sind deine Werke, o HERR, gewaltig tief sind deine Gedanken! Nur ein unvernünft’ger Mensch erkennt das nicht, nur ein Tor sieht dies nicht ein. Wenn die Gottlosen sprossen wie Gras und alle Übeltäter blühen, so ist’s doch nur dazu, damit sie für immer vertilgt werden. Du aber thronst auf ewig in der Höhe, HERR! Denn wahrlich deine Feinde, o HERR, ja wahrlich deine Feinde kommen um: alle Übeltäter werden zerstreut. Doch mein Horn erhöhst du wie das eines Wildstiers, hast allzeit mich gesalbt mit frischem Öl;W.: übergossen bin ich mit frischem Öl. mein Auge wird sich weiden an meinen Feinden; vom Geschick der Bösen, die sich gegen mich erheben, wird mein Ohr mit Freuden hören. Der Gerechte sproßt gleich dem Palmbaum, er wächst wie auf dem Libanon die Zeder. Gepflanzt im Hause des HERRN, sprossen sie reich in den Vorhöfen unsers Gottes, tragen Frucht noch im Greisenalter, sind voller Saft und frischbelaubt, um zu verkünden, daß der HERR gerecht ist, mein Fels, an dem kein Unrecht haftet. Die Herrlichkeit Gottes, des ewigen WeltenkönigsDer HERR ist König! Er hat sich gekleidet in Hoheit; in Hoheit hat der HERR sich gekleidet, mit Kraft umgürtet, auch der Erdkreis steht fest, so daß er nicht wankt. Fest steht dein Thron von Anbeginn, von Ewigkeit her bist du. Fluten erhoben, o HERR, Fluten erhoben ihr Brausen, Fluten werden (auch weiter) ihr Tosen erheben – mächtiger als das Brausen gewaltiger Wasser, mächtiger als die brandenden Meereswogen ist der HERR in der Himmelshöhe! Was du verordnet hast, ist völlig zuverlässig, deinem Hause gebührt Heiligkeit, o HERR, für die Dauer der Zeiten. Bitte um Rache gegen die gottlosen Unterdrücker des Volkes GottesDu Gott der Rache, o HERR, du Gott der Rache, erscheine! Erhebe dich, Richter der Erde, vergilt den Stolzen nach ihrem Tun! Wie lange noch sollen die Gottlosen, HERR, wie lange noch sollen die Gottlosen jubeln, sollen sie geifern und trotzige Reden führen, alle Übeltäter stolz sich brüsten? Dein Volk, o HERR, zertreten sie und bedrücken dein Erbe; sie erwürgen Witwe und Fremdling und morden die Waisen und sagen dabei: »Nicht sieht es der HERR« oder: »Nicht merkt es der Gott Jakobs.« Nehmt Verstand an, ihr Unvernünftigen im Volk, und ihr Toren: wann wollt ihr Einsicht gewinnen? Der das Ohr gepflanzt, der sollte nicht hören? Der das Auge gebildet, der sollte nicht sehn? Der die Völker erzieht, der sollte nicht strafen, er, der die Menschen Erkenntnis lehrt? Der HERR kennt wohl die Gedanken der Menschen, daß nur ein Hauch sie sind. Wohl dem Manne, den du, HERR, in Zucht nimmst, und den du aus deinem Gesetz belehrst, damit er sich Ruhe verschaffe vor Unglückstagen, bis dem Frevler die Grube man gräbt! Denn der HERR wird sein Volk nicht verstoßen und sein Erbe nicht verlassen; denn Recht muß doch Recht bleiben,W.: vielmehr zur Gerechtigkeit wird die Rechtsprechung zurückkehren. und ihmd.h. der gerechten Rechtsprechung. werden alle redlich Gesinnten sich anschließen. Wer leistet mir Beistand gegen die Bösen? Wer tritt für mich ein gegen die Übeltäter? Wäre der HERR nicht mein Helfer gewesen, so wohnte meine Seele wohlW.: wenig fehlte = beinahe. schon im stillen Land. Sooft ich dachte: »Mein Fuß will wanken«, hat deine Gnade, HERR, mich immer gestützt; bei der Menge meiner Sorgen in meiner Brust haben deine Tröstungen mir das Herz erquickt. Sollte verbündet dir sein der Richterstuhl des Unheils, der Verderben schafft durch Gesetzesverdrehungd.h. ungerechte Urteilssprüche.? Sie tun sich ja zusammen gegen das Leben des Gerechten und verurteilen unschuldig Blut. Doch der HERR ist mir zur festen Burg geworden, mein Gott zu meinem Zufluchtsfelsen; er läßt ihren Frevel auf sie selber fallen und wird sie ob ihrer Bosheit vertilgen: ja vertilgen wird sie der HERR, unser Gott. Lobpreis Gottes beim Einzug in den Tempel und Bußrede (vgl. Ps 81)Kommt, laßt uns dem HERRN zujubeln, jauchzen dem Felsen unsers Heils! Laßt uns mit Dank vor sein Angesicht treten, mit Liedern ihm jauchzen! Denn ein großer Gott ist der HERR und ein großer König über alle Götter, er, in dessen Hand die Tiefen der Erde sind und dem auch die Gipfel der Berge gehören; er, dem das Meer gehört: er hat’s ja geschaffen, und das Festland: seine Hände haben’s gebildet. Kommt, laßt uns anbeten und niederfallen, die Knie beugen vor dem HERRN, unserm Schöpfer! Denn er ist unser Gott, und wir das Volk seiner Weide, die Herde seiner Hand. Möchtet ihr heute doch hören auf seine Stimme: »Verstockt nicht euer Herz wie bei Meriba, wie am Tage von Massa in der Wüste, woselbst eure Väter mich versuchten, mich prüften, obwohl sie doch sahen mein Tun. Vierzig Jahre hegte ich Abscheu gegen dieses Geschlecht, und sagte: ›Sie sind ein Volk mit irrendem Herzen‹; sie aber wollten von meinen Wegen nichts wissen. So schwur ich denn in meinem Zorn: ›Sie sollen nicht eingehn in meine Ruhstattd.h. in die von mir verheißene Ruhestätte (nämlich Kanaan).!‹« Lobpreis Gottes als des Weltherrschers in der Endzeit (1.Chr 16,23-33)Singet dem HERRN ein neues Lied, singet dem HERRN, alle Lande! Singt dem HERRN, preist seinen Namen, verkündet Tag für Tag sein Heil! Erzählt von seiner Herrlichkeit unter den Heiden, unter allen Völkern seine Wundertaten! Denn groß ist der HERR und hoch zu preisen, mehr zu fürchten als alle andern Götter; denn alle Götter der Heiden sind nichtige Götzen, doch der HERR hat den Himmel geschaffen. Hoheit und Pracht gehn vor ihm her, Macht und Herrlichkeit füllen sein Heiligtum. Bringt dar dem HERRN, ihr Geschlechter der Völker, bringt dar dem HERRN Ehre und Preis! Bringt dar dem HERRN die Ehre seines Namens, bringt Opfergaben und kommt in seine Vorhöfe! Werft vor dem HERRN euch nieder in heiligem Schmuck, erzittert vor ihm, alle Lande! Verkündet unter den Heiden: »Der HERR ist König!Genauer: ist König geworden = hat das Königtum angetreten = herscht nun als König. Und feststehn wird der Erdkreis, daß er nicht wankt; richten wird er die Völker nach Gebühr.« Des freue sich der Himmel, die Erde jauchze, es brause das Meer und was darin wimmelt! Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst! Dann werden auch jubeln alle Bäume des Waldes vor dem HERRN, wenn er kommt, wenn er kommt, zu richten die Erde. Richten wird er den Erdkreis mit Gerechtigkeit und die Völker mit seiner Treue. Gottes Regierungsantritt und Königtum in der EndzeitDer HERR ist König! Des juble die Erde, die Menge der Meeresländer möge sich freuen! Gewölk und Dunkel umgibt ihn rings, Gerechtigkeit und Recht sind seines Throns Stützen. Feuer geht vor ihm her und rafft seine Feinde ringsum hinweg. Seine Blitze erleuchten den Erdkreis: die Erde sieht’s und erbebt in Angst. Die Berge zerschmelzen wie Wachs vor dem HERRN, vor dem Herrscher der ganzen Erde. Die Himmel verkünden seine Gerechtigkeit und alle Völker sehn seine Herrlichkeit. Zuschanden sollen werden alle Bilderverehrer, die der nichtigen Götzen sich rühmen: alle Götter werfen vor ihm sich nieder. Zion vernimmt es mit Freuden, und die Töchter Judas jauchzen um deiner Gerichte willen, o HERR. Denn du, HERR, bist der Höchste über die ganze Erde, hoch erhaben über alle Götter. Die den HERRN ihr lieb habt, hasset das Böse! Er, der die Seelen seiner Frommen behütet, wird sie erretten aus der Gottlosen Hand. Licht erstrahlt dem Gerechten und Freude den redlich Gesinnten. Freut euch des HERRN, ihr Gerechten, und preist seinen heiligen Namen! Lobpreis Gottes als des Königs und gerechten WeltenrichtersSinget dem HERRN ein neues Lied!Ein Psalm.Denn Wunderbares hat er vollbracht: den Sieg hat seine Rechte ihm verschafft und sein heiliger Arm. Der HERR hat kundgetan sein hilfreiches Tun, vor den Augen der Völker seine Gerechtigkeit offenbart. Er hat gedacht seiner Gnade und Treue gegenüber dem Hause Israel: alle Enden der Erde haben geschaut die Heilstatd.h. das heilbringende Tun, das hilfreiche Walten. unsers Gottes. Jauchzet dem HERRN, alle Lande, brecht in Jubel aus und spielt! Spielet zu Ehren des HERRN auf der Zither, auf der Zither und mit lautem Gesang, mit Trompeten und Posaunenschall! Jauchzt vor dem HERRN, dem König! Es tose das Meer und was darin wimmelt, der Erdkreis und seine Bewohner! Die Ströme sollen in die Hände klatschen, die Berge allesamt jubeln vor dem HERRN, wennA.Ü.: denn. er kommt, zu richten die Erde. Richten wird er den Erdkreis mit Gerechtigkeit und die Völker nach Gebühr. Preis des heiligen Gottes, des allwaltenden KönigsDer HERR ist König: es zittern die Völker; er thront über den Cheruben: es wankt die Erde. Groß ist der HERR in Zion und hocherhaben über alle Völker. Preisen sollen sie deinen Namen, den großen und hehren – heilig ist er –, und preisen die Stärke des Königs, der da liebt das Recht. Du hast gerechte Ordnung fest gegründet, Recht und Gerechtigkeit hast du in Jakob hergestellt. Erhebet den HERRN, unsern Gott, und werft euch nieder vor dem Schemel seiner Füße: heilig ist er! Mose und Aaron waren unter seinen Priestern und Samuel unter denen, die seinen Namen anriefen: sie riefen zum HERRN, und er erhörte sie. In der Wolkensäule redete er zu ihnen; sie wahrten seine Gebote, das Gesetz, das er ihnen gegeben. O HERR, unser Gott, du hast sie erhört, ein verzeihender Gott bist du ihnen gewesen, doch auch ein strafender ob ihrer Vergehen. Erhebet den HERRN, unsern Gott, und werft euch nieder auf seinem heiligen Berge, denn heilig ist der HERR, unser Gott! Lobpreis Gottes beim Einzug in den TempelJauchzet dem HERRN,Ein Psalm als Dankbezeigung.alle Lande, dienet dem HERRN mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Jubel! Erkennt, daß der HERR Gott ist! Er hat uns geschaffen, und sein sind wir, sein Volk und die Herde, die er weidet.A.L.: Er hat uns gemacht und nicht wir selbst zu seinem Volk und zur Herde, die er weidet. Zieht ein durch seine Tore mit Danken, in seines Tempels Höfe mit Lobgesang, dankt ihm, preist seinen Namen! Denn freundlich ist der HERR, seine Gnade währt ewig und seine Treue von Geschlecht zu Geschlecht. Gelübde eines Herrschers (oder: Fürstenspiegel)Von Gnade und Recht will ich singen,Von David, ein Psalm.dir, o HERR, will ich spielen! Achten will ich auf fehllosen Wandel - wann wirst du zu mir kommen?A.Ü.: Ich will achten auf frommen Wandel, wo immer er mir begegnet. In Herzensreinheit will ich wandeln im Innern meines Hauses. Ich will nicht mein Auge gerichtet halten auf schandbare Dinge; das Tun der Abtrünnigen hasse ich: es soll mir nicht anhaften. Ein falsches Herz soll fern von mir bleiben, einen Bösen will ich nicht kennen. Wer seinen Nächsten heimlich verleumdet, den will ich zum Schweigen bringen; wer stolze Augen hat und ein hoffärtig Herz, den werde ich nicht ertragen. Meine Augen sollen blicken auf die Treuen im Lande: die sollen bei mir wohnen; wer auf frommen Wege wandelt, der soll mir dienen. Nicht darf inmitten meines Hauses weilen, wer Trug verübt; wer Lügen redet, soll nicht bestehn vor meinen Augen. Jeden Morgen will ich unschädlich machen alle Frevler im Lande, um auszurotten aus der Stadt des HERRN alle Übeltäter. Bußfertiges Gebet eines Leidenden und Bitte um Zions Wiederherstellung (Fünfter Bußpsalm)HERR, höre mein GebetGebet eines Elenden, wenn er verzagt ist und seine Klage vor dem Herrn ausschüttet.und laß mein Schreien zu dir dringen! Verbirg dein Angesicht nicht vor mir am Tage, wo mir angst ist! Neige dein Ohr mir zu am Tage, wo ich rufe; erhöre mich eilends! Ach, meine Tage sind wie Rauch entschwunden und meine Gebeine wie von Brand durchglüht; mein Herz ist versengt und verdorrt wie Gras, so daß ich sogar vergesse, Speise zu genießen; infolge meines Ächzens und Stöhnens klebt mein Gebein mir am Fleisch. Ich gleiche dem Wasservogel in der Wüste, bin geworden wie ein Käuzlein in Trümmerstätten; ich finde keinen Schlaf und klage wie ein einsamer Vogel auf dem Dache. Tagtäglich schmähen mich meine Feinde; und die gegen mich toben, wünschen mir Unheil an.W.: sie schwören (oder: fluchen) bei mir, d.h. bei Verwünschungen bedienen sie sich meines Namens. Ach, Asche eß ich als Brot und mische meinen Trank mit Tränen ob deinem Zorn und deinem Grimm; denn du hast mich hochgehoben und niedergeschleudert. Meine Tage sind wie ein langgestreckter Schatten,d.h. wie ein Schatten am Abend (vgl. 109,23). und ich selbst verdorre wie Gras! Du aber, HERR, thronst ewiglich, und dein Gedächtnis bleibt von Geschlecht zu Geschlecht. Du wirst dich erheben, dich Zions erbarmen, denn Zeit ist’s, Gnade an ihm zu üben: die Stunde ist da - denn deine Knechte lieben Zions Steine, und Weh erfaßt sie um seinen Schutt –, damit die Heiden fürchten lernen den Namen des HERRN und alle Könige der Erde deine Herrlichkeit. Denn der HERR hat Zion wieder aufgebaut, ist in seiner Herrlichkeit dort erschienen, hat dem Gebet der Verlass’nen sich zugewandt und ihr Flehen nicht verachtet. Dies werde aufgeschrieben fürs kommende Geschlecht, damit das neugeschaffne Volk den HERRN lobpreise, daß von seiner heiligen Höhe er herabgeschaut, daß der HERR geblickt hat vom Himmel zur Erde, um das Seufzen der Gefangnen zu hören und die dem Tode GeweihtenW.: die Söhne des Todes. frei zu machen, damit man verkünde in Zion den Namen des HERRN und seinen Ruhm in Jerusalem, wenn die Völker sich allzumal versammeln und die Königreiche, um (Gott) dem HERRN zu dienen. Gelähmt hat er mir auf dem Weged.h. auf der Rückwanderung aus der Verbannung nach Jerusalem. die Kraft, hat verkürzt meine Lebenstage. Nun fleh’ ich: »Mein Gott, raffe mich nicht hinweg in der Mitte meiner Tage, du, dessen Jahre währen für und für!« Vorzeiten hast du die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk: sie werden vergehen, du aber bleibst; sie werden alle zerfallen wie ein Gewand, wie ein Kleid wirst du sie verwandeln, und so werden sie sich wandeln. Du aber bleibst derselbe, und deine Jahre nehmen kein Ende. Die Kinder deiner Knechte werden (sicher) wohnen, und ihr Geschlecht wird fest bestehen vor dir. Lobe den Herrn, meine Seele!Lobe den HERRN, meine Seele,Von David. und all mein Inneres seinen heiligen Namen! Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan! Der dir alle deine Schuld vergibt und alle deine Gebrechen heilt; der dein Leben erlöst vom VerderbenW.: vom Grabe (oder: von der Grube)., der dich krönt mit Gnade und Erbarmen; der dein AlterAndere Übersetzungen: deine Seele, dein Herz, dein Verlangen, dein Leben. mit guten Gaben sättigt, daß, dem Adler gleich, sich erneut deine Jugend. Gerechtigkeit übt der HERR, schafft allen Unterdrückten ihr Recht; er hat Mose seine Wege kundgetan, den Kindern Israel seine Großtaten. Barmherzig und gnädig ist der HERR, voller Langmut und reich an Güte; er wird nicht ewig hadern und den Zorn nicht immerdar festhalten; er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsern Missetaten; nein, so hoch der Himmel über der Erde ist, so groß ist seine Gnade über denen, die ihn fürchten; so fern der Sonnenaufgang ist vom Niedergang, läßt er unsre Verschuldungen fern von uns sein; wie ein Vater sich über die Kinder erbarmt, so erbarmt der HERR sich derer, die ihn fürchten. Denn er weiß, welch ein Gebilde wir sind, er denkt daran, daß wir Staub sind. Der Mensch – dem Grase gleicht seine Lebenszeit, wie die Blume des Feldes, so blüht er: wenn ein Windstoß über sie hinfährt, ist sie dahin, und ihr Standort weiß nichts mehr von ihr. Doch die Gnade des HERRN erweist sich von Ewigkeit zu Ewigkeit an denen, die ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit besteht für Kindeskinder bei denen, die seinen Bund bewahren und seiner Gebote gedenken, um sie auszuführen. Der HERR hat seinen Thron im Himmel festgestellt, und seine Königsmacht umschließt das All. Lobet den HERRN, ihr seine Engel, ihr starken Helden, die ihr sein Wort vollführt, gehorsam der Stimme seines Gebots! Lobet den HERRN, alle seine Heerscharen, ihr seine Diener, Vollstrecker seines Willens! Lobet den HERRN, alle seine Werke an allen Orten seiner Herrschaft! Lobe den HERRN, meine Seele! Die Herrlichkeit Gottes in der NaturLobe den HERRN, meine Seele! O HERR, mein Gott, wie bist du so groß! In Erhabenheit und Pracht bist du gekleidet, du, der in Licht sich hüllt wie in ein Gewand, der den Himmel ausspannt wie ein Zeltdach, der die Balken seines Palastes im Wasser festlegt,A.Ü.: der seine Obergemächer (oder: Söller) auf Wassern sich baut. der Wolken macht zu seinem Wagen, einherfährt auf den Flügeln des Windes; der Winde zu seinen Boten bestellt, zu seinen Dienern lohendes Feuer. Er hat die Erde gegründet auf ihre Pfeiler, so daß sie in alle Ewigkeit nicht wankt. Mit der Urflut gleich einem Kleide bedecktest du sie: bis über die Berge standen die Wasser; doch vor deinem Schelten flohen sie, vor der Stimme deines Donners wichen sie angstvoll zurück. Da stiegen die Berge empor, und die Täler senkten sich an den Ort, den du ihnen verordnet. Eine Grenze hast du gesetzt, die sie nicht überschreiten: sie dürfen die Erde nicht nochmals bedecken. Quellen läßt er den Bächen zugehn: zwischen den Bergen rieseln sie dahin; sie tränken alles Getier des Feldes, die Wildesel löschen ihren Durst; an ihnen wohnen die Vögel des Himmels, lassen ihr Lied aus den Zweigen erschallen. Er tränkt die Berge aus seinem Himmelspalast: vom Segen deines SchaffensGemeint sind Regen und Tau. wird die Erde satt. Gras läßt er sprossen für das Vieh und Pflanzen für den Bedarf der Menschen, um Brotkorn aus der Erde hervorgehn zu lassen und Wein, der des Menschen Herz erfreut; um jedes Antlitz erglänzen zu lassen vom Öl und durch Brot das Herz des Menschen zu stärken. Es trinken sich satt die Bäume des HERRN, die Zedern des Libanons, die er gepflanzt, woselbst die Vögel ihre Nester bauen,der Storch, der Zypressen zur Wohnung wählt. Die hohen Berge gehören den Gemsen, die Felsen sind der KlippdachseNicht Kaninchen, sondern den Murmeltieren ähnliche Tiere. Zuflucht. Er hat den Mond gemacht zur Bestimmung der Zeiten, die Sonne, die ihren Niedergang kennt. Läßt du Finsternis entstehn, so wird es Nacht, da regt sich alles Getier des Waldes: die jungen Löwen brüllen nach Raub, indem sie von Gott ihre Nahrung fordern. Geht die Sonne auf, so ziehn sie sich zurück und kauern in ihren Höhlen; dann geht der Mensch hinaus an seine Arbeit und an sein Tagwerk bis zum Abend. Wie sind deiner Werke so viele, o HERR! Du hast sie alle mit Weisheit geschaffen, voll ist die Erde von deinen Geschöpfen. Da ist das Meer, so groß und weit nach allen Seiten: drin wimmelt es ohne Zahl von Tieren klein und groß. Dort fahren die Schiffe einher;A.L.: Dort wandeln die Seeungeheuer. da ist der Walfisch, den du geschaffen, darin sich zu tummeln.A.Ü.: mit ihm zu spielen (oder: zu scherzen). Sie alle schauen aus zu dir hin, daß du Speise ihnen gebest zu seiner Zeit; gibst du sie ihnen, so lesen sie auf; tust deine Hand du auf, so werden sie satt des Guten; doch verbirgst du dein Angesicht, so befällt sie Schrecken; nimmst du weg ihren Odem, so sterben sie und kehren zurück zum Staub, woher sie gekommen. Läßt du ausgehn deinen Odem, so werden sie geschaffen, und so erneust du das Antlitz der Erde. Ewig bleibe die Ehre des HERRN bestehn, es freue der HERR sich seiner Werke! Blickt er die Erde an, so erbebt sie; rührt er die Berge an, so stehn sie in Rauch. Singen will ich dem HERRN mein Leben lang, will spielen meinem Gott, solange ich bin. Möge mein Sinnen ihm wohlgefällig sein: ich will meine Freude haben am HERRN! Möchten die Sünder verschwinden vom Erdboden und die Gottlosen nicht mehr sein! – Lobe den HERRN, meine Seele! Halleluja! Gottes Heilstaten an Israel in der Vorzeit (1.Chr 16,8-22)Preiset den HERRN, ruft seinen Namen an, macht seine Taten unter den Völkern bekannt! Singt ihm, spielet ihm, redet von all seinen Wundern! Rühmt euch seines heiligen Namens! Es mögen herzlich sich freun, die da suchen den HERRN! Fragt nach dem HERRN und seiner Stärke, suchet sein Angesicht allezeit! Gedenkt seiner Wunder, die er getan, seiner Zeichen und der Urteilssprüche seines Mundes, ihr Kinder Abrahams, seines Knechtes, ihr Söhne Jakobs, seine Erwählten! Er, der HERR, ist unser Gott, über die ganze Erde ergehen seine Gerichte. Er gedenkt seines Bundes auf ewig, des Wortes, das er geboten auf tausend Geschlechter, (des Bundes) den er mit Abraham geschlossen, und des Eides, den er Isaak geschworen, den für Jakob er als Satzung bestätigt und für Israel als ewigen Bund, da er sprach: »Dir will ich Kanaan geben, das Land, das ich euch als Erbbesitztum zugeteilt!« Damals waren sie noch ein kleines Häuflein, gar wenige und nur Gäste im Lande; sie mußten wandern von Volk zu Volk, von einem Reich zur andern Völkerschaft; doch keinem gestattete er, sie zu bedrücken, ja Könige strafte er ihretwillen: »Tastet meine Gesalbten nicht an und tut meinen Propheten nichts zuleide!« Dann, als er Hunger ins Land ließ kommen und jegliche Stütze des Brotes zerbrach, da hatte er schon einen Mann vor ihnen her gesandt: Joseph, der als Sklave verkauft war. Man hatte seine Füße gezwängt in den Stock, in Eisen(-fesseln) war er gelegt, bis zu der Zeit, wo seine Weissagung eintraf und der Ausspruch des HERRN ihn als echt erwies. Da sandte der König und ließ ihn entfesseln, der Völkergebieter, und machte ihn frei; er bestellte ihn über sein Haus zum Herrn, zum Gebieter über sein ganzes Besitztum; er sollte über seine Fürsten schalten nach Belieben und seine höchsten Beamten Weisheit lehren. So kam denn Israel nach Ägypten, und Jakob weilte als Gast im Lande Hams. Da machte Gott sein Volk gar fruchtbar und ließ es stärker werden als seine Bedränger; er wandelte ihren Sinn, sein Volk zu hassen und Arglist an seinen Knechten zu üben. Dann sandte er Mose, seinen Knecht, und Aaron, den er erkoren; die richteten seine Zeichen unter ihnen aus und die Wunder im Lande Hams: Er sandte Finsternis und ließ es dunkel werden; doch sie achteten nicht auf seine Worte; er verwandelte ihre Gewässer in Blut und ließ ihre Fische sterben; es wimmelte ihr Land von Fröschen bis hinein in ihre Königsgemächer; er gebot, da kamen Bremsenschwärme, Stechfliegen über ihr ganzes Gebiet; er gab ihnen Hagelschauer als Regen, sandte flammendes Feuer in ihr Land; er schlug ihre Reben und Feigenbäume und zerbrach die Bäume in ihrem Gebiet; er gebot, da kamen die Heuschrecken und die Grillen in zahlloser Menge, die verzehrten alle Gewächse im Land und fraßen die Früchte ihrer Felder. Dann schlug er alle Erstgeburt im Lande, die Erstlinge all ihrer Manneskraft. Nun ließ er sie ausziehn mit Silber und Gold, und kein Strauchelnderoder: kein Wankender = kein Schwacher oder: Gebrechlicher; alle waren kampfbereit. Andere übersetzen: kein Wankelmütiger. war in seinen Stämmen; Ägypten war ihres Auszugs froh, denn Angst vor ihnen hatte sie befallen. Er breitete Gewölk aus als Decke und Feuer, um ihnen die Nacht zu erhellen; auf Moses Bitte ließ er Wachteln kommen und sättigte sie mit Himmelsbrot; er spaltete einen Felsen: da rannen Wasser und flossen durch die Steppen als Strom; denn er gedachte seines heiligen Wortes, dachte an Abraham, seinen Knecht. So ließ er sein Volk in Freuden ausziehn, unter Jubel seine Erwählten; dann gab er ihnen die Länder der Heiden, und was die Völker erworben, das nahmen sie in Besitz, auf daß sie seine Gebote halten möchten und seine Gesetze bewahrten. Halleluja! Gottes Gnade und Israels UndankHalleluja! Preiset den HERRN, denn er ist freundlich, ja ewiglich währt seine Gnade! Wer kann des HERRN Machttaten gebührend preisen und kundtun all seinen Ruhm? Wohl denen, die am Recht festhalten, und dem, der Gerechtigkeit übt zu jeder Zeit! Gedenke meiner, o HERR, mit der Liebe zu deinem Volk, nimm dich meiner an mit deiner Hilfe, daß ich schau’ meine Lust am Glück deiner Erwählten, an der Freude deines Volkes Anteil habe und glücklich mich preise mit deinem Eigentumsvolke! Wir haben gesündigt gleich unsern Vätern, wir haben gefehlt und gottlos gehandelt. Unsre Väter in Ägypten achteten nicht auf deine Wunder, gedachten nicht der Fülle deiner Gnadenerweise, waren widerspenstig gegen den Höchsten schon am Schilfmeer; dennoch half er ihnen um seines Namens willen, um seine Heldenkraft zu erweisen. Er schalt das Schilfmeer: da ward es trocken, und er ließ sie ziehn durch die Fluten wie über die Trift. So rettete er sie aus der Hand des Verfolgers und erlöste sie aus der Gewalt des Feindes: die Fluten bedeckten ihre Bedränger, nicht einer von ihnen blieb übrig. Da glaubten sie an seine Worte, besangen seinen Ruhm. Doch schnell vergaßen sie seine Taten und warteten seinen Ratschluß nicht ab; sie fröhnten ihrem Gelüst in der Wüste und versuchten Gott in der Einöde: da gewährte er ihnen ihr Verlangen, sandte aber die SeucheA.Ü.: Auszehrung, Schwindsucht (oder: bis Ekel ihre Seele erfüllte). gegen ihr Leben. Dann wurden sie eifersüchtig auf Mose im Lager, auf Aaron, den Geweihten des HERRN: da tat die Erde sich auf und verschlang Dathan und begrub die ganze Rotte Abirams, Feuer verbrannte ihre Rotte, Flammen verzehrten die Frevler. Sie machten sich ein Kalb am Horebund warfen vor einem Gußbild sich nieder und vertauschten so die Herrlichkeit ihres Gottes mit dem Bildnis eines Stieres, der Gras frißt. Sie hatten Gott, ihren Retter, vergessen, der große Dinge getan in Ägypten, Wunderzeichen im Lande Hams, furchtbare Taten am Schilfmeer. Da gedachte er sie zu vertilgen, wenn nicht Mose, sein Auserwählter, mit Fürbitte vor ihn hingetreten wäre, um seinen Grimm vom Vernichten abzuwenden. Sodann verschmähten sie das herrliche Land und schenkten seiner Verheißung keinen Glauben, sondern murrten in ihren Zelten, gehorchten nicht der Weisung des HERRN. Da erhob er seine Hand gegen sie zum Schwur, sie in der Wüste niederzuschlagen, ihre Nachkommen unter die Heiden niederzuwerfen und sie rings zu zerstreuen in die Länder. Dann hängten sie sich an den Baal-Peor und aßen Opferfleisch der toten (Götzen) und erbitterten ihn durch ihr ganzes Tun. Als nun ein Sterben unter ihnen ausbrach, trat Pinehas auf und hielt Gericht: da wurde dem Sterben Einhalt getan. Das wurde ihm angerechnet zur Gerechtigkeit von Geschlecht zu Geschlecht in Ewigkeit. – Dann erregten sie Gottes Zorn am Haderwasser, und Mose erging es übel um ihretwillen; denn weil sie dem Geiste Gottes widerstrebten, hatte er unbedacht mit seinen Lippen geredet. Sie vertilgten auch die Völker nicht, von denen der HERR es ihnen geboten, sondern traten mit den Heiden in Verkehr und gewöhnten sich an deren (böses) Tun und dienten ihren Götzen: die wurden ihnen zum Fallstrick. Ja, sie opferten ihre Söhne und ihre Töchter den bösen Geistern und vergossen unschuldig Blut [das Blut ihrer Söhne und Töchter, die sie den Götzen Kanaans opferten]: so wurde das Land durch Blutvergießen entweiht. Sie wurden unrein durch ihr Verhalten und verübten Abfall durch ihr Tun. – Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen sein Volk, und Abscheu fühlte er gegen sein Erbe; er ließ sie in die Hand der Heiden fallen, so daß ihre Hasser über sie herrschten; ihre Feinde bedrängten sie hart, so daß sie sich beugen mußten unter deren Hand. Oftmals zwar befreite er sie, doch sie blieben widerspenstig gegen seinen Ratschluß und sanken immer tiefer durch ihre Schuld. Er aber nahm sich ihrer Drangsal an, sooft er ihr Wehgeschrei hörte, und gedachte seines Bundes ihnen zugut, fühlte Mitleid nach seiner großen Güte und ließ sie Erbarmen finden bei allen, die sie gefangen hielten. O hilf uns, HERR, unser Gott, und bring uns wieder zusammen aus den Heiden, damit wir deinem heiligen Namen danken, uns glücklich preisen, deinen Ruhm zu künden! Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und alles Volk sage »Amen!« Halleluja! Fünftes Buch (Ps 107-150)Lobpreis Gottes, des Retters aus aller Not»Danket dem HERRN, denn er ist freundlich, ja, ewiglich währt seine Gnade«: so sollen die vom HERRN Erlösten sprechen, die er befreit hat aus Drangsal und die er gesammelt aus den Ländern vom Aufgang her und vom Niedergang, vom Norden her und vom Meer.Wahrscheinlich ist zu lesen »vom Süden her« (vgl. jedoch Jes 49,12). Sie irrten umher in der Wüste, der Öde, und fanden den Weg nicht zu einer Wohnstatt; gequält vom Hunger und vom Durst, wollte ihre Seele in ihnen verschmachten. Da schrien sie zum HERRN in ihrer Not, und er rettete sie aus ihren Ängsten und leitete sie auf richtigem Wege, daß sie kamen zu einer bewohnten Ortschaft: – die mögen danken dem HERRN für seine Güte und für seine Wundertaten an den Menschenkindern, daß er die lechzende Seele gesättigt und die hungernde Seele gefüllt hat mit Labung. Die da saßen in Finsternis und Todesnacht, gefangen in Elend und Eisenbanden – denn sie hatten Gottes Geboten getrotzt und den Ratschluß des Höchsten verachtet, so daß er ihren Sinn durch Leiden beugte, daß sie niedersanken und keinen Helfer hatten –; da schrien sie zum HERRN in ihrer Not, und er rettete sie aus ihren Ängsten; er führte sie heraus aus Finsternis und Todesnacht und zersprengte ihre Fesseln: – die mögen danken dem HERRN für seine Güte und für seine Wundertaten an den Menschenkindern, daß er eherne Türen zerbrochen und eiserne Riegel zerschlagen. Die da krank waren infolge ihres Sündenlebens und wegen ihrer Verfehlungen leiden mußten – vor jeglicher Speise hatten sie Widerwillen, so daß sie den Pforten des Todes nahe waren –; da schrien sie zum HERRN in ihrer Not, und er rettete sie aus ihren Ängsten; er sandte sein Wort, sie gesund zu machen, und ließ sie aus ihren Gruben entrinnen: – die mögen danken dem HERRN für seine Güte und für seine Wundertaten an den Menschenkindern; sie mögen Opfer des Dankes bringen und seine Taten mit Jubel verkünden! Die aufs Meer gefahren waren in Schiffen, auf weiten Fluten Handelsgeschäfte trieben, die haben das Walten des HERRN geschaut und seine Wundertaten auf hoher See. Denn er gebot und ließ einen Sturm entstehn, der hoch die Wogen des Meeres türmte: sie stiegen empor zum Himmel und fuhren hinab in die Tiefen, so daß ihr Herz vor Angst verzagte; sie wurden schwindlig und schwankten wie Trunkne, und mit all ihrer Weisheit war’s zu Ende: – da schrien sie zum HERRN in ihrer Not, und er befreite sie aus ihren Ängsten; er stillte das Ungewitter zum Säuseln, und das Toben der Wogen verstummte; da wurden sie froh, daß es still geworden, und er führte sie zum ersehnten Hafen: – die mögen danken dem HERRN für seine Güte und für seine Wundertaten an den Menschenkindern; sie mögen ihn erheben in der Volksgemeinde und im Kreise der Alten ihn preisen! Er wandelte Ströme zur Wüste und Wasserquellen zu dürrem Land, fruchtbares Erdreich zu salziger Steppe wegen der Bosheit seiner Bewohner. Wiederum machte er wüstes Land zum Wasserteich und dürres Gebiet zu Wasserquellen und ließ dort Hungrige seßhaft werden, so daß sie eine Stadt zum Wohnsitz bauten und Felder besäten und Weinberge pflanzten, die reichen Ertrag an Früchten brachten; und er segnete sie, daß sie stark sich mehrten, und ließ ihres Viehs nicht wenig sein. Dann aber nahmen sie ab und wurden gebeugt durch den Druck des Unglücks und Kummers; »über Edle goß er Verachtung aus und ließ sie irren in pfadloser Öde«. Den Armen aber hob er empor aus dem Elend und machte seine Geschlechter wie Kleinviehherden. »Die Gerechten sehen’s und freuen sich, alle Bosheit aber muß schließen ihren Mund«. Wer ist weise? Der beachte dies und lerne die Gnadenerweise des HERRN verstehn! Lob der Gnade Gottes und Bitte um Hilfe (Ps 57,8-12; 60,7-14)Mein Herz ist getrost, o Gott:Ein Lied, ein Psalm Davids.singen will ich und spielen! Wach auf, meine Seele!Seele w. Ehre. A.Ü. für »Wach auf …«: auch meine Ehre. Wacht auf, Harfe und Zither: ich will das Morgenrot wecken! Ich will dich preisen unter den Völkern, o HERR, und dir lobsingen unter den Völkerschaften! Denn groß bis über den Himmel hinaus ist deine Gnade, und bis an die Wolken geht deine Treue. Erhebe dich über den Himmel hinaus, o Gott, und über die ganze Erde (verbreite sich) deine Herrlichkeit! Daß deine Geliebten gerettet werden, hilf uns mit deiner Rechten, erhör’ uns! Gott hat in seiner Heiligkeit gesprochen: »(Als Sieger) will ich frohlocken, will Sichem verteilen und das Tal von Sukkoth (als Beutestück) vermessen. Mein ist Gilead, mein auch Manasse, und Ephraim ist meines Hauptes Schutzwehr, Juda mein Herrscherstab. Moab (dagegen) ist mein Waschbecken, auf Edom werf’ ich meinen Schuh; über das Philisterland will (als Sieger) ich jauchzen.« Wer führt mich hin zur festen Stadt, wer geleitet mich bis Edom? Hast nicht du uns, o Gott, verworfen und ziehst nicht aus, o Gott, mit unsern Heeren? O schaffe uns Hilfe gegen den Feind! Denn nichtig ist Menschenhilfe. Mit Gott werden wir Taten vollführen, und er wird unsre Bedränger zertreten. Verfluchung gottloser FeindeDu Gott, dem mein Lobpreis gilt,Dem Musikmeister; von David ein Psalm.bleibe nicht stumm! Denn Frevlermund und Lügenmaul haben sich gegen mich aufgetan, mit trügerischer Zunge zu mir geredet; mit Worten des Hasses haben sie mich umschwirrt und ohne Ursach’ mich angegriffen; für meine Liebe befeinden sie mich, während ich doch (stets für sie) bete; ja sie haben mir Böses für Gutes vergolten und Haß für meine Liebe erwiesen. Bestell’ einen Frevler zum Richter gegen ihn, und ein Ankläger steh’ ihm zur Rechten! Als schuldig soll er hervorgehn aus dem Gericht und sogar sein Gebet ihm als Sünde gelten! Seiner Lebenstage müssen nur wenige sein, und sein Amt ein andrer empfangen! Seine Kinder müssen zu Waisen werden und seine Frau eine Witwe! Seine Kinder müssen unstet umherziehn und betteln und vertrieben werden aus ihres Vaterhauses Trümmern! Sein Gläubiger lege Beschlag auf alles, was er hat, und Fremde müssen seine Habe plündern! Er finde keinen, der ihm Schonung gewährt, und niemand habe Erbarmen mit seinen Waisen! Sein Nachwuchs müsse der Ausrottung verfallen: schon im zweiten Gliede müsse ihr Name erlöschen! Der Verschuldung seiner Väter werde beim HERRN gedacht, und die Sünde seiner Mutter bleibe ungetilgt! Sie müssen beständig dem HERRN vor Augen stehn, und er tilge ihr Gedächtnis aus von der Erde, dieweil er nicht daran dachte, Liebe zu üben, vielmehr den Elenden und Armen verfolgte und den hoffnungslos Verzagten, ihn vollends zu töten. Er liebte den Fluch: so treffe er ihn! Er hatte am Segen keine Freude: so bleib’ er ihm fern! Er zog den Fluch an wie sein Kleid: so dringe er ihm in den Leib wie Wasser und wie Öl in seine Gebeine; er werde ihm wie der Mantel, in den er sich hüllt, wie der Gürtel, den er sich ständig umlegt! Dies sei meiner Widersacher Lohn von seiten des HERRN und derer, die Böses gegen mich reden! Du aber, HERR, mein Gott, tritt für mich ein um deines Namens willen! Weil deine Gnade köstlich ist, errette mich! Denn elend bin ich und arm, und mein Herz ist verwundet in meiner Brust. Wie ein Schatten, wenn er sich dehnt, so schwinde ich hin, bin vom Sturm verweht einer Heuschrecke gleich; meine Knie wanken vom Fasten, mein Leib ist abgemagert, ohne Fett; und ich – den Leuten bin ich zum Hohn geworden: sehen sie mich, so schütteln sie höhnend den Kopf. Stehe mir bei, o HERR, mein Gott, hilf mir nach deiner Gnade! Laß sie erkennen, daß dies deine Hand ist, daß du, HERR, selbst es so gefügt hast! Sie mögen fluchen, du aber wollest segnen; erheben sie sich, so laß sie zuschanden werden, dein Knecht aber müsse sich freuen! Laß meine Widersacher in Schmach sich kleiden und ihre Schande umtun wie einen Mantel! Laut soll mein Mund dem HERRN Dank sagen, und inmitten vieler will ich ihn preisen; denn er steht dem Armen zur Rechten, um ihn zu retten vor denen, die ihn schuldig sprechen. Gottes Botschaft an den PriesterkönigSo lautet der Ausspruch des HERRNVon David, ein Psalm.an meinen Herrn: »Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege zum Schemel für deine Füße!« Dein machtvolles Zepter wird der HERR von Zion hinausstrecken: herrsche inmitten deiner Feinde! Dein Volk wird voller Willigkeit sein am Tage deines Heereszuges; in heiligem SchmuckA.Ü.: auf heiligen Bergen (d.h. den Bergen von Jerusalem)., wie aus des Frührots Schoß der Tau, wird dir kommen deine junge Mannschaft.A.Ü.: wird dir kommen der Tau deiner jungen Mannschaft. Der »Tau« bezeichnet bildlich die Menge und Frische. Geschworen hat der HERR und wird sich’s nicht leid sein lassen: »Du sollst ein Priester in Ewigkeit sein nach der Weise Melchisedeks.«nämlich als König und Priester in einer Person. Der Allherr, der dir zur Rechten steht, wird Könige zerschmettern am Tage seines Zorns; Gericht wird er unter den Völkern halten, füllt alles mit Leichen an, zerschmettert ein Haupt auf weitem Gefilde. Aus dem Bach am Wege wird er trinken; darum wird er das Haupt hoch halten. Lobpreis der leiblichen und geistlichen Segnungen GottesHalleluja! Preisen will ich den HERRN von ganzem Herzen im Kreise der Frommen und in der Gemeinde. Groß sind die Werke des HERRN, erforschenswert für alle, die Gefallen an ihnen haben. Ruhmvoll und herrlich ist sein Tun, und seine Gerechtigkeit bleibt ewig bestehn. Er hat ein Gedächtnis seiner Wundertaten gestiftet; gnädig und barmherzig ist der HERR. Speise hat er denen gegeben, die ihn fürchten; er gedenkt seines Bundes ewiglich. Sein machtvolles Walten hat er kundgetan seinem Volk, indem er ihnen das Erbe der Heiden gab. Die Werke seiner Hände sind Treue und Recht; unwandelbar sind alle seine Gebote, festgestellt für immer, für ewig, gegeben mit Treue und Redlichkeit. Erlösung hat er seinem Volk gesandt, seinen Bund auf ewig verordnet; heilig und furchtgebietend ist sein Name. Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang, eine treffliche Einsicht für alle, die sie üben: sein Ruhm besteht in Ewigkeit. Der Segen der Gottesfurcht und BarmherzigkeitHalleluja! Wohl dem Menschen, der den HERRN fürchtet, an seinen Geboten herzliche Freude hat! Seine Nachkommen werden im Lande gewaltig sein, als ein Geschlecht von Frommen wird man sie segnen. Wohlstand und Fülle herrscht in seinem Hause, und seine Gerechtigkeit besteht für immer. Den Frommen geht er auf wie ein Licht in der Finsternis, als gnädig, barmherzig und gerecht. Glücklich der Mann, der Barmherzigkeit übt und darleiht! Er wird sein Recht behaupten vor Gericht; denn nimmermehr wird er wanken: in ew’gem Gedächtnis bleibt der Gerechte. Vor bösem Leumund braucht er sich nicht zu fürchten; sein Herz ist fest, voll Vertraun auf den HERRN. Getrost ist sein Herz, er fürchtet sich nicht, bis er sieht seine Lust an seinen Bedrängern. Reichlich teilt er aus und spendet den Armen; seine Gerechtigkeit besteht fest für immer, sein Horn ragt hoch empor in Ehren. Der Gottlose sieht es und ärgert sich; er knirscht mit den Zähnen und vergeht; der Gottlosen Wünsche bleiben unerfüllt. Lobpreis des erhabenen und gnädigen GottesHalleluja! Lobet, ihr Knechte des HERRN, lobet den Namen des HERRN! Gepriesen sei der Name des HERRN von nun an bis in Ewigkeit! Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobt der Name des HERRN! Erhaben über alle Völker ist der HERR, den Himmel überragt seine Herrlichkeit! Wer ist dem HERRN gleich, unserm Gott, der da thront in der Höhe, der niederschaut in die Tiefe, im Himmel und auf Erden? Er hebt aus dem Staub den Geringen empor und erhöht aus dem Schmutz den Armen, um ihn sitzen zu lassen neben Edlen, neben den Edlen seines Volks. Er verleiht der kinderlosen Gattin Hausrecht, macht sie zur fröhlichen Mutter von Kindern. Halleluja! Gottes Wundermacht beim Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer und durch den JordanHalleluja! Als Israel aus Ägypten auszog, Jakobs Haus aus dem Volk fremder Sprache, da ward Juda sein Heiligtum, Israel sein Herrschaftsgebiet. Das Meer sah es und floh, der Jordan wandte sich rückwärts, die Berge hüpften wie Widder, die Hügel gleichwie Lämmer. Was war dir, o Meer, daß du flohest, dir, Jordan, daß du dich rückwärts wandtest? (Was war euch) ihr Berge, daß ihr hüpftet wie Widder, ihr Hügel gleichwie Lämmer? Vor dem Anblick des Herrn erbebe, du Erde, vor dem Anblick des Gottes Jakobs, der Felsen wandelt zum Wasserteich, Kieselgestein zum sprudelnden Quell! Dem lebendigen Gott gebührt allein die EhreNicht uns, o HERR, nicht uns, nein, deinem Namen schaffe Ehre um deiner Gnade, um deiner Treue willen! Warum sollen die Heiden sagen: »Wo ist denn ihr Gott?« Unser Gott ist ja im Himmel: alles, was ihm gefällt, vollführt er. Ihre Götzen sind Silber und Gold, Machwerk von Menschenhänden. Sie haben einen Mund und können nicht reden, haben Augen und sehen nicht; sie haben Ohren und können nicht hören, haben eine Nase und riechen nicht; mit ihren Händen können sie nicht greifen, mit ihren Füßen nicht gehen; kein Laut dringt aus ihrer Kehle. Ihnen gleich sind ihre Verfertiger, jeder, der auf sie vertraut. Du, Israel, vertraue auf den HERRN! – Ihre Hilfe und ihr Schild ist er. Ihr vom Hause Aarons, vertraut auf den HERRN! – Ihre Hilfe und ihr Schild ist er. Ihr, die ihr fürchtet den HERRN, vertraut auf den HERRN! – Ihre Hilfe und ihr Schild ist er. Der HERR hat unser gedacht: er wird segnen, segnen das Haus Israels, segnen das Haus Aarons; er wird segnen, die den HERRN fürchten, die Kleinen samt den Großen. Der HERR wolle euch mehren, euch selbst und eure Kinder! Gesegnet seid ihr vom HERRN, der Himmel und Erde geschaffen! Der Himmel ist der Himmel des Allherrn, die Erde aber hat er den Menschen gegeben. Nicht die Toten preisen den HERRN und keiner, der ins stille Land gefahren. Doch wir, wir preisen den HERRN von nun an bis in Ewigkeit. Halleluja! Danklied und Gelübde eines aus Todesgefahr Geretteten (bei Darbringung des Dankopfers)Ich liebe den HERRN, denn er hat erhört mein flehentlich Rufen; ja, er hat sein Ohr mir zugeneigt: ich will zu ihm rufen mein Leben lang! Umschlungen hatten mich des Todes Netze und die Ängste der Unterwelt mich befallen, in Drangsal und Kummer war ich geraten. Da rief ich den Namen des HERRN an: »Ach, HERR, errette meine Seele!« Gnädig ist der HERR und gerecht, und unser Gott ist voll Erbarmens; der HERR schützt den, der unbeirrt ihm traut: ich war schwach geworden, aber er half mir.oder: bin ich schwach, so hilft er mir. Kehre zurück, meine Seele, zu deiner Ruhe, denn der HERR hat Gutes an dir getan! Ja, du hast mein Leben vom Tode errettet, meine Augen vom Weinen, meinen Fuß vom Anstoß; ich werde noch wandeln vor dem HERRN in den Landen des Lebens. Ich habe Glauben gehalten, wenn ich auch sagte:A.Ü.: Ich habe Glauben gewonnen, weil ich (folgendes) sage (oder: darum rede ich). Vgl. auch 2.Kor 4,13. »Ich bin gar tief gebeugt«; in meiner Verzagtheit hab’ ich gesagt: »Die Menschen sind Lügner allesamt.« Wie soll ich dem HERRN vergelten alles, was er mir Gutes getan? Den Becher des Heils will ich erheben und den Namen des HERRN anrufen; meine Gelübde will ich bezahlen dem HERRN, ja angesichts seines ganzen Volkes. Kostbar ist in den Augen des HERRN der Tod seiner Frommen.Sinn: Es kommt Gott nicht leicht an, einen seiner Frommen in den Tod sinken zu lassen. Ach, HERR, ich bin ja dein Knecht, ich bin dein Knecht, der Sohn deiner Magd; meine Bande hast du gelöst: dir will ich Dankopfer bringen und den Namen des HERRN anrufen; meine Gelübde will ich bezahlen dem HERRN, ja angesichts seines ganzen Volkes, in den Vorhöfen am Hause des HERRN, in deiner Mitte, Jerusalem! Halleluja! Aufforderung an die Heiden zum Lobpreis GottesLobet den HERRN, ihr Heiden alle! Preiset ihn, ihr Völker alle! Denn machtvoll waltet über uns seine Gnade, und die Treue des HERRN währt ewiglich. Halleluja! Dankgebet und Siegeslied der FestgemeindeDanket dem HERRN, denn er ist freundlich, ja, ewiglich währt seine Gnade! So bekenne denn Israel: »Ja, ewiglich währt seine Gnade!« So bekenne denn Aarons Haus: »Ja, ewiglich währt seine Gnade!« So mögen denn alle Gottesfürcht’gen bekennen: »Ja, ewiglich währt seine Gnade!« Aus meiner Bedrängnis rief ich zum HERRN: da hat der HERR mich erhört, mir weiten Raum geschafft. Ist der HERR für mich, so fürchte ich nichts: was können Menschen mir tun? Tritt der HERR für mich zu meiner Hilfe ein, so werde ich siegreich jubeln über meine Feinde. Besser ist’s auf den HERRN vertrauen als auf Menschen sich verlassen; besser ist’s auf den HERRN vertrauen als auf Fürsten sich verlassen. Die Heidenvölker alle hatten mich umringt: im Namen des HERRN, so vertilgte ich sie; sie hatten mich umringt, umzingelt: im Namen des HERRN, so vertilgte ich sie; sie hatten mich umringt wie Bienenschwärme; schnell wie ein Dornenfeuer sind sie erloschen: im Namen des HERRN, so vertilgte ich sie. Man hat mich hart gestoßen, damit ich fallen sollte, doch der HERR hat mir geholfen. Meine Stärke und mein Lobpreis ist der HERR, und er ist mein Retter geworden. Jubel und Siegeslieder erschallen in den Zelten der Gerechten: »Die Hand des HERRN schafft mächtige Taten, die Hand des HERRN erhöht, die Hand des HERRN schafft mächtige Taten!« Ich werde nicht sterben, nein, ich werde leben und die Taten des HERRN verkünden. Der HERR hat mich hart gezüchtigt, doch dem Tode mich nicht preisgegeben. Öffnet mir die Tore der Gerechtigkeit: ich will durch sie eingehn, dem HERRN zu danken. – Dies ist das Tor des HERRN: Gerechte dürfen hier eingehn. – Ich danke dir, daß du mich erhört hast und bist mir ein Retter geworden. Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden; vom HERRN ist dies geschehn, in unsern Augen ein Wunder! Dies ist der Tag, den der HERR gemacht hat: laßt uns jubeln und fröhlich an ihm sein! – Ach hilf doch, HERR, ach, HERR, laß wohl gelingen! – Gesegnet sei, der da kommt im Namen des HERRN! Wir segnen euch vom Hause des HERRN aus. Der HERR ist Gott, er hat uns Licht gegeben: schlinget den Reigen, mit Zweigen (geschmückt), bis an die Hörner des Altars! Du bist mein Gott, ich will dir danken; mein Gott, ich will dich erheben! Danket dem HERRN, denn er ist freundlich, ja, ewiglich währt seine Gnade. Herrlichkeit des göttlichen Wortes und Gesetzes (oder: das goldene Alphabet)Wohl denen, deren Wandel unsträflich ist,A.Ü.: Stufenlieder, d.h. Lieder, die auf den Stufen zum Tempel gesungen wurden; oder: Lieder zum Hinaufziehen (d.h. für die Wallfahrt nach Jerusalem); bei Luther: Lieder im höheren Chor, d.h. Lieder, die im Vorhof der Männer, der um etliche Stufen über den der Weiber erhöht war, gesungen wurdenIm hebräischen Text beginnen der Reihe nach immer je 8 Verse mit einem und demselben Buchstaben des hebräischen Alphabets. die einhergehn im Gesetz des HERRN! Wohl denen, die seine Zeugnisse beobachtend.h. bewahren, beachten ., die mit ganzem Herzen ihn suchen, die auch kein Unrecht verüben, sondern auf seinen Wegen gehen! Du selbst hast deine Befehle erlassen, daß man sie sorglich befolge. Ach möchte doch mein Wandel fest sein in der Befolgung deiner Satzungen! Dann werde ich nicht beschämt sein, wenn ich alle deine Gebote vor Augen habe. Ich will dir aufrichtigen Herzens danken, indem ich die Rechte deiner Gerechtigkeit lerne. Deine Satzungen will ich halten: verlaß mich nicht ganz und gar! Wie wird ein Jüngling seinen Wandel rein gestalten? Wenn er ihn führt nach deinem Wort. Mit ganzem Herzen suche ich dich: laß mich von deinen Geboten nicht abirren! In meinem Herzen wahre ich dein Wort, um mich nicht gegen dich zu verfehlen. Gepriesen seist du, o HERR: lehre mich deine Satzungen! Mit meinen Lippen zähle ich her alle Rechte deines Mundes. An dem Wege deiner Zeugnisse habe ich Freude wie über irgendwelchen Reichtum. Über deine Befehle will ich sinnen und achten auf deine Pfade. An deinen Satzungen habe ich meine Lust, will deine Worte nicht vergessen. Tu Gutes an deinem Knecht, auf daß ich leben bleibe, so will ich deine Worte befolgen. Öffne mir die Augen, daß ich klar erkenne die Wunder in deinem Gesetz. Ich bin nur ein Gast auf Erden: verbirg deine Gebote nicht vor mir. Meine Seele verzehrt sich vor Sehnsucht nach deinen Rechten allezeit. Gedroht hast du den Stolzen; verflucht sind, die von deinen Geboten abweichen. Wälze Schmach und Verachtung von mir ab, denn ich beobachted.h. bewahre, beachte . deine Zeugnisse. Mögen auch Fürsten sitzen und wider mich beraten: dein Knecht sinnt doch über deine Satzungen nach. Ja, deine Zeugnisse sind meine Freude, meine Ratgeber sind sie. Mein Mut ist in den Staub gesunken:W.: Am Staube klebt meine Seele. belebe mich wieder nach deinem Wort. Ich habe dir meine Lage geschildert, da hast du mich erhört: lehre mich deine Satzungen. Laß mich den Weg verstehn, den deine Befehle gebieten, so will ich sinnen über deine Wunder. Mein Herz zerfließt vor Kummer in Tränen; richte mich auf nach deinen Worten. Den Weg der Lüge halte fern von mir, doch begnade mich mit deinem Gesetz! Den Weg der Treue habe ich erwählt, deine Rechte unanstößig befunden. Ich halte fest an deinen Zeugnissen: HERR, laß mich nicht zuschanden werden! Den Weg deiner Gebote will ich laufen, denn du machst mir weit das Herz. Lehre mich, HERR, den Weg deiner Satzungen, so will ich ihn innehalten bis ans Ende. Verleihe mir Einsicht, damit ich deine Weisung beachte und sie mit ganzem Herzen befolge. Laß mich wandeln auf dem Pfade deiner Gebote, denn an diesem habe ich meine Freude. Neige mein Herz deinen Zeugnissen zu und nicht zur Gewinnsucht. Wende meine Augen ab, daß sie nicht nach Eitlem schauen; belebe mich auf deinen Wegen. Erfülle an deinem Knechte deine Verheißung, die darauf abzielt, daß man dich fürchte. Wende ab meine Schmach, vor der mir graut; denn deine Rechte sind heilsam. Fürwahr, ich sehne mich nach deinen Befehlen: belebe mich durch deine Gerechtigkeit! Laß deine Gnadenerweise mir widerfahren, o HERR, deine Hilfe nach deinem Wort, daß ich dem, der mich schmäht, zu antworten weiß; denn ich verlasse mich auf dein Wort. Und entzieh meinem Munde nicht ganz das Wort der Wahrheit; denn ich harre auf deine Rechte. Und befolgen will ich dein Gesetz beständig, immer und ewiglich; so werde ich wandeln auf freier Bahn; denn ich habe mich stets um deine Befehle gekümmert; und ich will von deinen Zeugnissen reden vor Königen, ohne mich zu scheuen; denn ich habe meine Freude an deinen Geboten, die mir lieb sind, und hebe meine Hände auf zu deinen Geboten, [die mir lieb sind,] will über deine Satzungen sinnen. Halte deinem Knecht getreulich dein Wort, auf das du mich hast hoffen lassen! Das ist mein Trost in meinem Elend, daß dein Wort mich neu belebt hat. Die Übermüt’gen verspotten mich maßlos, doch ich bin von deinem Gesetz nicht abgewichen. Gedenke ich deiner Rechte aus der Vorzeit, so fühle ich mich, o HERR, getröstet. Heißer Zorn erfaßt mich wegen der Gottlosen, die dein Gesetz verlassen haben. Deine Satzungen sind mir zu Lobgesängen geworden im Hause meiner Pilgerschaft. In der Nacht sogar gedenke ich deines Namens, o HERR, und befolge dein Gesetz. Das ist mir zuteil geworden, daß ich deine Befehle befolgt habe. Meine Aufgabe ist, o HERR, ich bekenne es, deine Worte zu befolgen. Von ganzem Herzen fleh’ ich dich an: »Sei mir gnädig nach deiner Verheißung!« Ich habe über meine Wege nachgedacht und lenke (daher) meine Schritte zu deinen Zeugnissen zurück. Ich eile und säume nicht, deine Gebote zu befolgen. Die Fallstricke der Gottlosen umringen mich; dennoch vergesse ich dein Gesetz nicht. In der Mitte der Nacht stehe ich auf, um dir zu danken für die Verordnungen deiner Gerechtigkeit. Befreundet bin ich mit allen, die dich fürchten, und mit denen, die deine Befehle befolgen. Deiner Gnade, o HERR, ist die Erde voll: lehre mich deine Satzungen! Gutes hast du an deinem Knechte getan, o HERR, nach deiner Verheißung. Rechte Einsicht und Erkenntnis lehre mich, denn ich vertraue auf deine Gebote. Bevor ich gedemütigt wurde, ging ich irre; jetzt aber beobachted.h. beachte, befolge . ich dein Wort. Du bist gütig und erweisest Gutes: lehre mich deine Satzungen! Lügen haben die Stolzen gegen mich erdichtet, ich aber befolge deine Befehle mit ganzem Herzen. Unempfindlich wie von Fett ist ihr Herz, ich aber habe Freude an deinem Gesetz. Gut war’s für mich, daß ich gedemütigt wurde, damit ich deine Satzungen lernte. Die Weisung deines Mundes ist mir lieber als Tausende von Gold- und Silberstücken. Deine Hände haben mich geschaffen und gebildet: verleihe mir nun auch Einsicht, daß ich deine Gebote lerne! Die dich fürchten, werden mich sehen und sich freun; denn ich habe auf dein Wort geharrt. Ich weiß, o HERR, daß deine Gerichte gerecht sind und du mich in Treue gedemütigt hast. Laß doch deine Gnade mir Trost gewähren, wie du deinem Knechte verheißen hast! Laß mir dein Erbarmen widerfahren, daß ich auflebe, denn dein Gesetz ist meine Lust. Laß die Stolzen zuschanden werden, weil sie ohne Grund mich niederdrücken;d.h. mir mein Recht vorenthalten. ich aber sinne über deine Befehle. Laß mir sich zuwenden, die dich fürchten und die deine Zeugnisse anerkennen! Mein Herz halte treu an deinen Satzungen fest, auf daß ich nicht zuschanden werde. Meine Seele schmachtet nach deiner Hilfe: ich harre auf dein Wort.d.h. auf die Erfüllung deiner Verheißung. Meine Augen schmachten nach deiner Verheißung, indem ich frage: »Wann wirst du mich trösten?« Bin ich auch wie ein Schlauch im Rauch geworden, hab’ ich doch deine Satzungen nicht vergessen. Wie viele sind noch der Lebenstage deines Knechts? Wann hältst du Gericht über meine Verfolger? Übermütige haben mir Gruben gegraben, sie, die sich nicht nach deinem Gesetz verhalten. Alle deine Gebote sind Wahrheit; mit Lüge verfolgt man mich: so hilf mir! Fast hätten sie mich im Lande umgebracht;A.Ü.: Fast hätten sie mir in der Erde (= in der Grube?) den Garaus gemacht. doch ich verlasse deine Befehle nicht. Nach deiner Gnade erhalte mich am Leben, so will ich das Zeugnis deines Mundes befolgen. Auf ewige Zeit, o HERR, steht fest dein Wort im Himmel. Von Geschlecht zu Geschlecht währt deine Treue; du hast die Erde festgestellt, und sie steht; nach deinen Verordnungen stehn sieGemeint sind der Himmel und die Erde. noch heute, denn alle Dinge sind dir dienstbar. Wäre dein Gesetz nicht meine Freude gewesen, so wär’ ich in meinem Elend vergangen. Niemals will ich deine Befehle vergessen, denn durch sie hast du mich neu belebt. Dein bin ich: hilf mir! Denn ich beachte deine Verordnungen. Gottlose lauern mir auf, um mich umzubringen, ich aber achte auf deine Zeugnisse. Von allem Vollkomm’nen habe ich eine Grenze gesehn; doch dein Gebot ist völlig unbeschränkt. Wie habe ich dein Gesetz so lieb! Den ganzen Tag ist es mein Sinnen. Weiser, als meine Feinde sind, machen mich deine Gebote, denn mein sind sie für immer. Verständiger bin ich als alle meine Lehrer, denn deine Zeugnisse sind mein Sinnen. Mehr Einsicht besitz’ ich als die Greise; denn ich beobachted.h. bewahre, beachte; in V.94 steht ein anderes hebräisches Wort . deine Befehle. Von jedem bösen Pfade halte ich meinen Fuß fern, um dein Wort zu befolgen. Von deinen Rechten weiche ich nicht ab, denn du hast mich belehrt. Wie süß sind deine Worte meinem Gaumen, süßer als Honig meinem Munde! Aus deinen Befehlen gewinne ich Einsicht; darum hasse ich jeglichen Lügenpfad. Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege. Ich habe geschworen und den Vorsatz gefaßt, den Verordnungen deiner Gerechtigkeit treu zu bleiben. Ich bin gar tief gebeugt: o HERR, belebe mich wieder nach deiner Verheißung! Laß, HERR, dir gefallen die willigen Opfer meines Mundes und lehre mich deine Rechte! Ich schwebe beständig in Todesgefahr,W.: Meine Seele (oder: mein Leben) liegt stets in meiner Hand. doch dein Gesetz vergesse ich nicht. Die Gottlosen haben mir Schlingen gelegt, aber von deinen Befehlen irre ich nicht ab. Deine Zeugnisse sind mein ewiger Erbbesitz, denn sie sind die Wonne meines Herzens. Ich neige mein Herz dazu, deine Satzungen zu erfüllen immerdar bis ans Ende. Die Doppelherzigen hasse ich, aber dein Gesetz ist mir lieb. Mein Schirm und Schild bist du; auf dein Wort harre ich. Weicht von mir, ihr Übeltäter! Ich will die Gebote meines Gottes halten. Stütze mich nach deiner Verheißung, daß ich lebe, und laß mich nicht in meiner Hoffnung getäuscht werden! Stärke mich, auf daß ich Heil erlange, und laß mich stets auf deine Satzungen achten! Du verwirfst alle, die von deinen Satzungen abirren; denn erfolglos ist ihre Täuschung. Wie Schlacken räumst du alle Gottlosen des Landes hinweg; darum liebe ich deine Zeugnisse. Aus Furcht vor dir schaudert mein Leib, und mir ist bange vor deinen Gerichten. Ich habe Recht und Gerechtigkeit geübt: gib mich nicht meinen Bedrückern preis! Tritt für deinen Knecht zu seinem Heile ein, laß die Stolzen mir nicht Gewalt antun! Meine Augen schmachten nach deiner Rettung und nach der Bestätigung deiner Gerechtigkeit. Verfahre mit deinem Knecht nach deiner Gnade und lehre mich deine Satzungen! Dein Knecht bin ich, verleihe mir Einsicht, damit ich deine Zeugnisse verstehen lerne. Zeit ist’s für den HERRN, zu handeln: sie haben ja dein Gesetz gebrochen. Darum liebe ich deine Gebote mehr als Gold und als Feingold. Darum schätze ich alle deine Befehle als richtig; jeder Lügenpfad ist mir verhaßt. Wunderwerke sind deine Zeugnisse; darum hält mein Herz an ihnen fest. Die Erschließung deiner Worte erleuchtet, verleiht den Einfältigen Einsicht. Ich tue meinen Mund weit auf und lechze, denn mich verlangt nach deinen Geboten. Wende dich zu mir und sei mir gnädig, wie es recht ist bei denen, die deinen Namen lieben! Laß meine Schritte fest sein durch dein Wort und laß nichts Trügerisches über mich herrschen. Erlöse mich von der Bedrückung der Menschen, so will ich deine Befehle befolgen. Laß dein Angesicht leuchten gegen deinen Knecht und lehre mich deine Satzungen. Tränenströme rinnen aus meinen Augen, weil viele dein Gesetz nicht befolgen. Gerecht bist du, o HERR, und richtig sind deine Rechte. In Gerechtigkeit hast du deine Zeugnisse verordnet und in unerschütterlicher Treue. Mich verzehrt mein Eifer, weil meine Gegner deine Worte vergessen. Dein Wort ist wohlgeläutert, und dein Knecht hat es lieb. Gering bin ich und verachtet, doch deine Befehle vergesse ich nicht. Deine Gerechtigkeit ist ewige Gerechtigkeit, und dein Gesetz ist Wahrheit. Wenn Leiden und Not mich getroffen haben, sind deine Gebote dennoch meine Freude. Deine Zeugnisse bleiben immerdar gerecht: verleihe mir Verständnis, so werde ich leben. Ich rufe von ganzem Herzen: »Erhöre mich, HERR!« Deine Satzungen will ich beobachtend.h. bewahren, beachten .. Ich rufe zu dir: »Hilf mir! So will ich deine Zeugnisse beobachtend.h. bewahren, beachten ..« Früh bin ich auf vor Tagesanbruch und flehe laut; auf dein Wort harre ich. Meine Augen wachen die ganze Nacht hindurch, um über dein Wort nachzusinnen. Höre meine Stimme nach deiner Gnade! O HERR, nach deinen Rechten laß mich aufleben! Mir haben sich Leute genaht, die der Arglist frönen: von deinem Gesetz sind sie fern; doch du bist mir nahe, o HERR, und alle deine Gebote sind Wahrheit. Längst weiß ich aus deinen Zeugnissen, daß du sie für ewig festgestellt hast. Sieh mein Elend an und errette mich! Denn dein Gesetz vergesse ich nicht. Führe meine Sache und erlöse mich, schenke mir neues Leben nach deiner Verheißung! Den Gottlosen bleibt die Hilfe fern, denn sie kümmern sich nicht um deine Satzungen. Deine Barmherzigkeit ist groß, o HERR: nach deinen Rechten belebe mich wieder! Groß ist meiner Verfolger und Gegner Zahl, doch von deinen Zeugnissen geh’ ich nicht ab. Wenn ich Treulose sehe, so fühle ich Abscheu, weil sie dein Wort nicht befolgen. Sieh her, ich liebe deine Befehle: HERR, schenke mir neues Leben nach deiner Gnade! Der ganze Inhalt deines Wortes ist Wahrheit, und ewig gilt jede Verordnung deiner Gerechtigkeit. Fürsten haben mich ohne Ursach’ verfolgt; doch nur vor deinen Worten erbebt mein Herz. Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute gewinnt. Lügen hasse und verabscheue ich, aber dein Gesetz ist mir lieb. Siebenmal täglich preise ich dich um der Verordnungen deiner Gerechtigkeit willen. Frieden in Fülle erlangen die Freunde deines Gesetzes, denn es gibt für sie kein Straucheln. Ich hoffe auf deine Rettung, o HERR, denn ich habe deine Gebote gehalten. Mein Herz befolgt deine Zeugnisse, und ich habe sie aufrichtig lieb. Ich befolge deine Befehle und Zeugnisse; denn alle meine Wege sind dir bekannt. Laß mein lautes Flehen zu dir dringen,W.: deinem Angesicht sich nahen. o HERR; verleih mir Verständnis für dein Wort! Laß mein Beten vor dich kommen: errette mich nach deiner Verheißung! Meine Lippen sollen Lobpreis sprudeln lassen, weil du mich deine Satzungen lehrst. Meine Zunge soll von deinem Worte singen; denn alle deine Gebote sind gerecht. Laß deine Hand bereit sein, mir zu helfen, denn deine Befehle hab’ ich (zu Führern) erwählt. Ich sehne mich nach deiner Hilfe, o HERR, und dein Gesetz ist meine Freude. Laß meine Seele leben, daß sie dich preise, und deine Rechte mögen mir helfen! Geh ich irre wie ein verlorenes Schaf, so suche deinen Knecht! Denn deine Gebote habe ich nicht vergessen. Die 15 Wallfahrtslieder (Psalm 120-134)Hilferuf gegen trügerische und streitsüchtige WidersacherIch rief zum HERRNA.Ü.: Stufenlieder, d.h. Lieder, die auf den Stufen zum Tempel gesungen wurden; oder: Lieder zum Hinaufziehen (d.h. für die Wallfahrt nach Jerusalem); bei Luther: Lieder im höheren Chor, d.h. Lieder, die im Vorhof der Männer, der um etliche Stufen über den der Weiber erhöht war, gesungen wurden. Ein Wallfahrtslied.in meiner Not: da erhörte er mich. O HERR, errette mich von der Lügenlippe, von der trügerischen Zunge! Was wird Er dir jetzt und in Zukunft bescheren, du trügerische Zunge? Geschärfte Kriegerpfeile samt Kohlen vom Ginsterstrauch! Wehe mir, daß ich als Fremdling in MesechDas Volk der Moscher (1.Mose 10,2) wohnte an der Südostküste des Schwarzen Meeres. weile, daß ich wohne bei den Zelten von KedarKedar war ein räuberischer Beduinenstamm in der Syrisch-arabischen Wüste (1.Mose 25,13).! Lange genug schon weile ich hier bei Leuten, die den Frieden hassen. Ich bin ganz friedlich gestimmt, doch was ich auch rede: sie gehen auf Krieg aus. Der treue Hüter der MenschenIch hebe meine Augen auf zu den Bergen:Ein Lied für Wallfahrten.von wo wird Hilfe mir kommen? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde geschaffen. Er wird deinen Fuß nicht wanken lassen; nicht schlummert dein Hüter. Nein, nicht schlummert und nicht schläft der Hüter Israels. Der HERR ist dein Hüter, der HERR dein Schatten über deiner rechten Hand,d.h. er steht (oder: geht) dir zur Rechten. daß dich bei Tage die Sonne nicht sticht, noch der Mond in der Nacht. Der HERR behütet dich vor allem Übel, er behütet deine Seele; der HERR behütet deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit. Segenswünsche eines Pilgers für JerusalemIch freute mich, als man mir sagte:Ein Wallfahrtslied Davids.»Wir wollen pilgern zum Hause des HERRN!« So stehn denn nunmehr unsre Füße in deinen Toren, Jerusalem! Jerusalem, du wiedererbaute als eine Stadt, die fest in sich geschlossen, wohin die Stämme hinaufziehn, die Stämme des HERRN, nach der für Israel gültigen Weisung, dort den Namen des HERRN zu preisen; denn dort waren einst aufgestellt die Stühle zum Gericht, die Stühle des Hauses Davids. Bringet Jerusalem dar den Friedensgruß:A.Ü.: Bittet um Frieden für Jerusalem! »Heil denen, die dich lieben! Friede herrsche vor deinen Mauern,Eig.: in deinem Festungsvorwerk = in dem Raume vor den Festungsmauern. sichere Ruhe in deinen Palästen!« Um meiner Brüder und Freunde willen will ich dir Frieden wünschen; um des Hauses des HERRN, unsres Gottes, willen will ich Segen für dich erbitten.W.: will ich dein Bestes suchen (oder: erstreben). Gläubiger Aufblick zu Gott bei Schmach und SpottZu dir erhebe ich meine Augen,Ein Wallfahrtslied.der du thronst im Himmel. Siehe, wie die Augen der Knechte auf die Hand ihrer Herren, wie die Augen der Magd auf ihrer Gebieterin Hand: so blicken unsre Augen hin auf den HERRN, unsern Gott, bis er sich unser erbarmt. Erbarme dich, HERR, erbarme dich unser! Denn gründlich sind wir satt der Verachtung; satt, ja übersatt ist uns die Seele des Hohns der Leichtfertigen, der Verachtung der Stolzen. Israels Retter in der Not»Wäre der HERR nicht für uns gewesen«Ein Wallfahrtslied von David.- so bekenne Israel! –, »wäre der HERR nicht für uns gewesen, als Menschen sich gegen uns erhoben: dann hätten sie uns lebendig verschlungen, als ihr Zorn gegen uns entbrannt war; dann hätten die Wasser uns überflutet, ein Wildbach hätte sich über uns ergossen; dann wären über uns hingegangen die wildwogenden Fluten.« Gepriesen sei der HERR, der uns nicht ihren Zähnen zum Raub hat preisgegeben! Unsre Seele ist entschlüpft wie ein Vogel dem Netz der Vogelsteller: das Netz ist zerrissen, und wir sind frei geworden. Unsre Hilfe steht im Namen des HERRN, der Himmel und Erde geschaffen. Die auf den HERRN vertrauen,Ein Wallfahrtslied.die gleichen dem Berge Zion, der nicht wankt, der in Ewigkeit feststeht. Wie Berge Jerusalem rings umgeben, so umhegt der HERR sein Volk von nun an bis in Ewigkeit. Denn der Gottlosen Zepter wird nicht lasten bleiben auf dem Erbteil der Gerechten, damit nicht auch die Gerechten ihre Hände ausstrecken zum Frevel. Erweise deine Güte, HERR, den Guten und denen, die redlichen Herzens sind! Doch die auf ihre krummen Wege abbiegen, die lasse der HERR hinfahren mitsamt den Übeltätern! Heil über Israel! Trost in TränenAls der HERREin Wallfahrtslied.einst Zions Mißgeschick wandte,A.Ü.: Als der HERR die Gefangenen Zions zurückführte. da war’s uns, als träumten wir. Damals war unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Jubels; damals sagte man unter den Heiden: »Der HERR hat Großes an ihnen getan!« Ja, Großes hatte der HERR an uns getan: wie waren wir fröhlich! Wende, o HERR, unser Mißgeschick gleich den Bächen im Mittagsland! Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten. Wohl schreitet man weinend dahin, wenn man trägt den Samen zur Aussaat; doch jubelnd kehrt man heim, mit Garben beladen. An Gottes Segen ist alles gelegenWenn der HERR das Haus nicht baut,Ein Wallfahrtslied Salomos.so arbeiten umsonst, die daran bauen; wenn der HERR nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst. Vergebens ist’s für euch, daß früh ihr aufsteht und spät noch sitzt bei der Arbeit, um das Brot der Mühsal zu essen; ebenso (reichlich) gibt er’s seinen Freunden im Schlaf. – Ja, Söhne sind ein Geschenk des HERRN, und Kindersegen ist eine Belohnung. Wie Pfeile in der Hand eines Kriegers, so sind die Söhne der Jugendkraft: wohl dem Manne, der mit ihnen seinen Köcher gefüllt hat! Die werden nicht zuschanden, wenn sie verhandeln mit Widersachern im Stadttor. Häusliches Glück als Segen der GottesfurchtWohl jedem, der den HERRN fürchtetEin Wallfahrtslied.und auf seinen Wegen wandelt! Deiner Hände Erwerb – du darfst ihn genießen: wohl dir, du hast es gut! Dein Weib gleicht einem fruchtbaren Weinstock im Innern deines Hauses; deine Kinder sind wie Ölbaumschosse rings um deinen Tisch. Ja wahrlich, so wird der Mann gesegnet, der da fürchtet den HERRN. Dich segne der HERR von Zion her, daß du schauest deine Lust an Jerusalems Glück dein Leben lang und sehest Kinder von deinen Kindern! Heil über Israel! Israels Drangsale und Errettung»Sie haben mich hart bedrängtEin Wallfahrtslied.von meiner Jugend an« - so bekenne Israel –, »sie haben mich hart bedrängt von meiner Jugend an, aber doch mich nicht überwältigt. Auf meinem Rücken haben die Pflüger gepflügt und lange Furchen gezogen; doch der HERR ist gerecht: er hat zerhauen der Gottlosen Stricke.« Zuschanden müssen werden und rückwärts weichen alle, die Zion hassen! Sie müssen gleichen dem Gras auf den Dächern, das dürr schon ist, bevor es in Halme schießt,A.Ü.: bevor man es ausrauft. mit dem der Schnitter seine Hand nicht füllt, noch der Garbenbinder seinen Gewandbausch, und bei dem, wer des Weges vorübergeht, nicht ruft: »Gottes Segen sei über euch! Wir segnen euch im Namen des HERRN!« Aus tiefer Not (Sechster Bußpsalm)Aus der Tiefe rufe ich,Ein Wallfahrtslied.HERR, zu dir: »Allherr, höre auf meine Stimme, laß deine Ohren merken auf mein lautes Flehen!« Wenn du, HERR, Sünden behalten willst, o Allherr, wer kann bestehn! Doch bei dir ist die Vergebung, auf daß man dich fürchte. Ich harre des HERRN, meine Seele harrt, und ich warte auf sein Wort; meine Seele harrt auf den Allherrn sehnsuchtsvoller als Wächter auf den Morgen. Sehnsuchtsvoller als Wächter auf den Morgen harre, Israel, auf den HERRN! Denn beim HERRN ist die Gnade und Erlösung bei ihm in Fülle, und er wird Israel erlösen von allen seinen Sünden.W.: von allen seinen Verschuldungen = von aller seiner Schuld. Stilles Genügen (oder Ruhe in Gott)HERR, mein Herz ist nicht hochfahrend,Ein Wallfahrtslied Davids.und meine Augen erheben sich nicht stolz; ich gehe nicht mit Dingen um, die vermessen sind und mir zu hoch. Nein, ich habe mein Herz beruhigt und gestillt; wie ein entwöhntes Kind an der Mutter Brust, so ruht entwöhnt mein Herz in mir. – Israel, harre des HERRN von nun an bis in Ewigkeit. Gebet für Zion im Hinblick auf Gottes Verheißung an DavidGedenke, HERR,Ein Wallfahrtslied.dem David alle seine Mühsal, ihm, der dem HERRN einst zuschwor und gelobte Jakobs mächtigem Gott: »Wahrlich, ich will mein Wohnzelt nicht betreten, nicht mein Ruhelager besteigen; ich will meinen Augen den Schlaf nicht gönnen, nicht Schlummer meinen Augenlidern, bis eine Stätte dem HERRN ich gefunden, eine Wohnung für Jakobs mächtigen Gott!« Ja, wir haben von ihrd.h. von der Bundeslade. Nachdem diese zuerst in Silo gestanden hatte (1.Sam 1,3), wurde sie in Jaar (= Kirjath-Jearim) im Gebiet von Ephratha (= Bethlehem) aufgestellt (vgl. 1.Sam 7,1-2; 2.Sam 6,3). gehört in Ephrath, sie gefunden im Gefilde von Jaar: »Laßt uns in seine Wohnung treten, uns niederwerfen vor dem Schemel seiner Füße! Brich auf, o HERR, zu deiner Ruhstatt, du und die Lade (das Sinnbild) deiner Macht! Laß deine Priester sich kleiden in Gerechtigkeit, und deine Frommen mögen jubeln! Um deines Knechtes David willen weise das Antlitz deines Gesalbten nicht ab!« Geschworen hat der HERR dem David einen Eid, einen wahren Eid, von dem er nicht abgeht: »Von deinen leiblichen Sprossen will einen ich setzen auf deinen Thron. Wenn deine Söhne meinen Bund beachten und meine Zeugnisse, die ich sie lehren werde, so sollen auch ihre Söhne für und für sitzen auf deinem Thron.« Denn der HERR hat Zion erwählt, hat es zu seiner Wohnung begehrt: »Dies ist meine Ruhstatt für immer, hier will ich wohnen, weil ich’s so begehrt. Zions Nahrung will ich reichlich segnen, seine Armen sättigen mit Brot; seine Priester werde in Heil ich kleiden, seine Frommen sollen laut frohlocken. Dort will ich Davids Macht erblühen lassen;W.: Dort will ich dem David ein Horn sprossen lassen. eine Leuchted.h. einen Thronerben, Stammhalter. hab’ ich meinem Gesalbten bereitet. Seine Feinde will ich kleiden in Schmach, doch ihm soll auf dem Haupt die Krone glänzen.« Segen der brüderlichen EintrachtSeht, wie schön und wie lieblich ist’s,Ein Wallfahrtslied Davids.wenn Brüder auch (friedlich) beisammen wohnen! Das gleicht dem köstlichen Öl auf dem Haupt, das herabtroff in den Bart, in Aarons Bart, der niederwallte auf den Saum seiner Gewandung. Es gleicht dem Hermontau, der niederfällt auf die Berge Zions; denn dorthin hat der HERR den Segen entboten, Leben bis in Ewigkeit. Lied der Tempelwächter beim NachtgottesdienstWohlan, preiset den HERRN,Ein Wallfahrtslied.alle ihr Diener des HERRN, die ihr steht in den Nächten im Hause des HERRN! Erhebt eure Hände zum Heiligtum hin und preiset den HERRN! Dich segne der HERR von Zion her, der Schöpfer von Himmel und Erde! Lobpreis des allein wahren Gottes (Ps 135 und 136 bilden das sogenannte »große Hallel«)Halleluja! Preiset den Namen des HERRN, preist ihn, ihr Diener des HERRN, die ihr stehet im Hause des HERRN, in den Höfen am Haus unsers Gottes! Preiset den HERRN, denn gütig ist der HERR; lobsingt seinem Namen, denn lieblich ist er! Denn Jakob hat der HERR sich erwählt und Israel sich zum Eigentum erkoren. Ja, ich weiß es: groß ist der HERR, und unser Gott steht über allen Göttern; alles, was dem HERRN gefällt, das führt er aus im Himmel und auf Erden, in den Meeren und allen Tiefen. Er ist’s, der Wolken heraufführt vom Ende der Erde, der Blitze bei Gewitterregen schafft, der den Wind aus seinen Speichern herausläßt. Er war’s, der Ägyptens Erstgeburten schlug unter Menschen wie beim Vieh; der Zeichen und Wunder sandte in deine Mitte, Ägypten, gegen den Pharao und all seine Knechte. Er war’s, der viele Völker schlug und mächtige Könige tötete: Sihon, den König der Amoriter, und Og, den König von Basan, und alle Königreiche Kanaans, und ihr Land als Erbbesitz hingab, als Erbe seinem Volke Israel. O HERR, dein Name währt ewig, dein Gedächtnis, o HERR, von Geschlecht zu Geschlecht denn der HERR schafft Recht seinem Volk und erbarmt sich über seine Knechte. Die Götzen der Heiden sind Silber und Gold, das Machwerk von Menschenhänden; sie haben einen Mund und können nicht reden, haben Augen und sehen nicht; sie haben Ohren und können nicht hören, auch ist kein Odem in ihrem Munde. Ihnen gleich sind ihre Verfertiger, jeder, der auf sie vertraut. Ihr vom Hause Israel, preiset den HERRN! Ihr vom Hause Aaron, preiset den HERRN! Ihr vom Hause Levi, preiset den HERRN! Ihr, die ihr fürchtet den HERRN, preiset den HERRN! Gepriesen sei der HERR von Zion aus, er, der da wohnt in Jerusalem! Halleluja! Danklied für Gottes Wohltaten an IsraelDanket dem HERRN, denn er ist freundlich, ja, ewiglich währt seine Gnade! Danket dem Gott der Götter – ja, ewiglich währt seine Gnade! Danket dem Herrn der Herren – ja, ewiglich währt seine Gnade! Ihm, der große Wunder tut, er allein: – ja, ewiglich währt seine Gnade! der den Himmel mit Weisheit geschaffen: – ja, ewiglich währt seine Gnade! der die Erde über den Wassern ausgebreitet: – ja, ewiglich währt seine Gnade! der die großen Lichter geschaffen: – ja, ewiglich währt seine Gnade! die Sonne zur Herrschaft am Tage: – ja, ewiglich währt seine Gnade! den Mond und die Sterne zur Herrschaft bei Nacht: – ja, ewiglich währt seine Gnade! Ihm, der Ägypten schlug an seinen Erstgeburten: – ja, ewiglich währt seine Gnade! und Israel aus ihrer Mitte führte: – ja, ewiglich währt seine Gnade! mit starker Hand und hocherhobnem Arm: – ja, ewiglich währt seine Gnade! der das Schilfmeer in zwei Teile zerschnitt: – ja, ewiglich währt seine Gnade! und Israel mitten hindurchziehen ließ: – ja, ewiglich währt seine Gnade! und den Pharao und sein Heer ins Schilfmeer stürzte: – ja, ewiglich währt seine Gnade! Ihm, der sein Volk durch die Wüste führte: – ja, ewiglich währt seine Gnade! der große Könige schlug: – ja, ewiglich währt seine Gnade! und mächtige Könige tötete: – ja, ewiglich währt seine Gnade! Sihon, den König der Amoriter: – ja, ewiglich währt seine Gnade! und Og, den König von Basan: – ja, ewiglich währt seine Gnade! und ihr Land als Erbbesitz hingab: – ja, ewiglich währt seine Gnade! als Erbbesitz seinem Knechte Israel: – ja, ewiglich währt seine Gnade! ihm, der in unsrer Erniedrigung unser gedachte: – ja, ewiglich währt seine Gnade! und uns von unsern Drängern befreite: – ja, ewiglich währt seine Gnade! der Nahrung allen Geschöpfen gibt: – ja, ewiglich währt seine Gnade! Danket dem Gott des Himmels: ja, ewiglich währt seine Gnade! Klage der gefangenen Judäer an Babels StrömenAn Babels Strömen, da saßen wir und weinten, wenn Zions wir gedachten; an die Weiden, die dort stehen, hängten wir unsre Harfen; denn Lieder verlangten von uns dort unsre Zwingherrn, und unsre Peiniger hießen uns fröhlich sein: »Singt uns eins von euren Zionsliedern!« Wie sollten wir singen die Lieder des HERRN auf fremdem Boden? Vergesse ich dich, Jerusalem, so verdorre mir die rechte Hand!W.: so möge mich meine rechte Hand vergessen = absterben, mir keinen Dienst mehr leisten. Die Zunge bleibe mir am Gaumen kleben, wenn ich deiner nicht eingedenk bleibe, wenn ich Jerusalem nicht stelle über alles, was mir Freude macht!W.: hinstelle als den Gipfelpunkt meiner Freude. Gedenke, HERR, den Söhnen Edoms den Unglückstag Jerusalems, wie sie riefen: »Reißt nieder, reißt nieder bis auf den Grund in ihm!« Bewohnerschaft Babels, Verwüsterin! Heil dem, der dir vergilt dasselbe, was du an uns verübt! Heil dem, der deine Kindlein packt und am Felsen sie zerschmettert! Danklied für Gottes Güte und TreueDanken will ich dir (HERR) von ganzem Herzen,Von David.vor den GötternDie Götter, vor denen der Psalmist lobsingen will, sind entweder die Götter der Heiden oder die weltlichen Machthaber, die Herrscher und Obrigkeiten (vgl. 82,1). Andere denken an die »Engel«, die beim Gottesdienst unsichtbar zugegen sind (vgl. 1.Kor 11,10). will ich dir lobsingen; vor deinem heiligen Tempel will ich anbeten und deinen Namen preisen ob deiner Gnade und Treue; denn über deinen ganzen Namen hinaus hast dein Wort du groß gemacht. Als ich rief zu dir, da hast du mich erhört, hast mir Mut verliehn: in mein Herz kam Kraft. Danken werden dir, HERR, alle Könige der Erde, wenn sie hören die Worte deines Mundes, und werden singen vom Walten des HERRN, denn groß ist die Herrlichkeit des HERRN. Denn der HERR ist erhaben und sieht doch den Niedrigen, den Stolzen aber erkennt er schon von ferne. Wenn ich auch mitten in Drangsal wandle, erhältst du mir dennoch das Leben; du streckst deine Hand aus gegen die Wut meiner Feinde, und deine Rechte hilft mir. Der HERR wird’s mir zum Heil vollführen; o HERR, deine Gnade walte für immer: laß die Werke deiner Hände nicht fahren! Gott der Allwissende und AllgegenwärtigeHERR, du erforschest michDem Musikmeister, von David ein Psalm.und kennst mich; du weißt es, ob ich sitze oder aufstehe, du verstehst, was ich denke, von ferne; ob ich wandre oder ruhe, du prüfst es und bist mit all meinen Wegen vertraut; denn ehe ein Wort auf meiner Zunge liegt, kennst du, o HERR, es schon genau. Du hältst mich von hinten und von vorne umschlossen und hast deine Hand auf mich gelegt. Zu wunderbar ist solches Wissen für mich, zu hoch: ich vermag’s nicht zu begreifen! Wohin soll ich gehn vor deinem Geist und wohin fliehn vor deinem Angesicht? Führe ich auf zum Himmel, so wärst du da, und lagert’ ich mich in der Unterwelt, so wärst du dort; nähme ich Schwingen des Morgenrots zum Flug und ließe mich nieder am äußersten Westmeer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich fassen; und spräch’ ich: »Lauter Finsternis soll mich umhüllen und Nacht sei das Licht um mich her!« – auch die Finsternis würde für dich nicht finster sein, vielmehr die Nacht dir leuchten wie der Tag: Finsternis wäre für dich wie das Licht. Denn du bist’s, der meine Nieren gebildet, mich gewoben im Schoß meiner Mutter. Ich danke dir, daß ich so überaus wunderbar bereitet bin: wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt das wohl. Meine Wesensgestaltung war dir nicht verborgen, als im Dunkeln ich gebildet ward, kunstvoll gewirkt in den Tiefen der Erde.A.Ü.: in der geheimen Werkstatt, der Erde. Der Sinn ist wohl einfach »in tiefster Verborgenheit«. Deine Augen sahen mich schon als formlosen Keim, und in deinem Buch standen eingeschrieben alle Tage, die vorbedacht waren, als noch keiner von ihnen da war. Für mich nun – wie kostbar sind deine Gedanken, o Gott, wie gewaltig sind ihre Summen! Wollt’ ich sie zählen: ihrer sind mehr als des Sandes; wenn ich erwache, bin ich noch immer bei dir. Möchtest du doch die Frevler töten, o Gott! Und ihr Männer der Blutschuld, weichet von mir! Sie, die von dir mit Arglist reden, mit Falschheit reden als deine Widersacher. Sollt’ ich nicht hassen, die dich, HERR, hassen, nicht verabscheun, die sich erheben gegen dich? Ja, ich hasse sie mit tödlichem Haß: als Feinde gelten sie mir. Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ich wandle auf trüglichem Wege, und leite mich auf dem ewigen Wege! Gebet um Errettung von hinterlistigen FeindenRette mich, HERR, von den bösen Menschen!Dem Musikmeister, ein Psalm von David.Vor den Freunden der Gewalttat schütze mich, die auf Böses im Herzen sinnen und allezeit Streit erregen! Sie spitzen ihre Zungen der Schlange gleich, Otterngift ist hinter ihren Lippen. SELA. Behüte mich, HERR, vor den Händen der Frevler! Vor den Freunden der Gewalttat schütze mich, die darauf sinnen, zu Fall mich zu bringen!W.: meine Tritte wegzustoßen. Die Frechen legen mir heimlich Schlingen und Fallstricke, spannen Netze aus zur Seite des Wegs und stellen mir Fallen. SELA. Ich sage zum HERRN: »Du bist mein Gott, vernimm, o HERR, mein lautes Flehen!« O HERR, mein Gott, meine starke Hilfe, du hast mein Haupt beschirmt am Tage des Kampfes: gewähre nicht, HERR, die Gelüste der Frevler, laß ihr böses Trachten nicht gelingen! SELA. Erheben sie das Haupt rings um mich her, so falle das Unheil ihrer Lippen auf sie selbst! Er lasse glühende Kohlen auf sie regnen, ins Feuer stürze er sie, in Wasserfluten, daß sie nicht aufstehn können! Der Verleumder wird keinen Halt im Lande gewinnen; der Mann der Gewalttat jage das Unglück Stoß auf StoßA.Ü.: ins Verderben (oder: bis zum Sturz oder: in Abgründe).! Ich weiß, der HERR wird führen des Elenden Sache, den Rechtsstreit der Armen. Ja, die Gerechten werden deinen Namen preisen, die Redlichen bleiben wohnen vor deinem Angesicht. Gebet um Bewahrung vor Bösem und vor VerfolgernHERR, ich rufe dich,Ein Psalm Davids.eile mir zu Hilfe! Vernimm meine Stimme, wenn ich zu dir rufe! Laß mein Gebet dir als Räucherwerk gelten, das Aufheben meiner Hände als Abendopfer! Stelle, o HERR, eine Wache vor meinen Mund, behüte das Tor meiner Lippen! Laß mein Herz sich nicht neigen zu bösem Tun, daß ich gottlose Taten verübe im Verein mit Männern, die Übeltäter sind: ich mag nicht essen von ihren Leckerbissen! Schlägt mich ein Gerechter: das ist Liebe, und weist er mich zurecht: das ist Salbe fürs Haupt; nicht soll mein Haupt dagegen sich sträuben; denn noch ist’s der Fall, daß für ihre Bosheit mein Gebet erfolgt.Die Übersetzung von Vers 5 Schluß bis Vers 7 ist ganz unsicher. Der hebräische Text ist offenbar verderbt. Sind ihre Richter eine Felswand hinabgestürzt worden, so wird man hören, daß meine Worte lieblich sind. Wie einer das Erdreich furcht und aufreißt, so sind unsere Gebeine hingestreut für den Rachen der Unterwelt. Denn auf dich, o Allherr, sind meine Augen gerichtet, bei dir such’ ich Zuflucht: gib mein Leben nicht hin in den Tod!W.: schütte meine Seele nicht aus. Behüte mich vor der Schlinge, die sie mir gelegt, und vor den Fallstricken der Übeltäter! Laß die Frevler fallen in ihre eigenen Netze, während ich zugleich daran vorübergehe! Hilferuf in schwerer BedrängnisLaut schrei’ ich zum HERRN,Ein Lehrgedicht Davids, als er sich in der Höhle befand, ein Gebet.laut fleh’ ich zum HERRN, ich schütte meine Klage vor ihm aus, tue kund vor ihm meine Not. Wenn mein Geist in mir verschmachtet, du kennst doch meinen Lebenspfad. Auf dem Wege, den ich wandeln will, hat man mir heimlich ein Fangnetz ausgespannt. Blick’ ich nach rechts und halte Umschau: ach, da ist keiner, der mich versteht! Verschlossen ist mir jede Zuflucht: niemand fragt nach mir! Ich schreie, HERR, zu dir, ich sage: »Du bist meine Zuflucht, mein Anteil im Lande der Lebenden!« Ach, merk’ auf mein Flehn, denn ich bin gar schwach geworden! Rette mich vor meinen Verfolgern, denn sie sind mir zu stark! Führe mich aus der Umkreisung hinaus, damit ich deinen Namen preise! Die Gerechten werden bei mir erwarten, daß du mir wohltust.A.Ü.: Die Frommen werden mich freudig umringen, wenn du mir wohlgetan hast. Hilferuf in äußerer und innerer Not (Siebenter Bußpsalm)HERR, höre mein Gebet,Ein Psalm Davids.vernimm mein Flehen um deiner Treue willen! Erhöre mich nach deiner Gerechtigkeit und geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht! Denn vor dir ist kein Lebender gerecht. Ach, der Feind verfolgt meine Seele, hat mein Leben zu Boden geschlagen, versetzt mich in Nacht wie die ewig Toten. Nun will mein Geist in mir verzagen, mein Herz erstarrt mir in der Brust. Ich gedenke der früheren Tage, rufe all deine Taten mir ins Gedächtnis, denke über dein ganzes Walten nach; ich breite meine Hände aus nach dir: meine Seele dürstet nach dir wie lechzendes Land. SELA. Eile, mich zu erhören, o HERR: mein Geist verzagt! Verhülle dein Angesicht nicht vor mir, sonst werde ich denen gleich, die ins Totenreich gefahren. Laß schon früh am Morgen mich deine Gnade erfahren, denn auf dich vertraue ich! Tu mir kund den Weg, den ich gehn soll, denn zu dir erhebe ich meine Seele! Rette mich, HERR, von meinen Feinden: zu dir nehme ich meine Zuflucht! Lehre mich das dir Wohlgefällige tun, denn du bist mein Gott: dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn! Um deines Namens willen, HERR, erhalt’ mich am Leben, nach deiner Gerechtigkeit hilf mir aus der Not, und nach deiner Gnade vertilge meine Feinde und vernichte alle, die meine Seele bedrängen; ich bin ja dein Knecht! Lob- und Bittgebet; Israels SegensfülleGepriesen sei der HERR, mein Fels,Von David.der meine Hände tüchtig gemacht zum Kampf, meine Finger geschickt zum Kriege, mein Wohltäter und meine Burg, meine Feste und mein Retter, mein Schild und der, auf den ich vertraue; Völker hat er mir unterworfen! HERR, was ist der Mensch, daß du ihn beachtest, des Menschen Sohn, daß du seiner gedenkst? Der Mensch gleicht einem Hauch, seine Tage sind wie ein Schatten, der vorüberfliegt. HERR, neige deinen Himmel und fahre herab, rühre die Berge an, daß sie rauchen! Schleudre Blitze und zerstreue sie, schieß deine Pfeile ab und laß sie zerstieben! Strecke deine Hände aus der Höhe herab, reiß mich heraus und rette mich aus gewaltigen Fluten, aus der Hand der Söhne der Fremde, deren Lippen Lügen reden und deren Rechte mit Täuschung umgeht.nämlich beim Schwören durch Meineid und beim Handschlag durch Treubruch. Gott, ein neues Lied will (alsdann) ich dir singen, auf zehnsaitiger Harfe dir spielen: dir, der den Königen Sieg verleiht, der David, seinen Knecht, entrissen dem mörderischen Schwert. Reiß mich heraus und rette mich aus der Hand der Söhne der Fremde, deren Lippen Lügen reden und deren Rechte mit Täuschung umgeht! – O gib, daß unsere Söhne in ihrer Jugendkraft hochgewachsenen Setzlingen gleichen! Daß unsre Töchter seien wie schöngemeißelte Ecksäulen an prächtig gebauten Palästen! Daß unsre Speicher, wohlgefüllt, spenden einen Vorrat nach dem andern! Daß unser Kleinvieh sich tausendfach mehre, zehntausendfach auf unsern Triften! Daß unsre Rinder trächtig seien ohne Mißgeschick und ohne Fehlgeburt, keine Spaltung im Volk und kein Wehgeschrei auf unsern Straßen! Glückselig das Volk, dem es so ergeht! Glückselig das Volk, dessen Gott der HERR ist! Loblied auf die Größe und Güte Gottes, des Erhalters und Beherrschers der WeltIch will dich erheben, mein Gott,Ein Loblied von David.du König, und deinen Namen preisen immer und ewig! An jedem Tage will ich dich preisen und deinen Namen rühmen immer und ewig! Groß ist der HERR und hoch zu rühmen, und seine Größe ist unausforschlich. Ein Geschlecht wird dem andern rühmen deine Werke und kundtun deine gewaltigen Taten. Von der herrlichen Pracht deiner Hoheit will ich reden, und von deinen Wundertaten (will ich singen). Von der Macht deines furchtbaren Waltens wird man reden, und deine Größe – davon will ich erzählen! Den Ruhm deiner reichen Güte wird man verkünden und jubelnd preisen deine Gerechtigkeit. Gnädig und barmherzig ist der HERR, langmütig und reich an Güte. Der HERR ist gütig gegen alle, und sein Erbarmen umfaßt alle seine Werke. Alle deine Werke werden dich loben, HERR, und deine Frommen dich preisen; die Herrlichkeit deines Königtums werden sie rühmen und reden von deiner Macht, um den Menschenkindern kundzutun seine mächtigen Taten und die herrliche Pracht seines Königtums. Dein Reich ist ein Reich für alle Ewigkeiten, und deine Herrschaft besteht durch alle Geschlechter. Getreu ist der HERR in seinen Worten und heilig in all seinem Tun. Der HERR stützt alle Fallenden und richtet alle Gebeugten auf. Aller Augen warten auf dich,W.: schauen nach dir aus. und du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit; du tust deine Hand auf und sättigst alles, was lebt, mit Wohlgefallend.h. mit der den Geschöpfen wohlgefälligen Nahrung. . Gerecht ist der HERR in all seinem Walten und liebreich in all seinem Tun. Der HERR ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn in Treued.h. mit Aufrichtigkeit, in zuverlässiger Gesinnung. Luther übersetzt: »mit Ernst«. anrufen; er erfüllt das Begehren derer, die ihn fürchten, er hört ihr Schreien und hilft ihnen. Der HERR behütet alle, die ihn lieben, doch alle Frevler rottet er aus. Mein Mund soll verkünden den Lobpreis des HERRN, und alles Fleisch soll preisen seinen heiligen Namen immer und ewig! Wohl dem, der auf den Herr vertraut!Halleluja! Lobe den HERRN, meine Seele! Loben will ich den HERRN, solange ich lebe, will meinem Gott lobsingen, solange ich bin! Verlaßt euch nicht auf Fürsten, nicht auf Menschen, die ja nicht helfen können! Geht der Odem ihnen aus, so kehren sie zurück zum Staube; am gleichen Tage ist’s aus mit ihren Plänen. Wohl dem, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist, dessen Hoffnung ruht auf dem HERRN, seinem Gott, auf ihm, der Himmel und Erde geschaffen, das Meer mit allem, was in ihnen ist, der Treue ewiglich hält; der Recht den Unterdrückten schafft und Brot den Hungrigen gibt. Der HERR macht die Gefangenen frei; der HERR gibt Blinden das Augenlicht, der HERR richtet die Gebeugten auf, der HERR hat lieb die Gerechten; der HERR behütet den Fremdling; Waisen und Witwen hält er aufrecht; doch den Weg der Gottlosen macht er zum Irrweg. Der HERR wird König in Ewigkeit sein, dein Gott, o Zion, für und für! Halleluja! Lobpreis der Allmacht, Güte und Weisheit GottesPreiset den HERRN! Denn schön ist’s, unserm Gott zu lobsingen, ja lieblich und wohlgeziemend ist Lobgesang. Der HERR baut Jerusalem wieder auf, er sammelt Israels zerstreute Söhne; er heilt, die zerbrochnen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden; er bestimmt den Sternen ihre Zahl und ruft sie alle mit Namen. Groß ist unser Herr und allgewaltig, für seine Weisheit gibt’s kein Maß. Der HERR hilft den Gebeugten auf, doch die Gottlosen stürzt er nieder zu Boden. Stimmt für den HERRN ein Danklied an, spielt unserm Gott auf der Zither – ihm, der den Himmel mit Wolken bedeckt und Regen schafft für die Erde, der Gras auf den Bergen sprießen läßt, der den Tieren ihr Futter gibt, den jungen Raben, die zu ihm schreien! Er hat nicht Lust an der Stärke des Rosses, nicht Gefallen an den Schenkeln des Mannes; Gefallen hat der HERR an denen, die ihn fürchten, an denen, die auf seine Gnade harren. Preise den HERRN, Jerusalem, lobsinge, Zion, deinem Gott! Denn er hat die Riegel deiner Tore stark gemacht, gesegnet deine Kinder in deiner Mitte; er schafft deinen Grenzen Sicherheit, sättigt dich mit dem Mark des Weizens.d.h. mit dem besten Weizen. Er läßt sein Machtwort nieder zur Erde gehn: gar eilig läuft sein Gebot dahin; er sendet Schnee wie Wollflocken und streut den Reif wie Asche aus; er wirft seinen Hagel wie Brocken herab: wer kann bestehn vor seiner Kälte? Doch läßt er sein Gebot ergehn, so macht er sie schmelzen; läßt er wehn seinen Tauwind, so rieseln die Wasser. Er hat Jakob sein Wort verkündet, Israel sein Gesetz und seine Rechte. Mit keinem (anderen) Volk ist so er verfahren, drum kennen sie seine Rechte nicht. Halleluja! Alle Welt (= die ganze Schöpfung) lobe den Herrn!Halleluja! Lobet den HERRN vom Himmel her, lobet ihn in den Himmelshöhen! Lobet ihn, alle seine Engel, lobet ihn, alle seine Heerscharen! Lobet ihn, Sonne und Mond, lobet ihn, alle ihr leuchtenden Sterne! Lobet ihn, ihr Himmel der Himmel, und ihr Wasser oberhalb des Himmels! Loben sollen sie den Namen des HERRN, denn er gebot, da waren sie geschaffen, und er hat sie hingestellt für immer und ewig und ihnen ein Gesetz gegeben, das übertreten sie nicht. Lobet den HERRN von der Erde her, ihr Seeungeheuer und alle Meeresfluten, du Feuer und Hagel, du Schnee und Nebel, du Sturmwind, der sein Gebot vollzieht; ihr Berge und Hügel allesamt, ihr Fruchtbäume und Zedern allzumal, ihr Tiere alle, wilde und zahme, du Gewürm und ihr beschwingte Vögel, ihr Könige der Erde und alle Völkerschaften, ihr Fürsten und alle Richter auf Erden, ihr Jünglinge mitsamt den Jungfrauen, ihr Greise samt den Jungen! Sie alle sollen loben den Namen des HERRN, denn sein Name allein ist erhaben; seine Hoheit überragt die Erde und den Himmel. Er hat sein Volk aufs neue zu Ehren gebracht:W.: Er hat das Horn seinem Volke erhöht. ein Ruhm ist das für alle seine Frommen, für Israels Söhne, das Volk, das am nächsten ihm steht. Halleluja! Israels Sieges- und RacheliedHalleluja! Singet dem HERRN ein neues Lied, seinen Lobpreis in der Versammlung der Frommend.h. der Gesetzestreuen.! Es freue sich Israel seines Schöpfers, Zions Söhne sollen jubeln ob ihrem König! Sie sollen seinen Namen preisen im Reigentanz, mit Pauken und Zithern ihm spielen! Denn der HERR hat Wohlgefallen an seinem Volk; er schmückt die Gebeugten mit Sieg.A.Ü.: er stattet Demütige mit Heil herrlich aus. Frohlocken sollen die Frommen mit StolzRichtiger vielleicht: in der Seele = in ihrem Inneren., sollen jauchzen auf ihren Lagern, Lobeserhebungen Gottes im Mund und ein doppelschneidiges Schwert in der Hand: um Rache zu vollziehn an den Heiden, Vergeltung an den Völkern, um ihre Könige mit Ketten zu binden und ihre Edlen mit eisernen Fesseln, um das längst geschriebene Urteil an ihnen zu vollstrecken: eine Ehre ist dies für alle seine Frommen! Halleluja! Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!Halleluja! Lobt Gott in seinem (himmlischen) Heiligtum, lobt ihn in seiner starken FesteGemeint ist das Firmament = das feste Himmelsgewölbe, an dem sich die Gestirne befinden (1.Mose 1,6-8).! Lobt ihn ob seinen Wundertaten, lobt ihn nach seiner gewaltigen Größe! Lobt ihn mit Posaunenschall, lobt ihn mit Harfe und Zither! Lobt ihn mit Pauke und Reigentanz, lobt ihn mit Saitenspiel und Flöte! Lobt ihn mit hellklingenden Zimbeln, lobt ihn mit lautschallenden Zimbeln! Alles, was Odem hat, lobe den HERRN! Halleluja! I. Erste Sammlung von Sprüchen Salomos (Kap. 1-9)1. Überschrift; Angabe des Zweckes der Schrift; Leitspruch des Buches (V.7)(Dies sind) die Sprüche Salomos, des Sohnes Davids, des Königs von Israel: damit man Weisheit und Zucht lernt, Verständnis gewinnt für verständige Reden, damit man Zucht erlangt, welche Besonnenheit verleiht, Gerechtigkeit, Sittlichkeit und Ehrenhaftigkeit, damit den Unerfahrenen Klugheit zuteil wird, den Jünglingen Erkenntnis und Lebenskunst. Auch der Weise möge sie vernehmen, um an Wissen zuzunehmen, und der Verständige möge sich (durch sie) Lebensklugheit aneignen, um Sinnsprüche und bildliche Rede zu verstehen, die Worte der Weisen und ihre Rätsel. Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis; die Toren verachten Weisheit und Zucht. 2. Aufforderung zu williger Folgsamkeit; Warnung vor Verführung, besonders vor Teilnahme an GewalttatenHöre, mein Sohn, auf die Belehrung deines Vaters und achte nicht gering die Unterweisung deiner Mutter! Denn sie sind ein schöner Kranz für dein Haupt und eine Schmuckkette für deinen Hals. Mein Sohn, wenn Sünder dich locken, so willige nicht ein. Wenn sie zu dir sagen: »Komm mit uns! Wir wollen auf Bluttaten ausgehen,A.L.: dem Redlichen nachstellen (oder: dem Frommen auflauern). dem Unschuldigen ohne Ursache auflauern! Wir wollen sie verschlingen wie das Totenreich, lebendig und mit Haut und Haaren, wie solche, die in die Grube hinabgefahren sind! Allerlei kostbares Gut wollen wir gewinnen, wollen unsere Häuser mit Raub anfüllen! Du sollst gleichen Anteil mit uns haben: wir wollen alle eine gemeinsame Kasse haben!« Mein Sohn, schließe dich ihnen auf ihren Wegen nicht an, halte deinen Fuß von ihrem Pfade zurück! Denn ihre Füße laufen dem Bösen zu und haben Eile, Blut zu vergießen.A.Ü.: sie eilen einem blutigen Tode entgegen. Denn vergeblich ist das Netz ausgebreitet vor den Augen des gesamten Vogelvolkes; vielmehr machen sie Anschläge gegen ihr eigenes Blut, stellen ihrem eigenen Leben nach. So ergeht es (schließlich) allen, die nach unrechtem Gewinn trachten: dieses (Trachten) kostet seinem Besitzer das (eigene) Leben. 3. Aufruf der Weisheit zu williger Beachtung ihrer Gebote; Drohungen an die WiderstrebendenDie Weisheit erhebt ihren Ruf laut auf der Straße, läßt ihre Stimme auf den Märkten erschallen; an der Ecke lärmerfüllter StraßenA.L.: hoch oben auf den Mauern. predigt sie; in den Eingängen der Stadttore, in der ganzen Stadt hält sie ihre Reden: »Wie lange noch wollt ihr Einfältigen die Einfältigkeit lieben und ihr Spötter Gefallen am Spotten finden und ihr Toren Erkenntnis hassen? Wendet euch meiner Zurechtweisung zu! Seht, ich will euch meinen Geist hervorströmen lassen, will euch meine Worte kundtun. Weil ich gerufen habe und ihr mich abgewiesen habt, weil ich mit der Hand gewinkt habe und niemand darauf geachtet hat, ihr vielmehr jeden Ratschlag von mir verworfen und auf meine Zurechtweisung nichts gegeben habt: so will auch ich bei eurem Unglück lachen, will spotten, wenn der Schrecken über euch kommt, wenn der Schrecken euch überfällt wie ein Unwetter und euer Verderben wie ein Sturmwind heranzieht, wenn Angst und Bedrängnis über euch hereinbrechen. Alsdann werden sie nach mir rufen, aber ich werde nicht antworten; sie werden mich eifrig suchen, aber mich nicht finden. Weil sie die Erkenntnis gehaßt und sich der Gottesfurcht nicht zugewandt, meinen Ratschlägen kein Gehör geschenkt, jede Zurechtweisung von mir verschmäht haben: – darum sollen sie die Frucht ihres Tuns zu schmecken bekommen und sich an ihren eigenen Anschlägen satt essen. Denn den Einfältigen bringt ihr eigenes Widerstreben den Tod, und ihre eigene Sorglosigkeit stürzt die Toren ins Verderben; wer aber auf mich hört, wird sicher wohnen und wohlgemut sein ohne Angst vor Unheil.« 4. Die Segnungen des eifrigen Trachtens nach WeisheitMein Sohn, wenn du meine Lehren annimmst und meine Weisungen bei dir verwahrst, indem du dein Ohr auf Weisheit lauschen läßt und dein Herz der Einsicht zuwendest, ja, wenn du nach der Verständigkeit rufst und deine Stimme laut nach der Einsicht erschallen läßt, wenn du nach ihr suchst wie nach Silber und ihr nachspürst wie verborgenen Schätzen: dann wirst du die Furcht vor dem HERRN verstehen lernen und die Erkenntnis Gottes gewinnen – denn der HERR ist’s, der Weisheit verleiht: aus seinem Munde kommt Erkenntnis und Einsicht; er hält für die Rechtschaffenen Glück in Bereitschaft und ist ein Schild für die, welche unsträflich wandeln, indem er die Pfade des Rechts behütet und über dem Ergehen seiner Frommen wacht –; dann wirst du Verständnis gewinnen für Gerechtigkeit und Recht, für Rechtschaffenheit (und überhaupt) für jegliche Bahn des Guten. Denn Weisheit wird in dein Herz einziehen und Erkenntnis deiner Seele erfreulich sein; Besonnenheit wird über dich wachen und Einsicht dich behüten, indem sie dich vor dem Wege der Bösen bewahrt, vor den Menschen, die Verkehrtes reden, vor denen, welche die geraden Pfade verlassen, um auf den Wegen der Finsternis zu wandeln; die ihre Freude daran haben, Böses zu verüben, und über boshafte Verkehrtheit frohlocken; deren Pfade krumm sind und die in ihren Bahnen auf Abwege geraten –; indem sie dich vom Eheweibe eines anderen fernhält, von der fremden Frau, die glatte Reden führt, die den trauten Freund ihrer Jugend verlassen und den vor ihrem Gott geschlossenen Ehebund vergessen hat; denn zum Tode sinkt ihr Pfad hinab, und zum Schattenreich (führen) ihre Bahnen; keiner von denen, die zu ihr eingehen, kehrt zurück, und keiner erreicht die Pfade des Lebens –; damit du auf dem Wege der Guten wandelst und die Pfade der Gerechten einhältst. Denn die Rechtschaffenen werden das Land bewohnen und die Unsträflichen darin übrigbleiben; die Gottlosen aber werden aus dem Lande ausgerottet und die Treulosen aus ihm entwurzelt. 5. Einzelmahnungen und Lob der Weisheita) Mahnungen zur Gottesfurcht und zu sittlichem Verhalten mit Hinweis auf den zu erwartenden LohnMein Sohn, vergiß meine Belehrung nicht und laß dein Herz meine Weisungen bewahren; denn langes Leben und Jahre des Glücks und Wohlergehen werden sie dir in Fülle bringen. – Liebe und Treue dürfen dich nicht verlassen: binde sie dir um den Hals, schreibe sie auf die Tafel deines Herzens, so wirst du Gunst und Beifall gewinnen bei GottW.: in den Augen (= nach dem Urteil) Gottes. und den Menschen. – Vertraue auf den HERRN mit ganzem Herzen und verlaß dich nicht auf eigene Klugheit; denke an ihn auf allen deinen Wegen, so wird er dir die Pfade ebnen. – Halte dich nicht selbst für weise; fürchte den HERRN und halte dich fern vom Bösen: das wird Arznei für deinen Leib sein und Labsal für deine Glieder. – Ehre den HERRN mit (Gaben von) deinem Vermögen und mit den Erstlingen deines gesamten Feldertrags, so werden deine Scheunen mit Überfluß sich füllen und deine Kufen von Most überfließen. – Mein Sohn, verschmähe nicht die Zucht des HERRN und sei nicht unwillig über seine Strafe; denn wen der HERR lieb hat, den züchtigt er, und zwar wie ein Vater den Sohn, mit dem er’s gut meint. b) Wert und Segen der WeisheitWohl dem Menschen, der Weisheit erlangt hat, und wohl dem Manne, der Einsicht gewinnt! Denn besser ist ihr Erwerb als der von Silber, und ihr Besitz ist mehr wert als Gold; kostbarer ist sie als Perlen, und alle Kleinodien kommen ihr nicht gleich. Langes Leben liegt in ihrer Rechten, in ihrer Linken Reichtum und Ehre. Ihre Wege sind beglückende Wege, und alle ihre Pfade sind Wohlergehen. Ein Baum des Lebens ist sie denen, die sie ergriffen haben, und wer sie festhält, ist glücklich zu preisen. – Der HERR hat durch Weisheit die Erde gegründet und den Himmel durch Einsicht festgestellt; durch seine Erkenntnis sind die Fluten der Tiefe (als Quellen) hervorgebrochen, und die Wolken lassen den Tau herabträufeln. – Mein Sohn, laß sie nicht aus deinen Augen entschwinden; halte fest an kluger Überlegung und Besonnenheit: so werden sie Leben für deine Seele sein und ein schöner Schmuck für deinen Hals; dann wirst du deinen Weg in Sicherheit wandeln und mit deinem Fuß nicht anstoßen. Wenn du dich schlafen legst, braucht dir nicht zu grauen; und legst du dich nieder, so wird dein Schlummer süß sein; du brauchst dich nicht vor plötzlichem Schrecken zu fürchten, auch nicht vor der Vernichtung der Gottlosen, wenn sie hereinbricht; denn der HERR wird deine Zuversicht sein und deinen Fuß vor dem Fallstrick behüten. c) Warnungen vor Lieblosigkeit gegen den Nächsten und vor GewalttätigkeitVersage keinem Bedürftigen eine Wohltat, wenn es in deiner Macht steht, sie zu erweisen. Sage nicht zu deinem Nächsten: »Geh (jetzt) und komm mal wieder!« und »Morgen will ich es dir geben«, während du es doch schon jetzt tun kannst. – Ersinne nichts Böses gegen deinen Nächsten, während er arglos neben dir wohnt. – Fange mit keinem Menschen Streit ohne Ursache an, wenn er dir nichts Böses zugefügt hat. – Sei nicht neidisch auf gewalttätige Menschen und verstehe dich nicht zu einem von ihren Wegen! Denn wer sich auf Abwege begibt, ist dem HERRN ein Greuel, aber mit den Redlichen hält er treue Freundschaft. Der Fluch des HERRN (lastet) auf dem Hause des Gottlosen, aber die Wohnung der Gerechten segnet er; für die Spötter wird er selbst ein Spötter, aber den Demütigen gibt er Gnade. Zu Ehren gelangen die Weisen, aber den Toren verschafft die Schande einen Namen. 6. Väterliche Ermahnung, nach der Weisheit zu streben und ihre Lehren zu befolgenHört, ihr Kinder, die väterliche Unterweisung und merkt wohl auf, um Einsicht zu lernen! Denn treffliche Lehre gebe ich euch: laßt meine Weisungen nicht unbeachtet! Denn als ich noch als Sohn bei meinem Vater war, als zartes und einziges Kind unter der Obhut meiner Mutter, da belehrte er mich und sagte zu mir: »Laß dein Herz meine Worte festhalten! Beobachted.h. beachte, befolge . meine Weisungen, so wirst du leben. Erwirb dir Weisheit, erwirb dir Einsicht, vergiß sie nicht und weiche nicht ab von den Worten meines Mundes! Laß sie nicht außer acht, so wird sie dich behüten; gewinne sie lieb, so wird sie dich beschirmen. Mit dem besten Teil deiner Habe erwirb dir Weisheit, und um den Preis deines ganzen Vermögens verschaffe dir Einsicht! Halte sie hoch, so wird sie dir Ansehen verleihen, wird dich zu Ehren bringen, wenn du sie mit Liebe umfängst; sie wird dir einen schönen Kranz aufs Haupt setzen, eine herrliche Krone dir bescheren.« Höre, mein Sohn, und nimm meine Worte an, so werden dir viele Lebensjahre zuteil werden. Über den Weg der Weisheit will ich dich belehren, will dich auf rechten Bahnen einhergehen lassen; wenn du (auf ihnen) wandelst, wird dein Schritt nicht gehemmt sein, und wenn du läufst, wirst du nicht zu Fall kommen. Halte an der Zucht fest, laß sie nicht fahren! Bewahre sie, denn sie ist dein Leben. Begib dich nicht auf den Pfad der Gottlosen und schreite nicht einher auf dem Wege der Bösen! Meide ihn, gehe nicht auf ihn hinüber! Wende dich von ihm ab und gehe daran vorüber! Denn sie können nicht schlafen, wenn sie nicht Böses (zuvor) getan haben; und der Schlaf ist ihnen geraubt, wenn sie nicht jemand verführt haben; denn das Brot, das sie essen, ist Gottlosigkeit, und der Wein, den sie trinken, ist Gewalttätigkeit. Aber der Pfad der Gerechten gleicht dem Glanz des Morgenlichts, das immer heller leuchtet bis zur vollen Tageshöhe. Der Weg der Gottlosen ist wie dunkle Nacht; sie gewahren nicht, worüber sie straucheln. Mein Sohn, merke auf meine Worte, leihe meinen Reden dein Ohr! Laß sie deinen Augen nie entschwinden, bewahre sie im Innersten deines Herzens! Denn Leben sind sie für jeden, der sie erfaßt, und heilsame Arznei für seinen ganzen Leib. Mehr als alles, was man zu bewachen hat, behüte dein Herz; denn von ihm hängt das Leben ab. Tu Falschheit des Mundes von dir ab und laß Lug und Trug fern von deinen Lippen sein! Dann können deine Augen geradeaus schauen und deine Augenlider frei vor dich hinblicken. Laß deinen Fuß auf gerader Bahn gehen und alle deine Wege fest gerichtet sein! Weiche nicht nach rechts noch nach links ab; halte deinen Fuß vom Bösen fern! 7. Warnung vor dem Verkehr mit Ehebrecherinnen; Lob des ehelichen LebensMein Sohn, merke auf meine Weisheit und leihe meiner Einsicht dein Ohr, um Besonnenheit zu beobachtend.h. beachten, üben . und damit deine Lippen Erkenntnis bewahren. Denn von Honigseim triefen die Lippen der fremden Frau, und glätter als Öl ist ihr Gaumen; aber zuletzt ist sie bitter wie Wermut, scharf wie ein zweischneidiges Schwert. Ihre Füße steigen zum Tode hinab, ihre Schritte sind geradeswegs zur Unterwelt gerichtet. Damit du nicht den Weg des Lebens einschlägst, sind ihre Bahnen unstet, ohne daß du es merkst. Nun denn, mein Sohn, höre auf mich und weiche nicht ab von den Worten meines Mundes! Halte deinen Weg fern von ihr und nahe dich nicht der Tür ihres Hauses, damit du nicht anderen deine Ehre hingeben mußt und (den Ertrag) deiner Jahre einem unerbittlichen (Rächer); damit nicht Fremde sich an deinem Vermögen sättigen und dein mühsam Erworbenes nicht in das Haus eines andern kommt, und du nicht schließlich seufzen mußt, wenn dir Leib und Fleisch dahingeschwunden ist,d.h.: wenn man dich gänzlich ausgeplündert hat. und du klagen mußt: »Ach, warum habe ich die Zucht gehaßt, und warum hat mein Herz die Warnung mißachtet! Warum habe ich nicht auf die Stimme meiner Lehrer gehört und meinen Erziehern kein Gehör geschenkt! Beinahe wäre ich ganz ins Verderben geraten inmitten der Gerichtsversammlung und in der Gemeinde!« Trinke Wasser nur aus deiner eigenen Zisterne und Quellwasser aus deinem eigenen Born! Sollen deine Quellen sich auf die Straße ergießen, deine Wasserbäche auf die freien Plätze? Nein, dir allein sollen sie angehören und keinem Fremden neben dir. Dein Brunnquell möge gesegnet sein, daß du am Weibe deiner Jugend dich erfreust! Das liebreizende Reh, die anmutige Gazelle – ihr Busen möge dich allezeit ergötzen, in ihrer Liebe sei immerdar trunken! Denn warum wolltest du, mein Sohn, an einer Fremden dich ergötzen und den Busen einer anderen umarmen? – Denn vor den Augen des HERRN liegen die Wege eines jeden offen da, und auf alle seine Pfade gibt er acht. Die eigenen Verschuldungen fangen ihn, den Gottlosen, und durch die Bande seiner Sünde wird er festgehalten. Sterben wird ein solcher infolge des Mangels an Zucht und ob seiner großen Torheit zum Sturz hintaumeln. 8. Warnungen vor Bürgschaftsleistung, Trägheit, Falschheit und allem gottverhaßten WesenMein Sohn, hast du dich für deinen Nächsten verbürgt, für einen andern dich durch Handschlag verpflichtet, bist du durch ein mündliches Versprechen gebunden und hast du dich durch eine Zusage verstricken lassen, so tu doch ja dies, mein Sohn, damit du wieder frei wirst – denn du bist in die Gewalt deines Nächsten gefallen –: Gehe hin, wirf dich vor ihm nieder und bestürme deinen Nächsten mit Bitten! Gönne deinen Augen keinen Schlaf und deinen Augenlidern keinen Schlummer! Mache dich frei von ihm wie eine Gazelle aus der Hand (des Jägers) und wie ein Vogel aus der Hand des Vogelstellers! – Gehe hin zur Ameise, du Fauler, sieh ihr Tun an, damit du klug wirst. Obgleich sie kein Oberhaupt, keinen Vorsteher und Gebieter hat, sorgt sie doch im Sommer für ihren Unterhalt, sammelt in der Erntezeit ihre Nahrung ein. Wie lange noch willst du liegen bleiben, du Fauler? Wann endlich willst du von deinem Schlaf dich erheben? »Noch ein wenig Schlaf, ein wenig Schlummer, noch ein wenig die Hände falten, um auszuruhen!« So kommt denn die Verarmung an dich heran wie ein Schnellläufer und der Mangel wie ein gewappneter Mann. – Ein nichtswürdiger Mensch, ein heilloser Mann ist, wer mit Lug und Trug des Mundes umhergeht, wer mit den Augen blinzelt,d.h. dem Genossen geheimnisvolle Zeichen gibt; anders 10,10.mit den Füßen scharrt, mit den Fingern Zeichen gibt, wer hinterlistige Pläne im Herzen ersinnt, allezeit böse Anschläge schmiedet und Händel anstiftet. Darum wird ihn das Verderben plötzlich ereilen; unvermutet wird er zerschmettert werden unheilbar. – Sechs Dinge sind es, die der HERR haßt, und sieben sind seinem Herzen ein Greuel: hochmütige Augen, eine Lügenzunge und Hände, die unschuldiges Blut vergießen; ein Herz, das tückische Anschläge schmiedet, Füße, die eilends zu bösem Tun laufen; wer als falscher Zeuge Lügen aussagt und Hader anstiftet unter Brüdern. 9. Erneute Warnung vor dem Verkehr mit EhebrecherinnenMein Sohn, halte das Gebot deines Vaters fest und laß nicht die Weisung deiner Mutter fahren! Binde sie dir beständig aufs Herz, schlinge sie dir um den Hals! Wenn du umhergehst, möge sie dich geleiten; wenn du dich niedergelegt hast, möge sie dich bewachen, und bist du aufgewacht, so möge sie sich mit dir unterreden. Denn das Gebot ist eine Leuchte und die Weisung ein Licht; und die Zurechtweisungen der Zucht sind der Weg zum Leben(sglück): sie sollen dich bewahren vor dem bösen Weibe, vor der glatten Zunge einer fremden Frau. Trage in deinem Herzen kein Verlangen nach ihrer Schönheit und laß dich nicht von ihr durch ihre Blicke fangen! Denn der Preis für eine Buhldirne beträgt höchstens einen Laib Brot, aber eine verheiratete Frau macht Jagd auf die kostbare Seele. Kann wohl jemand Feuer in den Bausch des Gewandes fassen, ohne daß seine Kleider in Brand geraten? Oder kann jemand über glühende Kohlen gehen, ohne sich die Füße zu verbrennen? Ebenso ergeht es dem, der sich mit der Ehefrau eines andern einläßt: keiner, der sie berührt, kommt ungestraft davon. Man verachtet den Dieb nicht,A.Ü. (als Frage): Verachtet man nicht …? wenn er stiehlt, um seine Gier zu stillen, wenn ihn hungert; doch wenn er ertappt wird, mag (muß) er siebenfachen Ersatz leisten, (am Ende gar) das ganze Vermögen seines Hauses hingeben; wer aber mit einem verheirateten Weibe Ehebruch begeht, ist von Sinnen; nur wer sich selbst zugrunde richten will, tut so etwas. Schläge und Schmach trägt er als Lohn davon, und seine Schande ist unauslöschlich; denn Eifersucht ist wilder Zorn eines Ehemannes, und am Tage der Rache übt er keine Schonung: er läßt sich auf keinerlei Sühnegeld ein und bleibt unerbittlich, magst du ihm auch noch so viele Geschenke bieten. Schilderung der Verführung zu ehebrecherischer Unzucht; Warnung vor ihren schlimmen FolgenMein Sohn, bewahre meine Warnungen und halte meine Gebote im Gedächtnis fest! Bewahre meine Gebote, so wirst du leben, und hüte meine Lehren wie deinen Augapfel! Binde sie dir um die Finger, schreibe sie dir auf die Tafel deines Herzens! Sage zur Weisheit: »Du bist meine Schwester«, und nenne die Einsicht deine vertraute Freundin, damit sie dich von dem Eheweibe eines andern fernhält, von der fremden Frau, die glatte Reden führt. Denn als ich (einmal) am Fenster meines Hauses durch mein Gitter hinausschaute, da sah ich unter den Unerfahrenen, bemerkte ich unter den jungen Leuten einen unverständigen Jüngling, der auf der Straße hin und her ging, in der Nähe ihrer Ecke, und in der Richtung nach ihrem Hause schritt, in der Dämmerung, am Abend des Tages, tief in der Nacht und in der Finsternis. Da kam ihm auf einmal eine Frau entgegen im Anzug einer Lustdirne und mit arglistigem Herzen. Sie ist in leidenschaftlicher Aufregung und wilder Unruhe, ihre Füße halten’s in ihrem Hause nicht aus; bald ist sie auf der Straße, bald auf den freien Plätzen, und neben jeder Ecke lauert sie. Nun hascht sie ihn, küßt ihn und sagt zu ihm mit frecher Miene: »Dankopfer war ich schuldig: heute habe ich meine Gelübde entrichtet; darum bin ich ausgegangen dir entgegen, um dich aufzusuchen, und habe dich nun gefunden. Mit Teppichen habe ich mein Lager hergerichtet, mit bunten Decken von ägyptischem Linnen; ich habe mein Bett mit Myrrhe, Aloe und Zimt besprengt. Komm, wir wollen uns an der Liebe berauschen, bis zum Morgen in Liebeslust schwelgen! Denn der Mann ist nicht daheim, er ist weithin auf Reisen gegangen; die Geldtasche hat er mit sich genommen: erst am Vollmondstage kommt er wieder heim.« Durch ihr eifriges Zureden verführte sie ihn, mit ihrem glatten Geschwätz riß sie ihn fort: betört folgte er ihr wie ein Stier, der zur Schlachtung geht, und wie ein Hirsch, der ins Netz rennt, bis ein Pfeil ihm das Herz durchbohrt; wie ein Vogel dem Fanggarn zueilt, ohne zu ahnen, daß es um sein Leben geht. Nun denn, mein Sohn, so höre auf mich und achte auf die Mahnungen meines Mundes! Laß dein Herz sich nicht auf ihre Wege locken, verirre dich nicht auf ihre Pfade! denn viele Erschlagene hat sie zu Boden gestreckt, und zahlreich sind die, welche sie alle gemordet hat. Ihr Haus bildet den Eingang zur Unterwelt, Wege, die zu den Kammern des Todes hinabführen. 10. Einladung und Selbstempfehlung der Weisheit als Lehrmeisterin (vgl. Hiob 28)Horch! Die Weisheit ruft vernehmlich, und die Einsicht läßt ihre Stimme erschallen! Oben auf den Höhen am Wege, da wo die Pfade zusammenlaufen, hat sie sich aufgestellt; neben den Toren, am Ausgang der Stadt, am Eingang der Pforten ruft sie laut: »An euch, ihr Männer, richte ich meinen Ruf, und meine Stimme ergeht an die Menschenkinder. Gewinnt, ihr Einfältigen, Einsicht in Klugheit, und ihr Toren, gewinnt Einsicht in Verständigkeit! Hört zu! Denn ich habe Wertvolles zu sagen, und meine Lippen will ich auftun zu (auf-) richtiger Rede; denn mein Mund spricht Wahrheit aus, und Unehrlichkeit ist ein Greuel für meine Lippen. Aufrichtig sind alle Reden meines Mundes: es ist nichts Hinterlistiges und Trügerisches in ihnen; sie sind sämtlich klar für den Verständigen und richtig für die zur Erkenntnis Gelangten. Nehmt Unterweisung lieber an als Silber, und Erkenntnis lieber als auserlesenes Gold! Denn die Weisheit ist besser als Korallen, und alle Kleinode kommen ihr nicht gleich. Ich, die Weisheit, stehe im Bunde mit der Klugheit und verfüge über Erkenntnis wohldurchdachter Pläne. Die Furcht des HERRN besteht im Haß gegen das Böse; Hoffart, Hochmut und bösen Wandel sowie den Mund des Truges hasse ich. Mir steht kluger Rat und Überlegung zu Gebot, ich verfüge über Einsicht, und ich besitze Tatkraft. Durch mich üben die Könige ihre Königsmacht aus und erlassen die Machthaber gerechte Verordnungen; durch mich betätigen sich die Herrscher als Herrscher und alle Richter auf Erden als Edle. Ich liebe, die mich lieben, und wer mich eifrig sucht, der findet mich. Reichtum und Ehre sind bei mir zu finden, bleibender Wohlstand und Gerechtigkeit; was ich einbringe, ist wertvoller als feines, gediegenes Gold, und mein Ertrag kostbarer als auserlesenes Silber. Ich wandle auf dem Pfade der Gerechtigkeit, mitten auf den Bahnen des Rechts, um denen, die mich lieben, bleibenden Besitz zu verschaffen und ihre Schatzkammern zu füllen.« Die Weisheit als das erste und vorzüglichste Geschöpf Gottes»Der HERR hat mich geschaffen als den Erstling seiner Schöpfertätigkeit, als das früheste seiner Werke in der Urzeit. Von Ewigkeit her bin ich gebildet, von Anbeginn an, vor den Uranfängen der Erde. Als noch keine Fluten der Tiefe da waren, bin ich geboren worden, ehe es wasserreiche Quellen gab. Bevor die Berge eingesenkt waren, vor den Hügeln bin ich geboren worden, als er die Erde und die Fluren noch nicht geschaffen hatte und die ersten Schollen des Erdreichs. Als er den Himmel baute, war ich dabei, als er das Himmelsgewölbe feststellte über der weiten Urflut; als er die Wolken droben befestigte, als er die Quellen aus den Fluten der Tiefe mit Macht hervorbrechen ließ; als er dem Meer seine Grenze setzte, damit die Wasser seine Schranke nicht überschritten, als er die Grundpfeiler der Erde feststellte: da war ich als Künstlerin ihm zur Seite und war voller Entzücken Tag für Tag, indem ich vor seinen Augen allezeit spielte, indem ich auf seiner weiten Erdenwelt mein Spiel trieb und mein Entzücken an den Menschenkindern hatte.«A.Ü.: und Entzücken über mich war bei den Menschenkindern. Mahnung und Warnung»Nun denn, ihr Söhne, höret auf mich! Denn glückselig sind, die meine Wege einhalten. Höret auf meine Unterweisung, damit ihr weise werdet, und verwerft sie nicht! Wohl dem Menschen, der mir Gehör schenkt, indem er Tag für Tag an meiner Tür wacht und die Pfosten meiner Tore hütet! Denn wer mich findet, der findet das Leben und erlangt Wohlgefallen beim HERRN; wer mich aber verfehlt, der fügt seiner eigenen Seele Schaden zu: alle, die mich hassen, lieben den Tod.« 11. Frau Weisheit und Frau Torheit laden zu GastDie Weisheit hat sich ihr Haus gebaut, hat ihre sieben Säulen aufgerichtet; sie hat ihr Schlachtvieh geschlachtet, ihren Wein gemischt, auch ihre Tafel zugerüstet; sie hat ihre Mägde ausgesandt und läßt oben auf den höchsten Punkten der Stadt die Einladung ergehen: »Wer einfältig ist, kehre hier ein!« Und den Unverständigen läßt sie sagen: »Kommt her, eßt von meinem Brot und trinkt von dem Wein, den ich gemischt habe! Laßt die Torheit fahren, damit ihr lebt, und geht einher auf dem Wege der Einsicht!« – Wer einen Spötter zurechtweist, zieht sich Beschimpfung zu, und wer einen Gottlosen tadelt, hat Schande davon. Tadle den Spötter nicht, sonst wird er dich hassen; tadle den Weisen, so wird er dich liebgewinnen. Gib dem Weisen, so wird er noch weiser werden; belehre den Gerechten, so wird er an Wissen zunehmen. Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Weisheit, und die Erkenntnis des heiligen (Gottes) ist Einsicht. – »Denn durch mich werden deiner Tage viele werden und die Jahre deines Lebens sich mehren. Wenn du weise bist, so bist du es zu deinem eigenen Besten; bist du aber ein Spötter, so hast du es allein zu tragen.« Die Einladung der TorheitFrau Torheit ist ein leidenschaftliches Geschöpf, die reine Beschränktheit und kennt keine Scham; sie sitzt am Eingang ihres Hauses, auf einem Thron hoch oben in der Stadt, um die des Weges Vorübergehenden einzuladen, alle, die auf ihren Pfaden geradeaus wandeln: »Wer einfältig ist, der kehre hier ein!« Und zu den Unverständigen sagt sie: »Gestohlenes Wasser ist süß, und heimlich verzehrtes Brot schmeckt köstlich!« Und er bedenkt nicht, daß die Totengeister dort hausen, daß in den Tiefen des Totenreichs die von ihr beherbergten Gäste weilen. II. Zweite Sammlung von 375 (meist einzelnen) Sprüchen Salomos (10,1-22,16)Die Sprüche Salomos. Ein weiser Sohn macht seinem Vater Freude, aber ein törichter Sohn ist seiner Mutter Kummer. – Ungerecht erworbene Schätze bringen keinen Segen, aber Gerechtigkeit errettet vom Tode. – Den Hunger des Frommen läßt der HERR nicht ungestillt, aber die Gier der Gottlosen stößt er zurück. – Wer mit lässiger Hand arbeitet, verarmt, aber die Hand der Fleißigen schafft Reichtum. Wer im Sommer einsammelt, handelt verständigW.: ist ein verständiger … ein nichtsnutziger Sohn.; wer aber in der Erntezeit schläft, handelt schändlichB. – Reicher Segen kommt auf das Haupt des Gerechten, aber der Mund der Gottlosen birgt Gewalttat. – Das Andenken des Gerechten bleibt im Segen, aber der Name der Gottlosen vermodert. – Wer weisen Sinnes ist, nimmt Ratschläge an, aber ein närrischer Schwätzer kommt zu Fall. – Wer in Unschuld wandelt, der wandelt sicher; wer aber krumme Wege einschlägt, der wird durchschaut. – Wer mit den Augen blinzelt,d.h. Zeichen der Verachtung gibt, verhöhnt; anders 6,13. verursacht Kränkung, und ein närrischer Schwätzer kommt zu Fall.Vgl. V.8b. A.L.: wer aber mit Freimut rügt, stiftet Frieden (oder: schafft Heil). – Der Mund des Gerechten ist ein Quell des Lebens, aber der Mund der Gottlosen birgt Gewalttat. – Haß ruft Streit hervor, aber die Liebe deckt alle Verfehlungen zu. – Auf den Lippen des Verständigen findet man Weisheit, aber auf den Rücken des Unverständigen gehört der Stock. – Die Weisen halten mit ihrer Erkenntnis zurück, aber der Mund des Toren ist herannahendes Verderben. – Des Reichen Besitz ist für ihn eine feste Burg, aber für die Dürftigen ist ihre Armut ein Unheil. – Der Erwerb des Gerechten dient zum Leben, das Einkommen des Gottlosen zur Sünde. – Wer Zurechtweisung beachtet, befindet sich auf dem Wege zum Leben; wer aber Warnungen unbeachtet läßt, geht irre. – Wer Haß in sich verbirgt, hat Lügenlippen, und wer üble Nachrede verbreitet, ist ein Tor.A.L.: Gerechte Lippen bedecken Gehässiges, wer aber Verleumdungen verbreitet … – Wo viele Worte sind, da geht es ohne Verfehlung nicht ab; wer aber seine Lippen im Zaume hält, handelt klug. – Kostbares Silber ist die Zunge des Gerechten, der Verstand der Gottlosen (aber) ist wenig wert. – Die Lippen des Gerechten schaffen vielen eine Erquickung, aber die Toren gehen durch Unverstand zugrunde. – Der Segen des HERRN ist’s, der reich macht, und neben ihm fügt (eigene) Anstrengung nichts hinzu. – Dem Toren machen Schandtaten Vergnügen, dem verständigen Manne aber die (Betätigung der) Weisheit. – Wovor dem Gottlosen graut, das kommt über ihn; was aber die Gerechten sich wünschen, gewährt er ihnen. – Sobald der Sturmwind daherfährt, ist der Gottlose nicht mehr da, der Gerechte aber ist für die Ewigkeit fest gegründet. – Was der Essig für die Zähne und der Rauch für die Augen, das ist der Faule für den, der ihn ausgesandt hat. – Die Furcht des HERRN verlängert die Lebenstage, aber die Jahre der Gottlosen werden verkürzt. – Das Harren der Gerechten endet in Freude, aber die Hoffnung der Gottlosen wird vereitelt. – Das Walten des HERRN ist eine Schutzwehr für den Unschuldigen, aber ein Schrecken für die Übeltäter. – Der Gerechte wird nimmermehr wanken, aber die Gottlosen werden im Lande nicht wohnen bleiben. – Der Mund des Gerechten läßt Weisheit sprießen, aber die falsche Zunge wird ausgerottet. – Die Lippen des Gerechten verstehen sich auf das, was wohlgefällig ist, aber der Mund der Gottlosen nur auf Verkehrtes. Falsche Waage ist dem HERRN ein Greuel, aber volles Gewicht ist ihm wohlgefällig. – Kommt Übermut, so kommt auch Schande; bei den Bescheidenen aber ist Weisheit. – Die Redlichen leitet ihre Unschuld (sicher), die Treulosen aber richtet ihre Falschheit zugrunde. – Reichtum nützt nichts am Tage des Zorngerichts, Gerechtigkeit aber errettet vom Tode. – Die Gerechtigkeit des Unschuldigen macht seinen Weg eben, doch der Gottlose kommt durch seinen Frevelmut zu Fall. – Die Rechtschaffenen rettet ihre Gerechtigkeit, aber die Treulosen werden durch die eigene Gier gefangen. – Mit dem Tode eines gottlosen Menschen geht jede Hoffnung (für ihn) verloren, und die Erwartung der Ruchlosen wird vereitelt. – Der Gerechte wird aus der Not gerettet, und der Gottlose muß an dessen Platz treten. – Mit dem Munde sucht der Ruchlose seinen Nächsten zugrunde zu richten, aber durch ihre Umsicht retten sich die Gerechten. – Beim Wohlergehen der Gerechten frohlockt die Stadt, und beim Untergang der Gottlosen herrscht Jubel. – Durch den Segen der Rechtschaffenen kommt eine Stadt empor, aber durch den Mund der Gottlosen wird sie niedergerissen. – Wer seinen Nächsten geringschätzig behandelt, ist unverständig, aber ein einsichtsvoller Mann schweigt still. – Wer als Verleumder umhergeht, deckt Geheimnisse auf; wer aber ein treues Herz besitzt, hält die Sache geheim. – Wenn keine umsichtige Leitung da ist, kommt ein Volk zu Fall; gut aber steht’s, wenn Ratgeber in großer Zahl da sind. – Ganz schlimm kann es gehen, wenn man für einen andern Bürgschaft leistet; wer aber Verpflichtungen durch Handschlag meidet, geht sicher. – Ein liebenswürdiges Weib erlangt Ehre (ein häßlicher Schandfleck aber ist eine Frau, die Redlichkeit haßt. Die Faulen bringen es nicht zu Vermögen, die Fleißigen aber erlangen Reichtum)Nach der griechischen Übersetzung ergänzt.. – Ein liebevoller Mensch erweist sich selbst Gutes, der Hartherzige aber schneidet sich selbst ins Fleisch. – Der Gottlose erwirbt nur trügerischen Gewinn, wer aber Gerechtigkeit sät, einen sicheren Lohn. – So gewiß die Gerechtigkeit zum Leben führt, so sicher geht der, welcher dem Bösen nachjagt, zu seinem Tode. Menschen mit falschem Herzen sind dem HERRN ein Greuel; wer aber unsträflich wandelt, gefällt ihm wohl. – Die Hand darauf! Der Böse bleibt nicht ungestraft; aber die Nachkommenschaft der Gerechten kommt wohlbehalten davon. – Ein goldener Ring am Rüssel einer Sau: so ist ein schönes Weib ohne Sittsamkeit. – Das Streben der Gerechten führt zu lauter Glück, aber die Erwartung der Gottlosen zum Zorn. – Mancher teilt mit vollen Händen aus und bekommt immer noch mehr; ein anderer spart über Gebühr und wird dabei nur ärmer. – Eine wohltätige Seele wird reichlich gesättigt, und wer anderen zu trinken gibt, wird selbst getränkt.A.L.: wer aber flucht, wird ebenfalls verflucht. – Wer Getreide zurückhält, den verfluchen die Leute; aber Segen kommt auf das Haupt dessen, der Getreide verkauft. – Wer sich des Guten befleißigt, ist auf Wohlgefälliges bedacht; wenn aber jemand nach Bösem trachtet, wird es über ihn selbst kommen. – Wer sich auf seinen Reichtum verläßt, der wird verwelken; die Gerechten aber werden grünen wie junges Laub. – Wer sein eigenes Hauswesen vernachlässigt, wird Wind zum Besitz erhalten, und der Tor wird ein Knecht dessen, der weisen Sinnes ist. – Die Frucht des Rechttuns ist ein Baum des Lebens, aber Gewalttätigkeit nimmt das Leben.A.L.: und der Weise gewinnt die Herzen. – Siehe, der Gerechte erhält schon auf Erden seinen Lohn: wieviel mehr der Gottlose und der Sünder! Wer Zurechtweisung liebt, liebt Erkenntnis; wer aber die Rüge haßt, ist ein Dummkopf. – Der Gute erlangt Wohlgefallen beim HERRN, aber einen tückischen Menschen verdammt er. – Keiner gelangt durch Gottlosigkeit zu festem Bestand, aber die Wurzel der Frommen bleibt unerschüttert. – Ein braves Weib ist ihres Gatten Krone, ein nichtsnutziges aber ist wie Wurmfraß in seinen Gebeinen. – Die Gedanken der Gerechten gehen auf das, was recht ist, aber die Anschläge der Gottlosen auf Trug. – Die Reden der Gottlosen sind ein Lauern auf Blutvergießen, aber der Mund der Rechtschaffenen errettet sie. – Die Gottlosen werden umgestürzt und sind nicht mehr, aber das Haus der Gerechten bleibt bestehen. – Nach dem Maß seiner Einsicht wird ein jeder gelobt; wer aber verkehrten Sinnes ist, fällt der Verachtung anheim. – Besser gering sein und sich selbst bedienen, als vornehm tun und nichts zu essen haben. – Der Gerechte weiß, wie seinem Vieh zumute ist; aber das Herz der Gottlosen ist gefühllos. – Wer seinen Acker bestellt, wird satt zu essen haben; wer aber nichtigen Dingen nachjagt, ist unverständig. – Es gelüstet den Gottlosen nach dem Raube der Bösen, aber die Wurzel der Gerechten schlägt ausA.L.: steht in festem Grunde.. – In der Verfehlung der Lippen liegt ein böser Fallstrick, der Gerechte aber entgeht dem Unheil. – An den Folgen seiner RedenW.: An der Frucht seines Mundes (vgl. 18,20). hat jeder sattsam zu kauen, und was die Hände eines Menschen schaffen, das wird ihm vergolten. – Dem Toren dünkt sein Weg der richtige zu sein, aber der Weise hört auf Ratschläge. – Ein Tor ist, wer seinen Ärger auf der Stelle merken läßt; der Kluge dagegen läßt die Schmähung unbeachtet. – Wer die Wahrheit aussagt, tut Gerechtigkeit kund, ein falscher Zeuge aber Trug. – Es gibt Menschen, deren Geschwätz wie Schwertstiche durchbohrt; aber die Zunge der Weisen schafft Heilung. – Wahrhaftige Lippen bestehen ewiglich, aber Lügenzungen nur für einen Augenblick. – Trug wohnt im Herzen derer, die auf Böses sinnen; die aber Heilsames planen, erleben Freude. – Dem Gerechten widerfährt keinerlei Unheil, die Gottlosen aber trifft Unglück in Fülle. – Lügenlippen sind dem HERRN ein Greuel; wer aber die Wahrheit übt, gefällt ihm wohl. – Ein kluger Mensch hält mit seinem Wissen zurück, aber das Herz der Toren schreit Narrheit aus. – Die Fleißigen werden als Meister tätig sein, die Trägen aber müssen Zwangsarbeit verrichten. – Kummer im Herzen drückt einen Menschen nieder, aber ein freundliches Wort heitert ihn auf. – Der Gerechte weist seinem Genossen den rechten Weg,A.L.: Der Gerechte erspäht sich seine Weide (oder: sein Unterkommen). aber die Gottlosen führt ihr Weg in die Irre. – Nicht erjagt der Lässige sein Wild, aber einem fleißigen Menschen wird wertvolles Gut zuteil. – Auf dem Pfade der Gerechtigkeit ist Leben, der Weg des Frevels aber führt zum Tode. Ein weiser Sohn nimmt die Zurechtweisung des Vaters an, aber ein Spötter hört nicht auf Scheltreden. – Die Frucht des Rechttuns bekommt der Gute zu genießen, das Verlangen der Treulosen aber ist auf Gewalttat gerichtet. – Wer seinen Mund hütet, wahrt seine Seele; wer aber seine Lippen aufsperrt, dem schlägt es zum Verderben aus. – Das Herz des Trägen hegt viele Wünsche, jedoch erfolglos; aber das Verlangen der Fleißigen wird reichlich befriedigt. – Der Gerechte haßt Lug und Trug, aber der Gottlose handelt schändlich und nichtswürdig. – Die Gerechtigkeit behütet die unsträflich Wandelnden, Gottlosigkeit aber bringt die Sünder zu Fall. – Mancher stellt sich reich und hat doch gar nichts; mancher, der sich arm stellt, besitzt ein großes Vermögen. – Lösegeld für das Leben ist manchem sein Reichtum, doch ein Armer bekommt keine Drohung zu hören.A.L.: findet kein Mittel zum Loskauf. – Das Licht der Gerechten brennt lustig, aber die Leuchte der Gottlosen erlischt. – Bei Übermut gibt es nichts als Streit, aber bei denen, die sich raten lassen, ist Weisheit. – Mühelos erlangtes Vermögen zerrinnt; wer aber händeweis sammelt, der gewinnt immer mehr. – Lange hingezogene Hoffnung macht das Herz krank, ein erfüllter Wunsch aber ist ein Baum des Lebens. – Wer das Wort (Gottes) verachtet, verschuldet sich ihm gegenüber; wer aber das Gebot (Gottes) in Ehren hält, dem wird’s vergolten. – Die Belehrung des Weisen ist ein Born des Lebens, so daß man den Schlingen des Todes fern bleibt. – Gute Einsicht verschafft Anerkennung, aber der Treulosen Weg ist steinhart. – Alles vollführt der Kluge mit Überlegung, aber ein Tor kramt Dummheit aus. – Ein gottloser Gesandter richtet Unheil an, aber ein treuer Bote bringt Heilung. – Armut und Schande treffen den, der Zurechtweisung verschmäht; wer aber Zurechtweisung beachtet, kommt zu Ehren. – Die Erfüllung eines Wunsches tut dem Herzen wohl, aber ein Greuel ist es den Toren, vom Bösen abzulassen. – Wer mit Weisen umgeht, wird weise; wer sich aber zu den Toren gesellt, dem ergeht es übel. – Die Sünder verfolgt das Unglück, aber die Gerechten belohnt (Gott) mit Gutem. – Der Gute vererbt seinen Besitz auf Kindeskinder, aber der Reichtum des Sünders ist den Gerechten vorbehalten. – Reichliche Nahrung gewährt der Neubruch der Armen; aber mancher (Besitz) geht durch Unredlichkeit verloren. – Wer seine Rute schont, der haßt sein Kind; wer es aber lieb hat, läßt es früh die Züchtigung fühlen. – Der Gerechte hat zu essen, bis er seinen Hunger gestillt hat; aber der Magen der Gottlosen muß darben. Frau Weisheit baut ihr Haus auf, aber Frau Torheit reißt es mit eigenen Händen nieder. – Wer in seiner Redlichkeit wandelt, fürchtet den HERRN; wer aber krumme Wege geht, verachtet ihn. – Im Munde des Narren ist eine Rute für seinen Hochmut, aber dem Weisen dienen seine Lippen zum Schutz. – Wo keine Ochsen sind, bleibt die Krippe rein,A.L.: gibt es auch kein Getreide. aber reicher Ertrag kommt durch die Kraft von Pflugstieren. – Ein wahrhaftiger Zeuge lügt nicht, aber ein falscher Zeuge trägt Lügen vor. – Der Spötter sucht Weisheit, ohne sie zu finden; aber für den Verständigen ist die Erkenntnis etwas Leichtes. – Gehe von einem törichten Menschen weg, denn du lernst da nichts von einsichtsvollen Lippen kennen. – Die Weisheit des Klugen besteht darin, daß er auf seinen Weg acht gibt; aber die Narrheit der Toren ist Enttäuschung für sie selbst. – Der Toren spottet das Schuldopfer; aber unter Rechtschaffenen herrscht gutes Einvernehmen. – Das Herz allein kennt seinen Kummer, und auch in seine Freude kann sich kein Fremder mischen. – Das Haus der Gottlosen wird zerstört werden, das Zelt der Rechtschaffenen aber wird in Blüte stehen. – Mancher Weg erscheint einem Menschen gerade, aber das Ende davon sind Wege des Todes. – Sogar beim Lachen kann das Herz Kummer empfinden, und das Ende der Freude ist (oft) Traurigkeit. – Den Lohn für seine Wege bekommt der zu schmecken, dessen Herz abtrünnig ist, und ebenso ein guter Mensch für seine Handlungen. – Der Einfältige glaubt jedem Wort, der Kluge aber gibt auf seine Schritte acht. – Der Weise ist vorsichtig und meidet das Böse, der Tor aber ereifert sich und ist sorglos. – Der Jähzornige richtet Torheit an, ein besonnener Mensch aber bleibt ruhig. – Die Einfältigen eignen sich Dummheit an, die Klugen aber werden mit Erfahrung gekrönt. – Die Bösen müssen sich vor den Guten verneigen und die Gottlosen an den Türen des Gerechten stehen. – Sogar seinem Freunde ist der Arme widerwärtig; aber derer, die den Reichen lieben, sind viele. – Wer seinen Nächsten verächtlich behandelt, versündigt sich; wer sich aber der Unglücklichen erbarmt: Heil ihm! – Wahrlich, wer auf Böses sinnt, wird irre gehen; aber Liebe und Vertrauen erntet, wer gute Absichten hegt. – Bei jeder sauren Arbeit kommt ein Gewinn heraus, aber leeres Geschwätz bringt nur Verlust. – Für weise Menschen ist ihr Reichtum eine Krone, der Kranz der Toren aber ist die Torheit. – Ein wahrhaftiger Zeuge ist ein Lebensretter; wer aber Lügen ausspricht, ist ein falscher Zeuge. – In der Gottesfurcht liegt eine starke Sicherheit, und auch die Kinder eines solchen haben darin eine Zuflucht. – Die Gottesfurcht ist ein Born des Lebens, um den Schlingen des Todes zu entgehen. – Auf der Menge des Kriegsvolks beruht das Ansehen eines Königs; aber der Mangel an Kriegsmannschaft führt den Sturz eines Fürsten herbei. – Ein Geduldiger beweist viel Einsicht, aber ein Jähzorniger treibt die Torheit auf die Spitze. – Ein gelassenes Herz ist des Leibes Leben, aber Leidenschaftlichkeit ist wie Wurmfraß in den Gebeinen. – Wer den Geringen bedrückt, beschimpft den, der ihn geschaffen hat; wer sich aber des Armen erbarmt, erweist jenem Ehre. – Durch seine Bosheit wird der Gottlose gestürzt; aber der Gerechte bleibt auch im Tode noch getrost.A.L.: ist durch seine Redlichkeit gesichert. – Im Herzen des Verständigen ruht die Weisheit verschlossen; was aber im Inneren der Toren ist, gibt sich kund. – Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist die Schmach der Völker. – Des Königs Gunst wird dem klugen Diener zuteil, aber einen unbrauchbaren wird sein Ingrimm treffen. Eine sanfte Antwort beschwichtigt den Grimm, aber ein kränkendes Wort ruft Zorn hervor. – Die Zunge der Weisen träufelt Erkenntnis (aus), aber der Mund der Toren sprudelt Dummheit hervor. – An jedem Orte sind die Augen des HERRN, sie schauen auf die Bösen und auf die Guten. – Sanftheit der Zunge ist ein Baum des Lebens, aber Verkehrtheit an ihr schlägt dem Herzen Wunden. – Ein Tor verschmäht die Zucht seines Vaters; wer aber Zurechtweisung annimmt, wird klug. – Das Haus des Gerechten ist eine große Schatzkammer, aber im Einkommen des Gottlosen herrscht Zerrüttung. – Die Lippen der Weisen streuen Erkenntnis aus, aber der Toren Sinn ist verkehrt gerichtet. – Das Opfer der Gottlosen ist dem HERRN ein Greuel, aber das Gebet der Aufrichtigen ist ihm wohlgefällig. – Der Wandel des Gottlosen ist dem HERRN ein Greuel; wer aber der Gerechtigkeit nachjagt, den hat er lieb. – Schwere Züchtigung erwartet den, der den rechten Weg verläßt; wer Zurechtweisung verschmäht, wird sterben. – Unterwelt und Abgrund liegen offen vor dem HERRN: um wieviel mehr die Herzen der Menschenkinder! – Der Spötter hat es nicht gern, daß man ihn zurechtweist; (darum) mag er sich nicht zu den Weisen gesellen. – Ein fröhliches Herz macht das Angesicht heiter, aber bei Bekümmernis des Herzens ist der Mut gebrochen. – Das Herz des Verständigen trachtet nach Erkenntnis, aber der Mund der Toren geht auf Dummheit aus. – Alle Lebenstage sind für den Unglücklichen trübselig, aber ein wohlgemuter Sinn ist wie ein beständiges Festmahl. – Besser wenig (Habe) bei Gottesfurcht, als reiche Schätze und Unruhe dabei. – Besser ein Gericht Gemüse und Liebe dabei, als ein gemästeter Ochs und Haß dabei. – Ein zornmütiger Mensch ruft Streit hervor, aber ein langmütiger beschwichtigt den Hader. – Der Weg des Faulen ist wie mit Dornen verzäunt, aber der Pfad der Fleißigen ist ebene Bahn. – Ein weiser Sohn ist seines Vaters Freude, aber ein törichter Mensch verachtet seine Mutter. – Die Torheit ist dem Unverständigen eine Freude, ein verständiger Mensch aber geht seinen Weg geradeaus. – Wo keine Beratung stattfindet, da mißlingen die Pläne; wo aber viele Ratgeber sind, da kommen sie zustande. – Freude hat jeder an der (treffenden) Antwort seines Mundes, und ein Wort zu rechter Zeit – wie wertvoll ist das! – Der Weg des Lebens geht für den Einsichtigen aufwärts, damit er dem Totenreich drunten fernbleibe. – Das Haus der Hochmütigen reißt der HERR nieder, aber die Grenze der Witwe legt er fest. – Boshafte Anschläge sind dem HERRN ein Greuel, aber leutselige Worte sind (ihm) rein. – Wer unrechtmäßigen Gewinn macht, zerrüttet sein (eigenes) Haus; wer aber Bestechungsgeschenke haßt, wird leben. – Das Herz des Gerechten überlegt, um eine Antwort zu geben; aber der Mund der Gottlosen sprudelt Bosheiten hervor. – Von den Gottlosen bleibt der HERR fern, aber das Gebet der Gerechten vernimmt er. – Ein freundlicher Blick erfreut das Herz; eine gute Botschaft erquickt Mark und Bein. – Ein Ohr, das auf heilsame Zurechtweisung hört, weilt gern im Kreise der Weisen. – Wer Unterweisung verschmäht, mißachtet (das Heil) seiner Seele; wer aber auf Zurechtweisung hört, erwirbt sich Einsicht. – Die Furcht des HERRN ist Unterweisung zur Weisheit, und vor der Ehre geht die Demut her. Dem Menschen gehören die Entwürfe des Herzens an, aber vom HERRN kommt das, was die Zunge ausspricht. – Einem Menschen erscheint alles rein, was er unternimmt; aber der HERR wägt die Geister. – Befiehl dem HERRN deine Werke, dann werden deine Pläne gelingen. – Alles hat der HERR für einen bestimmten Zweck geschaffen, so auch den Gottlosen für den Tag des Unglücks. – Jeder Hochmütige ist dem HERRN ein Greuel: die Hand darauf! Ein solcher wird nicht ungestraft bleiben. – Durch Liebe und Treue wird Verschuldung gesühnt, aber durch Gottesfurcht hält man sich vom Bösen fern. – Wenn das Verhalten jemandes dem HERRN wohlgefällt, so söhnt er sogar seine Feinde mit ihm aus. – Besser wenig mit Gerechtigkeit, als ein großes Einkommen mit Unrecht. – Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg, der HERR aber lenkt seine Schritte. – Ein Gottesurteil liegt auf den Lippen des Königs: beim Rechtsprechen verfehlt sich sein Mund nicht. – [Richtige] Waage und Waagschalen sind Gottes Sache; sein Werk sind alle Gewichtstücke im Beutel. – Das Verüben von Freveltaten ist den Königen ein Greuel; denn nur durch Gerechtigkeit steht ein Thron fest. – Wahrhaftige Lippen gefallen dem Könige wohl, und wer aufrichtig redet, den liebt er. – Des Königs Zorn gleicht Todesboten, aber ein weiser Mann besänftigt diesen (Zorn). – Im freundlichen Blick des Königs liegt Leben, und seine Huld ist wie eine Regenwolke des Spätregens. – Weisheit zu erwerben ist viel besser als Gold, und Einsicht zu erwerben ist wertvoller als Silber. – Die Bahn der Rechtschaffenen ist darauf gerichtet, sich vom Bösen fernzuhalten; wer auf seinen Wandel achtgibt, behütet seine Seele. – Hochmut kommt vor dem Fall und hoffärtiger Sinn vor dem Sturz. – Besser ist es, demütig zu sein mit den Niedrigen, als Beute zu teilen mit den Stolzen. – Wer auf das Wort (Gottes) achtet, wird Segen davon haben, und wer auf den HERRN vertraut: wohl ihm! – Wer weisen Herzens ist, der wird mit Recht verständig genannt, doch Süßigkeit der Lippen fördert noch die Belehrung. – Ein Born des Lebens ist die Einsicht für ihren Besitzer; für die Toren aber ist die Torheit eine Strafe. – Der Verstand des Weisen macht seinen Mund klug und mehrt auf seinen Lippen die Belehrung. – Honigseim sind freundliche Worte, süß für die Seele und gesund für den Leib. – Mancher Weg erscheint dem Menschen gerade und ist schließlich doch ein Weg zum Tode. – Der Hunger des Arbeiters fördert seine Arbeit, denn sein (hungriger) Mund treibt ihn dazu an. – Ein nichtswürdiger Mensch gräbt Unheilsgruben, und auf seinen Lippen ist’s wie brennendes Feuer. – Ein ränkesüchtiger Mensch richtet Unfrieden an, und ein Ohrenbläser entzweit vertraute Freunde. – Ein gewalttätiger Mensch beschwatzt seinen Genossen und führt ihn auf einen unheilvollen Weg. – Wer seine Augen zukneift, will Arglist ersinnen; wer seine Lippen zusammenpreßt, hat Bosheit vollbracht. – Graues Haar ist eine Ehrenkrone; auf dem Wege der Gerechtigkeit wird sie erlangt. – Besser ein Langmütiger als ein Kriegsheld, und besser einer, der sich selbst beherrscht, als ein Städteeroberer. – Im Bausch (des Gewandes) wirft man das Los, aber alle seine Entscheidung kommt vom HERRN. Besser ein Stück trocknes Brot und Ruhe dabei, als ein Haus voll Fleisch mit Unfrieden. – Ein kluger Knecht wird Herr über einen nichtsnutzigen Haussohn werden und sich inmitten der Brüder in die Erbschaft teilen. – Der Schmelztiegel ist für das Silber und der Ofen für das Gold; der aber die Herzen prüft, ist der HERR. – Ein Bösewicht horcht auf unheilstiftende Lippen, ein Betrüger leiht verderbenbringenden Zungen sein Ohr. – Wer den Armen verspottet, schmäht dessen Schöpfer, und wer sich über UnglückA.L.: über den Versinkenden. freut, wird nicht ungestraft bleiben. – Die Krone der Alten sind Kindeskinder, und der Kinder Stolz sind ihre Väter. – Selbstbewußte Rede kommt einem Toren nicht zu, noch viel weniger einem Edlen Lügensprache. – Ein Bestechungsgeschenk erscheint dem, der es empfängt, als ein Zauberstein: überall, wohin es gelangt, hat es Erfolg. – Wer Liebe sucht, deckt Verfehlungen zu; wer aber eine Sache immer wieder aufrührt, entzweit vertraute Freunde. – Ein Verweis macht bei einem Verständigen tieferen Eindruck als hundert Stockschläge bei einem Toren. – Nur auf (eigenes) Unheil ist der Empörer bedacht, denn ein unbarmherziger Bote wird gegen ihn gesandt werden. – Eine ihrer Jungen beraubte Bärin möge (immerhin) jemandem begegnen, aber nur nicht ein Tor mit seinem Unverstand! – Wer Gutes mit Bösem vergilt, aus dessen Hause wird das Unglück nicht weichen. – Der Anfang eines Zankes ist so, wie wenn man Wasser ausbrechen läßt; (darum) laß vom Streit ab, ehe er zum Ausbruch kommt! – Wer den Schuldigen freispricht und wer den Unschuldigen verurteilt, die sind alle beide dem HERRN ein Greuel. – Wozu doch Geld in der Hand des Toren? Er könnte Weisheit kaufen, doch ihm fehlt der Verstand dazu. – Zu jeder Zeit beweist der (wahre) Freund Liebe und wird als Bruder für die Zeit der Not geboren. – Ein unverständiger Mensch ist, wer durch Handschlag sich verpflichtet, wer einem andern gegenüber Bürgschaft leistet. – Wer Streit liebt, liebt Versündigung; wer seine Tür hoch baut, will den Einsturz. – Wer falschen Herzens ist, erlangt kein Glück; und wer eine verlogene Zunge hat, gerät ins Unglück. – Wer einen Toren zum Sohn hat, der hat Kummer davon, und der Vater eines Narren erlebt keine Freude. – Ein fröhlicher Sinn befördert die Genesung, aber ein bedrücktes Gemüt läßt die Gebeine verdorren. – Der Gottlose nimmt Geschenke aus dem Bausch jemandes an, um den Gang des Rechts zu beugen. – Der Verständige hat die Weisheit vor seinen Augen schweben, aber die Augen des Toren schweifen am Ende der Erde umher. – Ein törichter Sohn ist ein Kummer für seinen Vater und ein bitteres Weh für die (Mutter), die ihn geboren. – Schon eine Geldstrafe einem Unschuldigen aufzuerlegen ist vom Übel; Edle aber zu schlagen ist ganz ungebührlich. – Wer mit seinen Worten an sich hält, besitzt Einsicht, und der Kaltblütige ist ein verständiger Mann. – Selbst ein Tor kann, wenn er schweigt, als weise gelten und, wenn er seine Lippen verschließt, als einsichtsvoll. Der Sonderling geht dem eigenen Gelüsten nach; er kämpft gegen alles an, was frommt.A.Ü.: Nach einem Vorwand sucht, wer sich absondern will; mit voller Überlegung geht er zum Angriff vor. – Dem Toren ist es nicht um Einsicht zu tun, sondern nur um die Kundmachung seiner Gedanken. – Wo Gottlosigkeit verübt wird, da stellt sich auch Verachtung ein, und mit der Schandtat kommt die Schmach. – Tiefe Wasser sind die Worte aus dem Munde manches Mannes, ein sprudelnder Bach, ein Born der Weisheit. – Es ist ein übel Ding, Partei für den Schuldigen zu nehmen, so daß man den, der recht hat, im Gericht unterliegen läßt. – Die Lippen des Toren führen Streit herbei, und sein Mund ruft nach Stockschlägen. – Dem Toren bringt sein Mund Verderben, und seine Lippen werden zum Fallstrick für sein Leben. – Die Worte des Ohrenbläsers sind wie Leckerbissen, die in das Innerste des Leibes hinabgleiten. – Schon wer sich lässig bei seiner Arbeit zeigt, ist ein Bruder dessen, der (sein Vermögen) zugrunde richtet. – Ein fester Turm ist der Name des HERRN; in diesen flüchtet sich der Gerechte und ist in Sicherheit. – Das Vermögen des Reichen ist für ihn eine feste Burg und gleich einer hohen Mauer – in seiner Einbildung. – Vor dem Sturz ist das Herz eines Menschen hochmütig, aber vor der Ehre schreitet die Demut einher. – Wenn jemand Antwort gibt, ehe er (recht) gehört hat, so gilt ihm das als Unverstand und Schande. – Ein männlicher Mut erträgt sein Leiden; aber ein bedrücktes Gemüt – wer kann das ertragen? – Ein verständiges Herz erwirbt Weisheit, und das Ohr des Weisen trachtet nach Erkenntnis. – Geschenke öffnen einem Menschen Tür und Tor und verschaffen ihm Zutritt zu den Großen. – Recht hat, wer als der erste in einer Streitsache auftritt; wenn dann aber der andere kommt, so widerlegt er ihn. – Das Los schlichtet Streitigkeiten und entscheidet zwischen Starken. – Ein Bruder, gegen den man treulos gehandelt hat, leistet stärkeren Widerstand als eine feste Stadt, und Zerwürfnisse sind wie der Riegel einer Burg.A.L.: Ein Bruder, dem der Bruder Beistand leistet, ist wie eine feste hochgelegene Stadt; er ist stark wie ein wohlgegründeter Palast. – Jeder bekommt die Frucht seines Mundes sattsam zu schmecken: den Ertrag seiner Lippen muß er auskosten. – Tod und Leben stehen in der Gewalt der Zunge, und wer sie viel gebraucht, wird das, was sie anrichtet, zu schmecken bekommen. – Wer ein (gutes) Eheweib gefunden, hat etwas Vortreffliches gefunden und ein Gnadengeschenk vom HERRN erhalten. – Unterwürfige Bitten spricht der Arme aus, aber der Reiche antwortet mit Härte. – Gar manche Freunde gereichen zum Verderben; doch mancher Freund ist anhänglicher als ein Bruder. Besser ein Armer, der in seiner Unschuld wandelt, als wer unehrliche Lippen hat und dabei reich ist. – Schon bei sich selbst gar nicht zu überlegen ist verfehlt; wer sich aber überstürzt, tritt fehl. – Des Menschen eigene Torheit läßt seine Unternehmungen mißlingen; aber alsdann grollt sein Herz gegen den HERRN. – Reichtum verschafft Freunde in großer Zahl; wer aber arm ist, sieht sich von seinem Freunde verlassen. – Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft; und wer Lügen vorbringt, wird (der Strafe) nicht entrinnen. – Viele umschmeicheln einen Vornehmen, und alle Welt ist einem freigebigen Menschen zugetan. – Den Armen hassen alle seine Brüder; erst recht ziehen sich seine Freunde von ihm zurück. Wer Worten nachjagt, dem dienen sie zu nichts. – Wer Verstand erwirbt, liebt sein Leben; wer Einsicht bewahrt, wird Segen davon haben. – Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft, und wer Lügen vorbringt, geht zugrunde. – Wohlleben kommt keinem Toren zu; geschweige denn einem Sklaven, über Fürsten zu herrschen. – Die Einsicht eines Menschen zeigt sich in seiner Langmut, und ein Ruhm ist es für ihn, Verfehlungen zu verzeihen. – Des Königs Groll ist wie das Knurren eines Löwen, dagegen seine Gunst wie Tau auf Pflanzen. – Ein törichter Sohn ist ein Unglück für seinen Vater, und ein zänkisches Weib ist wie eine stets rinnende Dachtraufe.d.h. wie Regenwasser, das unaufhörlich durch das Dach ins Haus rinnt. – Haus und Habe erbt man von den Vätern, aber ein verständiges Weib ist eine Gabe vom HERRN. – Faulheit versenkt in tiefen Schlaf, und ein lässiger Mensch muß Hunger leiden. – Wer das Gebot (Gottes) beachtet, der bewahrt sein Leben; wer dagegen das Wort (Gottes) verachtet, wird sterben. – Wer sich des Armen erbarmt, gibt dem HERRN ein Darlehen; und der wird ihm sein Wohltun vergelten. – Züchtige deinen Sohn, weil noch Hoffnung (auf Besserung) vorhanden ist, und laß dir nicht in den Sinn kommen, ihn zu töten. – Wer jähzornig ist, muß eine Geldbuße zahlen, denn greifst du auch wehrend ein, so machst du’s nur noch schlimmer. – Höre auf guten Rat und nimm Zurechtweisung an, damit du in Zukunft klug wirst. – Vielerlei Pläne sind im Herzen eines Menschen, aber der Ratschluß des HERRN, der wird zustande kommen. – Die Bereitwilligkeit eines Menschen ist für seine Liebesbetätigung bestimmend, und besser ist ein Armer als ein Lügner. – Die Gottesfurcht führt zum Leben; so kann man nachts gesättigt schlafen und wird von keinem Unglück heimgesucht. – Hat der Faule seine Hand in die Eßschüssel gesteckt, so mag er sie nicht einmal zu seinem Munde zurückbringen. – Schlägst du den Spötter, so wird der Unverständige dadurch klug; und weist man den Verständigen zurecht, so läßt er es sich zur Lehre dienen. – Wer den Vater mißhandelt, die Mutter aus dem Hause jagt, ist ein schändlicher und nichtsnutziger Sohn. – Laß ab, mein Sohn, auf Zurechtweisung zu hören, wenn du doch von den Lehren der Weisheit abweichen willst. – Ein gewissenloser Zeuge verhöhnt das Recht, und der Mund der Gottlosen sprudelt Unheil hervor. – Für die Spötter sind Strafgerichte bereit, und Schläge für den Rücken der Toren. Der Wein ist ein Spötter, der Rauschtrank ein Lärmmacher, und keiner, der von ihm taumelt, ist weise. – Des Königs Drohen ist wie das Knurren eines Löwen; wer ihn zum Zorn reizt, frevelt gegen sein Leben. – Ehrenvoll ist es für den Mann, vom Streit fernzubleiben; jeder Narr aber fängt Händel an. – Mit Eintritt des Herbstes mag der Faule nicht pflügen; wenn er dann in der Erntezeit (nach Früchten) verlangt, so ist nichts da. – Ein tiefes Wasser sind die Pläne im Herzen eines Menschen, aber ein kluger Mann weiß sie doch zu schöpfen. – Viele Menschen werden gütige Leute genannt, aber einen wirklich treuen Mann – wer findet den? – Wer in seiner Unsträflichkeit als gerechter Mann wandelt: wohl seinen Kindern nach ihm! – Ein König, der auf dem Richterstuhl sitzt, macht, mit seinen Augen sichtend, alles Böse ausfindig. – Wer darf sagen: »Ich habe mein Herz unbefleckt erhalten, ich bin rein von Sünde geblieben«? – Zweierlei Gewicht und zweierlei Maß, die sind alle beide dem HERRN ein Greuel. – Schon ein Kind gibt durch sein Tun zu erkennen, ob seine Sinnesart lauter und aufrichtig ist. – Ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge, die hat der HERR alle beide geschaffen. – Liebe den Schlaf nicht, sonst verarmst du; halte die Augen offen, so wirst du satt zu essen haben. – »Schlecht, schlecht!« sagt der Käufer; wenn er aber weggeht, dann lacht er sich ins Fäustchen. – Mögen auch Gold und Korallen in Fülle vorhanden sein: das kostbarste Gerät sind doch einsichtsvolle Lippen. – Nimm ihm seinen Rock, denn er hat für einen andern gebürgt; um fremder Leute willen pfände ihn aus.Wer törichterweise für einen Fremden Bürgschaft leistet, mag es büßen; vgl. 27,13. – Süß schmeckt dem Menschen das durch Betrug erworbene Brot, hinterdrein aber hat er den Mund voll Kies. – Pläne kommen durch Beratschlagung zustande; darum führe Krieg (nur) mit kluger Überlegung. – Geheimnisse verrät, wer als Verleumder umhergeht; darum laß dich nicht ein mit einem, der seine Lippen aufsperrt. – Wer seinem Vater und seiner Mutter flucht, dessen Leuchte wird zur Zeit tiefster Finsternis erlöschen. – Ein Besitz, den man mit Überstürzung gleich im Anfang erlangt hat, wird schließlich ungesegnet sein. – Sage nicht: »Ich will das Böse vergelten!« Harre auf den HERRN, so wird er dir helfen. – Zweierlei Gewichtsteine sind dem HERRN ein Greuel, und falsche Waage ist ein übel Ding. – Vom HERRN hängen die Schritte eines jeden ab; der Mensch aber – was versteht der von seinem Wege? – Ein Fallstrick ist es für den Menschen, unbesonnen auszusprechen: »Geweiht!« und erst nach dem Geloben zu überlegen. – Ein weiser König macht die Frevler ausfindig und läßt den Dreschwagen über sie hingehen. – Eine vom HERRN verliehene Leuchte ist der Geist des Menschen: er durchforscht alle Kammern des Leibes. – Liebe und Treue beschirmen den König, und durch Liebe stützt er seinen Thron. – Der Jünglinge Ruhm ist ihre Kraft, und der Greise Schmuck ist das graue Haar. – Blutige Striemen scheuern das Böse weg, und Schläge säubern die Kammern des Leibes. Gleich Wasserbächen ist das Herz des Königs in der Hand des HERRN: wohin immer er will, leitet er es. – Alle seine Wege mag ein Mensch für recht halten, aber der HERR wägt die Herzen. – Recht und Gerechtigkeit üben ist dem HERRN wohlgefälliger als Schlachtopfer. – Stolze Augen und ein aufgeblasenes Herz: das neue Leben der Gottlosen ist doch wieder Sünde. – Die Bestrebungen des Fleißigen bringen nur Gewinn; wer sich aber überstürzt, hat nur Schaden davon. – Erwerb von Schätzen durch lügnerische Zunge ist wie ein verwehender Hauch, Schlingen des Todes. – Die Gottlosen rafft ihre Gewalttätigkeit hinweg, weil sie sich weigern zu tun, was recht ist. – Vielgewunden ist der Weg eines schuldbeladenen Menschen; wer aber redlich ist, dessen Tun ist gerade. – Besser ist es, auf dem Dach in einem Winkel zu wohnen, als mit einem zänkischen Weibe in gemeinsamem Haus. – Der Sinn des Gottlosen trachtet nach Bösem; sein Nächster findet kein Erbarmen in seinen Augen. – Durch Bestrafung des Spötters wird der Unverständige gewitzigt; und wenn man den Weisen belehrt, so nimmt er Einsicht an. – Es ist ein Gerechter da, der auf das Haus des Gottlosen achtet und die Gottlosen ins Verderben stürzt. – Wer sein Ohr vor dem Hilferuf des Armen verstopft, der wird ebenfalls, wenn er selber ruft, kein Gehör finden. – Eine Gabe im geheimen beschwichtigt den Zorn und ein Geschenk im Busen den heftigsten Grimm. – Für die Gerechten ist es eine Freude, wenn Recht geschafft wird, aber für die Übeltäter ein Entsetzen. – Ein Mensch, der vom Wege der Einsicht abirrt, wird (bald) in der Versammlung der Schatten ruhen. – Wer Lustbarkeiten liebt, wird Mangel leiden; wer Wein und Salböl liebt, wird nicht reich. – Der Gottlose ist ein Lösegeld für den Gerechten, und der Betrüger tritt an die Stelle (des Unglücks) der Redlichen. – Besser ist es, (einsam) in einem wüsten Lande zu wohnen als bei einem zänkischen und grämlichen Weibe. – Kostbare Schätze sind in der Wohnung des Weisen, aber ein törichter Mensch vergeudet sie. – Wer sich der Gerechtigkeit und Güte befleißigt, erlangt Leben, Heil und Ehre. – Ein Weiser ersteigt die feste Stadt von Kriegshelden und bringt das Bollwerk, auf das sie sich verließ, zu Fall. – Wer seinen Mund und seine Zunge hütet, behütet sein Leben vor Fährlichkeiten. – Ein aufgeblasener und frecher Mensch – Spötter ist sein Name – handelt in vermessenem Übermut. – Dem Faulen bringt sein Gelüsten den Tod, weil seine Hände sich vor der Arbeit scheuen. – Unaufhörlich wird gebettelt und gebettelt;A.L.: Immerfort hat der Gottlose zu wünschen. dennoch gibt der Gerechte, ohne zu geizen. – Das Opfer der Gottlosen ist (dem HERRN) ein Greuel, zumal wenn sie es um einer Schandtat willen darbringen. – Ein lügenhafter Zeuge geht zugrunde, aber ein Mann, der Ohrenzeuge gewesen, mag allezeit reden. – Ein gottloser Mensch trägt ein freches Angesicht zur Schau, ein Rechtschaffener aber gibt seinem Wege eine feste Richtung. – Es gibt weder Weisheit noch Einsicht noch einen klugen Anschlag gegenüber dem HERRN. – Das Roß wird für den Tag der Schlacht gerüstet, aber der Sieg steht bei dem HERRN. Ein guter Name ist wertvoller als großer Reichtum, Beliebtheit besser als Silber und Gold. – Reiche und Arme sind aufeinander angewiesen: der HERR hat sie alle beide geschaffen. – Der Kluge sieht das Unglück voraus und verbirgt sich; die Einfältigen aber gehen weiter und erleiden Schaden. – Der Lohn der Demut (und) der Gottesfurcht ist Reichtum, Ehre und Leben. – Fußangeln und Schlingen liegen auf dem Wege des Falschen; wer sein Leben bewahren will, hält sich fern von ihnen. – Erziehe dein Kind angemessen für seinen Lebensweg; dann wird es auch im Alter nicht davon abweichen. – Der Reiche ist ein Herr der Armen, und wer borgt, ist ein Knecht des Gläubigers. – Wer Unrecht sät, wird Unheil ernten, und die Zuchtrute seines Grimmes wird ihn selbst treffen. – Der Mildherzige wird gesegnet; denn er gibt dem Armen von seinem Brot ab. – Treibe den Spötter weg, so geht der Streit mit hinaus, und das Zanken und Schmähen hat ein Ende. – Wer reines Herzens ist, den liebt der HERR, und wessen Lippen herzgewinnend reden, dessen Freund ist der König. – Die Augen des HERRN bewahren, was sie wahrgenommen, und er bringt die Worte des Treulosen zu Fall. – Der Faule sagt: »Ein Löwe ist draußen; ich könnte mitten auf der Straße ums Leben kommen!« – Eine tiefe Grube ist der Mund der fremden Weiber; wer dem HERRN verhaßt ist, fällt hinein. – Steckt Torheit tief im Herzen eines Kindes, so wird die Zuchtrute sie ihm austreiben. – Wer einen Armen bedrückt, verhilft ihm zur Bereicherung; wer einen Reichen beschenkt, tut’s nur zu dessen Verarmung. III. Erste Sammlung von Aussprüchen der Weisen (22,17-24,22)a) EinleitungLeihe mir dein Ohr und vernimm die Worte von Weisen und richte deine Aufmerksamkeit auf mein Wissen! Denn schön ist’s, wenn du sie in deinem Inneren festhältst: möchten sie allesamt auf deinen Lippen verbleiben! Damit dein Vertrauen auf dem HERRN ruhe, habe ich dich heute unterwiesen, ja dich. Wahrlich ich habe dir Kernsprüche aufgeschrieben mit Ratschlägen und Lehren, um dir kundzutun die Richtschnur von Wahrheitsworten, damit du denen, die dich fragen, richtige Antworten geben kannst. b) EinzelmahnungenBringe den Geringen nicht um das Seine, weil er gering ist, und zertritt den Armen nicht im Tor, denn der HERR wird ihre Sache führen und denen, die sie berauben, das Leben rauben. Befreunde dich nicht mit einem Zornmütigen und habe keinen Umgang mit einem Hitzkopf, damit du dich nicht an seine Pfade gewöhnst und dir einen Fallstrick für deine Seele zulegst. Gehöre nicht zu denen, die Handschlag geben, zu denen, die für (fremde) Schulden Bürgschaft leisten; denn wenn du nicht imstande bist zu zahlen: warum soll man dir das Bett unter dem Leibe wegnehmen? Verrücke nicht die uralten Grenzsteine, die deine Väter gesetzt haben. – Siehst du einen Mann, der in seinem Geschäft tüchtig ist, so wisse: bei Königen kann er in Dienst treten; er braucht nicht niedrigen Leuten seine Dienste zu widmen. Wenn du mit einem Herrscher zu Tische sitzt, so beachte wohl, wen du vor dir hast, und setze dir ein Messer an die Kehle, wenn du starke Eßlust hast! Laß dich nicht nach seinen Leckerbissen gelüsten, denn sie sind eine trügliche Speise. Mühe dich nicht, dir Reichtum zu erwerben: dazu biete deine Klugheit nicht auf! Kaum hast du deine Blicke auf ihn gerichtet, so ist er schon verschwunden; denn sicherlich verschafft er sich Flügel wie ein Adler, der gen Himmel fliegt. Speise nicht bei einem Mißgünstigen und laß dich nicht nach seinen Leckerbissen gelüsten! Denn wie einer, der alles bei sich berechnet, so gibt er sich: »Iß und trink!« sagt er zu dir, ohne es dir jedoch im Herzen zu gönnen. So mußt du denn den Bissen, den du genossen hast, wieder ausspeien, und deine freundlichen Worte hast du verschwendet. Rede nicht vor den Ohren eines Toren, denn er hat für deine verständigen Worte nur Verachtung. – Verrücke die Grenzsteine der Witwe nicht und dringe nicht in den Ackerbesitz der Verwaisten ein! Denn ihr Rechtsbeistand ist stark: der wird ihre Sache gegen dich führen. Bringe dein Herz der Unterweisung entgegen und deine Ohren einsichtsvollen Reden. Erspare deinem Kinde die Züchtigung nicht! Denn schlägst du es mit der Rute, wird es nicht zu sterben brauchen. Du wirst es mit der Rute schlagen und dadurch sein Leben vor dem Totenreich bewahren. Mein Sohn, wenn dein Herz weise wird, so wird das auch für mich eine herzliche Freude sein; und mein Innerstes wird frohlocken, wenn deine Lippen reden, was recht ist. Dein Herz ereifere sich nicht bezüglich der Sünder, wohl aber bezüglich der Furcht des HERRN allezeit: denn es gibt (für dich) sicherlich noch eine Zukunft, und deine Hoffnung wird nicht zuschanden werden. Höre du zu, mein Sohn, damit du weise wirst, und laß dein Herz geradeaus den rechten Weg gehen! Gehöre nicht zu den Trunkenbolden, noch zu denen, die im Fleischgenuß schwelgen! Denn Säufer und Schlemmer verarmen, und Schläfrigkeit gibt Lumpen zur Kleidung. Gehorche deinem Vater, der dir das Leben gegeben hat, und verachte deine Mutter nicht, wenn sie alt geworden ist! Kaufe dir Wahrheit und verkaufe sie nicht wieder, Weisheit und Zucht und Einsicht. Laut frohlockt der Vater eines frommen (Sohnes); und die ein verständiges Kind geboren hat, darf sich seiner freuen. Mögen dein Vater und deine Mutter solche Freude haben und sie, die dir das Leben gegeben haben, (über dich) frohlocken! Gib mir, mein Sohn, dein Herz und laß deinen Augen meine Wege wohlgefallen! Denn eine tiefe Grube ist die Lustdirne und ein enger Brunnen die Buhlerin. Überdies liegt sie auf der Lauer wie ein Räuber und vermehrt die (Zahl der) Treulosen unter den Menschen. Bei wem findet sich Ach? Bei wem Wehe? Bei wem Händel? Bei wem Klagen? Bei wem Wunden ohne Ursache? Bei wem trübe Augen? Bei denen, die noch spät beim Wein sitzen, die da einkehren, um den Mischtrank zu prüfen. Sieh den Wein nicht an, wie er rötlich schimmert, wie hell er im Becher funkelt und so sanft hinuntergleitet! Aber hinterher beißt er wie eine Schlange und spritzt Gift wie eine Otter. Deine Augen werden seltsame Dinge sehen, und dein Herz wird verkehrtes Zeug reden; und du wirst sein wie einer, der tief unten im Meer liegt, und wie einer, der oben im Mastkorb liegt.A.L.: und wie ein Schiffer in heftigem Sturm. »Man hat mich geschlagen, aber es hat mir nicht weh getan; man hat mich geprügelt, aber ich habe nichts davon gefühlt. Wann werde ich aufwachen? Dann will ich es wieder so machen, will ihn aufs neue aufsuchen.« Sei nicht neidisch auf böse Menschen und laß dich nicht gelüsten, ihr Genosse zu sein! Denn ihr Herz sinnt auf Gewalttat, und ihre Lippen reden Unheil. Durch Weisheit wird ein Haus gebaut und durch Einsicht fest gegründet; und durch Klugheit füllen sich die Kammern mit allerlei kostbarem und herrlichem Besitz. Ein weiser Mann ist einem starken überlegen und ein einsichtiger einem kraftvollen; denn mit klugen Maßnahmen wirst du den Krieg glücklich führen, und der Sieg ist da, wo Ratgeber in großer Zahl vorhanden sind. Unerschwinglich ist für den Toren die Weisheit; darum tut er am Tor den Mund nicht auf. Wer darauf ausgeht, Böses zu tun, den nennt man einen Bösewicht. Die Sünde ist ein Vorhaben des Unverstandes, und der Spötter ist ein Greuel für die Menschen. Hast du dich in der Zeit (des Glücks) schlaff gezeigt, so ist deine Kraft auch in der Zeit der Not schwach. Rette die, welche (unschuldig) zum Tode geschleppt werden, und die zur Hinrichtung Wankenden – o befreie sie doch! Wolltest du sagen: »Wir haben ja nichts davon gewußt«: wird nicht er, der die Herzen wägt, es durchschauen und er, der deine Seele beobachtet, es wissen? Ja, er wird jedem nach seinem Tun vergelten. Iß Honig, mein Sohn, denn er ist gesund, und Honigseim schmeckt deinem Gaumen süß. Ebenso heilsam erachte die Weisheit für deine Seele! Hast du sie erlangt, so ist eine Zukunft (für dich) vorhanden, und deine Hoffnung wird nicht zuschanden werden. Belaure nicht, du Gottloser, die Wohnung des Gerechten und verstöre seine Lagerstätte nicht! Denn siebenmal fällt der Gerechte und steht wieder auf, die Gottlosen aber stürzen nieder im Unglück. Wenn dein Feind zu Fall kommt, so freue dich nicht, und wenn er strauchelt, so frohlocke dein Herz nicht, damit der HERR es nicht sieht und Mißfallen empfindet und seinen Zorn von ihm weg (gegen dich) wendet. Erhitze dich nicht über die Übeltäter, ereifere dich nicht über die Gottlosen! Denn für den Bösen gibt es keine Zukunft, und die Leuchte der Gottlosen erlischt. Mein Sohn, fürchte den HERRN und den König und laß dich nicht mit Mißvergnügten ein! Denn plötzlich bricht das Verderben über sie herein, und der Untergang der Mißvergnügten kommt unvermutet. IV. Zweite Sammlung von Aussprüchen der WeisenAuch die folgenden Sprüche stammen von Weisen: In einer Rechtssache die Person ansehen, ist ein übel Ding. Wer zu dem Schuldigen sagt: »Du bist im Recht«, den verwünschen die Völker, verfluchen die Völkerschaften; 25 aber denen, die gerecht entscheiden, ergeht es gut, und reicher Segen wird ihnen zuteil. - - - Wie ein Kuß auf die Lippen ist eine treffende Antwort. Besorge (zunächst) deine Obliegenheiten draußen und verrichte deine Arbeit auf dem Felde; darnach magst du dir einen (eigenen) Hausstand gründen. Tritt nicht als falscher Zeuge gegen einen andern auf und richte keine Täuschung mit deinen Lippen an. Sage nicht: »Wie er mir getan hat, so will ich ihm wieder tun: ich will dem Manne nach seinem Tun vergelten.« Am Acker eines faulen Mannes kam ich vorüber und am Weinberg eines unverständigen Menschen; und siehe da: er war ganz mit Disteln überwachsen, seine Oberfläche mit Unkraut bedeckt und seine Steinmauer eingestürzt. Als ich das sah, nahm ich es mir zu Herzen, ich beachtete es und ließ es mir zur Lehre dienen: »Noch ein wenig Schlaf, noch ein wenig Schlummer, noch ein wenig die Hände falten, um auszuruhen!« So kommt denn die Armut im Eilschritt über dich und der Mangel über dich wie ein gewappneter Mann. V. Dritte Sammlung von Sprüchen Salomos (Kap. 25-29)Auch dies sind Sprüche von Salomo, welche die Männer Hiskias, des Königs von Juda, gesammelt haben. Gottes Ehre ist es, eine Sache zu verbergen, aber der Könige Ehre ist es, eine Sache ans Licht zu bringen. – Wie des Himmels Höhe und der Erde Tiefe, so ist auch das Herz der Könige unerforschlich. – Nur wenn die Schlacken vom Silber geschieden werden, so kommt dem Goldschmied ein Gerät zustande. Nur wenn die Gottlosen aus der Nähe des Königs entfernt werden, so wird sein Thron durch Gerechtigkeit feststehen. – Brüste dich nicht vor dem König und stelle dich nicht an den Platz der Großen! Denn besser ist’s, daß man zu dir sagt: »Rücke herauf, hierher«, als daß man dich vor einem Vornehmen herunterrücken läßt. – Was du mit deinen Augen gesehen hast, mache nicht voreilig zum Gegenstand einer Anklage; denn was willst du hinterher anfangen, wenn dein Nächster dich schmählich widerlegt? – Bringe deinen Rechtshandel mit deinem Gegner zum Austrag, aber verrate dabei kein fremdes Geheimnis, damit, wer es hört, dich nicht schmäht und dein übler Ruf nicht wieder schwindet. – Wie goldene Äpfel in silbernen Prunkschalen, so ist ein Wort, gesprochen zu rechter Zeit. – Ein goldener Ring und ein Geschmeide von feinem Gold: so ist ein weiser Tadler für ein aufmerksames Ohr. – Wie Kühlung durch Schnee an einem Erntetage, so ist ein treuer Bote für seinen Auftraggeber: er erquickt das Herz seines Herrn. – Wie Gewölk und Wind und doch kein Regen: so ist ein Mann, der mit Geschenken prahlt, die er nie gibt. – Durch leidenschaftslose Ruhe wird der FürstA.L.: der Richter oder: ein Zorniger. gewonnen, und eine sanfte Zunge zerbricht Knochen.d.h.: Steter Tropfen höhlt den Stein. – Hast du Honig gefunden, so genieße davon nur ein genügend Teil, damit du nicht übersatt wirst und ihn wieder ausspeien mußt. – Setze deinen Fuß nur selten in das Haus deines Nächsten, damit er deiner nicht überdrüssig wird und dich dann haßt. – Streithammer, Schwert und spitzer Pfeil: so ist ein Mann, der gegen einen andern als falscher Zeuge aussagt. – Ein brüchiger Zahn und ein wankender Fuß: so ist ein treuloser Mensch in der Zeit der Not. – Wie einer, der Essig auf eine Wunde gießt, so (verkehrt) ist jemand, der einem bekümmerten Herzen Lieder vorsingt. – Wenn deinen Feind hungert, so speise ihn mit Brot, und wenn ihn dürstet, so gib ihm Wasser zu trinken; denn damit häufst du glühende Kohlen auf sein Haupt, und der HERR wird dir’s vergelten. – Nordwind bringt Regen herbei, und Ohrenbläserei verursacht verdrießliche Gesichter. – Besser ist es, auf dem Dach in einem Winkel zu wohnen, als mit einem zänkischen Weibe in gemeinsamem Hause. – Kühles Wasser für eine lechzende Seele: so ist eine gute Nachricht aus fernem Lande. – Eine getrübte Quelle und ein verschütteter Brunnen: so ist ein Gerechter, der vor dem Gottlosen wankt. – Zuviel Honig essen ist nicht heilsam, darum sei sparsam mit ehrenden Worten.A.Ü.: aber Streben nach Ehre ist keine Ehre. – Wie eine Stadt, deren Mauern niedergerissen sind, so ist ein Mann, dessen Geiste Selbstbeherrschung mangelt. So wenig Schnee zum Sommer und so wenig Regen zur Erntezeit paßt, so ungehörig ist Ehre für den Toren. – Wie ein Sperling, der davonflattert, und wie eine Schwalbe, die wegfliegt, so ist ein unverdienter Fluch: er trifft nicht ein. Die Peitsche für das Pferd, der Zaum für den Esel und der Stock für den Rücken der Toren. – Antworte dem Toren nicht im Anschluß an seine Narrheit, damit du selbst ihm nicht gleich wirst; antworte dem Toren im Anschluß an seine Narrheit, damit er sich nicht selbst weise dünkt. – Die Füße haut sich ab und Unheil bekommt zu schlucken, wer Aufträge durch einen Toren ausrichten läßt. – Schlaff hängen die Beine an einem Lahmen herab; ebenso ist ein Weisheitsspruch im Munde der Toren. – Wie wenn man einen Stein an einer Schleuder festbindet, so (sinnlos) ist es, wenn man einem Toren Ehre erweist. – Ein Dornzweig, der einem Trunkenen in die Hand gerät: so ist ein Weisheitsspruch im Munde von Toren. Wie ein Schütze, der alle Vorübergehenden verwundet: so ist, wer Toren oder Trunkene dingt. – Wie ein Hund, der zu seinem Gespei zurückkehrt, so ist ein Tor, der seinen Unverstand wiederholt. – Siehst du einen Mann, der sich selbst für weise hält: da ist für einen Toren mehr Hoffnung vorhanden als für ihn. – Der Faule sagt: »Ein Leu ist auf dem Wege, ein Löwe innerhalb der Straßen.« – Die Tür dreht sich in ihrer Angel und der Faule in seinem Bett. – Hat der Faule seine Hand in die Eßschüssel gesteckt, so ist es ihm beschwerlich, sie zu seinem Munde zurückzubringen. – Ein Fauler kommt sich selbst weiser vor als sieben (Weise), die verständig zu antworten verstehen. – Wie einer, der einen vorüberlaufenden Hund bei den Ohren packt, so ist, wer sich in einen Streit einmischt, der ihn nichts angeht. – Wie einer, der sich wahnsinnig stellt und dabei Brandpfeile und todbringende Geschosse schleudert, so ist ein Mann, der einen andern betrogen hat und dann sagt: »Ich habe ja nur gescherzt.« – Wo das Holz fehlt, erlischt das Feuer, und wo kein Ohrenbläser ist, da hört der Streit auf. – Kohlen schüren die Glut und Holz das Feuer, und ein zanksüchtiger Mensch schürt den Streit. – Die Worte des Ohrenbläsers sind wie Leckerbissen, die in das Innerste des Leibes hinabdringen. – Blanke Glasur, mit der ein irdenes Gefäß überzogen ist: so sind liebeglühende Lippen und ein boshaftes Herz. – Mit seinen Lippen verstellt sich der Hassende, aber in seinem Innern hegt er Trug; wenn er freundliche Worte redet, so traue ihm nicht! Denn sieben Greuel hegt er in seinem Herzen. – Mag Haß sich auch hinter Verstellung verbergen, so wird seine Bosheit doch in der Gerichtsversammlung offenbar werden. – Wer (anderen) eine Grube gräbt, fällt (selbst) hinein; und wer einen Stein (auf andere) wälzt, auf den rollt er zurück. – Eine Lügenzunge haßt die von ihr Vernichteten, und ein glatter Mund bringt zu Fall. Rühme dich nicht des morgenden Tages, denn du weißt nicht, was ein Tag gebiert. – Ein anderer rühme dich, aber nicht dein eigener Mund; ein Fremder, aber nicht deine eigenen Lippen. – Schwer mag ein Stein sein und der Sand eine Last, aber Verdruß über einen Toren ist schwerer als beide. – Die Wut mag grimmig sein und der Zorn überwallen, aber wer kann der Eifersucht Widerstand leisten? – Besser ist ein offen ausgesprochener Tadel als eine Liebe, welche verschleiert. – Treuer gemeint sind die von Freundes Hand versetzten Schläge als die überreichlichen Küsse des Hassenden. – Wessen Hunger gestillt ist, der tritt Honigseim mit Füßen; aber einem Hungrigen schmeckt alles Bittere süß. – Wie ein Vogel, der aus seinem Neste verscheucht ist, so ein Mann, der fern von seiner Heimat schweift. – Salböl und Räucherwerk erfreuen das Herz, aber von Leiden wird die Seele zerrissen. – Deinen Freund und deines Vaters Freund verlaß nicht und begib dich nicht in das Haus deines Bruders am Tage deines Unglücks; besser ist ein Nachbar in der Nähe als ein Bruder in der Ferne, (wenn du in Not bist). – Sei weise, mein Sohn, und erfreue dadurch mein Herz, damit ich mich gegen den, der mich schmäht, verantworten kann. – Der Kluge sieht die Gefahr und birgt sich; die Einfältigen aber gehen weiter und erleiden Schaden. – Nimm ihm seinen Rock weg, denn er hat sich für einen andern verbürgt, und um fremder Leute willen pfände ihn aus! – Wenn jemand seinen Nächsten am Morgen ganz früh mit lautem Segenswunsch begrüßt, so wird ihm das als (versteckte) Verwünschung ausgelegt. – Eine bei Regenwetter stets rinnende Dachtraufe und ein zänkisches Weib gleichen sich; wer dieses zur Ruhe bringt, kann auch den Wind zur Ruhe bringen und mit seiner Hand Öl festhalten. – Eisen wird durch Eisen geschärft, und ein Mensch schärft das Gesicht des andern. – Wer einen Feigenbaum pflegt, wird seine Früchte genießen; und wer seinem Herrn aufmerksam dient, wird geehrt werden. – Wie das eine Gesicht neben dem andern, ebenso sind die Herzen der Menschen verschieden.A.L.: Wie im Wasser Gesicht dem Gesicht (entspricht), so beim Menschen das Herz des einen dem anderen. – Unterwelt und Abgrund sind unersättlich; ebenso werden auch die Augen des Menschen nicht satt. – Der Schmelztiegel ist für das Silber und der Ofen für das Gold; ein Mann aber wird beurteilt nach Maßgabe seines Rufes. – Wenn du auch den Toren im Mörser mitten unter der Grütze mit dem Stößel zerstießest, so würde doch seine Torheit nicht von ihm weichen. Gib auf das Aussehen deines Kleinviehs wohl acht und richte deine Aufmerksamkeit auf deine Herden; denn Wohlstand dauert nicht ewig; und vererbt sich etwa eine Krone von Geschlecht auf Geschlecht?A.L.: kein Reichtum (bleibt) von Geschlecht zu Geschlecht. Ist das Gras geschwunden und das junge Grün abgeweidet und sind die Kräuter der Berge vernichtet, so (liefern) die Lämmer dir Kleidung, und die Böcke (dienen dir als) Kaufgeld für einen Acker; und Ziegenmilch ist reichlich da zu deiner Nahrung, zur Ernährung deiner Familie, und Lebensunterhalt für deine Mägde. Die Gottlosen fliehen, ohne daß jemand sie verfolgt, die Gerechten aber sind unerschrocken wie ein junger Löwe. – Durch die Sündhaftigkeit eines Landes tritt häufiger Fürstenwechsel ein; aber durch einen einsichtigen, erfahrenen Mann gewinnt der Rechtsstand lange Dauer. – Ein Mann, der an der Spitze steht und die Geringen bedrückt, ist wie ein Regen, der (das Erdreich) wegschwemmt, ohne Brot zu bringen. – Menschen, die das Gesetz (Gottes) verlassen, rühmen den Gottlosen; die aber das Gesetz beobachtend.h. bewahren, beachten ., sind entrüstet über ihn. – Böse Menschen verstehen sich nicht auf das, was recht ist; die aber den HERRN suchen, verstehen es in jeder Hinsicht. – Besser ist ein Armer, der in seiner Unschuld wandelt, als ein Mensch, der auf krummen Wegen geht und dabei reich ist. – Wer am Gesetz (Gottes) festhält, ist ein verständiger Sohn; wer sich aber zu Schlemmern gesellt, macht seinem Vater Schande. – Wer sein Vermögen durch Zins und Wucher vermehrt, sammelt es für den, der sich der Armen erbarmt. – Wer sein Ohr abwendet, um das Gesetz (Gottes) nicht zu hören, dessen Gebet sogar ist ein Greuel. – Wer Rechtschaffene irreführt auf bösen Weg, wird in die eigene Grube fallen; die Unsträflichen aber werden Segen erlangen. – Ein reicher Mann hält sich selbst für weise, aber ein Armer, der einsichtig ist, forscht ihn aus. – Wenn die Gerechten frohlocken, ist die Herrlichkeit groß; wenn aber die Gottlosen hochkommen, halten sich die Menschen versteckt. – Wer seine Übertretungen zu verheimlichen sucht, dem wird es nicht gelingen; wer sie aber bekennt und davon abläßt, wird Vergebung erlangen. – Wohl dem, der beständig in der Furcht (Gottes) bleibt! Wer aber sein Herz verhärtet, wird in Unglück geraten. – Ein brüllender Löwe und ein raubgieriger Bär: so ist ein gottloser Herrscher für ein armes Volk. – Ein Fürst, arm an Einsicht, ist oft reich an Erpressungen; aber nur ein den unrechtmäßigen Gewinn hassender Fürst wird es zu langem Leben bringen. – Ein Mensch, der Blutschuld auf dem Gewissen hat, ist bis zur Grube ein unsteter Flüchtling: niemand helfe ihm auf! – Wer unsträflich wandelt, wird gerettet werden; wer aber krumme Wege einschlägt, fällt in die Grube. – Wer seinen Acker bestellt, wird reichlich Brot haben; wer aber nichtigen Dingen nachjagt, wird reichlich Armut haben. – Ein treuer Mann wird reich gesegnet; wer aber möglichst schnell reich werden will, wird nicht schuldlos bleiben. – Parteiisch sein ist ein übel Ding, aber mancher läßt sich schon durch ein Stück Brot zum Bösen verführen. – Ein scheelblickender Mensch trachtet gierig nach Reichtum und bedenkt nicht, daß Mangel über ihn kommen wird. – Wer einen andern zurechtweist, wird schließlich mehr Dank ernten, als wer mit glatter Zunge schmeichelt. – Wer seinem Vater und seiner Mutter das Ihre nimmt und behauptet, das sei keine Sünde, der ist ein Genosse des Verderbers. – Der Habgierige erregt Streit; wer aber auf den HERRN vertraut, wird reichlich gesättigt. – Wer sich auf seinen Verstand verläßt, der ist ein Tor; wer aber in Weisheit wandelt, der wird (dem Unglück) entrinnen. – Wer dem Armen gibt, wird keinen Mangel leiden; wer aber seine Augen verhüllt, wird mit Flüchen überhäuft werden. – Wenn die Gottlosen hochkommen, verbergen sich die Leute; wenn sie aber umkommen, werden die Gerechten mächtig. Ein Mensch, der allen Warnungen gegenüber halsstarrig bleibt, wird plötzlich unheilbar zerschmettert werden. – Wenn die Gerechten die Oberhand haben, so freut sich das Volk; wenn aber ein Gottloser herrscht, so seufzt das Volk. – Wenn jemand die Weisheit liebt, macht er seinem Vater Freude; wer aber mit Dirnen umgeht, bringt sein Vermögen durch. – Ein König verleiht durch Gerechtigkeit dem Lande Bestand; wer aber immer neue Abgaben erpreßt, richtet es zugrunde. – Ein Mann, der seinem Nächsten schmeichelt, breitet ein Netz vor dessen Füßen aus. – In der ÜbertretungA.L.: Auf dem Wege (und im folgenden »laufen« statt »jubeln«). eines bösen Menschen liegt ein Fallstrick für ihn; aber der Gerechte wird jubeln und fröhlich sein. – Der Gerechte nimmt Kenntnis von der Rechtssache der Geringen, der Gottlose aber versteht sich nicht zu (solcher) Kenntnisnahme. – Spötter versetzen die Stadt in Aufruhr, Weise aber beschwichtigen die Aufregung. – Wenn ein weiser Mann einem törichten Menschen Vorstellungen macht, so braust der auf und lacht, aber es tritt keine Ruhe ein. – Blutgierige Menschen hassen den Unschuldigen, die Rechtschaffenen aber nehmen sich seiner an. – Der Tor macht seinem ganzen Unmut Luft, der Weise aber hält ihn beschwichtigend zurück. – Wenn ein Herrscher auf Lügenworte horcht, so werden seine Diener alle gottlos. – Der Arme und der gewalttätige (Reiche) leben beisammen; der HERR ist’s, der ihnen beiden das Augenlicht gibt. – Ein König, der den Geringen gewissenhaft Recht schafft, dessen Thron wird immerdar feststehen. – Rute und Zurechtweisung verleihen Weisheit; aber ein sich selbst überlassenes Kind bringt seiner Mutter Schande. – Wenn die Gottlosen mächtig werden, mehren sich auch die Übertretungen; aber die Gerechten werden ihren Sturz mit Freuden sehen. – Züchtige deinen Sohn, so wird er dir Behagen verschaffen und deinem Herzen Leckerbissen bereiten. – Wenn keine prophetische Offenbarung da ist, wird das Volk zügellos; aber wohl ihm, wenn es das Gesetz (Gottes) beobachtet! – Mit bloßen Worten läßt sich ein Knecht nicht zurechtbringen; denn er versteht sie wohl, richtet sich aber nicht danach. – Siehst du einen Mann, der mit Worten schnell fertig ist, so ist für einen Toren mehr Hoffnung vorhanden als für ihn. – Wenn einer seinen Knecht von Jugend auf verwöhnt, so will dieser schließlich Sohn im Hause sein. – Ein zornmütiger Mensch ruft Streit hervor, und ein Hitzkopf richtet viel Unheil an. – Hochmut wird einen Menschen erniedrigen; der Demütige dagegen wird Ehre erlangen. – Wer mit Dieben gemeinsame Sache macht, haßt sein eigenes Leben: er hört die Verfluchung (des Richters) und erstattet doch keine Anzeige. – Menschenfurcht legt Fallstricke; wer aber auf den HERRN vertraut, ist wohlgeborgen. – Viele suchen Hilfe beim Herrscher; aber vom HERRN wird jedem sein Recht zuteil. – Für die Gerechten ist ein Mensch, der unrecht tut, ein Greuel; und für den Gottlosen ist ein Greuel, wer rechtschaffen wandelt. VI. Aussprüche Agurs(Dies sind) die Sprüche Agurs, des Sohnes Jakes, aus Massad.h. aus dem ismaelitischen Stamm Massa; 1.Mose 25,14.. So lautet der Ausspruch des Mannes: »Ich habe mich abgemüht, o Gott, ich habe mich abgemüht, o Gott, und bin dahingeschwunden; denn ich bin ein vernunftloses Geschöpf, kein Mensch, und besitze keinen Menschenverstand; auch Weisheit habe ich nicht gelernt, daß ich die Erkenntnis des heiligen (Gottes) gewonnen hätte. Wer ist in den Himmel emporgestiegen und wieder herabgekommen? Wer hat den Wind in seine Fäuste gesammelt, wer die Wasser in ein Gewand gebunden? Wer hat alle Enden der Erde festgestellt? Wie heißt er, und wie heißt sein Sohn? Weißt du es etwa?« Jedes Wort Gottes ist lautere Wahrheit; ein Schild ist er denen, die Zuflucht bei ihm suchen. Füge nichts zu seinen Worten hinzu, damit er dich nicht zur Rechenschaft zieht und du als Lügner dastehst! Um zweierlei bitte ich dich – versage es mir nicht, ehe ich sterbe –: Falschheit und Lügenwort halte fern von mir! Armut und Reichtum gib mir nicht! Laß mich (aber) den mir zukommenden Teil von Nahrung verzehren, damit ich nicht aus Übersättigung dich verleugne und sage: »Wer ist der HERR?«, aber auch nicht infolge der Armut zum Diebe werde und mich am Namen meines Gottes vergreife. Verleumde einen Knecht nicht bei seinem Herrn, damit er dir nicht flucht und du es büßen mußt. (Ein Greuel für den HERRN ist) ein Geschlecht, das seinem Vater flucht und seine Mutter nicht segnet, ein Geschlecht, das sich selbst für rein hält und doch von seiner Unreinheit sich nicht gesäubert hat, ein Geschlecht, das den Kopf wunder wie hoch trägt und auf andere mit stolz erhobenen Augen herabblickt,W.: ein Geschlecht – wie hoch sind seine Augen, und seine Wimpern erheben sich! ein Geschlecht, dessen Zähne Schwerter sind und dessen Gebiß aus Messern besteht, um die Elenden aus dem Lande wegzufressen und die Armen aus der Mitte der Menschen. Alukad.h. die Blutsaugerin, wohl nicht als Tier = Blutegel, sondern als ein dem Volksglauben angehörendes gespenstisches Geisterwesen gedacht. hat zwei Töchter: »Gib her! Gib her!« Drei gibt es, die nicht satt werden, und vier sagen niemals: »Genug!«, nämlich das Totenreich und der unfruchtbare Mutterschoß, die Erde, die des Wassers nie satt wird, und das Feuer, das niemals sagt: »Genug!« Ein Auge, das den Vater verspottet und die greise Mutter verachtet, das müssen die Raben am Bach aushacken und die jungen Geier fressen. Drei Dinge sind es, die mir zu wunderbar erscheinen, und vier, die ich nicht begreife: des Adlers Weg am Himmel, der Schlange Weg über den Felsen, des Schiffes Weg mitten auf dem Meer und des Mannes Weg bei einem Weibe. – So ist das Verhalten eines ehebrecherischen Weibes: sie ißt und wischt sich den Mund ab und sagt: »Ich habe nichts Unrechtes getan.« Unter drei Dingen erzittert die Erde, und unter vieren kann sie es nicht aushalten: unter einem Sklaven, wenn er König wird, und unter einem ruchlosen Menschen, wenn er Brot in Fülle hat; unter einer unleidlichen Frau, wenn sie zur Ehe kommt, und unter einer Magd, wenn sie ihre Herrin verdrängt. Vier Tiere gehören zu den kleinsten auf Erden und sind doch unglaublich klug: die Ameisen, ein schwaches Volk, aber sie bereiten sich im Sommer ihren Speisebedarf; die Klippdachse, ein Volk ohne Kraft, aber sie legen ihre Wohnung in den Felsen an; die Heuschrecken, die keinen König haben, und doch zieht ihr ganzer Schwarm wohlgeordnet daher; die Eidechsen, die du mit (bloßen) Händen fangen kannst und die sich doch in Königspalästen finden. Drei sind es, die stattlich einherschreiten, und vier, die einen würdevollen Gang haben: der Löwe, der Held unter den Tieren, der vor nichts kehrt macht; (der Hahn, der wohlgemut unter den Hennen einherschreitet, und der Bock, der die Ziegenherde anführt)Ergänzt nach der griechischen Übersetzung . und der König an der Spitze seines Heerbannes. – Magst du töricht gewesen sein, indem du dich über den andern erhobst, oder magst du mit Überlegung gehandelt haben: lege die Hand auf den Mund! Denn der Druck auf die Milch bringt Butter hervor, und Druck auf die Nase bringt Blut hervor, und Druck auf den Zorn bringt Streit hervor. VII. Sprüche für Lemuel (Fürstenspiegel)Sprüche für Lemuel, den König von Massa, mit denen seine Mutter ihn unterwiesen hat: »Was mein Sohn, (was, o Lemuel, mein Erstgeborener, was soll ich dir sagen)Ergänzt nach der griechischen Übersetzung .? Ja was (soll ich dir sagen), du Sohn meines Schoßes, und was dir, du Sohn meiner Gelübde? Gib nicht den Weibern deine Kraft preis und (folge nicht in deinem Tun) den Verderberinnen der Könige.A.L.: und verdirb nicht deinen Wandel bei Königsgelagen. Es ziemt sich nicht für Könige, Lemuel, es ziemt sich nicht für Könige der Weingenuß noch für Fürsten das Verlangen nach berauschenden Getränken: sie könnten sonst über dem Trinken das festgesetzte Recht außer acht lassen und der Rechtssache aller geringen Leute Eintrag tun. Gebt berauschendes Getränk den Verzweifelnden und Wein denen, deren Herz bekümmert ist: die mögen trinken, um ihre Armut zu vergessen und an ihr Elend nicht mehr zu denken. – Tu deinen Mund auf für die Stummen, für die Sache aller Hilflosen! Tu deinen Mund auf zu gerechtem Richterspruch und schaffe Recht dem Elenden und Armen!« VIII. Lob der tüchtigen HausfrauEine tüchtige Frau – wer mag sie finden? Weit über Korallen geht ihr Wert. Das Herz ihres Gatten kann sich auf sie verlassen, und an Gewinn wird es (ihm) nicht fehlen. Sie erweist ihm Gutes und nichts Böses während ihrer ganzen Lebenszeit. Sie trägt Sorge für Wolle und Flachs und schafft dann mit arbeitsfreudigen Händen. Sie gleicht den Schiffen eines Kaufmanns: von fernher beschafft sie den Bedarf für ihren Haushalt. Sie steht auf, wenn es noch Nacht ist, und gibt Kost heraus für ihre Hausgenossen und weist den Mägden ihr Tagewerk an. Sie faßt den Ankauf eines Ackers ins Auge und erwirbt ihn auch; vom Ertrag ihrer Handarbeit legt sie einen Weinberg an. Sie gürtet ihre Hüften mit Kraft und regt die Arme, ohne zu ermatten. Sie merkt, daß ihr Schaffen Segen bringt: auch nachts erlischt ihre Lampe nicht. Sie legt ihre Hände an den Spinnrocken, und ihre Finger ergreifen die Spindel. Dem Elenden bietet sie ihre Hand (schenkend) dar und streckt dem Dürftigen ihre Arme entgegen. Sie braucht für ihre Hausgenossen vom Schnee nichts zu fürchten; denn ihr ganzes Haus ist in Scharlachwolle gehüllt. Sie fertigt sich Decken an; Linnen und Purpur bilden ihre Kleidung. Hochgeachtet ist ihr Gatte in den Toren, wenn er mit den Ältesten des Landes Sitzung hält. Feine Unterkleider fertigt sie an und verkauft sie, und Gürtel liefert sie dem Kaufmann. Kraft und Würde sind ihr Gewand, und so sieht sie dem kommenden Tage unbesorgt entgegen. Den Mund öffnet sie zu einsichtsvoller Rede, und freundliche Unterweisung liegt auf ihrer Zunge. Sie überwacht alle Vorgänge in ihrem Hause und ißt nie das Brot des Müßiggangs. Ihre Söhne treten hin und preisen sie glücklich; ihr Gatte tritt hin und rühmt sie: »Es gibt wohl viele Frauen, die Tüchtiges geleistet haben, doch du übertriffst sie alle!« Anmut ist trügerisch, und Schönheit vergeht, aber ein gottesfürchtiges Weib ist des Lobes wert. Laßt sie den Lohn ihres Schaffens genießen, und was sie geleistet hat, möge ihren Ruhm in den Toren verkünden! I. Einganga) Die Überschrift(Dies sind) die Worte des Predigers, des Sohnes Davids, des Königs in Jerusalem. b) Die Nutzlosigkeit alles menschlichen Mühens infolge des beständigen Einerleis im Kreislauf der DingeO Nichtigkeit der Nichtigkeiten!d.h. höchste Eitelkeit, völlige Wertlosigkeit und Nichtigkeit. sagt der Prediger; o Nichtigkeit der Nichtigkeiten: alles ist nichtig! Welchen Gewinn hat der Mensch von all seiner Mühe, mit der er sich unter der Sonne abmüht? Ein Geschlecht geht dahin, und ein anderes kommt, doch die Erde steht ewig unbewegt. Die Sonne geht auf, und die Sonne geht unter und eilt an denselben Ort zurück, wo sie aufging. Der Wind geht nach Süden und dreht sich nach Norden; immerfort kreisend weht der Wind, und zu seinen Kreisläufen kehrt der Wind zurück. Alle Flüsse laufen ins Meer, und das Meer wird doch nicht voll; an den Ort, wohin die Flüsse einmal fließen, dahin fließen sie immer wieder.A.Ü.: zu dem Ort, wo die Flüsse entstehen, dahin kehren sie immer zurück. Alle Dinge mühen sich ab: kein Mensch vermag es auszusprechen; das Auge wird des Sehens nicht satt und das Ohr nicht voll vom Hören. Was gewesen ist, dasselbe wird wieder sein, und was geschehen ist, dasselbe wird wieder geschehen; es gibt nichts Neues unter der Sonne. Kommt (einmal) etwas vor, von dem man sagen möchte: »Siehe, dies hier ist etwas Neues!«, so ist es doch längst dagewesen in den Zeitläuften, die vor uns waren: es ist nur kein Andenken an die früheren Zeiten geblieben, und auch für die späteren, die künftig sein werden, wird kein Andenken übrigbleiben bei denen, die noch später kommen werden. II. Der Hauptteil: Erfahrungen und Erlebnisse des Predigers und daran angeknüpfte Ermahnungen und Lebensregeln (1,12-12,8)1. Die Nutzlosigkeit des Strebens nach Weisheit und Erkenntnisa) Das Menschenleben erweist sich dem Betrachter als sinnlosIch, der Prediger, bin König über Israel in Jerusalem gewesen und habe es mir angelegen sein lassen, vermittels der Weisheit alles zu erforschen und zu ergründen, was unter dem Himmel geschieht: ein leidiges Geschäft, das Gott den Menschenkindern auferlegt hat, sich damit abzuquälen. Ich habe alles Arbeiten beobachtet, das unter der Sonne betrieben wird, und siehe da: alles war nichtig und ein Haschen nach Wind. Krummes kann doch nicht als gerade gelten, und was lückenhaft ist, darf man nicht als voll rechnen. b) Das Streben nach klarer Erkenntnis führt zur EnttäuschungIch dachte bei mir in meinem Herzen also: »Fürwahr, ich habe mir größere Schätze der Weisheit erworben als alle, die vor mir über Jerusalem gewesen sind, und mein Geist hat sich eine Fülle von Weisheit und Erkenntnis angeeignet!« Als ich mich aber daranmachte, zu erkennen, was Weisheit sei, und zu erkennen, was Torheit und Unverstand sei, da wurde es mir klar, daß auch dies nur ein Haschen nach WindW.: ein Weiden des Windes. ist; denn wo viel Weisheit ist, da ist auch viel Verdruß, und mit der Zunahme der Erkenntnis wächst auch der Schmerz. 2. Die Nutzlosigkeit des Versuchs, durch sinnliche Freuden und Lebensgenuß oder durch schöpferische Tätigkeit Befriedigung zu erlangenDa dachte ich bei mir in meinem Herzen: »Wohlan denn, ich will es einmal mit der Freude und dem Lebensgenuß versuchen!« Aber siehe, auch das war nichtig. Vom Lachen mußte ich sagen: »Unsinn ist das!« und von der Freude: »Wozu soll die dienen?« Ich faßte den Entschluß, meinem Leibe mit Wein gütlich zu tun – allerdings so, daß mein Verstand die Leitung mit Besonnenheit behielte – und mich an die Torheit zu halten, bis ich sähe, was für die Menschenkinder das Beste sei, daß sie es täten unter dem Himmel während der ganzen Dauer ihres Lebens. Ich unternahm große Werke: ich baute mir Häuser, pflanzte mir Weinberge, legte mir Gärten und Parke an und pflanzte darin Fruchtbäume jeder Art; ich legte mir Wasserteiche an, um aus ihnen den Wald mit seinem üppigen Baumwuchs zu bewässern; ich kaufte Knechte und Mägde, hatte auch Gesinde, das in meinem Hause geboren war, und besaß auch große Herden von Rindern und Kleinvieh, größere als irgend jemand vor mir sie in Jerusalem besessen hatte. Ich häufte mir auch Silber und Gold an, die Schätze von Königen und Ländern, schaffte mir Sänger und Sängerinnen an und, was die Hauptlust der Menschen ist: Frauen über Frauen. So stand ich groß da und tat es allen zuvor, die vor mir in Jersualem gelebt hatten; dabei war mir auch meine Weisheit verblieben. Nichts von allem, wonach meine Augen Verlangen trugen, versagte ich ihnen, keinen Wunsch ließ ich meinem Herzen unerfüllt; denn mein Herz sollte Freude haben von all meinem Schaffen, und das sollte mir der Lohn für alle meine Mühe sein. Doch als ich nun alle Werke prüfend betrachtete, die meine Hände geschaffen, und die Mühe erwog, die ich auf ihre Ausführung verwandt hatte: ach, da war das alles nichtig und ein Haschen nach Wind, und es kommt nirgends ein Gewinn heraus unter der Sonne. Hierauf wandte ich mich dazu, den Wert der Weisheit neben der Torheit und dem Unverstand festzustellen. Denn was wird der Mensch tun, der nach mir, dem Könige, kommen wird? Dasselbe, was man immer schon getan hat. 3. Auch die Weisheit ist zuletzt ebenso nichtig wie die Torheit, weil das Endgeschick des Weisen und des Toren das gleiche istDa sah ich denn ein, daß die Weisheit einen Vorzug vor der Torheit hat, wie das Licht einen Vorzug vor der Finsternis besitzt; der Weise hat ja Augen im Kopf, während der Tor im Finstern wandelt. Zugleich erkannte ich aber auch, daß das gleiche Geschick alle (beide) trifft. Da dachte ich bei mir in meinem Herzen: »Wenn mich dasselbe Geschick trifft wie den Toren, wozu bin ich dann so besonders weise gewesen?« So mußte ich mir denn sagen, daß auch dies nichtig sei. Denn der Weise hinterläßt ebensowenig wie der Tor ein ewiges Gedenken, weil ja in den künftigen Tagen alles längst vergessen sein wird; ach ja, wie stirbt doch der Weise samt dem Toren dahin! So wurde mir denn das Leben verhaßt, denn mir mißfiel alles Tun, das unter der Sonne stattfindet; alles ist ja nichtig und ein Haschen nach Wind! Hinweis auf den Übelstand, daß der Weise den Ertrag und Genuß seiner mühevollen Arbeit einem vielleicht törichten Erben hinterlassen mußDa wurde mir alles Bemühen, das ich bis dahin unter der Sonne aufgewandt hatte, verleidet, weil ich ja das durch meine Mühe Geschaffene einem (andern) überlassen muß, der mein Nachfolger sein wird; und wer kann wissen, ob der weise sein wird oder ein Tor? Und doch wird er schalten und walten über alle meine Mühe, über das, was ich durch meine Weisheit unter der Sonne zustande gebracht habe. Auch das ist nichtig. So kam es denn mit mir dahin, daß ich mich der Verzweiflung überließ wegen all der Mühe, die ich unter der Sonne aufgewandt hatte. Denn es kommt vor, daß ein Mensch sich mit Weisheit, Einsicht und Tüchtigkeit abgemüht hat und dann den Ertrag seiner Arbeit einem (andern) überlassen muß, der sich gar nicht darum gemüht hat. Auch das ist nichtig und ein großer Übelstand. Denn welchen Nutzen hat der Mensch von all seiner Mühe und von dem Streben seines Geistes, womit er sich unter der Sonne abmüht, wenn alle seine Tage leidvoll sind und Widerwärtigkeit sein ganzes Schaffen und nicht einmal bei Nacht sein Geist Ruhe findet? Auch das ist nichtig. 4. Das beste ist also für den Menschen, den Augenblick zu genießen, soweit Gott es ihm vergönntSo gibt es denn für den Menschen nichts Besseres, als daß er ißt und trinkt und sein Herz bei seiner Mühsal guter Dinge sein läßt. Freilich habe ich erkannt, daß auch dies von der Hand Gottes abhängt; denn wer kann essen und wer genießen ohne sein Zutun? Denn einem Menschen, der ihm wohlgefällt, gibt Gott Weisheit, Einsicht und Freude, dem Sünder aber gibt er das leidige Geschäft, zu sammeln und zusammenzuscharren, um es hernach dem zu überlassen, der Gott wohlgefällig ist. Auch das ist nichtig und ein Haschen nach Wind. 5. Die völlige Abhängigkeit des menschlichen Tuns von einer unabänderlichen Weltordnunga) Alles hat seine ZeitJegliches Ding hat seine Zeit und alles Vornehmen unter dem Himmel seine Stunde. Das Geborenwerden hat seine Zeit und ebenso das Sterben; das Pflanzen hat seine Zeit und ebenso das Ausraufen des Gepflanzten; das Töten hat seine Zeit und ebenso das Heilen; das Einreißen hat seine Zeit und ebenso das Aufbauen; das Weinen hat seine Zeit und ebenso das Lachen; das Klagen hat seine Zeit und ebenso das Tanzen; das Hinwerfen von Steinen hat seine Zeit und ebenso das Sammeln von Steinen; das LiebkosenW.: das Umarmen, die Umarmung. hat seine Zeit und ebenso das Meiden der Liebkosung; das Suchen hat seine Zeit und ebenso das Verlieren; das Aufbewahren hat seine Zeit und ebenso das Wegwerfen; das Zerreißen hat seine Zeit und ebenso das Zusammennähen; das Schweigen hat seine Zeit und ebenso das Reden; das Lieben hat seine Zeit und ebenso das Hassen; der Krieg hat seine Zeit und ebenso der Friede. b) Aber der Mensch kennt die von Gott festgesetzte Zeit nicht und ist ihr gegenüber ohnmächtigWelchen Gewinn hat also der Tätige davon, daß er sich abmüht? Ich habe die (leidige) Aufgabe betrachtet, die Gott den Menschenkindern gestellt hat, sich damit abzuplagen. Alles hat Gott vortrefflich eingerichtet zu seiner Zeit, ja auch die Ewigkeit hat er ihnen ins Herz gelegt, nur daß der Mensch das Tun Gottes von Anfang bis zu Ende nicht zu durchschauen vermag. So habe ich denn erkannt, daß es nichts Besseres für den Menschen gibt, als sich der Freude hinzugeben und sich gütlich zu tun in seinem Leben; freilich auch, daß, sooft jemand ißt und trinkt und zum Genießen bei all seiner Mühsal kommt, daß das auch eine Gabe Gottes ist. Ich habe erkannt, daß alles, was Gott tut, ewige Geltung hat: man kann da nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen; und das hat Gott so eingerichtet, damit man sich vor ihm fürchte. Was da ist, das ist schon längst gewesen, und was geschehen wird, ist längst dagewesen; denn Gott sucht das Entschwundene wieder hervor. 6. Das Ausbleiben der sittlichen Weltordnung neben der alles beherrschenden Naturordnunga) In der Menschenwelt herrscht Gottlosigkeit und Unrecht, aber Gott ist der WeltrichterWeiter aber habe ich unter der Sonne wahrgenommen: an der Stätte des Rechts, da herrschte das Unrecht, und an der Stätte der Gerechtigkeit, da herrschte die Gesetzlosigkeit. Da dachte ich bei mir in meinem Sinn: »Den Gerechten wie den Gottlosen wird Gott richten; denn er hat für jedes Vorhaben und für alles Tun eine Zeit festgesetzt.« b) Das Gesetz der Vergänglichkeit besteht für Menschen wie für Tiere und mahnt zum LebensgenußDa dachte ich bei mir selbst: »Um der Menschenkinder willen ist das so gefügt, damit Gott sie prüft und damit sie einsehen, daß sie an und für sich den Tieren gleichstehen.« Denn das Schicksal der Menschen und das Schicksal der Tiere ist ein und dasselbe: die einen sterben so gut wie die anderen, und sie haben alle den gleichen Odem, und einen Vorzug des Menschen vor den Tieren gibt es nicht: alles geht an denselben Ort; alles ist vom Staube geworden, und alles kehrt zum Staube zurück. Wer weiß denn vom Lebensodem des Menschen, ob er aufwärts in die Luft emporsteigt, und vom Lebensodem des Tieres, ob er nach unten zur Erde hinabfährt? So habe ich denn eingesehen, daß es für den Menschen nichts Besseres gibt, als daß er sich freue bei seinem Tun; ja das ist sein Teil; denn wer wird ihn dahin bringen, daß er Einsicht in dasA.Ü.: Freude an dem. gewinnt, was nach ihm sein wird? 7. Weitere Überlstände des irdischen Lebensglücksa) Unterdrückung, Eifersucht und teils ruhelose Arbeit, teils träge Ruhe entwerten das LebenUnd wiederum betrachtete ich alle Bedrückungen, die unter der Sonne verübt werden; ich sah da die Tränen der Bedrückten, die keinen Tröster hatten und von seiten ihrer Bedrücker Gewalttat erlitten, ohne daß jemand Trost für sie hatte. Da pries ich die Toten, die längst gestorben sind, glücklicher als die Lebenden, die jetzt noch am Leben sind; aber glücklicher als beide pries ich den, der noch nicht ins Dasein getreten ist und deshalb das böse Treiben noch nicht gesehen hat, das unter der Sonne stattfindet. Weiter habe ich eingesehen, daß alle Mühe und aller Erfolg, den man bei seiner Tätigkeit hat, nur eine Folge der Eifersucht des einen gegen den andern ist. Auch das ist nichtig und ein Haschen nach Wind. Der Tor dagegen legt die Hände ineinander und zehrt von seinem eigenen Fleisch:d.h. er richtet sich selbst zugrunde. »Besser ist eine Hand voll Ruhe als beide Fäuste voll Arbeit und Haschen nach Wind.« b) Das Sichmühen des Alleinstehenden ist zwecklos; zwei vereint Arbeitende sind besser daranIch habe auch noch ein anderes Beispiel eitlen Mühens unter der Sonne gesehen: Da ist einer, der ganz allein steht ohne Freunde und Genossen; auch einen Sohn und Bruder hat er nicht; gleichwohl wird er nicht müde, sich zu plagen, und seine Augen sehen sich am Reichtum nicht satt (er müßte sich doch sagen): »Für wen mühe ich mich ab und versage mir jeden Genuß?« Auch das ist nichtig und ein verfehltes Tun. Besser sind zwei daran als ein Einzelner, weil ihnen ein guter Lohn für ihre Mühe zuteil wird; denn wenn sie fallen, so hilft der eine dem andern wieder auf. Wehe aber dem Einzelnen! Wenn er hinfällt, ist kein Zweiter da, um ihm wieder aufzuhelfen! So auch, wenn zwei zusammen schlafen, so wärmen sie sich gegenseitig; aber ein Einzelner, wie soll dem warm werden? Und während jemand einen Einzelnen überwältigen mag, so werden sie zu zweit vor ihm standhalten, und (gar) eine dreifache Schnur wird nicht so bald zerreißen. c) Mitteilung eines geschichtlichen Vorgangs, durch den die Beobachtung des Predigers, daß Volksgunst unzuverlässig sei, bestätigt wirdEin armer, aber weiser Jüngling ist mehr wert als ein alter, jedoch törichter König, der keine Belehrung mehr annimmt. Denn aus dem Gefängnis gelangte er auf den Thron, obgleich er unter der Regierung jenes in Armut geboren war. Ich sah alle Lebenden, die unter der Sonne wandelten, die Partei des Jünglings ergreifen, der an jenes Stelle treten sollte: endlos war die Menge aller derer, die ihn sich zum Führer erkoren hatten. Gleichwohl freuten die Späteren sich seiner nicht mehr.A.Ü.: Gleichwohl werden die Späteren sich seiner nicht mehr freuen. So war denn auch dieses nichtig und ein Haschen nach Wind. 8. Mahnung zur Vorsicht bei der Ausübung gottesdienstlicher Pflichten (beim Opfer, beim Gebet und bei Gelübden)Gib acht auf deinen Fuß, wenn du zum Hause Gottes gehst; denn hintreten, um zu hören, ist besser, als wenn die Toren Opfer darbringen: sie wissen ja nichts weiter als Böses zu tun. – Sei nicht vorschnell mit deinem Munde, und laß dich durch den Drang deines Herzens nicht dazu bringen, ein Wort vor Gott auszusprechen; denn Gott ist im Himmel, du aber bist auf der Erde; darum mache wenig Worte! Da verleiht Gott jemandem Reichtum, irdische Güter und Ehre, so daß ihm für seine Person nichts fehlt von allem, wonach er Verlangen trägt; aber Gott gestattet ihm nicht, es zu genießen, sondern ein Fremder hat den Genuß davon: das ist bedauerlich und ein schwerer Übelstand! Wenn jemand Vater von hundert Kindern würde und viele Jahre lebte, so daß die Zahl seiner Lebenstage groß wäre, er aber nicht dazu käme, seines Lebens froh zu werden [und ihm sogar kein Begräbnis zuteil würde], so sage ich: Besser als er ist ein TotgeborenerEig.: eine Fehlgeburt. daran. Denn ein solcher kommt als ein Nichts auf die Welt und geht im Dunkel hinweg, und sein Name bleibt mit Dunkel bedeckt; auch hat er die Sonne nicht gesehen und weiß nichts von ihr; aber in Beziehung auf Ruhe hat er einen Vorzug vor jenem. 10. Einzelne besondere Übelstände des Reichtums und der Begierdea) Jemand besitzt reiche Güter, von denen er aber keinen Genuß hatJa, wenn jemand auch zweimal tausend Jahre lebte, ohne jedoch seines Lebens froh zu werden – fährt nicht alles dahin an denselben Ort? Bedrückungen im Staate sind zu bedauern, aber begreiflich; Segen des Königtums für ackerbautreibende Staatenb) Die Unersättlichkeit der Begierde und des Strebens nach GenußAlles Mühen des Menschen geschieht für den Mund, und dennoch wird dessen Begierde nicht gestillt. Doch welchen Vorzug hat hierin der Weise vor dem Toren? Den des Armen, der sich auf die richtige Lebensführung versteht. 9. Die Nichtigkeit und die Beschwerden des ReichtumsBesser ist das Anschauen mit den Augen als das Umherschweifen mit der Begierde. Auch das ist nichtig und ein Haschen nach Wind. c) Die menschliche Ohnmacht gegenüber der göttlichen Vorherbestimmung aller Dinge (besonders des Lebens der einzelnen Menschen)Alles, was geschieht, ist längst im voraus bestimmt, und von vornherein steht fest, wie es einem Menschen ergehen wird, und niemand vermag den zur Rechenschaft zu ziehen, der stärker ist als er. Wohl findet da vieles Gerede statt, aber das schafft nur noch mehr Nichtigkeit: welchen Nutzen hat der Mensch davon? Denn wer weiß, was dem Menschen im Leben gut ist während der wenigen Tage seines nichtigen Lebens, die er dem Schatten vergleichbar verbringt? Denn wer tut dem Menschen kund, was nach ihm sein wird unter der Sonne? Geht nämlich solcher Reichtum durch irgendeinen Unglücksfall verloren, so behält der Sohn, den er erzeugt hat, nichts mehr im Besitz. Nackt, wie er aus dem Schoß seiner Mutter hervorgekommen ist, muß er wieder davon, wie er gekommen ist, und kann für seine Mühe nicht das Geringste mitnehmen, um es in seinem Besitz zu behalten. Ja, das ist auch ein schlimmer Übelstand: ganz so, wie er gekommen ist, muß er wieder davon. Welchen Gewinn hat er nun davon, daß er sich für den Wind abgemüht hat? Dazu verlebt er alle seine Tage im Dunkel und trübselig, bei viel Verdruß, Krankheit und Aufregung. Empfehlung des Lebensgenusses neben der Arbeit und dem Reichtum(Vernimm dagegen) was ich als gut, als schön befunden habe: daß der Mensch ißt und trinkt und es sich wohl sein läßt bei all seiner Mühe, mit der er sich unter der Sonne plagt während der geringen Zahl der Lebenstage, die Gott ihm beschieden hat; denn das ist sein Teil. Allerdings, wenn Gott irgendeinem Menschen Reichtum und irdische Güter verliehen und ihn in die glückliche Lage versetzt hat, davon zu genießen und sein Teil hinzunehmen und sich bei seiner Mühsal zu freuen, so ist das eine Gnadengabe Gottes. Denn ein solcher wird nicht viel an (die Kürze) seiner Lebenstage denken, weil Gott (ihm) sein Wohlgefallen an der Freude seines Herzens bezeigt.d.h. der Freude seines Herzens beistimmt. 10. Einzelne besondere Übelstände des Reichtums und der Begierdea) Jemand besitzt reiche Güter, von denen er aber keinen Genuß hatEs gibt einen Übelstand, den ich unter der Sonne beobachtet habe und der schwer auf dem Menschen lastet: Da verleiht Gott jemandem Reichtum, irdische Güter und Ehre, so daß ihm für seine Person nichts fehlt von allem, wonach er Verlangen trägt; aber Gott gestattet ihm nicht, es zu genießen, sondern ein Fremder hat den Genuß davon: das ist bedauerlich und ein schwerer Übelstand! Wenn jemand Vater von hundert Kindern würde und viele Jahre lebte, so daß die Zahl seiner Lebenstage groß wäre, er aber nicht dazu käme, seines Lebens froh zu werden [und ihm sogar kein Begräbnis zuteil würde], so sage ich: Besser als er ist ein TotgeborenerEig.: eine Fehlgeburt. daran. Denn ein solcher kommt als ein Nichts auf die Welt und geht im Dunkel hinweg, und sein Name bleibt mit Dunkel bedeckt; auch hat er die Sonne nicht gesehen und weiß nichts von ihr; aber in Beziehung auf Ruhe hat er einen Vorzug vor jenem. Ja, wenn jemand auch zweimal tausend Jahre lebte, ohne jedoch seines Lebens froh zu werden – fährt nicht alles dahin an denselben Ort? b) Die Unersättlichkeit der Begierde und des Strebens nach GenußAlles Mühen des Menschen geschieht für den Mund, und dennoch wird dessen Begierde nicht gestillt. Doch welchen Vorzug hat hierin der Weise vor dem Toren? Den des Armen, der sich auf die richtige Lebensführung versteht. Besser ist das Anschauen mit den Augen als das Umherschweifen mit der Begierde. Auch das ist nichtig und ein Haschen nach Wind. c) Die menschliche Ohnmacht gegenüber der göttlichen Vorherbestimmung aller Dinge (besonders des Lebens der einzelnen Menschen)Alles, was geschieht, ist längst im voraus bestimmt, und von vornherein steht fest, wie es einem Menschen ergehen wird, und niemand vermag den zur Rechenschaft zu ziehen, der stärker ist als er. Wohl findet da vieles Gerede statt, aber das schafft nur noch mehr Nichtigkeit: welchen Nutzen hat der Mensch davon? Denn wer weiß, was dem Menschen im Leben gut ist während der wenigen Tage seines nichtigen Lebens, die er dem Schatten vergleichbar verbringt? Denn wer tut dem Menschen kund, was nach ihm sein wird unter der Sonne? 11. Allerlei Sprüche der Lebensweisheita) Mahnungen zu rechtem Lebensernst und zu geduldiger Ergebung in die göttlichen FügungenBesser ist ein guter Name als kostbares Salböl, und besser der Todestag als der Geburtstag. – Besser ist es, in ein Trauerhaus zu gehen, als zu einem fröhlichen Gastmahl; denn jenes weist auf das Ende aller Menschen hin, und wer noch im Leben steht, möge sich das zu Herzen nehmen! Besser Unmut als Lachen; denn bei ernstem Angesicht steht es gut um das Herz. Das Herz der Weisen weilt im Trauerhause, aber das Herz der Toren im Hause der Freude. – Besser ist es, auf das Schelten eines Weisen zu hören, als daß man die Lieder der Toren anhört; denn wie das Knistern des Reisigs unter dem Kessel, so ist das Lachen des Toren. Auch das ist nichtig. – Denn unredlicher Gewinn macht den Weisen zum Toren, und Bestechungsgeschenke verderben das Herz. – Besser ist der Ausgang einer Sache als ihr Anfang, besser Langmut als Hochmut. Übereile dich nicht, in ärgerliche Stimmung zu geraten; denn der Ärger hat seine Wohnung im Busen der Toren. – Frage nicht, wie es komme, daß die früheren Zeiten besser waren als die jetzigen; denn nicht die Weisheit gibt dir diese Frage ein. Weisheit ist so gut wie ein Erbbesitz, und Einsicht ein Gewinn für die, welche das Sonnenlicht sehen; denn im Schatten der Weisheit ist man ebenso geborgen wie im Schatten des Geldes; aber der Vorzug der Erkenntnis besteht darin, daß die Weisheit ihrem Besitzer das Leben erhält. – Betrachte das Walten Gottes; denn wer kann etwas gerade machen, was er gekrümmt hat? Am guten Tage sei guter Dinge, und am bösen Tage, da erwäge: auch diesen hat Gott ebenso wie jenen gemacht, damit der Mensch nicht ausfindig mache, was nach ihm geschieht. b) Warnung vor aller Maßlosigkeit und Mahnung zu wahrer WeisheitAlles (beides) habe ich in den Tagen meines eitlen (Erdenlebens) gesehen: mancher Gerechte geht trotz seiner Gerechtigkeit zugrunde, und mancher Gottlose bringt es trotz seiner Bosheit zu langem Leben. Verhalte dich nicht allzu gerecht und gebärde dich nicht übertrieben weise: warum willst du selbst Schaden nehmen? Handle aber auch nicht allzu gottlos und zu töricht: warum willst du vor der Zeit sterben? Es ist am besten, wenn du an dem einen festhältst und auch das andere nicht fahren läßt; denn der Gottesfürchtige entgeht allem beidem. – Die Weisheit verleiht dem Weisen mehr Kraft als zehn Machthaber, die in der Stadt sind. Denn kein Mensch auf Erden ist so gerecht, daß er nur Gutes täte und niemals sündigte. Gib auch nicht auf alles Gerede acht, das man führt; du könntest sonst einmal deinen eigenen Knecht dich schmähen hören; denn gar manchmal – du wirst dir dessen wohl bewußt sein – hast du selbst andere geschmäht. Alles dies habe ich mit der Weisheit erprobt; ich dachte: »Ich will die Weisheit gewinnen!«, doch sie blieb fern von mir. In weiter Ferne liegt der Grund aller Dinge und tief, ja tief verborgen: wer kann ihn ausfindig machen? 12. Des Predigers üble Erfahrungen mit dem weiblichen GeschlechtImmer wieder, wenn ich mich dazu wandte und mein Streben darauf richtete, Erkenntnis und ein richtiges Urteil zu gewinnen und mit dem Suchen nach Weisheit zu einem Abschluß zu kommen und einzusehen, daß die Gottlosigkeit Torheit ist und die Torheit Wahnsinn, da fand ich etwas, das bitterer ist als der Tod, nämlich das Weib, das einem Fangnetz gleicht und dessen Herz Schlingen, dessen Arme Fesseln sind. Wer Gott wohlgefällt, der entgeht ihr, doch wer sündigt, wird von ihr gefangen. »Siehe, dies habe ich gefunden«, sagt der Prediger, »indem ich eine Erfahrung zu der andern fügte, um ein sicheres Urteil zu gewinnen; was aber meine Seele immer noch sucht und was ich nicht gefunden habe, ist dies: Unter tausend habe ich wohl einen MannRichtiger wohl: einen Menschen. gefunden, aber ein Weib habe ich unter ihnen allen nicht gefunden. Allerdings, wisse wohl: dies habe ich gefunden, daß Gott die Menschen gerade geschaffen hat; sie selbst aber suchen viele verwerfliche Künste.« 13. Weitere Lebensregeln und neue Lebensrätsela) Des Weisen Verhalten gegenüber dem Herrscher und in Tagen der UnterdrückungWer ist wie der Weise und wer versteht sich auf die Deutung der Dinge? Die Weisheit erleuchtet das Angesicht eines Menschen, so daß die Härte seiner Gesichtszüge verwandelt wird. Ich sage: Beobachted.h. beachte . das Gebot des Königs, und zwar wegen des bei Gott geleisteten Treueides. Übereile dich nicht, ihm aus den Augen zu gehen, und laß dich auf keine böse Sache ein; denn er setzt alles durch, was er will, weil ja das Wort des Königs eine Macht ist; und wer darf zu ihm sagen: »Was tust du da?« Wer das Gebot beobachtetd.h. beachtet ., wird nichts Schlimmes erleben; wohl aber wird das Herz des Weisen die zur bestimmten Zeit eintretende richterliche Entscheidung erleben. b) Ohnmacht und Ratlosigkeit des MenschenDenn für jede Sache gibt es eine zur bestimmten Zeit eintretende Entscheidung; doch der Übelstand lastet schwer auf dem Menschen, daß er die Zukunft nicht kennt; denn wer könnte ihm ansagen, wie es in Zukunft sein wird? Kein Mensch hat Macht über den Wind, so daß er den Wind aufhalten könnte; ebensowenig ist jemand Herr über den Tag seines Todes; auch gibt es im Kriege keine Entlassung; und ebenso läßt die Gesetzesübertretung den nicht entkommen, der sie übt. c) Gerechte und Gottlose trifft das gleiche Geschick in Abhängigkeit von einer höheren Gewalt; es genügt, wenn man bei seiner Arbeit zum Lebensgenuß gelangtAlles dieses habe ich gesehen, indem ich mein Augenmerk auf alles Geschehen richtete, das unter der Sonne stattfindet, solange ein Mensch über andere herrscht zu ihrem Unglück. Dabei habe ich auch gesehen, daß Gottlose begraben wurden und zur Ruhe eingingen, während Leute, die rechtschaffen gelebt hatten, von der heiligen Stätte wegziehen mußten und in der Stadt in Vergessenheit gerieten; auch das ist nichtig. Weil der Urteilsspruch über böse Taten nicht schnell vollstreckt wird, darum ist das Herz der Menschen mit Mut erfüllt, Böses zu tun; außerdem (auch aus dem Grunde), weil ein Sünder hundertmal Böses tut und doch lange am Leben bleibt – obgleich ich weiß, daß es den Gottesfürchtigen gutgehen wird, weil sie sich vor ihm fürchten, während es dem Gottlosen nicht gutgehen und er seine Tage nicht wie ein Schatten in die Länge ziehen wird, weil er sich vor Gott nicht fürchtet. Es gibt etwas Nichtiges, das auf Erden vorkommt, nämlich daß es Gerechte gibt, denen es so ergeht, wie es den Gottlosen nach ihrem Tun ergehen müßte, und daß es manchen Gottlosen so ergeht, wie es bei den Gerechten nach ihrem Tun der Fall sein müßte. Da habe ich mir gesagt, daß auch dies nichtig sei. So lobe ich mir denn die Freude, weil es für den Menschen nichts Besseres unter der Sonne gibt als zu essen und zu trinken und guter Dinge zu sein; und dies möge ihn bei seiner Mühsal begleiten während der Tage seines Lebens, die Gott ihm unter der Sonne vergönnt. d) Das Walten Gottes in der Weltregierung ist für den Menschen unergründlichSooft ich mein Streben darauf richtete, zur Erkenntnis der Weisheit zu gelangen und alles Tun, das auf der Erde vor sich geht, zu beobachten, habe ich bezüglich des ganzen göttlichen Waltens erkannt, daß der Mensch, mag er auch seinen Augen weder bei Tag noch bei Nacht Schlaf zu finden vergönnen, das Walten, das sich unter der Sonne vollzieht, nicht zu ergründen vermag [insofern der Mensch trotz aller Mühe, mit der er es zu erforschen sucht, es doch nicht ergründet]. Denn auch wenn der Weise es zu erkennen vermeint, vermag er es doch nicht zu ergründen. 14. Gleiches Los für alle im Leben und im Tode; die menschliche Ohnmacht gegenüber der Gottheit; gottgefälliger Lebensgenuß, ehe der Tod aller Freude und Tätigkeit ein Ziel setztJa, auf dies alles habe ich mein Augenmerk gerichtet und dies alles mir klar zu machen gesucht, daß nämlich die Gerechten und die Weisen mit ihrem ganzen Tun in der Hand Gottes sind. Der Mensch weiß weder, ob ihm Liebe oder Haß begegnen wird: alles ist vor ihm (in der Zukunft) verhüllt. Dasselbe Geschick trifft alle ohne Unterschied: das gleiche Los wird allen zuteil, dem Gerechten wie dem Gottlosen, dem Reinen wie dem Unreinen, dem, der opfert, wie dem, der nicht opfert; dem Guten geht es wie dem Sünder und dem, der schwört, wie dem, der sich vor dem Schwören scheut. Das ist ein Übelstand bei allem, was unter der Sonne geschieht, daß allen das gleiche Geschick beschieden ist und auch daß das Herz der Menschenkinder voll Bosheit ist und Unverstand in ihrem Herzen wohnt, solange sie leben; danach aber geht’s zu den Toten. Denn solange einer überhaupt noch zu den Lebenden gehört, so lange hat er noch etwas zu hoffen; denn ein lebender Hund ist mehr wert als ein toter Löwe. Die Lebenden wissen doch noch, daß sie sterben werden, die Toten aber wissen überhaupt nichts und haben auch keinen Lohn mehr zu erwarten; sogar ihr Andenken wird ja vergessen. Sowohl Lieben als Hassen und Eifern ist für sie längst vorbei, und sie nehmen in Ewigkeit keinen Anteil mehr an irgend etwas, das unter der Sonne vor sich geht. Wohlan denn, iß dein Brot mit Freuden und trinke deinen Wein mit wohlgemutem Herzen! Denn Gott hat solches Tun bei dir von vornherein gutgeheißen. Trage allezeit weiße Kleider und laß das Salböl deinem Haupte nicht mangeln. Genieße das Leben mit dem Weibe, das du liebgewonnen hast, an all deinen eitlen Lebenstagen, die Gott dir unter der Sonne vergönnt, alle deine eitlen Tage hindurch; denn das ist dein Anteil am Leben und (der Lohn) für die Mühe, mit der du dich unter der Sonne abmühst. Alles, was deine Hand mit deiner Kraft zu leisten vermag, das tu; denn in der Unterwelt, wohin dein Weg geht, gibt es kein Schaffen und keine Überlegung mehr, weder Erkenntnis noch Weisheit. Die Abhängigkeit des Menschen vom SchicksalWiederum habe ich unter der Sonne gesehen, daß nicht dem Schnellsten der Sieg im Wettlauf und nicht dem Tapfersten der Sieg im Kriege zuteil wird, auch nicht den Weisen das Brot und nicht den Verständigen der Reichtum, auch nicht den Einsichtsvollen die Gunst, sondern sie sind alle von Zeit und Umständen abhängig. Der Mensch kennt ja nicht einmal die ihm bestimmte Zeit; nein, wie die Fische, die im Unglücksnetz sich fangen, und wie die Vögel, die von der Schlinge erfaßt werden, ebenso werden auch die Menschenkinder zur Zeit des Unglücks umstrickt, wenn es plötzlich über sie hereinbricht. 15. Weitere Lebenserfahrungen und WeisheitssprücheUnd doch habe ich folgenden Fall von Weisheit unter der Sonne erlebt, und er hat einen tiefen Eindruck auf mich gemacht: Es war eine kleine Stadt, in der sich nur wenige Leute befanden; da zog ein mächtiger König gegen sie heran, schloß sie rings ein und ließ gewaltige Belagerungswerke gegen sie aufführen. Nun fand sich in ihr ein armer, aber weiser Mann, der die Stadt durch seine Weisheit rettete; aber kein Mensch denkt mehr an diesen armen Mann. Da sagte ich mir: »Weisheit ist (zwar) besser als Stärke, aber die Weisheit des Armen wird verachtet, und seine Worte bleiben ungehört.« Worte der Weisen, die man in Ruhe anhört, sind mehr wert als das Brüllen eines Herrschers unter Toren. Weisheit ist besser als Kriegsgerät; aber ein einziger Bösewicht kann viel Gutes verderben. Tote FliegenRichtiger wohl: tödliche = giftige Fliegen. machen ranzig und trübe das Öl des Salbenmischers; so verderbt ein wenig Torheit den Wert der Weisheit. – Der Sinn des Weisen ist auf das Rechte gerichtet und der Sinn des Toren auf das Verkehrte;Eig.: befindet sich (oder: geht) zu seiner Rechten und der Sinn des Toren zu seiner Linken. und wo der Tor auch gehen mag, auf Schritt und Tritt, versagt sein Verstand, so daß er sich allen Leuten als Toren zu erkennen gibt. – Wenn der Unmut des Herrschers gegen dich aufsteigt, so verlaß darum deinen Platz nicht; denn Gelassenheit verhütet schwere Verfehlungen. – Es gibt einen Übelstand, den ich unter der Sonne wahrgenommen habe, nämlich ein verfehltes Verfahren, das von einem Machthaber ausgeht: Toren werden auf große Höhe gestellt, und Reiche müssen unten sitzen. Ich habe Sklaven hoch zu Roß gesehen und Fürsten wie Sklaven zu Fuß einhergehen. Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein, und wer Gemäuer einreißt, den kann eine Schlange beißen; wer Steine bricht, kann sich an ihnen verletzen, wer Holz spaltet, kann sich dabei wehetun. – Wenn eine Axt stumpf geworden ist und man die Schneide nicht schärft, dann muß man seine Kräfte um so mehr anstrengen; aber der Vorteil des Instandsetzens ist Weisheit. – Wenn die Schlange beißt, ehe die Beschwörung stattgefunden hat, so hat der Beschwörer keinen Nutzen (von seiner Kunst). Worte aus dem Munde eines Weisen sind herzgewinnend, aber den Toren richten die eigenen Lippen zugrunde. Der Anfang der Worte seines Mundes ist Torheit und das Ende seines Redens schlimmer Unsinn. Auch macht der Tor viele Worte, obgleich kein Mensch weiß, was geschehen wird, und niemand ihm ansagen kann, was die Zukunft bringt. Die Mühe, die der Tor aufwendet, macht ihn müde, so daß er den Weg nach der Stadt nicht mehr kennt. Wehe dir, Land, dessen König ein Knabe ist und dessen Fürsten schon am Morgen schmausen! Heil dir, du Land, dessen König ein Sproß von edler Herkunft ist und dessen Fürsten zu rechter Zeit tafeln, und zwar als Männer und nicht als Zecher! – Infolge von Faulheit senkt sich das Gebälk (eines Hauses), und infolge von Lässigkeit der Hände tropft das Haus. – Zur Belustigung veranstaltet man Mahlzeiten, und der Wein erheitert das Leben, und für Geld kann man alles haben. – Selbst auf deinem Lager fluche dem Könige nicht, und einen Hochgestellten schmähe auch in deinem Schlafgemach nicht; denn die Vögel des Himmels könnten den Laut weitertragen und ein geflügelter Bote das Wort verraten. 16. Kluges und gewinnbringendes Handeln bei der Ungewißheit alles IrdischenLaß dein Brot über das weite Meer fahren; denn nach Verlauf vieler Tage wirst du es wieder heimkommen sehen; doch verteile es auf sieben, ja auf acht Fahrten; denn du weißt nicht, was für Unglück sich auf der Erde ereignen mag. – Wenn die Wolken mit Regen gefüllt sind, lassen sie ihn auf die Erde strömen; und wenn ein Baum nach Süden oder nach Norden fällt, so bleibt er an der Stelle liegen, wohin er gefallen ist. – Wer (immerfort) auf den Wind achtet, kommt nicht zum Säen, und wer (immerfort) nach den Wolken sieht, kommt nicht zum Ernten. – Gleichwie du nicht weißt, welches der Weg des Windes ist oder wie die Gebeine im Schoße der Schwangeren sich bilden, ebensowenig kennst du das Walten Gottes, der alles wirkt. – Am Morgen säe deinen Samen, und bis zum Abend laß deine Hände nicht ruhen; denn du weißt nicht, was gelingen wird, ob dieses oder jenes, oder ob gar beides zugleich gut geraten wird. – Und köstlich ist das Licht, und wohltuend ist’s für die Augen, die Sonne zu sehen; denn wenn jemand auch viele Jahre lebt, möge er sich doch in ihnen allen der Freude hingeben und an die Tage der Finsternis denken, daß ihrer viele sein werden: alles, was kommt, ist nichtig. 17. Mahnung zum vollen, aber Gott wohlgefälligen Genuß des Lebens in der JugendFreue dich, Jüngling, in deiner Jugend und laß dein Herz guter Dinge sein in den Tagen deiner Jugendzeit; wandle die Wege, zu denen dein Herz sich hingezogen fühlt, und gehe dem nach, was deine Augen erschaun; doch wisse wohl, daß Gott um dies alles Rechenschaft von dir fordern wird! Schlage dir den Unmut aus dem Sinn und halte dir das Leid vom Leibe fern, denn Jugend und dunkles HaarA.ü.: Morgenröte, Morgenschöne (oder: Frühling des Lebens). sind schnell entschwunden. Und bleibe deines Schöpfers eingedenk in den Tagen deiner Jugendzeit, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre sich einstellen, von denen du sagen wirst: »Sie gefallen mir nicht«; Schilderung der Gebrechen des Altersehe noch die Sonne und das Tageslicht, der Mond und die Sterne sich verfinstern und die Wolken wiederkehren nach dem Regen, in der Zeit, wo die Hüter des Hauses zittern und die starken Männer sich krümmen; wo die Müllerinnen die Arbeit einstellen, weil ihrer wenige geworden sind, und die Fensterguckerinnen trübe werden; wo die beiden Pforten nach der Straße hin geschlossen stehen, weil die Mühle mit weniger Geräusch geht, und man beim Hahnenschrei aufsteht und aller LiederklangW.: alle Töchter des Gesanges. verstummt; auch vor jeder Steigung fürchtet man sich und sieht Schrecknisse auf jedem Wege; der Mandelbaum steht in Blüte, und die Heuschrecke schleppt sich träge dahin, und die Kaperwürze versagt ihre Wirkung – denn der Mensch geht hin zu seiner ewigen Behausung, und die Klageleute ziehen auf der Straße umherManche stellen diese Zeile als Abschluß hinter V.7; man kann sie aber so verstehen, daß berufsmäßige Klageleute (vgl. Jer 9,16-17; Am 5,16; Mk 5,38) – wenn sie so eine alte Person sehen – sagen: Da werden wir auch bald unsres Dienstes zu warten haben. –; ehe noch der silberne Faden zerreißt und die goldene Schale zerbricht und der Krug an der Quelle in Scherben geht und das Schöpfrad zertrümmert in den Brunnen fällt und der Staub zur Erde zurückkehrt als das, was er vorher gewesen ist, und der Odem zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat. »O Nichtigkeit der Nichtigkeiten!« ruft der Prediger aus, »alles ist nichtig!« III. Nachwort des Herausgebers über den Verfasser, den Zweck und das Ergebnis des Buchesa) Nachruhm des PredigersAbgesehen davon, daß der Prediger ein Weiser war, hat er das Volk auch Erkenntnis gelehrt und war ein Denker und Forscher, der zahlreiche Sprüche verfaßt hat. Der Prediger war bemüht, ansprechende Worte zu finden und zutreffende Weisungen niederzuschreiben, Aussprüche der Wahrheit. Die Aussprüche der Weisen sind wie Treibstachel, und wie eingeschlagene Pflöcke stehen die einzelnen Sprüche beisammen, die von einem einzigen Hirtennämlich König Salomo. herrühren. b) Warnung vor unnützem Grübeln; Aufstellung des SchlußergebnissesUnd ferner noch: laß dich warnen, mein Sohn; des vielen Bücherschreibens ist kein Ende, und das viele Studieren verursacht dem Leibe Ermüdung. – Laßt uns das Endergebnis des Ganzen hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote! Denn das kommt jedem Menschen zu. Denn Gott wird in dem Gericht, das über alles Verborgene ergeht, das Urteil über alles Tun sprechen, es sei gut oder böse (gewesen). Das Lied der Lieder, von Salomo. 1. Aus Sulammiths (7,1) Mädchenzeita) Erstes Lied: Sulammiths Selbstgespräch und Liebessehnsucht (im Königspalast Salomos?)O möcht’ er mich küssenA.L.: tränken. mit seines Mundes Küssen! Denn deine Liebe ist wonniger als Wein! Köstlich ist der Duft deiner Salben; wie ausgegossenes Salböl ist dein Name: drum haben die Mädchen dich lieb. Zieh mich dir nach, komm, laß uns eilen! Führe mich, König, in deine Gemächer!A.L.: laß uns laufen! Der König hat mich in seine Gemächer geführt! »Wir wollen jubeln und deiner uns freuen, wollen preisen deine Liebe mehr als Wein!«A.L.: an deiner Liebe uns berauschen statt an Wein. Ach, inniglich lieben sie dich. b) Zweites Lied: Klage über gefährdete MädchenschönheitGebräunt bin ich, aber doch schön, ihr Töchter Jerusalems, wie die Zelte von Kedar, wie Salomos Teppiche.A.L.: wie die Zeltdecken Salmas. Kedar und Salma waren Ortschaften arabischer Beduinenstämme (Hes 27,21; Ps 120,5). Seht mich nicht an, daß so gebräunt ich bin, daß die Sonne mich so verbrannt hat! Meiner Mutter Söhne waren böse auf mich, bestellten mich zur Hüterin der Weinberge; meinen eignen Weinberg hab’ ich nicht gehütet. c) Drittes Lied: Bitte der Braut um ein StelldicheinTu mir kund, du, den meine Seele liebt: wo weidest du, wo lagerst du zur Mittagszeit? Denn warum soll als Verirrte ich erscheinen bei den Herden deiner Genossen? – »Wenn du das nicht weißt, du schönste unter den Weibern, so geh nur hinaus, den Spuren der Herde nach, und weide deine Zicklein bei den Zelten der Hirten!« 2. Der werdende und der gewordene Brautstanda) Erstes Lied: Trautes Liebesgespräch»Einem Prachtroß an Pharaos Prunkwagen vergleiche ich dich, meine Freundin: reizend sind deine Wangen im Schmuck der Kettchen, dein Hals in den Perlenschnüren! Goldene Kettchen lassen wir dir machen mit Kügelchen von Silber.« – Solange der König noch in seinem Kreise weilte, gab meine Narde ihren Duft. Mein Geliebter ist mir wie ein Myrrhenbündlein, das am Busen mir ruht; ein Cyprusgebinded.h. ein Strauß von duftenden Zyperblumen aus den Weinbergen der Oase Engedi am Westufer des Toten Meeres. ist mir mein Geliebter in den Weinbergen von Engedi. – »O schön bist du, meine Freundin, ja, du bist schön! Deine Augen sind Taubenaugen.« – »O schön bist du, mein Geliebter, ja holdselig! Sieh, unser Lager ist frisches Grün; unsres Hauses Gebälk sind Zedern, unser Getäfel Zypressen.« b) Zweites Lied: Wechselgesang und VerlobungIch bin eine Narzisse in SaronDie fruchtbare, blumenreiche Ebene südlich vom Karmel., eine Lilie der Täler. – »Wie eine Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin inmitten der Mädchen.« – Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Geliebter inmitten der Burschen; in seinem Schatten begehr’ ich zu weilen: seine Frucht ist meinem Gaumen gar süß. In ein Weinhaus hat er mich (jetzt) geführt, doch sein Panier über mir ist die Liebe. Stärkt mich doch mit Traubenkuchen! Erquickt mich mit Äpfeln, denn ich bin liebeskrank! Seine Linke liegt unter meinem Haupt, und seine Rechte umfängt mich. O laßt euch beschwören, ihr Töchter Jerusalems, bei den Gazellen oder den Hinden der Flur: störet die Liebe nicht auf und wecket sie nicht, bis es ihr selber gefällt! c) Drittes Lied: LiebesfrühlingHorch! mein Geliebter! Siehe, da kommt er, springt daher über die Berge, hüpft über die Hügel! Mein Geliebter gleicht einer Gazelle oder dem jungen Hirsch. Ach sieh, da steht er hinter unsrer Mauer! Ich schaue durchs Fenster, gucke durchs Gitter! Mein Geliebter hebt an und ruft mir zu: »Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm! Sieh nur: der Winter ist dahin, die Regenzeit vorüber, ist vergangen! Die Blumen zeigen sich auf der Flur, die Zeit der Gesänge ist da, und der Turteltaube Ruf läßt sich im Land wieder hören; der Feigenbaum setzt seine Knospen an, und der Reben Blüte spendet ihren Duft. Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm! Mein Täubchen im Felsengeklüft, im Versteck der Felswand, laß mich schauen dein Antlitz, deine Stimme mich hören! Denn süß ist deine Stimme, dein Antlitz so lieblich!« d) Zwei Liebesseufzer der BrautFangt uns die Füchse, die kleinen Füchse, die Weinbergverwüster! Unsre Reben stehn ja in Blüte! – Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein; er weidet auf der Lilienau. Bis der Abendwind haucht und die Schatten fliehn, ergehe dich frei, mein Geliebter, der Gazelle gleich, oder wie der junge Hirsch auf zerklüfteten Bergen. 3. Vom Brautstand zur Vermählunga) Erstes Lied: Sehnsuchtstraum der BrautAuf meinem Lager in den Nächten, da sucht ich ihn, den meine Seele liebt: ich suchte ihn und fand ihn nicht. »Ich will mich doch aufmachen und die Stadt durchstreifen, in den Straßen und auf den Plätzen will ich ihn suchen, den meine Seele liebt!« Ich suchte ihn und fand ihn nicht. Mich trafen die Wächter, die in der Stadt umhergehn: »Habt ihr ihn nicht gesehn, den meine Seele liebt?« Kaum war ich an ihnen vorüber, da fand ich ihn, den meine Seele liebt. Ich hielt ihn fest und ließ ihn nicht los, bis ich ihn gebracht ins Haus meiner Mutter und ins Gemach der Guten, die mir das Leben gegeben. Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, bei den Gazellen oder den Hinden der Flur: störet die Liebe nicht auf und wecket sie nicht, bis es ihr selber gefällt! b) Zweites Lied: Der Hochzeitszug des BräutigamsWas ist’s, das da heraufkommt aus der Trift wie Säulen von Rauch, umduftet von Myrrhe und Weihrauch, von allem Gewürzstaub des Krämers? Siehe da, es ist Salomos Tragbett, rings umgeben von sechzig Helden aus Israels Kriegern, schwertbewaffnet sie alle und kriegsgeübt, ein jeder mit seinem Schwert an der Seite zum Schutz gegen nächtliche Schrecken! Eine Prachtsänfte hat der König [Salomo] sich fertigen lassen aus Holz vom Libanon; ihre Säulen hat er von Silber machen lassen, ihre Lehne von Gold; ihr Sitz ist von Purpurzeug, das Innere kunstvoll gestickt, ein Liebesbeweis der Töchter Jerusalems. Kommt heraus, ihr Töchter Zions, beschaut euch den König Salomo in der Krone, mit der seine Mutter ihn gekrönt am Tage seiner Hochzeit und am Tage seiner Herzensfreude! c) Drittes Lied: Beschreibung der Braut durch den BräutigamO du bist schön, meine Freundin, ja schön bist du! Deine Augen sind Taubenaugen hinter deinem Schleier hervor; dein Haar gleicht einer Ziegenherde, die vom Gileadberge herabwallt. Deine Zähne sind gleich einer Herde von Schafen, die frischgeschoren der Schwemme entsteigen, allesamt zwillingsträchtig und keins von ihnen kinderlos. Deine Lippen gleichen einer Purpurschnur, und dein Mund ist voll Anmut; wie der Spalt eines Granatapfels schimmern die Schläfen dir hinter dem Schleier hervor. Wie Davids Turm ragt dein Hals, zur Fernsicht gebaut: tausend Schilde hangen an ihm, lauter Wehren von Helden. Deine Brüste sind gleich einem Zwillingspaar junger Gazellen, die unter den Lilien weiden. Bis der Abendwind haucht und die Schatten entfliehn, will zum Myrrhenberge ich gehn und zum Weihrauchhügel. Wunderschön bist du, meine Freundin; nichts, nichts fehlt deinen Reizen! d) Viertes Lied: Die VermählungKomm mit mir vom Libanon, Braut, mit mir vom Libanon, o komm! Steig herab vom Gipfel des AmanaDer südliche Teil des Antilibanon, wo der Amanafluß entspringt (2.Kön 5,12)., vom Gipfel des Senir und Hermon, von den Lagerstätten der Löwen, von den Bergen der Panther. Du hast mich bezaubert, meine bräutliche Schwester, du hast mich bezaubert mit einem deiner Blicke, mit einem der Kettchen an deinem Halsschmuck! Wie schön ist deine Liebe, meine bräutliche Schwester, viel süßer ist deine Liebe als Wein, und deiner Salben Duft geht über alle Wohlgerüche! Von Honigseim triefen deine Lippen, meine Braut; Honig und Milch birgst du unter deiner Zunge, und deiner Gewänder Duft ist wie der Duft des Libanons! e) Fünftes Lied: Vergleich der bräutlichen Gattin mit einem herrlichen GartenEin wohlverschloßner Garten ist meine bräutliche Schwester, ein verschloßner Born, ein versiegelter Quell. Alles, was an dir sproßt, ist ein Lusthain von Granaten mit den köstlichsten Früchten, Zyperblumen samt Narden, Narde und Safran, Würzrohr und Zimt samt allerlei Weihrauchstauden, Myrrhe und Aloe nebst allen edelsten Balsamgewächsen. Eine Quelle im Garten bist du, ein Born voll sprudelnden Wassers, und Bäche, die vom Libanon rieseln. Erwache, du Nordwind, und komm, du Südwind! Durchhauche meinen Garten, daß seine Düfte zerfließen! Mein Geliebter komme in seinen Garten und genieße seine köstlichen Früchte! – Der junge Gatte nimmt Besitz von seinem Garten; das Hochzeitsmahl»Ich komme in meinen Garten, meine bräutliche Schwester; ich pflücke meine Myrrhe samt meinem Balsam, koste meine Wabe samt meinem Honig, ich trinke meinen Wein samt meiner Milch. Esset, ihr Freunde, trinkt und sättiget euch an Liebe!« 4. Eine neue, gleichartige Reihe von Liedern über Brautstand und VermählungIch schlief, doch mein Herz war wach. Horch! Da klopft mein Geliebter! »Mach mir auf, meine Schwester, meine Freundin, mein Täubchen, meine Reine! Ach, mein Haupthaar ist voll von Tau, meine Locken voll von den Tropfen der Nacht!« »Ich habe mein Kleid schon ausgezogen: wie sollt’ ich’s wieder anziehn?! Ich habe mir schon die Füße gewaschen: wie sollt’ ich sie wieder beschmutzen?!« Da streckte mein Geliebter die Hand durch das Guckloch (der Tür), da wallte das Herz mir auf vor Sehnsucht nach ihm, und die Sinne vergingen mir ob seiner Rede; ich stand auf, um meinem Geliebten zu öffnen: da troffen meine Hände von Myrrhe und meine Finger vom köstlichsten Öl am Griff des Riegels. Ich öffnete meinem Geliebten, doch mein Geliebter war fort, war verschwunden. Ich suchte ihn und fand ihn nicht; ich rief nach ihm, doch er gab mir keine Antwort. Es trafen mich die Wächter, die in der Stadt umhergehn; sie schlugen mich, verwundeten mich, rissen den Schleier mir ab, die Wächter der Stadtmauer! b) Zweites Lied: Beschreibung des Bräutigams durch die BrautO laßt euch beschwören, ihr Töchter Jerusalems: wenn ihr antrefft meinen Geliebten, was sollt ihr ihm sagen? Daß krank ich bin vor Liebe! »Was hat denn dein Geliebter vor andern Geliebten voraus, du Schönste unter den Weibern? Was hat dein Geliebter vor andern Geliebten voraus, daß du uns so beschwörst?« Mein Geliebter ist blendend weiß und braun, kenntlich unter vielen Tausenden. Sein Haupt ist geläutertes Feingold, seine Locken wallende Ranken, schwarz wie Raben; seine Augen wie Tauben an Wasserbächen, die, milchweiß gebadet, am Teichesrand sitzen; seine Wangen wie Balsambeete, Gelände duftender Kräuter; seine Lippen sind wie Lilien, triefend von köstlichster Myrrhe; seine Arme goldene Walzen, mit Edelsteinen dicht besetzt; sein Leib ein Kunstwerk von Elfenbein, mit Saphiren übersät; seine Beine Säulen von weißem Marmor, ruhend auf Sockeln von Feingold; seine Gestalt (ragend) wie der Libanon, großartig wie die Zedern; sein Gaumen lauter Süße und alles an ihm entzückend! Das ist mein Geliebter und das mein Freund, ihr Töchter Jerusalems! »Wohin ist denn dein Geliebter gegangen, du Schönste unter den Weibern? Wohin hat dein Geliebter sich begeben, damit wir ihn mit dir suchen?« Mein Geliebter ist in seinen Garten hinabgegangen zu den Balsambeeten, um sich in den Anlagen zu ergehen und Lilien zu pflücken. Ich gehöre meinem Geliebten, und mein Geliebter gehört mir: er weidet auf der Lilienau. c) Drittes Lied: Beschreibung der Braut durch den Bräutigam (vgl. 4,1-7)Schön bist du, meine Freundin, wie Thirza, lieblich wie Jerusalem, doch furchtbar wie Kriegerscharen! Wende deine Augen weg von mir, denn sie bringen mich von Sinnen! Dein Haar gleicht einer Ziegenherde, die vom Gileadberge herabwallt. Deine Zähne sind wie eine Herde Mutterschafe, die der Schwemme entsteigen, allesamt zwillingsträchtig und keins von ihnen ist kinderlos. Wie der Spalt eines Granatapfels schimmern die Schläfen dir hinter dem Schleier hervor. Ihrer sechzig sind Königinnen (bei Salomo) und achtzig Nebenfrauen und zahllos die Jungfrauen. Eine einzige ist meine Taube, meine Reine, die einziggeliebte Tochter ihrer Mutter, das Herzblatt der Guten, die ihr das Leben gegeben. Wenn die Mädchen sie sehen, so preisen diese sie glücklich, Königinnen und Nebenfrauen, und künden ihren Ruhm. d) Viertes Lied: Der HochzeitszugDer Urtext ist hier verderbt und lückenhaft überliefert Wer ist diese, die da hervorglänzt wie das Morgenrot, schön wie der Vollmond, strahlend wie die Sonne, furchtbar wie Kriegerscharen? In den Nußgarten war ich hinabgegangen, um mich zu erfreun am jungen Grün des Tales, um nachzusehn, wie der Weinstock gesproßt, ob die Granaten Blüten getrieben hätten. Unvermutet hat mein Verlangen mich geführt zu der Tochter eines Edlen. Wende dich, wende dich,A.Ü.: Kehre um (oder: tritt her oder: halt an). Sulammith! Wende dich, wende dich, daß wir dich beschauen! »Was wollt ihr schauen an Sulammith beim kriegerischen Tanz?« e) Fünftes Lied: Beschreibung des Schwert- (oder: Lager-)tanzes der Braut; Lobpreis ihrer SchönheitWie schön sind deine Füße in den Schuhen, du Fürstenkind! Die Wölbungen deiner Hüften sind wie Halsgeschmeide, ein Werk von Künstlerhand; dein Schoß eine runde Schale, der nie der Mischtrank fehlen darf; dein Leib ein Weizenhaufen, umsäumt von Lilien. Deine Brüste sind gleich einem Zwillingspaar junger Gazellen; dein Hals wie ein Turm von Elfenbein, deine Augen wie die Teiche von HesbonHesbon im Ostjordanlande, Hauptstadt der Moabiter (bzw. der Amoriter). am volksbelebten Tor; deine Nase wie der Libanonturm, der nach Damaskus schaut; dein Haupt droben wie der Karmel und das herabwallende Haar deines Hauptes wie dunkler Purpur: ein König liegt gefangen in den Locken! Lobpreis der Braut durch den BräutigamWie bist du so schön und so hold, du Geliebte, du Wonnevolle! Dein Wuchs da gleicht einer Palme und deine Brüste den Datteltrauben. Ich dachte: Ersteigen will ich die Palme, ihre Fruchtrispen ergreifen; dann sollen deine Brüste mir sein wie Trauben am Weinstock und dein Atem süß wie der Duft von Äpfeln und dein Mund wie der köstlichste Wein, der meinem Gaumen glatt eingeht und mir über die Lippen und Zähne sanft hinfließt. Ich gehöre meinem Geliebten, und nach mir sehnt sich sein Herz! Komm, mein Geliebter, laß uns aufs Feld hinausgehn, in den Dörfern übernachten!A.Ü.: unter Cyperblüten nächtigen. Frühmorgens brechen wir nach den Weinbergen auf, wollen nachsehn, ob der Weinstock sproßt, ob die Blüten sich erschließen, die Granaten blühen: dort will ich dir meine Liebe schenken. Die Liebesäpfel duften süß, und über unsrer Tür sind köstliche Früchte jeder Art, heurige und jährige: für dich, mein Geliebter, hab’ ich sie aufbewahrt. Anhang (ein Lied aus der Brautzeit): Geliebter und BruderAch, wärst du doch mein Bruder, hättest die Brust meiner Mutter gesogen! Träf’ ich dich dann auf der Straße, so dürft’ ich dich küssen, ohne daß jemand mich deshalb mißachtete. Ich nähme dich dann mit mir ins Haus meiner Mutter; du müßtest mich unterweisen, ich gäbe dir Würzwein zu trinken, den Most meiner Granaten. – Seine Linke liegt unter meinem Haupt, und seine Rechte umfängt mich. Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems: was wollt ihr die Liebe aufstören und wecken, eh’ es ihr selber gefällt! b) Zweites Lied: Am Ziel in der Heimat des GattenWer ist’s, die da heraufkommt aus der Trift, gelehnt an ihren Geliebten? »Unter dem Apfelbaum hab’ ich dich aufgeweckt; dort hat deine Mutter dich mit Schmerzen geboren, dort dich mit Schmerzen ans Licht der Welt gebracht.« »O lege mich an dein Herz wie einen Siegelring, wie einen Siegelring an deinen Arm! Denn stark wie der Tod ist die Liebe und ihre Leidenschaft hart wie die Unterwelt; ihre Gluten sind Feuergluten, ihre Flammen wie Flammen Gottes. Die mächtigsten Fluten vermögen die Liebe nicht auszulöschen und Ströme sie nicht fortzuschwemmen; böt’ einer auch alles Gut seines Hauses (als Kaufpreis) für die Liebe: man würde sein nur spotten.« 6. Anhang von drei Scherzwortena) Lied vom Schwesterlein, das die Pläne der habgierigen Brüder vereiteltEin Schwesterlein haben wir, die noch keine Brüste hat; was sollen wir nun mit unserer Schwester tun am Tage, wo man um sie freit? Ist sie eine Mauer, so bauen wir eine Krönung von Silber auf ihr; ist sie aber ein Tor, so verrammeln wir es mit Zederbohlen.« – Ich bin eine Mauer, und meine Brüste sind wie Türme; doch ich habe mich ihm gezeigt als friedlich übergebene Burg.A.Ü.: als eine, die der Liebe wert ist. b) Lied von den zwei WeinbergenEinen Weinberg besaß Salomo in Baal-Hamon; er übergab den Weinberg den Hütern; jeder hatte für seinen Ertrag tausend Silberstücke zu zahlen. Über meinen Weinberg verfüge ich allein. Die tausend Silberstücke gehören dir, (mein) Salomo, und dazu noch zweihundert den Hütern seiner Früchte. c) SchlußwortDie du wohnst in den Gärten, die Freunde lauschen: deine Stimme laß mich hören! »Enteile, mein Geliebter, und mache es wie die Gazelle oder wie der junge Hirsch auf den balsamduftenden Bergen!« A. Erster Hauptteil des Buches (Kap. 1-39)I. Offenbarungen, die sich auf die Reiche Israel und Juda beziehen (Kap. 1-12)1. Die Überschrift; Klage und Anklage, Buß?predigt und Strafandrohung (als Eröffnungsrede)Jesaja – der Name bedeutet »der HERR ist (oder: schafft) Heil« – wirkte von 736-701 v.Chr. in Israel; man nennt ihn mit Recht »den König unter den Propheten« und »den Evangelisten des alten Bundes« (Dies ist) die Offenbarung, die Jesaja, der Sohn des Amoz, über Juda und (besonders) Jerusalem geschaut hat in den Tagen der judäischen Könige Ussia, Jotham, Ahas und Hiskia. a) Gottes Anklage gegen das untreue VolkHöret, ihr Himmel, und horche auf, o Erde! Denn der HERR redetRichtiger: hat geredet oder gesprochen.: »Söhne habe ich großgezogen und zu Ehren gebracht, doch sie sind mir untreu geworden! Ein Rind kennt seinen Besitzer und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel hat keine Erkenntnis, mein Volk ist ohne Einsicht!« b) Klage des Propheten über das sündige VolkWehe dem sündigen Geschlecht, dem schuldbeladenen Volk, der Brut von Missetätern, den entarteten Söhnen! Den HERRN haben sie verlassen, den Heiligen Israels verworfen, sich zur Abkehr von ihm gewandt! Auf welche Stelle soll man euch noch schlagen, da ihr ja doch im Abfall verharret? Das ganze Haupt ist krank und das ganze Herz siech; von der Fußsohle bis zum Scheitel ist nichts Unversehrtes mehr an ihm: nur Wunden und Striemen und frische Schläge, die nicht ausgedrückt und nicht verbunden, noch mit Öl erweicht sind. Euer Land ist zu einer Wüste geworden: eure Städte sind mit Feuer verbrannt, euer Ackerland – Fremde verzehren seinen Ertrag vor euren Augen; ja, eine Wüstenei ist (alles), wie einst bei der Zerstörung Sodoms;A.L.: wie infolge der Verheerung durch Fremde. und übriggeblieben ist die Tochter Zion wie eine Hütte im Weinberg, wie ein Wächterhäuschen im Gurkenfeld, wie ein eingeschlossener Wachtturm. Hätte der HERR der Heerscharen von uns nicht eben noch einen Rest übriggelassen: schier wie Sodom wären wir geworden und hätten gleiches Schicksal mit Gomorrha gehabt! c) Belehrung Gottes über den falschen und den rechten GottesdienstHöret das Wort des HERRN, ihr Sodomsfürsten! Merk auf die Weisung unsres Gottes, du Gomorrhavolk! »Wozu soll mir die Menge eurer Schlachtopfer dienen?« fragt der HERR; »überdrüssig bin ich der Brandopfer von Widdern und des Fettes der Mastkälber, und am Blut von Jungstieren, Lämmern und Böcken habe ich kein Wohlgefallen. Wenn ihr kommt, um vor meinem Angesicht euch sehen zu lassen – wer hat das von euch verlangt, meine Vorhöfe zu zertreten? Bringt mir keine heuchlerischen Speisopfer mehr dar: greuelhafter Opferrauch sind sie mir! Neumonde und Sabbate, die Berufung von Festversammlungen: ich kann Gottlosigkeit im Verein mit Festgepränge nicht ertragen! Eure Neumonde und Festzeiten sind meinem Herzen verhaßt, sie sind mir zur Last geworden, und bin’s müde, sie zu ertragen! Und wenn ihr eure Hände ausbreitet (beim Gebet), verhülle ich meine Augen vor euch; auch wenn ihr noch soviel betet, höre ich doch nicht darauf: eure Hände sind ja voll Blutschuld. Wascht euch, reinigt euch, schafft eure bösen Taten mir aus den Augen! Hört auf, Böses zu tun, lernt Gutes tun, kümmert euch um die Rechtspflege, tretet den Gewalttätigen entgegen, schafft den Waisen Recht und führt die Sache der Witwen!« d) Gottes Rechtshandel mit Juda; die Bedingung für die Aussöhnung und für die Rettung des Volkes»So kommt denn her, wir wollen miteinander rechten!« spricht der HERR. »Wenn eure Sünden auch rot wie Scharlach sind, sollen sie doch weiß werden wie Schnee; und sind sie auch rot wie Purpur, sollen sie doch weiß wie Wolle werden. Wenn ihr willig und gehorsam seid, sollt ihr die köstlichen Gaben des Landes genießen; doch wenn ihr euch weigert und widerspenstig seid, sollt ihr vom Schwert gefressen werden; denn der Mund des HERRN hat gesprochen!« e) Wehklage über Zions tiefe Verderbnis; die zukünftige Läuterung der Stadt und die Vernichtung der SünderAch wie ist doch die (einstmals) treue Stadt zur Ehebrecherin geworden, Zion, das (vordem) voll von Rechtspflege war! Die Gerechtigkeit hatte eine Wohnstätte in ihr, jetzt aber Mörder! Dein Silber ist zu Schlacken geworden, dein edler Wein mit Wasser verschnitten. Deine Oberen sind Aufrührer geworden und Diebsgesellen; sie sind alle in Geschenke verliebt und laufen hinter Bestechung her; den Waisen schaffen sie nicht Recht, und die Sache der Witwen gelangt nicht vor sie. Darum lautet der Ausspruch des Höchsten, der HERRN der Heerscharen, des starken Helden Israels: »Ha! Ich will meinen Zorn an meinen Widersachern kühlen und Rache an meinen Feinden nehmen! Ich will meine Hand gegen dich kehren und deine Schlacken wie mit Laugensalz ausschmelzen und all dein unedles Metall ausscheiden, und will dir wieder Richter schaffen wie in der Vorzeit und Ratgeber wie zu Anfang: danach wird man dich nennen ›die Burg der Gerechtigkeit, die treue Stadt‹.« Zion wird durch Gericht erlöst werden, aber die sich in ihm Bekehrenden durch Gerechtigkeit. Und zwar wird Vernichtung die Abtrünnigen und Sünder allesamt treffen, und die vom HERRN Abgefallenen werden umkommen! Ja, ihr sollt zuschanden werden wegen der Terebinthen, die eure Lust sind, und vor Scham erröten wegen der Gärten, die ihr so gern habt! Denn ihr sollt werden wie eine Terebinthe, deren Laub verwelkt, und einem Garten gleichen, der kein Wasser hat! Und sogar der Mächtige soll zu (dürrem) Werg werden und sein Werk zum (zündenden) Funken,A.Ü.: und sein Werk (d.h. sein Götzenbild) zu Funken. und sie sollen beide zusammen verbrennen, ohne daß jemand löschen kann! 2. Durch Gericht zur Herrlichkeita) Neue Überschrift; die künftige Welt als das Friedensreich Gottes um Jerusalem (Mi 4,1-3)(Dies ist) die Offenbarung, die Jesaja, der Sohn des Amoz, über Juda und (besonders) Jerusalem geschaut hat. In der Endzeit wird es geschehen, daß der Tempelberg des HERRN festgegründet dasteht an der Spitze der Berge und über die (anderen) Höhen erhaben; dann werden alle Heidenvölker zu ihm strömen und zahlreiche Völkerschaften hinwallen und sagen: »Kommt, laßt uns zum Berge des HERRN hinaufziehen, zum Hause des Gottes Jakobs, damit er uns über seine Wege belehre und wir auf seinen Pfaden wandeln!« Denn von Zion wird Belehrung ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem. Dann wird er zwischen den Völkern richten und vielen Völkerschaften Recht sprechen; und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzenspitzen zu Winzermessern; kein Volk wird noch gegen ein anderes Volk das Schwert erheben, und sie werden sich hinfort nicht mehr auf den Krieg einüben. Haus Jakobs, auf! Laßt uns wandeln im Licht des HERRN! b) Gottes Strafgericht über Abgötterei, Mammonsdienst und weltliches Vertrauena) Der Götzendienst und das Vertrauen auf Reichtum und äußere Macht fordern Gottes Zorn und Strafe herausDenn du hast dein Volk, das Haus Jakob, verworfen; denn sie sind voll geworden vom Unwesen des Morgenlandes, sind Zeichendeuter wie die Philister und gehen mit den Kindern des Auslands Hand in Hand. Ihr Land hat sich mit Silber und Gold angefüllt, so daß ihrer Schätze kein Ende ist, und ihr Land ist voll von Rossen geworden, so daß ihrer Kriegswagen kein Ende ist; ihr Land ist aber auch voll von Götzen geworden: vor dem Machwerk ihrer Hände werfen sie sich nieder, vor dem Gebilde ihrer Finger! So hat sich denn der Mensch erniedrigt und auch die Männerwelt sich entehrt: du wirst es ihnen nicht vergeben. Verkrieche dich in die Felsklüfte und verbirg dich in der Erde vor dem Schreckensanblick des HERRN und vor dem Glanz seiner Erhabenheit! Die hoffärtigen Augen der Menschen werden gesenkt werden und der Hochmut der Männer gebeugt; und der HERR allein wird hocherhaben dastehen an jenem Tage. b) Ankündigung des Gottesgerichts über alle irdische Hoheit und menschliche HoffartDenn einen Gerichtstag wird der HERR der Heerscharen halten gegen alles Hohe und Stolze und gegen alles Erhabene, damit es erniedrigt werde: sowohl gegen alle Zedern des Libanons, die hohen und ragenden, und gegen alle Eichen der Basanebene als auch gegen alle hohen Berge und alle ragenden Hügel, sowohl gegen jeden hohen Turm und jede steile Mauer als auch gegen alle Tharsisschiffe und alle kostbaren Schaustücke. Da wird dann der Stolz der Menschen gebeugt sein und der Hochmut der Männer gedemütigt, und der HERR allein wird hocherhaben dastehen an jenem Tage. c) Die Götzen insonderheit werden ein schimpfliches Los erleidenMit den Götzen aber wird es ganz vorbei sein; denn sie werden sich in Felshöhlen und Erdlöcher verkriechen vor dem Schreckensanblick des HERRN und vor dem Glanz seiner Erhabenheit, wenn er sich erhebt, um die Erde zu erschrecken. An jenem Tage werden die Menschen ihre silbernen und goldenen Götzen, die sie sich ein jeder zur Anbetung gemacht haben, den Ratten und Fledermäusen hinwerfen, um selbst sich in die Felsspalten und Steinklüfte zu verkriechen vor dem Schreckensanblick des HERRN und vor dem Glanz seiner Erhabenheit, wenn er sich erhebt, um die Erde zu erschrecken. – Sagt euch doch los vom Menschen, in dessen Nase nur ein Hauch ist! Denn als was ist der zu achten? c) Die schlimmen inneren Zustände in Jerusalem und Juda infolge der Mißregierung und der Verkehrung der sittlichen Ordnunga) Zusammenbruch des judäischen Staates zur Strafe für die MißregierungDenn wisset wohl: der Höchste, der HERR der Heerscharen, wird aus Jerusalem und (ganz) Juda so Stab wie Stütze hinwegnehmen, jegliche Stütze des Brotes und jegliche Stütze des Wassers: die Helden und Kriegsleute, die Richter und Propheten, die Wahrsager und Ältesten, die Hauptleute und hochangesehenen Männer und Ratsherren, die Meister in Künsten und die Zauberkundigen. Und »ich will ihnen Knaben zu Oberen geben, und Buben sollen über sie herrschen«; und die Leute werden sich gegenseitig vergewaltigen, einer den andern, ein jeder seinen Nächsten: der Knabe wird gegen den Alten und der Lump gegen den Ehrenwerten frech auftreten. Wenn dann jemand seinen Bruder in seines Vaters Hause ungestüm nötigt (mit den Worten): »Du hast noch ein Obergewand, du mußt unser Richter sein, und dieser Trümmerhaufe hier soll unter deiner Herrschaft stehen!«, so wird jener an demselben Tage bestimmt erklären: »Nein, ich will nicht Wundarzt sein! Auch ist in meinem Hause weder Brot noch ein Obergewand: ihr könnt mich nicht zum Oberhaupt des Volkes machen!« Denn Jerusalem stürzt zu Boden, und Juda kommt zu Fall, weil ihre Zunge und ihr ganzes Tun gegen den HERRN gerichtet sind, um seinen hehren Augen zu trotzen. Der freche Ausdruck ihres Angesichts legt Zeugnis gegen sie ab, und von ihren Sünden reden sie ohne Hehl wie einst die Leute in Sodom.A.Ü.: und ihre sodomsartigen Sünden schreien offenkundig zum Himmel. Wehe ihnen! Denn sich selbst schaffen sie Unheil. Sagt vom Gerechten, daß er wohl daran sei; denn er wird den Lohn seiner Taten ernten. Wehe dem Gottlosen: er ist übel daran! Denn was seine Hände verübt haben, wird ihm vergolten werden. O über mein Volk! Seine Zwingherren sind Buben, und Weiber haben es beherrscht. O mein Volk! Deine Leiter sind Irreführer und haben den Weg ungangbar gemacht, den du gehen sollst. b) Gott kündigt den Häuptern des Volkes das Gericht anDer HERR tritt auf, um Anklage zu erheben, und steht da, um Völker zu richten. Der HERR geht ins Gericht mit den Ältesten seines Volkes und dessen Oberen: »Ihr da, ihr habt den Weinberg abgeweidet! Das den Armen geraubte Gut ist in euren Häusern! Wie kommt ihr dazu, mein Volk zu zertreten und das Antlitz der Unterdrückten erbarmungslos zu zermalmen?« – so lautet der Ausspruch Gottes, des HERRN der Heerscharen. d) Gottes Gericht über die hochmütigen und entarteten Frauen der höheren Stände in JerusalemWeiter hat der HERR gesprochen: »Weil die Töchter Zions hoffärtig geworden sind und mit hochgerecktem Halse einhergehen und freche Blicke um sich werfen, immer tänzelnd einherschreiten und an ihren Füßen die Fußspangen klirren lassen, so wird der Allherr den Scheitel der Töchter Zions kahl machen und der HERR ihre Scham entblößen. An jenem Tage wird der Herr ihnen den ganzen Prunk abreißen: die Fußspangen, Stirnreife und Halbmonde, die Ohrgehänge, Armketten und Schleier, die Kopftücher, Schrittkettchen und Prachtgürtel, die Duftfläschchen und Amulette, die Fingerringe und Nasenreife, die Prunkkleider und Mäntel, die Umschlagetücher und Täschchen, die Handspiegel und feinen Hemdchen, die Hüte und Überwürfe. Alsdann wird statt des Balsamdufts Modergeruch eintreten und statt des Gürtels ein Strick, statt des Lockengekräusels eine Glatze und statt des weiten Prachtgewandes ein enger Kittel von Sackleinen, ein Brandmal statt der Schönheit! Die ihrer Männer beraubte StadtDeine Mannen werden durchs Schwert fallen und deine Helden im Kriege, und ihre ToreGemeint sind die Tore der Stadt Jerusalem oder Zions. werden ächzen und trauern, und entvölkert wird sie auf dem Erdboden sitzen. An jenem Tage werden sieben Frauen sich an einen Mann klammern und ausrufen: »Unser eigenes Brot wollen wir essen und uns in unsere eigenen Gewänder kleiden; nur laß uns deinen Namen führen: mache unserer Schande ein Ende!« e) Herrlichkeit des geläuterten Jerusalem nach Abhaltung des Weltgerichts unter dem persönlichen Schutze GottesAn jenem Tage wird das Gesproß des HERRNd.h. alles, was Gott in Israel sprossen (oder: zu Tage treten) läßt = sein ganzes Heilswerk. Andere denken an einen gottgewirkten Erntesegen. für die, welche in Israel (dem Untergang) entronnen sind, eine Zierde und Ehre und die Frucht der Erde ein Stolz und Ruhm sein. Wer dann in Zion noch übriggeblieben und in Jerusalem mit dem Leben davongekommen ist, wird heilig genannt werden: ein jeder, der in Jerusalem zum Leben eingeschrieben ist. Wenn der Allherr den Schmutz der Töchter Zions abgewaschen und die vielfache Blutschuld Jerusalems aus dessen Mitte hinweggespült hat durch den Geist des Gerichts und durch den Geist der Läuterung, dann wird der HERR über der ganzen Stätte des Berges Zion und über den Festversammlungen dort eine Wolke bei Tage mit Rauch schaffen und lichten Feuerschein bei Nacht; denn über allem wird die Herrlichkeit des HERRN ein Schutz und Schirm sein und wird zur Beschattung bei Tage vor der Sonnenglut dienen und als Zuflucht und Obdach vor Unwetter und vor Regen. 3. Israels Untreue gegen Gott treibt den Propheten zum Weheruf und Gott zur Vollziehung des Strafgerichtsa) Das Gleichnis vom unfruchtbaren WeinbergLaßt mich doch einmal von meinem Herzensfreunde singen, nämlich das Lied meines Freundes von seinem Weinberg! Einen Weinberg hatte mein Herzensfreund an einer fruchtbaren Anhöhe. Er grub ihn um, säuberte ihn von Steinen und bepflanzte ihn mit Edelreben; er baute einen Turm mitten in ihm, hieb auch gleich eine Kelterkufe in ihm aus und wartete dann darauf, daß er Trauben hervorbringe; doch er brachte nur Herlinge hervor. Und nun, ihr Bewohner Jerusalems und ihr Männer von Juda, gebt doch ein Urteil ab in der Streitsache zwischen mir und meinem Weinberg! Was hätte man noch mehr für meinen Weinberg tun können, das ich nicht an ihm getan hätte? Warum mußte ich erwarten, daß er Trauben bringen würde, während er doch Herlinge gebracht hat? So will ich euch denn jetzt kundtun, was ich mit meinem Weinberge machen will: die Umzäunung will ich von ihm wegnehmen, damit er abgefressen wird, und seine Mauer niederreißen, damit er zertreten wird. Ich will ihn ganz wüst werden lassen: er soll nicht mehr beschnitten und nicht mehr behackt werden, sondern in Dornen und Disteln soll er aufschießen, und den Wolken will ich gebieten, keinen Regen mehr auf ihn fallen zu lassen. – Denn der Weinberg des HERRN der Heerscharen ist das Haus Israel, und die Männer von Juda sind die Pflanzung, an der sein Herz hängt. Er wartete auf Rechtspflege, und siehe da: Blutvergießen! Auf Gerechtigkeit, und siehe da: Wehgeschrei!A.Ü.: Er hoffte auf Guttat, und siehe da Bluttat, auf Rechtsspruch, und siehe da Rechtsbruch! b) Sechs Weherufe des Propheten über die Sünden und Laster des VolkesWehe denen, die ein Haus an das andere reihen, Acker an Acker fügen, bis kein Platz mehr übrig ist und ihr die alleinigen Besitzer innerhalb des Landes seid!Wahrscheinlich ist zu lesen: und sie die alleinigen Besitzer … geworden sind. In meinen Ohren klingt das Wort des HERRN der Heerscharen: »Wahrlich, die vielen Häuser sollen öde werden und, so groß und schön sie sind, unbewohnt stehen! Denn zehn Joch Rebland sollen einen einzigen Eimer geben und ein Malter Aussaat nur einen Scheffel hervorbringen!« Wehe denen, die sich schon frühmorgens aufmachen, um berauschenden Getränken nachzulaufen, die bis spät in die Nacht hinein sitzen bleiben und sich vom Wein erhitzen lassen! Da gibt es Zithern und Harfen, Handpauken und Flöten und Wein bei ihren Trinkgelagen; aber auf das Walten des HERRN achten sie nicht, und für das Tun seiner Hände haben sie keine Augen. Darum muß mein Volk in die Verbannung wandern ahnungslos, und seine Edlen werden Hunger leiden und seine Volksmenge vor Durst lechzen. Darum öffnet das Totenreich seinen Schlund gar weit und sperrt seinen Rachen ins Maßlose auf, damit hinabfahre Jerusalems Herrlichkeit und sein Getümmel, sein Gewühl und wer lustig darin jubelt. Da werden dann die (gewöhnlichen) Menschen gebeugt und die (vornehmen) Männer gedemütigt werden und die Augen der Hoffärtigen sich senken; aber der HERR der Heerscharen wird durch das Gericht erhaben dastehen und Gott, der Heilige, sich durch Gerechtigkeit als heilig erweisen. Und Lämmer werden dort weiden, als wäre es ihre Trift, und von den Ödländereien der (ehemals) Reichen werden Ziegen sich nähren. Wehe denen, welche die Sündenschuld an den Stricken des Trugs herbeiziehen und die Sündenstrafe wie an Wagenseilen, – die da sagen: »Er beeile doch, er beschleunige sein Werk, damit wir es noch sehen, und es komme doch und verwirkliche sich der Ratschluß des Heiligen Israels, damit wir ihn kennenlernen!« Wehe denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen, die Finsternis als Licht hinstellen und das Licht als Finsternis, die Bitteres für süß und Süßes für bitter ausgeben! Wehe denen, die in ihren eigenen Augen weise sind und klug vor sich selbst! Wehe denen, die Helden im Weintrinken sind und tüchtige Männer im Mischen berauschenden Getränks, die um eines Geschenks willen den Schuldigen gerechtsprechen und dem Unschuldigen sein Recht vorenthalten! Darum, wie des Feuers Zunge Stroh verzehrt und wie dürre Halme in der Flamme zusammensinken, so wird ihre Wurzel wie Moder werden und ihre Blüte wie Staub verfliegen; denn sie haben das Gesetz des HERRN der Heerscharen verworfen und das Wort des Heiligen Israels gelästert. c) Das durch den furchtbaren (assyrischen) Feind drohende vernichtende Strafgericht GottesDarum ist der Zorn des HERRN gegen sein Volk entbrannt, und er hat seinen Arm gegen sie ausgestreckt und sie geschlagen, daß die Berge erbebten und ihre Leichen wie Kehricht auf den Straßen lagen. Trotz alledem hat sein Zorn noch nicht nachgelassen, und noch immer ist sein Arm hoch erhoben. Und er wird den Völkerschaften in weite Ferne eine Signalstange aufpflanzen, und eine wird er vom Ende der Erde herbeilocken; und siehe, eilends, schnell kommt sie heran. Kein Ermatteter und kein Wankender ist unter ihnen, keiner gönnt sich Schlummer noch Schlaf; keinem geht der Gurt an seinen Hüften auf, und keinem zerreißt der Riemen an seinen Schuhen. Ihre Pfeile sind geschärft und ihre Bogen sämtlich gespannt; die Hufe ihrer Rosse sind wie Kiesel zu achten und ihre Wagenräder wie der Wirbelwind. Ihr Gebrüll ist wie das eines Löwen, und ihr Brüllen wie das der jungen Leuen, die da knurren und die Beute packen und in Sicherheit bringen – keiner ist da, der sie ihm entreißt! Und es tost an jenem Tage über ihm wie tosende Meeresbrandung; und blickt man auf das Land hin, siehe, da ist angstvolle Finsternis, und das Licht ist Nacht geworden durch das Nebeldunkel darüber. 4. Die Berufung und Weihe Jesajas zum ProphetenIm Todesjahre des Königs Ussia736 v.Chr. sah ich den Allherrn auf einem hohen und ragenden Throne sitzen, während seine Säume das Heiligtum füllten. SerapheEine Art geflügelter Geister oder Engel. standen über ihm; jeder von ihnen hatte sechs Flügel: mit zweien bedeckte er sein Antlitz, mit zweien bedeckte er seine Beine, und mit zweien flog er; und der eine rief dem andern beständig die Worte zu: »Heilig, heilig, heilig ist der HERR der Heerscharen! Die ganze Erde ist seiner Herrlichkeit voll!« Dabei erbebten die Grundlagen der Schwellen von ihrem lauten Rufen, und das Haus füllte sich mit Rauch. Da rief ich aus: »Wehe mir, ich bin verloren! Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen und wohne inmitten eines Volkes mit unreinen Lippen; und nun habe ich den König, den HERRN der Heerscharen, mit meinen Augen gesehen!« Da flog aber einer von den Seraphen auf mich zu und hatte in der Hand eine glühende Kohle, die er mit einer Zange oben vom Altar genommen hatte. Er berührte mit ihr meinen Mund und sagte: »Siehe, nachdem diese (Kohle) deine Lippen berührt hat, ist deine Schuld von dir gewichen und deine Sünde getilgt!« Gottes Auftrag an den Propheten, durch seine Predigt die Verstockung des Volkes zu mehren und die schwersten Gerichte vorzubereitenDarauf hörte ich die Stimme des Allherrn sagen: »Wen soll ich senden, und wer wird unser Bote sein?« Ich antwortete: »Hier bin ich, sende mich!« Da erwiderte er: »Gehe hin und sage zu diesem Volk: ›Ihr sollt immerfort hören und doch kein Verständnis haben, und ihr sollt immerfort sehen und doch nicht erkennen!‹ Mache das Herz dieses Volkes verstockt und seine Ohren schwerhörig und bestreiche ihm die Augen, damit es mit seinen Augen nicht sieht und mit seinen Ohren nicht hört und sein Herz nicht zur Erkenntnis gelangt, und es sich nicht bekehrt und sich nicht Heilung verschafft.« Da fragte ich: »Wie lange, Allherr?« Er antwortete: »Bis die Städte verwüstet liegen ohne Bewohner, und die Häuser menschenleer dastehen, und das Land nur noch öde Wüste ist; und bis der HERR die Einwohner weit weggeführt hat und die Verödung inmitten des Landes sich weithin erstreckt. Und wenn dann nur noch ein Zehntel darin übrig ist, so soll dieses noch einmal der Vertilgung anheimfallen wie eine Terebinthe und wie eine Eiche, von denen nach dem Fällen nur noch ein Wurzelstock übrigbleibt: ein heiliger Same ist sein Wurzelstock.« 5. Das Buch von Immanuel und von den Assyrern (Kap. 7-12)a) Die Weissagung von Immanuela) Jesajas Ermutigung an König Ahas nach Ausbruch des syrisch-ephraimitischen KriegesWährend der Regierung des judäischen Königs Ahas, des Sohnes Jothams, des Sohnes Ussias, begab es sich, daß Rezin, der König von Syrien, mit Pekah, dem Sohne Remaljas, dem König von Israel, zum Angriff gegen Jerusalem heranzog; doch war er nicht imstande, es erfolgreich zu belagern. Als nun dem Hause Davids gemeldet wurde: »Die Syrer sind mit Heeresmacht in Ephraim eingerückt«,W.: »Syrien hat sich auf (= in) Ephraim niedergelassen (oder gelagert).« da bebte sein Herz und das Herz seines Volkes, wie die Waldbäume von dem Winde beben. Der HERR aber gebot dem Jesaja: »Geh mit deinem Sohn Sear-JasubDieser Name bedeutet: Ein Überrest wird umkehren (vgl. 10,21; 8,18). hinaus, dem Ahas entgegen, an das Ende des Wasserabflusses des oberen Teiches, auf die Straße nach dem Walkerfeld hin, und sage zu ihm: Sei voller Zuversicht und verhalte dich ruhig! Fürchte dich nicht und laß dein Herz nicht verzagen vor diesen beiden qualmenden Stummeln von Feuerbränden, trotz der Zornesglut Rezins und der Syrer und des Sohnes Remaljas! Zur Strafe dafür, daß Syrien Böses gegen dich geplant hat samt Ephraim und dem Sohne Remaljas und sie gesagt haben: ›Wir wollen gegen Juda hinaufziehen, wollen ihm ein Grauen einjagen und es für uns erobern und wollen den Sohn Tabeels zum König dort einsetzen!‹ – so hat Gott der HERR gesprochen: ›Das soll nicht gelingen und nicht geschehen! Denn das Haupt von Syrien ist Damaskus, und das Haupt von Damaskus ist Rezin; und in noch fünfundsechzig Jahren soll Ephraim zertrümmert werden, so daß es kein Volk mehr ist. Und das Haupt von Ephraim ist Samaria, und das Haupt von Samaria ist der Sohn Remaljas. Doch habt ihr keinen Glauben, so werdet ihr keinen Bestand haben.‹« b) Jesajas Drohrede an den ungläubigen Ahas; das Immanuelzeichen; die künftige Verwüstung JudasDer HERR ließ dann weiter dem Ahas (durch Jesaja) folgendes sagen: /CAPTION »Erbitte dir ein Zeichen vom HERRN, deinem Gott: fordere es tief aus der Unterwelt drunten oder oben aus der Höhe!« Aber Ahas entgegnete: »Ich mag keines fordern und mag den HERRN nicht versuchen.« Da sagte Jesaja: »Hört doch, ihr vom Hause Davids! Genügt es euch nicht, die Geduld der Menschen zu ermüden, daß ihr sogar noch meinen Gott ermüdet? Darum wird der Allherr selbst euch ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird guter Hoffnung werden und einen Sohn gebären, dem sie den Namen Immanuel geben wird. Von Dickmilch und Honig wird er leben zu der Zeit, wo er das Böse zu verwerfen und das Gute zu erwählen versteht; denn ehe noch der Knabe das Böse zu verwerfen und das Gute zu erwählen versteht, wird zwar das Land verlassen sein, vor dessen beiden Königen du Grauen empfindest, aber der HERR wird über dich und dein Volk und über das Haus deines Vaters Tage kommen lassen, wie sie nicht dagewesen sind seit dem Tage, wo Ephraim sich von Juda losgesagt hat: den König von Assyrien!« c) Zeichen des zukünftigen Strafgerichts für JerusalemAn jenem Tage wird der HERR die Stechfliege, die an der Mündung der Nilarme Ägyptens (zu Hause) ist, und die Biene, die im Lande Assyrien ist, herbeilocken; die werden dann herbeikommen und sich allesamt niederlassen in den Talschluchten und in den Felsklüften, in allen Dornhecken und auf allen Weidetriften. An jenem Tage wird der Allherr (euch) durch das auf der andern Seite des Euphrat gedungene Schermesser, nämlich durch den König von Assyrien, das Haupt und die Haare an den Beinen abscheren, ja sogar den Bart wird es wegraffen. In jener Zeit wird sich einer eine junge Kuh oder zwei Stück Kleinvieh halten; und wegen der Menge Milch, die sie geben, wird er Dickmilch essen; denn von Dickmilch und Honig muß ein jeder leben, der innerhalb des Landes übriggeblieben ist. In jener Zeit wird jeder Platz, wo jetzt tausend Weinstöcke im Wert von tausend SilberschekelnSchekel s. Anhang, Maße. stehen, den Dornen und dem Gestrüpp anheimfallen: nur mit Pfeilen und dem Bogen wird man dorthin gehen; denn zu Dornen und Gestrüpp wird das ganze Land geworden sein; und alle Bergäcker, die sonst mit der hacke bearbeitet wurden – dahin wird man nicht mehr gehen aus Furcht vor Dornen und Gestrüpp, sondern dienen werden sie als Weideplatz für Rinder und als ein Ort, der vom Kleinvieh zertreten wird. b) Weitere Weissagungen bezüglich des Gerichts; Ankündigung des künftigen Heilsa) Weissagung der Eroberung von Damaskus und Samaria durch die AssyrerWeiter gebot der HERR mir folgendes: »Nimm dir eine große Tafel und schreibe auf sie mit Menschengriffel: ›Tafel des Raubebald-Schnellbeute‹; und als vertrauenswürdige Zeugen will ich für mich den Priester Uria und Sacharja, den Sohn Jeberechjas, haben.« Danach nahte ich mich der Prophetin, und als sie guter Hoffnung geworden war und einen Sohn geboren hatte, sagte der HERR zu mir: »Gib ihm den Namen ›Raubebald-Schnellbeute‹! Denn ehe noch der Knabe zu rufen vermag ›mein Vater‹ und ›meine Mutter‹, wird man den Reichtum von Damaskus und die Beute Samarias vor dem Könige von Assyrien hinwegtragen.« b) Weissagung der Verheerung Judas durch die AssyrerDanach redete der HERR noch weiter zu mir folgendermaßen: »Zur Strafe dafür, daß dieses Volk die sanftfließenden Wasser der Siloahleitung verachtet und zu Rezin und dem Sohne Remaljas sich freundschaftlich gestellt hat: darum, siehe, läßt der Allherr die gewaltigen und starken Wasser des Euphratstroms über sie heraufsteigen, nämlich den König von Assyrien und seine ganze Herrlichkeit; der wird über alle seine Flußbetten emporsteigen und über alle seine Ufer daherströmen und wird in Juda einbrechen, alles überschwemmen und überfluten, so daß er bis an den Hals reicht; und seine ausgespannten Schwingen werden die ganze Breite deines Landes ausfüllen, o Immanuel!« c) Der Prophet kündigt den Völkern das Scheitern ihrer Pläne anErbost euch immerhin, ihr Völker, und – seid verzagt! Horcht auf, alle ihr fernen Bewohner der Erde! Rüstet euch immerhin und – seid verzagt! Rüstet euch und – seid verzagt! Schmiedet einen Plan: er soll vereitelt werden! Faßt einen Beschluß: er soll nicht zur Ausführung kommen, denn »mit uns ist Gott«! d) Wahre Gefahr droht nicht von menschlichen Plänen und Bündnissen, sondern von der Mißachtung GottesDenn so hat der HERR zu mir gesprochen, indem seine Hand schwer auf mir lag und er mich ermahnte, nicht auf dem Wege dieses Volkes zu wandeln, mit den Worten: »Ihr sollt nicht alles das Verschwörung nennen, was dieses Volk da als Verschwörung bezeichnet, und vor dem, was sie fürchten, sollt ihr euch nicht fürchten und es nicht für schrecklich halten. Nein, den HERRN der Heerscharen, den sollt ihr für heilig halten, und er soll eure Furcht sein, er euer Schrecken! Dann wird er zum Anlaß der Heiligung werden und zu einem Stein des Anstoßes und zu einem Felsblock des Strauchelns für beide Häuser Israels, zu einer Schlinge und zum Fallstrick für die Bewohner Jerusalems, so daß viele unter ihnen straucheln und zu Fall kommen und zerschmettert werden, sich darin verstricken und verfangen.« ee) Jesajas festes Vertrauen auf die Wahrheit der ihm gewordenen Gottesworte(Ich will) die Offenbarung unter Verschluß legen, versiegeln die Weisung in meinen Jüngern! Ich will harren auf den HERRN, der sein Angesicht vor dem Hause Jakobs verbirgt, und will auf ihn hoffen! Wisset wohl: ich und die Kinder, die der HERR mir geschenkt hat, wir sind zu Sinnbildern und Vorbedeutungen in Israel vom HERRN der Heerscharen bestimmt, der da wohnt auf dem Berge Zion. ff) Die Torheit und die für das Volk vernichtenden Folgen des Abfalls von GottWenn man aber zu euch sagt: »Ihr müßt die Totenbeschwörer und die GeisterkundigenA.Ü.: die Totengeister und die Wahrsagegeister. befragen, die da flüstern und murmeln« (so entgegnet): »Soll nicht ein Volk bei seinem Gott anfragen? Soll es etwa betreffs der Lebenden bei den Toten anfragen? Nein, hin zur Weisung und hin zur Offenbarung! Wahrlich, derartige Reden führen nur die, denen kein Morgenrot mehr scheint.« Und es zieht dann, schwer geplagt und hungernd, im Lande umher; und wenn es Hunger leidet, wird es sich wütend gebärden und seinen König und seinen Gott verfluchen; es wird in die Höhe schauen und wird zur Erde niederblicken, aber da ist nur Bedrängnis und Finsternis, angstvolles Dunkel zu sehen, und düstere Nacht ist überallhin zerstreut. gg) Weissagung von der Errichtung des Gottesreiches durch den verheißenen Nachkommen DavidsDoch das Land, wo jetzt Bedrängnis herrscht, wird nicht umnachtet bleiben. Wie die frühere Zeit Schmach über das Land Sebulon und über das Land Naphthali gebracht hat, so wird die Folgezeit die Straße am See, das Land jenseits des Jordans, den Bezirk der Heiden, zu Ehren bringen. Das Volk, das in Finsternis wandelt, wird ein großes Licht erblicken, über denen, die in umnachtetem Lande wohnen, wird Licht aufstrahlen. Du wirst des Jubels viel schaffen,A.L.: Du wirst das Volk zahlreich machen, wirst ihm die Freude … wirst die Freude groß werden lassen; sie werden sich vor dir freuen, wie man sich in der Ernte freut, wie man jubelt beim Beuteverteilen. Denn das Joch, das schwer auf ihnen lastete, und die Stäbe auf ihrem Nacken, den Stecken ihres Treibers zerbrichst du wie einst am Tage der Midianiterschlacht. Ja, alle Stiefel der dröhnend einherschreitenden Krieger und die blutgetränkten Mäntel werden verbrannt werden, ein Fraß des Feuers. Denn ein Kind wird uns geboren, ein Sohn uns geschenkt werden, auf dessen Schulter die Herrschaft ruhen wird; und sein Name lautet »WunderratW.: ein Wunder von einem Ratgeber., Heldengott, EwigvaterA.Ü.: Vater (oder: Urheber) von Beute., Friedefürst.« Seine Herrschaft wird weit reichen, und des Friedens wird kein Ende sein über dem Throne Davids und für seine Königsherrschaft, indem er sie festigt und stützt durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit: der Eifer des HERRN der Heerscharen wird dies vollführen. c) Drohrede von den Schlägen des göttlichen Zorns, an Gesamtisrael gerichteta) Die Züchtigungen des hochmütigen Nordreichs Ephraim sind bei ganz Israel wirkungslos gebliebenEin Wort hat der Allherr gegen Jakob gesandt, und auf Israel ist es niedergefallen. Und das ganze Volk wird es zu fühlen bekommen, Ephraim und die Bewohner Samarias, die da in Hochmut und hoffärtigem Sinn gesagt haben: »Ziegelmauern sind eingestürzt, doch mit Quadersteinen führen wir den Bau wieder auf; Maulbeerbäume sind abgehauen worden, doch Zedern setzen wir an ihre Stelle!« So verlieh denn der HERR den Gegnern Rezins die Übermacht über sie und stachelte seine Feinde an, nämlich die Syrer im Osten und die Philister im Westen, daß sie Israel mit vollem Munde fraßen. Trotz alledem ließ sein Zorn nicht nach, und sein Arm blieb noch immer hoch erhoben. b) Auch massenhafte Volksverluste haben das unbußfertige Volk nicht gebessertAber das Volk kehrte nicht zu dem zurück, der es geschlagen hatte, und nach dem HERRN der Heerscharen fragten sie nicht. Da hieb der HERR beides von Israel ab, Kopf und Schwanz, Palmzweig und Binse an einem Tage – die Vornehmen und Hochangesehenen, die sind der Kopf, und die Propheten, welche Lügen lehren, die sind der Schwanz –; und die Führer dieses Volkes waren Irreleiter, und die sich von ihnen führen ließen, wurden ins Verderben gestürzt. Darum freute der Allherr sich nicht ihrer jungen Mannschaft und erbarmte sich nicht ihrer Waisen und Witwen; denn sie sind allesamt ruchlose Frevler, und jeder Mund redet Gottlosigkeit. Trotz alledem ließ sein Zorn nicht nach, und sein Arm blieb noch immer hoch erhoben. c) Die unaufhaltsam fortschreitende innere SelbstvernichtungDenn der Frevel brannte wie Feuer, das Dornen und Gestrüpp verzehrt und in den Dickichten des Waldes lodert, so daß sie als hohe Rauchsäulen aufwirbeln. Durch den Grimm des HERRN der Heerscharen wurde das Land in Brand gesetzt, so daß das Volk wie zu einem Fraß der Flammen wurde: keiner übte Schonung gegen den andern. Man verschlang zur Rechten und blieb doch hungrig; man fraß zur Linken und wurde doch nicht satt: jeder verzehrte das Fleisch seines eigenen Armes, nämlich Manasse den Ephraim und Ephraim den Manasse; vereint fielen sie beide über Juda her. Trotz alledem ließ sein Zorn nicht nach, und sein Arm blieb noch immer hoch erhoben. d) Wehe den nichtswürdigen Häuptern des Volkes! Ihrer wartet ein furchtbares GeschickWehe denen, die heillose Verordnungen aufsetzen, und den Schreibern, die nichts als unheilvolle Rechtssatzungen ausfertigen, um die Niedrigen vom Rechtsweg abzudrängen und den Geringen meines Volkes ihr Recht vorzuenthalten, damit die Witwen ihre Beute werden und sie die Waisen ausplündern können! Was wollt ihr nur tun am Tage der Heimsuchung und bei dem Sturm, der von fern heranzieht? Zu wem wollt ihr um Hilfe fliehen und wo euren Reichtum in Sicherheit bringen? Nichts anderes wird euch übrig bleiben, als unter den Gefangenen zusammenzusinken und unter die Erschlagenen niederzufallen. Trotz alledem hat sein Zorn nicht nachgelassen, und sein Arm ist noch immer hoch erhoben. d) Drohrede gegen die Weltmacht Assyrien; Verheißungen für Israela) Assyrien hat in sträflichem Hochmut den Auftrag Gottes überschrittenWehe dem Assyrer, dem Stecken meines Zorns, (und) dem, in dessen Hand mein Grimm als Stecken war! Gegen eine gottlose Völkerschaft sandte ich ihn, und gegen das Volk, dem ich zürnte, entbot ich ihn, damit er Raub gewinne und sich Beute hole und es zertrete wie Kot auf der Straße. Er aber denkt es sich nicht so, und sein Herz ist nicht so gesonnen; nein, zu vertilgen hat er im Sinn und Völker auszurotten in nicht kleiner Zahl. Denn er sagt: »Sind nicht meine Statthalter allesamt Könige? Ist es nicht Kalno ebenso ergangen wie Karchemis, nicht Hamath wie Arpad, nicht Samaria wie Damaskus? Wie meine Hand die Königreiche der Götzen erreicht hat, deren Götterbilder doch denen von Jerusalem und Samaria überlegen waren – sollte ich da nicht, wie ich mit Samaria und seinen Göttern verfahren bin, ebenso auch mit Jerusalem und seinen Götterbildern verfahren?« b) Das göttliche Strafurteil über den Übermut der AssyrerDoch wenn einst der Allherr sein ganzes Werk am Berge Zion und an Jerusalem zum Abschluß gebracht hat, wird erDer hebräische Text lautet hier: werde ich. auch mit der Frucht des hochmütigen Sinnes des Königs von Assyrien und mit dem hochfahrenden Prahlen seiner Augen Abrechnung halten; denn er hat gesagt: »Durch meines Armes Kraft habe ich es vollführt und durch meine Weisheit, weil ich klug bin; ich habe die Grenzen der Völker verschwinden lassen, habe ihre Schätze geplündert und wie ein Starker die Fürsten vom Thron gestürzt. Meine Hand hat nach dem Reichtum der Völker gegriffen wie nach einem Vogelnest, und wie man verlassene Eier zusammenrafft, so habe ich die ganze Erde eingesackt, ohne daß einer die Flügel regte oder den Schnabel aufsperrte und auch nur zu piepen wagte.« Darf denn die Axt gegen den großtun, der mit ihr haut, oder darf die Säge sich brüsten gegen den, der sie zieht? Als ob der Stab den schwänge, welcher ihn erhebt, als ob der Stecken den aufhöbe, der nicht auch Holz ist! Darum wird Gott, der HERR der Heerscharen, die Schwindsucht in Assyriens Wohlbeleibtheit senden, und unter seiner Herrlichkeit wird ein Brand auflodern wie eine Feuersbrunst; und zwar wird das Licht Israels zur Lohe werden und sein Heiliger zu einer Flamme, die seine Dornen und sein Gestrüpp in Brand setzt und verzehrt an einem Tage; und die Pracht seines Waldes und seines Baumgartens wird er vernichten mit Stumpf und Stiel, so daß es sein wird, wie wenn ein Schwerkranker dahinsiecht. Dann wird der Rest seiner Waldbäume leicht zu zählen sein, so daß sogar ein Knabe sie aufschreiben kann. c) Die Rettung des durch die Heimsuchung gebesserten Restes IsraelsAn jenem Tage aber wird es geschehen: da wird der Rest Israels und was vom Hause Jakobs entronnen ist, sich nicht länger auf den stützen, der sie jetzt schlägt, sondern sie werden sich auf den HERRN, den Heiligen Israels, in Wahrheit stützen. Ein Rest wird sich bekehren, ein bloßer Rest von Jakob, zum Heldengott. Denn wenn auch dein Volk, Israel, so zahlreich würde wie der Sand am Meer, so wird sich doch nur ein Rest in ihm bekehren: Vernichtung ist fest beschlossen, sie flutet wie ein Strom mit Gerechtigkeit daher; denn Vernichtung, und zwar ein fest beschlossenes Strafgericht, wird Gott, der HERR der Heerscharen, inmitten der ganzen Erde vollziehen. d) Gott ermutigt sein Volk durch die Ankündigung der Vernichtung des heranziehenden FeindesDarum hat Gott, der HERR der Heerscharen, so gesprochen: »Fürchte dich nicht, mein Volk, das in Zion wohnt, vor dem Assyrer, wenn er dich mit dem Stock schlagen wird und seinen Stecken gegen dich erhebt wie einst die Ägypter! Denn nur noch eine ganz kleine Weile, dann ist mein Grimm zu Ende,A.Ü.: dann ist mein Grimm (gegen sie) vollendet = aufs höchste gestiegen. und mein Zorn wendet sich zu ihrer Vernichtung.« Dann wird der HERR der Heerscharen die Geißel gegen ihn schwingen, wie er einst die Midianiter am Rabenfelsen geschlagen hat, und wird seinen Stab über das Meer ausstrecken und ihn erheben wie einst gegen die Ägypter. An jenem Tage wird dann die Last des Assyrers von deinem Rücken weichen und sein Joch von deinem Nacken verschwinden.Die im hebräischen Text folgenden Worte haben so, wie sie dastehen, keinen befriedigenden Sinn; bei Vertauschung einiger Buchstaben ergibt sich der Anfang von V.28. ee) Der Anmarsch des Feindes von Norden her und seine Vernichtung vor JerusalemEr rückt heran von Rimmon her, zieht schon auf Ajjath los, kommt bei Migron vorüber, läßt sein Gepäck in Michmas. Sie ziehen durch den Engpaß, in Geba nehmen sie Nachtherberge; Rama zittert, Sauls Gibea flieht. Schreie laut auf, Bewohnerschaft von Gallim! Horche auf, Laisa! Armes Anathoth! Madmena ist zerstoben, die Bewohner von Gebim sind geflüchtet. Noch heute wird er Nob besetzen; er streckt schon seine Hand drohend aus gegen den Berg der Bewohnerschaft Zions, gegen den Hügel Jerusalems. Siehe, da haut der Allherr, der HERR der Heerscharen, die Laubkronen mit Schreckensgewalt herunter: die hochgewachsenen werden abgeschlagen, und die hochragenden sinken zu Boden. Dann wird das Dickicht des Waldes mit dem Eisen niedergehauen, und der Libanon (-wald) stürzt durch einen GewaltigenA.L.: mit seiner Herrlichkeit (oder: in seinen Zedern). zusammen. e) Der mit Gottes Geist erfüllte Sproß Davids als Begründer des künftigen FriedensreichesSodann wird ein Reis aus dem Stumpfe Isais hervorgehen und ein Schößling aus seinen Wurzeln Frucht tragen; und der Geist des HERRN wird auf ihm ruhen: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Heldenkraft, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. An der Furcht des HERRN wird er sein Wohlgefallen haben; und er wird nicht nach dem richten, was seine Augen sehen, und nicht Recht sprechen nach dem, was seine Ohren hören; nein, er wird (auch) die Niedrigen richten mit Gerechtigkeit und den Gebeugten im Lande Recht sprechen mit Redlichkeit. Die Erde wird er mit dem Stabe seines Mundes schlagen und mit dem Hauch seiner Lippen den Gottlosen töten; die Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Hüften sein und die Treue der Gürtel seiner Lenden. Dann wird der Wolf als Gast bei dem Lamm weilen und der Panther sich neben dem Böcklein lagern; das Kalb, der junge Löwe und der Mastochs werden vereint weiden, und ein kleiner Knabe wird Treiber bei ihnen sein; Kuh und Bärin werden miteinander weiden, ihre Jungen sich zusammen lagern, und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind. Der Säugling wird am Schlupfloch der Otter spielen und das eben entwöhnte Kind seine Hand nach dem Feuerauge des Basilisken ausstrecken. Man wird nichts Böses mehr tun und nicht unrecht handeln auf meinem ganzen heiligen Berge; denn das Land wird voll von der Erkenntnis des HERRN sein gleich den Wassern, die den Meeresgrund bedecken. Die Sammlung des zerstreuten Gottesvolkes und die Herrlichkeit des Messiasreiches nach außenUnd an jenem Tage wird es geschehen: da werden die Heidenvölker den Wurzelsproß Isais aufsuchen, der als Banner für die Völker dasteht, und seine Ruhestätte wird voller Herrlichkeit sein. Und an jenem Tage wird es geschehen: da wird der Allherr seine Hand zum zweitenmal ausstrecken, um den Rest seines Volkes, der noch übriggeblieben ist, loszukaufen aus Assyrien und Unterägypten, aus Oberägypten und Äthiopien, aus Persien und Babylonien, aus Hamath und den Küstenländern des Meeres. Da wird er den Heidenvölkern ein Banner aufpflanzen und die verstoßenen Israeliten sammeln und das, was von Juda zerstreut ist, zusammenbringen von den vier Säumen der Erde. Dann wird die Eifersucht Ephraims schwinden, und die, welche in Juda neidisch (auf Ephraim) sind, werden ausgerottet werden; Ephraim wird nicht mehr neidisch auf Juda sein, und Juda wird Ephraim nicht mehr eifersüchtig behandeln; sondern sie werden den Philistern meerwärts auf die Schulterd.h. auf den Abhang des Philisterlandes nach dem Mittelmeer hin. fliegen, werden vereint die Bewohner des Ostens plündern; von Edom und Moab werden sie Besitz ergreifen, und die Ammoniter werden ihnen untertan sein. Auch wird der HERR die Meereszunge Ägyptens der Vernichtung weihen und seine Hand gegen (oder über) den Euphrat schwingen mit der Glut seines Hauches und ihn zu sieben Bächen zerschlagen, so daß man mit Sandalen hindurchgehen kann. Und es wird dann eine Straße für den Rest seines Volkes, der übriggeblieben ist, von Assyrien her da sein, wie eine solche einst für Israel da war zur Zeit seines Auszugs aus Ägypten. f) Dankgebet und Dankgelübde der erretteten ZionsgemeindeAn jenem Tage aber wirst du beten: »Ich danke dir, HERR! Denn bist du auch erzürnt gegen mich gewesen, so hat dein Zorn sich doch wieder gelegt, und du hast mich wieder getröstet. Fürwahr, Gott ist mein Heil: ich bin voller Zuversicht und fürchte mich nicht! Denn Gott, der HERR, ist meine Stärke und mein Lobgesang, und er ist mir ein Retter geworden!« Und ihr werdet mit Jubel Wasser aus den Quellen des Heils schöpfen und an jenem Tage sprechen: »Danket dem HERRN, ruft seinen Namen aus, macht unter den Völkern seine Großtaten bekannt, rühmet, daß sein Name erhaben ist! Lobsinget dem HERRN, denn Herrliches hat er vollbracht: das muß auf der ganzen Erde kund werden! Jauchzet und jubelt, ihr Bewohner Zions, denn groß ist in eurer Mitte der Heilige Israels!« II. Drohsprüche und Mahnworte an einzelne (meist fremde) Völker, Städte und Personen (Kap. 13-23)1. Gegen Babylona) Das Gericht über die Stadt BabylonAusspruch über Babylon, den Jesaja, der Sohn des Amoz, geschaut hat: a) Ankündigung des Weltgerichtstages; der schreckenerregende Heranzug des von Gott aufgebotenen KriegsheeresAuf einem kahlen Berge pflanzt eine Signalstange auf, ruft ihnen mit lauter Stimme zu! Winkt mit der Hand, daß sie einziehen in die Tore der hohen Herren! »Ich selbst habe herbeschieden zu meinem Zorngericht meine geweihten Krieger, habe auch meine Helden dazu entboten, meine stolz Frohlockenden.« Horch, ein Getümmel schallt auf den Bergen wie von zahlreichem Kriegsvolk! Horch, ein Getöse von Königreichen sich versammelnder Völkerschaften: Gott, der HERR der Heerscharen, mustert das Kriegsheer! Sie kommen aus fernem Lande, vom Ende des Himmels: der HERR und die Werkzeuge seines Zorns, um die ganze Erde zu verheeren! Heulet! Denn nahe ist der Tag des HERRN! Wie ein Wetterschlag kommt er vom Allmächtigen! Darum hängen alle Arme schlaff herab, und jedes Menschenherz verzagt; sie geraten in Bestürzung; Krämpfe und Wehen befallen sie; wie ein Weib in Geburtsnöten winden sie sich! Einer starrt den andern an, ihre Gesichter glühen wie von Flammenröte übergossen! b) Die Schrecken und furchtbaren Wirkungen dieses Gerichtstages (auch in der Natur)Wisset wohl: der Tag des HERRN kommt, ein erbarmungsloser, voll von Grimm und Zornesglut, um die Erde zur Öde zu machen und die auf ihr lebenden Sünder von ihr zu vertilgen. Denn die Sterne des Himmels und die großen Sternbilder unter ihnen lassen ihr Licht nicht mehr leuchten; die Sonne verfinstert sich schon bei ihrem Aufgang, und der Mond läßt sein Licht nicht scheinen. »Ja, heimsuchen will ich am Erdkreis jegliche Bosheit und an den Gottlosen ihre Verschuldung; dem Hochmut der Stolzen will ich ein Ende machen und den Hochmut der Gewalttätigen erniedrigen. Ich will die Männer seltener werden lassen als Feingold und die Sterblichen seltener als Golderz von Ophir. Darum will ich den Himmel erzittern lassen, und die Erde soll von ihrer Stätte wegrücken beim Grimm des HERRN der Heerscharen, und zwar am Tage seines lodernden Zorns. Da wird es ihnen dann ergehen wie aufgescheuchten Gazellen und wie einer Schafherde, die niemand zusammenhält: ein jeder wird sich zu seinem Volk wenden und jeder in sein Heimatland fliehen. Alle aber, die man (in Babylon) noch antrifft, werden durchbohrt werden, und wen man aufgreift, der fällt durchs Schwert; ihre kleinen Kinder zerschmettert man vor ihren Augen, ihre Häuser werden geplündert und ihre Weiber geschändet. c) Die Eroberung und Zerstörung Babylons durch die MederWisset wohl: ich rege gegen sie die Meder auf, die das Silber nicht achten und am Gold kein Gefallen haben; aber ihre Bogen strecken Jünglinge nieder, und mit der Frucht im Mutterleibe haben sie kein Erbarmen; ihr Auge blickt nicht mitleidsvoll auf Kinder. So wird denn Babylon, das Schmuckstück unter den Königreichen, die stolze Pracht der Chaldäer, das gleiche Schicksal haben wie Sodom und Gomorrha, die Gott von Grund auf zerstört hat. Es wird in Ewigkeit nicht mehr bewohnt werden und menschenleer bleiben von Geschlecht zu Geschlecht; kein Steppenaraber wird dort sein Zelt aufschlagen und kein Hirt dort seine Herde lagern lassen; nein, Wüstentiere werden dort lagern und die Häuser dort voll von Eulen sein; Strauße sollen dort hausen und Bocksgeister daselbst tanzen; Wüstenwölfe sollen in den Palästen dort heulen und Schakale in den Lustschlössern; und zwar steht ihre Zeit nahe bevor, und ihre Tage werden sich nicht hinausziehen. b) Das Gericht über den König von Babylona) Gott wird sein Volk Israel nach Babylons Fall aus Erbarmen wiederherstellenDenn der HERR wird sich Jakobs erbarmen und Israel noch einmal erwählen und sie auf ihrem Heimatboden zur Ruhe bringen. Die Fremdlinge werden sich ihnen dabei anschließen und sich dem Hause Jakobs zugesellen. Und die Völker werden sie nehmen und sie an ihren Ort hinbringen, und das Haus Israel wird im Lande des HERRN Knechte und Mägde an ihnen besitzen, so daß sie die, von denen sie vordem in Gefangenschaft gehalten worden waren, selbst in Gefangenschaft halten und die Herrschaft über ihre früheren Zwingherren ausüben. b) Spottlied des befreiten Volkes Israel über den Sturz des Königs von BabylonSobald aber der HERR dir Ruhe verschafft hat von deiner Mühsal und deiner Unruhe und von dem harten Frondienst, mit dem du geknechtet wurdest, sollst du dieses Spottlied auf den König von Babylon anstimmen und es so vortragen: O wie ist zur Ruhe gekommen der Zwingherr, zur Ruhe gekommen die Mißhandlung! c) Freude der ganzen Erde über den Sturz des GewaltigenZerbrochen hat der HERR den Stecken der Frevler, den Herrscherstab der Gewaltherren, der da Völker im Grimm schlug mit Schlägen ohne Unterlaß, der im Zorn Völkerschaften niedertrat mit erbarmungsloser Knechtschaft. Nun hat Ruhe, hat Rast die ganze Erdbevölkerung: alles bricht in Jubel aus! Sogar die Zypressen freuen sich über dich, die Zedern des Libanons: »Seitdem du dich schlafen gelegt hast, steigt niemand mehr herauf zu uns, um uns abzuhauen!« d) Freudiges Staunen des TotenreichsDas Totenreich drunten gerät in Aufregung um deinetwillen, in Erwartung deiner Ankunft: es stört die Schatten deinetwegen auf, alle, die vordem die Häupter der Erde waren, und macht von ihren Thronsesseln aufstehen alle Könige der Völkerschaften. Sie alle heben an und rufen dir zu: »Auch du bist todkrank geworden wie wir, bist uns gleichgemacht worden! Hinabgestürzt ins Totenreich ist dein Prunk, das Getön deiner Harfen! Maden bilden das Lager unter dir, und Würmer sind deine Decke!« ee) Welch ein Sturz des Vermessenen! Welch schmachvolles Ende!»O wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzgestirn, Sohn der Morgenröte! Wie bist du zu Boden geschmettert, du Besieger der Völker, der du dachtest in deinem Sinn: ›In den Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über den Sternen Gottes meinen Thron aufrichten, will auf dem Berge der Zusammenkunft mich niederlassen im äußersten Norden! Ich will über die Wolkenhöhen hinauffahren, will mich dem Höchsten gleich machen!‹ Nun aber bist du ins Totenreich hinabgestürzt, in den hintersten Winkel der Grube! Wer dich einst gesehen hat, betrachtet dich nun, schaut dich nachdenklich an: ›Ist dies der Mann, der die Erde in Beben versetzte und Königreiche zittern machte? Der den Erdkreis in eine Wüste verwandelte und die Städte darauf zerstörte? Der seine Gefangenen nie in die Heimat entließ?‹ Alle Könige der Völkerschaften insgesamt ruhen in Ehren, ein jeder in seinem Hause; du aber bist, fern von deiner Grabstätte, hingeworfen wie ein verabscheuter Sprößling, überdeckt mit Erschlagenen, vom Schwert Durchbohrten, die zu den Steinen der Grube hinabsteigen mußten, wie ein zertretenes Aas.d.h. wie eine der Entehrung preisgegebene Leiche, die in ein Grab geworfen und mit Steinen bedeckt worden ist. Nicht wirst du mit ihnen vereint sein im Grabe; denn du hast dein Land zugrunde gerichtet, dein Volk hingemordet. In Ewigkeit soll das Geschlecht des Übeltäters nicht mehr genannt werden: stellt für seine Söhne die Schlachtbank bereit wegen der Schuld ihrer Väter,Wahrscheinlich ist zu lesen: ihres Vaters. damit sie nie wieder auftreten und sich der Erde bemächtigen und den weiten Erdkreis mit Trümmern füllen!« ff) Gottes bestätigendes Vernichtungsurteil»Ja, ich will mich gegen sie erheben« – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen – »und will Babylon ausrotten mit Stumpf und Stiel, mit Sproß und Schoß« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »und will es zum Besitztum der Igel machen und zu Wassersümpfen und will es hinwegfegen mit dem Kehrbesen der Vernichtung!« – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen. 2. Bedrohung Assyriens im Fall eines Angriffs auf IsraelGeschworen hat der HERR der Heerscharen also: »Fürwahr, wie ich es vorbedacht habe, so soll es geschehen, und wie ich es beschlossen habe, so soll es zustande kommen: zerschmettern will ich den Assyrer in meinem Lande und ihn auf meinen Bergen zertreten, damit sein Joch von ihnen genommen wird und seine Last von ihrem Rücken verschwindet.« Dies ist der Ratschluß, der über die ganze Erde beschlossen ist, und das bedeutet die Hand, die über alle Völkerschaften ausgestreckt ist. Denn wenn der HERR der Heerscharen einen Plan gefaßt hat: wer will ihn vereiteln? Und seine ausgestreckte Hand: wer kann sie zurückbiegen? 3. Drohung gegen die Philister und Heilsverkündigung für JerusalemIm Todesjahre des Königs Ahas erging folgender Gottesspruch: »Freue dich nicht, gesamtes Philisterland, darüber, daß der Stecken (dessen), der dich schlug, zerbrochen ist! Denn aus der Wurzel der Schlange fährt eine Giftotter hervor, und deren Frucht ist ein geflügelter Drache. Da werden dann die Ärmsten der Armen in Ruhe weiden und Dürftige in Sicherheit lagern, aber deinen Wurzelsprößling werde ich durch Hunger sterben lassen, und was von dir noch übrig ist, wird er umbringen. Heulet, ihr Tore, schreiet, ihr Städte! Verzage, gesamtes Philisterland! Denn von Norden her kommt Rauch, und keiner tritt aus Reih und Glied heraus in seinen Scharen. Und welche Antwort wird man den Gesandten der Heidenvölker geben? ›Daß der HERR Zion fest gegründet hat und daß die Elenden seines Volkes dort wohlgeborgen sein werden.‹« 4. Gegen die Moabitera) Klage über die Verwüstung MoabsGottesspruch über die Moabiter: Ach! Über Nacht ist Ar zerstört, Moab vernichtet! Ach! Über Nacht ist Kir zerstört, Moab vernichtet! Bajith und Dibon steigen zu den Opferhöhen hinauf,A.Ü.: Es (d.h. Moab) steigt zum Gotteshause hinauf und Dibon zu den Höhen. um zu weinen; auf dem Nebo und in Medeba wehklagt Moab; auf all ihren Häuptern ist eine Glatze, alle Bärte sind abgeschoren. Auf ihren Gassen gürtet man sich Sackleinen um, auf ihren Dächern und ihren Marktplätzen jammert alles und zerfließt in Tränen.A.Ü.: und sinkt im Weinen nieder. Hesbon und Eleale schreien: bis Jahaz hört man ihren Weheruf; darob erheben die gerüsteten Krieger Moabs Geschrei, ihr Mut verzagt in ihnen.A.L.: deshalb zittern die Lenden Moabs, die Seele zittert ihm. Mein Herz jammert um Moab: seine Flüchtlinge erreichen schon Zoar, schon Eglath-Schelischija. Ach, die Steige nach Luhith steigt man unter Weinen hinan! Ach, auf dem Wege nach Horonaim erhebt man Geschrei über den Zusammenbruch! Ach, die Wasser von Nimrim werden zu Wüsteneien! Denn verdorrt ist das Gras, der Rasen verwelkt, das Grün verschwunden. Darum tragen sie den Besitz, der ihnen übriggeblieben ist, und ihre ersparte Habe über den Weidenbach hinüber. Ach, das Wehgeschrei macht die Runde im ganzen Gebiet der Moabiter! Bis Eglaim dringt ihr Jammern und bis Beer-Elim ihre Wehklage! Ach, die Wasser von Dimon sind voll Blut! Denn ich verhänge über Dimon noch weiteres Unheil: einen Löwen für die Flüchtlinge der Moabiter und für den im Lande gebliebenen Überrest! b) Hilfegesuch der flüchtigen Moabiter an das jüdische Volk»Sendet den dem Landesherrn zukommenden Lämmerzins von Sela aus durch die Wüste zum Berge der Tochter Zion!« Da werden dann wie wegflatternde Vögel, wie eine aufgescheuchte Nestbrut sein die Töchter Moabs, an den Furten des Arnon: »Erteile uns Rat, schaffe Vermittlung! Mache der Nacht gleich deinen Schatten am hellen Mittag, verbirg die Vertriebenen, verrate die Flüchtlinge nicht! Laß meine aus Moab Vertriebenen als Gäste bei dir weilen, sei ihnen eine Schutzwehr vor dem Verwüster! Denn wenn der Bedrücker ein Ende genommen hat, die Verwüstung vorüber ist und die Zertreter aus dem Lande verschwunden sind, so wird der Thron durch die (geübte) Liebe befestigt sein, und auf ihm wird sitzen in Zuverlässigkeit im Zelte Davids ein Richter, der sich der Rechtspflege annimmt und auf Gerechtigkeit bedacht ist.« c) Ablehnung des Hilfegesuchs; neue Unheilsverkündigungen»Wir haben gehört von Moabs Stolz, dem überaus hochfahrenden, von seinem Hochmut und seinem Stolz, von seinem Übermut und seinen eitlen Prahlereien.« So mögen denn die Moabiter um Moab jammern, mögen allesamt jammern, um die Traubenkuchen von Kir-Hareseth mögt ihr seufzen, tiefbetrübt! Denn Hesbons Pflanzungen sind verwelkt, die Weinstöcke von Sibma, deren Edeltrauben die Herren der Völker bezwangen,A.Ü.: die Herren der Völker haben ihre Edeltrauben zerstampft. die bis Jaeser reichten, bis in die Wüste schweiften; deren Schößlinge sich weit ausbreiteten, ja bis zum (Toten) Meere hinüberwanderten. Darum weine ich im Verein mit Jaeser schmerzlich um Sibmas Weinstöcke, benetze dich, Hesbon und Eleale, mit meinen Tränen; denn in deine Obsternte und deine Weinlese ist ein Jauchzen hereingebrochen. So sind denn Freude und Frohlocken aus dem Fruchtgefilde verschwunden, und in den Weingärten wird nicht mehr gejubelt und gejauchzt; kein Kelterer tritt noch Wein in den Kufen: das Jauchzen (der Winzer) ist zum Verstummen gebracht. Darum klagt’s in meinem Herzen um Moab wie Harfenton und in meiner Brust um Kir-Heres. Und geschehen wird es: wenn Moab auf der Opferhöhe erscheint und sich (mit Opfern) abmüht und in sein Heiligtum eintritt, um zu beten, so wird es nichts ausrichten. Nachwort des Propheten über die baldige Erfüllung der WeissagungDies ist das Wort, das der HERR einstmals über Moab ausgesprochen hat. Jetzt aber lautet der Ausspruch des HERRN so: »In drei Jahren, gleich den Jahren eines Söldners, da wird die Herrlichkeit Moabs samt all der großen Volksmenge in Verachtung geraten sein, und nur ein ganz geringer, winziger Überrest wird bleiben.« 5. Ankündigung des Untergangs der Reiche Damaskus und IsraelAusspruch über Damaskus: »Wisset wohl: Damaskus scheidet aus der Zahl der Städte aus und wird zu einem wüsten Trümmerhaufen werden, verlassen für immer; seine Städte werden den Herden preisgegeben: die werden dort lagern, ohne daß jemand sie aufscheucht. Zu Ende ist es mit dem Bollwerk für Ephraim und mit dem Königtum für Damaskus; und der Überrest von Syrien wird der Herrlichkeit der Söhne Israels gleichen« – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen. b) Beschreibung des künftigen Geschicks Israels und Angabe des Grundes seiner HeimsuchungAn jenem Tage wird ja die Herrlichkeit Jakobs geringfügig sein und sein Fettleib abmagern; und es wird zugehen, wie wenn ein Schnitter Getreidehalme zusammenrafft und sein Arm Ähren absichelt; und es wird zugehen, wie wenn man Ähren bei der Nachlese sammelt im Tale Rephaim (südlich von Jerusalem). »Es wird ja nur eine Nachlese von ihm übrigbleiben wie beim Abklopfen der Oliven: zwei, drei Beeren ganz oben im Wipfel, vier oder fünf an seinen, des Fruchtbaums Zweigen« – so lautet der Ausspruch des HERRN, des Gottes Israels. – An jenem Tage werden die Menschen zu ihrem Schöpfer hinschauen und ihre Blicke sich auf den Heiligen Israels richten; sie werden dann nicht mehr hinschauen nach den Altären, dem Machwerk ihrer Hände, und nicht mehr hinblicken nach dem Gebilde ihrer Finger, nach den Götzenbildern und den Sonnensäulen. An jenem Tage werden ihre festen Städte sein wie die verlassenen Ortschaften in den Wäldern und auf den Berggipfeln, welche (die Hewiter und Amoriter) einstmals aus Furcht vor den Israeliten verlassen haben: es wird eine Wüstenei sein, weil du den Gott deines Heils vergessen und an den Felsen deiner Zuflucht nicht gedacht hast. Darum lege immerhin liebliche Pflanzungen anGemeint sind die Adonisgärten zu Ehren des Frühlingsgottes Adonis; vgl. 66,17. und besetze sie mit ausländischen Absenkern;A.Ü.: besetze sie mit Weinranken für einen fremden (Gott, nämlich für den Weingott Dionysos). laß sie sprossen sogleich an dem Tage, an welchem du sie gepflanzt hast, und bringe deine Pflänzlinge schon am folgenden Morgen zur Blüte: es fällt doch jegliche Ernte aus am Tage des Wehs und des unheilbaren Schmerzes. c) Gott bedroht die tobenden Völker, die Gegner des GottesvolkesWehe, ein Getümmel vieler Völker, die wie das Brausen des Meeres brausen! Und ein Getöse von Völkerschaften, die wie mächtige Wasser im Aufruhr tosen! Ja, die Völkerschaften tosen, wie gewaltige Wasser tosen; doch er bedroht sie scheltend: da fliehen sie weit weg und werden dahingejagt wie Spreu auf den Bergen vor dem Winde und wie wirbelnder StaubA.Ü.: wie zusammengeballte Artischockenstengel. vor dem Sturm. Zur Abendzeit, da bricht Schrecken herein, doch ehe der Morgen kommt, sind sie dahin. Das ist das Schicksal derer, die uns berauben, und das Los derer, die uns plündern! 6. Gottes Botschaft an die äthiopischen Gesandten in JerusalemHa du Land des Flügelgeschwirrs jenseits der Ströme von Äthiopien, das da Boten entsandt hat auf dem Strome und in Rohrkähnen über den Wasserspiegel: geht heim, ihr flinken Boten, zu eurem hochgewachsenen und blanken Volke, zu der Völkerschaft, die, seit sie besteht, gefürchtet ist, zu der Völkerschaft, die gewaltige Kraft besitzt und alles niedertritt, deren Land Ströme durchschneiden. Ihr Bewohner des Erdkreises allesamt und ihr Insassen der Erde: Sobald man ein Panier auf den Bergen aufpflanzt, so sehet hin! Und sobald man in die Trompete stößt, so horchet auf! Denn so hat der HERR zu mir gesprochen: »Ruhig will ich warten und zuschauen an meiner Stätte, wie wolkenlose Hitze bei Sonnenschein, wie Taugewölk in der Ernteglut.« Denn vor der Ernte, sobald die Blüte vorüber ist und der Beerenbüschel zur reifenden Traube wird, da schneidet er die Ranken mit Winzermessern ab und entfernt die Triebe, haut sie ab. Sie werden dann allesamt den Raubvögeln der Berge und dem Getier des Landes überlassen, so daß die Raubvögel während des Sommers darauf verbleiben und alles Getier des Landes den Winter hindurch darauf zubringt. Zu jener Zeit werden dem HERRN der Heerscharen Weihgeschenke dargebracht werden von dem hochgewachsenen und blanken Volk, von dem Volk, das, seit es besteht, gefürchtet ist, von der Völkerschaft, die gewaltige Kraft besitzt und alles niedertritt, deren Land Ströme durchschneiden, – hin zu der Stätte, wo der Name des HERRN der Heerscharen wohnt, zum Berge Zion. 7. Ausspruch über Ägyptena) Die durch Gottes Einschreiten dem Lande bevorstehenden DrangsaleAusspruch über Ägypten: Seht, der HERR fährt auf einer schnellen Wolke einher und kommt nach Ägypten! Da wanken die Götzen Ägyptens vor ihm, und den Ägyptern verzagt das Herz in ihrer Brust. »Da werde ich Ägypter gegen Ägypter aufreizen, so daß sie gegeneinander kämpfen, Bruder gegen Bruder, Freund gegen Freund, Stadt gegen Stadt und Reich gegen Reich. Da wird dann der Mut den Ägyptern in ihrer Brust ausgeleert werden, und ihre geistige Klarheit will ich trüben, daß sie sich um Rat an die Götzen und Zauberer, an die Totenbeschwörer und Wahrsagegeister wenden sollen. Und ich will Ägypten in die Hand eines harten Herrschers fallen lassen, und ein grausamer König soll über sie regieren« – so lautet der Ausspruch Gottes, des HERRN der Heerscharen. Und die Wasser werden versiegen im Nil, und der Strom wird austrocknen bis auf den Grund; die Kanäle werden dann Gestank verbreiten, die Nilarme in Ägypten flach und wasserlos werden, Rohr und Schilf verwelken. Die Auen am Nil, am Ufer des Nils, und alle Saatfelder am Nil werden verdorren, zu Staub zerstieben und verschwinden. Da werden dann die Fischer klagen, und es trauern alle, die im Nil die Angel auswerfen; und die da Netze auf dem Wasser ausbreiten, werden in Verzweiflung sein. Ratlos stehen alle da, welche gehechelten Flachs verarbeiten, und die Weber von baumwollenen Zeugen erbleichen. So werden denn die Säulen des Volkes zermalmt, und alle Lohnarbeiter sind tief bekümmert. Die Leiter des ägyptischen Staates stehen ratlos daEitel Toren sind die Fürsten von ZoanTanis, große Stadt im Nildelta., die weisesten Ratgeber des Pharaos ein verdummter Rat. Wie könnt ihr nur zum Pharao sagen: »Ich stamme von den Weisen ab, bin ein Nachkomme von den Königen der Vorzeit«? Wo sind sie denn nun, deine Weisen? Mögen sie dir doch verkünden und offenbaren, was der HERR der Heerscharen über Ägypten beschlossen hat! Als Narren stehen die Fürsten von Zoan da, getäuscht die Fürsten von MemphisAlte Hauptstadt Ägyptens.; und irregeführt haben Ägypten die Vorsteher seiner Gaue.A.Ü.: die Ecksteine (oder: Pfeiler = Häupter) seiner Kasten. Gemeint ist die Priesterkaste. Der HERR hat ihnen einen Geist des Schwindels eingegeben, so daß sie Ägypten bei allen seinen Unternehmungen taumeln machen, gleichwie ein Trunkener umhertaumelt, wenn Erbrechen bei ihm eingetreten ist; und so wird es für Ägypten kein Werk mehr geben, das Kopf und Schwanz, Palmzweig und Binse auszuführen vermöchten. b) Die heilsamen Wirkungen dieses Gottesgerichtsa) Furcht der Ägypter vor Gott und seinem VolkAn jenem Tage werden die Ägypter wie Weiber sein und werden zittern und beben vor der Hand, die der HERR der Heerscharen gegen sie schwingt; und so wird das Land Juda für die Ägypter ein betäubender Schrecken sein: sooft man es vor ihnen erwähnt, werden sie in Angst geraten vor dem Ratschluß, den der HERR der Heerscharen in bezug auf sie gefaßt hat. b) Die Erstlingsstädte Ägyptens und die bei den Ägyptern sich ausbreitende Verehrung GottesAn jenem Tage wird es fünf Städte im Lande Ägypten geben, welche die Sprache Kanaans reden und dem HERRN der Heerscharen Treue schwören; eine von ihnen wird Ir-HeresA.L.: Sonnenstadt oder: Löwenstadt oder: Stadt der Zerstörung, d.h. eine der Zerstörung zu weihende Stadt. Gemeint ist Leontopolis (oder: Heliopolis). heißen. – An jenem Tage wird für den HERRN ein Altar mitten im Lande Ägypten und eine Denksäule nahe an dessen Grenze für den HERRN stehen; beides wird ein Denkzeichen und Zeugnis für den HERRN der Heerscharen im Lande Ägypten sein: wenn sie zum HERRN wegen der Bedränger schreien, wird er ihnen einen Helfer senden, der für sie streiten und sie erretten wird. So wird sich denn der HERR den Ägyptern zu erkennen geben, und die Ägypter werden an jenem Tage zur Erkenntnis des HERRN gelangen, so daß sie ihn mit Schlachtopfern und Speisopfern verehren und dem HERRN Gelübde darbringen und sie auch erfüllen. Wenn so der HERR den Ägyptern Wunden geschlagen, aber sie auch wieder geheilt hat, werden sie sich zum HERRN bekehren, und er wird sich von ihnen erbitten lassen und sie heilen. c) Assyrien, Ägypten und Israel werden ein großes Weltreich im Dienst Gottes bildenAn jenem Tage wird eine gebahnte Straße von Ägypten nach Assyrien gehen, so daß die Assyrer Ägypten und die Ägypter Assyrien besuchen können, und die Ägypter werden dem HERRN im Verein mit den Assyrern dienen. An jenem Tage wird Israel als drittes Glied im Bunde mit Ägypten und Assyrien stehen als ein Segen inmitten der Erde, wozu der HERR der Heerscharen es gesegnet hat mit den Worten: »Gesegnet sei mein Volk Ägypten und Assyrien, das Werk meiner Hände, und Israel, mein Erbbesitz!« 8. Jesaja kündigt durch eine sinnbildliche Handlung die Gefangenführung Ägyptens und Äthiopiens durch die Assyrer anIn dem JahreEs war das Jahr 711 v.Chr., in welchem Tartan, als ihn Sargon, der König von Assyrien, gesandt hatte, nach Asdod kam und diese Stadt belagerte und eroberte – in jener Zeit hatte der HERR durch Jesaja, den Sohn des Amoz, folgende Weisung ausgesprochen: »Wohlan, lege das härene Gewand von deinen Hüften ab und binde dir die Sandalen von deinen Füßen ab!« Da tat er demgemäß, so daß er ohne Obergewand und barfuß einherging. Darauf sagte der HERR: »Gleichwie mein Knecht Jesaja ohne Obergewand und barfuß drei Jahre lang einhergegangen ist als ein Wahrzeichen und eine Vorbedeutung für Ägypten und Äthiopien, so wird der König von Assyrien die gefangenen Ägypter und die zur Wegführung bestimmten Äthiopier, Jünglinge und Greise, ohne Obergewand und barfuß und mit nacktem Gesäß – eine Schmach für Ägypten – dahinwandern lassen.« Da wird man denn (in Juda) bestürzt und enttäuscht sein wegen Äthiopiens, auf das man zuversichtlich gehofft, und wegen Ägyptens, mit dem man geprahlt hatte; und die Bewohner dieses Küstenlandes werden zu jener Zeit sagen: »Ach, wenn es denen so ergangen ist, auf die wir zuversichtlich gehofft und zu denen wir unsere Zuflucht genommen hatten, um uns vor dem Könige von Assyrien zu retten: wie sollten wir da entrinnen?« 9. Weissagung der Verwüstung Babyloniensa) Ankündigung des erschrecklichen GesichtsAusspruch über die MeereswüsteDas Wort bezeichnet ein von zahlreichen Wasserläufen durchschnittenes Land, das zu einer Wüste werden soll.; Wie Stürme im Südland daherfahren, so kommt’s aus der Wüste, aus einem furchtbaren Lande. Ein hartes Gesicht ist mir kundgetan worden: »Der Räuber raubt, und der Verwüster verwüstet! Ziehe heran, Elam! Unternimm die Belagerung, Medien! Allem Seufzen über sie mache ich nun ein Ende!« – Darum sind meine Hüften voll Beben; Wehen haben mich erfaßt wie die Wehen einer Gebärenden; mir schwindelt, so daß ich nicht mehr höre; bestürzt bin ich, so daß ich nicht sehen kann; die Sinne vergehen mir, Entsetzen betäubt mich, die mir sonst so liebe Dämmerstunde hat es mir zum Grauen gemacht! b) Schilderung des GesichtsMan rüstet die Tafel, man breitet die Teppiche hin,Oder: stellt Wachen aus. man ißt, man trinkt: – »Erhebt euch, ihr Fürsten, salbt den Schild!« Denn so hat der Allherr mir geboten: »Gehe, laß den Späher auf seinen Posten treten: Was er sehen wird, soll er ansagen! Und erblickt er einen Zug Berittener, Paare von Reisigen, einen Zug von Eseln, einen Zug von Kamelen, so horche er scharf auf, mit gespannter Aufmerksamkeit, und lasse den Löwenruf erschallen!« »Auf dem Wachtturm stehe ich, o Herr, beständig bei Tage, und auf meiner Warte stelle ich mich alle Nächte hindurch auf; und siehe, da kommt ein Zug berittener Männer, Reisige paarweise!« Da hob er an und rief: »Gefallen, gefallen ist Babylon! Und alle Schnitzbilder der Götter der Stadt hat man in Trümmern zu Boden geschmettert!« c) Zuruf des Propheten an sein schwer leidendes VolkO du mein zerdroschenes Volk und mein Tennenkind! Was ich vernommen habe vom HERRN der Heerscharen, dem Gott Israels, das habe ich euch angesagt! 10. Gottesspruch über Duma und über ArabienAusspruch (an die Edomiter) über DumaW.: Schweigen, Todesstille = Edom. »Seir« ist das südlich vom Toten Meer liegende Gebirgsland.: Von Seir her ruft man mir zu: »Wächter, wie spät ist’s in der Nacht? Wächter, wie spät ist’s in der Nacht?« Der Wächter antwortet: »Der Morgen kommt, aber es ist auch noch Nacht; wenn ihr mehr wissen wollt, so kommt ein andermal wieder und fragt!« Ausspruch (an die Dedaniter) über Arabien: Im Gebüsch, am Abend müßt ihr nächtigen, ihr Reisezüge der DedaniterDie Dedaniter waren ein arabischer Beduinenstamm südlich von Edom, der Handelsgeschäfte betrieb (1.Mose 25,3; Hes 27,20).. Bringt den Dürstenden Wasser entgegen, ihr Bewohner des Landes ThemaThema war eine im nördlichen Arabien gelegene Oase.! Bietet den Flüchtlingen das ihnen gebührende Brot an! Denn vor Schwertern sind sie geflohen, vor dem gezückten Schwert, und vor dem gespannten Bogen und vor den Schrecken des Krieges. Denn so hat der Allherr zu mir gesprochen: »Binnen Jahresfrist, wie die Jahre eines Söldners sind, da wird es mit der ganzen Herrlichkeit Kedars zu Ende sein. Was dann von der Zahl der Bogenschützen der heldenmütigen Söhne Kedars noch übrig ist, wird gering sein; denn der HERR, der Gott Israels, hat es angesagt.« 11. Strafrede gegen das freudig erregte, gottentfremdete, unbußfertige JerusalemAusspruch über das Schautal: Was ist dir denn, daß du insgesamt hinaufgestiegen bist auf die Dächer, du lärmerfüllte, tosende Stadt, du frohlockende Festung? Deine Erschlagenen sind ja nicht vom Schwert erschlagen und nicht im Kriege gefallen; nein, alle deine Heerführer sind ausnahmslos flüchtig geworden, haben sich ohne Bogen(-schuß) gefangennehmen lassen; ja dein ganzes Aufgebot ist insgesamt in Gefangenschaft geraten, wenn sie auch schon fernhin entflohen waren. Darum sage ich: »Blickt weg von mir, laßt mich bitterlich weinen! Redet nicht auf mich ein, um mich zu trösten über die Vernichtung der Tochter meines Volks!« Denn ein Tag der Bestürzung und Zertretung und Verwirrung kommt von Gott, dem HERRN der Heerscharen, im Schautal, ein Tag, welcher Mauern zertrümmert und Wehgeschrei nach dem Berge hin erschallen läßt; hat doch Elam den Köcher sich umgehängt als Zug vonA.L.: statt »als Zug von«: und Aram zieht heran mit. berittenen Mannen, und Kir hat den Schild enthüllt. So haben sich denn deine herrlichsten Talgründe mit Kriegswagen gefüllt und die Reiter ihre Aufstellung gegen das Stadttor genommen. Da zog er die Binde von den Augen Judas weg, aber das blickte in jener Zeit nach dem Waffenvorrat im WaldhauseVgl. 1.Kön 7,2-5; 10,17., und ihr saht nach den schadhaften Stellen in (der Mauer) der Davidsstadt, denn sie waren zahlreich, und ihr sammeltet die Wasser des unteren Teichs; auch zähltet ihr die Häuser von Jerusalem und risset Gebäude nieder, um die Mauer stärker zu machen, und legtet ein Sammelbecken an zwischen den beiden Mauern für die Wasser des alten Teichs; aber ihr saht euch nicht nach dem um, der es so gefügt hatte, und um den, der es seit langer Zeit so bestimmt hatte, kümmertet ihr euch nicht. Wohl forderte euch Gott, der HERR der Heerscharen, damals zum Weinen und zur Wehklage, zum Kahlscheren und zum Anlegen von Sackleinen auf; aber siehe da: es herrschte Lustbarkeit und Jubel, Rinderschächten und Schafeschlachten, Fleischessen und Weintrinken: »Laßt uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot!« Darum hat der HERR der Heerscharen sich immer wieder in meinen Ohren (mit der Drohung) vernehmen lassen: »Wahrlich, diese Verschuldung soll euch nicht vergeben werden, bis ihr sterbt!« – Gott, der HERR der Heerscharen, hat es ausgesprochen. 12. Gegen die Anmaßung des Palastvorstehers SebnaSo hat Gott, der HERR der Heerscharen, gesprochen: »Gehe hin, tritt ein bei diesem Verwalter da, bei Sebna, dem Palastvorsteher, und sage zu ihm: ›Was hast du hier und wen hast du hier, daß du dir hier ein Grab hast aushauen lassen? Du, der sich hier oben sein Grab hat aushauen, eine Ruhestätte sich in den Felsen hat meißeln lassen?! Wisse wohl: der HERR wird dich mit Wucht weit wegschleudern, du Held, und dich mit aller Kraft packen; er wird dich fest zusammenwickeln zu einem Knäuel und dich wie einen Ball in ein weit und breit offenes Land werfen: dort wirst du sterben, und dorthin sollen deine Prachtwagen kommen, du Schande für das Haus deines Gebieters! Ja so will ich dich aus deinem Amt stoßen, und aus deiner Stellung wird man dich herunterreißen!‹« Anhang: Weissagung (und Warnung) für Sebnas Amtsnachfolger Eljakim»An jenem Tage aber wird es geschehen, daß ich meinen Knecht Eljakim, den Sohn Hilkias, berufe. Ihn will ich mit deinem Rock bekleiden und mit deinem Gurt ihn umgürten und deine Amtsgewalt in seine Hand legen, damit er den Bewohnern Jerusalems und dem (ganzen) Hause Juda ein Vater werde. Ich will ihm den Schlüssel zum Hause Davids auf die Schulter legen, so daß, wenn er aufschließt, niemand zuschließen kann und, wenn er zuschließt, niemand öffnen darf. Als einen Pflock will ich ihn an einer festen Stelle einschlagen, und er soll ein Ehrenstuhl für das Haus seines Vaters werden.« Aber wenn sich dann an ihn die ganze vielköpfige Menge seines Vaterhauses hängt: die Sprößlinge und Schößlinge, alle die kleinen Gefäße vom Beckengeschirr an bis zu sämtlichem Kruggeschirr: »An jenem Tage« – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen – »wird der Pflock, der an fester Stelle eingeschlagen war, nachgeben, wird abgehackt werden und herunterfallen, und die Last, die an ihm hing, wird zerschellen; denn der HERR hat es ausgesprochen.« 13. Gegen Phönizien, besonders gegen Tyrus (vgl. Hes 26-28)a) Klage über die Vernichtung des Landes und der StadtAusspruch über Tyrus: Jammert, ihr TharsisschiffeTharsis (= Tartessus) eine Stadt im südwestlichen Spanien. Die dorthin fahrenden Schiffe der Phönizier waren wegen ihrer Größe berühmt.! Denn verwüstet ist sie: kein Haus ist mehr vorhanden, keine Einfahrt mehr möglich! Bei der Fahrt vom Lande der KitthäerDie Stadt Kition lag an der Ostküste der Insel Zypern. her ist ihnen die Kunde zugegangen. Verstummet, ihr Bewohner der Meeresgestade, Kaufleute von Sidon, Meerbefahrer, die dich bisher angefüllt haben! Auf weiter Flut war das Getreide des SichorName für den Nil., die Ernte des Nilflusses ihr Gewinn, und sie wurde zum Stapelplatz der Völker. Schäme dich, Sidon! Denn das Meer, das Bollwerk am Meer, spricht klagend: »Ich bin nicht Mutter geworden und habe keine Kinder geboren, keine Jünglinge großgezogen, keine Jungfrauen hochgebracht!« Sobald die Kunde nach Ägypten dringt, werden sie in Zittern geraten (wie) bei der Kunde über Tyrus. Fahrt nach Tharsis hinüber! Jammert, ihr Bewohner der Küste! Ist dies eure freudenreiche Stadt, deren Ursprung in die Tage der Vorzeit reicht, deren Füße sie in die Ferne trugen, um sich dort anzusiedeln? Wer hat solches Geschick verhängt über Tyrus, die Kronenspenderin, deren Kaufleute Fürsten, deren Großhändler die Geehrtesten der Erde waren? Der HERR der Heerscharen hat es verhängt, um jegliche prunkende Hoffart zu entweihen, um zu verunehren alle Geehrtesten der Erde. Überflute dein Land wie der Nilstrom, du Einwohnerschaft von Tharsis: es ist kein beengender Gürtel mehr da! Er hat seine Hand über das Meer ausgestreckt, hat Königreiche in Zittern versetzt; der HERR hat gegen Phönizien den Befehl erteilt, die dortigen festen Plätze zu zerstören, und hat geboten: »Du sollst hinfort nicht mehr frohlocken, du geschändete, jungfräuliche Bevölkerung von Sidon! Mache dich auf, ziehe zu den Kitthäern hinüber: auch dort wird dir keine Ruhe gewährt werden! Siehe, das Land der Chaldäer – dies ist das Volk, das vormals noch gar nicht da war, Assyrien hat es für Wüstentiere bestimmt – errichtet seine Warttürme, zerstört die Paläste des Landes und macht es zu einem Trümmerhaufen. Jammert, ihr Tharsisschiffe, denn verwüstet ist euer Bollwerk!« b) Die Stadt wird später wieder aufblühen und dem Herrn dienstbar werdenZu jener Zeit wird Tyrus in Vergessenheit geraten siebzig Jahre lang, als wäre es die Regierungszeit eines einzigen Königs; aber nach Ablauf von siebzig Jahren wird es Tyrus ergehen, wie es im Lied von der Lustdirne heißt: »Nimm die Harfe, ziehe in der Stadt umher, vergessene Dirne du! Spiele schön, singe Lied auf Lied, damit man sich deiner wieder erinnert!« Nach Ablauf von siebzig Jahren nämlich wird der HERR (die Stadt) Tyrus heimsuchen, und es wird zu seinem gewinnreichen Handel zurückkehren und mit allen Reichen der Erde, die auf dem weiten Erdboden sind, in Verkehr treten. Aber sein Erwerb und Handelsgewinn wird (alsdann) dem HERRN geweiht sein: man wird ihn nicht ansammeln und nicht aufhäufen, sondern ihr Handelserwerb wird denen, die vor dem Angesicht des HERRNd.h. in Zion und Jerusalem; vgl. 60,5-7. wohnen, zum Sattessen und zu prächtiger Kleidung dienen. III. Das Weltgericht und die Vollendung (Kap. 24-27)1. Das Strafgericht über die ganze gottfeindliche Erdbevölkerunga) Ein allverödendes Gericht steht der Erde und ihrer Bevölkerung bevorWisset wohl: der HERR entleert die Erde und verödet sie; er entstellt ihr AussehenW.: er dreht ihre Oberfläche um. und zerstreut ihre Bewohner. Da ergeht es dem Priester wie dem Mann des Volkes, dem Herrn wie seinem Knecht, der Herrin wie ihrer Magd, dem Verkäufer wie dem Käufer, dem Darleiher wie dem Entlehner, dem Gläubiger ebenso wie seinem Schuldner. Gänzlich ausgeleert wird die Erde und völlig ausgeplündert; denn der HERR ist’s, der dieses Drohwort ausgesprochen hat. b) Verwüstet und freudlos liegt die Erde unter dem Fluch der Sünde darniederEs trauert, es verwelkt die Erde, es verschmachtet, es verwelkt der Erdkreis; es verschmachten auch die Höchsten des Erdenvolkes! Entweiht liegt ja die Erde da unter ihren Bewohnern; denn sie haben die Gebote übertreten, das Gesetz überschritten, den in der Urzeit geschlossenen Bund gebrochen. Darum verzehrt ein Fluch die Erde, und ihre Bewohner müssen ihre Verschuldung büßen; darum sterben die Bewohner der Erde aus, und von den Sterblichen bleiben nur wenige übrig. Es trauert der Most, der Weinstock verschmachtet, es seufzen alle, die sonst frohgemut waren; still geworden ist der lustige Paukenschlag, aufgehört hat das Lärmen der Jubelnden, es feiert der fröhliche Zitherklang; man trinkt keinen Wein mehr bei Gesang, bitter schmeckt der Rauschtrank seinen Zechern. In Trümmern liegt jede verödete Stadt, jedes Haus ist dem Eintritt verschlossen. Laute Klagen um den Wein erschallen auf den Straßen, verschwunden ist alle Freude, ausgewandert der Jubel der Erde. Nur Verödung ist in der Stadt übriggeblieben, und in Trümmer sind die Tore zerschlagen. c) Das Gericht wird erbarmungslos sein; zum Jubilieren liegt noch kein Grund vor, denn grausige Heimsuchungen stehen noch bevorDenn so wird es sein inmitten der Erde, mitten unter den Völkern, wie beim Abklopfen der Oliven, wie bei der Nachlese, wenn die Obsternte zu Ende ist. Jene erheben lauten Jubel, jauchzen über die Hoheit des HERRN vom Westmeer her: »Darum gebet dem HERRN die Ehre in den Ländern des Sonnenaufgangs (und) an den Gestaden des Meeres dem Namen des HERRN, des Gottes Israels!« Vom Saum der Erde her haben wir Lobgesänge vernommen: »Preis dem Gerechten!« Ich aber rufe aus: »Ach, ich Ärmster, ich Ärmster,W.: Vernichtung für mich (zweimal) = ich bin verloren! wehe mir! Räuber rauben, ja räuberisch rauben Räuber!« Grauen und Grube und Garn kommen über euch, Bewohner der Erde, und geschehen wird es: Wer da flieht vor dem grauenvollen Schrecknis, der stürzt in die Grube, und wer aus der Grube wieder heraufsteigt, der fängt sich im Garn; denn die Fenster in der Höhe droben tun sich auf, und es erbeben die Grundfesten der Erde. In Trümmer wird die Erde zertrümmert, in Splitter wird die Erde zersplittert, in Wanken und Schwanken gerät die Erde; hin und her taumelt die Erde wie ein Trunkener und schaukelt hin und her wie eine Hängematte, und schwer lastet ihr Frevel auf ihr: sie stürzt hin und steht nicht wieder auf. d) Erst nach Abstrafung der himmlischen und der irdischen Mächte tritt Gott sein Königtum auf dem Berge Zion anAn jenem Tage aber wird es geschehen: da wird der HERR zur Rechenschaft ziehen das Heer der Höhe in der Höhe und die Könige der Erde auf der Erde; und sie werden zusammen eingesperrt, wie man Gefangene zusammenholt in eine Grube, und eingeschlossen in einen festverschlossenen Kerker und erst nach langer Zeit abgeurteilt werden. Da wird dann der bleiche Mond erröten und die glühende Sonne erbleichen; denn der HERR der Heerscharen tritt alsdann die Königsherrschaft an auf dem Berge Zion und in Jerusalem, und angesichts seiner Ältesten wird strahlender Lichtglanz sein. 2. Die Herrlichkeit des Gottesreiches, dargestellt in Lied und Weissagunga) Israels Dank- und Loblied für die bis dahin erfahrene ErrettungO HERR, du bist mein Gott: ich will dich erheben, will deinen Namen preisen; denn du hast Wunderbares vollbracht, Ratschlüsse, die von längst her gefaßt waren, ausgeführt, Treue in Wahrheit geübt. Denn du hast die Stadt zu einem Steinhaufen gemacht, die feste Burg zu einer Trümmerstätte, die Paläste der Gottentfremdeten unbewohntW.: zu einer gewesenen Stadt.: niemals werden sie wieder aufgebaut werden. Darum ehrt dich das starke Volk, fürchtet dich die Stadt der gewalttätigen Völkerschaften. Denn du bist eine Zuflucht gewesen dem Schwachen, eine Zuflucht dem Armen in seiner Bedrängnis, ein Obdach vor dem Unwetter, ein Schatten vor der Sonnenglut; denn das Zornesschnauben der Gewalttätigen ist wie ein gegen eine Wand stürmendes Unwetter, wie Sonnenglut in dürrer Heide. Du hast das Tosen der Gottentfremdeten zum Verstummen gebracht; wie Sonnenglut durch den Schatten des Gewölks, so ist der Siegesgesang der Gewalttätigen gedämpft worden. b) Weissagung vom seligen Glück des vollendeten GottesreichesDann wird der HERR der Heerscharen allen Völkern auf diesem Berge ein Gastmahl von fetten Speisen bereiten, ein Mahl von abgelagerten Weinen, von markreichen Fettspeisen, von geläuterten abgelagerten Weinen; und er wird auf diesem Berge die Schleierhülle hinwegziehen, die alle Völker umhüllt, und die Decke, die über alle Völkerschaften ausgebreitet ist. Den Tod wird er auf ewig verschwinden lassen, die Tränen wird Gott der HERR von jedem Antlitz abwischen und die Schmach seines Volkes überall auf der Erde tilgen; denn der HERR hat es zugesagt. c) Neuer Jubel der Gemeinde über das erlangte Heil und Freude über die Demütigung widerspenstiger Feinde, besonders der MoabiterDa wird man denn an jenem Tage sagen: »Seht, da ist unser Gott, auf den wir geharrt haben, daß er uns errette; da ist der HERR, auf den wir geharrt haben: laßt uns jubeln und uns freuen über seine Hilfe!« Denn die Hand des HERRN wird auf diesem Berge ruhen; Moab aber wird auf seinem Boden niedergetreten werden, wie ein Strohbündel in der Lache einer Düngerstätte niedergetreten wird; und wenn es seine Arme darin ausbreitet, wie der Schwimmer ausgreift, um zu schwimmen, so wird der HERR sein Aufstreben niederdrücken trotz des geschickten Ruderns seiner Arme. Und deine festen, hochragenden Mauern wird er niederwerfen, niederstürzen, zu Boden stoßen bis in den Staub hinein. 3. Künftiger Lobgesang der erlösten Gemeinde; Bitte um weiteres Heila) Loblied der festen und treuen Stadt Gottes auf die göttliche GerechtigkeitAn jenem Tage wird man dieses Lied im Lande Juda singen: »Eine feste Stadt haben wir; zum Schutz hat er ihr Mauern und Außenwerk geschaffen. Öffnet die Tore, damit ein gerechtes Volk einziehe, das die Treue bewahrt! Ein festes Herz segnest du mit Heil, mit Heil, weil es voll Vertrauen auf dich ist. Vertrauet auf den HERRN für und für, denn an Gott dem HERRN habt ihr einen ewigen Felsen. Denn niedergeworfen hat er die, welche eine Hochburg bewohnten, eine hochragende Stadt; er hat sie erniedrigt, ja erniedrigt bis zum Erdboden, hat sie niedergestoßen bis in den Staub: zertreten soll sie der Fuß, ja die Füße der Niedrigen, die Tritte der Geringen.« b) Lob der Wege Gottes und Dank für die schmerzlichen, aber heilsamen Gerichte GottesDer Pfad des Gerechten ist ebener Pfad, geradeaus geht die Bahn des Gerechten: du läßt sie eben sein. Auch auf dem Wege deiner Gerichte, HERR, harren wir dein; nach deinem Namen und nach deinem LobpreisA.Ü.: nach dem Gedanken an dich. steht das Verlangen unsers Herzens. Mein Herz verlangt nach dir in der Nacht, auch sehnt sich mein Geist nach dir in meinem Inneren; denn sobald deine Gerichte die Erde treffen, lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit. Wird dem Gottlosen Gnade zuteil, so lernt er nicht Gerechtigkeit; nein, in einem Lande, wo das Recht gilt, bleibt er doch ein Frevler und sieht nichts von der Erhabenheit des HERRN. HERR, ist deine Hand auch hocherhoben: sie sehen es nicht; laß sie zu ihrer Beschämung deinen Eifer um dein Volk sehen! Ja, das Zornesfeuer, das deine Widersacher erwartet, möge sie verzehren! HERR, du wirst uns Heil schaffen, denn du hast ja auch alle unsere Taten für uns vollbracht. c) Rückblick der Gemeinde auf die trübe Vergangenheit und Bitte um die Erfüllung ihrer letzten Wünsche, besonders durch die Auferweckung ihrer frommen TotenHERR, unser Gott, es haben zwar außer dir noch andere als Herren über uns geherrscht, aber dich allein preisen wir, deinen Namen. Tote leben nicht wieder auf, Unterweltsbewohner erstehen nicht wieder: zu dem Zwecke hast du sie ja heimgesucht und vernichtet und jede Erinnerung an sie ausgetilgt. Gleichwohl hast du Zuwachs dem Volke verliehen, HERR, ja Zuwachs dem Volke; du hast dich verherrlicht, alle Grenzen des Landes weit hinausgerückt. HERR, in der Bedrängnis haben sie dich gesucht; als deine Züchtigung sie traf, haben sie sich in flüsternde Gebete ergossen. Wie eine Schwangere, wenn ihre Stunde da ist, sich windet und aufschreit in ihren Wehen, so ist es auch uns, HERR, ergangen – von dir aus geschah es –: wir gingen schwanger, wanden uns in Wehen; doch als wir gebaren, war es Wind: Rettung schafften wir dem Lande nicht, und Erdenbewohner kamen nicht ans Tageslicht. Werden wohl deine Toten wieder aufleben? (Auch) meine Leichen? Ja, sie werden auferstehen! Wacht auf und jubelt, die ihr im Staube ruht! Denn ein Tau der HimmelslichterA.Ü.: ein Tau der Lichtkräfte (oder: ein beglückender Tau). ist dein Tau, und so wird die Erde die Schatten wieder ans Tageslicht bringen. d) Mahnender Zuspruch zur GeduldWohlan, mein Volk, gehe in deine Kammern hinein und schließe deine Türen hinter dir zu! Verbirg dich einen kurzen Augenblick, bis das Zorngericht vorübergegangen ist. Denn gar bald wird der HERR aus seiner Wohnstätte hervortreten, um die Erdbewohner zur Rechenschaft wegen ihrer Verschuldung zu ziehen; dann wird die Erde das von ihr verschluckte Blut wieder zum Vorschein bringen und die in ihr verscharrten Ermordeten nicht länger verbergen. 4. Gericht über die Weltmächte; Sammlung der zerstreuten Judena) Vernichtung der Weltmächte; Gottes Liebe zu seinem Volke, dargelegt im Liede vom sorgfältig gehüteten WeinbergAn jenem Tage wird der HERR mit seinem harten, großen und starken Schwerte als Rächer kommen über den Drachen, die flüchtige Schlange, und über den Drachen, die geringelte Schlange, und wird das Ungeheuer am Nil töten. An jenem Tage wird man sagen: »Lieblicher Weinberg, singt ihm zu!W.: An jenem Tage (gibt es) einen lieblichen Weinberg; singet von ihm. Ich, der HERR, bin sein Hüter, alle Augenblicke bewässere ich ihn; damit sich niemand an ihm vergreife, hüte ich ihn bei Tag und Nacht. Zorn hege ich keinen; fände ich nur Dornen und Gestrüpp darin: zum Kampfe wollte ich auf sie losgehen und sie verbrennen allzumal! Es müßte sonst sein, daß man Schutz bei mir suchte und Frieden mit mir machte, ja Frieden machte mit mir!« b) Die milde und heilsame Züchtigung des jüdischen Volkes im Gegensatz zu der völligen Vernichtung der WeltmächteIn den kommenden Tagen wird Jakob Wurzel schlagen, wird Israel blühen und sprossen, und sie werden den ganzen Erdkreis mit Frucht erfüllen. Hat der HERR es etwa so geschlagen, wie er den schlug, der ihm Schläge versetzt hatte? Oder sind sie so hingemordet worden, wie er ihre Mörder umgebracht hat? Nein, nur durch ihre Verstoßung, durch ihre Wegführung hast du deine Sache mit ihnen geführt: durch seinen schweren Sturm hat er sie hinweggetrieben am Tage des Ostwindes. Deshalb wird dadurch die Verschuldung Jakobs gesühnt, und darin soll die volle Frucht der Hinwegnahme seiner Versündigung bestehen, daß er alle Altarsteine zertrümmerten Kalksteinen gleich macht und keine Astartebilder und Sonnensäulen wieder aufgestellt werden. Denn die feste Stadt liegt öde da, eine verlassene Wohnstätte und einsam wie die Wüste; daselbst weidet das Rind und lagert sich dort und frißt ihre Büsche ab. Wenn deren Zweige dürr geworden sind, bricht man sie ab: Weiber kommen dann und heizen mit ihnen; denn es ist ein Volk ohne Einsicht. Darum erbarmt sich sein Schöpfer seiner nicht, und sein Bildner erweist sich ihm nicht gnädig. c) Die Reinigung Israels und die Heimkehr der Volksgenossen aus der GefangenschaftAber geschehen wird es an jenem Tage: da wird der HERR ein Getreidedreschen veranstalten von der Ähre des Euphratstromes bis zum Bach Ägyptens; und ihr werdet (wie bei der Nachlese) einzeln zusammengelesen werden, ihr Kinder Israel. Und geschehen wird es an jenem Tage: da wird in eine große Posaune gestoßen; dann werden alle, die sich im Lande Assyrien (von der Herde) verloren haben, und die im Lande Ägypten Versprengten heimkehren und den HERRN anbeten auf dem heiligen Berge in Jerusalem. IV. Das Buch von Jerusalems Bedrängnis, Gericht und Rettung (Kap. 28-35)1. Ankündigung von Samarias UntergangWehe der stolzen KroneGemeint sind die Ringmauern Samarias. der Trunkenbolde Ephraims und der welkenden Blüte seines prangenden Schmuckes auf dem Gipfel des fetten TalgeländesSamaria lag auf einer Anhöhe. der vom Wein Überwältigten! Schon hält der Allherr einen Starken und Gewaltigen in Bereitschaft: wie ein Hagelwetter, ein verheerender Sturm, wie ein Wolkenbruch gewaltiger, sich ergießender Wasser wird er sie unwiderstehlich zu Boden niederwerfen. Mit Füßen wird zertreten werden die stolze Krone der Trunkenbolde Ephraims, und der welkenden Blüte seines prangenden Schmuckes auf dem Gipfel des fetten Talgeländes wird es ergehen wie einer FrühfeigeGalt und gilt als Leckerbissen (Hos 9,10; Mi 7,1). vor der Obsternte: kaum erblickt sie jemand, noch ist sie in seiner Hand, so hat er sie schon verschlungen. Diese Heimsuchung wird zur Ehre Gottes und zur Erneuerung des Volkes dienenAn jenem Tage wird der HERR der Heerscharen für den Überrest seines Volkes zu einer zierenden Krone und zu einem herrlichen Stirnreif werden und den Geist der Rechtsprechung dem (verleihen), der zu Gericht sitzt, und Heldenkraft denen, die den Kampf zum Tore hinaus zurücktreiben. 2. Rede gegen das sündhafte Treiben der Häupter des Volkes in Jerusalema) Zurechtweisung und Bedrohung der dem Propheten feindlichen und trunkenen Priester und ProphetenAber auch diese hier wanken infolge von Weingenuß und taumeln vom Rauschtrank: Priester und Propheten schwanken vom Rauschtrank, sind übermannt vom Wein, taumeln vom Rauschtrank, schwanken beim Schauen von Gesichten, wanken beim Rechtsprechen! Denn alle Tische sind voll von Gespei, Unflat bis auf den letzten Platz! »Wem will der denn Erkenntnis beibringen und wem Offenbarungen deuten? Etwa Kindern, die eben von der Milch entwöhnt, eben von der Mutterbrust abgesetzt sind? Da heißt’s immer: ›Tu du dies, tu du das! Mach mal dies, mach mal das! Hier ein bißchen, da ein bißchen!‹«W.: Gebot (oder: Geheiß oder: Satzung oder: Gesetz oder: Regel) auf Gebot (oder: Geheiß …). »Jawohl, durch Menschen mit stammelnden Lippen und mit fremder Zunge wird er zu diesem Volke reden, er, der zu ihnen gesagt hat: ›Dies (Land der Verheißung) ist die Ruhestätte; schaffet (also) Ruhe den Müden, und dies ist der Rastort!‹ Doch sie haben nicht hören wollen.« So wird denn das Wort des HERRN an sie ergehen: »Tu du dies, tu du das! Mach mal dies, mach mal das! Hier ein bißchen, da ein bißchen!«, damit sie auf ihrem Wege rücklings hinstürzen und zerschmettert werden oder im Netz sich verstricken und gefangen werden. b) Verurteilung und Bedrohung der selbstsicheren Leiter des StaatesDarum vernehmet das Wort des Herrn, ihr Spötter, ihr Herrscher über dieses Volk in Jerusalem! Weil ihr gesagt habt: »Wir haben einen Bund mit dem Tode geschlossen und mit dem Totenreich ein Abkommen getroffen: wenn die Geißel mit ihrer Sturmflut hereinbricht, wird sie uns nicht erreichen; wir haben ja die Lüge zu unserm Schirmdach gemacht und uns in Trug geborgen« – darum hat Gott der HERR so gesprochen: »Wisset wohl! Ich bin’s, der in Zion einen Grundstein legt, einen erprobten Stein, einen kostbaren Eckstein, der felsenfest gegründet ist: ›Wer da glaubt, wird nicht zuschanden‹.A.L.: wird (oder: soll) nicht weichen; oder: wird nicht zu flüchten brauchen, d.h. nicht zu der nach Assyrien wandernden Schar der Verbannten gehören. Und ich mache das Recht zur Richtschnur und die Gerechtigkeit zur Setzwaage; und der Hagel wird das Schirmdach der Lüge wegreißen, und die Wasserfluten sollen die Bergungsstätte wegschwemmen.« Dann wird euer Bund mit dem Tode hinfällig werden und euer Abkommen mit dem Totenreich abgetan sein: wenn die Geißel mit ihrer Sturmflut hereinbricht, werdet ihr von ihr zermalmt werden. Sooft sie daherfährt, wird sie euch fassen; denn Morgen für Morgen wird sie daherfahren, bei Tag und bei Nacht; und eitel Entsetzen wird es sein, eine Offenbarung zu vernehmen. Denn zu kurz ist das Bett, um sich darin auszustrecken, und die Decke zu knapp, um sich darin einzuwickeln. Denn wie am Berge Perazim wird der HERR sich erheben, wie im Tal bei Gibeon wird er vor Zorn beben, um sein Werk zu vollführen – ein befremdliches Werk – und um seine Arbeit zu verrichten – eine ungewöhnliche Arbeit. Nun laßt also euer Spotten, damit eure Fesseln nicht noch fester angezogen werden! Denn ein vernichtendes Strafgericht, so habe ich von Gott, dem HERRN der Heerscharen, vernommen, ist für die ganze Erde fest beschlossen. 3. Das trotz allem Wechsel weise Verhalten Gottes bei seiner erzieherischen Arbeit an den Völkern durch ein Gleichnis (vom Landmann) veranschaulichtMerkt auf und höret meine Stimme! Gebt acht und vernehmet meine Rede! Pflügt wohl der Landmann immerfort, um zu säen? Furcht er seinen Acker immerfort und egget ihn? Nicht wahr? Wenn er dessen Oberfläche geebnet hat, so streut er Dill aus und sät Kümmel und legt Weizen reihenweise und Gerste auf ein besonderes Stück und Spelt als Einfassung an seinen Rand. So hat ihn sein Gott unterwiesen zum richtigen Verfahren und hat ihn belehrt. Dill wird ja doch nicht mit dem Dreschschlitten ausgedroschen und das Wagenrad nicht über Kümmel gerollt, sondern Dill wird mit dem Stabe ausgeklopft und Kümmel mit dem Stecken. Wird Brotkorn etwa zermalmt? O nein, nicht immerfort drischt man darauf los und treibt man das Rad seines Wagens und seine Pferde darüber hin: man zermalmt es nicht. Auch dies ist vom HERRN der Heerscharen ausgegangen: wunderbar ist er an Rat, groß an Einsicht. 4. Gottes Wege mit Jerusalema) Ankündigung der Belagerung, der Demütigung und wunderbaren Rettung Jerusalems, des ›Gottesherdes‹Wehe dir, Gottesherd, Gottesherd, du Stadt, wo David einst sein Lager aufgeschlagen hat!d.h. die David einst belagert und erobert hat (vgl. 2.Sam 5,6-9). Füget Jahr zu Jahr, laßt die Feste ihren Kreislauf vollziehen: dennoch will ich den Gottesherd bedrängen, daß Stöhnen und Wehklagen entstehen soll: dann wird es mir ein richtiger Gottesherd sein.Jerusalem wird vom Blut der Erschlagenen triefen wie der Opferaltar im Tempel vom Blut der Schlachttiere. Ja ich will ein Lager rings um dich aufschlagen und dich mit einer Wagenburg eng einschließen und Belagerungswerke gegen dich aufführen. Dann wirst du, unten am Boden liegend, gedämpft reden und, in den Staub gesunken, eine bescheidene Sprache führen, deine Stimme wird wie die eines Totengeistes aus der Erde hervorkommen und deine Rede aus dem Staube heraus nur flüstern. Aber die lärmende Menge deiner Feinde wird wie feiner Staub sein und wie zerstiebende Spreu die lärmende Menge der Gewalttätigen. Doch dann wird es geschehen urplötzlich, in einem Augenblick: da wirst du vom HERRN der Heerscharen heimgesucht werdenin Gnaden, infolge einer vernichtenden Heimsuchung der Feinde. unter Donner und Erdbeben und mächtigem Krachen, unter Sturmwind und Unwetter und Flammen verzehrenden Feuers. Und gleich einem Traum, einem Nachtgesicht wird die lärmende Menge aller der Völker sein, die gegen den Gottesherd zu Felde ziehen, und alle, die ihn und seine Bollwerke bestürmen und ihn bedrängen. Und es wird so sein, wie wenn ein Hungriger träumt, er esse, dann aber mit ungestilltem Verlangen erwacht; und wie wenn ein Durstiger träumt, er trinke, dann aber beim Erwachen sich noch vor Durst erschöpft fühlt und gierig lechzt: ebenso wird es der lärmenden Menge aller der Völker ergehen, die gegen den Berg Zion zu Felde ziehen. b) Die von Gott gewirkte tiefe Verblendung des VolkesStarret nur, so daß ihr erstarrt! Lebt in Verblendung, so daß ihr blind werdet! Sie sind trunken, aber nicht vom Wein, sie taumeln, aber nicht vom Rauschtrank. Denn der HERR hat einen Geist tiefen Schlafes über euch ausgegossen und hat eure Augen, die Propheten, verschlossen und eure Häupter, die Seher, umschleiert. So ist denn die gesamte Offenbarung für euch geworden wie der Inhalt eines versiegelten Buches, das man einem, der lesen kann, mit den Worten reicht: »Lies doch dies einmal!«, doch er entgegnet dann: »Ich kann nicht, es ist ja versiegelt!« Reicht man aber das Buch einem, der sich nicht auf Geschriebenes versteht, mit den Worten: »Lies doch dies einmal!«, so entgegnet er: »Ich kann nicht lesen.« c) Die äußerliche Frömmigkeit des Volkes macht absonderliche Maßnahmen Gottes notwendigWeiter hat der Allherr gesagt: »Weil dieses Volk sich mir immer nur mit seinem Munde naht und mich nur mit seinen Lippen ehrt, während es sein Herz fern von mir hält und ihre Furcht vor mir nur in angelernten Menschengeboten besteht: darum will ich fernerhin wunderlich mit diesem Volk verfahren, wunderlich und wundersam, so daß die Weisheit seiner Weisen zuschanden werden soll und von dem Verstande seiner Verständigen nichts zu sehen ist.« d) Weheruf über die eigenwillige Staatsleitung (= Politik) JudasWehe denen, die ihre Pläne vor dem HERRN tief geheim halten, damit ihr Tun im Finstern vor sich gehe, und die dabei denken: »Wer sieht uns, und wer kennt uns?« O über eure Verkehrtheit! Ist etwa der Töpfer dem Ton gleichzuachten, so daß ein hergestelltes Werk von seinem Hersteller sagen könnte: »Er hat mich nicht geschaffen«, und ein Gebilde von seinem Bildner sagen dürfte: »Er versteht nichts«? e) Die trostreiche Wendung der Dinge in der ZukunftDauert es nicht nur noch eine ganz kleine Weile, daß der Libanon sich zu einem Fruchtgarten umwandelt und der Fruchtgarten nur als Wald geachtet werden wird? An jenem Tage werden die Tauben Worte der Schrift vernehmen und die Augen der Blinden aus Dunkel und Finsternis heraus sehen; und die Demütigen werden sich des HERRN aufs neue freuen und die Armen unter den Menschen über den Heiligen Israels jubeln. Denn die Gewalttätigen werden ein Ende genommen haben, und mit den Spöttern wird es aus sein, und alle, deren Gedanken auf Böses gerichtet sind, werden ausgerottet sein, alle, die da Menschen in einer Rechtssache zur Sünde verleitetenA.Ü.: um eines Wortes willen für sündhaft erklärten. und dem, der im Tor Recht spricht, Schlingen legten und den, der im Recht ist, auf nichtige Gründe hin ins Unrecht setzten. Darum hat der HERR, der einst Abraham erlöst hat, so zum Hause Jakobs gesprochen: »Nunmehr soll Jakob nicht mehr enttäuscht werden, und nunmehr soll sein Angesicht nicht mehr erblassen; sondern wenn er [d.h. seine Kinder] das Werk meiner Hände in seiner Mitte sieht, so werden sie meinen Namen heiligen und den Heiligen Jakobs als heilig anerkennen und vor dem Gott Israels Ehrfurcht haben; und solche, die jetzt verkehrten Sinnes sind, werden Einsicht gewinnen, und die Murrenden werden Belehrung annehmen.« 5. Warnung vor Bündnissen mit den Großmächten und was damit zusammenhängta) Weheruf über das gottwidrige und nutzlose Hilfesuchen bei Ägypten»Wehe den Söhnen« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »die abtrünnig werden dadurch, daß sie einen Plan ins Werk setzen, der nicht von mir ausgeht, und ein Bündnis schließen ohne meine Billigung, um Sünde auf Sünde zu häufen! Sie machen sich auf, um nach Ägypten hinabzuziehen, ohne meinen Mund befragt zu haben, um sich unter den Schutz des Pharaos zu begeben und im Schatten Ägyptens Zuflucht zu suchen! Aber es wird euch der Schutz des Pharaos zur Schande ausschlagen und das Suchen von Zuflucht im Schatten Ägyptens zur Schmach! Denn mögen auch seine Fürsten schon in ZoanStadt am Nil (19,11). B) Stadt am Nil (südwestlich vom heutigen Kairo). eingetroffen sein und seine Gesandten schon HanesB erreicht haben, so werden doch alle enttäuscht werden an einem Volke, das ihnen nichts nützen kann, das ihnen keine Hilfe und keinen Nutzen schafft, sondern nur Enttäuschung und Schimpf dazu.« Wegwerfender Ausspruch über die politische Bedeutung ÄgyptensAusspruch über das Großtier des Südens: In einem Lande voll Drangsal und Bedrängnis – Löwen und Löwinnen, Ottern und geflügelte Giftschlangen5.Mose 8,15. gehören zu ihnen – schleppen sie ihre Schätze auf dem Rücken von Eseln und ihre Reichtümer auf den Höckern von Kamelen zu einem Volke, das ihnen nichts nützen kann. Denn eitel und nichtig ist Ägyptens Hilfe; darum nenne ich dieses Volk »Großtuer, die still sitzen«.A.Ü.: Ein Ungetüm sind sie, das doch Untätigkeit ist; oder: der Drache, er brüllt und liegt ruhig da. b) Jesaja soll seine Weissagungen aufschreiben als Zeugnis für die unheilvolle Zukunft des widerstrebenden Volkes»Gehe jetzt hinein, schreibe es vor ihren Augen auf eine Tafel und trage es in ein Buch ein, damit es für künftige Zeiten als ein ewiges Zeugnis diene. Denn ein widerspenstiges Volk ist es, mißratene Söhne, Söhne, die den Weisungen des HERRN nicht gehorchen wollen, die zu den Sehern sagen: ›Ihr sollt nicht sehen!‹ und zu den Propheten: ›Ihr sollt uns nicht die Wahrheit prophezeien! Verkündet uns angenehme Dinge, prophezeiet uns Täuschungen! Weicht vom rechten Wege ab, verlaßt den rechten Pfad! Laßt uns mit dem Heiligen Israels in Ruhe!‹« Darum hat der Heilige Israels so gesprochen: »Weil ihr dies (mein) Wort verwerft und euer Vertrauen auf Gewalttätigkeit und Schleichwege setzt und euch darauf verlaßt, darum soll euch diese Verschuldung gleich einem sturzdrohenden Riß sein, wie eine Ausbauchung an einer hochragenden Mauer, deren Einsturz plötzlich, in einem Augenblick erfolgt, indem er sie zertrümmert, wie man einen Töpferkrug zertrümmert, den man schonungslos zusammenschlägt, so daß sich unter seinen Stücken keine Scherbe mehr findet, um in ihr etwas Glut vom Feuerherd zu holen oder etwas Wasser aus einer Wasserlache zu schöpfen.« Im Stillehalten und Vertrauen liegt eure KraftDenn so hat Gott der HERR, der Heilige Israels, gesprochen: »Durch Umkehr und Ruhehalten werdet ihr gerettet werden, im Stillesein und Vertrauen besteht eure Kraft. Aber ihr habt nicht gewollt, sondern habt gesagt: ›Nein! Vielmehr auf Rossen wollen wir dahinfliegen!‹ – nun, so sollt ihr dahinfliehen –, ›und auf Rennern wollen wir reiten!‹ – nun, so sollen eure Verfolger die Renner sein. Euer tausend sollen vor dem Kriegsruf eines einzigen fliehen, und vor dem Kriegsruf von fünf Feinden sollt ihr insgesamt fliehen, bis ihr ein Rest geworden seid wie eine Signalstange auf einem Berggipfel und wie ein Banner auf einer Anhöhe.« Darum wird der HERR damit zögern,A.Ü.: Und darum verlangt der HERR danach … und darum erhebt er sich … euch Gnade zu erweisen, und darum wird er davon absehen,A.Ü.: Und darum verlangt der HERR danach … und darum erhebt er sich … sich euer zu erbarmen; denn ein Gott des Rechts ist der HERR: wohl allen, die auf ihn harren! c) Die zukünftige Erneuerung und Beglückung des dem Herrn getreuen VolkesJa du Volk in Zion, das in Jerusalem wohnt, du sollst nicht immerfort weinen! Gewißlich wird er sich dir gnädig erweisen auf deinen Hilferuf hin: sobald er ihn vernimmt, wird er dich erhören. Und der Allherr wird euch zwar das Brot der Drangsal und das Wasser der Trübsal reichen, aber deine Lehrer werden sich nicht abermals verbergen (müssen), sondern deine Augen werden deine Lehrer erblicken und deine Ohren hinter dir den Zuruf vernehmen: »Dies ist der Weg, wandelt auf ihm!«, mögt ihr zur Rechten gehen oder zur Linken abbiegen. Da wirst du dann deine mit Silber überzogenen Schnitzbilder und deine mit Gold bekleideten Gußbilder als unrein ansehen: wie etwas Ekelhaftes wirst du sie wegwerfen mit dem Zuruf: »Hinaus mit euch!« Dann wird er dir Regen geben für deine Aussaat, mit der du den Acker bestellt hast, und Brot als Ertrag deines Feldes, und zwar wird es saftig und nahrhaft sein. Deine Herden werden zu jener Zeit auf weiter Flur weiden, und die Ochsen und Esel, die das Ackerland bearbeiten, werden gesalzenes Mengfutter fressen, das mit der Wurfschaufel und der Gabel geworfelt ist. Und auf jedem hohen Berge und auf jeder ragenden Anhöhe wird es Bäche sprudelnden Wassers geben am Tage des großen Blutbades, wenn die Türme fallen;d.h. wenn alle stolze Menschenmacht durch das Gottesgericht vernichtet wird. und das Licht des Mondes wird so hell sein wie das Sonnenlicht, und das Licht der Sonne wird siebenmal so hell scheinen wie das Licht der sieben Wochentage zu der Zeit, wo der HERR den Schaden seines Volkes verbindet und die ihm geschlagene Wunde heilt. d) Gottes persönliches Erscheinen zur Vernichtung der Feinde, besonders der AssyrerSehet, der HERR kommt persönlich aus der Ferne daher: sein Zorn lodert, und gewaltig ist seine Erregung; seine Lippen sind voll Grimms, und seine Zunge ist wie fressendes Feuer; sein Atem gleicht einem flutenden Wasserstrom, der bis an den Hals reicht; – um die Völker in der Schwinge der Vernichtung zu schwingen und den Völkerschaften einen irreleitenden Zaum an die Kinnbacken zu legen. Da werdet ihr Lieder anstimmen wie in der Nacht, in der man die Festfeier vollzieht, und euch von Herzen freuen wie die (Wallfahrer), die unter Flötenklang dahinziehen, um auf den Berg des HERRN zu gelangen, hin zum Felsen Israels. Dann wird der HERR seine machtvolle (Donner-) Stimme hören lassen und seinen Arm zeigen, der niederfährt bei schnaubendem Zorn und mit verzehrender Feuerflamme, unter Wolkenbruch und Wetterguß und Hagelsteinen. Denn vor der (Donner-) Stimme des HERRN wird Assyrien erschrecken, wenn er es mit dem Stecken schlägt; und sooft der Züchtigungsstab daherfährt, den der HERR auf ihn niederfallen läßt, wird es geschehen unter Paukenschall und Harfenklang;Von seiten der zuschauenden Juden. und mit geschwungenem Arm kämpfend wird er gegen sie streiten. Denn längst ist eine Greuelbrandstätte hergerichtet: auch sie ist für den KönigEs wird der heidnische König von Assyrien gemeint sein. bestimmt; tief und breit hat er ihren Scheiterhaufen angelegt, mit Feuerung und Holz in Menge: gleich einem Schwefelstrom setzt der Hauch des HERRN ihn in Brand. e) Ägypten vermag nicht die zu schützen, deren Gottlosigkeit der Ewige strafen mußWehe denen, die nach Ägypten hinabziehen, um Hilfe (zu erlangen) und sich auf Kriegsrosse zu stützen! Die ihr Vertrauen auf Streitwagen setzen, weil ihrer so viele sind, und auf Rosse, weil ihre Zahl so groß ist, aber auf den Heiligen Israels nicht schauen und den HERRN nicht befragen! Doch auch er ist weise und läßt Unheil kommen und nimmt seine Drohworte nicht zurück; nein, aufstehen wird er gegen das Haus der Frevler und gegen die Helferschaft von Übeltätern. Denn die Ägypter sind Menschen und nicht Gott, und ihre Rosse sind Fleisch und nicht Geist; streckt der HERR seine Hand aus, so stürzt der Beschützer, und der Schützling kommt zu Fall, so daß sie alle miteinander vernichtet werden. f) Seine Stadt will der Herr um der Frommen willen retten und Assyrien vernichtenDenn so hat der HERR zu mir gesprochen: »Gleichwie der Löwe, der Jungleu, über seinem Raube brummt – die volle Zahl der Hirten hat man gegen ihn aufgeboten, aber vor ihrem Geschrei erschrickt er nicht, und trotz ihres Getümmels wird ihm nicht bange –, so wird der HERR der Heerscharen herabfahren zur Heerfahrt auf den Berg Zion und auf dessen Anhöhe. Wie flatternde Vögel, so wird der HERR der Heerscharen Jerusalem beschirmen, ja beschirmen und erretten, verschonen und befreien. Kehret doch zurück zu ihm, von dem ihr so tief abgefallen seid, ihr Kinder Israel! Denn an jenem Tage wird ein jeder von ihnen seine silbernen und seine goldenen Götzen verabscheuen, die eure Hände euch zur Sünde angefertigt haben; und Assyrien wird fallen durch das Schwert eines Nicht-Mannes, und das Schwert eines Nicht-Menschen wird es fressen; und ergreift es die Flucht vor dem Schwert, so werden seine Jünglinge der Knechtschaft verfallen; sein Felsd.h. der Kern des Heeres (?); oder der König von Assyrien (?). aber wird vor Grauen vergehen, und seine Fürsten werden von den Fahnen weggeschreckt werden« – so lautet der Ausspruch des HERRN, der einen Feuerherd in Zion hat und einen OfenFeuerherd und Ofen soviel als Heimstätte, Wohnung. in Jerusalem. 6. Der durch das Gericht herrlich erneute Sinn der Regierenden und des VolkesDereinst wird ein König mit Gerechtigkeit sein Königtum führen, und die Fürsten werden nach dem Recht ihr Amt verwalten; ein jeder von ihnen wird wie ein Zufluchtsort vor dem Sturmwind sein und wie ein Schutzdach vor dem Unwetter, wie Wasserbäche in dürrer Steppe, wie der Schatten eines mächtigen Felsens in einer lechzenden Gegend. Da werden die Augen der Sehenden nicht mehr starr blicken, und die Ohren der Hörenden werden aufmerken; das Herz der Unbesonnenen wird Einsicht lernen und die Zunge der Stammelnden geläufig sein in deutlicher Rede. Zu einem gemeinen Menschen wird man dann nicht mehr ›Edelmann‹ sagen und einen Schurken nicht mehr als ›gnädiger Herr‹ anreden. Denn ein gemeiner Mensch redet Gemeinheit, und sein Sinn ist auf Arges gerichtet, indem er Ruchlosigkeit verübt und Verkehrtes gegen den HERRN redet, indem er das Verlangen des Hungrigen ungestillt läßt und dem Durstigen den Trank versagt. Und der Schurke – seine Waffen sind böse; ein solcher entwirft arglistige Anschläge, um Elende durch Lügenreden zu verderben, selbst wenn der Arme sein Recht dartut. Der Edle dagegen hegt edle Gedanken, und ein solcher beharrt auch bei edlem Tun. 7. Straf- und Drohrede an die in sorgloser Leichtfertigkeit dahinlebenden Frauen (vgl. 3,16-24)Ihr sorglosen Frauen, auf, höret meine Stimme! Ihr zuversichtlichen Töchter, vernehmet meine Rede! Nur wenige Tage auf ein Jahr, dann werdet ihr zittern, ihr Zuversichtlichen! Denn vernichtet wird dann die Weinlese sein, und auch keine Obsternte wird eingebracht werden. Zittert, ihr Sorglosen! Erbebt, ihr Zuversichtlichen! Zieht euch doch aus, entkleidet euch und gürtet den Trauergurt um die Hüften! Schlagt euch auf die Brüste wehklagend wegen der herrlichen Gefilde, wegen der fruchtreichen Reben, wegen der Äcker meines Volkes, die in Dornen und Gestrüpp aufschießen, ach, wegen all der wonnigen Häuser in der freudenreichen Stadt! Denn die Paläste stehen verlassen da, der Lärm der Stadt ist verstummt, der Burgberg und der Wartturm sind zu Höhlen geworden für immer, den Wildeseln zur Wonne, den Herden zum Weideplatz. 8. Heilsverheißung für das endlich nach erfolgter Geistesausgießung geläuterte VolkDoch endlich wird der Geist aus der Höhe über uns ausgegossen werden: dann wird die Steppe zum Fruchtgarten werden und der Fruchtgarten (wegen der Baumfülle) als Wald gelten. Dann wird das Recht sogar in der (früheren) Steppe wohnen und die Gerechtigkeit eine Stätte im Fruchtgarten haben; und die Wirkung der Gerechtigkeit wird Friede sein und das Ergebnis der Gerechtigkeit Ruhe und Sicherheit für immer. Mein Volk wird dann an einer Stätte des Friedens wohnen, in sicheren Behausungen und an sorgenfreien Ruheplätzen. Aber hageln wird es, wenn der Wald niederstürzt und die Stadt in Niedrigkeit versinkt. Wohl euch, die ihr dann überall an den Wassern säen dürft und den Fuß der Rinder und der Esel frei umherschweifen lassen könnt! 9. Jerusalems Not und Rettunga) Der letzte Weh- und Notruf über den ruchlosen Eroberer, für den Gottes Gericht jetzt gekommen istWehe dir, Verwüster, der doch selbst keine Verwüstung erlitten hat! Und wehe dir, Räuber, der selbst von niemand beraubt worden ist! Sobald du mit Verwüsten fertig bist, wirst du selbst verwüstet werden; sobald du genug geraubt hast, wird man dich selbst berauben. – HERR, erbarme dich unser; auf dich hoffen wir: sei unser Arm an jedem Morgen und unsere Hilfe in der Stunde der Not! Vor dem donnernden Tosen (deines Nahens) fliehen die Völker, und wenn du dich erhebst, zerstieben die Heiden. Dann wird eure Beute voll eingesammelt werden, wie ein Heuschreckenschwarm einsammelt, und wie Grashüpfer dahinrennen, so rennt man darauf los. Erhaben ist der HERR, denn er wohnt in der Höhe: er wird Zion mit Recht und Gerechtigkeit füllen; und er wird die feste Grundlage deiner Geschicke sein, eine Fülle von Heil, von Weisheit und Erkenntnis; die Furcht des HERRN ist sein Schatz. Seht, ihre Gotteslöwen jammern auf der Straße, Gesandte, die um Frieden bitten, weinen bitterlich. Verödet sind ja die Straßen, kein Wanderer zieht noch des Weges. Er hat den Vertrag gebrochen, die Städte geringgeschätzt, Menschen für nichts geachtet. Trauernd liegt das Land da und stirbt ab; beschämt steht der Libanon da und verdorrt; die Saron-Aue ist der Jordan-Steppe gleich geworden, und die Basan-Ebene sowie das Karmelgebirge schütteln ihr Laub ab.d.h. stehen kahl da. »Jetzt will ich aufstehen!« spricht der HERR, »jetzt mich aufrichten, jetzt mich erheben! Ihr geht schwanger mit Heu und werdet Stroh gebären; euer Zornesschnauben ist ein Feuer, das euch selbst verzehrt; und die Völker sollen zu Kalk verbrannt werden (oder) wie abgehauene Dornen, die im Feuer verlodern. Höret, ihr Fernen, was ich vollführt habe, und ihr Nahen erkennet meine Heldenkraft!« b) Die heiligende Wirkung des Gerichts; das künftige Glück des Volkes unter göttlichem SchutzDa erschrecken in Zion die Sünder, Zittern erfaßt die Abtrünnigen. »Wer kann denn weilen bei dem verzehrenden Feuer? Wer kann denn weilen bei den ewigen Gluten?« Wer in Gerechtigkeit wandelt und aufrichtig redet, wer den Gewinn durch Erpressungen verschmäht, wer die Annahme einer Bestechung weit von sich weist,W.: wer seine hohlen Hände schüttelt, so daß sie keine Bestechung anfassen. wer seine Ohren verstopft, so daß sie nicht auf Mordpläne hören, und seine Augen verschließt, so daß sie nicht wohlgefällig nach Bösem ausschauen: der wird seine Wohnung auf Höhen haben, Felsenburgen sind seine Zuflucht, sein Brot ist ihm ein für allemal gegeben, sein Wasser versiegt niemals. Den König in seiner Schönheit werden deine Augen erblicken, werden ein weithin offenes Land schauen. Dein Herz wird an die frühere Schreckenszeit zurückdenken: »Wo ist nun, der (das Geld) zählte? Wo ist, der (den Zins) abwog? Wo ist, der die Türme abzählte?« Das unverschämte Volk wirst du nicht mehr sehen, das Volk mit der dunklen, unverständlichen Sprache, das in sinnloser Rede stammelt. Schaue Zion an, die Stadt unserer Festversammlungen! Deine Augen werden Jerusalem sehen als eine sichere Wohnstätte, als ein Zelt, das nicht zu wandern braucht, dessen Pflöcke niemals herausgezogen werden und dessen Seile alle unzerrissen bleiben. Denn dort ist der HERR bei uns in seiner Herrlichkeit als ein Ersatz für Flüsse und breite Ströme; keine Ruderflotte fährt darauf, und kein stolzes Schiff gleitet dahin. Denn der HERR ist unser Richter, der HERR unser Gesetzgeber, der HERR unser König: er wird uns retten. Schlaff hängen jetzt zwar deine Taue herab, so daß sie das Gestell ihres Mastbaumes nicht aufrecht festhalten und kein Segel ausgebreitet halten. Dann aber wird Beute über Beute in Menge ausgeteilt werden, so daß selbst Lahme reichen Raub gewinnen; und kein Einwohner wird noch sagen: »Ich leide«;nämlich Strafe für Sünde. – A.Ü.: »Ich bin krank.« dem Volk, das darin wohnt, ist Vergebung der Schuld zuteil geworden. 10. Gottes Strafgericht über alle auswärtigen, dem Gottesreich feindlichen Völker, besonders über Edoma) Ankündigung des GerichtsKommt herbei, ihr Völkerschaften, um zu hören, und ihr Völker, merkt auf! Die Erde gebe acht und was sie füllt, der Erdkreis samt allem, was ihm entsproßt! Denn ergrimmt ist der HERR gegen alle Völkerschaften und zornig gegen ihr gesamtes Heer; er hat sie dem Bann geweiht, hat sie zur Schlachtung bestimmt, daß ihre Erschlagenen unbestattet hingeworfen werden und der Modergeruch von ihren Leichen aufsteigt, daß die Berge von ihrem Blut zerfließen (und alle Hügel zergehen). Auch das gesamte (Sternen-) Heer des Himmels wird sich auflösen und der Himmel sich zusammenrollen wie eine Schriftrolle, und sein ganzes Heer wird zerfallen, wie das Laub vom Weinstock abwelkt und wie dürre Blätter vom Feigenbaum abfallen. b) Gottes Zorngericht über Edom zur Rache für ZionWenn mein Schwert sich im Himmel berauscht hat, siehe, dann soll es auf Edom herabfahren und auf das von mir dem Untergang geweihte Volk zum Strafgericht. Ein Schwert führt der HERR, das trieft von Blut, das ist gesättigt von Fett, vom Blut der Lämmer und Böcke, vom Nierenfett der Widder; denn ein Opferfest wird der HERR in Bozra abhalten und ein großes Schlachten im Lande Edom. Da stürzen Wildochsen samt jenen nieder und Farren samt Maststieren; und ihr Land trinkt sich satt an Blut, und ihr Erdreich wird mit Fett gedüngt; denn ein Tag der Rache ist für den HERRN da, ein Jahr der Vergeltung für den Streit mit Zion. Da werden Edoms Bäche sich in Pech verwandeln und sein Staub in Schwefel, und sein Land soll zu brennendem Pech werden; bei Tag und bei Nacht erlischt es nicht, in Ewigkeit steigt der Rauch von ihm auf, von Geschlecht zu Geschlecht bleibt es verödet liegen, in ewigen Zeiten soll niemand sein, der es durchwandert. Vielmehr Pelikan und Igel werden es in Besitz nehmen, Eulen und Raben darin hausen; und der HERR wird darüber ausspannen die Meßschnur der Verödung und die Bleilote der Leere (aufhängen). Von seinen Alt-Adeligen wird keiner mehr das Königtum ausrufen, und alle seine Fürsten werden verschwunden sein. In seinen Palästen werden Dornen aufschießen, Unkraut und Gestrüpp in seinen Burgen aufwachsen, und es wird eine Behausung für Schakale sein, ein Bezirk für Strauße; Wüstenwölfe werden mit wilden Hunden zusammentreffen und Feldteufel einander begegnen; nur dort halten die Nachtgespenster Rast und machen sich’s dort behaglich. Dorthin verlegt die Pfeilschlange ihr Nest und legt Eier, brütet sie aus und hegt die Brut im Schatten; nur dort versammeln sich die Geier, einer zum andern. Forscht im Buch des HERRN nach und lest darin: kein einziger von diesen bleibt aus, keines vermißt seinen Genossen; denn der Mund des HERRN hat es geboten, und sein Wille hat sie zusammengebracht. Er selbst hat ihnen das Los geworfen, und seine Hand hat ihnen das Land nach der Meßschnur zugeteilt: auf ewig sollen sie es inne haben, von Geschlecht zu Geschlecht darin hausen. 11. Die Heimkehr des erlösten Volkes und die herrliche Erneuerung JerusalemsJauchzen sollen die Wüste und die Einöde, frohlocken soll die Steppe und aufsprossen wie ein Narzissenfeld! Sie soll in voller Blüte stehen und frohlocken, ja mit Jubel und Frohlocken! Die Herrlichkeit des Libanons wird ihr verliehen, die Pracht des Karmelgebirges und der Saron-Ebene: sie dort sollen die Herrlichkeit des HERRN sehen, die Pracht unsers Gottes. Stärkt die erschlafften Hände und festigt die wankenden Knie! Sagt zu denen, die verzagten Herzens sind: »Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Es kommt die Rache, die Vergeltung Gottes! Er selbst kommt und wird euch Heil spenden!« Alsdann werden die Augen der Blinden sich auftun und die Ohren der Tauben sich öffnen; dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und die Zunge des Stummen wird jauchzen; denn in der Wüste quellen Wasser hervor und Bäche in der Steppe; der glühende SandA.Ü.: die Kimmung (d.h. die Luftspiegelung in der Wüste, die wie Wasser aussieht). wird zum Teich und das durstige Land zu Wassersprudeln; wo zuvor Schakale wohnten und ihre Lagerstätte hatten, da wird ein Bezirk für Rohr und Schilf entstehen. Und es wird dort einen gebahnten Weg geben, die ›Heilige Straße‹ wird man ihn nennen: kein Unreiner wird auf ihr wandern, nein, sie ist für sein Volk allein bestimmt. Wer auf der Straße wandert – selbst Einfältige werden auf ihr nicht irregehen. Löwen wird es dort nicht geben, und kein reißendes Tier wird sie betreten, noch daselbst angetroffen werden; sondern nur die (aus der Gefangenschaft) Erlösten werden darauf wandern und die vom HERRN in Freiheit Losgekauften auf ihr heimkehren und mit Jubel nach Zion gelangen, und ewige Freude wird ihr Haupt umschweben; Wonne und Freude werden ihnen zuteil werden, aber Kummer und Seufzen müssen entfliehen. V. Anhang: Geschichtliches aus der Zeit des Königs Hiskia (Kap. 36-39)1. Jerusalem von Sanherib bedroht und wunderbar errettet (2.Kön 18,13-19,37; 2.Chr 32)a) Sanherib läßt von Lachis aus die Stadt durch seinen Großwesir (= Oberfeldherrn) höhnisch zur Übergabe auffordernEs begab sich im vierzehnten Regierungsjahr des Königs Hiskia, daß der assyrische König Sanherib gegen alle festen Städte Judas heranzog und sie eroberte. Da sandte der assyrische König seinen Großwesir mit einem starken Heere von Lachis aus nach Jerusalem zum König Hiskia; und der (Assyrer) stellte sich bei der Wasserleitung des oberen Teiches an der Straße nach dem Walkerfelde auf. Als nun der Hausminister Eljakim, der Sohn Hilkias, mit dem Staatsschreiber Sebna und dem Kanzler Joah, dem Sohne Asaphs, zu ihm hinausgegangen war, sagte der Großwesir zu ihnen: »Berichtet doch dem Hiskia: So hat der Großkönig, der König von Assyrien, gesprochen: ›Worauf beruht das feste Vertrauen, das du hegst? Meinst du etwa, der Verlauf und Ausgang eines Krieges hänge lediglich von Worten ab?W.: Ich sage: ›Nur Lippenwort ist (bei dir) Rat und Kraft zum Kriege (gegen mich)‹. Auf wen verläßt du dich eigentlich, daß du dich gegen mich empört hast? Nun ja, du verläßt dich auf Ägypten, diesen eingeknickten Rohrstab, der jedem, welcher sich darauf stützt, in die Hand fährt und sie durchbohrt: so erweist sich nämlich der Pharao, der König von Ägypten, allen denen, die sich auf ihn verlassen. Wenn du mir aber entgegnen willst: Auf den HERRN, unsern Gott, verlassen wir uns! – ist das nicht derselbe, dessen Höhendienst und Altäre Hiskia beseitigt hat, als er in Juda und Jerusalem gebot: Nur vor diesem Altar hier dürft ihr euch niederwerfen? Und nun, gehe doch mit meinem Herrn, dem König von Assyrien, eine Wette ein: Ich will dir zweitausend Pferde liefern: laß sehen, ob du wohl imstande bist, die Reiter dafür aufzubringen! Wie willst du da den Kampf mit einem einzigen Befehlshaber von den geringsten Dienern meines Herrn aufnehmen? Und doch verläßt du dich auf Ägypten um der Wagen und Reiter willen! Zudem: bin ich etwa ohne Zutun eures Gottes gegen dieses Land herangezogen, um es zu verheeren? Der HERR, euer Gott, selbst hat mich aufgefordert, gegen dieses Land zu ziehen und es zu verheeren!‹« Sanheribs und seiner Gesandten HochmutHierauf sagten Eljakim, Sebna und Joah zu dem Großwesir: »Sprich doch aramäisch mit deinen Knechten, denn wir verstehen es, und sprich nicht judäisch mit uns vor den Ohren des Volkes, das auf der Mauer steht!« Aber der Großwesir erwiderte: »Hat mich mein Herr etwa nur zu deinem Herrn und zu dir gesandt, um diese Verhandlungen zu führen, und nicht auch zu den Männern, die dort auf der Mauer sitzen, um schließlich mit euch zusammen ihren eigenen Kot zu verzehren und ihren Harn zu trinken?« Hierauf trat der Großwesir vor und rief mit gehobener Stimme auf judäisch die Worte aus: »Vernehmt die Botschaft des Großkönigs, des Königs von Assyrien! So läßt euch der König sagen: Laßt euch von Hiskia nicht täuschen, denn er vermag euch nicht zu retten! Auch laßt euch von Hiskia nicht auf Gott, den HERRN, vertrösten, wenn er sagt: ›Gott, der HERR, wird uns sicherlich erretten: unsere Stadt wird nicht in die Hand des Königs von Assyrien fallen!‹ Hört nicht auf Hiskia! Denn so läßt euch der König von Assyrien sagen: ›Schließt Frieden mit mir und ergebt euch mir! Dann sollt ihr ein jeder von seinem eigenen Weinstock und seinem eigenen Feigenbaum essen und ein jeder das Wasser aus seiner eigenen Zisterne trinken, bis ich komme und euch in ein Land hole, das gleich dem eurigen ist, ein Land voll von Getreide und Most, ein Land voll von Brot und Weinbergen! Laßt euch nur nicht von Hiskia irreführen, wenn er sagt: Gott, der HERR, wird uns erretten! Hat etwa von den Göttern der anderen Völker irgendeiner sein Land aus der Gewalt des Königs von Assyrien gerettet? Wo sind die Götter von Hamath und Arpad? wo die Götter von Sepharwaim? Und noch weniger haben sie Samaria aus meiner Gewalt gerettet. Wo ist unter allen Göttern dieser Länder ein einziger, der sein Land aus meiner Gewalt gerettet hätte, daß jetzt Gott, der HERR, Jerusalem aus meiner Gewalt erretten sollte?‹« Da schwiegen sie still und antworteten ihm kein Wort; denn es lag ein Befehl des Königs vor, der geboten hatte: »Ihr sollt ihm nicht antworten.« – Hierauf kehrten der Hausminister Eljakim, der Sohn Hilkias, und der Staatsschreiber Sebna und der Kanzler Joah, der Sohn Asaphs, mit zerrissenen Kleidern zu Hiskia zurück und berichteten ihm, was der Großwesir gesagt hatte. b) Ermutigung Hiskias durch JesajaAls nun der König Hiskia das vernommen hatte, zerriß er seine Kleider, hüllte sich in ein grobes Trauergewand und begab sich in den Tempel des HERRN; seinen Hausminister Eljakim aber und den Staatsschreiber Sebna samt den vornehmsten Priestern sandte er, ebenfalls in Trauerkleider gehüllt, zu dem Propheten Jesaja, dem Sohn des Amoz. Diese sagten zu ihm: »So läßt Hiskia dir sagen: ›Ein Tag der Bedrängnis, der Züchtigung und Schmach ist der heutige Tag; denn Kinder sind bis zum Muttermund gekommen, aber es fehlt an Kraft zum Gebären. Vielleicht aber wird der HERR, dein Gott, auf die Worte des Großwesirs hören, den sein Herr, der König von Assyrien, hergesandt hat, um den lebendigen Gott zu verhöhnen, und wird ihn für die Worte strafen, die der HERR, dein Gott, gehört hat. So lege denn Fürbitte ein für den Rest, der noch vorhanden ist!‹« Als nun die Diener des Königs Hiskia zu Jesaja kamen, sagte dieser zu ihnen: »Bringt eurem Herrn folgenden Bescheid: ›So hat der HERR gesprochen: Fürchte dich nicht vor den Reden, die du gehört hast, mit denen die Buben des Königs von Assyrien mich geschmäht haben! Wisse wohl: ich will ihm den Entschluß eingeben, daß er, wenn er ein Gerücht vernimmt, in sein Land zurückkehrt, und ich will ihn dann in seinem eigenen Lande durch das Schwert umkommen lassen.‹« c) Zweite Aufforderung Sanheribs durch ein Drohschreiben von Libna ausAls hierauf der Großwesir zurückgekehrt war, fand er den König von Assyrien mit der Belagerung von Libna beschäftigt; er hatte nämlich erfahren, daß er von Lachis abgezogen war. Als Sanherib sodann in betreff des äthiopischen Königs Thirhaka die Nachricht erhielt, dieser sei zum Kriege gegen ihn ausgezogen, sandte er infolge dieser Nachricht Boten an Hiskia und ließ ihm sagen: »Folgende Botschaft sollt ihr dem König Hiskia von Juda überbringen: Laß dich nicht von deinem Gott täuschen, auf den du dein Vertrauen setzt, indem du denkst: ›Jerusalem wird nicht in die Gewalt des Königs von Assyrien fallen!‹ Du hast doch selbst gehört, wie die Könige von Assyrien mit allen Ländern verfahren sind, indem sie den Bann an ihnen vollstreckten, und da solltest du gerettet werden? Haben etwa die Götter der Völkerschaften, welche meine Väter vernichtet haben, sie errettet: Gosan, Haran und Rezeph und die Bewohner von Eden in Thelassar? Wo ist der König von Hamath und der König von Arpad und der König von Lair und Sepharwaim, von Hena und Iwwa?« d) Hiskias Bittgebet im TempelAls nun Hiskia das Schreiben aus der Hand der Gesandten in Empfang genommen und es gelesen hatte, ging er in den Tempel des HERRN hinauf und breitete es dort vor dem HERRN aus. Alsdann richtete Hiskia an den HERRN folgendes Gebet: »HERR der Heerscharen, Gott Israels, der du über den Cheruben thronst, du allein bist Gott über alle Reiche der Erde: du bist es, der Himmel und Erde geschaffen hat! Neige, HERR, dein Ohr und höre! Öffne deine Augen, HERR, und blicke her! Ja, höre alle die Worte, die Sanherib hier hat sagen lassen, um den lebendigen Gott zu verhöhnen! Es ist allerdings wahr, HERR, daß die Könige von Assyrien alle Völkerschaften [und ihr eigenes Land] verwüstet und deren Götter ins Feuer geworfen haben; aber das waren auch keine Götter, sondern nur Machwerk von Menschenhänden, Holz und Stein, und darum konnten sie sie vernichten. Nun aber, HERR, unser Gott, rette uns aus seiner Hand, damit alle Reiche der Erde erkennen, daß du allein der HERR bist!« e) Jesaja sendet dem König Hiskia im Namen Gottes Bescheid auf sein GebetDa sandte Jesaja, der Sohn des Amoz, zu Hiskia und ließ ihm sagen: »So hat der HERR, der Gott Israels, gesprochen: Was das Gebet betrifft, das du wegen Sanheribs, des Königs von Assyrien, an mich gerichtet hast, so hat der HERR folgenden Ausspruch über ihn getan: Es verachtet dich, es spottet deiner die jungfräuliche Tochter Zion; hinter dir her schüttelt das Haupt die Tochter Jerusalem! Wen hast du geschmäht und gelästert und gegen wen deine Stimme erhoben und deine Augen hochmütig emporgerichtet? Gegen den Heiligen Israels! Durch den Mund deiner Diener hast du den HERRN geschmäht und hast gesagt: ›Mit meiner Kriegswagen Menge ersteige ich die Höhen der Berge, den obersten Gipfel des Libanons; ich haue nieder den Hochwald seiner Zedern, die Auslese seiner Zypressen, und dringe vor bis zu seinem obersten Gipfel, in seinen dichtesten Baumgarten. Ich grabe den Erdboden auf und trinke Wasser und mache andrerseits mit der Sohle meiner Füße versiegen alle Nilarme Ägyptens!‹ Hast du es nicht gehört? Von lange her habe ich es festgesetzt und von den Tagen der Vorzeit her es vorbereitet, nunmehr aber habe ich es eintreten lassen, daß du feste Städte zu wüsten Steinhaufen verheeren solltest, und ihre Bewohner, deren Arm zu kurz war, sollten erschreckt dastehen und zuschanden werden, sollten wie Kraut des Feldes und grünender Rasen sein, wie Gras auf den Dächern und wie Getreide, das versengt ist, ehe es aufschießt. Mir ist dein Aufstehen und dein Sitzen offenbar, dein Gehen und dein Kommen kenne ich wohl, auch dein Toben gegen mich. Weil du nun gegen mich tobst und dein Großtun zu meinen Ohren aufgestiegen ist, will ich dir meinen Ring in die Nase legen und meinen Zaum an deine Lippen und will dich auf dem Wege zurückkehren lassen, auf dem du gekommen bist. Folgendes aber möge dir, Hiskia, als Wahrzeichen dienen: In diesem Jahre wird man den Brachwuchs essen und im nächsten Jahre den Wurzelwuchs; im dritten Jahre aber sollt ihr säen und ernten, sollt ihr Weinberge anlegen und ihren Ertrag genießen! Was dann vom Hause Juda entronnen und übriggeblieben ist, wird aufs neue nach unten hin Wurzel treiben und nach oben hin Früchte tragen; denn von Jerusalem wird ein Überrest ausgehen und eine Schar Entronnener vom Berge Zion; der Eifer des HERRN der Heerscharen wird dies vollführen! Darum hat der HERR in bezug auf den König von Assyrien so gesprochen: ›Er soll nicht in diese Stadt hineinkommen und keinen Pfeil hineinschießen; er soll mit keinem Schild gegen sie anrücken und keinen Wall gegen sie aufführen! Nein, auf dem Wege, auf dem er gekommen ist, soll er zurückkehren, in diese Stadt aber nicht eindringen!‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN. ›Ja, ich will diese Stadt beschirmen, um sie zu erretten, um meiner selbst willen und um meines Knechtes David willen!‹« f) Die Erfüllung der Verheißung: Sanheribs Abzug und ErmordungDa ging der Engel des HERRN aus und ließ im Lager der Assyrer 185000 MannA.Ü.: 185 Hauptmannschaften. sterben; und als man am Morgen früh aufstand, fand man sie allesamt tot als Leichen vor. Da brach Sanherib, der König von Assyrien, auf und zog ab; er kehrte nach Hause zurück und nahm seinen Wohnsitz in Ninive. Als er aber dort einmal im Tempel seines Gottes Nisroch anbetete, erschlugen ihn seine Söhne Adrammelech und Sarezer mit dem Schwert; sie entflohen dann ins Land Armenien, und sein Sohn Esarhaddon folgte ihm als König in der Regierung nach. 2. Hiskias Krankheit, Genesung und Loblied (2.Kön 20,1-11)Als Hiskia in jenen Tagen auf den Tod erkrankte, kam der Prophet Jesaja, der Sohn des Amoz, zu ihm und sagte zu ihm: »So hat der HERR gesprochen: ›Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben und nicht wieder gesund werden!‹« Da wandte Hiskia sein Gesicht gegen die Wand und betete zum HERRN mit den Worten: »Ach, HERR, denke doch daran, daß ich vor dir in Treue und mit ungeteiltem Herzen gewandelt bin und getan habe, was dir wohlgefällt!« Hierauf brach Hiskia in lautes Weinen aus. Da erging das Wort des HERRN an Jesaja folgendermaßen: »Gehe hin und sage zu Hiskia: ›So hat der HERR, der Gott deines Ahnherrn David, gesprochen: Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. So will ich denn zu deinen Lebenstagen noch fünfzehn Jahre hinzufügen. Dazu will ich dich und diese Stadt aus der Gewalt des Königs von Assyrien erretten und diese Stadt beschirmen. Und folgendes soll dir von seiten des HERRN als Wahrzeichen dafür dienen, daß der HERR diese Verheißung, die er gegeben hat, auch erfüllen wird: Ich will jetzt den Schatten der Stufen, welche die Sonne auf den Stufen des Sonnenzeigers des Ahas bereits hinabgestiegen ist, um zehn Stufen wieder rückwärts gehen lassen.‹« Da kehrte die Sonne auf den Stufen des Sonnenzeigers die zehn Stufen zurück, die sie hinabgestiegen war. Danklied des Königs Hiskiaa) Rückblick auf die NotDies ist das Lied, das von Hiskia, dem judäischen Könige, aufgezeichnet ward, als er krank gewesen war und sich von seiner Krankheit erholt hatte: »Ich dachte schon: ›Im Mittag meines Lebens muß ich eingehen in die Pforten des Totenreiches, bin des Restes meiner Jahre beraubt.‹ Ich dachte schon: ›Nicht werde ich mehr den HERRN schauen, den HERRN im Lande der Lebenden, werde keine Menschen mehr erblicken bei den Bewohnern der Totenwelt. Meine Wohnung ist abgebrochen und wandert von mir weg wie ein Hirtenzelt; wie ein Weber habe ich mein Leben zusammengewickelt: vom Trummgarnd.h. von den Fäden, mit denen das Gewebe an dem Webegestell festgehalten wird. schneidet er mich ab; ehe noch der Tag zum Abend wird, machst du es aus mit mir. Beschwichtige ich mein Herz bis zum Morgen, so zermalmt er wie ein Löwe alle meine Gebeine; ja ehe noch der Tag zum Abend wird, machst du es aus mit mir.‹ Wie eine Schwalbe, wie ein Kranich, so stöhnte ich, girrte wie eine Taube; schmachtend blickten meine Augen himmelwärts: ›O HERR, mir ist so bange! Nimm dich hilfreich meiner an!‹« b) Ausdruck der dankbaren Freude; Abschluß»Was soll ich jetzt sagen, da er mir seine Verheißung gegeben und sie auch ausgeführt hat? Ruhig will ich dahinwandeln alle meine Jahre trotz der Bekümmernis meiner Seele. O Allherr, davon lebt man, und ganz darin besteht das Leben meines Geistes: so wirst du mich denn wieder zu Kräften kommen und aufleben lassen. Wahrlich, zum Heil ist mir das bittere Leid geworden; du hast ja mein Leben von der Grube der Vernichtung ferngehalten; denn alle meine Sünden hast du hinter deinen Rücken geworfen. Denn nicht die Unterwelt preist dich, nicht der Tod verkündet dein Lob, nicht die in die Gruft Hinabgefahrenen hoffen auf deine Treue; nein, der Lebende, der Lebende, der preist dich, wie ich es heute tue: der Vater gibt den Kindern Kunde von deiner Treue. Der HERR ist bereit gewesen, mir zu helfen; so wollen wir denn mein Saitenspiel erklingen lassen alle Tage unseres Lebens gegenüber dem Hause des HERRN.« Hierauf ordnete Jesaja an, man solle einen Feigenkuchen (als Pflaster) nehmen und ihn fest auf das Geschwür legen, damit der Kranke genese. Da fragte Hiskia: »Welches ist das Wahrzeichen dafür, daß ich wieder zum Tempel des HERRN werde hinaufgehen können?«Nach 2.Kön 20,7-8 sind diese beiden Verse nicht ans Ende, sondern an den Anfang (hinter V.6-7) zu setzen. 3. Gesandtschaft Merodach-Baladans aus Babylon an Hiskia (2.Kön 20,12-19)Zu jener Zeit sandte Merodach-Baladan, der Sohn Baladans, der König von Babylon, ein Schreiben und ein Geschenk an Hiskia; er hatte nämlich gehört, daß er krank gewesen und wieder gesund geworden sei. Hiskia freute sich darüber und zeigte ihnen (den Boten) sein Schatzhaus: das Silber und das Gold, die Spezereien und das kostbare Öl, sein ganzes Zeughaus und überhaupt alles, was sich in seinen Schatzhäusern vorfand; es gab in seinem Palast und in seinem ganzen Königreiche nichts, was Hiskia ihnen nicht gezeigt hätte. Jesajas Strafrede über die unvorsichtige Prunksucht des Königs und seine Weissagung über die babylonische GefangenschaftDa begab sich der Prophet Jesaja zum König Hiskia und fragte ihn: »Was haben diese Männer gewollt, und woher sind sie zu dir gekommen?« Hiskia antwortete: »Aus einem fernen Lande sind sie zu mir gekommen, aus Babylon.« Darauf fragte jener: »Was haben sie in deinem Palast zu sehen bekommen?« Hiskia erwiderte: »Alles, was in meinem Palast ist, haben sie zu sehen bekommen; es gibt in meinen Schatzhäusern nichts, was ich ihnen nicht gezeigt hätte.« Da sagte Jesaja zu Hiskia: »Vernimm das Wort des HERRN der Heerscharen: ›Wisse wohl: es kommt die Zeit, da wird alles, was sich in deinem Palast vorfindet und was an Schätzen deine Väter bis zum heutigen Tage aufgehäuft haben, nach Babylon weggebracht werden: nichts wird zurückbleiben!‹ – so hat der HERR gesprochen –; ›und von deinen leiblichen Söhnen, die dir geboren werden, wird man einige nehmen, damit sie im Palast des Königs von Babylon als Kämmerer dienen.‹« Hiskias gottergebene, doch reuelose AntwortDa antwortete Hiskia dem Jesaja: »Gut ist das Wort des HERRN, das du mir mitgeteilt hast!« Er dachte nämlich: »Es wird ja doch Friede und Sicherheit herrschen, solange ich lebe.« B. Zweiter Hauptteil des Buches (Kap. 40-66)I. Gottes Veranstaltungen zur Erlösung seines Volkes aus der babylonischen Gefangenschaft (Kap. 40-48)1. Die frohe Botschaft von der bevorstehenden Erlösunga) Die Vorboten Gottesa) Der tröstliche Gottesspruch von der Begnadigung des Volkes»Tröstet, tröstet mein Volk!« spricht euer Gott; »redet herzlich zu (meiner Stadt) Jerusalem und ruft ihr zu, daß ihr Kriegsdienst ein Ende erreicht hat, weil ihre Schuld abgetragen ist, weil sie von der Hand des HERRN doppelte Strafe empfangen hat für alle ihre Sünden.« b) Bahnt dem Herrn einen Weg durch die Wüste!Horch! Ein Ruf erschallt: »In der WüsteDie Worte »in der Wüste« werden von vielen zu dem vorhergehenden Satzteile gezogen. bahnet dem HERRN einen Weg, ebnet in der Steppe eine Straße für unsern Gott! Jede Vertiefung soll erhöht und jeder Berg und Hügel abgetragen werden; was uneben ist, soll zu glattem Weg und die Felsrücken zur Niederung werden, damit die Herrlichkeit des HERRN sich offenbare und alles Fleisch insgesamt sie sehe; denn der Mund des HERRN hat gesprochen.« c) Nichtigkeit des Menschen, aber ewiger Bestand des Wortes GottesHorch! Eine Stimme erschallt: »Rufe!« Da fragte ich:Der hebräische Text lautet: Da sagte er (d.h. der Prophet). »Was soll ich rufen?« »Alles Fleisch ist Gras und all seine Schönheit wie die Blume des Feldes: das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, wenn der Hauch des HERRN sie anweht – ja, Gras ist das Volk! Das Gras verdort, die Blume verwelkt, aber das Wort unsers Gottes bleibt ewig bestehen.« d) Zions Siegeslied: Der allmächtige und treue Gott ist daAuf einen hohen Berg steige hinauf, Zion, als Freudenbotin! Erhebe deine Stimme mit aller Macht, Jerusalem, als Freudenbotin! Erhebe sie, fürchte dich nicht! Verkünde den Städten Judas: »Sehet da, euer Gott! Sehet, Gott der HERR kommt als ein Starker, und sein Arm verleiht ihm den Sieg; sehet, sein Lohnnämlich für die Treuen in Israel. kommt mit ihm, und sein Erwerb schreitet vor ihm her! Wie ein Hirt wird seine Herde er weiden: die Lämmer wird er auf seinen Arm nehmen und sie im Busen seines Gewandes tragen, die Mutterschafe sanft leiten.« b) Die unvergleichliche Erhabenheit Gottesa) Gottes Größe in der SchöpfungWer hat mit seiner hohlen Hand die Wasser gemessen und des Himmels Maß mit der Spanne seiner Hand festgesetzt? Wer hat den Staub der Erde in den Scheffel gefaßt, wer die Berge mit der Brückenwaage gewogen und die Hügel mit der Handwaage? Wer hat das Maß des Geistes des HERRN festgestellt und wer als sein Ratgeber ihn unterwiesen? Mit wem hat er sich beraten, daß der ihm Einsicht verleihen möchte und ihn über den rechten Weg belehrte? Daß er ihm Erkenntnis beibrächte und ihm den Weg der vollen Einsicht wiese? Siehe, Völker sind wie ein Tropfen am Eimer und gelten ihm wie ein Stäubchen auf der Waagschale! Siehe, Meeresländer sind ihm wie ein Sandkorn, das er aufhebt, und der Libanon reicht nicht hin zum Brennholz, und sein Getier genügt nicht zum Brandopfer (für ihn). b) Nichtigkeit aller Völker, aller Götzen, aller Dinge im Himmel und auf der ErdeAlle Völker sind wie ein Nichts vor ihm, als nicht vorhanden und als eine Null werden sie von ihm geachtet. Mit wem wollt ihr also Gott vergleichen und was als Ebenbild ihm an die Seite stellen? Etwa ein Götzenbild, das ein Werkmeister gegossen und das ein Goldschmied mit Gold überzogen und Silberkettchen darangelötet hat? Wer für ein solches Weihgeschenk zu arm ist, wählt sich ein Stück Holz aus, das nicht morsch wird, sucht sich einen geschickten Künstler, damit er ihm ein Gottesbild anfertige, das nicht wackelt. Wißt ihr’s denn nicht? Habt ihr nichts davon gehört? Ist es euch nicht von Anbeginn an verkündet worden? Habt ihr nicht begriffen, was die Grundfesten der Erde lehren?W.: Habt ihr es nicht von der Gründung der Welt her begriffen (oder: aus den Grundfesten der Erde wahrgenommen)? Er ist es, der da thront über dem Rund der Erde, während ihre Bewohner winzig wie Heuschrecken sind; er ist es, der den Himmel wie einen Schleier ausgespannt und ihn wie ein Zelt zum Wohnen ausgebreitet hat; er ist es, der Fürsten in nichts verwandelt und Herrscher der Erde in Armseligkeit versetzt: kaum sind sie gepflanzt, kaum sind sie gesät, kaum hat sich ihr Stamm in die Erde eingewurzelt, da bläst er sie an, daß sie verdorren, und ein Sturmwind rafft sie hinweg wie Spreu. »Wem wollt ihr mich also gleichstellen, daß ich ihm gleich wäre?« fragt der Heilige. Hebt eure Augen zum Himmel empor und schauet: Wer hat diese da geschaffen? Er ist es, der ihr Heer nach der Zahl herausführt, der sie alle mit Namen ruft, vor dem wegen der Größe seiner Macht und der Stärke seiner Kraft kein einziges (Gestirn) ausbleibt. c) Warnung vor Verzagtheit trotz alles MißgeschicksWarum sagst du (also), Jakob, und warum behauptest du, Israel: »Verborgen ist dem HERRN mein Geschick, und mein Recht bleibt bei meinem Gott unbeachtet?« Weißt du es denn nicht, oder hast du es nicht gehört? Ein ewiger Gott ist der HERR, der Schöpfer der Erde. Er wird nicht müde und wird nicht matt, unergründlich ist seine Einsicht. Er verleiht dem Ermatteten Kraft und gewährt dem Ohnmächtigen Stärke in Fülle. Mögen Jünglinge müde und matt werden und junge Männer strauchelnd zusammenbrechen – die auf den HERRN harren, gewinnen neue Kraft, daß ihnen neue Schwingen wachsen wie den Adlern, daß sie laufen und nicht müde werden, daß sie wandern und nicht ermatten. 2. Gott als Lenker der Völkergeschichte und als Herr der Weissagunga) Gottes Aufforderung an die Heidenvölker zu einem Rechtsstreit über die Frage, wer den unwiderstehlichen Helden (Cyrus) im Osten erweckt habe»Höret mich schweigend an, ihr Meeresländer, und die Völker mögen neue Kraft gewinnen!A.L.: und ihr Völker, harret meiner Unterweisung! Laßt sie herzutreten, alsdann mögen sie reden: vereint wollen wir in den Rechtsstreit eintreten! Wer hat vom Sonnenaufgang her den (Mann) erweckt, dem der SiegDie Übersetzung ist hier und im Folgenden unsicher, im Hebräischen steht »Gerechtigkeit« (= Rechtsschutz?). entgegenkommt auf Schritt und Tritt? Wer gibt Völker in seine Gewalt und läßt ihn Könige niedertreten, daß sein Schwert sie wie Staub macht und sein Bogen wie verwehte Spreu, daß er hinter ihnen herjagt, unversehrt einherzieht, ohne den Pfad mit seinen Füßen zu berühren?A.Ü.: Kein Wanderer könnte seine Pfade betreten. Wer hat solches gewirkt und vollbracht? Er, der die Menschengeschlechter (ins Dasein) gerufen hat von Anbeginn an, ich, der HERR, der ich der Erste und bei den Letzten noch derselbe bin.« – Die Meeresländer haben es gesehen und erschraken, es erbebten die Enden der Erde; sie näherten sich und kamen herbei; ein jeder half dem andern und sagte zu seinem Genossen: »Sei stark!« Und es ermunterte der Bildgießer den Goldschmied und der mit dem Hammer glättende (Meister) den Klöpfelschläger und sagte von der Lötung: »Sie ist trefflich!« Darauf machte er es mit Nägeln fest, damit es nicht wackle.Die Verse 5-7 haben ursprünglich wahrscheinlich an anderer Stelle gestanden (vielleicht hinter 40,19?). b) Tröstliche Zusprache Gottes an sein zum Sieg und zur Heimkehr bestimmtes Volka) Israel als der in Abraham erwählte und seitdem nicht verworfene Knecht Gottes»Du aber, Israel, mein Knecht, du Jakob, den ich erwählt habe, Sprößling Abrahams, meines Freundes, du, den ich von den Enden der Erde hergeholt und von ihren Säumen herA.Ü.: vor ihren Erlesenen, d.h. den Erlesenen der andern Völker. berufen und zu dem ich gesagt habe: ›Mein Knecht bist du, ich habe dich erwählt und dich nicht verworfen‹: Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir! Blicke nicht ängstlich umher, denn ich bin dein Gott! Ich stärke dich und helfe dir auch und halte dich aufrecht mit meiner heilverleihenden Rechten. Siehe, es sollen beschämt und mit Schmach bedeckt dastehen alle, die (in Feindschaft) gegen dich entbrennen; es sollen zunichte werden und zugrunde gehen alle, die Streit mit dir anfangen. Du wirst sie suchen und nicht mehr finden, alle, die dich befehdet haben; wie nichts und gar nichts sollen alle werden, die Krieg mit dir führen. Denn ich, der HERR, dein Gott, werde deine Rechte stark machen, ich, der ich dir zurufe: ›Fürchte dich nicht: ich helfe dir!‹« b) Israel als das zwar äußerlich armselige, aber doch in Gott starke und gesegnete Volk»Fürchte dich nicht, du Würmlein Jakob, du winziges Israel!So nach Vermutung. W.: ihr Leute von Israel. »Ich helfe dir« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »und dein Erlöser ist der Heilige Israels. Siehe, ich mache dich zu einem scharfen Dreschschlitten, einem neuen, mit vielen Schneiden besetzten: du sollst Berge zerdreschen und zermalmen und Hügel der Spreu gleichmachen; du sollst sie worfeln, daß der Wind sie verweht und der Sturm sie auseinander treibt; du aber sollst jubeln über den HERRN, sollst über den Heiligen Israels mit Stolz frohlocken! Die Elenden und die Armen, die da nach Wasser suchen, und keines ist da, deren Zunge vor Durst lechzt, die will ich, der HERR, erhören: ich, der Gott Israels, werde sie nicht verlassen. Ich will Ströme auf kahlen Höhen entspringen lassen und Quellen inmitten der Talgründe; ich will die Wüste zum Wasserteich machen und dürres Land zu Wasserbrunnen. Ich will in der Wüste Zedern wachsen lassen, Akazien, Myrten und Ölbäume, will in der Steppe Zypressen pflanzen, Ulmen und Pinien allzumal, damit sie sehen und erkennen, zu Herzen nehmen und innewerden allesamt, daß die Hand des HERRN dies vollführt und der Heilige Israels dies geschaffen hat.« c) Nichtigkeit der Götzen, die keine Weissagungsgabe besitzen, während Gott die Zukunft hervorbringt und vorausverkündet»Tragt eure Rechtssache vor!« spricht der HERR; »schafft eure Beweismittel herbei!« gebietet der König Jakobs. »Sie mögen sie herbeischaffen und uns das kundtun, was sich ereignen wird: Von dem Früheren berichtet uns, wie es damit gestanden hat, damit wir darauf achten und erfahren, wie es in Erfüllung gegangen ist. Oder laßt uns das Zukünftige vernehmen: Gebt an, was späterhin eintreten wird, damit wir erkennen, daß ihr Götter seid! Ja, leistet irgend etwas Gutes oder Böses, damit wir staunen und es miteinander prüfend ansehen! Seht, ihr seid nichts, und euer ganzes Tun ist nichtig: verabscheuenswert ist, wer euch erwählt! Ich aber habe einen (Mann) vom Norden her erweckt – und er ist gekommen –, vom Aufgang der Sonne her, der meinen Namen anruft; und er hat Statthalter zertreten wie Lehm und wie ein Töpfer den Ton zerstampft. Wer hat das von Anbeginn an verkündigt, damit wir es wüßten, und lange im voraus, damit wir sagen könnten: ›Er hat recht gehabt‹? Doch keiner ist dagewesen, der etwas verkündigt hätte, und keiner hat etwas angesagt, keiner hat eine Weissagung von euch zu hören bekommen. Ich bin der Erste, der zu Zion gesagt hat: ›Seht, hier sind sie!‹, und habe für Jerusalem einen Freudenboten bestellt. Doch wenn ich hinblickte, so war da niemand, nämlich von diesen hier,nämlich von den Heidengöttern und ihrem Anhang. und da war keiner, der Auskunft zu geben wußte, so daß ich sie hätte befragen können und sie mir Antwort gegeben hätten. Seht, sie alle sind nichts: ihr ganzes Tun ist Nichtigkeit, leerer Wind ihre Gußbilder.« 3. Israels Beruf und Zukunfta) Der Knecht des Herrn in seiner Hoheit und seiner Armseligkeita) Hinweisung Gottes auf seinen erwählten Knecht und dessen Wesen und WerkSiehe da, mein Knecht, an dem ich festhalte, mein Erwählter, an dem mein Herz Wohlgefallen hat: Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, damit er das Recht zu den Völkern hinaustrage. Er wird nicht schreien noch lärmen und seine Stimme nicht auf der Straße hören lassen; ein geknicktes Rohr wird er nicht abbrechen und einen glimmenden Docht nicht auslöschen; getreulich wird er das Recht kundtun. Er selbst wird nicht verglimmen und nicht zusammenbrechen, bis er das Recht auf Erden fest begründet hat; die Meeresländer harren schon auf seine Weisung. b) Gott kündigt seinem Knechte seinen Missionsberuf anSo hat Gott der HERR gesprochen, der die Himmel geschaffen und ausgespannt, der die Erde ausgebreitet hat mit allem, was auf ihr sproßt, der der Bevölkerung auf ihr den Odem gegeben hat und Lebensgeist denen, die auf ihr wandeln: »Ich, der HERR, habe dich berufen in Gerechtigkeit und dich bei der Hand gefaßt und habe dich behütet und dich zum Volksbundd.h. (wahrscheinlich) »zum Vermittler eines Bundes mit der Erdbevölkerung« (vgl. 49,8). gemacht, zum Licht für die Völker, um blinde Augen zu öffnen, um Gefangene aus dem Kerker hinauszuführen und aus dem Gefängnis die, welche in der Finsternis sitzen. Ich bin der HERR, das ist mein Name, und meine Ehre gebe ich keinem andern und meinen Ruhm nicht den Götzen. Die früheren Weissagungen, seht, sie sind eingetroffen, und Neues tue ich jetzt kund; ehe es noch sproßt, lasse ich’s euch hören.« c) Lobpreis des das Heil (besonders die Befreiung seines Volkes) verwirklichenden Herrn; Gottes Zusage seines tatkräftigen Handelns den Götzenverehrern zum TrotzSinget dem HERRN ein neues Lied, seinen Ruhm nach dem Ende der Erde hin, ihr, die ihr zum Meer hinabsteigt und seiner Fülle euch bemächtigt, ihr Meeresländer und deren Bewohner! Lauten Gesang erhebe die Steppe mit ihren Ortschaften, die Zeltdörfer, wo Kedar wohnt; jubeln sollen die Bewohner der Felsengegenden, vom Gipfel der Berge herab sollen sie jauchzen! Dem HERRN sollen sie Ehre zollen und seinen Ruhm in den Meeresländern verkünden! Der HERR zieht aus wie ein Held, wie ein Kriegsmann facht er die Kampflust an; er läßt den Schlachtruf erschallen, ja gellendes Kriegsgeschrei, als Held erweist er sich an seinen Feinden: »Seit unendlich langer Zeit habe ich geschwiegen, bin stumm geblieben, habe an mich gehalten; jetzt aber will ich wie eine Gebärende aufschreien, will schnauben und schnaufen zugleich. Berge und Hügel will ich verbrennen und all ihr Grün verwelken lassen, will Ströme zu Inseln machen und Seen trocken legen. Ich will machen, daß Blinde auf einem Wege gehen, den sie nicht kannten; auf Pfaden, die ihnen unbekannt waren, will ich sie wandern lassen, will das Dunkel vor ihnen her zu Licht machen und unwegsame Stellen zu ebener Bahn. Dies alles will ich ausführen und nicht davon abstehen. Zurückweichen müssen dann und tief beschämt sollen werden, die da auf Schnitzbilder vertrauen, alle, die zu Gußbildern sagen: ›Ihr seid unsere Götter!‹« d) Klage über die Blindheit und Untauglichkeit des jetzigen Israels, des Knechtes Gottes»Ihr Tauben, höret! Und ihr Blinden, tut die Augen auf, daß ihr sehet! Wer ist blind, wenn nicht mein Knecht, und taub wie mein Bote, den ich sende? Wer ist blind wie mein Vertrauter, und blind wie der Knecht des HERRN? Du hast vieles gesehen, aber es nicht beachtet, hast mit offenen Ohren nicht gehört.A.Ü.: ich habe ihm die Ohren geöffnet, und doch hört er nicht. Es hat dem HERRN um seiner Gerechtigkeit willen gefallen, das Gesetz groß und (ihn) herrlich zu machen; aber trotzdem ist es ein geplündertes und ausgeraubtes Volk, allesamt gefangengesetzt in Löchern und in Gefängnissen versteckt gehalten, zur Beute geworden, ohne daß jemand sie rettete, der Plünderung preisgegeben, ohne daß jemand sagte: ›Gib wieder heraus!‹ Wer unter euch vernimmt dies? Wer merkt darauf und beherzigt es für die Zukunft?« Wer hat Jakob der Plünderung preisgegeben und Israel den Räubern? Ist’s nicht der HERR gewesen, gegen den wir gesündigt haben und auf dessen Wegen sie nicht haben wandeln wollen und gegen dessen Gesetz sie ungehorsam gewesen sind? Da hat er denn die Glut seines Zornes und die Schrecken des Krieges über ihn ausgegossen, daß sie ihn rings umloderten; doch er ist nicht zur Erkenntnis gekommen, und, obgleich sie ihn versengt haben, hat er es sich doch nicht zu Herzen genommen. b) Israels Erlösung und Erhöhung durch die Gnade und die Geistesausgießung des Herrna) Ankündigung der Befreiung und Sammlung des gesamten Gottesvolkes aus allen HimmelsgegendenJetzt aber, so spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und der dich gebildet hat, Israel: »Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen: du bist mein! Sooft du durchs Wasser gehst: ich bin bei dir, und durch Ströme: sie sollen dich nicht überfluten! Sooft du durchs Feuer gehst: du sollst nicht versengt werden, und die Flamme soll dir nichts antun! Denn ich, der HERR, bin dein Gott, ich, der Heilige Israels, bin dein Retter; ich gebe Ägypten als Lösegeld für dich hin, Äthiopien und Sabad.h. die reichsten Länder. an deiner Statt. Weil du kostbar bist in meinen Augen, wertvoll für mich, und ich dich liebgewonnen habe, darum gebe ich Länder als Lösegeld für dich hin und Völker für dein Leben. Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir: vom Sonnenaufgang will ich deine Volksgenossen heimbringen und vom Sonnenniedergang dich sammeln; ich will dem Norden gebieten: ›Gib sie heraus!‹ und dem Süden: ›Halte sie nicht zurück! Bringe meine Söhne aus der Ferne heim und meine Töchter vom Ende der Erde, alle, die nach meinem Namen genannt sindd.h. die zum Volke des Herrn gehören. und die ich zu meiner Ehre geschaffen, alle, die ich gebildet und hervorgebracht habe!‹« b) Der Herr trotz der Blindheit Israels als der wahre Gott gegenüber den stummen Götzen der Heiden bezeugt»Man lasse das Volk hinausgehen, das blind ist, wiewohl es Augen hat, und die taub sind, wiewohl sie Ohren haben! Alle Völker haben sich schon versammelt zumal und die Völkerschaften sich zu einer Schar vereinigt; wer unter ihnen kann solches verkünden oder frühere Weissagungen uns vernehmen lassen? Sie mögen ihre Zeugen stellen, um gerechtfertigt dazustehen; und die sollen hören und sagen: ›Es ist wahr!‹ Ihr seid meine Zeugen« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »und seid mein Knecht, den ich erwählt habe, damit ihr zur Erkenntnis kommt und mir glaubt und einseht, daß ich es bin: vor mir ist kein Gott geschaffen worden, und nach mir wird keiner sein; ich allein bin der HERR, und außer mir gibt es keinen Retter. Ich habe die Verkündigungen gegeben und auch Rettung geschafft und habe es hören lassen, als noch kein fremder (Gott) bei euch war; und so seid ihr meine Zeugen« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »und ich nur bin Gott. Auch fernerhin bin ich es, und es gibt keinen, der aus meiner Hand errettet. Wenn ich etwas ausführen will – wer kann es (ab)wenden?« c) Gottesspruch gegen BabylonSo hat der HERR gesprochen, euer Erlöser, der Heilige Israels: »Um euretwillen habe ich nach Babylon gesandt und will sie allesamt als Flüchtlinge hinabfahren lassen, auch die Chaldäer in den Schiffen, auf die sie so stolz sind: ich, der HERR, bin euer Heiliger, ich, der Schöpfer Israels, euer König.« d) Die bevorstehende Erlösertat Gottes im Vergleich mit früheren Wundertaten GottesSo hat der HERR gesprochen, der (einst) einen Weg durch das Meer gebahnt hat und einen Pfad durch mächtige Fluten, der ins Feld ziehen ließ Kriegswagen und Rosse, Heerbann und Streitmacht – zusammen liegen sie da, stehen nicht wieder auf, sind erloschen, verglommen wie ein Docht –: »Denkt nicht mehr an die früheren Ereignisse zurück und beachtet das Vergangene nicht mehr! Seht, ich vollbringe etwas Neues, schon tritt es in die Erscheinung: gewahrt ihr’s denn nicht? Auch in der Wüste lasse ich eine Straße entstehen, Ströme in der Einöde. Die wilden Tiere werden es mir Dank wissen, die Schakale und Strauße, daß ich Wasser in der Wüste schaffe, Ströme in der Einöde, um mein Volk zu tränken, mein erwähltes; dieses Volk, das ich mir zugerichtet habe, soll meinen Ruhm verkünden!« ee) Israels Untreue und Sündenschuld durch Gottes freie Gnade gesühnt»Und doch bin nicht ich es, den du angerufen hast, Jakob, und nicht um mich hast du dich gemüht, Israel; nicht hast du mir deine Lämmer als Brandopfer dargebracht, noch mich mit deinen Schlachtopfern geehrt. Mit Speisopfern bin ich dir nicht zur Last gefallen und habe dir mit Weihrauchspenden nicht zu schaffen gemacht; du hast mir kein Würzrohr für Geld gekauft und mich nicht mit dem Fett deiner Schlachtopfer gelabt; wohl aber hast du mir mit deinen Sünden zu schaffen gemacht und mit deinen Verschuldungen mir Beschwerde bereitet. Ich, ich bin es, der deine Übertretungen tilgt um meinetwillen und der deiner Sünden nicht mehr gedenken will. Rufe mir doch alles ins Gedächtnis zurück, laß uns miteinander rechten! Laß deinen Bericht hören, damit du gerechtfertigt dastehst! Dein erster Vater schon hat gesündigt, und deine Vertreteroder: Mittler, eigentlich Dolmetscher, Ausleger; gemeint sind die Priester und Propheten. sind mir untreu geworden; da habe ich die Fürsten des Heiligtums ihrer Weihe entkleidet und Jakob dem Bann preisgegeben und Israel den Schmährenden.«nämlich der Heiden. ff) Verheißung reichen göttlichen Segens, besonders der Spendung des Gottesgeistes»Nun aber höre, Jakob, mein Knecht, und du, Israel, das ich erwählt habe! So spricht der HERR, der dich geschaffen und dich vom Mutterleib an gebildet hat, dein Helfer: Fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob, und du, geliebtes IsraelEig.: Jeschurun; vgl. 5.Mose 32,15., das ich erwählt habe! Denn wie ich Wasser ausgieße auf das dürstende Land und Rieselfluten auf dürres Erdreich, so will ich meinen Geist auf deinen Samen ausgießen und meinen Segen auf deine Sprößlinge, daß sie sprossen sollen wie Gras (zwischen Wassern), wie Weidenbäume an Wasserbächen. Der eine wird dann sagen: ›Ich gehöre dem HERRN an‹, ein anderer wird sich auf den Namen Jakobs berufen, und wieder ein anderer wird als seine Handmarke ›dem HERRN angehörig‹ schreiben und wird den Namen ›Israel‹ als Ehrennamen führen.« c) Der lebendige Gott und die nichtigen Götzena) Hinweis auf die alleinige Göttlichkeit des Herrn und auf die Verächtlichkeit des GötzendienstesSo hat der HERR gesprochen, der König Israels, und sein Erlöser, der HERR der Heerscharen: »Ich bin der Erste und ich der Letzte, und außer mir gibt es keinen Gott. Und wer ist mir gleich? Er trete vor und rufe, tue es kund und lege es mir dar! Wer hat das Zukünftige von der Urzeit her verkündet und was noch kommen soll? Sie mögen es doch ansagen! Erschreckt nicht und seid nicht verzagt! Habe ich es nicht schon längst dich hören lassen und es angesagt, so daß ihr meine Zeugen seid? Gibt es einen Gott außer mir? Nein, es gibt keinen Felsen sonst: ich kenne keinen.« Die Verfertiger von Götzenbildern sind allesamt nichts, und ihre allerliebsten Gebilde haben keinen Wert; ihre eigenen Zeugen sehen nichts und gewahren nichts, damit sie zuschanden werden. Wer fertigt wohl einen Gott an und gießt ein Götterbild, das gar nichts nützen kann? Seht, alle seine Genossen stehen beschämt da, und die Werkmeister – die sind ja nur Menschen; mögen sie alle sich versammeln, alle hertreten: sie werden erschrecken müssen und allesamt beschämt dastehen!« b) Spöttische Darstellung der Anfertigung der GötzenbilderDer Eisenschmied arbeitet mit seinem Werkzeug bei Kohlenglut; mit Hammerschlägen gestaltet er ein Bild und formt es mit seinem kräftigen Arm; wird er auch hungrig dabei, so geht ihm die Kraft aus; und trinkt er kein Wasser, so wird er matt. Der Holzschnitzer spannt die Schnur aus, zeichnet das Bild mit dem Reißstift vor, führt es mit Schnitzmessern aus, zeichnet es mit dem Zirkel genau ab und führt es nach dem Vorbild eines Mannes aus zu einer schönen Menschengestalt, die in einem Hause ihren Platz bekommen soll. Zunächst muß er Zedern fällen oder eine Fichte oder eine Eiche nehmen, oder eine Auswahl unter den Bäumen des Waldes treffen; er hatte Tannen gepflanzt, die der Regen wachsen ließ; die dienen nun dem Menschen zur Feuerung, und er nimmt auch wirklich eine von ihnen, um sich zu erwärmen; auch heizt er damit den Ofen, um Brot zu backen. Aber auch einen Gott verfertigt er daraus und wirft sich vor ihm nieder: er verarbeitet es zu einem Götterbild und betet es an. Die eine Hälfte davon hat er im Feuer verbrannt, über der andern Hälfte brät er Fleisch, verzehrt einen Braten und ißt sich satt; auch wärmt er sich daran und sagt: »Ei, ich bin schön warm geworden, ich spüre die Glut!« Von dem Rest aber verfertigt er sich einen Gott, sein Götzenbild, vor dem er sich niederwirft und sich verbeugt und an welches er das Gebet richtet: »Hilf mir, denn du bist mein Gott!« Sie haben keine Erkenntnis und keine Einsicht; denn verklebt sind ihre Augen, so daß sie nicht sehen, und ihre Herzen (verhärtet), so daß sie nicht zur Einsicht kommen. Daher stellt keiner eine Überlegung an, und keiner besitzt so viel Erkenntnis und Verstand, daß er dächte: »Die Hälfte davon habe ich im Feuer verbrannt, habe auch Brot auf seinen Glühkohlen gebacken, Fleisch gebraten und gegessen – und aus dem Rest sollte ich nun ein Greuelbild machen und vor einem Holzklotz niederknien?« Wer Asche weidet,d.h. wer eine von der Sonnenglut verbrannte Steppe beweidet; oder: wer einem in die Luft verfliegenden Ziele nachgeht. den hat ein betörter Sinn irregeführt, so daß er nicht zu geistiger Klarheit gelangt und sich nicht sagt: »Ist nicht Trug in meiner rechten Hand?« c) Mahnung zu neuer Treue gegen Gott und abschließender Lobgesang»Bedenke dies, Jakob, und du, Israel, denn du bist mein Knecht! Ich habe dich mir zum Knecht gebildet: Israel, du wirst von mir nicht vergessen werden! Ich habe deine Übertretungen weggewischt wie eine Wolke und deine Sünden wie einen Nebel: kehre zurück zu mir, denn ich werde dich erlösen!« Jubelt, ihr Himmel, denn der HERR vollführt es! Jauchzet, ihr Tiefen der Erde! Brecht in Jubel aus, ihr Berge, du Wald mit allen Bäumen darin! Denn der HERR wird Jakob erlösen und an Israel sich verherrlichen! 4. Der Gottesheld Cyrus, Babylons Bezwinger und Israels Befreier (44,24-48,22)a) Die Sendung des Cyrusa) Ankündigung des großen göttlichen PlanesSo hat der HERR gesprochen, dein Erlöser, der dich von deiner Geburt an gebildet hat: »Ich bin der HERR, der alles wirkt, der ich den Himmel ausgespannt habe, ich allein, die Erde ausgebreitet – wer war bei mir? –; der die Wunderzeichen der Schwätzer vereitelt und die Wahrsager als Narren hinstellt; der die Weisen beschämt abziehen läßt und ihr Wissen als Torheit erweist; der das Wort seiner Knechte verwirklicht und den von seinen Boten verkündeten Ratschluß vollführt; der von Jerusalem verheißt: ›Es soll wieder bewohnt werden!‹ und von den Städten Judas: ›Sie sollen neu aufgebaut werden!‹ und ›Ich will ihre Trümmerstätten wieder aufrichten!‹; der zur Meerestiefe spricht: ›Werde trocken!‹ und ›Ich will deine Fluten versiegen lassen‹; der von Cyrus sagt: ›Er ist mein Hirt und soll all meinen Willen ausführen‹, indem er für Jerusalem gebietet: ›Es soll wieder aufgebaut werden!‹ und für den Tempel: ›Er werde neu gegründet!‹« b) Gottes Erwählung des Cyrus zur Erlösung Israels; Heilsverkündigung für den GottesheldenSo hat der HERR zu seinem Gesalbten gesprochen, zu Cyrus, den ich bei seiner rechten Hand ergriffen habe, um Völker vor ihm niederzustrecken und den Gürtel von den Hüften der Könige zu lösen, um Türen vor ihm aufzutun und Tore, damit sie ihm nicht verschlossen bleiben: »Ich will selbst vor dir hergehen und das Unwegsame ebnen; eherne Pforten will ich sprengen und eiserne Riegel zerschlagen; ich will dir die im Dunkel verborgenen Schätze übergeben und die wohlversteckten Kostbarkeiten, damit du erkennst, daß ich, der HERR, es bin, der dich bei deinem Namen gerufen hat, der Gott Israels. Um meines Knechtes Jakob und um Israels, meines Erwählten, willen habe ich dich bei deinem Namen gerufen und dir Ehrennamen verliehen, ohne daß du mich kanntest. Ich bin der HERR, und sonst ist keiner da: außer mir gibt’s keinen Gott. Ich habe dich gegürtet, ohne daß du mich kanntest, damit man erkenne vom Aufgang der Sonne und von ihrem Niedergang her, daß es außer mir keinen Gott gibt. Ich bin der HERR, und sonst ist keiner! Der ich das Licht bilde und die Finsternis schaffe, der ich Heil verleihe und Unglück schaffe: ich, der HERR, bin es, der dies alles wirkt!« c) Gottes Segensspruch über das vollendete Werk»Laßt rieseln von oben, ihr Himmel, SegenW.: Gerechtigkeit = Rechtverhalten., und die Wolken mögen ihn herabströmen lassen! Die Erde tue (ihren Schoß) auf, damit Heil erblühe, und sie lasse Gerechtigkeit sprossen zugleich! Ich, der HERR, habe selbst es geschaffen.« d) Zurückweisung der mit diesem Wege Gottes Unzufriedenen; Hinweis auf das für Israel erblühende Heil»Wehe dem, der mit seinem Bildner hadert, er, eine bloße Scherbe unter irdenen Scherben! Darf wohl der Ton zum Töpfer, der ihn formt, sagen: ›Was machst du da?‹ und ›Dein Werk hat keine Handhabe‹?A.Ü.: Dein Werk ist das Werk eines, der keine Hände hat. Wehe dem, der zu einem Vater sagt: ›Warum setzest du Kinder in die Welt?‹ und zu einem Weibe: ›Warum wirst du Mutter?‹« So hat der HERR gesprochen, der Heilige Israels und sein Bildner: »Über die kommenden Dinge befragt mich! Meine Söhne und das Werk meiner Hände laßt mir anbefohlen sein! Ich bin es ja, der die Erde gemacht und die Menschen auf ihr geschaffen hat; ich bin es, dessen Hände den Himmel ausgespannt haben, und sein gesamtes Sternenheer habe ich bestellt. Ich habe ihn erweckt in Gerechtigkeit und will alle seine Wege ebnen: er wird meine Stadt wieder aufbauen und meine Weggeführten freigeben weder um Lösegeld noch um Geschenke« – der HERR der Heerscharen hat es ausgesprochen. ee) Eine immer steigende Verherrlichung Israels (bzw. Jerusalems) und seines Gottes wird die Folge davon seinSo hat der HERR gesprochen: »Der Reichtum Ägyptens und der Handelsgewinn Äthiopiens und der Sabäer, der hochgewachsenen Männer, werden auf dich überströmen und dir gehören; hinter dir her werden sie ziehen, in Ketten dahinschreiten und vor dir sich verbeugen, werden zu dir flehen: ›Nur bei dir ist Gott, und sonst gibt es keinen, überhaupt keinerlei Gottheit.‹« Wahrlich, du bist ein sich verbergender Gott, du Gott Israels, ein Retter! Zuschanden sollen sie alle werden und tief beschämt; allesamt sollen sie schmachbedeckt abziehen, die Götzenverfertiger! Israel aber wird Rettung erlangen durch den HERRN, eine ewige Rettung; ihr sollt euch nicht zu schämen brauchen und nicht in Schmach geraten bis in alle Ewigkeit. ff) Erneuter Aufruf an die ganze Völkerwelt mit Hinweis auf den künftigen Segen des göttlichen HeilsplansDenn so hat der HERR gesprochen, der Schöpfer des Himmels, er, der (wahre) Gott, der die Erde gebildet und gemacht hat – er hat sie hergerichtet; nicht zu einer Einöde hat er sie geschaffen, nein, um bewohnt zu werden, hat er sie gebildet –: »Ich bin der HERR und keiner sonst! Nicht im Verborgenen habe ich geredet, nicht in einem dunklen Winkel der Erde; nicht habe ich zu den Nachkommen Jakobs gesagt: ›Vergebens sollt ihr mich suchen!‹ Nein, ich, der HERR, rede Gerechtigkeit und verkünde Aufrichtiges. Versammelt euch und tretet herzu, nähert euch insgesamt, ihr Heidenvölker, die ihr (dem Untergang) entronnen seid!A.Ü.: ihr, die ihr aus den Heidenvölkern entkommen seid. Unverständig sind die, welche ihr Götzenbild von geschnitztem Holz einhertragen und zu einem Gott beten, der nicht helfen kann. Legt eure Sache dar und tragt sie vor! Mögen sie sich zusammen beraten! Wer hat dieses schon von alters her verlauten lassen, schon vor langer Zeit es angekündigt? Bin nicht ich es gewesen, der HERR, außer dem es keinen Gott weiter gibt? Außer mir gibt es keinen gerechten und rettenden Gott. Wendet euch zu mir und laßt euch retten, alle ihr Enden der Erde! Denn ich bin Gott und keiner sonst! Bei mir selbst habe ich geschworen, hervorgegangen ist aus meinem Munde Wahrheit und ein Wort, das unverbrüchlich ist: Vor mir soll jedes Knie sich beugen, mir jede Zunge schwören! ›Im HERRN allein‹ – so wird man bekennen – ›habe ich volle Gerechtigkeit und Stärke‹; zu ihm werden kommen und sich dabei schämen alle, die ihm feindselig widerstrebt haben. Im HERRN wird gerechtfertigt werden und seiner sich rühmen die gesamte Nachkommenschaft Israels.« b) Die Rückständigkeit der heidnischen Gottheiten, besonders der babylonischen Götzen, gegenüber der Herrlichkeit des israelitischen Gottesa) Das klägliche Ende der babylonischen GötzenBelBel und Nebo die Hauptgötter Babels. ist niedergesunken, es krümmt sich NeboBel und Nebo die Hauptgötter Babels.: ihre Götzenbilder werden den Saumtieren und dem Lastvieh zugewiesen, die Bilder, die ihr vordem umhertrugt, sind als Last dem müden Vieh aufgepackt! Ja, sie krümmen sich, sind allesamt niedergesunken, haben die Last nicht in Sicherheit zu bringen vermocht; und sie selbstd.h. deren Verehrer, die Bewohner Babylons. müssen mit in die Gefangenschaft wandern! b) Gottes Erinnerung an die seinem Volk bisher erwiesene Treue und die Torheit des gesamten Götzenwesens»Höret mich an, ihr vom Hause Jakob und der gesamte Rest vom Hause Israel, die ihr vom Mutterleibe an mir aufgeladen, vom Mutterschoße an von mir getragen worden seid! Auch bis in euer Greisenalter bleibe ich derselbe, und bis ihr grau geworden seid, will ich als Last euch tragen; ich habe es bisher getan, und ich will euch auch fernerhin tragen, ja ich will beladen bleiben und erretten. Wem wollt ihr mich vergleichen und an die Seite stellen und wem mich ähnlich erklären, daß wir einander glichen? Da schütten sie Gold aus dem Beutel und wägen Silber mit der Waage ab, dingen sich einen Goldschmied, daß er einen Gott daraus mache, den sie dann verehren, ja vor dem sie sich niederwerfen. Sie heben ihn auf die Schulter, tragen ihn umher, stellen ihn dann an seinen Platz: da bleibt er stehen, ohne sich von seiner Stelle zu rühren; ruft man ihm auch zu, so antwortet er doch nicht, kann keinen aus seiner Not retten.« c) Ermutigender Hinweis auf die Nähe des Heils»Bedenkt das wohl und zeigt euch festen Sinnes, nehmt es zu Herzen, ihr Abtrünnigen! Denkt an die früheren Geschehnisse zurück von der Urzeit her, daß ich Gott bin und sonst keiner, eine Gottheit, der nichts vergleichbar ist! Ich habe von Anfang an den Ausgang kundgetan und seit der Vorzeit das, was noch ungeschehen war; ich gebiete: ›Mein Ratschluß soll zustande kommen!‹, und alles, was mir beliebt, führe ich aus; ich rufe von Osten her den Stoßvogel herbei, aus fernem Lande den Mann meiner Wahl; wie ich es ausgesprochen habe, so lasse ich es auch eintreten; wie ich es mir vorgenommen habe, so führe ich es auch aus. Hört auf mich, ihr Starrsinnigen, die ihr fern seid von Gerechtigkeit! Ich habe meinen Gerechtigkeitserweis nahe gebracht: er ist nicht mehr fern, und meine Rettung läßt nicht auf sich warten; nein, in Zion will ich Rettung erscheinen lassen und für Israel meine Herrlichkeit.« c) Triumphgesang und Spottlied auf den Fall Babylonsa) Erniedrigung der stolzen und üppigen Herrscherin zum Los einer SklavinHerunter mit dir (vom Thron) und setze dich in den Staub, du jungfräuliche Tochter Babel! Setze dich auf den Erdboden ohne Thron nieder, du Tochter der Chaldäer! Denn in Zukunft wird man dich nicht mehr die Zarte und Feine nennen. Nimm eine Mühle und mahle Mehl, schlage deinen Schleier zurück, hebe die Schleppe hoch, entblöße die Beine, wate durch strömendes Wasser, damit deine Blöße aufgedeckt wird und man auch deine Scham zu sehen bekommt! »Rache will ich nehmen und schonungslos gegen alle vorgehen!« spricht unser Erlöser: HERR der Heerscharen ist sein Name, der Heilige Israels. b) Demütigung der Weltherrscherin zur Strafe für ihre Unbarmherzigkeit gegen Juda und für ihre maßlose SorglosigkeitSetze dich schweigend nieder und tritt in die Dunkelheit ein, Tochter der Chaldäer! Denn in Zukunft wird man dich nicht mehr Herrin der Königreiche nennen. Als ich meinem Volke schwer zürnte, mein Eigentumsvolk in Unehre fallen ließ und es in deine Gewalt gab, da hast du ihnen kein Erbarmen erwiesen, nein, dein Joch überschwer sogar auf Greisen lasten lassen und hast gesagt: »Ewig werde ich fortbestehen, eine Gebieterin für immer!«, so daß du dir dies nicht zu Herzen genommen und an das Ende davon nicht gedacht hast. c) Das über die gottlos hochmütige Herrin hereinbrechende StrafgerichtNun aber höre dieses, du an Üppigkeit Gewöhnte, die du in Sorglosigkeit wohnst, die da in ihrem Herzen sagt: »Meinesgleichen gibt es sonst nicht! Ich werde nicht als Witwe dasitzen und Kinderlosigkeit nicht kennen lernen.« Und doch wird dieses beides über dich kommen plötzlich, an einem Tage, Kinderlosigkeit und Witwenschaft; nach ihrem vollsten Maß werden sie über dich hereinbrechen trotz der Menge deiner Zauberkünste, trotz der gewaltigen Zahl deiner Bannsprüche. Und du hast dich in deiner Bosheit sicher gefühlt, hast gedacht: »Niemand sieht mich.« Deine Weisheit und Wissenschaft, die hat dich irregeführt, so daß du bei dir dachtest: »Meinesgleichen gibt es sonst keine!« Und doch wird Unglück über dich hereinbrechen, das du nicht wegzuzaubern verstehen wirst, und Verderben wird dich überfallen, das du nicht zu beschwören vermagst, und unversehens wird Vernichtung über dich kommen, von der du nichts ahnst. d) Zauberkünste und geheime Wissenschaften können das Verderben nicht abwendenVersuche es nur mit deinen Bannsprüchen und mit deinen vielen Zauberkünsten, mit denen du dich von Jugend auf abgemüht hast: vielleicht vermagst du dir damit Hilfe zu schaffen, vielleicht jagst du (mir) Schrecken ein. Du hast es dir sauer werden lassen mit deinen vielen Ratgebern: laß sie doch hertreten, daß sie dich retten, die Himmelsvermesser, die Sterngucker, die nach den einzelnen Neumonden feststellen werden, was dich treffen wird! Fürwahr, sie werden der Spreu gleichen, die das Feuer verzehrt hat: sie werden nicht einmal ihr eigenes Leben aus der Gewalt der Flammen retten – es wird ja keine Kohlenglut sein, an der man sich wärmen kann, kein Herdfeuer, vor dem man sitzen kann. So wird es dir mit denen ergehen, um die du dich gemüht hast, mit deinen Geschäftsfreunden seit deiner Jugend: sie werden auseinanderstieben, ein jeder nach seiner Richtung hin; keiner wird dir zu Hilfe kommen. d) Scharfe Rüge und ernster Mahnruf an die immer noch unbekehrten Volksgenossen; neue Heilsverheißunga) Harte Anrede an das verstockte VolkHöret dies, ihr vom Hause Jakob, die ihr nach Israels Namen benannt und aus Judas LeibeW.: aus den Wassern Judas. hervorgegangen seid, die ihr schwört beim Namen des HERRN und euch zum Gott Israels bekennt – doch nicht in Wahrhaftigkeit und nicht in Gerechtigkeit –; denn nach der heiligen Stadt haben sie sich den Namen beigelegt, und auf den Gott Israels stützen sie sich, dessen Name ›HERR der Heerscharen‹ ist: b) Die früheren Weissagungen sind wirkungslos geblieben, und die neuen Heilsverheißungen treffen ein ungeläutertes Volk an»Die früheren Weissagungen habe ich vordem verkündet, aus meinem Munde sind sie hervorgegangen, und ich habe sie kundgetan; plötzlich habe ich sie vollführt, so daß sie eingetroffen sind. Weil ich wußte, daß du hart bist und daß dein Nacken eine Eisenspange und deine Stirn von Erz ist, so habe ich es vordem dir kundgetan und es dich hören lassen, bevor es eintraf, damit du nicht sagen könntest: ›Mein Gottesbild hat sie vollbracht, und mein Schnitzbild sowie mein Gußbild hat sie geboten.‹ Du hast es gehört: betrachte es nun alles! Und ihr – wollt ihr es nicht bezeugen? Von nun an aber lasse ich dich Neues hören, und zwar Geheimgehaltenes, wovon du nichts gewußt hast. Jetzt erst kommt es zur Ausführung und nicht schon vordem, und vor dem heutigen Tage hast du nichts davon gehört, damit du nicht sagen könntest: ›Ich habe es ja schon gewußt!‹ Nein, du hast es weder gehört noch gewußt, noch ist dein Ohr vordem dafür geöffnet gewesen; denn ich weiß, daß du gar treulos bist und daß man dich ›abtrünnig vom Mutterleibe an‹ genannt hat. Um meines Namens willen halte ich meinen Zorn zurück, und um meiner Ehre willen übe ich Schonung dir zugute, daß ich dich nicht ausrotte. Wisse wohl: ich habe dich (allerdings) geläutert, aber dich nicht als Silber erfunden; ich habe dich geprüft im Glutofen des Leides. Um meinetwillen, um meinetwillen vollführe ich es – denn wie dürfte mein Name entweiht werden! –, und meine Ehre gebe ich keinem andern!« c) Neuer Hinweis auf die Berufung des Cyrus und die üblen Folgen des früheren Ungehorsams»Höre auf mich, Jakob, und du, Israel, den ich berufen habe! Ich bin derselbe, ich der Erste und ich auch der Letzte. Hat doch meine Hand die Erde gegründet und meine Rechte den Himmel ausgespannt: rufe ich ihnen zu, so stehen sie allesamt da. Versammelt euch alle und hört! Wer unter ihnen hat dieses vorausgesagt: ›Er, den der HERR liebt, wird seinen Willen an Babylon vollstrecken und seinen Arm an den Chaldäern wirken lassen‹? Ich, ich habe es angekündigt, habe ihn auch berufen; ich habe ihn auftreten lassen, und er wird sein Unternehmen siegreich durchführen. Tretet heran zu mir, vernehmt dieses! Ich habe von Anfang an nicht im Verborgenen geredet; nein, seit der Zeit, wo es vor sich geht, bin ich dabei gewesen.« Jetzt aber hat Gott der HERR mich gesandt und seinen Geist. So hat der HERR gesprochen, dein Erlöser, der Heilige Israels: »Ich, der HERR, dein Gott, bin es, der dich lehrt zu tun, was dir zum Heil dient, der dich auf dem Wege leitet, den du gehen sollst. Ach, daß du auf meine Gebote geachtet hättest! Dann wäre deine Wohlfahrt geworden wie ein Strom und deine Gerechtigkeit wie die Wellen des Meeres; dann würde deine Volksmenge dem Sande gleichen und deines Leibes Sprößlinge den Sandkörnern, und ihr Name würde nicht ausgerottet und nicht vertilgt werden vor meinem Angesicht hinweg.« d) Aufruf zur Heimkehr aus Babylon und Jubelruf der ErlöstenZiehet aus von Babylon hinweg, entflieht aus dem Chaldäerlande! Mit Jubelschall verkündet dies und laßt es laut werden! Laßt die Kunde dringen bis ans Ende der Erde! rufet aus: »Erlöst hat der HERR seinen Knecht Jakob! Sie haben nicht Durst gelitten, als er sie durch Wüsten führte: Wasser aus dem Felsen ließ er ihnen rieseln und spaltete den Felsen, daß Wasser hervorsprudelte.« – »Keinen Frieden« – sagt der HERR – »gibt es für die Gottlosen!« II. Das Wirken und Leiden des Knechtes Gottes zur Wiederannahme und innerlichen Erlösung Israels und damit der ganzen Menschheit (Kap. 49-55)1. Der hohe Beruf des Gottesknechtesa) Selbstrede des Knechtes an die Heiden über sein Amt nach göttlichem WillenHöret auf mich, ihr Meeresländer, und merkt auf, ihr Völker in der Ferne! Der HERR hat mich von Geburt an berufen, von meiner Mutter Schoß an meinen Namennämlich den Namen »mein Knecht Israel«. in Erinnerung gebracht. Und er hat meinen Mund einem scharfen Schwerte gleich gemacht, im Schatten seiner Hand mich geborgen und mich zu einem auserlesenen Pfeil gemacht, in seinem Köcher mich sicher verwahrt und zu mir gesagt: »Mein Knecht bist du, Israel, an dem ich mich verherrlichen will.« Ich aber sagte: »Umsonst habe ich mich gemüht, vergebens und erfolglos meine Kraft verbraucht; doch mein Recht steht bei dem HERRN und mein Lohn bei meinem Gott.« Nun aber hat der HERR gesagt, der mich von meiner Geburt an zu seinem Knecht gebildet hat, damit ich Jakob zu ihm zurückführe und damit Israel zu ihm gesammelt werde – denn ich bin geehrt in den Augen des HERRN, und mein Gott ist meine Stärke geworden –, ja er hat gesagt: »Es genügt mir nicht, daß du mein Knecht sein sollst, nur damit ich die Stämme Jakobs wiederherstelle und die geretteten Angehörigen Israels zurückführe; nein, ich bestimme dich (auch) zum Licht der Heidenvölker, damit mein Heil bis ans Ende der Erde reiche.«d.h. damit du der Vermittler meines Heils werdest. b) Gott verheißt seinem tief erniedrigten Volke die höchste VerherrlichungSo hat der HERR, der Erlöser Israels, sein Heiliger, zu dem gesprochen, den jedermann tief verachtet, den die Heidenwelt verabscheut, zu dem Knecht der Zwingherren: »Könige werden es sehen und (vor ihm) aufstehen, Fürsten (werden es sehen) und sich niederwerfen um des HERRN willen, weil er treu ist, um des Heiligen Israels willen, weil er dich erwählt hat.« Weiter hat der HERR so gesprochen: »In der Zeit des Wohlgefallens habe ich dich erhört und am Tage des Heils dir geholfen und habe dich behütet und dich zum Volksbund gemacht, um das Land wieder aufzurichten, um die verwüsteten Erblande wieder als Erbe auszuteilen, um den Gefangenen zuzurufen: ›Tretet heraus!‹ und zu den in Finsternis Sitzenden: ›Kommt ans Licht!‹ Gleich an den Wegen sollen sie weiden und auf allen kahlen Höhen Weideplätze für sich finden; sie sollen nicht hungern und nicht dürsten, und weder der Glutwind noch der Sonnenbrand soll sie treffen, denn ihr Erbarmer wird sie führen und sie an Wasserquellen ruhen lassen. Und alle meine Berge will ich zu Wegen machen, und meine Straßen sollen hoch gebaut sein. Sehet, die einen werden aus weiter Ferne kommen, und jene dort von Norden und vom Westmeer her und wieder andere aus dem Lande der SiniterBewohner des Gebiets der Stadt Sin im nordöstlichen Ägypten. Andere denken an Sinesen = Chinesen. A.L.: Syener (vgl. Hes 29,10; 30,6)..« Jubelt, ihr Himmel, und jauchze, du Erde, und ihr Berge, brecht in Jubel aus! Denn der HERR hat sein Volk getröstet und seiner Gebeugten sich erbarmt. 2. Zions Klage, Tröstung und Erhöhunga) Tröstung des verzagten Zion mit der Verheißung baldiger Wiederherstellung und überreicher BevölkerungUnd trotzdem hat Zion geklagt: »Der HERR hat mich verlassen, und der Allherr hat meiner vergessen!« Wird wohl ein Weib ihres Kindleins vergessen, so daß sie sich nicht erbarmt über das Kind ihres Mutterleibes? Und sollten selbst Mütter seiner vergessen, so will ich doch deiner nicht vergessen; siehe, auf meine beiden Handflächen habe ich dich gezeichnet: deine (neuzuerbauenden) Mauern stehen mir allezeit vor Augen. Deine Erbauer eilen schon herbei, deine Zerstörer und Verwüster aber ziehen weg aus dir. Erhebe deine Augen und blicke rings um dich: sie haben sich alle schon versammelt und kommen zu dir! »So wahr ich lebe« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »wie einen Schmuck wirst du sie alle dir anlegen und sie dir wie eine Braut als Gürtel umbinden. Denn deine Trümmerstätten und Einöden und dein verwüstetes Land – fortan wird es zu eng sein für die Bewohner, und die dich jetzt verheeren, werden fern sein. Du wirst noch mit eigenen Ohren die aus der Zeit deiner Vereinsamung dir gebliebenen Söhne sagen hören: ›Der Raum ist mir zu eng: schaffe mir Platz, daß ich wohnen kann!‹ Da wirst du denn dir selbst die Frage vorlegen: ›Wer hat diese da für mich erzeugt, während ich kinderlos und unfruchtbar war, in der Verbannung lebend und verstoßen? Und wer hat mir diese da großgezogen? Ich war ja doch allein übriggeblieben; diese also – wo waren sie?‹« b) Drei Trostsprüche an Israela) Die Heiden als unterwürfige Diener und Pfleger des GottesvolkesSo hat Gott der HERR gesprochen: »Fürwahr, ich will mit der Hand den Heiden winken und mein Panier den Völkern sichtbar aufpflanzen; dann werden sie deine Söhne im Gewandbausch herbeitragen, und deine Töchter wird man auf den Schultern herbringen. Und Könige werden deine Kinderwärter sein und ihre fürstlichen Gemahlinnen deine Ammen; das Antlitz zur Erde gewandt, werden sie sich vor dir niederwerfen und den Staub an deinen Füßen lecken; und du sollst erkennen, daß ich, der HERR, es bin, an dem die, welche auf ihn harren, nicht enttäuscht werden.« b) Der allmächtige Gott selbst wird Israels Gewaltherrscher niederwerfenKann wohl einem Starken die Beute abgenommen werden, oder können die Gefangenen eines Mächtigen entrinnen? »Ja«; so hat der HERR gesprochen: »Auch die Gefangenen eines Helden können ihm abgenommen werden, und die Beute eines Mächtigen kann entrinnen, und ich selbst will mit deinen Widersachern streiten, und deine Söhne will ich selbst retten; deine Peiniger will ich ihr eigenes Fleisch verzehren lassen, und wie an Most sollen sie sich an ihrem eigenen Blute berauschen; dann wird alles Fleisch erkennen, daß ich, der HERR, dein Retter bin und ich dein Erlöser, der starke Gott Jakobs.« c) Gott hat sein Volk endgültig weder verstoßen noch verkauft; er hat das Recht und die Macht, es zu erlösenSo hat der HERR gesprochen: »Wo ist denn der Scheidebrief eurer Mutter, durch den ich sie verstoßen hätte? Oder wo ist einer unter meinen Gläubigern, an den ich euch verkauft hätte? Nein, um eurer Verschuldungen willen seid ihr verkauft worden, und wegen eurer Übertretungen ist eure Mutter entlassen worden! Warum war also kein Mensch da, wenn ich kam? Warum gab mir niemand Antwort, wenn ich rief? Ist mein Arm wirklich zu kurz, um zu erlösen? Oder besitze ich nicht Kraft genug, um zu erretten? Ich lege ja doch das Meer durch mein Schelten trocken und mache Ströme zur Wüste, so daß ihre Fischbrut vor Wassermangel verfault und (ihr Getier) vor Durst stirbt. Ich kleide den Himmel in Schwarz und mache Sackleinen zur Hülle für ihn.« 3. Unter den ihm von Gott verliehenen Gaben hebt der Knecht Gottes besonders Berufstreue, Glaubensfestigkeit und Duldersinn hervorGott der HERR hat mir die Zunge von Jüngern verliehen, damit ich den Müden durch Zuspruch aufzurichten wisse; er weckt mich alle Morgen, regt mir das Ohr an, damit ich aufmerke nach Jüngerweise. Gott der HERR hat mir das Ohr geöffnet, und ich habe mich nicht gesträubt, bin nicht zurückgewichen. Meinen Rücken habe ich denen hingehalten, die mich schlugen; und meine Wangen denen, die mir den Bart rauften; mein Angesicht habe ich vor Beschimpfungen und Speichelwurf nicht verhüllt. Doch Gott der HERR hilft mir: darum habe ich mich auch nicht entehrt gefühlt, darum hab ich mein Antlitz hart wie Kieselstein gemacht; ich wußte ja, daß ich nicht beschämt werden würde. Ja, nahe ist er mir, der mich gerecht spricht: wer will mit mir rechten? Wir wollen zusammen hintreten! Wer will mir mein Recht streitig machen? Er trete zu mir heran! Seht, Gott der HERR hilft mir: wer will mich für schuldig erklären? Fürwahr, sie werden allesamt zerfallen wie ein Kleid: die Motten werden sie fressen! Zuspruch an die Gottesfürchtigen und Bedrohung der gewalttätigen und gottlosen GegnerWer unter euch fürchtet den HERRN? Er höre die Stimme seines Knechtes, der in tiefster Finsternis gewandelt ist und, während kein Lichtstrahl ihm glänzte, doch sein Vertrauen auf den Namen des HERRN gesetzt und sich auf seinen Gott gestützt hat. Fürwahr, ihr alle seid Leute, die Feuer anfachen und Brandpfeile in Flammen setzen. Fahrt hin in die Flammenglut eures eigenen Feuers und in die Brandpfeile, die ihr in Flammen gesetzt habt! Von meiner Hand wird euch dies widerfahren, daß ihr zur Peinigung daliegen sollt. 4. Herzliche Mahnrede und tröstliche Ermutigung an die Heilsbegierigen im Volka) Gottes Verheißung und Tröstung in drei ZurufenHöret auf mich, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt, ihr, die ihr den HERRN sucht! Blickt hin auf den Felsen, aus dem ihr gehauen, und auf die Brunnenhöhlung, aus der ihr ausgegraben seid!A.Ü.: auf den Steinbruch, aus dem ihr gebrochen seid. Blickt hin auf Abraham, euren Vater, und auf Sara, die unter Schmerzen euch geboren hat! denn er war nur ein einzelner, als ich ihn berief, aber ich habe ihn gesegnet und zahlreich gemacht. Denn Trost hat der HERR für Zion, Trost für alle seine Trümmerstätten und wird seine Wüstenei zu einem Paradies machen und seine Steppe zu einem Gottesgarten: Jubel und Freude wird sich in ihm einfinden, Danklied und Saitenspiel. Horcht auf mich, du mein Volk, und schenkt mir Gehör, ihr meine Volksgemeinde! denn Belehrung wird von mir ausgehen, und mein Recht will ich zur Erleuchtung der Völker feststellen. Meine Gerechtigkeit ist nahe, mein Heil im Anzug, und meine Arme werden die Völker richten; auf mich geht das Hoffen der Meeresländer und auf meinen Arm ihr Harren. Hebt eure Augen zum Himmel empor und blickt zur Erde unten! Denn der Himmel wird wie Rauch zergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen, und ihre Bewohner werden wie Mücken hinsterben; aber mein Heil wird ewig bestehen und meine Gerechtigkeit nicht hinfällig werden. Höret auf mich, die ihr die Gerechtigkeit kennt und liebt, du Volk, in dessen Herzen mein Gesetz wohnt! Fürchtet euch nicht vor dem Hohn von Menschen und erschreckt nicht vor ihren Schmähreden! Denn wie ein Kleid wird die Motte sie zerfressen und wie Wolle wird die Schabe sie verzehren; aber meine Gerechtigkeit wird ewig bestehen und mein Heil von Geschlecht zu Geschlecht. b) Bitte (des Propheten – oder der gläubigen Gemeinde?) an Gott, seine Allmacht zum Heil seines Volkes aufs neue zu erweisenWerde wach, werde wach, waffne dich mit Kraft, du Arm des HERRN! Werde wach wie in den Tagen der Vorzeit, in den längst vergangenen Zeitläufen! Bist du es nicht gewesen, der Rahab zerhauen, das Seeungeheuer durchbohrt hat? Bist du es nicht gewesen, der das Meer, die Gewässer der großen Urflut, trockengelegt und Meerestiefen wegsam gemacht hat, damit die Erlösten hindurchzögen? So werden denn die vom HERRN Erlösten heimkehren und mit Jubel nach Zion gelangen, und ewige Freude wird ihr Haupt umschweben: Frohlocken und Freude werden ihnen zuteil werden, Kummer und Seufzen entflohen sein. c) Neue Tröstung und Ermutigung des Volkes durch GottIch, ich bin es, der euch tröstet! Wer bist du gewesen, daß du dich vor Menschen gefürchtet hast, die doch sterblich sind, und vor Menschenkindern, die wie Gras vergehen,W.: wie Gras dahingegeben (oder: hingelegt) werden. und daß du den HERRN vergaßest, deinen Schöpfer, der den Himmel ausgespannt und die Erde gegründet hat? Und daß du immerfort, tagaus tagein, vor der Wut des Bedrängers bebtest, sooft er darauf ausging, dich zu verderben? Wo ist denn nun die Wut des Bedrängers? Gar bald wird der Geknebelte entfesselt werden und wird nicht sterben, um zur Unterwelt hinabzufahren, wird auch an dem erforderlichen Brot keinen Mangel mehr haben, so wahr ich der HERR, dein Gott, es bin, der das Meer aufwühlt, daß seine Wogen brausen: HERR der Heerscharen ist sein Name – und ich habe meine Worte dir in den Mund gelegt und dich im Schatten meiner Hand geborgen –, um den Himmel zu schaffen und die Erde zu gründen und zu Zion zu sagen: »Mein Volk bist du!« 5. Weckruf an das in Trümmern liegende Ziona) Schilderung der Lage der durch den Taumelbecher Gottes schwer geprüften Stadt und Ankündigung der ErlösungErwache, erwache, stehe auf, Jerusalem, (du Stadt) die aus der Hand des HERRN den Becher seines Zornes getrunken, den Kelch des Taumeltranks bis zur Neige geleert hat! Es war für sie von allen Söhnen, die sie geboren hatte, keiner da, der sie zum Ruheplatz führte, und keiner, der sie bei der Hand faßte von allen Söhnen, die sie großgezogen hatte. Ein zwiefacher Schicksalsschlag ist es, der dich getroffen hat – wer bezeigt dir Beileid? –: Vergewaltigung und Verheerung, Hungersnot und das Schwert; wie könnte ich dich trösten? Deine Söhne haben ohnmächtig dagelegen, hingesunken an allen Straßenecken, wie eine ins Netz geratene Antilope, voll getroffen vom Zorn des HERRN, vom Schelten deines Gottes. Darum höre doch dieses, du Unglückliche, die du trunken bist, doch nicht vom Wein! So hat der HERR gesprochen, der Höchste und dein Gott, der seines Volkes Sache führt: »Siehe, ich nehme dir den Taumelbecher, den Kelch meines Grimmes, aus der Hand: du sollst nicht länger aus ihm trinken, sondern ich gebe ihn deinen Peinigern in die Hand, die dir höhnisch zugerufen haben: ›Bücke dich, daß wir über dich hinschreiten!‹« Da mußtest du deinen Rücken dem Erdboden gleich machen und wie zu einer Straße für die darüber Hinschreitenden. b) Aufforderung an Zion, sich in würdiger Weise zum Empfang der Erlösten zu rüstenWerde wach, werde wach, kleide dich in deine Kraft, Zion! Lege deine Prachtgewänder an, Jerusalem, du heilige Stadt! Denn hinfort wird kein Unbeschnittener und kein Unreiner in dich eintreten! Schüttle den Staub von dir ab, stehe auf, du Gefangenenschar Jerusalems! Entledige dich deiner Halsfesseln, du Gefangenenschar Tochter Zion! Denn so hat der HERR gesprochen: »Ohne Entgelt seid ihr verkauft worden; so sollt ihr auch ohne Geld losgekauft werden!« Denn so hat Gott der HERR gesprochen: »Nach Ägypten ist mein Volk im Anfang hinabgezogen, um dort in der Fremde zu weilen; dann haben die Assyrer es ohne Grund vergewaltigt. Nun aber, was geschieht mir denn hier« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »daß mein Volk mir ohne Entgelt weggenommen worden ist, daß seine Zwingherren laut jauchzen« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »und mein Name immerfort, tagaus tagein, gelästert wird? Darum soll mein Volk meinen Namen kennenlernen, ja, darum an jenem Tage erkennen, daß ich es bin, der da spricht: ›Hier bin ich!‹« c) Aufforderung zum Jubel über die Rückkehr Gottes und der Erlösten nach ZionWie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der GlückA.Ü.: den Frieden. verkündet, der Gutes als frohe Botschaft verkündet und Heil zu melden hat, der zu Zion sagt: »Dein Gott hat sein Königtum angetreten!« Horch! Deine Wächter lassen schon ihren Ruf erschallen und jubeln allesamt; denn Auge in Auge sehen sie voll Freude, wie der HERR nach Zion zurückkehrt. Brecht in lauten Jubel aus insgesamt, ihr Trümmer (-stätten) Jerusalems! Denn der HERR tröstet sein Volk, hat Jerusalem erlöst! Der HERR hat seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker entblößt, und alle Enden der Erde werden das von unserm Gott ausgehende Heil sehen. Brecht auf, brecht auf, zieht aus von dort, rührt nichts Unreines an! Zieht weg aus ihrer Mitte! Reinigt euch, die ihr die Geräte des HERRN tragt! Denn nicht in ängstlicher Hast braucht ihr auszuziehen und nicht in eiliger Flucht zu wandern; denn der HERR zieht vor euch her, und die Nachhut eures Zuges bildet der Gott Israels. 6. Das stellvertretende Leiden des Gottesknechtes und seine Erhöhung durch Gott nach tiefster Erniedrigunga) Gott kündigt die leidensvolle Erniedrigung und die glänzende Erhöhung seines Knechtes anWisset wohl: mein Knecht wird Erfolg haben; er wird emporsteigen und erhöht werden und hocherhaben dastehen. Wie sich viele über dich entsetzt haben – so entstellt, nicht mehr einem Manne ähnlich war sein Aussehen und seine Gestalt nicht mehr wie die der Menschenkinder –, ebenso wird er viele Völker in Erstaunen versetzen,Oder: sich entsetzen lassen (eigentlich zum Aufspringen bringen). und Könige werden über ihn den Mund verschließen; denn was ihnen nie erzählt worden war, das sehen sie (nun), und wovon sie nie etwas gehört hatten, das nehmen sie (nun) wahr. b) Des Gottesknechts tiefe Erniedrigung, seine schweren Leiden für die Sünder, sein geduldiges Sterben und die ihm gegebene VerheißungWer hat unserer Verkündigung Glauben geschenkt, und wem ist der Arm des HERRN offenbar geworden? Er wuchs ja vor ihmd.h. der ungläubigen Volksmenge. Vielleicht ist aber zu lesen: vor uns. auf wie ein Schößling und wie ein Wurzelsproß aus dürrem Erdreich; er hatte keine Gestalt und keine Schönheit, daß wir ihn hätten ansehen mögen, und kein Aussehen, daß wir Gefallen an ihm gehabt hätten; nein, er war verachtet und gemieden von den Männern, ein Mann der Schmerzen und mit Krankheit vertraut, ja wie einer, vor dem man das Angesicht verhüllt, verachtet, so daß wir ihn für nichts ansahen. Jedoch unsere Krankheiten waren es, die er getragen hat, und unsere Schmerzen hatte er sich aufgeladen, während wir ihn für einen Gestraften, von Gott Geschlagenen und Gemarterten hielten. Und doch war er verwundet um unserer Übertretungen willen und zerschlagen infolge unserer Verschuldungen: die Strafe war auf ihn gelegt zu unserm Frieden, und durch seine Striemen ist uns Heilung zuteil geworden. Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, ein jeder wandte sich seinem eigenen Wege zu; der HERR aber hat unser aller Schuld auf ihn fallen lassen. Als er mißhandelt wurde, ergab er sich willig darein und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Mutterschaf, das vor seinen Scherern stumm bleibt; er tat seinen Mund nicht auf. Aus der Drangsal und dem Gericht ist er hinweggenommen worden, doch wer unter seinen Zeitgenossen bedachte es, daß er vom Lande der Lebenden abgeschnitten war? Wegen der Verschuldung meines Volkes hat die Strafe ihn getroffen.A.Ü.: von V.8: Aus der Angst und aus dem Gericht ist er herausgenommen worden, und seinen Lebenslauf – wer wird ihn ausdenken? Ja, vom Lande der Lebenden ist er abgeschnitten gewesen: wegen der Verschuldung meines Volkes ist ihm Plage zuteil geworden. Und man wies ihm sein Grab bei Frevlern an und bei Missetätern seine Gruft,A.Ü.: man bestimmte sein Grab bei Übeltätern, aber bei einem Reichen (ward es ihm zuteil) nach seinem Tode, weil … wiewohl er keine Gewalttat verübt hatte und kein Betrug in seinem Munde gewesen war. Doch dem HERRN hatte es gefallen, ihn mit Krankheit zu zerschlagen; wenn er sein Leben als Sühne einsetzen wird, soll er Samen sehen und lange Tage leben und der Wille des HERRN durch ihn gedeihen. c) Gott bestätigt dem Knecht seinen Lohn für sein stellvertretendes LeidenInfolge seiner SeelenqualA.Ü.: Von seiner Seelenqual los = nach seiner Seelenqual. wird er (Frucht erwachsen) sehen und satt werden; durch seine Erkenntnis wird als Gerechter mein Knecht den Vielen zur Gerechtigkeit verhelfen, indem er ihre Verschuldungen auf sich lädt. Darum will ich ihm die Vielen zuteilen, und mit Starken soll er Beute teilen zum Lohn dafür, daß er sein Leben in den Tod hingegeben hat und unter die Übeltäter gezählt worden ist, während er doch die Sünde der Vielen getragen hat und für die Übeltäter fürbittend eingetreten ist. 7. Zions Begnadigung, ewige Segensfülle und festbegründetes Heila) Die gnadenreiche Wiederannahme und der reiche Kindersegen Zions; der ewige FriedensbundJuble, du Kinderlose, die nicht Mutter geworden ist; brich in Jubel aus und jauchze, die du keine Geburtsschmerzen hast kennengelernt! Denn »die Kinder der Einsamen werden zahlreicher sein als die Kinder der Verehelichten«, ist der Ausspruch des HERRN. Erweitere den Raum deines Zeltes, und man spanne die Decken deiner Wohnräume weit auseinander, ohne zu sparen! Mache deine Zeltseile lang und schlage deine Zeltpflöcke fest ein! Denn nach rechts und nach links wirst du dich ausbreiten, und deine Nachkommenschaft wird ganze Völker beerben und verödete Städte neu bevölkern. Fürchte dich nicht, denn du sollst nicht enttäuscht werden, und schäme dich nicht, denn du wirst nicht wieder zu erröten brauchen, sondern sollst die Schande deiner Jugendzeit vergessen und der Schmach deines Witwenstandes nicht länger gedenken müssen. Denn der dich geschaffen hat, ist dein Eheherr: ›HERR der Heerscharen‹ ist sein Name; und dein Erlöser ist der Heilige Israels: er heißt ›der Gott der ganzen Erde‹. Denn als die verlassene und im Herzen tiefbekümmerte Gattin ruft dich der HERR zurück: »Wie könnte man auch die Jugendgeliebte verstoßen?« spricht dein Gott. »Nur einen kurzen Augenblick lang habe ich dich verlassen, aber mit herzlichem Erbarmen will ich dich wieder heimholen; in überwallendem Zorn habe ich mein Angesicht einen Augenblick lang vor dir verhüllt, aber mit unendlicher Huld will ich mich deiner nun wieder erbarmen«, spricht der HERR, dein Erlöser. »Denn hierbei will ich’s halten wie einst bei der Flut Noahs: Wie ich (damals) geschworen habe, daß die Flut Noahs nie wieder die Erde überschwemmen solle, ebenso habe ich jetzt geschworen, daß ich nicht länger Zorn gegen dich hegen und dich nicht wieder schelten will. Denn mögen auch die Berge weichen und die Hügel wanken, so soll doch meine Gnade nicht von dir weichen und mein Friedensbund nicht wanken«, spricht der HERR, dein Erbarmer. b) Die künftige Herrlichkeit und der sichere Bestand der Gottesstadt»Du Gebeugte, Sturmbewegte, nie Getröstete! Fürwahr, ich will deine Steine in Bleiglanz einlagern und dich mit Saphirsteinen gründen und will deine Mauerzinnen aus Rubinen herstellen und deine Tore aus Karfunkelsteinen und deine ganze Umfriedung aus Edelgestein. Alle deine Söhne werden vom HERRN unterwiesen und das Wohlbefinden deiner Söhne wird reich gesegnet sein. Durch Gerechtigkeit wirst du fest gegründet werden: entschlage dich der Angst, denn du hast nichts mehr zu fürchten, und halte dich fern von Schrecken, denn er soll an dich nicht herankommen! Wisse wohl: wenn man Angriffe auf dich macht, so geht das nicht von mir aus; wer zum Angriff gegen dich vorgeht, soll um deinetwillen zu Fall kommen. Ich habe ja doch den Schmied geschaffen, der das Kohlenfeuer zur Glut entfacht und eine Waffe mit seiner Kunstfertigkeit herstellt; und ich bin es auch, der den Verderber geschaffen hat, um zu vernichten. Keine Waffe, die gegen dich geschmiedet wird, soll etwas ausrichten, und jede Zunge, die zum Rechtsstreit gegen dich auftritt, wirst du Lügen strafen: dies ist das Erbteil der Knechte des HERRN und die Gerechtigkeit, die ihnen von mir zuteil wird« – so lautet der Ausspruch des HERRN. 8. Dringliche Mahnung an das Volk, die im Davidsbund verheißenen und jetzt ohne Entgelt dargebotene Heilsgüter zu ergreifenAch ihr Durstigen alle, kommt her zum Wasser, und ihr alle, die ihr kein Geld habt, kommt herbei, kauft (Brot) und eßt! Ja kommt, kauft ohne Zahlung und unentgeltlich Wein und Milch! Warum wollt ihr Geld für das zahlen, was kein Brot ist, und euren sauren Verdienst für etwas, das nicht zur Sättigung dient? Hört doch auf mich, so sollt ihr Gutes zu essen haben, und laben soll sich eure Seele an fetter Speise! Leiht mir euer Ohr und kommt her zu mir! Hört, auf daß eure Seele auflebt! Denn ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, (will) die dem David gegebenen unverbrüchlichen Gnadenverheißungen (verwirklichen). Wisset wohl: ich habe ihn zum Zeugen für Völker bestellt, zum Fürsten und Gebieter von Völkerschaften. Wisset wohl: Volksstämme, die du nicht kennst, wirst du herbeirufen, und Volksstämme, die auch dich nicht gekannt haben, werden zu dir herbeieilen um des HERRN, deines Gottes, willen und wegen des Heiligen Israels, weil er dich verherrlicht hat. Im Angesicht solchen Heils laßt den großen Plan Gottes zur Ausführung gelangen, damit Israel glücklich heimkehre! Suchet den HERRN, solange er sich finden läßt; ruft ihn an, solange er nahe ist! Der Gottlose verlasse seinen Weg und der auf Frevel Bedachte seine Gedanken und kehre zum HERRN zurück, daß er sich seiner erbarme, und zu unserm Gott, denn er übt reichlich Vergebung. Denn »meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege« – so lautet der Ausspruch des HERRN –; »sondern soviel der Himmel höher als die Erde ist, soviel höher sind meine Wege als eure Wege und meine Gedanken höher als eure Gedanken. Denn gleichwie der Regen und der Schnee vom Himmel herabfällt und nicht dorthin zurückkehrt, er habe denn die Erde getränkt und befruchtet und sie zum Grünen gebracht, so daß sie dem Sämann Samen und dem Essenden Brot gegeben hat – ebenso verhält es sich auch mit meinem Wort, das aus meinem Munde hervorgeht: es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern erst dann, wenn es das ausgerichtet hat, was ich gewollt habe, und das zustande gebracht hat, wozu ich es gesandt habe.« Denn mit Freuden sollt ihr ausziehen und in Frieden geleitet werden; die Berge und Hügel werden vor euch her in Jubel ausbrechen und alle Bäume des Gefildes in die Hände klatschen; statt des Dorngestrüpps werden Zypressen emporwachsen und statt der Nesseln Myrten sprießen; und das wird für den HERRN zum Ruhme dienen, zu einem ewigen Denkzeichen, das nicht ausgetilgt wird. III. Anhänge zum zweiten Buche Jesajas (Kap. 56-66)1. Das Heil ist nahe und die Zugehörigkeit zur Gemeinde ist jedermann, auch den Nichtisraeliten, möglichSo hat der HERR gesprochen: »Beobachtetd.h. beachtet, wahrt . das Recht und übet Gerechtigkeit! Denn nahe ist mein Heil, um einzutreffen, und meine Gerechtigkeit, um offenbar zu werden.« Wohl dem Menschen, der solches tut, und dem Menschenkind, das hieran festhält: der den Sabbat beobachtetd.h. beachtet, hält ., so daß er ihn nicht entheiligt, und seine Hand von jeder bösen Tat fernhält! Und der Fremdling, der sich an den HERRN angeschlossen hat, möge nicht sagen: »Der HERR wird mich sicherlich aus seinem Volk ausschließen!« Und der Verschnittene sage nicht: »Ach, ich bin nur ein dürrer Baum!« Vielmehr so hat der HERR gesprochen: »Den Verschnittenen, die meine Sabbate beobachtend.h. beachten, halten . und das erwählen, woran ich Wohlgefallen habe, und meinem Bunde treu bleiben, denen will ich in meinem Hause und in meinen Mauern einen Platz und einen Namen verleihen, der besser ist als Söhne und Töchter: einen ewigen Namen will ich ihnen verleihen, der nicht ausgetilgt werden soll! Und die Fremdlinge, die sich an den HERRN anschließen, um ihm zu dienen und den Namen des HERRN zu lieben, um seine Knechte zu sein, alle, die den Sabbat unentweiht beobachtend.h. beachten, halten . und meinem Bunde treu bleiben: die will ich zu meinem heiligen Berge bringen und ihnen Freude gewähren in meinem Bethause, ihre Brandopfer und ihre Schlachtopfer sollen mir wohlgefällig sein auf meinem Altar; denn mein Haus soll ein Bethaus genannt werden für alle Völker.« – So lautet der Ausspruch Gottes des HERRN, der die verstoßenen Angehörigen Israels sammelt: »Ich will ihm noch mehr hinzusammeln zu denen, die schon gesammelt sind.« 2. Strafrede an die pflichtvergessenen und abtrünnigen Angehörigen der Volksgemeindea) Über die Gewissenlosigkeit und Selbstsucht der Führer des VolkesAlle ihr Tiere des Feldes, kommt herbei zum Fressen, alle ihr Tiere im Walde! Die Hüter meines Volkes sind blind, allesamt ohne Einsicht; alle sind sie stumme Hunde, die nicht bellen können; träumend liegen sie da und schlafen gern; und dabei sind sie freßgierige Hunde, die keine Sättigung kennen. Und zugleich sind sie Hirten, die kein Verständnis und keine Einsicht zeigen: alle gehen ihrem eigenen Wege nach, jeder ist auf seinen Vorteil bedacht, einer wie der andere. »Kommt her« (sagen sie), »ich will Wein holen, und Rauschtrank wollen wir zechen! Und morgen soll es wieder so zugehen wie heute, herrlich über alle Maßen!« Der Gerechte kommt um, ohne daß jemand es sich zu Herzen nimmt, und die Frommen werden hinweggerafft, ohne daß jemand es beachtet; denn der Gerechte wird infolge der herrschenden Bosheit hinweggerafft; es geht (aber) ein zum Frieden, es ruht auf seiner Lagerstätte aus ein jeder, der seinen Weg gerade vor sich hin gewandelt ist. b) Über das götzendienerische und unzüchtige Treiben des gesamten VolkesIhr aber, tretet näher hierher, ihr Kinder der Zauberin, Brut, die du Ehebruch und Unzucht getrieben hast! Über wen macht ihr euch lustig? Über wen reißt ihr den Mund weit auf und streckt die Zunge lang heraus? Seid ihr nicht Kinder treulosen Abfalls, eine Lügenbrut? Ihr, die ihr in Brunst glüht für die Götzen unter jedem dichtbelaubten Baum, die ihr Kinder in den Tälern schlachtet inmitten der Felsenklüfte! Mit den glatten Steinen des Talbaches hast du dir zu schaffen gemacht, sie sind dein Los gewesen; auch ihnen hast du Trankopfer ausgegossen, Speisopfer dargebracht: soll ich mich mit solchen Dingen zufrieden geben? Auf jedem hohen und ragenden Berge hast du dein Lager aufgeschlagen; auch dort bist du hinaufgestiegen, um Schlachtopfer darzubringen; und hinter der Tür und dem Türpfosten hast du deinen Hausgötzen untergebracht;A.Ü.: deinen Denkspruch angebracht (vgl. 5.Mose 6,9). denn mir untreu, hast du dein Lager aufgedeckt und bestiegen, hast es auch breit gemacht und dir den Buhlerlohn von ihnen ausbedungen, hast nach ihrer Umarmung Verlangen getragen und ihre Blöße geschaut. Auch bist du mit Öl zum Moloch gezogenA.Ü.: Auch bist du mit Öl zum König (von Assyrien und Ägypten) gezogen. und hast wohlriechende Salben in Menge mitgenommen, hast deine Boten weithin gesandt und dich erniedrigt bis zur Unterwelt.A.Ü.: von fernen Völkern Gottesdienste und Totenverehrung entlehnt. Wurdest du auch müde von deinem weiten Wandern, so hast du doch nicht gesagt: »Ich gebe es auf«; nein, du gewannest immer neue Kraft in deinen Gliedern; darum wurdest du nicht matt. Und vor wem hast du dich gescheut und dich gefürchtet, so daß du die Treue brachest und meiner nicht mehr gedachtest und ich dir nicht in den Sinn kam? Nicht wahr? Weil ich mich schweigend verhielt, und zwar seit undenklicher Zeit, darum fürchtetest du dich nicht vor mir. Aber ich will jetzt bekannt machen, wie es um deine Gerechtigkeit steht, und was deine Machwerke anlangt, so werden sie dir nichts nützen. Wenn du dann schreist, mögen deine Haufen von Götzen dir helfen! Doch ein Windstoß wird sie alle davontragen, ein Hauch sie hinwegraffen. Aber wer auf mich vertraut, der wird das Land erben und meinen heiligen Berg in Besitz nehmen. 3. Neue Gnadenverheißung Gottes für die demütig Frommen und die BußfertigenUnd er (der HERR) wird gebieten: »Schafft Bahn, schafft Bahn, bereitet einen Weg! Räumt meinem Volke jeden Anstoß aus dem Wege!« Denn so hat der Hohe und Erhabene gesprochen, der da ewiglich thront und dessen Name ›der Heilige‹ ist: »In der Höhe und im Heiligtum wohne ich und bei denen, die zerschlagenen und gebeugten Geistes sind, um neu zu beleben den Geist der Gebeugten und zu erquicken das Herz der Zerschlagenen. Denn nicht ewiglich will ich hadern und nicht immerdar zürnen; es müßte sonst ja jeder Geist vor mir verschmachten und die Lebensgeister, die ich selbst geschaffen habe. Nur wegen seiner sündhaften Habgier habe ich (dem Volk) gezürnt und es strafend heimgesucht, indem ich zornig mich verbarg, während es abtrünnig seinem selbstgewählten Wege nachging. Seine Wege habe ich wohl gesehen, und doch will ich es heilen, will es leiten und ihm und zwar seinen Leidtragenden Trost als Vergeltung spenden, indem ich als die Frucht der Lippen Frieden schaffe, nämlich Frieden den Fernen und den Nahen!« spricht der HERR, »und ich will es heilen!« – Aber die Gottlosen gleichen dem aufgewühlten Meer, das nicht zur Ruhe kommen kann und dessen Wasser Schlamm und Schmutz aufwühlen. »Keinen Frieden«, spricht mein Gott, »gibt es für die Gottlosen.« 4. Vom falschen und vom rechten Gottesdiensta) Der nichtige Gottesdienst der Gegenwart; Unwert des äußerlichen FastensRufe mit voller Kehle aus, ohne an dich zu halten, laß deine Stimme laut erschallen wie eine Posaune und halte meinem Volk seine Untreue vor und dem Hause Jakobs seine Sünden! Zwar befragen sie mich Tag für Tag und tragen Verlangen nach der Kenntnis meiner Wege; als wären sie ein Volk, das Gerechtigkeit geübt und das Recht seines Gottes nicht verlassen hat, fordern sie Gerichte der Gerechtigkeit von mir, erwarten ungeduldig das Nahen Gottes. »Warum fasten wir« (sagen sie), »und du siehst es nicht? Warum kasteien wir uns, und du beachtest es nicht?« Bedenket wohl: am Tage, wo ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und drängt alle eure Leute zur Arbeit.A.Ü.: und betreibt ihr alle eure Beschäftigungen. Bedenket wohl: nur zur Erregung von Streit und Händeln haltet ihr Fasten und um mit roher Faust dreinzuschlagen; ihr fastet zur Zeit nicht so, daß ihr eurem Beten Erhörung in der Himmelshöhe verschaffen könntet. Soll dergleichen etwa ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, an dem der Mensch sich wirklich kasteit? Daß man den Kopf hängen läßt wie ein Binsenhalm und sich Sackleinen anlegt und sich auf Asche bettet: darfst du das ein Fasten nennen und einen dem HERRN wohlgefälligen Tag? b) Barmherzige Liebe ist Gott wohlgefälligIst nicht vielmehr das ein Fasten, wie ich es liebe: daß man ungerechte Fesseln löst, daß man die Bande des Knechtschaftjoches sprengt, Vergewaltigte in Freiheit setzt und jegliches Joch zerbricht? Nicht wahr? Wenn du dem Hungrigen dein Brot brichst und unglückliche Obdachlose in dein Haus aufnimmst, wenn du einen Halbnackten siehst, ihn kleidest und dich deinem Volksgenossen nicht entziehst: dann wird dein Licht wie das Morgenrot hervorbrechen und deine Heilung schnelle Fortschritte machen; und vor dir wird deine Gerechtigkeit hergehen und die Herrlichkeit des HERRN deine Nachhut bilden. Wenn du dann rufst, wird der HERR dir antworten; und wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: »Siehe, hier bin ich!« Wenn du die Knechtung, das höhnische Fingerausstrecken und das Trugreden aus deiner Mitte wegschaffst und dem Hungrigen das darreichst, wonach du selbst Verlangen trägst, und dadurch eine verzagte Seele sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis erstrahlen und dein Dunkel wie der helle Mittag werden; und der HERR wird dich allezeit geleiten und deine Seele auch in dürren Gegenden sich sättigen lassen und deine Glieder kräftig machen, so daß du einem wohlbewässerten Garten gleichst und einem Wasserquell, dessen Fluten nicht trügen. Und die Deinen sollen die uralten Trümmerstätten wieder aufbauen; die Grundmauern vieler früheren Geschlechter wirst du wieder aufrichten; und man wird dich den ›Vermaurer von Rissen‹ nennen, den ›Wiederhersteller bewohnbarer Straßen‹. c) Der Segen rechter SabbatheiligungWenn du deinen Fuß vom Sabbat zurückhältst, so daß du nicht deine Geschäfte an dem mir heiligen Tage betreibst, sondern den Sabbat eine Wonne und den heiligen Tag des HERRN verehrungswürdig nennst und ihn dadurch ehrst, daß du nicht deine Gänge an ihm abmachst, nicht deinen Geschäften nachgehst und leeres Geschwätz verführst: dann wirst du deine Lust am HERRN haben, und ich werde dich auf den Höhen der Erde einherfahren lassen und will dir das Erbe deines Vaters Jakob zu verspeisen geben; denn der Mund des HERRN hat es gesprochen. 5. Strafrede, Bekenntnis, Heilsverheißunga) Strafrede des Propheten über die allgemeine SündhaftigkeitWisset wohl: der Arm des HERRN ist nicht zu kurz, daß er nicht helfen könnte, und sein Ohr ist nicht so taub, daß er nicht hörte; nein, eure Verschuldungen bilden eine Scheidewand zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, so daß er nicht hört; denn eure Hände sind mit Blut befleckt und eure Finger mit Verschuldung; eure Lippen reden Lüge, und eure Zunge läßt Unwahrheit verlauten. Keiner ladet den andern in Gerechtigkeit vor Gericht, und keiner führt einen Rechtsstreit in Treue; nein, man verläßt sich auf Trug und redet Täuschung, man geht schwanger mit Unheil und gebiert Verderben. Basiliskeneier brüten sie aus, und Spinnefäden weben sie: wer eins von ihren Eiern ißt, muß sterben, und wenn eins zerdrückt wird, so fährt eine Otter heraus. Ihre Spinngewebe taugen nicht zur Bekleidung, und in ihr Gewirk kann man sich nicht hüllen: ihre Werke sind Unheilswerke, und Gewalttätigkeit liegt in ihren Händen. Ihre Füße laufen zum Bösestun und haben es eilig, unschuldiges Blut zu vergießen; ihre Gedanken sind auf Unheil gerichtet, Verwüstung und Zerstörung bezeichnen ihre Bahnen. Den Weg des Friedens kennen sie nicht, und kein Recht gibt es in ihren Geleisen; sie schlagen krumme Pfade ein: wer immer sie betritt, lernt den Frieden nicht kennen. b) Des Volkes Bekenntnis seiner Sünden und seiner RatlosigkeitDarum ist der Rechtsspruch fern von uns geblieben, und die Gerechtigkeit erreicht uns nicht; wir harren auf das Licht, aber ach! es bleibt dunkel, auf Tageshelle, aber in finsterer Nacht müssen wir wandeln. Wir tasten wie die Blinden an der Wand hin und tappen wie Augenlose umher; wir straucheln am hellen Mittag wie in der Dämmerung und sind unter den Wohlgenährten den Toten gleich. Wir brummen alle wie die Bären und girren ohne Unterlaß wie die Tauben; wir harren auf den Rechtsspruch, aber sie kommt nicht, und auf Rettung, aber sie bleibt fern von uns. Denn groß ist die Zahl unserer Übertretungen vor dir, und unsere Sünden zeugen gegen uns; denn unserer Übertretungen sind wir uns bewußt, und unsere Verschuldungen kennen wir: Treubruch und Verleugnung dem HERRN gegenüber und Abkehr von der Anhänglichkeit an unsern Gott, Reden von Gewalttätigkeit und Abfall, Schwangergehn mit Lügenworten und sie gegen besseres Wissen aussprechen.W.: sie aus dem Herzen hervorstoßen. So ist denn das Recht zurückgedrängt, und die Gerechtigkeit steht weitab; denn die Wahrheit wankt auf dem Markt, und die Redlichkeit findet keinen Einlaß. So ist denn die Wahrheit verschwunden; und wer sich gegen das Böse auflehnt, muß sich ausplündern lassen.A.Ü.: ist unauffindbar. Als der HERR das sah, mißfiel es ihm sehr, daß nirgends Recht vorhanden war; c) Gottes rettendes Eingreifen und seine Heilsverheißungund weil er sah, daß kein Mann (zur Rettung) da war, und er sich verwunderte, daß niemand sich ins Mittel legte, da mußte sein eigener Arm ihm helfen, und seine Gerechtigkeit mußte seine Stütze werden. Er legte also die Gerechtigkeit als einen Panzer an und setzte sich den Helm des Heils aufs Haupt; er zog Rachekleider als Waffenrock an und hüllte sich in Zorneseifer wie in einen Mantel. Ganz den verübten Taten entsprechend wird er vergelten: Zornglut seinen Widersachern, Rache seinen Feinden; den Meeresländern wird er den verdienten Lohn zahlen. Dann wird man im Westen den Namen des HERRN fürchten und im Osten seine Herrlichkeit; denn er wird daherkommen wie ein eingezwängter Strom, gegen den der Hauch des HERRN anstürmt.A.Ü.: den der Hauch des Herrn antreibt. »Aber für Zion wird er als Erlöser erscheinen, und zwar für die, welche in Jakob vom Treubruch sich bekehrt haben« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Was aber mich betrifft, so soll dies mein Bund mit ihnen sein« – so hat der HERR gesprochen –: »Mein Geist, der auf dir ruht, und meine Worte, die ich dir in den Mund gelegt habe, die sollen nicht aus deinem Munde weichen und auch nicht aus dem Munde deiner Kinder und nicht aus dem Munde deiner Kindeskinder« – so hat der HERR gesprochen – »von nun an bis in alle Ewigkeit.« 6. Das Buch von Zions zukünftiger Herrlichkeit (Kap. 60-62)a) Glanz des künftigen Zion als der Krone der Völkerwelta) Zion von Gottes Lichtglanz überstrahltMache dich auf, werde licht! Denn dein Licht ist gekommen,Alles hier Ausgesagte gehört selbstverständlich der Zukunft an: der Prophet sieht es in seinem Geist bereits als vollendet. und die Herrlichkeit des HERRN ist über dir erstrahlt. Denn wohl bedeckt Finsternis die Erde und Dunkel die Völker, aber über dir strahlt der HERR wie eine Sonne auf, und seine Herrlichkeit wird sichtbar über dir. Völker wallen zu deinem Licht hin und Könige zu dem Glanz, in dem du strahlst. b) Zion als Sammelplatz seiner unter die Völker versprengten Kinder und der Schätze der WeltHebe ringsum deine Augen empor und blicke hin! Sie alle haben sich versammelt und kommen zu dir: deine Söhne kommen aus der Ferne, und deine Töchter werden auf den ArmenW.: auf der Hüfte = an der Seite (vgl. 66,12). getragen. Da wirst du dann, sobald du das siehst, vor Freude strahlen, und dein Herz wird pochen und sich weit auftun; denn der Reichtum des Meeres wird sich dir zuwenden, die Schätze der Völker dir zuströmen. Ein Gewimmel von Dromedaren wird dich bedecken, die jungen Kamele von Midian und Epha;Kamelherden aus Nord- und Südarabien. allesamt werden sie aus Saba herkommen, Gold und Weihrauch bringen und die Ruhmestaten des HERRN verkünden. Alle Herden von KedarEin arabischer Nomadenstamm in der syrisch-arabischen Wüste nach Babylon zu. werden sich für dich sammeln, die Widder von Nebajoth dir zu Diensten stehen: mir zum Wohlgefallen werden sie auf meinen Altar gebracht werden, und so mache ich meinen glanzvollen Tempel noch glänzender. Wer sind diese da, die wie eine Wolke dahergeflogen kommen und wie Tauben zu ihren Schlägen? Ja, auf mich harren die Meeresländer, und die Tharsisschiffe segeln voran, um deine Söhne aus der Ferne herzubringen; ihr Silber und ihr Gold führen sie mit sich für den Namen des HERRN, deines Gottes, und für den Heiligen Israels, weil er dich zu hohen Ehren bringt. c) Zion als Herrin der Welt geehrt und geziertDie Söhne fremden Stammes werden deine Mauern aufbauen und ihre Könige dir dienstbar sein; denn in meinem Grimm habe ich dich (allerdings) geschlagen, aber in meiner Gnade mich deiner wieder erbarmt. Deine Tore werden beständig offen stehen, bei Tag und bei Nacht unverschlossen bleiben, um in dich einzulassen den Reichtum der Völker und ihre Könige, die im Triumph aufgeführt werden. Denn jedes Volk und jedes Reich, die dir nicht dienen wollen, sollen untergehen, und die Heidenvölker überhaupt völliger Vernichtung anheimfallen. Die Prachtbäume des Libanons sollen zu dir gebracht werden, Zypressen, Platanen und Edeltannen zumal, um die Stätte meines Heiligtums zu zieren; denn ich will die Stätte ehren, wo meine Füße ruhen. Es sollen auch die Söhne deiner (früheren) Bedrücker tiefgebückt zu dir kommen, und alle deine Verächter sich zu deinen Fußsohlen niederwerfen und dich ›die Stadt des HERRN‹ nennen, ›das Zion des Heiligen Israels‹. d) Zion der Ruhm und die Freude der Völker als friedlicher Mittelpunkt der ErdeStatt daß du verlassen und verhaßt warst, so daß niemand dich aufsuchte, will ich dich zu ewigem Stolz machen, zum Entzücken für alle künftigen Geschlechter. Und du wirst die Milch der Völker schlürfen und dich an der Brust der Könige nähren und sollst erkennen, daß ich, der HERR, dein Retter bin und daß dein Erlöser der starke Held Jakobs ist. Anstatt des Kupfers will ich Gold herbringen und anstatt des Eisens Silber herbeischaffen, statt des Holzes Kupfer und statt der Steine Eisen. Und ich will zu deiner Obrigkeit den Frieden machen und zu deiner Regierung die Gerechtigkeit. Nicht wird man künftig von Gewalttaten in deinem Lande hören, von Verheerung und Verwüstung innerhalb deiner Grenzen, sondern deine Mauern wirst du ›Heil‹ nennen und deine Tore als ›Ruhm‹ bezeichnen. ee) Zion als gotterfüllte Lichtstadt herrlich erblühendNicht mehr wird dir künftig am Tage die Sonne als Leuchte dienen, noch bei Nacht der Mond dir zur Erhellung scheinen; nein, der HERR wird dir zum ewigen Licht dienen und dein Gott zu deiner herrlichen Zier. Nicht mehr wird künftig deine Sonne untergehen, noch dein Mond den Schein verlieren; denn der HERR wird dir zum ewigen Licht werden, und die Tage deiner Trauer sollen zu Ende sein. Dann wird dein Volk in seiner Gesamtheit aus Gerechten bestehen; ewiglich werden sie das Land besitzen als der Sproß der von mir angelegten Pflanzung, als das Werk meiner Hände, zu meiner Verherrlichung: der Kleinste wird zu einer Tausendschaft werden und der Geringste zu einem starken Stamm: ich, der HERR, habe es verheißen und werde es zu seiner Zeit eilends verwirklichen. b) Trostrede des von Gott Gesandten an sein trauerndes Volka) Der Gottesbote (d.h. geistgesalbte Sprecher) verkündet den Zweck seiner SendungDer Geist Gottes des HERRN ruht auf mir, weil der HERR mich gesalbt hat, um den Elenden frohe Botschaft zu bringen; er hat mich ja gesandt, um die, welche gebrochenen Herzens sind, zu verbinden, den Gefangenen die Freilassung anzukündigen und den Gebundenen die Entfesselung, ein Gnadenjahr des HERRN und einen Tag der Rache unsers Gottes auszurufen, um allen Trauernden Trost zu bringen, den um Zion Trauernden als Gnadengeschenk zu verleihen Kopfschmuck statt der schmutzigen Asche, Freudenöl statt des Trauergewandes, Lobgesang statt eines verzagten Geistes, damit man sie nenne ›EichenEig.: Terebinthen. der Gerechtigkeit‹, ›die Pflanzung des HERRN ihm zur Verherrlichung‹. b) Darlegung der von Gott verheißenen HerrlichkeitDann werden sie die uralten Trümmerstätten wieder aufbauen und, was in früheren Zeiten zerstört worden ist, wieder aufrichten; sie werden die verödeten Städte wiederherstellen, Plätze, die wüst dagelegen haben von Geschlecht zu Geschlecht. Und fremde Leute werden antreten, um eure Herden zu weiden, und Ausländer werden eure Ackerleute und Weingärtner sein; ihr aber werdet ›Priester des HERRN‹ heißen, und ›Diener unsers Gottes‹ wird man euch nennen; den Reichtum der Heidenvölker werdet ihr genießen und in ihre Herrlichkeit eintreten.A.Ü.: und mittels ihrer Herrlichkeit euch erheben. Die erlittene Schmach wird euch doppelt ersetzt werden, und zum Entgelt für erfahrene Schmähung werden sie über ihren Anteil jubeln; daher sollen sie doppelten Besitz in ihrem Lande erhalten, und ewige Freude wird ihnen zuteil werden. Denn ich, der HERR, liebe das Recht und hasse frevelhaften Raub; so will ich ihnen denn ihren Lohn getreulich geben und einen ewigen Bund mit ihnen schließen. Ihre Nachkommenschaft soll unter den Völkerschaften wohlbekannt sein und ihre Sprößlinge inmitten der Völker: alle, die sie sehen, werden sie anerkennen als ein vom HERRN gesegnetes Geschlecht. c) Jubelruf der Gemeinde über die gnadenreiche Verherrlichung»Laut frohlocken will ich über den HERRN, jubeln soll meine Seele über meinen Gott! Denn er hat mich in Gewänder des Heils gekleidet, mir den Mantel der Gerechtigkeit umgelegt wie einem Bräutigam, der sich den Kopfschmuck nach Priesterart zurichtet, und wie eine Braut, die ihr Geschmeide anlegt. Denn wie die Erde ihr Gesproß hervorbringt und wie ein Garten seine Aussaat sprossen läßt, so wird Gott der HERR Gerechtigkeit sprossen lassen und Ruhm angesichts aller Völker.« c) Gottes Botschaft von der nahen Erlösung und dem künftigen Glanze Zionsa) Gott verkündet, er wolle nicht an sich halten, bis Zions Glanzzeit kommeUm Zions willen darf ich nicht schweigen und um Jerusalems willen mir keine Ruhe gönnen, bis seine Gerechtigkeit aufgeht wie Lichtglanz und sein Heil wie eine brennende Fackel, und bis die Völker deine Gerechtigkeit sehen und alle Könige deine Herrlichkeit und man dir einen neuen Namen beilegt, den der Mund des HERRN bestimmen wird. b) Gottes Ratschluß, seine Stadt zu verherrlichen und sicherzustellen, wird unfehlbar verwirklicht werdenDann wirst du eine prachtvolle Krone in der Hand des HERRN sein und eine königliche Kopfbinde in der Hand deines Gottes; und man wird dich nicht mehr ›die Verlassene‹ nennen und dein Land nicht mehr als ›Verödung‹ bezeichnen, sondern man wird dich ›Mein Wohlgefallen haftet an ihr‹ nennen und dein Land ›die Vermählte‹; denn der HERR hat Gefallen an dir, und dein Land stellt seine Gattin dar. Denn wie der Jüngling sich mit der Jungfrau vermählt, so werden deine Söhne sich mit dir vermählen,Nach passender Lesart: so wird dein Erbauer sich mit dir vermählen. und wie der Bräutigam seine Freude an der Braut hat, so wird dein Gott Freude über dich empfinden. c) Mahnung an die über Jerusalem bestellten Wächter, dem Herrn keine Ruhe zu lassen, bis er seine Verheißungen erfüllt habe»Über deine Mauern, Jerusalem, habe ich WächterGemeint sind Engel, denen die Bewachung Jerusalems von Gott übertragen ist. bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch keinen Augenblick schweigen sollen.« Ihr, die ihr den HERRN erinnern sollt: gönnt euch keine Ruhe und gewährt auch ihm keine Ruhe, bis er sich dazu bereit macht und Jerusalem zu einer Berühmtheit auf der Erde macht. Geschworen hat der HERR bei seiner Rechten und bei seinem starken Arm: »Ich will fortan dein Getreide deinen Feinden nicht mehr zur Nahrung hingeben, und niemals wieder sollen Ausländer deinen Wein trinken, um den du dich gemüht hast; nein, die (das Korn) eingeerntet haben, sollen es auch verzehren und den HERRN dabei preisen; und die (den Wein) gelesen haben, sollen ihn auch trinken in den Vorhöfen meines Heiligtums.« d) Aufruf zum Auszug aus dem Heidenlande nach der zu hohem Heil bestimmten GottesstadtZieht aus, zieht aus durch die Tore!A.Ü.: Zieht hin in die Tore! Bereitet dem Volk den Weg! Bahnet, bahnet die Straße, räumt die Steine weg, pflanzt ein Panier für die Völker auf! Sehet, der HERR hat den Befehl bis ans Ende der Erde erschallen lassen: »Sagt der Tochter Zion: ›Siehe, dein Heil kommt, siehe, sein Lohn kommt mit ihm, und seine Vergeltung geht vor ihm her!‹« Und man wird sie nennen ›das heilige Volk‹, ›die durch den HERRN Erlösten‹; dich selbst aber wird man nennen ›die Vielbesuchte‹, ›die nicht (mehr) verlassene Stadt‹. 7. Das bevorstehende Strafgericht über Edom und andere gottfeindliche HeidenvölkerWer ist es, der dort von Edom herkommt, von Bozra in hochroten Kleidern? Prächtig ist er in seinem Gewand, stolz schreitet er einher in der Fülle seiner Kraft. »Ich bin es, der mit Gerechtigkeit redet, der reiche Mittel hat zu retten.« »Woher rührt das Rot an deinem Gewande, und warum sehen deine Kleider aus wie die eines Keltertreters?« »Die Kelter habe ich getreten, ich allein, denn von den Völkern stand niemand mir bei; da habe ich sie in meinem Zorn niedergetreten und in meinem Grimm zerstampft; dabei ist ihr Lebenssaft an meine Kleider gespritzt, so daß ich meine ganze Gewandung besudelt habe. Denn ein Tag der Rache lag mir im Sinn, und das Jahr meiner Erlösung war gekommen. Ich schaute mich um, doch niemand war da, um zu helfen; ich blickte erstaunt umher, doch niemand war da, der mir beistand; da hat mein Arm mir geholfen, und mein Grimm, der hat mir Beistand geleistet. So habe ich denn Völker in meinem Zorn niedergetreten und sie in meinem Grimm zerschmettertA.L.: trunken gemacht. und habe ihren Lebenssaft zur Erde rinnen lassen.« 8. Bußlied und Bittgebet des Propheten im Namen des tiefgebeugten Volkesa) Rückblick auf die dem Volke in der Vorzeit erwiesenen göttlichen WohltatenDer Gnadenerweise des HERRN will ich gedenken, der Ruhmestaten des HERRN, wie sich’s gebührt nach allem, was der HERR an uns getan hat, und nach der großen Güte gegen das Haus Israel, dem er Gutes erwiesen hat nach seiner Barmherzigkeit und nach der großen Zahl seiner Gnadenverheißungen. Denn er sagte: »Sie sind ja doch mein Volk, Söhne, die nicht treulos sein werden«; so erwies er sich ihnen denn als Retter. In allen ihren Bedrängnissen fühlte (auch) er sich bedrängt, und der Engel seines Angesichtsd.h. in dessen Gestalt er in die Erscheinung tritt. rettete sie; in seiner Liebe und Milde erlöste er selbst sie und hob sie immer wieder empor und trug sie einher alle Tage der Vorzeit hindurch. b) Sehnsucht des mit Recht gestraften Volkes nach der Liebe und Treue des alten GottesSie aber waren widerspenstig und betrübten seinen heiligen Geist, so daß er sich ihnen in einen Feind verwandelte und selbst gegen sie stritt. Da dachte sein Volk zurück an die Tage der Vorzeit, an Mose: »Wo ist der, welcher den Hirten seiner Herde aus dem Meer heraufgeholt hat? Wo ist der, welcher seinen heiligen Geist ihm ins Herz gab? Welcher seinen gewaltigen Arm zur Rechten Moses einhergehen ließ? Welcher die Wasser ihretwegen zerteilte, um sich einen ewigen Namen zu schaffen? Welcher sie durch die Fluten ziehen ließ wie Rosse in der Steppe, so daß sie nicht strauchelten? Gleich der Herde, die ins Tal hinabzieht, brachte der Geist des HERRN sie zur Ruhe.« So hast du dein Volk geleitet, um dir einen ruhmvollen Namen zu machen. c) Bitte um Erbarmen und Hilfe bei dem jetzigen äußeren und inneren ElendBlicke vom Himmel hernieder und schaue von deiner heiligen und prächtigen Wohnung her! Wo ist dein Eifer und deine Heldenkraft, der Drang deines Herzens und dein Erbarmen? Halte dich doch nicht zurück (gegen mich)! Denn du bist unser Vater. Abraham weiß ja nichts von uns, und Israel kennt uns nicht: du, HERR, bist unser Vater; ›unser Erlöser‹ ist von alters her dein Name. Warum hast du uns abirren lassen, HERR, von deinen Wegen und unser Herz verhärtet, so daß es dich nicht mehr fürchtet? Kehre zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Eigentum sind! Nur kurze Zeit ist das dir geheiligte Volk im Besitz seines Erbes gewesen, da haben unsere Widersacher dein Heiligtum zertreten. Es ist uns ergangen wie solchen, über die du nicht von alters her geherrscht hast und über denen dein Name niemals genannt worden ist. d) Sehnlicher Wunsch nach voller Offenbarung der furchtbaren Macht GottesO daß du doch den Himmel zerrissest, herabführest, so daß die Berge vor dir ins Wanken gerieten – wie Feuer Reisig in Brand setzt und Feuer das Wasser in Sieden versetzt –, um deinen Namen deinen Widersachern kundzutun, damit die Völker vor dir erzitterten, indem du furchtbare Taten vollführtest, die unsere Erwartung überstiegen! Ja, führest du herab, so daß die Berge vor dir ins Wanken gerieten! Hat man doch von alters her nicht gehört noch vernommen, hat doch kein Auge es je gesehen, daß ein Gott außer dir für einen auf ihn Harrenden Taten vollbringt. e) Demütiges Schuldbekenntnis und Bitte um neue GnadeDu kommst dem entgegen, der Freude daran hat, Gerechtigkeit zu üben, denen, die auf deinen Wegen deiner gedenken. Doch ach, du bist in Zorn geraten, denn wir haben gesündigt durch unsere Untreue allezeit und unsern Abfall.A.Ü.: und wir blieben lange darin und gingen in der Irre. So sind wir denn allesamt einem Unreinen gleich geworden und alle unsere Gerechtigkeitserweise sind wie ein besudeltes Gewand; wir sind allesamt verwelkt wie Laub, und unsere Sünden haben uns mit sich fortgerissen wie der Wind; und niemand ist da, der deinen Namen noch anruft, niemand, der sich aufrafft, um an dir festzuhalten; denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen und läßt uns unter dem Druck unserer Sünden vergehen. Nun aber, HERR – du bist ja unser Vater; wir sind der Ton, und du bist unser Bildner, und das Werk deiner Hände sind wir alle –: Zürne nicht unversöhnlich fort, o HERR, und gedenke nicht ewiglich unserer Schuld! Ach, blicke doch her: dein Volk sind wir alle! Deine heiligen Städte sind zur Wüste geworden: Zion ist zur Wüste geworden, Jerusalem zur Trümmerstätte! Unser heiliger und herrlicher Tempel, wo unsere Väter dir lobgesungen haben, ist in Flammen aufgegangen, und alle unsere Lieblingsstätten liegen in Trümmern! Willst du trotz alledem an dich halten, HERR? Willst du schweigen und uns erniedrigen bis zur Vernichtung? 9. Gottes Antwort: Ankündigung des Läuterungsgerichts über das entartete Volka) Gottes Klage über das abtrünnige Volk; Strafandrohung für die Abgefallenen»Ich bin zu erkunden gewesen für die, welche nicht (nach mir) fragten, und ich bin zu finden gewesen für die, welche mich nicht suchten;A.Ü.: Ich bin erkundet worden von denen, die nicht nach mir fragten, ich bin gefunden worden von denen, die mich nicht suchten (vgl. Röm 10,20). ich habe ›Hier bin ich! Hier bin ich!‹ gesagt zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief. Ich habe meine Arme den ganzen Tag ausgestreckt nach einem widerspenstigen Volk, das seinen eigenen Gedanken nachgeht auf unheilvollem Wege, nach Leuten, die mich beständig in kränkender Weise erbittern, indem sie in den Gärten Schlachtopfer und auf (Altären von) Ziegelsteinen Rauchopfer darbringen, die in den Gräbern sitzen und an geheimnisvollen Orten nächtigen; die Schweinefleisch essen und Brühe von unreinen Dingen in ihren Gefäßen haben; die da sagen: ›Bleibe mir vom Leibe, komm mir nicht nahe, denn ich bin für dich heilig!‹ Solche Leute sind Rauch in meiner Nase, wie loderndes Feuer den ganzen Tag. Wisset wohl: aufgeschrieben liegt das vor mir, und ich werde nicht schweigen, es sei denn, daß ich es vergolten habe; ja, vergelten will ich es und es in ihren SchoßW.: Kleiderbausch, Busen. heimzahlen, eure Verschuldungen und die Verschuldungen eurer Väter zugleich!« – so hat der HERR gesprochen –, »weil sie auf den Bergen geopfert und mich auf den Hügeln entehrt haben; ja, ihnen will ich zuvörderst den verdienten Lohn in ihren Schoß hineinmessen!« b) Ankündigung der Scheidung zwischen den treuen Knechten und den im Abfall Beharrenden; eine Auswahl soll gerettet werdenSo hat der HERR gesprochen: »Wie man von einer Traube sagt, solange sich noch Saft in ihr findet: ›Verderbe sie nicht, denn es ist ein Segen in ihr!‹, so will auch ich es halten um meiner Knechte willen, um nicht das Ganze zu verderben. Darum will ich aus Jakob einen Samen hervorgehen lassen und aus Juda einen Erben meines Berglandes, damit meine Erwählten das Land ererben und meine Knechte daselbst wohnen. Da wird dann die Saronebene zu einer Trift für Schafherden werden und das Tal AchorAchor seit Jos 7,24 eine verrufene Stätte; vgl. Hos 2,17. zum Lagerplatz der Rinder für mein Volk, soviele ihrer mich gesucht haben. Ihr aber, die ihr den HERRN verlassen, die ihr meinen heiligen Berg vergessen habt, die ihr dem Glücksgott den Tisch herrichtet und der Schicksalsgöttin Würzwein (als Trankopfer) einschenkt: euch bestimme ich für das Schwert, und zwar sollt ihr allesamt zur Schlachtung niederknien, zur Strafe dafür, daß ihr, als ich gerufen hatte, nicht geantwortet habt, und als ich redete, nicht hören wolltet, sondern das getan habt, was böse ist in meinen Augen, und euch für das entschieden habt, woran ich kein Wohlgefallen finde.« c) Das Schicksal der Verehrer und der Verächter Gottes; das überschwengliche Glück des künftigen GottesvolkesDarum hat Gott der HERR so gesprochen: »Fürwahr, meine Knechte werden essen, ihr aber sollt hungern! Fürwahr, meine Knechte werden trinken, ihr aber sollt Durst leiden! Fürwahr, meine Knechte werden sich freuen, ihr aber sollt beschämt dastehen! Fürwahr, meine Knechte werden jubeln vor Herzenslust, ihr aber sollt schreien vor Herzeleid und laut wehklagen in Verzweiflung! Außerdem sollt ihr euren Namen meinen Erwählten zum Fluchwort hinterlassen: ›Gott der HERR möge so dich töten!‹ Seinen Knechten aber wird er einen andern Namen beilegen, so daß, wer sich segnen will im Lande, sich mit dem Gott der Wahrhaftigkeit segnen wird, und wer im Lande schwört, beim Gott der Treue schwören wird; denn die früheren Drangsale werden vergessen sein und verborgen vor meinen Augen.« Die Glückseligkeit des Gottesvolkes in der Endzeit»Denn wisset wohl: ich werde einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, so daß man der früheren Zustände nicht mehr gedenken wird und sie keinem mehr in den Sinn kommen sollen. Nein, freuet euch und jubelt immerdar über das, was ich schaffe; denn wisset wohl: ich will Jerusalem umschaffen zum Jubel und das Volk darin zum Frohlocken; und ich will selbst über Jerusalem jubeln und über mein Volk frohlocken, und es soll hinfort kein Laut des Weinens und kein Laut des Wehgeschreis in ihm vernommen werden. Es soll dort alsdann keinen Säugling von nur wenigen Tagen und keinen Greis mehr geben, der seine Tage nicht voll auslebt; sondern als Jüngster wird der Hundertjährige sterben und wer nur hundert Jahre alt wird, als ein vom Fluch getroffener Sünder gelten. Wenn sie Häuser bauen, werden sie auch darin wohnen und, wenn sie Weinberge anlegen, auch deren Ertrag genießen; sie werden nicht bauen, daß ein anderer darin wohne, und werden nicht pflanzen, daß ein anderer die Früchte genieße; nein, gleich der Lebenszeit der Bäume soll auch die Lebenszeit meines Volkes sein, und was ihre Hände erarbeitet haben, sollen meine Erwählten auch selbst verbrauchen. Nicht vergeblich sollen sie sich abmühen und nicht Kinder für jähen Tod zeugen; nein, sie werden ein Geschlecht der vom HERRN Gesegneten sein und ihre Sprößlinge ihnen erhalten bleiben. Und geschehen wird es: ehe sie rufen, will ich schon antworten, und während sie noch reden, will ich sie schon erhören. Wolf und Lamm werden beisammen weiden, und der Löwe wird Stroh fressen wie ein Rind und die Schlange sich von Staub nähren: sie werden nichts Böses mehr verüben und kein Unheil mehr anrichten in meinem ganzen heiligen Berglande: der HERR hat es verheißen!« 10. Verwerfung aller eigenmächtigen Gottesverehrung; Vollendung des Heilsa) Gott lehnt einen Tempelbau und den Dienst heidnisch gerichteter Verehrer abSo hat der HERR weiter gesprochen: »Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße: was für ein Haus wäre es, das ihr mir bauen könntet, und welches wäre die Stätte, wo ich ruhen soll? Hat doch meine Hand dies ganze Weltall geschaffen, so daß dies alles entstanden ist« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Ich blicke aber nach dem hin, der demütig und zerschlagenen Geistes ist und der (in Ehrfurcht) bebt beim Gedanken an mein Wort. Wer ein Rind schlachtet, zugleich aber ein Menschenmörder ist; wer ein Stück Kleinvieh opfert, zugleich aber einem Hund das Genick bricht; wer ein Speisopfer darbringt, aber Schweinsblut dazu verwendet; wer Weihrauch als Duftopfer anzündet, zugleich aber einen Götzen verehrt – nun, wie diese ihre eigenen Wege erwählt haben und ihr Herz Wohlgefallen an ihren Scheusalen hat, ebenso will ich mir Qualen für sie erwählen und das, wovor ihnen graut, (als Vergeltung) über sie kommen lassen, weil niemand, als ich gerufen hatte, mir Antwort gegeben und niemand, als ich redete, auf mich gehört hat, sondern sie das getan haben, was böse ist in meinen Augen, und sich für das entschieden haben, woran ich kein Wohlgefallen habe.« b) Drohwort an die abtrünnigen VolksgenossenHöret das Wort des HERRN, ihr, die ihr (in Ehrfurcht) bebt beim Gedanken an sein Wort: »Gesagt haben eure Brüder, die euch hassen, ja die euch ausstoßen um meines Namens willen: ›Der HERR möge doch seine Herrlichkeit sichtbar werden lassen, damit wir eure Freude zu sehen bekommen!‹ Aber die sollen enttäuscht werden.« c) Vollendung des Heils für Jerusalem in der EndzeitHorch! Getöse erschallt von der Stadt her! Horch, vom Tempel her! Horch, der HERR zahlt seinen Feinden den gebührenden Lohn heim! Ehe sich Wehen bei ihr einstellten, ist sie Mutter geworden; ehe Geburtsschmerzen sie ankamen, ist sie eines Knaben genesen. Wer hat so etwas je gehört, wer dergleichen je gesehen? Kann denn ein Land an einem einzigen Tage ins Dasein gerufen oder ein Volk mit einem Mal geboren werden? Und doch ist Zion in Wehen gekommen und hat zugleich auch ihre Kinder geboren. »Sollte ich es bis zum Durchbruch des Mutterschoßes kommen lassen, dann aber die Geburt nicht zu Ende führen?« spricht der HERR; »oder sollte ich, der ich gebären lasse, die Geburt verhindern?« spricht dein Gott. Freuet euch mit Jerusalem und jubelt über sie, ihr alle, die ihr sie lieb habt! Seid mit ihr hocherfreut, ihr alle, die ihr Trauer um sie getragen habt, auf daß ihr an ihrer trostspendenden Brust saugt und euch satt trinkt, auf daß ihr euch an der Fülle ihrer Herrlichkeit erlabt! Denn so hat der HERR gesprochen: »Wisset wohl: ich leite das Heil zu ihr hin wie einen Strom und die Herrlichkeit der Völker wie einen flutenden Bach; da sollt ihr wie Säuglinge genährt, sollt auf den Armen getragen und auf den Knien gewiegt werden. Wie einen seine Mutter tröstet, so will ich euch trösten; und zwar in Jerusalem sollt ihr Trost empfangen. Wenn ihr es seht, wird euer Herz frohlocken, und eure Leiber werden sprossen wie junges Grün; und die Hand des HERRN wird sich an seinen Knechten zu erkennen geben, sein Groll aber an seinen Feinden. d) Das Gericht über die durch heidnisches Wesen Verunreinigten; Heimkehr des zerstreuten Gottesvolkes; ewige Qual der AbtrünnigenDenn wisset wohl: der HERR wird im Feuer daherkommen und seine Wagen wie der Sturmwind, um seinen Zorn sich auswirken zu lassen in Verderben und sein Schelten in Feuerflammen. Denn mit Feuer wird der HERR ein Strafgericht (an der ganzen Erde) vollziehen und mit seinem Schwert an allem Fleisch, und groß wird die Zahl der vom HERRN Erschlagenen sein: »Alle, die sich für die Gärten heiligenSündhafter Gartendienst (vgl. 65,3; 17,10): Die sogenannten Adonisgärten, zu Ehren des Adonis oder Thammus (Hes 8,14). und sich reinigen hinter einem in der Mitte (dem Götzenpriester) her, alle, die Schweinefleisch, Mäuse und andere Greuel essen, die sollen allesamt ein Ende nehmen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Denn ich kenne ihr ganzes Tun und ihre Gedanken und werde kommen, um alle Völker und Sprachen zu versammeln; und sie werden kommen und meine Herrlichkeit sehen. Ich werde dann ein warnendes Beispiel an ihnen vollziehen und einige von ihnen Entronnene zu den Völkern senden: nach Tharsis, Put und Lud, die den Bogen spannen, nach Thubal und Jonien, nach den fernen Meeresländern, die von mir noch keine Kunde vernommen und von meiner Herrlichkeit noch nichts gesehen haben, damit sie meine Herrlichkeit unter den Völkern verkünden. Sie werden dann alle eure Brüder aus allen Völkern als Weihgeschenk für den HERRN auf Rossen und auf Wagen, in Sänften und auf Maultieren und Dromedaren hinauf zu meinem heiligen Berge nach Jerusalem bringen« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »gleichwie die Israeliten das Speisopfer in reinem Gefäß in das Haus des HERRN bringen. Und auch aus ihnen werde ich mir einen Teil zu den levitischen Priestern hinzunehmen« – so hat der HERR gesprochen. »Denn wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich schaffen will, vor mir Bestand haben werden« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »so soll auch eure Nachkommenschaft und euer Name Bestand (vor mir) haben. Und es soll dahin kommen, daß monatlich am Neumond und wöchentlich am Sabbat alles Fleisch sich einfindet, um vor meinem Angesicht anzubeten« – so hat der HERR gesprochen. »Sie werden dann auch (aus der Stadt) hinausgehen und sich die Leichname der Menschen ansehen, die von mir abgefallen sind; denn ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht erlöschen, und sie werden ein Abscheu sein für alles Fleisch.« A. Reden und Erlebnisse Jeremias bis zur Zerstörung Jerusalems (Kap. 1-39)I. Überschrift. Berufung des Propheten1. Die Überschrift(Dies sind) die Reden Jeremias, des Sohnes Hilkias, der zu der Priesterschaft in Anathoth im Lande Benjamin gehörte; an ihn erging das Wort des HERRN in den Tagen des jüdäischen Königs Josia, des Sohnes Amons, im dreizehnten Jahre seiner Regierung,Im Jahr 627 v.Chr. und erging dann auch noch weiter an ihn in den Tagen des judäischen Königs Jojakim, des Sohnes Josias, bis zum Ablauf des elften Regierungsjahres des judäischen Königs Zedekia, des Sohnes Josias, bis zur Wegführung (der Bewohner) Jerusalems im fünften MonatAugust 587 v.Chr. (des elften Regierungsjahres Zedekias). 2. Jeremias Berufung und Weihe zum ProphetenamtEs erging aber das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Noch ehe ich dich im Mutterschoße bildete, habe ich dich erwählt, und ehe du das Licht der Welt erblicktest, habe ich dich geweiht: zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt.« Da antwortete ich: »Ach, HERR, mein Gott, sieh doch: ich verstehe ja nicht zu reden, denn ich bin noch so jung!« Doch der HERR erwiderte mir: »Sage nicht, du seiest noch so jung! Denn zu allen, wohin ich dich senden werde, sollst du gehen, und alles, was ich dir auftragen werde, sollst du reden. Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin mit dir, um dich zu behüten!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. Hierauf streckte der HERR seine Hand aus und berührte meinen Mund mit ihr; dann sagte der HERR zu mir: »Hiermit lege ich meine Worte in deinen Mund! Wisse wohl: ich bestelle dich heute über die Völker und über die Königreiche, um auszureißen und niederzureißen, zu vernichten und zu zerstören, (aber auch) um aufzubauen und zu pflanzen.« Zwei Berufungsgesichte (der wache Baum und der siedende Kessel)Weiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Was siehst du, Jeremia?« Ich antwortete: »Einen Zweig vom wachen BaumA sehe ich.« Da sagte der HERR zu mir: »Du hast richtig gesehen: ja, ich wache über meinem Wort, um es in Erfüllung gehen zu lassen!« Hierauf erging das Wort des HERRN an mich noch einmal folgendermaßen: »Was siehst du?« Ich antwortete: »Einen siedenden Kessel sehe ich, dessen Vorderseite von Norden her (gegen Süden) gerichtet ist.« Da sagte der HERR zu mir: »Ja, von Norden her wird das Unglück sich siedend über alle Bewohner des Landes ergießen. Denn gib acht: ich will alle Völkerstämme der Reiche im Norden entbieten« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »daß sie heranziehen und ein jeder seinen Thron aufstellt an den Eingang der Tore Jerusalems und gegen alle Mauern der Stadt ringsum und gegen alle Städte Judas. Dann will ich Abrechnung mit ihnen halten wegen all ihrer Bosheit, daß sie von mir abgefallen sind und anderen Göttern geopfert und die Machwerke ihrer Hände angebetet haben.« Ans Werk und hinaus ins Amt!»Du aber, gürte dir die Hüften, mache dich auf und verkünde ihnen alles, was ich dir gebieten werde! Erschrick nicht vor ihnen, sonst setze ich dich vor ihnen in Schrecken! Denn wisse wohl: Ich selbst mache dich heute zu einer festen Burg, zu einer eisernen Säule und zu einer ehernen Mauer gegen das ganze Land, sowohl gegen die Könige von Juda als auch gegen dessen Fürsten, gegen dessen Priester und gegen die ganze Bevölkerung des Landes. Wenn sie auch gegen dich anstürmen, sollen sie dich doch nicht bezwingen; denn ich bin mit dir« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »um dich zu behüten!« II. Mahn- und Strafreden (Kap. 2-29)1. Strafreden hauptsächlich aus der Zeit des Königs Josia (Kap. 2-6)a) Jeremias erste Strafredea) Israels anfängliche Treue gegen seinen Gott und sein späterer schnöder Abfall mit seinen unheilvollen FolgenNun erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Gehe hin und rufe (dem Volk in) Jerusalem laut in die Ohren: ›So hat der HERR gesprochen: Ich gedenke an die Holdseligkeit deiner Jugend, deine bräutliche Liebe, wie du hinter mir herzogst in der Wüste, im unwirtlichen Lande. Geheiligt war Israel (damals) dem HERRN, sein Erstlingsabhub von der Ernte; alle, die sich an ihm vergriffen,W.: alle die davon aßen (oder: essen wollten). mußten es büßen: Unheil kam über sie‹« – so lautet der Ausspruch des HERRN. Vernehmt das Wort des HERRN, ihr vom Hause Jakob und alle ihr Geschlechter des Hauses Israel! So hat der HERR gesprochen: »Was haben eure Väter Unrechtes an mir gefunden, daß sie sich von mir losgesagt haben und der Nichtigkeit nachgelaufen und auf Nichtiges verfallen sind? Sie fragten nicht mehr: ›Wo ist der HERR, der uns aus Ägyptenland hergeführt, der uns durch die Wüste geleitet hat, durch ein Land der Steppen und Schluchten, durch ein Land der Dürre und des Dunkels, durch ein Land, das kein Wanderer durchzieht und in welchem kein Mensch Wohnung nimmt?‹ Als ich euch dann in das Land der Fruchtgefilde gebracht hatte, damit ihr dessen Früchte und Segen genösset, da seid ihr hineingekommen und habt mein Land entweiht und mein Besitztum zu einer Greuelstätte gemacht! Die Priester fragten nicht: ›Wo ist der HERR?‹, und die Hüter des Gesetzes kannten mich nicht, die Hirten des Volkes fielen von mir ab, und die Propheten weissagten durch den Baal und liefen den Götzen nach, die doch nicht zu helfen vermögen. Darum muß ich noch weiter mit euch ins Gericht gehen« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »und werde noch mit euren Kindeskindern ins Gericht gehen!« b) Israels Verhalten ist unerhört und beispiellos»Denn fahrt doch nach den Gestaden der KitthäerBewohner der Insel Zypern im Westen. hinüber und überzeugt euch dort, sendet nach KedarVolksstamm im nördlichen Arabien, im Osten von Palästina., erkundigt euch genau und seht zu, ob so etwas jemals geschehen ist: ob je ein Volk seine Götter umgetauscht hat – und die da sind nicht einmal Götter! Aber mein Volk hat seinen Ruhm vertauscht gegen ohnmächtige Götzen! Entsetzt euch darüber, ihr Himmel, schaudert und werdet starr vor Erstaunen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Denn zwiefaches Unrecht hat mein Volk begangen: mich, den Born lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich gegrabene Brunnen anzulegen, löcherige Brunnen, die das Wasser nicht halten!« c) Die unheilvollen Folgen; Bußmahnung»Ist denn Israel ein Knecht oder ein Sklavensohn? Warum ist er denn der Plünderung preisgegeben worden? Löwen haben über ihm gebrüllt, haben ihr Geheul erschallen lassen und sein Land zur Wüste gemacht; seine Städte sind verbrannt, leer von Bewohnern; auch die Ägypter von Noph und Thapanches haben dir den Scheitel abgeweidet. Trägt nicht die Schuld daran deine Abkehr vom HERRN, deinem Gott, schon zur Zeit, wo er dich auf der Wanderung führte? Und jetzt – was hast du nach Ägypten zu laufen, um das Wasser des Nils zu trinken? Und was brauchst du nach Assyrien zu laufen, um das Wasser des Euphratstromes zu trinken? Deine Bosheit bringt dich ins Unglück, und dein treuloses Treiben führt die Strafe für dich herbei! So erkenne es denn und bedenke wohl, wie schlimm und unheilvoll es ist, daß du den HERRN, deinen Gott, verlassen hast und keine Furcht vor mir in dir wohnt!« – so lautet der Ausspruch Gottes, des HERRN der Heerscharen. d) Der verderbliche Baalsdienst und der zügellose Hang zur Abgötterei»Denn von alters her hast du dein Joch zerbrochen, deine Bande zerrissen und hast gesagt: ›Ich will nicht (länger) dienstbar sein!‹ Nein, auf jedem hohen Hügel und unter jedem dichtbelaubten Baum hast du dich als Buhlerin hingestreckt. Und doch hatte ich dich als Edelrebe eingepflanzt, als ganz echtes Gewächs: ach, wie bist du mir in die wilden Schosse eines fremden Weinstocks ausgeartet! Ja, wenn du dich auch mit Laugensalz wüschest und noch so viel Seife an dich wendetest: deine Schuld würde doch als Schmutzfleck vor mir bleiben!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. »Wie kannst du nur behaupten: ›Ich habe mich nicht verunreinigt, bin den Baalen nicht nachgelaufen!‹ Sieh doch dein Treiben im TalGemeint ist das Tal Ben-Hinnom bei Jerusalem, die Hauptstätte des abgöttischen Treibens; vgl. 7,31-32; 19,2.6; 32,35. an, bedenke, was du dort verübt hast, du leichtfüßige Kamelin, die toll in die Kreuz und Quere rennt! Eine Wildeselin, die, an die Steppe gewöhnt, in wilder Lustgier nach Luft schnappt: wer vermag ihre Brunst zu dämpfen? Wer immer sie begehrt, braucht sich nicht müde zu laufen: in ihrer Brunstzeit findet er sie mühelos. Nimm deinen Fuß in acht, daß er sich nicht barfuß läuft,durch das Rennen nach den Götzen. und deine Kehle, daß sie nicht vor Durst lechzt! Doch du entgegnest: ›Vergebliche Mühe, nein! Ich habe nun einmal die Fremden gern, und ihnen will ich nachlaufen!‹« ee) Der unwürdige Götzendienst und unbegreifliche Abfall, die schlechte Rechtspflege und verkehrte Staatsleitung»Wie ein Dieb beschämt dasteht, wenn er ertappt wird, so werden die zum Hause Israel Gehörigen sich schämen, sie samt ihren Königen und Fürsten, ihren Priestern und Propheten, sie, die zu einem Stück Holz sagen: ›Mein Vater bist du!‹ und zu einem Stein: ›Dir verdanke ich mein Leben!‹ Dagegen mir haben sie den Rücken zugekehrt und nicht mehr das Angesicht. Wenn aber das Unglück über sie kommt, dann rufen sie: ›Stehe auf und hilf uns!‹ Wo sind denn deine Götter, die du dir selbst angefertigt hast? Sie mögen doch aufstehen, ob sie dir helfen können zur Zeit deiner Not! Denn so zahlreich wie deine Städte sind auch deine Götter geworden, Juda. Warum beklagt ihr euch über mich? Ihr seid ja allesamt treulos von mir abgefallen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Vergebens habe ich eure SöhneHier im Sinne von »die zu eurem Volke Gehörigen«, die Bevölkerung eures Landes. – Manche wollen statt »Kinder« lieber »Väter« lesen. geschlagen: sie haben sich keine Lehre daraus gezogen; das Schwert hat eure Propheten gefressen wie ein reißender Löwe. O (entartetes) Geschlecht, das ihr seid! Achtet doch auf das Wort des HERRN! Bin ich etwa eine Wüste für Israel gewesen oder ein Land tiefer Finsternis? Warum sagt denn mein Volk: ›Wir haben die Freiheit gewonnen! Wir kehren nicht wieder zu dir zurück!‹? Vergißt wohl eine Jungfrau ihren Schmuck, eine Braut ihren Gürtel? Mein Volk aber hat mich vergessen schon seit unzähligen Tagen!« »Wie geschickt weißt du deinen Gang einzurichten, um Liebschaften anzuknüpfen! Darum hast du dich auch auf deinen Gängen sogar an Verbrechen gewöhnt: auch an den Säumen deines Gewandes findet sich das Blut von schuldlosen unglücklichen Menschen, die du nicht bei einem Einbruch betroffen hast. Und trotzdem behauptest du: ›Ich bin unschuldig: sein Zorn wendet sich von mir ab!‹ Wisse wohl: ich will mit dir ins Gericht gehen wegen dieses deines Wortes: ›Ich habe nichts Böses getan!‹« »Warum hast du es so eilig,A.Ü.: Wie gar leicht nimmst du es doch. in der Staatsleitung einen andern Weg einzuschlagen? Auch an Ägypten wirst du ebenso enttäuscht werden, wie du an Assyrien enttäuscht worden bist; auch von dort wirst du abziehen, indem du die Hände über dem Kopfe zusammenschlägst;W.: indem du die Hände auf deinen Kopf legst; vgl. 2.Sam 13,19. denn der HERR hat die verworfen, auf die du dein Vertrauen gesetzt hast, und so wirst du kein Glück mit ihnen haben.« ff) Ist eine Wiederannahme des durch Götzendienst geschändeten Volkes überhaupt noch möglich?Er fuhr dann fort: »Wenn ein Mann seine Ehefrau entläßt und diese von ihm weggegangen und die Frau eines andern Mannes geworden ist, darf sie dann wieder zu ihm zurückkehren? Würde nicht das betreffende Land dadurch ganz entweiht werden?A.L.: Ist ein solches Weib nicht für immer entweiht? Du aber hast schon mit vielen Liebhabern Ehebruch getrieben und solltest doch zu mir zurückkehren dürfen?« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Erhebe doch deine Augen zu den kahlen Höhen und halte Umschau: wo hast du dich nicht schänden lassen? An den Wegen hast du gesessen und ihnen aufgelauert wie ein Araber in der Wüste und hast das Land entweiht durch deine Buhlerei und deine Verworfenheit! Und ob dir auch die Regenschauer (von mir) vorenthalten wurden und der Spätregen ausblieb, behieltest du doch die Stirn eines buhlerischen Weibes bei und wolltest nicht in dich gehen. Freilich, nunmehr rufst du mir zu: ›Mein Vater! Du bist ja der Vertraute meiner Jugend! Wird er denn immerdar grollen, mir’s ewig nachtragen?‹ Ja, so hast du geredet, dabei aber das Böse verübt und es durchgesetzt.« b) Israel und Juda als abtrünnige Schwestern; Mahnung zur Umkehr und Heimkehra) Beide Schwestern haben schwer gesündigt, aber Judas Schuld ist größerDer HERR sprach weiter zu mir in den Tagen des Königs Josia folgendermaßen: »Hast du gesehen, wie Israel, das abtrünnige Weib, es getrieben hat? Sie ist auf jeden hohen Berg und unter jeden dichtbelaubten Baum gegangen und hat dort Ehebruch getrieben. Zwar dachte ich: ›Sie wird zu mir zurückkehren, nachdem sie dies alles verübt‹; aber sie kehrte nicht zurück. Ihre treulose Schwester Juda sah das nun wohl; doch obgleich sie gesehen hatte, daß ich das abtrünnige Weib Israel wegen ihres ehebrecherischen Treibens verstoßen und ihr den Scheidebrief gegeben hatte, nahm ihre treulose Schwester Juda es sich doch nicht zu Herzen, sondern ging hin und trieb ebenfalls Unzucht. So kam es denn, daß sie durch ihre leichtfertige Unzucht das Land entweihte; denn sie trieb Ehebruch mit dem Stein und mit dem Holz. Trotz alledem ist aber ihre treulose Schwester Juda nicht mit ihrem ganzen Herzen zu mir zurückgekehrt, sondern nur mit Heuchelei!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. Hierauf sagte der HERR weiter zu mir: »Israel, das abtrünnige Weib, steht weniger schuldig da als die treulose Juda. Gehe hin und rufe diese Worte laut nach Norden hin: ›Kehre zurück (zu mir), Israel, du Abtrünnige!‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –; ›ich will euch nicht mehr zornig anblicken, denn ich bin liebevoll‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –; ›ich will (es dir) nicht ewig nachtragen! Nur erkenne deine Verschuldung, daß du dem HERRN, deinem Gott, die Treue gebrochen und dich immer wieder den Fremdend.h. den fremden Göttern, gegen welche Juda mit ihrer Liebe freigebig gewesen war. preisgegeben hast unter jedem dichtbelaubten Baum; aber auf meinen Ruf habt ihr nicht gehört!‹« – so lautet der Ausspruch des HERRN. b) Aufforderung zur Umkehr; Heilsspruch über Jerusalem und Juda»Kehrt um, ihr abtrünnigen Söhne!« – so lautet der Ausspruch des HERRN –; »denn ich habe Herrenrecht über euch und will euch holen, je einen aus jeder Ortschaft und je zwei aus jedem Geschlecht, und will euch nach Zion heimkehren lassen; und ich will euch Hirten nach meinem Herzen geben, die euch mit Einsicht und Besonnenheit weiden sollen. Wenn ihr euch dann im Lande vermehrt habt und zahlreich geworden seid in jenen Tagen« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »so wird man nicht mehr sagen: ›O die Lade mit dem Bundesgesetz des HERRN!‹, denn sie wird keinem mehr in den Sinn kommen, und man wird ihrer nicht mehr gedenken und sie nicht mehr vermissen; auch wird niemals wieder eine solche angefertigt werden. In jener Zeit wird man Jerusalem den Thron des HERRN nennen, und es werden dort alle Heidenvölker zusammenströmen um des Namens des HERRN willen [in Jerusalem] und in ihrem Wandel nicht länger dem Starrsinn ihres eigenen bösen Herzens folgen. In jenen Tagen wird das Haus Juda mit dem Hause Israel Hand in Hand gehen, und sie werden vereint aus dem Nordlande in das Land heimkehren, das ich euren Vätern zum Erbbesitz gegeben habe.« c) Wehmütiger Rückblick auf die Untreue des Volkes»Zwar hatte ich gedacht: ›Wie will ich dich an Sohnes Statt halten und dir ein herrliches Land, den kostbarsten Besitz der ganzen Völkerwelt, verleihen!‹ Und weiter hatte ich gedacht, ihr würdet mich ›Vater‹ nennen und euch von meiner Nachfolge nicht mehr abkehren. Aber ach! Wie ein Weib ihrem Genossen die Treue bricht, so habt auch ihr treulos an mir gehandelt, ihr vom Hause Israel!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. d) Bußlied des VolkesHorch! Auf den kahlen Höhen vernimmt man Weinen, das inständige Flehen der Kinder Israel, weil sie auf verkehrtem Wege gewandelt sind und den HERRN, ihren Gott, vergessen haben. »Kehrt um, ihr abtrünnigen Söhne: ich will euren Abfall wiedergutmachen!« – »Ja hier sind wir, wir kommen zu dir; denn du, HERR, bist unser Gott. Wahrlich, nur Trug sind die Hügel, das Lärmen auf den Höhen! Wahrlich, nur beim HERRN, unserm Gott, steht das Heil für Israel! Ach, der Schandgötze hat seit unserer Jugend das verschlungen, was unsere Väter erworben hatten, ihr Kleinvieh und ihre Rinder, ihre Söhne und ihre Töchter! So müssen wir uns denn in unsere Schande betten, und unsere Schmach muß uns zudecken! Denn wir haben gegen den HERRN, unsern Gott, gesündigt, wir selbst und unsere Väter, von unserer Jugend an bis auf diesen Tag und haben auf die Stimme des HERRN, unsers Gottes, nicht gehört!« ee) Verheißung der Wiederannahme nach aufrichtiger Buße»Wenn du umkehrst, Israel« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »sollst du zu mir zurückkehren dürfen;d.h. du sollst mir willkommen sein. und wenn du deine greulichen Götzen mir aus den Augen schaffst, sollst du nicht verstoßen werden; und wenn du ›So wahr der HERR lebt!‹ in Wahrheit, in Treue und Aufrichtigkeit schwörst, sollen die Heidenvölker mit deinem Namen sich segnen und dein Glück sich wünschen!«Die Übersetzung ist unsicher. A.Ü.: mit ihm sich segnen und seiner sich rühmen. Denn so hat der HERR zu den Männern von Juda und zu den Bewohnern Jerusalems gesprochen: »Brecht euch einen Neubruch und säet nicht in die Dornen hinein! Beschneidet euch für den HERRN und schafft die Vorhaut eurer Herzen weg, ihr Männer von Juda und ihr Bewohner Jerusalems, damit mein Zorn nicht ausbricht wie Feuer und unauslöschlich brennt wegen der Verworfenheit eures ganzen Tuns!« c) Judas unverbesserliche Verderbnis und das nahende Gottesgerichta) Krieg! Das Erscheinen des furchtbaren nordischen Feindes (Sammlung verschiedenartiger Stücke: Kriegsbilder, Betrachtungen und Mahnungen)Verkündet es in Juda und laßt in Jerusalem die Botschaft ausrufen: »Stoßt in die Posaune im Lande umher! Ruft mit voller Kraft aus und macht bekannt: ›Schart euch zusammen und laßt uns in die festen Städte ziehen!‹ Pflanzt ein Banner auf nach Zion hin, flüchtet euch, ohne Halt zu machen! Denn Unheil lasse ich von Norden her kommen und gewaltige Zerschmetterung.« Heraufgestiegen ist schon der Löwe aus seinem Dickicht, und der Völkerwürger ist aufgebrochen, ist ausgezogen aus seiner Wohnstätte, um dein Land zur Wüste zu machen, daß deine Städte in Trümmer sinken, menschenleer werden! Darum gürtet euch Sackleinen um, wehklagt und jammert: »Ach, der lodernde Zorn des HERRN hat sich nicht von uns abgewandt!« »An jenem Tage« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »wird dem Könige und den Fürsten der Mut entschwinden, werden die Priester ratlos sein und die Propheten fassungslos dastehen.« Da sagte ich: »Ach, HERR, mein Gott!A.L.: und sie werden sagen: Ach HERR, unser Gott! Wahrlich, arg hast du dieses Volk und Jerusalem getäuscht, als du verhießest: ›Heil soll euch widerfahren!‹, und nun ist das Schwert ihnen gedrungen bis ans Leben!« – In jener Zeit wird man zu diesem Volk und zu Jerusalem sagen: »Ein Glutwind von den kahlen Höhen in der Wüste kommt dahergestürmt auf die Tochter meines Volkes zu, ungeeignet zum Worfeln und ungeeignet zum Sieben des Korns, ein Wind zu scharf, als daß er dazu taugte, kommt, von mir bestellt: nun will ich selbst mit ihnen ins Gericht gehen!« – Sehet, wie Wetterwolken zieht er herauf, und wie der Sturmwind sind seine Kriegswagen, schneller als Adler seine Rosse: wehe uns, wir sind verloren! – Wasche dein Herz vom Bösen rein, Jerusalem, auf daß du Rettung erlangst! Wie lange soll noch dein unheilvolles Sinnen in deinem Inneren wohnen? – Ach, horch! Eine Botschaft kommt von Dan her, eine Unglückskunde vom Gebirge Ephraim! »Verkündet es den Völkern, meldet es weiter nach Jerusalem: ›Belagerer kommen aus fernem Lande und erheben ihren Kriegsruf gegen die Städte Judas! Wie Feldhüter stellen sie sich ringsum gegen Jerusalem auf, weil es widerspenstig gegen mich gewesen ist!‹« – so lautet der Ausspruch des HERRN. – Dein Wandel und dein ganzes Tun haben dir solches Unheil eingetragen: deiner Verworfenheit verdankst du dies, daß es so bitterweh ist, ja daß es dir bis ans Leben geht. – O meine Brust, meine Brust! Mir ist so angst!W.: meine Eingeweide (= mein Innerstes)! Ich winde mich (vor Schmerz oder: Angst)! O ihr Wände meines Herzens! Mein Inneres ist mir in wildem Aufruhr: ich kann nicht schweigen! Denn Posaunenschall vernimmst du, meine Seele, das Getöse des Krieges. Zerstörung über Zerstörung wird gemeldet, denn verheert ist das ganze Land! Urplötzlich sind meine Hütten zerstört, in einem Augenblick meine Zelte! Wie lange noch soll ich Paniere sehen, Posaunenschall vernehmen? – Ach, verblendet ist mein Volk: mich kennen sie nicht! Törichte Kinder sind sie und ohne Einsicht: klug sind sie zum Bösestun, aber auf das Tun des Guten verstehen sie sich nicht. – Ich blicke die Erde an: ach, sie ist wüst und öde! und zum Himmel empor: sein Licht ist verschwunden! Ich blicke die Berge an: ach, sie beben, und alle Hügel schwanken! Ich blicke umher: ach, kein Mensch ist da, und alle Vögel des Himmels sind entflohen! Ich blicke umher: ach, das Fruchtgefilde (Juda) ist eine Wüste, und alle seine Städte sind zerstört: nach dem Willen des HERRN, infolge der Glut seines Zorns! – Denn so hat der HERR gesprochen: »Zur Wüste soll das ganze Land werden, doch seine völlige Vernichtung will ich nicht herbeiführen. Darob trauert die Erde, und der Himmel droben hüllt sich in Schwarz, weil ich (das) ausgesprochen und beschlossen habe; und ich lasse es mich nicht gereuen und gehe nicht davon ab.« – Vor dem Ruf »Reiter und Bogenschützen!« ist das ganze Stadtvolk auf der Flucht; in die Dickichte haben sie sich begeben und die Felsen erklommen: jede Ortschaft steht verlassen da, und kein Mensch ist darin wohnen geblieben. Du aber, vergewaltigte (Stadt), was willst du tun? Magst du dich auch in Purpur kleiden, magst du dich mit Goldgeschmeide putzen, magst du deine Augenränder mit Schminke umzeichnen: vergebens machst du dich schön! Die Liebhaber haben dich satt, trachten dir nach dem Leben! Ach! Geschrei höre ich wie von einem Weibe in Kindesnöten, Angstrufe wie von einer Frau, die zum erstenmal Mutter wird: das Geschrei der Tochter Zion, die da aufstöhnt, ihre Hände flehend ausbreitet: »Wehe mir! Ach, erschöpft ist meine Seele, eine Beute der Mörder!« b) Die grauenvolle Verderbnis des gesamten Volkes in Jerusalem nötigt den Herrn zum schonungslosen Vollzug der Strafe durch den furchtbaren FeindStreift in den Straßen Jerusalems umher und seht euch um! Erkundigt euch und sucht auf den Plätzen der Stadt, ob ihr jemand findet, ob einer da ist, der Recht übt, der auf Treue hält: dann will ich ihr vergeben. Aber wenn sie auch sagen: »So wahr der HERR lebt!«, so schwören sie darum doch falsch. Sind denn deine Augen, HERR, nicht auf Treue gerichtet? Du hast sie zwar geschlagen, aber es hat ihnen nicht wehe getan; du hast sie der Vernichtung preisgegeben, aber sie haben keine Zucht annehmen wollen: sie haben ihr Angesicht härter gemacht als Felsgestein und eine Umkehr von sich gewiesen. Da dachte ich: »Nur die kleinen Leute sind so; die benehmen sich töricht, weil sie den Weg des HERRN, das Recht ihres Gottes nicht kennen. Ich will doch einmal zu den Großen gehen und mit ihnen reden; denn die müssen doch den Weg des HERRN, das Recht ihres Gottes kennen.« Doch sie haben insgesamt das Joch zerbrochen, die Bande zerrissen! Darum schlägt sie der Löwe aus dem Walde nieder, überwältigt sie der Steppenwolf; der Panther lauert ihnen auf vor ihren Städten: jeder, der aus ihnen hinausgeht, wird zerrissen; denn zahlreich sind ihre Übertretungen, vielfältig ihre Abfallsünden. c) Anfang der Drohrede Gottes»Weshalb sollte ich dir verzeihen? Deine Söhne haben mich verlassen und schwören bei Nichtgöttern; und obwohl ich sie den Bund hatte beschwören lassen,A.L.: obwohl ich sie gesättigt (d.h. für ihren Unterhalt gesorgt) hatte. haben sie doch Ehebruch begangen und sind im Hurenhause heimisch geworden. Wie wohlgenährte Rosse schweifen sie umher: ein jeder wiehert nach dem Eheweibe des andern. Sollte ich so etwas ungestraft lassen?« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »oder sollte an einem solchen Volk meine Seele sich nicht rächen?« d) Das göttliche Strafgericht für die Abtrünnigen und ungläubig TrotzigenSteigt auf ihre Mauern hinaufA.L.: in ihre Pflanzung (oder: Weinberge) hinein. und richtet Verwüstungen an, doch vernichtet sie nicht völlig! Haut ihre Ranken ab; denn dem HERRN gehören sie nicht (mehr) an. »Ach, sie haben gar treulos an mir gehandelt, das Haus Israel und das Haus Juda!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. Sie haben den HERRN verleugnet und gesagt: »Es ist nichts mit ihm, und kein Unglück wird über uns kommen: weder Schwert noch Hungersnot werden wir zu sehen bekommen! Und die Propheten? Die sind für den Wind; denn das Wort (des HERRN) ist nicht in ihnen: möge es ihnen selbst so ergehen!« Darum hat Gott, der HERR der Heerscharen, so gesprochen: »Weil ihr solche Reden führt, will ich nunmehr meine Worte in deinem Munde zu Feuer machen und dieses Volk zu Brennholz, daß es sie verzehren soll!« ee) Der furchtbare Feind (vgl. 6,22-26)»Wisset wohl: ich lasse ein Volk aus der Ferne über euch kommen, ihr vom Hause Israel!« – so lautet der Ausspruch des HERRN –; »ein Volk von unverwüstlicher Kraft ist es, ein Volk von uraltem Stamm, ein Volk, dessen Sprache du nicht kennst und dessen Rede du nicht verstehst. Sein Köcher ist wie ein offenes Grab: allesamt sind sie Kriegshelden. Es wird deine Ernte und dein Brotkorn verzehren, verzehren deine Söhne und Töchter, verzehren dein Kleinvieh und deine Rinder, verzehren deinen Weinstock und deinen Feigenbaum; deine festen Städte, auf die du dein Vertrauen setzt, wird es mit dem Schwert zerstören.« ff) Die Ursache der göttlichen Strafe (nämlich der Verbannung)»Doch auch in jenen Tagen« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »will ich euch nicht völlig vernichten. Aber wenn ihr alsdann fragt: ›Wofür hat der HERR, unser Gott, uns dies alles widerfahren lassen?‹, so sollst du ihnen antworten: ›Gleichwie ihr mich verlassen und fremden Göttern im eigenen Lande gedient habt, ebenso sollt ihr nun Fremden dienstbar sein in einem Lande, das nicht euch gehört!‹« gg) Der Unverstand des Volkes, die Habgier der oberen Schichten und die Unredlichkeit der GeistlichkeitVerkündet dies im Hause Jakob und macht es in Juda bekannt mit den Worten: »Hört doch dies, ihr törichtes Volk voll Unverstand, die ihr Augen habt und nicht seht, die ihr Ohren habt und nicht hört! Mich wollt ihr nicht fürchten« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »und vor mir nicht zittern? der ich dem Meere den Sand zur Grenze gesetzt habe als ewige Schranke, die es nicht überschreiten darf, so daß seine Wogen, wenn sie auch branden, doch ohnmächtig sind und, wenn sie auch brausen, doch nicht ungebührlich vordringen. Aber dieses Volk besitzt ein trotziges und widerspenstiges Herz; sie sind abgefallen und davongegangen und haben niemals in ihrem Herzen gedacht: ›Laßt uns doch den HERRN, unsern Gott, fürchten, der den Regen spendet, Frühregen wie Spätregen zu rechter Zeit, der die festbestimmten Wochen der Erntezeit uns zugute einhält!‹ Eure Verschuldungen haben das unmöglich gemacht und eure Sünden euch um den Segen gebracht. Denn unter meinem Volke gibt es Gottlose, die auf der Lauer liegen, wie Vogelfänger sich ducken: sie stellen Fallen auf und treiben Menschenfang. Wie ein Käfig sich mit Vögeln füllt, so füllen sich ihre Häuser mit ungerechtem Gut; auf solche Weise sind sie hoch gekommen und reich geworden; fett sind sie geworden und feist, ja, ihre Verworfenheit überschreitet jedes Maß. An das Recht halten sie sich nicht; für die Sache der Waisen treten sie nicht ein, um sie zum Siege zu führen, und der Rechtssache der Armen nehmen sie sich nicht an. Sollte ich so etwas ungestraft lassen?« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »oder sollte meine Seele sich an einem solchen Volk nicht rächen?« Entsetzliche und greuliche Dinge haben sich im Lande zugetragen: die Propheten prophezeien als Lügendiener, und die Priester schalten mit ihnen Hand in Hand, und mein Volk hat es gern so! Was werdet ihr aber tun, wenn es damit zu Ende geht?d.h. wenn ich diesen Übelständen ein Ende mache. h) Erneute Ankündigung des bevorstehenden Krieges; neue Schilderung der Größe des inneren SchadensFlüchtet, ihr Benjaminiten, aus Jerusalem hinweg, stoßt zu Thekoa in die Trompete und richtet ein Sturmzeichen über Beth-Kerem auf! Denn Unheil droht von Norden her, und zwar eine gewaltige Zerschmetterung: die Liebliche und Verwöhnte, die Tochter Zion, will ich vertilgen. Auf sie zu kommen Hirten gezogen mitsamt ihren Herden, schlagen Zelte ringsum gegen sie auf und weiden ein jeder sein Teil ab. »Weihet euch zum Kampf gegen sie! Auf, wir wollen noch am Mittag hinaufziehen! Wehe uns, der Tag neigt sich schon, denn die Abendschatten dehnen sich schon lang! Auf, laßt uns bei Nacht hinaufziehen und ihre Paläste zerstören! Denn so hat der HERR der Heerscharen gesprochen: ›Fället die Bäume dort und führt einen Wall gegen Jerusalem auf!‹« – »Das ist die Stadt, die gestraft werden soll: überall herrscht Gewalttat in ihrem Innern! Wie ein Brunnen sein Wasser sprudeln läßt, so läßt sie ihre Bosheit sprudeln: von Frevel und Unrecht hört man in ihr; Wunden und Striemen treten mir allezeit (in ihr) vor Augen. Laß dich warnen, Jerusalem, damit mein Herz sich nicht von dir losreißt, damit ich dich nicht zur Wüste mache, zu einem unbewohnten Lande!« i) Heiliger Zorn des Propheten über die Verderbtheit des gesamten Volkes (besonders der geistigen Leiter); UnheilsdrohungSo hat der HERR der Heerscharen gesprochen: »Gründliche Nachlese wie am Weinstock wird man am Überrest Israels halten: lege deine Hand immer wieder an, wie der Weingärtner an die Ranken!« Ja, an wen soll ich meine Worte noch richten und wem ins Gewissen reden, daß sie darauf hören? Ach, ihr Ohr ist unbeschnitten, so daß sie nichts vernehmen können! Ach, das Wort des HERRN ist ihnen zum Spott geworden, so daß sie kein Gefallen daran haben! Ja, ich bin mit der Zornglut des HERRN erfüllt, nur mit Mühe vermag ich sie zurückzuhalten! »So laß sie sich denn über die Kinder auf der Straße ergießen und über die Schar der Jünglinge allzumal! Denn Männer wie Weiber sollen von ihr getroffen werden, Alte mitsamt den Vollbetagten; und ihre Häuser sollen an andere übergehen, die Äcker und die Weiber allesamt, wenn ich meine Hand ausstrecke gegen die Bewohner des Landes!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. Denn vom Jüngsten bis zum Ältesten sind sie alle gierig nach Gewinn, und vom Propheten bis zum Priester gehen sie alle mit Falschheit um; die schwere Wunde meines Volkes wollen sie leichtfertig obenhin heilen, indem sie verheißen: »Heil, Heil!«, wo doch kein Heil vorhanden ist. Beschämt werden sie dastehen müssen, weil sie Greuel verübt haben; und doch schämen sie sich keineswegs, und Erröten kennen sie nicht. »Darum werden sie fallen, wenn alles fällt: zur Zeit, wo ich sie zur Rechenschaft ziehe, werden sie stürzen!« – so hat der HERR gesprochen. jj) Alle Mühe Gottes ist umsonst gewesen; das Gericht ist unvermeidlichSo hat der HERR gesprochen: »Tretet hin an die Wege und haltet Umschau und forscht nach den Pfaden der Vorzeit, welches der Weg des Heils sei, und dann wandelt auf ihm, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen!« Aber sie haben geantwortet: »Nein, wir wollen auf ihm nicht wandeln!« »Dann habe ich Wächter über euch bestellt (und euch gemahnt): Merkt auf den Schall der Posaune! Aber sie haben geantwortet: ›Nein, wir wollen auf ihn nicht merken!‹ Darum höret, ihr Völker, und gib wohl acht, du Gemeinde, was mit ihnen geschehen wird! Vernimm du es, Erde! Jetzt will ich Unheil über dies Volk bringen, den Lohn ihrer (bösen) Anschläge! Denn auf meine Worte haben sie nicht geachtet, und meine Weisung – die haben sie verworfen. Wozu soll mir da der Weihrauch aus Saba dienen und das kostbare Würzrohr aus fernem Lande? Eure Brandopfer sind mir nicht wohlgefällig und eure Schlachtopfer mir nicht angenehm!« Darum hat der HERR so gesprochen: »Nunmehr lege ich diesem Volk Steine des Anstoßes in den Weg, daß Väter und Söhne zugleich darüber straucheln, daß ein Nachbar mit dem andern zugrunde geht!« kk) Der furchtbare Feind aus dem Norden, vor welchem Juda in Trauer und Verderben dahinsinktSo hat der HERR gesprochen: »Gebt acht! Es kommt ein Volk vom Nordlande her, und ein gewaltiges Heer setzt sich in Bewegung vom äußersten Ende der Erde her. Bogen und Wurfspieß führen sie, grausam sind sie und ohne Erbarmen; ihr Lärmen ist wie Meeresbrausen, und auf Rossen reiten sie, gerüstet wie ein Mann zum Kampf gegen dich, Tochter Zion!« »Wir haben die Kunde von ihm vernommen: die Hände sind uns schlaff herabgesunken, Angst hat uns erfaßt, Zittern wie ein Weib in Kindesnöten! Geht nicht aufs Feld hinaus und wandert nicht auf der Landstraße; denn da droht euch das Schwert des Feindes – Grauen ringsum!« O Tochter meines Volkes, umgürte dich mit dem Sackleinen und wälze dich in der Asche! Stelle Trauer an wie um den einzigen Sohn, eine bittere Wehklage; denn jählings wird der Verwüster über uns kommen! ll) Jeremia als Metallprüfer: seine vergebliche Arbeit an seinem Volke»Zum Prüfer habe ich dich bei meinem Volk bestellt, zum Metallprüfer, damit du ihren Wandel erkennen lernst und prüfst. Allesamt sind sie widerspenstige Empörer, gehen als Verleumder umher, sind gemeines Kupfer und Eisen, allesamt schändliche Bösewichter!« Der Blasebalg hat wohl geschnaubt, aber aus dem Feuer ist nur Blei herausgekommen: vergeblich ist alles Schmelzen gewesen, die Schlacken haben sich nicht ausscheiden lassen. ›Verworfenes Silber‹ nennt man sie nun, denn der HERR hat sie verworfen. 2. Drohreden aus dem Anfang der Regierung Jojakims (Kap. 7-10)a) Die Tempelrede Jeremias (vgl. Kap. 26)a) Gegen den rein äußerlichen Gottesdienst und den offenkundigen Ungehorsam des VolkesDas Wort, das vom HERRN an Jeremia ergangen ist, lautet folgendermaßen: »Stelle dich auf im Tor des Hauses des HERRN und halte dort mit lauter Stimme folgende Ansprache: Vernehmt das Wort des HERRN, ihr Judäer alle, die ihr durch diese Tore eintretet, um den HERRN anzubeten! So hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: Bessert euren Wandel und euer ganzes Tun, so will ich euch an diesem Orte wohnen lassen! Setzt euer Vertrauen nicht auf Trugworte, daß ihr sagt: ›Der Tempel des HERRN, der Tempel des HERRN, der Tempel des HERRN ist dies!‹ Denn nur, wenn ihr ernstlich euren Wandel und euer ganzes Tun bessert, wenn ihr wirklich das Recht bei den Streitigkeiten des einen mit dem anderen gelten laßt, wenn ihr Fremdlinge, Waisen und Witwen nicht bedrückt und kein unschuldiges Blut an diesem Orte vergießt und nicht anderen Göttern nachlauft zu eurem eigenen Schaden: nur dann will ich euch an diesem Orte wohnen lassen, in diesem Lande, das ich euren Vätern gegeben habe, von Ewigkeit bis in Ewigkeit. Aber seht: ihr verlaßt euch auf Trugworte, die keinen Wert haben! Nicht wahr? Stehlen, morden und Ehebruch treiben, falsch schwören, dem Baal opfern und anderen Göttern nachlaufen, die euch nichts angehen! Und dann kommt ihr her und tretet vor mein Angesicht in diesem Hause, das nach meinem Namen genannt ist,A.Ü.: über dem mein Name genannt ist, d.h. das mir als Eigentum zugesprochen ist. und sagt: ›Wir sind errettet!‹, um dann alle jene Greuel weiter zu verüben. Ist denn dieses Haus, das meinen Namen trägt, in euren Augen zu einer Räuberhöhle geworden? Ja wahrlich, auch ich sehe es so an!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. b) Der Tempel wird bei fortgesetzten Übertretungen des Volkes ebenso zerstört werden wie einst das Heiligtum in Silo»Geht doch einmal nach meiner heiligen Stätte, die in Silo war, wo ich meinen Namen zu Anfang habe wohnen lassen, und seht, was ich aus ihr wegen der Bosheit meines Volkes Israel gemacht habe! Nun aber, weil ihr ganz die gleichen Taten verübt habt« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »und, wiewohl ich unaufhörlich und immer wieder zu euch geredet habe, dennoch nicht gehört und, obschon ich euch zugerufen, dennoch nicht geantwortet habt: so will ich mit diesem Hause, das meinen Namen trägt und auf das ihr euer Vertrauen setzt, und mit der Wohnstätte, die ich euch und euren Vätern gegeben habe, ebenso verfahren, wie ich mit Silo verfahren bin: verstoßen will ich euch von meinem Angesicht hinweg, wie ich alle eure Brüder, die gesamte Nachkommenschaft Ephraims, bereits verstoßen habe!« c) Abweisung der Fürbitte des Propheten; die abgöttische Verehrung der heidnischen Himmelskönigin»Du aber, lege keine Fürbitte für dieses Volk ein, laß kein Flehen und kein Gebet für sie laut werden und dringe nicht in mich; denn ich würde dich doch nicht erhören. Siehst du denn nicht, was sie in den Ortschaften Judas und auf den Straßen Jerusalems treiben? Die Kinder lesen Holz zusammen, und die Väter zünden das Feuer an; die Frauen aber kneten den Teig, um Kuchen für die HimmelsköniginGemeint ist Astarte (vgl. 44,15-19). zu backen; und Trankopfer spenden sie fremden Göttern, um mir wehe zu tun. Indes – tun sie mir damit wehe?« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »nicht vielmehr sich selbst zu ihrer offenkundigen Beschämung?« Darum hat Gott der HERR so gesprochen: »Wahrlich, mein Zorn und mein Grimm wird sich über diesen Ort ergießen, über die Menschen und über das Vieh, über die Bäume des Feldes und die Früchte des Erdbodens, und er wird unauslöschlich brennen!« d) Gehorsam will Gott, nicht Opfer und nicht selbstgewählten GottesdienstSo hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: »Fügt immerhin eure Brandopfer zu euren Schlachtopfern hinzu und eßt das Fleisch davon! Denn ich habe euren Vätern damals, als ich sie aus Ägypten wegführte, nichts von Brandopfern und Schlachtopfern gesagt und geboten, sondern habe ihnen dies Gebot gegeben: ›Gehorcht meinen Weisungen, so will ich euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein; und haltet den ganzen Weg inne, den ich euch gebiete, damit es euch wohlergehe!‹ Aber sie haben nicht gehorcht und mir kein Gehör geschenkt, sondern sind nach den Ratschlägen, nach dem Starrsinn ihres bösen Herzens gewandelt, indem sie mir den Rücken und nicht mehr das Angesicht zukehrten. Wohl habe ich seit dem Tage, als eure Väter aus Ägypten auszogen, bis auf den heutigen Tag alle meine Knechte, die Propheten, tagtäglich unermüdlich früh und spät zu euch gesandt, aber sie haben mir nicht gehorcht und mir kein Gehör geschenkt, sondern sich halsstarrig gezeigt und es noch ärger getrieben als ihre Väter. Wenn du ihnen nun auch dies alles in deiner Rede vorhältst, so werden sie doch nicht auf dich hören; und wenn du ihnen zurufst, werden sie dir keine Antwort geben. So sage denn zu ihnen: ›Dies ist das Volk, das auf die Stimme des HERRN, seines Gottes, nicht hört und sich nicht warnen läßt; dahin ist die Treue und verschwunden aus ihrem Munde!‹« ee) Der greuelvolle Götzendienst wird furchtbare Sühnung findenSchere deine Kopfzier ab, Tochter Zion, und wirf es weg, und stimme ein Klagelied auf den kahlen Höhen an! Denn verworfen hat der HERR und verstoßen das Geschlecht, dem er zürnt! »Denn die Kinder Juda haben getan, was mir mißfällt« – so lautet der Ausspruch des HERRN –: »sie haben ihre scheußlichen Götzen in dem Hause, das meinen Namen trägt, aufgestellt, um es zu entweihen, und haben die Opferstätte des Thopheths im Tale Ben-Hinnom angelegt, um ihre Söhne und Töchter dort als Brandopfer darzubringen, was ich ihnen niemals geboten habe und was mir nie in den Sinn gekommen ist. Darum gebt acht: es kommt die Zeit« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »da wird man nicht mehr vom Thopheth und vom Tal Ben-Hinnom reden, sondern vom Würgetal, und man wird im Thopheth begraben, weil sonst kein Platz mehr da ist. Dann werden die Leichname dieses Volkes den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß dienen, ohne daß jemand sie verscheucht; und ich werde in den Ortschaften Judas und auf den Straßen Jerusalems aller lauten Freude und Fröhlichkeit, allem Jubel des Bräutigams und allem Brautgesang ein Ende machen; denn zur Wüste soll das Land werden!« f) Das schmähliche Los der Götzendiener nach der Eroberung des Landes»Zu jener Zeit« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »wird man die Gebeine der Könige von Juda und die Gebeine seiner Fürsten, die Gebeine der Priester und Propheten und (überhaupt) die Gebeine der Bewohner Jerusalems aus ihren Gräbern herausholen und wird sie hinbreiten vor der Sonne und dem Mond und vor dem ganzen Heer der Gestirne, welche sie geliebt und verehrt haben und denen sie nachgelaufen sind, die sie befragt und angebetet haben; man wird sie dann nicht wieder sammeln noch begraben, nein, zu Dünger sollen sie auf offenem Felde werden! Und der ganze Rest, der von diesem bösen Geschlecht noch übriggeblieben ist, wird lieber sterben als leben wollen an allen Orten, wohin ich sie verstoßen haben werde« – so lautet der Ausspruch Gottes, des HERRN der Heerscharen. g) Gegen die Unbußfertigkeit des Volkes und den Dünkel der geistlichen Leiter; die Schrecken des bevorstehenden Gerichts»Sage zu ihnen auch: So hat der HERR gesprochen: Fällt jemand wohl hin und steht nicht wieder auf? Oder wendet sich jemand ab (auf einen falschen Weg) und kehrt nicht wieder um? Warum hat sich denn dieses Volk zu Jerusalem abgewandt in immerwährender Abkehr? Sie halten fest am Irrtum und wollen durchaus nicht umkehren. Ich habe hingehorcht und gelauscht: sie reden die Unwahrheit; kein einziger bereut seine Schlechtigkeit, daß er sagte: ›Was habe ich getan!‹ Nein, jeder stürmt dahin in seinem Jagen wie ein in die Schlacht stürmendes Roß. Sogar der Storch oben am Himmel kennt seine bestimmten Zeiten, auch die Turteltaube, die Schwalbe und der Kranich halten die Zeit ihrer Wiederkehr ein; aber mein Volk weiß nichts von der Rechtsordnung des HERRN!« Wie könnt ihr nur sagen: »Wir sind weise, wir sind ja im Besitz des göttlichen Gesetzes!« Ja freilich! Aber zur Lüge hat es der Lügengriffel der Schriftgelehrten gemacht. Beschämt werden die Weisen dastehen, werden bestürzt sein und sich gefangen sehen; sie haben ja das Wort des HERRN verworfen: welcherlei Weisheit besitzen sie da noch? hh) Drohwort gegen die geistlichen Führer des Volkes (vgl. 6,13-15)»Darum will ich ihre Weiber anderen geben, ihre Äcker Eroberern; denn vom Jüngsten bis zum Ältesten sind sie alle gierig nach Gewinn, vom Propheten bis zum Priester gehen sie alle mit Lug und Trug um. Die schwere Wunde der Tochter meines Volkes wollen sie leichtfertig obenhin heilen, indem sie verheißen: ›Heil, Heil!‹, wo doch kein Heil vorhanden ist. Beschämt werden sie dastehen müssen, weil sie Greuel verübt haben; und doch schämen sie sich keineswegs und Erröten kennen sie nicht mehr. Darum werden sie fallen, wenn alles fällt: zur Zeit, da ich sie zur Rechenschaft ziehe, werden sie stürzen!« – so hat der HERR gesprochen. »Will ich Lese bei ihnen halten« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »so sind keine Trauben am Weinstock und keine Feigen am Feigenbaum, und das Laub ist verwelkt. So will ich denn Leute für sie bestellen, die sie wegräumen sollen!« i) Die Schrecken des durch das Herannahen des nordischen Feindes sich vollziehenden GottesgerichtsWozu sitzen wir müßig da? Scharet euch zusammen und laßt uns in die festen Städte flüchten und dort umkommen! Denn der HERR, unser Gott, will unsern Untergang und hat uns Giftwasser zu trinken gegeben, weil wir gegen den HERRN gesündigt haben. Wozu hoffen wir noch auf Rettung? Es wird ja doch nichts Gutes! Wozu auf eine Zeit der Heilung? Es gibt ja doch nur Schrecken! Von Dan her vernimmt man schon das Schnauben seiner Rosse, vom lauten Gewieher seiner Hengste erbebt das ganze Land! Ja, sie kommen heran und verzehren das Land und seine Fülle, die Städte samt ihren Bewohnern. »Denn gebt acht: ich lasse Schlangen gegen euch los, Giftschlangen, gegen welche es keine Beschwörung gibt: die sollen euch stechen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. jj) Des Propheten Hoffnungslosigkeit und sein Schmerz über die sittliche Zerrüttung des VolkesSchwerer Kummer ist über mich gekommen, krank ist mein Herz in mir! Horch! Laut erschallt das Wehgeschrei der Tochter meines Volkes aus fernem Lande: »Ist denn der HERR nicht in Zion? Ist sein König nicht drinnen?« »Warum haben sie mich erbittert durch ihren Bilderdienst, durch die nichtigen Götzen des Auslands?« »Vorüber ist die Ernte, zu Ende die Obstlese, doch wir haben keine Rettung erlangt!« Über den Zusammenbruch der Tochter meines Volkes bin ich gebrochen; ich gehe trauernd einher, Entsetzen hat mich ergriffen! Gibt es denn keinen Balsam mehr in GileadDorther kam das heilkräftige Harz des Mastixbaumes., und ist kein Arzt mehr dort? Ach, warum ist der Tochter meines Volkes noch keine Heilung zuteil geworden! kk) Jeremia verzweifelt an seinem sittlich zerrütteten VolkeO daß doch mein Haupt zu Wasser würde und meine Augen zum Tränenquell! Dann wollte ich Tag und Nacht weinen um die Erschlagenen der Tochter meines Volkes! O hätte ich doch eine Wanderer-Herberge fern in der Wüste, so wollte ich mein Volk verlassen und von ihnen weggehen! Denn sie sind allesamt Ehebrecher, eine Gesellschaft von Treulosen. »Sie spannen ihre Zunge wie einen Bogen: mit Lüge und nicht durch Wahrhaftigkeit schalten sie als Herren im Lande; denn von einer Bosheit schreiten sie zur andern fort, mich aber kennen sie nicht!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. Seid auf der Hut, ein jeder vor seinem Freunde, und schenkt auch keinem Bruder Vertrauen! Denn jeder Bruder übt Lug und Trug, und jeder Freund geht auf Verleumdung aus; sie hintergehen einer den andern, und keiner redet ein wahres Wort; sie haben ihre Zunge an Lügenreden gewöhnt und mühen sich ab, verkehrt zu handeln, können nicht anders: »Gewalttat über Gewalttat, Arglist über Arglist! Sie wollen mich nicht kennen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. Darum hat der HERR der Heerscharen so gesprochen: »Gib acht: ich will sie schmelzen und läutern! Denn wie sollte ich anders mit der Tochter meines Volks verfahren? Ein todbringender Pfeil ist ihre Zunge, Trug sind die Worte ihres Mundes; man redet freundlich mit seinem Nächsten, aber im Herzen stellt man ihm eine Falle. Sollte ich so etwas bei ihnen ungestraft lassen?« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »oder sollte ich mich an einem solchen Volk nicht rächen?« ll) Die Wehklage des Propheten; Gottes Gerichtsspruch; KlageliederUm die Berge will ich ein Weinen und eine Wehklage erheben und um die Auen der Trift ein Trauerlied! Denn sie sind verödet, so daß niemand sie durchwandert und man die Stimmen der Herden nicht mehr vernimmt; die Vögel des Himmels und das Wild – alles ist entflohen, ist weggezogen! »Auch Jerusalem will ich zu Steinhaufen machen, zur Behausung der Schakale; und die Ortschaften Judas verwandle ich in eine Einöde, in der kein Mensch mehr wohnt!« mm) Die Frage des Propheten und der Gerichtsspruch Gottes als AntwortWer ist ein so weiser Mann, daß er dies verstehen mag? Und zu wem hat der Mund des HERRN geredet, daß er es kundtue, warum das Land zugrunde gegangen ist und verödet daliegt wie die Wüste, so daß niemand es durchwandert? Der HERR hat gesagt: »Weil sie mein Gesetz, das ich ihnen vorgelegt hatte, unbeachtet gelassen und meinen Weisungen nicht gehorcht und nicht nach ihnen gelebt haben, vielmehr dem Starrsinn ihres eigenen Herzens gefolgt und den Baalen nachgelaufen sind, wie sie es von ihren Vätern gelernt hatten; darum« – so hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: »Nunmehr will ich sie, dieses Volk da, mit Wermut speisen und ihnen Giftwasser zu trinken geben und will sie unter die Heidenvölker zerstreuen, die weder sie noch ihre Väter gekannt haben, und will das Schwert hinter ihnen her senden, bis ich sie vertilgt habe!« nn) Klagelieder über das VolkSo hat der HERR der Heerscharen gesprochen: »Merkt auf und ruft die Klageweiber herbei, daß sie kommen, und schickt zu den weisen Frauen, daß sie herkommen und eilends ein Klagelied über uns anstimmen, damit unsere Augen in Tränen zerfließen und unsere Wimpern von Zähren triefen!« – Ach horch! Eine Wehklage vernimmt man von Zion her: »Wehe, wie sind wir vergewaltigt und schmählich in Schande geraten! Ach, wir müssen das Land verlassen! Ach, man hat unsere Wohnungen niedergerissen!« – Ach hört, ihr Frauen, das Wort des HERRN, und euer Ohr vernehme das Wort seines Mundes, und lehrt eure Töchter das Klagelied und eine jede die andere den Grabgesang: »Ach, der Tod ist in unsere Fenster eingestiegen, in unsere Paläste eingedrungen, hat die Kinder von der Straße weggerafft, die Jünglinge von den Marktplätzen!« – Rede: »So lautet der Ausspruch des HERRN: Es liegen die Leichen der Menschen da wie Dünger auf dem Felde und wie Ährenbündel hinter dem Schnitter, ohne daß jemand sie aufliest!« oo) Anhang: Der wahre Selbstruhm; die rechte BeschneidungSo hat der HERR gesprochen: »Nicht rühme sich der Weise seiner Weisheit, und der Starke rühme sich nicht seiner Stärke, nicht rühme sich der Reiche seines Reichtums! Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er Einsicht besitzt und von mir erkennt, daß ich, der HERR, es bin, der Gnade, Recht und Gerechtigkeit auf Erden übt; denn an solchen habe ich Wohlgefallen« – so lautet der Ausspruch des HERRN. pp) Israel ist unbeschnitten am Herzen»Gebt acht: es kommt die Zeit« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »da werde ich alle, die, obgleich beschnitten, doch unbeschnitten sind, zur Rechenschaft ziehen: Ägypten und Juda, Edom, die Ammoniter und Moabiter und alle, die sich das Haar an den Schläfen stutzen, die in der Wüste wohnen.Die arabischen und syrischen Beduinen. Denn wohl sind alle Heidenvölker unbeschnitten, aber das ganze Haus Israel ist unbeschnitten am Herzen!« b) Die Nichtigkeit der Götzen und die Erhabenheit des allein wahren GottesVernehmt das Wort, das der HERR euch verkünden läßt, ihr vom Hause Israel! So hat der HERR gesprochen: »Gewöhnt euch nicht an den Weg der Heidenvölker und laßt euch nicht durch die Zeichen am Himmel erschrecken, weil die Heidenvölker vor ihnen erschrecken! Denn der Gottesdienst der Heidenvölker ist nichts als Wahn: ein Stück Holz ist es ja, das man im Walde gehauen hat, ein Werk von Künstlerhänden, mit dem Schnitzmesser hergestellt. Mit Silber und Gold verziert er es, mit Nägeln und Hämmern befestigt man es, damit es nicht wackelt. Wie eine Vogelscheuche im Gemüsegarten stehen sie da und können nicht reden; man muß sie tragen, denn sie können nicht gehen. Fürchtet euch nicht vor ihnen, denn sie können kein Unheil anrichten, aber auch Gutes zu tun steht nicht in ihrer Macht.« Die Erhabenheit Gottes gegenüber der Verächtlichkeit der GötzenDir, o HERR, ist niemand gleich! Groß bist du, und groß ist dein Name ob deiner Kraft: wer sollte dich nicht fürchten, du König der Völker? Ja, dir gebührt dies; denn unter allen Weisen der Heidenvölker und in all ihren Königreichen ist keiner dir gleich, sondern allesamt sind sie dumm und töricht: die ganze Weisheit der Götzen ist – Holz, dünngehämmertes Silber, das man aus TharsisIn Tharsis in Südspanien gab es Silberbergwerke; vgl. Hes 27,12. geholt hat, und Gold aus UphasZu Uphas vgl. Dan 10,5; aber vielleicht ist Ophir zu lesen, vgl. Ps 45,10., eine Arbeit des Bildschnitzers und der Hände des Goldschmieds, blauer und roter Purpur ist ihr Gewand: Machwerke kunstfertiger Meister sind sie allesamt. Aber der HERR ist Gott in Wahrheit, ist der lebendige Gott und ein ewiger König; vor seinem Zürnen erbebt die Erde, und seinen Grimm vermögen die Völker nicht zu ertragen. [So sollt ihr von ihnen sagen: »Die Götter, die den Himmel und die Erde nicht geschaffen haben, diese werden von der Erde und unter diesem Himmel hinweg verschwinden.«]Dieser Vers ist aramäisch geschrieben, also wohl späterer Zusatz. Der HERR ist es, der die Erde durch seine Kraft geschaffen, den Erdkreis durch seine Weisheit fest gegründet und durch seine Einsicht den Himmel ausgespannt hat. Wenn er beim Schall des Donners Wasserrauschen am Himmel entstehen läßt und Gewölk vom Ende der Erde heraufführt, wenn er Blitze beim Regen schafft und den Sturmwind aus seinen Vorratskammern herausläßt – starr steht alsdann jeder Mensch da, ohne es begreifen zu können, und schämen muß sich jeder Goldschmied seines Bildwerks; denn Trug ist sein gegossener Götze, kein Odem wohnt in ihm: nichts als Wahn sind sie, lächerliche Gebilde; wenn die Zeit des Strafgerichts für sie kommt, ist es zu Ende mit ihnen. Aber nicht wie diese ist Jakobs Erbteil; nein, er ist es, der das All geschaffen hat, und Israel ist der Stamm seines Erbbesitzes: HERR der Heerscharen ist sein Name. c) Die Not des für die Verbannung bestimmten Volkes; seine Klage über das verhängte Strafgericht und seine demütige Ergebung in Gottes WillenRaffe dein Bündel von der Erde zusammen, Tochter Zion, die du in Belagerungsnot sitzest! Denn so hat der HERR gesprochen: »Wisse wohl: diesmal will ich die Bewohner des Landes hinwegschleudern und sie in Bedrängnis versetzen, damit sie endlich zur Erkenntnis kommen!« »Wehe mir ob meiner Wunde: qualvoll ist der Schlag, der mich getroffen! Doch ich denke: ›Das ist nun einmal mein Leiden: so will ich es denn tragen!‹A.Ü.: Doch ich dachte, es sei nur eine Krankheit, die ich überstehen würde. Mein Zelt ist zerstört, und alle meine Zeltstricke sind zerrissen; meine Kinder sind mir entführt, keines ist mehr da; niemand schlägt mir hinfort mein Zelt wieder auf und breitet meine Decken darüber aus! Denn meine Hirten sind verdummt gewesen und haben nicht nach dem HERRN gefragt; darum haben sie kein Gelingen gehabt, und ihre ganze Herde ist zerstoben.« Horch, eine Kunde: siehe da, sie kommt, und ein gewaltiges Getöse vom Nordlande her, um die Städte Judas zur Wüste zu machen, zur Behausung der Schakale! Gebet des Volkes um Gottes Gnade und um Bestrafung der rohen HeidenIch weiß, HERR, daß des Menschen Schicksal nicht in seiner Hand liegt und daß ein Mann, der da wandelt, seinen Gang nicht fest zu richten vermag. Züchtige mich, HERR, aber nach Billigkeit, nicht in deinem Zorn, auf daß du mich nicht ganz vernichtest! Gieße deinen Grimm aus über die Heidenvölker, die dich nicht kennen, und über die Stämme, die deinen Namen nicht anrufen! Denn sie haben Jakob verschlungen, ja ganz und gar aufgezehrt und seine Aue zur Wüste gemacht! 3. Reden aus der Zeit Jojakims, als der Einbruch des Heeres Nebukadnezars drohte (Kap. 11-13)a) Die Untreue des Volkes gegen den Gottesbund und ihre vernichtenden Folgena) Das Band zwischen Gott und dem Volk ist zerschnittenDas Wort, das an Jeremia vom HERRN erging, lautete folgendermaßen: »Vernehmet die Worte dieses Bundes und verkündet sie den Männern von Juda und besonders den Bewohnern Jerusalems und sage du noch folgendes zu ihnen: So hat der HERR, der Gott Israels, gesprochen: ›Verflucht ist jeder, der den Bestimmungen dieses Bundes nicht nachkommt, den ich euren Vätern zur Pflicht gemacht habe zu der Zeit, als ich sie aus dem Lande Ägypten, aus dem Eisen-Schmelzofen, wegführte, indem ich ihnen sagte: Gehorcht meinen Weisungen und handelt nach ihnen ganz so, wie ich euch gebiete, so sollt ihr mein Volk sein, und ich will euer Gott sein, damit ich den Eid aufrechterhalten kann, den ich euren Vätern zugeschworen habe, nämlich ihnen ein Land zu geben, das von Milch und Honig überfließt, wie es heute noch der Fall ist!‹« Da antwortete ich mit den Worten: »Amen, HERR!« Darauf sagte der HERR zu mir: »Mache alle diese Worte in den Ortschaften Judas und auf den Straßen Jerusalems bekannt, indem du sagst: ›Vernehmet die Worte dieses Bundes und handelt nach ihnen! Denn ich habe eure Väter zu der Zeit, als ich sie aus dem Lande Ägypten wegführte, und bis auf den heutigen Tag immer und immer wieder aufs ernstlichste ermahnt und sie aufgefordert, meinen Weisungen zu gehorchen. Aber sie haben nicht gehorcht und mir kein Gehör geschenkt, sondern sind ein jeder nach dem Starrsinn seines eigenen bösen Herzens gewandelt. Deshalb habe ich alle Drohworte dieses Bundes, dessen Beobachtungd.h. Beachtung, Bewahrung . ich ihnen geboten hatte, an ihnen in Erfüllung gehen lassen, weil sie nicht danach gehandelt hatten.‹« b) Des Volkes Bundesbruch und VerwerfungWeiter sagte der HERR zu mir: »Es besteht eine Verschwörungd.h. ein wie auf fester Vereinbarung beruhender Widerstand, ein festes Einvernehmen. unter den Männern von Juda und den Bewohnern Jerusalems. Sie sind in die Sünden ihrer Vorväter zurückgefallen, die meinen Weisungen den Gehorsam versagt haben; sind doch auch sie anderen Göttern nachgelaufen, um sie zu verehren: gebrochen haben die vom Hause Israel und vom Hause Juda meinen Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe!« Darum hat der HERR so gesprochen: »Nunmehr will ich ein Unheil über sie bringen, aus dem herauszukommen ihnen nicht möglich sein soll; und wenn sie dann zu mir um Hilfe schreien, will ich sie nicht erhören. Wenn dann die Ortschaften Judas und die Bewohner Jerusalems hingehen und zu den Göttern, denen sie geopfert haben, um Hilfe schreien, so werden diese ihnen zur Zeit ihres Unglücks nimmermehr helfen können. Denn so zahlreich, wie deine Städte sind, ebenso zahlreich sind auch deine Götter geworden, Juda; und so viele Straßen es in Jerusalem gibt, ebenso viele Altäre habt ihr dem Schandgötzen errichtet, Altäre, um dem Baal zu räuchern. Du aber (Jeremia) sollst keine Fürbitte für dieses Volk einlegen und kein Flehen und kein Gebet für sie laut werden lassen! Denn ich würde doch nicht hören, wenn sie mich zur Zeit ihrer Not um Hilfe anriefen!« c) Opfer und selbstgewählte Weihegaben halten den Untergang des einst gottgeliebten Volkes nicht auf»Was will mein Geliebter in meinem Hause? Etwa böse Anschläge ausführen? Werden Gelübde und Opferfleisch deine Bosheit von dir wegschaffen, daß du alsdann frohlocken dürftest?« Einen ›immergrünen Ölbaum im Schmuck herrlicher Früchte‹ – so hat der HERR dich einst genannt; aber wegen seines gewaltig lauten Rauschens legt er jetzt Feuer an ihn, und es brechen seine Zweige. Denn der HERR der Heerscharen, der dich gepflanzt, hat Unheil über dich beschlossen wegen der Bosheit, die das Haus Israel und das Haus Juda verübt haben, um mich zu erbittern, indem sie dem Baal opferten.« b) Der Mordanschlag der Bewohner von Anathoth gegen Jeremia und ihre StrafeDer HERR hat es mich wissen lassen, da habe ich es erfahren; damals hast du mich ihr Treiben durchschauen lassen. Ich selbst war wie ein argloses Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und ahnte nicht, daß sie böse Anschläge gegen mich schmiedeten: »Laßt uns den Baum samt seinen Früchten vernichten und ihn aus dem Lande der Lebenden ausrotten, daß seines Namens nicht mehr gedacht wird!« Und nun, HERR der Heerscharen, gerechter Richter, der du Nieren und Herz prüfst: laß mich deine Rache an ihnen sehen! Denn dir habe ich meine Sache anheimgestellt. Darum hat der HERR so gesprochen in bezug auf die Männer von Anathoth, die dir nach dem Leben getrachtet und zu dir gesagt haben: »Du sollst nicht im Namen des HERRN weissagen, sonst mußt du durch unsere Hand sterben!« – darum hat der HERR der Heerscharen so gesprochen: »Wisse wohl: ich will es sie büßen lassen! Ihre jungen Männer sollen durchs Schwert umkommen, ihre Söhne und Töchter Hungers sterben! Kein Überrest soll ihnen verbleiben, denn ich will Unglück über die Männer von Anathoth bringen in dem Jahre, wo ich die Strafe an ihnen vollziehe!« c) Das rätselhafte Walten Gottesa) Jeremias Anfrage an Gott bezüglich des Glücks der Gottlosen»Du behältst recht, HERR, wenn ich mit dir streite, und doch möchte ich über (dein) richterliches Walten mit dir reden: Warum ist das Tun und Lassen der Gottlosen erfolgreich, und warum bleiben alle, die treulos handeln, unangefochten? Du selbst pflanzest sie ein, sie schlagen auch Wurzel; sie gedeihen und bringen auch Frucht: nahe bist du ihnen ihrem Munde nach, doch fern von ihrem Herzen. Du aber, HERR, du kennst mich durch und durch und hast erprobt, wie mein Herz zu dir steht: raffe sie hinweg wie Schafe zur Schlachtung und weihe sie für den Tag, an dem sie abgetan werden! Wie lange soll das Land noch trauern und die Gewächse auf der ganzen Flur verdorren? Wie lange noch sollen infolge der Bosheit seiner Bewohner Vieh und Vögel hinschwinden? Sie sagen ja doch: ›Er wird unser Ende nicht zu sehen bekommen!‹« b) Die göttliche Antwort»Wenn du mit Fußgängern wettläufst und die dich schon müde machen, wie willst du da mit Rossen um die Wette rennen? Und wenn du dich nur in einem friedlichen Lande sicher fühlst, wie willst du es da machen im hohen Dickicht des Jordans?wo allerlei gefährliches Getier haust. Denn selbst deine Verwandten und deines Vaters Haus – sogar die sind treulos gegen dich, auch die haben hinter dir her geschrien aus voller Kehle; traue ihnen nicht, wenn sie auch freundlich mit dir reden!« c) Gottes Klagelied über sein durch die Nachbarvölker verwüstetes Land»Ich habe mich von meinem Hause losgesagt, meinen Erbbesitz hingegeben, habe den Liebling meines Herzens in die Gewalt seiner Feinde fallen lassen. Mein Erbteil ist mir geworden wie ein Löwe im Walde: es hat sein Gebrüll gegen mich erhoben, darum mußte es mir verhaßt werden. Ist denn mein Erbbesitz für mich zu einem bunten Vogel geworden, daß die Vögel sich ringsum dawider sammeln? Auf! Laßt alle Tiere des Feldes zusammenkommen! Bringt sie zum Fressen herbei! Viele Hirten haben meinen Weinberg verwüstet, meinen Grund und Boden zertreten; sie haben den Acker, der meine Lust war, zur öden Trift gemacht. In eine Einöde haben sie ihn verwandelt, verödet trauert er um mich her; verwüstet ist das ganze Land, weil niemand es sich hat zu Herzen gehen lassen.« Über alle kahlen Höhen in der Trift sind Verwüster eingebrochen; denn ein Schwert hat der HERR, das von einem Ende des Landes bis zum andern frißt: da gibt es keine Rettung für alles Fleisch. Sie haben Weizen gesät, aber Dornen geerntet, haben sich abgemüht, ohne etwas auszurichten. So werdet denn zuschanden an euren ErnteerträgenA.Ü.: So laßt euch denn bitter enttäuschen durch den Ertrag eurer Ernte! infolge des lodernden Zornes des HERRN! d) Gerichts- und Heilsankündigung für die heidnischen NachbarvölkerSo hat der HERR über alle meine bösen Nachbarn gesprochen, die den Erbbesitz angetastet haben, den ich meinem Volke Israel zu eigen gegeben habe: »Wisse wohl: ich will sie aus ihrem Boden herausreißen, wie ich das Haus Juda aus ihrer Mitte wegreiße! Wenn ich sie aber herausgerissen habe, alsdann will ich mich ihrer wieder erbarmen und will sie zurückführen, einen jeden in seinen Erbbesitz und einen jeden in sein Land. Wenn sie sich dann an die Wege meines Volkes fest gewöhnen, so daß sie bei meinem Namen schwören: ›So wahr der HERR lebt!‹, gleichwie sie mein Volk daran gewöhnt haben, beim Baal zu schwören, so sollen sie inmitten meines Volkes aufgebaut werden. Wollen sie aber nicht gehorchen, so will ich ein solches Volk mit Stumpf und Stiel für immer ausreißen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. d) Ankündigung des Strafgerichts über das unverbesserliche Volk; Mahnung zur Umkehra) Gleichnis (d.h. sinnbildliche Handlung) vom linnenen GürtelSo hat der HERR zu mir gesprochen: »Gehe hin und kaufe dir einen linnenen Gürtel und lege ihn dir um die Hüften, aber laß ihn nicht ins Wasser geraten!« Da kaufte ich den Gürtel nach dem Befehl des HERRN und legte ihn mir um die Hüften. Hierauf erging das Wort des HERRN zum zweitenmal an mich folgendermaßen: »Nimm den Gürtel, den du dir gekauft hast und um deine Hüften trägst, und mache dich auf, gehe an den Euphrat und verstecke ihn dort in einer Felsspalte!« Da ging ich hin und versteckte ihn am Euphrat, wie der HERR mir geboten hatte. Nach längerer Zeit aber sagte der HERR zu mir: »Mache dich auf, gehe an den Euphrat und hole von dort den Gürtel, den du dort auf meinen Befehl versteckt hast!« Da begab ich mich an den Euphrat, grub nach und nahm den Gürtel von der Stelle, wo ich ihn versteckt hatte; aber siehe da: der Gürtel war verdorben, war zu nichts mehr zu gebrauchen! b) Die Deutung des GleichnissesDa erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »So spricht der HERR: Ebenso will ich den Hochmut Judas und den Hochmut Jerusalems, der so gewaltig ist, ins Verderben stürzen! Dieses böse Volk, das sich weigert, auf meine Worte zu hören, das da wandelt im Starrsinn seines Herzens und anderen Göttern nachläuft, um ihnen zu dienen und sie anzubeten: es soll ihm ebenso ergehen wie diesem Gürtel, der zu nichts mehr taugt. Denn gleichwie der Gürtel sich eng an die Hüften eines Mannes anschließt, so hatte ich das ganze Haus Israel und das ganze Haus Juda sich eng an mich anschließen lassen« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »damit sie mein Volk würden, mir zum Ruhm und zum Lobpreis und zur Zierde; aber sie haben nicht gehorcht.« c) Das Gleichnis von den gefüllten und zerschlagenen Weinkrügen; Warnungsruf»So richte denn folgende Worte an sie: ›So hat der HERR, der Gott Israels, gesprochen: Jeder Krug wird mit Wein gefüllt.‹ Wenn sie dann zu dir sagen: ›Sollten wir das wirklich nicht selbst wissen, daß jeder Krug mit Wein gefüllt wird?‹, so erwidere ihnen: ›So hat der HERR gesprochen: Fürwahr, ich will alle Bewohner dieses Landes, sowohl die Könige, die auf dem Throne Davids sitzen, als auch die Priester und Propheten und alle Bewohner Jerusalems mit Trunkenheit füllen und sie sich dann einen an dem andern zerschmettern lassen, und zwar die Väter zugleich mit den Söhnen!‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –; ›ich will dabei keine Schonung üben und kein Mitleid haben, und kein Erbarmen soll mich abhalten, sie zu vernichten!‹« d) Warnung vor SelbstsicherheitHöret und merkt auf! Seid nicht hochmütig, denn der HERR ist’s, der geredet hat! Gebt dem HERRN, eurem Gott, die Ehre, bevor es Nacht wird und bevor eure Füße sich an den Bergen in der Dunkelheit stoßen und ihr dann auf Licht wartet, er es aber zu tiefster Finsternis macht und es in Wolkendunkel verwandelt! Wenn ihr aber nicht gehorcht, so muß ich vor Kummer im Verborgenen weinen ob eurem Hochmut, und mein Auge muß unaufhörlich in Tränen zerfließen, weil die Herde des HERRN gefangen weggeführt wird. ee) Drohrede an den König und die Königin-MutterSage zum König und zur Herrin: »Setzt euch tief herunter, denn vom Haupt ist euch eure herrliche Krone herabgefallen. Die Städte des Südlands sind verschlossen, und niemand ist da, der sie öffnet; in Gefangenschaft wird Juda weggeführt insgesamt, weggeführt in voller Zahl!« ff) Klagelied und Wehe über JerusalemHebe deine Augen auf, Jerusalem, und sieh, wie sie von Norden daherkommen! Wo ist die Herde, die dir anvertraut war, deine prächtigen Schafe? Was wirst du sagen, wenn er die, welche du selbst als vertraute Freunde an dich gewöhnt hast, zum Oberhaupt über dich bestellt? Werden dich da nicht Wehen erfassen wie ein Weib in Geburtsnöten? Und wenn du alsdann bei dir selber denkst: »Warum hat solches Leid mich getroffen?«, so wisse: Wegen deiner schweren Verschuldung wird dir die Schleppe aufgehoben, werden dir die Füße mit Gewalt entblößt.W.: haben deine Fersen Gewalt erlitten (oder sind mißhandelt worden). Kann wohl ein Mohr seine Haut verwandeln und ein Pardel sein buntes Fell? Dann würdet auch ihr imstande sein gut zu handeln, die ihr an Bösestun gewöhnt seid. »Darum will ich sie zerstreuen wie Spreu, die vor dem Wüstenwinde verfliegt. Das ist dein Los, dein Teil, das ich dir zugemesen habe« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »weil du mich vergessen und dein Vertrauen auf Trug gesetzt hast. Darum will auch ich dir deine Schleppen vorn bis über das Gesicht hochziehen, damit deine Scham sichtbar wird. Deine Ehebrecherei und dein brünstiges Wiehern, die Schmach deiner Buhlerei – auf den Hügeln wie im freien Felde habe ich deine Greuel gesehen! Wehe dir, Jerusalem, daß du dich nicht reinigst! Wie lange wird’s noch währen?« 4. Ankündigung schwerer Leiden und des Gerichts über Juda; Zurechtweisung des verzagenden Propheten (Kap. 14-17)a) Schilderung der großen Dürre(Dies ist) das Wort des HERRN, das an Jeremia erging aus Anlaß der großen Dürre: »Juda trauert, und in seinen Toren verschmachten (die Menschen), liegen im Trauergewand am Boden, und Jerusalems Wehgeschrei steigt empor! Die Vornehmen unter ihnen schicken ihre Diener nach Wasser aus; aber wenn diese an die Brunnen gekommen sind, finden sie kein Wasser und kehren mit leeren Gefäßen heim: enttäuscht und bestürzt sind sie und verhüllen ihr Haupt. Wegen des Erdreichs, das unbestellt daliegt, weil kein Regen im Lande gefallen ist, sind die Ackerbauer (in ihrer Hoffnung) getäuscht und verhüllen sich das Haupt. Ja, selbst die Hirschkuh auf dem Felde läßt ihr Junges, das sie eben geboren hat, im Stich, weil sie nichts Grünes mehr findet; und die Wildesel stehen auf den kahlen Höhen, schnappen nach Luft wie die Schakale; ihre Augen verschmachten, denn nirgends ist grünes Futter.« b) Bitte des Volkes um Gnadeoder Fürbitte des Propheten, der sich mit seinem Volk zusammenschließt(?) »Wenn unsere Sünden uns anklagen, HERR, so handle du uns zugut um deines Namens willen! Denn groß ist die Zahl unserer Treubrüche, mit denen wir gegen dich gesündigt haben. O du Hoffnung Israels, du sein Retter zur Zeit der Not! Warum willst du sein wie ein Fremdling im Lande und wie ein Wanderer, der nur zum Übernachten Halt macht? Warum willst du sein wie ein verzagter Mann, wie ein Held, der nicht zu helfen vermag? Du bist ja doch in unserer Mitte, o HERR, und nach deinem Namen sind wir genannt:d.h. wir gehören dir als dein Eigentumsvolk an. verlaß uns nicht!« c) Gott weist die Fürbitte des Propheten zurück und bedroht die falschen Propheten und das ganze Volk mit noch größerer NotSo hat der HERR in bezug auf dieses Volk gesprochen: »So hin und her zu schweifen, das lieben sie: ihre Füße haben sie nie geschont; der HERR hat kein Wohlgefallen an ihnen gehabt; doch jetzt gedenkt er ihrer Schuld und straft sie für ihre Sünden.« Weiter hat der HERR zu mir gesagt: »Du sollst keine Fürbitte für dieses Volk einlegen, daß es ihm gut ergehen möge! Wenn sie fasten, so höre ich nicht auf ihr Flehen, und wenn sie Brandopfer und Speisopfer darbringen, so nehme ich sie nicht wohlgefällig an, vielmehr will ich sie durch Schwert und Hungersnot und durch die Pest ausrotten!« Da sagte ich: »Ach, HERR, mein Gott, siehe, die Propheten sagen doch zu ihnen: ›Ihr werdet kein Schwert zu sehen bekommen, und Hungersnot wird euch nicht treffen; nein, dauerndes Heil will ich euch an dieser Stätte verleihen!‹« Da antwortete mir der HERR: »Lüge weissagen die Propheten in meinem Namen; ich habe sie nicht gesandt und sie nicht entboten und ihnen keinen Auftrag erteilt; erlogene Gesichte und Trugweissagung und selbstersonnene Täuschung weissagen sie euch!« Darum hat der HERR so gesprochen: »Die Propheten, die in meinem Namen weissagen und die, obgleich ich sie nicht gesandt habe, dennoch verkünden: ›Weder Schwert noch Hungersnot wird dieses Land treffen‹ – durch das Schwert und durch Hungersnot sollen diese Propheten den Tod finden! Das Volk aber, dem sie weissagen, wird auf den Straßen Jerusalems vom Hunger und Schwert niedergestreckt daliegen, ohne daß jemand sie zu Grabe trägt – sie selbst und ihre Frauen, ihre Söhne und ihre Töchter; so will ich die Strafe für ihre Bosheit über sie ausgießen!« d) Jeremia beweint die große Not Judas»Du aber richte dieses Wort an sie: ›Bei Tag und bei Nacht zerfließen meine Augen in Tränen und kommen nicht zur Ruhe! Denn einen furchtbaren Schlag hat die Jungfrau, die Tochter meines Volkes, erlitten, eine qualvolle Wunde. Gehe ich aufs Feld hinaus, so erblicke ich dort vom Schwert Erschlagene, und komme ich in die Stadt zurück, so gewahre ich die Qualen des Hungers! Ja, auch die Propheten und auch die Priester müssen in ein Land ziehen, das sie nicht kennen.‹«A.Ü.: ziehen im Lande umher und wissen nicht aus noch ein. e) Erneute Klage und dringende Bitte des ProphetenHast du denn Juda ganz verworfen? Oder bist du Zions im Herzen überdrüssig geworden? Warum hast du uns so geschlagen, daß keine Heilung für uns mehr vorhanden ist? Wir warten auf Rettung, aber es kommt nichts Gutes, und auf die Stunde der Heilung, aber ach, da ist nichts als Schrecken! O HERR, wir erkennen unsere Gottlosigkeit, auch die Schuld unserer Väter, daß wir gegen dich gesündigt haben. Verwirf (uns) nicht um deines Namens willen! Laß den Thronsitz deiner Herrlichkeit nicht in Unehre fallen! Behalte im Gedächtnis, brich nicht deinen Bund mit uns! Gibt es etwa unter den nichtigen Götzen der Heiden Regenspender? Oder schickt etwa der Himmel von selbst die Regengüsse? Bist du es nicht, HERR, unser Gott? So hoffen wir denn auf dich; denn du bist es, der dies alles tut. f) Nochmalige Zurückweisung einer Fürbitte Jeremias und neue Drohung GottesAber der HERR antwortete mir: »Wenn auch Mose und Samuel vor mich träten, würde mein Herz sich doch diesem Volke nicht zuwenden: schaffe sie mir aus den Augen, sie sollen weggehen! Wenn sie dich dann fragen: ›Wohin sollen wir gehen?‹, so antworte ihnen: ›So hat der HERR gesprochen: Wer für den Tod bestimmt ist, gehe zum Tode! Wer für das Schwert (bestimmt ist), zum Schwerte! Wer für den Hunger, zum Hunger! Und wer für die Gefangenschaft, zur Gefangenschaft!‹ Denn ich will vier Arten (von Verderbern) gegen sie aufbieten« – so lautet der Ausspruch des HERRN –: »das Schwert zum Morden, die Hunde zum Zerren, die Vögel des Himmels und die Tiere des Feldes zum Fressen und zum Vertilgen und will sie so zu einem abschreckenden Beispiel für alle Reiche der Erde machen um des judäischen Königs Manasse, des Sohnes Hiskias, willen, wegen alles dessen, was er in Jerusalem verübt hat.« g) Jeremias Klage über die schweren Kriegsleiden, die Jerusalem heimgesucht haben und noch heimsuchen werdenAch, wer wird Mitleid mit dir haben, Jerusalem, und wer dir Teilnahme bezeigen? Und wer wird bei dir einkehren, um sich nach deinem Ergehen zu erkundigen? »Du selbst hast mich ja verworfen« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »hast mir den Rücken zugekehrt; darum habe ich meine Hand gegen dich erhoben und dich zerschmettert: ich war’s müde, mich erbitten zu lassen! Ich habe sie mit der Worfschaufel hinausgeworfeltbildlich = mit Gewalt aus dem Lande in die Verbannung hinausführen lassen. in den Toren des Landes, habe mein Volk seiner Kinder beraubt und es zugrunde gerichtet: sie sind von ihren bösen Wegen doch nicht umgekehrt! Ihre Witwen sind mir zahlreicher geworden als der Sand am Meer; ich habe ihnen über die Mütter der jungen Männer den Würgengel am hellen Mittag gebracht, habe jählings Angst und Schrecken auf sie fallen lassen. Die Mutter, welche sieben Söhne geboren hat, vergeht nun vor Trauer, haucht ihr Leben aus: die Sonne ist ihr noch bei Tage untergegangen, fassungslos und gebrochen steht sie da! Was jetzt aber von ihnen noch übrig ist, will ich dem Schwert preisgeben (auf der Flucht) vor ihren Feinden!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. h) Bittere Klage Jeremias über seinen Beruf; seine Zurechtweisung durch Gotta) Jeremia in seiner Kraft erschöpft und an Gott irre gewordenWehe mir, meine Mutter, daß du mich geboren hast, einen Mann der Anfeindung und des Haders für das ganze Land! Ich habe kein Geld ausgeliehen, und niemand hat mir geborgt, und doch fluchen sie mir alle! Der HERR hat verheißen: »Wahrlich, ich will dich zum Guten stärken, wahrlich, ich will es so fügen, daß zur Zeit des Unglücks, zur Zeit der Not, der Feind dich bittend angehen soll!« [Kann man Eisen zerbrechen,A.Ü.: Kann auch Eisen brüchig werden? Eisen aus dem Norden, und Erz? Dein Vermögen und deine Schätze will ich der Plünderung preisgeben ohne Entgelt, und zwar wegen aller Sünden, die du in allen Teilen deines Landes begangen hast; und ich will dich deinen Feinden dienstbar machen in einem Lande, das du nicht kennst; denn ein Feuer ist entbrannt durch meinen Zorn und lodert gegen euch.]Der Text ist zweifelhaft und der Einschub V.12-14 unterbricht den Zusammenhang. HERR, du selbst weißt es: gedenke mein und nimm dich meiner an und schaffe mir Rache an meinen Widersachern! Laß mich nicht infolge deiner Langmut (gegen sie) hinweggerafft werden! Bedenke, daß ich um deinetwillen Schmach erdulde! Sooft deine Befehle erfolgten, habe ich sie meine Speise sein lassen, und deine Weisungen sind mir eine Wonne und Herzensfreude gewesen; ich bin ja nach deinem Namen genannt, HERR, du Gott der Heerscharen. Ich habe nie im Kreise der Scherzenden gesessen, um mich zu erlustigen; nein, von deiner Hand gebeugt, habe ich einsam gesessen, weil du mich mit Unwillen erfüllt hattest. Warum ist mein Schmerz endlos geworden und meine Wunde tödlich, daß sie eine Heilung zurückweist? Willst du mir wirklich wie ein trügerischer Bach sein, wie ein Wasserlauf, auf den kein Verlaß ist? b) Des Propheten Zurechtweisung und Wiederannahme durch GottDarum hat der HERR so (zu mir) gesprochen: »Wenn du umkehrst, so will ich dich zurückkehren lassen, daß du mir aufs neue dienen darfst; und wenn du nur Edles, nichts Gemeines hören läßt, sollst du wieder wie mein Mund sein. Jene sollen sich dann zu dir umwenden, du aber sollst dich nicht zu ihnen umwenden. Dann will ich dich diesem Volke gegenüber zu einer hochragenden Mauer von Erz machen, daß, wenn sie gegen dich anstürmen, sie dir doch nichts anhaben können; denn ich bin mit dir, um dir zu helfen und dir den Sieg zu verleihen« – so lautet der Ausspruch des HERRN –; »und ich will dich aus der Hand der Bösen erretten und dich aus der Faust der Gewalttätigen befreien!« i) Jeremia soll den Untergang des Volkes und den Ernst der Zeit durch persönliche Entsagung augenfällig darstellena) Jeremia soll keine Familie begründenDas Wort des HERRN erging dann an mich folgendermaßen: »Du sollst dir kein Weib nehmen und weder Söhne noch Töchter an diesem Orte haben!« Denn so hat der HERR gesprochen in betreff der Söhne und Töchter, die an diesem Orte geboren werden, und in betreff ihrer Mütter, die sie gebären, und in betreff ihrer Väter, die sie in diesem Lande zeugen: »An qualvollen Todesarten sollen sie sterben, ohne betrauert und bestattet zu werden! Zu Dünger auf offenem Felde sollen sie werden! Durch Schwert und Hunger sollen sie ums Leben kommen, und ihre Leichen sollen den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß dienen!« b) Jeremia soll sich von Leichenfeierlichkeiten und fröhlichen Gelagen fernhaltenWeiter gebot der HERR mir: »Du sollst in kein Trauerhaus eintreten und zu keiner Totenklage hingehen und keinem von ihnen Beileid bezeigen! Denn ich habe diesem Volke meine Freundschaft entzogen« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »die Liebe und das Erbarmen. So sollen sie denn in diesem Lande sterben, groß und klein, ohne bestattet zu werden, und niemand wird um sie trauern noch sich blutig ritzen oder sich ihretwegen kahl scheren. Auch wird man keinem das Trauerbrot brechen, um ihn wegen eines Verstorbenen zu trösten, und wird keinem den Trostbecher zu trinken geben wegen seines Vaters oder seiner Mutter. – Auch in ein Haus, wo man ein Gastmahl abhält, sollst du nicht eintreten, um dich zum Schmausen und Trinken mit ihnen niederzusetzen!« Denn so hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: »Fürwahr, ich will an diesem Orte vor euren Augen und in euren Tagen aller lauten Freude und aller Fröhlichkeit, allem Jubel des Bräutigams und allem Brautgesang ein Ende machen!« c) Begründung dieser Heimsuchungen und Ankündigung der Wegführung des Volkes in die Gefangenschaft»Wenn du nun diesem Volk alle diese Worte verkündigst und sie dich dann fragen: ›Warum hat der HERR uns all dieses große Unheil angedroht? Und worin besteht unsere Verschuldung und worin unsere Sünde, die wir gegen den HERRN, unsern Gott, begangen haben?‹, so antworte ihnen: ›Darin, daß eure Väter mich verlassen haben‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN – ›und anderen Göttern nachgelaufen sind und ihnen gedient und sie angebetet, mich aber verlassen und mein Gesetz nicht beobachtetd.h. beachtet, befolgt . haben. Und ihr habt es noch ärger getrieben als eure Väter; ihr geht ja ein jeder dem Starrsinn seines bösen Herzens nach, ohne auf mich zu hören! So will ich euch denn aus diesem Lande wegschleudern in ein Land, das weder ihr noch eure Väter gekannt haben; dort sollt ihr dann anderen Göttern Tag und Nacht dienen, weil ich für euch kein Erbarmen mehr übrig habe!‹« k) Eingeschobene Heilsweissagung (23,7-8)»Darum wisset wohl: es kommt die Zeit« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »da wird man nicht mehr sagen: ›So wahr der HERR lebt, der die Kinder Israel aus dem Lande Ägypten hergeführt hat!‹, sondern: ›So wahr der HERR lebt, der die Kinder Israel hergeführt hat aus dem Nordlande und aus all den Ländern, wohin er sie verstoßen hatte!‹ Denn ich werde sie in ihr Land zurückbringen, das ich ihren Vätern gegeben habe.« l) Fischer und Jäger, von Gott gesendet, werden bald das Volk grausam verfolgen»Wisset wohl: ich will zahlreiche Fischer entbieten« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »die sollen sie wie Fische fangen; und danach will ich zahlreiche Jäger entbieten, die sollen sie aufjagen von jedem Berge hinweg und von jedem Hügel weg und aus den Felsenklüften heraus; denn meine Augen sind auf alle ihre Wege gerichtet: sie bleiben mir nicht verborgen, und ihre Schuld ist vor meinen Augen nicht verhüllt. Zunächst also will ich ihnen ihre Schuld und ihre Sünde zwiefach vergelten, weil sie mein Land durch die Leichen ihrer scheußlichen Götzen entweiht und meinen Erbbesitz mit ihren Greueln erfüllt haben.« m) Die Heiden erkennen den einen GottO HERR, du meine Stärke und meine Burg, meine Zuflucht in der Zeit der Not! Zu dir werden die Heidenvölker von den Enden der Erde her kommen und sagen: »Nichts als Trug haben unsere Väter zum Besitz gehabt, nichtige Götzen, von denen keiner zu helfen vermag! Kann etwa ein Mensch sich Götter anfertigen? Das sind doch keine Götter!« – »Darum wisset wohl: diesmal will ich sie zur Erkenntnis führen, will sie meine Hand und meine Stärke fühlen lassen: dann werden sie erkennen, daß mein Name ist ›der HERR‹!« n) Schuld und Strafe, Vertrauen und Hoffnunga) Judas unverzeihliche Schuld und Gottes schwere StrafeDie Sünde Judas ist aufgeschrieben mit eisernem Griffel, mit diamantener Spitze eingegraben in die Tafel ihres Herzens und an die Hörner ihrer Altäre. Wie ihrer Kinder, so gedenken sie ihrer Altäre und ihrer Ascheren bei den dichtbelaubten Bäumen, auf den hohen Hügeln. »Meinen Berg im Gefilde, deine Habe, alle deine Schätze gebe ich der Plünderung preis, deine Höhen als Entgelt für deine Versündigung in allen Teilen deines Gebiets. Da mußt du denn, und zwar durch eigene Schuld, deinen Erbbesitz fahren lassen, den ich dir verliehen habe, und ich will dich deinen Feinden zum Knecht machen in einem Lande, das du nicht kennst; denn ein Feuer habt ihr in meiner Nase angezündet, das bis in Ewigkeit brennen wird.« b) Falsches Menschenvertrauen und rechtes Gottvertrauen und ihre FrüchteSo hat der HERR gesprochen: »Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verläßt und Fleisch zu seinem Arm macht und dessen Herz sich vom HERRN abkehrt! Der gleicht einem kahlen Baume in der Steppe und wird nicht erleben, daß Gutes kommt; nein, er muß in dürren Wüstenstrichen wohnen, auf dem Salzboden der unwirtlichen Heide. Gesegnet aber ist der Mann, der sich auf den HERRN verläßt und dessen Zuversicht der HERR ist! Der gleicht einem Baume, der am Wasser gepflanzt ist und seine Wurzeln nach dem Bache hin ausstreckt; er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt, und sein Laub bleibt grün; auch in dürren Jahren ist ihm nicht bange, und ohne Aufhören trägt er Früchte.« c) Zwei Sprüche der Lebenserfahrung: des Menschen Herz und die Unsicherheit des ungerechten GewinnesArglistig ist das Herz, mehr als alles andere, und verschlagen ist es: wer kann es ergründen? »Ich, der HERR, erforsche das Herz und prüfe die Nieren, und zwar um einem jeden zu vergelten nach seinem Wandel, nach der Frucht seiner Taten.« Wie ein Rebhuhn, das Eier bebrütet, die es nicht gelegt hat, so ist ein Mensch, der Reichtum erwirbt, aber nicht auf rechtmäßige Weise: in der Mitte seiner Lebenstage muß er ihn wieder fahren lassen, und an seinem Ende steht er da als Narr. d) Israels herrlicher BesitzO Thron der Herrlichkeit, hocherhaben von Anbeginn an, du Stätte unsers Heiligtums! O Hoffnung Israels, HERR! Alle, die dich verlassen, werden zuschanden, und die von dir abfallen, deren Namen werden auf die Erde geschrieben; denn verlassen haben sie den Brunnquell lebendigen Wassers, den HERRN. ee) Jeremias Rachegebet gegen Spötter und GegnerHeile mich, HERR, so werde ich heil, hilf mir, so ist mir geholfen! Denn mein Lobpreis bist du. Siehe, jene sagen zu mir: »Wo bleibt denn das Drohwort des HERRN? Möge es doch eintreffen!« Ich aber habe mich nicht dem Hirtenamt in deinem Dienst entzogen und habe den Tag des Unheils nicht herbeigewünscht: du weißt es wohl! Was über meine Lippen gekommen ist, liegt offen vor deinen Augen. Mache mich nicht völlig hoffnungslos, du bist meine Zuflucht am Tage des Unheils! Laß meine Verfolger zuschanden werden, aber nicht mich! Laß sie verzagt dastehen, aber nicht mich! Bringe über sie den Tag des Unheils und zerschmettere sie mit doppelter Vernichtung! o) Einschärfung der Sabbatheiligung mit entsprechenden Verheißungen und DrohungenSo hat der HERR mir geboten: »Gehe hin und stelle dich auf im Tor der Söhne des Volkes,Welches Tor gemeint ist, läßt sich nicht bestimmen; manche denken ans Benjamintor (38,7). durch das die Könige von Juda aus- und einziehen, und in allen übrigen Toren Jerusalems und sage zu ihnen: Vernehmt das Wort des HERRN, ihr Könige von Juda und ihr Judäer insgesamt und alle ihr Bewohner Jerusalems, die ihr durch diese Tore eingeht! So hat der HERR gesprochen: ›Hütet euch um eures Lebens willen, am Sabbattage eine Last auf euch zu nehmen und sie in die Tore Jerusalems hineinzubringen! Tragt am Sabbattage auch keine Last aus euren Häusern hinaus und verrichtet überhaupt keinerlei Arbeit, sondern haltet den Sabbattag heilig, wie ich euren Vätern geboten habe!‹ Doch sie haben nicht gehorcht und mir kein Gehör geschenkt, sondern haben sich halsstarrig gezeigt, so daß sie nicht gehorsam gewesen sind und sich nicht haben warnen lassen. ›Wenn ihr nun willig auf mich hört‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –, ›daß ihr am Sabbattage keine Last durch die Tore dieser Stadt hereintragt, vielmehr den Sabbattag heilig haltet, indem ihr keinerlei Arbeit an ihm verrichtet, so werden Könige [und Fürsten], die auf dem Throne Davids sitzen, durch die Tore dieser Stadt zu Wagen und zu Roß einziehen, sie samt ihren Fürsten, die Männer von Juda samt den Bewohnern Jerusalems, und diese Stadt wird ewig bewohnt bleiben. Dazu werden aus den Ortschaften Judas und aus der Umgegend von Jerusalem sowie aus dem Stamme Benjamin und aus der Niederung, vom Bergland und aus dem Südgau Leute kommen, die Brand- und Schlachtopfer, Speisopfer und Weihrauch darbringen und mit Dankopfern im Tempel des HERRN erscheinen. Wenn ihr aber nicht auf mich hört, den Sabbattag heilig zu halten, so daß ihr am Sabbattage keinerlei Last tragt, noch mit einer solchen durch die Tore Jerusalems eingeht, so will ich Feuer an die Tore der Stadt legen, das soll die Paläste Jerusalems verzehren und nicht erlöschen!‹« 5. Gerichtsankündigungen und Unheilsdrohungen; Jeremias persönliche Leidenserfahrungen (Kap. 18-26)a) Des Töpfers Arbeit als Sinnbild des göttlichen Waltens über dem Geschick der VölkerDas Wort, welches an Jeremia vom HERRN erging, lautete folgendermaßen: »Mache dich auf und gehe in das Haus des Töpfers hinab, denn dort will ich dir meine Weisungen kundtun!« So ging ich denn in das Haus des Töpfers hinab und fand ihn gerade mit einer Arbeit auf der Töpferscheibe beschäftigt; und wenn das Gefäß, das er anfertigte, mißriet, wie das bei dem Ton unter der Hand des Töpfers vorkommt, so machte er wieder ein anderes Gefäß daraus, wie es dem Töpfer eben gut schien. Da erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Habe ich nicht das Recht, wie dieser Töpfer da mit euch zu verfahren, ihr vom Hause Israel?« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Wisset wohl: wie der Ton in der Hand des Töpfers, ebenso seid ihr in meiner Hand, ihr vom Hause Israel. Einmal drohe ich einem Volke oder einem Königshause, daß ich es ausrotten, vernichten und vertilgen wolle; wenn dann aber das betreffende Volk, gegen das meine Drohung gerichtet war, sich von seiner Bosheit bekehrt, so lasse ich mir das Unheil leid sein, das ich ihm zuzufügen beschlossen hatte. Und ein andermal verheiße ich einem Volke oder einem Königshause, es aufbauen und einpflanzen zu wollen; wenn es dann aber tut, was mir mißfällt, indem es meinen Weisungen nicht nachkommt, so lasse ich mir das Gute leid sein, das ich ihm zu erweisen gedacht hatte. Darum verkünde nun den Männern von Juda und besonders den Bewohnern Jerusalems folgendes: ›So hat der HERR gesprochen: Wisset wohl: ich habe Böses gegen euch im Sinn und hege Unheilsgedanken gegen euch. Kehrt doch um, ein jeder von seinem bösen Wege, und bessert euren Wandel und euer ganzes Tun!‹ Doch sie werden antworten: ›Vergebliche Mühe! Nein, wir wollen unsern eigenen Gedanken nachgehen und ein jeder nach dem Starrsinn seines bösen Herzens handeln!‹« Unbegreiflich und unnatürlich ist der Abfall des VolkesDarum hat der HERR so gesprochen: »Erkundigt euch doch bei den Heidenvölkern, ob jemand so etwas jemals gehört habe! Etwas ganz Abscheuliches hat die Jungfrau Israel verübt! Verläßt wohl jemals der Schnee des Libanons den Felsen im Gefild?d.h. den über das umliegende Land emporragenden Felsen (des Libanons). Wahrscheinlich ist der schneebedeckte Hermon gemeint. Oder versiegen jemals die weither kommenden Wasser, die kalten, rieselnden? Doch mich hat mein Volk vergessen: den nichtigen Götzen opfern sie, und diese haben sie zu Fall gebracht auf ihren Wegen, den Pfaden der Vorzeit, so daß sie wandeln auf den Steigen eines ungebahnten Weges, um so ihr Land zu einem abschreckenden Beispiel zu machen, zu ewigem Hohn: jeder, der daran vorüberzieht, entsetzt sich und schüttelt den Kopf. Wie der Ostwind werde ich sie (auf der Flucht) vor dem Feinde her zerstreuen, werde ihnen den Rücken, aber nicht mein Angesicht zukehren am Tage ihres Untergangs!« b) Feindselige Angriffe der unbußfertigen Priester und Propheten auf Jeremia; Rachegebet des ProphetenSie haben gesagt: »Kommt, laßt uns Anschläge gegen Jeremia ersinnen! Denn noch fehlt es den Priestern nicht an Belehrung und den Weisen nicht an Rat, noch den Propheten an WortA.Ü.: an Weissagung (oder an Offenbarung).. Kommt, wir wollen ihn mit (seiner eigenen) Zunge schlagen und alle seine Reden unbeachtet lassen!« Gib doch acht auf mich, HERR, und vernimm die Worte meiner Widersacher! Soll denn Gutes mit Bösem vergolten werden? Sie haben ja meinem Leben eine Grube gegraben! Denke daran, wie ich vor dir gestanden habe, Fürbitte für sie einzulegen, um deinen Zorn von ihnen abzuwenden! Darum gib ihre Kinder dem Hunger preis und überliefere sie der Gewalt des Schwertes! Laß ihre Weiber kinderlos und zu Witwen werden, wenn ihre Männer von der Pest hingerafft sind, und laß ihre Jünglinge vom Schwert erschlagen werden im Kriege! Wehgeschrei möge aus ihren Häusern erschallen, wenn du unversehens Kriegerscharen über sie kommen läßt; denn sie haben eine Grube gegraben, um mich zu fangen, und meinen Füßen haben sie heimlich Schlingen gelegt. Du aber, HERR, kennst alle ihre Mordanschläge gegen mich: vergib ihnen ihre Missetat nicht und tilge ihre Sünde nicht aus vor deinem Angesicht, sondern laß sie niedergestürzt vor deinen Augen liegen! Zur Zeit deines Zorngerichts rechne mit ihnen ab! c) Der Greuel des Thopheth; die Vernichtung Judas sinnbildlich durch die Zerschmetterung eines Kruges angekündigtSo hat der HERR zu mir gesprochen: »Gehe hin und kaufe dir beim Töpfer einen Krug, nimm dann einige von den Ältesten des Volkes und von den vornehmsten Priestern mit dir und gehe in das Tal Ben-Hinnom hinaus, das vor dem Eingang des Scherbentors liegt, und rufe dort laut die Worte aus, die ich dir sagen werde! So sprich zu ihnen: Vernehmt das Wort des HERRN, ihr Könige von Juda und ihr Bewohner Jerusalems! So hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: ›Wisset wohl: ich will Unheil über diesen Ort bringen, daß jedem, der davon hört, die Ohren gellen sollen! Zur Strafe dafür, daß sie mich verlassen und diese Stätte entehrt und an ihr anderen Göttern geopfert haben, von denen weder sie noch ihre Väter noch die Könige von Juda etwas gewußt haben, und weil sie diese Stätte mit dem Blute Unschuldiger erfüllt und die Baalshöhen erbaut haben, um ihre Kinder als Brandopfer für den Baal zu verbrennen, was ich nie geboten noch angeordnet habe und was mir nie in den Sinn gekommen ist: – darum wisset wohl: die Zeit kommt‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –, ›da wird dieser Ort nicht mehr Thophethd.h. Feuerstätte oder Greuelstätte, Stätte der Unreinheit. und dieses Tal nicht mehr Tal Ben-Hinnomd.h. Tal des Sohnes Hinnoms (vgl. 2,23)., sondern Würgetal genannt werden. Da will ich dann die Klugheit Judas und Jerusalems an diesem Orte ausschütten und will sie fallen lassen durch das Schwert (auf der Flucht) vor ihren Feinden her und durch die Hand derer, die ihnen nach dem Leben trachten, und will ihre Leichen den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß geben. Diese Stadt aber will ich zum abschreckenden Beispiel und zum Gespött machen, so daß jeder, der an ihr vorübergeht, sich entsetzen und wegen aller ihrer Leiden zischen soll. Auch will ich sie das Fleisch ihrer Söhne und das Fleisch ihrer Töchter essen lassen, und sie sollen einer das Fleisch des andern verzehren infolge der Belagerung und Not, in die sie von ihren Feinden und von denen, die ihnen nach dem Leben trachten, versetzt werden.‹ Hierauf sollst du den Krug vor den Augen der Männer, die mit dir gegangen sind, zerschlagen und zu ihnen sagen: ›So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: Ebenso werde ich dieses Volk und diese Stadt zerschmettern, wie man Töpfergeschirr zerschmettert, das dann nicht wiederhergestellt werden kann; und im Thopheth wird man begraben, weil sonst kein Platz mehr zum Begraben vorhanden ist. Auf diese Weise will ich mit diesem Ort verfahren‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN – ›und mit seinen Bewohnern: ein Thopheth will ich aus dieser Stadt machen. Da sollen dann die Häuser Jerusalems und die Paläste der Könige von Juda ebenso unrein werden wie die Stätte des Thopheth: nämlich alle die Häuser, auf deren Dächern sie dem gesamten Sternenheer des Himmels geräuchert und fremden Göttern Trankspenden ausgegossen haben.‹« d) Jeremias Rede vor dem Volke im Tempelhofe; seine Mißhandlung durch den Tempelobersten PashurAls Jeremia dann vom Thopheth, wohin der HERR ihn zur Verkündigung des Prophetenspruchs gesandt hatte, zurückkehrte, trat er in den Vorhof des Tempels des HERRN und sprach zum ganzen Volk: »So hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: ›Wisset wohl: ich will über diese Stadt und über sämtliche Ortschaften, die zu ihr gehören, all das Unheil kommen lassen, das ich ihr angedroht habe! denn sie haben sich halsstarrig gezeigt, um auf meine Worte nicht zu hören.‹« Als aber der Priester Pashur, der Sohn Immers, der damalige Oberaufseher im Tempel des HERRN, Jeremia diese Weissagung aussprechen hörte, ließ er den Propheten Jeremia stäupen und ihn in den Block legen, der sich im Benjaminstor, dem oberen Tor am Tempel des HERRN, befand. Am folgenden Morgen aber, als Pashur den Jeremia aus dem Block freigelassen hatte, sagte Jeremia zu ihm: »Nicht Pashur nennt der HERR hinfort deinen Namen, sondern ›Grauen ringsum‹! Denn so hat der HERR gesprochen: ›Wisse wohl: ich mache dich zum Grauen für dich selbst und für alle deine Freunde! Denn sie werden durch das Schwert ihrer Feinde fallen, und zwar so, daß du es mit eigenen Augen ansiehst; und ganz Juda will ich der Gewalt des Königs von Babylon preisgeben, damit er sie gefangen nach Babylon wegführt und sie mit dem Schwert erschlägt. Dazu will ich den ganzen Reichtum dieser Stadt, ihren gesamten Besitz samt allen ihren Kostbarkeiten, dahingeben, auch alle Schätze der Könige von Juda ihren Feinden zu eigen geben: die sollen sie plündern und mitnehmen und nach Babylon bringen. Du aber, Pashur, und alle deine Hausgenossen – ihr sollt in die Gefangenschaft wandern, und nach Babylon sollst du kommen und dort sterben und dort auch begraben werden, du und alle deine Freunde, denen du falsch geweissagt hast!‹« e) Des Propheten bittere Klage über die Leiden seines Berufs; seine inneren Kämpfe und sein TrostDu hast mich betört, HERR, und ich habe mich betören lassen; du hast mich überwältigt und bist Sieger geblieben! Zum Gelächter bin ich geworden tagaus tagein, alle Welt verhöhnt mich! Ach, sooft ich rede, muß ich aufschreien, muß ich »Unrecht und Vergewaltigung!« rufen; denn das Wort des HERRN hat mir Hohn und Schmach eingebracht den ganzen Tag! Doch wenn ich mir vornehme: »Ich will seiner nicht mehr gedenken und in seinem Namen nicht mehr reden«, so ist es mir im Innern, als wäre ein loderndes Feuer in meinen Gebeinen eingeschlossen; und mühe ich mich ab, es auszuhalten, so vermag ich es nicht! Ach, ich habe viele schon flüstern hören – Grauen ringsum! –: »Zeigt ihn an!« und »Wir wollen ihn anzeigen!« Alle, die zu meiner Freundschaft gehören, lauern auf einen Fehltritt von mir: »Vielleicht läßt er sich betören, daß wir ihn in der Gewalt haben und Rache an ihm nehmen können!« Aber der HERR steht mir bei wie ein gewaltiger Held; darum werden meine Verfolger zu Fall kommen und nichts ausrichten; sie werden sich ganz enttäuscht sehen, weil es ihnen nicht gelungen ist: eine ewige Schmach, die unvergeßlich bleiben wird! Und nun, HERR der Heerscharen, der du den Gerechten prüfst, Nieren und Herz ansiehst: laß mich deine Rache an ihnen sehen, denn dir habe ich meine Sache anheimgestellt! – Singet dem HERRN, preiset den HERRN, denn er errettet das Leben des Armen aus der Hand der Übeltäter! Jeremia verflucht sein LebenVerflucht sei der Tag, an dem ich geboren ward! Der Tag, an dem meine Mutter mich geboren hat, bleibe ungesegnet! Verflucht sei der Mann, der meinem Vater die frohe Botschaft brachte: »Ein Kind, ein Sohn ist dir geboren!« und ihn dadurch hoch erfreute! Diesem Manne möge es ergehen wie den Städten, die der HERR erbarmungslos zerstört hat: er höre Wehgeschrei am Morgen und Kriegslärm zur Mittagszeit! Warum hat er mich nicht schon im Mutterschoß sterben lassen,Die Lesart ist hier unsicher; andere übersetzen: weil er mich nicht … hat sterben lassen. so daß meine Mutter mein Grab geworden wäre und ihr Schoß mich immerfort getragen hätte! Warum nur bin ich aus dem Mutterschoß zur Welt gekommen? Doch nur, um Mühsal und Herzeleid zu erleben und damit meine Tage in Schande vergingen! f) Unglücksankündigungen an die Stadt Jerusalem, an die Herrscher und das Volka) Unheilvolle Antwort Jeremias an Zedekias Gesandte und Mahnungen an das Volk während der Belagerung Jerusalems(Dies ist) das Wort, das vom HERRN an Jeremia erging, als der König Zedekia Pashur, den Sohn Malkijas, und den Priester Zephanja, den Sohn Maasejas, zu ihm gesandt hatte mit dem Auftrage: »Befrage doch den HERRN für uns! Denn Nebukadnezar, der König von Babylon, führt Krieg mit uns; vielleicht tut der HERR wie schon oft ein Wunder an uns, daß jener von uns abziehen muß!« Da sagte Jeremia zu ihnen: »Bringt dem Zedekia folgende Antwort: So hat der HERR, der Gott Israels, gesprochen: ›Wisset wohl: die Kriegswaffen in eurer Hand, mit denen ihr bisher gegen den König von Babylon und gegen die Chaldäer, die euch belagern, außerhalb der Stadtmauer gekämpft habt, die will ich umwenden und sie ins Innere dieser Stadt zuhauf hineinbringen; und ich will selbst gegen euch kämpfen mit hocherhobener Hand und starkem Arm, mit Zorn und Grimm und voller Wut; und ich will die Bewohner dieser Stadt niederschlagen, sowohl Menschen als Vieh: an einer verheerenden Seuche sollen sie sterben! Hierauf aber‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN – ›will ich Zedekia, den König von Juda, samt seinen Dienern und dem Volke, soweit sie in dieser Stadt von der Seuche, vom Schwert und vom Hunger verschont geblieben sind, in die Hand Nebukadnezars, des Königs von Babylon, und in die Hand ihrer Feinde und in die Hand derer, die ihnen nach dem Leben trachten, fallen lassen, damit er sie mit der Schärfe des Schwertes niederhaue, ohne Mitleid mit ihnen zu haben und ohne Schonung und Erbarmen zu üben!‹« b) Rat an das Volk (vgl. 38,2)»Zu dem Volke hier aber sollst du sagen: ›So hat der HERR gesprochen: Wisset wohl: ich lasse euch die Wahl zwischen dem Wege, der zum Leben führt, und dem Wege zum Tode: Wer hier in der Stadt bleibt, der wird durch das Schwert, durch den Hunger oder durch die Pest ums Leben kommen; wer aber hinausgeht und sich den Chaldäern ergibt, die euch belagern, der wird erhalten bleiben und sein Leben in Sicherheit bringen. Denn ich habe mein Angesicht gegen diese Stadt gerichtet zum Unheil und nicht zum Segen‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –: ›sie soll in die Hand des Königs von Babylon gegeben werden, damit er sie in Flammen aufgehen läßt!‹« c) Mahnwort an das Königshaus»Sodann sollst du zum Hause des Königs von Juda sagen: ›Vernehmt das Wort des HERRN, ihr vom Hause Davids! So hat der HERR gesprochen: Haltet an jedem Morgen gerechtes Gericht und rettet den Bedrückten aus der Hand des Gewalttätigen, damit mein Zorn nicht wie Feuer hervorbricht und unauslöschlich brennt infolge der Bosheit eurer Taten!‹« d) Gerichtsankündigung für die Stadt Jerusalem»Wisse wohl: ich will an dich, Bewohnerin des Tals, du Fels in der Ebene!«Beide Ausdrücke sind unklar; gemeint ist jedenfalls Jerusalem mit seiner Einwohnerschaft (und dem Königspalast?). – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Ihr sagt: ›Wer sollte über uns herfallen und wer in unsere Wohnungen eindringen?‹ Nun, ich will euch heimsuchen, wie eure Taten es verdienen« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »und will ein Feuer in ihrem Walde entfachen, das ihre ganze Umgebung verzehren soll!« ee) Warnung an das Königshaus von Juda; Ankündigung des Gerichts über die Könige Sallum (= Joahas) und JojakimSo hat der HERR zu mir gesprochen: »Gehe zum Palast des Königs von Juda hinab und richte dort folgende Botschaft aus: ›Vernimm das Wort des HERRN, König von Juda, der du auf dem Throne Davids sitzest, du samt deinen Dienern und deinen Untertanen, die ihr durch diese Tore (der Königsburg) eingeht! So hat der HERR gesprochen: Laßt Recht und Gerechtigkeit walten, rettet den Beraubten aus der Hand des Gewalttätigen, bedrückt und vergewaltigt keinen Fremdling, keine Waise und Witwe und vergießt kein unschuldiges Blut an diesem Ort! Denn nur, wenn ihr dieses Gebot wirklich befolgt, werden durch die Tore dieses Palastes Könige einziehen, die auf Davids Thron sitzen und auf Wagen einherfahren und auf Rossen reiten, er selbst und seine Diener und seine Untertanen. Wenn ihr aber diesen Weisungen nicht nachkommt, so habe ich bei mir selbst geschworen‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –, ›daß dieser Palast zu einer Trümmerstätte werden soll!‹« ff) Fluch über den KönigspalastDenn so hat der HERR in betreff des Palastes des Königs von Juda gesprochen: »Ein GileadGilead war durch prächtige Eichenwälder, große Viehherden und reiche Ernten berühmt. bist du mir, der Gipfel des Libanons; doch wahrlich, ich will dich zur Wüste machen, zu unbewohnten Städten, und ich will Verwüster gegen dich in Dienst nehmen, einen jeden mit seinen Gerätschaften: die sollen deine prachtvollen Zedern umhauen und ins Feuer werfen! Wenn dann viele Völkerschaften an dieser Stadt vorüberziehen und einer den andern fragt: ›Warum ist doch der HERR mit dieser großen Stadt so schlimm verfahren?‹, so wird man antworten: ›Zur Strafe dafür, daß sie dem Bunde mit dem HERRN, ihrem Gott, untreu geworden sind und andere Götter angebetet und ihnen gedient haben.‹« gg) Die Königssprüche (22,10-23,8). Zunächst ein Wort des Beileids für den unglücklichen Sallum (= Joahas)Weint nicht um den TotenDer Tote ist der bei Megiddo 609 v.Chr. gefallene und tief betrauerte König Josia. und klagt nicht um ihn! Weint vielmehr um den, der weggezogen ist! Denn er kehrt nie wieder zurück und sieht das Land seiner Geburt nicht wieder. Denn der HERR hat über Sallum, den Sohn Josias, des Königs von Juda, der seinem Vater Josia in der Regierung gefolgt war und aus diesem Ort weggezogen ist, folgendermaßen gesprochen: »Er wird nicht wieder hierher zurückkehren. Nein, an dem Orte, wohin man ihn in die Gefangenschaft geführt hat, dort wird er sterben und dieses Land nicht wiedersehen.« hh) Schwere Anklage und Strafandrohung gegen den König JojakimWehe dem, der sein Haus mit Ungerechtigkeit baut und seine Obergemächer mit Unrecht! Der seinen Nächsten ohne Entgelt arbeiten läßt und ihm seinen Lohn vorenthält! Der da ausspricht: »Ich will mir ein geräumiges Haus bauen mit weitgedehnten Gemächern, von Fenstern durchbrochen und mit Zedernholz getäfeltA.Ü.: will seine Fenster täfeln mit Zedernholz. und mit Zinnober rot gestrichen!« Siehst du dein Königtum darin bestehen, daß du dich für Zedernholz begeisterst? Dein Vater hat ja auch gegessen und getrunken, aber er hat Recht und Gerechtigkeit geübt: da erging es ihm gut; er hat den Armen und Elenden zu ihrem Recht verholfen: da stand alles gut. »Heißt nicht das mich recht erkennen?« – so lautet der Ausspruch des HERRN. Dagegen deine Augen und dein Herz sind nur auf Gewinn für dich gerichtet und auf das Blut Unschuldiger, um es zu vergießen, und auf Bedrückung und Erpressung, um sie zu verüben. Darum hat der HERR über Jojakim, den Sohn Josias, den König von Juda, also gesprochen: »Man wird nicht um ihn klagen: ›Ach, mein Bruder!‹ und ›Ach, seine Bruderschaft!‹, man wird nicht um ihn klagen: ›Ach, Gebieter!‹ und ›Ach, seine Hoheit!‹ Nein, eines Esels Bestattung wird man an ihm vollziehen, wird ihn hinausschleifen und hinwerfen weit außerhalb der Tore Jerusalems!« ii) Unheilsverkündigung für Jerusalem und seinen König Jojachin»Steige (Volk von Jerusalem) auf den Libanon und schreie laut! Laß deinen Klageruf in Basan erschallen und schreie vom Berge Abarim herab! Denn zerschmettert sind alle deine Liebhaber. Ich habe zu dir geredet zur Zeit deines ungetrübten Glücks, doch du antwortetest: ›Ich will nichts davon hören!‹ Das war so deine Art von Jugend auf, du wolltest auf mich nicht hören. Alle deine Hirten wird nun der Sturmwind auf die Weide führen, und deine Liebhaber müssen in die Gefangenschaft wandern! Ja, alsdann wirst du beschämt und enttäuscht dastehen ob all deiner Bosheit! Die du jetzt auf dem Libanon thronst, in Zedern eingenistet: wie wirst du stöhnen, wenn Wehen dich überfallen, Krämpfe wie ein Weib in Kindesnöten!« jj) Drei Aussprüche über den König Konja (= Jojachin)»So wahr ich lebe!« – so lautet der Ausspruch des HERRN –: »wäre auch Konja, der Sohn Jojakims, der König von Juda, ein Siegelring an meiner rechten Hand, so wollte ich dich doch von da abreißen und dich in die Hand derer geben, die dir nach dem Leben trachten, und in die Hand derer, vor denen dir graut, und zwar in die Hand Nebukadnezars, des Königs von Babylon, und in die Hand der Chaldäer. Und ich will dich samt deiner Mutter, die dich geboren hat, in ein fremdes Land schleudern, in dem ihr nicht geboren seid, und dort werdet ihr sterben! In das Land aber, in das sie sich sehnen zurückzukehren, dahin werden sie nie zurückkehren!« – Ist denn dieser Mann Konja ein verächtliches, zerschlagenes Gefäß oder ein Gerät, an dem niemand Gefallen findet? Warum sind sie weggeschleudert worden, er samt seinen Kindern, und in ein Land geworfen, das sie nicht kannten? – O Land, Land, Land, vernimm das Wort des HERRN! So hat der HERR gesprochen: »Schreibt diesen Mann in die Listen als kinderlos ein, als einen Mann, der in seinen Lebenstagen kein Gelingen haben wird! Denn keinem von seinen Nachkommen wird es gelingen, auf Davids Thron zu sitzen und noch einmal über Juda zu herrschen!« kk) Weheruf über die untreuen Hirten und Verheißung des wahren Hirten aus dem Hause Davids»Wehe den Hirten, welche die Schafe meiner Weide zugrunde richten und sich zerstreuen lassen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. Darum hat der HERR, der Gott Israels, in betreff der Hirten, die mein Volk weiden, so gesprochen: »Ihr seid es, die meine Schafe zerstreut und versprengt und nicht acht auf sie gegeben haben; darum will ich euch jetzt wegen der Bosheit eures ganzen Tuns zur Rechenschaft ziehen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Ich selbst will aber auch den Überrest meiner Herde aus all den Ländern, wohin ich sie versprengt habe, sammeln und sie auf ihre Trift zurückführen: da werden sie fruchtbar sein und gedeihen. Dann will ich Hirten über sie erstehen lassen, die sie weiden sollen, daß sie sich nicht weiterhin zu fürchten brauchen und nicht erschrecken müssen und daß keines vermißt wird!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. ll) Verheißung des Davidssprossen»Wisset wohl: es kommt die Zeit« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »da will ich dem David einen rechten Sproß erwecken: der wird als König herrschen und mit Weisheit handeln und Recht und Gerechtigkeit im Lande walten lassen! In seinen Tagen wird Juda gerettet werden und Israel in Sicherheit wohnen, und der Name, den man ihm beilegt, wird lauten: ›Der HERR unsere Gerechtigkeit‹. Darum wisset wohl: es kommt die Zeit« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »da wird man nicht mehr sagen: ›So wahr der HERR lebt, der die Kinder Israel aus dem Lande Ägypten hergeführt hat!‹, sondern: ›So wahr der HERR lebt, der die zum Hause Israel Gehörigen aus dem Nordland und aus all den Ländern, wohin ich sie versprengt hatte, hergeführt und heimgebracht hat, damit sie wieder auf ihrem Grund und Boden wohnten!‹« g) Gegen das verwerfliche Treiben der falschen Prophetena) Klage über die allgemeine Verderbnis und die Verworfenheit der geistlichen Führer[Über die Propheten:] Gebrochen ist mir das Herz in der Brust, es zittern mir alle Glieder; mir ist zu Sinn wie einem Trunkenen, wie einem Manne, den der Wein übermannt hat, vor dem HERRN und vor seinen heiligen Worten! Ach, das Land ist voll von Ehebrechern! Ach, unter dem Fluch liegt das Land in Trauer darnieder, sind die Auen der Trift verdorrt, weil ihr ganzes Trachten Bosheit ist und ihr Schalten Unredlichkeit. »Denn beide, Propheten und Priester, sind ruchlos: sogar in meinem Tempel habe ich ihr böses Treiben angetroffen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Darum soll ihr Weg für sie werden wie schlüpfriger Boden: in der Dunkelheit sollen sie anstoßen, daß sie auf ihm zu Fall kommen; denn ich will Unheil, will das Jahr ihrer Heimsuchung über sie bringen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. b) Aussprüche über die falschen Propheten»Schon an den Propheten Samarias habe ich Ärgerliches erlebt: sie weissagten im Namen des Baal und führten mein Volk Israel irre; aber an den Propheten Jerusalems habe ich Grauenvolles erlebt: Ehebruch und Wandel in der Lüge, und sie bestärken die Übeltäter in ihrem Tun, damit sich ja keiner von ihnen von seiner Bosheit bekehre. Ich achte sie allesamt den Leuten von Sodom gleich und die Bewohner ihrer Stadt den Leuten von Gomorrha!« Darum hat der HERR der Heerscharen über die Propheten so gesprochen: »Fürwahr, ich will sie mit Wermut speisen und ihnen Giftwasser zu trinken geben; denn von den Propheten Jerusalems hat sich Verworfenheit über das ganze Land verbreitet!« – So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: »Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen! Sie machen euch nur Wind vor: selbstersonnene Gesichte verkünden sie euch ohne den Auftrag des HERRN. Sie sagen immerdar zu denen, die mich verachten: ›Der HERR hat verheißen: Es wird euch wohl ergehen!‹, und zu allen, die im Starrsinn ihres Herzens dahinwandeln, sagen sie: ›Es wird euch kein Unheil widerfahren! Denn wer hat im Ratskreise des HERRN gestanden, daß er ihn gesehen und sein Wort gehört hätte? Wer hat sein Wort erlauscht und gehört?‹ Wisset wohl: ein Sturmwind des HERRN, sein Grimm, bricht los und wirbelnde Windsbraut, die auf das Haupt der Gottlosen niederfährt! Nicht nachlassen wird der lodernde Zorn des HERRN, bis er’s vollbracht und die Gedanken seines Herzens vollführt hat: am Ende der Tage werdet ihr das schon klar erkennen! Ich habe diese Propheten nicht gesandt, und doch haben sie es eilig! Ich habe ihnen keinen Auftrag gegeben, und doch weissagen sie! Hätten sie wirklich in meinem Ratskreise gestanden, so würden sie meinem Volk meine Worte verkünden und es von seinem bösen Wandel und seinem gottlosen Tun abbringen!« – »Bin ich denn ein Gott, der nur in die Nähe sieht« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »und nicht ein Gott auch aus der Ferne? Oder kann sich jemand in Schlupfwinkeln so verstecken, daß ich ihn nicht sähe?« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Bin ich es nicht, der den Himmel und die Erde erfüllt?« – so lautet der Ausspruch des HERRN. c) Warnung vor den Träumen der Lügenpropheten»Ich habe wohl gehört, was die Propheten sagen, die in meinem Namen Lügen weissagen, wenn sie verkünden: ›Ich habe einen Traum gehabt, einen Traum!‹ Wie lange soll das bei ihnen noch so fortgehen? Haben etwa diese Lügenpropheten, die selbstersonnenen Trug weissagen, im Sinn, ja, haben sie die Absicht, durch ihre Träume, die sie einander erzählen, meinen Namen bei meinem Volke ebenso in Vergessenheit zu bringen, wie ihre Väter meinen Namen über dem Baal vergessen haben? Der Prophet, dem (wirklich) ein Traum zuteil geworden ist, erzähle ihn als Traum, und wem mein Wort zuteil geworden ist, verkünde mein Wort der Wahrheit gemäß! Was hat das Stroh mit dem Korn gemein?« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Ist mein Wort nicht also: wie Feuer?« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »und wie ein Hammer, der Felsen zerschlägt? Darum wisset wohl: ich will an die Propheten« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »die meine Worte einer dem andern stehlen! Ja, wisset wohl: ich will an die Propheten« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »die ihre Zunge dazu mißbrauchen, Gottessprüche zu verkünden! Ja, wisset wohl: ich will an die (Propheten), welche Lügenträume weissagen« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »und sie anderen erzählen und mein Volk durch ihre Lügen und ihre Gaukelei irreführen, während ich sie doch nicht gesandt und ihnen keinen Auftrag gegeben habe und sie diesem Volke gar keinen Nutzen schaffen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. h) Warnung vor dem ungebührlichen Ausdruck ›Last des Herrn‹Das hebräische Wort massa bedeutet sowohl »Last« als auch »Ausspruch« »Wenn aber dieses Volk oder ein Prophet oder ein Priester dich fragen sollte: ›Was ist die Last des HERRN?‹, so antworte ihnen: ›Ihr seid die Last, und ich will euch abwerfen! – so lautet der Ausspruch des HERRN. Der Prophet aber und der Priester und wer vom Volk noch von der Last des HERRN redet – einen solchen Menschen will ich es büßen lassen samt seinem Hause! Ihr sollt vielmehr zueinander und untereinander so sagen: ›Was hat der HERR geantwortet?‹ und ›Was hat der HERR verkündigt?‹ Aber den Ausdruck ›Last des HERRN‹ sollt ihr nicht mehr gebrauchen, sonst soll einem jeden diese seine Redeweise zur Last werden! Denn ihr würdet damit die Worte des lebendigen Gottes, des HERRN der Heerscharen, unsers Gottes, verkehren. So sollst du den Propheten fragen: ›Was hat der HERR dir geantwortet?‹ oder ›Was hat der HERR verkündigt?‹ Wenn ihr aber den Ausdruck ›Last des HERRN‹ gebraucht – nun, so hat der HERR folgendermaßen gesprochen: Zur Strafe dafür, daß ihr diesen Ausdruck ›Last des HERRN‹ gebraucht, obgleich ich euch habe gebieten lassen, den Ausdruck ›Last des HERRN‹ nicht zu gebrauchen, darum wisset wohl: Ich will euch aufheben wie eine Last und wegwerfen euch samt der Stadt, die ich euch und euren Vätern gegeben habe, von meinem Angesicht hinweg, und will ewige Schmach über euch verhängen und ewige Schande, die nie vergessen werden soll!‹« i) Das Gesicht von den zwei Feigenkörben und die Bedeutung der KörbeDer HERR hat mich (folgendes Gesicht) schauen lassen: Ich gewahrte zwei Körbe mit Feigen, die vor dem Tempel des HERRN aufgestellt waren – nachdem Nebukadnezar, der König von Babylon, Jechonja, den Sohn Jojakims, den König von Juda, und die Oberen von Juda samt den Schmieden und Schlossern aus Jerusalem in die Gefangenschaft geführt und sie nach Babylon gebracht hatte. Der eine Korb enthielt sehr gute Feigen, wie Frühfeigen zu sein pflegen; in dem andern Korbe aber befanden sich sehr schlechte Feigen, die wegen ihrer schlechten Beschaffenheit ungenießbar waren. Da fragte mich der HERR: »Was siehst du, Jeremia?« Ich antwortete: »Feigen! Die guten Feigen sind sehr gut, aber die schlechten ganz schlecht, so daß man sie vor Schlechtigkeit nicht genießen kann.« Da erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »So spricht der HERR, der Gott Israels: Wie diese guten Feigen hier, so will ich die gefangenen Judäer, die ich aus diesem Ort in das Land der Chaldäer habe wegführen lassen, freundlich ansehen: ich will mein Auge zum Guten auf sie richten und sie in dieses Land zurückkehren lassen, um sie neu aufzubauen, ohne sie wieder niederzureißen, und um sie einzupflanzen, ohne sie wieder auszureißen. Und ich will ihnen ein Herz verleihen, mich zu erkennen, daß ich der HERR bin; und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein, denn sie werden sich mit ihrem ganzen Herzen zu mir bekehren. – Aber wie die schlechten Feigen, die so schlecht sind, daß man sie nicht genießen kann« – ja, so hat der HERR gesprochen –, »ebenso will ich Zedekia, den König von Juda, machen samt seinen Oberen und denen, die von den Bewohnern Jerusalems in diesem Lande zurückgeblieben sind, und auch denen, die sich in Ägypten niedergelassen haben: ich will sie zum abschreckenden Beispiel des Unglücks für alle Reiche der Erde machen, zum Schimpf und zum Hohn, zur Spottrede und zum Fluchwort an allen Orten, wohin ich sie verstoßen werde; und ich will das Schwert, den Hunger und die Pest gegen sie loslassen, bis sie ganz aus dem Lande vertilgt sind, das ich ihnen und ihren Vätern gegeben habe.« k) Gerichtsdrohung gegen Juda und die gesamte Völkerwelta) Zeitangabe; Jeremias Hinweis auf seine 23jährige erfolglose Wirksamkeit(Dies ist) das Wort, das an Jeremia über das ganze Volk Juda ergangen ist im vierten Regierungsjahre Jojakims,605/604 v.Chr. des Sohnes Josias, des Königs von Juda – es war dies das erste Regierungsjahr Nebukadnezars, des Königs von Babylon –; der Prophet Jeremia hat dies Wort an das ganze Volk von Juda und an alle Einwohner Jerusalems gerichtet, indem er sprach: »Seit dem dreizehnten Regierungsjahre Josias, des Sohnes Amons, des Königs von Juda, bis auf den heutigen Tag, nun schon dreiundzwanzig Jahre lang, ist das Wort des HERRN an mich ergangen, und ich habe unermüdlich früh und spät zu euch geredet, aber ihr habt nicht darauf gehört. Dazu hat der HERR alle seine Knechte, die Propheten, unermüdlich früh und spät zu euch gesandt, aber ihr habt ihnen nicht gehorcht und ihnen kein Gehör geschenkt, um euch warnen zu lassen, indem er euch sagen ließ: ›Kehrt doch um, ein jeder von seinem bösen Wandel und von seinem verwerflichen Tun, dann sollt ihr in dem Lande, das der HERR euch und euren Vätern gegeben hat, wohnen bleiben bis in alle Ewigkeit! Lauft also nicht anderen Göttern nach, um ihnen zu dienen und sie anzubeten, und reizt mich nicht zum Zorn durch die Machwerke eurer Hände, damit ich kein Unglück über euch verhänge! Aber ihr habt nicht auf mich gehört‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –, ›sondern habt mich geflissentlich zum Zorn gereizt durch die Machwerke eurer Hände, euch selbst zum Unheil.‹« b) Ankündigung der Vernichtung Judas sowie der siebzigjährigen babylonischen Gefangenschaft und der späteren Bestrafung der ChaldäerDarum hat der HERR der Heerscharen so gesprochen: »Zur Strafe dafür, daß ihr auf meine Worte nicht gehört habt, will ich nunmehr alle Völkerschaften des Nordens herbeiholen« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »und an meinen Knecht Nebukadnezar, den König von Babylon, Botschaft senden und sie gegen dies Land und seine Bewohner und gegen alle diese Völker ringsum hereinbrechen lassen; und ich will den Bann über sie verhängen und sie zum Gegenstand des Entsetzens und des Spottes und zu ewigen Einöden machen; und will unter ihnen jeder lauten Freude und Fröhlichkeit, jedem Bräutigamsjubel und jedem Brautgesang, dem Schall der Handmühlen und dem Licht der Lampen ein Ende machen. Dieses ganze Land soll zur Einöde, zur Wüste werden, und diese Völkerschaften sollen dem Könige von Babylon dienstbar sein siebzig Jahre lang. Wenn aber die siebzig Jahre um sind, dann will ich auch am König von Babylon und an jenem Volk« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »das Strafgericht wegen ihrer Verschuldung vollziehen, auch am Lande der Chaldäer, und will es auf ewig zu Wüsteneien machen. Ich will dann an jenem Lande alle meine Drohungen, die ich gegen dasselbe ausgesprochen habe, in Erfüllung gehen lassen, alles, was in diesem Buche geschrieben steht, was Jeremia über alle Völker geweissagt hat. Denn sie sollen gleichfalls mächtigen Völkern und gewaltigen Königen dienstbar werden, und ich werde ihnen nach Verdienst und nach ihrem ganzen Tun vergelten.« c) Gottes Zornbecher und Schwert für alle VölkerDenn so hat der HERR, der Gott Israels, zu mir gesprochen: »Nimm diesen Becher voll Zornweins aus meiner Hand und laß alle Völker, zu denen ich dich senden werde, daraus trinken! Sie sollen trinken, daß sie hin und her taumeln und in Tollheit rasen ob dem Schwert, das ich unter sie sende!« Da nahm ich den Becher aus der Hand des HERRN und ließ alle Völker daraus trinken, zu denen der HERR mich gesandt hatte: Jerusalem und die anderen Städte Judas, ihre Könige und ihre Fürsten, um sie zur Einöde, zum abschreckenden Beispiel, zum Gegenstand des Spottes und zum Fluchwort zu machen, wie es heutzutage der Fall ist; sodann den Pharao, den König von Ägypten, samt seinen Dienern und obersten Beamten und seinem ganzen Volk und das gesamte Völkergemisch dort; sodann alle Könige des Landes Uz und alle Könige des Philisterlandes, nämlich Askalon, Gaza, Ekron und den Überrest von Asdod; Edom, Moab und die Ammoniter; alle Könige von Tyrus, alle Könige von Sidon und die Könige der Küstenländer jenseits des Meeres; ferner Dedan, Thema, Bus und alle, die sich das Haar an den Schläfen stutzen;Siehe zu 9,25. sodann alle Könige von Arabien und alle Könige der Mischvölker, die in der Wüste wohnen; ferner alle Könige von SimriUnbekanntes Volk im Osten, westlich von Medien. und alle Könige von Elam und alle Könige von Medien; sodann alle Könige des Nordens, die nahen wie die fernen, einen nach dem andern, überhaupt alle Königreiche der Welt, soviele ihrer auf dem ganzen Erdboden sind; der König von Sesach aber muß nach ihnen trinken. »Du sollst dabei zu ihnen sagen: ›So hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: Trinkt, bis ihr trunken seid und euch erbrecht! Stürzt hin, ohne wieder aufzustehen – ob dem Schwert, das ich unter euch sende!‹ Sollten sie sich aber weigern, den Becher aus deiner Hand zu nehmen, um aus ihm zu trinken, so sollst du zu ihnen sagen: ›So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: Trinken müßt ihr dennoch! Denn wisset wohl: Bei der Stadt, die nach meinem Namen genannt ist,A.Ü.: über der mein Name genannt ist = die mir als unter meiner Herrschaft stehend zugesprochen ist. habe ich mit dem Strafgericht den Anfang gemacht, und da solltet ihr frei ausgehen? Nein, ihr sollt nicht ungestraft bleiben; denn das Schwert biete ich gegen alle Bewohner der Erde auf!‹« – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen. d) Gott erscheint zum Weltgericht; Vernichtung der Völker»Du aber sollst bei der Verkündigung aller dieser Drohworte zu ihnen sagen: ›Der HERR brüllt aus der Höhe und läßt seine Stimme erschallen aus seiner heiligen Wohnstätte! Laut brüllt er über seine Aue hin, läßt ein Jauchzen erschallen wie die Keltertreter gegen alle Bewohner der Erde. Bis ans Ende der Erde dringt der Schall; denn der HERR geht mit den Völkern ins Gericht; er bringt seine Sache mit der ganzen Menschheit zum Austrag: die Gottlosen gibt er dem Schwerte preis!‹« – so lautet der Ausspruch des HERRN. So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: »Fürwahr, Unheil schreitet von Volk zu Volk, und ein gewaltiger Sturm zieht heran von den Enden der Erde!« An jenem Tage werden die vom HERRN Erschlagenen von einem Ende der Erde bis zum andern daliegen, unbetrauert und ohne aufgehoben und begraben zu werden: zu Dünger müssen sie auf offenem Felde werden. »Heult, ihr Völkerhirten, und schreit! Und wälzt euch (in der Asche), ihr Führer der Herde! Denn eure Zeit ist erfüllt, daß man euch schlachte, und ich zerschmettere euch, daß ihr zu Boden fallen sollt wie kostbares Geschirr!« Da gibt es kein Entfliehen mehr für die Hirten und kein Entrinnen für die Führer der Herde. Horch! Angstgeschrei der Hirten und Geheul der Führer der Herde! Denn der HERR verwüstet ihre Weide, und verheert werden die friedlichen Auen vor dem lodernden Zorn des HERRN! Wie ein Löwe hat er sein Dickicht verlassen: ach, ihr Land ist zur Wüste geworden vor dem verheerenden Schwert und vor seinem lodernden Zorn! l) Jeremias Verhaftung und Freisprechung wegen seiner Tempelrede unter Jojakim; Hinrichtung des Propheten Uria (vgl. Kap. 7)a) Einleitung; Angabe des Hauptinhalts der Rede; Gefangennahme JeremiasIm Anfang der Regierung Jojakims,Jojakim 608-598 v.Chr. des Sohnes Josias, des Königs von Juda, erging folgendes Wort des HERRN (an Jeremia): So spricht der HERR: »Stelle dich auf im Vorhof des Tempels des HERRN und verkünde denen, die aus allen Ortschaften Judas herkommen, um im Tempel des HERRN anzubeten, alle Worte, deren Verkündigung ich dir geboten habe: laß kein Wort davon weg! Vielleicht hören sie darauf und bekehren sich, ein jeder von seinem bösen Wandel; dann würde ich mir auch das Unheil leid sein lassen, das ich ihnen wegen ihres bösen Tuns zuzufügen gedenke. Und zwar sollst du zu ihnen sagen: ›So hat der HERR gesprochen: Wenn ihr mir nicht gehorcht und nicht nach meinem Gesetz wandelt, das ich euch vorgelegt habe, und wenn ihr nicht auf die Worte meiner Knechte, der Propheten, hört, die ich früh und spät immer wieder zu euch sende, ohne daß ihr auf sie hört: so will ich mit diesem Tempel hier verfahren wie einst mit dem zu Silo und will den Namen dieser Stadt zum Fluchwort für alle Völker der Erde machen!‹« Als nun die Priester und Propheten und das gesamte Volk den Jeremia diese Worte im Tempel des HERRN verkündigen hörten und Jeremia mit der Verkündigung alles dessen, was er dem ganzen Volke nach dem Befehl des HERRN vorhalten sollte, zu Ende war, da ergriffen ihn die Priester, die Propheten und das gesamte Volk und riefen: »Jetzt mußt du sterben! Warum hast du im Namen des HERRN die Weissagung ausgesprochen, es werde diesem Hause ergehen wie dem zu Silo und diese Stadt werde so wüst werden, daß niemand mehr darin wohne?« So rottete sich denn das gesamte Volk im Tempel des HERRN gegen Jeremia zusammen. b) Die Gerichtsverhandlung vor den Oberen; Jeremias Freisprechung; die Fürsprache einiger Volksältesten für ihnAls nun die Fürsten von Juda von diesen Vorgängen Kunde erhielten, begaben sie sich aus dem Palast des Königs zum Tempel des HERRN hinauf und ließen sich zum Gericht nieder im Eingang des neuen Tores am Tempel des HERRN. Hierauf gaben die Priester und die Propheten vor den Fürsten und dem gesamten Volke die Erklärung ab: »Dieser Mann ist des Todes schuldig; denn er hat gegen diese Stadt geweissagt, wie ihr mit eigenen Ohren gehört habt.« Jeremia aber richtete an alle Fürsten und an das gesamte Volk folgende Worte: »Der HERR hat mich gesandt, damit ich gegen diesen Tempel und gegen diese Stadt alle die Drohworte ausspreche, die ihr vernommen habt. Und nun – bessert euren Wandel und euer ganzes Tun und gehorcht den Weisungen des HERRN, eures Gottes, damit der HERR sich das Unheil leid sein läßt, das er euch angedroht hat! Was mich aber betrifft, so stehe ich hier in eurer Gewalt: verfahrt mit mir, wie es euch gut und recht dünkt! Nur das sollt ihr bestimmt wissen: Wenn ihr mich tötet, werdet ihr unschuldiges Blut über euch, über diese Stadt und ihre Bewohner bringen; denn der HERR hat mich wahrhaftig zu euch gesandt, damit ich alle diese Worte laut an euch richte.« Da sagten die Fürsten und das gesamte Volk zu den Priestern und den Propheten: »Dieser Mann ist des Todes nicht schuldig, denn er hat im Auftrage des HERRN, unsers Gottes, zu uns geredet.« Hierauf traten auch Männer von den Ältesten des Landes auf und sagten zu der ganzen versammelten Volksmenge: »Micha aus Moreseth ist unter der Regierung Hiskias, des Königs von Juda, als Prophet aufgetreten und hat zum ganzen Volk von Juda gesagt: ›So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: Zion wird zu Ackerland umgepflügt werden, und Jerusalem wird zu einem Trümmerhaufen und der Tempelberg zu einer bewaldeten Höhe werden!‹ Haben nun etwa Hiskia, der König von Juda, und ganz Juda ihn dafür getötet? Hat Hiskia nicht vielmehr den HERRN gefürchtet und den HERRN zu versöhnen gewußt, so daß der HERR sich das Unheil leid sein ließ, das er ihnen angedroht hatte? Und wir wollen unser Gewissen mit einer so schweren Schuld beladen?« c) Unheilvolles Geschick des Propheten UriaEs war aber damals noch ein anderer Mann da, der im Namen des HERRN als Prophet wirkte, nämlich Uria, der Sohn Semajas, aus Kirjath-Jearim; und zwar weissagte er gegen diese Stadt und gegen dieses Land mit denselben Worten wie Jeremia. Als nun der König Jojakim und alle seine Heerführer und alle obersten Beamten von seinen Reden hörten, suchte der König ihn zu töten; Uria aber erhielt Kunde davon, und da er sich fürchtete, ergriff er die Flucht und entkam nach Ägypten. Da sandte der König Jojakim Männer nach Ägypten, nämlich Elnathan, den Sohn Achbors, und noch einige andere mit ihm; die holten Uria aus Ägypten und brachten ihn zum König Jojakim, der ihn mit dem Schwert hinrichten und seinen Leichnam auf den Begräbnisplatz des gemeinen Volkes werfen ließ. Aber Jeremias hatte sich (damals) Ahikam, der Sohn Saphans, tatkräftig angenommen, so daß man ihn dem Volk nicht zur Tötung preisgab. 6. Jeremia im Kampf mit den falschen Propheten (Kap. 27-29)a) Jeremias Aufforderung an die Nachbarvölker sowie an seine Volksgenossen, sich unter das Joch Nebukadnezars zu beugena) Jeremia, mit dem Joch auf dem Nacken, warnt die Gesandten einiger auswärtigen StaatenIm Anfang der Regierung ZedekiasDie Handschriften bieten infolge eines Schreibfehlers den Namen Jojakim., des Sohnes Josias, des Königs von Juda, erging folgendes Wort an Jeremia vom HERRN: so gebot mir der HERR: »Mache dir Stricke und Jochstäbe und lege sie dir auf den Nacken und sende (Botschaft) an den König von Edom sowie an den König von Moab, an den König der Ammoniter, an den König von Tyrus und an den König von Sidon durch Vermittlung der Gesandten, die nach Jerusalem zu Zedekia, dem König von Juda, gekommen sind, und trage ihnen folgende Botschaft an ihre Gebieter auf: ›So hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: Berichtet euren Gebietern folgendes: Ich habe die Erde, die Menschen und die Tiere, die es auf der ganzen Erde gibt, durch meine große Kraft und meinen ausgestreckten Arm geschaffen und gebe sie, wem es mir beliebt. So habe ich nunmehr alle diese Länder der Gewalt meines Kneches Nebukadnezar, des Königs von Babylon, übergeben und sogar die Tiere des Feldes ihm gegeben, daß sie ihm dienstbar seien. So sollen denn alle Völker ihm und seinem Sohne und seinem Enkel untertan sein, bis auch für sein Land die Zeit gekommen ist, wo mächtige Völker und große Könige ihn sich untertan machen. Dasjenige Volk und Reich aber, das ihm, dem babylonischen König Nebukadnezar, sich nicht unterwirft und seinen Nacken nicht in das Joch des babylonischen Königs stecken will, ein solches Volk‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN – ›will ich mit dem Schwert, mit Hunger und mit der Pest heimsuchen, bis ich es durch seine Hand gänzlich vernichtet habe. So hört ihr nun nicht auf eure Propheten und Wahrsager, auch nicht auf eure Träume, eure Zauberer und Beschwörer, wenn sie euch bestimmt versichern: Ihr werdet dem König von Babylon nicht untertan sein müssen; denn eine Lüge ist es, die sie euch weissagen, um euch aus eurem Lande in die Verbannung zu bringen, weil ich euch alsdann verstoßen werde und ihr zugrunde geht. Dasjenige Volk aber, das seinen Nacken in das Joch des babylonischen Königs steckt und ihm untertan ist, das will ich ruhig in seinem Lande belassen‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –, ›damit es dasselbe bebaut und darin wohnen bleibt.‹« b) Jeremia richtet dieselbe Warnung an den jüdischen König ZedekiaHierauf richtete ich an Zedekia, den König von Juda, folgende Worte in ganz demselben Sinn: »Steckt euren Nacken in das Joch des Königs von Babylon und unterwerft euch ihm und seinem Volk, so werdet ihr am Leben bleiben! Warum wollt ihr, du und dein Volk, durch das Schwert, durch den Hunger und durch die Pest zugrunde gehen, wie der HERR dem Volke angedroht hat, das sich dem Könige von Babylon nicht unterwerfen will? Hört nur nicht auf die Reden der Propheten, die euch bestimmt versichern: ›Ihr werdet dem König von Babylon nicht untertan sein müssen!‹, denn eine Lüge ist es, die sie euch weissagen. ›Denn ich habe sie nicht gesandt‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –, ›vielmehr weissagen sie Falsches in meinem Namen, damit ich euch verstoße und ihr elend zugrunde geht, ihr mitsamt den Propheten, die euch weissagen.‹« c) Jeremias Mahnung an die Priester und an das VolkHierauf wandte ich mich an die Priester und an das ganze hiesige Volk mit folgenden Worten: »So hat der HERR gesprochen: Hört nicht auf die Reden eurer Propheten, die vor euch die Weissagung aussprechen: ›Fürwahr, die Tempelgeräte des HERRN werden nun gar bald aus Babylon zurückgebracht werden!‹, denn eine Lüge ist es, die sie euch weissagen. Hört nicht auf sie, werdet vielmehr dem König von Babylon untertan, so werdet ihr am Leben bleiben: warum soll diese Stadt zu einer Wüste werden? Sind sie aber wirklich Propheten und sind sie im Besitz des Wortes des HERRN, so mögen sie doch Fürbitte beim HERRN der Heerscharen einlegen, daß die Geräte, die noch im Tempel des HERRN und im Palast des Königs von Juda und in Jerusalem übriggeblieben sind, nicht auch noch nach Babylon kommen! Denn so hat der HERR der Heerscharen bezüglich der Säulen und bezüglich des großen Wasserbeckens sowie bezüglich der Gestühle und der sonstigen Geräte gesprochen, die in dieser Stadt noch zurückgeblieben sind, weil Nebukadnezar, der König von Babylon, sie nicht mitgenommen hat, als er Jechonja, den Sohn Jojakims, den König von Juda, aus Jerusalem nach Babylon in die Gefangenschaft wegführte samt allen vornehmen Männern Judas und Jerusalems – ja, so hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, bezüglich der Geräte gesprochen, die im Tempel des HERRN und im Palast des Königs von Juda und in Jerusalem noch zurückgeblieben sind: ›Nach Babylon sollen sie gebracht werden und dort bleiben bis zu dem Tage, an dem ich wieder nach ihnen sehen werde‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN – ›und ich sie wieder herschaffe und an diesen Ort zurückbringe.‹« b) Jeremia und der falsche Prophet Hananjaa) Hananjas Ausspruch und Jeremias AntwortEs begab sich aber in demselben Jahre, im Anfang der Regierung Zedekias, des Königs von Juda, im fünften Monat des vierten Jahres, da sagte der Prophet Hananja, der Sohn Assurs aus Gibeon, im Tempel des HERRN in Gegenwart der Priester und des ganzen Volkes so zu mir: »So hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: ›Ich zerbreche das Joch des Königs von Babylon! Noch vor Ablauf von zwei Jahren will ich alle Tempelgeräte des HERRN, die Nebukadnezar, der König von Babylon, von dieser Stätte weggenommen und nach Babylon gebracht hat, wieder an diese Stätte zurückbringen; auch Jechonja, den Sohn Jojakims, den König von Juda, samt allen Judäern, die nach Babylon in die Verbannung weggeführt sind, will ich an diesen Ort zurückbringen‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –; ›denn ich will das Joch des Königs von Babylon zerbrechen.‹« Da gab der Prophet Jeremia dem Propheten Hananja in Gegenwart der Priester und des gesamten Volkes, das im Tempel des HERRN anwesend war, folgende Antwort: »Ja, so sei es! Der HERR möge es so fügen! Der HERR möge deine Weissagung, die du ausgesprochen hast, in Erfüllung gehen lassen, daß er nämlich die Tempelgeräte des HERRN und alle in die Gefangenschaft Weggeführten aus Babylon an diesen Ort zurückbringt! Jedoch vernimm folgendes Wort, das ich vor deinen Ohren und vor dem gesamten Volk hier laut ausspreche: ›Die Propheten, die vor mir und vor dir seit den ältesten Zeiten aufgetreten sind, die haben über mächtige Länder und über große Reiche von Krieg, von Unheil und von Pest geweissagt; der Prophet also, der eine Glücksverheißung ausspricht, wird erst dann, wenn seine Prophezeiung eingetroffen ist, als ein Prophet anerkannt werden, den der HERR wirklich gesandt hat!‹« b) Hananjas gewalttätiges Vorgehen und Jeremias Gottesspruch (= Todesurteil) über ihnDa nahm der Prophet Hananja die Jochstäbe vom Nacken des Propheten Jeremia und zerbrach sie; sodann sagte Hananja vor dem ganzen Volke: »So hat der HERR gesprochen: ›Ebenso will ich das Joch Nebukadnezars, des Königs von Babylon, noch vor Ablauf von zwei Jahren zerbrechen und es vom Nacken aller Völker wegnehmen!‹« Der Prophet Jeremia aber ging seines Weges. Nachdem aber der Prophet Hananja die Jochstäbe vom Nacken des Propheten Jeremia (genommen und sie) zerbrochen hatte, erging das Wort des HERRN an Jeremia folgendermaßen: »Gehe hin und sage zu Hananja: So hat der HERR gesprochen: ›Jochstäbe von Holz hast du zerbrochen, aber Jochstäbe von Eisen an ihre Stelle gesetzt.‹A.L.: ich aber werde an ihrer Stelle Jochstäbe von Eisen machen. Denn so hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: ›Ein eisernes Joch lege ich allen diesen Völkern auf den Nacken, daß sie Nebukadnezar, dem König von Babylon, dienstbar sein müssen; ja, sie sollen ihm dienen, und sogar die wilden Tiere des Feldes habe ich ihm übergeben.‹« Weiter sagte der Prophet Jeremia zu dem Propheten Hananja: »Höre doch, Hananja! Der HERR hat dich nicht gesandt, und doch hast du dieses Volk dazu verführt, sich auf eine Lüge zu verlassen! Darum hat der HERR so gesprochen: ›Wisse wohl: ich will dich vom Erdboden wegschaffen; noch in diesem Jahre sollst du sterben, weil du zum Ungehorsam gegen den HERRN aufgefordert hast!‹« Und der Prophet Hananja starb wirklich noch in demselben Jahre im siebten Monat. c) Jeremias Schreiben an die in Babylon gefangenen Judäer; böser Ausgang zweier falschen Propheten in Babylona) Erklärende EinleitungDies ist der Wortlaut des Schreibens, das der Prophet Jeremia von Jerusalem aus an die am Leben gebliebenen Ältesten unter den in die Gefangenschaft Weggeführten und an die Priester und Propheten und überhaupt an das gesamte Volk sandte, das Nebukadnezar von Jerusalem nach Babylon in die Gefangenschaft geführt hatte – nachdem der König Jechonja und die Königin-Mutter nebst den Hofbeamten, den Fürsten von Juda und Jerusalem, den Schmieden und Schlossern aus Jerusalem weggezogen waren –, und zwar durch Vermittlung Eleasas, des Sohnes Saphans, und Gemarjas, des Sohnes Hilkias, die Zedekia, der König von Juda, nach Babylon zu Nebukadnezar, dem König von Babylon, sandte. b) Wortlaut des Schreibens Jeremias(Dies ist der Wortlaut des Schreibens:) »So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, zu allen Verbannten, die ich aus Jerusalem nach Babylon habe wegführen lassen: ›Baut Häuser und wohnt in ihnen! Legt Gärten an und genießt ihre Früchte! Nehmt euch Frauen und zeugt Söhne und Töchter! Nehmt auch für eure Söhne Frauen und verheiratet eure Töchter an Männer, damit sie Mütter von Söhnen und Töchtern werden und ihr euch dort vermehrt und an Zahl nicht abnehmt! Bemüht euch um die Wohlfahrt der Stadt, wohin ich euch in die Verbannung habe führen lassen, und betet für sie zum HERRN, denn auf seiner Wohlfahrt beruht euer eigenes Wohl.‹ Denn so spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: ›Laßt euch von euren Propheten, die in eurer Mitte leben, und von euren Wahrsagern nicht täuschen und schenkt auch euren Träumen, die ihr euch träumen laßt, keinen Glauben! Denn Lügen sind es, die sie euch in meinem Namen weissagen: ich habe sie nicht gesandt‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN. Vielmehr, so spricht der HERR: ›Erst wenn volle siebzig Jahre für Babylon vergangen sind, werde ich mich euer wieder annehmen und meine Glücksverheißung an euch in Erfüllung gehen lassen, daß ich euch an diesen Ort zurückbringe. Denn ich weiß wohl, was für Gedanken ich gegen euch hege‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –, ›nämlich Gedanken des Heils und nicht des Leids, euch eine Zukunft und Hoffnungd.h. eine hoffnungsvolle Zukunft. zu gewähren. Wenn ihr mich alsdann anruft, so will ich euch antworten, und wenn ihr zu mir betet, will ich euch erhören, und wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden; ja, wenn ihr dann von ganzem Herzen Verlangen nach mir tragt, so will ich mich von euch finden lassen‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN – ›und will euer Schicksal wenden und euch aus allen Völkern und von allen Orten her sammeln, wohin ich euch verstoßen habe‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –, ›und will euch an den Ort zurückbringen, von wo ich euch habe wegführen lassen!‹« c) Die traurige Lage der in Jerusalem zurückgebliebenen Volksgenossen; Bescheltung zweier ehebrecherischer Lügenpropheten in Babylon»Wenn ihr aber sagt: ›Der HERR hat uns (auch) in Babylon Propheten erstehen lassen‹ – [ja, so sagt der HERR in betreff des Königs gesprochen, der auf dem Throne Davids sitzt, und in betreff des gesamten Volkes, das in dieser Stadt hier wohnt, in betreff eurer Volksgenossen, die nicht mit euch in die Verbannung gezogen sind – so spricht der HERR der Heerscharen: ›Wisset wohl: ich entbiete gegen sie das Schwert, den Hunger und die Pest und will sie machen wie ekelhafte Feigen, die so schlecht sind, daß man sie nicht genießen kann, ich will sie mit dem Schwert, mit Hunger und mit der Pest verfolgen und sie zum abschreckenden Beispiel für alle Reiche der Erde machen, zum Fluchwort und zum Entsetzen, zum Spott und Hohn bei allen Völkern, unter die ich sie verstoßen habe, zur Strafe dafür, daß sie auf meine Worte nicht gehört haben‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –, ›da ich doch meine Knechte, die Propheten, früh und spät immer wieder zu ihnen gesandt habe, ohne daß ihr auf sie gehört hättet‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN. ›So vernehmt nun doch ihr das Wort des HERRN, ihr Weggeführten alle, die ich aus Jerusalem nach Babylon in die Verbannung habe wegführen lassen.‹]Die eingeklammerten Verse 16-20 fehlen in der griechischen Übersetzung; sie unterbrechen den Zusammenhang; V.21 schließt sich an V.15 an.-: so hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, in betreff Ahabs, des Sohnes Kolajas, und in betreff Zedekias, des Sohnes Maasejas, gesprochen, die euch Lügen weissagen in meinem Namen: ›Fürwahr, ich will sie in die Gewalt Nebukadnezars, des Königs von Babylon, geben, damit er sie vor euren Augen hinrichten läßt!‹ – es wird dann bei allen in die Verbannung weggeführten Judäern, die in Babylon leben, infolge dieses Geschicks ein Fluchwort in Aufnahme kommen, daß man sagt: ›Der HERR lasse es dir ergehen wie dem Zedekia und dem Ahab, die der König von Babylon im Feuer hat rösten lassen!‹ –, ›zur Strafe dafür, daß sie Gottlosigkeit in Israel verübt und mit den Frauen ihrer Volksgenossen Ehebruch getrieben und in meinem Namen Lügenworte verkündigt haben, wozu sie keinen Auftrag von mir hatten: mir selbst ist das wohlbekannt, und ich bin Zeuge dafür!‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN.« d) Semajas Beschwerde über das Schreiben Jeremias vor der Priesterschaft in Jerusalem; die ihm von Gott angedrohte Strafe»Zu Semaja aus Nehalam aber sollst du folgendes sagen: So hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: Weil du in deinem eigenen Namen einen Brief an das gesamte Volk in Jerusalem und an den Priester Zephanja, den Sohn Maasejas, und an sämtliche Priester gerichtet hast folgenden Wortlauts: ›Der HERR hat dich an Stelle des Priesters Jojada zum Priester bestellt, damit ein Aufseher im Tempel des HERRN für jeden Irrsinnigen, der als Weissager auftritt, vorhanden sei, damit du einen solchen Menschen in den Block und in Halseisen legest: nun, warum bist du nicht gegen Jeremia aus Anathoth vorgegangen, der sich herausnimmt, bei euch als Prophet zu wirken? Er hat ja doch ein Schreiben an uns nach Babylon geschickt, worin er sagt: Es wird noch lange dauern; baut (euch also) Häuser und wohnt in ihnen! Legt Gärten an und genießt ihre Früchte!‹ …« Als nun der Priester Zephanja diesen Brief dem Propheten Jeremia persönlich vorgelesen hatte, erging das Wort des HERRN an Jeremia folgendermaßen: »Laß allen in die Verbannung Weggeführten folgende Botschaft zugehen: ›So hat der HERR in betreff Semajas aus Nehalam gesprochen: Weil Semaja als Prophet bei euch aufgetreten ist, ohne daß ich ihn gesandt habe, und er euch dazu verführt hat, euch auf Lügen zu verlassen, darum hat der HERR so gesprochen: Wisset wohl, ich will Semaja aus Nehalam und seine Nachkommen dafür büßen lassen: er soll keinen Nachkommen haben, der inmitten dieses Volkes wohnen bleibt, auch soll er das Glück nicht miterleben, das ich meinem Volke zugedacht habe!‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –; ›denn er hat zum Ungehorsam gegen den HERRN aufgefordert.‹« III. Trostreden vom künftigen Heil (Kap. 30-33)1. Tröstlicher Ausblick auf das Geschick des Volkesa) Einleitung: Jeremia soll alle an ihn ergangenen Gottesworte aufzeichnenDas Wort, das vom HERRN an Jeremia erging, lautete folgendermaßen: So spricht der HERR, der Gott Israels: »Schreibe dir alle Worte, die ich zu dir geredet habe, in ein Buch! Denn wisse wohl: es kommt die Zeit« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »da werde ich das Geschick meines Volkes Israel und Juda wenden« – so spricht der HERR – »und sie in das Land zurückführen, das ich ihren Vätern gegeben habe: sie sollen es (wieder) in Besitz nehmen.« b) Die angstvolle WendeDies aber sind die Worte, die der HERR in betreff Israels und Judas ausgesprochen hat; ja, so hat der HERR gesprochen: »Banges Geschrei vernehmen wir, Entsetzen voller Unheil! Fragt doch nach und seht zu, ob auch ein Mannsbild in Kindesnöte kommen kann! Warum sehe ich denn alle Männer die Hände an die Hüften stemmen wie Frauen in Kindesnöten und alle Gesichter in Totenblässe verwandelt? Ach wehe! Gewaltig ist jener Tag, keiner ist ihm gleich! Und eine Zeit der Not ist’s für Jakob, doch er wird aus ihr gerettet werden!« c) Die Erlösung aus der Not»An jenem Tage wird’s geschehen« – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen –, »da werde ich sein Joch, das auf deinem Nacken liegt, zerbrechen und deine Fesseln zerreißen; und Fremde sollen sie nicht länger knechten, sondern dem HERRN, ihrem Gott, werden sie dienen und ihrem König David, den ich ihnen erwecken will. Du aber fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »und laß dir nicht bange sein, Israel! Denn wisse wohl: ich will dich erretten aus der Ferne und deine Kinder aus dem Lande ihrer Gefangenschaft; und Jakob soll heimkehren und in Ruhe und Sicherheit wohnen, ohne daß jemand ihn aufschreckt; denn ich bin mit dir« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »um dir zu helfen. Denn über alle Völker, unter die ich dich zerstreut habe, will ich völlige Vernichtung bringen; dich allein will ich nicht völlig vernichten, sondern dich nur nach Gebühr züchtigen; denn ganz ungestraft will ich dich nicht lassen.« d) Israels Untergang infolge seiner SündenJa, so hat der HERR gesprochen: »Tödlich ist deine Wunde, unheilbar der Schlag, der dich getroffen! Niemand nimmt sich deiner Sache an, für dein Geschwür gibt es keine Heilmittel, kein Verband ist für dich da! Alle deine Liebhaber haben dich vergessen und kümmern sich nicht um dich; denn wie ein Feind schlägt, so habe ich dich geschlagen mit erbarmungsloser Züchtigung wegen der Größe deiner Schuld und wegen der Menge deiner Sünden! Was schreist du ob deiner Wunde, daß dein Schmerz unheilbar sei? Wegen der Größe deiner Schuld und wegen der Menge deiner Sünden habe ich dir dies Leid angetan!« e) Die Wiederherstellung des Volkes und des Landes»Darum sollen alle, die dich gefressen haben, wieder gefressen werden und alle deine Bedränger insgesamt in die Gefangenschaft wandern; die dich ausgeplündert haben, sollen der Plünderung anheimfallen, und alle, die dich ausgeraubt haben, will ich der Beraubung preisgeben! Denn ich will dir einen Verband anlegenA.Ü.: Denn ich lasse deine Wunden vernarben. und dich von deinen Wunden heilen« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »weil man dich, die du doch Zion bist, ›die Verstoßene‹ genannt hat, ›nach der niemand fragt‹.« So hat der HERR gesprochen: »Nunmehr will ich das Geschick der Zelte Jakobs wenden und mich seiner Wohnungen erbarmen: die Stadt soll auf ihrem Hügel wieder aufgebaut und die Königsburg in der alten Weise bewohnt werden! Lobgesänge und der Jubel fröhlicher Menschen sollen wieder aus ihnen erschallen, und ich will sie mehren, daß ihre Zahl nicht klein bleibt, und ich will sie zu Ehren bringen, daß sie nicht länger verachtet sein sollen! Jakobs Söhne sollen wieder zu mir stehen wie vordem, und seine Volksgemeinde wird festen Bestand vor mir haben; alle seine Bedränger aber werde ich zur Rechenschaft ziehen! Sein Machthaber soll aus ihm selbst stammen und sein Herrscher aus seiner Mitte hervorgehen, und ich will ihm Zutritt zu mir gewähren, daß er mir nahen darf; denn wer würde sonst wohl sein Leben daransetzen, um mir zu nahen?« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »So werdet ihr denn mein Volk sein, und ich will euer Gott sein.« f) Wiederholung aus 23,19-20Wisset wohl: ein Sturmwind des HERRN, sein Grimm, bricht los und wirbelnde Windsbraut, auf das Haupt der Gottlosen fährt sie nieder! Nicht nachlassen wird der lodernde Zorn des HERRN, bis er’s vollbracht und die Gedanken seines Herzens ausgeführt hat: am Ende der Tage werdet ihr das schon erkennen! g) Die Begegnung Gottes und Israels in der Wüste; die hoffnungsreichen Begrüßungsworte»In jener Zeit« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »will ich der Gott sein für alle Geschlechter Israels, und sie sollen mein Volk sein.« So hat der HERR gesprochen: »Das Volk der dem Schwert Entronnenen hat Gnade gefunden in der Wüste: ich will hingehen, um Israel zu seiner Ruhestätte zu führen!« Von fern her ist der HERR mir erschienen: »Ja, mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dir meine Gnade so lange treu bewahrt. Ich will dich noch einmal aufbauen, daß du neuerbaut dastehst, Jungfrau Israel! Du sollst dich noch einmal mit deinen Handpauken schmücken und im Reigen der Tanzenden ausziehen! Du sollst noch einmal Weingärten auf den Bergen Samarias anlegen, und die sie angelegt haben, sollen auch die Früchte genießen. Denn es kommt ein Tag, da werden die Wächter im Gebirge Ephraim rufen: ›Macht euch auf, laßt uns nach Zion hinaufziehen zum HERRN, unserm Gott!‹« h) Der HeimzugDenn so hat der HERR gesprochen: »Erhebt ein Freudengeschrei über Jakob und jauchzt über das Haupt der Völker! Laßt Lobgesang erschallen und betet: ›Rette dein Volk, HERR, den Überrest Israels!‹ Seht, ich bringe sie heim aus dem Lande des Nordens und sammle sie von den Enden der Erde, unter ihnen Blinde und Lahme, Schwangere und Wöchnerinnen allzumal: als große Volksgemeinde kehren sie hierher zurück. Mit Weinen kommen sie, und unter flehentlichen Gebeten geleite ich sie; ich führe sie zu Wasserbächen auf ebenem Wege, auf dem sie nicht straucheln sollen; denn ich bin (jetzt wieder) Israels Vater geworden, und Ephraim ist mein erstgeborener Sohn!« i) In der HeimatVernehmt das Wort des HERRN, ihr Völker, und verkündet in den fernsten Meeresländern folgende Botschaft: »Er, der Israel zerstreut hat, sammelt es wieder und hütet es wie ein Hirt seine Herde!« Denn der HERR hat Jakob losgekauft und ihn befreit aus der Gewalt dessen, der stärker war als er. So werden sie denn kommen und auf Zions Höhe jubeln und strahlen vor Freude über die Segensgaben des HERRN, über das Korn und den Most und das Öl, über die jungen Schafe und Rinder; und ihre Seele wird sein wie ein wohlbewässerter Garten, und sie werden fortan nicht mehr zu darben brauchen. Alsdann wird die Jungfrau sich wieder am Reigentanz erfreuen, Jünglinge und Greise allzumal. »Ja, ich will ihre Trauer in Freude verwandeln und sie trösten und fröhlich machen nach ihrem Leid. Und ich will das Herz der Priester mit fetter Speise laben, und mein Volk soll sich an meinen Segensgaben sättigen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. k) Rahels Schmerz und Klage; Ephraims Reue und Gottes Liebe; Aufforderung zur Rückkehra) Rahel weint um ihre Kinder und wird von Gott getröstetSo hat der HERR gesprochen: »Horch! In RamaRama (jetzt Ram) hochgelegene Ortschaft nördlich von Jerusalem, gewährt eine weite Fernsicht auf den Stamm Benjamin. wird Wehklage laut, bitterliches Weinen! Rahel weint um ihre Kinder, will sich nicht trösten lassen wegen ihrer Kinder: ach, sie sind nicht mehr da!« Doch so hat der HERR gesprochen: »Wehre deiner Stimme das Klagen und deinen Augen die Tränen! Denn es gibt noch einen Lohn für deine Mühsal« – so lautet der Ausspruch des HERRN –; »denn sie sollen aus dem Lande des Feindes wieder heimkehren! Ja, es ist noch eine Hoffnung für deine Zukunft vorhanden« – so lautet der Ausspruch des HERRN –; »denn deine Kinder kehren in ihre Heimat zurück!« b) Ephraims Buße und Gottes Gnade»Ich habe wohl gehört, wie Ephraim klagte: ›Du hast mich gezüchtigt, und ich habe Zucht gelernt wie ein nicht ans Joch gewöhnter Jungstier: o laß mich heimkehren, so will ich mich bekehren! Du bist ja doch der HERR, mein Gott! Denn seitdem ich mich von dir abgewandt habe, fühle ich Reue;A.Ü.: nachdem ich in die Verbannung gewandert bin, habe ich Buße getan. und nachdem ich zur Erkenntnis gekommen bin, schlage ich mich auf die Hüften: ich schäme mich, stehe zerknirscht da, denn ich habe die Schmach meiner Jugend zu büßen!‹ Ist mir denn Ephraim ein so teurer Sohn oder mein Lieblingskind, daß, sooft ich ihm auch gedroht habe, ich seiner doch immer wieder freundlich gedenken muß? Darum schlägt mein Herz so warm für ihn: ich muß mich seiner erbarmen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. c) Gottes Aufforderung an Israel zur Rückkehr»Stelle dir Wegweiser auf, setze dir Merksteine hin! Gib wohl acht auf die Straße, auf den Weg, den du einst gezogen bist! Kehre heim, Jungfrau Israel, kehre heim zu deinen Städten hier! Wie lange willst du dich noch hierhin und dorthin wenden, du abtrünnige Tochter? Der HERR schafft ja doch etwas Neues im Lande: das Weib umwirbt den Mann.« l) Drei Sprüche verschiedenartigen Inhaltsa) Gottes Segen nach der Rückkehr der ZerstreutenSo hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: »Noch wird man im Lande Juda und in seinen Städten, wenn ich ihr Geschick gewandt habe, diesen Gruß aussprechen: ›Der HERR segne dich, du Gefilde der Gerechtigkeit, du heiliger Berg!‹ Und Juda wird darin wohnen samt allen seinen Städten ohne Ausnahme, die Ackerleute und solche, die mit der Herde umherziehen; denn ich will die lechzenden Seelen reichlich tränken und jegliche schmachtende Seele sättigen!« Darüber erwachte ich und schaute mich um, und mein Schlaf war mir köstlich gewesen. b) Gott will bauen und pflanzen»Wisset wohl: es kommt die Zeit« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »da will ich über das Haus Israel und über das Haus Juda eine Saat von Menschen und eine Saat von Vieh ausstreuen; und wie ich die Augen offen über ihnen gehalten habe, um auszureißen und zu zerstören, um niederzureißen und zu verderben und Unheil anzurichten, ebenso will ich alsdann über ihnen wachen, um aufzubauen und zu pflanzen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. c) Das Sprichwort von den Herlingen soll außer Gebrauch kommenIn jenen Tagen wird man nicht mehr sagen: »Die Väter haben Herlinge gegessen, und den Kindern werden die Zähne stumpf davon«; sondern ein jeder wird um seiner eigenen Verschuldung willen sterben: nur wer Herlinge ißt, dem sollen die (eigenen) Zähne stumpf werden. m) Der neue Gnadenbund mit beiden Häusern Israels»Wisset wohl: es kommt die Zeit« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht einen solchen Bund, wie ich ihn mit ihren Vätern damals geschlossen habe, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland wegzuführen, einen Bund, den sie gebrochen haben, wiewohl ich Herrenrecht über sie hatte!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Nein, darin soll der Bund bestehen, den ich mit dem Hause Israel nach dieser Zeit schließen werde« – so lautet der Ausspruch des HERRN –: »Ich will mein Gesetz in ihr Inneres hineinlegen und es ihnen ins Herz schreiben und will dann ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. Da braucht dann niemand mehr seinem Genossen und niemand seinem Bruder Belehrung zu erteilen und ihm vorzuhalten: ›Lernt den HERRN erkennen!‹, denn sie werden mich allesamt erkennen, die Kleinsten wie die Größten« – so lautet der Ausspruch des HERRN –; »denn ich will ihnen ihre Schuld vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken!« n) Der ewige Bestand des HeilsSo hat der HERR gesprochen, der die Sonne zur Leuchte am Tage bestellt hat, die Ordnungen des Mondes und der Sterne zur Erleuchtung bei Nacht, der das Meer aufwühlt, so daß seine Wogen brausen – HERR der Heerscharen ist sein Name –: »Wenn diese festen Ordnungen jemals vor mir zu bestehen aufhören« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »dann (erst) soll auch die Nachkommenschaft Israels aufhören, ein Volk vor meinen Augen zu sein für alle Zeiten!« So hat der HERR gesprochen: »So wenig der Himmel droben ausgemessen und die Grundfesten der Erde drunten durchspäht werden können, so wenig will ich auch die gesamte Nachkommenschaft Israels verwerfen wegen alles dessen, was sie begangen haben« – so lautet der Ausspruch des HERRN. o) Wiederherstellung Jerusalems zu einer vollkommen heiligen Stadt»Wisset wohl: es kommt die Zeit« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »da wird diese Stadt für den HERRN wieder aufgebaut werden vom Turm Hananeel bis zum Ecktor; und weiter wird die Meßschnur (von da) geradeaus über den Hügel Gareb fortlaufen und sich dann nach Goah wenden. Und das ganze Tal der Leichen und der Opferasche und das gesamte Feld bis an den Bach Kidron, bis an die Ecke des Roßtores gegen Osten, wird dem HERRN heilig sein; es wird dort alsdann nie wieder eingerissen und zerstört werden in Ewigkeit!« 2. Jeremias Ackerkauf in Anathoth, sein Gebet und die göttliche Antworta) Jeremia kauft als Gefangener nach Gottes Weisung einen Acker in Anathoth(Dies ist) das Wort, das vom HERRN an Jeremia erging im zehnten Regierungsjahr des judäischen Königs ZedekiaZedekia 597-587 v.Chr. – dieses Jahr war das achtzehnte Regierungsjahr NebukadnezarsNebukadnezar 604-562 v.Chr.. Damals belagerte nämlich das Heer des Königs von Babylon Jerusalem, und der Prophet Jeremia wurde im Wachthof, der zum Palast des Königs von Juda gehörte, in Haft gehalten. Denn Zedekia, der König von Juda, hatte ihn dort gefangengesetzt mit dem Vorhalt: »Warum trittst du als Prophet auf und sagst: ›So hat der HERR gesprochen: Fürwahr, ich will diese Stadt in die Gewalt des Königs von Babylon geben, daß er sie erobert; auch Zedekia, der König von Juda, wird den Händen der Chaldäer nicht entrinnen, sondern unfehlbar dem König von Babylon in die Hände übergeben werden und von Mund zu Mund mit ihm reden und ihm Auge in Auge gegenüberstehen; der wird Zedekia dann nach Babylon bringen lassen, und dort wird er bleiben, bis ich mich seiner wieder annehme – so lautet der Ausspruch des HERRN. Wenn ihr also mit den Chaldäern kämpft, werdet ihr kein Glück haben.‹« Da sagte Jeremia: »Das Wort des HERRN ist an mich folgendermaßen ergangen: Demnächst wird Hanamel, der Sohn deines Oheims Sallum, zu dir kommen mit der Aufforderung: ›Kaufe dir meinen Acker, der bei Anathoth liegt! Denn du hast das Löserecht und bist zum Kauf verpflichtet.‹« Und wirklich kam Hanamel, der Sohn meines Oheims, zu mir in den Wachthof, wie der HERR mir angekündigt hatte, und sagte zu mir: »Kaufe doch meinen Acker, der bei Anathoth im Stamm Benjamin liegt, denn dir steht das Besitz- und Vorkaufsrecht zu; kaufe ihn dir!« Da wurde mir klar, daß es eine Weisung vom HERRN gewesen war; und so kaufte ich denn den Acker, der bei Anathoth lag, von meinem Vetter Hanamel und wog ihm das Geld dar, siebzehn Schekel Silber.Schekel s. Anhang, Maße. Hierauf brachte ich einen Kaufvertrag zu Papier, versah ihn mit einem Siegel, ließ ihn durch Zeugen beglaubigen und wog ihm das Geld auf der Waage dar. Hierauf nahm ich den Kaufvertrag, den versiegelten und mit der Abmachung und den Bedingungen versehenen und auch den offenen, und übergab den Kaufvertrag Baruch, dem Sohne Nerijas, des Sohnes Mahsejas, in Gegenwart meines Vetters Hanamel und in Gegenwart der Zeugen, die den Kaufvertrag unterschrieben hatten, und in Gegenwart aller Judäer, die im Wachthof anwesend waren. Hierauf erteilte ich dem Baruch in ihrer Gegenwart folgenden Auftrag: »So hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: ›Nimm diese Urkunden, und zwar sowohl diesen versiegelten Kaufvertrag als auch dieses offene Schriftstück, und lege sie in ein irdenes Gefäß, damit sie lange Zeit erhalten bleiben!‹ Denn so hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: ›Man wird künftig wieder Häuser, Äcker und Weinberge in diesem Lande kaufen!‹« b) Jeremias Gebet und Bitte um AufklärungNachdem ich so Baruch, dem Sohne Nerijas, den Kaufvertrag übergeben hatte, richtete ich folgendes Gebet an den HERRN: »Ach HERR, mein Gott! Du bist’s, der den Himmel und die Erde durch deine große Kraft und deinen ausgestreckten Arm geschaffen hat: dir ist kein Ding unmöglich. Du übst Gnade an Tausenden und läßt die Strafe für die Schuld der Väter in den Schoß ihrer Kinder nach ihnen fallen, du großer, starker Gott, dessen Name ›HERR der Heerscharen‹ ist, groß an Rat und mächtig an Tat, du, dessen Augen offen stehen über allen Wegen der Menschenkinder, damit du einem jeden nach seinem Wandel und nach den Früchten seines Tuns vergiltst. Du hast Zeichen und Wunder im Lande Ägypten und bis auf diesen Tag sowohl an Israel als auch an den (anderen) Menschen gewirkt und dir dadurch einen Namen gemacht, wie es heute klar zu Tage liegt. Du hast dein Volk Israel aus dem Lande Ägypten ausziehen lassen unter Zeichen und Wundern, mit starker Hand, mit hocherhobenem Arm und großem Schrecken, und hast ihnen dies Land gegeben, dessen Besitz du ihren Vätern zugeschworen hattest, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. Als sie aber hineingekommen waren und es in Besitz genommen hatten, hörten sie nicht auf deine Weisungen und lebten nicht nach deinem Gesetz und taten nichts von allem, was du ihnen zu tun geboten hattest; darum hast du ihnen all dies Unglück widerfahren lassen. Ach, die Belagerungswälle sind schon bis an die Stadt herangekommen, um sie zu erobern, und die Stadt ist der Gewalt der Chaldäer, die sie belagern, durch das Schwert, durch den Hunger und die Pest preisgegeben, und was du angedroht hast, ist eingetreten: du siehst es ja selbst. Und doch hast du, HERR, mein Gott, mir geboten: ›Kaufe dir den Acker für Geld und ziehe Zeugen hinzu!‹, und dabei ist die Stadt schon der Gewalt der Chaldäer preisgegeben!« c) Gottes Antwort (Aufklärung und Heilsverkündigung)Da erging das Wort des HERRN an Jeremia folgendermaßen: »Fürwahr, ich bin der HERR, der Gott alles Fleisches: sollte mir irgend etwas unmöglich sein? Darum spricht der HERR so: Allerdings lasse ich diese Stadt in die Gewalt der Chaldäer und zwar in die Gewalt des babylonischen Königs Nebukadnezar fallen, der sie erobern soll; und die Chaldäer, die diese Stadt belagern, werden in sie eindringen und Feuer an diese Stadt legen und sie einäschern, eben die Häuser, auf deren Dächern man dem Baal Rauchopfer dargebracht und fremden Göttern Trankspenden ausgegossen hat, um mich zu erbittern. Denn die Israeliten und die Judäer haben von ihrer Jugend an immer nur das getan, was mir mißfällt; ja, die Israeliten haben mich immer nur erbittert durch die Machwerke ihrer Hände!« – so lautet der Ausspruch des HERRN –; »ja ein Gegenstand des Zornes und des Grimms ist diese Stadt für mich vom Tage ihrer Gründung an bis auf den heutigen Tag gewesen, so daß ich sie mir aus den Augen schaffen muß wegen all des Bösen, das die Israeliten und die Judäer mir zum Ärgernis verübt haben, sie selbst, ihre Könige und ihre Fürsten, ihre Priester und ihre Propheten, sowohl die Männer von Juda als die Bewohner Jerusalems. Sie haben mir den Rücken zugekehrt, statt auf mich zu blicken; und obgleich ich sie früh und spät immer wieder habe belehren lassen, haben sie doch nicht darauf gehört und keine Zucht annehmen wollen. Nein, sie haben ihre scheußlichen Götzen sogar in dem Hause, das meinen Namen trägt, aufgestellt, um es dadurch zu entweihen, und haben dem Baal die Opferstätten im Tal Ben-Hinnom erbaut, um ihre Söhne und Töchter dort dem Moloch als Opfer zu verbrennen, was ich ihnen niemals geboten habe und was mir nie in den Sinn gekommen ist, daß sie solche Greuel verüben sollten, um Juda zur Sünde zu verführen.« Nun aber – trotz alledem spricht der HERR, der Gott Israels, in bezug auf diese Stadt, von der ihr sagt, sie sei der Gewalt des babylonischen Königs durch das Schwert, durch den Hunger und durch die Pest preisgegeben, folgendermaßen: »Fürwahr, ich will sie aus allen Ländern, wohin ich sie in meinem Zorn und Grimm und in heftiger Ungnade verstoßen habe, wieder sammeln und sie an diesen Ort zurückbringen und sie hier in Sicherheit wohnen lassen. Sie sollen dann mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein und ihnen einerlei Sinn und einerlei Wandel verleihen, auf daß sie mich allezeit fürchten, zu ihrem eigenen Heil und zum Segen ihrer Kinder nach ihnen. Und ich will einen ewigen Bund mit ihnen schließen, daß ich niemals von ihnen ablassen will, ihnen Gutes zu erweisen, und ich will ihnen Furcht vor mir ins Herz legen, damit sie mir nie wieder untreu werden. Ich werde dann meine Freude an ihnen haben, so daß ich ihnen Liebe erweise, und will sie in dieses Land einpflanzen in Treue, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele.« Denn so spricht der HERR: »Wie ich all dieses große Unheil über dieses Volk gebracht habe, ebenso will ich ihnen all das Gute widerfahren lassen, das ich ihnen jetzt verheiße. Denn es sollen wieder Äcker gekauft werden in diesem Lande, von dem ihr sagt, es sei eine Einöde ohne Menschen und ohne Vieh und sei der Gewalt der Chaldäer preisgegeben. Man wird wieder Äcker für Geld kaufen und Kaufverträge schreiben und versiegeln und sie durch Zeugen beglaubigen lassen im Stamm Benjamin wie im Bezirk Jerusalems und in den Ortschaften Judas, sowohl in den Ortschaften des Berglandes als auch in denen der Niederung und in den Ortschaften des Südlandes; denn ich werde ihr Geschick wenden!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. 3. Weitere Weissagungen von der Wiederherstellung des Volkes, des Landes und der Stadta) Heilsweissagungen für Jerusalem und JudaHierauf erging das Wort des HERRN zum zweitenmal an Jeremia, während er noch im Wachthof eingeschlossen gehalten wurde, folgendermaßen: »So spricht der HERR, der (alles) ausführt, der HERR, der es ersinnt, um es auch zu verwirklichen, ›HERR‹ ist sein Name: Rufe mich an, so will ich dich erhören und dir große und unglaubliche Dinge kundtun, von denen du bisher nichts gewußt hast. Denn so spricht der HERR, der Gott Israels, in betreff der Häuser dieser Stadt und in betreff der Paläste der Könige von Juda, die niedergerissen worden sind, um gegen die Belagerungswälle und zu Kriegszwecken verwandt zu werden, zum Kampf gegen die Chaldäer und um sied.h. die stehengebliebenen Häuser. mit den Leichen der Menschen anzufüllen, die ich in meinem Zorn und Grimm erschlagen habe, weil ich mein Angesicht vor dieser Stadt um all ihrer Bosheit willen verhüllt hatte –: Wisse wohl: ich will ihr einen Verband und Heilmittel auflegen und ihr Heilung verschaffen und ihnen eine Fülle von Glück und Sicherheit erscheinen lassen. Und ich will das Geschick Judas und das Geschick Israels wenden und sie wieder aufbauen wie vordem und will sie von all ihrer Verschuldung reinigen, mit der sie gegen mich gesündigt haben, und will ihnen alle Missetaten vergeben, die sie gegen mich begangen haben und durch die sie mir untreu geworden sind. Dann wird Jerusalem für mich ein Freudenname werden, ein Ruhm und eine Verherrlichung bei allen Völkern der Erde, die, wenn sie von all dem Guten hören, das ich dieser Stadt erweise, erschrecken und erzittern werden über all das Gute und über all das Glück, das ich ihr erweisen werde!« – So hat der HERR gesprochen: »An diesem Orte, von dem ihr sagt, er sei verödet, menschenleer und ohne Vieh in den Ortschaften Judas und auf den Straßen Jerusalems, die jetzt vereinsamt sind, menschenleer, ohne Bewohner und ohne Vieh, da wird man künftig wieder Freudenrufe und laute Fröhlichkeit vernehmen, den Jubel des Bräutigams und den Jubel der Braut, den Jubel derer, die da rufen: ›Lobet den HERRN der Heerscharen! Denn gütig ist der HERR, und seine Gnade währet ewiglich!‹, und den Jubel derer, welche Dankopfer im Tempel des HERRN darbringen. Denn ich will das Geschick des Landes wenden, daß es wieder wird wie vordem!« – so hat der HERR gesprochen. – So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: »An diesem Ort, der jetzt verödet ist, menschenleer und ohne Vieh, und in allen seinen Ortschaften soll künftig wieder eine Trift für Hirten sein, die ihre Herden sich lagern lassen. In den Ortschaften des Berglandes und in denen der Niederung, in den Ortschaften des Südlandes und im Stamme Benjamin, im Bezirk Jerusalems und in den übrigen Ortschaften Judas sollen künftig die Herden wieder unter den Händen des (Hirten), der sie zählt, vorüberziehen!« – so hat der HERR gesprochen. b) Weissagung vom Davidssprossen der Zukunft und vom ewigen Bestand des Volkes, des davidischen Königtums und des levitischen Priestertums»Wisset wohl: es kommt die Zeit« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »da will ich die Segensverheißung, die ich über das Haus Israel und über das Haus Juda ausgesprochen habe, in Erfüllung gehen lassen. In jenen Tagen und zu jener Zeit will ich dem David einen Sproß der Gerechtigkeit ersprießen lassen, der Recht und Gerechtigkeit im Lande walten läßt. In jenen Tagen wird Juda Rettung erlangen und Jerusalem in Sicherheit wohnen, und der Name, den man der Stadt beilegt, wird lauten: ›der HERR unsere Gerechtigkeit‹.« Denn so hat der HERR gesprochen: »Nie soll es dem David an einem (Nachkommen) fehlen, der auf dem Throne des Hauses Israel sitzt; und auch den levitischen Priestern soll es vor meinem Angesicht nie an einem (Nachkommen) fehlen, der Brandopfer darbringt und Speisopfer in Rauch aufgehen läßt und Schlachtopfer zurichtet immerdar!« Darauf erging das Wort des HERRN an Jeremia folgendermaßen: »So spricht der HERR: So wenig ihr meinen Bund mit dem Tage und meinen Bund mit der Nacht aufheben könnt, so daß Tag und Nacht nicht mehr zu ihrer Zeit eintreten würden, ebenso wenig wird auch mein Bund mit meinem Knecht David aufgehoben werden, daß er keinen Sohn mehr haben sollte, der als König auf seinem Throne säße, und ebenso wenig mein Bund mit meinen Dienern, den priesterlichen Leviten! Wie das Sternenheer am Himmel nicht gezählt und der Sand am Meer nicht gemessen werden kann, ebenso unzählbar will ich die Nachkommenschaft meines Knechtes David und die Leviten machen, die meinen Dienst versehen.« Weiter erging das Wort des HERRN an Jeremia folgendermaßen: »Hast du nicht darauf geachtet, was diese Leute da behaupten, wenn sie sagen: ›Die beiden Geschlechter, die der HERR einst erwählt hatte, die hat er jetzt verworfen!‹, und wie sie mein Volk verachten, so daß es in ihren Augen gar kein Volk mehr ist? So spricht der HERR: So gewiß mein Bund mit Tag und Nacht besteht, so gewiß ich die Ordnungen des Himmels und der Erde festgesetzt habe, ebenso gewiß will ich auch die Nachkommenschaft Jakobs und meines Knechtes David nicht verwerfen, daß ich aus seiner Nachkommenschaft keine Herrscher mehr für die Nachkommenschaft Abrahams, Isaaks und Jakobs entnehmen sollte; denn ich werde ihr Geschick wenden und mich ihrer erbarmen!« IV. Verschiedenes aus der Zeit vor der Zerstörung Jerusalems (Kap. 34-39)1. Ankündigung des Schicksals ZedekiasDas Wort, das vom HERRN an Jeremia erging, als Nebukadnezar, der König von Babylon, mit seiner ganzen Heeresmacht und allen Königreichen der Erde, soweit sie seiner Herrschaft unterworfen waren, und mit allen (übrigen) Völkern Jerusalem belagerte und alle zugehörigen Städte bekriegte, lautete folgendermaßen: »So spricht der HERR, der Gott Israels: Gehe hin und verkünde dem judäischen Könige Zedekia folgende Botschaft: ›So hat der HERR gesprochen: Wisse wohl: ich gebe diese Stadt in die Gewalt des Königs von Babylon, damit er sie in Flammen aufgehen läßt. Und auch du wirst seiner Hand nicht entrinnen, sondern unfehlbar ergriffen und in seine Hand überliefert werden; du wirst dann dem Könige von Babylon Auge in Auge gegenüberstehen, und er wird Mund gegen Mund mit dir reden; darauf wirst du nach Babylon kommen.‹ Vernimm jedoch das Wort des HERRN, Zedekia, König von Juda! Folgende Verheißung hat der HERR über dich ausgesprochen: ›Du sollst den Tod nicht durch das Schwert erleiden; in Frieden sollst du sterben! Und wie man deinen Vätern, den früheren Königen, deinen Vorgängern, Leichenbrände veranstaltet hat, so wird man auch dir ein Totenfeuer anzünden und dich mit dem Klagerufe betrauern: Ach, Gebieter!, denn ich habe es so bestimmt! – so lautet der Ausspruch des HERRN.‹« Alle diese Worte verkündete der Prophet Jeremia dem judäischen König Zedekia in Jerusalem, während das Heer des Königs von Babylon Jerusalem und alle noch übriggebliebenen Städte von Juda, nämlich Lachis und Aseka, belagerte; denn diese waren die einzigen von den festen Plätzen Judas, die noch standhielten. 2. Strafrede Jeremias und Strafandrohung Gottes wegen des an freigelassenen hebräischen Sklaven in Jerusalem begangenen Treubruchsa) Darlegung des Sachverhalts(Dies ist) das Wort, das vom HERRN an Jeremia erging, nachdem der König Zedekia sich durch ein Abkommen mit dem gesamten Volk in Jerusalem dazu verpflichtet hatte, eine Freilassung für sie ausrufen zu lassen, daß nämlich ein jeder seinen hebräischen Sklaven und ein jeder seine hebräische Sklavin frei ziehen lassen solle, so daß niemand künftig einen judäischen Volksgenossen zu Sklavendiensten zwingen dürfe. Da hatten alle Fürsten und das gesamte Volk, die diesen Beschluß gemeinsam gefaßt hatten, ihre Sklaven und Sklavinnen freizulassen und sie nicht länger zu Sklavendiensten zu zwingen, den Beschluß auch pflichtgemäß ausgeführt und die Freilassung vollzogen; nachher aber waren sie anderen Sinnes geworden und hatten die Sklaven und Sklavinnen, die sie bereits in Freiheit gesetzt hatten, zurückgeholt und zwangsweise wieder zu Sklaven und Sklavinnen gemacht. b) Das Gerichtswort GottesDa erging das Wort des HERRN an Jeremia folgendermaßen: »So spricht der HERR, der Gott Israels: Ich selbst habe mit euren Vätern damals, als ich sie aus dem Lande Ägypten, dem Sklavenhause, wegführte, einen Bund geschlossen und geboten: ›Nach Ablauf von sieben Jahren sollt ihr ein jeder seinen hebräischen Volksgenossen, der sich dir verkauft hat, in Freiheit setzen: sechs Jahre lang soll er dir Dienste leisten, dann aber sollst du ihn frei von dir ziehen lassen!‹ Aber eure Väter sind mir nicht gehorsam gewesen und haben mir kein Gehör geschenkt. Nun wart ihr jetzt zwar umgekehrt und hattet getan, was in meinen Augen recht war, indem ihr ein jeder die Freilassung für seinen Volksgenossen ausrufen ließt und in dem Tempel, der meinen Namen trägt, vor meinem Angesicht einen gemeinsamen Beschluß faßtet. Dann aber seid ihr wieder anderen Sinnes geworden und habt meinen Namen entehrt, indem ihr ein jeder seinen Sklaven und seine Sklavin, die ihr auf ihr Verlangen bereits freigelassen hattet, zurückgeholt und zwangsweise wieder zu euren Sklaven und Sklavinnen gemacht habt. Darum spricht der HERR so: Ihr habt nicht auf mich gehört, daß ihr ein jeder für seinen Volks- und Stammesgenossen die Freilassung hättet ausrufen lassen: nun, so will ich jetzt über euch eine Freilassung ausrufen« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »nämlich für das Schwert, für die Pest und für den Hunger, und will euch zum abschreckenden Beispiel für alle Reiche der Erde machen und will die Männer, die das vor mir geschlossene Abkommen übertreten haben, indem sie den Bestimmungen des Beschlusses, den sie vor meinem Angesicht gefaßt hatten, nicht nachgekommen sind, dem Opferkalb gleich machen, das sie in zwei Hälften zerschnitten haben und zwischen dessen Stücken sie hindurchgeschritten sind:Bei der Vertragsschließung (vgl. 1.Mose 15,8-18). die Fürsten von Juda und die Fürsten Jerusalems, die Kammerherren und die Priester und das gesamte Volk des Landes, die zwischen den Stücken des Kalbes hindurchgeschritten sind – ja, die will ich der Gewalt ihrer Feinde preisgeben und sie in die Hand derer fallen lassen, die ihnen nach dem Leben trachten; und ihre Leichname sollen den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß dienen. Auch Zedekia, den König von Juda, und seine Fürsten will ich der Gewalt ihrer Feinde preisgeben und sie in die Hand derer fallen lassen, die ihnen nach dem Leben trachten, nämlich in die Gewalt des Heeres des Königs von Babylon, das jetzt von euch abgezogen ist. Wisset wohl: ich gebiete« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »und bringe sie wieder zu dieser Stadt zurück, damit sie sie belagern und erobern und in Flammen aufgehen lassen! Und auch die (übrigen) Städte Judas will ich zu einer unbewohnten Einöde machen!« 3. Der Gehorsam der Rechabiten im Gegensatz zu dem Ungehorsam Judasa) Jeremia erprobt auf göttlichen Befehl die Treue der RechabitenDas Wort, das vom HERRN unter der Regierung des judäischen Königs Jojakim, des Sohnes Josias, an Jeremia erging, lautete folgendermaßen: »Begib dich zur Genossenschaft der Rechabiten und lade sie ein; führe sie dann in den Tempel des HERRN in eine der Zellen und setze ihnen Wein zum Trinken vor!« Da holte ich Jaasanja, den Sohn Jeremias, des Sohnes Habazinjas, nebst seinen Brüdern und allen seinen Söhnen, überhaupt die ganze Genossenschaft der Rechabiten, und führte sie zum Tempel des HERRN in die Zelle der Söhne des Gottesmannes Hanan, des Sohnes Jigdaljas, die neben der Zelle der Fürsten, oberhalb der Zelle des Schwellenhüters Maaseja, des Sohnes Sallums, lag. Dort setzte ich den zur Familie der Rechabiten gehörenden Männern mit Wein gefüllte Krüge und Becher vor und forderte sie auf, Wein zu trinken. Doch sie antworteten: »Wir trinken keinen Wein, denn unser Stammvater Jonadab, der Sohn Rechabs, hat uns das Gebot erteilt: ›Ihr dürft keinen Wein trinken, weder ihr noch euere Nachkommen, in alle Zukunft; auch dürft ihr euch keine Häuser bauen, keine Saatfelder bestellen und keine Weinberge anlegen oder in Besitz haben, sondern sollt während eures ganzen Lebens in Zelten wohnen, damit ihr lange in dem Lande lebt, in welchem ihr euch als Fremdlinge aufhaltet.‹ So sind wir denn dem Gebot unsers Stammvaters Jonadab, des Sohnes Rechabs, in allen Stücken genau nachgekommen, so daß wir zeitlebens keinen Wein trinken, weder wir noch unsere Frauen, noch unsere Söhne und Töchter, und daß wir uns keine Häuser bauen, um darin zu wohnen, und weder Weinberge noch Äcker und Saatfelder besitzen; vielmehr wohnen wir in Zelten und erfüllen gehorsam alles, was unser Stammvater Jonadab uns geboten hat. Nur als Nebukadnezar, der König von Babylon, gegen dies Land herangezogen kam, da sagten wir: ›Kommt, wir wollen uns vor dem Heere der Chaldäer und vor dem Heere der Syrer nach Jerusalem zurückziehen!‹, und so haben wir jetzt in Jerusalem Wohnung genommen.« b) Jeremias Ansprache an die UmstehendenDa erging das Wort des HERRN an Jeremia folgendermaßen: »So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Gehe hin und sage zu den Männern von Juda und zu den Bewohnern Jerusalems: ›Wollt ihr denn keine Zucht annehmen, daß ihr meinen Weisungen gehorcht?‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN. ›Die Weisung, die Jonadab, der Sohn Rechabs, seinen Nachkommen gegeben hat, keinen Wein zu trinken, die ist befolgt worden: sie haben keinen Wein bis auf den heutigen Tag getrunken, weil sie dem Gebot ihres Stammvaters gehorsam gewesen sind. Ich aber habe früh und spät immer wieder zu euch geredet, doch ihr habt nicht auf mich gehört. Und dabei habe ich alle meine Knechte, die Propheten, früh und spät immer wieder zu euch gesandt mit der Mahnung: Kehrt doch alle von euren bösen Wegen um, bessert euren Wandel und lauft nicht anderen Göttern nach, um ihnen zu dienen! Dann sollt ihr in dem Lande wohnen bleiben, das ich euch und euren Vätern gegeben habe; aber ihr habt nicht hören wollen und seid mir nicht gehorsam gewesen. Ja, die Nachkommen Jonadabs, des Sohnes Rechabs, sind dem Gebot nachgekommen, das ihr Stammvater ihnen gegeben hat; dieses Volk aber hat nicht auf mich gehört!‹ Darum spricht der HERR, der Gott der Heerscharen, der Gott Israels, folgendermaßen: ›Fürwahr, ich will über Juda und über alle Bewohner Jerusalems all das Unheil kommen lassen, das ich ihnen angedroht habe, weil sie nicht haben hören wollen, als ich zu ihnen redete, und nicht geantwortet haben, als ich ihnen zurief.‹« Zur Genossenschaft der Rechabiten aber sagte Jeremia: »So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: ›Weil ihr dem Gebot eures Stammvaters Jonadab gehorsam gewesen seid, indem ihr alle seine Gebote beobachtetd.h. beachtet, befolgt . und alles getan habt, was er euch befohlen hat: darum spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, also: Es soll Jonadab, dem Sohne Rechabs, in Zukunft niemals an einem (Nachkommen) fehlen, der in meinem Dienst vor mir steht!‹« 4. Das Weissagungsbuch Jeremias und seine Schicksalea) Herstellung des Buches und seine Verlesung vor dem Volk und vor den OberenIm vierten Regierungsjahre des judäischen Königs Jojakim,Im Jahr 605/604 v.Chr. des Sohnes Josias, erging folgendes Wort des HERRN an Jeremia: »Nimm dir eine Buchrolle und schreibe auf sie alle die Worte, die ich in betreff Israels und Judas und in betreff aller Völker zu dir gesprochen habe seit dem Tage, an dem ich dir Offenbarungen habe zuteil werden lassen, nämlich seit der Regierung Josias bis auf den heutigen Tag! Vielleicht hören dann die vom Hause Juda auf all das Unheil, das ich über sie zu verhängen gedenke, und bekehren sich alle von ihrem bösen Wandel, so daß ich ihnen ihre Verschuldung und Sünde vergeben kann.« Da berief Jeremia den Baruch, den Sohn Nerijas, und dieser schrieb alle die Worte, welche der HERR zu ihm gesprochen hatte, so, wie Jeremia sie ihm vorsagte, auf eine Buchrolle. Hierauf gab Jeremia dem Baruch folgenden Auftrag: »Mir ist’s verwehrt: ich darf nicht in den Tempel des HERRN gehen. So gehe denn du hin und lies aus der Rolle die Worte des HERRN, die du so, wie ich sie dir vorsagte, aufgeschrieben hast, dem Volke im Tempel des HERRN an einem Fasttage laut vor; auch allen Judäern, die aus ihren Ortschaften herkommen, sollst du sie laut vorlesen: vielleicht dringt dann ihr Flehen zum HERRN empor, und sie bekehren sich alle von ihrem bösen Wandel; denn groß ist der Zorn und Grimm, mit dem der HERR diesem Volke gedroht hat.« Da tat Baruch, der Sohn Nerijas, genau so, wie der Prophet Jeremia ihm aufgetragen hatte, indem er aus dem Buche die Worte des HERRN im Tempel des HERRN vorlas. Es begab sich nämlich im fünften Regierungsjahr des judäischen Königs Jojakim,Im Jahr 604/603 v.Chr. des Sohnes Josias, im neunten Monat, daß man die ganze Bevölkerung Jerusalems und alles Volk, das aus den Ortschaften Judas nach Jerusalem gekommen war, zu einem Fasten vor dem HERRN aufrief. Da las Baruch aus dem Buche die Worte Jeremias im Tempel des HERRN in der Zelle Gemarjas, des Sohnes des Staatsschreibers Saphan, im oberen Vorhof, am Eingang des neuen Tores am Tempel des HERRN dem ganzen Volke laut vor. Als nun Michaja, der Sohn Gemarjas, des Sohnes Saphans, alle Worte des HERRN aus dem Buche hatte vorlesen hören, begab er sich zum königlichen Palast hinab in das Zimmer des Staatsschreibers, wo gerade alle Fürsten eine Sitzung abhielten, nämlich der Staatsschreiber Elisama, Delaja, der Sohn Semajas, Elnathan, der Sohn Achbors, Gemarja, der Sohn Saphans, Zedekia, der Sohn Hananjas kurz alle Fürsten. Als ihnen nun Michaja alle die Worte mitgeteilt hatte, die er Baruch dem Volk aus dem Buch hatte laut vorlesen hören, sandten alle Fürsten Jehudi, den Sohn Nethanjas, des Sohnes Selemjas, des Sohnes Kusis, zu Baruch und ließen ihm sagen: »Nimm die Buchrolle, aus der du dem Volke laut vorgelesen hast, mit dir und komm hierher!« Da nahm Baruch, der Sohn Nerijas, die Rolle mit sich und kam zu ihnen. Nun sagten sie zu ihm: »Setze dich hin und lies sie auch uns laut vor!« Da las Baruch sie ihnen laut vor. Als sie nun alle die Worte gehört hatten, sahen sie einander erschrocken an und sagten zu Baruch: »Wir müssen alle diese Worte unbedingt dem König berichten.« Hierauf wandten sie sich an Baruch mit der Frage: »Teile uns doch mit, wie du alle diese Worte, die er dir vorgesagt hat, niedergeschrieben hast.« Baruch antwortete ihnen: »Jeremia selber hat mir alle diese Worte vorgesprochen, und ich habe sie mit Tinte in das Buch eingetragen.« Da sagten die Fürsten zu Baruch: »Geh, verbirg dich, du selbst und Jeremia! Niemand darf wissen, wo ihr seid!« b) König Jojakim zerschneidet und verbrennt das Weissagungsbuch JeremiasHierauf begaben sie sich zum König in den Palasthof – die Buchrolle hatten sie im Zimmer des Staatsschreibers Elisama zurückgelassen – und erstatteten dem Könige Bericht über den ganzen Vorfall. Da schickte der König den Jehudi hin, die Rolle zu holen, und dieser brachte sie aus dem Zimmer des Staatsschreibers Elisama herbei; sodann las Jehudi sie dem Könige und allen Fürsten vor, die um den König standen. Der König saß aber gerade in der Winterwohnung – es war nämlich der neunte MonatNovember/Dezember 604. –, während das Feuer im Kohlenbecken vor ihm brannte. Sooft nun Jehudi drei oder vier Spalten der Schriftrolle vorgelesen hatte, schnitt der König sie mit dem Federmesser ab und warf sie in das Feuer, das im Kohlenbecken brannte, bis die ganze Rolle im Feuer des Kohlenbeckens vernichtet war. Der König aber und alle seine Diener, welche diese ganze Vorlesung anhörten, wurden nicht in Bestürzung versetzt und zerrissen ihre Kleider nicht; ja sogar als Elnathan, Delaja und Gemarja den König dringend baten, die Rolle nicht zu verbrennen, hörte er doch nicht auf sie; vielmehr gab der König dem Prinzen Jerahmeel sowie Seraja, dem Sohne Asriels, und Selemja, dem Sohne Abdeels, den Befehl, den Schreiber Baruch und den Propheten Jeremia zu verhaften; aber der HERR hielt sie verborgen. c) Erneuerung des Buches und Gottes Drohung gegen JojakimDa erging das Wort des HERRN an Jeremia, nachdem der König jene Rolle verbrannt hatte mitsamt den Worten, die Baruch so, wie Jeremia sie ihm vorsagte, aufgeschrieben hatte, folgendermaßen: »Nimm dir noch einmal eine andere Rolle und schreibe auf sie alle die vorigen Worte, welche auf der vorigen Rolle gestanden haben, die Jojakim, der König von Juda, verbrannt hat. Gegen Jojakim aber, den König von Juda, sollst du folgende Drohung aussprechen: ›So hat der HERR gesprochen: Du hast jene Rolle verbrannt, indem du fragtest: Warum hast du auf sie (die Worte) geschrieben, der König von Babylon werde unfehlbar kommen und dieses Land verwüsten und Menschen und Vieh darin vertilgen? Darum bestimmt der HERR für Jojakim, den König von Juda, folgendes: Er soll keinen (Nachkommen) haben, der auf dem Throne Davids sitzt, und sein Leichnam soll hingeworfen daliegen, der Hitze bei Tage und der Kälte bei Nacht preisgegeben! Und ich werde an ihm und seinen Nachkommen und seinen Dienern ihre Verschuldung heimsuchen und will über sie und über die Bewohner Jerusalems und über die Männer von Juda all das Unheil kommen lassen, das ich ihnen angedroht habe, ohne daß sie darauf hörten!‹« So nahm denn Jeremia eine andere Buchrolle und gab sie dem Schreiber Baruch, dem Sohne Nerijas; dieser schrieb dann auf sie alle Worte, die in dem vom judäischen Könige Jojakim verbrannten Buche gestanden hatten, so, wie Jeremia sie ihm vorsagte; außerdem wurden auch noch viele andere gleichartige Worte hinzugefügt. 5. Jeremias Schicksale und Sprüche während der Belagerung Jerusalems (Kap. 37-39)a) Jeremias Antwort an die Gesandtschaft ZedekiasZur Zeit, als Zedekia, der Sohn Josias, regierte, den Nebukadnezar, der König von Babylon, zum König über das Land Juda an Stelle Konjas, des Sohnes Jojakims, eingesetzt hatte, hörte weder er noch seine Diener, noch die Bevölkerung des Landes auf die Worte, die der HERR durch den Propheten Jeremia an sie richtete. Da sandte (einst) der König Zedekia den Juchal, den Sohn Selemjas, und den Priester Zephanja, den Sohn Maasejas, zum Propheten Jeremia und ließ ihm sagen: »Bete doch für uns zum HERRN, unserm Gott!« Jeremia bewegte sich aber damals noch in voller Freiheit inmitten des Volkes, da man ihn noch nicht ins Gefängnis geworfen hatte. Das Heer des Pharaos war nämlich aus Ägypten aufgebrochen, und die Chaldäer, die Jerusalem belagerten, waren, als sie die Kunde davon erhielten, von Jerusalem abgezogen. Da erging das Wort des HERRN an den Propheten Jeremia folgendermaßen: »So spricht der HERR, der Gott Israels: Verkündet dem Könige von Juda, der euch zu mir gesandt hat, um mich zu befragen, folgende Botschaft: ›Wisse wohl: das Heer des Pharaos, das euch zur Hilfe ausgezogen ist, wird alsbald in sein Land Ägypten zurückkehren, und zurückkehren werden die Chaldäer, um diese Stadt zu belagern, und werden sie erobern und in Flammen aufgehen lassen.‹ So spricht der HERR: ›Täuscht euch nicht selbst mit der Meinung, daß die Chaldäer jetzt wirklich von euch abziehen werden; denn sie werden nicht abziehen. Nein, wenn ihr auch das ganze Heer der Chaldäer, die Krieg mit euch führen, besiegtet und nur einige schwerverwundete Männer von ihnen übrigblieben, so würden diese doch ein jeder in seinem Zelt aufstehen und diese Stadt in Flammen aufgehen lassen!‹« b) Jeremias Verhaftung und Gefangensetzung durch einen militärischen BeamtenNun begab es sich, als das Heer der Chaldäer wegen des Heeres des Pharaos von Jerusalem abgezogen war, daß Jeremia Jerusalem verlassen und sich in die Landschaft Benjamin begeben wollte, um dort eine Erbschaftssache im Kreise seiner Verwandten zu erledigen. Als er nun im Benjaminstor angelangt war, wo ein Mann namens Jirja, der Sohn Selemjas, des Sohnes Hananjas, als Hauptmann der Wache stand, hielt dieser den Propheten Jeremia an unter dem Vorwand: »Du willst zu den Chaldäern übergehen!« Jeremia entgegnete: »Das ist eine Lüge! Ich will nicht zu den Chaldäern übergehen!« und hörte nicht weiter nach ihm hin; aber Jirja ließ Jeremia festnehmen und vor die Fürsten führen. Diese waren Jeremia feindlich gesinnt, ließen ihn stäupen und im Hause des Staatsschreibers Jonathan, das man zum Gefängnis hergerichtet hatte, gefangensetzen. c) Jeremia aufs neue vom König befragt und aus dem Gefängnis in den Wachthof gebrachtAls Jeremia so in das Brunnengebäude, und zwar in die unterirdischen Gewölbe gekommen war und dort lange Zeit zugebracht hatte, sandte der König Zedekia (eines Tages) hin, ließ ihn holen und richtete in seinem Palast insgeheim die Frage an ihn: »Ist ein Wort vom HERRN ergangen?« Jeremia antwortete: »Jawohl! Nämlich der Gewalt des Königs von Babylon wirst du preisgegeben werden.« Weiter sagte Jeremia zum König Zedekia: »Was habe ich gegen dich und gegen deine Diener und gegen unser Volk verschuldet, daß ihr mich ins Gefängnis gesetzt habt? Wo sind denn jetzt eure Propheten, die euch mit Bestimmtheit geweissagt haben, der König von Babylon werde nicht gegen euch und gegen dieses Land heranziehen? Und nun – so höre doch, mein Herr und König, laß meine Bitte Gehör bei dir finden, laß mich nicht wieder in das Haus des Staatsschreibers Jonathan bringen, damit ich dort nicht sterben muß!« Da gab der König Zedekia Befehl, und man brachte Jeremia im Wachthof in Gewahrsam und gab ihm täglich einen Laib Brot aus der Bäckergasse, bis alles Brot in der Stadt aufgezehrt war. So blieb denn Jeremia im Wachthof. d) Der Anschlag der Oberen auf das Leben des Propheten vereitelta) Jeremia von den Oberen als ein Hochverräter in eine Zisterne geworfenSephatja aber, der Sohn Matthans, und Gedalja, der Sohn Pashurs, und Juchal, der Sohn Selemjas, und Pashur, der Sohn Malkijas, hörten die Worte, die Jeremia an das ganze Volk richtete, daß er nämlich sagte: »So hat der HERR gesprochen: ›Wer hier in der Stadt verbleibt, wird durch das Schwert, durch den Hunger und die Pest ums Leben kommen; wer dagegen zu den Chaldäern hinausgeht, wird erhalten bleiben und sein Leben in Sicherheit bringen.‹ Denn so hat der HERR gesprochen: ›Diese Stadt wird unfehlbar in die Gewalt des Heeres des Königs von Babylon gegeben werden, der sie erobern wird.‹« Da sagten die Fürsten zum König: »Dieser Mensch sollte hingerichtet werden, er macht ja die Kriegsleute, die hier in der Stadt noch übriggeblieben sind, und die ganze Bevölkerung mutlos, indem er solche Worte vor ihnen ausspricht; denn dieser Mensch hat nicht das Wohl unsers Volkes im Auge, sondern dessen Unglück!« Da gab der König Zedekia ihnen zur Antwort: »Nun gut! Ihr habt freie Verfügung über ihn; der König ist ja euch gegenüber machtlos.« Da ließen sie Jeremia festnehmen und ihn in die Zisterne des Königssohnes Malkija werfen, die sich im Wachthof befand; in diese ließen sie Jeremia an Stricken hinab. In der Zisterne war aber kein Wasser, sondern nur Schlamm, in welchen Jeremia einsank. b) Jeremias Rettung durch den Äthiopier (= Mohren) EbedmelechAls aber der Äthiopier Ebedmelech, ein BeamterGenauer: ein Hämling oder Eunuch = Verschnittener. am königlichen Hof, erfuhr, daß man Jeremia in die Zisterne verbracht habe, verließ er den königlichen Palast und machte dem König, der sich gerade im Benjaminstor aufhielt, folgende Meldung: »Mein Herr und König! Jene Männer haben in allem unrecht gehandelt, was sie dem Propheten Jeremia zugefügt haben, der von ihnen in die Zisterne geworfen worden ist; er muß ja da, wo er sich befindet, Hungers sterben!« Denn es war kein Brot mehr in der Stadt vorhanden. Da erteilte der König dem Äthiopier Ebedmelech den Befehl: »Nimm von hier drei Männer mit dir und laß den Propheten Jeremia aus der Zisterne heraufziehen, ehe er stirbt!« Da nahm Ebedmelech die Männer mit sich, begab sich in den königlichen Palast in den Raum unter der Schatzkammer, nahm von dort Lappen von zerrissenen und abgetragenen Kleidungsstücken und ließ sie an Stricken zu Jeremia in die Zisterne hinab. Alsdann rief er dem Jeremia zu, er möge diese Lappen von den zerrissenen und abgetragenen Kleidungsstücken sich unter die Achselhöhlen um die Stricke legen; und als Jeremia dies getan hatte, zogen sie ihn an den Stricken aus der Zisterne herauf. Jeremia blieb dann im Wachthofe. e) Jeremias letzte geheime Unterredung mit dem KönigeHierauf sandte der König Zedekia hin und ließ den Propheten Jeremia zu sich holen in den dritten Eingang am Tempel des HERRN; und der König sagte zu Jeremia: »Ich habe eine Frage an dich zu richten: verschweige mir nichts!« Jeremia antwortete dem Zedekia: »Wenn ich es dir kundtue, wirst du mich sicherlich töten lassen, und wenn ich dir einen Rat gebe, wirst du doch nicht auf mich hören.« Da gab der König Zedekia dem Jeremia insgeheim die eidliche Zusicherung: »So wahr der HERR lebt, der uns diese Seele geschaffen hat: ich werde dich nicht töten lassen und werde dich nicht jenen Männern in die Hände liefern, die dir nach dem Leben trachten!« Da sagte Jeremia zu Zedekia: »So hat der HERR, der Gott der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: ›Wenn du dich den Heeresobersten des Königs von Babylon ergibst, so wirst du am Leben bleiben, und diese Stadt wird nicht mit Feuer zerstört werden, und zwar wirst du samt deiner Familie das Leben behalten. Wenn du dich aber den Heeresobersten des Königs von Babylon nicht ergibst, so wird diese Stadt in die Gewalt der Chaldäer gegeben, die sie mit Feuer verbrennen werden; und du selbst wirst ihrer Hand nicht entgehen.‹« Da erwiderte der König Zedekia dem Jeremia: »Ich fürchte, daß man mich den Judäern, die schon zu den Chaldäern übergegangen sind, ausliefern wird und daß diese sich an mir vergreifen.« Jeremia aber entgegnete: »Man wird dich ihnen nicht ausliefern! Höre doch bei dem, was ich dir sage, auf die Weisung des HERRN, so wird es dir gut ergehen, und du wirst am Leben bleiben. Weigerst du dich aber hinauszugehen, so ist dies das Wort, das der HERR mir geoffenbart hat: Wisse wohl: alle Frauen, die im Palast des Königs von Juda noch übriggeblieben sind, werden zu den Heeresobersten des Königs von Babylon hinausgeführt werden und dabei ausrufen: ›Betrogen haben sie dich und überlistet, deine vertrauten Freunde! Nun deine Füße im Schlamm versinken, haben sie sich davongemacht!‹ Alle deine Frauen aber samt deinen Kindern wird man zu den Chaldäern hinausführen, und du selbst wirst ihren Händen nicht entgehen, sondern von der Hand des Königs von Babylon ergriffen werden und die Verbrennung dieser Stadt herbeiführen!« Auf Befehl des Königs verschweigt Jeremia den Oberen den Inhalt der UnterredungHierauf sagte Zedekia zu Jeremia: »Kein Mensch darf von dieser Unterredung etwas erfahren, sonst wärst du des Todes! Wenn aber die Fürsten erfahren sollten, daß ich mich mit dir besprochen habe, und sie zu dir kommen und zu dir sagen: ›Teile uns doch mit, was du zum König gesagt hast, verschweige uns ja nichts, sonst lassen wir dich hinrichten! Und was hat der König zu dir gesagt?‹, so antworte ihnen: ›Ich habe dem König meine inständige Bitte vorgetragen, er möge mich nicht wieder in das Haus Jonathans bringen lassen, damit ich dort nicht sterbe.‹« Als nun wirklich alle Fürsten zu Jeremia kamen und ihn fragten, gab er ihnen genau nach jener Weisung des Königs Bescheid; da ließen sie ihn in Ruhe;W.: wandten sie sich schweigend von ihm ab. denn von der Unterredung war nichts weiter in die Öffentlichkeit gedrungen. So verblieb denn Jeremia im Wachthof bis zu dem Tage, an dem Jerusalem erobert wurde. f) Jeremias Geschick bei der Eroberung Jerusalems; Schicksal Zedekias sowie der Stadt und des Landes (vgl. 52,4-16; 2.Kön 25,1-12)Als aber Jerusalem erobert war – im neunten Regierungsjahre des judäischen Königs Zedekia, im zehnten Monat, war Nebukadnezar, der König von Babylon, mit seiner ganzen Heeresmacht vor Jerusalem gerückt und hatte die Belagerung begonnen;Mitte Januar 588 v.Chr. im elften Regierungsjahre Zedekias aber, am neunten Tage des vierten Monats,Ende Juli oder Anfang August 587 v.Chr. wurde Bresche in die Stadtmauer gelegt –, da kamen alle Fürsten des Königs von Babylon und ließen sich im Mitteltor nieder, nämlich [Nergal-Sarezer,] der Oberkämmerer Samgar-Nebusarsekim, der Obermagier Nergal-Sarezer und alle übrigen Fürsten des Königs von Babylon. Als nun Zedekia, der König von Juda, und alle Kriegsleute das sahen,Nämlich die Bresche. Nach anderer Lesart »als die Kriegsleute sie sahen«, nämlich die feindlichen Heerführer in der Stadt. ergriffen sie die Flucht und verließen bei Nacht die Stadt auf dem Wege nach dem Königsgarten durch das Tor zwischen den beiden Mauern und zogen dann weiter der Jordan-Ebene zu. Aber das Heer der Chaldäer setzte ihnen nach, und sie holten Zedekia in den Steppen von Jericho ein; sie nahmen ihn fest und brachten ihn zu Nebukadnezar, dem König von Babylon, nach Ribla in der Landschaft Hamath; der hielt dann Gericht über ihn. Der König von Babylon ließ die Söhne Zedekias in Ribla vor dessen Augen schlachten, und ebenso verfuhr er mit allen vornehmen Judäern; Zedekia aber ließ er blenden und in Ketten legen, um ihn nach Babylon zu bringen. Den königlichen Palast aber und die Häuser der Einwohnerschaft ließen die Chaldäer in Flammen aufgehen und rissen die Mauern Jerusalems nieder.28. (?) August 587 v.Chr. Den Rest des Volkes aber, sowohl die, welche in der Stadt übriggeblieben waren, als auch die Überläufer, die zu ihm übergegangen waren, und was vom Volk sonst noch am Leben war, ließ Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, nach Babylon führen; von den geringen Leuten jedoch, die keinen Besitz hatten, ließ Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, einen Teil im Lande Juda zurück und wies ihnen an jenem Tage Weinberge und Äcker an. Freundliche Behandlung Jeremias von seiten der ChaldäerIn betreff Jeremias aber ließ Nebukadnezar, der König von Babylon, Nebusaradan, dem Befehlshaber der Leibwache, folgenden Befehl zugehen: »Nimm ihn, trage Sorge für ihn und tu ihm nichts zuleide, sondern verfahre mit ihm nach den Wünschen, die er gegen dich äußern wird!« Da sandten Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, und Nebusasban, der Oberkämmerer, und Nergal-Sarezer, der Obermagier, und alle übrigen Großen des Königs von Babylon hin, ließen Jeremia aus dem Wachthofe holen und übergaben ihn Gedalja, dem Sohne Ahikams, des Sohnes Saphans, daß er ihn frei nach Hause gehen lasse; so blieb er denn inmitten des Volkes wohnen. g) Heilsspruch für den Äthiopier Ebedmelech (vgl. 38,7-13)An Jeremia war aber, als er noch im Wachthofe in Haft gehalten wurde, folgendes Wort des HERRN ergangen: »Gehe hin und sage zu dem Äthiopier Ebedmelech: ›So hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: Nunmehr lasse ich meine Drohworte gegen diese Stadt in Erfüllung gehen zum Unheil, nicht zum Segen, und ihre Erfüllung wird dir an jenem Tage vor Augen treten. Dich aber will ich an jenem Tage erretten‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –, ›und du sollst nicht den Männern in die Hände fallen, vor denen du in Angst bist; vielmehr will ich dich entrinnen lassen, und du sollst nicht durch das Schwert umkommen, sondern sollst dein Leben in Sicherheit bringen, weil du auf mich vertraut hast!‹« – so lautet der Ausspruch des HERRN. B. Reden und Erlebnisse Jeremias meist nach der Zerstörung Jerusalems (Kap. 40-52)I. Geschicke Jeremias und seiner Volksgenossen in der verwüsteten Heimat und in Ägypten (Kap. 40-45)1. Jeremias Freilassung aus der chaldäischen Gefangenschaft und Rückkehr zum Statthalter Gedalja(Dies ist) das Wort, das vom HERRN an Jeremia erging, nachdem Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, ihn von Rama aus entlassen hatte, wo er ihn, und zwar mit Ketten gefesselt, ausfindig gemacht hatte inmitten aller gefangenen Bewohner Jerusalems und Judas, die nach Babylon weggeführt werden sollten. Als nämlich der Befehlshaber der Leibwache den Jeremia dort ausfindig gemacht hatte, sagte er zu ihm: »Der HERR, dein Gott, hatte diesem Ort dieses Unglück angedroht, und der HERR hat es nun auch eintreten lassen und seine Drohung zur Ausführung gebracht: weil ihr gegen den HERRN gesündigt und auf seine Weisung nicht gehört habt, darum ist es euch so ergangen. Und nun, siehe: ich mache dich jetzt frei von den Ketten an deinen Händen. Gefällt es dir, mit mir nach Babylon zu gehen, so komm: ich werde Sorge für dich tragen; hast du aber keine Lust, mit mir nach Babylon zu gehen, so laß es! Wisse wohl: das ganze Land steht dir offen: du kannst gehen, wohin es dir beliebt und gut dünkt!« Als Jeremia sich dann nicht sofort entschließen konnte,Die Übersetzung ist hier unsicher. fuhr er fort: »So kehre doch zurück zu Gedalja, dem Sohne Ahikams, des Sohnes Saphans, den der König von Babylon zum Statthalter über die Städte von Juda eingesetzt hat, und bleibe bei ihm inmitten des Volkes wohnen; oder gehe, wohin du sonst Lust hast!« Hierauf gab ihm der Befehlshaber der Leibwache Lebensmittel und ein Geschenk und entließ ihn. Jeremia begab sich dann nach Mizpa zu Gedalja, dem Sohne Ahikams, und blieb dort bei ihm inmitten des Volkes, das im Lande übriggeblieben war. 2. Gedalja als Statthalter in der neugegründeten jüdischen Niederlassung Mizpa; seine Ermordung und ihre Folgen (vgl. 2.Kön 25,22-26)a) Gedalja sammelt die Judäer zu einer Kolonie in MizpaAls nun alle Truppenführer, die sich mit ihren Mannschaften noch im offenen Lande befanden, erfuhren, daß der König von Babylon Gedalja, den Sohn Ahikams, zum Statthalter über das Land eingesetzt und ihm die Obhut über Männer, Frauen und Kinder und über die geringen Leute im Lande, die nicht nach Babylon weggeführt worden waren, anvertraut habe, da kamen sie zu Gedalja nach Mizpa, nämlich Ismael, der Sohn Nethanjas, sowie Johanan und Jonathan, die Söhne Kareahs, ferner Seraja, der Sohn Thanhumeths, die Söhne Ophais aus Netopha, und Jesanja, der Sohn des Maachathiters, samt ihren Leuten. Da richtete Gedalja, der Sohn Ahikams, des Sohnes Saphans, an sie und ihre Leute unter feierlicher Anrufung Gottes folgende Ansprache: »Fürchtet euch nicht davor, den Chaldäern untertan zu sein! Bleibt im Lande wohnen und unterwerft euch dem König von Babylon: ihr werdet euch gut dabei stehen! Seht, ich selbst bleibe hier in Mizpa, um euch vor den Chaldäern, die zu uns kommen werden, zu vertreten; ihr aber mögt Wein, Obst und Öl sammeln und in euren Behältern einheimsen und könnt ruhig in euren Ortschaften wohnen, die ihr in Besitz genommen habt!« Ebenso erhielten alle Judäer, die sich in Moab und unter den Ammonitern sowie in Edom und in allen übrigen Ländern aufhielten, Kunde davon, daß der König von Babylon einen Rest (der Bevölkerung) in Juda übriggelassen und daß er Gedalja, den Sohn Ahikams, des Sohnes Saphans, über ihn als Statthalter eingesetzt habe. Da kehrten alle diese Judäer aus allen Gegenden, wohin sie versprengt worden waren, zurück und kamen ins Land Juda zu Gedalja nach Mizpa; sie hatten dann eine reiche Wein- und Obsternte. b) Gedalja von Ismael ermordetAls aber Johanan, der Sohn Kareahs, und alle Truppenführer, die noch im offenen Lande gestanden hatten, zu Gedalja nach Mizpa gekommen waren, sagten sie zu ihm: »Weißt du wohl, daß Baalis, der König der Ammoniter, den Ismael, den Sohn Nethanjas, abgesandt hat, um dich zu ermorden?« Doch Gedalja, der Sohn Ahikams, schenkte ihnen keinen Glauben. Darauf besprach sich Johanan, der Sohn Kareahs, heimlich mit Gedalja in Mizpa und sagte: »Laß mich doch hingehen und Ismael, den Sohn Nethanjas, erschlagen: kein Mensch soll etwas davon erfahren! Warum soll er dich ermorden, so daß alle Judäer, die sich hier bei dir gesammelt haben, wieder zerstreut werden und der letzte Rest von Juda zugrunde geht?« Aber Gedalja, der Sohn Ahikams, antwortete Johanan, dem Sohne Kareahs: »Du darfst das nicht tun; denn was du da von Ismael sagst, ist nicht wahr!« Im siebten Monat aber kam Ismael, der Sohn Nethanjas, des Sohnes Elisamas, (ein Mann) von königlicher Abkunft und einer von den Großen des früheren Königs, in Begleitung von zehn Männern zu Gedalja, dem Sohne Ahikams, nach Mizpa. Als sie dort mit ihm zusammen beim Mahl saßen, erhob sich Ismael, der Sohn Nethanjas, und die zehn Männer, die bei ihm waren, und erschlugen Gedalja, den Sohn Ahikams, des Sohnes Saphans, mit dem Schwert: so ermordete er den Mann, den der König von Babylon zum Statthalter über das Land eingesetzt hatte. Auch alle Judäer, die bei Gedalja in Mizpa waren, sowie die chaldäischen Kriegsleute, die sich dort befanden, ließ Ismael niedermachen. c) Ismael ermordet israelitische Tempelpilger und zieht mit zahlreichen Gefangenen von Mizpa abAm anderen Tage nach der Ermordung Gedaljas aber, als noch niemand etwas von der Sache erfahren hatte, kamen Männer aus Sichem, aus Silo und Samaria, achtzig an der Zahl, mit geschorenen Bärten, zerrissenen Kleidern und mit Schnittwunden am Leibe;Zeichen der Trauer; vgl. 16,6. sie hatten Opfergaben und Weihrauch bei sich, um diese (Gaben) in den Tempel des HERRN zu bringen. Da ging Ismael, der Sohn Nethanjas, von Mipza aus ihnen entgegen, indem er beim Gehen immerfort weinte; und als er mit ihnen zusammentraf, sagte er zu ihnen: »Kommt herein zu Gedalja, dem Sohne Ahikams!« Als sie dann aber ins Innere der Stadt gekommen waren, machte Ismael, der Sohn Nethanjas, sie nieder und warf sie in eine Zisterne hinein, er und die Leute, die bei ihm waren. Es befanden sich aber unter ihnen zehn Männer, die zu Ismael sagten: »Töte uns nicht! Denn wir haben noch im Felde vergrabene Vorräte von Weizen, Gerste, Öl und Honig!« Da verschonte er sie und tötete sie nicht wie die anderen. Die Zisterne aber, in welche Ismael alle Leichen der ermordeten Männer werfen ließ, war eine große Zisterne, dieselbe, welche der König Asa zu Kriegszwecken gegen Baesa, den König von Israel, hatte anlegen lassen; diese füllte jetzt Ismael, der Sohn Nethanjas, mit den (Leichen der) Erschlagenen an und führte hierauf den gesamten Überrest der Bevölkerung, der sich in Mizpa befand, gefangen weg: die königlichen Frauen und alle in Mizpa übriggebliebenen Personen, die Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, der Obhut Gedaljas, des Sohnes Ahikams, überwiesen hatte – die führte Ismael, der Sohn Nethanjas, gefangen weg und machte sich auf den Weg, um zu den Ammonitern hinüberzuziehen. d) Johanan befreit die von Ismael gefangenen Judäer bei Gibeon und bricht zur Auswanderung nach Ägypten aufAls aber Johanan, der Sohn Kareahs, und alle Truppenführer, die sich bei ihm befanden, die ganze Freveltat erfuhren, die Ismael, der Sohn Nethanjas, verübt hatte, boten sie alle ihre Leute auf und zogen zum Kampf gegen Ismael, den Sohn Nethanjas, aus, und sie trafen ihn am großen Teich bei Gibeon.Vgl. 2.Sam 2,13. Als nun die ganze Volksmenge, die sich bei Ismael befand, Johanan, den Sohn Kareahs, und alle Truppenführer, die bei ihm waren, erblickten, freuten sie sich; und die ganze Volksmenge, die Ismael gefangen aus Mizpa weggeführt hatte, machte kehrt und ging zu Johanan, dem Sohn Kareahs, über; Ismael aber, der Sohn Nethanjas, ergriff mit acht Männern die Flucht vor Johanan und gelangte zu den Ammonitern. Hierauf nahm Johanan, der Sohn Kareahs, samt allen Truppenführern, die bei ihm waren, den gesamten Rest des Volkes, den Ismael, der Sohn Nethanjas, nach der Ermordung Gedaljas, des Sohnes Ahikams, gefangen aus Mizpa weggeführt hatte, die Männer und Kriegsleute, die Weiber, Kinder und Hofbeamten, die er von Gibeon zurückgebracht hatte. Sie machten sich dann auf den Weg und lagerten sich in der Herberge Kimhams, die in der Nähe von Bethlehem liegt, um von dort nach Ägypten zu ziehen (aus Furcht) vor den Chaldäern, vor denen sie sich fürchteten, weil Ismael, der Sohn Nethanjas, Gedalja, den Sohn Ahikams, der vom Könige von Babylon zum Statthalter über das Land eingesetzt worden war, ermordet hatte. 3. Erfolglose Warnung Jeremias vor der Auswanderung nach Ägyptena) Jeremia befragt Gott im Auftrage seiner Volksgenossen bezüglich der AuswanderungNun traten alle Truppenführer, auch Johanan, der Sohn Kareahs, und Asarja, der Sohn Hosajas, mit der gesamten Volksmenge, groß und klein, an den Propheten Jeremia heran und sagten zu ihm: »Schenke doch unserer inständigen Bitte Gehör und bete für uns zum HERRN, deinem Gott, für diesen ganzen Überrest! Wir sind ja nur als ein kleines Häuflein von der früheren großen Zahl übriggeblieben, wie du an uns mit eigenen Augen hier siehst. Der HERR, dein Gott, wolle uns den Weg angeben, den wir einschlagen sollen, und wie wir uns zu verhalten haben!« Der Prophet Jeremia antwortete ihnen: »Ich bin einverstanden. Gut, ich will zum HERRN, eurem Gott, beten, wie ihr es wünscht, und will euch dann alles kundtun, was der HERR euch antworten wird: kein Wort will ich euch verschweigen.« Da sagten sie zu Jeremia: »Der HERR soll ein wahrhaftiger und zuverlässiger Zeuge gegen uns sein, wenn wir nicht genau der Weisung folgen werden, die der HERR, dein Gott, uns durch dich wird zukommen lassen! Mag es uns erwünscht oder unerwünscht sein: – dem Gebot des HERRN, unsers Gottes, zu dem wir dich senden, wollen wir gehorchen, damit es uns gut ergehe, wenn wir der Weisung des HERRN, unsers Gottes, gehorsam sind!« b) Jeremia warnt im Namen Gottes vor der AuswanderungAls dann nach Ablauf von zehn Tagen das Wort des HERRN an Jeremia ergangen war, ließ er Johanan, den Sohn Kareahs, samt allen Truppenführern, die bei ihm waren, und das gesamte Volk, groß und klein, rufen und sagte zu ihnen: »So hat der HERR, der Gott Israels, zu dem ihr mich gesandt habt, um eure inständige Bitte vor ihn zu bringen, zu mir gesprochen: ›Wenn ihr ruhig in diesem Lande wohnen bleibt, so will ich euch aufbauen, ohne wieder abzubrechen, und will euch einpflanzen, ohne wieder auszureißen; denn mir tut das Unheil leid, das ich euch habe widerfahren lassen. Fürchtet euch nicht vor dem Könige von Babylon, vor dem ihr jetzt in Angst seid! Fürchtet euch nicht vor ihm!‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –; ›denn ich bin mit euch, um euch zu helfen und euch aus seiner Hand zu erretten. Ich will euch Gnade bei ihm finden lassen, daß er sich euer erbarmt und euch auf eurem Grund und Boden wohnen läßt!‹ Wenn ihr aber sagt: ›Wir wollen nicht in diesem Lande bleiben‹, so daß ihr der Weisung des HERRN, eures Gottes, nicht gehorcht, sondern sagt: ›Nein! Vielmehr nach Ägypten wollen wir ziehen, wo wir keinen Krieg mehr sehen und keinen Trompetenschall mehr hören und nicht mehr nach Brot zu hungern brauchen, und dort wollen wir uns niederlassen!‹ – nun denn, so vernehmt das Wort des HERRN, ihr von Juda Übriggebliebenen! So hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: ›Wenn ihr wirklich den Beschluß faßt, nach Ägypten zu ziehen, und euch dorthin begebt, um euch dort in fremdem Lande anzusiedeln, so wird das Schwert, vor dem ihr euch jetzt fürchtet, euch dort im Lande Ägypten erreichen; und der Hunger, vor dem euch jetzt bange ist, wird sich euch dort in Ägypten an die Fersen heften, so daß ihr dort umkommen werdet! Ja alle Männer, welche den Beschluß fassen, nach Ägypten zu ziehen, um dort in fremdem Lande zu leben, werden durch das Schwert, durch den Hunger und die Pest umkommen, und es soll keinen unter ihnen geben, der am Leben bleibt und dem Unheil entrinnt, das ich über sie verhängen werde!‹« Jeremia wiederholt die göttliche Drohung»Denn so hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: ›Wie mein Zorn und Grimm sich über die Bewohner Jerusalems ergossen hat, ebenso wird mein Grimm sich über euch ergießen, wenn ihr nach Ägypten zieht, und ihr sollt zur Verwünschung und zum abschreckenden Beispiel, zum Fluchwort und zur Beschimpfung werden und diese Stätte nicht wiedersehen!‹ Dies ist es, was der HERR euch, den von Juda Übriggebliebenen, sagen läßt: ›Zieht nicht nach Ägypten!‹ Bedenkt wohl, daß ich euch heute ernstlich gewarnt habe! Ihr habt euch ja selbst um den Preis des eigenen Lebens auf einen Irrweg begeben; denn ihr habt mich zum HERRN, eurem Gott, gesandt mit dem Auftrag: ›Bete für uns zum HERRN, unserm Gott! Und genau so, wie der HERR, unser Gott, es gebieten wird, so verkünde es uns, damit wir dann danach tun!‹ Nun habe ich es euch heute verkündigt, aber ihr wollt der Weisung des HERRN, eures Gottes, nicht gehorchen, und zwar so, daß ihr alles zurückweist, was er mir an euch aufgetragen hat. So wisset denn bestimmt, daß ihr durch das Schwert, durch den Hunger und die Pest den Tod finden werdet an dem Orte, wohin es euch zu ziehen gelüstet, um dort als Fremdlinge zu wohnen!« c) Ungehorsam der Gewarnten; Jeremia und Baruch werden wider ihren Willen nach Ägypten mitgenommenAls nun Jeremia dem ganzen Volk alle Worte, deren Verkündigung ihm vom HERRN, ihrem Gott, aufgetragen worden war, bis zu Ende mitgeteilt hatte, alle jene Worte, da sagten Asarja, der Sohn Hosajas,A.L.: Jesanja, der Sohn Hosajas. und Johanan, der Sohn Kareahs, und alle übrigen widerspenstigen Männer, die mit Jeremia redeten: »Du redest die Unwahrheit! Der HERR, unser Gott, hat dich nicht gesandt, um (uns) zu gebieten: ›Ihr sollt nicht nach Ägypten ziehen, um dort in fremdem Lande zu wohnen!‹, sondern Baruch, der Sohn Nerijas, hetzt dich gegen uns auf, in der Absicht, uns den Chaldäern in die Hände zu liefern, damit sie uns töten und uns nach Babylon in die Verbannung führen!« So kamen denn Johanan, der Sohn Kareahs, samt allen Truppenführern und das gesamte Volk der Weisung des HERRN, im Lande Juda zu bleiben, nicht nach; vielmehr nahm Johanan, der Sohn Kareahs, samt allen Truppenführern den gesamten Überrest der Judäer, alle, die aus allen Völkerschaften, wohin sie sich zerstreut hatten, zurückgekehrt waren, um sich im Lande Juda niederzulassen, die Männer samt den Weibern und Kindern, die königlichen Frauen, überhaupt alle die Personen, die Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, bei Gedalja, dem Sohne Ahikams, des Sohnes Saphans, zurückgelassen hatte, unter ihnen auch den Propheten Jeremia und Baruch, den Sohn Nerijas, und zogen im Ungehorsam gegen die Weisung des HERRN nach Ägypten. Sie kamen dann nach Thachpanches. 4. Jeremia kündigt in Thachpanches die baldige Unterwerfung Ägyptens durch Nebukadnezar anDa erging das Wort des HERRN an Jeremia in Thachpanches folgendermaßen: »Hole große Steine herbei und grabe sie in den Lehmboden ein beim Ziegel-Ofen, der am Eingang zum Palast des Pharaos in Thachpanches steht, im Beisein judäischer Männer, und sage zu ihnen: ›So hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: Wisset wohl: ich will meinen Knecht Nebukadnezar, den König von Babylon, herkommen lassen und seinen Thron auf diesen Steinen, die du hier eingesenkt hast, aufstellen; er wird dann sein Thronzelt über ihnen ausspannen. Er wird herkommen und das Land Ägypten schlagen: was für den Tod bestimmt ist, verfällt dem Tode, was für die Gefangenschaft bestimmt ist, der Gefangenschaft, und was für das Schwert bestimmt ist, dem Schwert. Dann wird er Feuer an die Tempel der Götter Ägyptens legen und sie verbrennen, und er wird sie wegführen und das Land Ägypten um sich wickeln, wie der Hirt seinen Mantel um sich wickelt,A.Ü.: er wird das Land Ägypten lausen, wie der Hirt seinen Mantel laust. und dann unbehelligt wieder abziehen. Die Obelisken des Sonnentempels (von Heliopolis) im Lande Ägypten wird er zertrümmern und die Tempel der ägyptischen Götter in Flammen aufgehen lassen.‹« 5. Jeremias letzter Kampf gegen die Abgötterei des Volkes in Ägyptena) Jeremias Drohrede gegen den Götzendienst der Juden(Dies ist) das Wort, das an Jeremia erging in betreff aller in Ägypten wohnenden Judäer, die sich in Migdol und in Thachpanches, in Noph und im Gebiet von PathrosMigdol lag an der Nordgrenze Ägyptens; Thachpanches = Daphne (vgl. 43,8); Noph = Memphis; Pathros = Oberägypten. niedergelassen hatten; dasselbe lautet: »So hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: ›Ihr selbst habt all das Unglück gesehen, das ich über Jerusalem und alle Städte Judas verhängt habe; ihr wißt, sie liegen heutigestags in Trümmern und sind unbewohnt infolge ihrer Bosheit, die sie verübt haben, um mich zu erbittern, indem sie hingingen, um anderen Göttern zu opfern und zu dienen, die sie nicht kannten, weder sie noch ihr, noch eure Väter. Wohl hatte ich alle meine Knechte, die Propheten, früh und spät immer wieder zu euch gesandt mit der Mahnung: Verübt doch solchen Greuel nicht, den ich hasse! Aber sie wollten nicht gehorchen und schenkten mir kein Gehör, daß sie von ihrem bösen Tun abgelassen und anderen Göttern nicht mehr geopfert hätten. Da ergoß sich denn mein Grimm und mein Zorn und loderte in den Städten Judas und in den Straßen Jerusalems auf, so daß sie zu öden Trümmerstätten wurden, wie sie es heutigestags noch sind. Und nun‹ – so hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen –: ›Warum richtet ihr ein so großes Unheil gegen euch selbst an, daß ihr bei euch Männer und Weiber, Kinder und Säuglinge aus Juda ausrottet, so daß ihr keinen Rest mehr für euch übriglaßt? Ihr reizt mich ja zum Zorn durch das Tun eurer Hände, indem ihr anderen Göttern in Ägypten opfert, wohin ihr euch begeben habt, um dort als Fremdlinge zu wohnen – (allerdings mit dem Ergebnis), daß ihr der Vernichtung verfallt und zu einem Fluchwort und zur Beschimpfung bei allen Völkern der Erde werdet. Habt ihr die Übeltaten eurer Väter vergessen und die Übeltaten der Könige von Juda und die Übeltaten ihrer Weiber und eure eigenen Übeltaten und das viele Böse, das eure Weiber im Lande Juda und in den Straßen Jerusalems verübt haben? Noch heutigestags sind sie nicht zerknirschtA.L.: haben sie nicht davon abgelassen. und fürchten sich nicht und wandeln nicht nach meinem Gesetz und nach meinen Geboten, die ich euch und euren Vätern zur Pflicht gemacht habe. Darum‹ – so hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen –: ›nunmehr will ich mein Angesicht gegen euch richten zum Unheil, und zwar um ganz Juda auszurotten; und ich will den Überrest der Judäer hinwegraffen, deren Absicht darauf gerichtet (gewesen) ist, nach Ägypten zu ziehen, um dort als Fremdlinge zu wohnen: sie sollen alle vertilgt werden! in Ägypten sollen sie fallen, durch das Schwert und durch den Hunger sollen sie aufgerieben werden, klein und groß, durch das Schwert und durch den Hunger sollen sie umkommen und zu einem abschreckenden Beispiel, zu einem Fluchwort, zur Verwünschung und Beschimpfung werden! Ja, heimsuchen will ich die, welche sich in Ägypten niedergelassen haben, wie ich Jerusalem heimgesucht habe, durchs Schwert, durch Hunger und durch die Pest; und unter dem Überrest der Judäer, die hergekommen sind, um hier in Ägypten als Fremdlinge zu wohnen, soll es keinen geben, der seinem Geschick entgeht und am Leben bleibt, um ins Land Juda zurückzukehren, wohin sie sich zurücksehnen und wo sie gern wieder wohnen möchten; denn sie sollen nicht dorthin zurückkehren außer einigen Entronnenen!‹« b) Die Gemeinde, besonders die Frauen, erklären offen, der Himmelskönigin dienen zu wollenDa antworteten dem Jeremia alle Männer, welche wußten, daß ihre Frauen anderen Göttern räucherten, und alle Frauen, die in großer Schar dabei standen, und das gesamte Volk, das in Ägypten (und) Pathros wohnte, folgendermaßen: »Was die Forderung betrifft, die du im Namen des HERRN an uns gerichtet hast, so wisse, daß wir auf dich nicht hören! Wir wollen vielmehr das Gelübde, das wir geleistet haben, nämlich der Himmelskönigin zu räuchern und ihr Trankopfer zu spenden, getreulich ausführen, ganz so wie wir und unsere Väter, unsere Könige und Fürsten es in den Ortschaften Judas und auf den Straßen Jerusalems getan haben! Damals hatten wir Brot in Fülle, befanden uns wohl und wußten nichts von Unglück. Aber seitdem wir aufgehört haben, der Himmelskönigin zu räuchern und ihr Trankopfer zu spenden, haben wir Mangel an allem gelitten und sind durch das Schwert und durch den Hunger aufgerieben worden. Und wenn wir der Himmelskönigin jetzt (wieder) Opfer verbrennen und ihr Trankopfer spenden – geschieht es etwa ohne die Zustimmung unserer Ehemänner, daß wir ihr zu Ehren Kuchen backen, indem wir ihre Gestalt darauf abbilden, und ihr Trankopfer spenden?« c) Jeremias Zurückweisung ihrer Ausreden und seine Abkehr von ihnenDa gab Jeremia dem gesamten Volk, den Männern und Frauen und allen denen, die ihm mit solchen Reden entgegengetreten waren, folgende Antwort: »Jawohl, die Räucherei, die ihr in den Ortschaften Judas und in den Straßen Jerusalems getrieben habt, ihr und eure Väter, eure Könige und Fürsten und die Bevölkerung des Landes – hat der HERR ihrer etwa nicht gedacht und sie nicht in Erinnerung behalten? Ja, weil der HERR es wegen eures verwerflichen Treibens und wegen der Greuel, die ihr verübtet, nicht länger ertragen konnte, darum ist euer Land zur Einöde, zum abschreckenden Beispiel und zu einem Fluchwort geworden, leer von Bewohnern, wie es jetzt noch der Fall ist! Eben zur Strafe dafür, daß ihr (den Götzen) Opfer verbrannt und dadurch gegen den HERRN gesündigt und auf die Weisungen des HERRN nicht gehört und nicht nach seinem Gesetz und seinen Geboten und Vorschriften gelebt habt: eben darum ist dieses Unglück, in dem ihr euch gegenwärtig befindet, über euch gekommen!« – Weiter sagte Jeremia zu dem gesamten Volk und besonders zu allen Frauen: »Vernehmt das Wort des HERRN, ihr Judäer alle, die ihr in Ägypten wohnt! So hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: ›Ihr und eure Frauen, ihr habt es mit eurem Munde gelobt und führt es auch tatsächlich aus! Ihr sagt: Wir wollen unsere Gelübde, die wir geleistet haben, nämlich der Himmelskönigin Opfer zu verbrennen und ihr Trankopfer zu spenden, getreulich ausführen! So erfüllt denn ja eure Gelübde und führt getreulich das aus, was ihr gelobt habt!‹« d) Jeremias letzte Unglücksweissagung über die ägyptische Gemeinde»Darum vernehmt das Wort des HERRN, ihr Judäer alle, die ihr in Ägypten wohnt: ›Fürwahr, ich schwöre bei meinem großen Namen‹ – so hat der HERR gesprochen –: ›Niemals soll fortan noch mein Name in ganz Ägypten von irgend einem Judäer in den Mund genommen werden, daß er etwa sagte: So wahr Gott der HERR lebt! Wisset wohl: ich will die Augen über ihnen offen halten zum Verderben, nicht zum Heil! Und es sollen alle Judäer, die im Lande Ägypten weilen, durch das Schwert und durch den Hunger umkommen, bis sie völlig vernichtet sind! Ja die dem Schwert Entronnenen, die aus dem Lande Ägypten ins Land Juda heimkehren, sollen nur wenige an Zahl sein; dann wird der gesamte Überrest der Judäer, die nach Ägypten gezogen sind, um sich dort als Fremdlinge aufzuhalten, – der wird dann erkennen, wessen Wort sich verwirklicht, das meine oder das ihre! Und dies soll für euch das Zeichen sein‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –, ›daß ich euch an diesem Orte heimsuchen werde – damit ihr erkennt, daß meine Unheilsdrohungen gegen euch unfehlbar in Erfüllung gehen werden‹: so hat der HERR gesprochen: ›Fürwahr, ich will den Pharao Hophra, den König von Ägypten, in die Hand seiner Gegner und Todfeinde fallen lassen, so wie ich Zedekia, den König von Juda, in die Hand Nebukadnezars, des Königs von Babylon, seines Gegners und Todfeindes, habe fallen lassen.‹« 6. Jeremias Mahn- und Trostworte an Baruch(Dies ist) das Wort, das der Prophet Jeremia an Baruch, den Sohn Nerijas richtete, als dieser im vierten Regierungsjahre Jojakims,Im Jahr 605/604 v.Chr. des Sohnes Josias, des Königs von Juda, die betreffenden Worte so, wie Jeremia sie ihm vorsagte, in ein Buch niedergeschrieben hatte; das Wort lautete: »So hat der HERR, der Gott Israels, in bezug auf dich, Baruch, gesprochen: ›Du klagst: O wehe mir! Der HERR fügt noch Kummer zu meinem Schmerz hinzu! Müde bin ich von allem Seufzen und finde keine Ruhe!‹ Sage zu ihm: ›So hat der HERR gesprochen: Wisse wohl: was ich selbst gebaut habe, das breche ich wieder ab, und was ich gepflanzt habe, das reiße ich wieder aus [und zwar betrifft dies die ganze Erde]; und da willst du Großes für dich verlangen? Verlange es nicht! Denn bedenke wohl: ich verhänge Unglück über alles Fleisch‹, – so lautet der Ausspruch des HERRN –; ›dir aber gewähre ich, mit dem Leben davonzukommen an allen Orten, wohin du dich begeben wirst!‹« II. Weissagungen gegen fremde (heidnische) Völker (Kap. 46-51)Was als Wort des HERRN an den Propheten Jeremia in betreff der (heidnischen) Völker ergangen ist: 1. Zwei Aussprüche über Ägyptena) Erster Ausspruch: Der stolze Aufmarsch der Ägypter; ihre Niederlage bei KarchemischÜber Ägypten: in betreff des Heeres des Pharaos Necho, des Königs von Ägypten, das am Euphratstrom bei Karchemisch stand und von Nebukadnezar, dem König von Babylon, im vierten Regierungsjahre des judäischen Königs Jojakim, des Sohnes Josias, geschlagen wurde: Rüstet Schild und Tartsche und tretet an zum Kampf! Schirret die Rosse an und sitzet auf, ihr Reiter! Stellt euch auf im Helmschmuck, macht die Lanzen scharf, legt euch die Panzer an! Warum sehe ich sie verzagt zurückweichen? Warum sind ihre Mannen mutlos und ergreifen die Flucht, ohne sich umzuwenden? »Entsetzen ringsum!« – so lautet der Ausspruch des HERRN –; »der Behendeste kann nicht entfliehen und der Tapferste nicht entrinnen! Dort im Norden, am Ufer des Euphratstromes, sind sie gestrauchelt und zu Fall gekommen!« Wer war’s doch, der wie der Nil emporstieg, daß seine Fluten wie Ströme wogten? Ägypten stieg wie der Nil empor, daß seine Fluten wie Ströme wogten, und es drohte: »Ich will emporsteigen, das Land überschwemmen, will Städte vertilgen samt ihren Bewohnern!« Stürmt heran, ihr Rosse, und rast daher, ihr Wagen! Und die Mannen mögen ausrücken, die Äthiopier und die schildbewehrten PutäerNordafrikanische Völkerschaften. und die LuditerNordafrikanische Völkerschaften., die den Bogen führen und spannen! Ja, dieser Tag ist für Gott, den HERRN der Heerscharen, ein Tag der Rache, um seinen Widersachern zu vergelten: da frißt das Schwert, bis es satt ist, und berauscht sich an ihrem Blut, denn ein Schlachtfest hält Gott, der HERR der Heerscharen, im Nordland am Euphratstrom. Gehe nach Gilead hinauf und hole Balsam, jungfräuliche Tochter Ägypten! Umsonst wendest du ein Heilmittel nach dem andern an: für dich gibt’s keine Heilung mehr! Die Völker vernehmen deine SchandeA.L.: deine Stimme (= einen Klageruf)., und die Erde hallt von deinem Wehgeschrei wider; denn ein Krieger ist über den andern gefallen: miteinander sind beide niedergestürzt! b) Zweiter Ausspruch: Schwere Kriegsnot Ägyptens infolge der Eroberung durch Nebukadnezar; Trostworte an Israel(Dies ist) das Wort, das der HERR an den Propheten Jeremia gerichtet hat, als Nebukadnezar, der König von Babylon, kommen sollte, um das Land Ägypten niederzuwerfen: Verkündet es in Ägypten und ruft es in Migdol aus, ruft es auch in Memphis und Daphne aus! Gebietet: Stelle dich auf (zur Wehr) und mache dich bereit, denn schon frißt das Schwert rings um dich her! Warum sind deine Helden niedergeworfen? Sie haben nicht standgehalten, denn der HERR hat sie niedergestoßen. Er hat viele straucheln lassen; ja, einer stürzt über den andern, so daß sie ausrufen: »Auf! Laßt uns heimkehren zu unserm Volk und in unser Heimatland vor dem gewalttätigen Schwert!« Nennt den Namen des Pharaos, des Königs von Ägypten: ›Toben, das den richtigen Zeitpunkt versäumt hat‹.d.h. ein bloßer Schreier. »So wahr ich lebe« – so lautet der Ausspruch des Königs, dessen Name ›HERR der Heerscharen‹ ist –: »Wie der Thabor unter den Bergen und wie der Karmel am Meer, so wird er heranziehen! Setze dir die Geräte zur Auswanderung in Bereitschaft,A.Ü.: Schaffe dir Gefangenenkleidung an! du Einwohnerschaft, Tochter Ägypten! Denn Memphis wird zur Einöde werden, wird eingeäschert, menschenleer!« Eine wunderschöne junge Kuh ist Ägypten; aber es kommt, ja es kommt die Bremse von Norden her. Auch seine Söldner, die es in seiner Mitte wie Mastkälber hat, ja, auch sie haben kehrt gemacht, haben sich insgesamt zur Flucht gewandt und nicht standgehalten, denn ihr Unglückstag ist über sie hereingebrochen, die Zeit ihrer Heimsuchung! Man hört etwas daherkommen wie das Rascheln einer Schlange, die davoneilt; denn sie rücken mit Heeresmacht heran und fallen mit Äxten über das Land her wie Holzhauer. »Sie hauen seinen Wald um« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »der unübersehbar ist; denn ihrer sind mehr als der Heuschrecken, und unzählbar ist ihre Menge!« Zuschanden wird die Tochter Ägypten, der Gewalt des nordischen Volkes wird sie preisgegeben! Gesprochen hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: »Wisset wohl: ich halte (jetzt) Abrechnung mit dem Amon von No sowie mit dem Pharao und ganz Ägypten samt seinen Göttern und Königen, ja mit dem Pharao samt denen, die sich auf ihn verlassen. Und ich gebe sie in die Gewalt ihrer Todfeinde, und zwar in die Gewalt Nebukadnezars, des Königs von Babylon, und in die Gewalt seiner Knechte. Nachmals aber wird das Land wieder bewohnt sein wie in den Tagen der Vorzeit« – so lautet der Ausspruch des HERRN. Trostwort für Israel (vgl. 30,10-11)»Du aber, fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob, und laß dir nicht bange sein, Israel! Denn wisse wohl: ich will dich erretten aus fernen Landen und deine Kinder aus dem Lande ihrer Gefangenschaft, dann wird Jakob heimkehren und in Ruhe und Sicherheit leben, ohne daß jemand ihn aufschreckt. Du also, fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob!« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »ich bin ja mit dir; denn über alle Völker, unter die ich dich zerstreut habe, will ich völlige Vernichtung bringen; dich aber will ich nicht völlig vernichten, sondern dich mit Maßen züchtigen; denn ganz ungestraft kann ich dich nicht lassen.« 2. Ausspruch über das Philisterland(Dies ist) das Wort des HERRN, das an den Propheten Jeremia in betreff der Philister ergangen ist, bevor der Pharao Gaza erobert hatte: So hat der HERR gesprochen: Sehet, Wasser fluten heran von Norden her und werden zu einem überwallenden Wildbach! Sie überschwemmen das Land und alles, was darin ist, die Städte samt ihren Bewohnern, so daß die Menschen laut schreien und alle Bewohner des Landes heulen! Vor dem dröhnenden Hufschlag seiner Hengste, vor dem Rasseln seiner Kriegswagen, dem Rollen seiner Räder wenden Väter sich nicht nach ihren Kindern um, weil die Angst ihre Arme lähmt; denn der Tag ist gekommen, der allen Philistern den Untergang bringt und für Tyrus und Sidon den letzten Helfer ausrottet, der noch übriggeblieben ist; denn der HERR will die Philister vernichten, die Abkömmlinge der von der Insel Kaphtor Gekommenen. Gaza hat sich kahl geschoren, zerstört ist Askalon; o Überrest der Enakiter, wie lange wirst du dich noch blutig ritzen müssen! Wehe, Schwert des HERRN! Wann wirst du endlich zur Ruhe kommen? Fahre in deine Scheide zurück, mache ein Ende und halte dich still! Aber wie sollte es zur Ruhe kommen, da doch der HERR es entboten hat? Gegen Askalon und gegen das ganze Gestade des Meeres, dorthin hat er es beordert! 3. Aussprüche über Moaba) Die Verwüstung des Landes und die allgemeine FluchtÜber Moab: So hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: Wehe über Nebo, denn es ist verwüstet! Zuschanden geworden, erobert ist Kirjathaim: zuschanden geworden ist die hohe Feste und gestürzt! Dahin ist der Ruhm der Moabiter! In Hesbon sinnt man auf Unheil gegen sie: »Kommt, wir wollen sie ausrotten, daß sie kein Volk mehr sind!« Auch du, Madmen, wirst vernichtet werden: das Schwert fährt hinter dir her! Horch! Wehgeschrei schallt von Horonaim her: »Verwüstung und gewaltiger Zusammenbruch!« Zertrümmert ist das Moabiterland: sein Wehgeschrei erschallt bis Zoar hin! Ach, die Anhöhe von Luhith steigt man unter Weinen hinan! Ach, am Abhang von Horonaim hört man Angstgeschrei über die Vernichtung: »Fliehet, rettet euer Leben und fristet es gleich dem Wacholderstrauch in der Wüste!« b) Moabs Schuld und StrafeDenn weil du dich auf deine MachwerkeA.Ü.: Werke = feste Plätze, Festungen. und auf deine Schätze verlassen hast, sollst nun auch du erobert werden, und KamosDie Hauptgottheit der Moabiter. muß in die Verbannung wandern, seine Priester und Oberen allzumal; und es kommt der Verwüster über alle deine Städte; keine einzige wird verschont bleiben; auch das Tal unten geht zugrunde, und die Ebene oben wird verheert, wie der HERR angedroht hat. Gebt Moab Flügel, damit es auf und davon fliege! Und seine Städte werden zur Einöde werden, so daß niemand mehr darin wohnt. Verflucht sei, wer das Werk des HERRN lässig betreibt, und verflucht, wer sein Schwert vom Blutvergießen zurückhält! c) Auf Moabs lange Ruhezeit und Sorglosigkeit folgt Not und VernichtungSorglos hat Moab von Jugend auf gelebt und ungestört auf seinen Hefen geruht: es ist nie aus einem Faß in ein anderes umgegossen worden und niemals in Gefangenschaft gewandert; daher hat es auch seinen Geschmack beibehalten, und sein Duft ist unverändert geblieben. »Darum, wisset wohl: es kommt die Zeit« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »da will ich ihm Küfer senden, die sollen es umschütten und seine Fässer entleeren und seine Krüge zerschlagen. Da wird dann Moab am Kamos zuschanden werden, gleichwie die vom Hause Israel an Bethel, auf das sie ihre Zuversicht setzten, zuschanden geworden sind. Wie könnt ihr nur sagen: ›Wir sind tapfere Krieger und wehrhafte Männer zum Kampf!‹ Der Verwüster Moabs und seiner Städte ist im Anzug, und seine auserlesene junge Mannschaft sinkt hin zur Schlachtung« – so lautet der Ausspruch des Königs, dessen Name ›HERR der Heerscharen‹ ist –: »Moabs Untergang steht nahe bevor, und sein Verderben eilt schnell herbei.« d) Das bedauerliche Elend des Landes und aller seiner StädteBezeugt ihm Beileid, ihr seine Umwohner insgesamt und alle, die ihr von seinem Ruhm gehört habt! Ruft aus: »Wie ist doch der starke Herrscherstab zerbrochen, das ruhmvolle Zepter!« Steige von deinem Ehrenplatz herab und setze dich auf die nackte Erde, du Bewohnerschaft, Tochter Dibon! Denn der Verwüster Moabs ist im Anzug gegen dich und zerstört deine Burgen. Tritt an die Straße und spähe aus, Bewohnerschaft von Aroer! Richte an die Flüchtlinge und an die Entronnenen die Frage: »Was ist geschehen?« Moab ist zuschanden geworden, ach, es ist in Verzweiflung: wehklagt und jammert! Verkündet am Arnon, daß Moab verwüstet ist! Ja, das Strafgericht ist ergangen über die weite Ebene, über Holon, über Jahza und Mephaath, über Dibon, Nebo und Beth-Diblathaim, über Kirjathaim, Beth-Gamul und Beth-Meon, über Kerioth, Bozra und alle (anderen) Ortschaften des Moabiterlandes, die fernen wie die nahen! »Abgehauen ist Moabs Horn und sein Arm zerschmettert!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. e) Erneute Ankündigung der Verwüstung als der Strafe für Moabs Spott über Israel und für Moabs HochmutMacht Moab trunken! Denn gegen den HERRN hat es sich überhoben: möge es kopfüber in sein Gespei stürzen und selber auch zum Gespött werden! Oder ist dir etwa Israel nicht zum Gespött gewesen? Hat man es etwa unter Dieben ertappt, daß du, sooft du von ihm sprachst, höhnisch den Kopf schütteltest? Verlaßt die Städte und macht euch in den Felsklüften heimisch, ihr Bewohner Moabs, und tut es der Wildtaube gleich, die an den Hängen der gähnenden Abgründe nistet! Wir haben von Moabs übergroßem Stolz gehört, von seinem Hochmut und seinem Stolz, von seinem Trotz und seinem hochfahrenden Sinn. »Ich kenne wohl« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »seinen Übermut und seine eitlen Prahlereien: ihr ganzes Tun ist unehrlich.« Darum muß ich um Moab wehklagen und um ganz Moab jammern; über die Bewohner von Kir-Heres seufzt man. Mehr als man um Jaser geweint hat, muß ich um dich weinen, Weinstock von Sibma, um dich, dessen Ranken über den See hinüberwanderten, ja bis zum See von Jaser reichten: in deine Obsternte und deine Weinlese ist der Verwüster hereingebrochen, und verschwunden sind Freude und Jubel aus dem Fruchtgefilde und aus dem Lande Moab. Dem Wein in den Kufen mache ich ein Ende: man tritt die Kelter nicht mehr unter Jubelruf; der laute Ruf ist jetzt kein Jubelruf mehr! f) Neue Schilderung der Kriegsnot Moabs; verschiedenartige ZusätzeVom wehklagenden Hesbon her lassen sie ihr Geschrei bis Eleale, bis Jahaz hin erschallen, von Zoar her bis Horonaim, bis Eglath-Schelischija hin; ja auch die Wasser von Nimrim sollen zu Wüsteneien werden. »Und ich will dagegen einschreiten« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »daß man in Moab noch zur Opferhöhe hinaufsteigt und seinem Gott dort Opfer anzündet.« Darum klagt mein Herz um Moab laut wie Flötenschall, und um die Einwohner von Kir-Heres klagt mein Herz laut wie Flötenschall darum, daß alles, was sie an Hab und Gut erworben hatten, verloren gegangen ist. Denn alle Häupter sind zur Glatze geschoren und alle Bärte abgeschnitten; an allen Händen sind Schnittwunden sichtbar und Sackleinen umgürtet die Hüften. Auf allen Dächern Moabs und auf seinen Straßen ist nichts als Trauerklage; denn »ich habe Moab zerschlagen wie ein Gefäß, an dem niemand Gefallen hat!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. Wie ist es doch voller Verzweiflung! Wehklaget! wie hat doch Moab schmählich den Rücken gewandt! Ja, ein Gegenstand des Spottes und Entsetzens ist Moab für alle Nachbarvölker geworden! g) Das Gericht und seine vernichtenden Folgen; trostreicher Hinweis auf die Wiederherstellung MoabsDenn so hat der HERR gesprochen: »Seht, einem Adler gleich fliegt (der Feind) heran und breitet seine Schwingen über Moab aus!« Die Städte sind bezwungen und die Burgen erobert, und den moabitischen Kriegern wird an jenem Tage zumute sein wie einem Weibe in Kindesnöten. Vernichtet wird Moab, daß es kein Volk mehr ist; denn gegen den HERRN hat es sich überhoben. »Grauen und Grube und Garn kommen über euch, Bewohner von Moab!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Wer dem Grauen entrinnt, stürzt in die Grube, und wer der Grube entstiegen ist, fängt sich im Garn, wenn ich diese Schrecken über die Moabiter hereinbrechen lasse im Jahre ihrer Heimsuchung!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. Im Schatten Hesbons machen die Flüchtlinge erschöpft halt; doch Feuer bricht aus Hesbon hervor und eine Flamme mitten aus Sihons Palast: die versengt die Schläfen der Moabiter und den Scheitel der Söhne des Kampfgetümmels. Wehe dir, Moab! Verloren ist das Volk des Kamos!; denn deine Söhne sind in die Gefangenschaft weggeführt und deine Töchter in die Knechtschaft. – »Doch ich will das Geschick Moabs am Ende der Tage wieder wenden!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. Bis hierher geht der Gerichtsspruch über Moab.4. Ausspruch über die AmmoniterÜber die Ammoniter: So hat der HERR gesprochen: »Hat denn Israel keine Söhne mehr, oder hat es keinen Erben? Wie kommt es, daß MilkomDer Gott der Ammoniter, der hier für das Volk selbst steht. die Erbschaft in Gad angetreten und sein Volk in den dortigen Städten Wohnung genommen hat? Darum wisset wohl: es kommt die Zeit« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »da lasse ich gegen die Ammoniterstadt Rabba Kriegsgeschrei erschallen; sie soll dann zum Schutthaufen werden, und ihre Tochterstädte sollen in Flammen aufgehen: da soll dann Israel seine Erben wieder beerben!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. Erhebe Wehgeschrei, Hesbon, denn Ai ist zerstört! Jammert, ihr Tochterstädte Rabbas, umgürtet euch mit Sackleinen, wehklagt und lauft in den Hürden hin und her! Denn Milkom muß in die Gefangenschaft wandern, seine Priester und Oberen allzumal! Was prahlst du mit deinen Tälern? Dein TalDas Flußtal des Jabbok. ist überströmt, du abtrünnige Tochter, die im Vertrauen auf ihre Schätze sich rühmt: »Wer sollte an mich herankommen?« »Wisse wohl: ich will Schrecken über dich hereinbrechen lassen von allen Seiten ringsum!« – so lautet der Ausspruch Gottes, des HERRN der Heerscharen –; »und ihr sollt weggetrieben werden, ein jeder, ohne daß er sich umzublicken vermag, und niemand soll die Flüchtigen wieder sammeln! Doch nachmals will ich das Geschick der Ammoniter wieder wenden!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. 5. Aussprüche über die EdomiterÜber Edom: So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: »Gibt’s denn keine Weisheit mehr in Theman? Ist denn den Verständigen die Klugheit abhanden gekommen und ihnen die Weisheit ausgegangen? Fliehet, macht euch davon, verkriecht euch in tiefe Verstecke, ihr Bewohner Dedans! Denn den Untergang lasse ich über Esau hereinbrechen, die Zeit, wo ich mit ihm abrechne. Wenn Weingärtner bei dir einbrechen, lassen sie da nicht eine Nachlese übrig? Wenn Diebe in der Nacht (kommen), rauben sie doch nur so viel, bis sie genug haben. Doch ich selbst durchsuche Esau und decke seine Schlupfwinkel auf; und will er sich verstecken, so kann er es nicht: vernichtet wird seine Nachkommenschaft samt seinen Bruderstämmen und seinen Nachbarn, so daß nichts mehr von ihm vorhanden ist. Überlaß mir deine Waisen: ich will sie am Leben erhalten, und deine Witwen mögen auf mich vertrauen!« Denn so hat der HERR gesprochen: »Fürwahr, solche, die es nicht verdienten, den Becher zu trinken, haben ihn trinken müssen, und du solltest frei ausgehen? Nein, du sollst nicht ungestraft bleiben, sondern mußt unweigerlich trinken! Denn ich habe bei mir selbst geschworen« – so lautet der Ausspruch des HERRN –: »Bozra soll zum abschreckenden Beispiel, zum Gespött, zur Wüste und zum Fluchwort werden und alle zugehörigen Ortschaften zu Einöden auf ewig!« – Eine Kunde habe ich vom HERRN her vernommen, und eine Botschaft ist unter die Völker gesandt worden: »Versammelt euch und zieht gegen Edom heran und macht euch auf zum Kampf!« Denn wisse wohl: klein mache ich dich unter den Völkern, verachtet unter den Menschen deine Furchtbarkeit! Betört hat dich dein vermessener Sinn, weil du in Felsenklüften wohnst und Bergeshöhen besetzt hältst. »Wenn du auch dein Nest so hoch anlegst wie der Adler: ich stürze dich doch von dort hinab!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Und Edom soll zum Gegenstand des Erstarrens werden: jeder, der an ihm vorüberwandert, soll sich entsetzen und über alle seine Leiden zischen! Wie Sodom und Gomorrha und ihre Nachbarstädte einst von Grund aus zerstört worden sind« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »ebenso soll auch dort niemand mehr wohnen und kein Menschenkind sich darin aufhalten. Fürwahr, wie ein Löwe aus dem Dickicht des Jordans zu der immergrünen Aue hinaufsteigt, so will ich Edom im Nu von dort vertreiben, und wer dazu ausersehen ist, den werde ich zum Herrn dort einsetzen. Denn wer ist mir gleich, und wer will mich zur Rechenschaft ziehen? Und wo wäre ein Völkerhirt, der es mit mir aufnehmen könnte?« – Darum vernehmt den Ratschluß, den der HERR über Edom gefaßt hat, und die Absichten, mit denen er sich gegen die Bewohner von Theman trägt: Fürwahr, die Hirtenbuben werden sie wegschleppen! Fürwahr, ihre eigene Trift wird sich über sie entsetzen! Vom Gedröhn ihres Sturzes erbebt die Erde; ihr Wehgeschrei – am Schilfmeer wird sein Schall vernommen! Seht, einem Adler gleich steigt (der Feind) herauf und fliegt daher und breitet seine Schwingen über Bozra aus; da wird den edomitischen Kriegern an jenem Tage zumute sein wie einem Weibe in Kindesnöten. 6. Ausspruch über DamaskusÜber Damaskus: Enttäuscht sind Hamath und Arpad, denn eine schlimme Kunde haben sie vernommen; sie sind verzagt, in ängstlicher Erregung wie das Meer, das nicht zur Ruhe kommen kann. Damaskus ist mutlos geworden, hat sich zur Flucht gewandt, und Zittern hat es ergriffen; Angst und Krämpfe haben es erfaßt wie ein Weib in Kindesnöten. Wie ist sie doch so ganz verlassen, die ruhmreiche Stadt, die Burg meiner Wonne! »Darum werden ihre jungen Männer auf ihren Straßen fallen und alle kriegstüchtigen Männer an jenem Tage umkommen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen –; »und ich werde Feuer an die Mauern von Damaskus legen, das die Paläste Benhadads verzehren soll!« 7. Über die Kedarener und andere arabische StämmeÜber Kedar und über die Königreiche von Hazor, die Nebukadnezar, der König von Babylon, besiegte, hat der HERR so gesprochen: »Auf! Zieht gegen Kedar zu Felde und überwältigt die Söhne des Ostens! Ihre Zelte und ihre Herden raube man ihnen, ihre Zeltbehänge und ihren gesamten Hausrat, auch ihre Kamele nehme man ihnen weg und rufe über sie aus: ›Grauen ringsum!‹ Fliehet, macht euch eilends davon, verkriecht euch in tiefe Verstecke, ihr Bewohner von Hazor!« – so lautet der Ausspruch des HERRN –; »denn Nebukadnezar, der König von Babylon, hat es auf euch abgesehen und einen Anschlag gegen euch ersonnen. Auf! Zieht zu Felde gegen das sorglose Volk, das in Sicherheit lebt!« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »das weder Tore noch Riegel hat: für sich allein wohnen sie. Ihre Kamele sollen zur Beute und ihre vielen Herden zum Raube werden; und ich will sie, die sich das Haupthaar an der Schläfe stutzen, in alle Winde zerstreuen und von allen Seiten her Verderben über sie hereinbrechen lassen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Da wird dann Hazor eine Behausung für Schakale werden, eine Einöde für ewige Zeiten; niemand wird mehr dort wohnen und kein Menschenkind sich darin aufhalten!« 8. Ausspruch über ElamDas Wort, das über ElamEin Ostreich in der Nähe von Medien mit der Hauptstadt Susa. an den Propheten Jeremia im Anfang der Regierung des judäischen Königs Zedekia erging, lautet folgendermaßen: So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: »Fürwahr, ich zerbreche den Bogen Elams, den Hauptteil seiner Kraft, und lasse die vier Winde von den vier Enden des Himmels über die Elamiter hereinbrechen und zerstreue sie nach allen diesen Windrichtungen hin, so daß es kein Volk geben soll, zu dem nicht elamitische Flüchtlinge gelangen werden! Und ich will den Elamitern bange Angst vor ihren Feinden einflößen und vor denen, die ihnen ans Leben wollen, und verhänge Unglück über sie, die Glut meines Zorns!« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »und ich lasse das Schwert hinter ihnen herfahren, bis ich sie ausgerottet habe! Dann will ich meinen Richterstuhl in Elam aufstellen und den König samt den Fürsten daraus vertilgen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Doch am Ende der Tage will ich das Geschick Elams wieder wenden!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. 9. Aussprüche über Babylona) Der Sturz Babylons und seine Bedeutung für das leidgeprüfte jüdische Volk(Dies ist) das Wort, das der HERR über Babylon, über das Land der Chaldäer, durch den Mund des Propheten Jeremia ausgesprochen hat: »Verkündigt es unter den Völkern und macht es bekannt und pflanzt ein Banner auf! Macht es bekannt und verheimlicht es nicht! Verkündigt: ›Erobert ist Babylon, zuschanden geworden BelA ! MerodachBel (= Baal) und Merodach (= Marduk): Stadt- und Reichsgottheit. steht fassungslos da! Ihre Bilder sind zuschanden geworden, ihre Götzen stehen fassungslos da!‹ Denn es zieht gegen Babylon von Norden her ein Volk heran: das wird sein Land zur Wüste machen, so daß kein Bewohner mehr darin zu finden ist: sowohl Menschen als Vieh sind entflohen, haben sich davongemacht! – In jenen Tagen und zu jener Zeit« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »werden die Kinder Israel heimkehren, sie im Verein mit den Kindern Juda; unter unaufhörlichem Weinen werden sie daherkommen und den HERRN, ihren Gott, suchen. Zum Zion erfragen sie den Weg, dorthin sind ihre Blicke gerichtet: ›Kommt und schließt euch an den HERRN an zu einem ewigen, unvergeßlichen Bunde!‹ Mein Volk war wie eine verlorene Schafherde; ihre Hirten hatten sie auf Abwege geleitet, auf den Bergen sie in der Irre umhergeführt; von Berg zu Hügel mußten sie ziehen und hatten ihre Lagerstätte vergessen. Jeder, der auf sie stieß, fraß sie, und ihre Widersacher sagten: ›Wir tun kein Unrecht damit!‹ – zur Strafe dafür, daß sie sich am HERRN versündigt hatten, der Trift der Gerechtigkeit und der Hoffnung ihrer Väter. – Flieht aus dem Bereiche Babylons und verlaßt das Land der Chaldäer! Werdet den Widdern an der Spitze der Herde gleich! Denn wisset wohl: ich will gegen Babylon ein großes Völkerheer aufbieten und aus dem Nordland heranziehen lassen; die sollen sich gegen die Stadt aufstellen: von dorther wird sie erobert werden. Ihre Pfeile sind wie die eines tüchtigen Kriegshelden, der nie mit leeren Händen heimkehrt. So wird denn das Chaldäerland ausgeraubt werden: alle, die es plündern, sollen satt werden!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. – »Ja, freut euch nur, ja, jubelt nur, ihr Räuber meines Erbbesitzes! Ja, hüpft nur lustig wie Rinder beim DreschenA.L.: wie Kälber im Grünen. und wiehert gleich den Hengsten! Dennoch wird eure Mutter ganz zuschanden werden und die euch geboren hat, beschämt dastehen; ja, das letzte unter den VölkernDem Werte nach ist Israel das erste (Am 6,1), Babel das letzte; vgl. auch 5.Mose 28,13. soll jetzt zur Wüste und zu einer dürren Steppe werden! Infolge des Zorns des HERRN wird es unbewohnt sein und ganz zur Wüste werden, so daß jeder, der an Babylon vorüberzieht, sich entsetzen und über alle seine Leiden zischen soll!« – Stellt euch ringsum zum Kampf gegen Babylon auf, ihr Bogenschützen alle! Schießt nach ihm, spart die Pfeile nicht! Denn am HERRN hat es sich versündigt. Erhebt ringsum ein Jubelgeschrei über es: »Es hat sich ergeben! Gefallen sind seine Festungswerke, niedergerissen seine Mauern!« Weil dies die Rache des HERRN ist, nun, so vollzieht die Rache an ihm! Verfahret mit ihm, wie es selbst verfahren ist! Rottet aus Babylon jeden Sämann aus und jeden, der die Sichel in der Erntezeit ergreift! Vor dem gewalttätigen Schwert werden sie sich ein jeder zu seinem Volke wenden und ein jeder in seine Heimat fliehen. b) Israels bisheriges Mißgeschick und späteres HeilIsrael ist wie ein verscheuchtes Schaf, das Löwen verjagt haben: zuerst hat der König von Assyrien es angefressen, und nun zuletzt hat Nebukadnezar, der König von Babylon, ihm die Knochen abgenagt. Darum hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, so gesprochen: »Fürwahr, ich will den König von Babylon und sein Land strafen, wie ich den König von Assyrien gestraft habe. Alsdann will ich Israel zu seiner Trift heimkehren lassen, damit es wieder auf dem Karmel und in Basan weide und auf dem Gebirge Ephraim und in Gilead seinen Hunger stille. In jenen Tagen und zu jener Zeit« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »wird man nach der Verschuldung Israels suchen, aber sie wird nicht mehr vorhanden sein, und nach den Sünden Judas, aber sie werden nicht mehr zu finden sein; denn ich habe denen vergeben, die ich als Rest übrig lasse.« c) Gegen das Land ›Doppeltrotz‹»Zieh heran gegen das Land ›Doppeltrotz‹Bezeichnung von Babylon als Zweistromland. und gegen die Bewohner von Pekod!Gemeint ist Babylon. Andere übersetzen »die Bewohner Pukuds«, einer Völkerschaft östlich vom unteren Tigris (vgl. Hes 23,23). Morde und vollziehe den Bann hinter ihnen her« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »und führe alles so aus, wie ich dir geboten habe!« Horch! Krieg ist im Lande und gewaltiger Einsturz! Wie ist doch zerschlagen und zertrümmert der Hammer, der die ganze Erde schlug! Wie ist doch Babylon zum Schreckbild unter den Völkern geworden! »Ich habe dir Schlingen gelegt, Babylon, und du bist auch gefangen worden, ohne daß du dich dessen versahst: du bist ertappt und auch gefaßt, denn mit dem HERRN hast du dich in Kampf eingelassen.« Der HERR hat seine Rüstkammer aufgetan und die Waffen seines Zornes daraus hervorgeholt; denn Arbeit gibt es zu tun für Gott, den HERRN der Heerscharen, im Chaldäerlande. Rückt von allen Seiten gegen das Land heran, öffnet seine Speicher! Schüttet alles in ihm zu Haufen auf wie Garben und vollzieht den Bann an ihm, daß kein Rest von ihm übrig bleibt! Stecht alle seine Rinder nieder, laßt sie zur Schlachtung niedersinken! Wehe ihnen, denn ihr Tag ist gekommen, die Stunde ihrer Bestrafung! Horch! Flüchtlinge und Entronnene aus dem Lande Babylon rufen, um in Zion die Rache des HERRN, unsers Gottes, zu verkünden, die Rache für seinen Tempel! – Bietet Schützen gegen Babylon auf, alle, die den Bogen spannen! Lagert euch rings um die Stadt, laßt ihr kein Entrinnen zuteil werden! Zahlt ihr ihre Böstaten nach Gebühr heim, verfahrt mit ihr ganz so, wie sie selbst verfahren ist! Denn gegen den HERRN, den Heiligen Israels, hat sie sich vermessen aufgelehnt. »Darum sollen ihre jungen Männer auf ihren Straßen fallen und alle ihre kriegstüchtigen Leute umkommen an jenem Tage!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Siehe, ich will an dich, du Freche!« – so lautet der Ausspruch Gottes, des HERRN der Heerscharen –; »denn dein Tag ist gekommen, die Stunde, da ich dich strafe: da soll die Freche straucheln und zu Fall kommen, ohne daß jemand ihr aufhilft; und ich will Feuer an ihre Städte legen, das soll alles rings um sie her verzehren!« d) Heilsverkündigung für IsraelSo hat der HERR der Heerscharen gesprochen: »Wohl leiden die Söhne Israels und die Söhne Judas insgesamt Gewalt, und alle, die sie in Gefangenschaft geschleppt haben, halten sie fest und wollen sie nicht wieder freigeben; doch ihr Erlöser ist stark, ›HERR der Heerscharen‹ ist sein Name; er wird ihre Sache mit Nachdruck führen, damit er der Erde Ruhe schaffe, aber Unruhe den Bewohnern Babylons.« e) Schwertspruch»Das Schwert komme über die Chaldäer« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »über die Bewohner Babylons, über seine Fürsten und über seine Gelehrten! Das Schwert über die Schwätzer, daß sie als Narren dastehen! Das Schwert über seine tapferen Krieger, daß sie zu Feiglingen werden! Das Schwert über seine Rosse und Kriegswagen und über das ganze Völkergemisch innerhalb seines Bereichs, daß sie zu Weibern werden! Das Schwert über seine Schätze, daß sie der Plünderung anheimfallen! Das Schwert über seine Gewässer, daß sie vertrocknen! Denn es ist ein Land der Götzenbilder, und durch die Abgötter haben sie den Verstand verloren.« f) Verschiedene Zusätze und WiederholungenDarum sollen Wildkatzen im Verein mit Schakalen dort hausen und Strauße darin wohnen, und niemals soll es wieder besiedelt werden, sondern unbewohnt bleiben von Geschlecht zu Geschlecht! »Wie Gott einst Sodom und Gomorrha und ihre Nachbarstädte von Grund aus zerstört hat« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »ebenso soll auch dort niemand mehr wohnen und kein Menschenkind sich darin aufhalten!« – Gebt acht! Es kommt ein Volk von Norden her, und eine gewaltige Völkerschaft und viele Könige setzen sich in Bewegung von den Enden der Erde her. Bogen und Wurfspieß führen sie, grausam sind sie und ohne Erbarmen; ihr Lärmen ist wie Meeresbrausen, und auf Rossen reiten sie: gerüstet wie ein Kriegsmann zum Kampfe gegen dich, Tochter Babylon! Wenn der König von Babylon die Kunde von ihnen erhält, sinken ihm die Arme schlaff herab; Angst erfaßt ihn, Krampf wie ein Weib in Kindesnöten. »Fürwahr, wie ein Löwe aus dem Dickicht des Jordans zu der immergrünen Aue hinaufsteigt, so will ich sie im Nu von dort vertreiben, und wer dazu ausersehen ist, den werde ich zum Herrn dort einsetzen. Denn wer ist mir gleich, und wer darf mich zur Rechenschaft ziehen? Und wo wäre ein Völkerhirt, der es mit mir aufnehmen könnte?« Darum vernehmt den Ratschluß, den der HERR gegen Babylon gefaßt hat, und die Absichten, mit denen er sich gegen das Land der Chaldäer trägt: Fürwahr, die Hirtenbuben werden sie wegschleppen! fürwahr, ihre eigene Trift wird sich über sie entsetzen! Von dem Rufe: »Babylon ist erobert!« erbebt die Erde, und Geschrei vernimmt man unter den Völkern. g) Babylons Macht und Falla) Das Gericht über Babylon ist beschlossenSo hat der HERR gesprochen: »Fürwahr, ich lasse gegen Babylon und gegen die, welche im ›Herzen meiner Widersacher‹Wortspiel für »im Land der Chaldäer«. wohnen, die Wut eines Verderbers losbrechen, und ich entsende Worfler nach Babylon, die sollen es worfeln und sein Land ausplündern!« Wenn die am Tage des Unglücks (die Stadt) von allen Seiten umzingeln, dann spanne kein Schütze seinen Bogen mehr, und niemand erhebe sich zum Widerstand in seinem Panzer! Doch schont ihre jungen Männer nicht, vollzieht den Bann an ihrem gesamten Heer, so daß Erschlagene daliegen im Lande der Chaldäer und Durchbohrte auf ihren Straßen! Denn weder Israel noch Juda ist als Witwe von seinem Gott, vom HERRN der Heerscharen, verlassen; dagegen das Land jener ist voll von Verschuldung gegen den Heiligen Israels. Fliehet aus dem Bereich Babylons hinweg und rettet ein jeder sein Leben, damit ihr nicht den Tod findet um seiner Verschuldung willen! Denn die Zeit der Rache ist dies für den HERRN: was es verübt hat, vergilt er ihm. b) Babylon der Taumelbecher Gottes: das Todesurteil über BabylonEin goldener Becher war Babylon in der Hand des HERRN, der die ganze Erde trunken machte; von seinem Wein haben die Völker getrunken, darum haben die Völker den Verstand verloren. Plötzlich ist Babylon gefallen und zerschmettert: »Wehklagt über die Stadt, holt Balsam für ihre Schmerzen: vielleicht ist noch Heilung möglich!« »Wir haben Babylon heilen wollen, aber es war nicht zu heilen: überlaßt es sich selbst! Laßt uns abziehen, ein jeder in sein Land! Denn bis an den Himmel reicht das Strafgericht über die Stadt und ragt bis zu den Wolken!« »Der HERR hat die Gerechtigkeit unserer Sache ans Licht gebracht: kommt, laßt uns in Zion das Walten des HERRN, unsers Gottes, verkündigen!« c) Die Stadt wird nach Beschluß Gottes erstürmtSchärft die Pfeile, ergreift die Schilde! Der HERR hat die Wut der Könige von Medien erweckt, denn sein Absehen ist gegen Babylon gerichtet, es zu vernichten; denn die Rache des HERRN ist da, die Rache für seinen Tempel. Gegen die Mauern Babylons pflanzt ein Banner auf! Verschärft die Bewachung, stellt Wachtposten auf, legt Mannschaften in Hinterhalt! Denn wie der HERR es sich vorgenommen hat, so führt er es auch aus, was er den Bewohnern Babylons angedroht hat. O Stadt, die du wohnst an großen Wassern, reich an Schätzen: gekommen ist dein Ende, das Maß ist voll zum Abschneiden! Der HERR der Heerscharen hat bei sich selbst geschworen: »Habe ich dich auch mit Menschen angefüllt wie mit Heuschrecken, so wird man doch Siegesgeschrei über dich erheben!« d) Lobpreis des Herrn, des Gottes IsraelsEr ist es, der die Erde durch seine Kraft geschaffen, den Erdkreis durch seine Weisheit fest gegründet und durch seine Einsicht den Himmel ausgespannt hat. Wenn er beim Schall des Donners Wasserrauschen am Himmel entstehen läßt und Gewölk vom Ende der Erde heraufführt, wenn er Blitze beim Regen schafft und den Sturmwind aus seinen Vorratskammern herausläßt – starr steht alsdann jeder Mensch da, ohne es begreifen zu können, und schämen muß sich jeder Goldschmied seines Bildwerks; denn Trug ist sein gegossener Götze, und kein Odem wohnt in ihm: nichts als Wahn sind sie, lächerliche Gebilde; wenn die Zeit des Strafgerichts für sie kommt, ist es zu Ende mit ihnen. Aber nicht wie diese ist Jakobs Erbteil; nein, er ist es, der das All gebildet hat, und Israel ist der Stamm seines Erbbesitzes: HERR der Heerscharen ist sein Name! ee) Hammerspruch; das Gericht an Babylon in seiner weltgeschichtlichen Bedeutung»Ein Hammer bist du mir gewesen, eine Kriegswaffe; und ich habe mit dir Völker zerhämmert und Königreiche mit dir zertrümmert. Zerhämmert habe ich mit dir Rosse samt ihren Reitern, zerhämmert mit dir Kriegswagen samt den darauf Fahrenden; zerhämmert habe ich mit dir Männer und Weiber, zerhämmert mit dir Greise und Kinder, zerhämmert Jünglinge und Jungfrauen; zerhämmert habe ich mit dir Hirten samt ihren Herden, zerhämmert mit dir Ackerleute samt ihren Gespannen, zerhämmert Landpfleger und Statthalter. Aber jetzt will ich Babylon und allen Bewohnern des Chaldäerlandes alle ihre Bosheit, die sie an Zion verübt haben, vor euren Augen vergelten!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. – »Nunmehr will ich an dich« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »du Berg des Verderbens, der du über die ganze Erde Verderben gebracht hast! Ja, ich will meine Hand gegen dich ausstrecken und dich von der Felsenhöhe hinabwälzen und dich zu einem verbrannten BergeA.Ü.: zu einem Berge des Brandes = zu einem brennenden (= vulkanischen) Berge. machen, so daß man von dir weder Ecksteine noch Grundsteine mehr nehmen kann; nein, eine öde Wüste sollst du sein auf ewige Zeit!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. h) Babylons Schuld und Strafea) Schilderung der Eroberung der StadtPflanzt ein Panier auf der Erde auf, stoßt in die Posaune unter den Völkern, weiht Völker zum Kampf gegen Babylon, bietet gegen es die Königreiche von Ararat, Minni und AskenasIn Armenien. auf, bestellt einen Heerführer gegen es, laßt Reiterei anrücken so zahlreich wie borstige Heuschrecken! Weiht Völker zum Kampf gegen es, die Könige von Medien, ihre Landpfleger und alle ihre Statthalter und das ganze Gebiet ihrer Herrschaft! Da erbebt und zittert die Erde; denn die Ratschlüsse des HERRN gehen an Babylon in Erfüllung, um das Land Babylon zu einer menschenleeren Einöde zu machen. Babylons Mannen ziehen nicht mehr ins Feld, sitzen tatenlos in den Burgen; ihr Mut ist geschwunden, sie sind zu Weibern geworden; schon hat man die Wohnungen in der Stadt in Flammen aufgehen lassen, ihre Riegel sind zerbrochen. Ein Läufer läuft dem andern entgegen und ein Bote dem andern, um dem König von Babylon zu melden, daß seine Stadt an allen Ecken erobert, daß die Furten besetzt seien und man die Sümpfe mit Feuer ausgebrannt habe und dem Kriegsvolk der Mut entsunken sei. Denn so hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: »Die Tochter Babylon gleicht einer Tenne zur Zeit, da man sie feststampft: nur noch eine kleine Weile, so kommt für sie (für Babylon) die Zeit der Ernte!« b) Die Verschuldung Babylons an Jerusalem und die Rache Gottes»Nebukadnezar, der König von Babylon, hat mich gefressen, hat mich vernichtet, mich hingestellt als ein leeres Gefäß! Er hat mich verschlungen wie ein Drache und seinen Bauch mit mir gefüllt, hat mich aus meinem Paradies hinausgestoßen. Die an mir verübte Gewalttätigkeit und meine Zerfleischung komme über Babylon« – so spreche die Bewohnerschaft Zions – »und mein Blut über die Bewohner des Chaldäerlandes!« – so spreche Jerusalem. Darum hat der HERR so gesprochen: »Wisse wohl: ich führe deine Sache und vollziehe die Rache für dich: ich trockne Babylons Strom aus und lasse seine Brunnen versiegen! Babylon soll zum Trümmerhaufen werden, zur Behausung der Schakale, zum abschreckenden Beispiel und Gespött, ohne Bewohner! Jetzt brüllen sie noch allesamt wie junge Löwen, knurren wie Löwenkätzchen; aber wenn sie (vor Gier) glühen, will ich ihnen ein Mahl herrichten und sie trunken machen, daß sie taumeln und einschlafen zu ewigem Schlaf, aus dem sie nicht wieder erwachen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Ich lasse sie wie Lämmer zur Schlachtung niedersinken, wie Widder samt den Böcken!« c) Klagelied über den Fall der Stadt verbunden mit Mahnungen an IsraelAch, wie ist doch Sesach eingenommen und erobert der Stolz der ganzen Erde! Ach, wie ist doch Babylon zum Gegenstand des Entsetzens unter den Völkern geworden! Das Meer ist gegen Babylon heraufgestiegen, von seinen brausenden Wellen ist es überflutet; seine Städte sind zur Wüste geworden, zu dürrem Land und zur Steppe, zu einem Land, in welchem niemand wohnt und das kein Menschenkind durchwandert. Auch am Bel zu Babylon will ich das Strafgericht vollziehen und aus seinem Rachen das wieder herausholen, was er verschlungen hat, und nicht mehr sollen künftig die Völker zu ihm hinströmen! Auch die Mauer Babylons ist gefallen! Ziehet aus seinem Bereich hinweg, mein Volk, und rettet ein jeder sein Leben vor der Zornglut des HERRN! Doch laßt euer Herz nicht verzagen und geratet nicht in Angst bei den Gerüchten, die im Lande im Umlauf sind, wenn in dem einen Jahre dieses Gerücht sich verbreitet und im Jahre darauf jenes Gerücht, und Gewalttätigkeit im Lande herrscht, und ein Machthaber sich gegen den andern erhebt! »Darum wisset wohl: es kommt die Zeit, da werde ich das Strafgericht an den Götzenbildern Babylons vollziehen! Da wird dann sein ganzes Land zuschanden werden und alle seine (Bewohner) erschlagen in seiner Mitte fallen! Dann werden Himmel und Erde samt allem, was in ihnen ist, über Babylon jubeln, denn von Norden her brechen ihm die Verwüster ins Land ein« – so lautet der Ausspruch des HERRN. Auch Babylon muß fallen um der erschlagenen Israeliten willen, wie um Babylons willen Erschlagene auf der ganzen Erde gefallen sind. Ihr, die ihr dem Schwertd.h. dem Schwert Babylons. entronnen seid, ziehet ab und steht nicht still! Bleibt des HERRN auch in der Ferne eingedenk und haltet die Erinnerung an Jerusalem getreulich fest: »Wir haben uns schämen müssen, denn wir haben Schmähreden zu hören bekommen; Schamröte hat unser Antlitz bedeckt, denn Fremde sind über die Heiligtümer im Tempel des HERRN hergefallen!« »Darum wisset wohl: es kommt die Zeit« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »da werde ich das Strafgericht an den Götzen Babylons vollziehen, und überall in seinem Lande werden dann tödlich Verwundete röcheln! Wenn Babylon auch bis zum Himmel emporstiege und seine Festung unersteiglich hoch baute, so werden ihm doch von mir her die Verwüster kommen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. d) Abschluß und RückblickHorch! Geschrei von Babylon her und ein gewaltiger Einsturz aus dem Lande der Chaldäer! Denn der HERR verwüstet Babylon und macht dem lauten Lärmen dort ein Ende: es brausen ihre Wogen wie gewaltige Fluten, laut erschallen ihre wilden Kriegsrufe. Denn der Verwüster bricht über die Stadt, über Babylon herein, und ihre Krieger werden gefangen, ihre Bogen sind zerbrochen; denn ein Gott der Vergeltung ist der HERR, er zahlt sicher heim. »Ihre Oberen aber und Gelehrten, ihre Landpfleger, Statthalter und Krieger mache ich trunken, daß sie entschlafen zu ewigem Schlaf und nicht wieder erwachen« – so lautet der Ausspruch des Königs, dessen Name ›HERR der Heerscharen‹ ist. – So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: »Babylons Mauern, so breit sie sind, sollen bis auf den Grund niedergerissen und seine Tore, so hoch sie sind, mit Feuer verbrannt werden!«, und so: »Völker mühen sich für nichts ab, und Völkerschaften arbeiten sich für das Feuer ab.« i) Der Fluch über Babylon wird von Seraja im Auftrage Jeremias in den Euphrat versenkt(Dies ist) der Auftrag, den der Prophet Jeremia Seraja, dem Sohne Nerijas, des Sohnes Mahsejas, erteilte, als dieser mit Zedekia, dem König von Juda, im vierten Jahre von dessen Regierung nach Babylon reiste; Seraja war damals Quartiermeister. Jeremia hatte aber alles Unglück, das über Babylon hereinbrechen sollte, nämlich alle Aussprüche, die hier über Babylon aufgezeichnet stehen, auf eine einzige Buchrolle geschrieben und zu Seraja gesagt: »Wenn du nach Babylon kommst, so sieh dich nach einem passenden Orte um und verlies alle diese Worte laut und sage dann: ›HERR, du selbst hast diesem Orte angedroht, ihn vernichten zu wollen, so daß kein Bewohner mehr in ihm sein solle, weder Menschen noch Vieh, sondern daß er zu einer Einöde für ewige Zeiten werden solle.‹ Wenn du dann diese Buchrolle zu Ende gelesen hast, so binde einen Stein daran und wirf sie mitten in den Euphrat hinein und rufe aus: ›So soll auch Babylon versinken und nicht wieder hochkommen infolge des Unglücks, das ich über es verhänge!‹« Bis hierher gehen die Aussprüche Jeremias.III. Anhang: Nachrichten über die Zerstörung Jerusalems sowie über die Wegführung der Gefangenen und über Jojachins Begnadigung (Kap. 52) (2.Kön 24,18-25,30)1. Zedekias Abfall; Jerusalems Belagerung; Flucht und Gefangennahme des Königs; Strafgericht in Ribla (2.Kön 24,18-25,7)Im Alter von einundzwanzig Jahren kam Zedekia auf den Thron und regierte elf Jahre in Jerusalem; seine Mutter hieß Hamutal und war die Tochter Jeremias, aus Libna. Er tat, was dem HERRN mißfiel, ganz wie Jojakim getan hatte. Denn infolge des Zornes des HERRN kam es mit Jerusalem und Juda dahin, daß der HERR sie von seinem Angesicht verstieß. Als Zedekia aber vom König von Babylon abgefallen war, da – es war im neunten Jahre seiner Regierung, am zehnten Tage des zehnten Monats – kam Nebukadnezar, der König von Babylon, in eigener Person mit seiner ganzen Heeresmacht gegen Jerusalem herangezogen, und man eröffnete die Belagerung der Stadt und führte rings um sie Belagerungswerke auf; und die Stadt blieb dann eingeschlossen bis ins elfte Regierungsjahr Zedekias. Am neunten Tage des vierten Monats, als die Hungersnot in der Stadt übermächtig geworden war und auch die Landbevölkerung kein Brot mehr hatte, da wurde die Stadtmauer durchbrochen, und alle Kriegsleute ergriffen die Flucht und verließen die Stadt nachts auf dem Wege durch das Tor zwischen den beiden Mauern, das am Königsgarten lag, während die Chaldäer noch rings um die Stadt her lagen, und sie wandten sich dann der Jordan-Ebene zu. Aber das Heer der Chaldäer setzte dem Könige nach und holte Zedekia in den Steppen von Jericho ein, nachdem sein ganzes Heer sich zerstreut und ihn verlassen hatte. So wurde denn der König gefangengenommen und zum König von Babylon nach Ribla in der Landschaft Hamath hinaufgeführt; der hielt dann Gericht über ihn. Der König von Babylon ließ die Söhne Zedekias vor dessen Augen schlachten, ebenso auch alle Fürsten von Juda in Ribla. Zedekia aber ließ er blenden und in zwei Ketten legen und ihn dann nach Babylon bringen, wo er ihn bis zu seinem Todestage gefangenhielt. 2. Eroberung und Zerstörung der Stadt; Plünderung und Verbrennung des Tempels; Wegführung von Einwohnern nach Babylon; Hinrichtungen zu Ribla (2.Kön 25,8-21)Am zehnten Tage des fünften Monats aber – das war das neunzehnte Regierungsjahr Nebukadnezars, des Königs von Babylon – zog Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, der zur persönlichen Umgebung des Königs von Babylon gehörte, in Jerusalem ein und verbrannte den Tempel des HERRN sowie den königlichen Palast und alle anderen Häuser in Jerusalem: alle größeren Häuser ließ er in Flammen aufgehen.28. (?) August 587 v.Chr. Sodann mußte das ganze chaldäische Heer, welches der Befehlshaber der Leibwache bei sich hatte, alle Mauern rings um Jerusalem niederreißen; hierauf ließ Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, [einen Teil des niederen Volkes und] den Rest des Volkes, was an Einwohnern in der Stadt noch übriggeblieben war, ebenso die Überläufer, die zum König von Babylon übergegangen waren, [sowie den Rest der Werkleute] in die Verbannung nach Babylon führen; von der niederen Bevölkerung des Landes aber ließ Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, einen Teil als Weingärtner und Ackerleute zurück. Aber die ehernen Säulen, die am Tempel des HERRN standen, sowie die Gestühle und das große eherne Wasserbecken, die beim Tempel des HERRN waren, zerschlugen die Chaldäer und nahmen alles Erz davon mit sich nach Babylon. Auch die Töpfe, Schaufeln, Messer zum Lichtputzen, Schöpfkellen, Schüsseln, überhaupt alle ehernen Geräte, die man beim Gottesdienst gebraucht hatte, nahmen sie weg; auch die Becken, Kohlenpfannen, Sprengschalen, Töpfe, Leuchter, Schüsseln und Becher, alles, was ganz aus Gold oder ganz aus Silber bestand, nahm der Befehlshaber der Leibwache weg. Was die beiden Säulen sowie das eine große Wasserbecken und die zwölf ehernen Rinder, die sich unter ihm befanden, und die Gestühle betrifft, die der König Salomo einst für den Tempel des HERRN hatte anfertigen lassen, so war es unmöglich, das Erz aller dieser Kunstwerke zu wägen. Was aber die Säulen betrifft, so war die eine Säule achtzehn Ellen hoch, und ein Faden von zwölf Ellen umspannte sie; ihre Dicke betrug vier Finger, inwendig war sie hohl. Oben auf ihr befand sich ein eherner Knauf, dessen Höhe bei der einen Säule fünf Ellen betrug; und ein Flechtwerk und Granatäpfel waren ringsum an dem Knauf angebracht, alles von Erz; ebenso war auch die andere Säule beschaffen. Was aber die Granatäpfel betrifft, so waren sechsundneunzig Granatäpfel da, die frei in der Luft hingen; die Zahl sämtlicher Granatäpfel an dem Flechtwerk ringsum betrug hundert. Weiter ließ der Befehlshaber der Leibwache den Oberpriester Seraja, den Unterpriester Zephanja und die drei Schwellenhüter verhaften; ferner nahm er aus der Stadt den einen Kämmerer fest, der den Oberbefehl über das Kriegsvolk gehabt hatte, sowie sieben Männer von denen, die zu der ständigen Umgebung des Königs gehört hatten und die in der Stadt vorgefunden waren, außerdem den Schreiber des Feldhauptmanns, der das Landvolk zum Heeresdienst ausgehoben hatte, außerdem sechzig Personen aus der Landbevölkerung, die noch in der Stadt angetroffen waren. Diese also nahm Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, und brachte sie zum König von Babylon nach Ribla; der König von Babylon ließ sie dann zu Ribla in der Landschaft Hamath grausam hinrichten. So wurde Juda von seinem heimischen Boden in die Gefangenschaft weggeführt. Die Zahlen der WeggeführtenDies ist die Zahl der Personen, die Nebukadnezar in die Gefangenschaft hat wegführen lassen: im siebten Jahre seiner Regierung 3023 Judäer; im achtzehnten Regierungsjahr Nebukadnezars 832 Personen aus Jerusalem; im dreiundzwanzigsten Regierungsjahr Nebukadnezars führte Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, von den Judäern 745 Personen weg: im ganzen waren es 4600 Personen. 3. Jojachins Begnadigung nach siebenunddreißigjähriger Gefangenschaft (2.Kön 25,27-30)Aber im siebenunddreißigsten Jahre nach der Wegführung Jojachins, des Königs von Juda, am fünfundzwanzigsten Tage des zwölften Monats, begnadigte Ewil-Merodach, der König von Babylon – im Jahre seines Regierungsantritts – den König Jojachin von Juda und entließ ihn aus dem Kerker. Er redete freundlich mit ihm und wies ihm seinen Sitz an über den Sitzen der anderen Könige, die mit ihm in Babylon waren. Er durfte nun auch seine Gefangenenkleidung ablegen und speiste regelmäßig an der königlichen Tafel, solange er noch lebte. Sein Unterhalt wurde ihm als ständiger Unterhalt, soviel er täglich bedurfte, von seiten des Königs von Babylon bis zu seinem Todestage gewährt, solange er noch lebte. 1. Jerusalem, verödet, beschimpft und von niemand bemitleidet, sehnt sich nach Trosta) Klage des Dichters über das Elend der StadtAch, wie liegt sie doch (jetzt) so einsam da, die (einst) volkreiche Stadt! Wie zu einer Witwe ist sie geworden, sie, die (vordem) groß war unter den Völkern: die Fürstin unter den Städten muß nun Frondienste leisten! Bitterlich weint sie nachts, tränenbenetzt sind ihre Wangen; keiner ist da, sie zu trösten, von all ihren (früheren) Liebhabern: all ihre Freunde haben ihr die Treue gebrochen, sind ihr zu Feinden geworden! In die Gefangenschaft ist Juda gewandert vor Elend und hartem Knechtsdienst; es weilt unter den Heiden, ohne Ruhe zu finden; alle seine Verfolger haben es in seiner Bedrängnis erhascht! Die Straßen nach Zion trauern, weil niemand mehr zu den Festen kommt; alle Tore der Stadt sind verwüstet, ihre Priester seufzen; ihre Jungfraun sind tief betrübt, und sie selbst – ach, ihr ist bitter wehe! Ihre Bedränger sind obenauf gekommen, ihre Feinde wohlgemut, denn der HERR hat sie in Trauer versetzt ob ihren vielen Sünden; ihre Kinder haben in die Gefangenschaft wandern müssen vor dem Bedränger her. Geschwunden ist aus der Tochter Zion all ihre Herrlichkeit; ihre Fürsten sind den Hirschen gleich geworden, die keine Weide finden: kraftlos sind sie dahingezogen vor dem Treiber her. Jerusalem denkt jetzt in den Tagen seines Elends und seiner Vereinsamung an all das Herrliche zurück, das es seit den Tagen der Vorzeit genossen hat: wie jetzt sein Volk in Feindeshand gefallen und niemand ihm zu Hilfe gekommen ist, während die Bedränger dabei zusahen und über seinen Untergang hohnlachten. Jerusalem hat schwer gesündigt und ist darum zum Abscheu geworden: alle, welche die Stadt einst ehrten, verachten sie jetzt, weil sie ihre Blöße geschaut haben; auch sie selbst seufzt und wendet sich ab. Ihre Schleppe ist schmählich besudelt, sie hatte ihr Ende nicht bedacht; darum ist sie so tief gesunken: sie hat keinen Tröster! »Ach, HERR, sieh mein Elend an, denn der Feind frohlockt!« Der Feind hat seine Hand ausgestreckt nach allen ihren Kostbarkeiten: ja, Heiden hat sie in ihr Heiligtum eindringen sehen, denen du doch den Zutritt zu deiner Gemeinde versagt hast! Ihre gesamte Bewohnerschaft seufzt auf der Suche nach Brot; ihre Kostbarkeiten geben sie für Lebensmittel hin, um nur den Hunger zu stillen. »Ach, HERR, blicke her und sieh darein, wie verachtet ich bin!« b) Leiderfüllte Klage und reuevolles Bekenntnis der StadtRührt es euch nicht, ihr alle, die ihr des Weges vorüberzieht? Blicket her und seht, ob einen Schmerz es gibt wie den Schmerz, der mich getroffen, mich, die der HERR heimgesucht hat am Tage seines lodernden Zorns! Aus der Höhe hat er Feuer geschleudert in meine Gebeine, wo es vernichtend wütet; meinen Füßen hat er ein Netz gestellt und mich zu Fall gebracht, hat mich einsam gemacht, siech immerdar! Fest geknüpft durch seine Hand ist das Joch meiner Übertretungen; ineinander verschlungen sind sie mir auf den Nacken gelegt: er hat meine Kraft gebrochen; der Herr hat mich in die Hände derer fallen lassen, gegen die ich nicht aufkommen konnte. Der Herr hat alle meine tapferen Krieger in meiner Mitte weggerafft; er hat ein Opferfest gegen mich ausgerufen, um meine junge Mannschaft zu zerschmettern: der Herr hat der jungfräulichen Tochter Juda die Kelter getreten. Darüber muß ich weinen, mein Auge zerfließt in Tränen; denn fern von mir ist ein Tröster, der mein Herz ermutigen könnte; meine Kinder sind vernichtet, denn der Feind ist übermächtig. (Die Tochter) Zion streckt ihre Hände aus, aber niemand ist da, sie zu trösten; der HERR hat gegen Jakob seine Nachbarn ringsum als Widersacher entboten: Jerusalem ist zum Abscheu unter ihnen geworden! Zions Gebet zu Gott um Hilfe und um Rache an den FeindenDer HERR ist gerecht, denn seinen Geboten habe ich widerstrebt! Hört es doch, ihr Völker alle, und seht meinen Schmerz: meine Jungfraun und meine Jünglinge sind in die Gefangenschaft gezogen! Ich habe meine Liebhaber angerufen, doch sie haben mich betrogen; meine Priester und meine Ältesten sind in der Stadt verschmachtet, als sie sich Nahrung suchten, um ihren Hunger zu stillen. Ach, HERR, sieh, wie mir so angst ist! Mein Inneres glüht; das Herz kehrt sich mir in der Brust um, weil ich so ungehorsam gewesen! Draußen beraubt mich das Schwert meiner Kinder, drinnen ist’s wie der Tod! Sie haben gehört, wie ich seufzte: »Ich habe keinen Tröster!« Alle meine Feinde haben von meinem Unglück gehört, haben sich gefreut, daß du selbst es getan, daß du den angedrohten Tag herbeigeführt hast – möge es ihnen ebenso ergehen wie mir! Laß all ihre Bosheit dir vor Augen treten und tu ihnen, wie du mir getan hast wegen all meiner Verfehlungen! Ach, zahlreich sind meine Seufzer, und mein Herz ist krank! 2. Die Verwüstung Judas und Jerusalems durch Gottes Zorngerichta) Schilderung des Unheils, von welchem Land und Volk und besonders Jerusalem durch Gottes Zorn betroffen sindAch, wie hat doch der Herr in seinem Zorn die Tochter Zion umwölkt! Vom Himmel her hat er die Herrlichkeit Israels in den Staub geschleudert und des Schemels seiner Füße nicht gedacht am Tage seines Zorns! Schonungslos hat der Herr verwüstet alle Fluren Jakobs, hat in seinem Grimm niedergerissen die Burgen der Tochter Juda, hat in den Staub geworfen und entweiht ihr Königtum und ihre Fürsten! In Zornesglut hat er zerschlagen Israels ganze Kraft,W.: hat er abgehauen jegliches Horn Israels. hat seine Rechte vor dem Feinde zurückgezogen und Jakob in Brand gesetzt wie Feuerflammen, die ringsum alles verzehren. Seinen Bogen hat er gespannt wie ein Feind, hat mit seiner Rechten Stellung genommen wie ein Gegner und alles, was das Auge erfreute, vertilgt im Zelt der Tochter Zion: ausgegossen hat er seinen Grimm wie Feuer. Der Herr hat sich uns als Feind erwiesen, hat Israel vernichtet, vernichtet alle seine Paläste, zerstört seine Burgen und bei der Tochter Juda aufgehäuft Seufzen und Geseufze. Er hat seinen Tempelplatz zerwühlt wie einen Garten, den Ort seiner Festversammlungen verwüstet. Der HERR hat in Zion Festfeiern und Sabbate in Vergessenheit gebracht und in seinem Zorneseifer verworfen den König und den Priester. Verschmäht hat der Herr seinen Altar, sein Heiligtum verworfen, hat dahingegeben in Feindeshand die Mauern ihrer Paläste; sie haben im Hause des HERRN ein Geschrei erhoben wie an einem Festtage. Der HERR hatte beschlossen, die Mauer der Tochter Zion zu zerstören: er hat die Meßschnur über sie gezogen, seine Hand vom Verderben nicht zurückgehalten und in Trauer versetzt Wall und Mauer: kläglich liegen sie zusammen da! Zu Boden sind ihre Tore gesunken, ihre Riegel hat er zerbrochen und zerschlagen; ihr König und ihre Fürsten weilen jetzt unter den Heidenvölkern, die Rechtspflege ist dahin; auch ihre Propheten empfangen keine Offenbarung mehr vom HERRN. Schweigend sitzen am Boden die Ältesten der Tochter Zion, haben Staub auf ihr Haupt gestreut, sich mit Sacktuch umgürtet; zu Boden haben ihr Haupt gesenkt die Jungfraun Jerusalems. b) Gedanken und Empfindungen des Dichters und der Außenwelt; Gott hat seinen Ratschluß ausgeführtIch habe mir die Augen ausgeweint, mein Inneres wallt, das Herz ist mir gebrochenW.: in den Staub hat meine Leber sich vergossen. über den Untergang der Tochter meines Volkes, weil Kinder und Säuglinge verschmachten auf den Straßen der Stadt. Ihren Müttern rufen sie zu: »Wo ist Brot [und Wein]?« (und keins ist da:) Wie tödlich Verwundete verschmachten sie auf den Straßen der Stadt, während sie ihr Leben aushauchen an ihrer Mütter Brust. Was soll ich dir zur Ermutigung vorhalten, womit dich vergleichen, Tochter Jerusalem? Was soll ich dir gleichstellen, um dich zu trösten, jungfräuliche Tochter Zion? Ach, groß wie das Meer ist dein Trümmerfeld: wer könnte dich heilen? Deine Propheten haben dir Lüge und Trug geweissagt; deine Schuld haben sie nicht aufgedeckt, um dadurch dein Geschick zu wenden, sondern haben dir Sprüche geweissagt, die dich täuschten und ins Unglück brachten. Es schlagen über dich die Hände zusammen alle, die des Weges vorüberziehen; sie zischen und schütteln den Kopf über die Tochter Jerusalem: »Ist das die Stadt, die man nannte die Krone der Schönheit, die Wonne der ganzen Welt?« Über dich reißen alle deine Feinde den Mund weit auf; sie zischen und knirschen mit den Zähnen, sie rufen aus: »Wir haben sie verschlungen! Ja, dies ist der Tag, den wir erhofften: wir haben ihn erreicht, erlebt!« Der HERR hat seinen Ratschluß ausgeführt, seine Drohung erfüllt, die er seit den Tagen der Vorzeit ausgesprochen hat: er hat niedergerissen ohne Erbarmen, hat den Feind über dich frohlocken lassen, den stolzen Sinn deiner Bedränger noch stolzer gemacht.W.: das Horn deiner Gegner erhöht. Aufforderung an Zion, zu Gott um Erbarmen zu schreien; Zions Hilferuf und bange Frage an GottSchreie laut zum Herrn, du jungfräuliche Tochter Zion! Laß deine Tränen wie einen Bach rinnen bei Tag und bei Nacht! Gönne dir keine Ruhe, laß deinen Augenstern nicht rasten! Auf, klage laut die Nacht hindurch beim Beginn jeder Nachtwache! Gieße dein Herz aus wie Wasser vor dem Angesicht des Herrn! Hebe deine Hände zu ihm empor für das Leben deiner Kindlein, die vor Hunger verschmachten an allen Straßenecken! O HERR, schaue her und sieh darein: wem hast du je Gleiches getan? Dürfen Frauen ihre Leibesfrucht verzehren, die liebevoll gepflegten Kindlein? Dürfen im Heiligtum des Herrn gemordet werden Priester und Propheten? Am Boden hingestreckt liegen auf den Straßen Kinder und Greise; meine Jungfrauen und Jünglinge sind durchs Schwert gefallen: du hast sie am Tage deines Zornes niedermetzeln und ohne Erbarmen abschlachten lassen! Wie zu einem Festtag hast du die Insassen meiner Dörfer ringsum herbeigerufen, und es hat am Zornestage des HERRN keinen Entronnenen und Geretteten gegeben: alle, die ich liebevoll gepflegt und großgezogen, die hat mein Feind vernichtet! 3. Leiden und Trost des Volkes Gottesa) Verzweiflungsvolle Klage eines einzelnen Volksgenossen über die schweren erlittenen Prüfungen; Bitte um Gnade und Hoffnung auf neues HeilIch bin der Mann, der Elend erlebt hat durch die Rute seines Zornes; mich hat er geführt und getrieben in Finsternis und tiefes Dunkel; nur gegen mich kehrt er immer wieder seine Hand Tag für Tag! Mein Fleisch und meine Haut hat er hinschwinden lassen, meine Glieder zerschlagen; aufgetürmt hat er rings um mich Gift und Mühsal; in Finsternis hat er mich versenkt wie die ewig Toten. Er hat mich ummauert, daß ich keinen Ausweg habe, mich mit schweren Ketten beladen; ob ich auch schreie und rufe: er verschließt sich meinem Flehen. Er hat meine Wege mit Quadersteinen vermauert, meine Pfade ungangbar gemacht. Ein lauernder Bär ist er mir gewesen, ein Löwe im Versteck. Er hat mich auf Irrwegen wandeln lassen und mich zerfleischt, mich verstört; er hat seinen Bogen gespannt und mich als Zielscheibe hingestellt für seine Pfeile, hat die Söhne seines Köchers mir ins Herz dringen lassen. Meinem ganzen Volk bin ich zum Hohn geworden, ihr Spottlied den ganzen Tag; mit Bitternissen hat er mich gesättigt, mit Wermut mich getränkt. Meine Zähne hat er mich an Kieseln zerbeißen lassen, mich in den Staub niedergetreten. Du hast meiner Seele den Frieden entrissen, so daß ich verlernt habe, glücklich zu sein, und ausrufe: »Dahin ist meine Lebenskraft und verloren meine Hoffnung auf den HERRN!« Gedenke meines Elends und meiner Irrsale, des Wermuts und des Gifts! Ohne Unterlaß denkt meine Seele daran und ist gebeugt in mir. Dies will ich mir zu Herzen nehmen und darum der Hoffnung leben: Die Gnadenerweisungen des HERRN sind noch nicht erschöpft, sein Erbarmen ist noch nicht zu Ende; alle Morgen sind sie neu, groß ist deine Treue. »Der HERR ist mein Teil!« bekennt meine Seele; drum will ich auf ihn hoffen. b) Hinweis auf Gottes Güte und Erbarmen, auf die Sünde und Vernichtung des Volkes und auf des Dichters Teilnahme am Geschick seines VolkesGütig ist der HERR gegen die, welche auf ihn harren, gegen ein Herz, das ihn sucht. Gut ist es, geduldig zu sein und schweigend zu warten auf die Hilfe des HERRN. Gut ist es für jeden, das Joch schon in seiner Jugend tragen zu lernen; er sitze einsam und schweige, wenn der HERR es ihm auferlegt! Er neige seinen Mund in den Staub hinab: vielleicht ist noch Hoffnung vorhanden; er biete ihm, wenn er ihn schlägt, die Wange dar, lasse sich mit Schmach sättigen! Denn nicht auf ewig verstößt der HERR, sondern, wenn er Trübsal verhängt hat, erbarmt er sich auch wieder nach seiner großen Güte; denn nicht aus Lust plagt und betrübt er die Menschenkinder. Wenn man mit Füßen niedertritt alle Gefangenen der Erde, wenn man das Recht eines Mannes beugt vor den Augen des Höchsten, wenn man einen Menschen in seinem Rechtsstreit ins Unrecht setzt: sollte das der Herr nicht beachten? Wer kann denn befehlen, daß etwas geschehe, ohne daß der Herr es geboten hat? Geht nicht aus dem Munde des Höchsten das Glück wie das Unglück hervor? Was klagt (also) der Mensch, solange er lebt? Ein jeder klage über seine Sünden! Laßt uns unsern Wandel prüfen und erforschen und zum HERRN umkehren! Laßt uns unser Herz mitsamt den HändenA.L.: und nicht die Hände (= lieber als die Hände). erheben zu Gott im Himmel! Wir sind es, die abtrünnig und ungehorsam gewesen sind; du aber hast nicht verziehen, hast dich in Zorn gehüllt und uns verfolgt, hingerafft ohne Schonung; du hast dich in Gewölk gehüllt, so daß kein Gebet hindurchdringen konnte; zu Kehricht und zum Abscheu hast du uns gemacht inmitten der Völker. Es haben den Mund gegen uns aufgerissen all unsere Feinde; Grauen und Grube sind uns zuteil geworden, Verwüstung und Untergang! Wasserbäche läßt mein Auge rinnen über die Zertrümmerung der Tochter meines Volkes. Mein Auge ergießt sich ruhelos in Tränen ohne Aufhören, bis der HERR vom Himmel herniederschaue und dareinsehe. Was ich sehen muß, versetzt mich in Trauer um aller Töchter meiner Stadt willen. c) Neue Klage des unglücklichen Volksgenossen; Bitte um Rettung und um Rache an den FeindenAch! Wie einen Vogel haben die mich gejagt, die mir ohne Ursache feind sind; sie haben mich in die Grube gestoßen, um mein Leben zu vernichten, und haben Steine auf mich geworfen: die Wasser schlugen mir über dem Haupt zusammen; ich dachte: »Mit mir ist’s aus!« Da rief ich deinen Namen an, HERR, tief unten aus der Grube, und du hast mich gehört, als ich zu dir flehte: »Verschließ dein Ohr nicht meinem Hilferuf!« Du hast dich mir genaht, als ich dich anrief, hast mir zugerufen: »Fürchte dich nicht!« Du, o HERR, hast meine Sache geführt, hast mein Leben gerettet; du, o HERR, hast meine Unbill gesehen: verhilf mir zu meinem Recht! Du hast all ihre Rachgier gesehen, all ihre Anschläge gegen mich, hast, o HERR, ihr Schmähen gehört, all ihre Anschläge gegen mich, das Gerede meiner Widersacher und ihre täglichen Ränke gegen mich. Gib acht auf ihr Sitzen und ihr Aufstehen: ihr Spottlied bin ich! Du wirst ihnen vergelten, HERR, wie ihre Taten es verdienen, wirst ihnen Verblendung ins Herz geben: dein Fluch komme über sie! Du wirst sie im Zorn verfolgen und sie vertilgen unter Gottes Himmel hinweg! 4. Neue Klage über des Volkes Unterganga) Schilderung des furchtbaren Geschicks der gesamten Bewohnerschaft Jerusalems, besonders der KinderAch, wie ist doch das Gold so glanzlos geworden, wertlos das Edelmetall! Hingeschüttet liegen die Edelsteine an allen Straßenecken! Zions Söhne, die hochgeschätzten, die sonst mit gediegenem Gold aufgewogen wurden, o wie sind sie jetzt irdenem Geschirr gleichgeachtet, dem Machwerk von Töpfers Hand! Selbst Schakale reichen die Brust dar, säugen ihre Jungen; doch die Töchter meines Volkes sind gefühllos geworden wie die Strauße in der Wüste. Den Säuglingen klebt die Zunge am Gaumen vor Durst, die Kindlein flehen um Brot, aber niemand bricht es ihnen. Die sonst Leckerbissen aßen, verhungern auf den Straßen; die sich auf Purpurkissen hegen ließen, betten sich jetzt auf Düngerhaufen; denn die Schuld der Tochter meines Volkes war größer geworden als die Sünde Sodoms, das in einem Augenblick zerstört wurde, ohne daß Menschenhände dabei mitwirkten. Ihre Fürsten erglänzten reiner als Schnee, weißer als Milch; röter war ihr Leib als Korallen, wie Saphir ihre GestaltÜbersetzung unsicher; andere sagen Geäder, Haupthaar u.a. geworden. Jetzt aber ist ihr Aussehen schwärzer als Ruß geworden, man erkennt sie nicht mehr auf den Straßen; runzlig ist die Haut an ihrem Leibe, ausgedörrt wie ein Stück Holz. Besser sind die vom Schwert Erschlagenen daran als die vom Hunger Getöteten, die da verschmachteten, zu Tode getroffen vom Mangel an Früchten des Feldes. Haben doch weichherzige Frauen mit eigenen Händen ihre Kinder gekocht: die mußten ihnen zur Nahrung dienen beim Zusammenbruch der Tochter meines Volkes. Der HERR hat seinen Grimm sich voll auswirken lassen, seine Zornesglut ausgegossen und in Zion ein Feuer entfacht, das seine Grundfesten verzehrt hat. Sie hatten es nicht geglaubt, die Könige der Erde, auch kein Bewohner des Erdkreises, daß Belagerer und Feinde (jemals) einziehn würden in die Tore Jerusalems. b) Die Schuld und das Schicksal der Priester und Propheten; das Los des Königs und seiner Getreuen; Rachewunsch gegen EdomDas ist geschehen wegen der Sünden ihrer Propheten, wegen der Missetaten ihrer Priester, die in ihrer Mitte das Blut von Gerechten vergossen haben. Sie irrten wie Blinde auf den Straßen umher, mit Blut besudelt, so daß man ihre Kleider nicht berühren mochte. »Aus dem Wege, ein Unreiner!« rief man vor ihnen aus; »aus dem Wege! Hinweg, berührt ihn nicht!« »Wenn sie noch Gefallen daran finden, sich umherzutreiben«, sagte man unter den Heiden, »so dürfen sie nicht länger (bei uns) bleiben!« Der Zornesblick des HERRNA.Ü.: Der HERR selbst. hat sie zerstreut, er mag nichts mehr von ihnen sehen. Man achtete der Priester nicht und ließ den Ältesten keine Schonung widerfahren. Noch immer schmachteten unsere Augen nach Hilfe für uns, die nicht erschien; auf unserer Warte warteten wir auf ein Volk, das nicht zu Hilfe kam. Schon stellte man uns auf Schritt und Tritt nach, so daß wir uns auf unsern Straßen nicht frei bewegen konnten; unser Ende nahte, unsere Tage waren abgelaufen, ja, unser Ende war gekommen. Schneller waren unsere Verfolger als die Adler des Himmels; auf den Bergen jagten sie uns nach, in der Wüste lauerten sie uns auf. Unser Lebensodem,Bezeichnung des Königs. der Gesalbte des HERRN, wurde in ihren Gruben gefangen, er, von dem wir dachten: »In seinem Schatten werden wir leben unter den Völkern!« Frohlocke nur und freue dich, Tochter Edom, die du wohnst im Lande Uz! Auch an dich wird der Becher kommen: du wirst trunken werden und dich entblößen! Abgetan ist deine Schuld, Tochter Zion: Gott wird dich nicht wieder in Gefangenschaft führen; doch deine Schuld wird er heimsuchen, Tochter Edom, und deine Sünden aufdecken! 5. Gebet der bedrückten Gemeinde um Erbarmen und Wiederherstellunga) Klage der Gemeinde über ihr trauriges Schicksal; die schmachvolle Schreckensherrschaft im LandeGedenke, HERR, dessen, was uns widerfahren ist! Blicke her und sieh unsere Schmach! Unser Erbbesitz ist an Fremde übergegangen, unsere Häuser an Ausländer. Waisen sind wir geworden, vaterlos, unsere Mütter sind wie Witwen. Unser Wasser trinken wir um Geld, nur gegen Zahlung erhalten wir unser eignes Holz. Unsere Verfolger sitzen uns auf dem Nacken, und sind wir ermattet, gönnt man uns keine Ruhe. Den Ägyptern haben wir die Hand gereicht und den Assyrern, um uns satt zu essen. – Unsere Väter, die gesündigt haben, sind nicht mehr: wir müssen ihre Verschuldungen büßen. Knechte herrschen über uns: niemand entreißt uns ihrer Hand. Mit Lebensgefahr schaffen wir unser Brot herein, in Angst vor dem Schwert der Wüstenbewohner. Unsere Haut glüht wie ein Ofen von der Fieberglut des Hungers. Ehefrauen haben sie in Zion geschändet, Jungfrauen in den Städten Judas. Fürsten sind von ihrer Hand gehenkt worden, das Ansehn der Ältesten wird nicht geachtet. Jünglinge müssen die Handmühle schleppen, und Knaben wanken unter Lasten von Holz. Die Alten bleiben fern vom Stadttor, die Jungen von ihrem Saitenspiel. Geschwunden ist die Freude unsers Herzens, unser Reigentanz hat sich in Trauer verwandelt. Die Krone ist uns vom Haupt gefallen: wehe uns, daß wir gesündigt haben! Darob ist unser Herz krank geworden, darüber sind unsere Augen umdüstert: über den Zionsberg, der verödet daliegt, auf dem die Füchse ihr Wesen treiben. b) Bitte um neue GnadeDu aber, HERR, thronst in Ewigkeit, dein Herrscherstuhl steht fest von Geschlecht zu Geschlecht. Warum willst du uns vergessen für immer, uns verlassen lebenslang? Führe uns, HERR, zu dir zurück, daß wir umkehren! Laß unsere Tage erneuert werden wie vor alters! Oder hast du uns gänzlich verworfen? Zürnst du uns unversöhnlich? A. Erster Hauptteil: Gerichtsbuch oder Reden vor der Zerstörung Jerusalems (Kap. 1-24)I. Hesekiels Berufung und Weihe zum Propheten (1,1-3,21)1. Einleitung: Zeit und Ort der Berufung; die Erscheinung der Herrlichkeit GottesUnd es begab sich im dreißigsten Jahre im vierten Monat, am fünften Tage des Monats, als ich mich unter den in die Verbannung Weggeführten am Flusse KebarDer Kebar war ein schiffbarer Kanal im Gebiet der Stadt Babylon, er ging vom Euphrat aus und mündete wieder in den Euphrat. befand: da tat sich der Himmel auf, und ich sah göttliche Gesichte. Am fünften Tage des Monats – es war das fünfte Jahr seit der Wegführung des Königs Jojachin593 v.Chr. –: da erging das Wort des HERRN an den Priester Hesekiel, den Sohn Busis, im Lande der Chaldäer am Flusse Kebar; dort kam die Hand des HERRN über ihn. Die Erscheinung der Herrlichkeit Gottes (V.4-28)a) Die Lichtwolke und der Licht- und Feuerwagen mit den vier CherubenAls ich nämlich hinblickte, sah ich plötzlich einen Sturmwind von Norden daherfahren und eine gewaltige Wolke und zusammengeballtes Feuer, von Lichtglanz rings umgeben, und mitten aus ihm blinkte etwas hervor wie der Schimmer von Glanzerz [aus der Mitte des Feuers]. Mitten in ihm erschien dann etwas, das vier lebenden Wesen glich, deren Aussehen folgendes war: sie hatten Menschengestalt, aber jedes hatte vier Gesichter und jedes von ihnen vier Flügel. Ihre Beine standen gerade, aber ihre Fußsohlen waren (abgerundet) wie die Fußsohle eines Kalbes, und sie funkelten so hell wie geglättetes Kupfer. Unter ihren Flügeln befanden sich Menschenhände an allen vier Seiten, und alle vier hatten Flügel, von denen immer einer den des nächsten berührte; ihre Gesichter wandten sich nicht um, wenn sie gingen, sondern sie gingen ein jedes geradeaus vor sich hin.A.Ü.: ein jedes nach der seinem Gesicht entsprechenden Richtung. Ihre Gesichter sahen aber so aus: (vorn war) ein Menschengesicht, rechts ein Löwengesicht bei allen vieren, links ein Stiergesicht bei allen vieren, und nach innen ein Adlergesicht bei allen vieren. Ihre Flügel waren nach oben hin ausgebreitet, bei jedem zwei, die sich untereinander berührten, und zwei bedeckten ihre Leiber. Sie gingen ein jedes geradeaus vor sich hin:A.Ü.: ein jedes nach der seinem Gesicht entsprechenden Richtung. wohin der Geist sie zu gehen trieb, dahin gingen sie, ohne beim Gehen eine Wendung vorzunehmen. Und mitten zwischen den lebenden Wesen war etwas, das wie brennende Feuerkohlen aussah, wie Fackeln, deren Feuer zwischen den Wesen beständig hin und her fuhr; und das Feuer hatte einen strahlenden Glanz, und Blitze gingen aus dem Feuer hervor; und die lebenden Wesen liefen hin und her, so daß es aussah wie Blitzstrahlen. b) Die vier Räder des WagensAls ich nun die lebenden Wesen näher betrachtete, sah ich je ein Rad auf dem Erdboden neben jedem der vier Wesen. Das Aussehen der Räder war wie der Schimmer von Chrysolith, und alle vier hatten die gleiche Gestalt, und sie waren so hergestellt, als ob ein Rad innerhalb des andern Rades wäre. Nach allen vier Seiten hin liefen sie, wenn sie liefen, ohne beim Laufen eine Wendung vorzunehmen. Ihre Felgen aber – sie hatten eine gewaltige Höhe und Furchtbarkeit – waren bei allen vier Rädern ringsum voller Augen; und wenn die lebenden Wesen sich in Bewegung setzten, so liefen auch die Räder neben ihnen; und wenn die lebenden Wesen sich vom Erdboden erhoben, dann erhoben sich auch die Räder: wohin der Geist jene zu gehen trieb, dahin gingen die Räder ebenfalls und erhoben sich zugleich mit ihnen; denn der Geist der lebenden Wesen war in den Rädern: wenn jene gingen, so gingen auch sie, und wenn jene stehen blieben, so blieben auch sie stehen, und wenn jene sich von der Erde erhoben, so erhoben sich auch die Räder zugleich mit ihnen; denn der Geist der lebenden Wesen war in den Rädern. c) Das Himmelsgewölbe darüber und der auf ihm thronende GottÜber den Häuptern der lebenden Wesen aber war etwas, das sah aus wie ein Himmelsgewölbe,Richtiger hier wohl: wie eine feste Decke (oder: Platte). wie wundervoll glänzender Bergkristall; oben über ihren Häuptern war es ausgebreitet. Unterhalb des Himmelsgewölbes aber waren ihre Flügel geradegerichtet, jeder nach dem andern hin, von jedem zwei; mit den beiden anderen bedeckten sie ihre Leiber. Und ich hörte das Rauschen ihrer Flügel wie das Rauschen gewaltiger Wasser, wie den Donner des Allmächtigen. Wenn sie gingen, glich das tosende Rauschen dem Getöse eines Heerlagers; wenn sie aber stillstanden, ließen sie ihre Flügel schlaff herabhängen. [Und es kam eine Stimme von oberhalb des Himmelsgewölbes, das über ihren Häuptern war; wenn sie stillstanden, ließen sie ihre Flügel schlaff herabhängen.] Oben über dem Himmelsgewölbe aber, das sich über ihren Häuptern befand, da war es anzusehen wie Saphirstein, etwas, das einem Thron glich; und auf diesem Throngebilde war eine Gestalt zu sehen, die wie eine Mann aussah, oben darauf. Und ich sah etwas wie den Schimmer von Glanzerz, wie das Aussehen von Feuer, das ringsum ein Gehäuse hat; von dem Körperteile an, der wie seine Hüften aussah, nach oben zu, und von dem Körperteile an, der wie seine Hüften aussah, nach unten zu sah ich es – wie Feuer anzuschauen; und strahlendes Licht war rings um ihn her. Wie der Bogen aussieht, der am Regentage in den Wolken erscheint, so war das strahlende Licht ringsum anzusehen. So war das Aussehen der Erscheinung der Herrlichkeit des HERRN; und als ich sie erblickte, warf ich mich auf mein Angesicht nieder und hörte die Stimme eines, der da redete. 2. Berufung und Weihe Hesekiels zum Prophetenamta) Hesekiels Sendung an das abtrünnige IsraelUnd er sagte zu mir: »Menschensohnoder Menschenkind = Mensch im Gegensatz zu der Erhabenheit Gottes., tritt auf deine Füße; denn ich will mit dir reden.« Als er so zu mir sprach, kam eine Gotteskraft in mich, die mich auf meine Füße treten ließ; und ich hörte den an, der mit mir redete. Er sagte dann zu mir: »Menschensohn! Ich sende dich zu denen vom Hause Israel, zu den abtrünnigen Stämmen, die sich gegen mich aufgelehnt haben; sie und ihre Väter sind von mir abgefallen bis auf den heutigen Tag. Und die Söhne haben ein trotziges Gesicht und ein hartes Herz; zu ihnen sende ich dich, und du sollst zu ihnen sagen: ›So hat Gott, der HERR gesprochen!‹ Mögen sie dann darauf hören oder mögen sie es lassen – denn sie sind ein widerspenstiges GeschlechtW.: ein Haus der Widerspenstigkeit (so auch im folgenden). –, so sollen sie doch erkennen, daß ein Prophet unter ihnen aufgetreten ist. Du aber, Menschensohn, fürchte dich nicht vor ihnen und laß dich durch ihre Reden nicht einschüchtern, ob auch Disteln und Dornen um dich sind und du unter Skorpionen wohnst: fürchte dich nicht vor ihren Reden und erschrick nicht vor ihren Mienen! Denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht. Vielmehr sollst du ihnen meine Worte verkündigen, mögen sie darauf hören oder mögen sie es lassen; denn sie sind widerspenstig!« b) Die göttliche Inspiration (d.h. die Eingebung des Weissagungsinhalts) durch Verzehren einer Schriftrolle»Du aber, Menschensohn, höre, was ich dir sage: Sei du nicht widerspenstig wie das widerspenstige Geschlecht! Öffne deinen Mund und iß, was ich dir jetzt gebe!« Als ich nun hinblickte, sah ich eine Hand, die sich mir entgegenstreckte, und in ihr befand sich eine Schriftrolle. Er breitete sie vor mir aus, und sie war auf der Vorderseite und auf der Rückseite beschrieben; und zwar standen Klagen, Seufzer und Wehe auf ihr geschrieben. Dann sagte er zu mir: »Menschensohn, iß, was du da vor dir siehst! Iß diese Schriftrolle und gehe dann hin und rede zum Hause Israel!« Da öffnete ich meinen Mund, und er gab mir jene Rolle zu essen; dabei sagte er zu mir: »Menschensohn, verschlucke diese Schriftrolle, die ich dir gebe, und fülle deinen Leib mit ihr!« Da aß ich sie, und sie schmeckte mir im Munde süß wie Honig. c) Einschärfung des Auftrags; Ausrüstung des Propheten für sein AmtDarauf sagte er zu mir: »Menschensohn, auf! Begib dich zum Hause Israel und rede in meinem NamenW.: mit meinen Worten. zu ihnen! Denn nicht zu einem Volk mit dunkler Sprache und unverständlicher Rede wirst du gesandt, sondern zum Hause Israel; auch nicht zu zahlreichen Völkern mit fremder Sprache und unverständlicher Rede, deren Worte du nicht verstehst – freilich, wenn ich dich zu diesen sendete, würden sie auf dich hören –; aber das Haus Israel wird nicht auf dich hören wollen: sie wollen ja auch auf mich nicht hören; denn das ganze Haus Israel hat eine harte Stirn und ein verstocktes Herz. Doch wisse: ich will auch dein Angesicht hart machenRichtiger wohl: ich habe … hart gemacht bzw. V.9: habe ich … gemacht. gleich dem ihrigen und deine Stirn hart gleich der ihrigen: wie Diamant, härter als Kieselstein, will ich deine Stirn machen. Fürchte dich nicht vor ihnen und laß dich durch ihre Mienen nicht einschüchtern! Denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht.« Dann fuhr er fort: »Menschensohn, alle meine Worte, die ich zu dir reden werde, nimm dir zu Herzen und laß sie in deine Ohren eindringen! Und nun mache dich auf und begib dich zu den in der Verbannung Lebenden, zu deinen Volksgenossen; rede zu ihnen und sage ihnen: ›So hat Gott der HERR gesprochen!‹ – mögen sie nun darauf hören, oder mögen sie es lassen!« 3. Die Entlassung des Propheten; neue göttliche Offenbarung und Belehrunga) Das Entschwinden der Gotteserscheinung; die Entrückung des Propheten auf das ArbeitsfeldDa hob die Gotteskraft mich empor, und ich vernahm hinter mir ein lautes, gewaltiges Getöse, als die Herrlichkeit des HERRN sich von ihrer Stelle erhob, nämlich das Rauschen der sich gegenseitig berührenden Flügel der vier lebenden Wesen und das Gerassel der Räder neben ihnen, ein lautes gewaltiges Getöse. Als mich nun die Gotteskraft emporhob und mich entrückte, ging ich dahin, tief betrübt in der Erregung meines Geistes, während die Hand des HERRN übermächtig auf mir lastete. So kam ich denn zu den in der Verbannung Lebenden nach Thel-Abib, wo sie am Flusse Kebar wohnten, und weilte dort sieben Tage lang unter ihnen, in dumpfes Schweigen versunken. b) Hesekiels Einsetzung in das verantwortungsvolle geistliche Wächteramt über die Verbannten (vgl. 33,1-9)Als aber die sieben Tage um waren, erging das Wort des HERRN an mich also: »Menschensohn, ich habe dich zum Wächter für das Haus Israel bestellt: wenn du ein Wort aus meinem Munde vernommen hast, sollst du sie in meinem Namen verwarnen! Wenn ich also zum Gottlosen sage: ›Du mußt des Todes sterben!‹ und du verwarnst ihn nicht und sagst kein Wort, um den Gottlosen vor seinem bösen Wandel zu warnen, um ihn am Leben zu erhalten, so wird er als Gottloser um seiner Verschuldung willen sterben, aber für den Verlust seines Lebens werde ich dich verantwortlich machen.W.: sein Blut werde ich von deiner Hand fordern. Hast du aber den Gottlosen gewarnt und hat er sich trotzdem von seiner Gottlosigkeit und seinem bösen Wandel nicht abgewandt, so wird er zwar um seiner Verschuldung willen sterben, du aber hast deine Seele gerettet. Und wenn ein Gerechter sich von seiner Gerechtigkeit abkehrt und Böses tut und ich ihm dann entgegentrete, so daß er stirbt: wenn du ihn dann nicht gewarnt hast, so wird er zwar infolge seiner Sünde sterben, und der gerechten Werke, die er vollbracht hat, wird nicht mehr gedacht werden; aber für den Verlust seines Lebens werde ich dich verantwortlich machen.W.: sein Blut werde ich von deiner Hand fordern. Wenn du ihn aber, den Gerechten, gewarnt hast, daß er keine Sünde begehen möge, und er dann auch keine Sünde begeht, so wird er am Leben bleiben, weil er sich hat warnen lassen, und du hast deine Seele gerettet.« II. Erste Reihe von Drohweissagungen gegen Juda und Jerusalem in Bild und Wort (3,22-7,27)1. Zweite Erscheinung der Herrlichkeit Gottes; die dem Propheten von Gott auferlegte ZurückhaltungDa kam dort die Hand des HERRN über mich, und er gebot mir: »Mache dich auf und gehe in die Tal-Ebene hinaus: dort will ich mit dir reden!« Da machte ich mich auf und ging in die Tal-Ebene hinaus; und siehe, dort stand die Herrlichkeit des HERRN gerade so, wie ich sie am Flusse Kebar geschaut hatte; da warf ich mich auf mein Angesicht nieder. Aber die Gotteskraft kam in mich und ließ mich auf meine Füße treten; und er redete mich an mit den Worten: »Gehe heim und schließe dich in deinem Hause ein! Und du, Menschensohn, wisse wohl: man wirdA.L.: ich werde. dir Fesseln anlegen und dich mit ihnen binden, so daß du nicht unter sie wirst hinausgehen können. Und ich werde dir die Zunge am Gaumen kleben lassen: stumm sollst du werden und kein Strafprediger mehr für sie sein; denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht. Wenn ich aber mit dir rede, werde ich dir den Mund auftun, und du sollst zu ihnen sagen: ›So hat Gott der HERR gesprochen!‹ Wer dann hören will, mag hören, und wer es lassen will, der mag es lassen! Denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht.« 2. Ankündigung des Gerichts über Jerusalem durch vier sinnbildliche Zeichena) Erstes Zeichen: die belagerte Stadt Jerusalem»Du aber, Menschensohn, nimm dir einen Ziegelstein, lege ihn vor dich hin und ritze auf ihm eine Stadt ein, nämlich Jerusalem. Dann eröffne die Belagerung gegen sie: errichte Belagerungswerke gegen sie, schütte gegen sie einen Wall auf, schlage Heerlager gegen sie auf und stelle Sturmböcke ringsum gegen sie auf. Darauf hole dir eine eiserne Platte und stelle sie als eiserne Mauer zwischen dich und die Stadt hin; dann richte deine Blicke unverwandt gegen sie: so soll sie sich im Belagerungszustand befinden, und du sollst sie belagern: ein Wahrzeichen soll dies für das Haus Israel sein!« b) Zweites Zeichen: die Tage des Gebundenseins für die Schuld des Nord- und des Südreiches»Sodann lege du dich auf deine linke Seite und trage die Verschuldung des Hauses Israel auf ihr; nach der Zahl der Tage, die du auf ihr liegst, sollst du ihre Verschuldung tragen. Ich aber will dir die Jahre ihrer Verschuldung in einer gleichgroßen Anzahl von Tagen auflegen, nämlich 390oder nach der griechischen Übersetzung: 190 Tage. Tage: so lange sollst du die Verschuldung des Hauses Israel tragen. Wenn du dann mit diesen Tagen zu Ende bist, so lege dich zum zweitenmal auf deine rechte Seite und trage die Verschuldung des Hauses Juda vierzig Tage lang: für jedes Jahr lege ich dir einen Tag auf. Dabei sollst du deine Blicke und deinen entblößten Arm unverwandt auf die Belagerung Jerusalems richten und gegen die Stadt weissagen. Und wisse wohl: ich will dir Fesseln anlegen, daß du dich nicht von einer Seite auf die andere umwenden kannst, bis du mit den Tagen deiner Belagerung zu Ende bist.« c) Drittes Zeichen: die ungenügende und unreine Kost während der Belagerung der Stadt (und während der Verbannung?)»Du aber nimm dir Weizen und Gerste, Bohnen und Linsen, Hirse und Spelt, tu sie zusammen in ein einziges Gefäß und bereite dir Brot daraus nach der Zahl der Tage, während derer du auf deiner Seite liegen mußt: 390 Tage lang sollst du das essen; und zwar soll die Speise, die du zu dir nimmst, abgewogen täglich zwanzig SchekelRund 225 g (s. Anhang, Maße). betragen, und du sollst sie auf mehrere Mahlzeiten verteilen. Auch das Wasser sollst du abgemessen trinken, jedesmal ein Sechstel Hin;0,5-1 Liter (s. Anhang, Maße). auch dieses sollst du in Zwischenräumen genießen. Und zwar sollst du (das Brot) wie Gerstenbrotkuchen zubereitet essen und diese vor ihren Augen auf Ballen von Menschenkot backen. (Und du sollst sagen:) ›So hat der HERR gesprochen: Ebenso sollen die Kinder Israel ihr Brot unrein essen unter den Heidenvölkern, unter die ich sie verstoßen werde.‹« Da entgegnete ich: »Ach, HERR, mein Gott! Siehe, mein Inneres ist noch niemals durch Unreines befleckt worden, und von verendeten oder zerrissenen Tieren habe ich seit meiner Jugend bis jetzt niemals etwas genossen, und abscheuliches Fleisch ist noch nie in meinen Mund gekommen.« Da antwortete er mir: »Nun gut! Ich will dir RindermistIm Morgenland wird in Ermanglung des Holzes vielfach trockener Mist als Brennstoff verwendet. statt des Menschenkotes gestatten: auf diesem magst du das Brot für dich bereiten.« Dann fuhr er fort: »Menschensohn, wisse wohl: ich will den Stab des BrotesVgl. 3.Mose 26,26; Jes 3,1. in Jerusalem zerbrechen, so daß sie das Brot abgewogen und mit Angst essen müssen und das Wasser abgemessen und mit Entsetzen trinken, weil es ihnen an Brot und Wasser mangeln soll und damit sie einer wie der andere verzweifeln und infolge ihrer Verschuldung verschmachten.« d) Viertes Zeichen: die völlige Vernichtung des Volkes bis auf einen geringen Rest beim Ausgang der Belagerung»Du aber, Menschensohn, nimm dir ein scharfes Schwert; als Schermesser sollst du es für dich benutzen und mit ihm über dein Haupt und deinen Bart fahren. Sodann nimm dir eine Waage zum Abwägen und teile (die Haare) mit ihr ab: ein Drittel verbrenne im Feuer inmitten der Stadt, wenn die Tage der Belagerung voll sind; das zweite Drittel nimm und schlage es mit dem Schwert rings um die Stadt her; und das letzte Drittel verstreue in den Wind; ich will dann das Schwert hinter ihnen her zücken. Doch nimm von diesen eine kleine Anzahl und binde sie in deinen Rockzipfel ein; hierauf nimm auch von diesen nochmals einige, wirf sie mitten ins Feuer und laß sie im Feuer verbrennen: davon soll ein Feuer über das ganze Haus Israel ausgehen.« e) Die Deutung und zugleich Begründung der vier Zeichen des Gerichts»Alsdann sage zum ganzen Hause Israel: ›So hat Gott der HERR gesprochen: So steht’s mit Jerusalem! Mitten unter die Heiden habe ich die Stadt gestellt und (deren) Länder rings um sie her. Aber sie ist gegen meine Gebote in gottloser Weise widerspenstig gewesen, ärger noch als die Heidenvölker, und gegen meine Satzungen ärger als die Länder rings um sie her; denn meine Gebote haben sie verachtet, und nach meinen Satzungen sind sie nicht gewandelt. Darum hat Gott der HERR so gesprochen: Weil ihr trotziger gewesen seid als die Heidenvölker rings um euch her, weil ihr euch in eurem Wandel nach meinen Satzungen nicht gerichtet und meine Gebote nicht befolgt habt, vielmehrA.Ü.: ja, nicht einmal. nach den Geboten der Heidenvölker rings um euch her gehandelt habt, darum spricht Gott der HERR so: Fürwahr, auch ich will nun gegen dich vorgehen und will Gerichte in deiner Mitte vollstrecken vor den Augen der Heidenvölker! Und ich will um all deiner Greuel willen an dir tun, was ich noch nie getan habe und was ich in gleicher Weise auch nie wieder tun werde. Darum werden Väter in deiner Mitte ihre Kinder aufessen, und Kinder werden ihre Väter verzehren; und ich will Strafgerichte an dir vollstrecken und alles, was von dir noch übriggeblieben ist, in alle Winde zerstreuen! Darum, so wahr ich lebe!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –: ›fürwahr, weil du mein Heiligtum durch all deine scheußlichen Götzen und durch all deine Greuel verunreinigt hast, so will auch ich nun mein Auge von dir abwenden ohne Mitleid und will keine Schonung mehr üben! Der dritte Teil von dir soll an der Pest sterben und durch Hunger umkommen in deiner Mitte; das zweite Drittel soll durchs Schwert fallen rings um dich her; und das letzte Drittel will ich in alle Winde zerstreuen und das Schwert hinter ihnen her zücken. Wenn so mein Zorn sich voll ausgewirkt hat und ich meinen Grimm an ihnen gestillt und Rache genommen habe, dann werden sie erkennen, daß ich, der HERR, in meinem Eifer geredet habe, wenn ich meinen Grimm an ihnen voll auswirke. Ja, ich will dich zur Einöde machen und zum Gegenstand des Hohnes unter den Heidenvölkern rings um dich her, vor den Augen aller Vorüberziehenden. Und du sollst ein Gegenstand des Hohnes und der Schmach sein, eine Warnung und ein Entsetzen für die Heidenvölker rings um dich her, wenn ich Strafgerichte an dir vollziehe im Zorn und im Grimm und mit meinen grimmigen Heimsuchungen – ich, der HERR, habe es gesagt! –, wenn ich die schlimmen, verderblichen Pfeile des Hungers gegen euch abschieße, die ich entsenden werde, um euch zu vernichten, und wenn ich die Hungersnot immer schrecklicher bei euch wirken lasse und ich euch den Stab des Brotes zerbreche. Und außer der Hungersnot will ich auch böse Tiere gegen euch loslassen, damit sie dich deiner Kinder berauben; und Pest und Blutvergießen sollen bei dir umgehen, und auch das Schwert will ich über dich kommen lassen – ich, der HERR, habe es gesagt!‹« 3. Straf- und Drohreden gegen Land und Volk von Judaa) Unheilspredigt gegen die Berge Israels (d.h. des ganzen Landes Palästina)a) Ankündigung völliger Vernichtung für alle Stätten des GötzendienstesWeiter erging das Wort des HERRN an mich so: »Menschensohn, richte deine Blicke gegen die Berge Israels und sprich folgende Weissagungen gegen sie aus: ›Ihr Berge Israels, hört das Wort Gottes, des HERRN! So spricht Gott der HERR zu den Bergen und Hügeln, zu den Rinnsalen und Tälern: Fürwahr ich lasse das Schwert über euch kommen und mache eurem Höhendienst ein Ende! Eure Altäre sollen zerstört und eure Sonnensäulen zertrümmert werden, und eure Erschlagenen will ich vor eure Götzen hinwerfen, ja ich will die Leichen der Söhne Israels vor ihre Götzen hinwerfen und eure Gebeine rings um eure Altäre verstreuen! Überall, wo ihr wohnt, sollen die Ortschaften verwüstet werden und die Opferhöhen verödet werden, damit eure Altäre verlassen und zerstört dastehen und eure Götzen zertrümmert werden und verschwinden, eure Sonnensäulen umgehauen und eure Machwerke vernichtet werden; und Durchbohrte sollen in eurer Mitte zu Boden fallen, damit ihr erkennt, daß ich der HERR bin.‹« b) Heilsverkündigung für einen kleinen Teil des Volkes»›Doch will ich einige von euch übriglassen, indem von euch Schwertentronnene unter den Heidenvölkern leben werden, wenn ihr in die Länder zerstreut seid. Diese von euch Entronnenen werden dann unter den Heidenvölkern, wohin sie als Gefangene weggeführt worden sind, meiner gedenken, wenn ich ihr Herz, das treulos von mir abgefallen war, und ihre Augen, die buhlerisch auf ihre Götzen gerichtet waren, zerbrochen habe. Dann werden sie vor sich selbst Abscheu empfinden wegen der Missetaten, die sie mit all ihren Greueln begangen haben, und sie werden erkennen, daß ich, der HERR, nicht umsonst gedroht habe, ihnen solches Unheil widerfahren zu lassen.‹« c) Erneute Ankündigung schwerer Heimsuchungen wegen der heidnischen GreuelSo hat Gott der HERR gesprochen: »Schlage die Hände zusammen und stampfe mit dem Fuße und rufe ›Wehe!‹ über all die schlimmen Greuel des Hauses Israel, deretwegen sie durch das Schwert, durch Hunger und durch Pest umkommen sollen! Wer in der Ferne weilt, soll durch die Pest sterben, und wer in der Nähe ist, soll durch das Schwert fallen, und wer dann noch übriggeblieben und mit dem Leben davongekommen ist, soll Hungers sterben: so will ich meinen Grimm an ihnen voll auswirken! Alsdann werdet ihr erkennen, daß ich der HERR bin, wenn ihre Erschlagenen inmitten ihrer Götzen rings um ihre Altäre daliegen auf jedem hohen Hügel und auf allen Berggipfeln, unter jedem grünenden Baume und unter jeder dichtbelaubten Terebinthe, an den Stätten, wo sie all ihren Götzen lieblichen Opferduft gespendet haben. Ja, ich will meine Hand gegen sie ausstrecken und das Land zur Wüste und Wildnis machen von der Steppe an bis nach Ribla hin,d.h. von Süden bis Norden. überall, wo sie wohnen, damit sie erkennen, daß ich der HERR bin.« b) Ankündigung des über das Land und das Volk kommenden Endgerichts und aller seiner SchreckenWeiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Du, Menschensohn, so spricht Gott der HERR zum Lande Israel: ›Ein Ende kommt! Es kommt das Ende über alle vier Enden des Landes! Jetzt kommt das Ende über dich; ich will meinen Zorn gegen dich loslassen und dich nach deinem ganzen Tun richten und dich für alle deine Greuel büßen lassen! Mein Auge soll nicht mehr mitleidig nach dir blicken, und ich werde keine Schonung mehr üben, sondern ich will dich für dein ganzes Tun büßen lassen, und die Folgen deiner Greuel sollen sich bei dir fühlbar machen,W.: deine Greuel sollen in deiner Mitte sein. damit ihr erkennt, daß ich der HERR bin!‹« So hat Gott der HERR gesprochen: »Unglück über Unglück! Siehe da, es kommt! Ein Ende kommt! Es kommt das Ende! Es erwacht gegen dich: siehe da, es kommt! Das Verhängnis kommt über dich, Bewohnerschaft des Landes! Es kommt die Zeit, nahe ist der Tag, ein Tag der Bestürzung und nicht des Jauchzens auf den Bergen! Nunmehr will ich gar bald meinen Grimm über dich ausgießen und meinen Zorn sich an dir erschöpfen lassen und will dich nach deinem ganzen Tun richten und dich für all deine Greuel büßen lassen. Mein Auge soll nicht mehr mitleidig nach dir blicken, und ich werde keine Schonung üben; nein, ich will dir nach deinem ganzen Tun vergelten, und die Folgen deiner Greuel sollen sich bei dir fühlbar machen, damit ihr erkennt, daß ich, der HERR, es bin, der da schlägt. Siehe, da ist der Tag! Siehe, da kommt er! Das Verhängnis ist aufgesproßt, die Rute aufgewachsen, der Übermut steht in Blüte! Die Gewalttätigkeit hat sich zur Rute des Frevels erhoben; nichts wird von ihnen übrigbleiben, nichts von ihrem Gepränge, nichts von ihrem Reichtum, nichts von ihrer Herrlichkeit!Die Übersetzung von V.10-11 (und weiterhin) ist durchaus unsicher. Es kommt die Zeit, der Tag ist nahe! Der Käufer freue sich nicht, und der Verkäufer gräme sich nicht! Denn Zornglut ergeht über all ihr Gepränge. Denn der Verkäufer wird nicht wieder zu dem verkauften Gut gelangen,Vgl. 3.Mose 25,14-28. wenn er auch noch so lange unter den Lebenden lebt; denn meine Zornglut gegen all ihr Gepränge kehrt nicht um, und keiner wird infolge seiner Verschuldung sein Leben in festem Besitz haben. Stoßt immerhin in die Trompete und rüstet alles zu: es ist doch keiner da, der zum Kampf auszieht! Denn meine Zornglut ergeht über all ihr Gepränge: das Schwert draußen, die Pest und die Hungersnot drinnen! Wer auf dem Felde ist, wird durchs Schwert den Tod finden; und wer in der Stadt ist, den werden Hunger und Pest ums Leben bringen; und wenn Füchtlinge von ihnen entrinnen, so werden sie auf den Bergen sein wie die Tauben in den Schluchten, allesamt girrend, ein jeder um seiner Verschuldung willen. Alle Arme werden schlaff herabsinken und alle Knie wie Wasser zerfließen; sie werden sich mit Sackleinen umgürten, und Schauder wird ihre Glieder durchrieseln; auf allen Gesichtern wird Schamröte liegen und auf all ihren Häuptern Kahlheit. Ihr Silber werden sie auf die Straßen werfen, und ihr Gold wird ihnen als Unrat gelten; denn ihr Silber und ihr Gold vermag sie am Tage des göttlichen Zorns nicht zu retten: ihren Hunger werden sie damit nicht zu stillen und ihren Leib damit nicht zu füllen vermögen; denn es ist für sie der Anstoß zu ihrer Verschuldung gewesen. Der daraus verfertigte kostbare Schmuck hat sie zur Überhebung verführt, und sie haben ihre greulichen Götterbilder, ihre scheußlichen Götzen, daraus hergestellt; darum will ich es ihnen zum Unrat machen und will es den Fremden zum Raube und den Gottlosesten der Erde zur Plünderung preisgeben, damit sie es entweihen. Und ich will mein Angesicht von ihnen abwenden, damit sie mein Kleinod entweihen; Räuber sollen in dasselbe eindringen und es entweihen. Man verfertige die Kette! Denn das Land ist voll von Blutschuld und die Stadt voll von Verbrechen. So will ich denn die schlimmsten der Heidenvölker herbeiholen: die sollen ihre Häuser in Besitz nehmen; und ich will dem Hochmut der MächtigenA.Ü.: dem Stolz der Starken (oder ihrer stolzen Macht? oder ihrer stolzen Pracht? oder dem Gegenstande ihres kraftsicheren Stolzes?). ein Ende machen, und ihre Heiligtümer sollen entweiht werden. Angst kommt: da werden sie Rettung suchen, aber keine ist zu finden. Unglück über Unglück kommt, und eine Schreckenskunde nach der andern trifft ein: da werden sie (vergeblich) eine Weissagung von Propheten verlangen, und den Priestern wird die Belehrung fehlen und den Ältesten der gute Rat. Der König wird trauern und der Fürst sich in Entsetzen kleiden, und dem Volk im Lande werden die Arme vor Schrecken gelähmt sein. Nach ihrem ganzen Tun will ich mit ihnen verfahren und auf Grund ihrer eigenen Rechtsbestimmungen sie richten: dann werden sie erkennen, daß ich der HERR bin.« III. Das Gesicht von den abgöttischen Greueln in Jerusalem und von dem göttlichen Gericht über die Stadt (Kap. 8-11)1. Die Greuel des Götzendienstes (= Verehrung fremder Gottheiten) im Tempel zu Jerusalema) EinleitungEs begab sich sodann im sechsten Jahre, am fünften Tage des sechsten Monats, während ich in meinem Hause saß und die Ältesten von Juda vor mir saßen, da fiel dort die Hand Gottes des HERRN auf mich; ich hatte ein Gesicht: Ich sah plötzlich eine Gestalt, die wie ein Mann aussah; von dem Körperteile an, der wie seine Hüften aussah, nach unten zu war’s wie Feuer, und von seinen Hüften aufwärts sah es wie Lichtglanz aus, wie der Schimmer von Glanzerz. Da streckte er etwas aus, das wie eine Hand gebildet war, und faßte mich bei den Locken meines Hauptes; dann hob die Gotteskraft mich zwischen Erde und Himmel empor und brachte mich im Zustand der VerzückungW.: in Gesichten Gottes = in gottgewirkten Gesichten. nach Jerusalem an den Eingang des Tores zum inneren Vorhof, das nach Norden zu liegt, woselbst das die Eifersucht des HERRN erregende EiferbildWahrscheinlich das Standbild der heidnischen Göttin Astarte oder Aschera. seinen Standort hatte. Und siehe, dort stand die Herrlichkeit des Gottes Israels in derselben Erscheinung, wie ich sie in der Tal-Ebene gesehen hatte. b) Das Eiferbild (der Astarte)Da sagte er zu mir: »Menschensohn, erhebe deine Augen in der Richtung nach Norden!« Als ich nun meine Augen nach Norden hin richtete, sah ich das betreffende Eiferbild nördlich vom Altartor am Eingang stehen. Da sagte er zu mir: »Menschensohn, siehst du wohl, was sie da treiben? Arge Greuel sind es, die das Haus Israel hier verübt, um mich von meinem Heiligtum weit wegzutreiben. Aber du wirst weiterhin noch ärgere Greuel zu sehen bekommen.« c) Die Bilderkammer mit dem Götzendienst der siebzig ÄltestenDarauf brachte er mich an den Eingang des Vorhofes; und als ich mich umsah, bemerkte ich ein Loch in der Wand. Da sagte er zu mir: »Menschensohn, zwänge dich durch die Wand hindurch!« Als ich mich nun durch die Wand hindurchgezwängt hatte, kam dort eine Tür zum Vorschein. Darauf sagte er zu mir: »Gehe hinein und sieh dir die schlimmen Greuel an, die sie hier verüben!« Als ich nun hineingegangen war und mich umsah, fanden sich da allerlei Abbildungen von scheußlichen kriechenden und vierfüßigen Tieren und allerlei Götzen des Hauses Israel, ringsherum auf die Wand gezeichnet. Vor diesen standen siebzig Männer von den Ältesten des Hauses Israel, und mitten unter ihnen stand Jaasanja, der Sohn Saphans; ein jeder von ihnen hatte seine Räucherpfanne in der Hand, und der Duft der Weihrauchwolken stieg empor. Da sagte er zu mir: »Hast du wohl gesehen, Menschensohn, was die Ältesten des Hauses Israel hier im Verborgenen treiben, ein jeder in seiner Bilderkammer?A.L.: ein jeder seinem Bilde räuchernd. Denn sie sagen: ›Der HERR sieht uns nicht, der HERR hat ja das Land verlassen!‹« Dann fuhr er fort: »Du wirst weiterhin noch ärgere Greuel sehen, die sie verüben.« d) Die Verehrung des Thammus (= Adonis) durch die FrauenHierauf brachte er mich an den Eingang des nördlichen Tores am Tempel des HERRN; dort sah ich die Frauen sitzen, die den ThammusBabylonischer Frühlingssonnengott. Das Pflanzenleben, das im 4. Monat (Juni, Juli) abstirbt, wird beklagt. beweinten. Da sagte er zu mir: »Siehst du es wohl, Menschensohn? Aber du wirst noch andere ärgere Greuel sehen als diese.« e) Verehrung des SonnengottesDarauf führte er mich in den inneren Vorhof beim Tempel des HERRN; dort sah ich am Eingang zum Tempelhause des HERRN, zwischen der Vorhalle und dem Altar, ungefähr fünfundzwanzig Männer stehen; die beteten, mit dem Rücken gegen den Tempel des HERRN und mit dem Gesicht gegen Osten gewandt, die Sonne nach Osten hin an. f) Götzendienst im ganzen Lande Juda; Gottes DrohungDa sagte er zu mir: »Hast du das gesehen, Menschensohn? Genügt es dem Hause Juda nicht, die Greuel zu verüben, die sie hier treiben, daß sie auch noch das Land mit Gewalttat erfüllen und mich immer wieder zum Zorn reizen? Und nun siehe, da halten sie grüne Zweige an die Nase!Eine persische Sitte beim Götzendienst. – A.L.: Fürwahr, da lassen sie gar den Opfergestank zu mir emporsteigen! So will denn auch ich im Grimm gegen sie vorgehen: mein Auge soll nicht mehr mitleidig nach ihnen blicken, und ich will keine Schonung mehr üben! Und wenn sie mir noch so laut in die Ohren schreien, will ich doch nicht auf sie hören!« 2. Das Vernichtungsgericht über Jerusalema) Die Bezeichnung der frommen und die Niedermetzelung der gottlosen Bewohner JerusalemsHierauf hörte ich ihn mit lauter Stimme so rufen: »Es naht das Strafgericht über die Stadt!A.L.: Tretet heran, die ihr das Gericht an der Stadt zu vollstrecken habt! Ein jeder nehme jetzt also sein Zerstörungswerkzeug in die Hand!« Und siehe, da kamen sechs Männer des Weges vom oberen Tore her, das nach Norden zu liegt; ein jeder von ihnen hatte sein Werkzeug zum Zertrümmern in der Hand; einer aber befand sich unter ihnen, der in ein linnenes Gewand gekleidet war und ein Schreibzeug (am Gürtel) an seiner Hüfte hatte; die kamen und traten neben den ehernen Altar. Die Herrlichkeit des Gottes Israels aber hatte sich inzwischen von dem Cherubwagen, auf dem sie sich befunden hatte, erhoben und war auf die Schwelle des Tempels getreten; dort rief er dem in Linnen gekleideten Manne, der das Schreibzeug an seiner Hüfte hatte, die Worte zu: »Gehe mitten durch die Stadt, mitten durch Jerusalem, und bringe ein Zeichen auf der Stirn der Männer an, die da klagen und seufzen über all die Greuel, die innerhalb der Stadt verübt werden!« Zu den anderen aber sagte er so, daß ich es hörte: »Geht hinter diesem her durch die Stadt und schlagt darein! Eure Augen sollen kein Mitleid haben, und ihr dürft keine Schonung üben! Greise, Jünglinge und Jungfrauen, Kinder und Frauen metzelt nieder, bis alles vernichtet ist! Aber alle, die das Zeichen an sich tragen, laßt unberührt! Und bei meinem Heiligtum hier macht den Anfang!« Da fingen sie bei jenen Ältesten an, die vor dem Tempelhause standen. Dann sagte er zu ihnen: »Verunreinigt das Tempelhaus und füllt die Vorhöfe mit Erschlagenen an! Zieht aus!« So zogen sie denn aus und schlugen in der Stadt nieder. Hesekiels erfolglose FürbitteAls sie nun so mordeten und ich allein übriggeblieben war, da warf ich mich auf mein Angesicht nieder, schrie laut auf und rief: »Ach, HERR, mein Gott! Willst du denn alles umbringen, was von Israel noch übrig ist, indem du deinen Zorn über Jerusalem ausschüttest?« Da antwortete er mir: »Die Schuld des Hauses Israel und Juda ist über alle Maßen groß: das Land ist voll von Bluttaten und die Stadt mit Verbrechen angefüllt! denn sie sagen: ›Der HERR hat das Land verlassen‹ und ›der HERR sieht es nicht!‹ So soll denn auch mein Auge nicht mehr mitleidig blicken, und ich will keine Schonung mehr üben; nein, ich will die Strafe für ihr ganzes Tun auf ihr Haupt fallen lassen!« Da erstattete der in Linnen gekleidete Mann, an dessen Hüfte sich das Schreibzeug befand, Bericht mit den Worten: »Ich habe getan, wie du mir geboten hast!« b) Gottes Befehl zur Einäscherung der Stadt, verbunden mit nochmaliger Beschreibung des göttlichen Cherubwagens; Abzug Gottes aus dem HeiligtumAls ich nun hinschaute, sah ich auf dem Himmelsgewölbe, das sich über dem Haupt der Cherube befand, etwas, das wie Saphirstein aussah: etwas wie ein Thron Gestaltetes wurde über ihnen sichtbar. Da gab er dem in Linnen gekleideten Manne den Befehl: »Tritt in den Raum zwischen dem Räderwerk unten am Cherubwagen hinein, fülle deine Hände mit glühenden Kohlen aus dem Raum zwischen den Cheruben und streue sie über die Stadt hin!« Da ging er vor meinen Augen hinein. Der Cherubwagen stand aber an der Südseite des Tempelhauses, als der Mann hineinging, während die Wolke den inneren Vorhof erfüllte. Da erhob sich die Herrlichkeit des HERRN von dem Cherubwagen nach der Schwelle des Tempels hin, so daß der Tempel mit der Wolke erfüllt wurde und der Vorhof voll vom Lichtglanz der Herrlichkeit des HERRN war; und das Rauschen der Flügel der Cherube war bis in den äußeren Vorhof vernehmbar gleich der Stimme Gottes, des Allmächtigen, wenn er redete. Als er nun dem in Linnen gekleideten Manne den Befehl erteilt hatte, Feuer aus dem Raum zwischen dem Räderwerk, aus dem Raum zwischen den Cheruben, zu nehmen, und dieser hineingegangen und neben das eine Rad getreten war, da streckte einer der Cherube seine Hand aus dem zwischen den Cheruben befindlichen Raum hervor nach dem Feuer hin, das sich in dem Raum zwischen den Cheruben befand, und hob einen Teil davon ab und gab es dem in Linnen gekleideten Manne in die Hände; der nahm es und ging weg. [Es wurde aber an den Cheruben etwas, das wie eine Menschenhand gebildet war, unter ihren Flügeln sichtbar. Als ich nämlich hinschaute, sah ich vier Räder, die neben den Cheruben waren, immer ein Rad neben jedem Cherub; die Räder aber waren wie glänzender Chrysolithstein anzusehen. Was aber ihr Aussehen betrifft, so hatten die vier alle dieselbe Gestalt, wie wenn ein Rad innerhalb des andern wäre. Wenn sie sich in Bewegung setzten, konnten sie nach allen vier Seiten hin gehen: sie brauchten sich nicht zu wenden, wenn sie gingen; sie gingen vielmehr immer nach der Richtung, die der Vordere einschlug, hinter ihm her, ohne eine Wendung zu machen, wenn sie gingen. Der ganze Leib der Cherube aber, auch ihr Rücken, ihre Arme und Flügel und ebenso auch die Räder, waren bei allen vieren ringsum voll von Augen. Was aber die Räder betrifft, so führten sie, wie ich mit eigenen Ohren hörte, den Namen ›Wirbelwind‹. Ein jeder von den Cheruben hatte vier Gesichter: das eine Gesicht war ein Stiergesicht, das zweite ein Menschengesicht, das dritte ein Löwengesicht und das vierte ein Adlergesicht.] Und die Cherube erhoben sich [es waren dies dieselben lebenden Wesen, die ich schon am Flusse Kebar gesehen hatte. Wenn nämlich die Cherube sich in Bewegung setzten, so fingen auch die Räder neben ihnen an zu laufen; und wenn die Cherube ihre Flügel erhoben, um vom Erdboden emporzusteigen, so entfernten sich die Räder nicht von ihrer Seite: wenn jene stehenblieben, so standen auch sie still, und wenn jene sich erhoben, so erhoben auch sie sich mit ihnen; denn der Geist der lebenden Wesen war in ihnen]. – Der Auszug der Herrlichkeit Gottes aus dem HeiligtumDarauf verließ die Herrlichkeit des HERRN die Schwelle des Tempelhauses und nahm ihren Stand wieder über den Cheruben. Da schwangen die Cherube ihre Flügel und stiegen vor meinen Augen vom Erdboden empor, indem sie sich hinwegbegaben, und die Räder zugleich mit ihnen. Aber am Eingang des östlichen Tores des Tempels des HERRN machten sie wieder halt, während die Herrlichkeit des Gottes Israels sich oben über ihnen befand. Es waren dies dieselben lebenden Wesen, die ich unterhalb des Gottes Israels schon am Flusse Kebar gesehen hatte; und ich erkannte, daß es Cherube waren. Ein jeder hatte vier Gesichter und jeder vier Flügel; und etwas, das wie eine Menschenhand gebildet war, befand sich unter ihren Flügeln. Was aber die äußere Erscheinung ihrer Gesichter betrifft, so waren es dieselben Gesichter, die ich schon am Flusse Kebar gesehen hatte; sie gingen ein jeder geradeaus vor sich hin. c) Das Gottesgericht über die schlimmsten Volksverführer; Verbannung, Umkehr und Erneuerung des Volkes; Gott verläßt die StadtDarauf hob die Gotteskraft mich empor und brachte mich an das östliche Tor am Tempel des HERRN, das nach Osten zu liegt; dort sah ich am Eingang des Tores fünfundzwanzig Männer stehen und erblickte in ihrer Mitte die Häupter des Volkes, Jaasanja, den Sohn Assurs, und Pelatja, den Sohn Benajas. Da sagte er zu mir: »Menschensohn, das sind die Männer, die in dieser Stadt auf Unheil sinnen und böse Ratschläge erteilen, die da sagen: ›Sind nicht erst kürzlich Häuser erbaut worden?A.Ü.: Es eilt nicht, Häuser zu bauen (oder: nicht in nächster Zeit Häuser bauen!). Die Stadt ist der Kessel, und wir sind das Fleisch.‹ Darum weissage gegen sie, ja weissage, Menschensohn!« Da fiel der Geist des HERRN auf mich und sagte zu mir: »Sprich: So hat Gott der HERR gesprochen: ›So redet ihr, Haus Israel, und die Gedanken, die in eurem Innern aufsteigen, kenne ich wohl. Ihr habt die Zahl der von euch Erschlagenen in dieser Stadt groß gemacht und die Straßen hier mit Erschlagenen angefüllt.‹ Darum hat Gott der HERR so gesprochen: ›Die von euch Erschlagenen, die ihr im Innern der Stadt hingestreckt habt, die sind das Fleisch, und sie ist der Kessel; euch aber werde ich aus ihrer Mitte hinausführen. Vor dem Schwert fürchtet ihr euch, das Schwert will ich über euch kommen lassen!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. ›Und ich will euch mitten aus dieser Stadt wegführen und euch in Feindeshand fallen lassen und Strafgerichte an euch vollziehen. Durch das Schwert sollt ihr fallen: an der Grenze Israels will ich Gericht über euch halten, damit ihr erkennt, daß ich der HERR bin! Diese Stadt soll für euch nicht der Kessel sein, und ihr sollt nicht das Fleisch in ihr sein; an der Grenze Israels will ich Gericht über euch halten! Dann werdet ihr erkennen, daß ich der HERR bin, ich, nach dessen Satzungen ihr nicht gewandelt und dessen Geboten ihr nicht nachgekommen seid; vielmehr habt ihr nach den Bräuchen der Heidenvölker gelebt, die rings um euch her wohnen!‹« – Da begab es sich, während ich so als Prophet redete, daß Pelatja, der Sohn Benajas, tot niederstürzte. Da warf ich mich auf mein Angesicht nieder, schrie laut und rief aus: »Ach, HERR, mein Gott! willst du denn den letzten Rest Israels gänzlich vernichten?« Die Verbannung, Heimkehr und Erneuerung des GottesvolkesHierauf erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, deine Brüder, ja deine Brüder, deine Mitverbannten und das ganze Haus Israel, sie alle sind es, von denen die Bewohner Jerusalems sagen: ›Sie sind nun fern vom HERRN; uns ist das Land zu Besitz gegeben!‹ Darum sage zu ihnen: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Ich habe sie zwar in die Ferne unter die Heidenvölker gebracht und sie in die Länder zerstreut und bin ihnen nur wenig zum Heiligtum geworden in den Ländern, in die sie gekommen sind.‹ Darum sage zu ihnen: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Aber ich will sie aus den Völkern sammeln und sie aus den Ländern, in die sie zerstreut worden sind, wieder zusammenbringen und ihnen das Land Israel zurückgeben.‹ Wenn sie dann dorthin zurückgekehrt sind und all seine scheußlichen Götzen und all seine Greuel aus ihm weggeschafft haben, will ich ihnen ein anderes Herz verleihen und ihnen einen neuen Geist eingeben; ich will das steinerne Herz aus ihrer Brust herausnehmen und ihnen ein Herz von Fleisch einsetzen, damit sie nach meinen Satzungen wandeln und meine Gebote beobachtend.h. beachten, befolgen . und nach ihnen tun: alsdann sollen sie mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Die aber, deren Herz ihren scheußlichen Götzen anhängt und ihren Greueln zugewandt bleibt, die will ich für ihren Wandel büßen lassen!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. Gott verläßt das Stadtgebiet; Hesekiel erwacht aus der VerzückungDarauf erhoben die Cherube ihre Flügel, und die Räder setzten sich zugleich mit ihnen in Bewegung, während die Herrlichkeit des Gottes Israels sich oben über ihnen befand. Da stieg die Herrlichkeit des HERRN aus dem Bereich der Stadt empor und machte auf dem Berge halt, der östlich von der Stadt liegt.Der Ölberg. Mich aber hob die Gotteskraft empor und brachte mich im Zustand der VerzückungW.: im Gesicht, im Gottesgeist. zurück ins Chaldäerland zu den in der Verbannung Lebenden, und das Gesicht, das ich geschaut hatte, entschwand meinen Blicken. Hierauf teilte ich den in der Gefangenschaft Lebenden alle Worte mit, die der HERR mich hatte schauen lassen. IV. Zweite Reihe von Drohweissagungen und Strafreden gegen Jerusalem und Juda (Kap. 12-19)1. Zwei neue sinnbildliche Handlungen des Propheten zur Darstellung der dem Volke und der Stadt bevorstehenden Nota) Die Auswanderung des Propheten als Veranschaulichung der Wegführung von Fürst und Volk in die Verbannung (oder: Gefangenschaft)Hierauf erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, du wohnst inmitten des widerspenstigen Geschlechts, das Augen hat zum Sehen und doch nicht sieht, das Ohren hat zum Hören und doch nicht hört; denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht. Darum du, Menschensohn: mache dir Auswanderungsgeräte zurecht und ziehe bei Tage vor ihren Augen aus und wandere vor ihren Augen von deiner Wohnstätte weg nach einem andern Ort: vielleicht kommen sie dann zur Erkenntnis, daß sie ein widerspenstiges Geschlecht sind. Schaffe also deine Geräte wie Auswanderungsgeräte bei Tage vor ihren Augen hinaus; du selbst aber sollst am Abend vor ihren Augen ausziehen, wie jemand auszieht, der auswandern will. Vor ihren Augen brich dir ein Loch durch die Wand und gehe durch dieses hinaus. Vor ihren Augen nimm (deine Geräte) auf die Schulter und in der Dunkelheit ziehe aus; das Gesicht verhülle dir, so daß du das Land nicht sehen kannst; denn ich habe dich zu einem Wahrzeichen für das Haus Israel bestimmt.« Da tat ich so, wie mir geboten worden war: meine Geräte trug ich wie Auswanderungsgeräte hinaus, und zwar bei Tage, am Abend aber brach ich mir ein Loch durch die Wand [mit der Hand]; in der Dunkelheit ging ich hinaus und trug meine Sachen vor ihren Augen auf der Schulter. Am nächsten Morgen aber erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, haben nicht die vom Hause Israel, das widerspenstige Geschlecht, dich gefragt: ›Was machst du da?‹ Sage zu ihnen: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Auf den Fürsten in Jerusalem bezieht sich dieser Gottesspruch und auf das ganze Haus Israel, das darin wohnt. Sage zu ihnen: Ich bin ein Wahrzeichen für euch; wie ich es hier gemacht habe, so wird es auch ihnen ergehen: in die Verbannung werden sie als Gefangene ziehen müssen. Der Fürst aber, der sich mitten unter ihnen befindet, wird seine Sachen auf der Schulter tragen und sich im Finstern davonmachen; durch die Mauer wird er sich ein Loch brechen, um da hinauszuziehen; das Gesicht wird er sich verhüllen, damit er das Land mit seinen Augen nicht mehr sehe. Ich werde aber mein Fangnetz über ihn ausbreiten, damit er in meinem Garn gefangen wird, und ich werde ihn nach Babylon bringen in das Land der Chaldäer, aber auch das wird er nicht sehen; und dort wird er sterben. Und seine ganze Umgebung, seine Helfer und seine Kriegsscharen insgesamt, will ich in alle Winde zerstreuen und das Schwert hinter ihnen her zücken; dann werden sie erkennen, daß ich der HERR bin, wenn ich sie unter die Heidenvölker zerstreue und sie in die Länder versprenge. Nur einige wenige von ihnen will ich vom Schwert, vom Hunger und von der Pest verschont bleiben lassen, damit sie unter den Heidenvölkern, zu denen sie kommen werden, all ihre Greuel erzählen, und auch diese erkennen, daß ich der HERR bin.‹« b) Das Essen und Trinken mit Beben und Zittern als Zeichen der BelagerungsnöteWeiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, dein Brot sollst du mit Beben essen und dein Wasser mit Zittern und in Angst trinken und sollst zum Volk des Landes sagen: ›So hat Gott der HERR in betreff der Bewohner Jerusalems im Lande Israel gesprochen: Ihr Brot sollen sie in Angst essen und ihr Wasser mit Entsetzen trinken, weil ihr Land veröden soll, seiner Fülle beraubt wegen der Gottlosigkeit aller seiner Bewohner. Ihre Städte, die jetzt noch bewohnt sind, sollen veröden, und das Land soll zur Wüste werden, damit ihr erkennt, daß ich der HERR bin.‹« 2. Über wahre und falsche Weissagunga) Zwei Drohworte an die Verächter der wahren Weissagunga) An die, welche der Weissagung überhaupt allen Wert absprachenHierauf erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, was für eine RedensartA.Ü.: ein Sprichwort (oder ein Spottwort). ist da bei euch im Lande Israel im Gebrauch, daß man sagt: ›Die Zeit zieht sich Tag für Tag hin, und alle Weissagung wird hinfällig‹? Darum sage zu ihnen: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Ich will dieser Redensart ein Ende machen; man soll sie in Israel nicht länger im Munde führen.‹ Sage ihnen vielmehr: ›Nahe herbeigekommen ist die Zeit und die Erfüllung aller Weissagungen! Denn es wird hinfort keine täuschende Weissagung und keine trügerische Prophezeiung mehr im Hause Israel geben; sondern ich, der HERR, werde reden, und was ich rede, das wird auch eintreffen, und zwar ohne längeren Verzug! Ja, noch in euren Tagen, du widerspenstiges Geschlecht, werde ich einen Ausspruch tun und ihn auch zur Ausführung bringen!‹« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. b) An die, welche behaupteten, Hesekiels Weissagung beziehe sich auf die ferne ZukunftWeiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, wisse wohl: die vom Hause Israel sagen: ›Die Weissagungen, welche der da infolge von Offenbarungen ausspricht, gehen auf lange Zeit hinaus, und er prophezeit auf weite Zeiträume hinaus.‹ Darum sage zu ihnen: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Für keines meiner Worte soll es noch längeren Verzug geben; jedes Wort, das ich ausspreche, soll sich auch erfüllen!‹« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. b) Gegen die falschen Propheten und ProphetinnenWeiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, weissage gegen die Propheten Israels! Weissage und sprich zu denen, die nach eigener EingebungW.: aus ihrem (eigenen) Herzen heraus = aus eigener Erfindung, nach eigenem Gutdünken. weissagen: ›Hört das Wort des HERRN! So hat Gott der HERR gesprochen: Wehe über die gewissenlosen Propheten, die ihrem eigenen Geist nachgehen und dem, was sie gar nicht gesehen haben! Wie Füchse in den Trümmerstätten sind deine Propheten geworden, Israel. Sie sind nicht in die Risse eingetreten und haben keine Mauer um das Haus Israel her aufgeführt, damit es feststehen möchte im Kampf am Tage des HERRN. Ihr Prophezeien ist Lüge gewesen und ihr Wahrsagen Trug, sooft sie sagten: ›So lautet der Ausspruch des HERRN!‹, obwohl der HERR sie nicht gesandt hatte, und dann darauf warteten, daß er ihren Ausspruch in Erfüllung gehen ließe. Habt ihr nicht nur Truggesichte geschaut und Lügenweissagungen ausgesprochen, sooft ihr sagtet: ›So lautet der Ausspruch des HERRN!‹, wiewohl ich nicht geredet hatte?‹« Darum hat Gott der HERR so gesprochen: »Weil ihr Trug geredet und Lügen prophezeit habt, darum will ich nunmehr an euch« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. »Ja, meine Hand will ich ausstrecken gegen die Propheten, die Trug prophezeien und Lügen wahrsagen! Sie sollen mit meinem Volk in keiner Gemeinschaft mehr stehen und nicht in die Bürgerliste des Hauses Israel eingeschrieben werden, auch nicht mehr in das Land Israel zurückkommen, damit ihr erkennt, daß ich Gott der HERR bin. Darum, ja darum, weil sie mein Volk irreführen, indem sie von Heil reden, wiewohl kein Heil da ist, und wenn (das Volk) sich eine Mauer baut, ihrerseits diese mit Kalk übertünchen. So sage denn zu diesen Tünchestreichern: ›(Die Mauer) soll einstürzen!‹ Wenn ein strömender Regen kommt und ich Hagelsteine fallen lasse und ein Sturmwind losbricht, ja, dann fällt die Mauer zusammen, und man wird euch höhnisch fragen: ›Wo ist nun die Tünche geblieben, mit der ihr getüncht habt?‹« Darum hat Gott der HERR so gesprochen: »So will ich denn einen Sturmwind losbrechen lassen in meinem Grimm, und ein strömender Regen soll kommen infolge meines Zornes und Hagelsteine sollen fallen infolge meines Grimms zur Vernichtung; und ich will die Mauer niederreißen, die ihr mit Kalk übertüncht habt, und will sie zu Boden werfen, daß ihre Grundsteine bloßgelegt werden; und wenn sie einstürzt, sollt ihr in ihrer Mitte den Untergang finden, damit ihr erkennt, daß ich der HERR bin. Wenn ich dann an der Mauer und an denen, die sie mit Tünche bestrichen haben, meinen Grimm sich voll habe auswirken lassen, wird man zu euch sagen: ›Verschwunden ist die Mauer, und die Leute, die sie getüncht haben, sind auch nicht mehr da, die Propheten Israels, welche über Jerusalem weissagten und für die Stadt Gesichte des Heils schauten, wiewohl kein Heil da war‹« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. Gegen die falschen Prophetinnen (bzw. Wahrsagerinnen)»Du aber, Menschensohn, tritt gegen die Töchter deines Volkes auf, die sich nach eigenem Gutdünken als Prophetinnen gebärden; sprich dich gegen sie aus und sage: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Wehe den Weibern, die da Zauberbinden zusammennähen für alle Handgelenke und Hüllen anfertigen für Köpfe jedes Körperwuchses, um Seelen zu fangen! Seelen wollt ihr töten, die zu meinem Volke gehören, und Seelen erhaltet ihr euch zugute am Leben?! Ihr entheiligt mich bei meinem Volk um ein paar Hände voll Gerste und um einiger Bissen Brotes willen, um Seelen zu töten, die nicht sterben sollen, und andere Seelen am Leben zu erhalten, die nicht am Leben bleiben sollen, wobei ihr mein Volk belügt, das gern auf Lügen hört.‹« Darum hat Gott der HERR so gesprochen: »Wisset wohl: ich will nun gegen eure Zauberbinden vorgehen, mit denen ihr Seelen fangt, und will sie euch von den Armen abreißen und die Seelen, die ihr einfangt, frei fliegen lassen wie Vögel. Auch eure Kopfhüllen will ich zerreißen und mein Volk aus eurer Hand befreien: sie sollen nicht länger als Beute in eurer Gewalt sein, und ihr sollt erkennen, daß ich der HERR bin. Weil ihr den Herzen der Frommen durch Lügen wehegetan habt, denen ich keinen Schmerz zuzufügen gedachte, dagegen die Gottlosen in ihrem Tun bestärkt habt, so daß sie sich von ihrem bösen Wandel nicht abkehrten, um am Leben erhalten zu bleiben: darum sollt ihr nicht länger erlogene Gesichte schauen und keine Wahrsagerei mehr treiben, sondern ich will mein Volk euch aus den Händen reißen, dann werdet ihr erkennen, daß ich der HERR bin.« c) Ausschluß der Götzendiener vom Gnadenmittel der Befragung GottesEs kamen aber einige von den Ältesten Israels zu mir und ließen sich vor mir nieder. Da erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, diese Männer haben ihre Götzen in ihr Herz geschlossen und sie als Anstoß zu ihrer Verschuldung vor sich hingestellt: sollte ich mich da noch von ihnen befragen lassen?« a) Das Gottesgericht über jeden Götzendiener, der einen Propheten befragt»Darum rede mit ihnen und sage zu ihnen: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Wenn irgend jemand aus dem Hause Israel seine Götzen in sein Herz geschlossen hat und sie als Anstoß zu seiner Verschuldung vor sich hinstellt und sich dennoch zu einem Propheten begibt: dem will ich, der HERR, persönlich die Antwort erteilen trotz der Menge seiner Götzen, um die vom Hause Israel, die sich um all ihrer Götzen willen von mir abgewandt haben, am Herzen zu fassen.‹ So sage denn zum Hause Israel: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Kehrt um! Laßt euch von eurem Götzendienst bekehren und wendet eure Augen von all euren Greueln ab! Denn wenn irgend jemand vom Hause Israel und von den Fremden, die in Israel wohnen, sich von mir lossagt und seine Götzen in sein Herz schließt und sie als Anstoß zu seiner Verschuldung vor sich hinstellt und sich trotzdem zu einem Propheten begibt, um mich für sich zu befragen, so will ich, der HERR, selbst ihm die Antwort erteilen; und zwar will ich gegen den betreffenden Mann vorgehen und ihn zu einem warnenden Beispiel und zu einem Sprichwort machen: ich will ihn aus der Mitte meines Volkes ausrotten, damit ihr erkennet, daß ich der HERR bin.‹« b) Das Gottesgericht über den einem Götzendiener weissagenden Propheten»Wenn aber der Prophet sich dazu verleiten läßt, einen Ausspruch zu tun, dann habe ich, der HERR, diesen Propheten verleitet, und ich werde meine Hand gegen ihn ausstrecken und ihn aus der Mitte meines Volkes Israel ausrotten. So sollen sie beide für ihre Verschuldung büßen: der Prophet soll ebenso schuldig sein wie der Befragende, damit die vom Hause Israel fortan nicht mehr von mir abirren und sich nicht länger durch all ihre Abfallsünden beflecken; alsdann sollen sie mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. 3. Warum Gott bei dem unwiderruflichen Strafgericht über Jerusalem einen Teil der gottlosen Bevölkerung übrigbleiben läßtDarauf erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, wenn ein Land sich gegen mich versündigte, indem es Treubruch beginge, und ich dann meine Hand gegen dieses Volk ausstreckte und ihm den Stab des Brotes zerbräche und Hungersnot ihm zusendete und Menschen samt Vieh in ihm ausrottete, und es befänden sich diese drei Männer in seiner Mitte, Noah, Daniel und Hiob: so würden nur diese drei ihr Leben infolge ihrer Gerechtigkeit retten« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. »Oder wenn ich wilde Tiere das Land durchstreifen ließe, damit sie es entvölkerten, auf daß es zu einer Einöde würde, die niemand mehr aus Furcht vor den wilden Tieren durchwanderte, und jene drei Männer befänden sich in seiner Mitte: so wahr ich lebe!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –, »sie würden weder Söhne noch Töchter retten: nein, sie allein würden gerettet, das Land aber würde zur Einöde werden. Oder wenn ich das Schwert über das betreffende Land kommen ließe und dem Schwert geböte, durch das Land dahinzufahren, und wenn ich dann Menschen samt Vieh darin ausrottete und jene drei Männer befänden sich in seiner Mitte: so wahr ich lebe!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –, »sie würden weder Söhne noch Töchter retten, sondern sie allein würden gerettet werden. Oder wenn ich die Pest in das betreffende Land schickte und meinen Grimm als Blut(-regen) über das Land ausgösse, um Menschen samt Vieh in ihm auszurotten, und Noah, Daniel und Hiob befänden sich in seiner Mitte: so wahr ich lebe!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –, »sie würden weder Sohn noch Tochter retten, sondern durch ihre Gerechtigkeit nur ihr eigenes Leben retten.« Und doch hat Gott der HERR so gesprochen: »Trotz alledem, wenn ich meine vier schlimmen Strafgerichte: Schwert und Hunger, wilde Tiere und Pest, über Jerusalem hereinbrechen lasse, um Menschen samt Vieh darin auszurotten, fürwahr, so soll doch eine Schar von Geretteten in der Stadt übrigbleiben, welche Söhne und Töchter aus ihr herausführen. Seht, wenn diese dann zu euch hierher kommen und ihr ihren Wandel und ihr ganzes Tun seht, so werdet ihr euch über das Unglück trösten, das ich über Jerusalem verhängt habe, über alle Leiden, die ich über die Stadt habe kommen lassen. Sie werden euch dann einen Trost gewähren, wenn ihr ihren Wandel und ihr ganzes Tun seht, und ihr werdet erkennen, daß ich alles, was ich ihr habe widerfahren lassen, nicht ohne Grund getan habe« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. 4. Drei Gleichnisse von dem Unwert Jerusalems und Judasa) Jerusalem das unnütze Holz der RebeWeiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, was hat das Holz der Rebe vor allem andern Holz voraus, die Weinranke, die sich unter den Bäumen des Waldes befindet? Nimmt man etwa Holz von ihr, um es zu einer Arbeit zu verwenden?A.Ü.: um es zu einem Werkzeug zu verarbeiten? Oder nimmt man auch nur einen Pflock von ihr, um irgendeinen Gegenstand daran aufzuhängen? Nicht wahr, man wirft es ins Feuer, damit es da verzehrt wird; hat das Feuer dann seine beiden Enden verzehrt und ist sein Mittelstück angebrannt, taugt es da noch zu irgend einer Arbeit? Nein, selbst wenn es noch unversehrt ist, kann man es zu keiner Arbeit verwenden; wieviel weniger läßt es sich dann, wenn es vom Feuer angefressen und versengt ist, zu irgend etwas verarbeiten!« Deutung des Gleichnisses»Darum sprich: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Wie das Holz der Rebe unter den Bäumen des Waldes ist, das ich dem Feuer zum Fraß bestimmt habe, ebenso halte ich es mit den Bewohnern Jerusalems. Ich will gegen sie vorgehen:W.: ich will mein Angesicht gegen sie richten. aus dem Feuer sind sie zwar herausgekommen, doch das Feuer soll sie verzehren, damit ihr erkennt, daß ich der HERR bin, wenn ich gegen sie vorgehe und das Land zur Wüste mache, weil sie Treubruch begangen haben‹« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. b) Jerusalem das mißratene Pflegekind (bzw. das untreue Eheweib)a) Einleitung mit dem Hinweis, daß Jerusalem aus dem Heidentum stammeWeiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, halte der Stadt Jerusalem ihre Greuel vor mit den Worten: ›So spricht Gott der HERR zu Jerusalem: Deiner Herkunft und Geburt nach stammst du aus dem Lande der Kanaanäer: dein Vater war ein Amoriter und deine Mutter eine Hethiterin.‹« b) Gottes Liebestaten an Israel in den Anfangszeiten bis zur Einführung in Kanaan»›Und was deine Geburt betrifft, so wurde dir an dem Tage, als du zur Welt kamst, weder die Nabelschnur abgeschnitten, noch wurdest du in einem Wasserbade rein gewaschen, noch mit Salz eingerieben und nicht in Windeln gewickelt; kein Auge blickte mitleidig auf dich hin, um dir irgendeinen derartigen Liebesdienst zu erweisen und sich deiner zu erbarmen; sondern du wurdest aufs freie Feld hingeworfen: so wenig machte man sich aus deinem Leben am Tage deiner Geburt. Da kam ich an dir vorüber und sah dich in deinem Blut zappeln und sagte zu dir, als du in deinem Blut dalagst: Du sollst leben! Ja, ich sagte zu dir in deinem Blut: Bleibe leben und wachse heran wie die Grashalme auf der Flur!A.L.: wie eine Blume auf der Flur! Da wuchsest du heran und wurdest groß und gelangtest zu vollster Jugendblüte: die Brüste wölbten sich dir, dein Haar sproßte kräftig; doch du warst immer noch nackt und bloß. Als ich nun wieder an dir vorüberkam und dich sah, siehe, da war deine Zeit da, die Zeit der Liebe! Da breitete ich meinen Mantelzipfel über dich aus und bedeckte deine Blöße; ich schwur dir Treue und ging einen Bund mit dir ein‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –, ›und du wurdest mein. Dann wusch ich dich mit Wasser, spülte dein Blut von dir ab und salbte dich mit Öl; ich kleidete dich in bunte Gewänder, ließ dich Schuhe von Seekuhfell anziehen und einen Kopfbund von feiner Leinwand anlegen und hüllte dich in Seide; ich schmückte dich mit Geschmeide, ich legte dir Spangen an die Arme und eine Kette um den Hals, tat dir einen Ring an die Nase, Gehänge an die Ohren und eine prächtige Krone aufs Haupt. So warst du geschmückt mit Gold und Silber, deine Kleidung bestand aus feiner Leinwand, aus Seide und bunten Geweben; du nährtest dich von Semmel, von Honig und Öl, wurdest immer schöner und brachtest es bis zur Königswürde. Dein Ruhm erscholl unter den Völkern wegen deiner Schönheit; denn diese war vollkommen infolge des herrlichen Schmuckes, den ich dir angelegt hatte‹« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. c) Israels Undank (Verschuldungen in religiöser und politischer Beziehung)»›Aber da verließest du dich auf deine Schönheit und buhltest im Vertrauen auf deine Berühmtheit und warfst dich mit deiner buhlerischen Liebe an jeden Vorübergehenden weg, so daß du dich ihm preisgabst. Du nahmst von deinen Gewändern, machtest dir bunte Opferhöhen und triebst dort deine Unzucht [wie sie nie vorgekommen ist und nie wieder stattfinden wird]. Dann nahmst du auch deine prächtigen Geschmeide, die aus meinem Gold und meinem Silber, die ich dir geschenkt hatte, angefertigt waren, und machtest dir Mannsbilder daraus, mit denen du Buhlerei triebst; auch nahmst du deine bunten Gewänder und legtest sie ihnen an, und mein Öl und meinen Weihrauch brachtest du vor ihren Augen dar; und was ich dir als Speise gegeben hatte, Semmel, Öl und Honig, die ich dich hatte essen lassen, das setztest du ihnen als lieblich duftende Opfergabe vor. Ja, das alles ist geschehen!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. ›Auch nahmst du deine Söhne und Töchter, die du mir geboren hattest, und schlachtetest sie ihnen zum Fraß. Genügte deine Buhlerei noch nicht, daß du auch noch meine Kinder schlachten mußtest und sie hingabst, indem du sie ihnen als Opfer verbranntest? Und bei all deinen Greueln und deinen Buhlereien dachtest du nicht an die Tage deiner Jugend zurück, wie du damals nackt und bloß warst und zappelnd in deinem Blut dalagst! Und nach all deiner Bosheit – wehe, wehe dir!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN – ›kam es dahin, daß du dir erhöhte Opferplätze bautest und dir Götzenstätten auf jedem freien Platz anlegtest; an allen Straßenecken bautest du dir deine erhöhten Götzenstätten und schändetest deine Schönheit; denn für jeden Vorübergehenden spreiztest du deine Beine und triebst es mit deiner Unzucht immer ärger. Du buhltest mit den Ägyptern, deinen Nachbarn, den starkgliedrigen, und triebst es immer ärger mit deiner Unzucht, um mich zu erbittern. Da streckte ich denn meine Hand gegen dich aus und minderte den dir bestimmten Lebensunterhalt und gab dich der Gier deiner Feindinnen, der Töchter der Philister, preis, die sich ob deinem unzüchtigen Treiben schämten. Alsdann buhltest du auch mit den Assyrern, weil du nie satt wurdest; du buhltest mit ihnen, wurdest aber auch dadurch noch nicht gesättigt; vielmehr triebst du noch ärgere Buhlerei nach dem Krämerland Chaldäa hin; doch auch davon wurdest du nicht satt. Wie schmachtend war doch dein Herz‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –, ›daß du dies alles verübtest, wie es eine zügellose Erzbuhlerin zu tun pflegt! Daß du dir an jeder Straßenecke einen erhöhten Opferplatz anlegtest und dir Götzenstätten auf jedem freien Platze bautest! Und dabei warst du nicht einmal wie eine gewöhnliche Buhlerin, daß du Buhllohn eingesammelt hättest: du ehebrecherisches Weib, das statt ihres Ehemannes Fremde annahm! Sonst gibt man allen Dirnen Buhllohn; du aber gabst deinerseits allen deinen Liebhabern Geschenke und erkauftest sie, damit sie von allen Seiten zu dir eingingen, um Unzucht mit dir zu treiben. So war es bei dir in deiner Buhlerei umgekehrt wie sonst bei den Weibern: nicht dir stellte man buhlerisch nach, sondern, indem du Buhllohn gabst, während dir kein Lohn gegeben wurde, fand bei dir das Umgekehrte statt.‹« d) Gottes Strafurteil über die Ehebrecherin und Kindesmörderin: gerade die Völker, deren Göttern Israel gedient hat, sollen es vernichten»›Darum, du Buhlerin, vernimmt das Wort des HERRN! So spricht Gott der HERR: Weil deine Verworfenheit sich überallhin verbreitet hat, und du deine Blöße bei deinen Buhlereien vor deinen Liebhabern aufgedeckt hast, und wegen all deiner greulichen Götzen und um des Blutes deiner Kinder willen, die du ihnen hingegeben hast: darum will ich, wisse es wohl, alle deine Liebhaber, zu denen du in Liebe entbrannt warst, zusammenholen, und zwar alle, die du gern gehabt hast, samt allen denen, die dir zuwider geworden sind: die will ich von allen Seiten ringsum gegen dich zusammenholen und deine Blöße vor ihnen aufdecken, daß sie deine ganze Scham zu sehen bekommen. Sodann will ich dir nach den für Ehebrecherinnen und Mörderinnen geltenden Rechtsbestimmungen das Urteil sprechen und meinen Grimm und meine Eifersucht an dir stillen. Und ich will dich in ihre Gewalt geben, damit sie deine erhöhten Opferplätze niederreißen und deine Götzenstätten zerstören; und sie sollen dir deine Gewänder ausziehen und dir deine prächtigen Geschmeide wegnehmen und dich nackt und bloß hinstellen. Dann werden sie eine Gemeindeversammlung gegen dich berufen und dich steinigen und dich mit ihren Schwertern in Stücke hauen; auch werden sie deine Häuser mit Feuer verbrennen und das Strafgericht an dir vollstrecken vor den Augen zahlreicher Frauen. So will ich deiner Buhlerei ein Ende machen, und du sollst fortan auch keinen Buhllohn mehr geben. Wenn ich so meinen Grimm an dir gestillt habe und meine Eifersucht gegen dich geschwunden ist, so werde ich mich beruhigt fühlen und mich nicht mehr zu entrüsten brauchen. Weil du der Tage deiner Jugend nicht gedacht und mich durch dies alles zum Zorn gereizt hast, so will auch ich nunmehr die Strafe für dein Tun auf dein Haupt fallen lassen!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes, des HERRN. ›Hast du etwa nicht Unzucht getrieben zu all deinen Greueln hinzu?‹« ee) Jerusalems Schuld ist größer als die Schuld Samarias und Sodoms und verlangt die härteste Strafe»›Wahrlich, jeder, der sich der Sprichwörter bedient, wird auf dich den Spruch anwenden: Wie die Mutter, so die Tochter! Du bist wirklich die Tochter deiner Mutter, die ihres Mannes und ihrer Kinder überdrüssig geworden ist;A.Ü.: die ihren Mann und ihre Kinder von sich gestoßen hat. und du bist wirklich die Schwester deiner Schwestern, die ihre Männer und ihre Kinder von sich gestoßen haben. Eure Mutter ist eine Hethiterin und euer Vater ein Amoriter gewesen. Deine größere Schwester ist Samaria mit ihren Tochterstädten, die nördlich von dir wohnt; und deine kleinere Schwester, die südlich von dir wohnt, ist Sodom mit ihren Tochterstädten. Aber nicht auf ihren Wegen bist du gewandelt, und nicht Greuel wie sie hast du verübt; nein, nur ein kleines Weilchen hat es gedauert, da hast du es ärger als sie getrieben in all deinem Wandel. So wahr ich lebe!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –, ›deine Schwester Sodom samt ihren Tochterstädten hat nicht so übel gehandelt, wie du es getan hast samt deinen Tochterstädten. Siehe, das war die Verschuldung deiner Schwester Sodom: Hoffart, Brot in Fülle und sorglose Ruhe war ihr samt ihren Tochterstädten eigen; aber den Armen und Notleidenden reichten sie niemals die Hand zur Hilfe, sondern sie wurden hochmütig und verübten Greuel vor meinen Augen; darum schaffte ich sie weg, sobald ich das sah. Auch Samaria hat nicht halb so viel gesündigt wie du, sondern du hast so viel mehr Greuel verübt als jene beiden, daß deine Schwestern dir gegenüber als gerecht erscheinen infolge all deiner Greuel, die du verübt hast. So trage nun auch du deine Schande, weil du für deine Schwestern ins Mittel getreten bist: infolge deiner Sünden, durch die du ärgere Greuel verübt hast als sie, stehen sie gerechter da als du. So schäme nun auch du dich und trage deine Schmach dafür, daß du deine Schwestern als gerecht hast erscheinen lassen.‹« ff) Jerusalems gnädige Wiederannahme in Gemeinschaft mit Samaria und Sodom»›Ich werde aber ihr Schicksal wenden, das Schicksal Sodoms und ihrer Tochterstädte und das Schicksal Samarias und ihrer Tochterstädte, und dann auch dein eigenes Schicksal in ihrer Mitte, auf daß du deine Schmach trägst und dich alles dessen schämst, was du verübt hast, indem du ihnen dadurch Trost verschafftest. Wenn dann deine Schwester Sodom nebst ihren Tochterstädten und Samaria nebst ihren Tochterstädten wiederhergestellt worden sind, wie sie einst gewesen, so sollst auch du mit deinen Tochterstädten in den früheren Zustand zurückversetzt werden. War nicht der Name deiner Schwester Sodom als abschreckendes Beispiel in deinem Munde zur Zeit deines Hochmuts, ehe deine Blöße aufgedeckt wurde, wie (dies jetzt der Fall ist) jetzt, da die Töchter Syriens dich schmähen und alle Töchter der Philister dich ringsumher verachten? Für deine Unzucht und deine Greuel mußt du nun die Strafe büßen!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN.« gg) Trostreicher Ausblick in die Zukunft»Denn so spricht Gott der HERR: ›Ja, ich werde mit dir verfahren, wie du verfahren bist: du hast ja den Schwur mißachtet, indem du den Bund brachest. Doch ich will meines Bundes gedenken, den ich mit dir in den Tagen deiner Jugend geschlossen habe, und will einen ewigen Bund mit dir aufrichten. Da wirst du dann an dein ganzes Tun zurückdenken und dich seiner schämen, wenn ich deine Schwestern, sowohl die größeren als auch die kleineren, nehme und sie dir zu Töchtern gebe, allerdings nicht auf Grund des mit dir geschlossenen Bundes. Sondern ich will meinerseits einen Bund mit dir schließen, und du sollst erkennen, daß ich der HERR bin, damit du daran gedenkst und dich schämst und infolge deiner Schmach den Mund nicht mehr auftust, wenn ich dir alles vergeben habe, was du getan hast‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN.« c) Gleichnis vom großen Adler und treulosen Weinstock nebst Anwendung auf Zedekia; Wiederherstellung des davidischen KönigtumsWeiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, gib dem Hause Israel ein Rätsel auf und trage ihm ein Gleichnis vor! Sage zu ihnen: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Der große AdlerDer babylonische Großkönig Nebukadnezar. mit großen Flügeln, mit langen Schwungfedern und voll schillernden Gefieders kam zum LibanonZion mit seinen Zedernbauten. und nahm dort den Wipfel der ZederDen König Jojachin. weg: den obersten ihrer Schosse riß er ab und brachte ihn ins KrämerlandBabel., versetzte ihn in eine Handelsstadt. Dann nahm er einen von den Schößlingen des Landes,Zedekia. pflanzte ihn in ein Saatfeld, wo reichlich Wasser war, behandelte ihn wie ein Weidengewächs, damit er dort wüchse und sich zu einem üppigen Weinstock von niedrigem Wuchs entwickelte; seine Ranken sollten sich zu ihm (dem Adler) hinkehren und seine Wurzeln ihm untertan sein. Und es wurde wirklich ein Weinstock daraus, der Ranken ansetzte und Zweige trieb. Nun war da aber auch noch ein anderer großer AdlerDer ägyptische König. mit großen Flügeln und starkem Gefieder; und siehe da: jener Weinstock bog seine Wurzeln zu diesem hin und streckte seine Ranken zu ihm aus, damit er ihn noch besser tränken möchte, als das Beet es tat, auf das er gepflanzt war; und er war doch auf guten Boden, an reichliches Wasser gepflanzt, um Ranken zu treiben und Früchte zu tragen und sich zu einem herrlichen Weinstock zu entwickeln.‹ Sage nun zu ihnen: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Wird das gut ablaufen? Wird jener (Adler) ihm nicht die Wurzeln ausreißen und seine Trauben abschneiden, so daß er verdorrt? Ja, alle seine frischsprossenden Triebe werden verdorren, und zwar wird kein gewaltiger Arm und keine große Anzahl von Leuten dazu erforderlich sein, um ihn aus seinem Wurzelboden herauszuheben. Allerdings gepflanzt ist er: aber – wird es gut ablaufen? Wird er nicht, sobald der Ostwind ihn trifft, gänzlich verdorren? Ja, auf dem Beet, auf dem er herangewachsen ist, wird er verdorren.‹« Anwendung des Rätsels (bzw. Gleichnisses) auf das treulose Verhalten des Königs ZedekiaAlsdann erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Sage doch dem widerspenstigen Geschlecht: ›Versteht ihr denn nicht, was dies bedeutet?‹ Sage ihnen: ›Seht, der König von Babylon ist nach Jerusalem gekommen, hat den dortigen König und die dortigen Oberen mitgenommen und sie zu sich nach Babylon gebracht. Dann hat er einen Sprößling des Königshauses genommen und einen Vertrag mit ihm geschlossen und ihn durch einen Eid verpflichtet; die Vornehmsten des Landes aber hat er mit sich genommen, damit die Königsmacht bescheiden bliebe und sich nicht wieder erhöbe und damit jener den geschlossenen Vertrag hielte, damit er Bestand habe. Der aber fiel von ihm ab, indem er seine Gesandten nach Ägypten schickte, damit man ihm Rosse und viel Kriegsvolk gäbe. Wird er wohl Glück haben? Wird er, der so gehandelt hat, ungestraft davonkommen? Er hat den Vertrag gebrochen: sollte er der Strafe entgehen? So wahr ich lebe!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –, ›an dem Wohnsitz des Königs, der ihn zum Herrscher gemacht, dem er den Eid nicht gehalten hat und gegen den er vertragsbrüchig geworden ist, bei diesem soll er sterben mitten in Babylon! Der Pharao aber wird ihm nicht mit großer Heeresmacht und zahlreichem Aufgebot im Kriege Beistand leisten, wenn man einen Wall aufführt und Belagerungstürme baut, um viele Menschen ums Leben zu bringen. Denn weil er meineidig durch Vertragsbruch geworden ist und trotz des Handschlags, den er gegeben, alles dies getan hat, wird er nicht ungestraft davonkommen!‹« Darum hat Gott der HERR so gesprochen: »So wahr ich lebe! Für den Eid, den er bei mir geschworen und mißachtet hat, und für den Vertrag, den er vor mir geschlossen und gebrochen hat, will ich ihn die Strafe büßen lassen und mein Fangnetz über ihn ausbreiten, so daß er in meinem Garn gefangen wird! Dann will ich ihn nach Babylon bringen und dort Abrechnung mit ihm halten wegen des Treubruchs, dessen er sich gegen mich schuldig gemacht hat. Alle seine auserlesenen Krieger aber in allen seinen Heerscharen sollen durchs Schwert fallen und die Übriggebliebenen in alle Winde zerstreut werden, damit ihr erkennt, daß ich, der HERR, es angesagt habe.« Verheißung eines gottgesegneten Herrschers aus Davids HauseSo hat Gott der HERR gesprochen: »Ich selbst aber werde einen Zweig vom Wipfel der hohen Zeder nehmen und ihn einsetzen; von dem obersten ihrer Sprossen werde ich ein zartes Reis abbrechen, und ich selbst werde es auf einem hohen und ragenden Berge einpflanzen: auf der Bergeshöhe Israels will ich es einpflanzen, damit es dort Zweige treibt und Früchte trägt und sich zu einer herrlichen Zeder entwickelt, unter welcher allerlei Wild lagert, allerlei Vögel jeglichen Gefieders wohnen und im Schatten ihrer Zweige nisten. Dann werden alle Bäume des Feldes erkennen, daß ich, der HERR, den hohen Baum erniedrigt und den niedrigen Baum erhöht habe, daß ich den saftreichen Baum habe verdorren lassen und den dürren Baum zur Blüte gebracht habe.Eine messianische Heilsverheißung. Ich, der HERR, habe es angesagt und es auch vollführt.« 5. Die für die vergeltende Gerechtigkeit Gottes gültigen Grundsätzea) Einleitung und Aufstellung des maßgebenden GrundsatzesWeiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Wie kommt ihr dazu, im Lande Israel diesen Spruch im Munde zu führen, daß ihr sagt: ›Die Väter haben saure Trauben gegessen, und den Söhnen werden die Zähne stumpf davon‹? So wahr ich lebe!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –: »ihr sollt fortan diesen Spruch in Israel nicht mehr im Munde führen! Bedenkt wohl: alle Seelen gehören mir, die Seele des Vaters so gut wie die des Sohnes – beide gehören mir: die Seele, die da sündigt, die soll sterben!« b) Gott richtet jeden auf Grund seines persönlichen Tunsa) Der Gerechte lebt»Wenn also jemand gerecht ist und Recht und Gerechtigkeit übt, an den Opfermahlen auf den Bergen nicht teilnimmt und seine Augen nicht zu den Götzen des Hauses Israel erhebt, das Weib seines Nächsten nicht entehrt und einem Weibe zur Zeit ihrer Unreinheit nicht naht, niemanden übervorteilt, dem Schuldner sein Pfand zurückgibt, sich keine Erpressung zuschulden kommen läßt, dem Hungrigen von seinem Brot abgibt und den Nackten mit Kleidung versieht, kein Geld auf Wucher ausleiht und keine Zinsen nimmt, seine Hand vom Unrecht fernhält, in Streitsachen zwischen den Parteien der Wahrheit gemäß richtet, nach meinen Satzungen wandelt und meine Gebote beobachtetd.h. beachtet ., indem er sie getreulich erfüllt: der ist ein gerechter Mann, er soll gewißlich am Leben bleiben!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. b) Der gottlose Sohn eines frommen Vaters soll sterben»Ist er nun aber Vater eines gewalttätigen Sohnes, der Blut vergießt und eine von jenen Sünden begeht – während jener dies alles nicht getan hat –, wenn er sogar an den Opfermahlen auf den Bergen teilnimmt und das Weib seines Nächsten entehrt, den Armen und Notleidenden übervorteilt, Erpressung verübt, Gepfändetes nicht zurückgibt und seine Augen zu den Götzen erhebt, Abscheuliches begeht, Geld auf Wucher ausleiht und Zinsen nimmt: sollte ein solcher Mensch am Leben bleiben? Nein, er soll nicht am Leben bleiben! Weil er alle diese Abscheulichkeiten verübt hat, soll er unfehlbar den Tod erleiden: die Strafe für seine Blutschuld soll ihn treffen!« c) Der fromme Sohn eines gottlosen Vaters soll leben»Wenn der nun aber Vater eines Sohnes ist, der alle Sünden sieht, die sein Vater begeht, und, obgleich er sie sieht, dennoch nicht ebenso handelt: er nimmt nicht teil an den Opfermahlen auf den Bergen und erhebt seine Augen nicht zu den Götzen des Hauses Israel, er entehrt nicht das Weib seines Nächsten und übervorteilt niemand, er läßt sich kein Pfand geben und verübt keine Erpressung, er gibt dem Hungrigen von seinem Brot ab und versieht den Nackten mit Kleidung, er hält seine Hand vom Unrecht fern, leiht kein Geld auf Wucher aus und nimmt keine Zinsen, er beobachtetd.h. beachtet . meine Satzungen und wandelt nach meinen Geboten: der soll wegen der Verschuldung seines Vaters nicht sterben, sondern sicherlich am Leben bleiben. Sein Vater aber, der Bedrückung verübt und Erpressung am Bruder begangen und inmitten seiner Volksgenossen nicht gut gehandelt hat: fürwahr, der soll wegen seiner Verschuldung sterben! Wenn ihr aber fragt: ›Warum soll der Sohn die Schuld seines Vaters nicht mittragen?‹, so bedenkt wohl: Der Sohn hat doch Recht und Gerechtigkeit geübt, hat alle meine Satzungen beobachtetd.h. beachtet . und nach ihnen gehandelt: darum soll er am Leben bleiben! Ein jeder, der Sünde tut, der soll sterben; aber der Sohn soll die Schuld seines Vaters nicht mittragen und der Vater nicht die Schuld seines Sohnes; nein, dem Gerechten soll der Lohn für seine Gerechtigkeit zuteil werden und ebenso dem Gottlosen die Strafe für seine Gottlosigkeit!« c) Jeder wird nach seinem endgültigen, nicht nach seinem früheren Tun gerichtet»Bekehrt sich jedoch der Gottlose von all seinen Sünden, die er begangen hat, und beobachtetd.h. beachtet . er alle meine Satzungen und übt er Recht und Gerechtigkeit, so soll er gewißlich am Leben bleiben, soll nicht sterben! Keine von allen Sünden, die er begangen hat, soll ihm noch angerechnet werden: um der Gerechtigkeit willen, die er geübt hat, soll er am Leben bleiben. Habe ich etwa Wohlgefallen am Tode des Gottlosen?« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN – »und nicht vielmehr daran, daß er sich von seinem bösen Wandel bekehrt und am Leben bleibt? Wenn aber ein Gerechter sich von seiner Gerechtigkeit abwendet und Böses verübt, alle die Abscheulichkeiten begeht, die der Gottlose zu verüben pflegt: sollte er da am Leben bleiben? Nein, keine von all seinen gerechten Taten, die er vollbracht hat, soll ihm angerechnet werden: um des Treubruchs willen, dessen er sich schuldig gemacht, und wegen der Sünde, die er begangen hat, ihretwegen soll er sterben! Wenn ihr nun sagt: ›Das Verfahren des Herrn ist nicht das richtige!‹, so hört doch, ihr vom Hause Israel! Sollte wirklich mein Verfahren nicht das richtige sein? Ist nicht vielmehr euer Verfahren unrichtig? Wenn der Gerechte sich von seiner Gerechtigkeit abwendet und Böses verübt, so muß er deswegen sterben: wegen des Bösen, das er begangen hat, deswegen muß er sterben. Wenn sich dagegen der Gottlose von der Gottlosigkeit, die er begangen hat, abwendet und Recht und Gerechtigkeit übt, so wird ein solcher Mensch seine Seele am Leben erhalten. Wenn er zur Einsicht kommt und von allen Übertretungen, deren er sich schuldig gemacht hat, abläßt, so soll er gewißlich das Leben behalten und nicht sterben! Wenn also das Haus Israel sagt: ›Das Verfahren des Herrn ist nicht das richtige‹ – sollte wirklich mein Verfahren nicht das richtige sein, Haus Israel? Ist nicht vielmehr euer Verfahren unrichtig?« d) Ermahnung an die Verbannten, sich zu bekehren»Darum werde ich einen jeden von euch, ihr vom Hause Israel, nach seinem Wandel richten« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. »Kehrt um und wendet euch von all euren Übertretungen ab, damit sie euch nicht weiter ein Anlaß zur Verschuldung werden! Werft alle eure Übertretungen, durch die ihr euch gegen mich vergangen habt, von euch ab und schafft euch ein neues Herz und einen neuen Geist! Denn warum wollt ihr sterben, Haus Israel? Ich habe ja kein Wohlgefallen am Tode dessen, der sterben muß« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –; »darum bekehrt euch, so werdet ihr leben!« 6. Klagelied über die unglückliche Königin-Mutter (Hamutal) und ihre beiden Söhne (Joahas und Zedekia)a) Das Bild von der Löwenmutter mit ihren beiden Jungen»Du aber stimme ein Klagelied an über die FürstenWahrscheinlich ist zu lesen: über den Fürsten. Israels und sprich: ›Wie war doch deine Mutter eine Löwin unter Löwen! Sie hatte ihr Lager inmitten von Jungleuen, zog ihre Jungen groß. Eins von ihren Jungen brachte sie hoch, zum Jungleu wurde es; der lernte Raub erbeuten, Menschen fraß er. Da erließen die Völker einen Aufruf gegen ihn: in ihrer Grube wurde er gefangen, und sie brachten ihn mit Ringen nach dem Lande Ägypten. – Als nun seine Mutter sah, daß sie getäuscht, ihre Hoffnung vernichtet war, da nahm sie ein anderes von ihren Jungen und machte es zu einem Jungleu. Der schritt stolz unter den Löwen einher, wurde ein Jungleu; er lernte Raub erbeuten, Menschen fraß er. Er machte ihre Witwen zahlreichDie Übersetzung ist hier durchaus unsicher. und entvölkerte ihre Städte, so daß das Land und alles, was darin war, sich vor seinem dröhnenden Gebrüll entsetzte. Da stellten sich die Völker ringsum aus den Landschaften gegen ihn auf und breiteten ihr Netz über ihn aus: in ihrer Grube wurde er gefangen. Dann taten sie ihn an Nasenringen in einen Käfig und brachten ihn zum König von Babylon, brachten ihn in eine der Burgen, damit man sein Gebrüll auf den Bergen Israels nicht mehr höre.‹« b) Das Bild von der prangenden und dann vernichteten Weinrebe»›Deine Mutter war wie ein Weinstock, im Weingarten am Wasser gepflanzt, reich an Früchten und voller Ranken infolge des reichlichen Wassers; an ihm wuchs ein starker Schoß zum Herrscherstabe, und hoch ragte sein Wuchs empor zwischen dem dichten Laubwerk, und er war weithin sichtbar durch seine Höhe, durch die Fülle seiner Ranken. Da wurde er im Grimm ausgerissen, auf die Erde geworfen, und der Ostwind dörrte seine Ranken aus; sein starker Schoß wurde abgerissen und verdorrte, Feuer hat ihn verzehrt. Jetzt ist er in die Wüste verpflanzt, in dürres, lechzendes Land; und Feuer ist von seinem Schoß ausgegangen, hat seine Ranken verzehrt; und es ist an ihm kein starker Schoß mehr geblieben, kein Stab zum Herrschen.‹« Ein Klagelied ist dies, und es ist zum Klagelied gewordenV. Dritte Reihe von Drohweissagungen und Strafreden gegen Jerusalem und Juda (Kap. 20-24)1. Israels (frühere und jetzige) Verfehlungen, dereinstige Läuterung und Begnadigunga) Hesekiel hält den Ältesten die Sünden der Väter und Söhne vorIm siebten Jahre, am zehnten Tage des fünften Monats, kamen einige von den Ältesten Israels, um den HERRN zu befragen, und sie ließen sich vor mir nieder. Da erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, sprich zu den Ältesten Israels und sage zu ihnen: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Mich zu befragen seid ihr gekommen? So wahr ich lebe: ich lasse mich von euch nicht befragen!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. Willst du ihnen nicht vielmehr das Urteil sprechen? Willst du mit ihnen nicht ins Gericht gehen, Menschensohn? Halte ihnen die Greueltaten ihrer Väter vor!« b) Überblick über Israels sündige Vergangenheit und Gegenwarta) Götzendienst in Ägypten»Sage zu ihnen: ›So hat Gott der HERR gesprochen: An dem Tage, als ich Israel erwählte, erhob ich meine Hand für die Angehörigen des Hauses Jakob zum Schwur und gab mich ihnen im Lande Ägypten zu erkennen; ich erhob meine Hand für sie zum Schwur und sprach: Ich bin der HERR, euer Gott! An demselben Tage erhob ich meine Hand und schwur ihnen, daß ich sie aus dem Lande Ägypten in ein Land führen würde, das ich für sie ausersehen hätte, das von Milch und Honig überfließe und die Krone unter allen Ländern sei. Dabei gebot ich ihnen: Ein jeder von euch werfe die Scheusale weg, auf die er bisher seine Augen gerichtet hat, und verunreinigt euch nicht an den ägyptischen Götzen! Ich, der HERR, bin euer Gott! Aber sie waren widerspenstig gegen mich und wollten nicht auf mich hören; keiner von ihnen warf die Scheusale weg, auf die er bisher seine Augen gerichtet hatte, und die ägyptischen Götzen ließen sie nicht fahren. Da gedachte ich meinen Grimm über sie auszugießen, meinen ganzen Zorn mitten im Lande Ägypten an ihnen auszulassen; aber ich nahm Rücksicht auf meinen Namen, damit dieser nicht entehrt würde vor den Augen der Heidenvölker, unter denen sie wohnten und vor deren Augen ich mich ihnen geoffenbart hatte, um sie aus dem Lande Ägypten wegzuführen.‹« b) Ungehorsam nach der Gesetzgebung bei der Wüstenwanderung»›So führte ich sie denn aus dem Lande Ägypten weg und brachte sie in die Wüste. Da gab ich ihnen meine Satzungen und lehrte sie meine Gebote kennen, durch deren Beobachtungd.h. Beachtung, Befolgung . der Mensch das Leben hat. Auch meine Sabbate gab ich ihnen, die ein Zeichen (des Bundes) zwischen mir und ihnen sein sollten, damit sie zur Erkenntnis kämen, daß ich, der HERR, es bin, der sie heiligt. Aber das Haus Israel war auch in der Wüste widerspenstig gegen mich: sie wandelten nicht nach meinen Satzungen und mißachteten meine Gebote, durch deren Beobachtungd.h. Beachtung, Befolgung . doch der Mensch das Leben hat; auch meine Sabbate hielten sie durchaus nicht heilig. Da gedachte ich meinen Grimm in der Wüste über sie auszugießen, um sie ganz auszurotten; aber ich nahm Rücksicht auf meinen Namen, damit er nicht entehrt würde vor den Augen der Heidenvölker, vor deren Augen ich sie weggeführt hatte. Doch erhob ich meine Hand in der Wüste und schwur ihnen, daß ich sie nicht in das verheißene Land bringen würde, ein Land, das von Milch und Honig überfließe und die Krone unter allen Ländern sei, weil sie meine Gebote mißachtet und nicht nach meinen Satzungen gewandelt und meine Sabbate entheiligt hätten; denn ihr Herz war immer nur hinter ihren Götzen her. Dennoch blickte mein Auge mitleidsvoll auf sie, so daß ich sie nicht vernichtete und sie in der Wüste nicht völlig ausrottete.‹« c) Ungehorsam des zweiten Geschlechts in der Wüste»›Da gebot ich ihren Söhnen in der Wüste: Wandelt nicht nach den Gewohnheiten eurer Väter und beobachtetd.h. beachtet, befolgt . nicht die von ihnen geübten Bräuche und verunreinigt euch nicht an ihren Götzen! Ich, der HERR, bin euer Gott: wandelt nach meinen Satzungen, beobachtetd.h. beachtet, befolgt . meine Gebote und handelt nach ihnen! Haltet auch meine Sabbate heilig, damit sie ein Zeichen (des Bundes) zwischen mir und euch seien und damit man erkenne, daß ich der HERR, euer Gott, bin. Aber auch die Söhne waren widerspenstig gegen mich: sie wandelten nicht nach meinen Satzungen und befolgten meine Gebote nicht, daß sie nach ihnen gehandelt hätten, obgleich doch der Mensch durch ihre Beobachtung das Leben hat; auch meine Sabbate entheiligten sie. Da gedachte ich meinen Grimm über sie auszugießen und meinen Zorn in der Wüste an ihnen völlig auszuwirken; aber ich zog meine Hand wieder zurück und nahm Rücksicht auf meinen Namen, damit er nicht entehrt würde vor den Augen der Heidenvölker, vor deren Augen ich sie ausgeführt hatte. Doch erhob ich meine Hand in der Wüste und schwur ihnen, daß ich sie unter die Heidenvölker zerstreuen und sie in die Länder versprengen würde, weil sie nicht nach meinen Geboten lebten, meine Satzungen mißachteten, meine Sabbate nicht heilig hielten und weil ihre Augen auf die Götzen ihrer Väter gerichtet seien.W.: ihre Augen hinter den Götzen ihrer Väter her seien. So gab denn auch ich ihnen Satzungen, die nicht zum Guten waren, und Gebote, durch die sie nicht das Leben haben konnten; ich machte sie durch ihre Opfergaben unrein, dadurch daß sie jegliche Erstgeburt als Opfer verbrannten: ich wollte ihnen eben Entsetzen einflößen, damit sie erkennen möchten, daß ich der HERR bin.‹« d) Höhendienst im Lande Kanaan»Darum, Menschensohn, rede zum Hause Israel und sage zu ihnen: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Auch noch dadurch haben eure Väter mich beschimpft, daß sie mir die Treue gebrochen haben. Nachdem ich sie nämlich in das Land gebracht hatte, dessen Verleihung ich ihnen zugeschworen hatte, da schlachteten sie, wo immer sie einen hohen Hügel und einen dichtbelaubten Baum erblickt hatten, daselbst ihre Opfertiere, brachten dort ihre Gaben zu meiner Kränkung dar, ließen daselbst ihre lieblichen Weihrauchdüfte aufsteigen und gossen dort ihre Trankopfer aus. [Da fragte ich sie: Was ist das für eine Höhe, auf die ihr euch da begebt? Daher ist der Name ›Höhe‹ geblieben bis auf den heutigen Tag.]‹« ee) Das jetzige den Vätern gleiche Geschlecht wird von Gott verworfen»Darum sage zum Hause Israel: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Wie? Nach der Weise eurer Väter wollt auch ihr euch verunreinigen und mit ihren Scheusalen ebenfalls Buhlerei treiben? Ja, dadurch, daß ihr eure Gaben darbringt, daß ihr eure Kinder als Opfer verbrennt, verunreinigt ihr euch an all euren Götzen bis auf den heutigen Tag; und da sollte ich mich von euch befragen lassen, Haus Israel? So wahr ich lebe!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –: ›ich will mich von euch nicht befragen lassen!‹« c) Gottes Werk in der Zukunfta) Die einstige Läuterung der Verbannten»›Und das, was euch in den Sinn gekommen ist, darf nimmermehr zur Ausführung gelangen, daß ihr sagt: Wir wollen es machen wie die Heiden, wie die Völker in den anderen Ländern, indem wir Holz und Stein anbeten! So wahr ich lebe!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –: ›Mit starker Hand und hocherhobenem Arm und so, daß ich meinem Ingrimm freien Lauf lasse, will ich mich als König über euch erweisen! Ich will euch aus den Heidenvölkern herausführen und euch aus den Ländern sammeln, in die ihr zerstreut worden seid, mit starker Hand und hocherhobenem Arm und so, daß ich meinem Ingrimm freien Lauf lasse, und will euch in die Wüste inmitten der Völker bringen und dort ins Gericht mit euch gehen von Angesicht zu Angesicht! Wie ich einst in der Wüste des Landes Ägypten mit euren Vätern ins Gericht gegangen bin, ebenso will ich auch über euch Gericht halten!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. ›Da will ich euch unter meinem Stabe an mir vorübergehen lassenwie ein Hirt, wenn seine Herde heimkehrt. und euch zur Erfüllung der Bundespflichten zwingen, und ich will die Ungehorsamen und die von mir Abgefallenen aus euch aussondern: aus dem Lande, in dem sie als Fremdlinge gelebt haben, will ich sie herausführen; aber auf Israels Boden soll keiner von ihnen zurückkehren, damit ihr erkennt, daß ich der HERR bin!‹« b) Der wohlgefällige Gottesdienst der Bekehrten im Lande Israel»Was euch aber betrifft, ihr vom Hause Israel, so hat Gott der HERR folgendermaßen gesprochen: ›Geht nur hin und dient ein jeder seinen Götzen! Später aber werdet ihr sicherlich auf mich hören und meinen heiligen Namen nicht länger durch eure Opfergaben und durch eure Götzen entweihen, sondern auf meinem heiligen Berge, auf Israels Bergeshöhe‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –, ›dort wird mir das ganze Haus Israel dienen, alle, die sich im Lande befinden; dort will ich euch gnädig annehmen und dort eure Hebeopfer und eure Erstlingsgaben mir darbringen lassen, alles, was ihr an Weihegaben opfert. Beim lieblichen Opferduft will ich euch gnädig annehmen, wenn ich euch aus den Heidenvölkern herausführe und euch aus den Ländern sammle, in die ihr zerstreut worden seid, und ich will mich an euch vor den Augen der Heidenvölker als den Heiligen erweisen. Da werdet ihr dann erkennen, daß ich der HERR bin, wenn ich euch in das Land Israel zurückführe, in das Land, dessen Verleihung ich euren Vätern einst durch einen Schwur zugesagt habe. Dort werdet ihr dann an euren Wandel und all eure Taten zurückdenken, durch die ihr euch verunreinigt habt, und werdet einen Abscheu vor euch selbst empfinden wegen all des Bösen, das ihr begangen habt. Dann werdet ihr auch erkennen, daß ich der HERR bin, wenn ich so mit euch verfahre um meines Namens willen und nicht nach eurem bösen Wandel und nach euren verwerflichen Taten, Haus Israel!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN.« 2. Das nahende Verhängnisa) Das Gleichnis vom verheerenden Waldbrand (oder der Kriegslohe)Weiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, richte deine Blicke nach Süden zu, predige gegen Mittag hin und weissage gegen den Wald, der im Gefilde des Südlandes liegt, und sprich zu dem Walde im Südland: ›Höre das Wort des HERRN! So hat Gott der HERR gesprochen: Siehe, ich will ein Feuer in dir anzünden, das soll alle saftreichen und alle dürren Bäume in dir verzehren; die lodernde Flamme soll nicht erlöschen, und alle Gesichter vom Südland bis zum Norden sollen durch sie versengt werden! - - - Da entgegnete ich: »Ach, HERR, mein Gott! Die Leute sagen von mir: ›Trägt der nicht immer Rätselreden vor?‹« b) Das mörderische Racheschwert Gottes gegen Jerusalem und die AmmoniterDa erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, richte deine Blicke auf Jerusalem, predige gegen ihr Heiligtum und weissage gegen das Land Israel! Sage zum Lande Israel: ›So hat der HERR gesprochen: Siehe, ich will an dich! Ich will mein Schwert aus der Scheide ziehen und Gerechte wie Gottlose in dir ausrotten! Weil ich beide, Gerechte wie Gottlose, in dir ausrotten will, darum soll mein Schwert aus der Scheide fahren gegen alles Fleisch vom Südland bis zum Norden. Dann wird alle Welt erkennen, daß ich, der HERR, mein Schwert aus der Scheide habe herausfahren lassen, und es nicht wieder dahin zurückkehrt.‹« Schmerzbezeugung und Unheilverkündigung des Propheten»Du aber, Menschensohn, seufze! Mit zusammenbrechenden Hüften und in bitterem Schmerz seufze vor ihren Augen! Wenn sie dich dann fragen, worüber du seufzest, so antworte ihnen: ›Über eine Schreckenskunde! Bei ihrem Eintreffen werden alle Herzen verzagen und alle Arme schlaff herabhängen; aller Mut wird schwinden, und alle Knie werden wie Wasser zerfließen.‹ Fürwahr, es kommt und geht in Erfüllung!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. Das SchwertliedHierauf erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, verkünde folgende Weissagung: So hat der HERR gesprochen: Sprich zu ihnen: ›Ein Schwert, ein Schwert ist geschärft und auch gefegt; um ein Schlachten anzurichten, dazu ist es geschärft: damit es blitzt und blinkt, dazu ist es gefegt. Oder sollen wir uns freuen? Die für meinen Sohn bestimmte Rute verachtet alles Holz.Die Übersetzung ist durchaus unzuverlässig und der Sinn des Satzes dunkel. Er hat es zum Fegen hingegeben, um es in die Hand zu nehmen; es ist geschärft worden, das Schwert, und gefegt, damit man es dem Würger in die Hand gebe.‹ Schreie und wehklage, Menschensohn! Denn dieses Schwert richtet sich gegen mein Volk, richtet sich gegen alle Fürsten Israels: dem Schwert verfallen sind sie samt meinem Volk! Darum schlage dich auf die Hüften, denn die Probe ist gemacht! Aber wie, wenn die Rute selber (das Dreinhauen) verschmäht? Es soll nicht geschehen!« – lautet der Ausspruch Gottes des HERRN.Die Worte (V.16-18) werden verschieden übersetzt und gedeutet. »Du aber, Menschensohn, weissage und schlage die Hände zusammen! Denn das Schwert wird zweifach, ja dreifach kommen. Ein Mordschwert ist es, ein großes Mordschwert, das sie umkreisen soll, damit ihre Herzen verzagen und viele tot hinstürzen an all ihren Toren. Ich lasse blinken das Schwert. Wehe! Zum Blitzen ist es gefertigt, zum Schlachten geschärft! Setze in Schrecken, fahre nach rechts, kehre dich nach links, wohin eben deine Schneide gerichtet ist! So will denn auch ich meine Hände zusammenschlagen und meinem Zorn freien Lauf lassen: ich, der HERR, habe es gesprochen!« c) Der König Nebukadnezar am ScheidewegeDarauf erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Du aber, Menschensohn, stelle dir zwei Wege dar, auf denen das Schwert des Königs von Babylon kommen soll: von einem Lande sollen sie beide ausgehen. Dann stelle einen Wegweiser auf am Anfang des Weges nach der einen wie nach der anderen Stadt, damit das Schwert sowohl über Rabbath im Ammoniterlande als auch über Juda und Jerusalem in dessen Mitte kommen kann. Denn der König von Babylon steht am Scheidewege, am Anfang der beiden Wege, um eine Offenbarung zu erhalten:A.Ü.: um eine Wahrsagung (= ein Orakel) einzuholen (oder: um die Zukunft zu erforschen). er schüttelt die Pfeile, befragt die Hausgötter und beschaut die Leber. In seiner Rechten ist das Los ›Jerusalem‹, daß er den Mund auftue zum Kriegsgeschrei, lauten Schlachtruf erschallen lasse, Sturmböcke gegen die Tore aufstelle, einen Wall aufschütte und Belagerungstürme baue. Freilich scheint das ihnen eine trügerische Wahrsagung zu sein, da sie ja die feierlichsten Eide geschworen haben; doch er bringt ihre Verschuldung (bei sich) in Erinnerung, damit sie gefangen werden.« Gottes Drohung gegen den Hauptschuldigen, Zedekia, und gegen die Stadt; der messianische KönigDarum hat Gott der HERR so gesprochen: »Weil ihr mich an eure Verschuldung erinnert habt dadurch, daß eure Übertretungen aufgedeckt worden sind, so daß eure Sünden in all eurem Tun klar zu Tage liegen – ja, weil ihr euch so in Erinnerung gebracht habt, sollt ihr um ihretwillen ergriffen werden. Du aber, verruchter Frevler, Fürst Israels, dessen Tag gekommen ist zur Zeit, wo seine Schuld endgültig gebüßt wird – so hat Gott der HERR gesprochen: ›Hinweg mit der Königsbinde! Herunter mit der Krone! Das bleibt nicht so, wie es jetzt ist! Das Niedrige soll erhöht werden, und das Hohe muß herunter! Zu Trümmern, Trümmern, Trümmern will ich (alles) machen! Wehe ihm! So soll es bleiben, bis der kommt, der das Anrecht darauf hat: dem will ich es übergeben.‹« d) Das Racheschwert trifft die Ammoniter»Du aber, Menschensohn, verkünde folgende Weissagung: So hat Gott der HERR in betreff der Ammoniter und in betreff ihrer Hohnreden gesprochen! Verkünde: ›Ein Schwert, ein Schwert ist gezückt zum Schlachten, ist gefegt zum Blinken, damit es blitze – während man dich durch nichtige Gesichte getäuscht und dir Lügen gewahrsagt hat –, um es verruchten Frevlern an den Hals zu setzen, deren Tag kommt zu der Zeit, wo ihre Schuld endgültig gebüßt wird. Stecke das Schwert wieder in seine Scheide!A.L.: Kehre um in deine feste Stadt (nämlich Rabbath, V.24). An dem Orte, wo du geschaffen bist, im Lande, aus dem du stammst, will ich dich richten und will meinen Zorn sich über dich ergießen lassen, das Feuer meines Ingrimms gegen dich anfachen und dich der Gewalt tierischer Menschen preisgeben, die Verderben (für dich) schmieden. Dem Feuer sollst du zum Fraß dienen, dein Blut soll inmitten deines Landes vergossen liegen, deiner soll nicht mehr gedacht werden; denn ich, der HERR, habe gesprochen!‹« 3. Jerusalems Schuld und Strafea) Die Anklage und die Hauptklagepunkte (Blutvergießen und Götzendienst)Weiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Du, Menschensohn, willst du nicht der blutbefleckten Stadt das Urteil sprechen? Willst du sie nicht richten? Halte ihr alle ihre Greuel vor mit den Worten: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Wehe der Stadt, die Blut in ihrer Mitte vergossen hat, damit ihre Zeit herbeikomme, und die sich zu ihrem Unheil Götzen angefertigt hat, um sich zu verunreinigen! Durch dein Blut, das du vergossen, hast du dich mit Schuld beladen, und durch deine Götzen, die du dir angefertigt hast, bist du unrein geworden; du hast die Tage deines Gerichts nahe herangebracht und bist zum Abschluß deiner Jahre gekommen. Darum mache ich dich zum Hohn für die Völker und zum Spott für alle Länder. Mögen sie in deiner Nähe oder fern von dir wohnen, sie werden dich verspotten, weil dein Ruf befleckt ist und überall Verwirrung in dir herrscht.‹« b) Nähere Darlegung der Sünden»›Siehe, die Fürsten Israels in deiner Mitte sind alle, soviel ein jeder mit seiner Faust vermochte, beflissen gewesen, Blut zu vergießen. Vater und Mutter verachtet man in dir, den Fremdling behandelt man gewalttätig in deiner Mitte, Waisen und Witwen bedrückt man in dir. Was mir heilig ist, mißachtest du, und meine Sabbate entweihst du. Verleumder weilen in dir, die auf Blutvergießen ausgehen, und auf den Bergen hält man bei dir Opfermahle, Unzucht verübt man in deiner Mitte. Man treibt Unzucht in dir mit dem Weibe des Vaters und mißbraucht in dir die vom Blutgang unreinen Frauen. Ein jeder treibt Ehebruch mit der Frau seines Nächsten; ein anderer lebt in Blutschande mit seiner Schwiegertochter, der andere schändet in dir seine Schwester, die Tochter seines Vaters. Bestechungsgeschenke nimmt man in dir an, um Blut zu vergießen; du treibst Wucher und läßt dir Zinsen zahlen und übervorteilst deinen Nächsten durch Erpressung; mich aber hast du vergessen!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. ›Aber wisse wohl: ich schlage meine Hände zusammenA.Ü.: ich lasse meine Hand kommen. über den unredlichen Gewinn, den du gemacht hast, und über deine Bluttaten, die in deiner Mitte begangen sind. Wird wohl dein Herz standhalten, oder werden deine Hände stark bleiben zu der Zeit, wo ich mit dir ins Gericht gehen werde? Ich, der HERR, habe es angesagt und werde es auch vollführen! Denn ich werde dich unter die Völker zerstreuen und dich in die Länder versprengen und deine Unreinheit gänzlich aus dir wegschaffen, damit du durch eigene Schuld entehrt vor den Augen der Heidenvölker dastehst; dann wirst du zu der Erkenntnis kommen, daß ich der HERR bin.‹« c) Die Schmelzung der Schlacken im Schmelzofen des belagerten JerusalemWeiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, die vom Hause Israel sind für mich zu Schlacken geworden; sie sind alle wie Kupfer und Zinn, Eisen und Blei: Silberschlacken sind sie geworden!« Darum hat Gott der HERR so gesprochen: »Weil ihr alle zu Schlacken geworden seid, darum will ich euch nunmehr inmitten Jerusalems zusammenbringen. Wie man Silber und Kupfer, Eisen, Blei und Zinn im Schmelzofen zusammentut, um Feuer darunter anzufachen, damit es zum Schmelzen gebracht wird, so will ich euch in meinem Zorn und Grimm zusammentun und euch hineinlegen und zum Schmelzen bringen. Versammeln will ich euch und das Feuer meines Ingrimms gegen euch anfachen, daß ihr darin geschmolzen werden sollt. Wie man Silber im Schmelzofen schmelzt, so sollt ihr in der Stadt geschmolzen werden, damit ihr erkennt, daß ich, der HERR, meinen Grimm über euch ausgegossen habe!« d) Die Verderbtheit erstreckt sich über das ganze VolkWeiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, sage zu ihm: ›Du bist ein Land, das nicht benetzt, nicht beregnet worden ist in der Zeit des Grolls, dessen Fürsten in ihm wie ein brüllender und beutegieriger Löwe gewesen sind: sie haben Menschenleben gefressen, Reichtum und Kostbarkeiten an sich gebracht, die Zahl der Witwen in ihm gemehrt. Seine Priester haben meinem Gesetz Gewalt angetan und das, was mir heilig ist, entweiht; zwischen Heiligem und Unheiligem haben sie keinen Unterschied gemacht und das, was rein und unrein ist, nicht zu unterscheiden gelehrt; vor meinen Sabbaten aber haben sie ihre Augen geschlossen, so daß ich unter ihnen nicht mehr als heilig gelte. Ihre Fürsten sind in ihrer Mitte wie beutegierige Wölfe: sie gehen darauf aus, Blut zu vergießen und Menschenleben zu vernichten, um Gewinn zu erraffen. Ihre Propheten aber überstreichen ihnen alles mit Tünche, indem sie erdichtete Gesichte schauen und ihnen Lügen wahrsagen mit der Versicherung: So hat Gott der HERR gesprochen!, während doch der HERR gar nicht geredet hat. Das Volk im Lande verübt Gewalttätigkeit und begeht Raub, bedrückt die Armen und Elenden und übervorteilt die Fremdlinge gegen alles Recht. Ich habe unter ihnen nach einem Manne gesucht, der eine Mauer aufführen könnte und vor mir für das Land in den Riß treten möchte, damit ich es nicht zu Grunde richtete, aber ich habe keinen gefunden. Da habe ich denn meinen Zorn sich über sie ergießen lassen, habe sie durch das Feuer meines Grimms vernichtet und die Strafe für ihren Wandel auf ihr Haupt fallen lassen!‹« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. 4. Die sittliche Verderbnis der beiden Schwesterreiche Israel und Juda bildlich veranschaulichta) Einleitung: die beiden unzüchtigen Schwestern Ohola (d.h. Samaria) und OholibaHierauf erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, es waren zwei Frauen, Töchter derselben Mutter, die trieben Unzucht in Ägypten und buhlten schon in ihrer Jugend; sie ließen dort ihre Brüste drücken, und dort betastete man ihnen den jungfräulichen Busen: die ältere hieß Ohola und ihre Schwester Oholiba. Sie wurden beide mein und wurden Mütter von Söhnen und Töchtern; und was ihre Namen betrifft: Ohola ist Samaria, und Oholiba ist Jerusalem.« b) Oholas Buhlerei mit den Assyrern und Ägyptern»Ohola aber trieb Buhlerei, obgleich sie mein Weib war,W.: obgleich sie unter meiner Botmäßigkeit (= Ehegewalt) stand. und entbrannte in Liebe zu ihren Liebhabern, zu den Assyrern, die zu ihr kamen,W.: die nahe waren, vielleicht = die nächsten Vertrauten des Königs. gekleidet in blauen Purpur, Statthalter und Befehlshaber, lauter schmucke Jünglinge, Reiter hoch zu Roß. An diese machte sie sich mit ihren Buhlkünsten, an alle auserlesenen Assyrer, und befleckte sich mit allen, für die sie in Liebe entbrannt war, mit deren gesamtem Götzendienst. Dabei gab sie aber auch ihr unzüchtiges Treiben mit den Ägyptern nicht auf; denn die hatten ihr schon in ihrer Jugend beigewohnt und ihren jungfräulichen Busen betastet und in Unzucht mit ihr gelebt. Darum gab ich sie der Gewalt ihrer Buhlen preis, der Gewalt der Assyrer, in die sie leidenschaftlich verliebt war. Die deckten ihre Blöße auf, nahmen ihre Söhne und Töchter mit sich weg und brachten sie selbst mit dem Schwerte um, so daß sie zum Gerede für die Frauen wurde, nachdem man das Strafgericht an ihr vollstreckt hatte.« c) Oholibas Buhlerei mit den Assyrern, Chaldäern und Ägyptern»Ihre Schwester Oholiba hatte das zwar gesehen, trieb es aber trotzdem mit ihrer Verliebtheit noch ärger als jene und mit ihren Buhlereien noch heilloser, als ihre unsittliche Schwester es getan hatte. Sie entbrannte in Liebe zu den Assyrern, zu Statthaltern und Befehlshabern, die zu ihr kamen und gar prächtig gekleidet waren, Reiter hoch zu Roß, lauter schmucke Jünglinge. Da sah ich, daß auch sie sich befleckte: beide Schwestern trieben es in derselben Weise. Sie aber ging in ihrer Buhlerei noch weiter; und als sie Männer auf die Wand mit Rötel gemalt sah, Bilder von Chaldäern, die um die Hüften einen Gürtel trugen und deren Haupt mit überhängenden Kopfbünden bedeckt war und die allesamt wie vornehme Krieger aussahen, ähnlich den Babyloniern, deren Geburtsland Chaldäa ist, da entbrannte sie in Liebe zu ihnen, sobald sie ihrer ansichtig wurde, und sandte Boten an sie ins Land der Chaldäer. Da kamen denn die Babylonier zu ihr, um der Liebe mit ihr zu pflegen, und befleckten sie durch ihre Buhlerei; als sie sich aber an ihnen verunreinigt hatte, wurde sie ihrer überdrüssig. Da nun ihre Unzucht offenkundig geworden war [und sie ihre Blöße aufdeckte], da wurde ich ihrer überdrüssig, wie ich ihrer Schwester überdrüssig geworden war. Sie aber trieb es mit ihrer Buhlerei immer noch schlimmer, indem sie der Tage ihrer Jugendzeit gedachte, als sie in Ägypten gebuhlt hatte; und sie entbrannte in Liebe zu den dortigen Wollüstlingen, die Glieder hatten wie die Esel und Samenerguß wie die Hengste. Ja, du schautest dich um nach der Unzucht deiner Jugend, als die Ägypter dir den Busen betastet und deine jugendlichen Brüste gedrückt hatten.« d) Ankündigung des durch Babylonien an Oholiba zu vollstreckenden göttlichen GerichtsDarum, Oholiba, hat Gott der HERR so gesprochen: »Ich will nunmehr deine Buhlen gegen dich aufreizen, eben die, deren du überdrüssig geworden bist, und will sie von allen Seiten gegen dich herankommen lassen: die Babylonier und alle Chaldäer, die von Pekod und Schoa und Koa,Drei Völkerschaften im Zweistromland. auch alle Assyrer mit ihnen, schmucke Jünglinge, lauter Statthalter und Befehlshaber, vornehme Krieger und edle Herren,Richtiger vielleicht: nächste Vertraute des Königs (vgl. V.5). alle hoch zu Roß. Sie sollen (von Norden) gegen dich heranziehen, ein Getümmel von Rossen und Wagen, und mit Scharen von Völkern; mit großen und kleinen Schilden und Helmen werden sie ringsum gegen dich anrücken; ihnen will ich den Rechtsstreit vorlegen, damit sie dir nach ihren Rechtssatzungen das Urteil sprechen. Dann will ich dich meine Eifersucht fühlen lassen, damit sie voll Ingrimms mit dir verfahren: Nase und Ohren werden sie dir abschneiden, und was von dir noch übriggeblieben ist, wird durch das Schwert fallen; deine Söhne und Töchter werden sie wegführen, und was von dir noch übrigbleibt, wird vom Feuer verzehrt werden. Sie werden dir die Kleider ausziehen und deine kostbaren Geschmeide mit fortnehmen. So will ich deiner Buhlerei und deiner Unzucht von Ägypten her ein Ende machen, so daß du deine Augen nicht mehr zu ihnen erheben und an Ägypten nicht mehr zurückdenken wirst.« Denn so hat Gott der HERR gesprochen: »Ich will dich nunmehr in die Gewalt derer fallen lassen, die du hassest, in die Gewalt derer, von denen dein Herz sich abgewandt hat. Sie werden dich ihren Haß fühlen lassen und dir alles wegnehmen, was du dir erworben hast, und dich nackt und bloß liegen lassen, so daß deine buhlerische Blöße aufgedeckt wird. Deine Unzucht und Ehebrecherei haben dir dieses eingetragen, weil du den Heidenvölkern in deiner Gier nachgelaufen bist und zur Strafe dafür, daß du dich an ihren Götzen verunreinigt hast. Du bist denselben Weg gegangen wie deine Schwester; darum gebe ich auch dir jetzt ihren Becher zu trinken in die Hand.« So hat Gott der HERR gesprochen: »Den Becher deiner Schwester sollst du trinken, den tiefen und weiten – zum Gelächter und Gespött sollst du werden –; er faßt reichlich viel, so daß du ganz trunken und des Jammers voll werden wirst: ein Becher des Schauders und Entsetzens ist der Becher deiner Schwester Samaria. Du sollst ihn trinken und leeren und seine Scherben noch ablecken und dir den Busen daran zerreißen; denn ich habe es gesagt!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. – Darum hat Gott der HERR so gesprochen: »Weil du mich vergessen und mich hinter deinen Rücken geworfen hast, so trage auch du nun (die Strafe) für deine Unzucht und deine Buhlerei!« e) Abschließende Zusammenfassung von Schuld (besonders von religiösen Greueln) und gerechter Strafe beider SchwesternHierauf sagte der HERR zu mir: »Menschensohn, willst du nicht mit Ohola und Oholiba ins Gericht gehen? So halte ihnen denn ihre Greuel vor, daß sie Ehebruch getrieben haben und Blut an ihren Händen klebt; und zwar haben sie mit ihren Götzen Ehebruch getrieben und ihnen sogar ihre Kinder, die sie mir geboren hatten, als Opfer zum Fraß im Feuer dargebracht. Außerdem haben sie sich noch dadurch an mir vergangen, daß sie an demselben Tage mein Heiligtum verunreinigt und meine Sabbate entweiht haben. Denn wenn sie ihre Kinder ihren Götzen geschlachtet hatten, sind sie noch an demselben Tage in mein Heiligtum gekommen, um es zu entweihen: siehe, so haben sie es inmitten meines Hauses getrieben! Ja, sie haben sogar zu Männern gesandt, die von weither kommen sollten; und sobald ein Bote an sie gesandt worden war, stellten sie sich auch ein. Für diese hast du dich gebadet, hast dir die Augen geschminkt und dir Geschmeide angelegt; dann ließest du dich auf ein prächtiges Ruhebett nieder, vor dem ein Tisch zugerichtet war, auf den du meinen Weihrauch und mein Öl gestellt hattest. Dabei erscholl dann der laute Gesang einer frohgestimmten Menge; und zu Männern vom gemeinen Volk sandten sie, und Säufer aus der Wüste wurden herbeigebracht; denen legten sie Spangen an die Arme und setzten ihnen prachtvolle Kronen aufs Haupt.Die Übersetzung ist ganz unsicher. Da dachte ich von der durch Ehebruch Entkräfteten: ›Wird sie, ja sie, jetzt noch ihre Unzucht treiben?‹ Doch man kehrte bei ihr ein; wie man zu einer öffentlichen Dirne eingeht: ebenso kehrte man bei Ohola und Oholiba, den unzüchtigen Weibern, ein. Aber gerechte Männer, die sollen ihnen beiden das Urteil sprechen nach dem Recht, das für Ehebrecherinnen und Mörderinnen gültig ist; denn Ehebrecherinnen sind sie, und Blut klebt an ihren Händen.« Denn so hat Gott der HERR gesprochen: »Man berufe eine Gemeindeversammlung gegen sie und gebe sie der Mißhandlung und Plünderung preis! Die Volksgemeinde soll sie dann steinigen und sie mit ihren Schwertern zerhauen; ihre Söhne und Töchter wird man umbringen und ihre Häuser in Flammen aufgehen lassen. So will ich der Unzucht im Lande ein Ende machen, damit alle Weiber sich warnen lassen und nicht Unzucht treiben wie sie. So wird man euch für eure Verworfenheit büßen lassen, und ihr sollt die Strafe leiden für das, was ihr mit eurem Götzendienst verschuldet habt, damit ihr erkennt, daß ich Gott der HERR bin!« 5. Letzte Worte über die Zerstörung Jerusalemsa) Gleichnis vom unheilbar verrosteten Kochtopf und seinem SchicksalIm neunten Jahre, am zehnten Tage des zehnten Monats, erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, schreibe dir den Namen des Tages auf, eben dieses heutigen Tages! Gerade am heutigen Tage ist der König von Babylon vor Jerusalem gerückt! So trage denn dem widerspenstigen Geschlecht ein Gleichnis vor mit folgenden Worten: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Setze den Kochtopf aufs Feuer, setze ihn auf und gieße auch Wasser hinein; tu die Fleischstücke zusammen hinein, lauter gute Stücke, Lende und Schulter; fülle ihn mit auserlesenen Knochen; nimm eins von den besten Schafen und schichte auch die Holzscheite darunter auf; laß es tüchtig sieden, damit auch seine Knochen in ihm kochen.‹« Darum hat Gott der HERR so gesprochen: »Wehe über die blutbefleckte Stadt, über den Kochtopf, an dem der Rost sitzt und von dem sein Rost nicht abgeht! Hole die Fleischstücke einzeln aus ihm heraus, ohne eine Auswahl bei ihnen zu treffen! Denn das von der Stadt vergossene Blut ist noch mitten in ihr: auf den nackten Felsen hat sie es fließen lassen, hat es nicht auf den Boden gegossen, daß man es mit Erde bedecken könnte. Um den Zorn in mir aufsteigen zu lassen, um Rache üben zu können, habe ich das von ihr vergossene Blut auf den nackten Felsen fließen lassen, damit es nicht bedeckt werde.« Darum hat Gott der HERR so gesprochen: »Wehe über die blutbefleckte Stadt! Nun will ich selbst einen Holzstoß hoch aufschichten. Bringe viel Holz herbei, zünde das Feuer an, koche das Fleisch gar, laß die Brühe einkochen und die Knochen anbrennen! Dann stelle den Topf leer auf seine Kohlenglut, damit sein Erz glühend heiß wird und sein Schmutz in ihm zerschmilzt und sein Rost verschwindet. Aber alle Mühe ist bei ihm verloren, denn der viele Rost geht doch nicht von ihm ab; auch im Feuer bleibt der Rost an ihm sitzen. Wegen deiner schandbaren Unreinheit, weil ich dich habe reinigen wollen und du doch von deinem Schmutz nicht rein geworden bist, sollst du auch ferner nicht rein werden, bis ich meinen Grimm an dir gestillt habe! Ich, der HERR, habe es gesagt: es trifft ein, und ich führe es aus, ohne nachzulassen und Schonung zu üben oder Mitleid zu haben. Nach deinem Wandel und nach deinem ganzen Tun will ich dich richten!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. b) Unbeklagt wie die verstorbene Gattin des Propheten wird Jerusalem dahinsinkena) Ankündigung des jähen Todes der geliebten Gattin und Verbot der Totenklage und Trauerbräuche um sieWeiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, wisse wohl: ich will dir die Lust deiner Augen durch einen plötzlichen Schlag nehmen; aber du darfst dann weder klagen noch weinen, und keine Träne soll dir kommen! Du magst im stillen seufzen, darfst aber keine Totentrauer anstellen; binde dir deinen Kopfbund um und ziehe deine Schuhe an deine Füße, lege dir keine Hülle um den Bart und genieße die Speisen nicht, welche die Leute dir schicken.«Gewöhnliche (kurze) Übersetzung: kein Brot der Leute (oder: Trauerbrot) genieße; vgl. Jer 16,7; 5.Mose 26,14. b) Eintritt des Todes der Gattin; Hesekiels aufklärende Mitteilungen an die Gemeinde der VerbanntenNachdem ich hierauf am Morgen noch zum Volke geredet hatte, starb meine Frau am Abend, und ich tat am folgenden Morgen so, wie mir geboten war. Als nun die Leute mich fragten: »Willst du uns nicht mitteilen, was das für uns bedeuten soll, daß du so verfährst?«, antwortete ich ihnen: »Das Wort des HERRN ist folgendermaßen an mich ergangen: ›Sage zum Hause Israel: So hat Gott der HERR gesprochen: Wisset wohl: ich will mein Heiligtum, den Gegenstand eures höchsten Stolzes, die Lust eurer Augen und die Sehnsucht eures Herzens, entweihen, und eure Söhne und Töchter, die ihr dort zurückgelassen habt, sollen durchs Schwert fallen. Da werdet ihr es dann so machen, wie ich jetzt getan habe: um den Bart werdet ihr euch keine Hülle legen und die Speisen nicht genießen, welche die Leute euch schicken;Gewöhnliche (kurze) Übersetzung: kein Brot der Leute (oder: Trauerbrot) genieße; vgl. Jer 16,7; 5.Mose 26,14. euren Kopfbund werdet ihr auf dem Haupt und eure Schuhe an den Füßen behalten, werdet nicht klagen noch weinen, wohl aber im Bewußtsein eurer Verschuldung vergehen und einer gegen den andern seufzen. So wird euch also Hesekiel als Wahrzeichen dienen, so daß ihr, wenn es eintrifft, euch ganz so verhalten werdet, wie er sich verhalten hat; dann werdet ihr auch erkennen, daß ich Gott der HERR bin.‹« c) Ankündigung neuer, wunderbarer Ereignisse (besonders eines bedeutsamen Wandels in Hesekiels prophetischer Tätigkeit)»Du aber, Menschensohn, wisse wohl: An dem Tage, wo ich ihnen ihr Bollwerk nehmen werde, ihren Stolz und ihre innige Freude, die Lust ihrer Augen und die Sehnsucht ihres Herzens, dazu auch ihre Söhne und Töchter: an demselben Tage wird ein Flüchtling zu dir kommen, um es dir persönlich zu melden. An jenem Tage wird dir der Mund zugleich mit dem Eintreffen des Flüchtlings aufgetan werden: du wirst dann wieder reden können und nicht länger stumm sein. So wirst du ihnen zum Wahrzeichen dienen, und sie werden erkennen, daß ich der HERR bin.« B. Zweiter Hauptteil: Drohweissagungen gegen die heidnischen Nachbarvölker (Kap. 25-32)1. Drohreden gegen Ammon, Moab, Edom und die PhilisterHierauf erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, richte deine Blicke gegen die Ammoniter und weissage gegen sie! Sprich zu den Ammonitern: ›Hört das Wort Gottes, des HERRN! So hat Gott der HERR gesprochen: Weil du Haha! gerufen hast über mein Heiligtum, weil es entweiht wurde, und über das Land Israel, weil es verwüstet wurde, und über das Haus Juda, weil sie in die Verbannung wandern mußten: darum, fürwahr, will ich dich den Söhnen des Ostens zum Besitztum geben, daß sie ihre Zeltlager in dir aufschlagen und ihre Wohnungen in dich verlegen; sie werden deine Früchte essen und sie deine Milch trinken. Und ich will RabbaDie Hauptstadt der Ammoniter (21,25). zu einer Weide für Kamele machen und die Ortschaften der Ammoniter zu einem Lagerplatz für Kleinvieh, damit ihr erkennt, daß ich der HERR bin.Daß der Gott Israels, dessen Heiligtum sie höhnisch haben zusammenbrechen sehen, noch lebt, machtvoll waltet und straft. Denn so hat Gott der HERR gesprochen: »Weil du in die Hände geklatscht und mit dem Fuß gestampft und dich gefühllos von ganzem Herzen über das Land Israel gefreut hast: darum will ich nunmehr meine Hand gegen dich ausstrecken und dich den Völkern zur Plünderung preisgeben, ich will dich aus den Völkerschaften ausrotten und dich endgültig aus der Zahl der Länder verschwinden lassen, damit du erkennst, daß ich der HERR bin!« – So hat Gott der HERR gesprochen: »Weil Moab und Seir sagen: ›Nunmehr ergeht es dem Hause Juda wie allen anderen Völkern!‹, darum will ich jetzt die Abhänge Moabs entblößen, so daß es der Städte verlustig geht, seiner Städte verlustig ohne alle Ausnahme, der Zierde des Landes: Beth-Jesimoth, Baal-Meon und Kirjathaim. Den Söhnen des Ostens will ich es samt dem Lande der Ammoniter zum Eigentum geben, damit der Ammoniter nicht mehr gedacht wird unter den Völkern. An den Moabitern aber will ich (so) das Strafgericht vollstrecken, damit sie erkennen, daß ich der HERR bin!« – So hat Gott der HERR gesprochen: »Weil Edom mit Rachgier am Hause Juda gehandelt und sich durch Vollziehung der Rache an ihnen schwer verschuldet hat, darum hat Gott der HERR so gesprochen: ›Ich will meine Hand gegen Edom ausstrecken und Menschen samt Vieh in ihm ausrotten und will es zur Einöde machen; von Theman an, bis nach Dedan hin sollen sie durchs Schwert fallen! Ich will aber die Vollstreckung meiner Rache an Edom in die Hand meines Volkes Israel legen, daß sie mit den Edomitern so verfahren, wie es meinem Zorn und meinem Grimm entspricht, und jene meine Rache fühlen!‹« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. – So hat Gott der HERR gesprochen: »Weil die Philister mit Rachgier gehandelt und mit gefühllosem Herzen in nie endender Feindschaft Rache geübt haben, um Verderben anzurichten: darum hat Gott der HERR so gesprochen: ›Nunmehr will ich meine Hand gegen die Philister ausstrecken und die Kreter ausrotten und, was von ihnen an der Meeresküste noch übrig ist, vertilgen. Ja, ich will schwere Rachetaten an ihnen vollziehen durch schonungslose Züchtigungen, damit sie erkennen, daß ich der HERR bin, wenn ich sie meine Rache fühlen lasse!‹« 2. Drohreden gegen Tyrus und Sidon (Kap. 26-28) (vgl. Jes 23)a) Gottesspruch gegen Tyrusa) Die Schuld der Stadt und Gottes DrohungIm elften Jahre, am ersten Tage des (elften) Monats,Die Monatsangabe fehlt; im 4./5. Monat des Jahres wurde Jerusalem zerstört; vgl. V.2 . da erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, weil Tyrus über Jerusalem ausgerufen hat: ›Haha! Zertrümmert ist das Tor der Völker, mir hat es sich aufgetan: ich werde nun alles vollauf haben, weil Jerusalem zerstört ist!‹ –, darum spricht Gott der HERR so: ›Ich will nunmehr an dich, Tyrus, und will Völker in Menge gegen dich heranführen, wie das Meer seine Wogen heranfluten läßt! Sie sollen die Mauern von Tyrus zerstören und seine Türme niederreißen; und ich will das Erdreich von ihm wegfegen und es zu einem nackten Felsen machen: ein Trockenplatz für Fischernetze soll es werden inmitten des Meeres;Tyrus lag auf einer Felseninsel. denn ich habe es gesagt‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –, ›und es soll den Völkern zur Beute werden; seine Tochterstädte aber, die auf dem Festlande liegen, sollen durch das Schwert vernichtet werden, damit sie erkennen, daß ich der HERR bin!‹« b) Die Stadt wird durch Nebukadnezar belagert und vernichtet werdenDenn so hat Gott der HERR gesprochen: »Nunmehr will ich Nebukadnezar, den König von Babylon, den König der Könige, von Norden her gegen Tyrus heranziehen lassen mit Rossen, Kriegswagen und Reitern und mit der Heeresmacht vieler Völker. Deine Tochterstädte auf dem Festland wird er mit dem Schwert vernichten; gegen dich aber wird er Belagerungstürme errichten und einen Damm gegen dich aufführen und Schilddächer gegen dich aufstellen; den Stoß seiner Sturmböcke wird er gegen deine Mauern richten und deine Türme mit seinen Eisenhaken niederreißen. Infolge des Heranflutens seiner Rosse wird ihr Staub dich bedecken; vom Getöse seiner Reiter und der Räder seiner Streitwagen werden deine Mauern erbeben, wenn er in deine Tore einzieht, wie man in eine eroberte Stadt einzieht. Mit den Hufen seiner Rosse wird er alle deine Straßen zerstampfen, wird dein Volk mit dem Schwert umbringen, und die Bildsäulen, auf die du dein Vertrauen setzst, wird er zu Boden stürzen. Sie werden deine Schätze rauben, deine Handelsgüter plündern, deine Mauern niederreißen, deine Prachtgebäude zerstören und deine Steine, deine Balken und den Schutt von dir ins Wasser werfen. So will ich dem Getön deiner Lieder ein Ende machen, und der Klang deiner Harfen soll nicht mehr vernommen werden. Ich will dich zu einem kahlen Felsen machen: zu einem Trockenplatz für Fischernetze sollst du werden, und nie sollst du wieder aufgebaut werden, denn ich, der HERR, habe es gesagt!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. c) Schilderung des Eindrucks dieser Zerstörung auf die VölkerweltSo hat Gott, der HERR, in bezug auf Tyrus gesprochen: »Fürwahr, vom Dröhnen deines Falles, wenn die Erschlagenen ächzen, wenn das Schwert in deiner Mitte mordet, werden die Meeresländer erbeben; alle Fürsten des Meeres werden von ihren Thronen herabsteigen, ihre Prachtgewänder ablegen und ihre buntgestickten Kleider ausziehen; in Trauer werden sie sich kleiden, auf den Erdboden werden sie sich setzen und jeden Augenblick erzittern und deinethalben schaudern. Da werden sie denn in Wehklagen über dich ausbrechen und zu dir sagen: ›Ach, wie bist du untergegangen, vom Meer verschwunden, du hochberühmte Stadt, die da mächtig auf dem Meere war, sie und ihre Bewohner, welche allen Anwohnern des Meeres Schrecken vor sich einflößten! Jetzt erzittern die Meeresländer am Tage deines Falles, und die Inseln im Meer sind entsetzt über deinen Ausgang!‹« d) Gott hat die vollständige Vernichtung der Stadt beschlossenDenn so hat Gott der HERR gesprochen: »Wenn ich dich zu einer verödeten Stadt mache wie andere Städte, die nicht mehr bewohnt werden; wenn ich die Meereswogen über dich heranfluten lasse, daß die weiten Wasser dich bedecken: da will ich dich hinunterstoßen zu den in die Grube Hinabgefahrenen, zu dem Volk der Vorzeit, und dir deine Wohnung anweisen in den tiefsten Tiefen der Erde, in den uralten Trümmerstätten, bei denen, die in die Grube hinabgefahren sind, damit du nicht mehr bewohnt wirst und nicht mehr zur Schau dastehst im Lande der Lebenden! Einem schreckensvollen Untergang will ich dich preisgeben, auf daß du nicht mehr da bist: man wird dich suchen, aber dich in Ewigkeit nicht mehr finden!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. b) Klagelied über den Untergang der Stadt Tyrusa) Tyrus als stolzes Prachtschiff; die Herrlichkeit der Stadt, besonders als des WeltmarktesWeiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Du, Menschensohn, stimme ein Klagelied über Tyrus an und sprich zu Tyrus: ›(O Stadt), die du wohnst am Zugang zum Meer und Handel mit den Völkern treibst nach den vielen Meeresländern hin: so hat Gott der HERR gesprochen: Tyrus, du hast gedacht: Ich bin ein Schiff, vollkommen an Schönheit! Dein Gebiet liegt im Herzen der Meere; deine Erbauer haben dich zu (einem Schiff von) vollendeter Schönheit gemacht. Aus Zypressen vom Senirdem Gebirge Hermon oder Antilibanon (5.Mose 3,9). haben sie dir alles Plankenwerk gebaut und eine Zeder vom Libanon genommen, um den Mastbaum auf dir daraus zu fertigen. Aus Eichen von Basan haben sie deine Ruder hergestellt, dein Verdeck aus Edeltannenholz [mit Elfenbein ausgelegt] von den Eilanden der KitthäerZyprier.. Feine Leinwand mit Buntstickerei aus Ägypten war dein Segel, um dir als Flagge zu dienen; blauer und roter Purpur von den Gestaden ElisasSizilien oder Karthago oder der Peloponnes. war deine Überdachung. Die Einwohner von Sidon und ArwadStadt auf einer kleinen Insel an der Küste von Nordphönizien. dienten dir als Ruderer; die erfahrensten Männer aus deiner eigenen Mitte waren deine Steuerleute; die Ältesten von GebalByblos, eine Stadt an der Küste. und die dortigen Meister waren in dir als Ausbesserer deiner Lecke. Alle Seeschiffe samt ihrer Bemannung fanden sich bei dir ein, um Tauschhandel mit dir zu treiben. Perser und Put und Lud dienten dir in deinem Heer als deine Kriegsleute; Schild und Helm hängten sie bei dir auf, die verliehen dir Glanz. Männer aus Arwad und deine eigene HeeresmachtVielleicht ist statt dessen zu lesen: und aus Hethlon. standen auf deinen Mauern ringsum und Gammadäereine Völkerschaft bei Hermon. auf deinen Türmen; ihre Schilde hängten sie ringsum an deinen Mauern auf; sie machten deine Schönheit vollkommen. TharsisTartessus in Spanien, mit Bergwerken, besonders Silber (s. Jer 10,9). trieb Handel mit dir wegen der Fülle an allerlei Gütern: mit Silber, Eisen, Zinn und Blei bezahlten sie deine Waren. Die JonierGriechen im westlichen Kleinasien., Tibarener und MoscherVölkerschaften im nordöstlichen Kleinasien. machten Handelsgeschäfte mit dir: Sklaven und eherne Geräte gaben sie dir als Zahlung beim Tauschhandel. Die vom Hause Thogarmaein Gebiet in Armenien. bezahlten deine Waren mit Rossen, Reitpferden und Mauleseln. Die Rhodier waren deine Kaufleute; zahlreiche Meeresländer standen im Verkehr mit dir: Elefantenzähne und Ebenholz lieferten sie dir als Zahlung. Die Syrer schlossen Geschäfte mit dir ab wegen der Menge deiner Erzeugnisse: mit Karfunkel, rotem Purpur und bunten Geweben, mit feiner Leinwand, Korallen und Rubinen bezahlten sie deine Waren. Juda und das Land Israel waren deine Kaufleute: Weizen von MinnithMinnith im Gebiet Ammon; aber vielleicht ist zu lesen: Weizen und Spezerei (Harz vom Storaxbaum). und Wachs, Honig, Öl und Balsam gaben sie dir als Zahlung beim Tauschhandel. Damaskus trieb Handel mit dir ob der Menge deiner Erzeugnisse, wegen der Fülle an allerlei Gütern, mit Wein von Helbon und Wolle von Zahar. Wedan und Jawan brachten aus Usal kunstvoll geschmiedetes Eisen auf deinen Markt; Kassia und Kalmus hatten sie für dich als Tauschwaren. Dedanein arabisches Handelsvolk (vgl. Jes 21,13). trieb Handel mit dir in Satteldecken zum Reiten. Arabien und alle Häuptlinge Kedarsarabische Beduinenstämme (vgl. Jer 2,10). standen in Verkehr mit dir: mit Lämmern, Widdern und Böcken trieben sie Handel mit dir. Die Kaufleute von Saba und Ragmabeide in Südarabien. handelten mit dir: mit den köstlichsten Gewürzen, mit allerlei Edelsteinen und mit Gold bezahlten sie deine Waren. Haran, Kanne und Edenalle drei am oberen Euphrat. handelten mit dir; Assur und ganz Medien waren deine Kunden; sie handelten mit dir in Prachtgewändern, in Mänteln von blauem Purpur und buntgewirkten Stoffen, in farbenreichen Teppichen, in geflochtenen und fest gedrehten Tauen, gegen deine Waren. Die Schiffe von Tharsis vertrieben deine Güter im Tauschhandel, und so wurdest du mit Reichtum angefüllt und kamst zu hoher Macht inmitten der Meere.‹« b) Der jähe Untergang des Schiffes; Eindruck dieses Ereignisses auf die Völkerwelt»›Deine Ruderer haben dich auf die hohe See hinausgeführt, doch der Ostwindder Angriff des babylonischen Heeres. bringt dich zum Scheitern inmitten des Meeres. Deine Reichtümer und Waren, deine Handelsgüter, deine Matrosen und Steuerleute, deine Leckausbesserer, deine Tauschhändler und alle deine Kriegsleute, die sich auf dir befinden, mitsamt der ganzen Volksmenge auf dir werden in die Tiefe des Meeres sinken am Tage deines Untergangs. Vom lauten Geschrei deiner Steuerleute wird die weite Meeresfläche erbeben. Da werden dann alle, die das Ruder führen, die Seeleute und alle, die das Meer durchsteuern, aus ihren Schiffen steigen, werden ans Land treten und lauten Wehruf über dich erschallen lassen und kläglich schreien; sie werden sich Staub aufs Haupt streuen und sich in der Asche wälzen; sie werden sich um deinetwillen kahl scheren, mit Sackleinen sich umgürten und mit bekümmertem Herzen um dich weinen in bitterer Klage. In ihrem Schmerz werden sie ein Klagelied über dich anstimmen und über dich wehklagen: Welcher Ort ist so totenstillA.L.: so vernichtet (oder: so prächtig). wie Tyrus inmitten des Meeres! Solange deine Waren dem Meer entstiegen, hast du die Bedürfnisse vieler Völker befriedigt und durch die Fülle deiner Güter und Waren die Könige der Erde reich gemacht. Jetzt aber, da du zertrümmert, vom Meere verschwunden, in Wassertiefen begraben bist und dein Handel und deine ganze Volksmenge mitten in dir versunken ist, entsetzen sich alle Bewohner der Meeresländer über dich, ihre Könige sind von Schauder erfaßt, ihre Angesichter zucken schmerzlich. Die Kaufleute in der ganzen Welt zischen über dich: ein Ende mit Schrecken hast du genommen; du bist dahin für immer!‹« c) Gottesspruch gegen den Fürsten von Tyrusa) Gottes Gericht über den Hochmut des FürstenWeiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, sage zum Fürsten von Tyrus: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Weil dein Sinn hoch hinaus wollte und du gesagt hast: Ein Gott bin ich, einen Göttersitz bewohne ich mitten im Meer! – während du doch nur ein Mensch bist und kein Gott –, und weil du dich in deinem Herzen dünktest wie ein Gott – natürlich bist du weiser als Daniel, nichts Verborgenes ist dunkel für dich! Durch deine Weisheit und Einsicht hast du dir ja Reichtum erworben und Gold und Silber in deine Schatzkammern geschafft; durch deine große Weisheit hast du bei deinem Handelsbetrieb deinen Reichtum gemehrt, und dein Sinn ging infolge deines Reichtums hoch hinaus –: darum hat Gott der HERR so gesprochen: Weil dein Herz sich überhoben hat, als ob du ein Gott wärst, darum will ich nunmehr Fremde gegen dich heranziehen lassen, die wildesten Völkerschaften; die werden deiner schönen Weisheit mit dem Schwert zu Leibe gehen und deinen Glanz trüben. In die Grube werden sie dich hinabstoßen, und du wirst den Tod eines Erschlagenen sterben mitten im Meer! Wirst du dann wohl angesichts deiner Mörder auch noch sagen: Ein Gott bin ich!, während du doch nur ein Mensch bist und kein Gott, in der Hand derer, die dich durchbohren? Den Tod von Unbeschnittenen wirst du erleiden durch die Hand von Fremden! Denn ich habe es gesagt!‹« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. b) Klagelied über den Tod dieses FürstenWeiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, stimme ein Klagelied an über den König von Tyrus und sage zu ihm: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Der du das Bild der Vollkommenheit warst, voll von Weisheit und von vollendeter Schönheit: in Eden, dem Garten Gottes, befandest du dich, allerlei Edelsteine bedeckten deine Gewandung: Karneol, Topas und Jaspis, Chrysolith, Beryll und Onyx, Saphir, Rubin und Smaragd, und aus Gold waren deine Einfassungen und die Verzierungen an dir gearbeitet; am Tage deiner Erschaffung wurden sie eingesetzt. Du warst ein gesalbter schirmender Cherub: ich hatte dich dazu bestellt; auf dem heiligen Götterberge weiltest du, inmitten feuriger Steine wandeltest du. Unsträflich warst du in all deinem Tun vom Tage deiner Erschaffung an, bis Verschuldung an dir gefunden wurde. Infolge deines ausgedehnten Handelsverkehrs füllte sich dein Inneres mit Frevel, und als du dich versündigt hattest, trieb ich dich vom Götterberge weg, und der schirmende Cherub verstieß dich aus der Mitte der feurigen Steine. Dein Sinn war hochfahrend geworden infolge deiner Schönheit, und du hattest deine Weisheit außer acht gelassen um deines Glanzes willen; darum schleuderte ich dich auf die Erde hinab und gab dich vor Könige hin, damit sie eine Augenweide an dir hätten. Infolge der Menge deiner Verschuldungen, durch die Unehrlichkeit deines Handelsbetriebes hattest du deine Heiligtümer entweiht; darum habe ich ein Feuer aus deiner Mitte hervorbrechen lassen, das dich verzehrt hat, und ich habe dich in Asche auf die Erde hingelegt vor den Augen aller, die dich sahen. Alle, die dich unter den Völkern gekannt haben, sind über dich entsetzt; ein Ende mit Schrecken hast du genommen: du bist dahin für immer!‹« d) Gottesspruch gegen SidonWeiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, richte deine Blicke gegen Sidon und weissage gegen es mit folgenden Worten: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Nunmehr will ich an dich, Sidon, und will meine Macht in deiner Mitte erweisen, damit sie erkennen, daß ich der HERR bin, wenn ich Strafgerichte an dir vollziehe und mich als den Heiligen an dir erweise. Ich will die Pest in dich hineinsenden und Blutvergießen auf deine Straßen; und vom Schwert Erschlagene sollen in deiner Mitte ringsum hinsinken, damit sie erkennen, daß ich der HERR bin.‹« e) Abschluß: Zweck aller dieser Gottesgerichte; Ausblick in die spätere Heilszeit Israels»Für das Haus Israel aber wird es alsdann keinen stechenden Dorn und keinen schmerzenden Stachel mehr geben von seiten aller umwohnenden Völker, die sie verächtlich behandelt haben,A.Ü.: die Schadenfreude über sie empfunden haben. und sie werden erkennen, daß ich Gott, der HERR, bin.« So hat Gott der HERR gesprochen: »Wenn ich die vom Hause Israel aus den Völkern, unter die sie zerstreut worden sind, wieder sammle, dann will ich mich an ihnen vor den Augen der Heidenvölker als den Heiligen erweisen, und sie sollen in ihrem Lande wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe. Und sie sollen in Sicherheit darin wohnen und Häuser bauen und Weinberge anlegen; ja in Sicherheit sollen sie wohnen, während ich Strafgerichte an allen umwohnenden Völkern vollstrecke, die sie verächtlich behandelt haben;A.Ü.: die Schadenfreude über sie empfunden haben. dann werden sie erkennen, daß ich, der HERR, ihr Gott bin.« 3. Weissagungen (meist Strafreden) gegen Ägypten (Kap. 29-32)a) Ägyptens Untergang und spätere Wiederherstellung; Entschädigung NebukadnezarsIm zehnten Jahre, am zwölften Tage des zehnten Monats, erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, richte deine Blicke gegen den Pharao, den König von Ägypten, und sprich gegen ihn und gegen ganz Ägypten folgende Weissagungen aus.« a) Ankündigung der Vernichtung des Pharaos, des großen Krokodils»So hat Gott der HERR gesprochen: ›Nunmehr will ich an dich, Pharao, König von Ägypten, du großes Krokodil, das inmitten seiner Ströme lagert, das da spricht: Mir gehört mein Strom, und ich habe ihn mir geschaffen!A.L.: ich habe mich selbst geschaffen. So will ich dir nun Haken in die Kinnbacken legen und die Fische deiner Ströme an deinen Schuppen ankleben lassen und will dich mitten aus deinen Strömen heraufziehen samt allen Fischen deiner Ströme, die fest an deinen Schuppen hängen. Dann will ich dich in die Wüste hinwerfen, dich und alle Fische deiner Ströme; auf das freie Feld sollst du fallen, ohne aufgehoben und bestattet zu werden: den Tieren des Feldes und den Vögeln des Himmels will ich dich zum Fraß geben. Da werden denn alle Bewohner Ägyptens erkennen, daß ich der HERR bin, weil du für das Haus Israel nur ein Rohrstab gewesen bist – wenn sie dich in die Hand nahmen, knicktest du ein und rissest ihnen die ganze Hand auf; und wenn sie sich auf dich stützen wollten, zerbrachst du und machtest ihnen die ganzen Hüften wanken.‹« b) Ägyptens Verwüstung»Darum hat Gott der HERR so gesprochen: ›Nunmehr will ich das Schwert über dich kommen lassen und Menschen samt Vieh in dir ausrotten; und Ägyptenland soll zur Wüste und Einöde werden, damit man erkennt, daß ich der HERR bin. Weil du gesagt hast: ›Mir gehört der Nilstrom, und ich habe ihn geschaffen!‹,A.L.: ich habe mich selbst geschaffen. darum will ich nunmehr an dich und an deine Ströme und will das Land Ägypten zu Wüsteneien machen, zu wüsten Einöden von Migdol bis nach Syene, bis an die Grenze von Äthiopien.Migdol an der Nordgrenze, Syene im äußersten Süden Ägyptens (Jes 49,12). Keines Menschen Fuß soll es durchwandern, und auch der Fuß keines Tieres soll es durchschreiten, und es soll vierzig Jahre lang unbewohnt bleiben. Ja, ich will das Land Ägypten zu einer Wüste machen inmitten verwüsteter Länder, und seine Städte sollen inmitten verödeter Städte vierzig Jahre lang wüst daliegen; und die Ägypter werde ich unter die Völker zerstreuen und in die Länder versprengen.‹« c) Ägyptens dereinstige WiederherstellungDoch so hat Gott der HERR gesprochen: »Nach Ablauf der vierzig Jahre will ich die Ägypter aus den Völkern, unter die sie versprengt waren, wieder sammeln und das Schicksal der Ägypter wenden und sie nach Oberägypten, in ihr Geburtsland, zurückbringen; dort werden sie dann ein bescheidenes Königreich bilden. Dieses soll weniger mächtig sein als die anderen Königreiche und sich fernerhin nicht mehr über die anderen Völker erheben; und ich will sie wenig zahlreich werden lassen, so daß sie nicht mehr über die anderen Völker herrschen sollen. Dann wird dieses Reich für das Haus Israel nicht mehr den Gegenstand des Vertrauens bilden, was mich an ihre Verschuldung erinnern würde, wenn sie sich nach ihnen hinwendeten; und sie werden erkennen, daß ich Gott der HERR bin.« d) Nachtrag: Ägypten zum Ersatzlohn für Nebukadnezars vergebliche Belagerung von Tyrus bestimmtHierauf begab es sich im siebenundzwanzigsten Jahre, am ersten Tage des ersten Monats, da erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, Nebukadnezar, der König von Babylon, hat sein Heer schwere Arbeit verrichten lassen gegen Tyrus, so daß allen die Köpfe kahl geworden und die Schultern allen wund gerieben sind, aber Lohn ist weder ihm noch seinem Heere von Tyrus zuteil geworden für die Arbeit, die er gegen die Stadt geleistet hat.« Darum hat Gott der HERR so gesprochen: »Ich will nunmehr Nebukadnezar, dem Könige von Babylon, das Land Ägypten geben, damit er sich dessen Reichtum aneignet und es ausraubt und ausplündert: das soll seinem Heere als Lohn zuteil werden. Als seinen Sold, um den er sich abgemüht hat, gebe ich ihm das Land Ägypten, weil sie für mich gearbeitet haben« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. »An jenem Tage will ich das Haus Israel zu neuer Macht erwachsen lassenW.: ich will dem Hause Israel ein Horn sprossen lassen. und dir gewähren, den Mund in ihrer Mitte wieder frei aufzutun, damit sie erkennen, daß ich der HERR bin.« b) Neue Drohworte über das den Ägyptern bevorstehende göttliche StrafgerichtWeiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, verkünde folgende Weissagungen: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Wehklagt! O welch ein Tag! Denn nahe ist der Tag, ja, nahe ist der Tag des HERRN, ein dunkelbewölkter Tag: die Endzeit für die Heidenvölker wird er sein! Da wird ein Schwert nach Ägypten kommen und in Äthiopien große Angst herrschen, wenn Durchbohrte in Ägypten hinsinken und man seinen Reichtum wegschleppt und seine Grundfesten eingerissen werden. Die Äthiopier, Put und Lud samt all dem Völkergemisch und Kub samt den Bewohnern der verbündeten Länder werden mit ihnen durch das Schwert fallen.‹« So hat der HERR gesprochen: »Da werden dann die Stützen Ägyptens fallen und seine stolze Pracht dahinsinken; von Migdol bis nach Syene werden sie im Lande durch das Schwert fallen!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. »Ihr Land soll verwüstet daliegen inmitten verwüsteter Länder und seine Städte zerstört sein inmitten zerstörter Städte. Da werden sie denn erkennen, daß ich der HERR bin, wenn ich Feuer an Ägypten lege und alle, die ihnen helfen, zerschmettert werden. An jenem Tage werden Boten von mir ausfahren auf Schiffen, um Äthiopien aus seiner Sicherheit aufzuschrecken, und große Angst wird unter ihnen herrschen wegen des Unglückstages Ägyptens; denn dieser kommt unfehlbar!« Das Unheil kommt für Ägypten durch NebukadnezarSo hat Gott der HERR gesprochen: »So will ich denn dem Gepränge Ägyptens ein Ende machen durch die Hand Nebukadnezars, des Königs von Babylon. Er und sein Kriegsvolk mit ihm, die wildesten der Heidenvölker, werden herbeigeholt werden, um das Land zu verheeren; sie werden ihre Schwerter gegen Ägypten zücken und das Land mit Erschlagenen füllen. Und ich will die Ströme trocken legen und das Land der Gewalt von Bösewichtern preisgeben und das Land samt allem, was darin ist, durch die Hand von Fremden verwüsten: ich, der HERR, habe es gesagt!« Das Gericht über die wichtigsten Städte ÄgyptensSo hat Gott der HERR gesprochen: »Ja, ich will die Götzen vernichten und den falschen Göttern in Memphis ein Ende machen; es soll künftig auch keine Fürsten mehr im Lande Ägypten geben, und ich will das Land Ägypten in Furcht versetzen. Ich will Oberägypten verwüsten und Feuer an Zoan legen und Strafgerichte an Thebendie Hauptstadt Oberägyptens. vollstrecken; ich will meinen Zorn an Pelusium, dem Bollwerk Ägyptens, auslassen und das Gepränge von Theben vernichten; und ich will Feuer an Ägypten legen: Pelusium soll zittern und beben, Theben wird erstürmt werden und Memphis Feinde am hellen Tage sehen. Die jungen Krieger von Heliopolis und Bubastis werden durch das Schwert fallen, die übrigen Bewohner aber in die Gefangenschaft wandern. Und in Daphne soll sich der Tag in Finsternis verwandeln, wenn ich daselbst die Herrscherstäbe Ägyptens zerbreche und seiner stolzen Pracht dort ein Ende gemacht wird; es selbst – Gewölk wird es umhüllen, und seine Tochterstädte müssen in die Verbannung wandern. So werde ich Strafgerichte an Ägypten vollziehen, damit sie erkennen, daß ich der HERR bin!« c) Die Zerschmetterung des Armes des PharaosIm elften Jahre, am siebten Tage des ersten Monats, erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, den (einen) Arm des Pharaos, des Königs von Ägypten, habe ich zerbrochen; und siehe, er ist nicht verbunden worden, daß man Heilmittel angewandt, daß man eine Binde als Verband angelegt hätte, damit er wieder stark genug würde, das Schwert zu führen.« Drohung gegen den Pharao und gegen ÄgyptenDarum hat Gott der HERR so gesprochen: »Nunmehr will ich an den Pharao, den König von Ägypten, und will ihm beide Arme zerschmettern, den gesunden und den zerbrochenen, und ihm das Schwert aus der Hand schlagen; dann will ich die Ägypter unter die Völker zerstreuen und sie in die Länder versprengen. Dagegen will ich dem König von Babylon die Arme stärken und ihm mein Schwert in die Hand geben; aber die Arme des Pharaos will ich zerbrechen, daß er vor ihm ächzen soll wie ein tödlich Verwundeter. Ja, die Arme des Königs von Babylon will ich stärken, während die Arme des Pharaos herabsinken sollen, damit man erkennt, daß ich der HERR bin, wenn ich dem König von Babylon mein Schwert in die Hand gebe, damit er es gegen das Land Ägypten schwinge. Alsdann werde ich die Ägypter unter die Völker zerstreuen und sie in die Länder versprengen, damit sie erkennen, daß ich der HERR bin.« d) Stolze Höhe und jäher Sturz des mit einer Prachtzeder verglichenen PharaosIm elften Jahre, am ersten Tage des dritten Monats, erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, richte an den Pharao, den König von Ägypten, und an sein Gepränge folgende Worte.« a) Die unvergleichliche Pracht der Zeder»›Wem glichest du in deiner Größe? Ja, du warst einer Edeltanne gleich, einer Zeder auf dem Libanon, die schön von Geäst und mit beschattendem Laubwerk und hoch an Wuchs war, so daß ihr Wipfel bis in die Wolken hineinragte. Das Wasser hatte sie groß wachsen lassen, die unterirdische Flut sie in die Höhe getrieben; denn deren Strömung ging rings um ihren Standort herum, während sie sonst nur Rinnsale an alle Bäume des Gefildes gelangen ließ. Darum ragte ihr Wuchs über alle Bäume des Gefildes empor, und ihre Zweige wurden zahlreich und ihre Äste lang von der reichlichen Bewässerung, indem sie sich ausbreitete. In ihren Zweigen nisteten alle Vögel des Himmels, unter ihrem Laubdach warfen alle wilden Tiere ihre Jungen, und in ihrem Schatten wohnten all die vielen Völker. Schön war sie in ihrem hohen Wuchs, durch die Länge ihrer Zweige; denn ihre Wurzeln lagen an reichlichem Wasser. Keine Zeder im Garten Gottes reichte an sie heran, die Zypressen kamen ihr nicht gleich mit ihren Zweigen, und die Platanen hatten nicht solche Äste wie sie: kein Baum im Garten Gottes konnte sich an Schönheit mit ihr vergleichen. Ich hatte sie durch die Menge ihrer Zweige so schön gemacht, daß alle Bäume Edens im Garten Gottes neidisch auf sie waren.‹« b) Der jähe Sturz der Zeder und Gottes Absicht dabeiDarum hat Gott der HERR so gesprochen: »Weil sie so hochragend an Wuchs geworden war und ihren Wipfel bis in die Wolken hatte hineinragen lassen und ihr Sinn infolge ihres hohen Wuches hochfahrend geworden war, so habe ich sie der Gewalt eines Mächtigen unter den Völkern preisgegeben, der mit ihr nach ihrer Bosheit verfahren soll: infolge ihrer Verfehlung habe ich sie verstoßen.« Da haben Fremde sie umgehauen, die wildesten unter den Völkern, und haben sie hingeworfen; auf die Berge und in alle Täler sind ihre Zweige gefallen: ihre Äste lagen zerbrochen in allen Flußtälern des Landes, und alle Völker der Erde zogen aus ihrem Schatten hinweg und ließen sie unbeachtet liegen. Auf ihren umgefallenen Stamm setzten sich alle Vögel des Himmels nieder, und an ihre Zweige machten sich alle Tiere des Feldes, damit keine Bäume am Wasser sich forthin wegen ihres hohen Wuchses überheben möchten und ihren Wipfel bis in die Wolken hineinragen ließen und die Gewaltigen unter ihnen sich nicht stolz hinstellten in ihrer Hoheit, alle, die vom Wasser getränkt werden; denn sie sind alle dem Tode geweiht und müssen in das unterirdische Land hinab, mitten unter die anderen Menschenkinder, zu denen hin, die in die Grube hinabgefahren sind. c) Die Wirkung und Bedeutung dieses SturzesSo hat Gott der HERR gesprochen: »An dem Tage, als sie in das Totenreich hinabfuhr, ließ ich die unterirdische Flut sich in Trauer um sie hüllen und hielt ihre Strömung zurück, so daß die reichlichen Wasser gehemmt wurden; den Libanon hüllte ich ihretwegen in ein Trauergewand, und alle Bäume des Gefildes mußten ihretwegen verschmachten.A.Ü.: wurden ihretwegen mit Finsternis bedeckt. Durch das Gedröhn ihres Sturzes machte ich die Völker erzittern, als ich sie in das Totenreich hinabsinken ließ zu den in die Grube Hinabgefahrenen; da trösteten sich im unterirdischen Lande alle Bäume Edens, die erlesensten und schönsten auf dem Libanon, alle, die vom Wasser getränkt wurden. Auch sie mußten mit ihr in das Totenreich hinabfahren zu den vom Schwert Durchbohrten, die vordem als ihre Helfer in ihrem Schatten gewohnt hatten inmitten der Völker. Wem glichest du also an Herrlichkeit und Größe unter den Bäumen Edens? Und doch wirst du mit den Bäumen Edens in das unterirdische Land hinabgestoßen werden; inmitten Unbeschnittener wirst du da bei den vom Schwert Erschlagenen liegen: das ist der Pharao und all sein Gepränge!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. e) Klagelied auf den PharaoIm zwölften Jahre, am ersten Tage des zwölften Monats, erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: a) Bildlicher Teil: die schmachvolle Vernichtung des großen Krokodils»Menschensohn, stimme ein Klagelied an über den Pharao, den König von Ägypten, und sage zu ihm«: »›Einem jungen Löwen unter den Völkern wurdest du verglichen, und warst doch nur wie ein Krokodil im Nilstrom, spritztest mit deinen Nüstern, trübtest das Wasser mit deinen Füßen und wühltest seine Fluten auf.‹ So hat Gott der HERR gesprochen: ›So will ich denn mein Netz über dich ausbreiten durch eine Schar vieler Völker, die sollen dich in meinem Fanggarn emporziehen. Dann will ich dich auf die Erde hinwerfen, dich auf das freie Feld schleudern und will machen, daß alle Vögel des Himmels sich auf dich niedersetzen und die wilden Tiere der ganzen Erde sich an dir sättigen. Dann will ich dein Fleisch auf die Berge verschleppen lassen und die Täler mit deinem Aas füllen und das Land mit deinem Ausfluß tränken von deinem Blut bis an die Berge, und die Rinnsale sollen voll von dir werden. Alsdann will ich, wenn ich dich erlöschen lasse, den Himmel verschleiern und seine Sterne verdunkeln, will die Sonne in Gewölk hüllen, und der Mond soll sein Licht nicht leuchten lassen. Alle leuchtenden Himmelslichter will ich deinethalben verdunkeln und Finsternis über dein Land ausbreiten‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. ›Da werde ich denn das Herz vieler Völker in Betrübnis versetzen, wenn ich die Kunde von deinem Untergang unter die Nationen gelangen lasse, in Länder, die du nicht gekannt hast; und ich werde machen, daß viele Völker sich über dich entsetzen und ihre Könige über dein Geschick schaudern, wenn ich mein Schwert vor ihren Augen schwinge; und sie werden unaufhörlich zittern, ein jeder für sein Leben, am Tage deines Sturzes.‹« b) Eigentliche Rede: die Vernichtung Ägyptens durch den König von Babylon»Denn so hat Gott der HERR gesprochen: ›Das Schwert des Königs von Babylon soll über dich kommen! Durch die Schwerter tapferer Krieger will ich dein Gepränge zu Fall bringen – die wildesten unter den Völkern sind sie allesamt –: die sollen die Herrlichkeit Ägyptens zerstören, daß all sein Gepränge vernichtet wird; auch seine gesamte Tierwelt will ich zugrunde gehen lassen von den vielen Gewässern hinweg, so daß keines Menschen Fuß sie noch aufwühlen und keines Tieres Klaue sie noch trüben soll. Alsdann will ich ihre Gewässer klären und ihre Ströme wie Öl dahingleiten lassen‹ – so lautet der Ausspruch Gottes, des HERRN –, ›wenn ich das Land Ägypten zu einer Wüste mache und das Land öde wird, seiner Fülle beraubt, indem ich alle seine Bewohner sterben lasse, damit sie erkennen, daß ich der HERR bin.‹ Ein Klagelied ist dies, das man klagend singen soll; die Töchter der Völker sollen es klagend singen; über Ägypten und all sein Gepränge sollen sie es klagend singen!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. f) Grabgesang für den PharaoUnd im zwölften Jahre, am fünfzehnten Tage des (zwölften oder: ersten) Monats, erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, stimme eine Totenklage an über das Gepränge Ägyptens und senke es hinab, du und die Töchter mächtiger Völker, in das unterirdische Land zu den in die Grube Hinabgefahrenen!« a) Der Pharao zur Unseligkeit verurteilt; sein Empfang von seiten der Bewohner der Unterwelt»Vor wem hast du etwas voraus an Lieblichkeit? Fahre hinab und laß dich bei den Unbeschnittenen betten! Mitten unter den vom Schwert Erschlagenen sollen sie hinsinken! Das Schwert ist schon dargereicht: schleppt Ägypten herbei und sein ganzes Gepränge! Da werden die Vornehmsten unter den tapferen Kriegern mitten aus dem Totenreich heraus ihm samt seinen Helfern zurufen: Sie sind herabgekommen, sie liegen da, die Unbeschnittenen, vom Schwert erschlagen!‹« b) Der Pharao in der Unterwelt inmitten der Unseligen (der Unbeschnittenen und vom Schwert Erschlagenen)»›Dort ist Assur und sein ganzes Kriegsvolk; rings um ihn her liegen ihre Gräber: alle sind sie erschlagen, durch das Schwert gefallen. Seine Gräber sind im tiefsten Grunde der Grube untergebracht, und sein Kriegsvolk liegt rings um sein Grab herum; sie sind alle erschlagen, durch das Schwert gefallen, sie, die einstmals Schrecken verbreitet haben im Lande der Lebenden. Dort ist Elam und alle seine Krieger rings um sein Grab her, lauter Erschlagene, durch das Schwert Gefallene, die als Unbeschnittene in das unterirdische Land hinabgefahren sind, sie, die einstmals Schrecken vor sich her im Lande der Lebenden verbreitet haben und jetzt ihre Schmach tragen müssen bei den in die Grube Hinabgefahrenen. Mitten unter Erschlagenen hat man ihm ein Lager angewiesen samt all seinen Kriegern, deren Gräber rings um ihn her liegen. Sie sind allesamt unbeschnitten, vom Schwert erschlagen, weil einstmals der Schrecken vor ihnen im Lande der Lebenden verbreitet war. So tragen sie nun ihre Schmach bei den in die Grube Hinabgefahrenen: mitten unter Erschlagene hat man sie hingelegt. Dort sind Mesech und ThubalMoscher und Tibarener (27,13). und alle ihre Krieger, deren Gräber rings um sie her liegen; sie sind allesamt unbeschnitten, vom Schwert erschlagen, sie, die einstmals Schrecken vor sich her im Lande der Lebenden verbreitet haben. Sie liegen nicht bei den in der Vorzeit gefallenen Helden, die in ihrer vollen Kriegswehr in das Totenreich hinabgefahren sind, denen man ihre Schwerter unter das Haupt und ihre Schilde auf die Gebeine gelegt hat, weil einstmals ein Schrecken vor ihrer Heldenkraft im Lande der Lebenden geherrscht hat. So wirst auch du (Ägypten) inmitten Unbeschnittener zerschmettert bei den vom Schwert Erschlagenen gebettet sein. Dort ist Edom mit seinen Königen und all seinen Fürsten, die trotz ihres Heldentums den vom Schwert Erschlagenen beigesellt worden sind: sie müssen bei Unbeschnittenen liegen, bei den in die Grube Hinabgefahrenen. Dort sind die Herrscher des Nordens insgesamt und alle Sidonier, die als Erschlagene hinabgefahren und trotz ihrer Furchtbarkeit, trotz ihres Heldentums zuschanden geworden sind. Da liegen sie nun als Unbeschnittene bei den vom Schwert Erschlagenen und müssen ihre Schmach tragen mit den in die Grube Hinabgefahrenen.‹« c) Der Pharao von Gott in die Unterwelt verstoßen»Wenn der Pharao diese alle erblickt, mag er sich über all seine Gepränge trösten; vom Schwert erschlagen ist der Pharao samt seiner ganzen Heeresmacht« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –, »denn er hat Schrecken vor sich her verbreitet im Lande der Lebenden; darum wird er inmitten Unbeschnittener bei den vom Schwert Erschlagenen gebettet liegen, der Pharao und all sein Gepränge!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. C. Dritter Hauptteil: Trostbuch oder Reden über Jerusalems Wiederherstellung (Kap. 33-48)I. Die Vorbereitungen auf die Heilszeit (Kap. 33-39)1. Einleitung zum Trostbucha) Die Wende in der prophetischen Tätigkeit Hesekielsa) Bedeutung des Wächteramts für den Wächter und für die LandesbewohnerDas Wort des HERRN erging an mich folgendermaßen: »Menschensohn, rede zu deinen Volksgenossen und sage zu ihnen: Wenn ich das Schwert über ein Land kommen lasse und das Volk des Landes einen Mann aus seiner Gesamtheit wählt und ihn für sich zum Wächter bestellt, und der sieht das Schwert in das Land einbrechen und stößt in die Trompete und warnt dadurch das Volk – wenn dann einer zwar den Schall der Trompete hört, aber sich nicht warnen läßt, so daß der bewaffnete Feind kommt und ihn ums Leben bringt, so soll die Schuld an seinem Tode ihm selbst beigemessen werden; er hat ja den Schall der Trompete gehört, aber sich nicht warnen lassen: er hat seinen Tod selbst verschuldet; denn hätte er sich warnen lassen, so würde er sein Leben gerettet haben.A.L.: jener aber hat gewarnt und so sein Leben gerettet. Wenn aber der Wächter den bewaffneten Feind kommen sieht und nicht in die Trompete stößt, so daß das Volk ungewarnt bleibt, und der bewaffnete Feind kommt und bringt einen von ihnen ums Leben, so wird der Betreffende zwar infolge seiner Sündenschuld weggerafft, aber für den Verlust seines Lebens werde ich den Wächter verantwortlich machen.« b) Hesekiels Berufung zum Wächteramt; seine Verantwortlichkeit (vgl. 3,16-21)»Du nun, Menschensohn – dich habe ich zum Wächter für das Haus Israel bestellt, damit du sie, wenn du ein Wort aus meinem Munde vernommen hast, in meinem Namen warnst. Wenn ich zu dem Gottlosen sage: ›Gottloser, du mußt des Todes sterben!‹, du aber nichts sagst, um den Gottlosen vor seinem bösen Wandel zu warnen, so wird er, der Gottlose, zwar sein Leben um seiner Verschuldung willen verlieren, aber für den Verlust seines Lebens werde ich dich verantwortlich machen. Wenn du aber deinerseits den Gottlosen vor seinem bösen Wandel gewarnt hast, damit er von ihm umkehre, er sich aber von seinem Wandel nicht abbringen läßt, so wird er zwar um seiner Verschuldung willen sterben, du aber hast dein LebenW.: deine Seele. gerettet.« c) Hesekiels Bußpredigt auf Gottes Befehl und seine Verkündigung der göttlichen Gnade und Gerechtigkeit für die bußfertigen Sünder»Und du nun, Menschensohn, sage zum Hause Israel: ›Folgendes Bekenntnis habt ihr abgelegt: Ja, unsere Übertretungen und Sünden lasten auf uns, und durch sie vergehen wir ganz: wie könnten wir denn am Leben bleiben?‹ Sage zu ihnen: ›So wahr ich lebe!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –: ›ich habe kein Wohlgefallen am Tode des Gottlosen, sondern daran, daß der Gottlose sich von seinem Wandel bekehrt und am Leben bleibt! Kehrt um, ja bekehrt euch von eurem bösen Wandel! Denn warum wollt ihr sterben, Haus Israel?‹ – Du also, Menschensohn, sage zu deinen Volksgenossen: ›Den Gerechten wird seine Gerechtigkeit nicht retten an dem Tage, wo er in Sünde verfällt; und den Gottlosen wird seine Gottlosigkeit nicht zu Fall bringen an dem Tage, wo er von seiner Gottlosigkeit umkehrt; aber auch der Gerechte kann um seiner Gerechtigkeit willen nicht am Leben erhalten bleiben an dem Tage, wo er in Sünde verfällt. Wenn ich dem Gerechten verheiße, er solle ganz gewiß das Leben behalten, und er sich auf seine (bisherige) Gerechtigkeit verläßt und Böses tut, so wird seines ganzen gerechten Tuns nicht mehr gedacht werden, sondern um des Bösen willen, das er verübt hat, um deswillen muß er sterben. Und wenn ich dem Gottlosen androhe: ›Du mußt des Todes sterben!‹ und er sich von seiner Sünde abkehrt und nunmehr Recht und Gerechtigkeit übt, so daß er das ihm Verpfändete zurückgibt, Geraubtes wiedererstattet und nach den Satzungen wandelt, deren Beobachtungd.h. Beachtung . zum Leben führt, so daß er nichts Böses mehr tut, so soll er gewißlich das Leben behalten und nicht sterben: keine von allen Sünden, die er begangen hat, soll ihm noch angerechnet werden; Recht und Gerechtigkeit hat er geübt: er soll gewißlich das Leben behalten!‹ Freilich sagen deine Volksgenossen: ›Das Verfahren des Herrn ist nicht das richtige!‹, während doch ihr eigenes Verfahren nicht das richtige ist. Wenn ein Gerechter sich von seiner Gerechtigkeit abwendet und Unrecht tut, so muß er auf Grund davon sterben; wenn dagegen ein Gottloser von seiner Gottlosigkeit abläßt und Recht und Gerechtigkeit übt, so soll er infolgedessen am Leben bleiben. Und ob ihr auch behauptet, das Verfahren des Herrn sei nicht das richtige, so werde ich doch jeden von euch nach seinem Wandel richten, Haus Israel!« d) Eintritt der Wende für Hesekiel (beim Eintreffen der Kunde von der Eroberung Jerusalems) durch Lösung seiner ZungeEs begab sich aber im zwölften Jahre unserer Verbannung, am fünften Tage des zehnten Monats, da kam ein Flüchtling aus Jerusalem zu mir mit der Nachricht: »Die Stadt ist erobert!« Die Hand des HERRN war aber schon am Abend vor der Ankunft des Flüchtlings über mich gekommen, und er hatte mir den Mund aufgetan, ehe jener am folgenden Morgen bei mir eintraf. So war mir denn der Mund aufgetan worden, und ich bin seitdem nie wieder stumm geworden. b) Strafrede auf die anspruchsvolle Überhebung der in Palästina zurückgebliebenen Volksgenossena) Darlegung des SachverhaltsHierauf erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, die Bewohner jener Trümmerstätten im Lande Israel sagen immer wieder: ›Abraham war nur ein einzelner Mann und hat doch das Land zum Besitz erhalten; unser aber sind viele: uns ist das Land als Besitz zugewiesen!‹ Darum sage zu ihnen: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Ihr genießt das Fleisch mitsamt dem BlutA.L.: Auf den Bergen genießt ihr Opferfleisch. und erhebt eure Augen zu euren Götzen und vergießt Blut, und da solltet ihr das Land zum Besitz haben? Ihr verlaßt euch fest auf euer Schwert, verübt Greuel und entehrt ein jeder das Weib des andern, und da solltet ihr das Land im Besitz haben?‹« b) Androhung des Strafgerichts»Folgendermaßen sollst du zu ihnen sagen: ›So hat Gott der HERR gesprochen: So wahr ich lebe: die in den Trümmerstätten Wohnenden sollen durch das Schwert fallen, und wer sich auf freiem Felde aufhält, den will ich den wilden Tieren zum Fraß hingeben, und wer sich auf den Berghöhen und in den Höhlen befindet, soll an der Pest sterben! Und ich will das Land zur Wüste und Einöde machen: seine stolze Pracht soll ein Ende haben, und das Bergland Israels soll wüst daliegen, so daß niemand es mehr durchwandert! Dann werden sie erkennen, daß ich der HERR bin, wenn ich das Land zur Wüste und Einöde mache wegen all ihrer Greuel, die sie verübt haben.‹« c) Strafrede auf die Unbußfertigkeit der Zuhörer des Propheten»Du aber, Menschensohn – deine Volksgenossen unterhalten sich über dich an den Mauern und in den Toreingängen der Häuser und sagen einer zum andern: ›Kommt doch und hört, was für ein Ausspruch es ist, den der HERR ergehen läßt!‹ Da kommen sie denn zu dir wie bei einem Volksauflauf und setzen sich vor dich hin als mein Volk und hören deine Worte an, handeln aber nicht danach, sondern sie tun liebevoll mit ihrem Munde, während ihr Herz hinter ihrem Gewinn herläuft. Und wisse wohl: du bist ihnen wie ein Liebeslied, wie einer, der eine schöne Stimme hat und die Leier gut zu spielen versteht; und so hören sie denn deine Worte an, handeln aber nicht danach. Wenn es aber eintrifft – und es trifft unfehlbar ein! –, dann werden sie erkennen, daß ein Prophet unter ihnen dagewesen ist.« 2. Die schlechten Hirten und Gott als der gute Hirta) Die bisherigen pflichtvergessenen und verderblichen HirtenHierauf erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, richte deine Weissagungen gegen die Hirten Israels und sage zu ihnen: ›Zu den Hirten spricht Gott der HERR also: Wehe den Hirten Israels, die sich selbst geweidet haben! Ist’s nicht die Herde, welche die Hirten weiden sollen? Die Milch habt ihr genossen, mit der Wolle euch bekleidet und die fetten Tiere geschlachtet, aber meine Herde nicht geweidet. Die schwachen Tiere habt ihr nicht gestärkt und die kranken nicht geheilt, die verwundeten nicht verbunden, die versprengten nicht zurückgeholt und die verirrten nicht aufgesucht, sondern mit Gewalt und Härte über sie geschaltet. So haben denn (meine Schafe) sich zerstreut, weil sie keinen Hirten hatten, und sind in ihrer Zerstreuung eine Beute aller wilden Tiere geworden. Auf allen Bergen und auf jedem hohen Hügel sind meine Schafe umhergeirrt, und über das ganze Land hin haben meine Schafe sich zerstreut, ohne daß sich jemand um sie gekümmert oder auf sie geachtet hätte. Darum, ihr Hirten, vernehmt das Wort des HERRN! So wahr ich lebe!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –: ›weil meine Schafe geraubt und meine Schafe von allen wilden Tieren des Feldes gefressen worden sind, ohne daß ein Hirt da war, und weil meine Hirten sich nicht um meine Schafe gekümmert, sondern nur sich selbst, aber nicht meine Schafe geweidet haben: darum, ihr Hirten, vernehmt das Wort des HERRN! So spricht Gott der HERR: Nunmehr will ich an die Hirten und will meine Schafe von ihnen zurückfordern und ihrem Hirtenamt ein Ende machen, damit die Hirten nicht mehr sich selbst weiden! Nein, ich will meine Schafe ihnen aus dem Rachen reißen, daß sie von ihnen nicht mehr gefressen werden!‹« b) Gott als der gute Hirt der Zukunfta) Er sammelt seine Schafe und nimmt sich ihrer liebevoll anDenn so hat Gott der HERR gesprochen: »Wisset wohl, ich selbst will jetzt nach meinen Schafen sehen und mich ihrer annehmen. Wie ein Hirt sich seiner Herde annimmt, sobald einige von seinen Schafen sich abgesondert haben, so will auch ich mich meiner Schafe annehmen und sie aus all den Orten zurückholen, wohin sie zerstreut worden sind am Tage des Gewölks und des Wetterdunkels. Herausführen will ich sie aus den Völkern und sie sammeln aus den Ländern und sie in ihr Heimatland zurückbringen; da will ich sie weiden auf den Bergen Israels, in den Talgründen und in allen bewohnten Gegenden des Landes. Auf guter Weide will ich sie weiden, und auf den Bergeshöhen Israels soll ihre Trift sein; dort sollen sie sich auf guter Trift lagern und fette Weide haben auf den Bergen Israels. Ich selbst will der Hirt meiner Schafe sein und ich selbst sie lagern lassen« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. »Die verirrten will ich aufsuchen und die versprengten zurückholen, die verwundeten Tiere verbinden und die kranken gesund machen; die fetten und starken will ich behüten;A.Ü.: aber das Feiste und Überstarke will ich vertilgen. ich werde sie weiden, wie es recht ist.« b) Er vollzieht die Scheidung innerhalb der Herde und schützt die schwachen Tiere gegen die gewalttätigen»Ihr aber, meine Herde« – so hat Gott der HERR gesprochen –: »ich will nunmehr Gericht halten zwischen den Schafen untereinander und gegenüber den Widdern und den Böcken. Genügt es euch nicht, die beste Weide abzuweiden? Müßt ihr auch noch das übrige Weideland mit den Füßen zertreten? Ihr habt klares Wasser zu trinken: müßt ihr da noch das übriggebliebene mit euren Füßen aufwühlen, so daß meine Schafe das abweiden, was ihr mit euren Füßen zerstampft habt, und das trinken, was ihr mit euren Füßen aufgewühlt habt?« Darum spricht Gott der HERR so zu ihnen: »Seht, nunmehr will ich selbst Gericht zwischen den fetten und den mageren Schafen halten. Weil ihr die schwachen Tiere alle mit der Seite und Schulter weggedrängt und mit euren Hörnern gestoßen habt, bis ihr sie hinausgetrieben hattet, so will ich nun meinen Schafen zu Hilfe kommen, damit sie euch nicht mehr zur Beute werden, und ich will zwischen den einzelnen Schafen Gericht halten.« c) Er gibt ihnen seinen Knecht David (d.h. einen Nachkommen Davids als Messias) zu seinem Stellvertreter und schließt einen Friedensbund mit ihnen»Ich will aber einen einzigen Hirten über sie bestellen, der sie weiden soll, meinen Knecht David: der soll sie weiden, und der soll ihr Hirt sein! Und ich, der HERR, will ihr Gott sein, und mein Knecht David soll Fürst in ihrer Mitte sein: ich, der HERR, bestimme es so! Und ich will einen Friedensbund mit ihnen schließen und die bösen Tiere aus dem Lande verschwinden lassen, so daß sie sogar in der Steppe sicher wohnen und in den Wäldern schlafen können. Ich will ihnen und der ganzen Umgebung meines Hügels Segen verleihen und den Regen zu rechter Zeit fallen lassen: segenspendende Regengüsse sollen es sein. Die Bäume des Feldes sollen ihre Früchte bringen und das Ackerland seinen Ertrag geben; und sie sollen auf ihrem Grund und Boden sicher wohnen und erkennen, daß ich der HERR bin, wenn ich die Stäbe ihres Joches zerbreche und sie aus der Gewalt derer errette, die sie knechten. Sie sollen alsdann nicht mehr eine Beute der Heidenvölker sein, und die Raubtiere des Landes sollen sie nicht mehr fressen, sondern sie sollen in Sicherheit wohnen, ohne daß jemand sie aufschreckt. Und ich will ihnen eine ruhmeswerte Pflanzung aufsprießen lassen, so daß sie nicht mehr vom Hunger im Lande weggerafft werden und den Hohn der Heidenvölker nicht mehr zu erdulden haben. Dann werden sie erkennen, daß ich, der HERR, ihr Gott, mit ihnen bin und daß sie, das Haus Israel, mein Volk sind« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. »Denn ihr seid meine Schafe, die Herde meiner Weide, und ich bin euer Gott!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. 3. Die Vernichtung Edoms und die Wiederherstellung von Israels verwüstetem Gebieta) Vernichtung des arglistigen und räuberischen Erbfeindes EdomWeiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, richte deine Blicke gegen das Gebirge Seir und verkünde folgende Weissagungen gegen dasselbe: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Nunmehr will ich an dich, Gebirge Seir, ich will meine Hand gegen dich ausstrecken und dich zur Wüste und Einöde machen! Deine Städte will ich in Trümmer legen, und du selbst sollst zur Wüste werden, damit du erkennst, daß ich der HERR bin! Weil du immerfort Feindschaft gehegt und die Israeliten zur Zeit ihres Unglücks, zur Zeit, als sie ihre Schuld endgültig büßten, dem Schwert ausgeliefert hast: darum, so wahr ich lebe!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –: ›bluten will ich dich machen, und Blut soll dich verfolgen! Weil du dich durch Blutvergießen verschuldet hast, soll Blut dich verfolgen! Ich will das Gebirge Seir zur Wüste und Einöde machen und alle in ihm ausrotten, die da hin- und herziehen. Und ich will seine Berge überall mit Erschlagenen bedecken: auf deinen Höhen, in deinen Tälern und in allen deinen Schluchten sollen vom Schwert Erschlagene niedersinken. Zu ewigen Wüsteneien will ich dich machen, und deine Städte sollen unbewohnt sein, damit ihr erkennt, daß ich der HERR bin. Weil du gesagt hast: Die beiden Völker und die beiden Länder müssen mein werden, und ich will sie in Besitz nehmen! – obwohl doch der HERR dort wohnt: darum, so wahr ich lebe!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –, ›will ich entsprechend deinem eigenen Zorn und Eifer mit dir verfahren, wie du infolge deines Hasses gegen sie verfahren bist, und ich will mich dir zu erkennen geben, wenn ich mit dir ins Gericht gehe. Dann wirst du auch erkennen, daß ich, der HERR, alle deine Lästerungen gehört habe, die du gegen das Bergland Israel ausgestoßen hast, indem du sagtest: Wüst liegt es da: uns ist es zum Verspeisen gegeben! So habt ihr den Mund voll gegen mich genommen und vermessene Reden gegen mich ausgestoßen; ich habe es wohl gehört!‹ So hat Gott der HERR gesprochen: ›Zur Freude der ganzen Erde will ich Verwüstung über dich bringen! Wie du dich darüber gefreut hast, daß der Erbbesitz des Hauses Israel verwüstet wurde, ebenso will ich es dir widerfahren lassen: zur Wüste sollst du werden, Gebirge Seir, und du, Edom, insgesamt, damit du zur Erkenntnis kommst, daß ich der HERR bin!‹« b) Begnadigung und Wiederherstellung des Landes Israela) Dem von den Feinden verhöhnten Berglande Israel wird Beseitigung seiner unrechtmäßigen Besitzer zugesagt»Du aber, Menschensohn, sprich über das Bergland Israel folgende Weissagung aus: ›Ihr Berge Israels, vernehmt das Wort des HERRN! So hat Gott der HERR gesprochen: Weil der Feind über euch ausgerufen hat: Haha! Die Höhen sind verwüstet auf ewig, als Eigentum uns zugefallen! –, darum sprich folgende Weissagungen aus: So hat Gott der HERR gesprochen: Darum, ja eben darum, weil man euch angeschnaubt und von allen Seiten über euch gieriges Verlangen nach euch getragen hat, so daß ihr in den Besitz der noch übriggebliebenen Heidenvölker gekommen und ins Gerede der Zungen und in die üble Nachrede der Leute geraten seid – darum, ihr Berge Israels, vernehmt das Wort Gottes des HERRN! So spricht Gott der HERR zu den Bergen und Hügeln, zu den Tälern und Schluchten, zu den öden Trümmerstätten und den verlassenen Städten, die den noch übriggebliebenen Heidenvölkern ringsum zur Beute und zum Gespött geworden sind – darum spricht Gott der HERR also: Wahrlich, in glühendem Eifer rede ich gegen die noch übriggebliebenen Heidenvölker und gegen das gesamte Edom, weil sie mit schadenfrohen Herzen und völliger Gefühllosigkeit sich in den Besitz meines Landes gesetzt haben, um die Bewohner auszutreiben und auszuplündern. Darum weissage über das Land Israel und richte an die Berge und Hügel, an die Täler und Schluchten die Worte: So hat Gott der HERR gesprochen: Fürwahr, in meinem Eifer und in meinem Grimm rede ich, weil ihr den Hohn der Heidenvölker habt tragen müssen!‹ Darum spricht Gott der HERR also: Ich hebe meine Hand auf zum Schwur, daß die Völkerschaften, die um euch her wohnen, ihre Schmähung selbst tragen sollen!‹« b) Verheißung neuen Segens und herrlicher Entwicklung des Berglandes Israel»›Ihr aber, ihr Berge Israels, sollt eure Zweige sprossen lassen und eure Früchte tragen für mein Volk Israel, denn gar bald werden sie heimkehren! Denn wisset wohl: ich werde zu euch kommen und mich euch wieder zuwenden, und ihr sollt wieder besät und bepflanzt werden. Ich will die Menschen auf euch zahlreich werden lassen, das ganze Haus Israel insgesamt, die Städte sollen wieder bewohnt und die Trümmer neu aufgebaut werden. Und ich werde Menschen und Vieh auf euch zahlreich machen: sie sollen sich mehren und fruchtbar sein; und ich will euch wieder bewohnt sein lassen wie in euren früheren Zeiten und euch noch mehr Gutes erweisen als je zuvor, damit ihr erkennt, daß ich der HERR bin! Menschen will ich wieder auf euch wandeln lassen, nämlich mein Volk Israel: die sollen dich wieder in Besitz nehmen, und du sollst ihnen als Erbbesitz gehören und sie hinfort nicht mehr ihrer Kinder berauben!‹«d.h. die Bevölkerung nicht selbst vernichten durch allerlei Schädigungen. So hat Gott der HERR (zum Lande) gesprochen: »Weil man dir vorgeworfen hat, du seiest eine Menschenfresserin gewesen und eine Kindesmörderin für dein eigenes Volk, darum sollst du hinfort keine Menschen mehr fressen und dein Volk nicht mehr kinderlos machen!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. »Und ich will dich hinfort nicht länger die Schmähung der Heiden hören lassen, und den Hohn der Völker sollst du nicht mehr zu tragen haben und sollst deine Bevölkerung nicht mehr ihrer Kinder berauben!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. c) Die Gründe, durch welche Gott zu solchem Verfahren bestimmt wirdWeiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Menschensohn, solange die vom Hause Israel in ihrem Lande wohnten, verunreinigten sie es durch ihren Wandel und ihr ganzes Tun; ihr Wandel war vor meinen Augen wie die Unreinheit einer Frau, die ihren Blutgang hat. Da ließ ich denn meinem Zorn gegen sie freien Lauf wegen des Blutes, das sie im Lande vergossen hatten, und wegen ihres Götzendienstes, durch den sie es verunreinigt hatten. Ich zerstreute sie also unter die Heidenvölker, und sie wurden in die Länder versprengt: nach ihrem Wandel und ihrem ganzen Tun ging ich mit ihnen ins Gericht. Als sie nun unter die Heidenvölker kamen, da brachten sie, wohin sie kamen, meinen heiligen Namen in Unehre, indem man von ihnen sagte: ›Das Volk des HERRN sind diese, und doch haben sie aus seinem Lande wegziehen müssen!‹ Da tat es mir leid um meinen heiligen Namen, weil das Haus Israel ihn unter den Heidenvölkern überall, wohin sie kamen, in Unehre brachte. Darum sage zum Hause Israel: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Nicht um euretwillen, Haus Israel, greife ich ein, sondern um meines heiligen Namens willen, den ihr unter den Heidenvölkern überall entehrt habt, wohin ihr gekommen seid. So will ich denn meinen großen Namen, der unter den Heiden entheiligt worden ist, weil ihr ihn unter ihnen entheiligt habt, wieder zu Ehren bringen, damit die Heiden erkennen, daß ich der HERR bin‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –, ›wenn ich mich vor ihren Augen an euch als den Heiligen erweise.‹« d) Die stufenweise Ausführung des göttlichen Planes, und zwar aus Gnade»›Ich will euch also aus den Heidenvölkern herausholen und euch aus allen Ländern sammeln und euch in euer Land zurückbringen. Dann will ich reines Wasser über euch sprengen, damit ihr rein werdet: von all euren Befleckungen und von all eurem Götzendienst will ich euch reinigen. Und ich will euch ein neues Herz verleihen und euch einen neuen Geist eingeben: das steinerne Herz will ich aus eurer Brust herausnehmen und euch dafür ein Herz von Fleisch verleihen. Ich will meinen Geist in euer Inneres geben und will solche Leute aus euch machen, die nach meinen Satzungen wandeln und meine Weisungen beobachtend.h. beachten, befolgen . und tatsächlich ausführen. Dann sollt ihr wohnen bleiben in dem Lande, das ich euren Vätern gegeben habe; ihr sollt mein Volk sein, und ich will euer Gott sein. Wenn ich euch alsdann von all euren Befleckungen befreit habe, will ich den Getreidesegen herbeirufen und ihn mehren und keine Hungersnot mehr über euch verhängen. Auch die Früchte der Bäume und den Ertrag der Felder will ich mehren, damit ihr euch nicht noch einmal unter den Heidenvölkern wegen einer Hungersnot schmähen lassen müßt. Wenn ihr alsdann an euren bösen Wandel zurückdenkt und an euer ganzes verwerfliches Tun, so werdet ihr vor euch selbst einen Abscheu empfinden wegen eurer Verschuldungen und eurer Greuel. Nicht um euretwillen greife ich ein‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –: ›das sei euch kundgetan! Schämt euch vielmehr und errötet über euren Wandel, ihr vom Hause Israel!‹« ee) Die Anerkennung der Größe Gottes auch von seiten der HeidenSo hat Gott der HERR gesprochen: »Zu derselben Zeit, wo ich euch von all euren Verschuldungen reinige, will ich auch die Städte neu bevölkern, und die Trümmer sollen wieder aufgebaut werden; das verödete Land soll aufs neue bestellt werden, während es zuvor als Wüste vor den Augen aller Vorüberziehenden dagelegen hat. Dann wird man sagen: ›Dieses Land, das verödet dalag, ist wie der Garten Eden geworden, und die Städte, die in Trümmern lagen und verwüstet und zerstört waren, sind jetzt wohlbefestigt und volkreich.‹ Da werden dann die Völkerschaften, die rings um euch her übriggeblieben sind, zu der Erkenntnis kommen, daß ich, der HERR, es bin, der das Zerstörte neu aufgebaut und das Verwüstete neu bepflanzt hat. Ich, der HERR, habe es verheißen und werde es auch vollführen!« So hat Gott der HERR gesprochen: »Auch darin will ich mich noch vom Hause Israel erbitten lassen, daß ich es ihnen gewähre: ich will sie an Menschen so zahlreich werden lassen wie eine Herde von Schafen. Wie der Tempel von Opferschafen, wie Jerusalem an seinen hohen Festen von Schafen, so sollen die jetzt verödeten Städte voll von Menschenherden sein, damit man erkennt, daß ich der HERR bin.« 4. Die Wiederbelebung (= Neuschaffung) des toten Volkes Israela) Israels wunderbare Auferweckung vom Todea) Das dem Propheten zuteil gewordene Gesicht von der Belebung der TotengebeineDie Hand des HERRN kam über mich: er führte mich im Zustande der Verzückung hinaus und ließ mich mitten in der Tal-Ebene nieder, die voll von Totengebeinen war. Er führte mich ringsherum an diesen vorüber; und siehe, es lagen ihrer sehr viele über die ganze Tal-Ebene hin, aber alle waren ganz verdorrt. Da fragte er mich: »Menschensohn, können wohl diese Gebeine wieder lebendig werden?« Ich antwortete: »HERR, mein Gott, du weißt es.« Hierauf gebot er mir: »Weissage über diese Gebeine und rufe ihnen zu: ›Ihr verdorrten Gebeine, vernehmt das Wort des HERRN! So hat Gott der HERR zu diesen Gebeinen gesagt: Fürwahr, ich will Odem in euch kommen lassen, damit ihr wieder lebendig werdet, und will Sehnen an euch schaffen und Fleisch über euch wachsen lassen, ich will euch mit Haut überziehen und euch Odem einflößen, damit ihr wieder lebendig werdet und erkennt, daß ich der HERR bin.‹« Da weissagte ich, wie mir geboten war; und als ich geweissagt hatte, entstand plötzlich ein Rascheln, und die Gebeine fügten sich zusammen, eins an das andere. Als ich nun hinschaute, nahm ich wohl Sehnen an ihnen wahr, und Fleisch war über sie gewachsen, und mit Haut waren sie oben überzogen, aber Odem war noch nicht in ihnen. Da sagte er zu mir: »Richte eine Weissagung an den Odem, ja weissage, Menschensohn, und sprich zu dem Lebensgeist: ›So hat Gott der HERR gesprochen: O Geist, komm von den vier Winden herbei und hauche diese Erschlagenen an, daß sie wieder lebendig werden!‹« Als ich nun so weissagte, wie er mir geboten hatte, da kam der Lebensgeist in sie, so daß sie lebendig wurden und auf ihre Füße traten, eine gewaltig große Heerschar. b) Deutung des merkwürdigen Vorganges als eines BildesHierauf sagte er zu mir: »Menschensohn, diese Gebeine hier sindd.h. bedeuten, stellen dar. das ganze Haus Israel. Siehe, sie sagen jetzt: ›Verdorrt sind unsere Gebeine, und geschwunden ist unsere Hoffnung: es ist aus mit uns!‹ Darum weissage du und sage zu ihnen: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Wisset wohl: ich will eure Gräber öffnen und euch, mein Volk, aus euren Gräbern hervorgehen lassen und euch in das Land Israel zurückbringen: dann werdet ihr erkennen, daß ich der HERR bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern hervorgehen lasse. Ich will also meinen Geist in euch kommen lassen, daß ihr lebendig werdet, und will euch wieder in euer Land versetzen, damit ihr erkennt, daß ich, der HERR, es verheißen habe und es auch zur Ausführung bringe!‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN.« b) Die Wiederherstellung des davidischen Einheitsreiches durch die Vereinigung der beiden Reiche Juda und Israela) Die sinnbildliche, vom Propheten vorzunehmende HandlungWeiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Du, Menschensohn, nimm dir einen Holzstab und schreibe darauf: ›Juda und die mit ihm vereinten Israeliten‹. Sodann nimm noch einen anderen Holzstab und schreibe darauf: ›Joseph, der Stab Ephraims und des ganzen mit ihm vereinten Hauses Israel‹. Dann füge dir beide Holzstäbe zu einem einzigen Stabe zusammen, so daß sie ein Ganzes in deiner Hand bilden!« b) Die Deutung der sinnbildlichen Handlung»Wenn dann deine Volksgenossen zu dir sagen: ›Willst du uns nicht erklären, was dies bedeuten soll?‹, so antworte ihnen: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Seht, ich werde den Stab Josephs und der mit ihm vereinten Stämme Israels, der in der Hand Ephraims ist, nehmen und ihn zu dem Stabe Judas hinzutun und sie (beide) zu einem einzigen Stabe machen, so daß sie ein Ganzes in meiner Hand bilden.‹ Wenn du dann die Stäbe, die du mit Inschriften versehen hast, vor ihren Augen in deiner Hand hältst, so sage zu ihnen: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Wisset wohl: ich will die Kinder Israels aus den Heidenvölkern, unter die sie haben ziehen müssen, herausholen und sie von allen Seiten her sammeln und sie in ihr Land zurückbringen. Ich will sie dann zu einem einzigen Volk machen in dem Lande, auf den Bergen Israels, so daß ein einziger König über sie alle herrscht; sie sollen alsdann nicht wieder zwei Völker bilden und nicht wieder in zwei Reiche geteilt sein.‹« c) Die herrliche Zukunft des geeinten Volkes»›Dann sollen sie sich nicht mehr an ihren Götzen und abscheulichen Abgöttern und durch all ihre Abfallssünden verunreinigen; nein, ich will sie frei machen von all ihren Treubrüchen, durch die sie sich versündigt haben, und will sie reinigen; dann sollen sie mein Volk werden, und ich will ihr Gott sein. Mein Knecht David aber soll König über sie sein, und sie sollen alle einen einzigen Hirten haben; dann werden sie nach meinen Weisungen wandeln, meine Satzungen beobachtend.h. beachten, befolgen . und nach ihnen handeln. Sie sollen dann wieder in dem Lande wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe und in welchem ihre Väter gewohnt haben; auch sie sollen darin wohnen samt ihren Kindern und Kindeskindern bis in Ewigkeit; und mein Knecht David soll ihr Herrscher sein für immer. Dann will ich auch einen Friedensbund mit ihnen schließen, ein ewiger Bund soll mit ihnen bestehen; und ich will sie seßhaft machen und mehren und mein Heiligtum in ihrer Mitte belassen ewiglich. Meine Wohnung aber wird über ihnen sein;A.L.: Und meine Wohnung soll bei ihnen sein. ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. Auch die Heidenvölker werden dann erkennen, daß ich der HERR bin, der Israel heiligt, wenn mein Heiligtum sich in ihrer Mitte befindet ewiglich!‹« 5. Letzter Ansturm und endgültige Vernichtung der gottfeindlichen nordischen Heidenmächtea) Gott selbst führt die rohen Horden Gogs aus dem Lande Magog gegen Palästina herbeiDas Wort des HERRN erging weiter an mich folgendermaßen: »Menschensohn, richte deine Blicke auf Gog im Lande Magog, den Fürsten von Ros, Mesech und Thubal,A.L.: den Großfürsten von Mesech und Thubal. Mesech und Thubal sind skythische Nomaden östlich vom Tigris (27,13; 32,26). und sprich folgende Weissagungen über ihn aus: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Nunmehr will ich an dich, Gog, Fürst von Ros, Mesech und Thubal! Ich will dich herbeilocken und dir Haken in die Kinnbacken legen und dich ins Feld ziehen lassen mit deiner ganzen Kriegsmacht, Rosse und Reiter, allesamt in voller Ausrüstung, ein gewaltiges Heer mit Schilden und Tartschen, durchweg mit Schwertern bewaffnet: Perser, Äthiopier und Libyer befinden sich unter ihnen, allesamt mit Schild und Helm; Kimmerierein Volk am Schwarzen Meer. mit all ihren Scharen, das Haus Thogarma aus dem äußersten Norden mit all seinen Scharen: ja viele Völker sind mit dir. Rüste dich und halte dich bereit, du mit all deinen Scharen, die sich bei dir gesammelt haben, und sei du ihr Anführer!A.Ü.: und sei mir zum Dienst bereit. Nach geraumer Zeit sollst du Befehl erhalten: am Ende der Jahre sollst du über ein Land kommen, das sich vom Kriege erholt hat, (zu einem Volk) das aus vielen Völkern auf den Bergen Israels, die dauernd verödet lagen, gesammelt worden ist; jetzt aber ist es aus den Völkern zurückgeführt, und sie wohnen nun in Sicherheit allesamt. Da wirst du dann heranziehen, wie ein Ungewitter daherkommen, wirst wie eine Wetterwolke sein, um das Land zu bedecken, du und alle deine Scharen und die Völkermenge mit dir.‹« b) Die bösen Absichten des Feindes und der große Plan GottesSo hat Gott der HERR gesprochen: »Zu jener Zeit werden (böse) Gedanken in deinem Herzen aufsteigen, und du wirst einen schlimmen Anschlag ersinnen; du wirst nämlich denken: ›Ich will zu Felde ziehen gegen ein Land von Bauernhöfen, will über friedliche Leute herfallen, die ruhig und sorglos leben; sie wohnen ja allesamt (in Ortschaften) ohne Mauern und haben keine Riegel und Tore.‹ (Gegen diese gedenkst du zu ziehen,) um schonungslos zu rauben und Beute zu machen, um deine Hand an wiederbewohnte Trümmerstätten zu legen und an ein Volk, das aus den Heidenländern gesammelt worden ist, das sich Hab und Gut erworben hat und auf dem Nabel der Erde wohnt. Seba und DedanVgl. 27,22 und 27,20 und ihre Kaufleute, Tharsis und all seine raubgierigen LöwenA.L.: all seine Händler. werden zu dir sagen: ›Bist du gekommen, um Beute zu machen? Hast du deine Scharen aufgeboten, um zu plündern, um Silber und Gold zu rauben, um Hab und Gut wegzunehmen, um reiche Beute zu machen?‹ Darum verkünde, Menschensohn, dem Gog folgende Weissagungen: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Jawohl, zu jener Zeit, wo mein Volk Israel wieder in Sicherheit wohnt, wirst du aufbrechen und von deinem Wohnsitz, vom äußersten Norden her, kommen, du und viele Völker mit dir, allesamt hoch zu Roß, eine große Schar und ein gewaltiges Heer; und du wirst gegen mein Volk Israel heranziehen wie eine Wetterwolke, um das Land zu bedecken. Am Ende der Tage wird es geschehen, daß ich dich gegen mein Land zu Felde ziehen lasse, damit die Heidenvölker mich kennenlernen, wenn ich mich vor ihren Augen an dir, Gog, als den Heiligen erweise.‹« c) Gottes furchtbares Gericht über GogSo hat Gott der HERR (zu Gog) gesprochen: »Bist du es nicht, auf den ich in früheren Tagen durch den Mund meiner Knechte, der Propheten Israels, hingewiesen habe, die zu jener Zeit jahrelang geweissagt haben, daß ich dich gegen sie heranführen würde? So wird denn an demselben Tage, an dem Gog in das Land Israel einrückt« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –, »da wird die Zornesglut in mir auflodern; und in meinem Zorneseifer, im Feuer meines Ingrimms spreche ich es aus: ›Wahrlich, an jenem Tage wird ein großes Erdbeden im Lande Israel stattfinden! Da sollen vor mir erbeben die Fische im Meer und die Vögel unter dem Himmel, die Tiere auf dem Felde und alles Gewürm, das auf dem Erdboden kriecht, und alle Menschen, die auf der ganzen Erde wohnen; die Berge sollen einstürzen und die Felswände umfallen und alle Mauern zu Boden stürzen. Dann werde ich in meinem ganzen Berglande das Schwert gegen ihn aufbieten‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –, ›so daß das Schwert eines jeden sich gegen den andern kehrt. Und ich will das Strafgericht an ihm vollziehen durch Pest und Blutvergießen, durch Wolkenbrüche und Hagelsteine; Feuer und Schwefel will ich regnen lassen auf ihn und auf seine Kriegsscharen und auf die vielen Völker, die bei ihm sind. So will ich meine Größe und meine Heiligkeit erweisen und mich vor den Augen vieler Völker kundtun, damit sie erkennen, daß ich der HERR bin!‹« d) Nochmalige Ankündigung des Untergangs für Gog»Du also, Menschensohn, sprich gegen Gog folgende Weissagungen aus: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Wisse wohl: ich will an dich, Gog, Fürst von Ros, Mesech und Thubal! Ich will dich herbeilocken und am Gängelbande führen und dich vom äußersten Norden heranziehen lassen und dich auf die Berge Israels kommen lassen. Aber (dort) will ich dir den Bogen aus der linken Hand schlagen und die Pfeile deiner rechten Hand entfallen lassen. Auf den Bergen Israels sollst du fallen, du selbst und alle deine Scharen und die Völker, die bei dir sind; den Raubvögeln, allem Getier, das Flügel hat, und den Raubtieren des Feldes überlasse ich dich zum Fraß: auf freiem Felde sollst du fallen; denn ich habe es gesagt!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. ›Da will ich an Magog und an die in Sorglosigkeit lebenden Bewohner der Meeresländer Feuer legen, damit sie erkennen, daß ich der HERR bin. Aber inmitten meines Volkes Israel will ich meinem heiligen Namen Anerkennung verschaffen und werde meinen heiligen Namen nicht länger entweihen lassen, damit die Heidenvölker erkennen, daß ich der HERR bin, der Heilige in Israel. Wisse wohl: es kommt und geht in Erfüllung!‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –; ›das ist der Tag, auf den ich hingewiesen habe!‹« e) Niederlage und Bestattung der Scharen Gogs»Da werden denn die Bewohner der Städte Israels hinausziehen und Feuer anmachen und einheizen mit den Waffen, den Kurzschilden und Langschilden, mit den Bogen und Pfeilen, mit den Keulen und Lanzen, und werden sieben Jahre lang Feuer mit ihnen machen. Die brauchen dann kein Holz mehr vom Felde zu holen und keins in den Wäldern zu hauen, sondern werden die Waffen als Brennholz benutzen und Raub gewinnen von denen, welche sie beraubt hatten, und die plündern, welche sie geplündert hatten« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. »Und an jenem Tage werde ich dem Gog eine Grabstätte in Israel anweisen, nämlich das Tal der Wanderer auf der Ostseite des (Toten) Meeres: dies wird ihrem Wanderzuge ein Ende machen.A.Ü.: dieses wird den Wanderern fortan den Weg versperren – oder: man wird den Eingang des Tales vermauern. Dort wird man Gog und seine gesamte Heeresmacht begraben und es das ›Tal der Heeresmacht Gogs‹ nennen. Das Haus Israel wird dann sieben Monate lang mit ihrem Begräbnis zu tun haben, um das Land zu reinigen; und die gesamte Bevölkerung des Landes wird sich an dem Begräbnis beteiligen; und das wird ihnen zum Ruhm gereichen an dem Tage, wo ich mich verherrlichen werde« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. »Dann wird man Männer bestellen, die das ständige Geschäft haben, im Lande umherzuziehen, um die von dem Wandervolk im Lande noch liegengebliebenen Toten zu begraben und so (das ganze Land) zu reinigen; nach Ablauf der sieben Monate sollen sie die Durchsuchung vornehmen. Wenn sie dann auf ihrer Wanderung das Land durchziehen und einer von ihnen ein Menschengerippe erblickt, so soll er ein Mal daneben errichten, bis die Totengräber es im Tal der Heeresmacht Gogs begraben haben. Auch wird es dort eine Stadt namens Hamona geben. So sollen sie das Land reinigen.« f) Einladung der Vögel und Raubtiere zu einem großen Opfermahl»Du aber, Menschensohn« – so hat Gott der HERR gesprochen –, »sage zu den Vögeln, zu allem Getier, das Flügel hat, und zu allen Raubtieren des Feldes: ›Versammelt euch und kommt herbei! Schart euch von allen Seiten her zusammen zu meinem Opferschmaus, den ich euch veranstalte, zu dem großen Opferschmaus auf den Bergen Israels! Ihr sollt Fleisch fressen und Blut trinken! Fleisch von Heerführern sollt ihr fressen und das Blut von Fürsten der Erde trinken: Widder und Lämmer, Böcke und Stiere, lauter Mastvieh aus Basan; in Fett sollt ihr euch satt fressen und Blut bis zur Trunkenheit trinken von meinem Opferschmaus, den ich euch veranstalte. An meiner Tafel sollt ihr euch sättigen an Rossen und Reitern, an Heerführern und Kriegsleuten aller Art!‹« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. g) Anerkennung Gottes durch die Heidenvölker»So will ich denn meine Herrlichkeit unter den Heidenvölkern offenbar werden lassen, und alle Heidenvölker sollen mein Strafgericht sehen, das ich vollzogen habe, und meine Hand, die ich sie habe fühlen lassen; das Haus Israel aber wird erkennen, daß ich, der HERR, ihr Gott bin, von jenem Tage an und weiterhin; und die Heidenvölker werden erkennen, daß das Haus Israel um seiner Verschuldung willen in die Verbannung hat wandern müssen zur Strafe dafür, daß sie treulos gegen mich geworden waren, und weil ich mein Angesicht vor ihnen verborgen und sie der Gewalt ihrer Feinde preisgegeben hatte, so daß sie allesamt durch das Schwert fallen mußten. Wie ihre Unreinheit und ihre Treubrüche es verdienten, so bin ich mit ihnen verfahren und habe mein Angesicht vor ihnen verborgen.« h) Verheißung der Begnadigung Israels und seiner Rückkehr in die HeimatDarum hat Gott der HERR so gesprochen: »Nunmehr will ich das Geschick Jakobs wenden und mich des gesamten Hauses Israel erbarmen und für meinen heiligen Namen eifern. Dann sollen sie ihre Schmach und alle ihre Treulosigkeit, die sie sich gegen mich haben zuschulden kommen lassen, vergessenA.L.: tragen (= im Herzen empfinden, beschämt fühlen); vgl. 16,54.63., wenn sie wieder sicher in ihrem Lande wohnen und niemand sie mehr aufschreckt. Wenn ich sie aus den Völkern zurückgebracht und sie aus den Ländern ihrer Feinde gesammelt und mich vor den Augen der Heidenvölker als den Heiligen an ihnen erwiesen habe, dann werden sie auch erkennen, daß ich, der HERR, ihr Gott bin, der ich sie zwar unter die Heidenvölker in die Gefangenschaft geführt habe, aber sie nun auch wieder in ihrem Lande versammle und fortan keinen von ihnen dort zurücklasse. Und ich werde mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen, weil ich (alsdann) meinen Geist auf das Haus Israel ausgegossen habe«, – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. II. Prophetische Gesichte von den Ordnungen des neuen (messianischen) Gottesreiches (Kap. 40-48)1. Der Tempel der Zukunft und seine Einweihung (Kap. 40-43) (vgl. 1.Kön 6-7)a) Einleitung: Hesekiels Entrückung und das Erscheinen eines himmlischen FührersIm fünfundzwanzigsten Jahre unserer Verbannung, im Anfang des Jahres,A.L.: im ersten Monat. am zehnten Tage des Monats, im vierzehnten Jahre nach der Eroberung der Stadt (Jerusalem)April 573 v.Chr. – an eben diesem Tage kam die Hand des HERRN über mich und brachte mich dorthin; im Zustand der Verzückung führte er mich ins Land Israel und ließ mich auf einem sehr hohen Berge nieder, auf dessen SüdseiteA.L.: auf welchem, mir gegenüber. sich ein Bauwerk nach Art einer Stadt befand. Als er mich dorthin gebracht hatte, da stand dort mit einemmal ein Mann, der sah aus, als wäre er von Erz; er hatte eine leinene Schnur und einen Meßstab in der Hand und stand im Tor. Dieser Mann redete mich so an: »Menschensohn, gib genau acht mit deinen Augen und mit deinen Ohren und richte deine Aufmerksamkeit auf alles, was ich dir zeigen werde; denn dazu bist du hierher gebracht worden, daß man es dir zeige. Berichte dem Hause Israel alles, was du hier zu sehen bekommst!« b) Der äußere Vorhof und die Torbautena) Die äußere Umfassungsmauer und das äußere OsttorDa sah ich eine Mauer, die außen den Tempel(-bezirk) rings umgab; der Meßstab aber, den der Mann in der Hand hielt, war sechs Ellen lang, jede Elle zu einer gewöhnlichen Elle und einer Handbreite gerechnet;Die Elle bei Hesekiel 52,5 cm; eine Rute = 6 Ellen (315 cm). mit diesem maß er die Breite des Mauerbaues: sie betrug eine Rute und die Höhe auch eine Rute. Nun trat er in den Torbau, dessen Vorderseite nach Osten zu lag; er stieg auf dessen (sieben) Stufen hinauf und maß die Schwelle des Tores: eine Rute breit; sodann die (erste) Wachtstube: eine Rute lang und eine Rute breit, und den Raum zwischen den Wachtstuben: fünf Ellen; und die Schwelle des Tores neben der Vorhalle des Tores auf der Innenseite: eine Rute. Dann maß er die Vorhalle des Tores: acht Ellen, und ihre Wandpfeiler: zwei Ellen; die Vorhalle des Tores lag aber nach innen zu. Von den Wachtstuben des Osttores lagen drei auf der einen und drei auf der andern Seite; alle drei waren gleich groß; und ebenso hatten auch die Wandpfeiler auf beiden Seiten einerlei Maß. Dann maß er die Breite des Toreingangs: zehn Ellen, und die Länge des Torweges: dreizehn Ellen. An der Vorderseite der Wachtstuben befand sich eine Einfriedigung von je einer Elle Breite auf dieser wie auf jener Seite, während die Wachtstube selbst sechs Ellen im Geviert maß. Dann maß er das Torgebäude von der Hinterwand einer Wachtstube bis zu der Hinterwand der gegenüberliegenden Wachtstube: fünfundzwanzig Ellen Breite, Tür gegen Tür. Hierauf bestimmte er die Wandpfeiler zu sechzig Ellen, und an die Wandpfeiler stieß der Vorhof rings um das Torgebäude,Die Übersetzung dieses Verses ist durchaus unsicher. und von der Vorderseite des Eingangstores bis an die Vorderseite der inneren Vorhalle des Tores waren es fünfzig Ellen. Fenster, die nach den Wachtstuben und nach ihren Wandpfeilern nach innen zu schräg einfielen, befanden sich am Torgebäude ringsherum; und ebenso hatte auch die Vorhalle Fenster ringsherum nach innen zu; an den Wandpfeilern aber waren Palmenverzierungen (auf beiden Seiten) angebracht. b) Der äußere VorhofSodann führte er mich in den äußeren Vorhof, wo sich zunächst Zellen befanden, und ein Steinpflaster war im Vorhof ringsum hergestellt: dreißig Zellen lagen an dem Steinpflaster hin. Dieses Steinpflaster befand sich aber an der Seitenwand der Tore, entsprechend der Länge der Tore, nämlich das untere Steinpflaster. Dann maß er die Breite des Vorhofs von der inneren Vorderseite des unteren Tores bis zur Vorderseite des inneren Vorhofs nach außen zu: hundert Ellen [an der Ostseite und an der Nordseite]. c) Das äußere Nordtor und das äußere Südtor(Sodann führte er mich in der Richtung nach Norden; dort war) ein Tor, dessen Vorderseite nach Norden zu lag, am äußeren Vorhof; auch dessen Länge und Breite maß er. Von seinen Wachtstuben lagen drei auf der einen und drei auf der andern Seite; und seine Wandpfeiler und seine Vorhalle hatten dieselben Maße wie das erste Tor: fünfzig Ellen betrug seine Länge und fünfundzwanzig Ellen seine Breite. Auch seine Fenster und die Fenster seiner Vorhalle sowie seine Palmenverzierungen waren ebenso wie beim Osttor. Auf sieben Stufen stieg man zu ihm hinauf, und seine Vorhalle lag nach innen zu. Und ein Tor, das in den inneren Vorhof führte, und dem äußeren Nordtor gegenüber lag, entsprach dem Osttor; und er maß von Tor zu Tor hundert Ellen. Hierauf führte er mich in der Richtung nach Süden; und da sah ich in der Richtung nach Süden ein Tor; er maß seine Wachtstuben, seine Wandpfeiler und die Vorhalle und fand bei diesen dieselben Maße. Es waren auch Fenster darin vorhanden, ebenso wie in seiner Vorhalle ringsum, deren Maße den schon erwähnten Fenstern gleich waren; die Länge betrug fünfzig, die Breite fünfundzwanzig Ellen. Eine Treppe von sieben Stufen führte zu ihm hinauf; und seine Vorhalle lag nach der Innenseite zu und hatte Palmenverzierungen an ihren Wandpfeilern sowohl auf dieser wie auf jener Seite. Auch befand sich ein Tor zum inneren Vorhof in der Richtung nach Süden; und er maß von dem einen Tor zum andern in der Richtung nach Süden: hundert Ellen. c) Der innere Vorhofa) Die drei Tore zum inneren VorhofDarauf führte er mich durch das Südtor in den inneren Vorhof und maß das Südtor aus, das die gleichen Maße hatte wie die vorerwähnten; auch seine Wachtstuben, seine Wandpfeiler und seine Vorhalle wiesen die gleichen Maße auf; es besaß auch Fenster ebenso wie seine Vorhalle ringsherum; die Länge betrug fünfzig, die Breite fünfundzwanzig Ellen [und Vorhallen lagen ringsherum, fünfundzwanzig Ellen lang und fünf Ellen breit]. Seine Vorhalle aber lag nach dem äußeren Vorhof zu, und Palmenverzierungen waren an seinen Wandpfeilern angebracht; eine Treppe von acht Stufen führte zu ihm hinauf. – Sodann führte er mich [in den inneren Vorhof] zu dem Tor, das gegen Osten lag, und maß das Tor aus: es hatte dieselben Maße wie die anderen; auch seine Wachtstuben, seine Wandpfeiler und seine Vorhalle wiesen die gleichen Maße auf; es besaß auch Fenster ebenso wie seine Vorhalle ringsherum; die Länge betrug fünfzig, die Breite fünfundzwanzig Ellen. Seine Vorhalle aber lag nach dem äußeren Vorhof zu; und Palmenverzierungen waren an seinen Wandpfeilern auf dieser wie auf jener Seite angebracht; eine Treppe von acht Stufen führte zu ihm hinauf. – Sodann führte er mich zu dem Nordtor und maß es aus: es hatte die gleichen Maße wie die vorerwähnten; auch seine Wachtstuben, seine Wandpfeiler und seine Vorhalle wiesen die gleichen Maße auf; es besaß auch Fenster ringsherum (ebenso wie seine Vorhalle); die Länge betrug fünfzig, die Breite fünfundzwanzig Ellen. Seine Vorhalle lag nach dem äußeren Vorhof zu; und Palmenverzierungen waren an seinen Wandpfeilern auf dieser wie auf jener Seite angebracht; eine Treppe von acht Stufen führte zu ihm hinauf. b) Die Opfervorrichtungen im inneren OsttorAuch eine Zelle war da, deren Eingang sich an den Pfeilern des Tores befand; dort hatte man das Brandopfer abzuspülen. In der Vorhalle des Tores aber waren zwei Tische auf der einen Seite und zwei Tische auf der andern Seite aufgestellt, um auf ihnen das Brandopfer, das Sünd- und Schuldopfer zu schlachten.A.Ü.: um auf sie das Fleisch der geschlachteten Brand-, Sünd- und Schuldopfertiere zu legen. Auch an der äußeren Seitenwand, an der Nordseite, wenn man zum Toreingang hinaufstieg, standen zwei Tische, und an der anderen Seitenwand der Vorhalle des Tores gleichfalls zwei Tische, also vier Tische auf der einen Seite und vier Tische auf der andern Seite an der Seitenwand des Tores, zusammen acht Tische, auf denen man die Schlachtopfer schlachten sollte. Weiter waren noch vier Tische für Brandopfer aus behauenen Steinen aufgestellt, anderthalb Ellen lang, anderthalb Ellen breit und eine Elle hoch; auf diese hatte man die Geräte zu legen, mit denen man die Brand- und Schlachtopfertiere schlachtete. Ringsherum an diesen Tischen, nach innen (geneigt), waren feste Leisten angebracht, eine Handbreite hoch; auf die Tische aber kam das Opferfleisch zu liegen.A.L.: Über den Tischen aber waren Dächer zum Schutz der Fleischstücke gegen Regen und Sonnenbrand angebracht. c) Die zwei Priesterzellen am inneren Nord- und SüdtorHierauf führte er mich aus dem Tor hinaus in den inneren Vorhof, woselbst ich zwei Zellen sah, von denen die eine an der Seitenwand des Nordtores lag und mit ihrer Vorderseite gegen Süden gerichtet war, während die andere an der Seitenwand des Südtores mit ihrer Vorderseite gegen Norden gerichtet lag. Da sagte er zu mir: »Diese Zelle da, deren Vorderseite gegen Süden liegt, ist für die Priester bestimmt, die den Dienst im Tempelhause verrichten; dagegen die Zelle, deren Vorderseite gegen Norden liegt, ist für die Priester bestimmt, die den Dienst am Altar zu verrichten haben« – das sind die Nachkommen Zadoks, die (allein) von den Nachkommen Levis dem HERRN nahen dürfen, um den Dienst vor ihm zu verrichten. d) Größe und Gestalt des inneren VorhofsDann maß er den (inneren) Vorhof aus; dieser bildete ein Viereck von hundert Ellen Länge und hundert Ellen Breite; der Altar aber stand vor der Vorderseite des Tempelhauses. d) Das Tempelgebäude und seine Umgebunga) Beschreibung des TempelhausesHierauf führte er mich zur Vorhalle des Tempelhauses und maß die (beiden) Wandpfeiler der Vorhalle, von denen jeder hüben wie drüben fünf Ellen breit war; die Breite des Tores aber betrug vierzehn Ellen und die der Seitenwände des Tores drei Ellen auf beiden Seiten. Die Länge der Vorhalle betrug zwanzig Ellen und die Tiefe zwölf Ellen; und auf zehn Stufen stieg man zu ihr hinauf. An den Pfeilern aber standen Säulen, eine auf dieser und eine auf jener Seite. b) Die Tempelhalle und das AllerheiligsteDarauf führte er mich in die Tempelhalle hinein und maß die Pfeiler: sechs Ellen Breite auf der einen wie auf der andern Seite. Die Breite des Eingangs betrug zehn Ellen und die der Seitenwände des Eingangs beiderseits fünf Ellen. Sodann maß er die Länge der Halle: vierzig Ellen, und die Breite: zwanzig Ellen. Hierauf trat er in den Innenraum hinein und maß den Pfeiler des Eingangs: zwei Ellen Breite; und die Breite des Eingangs: sechs Ellen; und die Seitenwände des Eingangs: sieben Ellen auf der einen wie auf der andern Seite. Dann maß er die Länge des Raumes: zwanzig Ellen, und die Breite: zwanzig Ellen, entsprechend der Breite der Tempelhalle; und er sagte dann zu mir: »Dies ist das Allerheiligste.« c) Der dreistöckige Seitenbau und das HintergebäudeHierauf maß er die (Dicke der) Mauer des Tempelgebäudes: sechs Ellen, und die Dicke (der Mauer) des seitlichen Anbaues rings um den Tempel herum: vier Ellen. Die Seitengemächer aber waren, Gemach an Gemach, dreißig, und zwar in (allen) drei Stockwerken; und es waren Absätze an der Mauer des Tempelhauses für die Seitengemächer ringsum, um als Träger zu dienen, ohne daß sie jedoch in die Tempelmauer selbst eingelassen waren. Und immer breiter wurden die Seitengemächer nach oben hin mehr und mehr, entsprechend der der Tempelmauer abgewonnenen Erweiterung nach oben hin rings um das Tempelhaus herum. Daher nahm die Breite des Anbaus nach oben hin zu.Die Übersetzung ist hier und an manchen anderen Stellen dieser Kapitel unsicher. Man stieg aber vom unteren Stockwerk zum obersten durch das mittlere hinauf. Und ich sah rings um das Tempelhaus ein erhöhtes Pflaster herumlaufen. Der Unterbau der Seitengemächer hatte die Höhe einer vollen Rute, sechs Ellen nach der Verbindung hin. Die Dicke der Außenmauer des Anbaues betrug fünf Ellen; und was freigelassen war zwischen den Seitengemächern, die sich am Hause befanden, und zwischen den Zellen, hatte eine Breite von zwanzig Ellen rings um das ganze Tempelhaus herum. Von den zwei Türen des seitlichen Anbaues, die nach dem freigelassenen Raum hinausführten, ging die eine nach Norden, die andere nach Süden; die Breite des freigelassenen Platzes aber betrug fünf Ellen ringsherum. – Das Hintergebäude aber, das längs der Einfriedigung an der Westseite lag, hatte eine Breite von siebzig Ellen; und die Wand des Gebäudes maß fünf Ellen an Dicke ringsherum, und seine Länge betrug neunzig Ellen. d) Die Gesamtmaße des TempelhausesHierauf maß er das Tempelhaus, dessen Länge hundert Ellen betrug; sodann den eingefriedigten Platz mit dem Hintergebäude und seinen Mauern: eine Länge von hundert Ellen; dann die Breite der Vorderseite des Tempelhauses nebst dem eingefriedigten Platz nach Osten zu: hundert Ellen. – e) Die (innere) Ausstattung des TempelhausesWeiter maß er die Länge des Hintergebäudes längs der Einfriedigung, die sich auf seiner Hinterseite befand, sowie seine Galerien auf dieser wie auf jener Seite: hundert Ellen. Die Tempelhalle aber sowie das Allerheiligste und die äußere Vorhalle waren getäfelt, und schräg einfallende Fenster ließen Licht in die drei Räume ringsum eindringen; und die Wände drinnen waren ringsum mit Holz getäfelt vom Boden an bis zu den Fenstern und von den Seitenwänden. Oberhalb der Tür des Tempelraumes inwendig und auswendig und auf allen Wänden ringsherum [innen und außen] waren Bildwerke angebracht, nämlich Cherube und Palmen, und zwar je eine Palme zwischen zwei Cheruben. Jeder Cherub aber hatte zwei Gesichter, nämlich auf der einen Seite ein Menschengesicht, das einer Palme zugekehrt war, und auf der andern Seite ein Löwengesicht, das gleichfalls einer Palme zugekehrt war: so war es im ganzen Tempelgebäude ringsherum gemacht: vom Fußboden bis über die Tür hinauf waren die Cherube und die Palmen an den Tempelwänden angebracht. Die Tempelhalle hatte vierkantige Türpfosten; und an der Vorderseite des Allerheiligsten stand ein Gegenstand, der aussah wie ein Altar von Holz, drei Ellen hoch, zwei Ellen lang und zwei Ellen breit;Gemeint ist der Schaubrottisch, der einem Altar glich. er hatte auch Hörner, und sein Fußgestell sowie seine Wände waren von Holz. Da sagte er zu mir: »Dies ist der Tisch, der vor dem HERRN steht.« Die Tempelhalle wie auch das Allerheiligste hatten zwei Flügeltüren, von denen jede aus zwei Türblättern bestand, die beide drehbar waren, und zwar an beiden Türflügeln. Auch an ihnen waren Cherube und Palmen angebracht, geradeso wie es an den Wänden der Fall war; und ein hölzernes Schutzdach befand sich draußen an der Vorderseite der Vorhalle. Schräg einfallende Fenster und Palmenverzierungen befanden sich an beiden Seitenwänden der Vorhalle und an den Seitenzimmern des Tempelhauses und an den Schutzdächern. e) Der den Tempel umgebende Bezirk (der Vorhöfe) mit seinen Baulichkeitena) Die nördlichen PriesterzellenHierauf führte er mich hinaus, und zwar in den inneren Vorhof (und dann) in der Richtung nach Norden, und brachte mich zu den (beiden) Zellengebäuden, die dem eingefriedigten Platz gegenüber und dem Hintergebäude nach Norden gegenüber lagen, das eine auf dieser, das andere auf der andern Seite.Die Übersetzung ist auch hier und an vielen anderen Stellen unsicher. Die Länge (der Zellengebäude) betrug hundert Ellen und die Breite fünfzig Ellen. Gegenüber den zwanzig Ellen des inneren Vorhofs und gegenüber dem Steinpflaster des äußeren Vorhofs lief eine Galerie vor der andern hin in drei Stockwerken. Vor den Zellen aber befand sich ein Gang von zehn Ellen Breite und hundert Ellen Länge; und ihre Türen lagen nach Norden zu. Die obersten Zellen waren aber, weil die Galerien ihnen einen Teil des Raumes wegnahmen, schmaler als die untersten und die mittleren des Gebäudes; denn sie waren dreistöckig, hatten aber keine Säulen wie die Säulen auf dem äußeren Vorhof; darum war von den untersten und mittleren Zellen Raum weggenommen. Eine Mauer aber war da, die an der Außenseite, den Zellen gleichlaufend, in der Richtung nach dem äußeren Vorhof hin lief; soweit sie den Zellen entlang lief, betrug ihre Länge fünfzig Ellen; denn die Länge der Zellen, die nach dem äußeren Vorhof zu lagen, betrug fünfzig Ellen, während sie dem Tempel gegenüber hundert Ellen betrug. Unterhalb dieser Zellen aber befand sich der Eingang von Osten her, wenn man zu ihnen vom äußeren Vorhof her kam, b) Die südlichen Priesterzellenam Anfang der Mauer des Vorhofs. (Als er mich dann) nach Süden zu (geführt hatte, sah ich, daß dort) vor dem eingefriedigten Platz und vor dem Hintergebäude ebenfalls Zellen lagen, vor denen sich ein Gang befand und die dasselbe Aussehen hatten wie die Zellen auf der Nordseite, ebenso lang und ebenso breit wie jene; auch bezüglich ihrer Ausgänge und Einrichtungen waren sie völlig gleichartig; und wie ihre Eingänge, so waren auch die Eingänge der Zellen, die nach Süden zu lagen: ein Eingang am Anfang des Weges, der nach dem äußeren Vorhof führte, gegen Osten, wo man hineinkam. c) Die Bestimmung der PriesterzellenDa sagte er zu mir: »Die Zellen an der Nordseite und die Zellen an der Südseite, die vor dem eingefriedigten Platz liegen, das sind die heiligen Zellen, in denen die Priester, die dem HERRN nahen dürfen, die hochheiligen Gaben essen sollen; dort sollen sie das Hochheilige niederlegen, sowohl das Speisopfer als auch das Sünd- und das Schuldopfer, denn es ist eine heilige Stätte. Wenn die Priester eintreten – sie dürfen aber nicht aus dem Heiligtum (unmittelbar) in den äußeren Vorhof hinaustreten –, so sollen sie dort ihre Gewänder niederlegen, in denen sie den Dienst verrichtet haben; denn diese sind heilig: sie sollen andere Kleider anziehen und dann erst sich nach dem für das Volk bestimmten Raume begeben.« d) Abschluß der Vermessung des ganzen heiligen BezirksAls er nun mit der Ausmessung der inneren Tempelbauten fertig war, führte er mich hinaus in der Richtung nach dem Tor zu, dessen Vorderseite gegen Osten lag, und maß den ganzen Umfang aus. Er maß die Ostseite mit der Meßrute aus: fünfhundert Ruten Länge im ganzen; dann wandte er sich nach Norden und maß die Nordseite: fünfhundert Ruten Länge im ganzen; dann ging er herum und maß die Südseite: fünfhundert Ruten Länge im ganzen. Dann ging er nach der Westseite herum und maß: fünfhundert Ruten nach der Meßrute; auf allen vier Windrichtungen nahm er die Messung vor. Der ganze Tempelbezirk hatte ringsum eine Mauer von fünfhundert Ruten Länge und fünfhundert Ruten Breite, um den heiligen Raum von dem unheiligen zu scheiden. f) Die Weihe des Tempels und des Brandopferaltarsa) Gottes Einzug in den neuerbauten Tempel und seine HeiligsprechungAls er mich hierauf zum Tor, zu dem nach Osten gerichteten Tore, zurückgeführt hatte, erschien plötzlich die Herrlichkeit des Gottes Israels von Osten her; ihr Rauschen schallte wie das Rauschen gewaltiger Wasserfluten, und die Erde leuchtete von seiner Herrlichkeit. Die Erscheinung, die sich mir darbot, glich der Erscheinung, die ich geschaut hatte, als er gekommen war, um die Stadt zu vernichten, und die Erscheinung des Wagens, den ich erblickte, war dieselbe Erscheinung, die ich schon am Flusse Kebar gesehen hatte; und ich warf mich auf mein Angesicht nieder. Als dann die Herrlichkeit des HERRN durch das nach Osten gerichtete Tor in den Tempelbezirk eingezogen war, hob die Gotteskraft mich empor und brachte mich in den inneren Vorhof; und siehe da: der Tempel war von der Herrlichkeit des HERRN erfüllt. Da hörte ich, wie jemand vom Tempel her mich anredete, während der Mann noch neben mir stand. Und jener sagte zu mir: »Menschensohn, dies ist die StätteA.L.: hast du gesehen die Stätte? meines Thrones und (dies) die Stätte meiner Fußsohlen, wo ich für immer inmitten der Kinder Israel wohnen will. Das Haus Israel wird aber hinfort meinen heiligen Namen nicht mehr entweihen, weder sie noch ihre Könige, durch ihre Abgötterei und durch die Leichen ihrer Könige bei deren Tode, dadurch daß sie ihre Schwelle an meiner Schwelle und ihre Türpfosten neben den meinigen anbrachten, so daß sich nur die Wand zwischen mir und ihnen befand und sie so meinen heiligen Namen durch ihre Greuel entweihten, die sie verübten, so daß ich sie in meinem Zorn vernichtete. Wenn sie nunmehr aber ihre Abgötterei und die Leichen ihrer Könige fern von mir halten, dann will ich für immer unter ihnen wohnen. Du aber, Menschensohn, erstatte dem Hause Israel Bericht über diesen Tempel, damit sie sich ihrer Verschuldungen schämen. Wenn sie sich dann alles dessen schämen, was sie begangen haben, dann laß sie den Bauplan des Tempels und seine Einrichtung, seine Aus- und Eingänge, seine ganze Gestalt und alle für ihn gültigen Satzungen und Bestimmungen wissen und schreibe es vor ihren Augen auf, damit sie auf seine ganze Gestaltung und alle für ihn gültigen Anordnungen achtgeben und sie zur Ausführung bringen. Dies ist die für den Tempel gültige Ordnung: ›Auf dem Gipfel des Berges soll er liegen und sein ganzer Bezirk ringsum hochheilig sein!‹ Siehe, dies ist die für den Tempel gültige Ordnung!« b) Der Brandopferaltar und seine WeiheDies nun waren die Maße des Altars nach Ellen, die Elle zu einer gewöhnlichen Elle und einer Handbreite gerechnet: seine Grundeinfassung war eine Elle hoch und eine Elle breit, und die Randleiste an ihrem Rande ringsum eine Spanne hoch. Und dies war die Höhe des Altars: von der Grundeinfassung am Boden bis zu der unteren Umfriedigung zwei Ellen Höhe und eine Elle Breite; dann von der kleinen Umfriedigung bis zu der großen Umfriedigung vier Ellen Höhe und eine Elle Breite; dann der Opferherd vier Ellen Höhe; und vom Opferherd ragten die vier Hörner (eine Elle) empor. Der Opferherd war zwölf Ellen lang bei zwölf Ellen Breite, quadratförmig an seinen vier Seiten. Die große Umfriedigung hatte vierzehn Ellen Länge bei vierzehn Ellen Breite, so daß ihre vier Seiten ein Quadrat bildeten; und die Randleiste rings um sie herum war eine halbe Elle breit und die Grundeinfassung an ihr eine Elle (breit) ringsum. Die Stufen des Altars aber befanden sich auf der Ostseite. c) Die Einweihung des AltarsHierauf sagte er zu mir: »Menschensohn, so spricht Gott der HERR: ›Dies sind die Satzungen, die für den Altar gültig sind an dem Tage, wo er hergestellt sein wird, daß man Brandopfer auf ihm darbringe und Blut auf ihn sprenge. Da sollst du den levitischen Priestern, die zu den Nachkommen Zadoks gehören und die mir nahen dürfen‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –, ›um meinen Dienst zu versehen, einen jungen Stier zum Sündopfer geben, und sie sollenA.L.: du sollst. etwas von seinem Blute nehmen und es an die vier Hörner des Altars tun und an die vier Ecken der Umfriedigung und an die Randleiste ringsum, um ihn so zu entsündigen und die Sühne für ihn zu vollziehen. Alsdann sollen sie den zum Sündopfer dienenden Stier nehmen, damit man ihn auf dem dazu bestimmten Platze des Tempelbezirks außerhalb des Heiligtums verbrenne. Am zweiten Tage aber sollen sie einen fehllosen Ziegenbock als Sündopfer darbringen und mit ihm den Altar entsündigen, wie sie ihn mit dem Stier entsündigt haben. Wenn sie dann mit der Entsündigung fertig sind, sollen sie einen fehllosen jungen Stier von den Rindern und einen fehllosen Widder vom Kleinvieh opfern; die sollen sie vor den HERRN bringen und [die Priester sollen] Salz auf sie streuen und sie dem HERRN als Brandopfer darbringen. Sieben Tage lang sollen sie so täglich einen Bock als Sündopfer darbringen; auch einen jungen Stier von den Rindern und einen Widder vom Kleinvieh, fehllose Tiere, sollen sie opfern. Sieben Tage lang sollen sie so die Entsündigung des Altars vornehmen und ihn reinigen und ihn so einweihen. Wenn man dann mit diesen Tagen zu Ende ist, sollen die Priester am achten Tage und weiterhin eure Brand- und Heilsopfer auf dem Altar darbringen, und ich werde euch gnädig annehmen!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. 2. Die religiösen und gottesdienstlichen Ordnungen (Kap. 44-46)a) Die Diener des Heiligtumsa) Das äußere Osttor des Tempelbezirks und seine Bestimmung für den FürstenHierauf führte er mich zurück in der Richtung nach dem äußeren gegen Osten gerichteten Tor des Heiligtums, das aber verschlossen war. Da sagte der HERR zu mir: »Dieses Tor soll verschlossen bleiben, es darf nicht geöffnet werden, und niemand darf durch dasselbe eingehen; weil der HERR, der Gott Israels, hier eingezogen ist: darum soll es verschlossen bleiben! Nur der Fürst darf sich, eben weil er Fürst ist, darin niedersetzen, um das Opfermahl vor dem HERRN zu halten; auf dem Wege durch die Vorhalle des Tores soll er eintreten und auf demselben Wege wieder hinausgehen!« b) Ausscheidung der Heiden aus dem Tempeldienst und Ausschluß der Leviten vom PriesteramtDarauf führte er mich in der Richtung nach dem Nordtor an die Vorderseite des Tempelhauses; und als ich hinschaute, sah ich die Herrlichkeit des HERRN, die das Tempelhaus erfüllte. Als ich mich nun auf mein Angesicht niedergeworfen hatte, sagte der HERR zu mir: »Menschensohn, gib genau acht und richte deine Augen und Ohren aufmerksam auf alles, was ich jetzt mit dir reden werde in bezug auf alle Verordnungen und Satzungen, die für den Tempel des HERRN Geltung haben sollen. Richte (zunächst) deine Aufmerksamkeit darauf, wie man in den Tempel an allen Ausgängen des Heiligtums eintreten soll. Sage also zum Hause Israel, zu diesem widerspenstigen Geschlecht: ›So hat Gott der HERR gesprochen: Laßt es jetzt genug sein mit all euren Greueln, ihr vom Hause Israel! Ihr habt Fremdlinge, an Herz und Leib unbeschnittene Leute, eintreten lassen, so daß sie in meinem Heiligtum waren und mein Haus durch ihre Anwesenheit entweihten, wenn ihr mir meine Speise, Fett und Blut, darbrachtet, und habt dadurch meinen Bund gebrochen zu all euren übrigen Greueln hinzu; und statt selbst meines heiligen Dienstes zu warten, habt ihr sie an eurer Stelle zur Besorgung meines Dienstes in meinem Heiligtum bestellt.‹ Darum hat Gott der HERR so gesprochen: ›Kein Ausländer, der an Herz und Leib unbeschnitten ist, darf in mein Heiligtum kommen, keiner von allen Ausländern, die unter den Israeliten leben. Vielmehr die Leviten, die mir untreu geworden sind, als Israel abgeirrt war und nach seinem Abfall von mir hinter seinen Götzen herlief, die sollen ihre Schuld büßen. Sie sollen Dienste in meinem Heiligtum leisten als Wächter an den Tempeltoren und als Diener des Tempels; sie sollen die Brand- und Schlachtopfer für das Volk schlachten, und sie sollen ihnen (den Volksgenossen) zur Verfügung stehen, um ihnen Dienste zu leisten. Weil sie ihnen vor ihren Götzen Dienste geleistet haben und dadurch dem Hause Israel ein Anlaß zur Verschuldung geworden sind, darum habe ich meine Hand zum Schwur gegen sie erhoben‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –, ›daß sie ihre Schuld büßen sollen. Sie dürfen mir nicht nahen, um Priesterdienste vor mir zu verrichten und um an alles, was mir heilig ist, an die hochheiligen Gegenstände, heranzutreten; sondern sie sollen ihre Schmach tragen und für die Greuel büßen, die sie verübt haben. So will ich sie denn zu Wärtern für den Tempeldienst machen, zur Besorgung aller Obliegenheiten und alles dessen, was es in ihm zu tun gibt.‹« c) Weisungen für die rechtmäßigen Priester (d.h. die Zadoksöhne)»›Aber die levitischen Priester, die Nachkommen Zadoks, die des Dienstes an meinem Heiligtum treu gewartet haben, als die Israeliten nach ihrem Abfall von mir irregingen, die sollen mir nahen, um mir zu dienen, und sollen vor mich hintreten, um mir Fett und Blut als Opfer darzubringen‹ – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. ›Sie sollen in mein Heiligtum hineingehen, und sie sollen meinem Tische nahen, um mir zu dienen, und sollen meinen Dienst besorgen. Wenn sie aber in die Tore des inneren Vorhofs eintreten, dann müssen sie leinene Gewänder anlegen; von Wolle dürfen sie nichts an sich haben, solange sie innerhalb der Tore des inneren Vorhofs und im Tempel Dienst tun. Kopfbunde von Leinen sollen auf ihrem Haupt sein und Beinkleider von Leinen an ihren Schenkeln; in schweißerregende Stoffe dürfen sie sich nicht kleiden. Wenn sie jedoch in den äußeren Vorhof zum Volk hinausgehen, sollen sie ihre Gewänder, in denen sie den Dienst verrichtet haben, ausziehen und sie in den heiligen Zellen niederlegen und sollen andere Kleider anziehen, um nicht dem Volk durch ihre Kleider eine Weihe mitzuteilen. Ihr Haupt sollen sie nicht kahl scheren, aber auch das Haar nicht lang herabhängen lassen, sondern sie sollen ihr Haupthaar geschnitten tragen. Wein darf kein Priester trinken, wenn sie in den inneren Vorhof hineingehen wollen. Mit einer Witwe oder einer entlassenen Frau dürfen sie sich nicht verheiraten, sondern nur mit Jungfrauen von israelitischer Herkunft; eine Witwe jedoch, die ein Priester als Witwe hinterlassen hat, dürfen sie heiraten. Sie sollen mein Volk zwischen Heiligem und Unheiligem unterscheiden lehren und ihm den Unterschied von Unrein und Rein klarmachen. Bei Rechtshändeln sollen sie zu Gericht sitzen: auf Grund meiner Rechtsbestimmungen sollen sie entscheiden und meine Weisungen und Satzungen an allen meinen Festen beobachtend.h. beachten, befolgen . und meine Sabbate heilig halten.‹« d) Verhalten der Priester bei Todesfällen»An die Leiche eines Menschen dürfen sie nicht herantreten, weil sie sich dadurch verunreinigen würden; nur an der Leiche von Vater und Mutter, von Sohn und Tochter, von Bruder und Schwester, sofern diese unverheiratet geblieben ist, dürfen sie sich verunreinigen. Wenn der Betreffende dann wieder rein geworden ist, soll er sich noch sieben Tage abzählen; und an dem Tage, an dem er das Heiligtum, nämlich den inneren Vorhof, wieder betritt, um im Heiligtum Dienst zu tun, soll er ein Sündopfer für sich darbringen‹« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. ee) Erbbesitz, Eigentum und Einkünfte der Priester»›Erbbesitz sollen sie nicht haben: ich bin ihr Erbbesitz; und ein Besitztum sollt ihr ihnen in Israel nicht geben: ich bin ihr Besitztum! Sie sind es, die das Speisopfer, das Sündopfer und das Schuldopfer verzehren sollen, und alles, was in Israel dem Bann verfällt, soll ihnen gehören. Auch das Beste von allen Erstlingen jedweder Art und alle eure Hebopfer jedweder Art ohne Ausnahme sollen den Priestern zufallen; und auch das Beste von eurem Schrotmehl sollt ihr dem Priester geben, damit Segen auf euren Häusern ruht. Fleisch von verendeten oder zerrissenen Tieren, seien es Vögel oder Vierfüßler, dürfen die Priester nicht essen.‹« b) Gemischte Weisungen, besonders Opferverordnungena) Überweisung eines heiligen Bezirks an die Priester und die Leviten sowie eines Landanteils an die Stadt und den Fürsten»Wenn ihr dann das Land zum Erbbesitz verlost, sollt ihr für den HERRN ein Hebopfer vorwegnehmen, eine Weihegabe, nämlich einen Landstrich von 25000 EllenViele übersetzen hier und im folgenden »Ruten« statt »Ellen«. Die Elle maß 52,5 cm, die Rute 6 Ellen = 3,15 Meter. Länge und 20000 Ellen Breite: das soll in seinem ganzen Umfange ein heiliger Bezirk sein. Von diesem Gebiet soll auf den Tempel entfallen ein Geviert von 500 Ellen Seitenlänge; und rings um dieses soll ein freier Raum von fünfzig Ellen gelassen werden.V.2 kommt richtiger hinter V.3 zu stehen. Weiter sollst du von jenem abgemessenen Bezirk ein Stück von 25000 Ellen Länge und 10000 Ellen Breite abmessen, auf welches das Heiligtum als Hochheiliges zu stehen kommt. Dies soll der heilige Teil vom Lande sein: den Priestern, die den Dienst im Heiligtum zu verrichten haben und die dem HERRN nahen, um ihm zu dienen, soll er gehören und als Platz für Häuser von ihnen verwandt werden und als heiliger Raum zum Heiligtum gehören. – Ferner soll ein Bezirk von 25000 Ellen Länge und 10000 Ellen Breite den Leviten, den Tempeldienern, als Eigentum überwiesen werden, für Ortschaften zum Bewohnen. – Ferner sollt ihr der Stadt ein Gebiet von 5000 Ellen Breite und 25000 Ellen Länge als Eigentum überweisen; es soll sich zur Seite des heiligen Weihebezirks erstrecken und dem ganzen Hause Israel gehören. – Dem Fürsten endlich sollt ihr Landbesitz zuweisen auf beiden Seiten des heiligen Weihebezirks und des Eigentums der Stadt, längs dieser beiden Bezirke sowohl auf der Westseite westwärts als auch auf der Ostseite ostwärts und in der Länge entsprechend jedem einzelnen der (Stammes-) Anteile von der Westgrenze bis zur Ostgrenze des Landes. Das soll ihm als Eigentum in Israel gehören, damit meine FürstenA.L.: die Fürsten Israels. hinfort mein Volk nicht mehr bedrücken, sondern das (übrige) Land dem Hause Israel nach seinen Stämmen überlassen.« b) Die Pflicht des Fürsten, Gerechtigkeit zu üben und für Gerechtigkeit zu sorgenSo hat Gott der HERR gesprochen: »Laßt es nun genug sein, ihr Fürsten Israels! Steht ab von Gewalttätigkeit und Bedrückung, übt vielmehr Recht und Gerechtigkeit und laßt mein Volk nicht mehr unter euren Besitzräubereien leiden!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. »Richtige Waage, richtiges Epha und richtiges Bath sollt ihr führen. Das Epha und das Bath sollen gleichen Gehalt haben, so daß das Bath den zehnten Teil eines Chomers beträgt und das Epha ebenfalls den zehnten Teil eines Chomers: nach dem Chomer soll ihre Maßbestimmung erfolgen.Siehe Anhang, Maße. Weiter soll der Schekel zwanzig Gera betragen; fünf Schekel sollen fünf Schekel sein, und zehn Schekel sollen zehn Schekel sein, und fünfzig Schekel soll bei euch die Mine gelten.«Siehe Anhang, Maße. c) Die an den Fürsten zu entrichtenden Abgaben und die von ihm darzubringenden Opfer»Folgendes ist die Hebe, die ihr entrichten sollt: ein Sechstel Epha von jedem Chomer Weizen und ein Sechstel Epha von jedem Chomer Gerste. Sodann soll die Gebühr beim Öl ein Zehntel Bath von jedem Kor betragen [denn zehn Bath machen ein Kor aus]. Ferner: ein Stück Kleinvieh aus einer Herde von zweihundert Stück, als Hebe von allen Geschlechtern Israels zum Speis- und zum Brandopfer und zum Heilsopfer, um euch Sühne zu erwirken« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. »Das ganze Volk des Landes soll zu dieser Abgabe an den Fürsten in Israel verpflichtet sein. Dem Fürsten dagegen sollen das Brandopfer, das Speis- und das Trankopfer an den Festen sowie an den Neumonden und Sabbaten (und) bei allen Festversammlungen des Hauses Israel obliegen. Er hat das Sündopfer, das Speis- und Brandopfer und die Heilsopfer auszurichten, um dem Hause Israel Sühne zu erwirken.« d) Die Feste und OpferSo hat Gott der HERR gesprochen: »Im ersten Monat, am ersten Tage des Monats, sollt ihr einen fehllosen jungen Stier zur Entsündigung des Heiligtums nehmen. Der Priester soll dann etwas von dem Blut des Sündopfers nehmen und es an die Türpfosten des Tempelhauses und an die vier Ecken der Umfriedigung des Altars und an die Pfosten des Tores zum inneren Vorhof tun; und ebenso sollt ihr es am ersten Tage des siebten Monats machen mit Rücksicht auf die, welche sich unabsichtlich oder unwissentlich versündigt haben, und so sollt ihr Sühne für den Tempel erwirken. Am vierzehnten Tage des ersten Monats sollt ihr das Passah feiern, das siebentägige Fest, während dessen Dauer ungesäuertes Brot gegessen werden soll. Der Fürst aber hat an diesem Tage für sich selbst und für das gesamte Volk des Landes einen Stier als Sündopfer darzubringen und soll an den sieben Tagen des Festes dem HERRN sieben Stiere und sieben Widder, fehllose Tiere, täglich während der sieben Tage als Brandopfer darbringen, und als Sündopfer täglich einen Ziegenbock. Als Speisopfer aber soll er je ein Epha Feinmehl zu jedem Stier und je ein Epha zu jedem Widder opfern und an Öl je ein Hin auf jedes Epha. Am fünfzehnten Tage des siebten Monats, am Feste, soll er die sieben Tage hindurch die gleichen Opfergaben herrichten, sowohl Sündopfer als auch Brand- und Speisopfer und Öl.« e) Vorschriften für die Sabbat- und NeumondfeierSo hat Gott der HERR gesprochen: »Das Tor des inneren Vorhofs, das nach Osten zu liegt, soll während der sechs Werktage geschlossen bleiben; aber am Sabbattage und ebenso am Neumondtage soll es geöffnet werden. Wenn dann der Fürst durch die Vorhalle des Tores von außen her eingetreten und am Pfosten des Tores stehen geblieben ist, dann sollen die Priester sein Brandopfer und sein Heilsopfer darbringen; nachdem er dann auf der Schwelle des Tores die Anbetung verrichtet hat und wieder hinausgegangen ist, soll das Tor bis zum Abend unverschlossen bleiben; und auch das Volk des Landes soll am Eingang dieses Tores an den Sabbaten und Neumonden vor dem HERRN anbeten. – Das Brandopfer aber, das der Fürst dem HERRN am Sabbattage darzubringen hat, soll aus sechs Lämmern ohne Fehl und einem Widder ohne Fehl bestehen; dazu kommt als Speisopfer ein Epha Feinmehl zu jedem Widder, und zu den Lämmern eine beliebig große Gabe von Mehl; außerdem ein Hin Öl zu jedem Epha. Ferner soll er am Neumondstage einen fehllosen jungen Stier von den Rindern und sechs Lämmer sowie einen Widder opfern, lauter fehllose Tiere; dazu als Speisopfer zu dem Stier und zu dem Widder je ein Epha Feinmehl; und zu den Lämmern eine beliebig große Gabe; an Öl aber ein Hin zu jedem Epha.« ff) Vorschriften über das Aus- und Eingehen des Fürsten und des Volkes in den Tempelbezirk»Wenn aber der Fürst sich einfindet, so soll er durch die Vorhalle des Tores eintreten und auf demselben Wege sich wieder entfernen. Wenn dagegen das Volk des Landes an den Festen vor dem HERRN erscheint, so soll, wer durch das Nordtor eingetreten ist, um anzubeten, durch das Südtor wieder hinausgehen, und wer durch das Südtor eingetreten ist, soll durch das Nordtor wieder hinausgehen: niemand soll durch dasselbe Tor zurückkehren, durch das er hereingekommen ist, sondern er soll durch das gegenüberliegende hinausgehen; der Fürst aber soll, wenn sie eintreten, in ihrer Mitte eintreten; und wenn sie hinausgehen, sollen sie zusammen hinausgehen.«A.L.: aber der Fürst in ihrer Mitte soll durch das Tor, durch das er hereingekommen ist, auch wieder hinausgehen. gg) Vereinzelte Opfervorschriften»An den Festen aber und an den Feiertagen soll das Speisopfer ein Epha Feinmehl sowohl auf jeden Stier als auch auf jeden Widder betragen, und für die Lämmer eine beliebig große Gabe; an Öl aber ein Hin auf jedes Epha. – Wenn ferner der Fürst dem HERRN ein Brandopfer oder Heilsopfer als freiwillige Gabe darbringen will, so soll man ihm das gegen Osten liegende Tor öffnen, und er bringe dann sein Brandopfer und sein Heilsopfer in derselben Weise dar, wie er es am Sabbattage zu tun pflegt; und wenn er dann hinausgegangen ist, soll man das Tor nach seinem Weggang wieder schließen. – Ferner soll er dem HERRN täglich ein fehlloses einjähriges Lamm als Brandopfer darbringen; jeden Morgen soll er es herrichten, und dazu als Speisopfer alle Morgen ein Sechstel Epha Feinmehl und an Öl ein Drittel Hin zur Befeuchtung des Feinmehls als Speisopfer dem HERRN darbringen: das ist eine ständige Satzung für alle Zukunft. So habt ihr also das Lamm nebst dem Speisopfer und dem Öl alle Morgen als regelmäßiges Brandopfer darzubringen.«A.L.: So soll man also … darbringen. hh) Nachträgliche Verordnung über den Grundbesitz des FürstenSo hat Gott der HERR gesprochen: »Wenn der Fürst einem seiner Söhne ein Geschenk von seinem Erbbesitz macht, so soll dies seinen Söhnen als vererbliches Eigentum gehören. Macht er aber einem seiner Diener ein Geschenk von seinem Erbbesitz, so soll es diesem nur bis zum Freijahr gehören, dann aber wieder an den Fürsten zurückfallen; nur seinen Söhnen soll es als Erbbesitz dauernd verbleiben. Von dem Grundbesitz des Volkes aber darf der Fürst nichts wegnehmen, so daß er sie gewaltsam aus ihrem Eigentum verdrängt. Von seinem eigenen Besitz mag er seine Söhne mit vererblichem Grundbesitz ausstatten, damit niemand von den zu meinem Volk Gehörigen aus seinem Eigentum verdrängt wird.« ii) Die Opferküchen der Priester und des Volkes im TempelbezirkDarauf führte er mich durch den Eingang, der an der Seitenwand des Tores lag, zu den heiligen, für die Priester bestimmten Zellen, die nach Norden zu gelegen waren; dort sah ich einen Raum ganz hinten in dem Winkel nach Westen zu. Da sagte er zu mir: »Dies ist der Raum, in welchem die Priester das Schuld- und das Sündopfer kochen und wo sie das Speisopfer backen sollen; sonst müßten sie es in den äußeren Vorhof hinaustragen, wodurch sie dem Volk eine Weihe mitteilen würden.« Hierauf führte er mich in den äußeren Vorhof hinaus und ließ mich ihn nach seinen vier Ecken hin durchqueren; dabei bemerkte ich einen kleinen Hof in jeder Ecke des Vorhofs. In allen vier Ecken des Vorhofs waren abgesonderte Höfe von vierzig Ellen Länge und dreißig Ellen Breite; alle vier Eckräume hatten die gleiche Größe; und es lief eine gemauerte Steinwand rings um alle vier; und unten an den Steinwänden waren ringsum Kochherde angebracht. Da sagte er zu mir: »Dies sind die Küchen, wo die Tempeldiener die Schlachtopfer des Volkes kochen müssen.« 3. Die wunderbare Tempelquelle als SegensstromAls er mich hierauf an den Eingang des Tempelhauses zurückgeführt hatte, sah ich Wasser unter der Schwelle des Tempels hervorfließen nach Osten hin – die Vorderseite des Tempels lag ja nach Osten zu –; und das Wasser floß unterhalb der südlichen Seitenwand des Tempelhauses hinab, südlich vom Altar. Als er mich dann durch das Nordtor hinausgeführt und mich auf dem Wege draußen zu dem äußeren, nach Osten gerichteten Tor hatte herumgehen lassen, sah ich dort Wasser von der südlichen Seitenwand herrieseln. Indem dann der Mann mit einer Meßschnur in der Hand nach Osten zu weiterging und nach Abmessung von tausend Ellen mich durch das Wasser gehen ließ, ging mir das Wasser bis an die Knöchel; als er dann nochmals tausend Ellen abgemessen hatte und mich durch das Wasser gehen hieß, ging mir das Wasser bis an die Knie; als er hierauf nochmals tausend Ellen abgemessen hatte und mich hindurchgehen hieß, ging mir das Wasser bis an die Hüften; und nach nochmaliger Abmessung von tausend Ellen war es ein Fluß geworden, den man nicht mehr durchschreiten konnte; denn das Wasser war so tief geworden, daß man es hätte durchschwimmen müssen, ein Fluß, der sich nicht mehr durchschreiten ließ. Da fragte er mich: »Hast du das wohl gesehen, Menschensohn?« Dann ließ er mich am Ufer des Flusses wieder zurückwandern. Auf dem Rückwege sah ich nun am Ufer des Flusses auf beiden Seiten sehr viele Bäume stehen. Da sagte er zu mir: »Dieses Gewässer fließt in den östlichen Bezirk hinaus, strömt dann in die Jordan-Ebene hinab und mündet in das (Tote) Meer; und wo es sich dort hinein ergießt, da wird das Salzwasser des (Toten) Meeres gesund. Und alle lebenden Wesen, alles, was dort wimmelt, wird, wohin immer (der Fluß) kommt, Leben gewinnen; und der Fischreichtum wird überaus groß sein; denn wenn dieses Gewässer dorthin kommt, so wird das Wasser (des Toten Meeres) gesund werden, und alles, wohin der Fluß kommt, wird Leben gewinnen. Auch Fischer werden an ihm stehen: von En-Gedi bis En-EglaimEn-Gedi lag in der Mitte der Westküste, En-Eglaim an der Nordostseite des Toten Meeres. wird es Plätze zum Auswerfen der Netze geben, und sein Fischreichtum wird wie der des großen Meeres überaus groß sein. Aber seine Lachen und Tümpel werden nicht gesund werden: sie sind zur Salzgewinnung bestimmt. An dem Flusse aber werden an seinem Ufer auf beiden Seiten allerlei Bäume mit eßbaren Früchten wachsen, Bäume, deren Laub nicht verwelkt und deren Früchte nicht ausgehen. Alle Monate werden sie reife Früchte tragen; denn das Wasser, an dem sie stehen, fließt aus dem Heiligtum hervor; daher werden ihre Früchte zur Nahrung dienen und ihre Blätter zu Heilzwecken.« 4. Das heilige Land und die heilige Stadta) Die Grenzen des LandesSo hat Gott der HERR gesprochen: »Dies ist die Grenze, innerhalb derer ihr das Land nach den zwölf Stämmen Israels als Erbbesitz zugeteilt erhalten sollt [– für Josef zwei Anteile –]. Und zwar sollt ihr es zu gleichen Teilen als Erbbesitz erhalten, der eine wie der andere, weil ich einst meine Hand zum Schwur erhoben habe, es euren Vätern zu verleihen; daher soll dies Land euch als Erbbesitz zufallen. Dies soll aber die Grenze des Landes sein: Auf der Nordseite vom großen Meer an in der Richtung auf Hethlon zu bis wo es nach Hamath hineingeht, nach Zedad hin, Berotha, Sibraim, das zwischen dem Gebiet von Damaskus und dem Gebiet von Hamath liegt, nach Hazar-Enon, das an der Grenze von Hauran liegt. Die Grenze soll also vom Meer an bis Hazar-Enon laufen, so daß das Gebiet von Damaskus nördlich davon liegen bleibt und ebenso das Gebiet von Hamath: dies ist die Nordseite. Was sodann die Ostseite betrifft, so läuft die Grenze von Hazar-Enon an, das zwischen Hauran und Damaskus liegt, und wird zwischen Gilead und dem Lande Israel durch den Jordan gebildet bis zum östlichen (Toten) Meer, bis nach Thamar hin: dies ist die Ostseite. Sodann die Südseite gegen Mittag geht von Thamar bis zum Haderwasser bei Kades nach dem Bach (Ägyptens) hin (und diesen entlang) bis an das große Meer: dies ist die Südseite gegen Mittag. Auf der Westseite aber bildet das große Meer die Grenze bis gerade gegenüber der Stelle, wo es nach Hamath hineingeht: dies ist die Westseite.« b) Die Verteilung des Landes an die zwölf Stämmea) Behandlung der Fremdlinge bei der Verteilung»Dieses Land also sollt ihr unter euch verteilen nach den Stämmen Israels; und zwar sollt ihr es als vererbliches Eigentum unter euch und die Fremdlinge, die unter euch wohnen und Familien unter euch gegründet haben, verlosen: sie sollen euch wie eingeborene Israeliten gelten: mit euch sollen sie um Erbbesitz inmitten der Stämme Israels losen; und zwar sollt ihr jedem Fremdling seinen Erbbesitz in dem Stamme zuweisen, bei dem er wohnt« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN. b) Die sieben Stämme nördlich vom heiligen Weihebezirk»Dies sind nun die Namen der Stämme: Im äußersten Norden, vom Meere an in der Richtung nach Hethlon bis dahin, wo es nach Hamath hineingeht, und bis hin nach Hazar-Enon – das Gebiet von Damaskus aber bleibt nordwärts liegen, seitwärts von Hamath –, von der Ostseite bis zur Westseite, erhält Dan ein Stammgebiet. Neben dem Gebiet Dans, von der Ostseite bis zur Westseite, erhält Asser ein Stammgebiet. Neben dem Gebiet Assers, von der Ostseite bis zur Westseite, erhält Naphthali ein Stammgebiet. Neben dem Gebiete Naphthalis, von der Ostseite bis zur Westseite, erhält Manasse ein Stammgebiet. Neben dem Gebiet Manasses, von der Ostseite bis zur Westseite, erhält Ephraim ein Stammgebiet. Neben dem Gebiet Ephraims, von der Ostseite bis zur Westseite, erhält Ruben ein Stammgebiet. Neben dem Gebiet Rubens, von der Ostseite bis zur Westseite, erhält Juda ein Stammgebiet.« c) Der heilige Weihebezirk»Neben dem Gebiete Judas aber, von der Ostseite bis zur Westseite, soll der WeiheteilW.: das Hebopfer = die Weihegabe, das geweihte Gebiet. liegen, den ihr abzugeben habt. 25000 Ellen an Breite und so lang wie jeder Stammesanteil von der Ostseite bis zur Westseite; und das Heiligtum soll mitten darin liegen. Der Weiheteil, den ihr für den HERRN abzugeben habt, soll 25000 Ellen lang und 20000 Ellen breit sein; und folgenden Besitzern soll der heilige Weihebezirk gehören: den Priestern ein Stück nach Norden 25000 (Ellen) an Länge, nach Westen 10000 Ellen an Breite, nach Osten 10000 Ellen an Breite und nach Süden 25000 Ellen an Länge; und das Heiligtum des HERRN soll mitten darin liegen. Den geweihten Priestern, den Nachkommen Zadoks, die meinen Dienst verrichtet haben und die nicht irregegangen sind, als die Israeliten zusammen mit den Leviten von mir abfielen, ihnen soll es als ein geweihtes Stück von dem Weiheteil des Landes gehören, als Hochheiliges, neben dem Gebiet der Leviten. Die Leviten aber sollen neben dem Gebiet der Priester ein Gebiet von 25000 Ellen Länge und 10000 Ellen Breite erhalten; im ganzen soll also die Länge 25000 und die Breite 20000 Ellen betragen. Davon dürfen sie jedoch nichts verkaufen und nichts vertauschen und den wertvollsten Teil des Landes nicht in fremden Besitz übergehen lassen, denn er ist dem HERRN heilig. Die 5000 Ellen aber, die an der Breitseite längs der 25000 Ellen noch übrig sind, sollen nichtheiliger Gemeinbesitz der Stadt sein und zum Bewohnen und als Gemeindetrift dienen; und die Stadt soll mitten darin liegen. Deren Maße sollen folgende sein: die Nordseite 4500 Ellen, die Südseite 4500, die Ostseite 4500 und die Westseite 4500 Ellen; und die Gemeindetrift der Stadt soll im Norden 250 Ellen, im Süden 250, im Osten 250 und im Westen 250 Ellen betragen. Was dann von der Länge noch übrig ist längs dem heiligen Weihebezirk, nämlich 10000 Ellen nach Osten und 10000 nach Westen, dessen Ertrag soll den Arbeitern der Stadt zur Ernährung dienen; die Arbeiter der Stadt aber sollen Leute aus allen Stämmen Israels sein. Insgesamt sollt ihr (also) als Weihegabe 25000 Ellen ins Geviert abgeben, nämlich den heiligen Weihebezirk nebst dem der Stadt gehörigen Grundbesitz. Was dann noch übrig ist, soll dem Fürsten gehören, (nämlich das Gebiet) auf beiden Seiten des heiligen Weihebezirks und des der Stadt gehörigen Grundbesitzes (ostwärts) längs der 25000 Ellen bis zur Ostgrenze und westwärts längs der 25000 Ellen bis zur Westgrenze, entsprechend den Stammesanteilen: dem Fürsten soll es gehören, und der heilige Weihebezirk mit dem Tempelheiligtum soll mitten darin liegen. [Und vom Grundbesitz der Leviten und vom städtischen Grundbesitz an, die mitten zwischen dem liegen, was dem Fürsten gehört, soll alles, was zwischen dem Gebiet von Juda und dem Gebiet von Benjamin liegt, dem Fürsten gehören.]« d) Die fünf Stämme südlich vom heiligen Weihebezirk»Was sodann die übrigen Stämme betrifft, so erhält von der Ostseite bis zur Westseite Benjamin ein Stammgebiet. Neben dem Gebiet Benjamins, von der Ostseite bis zur Westseite, erhält Simeon ein Stammgebiet. Neben dem Gebiet Simeons, von der Ostseite bis zur Westseite, erhält Issaschar ein Stammgebiet. Neben dem Gebiet Issaschars, von der Ostseite bis zur Westseite, erhält Sebulon ein Stammgebiet. Neben dem Gebiet Sebulons, von der Ostseite bis zur Westseite, erhält Gad ein Stammgebiet. Neben dem Gebiet Gads aber, auf der Südseite, nach Mittag zu, da soll die Grenze von Thamar an bis zum Haderwasser bei Kades nach dem Bach Ägyptens hin (und diesem entlang) bis an das große Meer gehen. Dies ist das Land, das ihr als Erbbesitz unter die Stämme Israels verlosen sollt, und dies sollen ihre Anteile sein« – so lautet der Ausspruch Gottes, des HERRN. c) Die heilige Stadt, ihre zwölf Tore, ihr Umfang und ihr Name»Dies sollen aber die Ausgänge der Stadt sein – und zwar sollen die Tore der Stadt nach den Stämmen Israels benannt sein –: Auf der Nordseite, die eine Länge von 4500 Ellen hat, sollen drei Tore liegen: das Rubentor, das Judator, das Levitor; auf der Ostseite, die eine Länge von 4500 Ellen hat, drei Tore: das Josephtor, das Benjamintor, das Dantor; auf der Südseite, die eine Länge von 4500 Ellen hat, drei Tore: das Simeontor, das Issaschartor, das Sebulontor; auf der Westseite, die 4500 Ellen lang ist, drei Tore: das Gadtor, das Assertor, das Naphthalitor. Der ganze Umfang beträgt 18000 Ellen, und der Name der Stadt soll fortan lauten ›Gottesheim‹.«Eig.: ›Der HERR daselbst‹ = hier ist der HERR. I. Erzählender Teil: Geschichte Daniels (und seiner Genossen) (Kap. 1-6)1. Daniels (und seiner Genossen) Erziehung am heidnischen Hofe in Babylona) Geschichtliche VorbemerkungenIm dritten Jahre der Regierung JojakimsJojakim regierte von 608-598 v.Chr., des Königs von Juda, zog NebukadnezarNebukadnezar regierte von 604-562 v.Chr., der König von Babylon, gegen Jerusalem und belagerte es. Und der Herr ließ Jojakim, den König von Juda, und einen Teil der Geräte des Gotteshauses in seine Gewalt fallen, und er brachte sie nach dem Lande Sinear in den Tempel seines Gottes; die Geräte aber legte er im Schatzhause seines Gottes nieder. b) Daniel und seine Freunde kommen nach Babylon, um für den königlichen Dienst ausgebildet zu werdenDarauf befahl der König seinem obersten Kammerherrn Aspenas, er solle von den Israeliten, und zwar sowohl aus dem königlichen Geschlecht als auch aus den vornehmsten Familien, Knaben herbeischaffen, die frei von jedem körperlichen Fehler wären und ein schönes Äußeres, eine reiche Begabung, eine gute Vorbildung und ein leichtes Fassungsvermögen besäßen und sich zum Dienst im königlichen Palast eigneten; diese sollten dann in den Schriften und der Sprache der Chaldäer ausgebildet werden. Der König wies ihnen die tägliche Beköstigung von der königlichen Tafel und aus seinem Weinkeller zu und bestimmte für ihre Ausbildung drei Jahre, nach deren Ablauf sie in den königlichen Dienst treten sollten. Unter ihnen befanden sich die Judäer Daniel, Hananja, Misael und Asarja; der Oberkammerherr gab ihnen aber (andere) Namen und nannte den Daniel Beltsazar, den Hananja Sadrach, den Misael Mesach und den Asarja Abed-Nego. c) Daniel erlangt die Erlaubnis, die dem jüdischen Gesetz entsprechende Kost zu genießenDa nun Daniel sich fest vorgenommen hatte, sich nicht durch den Genuß der Tafelkost des Königs und des Weines, den jener trank, zu verunreinigen, bat er den Oberkammerherrn um die Erlaubnis, sich nicht verunreinigen zu müssen; und Gott ließ Daniel Huld und Gnade bei dem Oberkammerherrn finden, so daß dieser zu Daniel sagte: »Ich fürchte nur meinen Herrn, den König, der Speise und Trank für euch bestimmt hat. Wenn er nämlich wahrnähme, daß euer Aussehen nicht so gesund wäre wie das der anderen jungen Leute eures Alters, so hätte ich durch eure Schuld meinen Kopf beim König verwirkt.« Da entgegnete Daniel dem Oberkammerherrn, der zum Aufseher über Daniel, Hananja, Misael und Asarja bestellt war:Der hebräische Text lautet: Da sagte Daniel zu dem Aufseher (oder: Wächter), den der Oberkammerherr über Daniel … bestellt hatte. »Mache doch einmal einen Versuch mit deinen Knechten zehn Tage lang, daß man uns Pflanzenkost zu essen und Wasser zu trinken gibt! Dann möge unser Aussehen und das Aussehen der anderen jungen Leute, die von der königlichen Tafel zu essen bekommen, von dir besichtigt werden, und je nachdem du es dann befinden wirst, magst du mit deinen Knechten verfahren!« Da ging er auf diesen ihren Vorschlag ein und machte zehn Tage lang einen Versuch mit ihnen; und nach Ablauf der zehn Tage sahen sie gesünder und besser genährt aus als alle die anderen jungen Leute, welche von der königlichen Tafel zu essen bekamen. Da ließ denn der Aufseher die Beköstigung von der königlichen Tafel und den Wein, den sie trinken sollten, wegfallen und ließ ihnen Pflanzenkost verabfolgen. d) Von Gott gesegnete Ausbildung der vier Freunde und ihre Aufnahme in den königlichen DienstGott aber verlieh diesen vier Jünglingen Einsicht und Verständnis für alle Gelehrsamkeit und Wissenschaft; Daniel verstand sich außerdem auch auf Gesichte und Träume jeder Art. Als nun die Zeit, nach deren Ablauf der König ihre Vorstellung befohlen hatte, abgelaufen war und der Oberkammerherr sie dem Nebukadnezar vorstellte und der König sich mit ihnen unterredete, erwies sich unter ihnen allen keiner wie Daniel, Hananja, Misael und Asarja; daher wurden sie unter die königlichen Hofbeamten aufgenommen. Und in allen Fällen, bei denen es sich um Einsicht und Scharfsinn handelte, fand der König sie, sooft er sie um ihre Ansicht befragte, allen Zauberern und Beschwörern in seinem ganzen Reich zehnfach überlegen. Daniel erlebte dann noch das erste Regierungsjahr des Königs Cyrus. 2. Nebukadnezars Traum von Daniel gedeuteta) Des Königs Beunruhigung durch einen Traum; die babylonischen Wahrsager vermögen den Inhalt des Traumes nicht anzugebenIm zweiten JahreWahrscheinlich ist »im zwölften Jahr« zu lesen (vgl. 1,1.5). seiner Regierung hatte Nebukadnezar einen bedeutungsvollen Traum, durch den er innerlich beunruhigt wurde, so daß es um seinen Schlaf geschehen war. Da befahl der König, man solle die Gelehrten und Beschwörer, die Zauberer und ChaldäerChaldäer war der Name einer der vier Klassen von Weisen. berufen, damit sie ihm Auskunft über sein Traumgesicht gäben. Als sie nun gekommen und vor den König getreten waren, sagte dieser zu ihnen: »Ich habe einen Traum gehabt und fühle mich nun beunruhigt durch das Verlangen, den Traum zu verstehen.« Da antworteten die Chaldäer dem Könige auf Aramäisch: »O König, mögest du ewig leben! Teile deinen Knechten den Traum mit, dann wollen wir dir die Deutung angeben!« Darauf gab der König den Chaldäern zur Antwort: »Mein Entschluß steht unwiderruflich fest: wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht anzugeben wißt, so sollt ihr in Stücke zerhauen und eure Häuser sollen in Schutthaufen verwandelt werden; wenn ihr mir aber den Traum und seine Deutung kundtun könnt, so sollt ihr reiche Geschenke und große Ehre von mir erhalten. Tut mir also den Traum und seine Deutung kund!« Da antworteten sie zum zweitenmal: »Der König wolle seinen Knechten den Traum mitteilen, dann werden wir die Deutung angeben.« Darauf erwiderte der König: »Ich erkenne klar, daß ihr nur Zeit gewinnen wollt, weil ihr seht, daß mein Entschluß in dieser Sache feststeht: wenn ihr mir demnach den Traum nicht angeben könnt, so verbleibt es bei eurer Verurteilung; ihr habt euch nämlich verabredet, Lug und Trug vor mir zu reden, bis die Verhältnisse sich ändern. Darum gebt mir den Traum an, damit ich erkenne, daß ihr mir auch seine Deutung anzugeben vermögt!« Da erwiderten die Chaldäer dem König: »Es gibt in der ganzen Welt keinen Menschen, der dem Verlangen des Königs nachkommen könnte, wie denn auch noch nie ein König, so groß und mächtig er sein mochte, ein derartiges Verlangen an irgendeinen Wahrsager oder Beschwörer oder Chaldäer gestellt hat. Was der König verlangt, ist zu schwer, und es gibt keinen anderen, der dem Könige Auskunft darüber zu geben vermöchte, außer den Göttern, die ja aber nicht bei den sterblichen Menschen wohnen.« b) Der König befiehlt die Hinrichtung aller Wahrsager; Daniel erwirkt durch seine Verheißung den Aufschub der HinrichtungHierüber wurde der König aufgebracht und geriet in solche Wut, daß er den Befehl gab, alle Weisen in Babylon hinzurichten. Als nun der Befehl ergangen war, die Weisen zu töten, sollten auch Daniel und seine Genossen ums Leben gebracht werden. Da wandte sich Daniel in kluger und verständiger Weise an Arioch, den Obersten der königlichen Leibwache, der zur Hinrichtung der Weisen in Babylon ausgezogen war; er richtete nämlich an Arioch, den Bevollmächtigten des Königs, die Frage: »Warum ist ein so strenger Befehl vom Könige erlassen?« Als Arioch hierauf dem Daniel den Sachverhalt mitgeteilt hatte, begab sich Daniel in den Palast und erbat sich vom Könige die Gewährung einer Frist, um dem Könige dann die Deutung zu geben. c) Daniel erhält von Gott durch einen Traum die Enthüllung des Geheimnisses; sein Dank- und LobgebetHierauf begab sich Daniel in seine Wohnung und teilte seinen Freunden Hananja, Misael und Asarja die Sachlage mit, auf daß sie den Gott des Himmels um Erbarmen in betreff dieses Geheimnisses anflehen möchten, damit Daniel und seine Freunde nicht samt den übrigen Weisen von Babylon hingerichtet würden. Darauf wurde dem Daniel in einem Nachtgesicht das Geheimnis enthüllt. Da pries Daniel den Gott des Himmels, indem er so betete: »Gepriesen werde der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit! Denn er besitzt beides, Weisheit und Macht. Er ist’s, der die Zeiten und Verhältnisse wechseln läßt, der Könige absetzt und Könige einsetzt, der den Weisen Weisheit verleiht und den Verständigen Verstand; er ist’s, der das Verborgene und Geheime enthüllt; er kennt, was im Finstern liegt, und das Licht wohnt bei ihm. Dich, den Gott meiner Väter, rühme und preise ich, daß du mir Weisheit und Tüchtigkeit verliehen und mir jetzt geoffenbart hast, was wir von dir erfleht haben; denn die Sache des Königsd.h. das, was der König zu erfahren verlangt. hast du uns kundgetan.« d) Daniel teilt dem Könige den Inhalt des Traumes mitDeshalb begab sich Daniel zu Arioch, den der König mit der Hinrichtung der Weisen in Babylon beauftragt hatte; er ging hin und sagte zu ihm: »Richte die Weisen von Babylon nicht hin! Führe mich hinein vor den König: ich will dem Könige die Deutung (des Traumes) kundtun!« Da führte Arioch den Daniel eiligst hinein vor den König und sagte zu diesem: »Ich habe unter den in der Verbannung hier lebenden Judäern einen Mann gefunden, der dem Könige die Deutung geben will.« Da antwortete der König und sagte zu Daniel, der den Namen Beltsazar führte: »Bist du wirklich imstande, mir den Traum, den ich gesehen habe, nebst seiner Deutung kundzutun?« Daniel gab dem Könige folgende Antwort: »Das Geheimnis, das der König zu wissen verlangt, können Weise und Beschwörer, Zauberer und Wahrsager dem Könige nicht kundtun; aber es gibt einen Gott im Himmel, welcher Geheimnisse enthüllt; und dieser hat dem Könige Nebukadnezar kundgetan, was in der Endzeit geschehen wird. Dein Traum und die Gesichte, die dir auf deinem Lager vor Augen gestanden haben, sind folgende gewesen: Dir, o König, stiegen auf deinem Lager Gedanken darüber auf, was wohl in der Zukunft geschehen würde; und da hat der, welcher die Geheimnisse enthüllt, dir kundgetan, was geschehen wird. Mir aber ist dieses Geheimnis nicht infolge eigener Weisheit, als ob diese bei mir in höherem Maße als bei allen anderen Lebenden vorhanden wäre, geoffenbart worden, sondern zu dem Zweck, daß dem Könige die Deutung kundgetan würde und du Aufschluß über die Gedanken deines Herzens erhieltest. Du, o König, hattest ein Gesicht und sahst eine Bildsäule; diese Bildsäule war gewaltig groß und von außerordentlichem Glanz; sie stand vor dir, und ihr Aussehen war erschrecklich. Das Haupt dieser Bildsäule war von feinem Gold, ihre Brust und ihre Arme von Silber, ihr Unterleib und ihre Hüften von Kupfer, ihre Beine von Eisen, ihre Füße teils von Eisen teils von Töpferton. Du warst im Anschauen versunken, bis ein Stein sich plötzlich vom Berge ohne Zutun einer Menschenhand loslöste; der traf die Bildsäule an ihre eisernen und tönernen Füße und zertrümmerte sie. Da wurden auf einen Schlag das Eisen und der Ton, das Kupfer, das Silber und das Gold zertrümmert und zerstoben wie die Spreu im Sommer auf den Tennen, und der Wind verwehte sie, so daß keine Spur mehr von ihnen zu finden war. Der Stein aber, der die Bildsäule zerschmettert hatte, wurde zu einem großen Berge, der die ganze Erde erfüllte.« e) Daniels Deutung des Traumes»Das ist der Traum; nun wollen wir auch seine Deutung dem Könige vortragen: Du, o König, du König der Könige, dem der Gott des Himmels die königliche Herrschaft und die Macht, die Gewalt und die Ehre verliehen und in dessen Hand er überall, wo Menschen wohnen, alle Menschen und Tiere des Feldes und Vögel des Himmels gegeben hat, so daß du als Herrscher über sie alle gebietest: du bist das goldene Haupt. Nach dir wird ein anderes Reich erstehen, das nicht so mächtig ist wie das deinige, und dann noch ein anderes drittes Reich von Kupfer, das über die ganze Erde herrschen wird. Darauf wird ein viertes Reich da sein, stark wie Eisen; und wie das Eisen alles zermalmt und zertrümmert, ebenso wird es wie zerschmetterndes Eisen jene alle zermalmen und zertrümmern. Daß du aber die Füße und Zehen teils aus Töpferton, teils aus Eisen bestehend gesehen hast, (dies zeigt an, daß) es ein Reich von ungleicher Beschaffenheit sein wird; einerseits wird es etwas von der Festigkeit des Eisens an sich haben, insofern du ja Eisen mit Tonerde vermischt geschaut hast; doch daß du die Zehen der Füße teils von Eisen, teils von Ton gesehen hast, (weist darauf hin, daß) das Reich zum Teil fest, zum Teil brüchig sein wird. Daß ferner das Eisen, wie du gesehen hast, mit Tonerde vermischt war, (bezieht sich darauf, daß) trotz der vielfachen Verbindungen durch HeiratenW.: trotz der Mischungen von Menschensamen. doch kein Teil an dem andern fest haften bleibt, gerade wie Eisen sich mit Ton nicht mischen läßt. Aber in den Tagen jener Könige wird der Gott des Himmels ein Reich erstehen lassen, das in Ewigkeit nicht zerstört werden wird und dessen Königtum auf kein anderes Volk übergehen wird. Es wird alle jene Reiche zerschmettern und vernichten, selbst aber ewig bestehen, entsprechend dem, was du gesehen hast, daß nämlich ein Stein sich von dem Berge ohne Zutun einer Menschenhand loslöste und das Eisen, das Kupfer, den Ton, das Silber und das Gold zerschmetterte. Ein großer Gott hat dem Könige kundgetan, was in der Zukunft sich ereignen wird: der Traum verdient vollen Glauben, und seine Deutung ist zuverlässig.« f) Nebukadnezars Anerkennung der Größe des Gottes der Juden; Beschenkung und Ehrung DanielsDa warf der König Nebukadnezar sich auf sein Angesicht nieder, verneigte sich tief vor Daniel und ließ ihm Opfergaben und Räucherwerk darbringen. Der König sprach dann vor Daniel offen aus: »Wahrlich, euer Gott ist der Gott der Götter und der Herr der Könige und der Offenbarer der Geheimnisse, weil du imstande gewesen bist, dieses Geheimnis zu offenbaren.« Darauf erhob der König den Daniel zu hohen Ehren, gab ihm viele kostbare Geschenke und machte ihn zum Statthalter über die ganze Landschaft Babylon und zum Obervorsteher über alle Weisen Babylons. Auf Daniels Bitte übertrug der König dann dem Sadrach, Mesach und Abed-Nego die Verwaltung der Landschaft Babylon, während Daniel selbst am königlichen Hofe verblieb. 3. Errettung der drei Freunde Daniels aus dem Feuerofena) Nebukadnezar läßt ein Götzenbild aufstellen und gebietet dessen Anbetung bei Strafe des FeuertodesDer König Nebukadnezar ließ eine goldene Bildsäule von sechzigSechzig war die Normalzahl der Babylonier. Die Säule war also fast 30 m hoch. Ellen Höhe und sechs Ellen Breite anfertigen und sie in der Ebene Dura in der Provinz Babylon aufstellen. Hierauf sandte der König Nebukadnezar Boten aus, um die Satrapen, Statthalter und Befehlshaber, Oberrichter, Schatzmeister, Rechtsgelehrten, Ratsherren und alle anderen höheren Beamten der Provinz zu berufen, damit sie der Einweihung der Bildsäule beiwohnten, die der König Nebukadnezar hatte aufstellen lassen. Da versammelten sich die Satrapen, Statthalter und Befehlshaber, Oberrichter, Schatzmeister, Rechtsgelehrten, Ratsherren und alle anderen höheren Beamten der Provinz zur Einweihung der Bildsäule, die der König Nebukadnezar hatte aufrichten lassen, und nahmen Aufstellung vor der Bildsäule, die Nebukadnezar hatte aufrichten lassen. Dann machte der Herold mit lauter Stimme bekannt: »Ihr Völker, Stämme und Zungen! Euch wird hiermit befohlen: Sobald ihr den Klang der Hörner, Flöten, Leiern, Harfen, Zithern, Sackpfeifen und aller anderen Arten von Musikinstrumenten vernehmt, sollt ihr euch niederwerfen und das goldene Bild anbeten, das der König Nebukadnezar hat aufstellen lassen! Wer sich aber nicht niederwirft und anbetet, soll auf der Stelle in den brennenden Feuerofen geworfen werden!« Infolgedessen warfen sich in dem Augenblick, als alle Völker den Schall der Hörner, Flöten, Leiern, Harfen, Zithern und aller anderen Arten von Musikinstrumenten vernahmen, alle die Völker, Stämme und Zungen nieder, um das goldene Bild anzubeten, das der König Nebukadnezar hatte aufstellen lassen. b) Die drei Freunde Daniels verweigern die Anbetung des BildesInfolgedessen traten zu derselben Zeit chaldäische Männer auf und klagten die Juden an; sie machten folgende Anzeige beim König Nebukadnezar: »O König, mögest du ewig leben! Du hast, o König, den Befehl erlassen, daß jedermann, sobald er den Schall der Hörner, Flöten, Leiern, Harfen, Zithern, Sackpfeifen und aller anderen Arten von Musikinstrumenten vernehme, sich niederwerfen und das goldene Bild anbeten solle; wer sich aber nicht niederwerfe und anbete, der solle in den brennenden Feuerofen geworfen werden. Nun sind einige Juden da, die du mit der Verwaltung der Provinz Babylon betraut hast, nämlich Sadrach, Mesach und Abed-Nego; diese Männer haben sich um deinen Befehl, o König, nicht gekümmert: sie verehren deine Götter nicht und beten auch das goldene Bild nicht an, das du hast aufstellen lassen.« Da befahl Nebukadnezar in Zorn und Wut, Sadrach, Mesach und Abed-Nego herbeizuholen; und als diese Männer dem Könige vorgeführt waren, richtete Nebukadnezar folgende Worte an sie: »Geschieht es absichtlich von euch, Sadrach, Mesach und Abed-Nego, daß ihr meine Götter nicht verehrt und das goldene Bild nicht anbetet, das ich habe aufstellen lassen? Nun wohl, wenn ihr bereit seid, in dem Augenblick, wenn ihr den Schall der Hörner, Flöten, Leiern, Harfen, Zithern, Sackpfeifen und aller anderen Arten von Musikinstrumenten vernehmt, euch niederzuwerfen und das Bild anzubeten, das ich habe anfertigen lassen – dann gut! Wenn ihr es aber nicht anbetet, sollt ihr auf der Stelle in den brennenden Feuerofen geworfen werden; und wo gäbe es einen Gott, der euch aus meiner Gewalt erretten könnte?« Da gaben Sadrach, Mesach und Abed-Nego dem Könige folgende Antwort: »Nebukadnezar, wir haben nicht nötig, dir hierauf ein Wort zu erwidern! Wird dein Befehl ausgeführt, so vermag unser Gott, den wir verehren, uns aus dem brennenden Feuerofen zu erretten, und er wird uns aus deiner Gewalt, o König, erretten. Wenn er es aber nicht tut, so sei dir, o König, kundgetan, daß wir deinen Gott doch nicht verehren und das goldene Bild, das du hast aufstellen lassen, nicht anbeten werden!« c) In den Feuerofen geworfen, bleiben die drei Männer unversehrtDa geriet Nebukadnezar in volle Wut, so daß das Aussehen seines Gesichts gegen Sadrach, Mesach und Abed-Nego sich ganz entstellte. Er gab sofort den Befehl, man solle den Ofen siebenmal stärker heizen, als es hinreichend war; ferner gebot er Männern, den stärksten Leuten in seinem Heer, Sadrach, Mesach und Abed-Nego zu fesseln und sie in den brennenden Feuerofen zu werfen. So wurden denn diese Männer in ihren Mänteln, Röcken, Hüten und sonstigen Kleidungsstücken gefesselt und in den brennenden Feuerofen geworfen. Weil man nun infolge des strengen Befehls des Königs den Ofen außergewöhnlich stark geheizt hatte, wurden jene Männer, die Sadrach, Mesach und Abed-Nego (an die Ofenöffnung) hinaufgetragen hatten, von der Flammenglut getötet; jene drei Männer aber, Sadrach, Mesach und Abed-Nego, fielen gefesselt mitten in den brennenden Feuerofen. Da geriet der König Nebukadnezar in Staunen; er stand eilends auf und fragte seine Räte: »Haben wir nicht drei Männer gefesselt ins Feuer geworfen?« Sie antworteten dem König: »Gewiß, o König!« Da entgegnete er: »Ich sehe aber vier Männer ungefesselt im Feuer umhergehen, ohne daß eine Verletzung an ihnen zu bemerken ist, und der vierte sieht wie ein Göttersohn aus.« d) Der König erkennt die Größe des Gottes der Juden an, gebietet dessen Ehrung und bestätigt die drei Freunde Daniels in ihrer hohen StellungDarauf trat Nebukadnezar an die Öffnung des brennenden Feuerofens und rief: »Sadrach, Mesach und Abed-Nego, ihr Diener des höchsten Gottes, kommt heraus und tretet her!« Da kamen Sadrach, Mesach und Abed-Nego aus dem Feuer heraus; und die Satrapen, Statthalter, Befehlshaber und Räte des Königs, die sich dort versammelt hatten, sahen jetzt, daß das Feuer jenen Männern an ihrem Leibe nichts hatte antun können: ihr Haupthaar war nicht versengt, und ihre Mäntel waren nicht beschädigt, und nicht einmal ein Brandgeruch war an sie gekommen. Da rief Nebukadnezar aus: »Gepriesen sei der Gott Sadrachs, Mesachs und Abed-Negos, daß er seinen Engel gesandt und seine Knechte errettet hat, die im Vertrauen auf ihn das Gebot des Königs übertreten und ihr Leben preisgegeben hatten, um keinen andern Gott verehren und anbeten zu müssen als nur ihren Gott! So ergeht denn jetzt von mir der Befehl, daß unter allen Völkern, Volksstämmen und Zungen ein jeder, der gegen den Gott Sadrachs, Mesachs und Abed-Negos etwas Unehrerbietiges ausspricht, in Stücke gehauen und sein Haus in einen Schutthaufen verwandelt werden soll, weil es keinen andern Gott gibt, der auf solche Weise zu erretten vermag!« Darauf setzte der König den Sadrach, Mesach und Abed-Nego in ihre hohen Stellungen in der Landschaft Babylon wieder ein. 4. Nebukadnezars zweiter Traum, seine Demütigung und Erhöhunga) Nebukadnezar bezeugt seinen Untertanen in einem Erlaß, daß er zur Erkenntnis der Größe des Gottes der Juden durch einen schrecklichen Traum gekommen sei, den Daniel allein habe deuten könnenErlaß des Königs Nebukadnezar an alle Völker, Völkerschaften und Zungen, die auf der ganzen Erde wohnen: »Heil möge euch reichlich zuteil werden! Es hat mir beliebt, die Zeichen und Wunder, die der höchste Gott an mir getan hat, zu allgemeiner Kenntnis zu bringen. Wie sind doch seine Zeichen so groß und wie gewaltig seine Wunder! Sein Reich ist ein ewiges Reich, und seine Herrschaft währt von Geschlecht zu Geschlecht! Ich, Nebukadnezar, lebte sorglos in meinem Hause und lebensfroh in meinem Palast. Da hatte ich einen Traum, der mich erschreckte; und die Gedanken, die in mir auf meinem Lager aufstiegen, und die Erscheinungen, die mir vor die Augen traten, versetzten mich in Angst. Ich erließ daher den Befehl, man solle alle Weisen Babylons vor mich führen, damit sie mir die Deutung des Traumes angäben. Da kamen denn die Zeichendeuter und Beschwörer, die Chaldäer und Sterndeuter zu mir, und ich teilte ihnen den Traum mit; aber seine Deutung konnten sie mir nicht geben, bis zuletzt Daniel vor mir erschien, der nach dem Namen meines Gottes Beltsazar genannt worden ist und in dem der Geist der heiligen Götter wohnt. Auch diesem trug ich den Traum folgendermaßen vor: ›Beltsazar, du Oberster der Gelehrten! Ich weiß von dir, daß der Geist der heiligen Götter in dir wohnt und daß kein Geheimnis dir Schwierigkeiten verursacht: vernimm das Traumgesicht, das mir erschienen ist, und laß mich seine Deutung wissen!‹« b) Nebukadnezar teilt dem Daniel den Traum mit»›Das Gesicht, das mir auf meinem Lager vor die Augen getreten ist, war folgendes: Ich sah deutlich einen Baum, der mitten auf der Erde stand und dessen Höhe gewaltig war. Der Baum wurde immer größer und stärker, so daß seine Spitze bis an den Himmel reichte und er bis ans Ende der ganzen Erde zu sehen war; sein Laubwerk war schön, Früchte trug er in reicher Fülle, und Nahrung befand sich an ihm für alle; die Tiere des Feldes suchten Schatten unter ihm, die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen, und alles, was lebte, nährte sich von ihm. Da sah ich plötzlich in den Gesichten, die mir auf meinem Lager vor Augen traten, wie ein Wächter, nämlich ein heiliger (Engel), vom Himmel herabstieg. Der rief mit lauter Stimme und gebot: Haut den Baum um und schlagt seine Zweige ab! Streift ihm das Laub ab und streut seine Früchte umher! Das Wild fliehe unter ihm weg und die Vögel aus seinen Zweigen! Doch seinen Wurzelstock laßt in der Erde, und zwar in einer Fessel von Eisen und Erz auf der grünenden Flur, damit er vom Tau des Himmels benetzt wird und mit den wilden Tieren Anteil an den Kräutern der Erde hat. Sein Menschenherz soll ihm genommen und das Herz eines Tieres ihm dafür gegeben werden; und so sollen sieben Zeiten über ihn dahingehen. Auf einem Beschluß der (himmlischen) Wächter beruht dieser Befehl, und eine Anordnung der heiligen Engel liegt in diesem Falle vor, damit die Lebenden erkennen, daß der Höchste Gewalt über das Königtum der Menschen hat und es verleihen kann, wem er will, und selbst den niedrigsten Sterblichen dazu erheben kann. – Dies ist der Traum, den ich, der König Nebukadnezar, gehabt habe; du aber, Beltsazar, gib mir an, was er zu bedeuten hat, da ja alle Weisen meines Reiches mir die Deutung nicht zu geben vermögen. Du aber bist dazu imstande, weil der Geist der heiligen Götter in dir wohnt.‹« c) Daniels Bestürzung und Deutung des TraumesDarauf stand Daniel, der den Namen Beltsazar führte, eine Zeitlang starr vor Entsetzen da, und seine Gedanken ängstigten ihn. Da sagte der König zu ihm: »Beltsazar, du brauchst dich über den Traum und seine Deutung nicht zu ängstigen!« Darauf antwortete Beltsazar: »O Herr, möchte doch der Traum denen gelten, die dich hassen, und seine Deutung deinen Feinden! Der Baum, den du gesehen hast, der immer größer und stärker wurde, so daß seine Spitze bis an den Himmel reichte und er über die ganze Erde hin sichtbar war, dessen Laubwerk schön war, der Früchte in reicher Fülle trug und an dem sich Nahrung für alle befand, unter dem die Tiere des Feldes lagerten und in dessen Zweigen die Vögel des Himmels nisteten: das bist du, o König, der du groß und mächtig geworden bist, du, dessen Größe gewachsen ist und bis an den Himmel reicht und dessen Herrschaft sich bis ans Ende der Erde erstreckt. Daß aber der König einen Wächter, nämlich einen heiligen (Engel), vom Himmel hat herabsteigen sehen, der da gebot: ›Haut den Baum um und vernichtet ihn, doch seinen Wurzelstock laßt in der Erde, und zwar in einer Fessel von Eisen und Erz auf der grünenden Flur, damit er vom Tau des Himmels benetzt wird und den Tieren des Feldes gleichgestellt ist, bis sieben Zeiten über ihn dahingegangen sind!‹, so hat dies, o König, folgende Bedeutung, und zwar ist dies der Beschluß des Höchsten, der über meinen Herrn, den König, ergangen ist: Man wird dich aus der Verbindung mit Menschen ausstoßen, und bei den Tieren des Feldes wird dein Aufenthalt sein; Gras wird man dir zur Nahrung geben wie den Rindern, und vom Tau des Himmels wirst du benetzt werden; und sieben Zeiten werden über dich dahingehen, bis du erkennst, daß der Höchste die Gewalt über das Königtum der Menschen hat, und daß er es verleihen kann, wem er will. Daß aber der Befehl gegeben worden ist, der Wurzelstock des Baumes solle belassen bleiben, das hat folgende Bedeutung: dein Königtum wird dir wieder zuteil werden, sobald du erkannt hast, daß der Himmel Herr (über alles) ist. Darum, o König, laß dir meinen Rat gefallen: Mache deine Sünden wieder gut durch Gerechtigkeit und deine Verschuldungen durch Barmherzigkeit gegen Unglückliche! Vielleicht ist dann deinem Wohlergehen lange Dauer beschieden.« d) Die Erfüllung aller Weissagungen Daniels: Nebukadnezars Hochmut, Geistesumnachtung, Umkehr, WiederherstellungAlles dies traf dann beim König Nebukadnezar ein. Als er sich nämlich zwölf Monate später auf seinem königlichen Palast in Babylon erging, sprach er die Worte aus: »Ist dies nicht das große Babylon, das ich zum königlichen Wohnsitz durch meine gewaltige Macht und zum Ruhm meiner Herrlichkeit erbaut habe?« Noch war das Wort im Munde des Königs, da erscholl eine Stimme vom Himmel herab: »Dir, o König Nebukadnezar, wird hiermit kundgetan: die Königswürde ist dir genommen! Aus der Verbindung mit Menschen wirst du ausgestoßen, und bei den Tieren des Feldes soll dein Aufenthalt sein; Gras wird man dir zur Nahrung geben wie den Rindern, und sieben Zeiten werden über dich dahingehen, bis du erkennst, daß der Höchste die Gewalt über das Königtum der Menschen hat und daß er es verleihen kann, wem er will.« Augenblicklich erfüllte sich das Wort an Nebukadnezar: er wurde aus der Verbindung mit Menschen ausgestoßen, nährte sich von Gras wie die Rinder, und sein Leib wurde vom Tau des Himmels benetzt, bis sein Haar so lang gewachsen war wie Adlerfedern und seine Nägel wie Vogelkrallen. »Nach Verlauf der (festgesetzten) Zeit aber richtete ich, Nebukadnezar, meine Augen zum Himmel empor; und als ich wieder zu Verstand gekommen war, dankte ich dem Höchsten und pries und rühmte hoch den ewig Lebenden, dessen Herrschaft eine ewige Herrschaft ist und dessen Königtum von Geschlecht zu Geschlecht besteht. Alle Bewohner der Erde verschwinden neben ihm wie nichts; nach seinem Gutdünken verfährt er sowohl mit dem Heere des Himmels als auch mit den Bewohnern der Erde, und niemand ist da, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen dürfte: ›Was tust du da?‹ Zu derselben Zeit kam mir mein Verstand wieder, und zum Ruhm meines Reiches kehrte meine Herrlichkeit und mein Glanz wieder zu mir zurück, und meine Räte und meine Großen suchten mich auf: ich wurde wieder in meine königliche Würde eingesetzt, und noch größere Macht wurde mir verliehen.« e) Abschluß des Erlasses mit einem Lobpreis der Größe Gottes»Nun preise und erhebe und verherrliche ich, Nebukadnezar, den König des Himmels; denn all sein Tun ist Wahrheit, und sein Walten ist Gerechtigkeit, und die in Hochmut Wandelnden vermag er zu demütigen.« 5. König Belsazars Gastmahl, Versündigung und Bestrafunga) Belsazar entweiht die Tempelgefäße der JudenDer König Belsazar veranstaltete für seine tausend Großen ein prächtiges Gastmahl und trank Wein, vor den Tausend sitzend. In der Weinlaune befahl Belsazar dann, man solle die goldenen und silbernen Gefäße herbeibringen, die sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem weggenommen hatte, damit aus ihnen der König und seine Großen, seine Gemahlinnen und Nebenfrauen tränken. So wurden denn die goldenen (und silbernen) Gefäße, die man aus dem Tempel des Hauses Gottes zu Jerusalem geraubt hatte, herbeigebracht; und der König und seine Großen, seine Gemahlinnen und Nebenfrauen tranken. Sie tranken Wein und sangen dabei Loblieder auf ihre Götter von Gold und Silber, von Kupfer, Eisen, Holz und Stein. b) Erscheinen der rätselhaften Inschrift, die kein Weiser zu deuten vermag; auf den Rat der Königinmutter wird Daniel geholtIn demselben Augenblick kamen die Finger einer Menschenhand zum Vorschein und schrieben, dem Kronleuchter gegenüber, auf die getünchte Wand des königlichen Saales, so daß der König den RückenA.Ü.: die Fingerspitzen. der schreibenden Hand sah. Da entfärbte sich das Antlitz des Königs, beängstigende Gedanken überfielen ihn, und alle Kraft wich aus seinen GliedernW.: Hüftknochen oder: Lenden., so daß seine Knie schlotterten. Der König rief laut, man solle die Beschwörer, die Chaldäer und die Wahrsager herbeiholen, und sagte zu den Weisen Babylons: »Wer die Schrift dort lesen kann und mir ihre Deutung zu geben weiß, der soll in Purpur gekleidet werden und eine goldene Kette am Halse tragen und der Dritte in der Regierung des Reiches sein.« Da traten denn alle Weisen des Königs heran, konnten aber weder die Schrift lesen noch ihre Deutung dem König angeben. Als nun der König Belsazar in die höchste Angst geriet und sich im Gesicht verfärbte und seine Großen fassungslos waren, begab sich die Königinmutter infolge der Aufforderungen des Königs und seiner Großen in den Speisesaal und richtete folgende Worte an den König: »O König, mögest du ewig leben! Du brauchst dich nicht ängstigenden Gedanken hinzugeben und dich im Gesicht nicht zu verfärben! Es gibt in deinem Reiche einen Mann, in welchem der Geist der heiligen Götter wohnt und bei dem schon während der Regierung deines Vaters Erleuchtung, Scharfsinn und Weisheit von geradezu göttlicher Art gefunden worden sind, so daß dein Vater, der König Nebukadnezar, ihn zum Obersten der Gelehrten und Beschwörer, der Chaldäer und Wahrsager erhoben hat, dein eigener Vater, o König, weil eben ein außergewöhnlicher Geist, Verstand und Scharfsinn in der Auslegung von Träumen und in der Lösung von Rätseln und in der Erklärung geheimnisvoller Dinge bei ihm zu finden waren, nämlich bei Daniel, dem der König den Namen Beltsazar gegeben hat. So lasse man also Daniel rufen: der wird die Deutung schon geben!« c) Des Königs glänzende Verheißungen an Daniel; dessen Deutung der Geisterschrift, seine Strafrede und UnglücksverkündigungAls nun Daniel vor den König hereingeführt war, redete dieser ihn folgendermaßen an: »Du bist also Daniel, einer von den in die Verbannung geführten Judäern, die mein königlicher Vater aus Juda hergebracht hat? Ich habe von dir gehört, daß ein göttlicher Geist in dir wohnt und daß Erleuchtung, Scharfsinn und außergewöhnliche Weisheit bei dir gefunden werden. Nun sind soeben die Weisen und Beschwörer vor mich geführt worden, um die Schrift dort zu lesen und mir ihren Sinn zu deuten; sie sind aber nicht imstande gewesen, mir die Deutung der Worte zu geben. Von dir aber habe ich gehört, daß du Deutungen zu geben und geheimnisvolle Dinge zu erklären vermagst. Nun denn, wenn du die Schrift dort zu lesen und mir ihren Sinn anzugeben vermagst, so sollst du in Purpur gekleidet werden und eine goldene Kette am Halse tragen und der Dritte in der Regierung des Reiches sein!« Da gab Daniel dem König folgende Antwort: »Deine Geschenke magst du für dich behalten und deine Belohnungen einem andern geben; jedoch die Schrift will ich dem Könige lesen und ihren Sinn ihm angeben. O König! Der höchste Gott hatte deinem Vater Nebukadnezar Herrschaft und Macht, Ruhm und Herrlichkeit verliehen; und infolge der Macht, die er ihm verliehen hatte, zitterten und bebten vor ihm alle Völker, Stämme und Zungen. Er tötete, wen er wollte, und ließ am Leben, wen er wollte; er erhöhte, wen er wollte, und erniedrigte, wen er wollte. Als aber sein Herz sich überhob und sein Sinn stolz wurde bis zur Vermessenheit, wurde er von seinem Königsthron herabgestürzt und seine Würde ihm genommen. Aus der Verbindung mit Menschen wurde er ausgestoßen, tierisches Wesen nahm von ihm Besitz, und bei den Wildeseln war sein Aufenthalt; man gab ihm Gras zur Nahrung wie den Rindern, und sein Leib wurde vom Tau des Himmels benetzt, bis er zur Erkenntnis kam, daß der höchste Gott über das Königtum der Menschen verfügt und in dieses einsetzen kann, wen er will. Du aber, Belsazar, sein Sohn, hast dein Herz nicht demütig gemacht, wiewohl du dieses alles wußtest, hast dich vielmehr über den Herrn des Himmels erhoben, so daß man die Gefäße seines Tempels vor dich hat bringen müssen, damit du mit deinen Großen, deinen Gemahlinnen und Nebenfrauen Wein aus ihnen tränkest; und auf die Götter von Silber und Gold, von Kupfer und Eisen, Holz und Stein, die weder sehen noch hören können und keinen Verstand besitzen, hast du Loblieder gesungen, dagegen dem Gott, in dessen Hand dein Lebensodem steht und von dem dein ganzes Schicksal abhängt, hast du keine Ehre erwiesen. Infolgedessen ist diese gewölbte Hand von ihm gesandt und die Schrift dort hingezeichnet worden. Was dort aber geschrieben steht, lautet so: Mene, mene, tekel upharsin; und dies ist die Deutung der Worte: Mene = gezählt hat Gott die Tage deines Königtums und ihm ein Ende bereitet; Tekel = gewogen bist du auf der Waage und zu leicht erfunden; Peres = zerteilt wird dein Reich und wird den Medern und Persern gegeben.« d) Daniels Ehrung; gewaltsames Ende Belsazars und seines ReichesHierauf gab Belsazar Befehl, und man kleidete Daniel in Purpur, legte ihm eine goldene Kette um den Hals und rief öffentlich von ihm aus, daß er als Dritter im Reiche herrschen solle. – Noch in derselben Nacht wurde Belsazar, der Chaldäerkönig, ermordet, und Darius, der Meder, erhielt die Herrschaft im Alter von zweiundsechzig Jahren. 6. Daniels Errettung aus der Löwengrubea) Daniels Erhebung bei der Neugestaltung der Reichsverwaltung durch Darius; Neid seiner AmtsgenossenDarius befand es für gut, hundertundzwanzig Satrapen über sein Reich einzusetzen, die im ganzen Reiche verteilt sein sollten, über diese aber drei Minister zu bestellen, von denen Daniel einer war; diesen sollten jene Satrapen Rechenschaft ablegen, damit der König keinen Schaden erlitte. Da überragte denn dieser Daniel wiederum die übrigen Minister und die Satrapen, weil ein außergewöhnlicher Geist in ihm wohnte; und der König ging mit dem Gedanken um, ihm die Verwaltung des ganzen Reiches zu übertragen. Da suchten die Minister und die Satrapen eine Anklage gegen Daniel auf Grund seiner Geschäftsführung ausfindig zu machen, konnten aber keinerlei Schuld und nichts Nachteiliges bei ihm entdecken, weil er treu war und ihm keinerlei Nachlässigkeit der Verfehlung nachzuweisen war. Da sagten jene Männer: »Wir werden gegen diesen Daniel niemals einen Anklagegrund ausfindig machen, es sei denn in betreff seiner Gottesverehrung.« b) Die neidischen Beamten erwirken einen königlichen Erlaß bezüglich einer einmaligen Gebetsübung im ReicheHierauf begaben sich jene Minister und die Satrapen eilends zum König und sagten zu ihm: »König Darius, mögest du ewig leben! Sämtliche Oberbeamte des Reiches, die Staatsräte und Satrapen, die Kronräte und Befehlshaber haben es für ratsam erachtet, daß eine königliche Verordnung zu erlassen und ein Verbot aufzustellen sei, wonach jeder, der im Verlauf von dreißig Tagen eine Bitte an irgendeinen Gott oder an einen Menschen richtet außer an dich, o König, in die Löwengrube geworfen werden soll. Nun denn, o König, erlaß das Verbot und laß eine schriftliche Verordnung ergehen, die nach dem unwiderruflichen Gesetz der Meder und Perser nicht rückgängig gemacht werden darf!« Daraufhin ließ der König Darius die schriftliche Verordnung mit dem darin enthaltenen Verbot ausfertigen. c) Daniels Übertretung des Erlasses infolge seiner Gottesfurcht; seine Verurteilung trotz des Schmerzes des KönigsSobald nun Daniel erfuhr, daß die Verordnung ausgefertigt war, begab er sich in seine Wohnung, wo er in seinem Obergemach Fenster hatte, die nach Jerusalem hin offen standen; er warf sich dort täglich dreimal auf die Knie nieder, verrichtete sein Gebet und seine Lobpreisung vor seinem Gott ganz so, wie er es auch vordem regelmäßig getan hatte. Da stürmten jene Männer herbei und fanden Daniel, wie er vor seinem Gott betete und flehte. Darauf traten sie vor den König und fragten mit Bezug auf das königliche Verbot: »Hast du nicht ein Verbot ausfertigen lassen, wonach jeder, der innerhalb der nächsten dreißig Tage eine Bitte an irgendeinen Gott oder einen Menschen richten würde außer an dich, o König, in die Löwengrube geworfen werden soll?« Der König antwortete: »Die Sache steht fest nach dem unwiderruflichen Gesetz der Meder und Perser.« Darauf erwiderten sie dem König: »Daniel, einer von den in die Verbannung hergeführten Judäern, hat nicht auf dich, o König, geachtet, noch auf das Verbot, das du hast ausfertigen lassen, sondern verrichtet dreimal täglich sein Gebet.« Als der König das hörte, wurde er über die Mitteilung sehr betrübt und sann darüber nach, wie er Daniel retten könnte, und war bis Sonnenuntergang bemüht, ihn frei zu machen. Da stürmten aber jene Männer (wiederum) zum König und sagten zu ihm: »Bedenke, o König, daß bei den Medern und Persern ein Gesetz besteht, nach welchem kein vom König erlassenes Verbot oder Gebot rückgängig gemacht werden darf.« Da gab der König Befehl, worauf man Daniel herbeiholte und ihn in den Löwenzwinger warf. Dabei richtete der König an Daniel die Worte: »Dein Gott, dem du mit aller Ausdauer dienst, der möge dich retten!« Hierauf wurde ein Stein herbeigebracht und oben auf die Öffnung der Grube gelegt; der König aber versiegelte ihn mit seinem Siegelring und mit dem Siegel seiner obersten Beamten, damit kein unbefugtes Eingreifen in die Sache Daniels möglich sei. d) Daniels Rettung; des Königs Freude und Gnade; Bestrafung der schuldigen NeiderHierauf begab sich der König in seinen Palast zurück und verbrachte die Nacht, ohne etwas zu genießen; er ließ auch keine von seinen Frauen zu sich führen, doch kein Schlaf kam in seine Augen. Dann stand der König frühmorgens, sobald es hell wurde, auf und begab sich eiligst zu der Löwengrube; und als er sich der Grube näherte, rief er dem Daniel mit angstvoller Stimme zu und richtete die Frage an ihn: »Daniel, Verehrer des lebendigen Gottes! Hat dein Gott, dem du mit aller Ausdauer dienst, dich vor den Löwen zu retten vermocht?« Da antwortete Daniel dem König: »O König, mögest du ewig leben! Mein Gott hat seinen Engel gesandt und den Löwen den Rachen verschlossen, so daß sie mir nichts zuleide getan haben, weil meine Unschuld ihm bekannt war; und auch dir gegenüber habe ich mir kein Unrecht zuschulden kommen lassen.« Da wurde der König hoch erfreut; er ließ Daniel aus der Grube heraufholen; und als man ihn heraufgezogen hatte, fand sich nicht die geringste Verletzung an ihm, weil er auf seinen Gott vertraut hatte. Dann wurden auf Befehl des Königs jene Männer, die Daniel verleumdet hatten, herbeigeholt und samt ihren Kindern und Frauen in die Löwengrube geworfen; und ehe sie noch den Boden der Grube erreicht hatten, waren die Löwen schon über sie hergefallen und hatten ihnen alle Knochen zermalmt. e) Anerkennung der Größe des Gottes der Juden durch einen neuen königlichen Erlaß; Daniel verbleibt in hoher StellungHierauf schrieb der König Darius an alle Völker, Volksstämme und Zungen, die auf der ganzen Erde wohnten: »Heil möge euch in Fülle zuteil werden! Hiermit ergeht der Befehl von mir, daß man im ganzen Bereich meiner königlichen Herrschaft vor dem Gott Daniels zittern und ihn fürchten soll; denn er ist der lebendige Gott, der in Ewigkeit bleibt; sein Reich ist unzerstörbar, und seine Herrschaft nimmt kein Ende. Er errettet und befreit und vollführt Zeichen und Wunder am Himmel und auf Erden, er, der Daniel aus der Gewalt der Löwen errettet hat.« Und dieser Daniel war ein einflußreicher Mann während der Regierung des Darius und auch während der Regierung des Persers Cyrus. II. Prophetischer Teil: Die Gesichte Daniels über die vier Weltreiche und über die messianische Endzeit (Kap. 7-12)1. Das erste Gesicht: von den vier Tieren (Weltreichen) und dem Menschensohna) Daniels Traum von dem Erscheinen eines Löwen, eines Bären, eines Panthers, eines furchtbaren Tieres mit zehn Hörnern sowie eines kleinen HornsIm ersten Regierungsjahre Belsazars, des Königs von Babylon, sah Daniel einen Traum, und Erscheinungen traten ihm auf seinem Lager vor die Augen. Darauf schrieb er den Traum nieder und berichtete die Hauptsachen, mit folgenden Worten: »Ich, Daniel, hatte in meinem Nachtgesicht eine Erscheinung und sah, wie die vier Winde des Himmels das große Meer erregten. Da stiegen vier gewaltige Tiere aus dem Meere hervor, jedes von dem andern verschieden. Das erste sah aus wie ein Löwe, hatte aber Adlerflügel; ich betrachtete es, bis ihm die Flügel ausgerissen wurden und es von der Erde emporgehoben und wie ein Mensch aufrecht auf zwei Füße gestellt und ihm ein Menschenherz gegeben wurde. – Darauf erschien ein anderes, zweites Tier, das einem Bären glich; es war nur auf der einen Seite aufgerichtet und hatte drei Rippen im Rachen zwischen seinen Zähnen, und es wurde ihm geboten: ›Auf! Friß viel Fleisch!‹ – Als ich dann wieder hinblickte, sah ich ein anderes Tier, das einem Panther glich, aber vier Vogelflügel auf seinem Rücken hatte; auch vier Köpfe hatte das Tier, und ihm wurde Herrschermacht verliehen. – Darauf erschien mir in meinen Nachtgesichten plötzlich ein viertes Tier, schrecklich und furchtbar und außerordentlich stark; es hatte gewaltige Zähne von Eisen (und Klauen von Erz); es fraß und zermalmte und zertrat das, was übriggeblieben war, mit seinen Füßen; es sah ganz anders aus als alle die vorigen Tiere und hatte auch noch zehn Hörner. Während ich nun genau auf die Hörner achtgab, sah ich, wie ein anderes, kleines Horn zwischen ihnen hervorschoß, worauf drei von den ersten Hörnern vor ihm ausgerissen wurden; und jetzt sah ich, daß an diesem Horn Augen wie Menschenaugen saßen und ein Mund, der vermessene Reden führte.« b) Gerichtssitzung im Himmel unter Vorsitz eines Greises in Lichtherrlichkeit; Beschluß der Vernichtung des vierten Tieres und des Sturzes der drei ersten Tiere; Übertragung ewiger Herrschaft auf den Menschensohn»Ich schaute zu, bis Stühle hingestellt wurden und ein ehrwürdiger Greis Platz nahm. Sein Gewand war weiß wie Schnee und sein Haupthaar wie reine Wolle; sein Thron bestand aus Feuerflammen und hatte Räder von loderndem Feuer. Ein Feuerstrom ergoß sich und ging von ihm aus; tausendmal Tausende dienten ihm, und zehntausendmal Zehntausende standen dienstbereit vor ihm. Der Gerichtshof setzte sich, und (die) Bücher wurden aufgeschlagen. Ich schaute unverwandt hin wegen des Lärms der vermessenen Reden, die das Horn führte; ich schaute zu, bis das Tier getötet und sein Leib vernichtet und zum Verbrennen dem Feuer übergeben wurde. Auch den übrigen Tieren wurde dann ihre Macht genommen und ihnen ihre Lebensdauer auf Jahr und Tag bestimmt.A.Ü.: denn ihre Lebensdauer war ihnen … bestimmt. – Während ich noch in das Anschauen der Nachtgesichte versunken war, sah ich, wie mit den Wolken des Himmels Einer kam, der wie eines Menschen Sohn aussah; dieser gelangte zu dem ehrwürdigen Greise und wurde vor ihn geführt. Ihm wurde dann Macht, Ehre und Herrschaft verliehen, so daß alle Völker, Volksstämme und Zungen ihm untertan waren. Seine Macht sollte von ewiger Dauer und unvergänglich sein und sein Königreich ein solches, das niemals vernichtet werden kann.« c) Daniel erhält auf seine Bitte von einem Dastehenden (d.h. dienstbaren Engel) Auskunft über die vier Weltreiche, besonders über die Vernichtung des vierten Reiches und über die Aufrichtung des messianischen Reiches»Da ich, Daniel, mich infolgedessen in meinem Inneren beunruhigt fühlte und die Gesichte, die ich geschaut hatte, mir Angst verursachten, näherte ich mich einem der Dastehenden und bat ihn um sichere Auskunft über dies alles. Da antwortete er mir, indem er mir Aufschluß über die Vorgänge gab: ›Jene gewaltigen Tiere, vier an der Zahl, bedeuten vier Könige, die auf der Erde erstehen werden. Aber die Heiligen des Höchsten werden die Herrschaft erhalten und werden die Herrschaft innehaben bis in Ewigkeit, ja bis in eine Ewigkeit von Ewigkeiten.‹ Hierauf wünschte ich Sicheres über das vierte Tier zu erfahren, das sich von allen anderen unterschied und besonders furchtbar war, dessen Zähne von Eisen und dessen Klauen von Erz waren, das da fraß und zermalmte und, was übriggeblieben war, mit seinen Füßen zertrat; auch über die zehn Hörner auf seinem Kopfe (wünschte ich sichere Auskunft) und über das andere (kleine) Horn, das hervorgeschossen und vor dem drei Hörner ausgefallen waren und das Augen hatte und einen Mund, der vermessene Reden führte, und das größer anzusehen war als die übrigen. Ich hatte auch gesehen, wie jenes Horn Krieg mit den Heiligen führte und sie überwältigte, bis der ehrwürdige Greis kam und den Heiligen des Höchsten Recht geschafftA.L.: die Macht verliehen. wurde und die Zeit eintrat, wo die Heiligen die Herrschaft in dauernden Besitz nahmen. Er gab mir also folgende Auskunft: ›Das vierte Tier (bedeutet) ein viertes Reich, das auf Erden sein wird, verschieden von allen anderen Reichen; es wird die ganze Erde verschlingen und sie zertreten und zermalmen. Die zehn Hörner aber (bedeuten), daß aus eben diesem Reiche zehn Könige erstehen werden; und nach ihnen wird noch ein anderer auftreten, der von den früheren verschieden ist und drei Könige stürzen wird. Er wird vermessene Reden gegen den Höchsten führen und die Heiligen des Höchsten mißhandeln und darauf ausgehen, die Festzeiten und das Gesetz (Gottes) zu ändern; und sie werden seiner Gewalt preisgegeben sein ein Jahr und zwei Jahre und ein halbes JahrW.: eine Zeit und (zwei) Zeiten und eine halbe Zeit = 3½ Jahre. Vgl. 4,13.. Dann aber wird der Gerichtshof Sitzung halten, und man wird ihm die Herrschaft entreißen, um sie endgültig zu vernichten und zu beseitigen. Alsdann wird das Königtum und die Herrschaft und die Macht über die Reiche unter dem ganzen Himmel dem Volke der Heiligen des Höchsten verliehen werden: sein Reich wird von ewiger Dauer sein, und alle anderen Mächte werden ihm dienen und untertan sein.‹« d) Eindruck des Geschauten auf DanielDamit ist der Bericht zu Ende. Mich, Daniel, berunruhigten meine Gedanken sehr, so daß meine Gesichtsfarbe sich an mir veränderte; aber das Erlebnis habe ich in meiner Erinnerung festgehalten. 2. Daniels zweites Gesicht: vom Widder und Ziegenbock, vom großen und kleinen Horn sowie von dem Religionsfrevel des letzten Griechenkönigsa) Schauplatz des Traumgesichts; Kampf des ungleich gehörnten (persischen) Widders und des einhörnigen (griechischen) Ziegenbocks; Sieg und Erstarken des letzteren; plötzliches Abbrechen seines Horns, an dessen Stelle vier Hörner tretenIm dritten Regierungsjahre des Königs Belsazar erschien mir, Daniel, ein Gesicht nach jenem, das mir als erstes erschienen war. Als ich das Gesicht hatte, war es mir beim Anschauen, als ob ich mich in der Burg Susa, die in der Landschaft Elam liegt, befände; und ich sah mich in diesem Gesicht am Fluß Ulai. Als ich nun meine Augen aufschlug und Umschau hielt, sah ich da einen Widder, der vor dem Fluß stand und zwei Hörner hatte; beide Hörner waren hoch, aber das eine war höher als das andere, und das höhere war zuletzt emporgewachsen. Ich sah nun, wie der Widder nach Westen und nach Norden und nach Süden stieß, und kein einziges Tier konnte ihm widerstehen und niemand vermochte aus seiner Gewalt zu erretten, und er tat, was ihm beliebte, und wurde immer stärker. Während ich ihn noch aufmerksam betrachtete, sah ich einen Ziegenbock von Westen her über die ganze Erde weg kommen, ohne daß er den Boden (mit den Füßen) berührte, und der Bock hatte ein ansehnliches Horn zwischen seinen Augen. Als er nun bis zu dem Widder mit den zwei Hörnern, den ich vor dem Fluß hatte stehen sehen, gekommen war, rannte er wütend mit aller Kraft auf ihn los. Ich sah dann, wie er nahe an den Widder herankam und sich erbittert auf ihn stürzte und den Widder stieß und ihm seine beiden Hörner zerbrach; und da der Widder nicht stark genug war, ihm zu widerstehen, schleuderte er ihn zu Boden und zertrat ihn, und niemand war da, der den Widder aus seiner Gewalt gerettet hätte. Hierauf wurde der Ziegenbock überaus groß, als er aber am stärksten war, brach das große Horn ab, und vier andere ansehnliche Hörner wuchsen an seiner Stelle hervor nach den vier Himmelsgegenden hin. b) Übermut und Religionsfrevel des an einem der vier Hörner des Bocks gewachsenen kleinen HornsAus einem von ihnen aber kam ein anderes kleines Horn zum Vorschein, das dann über die Maßen groß wurde gegen Süden und gegen Osten und gegen das Prachtland der Erde.d.i. Palästina (vgl. 11,16.41; Jer 3,19; Hes 20,6). Ja, es wuchs bis zum Heer des Himmels empor und warf einige von dem Heere und von den Sternen auf die Erde hinab und zertrat sie. Sogar bis zu dem Fürsten des Heeres erhob es sich mit seiner Überhebung, so daß diesem das tägliche Opfer entzogen und die Stätte seines Heiligtums entehrt wurde; und auf das tägliche Opfer wurde das Frevelopfer gelegt, und (das Horn) warf die Wahrheit zu Boden, und was es unternahm, das gelang ihm. c) Offenbarung des Engelboten, daß das religionsschänderische Treiben des kleinen Horns 1150 Tage dauern werdeDa hörte ich einen Heiligen reden; es fragte nämlich ein Heiliger den betreffenden, der da redete: »Bis wann geht das Gesicht, daß das tägliche Opfer aufgehoben und der verwüstende Frevel aufgestellt und das Heiligtum zur Zertretung dahingegeben ist?« Da antwortete er ihm: »Bis zu zweitausenddreihundert Abend-Morgend.h. Tageshälften je mit einem Opfer (abends und morgens) beginnend., dann wird das Heiligtum gerechtfertigt werden.« d) Gabriel, der Erzengel in Menschengestalt, deutet dem Daniel das Gesicht und kündigt das frevelhafte Treiben des letzten Griechenkönigs (Antiochus Epiphanes) anAls nun ich, Daniel, das Gesicht sah und es zu verstehen suchte, sah ich plötzlich Einen mir gegenüber stehen, der wie ein Mann aussah. Dann hörte ich eine Menschenstimme über dem UlaiW.: innerhalb des Ulai (d.h. zwischen den beiden Ufern des Flusses). laut rufen: »Gabriel, erkläre diesem da das Gesicht!« Da kam er auf den Ort zu, wo ich stand; und als ich bei seiner Annäherung erschrak und mich auf mein Angesicht niederwarf, sagte er zu mir: »Gib acht, Menschenkind! Denn das Gesicht bezieht sich auf die Endzeit.« Als er aber so zu mir redete, wurde ich ohnmächtig und sank auf mein Angesicht zur Erde nieder; doch er faßte mich an und brachte mich wieder zu aufrechtem Stehen auf meinem Platze. Dann sagte er: »Wisse wohl: ich will dir kundtun, was in der letzten Zeit des Zorns geschehen wird; denn das Gesicht bezieht sich auf die (von Gott) festgesetzte Endzeit. Der zweihörnige Widder, den du gesehen hast, bedeutet die Könige von Medien und Persien; der [zottige] Bock aber ist der König von Griechenland; und das große Horn, das sich auf seiner Stirn befindet, ist der erste König. Daß dann, als es abbrach, vier andere Hörner an seiner Stelle hervorkamen (bedeutet): vier Reiche werden aus seinem Volk hervorgehen, aber ohne die Macht, wie jener sie besaß. In der letzten Zeit ihrer Herrschaft aber, wenn die Frevler das Maß ihrer Sünden voll machen, wird ein König auftreten frechen Angesichts und ein Meister in Ränken. Seine Macht wird gewaltig sein, aber nicht durch seine eigene Macht; er wird außerordentliches Unheil anrichten, und seine Unternehmungen werden Erfolg haben; er wird Mächtige und auch das Volk der Heiligen ins Verderben stürzen. Infolge seiner Klugheit wird ihm der Trug, mit dem er umgeht, gelingen, und er wird hochmütigen Sinnes werden und viele unversehens zugrunde richten; dann aber, wenn er sich gegen den Fürsten der Fürsten erhoben hat, wird er zerschmettert werden ohne Zutun von Menschenhand. Und das Gesicht von den Abend-Morgen, das dir mitgeteilt worden ist, das ist zuverlässig; du aber verwahre das Gesicht unter Siegel, denn es bezieht sich auf eine ferne Zeit.« e) Daniels Bestürzung und Erkrankung infolge des GesichtsHierauf war ich, Daniel, ganz erschöpft und lag einige Tage krank; dann stand ich zwar wieder auf und versah meinen Dienst beim König, befand mich aber wegen des Gesichts in entsetzlicher Aufregung; da ich es mir nicht erklären konnte. 3. Daniels drittes Gesicht: die siebzig Jahrwochena) Daniel, durch eine Weissagung Jeremias beunruhigt, beschließt, Auskunft von Gott durch ein feierliches Gebet zu erlangenIm ersten Regierungsjahre des Darius, des Sohnes des Ahasveros, der von medischer Herkunft war und die Herrschaft über das Reich der Chaldäer erlangt hatte, im ersten Jahre seiner Regierung, richtete ich, Daniel, meine Aufmerksamkeit in den (heiligen) Schriften auf die Zahl der Jahre, in betreff derer das Wort des HERRN einst an den Propheten Jeremia ergangen war, daß nämlich über den Trümmern Jerusalems eine Zeit von siebzig JahrenVgl. Jer 25,11; 29,10; Sach 1,12. hingehen sollte. So richtete ich denn mein Angesicht zu Gott dem Herrn, um ihn mit Gebet und Flehen zu suchen unter Fasten und in Sack und Asche. b) Daniels Gebet (Sündenbekenntnis) und Bitte um RettungIch betete also zum HERRN, meinem Gott, und legte mein Bekenntnis mit folgenden Worten ab: »Ach, Herr, du großer und furchtbarer Gott, der du deinen Bund und deine Gnade denen bewahrst, die dich lieben und deine Gebote halten! Wir haben gesündigt und unrecht getan, wir sind gottlos und ungehorsam gewesen und von deinen Geboten und deinen Satzungen abgewichen; wir haben auch nicht auf deine Knechte, die Propheten, gehört, die in deinem Namen zu unsern Königen und unsern Fürsten, zu unsern Vätern und dem ganzen Volk des Landes geredet haben. Auf deiner Seite, Herr, ist die Gerechtigkeit, auf der unsrigen aber die Schamröte im Angesicht, wie es jetzt zu Tage liegt: für die Männer von Juda und die Bewohner Jerusalems und für alle Israeliten, sie seien nahe oder fern, in all den Ländern, wohin du sie verstoßen hast wegen der Untreue, die sie sich gegen dich haben zuschulden kommen lassen. Ja, HERR! Uns muß die Schamröte ins Angesicht steigen, unsern Königen, unsern Fürsten und unsern Vätern, weil wir gegen dich gesündigt haben. Doch bei dem Herrn, unserm Gott, ist die Barmherzigkeit und die Vergebung, obschon wir uns gegen ihn aufgelehnt haben und der Stimme des HERRN, unsers Gottes, nicht gehorsam gewesen sind, um nach seinen Weisungen zu wandeln, die er uns durch seine Knechte, die Propheten, vorgelegt hat. Ja, ganz Israel hat dein Gesetz übertreten und ist untreu gewesen, ohne deinen Weisungen Folge zu leisten. Darum ist auch der Fluch und Schwur über uns hereingebrochen, der im Gesetz Moses, des Knechtes Gottes, geschrieben steht, weil wir gegen Gott gesündigt haben; und er hat nun an uns und an unseren Herrschern, die über uns regiert haben, seine Drohung in Erfüllung gehen lassen, die er ausgesprochen hat, daß er großes Unheil über uns verhängen wolle, so daß unter dem ganzen Himmel sich nirgends etwas so Schlimmes ereignet hat, wie es Jerusalem widerfahren ist. Ja, wie es im Gesetz Moses geschrieben steht, so ist all dieses Unheil über uns hereingebrochen. Dennoch haben wir den HERRN, unsern Gott, nicht dadurch versöhnt, daß wir von unsern Sünden umgekehrt wären und auf deine Wahrheit geachtet hätten. Darum ist der HERR auf das Unheil bedacht gewesen und hat es über uns kommen lassen; denn der HERR, unser Gott, ist gerecht in allen seinen Werken, die er vollführt; wir aber haben auf seine Stimme nicht geachtet. Und nun, o Herr, unser Gott, der du dein Volk mit starker Hand aus Ägypten geführt und dir dadurch einen Namen gemacht hast bis auf den heutigen Tag: – wir haben gesündigt, haben gottlos gehandelt. O Herr, laß doch nach allen Erweisen deiner Gerechtigkeit deinen Zorn und Grimm sich von deiner Stadt Jerusalem, von deinem heiligen Berge abwenden! Denn um unserer Sünden willen und wegen der Übertretungen unserer Väter ist Jerusalem und dein Volk für alle rings um uns wohnenden Völker ein Gegenstand des Hohns geworden. Nun aber erhöre, unser Gott, das Gebet und Flehen deines Knechtes und laß dein Angesicht über dein verwüstetes Heiligtum leuchten um deinetwillen, o Herr! Neige, mein Gott, dein Ohr und höre! Öffne deine Augen und sieh unsere Trümmer an und die Stadt, die nach deinem Namen genannt ist! Denn nicht auf Grund der Erweise unserer Gerechtigkeit bringen wir unser Flehen vor dich, nein, im Vertrauen auf deine große Barmherzigkeit. O Herr, höre! Herr, vergib! Herr, merke auf und handle ohne Verzug um deiner selbst willen, du mein Gott! Denn deine Stadt und dein Volk tragen deinen Namen.« c) Daniel erhält durch Gabriel die gewünschte Aufklärung durch den Hinweis auf die von Jeremia bezeichneten »Jahrwochen«Während ich so noch redete und betete und meine Sünde sowie die Sünde meines Volkes Israel bekannte und mein Flehen für den heiligen Berg meines Gottes vor den HERRN, meinen Gott, brachte, während ich also noch mein Gebet verrichtete, kam der Mann Gabriel, den ich früher schon in dem ersten Gesicht gesehen hatte, eilends auf mich zu geflogen um die Zeit des Abendopfers. Er wollte mir Aufklärung geben und redete mich mit den Worten an: »Daniel, schon jetzt bin ich hergekommen, um dir zum richtigen Verständnis zu verhelfen. Als du zu beten begannst, erging ein Gotteswort, und ich bin gekommen, um dir Auskunft zu geben; denn du bist ein besonders geliebter Mann. So achte nun auf das Wort, damit du die Offenbarung genau verstehst! Siebzig Wochen= Jahrwochen, d.h. Wochen von sieben Jahren statt Tagen. sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt, um den Frevel zum Abschluß zu bringen und das Maß der Sünde voll zu machen, um die Verschuldung zu sühnen und ewige Gerechtigkeit herbeizuführen und das Gesicht und den (Ausspruch des) Propheten zu bestätigen und ein Hochheiliges zu salben. Wisse also und verstehe: Vom Ausgang des Wortes in betreff der Wiederherstellungd.h. von der Zeit an, wo der Ausspruch erging, daß Jerusalem wiederhergestellt werden solle. und Neugründung Jerusalems bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten, sind sieben Jahrwochen, und innerhalb von zweiundsechzig JahrwochenWahrscheinlich ist hier der Text verderbt und (nach Angabe des lateinischen Kirchenlehrers Tertullian) statt sieben und 62 Jahrwochen zu lesen 62½ Jahrwochen. wird es wiederhergestellt und neuerbaut sein mit Marktplätzen und Gräben, allerdings in drangsalsreichen Zeiten. Und nach den zweiundsechzig JahrwochenA.Ü.: Am Ende der Zeiten aber, das ist nach den zweiundsechzig Jahrwochen. wird ein Gesalbter ums Leben gebracht werden ohne Richterspruch; und die Stadt samt dem Heiligtum wird das Kriegsvolk eines Fürsten zerstören, der heranzieht, dessen Ende aber durch eine Sturmflut eintritt; und bis zum Ende wird Krieg stattfinden, festbeschlossene Verwüstungen. Und wird er einen festen Bund mit der Volksmenge eine Jahrwoche lang schließen und während der Hälfte der Jahrwoche Schlacht- und Speisopfer abschaffen; und an ihrer Stelle wird der Greuel der Verwüstung aufgestellt sein, und zwar so lange, bis die festbeschlossene Vernichtung sich über die Verwüstung ergießt.«Die Verse 25-27 lassen keine sichere Übersetzung zu. 4. Das vierte Gesicht: von den letzten Drangsalen des Volks und von der Erlösung Israelsa) Daniels Vorbereitung auf das Gesicht durch FastenIm dritten Regierungsjahre des Perserkönigs Cyrus wurde dem Daniel, der auch den Namen Beltsazar führte, ein Wort geoffenbart, und das Wort ist zuverlässig und (bezieht sich auf) große Trübsal; er aber achtete genau auf die Offenbarung und gab auf das Gesicht acht.A.Ü.: und er erlangte (auch) das Verständnis über das Gesicht (oder: über die Erscheinung). In jener Zeit stellte ich, Daniel, drei volle Wochen hindurch Trauer an: leckere Speisen genoß ich nicht, und weder Fleisch noch Wein kam in meinen Mund; auch salbte ich mich nicht, bis drei volle Wochen vergangen waren. b) Zeit- und Ortsangabe des Gesichts; die äußere Erscheinung des himmlischen Boten; Wirkung der Erscheinung auf DanielAm vierundzwanzigsten Tage des ersten Monats nun befand ich mich am Ufer des großen Stromes, nämlich des Hiddekel; und als ich dort meine Augen aufschlug und Umschau hielt, sah ich da einen Mann stehen, der in Linnen gekleidet war und um die Hüften einen Gürtel von feinem Uphasgoldd.h. Feingold. Uphas ist eine unbekannte Gegend (vgl. Jer 10,8). trug. Sein Leib war wie Chrysolith, sein Gesicht leuchtete wie Blitzesschein und seine Augen wie Feuerflammen; seine Arme und Beine funkelten wie poliertes Erz; und wenn er redete, klang der Schall seiner Stimme wie das Tosen einer Volksmenge. Ich, Daniel, war der einzige, der die Erscheinung sah, während die Männer, die bei mir waren, die Erscheinung nicht sahen; doch befiel sie ein solcher Schrecken, daß sie flohen, um sich zu verstecken. So blieb ich denn allein zurück und sah diese gewaltige Erscheinung; doch alle Kraft entschwand mir: mein Gesicht entfärbte sich bis zur Unkenntlichkeit, und ich wurde völlig kraftlos. Als er dann laut zu reden begann und ich den Schall seiner Worte vernahm, sank ich ohnmächtig auf mein Angesicht zur Erde nieder. Da berührte mich plötzlich eine Hand und half mir, daß ich mich zitternd auf meine Knie und Hände erhob. c) Das vorbereitende Gespräch des Engels mit Daniela) Zurede und ermutigende Mitteilungen des EngelsDann sagte er zu mir: »Daniel, du vielgeliebter Mann! Gib auf die Worte acht, die ich an dich richte, und bleibe aufrecht auf deinem Platze stehen; denn ich bin jetzt eben zu dir gesandt worden.« Als er so zu mir sprach, erhob ich mich zitternd. Dann fuhr er fort: »Fürchte dich nicht, Daniel! Denn gleich am ersten Tage, als du deinen Sinn darauf richtetest, Belehrung zu erlangen und dich vor deinem Gott zu demütigen, haben deine Worte Erhörung gefunden. Ich hatte mich um deines Gebets willen aufgemacht, um zu kommen; aber der Schutzengel des Perserreichs stellte sich mir einundzwanzig Tage lang entgegen, bis mir endlich Michael, einer der obersten Engelfürsten, zu Hilfe kam, worauf ich ihn dort bei dem Schutzengel der Perserkönige allein gelassen habe und nun hergekommen bin, um dich wissen zu lassen, was deinem Volk am Ende der Tage widerfahren wird; denn das Gesicht bezieht sich wiederum auf (ferne) Tage.« b) Daniel in seiner Schwäche von dem Engel gestärkt; Ankündigung von Kämpfen des himmlischen Boten mit den Schutzengeln von Persien und GriechenlandWährend er nun in dieser Weise zu mir redete, schlug ich die Augen zu Boden nieder und war sprachlos; doch siehe, da berührte der, welcher wie ein Mensch gestaltet war, meine Lippen, so daß ich meinen Mund wieder öffnen und reden konnte; und ich sagte zu dem, der vor mir stand: »Mein Herr, bei dem, was ich zu sehen bekam, hat mich Todesangst befallen, so daß ich keine Kraft mehr behielt. Und wie könnte auch ein so geringer Knecht meines Herrn (wie ich) mit einem so hohen Herrn reden? Ja, auch jetzt noch ist keine Kraft in mir geblieben, und selbst der Atem ist mir ausgegangen!« Da berührte der, welcher wie ein Mensch aussah, mich nochmals und verlieh mir neue Kraft und sagte zu mir: »Fürchte dich nicht, vielgeliebter Mann! Friede sei mit dir! Sei stark, ja sei stark!« Als er so zu mir sprach, fühlte ich mich gestärkt, so daß ich sagte: »Mein Herr möge nun reden, denn du hast mich gestärkt.« Da erwiderte er: »Weißt du, warum ich zu dir gekommen bin? Allerdings muß ich sogleich wieder umkehren, um mit dem Schutzengel Persiens zu kämpfen; und wenn ich mit ihm fertig bin, dann kommt sogleich der Schutzengel von Griechenland herbei, Doch ich will dir nun verkünden, was im Buch der Wahrheit aufgezeichnet steht, und kein einziger steht mir im Kampfe gegen jene (beiden) mit Entschiedenheit zur Seite außer eurem Schutzengel Michael. Aber auch ich habe ihm im ersten Regierungsjahre des Meders Darius als Helfer und Beschützer zur Seite gestanden.« d) Die eigentliche Offenbarung (= Geschichtsweissagung) des Engelsa) Kurze Erwähnung der auf den jetzt regierenden Cyrus folgenden Perserkönige sowie Alexanders des Großen und seiner Nachfolger»Und nun will ich dir die Wahrheit verkünden. Wisse wohl: es werden noch drei Könige in Persien erstehen, und der vierte wird noch größeren Reichtum sammeln als alle anderen (vor ihm); und wenn er durch seinen Reichtum mächtig geworden ist, wird er alles zum Kriege gegen das Königreich der Griechen aufbieten. Da wird dann ein Heldenkönig auftreten und über ein gewaltiges Reich herrschen und alles ausführen, was ihm beliebt. Doch kaum ist er aufgetreten, so wird sein Reich zerbrechen und nach den vier Himmelsgegenden hin zerteilt werden, aber weder an seine Nachkommen gelangen noch bei der Macht verbleiben, mit der er geherrscht hat; vielmehr wird sein Reich zerschlagen werden und anderen zufallen mit Ausschluß von jenen.« b) Übersicht über die Kämpfe der ägyptischen und syrischen Könige nach dem Tode Alexanders bis auf Antiochus Epiphanes»Hierauf wird der König des Südreichs erstarken, doch einer von seinen Feldherren wird ihn an Macht noch übertreffen und die Herrschaft gewinnen: weithin wird sein Reich sich erstrecken. Nach Verlauf von Jahren aber werden sie sich verbünden; und die Tochter des Königs des Südreichs wird zu dem Könige des Nordreichs ziehen, um ein friedliches Verhältnis zu schaffen; doch dies Hilfsmittel wird sich nicht als wirksam erweisen, und seine Arme werden nicht standhalten, sondern sie wird preisgegeben werden mitsamt ihrem Gefolge und ihrem Kinde und dem, der sie sich seinerzeit als Gattin zugesellt hatte. Doch einer von den Schößlingen aus der gleichen Wurzel, der sie entstammte, wird an der Stelle jenes (als Rächer) erstehen und gegen die Heeresmacht zu Felde ziehenA.Ü.: und zur Heeresmacht gelangen. und in eine Festung des nördlichen Königs eindringen; er wird mit ihnen (nach Gutdünken) verfahren und siegreich sein. Auch ihre Götter samt ihren Gußbildern und ihren kostbaren Geräten von Silber und Gold wird er als Beute nach Ägypten entführen und sich dann jahrelang von dem König des Nordreichs fernhalten; dieser wird dann in das Reich des südlichen Königs eindringen, doch in sein Land zurückkehren. Nun aber wird sein Sohn sich (zum Kriege) rüsten und eine Menge gewaltiger Streitkräfte zusammenbringen; er wird herankommen und (das Land) überschwemmen und überfluten und beim zweiten Zug im Kampf bis zu dessen Festung vordringen. Da wird der König des Südreichs erbittert werden, wird ausziehen und mit ihm, dem König des Nordreichs, kämpfen; der wird zwar ein großes Heer aufstellen, aber dies Heer wird in die Gewalt jenes fallen und trotz seiner Größe vernichtet werden. Dadurch wird sein Sinn stolz werden, und wenn er auch Zehntausende zu Boden streckt, wird er doch nicht die Oberhand behalten. Der König des Nordreichs wird nämlich nochmals ein Heer aufstellen, größer als das vorige, und nach Ablauf von Zeiten [von Jahren] mit starker und wohlgerüsteter Heeresmacht aufs neue kommen. Zu derselben Zeit werden viele gegen den König des Südreichs aufstehen; auch aus deinem Volk werden sich gewalttätige Leute erheben, um die Weissagung in Erfüllung gehen zu lassen, werden aber zu Fall kommen. Dann wird der König des Nordreichs heranziehen, wird einen Wall aufwerfen und eine starke Festung erobern; und die Streitkräfte des Südreichs werden nicht standhalten; sogar dessen auserlesene Mannschaft wird keine Kraft zum Widerstand haben, sondern der, welcher gegen ihn herangezogen ist, wird nach seinem Gutdünken schalten, ohne daß jemand ihm zu widerstehen vermag; und er wird im Prachtlanded.i. Palästina (vgl. 8,9). festen Fuß fassen, und Verwüstung wird von ihm ausgehen.A.L.: so daß es ganz in seine Hand fällt. Dann wird er sein Augenmerk darauf richten, das ganze Reich jenes in seine Gewalt zu bringen, indem er einen Vertrag mit ihm schließt und ihm eine junge Tochter zur Frau gibt, um (das Land) zugrunde zu richten; aber es wird nicht zustande kommen und [ihm] nicht gelingen. Da wird er denn sein Augenmerk auf die Küstenländer richten und viele erobern; aber ein Heerführer wird seinem Hohnlachen ein Ende machen und sein Höhnen ihm übel heimzahlen. Hierauf wird er sein Augenmerk auf die Festungen seines Landes richten, dabei aber straucheln und zu Fall kommen und für immer verschwinden. An seine Stelle wird dann ein anderer treten, der einen Gelderpresser durch das Prachtland seines Reiches ziehen läßt; doch schon nach einigen Tagen wird er unschädlich gemacht, und zwar weder durch Zorn noch durch Krieg.« c) Geschichte des verruchten Antiochus Epiphanes»An seiner Statt wird dann ein verworfener Mensch auftreten, dem die königliche Würde nicht zugedacht war; aber er wird unversehens kommen und sich der Herrschaft durch Ränke bemächtigen. Die heranflutenden Heere werden vor ihm weggeschwemmt werden, und zerschmettert wird sogar der Bundesfürst; denn sogleich nach seiner Befreundung mit ihm wird er Trug üben und heranziehen und trotz seiner geringen Streitkräfte Macht gewinnen. Unversehens wird er in die fettesten Gegenden einer Landschaft einfallen und Dinge verüben, die weder seine Väter noch die Väter seiner Väter verübt haben; Raub, Beute und Güter wird er verschwenderisch unter sie verteilen und gegen feste Plätze seine Anschläge richten, allerdings nur eine Zeitlang. Hierauf wird er seine Macht und seinen Mut gegen den König des Südreichs aufbieten mit einem großen Heer; und der König des Südreichs wird mit großer und überaus starker Heeresmacht in den Krieg ziehen, jedoch nicht standhalten; denn man wird Anschläge gegen ihn ersinnen, und die eigenen Tischgenossen werden seinen Untergang herbeiführen: sein Heer wird weggeschwemmt, und viele Erschlagene werden fallen. Die beiden Könige aber werden im Herzen auf Arglist sinnen und an einem Tische (speisend oder: sitzend) sich gegenseitig belügen; doch wird es nicht gelingen, denn das Ende steht noch aus bis zu der (von Gott) bestimmten Zeit. Darauf wird er mit großem Reichtum in sein Land zurückkehren, sein Herz aber wird gegen den heiligen Bund gerichtet sein; er wird (den Plan) auch ausführen und dann in sein Land zurückkehren. Zur bestimmten Zeit wird er dann wieder gegen das Südreich ziehen, doch wird es dieses zweite Mal nicht so gehen wie zuerst; denn Schiffe aus KitthimEig.: Schiffe der Cyprier (überhaupt aus den Ländern des Mittelmeers); vgl. Hes 27,6. werden sich ihm entgegenstellen, so daß er den Mut verliert; da wird er umkehren und seinen Grimm an dem heiligen Bunde auslassen und nach der Heimkehr sein Augenmerk auf die richten, welche vom heiligen Bunde abfallen.« d) Verfolgung der Juden in Jerusalem»Da werden dann Truppen von ihm (entsandt) dastehen und das Heiligtum, die Burg, entweihen; das tägliche Opfer werden sie abschaffen und den Greuel der Verwüstung aufstellen. Durch verführerische Worte wird er die, welche am Bunde freveln, zum Treubruch verleiten; aber das Volk derer, die ihren Gott kennen, wird fest bleiben und danach handeln. Und die Verständigen unter dem Volk werden gar viele zum Aufmerken bringen, aber durch Schwert und Feuer, durch Gefängnis und Ausplünderung eine Zeitlang niedergehalten werden. Bei diesem ihrem Unterliegen wird ihnen zwar eine kleine Hilfe zuteil werden, aber viele werden sich ihnen nur aus Heuchelei anschließen. Auch von den Einsichtigen werden manche den Untergang finden, damit eine Läuterung, eine Sichtung und Reinigung bei ihnen bewirkt werde bis zur Endzeit; denn die (von Gott) bestimmte Zeit steht immer noch aus.« e) Gewalttaten, Frevel gegen den jüdischen Gottesdienst und Ausgang des judenfeindlichen Königs»Der König wird alsdann nach seinem Gutdünken handeln, sich überheben und sich gegen jeden Gott groß dünken; er wird auch gegen den Gott der Götter unerhörte Reden führen und dabei Erfolg haben, bis das Maß des (göttlichen) Zornes voll ist; denn was beschlossen ist, kommt zur Ausführung. Auch um die Götter seiner Väter wird er sich nicht kümmern und weder dem Lieblingsgott der FrauenThammus; s. Hes 8,14. noch irgendeinem anderen Gott Beachtung schenken, sondern über alle sich erheben. An ihrer Stelle wird er den Gott der Burgen verehren, und einen Gott, den seine Väter nicht gekannt haben,Gemeint ist der griechische Zeus, der römische Jupiter Capitolinus. wird er mit Gold und Silber, mit Edelsteinen und Kleinodien ehren. In die festen Plätze wird er Kriegsvolk des fremden Gottes legen; wer diesen anerkennt, den wird er mit Ehren überhäufen und ihnen Gewalt über viele verleihen und zur Belohnung Land unter sie verteilen. In der Endzeit aber wird der König des Südreichs feindlich mit ihm zusammenstoßen. Da wird dann der König des Nordreichs mit Wagen und Reitern und vielen Schiffen gegen ihn anstürmen und in die Länder (des Südens) eindringen und sie überschwemmen und überfluten. Dabei wird er auch in das Prachtland einfallen, und Zehntausende werden ihren Untergang finden; folgende aber werden seiner Gewalt entgehen: Edom und Moab und der Hauptteil der Ammoniter. Dann wird er seine Hand weiter nach Ländern ausstrecken; auch das Land Ägypten wird ihm nicht entgehen, sondern er wird sich der Gold- und Silberschätze und überhaupt aller Kostbarkeiten Ägyptens bemächtigen, und Libyer und Äthiopier werden in seinem Gefolge sein. Aber Gerüchte aus dem Osten und aus dem Norden werden ihn erschrecken, und in höchster Wut wird er ausziehen, um viele zu vernichten und zu vertilgen. Und er wird seine Palastgezelte zwischen dem großen Meere und dem Berge der heiligen PrachtGemeint ist der Zion. aufschlagen; dann aber wird sein Ende ihn ereilen, ohne daß jemand ihm zu Hilfe kommt.« f) Anbruch der Endzeit mit ihrer Not, ihrer Vergeltung und der Auferstehung der Gottlosen wie der Frommen»Zu jener Zeit nämlich wird Michael auftreten, der große Engelfürst, der deine Volksgenossen beschützt, und es wird eine Zeit der Bedrängnis eintreten, wie noch keine dagewesen ist, seitdem es Völker gibt, bis zu jener Zeit; aber dein Volk wird in jener Zeit gerettet werden, nämlich ein jeder, der sich im Buch (des Lebens) aufgezeichnet findet. Und viele von denen, die im Staube der Erde schlafen, werden erwachen, die einen zu ewigem Leben, die anderen zu Schmach, zu ewigem Abscheu. Die Verständigen aber werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste, und die, welche viele zur Gerechtigkeit geführt haben, wie die Sterne in alle Ewigkeit.« e) Auftrag des Engels an Daniel; Offenbarung bezüglich der Dauer der Leidenszeit; und zum Schluß Heilsverheißung für Daniel»Du aber, Daniel, halte das Gesagte unter Verschluß und versiegle das Buch bis zur Endzeit; viele werden es dann durchforschen, und so wird die Erkenntnis zunehmen.« Als ich, Daniel, mich nun umschaute, sah ich zwei andere (Engel) dastehen, den einen auf diesem, den andern auf jenem Ufer des Stromes; und der eine sagte zu dem in Linnen gekleideten Manne, der (jetzt) über den Fluten des Stromes stand: »Wie lange (wird es noch dauern, bis) das Ende dieser wunderbaren Dinge (eintritt)?« Da hörte ich den in Linnen gekleideten Mann, der über den Fluten des Stromes stand; er erhob seine rechte und seine linke Hand zum Himmel und schwur bei dem ewig Lebenden: »Noch eine Zeit, (zwei) Zeiten und eine halbe Zeit; und sobald die Macht des Zerstörers des heiligen Volkes ihr Ende erreicht hat, dann wird dies alles sich erfüllen!« Ich hörte dies wohl, verstand es aber nicht und fragte deshalb: »Mein Herr, was wird der Ausgang von diesen dingen sein?« Da antwortete er: »Gehe, Daniel! Denn die Offenbarungen sollen verschlossen und versiegelt bleiben bis zur Endzeit. Viele werden ausgesondert, gereinigt und geläutert werden, aber die Gottlosen werden gottlos handeln; und kein Gottloser wird Verständnis dafür haben, während die Verständigen es verstehen werden. Und von der Zeit an, wo das tägliche Opfer abgeschafft und der Greuel der Verwüstung aufgestellt wird, sind es 1290 Tage. Wohl dem, der da ausharrt und 1335 Tage erreicht! Du aber gehe hin, dem Ende entgegen! Du darfst nun ruhen und wirst zu deinem Lose aufstehen am Ende der Tage.« Die Überschrift des ganzen BuchesDie Tätigkeit des im Zehnstämmereich wirkenden Propheten lag zwischen 750 und 720 v.Chr. (Dies ist) das Wort des HERRN, das an Hosea, den Sohn Beeris, ergangen ist in den Tagen der judäischen Könige Ussia, Jotham, Ahas und Hiskia und in den Tagen des israelitischen Königs Jerobeam, des Sohnes des Joas. I. Sinnbildlicher Teil: Der Ehebund Gottes mit seinem Volke Israel (Kap. 1-3)1. Die Untreue Israels gegen Gott sichtbar dargestellt durch den Ehebund des Propheten mit einer ungetreuen GattinAls der HERR zum erstenmal mit Hosea redete, sagte der HERR zu Hosea: »Gehe hin, nimm dir ein Dirnenweib undZu ergänzen ist »erwirb dir« oder: »erzeuge«. Dirnenkinder! Denn das Land ist ehebrecherisch vom HERRN abgefallen (und ganz zur Dirne geworden).« Da ging (Hosea) hin und heiratete Gomer, die Tochter Diblaims; die wurde guter Hoffnung und gebar ihm einen Sohn. Da sagte der HERR zu ihm: »Gib ihm den Namen ›Jesreel‹! Denn schon in nächster Zeit will ich für das zu Jesreel vergossene Blut das Strafgericht am Haus Jehus vollziehen und dem Königtum des Hauses Israel ein Ende machen, auch will ich an jenem Tage den Bogen Israels zerbrechen in der Talebene Jesreel.« Hierauf wurde sie abermals guter Hoffnung und gebar eine Tochter; da sagte er zu ihm: »Gib ihr den Namen ›Ungeliebt‹! Denn ich will fortan dem Hause Israel keine Liebe mehr erweisen, daß ich ihnen immerfort Erbarmen gewähren sollte. Aber dem Hause Juda will ich Erbarmen erweisen und ihnen Rettung schaffen durch (mich), den HERRN, ihren Gott; nicht aber will ich ihnen Rettung schaffen durch Bogen, Schwert und Krieg, auch nicht durch Rosse und Reiter.« Als sie dann die ›Ungeliebt‹ entwöhnt hatte, wurde sie nochmals guter Hoffnung und gebar einen Sohn. Da sagte der HERR: »Gib ihm den Namen ›Nicht-mein-Volk‹, denn ihr seid nicht mein Volk, und ich gehöre nicht (mehr) zu euch.«A.L.: und ich bin nicht euer Gott. Anhang: Dereinst, nach Eintritt glücklicherer Verhältnisse, werden die drei Unglücksnamen eine günstige Umdeutung erfahren(Dereinst) jedoch wird die Zahl der Kinder Israel dem Sand am Meer gleichen, der sich nicht messen und nicht zählen läßt; und es wird geschehen: statt daß man jetzt zu ihnen sagt: »Ihr seid ›Nicht-mein-Volk‹«, werden sie »Söhne des lebendigen Gottes« genannt werden. Dann werden die Kinder Juda und die Kinder Israel sich zusammentun und über sich ein Oberhaupt setzen und aus dem Landenämlich: aus dem Lande der Verbannung. Andere lesen: aus den Ländern. hinaufziehen; denn groß ist der Tag von Jesreel. 2. Des Volkes Untreue – Gottes Treuea) Der Treubruch der Mutter (d.h. des Volkes Israel) und seine BestrafungSagt zu eurem Bruder: »Mein Volk« und zu eurer Schwester »Gnadenreiche«! »Stellt eure Mutter zur Rede, ja, zur Rede – sie ist ja nicht mehr mein Weib, und ich bin nicht ihr Mann –, daß sie die (Zeichen ihrer) Buhlerei aus ihrem Gesicht und die (Zeichen ihrer) Ehebrecherei von ihrem Busen wegschaffe! Sonst werde ich sie nackt ausziehen und sie so hinstellen, wie sie am Tage ihrer Geburt war, mache sie der Wüste gleich, lasse sie werden wie Ödland und lasse sie vor Durst sterben. Auch ihren Kindern will ich keine Liebe mehr erweisen, weil sie Kinder einer Dirne sind; denn ihre Mutter hat Ehebruch begangen, ihre Erzeugerin sich mit Schande bedeckt; sie hat ja doch gesagt: ›Ich will meinen Liebhabern nachgehen, die mir mein Brot und mein Wasser, meine Wolle und meinen Flachs, mein Öl und meine Getränke geben!‹ Darum will ich ihr nunmehr den Weg mit Dornen verzäunen und eine Mauer vor ihr aufführen, daß sie ihre Pfade nicht mehr finden soll. Wenn sie dann ihren Buhlen nachläuft, ohne sie zu erreichen, und wenn sie nach ihnen sucht, ohne sie zu finden, so wird sie sagen: ›Ich will mich (lieber) aufmachen und zu meinem ersten Manne zurückkehren; denn damals ging es mir besser als jetzt.‹ Sie ist sich (aber) nicht bewußt geworden, daß ich es bin, der ihr das Getreide, den Wein und das Öl gegeben und ihr das viele Silber und Gold geschenkt hat, das sie für den Baalsdienst verwandt haben. Darum will ich mein Getreide zu seiner Zeit und meinen Wein zur bestimmten Stunde zurückhalten und will ihr meine Wolle und meinen Flachs entziehen, die ihr zur Bekleidung dienen sollten. Vielmehr will ich nunmehr ihre Blöße vor den Augen ihrer Buhlen aufdecken – niemand soll sie meiner Hand entreißen! –, und ich will all ihrer Lust ein Ende machen, ihren Festen und Neumonden, ihren Sabbaten und all ihren Feiertagen, und will ihre Weinstöcke und ihre Feigenbäume verwüsten, von denen sie gesagt hat: ›Diese sind mein Buhllohn, den meine Liebhaber mir gegeben haben.‹ Ich will sie in eine Wildnis verwandeln, daß die Tiere des Feldes sie abfressen. So will ich das Strafgericht für die Festtage der Baalgötzen an ihr vollziehen, an denen sie ihnen Rauchopfer dargebracht und sich mit ihren Ringen und Geschmeiden geschmückt hat und ihren Buhlen nachgelaufen ist, während sie mich vergaß!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. b) Gottes beschämende Treue und seine Wiedervereinigung mit seinem Weibe (d.h. seinem Volke Israel)»Darum wisse wohl: ich will sie locken und sie in die Wüste führen und ihr dort zu Herzen reden und will ihr von dort aus ihre Weinberge wieder zuweisen und das Tal Achor zur Pforte der Hoffnung machen. Dann wird sie dort willfährig werdenA.L.: dann wird sie dorthin hinaufziehen. wie in den Tagen ihrer Jugend, wie zu der Zeit, als sie aus dem Lande Ägypten heraufzog. Alsdann, an jenem Tage« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »wirst du mich ›mein Mann‹ nennen und mich nicht mehr ›mein Baal‹ nennen;A.L.: wird sie zu ihrem Manne rufen und nicht mehr die Baale anrufen. und ich will die Namen der Baalgötzen aus ihrem Munde verschwinden lassen, so daß sie fortan mit ihren Namen nicht mehr angerufen werden. Ich will auch an jenem Tage einen Bund zu ihren Gunsten mit den Tieren des Feldes, mit den Vögeln des Himmels und mit dem Gewürm des Erdbodens schließen, will Bogen, Schwerter und alles Kriegsgerät zerbrechen und aus dem Lande wegschaffen und sie in Sicherheit sich niederlegen lassen. Und ich will dich mir verloben auf ewig, ja, ich will dich mir verloben auf Grund von Gerechtigkeit und Recht, in Liebe und Erbarmen, und will dich mir verloben in Treue, und du sollst mich, den HERRN, erkennen lernen. Und dann, an jenem Tage, da werde ich willfährig sein« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »da werde ich dem Himmel zu Willen sein, und dieser wird der Erde zu Willen sein, und die Erde wird dem Getreide, dem Most und dem Öl zu Willen sein, und diese werden Jesreel zu Willen sein. Und ich will sied.h. das Weib. Andere lesen »ihn«, d.h. den Sohn Jesreel (1,4). mir im Lande fest einpflanzen und der ›Ungeliebten‹ Liebe erweisen und will zum ›Nicht-mein-Volk‹ sagen: ›Mein Volk bist du!‹, und dieses wird rufen: ›Mein Gott (bist du)!‹« 3. Die Besserung des untreuen Volkes durch Zwang, dargestellt durch das Verhalten des Propheten gegen sein untreues WeibHierauf sagte der HERR zu mir: »Gehe noch einmal hin und liebe ein Weib, das sich von einem andern lieben läßt und Ehebruch treibt, gleichwie der HERR die Kinder Israel liebt, obwohl sie sich fremden Göttern zuwenden und Liebhaber von Traubenkuchen sind.« So erkaufte ich mir denn (ein Weib) um fünfzehn Silberstücke und um anderthalb Scheffel Gerste, sagte aber zu ihr: »Viele Tage lang sollst du mir still dasitzen, ohne Untreue zu begehen und ohne einem (andern) Manne anzugehören; und auch ich selbst werde nicht zu dir kommen.« Denn lange Zeit sollen die Kinder Israel still dasitzen ohne König und ohne Fürsten, ohne Schlachtopfer und ohne Malstein, ohne priesterliches Schulterkleid und ohne Hausgötzen. Danach werden die Israeliten umkehren, werden den HERRN, ihren Gott, und David, ihren König, suchen und voll banger Furcht zum HERRN und zu seiner Güteoder: zu seinen Gütern oder: Segensgaben. hineilen in der Späte der Tage. II. Prophetischer Teil: Drohreden und Verheißungen für Israel (Kap. 4-14)1. Anklage und Bedrohung Israelsa) Erhebung der Anklage gegen das gottlose VolkVernehmt das Wort des HERRN, ihr Kinder Israel! Denn der HERR erhebt eine Anklage gegen die Bewohner des Landes, weil keine Treue, keine Liebe und keine Gotteserkenntnis im Lande mehr vorhanden ist: man schwört (falsch) und lügt, man mordet und stiehlt, man treibt Ehebruch und verübt Gewalttaten, so daß Blutschuld sich an Blutschuld reiht. Darob muß das Land trauern, und alles, was darin wohnt, welkt dahin bis zu den Tieren des Feldes und den Vögeln des Himmels; ja selbst die Fische im Meer vergehen! b) Bedrohung der Priester und Propheten als der berufenen Führer des Volkes»Doch niemand möge Beschuldigungen erheben und niemand spreche Tadel aus! Dein (ganzes) Volk gleicht ja den Priestern, gegen die sie Beschuldigungen erheben.A.L.: Das (ganze) Volk gleicht ja dem Priester, und der Prophet gleicht dem Pfaffen. So wirst du (Priester)Gemeint ist die ganze Priesterschaft im Nordreich. denn zu Fall kommen am hellen Tage, und auch die Prophetenschaft wird mit dir zu Fall kommen bei Nacht, und ich will deine MutterGemeint ist das ganze Volk Israel. vernichten, und mein Volk fällt mit ihnen der Vernichtung anheim aus Mangel an Erkenntnis. Weil du, Priester,Gemeint ist die ganze Priesterschaft im Nordreich. die Erkenntnis verworfen hast, verwerfe auch ich dich, daß du mir nicht mehr als Priester dienen sollst; und weil du das Gesetz deines Gottes vergessen hast, will auch ich deine Kinder vergessen. Je mehr ihrer wurden, desto mehr haben sie gegen mich gesündigt; darum will ich ihre Ehre in Schande verwandeln.Wahrscheinlich ist zu lesen: ihre Herrlichkeit (d.h. ihren herrlichen Gott) haben sie gegen Schande (d.h. schandbaren Götzendienst) vertauscht. Die Sündopfer meines Volkes verzehren sie, und nach seinen Schuldopfern steht ihr Verlangen. So soll es denn den Priestern ebenso ergehen wie dem Volke. Ich will sie für ihren Wandel büßen lassen und ihnen nach ihrem ganzen Tun vergelten: wenn sie essen, sollen sie nicht satt werden; wenn sie der Wollust pflegen, sollen sie kinderlos bleiben; denn sie haben es aufgegeben, sich um den HERRN zu kümmern.« c) Klage über den heidnisch gerichteten Gottesdienst des Volkes»Unzucht, Wein und Most benehmen den Verstand. Mein Volk befragt sein hölzernes Götzenbild, und sein Stab muß ihm Auskunft geben; denn der Geist der Abgötterei hat sie betört, daß sie ihren Gott treulos verlassen haben und Götzendienst treiben. Auf den Höhen der Berge bringen sie Schlachtopfer dar und lassen Weihrauch aufsteigen auf den Hügeln, unter Eichen, Pappeln und Terebinthen, deren Schatten ja so lieblich ist! Daher kommt es, daß eure Töchter Unzucht treiben und eure jungen Frauen Ehebruch begehen. An euren Töchtern will ich es nicht ahnden, daß sie Unzucht treiben, auch nicht an euren jungen Frauen, daß sie Ehebruch begehen; denn sie selbst (die Priester) gehen ja mit den Buhldirnen abseits und bringen mit den Tempelbuhlerinnen Schlachtopfer dar; so kommt denn das Volk, dem es an Einsicht gebricht, zu Fall!« Warnung an das götzendienerische und störrige JudaMagst du, Israel, auch Götzendienst treiben, so möge doch Juda sich nicht verschulden! Geht also nicht nach Gilgal und zieht nicht nach Beth-Awend.h. Unheils- oder Götzenhaus, verächtlich für Bethel = Gotteshaus. hinauf und schwört nicht (in Beerseba): »So wahr der HERR lebt!« Wenn Israel widerspenstig geworden ist wie eine störrige Kuh, kann der HERR sie da so weiden lassen wie ein Lamm auf weiter Trift? Ein Götzengesell ist Ephraim, eine Gesellschaft von Zechern. Ist ihr Zechgelage zu Ende, so geben sie sich der Unzucht hin: leidenschaftlich verliebt sind seine Schildträger in Schande. Der Sturmwind soll sie in seine Fittiche wickeln, so daß sie zuschanden werden ob ihren Altären! 2. Stücke verschiedenartigen Inhaltsa) Worte Hoseas an die Priester und das Königshaus von Israel wegen ihrer Pflege des falschen Gottesdienstes»Vernehmt dieses, ihr Priester, und merkt auf, ihr vom Hause Israel! Und ihr (Herren) vom Hofe des Königs, gebt acht! Denn euch steht das Gericht bevor, weil ihr eine Schlinge für Mizpa geworden seid und ein ausgespanntes Fangnetz auf dem Thabor und eine tiefe Fallgrube zu SittimOrt im Ostjordanland.; ich aber werde für sie alle eine Zuchtrute werden! Ich kenne Ephraim wohl, und Israel ist mir nicht verborgen; denn soeben erst hast du Ehebruch getrieben, Ephraim, und Israel hat sich verunreinigt. Ihr ganzes Tun gestattet ihnen nicht, zu ihrem Gott umzukehren; denn der Geist der Abgötterei wohnt in ihrem Herzen, und Erkenntnis des HERRN besitzen sie nicht.« So legt denn der Hochmut Israelsd.h. sein prunkendes Großmachtsgebaren. offen Zeugnis gegen ihn ab, und Ephraim kommt durch seine Verschuldung zu Fall; es wird auch Juda mit ihnen zu Fall kommen. Mit ihrem Kleinvieh und ihren Rindern kommen sie zwar, um den HERRN zu suchen, werden ihn aber nicht finden: er hat sich von ihnen losgesagt. Sie haben Treubruch gegen den HERRN begangen, denn sie haben ein Geschlecht von unechten Kindern gezeugt; nunmehr wird das Neumondsopferfestd.h. ihr heuchlerischer Gottesdienst. A.L.: ein Vertilger (d.h. der verwüstende Feind). sie verzehren mitsamt ihrem Erbbesitz. b) Hoseas (bzw. Gottes) Stellung zum syrisch-ephraimitischen Kriege»Stoßt in die Posaune zu Gibea, in die Trompete zu Rama! Schlagt Lärm in Beth-Awen, setzt Benjamin in Schrecken! Ephraim wird zur Einöde werden am Tage des Strafgerichts; was ich den Stämmen Israels angekündigt habe, trifft unfehlbar ein! Judas Fürsten sind wie Leute geworden, welche die Grenzsteine verrücken: über sie lasse ich meinen Zorn sich ergießen wie Wasser. Unterdrückt ist Ephraim, zerschlagen vom Strafgericht, weil es ihm beliebte, hinter dem Nichtigen herzulaufen. Ich aber bin für Ephraim wie die Motte gewesen und für das Haus Juda wie Wurmfraß. Als nun Ephraim seine Krankheit erkannte und Juda seine eiternde Wunde, da wandte Ephraim sich an Assyrien, und das Reich Juda sandte zum Großkönig; der aber vermag euch nicht gesund zu machen und wird eure eiternde Wunde nicht heilen; denn ich trete gegen Ephraim auf wie ein Löwe und gegen das Haus Juda wie ein junger Leu: ich, ich zerreiße und gehe davon, trage (den Raub) hinweg, ohne daß jemand Rettung bringen kann.« Gott überläßt Israel seinem Verderben; das Bußbekenntnis des Volkes weist er als leichtfertig zurück»Ich will davongehen, mich an meine Wohnstätte zurückbegeben, bis sie sich schuldig fühlen und mein Angesicht suchen; wenn sie in Not sind, werden sie ernstliches Verlangen nach mir tragen (und sprechen): ›Kommt, laßt uns zum HERRN umkehren! Denn er hat uns zerrissen und wird uns auch wieder heilen; er hat uns (blutig) geschlagen und wird uns auch verbinden; schon nach zwei Tagen wird er uns genesen lassen, am dritten Tage uns wieder aufhelfen, daß wir vor seinen Augen leben. So laßt uns denn zur Erkenntnis kommen, ja der Erkenntnis des HERRN nachtrachten! Er wird so sicher erscheinen wie das Morgenlicht und wird über uns kommen wie der Regen, wie der Spätregen, der das Land tränkt.‹ Was soll ich dir tun, Ephraim? Was soll ich dir tun, Juda? Eure Liebe gleicht ja doch dem Morgengewölk und dem Tau, der gar bald vergeht. Darum habe ich dreingeschlagend.h. ich bin strafend vorgegangen. durch die Propheten, habe sie auf Grund der Drohworte meines Mundes erschlagen; und mein Strafgericht ist sichtbar geworden wie das Licht. Denn an Liebe habe ich Wohlgefallen, aber nicht an Schlachtopfern, und an Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern.« c) Klage über den Bundesbruch Israels und über die unheilvolle Verderbtheit im ganzen Lande»Sie aber haben in AdamAdam muß eine Ortschaft gewesen sein (Jos 3,16?). Andere übersetzen »wie Adam« oder: »nach Menschenart«. den Bund gebrochen, sind dort treulos von mir abgefallen. Gilead ist eine Stadt von Verbrechern, voll von Blutspuren; und wie Straßenräuber auflauern, so mordet die Genossenschaft der Priester auf der Straße nach Sichem; ja, Schändliches haben sie verübt! Im Hause Israel habe ich Grauenhaftes gesehen: dort hat Ephraim sich dem Götzendienst ergeben und Israel sich verunreinigt. Auch dir, Juda, ist eine Ernte bereitet, wenn ich das Geschick meines Volkes wende!«A.Ü.: wenn ich die Schuldhaft meines Volkes rückgängig mache. Die Verkommenheit Israels tritt in der politischen Zerrüttung (besonders in den Königsmorden) zutage»Sooft ich Israel heilen will, treten die Verschuldung Ephraims und die Bosheit Samarias klar zutage; denn sie verüben Trug, brechen als Diebe (in die Häuser) ein, plündern draußen als Räuberbanden. Sie sagen sich nicht in ihrem Herzen, daß ich all ihrer Bosheit eingedenk bin; nunmehr stehen ihre Missetaten rings um sie her und sind vor meinen Augen offenbar. Mit ihrer Bosheit erfreuen sie den König und mit ihrer Falschheit die Fürsten. Sie sind allesamt Ehebrecher, gleichen einem geheizten Backofen, den der Bäcker nur vom Anmengen des Teigs bis zu seiner Gärung zu schüren aufhört. Am Geburtstag unsers Königs machen die Fürsten ihn krank mit der Glut des Weins; er wechselt Händedruck mit den Spöttern.Die Übersetzung ist hier und in diesem ganzen Abschnitt durchaus unsicher. Denn es brennt wie ein Ofen ihr Herz in ihrer Arglist; die ganze Nacht hindurch schläft ihr Zorn, am Morgen aber brennt er wie loderndes Feuer. Sie glühen allesamt wie ein Backofen und verzehren ihre Richter. Alle ihre Könige sind gefallen, ohne daß einer von ihnen mich angerufen hätte.« d) Das Verwerfliche des Verkehrs Ephraims (= Israels) mit den ausländischen Großmächten»Ephraim tritt in Verkehr mit den Völkern; Ephraim ist wie ein Brotkuchen geworden, den man nicht umgewandt hat. Ausländer haben seine Kraft verzehrt, ohne daß er es merkt; schon ist graues Haar auf sein Haupt gesprengt, ohne daß er es merkt. Wiewohl aber der Stolz Israels offen Zeugnis gegen sie ablegt, sind sie doch nicht zum HERRN, ihrem Gott, umgekehrt und haben ihn trotz alledem nicht aufgesucht; nein, Ephraim ist einer einfältigen Taube gleich geworden, ist ohne Verstand: Ägypten rufen sie an und laufen nach Assyrien! Sobald sie hinlaufen, breite ich mein Fangnetz über sie aus, hole sie wie Vögel des Himmels herunter, züchtige sie, wie es ihrer Gemeinde angekündigt worden ist. Wehe ihnen, daß sie von mir gewichen sind! Verderben über sie, daß sie treulos von mir abgefallen sind! Und ich sollte sie erlösen, da sie doch Lügen gegen mich reden und nicht von Herzen zu mir schreien, wenn sie auf ihren Lagern heulen? Um Getreide und Most ritzen sie sich blutig und verlassen mich treulos, obwohl doch ich ihre Arme geübt und stark gemacht habe; aber gegen mich sind sie feindlich gesinnt. Sie wenden sich zum Baal hin, sie sind wie ein Bogen mit schlaffer Sehne geworden. Ihre Fürsten sollen durchs Schwert fallen wegen des Trotzes ihrer Zunge: das wird Hohnlachen über sie hervorrufen im Lande Ägypten!« e) Neuer Weckruf wegen der schweren Sünden Israels»(Setze) die Posaune an den Mund! Ein dem Adler gleicher Feind stürzt sichW.: Wie der Adler stürzt er. auf das Haus des HERRN zur Strafe dafür, daß sie meinen Bund übertreten und gegen mein Gesetz sich aufgelehnt haben. Sie werden mir nun laut zurufen: ›Mein Gott, wir kennen dich ja, wir Israeliten!‹ Israel hat das Heil zurückgestoßen (oder verworfen) – der Feind soll es dafür verfolgen! Sie haben Könige eingesetzt, aber ohne mein Geheiß, haben Fürsten bestellt, doch ohne daß ich darum wußte. Von ihrem Silber und Gold haben sie sich Götzenbilder gemacht, nur damit sie zerschlagen werden. Verhaßt ist mir dein Stierdienst, Samaria: mein Zorn ist gegen sie entbrannt! Wie lange sollen sie sich noch der Straflosigkeit erfreuen? Denn aus Israel stammt dieses (Stierbild); ein Werkmeister hat es angefertigt; aber es ist kein Gott, sondern zu Splittern soll er zerschlagen werden, der Stier von Samaria! Denn Wind säen sie, und Sturm ernten sie, eine Saat, die keine Halme treibt und kein Brotkorn gibt; sollte sich auch Brotkorn geben, so würden doch Fremde es verschlingen. Verschlungen ist Israel, vereinsamt ist Ephraim; schon stehen sie unter den Völkern da wie ein Gefäß, nach dem niemand Verlangen trägt. Denn sie sind nach Assyrien gezogen – ein Wildesel, der einsam für sich läuft, ist Ephraim –: Liebesgeschenke haben sie dargebracht. Mögen sie solche auch darbringen unter den Völkern: nunmehr will ich sie ins Gedränge bringen, und sie sollen bald aufhören, dem Könige unter den Fürstend.h. dem assyrischen Großkönige. Tribut darzubringen. Denn zahlreiche Altäre hat Ephraim sich zum Sündigen gebaut, und zur Versündigung sind ihm die Altäre auch geworden. Mag ich ihm auch meine Weisungen tausendmal vorschreiben – sie werden von ihm als etwas Unbekanntes angesehen. Schlachtopfer lieben sie, so schlachten sie; Fleisch lieben sie, so essen sie es: der HERR hat kein Wohlgefallen an ihnen. Nunmehr wird er ihrer Schuld gedenken und sie für ihre Sünden strafen: nach Ägypten müssen sie zurückkehren! Weil Israel den, der es geschaffen hat, vergessen und sich Paläste gebaut, und weil Juda feste Städte in großer Zahl angelegt hat, will ich Feuer gegen seine Städte senden: das soll seine Prachtbauten verzehren!« f) Ankündigung des Gerichts der Verbannung bei einem HerbstfestFreue dich nicht, Israel, (frohlocke) nicht wie die Heidenvölker, daß du von deinem Gott ehebrecherisch abgefallen bist und gern Buhlerlohn auf allen Getreidetennen angenommen hast! denn Tenne und Kelter werden sie nicht nähren, und der Most wird ihre Hoffnung täuschen. Sie sollen im Lande des HERRN nicht wohnen bleiben, sondern Ephraim muß nach Ägypten zurückkehren, und in Assyrien werden sie unreine Speisen genießen. Dann werden sie dem HERRN keine Weinspenden mehr ausgießen, und ihre Schlachtopfer werden ihm nicht mehr wohlgefällig sein; nein, wie Trauerbrot wird ihre Speise sein: alle, die davon essen, verunreinigen sich dadurch; denn ihre Speise dient nur der Stillung ihres Hungers, ins Haus des HERRN gelangt sie nicht. Was wollt ihr dann beginnen an Feiertagen und am Tage des Festes des HERRN? Denn ach! Sie müssen nach Assyrien wandern, Ägypten wird sie einheimsen und Moph ihnen die Grabstätte bauen; ihre Kostbarkeiten an Silber werden die Disteln in Besitz nehmen, und Dorngesträuch wird in ihren Zelten (wachsen). Es kommen die Tage der Heimsuchung, es kommen die Tage der Vergeltung: Israel wird erkennen, ob der Prophet ein Narr, der gottbegeisterte Mann wahnsinnig gewesen ist –, und zwar wegen der Menge deiner Verschuldungen und der Größe deiner Feindseligkeit! – Die dem Hosea bereiteten NachstellungenEphraim liegt auf der Lauer gegenüber dem Propheten neben meinem Gott:A.L.: neben dem Zelte des Propheten. Schlingen des Vogelstellers auf allen seinen Wegen, Anfeindung (sogar) im Hause seines Gottes! In tiefe Verderbnis versunken, treiben sie es wie einstmals in Gibea:Es ist wohl die in Ri 19-21 erzählte Schandtat gemeint. er wird ihrer Schuld gedenken, wird ihre Sünden strafen! 3. Erste Reihe strafender Rückblicke auf Israels Untreue (9,10-11,11)a) Israel infolge seines Abfalls zum Baal mit Kinderlosigkeit bestraft und von Gott verworfen»Wie Trauben in der Wüste, so fand ich Israel, wie eine Frühfrucht am Feigenbaum in seinem ersten Triebe sah ich eure Väter an; als sie aber nach Baal-Peor kamen, gaben sie sich dem Schandgott hin und wurden so greuelhaft wie ihr Geliebter. Ephraims Volksmenge wird Vögeln gleich davonfliegen: keine Geburt mehr, keine Schwangerschaft, keine Empfängnis! Ja, wenn sie auch ihre Kinder großziehen sollten, will ich sie doch kinderlos machen, so daß keine Menschen mehr bleiben; ja wehe auch ihnen selbst, wenn ich mich von ihnen lossage! Ephraim, wie ich es erschaut habe, glich einer jungen Palme, auf der Flur gepflanzt;Der hebräische Text ist schwer verständlich. aber Ephraim muß seine Söhne dem Würger ausliefern.« – Gib ihnen, HERR – was sollst du ihnen geben? Gib ihnen einen unfruchtbaren Mutterleib und welke Brüste! – »Alle ihre Bosheit ist in Gilgal zutage getreten:Vgl. 4,15; 12,12; Am 4,4. ja, dort habe ich sie hassen gelernt. Wegen der Bosheit ihres ganzen Tuns will ich sie aus meinem Hause vertreiben,aus dem Lande Kanaan (Jer 12,7). will ihnen keine Liebe mehr erweisen: alle ihre Führer sind Abtrünnige! Wurmstichig ist Ephraim, seine Wurzel verdorrt; sie werden keine Frucht mehr bringen! Selbst wenn sie Kinder erzeugen sollten, würde ich doch die Lieblinge ihres Leibes sterben lassen.« – Mein Gott verwirft sie, weil sie ihm nicht gehorcht haben; so müssen sie denn unstet unter den Völkern umherirren. b) Israel, einst durch Gottes Güte blühend, jetzt dem Untergange geweihta) Verwüstung der Götzenstätten IsraelsEin üppig rankender Weinstock war Israel, (ein Weinstock,) der auch Früchte ansetzte; aber wie seine Früchte sich mehrten, so mehrten sich bei ihm auch die Altäre; je reicher sein Land trug, desto schönere Malsteine fertigten sie an. Untreu war ihr Herz: jetzt sollen sie es büßen! Ihre Altäre wird er zertrümmern, ihre Malsteine zerschlagen. Sie sagen jetzt ja bereits: »Wir haben keinen König mehr! Denn den HERRN haben wir nicht gefürchtet, und der König – was kann der für uns tun?« Sie reden leere Worte, schwören trügliche Eide, schließen Bündnisse: so sproßt denn das Gericht auf wie Giftkraut in den Ackerfurchen. Um ihren Stier von Beth-Awen sind die Bewohner Samarias in Angst; ja, sein Volk trauert um ihn, und seine Pfaffen zittern für ihn, für seine Herrlichkeit, weil diese von ihm weggewandert ist. Auch ihn selbst wird man nach Assyrien schleppen als Geschenk für den Großkönig; Schmach wird Ephraim sich holen und Israel zuschanden werden ob seiner Staatskunst. Vernichtet wird Samaria: sein König gleicht dem Gischt auf weiter Wasserflut; und verwüstet werden die Höhen von Awen, die Stätten der Versündigung Israels: Dornen und Disteln werden auf den Altären dort wuchern; da wird man denn den Bergen zurufen: »Bedeckt uns!« und den Hügeln: »Fallet über uns!« b) Israels andauernde Sündhaftigkeit; seine Bestrafung und schließliche Vernichtung durch Krieg»Seit den Tagen von GibeaA.Ü.: Mehr als in den Tagen von Gibea. hast du gesündigt, Israel; dort sind sie auch stehengeblieben; sollte sie zu Gibea der Krieg gegen die (Rotte der) Frevler nicht erreichen? Nach Herzenslust will ich sie züchtigen, und Völker werden gegen sie versammelt werden, wenn ich sie für ihre zwiefache Verschuldung büßen lasse. Ephraim war ein angelerntes Rind, willig zum Dreschen; so habe denn ich selbst ihm das Joch auf den schönen Nacken gelegt und habe Ephraim eingespannt: Juda sollte pflügen, Jakob die Egge für sich ziehen. Macht Gerechtigkeit zu eurer Aussaat und erntet nach Maßgabe der Liebe! Brecht euch einen Neubruch (der Erkenntnis), da es noch Zeit ist, den HERRN zu suchen, damit er endlich kommt und Gerechtigkeit über euch regnen läßt! Ihr aber habt Gottlosigkeit eingepflügt, Unheil geerntet, habt die Frucht der Treulosigkeit essen müssen. Weil du dein Vertrauen auf deine Kriegswagen, auf die Menge deiner Krieger gesetzt hast, darum wird sich Kriegslärm in deinen Städten erheben, und alle deine festen Plätze werden zerstört werden, so wie Salman (jüngst die Stadt) Beth-Arbel am Tage der Schlacht zerstört hat:Salman war ein König der Moabiter. die Mutter wurde samt den Kindern zerschmettert. Solches Geschick bringt Bethel über euch infolge eurer grenzenlosen Bosheit; wie das Morgenrot (verschwindet), so wird Israels König dahingerafft.« c) Gottes anfängliche Liebe zu Israel wird schließlich über alle Undankbarkeit und Untreue des Volkes siegen»Als Israel jung war, gewann ich es lieb, und aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.A.Ü.: und schon von Ägypten her habe ich es meinen Sohn genannt. Vgl. übrigens Mt 2,15. Je öfter ich sie aber gerufen habe, desto weiter haben sie sich von mir entfernt, während sie den Baalen Schlachtopfer und den Schnitzbildern Weihrauch darbrachten. Dennoch bin ich es gewesen, der Ephraim am Gängelbande geleitet und es auf die Arme genommen hat; aber sie haben nicht erkannt, daß ich ihr Arzt bin. An Banden, wie sie für Menschen passen, habe ich sie an mich gezogen, an Seilen der Liebe, und mich so gegen sie verhalten, daß ich das Joch an ihren Kinnbacken hochhob und mich zu ihnen neigte, um ihnen Nahrung zu reichen. Jetzt müssen sie nach Ägypten zurückkehren, oder der Assyrer mag ihr König werden, denn sie haben sich geweigert, (zu mir) umzukehren. So soll denn das Schwert in ihren Städten umgehen und ihre Großen vernichten und fressen um ihrer Ratschläge willen; denn mein Volk hält den Hang zum Abfall von mir fest, und ruft man ihm ein Aufwärts zu, so richtet sich doch keiner von ihnen empor. Wie könnte ich dich preisgeben, Ephraim, dich fahren lassen, Israel! Wie könnte ich mit dir verfahren wie einst mit Adama; ein Zeboim aus dir machen! Mein Herz kehrt sich in mir um, mein ganzes Mitleid gerät in Wallung! Ich will meines Zornes Glut nicht auswirken, will Ephraim nicht nochmals vernichten; denn Gott bin ich und nicht ein Mensch: als der Heilige wohne ich in deiner Mitte, und ich will nicht in Zornesglut (zu dir) kommen.« – Sie werden dem HERRN nachfolgen, der wird wie ein Löwe brüllen; ja, er wird brüllen, und die Kinder (Israel) werden vom Meer her zitternd herbeieilen; wie Vögel werden sie aus Ägypten zitternd herbeieilen und wie Tauben aus dem Lande Assyrien. »Dann will ich sie wieder in ihren Wohnsitzen heimisch machen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Mit Treulosigkeit hat Ephraim mich umringt, mit Trug das Haus Israel«; auch Juda ist immer noch wankelmütig gegen Gott und gegen den Hochheiligen, der treu ist. 4. Weitere Rückblicke und letzter Ausblick auf die göttliche Gnade nach Eintritt der Bekehrung (Kap. 12-14)a) Das für das treulose Volk bezeichnende Vorbild seines Stammvaters JakobEphraim hat seine Freude an windigem Treiben und jagt dem Ostwind nach: täglich wird es verlogener und eigenmächtiger; mit Assyrien schließen sie ein Bündnis, und nach Ägypten wird Öl gebracht. Auch gegen Juda hat der HERR Anklage zu erheben, und er muß Jakob zur Rechenschaft ziehen wegen seines Verhaltens, nach seinem ganzen Tun ihm vergelten. Schon im Mutterschoß hat er seines Bruders Ferse gefaßt und in seiner Manneskraft mit Gott gerungen; er hat mit dem Engel gerungen und die Oberhand behalten, er hat geweint und ihn um Erbarmen angefleht; in Bethel hatte er ihn gefunden und daselbst mit ihm geredet – nämlich der HERR, der Gott der Heerscharen, dessen Name ›der HERR‹ ist –: »Du wirst in deine Zelte heimkehren! Halte an Liebe und Recht fest und hoffe immerdar auf deinen Gott!« Als (echter) Kanaanäer führt er eine falsche Waage in der Hand: er liebt es zu betrügen; aber Ephraim sagt: »Ich bin ja doch reich geworden, habe mir ein Vermögen erworben! Bei allem, was ich besitze, wird man mir kein Unrecht nachweisen, das Sünde wäre!« »Ich aber, der HERR, dein Gott vom Lande Ägypten her, will dich noch einmal in Zelten wohnen lassen wie in den Tagen der Festfeier.Richtiger wohl: der Vorzeit. Ich habe doch zu den Propheten geredet, und ich bin es, der sich oftmals durch zahlreiche Gesichte kundgegeben und durch die Propheten in Gleichnissenoder: Vergleichungen, die zur Aufklärung oder: zu heilsamen Mahnungen dienten. geredet hat. Wenn sie in Gilead nichtswürdig gewesen sind, so sollen sie auch vernichtet werden; haben sie in Gilgal StiereA.L.: den Dämonen oder: bösen Geistern (vgl. dazu 5.Mose 32,17). geopfert, so sollen auch ihre Altäre (verwüstet und) wie Steinhaufen an den Rainen der Äcker werden!« – Als Jakob einst ins Gefilde der Aramäer geflohen war, diente Israel als Knecht um ein Weib und hütete die Herden um ein (zweites) Weib; und durch einen Propheten hat der HERR die Israeliten aus Ägypten heraufgeführt, und durch einen (anderen) Propheten ist es behütet worden. Doch Ephraim hat ihm bittere Kränkung bereitet; so wird denn sein Herr seine Blutschuld an ihm haften lassen und die ihm zugefügte Schmach ihm vergelten! b) Ephraims Verfehlungen (besonders sein Bilderdienst) als Grund des göttlichen Zorns und des unentrinnbaren UntergangsSooft Ephraim (nur) redete, herrschte Schrecken: hoch stand es in Israel da; als es sich aber durch den Baalsdienst versündigte, starb es hin. Und jetzt sündigen sie immer aufs neue: sie fertigen sich Gußbilder aus ihrem Silber an, Götzen nach ihrem Geschmack, allesamt Machwerke von Handwerkern. »Ihnen«, sagen sie, »bringet Opfer dar!« Menschen sollen Stiere küssen! »Darum sollen sie dem Morgengewölk gleich werden und dem Tau, der gar bald verschwindet, wie Spreu, die von der Tenne verweht wird, und wie Rauch, der durch die Gitteröffnung abzieht. Ich aber bin der HERR dein Gott vom Lande Ägypten her; einen Gott außer mir kennst du nicht, und einen Helfer außer mir gibt es nicht.« Androhung des vernichtenden göttlichen Zorns»Ich habe mich deiner angenommen in der Wüste, (dich geweidet) im Lande der sengenden Gluten. Als sie gute Weide hatten, wurden sie satt, und als sie satt geworden waren, überhob sich ihr Sinn; darum haben sie mich vergessen. Da bin ich ihnen denn wie ein Löwe geworden, liege wie ein Panther auf der Lauer am Wege; ich falle sie an wie eine Bärin, der die Jungen geraubt sind, und zerreiße ihnen den Verschluß ihres Herzens; ich fresse sie dort wie eine Löwin; die wilden Tiere sollen sie zerfleischen! Das ist dein Verderben gewesen, Israel, daß du von mir, deinem Helfer, nichts wissen willst. Wo ist denn nun dein König, daß er dir in allen deinen Städten helfe? Und wo sind deine Richter (, daß sie dir Recht schaffen)? Du hast ja doch von ihnen gesagt: ›Gib mir einen König und Fürsten!‹ Ich gebe dir einen König in meinem Zorn und nehme ihn wieder weg in meinem Grimm!« – Ankündigung des furchtbaren Untergangs des sündigen Volkes»WohlverwahrtEig.: Fest zusammengebunden (= vor dem Vergessen geschützt). ist Ephraims Schuld, wohlgeborgen seine Sünde. Geburtswehen kommen ihn an, aber er ist ein unverständiges Kind; denn zur rechten Zeit tritt er nicht zum Durchbruch in den Muttermund ein. Aus der Gewalt des Totenreiches sollte ich sie befreien, vom Tode sie loskaufen? Nein, wo sind deine Seuchen, o Tod? Wo ist deine Pest, o Unterwelt?Vgl. 1.Kor 15,55. Mitleid ist meinen Augen unbekannt! Denn mag Ephraim auch wie Riedgras zwischen Wassern üppig sprossen – der Ostwind wird kommen, ein Sturm des HERRN aus der Steppe hereinbrechen; da wird sein Born versiegen und sein Quellgrund vertrocknen: der wird die Schatzkammer aller kostbaren Kleinodien berauben. Samaria soll für seine Auflehnung gegen seinen Gott büßen: durch das Schwert sollen sie fallen, ihre jungen Kinder sollen zerschmettert und ihre schwangeren Weiber aufgeschlitzt werden!« c) Das künftige Heil Israels im Falle der Bekehrunga) Mahnung zur Umkehr und das Bußgebet des VolkesKehre um, Israel, zum HERRN, deinem Gott! Denn durch eigene Schuld bist du zu Fall gekommen. Nehmet Worte (der Reue) mit euch und kehret um zum HERRN! Sagt zu ihm: »Vergib uns alle Schuld und laß es dir gnädig gefallen, daß wir statt der Farren dir die Frucht unserer Lippen als Opfer darbringen! Assyrien soll nicht mehr unser Helfer sein; auf Rossen wollen wir nicht mehr reitend.h. wir wollen kein Bündnis mehr mit Ägypten schließen und keine Kriegsrosse von dort beziehen (Jes 31,1; 30,16; 1.Kön 10,28). und nicht mehr ›unser Gott!‹ sagen zum Machwerk unserer Hände; denn bei dir findet der Verwaiste Erbarmen.« b) Gottes Heilsverheißung»Ich will ihren Abfall heilen, ihnen bereitwillig Liebe erweisen; denn mein Zorn hat sich von ihnen abgewandt. Ich will für Israel werden wie der Tau: blühen soll es wie eine Lilie und Wurzeln schlagen wie die Zedern (des Libanons); seine Schößlinge sollen sich entfalten, seine Pracht soll wie die des Ölbaums werden und sein Duft dem des Libanons gleichen. Wiederum sollen die in seinem Schatten Wohnenden sprießen wie das Getreide und blühen wie der Weinstock, dessen Ruhm dem Wein des Libanons gleichkommt. Was hat Ephraim in Zukunft noch mit den Götzen zu schaffen? Ich allein erhöre ihn und behalte ihn im Auge; ich bin (für ihn) wie eine immergrüne Zypresse; von mir her wird Frucht an dir zu finden sein.« Mahnende Nachschrift zum ganzen BucheWer ist weise, daß er dies einsieht, wer einsichtsvoll, daß er es beherzigt? »Gerade sind die Wege des HERRN, und die Gerechten wandeln (sicher) auf ihnen; die Gottlosen aber kommen auf ihnen zu Fall.« I. Die furchtbare Heuschreckenplage1. Überschrift; Aufruf zur Wehklage über die von den Heuschrecken angerichtete VerwüstungÜber das Leben und Wirken Joels (d.h. »der HERR ist Gott«) ist nichts Näheres bekannt; er hat dem Reiche Juda angehört und vermutlich im 7. Jahrhundert v.Chr. um die Zeit des Königs Josia in Jerusalem gelebt. (Dies ist) das Wort des HERRN, das an Joel, den Sohn Pethuels, ergangen ist: Hört dies, ihr Alten, und merkt auf, ihr Bewohner des Landes allesamt! Ist jemals etwas derartiges bei euren Lebzeiten oder in den Tagen eurer Väter vorgekommen? Davon sollt ihr euren Kindern erzählen und eure Kinder ihren Kindern und deren Kinder dem folgenden Geschlecht! Was der Nager übriggelassen hatte, das fraß die Heuschrecke auf; und was die Heuschrecke übriggelassen, das verzehrte der Fresser; und was der Fresser übriggelassen, das verzehrte der Abschäler. Wacht auf, ihr Trunkenen, und weint! Wehklagt, ihr Weinzecher alle, um den Most, weil er euch vom Munde weg entrissen ist! Denn ein Volk ist über mein Land heraufgezogen, ein gewaltiges und zahlloses; seine Zähne sind Löwenzähne, und ein Gebiß hat es wie eine Löwin. Es hat meine Weinstöcke verwüstet und meine Feigenbäume zerknickt, hat die Rinde rundum abgeschält und auf den Boden niedergeworfen, so daß ihre Schosse nackt starren. Wehklage, (o Land,) wie eine Jungfrau, die das Trauergewand angelegt hat um den Verlobten ihrer Jugend! Speisopfer und Trankspende bleiben dem Hause des HERRN fern; es trauern die Priester, die Diener des HERRN. Verwüstet ist das Feld, es trauert die Flur; denn vernichtet ist das Getreide, vertrocknet der Most, verwelkt das Öl. Bestürzt stehen die Ackerleute da – es jammern die Weingärtner – um den Weizen und die Gerste; denn der Ertrag des Feldes ist dahin. Der Weinstock ist verdorrt und der Feigenbaum verwelkt; Granate, auch Dattelpalme und Apfelbaum, alle Bäume des Feldes sind dürr: ja, zuschanden geworden ist die Freude, den Menschenkindern entschwunden! 2. Erste Aufforderung zur Veranstaltung eines BußtagesLegt Trauerkleidung an und wehklagt, ihr Priester! Jammert, ihr Diener des Altars! Kommt her, verbringt (auch) die Nacht im Bußgewand, ihr Diener meines Gottes! Denn Speisopfer und Trankspende bleiben dem Hause eures Gottes versagt. Ordnet ein heiliges Fasten an, ruft einen allgemeinen Bettag aus! Versammelt die Ältesten, alle Landesbewohner, beim Hause des HERRN, eures Gottes, und schreiet zum HERRN: »Wehe über den Tag!« Denn nahe steht der Tag des HERRN bevor, und er kommt als eine Vergewaltigung vom Allgewaltigen her. Ist nicht die Nahrung vor unsern Augen weggerafft, Freude und Jubel aus dem Hause unsers Gottes geschwunden? Verschrumpft liegen die Samenkörner unter ihren Schollen, leer stehen die Speicher, zerfallen die Scheunen: das Getreide ist ja dahin! Wie kläglich brüllt das Vieh! In voller Unruhe sind die Rinderherden, weil sie nirgends Weide haben; auch die Kleinviehherden leiden schwer. Zu dir, HERR, rufe ich;A.L.: rufen sie (d.h. die Herden). denn Gluthitze hat die Auen der Steppe verzehrt und Lohe allen Baumwuchs des Gefildes versengt. Auch die wilden Tiere draußen schreien lechzend zu dir; denn die Wasserbäche sind ausgetrocknet, und Gluthitze hat die Auen der Steppe verzehrt! 3. Unwiderstehlicher Angriff der Heuschrecken auf das LandStoßt in die Posaune auf dem Zion und blast Lärm auf meinem heiligen Berge, daß alle Bewohner des Landes erzittern! Denn der Tag des HERRN kommt heran, ja, er steht nahe bevor, ein Tag der Finsternis und des Dunkels, ein Tag des Gewölks und der Wolkennacht! Wie MorgengrauenA.Ü.: Wie Ruß. liegt über die Berge ausgebreitet ein großes, starkes Kriegsvolk, wie seinesgleichen von Ewigkeit her nicht gewesen ist und in Zukunft keines wieder sein wird bis in die Jahre der fernsten Geschlechter. Fressendes Feuer geht vor ihm her, und hinter ihm drein lodert Lohe; wie der Garten Edend.h. Wonneland (vgl. Hes 36,35). liegt das Land vor ihm, und hinter ihm eine öde Wüste; und dabei ist ein Entrinnen vor ihm nicht möglich.d.h. nichts bleibt vor ihm verschont. Sie sehen ganz so aus wie Rosse, und wie Rennpferde, so stürmen sie vorwärts. Rasselnd wie Kriegswagen hüpfen sie über die Höhen der Berge, knisternd wie die Feuerflamme, welche Stoppeln verzehrt, wie ein gewaltiges, kampfgerüstetes Heer. Vor ihm erzittern die Völker, alle Gesichter entfärben sich. Wie Kriegshelden stürmen sie daher, wie geübte Streiter ersteigen sie Mauern; jeder zieht seines Weges geradeaus, ohne sich aus der Richtung bringen zu lassen; keiner stößt den andern, ein jeder verfolgt seine Bahn für sich; auch durch Pfeilhagel hindurch dringen sie vor, ohne sich aufhalten zu lassen. Sie stürmen gegen die Stadt an, rennen auf die Mauer, klettern an den Häusern hinauf; durch die Fenster dringen sie ein wie der Dieb. Vor ihnen her bebt die Erde, wankt der Himmel; Sonne und Mond verfinstern sich, und die Sterne verlieren ihren Glanz. Und der HERR läßt vor seiner Kriegerschar her seine Stimme erschallen; denn gar gewaltig ist sein Kriegsvolk, zahlreich der Vollstrecker seines Befehls. Ja, groß ist der Tag des HERRN und gar furchtbar: wer mag ihn bestehen? 4. Mahnung Gottes zur Umkehr; erneute Aufforderung zur Abhaltung eines Bußtages»Doch auch jetzt noch« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »kehret um zu mir mit eurem ganzen Herzen, mit Fasten, Weinen und Klagen!« So zerreißt denn eure Herzen statt eurer Kleider und kehret zurück zum HERRN, eurem Gott! Denn er ist gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und reich an Güte, und er läßt sich das Unheil leid sein: vielleicht läßt er es sich auch jetzt leid sein und läßt hinter sich noch einen Segen zurück; nämlich Speisopfer und Trankspende für den HERRN, euren Gott. Stoßt in die Posaune auf dem Zion, ordnet ein heiliges Fasten an, ruft einen allgemeinen Bettag aus! Versammelt das Volk, heiligt die Gemeinde, ruft die Greise herbei, laßt die Kinder und die Säuglinge zusammenkommen! Der Neuvermählte trete aus seiner Kammer hervor und das junge Weib aus ihrem Gemach! Zwischen der Vorhalle und dem Altar sollen die Priester, die Diener des HERRN, weinen und so beten: »Verschone, HERR, dein Volk und gib dein Erbe nicht der Schande preis, daß sie den Heiden zum Spott dienen! Warum soll man unter den Heidenvölkern sagen: ›Wo ist nun ihr Gott?‹« II. Erhörung des Gebets; die tröstliche Verheißung GottesDa geriet der HERR in Eifer für sein Land und hatte Erbarmen mit seinem Volk; so antwortete denn der HERR und sprach zu seinem Volk: »Fürwahr, ich lasse euch das (erforderliche) Getreide, den Most und das Öl zukommen, daß ihr satt davon werden sollt; auch will ich euch fernerhin nicht dem Hohn unter den Heiden preisgeben. Den nordischen Feind aber will ich weit von euch entfernen und ihn in ein dürres und wüstes Land vertreiben, nämlich seinen Vortrab in das Ostmeer und seine Nachhut in das Westmeer, so daß der Gestank von ihm aufsteigen, daß der Modergeruch von ihm sich erheben soll, weil er gewaltsam aufgetreten ist. Fürchte dich nicht, Ackerland, nein, juble und freue dich! Denn der HERR vollbringt etwas Großes. Fürchtet euch nicht, ihr Tiere des Feldes! Denn die Auen der Steppe sollen aufs neue grünen, die Bäume wieder ihre Früchte tragen, der Feigenbaum und Weinstock den vollen Ertrag geben! Auch ihr, Kinder Zions, jubelt und freut euch über den HERRN, euren Gott! Denn er gibt euch den Herbstregen nach rechtem Maß und läßt euch Regen niederströmen, Frühregen und Spätregen, wie ehemals. Da werden die Tennen sich mit Korn füllen und die Kelterkufen von Most und Öl überfließen; und ich will euch die Jahre ersetzen, deren Ertrag die Heuschrecken, der Nager, der Fresser und der Verwüster, verzehrt haben, mein großes Kriegsheer, das ich gegen euch gesandt hatte. Da sollt ihr vollauf zu essen haben und satt werden und den Namen des HERRN, eures Gottes, preisen, der sich wunderbar an euch erwiesen hat; und mein Volk soll in Zukunft nimmermehr zuschanden werden; und ihr sollt erkennen, daß ich in Israels Mitte bin und daß ich, der HERR, euer Gott bin und keiner sonst; und nimmer soll mein Volk in Zukunft zuschanden werden!« III. Der Tag des Herrn1. Die Ausgießung des göttlichen Geistes über das ganze Volk und die Vorzeichen des Weltgerichts»Und danach wird es geschehen, daß ich meinen Geist über alles FleischHier ist vor allem an die Gesamtheit der israelitischen Volksgemeinde gedacht. ausgieße, so daß eure Söhne und eure Töchter prophetisch reden, eure Greise Offenbarungen in Träumen empfangen, eure jungen Leute Gesichte schauen; ja auch über die Knechte und Mägde will ich in jenen Tagen meinen Geist ausgießen; und ich will Wunderzeichen am Himmel und auf der Erde erscheinen lassen; nämlich Blut, Feuer und Rauchsäulen: die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der Tag des HERRN kommt, der große und furchtbare.« Ein jeder aber, der den Namen des HERRN anruft, wird gerettet; denn auf dem Berge Zion und in Jerusalem wird Rettung sein, wie der HERR es verheißen hat; und zu den Entronnenen wird jeder gehören, den der HERR beruft. 2. Der Tag des Herrn als Gerichtstag für die Heidenvölker und als Verherrlichung der Zionsgemeinde»Denn wisset wohl: in jenen Tagen und zu jener Zeit, wo ich das Geschick Judas und Jerusalems wenden werde, da will ich alle Heidenvölker versammeln und sie in das Tal JosaphatJosaphat bedeutet »der HERR richtet«; also »Tal der Entscheidung« (V.14); es lag südlich von Jerusalem. hinabführen, um dort mit ihnen ins Gericht zu gehen wegen Israels, meines Volkes und meines Eigentums, weil sie es unter die Heiden zerstreut und mein Land aufgeteilt haben; und über mein Volk haben sie das Los geworfen und Knaben als Preis für Lustdirnen hingegeben und die Mädchen um Wein verkauft, den sie vertrunken haben. Und was habt auch ihr mit mir zu schaffen, Tyrus und Sidon und alle ihr Bezirke des Philisterlandes? Wollt ihr mir etwas vergelten, was ich euch angetan habe, oder wollt ihr selbst mir etwas antun? Schnell und unverzüglich will ich euer Tun auf euer Haupt zurückfallen lassen! Ihr habt ja doch mein Silber und mein Gold geraubt und meine wertvollsten Kleinodien in eure Paläste gebracht; und die Kinder Judas und die Kinder Jerusalems habt ihr an die Griechen verkauft, um sie weit von ihrer Heimat zu entfernen. Wisset wohl: ich will sie wieder aufbrechen lassen von dem Orte, wohin ihr sie verkauft habt, und will euer Tun auf euer Haupt zurückfallen lassen; und ich will eure Söhne und Töchter an die Kinder Judas verkaufen, die werden sie dann wieder an die Sabäerein Handelsvolk in Arabien. verhandeln, an ein fernwohnendes Volk; denn der HERR hat’s geboten.« Vollziehung des Gerichts an den Heiden»Macht dieses unter den Heidenvölkern bekannt: ›Rüstet euch zum heiligen Kriege!W.: Heiligt den Krieg! = heiligt (oder: weiht) euch zum Kriege (Jer 6,4). Bietet die geübten Streiter auf, laßt alle Kriegsleute aufmarschieren und anrücken! Schmiedet eure Pflugscharen zu Schwertern um und eure Winzermesser zu Lanzen (-spitzen)! Der Feigling sage: Ich bin ein Held! Eilt und kommt herbei, alle ihr Heidenvölker ringsum, und scharet euch zusammen!‹« – Dorthin, HERR, laß deine Streiter hinabziehen! – »Die Völker sollen sich aufmachen und in das Tal Josaphat hinabziehen; denn dort will ich zu Gericht sitzen über alle Heidenvölker ringsum. Legt die Sichel an, denn die Ernte ist reif! Kommt und stampft, denn die Kelter ist voll, ja, die Kufen fließen über, denn ihre Gottlosigkeit ist groß!« – Scharen über Scharen treffen im Tal der Entscheidung ein, denn nahe ist der Tag des HERRN im Tal der Entscheidung. Sonne und Mond verfinstern sich, und die Sterne verlieren ihren Glanz; der HERR brüllt vom Zion her und läßt seine Stimme aus Jerusalem erschallen, so daß Himmel und Erde erbeben; aber für sein Volk ist der HERR eine Zuflucht und eine feste Burg für die Kinder Israel. »Da werdet ihr denn erkennen, daß ich, der HERR, euer Gott bin, der ich auf dem Zion wohne, meinem heiligen Berge; und Jerusalem wird dann heiliges Gebiet sein, welches Ausländer nie wieder durchziehen werden.« Die Segenszeit für Juda»Und dann, an jenem Tage, wird es geschehen: da werden die Berge von Most triefen und die Hügel von Milch überfließen und alle Rinnsale Judas voll Wassers strömen; und ein Quell wird aus dem Hause des HERRN hervorbrechen und das AkazientalDas öde Akaziental führt im Südosten von Jerusalem und im Osten von Bethlehem zum Toten Meer hinab. bewässern. Ägypten wird zur Wüste werden und Edom zur öden Steppe wegen der Freveltat an den Kindern Judas, weil sie unschuldiges Blut in deren Lande vergossen haben. Juda aber wird ewig bewohnt bleiben und Jerusalem von Geschlecht zu Geschlecht; und ich werde ihr Blut rächen, das ich (bisher) nicht gerächt habe; und der HERR wird auf dem Zion wohnen.« I. Überschrift; Ankündigung des göttlichen Strafgerichts über die Völker (Kap. 1-2)(Dies sind) die Worte, welche Amos, einer von den Herdenbesitzern von Thekoa, über Israel geschaut hat zur Zeit des judäischen Königs Ussia und zur Zeit des israelitischen Königs Jerobeam, des Sohnes des Joas, zwei Jahre vor dem Erdbeben.Etwa um 760 v.Chr. Über das hier erwähnte Erdbeben wissen wir nichts Näheres; vgl. jedoch Sach 14,5 Es lauteten aber seine Worte so: »Wenn der HERR vom Zion her brüllt und aus Jerusalem seine Stimme erschallen läßt, da trauern die Auen der Hirten, und der Gipfel des KarmelsDer Karmel (d.h. Baumgarten), ein Berg und Vorgebirge im nördlichen Palästina, war durch seine reiche Bewaldung und seinen üppigen Pflanzenwuchs berühmt; vgl. Jes 35,2; Jer 15,19. verdorrt.« 1. Drohungen gegen die heidnischen Nachbarvölkera) Drohung gegen die Syrer von DamaskusSo hat der HERR gesprochen: »Wegen der drei, ja vier FreveltatenAn sich kleine, aber für Freveltaten große Zahlen. von Damaskus mache ich es nicht rückgängig!d.h. ich will meinen Beschluß zu strafen nicht unausgeführt lassen. Weil sie Gilead mit eisenschneidigen Dreschwalzen gedroschen haben, will ich Feuer in das Haus Hasaels schleudern: das soll die Paläste Ben-Hadads verzehren. Und ich will den Riegel von Damaskus zerbrechen und die Bewohner ausrotten aus Bikath-Awen und den ZepterträgerAndere übersetzen: die Stabträger = die Vornehmen. aus Beth-Eden; und das Syrervolk soll nach Kir zurückwandern« – der HERR hat es ausgesprochen. b) Drohung gegen die PhilisterSo hat der HERR gesprochen: »Wegen der drei, ja vier Freveltaten von Gaza mache ich es nicht rückgängig! Weil sie Gefangene, ganze Ortschaften weggeschleppt haben, um sie als Sklaven an die Edomiter auszuliefern, will ich Feuer an die Ringmauer von Gaza schleudern: das soll die Paläste der Stadt verzehren; auch will ich die Bewohner aus Asdod ausrotten und den ZepterträgerAndere übersetzen: die Stabträger = die Vornehmen. auch aus Askalon, und ich will meine Hand gegen Ekron wenden, daß auch der letzte Rest der Philister umkommen soll« – Gott der HERR hat es ausgesprochen. c) Drohung gegen TyrusSo hat der HERR gesprochen: »Wegen der drei, ja vier Freveltaten von Tyrus mache ich es nicht rückgängig! Weil sie Gefangene, ganze Ortschaften, an die Edomiter ausgeliefert haben, ohne des Bruderbundes zu gedenken, will ich Feuer an die Ringmauer von Tyrus schleudern: das soll die Paläste der Stadt verzehren.« d) Drohung gegen die EdomiterSo hat der HERR gesprochen: »Wegen der drei, ja vier Freveltaten der Edomiter mache ich es nicht rückgängig! Weil sie ihr Brudervolk mit dem Schwerte verfolgt und ihr Mitgefühl erstickt haben, weil sie ihrem Zorn immerfort freien Lauf gelassen und an ihrem Ingrimm beständig festgehalten haben, will ich Feuer gegen Theman schleudern: das soll die Paläste von Bozra verzehren.« e) Drohung gegen die AmmoniterSo hat der HERR gesprochen: »Wegen der drei, ja vier Freveltaten der Ammoniter mache ich es nicht rückgängig! Weil sie die schwangeren Frauen in Gilead aufgeschlitzt haben, um ihr Gebiet zu erweitern, will ich Feuer an die Ringmauer von Rabba anlegen: das soll die Paläste der Stadt verzehren unter Kriegsgeschrei am Tage der Schlacht, beim Sturm am Tage des Unwetters; und ihr König soll in die Verbannung wandern, er mitsamt seinen Fürsten« – der HERR hat es ausgesprochen. f) Drohung gegen die MoabiterSo hat der HERR gesprochen: »Wegen der drei, ja vier Freveltaten der Moabiter mache ich es nicht rückgängig! Weil sie die Gebeine des Königs von Edom zu Kalk verbrannt haben, will ich Feuer gegen die Moabiter schleudern: das soll die Paläste von Kerioth verzehren; die Moabiter aber sollen im Getümmel umkommen beim Kriegsgeschrei, beim Schall der Posaune; und ich will den Richter aus ihrer Mitte ausrotten und alle ihre Fürsten zugleich mit ihm umbringen« – der HERR hat es ausgesprochen. 2. Drohungen gegen Juda und Israela) Drohung gegen JudaSo hat der HERR gesprochen: »Wegen der drei, ja vier Freveltaten Judas mache ich es nicht rückgängig! Weil sie das Gesetz des HERRN verworfen und seine Gebote nicht beobachtetd.h. beachtet, befolgt . haben und sich von ihren Lügengötzen haben irreführen lassen, denen schon ihre Väter nachgelaufen sind, will ich Feuer gegen Juda schleudern: das soll die Paläste Jerusalems verzehren.« b) Drohung gegen IsraelSo hat der HERR gesprochen: »Wegen der drei, ja vier Freveltaten Israels mache ich es nicht rückgängig: weil sie den Unschuldigen für Geld und den Armen um eines Paares Schuhe willen verkaufen, sie, die den Kopf der Armen in den Erdenstaub treten und die Niedrigen vom Wege drängen! Vater und Sohn gehen zu (derselben) Dirne, um meinen heiligen Namen zu entweihen; auf Gewändern, die sie zum Pfand genommen haben, strecken sie sich aus neben jedem Altar und trinken den Wein, der von Strafgeldern herrührt, im Hause ihres Gottes! Und ich habe doch einst die Amoriter vor ihnen her vernichtet, deren Wuchs den Zedern an Höhe gleichkam und die stark wie die Eichen waren, und ich habe ihre Früchte oben (im Wipfel) und ihre Wurzeln unten (im Boden) vernichtet. Und ich bin es doch gewesen, der euch aus dem Lande Ägypten hergeführt und euch vierzig Jahre lang in der Wüste hat wandern lassen, damit ihr das Land der Amoriter in Besitz nähmet. Und ich habe von euren Söhnen manche als Propheten und von euren Jünglingen manche als Nasiräer auftreten lassen: oder ist’s etwa nicht so, ihr Kinder Israel?« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Ihr aber habt den Nasiräern Wein zu trinken gegeben und den Propheten streng geboten: ›Ihr dürft nicht prophetisch reden!‹ Darum will ich euch den Boden unter den Füßen schwanken machen, wie der Wagen schwankt, der mit Garben beladen ist.Die Übersetzung ist ganz unsicher. A.Ü.: Nun will ich das Land unter euch quetschen, wie der Dreschwagen die Tenne quetscht, die mit Garben gefüllt ist. Da wird dann dem Schnellfüßigen das Fliehen vergehen und dem Starken die Kraft versagen; der Kriegsheld wird sein Leben nicht retten können und der Bogenschütze nicht standhalten; der Schnellfüßige wird nicht entrinnen und der Reiter hoch zu Roß sein Leben nicht retten; auch der Beherzteste unter den Kriegshelden wird, seiner Waffen beraubt, die Flucht ergreifen an jenem Tage!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. II. Drei Strafreden an Israel über die Notwendigkeit des göttlichen Gerichts (Kap. 3-6)1. Erste Strafrede über das nahende Gerichta) Israels Verantwortlichkeit infolge seiner Erwählung zum Volke GottesVernehmt dieses Wort, das der HERR gegen euch, ihr Israeliten, ausgesprochen hat, gegen das ganze Geschlecht, das ich aus Ägyptenland hergeführt habe! Es lautet so: »Euch allein habe ich mir aus allen Geschlechtern des Erdbodens erwählt; darum will ich euch für alle eure Verschuldungen büßen lassen!« b) Amos redet als Prophet aus zwingenden GründenWandern wohl zwei Menschen miteinander, ohne daß sie sich verabredet haben? Brüllt wohl der Löwe im Walde, ohne Beute zu haben? Läßt der Jungleu seine Stimme aus seiner Höhle erschallen, ohne daß er einen Fang getan hat? Gerät wohl ein Vogel in die Falle am Boden, ohne daß ihm eine Schlinge gelegt ist? Schnellt wohl ein Fangnetz vom Erdboden empor, ohne daß es etwas gefangen hat? Wird die Posaune in einer Stadt geblasen, ohne daß die Leute erschrecken? Tritt ein Unglück in einer Stadt ein, ohne daß Gott der HERR es verursacht hat? Nein, Gott der HERR tut nichts, ohne zuvor seinen Ratschluß seinen Knechten, den Propheten, geoffenbart zu haben. Der Löwe hat gebrüllt: wer sollte sich nicht fürchten? Gott der HERR hat geredet: wer sollte nicht als Prophet reden? c) Ankündigung der Zerstörung der in Üppigkeit und tolles Treiben versunkenen Stadt Samaria (nebst Drohung gegen Bethel)Ruft es aus über die Paläste von Assyrien hin und über die Paläste des Landes Ägypten hin und macht bekannt: »Versammelt euch auf dem Berge von Samaria und seht euch das wilde Treiben in seinem Innern an und die Bedrückungen in seiner Mitte!« »Sie verstehen nicht zu tun, was recht ist« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »sie, die da Frevel und Gewalttaten aufspeichern in ihren Palästen.« Darum hat Gott der HERR so gesprochen: »Der Feind wird dein Land ringsum bedrängen und deine starke Mauer von dir hinabstürzen, und deine Paläste sollen geplündert werden!« – So hat der HERR gesprochen: »Gleichwie der Hirt nur zwei Beinchen oder ein Ohrläppchen aus dem Rachen des Löwen rettet, so werden auch die Israeliten, die in Samaria wohnen, sich nur mit dem Teppich des Diwans und mit dem Seidengewebe ihres Ruhebettes retten!« – »Hört und bezeugt es dem Hause Jakob« – so lautet der Ausspruch des HERRN, des Gottes der Heerscharen –: »An dem Tage, an dem ich die Freveltaten der Israeliten an ihnen heimsuche, da werde ich sie (auch) an den Altären von Bethel heimsuchen, so daß die Hörner des Altars abgehauen werden und zu Boden fallen. Da will ich das Winterhaus in Trümmer schlagen samt dem Sommerhaus, und die Elfenbeinsäle sollen zugrunde gehen und gar viele Häuser verschwinden!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. 2. Zweite Strafrede (neue und verschärfte Anklagen gegen das unverbesserliche Israel)a) Drohung gegen die üppigen Frauen von SamariaVernehmt dies Wort, ihr BasanküheBasan war berühmt durch fette Weiden und schönes Vieh. Der Prophet geißelt die wohlgenährten Gestalten der Frauen Samarias. auf dem Berge Samarias, die ihr die Armen bedrückt, die Niedrigen mißhandelt, die ihr zu euren Ehemännern sagt: »Schaffe herbei, daß wir zechen!« Geschworen hat Gott der HERR bei seiner Heiligkeit: »Fürwahr, es sollen Tage über euch kommen, da wird man euch an Angeln wegschaffen und euren Nachwuchs an Fischerhaken. Durch die Mauerspalten werdet ihr dann hinausziehen, eine jede vor sich hin (starrend), und werdet verstoßen werden zum Hermongebirge hin!« – so lautet der Ausspruch des HERRN.Die Übersetzung dieser Verse ist ganz unsicher. b) Gegen den äußerlichen und frevelhaften Gottesdienst»Zieht immerhin nach Bethel, um zu sündigen, nach Gilgal, um noch mehr Sünden zu begehen! Bringt jeden Morgen eure Schlachtopfer dar, alle drei Tage eure Zehnten! Verbrennt immerhin gesäuerte Brote als Dankopfer und kündigt recht laut freiwillige Gaben an! Denn so liebt ihr es ja, ihr Israeliten!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. c) Gottes vergebliche Züchtigungen und Warnungen; Ankündigung des Vernichtungsgerichts»Wohl habe ich euch reine Zähned.h. euren Zähnen nichts zu beißen, also euch einen leeren Mund. gegeben in allen euren Städten und es euch an Brot mangeln lassen in allen euren Wohnsitzen, aber doch seid ihr nicht zu mir umgekehrt!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Wohl habe ich euch den Regen versagt innerhalb der drei Monate bis zur Ernte und habe auf die eine Stadt Regen fallen lassen, auf die andere aber nicht: der eine Acker empfing Regen, während ein anderer, der keinen empfing, verdorrte; und wohl wankte man aus zwei, drei Städten nach einer anderen Stadt, um Wasser dort zu trinken, und wurde nicht satt; aber doch seid ihr nicht zu mir umgekehrt!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Ich habe euch mit Getreidebrand und mit Vergilben heimgesucht; oftmals habe ich eure Gärten und Weinberge (mit Unfruchtbarkeit) geschlagen, und eure Feigenbäume und Oliven haben die Heuschrecken gefressen; aber doch seid ihr nicht zu mir umgekehrt!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Ich habe die Pest unter euch gesandt wie einst gegen Ägypten; ich habe eure jungen Männer mit dem Schwert erschlagen, indem zugleich eure Rosse als Beute weggeführt wurden, und habe euch den Gestank eurer Heerlager in die Nase steigen lassen; aber doch seid ihr nicht zu mir umgekehrt!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Ich habe Zerstörungen um und um unter euch angerichtet, wie Sodom und Gomorrha einst von Gott völlig zerstört worden sind, so daß ihr einem aus dem Feuer geretteten Holzscheite glichet; aber doch seid ihr nicht zu mir umgekehrt!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Darum will ich so»so«, wie es 4,2-3 angekündigt ist. mit dir verfahren, Israel! Und weil ich in dieser Weise mit dir verfahren will, so mache dich bereit, Israel, deinem Gott gegenüberzutreten!« Denn wisse wohl: Er ist es, der die Berge gebildet und den Wind geschaffen hat und der dem Menschen seine geheimen Gedanken offenbart, der die Morgenröte zur Dunkelheit macht und über die Höhen der Erde dahinschreitet: der HERR, Gott der Heerscharen, ist sein Name. 3. Dritte Strafrede an Israel; Klagelied und Bußrufa) Amos stimmt die Totenklage über Israel anVernehmt dieses Wort, das ich als Totenklage über euch anstimme, ihr vom Hause Israel! Gefallen ist sie, die Jungfrau Israel, um nicht wieder aufzustehen; hingestreckt liegt sie auf ihrem eigenen Lande, niemand richtet sie wieder auf! Denn so hat Gott der HERR zum Hause Israel gesprochen: »Die Stadt, die mit tausend (Kriegern) ins Feld zieht, soll nur hundert übrigbehalten, und die mit hundert Mann auszieht, soll nur zehn übrigbehalten!« b) Gottes Forderungen an das Volk und Klage über das üble Verhalten IsraelsDenn so spricht der HERR zum Hause Israel: »Suchet mich, so werdet ihr leben! Aber suchet nicht Bethel auf, und nach Gilgal dürft ihr nicht gehen und nach Beerseba nicht hinüberziehen! denn Gilgal wird in die Gefangenschaft wandern und Bethel zum Hause des Unheilsvgl. Hos 4,15. werden. Suchet den HERRN, so werdet ihr leben! Sonst fährt er in das Haus Josephs wie Feuer hinein und verzehrt es, ohne daß es ein Löschen für Bethel gäbe. Sie verkehren das Recht in Wermut und treten die Gerechtigkeit mit Füßen;Die Verse 10-13 sind vor V.8 eingeordnet. Er, der das Siebengestirn und den Orion geschaffen hat, der tiefes Dunkel in Morgenlicht verwandelt und den Tag zur Nacht verfinstert, der die Wasser des Meeres herbeiruft und sie weit über die Erde dahinfluten läßt – HERR (der Heerscharen) ist sein Name –: er läßt Vernichtung über Mächtige aufblitzen und Verwüstung über feste Städte hereinbrechen.V.10-13 s. nach V.7. sie hassen den, der im Tor für das Recht eintritt, und verabscheuen den, der die Wahrheit redet. Darum, weil ihr den Geringen niedertretet und Getreideabgaben von ihm erhebt: ihr mögt euch immerhin Häuser aus Quadersteinen bauen, ihr sollt aber nicht darin wohnen; herrliche Weinberge mögt ihr wohl anlegen, ihr sollt aber keinen Wein von ihnen trinken. Denn ich weiß, eurer Freveltaten sind viele, und zahlreich sind eure Sünden: sie vergewaltigen den Unschuldigen, nehmen Bestechung an und beugen das Recht der Dürftigen im Tor. Darum, wer klug ist in dieser Zeit, der schweigt, denn es ist eine böse Zeit.« c) Gottes furchtbare Allmacht und sein BußrufSuchet das Gute und nicht das Böse, auf daß ihr lebt! Dann wird der HERR, der Gott der Heerscharen, so mit euch sein, wie ihr es immer behauptet. Hasset das Böse und liebet das Gute und haltet das Recht im Tor aufrecht! Vielleicht wird dann der HERR, der Gott der Heerscharen, dem Überrest Josephs gnädig sein. d) Neue Wehklage über ein bevorstehendes allgemeines SterbenDarum hat Gott der HERR, der Gott der Heerscharen, so gesprochen: »Auf allen Plätzen wird Klaggeschrei erschallen, und auf allen Straßen wird man ›wehe, wehe!‹ rufen. Den LandmannA.L.: Sänger wird man … berufen. wird man zur Trauer heimrufen und die des Klageliedes Kundigen zur Totenklage (bestellen); auch in allen Weinbergen wird Wehgeschrei erschallen, wenn ich mitten durch dich dahinschreite!« – der HERR hat es ausgesprochen. e) Der Tag des Herrn ist ein UnheilstagWehe denen, die den Tag des HERRN herbeiwünschen! Was soll euch denn der Tag des HERRN bringen? Er ist ja Finsternis, nicht Licht! (Da wird es sein) wie wenn ein Mann, der einem Löwen entflohen ist, einem Bären in den Weg läuft und, wenn er glücklich ins Haus hineingekommen ist und sich mit der Hand gegen die Wand lehnt, von einer Schlange gebissen wird. Ja, Finsternis wird der Tag des HERRN sein und nicht Licht, dunkel und ohne hellen Schein! f) Die äußerliche Frömmigkeit und die Abgötterei als Ursache des kommenden Strafgerichts»Ich hasse (eure Neumonde), ich verschmähe eure Feste und mag eure Festversammlungen nicht riechen! Denn wenn ihr mir Brandopfer und eure Speisopfer darbringt, so habe ich kein Wohlgefallen daran, und die Dankopfer von euren Mastkälbern mag ich nicht ansehen! Hinweg von mir mit dem Getön deiner Lieder! Dein Harfenspiel mag ich nicht hören! Es möge lieber das Recht sprudeln wie ein Wasserquell und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach! Habt ihr mir etwa Schlachttiere und Speisopfer vierzig Jahre lang in der Wüste dargebracht, ihr vom Hause Israel? Nein, weil ihr euren König Sakkuthein babylonischer Gottesname. umhergetragen habt und den Kewanein Planetengott., eure Götzenbilder, das Sternbild eures Gottes, die ihr euch angefertigt habt, so will ich euch in die Verbannung führen noch über Damaskus hinaus!« – der HERR hat es ausgesprochen: Gott der Heerscharen ist sein Name. g) Das sorglose Leben der genußsüchtigen und stolzen Großen in Juda und Samaria fordert das göttliche Strafgericht herausWehe euch Sorglosen auf dem Zion und euch Zuversichtlichen auf dem Berge von Samaria, euch Adligen des Erstlings unter den Völkern, an welche das Haus Israel sich zu wenden pflegt! Geht doch nach Kalneeine durch die Assyrer eroberte Stadt in Nordsyrien (Jes 10,9). hinüber und seht es euch an, und wandert von dort weiter nach Groß-HamathDiese Städte wurden durch die Assyrer erobert. und steigt nach GathDiese Städte wurden durch die Assyrer erobert. im Philisterlande hinab: seid ihr besser als diese Reiche, oder ist euer Gebiet größer als das ihrige? (Wehe denen,) die den Tag des Unheils fern wähnen und doch den Stuhl der Gewalttat nahe heranrücken!A.L.: die da Gelübde tun gegen den Tag des Unheils und Opfer darbringen von Gewalttat und Frevel. Die da auf Lagern von Elfenbein liegen und auf ihren Ruhebetten sich ausstrecken! Die da Lämmer aus der Herde weg schmausen und Kälber mitten aus dem Maststall! Die zum Klang der Harfe phantasieren und sich Musikinstrumente wie David erdenken! Die den Wein aus Humpen trinken und mit den allerfeinsten Ölen sich salben! Die sich freuen über Lodabar, aber sich nicht härmen um den Untergang Josephs! Darum werden sie nunmehr an der Spitze der Gefangenen in die Gefangenschaft wandern: da wird denn das Jauchzen der träge Hingelagerten ein Ende haben. h) Drei Unheilsdrohungen bezüglich der sittlichen Verderbnis Israels»Geschworen hat Gott der HERR bei sich selbst« – so lautet der Ausspruch des HERRN, des Gottes der Heerscharen –: »Ich verabscheue Jakobs Prunk und hasse seine Paläste und gebe die Stadt preis samt allem, was in ihr ist.« Da wird es geschehen, wenn zehn Männer in einem Hause übriggeblieben sind, so sollen sie auch sterben. Wenn dann einen (der Gestorbenen) sein nächster Verwandter, der ihn zu bestatten hat, aufhebt, um die Gebeine aus dem Hause hinauszuschaffen, und an den, der sich im hintersten Raume des Hauses befindet, die Frage richtet: »Ist noch jemand bei dir?«, so wird er antworten: »Niemand«, aber fortfahren: »Still! Denn der Name Gottes des HERRN darf nicht ausgesprochen werden.«Der Sprecher soll nicht etwa sagen: »Der Herr hat’s getan«. Denn wisset wohl: der HERR gebietet, und er zerschlägt die großen Häuser in Trümmer und die kleinen Häuser in Stücke. – Rennen wohl Rosse auf Felsen? Oder pflügt man darauf mit Rindern,A.L.: pflügt man das Meer mit Rindern. daß ihr das Recht in Gift verwandelt und die Frucht der Gerechtigkeit in Wermut? – Ihr frohlockt über (die Eroberung von) LodabarLodabar und Karnaim waren Städte des Ostjordanlandes, welche die Israeliten den Syrern entrissen hatten. und sagt: »Haben wir nicht durch eigene Kraft KarnaimB uns wiedergewonnen?« Doch »wisset wohl, ihr vom Hause Israel: Ich lasse gegen euch ein Volk aufstehen« – so lautet der Ausspruch des HERRN, des Gottes der Heerscharen –, »das soll euch bedrängen von da an, wo der Weg nach Hamath geht, bis an den Weidenbach!« III. Die fünf Gesichte des Amos vom Ende der göttlichen Langmut und vom kommenden Gericht (7,1-9,7)1. Die beiden ersten Drohgesichte (Heuschrecken und Dürre)Folgendes (Gesicht) hat Gott der HERR mich schauen lassen: Ich sah, wie er Heuschrecken entstehen ließ zur Zeit, als das Spätgras aufzugehen begann, und zwar war es das Spätgras nach der Mahd des Königs. Als sie nun alles, was auf dem Felde gewachsen war, abfraßen, da bat ich: »HERR, mein Gott, vergib doch! Wie soll Jakob bestehen? Er ist ja schon so klein!« Da tat dem HERRN sein Vorhaben leid: »Es soll nicht geschehen!« sprach der HERR. – Folgendes (Gesicht) hat Gott der HERR mich schauen lassen: Ich sah, wie Gott der HERR das Feuer zum Strafgericht herbeirief; und dieses verzehrte die große Flut des Grundwassers und wollte auch das Ackerland verzehren. Da bat ich: »HERR, mein Gott, laß doch ab! Wie soll Jakob bestehen? Er ist ja schon so klein!« Da tat Gott dem HERRN sein Vorhaben leid: »Auch dies soll nicht geschehen!« sprach Gott der HERR. – 2. Das dritte Gesicht (Bleilot oder Senkblei): das Ende der göttlichen LangmutFolgendes (Gesicht) hat der HERR mich schauen lassen: Ich sah, wie der HERR auf einer senkrechten Mauer stand und ein Bleilot in der Hand hielt. Da fragte mich der HERR: »Was siehst du, Amos?« Ich antwortete: »Ein Bleilot.« Da sagte der HERR: »Wisse wohl: ich lege das Bleilot an inmitten meines Volkes Israel; ich will fortan nicht mehr schonend an ihm vorübergehen. Nein, die Höhenaltäre Isaaks sollen verwüstet werden und die Heiligtümer Israels veröden, und gegen das Haus Jerobeams will ich mit dem Schwert vorgehen!« 3. Bericht über die Ausweisung des Amos aus BethelDa sandte Amazja, der Priester von Bethel, zu Jerobeam, dem Könige von Israel, und ließ ihm sagen: »Amos zettelt eine Verschwörung gegen dich an mitten im Hause Israel; das Land vermag alle seine Reden nicht länger zu ertragen. Denn folgende Worte hat Amos ausgesprochen: ›Durch das Schwert wird Jerobeam ums Leben kommen, und Israel muß aus seinem Lande in die Gefangenschaft wandern.‹« Darauf sagte Amazja zu Amos: »Seher, mache dich auf, fliehe ins Land Juda! Iß dort dein Brot und weissage dort!Er meint, Amos wolle durch seine Tätigkeit als Seher sein Brot verdienen. In Bethel aber darfst du nicht länger als Prophet auftreten; denn Bethel ist ein königliches Heiligtum und eine königliche Residenz!« Da gab Amos dem Amazja zur Antwort: »Ich bin kein Prophet und bin kein Mitglied einer Prophetenschule, sondern ein Hirt bin ich und züchte Maulbeerfeigen. Aber der HERR hat mich hinter der Herde weggeholt, und der HERR hat mir geboten: ›Gehe hin, tritt gegen mein Volk Israel als Prophet auf!‹ Und nun vernimm das Wort des HERRN! Weil du sagst, ich dürfe nicht gegen Israel als Prophet auftreten und nicht gegen das Haus Isaak predigen, darum hat der HERR (gegen dich) so gesprochen: ›Dein Weib wird zur Hure werden in der Stadt, deine Söhne und deine Töchter sollen durch das Schwert fallen, und dein Boden soll mit der Meßschnur verteilt werden; du selbst aber sollst in einem unreinen Lande sterben, und Israel muß aus seinem Lande in die Gefangenschaft wandern!‹« 4. Viertes Gesicht (Korb mit reifem Obst) nebst Drohredea) Das Gesicht von dem reifen ObstFolgendes (Gesicht) hat Gott der HERR mich schauen lassen: Ich sah einen Korb mit reifem Obst dastehen. Da fragte er mich: »Was siehst du, Amos?« Ich antwortete: »Einen Korb mit reifem Obst.« Da sagte der HERR zu mir: »Gekommen ist das Ende für mein Volk Israel: ich will fortan nicht mehr schonend an ihm vorübergehen. Heulen werden die Lieder in den Palästen an jenem Tage« – so lautet der Ausspruch des HERRN –; »Leichen in Menge: an allen Orten wirft man sie hin! Still!« b) Die anschließende Drohredea) Drohung gegen die wucherischen KornhändlerHöret dies, die ihr den Dürftigen gierig nachstelltA.L.: die Dürftigen zertretet. und auf die Vernichtung der Notleidenden im Lande ausgeht! Die ihr sagt: »Wann ist der Neumond vorüber, damit wir wieder Getreide verhandeln? Und wann der Sabbat, damit wir die Kornspeicher wieder auftun können, (nämlich) um das Getreidemaß zu verkleinern und den Geldpreis zu erhöhen und die Waage betrügerisch zu fälschen, um die Armen für Geld und die Dürftigen für ein Paar Schuhe (als Sklaven) zu kaufen und auch den Abfall des Getreides zu verhandeln?« Geschworen hat der HERR bei dem, auf welchen Jakob stolz ist: »Niemals will ich all ihr Tun vergessen!« Müßte nicht um solcher Dinge willen die Erde erbeben und alle ihre Bewohner in Trauer geraten, so daß sie überall sich emporhöbe wie der Nil und aufwogte und sich wieder senkte wie der Strom Ägyptens? b) Ankündigung der göttlichen Strafen (Sonnenfinsternis, Trauer, Gottverlassenheit in der äußersten Not)»Und geschehen wird es an jenem Tage« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN –, »da lasse ich die Sonne schon am Mittag untergehen und werde Finsternis über die Erde kommen lassen am lichten Tage. Und ich werde eure Feste in Trauer verwandeln und alle eure Lieder in Totenklage; da werde ich an alle Hüften das Trauergewand bringen und auf jedes Haupt die Glatze, und ich werde es dabei hergehen lassen wie bei der Trauer um den einzigen Sohn und will das Ende davon zu einem bitteren Unheilstage machen! Wisset wohl: es werden Tage kommen« – so lautet der Ausspruch Gottes, des HERRN –, »da will ich einen Hunger (und Durst) ins Land senden (daß alle seine Bewohner vergehen), doch nicht einen Hunger nach Brot und nicht einen Durst nach Wasser, sondern danach, die Worte des HERRN zu hören. Da werden sie von einem Meer zum andern wanken und vom Norden nach dem Osten schweifen, um das Wort des HERRN zu suchen, werden es aber nicht finden. An jenem Tage werden die schönen Jungfrauen und die jungen Männer vor Durst ohnmächtig hinsinken, sie, die jetzt bei der Schuld Samarias schwören mit den Worten: ›So wahr dein Gott lebt, Dan!‹ und ›So wahr dein Schutzgott lebt, Beerseba!‹Der hebräische Text lautet: »So wahr der Weg (d.h. die Wallfahrt) nach Beerseba lebt.« Sie sollen fallen und nicht wieder aufstehen.« 5. Fünftes Gesicht (der Herr am Altar), bezüglich der Vernichtung des Heiligtums (in Bethel) und der Unentrinnbarkeit des kommenden GerichtsIch sah den Allherrn am Altar stehen (mit einem Hammer in der Hand), und er sprach: »»Schlage an den Säulenknauf, daß die Pfosten beben, und zerschmettere sie, daß die Trümmer ihnen allen auf den Kopf fallen! Was dann von ihnen noch übrig ist, will ich mit dem Schwert umbringen: nicht einer von ihnen soll entrinnen und kein Flüchtling von ihnen davonkommen! Wenn sie in die Unterwelt einbrechen, wird meine Hand sie von dort zurückholen; und wenn sie in den Himmel hinaufsteigen, will ich sie auch von dort hinabstürzen; wenn sie sich auf dem Gipfel des Karmels verstecken, will ich sie dort aufspüren und zurückholen; und wenn sie sich vor meinen Blicken auf dem Meeresgrunde verbergen, will ich dort der Seeschlange gebieten, sie zu beißen; und wenn sie vor ihren Feinden her in die Gefangenschaft wandern, will ich auch dort dem Schwert gebieten, sie umzubringen; ja, ich will mein Auge auf sie richten zum Unheil und nicht zum Guten!« Und Gott, der HERR der Heerscharen, der die Erde anrührt, so daß sie zergeht und alle ihre Bewohner trauern, so daß die Erde überall sich emporhebt wie der Nil und sich wieder senkt wie der Strom Ägyptens; Gott, der seine Obergemächer im Himmel gebaut und sein Gewölbe auf die Erde fest gegründet hat; der den Wassern des Meeres zuruft und sie weit über die Erde dahinfluten läßt, ›HERR‹ ist sein Name – so hat er gesprochen: »Geltet ihr mir nicht gleich dem Volk der KuschitenEs ist fraglich, ob hier die Kuschiten (= Mohren) in Äthiopien gemeint sind oder nicht vielmehr eine Völkerschaft gleichen Namens in Arabien., ihr vom Hause Israel?« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Wohl habe ich Israel aus dem Lande Ägypten geführt, aber auch die Philister aus Kaphthorwahrscheinlich Kreta. und die Syrer aus Kirein Land im Osten (vgl. 1,5; 2.Kön 16,9; Jes 22,6).IV. Schlußrede: Die Sichtung des Volkes; die Wiederherstellung des alten Davidsreiches; die zukünftige Heilszeit»Wisset wohl: die Augen Gottes des HERRN sind gegen das sündige Königreich gerichtet, daß ich es von der Fläche des Erdbodens vertilge. Doch will ich das Haus Jakob nicht gänzlich vertilgen« – so lautet der Ausspruch des HERRN –; »nein, ich will Befehl erteilen und das Haus Israel unter alle Heidenvölker schütteln, wie man Getreide im Siebe schüttelt, ohne daß ein Körnlein zur Erde fällt. Dann sollen durch das Schwert alle Sünder meines Volkes umkommen, die da sagen: ›Uns wird das Unheil nicht erreichen noch überraschen!‹ An jenem Tage will ich die zerfallene Hütte Davids wieder aufrichten und ihre Risse vermauern, will ihre Trümmer wieder herstellen und sie neu erstehen lassen, wie sie in den Tagen der Vorzeit war, damit sie in Besitz nehmen, was von Edom noch übrig ist und alle Völker, die jemals zu meinem Herrschaftsgebiet gehört haben!«W.: über welche mein Name genannt worden ist = welche meinen Namen getragen haben. – so lautet der Ausspruch des HERRN, der solches auch vollführt. Die Herrlichkeit der zukünftigen Heilszeit»Wisset wohl: es kommen Tage« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »da wird der Pflüger sich unmittelbar an den Schnitter anschließen und der Traubenkelterer an den Sämann; da werden die Berge von Most triefen und alle Hügel zerfließen. Dann will ich auch das Geschick meines Volkes Israel wenden, daß sie die verwüsteten Städte wieder aufbauen und darin wohnen, daß sie Weinberge anpflanzen und den Wein von ihnen trinken, daß sie Gärten anlegen und deren Früchte genießen. Dann will ich sie in ihren Boden fest einpflanzen, und sie sollen nicht wieder ausgerissen werden aus ihrem Grund und Boden, den ich ihnen gegeben habe!« – der HERR, dein Gott, hat es verheißen. 1. Ankündigung und sicherer Vollzug des göttlichen Gerichts über die EdomiterÜber den Propheten Obadja (d.h. »Knecht des HERRN«) ist nichts Näheres bekannt. Zu beachten ist aber, daß der erste Teil des Buches (V.1-15) der älteren, der zweite Teil der jüngeren oder jüngsten Zeit des Judentums angehört (Dies ist) die Weissagung Obadjas. So hat Gott der HERR in bezug auf Edom gesprochen: Eine Kunde haben wir vom HERRN vernommen, und eine Botschaft ist an die Völker gesandt worden: »Auf! Wir wollen uns gegen ihn erheben zum Kriege!« »Wisse wohl: klein mache ich dich unter den Völkern; ganz verachtet sollst du sein! Dein hochfahrender Sinn hat dich betört, der du in Felsklüften auf hohem Sitze wohnst und in deinem Herzen denkst: ›Wer könnte mich zur Erde hinabstürzen?‹ Wenn du auch hoch horstetest wie der Adler und dein Nest zwischen den Sternen gebaut wäre, würde ich dich doch von dort herabholen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. Wenn Diebe bei dir eingebrochen wären oder nächtliche Räuber – ach, wie bist du zugrunde gerichtet! –, so würden sie doch nur soviel gestohlen haben, als sie bedurften; und wenn Weingärtner in deinen Weinberg eingebrochen wären, würden sie nicht eine Nachlese übriggelassen haben? Nun aber – wie ist Esau durchstöbert, wie sind seine verborgensten Schätze aufgewühlt worden! Bis an die Landesgrenze haben dich alle deine Verbündeten getrieben; betrogen und vergewaltigt haben dich deine guten Freunde; die dein Brot aßen, legen dir Fallstricke. »Fürwahr, an jenem Tage« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »werde ich die Weisen aus Edom verschwinden lassen und die Einsicht vom Berglande Esaus; und deine tapferen Krieger, Themaneiner der Hauptorte Edoms (Am 1,12)., sollen verzagen, auf daß auch der letzte Mann aus dem Berglande Esaus ausgerottet wird!« 2. Angabe der Verschuldungen der Edomiter bei Jerusalems Eroberung und PlünderungWegen des an deinem Bruder Jakob verübten Frevels lastet Schande auf dir, und du wirst auf ewig vernichtet. Damals, als du dabeistandest, als Ausländer sein Hab und Gut wegschleppten und Fremde in seine Tore einzogen und das Los über Jerusalem warfen, da bist auch du wie einer von ihnen gewesen. Und doch hättest du deine Lust nicht sehen sollen am Tage deines Bruders, am Tage seines Mißgeschicks, und hättest keine Schadenfreude über die Kinder Juda am Tage ihres Untergangs empfinden und deinen Mund nicht weit aufreißen dürfen am Tage ihrer Not! Du hättest nicht in das Tor meines Volkes einziehen sollen am Tage seines Unglücks und auch nicht deine Lust sehen am Tage seines Unglücks, noch deine Hand nach seinem Hab und Gut ausstrecken dürfen am Tage seines Unglücks! Auch hättest du dich nicht an den Talspalten aufstellen sollen, um seine Flüchtlinge niederzumachen, und hättest seine Entronnenen nicht ausliefern dürfen am Tage der Drangsal! Denn nahe ist der Tag des HERRN über alle Völker. Wie du getan hast, wird dir wieder getan; was du verübt hast, fällt auf dein eigenes Haupt zurück!Der Anfang von V.15 gehört zum Folgenden. 3. Der Gerichtstag für alle Heidenvölker am Tage des Herrn; die künftige Größe des Reiches Israel»Denn wie ihr (Judäer) auf meinem heiligen Berge (den Zornesbecher) habt trinken müssen, so sollen alle Völker fort und fort (ihn) trinken; ja, sie sollen trinken und taumeln und sollen werden, als wären sie nie gewesen! Aber auf dem Berge Zion wird eine Rettung sein, und er wird als heiliges Gebiet gelten, und die vom Hause Jakob werden ihren Besitz wieder einnehmen.« Und das Haus Jakob wird ein Feuer sein und das Haus Joseph eine Flamme; aber das Haus Esau wird zu einem Strohbündel werden, das von jenen angezündet und verzehrt wird, so daß vom Hause Esau nichts übrigbleibt; denn der HERR hat es ausgesprochen. Und die im Südland Wohnenden werden das Bergland Esaus in Besitz nehmen und die in der Niederung Wohnenden das Philisterland; auch das Gefilde Ephraims und das Gefilde Samarias werden sie einnehmen, und Benjamin wird Gilead besetzen; und die in die Gefangenschaft Geführten, diese Heerschar der Kinder Israel, werden Phönizien bis Sarepta hin erobern; und die aus Jerusalem in die Gefangenschaft Geführten, die sich in Sepharad befinden, werden die Städte des Südlandes in Besitz nehmen. Dann werden sie als Befreier auf den Berg Zion hinaufziehen, um Richter im Berglande Esaus zu sein; das Königtum aber wird dem HERRN gehören. 1. Jonas Berufung, Ungehorsam und BestrafungJona (d.h. »Taube«), Prophet im Nordreiche Israel, Zeitgenosse des israelitischen Königs Jerobeam II. (787-747 v.Chr.) Einst erging das Wort des HERRN an Jona, den Sohn Amitthais, folgendermaßen: »Mache dich auf, begib dich nach der großen Stadt Ninive und kündige ihr an, daß ihr böses Tun vor mich gekommen ist!« Aber Jona machte sich auf den Weg, um aus dem Angesicht des HERRN hinweg nach TharsisTharsis (= Tartessus), eine phönizische Gründung in Spanien, bedeutende Handelsstadt. zu fliehen; und als er nach JoppeHafenstadt am Gestade der Philister am Mittelmeer, jetzt Jaffa. hinabgegangen war und dort ein Schiff gefunden hatte, das nach Tharsis fahren wollte, bezahlte er das Fahrgeld und stieg ein, um mit ihnen nach Tharsis zu fahren und so dem HERRN aus den Augen zu kommen. Da ließ der HERR einen starken Wind auf das Meer hinabfahren, so daß sich ein gewaltiges Unwetter auf dem Meer erhob und das Schiff zu scheitern drohte. Da gerieten die Leute auf dem Schiff in Angst und schrien ein jeder zu seinem Gott um Hilfe und warfen die Gerätschaften, die sich im Schiff befanden, ins Meer, um (das Schiff) dadurch zu erleichtern. Jona aber war in den Hinterraum des Schiffes hinabgestiegen, hatte sich dort niedergelegt und war fest eingeschlafen. Da trat der Schiffshauptmann zu ihm mit den Worten: »Wie kannst du nur schlafen?! Stehe auf, rufe deinen Gott an! Vielleicht nimmt sich dieser Gott unser an, daß wir nicht untergehen.« Dann sagten jene zueinander: »Kommt, wir wollen Lose werfen, um zu erfahren, durch wessen Schuld dieses Unglück uns trifft!« Als sie nun die Lose warfen, fiel das Los auf Jona. Da sagten sie zu ihm: »Teile uns doch mit, du, um dessenwillen dies Unglück uns widerfährt: Welches ist dein Gewerbe, und woher kommst du? Wo bist du zu Haus, und was für ein Landsmann bist du?« Da antwortete er ihnen: »Ich bin ein Hebräer und verehre den HERRN, den Gott des Himmels, der das Meer und das feste Land geschaffen hat.« Da gerieten die Männer in große Furcht und sagten zu ihm: »Was hast du nur getan?« Die Männer wußten nämlich bereits, daß er sich auf der Flucht vor dem HERRN befand; denn er hatte es ihnen mitgeteilt. Dann fragten sie ihn: »Was sollen wir mit dir machen, damit das Meer sich beruhigt und uns nicht länger bedroht?« Denn das Meer wurde immer noch stürmischer. Da erwiderte er ihnen: »Nehmt mich und werft mich ins Meer, damit das Meer sich beruhigt und euch nicht länger bedroht! Denn ich erkenne, daß dieser gewaltige Sturm durch meine Schuld über euch gekommen ist.« Nun strengten sich die Männer zwar an, das Schiff (durch Rudern) ans Land zu bringen, vermochten es aber nicht, weil das Meer immer ärger gegen sie tobte. Da riefen sie den HERRN an mit den Worten: »Ach, HERR! Laß uns doch nicht untergehen, wenn wir diesen Mann ums Leben bringen, und rechne uns nicht unschuldig vergossenes Blut an! Denn du bist der HERR: du hast getan, wie es dir wohlgefallen hat.« Darauf ergriffen sie Jona und warfen ihn ins Meer, und sogleich legte sich das Toben des Meeres. Da gerieten die Männer in große Furcht vor dem HERRN; sie brachten dem HERRN ein Schlachtopfer dar und taten Gelübde. Der HERR aber ließ einen großen Fisch kommen, der Jona verschlingen sollte; und Jona befand sich im Bauche des Fisches drei Tage und drei Nächte lang. 2. Jonas Gebet und ErrettungDa richtete Jona aus dem Leibe des Fisches folgendes Gebet an den HERRN, seinen Gott: »Gerufen habe ich aus meiner Bedrängnis zum HERRN, da hat er mich erhört; aus dem Schoß der Unterwelt habe ich um Hilfe geschrien, da hast du mein Rufen vernommen. Denn du hattest mich in die Tiefe geschleudert, mitten ins Meer hinein, so daß die Fluten mich umschlossen; alle deine Wogen und Wellen fuhren über mich dahin. Schon dachte ich: ›Verstoßen bin ich, hinweg von deinem Angesicht: wie könnte ich je wieder nach deinem heiligen Tempel schauen?‹ Die Wasser umgaben mich und gingen mir bis an die Seele; die Tiefe umfing mich, Seegras hatte sich mir ums Haupt geschlungen; zu den Wurzeln der Berge war ich hinabgefahren; die Riegel der Erde hatten sich auf ewig hinter mir geschlossen: – da hast du mein Leben aus der Grube heraufgeholt, HERR, mein Gott! Als meine Seele in mir verzagte, da gedachte ich des HERRN, und zu dir drang mein Gebet, zu deinem heiligen Tempel. Die sich an nichtige Götzen halten, verlassen den, bei welchem das Heil für sie liegt.A.Ü.: der ihre Zuflucht (oder: ihr Glück) ist. Ich aber will dir laute Danksagung als Opfer darbringen, will, was ich gelobt habe, bezahlen: die Rettung kommt vom HERRN!« Hierauf gebot der HERR dem Fisch, und dieser spie Jona ans Land aus. 3. Jonas erfolgreiche Bußpredigt in NiniveNun erging das Wort des HERRN an Jona zum zweitenmal folgendermaßen: »Mache dich auf, begib dich nach der großen Stadt Ninive und laß sie die Botschaft hören, die ich dir ansagen werde!« Da machte Jona sich auf den Weg und begab sich nach Ninive, wie der HERR ihm geboten hatte. Ninive war aber eine gewaltig große Stadt,W.: eine große Stadt vor Gott (vgl. 1.Mose 10,9). deren Durchwanderung drei Tagereisen erforderte. So begann denn Jona eine Tagereise weit in die Stadt hineinzugehen und predigte dabei mit den Worten: »Noch vierzig Tage, dann ist Ninive zerstört!« Da glaubten die Einwohner von Ninive an Gott, riefen ein Fasten aus und legten Sackleinen an, klein und groß; und als die Kunde davon zum König von Ninive gelangte, erhob er sich von seinem Thron, legte seinen Mantel ab, hüllte sich in ein Trauergewand und setzte sich in die Asche. Sodann ließ er in Ninive durch Ausruf bekanntmachen: »Auf Befehl des Königs und seiner Großen (wird folgende Verordnung erlassen): Menschen und Vieh, Rinder und Kleinvieh sollen durchaus nichts genießen; dürfen nicht auf die Weide gehen und kein Wasser trinken, sondern sollen, sowohl Menschen als Vieh, in Sackleinen gekleidet sein und mit aller Macht zu Gott rufen und umkehren ein jeder von seinem bösen Wege und von dem Unrecht ablassen, das an seinen Händen klebt! Vielleicht tut es Gott dann doch noch leid, und er läßt von seinem lodernden Zorn ab, so daß wir nicht untergehen!« Als nun Gott sah, was sie taten, daß sie nämlich von ihrem bösen Wege umkehrten, tat ihm das Unheil leid, das er ihnen angedroht hatte, und er ließ es nicht eintreten. 4. Jonas Mißmut und ZurechtweisungDas verursachte aber dem Jona großen Verdruß, und er geriet in Zorn, so daß er folgendes Gebet an den HERRN richtete: »Ach, HERR, das ist es ja, was ich gedacht habe, als ich noch daheim war, und eben darum habe ich das vorige Mal die Flucht nach Tharsis ergriffen; denn ich wußte wohl, daß du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langsam zum Zorn und reich an Güte und geneigt, dich das Unheil gereuen zu lassen. Und nun, HERR, nimm doch mein Leben von mir! Denn es ist besser für mich, zu sterben als noch am Leben zu bleiben.« Aber der HERR erwiderte: »Ist es recht von dir, so zu zürnen?« Hierauf ging Jona aus der Stadt hinaus und ließ sich östlich von der Stadt nieder; er baute sich dort eine Hütte und setzte sich unter ihr in den Schatten, um abzuwarten, wie es der Stadt ergehen würde. Da ließ Gott der HERR eine Rizinusstaude aufschießen und über Jona emporwachsen, damit er seinem Haupte Schatten biete und ihn von seinem Unmut befreie; und Jona hatte große Freude an dem Rizinus. Am andern Tage aber, als die Morgenröte aufging, ließ Gott einen Wurm entstehen, der fraß die Rizinusstaude an, so daß sie verdorrte; und als die Sonne aufging, ließ Gott einen schwülen Ostwind kommen; und die Sonne stach Jona auf das Haupt, so daß er ganz ohnmächtig wurde und sich den Tod wünschte mit den Worten: »Es ist besser für mich, zu sterben als noch am Leben zu bleiben!« Da sagte Gott zu Jona: »Ist es wohl recht von dir, wegen der Rizinusstaude so zornig zu sein?« Er antwortete: »Ja, mit Recht bin ich erzürnt bis zum Sterben!« Der HERR aber entgegnete: »Dir tut der Rizinus leid, um den du dich doch nicht gemüht und den du nicht großgezogen hast, der in einer NachtW.: als Sohn einer Nacht. entstanden und in einer NachtW.: als Sohn einer Nacht. vergangen ist. Und mir sollte die große Stadt Ninive nicht leid tun, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen leben, die zwischen rechts und links noch nicht zu unterscheiden wissen, dazu auch eine Menge Tiere?« I. Das Weltgericht; Gottes Drohungen gegen Samaria (= Israel) und Juda (Kap. 1-3)1. Gerichtsankündigung und Klage des Prophetena) Die Überschrift; Gottes Kommen zum Weltgericht über die Heiden sowie über Israel und JudaMicha (d.h. »Wer ist wie Gott der HERR?«) war ein Prophet des Südreiches Juda, ein jüngerer Zeitgenosse des Jesaja um 720 v.Chr. (Dies ist) das Wort des HERRN, das an Micha aus Moreseth in den Tagen der judäischen Könige Jotham, Ahas und Hiskia ergangen ist und das er über Samaria und Jerusalem geschaut hat. Höret, ihr Völker allesamt; merke auf, o Erde und alles, was sie erfüllt! Und es sei Gott der HERR Zeuge gegen euch, der Allherr von seinem heiligen Tempel aus!A.Ü.: der HERR tritt als Kläger gegen euch auf … aus seinem heiligen Palast. Denn sehet: der HERR verläßt seine Wohnstätte, er steigt herab und schreitet dahin über die Höhen der Erde. Da zerfließen die Berge unter seinen Schritten, und die Täler spalten sich – wie Wachs vor dem Feuer, wie Wasser an einem Abhang hinabstürzt. Dies alles (geschieht) wegen der Untreue Jakobs und wegen der Sünden des Hauses Israel! Wer ist es aber, der die Untreue Jakobs verübt? Doch wohl Samaria! Und wer vollführt die Sünde des Höhendienstes Judas? Doch wohl Jerusalem! b) Ankündigung des Untergangs Samarias»So will ich denn Samaria zu einem Steinhaufen im Felde machen, zum Gelände für Weinberge; ich will die Steine der Stadt ins Tal hinabstürzen und ihre Grundmauern bloßlegen. Alle ihre Schnitzbilder sollen zerschlagen und alle ihre buhlerischen Weihegaben im Feuer verbrannt werden, und alle ihre Götzenbilder will ich der Vernichtung preisgeben; denn vom Buhlerlohn sind sie zusammengebracht: so sollen sie auch wieder zu Buhlerlohn werden!« c) Michas Klage über das von Samaria (= Israel) her auch gegen Juda durch einen übermächtigen Feind heranziehende StrafgerichtDarüber will ich wehklagen und jammern, will barfuß und ohne Obergewand einhergehen! Ich will eine Wehklage anstimmen wie die Schakale und ein Trauerlied wie die Strauße! Denn unheilbar ist der Schlag (der Samaria getroffen hat): er dringt bis nach Juda, reicht bis an die Tore meines Volkes, bis nach Jerusalem. In Gath tut es nicht kund! In Akko veranstaltet kein Weinen! In Beth-Leophra wälzt euch im Staube! Mache dich auf den Weg, Einwohnerschaft von Saphir, in schimpflicher Entblößung! Die Bevölkerung von Zaanan zieht nicht mehr aus! Die Trauer Beth-Haezels nimmt euch die Lust, dort zu rasten. Ach, es zittert um ihr Heil die Bevölkerung von Maroth, denn Unheil fährt vom HERRN her an die Tore Jerusalems herab! Schirre die Renner an den Wagen, Einwohnerschaft von Lachis! Dort ist der Anfang der Versündigung für die Tochter Zion gewesen; denn bei dir (zuerst) haben sich die Missetaten Israels vorgefunden. Darum mußt du das Entlassungsgeschenk geben an Moreseth-Gath. Die Häuser von Achsib werden für die Könige von Israel trüglich werden. Einen neuen Besitzer bringe ich dir, Bewohnerschaft von Maresa. Auf ewig geht Adullam zugrunde (wie) die Herrlichkeit Israels. Mache dir das Haupt kahl und schere dir den Bart ab um deine geliebten Kinder! Mache dir die Glatze so breit wie die eines Geiers! Denn sie müssen fort von dir (in die Gefangenschaft) wandern! 2. Bedrohung der reichen und gewalttätigen Großen sowie der Gegner des ProphetenWehe denen, die auf Frevel sinnen und Böses planen auf ihren Lagern und die es beim nächsten Morgenlicht ausführen, weil die Macht dazu in ihrer Hand liegt! Gelüstet es sie nach Äckern, so bemächtigen sie sich ihrer mit Gewalt, oder nach Häusern, so nehmen sie sie weg: sie verüben Gewalttat an dem Besitzer und seinem Hause, an dem Eigentümer und seinem Erbgut. Darum hat der HERR so gesprochen: »Wisset wohl: (auch) ich habe gegen dieses Geschlecht Unheil im Sinn, aus dem ihr eure Hälse nicht herausziehen und worin ihr nicht mehr aufrecht einhergehen könnt; denn es soll eine schlimme Zeit sein!« An jenem Tage wird man ein Spottlied auf euch anheben und ein Klagelied anstimmen, das so lautet: »Es ist aus! Völlig vernichtet sind wir! Das Erbteil meines Volkes gibt er in fremde Hände: ach, wie entzieht er es mir! An AbtrünnigeA.L.: an die, welche uns gefangengenommen haben. teilt er unsere Felder aus!« Darum wirst du niemand haben, der dir die Meßschnur über ein Ackerlos wirft in der Gemeinde des HERRN. Michas Auseinandersetzung mit seinen Gegnern, den Führern des Volks»Laßt das prophetische Predigen!« predigen sie; »derartige Dinge predigt man nicht! Nicht wird Schande uns alle treffen! Ist das Haus Jakobs etwa verflucht? Ist der HERR etwa zornmütig, oder ist sein Tun von dieser Art? Meinen seine Worte es nicht gut mit dem, der rechtschaffen wandelt?«A.L.: Sind seine Worte nicht gütig gegenüber seinem Volk Israel? Aber ihr seid es, die feindselig gegen mein Volk auftreten! Vom Rock herunter reißt ihr den Mantel denen ab, die arglos vorüberziehen, die von Streit nichts wissen wollen. Die Frauen meines Volkes vertreibt ihr aus ihrem beglückenden Heim und raubt ihren kleinen Kindern meinen Ehrenschmuck auf immer. »Packt euch!« (so sagt ihr) und »hinweg mit euch, denn hier ist eures Bleibens nicht!« Um einer geringen Kleinigkeit willen vollzieht ihr grausam Pfändung. Ja, wenn jemand käme, der dem Winde nachliefe und euch Lug und Trug vortrüge: »Ich will dir von Wein und Würztrank predigen!« – der wäre ein Prediger für dieses Volk! 3. Sammlung und Befreiung des Restes Israels»Sammeln, ja sammeln will ich dich, Jakob, insgesamt; zusammenbringen, ja zusammenbringen will ich, was von Israel noch übrig ist! Vereinigen will ich sie wie Schafe in der Hürde, wie eine Herde auf der Trift, so daß sie eine von Menschen wimmelnde Menge bilden.« An ihrer Spitze zieht dann der leitende Widder dahin, sie brechen durch, ziehen durch das Tor und gehen hinaus: ihr König schreitet vor ihnen her und der HERR selber an ihrer Spitze. 4. Anklagen und Drohungen Michas gegen die gewalttätigen Führer des Volkes und die falschen ProphetenDa sagte ich: »Höret doch, ihr Häupter Jakobs und ihr Obersten des Hauses Israel! Kommt es euch nicht zu, das Recht zu kennen? Und doch haßt ihr das Gute und liebt das Böse; ihr reißt den Leuten die Haut vom Leibe und das Fleisch von den Knochen; ihr haßt das Fleisch meines Volkes, zieht ihnen die Haut vom Leibe ab und zerschlagt ihnen die Knochen, ihr zerlegt sie wie (einen Braten) im Kochtopf und wie Fleischstücke im Kessel.« Dereinst werden sie zum HERRN schreien, doch er wird sie nicht erhören, sondern sein Angesicht zu jener Zeit vor ihnen verbergen, wie sie es mit ihrem bösen Tun verdient haben. Bedrohung der feilen Propheten im Gegensatz zu Micha, dem mit Gottes Geist erfüllten ProphetenSo hat der HERR gegen die Propheten gesprochen, die mein Volk irreführen, die, solange ihre Zähne etwas zu beißen haben, Frieden verkünden, aber dem, der ihnen nichts in den Mund steckt, den Krieg erklären. »Darum soll es Nacht für euch werden, so daß ihr keine Gesichte schaut, und Finsternis für euch eintreten, so daß keine Weissagung stattfindet; da soll die Sonne für die Propheten untergehen und der Tag über ihnen zu finsterer Nacht werden; dann werden die Seher beschämt dastehen und die Wahrsager erröten müssen; und sie werden sich alle den Bart verhüllen,Zeichen der Scham und Trauer; vgl. Hes 24,17.22. weil keine Antwort von Gott mehr erfolgt.« Ich dagegen bin mit Kraft erfüllt, mit dem Geist des HERRN und mit Rechtsgefühl und Mut, um Jakob seine Treulosigkeit vorzuhalten und Israel seine Sünde. Ankündigung des Untergangs JerusalemsHöret doch dieses, ihr Häupter des Hauses Jakob und ihr Obersten des Hauses Israel, die ihr das Recht verabscheut und alles Gerade krumm macht, die ihr Zion mit Blutvergießen aufbaut und Jerusalem mit Unrecht! Seine Häupter sprechen Recht für Geschenke, seine Priester erteilen Rechtsbescheide für Bezahlung, und seine Propheten wahrsagen für Geld; und dabei verlassen sie sich auf den HERRN, daß sie sagen: »Ist nicht der HERR in unserer Mitte? Uns kann kein Unglück widerfahren!« Darum wird um euretwillen Zion zu Ackerland umgepflügt und Jerusalem zu einer Trümmerstätte werden und der Tempelberg zu einer bewaldeten Höhe! II. Tröstliche Verheißungen bezüglich des zukünftigen Heils (Kap. 4-5)1. Der erhöhte Zion und die künftige Herrlichkeit des allgemeinen Völkerfriedens (Jes 2,2-4)Am Ende der Tage aber wird es geschehen, daß der Tempelberg des HERRN festgegründet dasteht an der Spitze der Berge und über die anderen Höhen erhaben; dann werden die Völker zu ihm strömen und zahlreiche Völkerschaften sich aufmachen und sagen: »Kommt, laßt uns zum Berge des HERRN hinaufziehen und zum Hause des Gottes Jakobs, damit er uns über seine Wege belehre und wir auf seinen Pfaden wandeln!« Denn von Zion wird Belehrung ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem. Dann wird er zwischen vielen Völkern richten und mächtigen Völkerschaften Recht sprechen bis in weite Ferne. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzenspitzen zu Winzermessern. Kein Volk wird noch das Schwert gegen ein anderes Volk erheben, noch sich hinfort auf den Krieg einüben; sie werden ein jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum sitzen, ohne daß jemand sie aufschreckt; denn der Mund des HERRN der Heerscharen hat es verheißen. Mögen alle Völker ein jedes im Namen seines Gottes wandeln – wir wollen im Namen des HERRN, unsers Gottes, wandeln immer und ewig! Sammlung der Zerstreuten und Heilung der Kranken unter Gottes Herrschaft»An jenem Tage« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »da will ich sammeln, was hinkt, und zusammenbringen, was zerstreut ist, und alle, denen ich Unheil zugefügt habe. Und ich will die Hinkenden zu einem Überrest machen und das Weitentfernted.h. die weithin Verstoßenen. A.L.: das Kranke (oder: Ermüdete oder: Zerstreute). zu einem starken Volke; und als König wird der HERR über sie herrschen auf dem Berge Zion von nun an bis in Ewigkeit.« 2. Die jetzt in Not befindliche, aber zur Herrlichkeit bestimmte Königsstadt JerusalemDu aber, HerdenturmEin Turm bei oder in Jerusalem, der nach der Zerstörung der Stadt einsam die Umgebung überragte, ein Wachtturm für Herden; vgl. 2.Chr 26,10., du Hügel der Tochter Zion, an dich wird gelangen und zu dir zurückkehren die vormalige Herrschaft, das Königtum der Tochter Jerusalem. Nun aber, warum erhebst du ein solches Jammergeschrei? Darüber, daß es keinen König in dir gibt? Oder ist dein Berater umgekommen, daß Wehen dich ergriffen haben wie ein Weib in Kindesnöten? Ja, winde dich in Wehen und brich in Geschrei aus, Tochter Zion, wie ein Weib in Kindesnöten! Du mußt ja nun aus der Stadt hinausziehen, mußt auf freiem Felde lagern und bis Babylon wandern! Dort aber wirst du Rettung finden, dort wird der HERR dich aus der Hand deiner Feinde erlösen! Jetzt freilich haben sich viele Völker gegen dich versammelt und rufen: »(Zion) soll entweiht werden, auf daß unser Auge sich an seinem Schicksal weide!« Aber sie kennen die Gedanken des HERRN nicht und wissen nichts von seinem Ratschluß, daß er sie nämlich zusammengebracht hat wie Garben auf der Tenne. Steh auf, Tochter Zion, und drisch! Denn ich will dein Horn zu Eisen und deine Hufe zu Erz machen, auf daß du viele Völker zermalmst und ihren Raub dem HERRN weihst und ihren Reichtum dem Herrn der ganzen Erde. 3. Der neue David der Zukunft aus Bethlehem, sein Volk und seine FriedenszeitUnd nun laß dich zusammendrängen, Tochter der Bedrängnis!d.h. du an Bedrängnis Gewöhnte. – A.Ü.: Und nun ritze (oder: zerschneide) dir die Haut, Tochter der Zerritzung (oder: Zerschneidung)! Einen Belagerungswall haben sie gegen uns aufgeworfen, und mit dem Stock schlagen sie den Richter Israels ins Gesicht. Du aber, Bethlehem-Ephrathd.h. in der Landschaft Ephrath (1.Sam 17,12)., bist zwar zu klein, als daß du zu den Gaustädten Judas gehörtest,A.Ü.: du kleinster unter den Gauen Judas. aber aus dir wird mir der hervorgehen, der in Israel Herrscher sein soll und dessen Herkunft der Vergangenheit, den Tagen der Urzeit, angehört. Darum wird er sie preisgeben bis zu der Zeit, wo sie, die gebären soll, geboren hat und der Rest seiner Volksgenossen zu den Kindern Israel zurückkehrt. Dann wird er auftreten und (seine Herde) weiden in der Kraft des HERRN, im hoheitsvollen Namen des HERRN, seines Gottes, so daß sie sicher wohnen; denn nunmehr wird er groß dastehen bis an die Enden der Erde. Siegreiche Kämpfe der Israeliten gegen AssyrienUnd folgender Art wird der Friede (mit den Assyrern) sein: Wenn Assyrien in unser Land einrückt und unser Gebiet betritt, dann werden wir sieben Hirten und acht fürstliche Männer gegen sie aufstellen; die werden das Land der Assyrer mit dem Schwert abweiden, das Land Nimrods mit der blanken Klinge. So wird er uns vor den Assyrern erretten, wenn sie in unser Land einrücken und unser Gebiet betreten. Israels Vorherrschaft unter den VölkernDann wird der Überrest Jakobs (unter den Heiden) inmitten der Völkermenge sein wie der Tau vom HERRN, wie Regenschauer auf Wiesengras, die auf Menschen nicht warten und auf Menschenkinder nicht harren. Dann wird der Überrest Jakobs unter den Heiden inmitten der Völkermenge sein wie ein Löwe unter den Tieren des Waldes, wie ein junger Leu unter Schafherden, der, wenn er hindurchgeht, niedertritt und rettungslos zerreißt. – Hoch erhoben soll dein Arm über deine Bedränger sein, und alle deine Feinde sollen ausgerottet werden! Die Reinigung des Landes und die Läuterung des Volkes»Und dann, an jenem Tage« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »da werde ich deine Rosse aus deiner Mitte vertilgen und deine Kriegswagen vernichten; da werde ich die Städte deines Landes zerstören und alle deine Festungen niederreißen; da werde ich auch die Zaubermittel aus deiner Hand vernichten, und Beschwörer soll es bei dir nicht mehr geben; da werde ich auch deine Götzenbilder vernichten und deine Malsteine aus deiner Mitte, damit du dich vor dem Machwerk deiner Hände nicht mehr niederwirfst; da werde ich deine GötzenbäumeGötzenbäume oder (hohe) Götzenpfähle (hebräisch: Ascheren), Sinnbilder der Göttin Aschera oder Astarte (vgl. 2.Mose 34,13; 5.Mose 7,5). aus deiner Mitte ausreißen und deine Haine vernichten und werde in Zorn und Ingrimm Rache an den Völkern nehmen, die nicht haben gehorchen wollen.« III. Der Weg von der tiefen Verderbtheit zur Rettung des Volkes (Kap. 6-7)1. Gottes Rechtsstreit mit seinem undankbaren Volkea) Die Anklage GottesHöret doch, was der HERR gesprochen hat: »Auf! Erhebe die Anklage angesichts der Berge und laß die Anhöhen deine Stimme vernehmen!« Höret, ihr Berge, die Anklage des HERRN und merkt auf, ihr Grundfesten der Erde! Denn einen Rechtsstreit hat der HERR mit seinem Volke, und mit Israel will er sich auseinandersetzen: »Mein Volk, was habe ich dir zuleide getan und womit dich gekränkt? Lege Zeugnis gegen mich ab! Ich habe dich doch aus dem Lande Ägypten hergeführt und dich aus dem Diensthause freigemacht, ich habe Mose, Aaron und Mirjam (als Führer) vor dir hergehen lassen. Mein Volk, denke doch daran, was Balak, der Moabiterkönig, im Sinn gehabt und was Bileam, der Sohn Beors, ihm geantwortet hat, und an die Ereignisse auf dem Zuge von Sittim bis Gilgal, damit du die Gnadenerweise des HERRN erkennst!« b) Das (äußerliche) Bußbekenntnis des Volkes und der Bescheid des Propheten»Womit soll ich vor den HERRN treten, mich beugen vor dem Gott der Höhe? Soll ich mit Brandopfertieren vor ihn treten, mit einjährigen Kälbern? Hat der HERR Wohlgefallen an Tausenden von Widdern, an Zehntausenden von Bächen Öls? Oder soll ich meinen Erstgeborenen als Schuldopfer für mich hingeben, die Frucht meines Leibes als Sündopfer für mein Leben?« Er hat dir kundgetan, o Mensch, was gut ist; und was fordert der HERR anderes von dir, als Gerechtigkeit zu üben und dich der Liebe zu befleißigen und demütig zu wandeln mit deinem Gott? 2. Das vernichtende Gericht über die Unredlichkeit der Bewohnerschaft JerusalemsHorch! Der HERR ruft der Stadt zu – und Weisheit ist es, deinen Namen zu fürchten –; vernehmt (Landvolk und Stadtgemeinde) die Zuchtrute und den, der sie bestellt hat! »Ist immer noch unrecht erworbenes Gut im Hause des Gottlosen und das fluchwürdige, schwindsüchtige Getreidemaß? Kann ich Straflosigkeit üben bei unrichtiger Waage und bei einem Beutel mit falschen Gewichtstücken? Die Reichen in der Stadt sind voll von Gewalttätigkeit, ihre Bewohner reden Lügen, und ihre Zunge ist Trug in ihrem Munde. So will denn auch ich dir unheilbar tiefe Wunden schlagen, dich vernichten um deiner Sünden willen: du sollst essen, aber nicht satt werden, so daß dein Hunger ungestillt bleibt; schaffst du etwas beiseite, so sollst du es doch nicht retten, und was du gerettet hast, das will ich dem Schwerte preisgeben. Du wirst säen, aber nicht ernten, wirst Oliven pressen, aber mit Öl dich nicht salben, und Trauben keltern, aber keinen Wein davon trinken. Denn du hast die Lehren Omris befolgt und das ganze Treiben des Hauses Ahabs; und ihr seid nach ihren Ratschlägen gewandelt, damit ich dich zum abschreckenden Beispiel mache und deine Bewohnerschaft zum Gespött, und damit ihr den Hohn der Völker tragt!« 3. Bittere Klagen (des Propheten? oder: Zions?) über die allgemeine VerderbtheitWehe mir! Denn es ergeht mir wie bei der Obstlese,d.h. wenn die Obsternte eingebracht ist. wie bei der Nachlese in der Weinernte: nicht eine Traube ist mehr da zum Essen, nicht eine Frühfeige, nach der mein Herz verlangt! Ausgestorben sind die Frommen im Lande, und es gibt keinen Ehrlichen mehr unter den Menschen; allesamt liegen sie auf der Lauer nach Bluttaten, jeder macht Jagd auf den andern mit dem Fangnetz. Auf das Böse sind ihre Hände gerichtet, um es eifrig auszuführen: der Fürst fordert, und der Richter steht ihm gegen Bezahlung zu Diensten; der Mächtige spricht das aus, wonach ihn in seiner Gier gelüstet, und dann flechten sie es ineinander.A.Ü. von V.3: Das Böse auszuführen verstehen ihre Hände gut: der Fürst verlangt Bezahlung, und der Große (oder: Mächtige) entscheidet nach seinem Gelüst, und der Richter beugt (oder: verdreht) das Recht. Der Beste unter ihnen ist wie ein Dornstrauch, der Rechtschaffenste noch schlimmer als eine Dornhecke. Aber der Tag, den deine Späher angekündigt haben, dein Strafgericht, kommt heran: da wird die Bestürzung bei ihnen anheben. Trauet keinem Genossen mehr, verlaßt euch nicht auf den Freund! Vor dem Weibe, das an deiner Brust liegt, hüte die Pforten deines Mundes! Denn der Sohn mißachtet den Vater, die Tochter lehnt sich gegen ihre Mutter auf, die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter, und eines jeden Feinde sind die eigenen Hausgenossen. – Ich aber will nach dem HERRN ausschauen, will harren auf den Gott, der mir hilft: mein Gott wird mich erhören! 4. Drei psalmenartige Lieder der Gemeindea) Buß- und Hoffnungsgebet der Gemeinde und Gottes trostreiche VerheißungFreue dich nicht über mich, meine Feindin! Denn bin ich auch gefallen, so stehe ich doch wieder auf, und sitze ich auch in Finsternis, so ist doch der HERR mein Licht. Den Zorn des HERRN will ich tragen – denn ich habe gegen ihn gesündigt –, bis er meine Sache in die Hand nimmt und mir Recht schafft: er wird mich ans Licht herausführen, daß ich seine Gerechtigkeit mit Freuden schaue. Auch meine Feindin wird es sehen, und Beschämung wird sie bedecken, sie, die zu mir gesagt hat: »Wo ist nun der HERR, dein Gott?« Meine Augen werden sich an ihrem Anblick weiden, wenn sie alsdann zertreten wird wie Kot auf der Straße. – »Ein Tag kommt, wo deine Mauern wieder aufgebaut, der Tag, wo deine Grenzen hinausgerückt werden. An jenem Tage wird man zu dir kommen von Assyrien bis Ägypten und von Ägypten bis zum Euphratstrom, von einem Meer bis zum anderen und von einem Gebirge bis zum anderen. Die Erde aber wird zur Wüste werden um ihrer Bewohner willen, zur Strafe für ihre Taten.« b) Bitte des Volkes um Verleihung fruchtbarer Landesteile und um Gottes gnädige ZusageWeide dein Volk mit deinem Hirtenstabe, die Herde deines Erbteils, die da abgesondert für sich das Waldland bewohnt auf dem Karmel! Laß sie auch wieder in Basan und Gilead weiden wie in den Tagen der Vorzeit! »Wie einst in den Tagen, als du aus Ägyptenland zogest, will ich sie wieder Wundertaten schauen lassen. Die Heidenvölker werden es sehen und beschämt werden trotz all ihrer Macht; sie werden die Hand auf den Mund legen, und ihre Ohren werden taub sein; sie werden Staub lecken wie die Schlangen, wie das Gewürm am Erdboden; zitternd werden sie aus ihren Burgen hervorkommen, bebend dem HERRN, unserm Gott, sich nahen und vor dir sich fürchten.« c) Bekenntnis des Vertrauens auf die Gnade GottesWer ist ein Gott wie du, der Sündenschuld vergibt und an den Missetaten des Überrestes seines Eigentumsvolkes vorübergeht? Der nicht ewiglich an seinem Zorn festhält, sondern Freude an der Gnade hat? Er wird sich unser aufs neue erbarmen, wird unsere Verschuldungen niedertreten und alle unsere Missetaten in die Tiefen des Meeres versenken. Du wirst an Jakob Treue, an Abraham Gnade erweisen, die du unsern Vätern zugeschworen hast in den Tagen der Vorzeit. 1. Die Überschrift; der Herr, der Gott der Rache und der Gnade, erscheint zum Gericht über NiniveNahum (d.h. »Tröstung«, »Trostreich«) lebte als Prophet im Südreich Juda um 650 v.Chr. (Dies ist) der Gottesspruch über Ninive, das Buch des Gesichts Nahums, des Elkositers.B B) Die Lage des Geburtsorts Elkos ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Ein eifernder und rächender Gott ist der HERR, ja ein Rächer ist der HERR und voller Zornesglut; Rache übt der HERR an seinen Widersachern und trägt seinen Feinden (ihre Verschuldungen) nach. Der HERR ist wohl langsam zum Zorn und groß an GnadeIm Hebräischen steht »Kraft«., läßt aber (den Schuldigen) keineswegs ungestraft. Durch Sturm und Ungewitter geht der Weg des HERRN, und Gewölk ist der Staub seiner Füße. Er schilt das Meer und legt es trocken und läßt alle Ströme versiegen; Basan und der Karmel verdorren, und die Blüte des Libanons verwelkt. Die Berge erbeben vor ihm, und die Hügel zerschmelzen; die Erde hebt sich bei seinem Anblick empor, der Erdkreis samt allen, die darauf wohnen. Wer kann vor seinem Groll bestehen und wer standhalten bei der Glut seines Zornes? Sein Grimm wirkt sich wie Feuer aus, und die Felsen zerspringen vor ihm. Doch gütig ist der HERR (gegen die auf ihn Hoffenden), eine feste Burg am Tage der Drangsal, und er kennt die, welche bei ihm Zuflucht suchen; aber mit überschwemmender Flut vernichtet er seine Widersacher, und Finsternis verfolgt seine Feinde.A.Ü.: und in Finsternis stößt er seine Feinde. Was ersinnt ihr Anschläge gegen den HERRN? Vernichtung wird er herbeiführen: nicht zum zweitenmal braucht die Drangsal sich zu erheben. Denn wären sie gar wie Dornen dicht verflochten und wie von ihrem Trank durchtränkt, sollen sie doch völlig verzehrt werden wie dürre Stoppeln! – Von dir (Ninive) ist der ausgegangen, der Böses gegen den HERRN ersann, der nichtswürdige Ränkeschmied. 2. Bedrohung Assyriens und Heilsverkündigung für JudaSo hat der HERR gesprochen: »Wenn sie auch wohlgemut und noch so zahlreich sind, sollen sie doch abgemäht werden und dahinfahren! Und habe ich dich (Juda) auch gedemütigt, so will ich dich doch fortan nicht mehr demütigen, sondern will nunmehr sein Joch, das auf dir lastet, zerbrechen und deine Stricke zerreißen.« Über dich aber (Assyrien) hat der HERR bestimmt, daß von deinem Namen fernerhin kein Same kommen soll. »Aus dem Hause deines Gottes will ich Schnitzbild und Gußbild ausrotten, will dir dein Grab herrichten; denn zu leicht bist du erfunden worden.«A.Ü.: denn verächtlich (oder: ein Scheusal) bist du. Sehet da: auf den Bergen die Schritte eines Freudenboten, der Heil verkündigt! Feiere, Juda, deine Feste, erfülle deine Gelübde! Denn hinfort wird der Nichtswürdige dich nicht mehr durchziehen: er ist völlig vernichtet. 3. Ninives Belagerung und Zerstörung infolge des göttlichen GerichtsDenn der HERR stellt den Weinstock Jakobs wieder her gleichwie den Weinstock Israels; denn Verwüster haben sie verwüstet und ihre Ranken vernichtet.V.2 ist zum Folgenden zu ziehen. Es rückt gegen dich (Ninive) der Zerstörer heran: wahre die Festung, überwache die Straße, lege dir den Gurt fest um die Hüften, nimm alle Kraft zusammen! Die Schilde seiner Krieger sind rot gefärbt, die Mannen in Scharlach gekleidet; es funkelt der Stahl an den Kriegswagen, sooft er sie zurüstet, und die Lanzen werden geschwungen. Auf den Straßen rasen die Wagen einher, jagen auf den freien Plätzen dahin; wie Fackeln sind sie anzusehen, wie Blitze fahren sie hin und her. Er bietet seine Edlen auf: strauchelnd kommen sie auf ihren Bahnen herbei; sie eilen hin zur Mauer der Stadt, doch schon ist das Schutzdach aufgestellt. Die Tore an den Strömen werden erbrochen: da verzagt der Palast. Die Königin wird entkleidet und weggeführt, während ihre Mägde wie girrende Tauben schluchzen und sich auf den Busen schlagen. Ninive ist wie ein Teich, dessen Wasser entweichen. (Wohl ruft man:) »Halt, halt!«, doch niemand wendet sich um. »Raubt Silber, raubt Gold!« Denn unermeßlich ist der Vorrat, die Fülle von Kostbarkeiten jeder Art. O Öde, Verödung und Verheerung! Verzagte Herzen und schlotternde Knie, Zittern in allen Lenden und Totenblässe in allen Gesichtern! Wo ist nun die Behausung der Löwen und die Lagerstätte der jungen Leuen, wo der Löwe, die Löwin umherstreifte und das Löwenjunge, von niemand aufgeschreckt? Der Löwe raubte, bis seine Jungen genug hatten, und mordete für seine Löwinnen; er füllte seine Höhlen mit Raub an und seine Schlupfwinkel mit zerrissenen (Beutetieren). »Nunmehr will ich an dich« – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen – »und will deine Kriegswagen in Rauch aufgehen lassen; deine jungen Leuen soll das Schwert fressen, und ich will deinem Rauben auf der Erde ein Ende machen, und die Stimme deiner Sendlinge soll man fortan nicht mehr vernehmen!« 4. Die Sünden und die Strafe der Weltstadt Ninive – ein Weheruf und SpottliedWehe der blutbefleckten Stadt, die ganz angefüllt ist mit Trug und Gewalttat und die kein Ende des Raubens findet! Horch Peitschenknall, horch Rädergerassel! Jagende Rosse und rollende Wagen, heransprengende Reiter, funkelnde Schwerter und blitzende Speere! Durchbohrte in Menge, Haufen von Toten und zahllose Leichen – man strauchelt über die Leichen! Und (das alles) wegen der vielen Buhlereien der holdseligen, verführerischen Buhlerin, die ganze Völker mit ihrer Buhlerei berückte und Völkerschaften mit ihren Zauberkünsten (umgarnte). »Nunmehr will ich an dich« – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen – »und will deine Schleppe dir übers Gesicht ziehen und den Völkern deine Blöße zeigen und den Königreichen deine Scham. Ich will dich mit Unrat bewerfen und dich dadurch entehren und dich zu einem Schauspiel machen, daß alle, die dich erblicken, vor dir fliehen und ausrufen: ›Zerstört ist Ninive! Wer möchte ihm Beileid bezeigen? Wo soll ich Tröster für dich ausfindig machen?‹« Der Untergang der Stadt ist unabwendbarBist du etwa besser als No Ammon, die an den Nilarmen thronte, rings von Wasser umgeben? die Stadt, deren Außenwerk der Nilstrom bildete und deren Mauer aus Wasser bestand?Die für uneinnehmbar geltende, hunderttorige Stadt in Oberägypten wurde im Jahr 663 v.Chr. von den Assyrern erobert und zerstört. Äthiopier waren ihre Stärke und Ägypter ohne Zahl; Put und die Libyer standen ihr zu Gebot. Doch auch sie ist der Verbannung verfallen, ist in die Gefangenschaft gewandert, auch ihre Kinder sind an allen Straßenecken zerschmettert worden; über ihre Edlen warf man das Los, und alle ihre Großen wurden mit Ketten gefesselt. So sollst auch du, Ninive, trunken werden, sollst umnachtet daliegen; auch du sollst Zuflucht vor dem Feinde suchen müssen! Alle deine Festungen sind wie Feigenbäume mit Frühfeigen: werden sie geschüttelt, fallen sie dem, der essen will, in den Mund. Wisse wohl: dein Kriegsvolk ist zu Weibern in deiner Mitte geworden; deinen Feinden stehen die Tore deines Landes weit offen, Feuer verzehrt deine Riegel. Schöpfe dir Wasser für die (Zeit der) Belagerung, mache deine Festungswerke stärker! tritt in den Lehm und stampfe Ton, nimm die Ziegelform zur Hand! Trotzdem wird das Feuer dich fressen, wird das Schwert dich vertilgen, dich verzehren wie die Freßgrillen verzehren. Magst du auch zahlreich sein wie ein Freßgrillenschwarm, zahllos wie ein Heuschreckenvolk, magst du auch mehr Krämer haben, als Sterne am Himmel sind: – die Freßgrillen häuten sich und fliegen davon! Deine Fürsten gleichen den Heuschrecken und deine Hofleute den Grillenschwärmen, die sich bei kaltem Wetter an den Mauern lagern; geht aber die Sonne auf, so fliegen sie davon, und niemand weiß, wo sie geblieben sind.A.Ü.: und niemand kennt die Stätte, wo sie waren. Entschlafen sind deine Hirten, König von Assyrien, entschlummert deine Großen! Dein Kriegsvolk hat sich auf den Bergen zerstreut, und niemand ist da, der es sammelt! Keine Linderung gibt es für deine Wunde, unheilbar ist der Schlag, der dich getroffen! Alle, welche die Kunde von dir vernehmen, klatschen über dich in die Hände; denn über wen wäre nicht deine Bosheit ohne Unterlaß dahingegangen? 1. Die Überschrift; Klage des Propheten über die trübseligen Zustände seiner Zeit und über die Verderbtheit seines VolkesHabakuk (d.h. »Umarmung«, Luther sagt »Herzer«) war ein judäischer Prophet, ein Zeitgenosse Jeremias, über den nichts Näheres bekannt ist. In 1,5-6 werden die Chaldäer als ein bisher nicht bekanntes Volk geschildert; das führt in die Zeit um 605 v.Chr. (Dies ist) der Gottesspruch, den der Prophet Habakuk geschaut hat. Wie lange schon, HERR, rufe ich um Hilfe, ohne daß du es hörst! Wie lange schreie ich zu dir über Gewalttat, ohne daß du Hilfe bringst! Warum läßt du mich Unheil schauen und muß ich Elend erblicken? Bedrückung und Gewalttat werden vor meinen Augen verübt, Streit entsteht, und Zwietracht erhebt sich! Darum erstarrt das Gesetz, und das Recht tritt nimmermehr zutage; denn der Frevler umgarnt den Gerechten: darum tritt das Recht verdreht ans Licht. 2. Ankündigung des bevorstehenden Strafgerichts; Schilderung des heranziehenden furchtbaren FeindesSehet euch um unter den Völkern und blickt umher: werdet starr und staunet! Denn ein Werk vollführt er in euren Tagen – ihr werdet es nicht glauben, wenn man es euch erzählt. Denn wisset wohl: Ich bin es, der die Chaldäer auftreten läßt, das bitterböse und ungestüme Volk, das weit und breit die Lande durchzieht, um Wohnsitze zu erobern, die ihm nicht gehören. Schrecklich und furchtbar ist es; sein Recht und seine Hoheit macht es überall zum Gesetz. Schneller als die Panther sind ihre Rosse und kühner als Wölfe am Abend ihre Reiter: sie kommen aus weiter Ferne dahergesprengt, sie fliegen heran wie ein Adler, der sich auf den Fraß stürzt. Sie gehen allesamt auf Gewalttat aus, das Streben ihres Angesichts ist nach vorwärts gerichtet, und Gefangene raffen sie zusammen wie Sand. Der Könige spottet es, und Fürsten sind ihm ein Gelächter; ob jeder Festung lacht es, denn es schüttet einen Erdwall auf und erobert sie. Dann wirbelt es davon wie der Wind und zieht weiter unter Freveltaten: diese seine Kraft gilt ihm als sein Gott. 3. Vorwurfsvolle Frage des Propheten an Gott, warum er ein so furchtbares Tun des Feindes zulasseBist nicht du, HERR, von alters her mein Gott, mein Heiliger? Nein, wir werden nicht sterben! HERR, zum Gericht hast du ihn bestimmt und zum Boten der Züchtigung ihn bestellt. Zu rein sind deine Augen, als daß du Böses ansehen könntest, und Gewalttat vermagst du nicht anzuschauen: warum siehst du denn den Ruchlosen ruhig zu und schweigst, wenn der Frevler den verschlingt, der besser ist als er? Du hast ja die Menschen so behandeln lassen wie die Fische im Meer, wie das Kriechgetier, das keinen Herrn über sich hat. Sie alle hat er mit dem Hamen heraufgeholt, sie in sein Netz hineingerafft und in sein Garn eingefangen; darüber freut er sich und jubelt. Darum opfert er seinem Netz und bringt seinem Garn Weihrauch dar, denn ihnen verdankt er seine reiche Beute und seine fette Speise. Soll er aber deshalb sein Netz fort und fort entleeren und beständig Völker erbarmungslos morden? 4. Habakuk erwartet die Antwort Gottes auf seine Beschwerde und erhält sie auch»Auf meine Warte will ich treten und auf dem Wachtturm mich aufstellen und will Ausschau halten, um zu erfahren, was er mir sagen wird und welche Antwort ich auf meine Beschwerde erhalte.« Da antwortete mir der HERR folgendermaßen: »Schreibe die (folgende) Offenbarung nieder und grabe sie deutlich auf Tafeln ein, damit man sie mühelos lesen kann – denn die (Erfüllung der) Offenbarung steht noch bis zu dem bestimmten Zeitpunkt aus, hastet jedoch dem Ziele zu und trügt nicht; wenn sie (mit ihrer Verwirklichung) auf sich warten läßt, so harre ihrer; denn sie trifft sicher ein und bleibt nicht aus. ›Wisse wohl: vermessen, nicht aufrichtig ist er im Inneren gesinnt; der Gerechte aber wird infolge seines treuen Festhaltens das Leben haben.‹« 5. Die eigentliche Offenbarung Gottes gegen den wilden Eroberer in fünf WeherufenUnd nunmehr – so steht’s: Der Wein trügt; der übermütige Mann, der ruht nicht,Vielleicht ist zu lesen: Wehe dem frechen Räuber, dem übermütigen Manne, der nie genug hat! er, der seinen gierigen Rachen weit aufsperrt wie die Unterwelt und unersättlich ist wie der Tod, so daß er alle Völker an sich rafft und alle Völkerschaften in sich aufnimmt. Werden diese nicht alle ein Spottlied über ihn anstimmen und eine Stichelrede anheben mit versteckten Anspielungen auf ihn und ausrufen: »Wehe dem, der da aufhäuft, was nicht ihm gehört – wie lange noch? –, und der Schuldenlast auf sich lädt! Werden nicht plötzlich die von dir Mißhandelten sich erheben und die von dir Gepeinigten erwachen? Dann wirst du ihnen zur Plünderung werden! Denn weil du viele Völker ausgeplündert hast, werden alle übrigen Völker dich wieder ausplündern wegen der Blutschuld an den Menschen und wegen deiner Gewalttaten an der Erde, an der Stadt und allen ihren Bewohnern! Wehe dem, der unredlichen Gewinn einheimst in sein Haus, um sich ein Nest in der Höhe zu bauen, um gesichert zu sein gegen die Gewalt des Unglücks! Du bist auf Schande für dein Haus bedacht gewesen, auf die Vertilgung vieler Völker, und hast Verschuldung auf dich selbst gebracht. Denn die Steine werden aus der Mauer heraus schreien und die Balken aus dem Holzwerk in ihr Geschrei einstimmen! Wehe dem, der Städte mit Blut baut und Burgen auf Ungerechtigkeit gründet! Wisset wohl: vom HERRN der Heerscharen ist es so geordnet, daß Völker fürs Feuer sich mühen und Völkerschaften für nichts sich abarbeiten. Denn die Erde wird voll werden von der Erkenntnis der Herrlichkeit des HERRN gleich den Wassern, die den Meeresgrund bedecken. Wehe dem, der seine Genossen aus Schalen und Schläuchen trinken läßt und sie dadurch auch trunken macht, um sich am Anblick ihrer Nacktheit zu weiden! Du hast dich an Schande gesättigt statt an Ehre: so trinke nun auch du, daß du taumelst! Der Becher in der Rechten des HERRN kommt jetzt an dich, so daß Schande auf deine Herrlichkeit fällt. Denn der Frevel am Libanon wird auf dir lasten und das Gemetzel unter den Tieren dich in Schrecken setzen [wegen des vergossenen Menschenblutes und wegen deiner Gewalttaten an der Erde, an der Stadt und all ihren Bewohnern]. Wehe dem, der zu einem Stück Holz sagt: ›Wache auf!‹ oder zu einem stummen Stein: ›Rege dich!‹ Kann solcher Götze Weisungen geben? Sieh doch: er ist mit Gold und Silber überzogen, und keine Spur von Odem findet sich in seinem Innern.« Was hat je ein Schnitzbild genützt, daß sein Bildner es geschnitzt hat? Was ein Gußbild und ein Lügengötze, daß sein Bildner Lust dazu gehabt hat, stumme Abgötter zu verfertigen? – Aber der HERR ist in seinem heiligen Tempel: stille vor ihm, du ganze Erde! 6. Der Widerhall der Gottesoffenbarung in der Seele des Prophetena) Lied auf die Erscheinung des Herrn zum GerichtEin Gebet des Propheten Habakuk in bewegten Rhythmen: HERR, ich habe deinen Ruf vernommen: ich bin voller Furcht! HERR, verwirkliche dein Werk inmitten der Jahre, mache es offenbar inmitten der Jahre! Im Zürnen bleibe des Erbarmens eingedenk! Gott kommt von Theman her, der Heilige vom Gebirge Paran.Die Landschaft Theman und das Gebirge Paran lagen in der Gegend nördlich vom Sinai, südwestlich von Palästina. (SELA.) Seine Erhabenheit breitet sich über den Himmel aus, und seine Herrlichkeit erfüllt die Erde. Ein Glanz bricht hervor wie Sonnenlicht; Strahlen sprühen ihm zur Seite, und dort ist seine Kraft verborgen. Vor ihm her geht die Pest, und in seinem Gefolge zieht die Fieberglut einher. Bleibt er stehen, so bringt er die Erde ins Wanken; schaut er aus, so schreckt er die Völker auf; es zerbersten die uralten Berge, die ewigen Hügel sinken zusammen: Bahnen wie einst in der Urzeit wandelt er. Von Unheil bedrängt erblicke ich die Zelte Kusans;Beduinen in Arabien. die Zeltbehänge im Lande MidianB schwanken hin und her. Ist denn der Grimm des HERRN gegen die Ströme entbrannt? Gilt etwa dein Zorn den Strömen oder dein Groll dem Meer, daß du (darüber) hinfährst auf deinem Gespann, deinem Siegeswagen? Blank entblößt ist dein Bogen, gesättigt mit Geschossen dein Köcher (SELA); du spaltest die Erde, daß Ströme hervorbrechen. Erblicken dich die Berge, so beben sie, Wasserfluten entströmen den Wolken; das Weltmeer läßt sein Tosen erschallen, hoch erhebt es seine Hände empor. Sonne und Mond bleiben in ihrer Wohnung beim Leuchten deiner daherfliegenden Pfeile, beim Glanz deines blitzenden Speeres. Im Zorn schreitest du über die Erde hin, im Grimm zerstampfst du die Heidenvölker. Du ziehst aus, deinem Volk zu helfen, deinem Gesalbten Rettung zu bringen; du schlägst den Giebel ab vom Hause des Gottlosen und legst den Grund bloß bis an den Hals (SELA). Du durchbohrst mit deinen Geschossen das Haupt seiner Führer, die heranstürmen, um mich zu zerschmettern, die da ein Jubelgeschrei erheben, als wollten sie den Elenden im Verborgenen verschlingen. Du beschreitest das Meer mit deinen Rossen, da brausen die gewaltigen Wasser. b) Furchterregende und zugleich ermutigende Wirkung der Gotteserscheinung auf den ProphetenVernommen habe ich’s, da erbebte mein Leib; ob der Kunde zitterten mir die Lippen; Todesangst drang mir in die Gebeine, und bis unten hin schauderte ich zusammen, weil ich ruhig warten soll auf den Tag der Drangsal, bis das Volk heranzieht, das uns angreifen soll. – Denn wenn auch der Feigenbaum nicht zur Blüte kommt und die Reben keinen Ertrag geben, der Trieb des Ölbaums fehlschlägt und die Felder keine Nahrung liefern, das Kleinvieh aus den Hürden verschwunden ist und keine Rinder mehr in den Ställen stehen: so will ich dennoch frohlocken im HERRN, will jubeln im Gott meines Heils! Gott der HERR ist meine Kraft: er macht meine Füße (schnell) wie die der Hirsche und läßt mich einherschreiten auf meinen Höhen. Dem Musikmeister auf meinem Saitenspiel (vgl. Ps 4,1) 1. Die Überschrift; Ankündigung des vernichtenden Gerichts über die ganze Völkerwelt und besonders über JudaZephanja (d.h. »der HERR birgt«) war ein judäischer Prophet zur Zeit des Königs Josia um das Jahr 630 v.Chr. (Dies ist) das Wort des HERRN, das an Zephanja, den Sohn Kusis, des Sohnes Gedaljas, des Sohnes Amarjas, des Sohnes Hiskias, ergangen ist in den Tagen des judäischen Königs Josia, des Sohnes Amons. »Wegraffen, ja wegraffen will ich alles von der Oberfläche des Erdbodens hinweg!« – so lautet der Ausspruch des HERRN –; »wegraffen will ich Menschen und Vieh, wegraffen die Vögel des Himmels und die Fische des Meeres; ausrotten will ich die Gottlosen und die Menschen von der Oberfläche des Erdbodens vertilgen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Und ich will meine Hand ausstrecken gegen Juda und gegen alle Bewohner Jerusalems und will aus diesem Ort alles ausrotten, was vom Baalsdienst noch übrig ist, den Namen der Götzenpfaffen mitsamt den Priestern, ebenso alle, die auf den Dächern das Heer des Himmels anbeten, und alle, die zwar den HERRN anbeten und bei ihm schwören, zugleich aber auch bei Milkomder Götze der Ammoniter. schwören; und alle, die treulos vom HERRN abgefallen sind und die den HERRN nicht suchen und sich nicht um ihn kümmern!« (Seid) still vor Gott dem HERRN! Denn nahe ist der Tag des HERRN; denn zugerichtet hat der HERR ein Opferfest, hat die von ihm Geladenen schon geweiht. Am Tage des Opferfestes des HERRN aber wird es geschehen: »Da will ich ins Gericht gehen mit den Obersten und den Königssöhnen und mit allen, die sich in fremdländische Gewänder kleiden. Auch will ich an jenem Tage mit allen denen ins Gericht gehen, die über die Schwelle hüpfen,eine abergläubische Sitte (vgl. 1.Sam 5,5). mit allen, die das Haus ihres Herrn mit Gewalttat und Betrugd.h. mit gewalttätig und betrügerisch erworbenem Gut. anfüllen. An jenem Tage« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »wird Wehgeschrei vom Fischtor her erschallen und Geheul aus der Neustadt und lautes Jammern von den Hügeln her. Wehklagt, ihr Bewohner des Mörsertals! Denn zu Ende ist es mit der gesamten Kaufmannschaft, vernichtet sind alle Geldabwäger! Und geschehen wird es zu jener Zeit, da will ich Jerusalem mit Leuchten absuchen und mit den Männern ins Gericht gehen, die sorglos auf ihren Hefen liegen, die da in ihrem Herzen denken: ›Der HERR tut weder Gutes noch Böses!‹ Da werden dann ihre Güter der Plünderung und ihre Häuser der Verwüstung anheimfallen; und wenn sie sich (wieder) Häuser bauen, sollen sie nicht darin wohnen und, wenn sie Weinberge angelegt haben, keinen Wein davon trinken.« Der Tag des Herrn ist naheNahe ist der große Tag des HERRN, nahe ist er und eilt gar schnell heran. Horch, der Tag des HERRN, der bittere: da schreit auch der tapferste Krieger auf! Ein Tag des Zorns ist dieser Tag, ein Tag der Angst und Drangsal, ein Tag der Trümmer und der Zertrümmerung, ein Tag der Finsternis und tiefen Dunkels, ein Tag des Gewölks und der Wolkennacht, ein Tag des Posaunenschalls und des Lärmblasens gegen die festen Städte und gegen die hochragenden Zinnen. Da will ich die Menschen ängstigen, daß sie einhergehen wie die Blinden, weil sie gegen den HERRN gesündigt haben: ihr Blut soll wie Staub hingeschüttet werden und ihr Fleisch wie Kot (zertreten werden). Weder ihr Silber noch ihr Gold wird sie am Tage des Zorns des HERRN zu retten vermögen, sondern vom Feuer seines Eifers soll die ganze Erde verzehrt werden; denn Vernichtung, ja jähen Untergang wird er allen Bewohnern der Erde bereiten. 2. Tut Buße (= bekehrt euch), denn das Gericht kommt über alle Welt!a) Aufforderung zu rechtzeitiger UmkehrGehet in euch und nehmt euch zusammen, du schamloses Volk, ehe der göttliche Ratschluß sich verwirklicht – wie Spreu fährt der Tag daherA.Ü.: wie Spreu fährt die Zeit dahin. – A.L.: ehe ihr werdet wie zerstiebende Spreu. –, ehe die Zornglut des HERRN über euch hereinbricht, ehe der Tag des göttlichen Zorns euch ereilt! Suchet den HERRN, alle ihr Demütigen im Lande, die ihr sein Recht geübt habt! Trachtet nach Gerechtigkeit, trachtet nach Demut: vielleicht werdet ihr Bergung finden am Zornestage des HERRN! b) Das Gericht über das Philisterland, Moab-Ammon, Äthiopien und AssyrienDenn Gaza wird öde werden und Askalon zur Wüste; Asdod wird am hellen Mittag entvölkert und Ekron von Grund aus zerstört werden. Wehe den Bewohnern des Meeresstrandes, dem Kretervolk! Gegen euch lautet das Drohwort des HERRN: »Kanaan, Land der Philister! Ich will dich so zugrunde richten, daß kein Bewohner mehr in dir übrigbleibt!« Der Landstrich am Meer soll zu Triften für Hirten und zu Hürden für Kleinvieh werden; und der Landstrich (am Meer) soll dem Überrest des Hauses Juda zufallen: die sollen auf ihm weiden und sich abends in den Häusern von Askalon lagern, wenn der HERR, ihr Gott, sich ihrer annehmen und ihr Schicksal wenden wird. – »Gehört habe ich die Schmähung der Moabiter und die Lästerreden der Ammoniter, wie sie mein Volk geschmäht und gegen dessen Gebiet großgetan haben. Darum, so wahr ich lebe!« – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen, des Gottes Israels –: »es soll den Moabitern ergehen wie Sodom und den Ammonitern wie Gomorrha! Ein Besitztum der Nesseln sollen sie werden und eine Salzgrube und eine Wüstenei für ewige Zeiten! Der Überrest meines Volkes soll sie ausplündern, und die von meinem Volk Übriggebliebenen sollen sie beerben!« So soll es ihnen ergehen für ihren Hochmut, weil sie das Volk des HERRN der Heerscharen geschmäht und ihm gegenüber großgetan haben. Furchtbar wird sich der HERR an ihnen erweisen; denn er wird allen Göttern der Erde ein Ende machen, und alle Meeresländer der Heiden werden ihn anbeten, ein jeder von seiner Wohnstätte aus. – »Auch ihr Äthiopier werdet von seinem Schwert erschlagen werden!« – Hierauf wird er seine Hand gegen Norden ausstrecken, wird Assyrien vernichten und Ninive zur Wüste machen, zu dürrem Lande wie die Steppe. Alsdann werden Herden sich mitten darin lagern, Tiere von aller Art in Menge: Pelikane und Igel werden auf ihren Säulenknäufen Nachtruhe halten; das Käuzlein wird in der Fensterhöhle singen, Raben auf der Schwelle sitzen; denn Er hat das Zedergetäfel abgerissen. So wird es der fröhlichen Stadt ergehen, die in Sicherheit thronte, die da bei sich dachte: »Ich bin’s und keine andere sonst!« Wie ist sie nun zur Wüstenei geworden, zur Lagerstätte für wilde Tiere! Wer immer an ihr vorübergeht, zischt über sie und schüttelt seine Hand. 3. Durch Gericht zur Erneuerunga) Die traurigen Zustände in Jerusalem (besonders bei den leitenden Ständen)Wehe der ungehorsamen und beschmutzten, der gewalttätigen Stadt!Gemeint ist Jerusalem. Sie hört auf keine Warnung, nimmt keine Zurechtweisung an; auf den HERRN vertraut sie nicht, und ihrem Gott naht sie sich nicht. Ihre Fürsten in ihrer Mitte sind brüllende Löwen, ihre Richter Abendwölfe, die (von ihrem Raube) nichts für den Morgen übriglassen. Ihre Propheten sind leichtfertige, betrügerische Menschen; ihre Priester entweihen das Heilige, tun dem Gesetz Gewalt an. Der HERR aber ist gerecht in ihrer Mitte, er tut nichts Unrechtes; Morgen für Morgen läßt er sein Recht ans Licht treten, ohne es an etwas fehlen zu lassen; aber der Ungerechte weiß nichts von Scham. »Ich habe Völker ausgerottet, zerstört sind ihre Mauerzinnen; ich habe ihre Landstraßen öde gemacht, so daß niemand mehr auf ihnen wandert; verheert sind ihre Städte, menschenleer, ohne Bewohner. Ich dachte: ›Nun wird sie mich gewiß fürchten, wird Zurechtweisung annehmen, damit ihre Wohnstätte nicht verheert wird und nicht alles eintritt, was ich ihr angedroht habe‹; doch nur um so eifriger sind sie bemüht gewesen, in allen Stücken ihr böses Tun noch zu verschlimmern.« b) Ankündigung des Läuterungsgerichts für die Stadt»Darum harret meiner« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »auf den Tag, an dem ich als Zeuge auftrete! Darin besteht nämlich mein Gericht, daß ich Völker versammle und Königreiche zusammenbringe, um meinen Grimm über sie auszugießen, die ganze Glut meines Zorns; denn durch das Feuer meines Eifers soll die ganze Erde verzehrt werden! Ja, alsdann will ich den Völkern andere, reine Lippen schaffen, damit sie allesamt den Namen des HERRN anrufen und ihm einmütig dienen. Von jenseits der Ströme Äthiopiens werden sie, meine Anbeter, die Schar meiner Zerstreuten mir als Geschenk darbringen. An jenem Tage wirst du (Jerusalem) dich nicht mehr zu schämen brauchen wegen aller deiner Missetaten, durch die du dich gegen mich versündigt hast; denn alsdann werde ich aus deiner Mitte alle wegschaffen, die übermütig in dir frohlocken, und du wirst dich hinfort auf meinem heiligen Berge nicht mehr überheben. Und ich werde in deiner Mitte ein demütiges und geringes Volk übriglassen, das sein Vertrauen auf den Namen des HERRN setzt. Die dann von Israel noch übrig sind, werden nichts Unrechtes mehr tun und keine Lüge reden, und in ihrem Munde man wird keine trügerische Zunge mehr finden, sondern sie werden eine ruhig weidende und sich lagernde Herde bilden, die von niemand aufgeschreckt wird.« c) Aufforderung an Jerusalem zum Lobpreis wegen seiner ErrettungJuble, Tochter Zion! Jauchzet, ihr vom Hause Israel! Freue dich und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem! Aufgehoben hat der HERR die über dich verhängten GerichteA.L.: Abgetan hat der HERR deine Widersacher. und deine Feinde hinweggefegt! Israels König, der HERR, weilt in deiner Mitte: du wirst hinfort kein Unheil mehr sehen. An jenem Tage wird man Jerusalem zurufen: »Fürchte dich nicht, Zion! Laß deine Hände nicht verzagt sinken! Der HERR, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der Rettung schafft; er hat seine Freude an dir mit Entzücken, erneuert dich in seiner Liebe, frohlockt über dich mit Jubel. Die jetzt fern von der Festversammlung Trauernden will ich sammeln: sie stammen ja von dir, auf denen jetzt Schmach lastet. Wisse wohl: ich will zu jener Zeit mit all deinen Bedrückern ins Gericht gehen, dagegen den Hinkenden helfen und die Zerstreuten sammeln und will sie zur Ehre und zum Ruhm machen in allen Ländern, wo sie jetzt verachtet sind. Zu jener Zeit will ich euch heimführen und zu jener Zeit euch sammeln; denn ich will euch zum Ruhm und zur Ehre unter allen Völkern der Erde machen, wenn ich euer Geschick vor euren Augen wende: der HERR hat es verheißen.« 1. Das erste Gotteswort: Die Aufforderung zum Tempelbau nebst Angabe ihres ErfolgesHaggai (d.h. »der Festliche«) war ein judäischer Prophet zur Zeit des Wiederaufbaues des Tempels um 520 v.Chr. Im zweiten Regierungsjahre des Königs Darius,B am ersten Tage des sechsten Monats, erging das Wort des HERRN durch den Propheten Haggai an Serubbabel, den Sohn Sealthiels, den Statthalter von Juda, und an den Hohenpriester Josua, den Sohn Jozadaks, folgendermaßen: B) Im Jahr 520 v.Chr. »So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: Dieses Volk da sagt: ›Die Zeit, den Tempel des HERRN wieder aufzubauen, ist jetzt noch nicht gekommen!‹« Daher erging das Wort des HERRN durch den Propheten Haggai folgendermaßen: »Ist es etwa für euch selbst an der Zeit, in euren getäfelten Häusern zu wohnen, während dieses Haus in Trümmern daliegt?« »Und nun« – so spricht der HERR der Heerscharen – »achtet wohl darauf, wie es euch bisher ergangen ist! Ihr habt reichlich ausgesät, aber kärglich eingebracht; ihr habt wohl zu essen, aber es reicht nicht zum Sattwerden; ihr trinkt und stillt doch den Durst nicht; ihr habt wohl etwas zum Anziehen, aber keiner wird recht warm davon; und wer um Lohn arbeitet, der sammelt den Lohn in einen löcherigen Beutel.« So spricht der HERR der Heerscharen: »Achtet wohl darauf, wie es euch bisher ergangen ist! Steigt ins Gebirge hinauf, schafft Holz herbei und bauet den Tempel wieder auf, damit ich meine Freude daran habe und mich in meiner Herrlichkeit zeige!A.Ü.: und mich an ihm verherrliche (oder: und geehrt werde). – so spricht der HERR. Ihr hattet auf viel gerechnet, aber es wurde wenig daraus; und wenn ihr das eingebracht hattet, so blies ich es weg. Warum das?« – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen. »Um meines Hauses willen, das in Trümmern daliegt, während ein jeder von euch an seinem eigenen Hause seine Freude hat. Darum hat der Himmel seinen Tau über euch zurückgehalten und die Erde euch ihren Ertrag versagt; und ich habe Dürre über das Land kommen lassen und über die Berge, über das Getreide, den Most und das Öl, kurz über alles, was der Erdboden hervorbringt, auch über die Menschen und das Vieh und über allen Ertrag der Hände.« Da hörten Serubbabel, der Sohn Sealthiels, und der Hohepriester Josua, der Sohn Jozadaks, und alle, die vom Volk noch übrig waren, auf die Mahnung des HERRN, ihres Gottes, nämlich auf die Worte des Propheten Haggai, der, wie sie erkannten, vom HERRN, ihrem Gott, zu ihnen gesandt worden war; ja, das Volk geriet in Furcht vor dem HERRN. Da machte aber Haggai, der Bote des HERRN, kraft göttlicher Botschaft dem Volk folgende Eröffnung: »›Ich bin mit euch!‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN.« Hierauf erweckte der HERR den Geist Serubbabels, des Sohnes Sealthiels, des Statthalters von Juda, und den Eifer des Hohenpriesters Josua, des Sohnes Jozadaks, und den Eifer aller vom Volk Übriggebliebenen, so daß sie kamen und die Arbeit am Tempel des HERRN der Heerscharen, ihres Gottes, in Angriff nahmen am vierundzwanzigsten Tage des sechsten Monats. 2. Das zweite Gotteswort: Die Verheißung der künftigen Herrlichkeit des neuen TempelsIm zweiten Regierungsjahr des Königs Darius, am einundzwanzigsten Tage des siebten Monats erging das Wort des HERRN durch den Propheten Haggai folgendermaßen: »Sage doch zu Serubbabel, dem Sohne Sealthiels, dem Statthalter von Juda, und zu dem Hohenpriester Josua, dem Sohne Jozadaks, und zu allen vom Volk Übriggebliebenen folgendes: ›Wer ist unter euch noch am Leben, der diesen Tempel in seiner früheren Herrlichkeit gesehen hat, und wie seht ihr ihn heute? Nicht wahr? Wie nichts kommt er euch vor. Nun aber sei getrost, Serubbabel!‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN – ›und sei getrost, Josua, Sohn Jozadaks, du Hoherpriester, und seid getrost ihr alle, die ihr das Volk des Landes bildet‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –, ›und arbeitet, denn ich bin mit euch!‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen. ›Die Verheißung, die ich euch bei eurem Auszug aus Ägypten feierlich gegeben habe, bleibt bestehen, und mein Geist waltet in eurer Mitte: fürchtet euch nicht!‹ Denn so spricht der HERR der Heerscharen: ›Nur noch [einmal] eine kurze Zeit währt es; da werde ich den Himmel und die Erde, das Meer und das feste Land erschüttern, und ich werde alle Völker in Bewegung setzen, daß die Kostbarkeiten aller Heidenvölker herbeigebracht werden; und ich will dieses Haus mit Herrlichkeit erfüllen!‹ – so spricht der HERR der Heerscharen. ›Mein ist das Silber und mein das Gold‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen. ›Größer wird die künftige Herrlichkeit dieses Tempels sein, als die des ersten gewesen ist‹ – so spricht der HERR der Heerscharen –, ›und an dieser Stätte will ich Frieden spenden‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen.« 3. Das dritte Gotteswort: Eine Zurechtweisung und Aufmunterunga) Das unreine Volk und die Unreinheit der OpferAm vierundzwanzigsten Tage des neunten Monats, im zweiten Regierungsjahre des Darius, erging das Wort des HERRN durch den Propheten Haggai folgendermaßen: »So spricht der HERR der Heerscharen: ›Erbitte dir doch von den Priestern Belehrung über folgende Frage: Wenn jemand heiliges Fleisch im Zipfel seines Gewandes trägt und mit seinem Zipfel Brot oder Gekochtes, Wein, Öl oder sonst irgend etwas Genießbares berührt: wird dieses dadurch heilig?‹« Da gaben die Priester zur Antwort: »Nein!« Nun fragte Haggai weiter: »Wenn aber ein durch eine Leiche Verunreinigter irgendeins von derartigen Dingen berührt, wird es dadurch unrein?« Da gaben die Priester zur Antwort: »Ja, es wird unrein!« Da erklärte Haggai folgendes: »›Ebenso steht es um diese Leute, und ebenso ist dieses Volk da in meinen Augen beschaffen‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –, ›und ebenso steht es mit allem Tun ihrer Hände und mit dem, was sie mir dort als Opfer darbringen: es ist unrein!‹«Die verunreinigende Kraft des Bösen wirkt stärker als die heiligende Kraft des Guten. So können die ärmlichen Opfer, die sie auf dem Notaltar (Esr 3,3) darbringen, das Unheilige ihres Alltagslebens nicht aufheben, werden vielmehr selbst dadurch unwirksam gemacht, Daraus folgt die Mahnung, dem Befehl des HERRN zu gehorchen und den Tempel zu bauen; dann werden sie gesegnet werden. b) Hinweis auf den mit dem Tempelbau sicher eintretenden Segen»Nun aber richtet doch eure Aufmerksamkeit vom heutigen Tage an (auf die Zeit) rückwärts! Bevor man Stein auf Stein am Tempel des HERRN gelegt hat: wie ist es euch da ergangen? Kam man damals zu einem Garbenhaufen von (vermutlich) zwanzig Scheffeln, so wurden es nur zehn; und kam einer zur Kelter in der Erwartung, fünfzig Eimer aus ihr zu schöpfen, so wurden es nur zwanzig. ›Ich habe euch mit Getreidebrand und Vergilben geschlagen und mit Hagel den Ertrag aller eurer Feldarbeit, und doch seid ihr nicht zu mir umgekehrt!‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN. Nun aber gebt acht auf das, was in der Folgezeit vom heutigen Tage an geschehen wird, nämlich vom vierundzwanzigsten Tage des neunten Monats an, von dem Tage an, wo der Grundstein zum Tempel des HERRN gelegt worden ist. Gebt acht darauf, ob die Aussaat noch weiterhin im Speicher liegen bleibt und ob der Weinstock und Feigenbaum, die Granate und der Ölbaum auch fürderhin nicht tragen! Von diesem Tage an werde ich segnen.« 4. Das vierte Gotteswort: Der Untergang der heidnischen Reiche und die Verheißung von Serubbabels ErhöhungHierauf erging das Wort des HERRN zum zweitenmal an Haggai am vierundzwanzigsten Tage des (gleichen) Monats folgendermaßen: »Sage zu Serubbabel, dem Statthalter von Juda, folgendes: ›Ich werde den Himmel und die Erde erschüttern und die Throne der Könige umstürzen und die Macht der heidnischen Königreiche vernichten, und zwar werde ich die Streitwagen umstürzen samt denen, die darauf fahren, und es sollen die Rosse samt ihren Reitern zu Boden stürzen, einer durch das Schwert des andern (fallen). An jenem Tage‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen – ›will ich dich, Serubbabel, Sohn Sealthiels, nehmen und dich zu meinem Knecht machen‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN – ›und dich wie einen Siegelring halten;d.h. so wertgeschätzt wie einen kostbaren Siegelring; oder: ich will dich zum obersten Beamten meines Reiches machen. denn dich habe ich erwählt!‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen.« 1. Die Überschrift und der einleitende BußrufSacharja (d.h. »Der HERR gedenkt«), judäischer Prophet, Zeitgenosse und Freund Haggais um 520 v.Chr. Im achten Monat, im zweiten Regierungsjahre des Darius,B erging das Wort des HERRN an den Propheten Sacharja, den Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos, folgendermaßen: B) im Jahr 520 v.Chr. »Der HERR ist gegen eure Väter schwer erzürnt gewesen. Nun aber sage zu ihnen: ›So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: Kehrt um zu mir‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen –, ›so will auch ich wieder zu euch umkehren‹ – spricht der HERR der Heerscharen. ›Seid nicht wie eure Väter, denen die früheren Propheten zwar die Mahnung zugerufen haben: So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: Kehrt doch um von eurem bösen Wandel und von eurem bösen Tun!, aber sie haben nicht gehorcht und nicht auf mich geachtet!‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN. ›Wo sind nun eure Väter? Und können die Propheten ewig leben? Doch meine Drohworte und meine Ratschlüsse, deren Verkündigung ich meinen Knechten, den Propheten, geboten hatte, sind die nicht bei euren Vätern eingetroffen, so daß sie in sich gingen und bekannten: ›Wie der HERR der Heerscharen sich vorgenommen hatte, mit uns nach unserm Wandel und nach unserm ganzen Tun zu verfahren, so ist er wirklich mit uns verfahren‹?« 2. Die acht Nachtgesichte Sacharjas (1,7-6,8)a) Das erste Gesicht: Die vier Reiter auf vier verschiedenfarbigen Rossen vor dem Herrn; Gottes Liebeseifer für ZionAm vierundzwanzigsten Tage des elften Monats – das ist der Monat Sebat –, im zweiten Regierungsjahre des Darius, erging das Wort des HERRN an den Propheten Sacharja, den Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos, folgendermaßen: Ich hatte zur Nachtzeit ein Gesicht: ich sah einen Mann auf einem rotbraunen Roß reiten; der hielt zwischen den Myrten, die im Talgrund stehen, und hinter ihm befanden sich (noch andere) Rosse, rotbraune, fuchsrote, (schwarze) und weiße. Als ich nun fragte: »Mein Herr, was bedeuten diese?«, antwortete mir der Engel, der mit mir redete: »Ich will dich schauen lassen, was diese da bedeuten.« Da nahm der Mann, der zwischen den Myrten hielt, das Wort und sagte: »Das sind die, welche der HERR ausgesandt hat, um die Erde zu durchstreifen.« Da erstatteten sie dem Engel des HERRN, der zwischen den Myrten hielt, Bericht mit den Worten: »Wir haben die Erde durchstreift und festgestellt, daß die ganze Erde sich in tiefster Ruhe befindet.« Da nahm der Engel des HERRN das Wort und fragte: »O HERR der Heerscharen, wann willst du dich endlich Jerusalems und der Städte Judas erbarmen, denen du nun schon siebzig Jahre lang gezürnt hast?« Da antwortete der HERR dem Engel, der mit mir redete, freundliche, trostreiche Worte. Hierauf sagte der Engel, der mit mir redete, zu mir: »Mache folgende Verkündigung bekannt: ›So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: Ich bin mit großem Eifer für Jerusalem und für Zion erfüllt und hege heftigen Zorn gegen die sorglos dahinlebenden Heidenvölker, die, während ich (über: Israel) ein wenig erzürnt war, ihrerseits zum Unheil mitgeholfen haben. Darum spricht der HERR also: Ich habe mich Jerusalem voll Erbarmens wieder zugewandt: mein Tempelhaus soll in ihm wieder aufgebaut werden‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen –, ›und die Meßschnur soll über Jerusalem ausgespannt werden.‹ Weiter mache noch folgendes bekannt: ›So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: Aufs neue sollen meine Städte von Gutem überfließen, und der HERR wird Zion aufs neue tröstenA.L.: wird sich noch Zions erbarmen. und Jerusalem wiederum erwählen.‹« b) Das zweite Gesicht: Die vier Hörner und die vier Schmiede; Gottes Vernichtungsgericht über die feindlichen WeltmächteAls ich dann aufblickte und hinschaute, sah ich vier Hörner. Als ich nun den Engel, der mit mir redete, fragte: »Was haben diese zu bedeuten?«, antwortete er mir: »Das sind die Hörner, welche Juda, Israel und Jerusalem zerstreut haben.« Hierauf ließ der HERR mich vier Schmiede schauen, und als ich fragte: »Was wollen diese hier tun?«, gab er mir zur Antwort: »Jenes sind die Hörner, welche Juda dermaßen zerstreut haben, daß es sein Haupt nicht mehr erheben konnte; nun aber sind diese gekommen, um sie in Schrecken zu setzen und die Hörner der Völker abzuschlagen,A.L.: um Äxte zu schärfen, um die Hörner … abzuschlagen. die ihr Horn gegen das Land Juda erhoben haben, um es zu zerstreuen.« c) Das dritte Gesicht Der Mann mit der Meßschnur (Wiederherstellung Jerusalems zu einer reichbevölkerten, offenen Stadt)Als ich dann (abermals) aufblickte und hinschaute, sah ich einen Mann, der eine Meßschnur in der Hand hielt. Als ich ihn nun fragte: »Wohin gehst du?«, antwortete er mir: »Ich soll Jerusalem ausmessen, um festzustellen, wie groß seine Breite und wie groß seine Länge ist.« Da stand auf einmal der Engel da, der mit mir redete; und ein anderer Engel trat hervor, ihm entgegen, und er sagte zu diesem: »Laufe hin und sage dem jungen Manne dort folgendes: ›Eine offene Stadt soll Jerusalem bilden wegen der Menge der Menschen und des Viehs in seinem Innern; ich selbst aber‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN – ›will ihm ringsum eine feurige Mauer sein und ihm zur Verherrlichung in seiner Mitte gereichen.‹« Vier prophetische Zusätze (V.10-17)Aufforderung zur Heimkehr an die noch in Babylon weilenden Volksgenossen»Auf, auf! Fliehet aus dem Lande des Nordens!« – so lautet der Ausspruch des HERRN –; »denn nach allen vier Windrichtungen will ich euch zersprengen« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Auf! Nach Zion rettet euch, die ihr noch bei der Tochter Babel wohnt!« Drei Heilsverkündigungen für JudaDenn so hat der HERR der Heerscharen gesprochen: »Nach Herrlichem hat er mich gesandt zu den Heidenvölkern, die euch geplündert haben; denn wer euch antastet, tastet seinenA.L.: meinen. Augapfel an. Denn wisset wohl: Ich werde meine Hand gegen sie schwingen, daß sie denen zur Beute werden sollen, die jetzt ihre Knechte sind«; dann werdet ihr auch erkennen, daß der HERR der Heerscharen es ist, der mich gesandt hat. – »Juble und freue dich, Tochter Zion! Denn wisse wohl: Ich komme und nehme Wohnung in deiner Mitte« – so lautet der Ausspruch des HERRN. »Da werden sich dann an jenem Tage viele Völker an den HERRN anschließen und mir als Volk angehören; und ich werde in deiner Mitte Wohnung nehmen«; dann wirst du auch erkennen, daß der HERR der Heerscharen es ist, der mich zu dir gesandt hat. Der HERR aber wird Juda als sein Erbteil auf dem heiligen Boden in Besitz nehmen und Jerusalem wiederum erwählen. – Stille sei alles Fleisch vor dem HERRN! Denn er hat sich (bereits) aufgemacht aus seiner heiligen (himmlischen) Wohnstätte. d) Das vierte Gesicht: Das in dem Hohenpriester Josua begnadete und für alle Zukunft hoffnungsreiche PriestertumHierauf ließ er mich den Hohenpriester Josua schauen, wie er vor dem Engel des HERRN stand, während der Satan sich zu seiner Rechten stellte, um ihn anzuklagen. Da sagte der Engel des HERRN zum Satan: »Der HERR wolle dich schelten, Satan! Ja, der HERR, der sich Jerusalem erwählt hat, möge dir Schweigen gebieten! Ist dieser (Mann) nicht ein aus dem Feuer herausgerissenes Brandscheit?« Josua war aber mit unsauberen Gewändern bekleidet, während er vor dem Engel stand. Der nahm nun das Wort und gab den vor ihm stehenden (Dienern) die Weisung: »Ziehet ihm die schmutzigen Kleider aus!« Zu ihm aber sagte er: »Siehe, ich habe deine Verschuldung von dir weggenommen und lasse dir Prachtgewänder anlegen!« Hierauf befahl er: »Man setze ihm auch einen reinen Kopfbund aufs Haupt!« Da setzten sie ihm den reinen Kopfbund aufs Haupt und legten ihm die Prachtgewänder an, während der Engel des HERRN neben ihm stand. Hierauf gab der Engel des HERRN vor Josua folgende feierliche Erklärung ab: »So spricht der HERR der Heerscharen: ›Wenn du auf meinen Wegen wandelst und meinen Dienst gewissenhaft versiehst, sollst du sowohl mein Haus verwalten als auch über meine Vorhöfe die Aufsicht führen, und ich will dir freien Zutritt zu mir gewähren unter diesen, die hier (als Diener vor mir) stehen. Vernimm es doch, Josua, du Hoherpriester! Du und deine Amtsbrüder, die vor dir ihre Sitze haben (im Priesterrat), ihr seid Männer, die ein Vorzeichen bedeuten; denn wisse wohl: Ich will meinen Knecht, ›Sproß‹oder: »Edelreis«; gemeint ist der zukünftige Retter aus Davids Hause. genannt, kommen lassen. Denn siehe, der Stein, den ich vor Josua hingestellt habe – auf diesen einen Stein sind sieben Augen gerichtetDie alles sehende Fürsorge des HERRN; vgl. 4,10. –: auf diesen Stein will ich selbst nunmehr seine Inschrift eingraben‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen – ›und will die Verschuldung dieses Landes an einem Tagenämlich dem großen Versöhnungstage. hinwegschaffen. An jenem Tage‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen – ›werdet ihr einer den andern zu Gaste laden unter seinen Weinstock und unter seinen Feigenbaum.‹« e) Das fünfte Gesicht: Der goldene Leuchter zwischen den beiden ÖlbäumenDa kam der Engel, der mit mir redete, zurück und weckte mich auf wie einen, der aus seinem Schlaf aufgeweckt wird, und er fragte mich: »Was siehst du?« Ich antwortete: »Ich sehe, da steht ein Leuchter ganz von Gold, und ein Ölbehälter befindet sich oben darauf, und sieben Lampen sind an ihm und sieben Gießröhren für die Lampen, die sich an ihm befinden; und neben ihm stehen zwei Ölbäume, einer zu seiner Rechten und einer links von ihm.« Da hob ich an und richtete an den Engel, der mit mir redete, die Frage: »Mein Herr, was soll dies alles bedeuten?« Da gab mir der Engel, der mit mir redete, folgende Antwort: »Du weißt also nicht, was dies dort bedeutet?« Als ich nun antwortete: »Nein, mein Herr«, Die Deutung des Gesichtsgab er mir folgende Auskunft: »So lautet das Wort des HERRN an Serubbabel: ›Nicht durch Heeresmacht und nicht durch Gewalt (geschieht’s), sondern durch meinen Geist!‹ – so spricht der HERR der Heerscharen. ›Wer bist du, großer Berg? Vor Serubbabel sollst du zur Ebene werden! Er wird den Giebelstein an Ort und Stelle bringen unter dem Jubelruf: ›Heil, Heil sei ihm!‹« Weiter erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Die Hände Serubbabels haben den Grundstein zu diesem Hause gelegt, und seine Hände werden es auch vollenden; dann wirst du auch erkennen, daß der HERR der Heerscharen es ist, der mich zu euch gesandt hat. Denn wer immer den Tag der geringen Anfänge verachtet hat, der wird mit Freuden den Bleistein in der Hand Serubbabels sehen. Diese sieben (Lampen) aber sind die Augen des HERRN, die über die ganze Erde schweifen.« Hierauf richtete ich die Frage an ihn: »Was bedeuten denn diese beiden Ölbäume rechts und links von dem Leuchter?« Und noch eine andere Frage richtete ich an ihn, nämlich: »Was haben die beiden Olivenzweige zu bedeuten, die sich neben den beiden goldenen Röhren befinden, welche das Gold(öl) von oben herableiten?« Da antwortete er mir: »Du weißt also nicht, was diese bedeuten?« Als ich ihm nun erwiderte: »Nein, mein Herr«, sagte er: »Das sind die beiden Söhne des Öls, die (als Diener) vor dem Herrn der ganzen Erde stehen.« f) Das sechste Gesicht: Die fliegende SchriftrolleAls ich dann wieder aufblickte und hinschaute, sah ich, wie eine Schriftrolle geflogen kam, und auf seine Frage: »Was siehst du?« antwortete ich: »Ich sehe eine Schriftrolle fliegen, zwanzig Ellen lang und zehn Ellen breit.«Elle s. Anhang, Maße. Da sagte er zu mir: »Das ist der Fluch, der über das ganze weite Land ergeht; denn jeder Dieb wird nach der Bestimmung, die auf der einen Seite der Rolle geschrieben steht, weggefegt werden, und jeder Meineidige wird nach der Bestimmung, die auf der andern Seite der Rolle geschrieben steht, weggefegt werden.A.L.: denn alle Diebe sind – wie lange nun schon! – straflos geblieben, und alle, die bei meinem Namen falsch schwören, sind – wie lange nun schon! – straflos geblieben. ›Ich habe den Fluch deshalb ausgehen lassen‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen –, ›damit er in das Haus des Diebes und in das Haus dessen, der bei meinem Namen falsch geschworen hat, eindringt und im Innern seines Hauses sich festsetzt, bis er es mitsamt seinem Holzwerk und seinen Steinen vernichtet hat.‹« g) Das siebente Gesicht: Das Weib in dem großen GetreidemaßHierauf trat der Engel, der mit mir redete, wieder hervor und sagte zu mir: »Blicke doch in die Höhe und sieh, was das ist, das dort zum Vorschein kommt!« Als ich nun fragte: »Was ist das?«, antwortete er: »Das ist das große Getreidemaß, das zum Vorschein kommt«; dann fuhr er fort: »Dies ist ihre Verschuldung im ganzen Lande!« Da hob sich auf einmal ein schwerer Bleideckel (von dem Getreidemaß) empor, und ein einzelnes Weib saß dort im Innern des Getreidemaßes. Da sagte er: »Das ist die Gottlosigkeit!« Dann stieß er das Weib wieder in das Getreidemaß zurück und warf die Bleiplatte wieder auf ihre Öffnung. Als ich dann wieder aufblickte und hinschaute, sah ich zwei Weiber zum Vorschein kommen, in deren Flügeln sich Wind befand; sie hatten nämlich Flügel wie Storchenflügel; die hoben das Getreidemaß empor (und trugen es) zwischen Erde und Himmel (davon). Als ich nun den Engel, der mit mir redete, fragte: »Wohin bringen diese das Getreidemaß?«, antwortete er mir: »Es soll ihr ein Haus im Lande Babylonien gebaut werden, und, wenn dieses fertig ist, soll es dort auf dem ihr gebührenden Platz niedergesetzt werden.« h) Das achte Gesicht: Die Ausfahrt der vier himmlischen Kriegswagen (zur Ausrichtung des göttlichen Zorns?)Als ich dann abermals aufblickte und hinschaute, sah ich vier Wagen zwischen zwei Bergen hervorkommen; die Berge aber waren von Erz.Ob Tempelberg und Ölberg, als der Zugang zu der unerschütterlichen Wohnung Gottes? Am ersten Wagen waren rotbraune Rosse, am zweiten Wagen schwarze Rosse, am dritten Wagen weiße Rosse und am vierten Wagen scheckige Rosse. Als ich nun an den Engel, der mit mir redete, die Frage richtete: »Was haben diese da zu bedeuten, mein Herr?«, gab mir der Engel zur Antwort: »Das sind die vier Winde des Himmels, die ausfahren, nachdem sie sich dem Herrn der ganzen Erde vorgestellt haben.d.h. nachdem sie sich bei dem Herrn … Befehle geholt haben. Der Wagen mit den schwarzen Rossen geht nach dem Lande im Norden, und das weiße Gespann fährt nach dem Osten; die scheckigen Rosse fahren nach dem Lande im Süden; und die rotbraunen ziehen nach dem Lande im Westen aus und beabsichtigen auf ihrer Fahrt die Erde zu durchstreifen.« Als er ihnen dann zugerufen hatte: »Auf! Durchstreift die Erde!«, zogen sie auf der Erde umher. Dann rief er mir noch laut die Worte zu: »Wisse wohl: die, welche nach dem Lande im Norden ausgezogen sind, lassen meinen Geist im Lande des Nordens Ruhe finden.«d.h. stillen meinen Zorn im (oder: am) Lande des Nordens. 3. Anhang zu den Gesichten: Die Herstellung einer Krone für SerubbabelDarauf erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: »Nimm von (dem Geschenk) der noch in der Verbannung Lebenden, von Heldai, von Tobija und Jedaja – und zwar gehe du selbst an dem betreffenden Tage hin und begib dich in das Haus Josijas, des Sohnes Zephanjas, wohin sie aus Babylon gekommen sind –, nimm also davon Silber und Gold und laß daraus eine Krone anfertigen; setze sie dem Hohenpriester Josua, dem Sohne Jozadaks, aufs Haupt und richte dann an ihn folgende Worte: ›So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: Siehe, da ist ein Mann, Sproß ist sein Name – denn unter seinen Füßen wird es sprossen –, der wird den Tempel des HERRN bauen. Ja, er ist’s, der den Tempel des HERRN aufbauen und Herrlichkeit gewinnen wird, und er wird auf seinem Throne sitzen und herrschen und ein Priester wird an seinem Throne stehen,A.Ü.: und zugleich Priester sein auf seinem Throne. und ein friedliches Einvernehmen wird zwischen beiden bestehen.‹ Die Krone aber soll für Heldai, Tobija und Jedaja sowie für Chen, den Sohn Zephanjas, als Andenken im Tempel des HERRN verbleiben. Und die in weiter Ferne Wohnenden werden kommen und am Tempel des HERRN bauen, und ihr werdet dann auch erkennen, daß der HERR der Heerscharen mich zu euch gesandt hat; und dies alles wird geschehen, wenn ihr der Stimme des HERRN, eures Gottes, willig gehorcht.« 4. Die Fastenfrage und Schilderung des Glücks der Zukunfta) Anfrage von Männern aus Bethel bezüglich der FasttageIm vierten Regierungsjahre des Königs Darius erging das Wort des HERRN an Sacharja am vierten Tage des neunten Monats, im Monat Kislew.im Dezember 518 v.Chr. Es hatte nämlich Bethel den Sarezer und Regem-Melech samt seinen Leuten abgesandt, um den HERRN (durch Opfer) gnädig zu stimmen, und zugleich, um an die Priester, die zum Tempel des HERRN der Heerscharen gehörten, und an die Propheten folgende Anfrage zu richten: »Sollen wir auch fernerhin im fünften Monat ein Trauerfest abhalten mit Fasten, wie wir es nun schon wer weiß wie viele Jahre getan haben?« b) Des Herrn Antwort durch den Mund Sacharjasa) Die Fasttage sind eine äußerliche, für Gott bedeutungslose SacheDa erging das Wort des HERRN der Heerscharen an mich folgendermaßen: »Verkünde dem gesamten Volke des Landes und den Priestern folgendes: ›Wenn ihr im fünften und siebten Monat, und zwar schon siebzig Jahre hindurch, gefastet und getrauert habt, bin ich es da, für den ihr gefastet habt? Und wenn ihr eßt und wenn ihr trinkt, seid dann nicht ihr die Essenden und ihr die Trinkenden?‹« b) Gott hat von jeher durch die Propheten nur Gerechtigkeit und Liebe von seinem Volk gefordert, allerdings vergebens und zum Unheil des Volkes»Sind nicht dies die Gebote, die der HERR schon durch die früheren Propheten hat verkünden lassen, als Jerusalem noch bewohnt war und in sicherer Ruhe bestand samt den dazugehörigen Ortschaften ringsum, und als auch das Südland und die Niederung noch bevölkert waren?« Und weiter erging das Wort des HERRN an Sacharja folgendermaßen: »So spricht der HERR der Heerscharen: Übet wahrhaftiges Gericht und erweiset einer dem andern Liebe und Barmherzigkeit! Witwen und Waisen, Fremdlinge und Arme bedrücket nicht, und sinnet nichts Böses gegeneinander in euren Herzen!« Aber sie weigerten sich, darauf zu achten, und wollten sich kein Joch auf den Nacken legen lassen;W.: sie hielten eine widerspenstige Schulter entgegen. sie verstopften sich die Ohren, um nicht zu hören, und machten ihre Herzen hart wie Kieselstein, um die Belehrung und die Weisungen nicht zu vernehmen, die der HERR der Heerscharen durch seinen Geist unter Vermittlung der früheren Propheten an sie richtete. Da erging denn ein gewaltiges Zorngericht über sie vom HERRN der Heerscharen; und wie sie nicht hatten hören wollen, als er sie rief, »ebenso« – so hat der HERR der Heerscharen gesprochen – »mögen sie jetzt rufen, ohne daß ich auf sie höre! So ließ ich sie denn unter alle Heidenvölker zerstieben, die sie vorher nicht gekannt hatten, und das Land verödete nach ihrem Weggang, so daß niemand mehr darin hin und her zog; und so haben sie das liebliche Land in eine Einöde verwandelt.« c) Gott liebt sein Volk und wird es zu hohem Glück gelangen lassen, aber seine sittlichen Forderungen hält er unwandelbar aufrecht (sieben Sprüche)Weiter erging das Wort des HERRN der Heerscharen (an mich) folgendermaßen: »So spricht der HERR der Heerscharen: Ich bin mit großem Liebeseifer um Zion erfüllt und von heftigem Zorn um seinetwillen entbrannt!« So hat der HERR gesprochen: »Ich kehre nach Zion zurück und will wieder inmitten Jerusalems Wohnung nehmen, und Jerusalem soll ›die treue Stadt‹ heißen und der Berg des HERRN der Heerscharen ›der heilige Berg‹.« So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: »Wiederum werden Greise und Greisinnen auf den Plätzen Jerusalems sitzen, ein jeder mit seinem Stabe in der Hand infolge der Fülle der Lebenstage; und die Plätze der Stadt werden wieder angefüllt sein mit Knaben und Mädchen, die auf den Plätzen dort spielen.« So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: »Wenn das dem Überrest dieses Volkes unmöglich erscheint in jenen Tagen, muß es da auch mir unmöglich erscheinen?« – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen. So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: »Wisset wohl: ich werde mein Volk erretten aus den Ländern des Sonnenaufgangs und aus den Ländern des Sonnenuntergangs und werde sie heimbringen, daß sie wieder inmitten Jerusalems wohnen; und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein in Wahrheit und Gerechtigkeit.« So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: »Faßt Mut, ihr, die ihr in diesen Tagen diese Verheißungen aus dem Munde der Propheten vernehmt, nämlich an dem Tage, wo der Grundstein zum Wiederaufbau des Hauses des HERRN der Heerscharen, des Tempels, gelegt wurde! Denn vor dieser Zeit gab es keinen Lohn für die (Arbeit der) Menschen und keinen Ertrag (von der Arbeit) des Viehs, und wer aus- und einging, fühlte sich nicht sicher vor dem Feinde, und ich reizte alle Menschen zur Feindseligkeit gegeneinander. Jetzt aber will ich mich zu dem Überrest dieses Volkes nicht mehr so stellen wie in den früheren Tagen« – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen –, »sondern es wird eine Aussaat des Friedens stattfinden: der Weinstock wird seine Frucht bringen und die Erde ihren Ertrag liefern und der Himmel seinen Tau spenden: dies alles will ich dem Überrest dieses Volkes für immer zuteil werden lassen! Und es soll geschehen: Wie ihr vordem den Völkern zum Fluchwort gedient habt, ihr vom Hause Juda und ihr vom Hause Israel, so will ich euch jetzt Heil verleihen, daß ihr zum Segenswunsch werden sollt: fürchtet euch nicht, habt guten Mut!« Denn so hat der HERR der Heerscharen gesprochen: »Gleichwie ich vordem beschlossen hatte, euch Böses zu tun, als eure Väter mich erbitterten« – so spricht der HERR der Heerscharen –, »und ich es mir nicht leid sein ließ, ebenso habe ich nun umgekehrt in diesen Tagen beschlossen, Jerusalem und dem Hause Juda Gutes zu erweisen: fürchtet euch nicht! Dies sind aber die Gebote, die ihr erfüllen sollt: Redet die Wahrheit treulich, jeder mit dem andern, und übt eine friedsame Rechtsprechung in euren Toren! Keiner sinne in seinem Herzen auf Unheil gegen den andern, und keiner habe betrügliche Eide lieb! Denn alles dieses hasse ich« – so lautet der Ausspruch des HERRN. d) Die Fasttage werden in Zukunft durch fröhliche Feste ersetzt werden, und auch die Heidenwelt gelangt zur Teilnahme an der Herrlichkeit des GottesvolkesWeiter erging das Wort des HERRN der Heerscharen an mich folgendermaßen: »So spricht der HERR der Heerscharen: Das Fasten im vierten und fünften, im siebten und zehnten Monat soll für das Haus Juda zu Tagen der Freude und Wonne und zu fröhlichen Festen werden! Nur habt die Wahrheit und den Frieden lieb! So spricht der HERR der Heerscharen: Künftig werden noch Völker und die Bewohner vieler Städte kommen; und die Bewohner der einen Stadt werden zu denen der andern gehen und sagen: ›Kommt, laßt uns hinziehen, um den HERRN (durch Opfer) gnädig zu stimmen und um den HERRN der Heerscharen aufzusuchen! Ja, auch ich will hingehen!‹ So werden denn viele Völker und zahlreiche Völkerschaften kommen, um den HERRN der Heerscharen in Jerusalem aufzusuchen und um den HERRN (durch Opfer) gnädig zu stimmen. So spricht der HERR der Heerscharen: In jenen Tagen, da werden zehn Männer aus allen Sprachen der Völker einen jüdischen Mann beim Rockzipfel ergreifen und zu ihm sagen: ›Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben vernommen, daß Gott mit euch ist.‹« 5. Erster Anhang: Sturz der Weltmächte und Aufrichtung des messianischen Gottesreiches (Kap. 9-11)a) Das Kommen des messianischen Reiches mit dem Friedenskönig in Ziona) Gottes Gericht über die feindlichen Völker in Syrien und Phönizien und sein Eintreten für Jerusalem(Dies ist) der Ausspruch des Wortes des HERRN, das gegen das Land HadrachLandschaft nördlich vom Libanon, im allgemeinen = Syrien. gerichtet ist und auf Damaskus sich niederläßt – denn dem HERRN gehört das Auge Arams sowie alle Stämme IsraelsA.Ü.: denn der HERR hat ein Auge auf die Menschen, und zwar besonders auf alle Stämme Israels. –, und auch gegen Hamathder nördlichste Teil des alten israelitischen Reiches., das daran grenzt, gegen Tyrus und Sidon, weil sie so ausnehmend weise sind. Wohl hat Tyrus sich eine Festung erbaut und Silber aufgehäuft wie Staub und Gold so viel wie Gassenkehricht, doch der Herr wird es arm machen und seinen Besitz ins Meer stürzen, und es selbst wird vom Feuer verzehrt werden. Askalon wird es sehen und schaudern, auch Gaza, und wird in Angst erzittern; ebenso Ekron, weil es sich in seiner Hoffnung (auf Tyrus) getäuscht sieht. Aus Gaza wird der König verschwinden, und Askalon wird nicht mehr bewohnt sein; Gesindel wird in Asdod sich niederlassen, und dem Stolz der Philister will ich ein Ende machen. »Wenn ich dann ihr blutiges Opferfleisch aus ihrem Munde entfernt und ihre greuelhaften Speisen ihnen zwischen den Zähnen weggeschafft habe, so werden auch sie unserm Gott verbleiben und als ein Stamm in Juda gelten und (die Bewohner von) Ekron den Jebusitern gleichstehen. Und ich will mein Lager aufschlagen um mein Haus her als Schutzwache, so daß keiner mehr hin und her hindurchzieht und kein Fronvogt mehr über sie hinwegschreitet; denn jetzt halte ich selbst Wache mit offenen Augen.«A.Ü.: denn jetzt habe ich selbst es mit eigenen Augen gesehen. b) Einzug und Segensherrschaft des Friedenskönigs in Jerusalem»Frohlocke laut, Tochter Zion! Brich in Jubel aus, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir; gerecht und ein Retter ist er, demütig, und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen, dem Jungen einer Eselin. Dann werde ich die Kriegswagen aus Ephraim ausrotten und die Kriegsrosse aus Jerusalem; auch die Kriegsbogen werden ausgerottet werden. Und er wird den Völkern Frieden gebieten, und seine Herrschaft wird von Meer zu Meer, vom Euphratstrom bis an die Enden der Erde reichen.« c) Befreiung und Heimkehr der gefangenen Juden, ihr Sieg und Gedeihen»Auch will ich, was dich betrifft, um des Blutbundes willen, den ich mit dir geschlossen habe, deine Gefangenen in Freiheit setzen aus der wasserleeren Grube. Kehret zu einem festen Wohnsitz zurück, ihr Gefangenen, die ihr noch hoffen dürft! Schon heute ergeht die Verkündigung: ›Zwiefältigen Ersatz gebe ich dir!‹ Denn ich spanne mir Juda als Bogen und lege Ephraim (als Pfeil) auf die Sehne; ich biete deine Söhne, Zion, gegen die Söhne Griechenlands auf und mache dich zu einem Heldenschwert!« – Alsdann wird der HERR über ihnen erscheinen, und seine Pfeile werden ausfahren wie Blitze; und Gott der HERR wird in die Posaune (zum Angriff) stoßen und in den Stürmen des Südlandes daherfahren. Der HERR der Heerscharen wird sie beschirmen, und sie werden die Schleuderer fressen und zertreten und ihr Blut wie Wein trinken und voll davon werden wie die Opferschalen, wie die Ecken des Altars. Und den Sieg wird ihnen der HERR, ihr Gott, an jenem Tage verleihen, wie eine Herde wird er sein Volk weiden; denn als Edelsteine im Stirnband funkeln sie auf seinem Lande. Denn wie gesegnet und wie schön wird das Land sein! Das Korn macht Jünglinge und der Most Jungfrauen sprossen.Die Übersetzung der letzten beiden Verse ist durchaus unsicher. b) Gott als Segenspender für sein Volk und als Vernichter seiner Feindea) Gott allein verleiht jeglichen Segen; die Götzen und Lügenpropheten schaffen nur UnheilBittet den HERRN um Regen zur Zeit des Spätregens und des Frühregens! Der HERR ist es, der Gewitterwolken schafft und ihnen Regengüsse verleiht für jeglichen Pflanzenwuchs auf dem Felde. Dagegen die Hausgötzen reden Nichtiges, und die Wahrsager schauen Trug, verkünden eitle Träume und spenden windigen Trost. Darum haben (unsere Volksgenossen) fortwandern müssen wie eine Herde und leben im Elend, weil kein Hirt da ist. b) Gott erweckt seinem jetzt der Hut schlechter Hirten anvertrauten Volke heldenhafte Führer zu siegreichen Kämpfen»Gegen die Hirten ist mein Zorn entbrannt, und die Leitböcke will ich heimsuchen; denn der HERR der Heerscharen nimmt sich seiner Herde, des Hauses Juda, fürsorglich an und macht sie zu seinem Prachtroß in der Schlacht. Aus ihnen geht der Eckstein hervor, aus ihnen die Zeltpflöcke, aus ihnen die Kriegsbogen, aus ihnen alle Führer. Insgesamt werden sie sein wie Helden, welche (die Feinde) in den Straßenkot niedertreten im Kampf, und werden (siegreich) streiten; denn der HERR ist mit ihnen, so daß die Reiter hoch zu Roß zuschanden werden. Und ich will das Haus Juda heldenstark machen und auch dem Hause Joseph Hilfe gewähren und sie wiederherstellen; denn ich habe Erbarmen mit ihnen, und es soll ihnen sein, als hätte ich sie niemals verstoßen; denn ich bin der HERR, ihr Gott, und will sie erhören. Da werden denn die Ephraimiten zu Helden werden, und ihr Herz wird frohen Mutes sein wie vom Wein; ihre Söhne werden es sehen und sich freuen: frohlocken wird ihr Herz über den HERRN!« c) Das in alle Welt zerstreute Volk wird geläutert zurückkehren, besonders aus Ägypten und Assyrien, und wieder zu einem starken Gottesvolk werden»Ich will sie durch Zuruf heranlocken und sammeln, denn ich habe sie erlöst; und sie sollen so zahlreich werden, wie sie einstmals gewesen sind. Ich habe sie zwar unter die Völker zerstreut, doch sie haben in den fernen Ländern meiner gedacht, darum sollen sie mit ihren Kindern am Leben bleibenA.L.: sie werden dort ihre Kinder großziehen. und heimkehren. Ich will sie aus dem Lande Ägypten zurückführen und sie aus Assyrien sammeln und sie in das Land Gilead und an den Libanon heimbringen, und es wird nicht Raum genug für sie vorhanden sein. Wenn sie durch ein gefahrvolles Meer ziehen, wird er im Meer die Wogen niederschlagen und alle Fluten des Nilstromes austrocknen; und der Hochmut Assyriens wird gedemütigt werden, und der Herrscherstab Ägyptens muß weichen. Und ich will sie heldenhaft machen im HERRN, daß sie in seinem Namen wandeln!« – so lautet der Ausspruch des HERRN. d) Der furchtbare Zusammenbruch der feindlichen WeltmachtÖffne, o Libanon, deine Tore, damit das Feuer deine Zedern verzehre! Wehklaget, ihr Zypressen, daß die Zedern gefallen, daß die herrlichen Bäume verwüstet sind! Wehklaget, ihr Eichen Basans, daß der undurchdringliche Wald niedergeschlagen ist! Horch! Die Hirten jammern, daß ihre herrliche Weide verwüstet ist! Horch! Die Löwen brüllen, daß die Pracht des Jordans verwüstet ist! c) Das Wirken und Geschick des Propheten während seines Hirtenamtsa) Die Berufung des Propheten zum Hirten des unglücklichen VolkesSo hat der HERR, mein Gott, (einst zu mir) gesprochen: »Weide die Schlachtschafe, deren KäuferA.L.: Besitzer. sie abschlachten, ohne dafür büßen zu müssen, und deren Verkäufer sagen: ›Dank sei dem HERRN, daß ich reich geworden bin!‹, und die von ihren Hirten keine Schonung erfahren. Denn ich selbst will hinfort die Bewohner des Landes nicht mehr schonen« – so lautet der Ausspruch des HERRN –; »nein, wisse wohl: Ich selbst will die Menschen einen jeden in die Gewalt des anderen und in die Gewalt seines Königs geraten lassen: die werden dann das Land zugrunde richten, ohne daß ich jemand aus ihrer Hand errette.« b) Das erfolglose Hirtenamt des Propheten; seine entehrende Verwerfung von seiten der Besitzer der HerdeSo weidete ich denn die Schlachtschafe für die Schafhändler und nahm mir dazu zwei Hirtenstäbe: den einen nannte ich ›Huld‹, den andern ›Eintracht‹. Als ich nun die Herde weidete und in einem Monat die drei Hirten beseitigt hatte, wurde meine Seele ihrer überdrüssig, und auch sie fühlten sich nicht wohl bei mir. Da sagte ich: »Ich mag euch nicht länger weiden: was am Sterben ist, mag sterben, und was verkommen soll, mag verkommen, und die übrigbleibenden mögen einander auffressen!« Dann nahm ich meinen Stab ›Huld‹ und zerbrach ihn, um meinen Bund aufzuheben, den ich mit allen VölkernVermutlich ist zu lesen »mit ihnen«. geschlossen hatte. Als er nun an eben jenem Tage aufgehoben war, da erkannten die Schafhändler, die mich scharf beobachteten, daß es ein Wort des HERRN war, als ich zu ihnen sagte: »Wenn es euch gut scheint, so gebt mir meinen Lohn, wo nicht, so laßt es bleiben!« Als sie mir nun dreißig Silberstücke als meinen Lohn dargewogen hatten, gebot mir der HERR: »Wirf ihn in den Tempelschatz, den kostbaren Preis, dessen ich von ihnen wert geachtet worden bin!« Da nahm ich die dreißig Silberstücke und warf sie im Hause des HERRN in den Tempelschatz. Hierauf zerbrach ich auch meinen zweiten Hirtenstab, nämlich ›Eintracht‹, in Stücke, um so den Bruderbund zwischen Juda und Israel aufzuheben. c) Nochmalige Berufung des Propheten zum Hirtenamt und Bedrohung des nichtsnutzigen HirtenHierauf sagte der HERR zu mir: »Nimm dir noch einmal die Geräte eines törichten Hirten! Denn wisse wohl: Ich selbst will einen Hirten im Lande erstehen lassen, der sich um die verkommenden Tiere nicht kümmert, die verirrten nicht aufsucht, die verwundeten nicht heilt, die gesunden nicht versorgt, aber das Fleisch der fetten Tiere verzehrt und ihnen sogar noch die Klauen abreißt. Wehe über meinen nichtsnutzigen Hirten, der seine Herde im Stich läßt! Das Schwert komme über seinen Arm und über sein rechtes Auge! Sein Arm möge ganz absterben und sein rechtes Auge völlig erlöschen!« 6. Zweiter Anhang: Das künftige Juda und Jerusalem (Kap. 12-14)a) Jerusalems Rettung mit ihren günstigen Folgen im Innerna) Ansturm der Heiden gegen Jerusalem; Rettung der Stadt durch Gott und durch das Verdienst Judas(Dies ist) der Ausspruch des Wortes des HERRN über Israel; so lautet der Ausspruch des HERRN, der den Himmel ausgespannt und die Erde gegründet und den Geist des Menschen in dessen Innern gebildet hat: »Wisset wohl: ich mache Jerusalem zu einer Schale voll Taumeltranks für alle Völker ringsum; und auch an Juda wird die Reihe kommen bei der Belagerung Jerusalems. An jenem Tage will ich Jerusalem zu einem HebesteinDer bildliche Ausdruck ist hergenommen von den Kämpfen in den griechischen Gymnasien, bei denen die Männerwelt sich im Heben und Schleudern von Steinen übte. für alle Völker machen: alle, die ihn aufheben wollen, werden sich unfehlbar wund an ihm ritzen, wenn alle Völker der Erde sich gegen die Stadt versammeln. An jenem Tage« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »werde ich alle Rosse mit Scheuwerden schlagen und ihre Reiter mit Blindheit; aber über dem Hause Juda will ich meine Augen offenhalten, während ich alle Rosse der Völker mit Blindheit schlage. Alsdann werden die Gaufürsten Judas bei sich denken: ›Erfunden wird die Kraft der Bewohner Jerusalems im HERRN der Heerscharen, ihrem Gott.‹ An jenem Tage will ich die Fürsten Judas machen gleich einem Feuerbecken in einem Holzstoß und wie eine Feuerfackel in einem Garbenhaufen, so daß sie zur Rechten und zur Linken alle Völker ringsum verzehren; Jerusalem aber wird auch weiterhin an seiner Stätte in Jerusalem bestehen bleiben!« Zuerst aber wird der HERR den Zelten Judas Erfolge verleihen, damit der Stolz des Hauses Davids und der Stolz der Bewohner Jerusalems sich Juda gegenüber nicht überhebt. An jenem Tage wird der HERR die Bewohner Jerusalems beschirmen, so daß der Kraftloseste unter ihnen an jenem Tage wie David sein wird und das Haus Davids wie das Haus Gottes, wie der Engel des HERRN an ihrer Spitze. b) Ausgießung des Geistes über Jerusalem; große Klage des Volkes über eine begangene Bluttat»Und geschehen wird es an jenem Tage, da werde ich darauf bedacht sein, alle Völker zu vernichten, die gegen Jerusalem zu Felde gezogen sind. Sodann will ich über das Haus Davids und über die Bewohner Jerusalems den Geist der Gnade und der Bitte um Gnade ausgießen, so daß sie auf den hinblicken werden, den sie durchbohrt haben, und um ihn wehklagen, wie man um den einzigen Sohn wehklagt, und bitterlich Leid um ihn tragen, wie man um den (Tod des) Erstgeborenen Leid trägt.« An jenem Tage wird die Trauer in Jerusalem so groß sein wie einst die Trauer um Hadad-Rimmon in der Ebene von Megiddo.Diese Angabe ist für uns dunkel; schwerlich bezieht sie sich auf Josia (2.Chr 35,22-25). Da wird das Land wehklagen, jedes Geschlecht für sich besonders: das Geschlecht des Hauses Davids für sich, auch ihre Frauen für sich; das Geschlecht des Hauses Nathans für sich, auch ihre Frauen für sich; das Geschlecht des Hauses Levis für sich, auch ihre Frauen für sich; das Geschlecht der Simeiten für sich, auch ihre Frauen für sich; und ebenso alle übrigen Geschlechter, jedes Geschlecht für sich und auch ihre Frauen für sich. c) Die göttliche Entsündigung des Volkes; Beseitigung des Götzendienstes, des falschen Prophetentums und jeglicher UnreinheitAn jenem Tage wird dem Hause Davids und den Bewohnern Jerusalems ein Quell erschlossen sein (als Mittel) gegen Sünde und Unreinheit. »Und geschehen wird es an jenem Tage« – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen –, »da werde ich die Namen der Götzen aus dem Lande ausrotten, so daß ihrer nicht mehr gedacht wird; und auch die Propheten mitsamt dem unreinen Geist werde ich aus dem Lande wegschaffen.« Wenn dann jemand doch noch als Prophet auftritt, so werden sein Vater und seine Mutter, seine leiblichen Eltern, zu ihm sagen: »Du darfst nicht am Leben bleiben, denn du hast Lügen geredet im Namen des HERRN!«, und sein Vater und seine Mutter, seine leiblichen Eltern, werden ihn durchbohren, wenn er als Prophet aufgetreten ist. Da wird es denn an jenem Tage dahin kommen, daß jeder (falsche) Prophet sich seiner Gesichte schämt, daß er geweissagt hat, und keiner wird noch den härenen Mantel anlegen, um zu betrügen, sondern er wird sagen: »Ich bin kein Prophet, nein, ein Ackerknecht bin ich; denn schon in meiner Jugend hat mich einer (als Sklaven) gekauft.«A.Ü.: denn Ackerland ist mein Besitz von meiner Jugend an. Und fragt man ihn dann: »Was sind das für Narben vorn an deiner BrustW.: zwischen deinen Händen (oder: Armen) = an der Vorderseite deines Leibes.?«, so wird er antworten: »Die hat man mir im Hause meiner Liebschaften beigebracht.« b) Das Läuterungsgericht (Schluß von 11,4-17)»Schwert, mache dich auf gegen meinen Hirten und gegen meine Genossen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN der Heerscharen. »Schlage den Hirten nieder,A.L.: Ich werde den Hirten niederschlagen (vgl. Mt 26,31). dann werden die Schafe sich zerstreuen, und ich will meine Hand auch gegen die Geringen wenden. Dann sollen im ganzen Lande« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »zwei Drittel darin ausgerottet werden und umkommen, der dritte Teil aber soll darin übrig bleiben. Dieses letzte Drittel will ich dann ins Feuer bringen und sie schmelzen, wie man Silber schmelzt, und sie läutern, wie man Gold läutert. Dieses wird dann meinen Namen anrufen, und ich werde ihnen antworten und sagen: ›Dies ist mein Volk!‹, und es wird ausrufen: ›Der HERR ist mein Gott!‹« c) Das göttliche Gericht über Jerusalem und seine Bedränger; die künftige Herrlichkeit der Gottesstadta) Der Tag des Herrn: Kampf, Not und Rettung in JerusalemWisse wohl: es kommt ein Tag vom HERRN, da wird man die dir abgenommene Beute in deiner Mitte verteilen, und zwar werde ich alle Völker zum Kriege gegen Jerusalem versammeln, und die Stadt wird erobert, die Häuser werden geplündert und die Weiber geschändet werden; die Hälfte der (Einwohnerschaft der) Stadt muß in die Gefangenschaft wandern, aber ein Rest der Bevölkerung wird nicht aus der Stadt ausgerottet werden. Dann aber wird der HERR ausziehen und gegen jene Völker kämpfen, wie er jemals an Schlachttagen gekämpft hat. Er wird an jenem Tage mit den Füßen auf den Ölberg treten, der vor Jerusalem gegen Osten liegt; und der Ölberg wird sich in der Mitte nach Osten und nach Westen hin zu einer überaus großen Schlucht spalten, so daß die eine Hälfte des Berges nach Norden, die andere Hälfte nach Süden zurückweicht. Da werdet ihr dann in die Schlucht meiner Berge fliehen, denn die Bergschlucht wird bis Azel reichen;Die Übersetzung ist fraglich. Azel ist eine uns unbekannte Ortschaft in der Nähe des Ölbergs. und zwar werdet ihr fliehen, wie ihr einst vor dem Erdbeben in den Tagen des judäischen Königs Ussia geflohen seid. Dann wird der HERR, mein Gott, kommen und alle heiligen (Engel) mit ihm. b) Die wunderbaren Vorgänge in der Natur am Tage des HerrnAn jenem Tage aber, da wird keine Kälte und kein Frost und Eis sein;A.Ü.: da wird’s kein Licht geben, wohl aber Frost und Eis. es wird ein einziger Tag sein – er ist dem HERRN wohlbekannt – ohne Wechsel von Tag und Nacht, und auch zur Abendzeit wird Licht sein. Da wird dann an jenem Tage lebendiges Wasser von Jerusalem ausgehen, zur Hälfte nach dem östlichen Meer und zur Hälfte nach dem westlichen Meer; im Sommer wie im Winter wird das so sein. Der HERR wird dann König sein über die ganze Erde; an jenem Tage wird der HERR der alleinige (Gott) sein und sein Name ›der einzige‹. Das ganze Land wird sich zur Ebene umwandeln von Geba bis nach Rimmon südlich von Jerusalem; dieses aber wird hoch ragen und an seiner Stätte (bewohnt) bleiben vom Benjamintor an bis zu der Stelle des alten Tores, bis hin zum Ecktor, und vom Turm Hananel an bis zu den Königskeltern. Man wird dann darin wohnen, ohne daß fortan ein Bannfluch verhängt wird, und Jerusalem wird in Sicherheit bewohnt werden. c) Das Strafgericht über die Völker, die Jerusalem bekriegt habenDarin aber wird das Strafgericht bestehen, mit dem der HERR alle Völker heimsuchen wird, die gegen Jerusalem zu Felde gezogen sind: Er wird ihr Fleisch vermodern lassen, während sie noch auf ihren Füßen stehen; die Augen werden ihnen in ihren Höhlen vermodern und die Zunge ihnen im Munde verwesen. Weiter wird ein gewaltiger, vom HERRN gewirkter Schrecken an jenem Tage unter ihnen entstehen, so daß sie einander bei der Hand fassen und alle handgemein miteinander werden. Und auch Juda wird am Kampf gegen Jerusalem teilnehmen, und der Reichtum aller Völker ringsum wird zusammengerafft werden, Gold, Silber und Kleider in überaus großer Menge. Das gleiche Strafgericht wird aber auch die Rosse und Maultiere, die Kamele und Esel und überhaupt alles Vieh treffen, das in jenen Heerlagern sich vorfinden wird, ganz das gleiche Strafgericht. d) Alle Völker müssen dem Herrn in Jerusalem huldigenDanach aber werden alle, so viele von sämtlichen Völkern, die gegen Jerusalem zu Felde gezogen waren, übriggeblieben sind, Jahr für Jahr hinaufziehen, um dort den König, den HERRN der Heerscharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern. Wenn aber eins von den Geschlechtern der Erde nicht nach Jerusalem hinaufziehen sollte, um den König, den HERRN der Heerscharen, anzubeten: auf diese wird kein Regen mehr fallen; und wenn das Geschlecht der Ägypter nicht hinaufzieht und sich nicht einfindet, so wird sie dasselbe Strafgericht treffen, mit welchem der HERR die Völker heimsucht, die nicht zur Feier des Laubhüttenfestes hinaufziehen.A.L.: die gegen Jerusalem zu Felde gezogen sind. Das wird die Strafe der Ägypter und die Strafe aller Völker sein, die nicht zur Feier des Laubhüttenfestes hinaufziehen. ee) In Juda und Jerusalem werden alsdann sogar die gewöhnlichsten Gebrauchsgegenstände geheiligt seinAn jenem Tage wird auf den Schellen der Rosse die Aufschrift stehen: »Heilig dem HERRN!«, und die Kochtöpfe im Tempel des HERRN werden den Opferschalen vor dem Altar gleich sein, ja, jeder Kochtopf in Jerusalem und in Juda wird dem HERRN der Heerscharen heilig sein, so daß alle, die zum Opfern kommen, beliebig einen von ihnen nehmen und (das Opferfleisch) darin kochen. Und kein Handelsmann wird mehr im Tempel des HERRN der Heerscharen zu finden sein an jenem Tage. 1. Die Überschrift; Gottes Liebe zu Israel im Gegensatz zu seiner Behandlung des Brudervolkes EdomUm 450 v.Chr. (?); sicher nach 515 v.Chr. Der Name bedeutet »mein Bote« oder: »mein Engel« (vgl. 3,1) oder: verkürzt aus Maleachija »Bote des HERRN«. (Dies ist) der Ausspruch des Wortes des HERRN an Israel durch den Mund Maleachis: »Ich habe euch geliebt«, spricht der HERR; »und da fragt ihr: ›Wieso hast du uns geliebt?‹ Nun, ist nicht Esau der Bruder Jakobs gewesen?« – so lautet der Ausspruch des HERRN –; »und doch habe ich Jakob geliebt, Esau aber gehaßt, so daß ich sein Bergland zur Einöde gemacht habe und sein Erbteil zur wüsten Trift. Wenn Edom sagt: ›Wir sind zwar zertrümmert, werden aber die Trümmer wieder aufbauen!‹, so spricht der HERR der Heerscharen: Sie mögen bauen, ich aber werde niederreißen, und ihr Name wird lauten ›das Land der Gottlosigkeit‹ und ›das Volk, dem der HERR grollt für ewig‹. Mit eigenen Augen werdet ihr es sehen und selbst bekennen: ›Groß ist der HERR über Israels Grenzen hinaus!‹« 2. Gegen die Priester und den unreinen Gottesdiensta) Darlegung der Lieblosigkeit und Pflichtvergessenheit der Priesterschaft gegen Gott»Ein Sohn ehrt seinen Vater, und ein Knecht (fürchtet) seinen Herrn. Wenn ich nun ein Vater bin, wo ist meine Ehre? und wenn ich ein Herr bin, wo ist die Furcht vor mir? – so spricht der HERR der Heerscharen zu euch Priestern, die ihr meinen Namen verachtet und doch fragt: ›Wieso haben wir deinen Namen verachtet?‹ Ihr bringt ja auf meinem Altar verunreinigte Opferspeise dar; und da fragt ihr noch: ›Wieso haben wir sie verunreinigt?‹ Dadurch, daß ihr sagt: ›Der Tisch des HERRN ist verächtlich!‹ Wenn ihr ein blindes Tier als Opfer darbringt: ist das etwa nichts Schlimmes? Und wenn ihr ein lahmes oder krankes opfert: ist das etwa auch nichts Schlimmes? Bringe (dergleichen) doch einmal deinem Statthalter hin: wird er wohl Freude daran haben oder dir seine Gunst zuwenden?« – so spricht der HERR der Heerscharen. »Und nun, flehet doch Gott (auf solche Weise) um Gnade an! – Derartiges ist doch eurerseits geschehen –: wird er da noch einem von euch seine Gunst zuwenden?« – so spricht der HERR der Heerscharen. »O schlösse doch lieber einer von euch gleich die Tore (des Tempels) zu, damit ihr nicht vergeblich Feuer auf meinem Altar anzündet! Ich habe kein Wohlgefallen an euch« – so spricht der HERR der Heerscharen –, »und Opfergaben mag ich von eurer Hand nicht annehmen! Denn vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang ist mein Name groß unter den Völkern, und überall werden meinem Namen Weihrauch und Opfer dargebracht, und zwar reine Gaben; denn groß ist mein Name unter den Völkern« – so spricht der HERR der Heerscharen. »Ihr aber entheiligt ihn dadurch, daß ihr sagt: ›Der Tisch des Herrn ist minderwertig, und was er einbringt, ist ein verächtlicher Ertrag!‹ Wenn ihr ferner sagt: ›Ach, wie mühselig ist der Dienst!‹ und ihr ihn mit Geringschätzung behandelt« – so spricht der HERR der Heerscharen – »und Geraubtesd.h. Tiere, die von wilden Tieren geraubt und zerrissen sind. oder lahme und kranke Tiere als Opfergabe darbringt: soll ich das mit Wohlgefallen aus eurer Hand annehmen?« – so spricht der HERR. »Nein, verflucht ist der Betrüger, der in seiner Herde männliche Tiere hat und, wenn er ein Gelübde getan hat, dem Herrn doch ein geringwertiges Tier opfert! Denn ich bin ein großer König« – so spricht der HERR der Heerscharen –, »und mein Name ist gefürchtet unter den Völkern!« b) Mahnung und Strafandrohung an die Priester; Levi (d.h. die Priesterschaft) einst und jetzt»Und nun ergeht über euch, ihr Priester, folgender Beschluß: Wenn ihr nicht gehorchen wollt und ihr es euch nicht von Herzen angelegen sein laßt, meinem Namen Ehre zu erweisen« – so spricht der HERR der Heerscharen –, »so schleudere ich den Fluch gegen euch und mache eure Segenssprüche zu Flüchen; ja, ich habe sie schon in Flüche verwandelt, weil ihr (meine Worte) nicht zu Herzen genommen habt. Wisset wohl: ich mache eurer Amtstätigkeit ein EndeW.: ich schlage euch den Arm ab (vgl. 1.Sam 2,31). und schleudere euch Mist ins Gesicht, den Mist eurer Festopfer, und man mag euch selbst zu ihm hinaustragen!A.L.: und eure Opfergaben dazu. Dann werdet ihr auch zur Erkenntnis kommen, daß ich diesen Beschluß über euch habe ergehen lassen, damit mein Bund mit Levi bestehen bleibe« – so spricht der HERR der Heerscharen. »Mein Bund mit ihm war ein Bund des Lebens und des Friedens; beides verlieh ich ihm, damit er Furcht vor mir hätte: und er fürchtete mich auch und beugte sich vor meinem Namen. Zuverlässige Unterweisung war in seinem Munde, kein Trug fand sich auf seinen Lippen; in Frieden und Aufrichtigkeit wandelte er mit mir und hielt viele von Versündigung zurück. Denn eines Priesters Lippen müssen Erkenntnis bewahren, und Unterweisung erwartet man aus seinem Munde; denn ein Bote des HERRN der Heerscharen ist er. Ihr dagegen seid vom rechten Wege abgewichen, habt viele durch eure Unterweisung zu Fall gebracht und den Bund mit Levi verderbt« – so spricht der HERR der Heerscharen. »So habe denn auch ich euch beim ganzen Volk in Verachtung und Geringschätzung gebracht gerade so, wie ihr meine Wege nicht innehaltet und bei der Erteilung der Unterweisung die Person anseht.« 3. Gegen die Ehen mit ausländischen Weibern und gegen Ehescheidungen; Mahnung zu ehelicher TreueHaben wir nicht alle einen Vater? Hat nicht ein Gott uns geschaffen? Warum handeln wir denn treulos gegeneinander und entweihen den Bund unserer Väter? Treubruch hat Juda begangen, und Greuel sind in Israel und in Jerusalem verübt worden; denn Juda hat das Heiligtum des HERRN, das er lieb hat, entweiht, indem es Ehen mit den Töchtern eines fremden Gottes geschlossen hat. Ausrotten möge der HERR einem Manne, der solches tut, jeden Zeugen und Verteidiger aus den Zelten Jakobs sowie jeden, der dem HERRN der Heerscharen Opfergaben darbringt! Und zweitens tut ihr auch dieses: Ihr bedeckt den Altar des HERRN mit Tränen, mit Weinen und Seufzen, so daß er nicht mehr gnädig auf ein Opfer hinblickt und keine Gabe mit Wohlgefallen aus eurer Hand mehr annehmen mag. Da fragt ihr: ›Warum das?‹ Nun darum, weil der HERR Zeuge gewesen ist (bei dem Bunde) zwischen dir und dem Weibe deiner Jugend, dem du die Treue gebrochen hast, obschon sie deine Lebensgefährtin und durch feierlichen Bundesschluß deine Gattin war. Darum hat kein einziger so gehandelt, der noch einen Rest des rechten Geistesd.h. des Sinnes für unverfälschtes, von aller Beimischung heidnischen Wesens freies Judentum. besaß. Denn was verlangt der Eine? Gottessamen!d.h. reinjüdische gottwohlgefällige Nachkommenschaft. So seid denn auf der Hut um eures Geistes willen, und handle du nicht treulos am Weibe deiner Jugend! »Denn ich hasse Entlassungen« – so spricht der HERR, der Gott Israels – »ebenso, wie wenn jemand sein Gewand mit Gewalttat bedeckt« – so spricht der HERR der Heerscharen. »So seid denn auf der Hut um eures Geistes willen, daß ihr nicht die Treue brecht!« 4. Der den Sündern und den Frommen bevorstehende Gerichtstaga) Tadel der an Gottes Gerechtigkeit Zweifelnden; Schilderung des Verlaufs des unfehlbar eintretenden GerichtsIhr habt dem HERRN durch eure Reden Verdruß bereitet und fragt doch: »Wieso haben wir ihm Verdruß bereitet?« Nun dadurch, daß ihr sagt: »Jeder Übeltäter ist doch gut in den Augen des HERRN, und an solchen Leuten hat er Wohlgefallen« oder: »Wo ist denn der Gott des Gerichts?« »Wisset wohl: ich sende meinen Engel, daß er den Weg vor mir her bahne, und unversehens wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr herbeiwünscht, und der Bundesengel, nach dem ihr Verlangen tragt, kommt unfehlbar!« – so spricht der HERR der Heerscharen. Doch wer vermag den Tag seines Kommens zu ertragen, und wer bleibt bei seinem Erscheinen bestehen? Denn er wird wie das Feuer eines Schmelzers sein und wie die Lauge von Walkern; und dasitzen wird (er wie) einer, der das Silber schmelzt und reinigt, und er wird die Söhne Levis reinigen und sie läutern wie Gold und wie Silber, damit sie dem HERRN Opfergaben in Gerechtigkeit darbringen. Dann werden die Opfergaben Judas und Jerusalems dem HERRN (wieder) wohlgefällig sein wie in den Tagen der Vorzeit und wie in den vergangenen Jahren. »Da will ich mich bei euch einstellen zum Gericht und werde unverzüglich als Zeuge auftreten gegen die Zauberer und gegen die Ehebrecher, gegen die Meineidigen und gegen alle, die den Tagelöhnern (ihren Lohn vorenthalten), Witwen und Waisen bedrücken und das Recht der Fremdlinge beugen, ohne mich zu fürchten!« – so spricht der HERR der Heerscharen. b) Die augenblicklich üble Lage des Volkes ist durch mannigfache Verfehlungen selbstverschuldet»Denn ich, der HERR, habe mich nicht geändert, und ihr habt nicht aufgehört, Jakobssöhne zu sein.A.Ü.: und ihr Jakobskinder seid auch die alten geblieben. Seit den Tagen eurer Väter seid ihr von meinen Geboten abgewichen und habt sie nicht gehalten. Kehret um zu mir, so will ich mich wieder zu euch kehren!« – so spricht der HERR der Heerscharen. »Da fragt ihr: ›Inwiefern sollen wir umkehren?‹ Darf wohl ein Mensch die Gottheit betrügen, daß ihr mich betrügt und noch fragt: ›Inwiefern haben wir dich betrogen?‹ Nun, mit dem Zehnten und mit dem Hebeopfer. Mit dem Fluch seid ihr belastet, und doch betrügt ihr mich! Ein Betrüger ist das ganze Volk. Bringet den Zehnten unverkürzt in das Vorratshaus, damit Zehrung in meinem Hause vorhanden sei, und stellet mich doch auf diese Weise einmal auf die Probe« – so spricht der HERR der Heerscharen –, »ob ich euch dann nicht die Fenster des Himmels auftue und Segen in überreicher Fülle über euch ausschütte! Da will ich dann euch zugute den Freßheuschrecken Einhalt tun, daß sie euch den Ertrag des Feldes nicht mehr verwüsten, und der Weinstock soll euch auf der Flur nicht mehr fruchtlos bleiben!« – so spricht der HERR der Heerscharen. »Da werden denn alle Heidenvölker euch glücklich preisen, weil ihr ein Land des Wohlgefallens sein werdet« – so spricht der HERR der Heerscharen. c) Tadel und Berichtigung der mißvergnügten und zweifelnden Frommen; trostreiche Verheißung für die Gerechten»Trotzige Reden habt ihr gegen mich geführt«, spricht der HERR, »und da fragt ihr noch: ›Was haben wir denn untereinander gegen dich geredet?‹ Nun, ihr sagt: ›Es bringt keinen Vorteil, Gott zu dienen, und welchen Gewinn haben wir davon gehabt, daß wir seine Gebote gehalten haben und in Trauerkleidern vor dem HERRN der Heerscharen einhergegangen sind? Darum preisen wir jetzt die Übermütigen glücklich: nicht nur ist es ihnen gut ergangen, als sie gesetzlos handelten, sondern sie sind auch straflos davongekommen, als sie Gott versuchten.‹« – Als sich dann aber auch die Gottesfürchtigen miteinander besprachen, merkte der HERR auf und hörte ihnen zu; und es wurde ein Gedenkbuch vor ihm geschrieben für die, welche den HERRN fürchten und vor seinem Namen Hochachtung haben. »Sie sollen mir« – so hat der HERR der Heerscharen gesprochen – »an dem Tage, wo ich es vollführe, ein Sondereigentum sein, und ich will schonend mit ihnen verfahren, wie ein Mann schonend mit seinem Sohne verfährt, der ihm dient. Da werdet ihr dann wieder den Unterschied wahrnehmen zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient. Denn wisset wohl: es kommt der Tag, brennend wie ein Ofen, da werden alle Übermütigen und alle, die gesetzlos handeln, wie Stoppeln sein, und verbrennen wird sie der Tag, der da kommt« – so hat der HERR der Heerscharen gesprochen –, »so daß von ihnen weder Wurzel noch Zweig übrigbleibt! Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln; und ihr werdet ausziehen und hüpfen wie Jungvieh (aus dem Stall) und werdet die Gottlosen zertreten; denn sie sollen zu Staub werden unter euren Fußsohlen an dem Tage, wo ich es vollführe!« – so hat der HERR der Heerscharen gesprochen. 5. Schlußmahnung und Verheißung der Sendung des Propheten Elia»Bleibet (also) eingedenk des Gesetzes meines Knechtes Mose, dem ich am Horeb Satzungen und Verordnungen für ganz Israel aufgetragen habe. Wisset wohl: ich sende euch den Propheten Elia, ehe der große und furchtbare Tag des HERRN kommt; der wird das Herz der Väter den Söhnen und das Herz der Söhne ihren Vätern wieder zuwenden, damit ich nicht kommen muß und das Land mit dem Bannfluch schlage!« I. Kindheitsgeschichte Jesu (Kap. 1-2)1. Stammbaum Jesu als des Nachkommen Abrahams und Davids (vgl. Lk 3,23-38)StammbaumW.: Buch des Geschlechts (oder: der Abstammung oder: des Ursprungs). Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams: Abraham war der Vater Isaaks; Isaak der Vater Jakobs; Jakob der Vater Judas und seiner Brüder; Juda war der Vater des Phares und des Zara, deren Mutter Thamar war; Phares war der Vater Esroms; Esrom der Vater Arams; Aram der Vater Aminadabs; Aminadab der Vater Naassons; Naasson der Vater Salmons; Salmon der Vater des Boas, dessen Mutter Rahab war; Boas der Vater Obeds, dessen Mutter Ruth war; Obed war der Vater Isais; Isai war der Vater des Königs David. David war der Vater Salomos, dessen Mutter (Bathseba) die Frau Urias gewesen war; Salomo war der Vater Rehabeams; Rehabeam der Vater Abias; Abia der Vater Asas; Asa der Vater Josaphats; Josaphat der Vater Jorams; Joram der Vater Ussias; Ussia der Vater Jothams; Jotham der Vater des Ahas; Ahas der Vater Hiskias; Hiskia der Vater Manasses; Manasse der Vater des Amon; Amon der Vater Josias; Josia der Vater JechonjasStatt Jechonja (= Jojachin) wird Jojakim zu lesen sein (vgl. 1.Chr 3,15-16). und seiner Brüder zur Zeit der Wegführung nach Babylon. Nach der babylonischen Gefangenschaft war JechonjaStatt Jechonja (= Jojachin) wird Jojakim zu lesen sein (vgl. 1.Chr 3,15-16). der Vater Salathiels; Salathiel der Vater Serubabels; Serubabel der Vater Abihuds; Abihud der Vater Eljakims; Eljakim der Vater Azors; Azor der Vater Sadoks; Sadok der Vater Achims; Achim der Vater Elihuds; Elihud der Vater Eleasars; Eleasar der Vater Matthans; Matthan der Vater Jakobs; Jakob der Vater Josephs, des Ehemannes der Maria, von welcher Jesus geboren ward, der da Christus genannt wird. Man sieht: von Abraham bis David sind es im ganzen vierzehn Geschlechter, von David bis zur babylonischen Gefangenschaft ebenfalls vierzehn Geschlechter, endlich von der babylonischen Gefangenschaft bis auf Christus nochmals vierzehn Geschlechter. 2. Geburt und Name Jesu (vgl. Lk 1,26-2,20)Mit der Geburt Jesu Christi aber verhielt es sich so: Als seine Mutter Maria mit Joseph verlobt war, stellte es sich heraus, noch ehe sie zusammengekommen waren, daß sie vom heiligen Geist guter Hoffnung war. Da faßte Joseph, ihr Verlobter, der ein rechtschaffenerW.: gerechter = rechtbeschaffener (d.h. dem Gesetz und den Propheten treu ergebener), also sittenstrenger Mann. Mann war und sie nicht in üblen Ruf bringen wollte, den Entschluß, sich ohne Aufsehen zu erregen von ihr loszusagen. Doch als er sich mit solchen Gedanken trug, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte zu ihm: »Joseph, Sohn Davids, trage keinerlei Bedenken, Maria, deine Verlobte, als Ehefrau zu dir zu nehmen! Denn das von ihr zu erwartende Kind stammt vom heiligen Geist. Sie wird Mutter eines Sohnes werden, dem du den Namen JesusJesus, hebr. Jeschua (ältere Form: Jehoschua = Josua), bedeutet »Gott ist Hilfe oder Rettung«, also = Gotthilf. geben sollst; denn er ist es, der sein Volk von ihren Sünden erretten wird.« Dies alles ist aber geschehen, damit das Wort erfüllt würde, das der Herr durch den Propheten gesprochen hat, der da sagt: »Siehe, die Jungfrau wird guter Hoffnung und Mutter eines Sohnes werden, dem man den Namen Immanuel geben wird«, das heißt übersetzt: ›Mit uns ist Gott.‹ – Als Joseph dann aus dem Schlaf erwacht war, tat er, wie der Engel des Herrn ihm geboten hatte: er nahm seine Verlobte (als Gattin) zu sich, verkehrte aber nicht ehelich mit ihr, bis sie einen Sohn geboren hatte; dem gab er den Namen Jesus. 3. Weise (Magier) aus dem Morgenlande kommen zum Jesuskinde und huldigen ihmAls nun Jesus zu Bethlehem in Judäa in den Tagen des Königs Herodes geboren war, da kamen WeiseEig.: Magier, d.h. hochstehende, zum Stande der Gelehrten (besonders der Priester) gehörige, der Sterndeutung kundige Babylonier. aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: »Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben nämlich seinen Stern im Aufgehen gesehen und sind hergekommen, um ihm unsere Huldigung darzubringen.« Als der König Herodes das vernahm, erschrak er sehr und ganz Jerusalem mit ihm; und er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volksalso die sämtlichen Mitglieder des Hohen Rates. zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo Christus geboren werden sollte. Sie antworteten ihm: »Zu Bethlehem in Judäa; denn so steht bei dem Propheten geschrieben: ›Du, Bethlehem im Lande Judas, du bist durchaus nicht die unbedeutendste unter den Fürstenstädten Judas; denn aus dir wird ein Führer hervorgehen, der mein Volk Israel weiden wird.‹« Daraufhin berief Herodes die Weisen heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau die Zeit angeben, wann der Stern erschienen wäre; dann wies er sie nach Bethlehem und sagte: »Zieht hin und stellt genaue Nachforschungen nach dem Kindlein an; und wenn ihr es gefunden habt, so teilt es mir mit, damit auch ich hingehe und ihm meine Huldigung darbringe.« Als sie das vom Könige gehört hatten, machten sie sich auf den Weg; und siehe da, der Stern, den sie im Osten gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er endlich über dem Ort stehen blieb, wo das Kindlein sich befand. Als sie den Stern erblickten, wurden sie hoch erfreut. Sie traten in das Haus ein und sahen das Kindlein bei seiner Mutter Maria, warfen sich vor ihm nieder und huldigten ihm; alsdann taten sie ihre Schatzbeutel auf und brachten ihm Geschenke dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Weil sie hierauf im Traume die göttliche Weisung erhielten, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Wege in ihr Heimatland zurück. 4. Verfolgung und Rettung des Jesuskindesa) Josephs Flucht nach ÄgyptenAls sie nun weggezogen waren, da erschien ein Engel des Herrn dem Joseph im Traume und gebot ihm: »Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und fliehe nach Ägypten und bleibe so lange dort, bis ich’s dir sage! Denn Herodes geht damit um, nach dem Kindlein suchen zu lassen, um es umzubringen.« Da stand Joseph auf, nahm in der Nacht das Kindlein und seine Mutter mit sich und entwich nach Ägypten; dort blieb er bis zum Tode des Herodes. So sollte sich das Wort erfüllen, das der Herr durch den Propheten gesprochen hat, der da sagt: »Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.« b) Der Kindermord des Herodes in BethlehemAls Herodes sich nun von den Weisen hintergangen sah, geriet er in heftigen Zorn; er sandte (Diener) hin und ließ in Bethlehem und dem ganzen Umkreis des Ortes sämtliche Knaben im Alter von zwei und weniger Jahren töten, entsprechend der Zeit, die er sich von den Weisen genau hatte angeben lassen. Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt ist, der spricht: »Ein Geschrei hat man in Rama vernommen, lautes Weinen und viel Wehklagen: Rahel weint um ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen, daß sie nicht mehr da sind.« c) Josephs Rückkehr aus Ägypten und seine Niederlassung in NazarethAls Herodes aber gestorben war, da erschien ein Engel des Herrn dem Joseph in Ägypten im Traum und gebot ihm: »Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und ziehe heim ins Land Israel; denn die sind gestorben, die dem Kindlein nach dem Leben getrachtet haben.« Da stand Joseph auf, nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich und kehrte in das Land Israel zurück. Als er aber vernahm, daß Archelaus an Stelle seines Vaters Herodes König über Judäa sei, trug er Bedenken, dorthin zu gehen. Vielmehr begab er sich infolge einer göttlichen Weisung, die er im Traum erhalten hatte, in die Landschaft Galiläa und ließ sich dort in einer Stadt namens Nazareth nieder. So ging das Prophetenwort in Erfüllung, daß er den Namen ›Nazarener‹ führen werde.Im griechischen Text lautet der Name »Nazoräer« (= Nazarener). Übrigens findet sich die angeführte Weissagung in dieser Form nirgends im Alten Testament. Gedacht ist vielleicht an die Stellen Jes 11,1; 53,2. II. Johannes, der Vorläufer Jesu. Die Weihe des Messias (3,1-4,11)1. Auftreten und Bußpredigt Johannes des Täufers (Mk 1,2-8; Lk 3,1-20; Joh 1,6-13.19-34)In jenen Tagen trat aber Johannes der Täufer öffentlich auf und predigte in der Wüste von Judäa: »Tut Buße,Richtiger: Bekehrt euch! oder: Kehrt um! oder: Geht in euch! oder: Ändert euren Sinn! oder: Stellt euch innerlich um! – Ebenso bedeutet »Buße« in den Evangelien meist nicht »Sühneleistung«, sondern »Sinnesänderung, Umkehr«. denn das Himmelreichoder: das Königreich der Himmel. Dieser Ausdruck »Himmelreich« findet sich im Neuen Testament nur bei Matthäus statt des sonst gebräuchlichen »das Reich Gottes«; vgl. aber im Alten Testament Dan 2,44. ist nahe herbeigekommen!« Dieser (Johannes) ist nämlich der Mann, auf den sich das Wort des Propheten Jesaja bezieht, der da sagt: »Eine Stimme ruft laut in der Wüste: ›Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Pfade!‹« Johannes selbst aber trug ein Gewand von Kamelhaaren und einen Ledergurt um seine Hüften; seine Nahrung bestand in Heuschrecken und wildem Honig. Da zog denn Jerusalem und ganz Judäa und die ganze Gegend am Jordan zu ihm hinaus und ließen sich im Jordanfluß von ihm taufen, indem sie ihre Sünden offen bekannten. Als er aber einmal viele Pharisäer und Sadduzäer zu seiner Taufe kommen sah, sagte er zu ihnen: »Ihr Schlangenbrut! Wer hat euch auf den Gedanken gebracht, dem drohenden Zorngericht zu entfliehen? So schafft denn Früchte, die der BußeRichtiger: der Umkehr (Bekehrung, Sinnesänderung, des Gesinnungswandels); vgl. V.2. würdig sind, und laßt euch nicht in den Sinn kommen, bei euch zu sagen: ›Wir haben ja Abraham zum Vater.‹ Denn ich sage euch: Gott vermag dem Abraham aus den Steinen hier Kinder zu erwecken. Schon ist aber den Bäumen die Axt an die Wurzel gelegt, und jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Ich taufe euch nur mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin nicht gut genug, ihm seine Schuhe abzunehmen: der wird euch mit heiligem Geist und mit Feuer taufen. Er hat die Worfschaufel in seiner Hand und wird seine Tenne gründlich reinigen; seinen Weizen wird er in die Scheuer sammeln, die Spreu aber mit unlöschbarem Feuer verbrennen.« 2. Die Taufe und Messiasweihe Jesu (Mk 1,9-11; Lk 3,21-22; Joh 1,31-34)Damals kam Jesus von Galiläa her an den Jordan zu Johannes, um sich (auch) von ihm taufen zu lassen. Der wollte ihm aber nicht zu Willen sein und sagte: »Ich müßte von dir getauft werden, und du kommst zu mir?« Doch Jesus gab ihm zur Antwort: »Laß es für diesmal geschehen, denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeitd.h. alles, was vor Gott recht (= Gott wohlgefällig) ist, oder: was Gott geboten hat. zu erfüllen.« Da gab Johannes ihm nach. Als Jesus aber getauft und soeben aus dem Wasser gestiegen war, siehe, da taten sich ihm die Himmel auf, und er (Johannes oder Jesus) sah den Geist Gottes wie eine Taube herabschweben und auf ihn kommen. Und siehe, eine Stimme erscholl aus den Himmeln: »Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe!«A.Ü.: den ich erwählt (oder: erkoren) habe (vgl. Jes 42,1). 3. Die Versuchung Jesu als seine Messiasprobe (Mk 1,12-13; Lk 4,1-13)Hierauf wurde Jesus vom Geist in die Wüste hinaufgeführt, um vom Teufel versucht zu werden; und als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn zuletzt. Da trat der Versucher an ihn heran und sagte zu ihm: »Bist du Gottes Sohn, so gebiete, daß diese Steine zu Broten werden.« Er aber gab ihm zur Antwort: »Es steht geschrieben: ›Nicht vom Brot allein soll der Mensch leben,A.Ü.: Nicht vom Brot allein lebt der Mensch. – Sodann im folgenden: Wort, das aus Gottes Munde kommt. sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ergeht.‹« Hierauf nahm ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt, stellte ihn dort auf die ZinneGemeint ist wahrscheinlich ein Balkon an der äußeren Mauer des Tempels. des Tempels und sagte zu ihm: »Bist du Gottes Sohn, so stürze dich hier hinab! Denn es steht geschrieben: ›Er wird seine Engel für dich entbieten, und sie werden dich auf den Armen tragen, damit du mit deinem Fuß an keinen Stein stoßest.‹« Jesus antwortete ihm: »Es steht aber auch geschrieben: ›Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!‹« Nochmals nahm ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg, zeigte ihm alle Königreiche der Welt samt ihrer Herrlichkeit und sagte zu ihm: »Dies alles will ich dir geben, wenn du dich niederwirfst und mich anbetest.« Da antwortete ihm Jesus: »Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben: ›Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen!‹« Nun ließ der Teufel von ihm ab, und siehe, Engel traten zu ihm und leisteten ihm Dienste. III. Das Wirken Jesu in Galiläa (4,12-11,1)1. Erstes Auftreten Jesu in Galiläa und Berufung der ersten Jünger (Mk 1,14-20; Lk 4,14-15; 5,1-11; Joh 1,35-51)a) Jesus tritt sein Lehramt in Kapernaum anAls Jesus aber von der Gefangennahme des Johannes Kunde erhielt, zog er sich nach Galiläa zurück; er verließ jedoch Nazareth und verlegte seinen Wohnsitz nach Kapernaum, das am See (Genezaret) liegt im Gebiet von Sebulon und Naphthali, damit das Wort des Propheten Jesaja erfüllt werde, das da lautet: »Das Land Sebulon und das Land Naphthali, das nach dem See zu liegt, das Land jenseits des Jordans, das Galiläa der Heiden, das Volk, das im Finstern saß, hat ein großes Licht gesehen, und denen, die im Lande und Schatten des Todes saßen, ist ein Licht aufgegangen.« Von dieser Zeit an begann Jesus die Heilsbotschaft mit den Worten zu verkündigen: »Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!« b) Jesus beruft die beiden ersten JüngerpaareAls er nun (eines Tages) am Ufer des Galiläischen Sees hinging, sah er zwei Brüder, Simon, der auch den Namen Petrus führt, und seinen Bruder Andreas, die ein Netz in den See auswarfen; sie waren nämlich Fischer. Er sagte zu ihnen: »Kommt, folgt mir nach, so will ich euch zu Menschenfischern machen!« Da ließen sie sogleich ihre Netze liegen und folgten ihm nach. Als er dann von dort weiterging, sah er ein anderes Brüderpaar, nämlich Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes, die im Boot mit ihrem Vater Zebedäus ihre Netze instand setzten; und er berief auch sie. Da verließen sie sogleich das Boot und ihren Vater und folgten ihm nach. c) Schilderung der Lehr- und Heilwirksamkeit Jesu und ihres ErfolgsJesus zog dann in ganz Galiläa umher, indem er in ihren Synagogen lehrte, die Heilsbotschaft vom Reiche (Gottes) verkündigte und alle Krankheiten und alle Gebrechen im Volke heilte; und der Ruf von ihm verbreitete sich durch ganz Syrien,A.L.: in der ganzen Umgegend (vgl. Mk 1,28). und man brachte alle, die an den verschiedenartigsten Krankheiten litten und mit schmerzhaften Übeln behaftet waren, Besessene, Fallsüchtige und Gelähmte, und er heilte sie. So begleiteten ihn denn große Volksscharen aus Galiläa und aus dem Gebiet der Zehn-Städte sowie aus Jerusalem und Judäa und aus dem Ostjordanland. 2. Die Bergpredigt: Jesus leitet seine Jünger zu einer Gerechtigkeit und einem Glaubenswege an, dadurch sie als Salz der Erde und Licht der Welt wirken sollen (Kap. 5-7) (vgl. Lk 6,20-49)a) EinleitungAls Jesus nun die Volksscharen sah, ging er ins Gebirge hinauf, und nachdem er sich dort gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm. Da tat er seinen Mund auf und lehrte sie mit den Worten: b) Beschreibung der geistlichen Entwicklung der Jünger bis zum vollen Besitz der Gerechtigkeit (acht Seligpreisungen) (vgl. Lk 6,20-26)»Seligd.h. glücklich zu preisen (oder: Heil denen! Wohl denen!). sind die geistlich Armenoder: im Geist (d.h. an Geistesgütern) Armen; im Gegensatz zu den geistlich Reichen (vgl. Phil 3,1-9; Jak 2,1-6; Offb 3,17)., denn ihnen wird das Himmelreich zuteil! Selig sind die BekümmertenW.: die Trauernden, Leidtragenden; vgl. Ps 51,19; Jes 57,15., denn sie werden getröstet werden! – Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land ererben!Von manchen wird V.5 vor V.4 gestellt. Selig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden! – Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen! Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen! Selig sind die FriedfertigenGenauer: die Friedensstifter, Friedebringer., denn sie werden Söhne Gottes heißen! – Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgung erleiden, denn ihnen wird das Himmelreich zuteil! Selig seid ihr, wenn man euch um meinetwillen schmäht und verfolgt und euch lügnerisch alles Böse nachredet! Freuet euch darüber und jubelt, denn euer Lohn ist groß im Himmel! Ebenso hat man ja auch die Propheten vor euchd.h. eure Vorgänger im Prophetenamt. verfolgt.« c) Der Grundgedanke dieser ganzen Unterweisung: Die Jünger sollen das Salz der Erde und das Licht der Welt sein»Ihr seid das Salz der Erde! Wenn aber das Salz fade geworden ist, womit soll es wieder gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr, als aus dem Hause geworfen und von den Leuten zertreten zu werden. – Ihr seid das Licht der Welt! Eine Stadt, die oben auf einem Berge liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stellt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter: dann leuchtet es allen, die im Hause sind. Ebenso soll auch euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der im Himmel ist, preisen.« d) Die hier gelehrte Gerechtigkeit bedeutet im Vergleich zu den Forderungen des Alten Bundes Vollkommenheita) Um Erfüllung der Gebote handelt es sich»Denkt nicht, daß ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen! Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird vom Gesetz nicht ein einziges Jota und kein Strichlein vergehen, bis alles in Erfüllung gegangen ist. Wer also ein einziges von diesen Geboten – und wäre es das geringste – auflöst und die Menschen demgemäß lehrt, der wird der Geringste im Himmelreich heißen; wer sie aber tut und (die Menschen) so lehrt, der wird groß im Himmelreich heißen. Denn ich sage euch: Wenn es mit eurer Gerechtigkeit nicht weit besser bestellt ist als bei den Schriftgelehrten und Pharisäern, so werdet ihr nimmermehr ins Himmelreich eingehen!« b) Das wird an einigen mosaischen Geboten gezeigt»Ihr habt gehört, daß den Alten geboten worden ist: ›Du sollst nicht töten‹, wer aber tötet, soll dem Gerichtd.h. dem Ortsgericht (5.Mose 16,18); dagegen der Hohe Rat amtierte nur in Jerusalem. verfallen sein. Ich dagegen sage euch: Wer seinem Bruder auch nur zürnt, der soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder ›Dummkopf‹ sagt, soll dem Hohen Rat verfallen sein; und wer ›du Narr‹A.Ü.: »du Zauberer« = Betrüger. zu ihm sagt, soll der Feuerhölle verfallen sein. Wenn du also deine Opfergabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so laß deine Gabe dort vor dem Altar und gehe zunächst hin und versöhne dich mit deinem Bruder; alsdann geh hin und opfere deine Gabe! Sei zum Vergleich mit deinem Widersacher ohne Säumen bereit, solange du mit ihm noch auf dem Wege (zum Richter) bist, damit dein Widersacher dich nicht dem Richter übergibt und der Richter dich dem Gerichtsdiener (überantwortet) und du ins Gefängnis gesetzt wirst. Wahrlich ich sage dir: Du wirst von dort sicherlich nicht herauskommen, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast. Ihr habt gehört, daß (den Alten) geboten worden ist: ›Du sollst nicht ehebrechen!‹ Ich dagegen sage euch: Wer eine Ehefrau auch nur mit Begehrlichkeit anblickt, hat damit schon in seinem Herzen Ehebruch an ihr begangen. Wenn dich also dein rechtes Auge ärgert,W.: dir zum Fallstrick (oder: Fangholz d.h. übertragen: zum Anstoß oder Ärgernis) werden will. so reiß es aus und wirf es weg von dir; denn es ist besser für dich, daß eines deiner Glieder (dir) verloren geht, als daß dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn deine rechte Hand dich ärgert, so haue sie ab und wirf sie weg von dir; denn es ist besser für dich, daß eines deiner Glieder (dir) verloren geht, als daß dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. – Ferner ist (zu den Alten) gesagt worden: ›Wer seine Ehefrau entläßt, der soll ihr einen Scheidebrief geben!‹ Ich dagegen sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet – außer auf Grund von Unzucht –, der verschuldet es, daß dann Ehebruch mit ihr verübt wird; und wer eine entlassene Frau heiratet, der begeht Ehebruch. Ihr habt weiter gehört, daß den Alten geboten worden ist: ›Du sollst nicht falsch schwören‹, ›sollst aber dem Herrn deine Eide erfüllen!‹ Ich dagegen sage euch: Ihr sollt überhaupt nicht schwören, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupte sollst du nicht schwören, denn du vermagst kein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. Eure Rede sei vielmehr ›ja ja – nein nein‹; jeder weitere Zusatz ist vom Übel. Ihr habt gehört, daß (den Alten) geboten worden ist: ›Auge um Auge und Zahn um Zahn!‹ Ich dagegen sage euch: Ihr sollt dem Bösen keinen Widerstand leisten;W.: dem Bösen nicht Gewalt entgegensetzen. sondern wer dich auf die rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin, und wer mit dir einen Rechtsstreit anfangen und dir den Rock nehmen will, dem überlaß auch noch den Mantel, und wer dich zu einer Meile Weges nötigt, mit dem gehe zwei. Wer dich (um etwas) bittet, dem gib, und wer (Geld) von dir borgen will, den weise nicht ab! Ihr habt gehört, daß (den Alten) geboten worden ist; ›Du sollst deinen Nächsten lieben, und deinen Feind hassen!‹»und deinen Feind hassen« steht 3.Mose 19,18 nicht. Ich dagegen sage euch: Liebet eure Feinde und betet für eure Verfolger, damit ihr euch als Söhne eures himmlischen Vaters erweist. Denn er läßt seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und läßt regnen auf Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr (nur) die liebt, die euch lieben, welches Verdienst habt ihr da? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure FreundeA.L.: Brüder. grüßt, was tut ihr da Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Darum sollt ihr vollkommen sein,A.Ü.: so werdet ihr denn vollkommen sein (nämlich in der Barmherzigkeit). wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.« e) Licht und Salz sein heißt nicht: nach dem Beifall der Menschen trachtena) Gebt acht beim Almosengeben»Gebt acht darauf, daß ihr eure Gerechtigkeit nicht vor den Leuten ausübt, um von ihnen gesehen zu werden: sonst habt ihr keinen Lohn (zu erwarten) bei eurem Vater im Himmel! Wenn du also Almosen spenden willst, so laß nicht vor dir her posaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Straßen tun, um von den Leuten gerühmt zu werden. Wahrlich ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin. Nein, wenn du Almosen gibst, so laß deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, damit deine Wohltätigkeit im Verborgenen geschehe; dein Vater aber, der auch ins Verborgene hineinsieht,Richtiger wohl: der im Verborgenen darauf acht hat. wird es dir alsdann vergelten.« b) Gebt acht beim Beten (das Vaterunser mit angeschlossener Mahnung) (vgl. Lk 11,1-4)»Auch wenn ihr betet, sollt ihr es nicht wie die Heuchler machen; denn sie stellen sich gern in den Synagogen und an den Straßenecken auf und beten dort, um den Leuten in die Augen zu fallen; wahrlich ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin. Du aber, wenn du beten willst, so geh in deine Kammer, schließe deine Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; dein Vater aber, der auch ins Verborgene hineinsieht,Richtiger wohl: der im Verborgenen darauf acht hat. wird es dir alsdann vergelten. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden; denn sie meinen, Erhörung zu finden, wenn sie viele Worte machen. Darum macht es nicht wie sie; euer Vater weiß ja, was ihr bedürft, ehe ihr ihn bittet. Darum sollt ihr so beten: ›Unser Vater, der du bist im Himmel: Geheiligt werde dein Name! Dein Reich komme! Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auch auf der Erde! Unser auskömmliches BrotA.Ü.: unsern Tagesbedarf an Brot, oder: Brot für den anbrechenden oder heutigen (oder: den kommenden = morgenden) Tag; oder: Brot zum Dasein nötig (oder: nach Bedarf). gib uns heute! Und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir sie unsern Schuldnern vergeben haben! Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen!‹oder: rette uns vor dem Bösen. Die Schlußworte (die sog. Doxologie = der Lobpreis) »denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, Amen« sind erst im Gemeindegottesdienst hinzugefügt worden. Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater sie auch euch vergeben; wenn ihr sie aber den Menschen nicht vergebt, so wird euer Vater euch eure Verfehlungen auch nicht vergeben.« c) Gebt acht beim Fasten»Weiter: Wenn ihr fastet, sollt ihr kein finsteres Gesicht machen wie die Heuchler; denn sie geben sich ein trübseliges Aussehen, um sich den Leuten mit ihrem Fasten zur Schau zu stellen. Wahrlich ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin. Du aber, wenn du fastest, salbe dir das Haupt und wasche dir das Gesicht, um dich nicht mit deinem Fasten den Leuten zu zeigen, sondern deinem Vater, der im Verborgenen ist; dein Vater aber, der auch ins Verborgene hineinsieht,Richtiger wohl: der im Verborgenen darauf acht hat. wird es dir alsdann vergelten.« f) Das Ziel der Jünger Jesu bleibt die Gerechtigkeit vor Gotta) Diese Gerechtigkeit bildet den unvergänglichen Reichtum der Jünger»Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motten und Rost sie vernichten und wo Diebe einbrechen und stehlen! Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie vernichten und wo keine Diebe einbrechen und stehlen! Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein. – Die Leuchte des Leibes ist das Auge. Wenn nun dein Auge richtig ist, so wird dein ganzer Leib voll Licht sein; wenn aber dein Auge nichts taugt, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn also das in dir befindliche Licht Dunkelheit ist, wie groß muß dann die Dunkelheit sein! – Niemand kann (gleichzeitig) zwei (sich widerstreitenden) Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen ergeben sein und den andern mißachten: ihr könnt nicht (gleichzeitig) Gott und dem MammonMammon (richtiger Mamon) war nicht Name einer heidnischen Gottheit des Reichtums, sondern ist Bezeichnung des irdischen Besitzes, der dem Menschen zum Götzen wird. dienen.« b) Das Trachten nach dieser Gerechtigkeit überhebt die Jünger Jesu der irdischen Sorgen (Lk 12,22-31)»Deswegen sage ich euch: Macht euch keine Sorgen um euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen sollt. Ist nicht das Leben wertvoller als die Nahrung und der Leib wertvoller als die Kleidung? Sehet die Vögel des Himmels an: sie säen nicht und ernten nicht und sammeln nichts in Scheuern, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch vermöchte aber mit all seinem Sorgen der Länge seiner LebenszeitA.Ü.: der Höhe seines Wuchses. auch nur eine einzige Spanne zuzusetzen? Und was macht ihr euch Sorge um die Kleidung? Betrachtet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen! Sie arbeiten nicht und spinnen nicht; und doch sage ich euch: Auch Salomo in aller seiner Pracht ist nicht so herrlich gekleidet gewesen wie eine von ihnen. Wenn nun Gott schon das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet: wird er das nicht viel mehr euch tun, ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: ›Was sollen wir essen, was trinken, womit sollen wir uns kleiden?‹ Denn auf alles derartige sind die Heiden bedacht. Euer himmlischer Vater weiß ja, daß ihr dies alles bedürft. Nein, trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit,d.h. nach der Gerechtigkeit, die Gott verlangt (bzw. schenkt oder: verleiht). dann wird euch all das andere obendrein gegeben werden. Macht euch also keine Sorgen um den morgenden Tag! Denn der morgende Tag wird seine eigenen Sorgen haben;A.Ü.: wird für sich selber sorgen. jeder Tag hat an seiner eigenen Mühsal genug.« g) Wie das Trachten nach der Gerechtigkeit vor Gott auf das Verhalten der Jünger nach allen Seiten zurückwirkt (Lk 6,37-42; 11,9-13; 6,31)a) Es macht sie zurückhaltend den Fehlern der Brüder gegenüber und vorsichtig in ihren Darbietungen an die Feinde ihres kostbaren Schatzes»Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit demselben Gericht, mit dem ihr richtet, werdet ihr wieder gerichtet werden, und mit demselben Maße, mit dem ihr meßt, wird euch wieder gemessen werden. Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, während du den Balken in deinem eigenen Auge nicht wahrnimmst? Oder wie darfst du zu deinem Bruder sagen: ›Laß mich den Splitter aus deinem Auge ziehen‹? Und dabei steckt der Balken in deinem Auge! Du Heuchler, ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge, dann magst du zusehen, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst. – Gebt das Heiliged.h. euer kostbares Sondergut. nicht den Hunden preis und werft eure Perlen nicht den Schweinen vor, damit diese sie nicht mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen.« b) Es macht sie fleißig im Gebet zu Gott (Lk 11,5-13)»Bittet, so wird euch gegeben werden; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan werden! Denn wer da bittet, der empfängt, und wer da sucht, der findet, und wer anklopft, dem wird aufgetan werden. Oder wo wäre jemand unter euch, der seinem Sohne, wenn er ihn um Brot bittet, einen Stein reichte? Oder der, wenn er ihn um einen Fisch bittet, ihm eine Schlange gäbe? Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben versteht; wieviel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten!« h) Schluß der Bergpredigta) Die »goldene Regel« für die Übung der Nächstenliebe. Der schmale und der breite Weg»Alles nun, was ihr von den Menschen erwartet, das erweist auch ihr ihnen ebenso; denn darin besteht (die Erfüllung) des Gesetzes und der Propheten. – Gehet (in das Reich Gottes) durch die enge Pforte ein; denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der ins Verderben führt, und es sind ihrer viele, die auf ihm hineingehen. Eng ist dagegen die Pforte und schmal der Weg, der ins Leben führt, und nur wenige sind es, die ihn finden.« b) Warnung vor den Scheinpropheten (d.h. falschen Lehrern), die an den Früchten ihres Lebens erkannt werden»Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, im Inneren aber räuberische Wölfe sind. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Kann man etwa Trauben lesen von Dornbüschen oder Feigen von Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte, ein fauler Baum aber bringt schlechte Früchte; ein guter Baum kann keine schlechten Früchte bringen, und ein fauler Baum kann keine guten Früchte bringen. Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Also: an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.« c) Nicht die nur mit dem Mund sich zum Heiland Bekennenden bestehen im Endgericht – die Täter des Wortes haben auf Felsgrund gebaut»Nicht alle, die ›Herr, Herr‹ zu mir sagen, werden (darum schon) ins Himmelreich eingehen, sondern nur, wer den Willen meines himmlischen Vaters tut. Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: ›Herr, Herr, haben wir nicht kraft deines Namens prophetisch geredet und kraft deines Namens böse Geister ausgetrieben und kraft deines Namens viele Wundertaten vollführt?‹ Aber dann werde ich ihnen erklären: ›Niemals habe ich euch gekannt; hinweg von mir, ihr Täter der Gesetzlosigkeit!‹ Darum wird jeder, der diese meine Worte hört und nach ihnen tut, einem klugen Manne gleichen, der sein Haus auf Felsengrund gebaut hat. Da strömte der Platzregen herab, es kamen die Wasserströme, es wehten die Winde und stießen an jenes Haus; doch es stürzte nicht ein, denn es war auf den Felsen gegründet. Wer jedoch diese meine Worte hört und nicht nach ihnen tut, der gleicht einem törichten Manne, der sein Haus auf den Sand gebaut hat. Da strömte der Platzregen herab, es kamen die Wasserströme, es wehten die Winde und stürmten gegen jenes Haus: da stürzte es ein, und sein Zusammensturz war gewaltig.« i) Die Wirkung dieser Unterweisung auf das Volk (d.h. auf die gesamte Zuhörerschaft) (Mk 1,22; Lk 4,32; 7,1)Als Jesus diese Rede beendet hatte, waren die Volksscharen über seine Lehre ganz betroffen; denn er lehrte sie wie einer, der (göttliche) Vollmachtd.h. göttlichen Beruf und Auftrag; vgl. Mk 1,27; Lk 4,32.36. hat, ganz anders als ihre Schriftgelehrten. 3. Wunder- und Heiltätigkeit Jesu in Kapernaum und auf seinen Wanderungena) Heilung eines Aussätzigen (Mk 1,40-45; Lk 5,12-16)Als er dann vom Berge herabgestiegen war, folgten ihm große Volksscharen nach. Da trat ein Aussätziger herzu, warf sich vor ihm nieder und sagte: »Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.« Jesus streckte seine Hand aus, faßte ihn an und sagte: »Ich will’s, werde rein!« Da wurde er sogleich von seinem Aussatz rein. Darauf sagte Jesus zu ihm: »Hüte dich, jemandem etwas davon zu sagen! Gehe vielmehr hin, zeige dich dem Priester und bringe die Opfergabe dar, die Mose geboten hat, zum Zeugnis für sie!« b) Heilung des Dieners des (heidnischen) Hauptmanns von Kapernaum (Lk 7,1-10; vgl. Joh 4,43-54)Als er hierauf nach Kapernaum hineinkam, trat ein Hauptmann zu ihm und bat ihn mit den Worten: »Herr, mein Diener liegt gelähmt bei mir zu Hause darnieder und leidet schreckliche Schmerzen.« Jesus antwortete ihm: »Ich will kommen und ihn heilen.«A.Ü.: Ich soll kommen und ihn heilen? Der Hauptmann aber entgegnete: »Herr, ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach trittst; nein, gebiete nur mit einem Wort, dann wird mein Diener gesund werden. Ich bin ja auch ein Mann, der unter höherem Befehl steht, und habe Mannschaften unter mir, und wenn ich zu dem einen sage: ›Gehe!‹, so geht er, und zu dem andern: ›Komm!‹, so kommt er, und zu meinem Diener: ›Tu das!‹, so tut er’s.« Als Jesus das hörte, verwunderte er sich und sagte zu seinen Begleitern: »Wahrlich ich sage euch: In Israel habe ich bei niemand solchen Glauben gefunden. Ich sage euch aber: Viele werden von Osten und Westen kommen und sich mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zum Mahl niederlassen; aber die Söhne des Reichesd.h. die ursprünglich zum Reich Berufenen und mit dem nächsten Anrecht auf die Güter des Gottesreichs Ausgezeichneten, nämlich die Juden. werden in die Finsternis draußen hinausgestoßen werden; dort wird lautes Weinen und Zähneknirschen sein.« Zu dem Hauptmann aber sagte Jesus: »Geh hin! Wie du geglaubt hast, so geschehe dir!« Und sein Diener wurde zur selben Stunde gesund. c) Heilung der Schwiegermutter des Petrus und vieler anderer Kranken zu Kapernaum (Mk 1,29-34; Lk 4,38-41)Als Jesus dann in das Haus des Petrus gekommen war, sah er dessen Schwiegermutter fieberkrank zu Bett liegen. Er faßte sie bei der Hand, da wich das Fieber von ihr: sie stand auf und bediente ihn (bei der Mahlzeit). Als es dann Abend geworden war, brachte man viele Besessene zu ihm, und er trieb die bösen Geister durchs Wortdurchs Wort = durch sein bloßes Wort. aus und heilte alle, die ein Leiden hatten. So sollte sich das Wort des Propheten Jesaja erfüllen, der da sagt: »Er hat unsere Gebrechen hinweggenommen und unsere Krankheiten getragen.« d) Jesus entweicht an das jenseitige Ufer des Sees; Sprüche über die Nachfolge Jesu (Lk 9,57-62)Als Jesus sich dann wieder von großen Volksscharen umgeben sah, befahl er, an das jenseitige Ufer des Sees hinüberzufahren. Da trat ein Schriftgelehrter an ihn heran mit den Worten: »Meister, ich will dir folgen, wohin du auch gehst!« Jesus antwortete ihm: »Die Füchse haben Gruben und die Vögel des Himmels Nester; der Menschensohn aber hat keine Stätte, wo er sein Haupt hinlegen kann.« – Ein anderer von seinen Jüngern sagte zu ihm: »Herr, erlaube mir, zuerst noch hinzugehen und meinen Vater zu begraben!« Jesus aber antwortete ihm: »Folge du mir nach, und überlaß es den Toten, ihre Toten zu begraben!« e) Jesus beschwichtigt den Seesturm (Mk 4,35-41; Lk 8,22-25)Jesus stieg dann ins Boot, und seine Jünger folgten ihm. Da erhob sich (plötzlich) ein heftiger Sturm auf dem See, so daß das Boot von den Wellen bedeckt wurde; er selbst aber schlief. Da traten sie an ihn heran und weckten ihn mit den Worten: »Herr, hilf uns: wir gehen unter!« Er aber antwortete ihnen: »Was seid ihr so furchtsam, ihr Kleingläubigen!« Dann stand er auf und bedrohte die Winde und den See; da trat völlige Windstille ein. Die Leute aber verwunderten sich und sagten: »Was ist das für ein Mann, daß sogar die Winde und der See ihm gehorsam sind!« f) Heilung zweier Besessener im Land der Gadarener (Mk 5,1-20; Lk 8,26-39)Als er hierauf an das jenseitige Ufer in das Gebiet der Gadarenervermutlich ist »Gergesener« zu lesen (vgl. Lk 8,26.37; Mk 5,1); der Ort hieß Gergesa. gekommen war, traten ihm zwei von bösen Geistern besessene Männer entgegen, die aus den Gräbern hervorkamen und so gemeingefährliche Menschen waren, daß niemand auf der Straße dort an ihnen vorbeigehen konnte. Kaum hatten sie ihn erblickt, da schrien sie laut: »Was hast du mit uns vor, du Sohn Gottes? Bist du hergekommen, um uns vor der Zeit zu quälen?« Es befand sich aber in weiter Entfernung von ihnen eine große Herde Schweine auf der Weide. Da baten ihn die bösen Geister: »Wenn du uns austreiben willst, so laß uns doch in die Schweineherde fahren!« Er antwortete ihnen: »Hinweg mit euch!« Da fuhren sie aus und fuhren in die Schweine hinein, und die ganze Herde stürmte infolgedessen den Abhang hinab in den See und ertrank in den Fluten. Die Hirten aber ergriffen die Flucht und berichteten nach ihrer Ankunft in der Stadt den ganzen Vorfall, auch das, was mit den beiden Besessenen vorgegangen war. Da zog die Einwohnerschaft der ganzen Stadt hinaus, Jesus entgegen, und als sie bei ihm eingetroffen waren, baten sie ihn, er möchte ihr Gebiet verlassen. g) Heilung eines Gelähmten in Kapernaum; Jesus vergibt Sünden (Mk 2,1-12; Lk 5,17-26)Er stieg nun in ein Boot, fuhr über den See zurück und kam wieder in seine Stadt (Kapernaum). Dort brachte man ihm einen Gelähmten, der auf einem Tragbett lag. Weil nun Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: »Sei getrost, mein Sohn: deine Sünden sind (dir) vergeben!« Da dachten einige von den Schriftgelehrten bei sich: »Dieser lästert Gott!« Weil nun Jesus ihre Gedanken durchschaute, sagte er: »Warum denkt ihr Böses in euren Herzen? Was ist denn leichter, zu sagen: ›Deine Sünden sind (dir) vergeben‹ oder zu sagen: ›Stehe auf und gehe umher!‹? Damit ihr aber wißt, daß der Menschensohn die Vollmacht besitzt, Sünden auf der Erde zu vergeben« – hierauf sagte er zu dem Gelähmten: »Stehe auf, nimm dein Bett und gehe heim in dein Haus!« Da stand er auf und ging heim in sein Haus. Als die Volksmenge das sah, gerieten sie in Furcht und priesen Gott, daß er den Menschen solche Macht gegeben habe. h) Berufung des Zöllners Matthäus; Jesus als Tischgenosse der Zöllner und Sünder (Mk 2,13-17; Lk 5,27-32)Als Jesus dann von dort weiterging, sah er einen Mann namens Matthäus an der Zollstätte sitzen und sagte zu ihm: »Folge mir nach!« Da stand er auf und folgte ihm. Als Jesus dann im Hause (des Matthäus) zu Tische saßW.: lag., kamen viele Zöllner und Sünder und nahmen mit Jesus und seinen Jüngern am Mahle teil. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: »Warum ißt euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?« Als Jesus es hörte, sagte er: »Die Gesunden haben keinen Arzt nötig, wohl aber die Kranken. Geht aber hin und lernt das Wort verstehen: ›An Barmherzigkeit habe ich Wohlgefallen, nicht an Schlachtopfern‹; denn ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu berufen, sondern Sünder.« i) Die Fastenfrage der Johannesjünger (Mk 2,18-22; Lk 5,33-39)Damals traten die Jünger des Johannes an ihn heran mit der Frage: »Warum fasten wir und die Pharisäer (zum Zeichen der Frömmigkeit), während deine Jünger es nicht tun?« Jesus antwortete ihnen: »Können etwa die HochzeitsgästeW.: die Söhne des Brautgemachs = die zur Hochzeit Gehörigen. trauern, solange der Bräutigam noch in ihrer Mitte weilt? Es werden aber Tage kommen, wo der Bräutigam ihnen genommen ist: dann werden sie fasten. Niemand setzt aber ein Stück ungewalkten Tuches auf ein altes Kleid; denn der eingesetzte Fleck reißt doch von dem Kleide wieder ab, und es entsteht ein noch schlimmerer Riß. Auch füllt man neuen Wein nicht in alte Schläuche; sonst werden die Schläuche gesprengt, und der Wein läuft aus, und auch die Schläuche gehen verloren; nein, man füllt neuen Wein in neue Schläuche: dann bleiben beide erhalten.« k) Auferweckung des Töchterleins des Jairus und Heilung der blutflüssigen Frau (Mk 5,21-43; Lk 8,40-56)Während Jesus noch so zu ihnen redete, trat ein Vorsteher (der Synagoge) herzu, warf sich vor ihm nieder und sagte: »Meine Tochter ist soeben gestorben; aber komm und lege ihr deine Hand auf, dann wird sie wieder zum Leben erwachen.« Da stand Jesus auf und folgte ihm samt seinen Jüngern. Und siehe, eine Frau, die seit zwölf Jahren am Blutfluß litt, trat von hinten an ihn heran und faßte die Quaste seines Rockes an; sie dachte nämlich bei sich: »Wenn ich nur seinen Rock anfasse, so wird mir geholfen sein.« Jesus aber wandte sich um, und als er sie sah, sagte er: »Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen!« Und die Frau war von dieser Stunde an gesund. Als Jesus dann in das Haus des Vorstehers kam und die Flötenbläser und das Getümmel der Volksmenge sah, sagte er: »Entfernt euch! Das Mädchen ist nicht tot, sondern schläft nur.« Da verlachten sie ihn. Als man aber die Volksmenge aus dem Hause entfernt hatte, ging er (zu der Toten) hinein und faßte sie bei der Hand: da erwachte das Mädchen. Die Kunde hiervon verbreitete sich in der ganzen dortigen Gegend. l) Heilung zweier Blinden und eines stummen Besessenen; AbschlußAls Jesus hierauf von dort weiterging, folgten ihm zwei Blinde, die laut riefen: »Sohn Davids, erbarme dich unser!« Als er dann in das Haus gekommen war, traten die Blinden zu ihm heran, und Jesus fragte sie: »Glaubt ihr, daß ich (euch) dies zu tun vermag?« Sie antworteten ihm: »Ja, Herr!« Da rührte er ihre Augen an und sagte: »Nach eurem Glauben geschehe euch!« Da taten sich ihre Augen auf; Jesus aber gab ihnen die strenge Weisung: »Hütet euch! Niemand darf etwas davon erfahren!« Sobald sie aber hinausgegangen waren, verbreiteten sie die Kunde von ihm in jener ganzen Gegend. Während diese hinausgingen, brachte man schon wieder einen stummen Besessenen zu ihm; und als der böse Geist ausgetrieben war, konnte der Stumme reden. Da geriet die Volksmenge in Staunen und sagte: »Noch niemals hat man etwas Derartiges in Israel gesehen!« Die Pharisäer aber erklärten: »Im Bunde mit dem Obersten der bösen Geister treibt er die Geister aus.« So durchwanderte Jesus alle Städte und Dörfer, indem er in ihren Synagogen lehrte, die Heilsbotschaft vom Reiche (Gottes) verkündigte und alle Krankheiten und alle Gebrechen heilte. 4. Aussendung der zwölf Jüngera) Einleitung: Jesu Mitleid beim Anblick des Volkes; das Wort von der Ernte (Mk 6,34; Lk 10,2)Beim Anblick der Volksscharen aber erfaßte ihn tiefes Mitleid mit ihnen, denn sie waren abgehetzt und verwahrlost wie Schafe, die keinen Hirten haben. Da sagte er zu seinen Jüngern: »Die Ernte ist groß, aber die Zahl der Arbeiter ist klein; bittet daher den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter auf sein Erntefeld sende!« b) Berufung und Namen der zwölf Jünger (Mk 3,14-19; 6,7; Lk 9,1; 6,13-16; Joh 1,40-49; Apg 1,13)Er rief dann seine zwölf Jünger herbei und verlieh ihnen Macht über die unreinen Geister, so daß sie diese auszutreiben und alle Krankheiten und jedes Gebrechen zu heilen vermochten. Die Namen der zwölf Apostel aber sind folgende: Zuerst Simon, der auch Petrus heißt, und sein Bruder Andreas; sodann Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes; Philippus und Bartholomäusd.h. Sohn des Tholmai; sein Rufname war wohl Nathanael (Joh 1,45-50).; Thomas und der Zöllner Matthäus; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Lebbäus (mit dem Beinamen Thaddäus); Simon, der Kananäer und Judas, der Iskariote, derselbe, der ihn verraten hat. c) Die Aussendungsrede an die zwölf Jüngera) Die Weisungen (Mk 6,7-11; Lk 9,1-5; vgl. 10,1-12)Diese Zwölf sandte Jesus aus, nachdem er ihnen folgende Weisungen gegeben hatte: »Den Weg zu den Heidenvölkern schlagt nicht ein und tretet auch in keine Samariterstadt ein, geht vielmehr (nur) zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Auf eurer Wanderung predigt: ›Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!‹ Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt böse Geister aus: umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst sollt ihr’s auch weitergeben! Sucht euch kein Gold, kein Silber, kein Kupfergeld in eure Gürtel zu verschaffen, nehmt keinen Ranzen mit auf den Weg, auch nicht zwei Röcke, keine Schuhe und keinen Stock, denn der Arbeiter ist seines Unterhalts wert. Wo ihr in eine Stadt oder ein Dorf eintretet, da erkundigt euch, wer dort würdig sei (euch zu beherbergen), und bei dem bleibt, bis ihr weiterzieht. Beim Eintritt in das Haus entbietet ihm den Friedensgruß, und wenn das Haus es verdient, soll der Friede, den ihr ihm gewünscht habt, ihm auch zuteil werden; ist es dessen aber nicht würdig, so soll euer ihm gewünschter Friede zu euch zurückkehren. Wo man euch nicht aufnimmt und euren Worten kein Gehör schenkt, da geht aus dem betreffenden Hause oder Orte hinaus und schüttelt den Staub von euren Füßen ab! Wahrlich ich sage euch: Dem Lande Sodom und Gomorrha wird es am Tage des Gerichts erträglicher ergehen als einer solchen Stadt! Bedenket wohl: ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe; darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben!« b) Ankündigung der den Jüngern bevorstehenden Leiden (Mk 13,9-13; Lk 12,11-12; 21,12-19; vgl. auch Mt 24,9-14)»Nehmt euch aber vor den Menschen in acht! Denn sie werden euch vor die Gerichtshöfe stellen und in ihren Synagogen euch geißeln; auch vor Statthalter und Könige werdet ihr um meinetwillen geführt werden, um Zeugnis vor ihnen und den Heidenvölkern abzulegen. Wenn man euch nun (den Gerichten) überliefert, so macht euch keine Sorge darüber, wie oder was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben werden, was ihr reden sollt; nicht ihr seid es ja, die dann reden, sondern der Geist eures Vaters ist es, der in euch redet. Es wird aber ein Bruder den Bruder zum Tode überliefern und ein Vater den Sohn, und Kinder werden gegen ihre Eltern auftreten und sie zum Tode bringen, und ihr werdet allen um meines Namens willen verhaßt sein; wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden. Wenn man euch aber in der einen Stadt verfolgt, so flieht in eine andere; denn wahrlich ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels noch nicht zu Ende sein, bis der Menschensohn kommt. – Ein Jünger steht nicht über seinem Meister und ein Knecht nicht über seinem Herrn; ein Jünger muß zufrieden sein, wenn es ihm ergeht wie seinem Meister, und ein Knecht, (wenn es ihm ergeht) wie seinem Herrn. Haben sie den Hausherrn Beelzebul genannt, wieviel mehr werden sie das bei seinen Hausgenossen tun!« c) Ermunterung zu treuem Ausharren und Trost für die Zeiten der Trübsal (Mk 8,34-35.38; Lk 12,2-9)»Fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn nichts ist verhüllt, das nicht enthüllt werden wird, und nichts verborgen, das nicht bekannt werden wird. Was ich euch im Dunkel sage, das sprecht im Licht aus, und was ihr (von mir) ins Ohr geflüstert hört, das ruft auf den Dächern aus! Fürchtet euch dabei nicht vor denen, die wohl den Leib töten, aber die Seele nicht zu töten vermögen; fürchtet euch vielmehr vor dem, der die Macht hat, sowohl die Seele als den Leib in der Hölle zu verderben! – Kosten nicht zwei Sperlinge beim Einkauf nur ein paar Pfennige? Und doch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne den Willen eures Vaters. Bei euch aber sind auch die Haare auf dem Haupte alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Sperlinge. – Jeder nun, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem himmlischen Vater bekennen; wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem himmlischen Vater verleugnen.« Über den Zweck der Aussendung der Jünger; Friede und Schwert, Verlust und Gewinn (Lk 12,51-53; 14,25-27)»Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Nein, ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, ›um den Sohn mit seinem Vater, die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter zu entzweien, und die eigenen Hausgenossen werden einander feindselig gegenüberstehen‹. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert; und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert. – Wer sein Leben findetRichtiger: gefunden hat, d.h. sich das Leben dadurch erhalten hat, daß er den Heiland verleugnete. Ebenso statt »verliert«: verloren hat., wird es verlieren, und wer sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es finden.« d) Schluß der Rede (besonders Verheißungen) (Mk 9,41-42; Lk 10,16)»Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wer einen ProphetenHier die erste Erwähnung des evangelischen Prophetenamts (1.Kor 12,28). aufnimmt, eben weil er ein Prophet heißt, der wird dafür den Lohn eines Propheten empfangen; und wer einen Gerechten aufnimmt, eben weil er ein Gerechter heißt, der wird dafür den Lohn eines Gerechten empfangen; und wer einem von diesen geringen Leuten seines Namens wegen, weil er ein Jünger heißt, auch nur einen Becher frischen Wassers zu trinken gibt – wahrlich ich sage euch: Es soll ihm nicht unbelohnt bleiben!« Als Jesus nun mit der Unterweisung seiner zwölf Jünger zu Ende gekommen war, zog er von dort weiter, um in ihren Städten zu lehren und zu predigen. IV. Unglaube und Feindschaft der Juden gegen Jesus (11,2-13,58)1. Gesandtschaft Johannes des Täufers aus dem Gefängnis; Jesu Antwort und sein Zeugnis über Johannes (Lk 7,18-35)Als aber Johannes im Gefängnis von dem Wirken Christi hörte, sandte er durch seine Jünger Botschaft an ihn und ließ ihn fragen: »Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?« Jesus gab ihnen zur Antwort: »Geht hin und berichtet dem Johannes, was ihr hört und seht: Blinde werden sehend und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote werden auferweckt, und Armen wird die Heilsbotschaft verkündigt, und selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt!« Als diese nun den Rückweg antraten, begann Jesus zu den Volksscharen über Johannes zu reden: »Wozu seid ihr damals in die Wüste hinausgezogen? Wolltet ihr euch ein Schilfrohr ansehen, das vom Winde hin und her bewegt wird? Nein; aber wozu seid ihr hinausgezogen? Wolltet ihr einen Mann in weichen Gewändern sehen? Nein; die Leute, welche weiche Gewänder tragen, sind in den Königsschlössern zu finden. Aber wozu seid ihr denn hinausgezogen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch: einen Mann, der noch mehr ist als ein Prophet! Denn dieser ist es, auf den sich das Schriftwort bezieht: ›Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der dir den Weg vor dir her bereiten soll.‹ Wahrlich ich sage euch: Unter den von Frauen Geborenen ist keiner aufgetreten, der größer wäre als Johannes der Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er. Aber seit den Tagen Johannes des Täufers bis jetzt bricht das Himmelreich sich mit Gewalt Bahn,A.Ü.: wird vergewaltigt (oder: erzwungen, mit Gewalt erstürmt, dringt mit Gewalt heran). und die, welche Gewalt anwenden, reißen es an sich. Denn alle Propheten und das Gesetz haben bis auf Johannes geweissagt, und wenn ihr es annehmen wollt: Er ist Elia, der da kommen soll. Wer Ohren hat, der höre! Mit wem soll ich aber das gegenwärtige Geschlecht vergleichen? Kindern gleicht es, die auf den öffentlichen Plätzen sitzen und ihren Gespielen zurufen: ›Wir haben euch gepfiffen, doch ihr habt nicht getanzt; wir haben ein Klagelied angestimmt, doch ihr habt euch nicht an die Brust geschlagen!‹ Denn Johannes ist gekommen, der nicht aß und nicht trank; da sagen sie: ›Er hat einen bösen Geist.‹ Nun ist der Menschensohn gekommen, welcher ißt und trinkt; da sagen sie: ›Seht, der Schlemmer und Weintrinker, der Freund der Zöllner und Sünder!‹ Und doch ist die Weisheit (Gottes) gerechtfertigt worden durch ihre Werke.«Sinn: die Weisheit (= Heilsabsicht) Gottes hat sich durch den Erfolg ihrer Wege (d.h. durch das erfolgreiche Wirken schon des Johannes und jetzt Jesu) als die rechte Weisheit bewährt. Vgl. übrigens Lk 7,35. 2. Rückblicke Jesua) Weherufe Jesu über die unbußfertigen galiläischen Städte (Lk 10,13-15)Damals begann er gegen die Städte, in denen seine meisten Wunder geschehen waren, Drohworte zu richten, weil sie nicht Buße getan hatten: »Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen wären, die in euch geschehen sind, so hätten sie längst in Sack und Asche Buße getan. Doch ich sage euch: Es wird Tyrus und Sidon am Tage des Gerichts erträglicher ergehen als euch! Und du, Kapernaum, wirst doch nicht etwa bis zum Himmel erhöht werden? Nein, bis zur Totenwelt wirst du hinabgestoßen werden. Denn wenn in Sodom die Wunder geschehen wären, die in dir geschehen sind, so stände es noch heutigen Tages. Doch ich sage euch: Dem Lande Sodom wird es am Tage des Gerichts erträglicher ergehen als dir!« b) Jesu Jubelruf und Lobpreis des Vaters (Lk 10,21-22)Zu jener Zeit hob Jesus an und sagte: »Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du dies vor Weisen und Klugen verborgen und es Unmündigen geoffenbart hast; ja, Vater, denn so ist es dir wohlgefällig gewesen! – Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden, und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater, und niemand erkennt den Vater als nur der Sohn und der, welchem der Sohn ihn offenbaren will.« c) Der Heilandsruf an die Mühseligen und Beladenen»Kommt her zu mir alle, die ihr niedergedrückt und belastetWeltbekannt ist Luthers Übersetzung: »mühselig und beladen«. Es ist wohl in erster Linie an die gedacht, die nach der Schriftgelehrten und Pharisäer harten Vorschriften (23,4) die Gerechtigkeit vor Gott zu erwerben suchten. Vgl. auch Ps 51,19 u. Jes 57,15. seid: ich will euch Ruhe schaffen! Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig: so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen; denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.« 3. Das Ährenraufen der Jünger am Sabbat; der erste Streit Jesu mit den Pharisäern über die Sabbatheiligung (Mk 2,23-28; Lk 6,1-5)Zu jener Zeit wanderte Jesus an einem Sabbat durch die Kornfelder; seine Jünger aber hatten Hunger und begannen daher, Ähren abzupflücken und (die Körner) zu essen. Als die Pharisäer das wahrnahmen, sagten sie zu ihm: »Sieh doch! Deine Jünger tun da etwas, was man am Sabbat nicht tun darf!« Da antwortete er ihnen: »Habt ihr nicht gelesen, was David getan hat, als ihn samt seinen Begleitern hungerte? Wie er da ins Gotteshaus hineinging und sie die Schaubrote aßen, die doch er und seine Begleiter nicht essen durften, sondern nur die Priester? Oder habt ihr im Gesetz nicht gelesen, daß am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entheiligen und sich dadurch doch nicht versündigen? Ich sage euch aber: Hier steht Größeres als der Tempel! Wenn ihr aber erkannt hättet, was das Wort besagt: ›An Barmherzigkeit habe ich Wohlgefallen und nicht an Schlachtopfern‹, so hättet ihr die Unschuldigen nicht verurteilt; denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.« 4. Heilung des Mannes mit dem gelähmten Arm am Sabbat; der zweite Streit über die Sabbatheiligung (Mk 3,1-6; Lk 6,6-11)Er ging dann von dort weiter und kam in ihre Synagoge. Da war ein Mann, der einen gelähmten Arm hatte; und sie richteten die Frage an ihn: »Darf man am Sabbat heilen?« – sie wollten nämlich einen Grund zu einer Anklage gegen ihn haben. Er aber antwortete ihnen: »Wo wäre jemand unter euch, der ein einziges Schaf besitzt und, wenn dieses ihm am Sabbat in eine Grube fällt, es nicht ergriffe und herauszöge? Wieviel wertvoller ist nun aber ein Mensch als ein Schaf! Also darf man am Sabbat Gutes tun.« Hierauf sagte er zu dem Manne: »Strecke deinen Arm aus!« Er streckte ihn aus, und er wurde wiederhergestellt, gesund wie der andere. Da gingen die Pharisäer hinaus und faßten einen Beschluß gegen ihn, um ihn umzubringen.A.Ü.: stellten eine Beratung gegen ihn an, wie sie ihn umbringen könnten. 5. Jesus entzieht sich der Verfolgung; seine gottwohlgefällige Heilstätigkeit (Mk 3,7-12; Lk 6,17-19)Als Jesus das erfuhr, zog er sich von dort zurück; und es zogen ihm viele nach, die er alle heilte, denen er aber die strenge Weisung gab, sie sollten Stillschweigen über ihn bewahren. So sollte das Wort des Propheten Jesaja seine Erfüllung finden, der da sagt: »Siehe, mein Knecht, den ich erwählt habe, mein Geliebter, an dem mein Herz Wohlgefallen gefunden hat! Ich will meinen Geist auf ihn legen, und er soll den Heidenvölkern das Gericht ankündigen. Er wird nicht zanken noch schreien, und niemand wird seine Stimme auf den Straßen hören; ein geknicktes Rohr wird er nicht zerbrechen und einen glimmenden Docht nicht auslöschen, bis er das Gericht siegreich durchgeführt hat; und auf seinen Namen werden die Heidenvölker ihre Hoffnung setzen.« 6. Jesus verteidigt sich gegen die Beelzebul-Lästerung der Pharisäer (Mk 3,22-30; Lk 11,14-23; 12,10; 6,43-45)Damals brachte man einen Besessenen zu ihm, der blind und stumm war, und er heilte ihn, so daß der Stumme redete und sehen konnte. Da geriet die ganze Volksmenge vor Staunen außer sich und sagte: »Sollte dieser nicht doch der Sohn Davids sein?« Als die Pharisäer das hörten, erklärten sie: »Dieser treibt die bösen Geister nur im Bunde mit Beelzebul, dem Obersten der bösen Geister, aus.« Weil Jesus nun ihre Gedanken kannte, sagte er zu ihnen: »Jedes Reich, das in sich selbst uneinigW.: gegen sich selbst entzweit. ist, wird verwüstet, und keine Stadt, kein Haus, die in sich selbst uneinig sind, können Bestand haben. Wenn nun der Satan den Satan austreibt, so ist er mit sich selbst in Zwiespalt geraten: wie kann da seine Herrschaft Bestand haben? Und wenn ich die bösen Geister im Bunde mit Beelzebul austreibe, mit wessen Hilfe treiben dann eure Söhne sie aus? Darum werden diese eure Richter sein! Wenn ich aber die bösen Geister durch den Geist Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen. Oder wie könnte jemand in das Haus des Starken eindringen und ihm sein Rüstzeug rauben, ohne zunächst den Starken gefesselt zu haben? Erst dann kann er ihm das Haus ausplündern. – Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.« Warnung vor der Lästerung des Geistes; vom Baum und den Früchten»Deshalb sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden, aber die Lästerung des Geistes wird nicht vergeben werden. Auch wenn jemand ein Wort gegen den Menschensohn ausspricht, wird es ihm vergeben werden; wer aber gegen den heiligen Geist spricht, dem wird es weder in dieser Weltzeit noch in der künftigen vergeben werden. Entweder macht den Baum gut,A.Ü.: erklärt den Baum für gut (bzw. für faul); oder: setzet einen guten (bzw. faulen) Baum. dann ist auch seine Frucht gut; oder macht den Baum faul, dann ist auch seine Frucht faul; denn an der Frucht erkennt man den Baum. Ihr Schlangenbrut! Wie solltet ihr imstande sein, Gutes zu reden, da ihr doch böse seid? Denn wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund. Ein guter Mensch bringt aus der guten Schatzkammer (seines Herzens) Gutes hervor, während ein böser Mensch aus seiner bösen Schatzkammer Böses hervorbringt. Ich sage euch aber: Von jedem unnützen Wort, das die Menschen reden, davon werden sie Rechenschaft am Tage des Gerichts zu geben haben; denn nach deinen Worten wirst du gerechtgesprochen werden, und nach deinen Worten wirst du verurteilt werden.« 7. Jesu Abweisung der Zeichenforderung; das Jonazeichen; das Gleichnis vom Rückfall (16,1-4; Mk 8,11-12; Lk 11,16.29-32.24-26)Daraufhin entgegneten ihm einige von den Schriftgelehrten und Pharisäern: »Meister, wir möchten ein Wunderzeichen von dir sehen!« Er aber gab ihnen zur Antwort: »Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht verlangt ein Zeichen; doch es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Leibe des Riesenfisches gewesen ist, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Inneren der Erde sein. Die Männer von Ninive werden beim Gericht mit diesem Geschlecht (als Zeugen) auftreten und seine Verurteilung herbeiführen; denn sie haben auf Jonas Predigt hin Buße getan, und hier steht doch Größeres als Jona! Die Königin aus dem Südland wird beim Gericht mit diesem Geschlecht (als Zeugin) auftreten und seine Verurteilung herbeiführen; denn sie kam von den Enden der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören, und hier steht doch Größeres als Salomo! Wenn aber der unreine Geist von einem Menschen ausgefahren ist, so durchirrt er wüsteEig.: wasserlose, dürre. Gegenden und sucht dort eine Ruhestätte, findet aber keine. Da sagt er dann: ›Ich will in mein Haus zurückkehren, das ich verlassen habe!‹ Wenn er dann hinkommt, findet er es leer stehen, sauber gefegt und schön aufgeräumt. Hierauf geht er hin und nimmt noch sieben andere Geister mit sich, die noch schlimmer sind als er selbst, und sie ziehen ein und nehmen dort Wohnung, und das Ende wird bei einem solchen Menschen schlimmer, als sein Anfang war. Ebenso wird es auch diesem bösen Geschlecht ergehen.« 8. Die wahren Verwandten Jesu (Mk 3,31-35; Lk 8,19-21)Während er noch zu den Volksscharen redete, siehe, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen und wünschten ihn zu sprechen. Da sagte jemand zu ihm: »Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wünschen dich zu sprechen.« Er aber gab dem, der es ihm meldete, zur Antwort: »Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?« Dann streckte er seine Hand aus zu seinen Jüngern hin und sagte: »Seht, diese hier sind meine Mutter und meine Brüder; denn wer den Willen meines himmlischen Vaters tut, der ist mein Bruder und Schwester und Mutter!« 9. Jesu Seepredigt in sieben Gleichnissen vom Himmelreich (Mk 4,1-34)a) Einleitende Bemerkungen; das Gleichnis vom Sämann und vierfachen Ackerfeld (mit Zwischenrede und Deutung) (Mk 4,1-20; Lk 8,4-15; 10,23-24)An jenem Tage ging Jesus von Hause weg und setzte sich am See nieder; und es versammelte sich eine große Volksmenge bei ihm, so daß er in ein Boot stieg und sich darin niedersetzte, während die ganze Volksmenge längs dem Ufer stand. Da redete er mancherlei zu ihnen in Gleichnissen mit den Worten: »Seht, der Sämann ging aus, um zu säen; und beim Säen fiel einiges (von dem Saatkorn) auf den Weg längshin; da kamen die Vögel und fraßen es auf. Anderes fiel auf die felsigen Stellen, wo es nicht viel Erdreich hatte und bald aufschoß, weil es nicht tief in den Boden dringen konnte; als dann aber die Sonne aufgegangen war, wurde es versengt, und weil es nicht Wurzel (geschlagen) hatte, verdorrte es. Wieder anderes fiel unter die Dornen, und die Dornen wuchsen empor und erstickten es. Anderes aber fiel auf den guten Boden und brachte Frucht, das eine hundertfältig, das andere sechzigfältig, das andere dreißigfältig. Wer Ohren hat, der höre!« Jesu Erklärung über den Grund und Zweck seiner Gleichnisse (Mk 4,10-13; Lk 8,9-10)Da traten die Jünger an Jesus heran und fragten ihn: »Warum redest du in Gleichnissen zu ihnen?« Er antwortete: »Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu erkennen, jenen aber ist es nicht gegeben. Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, so daß er Überfluß hat; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen werden, was er hat. Deshalb rede ich in Gleichnissen zu ihnen, weil sie mit sehenden Augen doch nicht sehen und mit hörenden Ohren doch nicht hören und nicht verstehen. So geht an ihnen die Weissagung Jesajas in Erfüllung, die da lautet: ›Ihr werdet immerfort hören und doch nicht verstehen, und ihr werdet immerfort sehen und doch nicht wahrnehmen! Denn das Herz dieses Volkes ist stumpf geworden: ihre Ohren sind schwerhörig geworden, und ihre Augen haben sie geschlossen, damit sie mit den Augen nicht sehen und mit den Ohren nicht hören und mit dem Herzen nicht zum Verständnis gelangen, und sie sich (nicht) bekehren, daß ich sie heilen könnte.‹ Aber eure Augen sind selig (zu preisen), weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören! Denn wahrlich ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sehnlichst gewünscht, das zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und hätten gerne das gehört, was ihr hört, und haben es nicht zu hören bekommen.« Deutung des Gleichnisses vom Sämann (Mk 4,14-20; Lk 8,11-15)»Ihr sollt also die Deutung des Gleichnisses vom Sämann zu hören bekommen. Bei jedem, der das Wort vom Reich (Gottes) hört und es nicht versteht, da kommt der Böse und reißt das aus, was in sein Herz gesät ist; bei diesem ist der Same auf den Weg längshin gefallen. Wo aber auf die felsigen Stellen gesät worden ist, das bedeutet einen solchen, der das Wort hört und es für den Augenblick mit Freuden annimmt; er hat aber keine feste Wurzel in sich, sondern ist ein Kind des Augenblicks; wenn dann Bedrängnis oder Verfolgung um des Wortes willen eintritt, wird er sogleich irre.W.: er stößt sich oder: er nimmt Anstoß. Wo sodann unter die Dornen gesät worden ist, das bedeutet einen Menschen, der das Wort wohl hört, bei dem aber die weltlichen Sorgen und der Betrug des Reichtums das Wort ersticken, so daß es ohne Frucht bleibt. Wo aber auf den guten Boden gesät worden ist, das bedeutet einen solchen, der das Wort hört und auch versteht; dieser bringt dann auch Frucht, und der eine trägt hundertfältig, der andere sechzigfältig, der andere dreißigfältig.« b) Das Gleichnis vom Unkraut unter dem WeizenEin anderes Gleichnis legte er ihnen so vor: »Mit dem Himmelreich verhält es sich wie mit einem Manne, der guten Samen auf seinem Acker ausgesät hatte. Während aber die Leute schliefen, kam sein Feind, säte UnkrautGenauer: Taumelloch, Tollkorn, ein betäubendes, dem Weizen ähnliches Giftgewächs. zwischen den Weizen und entfernte sich dann wieder. Als nun die Saat aufwuchs und Frucht ansetzte, da kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da traten die Knechte zu dem Hausherrn und sagten: ›Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn nun das Unkraut?‹ Er antwortete ihnen: ›Das hat ein Feind getan.‹ Die Knechte fragten ihn weiter: ›Willst du nun, daß wir hingehen und es zusammenlesen?‹ Doch er antwortete: ›Nein, ihr würdet sonst beim Sammeln des Unkrauts zugleich auch den Weizen ausreißen. Laßt beides zusammen bis zur Ernte wachsen; dann will ich zur Erntezeit den Schnittern sagen: Lest zuerst das Unkraut zusammen und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; den Weizen aber sammelt in meine Scheuer!‹« c) Die zwei Gleichnisse vom Senfkorn und vom Sauerteig (Mk 4,30-32; Lk 13,18-21)Ein anderes Gleichnis legte er ihnen so vor: »Das Himmelreich ist einem Senfkorn vergleichbar, das ein Mann nahm und auf seinen Acker säte. Dies ist das kleinste unter allen Samenarten; wenn es aber herangewachsen ist, dann ist es größer als die anderen Gartengewächse und wird zu einem Baum, so daß die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.« Noch ein anderes Gleichnis teilte er ihnen so mit: »Das Himmelreich gleicht dem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis der ganze Teig durchsäuert war.« d) Erster Schluß der Gleichnisreden und Deutung des Gleichnisses vom Unkraut unter dem Weizen (Mk 4,33-34)Dies alles redete Jesus in Gleichnissen zu den Volksscharen, und ohne Gleichnisse redete er nichts zu ihnen. So sollte sich das Wort des Propheten erfüllen, der da sagt: »Ich will meinen Mund zu Gleichnissen auftun, ich will aussprechen, was seit Grundlegung der Welt verborgen gewesen ist.« Hierauf entließ er die Volksmenge und begab sich in seine Wohnung. Da traten seine Jünger zu ihm und baten ihn: »Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker!« Er antwortete: »Der Mann, der den guten Samen sät, ist der Menschensohn; der Acker ist die Welt; die gute Saat, das sind die Söhne des Reiches; das Unkraut dagegen sind die Söhne des Bösen; der Feind ferner, der das Unkraut gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende dieser Weltzeit, und die Schnitter sind Engel. Wie nun das Unkraut gesammelt und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch am Ende der Weltzeit der Fall sein: Der Menschensohn wird seine Engel aussenden; die werden aus seinem Reich alle Ärgernisse und alle die sammeln, welche die Gesetzlosigkeit üben, und werden sie in den Feuerofen werfen: dort wird lautes Weinen und Zähneknirschen sein. Alsdann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten. Wer Ohren hat, der höre!« e) Die drei letzten Gleichnisse (Schatz im Acker; kostbare Perle; Fischnetz); Abschluß der Gleichnisrede»Das Himmelreich ist einem im Acker vergrabenen Schatz gleich; den fand ein Mann und vergrub ihn (wieder); alsdann ging er in seiner Freude hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte jenen Acker. Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der wertvolle Perlen suchte; und als er eine besonders kostbare Perle gefunden hatte, ging er heim, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie. Weiter ist das Himmelreich einem Schleppnetz gleich, das ins Meer ausgeworfen wurde und in welchem sich Fische jeder Art in Menge fingen. Als es ganz gefüllt war, zog man es an den Strand, setzte sich nieder und sammelte das Gute in Gefäße, das Faule aber warf man weg. So wird es auch am Ende der Weltzeit zugehen: Die Engel werden ausgehen und die Bösen aus der Mitte der Gerechten absondern und sie in den Feuerofen werfen: dort wird lautes Weinen und Zähneknirschen sein.« »Habt ihr dies alles verstanden?« Sie antworteten ihm: »Ja.« Da sagte er zu ihnen: »Deshalb ist jeder Schriftgelehrte, der in der Schule des Himmelreichs ausgebildet ist,A.Ü.: der für das Himmelreich (oder: durch das Wort vom Himmelreich) geschult ist. einem Hausherrn gleich, der aus seinem Schatze Neues und Altes hervorholt.« 10. Verwerfung und Mißerfolg Jesu in seiner Vaterstadt Nazareth (Mk 6,1-6; Lk 4,16-30)Als Jesus nun diese Gleichnisse beendigt hatte, brach er von dort auf; und als er in seine Vaterstadt (Nazareth) gekommen war, machte er in ihrer Synagoge durch seine Lehre solchen Eindruck auf sie, daß sie in Erstaunen gerieten und fragten: »Woher hat dieser solche Weisheit und die Machttaten? Ist dieser nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt seine Mutter nicht Maria, und sind nicht Jakobus und Joseph, Simon und Judas seine Brüder? Wohnen nicht auch seine Schwestern alle hier bei uns? Woher hat dieser also dies alles?« So nahmen sie Anstoß an ihm. Jesus aber sagte zu ihnen: »Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seiner Vaterstadt und in seiner Familie.« So tat er denn dort infolge ihres Unglaubens nicht viele Wunder. V. Weitere Geschichten aus Jesu Wanderleben innerhalb und außerhalb Galiläas (14,1-16,12)1. Jesus und Herodes; das Ende Johannes des Täufers (Mk 6,14-29; Lk 9,7-9; 3,19-20)Zu jener Zeit erhielt der Vierfürstd.h. Viertelfürst, Herrscher über ein Viertel (oder: über einen Teil) des Landes Palästina. Herodes Kunde von Jesus und sagte zu seinen Dienern: »Das ist Johannes der Täufer; der ist von den Toten auferweckt worden; darum sind die Wunderkräfte in ihm wirksam.« Herodes hatte nämlich den Johannes festnehmen und in Fesseln und ins Gefängnis werfen lassen mit Rücksicht auf Herodias, die Gattin seines Bruders Philippus; denn Johannes hatte ihm vorgehalten: »Du darfst sie nicht (zur Frau) haben.« Er hätte ihn nun am liebsten ums Leben bringen lassen, fürchtete sich aber vor dem Volk, weil dieses ihn für einen Propheten hielt. Als aber der Geburtstag des Herodes gefeiert wurde, tanzte die Tochter der Herodias vor der Festgesellschaft und gefiel dem Herodes so sehr, daß er ihr mit einem Eide zusagte, er wolle ihr jede Bitte gewähren. Da sagte sie, schon vorher von ihrer Mutter dazu angestiftet: »Gib mir hier auf einer Schüssel den Kopf Johannes des Täufers!« Obgleich nun der König mißmutig darüber war, gab er doch wegen seiner Eide und mit Rücksicht auf seine Tischgäste den Befehl, man solle ihn ihr geben; er schickte also (Diener) hin und ließ Johannes im Gefängnis enthaupten. Sein Kopf wurde dann auf einer Schüssel gebracht und dem Mädchen gegeben; die brachte ihn ihrer Mutter. Die Jünger des Johannes kamen hierauf, holten den Leichnam und bestatteten ihn; dann gingen sie hin und berichteten es Jesus. 2. Speisung der Fünftausend (Mk 6,31-44; Lk 9,10-17; Joh 6,1-15)Als Jesus dies hörte, entwich er von dort in einem Boote an einen einsamen Ort, um für sich allein zu sein; doch als die Volksmenge das erfuhr, folgte sie ihm zu Fuß aus den Städten nach. Als er dann (aus der Einsamkeit) wieder hervorkam und eine große Volksmenge sah, ergriff ihn Mitleid mit ihnen, und er heilte ihre Kranken. Als es aber Abend geworden war, traten seine Jünger zu ihm und sagten: »Die Gegend hier ist öde und die Zeit schon vorgerückt; laß daher das Volk ziehen, damit sie in die Ortschaften gehen und sich Lebensmittel kaufen!« Jesus aber erwiderte ihnen: »Sie brauchen nicht wegzugehen: gebt ihr ihnen zu essen!« Da antworteten sie ihm: »Wir haben hier nichts weiter als fünf Brote und zwei Fische.« Er aber sagte: »Bringt sie mir hierher!« Er ließ dann die Volksscharen sich auf dem Rasen lagern, nahm die fünf Brote und die beiden Fische, blickte zum Himmel empor, sprach den Lobpreis (Gottes) und brach die Brote; hierauf gab er sie den Jüngern, die Jünger aber teilten sie dem Volke zu. Und sie aßen alle und wurden satt; dann sammelte man die Brocken, die übriggeblieben waren: zwölf Körbe voll. Die Zahl derer aber, die gegessen hatten, betrug etwa fünftausend Männer, ungerechnet die Frauen und die Kinder. 3. Rückfahrt der Jünger über den See bei Nacht; das Wandeln Jesu auf dem See; die Landung in Gennesaret (Mk 6,45-56; Joh 6,14-21)Und sogleich nötigte Jesus seine Jünger, ins Boot zu steigen und vor ihm nach dem jenseitigen Ufer hinüberzufahren, damit er inzwischen die Volksscharen entließe. Als er das getan hatte, stieg er für sich allein den Berg hinan, um zu beten; und als es Abend geworden war, befand er sich dort allein; das Boot aber war schon mitten auf dem SeeA.L.: viele Stadien weit vom Lande entfernt. und wurde von den Wellen hart bedrängt, denn der Wind stand ihnen entgegen. In der vierten Nachtwached.h. zwischen 3 bis 6 Uhr morgens. Die Römer teilten die Nacht (d.h. die Zeit von 6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens) in vier, die Juden in drei Nachtwachen. aber kam Jesus auf sie zu, indem er über den See dahinging. Als nun die Jünger ihn so auf dem See wandeln sahen, gerieten sie in Bestürzung, weil sie dachten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst laut auf. Doch Jesus redete sie sogleich mit den Worten an: »Seid getrost: ich bin es; fürchtet euch nicht!« Da antwortete ihm Petrus: »Herr, wenn du es bist, so laß mich über das Wasser zu dir kommen!« Er erwiderte: »So komm!« Da stieg Petrus aus dem Boot, ging über das Wasser hin und kam auf Jesus zu; doch als er den Sturmwind wahrnahm, wurde ihm angst, und als er unterzusinken begann, rief er laut: »Herr, hilf mir!« Sogleich streckte Jesus die Hand aus, faßte ihn und sagte zu ihm: »Du Kleingläubiger! Warum hast du gezweifelt?« Als sie dann in das Boot gestiegen waren, legte sich der Wind. Die Männer im Boot aber warfen sich vor ihm nieder und sagten: »Du bist wahrhaftig Gottes Sohn!« Der Volkszusammenlauf und die Krankenheilungen in Gennesaret (Mk 6,53-56)Nachdem sie dann (über den See) hinübergefahren waren, kamen sie ans Land nach Gennesaret. Sobald die Bewohner dieses Ortes ihn erkannt hatten, schickten sie Boten in die ganze dortige Umgegend, und man brachte alle Kranken zu ihm, und (diese) baten ihn, nur die Quaste seines Rockes anfassen zu dürfen, und alle, die sie anfaßten, wurden völlig geheilt. 4. Jesu Streit mit den Gegnern um das Händewaschen; seine Warnung vor Menschensatzungen und Kennzeichnung der wahren Unreinheit (Mk 7,1-23)Damals kamen Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem zu Jesus und fragten ihn: »Warum übertreten deine Jünger die Satzungen, welche uns die Alten überliefert haben? Sie waschen sich ja die Hände nicht, wenn sie Brot essen wollen.« Da antwortete er ihnen mit den Worten: »Warum übertretet auch ihr das Gebot Gottes euren überlieferten Satzungen zuliebe? Gott hat doch geboten: ›Ehre deinen Vater und deine Mutter‹ und: ›Wer Vater oder Mutter flucht, soll des Todes sterben!‹ Ihr aber sagt: ›Wer zum Vater oder zur Mutter sagt: Ich will Gott als Opfergabe (für den Tempelschatz) das weihen, was du sonst als Unterstützung von mir empfangen hättest, – der braucht seinen Vater oder seine Mutter nicht weiter zu ehren.‹ Damit habt ihr das Wort Gottes euren überlieferten Satzungen zulieb außer Kraft gesetzt! Ihr Heuchler! Treffend hat Jesaja von euch geweissagt mit den Worten: ›Dieses Volk ehrt mich nur mit den Lippen, ihr Herz aber ist weit entfernt von mir; doch vergeblich verehren sie mich, weil sie Menschensatzungen als Lehren vortragen.‹« Nachdem er dann die Volksmenge herbeigerufen hatte, sagte er zu ihnen: »Hört zu und sucht es zu verstehen! Nicht das, was in den Mund hineingeht, verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Munde herauskommt, das macht den Menschen unrein.« Hierauf traten die Jünger an ihn heran und sagten zu ihm: »Weißt du, daß die Pharisäer an dem Wort, das sie von dir haben hören müssen, Anstoß genommen haben?« Er aber antwortete: »Jede Pflanze, die nicht mein himmlischer Vater gepflanzt hat, wird mit der Wurzel ausgerissen werden. Laßt sie nur: sie sind blinde Blindenführer! Wenn aber ein Blinder einem anderen Blinden Wegführer ist, werden beide in die Grube fallen.« Da nahm Petrus das Wort und sagte zu ihm: »Erkläre uns das Gleichnis (von vorhin)!« Da antwortete er: »Seid auch ihr immer noch ohne Verständnis? Begreift ihr nicht, daß alles, was in den Mund hineingeht, in den Leib gelangt und auf dem natürlichen Wege wieder ausgeschieden wird? Was dagegen aus dem Munde herauskommt, geht aus dem Herzen hervor, und das ist es, was den Menschen verunreinigt. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken hervor: Mordtaten, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, Verleumdungen und Lästerungen. Das sind die Dinge, die den Menschen verunreinigen; dagegen das Essen mit ungewaschenen Händen macht den Menschen nicht unrein.« 5. Jesus und die kanaanäische Frau im Gebiet von Tyrus und Sidon (Mk 7,24-30)Jesus ging dann von dort weg und zog sich in die Gegend von Tyrus und Sidon zurück. Da kam eine kanaanäische Frau aus jenem Gebiet her und rief ihn laut an: »Erbarme dich meiner, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem bösen Geist schlimm geplagt!« Er antwortete ihr aber kein Wort. Da traten seine Jünger zu ihm und baten ihn: »Fertige sie doch ab!A.Ü.: willfahre ihr doch! Sie schreit ja hinter uns her!« Er aber antwortete: »Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.« Sie aber kam, warf sich vor ihm nieder und bat: »Herr, hilf mir!« Doch er erwiderte: »Es ist nicht recht, den Kindern das Brot zu nehmen und es den Hündlein hinzuwerfen.« Darauf sagte sie: »O doch, Herr! Die Hündlein bekommen ja auch von den Brocken zu essen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.« Da antwortete ihr Jesus: »O Frau, dein Glaube ist groß; dir geschehe, wie du es wünschest!« Und ihre Tochter wurde von dieser Stunde an gesund. 6. Heiltätigkeit Jesu in Galiläa am Ostufer des Sees; Speisung der Viertausend (Mk 7,31-8,10)Jesus ging dann von dort wieder weg und kam an den Galiläischen See, und als er den Berg hinangestiegen war, setzte er sich dort nieder. Da kamen große Scharen Volks zu ihm; sie brachten Lahme, Blinde, Krüppel, Stumme und viele andere Kranke mit sich, die sie ihm vor die Füße legten; und er heilte sie, so daß die Volksmenge sich verwunderte, als sie sah, daß Stumme redeten, Krüppel gesund wurden, Lahme einhergehen konnten und Blinde sehend wurden; und sie priesen den Gott Israels. Jesus aber rief seine Jünger zu sich und sagte: »Mich jammert des Volks, denn sie halten nun schon drei Tage bei mir aus, ohne daß sie etwas zu essen haben, und ich mag sie nicht von mir lassen, ehe sie gegessen haben: sie würden sonst unterwegs verschmachten.« Da erwiderten ihm die Jünger: »Woher sollen wir hier in der Einöde so viele Brote nehmen, daß wir eine solche Volksmenge sättigen könnten?« Doch Jesus fragte sie: »Wie viele Brote habt ihr?« Sie antworteten: »Sieben und ein paar kleine Fische.« Da gebot er dem Volke, sich auf dem Erdboden zu lagern, nahm dann die sieben Brote und die Fische, sprach den Lobpreis (Gottes), brach die Brote und gab sie seinen Jüngern, die Jünger aber teilten sie an die Volksmenge aus. Und sie aßen alle und wurden satt; dann hob man die übriggebliebenen Brote (vom Boden) auf: sieben Körbe voll; die Zahl derer aber, die gegessen hatten, betrug etwa viertausend Männer, ungerechnet die Frauen und Kinder. Er ließ dann die Volksmenge gehen, stieg ins Boot und kam in die Gegend von MagadanDie Lage dieses Ortes am Galiläischen See ist unbekannt (vgl. Mk 8,10); A.L.: Magdala.. 7. Abweisung der Zeichenforderung der Gegner und Warnung vor dem Sauerteig der Pharisäer (Mk 8,11-21; Lk 11,16.29-32; 12,1.54-56; vgl. Mt 12,38-42)Da traten die Pharisäer und Sadduzäer zu ihm heran, um ihn auf die Probe zu stellen, und sprachen den Wunsch gegen ihn aus, er möchte sie ein Wunderzeichen vom Himmel her sehen lassen. Er aber antwortete ihnen: »Am Abend sagt ihr: ›Es gibt schönes Wetter, denn der Himmel ist rot‹; und frühmorgens: ›Heute gibt es Regenwetter, denn der Himmel ist rot und trübe.‹ Das Aussehen des Himmels versteht ihr zu beurteilen, die Wahrzeichen der Zeit aber nicht. Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht verlangt ein Zeichen; doch es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als nur das Zeichen des (Propheten) Jona.« Mit diesen Worten ließ er sie stehen und ging weg. Als die Jünger dann an das jenseitige Ufer des Sees kamen, hatten sie vergessen, Brote mitzunehmen. Da sagte Jesus zu ihnen: »Gebt acht und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!« Sie erwogen nun im Gespräch untereinander: »(Das sagt er deshalb,) weil wir keine Brote mitgenommen haben.« Als Jesus das merkte, sagte er: »Ihr Kleingläubigen! Was macht ihr euch Gedanken darüber, daß ihr keine Brote (mitgenommen) habt? Besitzt ihr immer noch kein Verständnis, und denkt ihr nicht an die fünf Brote für die Fünftausend und wie viele Körbe voll ihr noch gesammelt habt? Auch nicht an die sieben Brote für die Viertausend und wie viele Körbchen voll ihr noch aufgelesen habt? Wie könnt ihr nur nicht begreifen, daß ich nicht von Broten zu euch geredet habe! Hütet euch aber vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!« Nun verstanden sie, daß er nicht hatte sagen wollen, sie sollten sich vor dem bei Broten verwendeten Sauerteig hüten, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer. VI. Vorbereitung der Jünger auf Jesu Leiden; Aufbruch nach Jerusalem (16,13-20,28)1. Das Messiasbekenntnis des Petrus bei Cäsarea Philippi; Berufung des Petrus zum Gründer und Leiter der Gemeinde (Mk 8,27-30; Lk 9,18-21; Joh 6,66-71)Als Jesus dann in die Gegend von Cäsarea Philippi gekommen war, fragte er seine Jünger: »Für wen halten die Leute den Menschensohn?« Sie antworteten: »Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elia, noch andere für Jeremia oder sonst einen von den Propheten.« Da fragte er sie weiter: »Ihr aber – für wen haltet ihr mich?« Simon Petrus gab ihm zur Antwort: »Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!« Da gab Jesus ihm zur Antwort: »Selig bist du (zu preisen), Simon, Sohn des Jona, denn nicht Fleisch und Blut haben dir das geoffenbart, sondern mein Vater droben im Himmel. Und nun sage auch ich dir: Du bist Petrus (Fels, d.h. Felsenmann), und auf diesem Felsen will ich meine Gemeinde erbauen, und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen.A.Ü.: und die Tore der Unterwelt sollen nicht stärker (oder: fester gegründet) sein als sie. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreiches geben, und was du auf der Erde bindest, das soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf der Erde lösest, das soll auch im Himmel gelöst sein!«Binden und lösen bedeutet bald »für verboten oder für erlaubt erklären«, bald »Sünden behalten (= für unvergeben erklären) oder vergeben«. Hierauf gab er den Jüngern die strenge Weisung, sie sollten es niemand sagen, daß er Christus sei. 2. Erste Leidensankündigung (Mk 8,31-33; Lk 9,22)Von da an begann Jesus seine Jünger darauf hinzuweisen, daß er nach Jerusalem gehen und von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten vieles leiden müsse, und daß er getötet und am dritten Tage auferweckt werden müsse. Da nahm Petrus ihn beiseite und begann auf ihn einzureden mit den Worten: »Herr, das verhüte Gott! Nimmermehr darf dir das widerfahren!« Er aber wandte sich um und sagte zu Petrus: »Mir aus den Augen, Satan! (Tritt) hinter mich! Ein Fallstrick bist du für mich, denn deine Gedanken sind nicht auf Gott, sondern auf die Menschen gerichtet.«A.Ü.: du hegst nicht göttliche, sondern menschliche Gedanken. 3. Sprüche über die Leidensnachfolge der Jünger (Mk 8,34-9,1; Lk 9,23-27)Damals sagte Jesus zu seinen Jüngern: »Will jemand mein Nachfolger sein, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich: dann kann er mein Nachfolger sein. Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es finden. Denn was könnte es einem Menschen helfen, wenn er die ganze Welt gewönne, aber sein Leben einbüßte? Oder was könnte ein Mensch als Gegenwert für sein Leben geben? Denn der Menschensohn wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln kommen und dann einem jeden nach seinem Tun vergelten. Wahrlich ich sage euch: Einige von denen, die hier stehen, werden den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn in seiner Königsherrschaft haben kommen sehen.« 4. Jesu Verklärung auf dem Berge und sein Gespräch mit den Jüngern beim Abstieg (die Eliafrage) (Mk 9,2-13; Lk 9,28-36)Sechs Tage später nahm Jesus den Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes mit sich und führte sie abseits auf einen hohen Berg. Da wurde er vor ihren Augen verwandelt: sein Antlitz leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden hellglänzend wie das Licht. Und siehe, es erschienen ihnen Mose und Elia und besprachen sich mit ihm. Da nahm Petrus das Wort und sagte zu Jesus: »Herr, hier sind wir gut aufgehoben!W.: es ist gut, daß wir hier sind. Willst du, so werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elia.« Während er noch redete, überschattete sie plötzlich eine lichte Wolke, und eine Stimme erscholl aus der Wolke, die sprach: »Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe: höret auf ihn!« Als die Jünger das vernahmen, warfen sie sich auf ihr Angesicht nieder und gerieten in große Furcht; doch Jesus trat herzu, faßte sie an und sagte: »Steht auf und fürchtet euch nicht!« Als sie aber ihre Augen aufschlugen, sahen sie niemand mehr als Jesus allein. Als sie dann von dem Berge hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: »Erzählt niemand etwas von der Erscheinung, die ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferweckt worden ist.« Da fragten ihn die Jünger: »Wie können denn die Schriftgelehrten behaupten, Elia müsse zuerst kommen?« Er gab ihnen zur Antwort: »Elia kommt allerdings und wird alles wieder in den rechten Stand bringen. Ich sage euch aber: Elia ist bereits gekommen, doch sie haben ihn nicht erkannt, sondern sind mit ihm verfahren, wie es ihnen beliebte. Ebenso wird auch der Menschensohn durch sie zu leiden haben.« Da verstanden die Jünger, daß er von Johannes dem Täufer zu ihnen gesprochen hatte. 5. Heilung eines fallsüchtigen Knaben; Belehrung über den Mißerfolg der Jünger (Mk 9,14-29; Lk 9,37-43)Als sie dann zu der Volksmenge zurückgekommen waren, trat ein Mann an ihn heran, warf sich vor ihm auf die Knie nieder und sagte: »Herr, erbarme dich meines Sohnes! Er ist fallsüchtig und hat schwer zu leiden; denn oft fällt er ins Feuer und oft auch ins Wasser. Ich habe ihn schon zu deinen Jüngern gebracht, doch sie haben ihn nicht heilen können.« Da antwortete Jesus: »O ihr ungläubige und verkehrte Art von Menschen! Wie lange soll ich noch bei euch sein, wie lange es noch mit euch aushalten? Bringt ihn mir hierher!« Jesus bedrohte alsdann den bösen Geist: da fuhr er von dem Knaben aus, so daß dieser von Stund an gesund war. Hierauf traten die Jünger zu Jesus, als sie mit ihm allein waren, und fragten: »Warum haben wir den Geist nicht austreiben können?« Er antwortete ihnen: »Wegen eures Kleinglaubens! Denn wahrlich ich sage euch: Wenn ihr Glauben wie ein Senfkorn habt und diesem Berge gebietet: ›Rücke von hier weg dorthin!‹, so wird er hinwegrücken, und nichts wird euch unmöglich sein. [Diese Art (von bösen Geistern) aber läßt sich nur durch Gebet und Fasten austreiben.]«Der eingeklammerte Vers fehlt in den besseren Handschriften (vgl. Mk 9,29). 6. Zweite Leidensankündigung in Galiläa (Mk 9,30-32; Lk 9,43-45)Während sie dann in Galiläa umherwanderten, sagte Jesus zu ihnen: »Der Menschensohn wird in die Hände der Menschen überliefert werden; sie werden ihn töten, und am dritten Tage wird er auferweckt werden.« Da wurden sie tief betrübt. 7. Die Tempelsteuer und ihre wunderbare Entrichtung in KapernaumAls sie dann nach Kapernaum zurückgekehrt waren, traten die Einsammler der TempelsteuerEig.: der Doppeldrachmen. Jeder 20 Jahre alte Israelit mußte jährlich eine Kopfsteuer von einer Doppeldrachme (s. Anhang, Maße) an den Tempel zahlen. an Petrus heran und fragten ihn: »Entrichtet euer Meister die Doppeldrachme nicht?« Er antwortete: »Doch!« Als er dann ins Haus trat, kam ihm Jesus mit der Frage zuvor: »Was meinst du, Simon? Von wem lassen sich die Könige der Erde Zölle oder Steuern zahlen: von ihren Söhnen oder von Fremden?« Als jener nun antwortete: »Von den Fremden«, sagte Jesus zu ihm: »So sind die Söhne steuerfrei. Damit wir aber keinen Anstoß bei ihnen erregen, so geh an den See, wirf die Angel aus, und den ersten Fisch, den du heraufziehst, den nimm und öffne ihm das Maul; dann wirst du ein Silberstückeinen Stater, ein Vierdrachmenstück; s. Anhang, Maße. finden; das nimm und gib es ihnen (als Abgabe) für mich und dich.« 8. Gespräche mit den Jüngern; Weisungen für den Jüngerkreis (Mk 9,33-50; Lk 9,46-50; 17,1-4)a) Rangstreit der Jünger; Jesu Mahnung zur Demut (Mk 9,33-37; 9,46-48)In jener Stunde traten die Jünger zu Jesus mit der Frage: »Wer ist denn der Größte im Himmelreich?« Da rief er ein Kind herbei, stellte es mitten unter sie und sagte: »Wahrlich ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, so werdet ihr nimmermehr ins Himmelreich eingehen. Wer sich demnach so erniedrigt wie dieses Kind hier, der ist der Größte im Himmelreich; und wer ein einziges solches Kind auf meinen Namen hin aufnimmt, der nimmt mich auf.« b) Jesu Sorge für die Kleinen und Schwachen; Warnung vor Verführern zum Bösen (Mk 9,42-48; Lk 17,1-2)»Wer aber einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, ärgert,W.: wer für einen … zum Anstoß wird, d.h. ihn zum Unglauben oder zur Sünde verleitet; vgl. Joh 16,9. für den wäre es das beste, daß ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er ins Meer versenkt würde, wo es am tiefsten ist. Wehe der Welt um der Ärgernisse willen! Wohl müssen die Verführungen kommen; doch wehe dem Menschen, durch den das Ärgernis kommt! Wenn nun deine Hand oder dein Fuß dich ärgert, so haue sie ab und wirf sie von dir! Es ist besser für dich, verstümmelt oder lahm ins Leben einzugehen, als daß du beide Hände oder beide Füße hast und in das ewige Feuer geworfen wirst. Und wenn dein Auge dich ärgert, so reiße es aus und wirf es von dir! Es ist besser für dich, einäugig ins Leben einzugehen, als daß du beide Augen hast und ins Feuer der Hölle geworfen wirst. Sehet zu, daß ihr keinen von diesen Kleinen geringschätzt! Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel schauen allezeit das Angesicht meines himmlischen Vaters. [Denn der Menschensohn ist gekommen, das Verlorene zu retten.]«V.11 fehlt in den besten Handschriften und ist aus Lk 19,10 herübergenommen. c) Das Gleichnis vom verlorenen Schaf (Lk 15,1-7)»Was meint ihr wohl? Wenn jemand hundert Schafe besitzt und eins von ihnen sich verirrt: wird er da nicht die neunundneunzig auf den Bergen zurücklassen und hingehen, um das verirrte zu suchen? Und wenn es ihm gelingt, es zu finden, wahrlich ich sage euch: Er freut sich über dieses (eine) mehr als über die neunundneunzig, die sich nicht verirrt hatten. Ebenso ist es auch der Wille eures himmlischen Vaters, daß keiner von diesen Kleinen verlorengehen soll.« d) Vom Verhalten gegen den sündigenden Bruder; über die Wirkung des Urteils und des Gebets der Gemeinde (Lk 17,3-4)»Wenn dein Bruder sich verfehlt, so gehe hin und halte es ihm unter vier Augen vor. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen; hört er aber nicht, so nimm noch einen oder zwei (Brüder) mit dir, damit jede Sache auf Grund der Aussagen von zwei oder drei Zeugen festgestellt wird. Will er auf diese (Brüder) nicht hören, so teile es der Gemeinde mit; will er auch auf die Gemeinde nicht hören, so gelte er dir wie ein Heide und ein Zöllner. – Wahrlich ich sage euch: Alles, was ihr auf der Erde bindet, wird auch im Himmel gebunden sein; und was ihr auf der Erde löst, wird auch im Himmel gelöst sein. – Weiter sage ich euch: Wenn zwei von euch auf Erden eins werden, um irgend etwas zu bitten, so wird es ihnen von meinem himmlischen Vater zuteil werden; denn wo zwei oder drei auf meinen Namen hin versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.« e) Von der Versöhnlichkeit und der Vergebung; das Gleichnis vom SchalksknechtHierauf trat Petrus an ihn heran und fragte ihn: »Herr, wie oft muß ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich vergeht?W.: wie oft darf mein Bruder sündigen (oder: Unrecht tun), daß ich ihm zu vergeben habe? Bis zu siebenmal?« Da antwortete ihm Jesus: »Ich sage dir: Nicht bis zu siebenmal, sondern bis siebenzigmal siebenmal. Darum ist das Himmelreich einem Könige vergleichbar, der mit seinen Knechten abrechnen wollte. Als er nun mit der Abrechnung begann, wurde ihm einer vorgeführt, der ihm zehntausend TalenteTalent als Geldwert s. Anhang, Maße. schuldig war. Weil er nun diese Schuld nicht bezahlen konnte, befahl der Herr, man solle ihn samt Weib und Kindern und seinem gesamten Besitz verkaufen und so Ersatz schaffen. Da warf sich der Knecht vor ihm zur Erde nieder und bat ihn mit den Worten: ›Habe Geduld mit mir: ich will dir alles bezahlen.‹ Da hatte der Herr Erbarmen mit diesem Knecht; er gab ihn frei, und die Schuld erließ er ihm auch. Als aber dieser Knecht (aus dem Hause des Herrn) hinausgegangen war, traf er einen seiner Mitknechte, der ihm hundert Denare1 Denar = der 3000. Teil eines Talents. schuldig war; den ergriff er, packte ihn an der Kehle und sagte zu ihm: ›Bezahle, wenn du etwas schuldig bist!‹ Da warf sich sein Mitknecht vor ihm nieder und bat ihn mit den Worten: ›Habe Geduld mit mir: ich will dir’s bezahlen!‹ Er wollte aber nicht, sondern ging hin und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt hätte. Als nun seine Mitknechte sahen, was da vorgegangen war, wurden sie sehr ungehalten; sie gingen hin und berichteten ihrem Herrn den ganzen Vorfall. Da ließ sein Herr ihn vor sich rufen und sagte zu ihm: ›Du böser Knecht! Jene ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich darum batest; hättest du da nicht auch Erbarmen mit deinem Mitknecht haben müssen, wie ich Erbarmen mit dir gehabt habe?‹ Und voller Zorn übergab sein Herr ihn den Folterknechten, bis er ihm seine ganze Schuld bezahlt hätte. Ebenso wird auch mein himmlischer Vater mit euch verfahren, wenn ihr nicht ein jeder seinem Bruder von Herzen vergebt.« 9. Aufbruch nach Jerusalem und Wanderung durch das Ostjordanland; Gespräche über die Ehe, über Ehescheidung und Verzicht auf die Ehe (Mk 10,1-12)Als Jesus nun diese Reden beendet hatte, brach er aus Galiläa auf und kam in das Gebiet von Judäa auf der anderen Seite des Jordans; eine große Volksmenge begleitete ihn, und er heilte sie dort. Da traten Pharisäer an ihn heran, die ihn auf die Probe stellen wollten, und legten ihm die Frage vor: »Darf man seine Frau aus jedem beliebigen Grunde entlassen?« Er gab ihnen zur Antwort: »Habt ihr nicht gelesen, daß der Schöpfer die Menschen von Anfang an als Mann und Weib geschaffen und gesagt hat: ›Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen, und die beiden werden ein Fleisch sein‹? Also sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was somit Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.« Sie entgegneten ihm: »Warum hat denn Mose geboten, der Frau einen Scheidebrief auszustellen und sie dann zu entlassen?« Er antwortete ihnen: »Mose hat euch (nur) mit Rücksicht auf eure Herzenshärte gestattet, eure Frauen zu entlassen; aber von Anfang an ist es nicht so gewesen. Ich sage euch aber: Wer sich von seiner Frau scheidet – außer wegen Unzucht – und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch [und wer eine Entlassene heiratet, begeht auch Ehebruch].« Da sagten die Jünger zu ihm: »Wenn es mit dem Rechtsverhältnis des Mannes gegenüber seiner Frau so steht, dann ist es nicht geraten, sich zu verheiraten.« Er aber antwortete ihnen: »Nicht alle fassen dieses Wort, sondern nur die, denen es gegeben ist. Es gibt nämlich zur Ehe Untüchtige,A.Ü.: Es gibt Geschlechtsfreie (oder: Geschlechtslose). die vom Mutterleibe her so geboren worden sind; und es gibt zur Ehe Untüchtige, die von Menschenhand zur Ehe untüchtig gemacht worden sind; und es gibt zur Ehe Untüchtige, die sich selbst um des Himmelreichs willen untüchtig gemacht haben. Wer es zu fassen vermag, der fasse es!« 10. Jesus segnet die Kinder (Mk 10,13-16; Lk 18,15-17)Hierauf brachte man kleine Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegen und (für sie) beten möchte; die Jünger aber verwiesen es in barscher Weise (denen, die sie brachten). Doch Jesus sagte: »Laßt die Kinder (in Frieden) und hindert sie nicht, zu mir zu kommen! Denn für ihresgleichen ist das Himmelreich bestimmt.« Dann legte er ihnen die Hände auf und wanderte von dort weiter. 11. Jesu Gespräch mit dem reichen Jüngling; die Gefahr des Reichtums (Mk 10,17-27; Lk 18,18-27)Da trat einer an ihn heran und fragte ihn: »Meister, was muß ich Gutes tun, um ewiges Leben zu erlangen?«Beachtenswert ist die hier in den Versen 16 und 17 von Mk (10,17-18) und Lk (18,18-19) abweichende Lesart. Er antwortete ihm: »Was fragst du mich über das Gute? (Nur) einer ist der Gute. Willst du aber ins Leben eingehen, so halte die Gebote.« »Welche?« entgegnete er. Jesus antwortete: »Diese: ›Du sollst nicht töten, nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht falsches Zeugnis ablegen, ehre deinen Vater und deine Mutter‹ und ›du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‹« Der Jüngling erwiderte ihm: »Dies alles habe ich beobachtetd.h. beachtet, befolgt .: was fehlt mir noch?« Jesus antwortete ihm: »Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe dein Hab und Gut und gib (den Erlös) den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!« Als der Jüngling das Wort gehört hatte, ging er betrübt weg; denn er besaß ein großes Vermögen. Jesus aber sagte zu seinen Jüngern: »Wahrlich ich sage euch: Für einen Reichen wird es schwer sein, ins Himmelreich einzugehen. Nochmals sage ich euch: Es ist leichter, daß ein KamelVermutlich ist zu lesen: »ein Seil« oder »ein Tau«. durch ein Nadelöhr hindurchgeht, als daß ein Reicher in das Reich Gottes eingeht.« Als die Jünger das hörten, wurden sie ganz bestürzt und sagten: »Ja, wer kann dann gerettet werden?« Jesus aber blickte sie an und sagte zu ihnen: »Bei den Menschen ist dies unmöglich, aber bei Gott ist alles möglich.« 12. Vom Lohn der Nachfolge Jesu und der Entsagung (Mk 10,28-31; Lk 18,28-30)Hierauf nahm Petrus das Wort und sagte zu ihm: »Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt: welcher Lohn wird uns also dafür zuteil werden?« Jesus antwortete ihnen: »Wahrlich ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Wiedergeburt, wenn der Menschensohn auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzt, gleichfalls auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten. Und jeder, der um meines Namens willen Brüder oder Schwestern, Vater oder Mutter, Weib oder Kinder, Äcker oder Häuser verlassen hat, wird vielmal Wertvolleres empfangen und ewiges Leben erben. Viele Erste aber werden Letzte sein und viele Letzte die Ersten.« 13. Gleichnis von den Arbeitern im Weinberge»Denn das Himmelreich ist einem menschlichen Hausherrn gleich, der frühmorgens ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. Nachdem er nun mit den Arbeitern einen Tagelohn von einem DenarSilbermünze, der übliche Tageslohn; s. Anhang, Maße. vereinbart hatte, schickte er sie in seinen Weinberg. Als er dann um die dritte Tagesstunde9 Uhr morgens. wieder ausging, sah er andere auf dem Marktplatz unbeschäftigt stehen und sagte zu ihnen: ›Geht auch ihr in meinen Weinberg, ich will euch geben, was recht ist‹; und sie gingen hin. Wiederum ging er um die sechste und um die neunte Stunde aus und machte es ebenso; und als er um die elfte Stunde wieder ausging, fand er noch andere dastehen und sagte zu ihnen: ›Was steht ihr hier den ganzen Tag müßig?‹ Sie antworteten ihm: ›Niemand hat uns in Arbeit genommen.‹ Da sagte er zu ihnen: ›Geht auch ihr noch in den Weinberg!‹ Als es dann Abend geworden war, sagte der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: ›Rufe die Arbeiter und zahle ihnen den Lohn aus! Fange bei den letzten an (und weiter so) bis zu den ersten!‹ Als nun die um die elfte Stunde Eingestellten kamen, erhielten sie jeder einen Denar. Als dann die Ersten (an die Reihe) kamen, dachten sie, sie würden mehr erhalten; doch sie erhielten gleichfalls jeder nur einen Denar. Als sie ihn empfangen hatten, murrten sie gegen den Hausherrn und sagten: ›Diese Letzten haben nur eine einzige Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt, die wir des (ganzen) Tages Last und Hitze getragen haben!‹ Er aber entgegnete einem von ihnen: ›Freund, ich tue dir nicht unrecht; bist du nicht um einen Denar mit mir eins geworden? Nimm dein Geld und gehe! Es gefällt mir nun einmal, diesem Letzten ebensoviel zu geben wie dir. Habe ich etwa nicht das Recht, mit dem, was mein ist, zu machen, was ich will? Oder siehst du neidisch dazu, daß ich wohlwollend bin?‹ Ebenso werden die Letzten Erste und die Ersten Letzte sein. [Denn viele sind berufen, aber wenige auserwählt.]«Späterer Zusatz, vgl. 22,14. 14. Aufbruch nach Jerusalem; dritte Leidensankündigung Jesu (Mk 10,32-34; Lk 18,31-34)Als nun Jesus vorhatte, nach Jerusalem hinaufzuziehen, nahm er die zwölf Jünger (vom Volk) gesondert zu sich und sagte unterwegs zu ihnen: »Seht, wir ziehen jetzt nach Jerusalem hinauf: dort wird der Menschensohn den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überantwortet werden; die werden ihn zum Tode verurteilen und ihn den Heiden zur Verspottung, zur Geißelung und zur Kreuzigung überliefern; und am dritten Tage wird er auferweckt werden.« 15. Ehrgeizige Bitte der Salome für ihre Söhne Jakobus und Johannes (Mk 10,35-40)Damals trat die Mutter der Söhne des Zebedäus mit ihren (beiden) Söhnen zu ihm, fiel vor ihm nieder und wollte ihn um etwas bitten. Er fragte sie: »Was wünschest du?« Sie antwortete ihm: »Bestimme, daß diese meine beiden Söhne dereinst in deinem Königreich einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken sitzen sollen.« Da antwortete Jesus: »Ihr wißt nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?« Sie antworteten ihm: »Ja, wir können es.« Er erwiderte ihnen: »Meinen Kelch werdet ihr zwar trinken (müssen), aber die Plätze zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu verleihen, sondern sie werden denen zuteil, für die sie von meinem Vater bestimmt sind.« 16. Von der Pflicht zu dienen um des Himmelreichs willen (Mk 10,41-45; Lk 22,24-27)Als die (übrigen) zehn Jünger das hörten, wurden sie über die beiden Brüder unwillig; Jesus aber rief sie zu sich und sagte: »Ihr wißt, daß die weltlichen Herrscher sich als Herren gegen ihre Völker benehmen und daß ihre Großen sie vergewaltigen. Bei euch aber darf es nicht so sein; wer unter euch als Großer dastehen möchte, der muß euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein möchte, der muß euer Knecht sein, wie ja auch der Menschensohn nicht gekommen ist, sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen und sein Leben als Lösegeld hinzugeben für viele.« VII. Jesu Einzug in Jerusalem und letztes Wirken (20,29-25,46)1. Heilung zweier Blinder bei Jericho (Mk 10,46-52; Lk 18,35-43)Als sie dann aus Jericho hinauszogen, folgte ihm eine große Volksmenge nach. Da saßen dort zwei Blinde am Wege; als diese hörten, daß Jesus vorüberziehe, riefen sie laut: »Herr, erbarme dich unser, Sohn Davids!« Die Volksmenge rief ihnen drohend zu, sie sollten still sein; sie aber schrien nur noch lauter: »Herr, erbarme dich unser, Sohn Davids!« Da blieb Jesus stehen, rief sie herbei und fragte sie: »Was wünscht ihr von mir?« Sie antworteten ihm: »Herr, daß unsere Augen aufgetan werden!« Da fühlte Jesus Mitleid mit ihnen; er berührte ihre Augen, und sogleich konnten sie sehen und schlossen sich ihm an. 2. Einzug Jesu in Jerusalem (Mk 11,1-10; Lk 19,28-38; Joh 12,12-19)Als sie sich dann Jerusalem näherten und nach Bethphage an den Ölberg gekommen waren, da sandte Jesus zwei von seinen Jüngern ab mit der Weisung: »Geht in das Dorf, das vor euch liegt! Ihr werdet dort sogleich (am Eingang) eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und bringt sie mir her! Und wenn euch jemand etwas sagen sollte, so antwortet ihm: ›Der Herr hat sie nötig, wird sie aber sofort zurückschicken.‹« Dies ist aber geschehen, damit das Wort des Propheten erfüllt werde, das da lautet: »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Füllen, dem Jungen des Lasttiers.« Als nun die Jünger hingegangen waren und den Auftrag Jesu ausgerichtet hatten, führten sie die Eselin mit dem Füllen herbei, legten ihre Mäntel auf sie, und er setzte sich darauf. Die überaus zahlreiche Volksmenge aber breitete ihre Mäntel auf den Weg aus, andere hieben Zweige von den Bäumen ab und streuten sie auf den Weg; und die Scharen, die im Zuge vor ihm her gingen und die, welche ihm nachfolgten, riefen laut: »HosiannaDieser Zuruf (aus Ps 118,25 entlehnt) bedeutet: »Rette (hilf) doch! Verleihe doch Heil!« dem Sohne Davids! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in den Himmelshöhen!« Als er dann in Jerusalem eingezogen war, geriet die ganze Stadt in Bewegung, und zwar fragte man: »Wer ist dieser?« Da sagte die Volksmenge: »Dies ist der Prophet Jesus aus Nazareth in Galiläa!« 3. Jesus im Tempel (Mk 11,15-19; Lk 19,45-48; vgl. Joh 2,14-17)a) Die TempelreinigungJesus ging dann in den Tempel Gottes, trieb alle hinaus, die im Tempel verkauften und kauften, warf die Tische der Geldwechsler und die Sitze der Taubenverkäufer um und sagte zu ihnen: »Es steht geschrieben: ›Mein Haus soll ein Bethaus heißen!‹ Ihr aber macht es zu einer ›Räuberhöhle‹!« b) Heilungen im Tempel und Huldigung der KinderEs kamen auch Blinde und Lahme im Tempel zu ihm, und er heilte sie. Als aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und (hörten) wie die Kinder im Tempel laut riefen: »HosiannaDieser Zuruf (aus Ps 118,25 entlehnt) bedeutet: »Rette (hilf) doch! Verleihe doch Heil!« dem Sohne Davids!«, wurden sie unwillig und sagten zu ihm: »Hörst du nicht, was diese hier rufen?« Da antwortete Jesus ihnen: »Jawohl! Habt ihr noch niemals (das Schriftwort) gelesen: ›Aus dem Munde von Unmündigen und Säuglingen hast du (dir) Lobpreis bereitet‹?« Mit diesen Worten ließ er sie stehen, ging aus der Stadt hinaus nach Bethanien und blieb über Nacht dort. 4. Die Verfluchung des unfruchtbaren Feigenbaums (Mk 11,12-14.20-26)Als er dann frühmorgens in die Stadt zurückkehrte, hungerte ihn, und als er einen einzelnen Feigenbaum am Wege stehen sah, ging er zu ihm hin, fand aber nichts anderes an ihm als Blätter. Da sagte er zu ihm: »Nie mehr soll noch Frucht von dir kommen in Ewigkeit!«, und der Feigenbaum verdorrte sofort. Als die Jünger das sahen, verwunderten sie sich und sagten: »Wie kommt es, daß der Feigenbaum sofort verdorrt ist?« Da antwortete ihnen Jesus: »Wahrlich ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt und keinen Zweifel hegt, so werdet ihr nicht nur das, was hier mit dem Feigenbaume geschehen ist, tun können, sondern auch, wenn ihr zu dem Berge hier sagtet: ›Hebe dich empor und stürze dich ins Meer!‹, so würde es geschehen; und alles, um was ihr im Gebet bittet, werdet ihr empfangen, wenn ihr Glauben habt.« 5. Die Frage des Hohen Rates nach Jesu Vollmacht (Mk 11,27-33; Lk 20,1-8)Als er dann in den Tempel gekommen war, traten die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes zu ihm, während er lehrte, und fragten ihn: »Auf Grund welcher Vollmacht trittst du in dieser Weise hier auf, und wer hat dir die Vollmacht dazu gegeben?« Jesus gab ihnen zur Antwort: »Auch ich will euch eine einzige Frage vorlegen; wenn ihr sie mir beantwortet, so will auch ich euch sagen, auf Grund welcher Vollmacht ich hier so auftrete: Woher stammte die Taufe des Johannes? Vom Himmel oder von den Menschen?« Da überlegten sie bei sich folgendermaßen: »Sagen wir: ›Vom Himmel‹, so wird er uns vorhalten: ›Warum habt ihr ihm dann keinen Glauben geschenkt?‹ Sagen wir aber: ›Von den Menschen‹, so haben wir das Volk zu fürchten; denn alle halten Johannes für einen Propheten.« So gaben sie denn Jesus zur Antwort: »Wir wissen es nicht.« Da antwortete auch er ihnen: »Dann sage auch ich euch nicht, auf Grund welcher Vollmacht ich hier so auftrete.« 6. Jesus redet zu den Führern des Volkes in Gleichnissena) Das Gleichnis von den zwei ungleichen Söhnen»Was meint ihr aber (über folgendes)? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging nun zu dem ersten und sagte: ›Mein Sohn, gehe hin und arbeite heute im Weinberge.‹ Der antwortete: ›Ja, Herr‹, ging aber nicht hin. Dann ging er zu dem zweiten und sagte zu ihm das gleiche. Der gab zur Antwort: ›Ich will nicht!‹ Später aber besann er sich eines Besseren und ging hin. Wer von den beiden hat nun den Willen des Vaters getan?« Sie antworteten: »Der zweite.« Da sagte Jesus zu ihnen: »Wahrlich ich sage euch: Die Zöllner und die Dirnen kommen vor euch in das Reich Gottes. Denn Johannes ist mit der Lehre von der GerechtigkeitW.: auf (oder: mit) dem Wege der Gerechtigkeit, d.h. indem er den Weg der Gerechtigkeit predigte (oder: Gerechtigkeit verkündigte und forderte). zu euch gekommen, und ihr habt ihm nicht geglaubt, während die Zöllner und die Dirnen ihm Glauben geschenkt haben. Ihr dagegen seid, obgleich ihr das sahet, auch hinterher nicht in euch gegangen, daß ihr ihm geglaubt hättet.« b) Das Gleichnis von den treulosen Weingärtnern (Mk 12,1-12; Lk 20,9-19)»Vernehmt noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Hausherr, der legte einen Weinberg an, umgab ihn mit einem Zaun, grub in ihm eine Kelter, baute einen Wachtturm, verpachtete ihn an Weingärtner und ging dann außer Landes. Als dann die Zeit der Früchte kam, sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern, damit sie die ihm zukommenden Früchte in Empfang nähmen. Da ergriffen die Weingärtner seine Knechte: den einen mißhandelten sie, den andern erschlugen sie, den dritten steinigten sie. Wiederum sandte er andere Knechte in noch größerer Zahl als die ersten, doch sie machten es mit ihnen ebenso. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen, weil er dachte: ›Sie werden sich doch vor meinem Sohne scheuen!‹ Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, sagten sie unter sich: ›Dieser ist der Erbe: kommt, wir wollen ihn töten, dann können wir sein Erbgut in Besitz nehmen!‹ So ergriffen sie ihn denn, stießen ihn zum Weinberg hinaus und schlugen ihn tot. Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt, was wird er mit diesen Weingärtnern machen?« Sie antworteten ihm: »Er wird die Elenden elendiglich umbringen und den Weinberg an andere Weingärtner verpachten, die ihm die Früchte zu rechter Zeit abliefern werden.« Jesus fuhr fort: »Habt ihr noch niemals in den (heiligen) Schriften das Wort gelesen: ›Der Stein, den die Bauleute verworfen hatten, der ist zum Eckstein geworden; durch den Herrn ist er das geworden, und ein Wunder ist er in unsern Augen‹? Deshalb sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch genommen und einem Volke gegeben werden, das dessen Früchte bringt. [Und wer auf diesen Stein fällt, wird zerschmettert werden;A.Ü.: Und wer über diesen Stein zu Fall kommt, der wird zerschmettert werden. auf wen aber (der Stein) fällt, den wird er zermalmen.]«Späterer Zusatz, vgl. Lk 20,18. Als die Hohenpriester und Pharisäer seine Gleichnisse hörten, merkten sie, daß er von ihnen redete; darum hätten sie ihn am liebsten festgenommen, fürchteten sich aber vor der Volksmenge, weil die ihn für einen Propheten hielt. c) Das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl (vgl. Lk 14,16-24)Und Jesus hob an und redete noch einmal in Gleichnissen zu ihnen folgendermaßen: »Das Himmelreich ist einem König vergleichbar, der seinem Sohne die Hochzeit ausrichten wollte. Er sandte also seine Knechte aus, um die geladenen Gäste zum Hochzeitsmahl zu bitten; doch sie wollten nicht kommen. Nochmals sandte er andere Knechte aus, denen er die Weisung gab: ›Sagt den Geladenen: Seht, mein Festmahl habe ich zugerichtet; meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, und alles ist bereit: kommt zum Hochzeitsmahl!‹ Die aber beachteten es nicht und gingen hin, der eine auf seinen Acker, der andere an sein Handelsgeschäft; die übrigen ergriffen seine Knechte, mißhandelten und töteten sie. Da wurde der König zornig; er entsandte seine Heere, ließ jene Mörder umbringen und ihre Stadt verbrennen. Hierauf sagte er zu seinen Knechten: ›Das Hochzeitsmahl ist zwar bereitet, aber die Geladenen waren unwürdig (daran teilzunehmen). Geht darum an die Straßenecken hinaus und ladet alle zum Hochzeitsmahl ein, soviele ihr antrefft!‹ So gingen denn jene Knechte auf die Straßen hinaus und brachten alle, die sie trafen, zusammen, Böse wie Gute, und der Hochzeitssaal füllte sich mit Gästen. Als aber der König hineinging, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er dort einen Mann, der kein Hochzeitsgewand angelegt hatte. Da sagte er zu ihm: ›Freund, wie hast du hierher kommen können, ohne ein Hochzeitsgewand anzuhaben?‹ Jener verstummte. Hierauf befahl der König seinen Dienern: ›FaßtA.L.: Bindet. ihn an Händen und Füßen und werft ihn hinaus in die Finsternis draußen! Dort wird lautes Weinen und Zähneknirschen sein.‹ Denn viele sind berufen, aber wenige auserwählt.« 7. Streitgespräche mit Pharisäern und Sadduzäerna) Die Steuerfrage der Pharisäer (oder: das Gespräch vom ›Zinsgroschen‹) (Mk 12,13-17; Lk 20,20-26)Hierauf gingen die Pharisäer hin und stellten eine Beratung an, wie sie ihn durch einen Ausspruch (wie in einer Schling e) fangen könnten. Sie sandten also ihre Jünger nebst den Anhängern des HerodesDie Anhänger des herodianischen Fürstenhauses waren zugleich Römerfreunde. zu ihm, die mußten sagen: »Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und den Weg Gottes mit Wahrhaftigkeit lehrst; auch nimmst du auf niemand Rücksicht, denn du siehst die Person der Menschen nicht an. So sage uns denn deine Meinung: ›Ist es recht, daß man dem Kaiser Steuer entrichtet, oder nicht?‹« Da Jesus nun ihre böse Absicht durchschaute, antwortete er: »Was versucht ihr mich, ihr Heuchler? Zeigt mir die Steuermünze!« Als sie ihm nun einen DenarRömische Silbermünze; s. Anhang, Maße. gereicht hatten, fragte er sie: »Wessen Bild und Aufschrift ist das hier?« Sie antworteten: »Des Kaisers.« Da sagte er zu ihnen: »So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser zusteht, und Gott, was Gott zusteht!« Als sie das hörten, verwunderten sie sich, ließen von ihm ab und entfernten sich. b) Die Sadduzäerfrage (über die Auferstehung der Toten) (Mk 12,18-27; Lk 20,27-40)An demselben Tage traten Sadduzäer an ihn heran, die da behaupten, es gebe keine Auferstehung, und fragten ihn: »Meister, Mose hat geboten: ›Wenn jemand kinderlos stirbt, so soll sein Bruder (als Schwager) dessen Frau heiraten und für seinen Bruder das Geschlecht fortpflanzen.‹W.: seinem Bruder Samen (= Nachkommenschaft) erwecken. Nun lebten sieben Brüder bei uns; der erste, der sich verheiratet hatte, starb und hinterließ, weil er keine Kinder hatte, seine Frau seinem Bruder; ebenso auch der zweite und der dritte, schließlich alle sieben; zuletzt nach allen starb auch die Frau. Wem von den Sieben wird sie nun in der Auferstehung als Frau angehören? Alle haben sie ja zur Frau gehabt.« Jesus antwortete ihnen: »Ihr seid im Irrtum, weil ihr weder die (heiligen) Schriften noch die Kraft Gottes kennt. Denn in der Auferstehung heiraten sie weder, noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie Engel im Himmel. Was aber die Auferstehung der Toten betrifft: habt ihr nicht gelesen, was euch darüber von Gott gesagt worden ist, wenn er spricht: ›Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs‹? Gott ist doch nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden.« Als die Volksmenge das hörte, staunte sie über seine Lehre. c) Die Frage eines Gesetzeskundigen nach dem vornehmsten Gebot (Mk 12,28-34; vgl. Lk 10,25-28)Als aber die Pharisäer vernahmen, daß er die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, versammelten sie sich (um ihn); und einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, versuchte ihn mit der Frage: »Meister, was ist ein Hauptgebot im Gesetz?«A.Ü.: Welches ist das große (oder: größte) Gebot im Gesetz? Er antwortete ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken. Dies ist das Hauptgebot, das obenan steht. Ein zweites aber steht ihm gleich: ›Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!‹ In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.« d) Die Gegenfrage Jesu nach dem Messias als dem Sohne Davids (Mk 12,35-37; Lk 20,41-44)Da aber die Pharisäer beisammen waren, legte Jesus ihnen die Frage vor: »Wie denkt ihr über Christus? Wessen Sohn ist er?« Sie antworteten ihm: »Er ist Davids Sohn.« Da erwiderte Jesus ihnen: »Wie kann ihn dann aber David im Geist ›Herr‹ nennen, indem er sagt: ›Der Herr hat zu meinem Herrn gesagt: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege zum Schemel deiner Füße‹? Wenn David ihn also ›Herr‹ nennt, wie kann er da sein Sohn sein?« Und niemand konnte ihm hierauf eine Antwort geben; auch wagte von diesem Tage an niemand mehr, ihm eine Frage vorzulegen. 8. Die große Strafrede Jesu gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer (Mk 12,38-40; Lk 20,45-47; 11,37-52)Damals richtete Jesus an das Volk und an seine Jünger folgende Worte: a) Eingang der Rede: Rüge des verwerflichen Verhaltens der geistlichen Führer des Volks in ihrer hohen Stellung»Auf den Lehrstuhl Moses haben sich die Schriftgelehrten und die Pharisäer gesetzt. Alles nun, was sie euch sagen, das tut und befolgt, aber nach ihren Werken richtet euch nicht; denn sie sagen es nur, tun es aber nicht. Sie binden schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, sie selbst aber wollen sie mit keinem Finger anrühren. Alle ihre Werke tun sie in der Absicht, von den Leuten gesehen zu werden; denn sie machen ihre GebetsriemenLederne Bänder mit Kapseln, in denen vier Pergamentstreifen lagen, die mit den Stellen 2.Mose 13,3-10.11-16; 5.Mose 6,4-9; 11,13-21 beschrieben waren; diese Kapseln wurden beim Gebet auf der Stirn und am linken Arm getragen. breit und ihre Mantelquasten lang; sie lieben den ersten Platz bei den Gastmählern und die Ehrensitze in den Synagogen; sie wollen auf den Märkten gegrüßt sein und lassen sich von den Leuten gern ›Rabbi‹ nennen. Ihr aber sollt euch nicht ›Meister‹ nennen lassen; denn einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. Und niemand auf Erden sollt ihr euren ›Vater‹ nennen; denn einer ist euer Vater, der im Himmel. Auch ›Lehrer‹ sollt ihr euch nicht nennen lassen; denn einer ist euer Lehrer, nämlich Christus. Der Größte unter euch soll euer Diener sein. Wer sich aber selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.« b) Die sieben Weherufe über die Schriftgelehrten und Pharisäer (vgl. Lk 11,39-52)»Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr verschließt das Himmelreich vor den Menschen. Ihr selbst geht ja nicht hinein, laßt aber auch die nicht hinein, welche hineingehen wollen. [Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr bringt die Häuser der Witwen gierig an euch und verrichtet zum Schein lange Gebete. Darum werdet ihr ein um so strengeres Gericht erfahren.]Späterer Zusatz, vgl. Mk 12,40; Lk 20,47 . Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr durchreist Land und Meer, um einen einzigen GlaubensgenossenGriech.: einen Proselyten, d.h. einen zum Judentum übergetretenen Heiden, einen Judengenossen, Neugläubigen. zu gewinnen; und wenn er es geworden ist, macht ihr aus ihm ein Kind der Hölle, das doppelt so schlimm ist als ihr selbst. Wehe euch, ihr blinden Führer, die ihr sagt: ›Wenn einer beim Tempel schwört, so hat das nichts zu bedeuten; wer aber beim Gold des Tempels schwört, der ist gebunden.‹ Ihr Toren und Blinde! Was steht denn höher: das Gold oder der Tempel, der das Gold erst heilig gemacht hat? Ferner (sagt ihr): ›Wenn einer beim Altar schwört, so hat das nichts zu bedeuten; wer aber bei der Opfergabe schwört, die auf dem Altar liegt, der ist gebunden.‹ Ihr Blinden! Was steht denn höher, die Opfergabe oder der Altar, der die Gabe erst heilig macht? Wer also beim Altar schwört, der schwört bei ihm und bei allem, was auf ihm liegt; und wer beim Tempel schwört, der schwört bei ihm und bei dem, der in ihm wohnt; und wer beim Himmel schwört, der schwört bei Gottes Thron und bei dem, der auf ihm sitzt. Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr entrichtet den Zehnten von Minze, von Anis und Kümmel, laßt aber das Schwierigere im Gesetz außer acht, nämlich das Gericht, die Barmherzigkeit und die Treue. Diese sollte man üben und jenes nicht außer acht lassen. Ihr blinden Führer, die ihr die Mücke seihet, aber das Kamel hinuntertrinkt! Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr haltet die Außenseite des Bechers und der Schüssel rein, inwendig aber sind sie gefüllt mit Raub und Unmäßigkeit. Du blinder Pharisäer! Mache zuerst das rein, was den Inhalt des Bechers bildet, dann wird auch seine Außenseite rein werden (können). Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr gleicht frischgetünchten Gräbern, die von außen schön aussehen, im Innern aber voll von Totengebeinen und lauter Verwesung sind. Ebenso zeigt auch ihr euch den Menschen von außen gerecht, inwendig aber seid ihr voll von Heuchelei und Gesetzlosigkeit. Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr baut die Grabstätten der Propheten aus und schmückt die Grabdenkmäler der Gerechten und sagt: ›Hätten wir zur Zeit unserer Väter gelebt, wir hätten uns nicht mit ihnen am Blut der Propheten schuldig gemacht!‹ Damit stellt ihr euch selbst das Zeugnis aus, daß ihr die Söhne der Prophetenmörder seid. So macht denn ihr das Maß (der Schuld) eurer Väter voll! Ihr Schlangen, ihr Otternbrut! Wie wollt ihr dem Strafgericht der Hölle entrinnen?!« c) Schluß der Strafredea) Drohung gegen das seinem Heil widerstrebende, blutbefleckte Volk»Deshalb seht: ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; von diesen werdet ihr die einen töten und kreuzigen, die anderen in euren Synagogen geißeln und von Stadt zu Stadt verfolgen, damit über euch alles gerechte Blut komme, das auf der Erde vergossen worden ist, vom Blut des gerechten Abel an bis zum Blut Sacharjas, des Sohnes Berechjas, den ihr zwischen dem Tempelhause und dem Brandopferaltar ermordet habt. Wahrlich ich sage euch: (Die Strafe für) dies alles wird über dieses Geschlecht kommen!« b) Jesu Abkehr von der Stadt Jerusalem und Ankündigung seiner Wiederkehr (Lk 13,34-35)»Jerusalem, Jerusalem, das du die Propheten tötest und die zu dir Gesandten steinigst! Wie oft habe ich deine Kinder um mich sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt; doch ihr habt nicht gewollt. Nunmehr wird euer Haus euch verödet überlassen; denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht (mehr) sehen, bis ihr (einst bei meiner Wiederkunft) ausruft: ›Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!‹« 9. Die Ölbergrede Jesu an seine Jünger von der Zerstörung des Tempels, vom Ende dieser Weltzeit, von seiner Wiederkunft und vom Gericht über die Völker (Kap. 24-25) (Mk 13; Lk 21,5-36)a) Einleitung: Anlaß der Rede (mit Ankündigung der Zerstörung des Tempels) (Mk 13,1-4; Lk 21,5-6)Jesus verließ dann den Tempel und wollte weitergehen; da traten seine Jünger zu ihm heran, um ihn auf den Prachtbau des Tempels aufmerksam zu machen. Er aber antwortete ihnen mit den Worten: »Ja, jetzt seht ihr dies alles noch. Wahrlich ich sage euch: Es wird hier kein Stein auf dem andern bleiben, der nicht niedergerissen wird!«Die Zerstörung Jerusalems und des Tempels ist am 10. (?) August des Jahres 70 n.Chr. erfolgt. Als er sich dann auf dem Ölberg niedergesetzt hatte, traten die Jünger, als sie für sich allein waren, an ihn mit der Bitte heran: »Sage uns doch: wann wird dies geschehen? Und welches ist das Zeichen deiner Ankunft und der Vollendung der Weltzeit?« b) Das Ende dieser Weltzeita) Die ersten Vorzeichen (Mk 13,5-9a; Lk 21,8-11)Jesus antwortete ihnen: »Sehet euch vor, daß niemand euch irreführe! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und behaupten: ›Ich bin der (wiederkehrende) Christus‹, und werden viele irreführen. Ihr werdet ferner von Kriegen und Kriegsgerüchten hören: gebt acht, laßt euch dadurch nicht erschrecken! Denn das muß so kommen, ist aber noch nicht das Ende. Denn ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere; auch Hungersnöte werden eintreten und Erdbeben hier und da stattfinden; dies alles ist aber erst der Anfang der Wehen.« b) Die Jüngerverfolgungen (Mk 13,9b-13; Lk 21,12-19)»Hierauf wird man schwere Drangsale über euch bringen und euch töten, und ihr werdet allen Völkern um meines Namens willen verhaßt sein. Alsdann werden viele Anstoß nehmen und sich einander ausliefern und einander hassen. Auch falsche Propheten werden in großer Zahl auftreten und viele irreführen; und weil die Gesetzlosigkeit überhand nimmt, wird die Liebe in den meisten erkalten; wer jedoch bis ans Ende ausharrt, der wird gerettet werden. Und diese Heilsbotschaft vom Reich wird auf dem ganzen Erdkreis allen Völkern zum Zeugnis gepredigt werden, und dann wird das Ende kommen.« c) Der Höhepunkt der Drangsal in Judäa (Mk 13,14-20; Lk 21,20-24)»Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung, der vom Propheten Daniel angesagt worden ist, an heiliger Stätte stehen seht – der Leser merke auf! –, dann sollen die (Gläubigen), die in Judäa sind, ins Gebirge fliehen! Wer sich alsdann auf dem Dache befindet, steige nicht erst noch hinab (ins Haus), um seine Habseligkeiten aus dem Hause zu holen; und wer auf dem Felde weilt, kehre nicht zurück, um sich noch seinen Mantel zu holen. Wehe aber den Frauen, die guter Hoffnung sind, und denen, die ein Kind in jenen Tagen zu nähren haben! Betet nur, daß eure Flucht nicht in den Winter oder auf den Sabbat falle! Denn es wird alsdann eine schlimme Drangsalszeit eintreten, wie noch keine seit Anfang der Welt bis jetzt dagewesen ist und wie auch keine wieder kommen wird; und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden.« d) Weissagung der falschen Propheten (Mk 13,21-23)»Wenn dann jemand zu euch sagt: ›Seht, hier ist Christus!‹ oder: ›Dort (ist er)!‹, so glaubt es nicht! Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten auftreten und werden große Zeichen und Wunder verrichten, um womöglich auch die Auserwählten irrezuführen. Seht, ich habe es euch vorhergesagt. Wenn man also zu euch sagt: ›Seht, er ist in der Wüste!‹, so geht nicht hinaus; und (sagt man:) ›Seht, er ist in den Gemächern (dieses oder jenes Hauses)!‹, so glaubt es nicht! Denn wie der Blitz vom Osten ausgeht und bis zum Westen leuchtet, so wird es auch mit der Ankunft des Menschensohnes sein; denn wo das Aas liegt, da sammeln sich die Geier.«Sinn des Ausspruchs: Wie die Geier sich da einstellen, wo etwas zur Vertilgung Reifes vorhanden ist, so wird auch der Menschensohn mit seinem Strafgericht da erscheinen, wo der Zustand der Menschheit es notwendig macht. c) Die letzten Vorzeichen und die Wiederkunft des Menschensohnes mit ihren Begleiterscheinungen (Mk 13,24-32; Lk 21,25-33)»Sogleich aber nach jener Drangsalszeit wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels in Erschütterung geraten. Und dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen, und dann werden alle Geschlechter der Erde wehklagen und werden den Menschensohn auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit kommen sehen. Und er wird seine Engel unter lautem Posaunenschall aussenden, und sie werden seine Auserwählten von den vier Windrichtungen her versammeln, von dem einen Himmelsende bis zum andern. Vom Feigenbaum aber mögt ihr das Gleichnis lernen: Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter hervorwachsen, so erkennt ihr daran, daß der Sommer nahe ist. So auch ihr: wenn ihr dies alles seht, so erkennet daran, daß es nahe vor der Tür steht. Wahrlich ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nimmermehr vergehen. Von jenem Tage aber und von jener Stunde hat niemand Kenntnis, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern ganz allein der Vater. Denn wie es einst mit den Tagen Noahs gewesen ist, so wird es auch mit der Wiederkunft des Menschensohnes sein. Denn wie sie es in den Tagen vor der Sintflut gehalten haben: sie aßen und tranken, sie heirateten und verheirateten (ihre Töchter) bis zu dem Tage, als Noah in die Arche ging, und wie sie nichts merkten, bis die Sintflut kam und alle hinwegraffte, ebenso wird es auch mit der Zeit der Ankunft des Menschensohnes der Fall sein. Da werden zwei (Männer zusammen) auf dem Felde sein: der eine wird angenommen, der andere zurückgelassen; zwei (Frauen) werden (zusammen) an der Handmühle mahlen: die eine wird angenommen, die andere zurückgelassen.« d) Schlußermahnung an die Jünger zur Wachsamkeit und zur Bereitschaft auf das Gerichta) Mahnung zur Wachsamkeit im allgemeinen (Mk 13,33-37; Lk 21,34-36; 12,37-40)»Seid also wachsam, denn ihr wißt nicht, an welchem Tage der Herr kommt. Das aber seht ihr ein: Wenn der Hausherr wüßte, in welcher Stunde der Nacht der Dieb kommt, so würde er wach bleiben und keinen Einbruch in sein Haus zulassen. Deshalb haltet auch ihr euch bereit; denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, wo ihr es nicht vermutet.« b) Gleichnis vom treuen und vom untreuen Knecht (Lk 12,41-46)»Wer ist demnach der treue und kluge Knecht, den sein Herr über seine Dienerschaft gesetzt hat, damit er ihnen die Speise zu rechter Zeit gebe? Selig ist ein solcher Knecht (zu preisen), den sein Herr bei seiner Rückkehr in solcher Tätigkeit antrifft. Wahrlich ich sage euch: Er wird ihn über seine sämtlichen Güter setzen. Wenn aber ein solcher Knecht schlecht ist und in seinem Herzen denkt: ›Mein Herr kommt noch lange nicht!‹, und wenn er seine Mitknechte zu schlagen beginnt und mit den Trunkenen ißt und trinkt, so wird der Herr eines solchen Knechts an einem Tage kommen, an dem er es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt, und er wird ihn zerhauend.h. in zwei Stücke zerhauen oder zerschneiden (nach andern: blutig peitschen). lassen und ihm seinen Platz bei den Heuchlern anweisen: dort wird lautes Weinen und Zähneknirschen sein.« c) Das Gleichnis von den zehn (klugen und törichten) Jungfrauen (vgl. Lk 12,35-36; 13,25)»Alsdann wird das Himmelreich zehn Jungfrauen gleichen, die sich mit ihren Lampen in der Hand zur Einholung des Bräutigams aufmachten. Fünf von ihnen waren töricht und fünf klug; denn die törichten nahmen wohl ihre Lampen, nahmen aber kein Öl mit; die klugen dagegen nahmen außer ihren Lampen auch noch Öl in den Gefäßen mit sich. Als nun der Bräutigam auf sich warten ließ, wurden sie alle müde und schliefen ein. Um Mitternacht aber erscholl ein Geschrei: ›Der Bräutigam ist da! Macht euch auf, ihn zu empfangen!‹ Da erhoben sich jene Jungfrauen alle vom Schlaf und brachten ihre Lampen in Ordnung; die törichten aber sagten zu den klugen: ›Gebt uns von eurem Öl, denn unsere Lampen wollen ausgehen!‹ Da antworteten die klugen: ›Nein, es würde für uns und euch nicht reichen; geht lieber zu den Krämern und kauft euch welches!‹ Während sie nun hingingen, um Öl einzukaufen, kam der Bräutigam, und die Jungfrauen, welche in Bereitschaft waren, gingen mit ihm zum Hochzeitsmahl hinein, und die Tür wurde verschlossen. Später kamen dann auch noch die übrigen Jungfrauen und riefen: ›Herr, Herr, öffne uns doch!‹ Er aber gab ihnen zur Antwort: ›Wahrlich ich sage euch: Ich kenne euch nicht!‹ Darum seid wachsam, denn Tag und Stunde sind euch unbekannt.« d) Gleichnis von den anvertrauten Geldern (Talenten) (Lk 19,11-27)»Es wird so sein wie bei einem Manne, der vor Antritt einer Reise ins Ausland seine Knechte rief und ihnen sein Vermögen (zur Verwaltung) übergab; dem einen gab er fünf TalenteTalent als Geldwert s. Anhang, Maße., dem andern zwei, dem dritten eins, einem jeden nach seiner Tüchtigkeit; dann reiste er ab. Da ging der, welcher die fünf Talente empfangen hatte, sogleich ans Werk, machte Geschäfte mit dem Geld und gewann andere fünf Talente; ebenso gewann der, welcher die zwei Talente (empfangen hatte), zwei andere dazu. Der (Knecht) aber, welcher das eine Talent erhalten hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg darin das Geld seines Herrn. Nach längerer Zeit kam der Herr dieser Knechte zurück und rechnete mit ihnen ab. Da trat der herzu, welcher die fünf Talente empfangen hatte, brachte noch fünf andere Talente mit und sagte: ›Herr, fünf Talente hast du mir übergeben; hier sind noch andere fünf Talente, die ich dazugewonnen habe.‹ Da sagte sein Herr zu ihm: ›Schön, du guter und treuer Knecht! Du bist über Wenigem treu gewesen, ich will dich über Vieles setzen: gehe ein zum Freudenmahl deines Herrn!‹ Dann kam auch der (Knecht) herbei, der die zwei Talente (empfangen hatte), und sagte: ›Herr, zwei Talente hast du mir übergeben; hier sind noch zwei andere Talente, die ich dazugewonnen habe.‹ Da sagte sein Herr zu ihm: ›Schön, du guter und treuer Knecht! Du bist über Wenigem treu gewesen, ich will dich über Vieles setzen: gehe ein zum Freudenmahl deines Herrn!‹ Da trat auch der herzu, welcher das eine Talent empfangen hatte, und sagte: ›Herr, ich wußte von dir, daß du ein harter Mann bist: du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast. Da bin ich aus Furcht hingegangen und habe dein Talent in der Erde verborgen: hier hast du dein Geld wieder!‹ Da antwortete ihm sein Herr: ›Du böser und träger Knecht! Du wußtest, daß ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? Nun, so hättest du mein Geld bei den Bankhaltern anlegen sollen; dann hätte ich bei meiner Rückkehr mein Geld mit Zinsen zurückerhalten. So nehmt ihm nun das Talent ab und gebt es dem, der die zehn Talente hat. Denn jedem, der da hat, wird noch hinzugegeben werden, so daß er Überfluß hat; wer aber nicht hat, dem wird auch noch das genommen werden, was er hat. Den unnützen Knecht jedoch werft hinaus in die Finsternis draußen! Dort wird lautes Weinen und Zähneknirschen sein.« e) Jesu Gericht über die Völker und über die einzelnen Menschen; die Scheidung der Schafe von den Böcken»Wenn aber der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen; alle Völker werden alsdann vor ihm versammelt werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den BöckenGemeint sind nicht Schafböcke, sondern Ziegenböcke oder überhaupt Ziegen. In Palästina wurden die Schafe und Ziegen bei Tage zusammen geweidet, aber für die Nacht voneinander geschieden. scheidet; und er wird die Schafe zu seiner Rechten, die Böcke aber zu seiner Linken stellen. Dann wird der König zu denen auf seiner rechten Seite sagen: ›Kommt her, ihr von meinem Vater Gesegneten! Empfangt als euer Erbe das Königtum, das für euch seit Grundlegung der Welt bereitgehalten ist. Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gereicht; ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich beherbergt; ich bin ohne Kleidung gewesen, und ihr habt mich gekleidet; ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht; ich habe im Gefängnis gelegen, und ihr seid zu mir gekommen.‹ Dann werden ihm die Gerechten antworten: ›Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeist? Oder durstig und haben dir zu trinken gereicht? Wann haben wir dich als Fremdling gesehen und haben dich beherbergt? Oder ohne Kleidung und haben dich bekleidet? Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?‹ Dann wird der König ihnen antworten: ›Wahrlich ich sage euch: Alles, was ihr einem von diesen meinen geringsten Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan.‹ Alsdann wird er auch zu denen auf seiner linken Seite sagen: ›Hinweg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bereitet ist! Denn ich bin hungrig gewesen, aber ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich bin durstig gewesen, aber ihr habt mir nichts zu trinken gereicht; ich bin ein Fremdling gewesen, aber ihr habt mich nicht beherbergt; ohne Kleidung, aber ihr habt mich nicht bekleidet; krank und im Gefängnis (habe ich gelegen), aber ihr habt mich nicht besucht.‹ Dann werden auch diese antworten: ›Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig, als einen Fremdling oder ohne Kleidung, wann krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht gedient?‹ Dann wird er ihnen zur Antwort geben: ›Wahrlich ich sage euch: Alles, was ihr einem von diesen Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.‹ Und diese werden in die ewige Strafe gehen, die Gerechten aber in das ewige Leben.« VIII. Die Leidensgeschichte und der Tod Jesu (Kap. 26-27) (Mk 14-15; Lk 22-23; Joh 18-19)1. Letzte Leidensankündigung Jesu; Mordanschlag der Führer des Volkes (Mk 14,1-2; Lk 22,1-2)Als nun Jesus alle diese Reden beendet hatte, sagte er zu seinen Jüngern: »Ihr wißt, daß übermorgen das Passah stattfindet; da wird der Menschensohn zur Kreuzigung überliefert.« Damals kamen die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes im Palaste des Hohenpriesters namens Kaiphas zusammen und berieten sich in der Absicht, Jesus mit List festzunehmen und zu töten. Dabei sagten sie aber: »Nur nicht während des Festes, damit keine Unruhen unter dem Volk entstehen!« 2. Salbung Jesu in Bethanien (Mk 14,3-9; Joh 12,1-8)Als Jesus sich aber in Bethanien im Hause Simons des (einstmals) Aussätzigen befand, trat eine Frau mit einem Alabastergefäß voll kostbaren Salböls an ihn heran und goß es ihm über das Haupt, während er bei Tische saß.Man lag zu jener Zeit beim Essen auf Polstern an niederen Tischen. Als die Jünger das sahen, wurden sie unwillig und sagten: »Wozu diese Verschwendung? Dieses (Salböl) hätte man doch teuer verkaufen und den Erlös den Armen geben können.« Als Jesus es merkte, sagte er zu ihnen: »Warum macht ihr der Frau Vorwürfe? Sie hat ja doch ein gutes Werk an mir getan! Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit. Daß sie dieses Öl auf meinen Leib gegossen hat, das hat sie für mein Begräbnis getan. Wahrlich ich sage euch: Wo immer diese Heilsbotschaft in der ganzen Welt verkündet wird, da wird man auch von dem, was diese Frau getan hat, zum ehrenden Gedächtnis für sie erzählen.« 3. Verrat des Judas (Mk 14,10-11; Lk 22,3-6)Hierauf ging einer von den Zwölfen namens Judas Iskariot zu den Hohenpriestern und sagte: »Was wollt ihr mir geben, daß ich ihn euch in die Hände liefere?« Da zahlten sie ihm dreißig Silberstücke ausW.: sie wogen ihm 30 Silberstücke (oder: Silberlinge, Vierdrachmenstücke) zu.. Von da an suchte er nach einer guten Gelegenheit, um ihn zu überliefern. 4. Vorbereitung des Passahmahls (Mk 14,12-16; Lk 22,7-13)Am ersten Tage der ungesäuerten Brote aber traten die Jünger zu Jesus und fragten ihn: »Wo sollen wir dir alles vorbereiten, damit du das Passahmahl halten kannst?« Er antwortete: »Geht in die Stadt zu dem und dem und sagt zu ihm: ›Der Meister läßt dir sagen: Meine Zeit ist nahe; bei dir will ich das Passahmahl mit meinen Jüngern halten.‹« Die Jünger taten, wie Jesus ihnen aufgetragen hatte, und richteten das Passahmahl zu. 5. Jesu letztes Mahl im Jüngerkreise; Enthüllung des Verrats des Judas; Einsetzung des heiligen Abendmahls (Mk 14,17-25; Lk 22,14-23; Joh 13,21-26; 1.Kor 11,23-25)Als es dann Abend geworden war, setzte er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch; und während des Essens sagte er: »Wahrlich ich sage euch: Einer von euch wird mich ausliefern!« Da wurden sie tief betrübt und fragten ihn, einer nach dem andern: »Ich bin es doch nicht etwa, Herr?« Er antwortete: »Der die Hand zusammen mit mir in die Schüssel getaucht hat, der wird mich ausliefern. Der Menschensohn geht zwar dahin, wie über ihn in der Schrift steht; doch wehe dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Für diesen Menschen wäre es besser, er wäre nicht geboren!« Da nahm Judas, der ihn verraten wollte, das Wort und fragte: »Ich bin es doch nicht etwa, Rabbi?« Er erwiderte ihm: »Doch, du bist es.«W.: du hast es gesagt. Während des Essens aber nahm Jesus das Brot, sprach den Lobpreis (Gottes), brach das Brot und gab es den Jüngern mit den Worten: »Nehmt, esset! Dies ist mein Leib.« Dann nahm er einen Becher, sprach das Dankgebet und gab ihnen den mit den Worten: »Trinkt alle daraus! Denn dies ist mein Blut, das Blut des (neuen) Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch aber: Ich werde von nun an von diesem Erzeugnis des Weinstocks nicht mehr trinken bis zu jenem Tage, an dem ich es mit euch neu trinken werde im Reiche meines Vaters.« 6. Jesus in Gethsemane (Mk 14,26-52; Lk 22,31-34.39-53)a) Gang nach Gethsemane; Vorhersagung des Ärgernisses der Jünger und der Verleugnung des Petrus; Treugelübde der Jünger (Mk 14,26-31; Lk 22,31-34.39; Joh 18,1)Nachdem sie dann den Lobpreis (Ps 115-118) gesungen hatten, gingen sie (aus der Stadt) hinaus an den Ölberg. Dabei sagte Jesus zu ihnen: »Ihr werdet alle in dieser Nacht an mir Anstoß nehmen; denn es steht geschrieben: ›Ich werde den Hirten niederschlagen, dann werden die Schafe der Herde sich zerstreuen.‹ Nach meiner Auferweckung aber werde ich euch voraus nach Galiläa gehen.« Da antwortete ihm Petrus: »Mögen auch alle an dir Anstoß nehmen: ich werde niemals an dir Anstoß nehmen!« Jesus erwiderte ihm: »Wahrlich ich sage dir: Noch in dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.« Petrus antwortete ihm: »Wenn ich auch mit dir sterben müßte, werde ich dich doch niemals verleugnen!« Das gleiche versicherten auch die anderen Jünger alle. b) Jesu Seelenkampf und Gebet in Gethsemane; Schwäche der Jünger (Mk 14,32-42; Lk 22,40-46)Hierauf kam Jesus mit ihnen an einen OrtA.Ü.: zu einem Gehöft (oder: Landgut oder: Grundstück). namens Gethsemane und sagte zu den Jüngern: »Setzt euch hier nieder, während ich dorthin gehe und bete!« Dann nahm er Petrus und die beiden Söhne des Zebedäus mit sich und fing an zu trauern und zu zagen. Da sagte er zu ihnen: »Tiefbetrübt ist meine Seele bis zum Tode; bleibt hier und haltet euch wach mit mir!« Nachdem er dann ein wenig weitergegangen war, warf er sich auf sein Angesicht nieder und betete mit den Worten: »Mein Vater, wenn es möglich ist, so laß diesen Kelch an mir vorübergehen! Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!« Hierauf ging er zu den Jüngern zurück und fand sie schlafend und sagte zu Petrus: »So wenig seid ihr imstande gewesen, eine einzige Stunde mit mir zu wachen? Wachet, und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! Der Geist ist willig, das Fleisch aber ist schwach.« Wiederum ging er zum zweitenmal weg und betete mit den Worten: »Mein Vater, wenn dieser Kelch nicht (an mir) vorübergehen kann, ohne daß ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!« Als er dann zurückkam, fand er sie (wieder) schlafend, denn die Augen fielen ihnen vor Müdigkeit zu. Da verließ er sie, ging wieder weg und betete zum drittenmal, wieder mit denselben Worten. Hierauf kehrte er zu den Jüngern zurück und sagte zu ihnen: »Schlaft ein andermal und ruht euch aus! Doch jetzt ist die Stunde gekommen, daß der Menschensohn Sündern in die Hände geliefert wird! Steht auf, wir wollen gehen! Seht, mein Verräter ist nahe gekommen!« c) Gefangennahme Jesu; Flucht der Jünger (Mk 14,43-52; Lk 22,47-53; Joh 18,2-12)Während er noch redete, da kam plötzlich Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und Knütteln, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes her. Sein Verräter hatte aber ein Zeichen mit ihnen verabredet, nämlich: »Der, den ich küssen werde, der ist’s; den nehmt fest!« Er trat also sogleich auf Jesus zu mit den Worten: »Sei gegrüßt, Rabbi!« und küßte ihn. Jesus aber sagte zu ihm: »Freund, (tu das) wozu du hergekommen bist!«A.Ü.: »Freund, wozu bist du hier?« – Noch andere übersetzen: »Mein Lieber, (du küssest mich) zu dem Zweck, zu dem du gekommen bist?« Hierauf traten sie herzu, legten Hand an Jesus und nahmen ihn fest. Einer jedoch von den Begleitern Jesu streckte die Hand aus, zog sein Schwert, schlug damit nach dem Knechte des Hohenpriesters und hieb ihm das Ohr ab. Da sagte Jesus zu ihm: »Stecke dein Schwert wieder an seinen Ort! Denn wer zum Schwerte greift, wird durchs Schwert umkommen! Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, und er würde mir nicht sogleich mehr als zwölf Legionen Engel zu Hilfe senden? Wie sollten dann aber die Aussprüche der Schrift erfüllt werden, daß es so geschehen muß?« In jener Stunde sagte Jesus zu den Haufen: »Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knütteln ausgezogen, um mich gefangen zu nehmen. Täglich habe ich im Tempel gesessen und gelehrt, und ihr habt mich nicht festgenommen. Dies alles ist aber geschehen, damit die Schriften der Propheten erfüllt werden!« Hierauf verließen ihn die Jünger alle und ergriffen die Flucht. 7. Jesu Verhör und Verurteilung vor dem Hohenpriester und dem Hohen Rat (Mk 14,53-65; Lk 22,54-55.63-71; Joh 18,13-14.19-24)Die Männer aber, die Jesus festgenommen hatten, führten ihn zu dem Hohenpriester Kaiphas ab, wo die Schriftgelehrten und die Ältesten sich versammelten. Petrus aber folgte ihm von fern bis zum Palast des Hohenpriesters, ging hinein und setzte sich dort unter den Dienern hin, um den Ausgang der Sache abzuwarten. Die Hohenpriester aber und der gesamte Hohe Rat suchten nach einer falschen Zeugenaussage gegen Jesus, um ihn zum Tode verurteilen zu können; doch sie fanden keine, obgleich viele falsche Zeugen herzutraten. Zuletzt aber traten zwei auf und sagten aus: »Dieser Mensch hat behauptet: ›Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und ihn in drei Tagen wieder aufbauen.‹« Da stand der Hohepriester auf und fragte ihn: »Entgegnest du nichts auf das, was diese Zeugen gegen dich aussagen?« Jesus aber schwieg. Da sagte der Hohepriester zu ihm: »Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott: Sage uns, bist du Christus, der Sohn Gottes?« Da gab Jesus ihm zur Antwort: »Ja, ich bin es! Doch ich tue euch kund: Von jetzt an werdet ihr den Menschensohn sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels.« Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sagte: »Er hat Gott gelästert! Wozu brauchen wir noch Zeugen? Jetzt habt ihr selbst die Gotteslästerung gehört! Was urteilt ihr?« Sie gaben die Erklärung ab: »Er ist des Todes schuldig!« Hierauf spien sie ihm ins Gesicht und schlugen ihn mit den Fäusten; andere gaben ihm Backenstreiche und sagten: »Weissage uns, Christus! Wer ist es, der dich geschlagen hat?« 8. Verleugnung und Reue des Petrus (Mk 14,66-72; Lk 22,56-62; Joh 18,17.25-27)Petrus aber saß (unterdessen) draußen im Hof. Da trat eine Magd auf ihn zu und sagte: »Du bist auch bei Jesus, dem Galiläer, gewesen!« Er aber leugnete vor allen und sagte: »Ich verstehe nicht, was du da sagst!« Als er dann in die Torhalle hinausgegangen war, bemerkte ihn eine andere Magd und sagte zu den Leuten dort: »Dieser ist auch mit Jesus, dem Nazoräer, zusammen gewesen!« Da leugnete er wieder, (diesmal) mit einem Eid: »ich kenne den Menschen nicht!« Nach einer kleinen Weile aber traten die Leute, die dort standen, hinzu und sagten zu Petrus: »Wahrhaftig, du gehörst auch zu ihnen: schon deine Sprache verrät dich!« Da fing er an, sich zu verfluchen und zu schwören: »Ich kenne den Menschen nicht!«, und sogleich darauf krähte der Hahn. Da dachte Petrus an das Wort Jesu, der ihm gesagt hatte: »Noch ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.« Und er ging hinaus und weinte bitterlich. 9. Letzte Beratung des Hohen Rates; Auslieferung des Verurteilten an den römischen Statthalter Pilatus; Ende des Judas (Mk 15,1; Lk 23,1; Joh 18,28)Als es hierauf Tag geworden war, faßten alle Hohenpriester und die Ältesten des Volkes einen Beschluß gegen Jesus, um seine Hinrichtung zu erreichen. Sie ließen ihn dann fesseln und abführen und übergaben ihn dem Statthalter Pontius Pilatus. Als jetzt Judas, sein Verräter, erkannte, daß er (Jesus) verurteilt worden war, bereute er seine Tat. Und er brachte die dreißig Silberstücke den Hohenpriestern und Ältesten zurück mit den Worten: »Ich habe unrecht getan, daß ich unschuldiges Blut überantwortet habe!« Sie aber erwiderten: »Was geht das uns an? Da sich du selber zu!« Da warf er das Geld in das Tempelhaus und machte sich davon, ging hin und erhängte sich. Die Hohenpriester aber nahmen das Geld und sagten: »Es geht nicht an, daß wir es in den Tempelschatz tun, denn es ist Blutgeld.« Nachdem sie dann einen Beschluß gefaßt hatten, kauften sie für das Geld den ›Töpferacker‹ zum Begräbnisplatz für die Fremden; daher führt jener Acker den Namen ›Blutacker‹ (hebräisch Hakeldama) bis auf den heutigen Tag. Damals erfüllte sich das Wort des Propheten Jeremia: »Sie nahmen die dreißig Silberstücke, den Geldbetrag für den so Gewerteten, auf den man von seiten der Israeliten einen solchen Preis ausgesetzt hatte, und gaben sie für den Töpferacker, wie der Herr es mir geboten hatte.« 10. Verhör Jesu vor Pilatus; Jesus von dem Volke verworfen; seine Verurteilung und Geißelung (Mk 15,1-15; Lk 23,1-5.13-25; Joh 18,29-19,16)Jesus aber wurde dem Statthalter vorgeführt, und dieser befragte ihn mit den Worten: »Bist du der König der Juden?« Jesus antwortete: »Ja, ich bin es.« Während er dann von den Hohenpriestern und Ältesten angeklagt wurde, gab er keine Antwort. Da fragte ihn Pilatus: »Hörst du nicht, was sie alles gegen dich aussagen?« Doch er antwortete ihm auf keine einzige Frage, so daß der Statthalter sich sehr verwunderte. Jesus und Barabbas (Mk 15,6-15; Lk 23,13-25; Joh 18,39-40)An jedem (Passah-) Fest aber pflegte der Statthalter dem Volke einen Gefangenen nach ihrer Wahl freizugeben. Man hatte aber damals einen berüchtigten Gefangenen namens Barabbas (in Haft). Als die Menge nun versammelt war, fragte Pilatus sie: »Wen soll ich euch freigeben, Barabbas oder Jesus, den man Christus nennt?« Er wußte nämlich wohl, daß sie ihn aus Neid überantwortet hatten. Während er aber auf dem Richterstuhl saß, schickte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: »Habe du mit diesem Gerechten nichts zu schaffen! Denn ich habe heute nacht im Traum viel um seinetwillen ausgestanden.« Die Hohenpriester und Ältesten aber redeten auf das Volk ein, sie möchten sich den Barabbas erbitten, Jesus dagegen hinrichten lassen. Da richtete der Statthalter (nochmals) die Frage an sie: »Wen von den beiden soll ich euch freigeben?« Sie riefen: »Barabbas!« Pilatus fragte sie weiter: »Was soll ich denn mit Jesus machen, den man Christus nennt?« Sie riefen alle: »Ans Kreuz mit ihm!« Der Statthalter entgegnete ihnen: »Was hat er denn Böses getan?« Sie schrien nur noch lauter: »Ans Kreuz mit ihm!« Als nun Pilatus einsah, daß er nichts erreichte, der Lärm vielmehr immer größer wurde, ließ er sich Wasser reichen, wusch sich vor dem Volk die Hände und sagte: »Ich bin am Blut dieses Gerechten unschuldig; seht ihr zu!« Da antwortete das gesamte Volk mit dem Ruf: »Sein Blut (komme) über uns und über unsere Kinder!« Daraufhin gab er ihnen den Barabbas frei, Jesus aber ließ er geißeln und überwies ihn dann (den Soldaten) zur Kreuzigung. 11. Jesu Verspottung und Mißhandlung durch die römischen Soldaten (Mk 15,16-20; Joh 19,2-3)Hierauf nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus mit sich in die Statthalterei und riefen dort die ganze Kohorte gegen ihn zusammen. Dann entkleideten sie ihn und legten ihm einen scharlachroten Mantel um, flochten aus Dornen eine Krone, die sie ihm aufs Haupt setzten, und (gaben) ihm ein Rohr in die rechte Hand; darauf warfen sie sich vor ihm auf die Knie nieder und verhöhnten ihn mit den Worten: »Sei gegrüßt, Judenkönig!« Auch spien sie ihn an, nahmen das Rohr und schlugen ihn damit aufs Haupt. Nachdem sie ihn so verspottet hatten, nahmen sie ihm den Mantel wieder ab und legten ihm seine eigenen Kleider an; dann führten sie ihn zur Kreuzigung ab. 12. Jesu Todesgang nach Golgatha, seine Kreuzigung und sein Sterben (Mk 15,21-41; Lk 23,26.33-49; Joh 19,16-30)Während sie aber (zur Stadt) hinauszogen, trafen sie einen Mann aus Cyrene namens Simon an; diesen zwangen sie, ihm das Kreuz zu tragen. Als sie dann auf einem Platz namens Golgatha, das bedeutet Schädelstätte, angekommen waren, gaben sie ihm Wein zu trinken, der mit Galle vermischt war; doch als er ihn gekostet hatte, wollte er ihn nicht trinken. Nachdem sie ihn dann gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleidungsstücke unter sich, indem sie das Los um sie warfen, setzten sich hierauf nieder und bewachten ihn dort. Über seinem Haupt hatten sie eine Inschrift angebracht, die seine Schuld angeben sollte; sie lautete: »Dieser ist Jesus, der König der Juden.« Sodann wurden zwei Räuber mit ihm gekreuzigt, der eine zu seiner Rechten, der andere zu seiner Linken. Die Vorübergehenden aber schmähten ihn, wobei sie den Kopf schüttelten und ausriefen: »Du wolltest ja den Tempel abbrechen und ihn in drei Tagen wieder aufbauen! Hilf dir nun selbst, wenn du Gottes Sohn bist, und steige vom Kreuz herab!« Ebenso verhöhnten ihn auch die Hohenpriester samt den Schriftgelehrten und Ältesten mit den Worten: »Anderen hat er geholfen, sich selber kann er nicht helfen! Er ist der König von Israel: so steige er jetzt vom Kreuz herab, dann wollen wir an ihn glauben! Er hat auf Gott vertraut: der rette ihn jetzt, wenn er ihm wohlwill! Er hat ja doch behauptet: ›Ich bin Gottes Sohn.‹« In der gleichen Weise schmähten ihn auch die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren. Jesu Sterben; die Wunderzeichen bei seinem Tode (Mk 15,33-41; Lk 23,44-49; Joh 19,28-30)Aber von der sechsten Stunde an trat eine Finsternis über das ganze Land ein bis zur neunten Stunde. Um die neunte Stunde aber rief Jesus mit lauter Stimme aus: »Eli, Eli, lema sabachthani?«, das heißt: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?«. Als einige von den dort Stehenden dies hörten, sagten sie: »Der ruft den Elia!« Und sogleich lief einer von ihnen hin, nahm einen Schwamm, tränkte ihn mit Essig, steckte ihn an ein Rohr und wollte Jesus trinken lassen. Die anderen aber sagten: »Laß das! Wir wollen doch sehen, ob Elia wirklich kommt, um ihm zu helfen.« Jesus aber stieß noch einmal einen lauten Schrei aus und gab dann seinen Geist auf. Da zerriß der Vorhang im Tempel von oben bis unten in zwei Stücke, die Erde erbebte und die Felsen zersprangen, die Gräber taten sich auf, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt, kamen nach seiner Auferstehung aus ihren Gräbern hervor, gingen in die heilige Stadt hinein und erschienen vielen. Als aber der Hauptmann und seine Leute, die Jesus zu bewachen hatten, das Erdbeben und was (sonst noch) geschah, sahen, gerieten sie in große Furcht und sagten: »Dieser ist wirklich Gottes Sohn gewesen!« Es waren dort aber auch viele Frauen zugegen, die von weitem zuschauten; sie waren Jesus aus Galiläa nachgefolgt und hatten ihm Dienste geleistet. Unter ihnen befanden sich Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus und des Joseph, und die Mutter der Söhne des Zebedäus. 13. Grablegung Jesu; Bestellung der Grabeswächter (Mk 15,42-47; Lk 23,50-56; Joh 19,38-42)Als es dann Spätnachmittag geworden war, kam ein reicher Mann von Arimathäa namens Joseph, der gleichfalls ein Jünger Jesu geworden war; dieser begab sich zu Pilatus und bat ihn um den Leichnam Jesu. Da gab Pilatus den Befehl, man solle ihm den Leichnam übergeben. Joseph nahm nun den Leichnam, wickelte ihn in reine Leinwand und legte ihn in das neue Grab, das er für sich selbst im Felsen hatte aushauen lassen; dann wälzte er einen großen Stein vor den Eingang des Grabes und entfernte sich. Es waren aber dort Maria von Magdala und die andere Maria zugegen; die saßen dem Grabe gegenüber. – Am nächsten Tage aber, der auf den Rüsttag folgte, versammelten sich die Hohenpriester und Pharisäer bei Pilatus und sagten: »Herr, es ist uns eingefallen, daß jener Betrüger bei seinen Lebzeiten angekündigt hat: ›Nach drei Tagen werde ich auferweckt.‹ Gib also Befehl, daß das Grab bis zum dritten Tag sicher bewacht wird; sonst könnten seine Jünger kommen, könnten ihn stehlen und dann zum Volke sagen: ›Er ist von den Toten auferweckt worden‹; dann würde der letzte Betrug noch schlimmer sein als der erste.« Pilatus antwortete ihnen: »Ihr sollt eine Wachmannschaft haben; geht hin und verwahrt (das Grab) sicher, so gut ihr könnt!« Da gingen sie hin und sicherten das Grab unter Hinzuziehung der Wachmannschaft, nachdem sie den Stein versiegelt hatten. IX. Der Auferstehungsbericht (Kap. 28)1. Die beiden Frauen beim leeren Grab am Ostermorgen; Jesu erste Erscheinung; Betrug der Führer des Volkes (Mk 16,1-8; Lk 24,1-12; Joh 20,1-18)Nach Ablauf des Sabbats aber, als der erste Tag nach dem Sabbat anbrechen wollte, gingen Maria von Magdala und die andere Maria hin, um nach dem Grabe zu sehen. Da entstand plötzlich ein starkes Erdbeben; denn ein Engel des Herrn, der vom Himmel herabgekommen und herangetreten war, wälzte den Stein weg und setzte sich oben darauf. Sein Aussehen war (leuchtend) wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee Aus Furcht vor ihm zitterten die Wächter und wurden wie tot. Der Engel aber wandte sich an die Frauen mit den Worten: »Fürchtet ihr euch nicht! Denn ich weiß, daß ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht (mehr) hier, denn er ist auferweckt worden, wie er es vorausgesagt hat. Kommt her, seht euch die Stelle an, wo er gelegen hat. Geht nun eilends hin und sagt seinen Jüngern: »Er ist von den Toten auferweckt worden und geht euch voran nach Galiläa; dort werdet ihr ihn wiedersehen; beachtet wohl, was ich euch gesagt habe!« Da gingen sie eilends vom Grabe weg voller Furcht und (zugleich) voll großer Freude und eilten davon, um seinen Jüngern die Botschaft zu bringen. Und siehe! Jesus kam ihnen entgegen mit den Worten: »Seid gegrüßt!« Da gingen sie auf ihn zu, umfaßten seine Füße und warfen sich anbetend vor ihm nieder. Hierauf sagte Jesus zu ihnen: »Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt meinen Brüdern, daß sie nach Galiläa gehen sollen: dort werden sie mich wiedersehen.« Die erlogene Behauptung der Führer des Volkes von der Entwendung des Leichnams JesuWährend sie nun hingingen, begaben sich einige von der Wachmannschaft (des Grabes) in die Stadt und meldeten den Hohenpriestern alles, was sich zugetragen hatte. Nachdem diese sich mit den Ältesten versammelt und sich beraten hatten, gaben sie den Soldaten reichlich Geld und sagten: »Macht folgende Aussagen: ›Seine Jünger sind bei Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen.‹ Und wenn dies dem Statthalter zu Ohren kommen sollte, wollen wir ihn schon beschwichtigen und dafür sorgen, daß ihr keine Angst zu haben braucht.« Da nahmen sie (die Soldaten) das Geld und verfuhren nach der empfangenen Weisung; und so ist dieses Gerede bei den Juden in Umlauf gekommen bis zum heutigen Tag. 2. Jesu Erscheinung auf dem Berge in Galiläa; sein letzter Befehl an die elf Jünger (Mk 16,14-18; Lk 24,44-49)Die elf Jünger aber begaben sich nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte; und als sie ihn erblickten, warfen sie sich vor ihm nieder; einige aber hegten Zweifel. Da trat Jesus herzu und redete sie mit den Worten an: »Mir ist alle Gewalt im Himmel und auf Erden verliehen. Darum gehet hin und macht alle Völker zu (meinen) Jüngern:A.Ü.: nehmt alle Völker als Schüler; Luther einfach: lehret alle Völker. tauft sie auf den NamenGenau: entweder »in den Namen des Vaters hinein« oder »mit Bezug auf den Namen des Vaters«. des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch geboten habe. Und wisset wohl: Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Weltzeit!« Einleitung: Die Vorbereitung1. Auftreten und Wirksamkeit Johannes des Täufers (Mt 3,1-12; Lk 3,1-18; Joh 1,19-30)Die Heilsbotschaft von Jesus Christus, dem Sohne Gottes,A.Ü.: die Heilsbotschaft Jesu Christi, des Sohnes Gottes. hat folgenden Anfang: Wie beim Propheten Jesaja geschrieben steht: »Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der dir den Weg herrichten soll«; »eine Stimme ruft in der Wüste: ›Bereitet den Weg des Herrn, macht gerade seine Pfade!‹« –: so trat Johannes der Täufer in der Wüste auf, indem er eine Taufe der Buße predigte zur Vergebung der Sünden. Da zog das ganze jüdische Land und auch alle Einwohner Jerusalems zu ihm hinaus und ließen sich von ihm im Jordanfluß taufen, indem sie ihre Sünden bekannten. Johannes trug aber ein Fell von Kamelhaaren und einen ledernen Gurt um seine Hüften; er nährte sich von Heuschrecken und wildem Honig, und seine Predigt lautete: »Nach mir kommt der, welcher stärker ist als ich, für den ich nicht gut genug bin, ihm gebückt seine Schuhriemen aufzulösen. Ich habe euch (nur) mit Wasser getauft, er aber wird euch mit heiligem Geiste taufen.« 2. Jesu Taufe und Versuchung (Mt 3,13-17; 4,1-11; Lk 3,21-22; 4,1-13; Joh 1,31-34)In jenen Tagen begab es sich nun auch, daß Jesus aus Nazareth in Galiläa kam und sich von Johannes im Jordan taufen ließ. Da, als er gerade aus dem Wasser heraufstieg, sah er (Johannes oder Jesus) den Himmel sich spalten und den Geist wie eine Taube auf ihn herabschweben; und eine Stimme erscholl aus den Himmeln: »Du bist mein geliebter Sohn; an dir habe ich Wohlgefallen gefunden!«A.Ü.: dich habe ich erwählt (oder: erkoren). – Und sogleich trieb der Geist ihn in die Wüste hinaus; und er war vierzig Tage lang in der Wüste und wurde vom Satan versucht; er weilte dort bei den wilden Tieren, und die Engel leisteten ihm Dienste. I. Die Anfänge der Wirksamkeit Jesu in Galiläa (1,14-45)1. Erstes Auftreten Jesu in Galiläa (Mt 4,12-17; Lk 4,14-15)Nachdem dann Johannes ins Gefängnis gesetzt war, begab Jesus sich nach Galiläa und verkündete dort die Heilsbotschaft Gottes mit den Worten: »Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes nahe herbeigekommen; tut Buße und glaubt an die Heilsbotschaft!« 2. Berufung der ersten vier Jünger (der beiden Fischerbrüderpaare) (Mt 4,18-22; Lk 5,1-11)Als Jesus nun (eines Tages) am Ufer des Galiläischen Sees hinging, sah er Simon und Andreas, den Bruder Simons, die Netze im See auswerfen; sie waren nämlich Fischer. Da sagte Jesus zu ihnen: »Kommt, folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen!« Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach. Als er dann ein wenig weitergegangen war, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes, die, ebenfalls im Boot, ihre Netze instand setzten. Sogleich berief er sie; da ließen sie ihren Vater Zebedäus mit den Lohnknechten im Boot und folgten ihm nach. 3. Jesu erste Predigt und Heilung eines Besessenen in der Synagoge zu Kapernaum (Mt 4,13; Lk 4,31-37)Sie begaben sich dann nach Kapernaum hinein; und sogleich am (nächsten) Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte. Da waren sie über seine Lehre betroffen; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, ganz anders als die Schriftgelehrten. Nun war da gerade in ihrer Synagoge ein Mann mit einem unreinen Geist behaftet; der schrie auf und rief: »Was willst du von uns, Jesus von Nazareth? Du bist gekommen, um uns zu verderben! Ich weiß von dir, wer du bist: der Heilige Gottes!« Jesus bedrohte ihnA.Ü.: Jesus gebot ihm ernstlich (oder: fuhr ihn hart an). mit den Worten: »Verstumme und fahre aus von ihm!« Da riß der unreine Geist den Mann (in Krämpfen) hin und her und fuhr dann mit einem lauten Schrei von ihm aus. Da gerieten sie allesamt in Staunen, so daß sie sich miteinander besprachen und sich befragten: »Was ist dies? Eine neue Lehre mit (göttlicher) Vollmacht! Auch den unreinen Geistern gebietet er, und sie gehorchen ihm!« Und der Ruf von ihm verbreitete sich alsbald überall in der ganzen umliegenden Landschaft Galiläa. 4. In Simons Hause: Heilung der Schwiegermutter Simons und anderer Kranken in Kapernaum (Mt 8,14-17; Lk 4,38-41)Sobald sie dann die Synagoge verlassen hatten, begaben sie sich in Begleitung des Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. Die Schwiegermutter Simons aber lag dort fieberkrank zu Bett, was man ihm sogleich von ihr mitteilte. Er trat nun zu ihr, faßte sie bei der Hand und richtete sie auf; da wich das Fieber sogleich von ihr, und sie wartete ihnen (bei der Mahlzeit) auf. Als es dann Abend geworden und die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu ihm, und die ganze Stadt war an der Tür versammelt. Und er heilte viele, die an Krankheiten aller Art litten, und trieb viele böse Geister aus, ließ dabei aber die Geister nicht reden, weil sie ihn kannten. 5. Jesus verläßt Kapernaum; seine Wanderpredigt und Heiltätigkeit in Galiläa (Mt 4,23; Lk 4,42-44)Frühmorgens aber, als es noch ganz dunkel war, stand er auf, verließ das Haus und begab sich an einen einsamen Ort, wo er betete. Simon jedoch und seine Genossen eilten ihm nach, und als sie ihn gefunden hatten, sagten sie zu ihm: »Alle suchen dich!« Er aber antwortete ihnen: »Wir wollen anderswohin in die benachbarten Ortschaften gehen, damit ich auch dort die Botschaft ausrichte; denn dazu bin ich ausgezogen.« So wanderte er denn in ganz Galiläa umher, indem er in ihren Synagogen predigte und die bösen Geister austrieb. 6. Jesus heilt einen Aussätzigen und entweicht in die Einsamkeit (Mt 8,2-4; Lk 5,12-16)Da kam ein Aussätziger zu ihm, fiel vor ihm auf die Knie nieder und bat ihn flehentlich mit den Worten: »Wenn du willst, kannst du mich reinigen.« Jesus hatte Mitleid mit ihm, streckte seine Hand aus, faßte ihn an und sagte zu ihm: »Ich will’s: werde rein!« Da verschwand der Aussatz sogleich von ihm, und er wurde rein. Jesus aber gab ihm strenge Weisung, hieß ihn auf der Stelle weggehen und sagte zu ihm: »Hüte dich, jemandem etwas davon zu sagen! Gehe vielmehr hin, zeige dich dem Priester und bringe für deine Reinigung das Opfer dar, das Mose geboten hat, zum Zeugnis für sie!« Als jener aber weggegangen war, fing er an, vielfach davon zu erzählen und die Sache überall bekannt zu machen, so daß Jesus nicht mehr offen in eine Stadt hineingehen konnte, sondern sich draußen an einsamen Orten aufhalten mußte; und doch kamen die Leute von allen Seiten her zu ihm. II. Zusammenstöße mit den Führern des Volkes (Schriftgelehrten und Pharisäern) (2,1-3,6)1. Heilung eines Gelähmten in Kapernaum; Jesus vergibt Sünden (Mt 9,1-8; Lk 5,17-26)Als er dann nach einiger Zeit wieder nach Kapernaum heimgekommen war und die Kunde sich verbreitet hatte, daß er im Hause sei, da versammelten sich alsbald so viele Leute, daß selbst der Platz vor der Tür für sie nicht mehr ausreichte; und er verkündigte ihnen das Wort. Da kamen Leute zu ihm, die einen Gelähmten brachten, der von vier Männern getragen wurde. Weil sie nun mit ihm wegen der Volksmenge nicht an ihn herankommen konnten, deckten sie über der Stelle, wo Jesus sich befand, das Hausdach ab und ließen das Tragbett, auf dem der Gelähmte lag, durch eine Öffnung, die sie hindurchgebrochen hatten, hinab. Als Jesus nun ihren Glauben erkannte, sagte er zu dem Gelähmten: »Mein Sohn, deine Sünden sind (dir) vergeben!« Es saßen dort aber einige Schriftgelehrte, die machten sich in ihrem Herzen Gedanken: »Wie kann dieser so reden? Er lästert ja Gott! Wer kann Sünden vergeben außer Gott allein?« Da nun Jesus in seinem Geiste sogleich erkannte, daß sie so bei sich dachten, sagte er zu ihnen: »Warum denkt ihr so in euren Herzen? Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: ›Deine Sünden sind (dir) vergeben‹, oder zu sagen: ›Stehe auf, nimm dein Tragbett und gehe umher‹? Damit ihr aber wißt, daß der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden auf Erden zu vergeben« – hierauf sagte er zu dem Gelähmten: »Ich sage dir: Stehe auf, nimm dein Bett und gehe heim in dein Haus!« Da stand er auf, nahm sogleich das Tragbett und ging vor aller Augen hinaus, so daß alle vor Staunen außer sich gerieten und Gott priesen, indem sie erklärten: »So etwas haben wir noch nie gesehen!« 2. Berufung des Zöllners Levi (= Matthäus); Jesus als Tischgenosse der Zöllner und Sünder (Mt 9,9-13; Lk 5,27-32)Er ging hierauf wieder hinaus an den See, und die ganze Volksmenge kam zu ihm, und er lehrte sie. Im Vorübergehen sah er dann Levi, den Sohn des Alphäus, an der Zollstätte sitzen und sagte zu ihm: »Folge mir nach!« Da stand er auf und folgte ihm nach. Nun begab es sich, als Jesus in Levis Hause zu Tische saß, daß viele Zöllner und Sünder mit Jesus und seinen Jüngern am Mahl teilnahmen; denn es waren ihrer viele, die ihm (beständig) nachfolgten. Als nun die Schriftgelehrten, die zu den Pharisäern gehörten, ihn mit den Zöllnern und Sündern zusammen essen sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: »Wie (ist’s nur möglich), daß er mit den Zöllnern und Sündern ißt und trinkt?« Als Jesus das hörte, sagte er zu ihnen: »Die Gesunden haben keinen Arzt nötig, wohl aber die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder.« 3. Die Fastenfrage der Johannesjünger und Pharisäer (Mt 9,14-17; Lk 5,33-39)Die Jünger des Johannes und die Pharisäer fasteten gerade. Da kamen Leute zu Jesus mit der Frage: »Warum fasten die Jünger des Johannes und die Schüler der Pharisäer, während deine Jünger es nicht tun?« Jesus antwortete ihnen: »Können etwa die HochzeitsgästeW.: die Söhne des Brautgemachs = die Freunde des Bräutigams. fasten, solange der Bräutigam noch bei ihnen weilt? Nein, solange sie den Bräutigam noch bei sich haben, können sie nicht fasten. Es werden aber Tage kommen, wo der Bräutigam ihnen genommen sein wird; dann, an jenem Tage, werden sie fasten. – Niemand setzt ein Stück von ungewalktem Tuch auf ein altes Kleid; sonst reißt der eingesetzte neue Fleck von dem alten Kleide wieder ab, und es entsteht ein noch schlimmerer Riß. Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche; sonst sprengt der Wein die Schläuche, und der Wein geht samt den Schläuchen verloren. Nein, neuer Wein gehört in neue Schläuche.« 4. Das Ährenraufen der Jünger am Sabbat; der erste Streit Jesu mit den Pharisäern über die Sabbatheiligung (Mt 12,1-8; Lk 6,1-5)(Einst) begab es sich, daß Jesus am Sabbat durch die Kornfelder wanderte, und seine Jünger begannen im Dahingehen Ähren abzupflücken. Da sagten die Pharisäer zu ihm: »Sieh, was sie da am Sabbat Unerlaubtes tun!« Er antwortete ihnen: »Habt ihr noch niemals gelesen, was David getan hat, als er Mangel litt und ihn samt seinen Begleitern hungerte? Wie er da ins Gotteshaus ging zur Zeit des Hohenpriesters AbjatharMarkus verwechselt hier den Hohenpriester Ahimelech mit seinem Sohne Abjathar. und die Schaubrote aß, die doch niemand außer den Priestern essen darf, und wie er auch seinen Begleitern davon gab?« Dann fuhr er fort: »Der Sabbat ist um des Menschen willen da und nicht der Mensch um des Sabbats willen; somit ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.« 5. Heilung des Mannes mit dem gelähmten Arm am Sabbat; der zweite Streit über die Sabbatheiligung (Mt 12,9-14; Lk 6,6-11)Als er dann wieder einmal in eine Synagoge gegangen war, befand sich dort ein Mann, der einen gelähmten Arm hatte; und sie lauerten ihm auf, ob er ihn am Sabbat heilen würde, um dann eine Anklage gegen ihn zu erheben. Da sagte er zu dem Manne, der den gelähmten Arm hatte: »Stehe auf (und tritt vor) in die Mitte!« Dann fragte er sie: »Darf man am Sabbat Gutes tun, oder (soll man) Böses tun? Darf man ein Leben retten oder soll man es töten?« Sie aber schwiegen. Da blickte er sie ringsum voll Zorn an, betrübt über die Verstocktheit ihres Herzens, und sagte zu dem Manne: »Strecke deinen Arm aus!« Er streckte ihn aus, und sein Arm wurde wiederhergestellt. Da gingen die Pharisäer sogleich hinaus und berieten sich mit den Anhängern des Herodes über ihn, wie sie ihn umbringen könnten. III. Die großen Zeichen und Worte Jesu in Galiläa und außerhalb Galiläas (3,7-8,26)1. Zulauf des Volkes; viele Heilungen am See (Mt 12,15-21; Lk 6,17-19)Jesus zog sich dann mit seinen Jüngern an den See zurück, und eine große Volksmenge aus Galiläa begleitete ihn; auch aus Judäa und Jerusalem, aus Idumäa und dem Ostjordanlande und aus der Gegend von Tyrus und Sidon kamen die Leute auf die Kunde von allen seinen Taten in großen Scharen zu ihm. So befahl er denn seinen Jüngern, ein Boot solle wegen der Volksmenge beständig für ihn bereitgehalten werden, damit man ihn nicht zu arg dränge; denn weil er viele heilte, so suchten alle, die ein Leiden hatten, mit Gewalt an ihn heranzukommen, um ihn anrühren zu können; und sooft die unreinen Geister ihn erblickten, warfen sie sich vor ihm nieder und riefen laut: »Du bist der Sohn Gottes!« Er gab ihnen dann allemal die strenge Weisung, sie sollten ihn nicht (als Messias) offenbar machen. 2. Berufung und Namen der zwölf Jünger (Mt 10,1-4; Lk 6,12-16)Da stieg er auf den Berg hinauf und rief die zu sich, die er selbst (bei sich zu haben) wünschte; und sie traten zu ihm heran. So bestellte er denn zwölf [die er auch Apostel nannte]; diese sollten beständig bei ihm sein, und er wollte sie auch aussenden, damit sie (die Heilsbotschaft) verkündigten; sie sollten auch Vollmacht zur Austreibung der bösen Geister haben. So setzte er die Zwölf ein und legte dem Simon den Namen Petrus bei; ferner Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, den Bruder des Jakobus, denen er den Namen Boanerges, das heißt ›Donnersöhne‹, beilegte; ferner Andreas, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus, den Sohn des Alphäus, Thaddäus, Simon den Kananäer und Judas Iskariot, denselben, der ihn (später) überantwortet hat. 3. Auseinandersetzungen a) Das Anwachsen der BewegungEr ging dann in ein Haus; da sammelte sich wieder eine solche Volksmenge an, daß sie nicht einmal Zeit zum Essen hatten. Als seine Angehörigen Kunde davon erhielten, machten sie sich auf den Weg, um sich seiner zu bemächtigen; denn sie sagten, er sei von Sinnen gekommen.d.h. um ihn mit Gewalt heimzuholen. – A.Ü.: als die, welche bei ihm waren, es hörten, gingen sie, um ihn zurückzuhalten, hinaus; denn sie sagten: »Er ist von Sinnen«. b) Jesus verteidigt sich gegen die Beelzebul-Lästerung der Schriftgelehrten. Von der Sünde gegen den heiligen Geist (Mt 12,24-32; Lk 11,15-22; 12,10)Auch die Schriftgelehrten, die von Jerusalem herabgekommen waren, sagten: »Er ist von Beelzebul besessen«, und: »Im Bunde mit dem Obersten der bösen Geister treibt er die Geister aus.« Da rief Jesus sie zu sich und redete in Gleichnissen zu ihnen: »Wie kann der Satan den Satan austreiben? Und wenn ein Reich in sich selbst uneinig ist,W.: gegen sich selbst entzweit wird, d.h. mit sich selbst in Zwiespalt kommt. so kann ein solches Reich keinen Bestand haben; und wenn ein Haus in sich selbst uneinig ist, so wird ein solches Haus keinen Bestand haben können; und wenn der Satan sich gegen sich selbst erhebt und mit sich selbst in Zwiespalt gerät, so kann er nicht bestehen, sondern es ist zu Ende mit ihm. Niemand kann aber in das Haus des Starken eintreten und ihm sein Rüstzeug rauben, ohne zuvor den Starken gefesselt zu haben: erst dann kann er sein Haus ausplündern. Wahrlich ich sage euch: Alle Sünden werden den Menschenkindern vergeben werden, auch die Lästerungen, so viele sie deren aussprechen mögen; wer sich aber gegen den heiligen Geist der Lästerung schuldig macht, der erlangt in Ewigkeit keine Vergebung, sondern ist einer ewigen Sünde schuldig« – (das sagte Jesus) weil sie behaupteten, er sei von einem unreinen Geist besessen. c) Die wahren Verwandten Jesu (Mt 12,46-50; Lk 8,19-21)Da kamen seine Mutter und seine Brüder; sie blieben draußen stehen, schickten zu ihm und ließen ihn rufen, während gerade eine große Volksmenge um ihn herum saß. Als man ihm nun meldete: »Deine Mutter und deine Brüder [und deine Schwestern] sind draußen und fragen nach dir«, gab er ihnen zur Antwort: »Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?« Und indem er auf die blickte, welche rings im Kreise um ihn saßen, sagte er: »Seht, diese hier sind meine Mutter und meine Brüder! Jeder, der den Willen Gottes tut, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter.« 4. Jesu Seepredigt in Gleichnissen (d.h. Bilderreden) (Mt 13)a) Einleitende Bemerkungen; Gleichnis vom Sämann und viererlei Acker (Mt 13,1-9; Lk 8,4-8)Und wieder einmal begann er am See zu lehren; und es sammelte sich eine sehr große Volksmenge bei ihm, so daß er in ein Boot stieg und sich darin auf dem See niedersetzte, während das gesamte Volk sich auf dem Lande am Ufer des Sees befand. Da trug er ihnen vielerlei Lehren in Gleichnissen vor und sagte zu ihnen in seiner Belehrung: »Hört zu! Seht, der Sämann ging aus, um zu säen; und beim Säen fiel einiges (vom Saatkorn) auf den Weg längshin; da kamen die Vögel und fraßen es auf. Anderes fiel auf felsigen Boden, wo es nicht viel Erdreich hatte und bald aufschoß, weil es nicht tief in den Boden dringen konnte; als dann die Sonne aufgegangen war, wurde es versengt und verdorrte, weil es keine Wurzel (geschlagen) hatte. Wieder anderes fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen auf und erstickten es, und es brachte keine Frucht. Anderes aber fiel auf den guten Boden und brachte Frucht, indem es aufging und wuchs; und das eine trug dreißigfältig, das andere sechzigfältig, noch anderes hundertfältig.« Er schloß mit den Worten: »Wer Ohren hat zu hören, der höre!« b) Gespräch über Bedeutung und Zweck der Gleichnisse (Mt 13,10-17; Lk 8,9-10)Als er dann allein war, fragten ihn die, welche samt den Zwölfen bei ihm waren, um das Gleichnis.A.L.: befragten ihn über die Gleichnisse. Da antwortete er ihnen: »Euch ist es gegeben, das Geheimnis des Reiches Gottes (zu erkennen); den Außenstehenden aber wird alles nur in Gleichnissen zuteil, ›damit sie immerfort sehen und doch nicht wahrnehmen, und immerfort hören und doch kein Verständnis haben, auf daß sie sich nicht bekehren und ihnen nicht Vergebung zuteil werde‹.« Dann fuhr er fort: »Ihr versteht dieses Gleichnis nicht? Ja, wie wollt ihr da die Gleichnisse überhaupt verstehen?« c) Deutung des Gleichnisses vom Sämann (Mt 13,18-23; Lk 8,11-15)»Der Sämann sät das Wort. Die aber, bei denen der Same auf den Weg längshin fällt, sind solche: da wird das Wort (wohl) gesät, doch wenn sie es gehört haben, kommt sogleich der Satan und nimmt das Wort weg, das in sie gesät war. Ebenso die, bei denen der Same auf felsiges Land fällt, das sind solche: wenn sie das Wort hören, nehmen sie es für den Augenblick mit Freuden an; doch sie haben keine Wurzel in sich, sondern sind Kinder des Augenblicks; wenn nachher Drangsal oder Verfolgung um des Wortes willen kommt, werden sie sogleich (am Glauben) irre. Bei anderen fällt der Same unter die Dornen; das sind solche, die das Wort wohl gehört haben, doch die weltlichen Sorgen und der Betrug des Reichtums und die sonstigen Gelüste dringen in sie ein und ersticken das Wort: so bleibt es ohne Frucht. Wo aber auf den guten Boden gesät ist, das sind solche, die das Wort hören und aufnehmen und Frucht bringen, dreißigfältig und sechzigfältig und hundertfältig.« d) Sprüche über die Jüngerpflicht (bezüglich der künftigen klaren und reichlichen Verkündigung der Heilsbotschaft) (Lk 8,16-18)Weiter sagte er zu ihnen: »Kommt etwa die Lampe (in das Zimmer), damit man sie unter den Scheffel oder unter das Bett stelle? Nein, damit sie auf den Leuchter gestellt werde. Denn es gibt nichts Verborgenes, außer damit es offenbart werde, und nichts ist in Geheimnis gehüllt worden, außer damit es ans Tageslicht komme. Wer Ohren hat zu hören, der höre!« – Dann fuhr er fort: »Seid achtsam auf das, was ihr hört! Mit demselben Maß, mit dem ihr meßt, wird euch wieder gemessen werden, und es wird euch noch hinzugetan werden. Denn wer da hat, dem wird noch dazugegeben werden; und wer nicht hat, dem wird auch das genommen werden, was er hat.« e) Gleichnisse von der still von selbst wachsenden Saat und vom Senfkorn (Mt 13,31-32.34; Lk 13,18-19)Er fuhr dann fort: »Mit dem Reiche Gottes verhält es sich so, wie wenn jemand den Samen auf das Land wirft und dann schläft und aufsteht in der Nacht und bei Tag; und der Same sproßt und wächst hoch, ohne daß er selbst etwas davon weiß. Von selbst bringt die Erde Frucht hervor, zuerst die grünen Halme, dann die Ähren, dann den vollen Weizen in den Ähren. Wenn aber die Frucht es zuläßt, legt er sofort die Sichel an; denn die Ernte ist da.« Weiter sagte er: »Wie sollen wir ein Bild vom Reiche Gottes entwerfen oder in welchem Gleichnis es darstellen? Es gleicht einem Senfkorn, das, wenn man es in den Erdboden sät, kleiner ist als alle anderen Samenarten auf der Erde; doch wenn es gesät ist, geht es auf und wird größer als alle anderen Gartengewächse und treibt große Zweige, so daß unter seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können.« In vielen derartigen Gleichnissen verkündete Jesus ihnen das Wort, je nach dem sie es zu verstehen vermochten; aber ohne Gleichnis redete er nicht zu ihnen; wenn er dann mit seinen Jüngern allein war, so gab er ihnen die Auslegung von allem. 5. Drei Wunderberichte: Jesu Macht über Sturm, böse Geister und Toda) Jesus beschwichtigt den Seesturm (Mt 8,18.23-27; Lk 8,22-25)Er sagte dann zu ihnen an jenem Tage, als es Abend geworden war: »Wir wollen ans andere Ufer (des Sees) hinüberfahren!« So ließen sie denn die Volksmenge gehen und nahmen ihn, wie er war, im Boote mit; doch auch noch andere Boote begleiteten ihn. Da erhob sich ein gewaltiger Sturmwind, und die Wellen schlugen in das Boot, so daß das Boot sich schon mit Wasser zu füllen begann; er selbst aber lag am hinteren Teil des Bootes und schlief auf dem Kissen. Sie weckten ihn nun und sagten zu ihm: »Meister, liegt dir nichts daran, daß wir untergehen?« Da stand er auf, bedrohte den Wind und gebot dem See: »Schweige! Werde still!« Da legte sich der Wind, und es trat völlige Windstille ein. Hierauf sagte er zu ihnen: »Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr immer noch keinen Glauben?« Da gerieten sie in große Furcht und sagten zueinander: »Wer ist denn dieser, daß auch der Wind und der See ihm gehorsam sind?« b) Jesus heilt den Besessenen im Lande der Gerasener (Mt 8,28-34; Lk 8,26-39)Sie kamen dann an das jenseitige Ufer des Sees in das Gebiet der GerasenerVermutlich ist »Gergesener« zu lesen (vgl. Lk 8,26.37; Mt 8,28).. Als er dort aus dem Boot gestiegen war, lief ihm sogleich von den Gräbern her ein Mann entgegen, der von einem unreinen Geist besessen war. Er hatte seinen Aufenthalt in den Gräbern, und niemand vermochte ihn zu fesseln, auch nicht mit einer Kette; denn man hatte ihn schon oft mit Fußfesseln und Ketten gebunden, aber er hatte die Ketten immer wieder zerrissen und die Fußfesseln zerrieben, und niemand war stark genug, ihn zu überwältigen. Er hielt sich allezeit, bei Tag und bei Nacht, in den Gräbern und auf den Bergen auf, schrie laut und zerschlug sich mit Steinen. Als er nun Jesus von weitem sah, kam er herzugelaufen, warf sich vor ihm nieder und stieß laut schreiend die Worte aus: »Was willst du von mir, Jesus, du Sohn Gottes, des Höchsten? Ich beschwöre dich bei Gott: quäle mich nicht!« Jesus war nämlich im Begriff, ihm zu gebieten: »Fahre aus, du unreiner Geist, aus dem Manne!« Da fragte Jesus ihn: »Wie heißt du?« Er antwortete ihm: »LegionEine römische Legion hatte zu damaliger Zeit etwa 6000 Mann. heiße ich, denn wir sind unser viele.« Dann bat er ihn inständig, er möchte sied.h. die Legion unreiner Geister. nicht aus der Gegend verweisen. Nun befand sich dort am Berge eine große Herde Schweine auf der Weide. Da baten sie ihn: »Schicke uns in die Schweine! Laß uns in sie fahren!« Das erlaubte Jesus ihnen auch, und so fuhren denn die unreinen Geister aus und fuhren in die Schweine hinein; und die Herde stürmte den Abhang hinab in den See hinein, etwa zweitausend Tiere, und sie ertranken im See. Ihre Hirten aber ergriffen die Flucht und berichteten den Vorfall in der Stadt und in den Gehöften; da kamen die Leute, um zu sehen, was geschehen war. Als sie nun zu Jesus gekommen waren, sahen sie den (früher) Besessenen ruhig dasitzen, bekleidet und ganz vernünftig, ihn, der die Legion (unreiner Geister) in sich gehabt hatte, und sie gerieten darüber in Furcht. Die Augenzeugen erzählten ihnen nun, was mit dem Besessenen vorgegangen war, und auch die Begebenheit mit den Schweinen. Da verlegten sie sich aufs Bitten, er möchte ihr Gebiet verlassen. Als er dann ins Boot steigen wollte, bat ihn der (früher) Besessene, bei ihm bleiben zu dürfen; doch Jesus gestattete es ihm nicht, sondern sagte zu ihm: »Gehe heim in dein Haus zu deinen Angehörigen und berichte ihnen, wie Großes der Herr an dir getan und wie er sich deiner erbarmt hat!« Da ging er weg und begann in der Landschaft der Zehn-Städte zu verkündigen, wie Großes Jesus an ihm getan hatte; und alle verwunderten sich darüber. c) Jesus heilt (in Kapernaum) die blutflüssige Frau und erweckt das Töchterlein des Jairus (Mt 9,18-26; Lk 8,40-56)Als Jesus dann im Boot wieder an das jenseitige Ufer hinübergefahren war, sammelte sich eine große Volksmenge bei ihm, während er sich noch am See befand. Da kam einer von den Vorstehern der Synagoge namens Jairus, und als er Jesus erblickte, warf er sich vor ihm nieder und bat ihn inständig mit den Worten: »Mein Töchterlein ist todkrank; komm doch und lege ihr die Hände auf, damit sie gerettet wird und am Leben bleibt!« Da ging Jesus mit ihm; es folgte ihm aber eine große Volksmenge und umdrängte ihn. Nun war da eine Frau, die schon zwölf Jahre lang am Blutfluß gelitten und mit vielen Ärzten viel durchgemacht und ihr ganzes Vermögen dabei zugesetzt hatte, ohne Nutzen davon gehabt zu haben – es war vielmehr immer noch schlimmer mit ihr geworden –; die hatte von Jesus gehört und kam nun in der Volksmenge von hinten herzu und faßte seinen Rock; sie dachte nämlich: »Wenn ich auch nur seine Kleider anfasse, so wird mir geholfen sein.« Und sogleich hörte ihr Blutfluß auf, und sie spürte in ihrem Körper, daß sie von ihrem Leiden geheilt war. Da nun auch Jesus sogleich die Empfindung in sich hatte, daß die Heilungskraft von ihm ausgegangen war, wandte er sich in der Volksmenge um und fragte: »Wer hat meine Kleider angefaßt?« Da sagten seine Jünger zu ihm: »Du siehst doch, wie sehr die Volksmenge dich umdrängt, und da fragst du: ›Wer hat mich angefaßt?‹« Doch er blickte rings um sich nach der, die es getan hatte. Da kam die Frau voller Angst und zitternd herbei, weil sie wohl wußte, was mit ihr vorgegangen war, warf sich vor ihm nieder und bekannte ihm die ganze Wahrheit. Er aber sagte zu ihr: »Meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet: gehe hin in Frieden und sei von deinem Leiden geheilt!« Während er noch redete, kamen Leute aus dem Hause des Synagogenvorstehers mit der Meldung: »Deine Tochter ist gestorben: was bemühst du den Meister noch?« Jesus aber ließ die Nachricht, die da gemeldet wurde, unbeachtet und sagte zu dem Synagogenvorsteher: »Fürchte dich nicht, glaube nur!« Und er ließ niemand mit sich gehen außer Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruders des Jakobus. So kamen sie zum Hause des Synagogenvorstehers, wo er das Getümmel wahrnahm und wie sie weinten und laut wehklagten. Als er dann eingetreten war, sagte er zu den Leuten: »Wozu lärmt und weint ihr? Das Kind ist nicht tot, sondern schläft nur!« Da verlachten sie ihn. Er aber entfernte alle aus dem Hause, nahm nur den Vater des Kindes nebst der Mutter und seine Jünger, die ihn begleiteten, mit sich und ging (in das Zimmer) hinein, wo das Kind lag. Dann faßte er das Kind bei der Hand und sagte zu ihm: »Talitha kumi!«, was übersetzt heißt: »Mädchen, ich sage dir: stehe auf!« Da stand das Mädchen sogleich auf und ging umher; denn sie war zwölf Jahre alt. Da gerieten sie sofort vor Staunen ganz außer sich. Er gebot ihnen dann ernstlich, niemand solle etwas von dem Geschehenen erfahren, und ordnete an, man möge ihr zu essen geben. 6. Verwerfung und Mißerfolg Jesu in seiner Vaterstadt Nazareth (Mt 13,53-58; Lk 4,16-30)Er zog dann von dort weiter und kam in seine Vaterstadt (Nazareth), und seine Jünger begleiteten ihn. Als nun der Sabbat gekommen war, fing er an, in der Synagoge zu lehren; und die vielen, die ihm zuhörten, gerieten in Staunen und sagten: »Woher hat er das? Und was ist das für eine Weisheit, die diesem verliehen ist? Und solche Wundertaten geschehen durch seine Hände! Ist dieser nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder des Jakobus, des Joses, des Judas und des Simon? Und leben nicht auch seine Schwestern bei uns?« So wurden sie irre an ihm.W.: sie nahmen Anstoß an ihm, d.h. an seiner Persönlichkeit. Da sagte Jesus zu ihnen: »Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seiner Vaterstadt und bei seinen Verwandten und in seiner Familie.« Er konnte dort auch kein Wunder vollbringen, außer daß er einige Kranke durch Handauflegen heilte. Und er verwunderte sich über ihren Unglauben. Er zog dann in den umliegenden Ortschaften umher und lehrte dort. 7. Aussendung und Anweisung der zwölf Jünger (Mt 9,35; 10,1.5-42; Lk 9,1-6; 10,1-16)Darauf rief er die Zwölf zu sich und begann sie paarweise auszusenden; dabei gab er ihnen Macht über die unreinen Geister und gebot ihnen, nichts auf den Weg mitzunehmen als nur einen Stock, kein Brot, keinen Ranzen und kein Geld im Gürtel; jedoch Sandalen sollten sie sich unterbinden, aber nicht zwei Röcke anziehen. Weiter gab er ihnen die Weisung: »Wo ihr in ein Haus eingetreten seid, da bleibt, bis ihr von dort weiterzieht; und wenn ein Ort euch nicht aufnimmt und man euch nicht hören will, so geht von dort weg und schüttelt den Staub von euren Fußsohlen ab zum Zeugnis für sie!« So machten sie sich denn auf den Weg und predigten, man solle Buße tun; sie trieben auch viele böse Geister aus, salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie. 8. Das Urteil des Herodes über Jesus; das Ende Johannes des Täufers (Mt 14,1-12; Lk 3,19-20; 9,7-9)Auch der König Herodes hörte davon; denn sein Name war bekannt geworden, und man sagte: »Johannes der Täufer ist von den Toten auferweckt worden, darum sind die Wunderkräfte in ihm wirksam.« Andere aber sagten, er sei Elia; noch andere behaupteten, er sei ein Prophet wie einer der (alten) Propheten. Als aber Herodes davon hörte, sagte er: »Johannes, den ich habe enthaupten lassen, der ist wieder auferweckt worden.« Eben dieser Herodes nämlich hatte (Diener) ausgesandt und Johannes festnehmen und ihn gefesselt ins Gefängnis werfen lassen um der Herodias willen, der Gattin seines Bruders Philippus, weil er sie geheiratet hatte; denn Johannes hatte dem Herodes vorgehalten: »Du darfst die Frau deines Bruders nicht (zur Frau) haben.« Das trug Herodias ihm nach und hätte ihn am liebsten ums Leben gebracht, vermochte es aber nicht; denn Herodes hatte Scheu vor Johannes, weil er ihn als einen gerechten und heiligen Mann kannte, und er nahm ihn in seinen Schutz;A.Ü.: er behielt ihn in Haft (oder: hielt ihn nur in Gewahrsam). und oftmals, wenn er ihn gehört hatte, war er schwer betroffen, hörte ihn aber dennoch gern. Da kam ein (für Herodias) gelegener Tag, als nämlich Herodes an seinem Geburtstage seinen Würdenträgern und Heeresobersten sowie den vornehmsten Männern von Galiläa ein Festmahl veranstaltete. Als dabei die Tochter eben jener Herodias (in den Saal) eintrat und einen Tanz aufführte, gefiel sie dem Herodes und seinen Tischgästen wohl. Da sagte der König zu dem Mädchen: »Erbitte dir von mir, was du willst: ich will es dir geben!«, und er schwur ihr: »Was du dir auch von mir erbitten magst, das will ich dir geben bis zur Hälfte meines Reiches!« Da ging sie hinaus und fragte ihre Mutter: »Was soll ich mir erbitten?« Die antwortete: »Den Kopf Johannes des Täufers!« Sogleich ging sie in Eile zum König hinein und sprach die Bitte aus: »Ich möchte, du gäbest mir gleich jetzt auf einer Schüssel den Kopf Johannes des Täufers!« Obgleich nun der König sehr betrübt darüber wurde, mochte er sie doch mit Rücksicht auf seine Eide und auf seine Tischgäste keine Fehlbitte tun lassen. So schickte denn der König sogleich einen von seinen Leibwächtern ab mit dem Befehl, den Kopf des Johannes zu bringen. Der ging hin, enthauptete ihn im Gefängnis, brachte seinen Kopf auf einer Schüssel und gab ihn dem Mädchen, und das Mädchen gab ihn seiner Mutter. Als die Jünger des Johannes Kunde davon erhielten, kamen sie, nahmen seinen Leichnam und bestatteten ihn in einem Grabe. 9. Rückkehr der zwölf Apostel; Jesus entweicht in die Einsamkeit; Speisung der Fünftausend (Lk 10,17-20; 9,10; Mt 14,13-21; Lk 9,11-17; Joh 6,1-15)Die Apostel versammelten sich dann wieder bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und was sie gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: »Kommt ihr für euch allein (mit mir) abseits an einen einsamen Ort und ruht dort ein wenig aus!« Denn die Zahl der Leute, die da kamen und gingen, war groß, so daß sie nicht einmal Zeit zum Essen hatten. So fuhren sie denn im Boot in eine einsame Gegend, um für sich allein zu sein; doch man hatte sie abfahren sehen, und viele hatten ihre Absicht gemerkt; sie eilten daher aus allen Ortschaften zu Fuß dort zusammen und kamen noch vor ihnen an. Als Jesus nun (aus dem Boote) ausstieg und eine große Menge Volks versammelt sah, ergriff ihn tiefes Mitleid mit ihnen, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben; und er fing an, sie vieles zu lehren. Als dann die Zeit schon weit vorgerückt war, traten seine Jünger zu ihm und sagten: »Die Gegend hier ist öde und die Zeit schon weit vorgerückt; laß die Leute ziehen, damit sie in die umliegenden Gehöfte und in die Ortschaften gehen und sich dort etwas zu essen kaufen können.« Er aber antwortete ihnen: »Gebt ihr ihnen zu essen!« Da sagten sie zu ihm: »Sollen wir hingehen und für zweihundert Denar Brot kaufen, um ihnen zu essen zu geben?« Er aber antwortete ihnen: »Wie viele Brote habt ihr? Geht hin, seht nach!« Als sie nun nachgesehen hatten, meldeten sie ihm: »Fünf (Brote) und zwei Fische.« Da gab er ihnen die Weisung, sie sollten alle sich zu einzelnen Tischgenossenschaften auf dem grünen Rasen lagern; so ließen sie sich denn gruppenweise zu hundert und zu fünfzig nieder. Hierauf nahm er die fünf Brote und die beiden Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis (Gottes), brach die Brote und gab sie seinen Jüngern, damit diese sie dem Volk vorlegten; auch die beiden Fische teilte er für alle aus. Und sie aßen alle und wurden satt; dann hob man an Brocken noch zwölf Körbe voll (vom Boden) auf, dazu auch Überbleibsel von den Fischen. Und die Zahl derer, die von den Broten gegessen hatten, betrug fünftausend Männer. 10. Rückfahrt über den See bei Nacht; das Wandeln Jesu auf dem See; die Landung in Gennesaret (Mt 14,22-36; Joh 6,15-21)Und sogleich nötigte er seine Jünger, in das Boot zu steigen und ihm an das jenseitige Ufer nach Bethsaida vorauszufahren, während er selbst die Volksmenge entlassen wollte. Nachdem er sie dann verabschiedet hatte, ging er auf den Berg hinauf, um zu beten. Als es so Abend geworden war, befand sich das Boot mitten auf dem See, während er selbst allein noch auf dem Lande war. Als er nun sah, wie sie sich (auf der Fahrt) beim Rudern abmühten – denn der Wind stand ihnen entgegen –, kam er um die vierte Nachtwache auf sie zu, indem er auf dem See dahinging, und wollte an ihnen vorübergehen. Als sie ihn aber so auf dem See wandeln sahen, dachten sie, es sei ein Gespenst, und schrien auf; denn alle sahen ihn und waren in Angst geraten. Er aber redete sie sogleich an und sagte zu ihnen: »Seid getrost, ich bin’s: fürchtet euch nicht!« Er stieg darauf zu ihnen ins Boot: da legte sich der Wind. Nun gerieten sie vollends vor Erstaunen ganz außer sich; denn bei der Brotspeisung war ihnen noch kein Verständnis gekommen, sondern ihr Herz war verhärtet. Als sie dann ans Land hinübergefahren waren, kamen sie nach Gennesaret und legten dort an. Als sie aus dem Boot gestiegen waren, erkannten die Leute dort ihn sogleich, liefen in jener ganzen Gegend umher und begannen die Kranken auf den Bahren umherzutragen (und dahin zu bringen), wo er, dem Vernehmen nach, sich gerade aufhielt. Und wo er in Dörfern oder Städten oder Gehöften einkehrte, legten sie die Kranken auf den freien Plätzen nieder und baten ihn, daß sie auch nur die Quaste seines Rockes anfassen dürften; und alle, die ihn anfaßten, wurden gesund. 11. Streit mit den Gegnern um das Händewaschen; Warnung vor Menschensatzungen und Kennzeichnung der wahren Unreinheit (Mt 15,1-20)Da versammelten sich bei ihm die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die von Jerusalem gekommen waren; und als sie einige seiner Jünger die Brote mit unreinen, das heißt ungewaschenen Händen zu sich nehmen sahen – die Pharisäer nämlich und die Juden überhaupt essen nur, wenn sie sich die Hände mit der FaustA.Ü.: (wenigstens) mit einer Handvoll Wasser. gewaschen haben, weil sie an den von den Alten überlieferten Satzungen festhalten; und auch wenn sie vom Markt heimkommen, essen sie nicht, ohne sich zunächst (die Hände) abgespült zu haben; und noch viele andere Vorschriften gibt es, deren strenge Beobachtungd.h. Beachtung, Befolgung . sie überkommen haben, z.B. das Eintauchen von Bechern, Krügen und Kupfergeschirr –, da fragten ihn die Pharisäer und Schriftgelehrten: »Warum halten sich deine Jünger in ihrer Lebensweise nicht an die Überlieferung der Alten, sondern nehmen die Speisen mit unreinen Händen zu sich?« Er antwortete ihnen: »Treffend hat Jesaja von euch Heuchlern geweissagt, wie geschrieben steht: ›Dieses Volk ehrt mich (nur) mit den Lippen, ihr Herz aber ist weit entfernt von mir; doch vergeblich verehren sie mich, weil sie Menschengebote zu ihren Lehren machen.‹ Das Gebot Gottes laßt ihr außer acht und haltet an den euch überlieferten Satzungen der Menschen fest [ihr nehmt Abwaschungen von Krügen und Bechern vor und tut Ähnliches derart noch vielfach].« Dann fuhr er fort: »Trefflich versteht ihr es, das Gebot Gottes aufzuheben, um die euch überlieferten Satzungen festzuhalten. Mose hat z.B. geboten: ›Ehre deinen Vater und deine Mutter‹ und: ›Wer den Vater oder die Mutter schmäht, soll des Todes sterben.‹ Ihr aber sagt: ›Wenn jemand zu seinem Vater oder zu seiner Mutter sagt: Korban, das heißt: eine Gabe für den Tempelschatz soll das sein, was dir sonst als Unterstützung von mir zugute gekommen wäre‹, so laßt ihr ihn für seinen Vater oder seine Mutter nichts mehr tun und hebt damit das Wort Gottes durch eure Überlieferung auf, die ihr weitergegeben habt; und Ähnliches derart tut ihr vielfach.« Nachdem er dann die Volksmenge wieder herbeigerufen hatte, sagte er zu ihnen: »Hört mir alle zu und sucht es zu verstehen! Nichts geht von außen in den Menschen hinein, was ihn zu verunreinigen vermag, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das ist es, was den Menschen verunreinigt. [Wer Ohren hat zu hören, der höre!]« Als er dann vom Volk weggegangen und ins Haus gekommen war, befragten ihn seine Jünger über das Gleichnis. Da sagte er zu ihnen: »So seid auch ihr immer noch ohne Verständnis? Begreift ihr nicht, daß alles, was von außen her in den Menschen hineingeht, ihn nicht zu verunreinigen vermag, weil es ihm nicht ins Herz hineingeht, sondern in den Leib und auf dem natürlichen Wege, der alle Speisen reinigt, wieder ausgeschieden wird?«A.L.: »in den Bauch und in den Abort hinaus geht?« Damit erklärte er (Jesus) alle Speisen für rein. Dann fuhr er fort: »Was dagegen aus dem Menschen herauskommt, das verunreinigt den Menschen. Denn von innen her, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken hervor: Unzucht, Diebstahl, Mordtaten, Ehebruch, Habsucht, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Scheelsucht, Lästerung, Hochmut, Unverstand.Mit diesem sog. »Lasterkatalog« vgl. Röm 1,29-31. Alles Böse dieser Art kommt von innen heraus und verunreinigt den Menschen.« 12. Jesus und die Syrophönizierin im Gebiet von Tyrus und Sidon (Mt 15,21-28)Er brach dann von dort auf und begab sich in das Gebiet von Tyrus. Als er dort in einem Hause Aufnahme gefunden hatte, wünschte er, daß niemand es erführe; doch er konnte nicht verborgen bleiben, sondern alsbald hörte eine Frau von ihm, deren Töchterlein von einem unreinen Geist besessen war; sie kam also und warf sich vor ihm nieder – die Frau war aber eine Griechin, ihrer Herkunft nach eine Syrophönizierin – und bat ihn, er möchte den bösen Geist aus ihrer Tochter austreiben. Da entgegnete er ihr: »Laß zuerst die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, das den Kindern zukommende Brot zu nehmen und es den Hündlein hinzuwerfen.« Sie aber gab ihm zur Antwort: »O doch, Herr! Auch die Hündlein bekommen ja unter dem Tisch von den Brocken der Kinder zu essen.« Da sagte er zu ihr: »Um dieses Wortes willen gehe heim: der böse Geist ist aus deiner Tochter ausgefahren.« Als sie nun in ihr Haus zurückkam, traf sie ihr Kind an, wie es ruhig auf dem Bett lag, und der böse Geist war ausgefahren. 13. Jesu Rückkehr nach Galiläa an das Ostufer des Sees; Heilung eines Taubstummen (Mt 15,29-31)Nachdem er dann das Gebiet von Tyrus wieder verlassen hatte, kam er über Sidon an den Galiläischen See (und zwar) mitten in das Gebiet der Zehn-Städte. Da brachten sie einen Tauben zu ihm, der kaum lallen konnte, und baten ihn, er möchte ihm die Hand auflegen. So nahm er ihn denn von der Volksmenge weg abseits, legte ihm, als er mit ihm allein war, seine Finger in die Ohren, benetzte sie mit Speichel und berührte ihm die Zunge; nachdem er dann zum Himmel aufgeblickt hatte, seufzte er und sagte zu ihm: »Effatha!«, das heißt (übersetzt) »Tu dich auf!« Da taten sich seine Ohren auf, die Gebundenheit seiner Zunge löste sich, und er redete richtig. Jesus gebot ihnen dann ernstlich, daß sie niemand etwas davon sagen sollten; aber je mehr er es ihnen gebot, um so mehr und um so eifriger verbreiteten sie die Kunde; und sie gerieten vor Staunen ganz außer sich und sagten: »Er hat alles wohl gemacht, auch die Tauben macht er hören und die Sprachlosen reden!« 14. Speisung der Viertausend (Mt 15,32-39)Als in jenen Tagen wieder einmal eine große Volksmenge zugegen war und sie nichts zu essen hatten, rief Jesus seine Jünger herbei und sagte zu ihnen: »Mich jammert des Volkes; denn sie halten nun schon drei Tage bei mir aus und haben nichts zu essen; und wenn ich sie nach Hause gehen lasse, ohne daß sie gegessen haben, so werden sie unterwegs verschmachten; sie sind ja auch zum Teil von weit her gekommen.« Da erwiderten ihm seine Jünger: »Woher sollte man diese hier in einer so öden Gegend mit Brot sättigen können?« Er fragte sie: »Wie viele Brote habt ihr?« Sie antworteten: »Sieben.« Da gebot er der Volksmenge, sich auf der Erde zu lagern; dann nahm er die sieben Brote, sprach den Lobpreis (Gottes), brach die Brote und gab (die Stücke) seinen Jüngern, damit diese sie austeilten; die legten sie dann der Volksmenge vor. Sie hatten auch noch ein paar kleine Fische; er sprach den Segen über sie und ließ auch diese austeilen. So aßen sie denn und wurden satt; dann sammelten sie die übriggebliebenen Stücke, sieben Körbe voll. Es waren aber gegen viertausend Menschen, (die gegessen hatten und) die er nun gehen ließ. 15. Jesu Abweisung der Zeichenforderung der Pharisäer (Mt 12,38-42; Lk 11,16.29-32; 12,54-56)Er stieg hierauf sogleich mit seinen Jüngern in das Boot ein und gelangte in die Gegend von DalmanuthaDie Lage dieses Ortes am Galiläischen See ist unbekannt (vgl. Mt 15,39).. Da kamen die Pharisäer zu ihm hinaus, begannen mit ihm zu verhandeln und verlangten von ihm ein Wunderzeichen vom Himmel her, weil sie ihn auf die Probe stellen wollten. Da seufzte er in seinem Geiste tief auf und sagte: »Wozu verlangt dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich ich sage euch: Nimmermehr wird diesem Geschlecht ein Zeichen gegeben werden!« Mit diesen Worten ließ er sie stehen, stieg wieder in das Boot ein und fuhr an das jenseitige Ufer hinüber. 16. Warnung vor dem Sauerteig der Pharisäer und vor dem des Herodes (Mt 16,5-12; Lk 12,1)Sie hatten aber vergessen, Brote mitzunehmen, und hatten nur ein einziges Brot bei sich im Boot. Da sagte er warnend zu ihnen: »Gebt acht, hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und vor dem Sauerteig des Herodes!« Da erwogen sie im Gespräch miteinander: »(Das sagt er deshalb) weil wir keine Brote haben.« Als Jesus das merkte, sagte er zu ihnen: »Was macht ihr euch Gedanken darüber, daß ihr keine Brote (mitgenommen) habt? Begreift und versteht ihr denn immer noch nicht? Habt ihr auch jetzt noch ein Herz, das verhärtet ist? Ihr habt Augen und seht nicht, habt Ohren und hört nicht? Denkt ihr denn nicht daran: Als ich die fünf Brote für die Fünftausend brach, wie viele Körbe voll Brocken habt ihr da aufgelesen?« Sie antworteten ihm: »Zwölf.« »Und damals als ich die sieben (Brote) für die Viertausend (brach), wie viele Körbchen habt ihr da mit den Brocken gefüllt, die ihr aufgelesen hattet?« Sie antworteten: »Sieben.« Da sagte er zu ihnen: »Habt ihr immer noch kein Verständnis?« 17. Blindenheilung in BethsaidaSie kamen dann nach Bethsaida. Dort brachte man einen Blinden zu ihm und bat ihn, er möchte ihn anrühren. Er faßte denn auch den Blinden bei der Hand und führte ihn vor das Dorf hinaus; dann tat er ihm Speichel in die Augen, legte ihm die Hände auf und fragte ihn, ob er etwas sähe. Jener schlug die Augen auf und antwortete: »Ich nehme die Menschen wahr: sie kommen mir bei ihrem Umhergehen wie Bäume vor.« Darauf legte er ihm die Hände nochmals auf die Augen; da konnte er deutlich sehen und war geheilt, so daß er auch in der Ferne alles scharf sah. Nun schickte Jesus ihn heim in sein Haus mit der Weisung: »Gehe auch nicht (erst wieder) in das Dorf hinein!« IV. Jesus bereitet die Jünger auf sein Leiden und Sterben vor (8,27-10,45)1. Das Messiasbekenntnis des Petrus bei Cäsarea Philippi (Mt 16,13-20; Lk 9,18-21; Joh 6,66-71)Jesus zog dann mit seinen Jüngern weiter in die Ortschaften bei Cäsarea Philippi. Unterwegs richtete er an seine Jünger die Frage: »Für wen halten mich die Leute?« Sie antworteten ihm: »Für Johannes den Täufer, andere für Elia, noch andere für sonst einen von den (alten) Propheten.« Nun fragte er sie weiter: »Ihr aber – für wen haltet ihr mich?« Petrus gab ihm zur Antwort: »Du bist Christus!« Da gab er ihnen die strenge Weisung, sie sollten das zu niemand von ihm sagen. 2. Jesu erste Leidensankündigung (Mt 16,21-23; Lk 9,22)Hierauf begann er sie darauf hinzuweisen, der Menschensohn müsse vieles leiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen; und er sprach das ganz offen aus. Da nahm Petrus ihn beiseite und begann auf ihn einzureden; er aber wandte sich um, blickte seine Jünger an und wies Petrus scharf ab mit den Worten: »Hinweg von mir, Satan! (Tritt) hinter mich! Deine Gedanken sind nicht die Gedanken Gottes, sondern sind Menschengedanken.« 3. Sprüche über die Leidensnachfolge der Jünger (Mt 16,24-28; Lk 9,23-27)Dann rief er die Volksmenge samt seinen Jüngern herbei und sagte zu ihnen: »Will jemand mir nachfolgen, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich, und so werde er mein Nachfolger. Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um der Heilsbotschaft willen verliert, der wird es retten. Denn was hülfe es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und doch sein Leben einbüßte? Denn was könnte ein Mensch als Gegenwert für sein Leben geben? Denn wer sich meiner und meiner Worte unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln kommt.« Dann fuhr er fort: »Wahrlich ich sage euch: Einige von denen, die hier stehen, werden den Tod nicht schmecken, bis sie das Reich Gottes mit Macht haben kommen sehen.« 4. Jesu Verklärung auf dem Berge und sein Gespräch mit den Jüngern beim Abstieg (Mt 17,1-13; Lk 9,28-36; 2.Petr 1,18)Sechs Tage später nahm Jesus den Petrus, Jakobus und Johannes mit sich und führte sie abseits auf einen hohen Berg hinauf, wo sie allein waren. Da wurde er vor ihren Augen verwandelt, und seine Kleider wurden glänzend, ganz weiß, wie sie kein Walker auf Erden so weiß machen kann. Und es erschien ihnen Elia mit Mose; die besprachen sich mit Jesus. Da sagte Petrus zu Jesus: »Rabbi, hier sind wir gut aufgehoben! Wir wollen hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elia« – er wußte nämlich nicht, was er sagen sollte; in solche Furcht waren sie geraten. Dann kam eine Wolke, die sie überschattete, und eine Stimme erscholl aus der Wolke: »Dieser ist mein geliebter Sohn: höret auf ihn!« Und mit einemmal, als sie um sich blickten, sahen sie niemand mehr bei sich als Jesus allein. Als sie dann von dem Berge hinabstiegen, gebot er ihnen, sie sollten von dem, was sie gesehen hätten, niemand etwas erzählen, ehe nicht der Menschensohn von den Toten auferstanden wäre. Dies Gebot hielten sie dann auch fest, besprachen sich jedoch untereinander darüber, was wohl mit der Auferstehung von den Toten gemeint sei. Hierauf befragten sie ihn: »Die Schriftgelehrten behaupten ja, Elia müsse zuerst kommen.« Er antwortete ihnen: »Ja, Elia kommt allerdings zuerst und bringt alles wieder in den rechten Stand. Doch wie kann denn über den Menschensohn geschrieben stehen, daß er vieles leiden und daß er verworfen werden müsse? Aber ich sage euch: Elia ist wirklich gekommen; doch sie haben ihm angetan, was ihnen beliebte, wie über ihn geschrieben steht.«. 5. Heilung eines fallsüchtigen Knaben; die Unfähigkeit der Jünger (Mt 17,14-21; Lk 9,37-43)Als sie dann zu den (anderen) Jüngern zurückkamen, sahen sie eine große Volksmenge um sie versammelt, auch Schriftgelehrte, die sich mit ihnen besprachen. Sobald nun die Menge ihn erblickte, gerieten alle in freudige Erregung; sie eilten auf ihn zu und begrüßten ihn. Er fragte sie nun: »Was habt ihr mit ihnen zu verhandeln?« Da antwortete ihm einer aus der Menge: »Meister, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht, der von einem sprachlosen Geist besessen ist; sooft der ihn packt, reißt er ihn hin und her; dann tritt ihm der Schaum vor den Mund, und er knirscht mit den Zähnen und wird ganz kraftlos. Ich habe deine Jünger gebeten, sie möchten ihn austreiben, doch sie haben es nicht gekonnt.« Jesus antwortete ihnen mit den Worten: »O ihr ungläubige Art von Menschen! Wie lange soll ich noch bei euch sein? Wie lange soll ich es noch mit euch aushalten? Bringt ihn her zu mir!« Da brachten sie ihn zu ihm. Als nun der Geist ihn erblickte, zog er den Knaben sogleich krampfhaft zusammen, so daß er auf den Boden fiel und sich mit Schaum vor dem Munde wälzte. Da fragte Jesus den Vater des Knaben: »Wie lange hat er dies Leiden schon?« Er antwortete: »Von Kindheit an; und oft hat der Geist ihn sogar ins Feuer und ins Wasser gestürzt, um ihn umzubringen. Wenn du es jedoch irgend vermagst, so hilf uns und habe Erbarmen mit uns!« Jesus antwortete ihm: »Was dein ›Wenn du es vermagst‹ betrifft, so wisse: Alles ist dem möglich, der Glauben hat.« Sogleich rief der Vater des Knaben laut aus: »Ich glaube: hilf meinem Unglauben!« Als Jesus nun sah, daß immer mehr Leute zusammenliefen, bedrohte er den unreinen Geist mit den Worten: »Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und fahre nicht wieder in ihn hinein!« Da schrie er laut auf und fuhr unter heftigen Krämpfen aus; und der Knabe lag wie tot da, so daß die meisten sagten: »Er ist gestorben!« Jesus aber faßte ihn bei der Hand und richtete ihn in die Höhe: da stand er auf. – Als Jesus dann in ein Haus eingetreten war, fragten ihn seine Jünger, während sie mit ihm allein waren: »Warum haben wir den Geist nicht austreiben können?« Er antwortete ihnen: »Diese Art (von bösen Geistern) läßt sich nur durch Gebet austreiben.« 6. Zweite Leidensankündigung (Mt 17,22-23; Lk 9,43-45)Sie zogen dann von dort weiter und wanderten durch Galiläa hin, und er wünschte, daß niemand es erfahren möchte; denn er erteilte seinen Jüngern Unterricht und sagte zu ihnen: »Der Menschensohn wird in die Hände der Menschen überliefert; sie werden ihn töten, und drei Tage nach seiner Tötung wird er auferstehen.« Sie aber verstanden den Ausspruch nicht, scheuten sich jedoch, ihn deswegen zu befragen. 7. Gespräche mit den Jüngern in Kapernaum; Weisungen für den Jüngerkreis (Mt 18,1-9; Lk 9,46-50; 17,1-2)a) Rangstreit der Jünger; Jesu Mahnung zur Demut (Mt 18,1-5; Lk 9,46-48)So kamen sie nach Kapernaum; und als er zu Hause (angelangt) war, fragte er sie: »Worüber habt ihr unterwegs gesprochen?« Sie aber schwiegen; denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer (von ihnen) der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf herbei und sagte zu ihnen: »Wenn jemand der Erste sein will, muß er von allen der Letzte und der Diener aller sein!« Dann nahm er ein Kind, stellte es mitten unter sie, schloß es in seine Arme und sagte zu ihnen: »Wer eins von solchen Kindern auf meinen Namen hin aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.« b) Belehrung über die Duldsamkeit (Lk 9,49-50)Da sagte Johannes zu ihm: »Meister, wir haben einen, der nicht mit uns dir nachfolgt, unter Anwendung deines Namens böse Geister austreiben sehen und haben es ihm untersagt, weil er uns nicht nachfolgt.« Jesus aber erwiderte ihm: »Untersagt es ihm nicht; denn so leicht wird niemand, der ein Wunder unter Benutzung meines Namens vollführt, dazu kommen, Böses von mir zu reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. – Denn wenn jemand euch im Hinblick darauf, daß ihr Christus angehört, auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, – wahrlich ich sage euch: Es wird ihm nicht unbelohnt bleiben!« c) Warnung vor der Verführung (zum Unglauben und zur Sünde); Sprüche vom Salz (Mt 5,29-30; 18,6-9; Lk 17,1-2)»Und wer einen von diesen Kleinen, die (an mich) glauben, ärgert,oder: ihm Ärgernis oder Anstoß bereitet = ihn zum Unglauben oder zur Sünde verführt. für den wäre es das beste, wenn ihm ein MühlsteinGenauer: ein Eselmühlstein, d.h. ein großer Mühlstein, den ein Esel drehen muß. um den Hals gehängt und er ins Meer geworfen wäre. Und wenn deine Hand dich ärgert, so haue sie ab! Es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben einzugehen, als daß du deine beiden Hände hast und in die Hölle kommst, in das unauslöschliche Feuer.Die Verse 44 u. 46 (gleichlautend mit V.48) fehlen in alten Handschriften. [siehe Anmerkung Vers 43] Und wenn dein Fuß dich ärgert, so haue ihn ab! Es ist besser für dich, als Lahmer in das Leben einzugehen, als daß du deine beiden Füße hast und in die Hölle geworfen wirst. [siehe Anmerkung Vers 43] Und wenn dein Auge dich ärgert, so reiße es aus! Es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes einzugehen, als daß du beide Augen hast und in die Hölle geworfen wirst, wo ihrnämlich der Verdammten. Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. – Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden [wie jedes Schlachtopfer mit Salz gewürzt wird]. Das Salz ist etwas Gutes; wenn aber das Salz fade geworden ist, wodurch wollt ihr ihm die Würzkraft wiedergeben? Habt Salz in euch und haltet Frieden untereinander.« 8. Jesus in Judäa und im Ostjordanlande; Gespräche über die Ehe und über Ehescheidung (Mt 19,1-12)Jesus brach dann von dort auf und kam in das Gebiet von Judäa, und zwar in das Ostjordanland; und wieder strömte das Volk in Scharen bei ihm zusammen, und wieder lehrte er sie, wie es seine Gewohnheit war. Da traten Pharisäer an ihn heran und fragten ihn, ob ein Ehemann seine Frau entlassen dürfe; sie wollten ihn nämlich versuchen. Er aber gab ihnen zur Antwort: »Was hat Mose euch geboten?« Sie sagten: »Mose hat gestattet, einen Scheidebrief auszustellen und dann (die Frau) zu entlassen.« Jesus aber sagte zu ihnen: »Mit Rücksicht auf eure Herzenshärte hat er euch dieses Gebot vorgeschrieben; aber vom Anfang der Schöpfung an hat Gott die Menschen als Mann und Weib geschaffen. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und die beiden werden zu einem Leibe werden, so daß sie nicht mehr zwei sind, sondern ein Leib. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.« Zu Hause befragten ihn dann seine Jünger nochmals hierüber, und er erklärte ihnen: »Wer seine Frau entläßt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch, und (ebenso) wenn sie sich von ihrem Manne scheidet und einen andern heiratet, so begeht sie Ehebruch.« 9. Jesus segnet die Kinder (Mt 19,13-15; Lk 18,15-17)Und man brachte Kinder zu ihm, damit er sie anrühre; die Jünger aber verwiesen es ihnen in barscher Weise. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu seinen Jüngern: »Laßt die Kinder zu mir kommen, hindert sie nicht daran! Denn für ihresgleichen ist das Reich Gottes bestimmt.W.: solchen gehört (oder: wird zuteil) das Reich Gottes. Wahrlich ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird sicherlich nicht hineinkommen!« Dann schloß er sie in seine Arme und segnete sie, indem er ihnen die Hände auflegte. 10. Jesu Gespräch mit dem Reichen und sein Hinweis auf die Gefahr des Reichtums (Mt 19,16-26; Lk 18,18-27)Als er dann (wieder) aufbrach, um weiterzuwandern, lief einer auf ihn zu, warf sich vor ihm auf die Knie nieder und fragte ihn: »Guter Meister, was muß ich tun, um ewiges Leben zu erben?« Jesus antwortete ihm: »Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. Du kennst die Gebote: ›Du sollst nicht töten, nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht falsches Zeugnis ablegen, keinem das ihm Zukommende vorenthalten,A.Ü.: nicht fremdes Eigentum an dich bringen. ehre deinen Vater und deine Mutter!‹« Jener erwiderte ihm: »Meister, dies alles habe ich von meiner Jugend an gehalten.« Jesus blickte ihn an, gewann ihn lieb und sagte zu ihm: »Eins fehlt dir noch: gehe hin, verkaufe alles, was du besitzest, und gib (den Erlös) den Armen: so wirst du einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!« Er aber wurde über dies Wort unmutig und ging betrübt weg; denn er besaß ein großes Vermögen. Da blickte Jesus rings um sich und sagte zu seinen Jüngern: »Wie schwer wird es doch für die Begüterten sein, in das Reich Gottes einzugehen!« Die Jünger waren über diese seine Worte betroffen, Jesus aber wiederholte seinen Ausspruch nochmals mit den Worten: »Kinder, wie schwer ist es doch [für Menschen, die sich auf Geld und Gut verlassen], in das Reich Gottes einzugehen! Es ist leichter, daß ein KamelVermutlich ist statt »Kamel« zu lesen: ein Seil oder: ein Tau. durch ein Nadelöhr hindurchgeht, als daß ein Reicher in das Reich Gottes eingeht.« Da erschraken sie noch weit mehr und sagten zueinander: »Ja, wer kann dann gerettet werden?« Jesus blickte sie an und sagte: »Bei den Menschen ist es unmöglich, nicht aber bei Gott; denn bei Gott ist alles möglich.« 11. Vom Lohn der Nachfolge Jesu und der Entsagung (Mt 19,27-30; Lk 18,28-30)Da nahm Petrus das Wort und sagte zu ihm: »Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.« Jesus erwiderte: »Wahrlich ich sage euch: Niemand hat Haus oder Brüder und Schwestern oder Mutter, Vater und Kinder oder Äcker um meinetwillen und um der Heilsbotschaft willen verlassen, ohne daß er hundertmal Wertvolleres (wieder) empfängt, nämlich schon jetzt in dieser Zeitlichkeit Häuser, Brüder und Schwestern, Mütter, Kinder und Äcker (wenn auch) inmitten von Verfolgungen und in der künftigen Weltzeit ewiges Leben. Viele Erste aber werden Letzte sein und die Letzten Erste.« 12. Aufbruch nach Jerusalem; dritte Leidensankündigung Jesu (Mt 20,17-19; Lk 18,31-34)Sie waren aber auf der Wanderung begriffen, um nach Jerusalem hinaufzuziehen; Jesus ging ihnen (dabei) voran, und sie waren darüber erstaunt; die ihm Nachfolgenden aber waren voll Furcht. Da nahm er die Zwölf nochmals (allein) zu sich und begann mit ihnen von dem Geschick zu sprechen, das ihm bevorstände: »Seht, wir ziehen jetzt nach Jerusalem hinauf, und der Menschensohn wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten ausgeliefert werden; sie werden ihn zum Tode verurteilen und ihn den Heiden ausliefern; die werden ihn dann verspotten und anspeien, geißeln und töten; und nach drei Tagen wird er auferstehen.« 13. Ehrgeizige Bitte der beiden Zebedäussöhne (Mt 20,20-28; Lk 22,24-27)Da traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, an ihn heran und sagten zu ihm: »Meister, wir möchten, daß du uns eine Bitte erfüllst.« Er fragte sie: »Was wünscht ihr von mir?« Sie antworteten ihm: »Gewähre uns, daß wir in deiner Herrlichkeit einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken sitzen dürfen!« Da sagte Jesus zu ihnen: »Ihr wißt nicht, um was ihr da bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich zu trinken habe, oder die Taufe erleiden, mit der ich getauft werde?« Sie antworteten ihm: »Ja, wir können es.« Da sagte Jesus zu ihnen: »Den Kelch, den ich zu trinken habe, werdet (auch) ihr trinken, und mit der Taufe, mit der ich getauft werde, werdet ihr auch getauft werden; aber den Sitz zu meiner Rechten oder zu meiner Linken habe nicht ich zu verleihen, sondern er wird denen zuteil, für die er bestimmt ist.« Als nun die zehn (übrigen Jünger) dies hörten, begann sich der Unwille über Jakobus und Johannes in ihnen zu regen. Da rief Jesus sie zu sich und sagte zu ihnen: »Ihr wißt, daß die, welche als Herrscher der Völker gelten, sich als Herren gegen sie benehmen und daß ihre Großen sie vergewaltigen. Bei euch aber darf es nicht so sein, sondern wer unter euch groß werden möchte, muß euer Diener sein, und wer unter euch der Erste sein möchte, muß der Knecht aller sein; denn auch der Menschensohn ist nicht (dazu) gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um selbst zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben.« V. Jesu Einzug in Jerusalem und letztes Wirken (10,46-13,37)1. Heilung des blinden Bartimäus bei Jericho (Mt 20,29-34; Lk 18,35-43)Sie kamen dann nach Jericho; und als er mit seinen Jüngern und einer großen Volksmenge aus Jericho hinauszog, saß der Sohn des Timäus, Bartimäus, ein blinder Bettler, am Wege. Als dieser hörte, es sei Jesus von Nazareth, begann er laut zu rufen: »Sohn Davids, Jesus, erbarme dich meiner!« Viele riefen ihm drohend zu, er solle still sein; doch er rief nur noch lauter: »Sohn Davids, erbarme dich meiner!« Da blieb Jesus stehen und sagte: »Ruft ihn her!« So riefen sie denn den Blinden und sagten zu ihm: »Sei guten Mutes, stehe auf: er ruft dich!« Da warf er seinen Mantel ab, sprang auf und kam zu Jesus. Dieser redete ihn mit den Worten an: »Was wünschest du von mir?« Der Blinde antwortete ihm: »Rabbuni, ich möchte sehen können!« Jesus sagte zu ihm: »Gehe hin, dein Glaube hat dich gerettet.« Da konnte er augenblicklich sehen und schloß sich an Jesus auf der Wanderung an. 2. Jesu Einzug in Jerusalem (Mt 21,1-11; Lk 19,28-38; Joh 12,12-19)Als sie dann in die Nähe von Jerusalem nach [Bethphage und] Bethanien an den Ölberg gekommen waren, sandte er zwei von seinen Jüngern ab mit der Weisung: »Geht in das Dorf, das dort vor euch liegt; und sogleich, wenn ihr hineinkommt, werdet ihr ein Eselsfüllen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat; bindet es los und bringt es her! Und wenn jemand euch fragen sollte: ›Was macht ihr da?‹, so antwortet: ›Der Herr bedarf seiner und schickt es sogleich wieder her.‹« Da gingen sie hin und fanden ein Eselsfüllen angebunden am Haustor draußen nach der Dorfstraße zu und banden es los. Und einige von den Leuten, die dort standen, sagten zu ihnen: »Was macht ihr da, daß ihr das Füllen losbindet?« Sie antworteten ihnen, wie Jesus ihnen geboten hatte, da ließ man sie gewähren. Sie brachten nun das Füllen zu Jesus und legten ihre Mäntel auf das Tier, und er setzte sich darauf. Viele breiteten sodann ihre Mäntel auf den Weg, andere streuten Laubzweige aus, die sie auf den Feldern abgeschnitten hatten. Und die, welche vorn im Zuge gingen, und die, welche nachfolgten, riefen laut: »Hosianna! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn! Gepriesen sei das Königtum unsers Vaters David, das da kommt! Hosianna in den Himmelshöhen!« So zog er in Jerusalem ein (und begab sich) in den Tempel; und nachdem er sich dort alles ringsum angesehen hatte, ging er, da es schon spät am Tage war, mit den Zwölfen nach Bethanien hinaus. 3. Verfluchung eines unfruchtbaren Feigenbaumes und die Tempelreinigung (Mt 21,12-22; Lk 19,45-48; vgl. Joh 2,14-17)a) Die VerfluchungAls sie dann am folgenden Morgen von Bethanien wieder aufgebrochen waren, hungerte ihn. Als er nun in der Ferne einen Feigenbaum sah, der Blätter hatte, ging er hin, ob er nicht einige Früchte an ihm fände, doch als er zu ihm hinkam, fand er nichts als Blätter, denn es war noch nicht die Feigenzeit. Da rief er dem Baume die Worte zu: »Nie mehr in Ewigkeit soll jemand eine Frucht von dir essen!« Und seine Jünger hörten es. b) Die TempelreinigungSie kamen dann nach Jerusalem, und als er dort in den Tempel hineingegangen war, machte er sich daran, die, welche im Tempel verkauften und kauften, hinauszutreiben, stieß die Tische der Geldwechsler und die Sitze der Taubenhändler um und duldete nicht, daß jemand ein Hausgerät über den Tempelplatz trug. Und er belehrte sie mit den Worten: »Steht nicht geschrieben: ›Mein Haus soll ein Bethaus für alle Völker heißen‹? Ihr aber habt eine ›Räuberhöhle‹ aus ihm gemacht!« Die Hohenpriester und die Schriftgelehrten hörten davon und überlegten, wie sie ihn umbringen könnten; denn sie hatten Furcht vor ihm, weil seine Lehre auf das ganze Volk einen tiefen Eindruck machte. – Und sooft es Abend geworden war, gingen sie aus der Stadt hinaus. c) Rückblick auf den verdorrten Feigenbaum mit anschließendem Hinweis auf die Macht des Glaubens und des Gebets; Mahnung (Mt 21,20-22)Als sie nun am folgenden Morgen vorübergingen, sahen sie den Feigenbaum von den Wurzeln aus verdorrt. Da erinnerte sich Petrus (des Vorfalls) und sagte zu ihm: »Rabbi, sieh doch: der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt!« Jesus gab ihnen zur Antwort: »Habt Glauben an Gott! Wahrlich ich sage euch: Wer zu dem Berge dort sagt: ›Hebe dich empor und stürze dich ins Meer!‹ und in seinem Herzen nicht zweifelt, sondern glaubt, daß das, was er ausspricht, in Erfüllung geht, dem wird es auch erfüllt werden. Darum sage ich euch: Bei allem, was ihr im Gebet erbittet – glaubt nur, daß ihr es (tatsächlich) empfangen habt, so wird es euch zuteil werden. Und wenn ihr dasteht und beten wollt, so vergebt (zunächst), wenn ihr etwas gegen jemand habt, damit auch euer himmlischer Vater euch eure Übertretungen vergebe. [Wenn aber ihr nicht vergebt, so wird auch euer himmlischer Vater euch eure Übertretungen nicht vergeben.]« 4. Die Frage des Hohen Rates nach Jesu Vollmacht (Mt 21,23-27; Lk 20,1-8)Sie kamen dann wieder nach Jerusalem; und als er dort im Tempel umherging, traten die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und die Ältesten an ihn heran und fragten ihn: »Auf Grund welcher Vollmacht trittst du hier in solcher Weise auf? Oder wer hat dir die Vollmacht dazu gegeben, hier so aufzutreten?« Da antwortete Jesus ihnen: »Ich will euch eine einzige Frage vorlegen: beantwortet sie mir, dann will ich euch sagen, auf Grund welcher Vollmacht ich hier so auftrete. Stammte die Taufe des Johannes vom Himmel oder von Menschen? Gebt mir eine Antwort!« Da überlegten sie miteinander folgendermaßen: »Sagen wir: ›Vom Himmel‹, so wird er einwenden: ›Warum habt ihr ihm dann keinen Glauben geschenkt?‹ Sollen wir dagegen sagen: ›Von Menschen?‹« – da fürchteten sie sich vor dem Volk; denn alle glaubten von Johannes, daß er wirklich ein Prophet gewesen sei. So gaben sie denn Jesus zur Antwort: »Wir wissen es nicht.« Da erwiderte Jesus ihnen: »Dann sage auch ich euch nicht, auf Grund welcher Vollmacht ich hier so auftrete.« 5. Gleichnis von den treulosen Weingärtnern (Mt 21,33-46; Lk 20,9-19)Er begann dann in Gleichnissen zu ihnen zu reden: »Ein Mann legte einen Weinberg an, umgab ihn mit einem Zaun, grub eine Kelter darin, baute einen Wachtturm, verpachtete ihn an Weingärtner und ging außer Landes. Zu rechter Zeit sandte er dann einen Knecht zu den Weingärtnern, um seinen Teil der Früchte des Weinbergs von den Weingärtnern in Empfang zu nehmen. Die aber ergriffen den Knecht, mißhandelten ihn und schickten ihn mit leeren Händen zurück. Da sandte er nochmals einen anderen Knecht zu ihnen; auch diesem zerschlugen sie den Kopf und beschimpften ihn. Er sandte noch einen anderen, den sie töteten, und noch viele andere (sandte er), von denen sie die einen mißhandelten, die anderen töteten. Nun hatte er noch einen einzigen, seinen geliebten Sohn; den sandte er zuletzt auch noch zu ihnen, weil er dachte: ›Sie werden sich doch vor meinem Sohne scheuen.‹ Jene Weingärtner aber sagten zueinander: ›Dieser ist der Erbe; kommt, wir wollen ihn töten; dann wird das Erbgut uns gehören.‹ So ergriffen sie ihn denn, schlugen ihn tot und warfen ihn vor den Weinberg hinaus. Was wird nun der Herr des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Weingärtner umbringen und wird den Weinberg an andere vergeben. – Habt ihr nicht auch dieses Schriftwort gelesen: ›Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden; durch den Herrn ist er das geworden, und ein Wunder ist er in unsern Augen?‹« Da hätten sie ihn am liebsten festgenommen, fürchteten sich jedoch vor dem Volk; sie hatten nämlich wohl gemerkt, daß er das Gleichnis gegen sie gerichtet hatte. So ließen sie denn von ihm ab und entfernten sich. 6. Die Steuerfrage der Pharisäer (oder das Gespräch vom ›Zinsgroschen‹) (Mt 22,15-22; Lk 20,20-26)Sie sandten darauf einige von den Pharisäern und den Anhängern des Herodes zu ihm, um ihn durch einen Ausspruch zu fangen. Jene kamen also und sagten zu ihm: »Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und auf niemand Rücksicht nimmst; denn du siehst die Person nicht an, sondern lehrst den Weg Gottes mit Wahrhaftigkeit. Ist es recht, daß man dem Kaiser Steuer entrichtet, oder nicht? Sollen wir sie entrichten oder nicht?« Da er nun ihre Heuchelei durchschaute, antwortete er ihnen: »Warum versucht ihr mich? Reicht mir einen DenarRömische Silbermünze; s. Anhang, Maße., damit ich ihn ansehe!« Als sie ihm nun einen (Denar) gereicht hatten, fragte er sie: »Wessen Bild und Aufschrift ist das hier?« Sie antworteten ihm: »Des Kaisers.« Da sagte Jesus zu ihnen: »So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser zusteht, und Gott, was Gott zusteht!« Und sie gerieten in Staunen über ihn. 7. Die Frage der Sadduzäer (über die Auferstehung der Toten) (Mt 22,23-33; Lk 20,27-40)Es traten dann Sadduzäer zu ihm, die da behaupten, es gebe keine Auferstehung, und legten ihm folgende Frage vor: »Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: ›Wenn einem sein Bruder stirbt und eine Frau hinterläßt, aber kein Kind zurückläßt, so soll sein Bruder die Frau heiraten und für seinen Bruder das Geschlecht fortpflanzen.‹ Nun waren da sieben Brüder; der erste nahm eine Frau, ließ aber bei seinem Tode keine Kinder zurück. Da heiratete sie der zweite, starb aber auch, ohne Kinder zu hinterlassen; der dritte ebenso, und alle sieben hinterließen keine Kinder; zuletzt nach allen starb auch die Frau. In der Auferstehung nun, wenn sie auferstehen: wem von ihnen wird sie dann als Frau angehören? Alle sieben haben sie ja zur Frau gehabt.« Jesus antwortete ihnen: »Befindet ihr euch nicht deshalb im Irrtum, weil ihr die (heiligen) Schriften und die Kraft Gottes nicht kennt? Denn wenn sie von den Toten auferstehen, dann heiraten sie weder, noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie Engel im Himmel. Was aber die Auferweckung der Toten betrifft: habt ihr nicht im Buche Moses bei der Erzählung vom Dornbusch gelesen, wie Gott zu Mose die Worte gesprochen hat: ›Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs‹? Gott ist doch nicht der Gott von Toten, sondern von Lebenden. Ihr seid arg im Irrtum!« 8. Die Frage eines Schriftgelehrten nach dem vornehmsten Gebot (Mt 22,34-40; Lk 20,39-40; 10,25-28)Da trat einer von den Schriftgelehrten hinzu, der ihnen zugehört hatte, wie sie miteinander verhandelten; und da er wußte, daß Jesus ihnen treffend geantwortet hatte, fragte er ihn: »Welches Gebot ist das erste von allen?« Jesus antwortete: »Das erste ist: ›Höre, Israel: der Herr, unser Gott, ist Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit deinem ganzen Denken und mit aller deiner Kraft!‹ An zweiter Stelle steht dieses (Gebot): ›Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!‹ Kein anderes Gebot steht höher als diese beiden.« Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: »Meister, mit Recht hast du der Wahrheit gemäß gesagt, daß Gott nur einer ist und es keinen anderen außer ihm gibt; und ihn mit ganzem Herzen und aus voller Überzeugung und mit ganzer Kraft lieben und den Nächsten wie sich selbst lieben, das ist weit mehr wert als alle Brandopfer und die Opfer überhaupt.« Als Jesus ihn so verständig antworten hörte, sagte er zu ihm: »Du bist nicht weit vom Reiche Gottes entfernt.« Und niemand wagte fortan noch, Fragen an ihn zu richten. 9. Die Gegenfrage Jesu nach dem Messias als dem Sohne Davids (Mt 22,41-46; Lk 20,41-44)Jesus warf dann, während er im Tempel lehrte, die Frage auf: »Wie können die Schriftgelehrten behaupten, daß Christus Davids Sohn sei? David selbst hat doch im heiligen Geist gesagt: ›Der Herr hat zu meinem Herrn gesagt: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege zum Schemel deiner Füße.‹ David selbst nennt ihn ›Herr‹: wie kann er da sein Sohn sein?« Und die große Volksmenge hörte ihm gern zu. 10. Jesu Warnung vor dem Ehrgeiz und der Habgier der Schriftgelehrten (Mt 23; Lk 20,45-47)Und in seiner Belehrung sagte er: »Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die es lieben, in langen Gewändern einherzugehen und auf den Märkten gegrüßt zu werden; die die Ehrensitze in den Synagogen und die obersten Plätze bei den Gastmählern beanspruchen; die die Häuser der Witwen verschlingen und zum Schein lange Gebete verrichten. Sie werden ein um so strengeres Gericht erfahren.« 11. Jesu Lob der zwei Scherflein der armen Witwe (Lk 21,1-4)Als er sich dann dem Opferkasten gegenüber hingesetzt hatte, sah er zu, wie das Volk Geld in den Kasten einwarf, und viele Reiche taten viel hinein. Da kam auch eine arme Witwe und legte zwei ScherfleinDas Scherflein war die kleinste Kupfermünze. hinein, die einen Pfennig ausmachen. Da rief er seine Jünger herbei und sagte zu ihnen: »Wahrlich ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr eingelegt als alle, die etwas in den Opferkasten getan haben. Denn jene haben alle von ihrem Überfluß eingelegt, sie aber hat aus ihrer Dürftigkeit heraus alles, was sie besaß, eingelegt, ihren ganzen Lebensunterhalt.« 12. Die Ölbergsrede Jesu an seine Jünger von der Zerstörung des Tempels, vom Ende dieser Weltzeit und von seiner Erscheinung am jüngsten Tage (Mt 24; Lk 21,5-36)a) Einleitung: Anlaß der Rede (mit Ankündigung der Zerstörung des Tempels) (Mt 24,1-3; Lk 21,5-7)Als Jesus dann den Tempel verließ, sagte einer von seinen Jüngern zu ihm: »Meister, sieh einmal: was für Steine und was für ein Prachtbau ist das!« Da antwortete ihm Jesus: »Ja, jetzt siehst du dieses gewaltige Bauwerk (noch stehen). Es wird hier (aber) kein Stein auf dem andern bleiben, der nicht niedergerissen wird!« – Als er sich dann am Ölberg dem Tempel gegenüber niedergesetzt hatte, fragten ihn Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas, als sie für sich allein waren: »Sage uns doch: wann wird dies geschehen, und welches ist das Zeichen dafür, wann dies alles in Erfüllung gehen wird?« b) Das Ende dieser Weltzeita) Die ersten Vorzeichen der Endzeit (Mt 24,4-8; Lk 21,8-11)Da begann Jesus, zu ihnen zu sagen: »Seht euch vor, daß niemand euch irreführt! Viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: ›Ich bin es‹ und werden viele irreführen. Wenn ihr ferner von Kriegen und Kriegsgerüchten hört, so laßt euch dadurch nicht ängstigen! Dies muß so kommen, bedeutet aber noch nicht das Ende. Denn ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere; Erdbeben werden hier und da stattfinden, Hungersnöte werden kommen. b) Die Jüngerverfolgung (Mt 24,9-14; 10,17-22; Lk 21,12-19)Dies ist (aber erst) der Anfang der Wehend.h. der Leiden vor der Neugeburt der Welt.« »Gebt ihr jedoch acht auf euch selbst! Man wird euch vor die Gerichtshöfe stellen und euch in den Synagogen geißeln; auch vor Statthalter und Könige werdet ihr um meinetwillen gestellt werden ihnen zum Zeugnis; und unter allen Völkern muß zuvor die Heilsbotschaft verkündigt werden. Wenn man euch nun abführt und vor Gericht stellt, so macht euch nicht im voraus Sorge darüber, was ihr reden sollt, sondern was euch in jener Stunde eingegeben wird, das redet; nicht ihr seid es ja, die da reden, sondern der heilige Geist. Es wird aber ein Bruder den anderen zum Tode überliefern und der Vater seinen Sohn, und Kinder werden gegen ihre Eltern auftreten und sie zum Tode bringen, und ihr werdet allen verhaßt sein um meines Namens willen. Wer aber bis ans Ende ausharrt, der wird gerettet werden.« c) Der Höhepunkt der Drangsal in Judäa (Mt 24,15-22; Lk 21,20-24; 17,21.31)»Wenn ihr aber den ›Greuel der Verwüstung‹ da stehen seht, wo er nicht stehen darf – der Leser merke auf! –, dann sollen die (Gläubigen), welche in Judäa sind, in die Berge fliehen. Wer sich alsdann auf dem Dache befindet, steige nicht erst (ins Haus) hinab und gehe nicht hinein, um noch etwas aus seinem Hause zu holen; und wer auf dem Felde ist, kehre nicht zurück, um noch seinen Mantel zu holen. Wehe aber den Frauen, die in jenen Tagen guter Hoffnung sind, und denen, die ein Kind zu nähren haben! Betet aber auch, daß dies nicht zur Winterszeit eintrete! Denn jene Tage werden eine Drangsalszeit sein, wie eine solche seit dem Anfang, als Gott die Welt schuf, bis jetzt noch nicht dagewesen ist und wie auch keine je wieder kommen wird. Und wenn der Herr diese Tage nicht verkürzt hätte, so würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen, die er erwählt hat, hat er diese Tage verkürzt.« d) Weissagung bezüglich der falschen Propheten (Mt 24,23-28)»Wenn alsdann jemand zu euch sagt: ›Seht, hier ist Christus; seht, dort ist er!‹, so glaubt es nicht! Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten auftreten und werden Zeichen und Wunder tun, um womöglich die Erwählten irrezuführen. Seht ihr euch aber vor! Ich habe euch alles vorhergesagt.« c) Die letzten Vorzeichen und die Erscheinung des Menschensohnes am Jüngsten Tage (Mt 24,29-41; Lk 21,25-33)»In jenen Tagen aber, nach jener Drangsalszeit, wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte am Himmel in Erschütterung geraten. Und dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit; und dann wird er die Engel aussenden und seine Erwählten von den vier Windrichtungen her versammeln vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. Vom Feigenbaum aber mögt ihr das Gleichnis lernen: Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter hervorsprossen, so erkennt ihr daran, daß der Sommer nahe ist. Ebenso auch ihr: wenn ihr dies alles eintreten seht, so erkennet daran, daß es nahe vor der Tür steht. Wahrlich ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht. Der Himmel und die Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nimmermehr vergehen! Von jenem Tage aber und jener Stunde hat niemand Kenntnis, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, niemand außer dem Vater.« d) Schlußermahnung an die Jünger zur Wachsamkeit (Mt 24,42-44; Lk 21,34-36; 12,37-40)»Haltet die Augen offen, seid wachsam! Denn ihr wißt nicht, wann der Zeitpunkt da ist. Wie ein Mann, der auf Reisen geht, beim Verlassen seines Hauses seinen Knechten die Vollmacht übergibt und einem jeden sein Geschäft (zuweist) und dem Türhüter gebietet, wachsam zu sein, – so wachet also! Denn ihr wißt nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob spät am Abend oder um Mitternacht oder beim Hahnenschrei oder erst frühmorgens: daß er nur nicht, wenn er unvermutet kommt, euch im Schlaf findet! Was ich aber euch sage, das sage ich allen: wachet!« VI. Jesu Leiden und Sterben (Kap. 14-15)Es stand aber in zwei Tagen das Passahfest und die (Tage der) ungesäuerten Brote bevor. Da überlegten die Hohenpriester und die Schriftgelehrten, auf welche Weise sie Jesus mit List festnehmen und töten könnten; denn sie sagten: »Nur nicht während des Festes (selbst), damit keine Unruhen im Volk entstehen!« 2. Salbung Jesu in Bethanien (Mt 26,6-13; Joh 12,1-8)Als nun Jesus in Bethanien im Hause Simons des (einstmals) Aussätzigen war, kam, während er bei Tische saßW.: lag. – Im Altertum lag man beim Mahle auf Polstern., eine Frau, die ein Alabasterfläschchen mit echtem, kostbarem Nardensalböl hatte; sie zerbrach das Gefäß und goß es ihm über das Haupt. Darüber wurden einige (der Anwesenden) unwillig und sagten zueinander: »Wozu hat diese Verschwendung des Salböls stattgefunden? Dieses Salböl hätte man ja für mehr als dreihundert Denare verkaufen und (den Erlös) den Armen geben können«; und sie machten der Frau laute Vorwürfe. Da sagte Jesus: »Laßt sie in Ruhe! Warum bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan! Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch und könnt ihnen Gutes tun, sooft ihr wollt; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was in ihren Kräften stand: sie hat meinen Leib im voraus zur Bestattung gesalbt. Wahrlich ich sage euch: Überall, wo die Heilsbotschaft in der ganzen Welt verkündet werden wird, da wird man auch von dem sprechen, was diese Frau getan hat, zu ihrem Gedächtnis.« 3. Verrat des Judas (Mt 26,14-16; Lk 22,3-6)Da ging Judas Iskariot, der eine von den Zwölfen, zu den Hohenpriestern, um ihnen Jesus in die Hände zu liefern. Als sie das hörten, freuten sie sich und versprachen, ihm Geld zu geben. Darauf suchte er nach einer guten Gelegenheit, um ihn zu überantworten.A.Ü.: er suchte darnach, wie er ihn zu rechter Zeit (d.h. noch vor dem Feste) verraten könnte. 4. Zurüstung des Passahmahles (Mt 26,17-19; Lk 22,7-13)Am ersten Tag der ungesäuerten Brote aber, an dem man das Passahlamm zu schlachten pflegte, fragten ihn seine Jünger: »Wohin sollen wir gehen, um alles vorzubereiten, damit du das Passahlamm essen kannst?« Da sandte er zwei von seinen Jüngern ab und trug ihnen auf: »Geht in die Stadt: da wird euch ein Mann begegnen, der einen Krug mit Wasser trägt; folgt ihm nach, und wo er hineingeht, da sagt zu dem Hausherrn: ›Der Meister läßt fragen: Wo ist das Eßzimmer für mich, in dem ich das Passahlamm mit meinen Jüngern essen kann?‹ Dann wird er euch ein geräumiges Obergemach zeigen, das mit Tischpolstern ausgestattet ist und schon bereit steht; dort richtet (alles) für uns zu!« Da machten sich die Jünger auf den Weg, und als sie in die Stadt gekommen waren, fanden sie es dort so, wie er ihnen gesagt hatte, und richteten das Passahmahl zu. 5. Jesu letztes Mahl im Jüngerkreise; Ankündigung des Verrats des Judas; Einsetzung des heiligen Abendmahls (Mt 26,20-29; Lk 22,14-23; Joh 13,21-26; 1.Kor 11,23-25)Als es dann Abend geworden war, fand er sich dort mit den Zwölfen ein; und während sie bei Tische saßen und das Mahl einnahmen, sagte Jesus: »Wahrlich ich sage euch: Einer von euch wird mich überantworten, einer, der hier mit mir ißt.« Da wurden sie betrübt und fragten ihn, einer nach dem andern: »Ich bin es doch nicht?« Er antwortete ihnen: »Einer von euch Zwölfen, der mit mir in die Schüssel eintaucht. Denn der Menschensohn geht zwar dahin, wie über ihn in der Schrift steht; doch wehe dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Für diesen Menschen wäre es besser, er wäre nicht geboren!« Und während des Essens nahm Jesus ein Brot, sprach den Lobpreis (Gottes), brach (das Brot) und gab es ihnen mit den Worten: »Nehmet! Dies ist mein Leib.« Dann nahm er einen Becher, sprach das Dankgebet und gab ihnen den, und sie tranken alle daraus; und er sagte zu ihnen: »Dies ist mein Blut, das Bundesblut, das für viele vergossen wird. Wahrlich ich sage euch: Ich werde vom Erzeugnis des Weinstocks hinfort nicht mehr trinken bis zu jenem Tage, an dem ich es neu trinke im Reiche Gottes.« 6. Jesus in Gethsemane (Mt 26,30-56; Lk 22,31-34.39-53)a) Gang nach Gethsemane; Vorhersagung des Ärgernisses der Jünger und der Verleugnung des Petrus; Treuegelübde der Jünger (Mt 26,30-35; Lk 22,31-34.39)Nachdem sie dann den Lobpreis (Ps 115-118) gesungen hatten, gingen sie (aus der Stadt) hinaus an den Ölberg. Dabei sagte Jesus zu ihnen: »Ihr werdet alle Anstoß nehmen; denn es steht geschrieben: ›Ich werde den Hirten niederschlagen, dann werden die Schafe sich zerstreuen.‹ Aber nach meiner Auferweckung werde ich euch nach Galiläa vorausgehen.« Da antwortete Petrus: »Mögen auch alle Anstoß nehmen, so doch ich sicherlich nicht!« Jesus erwiderte ihm: »Wahrlich ich sage dir: Du wirst mich noch heute in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, dreimal verleugnen!« Er beteuerte aber nur um so eifriger: »Wenn ich auch mit dir sterben müßte, werde ich dich doch nicht verleugnen!« Das gleiche versicherten auch (die anderen) alle. b) Jesu Seelenkampf und Gebet in Gethsemane; Schwäche der Jünger (Mt 26,36-46; Lk 22,40-46; Joh 18,1-2)Sie kamen dann an einen OrtA.Ü.: Stätte, Gehöft, Landgut, Grundstück. mit Namen Gethsemane; dort sagte er zu seinen Jüngern: »Laßt euch hier nieder, bis ich gebetet habe!« Dann nahm er Petrus, Jakobus und Johannes mit sich und fing an zu zittern und zu zagenSo hat Luther übersetzt. W.: er fing an sich zu entsetzen und zu bangen. Sachgemäße Übersetzung: in seinen Gesichtszügen malte sich Entsetzen und Grauen. und sagte zu ihnen: »Tiefbetrübt ist meine Seele bis zum Tode; bleibt hier und haltet euch wach!« Dann ging er noch ein wenig weiter, warf sich auf die Erde nieder und betete, daß, wenn es möglich sei, die Stunde an ihm vorübergehen möchte; dabei sagte er: »Abba,Abba ist die syrische Anrede an den Vater = mein Vater; vgl. Röm 8,15. Vater! Alles ist dir möglich: laß diesen Kelch an mir vorübergehen! Doch nicht, was ich will, sondern was du willst!« Dann ging er zurück und fand sie schlafen und sagte zu Petrus: »Simon, du schläfst? Hattest du nicht die Kraft, eine einzige Stunde wach zu bleiben? Wachet, und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! Der Geist ist willig, das Fleisch aber ist schwach.« Darauf ging er wieder weg und betete mit denselben Worten; und als er zurückkam, fand er sie wiederum schlafen; denn die Augen fielen ihnen vor Müdigkeit zu, und sie wußten ihm nichts zu antworten. Und er kam zum drittenmal und sagte zu ihnen: »Schlaft ein andermal und ruht euch aus! Es ist genug so: die Stunde ist gekommen! Sehet, der Menschensohn wird den Sündern in die Hände geliefert! Steht auf, laßt uns gehen! Seht, der mich überantwortet ist nahe gekommen!« c) Gefangennahme Jesu; Flucht der Jünger (Mt 26,47-56; Lk 22,47-53; Joh 18,2-12)Und sogleich darauf, während er noch redete, erschien Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine Schar mit Schwertern und Knütteln, von den Hohenpriestern, den Schriftgelehrten und Ältesten (abgesandt). Sein Verräter hatte aber ein Zeichen mit ihnen verabredet, nämlich: »Der, den ich küssen werde, der ist’s; den nehmt fest und führt ihn sicher ab!« Als er nun ankam, trat er sogleich auf Jesus zu und sagte: »Rabbi!« und küßte ihn; da legten sie Hand an Jesus und nahmen ihn fest. Einer jedoch von den Dabeistehenden zog das Schwert, schlug auf den Knecht des Hohenpriesters ein und hieb ihm das Ohr ab. Jesus aber sagte zu ihnen: »Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knütteln ausgezogen, um mich gefangen zu nehmen. Täglich bin ich bei euch im Tempel gewesen und habe dort gelehrt, und ihr habt mich nicht festgenommen; doch die Aussprüche der Schrift müssen erfüllt werden.« Da verließen ihn alle und ergriffen die Flucht. Aber ein junger Mann folgte ihm nach,A.Ü.: war ihm nachgefolgt. der nur einen linnenen Überwurf auf dem bloßen Leibe anhatte; den ergriffen sie; er aber ließ seinen Überwurf fahren und entfloh unbekleidet. 7. Jesu Verhör, Bekenntnis und Verurteilung vor dem Hohenpriester und dem Hohen Rat (Mt 26,57-68; Lk 22,54-55.63-71; Joh 13-14; 18,19-24)Sie führten nun Jesus zu dem Hohenpriester ab, und alle Hohenpriester sowie die Ältesten und Schriftgelehrten kamen (dort) zusammen. Petrus aber war ihm von ferne bis hinein in den Palast des Hohenpriesters gefolgt; dort hatte er sich unter die Diener gesetzt und wärmte sich am Feuer. Die Hohenpriester aber und der gesamte Hohe Rat suchten nach einer Zeugenaussage gegen Jesus, um ihn zum Tode verurteilen zu können, fanden jedoch keine; denn viele legten wohl falsches Zeugnis gegen ihn ab, doch ihre Aussagen stimmten nicht überein. Einige traten auch auf und brachten ein falsches Zeugnis gegen ihn vor, indem sie aussagten: »Wir haben ihn sagen hören: ›Ich werde diesen Tempel, der von Menschenhänden errichtet ist, abbrechen und in drei Tagen einen anderen bauen, der nicht von Menschenhänden errichtet ist‹«; doch auch darin war ihr Zeugnis nicht übereinstimmend. Da stand der Hohepriester auf, trat in die Mitte und fragte Jesus mit den Worten: »Entgegnest du nichts auf die Aussage dieser Zeugen?« Er aber schwieg und gab keine Antwort. Nochmals befragte ihn der Hohepriester mit den Worten: »Bist du Christus, der Sohn des Hochgelobten?« Jesus antwortete: »Ja, ich bin es, und ihr werdet den Menschensohn sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen mit den Wolken des Himmels!« Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sagte: »Wozu brauchen wir noch weiter Zeugen? Ihr habt die Gotteslästerung gehört: was urteilt ihr?« Da gaben sie alle das Urteil über ihn ab, er sei des Todes schuldig. Nun fingen einige an, ihn anzuspeien, ihm das Gesicht zu verhüllen, ihn dann mit der Faust zu schlagen und zu ihm zu sagen: »Weissage uns!« Auch die Gerichtsdiener versetzten ihm bei der Übernahme Schläge ins Gesicht. 8. Verleugnung und Reue des Petrus (Mt 26,69-75; Lk 22,54-62; Joh 18,15-18.25-27)Während nun Petrus unten im Hofe (des Palastes) war, kam eine von den Mägden des Hohenpriesters, und als sie Petrus (am Feuer) sich wärmen sah, blickte sie ihn scharf an und sagte: »Du bist auch mit dem Nazarener, mit Jesus, zusammengewesen!« Er aber leugnete und sagte: »Ich weiß nicht und verstehe nicht, was du da sagst!« Er ging dann in die Vorhalle des Hofes hinaus, und als die Magd ihn dort sah, fing sie wieder an und sagte zu den Dabeistehenden: »Dieser ist auch einer von ihnen!« Er aber leugnete wiederum. Nach einer kleinen Weile sagten die Dabeistehenden wieder zu Petrus: »Wahrhaftig, du gehörst zu ihnen! Du bist ja auch ein Galiläer.« Er aber fing an, sich zu verfluchen und eidlich zu beteuern: »Ich kenne diesen Menschen nicht, von dem ihr da redet!« Und alsbald krähte der Hahn zum zweitenmal. Da dachte Petrus an das Wort Jesu, wie er zu ihm gesagt hatte: »Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.« Als er daran dachte, brach er in Tränen aus. 9. Jesu Verhör vor dem römischen Statthalter Pontius Pilatus; seine Verurteilung und Geißelung (Mt 27,1-2.11-26; Lk 23,1-5.9.13-25; Joh 18,29-19,16)Und sogleich frühmorgens fertigten die Hohenpriester mit den Ältesten und Schriftgelehrten und (somit) der gesamte Hohe Rat den (endgültigen) Beschluß aus, ließen Jesus fesseln und abführen und übergaben ihn dem Pilatus. Dieser befragte ihn: »Bist du der König der Juden?« Er antwortete ihm mit den Worten: »Ja, ich bin es.«W.: du sagst es. Die Hohenpriester brachten dann viele Anklagen gegen ihn vor; da fragte Pilatus ihn nochmals: »Entgegnest du nichts? Höre nur, was sie alles gegen dich vorbringen!« Jesus aber gab keine Antwort mehr, so daß Pilatus sich verwunderte. An jedem Fest aber pflegte er ihnen einen Gefangenen freizugeben, den sie sich erbaten. Nun saß damals ein unter dem Namen Barabbas bekannter Mensch im Gefängnis mit den (anderen) Aufrührern, die beim Aufruhr einen Mord begangen hatten. So zog denn die Volksmenge hinauf und begann um das zu bitten, was er ihnen gewöhnlich gewährte. Pilatus antwortete ihnen mit der Frage: »Wollt ihr, daß ich euch den König der Juden freigebe?« Er war sich nämlich klar darüber geworden, daß die Hohenpriester ihn aus Neid überantwortet hatten. Die Hohenpriester aber hetzten die Volksmenge zu der Forderung auf, er möchte ihnen lieber den Barabbas freigeben. Nun richtete Pilatus nochmals die Frage an sie: »Was soll ich denn mit dem (Manne) machen, den ihr den König der Juden nennt?« Sie schrien zurück: »Laß ihn kreuzigen!« Pilatus entgegnete ihnen: »Was hat er denn Böses getan?« Da schrien sie noch lauter: »Laß ihn kreuzigen!« Um nun dem Volke den Willen zu tun, gab Pilatus ihnen den Barabbas frei, Jesus aber ließ er geißeln und übergab ihn dann (den Soldaten) zur Kreuzigung. 10. Jesu Verspottung und Mißhandlung durch die römischen Soldaten (Mt 27,27-31; Joh 19,1-3)Nun führten ihn die Soldaten ab in das Innere des Palastes – das ist nämlich die Statthaltereioder: das Prätorium, die Amtswohnung des Statthalters in der Oberstadt von Jerusalem, wahrscheinlich der frühere Palast Herodes d. Gr. – und riefen die ganze Abteilung zusammen, dann legten sie ihm einen Purpur um, setzten ihm eine Dornenkrone auf, die sie geflochten hatten, und fingen an, ihm als König zu huldigen mit dem Zuruf: »Sei gegrüßt, Judenkönig!« Dabei schlugen sie ihn mit einem Rohr aufs Haupt, spien ihn an, warfen sich vor ihm auf die Knie nieder und brachten ihm Huldigungen dar. Nachdem sie ihn so verspottet hatten, nahmen sie ihm den Purpurmantel wieder ab und legten ihm seine eigenen Kleider an. Dann führten sie ihn zur Kreuzigung (aus der Stadt) hinaus 11. Jesu Todesgang nach Golgatha, seine Kreuzigung und sein Sterben (Mt 27,32-56; Lk 23,26-49; Joh 19,16-30)und zwangen einen Vorübergehenden, Simon aus Cyrene, der vom Felde kam, den Vater Alexanders und des Rufus, ihm das Kreuz zu tragen. So brachten sie ihn nach dem Platz Golgatha, das bedeutet übersetzt ›Schädel(stätte)‹, und reichten ihm mit Myrrhe gewürzten Wein, den er aber nicht nahm. Dann kreuzigten sie ihn und verteilten seine Kleider unter sich, indem sie das Los um sie warfen, welches Stück jeder erhalten sollte. Es war aber die dritte Tagesstunde,Die dritte Stunde von 8-9 Uhr morgens. als sie ihn kreuzigten; und die Inschrift mit der Angabe seiner Schuld lautete so: »Der König der Juden.« Mit ihm kreuzigten sie auch zwei Räuber, den einen zu seiner Rechten, den anderen zu seiner Linken. [So wurde das Schriftwort erfüllt, das da lautet: »Er ist unter die Gesetzlosen gerechnet worden.«] Und die Vorübergehenden schmähten ihn, schüttelten die Köpfe und riefen aus: »Ha du, der du den Tempel abbrichst und ihn in drei Tagen wieder aufbaust: hilf dir selbst und steige vom Kreuz herab!« Ebenso verhöhnten ihn auch die Hohenpriester untereinander samt den Schriftgelehrten mit den Worten: »Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen! Der Gottgesalbte, der König von Israel, steige jetzt vom Kreuz herab, damit wir es sehen und gläubig werden!« Auch die (beiden) mit ihm Gekreuzigten schmähten ihn. Jesu Sterben; das Wunderzeichen bei seinem Tode (Mt 27,45-56; Lk 23,44-49; Joh 19,28-30)Als dann aber die sechste StundeDie sechste Stunde von 11-12 Uhr mittags, die neunte Stunde von 2-3 Uhr nachmittags. gekommen war, trat eine Finsternis über das ganze Land ein bis zur neunten Stunde; und in der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: »Eloi, Eloi, lema sabachthani?«, das heißt übersetzt: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« Als dies einige von den Dabeistehenden hörten, sagten sie: »Hört, er ruft den Elia!« Da lief einer hin, tränkte einen Schwamm mit Essig, steckte ihn an ein Rohr und wollte ihm zu trinken geben, wobei er sagte: »Laßt mich! Wir wollen doch sehen, ob Elia kommt, um ihn herabzunehmen!« Jesus aber stieß noch einen lauten Schrei aus und verschied dann. Da zerriß der Vorhang des Tempels in zwei Stücke von oben bis unten. Als aber der Hauptmann, der ihm gegenüber in der Nähe stand, ihn so verscheiden sah, erklärte er: »Dieser Mann ist wirklich Gottes Sohn gewesen.« Es waren aber auch Frauen da, die von weitem zuschauten, unter ihnen Maria von Magdala und Maria, die Mutter Jakobus des Kleinen und des Joses, und Salomedie Mutter der Zebedäussöhne (vgl. Mt 27,56)., die ihm schon, als er noch in Galiläa war, nachgefolgt waren und ihm Dienste geleistet hatten, und noch viele andere (Frauen), die mit ihm nach Jerusalem hinaufgezogen waren. 12. Grablegung Jesu (Mt 27,57-61; Lk 23,50-56; Joh 19,38-42)Als es nun bereits Spätnachmittag geworden war – es war nämlich Rüsttag, das ist der Tag vor dem Sabbat –, kam Joseph von Arimathäa, ein angesehener Ratsherr, der auch auf das Reich Gottes wartete, begab sich mit kühnem Entschluß zu Pilatus hinein und bat ihn um den Leichnam Jesu. Pilatus wunderte sich, daß er schon gestorben sein sollte; er ließ (deshalb) den Hauptmann zu sich rufen und fragte ihn, ob er schon lange tot sei; und als er von dem Hauptmann das Nähere erfahren hatte, schenkte er den Leichnam dem Joseph. Der kaufte nun Leinwand, nahm ihn (vom Kreuz) herab, wickelte ihn in die Leinwand und setzte ihn in einem Grabe bei, das in einen Felsen gehauen war; dann wälzte er einen Stein vor den Eingang des Grabes. Maria von Magdala aber und Maria, die Mutter des Joses, sahen sich genau den Ort an, wohin er gelegt worden war. VII. Die Auferstehungsberichte (Kap. 16)1. Entdeckung des leeren Grabes am Ostermorgen; die Offenbarung des Engels an die Frauen (Mt 28,1-10; Lk 24,1-12; Joh 20,1-18)Als dann der Sabbat vorüber war, kauften Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Salben, um hinzugehen und ihn zu salben; und ganz früh am ersten Tage der Woche kamen sie zum Grabe, als die Sonne (eben) aufgegangen war; und sie sagten zueinander: »Wer wird uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen?«, er war nämlich sehr groß; doch als sie hinblickten, sahen sie, daß der Stein schon weggewälzt war. Als sie dann in das Grab hineingetreten waren, sahen sie einen Jüngling auf der rechten Seite sitzen, der mit einem langen, weißen Gewande bekleidet war, und sie erschraken sehr. Er aber sagte zu ihnen: »Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten: er ist auferweckt worden, ist nicht mehr hier; seht, da ist die Stelle, wohin man ihn gelegt hatte! Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und (besonders) dem Petrus, daß er euch nach Galiläa vorausgeht: dort werdet ihr ihn wiedersehen, wie er euch gesagt hat.« Da gingen sie hinaus und flohen vom Grabe hinweg; denn Zittern und Entsetzen hatte sie befallen; und sie sagten niemand etwas davon, denn sie fürchteten sich. 2. Zusammenfassender Ersatzschluß des Evangeliums (Erscheinungen des Auferstandenen von Ostern bis zur Himmelfahrt)a) Jesus erscheint der Maria von Magdala und den zwei Jüngern von Emmaus (Joh 20,11-18; Lk 24,13-35)Nach den ältesten Textzeugen endet das Markus-Evangelium mit V.8. Die Verse 9-20 sind im 2. Jahrhundert hinzugefügt worden Nachdem Jesus aber am ersten Tage der Woche frühmorgens auferstanden war, erschien er zuerst der Maria von Magdala, aus der er sieben böse Geister ausgetrieben hatte. Diese ging hin und verkündete es denen, die bei ihm gewesen waren und (jetzt) trauerten und weinten. Doch als diese hörten, daß er lebe und ihr erschienen sei, wollten sie es nicht glauben. – Darauf offenbarte er sich in veränderter Gestalt zweien von ihnen, als sie auf einer Wanderung über Land gingen. Auch diese gingen hin und verkündeten es den übrigen; doch auch ihnen glaubten sie nicht. b) Jesu Erscheinung vor den elf Aposteln und sein Missionsbefehl (Mt 27, 18-20; Lk 24,36-49; Joh 20,19-23)Später aber offenbarte er sich den elf (Jüngern selbst), als sie bei Tische saßen, und schalt ihren Unglauben und ihre Herzenshärte, weil sie denen, die ihn nach seiner Auferstehung gesehen hatten, keinen Glauben geschenkt hatten.Nach V.14 findet sich in einer Handschrift aus dem 5. Jahrhundert folgender Zusatz: Sie suchten sich aber zu rechtfertigen und sagten: »Dieses Zeitalter der Gesetzlosigkeit und des Unglaubens steht unter der Herrschaft des Satans, und der läßt durch die Wirksamkeit der unreinen Geister die Wahrheit Gottes nicht zur Geltung kommen. Darum offenbare schon jetzt deine Gerechtigkeit.« So sprachen sie zu Christus; dieser aber sagte zu ihnen: »Voll ist jetzt das Maß der Gewaltjahre des Satans, aber andere furchtbare Jahre nahen noch denen, die gesündigt haben, Doch für sie bin ich in den Tod dahingegeben worden, damit sie sich zur Wahrheit wenden und nicht mehr sündigen, auf daß sie den im Himmel befindlichen geistlichen und unvergänglichen Schmuck der Gerechtigkeit ererben. So geht denn hin in alle Welt …« Darauf sagte er zu ihnen: »Geht hin in alle Welt und verkündigt die Heilsbotschaft der ganzen Schöpfung! Wer da gläubig geworden ist und sich hat taufen lassen, wird gerettet werden; wer aber ungläubig geblieben ist, wird verurteilt werden. Denen aber, die zum Glauben gekommen sind, werden diese Wunderzeichen folgen: in meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden, werden Schlangen aufheben und, wenn sie etwas Todbringendes trinken, wird es ihnen nicht schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden gesund werden.« c) Jesu Himmelfahrt (Lk 24,50-53; Apg 1,4-11)Nachdem nun der Herr Jesus zu ihnen geredet hatte, wurde er in den Himmel emporgehoben und setzte sich zur Rechten Gottes. Sie aber zogen aus und predigten überall, wobei der Herr mitwirkte und das Wort durch die Zeichen bestätigte, die dabei geschahen.W.: durch die (dem Worte) nachfolgenden (oder: das Wort begleitenden) Wunderzeichen bestätigte. VorwortWeil bekanntlich schon viele es unternommen haben, einen Bericht über die Begebenheiten, die sich unter uns erfüllt haben, so abzufassen, wie die Männer sie uns überliefert haben, die von Anbeginn an Augenzeugen und (alsdann) Diener des Wortes gewesen sind, habe auch ich mich entschlossen, nachdem ich allen Tatsachen von den Anfängen an sorgfältig nachgegangen bin, alles für dich, hochedler Theophilus, in richtiger Reihenfolge aufzuzeichnen, damit du dich von der Zuverlässigkeit der Nachrichten, in denen du unterwiesen worden bist, überzeugen kannst. I. Die Vorgeschichte (1,5-2,52)1. Ankündigung der Geburt Johannes des TäufersEs lebte zur Zeit des jüdischen Königs Herodes ein Priester namens Zacharias aus der PriesterabteilungVon den 24 Priesterklassen oder -abteilungen (1.Chr 24,7-19) hatte jede eine Woche lang den Dienst im Tempel zu versehen; aus ihr wurde täglich ein Priester ausgelost, der morgens und abends das Rauchopfer darbringen mußte. Abia; der hatte eine Frau aus der Zahl der Töchter Aarons, die Elisabeth hieß. Sie waren beide gerecht vor Gott und wandelten in allen Geboten und Satzungen des Herrn ohne Tadel. Sie hatten jedoch kein Kind, weil der Elisabeth Mutterfreuden versagt waren, und beide standen schon in vorgerücktem Alter. Da begab es sich einst, als er nach der Ordnung seiner Abteilung den Priesterdienst vor Gott zu verrichten hatte, daß er nach dem Brauch der Priesterschaft durch das Los dazu bestimmt wurde, in den Tempel des Herrn zu gehen und dort das Rauchopfer darzubringen, während die ganze Volksmenge draußen zur Stunde des Rauchopfers dem Gebet oblag. Da erschien ihm ein Engel des Herrn, der stand auf der rechten Seite des Rauchopferaltars. Bei seinem Anblick erschrak Zacharias, und Furcht befiel ihn; der Engel aber sagte zu ihm: »Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Gebet hat Erhörung gefunden, und deine Frau Elisabeth wird dir Mutter eines Sohnes werden, dem du den Namen JohannesJohannes, hebr. Jehochanan oder Jochanan = dem Gott gnädig ist, also »Gotthold«. geben sollst. Du wirst Freude und Jubel darüber empfinden, und viele werden sich über seine Geburt freuen, denn er wird groß vor dem Herrn sein; Wein und (andere) berauschende Getränke wird er nicht genießen, und mit heiligem Geist wird er schon von Geburt anW.: vom Leibe seiner Mutter her = schon im Mutterschoß. erfüllt werden. Viele von den Söhnen Israels wird er zum Herrn, ihrem Gott, zurückführen; und er ist es, der vor ihm einhergehen wird im Geist und in der Kraft des Elia, um die Herzen der Väter den Kindern wieder zuzuwenden und die Ungehorsamen zur Gesinnung der Gerechten (zu führen), um dem Herrn ein wohlbereitetes Volk zu schaffen.« Da sagte Zacharias zu dem Engel: »Wie soll ich das für möglich halten?W.: woran soll ich das (d.h. die Wahrheit dieser Verheißung) erkennen? Ich selbst bin ja ein alter Mann, und meine Frau ist auch schon betagt.« Da antwortete ihm der Engel: »Ich bin Gabriel, der (als Diener) vor Gottes Angesicht steht, und bin gesandt, um zu dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu verkündigen. Doch nun vernimm: Du wirst stumm sein und nicht reden können bis zu dem Tage, an dem diese meine Verheißung sich erfüllt, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die zu ihrer Zeit in Erfüllung gehen werden.« Das Volk wartete unterdessen auf Zacharias und wunderte sich darüber, daß er so lange im Tempel verweilte. Als er endlich heraustrat, konnte er nicht zu ihnen reden; da merkten sie, daß er eine Erscheinung im Tempel gesehen hatte; und er seinerseits suchte sich ihnen durch Kopfnicken verständlich zu machen, blieb aber stumm. Als dann die (sieben) Tage seines Priesterdienstes zu Ende waren, kehrte er heim in sein Haus. Nach diesen Tagen aber wurde seine Frau Elisabeth guter Hoffnung; sie hielt sich fünf Monate lang in tiefer Zurückgezogenheit und dachte: »So hat der Herr an mir getan in der Zeit, die er dazu ersehen hat, meine Schmach bei den Menschen von mir hinwegzunehmen.« 2. Ankündigung der Geburt JesuIm sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von Gott nach Galiläa in eine Stadt namens Nazareth gesandt zu einer Jungfrau, die mit einem Manne namens Joseph aus dem Hause Davids verlobt war; die Jungfrau hieß Maria. Als nun der Engel bei ihr eintrat, sagte er: »Sei gegrüßt, du Begnadete: der Herr ist mit dir!« Sie wurde über diese Anrede bestürzt und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: »Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden! Wisse wohl: du wirst guter Hoffnung werden und Mutter eines Sohnes, dem du den Namen Jesus geben sollst. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden, und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird als König über das Haus Jakobs in alle Ewigkeit herrschen, und sein Königtum wird kein Ende haben.« Da sagte Maria zu dem Engel: »Wie soll das möglich sein? Ich weiß doch von keinem Manne.« Da gab der Engel ihr zur Antwort: »Heiliger Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten dich überschatten; daher wird auch das Heilige, das (von dir) geboren werden soll, Gottes Sohn genannt werden. Und nun vernimm: Elisabeth, deine Verwandte, ist ebenfalls trotz ihres hohen Alters mit einem Sohn gesegnet und steht jetzt schon im sechsten Monat, sie, die man unfruchtbar nennt; denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.«W.: denn kein Wort, das von Gott kommt, wird kraftlos (oder: unwirksam) sein (Jes 55,11). Da sagte Maria: »Siehe, ich bin des Herrn Magd: mir geschehe nach deinem Wort!« Damit schied der Engel von ihr. 3. Besuch der Maria bei Elisabetha) Die Begegnung der beiden Mütter; Elisabeths BegrüßungMaria aber machte sich in jenen Tagen auf und wanderte eilends in das Bergland nach einer Stadt (im Stamme) Juda;A.L. (nach Vermutung): nach einer Stadt Jutta (südlich von Hebron). dort trat sie in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Da begab es sich, als Elisabeth den Gruß der Maria vernahm, da bewegte sich das Kind lebhaft in ihrem Leibe; und Elisabeth wurde mit heiligem Geist erfüllt und brach mit lauter Stimme in die Worte aus: »Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes! Doch woher wird mir die Ehre zuteil, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn wisse: als der Klang deines Grußes mir ins Ohr drang, bewegte sich das Kind vor Freude lebhaft in meinem Leibe. O selig die, welche geglaubt hat, denn die Verheißung, die der Herr ihr gegeben hat, wird in Erfüllung gehen!« b) Lobgesang der Maria (das sogenannte ›Magnifikat‹)Darauf sprach Maria: »Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter, weil er die Niedrigkeit seiner Magd angesehen hat! Denn siehe: von nun an werden alle Geschlechter mich selig preisen, weil der Allmächtige Großes an mir getan hat. Ja, heilig ist sein Name, und sein Erbarmen wird von Geschlecht zu Geschlecht denen zuteil, die ihn fürchten. Er wirkt seine Kraft aus mit seinem Arm, er zerstreut, die da hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn er stürzt Machthaber von den Thronen und erhöht Niedrige; Hungrige sättigt er mit Gütern und läßt Reiche leer ausgehen. Er hat sich Israels angenommen, seines Knechts, um der Barmherzigkeit zu gedenken, wie er es unsern Vätern verheißen hat, dem Abraham und seinen Nachkommen in Ewigkeit.« Maria blieb dann etwa drei Monate bei Elisabeth und kehrte hierauf in ihr Haus zurück. 4. Geburt, Beschneidung und Jugend des Johannes; Lobgesang des ZachariasFür Elisabeth aber erfüllte sich die Zeit ihrer Niederkunft, und sie wurde Mutter eines Sohnes. Als nun ihre Nachbarn und Verwandten hörten, daß der Herr ihr so große Barmherzigkeit erwiesen hatte, freuten sie sich mit ihr. Am achten Tage kamen sie zur Beschneidung des Knäbleins und wollten es mit dem Namen seines Vaters Zacharias benennen; doch seine Mutter sagte abwehrend: »Nein, er soll Johannes heißen!« Sie entgegneten ihr: »In deiner Verwandtschaft gibt es doch keinen, der diesen Namen führt.« Sie winkten nun seinem Vater die Frage zu, wie er ihn benannt haben wolle. Der forderte ein Täfelchen und schrieb die Worte darauf: »Johannes ist sein Name!«, und alle verwunderten sich darüber. In demselben Augenblick aber wurde ihm der Mund aufgetan, und das Band seiner Zunge (löste sich): er konnte wieder reden und pries Gott. Da kam Furcht über alle, die in ihrer Nachbarschaft wohnten, und im ganzen Bergland von Judäa wurden alle diese Begebenheiten viel besprochen, und alle, die von ihnen hörten, nahmen sie sich zu Herzen und sagten: »Was wird wohl aus diesem Kinde werden?« Denn auch die Hand des Herrn war mit ihm. Prophetisches Loblied des Zacharias (das sogenannte ›Benediktus‹)Und sein Vater Zacharias wurde mit heiligem Geist erfüllt und sprach die prophetischen Worte aus: »Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels!, Denn er hat sein Volk gnädig angesehen und ihm eine Erlösung geschaffen und hat uns ein Horn des Heils aufgerichtet im Hause Davids, seines Knechtes. So hat er es durch den Mund seiner heiligen Propheten von alters her verheißen: retten will er uns von unsern Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen, um unsern Vätern Barmherzigkeit zu erweisen und seines heiligen Bundes zu gedenken, des Eides, den er unserm Vater Abraham geschworen hat, er wolle uns erretten aus der Hand unserer Feinde und uns verleihen, daß wir ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinen Augen alle Tage unsers Lebens. Aber auch du, Knäblein, wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden; denn du wirst vor dem Herrn einhergehen, ihm die Wege zu bereiten, um seinem Volke die Erkenntnis des Heils zu verschaffen, die ihnen durch Vergebung ihrer Sünden zuteil werden wird. So will es das herzliche Erbarmen unsers Gottes, mit dem uns der Aufgang aus der Höhe erschienen istA.L.: erscheinen (oder: besuchen) wird., um denen Licht zu spenden, die in Finsternis und Todesschatten sitzen, und unsere Füße auf den Weg des Friedens zu leiten.« – Das Knäblein aber wuchs heran und wurde stark am Geist und hielt sich in der Einöde auf bis zum Tage seines öffentlichen Auftretens vor Israel. 5. Geburt Jesu in Bethlehema) Der Erlaß des Kaisers Augustus und seine Bedeutung für die Geburt JesuEs begab sich aber in jenen Tagen, daß eine Verordnung vom Kaiser Augustus ausging, es solle eine Volkszählung im ganzen römischen Reich vorgenommen werden. Es war dies die erste Zählung, die zu der Zeit stattfand, als Quirinius Statthalter in Syrien war. Da machten alle sich auf, um sich in die Listen eintragen zu lassen, ein jeder in seinem (Heimats-) Ort. So zog denn auch Joseph von Galiläa aus der Stadt Nazareth nach Judäa hinauf nach der Stadt Davids, die Bethlehem heißt, weil er aus Davids Hause und Geschlecht stammte, um sich daselbst mit Maria, seiner jungen Ehefrau, die guter Hoffnung war, einschätzen zu lassen. Während ihres dortigen Aufenthalts kam aber für Maria die Stunde ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren ersten Sohn, den sie in Windeln wickelte und in eine Krippe legte, weil es sonst keinen Platz in der Herberge für sie gab. b) Die Hirten auf dem Felde und die EngelerscheinungNun waren Hirten in derselben Gegend auf freiem Felde und hielten in jener Nacht Wache bei ihrer Herde. Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umleuchtete sie, und sie gerieten in große Furcht. Der Engel aber sagte zu ihnen: »Fürchtet euch nicht! Denn wisset wohl: ich verkündige euch große Freude, die dem ganzen Volke widerfahren wird; denn euch ist heute ein Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und dies sei das Erkennungszeichen für euch: Ihr werdet ein neugeborenes Kind finden, das in Windeln gewickelt ist und in einer Krippe liegt.« Und plötzlich war bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die Gott priesen mit den Worten: »Ehre sei Gott in Himmelshöhen und Friede auf Erden in den Menschen des (göttlichen) Wohlgefallens!«A.Ü.: Herrlichkeit ist bei Gott in der Höhe und Heil auf Erden bei Menschen der Erwählung (oder: … Friede den Menschen, die guten Willens sind, oder: … bei Menschen, an denen er Wohlgefallen hat). c) Die Hirten bei dem Jesuskind in BethlehemAls hierauf die Engel von ihnen weg in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Männer, die Hirten, zueinander: »Wir wollen doch bis Bethlehem hinübergehen und uns die Sache ansehen, die sich dort begeben hat und die der Herr uns hat verkünden lassen!« So gingen sie denn eilends hin und fanden Maria und Joseph, dazu das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es gesehen hatten, teilten sie ihnen die Verkündigung mit, die sie über dieses Kind vernommen hatten; und alle, die es hörten, verwunderten sich über den Bericht der Hirten. Maria aber bewahrte alle diese Mitteilungen im Gedächtnis und bedachte sie in ihrem Herzen. Die Hirten aber kehrten wieder zurück; sie priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten genau so, wie es ihnen (von den Engeln) verkündigt worden war. 6. Jesu Beschneidung und Darstellung im TempelAls dann acht Tage vergangen waren, so daß man das Kind beschneiden mußte, gab man ihm den Namen Jesus, der schon vor seiner Empfängnis von dem Engel angegeben worden war. Als dann die (vierzig) nach dem mosaischen Gesetz für ihre Reinigung vorgeschriebenen Tage zu Ende waren, brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen – wie im Gesetz des Herrn geschrieben steht: »Jedes erstgeborene männliche Kind, das zur Welt kommt, soll als dem Herrn geheiligt gelten« –; zugleich wollten sie das Opfer nach der Vorschrift im Gesetz des Herrn darbringen, nämlich ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. 7. Des greisen Simeon Begrüßung, Lobgesang und ProphezeiungUnd siehe, da lebte ein Mann in Jerusalem namens Simeon; dieser Mann war gerecht und gottesfürchtig; er wartete auf die Tröstung Israels, und heiliger Geist war auf ihm. Vom heiligen Geist war ihm auch geoffenbart worden, er solle den Tod nicht eher sehen, bevor er den Gesalbten des Herrnoder: den vom Herrn gesandten Messias; vgl. Mt 1,16. gesehen hätte. So kam er denn damals, vom Geist getrieben, in den Tempel; und als die Eltern das Jesuskind hineinbrachten, um nach dem Brauch des Gesetzes mit ihm zu verfahren, da nahm auch er es in seine Arme und pries Gott mit den Worten: »Herr, nun entläßt du deinen Knecht, wie du ihm verheißen hast, im Frieden; denn meine Augen haben dein Heil gesehen, das du vor den Augen aller Völker bereitet hast, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zur Verherrlichung deines Volkes Israel.« Die beiden Eltern Jesu verwunderten sich über das, was da über das Kind gesagt wurde. Simeon aber segnete sieA.Ü.: Simeon wünschte ihnen dann Gottes Segen. und sagte zu Maria, seiner Mutter: »Wisse wohl: dieser ist vielen zum Fallen und (vielen) zum Aufstehen in Israel bestimmt und zu einem Zeichen, das Widerspruch erfährt – und auch dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen –, auf daß aus vielen Herzen die Gedanken offenbar werden.« 8. Begrüßung des Kindes durch die greise Hanna; Rückkehr der heiligen Familie nach NazarethEs war da auch eine Prophetin Hanna, eine Tochter Phanuels aus dem Stamme Asser, die war hochbetagt; nur sieben Jahre hatte sie nach ihrer Mädchenzeit mit ihrem Manne gelebt und war dann Witwe geblieben bis (zum Alter von) vierundachtzig Jahren. Sie verließ den Tempel nicht und diente Gott mit Fasten und Beten bei Tag und bei Nacht. Diese trat auch in eben dieser Stunde hinzu, pries Gott und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Nachdem sie dann alles nach den Vorschriften im Gesetz des Herrn erfüllt hatten, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazareth zurück. Der Knabe aber wuchs heran und wurde kräftig und mit Weisheit erfüllt, und die Gnade Gottes war über ihm. 9. Der zwölfjährige Jesusknabe im TempelSeine Eltern pflegten aber alle Jahre zum Passahfest nach Jerusalem zu wandern. Als er nun zwölf Jahre alt geworden war und sie wie gewöhnlich zur Festzeit hinaufgezogen waren, blieb, als sie die Festtage dort zugebracht hatten und sie sich auf den Heimweg machten, der Knabe Jesus in Jerusalem zurück, ohne daß seine Eltern es bemerkten. In der Meinung, er befinde sich unter der Reisegesellschaft, gingen sie eine Tagereise weit und suchten ihn bei den Verwandten und Bekannten; als sie ihn aber dort nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn dort. Nach drei Tagen endlich fanden sie ihn, wie er im Tempel mitten unter den Lehrern saß und ihnen zuhörte und auch Fragen an sie richtete; und alle, die ihn hörten, staunten über sein Verständnis und seine Antworten. Als sie ihn dort erblickten, wurden sie betroffen, und seine Mutter sagte zu ihm: »Kind, warum hast du uns das angetan? Bedenke doch: dein Vater und ich suchen dich mit Angst!« Da antwortete er ihnen: »Wie habt ihr mich nur suchen können? Wußtet ihr nicht, daß ich im Hause meines Vaters sein muß?«Richtiger vielleicht: daß ich mit den Dingen (Angelegenheiten, Geschäften) meines Vaters beschäftigt sein muß? Luther gut: daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist? Sie verstanden aber das Wort nicht, das er zu ihnen gesagt hatte. – Er kehrte dann mit ihnen nach Nazareth zurück und war ihnen untertan, und seine Mutter bewahrte alle diese Worte in ihrem Herzen. Jesus aber nahm an Weisheit, Körpergröße und Gnade bei Gott und den Menschen zu. II. Einleitung zur öffentlichen Wirksamkeit Jesu (3,1-4,13)1. Auftreten, Bußpredigt, Wirksamkeit und Gefangennahme Johannes des Täufers (Mt 3,1-12; Mk 1,2-8; Joh 1,6-34)Im fünfzehnten Regierungsjahre des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter von Judäa war und Herodes Vierfürst von Galiläa, sein Bruder Philippus Vierfürst von Ituräa und der Landschaft Trachonitis und Lysanias Vierfürst von Abilene,Ituräa, Trachonitis und Abilene waren Landschaften im Norden und Nordosten von Palästina. zur Zeit des Hohenpriesters Hannas und Kaiphas: da erging das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias, in der Wüste. Er durchzog also die ganze Gegend am Jordan und verkündigte eine Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden, wie im Buche der Aussprüche des Propheten Jesaja geschrieben steht: »Eine Stimme ruft laut in der Wüste: ›Bereitet dem Herrn den Weg, ebnet ihm seine Pfade! Alle Vertiefungen sollen ausgefüllt und alle Berge und Hügel geebnet werden! Was krumm ist, soll gerade und was uneben ist, soll zu glattem Wege werden, und die gesamte MenschheitW.: alles Fleisch. soll das Heil Gottes sehen!‹« So sprach Johannes denn zu den Volksscharen, die zu ihm hinauszogen, um sich von ihm taufen zu lassen: »Ihr Schlangenbrut! Wer hat euch darauf gebracht, dem drohenden Zorngericht entfliehen zu wollen? So bringet denn Früchte, die der Buße würdig sind, und laßt euch nicht in den Sinn kommen, bei euch zu sagen: ›Wir haben ja doch Abraham zum Vater!‹, denn ich sage euch: Gott vermag dem Abraham aus den Steinen hier Kinder zu erwecken. Schon ist aber auch die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt, und jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.« Da fragte ihn die Volksmenge: »Was sollen wir denn tun?« Er gab ihnen zur Antwort: »Wer zwei Röcke hat, der gebe einen davon dem ab, der keinen hat, und wer zu essen hat, mache es ebenso!« Es kamen auch Zöllner, um sich taufen zu lassen, und fragten ihn: »Meister, was sollen wir tun?« Er antwortete ihnen: »Fordert nicht mehr (Geld von den Leuten), als euch vorgeschrieben ist!« Es fragten ihn auch Kriegsleute: »Was sollen wir tun?« Er antwortete ihnen: »Tut niemand Gewald an, verübt keine Erpressungen und begnügt euch mit eurer Löhnung!« Als nun das Volk in gespannter Erwartung war und alle sich in ihren Herzen Gedanken über Johannes machten, ob er nicht vielleicht selbst der Christus sei, antwortete Johannes allen mit den Worten: »Ich taufe euch (nur) mit Wasser; es kommt aber der, welcher stärker ist als ich und für den ich nicht gut genug bin, ihm die Riemen seiner Schuhe aufzubinden: der wird euch mit heiligem Geist und mit Feuer taufen. Er hat seine Worfschaufel in der Hand, um seine Tenne gründlich zu reinigen, und er wird den Weizen in seine Scheuer sammeln, die Spreu aber mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.« Auch noch viele andere Ermahnungen richtete er an das Volk und verkündigte ihm die Heilsbotschaft. Der Vierfürst Herodes aber, dem er wegen Herodias, der Frau seines Bruders, und wegen alles Bösen, das Herodes verübt hatte, Vorhaltungen gemacht hatte, fügte zu allen Übeltaten auch noch die hinzu, daß er Johannes ins Gefängnis werfen ließ. 2. Taufe und Messiasweihe Jesu (Mt 3,13-17; Mk 1,9-11; Joh 1,32)Es begab sich aber, als das gesamte Volk sich taufen ließ und auch Jesus getauft worden war und betete, daß der Himmel sich auftat und der heilige Geist in leiblicher Gestalt wie eine Taube auf ihn herabschwebte und eine Stimme aus dem Himmel erscholl: »Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden!«A.Ü.: dich habe ich erwählt (oder: erkoren); vgl. Mk 1,11. – A.L.: mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt; vgl. Ps 2,7. 3. Ahnentafel (oder Stammbaum) Jesu (vgl. Mt 1,1-17)Und er, Jesus, war bei seinem Auftreten etwa dreißig Jahre alt und war, wie man meinte, der Sohn Josephs, des Sohnes des Eli, des Matthat, des Levi, des Melchi, des Jannai, des Joseph, des Mattathias, des Amos, des Nahum, des Esli, des Naggai, des Maath, des Mattathias, des Semein, des Jose, des Joda, des Johanan, des Resa, des Serubbabel, des Salathiel, des Neri, des Melchi, des Addi, des Kosam, des Elmadam, des Er, des Josua, des Elieser, des Jorim, des Matthath, des Levi, des Simeon, des Juda, des Joseph, des Jona, des Eljakim, des Melea, des Menna, des Matthatha, des Nathan, des David, des Jesse, des Jobedvgl. dazu 1.Chr 2,11-12; Ruth 4,20-21., des Boas, des Sala, des Nahason, des Amminadab, des Admin, des Arni, des Hezron, des Phares, des Juda, des Jakob, des Isaak, des Abraham, des Tharah, des Nahor, des Serug, des Regu, des Peleg, des Eber, des Selah, des Kainan, des Arphachsad, des Sem, des Noah, des Lamech, des Methusalah, des Henoch, des Jared, des Mahalaleel, des Kenan, des Enos, des Seth, des Adam, – Gottes. 4. Die Versuchung Jesu als seine Messiasprobe (Mt 4,1-11; Mk 1,12-13)Jesus kehrte dann, voll heiligen Geistes, vom Jordan zurück und wurde vom Geist vierzig Tage lang in der Wüste (umher) geführt und dabei vom Teufel versucht. Er aß in diesen Tagen nichts, so daß ihn hungerte, als sie zu Ende waren. Da sagte der Teufel zu ihm: »Bist du Gottes Sohn, so gebiete diesem Steine hier, er solle zu Brot werden!« Doch Jesus antwortete ihm: »Es steht geschrieben: ›Nicht vom Brot allein wird der Mensch leben!‹« Hierauf führte ihn der Teufel in die Höhe, zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises und sagte zu ihm: »Dir will ich diese ganze Macht und ihre Herrlichkeit geben; denn mir ist sie übergeben, und ich kann sie geben, wem ich will. Wenn du also vor mir (niederfällst und mich) anbetest, so soll sie ganz dir gehören.« Da gab ihm Jesus zur Antwort: »Es steht geschrieben: ›Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen!‹« Hierauf führte der Teufel ihn nach Jerusalem, stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sagte zu ihm: »Bist du Gottes Sohn, so stürze dich von hier hinab! Denn es steht geschrieben: ›Er wird seine Engel für dich entbieten, daß sie dich behüten, und sie werden dich auf den Armen tragen, damit du mit deinem Fuß an keinen Stein stoßest.‹« Da antwortete ihm Jesus: »Es ist gesagt: ›Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!« Als der Teufel nun mit allen Versuchungen zu Ende war, ließ er von ihm ab bis zu einer gelegenen Zeit. III. Jesu Wirken in Galiläa (4,14-9,50)1. Erstes Auftreten Jesu in Galiläa; seine Predigt und Verwerfung in seiner Vaterstadt Nazareth (Mt 4,12-17; 13,53-58; Mk 1,14-15; 6,1-6)Jesus kehrte dann in der Kraft des Geistes nach Galiläa zurück, und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Umgegend. Er lehrte in ihren Synagogen und wurde (wegen seiner Lehre) von allen gepriesen. So kam er denn auch nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, ging dort nach seiner Gewohnheit am nächsten Sabbattage in die Synagoge und stand auf, um vorzulesen. Da reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja; und als er das Buch aufrollte, traf er auf die Stelle, wo geschrieben steht: »Der Geist des Herrn ist über mir, weil er mich gesalbt hat, damit ich den Armen die frohe Botschaft bringe; er hat mich gesandt, um den Gefangenen die Freilassung und den Blinden die Verleihung des Augenlichts zu verkünden, die Unterdrückten in Freiheit zu entlassen,A.Ü.: den Mißhandelten Erlösung zu schenken (oder: den Zerschlagenen Befreiung zu gewähren). ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen.« Nachdem er dann das Buch wieder zusammengerollt und es dem Diener zurückgegeben hatte, setzte er sich, und aller Augen in der Synagoge waren gespannt auf ihn gerichtet. Da begann er seine Ansprache an sie mit den Worten: »Heute ist dieses Schriftwort, das ihr soeben vernommen habt, zur Erfüllung gekommen!« Und alle stimmten ihm zu und staunten über die Worte der Gnade, die aus seinem Munde kamen, und sagten: »Ist dieser nicht der Sohn Josephs?« Da antwortete er ihnen: »Jedenfalls werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: ›Arzt, mache dich selber gesund!‹ Alle die großen Taten, die (von dir), wie wir gehört haben, in Kapernaum vollbracht worden sind, die vollführe auch hier in deiner Vaterstadt!« Er fuhr dann aber fort: »Wahrlich ich sage euch: Kein Prophet ist in seiner Vaterstadt willkommen. In WahrheitGenauer: nach der Wahrheit = der Wahrheit gemäß. aber sage ich euch: Viele Witwen gab es in Israel in den Tagen Elias, als der Himmel drei Jahre und sechs Monate lang verschlossen blieb, so daß eine große Hungersnot über die ganze Erde kam; und doch wurde Elia zu keiner einzigen von ihnen gesandt, sondern nur nach Sarepta im Gebiet von Sidon zu einer Witwe. Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elisa, und doch wurde kein einziger von ihnen gereinigt, sondern nur der Syrer Naeman.« Als sie das hörten, gerieten alle, die in der Synagoge anwesend waren, in heftigen Zorn: sie standen auf, stießen ihn aus der Stadt hinaus und führten ihn an den Rand des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, um ihn dort hinabzustürzen. Er ging aber mitten durch sie hindurch und wanderte weiter. 2. Jesu Wirken in Kapernaum und in der Umgegenda) Jesus lehrt in der Synagoge zu Kapernaum und heilt einen Besessenen (Mt 4,13; Mk 1,21-28)Er begab sich dann nach der galiläischen Stadt Kapernaum hinab und lehrte sie dort am Sabbat. Da gerieten sie über seine Lehre in Staunen, denn seine Rede beruhte auf (göttlicher) Vollmacht.A.Ü.: denn seine Lehre erfolgte aufgrund göttlichen Berufs und Auftrags; vgl. Mt 7,29. Nun war da in der Synagoge ein Mann, der von einem unreinen Geiste besessen war; der schrie laut auf: »Ha! Was willst du von uns, Jesus von Nazareth? Du bist gekommen, um uns zu vernichten! Ich weiß wohl, wer du bist: der Heilige Gottes!« Jesus bedrohte ihn mit den Worten: »Verstumme und fahre von ihm aus!« Da warf der böse Geist den Mann mitten unter sie zu Boden und fuhr von ihm aus, ohne ihm irgendwelchen Schaden zuzufügen. Da gerieten sie alle in Staunen; sie besprachen sich miteinander und sagten: »Was ist das für ein Machtwort? Mit (göttlicher) Vollmacht und Kraft gebietet er den unreinen Geistern, und sie fahren aus!« Und die Kunde von ihm verbreitete sich in alle Orte der Umgegend. b) Heilung der Schwiegermutter des Simon Petrus und anderer Kranken in Kapernaum (Mt 8,14-17; Mk 1,29-39)Nachdem er dann die Synagoge verlassen hatte, begab er sich in das Haus Simons. Dort war die Schwiegermutter Simons von hohem Fieber befallen, und man wandte sich ihretwegen an ihn. Er trat also zu ihr, beugte sich über sie und bedrohte das Fieber: da wich es von ihr; sie stand sogleich vom Lager auf und bediente sie (bei der Mahlzeit). Als dann die Sonne unterging, brachten alle, welche Kranke mit mancherlei Leiden hatten, sie zu ihm; er aber legte einem jeden von ihnen die Hände auf und heilte sie. Auch böse Geister fuhren von vielen aus, wobei sie laut schrien und ausriefen: »Du bist der Sohn Gottes!« Er bedrohte sie jedoch und ließ sie nicht zu Worte kommen; denn sie wußten, daß er Christus war.A.Ü.: ließ sie nicht aussprechen, daß sie wüßten, er sei der Gottgesalbte (der Messias). c) Jesu Wanderpredigt in der Umgegend von Kapernaum (Mk 1,35-39)Bei Tagesanbruch aber entwich er von dort und begab sich an einen einsamen Ort; doch die Volksmenge suchte nach ihm und kam zu ihm hin und wollte ihn zurückhalten, damit er nicht von ihnen wegginge. Er aber sagte zu ihnen: »Ich muß auch den anderen Städten die Heilsbotschaft vom Reiche Gottes verkünden, denn dazu bin ich gesandt.« So predigte er denn in den Synagogen des jüdischen Landes. 3. Schiffspredigt Jesu; wunderbarer Fischzug des Petrus; Berufung der ersten vier Jünger (Mt 4,18-22; Mk 1,16-20; 4,1)Es begab sich aber (eines Tages), als das Volk ihn umdrängte und das Wort Gottes hörte, während er selbst am See Gennesaret stand, da sah er zwei Boote am Ufer des Sees liegen; die Fischer aber waren aus ihnen ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Da trat er in eins der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Lande abzustoßen; darauf setzte er sich nieder und lehrte die Volksscharen vom Boote aus. Als er dann seine Ansprache beendet hatte, sagte er zu Simon: »Fahre auf die Höhe (des Sees) hinaus und werft eure Netze aus, damit ihr einen Zug tut!« Da antwortete Simon: »Meister, die ganze Nacht hindurch haben wir gearbeitet und nichts gefangen; doch auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.« Als sie das getan hatten, fingenW.: umschlossen (in ihren Netzen). sie eine so große Menge Fische, daß ihre Netze zerreißen wollten. Da winkten sie ihren Genossen, die in dem andern Boot waren, sie möchten kommen und ihnen helfen; die kamen auch, und man füllte beide Boote, so daß sie tiefgingen. Als Simon Petrus das sah, warf er sich vor Jesus auf die Knie nieder und rief aus: »Herr, gehe weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch!« Denn Schrecken hatte ihn und alle, die bei ihm waren, wegen dieses ihres Fischfangs befallen, ebenso auch den Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, welche Simons Genossen waren. Doch Jesus sagte zu Simon: »Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du ein Menschenfischer sein.« Sie brachten nun die Boote an Land, verließen alles und folgten ihm nach. 4. Jesus heilt einen Aussätzigen und entweicht in die Einsamkeit (Mt 8,1-4; Mk 1,40-45)Es begab sich darauf, während er sich in einer der Städte aufhielt, daß ein Mann da war, über und über mit Aussatz behaftet. Als dieser Jesus sah, warf er sich vor ihm auf sein Angesicht nieder und bat ihn mit den Worten: »Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen!« Jesus streckte die Hand aus, faßte ihn an und sagte: »Ich will’s: werde rein!« Da verschwand der Aussatz sogleich von ihm. Jesus gebot ihm dann, niemand etwas davon zu sagen, und gab ihm die Weisung: »Gehe hin, zeige dich dem Priester und bringe für deine Reinigung das Opfer dar, wie Mose es geboten hat, zum Zeugnis für sie!« Aber die Kunde über ihn breitete sich immer weiter aus, und das Volk strömte in großen Scharen zusammen, um ihn zu hören und sich von ihren Krankheiten heilen zu lassen. Er jedoch zog sich in die Einsamkeit zurück und betete dort. 5. Zusammenstöße mit den Führern des Volkes (Schriftgelehrten und Pharisäern)a) Heilung eines Gelähmten; Jesus vergibt Sünden (Mt 9,1-8; Mk 2,1-12)Eines Tages, als er der Lehrtätigkeit oblag, saßen auch Pharisäer und Gesetzeslehrer da, die aus allen Ortschaften Galiläas und Judäas und (besonders) aus Jerusalem gekommen waren; und die Kraft des Herrn war durch ihn wirksam, so daß er Heilungen vollbrachte. Da brachten Männer auf einem Tragbett einen Mann, der gelähmt war, und suchten ihn in das Haus hineinzubringen und vor Jesus niederzusetzen. Weil sie aber wegen der Volksmenge keine Möglichkeit fanden, ihn hineinzubringen, stiegen sie auf das Dach und ließen ihn samt dem Tragbett durch die Ziegel hindurch mitten unter die Leute vor Jesus hinab. Als dieser ihren Glauben sah, sagte er: »Mensch, deine Sünden sind dir vergeben!« Da begannen die Schriftgelehrten und Pharisäer sich Gedanken darüber zu machen und sagten: »Wer ist dieser? Er spricht ja Gotteslästerungen aus! Wer kann Sünden vergeben außer Gott allein?« Weil nun Jesus ihre Gedanken durchschaute, redete er sie mit den Worten an: »Was denkt ihr da in euren Herzen? Was ist leichter, zu sagen: ›Deine Sünden sind dir vergeben‹, oder zu sagen: ›Stehe auf und gehe umher‹? Damit ihr aber wißt, daß der Menschensohn Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben« – hierauf sagte er zu dem Gelähmten: »Ich sage dir: Stehe auf, nimm dein Bett auf dich und gehe heim in dein Haus!« Da stand er augenblicklich vor ihren Augen auf, nahm das (Tragbett), auf dem er gelegen hatte, und ging Gott preisend heim in sein Haus. Da gerieten alle außer sich vor Erstaunen; sie priesen Gott und sagten voller Furcht: »Unglaubliches haben wir heute gesehen!« b) Berufung des Zöllners Levi (= Matthäus); Jesus als Tischgenosse der Zöllner und Sünder (Mt 9,9-13; Mk 2,13-17)Hierauf ging er (aus dem Hause) hinaus und sah einen Zöllner namens Levi an der Zollstätte sitzen und sagte zu ihm: »Folge mir nach!« Da verließ jener alles, stand auf und folgte ihm nach. Und Levi richtete ihm zu Ehren ein großes Gastmahl in seinem Hause zu, und eine große Schar von Zöllnern und anderen Leuten waren da, die mit ihnen am Mahl teilnahmen. Da sagten die Pharisäer und die zu ihnen gehörenden Schriftgelehrten unwillig zu seinen Jüngern: »Warum eßt und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern?« Jesus antwortete ihnen mit den Worten: »Die Gesunden haben keinen Arzt nötig, wohl aber die Kranken; ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen zur Buße, sondern Sünder.« c) Die Fastenfrage der Johannesjünger und Pharisäer; Jesus rechtfertigt das Neue in seinem Verhalten (Mt 9,14-17; Mk 2,18-22)Sienämlich die Pharisäer und Schriftgelehrten. aber sagten zu ihm: »Die Jünger des Johannes fasten häufig und verrichten (dabei) Gebete, ebenso auch die (Schüler) der Pharisäer, während die deinigen essen und trinken.« Jesus antwortete ihnen: »Könnt ihr etwa von den Hochzeitsgästen verlangen, daß sie fasten, solange der Bräutigam noch bei ihnen weilt? Es werden aber Tage kommen, wo der Bräutigam ihnen genommen ist: dann, an jenen Tagen, werden sie fasten.« Er legte ihnen aber auch noch ein Gleichnis vor: »Niemand reißt doch von einem neuen Kleid ein Stück Zeug ab und setzt es auf ein altes Kleid, sonst würde er nur das neue (Kleid) zerreißen, und zu dem alten Kleide würde das Stück Zeug von dem neuen (Kleide) doch nicht passen. Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche; sonst sprengt der junge Wein die Schläuche und läuft selbst aus, und auch die Schläuche gehen verloren. Nein, jungen Wein muß man in neue Schläuche füllen. Und niemand, der alten Wein getrunken hat, mag jungen Wein trinken; denn er sagt: ›Der alte ist bekömmlich.‹« d) Das Ährenraufen der Jünger am Sabbat; der erste Streit Jesu mit den Pharisäern über die Sabbatheiligung (Mt 12,1-8; Mk 2,23-28)Es begab sich aber an einem Sabbat, daß er durch die Kornfelder wanderte; dabei pflückten seine Jünger Ähren ab, zerrieben sie in den Händen und aßen sie. Da sagten einige von den Pharisäern zu ihnen: »Warum tut ihr da etwas, das man am Sabbat nicht tun darf?« Jesus antwortete ihnen: »Habt ihr auch davon nichts gelesen, was David getan hat, als ihn samt seinen Begleitern hungerte? Wie er da ins Gotteshaus hineinging, dort die Schaubrote nahm und sie aß und auch seinen Begleitern davon gab, obgleich doch niemand außer den Priestern sie essen darf?« Er schloß mit den Worten: »Der Menschensohn ist Herr (auch) über den Sabbat.« e) Heilung des Mannes mit dem gelähmten Arm am Sabbat; der zweite Streit über die Sabbatheiligung (Mt 12,9-14; Mk 3,1-6)An einem anderen Sabbat aber ging er in die Synagoge und lehrte. Dort war ein Mann, dessen rechter Arm verdorrt war. Da lauerten die Schriftgelehrten und Pharisäer ihm auf, ob er wohl am Sabbat heilen würde, um dann einen Grund zu einer Anklage gegen ihn zu haben; er aber kannte ihre Gedanken wohl. Er sagte nun zu dem Manne mit dem gelähmten Arm: »Stehe auf und tritt vor in die Mitte!« Jener stand auf und trat hin. Dann sagte Jesus zu ihnen: »Ich frage euch: Darf man am Sabbat Gutes tun, oder soll man Böses tun? Darf man ein Leben erhalten, oder soll man es zugrunde gehen lassen?« Nachdem er sie dann alle ringsum (zornig) angeblickt hatte, sagte er zu ihm: »Strecke deinen Arm aus!« Jener tat es, und sein Arm wurde wieder hergestellt. Jene aber wurden ganz sinnlos vor Wut und besprachen sich miteinander, was sie Jesus antun könnten. 6. Berufung und Namen der zwölf Apostel; Zulauf des Volkes; viele Heilungen (Mt 10,2-4; 12,15-21; Mk 3,7-19)Es begab sich aber in diesen Tagen, daß er hinausging auf den Berg, um zu beten, und er verbrachte dort die (ganze) Nacht im Gebet zu Gott. Als es dann Tag geworden war, rief er seine Jünger zu sich und wählte zwölf aus ihnen aus, die er auch Apostel nannte: Simon, den er auch Petrus nannte, und dessen Bruder Andreas; ferner Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus, Matthäus und Thomas, Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Simon mit dem Beinamen ›der Eiferer‹, Judas, den Sohn des Jakobus, und Judas Iskarioth, der (später) zum Verräter an ihm wurde. Als er dann mit ihnen (vom Berge) wieder hinabgestiegen war, blieb er auf einem ebenen Platz stehen samt einer großen Schar seiner Jünger und einer zahlreichen Volksmenge aus dem ganzen jüdischen Lande, besonders aus Jerusalem, auch aus dem Küstenlande von Tyrus und Sidon. Alle diese waren gekommen, um ihn zu hören und sich von ihren Krankheiten heilen zu lassen; auch die von unreinen Geistern Geplagten fanden Heilung; und die ganze Volksmenge suchte ihn anzurühren, denn eine Kraft ging von ihm aus und heilte alle. 7. Die Bergpredigt (bzw. Feldpredigt?) (vgl. Mt 5-7)a) Die vier Seligpreisungen der irdisch (und geistlich) Armen und die vier Weherufe über die irdisch (und geistlich) Reichen (Mt 5,1-12)Da richtete er seine Augen auf seine Jünger und sagte: »Selig seid ihr Armen, denn euer Teil ist das Reich Gottes! Selig seid ihr, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden! Selig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen! Selig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen und wenn sie euch aus ihrer Gemeinschaft ausschließen und euch schmähen und euren Namen als ein Schimpfwort verwerfen um des Menschensohnes willen! Freuet euch alsdann und jubelt!W.: Freut euch an jenem Tage und hüpft (vor Wonne)! Denn wisset wohl: euer Lohn ist groß im Himmel. Ihre Väter haben ja an den Propheten ebenso gehandelt. Doch wehe euch Reichen, denn ihr habt euren Trost dahin! Wehe euch, die ihr jetzt satt seid, denn ihr werdet Hunger leiden! Wehe euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet trauern und weinen! Wehe euch, wenn alle Welt mit Lobesworten von euch redet! Ihre Väter haben ja an den falschen Propheten ebenso gehandelt.« b) Gebot der Feindesliebe; Verzicht auf Wiedervergeltung (Mt 5,38-48)»Euch aber, meinen Hörern, sage ich: Liebet eure Feinde, tut denen Gutes, die euch hassen, segnet die, welche euch fluchen, betet für die, welche euch anfeinden! Wer dich auf die Wange schlägt, dem halte auch die andere hin, und wer dir den Mantel wegnimmt, dem verweigere auch den Rock nicht! Jedem, der dich (um etwas) bittet, dem gib, und wer dir das Deine nimmt, von dem fordere es nicht zurück! Und wie ihr von den Leuten behandelt werden wollt, ebenso behandelt auch ihr sie! Denn wenn ihr (nur) die liebt, die euch lieben: welchen (Anspruch auf) Dank habt ihr dann? Auch die Sünder lieben ja die, welche ihnen Liebe erweisen. Und wenn ihr (nur) denen Gutes erweist, die euch Gutes tun: welchen (Anspruch auf) Dank habt ihr dann? Auch die Sünder tun dasselbe. Und wenn ihr denen leiht, von denen ihr (das Geliehene) zurückzuerhalten hofft: welchen (Anspruch auf) Dank habt ihr dann? Auch die Sünder leihen den Sündern, um ebensoviel zurückzuerhalten. Nein, liebet eure Feinde, tut Gutes und leihet aus, ohne etwas zurückzuerwarten! Dann wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn er ist gütig (auch) gegen die Undankbaren und Bösen. Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist!« c) Warnung vor dem Richten und heuchlerischen Bessernwollen (Mt 7,1-5)»Und richtet nicht, dann werdet ihr auch nicht gerichtet werden; und verurteilt nicht, dann werdet ihr auch nicht verurteilt werden; laßt (eure Schuldner) frei, dann werdet ihr auch freigelassen werden. Gebt, dann wird auch euch gegeben werden: ein reichliches, festgedrücktes, gerütteltes und übervolles Maß wird man euch in den Schoß schütten; denn mit demselben Maß, mit dem ihr zumeßt, wird euch wieder zugemessen werden.« – Er legte ihnen dann auch ein Gleichnis vor: »Kann wohl ein Blinder einen Blinden führen? Werden sie nicht beide in die Grube fallen? Der Jünger steht nicht über seinem Meister: jeder (Jünger) wird, wenn er völlig ausgebildet ist, immer nur wie sein Meister sein. Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, während du den Balken in deinem eignen Auge nicht wahrnimmst? Oder wie darfst du zu deinem Bruder sagen: ›Bruder, laß mich den Splitter, der in deinem Auge steckt, herausziehen‹, während du den Balken in deinem eignen Auge nicht gewahrst? Du Heuchler! Ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge, dann magst du zusehen, daß du den Splitter herausziehst, der im Auge deines Bruders steckt.« d) Der Glaubensgehorsam sowie der Unglaube der Menschen kommt aus dem Herzen, wie die Früchte aus der Art des Baumes (Mt 7,16-20; 12,33-35)»Denn es gibt keinen guten Baum, der schlechteW.: faule Früchte; faulen Baum; vgl. Mt 7,17. Früchte bringt, und umgekehrt keinen schlechtenB Baum, der gute Früchte bringt. Jeden Baum erkennt man ja an seinen Früchten; denn von Dornen sammelt man keine Feigen, und von einem Dornbusch kann man keine Trauben lesen. Ein guter Mensch bringt aus der guten Schatzkammer seines Herzens das Gute hervor, während ein böser Mensch aus der bösen (Schatzkammer seines Herzens) das Böse hervorbringt; denn wovon das Herz voll ist, davon redet sein Mund.« e) Der Gehorsam oder der Ungehorsam gegen Jesu Wort bewährt oder rächt sich wie ein Hausbau mit festem Grund oder ohne solchen (Mt 7,24-27)»Was nennt ihr mich aber ›Herr, Herr!‹ und tut doch nicht, was ich (euch) sage? Wer zu mir kommt und meine Worte hört und nach ihnen tut – ich will euch zeigen, wem der zu vergleichen ist: Er gleicht einem Manne, der, als er ein Haus bauen wollte, bis in die Tiefe ausgraben ließ und die Grundmauer auf den Felsen legte. Als nun Hochwasser kam, stieß die Flut an jenes Haus, vermochte es aber wegen seiner festen Bauart nicht zu erschüttern. Wer aber (meine Worte) hört und nicht nach ihnen tut, der gleicht einem Manne, der ein Haus ohne feste Grundmauer auf den (lockeren) Erdboden baute. Als dann die Flut dagegen stieß, stürzte es sogleich in sich zusammen, und der Einsturz dieses Hauses war gewaltig.« 8. Heilung des Knechts des (heidnischen) Hauptmanns von Kapernaum (Mt 8,5-13; vgl. Joh 4,43-54)Nachdem Jesus alle seine Reden an das Volk, das ihm zuhörte, beendet hatte, ging er nach Kapernaum hinein. Dort lag der Diener eines Hauptmanns, der diesem besonders wert war, todkrank darnieder. Weil nun der Hauptmann von Jesus gehört hatte, sandte er Älteste der Juden zu ihm mit der Bitte, er möchte kommen und seinen Diener gesund machen. Als diese zu Jesus kamen, baten sie ihn inständig mit den Worten: »Er verdient es, daß du ihm diese Bitte erfüllst; denn er hat unser Volk lieb, und er ist es, der uns unsere Synagoge gebaut hat.« Da machte sich Jesus mit ihnen auf den Weg. Als er aber nicht mehr weit von dem Hause entfernt war, sandte der Hauptmann Freunde ab und ließ ihm sagen: »Herr, bemühe dich nicht, denn ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach trittst. Darum habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, selbst zu dir zu kommen; sprich vielmehr nur ein Wort, so muß mein Diener gesund werden. Denn auch ich bin ein Mensch, der unter Vorgesetzten steht, und habe Mannschaften unter mir; und wenn ich zu einem sage: ›Geh!‹, so geht er, und zu einem anderen: ›Komm!‹, so kommt er, und zu meinem Diener: ›Tu das!‹, so tut er’s.« Als Jesus das hörte, wunderte er sich über ihn und sagte, zu der ihn begleitenden Volksmenge gewandt: »Ich sage euch: Selbst in Israel habe ich solchen Glauben nicht gefunden!« Als dann die Abgesandten in das Haus (des Hauptmanns) zurückkehrten, fanden sie den Diener von seiner Krankheit genesen. 9. Auferweckung des Jünglings zu NainKurze Zeit darauf begab es sich, daß Jesus nach einer Stadt namens NainNain lag südöstlich von Nazareth, eine Meile südwestlich vom Tabor. wanderte, und mit ihm zogen seine Jünger und eine große Volksschar. Als er sich nun dem Stadttor näherte, da trug man gerade einen Toten heraus, den einzigen Sohn seiner Mutter, und die war eine Witwe; und eine große Volksmenge aus der Stadt gab ihr das Geleit. Als der Herr sie sah, ging ihr Unglück ihm zu Herzen, und er sagte zu ihr: »Weine nicht!« Dann trat er hinzu und faßte die Bahre an; da standen die Träger still, und er sprach: »Jüngling, ich sage dir: stehe auf!« Da setzte der Tote sich aufrecht hin und fing an zu reden; und Jesus gab ihn seiner Mutter wieder. Da kam Furcht über alle, und sie priesen Gott und sagten: »Ein großer Prophet ist unter uns erstanden!« und: »Gott hat sein Volk gnädig angesehen!« Die Kunde von dieser seiner Tat aber verbreitete sich im ganzen jüdischen Lande und in allen umliegenden Gegenden. 10. Gesandtschaft Johannes des Täufers; Jesu Antwort und sein Zeugnis über Johannes (Mt 11,2-19)Auch dem Johannes erstatteten seine Jünger Bericht über dies alles. Da rief Johannes zwei von seinen Jüngern zu sich, sandte sie zum Herrn und ließ ihn fragen: »Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?« Als nun die Männer bei Jesus eintrafen, sagten sie: »Johannes der Täufer hat uns zu dir gesandt und läßt dich fragen: ›Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?‹« Jesus heilte in eben jener Stunde viele von Krankheiten, von schmerzhaften Leiden und bösen Geistern und schenkte vielen Blinden das Augenlicht. So gab er ihnen denn zur Antwort: »Geht hin und berichtet dem Johannes, was ihr (hier) gesehen und gehört habt: Blinde werden sehend, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote werden auferweckt, Armen wird die Heilsbotschaft verkündigt, und selig ist, wer an mir nicht irre wird.«A.Ü.: wer keinen Anstoß an mir nimmt. Gewöhnliche Übersetzung: wer sich nicht an mir ärgert. Als nun die Boten des Johannes wieder weggegangen waren, begann Jesus zu der Volksmenge über Johannes zu reden: »Was wolltet ihr sehen, als ihr (jüngst) in die Wüste hinauszogt? Etwa ein Schilfrohr, das vom Winde hin und her bewegt wird? Nein; aber wozu seid ihr hinausgezogen? Wolltet ihr einen Mann in weichen Gewändern sehen? Nein; die Leute, welche prächtige Kleidung tragen und in Üppigkeit leben, sind in den Königspalästen zu finden. Aber wozu seid ihr hinausgezogen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch: Mehr noch als einen Propheten! Dieser ist es, über den geschrieben steht: ›Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg vor dir her bereiten soll.‹ Ja, ich sage euch: Unter den von Frauen Geborenen gibt es keinen größeren (Propheten) als Johannes; aber der Kleinste im Reiche Gottes ist größer als er. Und das gesamte Volk, das ihn hörte, auch die Zöllner sind dem Willen Gottes nachgekommen, indem sie sich mit der Taufe des Johannes taufen ließen; aber die Pharisäer und die Gesetzeslehrer haben den Heilsratschluß Gottes für ihre Person verworfen, indem sie sich von ihm nicht taufen ließen. Wem soll ich nun die Menschen des gegenwärtigen Zeitalters vergleichen? Wem sind sie gleich? Sie sind wie Kinder, die auf einem öffentlichen Platze sitzen und einander zurufen: ›Wir haben euch gepfiffen, doch ihr habt nicht getanzt! Wir haben Klagelieder angestimmt, doch ihr habt nicht geweint!‹ Denn Johannes der Täufer ist gekommen, der kein Brot aß und keinen Wein trank; da sagt ihr: ›Er ist von Sinnen!‹ Nun ist der Menschensohn gekommen, welcher ißt und trinkt; da sagt ihr: ›Seht, ein Fresser und Weintrinker, ein Freund von Zöllnern und Sündern!‹ Und doch ist die (göttliche) Weisheit gerechtfertigt worden von allen ihren Kindern.«Sinn: Die Weisheit Gottes ist von allen ihren rechten Anhängern und Verehrern anerkannt worden (oder: hat sich an allen bewährt); vgl. Mt 11,19. 11. Jesu Salbung durch die große SünderinEs lud ihn aber einer von den Pharisäern ein, bei ihm zu speisen; er ging denn auch in die Wohnung des Pharisäers und nahm bei Tische Platz. Und siehe, eine Frau, die in der Stadt als Sünderin lebte und erfahren hatte, daß Jesus im Hause des Pharisäers zu Gaste sei, brachte ein Alabasterfläschchen mit Myrrhenöl und begann, indem sie von hinten an seine Füße herantrat und weinte, seine Füße mit ihren Tränen zu benetzen und sie mit ihrem Haupthaar zu trocknen; dann küßte sie seine Füße und salbte sie mit dem Myrrhenöl. Als nun der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, dachte er bei sich: »Wenn dieser wirklich ein Prophet wäre, so müßte er wissen, wer und was für eine Frau das ist, die ihn da berührt, daß sie nämlich eine Sünderin ist.« Da nahm Jesus das Wort und sagte zu ihm: »Simon, ich habe dir etwas zu sagen.« Jener erwiderte: »Meister, sprich!« »Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner; der eine war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig; weil sie aber nicht zurückzahlen konnten, schenkte er beiden die Schuld. Wer von ihnen wird ihn nun am meisten lieben?« Simon antwortete: »Ich denke der, dem er das meiste geschenkt hat.« Jesus erwiderte ihm: »Du hast richtig geurteilt.« Indem er sich dann zu der Frau wandte, sagte er zu Simon: »Siehst du diese Frau hier? Ich bin in dein Haus gekommen: du hast mir kein Wasser für die Füße gegeben, sie aber hat mir die Füße mit ihren Tränen genetzt und sie mit ihrem Haar getrocknet. Du hast mir keinen Kuß gegeben, sie aber hat, seitdem ich eingetreten bin, mir die Füße unaufhörlich geküßt. Du hast mir das Haupt nicht mit Öl gesalbt, sie aber hat mir mit Myrrhenöl die Füße gesalbt. Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind ihr vergeben, denn sie hat viel Liebe erwiesen; wem aber nur wenig vergeben wird, der erweist auch nur wenig Liebe.« Dann sagte er zu ihr: »Deine Sünden sind (dir) vergeben!« Da begannen die Tischgenossen bei sich zu denken: »Wer ist dieser, daß er sogar Sünden vergibt?« Er aber sagte zu der Frau: »Dein Glaube hat dich gerettet: gehe hin in Frieden!« 12. Die beständigen Begleiter Jesu bei seinen Wanderungen; die dienenden galiläischen FrauenIn der folgenden Zeit durchwanderte er dann das Land von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf, indem er öffentlich lehrte und die Heilsbotschaft vom Reiche Gottes verkündigte. In seiner Begleitung befanden sich die zwölf Jünger sowie auch einige Frauen, die er von bösen Geistern und Krankheiten geheilt hatte, z.B. Maria, die Magdalenad.h. die Magdalenerin, aus Magdala, einer Ortschaft am Westufer des Sees Genezareth, stammend. genannt wurde, aus der sieben böse Geister ausgefahren waren, ferner Johanna, die Frau des Chuza, eines Verwalters des Herodes, und Susanna und noch viele andere, die ihnen mit den ihnen zu Gebote stehenden Mitteln Dienste leisteten. 13. Gleichnis vom Sämann und dem vierfachen Ackerfeld (Mt 13,1-23; Mk 4,1-20)Als nun eine große Volksmenge zusammenkam und die Leute aus allen Städten ihm zuströmten, sprach er in der Form eines Gleichnisses: »Der Sämann ging aus, um seinen Samen zu säen; und beim Säen fiel einiges (von dem Saatkorn) auf den Weg längshin und wurde zertreten, und die Vögel des Himmels fraßen es auf. Anderes fiel auf felsigen Boden, und als es aufgegangen war, verdorrte es, weil ihm die Feuchtigkeit fehlte. Wieder anderes fiel mitten unter die Dornen, und die Dornen wuchsen mit auf und erstickten es. Anderes aber fiel auf den guten Boden, wuchs auf und brachte hundertfältigen Ertrag.« Bei diesen Worten rief er laut aus: »Wer Ohren hat zu hören, der höre!« Sinn und Zweck der Gleichnisse; Deutung des Gleichnisses vom Sämann (Mt 13,18-23; Mk 4,14-20)Da fragten ihn seine Jünger nach dem Sinn dieses Gleichnisses; und er antwortete: »Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu erkennen, den anderen aber (werden sie) nur in Gleichnissen (vorgetragen), damit ›sie mit sehenden Augen doch nicht sehen und mit hörenden Ohren doch nicht verstehen‹. Dies ist aber die Deutung des Gleichnisses: Der Same ist das Wort Gottes. Die, bei denen der Same auf den Weg längshin fiel, sind solche, die (das Wort wohl) gehört haben, darauf aber kommt der Teufel und nimmt das Wort aus ihrem Herzen weg, damit sie nicht zum Glauben gelangen und dadurch gerettet werden. Die, bei denen der Same auf den felsigen Boden fiel, sind solche, die das Wort, wenn sie es gehört haben, mit Freuden annehmen; doch es kann nicht Wurzel bei ihnen schlagen: eine Zeitlang glauben sie wohl, aber zur Zeit der Versuchung fallen sie ab. Was dann unter die Dornen fiel, das deutet auf solche, die das Wort gehört haben, dann aber hingehen und es von den Sorgen und dem Reichtum und den Freuden des Lebens ersticken lassen, so daß sie die Frucht nicht zur Reife bringen. Was aber auf den guten Boden fiel, das deutet auf solche, die das Wort, welches sie gehört haben, in einem feinen und guten Herzen festhalten und mit Beharrlichkeit Frucht bringen.« 14. Einzelsprüche über die Jüngerpflicht (bezüglich der künftigen klaren und reichlichen Verkündigung der Heilsbotschaft) (Mk 4,21-25)»Niemand aber, der ein Licht angezündet hat, deckt es mit einem Gefäß zu oder stellt es unter ein Bett, sondern er stellt es auf einen Leuchter, damit die Eintretenden den hellen Schein sehen. Denn nichts ist verborgen, was nicht offenbar werden wird, und nichts ist geheim, was nicht bekannt werden und ans Tageslicht kommen wird. Darum gebt wohl acht, wie ihr hört! Denn wer da hat, dem wird noch dazugegeben werden, und wer nicht hat, dem wird auch das noch genommen werden, was er zu haben meint.« 15. Die wahren Verwandten Jesu (Mt 12,46-50; Mk 3,31-35)Es stellten sich dann seine Mutter und seine Brüder bei ihm ein, konnten jedoch wegen der Volksmenge nicht zu ihm gelangen. Da wurde ihm gemeldet: »Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wünschen dich zu sehen.« Er aber antwortete ihnen mit den Worten: »Meine Mutter und meine Brüder sind diese da, die das Wort Gottes hören und (danach) tun.« 16. Jesu Macht über Sturm, böse Geister und Toda) Jesus beschwichtigt den Seesturm (Mt 8,18.23-27; Mk 4,35-41)Eines Tages begab es sich, daß er mit seinen Jüngern in ein Boot stieg und zu ihnen sagte: »Wir wollen an die andere Seite des Sees hinüberfahren!« So stießen sie denn vom Lande ab. Während der Fahrt aber schlief er ein. Da fuhr ein Sturmwind auf den See herab, das Boot füllte sich mit Wasser, und sie gerieten in Lebensgefahr. Da traten sie zu ihm und weckten ihn mit den Worten: »Meister, Meister, wir gehen unter!« Er aber stand auf und bedrohte den Wind und das Gewoge des Wassers: da legten sie sich, und es trat Windstille ein. Er sagte dann zu ihnen: »Wo ist nun euer Glaube (geblieben)?« Sie waren aber in Furcht und Staunen geraten und sagten zueinander: »Wer ist denn dieser, daß er sogar den Winden und dem Wasser gebietet und sie ihm gehorsam sind?« b) Jesus heilt den Besessenen im Lande der Gergesener (Mt 8,28-34; Mk 5,1-20)Sie fuhren dann nach dem Lande der Gergesener, das Galiläa gegenüber liegt. Als er dort ans Land gestiegen war, kam ihm ein Mann aus der Stadt entgegen, der von bösen Geistern besessen war; schon seit langer Zeit hatte er keine Kleider mehr angezogen, auch hielt er sich in keinem Hause mehr auf, sondern in den Gräbern.Gemeint sind Felsengräber, in den Berg gehauene Grabkammern. Als er Jesus sah, schrie er auf, warf sich vor ihm niederA.Ü.: stürzte auf ihn los. und rief laut: »Was willst du von mir, Jesus, du Sohn Gottes, des Höchsten? Ich bitte dich! Quäle mich nicht!« Jesus war nämlich im Begriff, dem unreinen Geist zu gebieten, aus dem Manne auszufahren; denn dieser hatte ihn schon seit langer Zeit in seiner Gewalt, und man hatte ihn mit Ketten und Fußfesseln gebunden und in Gewahrsam gehalten; doch er hatte die Bande allemal zerrissen und wurde von dem bösen Geiste in die Einöden getrieben. Jesus fragte ihn nun: »Wie heißt du?« Er antwortete: »Legion«; denn viele böse Geister waren in ihn gefahren. Diese baten ihn nun, er möchte ihnen nicht gebieten, in den Abgrund zu fahren. Nun befand sich dort eine große Herde Schweine auf der Weide an dem Berge; deshalb baten die Geister ihn um die Erlaubnis, in diese fahren zu dürfen, und er erlaubte es ihnen. So fuhren denn die Geister aus dem Manne aus und in die Schweine hinein; und die Herde stürmte den Abhang hinab in den See und ertrank dort. Als nun die Hirten sahen, was geschehen war, ergriffen sie die Flucht und erstatteten Meldung in der Stadt und in den Gehöften. Da zogen die Leute hinaus, um zu sehen, was vorgefallen war; sie kamen zu Jesus und fanden den Mann, aus dem die Geister ausgefahren waren, bekleidet und ganz vernünftig zu den Füßen Jesu sitzen und gerieten darüber in Furcht. Die Augenzeugen erzählten ihnen dann, wie der (früher) Besessene geheilt worden war. Da bat ihn die gesamte Bevölkerung der Umgegend von Gergesa, er möchte ihr Gebiet verlassen; denn sie waren in große Furcht geraten. So stieg er denn wieder ins Boot und machte sich auf den Rückweg. Hierauf richtete der Mann, von dem die bösen Geister ausgefahren waren, die Bitte an ihn, bei ihm bleiben zu dürfen; doch Jesus hieß ihn gehen mit den Worten: »Kehre in dein Haus zurück und erzähle dort, wie Großes Gott an dir getan hat!« Da ging er denn auch hin und verkündete in der ganzen Stadt, wie Großes Jesus an ihm getan hatte. c) Jesus heilt die blutflüssige Frau und erweckt das Töchterlein des Jairus (Mt 9,18-26; Mk 5,21-43)Als Jesus dann zurückkehrte, nahm die Volksmenge ihn mit Freuden in Empfang, denn sie hatten alle auf ihn gewartet. Da kam ein Mann namens Jairus, ein Vorsteher der (dortigen) Synagoge, warf sich vor Jesus nieder und bat ihn, in sein Haus zu kommen; er hatte nämlich eine einzige Tochter von ungefähr zwölf Jahren, und diese lag im Sterben. Während Jesus nun hinging, umdrängte ihn die Volksmenge. Und eine Frau, die schon seit zwölf Jahren am Blutfluß litt und [obgleich sie ihr ganzes Vermögen an Ärzte aufgewandt hatte]A bei keinem Heilung hatte finden können, die trat von hinten an ihn heran und faßte die Quaste seines Mantels an, und augenblicklich kam der Blutfluß bei ihr zum Stillstand. Da fragte Jesus: »Wer hat mich angefaßt?« Als nun alle es in Abrede stellten, sagte Petrus: »Meister, die Volksmenge umdrängt und stößt dich von allen Seiten!« Jesus aber erwiderte: »Es hat mich jemand angefaßt, ich habe ja gefühlt, daß eine Kraft von mir ausgegangen ist.« Als nun die Frau sah, daß sie nicht unbemerkt geblieben war, kam sie zitternd herbei, warf sich vor ihm nieder und bekannte vor dem ganzen Volk, aus welchem Grunde sie ihn angefaßt habe und wie sie augenblicklich gesund geworden sei. Da sagte er zu ihr: »Meine Tochter, dein Glaube hat dir Heilung verschafft: gehe in Frieden!« Während er noch redete, kam einer von den Leuten des Synagogenvorstehers mit der Meldung: »Deine Tochter ist gestorben: bemühe den Meister nicht weiter!« Als Jesus das hörte, sagte er zu Jairus: »Fürchte dich nicht, glaube nur, dann wird sie gerettet werden!« Als er dann an das Haus gekommen war, ließ er niemand (von den Seinen) mit sich eintreten außer Petrus, Johannes, Jakobus und den Eltern des Mädchens. Alle weinten aber und wehklagten laut um sie; er jedoch sagte: »Weinet nicht! Sie ist nicht tot, sondern schläft nur«; da verlachten sie ihn, weil sie wohl wußten, daß sie tot war. Er aber faßte sie bei der Hand und rief ihr laut zu: »Mädchen, stehe auf!« Da kehrte ihr Geist zu ihr zurück, und sie stand sogleich auf; und er ordnete an, man solle ihr zu essen geben. Und ihre Eltern waren vor Erregung ganz außer sich; er aber gebot ihnen, keinem etwas von dem Geschehenen zu erzählen. 17. Aussendung der zwölf Jünger und Anweisungen für sie (Mt 10; Mk 6,7-13; Lk 10,1-12)Er rief dann die Zwölf zusammen und gab ihnen Kraft und Vollmacht über alle bösen Geister sowie zur Heilung von Krankheiten, hierauf sandte er sie aus, das Reich Gottes zu verkünden und (die Kranken) zu heilen. Dabei gab er ihnen die Weisung: »Nehmt nichts mit auf den Weg, weder einen Stock noch einen Ranzen, weder Brot noch Geld; auch sollt ihr nicht jeder zwei Röcke haben! Wo ihr in ein Haus eingetreten seid, dort bleibt und von dort zieht weiter! Und wo man euch nicht aufnimmt, da geht aus einer solchen Stadt weg und schüttelt den Staub von euren Füßen ab zum Zeugnis wider sie!« So machten sie sich denn auf den Weg und wanderten von Dorf zu Dorf, indem sie überall die Heilsbotschaft verkündeten und Heilungen vollführten. 18. Abschluß der Wirksamkeit Jesu in Galiläaa) Urteil des Herodes über Jesus (Mt 14,1-2; Mk 6,14-16)Es hörte aber der Vierfürst Herodes von allen diesen Begebenheiten und fühlte sich dadurch beunruhigt; denn manche behauptteten, Johannes sei von den Toten auferweckt worden; andere wieder meinten, Elia sei erschienen; noch andere, einer von den alten Propheten sei auferstanden. Herodes aber sagte: »Den Johannes habe ich enthaupten lassen; wer mag nun dieser sein, über den ich solche Dinge höre?« So hegte er denn den Wunsch, Jesus persönlich zu sehen. b) Rückkehr der Apostel; Jesus zieht sich in die Einsamkeit zurück; Speisung der Fünftausend (Mt 14,13-21; Mk 6,30-44; Joh 6,1-15)Nach ihrer Rückkehr berichteten ihm die Apostel alles, was sie getan hatten. Da nahm er sie mit sich und zog sich in die Stille zurück in eine Ortschaft namens Bethsaida. Als aber die Volksmenge das in Erfahrung gebracht hatte, zogen sie ihm nach, und er ließ sie auch zu sich kommen, redete zu ihnen vom Reiche Gottes und machte die gesund, welche der Heilung bedurften. Als der Tag sich dann zu neigen begann, traten die Zwölf an ihn heran und sagten zu ihm: »Laß das Volk ziehen, damit sie in die umliegenden Ortschaften und Gehöfte gehen und dort Unterkunft und Verpflegung finden; denn hier sind wir in einer öden Gegend.« Doch er antwortete ihnen: »Gebt ihr ihnen doch zu essen!« Da erwiderten sie: »Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische; wir müßten sonst hingehen und Lebensmittel für dieses ganze Volk einkaufen« – es waren nämlich gegen fünftausend Männer. Er sagte aber zu seinen Jüngern: »Laßt sie sich in Gruppen von etwa je fünfzig Personen lagern.« Sie taten so und brachten alle dazu, sich zu lagern. Darauf nahm er die fünf Brote und die beiden Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis (Gottes), brach die Brote und gab sie immer wieder den Jüngern, damit diese sie dem Volk vorlegten. Und sie aßen und wurden alle satt; dann las man die Brocken auf, die sie übriggelassen hatten, zwölf Körbe voll. c) Das Messiasbekenntnis des Petrus und die erste Leidensankündigung Jesu (Mt 16,13-23; Mk 8,27-31; Joh 6,66-71)Es begab sich hierauf, als er für sich allein betete, daß nur die Jünger sich bei ihm befanden; da fragte er sie: »Für wen halten mich die Volksscharen?« Sie gaben ihm zur Antwort: »Für Johannes den Täufer, andere für Elia, noch andere meinen, einer von den alten Propheten sei auferstanden.« Darauf fragte er sie weiter: »Ihr aber – für wen haltet ihr mich?« Da antwortete Petrus: »Für Christus, den Gottgesalbten!« Da gab er ihnen die strenge Weisung und gebot ihnen, sie sollten das niemand sagen, und fügte noch hinzu: »Der Menschensohn muß vieles leiden und von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten verworfen werden und den Tod erleiden und am dritten Tage auferweckt werden.« d) Sprüche über die Nachfolge der Jünger (Mt 16,24-28; Mk 8,34-9,1)Dann sagte er zu allen: »Will jemand mein Nachfolger sein, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz Tag für Tag auf sich und folge so mir nach! – Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten. Denn was hülfe es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewänne, sich selbst aber verlöre oder einbüßte? – Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird auch der Menschensohn sich schämen, wenn er in seiner Herrlichkeit und in der Herrlichkeit des Vaters und der heiligen Engel kommt. Ich sage euch aber der Wahrheit gemäß: Einige unter denen, die hier stehen, werden den Tod nicht schmecken, bis sie das Reich Gottes gesehen haben.« e) Jesu Verklärung auf dem Berge (Mt 17,1-9; Mk 9,2-9)Etwa acht Tage nach diesen Unterredungen nahm er Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf den Berg, um zu beten. Während er nun betete, veränderte sich das Aussehen seines Angesichts, und seine Kleidung wurde leuchtend weiß. Und siehe, zwei Männer besprachen sich mit ihm, das waren Mose und Elia; sie erschienen in (himmlischer) Herrlichkeit und redeten davon, wie sein Lebensausgang sich in Jerusalem vollziehen sollte. Petrus aber und seine Genossen waren von schwerer Schläfrigkeit befallen; weil sie sich aber mit Gewalt wach hielten, sahen sie seine Herrlichkeit und die beiden Männer, die bei ihm standen. Als diese von ihm scheiden wollten, sagte Petrus zu Jesus: »Meister, hier sind wir gut aufgehoben; wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elia« – er wußte nämlich nicht, was er da sagte. Während er noch so redete, kam eine Wolke und überschattete sie; und sie gerieten in Furcht, als sie in die Wolke hineinkamen. Da erscholl eine Stimme aus der Wolke, die rief: »Dies ist mein auserwählter Sohn: höret auf ihn!«, und während die Stimme erscholl, fand es sich, daß Jesus allein da war. Und die Jünger blieben verschwiegen und teilten in jenen Tagen niemand etwas von dem mit, was sie gesehen hatten. f) Heilung eines fallsüchtigen Knaben (Mt 17,14-21; Mk 9,14-29)Als sie aber am folgenden Tage von dem Berge wieder hinabgestiegen waren, kam ihm eine große Volksmenge entgegen. Da rief ein Mann aus der Volksmenge heraus: »Meister, ich bitte dich: nimm dich meines Sohnes an, er ist ja mein einziger! Siehe, ein Geist packt ihn, so daß er plötzlich aufschreit; und er zerrt ihn hin und her, so daß ihm Schaum vor den Mund tritt, und läßt nur schwer von ihm ab: er reibt seine Kräfte ganz auf! Ich habe deine Jünger gebeten, sie möchten ihn austreiben, doch sie haben es nicht gekonnt.« Da antwortete Jesus: »O ihr ungläubige und verkehrte Art von Menschen! Wie lange soll ich noch bei euch sein und es mit euch aushalten? Bringe deinen Sohn hierher!« Während nun der Knabe noch auf ihn zuging, riß der böse Geist ihn hin und her und zog ihn krampfhaft zusammen. Jesus aber bedrohte den unreinen Geist, heilte den Knaben und gab ihn seinem Vater (gesund) zurück. Da gerieten alle außer sich vor Staunen über die große Macht Gottes. Während nun alle voll Verwunderung über alle seine Taten waren, sagte er zu seinen Jüngern: g) Zweite Leidensankündigung Jesu (Mt 17,22-23; Mk 9,30-32)»Laßt ihr die Worte, die ich euch jetzt sage, in eure Ohren dringen!d.h.: Beherzigt das wohl, was ich euch jetzt sage! Denn der Menschensohn wird in die Hände der Menschen überantwortet werden.« Sie verstanden aber diesen Ausspruch nicht, sondern er blieb vor ihnen verhüllt, damit sie ihn nicht begriffen; doch scheuten sie sich, ihn wegen dieses Ausspruchs zu befragen. h) Der Jünger Überhebung; Belehrung über die Demut und über die Duldsamkeit (Mt 18,1-5; Mk 9,33-40)Es stieg aber (einmal) der Gedanke in ihnen auf, wer wohl der Größte unter ihnen wäre. Da Jesus nun den Gedanken kannte, der sie beschäftigte, nahm er ein Kind, stellte es neben sich und sagte zu ihnen: »Wenn jemand dieses Kind auf meinen Namen hin aufnimmt, so nimmt er mich auf, und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat; denn wer der Kleinste unter euch allen ist, der ist groß.« Da nahm Johannes das Wort und sagte: »Meister, wir haben jemand gesehen, der mit deinem Namen böse Geister austrieb, und haben es ihm untersagt, weil er dir nicht mit uns nachfolgt.« Jesus aber erwiderte ihm: »Untersagt es ihm nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch.« IV. Wirksamkeit Jesu auf seiner langen Wanderung nach Jerusalem (9,51-19,27)1. Aufbruch zur Reise; das ungastliche SamariterdorfAls dann aber die Zeit seines Hingangs herankam, richtete er fest entschlossen sein Augenmerk darauf, nach Jerusalem zu ziehen, und er sandte Boten vor sich her. Diese machten sich auf den Weg und kamen in ein Dorf der Samariter, um dort ein Unterkommen für ihn zu besorgen; doch man nahm ihn nicht auf, weil er die Absicht hatte, nach Jerusalem zu ziehen. Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, fragten sie: »Herr, willst du, daß wir aussprechen, es solle Feuer vom Himmel fallen und sie verzehren, wie auch Elia getan hat?« Er aber wandte sich um und verwies es ihnen mit den Worten: »Wißt ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid? Der Menschensohn ist nicht gekommen, um Menschenleben zu vernichten, sondern um sie zu retten.« So begaben sie sich denn in ein anderes Dorf. 2. Drei verschiedene Nachfolger Jesu; Sprüche über die Nachfolge (Mt 8,19-22)Als sie dann des Weges weiterzogen, sagte einer zu ihm: »Ich will dir folgen, wohin du auch gehst.« Jesus antwortete ihm: »Die Füchse haben Gruben und die Vögel des Himmels Nester, der Menschensohn aber hat keine Stätte, wohin er sein Haupt legen kann.« – Zu einem anderen sagte er: »Folge mir nach!« Der entgegnete: »Erlaube mir, zunächst noch hinzugehen und meinen Vater zu begraben.« Da antwortete er ihm: »Laß die Toten ihre Toten begraben! Du aber gehe hin und verkündige das Reich Gottes!« – Noch ein anderer sagte: »Herr, ich will dir folgen; zunächst aber gestatte mir, von meinen Hausgenossen Abschied zu nehmen!« Da sagte Jesus zu ihm: »Niemand, der die Hand an den Pflug gelegt hat und dann noch rückwärts blickt, ist für das Reich Gottes tauglich.« 3. Aussendung der siebzig Jünger und Anweisung für sie; Wehruf über die unbußfertigen galiläischen Städte (Mt 9,37-38; 10; 11,20-24; Mk 6,7-11; Lk 9,1-5)Hierauf aber bestellte der Herr noch siebzig andere (Jünger) und sandte sie paarweise vor sich her in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst zu gehen gedachte. Er sagte zu ihnen: »Die Ernte ist groß, aber klein die Zahl der Arbeiter; darum bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter auf sein Erntefeld sende! Geht hin! Seht, ich sende euch wie Lämmer mitten unter Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit euch, auch keinen Ranzen und keine Schuhe, und laßt euch unterwegs mit niemand in lange Begrüßungen ein. Wo ihr in ein Haus eintretet, da sagt zuerst: ›Friede (sei) mit diesem Hause!‹ Wenn dann dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird der Friede, den ihr ihm gewünscht habt, auf ihm ruhen; andernfalls wird euer Friedensgruß zu euch zurückkehren. In demselben Hause bleibt dann und eßt und trinkt, was man euch bietet; denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Geht nicht aus einem Hause weg in ein anderes; und wo ihr in einer Stadt einkehrt und man euch aufnimmt, so eßt, was man euch vorsetzt, und heilt die Kranken daselbst und sagt zu den Stadtbewohnern: ›Das Reich Gottes ist nahe zu euch herbeigekommen!‹ Wo ihr aber in einer Stadt einkehrt und man euch nicht aufnimmt, so geht auf ihre Straßen hinaus und sagt: ›Sogar den Staub, der sich uns aus eurer Stadt an die Füße gehängt hat, wischen wir ab, damit er euch verbleibt, doch das sollt ihr wissen, daß das Reich Gottes nahe herbeigekommen ist!‹ Ich sage euch: Es wird Sodom an jenem Tage erträglicher ergehen als der betreffenden Stadt! Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in Tyrus und Sidon die Wundertaten geschehen wären, die bei euch geschehen sind, so hätten sie längst, in Sack und Asche sitzend, Buße getan. Doch es wird Tyrus und Sidon beim Gericht erträglicher ergehen als euch. Und du, Kapernaum, wirst doch nicht etwa bis zum Himmel erhöht werden? Nein, bis zum Totenreich wirst du hinabgestoßen werden! Wer euch hört, der hört mich, und wer euch verwirft, verwirft mich; wer aber mich verwirft, verwirft den, der mich gesandt hat.« 4. Rückkehr der siebzig Jünger; Jesu Jubelruf und seine Seligpreisung der Jünger (Mt 11,25-27; 13,16-17)Die Siebzig kehrten dann voller Freude zurück und sagten: »Herr, auch die bösen Geister sind uns kraft deines Namens gehorsam!« Da antwortete er ihnen: »Ich habe den Satan wie einen Blitz aus dem Himmel herabgestürzt gesehen. Ihr wißt: ich habe euch die Macht verliehen, auf Schlangen und Skorpione zu treten, und Macht über das ganze Heer des Widersachers, und keinen Schaden wird er euch irgendwie zufügen können. Doch nicht darüber freuet euch, daß die Geister euch gehorsam sind; freut euch vielmehr darüber, daß eure Namen im Himmel eingeschrieben stehen!« In eben dieser Stunde jubelte Jesus durch den heiligen Geist mit den Worten: »Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du dies vor Weisen und Klugen verborgen und es Unmündigen geoffenbart hast; ja, Vater, denn so ist es dir wohlgefällig gewesen. Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden, und niemand erkennt, wer der Sohn ist, als nur der Vater, und wer der Vater ist, als nur der Sohn, und wem der Sohn ihn offenbaren will.« – Dann wandte er sich zu den Jüngern besonders und sagte: »Selig sind die Augen, die da sehen, was ihr seht! Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige haben gewünscht, das zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und das zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.« 5. Jesus und der Gesetzeslehrer; Wesen der Nächstenliebe; Erzählung vom barmherzigen Samariter (Mt 22,34-40; Mk 12,28-34)Da trat ein Gesetzeslehrer auf, um ihn zu versuchen, und fragte: »Meister, was muß ich tun, um ewiges Leben zu ererben?« Jesus erwiderte ihm: »Was steht im Gesetz geschrieben? Wie lauten da die Worte?« Er gab zur Antwort: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit aller deiner Kraft und mit deinem ganzen Denken« und »deinen Nächsten wie dich selbst«. Jesus sagte zu ihm: »Du hast richtig geantwortet; tu das, so wirst du leben!« Jener wollte sich aber rechtfertigen und sagte zu Jesus: »Ja, wer ist denn mein Nächster?« Da erwiderte Jesus: »Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel Räubern in die Hände; die plünderten ihn aus, schlugen ihn blutig, ließen ihn halbtot liegen und gingen davon. Zufällig kam ein Priester jene Straße hinabgezogen und sah ihn liegen, ging aber vorüber. Ebenso kam auch ein Levit an die Stelle und sah ihn, ging aber vorüber. Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam in seine Nähe, und als er ihn sah, fühlte er Mitleid mit ihm; er trat an ihn heran und verband ihm die Wunden, wobei er Öl und Wein darauf goß; dann setzte er ihn auf sein Maultier, brachte ihn in eine Herberge und verpflegte ihn. Am folgenden Morgen holte er zwei Denare heraus (aus seinem Beutel), gab sie dem Wirt und sagte: ›Verpflege ihn, und was es dich etwa mehr kostet, will ich dir bei meiner Rückkehr ersetzen.‹ Wer von diesen dreien hat sich nun nach deiner Ansicht dem unter die Räuber Gefallenen als Nächster erwiesen?« Jener antwortete: »Der, welcher die Barmherzigkeit an ihm geübt hat.« Da sagte Jesus zu ihm: »So gehe hin und handle du ebenso!« 6. Martha und Maria in BethanienAls sie dann weiterwanderten, kam er in ein Dorf, und eine Frau namens Martha nahm ihn in ihr Haus auf. Diese hatte eine Schwester namens Maria, die sich zu den Füßen des Herrn niederließ und seinen Worten zuhörte; Martha dagegen ließ sich durch vielerlei Dienstleistungen für die Bewirtung in Anspruch nehmen. Nun trat sie zu ihm und sagte: »Herr, machst du dir nichts daraus, daß meine Schwester die Bedienung mir allein überlassen hat? Sage ihr doch, sie möge mir zur Hand gehen!« Aber der Herr gab ihr zur Antwort: »Martha, Martha! Du machst dir [Sorge und] Unruhe um vielerlei; aber nur eins ist nötig. Denn Maria hat das gute Teil erwählt: das soll ihr nicht genommen werden.« 7. Vom Gebet (Mt 6,5-15; 7,7-11)a) Jesus lehrt die Jünger beten: das VaterunserJesus betete (einst unterwegs) an einem Orte, und als er damit zu Ende war, sagte einer seiner Jünger zu ihm: »Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger (Gebete) gelehrt hat!« Da sagte er zu ihnen: »Wenn ihr beten wollt, so sprecht: ›Vater, geheiligt werde dein Name! Dein Reich komme! Unser auskömmliches Brot gib uns Tag für Tag! Und vergib uns unsere Sünden, denn auch wir vergeben jedem, der sich an uns verschuldet! Und führe uns nicht in Versuchung!‹« b) Das Gleichnis vom bittenden Freund; Jesus ermuntert zum inständigen und anhaltenden Beten (Mt 7,7-11)Dann fuhr er fort: »Wer unter euch hätte wohl einen Freund und ginge (nicht) mitten in der Nacht zu ihm und sagte zu ihm: ›Freund, hilf mir mit drei Broten aus! Denn ein Freund von mir ist auf der Reise zu mir gekommen, und ich habe ihm nichts vorzusetzen‹; und jener würde von drinnen antworten: ›Belästige mich nicht! Die Tür ist schon verschlossen, und meine Kinder liegen schon bei mir im Bett; ich kann nicht aufstehen und es dir geben!‹ Ich sage euch: Wenn er auch nicht deshalb aufstehen und ihm das Gewünschte geben mag, weil jener sein Freund ist, so wird er doch wegen dessen Hartnäckigkeit aufstehen und ihm geben, soviel er bedarf. So sage denn auch ich euch: Bittet, so wird euch gegeben werden; suchet, so werdet ihr finden; klopft an, so wird man euch auftun! Denn wer da bittet, empfängt, und wer da sucht, findet, und wer anklopft, dem wird man auftun. Wo wäre aber unter euch ein Vater, der seinem Sohne, wenn er ihn um Brot bittet, einen Stein reichte? Oder wenn er ihn um einen Fisch bittet, wird er ihm statt dessen wohl eine Schlange reichen? Oder auch einen Skorpion statt eines Eies? Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben versteht: wieviel mehr wird der Vater vom Himmel her Heiligen Geist denen geben, die ihn darum bitten!« 8. Jesus verteidigt sich gegen die Beelzebul-Lästerung der Pharisäer; Gleichnis vom Rückfall (Mt 12,22-32.43-45; Mk 3,22-30)Er trieb dann einen bösen Geist aus, der stumm war; und als der böse Geist ausgefahren war, konnte der Stumme reden. Da geriet die Volksmenge in Erstaunen. Einige von ihnen aber sagten: »Im Bunde mit Beelzebul, dem Obersten der bösen Geister, treibt er die bösen Geister aus.« Andere wieder stellten ihn auf die Probe, indem sie von ihm ein Wunderzeichen vom Himmel her verlangten. Weil er jedoch ihre Gedanken kannte, sagte er zu ihnen: »Jedes Reich, das gegen sich selbst entzweit ist, wird verwüstet, und ein Haus stürzt auf das andere. Wenn nun auch der Satan gegen sich selbst in Zwiespalt geraten ist, wie wird dann seine Herrschaft Bestand haben können? Ihr behauptet ja, daß ich die bösen Geister im Bunde mit Beelzebul austreibe! Wenn ich aber die Geister im Bunde mit Beelzebul austreibe, mit wessen Hilfe treiben eure Söhne sie aus? Darum werden diese eure Richter sein. Wenn ich aber die bösen Geister durch Gottes Finger austreibe, dann ist ja das Reich Gottes (schon) zu euch gekommen. – Solange der Starke in voller Waffenrüstung sein Schloß bewacht, ist sein Besitztum in Sicherheit; wenn aber ein Stärkerer ihn überfällt und besiegt, so nimmt er ihm seine Waffenrüstung, auf die er sich verlassen hatte, und teilt die ihm abgenommene Beute aus. – Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. Wenn der unreine Geist von einem Menschen ausgefahren ist, durchwandert er wüsteEig.: wasserlose, dürre. Gegenden und sucht eine Ruhestätte; und wenn er keine findet, so sagt er: ›Ich will in mein Haus zurückkehren, das ich verlassen habe.‹ Wenn er dann hinkommt, findet er es sauber gefegt und schön aufgeräumt. Hierauf geht er hin und nimmt noch sieben andere Geister, die bösartiger sind als er selbst; und sie ziehen ein und nehmen dort Wohnung; und das Ende wird bei einem solchen Menschen schlimmer als der Anfang war.« Jesu Seligpreisung der wahren GotteskinderAls er so redete, erhob eine Frau aus der Volksmenge ihre Stimme und rief ihm zu: »Selig (zu preisen) ist der Mutterschoß, der dich getragen, und die Brüste, die dich genährt haben!« Er aber erwiderte: »Selig sind vielmehr die, welche das Wort Gottes hören und bewahren!« 9. Rede Jesu gegen die Zeichenforderer; das Jonazeichen (Mt 12,38-42; 5,14-16; 6,22-23; 16,1-4; Mk 8,11-13)Als dann immer noch mehr Volksscharen sich sammelten, begann er folgende Rede: »Das gegenwärtige Geschlecht ist ein böses Geschlecht! Es verlangt ein Zeichen, doch es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als nur das Zeichen des (Propheten) Jona. Denn wie Jona einst für die Bewohner von Ninive zu einem Zeichen geworden ist, so wird es auch der Menschensohn für dieses Geschlecht sein. Die Königin aus dem Süden wird im Gericht mit den Männern dieses Geschlechts (als Zeugin) auftreten und ihre Verurteilung herbeiführen; denn sie ist von den Enden der Erde gekommen, um die Weisheit Salomos zu hören; und hier steht Größeres als Salomo. Die Männer von Ninive werden im Gericht mit diesem Geschlecht (als Zeugen) auftreten und seine Verurteilung herbeiführen; denn sie haben auf Jonas Predigt hin Buße getan;oder: sich bekehrt (vgl. Mt 3,2). und hier steht Größeres als Jona. – Niemand zündet ein Licht an und stellt es dann in einen verborgenen Winkel oder unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit die Eintretenden den hellen Schein sehen. Die Leuchte des Leibes ist dein Auge. Solange nun dein Auge richtig ist, hat auch dein ganzer Leib Licht; wenn es aber nichts taugt, so befindet sich auch dein (ganzer) Leib in Finsternis. Darum gib wohl acht, daß das Licht in dir sich nicht verfinstert! Ist nun dein ganzer Leib beleuchtet und kein Teil an ihm im Finstern geblieben, dann wird er ganz so in Helligkeit sein, wie wenn die Lampe dich mit ihrem hellen Schein bestrahlt.« 10. Strafrede Jesu gegen die Pharisäer und Schriftgelehrten (Mt 23)a) Gegen die Heuchelei der PharisäerIm Anschluß an diese Rede bat ihn ein Pharisäer, zu Mittag bei ihm zu speisen; er ging auch zu ihm ins Haus und setzte sich (ohne weiteres) zu Tisch. Als der Pharisäer das sah, äußerte er seine Verwunderung darüber, daß Jesus sich vor der Mahlzeit nicht zunächst gewaschen habe. Da sagte der Herr zu ihm: »Nun ja, ihr Pharisäer haltet die Außenseite des Bechers und der Schüssel rein, euer Inneres aber ist voll von Raub (-gier) und Bosheit. Ihr Toren! Hat nicht der, welcher das Auswendige geschaffen hat, auch das Inwendige geschaffen? Gebt nur das, was sich darin befindet, als Almosen: seht, dann habt ihr sofort alles rein. Aber wehe euch Pharisäern! Ihr entrichtet den Zehnten von Minze, Raute und jedem anderen Gartengewächs, laßt aber das Recht und die Liebe zu Gott außer acht. Vielmehr sollte man diese (beiden) üben und jenes nicht unterlassen. Wehe euch Pharisäern! Ihr liebt den Ehrenplatz in den Synagogen und wollt auf den Märkten gegrüßt sein. Wehe euch! Ihr seid wie die unkenntlich gewordenen Gräber, über welche die Leute, ohne es zu wissen, hingehen.« b) Wehrufe über die Bosheit der Gesetzeslehrer; Wirkung der RedeDa nahm einer von den Gesetzeslehrern das Wort und sagte zu ihm: »Meister, mit diesen Worten beleidigst du auch uns!« Er aber entgegnete: »Wehe auch euch Gesetzeslehrern! Denn ihr bürdet den Menschen schwer zu tragende Lasten auf, rührt aber selber die Lasten mit keinem Finger an. Wehe euch! Ihr erbaut den Propheten Grabmäler, während eure Väter sie getötet haben. Damit tretet ihr als Zeugen für die Taten eurer Väter auf und zollt ihnen Beifall; denn jene haben sie getötet, und ihr errichtet ihnen Bauwerke. Darum hat auch die Weisheit Gottes gesagt: ›Ich will Propheten und Apostel zu ihnen senden, von denen sie einige töten und verfolgen werden, damit das Blut aller Propheten, das seit Grundlegung der Welt vergossen worden ist, an diesem Geschlecht gerächt werde,W.: von diesem Geschlecht angefordert werde. vom Blute Abels an bis zum Blute Sacharjas, der zwischen dem Brandopferaltar und dem Tempelhause den Tod erlitten hat.‹ Ja, ich sage euch: es wird an diesem Geschlecht gerächt werden!W.: es wird von diesem Geschlecht angefordert werden. Wehe euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel zur Erkenntnis (des Heils) weggenommen; ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, welche hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert.« Als er dann von dort weggegangen war, begannen die Schriftgelehrten und Pharisäer ihm mit Erbitterung zuzusetzen und ihn über immer mehr Dinge auszufragen, wobei sie ihn belauerten, um ein (unbedachtes) Wort aus seinem Munde aufzufangen. 11. Warnungen und Mahnungen Jesu an die Jünger (Mt 10,19-20.26-33; 12,32; Mk 8,15; 3,28-29)a) Warnung vor pharisäischer HeucheleiAls sich unterdessen eine Volksmenge von vielen Tausenden angesammelt hatte, so daß sie einander auf die Füße traten, begann er, zuerst zu seinen Jüngern zu sagen: »Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das heißt vor der Heuchelei! – Nichts aber ist verhüllt, das nicht enthüllt werden wird, und nichts verborgen, was nicht bekannt werden wird. Daher wird alles, was ihr im Dunkeln geredet habt, im Licht (der Öffentlichkeit) gehört werden; und was ihr in den Kammern ins Ohr geflüstert habt, wird auf den Dächern ausgerufen werden.« b) Warnung vor Menschenfurcht»Ich sage aber euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib zwar töten, danach aber euch nichts weiter antun können! Ich will euch aber angeben, vor wem ihr euch zu fürchten habt: Fürchtet euch vor dem, der die Macht besitzt zu töten und dann auch noch in die Hölle zu werfen! Ja, ich sage euch: Vor diesem fürchtet euch! – Verkauft man nicht fünf Sperlinge für zwei Kupferstücke? Und doch ist kein einziger von ihnen bei Gott vergessen. Nun sind aber (bei euch) sogar die Haare auf eurem Haupt alle gezählt. Fürchtet euch nicht: ihr seid mehr wert als viele Sperlinge! Ich sage euch aber: Wer sich zu mir vor den Menschen bekennt, zu dem wird sich auch der Menschensohn vor den Engeln Gottes bekennen; wer mich aber vor den Menschen verleugnet, der wird auch vor den Engeln Gottes verleugnet werden.« c) Warnung vor Lästerung des heiligen Geistes; Hinweis auf den Beistand des Geistes»Und wer immer ein Wort gegen den Menschensohn ausspricht, der wird Vergebung finden; wer aber gegen den heiligen Geist eine Lästerung begeht, der wird keine Vergebung finden. – Wenn man euch aber vor die Synagogen und vor die Obrigkeiten und die Behörden stellt, so macht euch keine Sorge darüber, wie oder womit ihr euch verteidigen oder was ihr sagen sollt! Denn der heilige Geist wird euch in eben der Stunde lehren, was ihr sagen sollt.« 12. Über die rechte Stellung zu den Dingen dieser Welt (Mt 6,19-34)a) Warnung vor Einmischung in irdische HändelEs sagte aber einer aus der Volksmenge zu ihm: »Meister, sage doch meinem Bruder, er solle die Erbschaft mit mir teilen!« Jesus aber antwortete ihm: »Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbschaftsteiler über euch bestellt?« b) Warnung vor Habsucht; Gleichnis vom reichen TorenDann fuhr er fort: »Seht euch vor und hütet euch vor aller Habsucht! Denn wenn jemand auch Überfluß hat, so ist das Leben für ihn doch durch all sein Besitztum nicht gesichert.« Er legte ihnen dann folgendes Gleichnis vor: »Einem reichen Manne hatten seine Felder eine ergiebige Ernte gebracht. Da überlegte er bei sich folgendermaßen: ›Was soll ich tun? Ich habe keinen Raum, meine Ernte unterzubringen.‹ Dann sagte er: ›So will ich’s machen: Ich will meine Scheunen abreißen und größere bauen und dort meinen gesamten Ernteertrag und meine Güter unterbringen und will dann zu meiner Seele sagen: Liebe Seele, du hast nun einen reichen Vorrat auf viele Jahre daliegen; gönne dir also Ruhe, iß und trink und laß dir’s wohl sein!‹ Aber Gott sprach zu ihm: ›Du Narr! Noch in dieser Nacht fordert man dir deine Seele ab; wem wird dann das gehören, was du aufgespeichert hast?‹ So geht es jedem, der für sich selbst Schätze sammelt und nicht reich für Gott ist.«d.h. der seinen Reichtum nicht in den Dienst Gottes stellt = nach Gottes Willen verwendet und dadurch bei Gott reich wird. c) Der Jünger Stellung zum Sorgen und irdischen Gut (Mt 6,25-34)Weiter sagte er zu seinen Jüngern: »Deshalb sage ich euch: Seid nicht besorgt um euer Leben, was ihr essen sollt, auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen sollt! Das Leben ist doch wertvoller als die Nahrung und der Leib wertvoller als die Kleidung. Sehet die Raben an: sie säen nicht und ernten nicht, sie haben keine Vorratskammern und keine Scheunen, und Gott ernährt sie doch. Wieviel mehr seid ihr doch wert als die Vögel! Wer aber von euch vermöchte durch all seine Sorgen der Länge seiner Lebenszeit auch nur eine Spanne zuzusetzen? Wenn ihr also nicht einmal etwas ganz Geringes vermögt, wozu macht ihr euch da Sorge um das Übrige? Sehet die Lilien an, wie sie weder spinnen noch weben, und doch sage ich euch: Auch Salomo in aller seiner Pracht ist nicht so herrlich gekleidet gewesen wie eine von diesen. Wenn nun Gott das Gras auf dem Felde, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet: wieviel eher wird er es euch tun, ihr Kleingläubigen! So fragt denn auch ihr nicht ängstlich, was ihr essen und was ihr trinken sollt, und regt euch nicht darüber auf! Denn nach allen diesen Dingen trachten die Heidenvölker der Welt; euer Vater weiß ja, daß ihr dies bedürft. Trachtet vielmehr nach seinem Reich, dann wird euch dieses obendrein gegeben werden. Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn eurem Vater hat es gefallen, euch das Reich (Gottes) zu geben. Verkauft euren Besitz und gebt ihn als Almosen hin! Verschafft euch Geldbeutel, die sich nicht abnützen, einen Schatz, der nie zu Ende geht, im Himmel, wo kein Dieb hineinkommt und keine Motte etwas zernagt! Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.« 13. Mahnungen zur Wachsamkeit und Bereitschaft; Gleichnis von den treuen Knechten und vom bösen Knecht (Mt 24,42-51; Mk 13,33-36)»Laßt eure Hüften gegürtet sein und eure Lampen brennen! Denn ihr sollt Leuten gleichen, die auf ihren Herrn warten, wann er vom HochzeitsmahlHier vielleicht überhaupt = vom Festmahl. heimkehren werde, um ihm, wenn er kommt und anklopft, sogleich zu öffnen. Selig zu preisen sind solche Knechte, die der Herr bei seiner Rückkehr wachend antrifft! Wahrlich ich sage euch: Er wird sich das Gewand hochschürzen, wird sie sich zu Tische setzen lassen und herantreten, um sie zu bedienen. Und mag er erst in der zweiten oder in der dritten Nachtwache kommen und sie so vorfinden: selig sind sie zu preisen! Das aber seht ihr ein: Wenn der Hausherr wüßte, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er keinen Einbruch in sein Haus zulassen. Darum haltet auch ihr euch bereit, denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht vermutet.« Da fragte Petrus: »Herr, hast du dies Gleichnis nur für uns bestimmt oder auch für alle anderen?« Der Herr antwortete: »Wer ist demnach der treue Haushalter, der kluge, den sein Herr über seine Dienerschaft setzen wird, damit er ihnen das gebührende Speisemaß zu rechter Zeit gebe? Selig zu preisen ist ein solcher Knecht, den sein Herr bei seiner Rückkehr in solcher Tätigkeit findet. Wahrlich ich sage euch: Über seine sämtlichen Güter wird er ihn setzen. Wenn aber ein solcher Knecht in seinem Herzen denkt: ›Mein Herr kommt noch lange nicht!‹ und dann anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen, zu schmausen und zu zechen und sich zu betrinken: so wird der Herr eines solchen Knechtes an einem Tage kommen, an dem er ihn nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und wird ihn zerhauen lassen und ihm seinen Platz bei den Ungetreuen anweisen. Ein solcher Knecht aber, der den Willen seines Herrn gekannt und doch nichts ausgeführt und nichts nach seinem Willen getan hat, wird viele Schläge erhalten; wer dagegen seinen Willen nicht gekannt und Dinge getan hat, die Züchtigung verdienen, wird nur wenige Schläge erhalten. Wem aber viel gegeben ist, von dem wird auch viel gefordert werden, und wem viel anvertraut ist, von dem wird man auch um so mehr verlangen.« 14. Mahnung, auf Gottes Weg zu achtena) Jesus bringt ein Feuer und den Zwiespalt auf die Erde»Ich bin dazu gekommen, ein Feuer auf die Erde zu werfen, und was sollte ich lieber wünschen, als daß es schon brennte! Doch mit einer Taufe habe ich mich (vorher) noch taufen zu lassen, und wie ist mir so bange (und doch zugleich: wie drängt es mich), bis sie vollzogen ist! Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, vielmehr Zwiespalt. Denn von nun an werden fünf, die in einem Hause wohnen, entzweit sein: drei werden gegen zwei und zwei gegen drei stehen, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.« b) Die Zeichen der Zeit mahnen zum Ernst, auf Rettung der Seele bedacht zu sein (Mt 16,1-4)Dann sagte er auch noch zu der Volksmenge: »Wenn ihr Gewölk im Westen aufsteigen seht, dann sagt ihr sogleich: ›Es gibt Regen‹, und es kommt auch so; und wenn ihr den Südwind wehen seht, so sagt ihr: ›Es wird heiß werden‹, und es kommt auch so. Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmelsd.h. die Wetterzeichen. versteht ihr richtig zu beurteilen; wie kommt es denn, daß ihr die gegenwärtige Zeit nicht richtig beurteilt? Warum könnt ihr auch nicht von euch selbst aus zu einem Urteil über das, was recht ist, gelangen? Denn wenn du mit deinem Widersacher vor Gericht gehst, so gib dir noch unterwegs Mühe, dich gütlich mit ihm abzufinden, damit er dich nicht etwa vor den Richter schleppt und der Richter dich dem Gerichtsdiener übergibt und der Gerichtsdiener dich ins Gefängnis wirft. Ich sage dir: du wirst von dort sicherlich nicht loskommen, bis du auch den letzten Heller bezahlt hast.« 15. Bußmahnungen an die für das Gericht reifen Volksgenossen; Gleichnis vom unfruchtbaren FeigenbaumEs waren aber zu eben dieser Zeit einige Leute (bei ihm) eingetroffen, die ihm von den Galiläern erzählten, deren Blut Pilatus zusammen mit dem ihrer Schlachtopfer vergossen hatte.d.h. von den Galiläern, die Pilatus hatte ermorden lassen, als sie gerade Opfer darbrachten. Da antwortete ihnen Jesus: »Meint ihr etwa, diese Galiläer seien größere Sünder gewesen als alle anderen Galiläer, weil sie dies Schicksal erlitten haben? Nein, sage ich euch; sondern wenn ihr euren Sinn nicht ändert, werdet ihr alle ebenso umkommen. Oder meint ihr, daß jene achtzehn, auf die der Turm am (Teich) Siloah gestürzt ist und sie erschlagen hat, schuldbeladener gewesen seien als alle anderen Bewohner von Jerusalem? Nein, sage ich euch; sondern wenn ihr euren Sinn nicht ändert, werdet ihr alle ebenso umkommen.« Er sagte ihnen dann noch folgendes Gleichnis: »Jemand hatte einen Feigenbaum in seinem Weinberge stehen, und er kam und suchte Frucht an ihm, fand jedoch keine. Da sagte er zu dem Weingärtner: ›Sieh, ich komme nun schon drei Jahre her und suche Frucht an diesem Feigenbaum, finde jedoch keine; haue ihn ab! Wozu soll er noch den Platz wegnehmen?‹A.Ü.: Wozu soll er noch das Land aussaugen? Da antwortete ihm jener: ›Herr, laß ihn noch dieses Jahr stehen! Ich will noch einmal das Land um ihn herum graben und ihn düngen: vielleicht bringt er künftig doch noch Frucht; andernfalls laß ihn umhauen!‹« 16. Eine Krankenheilung am Sabbat; Streit über SabbatheiligungJesus lehrte einst in einer der Synagogen am Sabbat. Da war gerade eine Frau anwesend, die schon seit achtzehn Jahren einen Geist der Schwäche hatte; sie war zusammengekrümmt und unfähig, sich ordentlich aufzurichten. Als Jesus sie erblickte, rief er sie herbei und sagte zu ihr: »Frau, du bist von deiner Schwäche befreit!« Dann legte er ihr die Hände auf, und sie richtete sich augenblicklich gerade empor und pries Gott. Weil nun der Vorsteher der Synagoge unwillig darüber war, daß Jesus am Sabbat eine Heilung vollzogen hatte, sagte er zu der (versammelten) Menge: »Sechs Tage sind da, an denen man arbeiten soll; an diesen also kommt und laßt euch heilen, aber nicht (gerade) am Sabbattage!« Der Herr aber antwortete ihm mit den Worten: »Ihr Heuchler! Bindet nicht ein jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke? Diese Frau aber, eine Tochter Abrahams, die der Satan nun schon achtzehn Jahre lang in Fesseln gehalten hat, die sollte von dieser Fessel am Sabbattage nicht befreit werden dürfen?« Durch diese seine Worte wurden alle seine Gegner beschämt; die ganze Volksmenge aber freute sich über alle die herrlichen Taten, die durch ihn geschahen. 17. Zwei Himmelreichsgleichnisse (vom Senfkorn und vom Sauerteig) (Mt 13,31-33; Mk 4,30-32)Dann sagte er: »Wem ist das Reich Gottes gleich, und womit soll ich es vergleichen? Es ist einem Senfkorn gleich, das ein Mann nahm und in seinem Garten einlegte; dort wuchs es und wurde zu einem Baume, und die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen.« Und weiter sagte er: »Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es ist einem Sauerteig gleich, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis der ganze Teig durchsäuert war.« 18. Jesus auf dem Wege nach Jerusalema) Mahnung zum eifrigen und rechtzeitigen Trachten nach dem Gottesreich; die enge Pforte; Wertlosigkeit einer bloß äußerlichen Zugehörigkeit zu JesusSo wanderte er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf, indem er lehrte und seine Wanderung nach Jerusalem vollzog. Da fragte ihn jemand: »Herr, es sind wohl nur wenige, die gerettet werden?« Er antwortete ihnen: »Ringet danach, durch die enge Pforte einzugehen! Denn viele, sage ich euch, werden hineinzukommen suchen und es nicht vermögen. Wenn ihr erst dann, nachdem der Hausherr sich schon erhoben und die Tür abgeschlossen hat, draußen zu stehen und an die Tür zu klopfen beginnt und ihm zuruft: ›Herr, mache uns auf!‹, so wird er euch antworten: ›Ich weiß von euch nicht, woher ihr seid.‹ Dann werdet ihr anfangen zu versichern: ›Wir haben doch vor deinen Augen (mit dir) gegessen und getrunken, und du hast bei uns auf den Straßen gelehrt‹; aber er wird erwidern: ›Ich sage euch: ich weiß nicht, woher ihr seid; hinweg von mir alle, die ihr die Ungerechtigkeit übt!‹ Dort wird’s dann ein lautes Weinen und Zähneknirschen geben, wenn ihr Abraham, Isaak, Jakob und alle Propheten im Reiche Gottes sehen werdet, während ihr selbst hinausgestoßen seid. Und sie werden von Osten und Westen, von Norden und Süden kommen und sich im Reiche Gottes zum Mahl niedersetzen. Und wisset wohl: Es gibt Letzte, die werden Erste sein, und es gibt Erste, die werden Letzte sein.« b) Des Herodes Versuch der Einschüchterung Jesu vereitelt; Bedrohung Jerusalems (Mt 23,37-39)In eben dieser Stunde traten einige Pharisäer herzu und sagten zu ihm: »Entferne dich von hier und ziehe weiter, denn Herodes will dich töten!« Doch er antwortete ihnen: »Geht hin und meldet diesem Fuchs: ›Wisse wohl: ich treibe böse Geister aus und vollführe Heilungen heute noch und morgen, und übermorgen komme ich damit zum Abschluß. Jedoch heute und morgen und übermorgen muß ich weiterziehen; denn es geht nicht an, daß ein Prophet anderswo als in Jerusalem ums Leben kommt.‹ Jerusalem, Jerusalem, das du die Propheten tötest und die steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt, doch ihr habt nicht gewollt! Seht, euer Haus wird euch nun überlassen.A.Ü.: Seht, verlassen steht für euch euer Haus da. Ich sage euch aber: Ihr werdet mich nicht sehen, bis die Zeit kommt, wo ihr ausruft: ›Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!‹« 19. Jesus beim Pharisäergastmahla) Neuer Streit wegen einer Krankenheilung am SabbatAls er dann an einem Sabbat in das Haus eines der Obersten der Pharisäer gekommen war, um dort am Mahl teilzunehmen, lauerten sie ihm auf. Und siehe, ein wassersüchtiger Mann erschien dort vor ihm. Da richtete Jesus die Frage an die Gesetzeslehrer und Pharisäer: »Darf man am Sabbat heilen oder nicht?« Sie aber schwiegen. Da faßte er ihn an, heilte ihn und hieß ihn gehen. Hierauf sagte er zu ihnen: »Wem von euch wird sein Sohn oder sein Rind in einen Brunnen fallen, und er wird ihn nicht sofort auch am Sabbattage herausziehen?« Und sie vermochten ihm auf diese Frage keine widersprechende Antwort zu geben. b) Tischgespräche (über Bescheidenheit und rechte Gastfreiheit)Er legte aber den Gästen ein Gleichnis vor, weil er beobachtete, wie sie sich die obersten Plätze aussuchten, und sagte zu ihnen: »Wenn du von jemand zu einem Festmahl eingeladen bist, so setze dich nicht obenan; es könnte sonst jemand, der noch vornehmer ist als du, von ihm geladen sein, und dann würde der, welcher dich und ihn geladen hat, kommen und zu dir sagen: ›Tritt diesem da den Platz ab!‹, und du müßtest dich alsdann dazu verstehen, beschämt untenan zu sitzen. Nein, wenn du eingeladen bist, so gehe hin und setze dich untenan; dann wird der Gastgeber kommen und zu dir sagen: ›Freund, rücke weiter nach oben!‹, dann wirst du in den Augen aller deiner Tischgenossen geehrt dastehen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.« Er sagte dann auch zu dem, der ihn eingeladen hatte: »Wenn du ein Mittagsmahl oder ein Abendessen veranstaltest, so lade nicht deine Freunde und deine Brüder, nicht deine Verwandten und reichen Nachbarn dazu ein; sonst laden auch sie dich wieder ein, und dir wird Gleiches mit Gleichem vergolten. Nein, wenn du ein Gastmahl veranstalten willst, so lade Arme und Krüppel, Lahme und Blinde dazu ein, dann wirst du glückselig sein, weil sie es dir nicht vergelten können; denn es wird dir bei der Auferstehung der Gerechten vergolten werden.« c) Das Gleichnis vom großen Gastmahl (Mt 22,1-14)Als einer von den Tischgenossen dies hörte, sagte er zu ihm: »Glückselig ist, wer am Mahl im Reiche Gottes teilnehmen wird!« Jesus aber antwortete ihm: »Ein Mann veranstaltete ein großes Gastmahl und lud viele dazu ein. Er sandte dann seinen Knecht zur Stunde des Gastmahls aus und ließ den Geladenen sagen, sie möchten kommen, denn es sei nunmehr alles bereit. Da begannen alle ohne Ausnahme sich zu entschuldigen. Der erste ließ ihm sagen: ›Ich habe einen Acker gekauft und muß notwendigerweise hingehen, um ihn zu besichtigen; ich bitte dich: sieh mich als entschuldigt an!‹ Ein anderer sagte: ›Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft und muß hingehen, um sie zu erproben; ich bitte dich: sieh mich als entschuldigt an!‹ Wieder ein anderer sagte: ›Ich habe mich verheiratet, kann also nicht kommen.‹ Als nun der Knecht zurückkam, berichtete er dies seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und gab seinem Knecht die Weisung: ›Gehe schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und bringe die Armen und Krüppel, die Blinden und Lahmen hierher.‹ Der Knecht meldete dann: ›Herr, dein Befehl ist ausgeführt, doch es ist noch Platz vorhanden.‹ Da sagte der Herr zu dem Knecht: ›Gehe auf die Landstraßen und an die Zäune hinaus und nötige die Leute dort hereinzukommen, damit mein Haus voll werde! Denn ich sage euch: Keiner von jenen Männern, die (zuerst) geladen waren, wird mein Gastmahl zu kosten bekommen.‹« 20. Von den Bedingungen der Jüngerschaft und vom Ernst der Nachfolge Jesu (Mt 10,37-38)Es zogen aber große Volksscharen mit ihm; da wandte er sich um und sagte zu ihnen: »Wenn jemand zu mir kommt und nicht seinen Vater und seine Mutter, sein Weib und seine Kinder, seine Brüder und seine Schwestern, ja sogar sein eigenes LebenA.Ü.: seine eigene Seele, d.h. sich selbst. haßt, so kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.« Mahnung zu ernster Prüfung und Warnung vor übereilter Nachfolge; der Ausspruch vom Salz»Denn wer unter euch, der einen Turm zu bauen beabsichtigt, setzt sich nicht zuerst hin und berechnet die Kosten, ob er auch die Mittel zur Ausführung des Planes habe? Sonst, wenn er den Grund gelegt hat, und er den Bau nicht zu Ende führen kann, werden alle, die es sehen, anfangen über ihn zu spotten und werden sagen: ›Dieser Mensch hat den Bau begonnen, doch ihn nicht zu Ende führen können.‹ Oder welcher König, der zum Kriege mit einem andern König ausziehen will, setzt sich nicht zuerst hin und geht mit sich zu Rat, ob er imstande ist, mit zehntausend Mann dem entgegenzutreten, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt? Sonst muß er, solange jener noch weit entfernt ist, eine Gesandtschaft an ihn schicken und um Friedensverhandlungen bitten. Ebenso kann keiner von euch mein Jünger sein, der sich nicht von allem lossagt, was er besitzt. – Das Salz ist also etwas Gutes; wenn aber einmal auch das Salz fade geworden ist, womit soll man es wieder zu Salz machen? Weder für den Acker noch für den Düngerhaufen ist es brauchbar: man wirft es eben aus dem Hause hinaus. Wer Ohren hat zu hören, der höre!« 21. Drei Gleichnisse von der Sünderliebe Jesua) Einleitung; Gleichnisse vom verlorenen Schaf und vom verlorenen Silberstück (Mt 18,12-14)Es waren aber gerade die Zöllner und Sünder die, die ihm nahe zu kommen suchten, um ihn zu hören. Darüber murrten die Pharisäer und die Schriftgelehrten laut und sagten: »Dieser nimmt Sünder (in seine Umgebung) auf und ißt mit ihnen.« Da antwortete ihnen Jesus durch folgendes Gleichnis: »Wo ist jemand unter euch, der hundert Schafe besitzt und, wenn ihm eins von ihnen verloren geht, nicht die neunundneunzig in der EinödeGemeint ist die einsame (menschenleere) Trift oder Steppe. zurückläßt und dem verlorenen nachgeht, bis er es findet? Wenn er es dann gefunden hat, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern und ruft, wenn er nach Hause gekommen ist, seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: ›Freuet euch mit mir! Denn ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren gegangen war.‹ Ich sage euch: Ebenso wird im Himmel über einen einzigen Sünder, der sich bekehrt, mehr Freude herrschen als über neunundneunzig Gerechte, die der Bekehrung nicht bedürfen. Oder wo ist eine Frau, die zehn Drachmen besitzt und, wenn sie eine von ihnen verliert, nicht ein Licht anzündet und das Haus fegt und eifrig sucht, bis sie (das Geldstück) findet? Wenn sie es dann gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: ›Freuet euch mit mir, denn ich habe die Drachme wiedergefunden, die ich verloren hatte.‹ Ebenso, sage ich euch, herrscht Freude bei den Engeln Gottes über einen einzigen Sünder, der sich bekehrt.« b) Das Gleichnis vom verlorenen Sohn (bzw. von den zwei verlorenen Söhnen)Dann fuhr er fort: »Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zum Vater: ›Vater, gib mir den auf mich entfallenden Teil des Vermögens!‹ Da verteilte jener das Hab und Gut unter sie. Kurze Zeit darauf packte der jüngere Sohn alles, was ihm gehörte, zusammen und zog in ein fernes Land; dort brachte er sein Vermögen in einem ausschweifenden Leben durch. Als er nun alles aufgebraucht hatte, entstand eine schwere Hungersnot in jenem Lande, und auch er begann Not zu leiden. Da ging er hin und stellte sich einem der Bürger jenes Landes zur Verfügung; der schickte ihn auf seine Felder, die Schweine zu hüten, und er hätte sich gern an den Schoten des Johannesbrotbaumes satt gegessen, welche die Schweine als Futter bekamen, doch niemand gab sie ihm. Da ging er in sich und sagte: ›Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluß, während ich hier vor Hunger umkomme! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gegen den Himmel und dir gegenüber gesündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen: halte mich wie einen von deinen Tagelöhnern.‹ So machte er sich denn auf den Weg zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater kommen und fühlte Mitleid: er eilte (ihm entgegen), fiel ihm um den Hals und küßte ihn. Da sagte der Sohn zu ihm: ›Vater, ich habe gegen den Himmel und dir gegenüber gesündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen!‹ Der Vater aber befahl seinen Knechten: ›Holt schnell das beste Gewand aus dem Hause und legt es ihm an; gebt ihm auch einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße und bringt das gemästete Kalb her, schlachtet es und laßt uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden!‹ Und sie fingen an, fröhlich zu sein. Sein älterer Sohn aber war währenddessen auf dem Felde. Als er nun heimkehrte und sich dem Hause näherte, hörte er Musik und Reigenchöre. Da rief er einen von den Knechten herbei und erkundigte sich, was das zu bedeuten habe. Der gab ihm zur Antwort: ›Dein Bruder ist heimgekommen; da hat dein Vater das gemästete Kalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wiedererhalten hat.‹ Da wurde er zornig und wollte nicht ins Haus hineingehen; sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Da antwortete er dem Vater: ›Du weißt: schon so viele Jahre diene ich dir und habe noch nie ein Gebot von dir übertreten; doch mir hast du noch nie auch nur ein Böcklein gegeben, daß ich mit meinen Freunden ein fröhliches Mahl hätte halten können. Nun aber dieser dein Sohn heimgekehrt ist, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du ihm das Mastkalb schlachten lassen!‹ Er aber erwiderte ihm: ›Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Wir mußten doch fröhlich sein und uns freuen!A.Ü.: Du solltest fröhlich sein und dich freuen. Denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren gegangen und ist wiedergefunden worden.‹« 22. Vermahnung der Jüngera) Gleichnis vom untreuen, aber klugen VerwalterEr sagte dann noch zu seinen Jüngern: »Es war ein reicher Mann, der einen Verwalter hatte; über diesen wurde ihm hinterbracht, daß er ihm sein Vermögen veruntreue. Da ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: ›Was muß ich da über dich hören? Lege Rechnung ab über deine Verwaltung, denn du kannst nicht länger mein Verwalter sein!‹ Da überlegte der Verwalter bei sich: ›Was soll ich tun, da mein Herr mir die Verwaltung abnimmt? Zum Graben bin ich zu schwach, und zu betteln schäme ich mich. Nun, ich weiß schon, was ich tun will, damit die Leute mich, wenn ich meines Amtes enthoben bin, in ihre Häuser aufnehmen.‹ Er ließ also die Schuldner seines Herrn alle einzeln zu sich kommen und fragte den ersten: ›Wieviel bist du meinem Herrn schuldig?‹ Der antwortete: ›Hundert Tonnen Öl.‹ Da sagte er zu ihm: ›Nimm hier deinen Pachtvertrag, setze dich hin und schreibe schnell fünfzig!‹ Darauf fragte er einen andern: ›Du aber, wieviel bist du schuldig?‹ Der antwortete: ›Hundert Zentner Weizen.‹ Er sagte zu ihm: ›Nimm hier deinen Pachtvertrag und schreibe achtzig.‹« Und der Herr lobte den unehrlichen Verwalter, daß er klug gehandelt habe; denn – sagte er – »die Kinder dieser Weltzeit sind im Verkehr mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts. Auch ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er euch ausgeht, ihr Aufnahme in den ewigen Hütten findet.« b) Vom Wert der irdischen und der himmlischen Güter und von der Treue»Wer im Kleinsten treu ist, der ist auch im Großen treu, und wer im Kleinsten ungerecht ist, der ist auch im Großen ungerecht. Wenn ihr euch nun in der Verwaltung des ungerechten Mammons nicht treu erwiesen habt, wer wird euch da das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr euch am fremden Gut nicht treu erwiesen habt, wer wird euch da euer eigenes geben?A.L.: wer wird euch das geben, das unser ist, d.h. das für die Gläubigen bestimmte wahre und ewige Gut. Kein Knecht kann zwei Herren (zugleich) dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern mißachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und (zugleich) dem Mammon.« 23. Verwarnung der Pharisäera) Jesus weist die habgierigen und spottenden Pharisäer zurecht (Mt 11,12-13; 5,18; Mk 10,11-12)Dies alles hörten aber die Pharisäer, die geldgierig waren, und rümpften die Nase über ihn.d.h. machten spöttische Bemerkungen über ihn. Da sagte er zu ihnen: »Ihr seid die Leute, die sich selbst vor den Menschen als gerecht hinstellen, Gott aber kennt eure Herzen; denn was vor den Menschen hoch dasteht, ist ein Greuel vor Gott. Das Gesetz und die Propheten (reichen) bis auf Johannes; von da an wird das Reich Gottes durch die Heilsbotschaft verkündigt, und ein jeder drängt sich mit Gewalt hinein. Es ist aber eher möglich, daß Himmel und Erde vergehen, als daß vom Gesetz ein einziges Strichlein hinfällig wird. Wer seine Frau entläßt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch, und wer eine von ihrem Gatten entlassene Frau heiratet, begeht auch Ehebruch.« b) Erzählung vom reichen Mann und vom armen Lazarus»Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbare Leinwand und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Ein Armer aber namens Lazarus lag vor seiner Türhalle; der war mit Geschwüren bedeckt und hatte nur den Wunsch, sich von den Abfällen vom Tisch des Reichen zu sättigen; aber es kamen sogar die Hunde herbei und beleckten seine Geschwüre. Nun begab es sich, daß der Arme starb und von den Engeln in Abrahams Schoß getragen wurde; auch der Reiche starb und wurde begraben. Als dieser nun im Totenreich, wo er Qualen litt, seine Augen aufschlug, erblickte er Abraham in der Ferne und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er mit lauter Stimme: ›Vater Abraham! Erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er seine Fingerspitze ins Wasser tauche und mir die Zunge kühle! Denn ich leide Qualen in dieser Feuerglut.‹ Aber Abraham antwortete: ›Mein Sohn, denke daran, daß du dein Gutes während deines Erdenlebens empfangen hast, und Lazarus gleicherweise das Üble; jetzt aber wird er hier getröstet, während du Qualen leiden mußt. Und zu alledem ist zwischen uns und euch eine große Kluft festgelegt, damit die, welche von hier zu euch hinübergehen wollen, es nicht können und man auch von dort nicht zu uns herüberkommen kann.‹ Da erwiderte er: ›So bitte ich dich denn, Vater: sende ihn in meines Vaters Haus – denn ich habe noch fünf Brüder –, damit er sie ernstlich warne, damit sie nicht auch an diesen Ort der Qual kommen.‹ Abraham aber antwortete: ›Sie haben Mose und die Propheten; auf diese mögen sie hören!‹ Jener jedoch entgegnete: »Nein, Vater Abraham! Sondern wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, dann werden sie sich bekehren.‹ Abraham aber antwortete ihm: ›Wenn sie nicht auf Mose und die Propheten hören, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.‹« 24. Gespräche Jesu mit den Jüngerna) Warnung vor Verführungen (zum Unglauben und zur Sünde) und Mahnung zum Vergeben (Mt 18,6-7.15.21-22; Mk 9,42)Weiter sagte Jesus zu seinen Jüngern: »Es kann nicht anders sein, als daß Ärgernisse kommen; wehe aber dem, durch den sie kommen! Es wäre besser für ihn, wenn ihm ein Mühlstein um den Hals gelegt und er ins Meer geworfen wäre, als daß er für einen von diesen geringen Leuten zum Ärgernis wird. – Gebt auf euch selbst acht! Wenn dein Bruder sich (gegen dich) vergangen hat, so halte es ihm vor; und wenn er es bereut, so vergib ihm. Selbst wenn er sich siebenmal am Tage gegen dich vergeht und siebenmal wieder zu dir kommt und erklärt: ›Es tut mir leid!‹, so sollst du ihm vergeben.« b) Von der Kraft des Glaubens (Mt 17,20; 21,21; Mk 11,22-23)Die Apostel baten alsdann den Herrn: »Mehre uns den Glauben!« Da antwortete der Herr: »Wenn ihr Glauben wie ein Senfkorn hättet und ihr diesem Maulbeerbaum gebötet: ›Entwurzle dich und verpflanze dich ins Meer!‹, so würde er euch gehorsam sein.« c) Gleichnis vom Herrn und seinem zur Arbeit verpflichteten Knecht (Gegen die Lohnsucht)»Wer von euch aber, der einen Knecht beim Pflügen oder beim Viehhüten hat, wird zu ihm bei seiner Heimkehr vom Felde sagen: ›Komm sogleich her und setze dich zu Tisch!‹? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: ›Bereite mir mein Abendessen, schürze dich und bediene mich, bis ich gegessen und getrunken habe; nachher magst auch du essen und trinken‹? Er wird doch wohl dem Knecht nicht noch dankbar dafür sein, daß er die ihm erteilten Befehle ausgeführt hat? Ebenso steht’s auch bei euch: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen war, so sagt: ›Wir sind armselige Knechte; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.‹« 25. Heilung von zehn Aussätzigen; der dankbare SamariterAuf seiner Wanderung nach Jerusalem durchzog Jesus das Grenzgebiet von Samaria und Galiläa. Als er dort in ein Dorf eintrat, kamen ihm zehn aussätzige Männer entgegen, die in der Ferne stehen blieben und ihre Stimme erhoben und riefen: »Jesus, (lieber) Meister, erbarme dich unser!« Als er sie erblickte, sagte er zu ihnen: »Geht hin und zeigt euch den Priestern.« Während sie dann hingingen, wurden sie rein. Einer von ihnen aber, als er sich geheilt sah, kehrte zurück, pries Gott mit lauter Stimme, warf sich zu Jesu Füßen auf sein Angesicht nieder und dankte ihm; und das war ein Samariter. Da sagte Jesus: »Sind ihrer nicht zehn rein geworden? Wo sind denn die anderen neun? Hat sich sonst keiner gefunden, der zurückgekehrt ist, um Gott die Ehre zu geben, außer diesem Fremdling?« Zu ihm sagte er dann: »Stehe auf und gehe! Dein Glaube hat dir Rettung verschafft.« 26. Rede vom Kommen des Gottesreiches und von der Erscheinung des Menschensohnes an seinem Tage (Mt 24,23.26-28.37-39.17-18.40-41; Mk 13,33-37)Als er aber von den Pharisäern aufs neue gefragt wurde, wann das Reich Gottes käme, gab er ihnen zur Antwort: »Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichem Gebaren; man wird auch nicht sagen können: ›Siehe, hier ist es!‹ oder ›dort ist es!‹ Denn wisset wohl: Das Reich Gottes ist (bereits) mitten unter euch.«oder »in eurer Mitte«, weil Jesus und die Seinen unter ihnen weilten. Die Übersetzung: »inwendig in euch« ist nicht gut möglich, weil Jesus ja zu Pharisäern redet und diese ihn nach der Zeit des Erscheinens des Gottesreiches gefragt hatten. Weiter sagte er zu seinen Jüngern: »Es werden Tage kommen, wo ihr euch danach sehnen werdet, einen einzigen von den Tagen des Menschensohnes zu sehen, doch ihr werdet ihn nicht sehen. Und wird man dann zu euch sagen: ›Seht dort! Seht hier!‹, so geht nicht hin und gebt nichts darauf! Denn wie der Blitz, wenn er aufblitzt, am Himmel hin von einem Ende bis zum andern leuchtet, so wird es auch mit dem Menschensohn an seinem Tage sein. Zuerst muß er aber noch vieles leiden und von diesem Geschlecht verworfen werden. Und wie es in den Tagen Noahs zugegangen ist, so wird es auch in den Tagen des Menschensohnes sein: Man aß und trank, man heiratete und wurde verheiratet bis zu dem Tage, an welchem Noah in die Arche ging und die Sintflut kam und allen den Untergang brachte. Ebenso wie es in den Tagen Lots zugegangen ist: Man aß und trank, man kaufte und verkaufte, man pflanzte und baute; aber an dem Tage, an welchem Lot aus Sodom wegging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und vernichtete alle – ebenso wird es auch an dem Tage sein, an welchem der Menschensohn sich offenbart. Wer an diesem Tage auf dem Dache ist, während seine Geräte sich im Hause befinden, der steige nicht erst noch hinab, um sie zu holen; und ebenso, wer auf dem Felde ist, kehre nicht zurück! Denkt an Lots Frau! Wer sein Leben zu erhalten sucht, der wird es verlieren, und wer es verliert, dem wird es erhalten bleiben.W.: Wer seine Seele zu erhalten sucht, der wird sie verlieren, und wer sie verliert, der wird sie lebendig machen (oder: am Leben erhalten). Ich sage euch: In der betreffenden Nacht werden zwei (Männer) auf einem Lager liegen: der eine wird angenommen, der andere zurückgelassen werden; zwei (Frauen) werden an derselben Handmühle mahlen: die eine wird angenommen, die andere zurückgelassen werden.«findet sich erst in der späteren Überlieferung (vgl. Mt 24,40) »Zwei (Männer) werden (zusammen) auf dem Felde sein; der eine wird mitgenommen, der andere zurückgelassen werden.« Da erwiderten ihm die Jünger mit der Frage: »Herr, wo denn?« Er aber antwortete ihnen: »Wo das Aas liegt, da sammeln sich auch die Geier.« 27. Gleichnis vom gottlosen Richter und der bittenden Witwe (von der Kraft des anhaltenden Gebets)Er legte ihnen dann ein Gleichnis vor, um sie darauf hinzuweisen, daß man allezeit beten müsse und nicht müde darin werden dürfe. »In einer Stadt«, so sagte er, »lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. Nun wohnte in jener Stadt eine Witwe, die (immer wieder) zu ihm kam mit dem Anliegen: ›Schaffe mir Recht gegen meinen Widersacher!‹ Lange Zeit wollte er nicht; schließlich aber dachte er bei sich: ›Wenn ich auch Gott nicht fürchte und auf keinen Menschen Rücksicht nehme, will ich dieser Witwe doch zu ihrem Recht verhelfen, weil sie mir lästig fällt; sonst kommt sie schließlich noch und wird handgreiflich gegen mich.‹« Dann fuhr der Herr fort: »Hört, was (hier) der ungerechte Richter sagt! Sollte nun Gott nicht auch seinen Auserwählten Recht schaffen, die Tag und Nacht zu ihm rufen, auch wenn er Langmut bei ihnen übt? Ich sage euch: Er wird ihnen gar bald ihr Recht schaffen! Doch wird wohl der Menschensohn bei seinem Kommen den Glauben auf Erden vorfinden?« 28. Das Gleichnis vom Pharisäer und ZöllnerEr legte dann auch einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und auf die anderen mit Geringschätzung herabsahen, folgendes Gleichnis vor: »Zwei Männer gingen in den Tempel hinauf, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer trat hin und betete bei sich so: ›O Gott, ich danke dir, daß ich nicht bin wie die anderen Menschen, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie der Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich erwerbe.‹ Der Zöllner dagegen stand von ferne und mochte nicht einmal die Augen zum Himmel erheben, sondern schlug sich an die Brust und sagte: ›Gott, sei mir Sünder gnädig!‹ Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt in sein Haus hinab, ganz anders, als es bei jenem der Fall war! Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.« 29. Jesus segnet die Kinder (Mt 19,13-15; Mk 10,13-16)Die Leute brachten aber auch ihre kleinen Kinder zu ihm, damit er sie anrühre; als die Jünger das sahen, verwiesen sie es ihnen in barscher Weise. Jesus aber rief sie zu sich heran und sagte: »Laßt die Kinder zu mir kommen und hindert sie nicht daran, denn für ihresgleichen ist das Reich Gottes bestimmt. Wahrlich ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht wie ein Kind annimmt, wird sicherlich nicht hineinkommen.« 30. Jesu Gespräch mit dem reichen Vorsteher; von der Gefahr des Reichtums (Mt 19,16-26; Mk 10,17-27)Hierauf richtete ein Oberster die Frage an ihn: »Guter Meister, was muß ich tun, um ewiges Leben zu ererben?« Jesus antwortete ihm: »Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. Du kennst die Gebote: Du sollst nicht ehebrechen, nicht töten, nicht stehlen, nicht falsches Zeugnis ablegen, ehre deinen Vater und deine Mutter!« Darauf erwiderte jener: »Dies alles habe ich von Jugend an gehalten.« Als Jesus das hörte, sagte er zu ihm: »Eins fehlt dir noch: Verkaufe alles, was du besitzest, und verteile den Erlös an die Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach.« Als jener das hörte, wurde er tief betrübt; denn er war sehr reich. Als Jesus ihn so sah, sagte er: »Wie schwer ist es doch für die Begüterten, in das Reich Gottes einzugehen! Ja, es ist leichter, daß ein KamelVermutlich ist zu lesen »ein Seil« oder »ein Tau«. durch ein Nadelöhr hindurchgeht, als daß ein Reicher in das Reich Gottes eingeht.« Da sagten die Zuhörer: »Ja, wer kann dann gerettet werden?« Jesus aber antwortete: »Was bei Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.« 31. Vom Lohn der Entsagung (bzw. der Nachfolge Jesu) (Mt 19,27-30; Mk 10,28-31)Darauf sagte Petrus: »Siehe, wir haben alles Unsrige verlassen und sind dir nachgefolgt.« Da sagte Jesus zu ihnen: »Wahrlich ich sage euch: Niemand hat Haus oder Weib, Geschwister, Eltern oder Kinder um des Reiches Gottes willen verlassen, der nicht vielmal Wertvolleres wiederempfinge (schon) in dieser Zeitlichkeit, und in der zukünftigen Weltzeit ewiges Leben.« 32. Aufbruch nach Jerusalem; dritte Leidensankündigung Jesu (Mt 20,17-19; Mk 10,32-34)Er nahm dann die Zwölf zu sich (abseits) und sagte zu ihnen: »Wir ziehen jetzt nach Jerusalem hinauf, und es wird alles in Erfüllung gehen, was durch die Propheten von dem Menschensohn geschrieben ist.Eig.: für (oder: in bezug auf) den Menschensohn = was dem Menschensohn bestimmt ist. Denn er wird den Heiden überliefert und verspottet, mißhandelt und angespien werden, und sie werden ihn geißeln und töten, und am dritten Tage wird er auferstehen.« Doch sie verstanden nichts hiervon, sondern dieser Ausspruch war ihnen dunkel, und sie begriffen nicht, was er mit diesem Wort hatte sagen wollen. 33. Heilung des Blinden bei Jericho (Mt 20,29-34; Mk 10,46-52)Als er dann in die Nähe von Jericho kam, saß da ein Blinder am Wege und bettelte. Als dieser nun die vielen Leute vorüberziehen hörte, erkundigte er sich, was das zu bedeuten habe. Man teilte ihm mit, daß Jesus von Nazareth vorübergehe. Da rief er laut: »Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!« Die an der Spitze des Zuges Gehenden riefen ihm drohend zu, er solle still sein; doch er rief nur noch lauter: »Sohn Davids, erbarme dich meiner!« Da blieb Jesus stehen und ließ ihn zu sich führen. Als er nun nahe herangekommen war, fragte Jesus ihn: »Was wünschest du von mir?« Er antwortete: »Herr, ich möchte sehen können.« Jesus erwiderte ihm: »Werde sehend! Dein Glaube hat dir Rettung verschafft.« Da konnte er augenblicklich sehen und schloß sich ihm an, indem er Gott pries; auch das gesamte Volk, das zugesehen hatte, gab Gott die Ehre durch Lobpreis. 34. Jesu Einkehr beim Oberzöllner Zachäus in JerichoJesus kam dann nach Jericho hinein und zog durch die Stadt hindurch. Dort wohnte aber ein Mann namens Zachäus, der war ein Oberzöllner und ein reicher Mann. Er hätte Jesus gern von Person gesehen, konnte es aber wegen der Volksmenge nicht, weil er klein von Gestalt war. So eilte er denn auf dem Wege voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum hinauf, um ihn zu sehen; denn dort mußte er vorbeikommen. Als nun Jesus an die Stelle kam, blickte er in die Höhe und rief ihm zu: »Zachäus! Steige schnell herunter; denn ich muß heute in deinem Hause einkehren.« Da stieg er schnell herab und nahm ihn mit Freuden bei sich auf. Und alle, die es sahen, murrten laut und sagten: »Bei einem sündigen Manne ist er eingekehrt, um bei ihm zu herbergen.« Zachäus aber trat zum Herrn und sagte: »Siehe, Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich jemand in etwas übervorteilt habe, will ich es ihm vierfach ersetzen!« Da sagte Jesus zu ihm: »Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, weil ja auch er ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, das Verlorene zu suchen und zu retten.« 35. Das Gleichnis von den anvertrauten Geldern (Minen oder Pfunden) (Mt 25,14-30)Als sie dies hörten, fügte er noch ein Gleichnis hinzu, weil er sich in der Nähe von Jerusalem befand und weil sie meinten, das Reich Gottes würde jetzt sofort erscheinen. Er sagte also: »Ein Mann von vornehmer Abkunft reiste in ein fernes Land, um für sich dort die Königswürde zu gewinnen und dann wieder heimzukehren. Er berief nun zehn seiner Knechte, gab ihnen zehn MinenMine als Geldwert s. Anhang, Maße. und sagte zu ihnen: ›Macht Geschäfte (mit dem Gelde) in der Zeit, während ich verreist bin!‹ Seine Mitbürger aber haßten ihn und schickten eine Abordnung hinter ihm her, durch die sie erklären ließen: ›Wir wollen diesen Mann nicht als König über uns haben!‹ Als er nun nach Empfang der Königswürde heimkehrte, ließ er jene Knechte, denen er das Geld gegeben hatte, zu sich rufen, um zu erfahren, was für Geschäfte ein jeder gemacht hätte. Da erschien der erste und sagte: ›Herr, dein Pfund hat zehn weitere Pfunde eingebracht.‹ Der Herr antwortete ihm: ›Schön, du guter Knecht! Weil du im Kleinen treu gewesen bist, sollst du die Verwaltung von zehn Städten erhalten.‹ Dann kam der zweite und sagte: ›Herr, dein Pfund hat fünf Pfunde hinzugewonnen.‹ Er sagte auch zu diesem: ›Auch du sollst über fünf Städte gesetzt sein!‹ Hierauf kam der dritte und sagte: ›Herr, hier ist dein Pfund, das ich in einem Schweißtuch wohlverwahrt gehalten habe; denn ich hatte Furcht vor dir, weil du ein strenger Mann bist: du hebst ab, was du nicht eingelegt hast, und erntest, was du nicht gesät hast.‹ Da antwortete er ihm: ›Nach deiner eigenen Aussage will ich dir das Urteil sprechen, du nichtswürdiger Knecht! Du wußtest, daß ich ein strenger Mann bin, daß ich abhebe, was ich nicht eingelegt habe, und ernte, was ich nicht gesät habe? Warum hast du da mein Geld nicht auf eine Bank gebracht? Dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen abgehoben.‹ Darauf befahl er den Dabeistehenden: ›Nehmt ihm das Pfund weg und gebt es dem, der die zehn Pfund hat.‹ Sie erwiderten ihm: ›Herr, er hat ja schon zehn Pfunde.‹ Ich sage euch: Jedem, der da hat, wird (noch dazu) gegeben werden; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen werden, was er hat. Doch jene meine Feinde, die mich nicht zum König über sich gewollt haben, führt hierher und macht sie vor meinen Augen nieder!« V. Jesu Einzug in Jerusalem und letztes Wirken (19,28-21,38)1. Jesus vor den Toren Jerusalems; sein Einzug in Jerusalem (Mt 21,1-11; Mk 11,1-11; Joh 12,12-19)Nach diesen Worten zog Jesus weiter auf dem Wege nach Jerusalem hinauf. Als er nun in die Nähe von Bethphage und Bethanien am sogenannten Ölberge gekommen war, sandte er zwei von seinen Jüngern ab mit der Weisung: »Geht in das Dorf, das dort vor euch liegt! Wenn ihr hineinkommt, werdet ihr ein Eselfüllen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat: bindet es los und führt es her! Und wenn euch jemand fragen sollte: ›Warum bindet ihr es los?‹, so antwortet ihm: ›Der Herr hat es nötig.‹« Als nun die Abgesandten hingegangen waren, fanden sie es so, wie er ihnen gesagt hatte; und als sie das Füllen losbanden, sagten dessen Eigentümer zu ihnen: »Wozu bindet ihr das Füllen los?« Sie antworteten: »Der Herr hat es nötig.« Sie führten es darauf zu Jesus, legten ihre Mäntel auf das Füllen und ließen Jesus sich daraufsetzen. Während er dann weiterzog, breiteten sie ihre Mäntel auf den Weg aus. Als er nunmehr an den Abstieg vom Ölberg herankam, begann die gesamte Menge der Jünger freudig Gott mit lauter Stimme um all der Wundertaten willen, die sie gesehen hatten, Lobpreis darzubringen, indem sie ausriefen: »Gepriesen sei, der da kommt als König im Namen des Herrn! Im Himmel ist Friede und Ehre in Himmelshöhen!« Da sagten einige Pharisäer aus der Volksmenge zu ihm: »Meister, untersage das deinen Jüngern!« Doch er gab zur Antwort: »Ich sage euch: Wenn diese schwiegen, würden die Steine schreien!« Jesu Tränen über Jerusalem und Weissagung von Jerusalems ZerstörungAls er dann nähergekommen war und die Stadt erblickte, weinte er über sie und sagte: »Wenn doch auch du an diesem Tage erkennen möchtest, was zu deinem Frieden dient! Nun aber ist es deinen Augen verborgen geblieben. Denn es werden Tage über dich kommen, da werden deine Feinde einen Wall gegen dich aufführen, dich ringsum einschließen und dich von allen Seiten bedrängen; sie werden dich und deine Kinder in dir dem Erdboden gleichmachen und keinen Stein in dir auf dem andern lassen zur Strafe dafür, daß du die Zeit deiner (gnadenreichen) Heimsuchung nicht erkannt hast.« 2. Jesu Tempelreinigung; Mordplan der Führer des Volkes (Mt 21,12-17; Mk 11,15-18; vgl. Joh 2,14-17)Als er sich darauf in den Tempel begeben hatte, machte er sich daran, die Verkäufer hinauszutreiben, indem er ihnen zurief: »Es steht geschrieben: ›Mein Haus soll ein Bethaus sein!‹ Ihr aber habt es zu einer ›Räuberhöhle‹ gemacht.« Er lehrte dann täglich im Tempel. Die Hohenpriester aber und die Schriftgelehrten samt den Obersten des Volkes trachteten ihm nach dem Leben, fanden jedoch keine Möglichkeit, ihre Absicht gegen ihn auszuführen; denn das gesamte Volk hing an ihm, sooft es ihn hörte. 3. Die Frage des Hohen Rates nach Jesu Vollmacht (Mt 21,23-27; Mk 11,27-33)Eines Tages nun, als er das Volk im Tempel lehrte und die Heilsbotschaft verkündigte, traten die Hohenpriester und Schriftgelehrten samt den Ältesten an ihn heran und sagten zu ihm: »Sage uns, aufgrund welcher Vollmacht du hier in dieser Weise auftrittst oder wer es ist, der dir die Vollmacht dazu gegeben hat?« Da antwortete er ihnen: »Auch ich will euch eine Frage vorlegen; sagt mir: Stammte die Taufe des Johannes vom Himmel oder von Menschen?« Da überlegten sie bei sich folgendermaßen: »Sagen wir: ›Vom Himmel‹, so wird er fragen: ›Warum habt ihr ihm dann keinen Glauben geschenkt?‹ Sagen wir dagegen: ›Von Menschen‹, so wird das ganze Volk uns steinigen; denn es ist überzeugt, daß Johannes ein Prophet (gewesen) ist.« So gaben sie ihm denn zur Antwort, sie wüßten nicht, woher sie stamme. Da sagte Jesus zu ihnen: »Dann sage auch ich euch nicht, aufgrund welcher Vollmacht ich hier so auftrete.« 4. Das Gleichnis von den treulosen Weingärtnern (Mt 21,33-46; Mk 12,1-12)Er begann dann dem Volk folgendes Gleichnis vorzutragen: »Ein Mann legte einen Weinberg an, verpachtete ihn an Weingärtner und ging dann für längere Zeit ins Ausland. Als nun die Zeit da war, sandte er einen Knecht zu den Weingärtnern, damit sie ihm (seinen Teil) vom Ertrag des Weinbergs abgäben; aber die Weingärtner mißhandelten diesen und schickten ihn mit leeren Händen zurück. Da sandte er nochmals einen andern Knecht; sie aber mißhandelten und beschimpften auch diesen und schickten ihn mit leeren Händen zurück. Er sandte darauf noch einen dritten; sie aber schlugen auch diesen blutig und warfen ihn hinaus. Da sagte der Herr des Weinbergs: ›Was soll ich tun? Ich will meinen geliebten Sohn hinsenden; vor diesem werden sie sich doch wohl scheuen.‹ Als die Weingärtner ihn aber erblickten, überlegten sie miteinander und sagten: ›Dies ist der Erbe! Wir wollen ihn töten: dann fällt das Erbgut uns zu.‹ So stießen sie ihn denn aus dem Weinberge hinaus und schlugen ihn tot. Was wird nun der Herr des Weinbergs mit ihnen machen? Er wird kommen und diese Weingärtner ums Leben bringen und den Weinberg an andere vergeben.« Als sie das hörten, sagten sie: »Nimmermehr!« Jesus aber blickte sie an und sagte: »Was bedeutet denn dieses Schriftwort: ›Der Stein, den die Bauleute (als unbrauchbar) verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden‹? Jeder, der an diesem Steine zu Fall kommt, wird zerschmettert werden; auf wen aber der Stein fällt, den wird er zermalmen.« Da suchten die Schriftgelehrten und Hohenpriester ihn noch in derselben Stunde festzunehmen, fürchteten sich jedoch vor dem Volk; sie hatten nämlich wohl gemerkt, daß er dieses Gleichnis gegen sie gerichtet hatte. 5. Die Steuerfrage der Pharisäer (oder das Gespräch vom Zinsgroschen) (Mt 22,15-22; Mk 12,13-17)So lauerten sie ihm denn auf und sandten Aufpasser ab, die sich das Aussehen gesetzesstrenger Leute geben sollten, damit sie ihn durch einen seiner Aussprüche fingen und ihn dann der Obrigkeit und der Gewalt des Statthalters überliefern könnten. Die fragten ihn also: »Meister, wir wissen, daß du offen redest und lehrst und die Person nicht ansiehst, sondern den Weg Gottes mit Wahrhaftigkeit lehrst: ist es recht, daß wir dem Kaiser Steuern entrichten, oder nicht?« Da er nun ihre böse Absicht durchschaute, sagte er zu ihnen: »Zeigt mir einen DenarRömische Silbermünze; s. Anhang, Maße.! Wessen Bild und Aufschrift trägt er?« Sie antworteten: »Des Kaisers.« Da sagte er zu ihnen: »Nun, so gebt dem Kaiser, was dem Kaiser zukommt, und Gott, was Gott zukommt.« Und sie vermochten ihn nicht bei einem Ausspruch vor dem Volk zu fangen und wußten, voll Verwunderung über seine Antwort, nichts mehr zu sagen. 6. Die Sadduzäerfrage (über die Auferstehung der Toten) (Mt 22,23-33; Mk 12,18-27)Hierauf traten einige Sadduzäer herzu, die da behaupten, es gebe keine Auferstehung, und legten ihm eine Frage vor mit den Worten: »Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: ›Wenn jemandem sein Bruder stirbt, der eine Frau hat, jedoch kinderlos geblieben ist, so soll sein Bruder die Frau ehelichen und für seinen Bruder das Geschlecht fortpflanzen.‹W.: seinem Bruder Samen erwecken. Nun waren da sieben Brüder. Der erste nahm eine Frau und starb kinderlos; der zweite heiratete sie darauf, dann der dritte und in derselben Weise alle sieben, hinterließen aber keine Kinder und starben; zuletzt starb auch die Frau. Wem von ihnen wird diese nun bei der Auferstehung als Frau angehören? Alle sieben haben sie ja zur Frau gehabt.« Da sagte Jesus zu ihnen: »Die Kinder der jetzigen Weltzeit heiraten und werden verheiratet; diejenigen aber, welche würdig befunden worden sind, an jener Weltzeit und an der Auferstehung der Toten teilzunehmen, die heiraten weder noch werden sie verheiratet; sie können dann ja auch nicht mehr sterben, denn sie sind den Engeln gleich und sind Söhne Gottes, weil sie Söhne der Auferstehung sind. Daß aber die Toten auferweckt werden, das hat auch Mose bei (der Erzählung von) dem Dornbusch erkennen lassen, indem er dort den Herrn ›den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs‹ nennt. Gott ist doch nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden, denn alle leben ihm.« Da antworteten mehrere Schriftgelehrte: »Meister, du hast trefflich gesprochen!« Sie wagten auch hinfort nicht mehr, ihm eine Frage vorzulegen. 7. Die Gegenfrage Jesu nach dem Messias als dem Sohne Davids (Mt 22,41-46; Mk 12,35-37)Er sagte dann aber zu ihnen: »Wie kann man behaupten, Christus sei Davids Sohn? David selbst sagt ja doch im Psalmbuch: ›Der Herr hat zu meinem Herrn gesagt: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege zum Schemel deiner Füße.‹ David nennt ihn also ›Herr‹; wie kann er da sein Sohn sein?« 8. Jesu Warnung vor dem Ehrgeiz und der Habgier der Schriftgelehrten (Mt 23; Mk 12,38-40)Zu seinen Jüngern aber sagte er, während das ganze Volk zuhörte: »Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die es lieben, in langen Gewändern einherzugehen, und sich auf den öffentlichen Plätzen gern begrüßen lassen; die auf die vordersten Sitze in den Synagogen und auf die obersten Plätze bei den Gastmählern Anspruch machen; die die Häuser der Witwen verschlingen und zum Schein lange Gebete verrichten; diese werden ein besonders strenges Gericht erfahren.« 9. Jesu Lob der zwei Scherflein der armen Witwe (Mk 12,41-44)Als er dann aufblickte, sah er, wie die Reichen ihre Gaben in den Opferkasten einlegten. Da sah er auch eine arme Witwe dort zwei Scherflein hineintun und sagte: »Wahrlich ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr als alle anderen eingelegt; denn jene haben alle aus ihrem Überfluß eine Gabe in den Gotteskasten getan, sie aber hat aus ihrer Dürftigkeit alles eingelegt, was sie zum Lebensunterhalt besaß.« 10. Jesu Rede (Ölbergrede) an die Apostel von der Zerstörung des Tempels und Jerusalems, vom Ende dieser Weltzeit und von seiner Erscheinung am jüngsten Tage (Mt 24; Mk 13)a) Einleitung: Anlaß der Rede (Mt 24,1-3; Mk 13,1-4)Als einige dann vom Tempel sagten, er sei (ein Prachtbau) mit herrlichen Steinen und Weihgeschenken geschmückt, antwortete er: »Was ihr da anschaut – es werden Tage kommen, an denen kein Stein auf dem andern liegen bleibt, der nicht niedergerissen wird.« Da richteten sie die Frage an ihn: »Meister, wann wird dies denn geschehen, und welches ist das Anzeichen dafür, wann dies eintreten wird?« b) Die ersten Vorzeichen des Endes (Mt 24,4-8; Mk 13,5-9)Da antwortete er: »Seht zu, daß ihr nicht irregeführt werdet! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: ›Ich bin es‹, und ›Die Zeit ist nahe!‹ Lauft ihnen nicht nach! Wenn ihr ferner von Kriegen und Aufständen hört, so laßt euch dadurch nicht erschrecken! Denn das muß zuerst kommen, aber das Ende ist dann noch nicht sogleich da.« Hierauf fuhr er fort: »Ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere; auch gewaltige Erdbeben werden stattfinden und hier und da Hungersnöte und Seuchen; auch schreckhafte Erscheinungen und große Zeichen vom Himmel her werden erfolgen.« c) Die Jüngerverfolgungen (Mt 24,9-14; 10,17-25; Mk 13,9-13)»Aber ehe alles dies geschieht, wird man Hand an euch legen und euch verfolgen, indem man euch an die Synagogen und Gefängnisse überantwortet und euch vor Könige und Statthalter führt um meines Namens willen. Da wird euch dann Gelegenheit geboten werden, Zeugnis (für mich) abzulegen. So beherzigt denn (die Warnung) wohl, daß ihr euch nicht im voraus Sorge über die Art eurer Verteidigung machet; denn ich selbst werde euch Redegabe und Weisheit verleihen, der alle eure Widersacher nicht zu widerstehen noch zu widersprechen imstande sein sollen. Ihr werdet aber sogar von Eltern und Geschwistern, von Verwandten und Freunden überantwortet werden, ja man wird manche von euch töten, und ihr werdet allen um meines Namens willen verhaßt sein. Doch es soll kein Haar von eurem Haupte verlorengehen: durch standhaftes Ausharren werdet ihr euch das Leben gewinnen.« d) Die Zerstörung Jerusalems und die Not des jüdischen Volkes (Mt 24,15-25; Mk 13,14-23)»Wenn ihr aber Jerusalem von Kriegsheeren umlagert seht, dann erkennet daran, daß seine Zerstörung nahe bevorsteht. Dann sollen die (Gläubigen) in Judäa ins Gebirge fliehen und die Bewohner (der Hauptstadt) auswandern und die auf dem Lande Wohnenden nicht in die Stadt hineinziehen; denn dies sind die Tage der Vergeltung, damit alles in Erfüllung gehe, was in der Schrift steht. Wehe den Frauen, die in jenen Tagen guter Hoffnung sind, und den Müttern, die ein Kind zu nähren haben! Denn große Not wird im Lande herrschen und ein Zorngericht über dieses Volk ergehen; und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen und in die Gefangenschaft unter alle Heidenvölker weggeführt werden, und Jerusalem wird von Heiden zertreten werden, bis die Zeiten der Heiden abgelaufen sind.« e) Die letzten Vorzeichen des Endes und die Erscheinung des Menschensohnes (am Jüngsten Tage) (Mt 24,29-41; Mk 13,24-32)»Dann werden Zeichen an Sonne, Mond und Sternen in Erscheinung treten und auf der Erde wird Verzweiflung der Völker in ratloser Angst beim Brausen des Meeres und seines Wogenschwalls herrschen, indem Menschen den Geist aufgeben vor Furcht und in banger Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen werden; denn (sogar) die Kräfte des Himmels werden in Erschütterung geraten. Und hierauf wird man den Menschensohn in einer Wolke kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit. Wenn dies nun zu geschehen beginnt, dann richtet euch auf und hebt eure Häupter empor; denn eure Erlösung naht.« Er sagte ihnen dann noch ein Gleichnis: »Seht den Feigenbaum und alle anderen Bäume an: sobald sie ausschlagen, erkennt ihr, wenn ihr es seht, von selbst, daß nunmehr der Sommer nahe ist. So sollt auch ihr, wenn ihr alles dieses eintreten seht, erkennen, daß das Reich Gottes nahe ist. Wahrlich ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nimmermehr vergehen!« f) Schlußermahnung zur Nüchternheit und Wachsamkeit (Mt 24,42-44; Mk 13,33-37)»Habt aber auf euch selbst acht, daß eure Herzen nicht etwa durch Schlemmerei und Trunkenheit und Sorgen des Lebensd.h. Nahrungssorgen, Sorgen um das äußere Leben. beschwert werden und jener Tag euch unvermutet überfalle wie eine Schlinge; denn hereinbrechen wird er über alle Bewohner der ganzen Erde. Seid also allezeit wachsam und betet darum, daß ihr die Kraft empfanget, diesem allem, was da kommen soll, zu entrinnen und vor den Menschensohn hinzutreten!« 11. Abschluß des Berichts von dem Aufenthalt und dem öffentlichen Wirken Jesu in JerusalemTagsüber war Jesus im Tempel, wo er lehrte; an jedem Abend aber ging er (aus der Stadt) hinaus und übernachtete am sogenannten Ölberg; und das ganze Volk kam schon frühmorgens zu ihm, um ihm im Tempel zuzuhören.Vgl. die Anmerkung zu Joh 8,1-11. VI. Jesu Leidensgeschichte und die Auferstehungsberichte (Kap. 22-24)1. Mordanschlag der Führer des Volks (Mt 26,1-5; Mk 14,1-2)So kam denn das Fest der ungesäuerten Brote, das sogenannte Passah, heran; und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten Mittel und Wege, wie sie ihn beseitigen könnten; denn sie fürchteten sich vor dem Volke. 2. Verrat des Judas (Mt 26,14-16; Mk 14,10-11)Da fuhr der Satan in Judas, der den Beinamen Iskariot führte und zur Zahl der Zwölf gehörte: er ging hin und verabredete mit den Hohenpriestern und den Hauptleuten der Tempelwache, wie er ihnen Jesus in die Hände liefern wollte. Darüber freuten sie sich und kamen mit ihm überein, ihm Geld zu geben; er war einverstanden und suchte nun nach einer guten Gelegenheit, um ihnen Jesus hinter dem Rücken des Volkes in die Hände zu liefern. 3. Vorbereitung des Ostermahles (Mt 26,17-19; Mk 14,12-16)Als dann der Tag der ungesäuerten Brote gekommen war, an dem man das Passahlamm schlachten mußte, sandte er Petrus und Johannes ab mit der Weisung: »Geht hin und richtet uns das Passahmahl zu, damit wir es essen können!« Auf ihre Frage: »Wo sollen wir es zurichten?« antwortete er ihnen: »Gebt acht: sobald ihr in die Stadt hineinkommt, wird euch ein Mann begegnen, der einen Krug mit Wasser trägt; folgt ihm in das Haus, in das er hineingeht, und sagt dem Eigentümer des Hauses: ›Der Meister läßt dich fragen: Wo ist der Speisesaal, in welchem ich das Passahlamm mit meinen Jüngern essen kann?‹ Dann wird er euch ein geräumiges, mit Tischpolstern ausgestattetes Obergemach zeigen: dort richtet das Mahl zu!« Sie gingen hin und fanden es so, wie er ihnen gesagt hatte, und richteten das Passahmahl zu. 4. Jesu letztes Mahl im Jüngerkreise; Einsetzung des heiligen Abendmahls (Mt 26,20-29; Mk 14,17-25; Joh 13,21-30; 1.Kor 11,23-25)Als dann die Stunde gekommen war, setzte er sich zu Tisch und die Apostel mit ihm. Da sagte er zu ihnen: »Herzlich habe ich mich danach gesehnt, dieses Passahmahl vor meinem Leiden noch mit euch zu essen; denn ich sage euch: ich werde es nicht mehr essen, bis es im Reiche Gottes seine Vollendung findet.« Dann nahm er einen Becher,A.Ü.: ließ er sich den Kelch reichen. sprach das Dankgebet und sagte: »Nehmt diesen (Becher) und teilt ihn unter euch! Denn ich sage euch: Ich werde von nun an von dem Erzeugnis des Weinstocks nicht mehr trinken, bis das Reich Gottes kommt.« Dann nahm er Brot, sprach den Lobpreis (Gottes), brach das Brot und gab es ihnen mit den Worten: »Dies ist mein Leib [der für euch dahingegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis!« Ebenso tat er mit dem Becher nach dem Mahl und sagte: »Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird].Das Eingeklammerte fehlt in einigen Handschriften. Doch wisset wohl: Die Hand meines Verräters ist mit mir zusammen auf dem Tische. Denn der Menschensohn geht zwar dahin, wie es bestimmt ist; doch wehe dem Menschen, durch den er verraten wird!« Da fingen sie an, sich untereinander zu besprechen, wer von ihnen es wohl sein möchte, der dies tun würde. 5. Worte des Abschieds an die Jünger (Mt 20,25-28; 19,28; 26,31-35; Mk 10,42-45; 14,27-31)a) Jesus tadelt den Ehrgeiz der Jünger, erkennt aber ihr treues Ausharren bei ihm lohnverheißend anDa entstand auch noch ein Streit unter ihnen darüber, wer von ihnen als der Größte zu gelten habe. Er aber sagte zu ihnen: »Die Könige der Völker herrschen gewaltsam über sie, und ihre Machthaber lassen sich ›Wohltäter‹ nennen. Bei euch aber darf es nicht so sein, sondern der Größte unter euch muß wie der Jüngste sein und wer obenan sitzt, wie der Aufwartende. Denn wer ist der Größere: der zu Tische sitzt oder der dabei bedient? Doch wohl der zu Tische Sitzende. Ich aber bin in eurer Mitte wie der Aufwartende. Ihr aber seid es, die in meinen Anfechtungen bei mir ausgeharrt haben. So vermache ich euch denn die Königswürde, wie mein Vater sie mir vermacht hat: ihr sollt (dereinst) in meinem Reiche an meinem Tische essen und trinken und sollt auf Thronen sitzen, um die zwölf Stämme Israels zu richten.« b) Warnung an den selbstbewußten Petrus und Weissagung seiner Verleugnung»Simon, Simon! Wisse wohl: der Satan hat sich (von Gott) ausgebeten, Gewalt über euch zu erhalten, um euch zu sichten, wie man Weizen siebt; ich aber habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht ausgehe; und du, wenn du dich einst bekehrt hast, stärke deine Brüder!« Da antwortete ihm Petrus: »Herr, ich bin bereit, mit dir sowohl ins Gefängnis als auch in den Tod zu gehen!« Jesus aber entgegnete: »Ich sage dir, Petrus: Der Hahn wird heute nicht krähen, bis du dreimal geleugnet hast, mich zu kennen!« c) Hinweis auf die von den Jüngern bisher in Sicherheit durchlebte Zeit und auf die ernste und schwere ZukunftDann fuhr er fort: »Als ich euch ohne Geldbeutel, ohne Ranzen und Schuhe aussandte, habt ihr da Mangel an irgend etwas gelitten?« Sie antworteten: »Nein, an nichts!« Er fuhr fort: »Jetzt aber – wer einen Beutel (mit Geld) hat, der nehme ihn mit sich, ebenso auch einen Ranzen, und wer nichts (derartiges) hat, verkaufe seinen Mantel und kaufe sich ein Schwert!Wahrscheinlich ist zu lesen: Und wer kein Schwert hat, verkaufe seinen Mantel und kaufe sich eins. Denn ich sage euch: Folgendes Schriftwort muß sich an mir erfüllen: ›Er ist unter die Gesetzlosen gerechnet worden‹; denn in der Tat: das mir bestimmte Geschick kommt jetzt zum Abschluß.« Da sagten sie: »Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter!« Er antwortete ihnen: »Das genügt.«A.Ü.: Genug davon! (oder: Es ist gut so). 6. Jesu Seelenkampf und Gebet am Ölberg (Mt 26,30.36-46; Mk 14,26.32-42)Er ging dann (aus der Stadt) hinaus und begab sich nach seiner Gewohnheit an den Ölberg; es begleiteten ihn auch seine Jünger. Als er an Ort und Stelle angelangt war, sagte er zu ihnen: »Betet darum, daß ihr nicht in Versuchung geratet!« Darauf entfernte er sich etwa einen Steinwurf weit von ihnen, kniete nieder und betete mit den Worten: »Vater, wenn du willst, so laß diesen Kelch an mir vorübergehen! Doch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe!« Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Und als er in angstvollen Seelenkampf geraten war, betete er noch inbrünstiger; und sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die zur Erde niederfielen.Die Verse 43-44 fehlen in manchen Handschriften. Nach dem Gebet stand er auf, und als er zu seinen Jüngern kam, fand er sie vor Traurigkeit eingeschlafen und sagte zu ihnen: »Was schlaft ihr? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet!« 7. Gefangennahme Jesu (Mt 26,47-56; Mk 14,43-52; Joh 18,2-12)Während er noch (zu ihnen) redete, erschien plötzlich eine Volksschar, und der mit dem Namen Judas, einer von den Zwölfen, ging an ihrer Spitze und trat auf Jesus zu, um ihn zu küssen. Jesus aber sagte zu ihm: »Judas, mit einem Kuß verrätst du den Menschensohn?« Als nun die Begleiter Jesu sahen, was da kommen würde, sagten sie: »Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen?«, und einer von ihnen schlug (wirklich) nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab. Jesus aber antwortete: »Laßt ab! Bis hierher und nicht weiter!« Dann rührte er das Ohr an und heilte ihn. Zu den Hohenpriestern aber und den Hauptleuten der Tempelwache und den Ältesten, die gegen ihn hergekommen waren, sagte Jesus: »Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knütteln ausgezogen. Während ich täglich bei euch im Tempel war, habt ihr die Hände nicht gegen mich ausgestreckt. Aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis!« 8. Verleugnung und Reue des Petrus (Mt 26,57-58.69-75; Mk 14,53-54.66-72; Joh 18,12-18.25-27)Als sie ihn dann festgenommen hatten, führten sie ihn ab und brachten ihn in das Haus des Hohenpriesters; Petrus aber folgte von weitem. Als sie dann mitten im Hof ein Feuer angezündet und sich zusammengesetzt hatten, nahm auch Petrus mitten unter ihnen Platz. Da sah ihn eine Magd am Feuer sitzen; sie blickte ihn scharf an und sagte: »Dieser ist auch bei ihm gewesen.« Petrus aber leugnete mit den Worten: »Weib, ich kenne ihn nicht!« Nach einer kleinen Weile bemerkte ihn ein anderer und sagte: »Du gehörst auch zu ihnen!« Petrus aber entgegnete: »Mensch, ich nicht!« Nach Verlauf von etwa einer Stunde versicherte ein anderer bestimmt: »Wahrhaftig, dieser ist auch mit ihm zusammen gewesen, er ist ja auch ein Galiläer!« Da entgegnete Petrus: »Mensch, ich verstehe nicht, was du sagst!«; und unmittelbar darauf, während er noch redete, krähte der Hahn. Da wandte der Herr sich um und blickte Petrus an; und Petrus dachte an das Wort des Herrn, wie er zu ihm gesagt hatte: »Ehe noch der Hahn heute kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.« Und er ging hinaus und weinte bitterlich. 9. Verspottung und Mißhandlung Jesu; Verhör vor dem Hohen Rat (Mt 26,59-68; Mk 14,53-65; Joh 18,13-14.19-24)Die Männer aber, die Jesus zu bewachen hatten, trieben ihren Spott mit ihm und schlugen ihn; sie verhüllten ihm das Gesicht und richteten dann die Frage an ihn: »Weissage uns: Wer ist’s, der dich (eben) geschlagen hat?« Auch noch viele andere Schmähungen stießen sie gegen ihn aus. Als es dann Tag geworden war, versammelte sich der Rat der Ältesten des Volkes, Hohepriester und Schriftgelehrte; sie ließen ihn in ihre Versammlung führen und sagten: »Wenn du Christus bist, so sage es uns!« Doch er erwiderte ihnen: »Wenn ich es euch sage, werdet ihr es mir doch nicht glauben, und wenn ich Fragen an euch richte, werdet ihr mir keine Antwort geben. Aber von nun an wird der Menschensohn zur Rechten der Macht Gottes sitzen!« Da sagten sie alle: »So bist du also der Sohn Gottes?« Er antwortete ihnen: »Ja, ihr selbst sagt es: ich bin’s.« Da erklärten sie: »Wozu haben wir noch weitere Zeugenaussagen nötig? Wir haben es ja selbst aus seinem Munde gehört!« 10. Jesus vor Pilatus und Herodes; seine Verurteilung durch Pilatus (Mt 27,2.11-31; Mk 15,1-20; Joh 18,28-19,16)a) Die Anklage der Juden und das Verhör Jesu vor PilatusNun erhob sich ihre ganze Versammlung, und sie führten ihn dem Pilatus vor. Dort erhoben sie folgende Anklagen gegen ihn: »Wir haben festgestellt, daß dieser Mensch unser Volk aufwiegelt und es davon abhalten will, dem Kaiser Steuern zu entrichten, und daß er behauptet, er sei Christus, ein König.« Pilatus fragte ihn nun: »Bist du der König der Juden?«, und Jesus antwortete ihm: »Ja, ich bin es!« Da sagte Pilatus zu den Hohenpriestern und der Volksmenge: »Ich finde keine Schuld an diesem Manne.« Sie aber versicherten immer heftiger: »Er wiegelt das Volk auf, indem er seine Lehre im ganzen jüdischen Lande verbreitet: in Galiläa hat er damit begonnen und bis hierher es fortgesetzt!« Als Pilatus das hörte, fragte er, ob der Mann ein Galiläer wäre; und als er vernahm, daß er aus dem Machtbereich des Herodes sei, sandte er ihn dem Herodes zu, der in diesen Tagen ebenfalls in Jerusalem weilte. b) Jesus vor HerodesHerodes aber war sehr erfreut darüber, Jesus zu sehen; denn er hätte ihn längst gern gesehen, weil er viel über ihn gehört hatte; er hoffte auch, ein Wunderzeichen von ihm vollführt zu sehen. So richtete er denn mancherlei Fragen an ihn, doch Jesus gab ihm keinerlei Antwort; die Hohenpriester und Schriftgelehrten aber standen dabei und verklagten ihn leidenschaftlich. Da behandelte ihn denn Herodes samt den Herren seines Gefolges mit Verachtung und Hohn und sandte ihn, nachdem er ihm ein Prachtgewand hatte anlegen lassen, zu Pilatus zurück. An diesem Tage wurden Herodes und Pilatus miteinander befreundet, während sie vordem in Feindschaft gegeneinander gestanden hatten. c) Jesus wieder vor PilatusPilatus ließ nun die Hohenpriester und die Mitglieder des Hohen Rates und das Volk zusammenrufen und sagte zu ihnen: »Ihr habt mir diesen Mann als einen Volksverführer vorgeführt. Nun, ihr seht, ich habe ihn in eurem Beisein verhört, habe aber an ihm durchaus nicht die Schuld gefunden, deren ihr ihn anklagt. Ebensowenig auch Herodes, denn er hat ihn an uns zurückverwiesen. Ihr seht also: nichts, was die Todesstrafe verdient, ist von ihm begangen worden. Darum will ich ihn geißeln lassen und dann freigeben.« Jesus und Barabbas; die Verurteilung (Mt 27,15-26; Mk 15,6-15; Joh 18,39-40)[Er war aber verpflichtet, ihnen an jedem Fest einen (Gefangenen) freizugeben.] Da schrien sie aber allesamt: »Hinweg mit diesem! Gib uns dagegen Barabbas frei!« – dieser saß nämlich wegen eines Aufruhrs, der in der Stadt vorgekommen war, und wegen Mordes im Gefängnis. Da redete Pilatus zum zweitenmal auf sie ein, weil er Jesus gern freigeben wollte; sie aber riefen ihm dagegen zu: »Kreuzige, kreuzige ihn!« Zum drittenmal fragte er sie dann: »Was hat denn dieser Mann Böses getan? Ich habe keine todeswürdige Schuld an ihm gefunden! Ich will ihn also geißeln lassen und dann freigeben.« Sie aber bestürmten ihn mit lautem Geschrei und verlangten seine Kreuzigung; und ihr Geschrei drang durch. So fällte denn Pilatus das Urteil, ihr Verlangen solle erfüllt werden. Er gab also den Mann frei, der wegen Aufruhrs und Mordes ins Gefängnis geworfen worden war, wie sie es verlangten; Jesus dagegen gab er ihrem Willen preis. 11. Jesu Todesweg nach Golgatha und seine Worte an die klagenden Frauen von Jerusalem; seine Kreuzigung und sein Tod (Mt 27,31-56; Mk 15,20-41; Joh 19,16-30)Als sie ihn dann (zur Richtstätte) abführten, griffen sie einen gewissen Simon aus Cyrene auf, der vom Felde heimkam, und bürdeten ihm das Kreuz auf, damit er es Jesu nachtrüge. Es folgte ihm aber eine große Volksmenge, auch viele Frauen, die um ihn wehklagten und weinten. Da wandte Jesus sich zu ihnen um und sagte: »Ihr Töchter Jerusalems, weint nicht über mich, weint vielmehr über euch selbst und über eure Kinder! Denn wisset wohl: es kommen Tage, an denen man sagen wird: ›Glücklich zu preisen sind die Unfruchtbaren und die Frauen, die nicht Mutter geworden sind und die kein Kind an der Brust genährt haben!‹W.: die Leiber, die nicht geboren, und die Brüste, die nicht gesäugt haben. Dann wird man anfangen, den Bergen zuzurufen: ›Fallet auf uns!‹ und den Hügeln: ›Bedecket uns!‹ Denn wenn man dies am grünen Holze tut, was wird da erst am dürren geschehen?«Sinn: Wenn schon über den Unschuldigen solches Leid kommt, so muß über den Schuldigen noch viel Schwereres hereinbrechen (vgl. Spr 11,31). Es wurden aber außerdem noch zwei Verbrecher mit ihm zur Hinrichtung abgeführt. Als sie nun an den Platz gekommen waren, der ›Schädel(stätte)‹ heißt, kreuzigten sie dort ihn und die beiden Verbrecher, den einen zu seiner Rechten, den anderen zu seiner Linken. Jesus aber sprach: »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!« Darauf verteilten sie seine Kleidungsstücke unter sich, indem sie das Los darüber warfen; und das Volk stand dabei und sah zu. Es verhöhnten (ihn) aber auch die Mitglieder des Hohen Rates mit den Worten: »Anderen hat er geholfen; so helfe er nun sich selbst, wenn er wirklich Christus, der Gesalbte Gottes, ist, der Auserwählte!« Auch die Soldaten verspotteten ihn: sie traten hinzu, reichten ihm EssigWeinessig oder: saurer Wein, das übliche Soldatengetränk. und sagten: »Bist du der König der Juden, so hilf dir selbst!« Über ihm war aber auch eine Inschrift angebracht [in griechischer, lateinischer und hebräischer Schrift]: »Dies ist der König der Juden.« Jesus und die beiden SchächerEiner aber von den Verbrechern, die da gehenkt waren, schmähte ihn mit den Worten: »Du willst Christus sein? So hilf dir doch selbst und uns!« Da antwortete ihm der andere mit lautem Vorwurf: »Hast du denn nicht einmal Furcht vor Gott, da dich doch derselbe Urteilsspruch getroffen hat? Und zwar uns beide mit Recht, denn wir empfangen den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan!« Dann fuhr er fort: »Jesus, denke an mich, wenn du in deine Königsherrschaft kommst!« Da sagte Jesus zu ihm: »Wahrlich ich sage dir: Heute (noch) wirst du mit mir im Paradiese sein!«Abzulehnen ist die Übersetzung: »Wahrlich ich sage dir (schon) heute: Du wirst mit mir im Paradiese sein.« Diese Übersetzung verkennt völlig, was mit dem Paradies gemeint ist, nämlich der Ort, an dem die Gerechten der Vollendung des Reiches Gottes entgegenharren. Jesu Sterben; die Wunderzeichen bei seinem Tode (Mt 27,45-56; Mk 15,33-41; Joh 19,28-30)Es war nunmehr um die sechste Stunde: da kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde,d.h. 3 Uhr nachmittags. indem die Sonne ihren Schein verlor; und der Vorhang im Tempel riß mitten entzwei. Da rief Jesus mit lauter Stimme die Worte aus: »Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!«, und nach diesen Worten verschied er. Als nun der Hauptmann sah, was geschehen war, pries er Gott und sagte: »Dieser Mann ist wirklich ein Gerechter gewesen!« Und die ganze Volksmenge, die zu diesem Schauspiel zusammengekommen war und alles sah, was sich zugetragen hatte, schlug sich an die Brust und kehrte heim. Alle seine Bekannten aber standen von ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren und dies alles mit ansahen. 12. Die Grablegung Jesu (Mt 27,57-61; Mk 15,42-47; Joh 19,38-42)Und siehe, ein Mann namens Joseph, der ein Mitglied des Hohen Rates war, ein guter und gerechter Mann – er war mit ihrem Beschluß und ihrer Handlungsweise nicht einverstanden gewesen – aus der jüdischen Stadt Arimathäa, der auf das Reich Gottes wartete: dieser ging zu Pilatus und bat ihn um den Leichnam Jesu. Dann nahm er ihn (vom Kreuz) herab, wickelte ihn in feine Leinwand und legte ihn in ein Grab, das in den Felsen gehauen und in welchem bisher noch niemand beigesetzt worden war. Es war aber der Rüsttag, und der Sabbat wollte anbrechen. Die Frauen aber, die ihn aus Galiläa begleitet hatten, waren mitgegangen und hatten sich das Grab und die Beisetzung seines Leichnams angesehen. Nachdem sie hierauf (in die Stadt) zurückgekehrt waren, besorgten sie wohlriechende Stoffe und Salben und brachten dann den Sabbat nach der Vorschrift des Gesetzes in der Stille zu. 13. Entdeckung des leeren Grabes am Ostermorgen; die Offenbarung an die Frauen (Mt 28,1-10; Mk 16,1-8; Joh 20,1-18)Am ersten Tage nach dem Sabbat (oder: am ersten Tage der Woche) aber kamen sie beim Morgengrauen zum Grabe mit den wohlriechenden Stoffen, die sie zubereitet hatten. Da fanden sie den Stein vom Grabe weggewälzt, doch als sie hineingetreten waren, fanden sie den Leichnam des Herrn Jesus nicht. Während sie nun hierüber ratlos waren, standen plötzlich zwei Männer in strahlenden Gewändern bei ihnen; und als sie in Furcht gerieten und den Blick zu Boden schlugen, sagten diese zu ihnen: »Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht (mehr) hier, sondern ist auferweckt worden. Denkt daran, wie er zu euch geredet hat, als er noch in Galiläa war, und aussagte, der Menschensohn müsse in die Hände sündiger Menschen ausgeliefert und ans Kreuz geschlagen werden und am dritten Tage auferstehen.« Da erinnerten sie sich seiner Worte, kehrten vom Grabe zurück und berichteten dies alles den elf (Jüngern) und allen übrigen. Es waren dies aber Maria von Magdala und Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus, und die anderen Frauen mit ihnen, die den Aposteln dies berichteten; doch diese Mitteilungen erschienen ihnen als leeres Gerede, und sie schenkten ihnen keinen Glauben. Petrus aber machte sich auf und eilte zum Grabe, und als er sich hineinbückte, sah er nur die Leintücher daliegen; so kehrte er denn nach Hause zurück, voll Verwunderung über das Geschehene. 14. Die Emmausjünger (Mk 16,12-13)Und siehe, zwei von ihnen waren an demselben Tage auf der Wanderung nach einem Dorf begriffen, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt lag und Emmaus hieß. Sie unterhielten sich miteinander über alle diese Begebenheiten. Während sie sich nun so unterhielten und sich gegeneinander aussprachen, kam Jesus selbst hinzu und schloß sich ihnen auf der Wanderung an; ihre Augen jedoch wurden gehalten, so daß sie ihn nicht erkannten. Er fragte sie nun: »Was sind das für Gespräche, die ihr da auf eurer Wanderung miteinander führt?« Da blieben sie betrübten Angesichts stehen. Der eine aber von ihnen, namens Kleopas, erwiderte ihm: »Du bist wohl der einzige, der sich in Jerusalem aufhält und nichts von dem erfahren hat, was in diesen Tagen dort geschehen ist?« Er fragte sie: »Was denn?« Sie antworteten ihm: »Das, was mit Jesus von Nazareth geschehen ist, der ein Prophet war, gewaltig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk. Ihn haben unsere Hohenpriester und der Hohe Rat zur Todesstrafe ausgeliefert und ans Kreuz gebracht. Wir aber hatten gehofft, daß er es sei, der Israel erlösen würde; aber nun ist bei dem allem heute schon der dritte Tag, seit dies geschehen ist. Dazu haben uns aber auch noch einige Frauen, die zu uns gehören, in Bestürzung versetzt: sie sind heute in der Frühe am Grabe gewesen und haben, als sie seinen Leichnam nicht gefunden hatten, nach ihrer Rückkehr erzählt, sie hätten auch noch eine Erscheinung von Engeln gesehen, und diese hätten gesagt, daß er lebe. Da sind denn einige der Unseren zum Grabe hingegangen und haben es so gefunden, wie die Frauen berichtet hatten, ihn selbst aber haben sie nicht gesehen.« Da sagte er zu ihnen: »O ihr Gedankenlosen, wie ist doch euer Herz so träge, um an alles das zu glauben, was die Propheten verkündigt haben! Mußte denn Christus dies nicht leiden und dann in seine Herrlichkeit eingehen?« Darauf fing er bei Mose und allen Propheten an und legte ihnen alle Schriftstellen aus, die sich auf ihn bezogen. So kamen sie in die Nähe des Dorfes, wohin die Wanderung ging, und er tat so, als wollte er weiterwandern. Da nötigten sie ihn mit den Worten: »Bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich schon geneigt!« So trat er denn ein, um bei ihnen zu bleiben. Als er sich hierauf mit ihnen zu Tisch gesetzt hatte, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis (Gottes), brach das Brot und gab es ihnen: da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn; doch er entschwand ihren Blicken. Da sagten sie zueinander: »Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriftstellen erschloß?« Und sie machten sich noch in derselben Stunde auf, kehrten nach Jerusalem zurück und fanden dort die Elf nebst ihren Genossen versammelt; diese teilten ihnen mit: »Der Herr ist wirklich auferweckt worden und ist dem Simon erschienen!« Da erzählten auch sie, was sich unterwegs zugetragen hatte und wie er von ihnen am Brechen des Brotes erkannt worden war. 15. Erscheinung Jesu im Jüngerkreise am Ostersonntagabend; sein Missionsbefehl und Abschied von den Jüngern (Joh 20,19-23; Mk 16,14-18)Während sie hierüber noch sprachen, trat Jesus selbst mitten unter sie mit den Worten: »Friede sei mit euch!« Da gerieten sie in Angst und Furcht und meinten, einen Geist zu sehen. Doch er sagte zu ihnen: »Was seid ihr so bestürzt, und warum steigen Zweifel in euren Herzen auf? Seht meine Hände und meine Füße an, daß ich es leibhaftig bin! Betastet mich und beschaut mich; ein Geist hat ja doch kein Fleisch und keine Knochen, wie ihr solche an mir wahrnehmt.« Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße. Als sie aber vor Freude immer noch ungläubig und voll Verwunderung waren, fragte er sie: »Habt ihr hier nicht etwas zu essen?« Da reichten sie ihm ein Stück von einem gebratenen Fisch; das nahm er und aß es vor ihren Augen. Dann sagte er zu ihnen: »Dies besagen meine Worte, die ich zu euch gesprochen habe, als ich noch bei euch war: es müsse alles in Erfüllung gehen, was im mosaischen Gesetz, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht.« Hierauf erschloß er ihnen den Sinn für das Verständnis der Schriften und sagte zu ihnen: »So steht geschrieben: Christus muß leiden und am dritten Tage von den Toten auferstehen, und auf Grund seines Namens muß Buße zur Vergebung der Sünden bei allen Völkern gepredigt werden, zuerst aber in Jerusalem. Ihr seid die Zeugen hierfür.A.Ü.: mit Jerusalem beginnend, sollt ihr als Zeugen hierfür auftreten! Und wisset wohl: Ich sende das Verheißungsgut meines Vaters auf euch herab; ihr aber bleibt hier in der Stadt, bis ihr mit Kraft aus der Höhe ausgerüstet worden seid!« Jesu Himmelfahrt (vgl. Apg 1,9-11; Mk 16,19)Hierauf führte er sie (aus der Stadt) hinaus bis in die Nähe von Bethanien, erhob dann seine Hände und segnete sie; und es begab sich: während er sie segnete, schied er von ihnen und wurde in den Himmel emporgehoben. 16. Schluß des EvangeliumsUnd sie warfen sich anbetend vor ihm nieder und kehrten hocherfreut nach Jerusalem zurück und hielten sich beständig im Tempel auf und priesen Gott. Vorwort: Jesus als das menschgewordene ›Wort‹ (1,1-18)a) Wesen, Wirken und Bedeutung des uranfänglichen ›Wortes‹Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott,d.h. in der Gemeinschaft mit Gott; W.: hingewandt zu Gott. – Der Ausdruck »das Wort« (griech. der Logos) bezeichnet hier (wie auch 1,14 u. Offb 19,13 und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott.siehe Anmerkung zu Vers 1. Alle Dinge sind durch dieses (Wort) geworden, und ohne dieses ist nichts geworden (von allem), was geworden ist. In ihm war Leben,A.Ü.: und ohne dieses ist auch nicht eins geworden. Was geworden ist, das war Leben in ihm … und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, doch die Finsternis hat es nicht ergriffen.A.Ü.: und die Finsternis hat es nicht überwältigt (oder: unterdrücken können). b) Verhalten der Welt zu dem menschgewordenen ›Wort‹Es trat ein Mann auf, von Gott gesandt, sein Name war Johannes; dieser kam, um Zeugnis abzulegen, Zeugnis von dem Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kämen. Er war nicht selbst das Licht, sondern Zeugnis sollte er von dem Licht ablegen. Das Licht war da, das wahre, das jeden Menschen erleuchtet, es kam gerade in die Welt;A.Ü.: das wahre Licht war (schon) da, das jeglichen Menschen erleuchtet, der in die Welt kommt. es war in der Welt, und die Welt war durch ihn (der das Licht war) geschaffen worden, doch die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in das Seine, doch die Seinen nahmen ihn nicht auf; allen aber, die ihn annahmen, verlieh er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, nämlich denen, die an seinen Namen glauben, die nicht durch Geblüt oder durch den Naturtrieb des Fleisches, auch nicht durch den Willen eines Mannes, sondern aus Gott gezeugt sind. c) Das ›Wort‹ offenbart seine Herrlichkeit in Menschengestalt, wird vom Täufer angekündigt und bringt Gottes Gnade und WahrheitUnd das Wort wurde Fleisch und nahm seine Wohnung unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, eine Herrlichkeit, wie sie dem eingeborenen Sohne vom Vater verliehen wird; eine mit Gnade und Wahrheit erfüllte. Johannes legt Zeugnis von ihm ab und hat laut verkündet: »Dieser war es, von dem ich gesagt habe: ›Der nach mir kommt, ist (schon) vor mir gewesen,oder: ist mir vorangegangen (oder: ist mir voraus). denn er war eher als ich.‹« Aus seiner Fülle haben wir ja alle empfangen, und zwar Gnade über Gnade. Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben worden, aber die Gnade und die Wahrheit sind durch Jesus Christus geworden. Niemand hat Gott jemals gesehen: der eingeborene Sohn, der an des Vaters Brust liegt, der hat Kunde (von ihm) gebracht. I. Einführung Jesu in die Welt (1,19-51)1. Der Vorläufer; Zeugnis Johannes des Täufers von sich selbst und von Jesusa) Des Täufers Zeugnis über sich selbst vor den Gesandten des Hohen RatesDies ist nun das Zeugnis des Johannes, als die Juden aus Jerusalem Priester und Leviten zu ihm sandten, die ihn fragen sollten, wer er sei. Da bekannte er unverhohlen und erklärte offen: »Ich bin nicht Christus.« Sie fragten ihn weiter: »Was denn? Bist du Elia?« Er sagte: »Nein, ich bin es nicht.« »Bist du der Prophet?« Er antwortete: »Nein.« Da sagten sie zu ihm: »Wer bist du denn? Wir müssen doch denen, die uns gesandt haben, eine Antwort bringen! Wofür gibst du selbst dich aus?« Da antwortete er: »Ich bin die Stimme dessen, der in der Wüste ruft: ›Ebnet dem Herrn den Weg!‹, wie der Prophet Jesaja geboten hat.« Die Gesandten aber gehörten zu den Pharisäern und fragten ihn weiter: »Warum taufst du denn, wenn du weder Christus noch Elia, noch der Prophet bist?« Da antwortete Johannes ihnen: »Ich taufe nur mit Wasser; aber mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt, der nach mir kommt und für den ich nicht gut genug bin, ihm den Riemen seines Schuhwerks aufzubinden.« Dies ist in BethanienA.L.: in Bethabara. geschehen jenseits des Jordans, wo Johannes sich aufhielt und taufte. b) Des Täufers Zeugnis über Jesus vor seinen JüngernAm folgenden Tage sah er Jesus auf sich zukommen; da sagte er: »Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt! Dieser ist’s, von dem ich gesagt habe: ›Nach mir kommt ein Mann, der (schon) vor mir gewesen ist; denn er war eher da als ich.‹ Ich selbst kannte ihn nicht; aber damit er Israel offenbart würde, deshalb bin ich gekommen, ich mit meiner Wassertaufe.« Weiter legte Johannes Zeugnis ab mit den Worten: »Ich habe gesehen, daß der Geist wie eine Taube aus dem Himmel herabschwebte und auf ihm blieb; und ich selbst kannte ihn nicht, aber der, welcher mich gesandt hat, um mit Wasser zu taufen, der hat zu mir gesagt: ›Auf welchen du den Geist herabschweben und auf ihm bleiben siehst, der ist’s, der mit heiligem Geiste tauft.‹ Nun habe ich selbst es auch gesehen und bezeugt, daß dieser der Sohn Gottes ist.« 2. Selbstoffenbarung Jesu vor seinen ersten fünf JüngernAm folgenden Tage stand Johannes wieder da mit zweien seiner Jünger, und indem er den Blick auf Jesus richtete, der dort umherging, sagte er: »Seht, das Lamm Gottes!« Als die beiden Jünger ihn das sagen hörten, gingen sie hinter Jesus her; dieser wandte sich um, und als er sie hinter sich herkommen sah, fragte er sie: »Was sucht ihr?« Sie antworteten ihm: »Rabbi« – das heißt übersetzt ›Meister‹ –, »wo hast du deine Herberge?« Er antwortete ihnen: »Kommt mit, so werdet ihr es sehen!« Sie gingen also mit und sahen, wo er seine Herberge hatte, und blieben jenen ganzen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde.3-4 Uhr nachmittags nach jüdischer Stundenzählung (vgl. 11,9; 4,6.52), aber 9-10 Uhr morgens nach römischer Zeitrechnung (vgl. 19,14). Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den beiden, die es von Johannes gehört hatten und hinter Jesus hergegangen waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder SimonDamit ist angedeutet, daß der andere Jünger, nämlich der Evangelist Johannes, dann auch seinen Bruder Jakobus gefunden hat. – Statt »als erster« lautet übrigens eine andere Lesart »am (folgenden) Morgen«. und sagte zu ihm: »Wir haben den Messias« – das heißt übersetzt ›den Gesalbten‹ – »gefunden.« Er führte ihn dann zu Jesus; dieser blickte ihn an und sagte: »Du bist Simon, der Sohn des Johannes; du sollst Kephas – das heißt übersetzt ›Fels‹ – heißen.« Am folgenden Tage wollte Jesus nach Galiläa aufbrechen; da traf er Philippus und sagte zu ihm: »Folge mir nach!« Philippus stammte aber aus Bethsaida, dem Heimatort des Andreas und des Petrus. Philippus traf (darauf) den Nathanael und berichtete ihm: »Wir haben den gefunden, von welchem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, den Sohn Josephs, aus Nazareth.« Da sagte Nathanael zu ihm: »Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?« Philippus erwiderte ihm: »Komm mit uns sieh!« Als Jesus den Nathanael auf sich zukommen sah, sagte er von ihm: »Siehe da, in Wahrheit ein Israelit, in dem kein Falsch ist!« Nathanael fragte ihn: »Woher kennst du mich?« Jesus antwortete ihm mit den Worten: »Noch ehe Philippus dich rief, als du unter dem Feigenbaum warst, habe ich dich gesehen.« Da antwortete ihm Nathanael: »Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel!« Jesus gab ihm zur Antwort: »Du glaubst (an mich), weil ich dir gesagt habe, daß ich dich unter dem Feigenbaum gesehen habe? Du wirst noch Größeres als dies zu sehen bekommen.« Dann fuhr er fort: »Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes über dem Menschensohn hinauf- und herabsteigen sehen.« II. Jesus offenbart seine göttliche Herrlichkeit vor der Welt (Kap. 2-12)1. Jesu erstes Wunderzeichen auf der Hochzeit zu KanaAm dritten Tage darauf fand zu KanaOrtschaft in der Nähe von Nazareth. in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu nahm daran teil; aber auch Jesus wurde mit seinen Jüngern zu der Hochzeit eingeladen. Als es nun an Wein mangelte, sagte die Mutter Jesu zu ihm: »Sie haben keinen Wein (mehr)!« Jesus antwortete ihr: »Was kümmern dich meine Angelegenheiten, Frau?Jesu Antwort hat den Sinn: Das ist nicht deine Sache; überlaß das mir! Mildere Fassung: Wozu mahnst du mich? oder: Was drängst du mich? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.« Seine Mutter sagte dann zu den Aufwärtern: »Was er euch etwa sagt, das tut.« Nun waren dort sechs steinerne Wassergefäße aufgestellt, wie es die Sitte der jüdischen Reinigung erforderte; jedes von ihnen faßte zwei bis drei große Eimer.Ein Eimer = ungefähr 40 Liter. Da sagte Jesus zu den Aufwärtern: »Füllt die Gefäße mit Wasser!« Sie füllten sie darauf bis oben hin. Dann sagte er zu ihnen: »Schöpft nun davon und bringt es dem Speisemeister!« Sie brachten es hin. Als aber der Speisemeister das zu Wein gewordene Wasser gekostet hatte, ohne zu wissen, woher es gekommen war – die Aufwärter aber, die das Wasser geschöpft hatten, wußten es –, ließ der Speisemeister den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: »Jedermann setzt doch (seinen Gästen) zuerst den guten Wein vor und, wenn sie trunken geworden sind, dann den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten.« Hiermit machte Jesus den Anfang seiner Zeichen zu Kana in Galiläa; er offenbarte dadurch seine (göttliche) Herrlichkeit, und seine Jünger lernten an ihn glauben. 2. Jesus zum erstenmal in Jerusalem am Passahfesta) Jesus in Kapernaum; seine Reise nach Jerusalem; die Reinigung des Tempels (vgl. Mt 21,12-17; Mk 11,15-18; Lk 19,45-48)Hierauf zog er nach Kapernaum hinab, er, seine Mutter, seine Brüder und seine Jünger; sie blieben dort aber nur wenige Tage; denn weil das Passah der Juden nahe bevorstand, zog Jesus nach Jerusalem hinauf. Er fand dort im Tempel die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler sitzen. Da flocht er sich eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle samt ihren Schafen und Rindern aus dem Tempel hinaus, verschüttete den Wechslern das Geld und stieß ihnen die Tische um und rief den Taubenhändlern zu: »Schafft das weg von hier, macht das Haus meines Vaters nicht zu einem Kaufhaus!« Da dachten seine Jünger an das Schriftwort: »Der Eifer um dein Haus wird mich verzehren.« Nun richteten die Juden die Frage an ihn: »Welches Wunderzeichen läßt du uns sehen (zum Beweis dafür), daß du so vorgehen darfst?« Jesus antwortete ihnen mit den Worten: »Brecht diesen Tempel ab, so werde ich ihn in drei Tagen wieder erstehen lassen!« Da sagten die Juden: »Sechsundvierzig Jahre lang hat man an diesem Tempel gebaut,Herodes d. Gr. hatte den alten Tempel seit 20 v.Chr. abbrechen und neu errichten lassen; man baute zur Zeit Jesu immer noch an den Außenwerken; der Tempel wurde erst 64 n.Chr., also wenige Jahre vor seiner Zerstörung, ganz vollendet. Die Unterredung erfolgte demnach an Ostern des Jahres 27 n.Chr. und du willst ihn in drei Tagen wieder erstehen lassen?« Jesus hatte aber den Tempel seines eigenen Leibes gemeint. Als er nun (später) von den Toten auferweckt worden war, dachten seine Jünger an diese seine Worte und kamen zum Glauben an die Schrift und an den Ausspruch, den Jesus (damals) getan hatte. b) Jesus und Nikodemusa) Einführung: Das Wirken Jesu in Jerusalem inmitten des Unglaubens und Halbglaubens des VolkesWährend er sich nun am Passahfest in Jerusalem aufhielt, kamen viele zum Glauben an seinen Namen, weil sie die Wunderzeichen sahen, die er tat. Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an, weil er alle kannte und von niemand ein Zeugnis über irgendeinen Menschen nötig hatte; denn er erkannte von sich selbst aus, wie es innerlich mit jedem Menschen stand. b) Das Gespräch mit Nikodemus über die innerliche Grundlegung des Reiches Gottes (d.h. über die Wiedergeburt, den neuen Heilsweg und den rechten Glauben)Nun war da unter den Pharisäern ein Mann namens Nikodemus, ein Mitglied des Hohen Rates der Juden; dieser kam zu Jesus bei Nacht und sagte zu ihm: »Rabbi, wir wissen: du bist als Lehrer von Gott gekommen; denn niemand kann solche Wunderzeichen tun, wie du sie tust, wenn Gott nicht mit ihm ist.« Jesus gab ihm zur Antwort: »Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Wenn jemand nicht von oben her geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.« Nikodemus entgegnete ihm: »Wie kann jemand geboren werden, wenn er ein Greis ist? Kann er etwa zum zweitenmal in den Schoß seiner Mutter eingehen und geboren werden?« Jesus antwortete: »Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes eingehen. Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. Wundere dich nicht, daß ich zu dir gesagt habe: Ihr müßt von oben her geboren werden. Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er fährt. Ebenso verhält es sich auch mit jedem, der aus dem Geist geboren ist.« Nikodemus entgegnete ihm mit der Frage: »Wie ist das möglich?« Jesus gab ihm zur Antwort: »Du bist der Lehrer Israels und verstehst das nicht? Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und geben Zeugnis von dem, was wir gesehen haben, und doch nehmt ihr unser Zeugnis nicht an. Wenn ich von den irdischen Dingen zu euch geredet habe und ihr nicht glaubt: wie werdet ihr da glauben, wenn ich von den himmlischen Dingen zu euch rede? Und niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem einen, der aus dem Himmel herabgekommen ist, (nämlich) der Menschensohn, der im Himmel ist. Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muß auch der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die (an ihn) glauben, in ihm ewiges Leben haben. Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn hingegeben hat, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht dazu in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht (an ihn) glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes geglaubt hat. Darin besteht aber das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, die Menschen aber die Finsternis mehr geliebt haben als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Denn jeder, der Nichtiges treibt,der Schlechtes treibt (oder: Böses tut). haßt das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht bloßgestellt werden; wer aber die Wahrheit tut, der kommt zum Licht, damit seine Werke offenbar werden, denn sie sind in Gott getan.« 3. Jesus in Judäa und das letzte abschließende Zeugnis des Täufers (für die Gottessohnschaft Jesu)Hierauf begab sich Jesus mit seinen Jüngern in die Landschaft Judäa und blieb dort längere Zeit mit ihnen und taufte. Aber auch Johannes war (damals noch) als Täufer zu Änon in der Nähe von Salim tätig, weil es dort reichlich Wasser gab; und die Leute kamen dorthin und ließen sich taufen; Johannes war nämlich damals noch nicht ins Gefängnis geworfen. Da kam es denn zu einem Streite von seiten der Jünger des Johannes mit einem Juden über die Reinigung (durch die Taufe); und sie kamen zu Johannes und berichteten ihm: »Rabbi, der Mann, der jenseits des Jordans bei dir war und für den du mit deinem Zeugnis eingetreten bist, denke nur: der tauft (jetzt auch), und alle laufen ihm zu.« Da gab Johannes ihnen zur Antwort: »Kein Mensch kann sich etwas nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel her gegeben ist. Ihr selbst könnt mir bezeugen, daß ich gesagt habe: ›Ich bin nicht Christus, sondern bin nur als sein Vorläufer gesandt.‹ Wer die Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dabeisteht und ihm zuhört, freut sich von Herzen über den Jubelruf des Bräutigams. Diese meine Freude ist nun vollkommen geworden. Er muß wachsen, ich dagegen muß abnehmen. Er, der von oben her kommt, steht höher als alle anderen; wer von der Erde her stammt, der gehört zur Erde und redet von der Erde her. Er, der aus dem Himmel kommt, steht über allen anderen; er legt Zeugnis von dem ab, was er (im Himmel) gesehen und gehört hat, und doch nimmt niemand sein Zeugnis an. Wer sein Zeugnis angenommen hat, der hat damit besiegelt, daß Gott wahrhaftig ist. Denn der, den Gott gesandt hat, redet die Worte Gottes; denn Gott verleiht den Geist nicht nach einem Maß. Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben. Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohne ungehorsam bleibt, wird das Leben nicht zu sehen bekommen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihn gerichtet.« 4. Jesus in Samariena) Jesu Rückkehr aus Judäa; sein Gespräch mit der Samariterin am Jakobsbrunnen; seine SelbstoffenbarungAls nun der Herr erfuhr, den Pharisäern sei zu Ohren gekommen, daß Jesus mehr Jünger gewinne und taufe als Johannes – übrigens taufte Jesus nicht selbst, sondern nur seine Jünger –, verließ er Judäa und kehrte wieder nach Galiläa zurück; dabei mußte er aber seinen Weg durch Samaria nehmen. So kam er denn ins Gebiet einer samaritischen Stadt namens Sychar, die nahe bei dem Felde liegt, das Jakob einst seinem Sohne Joseph geschenkt hatte. Dort war aber der Jakobsbrunnen. Weil nun Jesus von der Wanderung ermüdet war, setzte er sich ohne weiteres am Brunnen nieder; es war ungefähr die sechste Stunde. Da kam eine samaritische Frau, um Wasser zu schöpfen. Jesus bat sie: »Gib mir zu trinken!« Seine Jünger waren nämlich in die Stadt weggegangen, um Lebensmittel zu kaufen. Da sagte die Samariterin zu ihm: »Wie kommst du dazu, da du doch ein Jude bist, von mir, einer Samariterin, einen Trunk zu erbitten?« – Die Juden haben nämlich mit den Samaritern keinen Verkehr. – Jesus gab ihr zur Antwort: »Wenn du die Gabe Gottes kenntest und wüßtest, wer der ist, der einen Trunk von dir wünscht, so würdest du ihn bitten, und er würde dir lebendiges WasserIm gewöhnlichen Sprachgebrauch = fließendes Quellwasser (vgl. 1.Mose 26,19). Jesus denkt aber dabei an Größeres. geben.« Da erwiderte ihm die Frau: »Herr, du hast ja kein Gefäß zum Schöpfen, und der Brunnen ist tief: woher willst du denn das lebendige Wasser nehmen? Du bist doch nicht mehr als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben hat? Und er selbst hat aus ihm getrunken samt seinen Söhnen und seinen Herden.« Jesus antwortete ihr: »Jeder, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, der wird in Ewigkeit nicht wieder Durst leiden, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Wasserquelle werden, die zu ewigem Leben sprudelt.«d.h. ewiges Leben verleiht. Die Frau antwortete ihm: »Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich nicht wieder durstig werde und nicht mehr hierher zu kommen brauche, um Wasser zu holen!« Da sagte Jesus zu ihr: »Geh hin, rufe deinen Mann und komm dann wieder hierher!« Die Frau antwortete: »Ich habe keinen Mann.« Jesus erwiderte ihr: »Du hast mit Recht gesagt: ›Ich habe keinen Mann‹; denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Ehemann; damit hast du die Wahrheit gesagt.« Die Frau entgegnete ihm: »Herr, ich sehe: du bist ein Prophet. Unsere Väter haben auf dem Berge dortGemeint ist der Berg Garizim. (Gott) angebetet, und ihr behauptet, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten müsse.« Jesus erwiderte ihr: »Glaube mir, Frau: die Stunde kommt, in der ihr weder auf dem Berge dort noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen; denn die Rettung ist aus den Juden.Die alttestamentliche Gottesoffenbarung führt aus der blinden Anbetung Gottes heraus, in der die Samariter noch befangen sind. Es kommt aber die Stunde, ja, sie ist jetzt schon da, in der die wahren Anbeter den Vater im Geist und in Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater will solche als seine Anbeter haben. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in Wahrheit anbeten.« Da sagte die Frau zu ihm: »Ich weiß, daß der Messias kommt, den man Christus nennt; wenn der kommt, wird er uns über alles Auskunft geben.« Jesus antwortete ihr: »Ich bin’s, der mit dir redet.« b) Jesus und die JüngerIn diesem Augenblick kamen seine Jünger und wunderten sich darüber, daß er mit einer Frau redete; doch fragte ihn keiner: »Was willst du (von ihr)?« oder: »Wozu redest du mit ihr?« Da ließ nun die Frau ihren Wasserkrug stehen, ging in die Stadt zurück und sagte zu den Leuten dort: »Kommt und seht einen Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe! Sollte dieser vielleicht Christus sein?« Da gingen sie aus der Stadt hinaus und begaben sich zu ihm. Inzwischen baten ihn seine Jünger: »Rabbi, iß!« Er antwortete ihnen aber: »Ich habe eine Speise zu essen, von der ihr nichts wißt.« Da sagten die Jünger zueinander: »Hat ihm denn jemand zu essen gebracht?« Jesus erwiderte ihnen: »Meine Speise ist die, daß ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollende. Sagt ihr nicht selbst: ›Es währt noch vier Monate, bis die Ernte kommt‹? Nun sage ich euch: Laßt eure Augen ausschauen und seht die Felder an: sie sind (schon jetzt) weiß zur Ernte. Nunmehr empfängt der Schnitter Lohn, und zwar dadurch, daß er Frucht sammelt zu ewigem Leben, damit beide sich gemeinsam freuen, der Sämann und der Schnitter.Genauer: der das Aussäen und das Einernten der Früchte Vollziehende. Denn in diesem Falle trifft das Sprichwort zu: ›Ein anderer ist’s, der da sät, und ein anderer, der da erntet.‹ Ich habe euch ausgesandt, um das zu ernten, wofür ihr nicht gearbeitet habt: andere haben die Arbeit geleistet, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten.« c) Jesus und die Samariter – Wunderglaube und ErfahrungsglaubeAus jener Stadt aber wurden viele von den Samaritern an ihn gläubig infolge der Versicherung der Frau: »Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe.« Als nun die Samariter zu ihm gekommen waren, baten sie ihn, er möchte bei ihnen bleiben; und er blieb auch zwei Tage dort. Da wurden noch viel mehr Leute infolge seiner Predigt gläubig und sagten zu der Frau: »Wir glauben jetzt nicht mehr infolge deiner Aussage; denn wir haben nunmehr selbst gehört und wissen, daß dieser wirklich der Retter der Welt ist.« 5. Jesus in Galiläa; Heilung des Sohnes eines königlichen (d.h. jüdischen) Beamten in Kapernaum (Glaubenswilligkeit und Gründung des Glaubens auf das Wort) (vgl. Mt 8,5-13; Lk 7,1-10)Nach Verlauf der beiden Tage aber zog Jesus von dort weiter nach Galiläa, wiewohl er selbst ausdrücklich erklärt hatte, daß ein Prophet in seiner eigenen Heimat keine Anerkennung finde. Doch als er nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer gastlich auf, weil sie alles gesehen hatten, was er in Jerusalem während des Festes getan hatte; denn sie waren gleichfalls auf dem Fest gewesen. So kam er denn wieder nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser in Wein verwandelt hatte. Es war aber in Kapernaum ein königlicher Beamter, dessen Sohn krank darniederlag. Als dieser hörte, daß Jesus aus Judäa nach Galiläa gekommen sei, begab er sich zu ihm und bat ihn, er möchte (nach Kapernaum) hinunterkommen und seinen Sohn heilen; denn dieser lag im Sterben. Da sagte Jesus zu ihm: »Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, glaubt ihr überhaupt nicht!« Der königliche Beamte entgegnete ihm: »Herr, komm doch hinab, ehe mein Kind stirbt!« Jesus antwortete ihm: »Gehe heim, dein Sohn lebt!« Der Mann glaubte der Versicherung, die Jesus ihm gegeben hatte, und machte sich auf den Heimweg, und schon während seiner Rückkehr kamen ihm seine Knechte mit der Meldung entgegen, daß sein Sohn lebe. Da erkundigte er sich bei ihnen nach der Stunde, in der sein Befinden sich gebessert habe. Sie antworteten ihm: »Gestern in der siebten Stunde12-1 Uhr nachmittags (vgl. 1,39). hat das Fieber ihn verlassen.« Nun erkannte der Vater, daß es in jener Stunde geschehen war, in der Jesus zu ihm gesagt hatte: »Dein Sohn lebt«; und er wurde gläubig mit seinem ganzen Hause. Dies ist das zweite Wunderzeichen, das Jesus wiederum (in Kana) nach seiner Rückkehr aus Judäa nach Galiläa getan hat. 6. Der erste große Kampf Jesu mit den ungläubigen Juden während seines zweiten Aufenthalts in Jerusalema) Heilung des Kranken am Teich Bethesda bei Jerusalem und SabbatstreitHierauf fand ein Fest der Juden statt, und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Nun liegt in Jerusalem am Schaftor ein Teich, der auf hebräisch Bethesdaoder Bethzatha (d.h. Haus der Barmherzigkeit). Das Schaftor (vgl. Neh 3,1.32) lag nordöstlich vom Tempelplatz. heißt und fünf Hallen hat. In diesen lagen Kranke in großer Zahl, Blinde, Lahme und Schwindsüchtige [die auf die Bewegung des Wassers warteten. Ein Engel des Herrn stieg nämlich von Zeit zu Zeit in den Teich hinab und setzte das Wasser in Bewegung. Wer dann nach der Bewegung des Wassers zuerst hineinstieg, der wurde gesund, gleichviel mit welchem Leiden er behaftet war]. Nun lag dort ein Mann, der schon achtunddreißig Jahre an seiner Krankheit gelitten hatte. Als Jesus diesen daliegen sah und erfuhr, daß er schon so lange Zeit als Kranker dort zugebracht hatte, fragte er ihn: »Willst du gesund werden?« Der Kranke antwortete ihm: »Ach, Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich schafft, wenn das Wasser in Bewegung gerät; während ich aber hingehe, steigt immer schon ein anderer vor mir hinab.« Jesus sagte zu ihm: »Steh auf, nimm dein Bett auf dich und bewege dich frei!« Da wurde der Mann sogleich gesund, nahm sein Bett auf sich und ging umher. Es war aber (gerade) Sabbat an jenem Tage. Daher sagten die Juden zu dem Geheilten: »Heute ist Sabbat; da darfst du das Bett nicht tragen!« Doch er antwortete ihnen: »Der Mann, der mich gesund gemacht hat, der hat zu mir gesagt: ›Nimm dein Bett auf dich und bewege dich frei!‹« Sie fragten ihn: »Wer ist der Mann, der zu dir gesagt hat: ›Nimm es auf dich und gehe umher!‹?« Der Geheilte wußte aber nicht, wer es war; denn Jesus hatte sich in der Menschenmenge, die sich an dem Orte befand, unbemerkt entfernt. Später traf Jesus ihn im Tempel wieder und sagte zu ihm: »Du bist nun gesund geworden; sündige fortan nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres widerfährt!« Da ging der Mann hin und teilte den Juden mit, Jesus sei es, der ihn gesund gemacht habe. Deshalb verfolgten die Juden Jesus, weil er solche Werke (auch) am Sabbat tat. Jesus aber antwortete ihnen: »Mein Vater wirkt (ununterbrochen) bis zu dieser Stunde; darum wirke ich auch.« Deshalb trachteten die Juden ihm um so mehr nach dem Leben, weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen eigenen Vaterd.h. Vater in einzigartigem (persönlichem) Sinn. nannte und sich damit Gott gleichstellte. b) Jesu Selbstzeugnis von seinem gottgleichen Wirken und von seiner Gottessohnschaft; Jesus als Richter und LebenspenderDaher sprach sich Jesus ihnen gegenüber so aus: »Wahrlich, wahrlich ich sage euch: der Sohn vermag von sich selber aus nichts zu tun, als was er den Vater tun sieht; denn was jener tut, das tut in gleicher Weise auch der Sohn. Denn der Vater hat den Sohn lieb und läßt ihn alles sehen, was er selbst tut; und er wird ihn noch größere Werke als diese sehen lassen, damit ihr euch wundert. Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, ebenso macht auch der Sohn lebendig, welche er will. Denn auch der Vater ist es nicht, der jemand richtet; sondern er hat das Gericht ganz dem Sohne übertragen, damit alle den Sohn ebenso ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der ihn gesandt hat. Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tode ins Leben hinübergegangen. Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Es kommt die Stunde, ja sie ist jetzt schon da, wo die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die, welche auf sie hören, werden leben. Denn wie der Vater (das) Leben in sich selbst hat, so hat er auch dem Sohne verliehen, (das) Leben in sich selbst zu haben; und er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht abzuhalten, weil er ein Menschensohn ist. Wundert euch nicht hierüber! Denn die Stunde kommt, in der alle, die in den Gräbern ruhen, seine Stimme hören werden, und es werden hervorgehen: die einen, die das Gute getan haben, zur Auferstehung für das Leben, die anderen aber, die das Böse betrieben haben, zur Auferstehung für das Gericht. Ich vermag nichts von mir selbst aus zu tun; nein, wie ich es (vom Vater) höre, so richte ich, und mein Gericht ist gerecht, weil ich nicht meinen Willen (durchzuführen) suche, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.« c) Jesu Rede von den Zeugen für seine Gottessohnschaft, der Unglaube der Juden und seine Gründea) Das Zeugnis des Johannes»Wenn ich über mich selbst Zeugnis ablege, so ist mein Zeugnis ungültig.W.: nicht wahr, d.h. nicht beweiskräftig. (Nein) ein anderer ist es, der mit seinem Zeugnis für mich eintritt, und ich weiß, daß das Zeugnis, das er über mich ablegt, wahr ist. Ihr habt zu Johannes gesandt, und er hat Zeugnis für die Wahrheit abgelegt; ich aber nehme das Zeugnis von einem Menschen nicht an, sondern erwähne dies nur deshalb, damit ihr gerettet werdet. Jener war wirklich die Leuchte, die mit hellem Schein brannte; ihr aber wolltet euch nur eine Zeitlang an ihrem Lichtschein vergnügen.« b) Das Zeugnis des Vaters»Ich aber habe ein Zeugnis, das gewichtiger ist als das des Johannes; denn die Werke, die der Vater mir zu vollführen übertragen hat, eben die Werke, die ich vollbringe, bezeugen von mir, daß der Vater mich gesandt hat. So ist also, der mich gesandt hat, der Vater selbst, mit seinem Zeugnis für mich eingetreten. Ihr habt weder seine Stimme jemals gehört noch seine Gestalt gesehen; und auch sein Wort habt ihr nicht als bleibenden Besitz in euch, weil ihr dem nicht glaubt, den er gesandt hat. Ihr durchforscht (wohl) die (heiligen) Schriften, weil ihr in ihnen ewiges Leben zu haben vermeint, und sie sind es auch wirklich, die von mir Zeugnis ablegen; aber trotzdem wollt ihr nicht zu mir kommen, um wirklich Leben zu haben.« c) Angriff auf den Unglauben und die Ehrsucht der Juden; Zeugnis des Mose»Ehre von Menschen nehme ich nicht an, vielmehr habe ich bei euch erkannt, daß ihr die Liebe zu Gott nicht in euch tragt. Ich bin im Namen meines Vaters gekommen, doch ihr nehmt mich nicht an; wenn ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werdet ihr annehmen. Wie könnt ihr zum Glauben kommen, da ihr Ehre voneinander annehmt, aber nach der Ehrung, die vom alleinigen Gott kommt, kein Verlangen tragt? Denkt nicht, daß ich euer Ankläger beim Vater sein werde! Nein, es ist (ein anderer) da, der euch anklagt, nämlich Mose, auf den ihr eure Hoffnung gesetzt habt. Denn wenn ihr Mose glaubtet, dann würdet ihr auch mir glauben; denn ich bin es, von dem er geschrieben hat. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie solltet ihr da meinen Worten Glauben schenken?« 7. Jesus bietet den Galiläern das Brot des Lebens; die Entscheidung in Galiläaa) Jesus speist die Fünftausend (Mt 14,13-21; Mk 6,32-44; Lk 9,10-17)Hierauf begab sich Jesus auf die andere Seite des Galiläischen Sees, des Sees von Tiberias; es zog ihm aber dorthin eine große Volksmenge nach, weil sie die Wunderzeichen sahen, die er an den Kranken tat. Jesus stieg aber auf den Berg hinauf und ließ sich dort mit seinen Jüngern nieder; das jüdische Passah stand aber nahe bevor. Als nun Jesus sich dort umschaute und eine große Volksmenge zu sich kommen sah, sagte er zu Philippus: »Woher sollen wir Brote kaufen, damit diese zu essen haben?« So fragte er aber, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wußte wohl, was er tun wollte. Philippus antwortete ihm: »Für zweihundert Denare Brot reicht für sie nicht hin, damit jeder auch nur ein kleines Stück erhält.« Da sagte einer von seinen Jüngern, nämlich Andreas, der Bruder des Simon Petrus, zu ihm: »Es ist ein Knabe hier, der fünf Gerstenbrote und zwei Fische (zum Verkauf bei sich) hat, doch was ist das für so viele?« Jesus aber sagte: »Laßt die Leute sich lagern!«, es war nämlich dichter Rasen an dem Ort. So lagerten sich denn die Männer, etwa fünftausend an Zahl. Jesus nahm sodann die Brote, sprach den Lobpreis (Gottes) und ließ sie unter die Leute austeilen, die sich gelagert hatten; ebenso auch von den Fischen, soviel sie begehrten. Als sie dann satt geworden waren, sagte er zu seinen Jüngern: »Sammelt die übriggebliebenen Brocken, damit nichts umkommt.« Da sammelten sie und füllten von den fünf Gerstenbroten zwölf Körbe mit Brocken, die beim Essen übriggeblieben waren. Als nun die Leute das Wunderzeichen sahen, das er getan hatte, erklärten sie: »Dieser ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll!« Da nun Jesus erkannte, daß sie kommen und sich seiner Person mit Gewalt bemächtigen würden, um ihn zum König zu machen, zog er sich wieder auf den Berg zurück, er für sich allein. b) Die Nachtfahrt der Jünger und das Wandeln Jesu auf dem See (Mt 14,22-33; Mk 6,45-52)Als es dann Abend geworden war, gingen seine Jünger an den See hinab, stiegen in ein Boot und wollten über den See nach Kapernaum hinüberfahren. Die Dunkelheit war bereits eingetreten und Jesus immer noch nicht zu ihnen gekommen; dabei ging der See hoch, weil ein starker Wind wehte. Als sie nun etwa fünfundzwanzig bis dreißig Stadien weit gefahren waren, sahen sie Jesus über den See hingehen und sich ihrem Boote nähern; da gerieten sie in Angst. Er aber rief ihnen zu: »Ich bin’s; fürchtet euch nicht!« Sie wollten ihn nun in das Boot hineinnehmen, doch sogleich befand sich das Boot am Lande, (und zwar da) wohin sie fahren wollten. c) Das Wiedersehen mit dem Volke und die Zeichenforderung des VolkesAm folgenden Tage überzeugte sich die Volksmenge, die am jenseitigen Ufer des Sees stand, daß dort weiter kein Fahrzeug außer dem einen gewesen war und daß Jesus nicht mit seinen Jüngern zusammen das Boot bestiegen hatte, sondern daß seine Jünger allein abgefahren waren. Doch es kamen jetzt andere Fahrzeuge von Tiberias her in die Nähe des Platzes, wo sie das Brot nach dem Dankgebet des Herrn gegessen hatten. Als die Volksmenge nun sah, daß Jesus ebensowenig da war wie seine Jünger, stiegen auch sie in die Fahrzeuge und kamen nach Kapernaum, um Jesus zu suchen. Als sie ihn dann auf der anderen Seite des Sees angetroffen hatten, fragten sie ihn: »Rabbi, wann bist du hierher gekommen?« Jesus antwortete ihnen: »Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ihr sucht mich nicht deshalb, weil ihr Wunderzeichen gesehen, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Verschafft euch doch nicht die Speise, die vergänglich ist, sondern die Speise, die für das ewige Leben vorhält und die der Menschensohn euch geben wird; denn diesen hat Gott der Vater besiegelt.« Da entgegneten sie ihm: »Was sollen wir denn tun, um die Werke Gottes zu wirken?« Jesus antwortete ihnen mit den Worten: »Das Werk Gottes besteht darin, daß ihr an den glaubt, den er gesandt hat.« Da fragten sie ihn: »Welches Zeichen tust du nun, damit wir es sehen und zum Glauben an dich kommen? Womit kannst du dich ausweisen? Unsere Väter haben das Manna in der Wüste zu essen bekommen, wie geschrieben steht: ›Brot aus dem Himmel gab er ihnen zu essen.‹« d) Jesu Rede über das Brot des Lebensa) Jesus ist das wahre Himmelsbrot und gibt es den gläubig zu ihm Kommenden als Speise für die künftige AuferstehungDa sagte Jesus zu ihnen: »Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Himmelsbrot gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Himmelsbrot; denn das Brot Gottes ist das, welches aus dem Himmel herabkommt und der Welt Leben gibt.« Da riefen sie ihm zu: »Herr, gib uns dieses Brot allezeit!« Da sagte Jesus zu ihnen: »Ich bin das Brot des Lebens! Wer zu mir kommt, den wird nimmermehr hungern, und wer an mich glaubt, den wird niemals wieder dürsten. Aber ich habe euch (schon) gesagt: Ihr habt mich wohl gesehen, glaubt aber doch nicht. Alles, was der Vater mir gibt, wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nimmer hinausstoßen; denn ich bin aus dem Himmel herabgekommen, nicht um meinen Willen auszuführen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Das aber ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, daß ich von allem dem, was er mir gegeben hat, nichts verloren gehen lasse, sondern es am jüngsten Tage auferwecke. Denn das ist der Wille meines Vaters, daß jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe, und ich werde ihn am jüngsten Tage auferwecken.« b) Das Brot des Lebens wird durch den Glauben und der Glaube durch Gottes Einwirkung (»Ziehen zum Sohne«) gewonnenDa murrten die Juden über ihn, weil er gesagt hatte: »Ich bin das Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist«, und sie sagten: »Ist dieser nicht Jesus, Josephs Sohn, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er da jetzt behaupten: ›Ich bin aus dem Himmel herabgekommen?‹« Jesus antwortete ihnen mit den Worten: »Murret nicht untereinander! Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht, und ich werde ihn dann am jüngsten Tage auferwecken. Es steht ja bei den Propheten geschrieben: ›Sie werden alle von Gott gelehrt sein.‹ Jeder, der (es) vom Vater gehört und gelernt hat, kommt zu mir. Nicht als ob jemand den Vater gesehen hätte; denn nur der eine, der von Gott her (gekommen) ist, nur der hat den Vater gesehen. Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer da glaubt, hat ewiges Leben! Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind dann doch gestorben; hier dagegen ist das Brot, das aus dem Himmel herabkommt, damit man davon esse und nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist: wenn jemand von diesem Brote ißt, so wird er ewiglich leben; und zwar ist das Brot, das ich (zu essen) geben werde, mein Fleisch, (das ich geben werde) für das Leben der Welt.« c) Die »harte« Rede Jesu vom Essen und Trinken seines Fleisches und Blutes, dessen Genuß zur Auferstehung führtNun gerieten die Juden in Streit untereinander und sagten: »Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben?« Da sagte Jesus zu ihnen: »Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des Menschensohnes eßt und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch; wer (dagegen) mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der hat ewiges Leben, und ich werde ihn am jüngsten Tage auferwecken. Denn mein Fleisch ist wahre Speise, und mein Blut ist wahrer Trank. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm. Wie mich mein Vater, der das Leben in sich trägt, gesandt hat und ich Leben in mir trage um des Vaters willen, so wird auch der, welcher mich ißt, das Leben haben um meinetwillen. Von solcher Beschaffenheit ist das Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist; es ist nicht von der Art, wie die Väter es gegessen haben und gestorben sind; nein, wer dieses Brot ißt, wird leben in Ewigkeit.« So sprach Jesus, als er in der Synagoge zu Kapernaum lehrte. e) Scheidung der Jünger (= Anhänger) Jesu als Wirkung der Rede; das Petrusbekenntnis bezüglich des Glaubens der Zwölf; Hinweis auf den Verrat des JudasViele nun von seinen Jüngern, die ihm zugehört hatten, erklärten: »Das ist eine harte Rede: wer kann sie anhören?« Weil aber Jesus bei sich wußte, daß seine Jünger darüber murrten, sagte er zu ihnen: »Das ist euch anstößig? Wie nun (wird es sein), wenn ihr den Menschensohn dahin auffahren seht, wo er vordem war? Der Geist ist es, der das Leben schafft, das Fleisch hilft nichts; die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben; aber es sind unter euch auch solche, die nicht glauben.« Jesus wußte nämlich von Anfang an, wer die waren, welche ungläubig blieben, und wer der war, der ihn verraten würde. Er fuhr dann fort: »Aus diesem Grunde habe ich euch gesagt: ›Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater verliehen ist.‹« Von da an zogen sich viele seiner Jünger von ihm zurück und begleiteten ihn nicht mehr auf seinen Wanderungen. Daher sagte Jesus zu den Zwölfen: »Ihr wollt doch nicht auch weggehen?« Simon Petrus antwortete ihm: »Herr, zu wem sollten wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben den Glauben und die Erkenntnis gewonnen, daß du der Heilige Gottes bist.« Jesus antwortete ihnen: »Habe nicht ich selbst euch Zwölf erwählt? Und einer von euch ist ein Teufel.« Er meinte damit aber den Judas, den Sohn Simons aus Kariot; denn dieser sollte ihn verraten, (und war doch) einer von den Zwölfen. 8. Jesus (zum drittenmal) in Jerusalem auf dem Laubhüttenfest und darnacha) Jesus und seine Brüder; seine Reise nach Jerusalem zum FestHierauf zog Jesus in Galiläa umher; denn in Judäa wollte er nicht umherziehen, weil die Juden ihm nach dem Leben trachteten; es stand aber das jüdische Laubhüttenfest nahe bevor. Darum sagten seine Brüder zu ihm: »Mache dich von hier auf den Weg und begib dich nach Judäa, damit deine Jünger auch dort die Werke sehen, die du tust; denn niemand wirkt doch in der Verborgenheit, wenn er sich in der Öffentlichkeit geltend machen will. Willst du überhaupt solche Tätigkeit ausüben, so zeige dich der Welt öffentlich« – nicht einmal seine Brüder nämlich glaubten an ihn. Da antwortete Jesus ihnen: »Meine Zeit ist noch nicht da; für euch freilich ist die Zeit immer gelegen. Euch kann die Welt nicht hassen, mich aber haßt sie, weil ich von ihr bezeuge, daß ihr ganzes Tun böse ist. Geht ihr nur zum Fest hinauf, ich gehe zu diesem Fest nicht hinauf, weil meine Zeit noch nicht erfüllt ist.« So sprach er zu ihnen und blieb in Galiläa. Als dann aber seine Brüder zum Fest hinaufgegangen waren, da ging auch er hinauf, jedoch nicht öffentlich, sondern ganz in der Stille. Die Juden suchten nun während des Festes nach ihm und fragten: »Wo ist er?« Und unter den Volksscharen war viel Gerede über ihn; die einen sagten: »Er ist ein guter Mann«; andere dagegen behaupteten: »Nein, er ist ein Volksverführer«; doch niemand redete mit voller Offenheit über ihn aus Furcht vor den Juden. b) Jesu Auftreten und Selbstzeugnis auf dem Laubhüttenfest; Streitgespräch über die Herkunft des Messiasa) Jesu Lehre stammt von GottAls aber die Festwoche schon zur Hälfte vorüber war, ging Jesus zum Tempel hinauf und lehrte. Da wunderten sich die Juden und sagten: »Wie kommt dieser zur Schriftgelehrsamkeit, obwohl er doch keinen Unterricht in ihr erhalten hat?« Da antwortete ihnen Jesus mit den Worten: »Meine Lehre stammt nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat; wenn jemand dessen Willen tun will, wird er inne werden, ob diese Lehre von Gott stammt oder ob ich von mir selbst aus rede. Wer von sich selbst aus redet, sucht seine eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig, und bei dem findet sich keine Ungerechtigkeit. Hat nicht Mose euch das Gesetz gegeben? Und doch erfüllt niemand von euch das Gesetz! Warum sucht ihr mich zu töten?« Die Volksmenge antwortete: »Du bist von Sinnen! Wer sucht dich denn zu töten?« Jesus antwortete ihnen: »Ein einziges Werk habe ich (hier in Jerusalem) getan, und ihr seid allesamt verwundert darüber. Mose hat euch die Beschneidung gegeben – von Mose stammt sie freilich nicht, sondern von den Erzvätern –, und so beschneidet ihr denn einen Menschen (auch) am Sabbat. Wenn (nun) ein Mensch am Sabbat die Beschneidung empfängt, damit das mosaische Gesetz nicht gebrochen wird: da wollt ihr mir zürnen, weil ich einen ganzen Menschen am Sabbat gesund gemacht habe? Urteilt nicht nach dem äußeren Schein, sondern gebt ein gerechtes Urteil ab!« b) Jesus selbst kommt von GottDa sagten einige von den Bewohnern Jerusalems: »Ist dieser Mensch es nicht, den sie zu töten suchen? Und seht nur: er redet ganz öffentlich, und man sagt ihm kein Wort! Die Oberen werden doch nicht etwa zu der Erkenntnis gekommen sein, daß dieser der Messias ist? Freilich von diesem wissen wir, woher er stammt; wenn aber der Messias kommt, weiß niemand, woher er stammt.« Da rief Jesus im Tempel, wo er lehrte, laut aus: »Ja, ihr kennt mich und wißt, woher ich stamme! Und doch bin ich nicht von mir selbst aus gekommen, sondern es ist der rechte Sender, der mich gesandt hat,A.Ü.: sondern wahrhaftig ist der, welcher …; oder: sondern es ist ein Wahrhaftiger da, der …; oder: sondern der, welcher mich gesandt hat, ist wahrhaftig. den ihr aber nicht kennt. Ich kenne ihn, weil ich von ihm her (ausgegangen) bin, und er hat mich gesandt.« Da suchten sie ihn festzunehmen, doch niemand legte Hand an ihn, weil seine Stunde noch nicht gekommen war. c) Der Verhaftungsplan der Feinde und dessen Fehlschlagen; Jesus als Spender des GeistesAus dem Volke kamen aber viele zum Glauben an ihn und sagten: »Wird wohl Christus, wenn er kommt, mehr Wunderzeichen tun, als dieser getan hat?« Die Pharisäer erfuhren, daß das Volk solche Ansichten im geheimen über ihn äußerte; daher schickten die Hohenpriester und die Pharisäer Diener ab, die ihn festnehmen sollten. a) Jesus kündigt seinen Hingang zu Gott anDa sagte Jesus: »Nur noch kurze Zeit bin ich bei euch, dann gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat. Ihr werdet mich (dann) suchen, aber nicht finden, und wo ich (dann) bin, dahin könnt ihr nicht kommen.« Da sagten die Juden zueinander: »Wohin will dieser gehen, daß wir ihn nicht finden können? Will er etwa zu den Juden gehen, die unter den Griechen zerstreut leben, und der Lehrer der Griechen werden? Welchen Sinn hat dieses Wort, das er ausgesprochen hat: ›Ihr werdet mich suchen, aber nicht finden‹ und ›Wo ich (dann) bin, dahin könnt ihr nicht kommen‹?« b) Jesus auf dem Höhepunkt des Festes als Spender des Wassers des Lebens, d.h. des GeistesAm letzten, dem großen Tage des Festes aber stand Jesus da und rief laut aus: »Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, aus dessen Leibe werden, wie die Schrift gesagt hat, Ströme lebendigen Wassers fließen.«A.Ü.: Wen da dürstet, der komme zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt! Wie die Schrift gesagt hat: ›Aus seinem (Jesu) Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.‹ Damit meinte er aber den Geist, den die, welche zum Glauben an ihn gekommen waren, empfangen sollten; denn der (heilige) Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht zur Herrlichkeit erhoben worden war. c) Entgegengesetzte Urteile des Volkes über JesusNun sagten manche aus dem Volk, die diese Worte gehört hatten: »Dieser ist wirklich der Prophet!« Andere sagten: »Er ist Christus«; wieder andere meinten: »Christus kommt doch nicht aus Galiläa! Hat nicht die Schrift gesagt, daß Christus aus dem Samen Davids und aus der Ortschaft Bethlehem, wo David gewohnt hat, kommen soll?« So entstand seinetwegen eine Spaltung unter dem Volk. Einige von ihnen hätten ihn nun gern festgenommen, aber keiner legte Hand an ihn. d) Fehlschlagen des Verhaftungsplans der Führer; Spaltung unter den Mitgliedern des Hohen Rates; Mahnung des NikodemusSo kamen denn die Diener zu den Hohenpriestern und Pharisäern zurück, und diese fragten sie: »Warum habt ihr ihn nicht hergebracht?« Die Diener antworteten: »Noch niemals hat ein Mensch so geredet, wie dieser Mann redet!« Da erwiderten ihnen die Pharisäer: »Habt auch ihr euch irreführen lassen? Ist etwa irgendein Oberer oder ein Pharisäer zum Glauben an ihn gekommen? Nein, nur dieses gemeine Volk, das vom Gesetz nichts weiß – verflucht sind sie!« Da sagte Nikodemus, der früher einmal zu Jesus gekommen war und ihrer Partei angehörte:A.Ü.: der zu ihnen (d.h. zum Hohen Rate) gehörte. »Verurteilt etwa unser Gesetz einen Menschen, ohne daß man ihn zuvor verhört und seine Schuld festgestellt hat?« Da gaben sie ihm zur Antwort: »Stammst du vielleicht auch aus Galiläa? Forsche doch nach und lerne begreifen, daß aus Galiläa kein Prophet hervorgeht!« Dann gingen sie weg, ein jeder in sein Haus; d) Jesus und die EhebrecherinDieser Abschnitt, der in den ältesten und besten Urkunden fehlt, wird nach manchen Handschriften hinter Lk 21,38 zu stellen sein Jesus aber begab sich an den Ölberg. Am folgenden Morgen jedoch fand er sich wieder im Tempel ein, und das gesamte Volk kam zu ihm; er setzte sich dann und lehrte sie. Da führten die Schriftgelehrten und Pharisäer eine Frau herbei, die beim Ehebruch ergriffen worden war, stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: »Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. Nun hat Mose uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst nun du dazu?« Dies sagten sie aber, um ihn zu versuchen, damit sie einen Grund zur Anklage gegen ihn hätten. Jesus aber bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf den Erdboden. Als sie aber ihre Frage an ihn mehrfach wiederholten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: »Wer unter euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie!« Hierauf bückte er sich aufs neue und schrieb auf dem Erdboden weiter. Als aber jene das gehört hatten, gingen sie einer nach dem andern weg, die Ältesten zuerst bis zu den Letzten, und Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die in der Mitte stand. Da richtete Jesus sich auf und fragte sie: »Frau, wo sind sie? Hat keiner dich verurteilt?« Sie antwortete: »Keiner, Herr.« Da sagte Jesus: »Auch ich verurteile dich nicht: gehe hin und sündige hinfort nicht mehr!« e) Fortsetzung und Höhepunkt des Kampfes; Jesu Angriff auf das ungläubige Judentuma) Selbstzeugnis Jesu als des Lichts der Welt und des Sohnes GottesNun redete Jesus aufs neue zu ihnen und sagte: »Ich bin das Licht der Welt: wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben.« Da sagten die Pharisäer zu ihm: »Du legst Zeugnis über dich selbst ab: dein Zeugnis ist ungültig.« Jesus gab ihnen zur Antwort: »Auch wenn ich über mich selbst Zeugnis ablege, so ist mein Zeugnis doch gültig, denn ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr aber wißt nicht, woher ich komme und wohin ich gehe. Ihr richtet nach dem Fleisch,d.h. nach der äußeren Erscheinung, nach äußerlichen Gesichtspunkten (3,6). ich richte überhaupt niemand. Doch auch wenn ich richte, ist mein Urteil wahr; denn ich stehe (mit meinem Zeugnis) nicht allein, sondern mit mir ist der, welcher mich gesandt hat. Nun steht doch auch in eurem Gesetz geschrieben, daß das Zeugnis zweier Personen wahr ist. Ich lege Zeugnis von mir ab, und der Vater, der mich gesandt hat, legt auch Zeugnis von mir ab.« Da fragten sie ihn: »Wo ist (denn) dein Vater?« Jesus antwortete: »Weder mich noch meinen Vater kennt ihr; wenn ihr mich kenntet, würdet ihr auch meinen Vater kennen.« Diese Worte sprach er aus, als er beim Opferkasten im Tempel lehrte; und niemand legte Hand an ihn, weil seine Stunde noch nicht gekommen war. b) Jesus bezeugt die tiefe Kluft, die ihn nach seiner Herkunft von den Juden trenntAufs neue sagte er dann zu ihnen: »Ich gehe weg; dann werdet ihr mich suchen und in eurer Sünde sterben. Wohin ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen.« Da sagten die Juden: »Will er sich etwa das Leben nehmen, weil er sagt: ›Wohin ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen‹?« Da sagte er zu ihnen: »Ihr seid von unten her, ich bin von oben her; ihr seid aus dieser Welt, ich bin nicht aus dieser Welt. Darum habe ich euch gesagt, daß ihr in euren Sünden sterben werdet; denn wenn ihr nicht glaubt, daß ich es bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben.« Da fragten sie ihn: »Wer bist du denn?« Jesus antwortete ihnen: »Das, was ich von Anfang an (gesagt habe) und auch jetzt euch sage.A.Ü.: 1. Fürs erste, was ich auch zu euch sage; 2. Durchaus (oder: ganz und gar) das, was ich auch zu euch sage (oder: rede); 3. Überhaupt – warum rede ich noch zu euch? Vieles hätte ich über euch noch zu sagen und zu richten; aber der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, und ich – was ich von ihm gehört habe, das rede ich zur Welt.« Sie verstanden nicht, daß er vom Vater zu ihnen redete. Da fuhr nun Jesus fort: »Wenn ihr den Menschensohn erhöht haben werdet, dann werdet ihr erkennen, daß ich es bin und daß ich nichts von mir selbst aus tue, sondern so rede, wie der Vater mich gelehrt hat. Und der mich gesandt hat, ist mit mir; er hat mich nicht allein gelassen, weil ich allezeit das tue, was ihm wohlgefällig ist.« c) Jesu Zeugnis von seiner Gottessohnschaft und von der Sündenknechtschaft der Juden trotz ihrer Abstammung von AbrahamAls er das sagte, kamen viele zum Glauben an ihn. Nun sagte Jesus zu den Juden, die an ihn gläubig geworden waren: »Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr in Wahrheit meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.« Da entgegneten sie ihm: »Wir sind Abrahams Nachkommenschaft und haben noch niemals jemandem als Knechte gedient; wie kannst du da sagen: ›Ihr werdet frei werden‹?« Jesus antwortete ihnen: »Wahrlich, wahrlich ich sage euch: ein jeder, der Sünde tut, ist ein Knecht der Sünde. Der Knecht aber bleibt nicht für immer im Hause, der Sohn dagegen bleibt für immer darin. Wenn also der Sohn euch frei gemacht hat, dann werdet ihr wirklich frei sein.« d) Die ungläubigen Juden sind weder Abrahams noch Gottes Kinder, sondern Kinder des Teufels»Ich weiß wohl, daß ihr Abrahams Nachkommenschaft seid; aber ihr sucht mich zu töten, weil mein Wort keinen Eingang bei euch findet. Was ich beim Vater gesehen habe, das rede ich; dementsprechend tut auch ihr das, was ihr vom Vater gehört habt.« Sie antworteten ihm mit der Versicherung: »Unser Vater ist Abraham!« Jesus erwiderte ihnen: »Wenn ihr Abrahams Kinder seid, so handelt auch so wie Abraham (gehandelt hat)! Nun aber geht ihr darauf aus, mich zu töten, einen Mann, der euch die Wahrheit verkündigt hat, wie ich sie von Gott gehört habe: so etwas hat Abraham nicht getan. Ihr vollbringt die Werke eures Vaters.« Sie erwiderten ihm: »Wir sind keine unehelichen Kinder;W.: Wir sind nicht aus Unzucht geboren (oder: durch Ehebruch erzeugt). wir haben nur einen einzigen Vater, nämlich Gott.« Da sagte Jesus zu ihnen: »Wenn Gott euer Vater wäre, dann würdet ihr mich lieben; denn ich bin von Gott ausgegangen und (von ihm) gekommen; ich bin nicht von mir selbst gekommen, sondern er hat mich gesandt. Wie geht es nun zu, daß ihr meine Art zu reden nicht versteht? Weil ihr nicht imstande seid, das, was meine Worte besagen, auch nur anzuhören. Ihr stammt eben vom Teufel als eurem Vater und wollt nach den Gelüsten eures Vaters handeln. Der ist ein Menschenmörder von Anfang an gewesen und steht nicht in der Wahrheit, weil die Wahrheit nicht in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, dann redet er aus seinem eigensten Wesen heraus, denn er ist ein Lügner und der Vater von ihr. Weil ich dagegen die Wahrheit rede, schenkt ihr mir keinen Glauben. Wer von euch kann mich einer Sünde zeihen? Wenn ich die Wahrheit rede, warum schenkt ihr mir keinen Glauben? Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes; deshalb hört ihr sie nicht, weil ihr nicht von Gott seid.« ee) Jesu Zeugnis von der Erhabenheit (bzw. Ewigkeit) seiner Person und von seiner Überlegenheit über AbrahamDa gaben ihm die Juden zur Antwort: »Sagen wir nicht mit Recht, daß du ein Samariter und von einem bösen Geist besessen bist?« Jesus antwortete ihnen: »Ich bin von keinem bösen Geist besessen, sondern ehre meinen Vater; doch ihr beschimpft mich. Ich aber sorge nicht für meine Ehre: es ist einer da, der (für sie) sorgt und Gericht (für sie) hält. Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wenn jemand mein Wort bewahrt, wird er den Tod in Ewigkeit nicht sehen.« Da entgegneten ihm die Juden: »Jetzt wissen wir sicher, daß du von einem bösen Geist besessen bist. Abraham ist gestorben und (ebenso) die Propheten, und du behauptest: ›Wenn jemand mein Wort bewahrt, wird er den Tod in Ewigkeit nicht schmecken.‹ Bist du etwa größer als unser Vater Abraham, der doch gestorben ist? Und auch die Propheten sind gestorben. Was machst du aus dir selbst?« Jesus antwortete: »Wenn ich mich selbst ehrte, so wäre es mit meiner Ehre nichts; nein, mein Vater ist es, der mich ehrt, derselbe, von dem ihr behauptet, er sei euer Gott; und dabei habt ihr ihn nicht erkannt. Ich aber kenne ihn; und wenn ich sagen wollte, daß ich ihn nicht kenne, so würde ich euch gleich sein, nämlich ein Lügner. Doch ich kenne ihn und bewahre sein Wort. Euer Vater Abraham hat darüber gejubelt, daß er meinen Tag sehen sollte, und er hat ihn gesehen und sich darüber gefreut.« Da sagten die Juden zu ihm: »Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und willst Abraham gesehen haben?«A.L.: »und Abraham soll dich gesehen haben?!« Jesus antwortete ihnen: »Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ehe Abraham (geboren) ward, bin ich.« Da hoben sie Steine auf, um sie auf ihn zu werfen; Jesus aber verbarg sichA.Ü.: wurde verborgen = blieb verborgen. und ging aus dem Tempel hinaus. Dieser Abschnitt, der in den ältesten und besten Urkunden fehlt, wird nach manchen Handschriften hinter Lk 21,38 zu stellen sein. Jesus und der Blindgeborenea) Heilung des Blindgeborenen am SabbatIm Vorübergehen sah er alsdann einen Mann, der von Geburt an blind war. Da fragten ihn seine Jünger: »Rabbi, wer hat gesündigt, dieser Mann oder seine Eltern, daß er als Blinder geboren worden ist?« Jesus antwortete: »Weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern; sondern (dazu ist es geschehen) damit das Wirken Gottes an ihm offenbar würde. Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, in der niemand wirken kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.« Nach diesen Worten spie er auf den Boden, stellte mit dem Speichel einen Teig her, legte dem Blinden den Teig auf die Augen und sagte zu ihm: »Gehe hin, wasche dich im Teiche Siloah!« – Das heißt übersetzt ›Abgesandter‹. – Da ging er hin, wusch sich und kam sehend zurück. Nun sagten die Nachbarn und die Leute, die ihn früher als Bettler gesehen hatten: »Ist dieser nicht der Mann, der früher dasaß und bettelte?« Die einen sagten: »Ja, er ist’s«; andere meinten: »Nein, er sieht ihm nur ähnlich«; er selbst aber sagte: »Ja, ich bin’s.« Da fragten sie ihn: »Auf welche Weise sind dir denn die Augen aufgetan worden?« Er antwortete: »Der Mann, der Jesus heißt, stellte einen Teig her, strich ihn mir auf die Augen und sagte zu mir: ›Gehe hin an den Siloahteich und wasche dich dort!‹ Da ging ich hin, wusch mich und konnte sehen.« Sie fragten ihn nun: »Wo ist der Mann?« Er antwortete: »Das weiß ich nicht.« b) Die mehrfachen Untersuchungen der Heilung und das unerschrockene Bekenntnis des Blindgeborenen führen zu seiner Ausstoßung aus der Judengemeinschaft; das Zeugnis Jesua) Das erste Verhör der PharisäerMan führte ihn nun zu den Pharisäern, ihn, den ehemals Blinden. Es war aber (gerade) Sabbat an dem Tage gewesen, an dem Jesus den Teig hergestellt und ihm die Augen aufgetan hatte. Da fragten ihn nochmals auch die Pharisäer, wie er sehend geworden sei, und er antwortete ihnen: »Er hat mir einen Teig auf die Augen gelegt, ich habe mich dann gewaschen und kann nun sehen.« Da sagten einige von den Pharisäern: »Der betreffende Mensch ist nicht von Gott her, weil er den Sabbat nicht hält«; andere dagegen meinten: »Wie könnte ein sündiger Mensch derartige Wunderzeichen tun?« So bestand eine Meinungsverschiedenheit unter ihnen. Sie fragten also den Blindgeborenen aufs neue: »Was sagst du denn von ihm? Dir hat er doch die Augen aufgetan.« Jener antwortete: »Er ist ein Prophet.« b) Das Verhör der ElternDie Juden wollten nun von ihm nicht glauben, daß er blind gewesen und sehend geworden sei, bis sie schließlich die Eltern des Sehendgewordenen riefen und sie fragten: »Ist dies euer Sohn, der, wie ihr behauptet, blind geboren worden ist? Wie kommt es denn, daß er jetzt sehen kann?« Da antworteten seine Eltern: »Wir wissen, daß dies unser Sohn ist und daß er als Blinder geboren worden ist; wie es aber kommt, daß er jetzt sehen kann, das wissen wir nicht, und wer ihm die Augen geöffnet hat, wissen wir auch nicht. Befragt ihn selbst darüber: er ist alt genug; er wird selbst Auskunft über sich geben.« Das sagten seine Eltern, weil sie sich vor den Juden fürchteten; denn die Juden hatten bereits miteinander abgemacht, daß, wenn jemand Jesus als den Messias anerkenne, er in den Bann getan werden solle.W.: daß er aus der Synagogengemeinschaft ausgeschlossen werden solle. Aus diesem Grunde sagten seine Eltern: »Er ist alt genug: fragt ihn selbst!« c) Das zweite Verhör des GeheiltenSo ließen sie denn den Mann, der blind gewesen war, zum zweitenmal rufen und sagten zu ihm: »Gib Gott die Ehre! Wir wissen, daß dieser Mensch ein Sünder ist.« Da antwortete jener: »Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht; eins aber weiß ich, daß ich blind gewesen bin und jetzt sehen kann.« Da fragten sie ihn noch einmal: »Was hat er mit dir vorgenommen? Auf welche Weise hat er dir die Augen aufgetan?« Er antwortete ihnen: »Ich habe es euch schon einmal gesagt, doch ihr habt nicht darauf gehört; warum wollt ihr es noch einmal hören? Wollt etwa auch ihr seine Jünger werden?« Da schmähten sie ihn und sagten: »Du bist ein Jünger von ihm, wir aber sind Jünger von Mose. Wir wissen, daß Gott zu Mose geredet hat; von diesem aber wissen wir nicht, woher er stammt.« Der Mann gab ihnen zur Antwort: »Darin liegt eben das Verwunderliche, daß ihr nicht wißt, woher er stammt, und mir hat er doch die Augen aufgetan. Wir wissen, daß Gott Sünder nicht erhört, sondern nur wenn jemand gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den erhört er. Von der Weltzeit an hat man noch nicht vernommen, daß jemand einem Blindgeborenen die Augen aufgetan hat. Wenn dieser Mann nicht von Gott her wäre, so vermöchte er nichts zu tun.« Sie antworteten ihm: »Du bist ganz in Sünden geboren, und du willst uns Lehren geben?« Und sie stießen ihn (aus der Gemeinde der Gesetzesfrommen) aus. d) Der Glaube des Geheilten an Jesus; Jesus als das Licht der Nichtsehenden und als die Verblendung der SehendenJesus erfuhr von seiner Ausstoßung und sagte zu ihm, als er ihn antraf: »Glaubst du an den Sohn Gottes?«A.L.: an den Menschensohn. Jener gab zur Antwort: »Herr, wer ist denn das? Ich möchte gern an ihn glauben.« Jesus antwortete ihm: »Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist es!« Jener sagte: »Ich glaube, Herr!« und warf sich vor ihm nieder. Nun sagte Jesus: »Zu einer ScheidungGewöhnliche Übersetzung: Zum Gericht. bin ich in diese Welt gekommen: die Nichtsehenden sollen sehen können und die Sehenden blind werden.« Dies hörten einige von den Pharisäern, die sich in seiner Nähe befanden, und fragten ihn: »Sind wir etwa auch blind?« Jesus antwortete ihnen: »Wäret ihr blind, so hättet ihr keine Sünde; nun ihr aber behauptet: ›Wir sind sehend‹, so bleibt eure Sünde!« 10. Die Bildrede vom Hirten und Dieb und vom guten Hirten und Mietlinga) Der Hirt und der Dieb (oder: Räuber)»Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer nicht durch die Tür in die Hürde der Schafe hineingeht, sondern anderswo hineinsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber; wer aber durch die Tür hineingeht, der ist der Hirt der Schafe. Diesem macht der Türhüter auf, und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die ihm gehörenden Schafe mit Namen und führt sie hinaus. Wenn er dann alle Schafe, die ihm gehören, hinausgelassen hat, geht er vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen. Einem Fremden aber würden sie nicht folgen, sondern vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen.« Dies sagte Jesus ihnen in bildlicher Rede; sie verstanden aber nicht, was er ihnen damit sagen wollte. b) Die erste Deutung des Gleichnisses: Jesus als die offene Tür für die SchafeDa sagte Jesus von neuem zu ihnen: »Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ich bin die Tür für die Schafe!W.: die Tür der Schafe, d.h. durch die das Aus- und Einziehen der Schafe erfolgt. A.Ü.: Ich bin die Tür zu den Schafen, d.h. die zu den Schafen führt. Alle, die vor mir gekommen sind, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. Ich bin die Tür: Wenn jemand durch mich eingeht, wird er gerettet werden, wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen und zu schlachten und Unheil anzurichten; ich aber bin gekommen, damit die Schafe Leben haben und Überfluß haben.« c) Die zweite Deutung: Jesus als der gute Hirt (im Gegensatz zum Mietling) und als Begründer der Menschheitsherde»Ich bin der gute Hirt! Der gute Hirt gibt sein Leben für die Schafe hin. Der Mietling (aber), der kein Hirt ist und dem die Schafe nicht zu eigen gehören, sieht den Wolf kommen, verläßt die Schafe und flieht; und der Wolf fällt sie an und zerstreut sie: er ist ja nur ein Mietling, und ihm ist an den Schafen nichts gelegen. Ich bin der gute Hirt und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, ebenso wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben für die Schafe hin. – Ich habe auch noch andere Schafe, die nicht zu dieser Hürde gehören; auch diese muß ich führen, und sie werden auf meinen Ruf hören, und es wird eine Herde, ein Hirt sein. Um deswillen hat der Vater mich lieb, weil ich mein Leben hingebe, damit ich es wieder an mich nehme; niemand nimmt es mir, sondern ich gebe es freiwillig hin. Ich habe Vollmacht, es hinzugeben, und ich habe Vollmacht, es wieder an mich zu nehmen; die Ermächtigung dazu habe ich von meinem Vater erhalten.« d) Die Wirkung der RedeDa entstand wegen dieser Worte wieder eine Meinungsverschiedenheit unter den Juden. Viele von ihnen sagten nämlich: »Er ist von einem bösen Geist besessen und ist von Sinnen: was hört ihr ihn noch an?« Andere aber sagten: »Das sind nicht Worte eines Besessenen; kann etwa ein böser Geist Blinden die Augen auftun?« 11. Jesu letzte Rechtfertigung vor den Juden am Fest der Tempelweihe (über die Einheit des Sohnes mit dem Vater)Damals fand das Fest der Tempelweihe in Jerusalem statt; es war Winter,d.h. es war stürmisches und kaltes Regenwetter. und Jesus ging im Tempel in der Halle Salomos auf und ab. Da umringten ihn die Juden und sagten zu ihm: »Wie lange läßt du uns noch in Ungewißheit schweben? Bist du Christus, so sage es uns frei heraus!« Jesus antwortete ihnen: »Ich habe es euch gesagt, doch ihr glaubt (es) nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters vollbringe, die legen Zeugnis von mir ab; aber ihr glaubt nicht, weil ihr nicht zu meinen Schafen gehört. Meine Schafe hören auf meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir nach; und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in alle Ewigkeit nicht umkommen, und niemand wird sie meiner Hand entreißen. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand vermag sie der Hand meines Vaters zu entreißen. Ich und der Vater sind eins!« Da holten die Juden wieder Steine herbei, um ihn zu steinigen; Jesus aber sagte zu ihnen: »Viele gute Werke habe ich euch vom Vater her sehen lassen: welches von diesen Werken ist es, wegen dessen ihr mich steinigen wollt?« Die Juden antworteten ihm: »Nicht wegen eines guten Werkes wollen wir dich steinigen, sondern wegen Gotteslästerung, und zwar weil du, der du doch (nur) ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst.« Jesus antwortete ihnen: »Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: ›Ich habe gesagt: Ihr seid Götter‹? Wenn die Schrift schon jene (Männer), an die das Wort Gottes erging, Götter genannt hat – und die Schrift kann doch ihre Gültigkeit nicht verlieren –: wie könnt ihr da dem, welchem der Vater die Weihe erteiltW.: den der Vater geheiligt hat. und den er in die Welt gesandt hat, Gotteslästerung vorwerfen, weil ich gesagt habe: ›Ich bin Gottes Sohn‹? Wenn ich nicht die Werke meines Vaters tue, so glaubt mir nicht; wenn ich sie aber tue, so glaubt, wenn auch nicht mir selbst, so doch meinen Werken, damit ihr immer gewisser zu der Erkenntnis gelangt, daß der Vater in mir ist und ich im Vater bin.« Da suchten sie ihn wiederum festzunehmen, doch er entkam aus ihren Händen. 12. Jesus und Lazarus; Jesus als die Auferstehung und das Lebena) Jesus im Ostjordanlande; Tod des Lazarus in Bethanien; Jesu Aufbruch nach BethanienEr zog nun wieder in das Ostjordanland an den Ort, wo Johannes zuerst getauft hatte, und blieb dort. Da kamen viele zu ihm und sagten: »Johannes hat zwar keinerlei Wunder getan, alles aber, was Johannes über diesen Mann gesagt hat, ist wahr gewesen.« Und viele kamen dort zum Glauben an ihn. Es lag aber ein Mann krank darnieder, Lazarus von Bethanien, aus dem Dorfe, in welchem Maria und ihre Schwester Martha wohnten – es war die Maria, die den Herrn mit Myrrhenbalsam gesalbt und seine Füße mit ihren Haaren getrocknet hat –: deren Bruder Lazarus lag krank darnieder. Da sandten die Schwestern zu Jesus und ließen ihm sagen: »Herr, siehe, der, den du lieb hast, der ist krank!« Als Jesus das vernahm, sagte er: »Diese Krankheit führt nicht zum Tode,A.Ü.: Der Zweck dieser Krankheit ist nicht der Tod, sondern sie dient … sondern dient zur Verherrlichung Gottes, weil der Sohn Gottes durch sie verherrlicht werden soll.« Jesus hatte aber die Martha und ihre Schwester und auch den Lazarus lieb. Als er nun von dessen Krankheit gehört hatte, blieb er zunächst noch zwei Tage an dem Orte, wo er sich befand; dann erst sagte er zu seinen Jüngern: »Wir wollen wieder nach Judäa ziehen!« Die Jünger erwiderten ihm: »Rabbi, soeben erst haben die Juden dich steinigen wollen, und nun willst du wieder dorthin gehen?« Jesus antwortete: »Hat der Tag nicht zwölf Stunden? Wenn man am Tage wandert, stößt man nicht an, weil man das Licht dieser Welt sieht; wenn man aber bei Nacht wandert, stößt man an, weil man kein Licht in sich hat, um zu sehen.« So sagte er und fuhr dann fort: »Unser Freund Lazarus ist eingeschlafen; aber ich gehe hin, um ihn aus dem Schlaf zu wecken.« Da erwiderten ihm die Jünger: »Herr, wenn er eingeschlafen ist, wird er wieder gesund werden.« Jesus hatte den Tod des Lazarus gemeint, sie dagegen waren der Meinung, er rede vom gewöhnlichen Schlaf. Da sagte Jesus ihnen denn mit klaren Worten: »Lazarus ist gestorben, und ich freue mich euretwegen, daß ich nicht dort gewesen bin, damit ihr glauben lernt. Doch nun laßt uns zu ihm gehen!« Da sagte Thomas, der auch den Namen ›Zwilling‹ führt, zu seinen Mitjüngern: »Laßt uns hingehen, um mit ihm zu sterben!« b) Jesu Rückkehr nach Bethanien; sein Zusammentreffen mit Martha und Maria und sein Zeugnis von der Auferstehung in UnvergänglichkeitAls nun Jesus hinkam, fand er ihn schon seit vier Tagen im Grabe liegen. Bethanien lag aber in der Nähe von Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien von dort entfernt; darum hatten sich viele von den Juden bei Martha und Maria eingefunden, um sie über den Tod ihres Bruders zu trösten. Als nun Martha von der Ankunft Jesu hörte, ging sie ihm entgegen; Maria aber blieb im Hause (bei den Trauergästen) sitzen. Da sagte Martha zu Jesus: »Herr, wärest du hier gewesen, so wäre mein Bruder nicht gestorben! Doch auch so weiß ich, daß Gott dir alles gewähren wird, um was du Gott bittest.« Jesus erwiderte ihr: »Dein Bruder wird auferstehen!« Martha antwortete ihm: »Ich weiß, daß er bei der Auferstehung am jüngsten Tage auferstehen wird.« Jesus entgegnete ihr: »Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, wenn er auch stirbt, und wer da lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben! Glaubst du das?« Sie antwortete ihm: »Ja, Herr, ich habe den Glauben gewonnen, daß du Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.« Nach diesen Worten ging sie weg und rief ihre Schwester Maria, indem sie ihr zuflüsterte: »Der Meister ist da und läßt dich rufen!« Sobald jene das gehört hatte, stand sie schnell auf und machte sich auf den Weg zu ihm; Jesus war aber noch nicht in das Dorf gekommen, sondern befand sich noch an der Stelle, wohin Martha ihm entgegengekommen war. Als nun die Juden, die bei Maria im Hause waren und sie zu trösten suchten, sie schnell aufstehen und hinausgehen sahen, folgten sie ihr nach in der Meinung, sie wolle zum Grabe gehen, um dort zu weinen. Als nun Maria an die Stelle kam, wo Jesus sich befand, und ihn erblickt hatte, warf sie sich ihm zu Füßen und sagte zu ihm: »herr, wärest du hier gewesen, so wäre mein Bruder nicht gestorben!« Als nun Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, fühlte er sich im Geist heftig bewegt und erschüttert.A.Ü.: wurde er innerlich heftig bewegt (oder: erregt oder: unwillig oder: entrüstet) und erschüttert. c) Jesus am Grabe und sein Gebet; die Auferweckung des LazarusDarauf fragte er: »Wo habt ihr ihn beigesetzt?« Sie antworteten ihm: »Herr, komm und sieh es!« Jesus weinte. Da sagten die Juden: »Seht, wie lieb hat er ihn gehabt!« Einige von ihnen aber sagten: »Hätte dieser, der dem Blinden die Augen aufgetan hat, nicht auch machen können, daß dieser hier nicht zu sterben brauchte?« Da geriet Jesus in seinem Innern aufs neue in heftige Erregung und trat an das Grab; es war dies aber eine Höhle, vor deren Eingang ein Stein lag. Jesus sagte: »Hebt den Stein weg!« Martha, die Schwester des Verstorbenen, erwiderte ihm: »Herr, er ist schon in Verwesung; es ist ja schon der vierte Tag seit seinem Tode.« Jesus entgegnete ihr: »Habe ich dir nicht gesagt, daß, wenn du glaubst, du die Herrlichkeit Gottes sehen wirst?« Da hoben sie den Stein weg; Jesus aber richtete die Augen (zum Himmel) empor und betete: »Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast! Ich wußte wohl, daß du mich allezeit erhörst; aber um des Volkes willen, das hier rings (um mich) steht, habe ich’s gesagt, damit sie zum Glauben kommen, daß du mich gesandt hast.« Nach diesen Worten rief er mit lauter Stimme: »Lazarus, komm heraus!« Da kam der Gestorbene heraus, an den Beinen und Armen mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch umbunden. Jesus sagte zu ihnen: »Macht ihn los (von seinen Hüllen) und laßt ihn (frei) gehen!« 13. Die Wirkungen des Wunders; Todesbeschluß des Hohen Rates; Jesus entweicht nach EphraimViele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und zugeschaut hatten bei dem, was Jesus getan hatte, wurden an ihn gläubig; einige von ihnen aber gingen weg zu den Pharisäern und berichteten ihnen, was Jesus getan hatte. Infolgedessen beriefen die Hohenpriester und Pharisäer eine Versammlung des Hohen Rates und sagten: »Was sollen wir tun, da dieser Mensch so viele Wunderzeichen vollführt? Lassen wir ihn so weiter gewähren, so werden (schließlich) noch alle an ihn glauben, und dann werden die Römer kommen und uns die Stätte und unser Volkstum beseitigen.« Einer aber von ihnen, nämlich Kaiphas, der in jenem Jahre Hoherpriester war, sagte zu ihnen: »Ihr seid ganz ohne Einsicht und bedenkt nicht, daß es besser für euch ist, daß ein einzelner Mensch für das Volk stirbt, und nicht das ganze Volk zugrunde geht.« Dies sagte er aber nicht von sich selbst aus, sondern als Hoherpriester jenes Jahres weissagte er (unbewußt), daß Jesus (zum Heil) für das Volk sterben würde,A.Ü.: weissagte er; denn (allerdings) sollte Jesus für das Volk (Israel) sterben. und zwar nicht für das (jüdische) Volk allein, sondern auch, damit er die (unter den Völkern) zerstreuten Gotteskinder zu einem einheitlichen Ganzen vereinigte. So beratschlagten sie denn von diesem Tage an miteinander in der Absicht, ihn zu töten. Daher ging Jesus nicht mehr öffentlich unter den Juden umher, sondern zog sich von dort in die Gegend nahe bei der Wüste nach einer Stadt namens Ephraim zurück und verweilte dort mit seinen Jüngern längere Zeit. Es stand aber das jüdische Passah nahe bevor, und viele Leute zogen aus dem (ganzen) Lande schon vor dem Passah nach Jerusalem hinauf, um sich zu heiligen. Sie suchten nun dort nach Jesus und besprachen sich miteinander, während sie auf dem Tempelplatze standen: »Was meint ihr? Er wird doch wohl nicht zum Feste kommen?« Die Hohenpriester und Pharisäer aber hatten mehrfach die Verfügung ergehen lassen, wenn jemand seinen Aufenthaltsort in Erfahrung bringe, solle er Anzeige erstatten, damit sie ihn festnehmen könnten. 14. Jesu Salbung (Todesweihe) in Bethanien; Lazarus in Gefahr (Mt 26,6-13; Mk 14,3-9)Jesus kam nun sechs Tage vor dem Passah nach Bethanien, wo Lazarus wohnte, den Jesus von den Toten auferweckt hatte. Sie veranstalteten ihm zu Ehren dort ein Mahl, bei dem Martha die Bedienung besorgte, während Lazarus sich unter denen befand, die mit ihm zu Tische saßen. Da nahm Maria ein Pfund Myrrhenbalsam, echte, kostbare Nardensalbe, salbte Jesus die Füße und trocknete ihm die Füße mit ihrem Haar ab; das ganze Haus wurde dabei vom Duft der Salbe erfüllt. Da sagte Judas Iskariot, einer von seinen Jüngern, sein nachmaliger Verräter: »Warum hat man diese Salbe nicht für dreihundert Denare verkauft und (den Erlös) den Armen gegeben?« Das sagte er aber nicht, weil ihm die Armen sonderlich am Herzen lagen, sondern weil er ein Dieb war und als Kassenführer die Einlagen veruntreute. Da sagte Jesus: »Laß sie in Ruhe! Sie soll (die Salbe) für den Tag meiner Bestattung aufbewahrt haben. Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.« Es erfuhr nun die zahlreiche Volksmenge der Juden, daß Jesus dort sei; und sie kamen hin nicht nur um Jesu willen, sondern auch um Lazarus zu sehen, den er von den Toten auferweckt hatte. Die Hohenpriester aber hielten Beratungen ab in der Absicht, auch Lazarus zu töten, weil viele Juden seinetwegen dorthin gingen und zum Glauben an Jesus kamen. 15. Jesu Einzug in Jerusalem am Palmsonntag (Mt 21,1-11; Mk 11,1-10; Lk 19,29-40)Als dann am folgenden Tage von der Volksmenge, die zum Fest gekommen war, ein großer Teil erfuhr, daß Jesus auf dem Wege nach Jerusalem sei, nahmen sie Palmenzweige, zogen hinaus ihm entgegen und riefen laut: »Hosianna! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn und als der König Israels!« Jesus hatte aber einen jungen Esel vorgefunden und sich daraufgesetzt, wie geschrieben steht: »Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.« An dies Wort hatten seine Jünger zunächst nicht gedacht; als Jesus aber zur Herrlichkeit eingegangen war, da wurde es ihnen klar, daß dies mit Bezug auf ihn geschrieben stand und daß man dies so an ihm zur Ausführung gebracht hatte. Die Volksmenge nun, die bei ihm gewesen war, als er Lazarus aus dem Grabe gerufen und ihn von den Toten auferweckt hatte, hatte Zeugnis für ihn abgelegt; darum waren ihm auch die vielen Menschen entgegengezogen, weil sie erfahren hatten, daß er dies Wunderzeichen getan habe. Da sagten die Pharisäer zueinander: »Ihr seht, daß ihr nichts erreicht: die ganze Welt ist ja hinter ihm hergelaufen!« 16. Das Ersuchen der griechischen Festteilnehmer; Jesus kündigt sein Todesleiden und seine daraufhin erfolgende Verherrlichung zum Weltheiland anEs befanden sich aber einige Griechenzum Judentum übergetretene Griechen oder griechisch redende Juden aus der Diaspora; die bedeutende griechischjüdische Diaspora war zu Alexandria in Ägypten. unter denen, die nach Jerusalem hinaufzuziehen pflegten, um dort ihre Anbetung am Fest zu verrichten. Diese wandten sich nun an Philippus, der aus Bethsaida in Galiläa war, mit der Bitte: »Herr, wir möchten Jesus gern sehen!« Da ging Philippus hin und sagte es dem Andreas; Andreas und Philippus kamen alsdann und teilten es Jesus mit. Dieser antwortete ihnen mit den Worten: »Die Stunde der Verherrlichung ist für den Menschensohn gekommen! Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde hineinfällt und erstirbt, so bleibt es für sich allein; wenn es aber erstirbt, bringt es reiche Frucht. Wer sein Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt haßt, wird es zu ewigem Leben bewahren. Will jemand mir dienen, so folge er mir nach, und wo ich bin, da wird auch mein Diener sein; wenn jemand mir dient, wird der Vater ihn ehren. Jetzt ist meine Seele erschüttert, und was soll ich sagen? (Soll ich bitten:) ›Vater, errette mich aus dieser Stunde!‹? Nein, gerade deshalb bin ich ja in diese Stunde gekommen: Vater, verherrliche deinen Namen!« Da erscholl eine Stimme aus dem Himmel: »Ich habe ihn (schon) verherrlicht und werde ihn noch weiter verherrlichen!« Da sagte die Volksmenge, die dabeistand und zuhörte, es habe gedonnert; andere sagten: »Ein Engel hat mit ihm geredet.« Da nahm Jesus das Wort und sagte: »Nicht um meinetwillen ist diese Stimme erschollen, sondern um euretwillen. Jetzt ergeht ein Gericht über diese Welt, jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgestoßen werden, und ich werde, wenn ich von der Erde erhöht sein werde, alle zu mir ziehen!« Dies sagte er aber, um anzudeuten, welches Todes er sterben würde. Da entgegnete ihm die Volksmenge: »Wir haben aus dem Gesetz gehört, daß Christus in Ewigkeit (am Leben) bleibt; wie kannst du da behaupten, der Menschensohn müsse erhöht werden? Wer ist denn dieser Menschensohn?« Da sagte Jesus zu ihnen: »Nur noch kurze Zeit ist das Licht unter euch. Wandelt (im Licht), solange ihr das Licht noch habt, damit euch die Finsternis nicht überfällt; denn wer in der Finsternis wandelt, weiß nicht, wohin er gelangt. Solange ihr das Licht noch habt, glaubt an das Licht, damit ihr Söhne des Lichtes werdet!« So sprach Jesus, entfernte sich dann und hielt sich vor ihnen verborgen. 17. Rückblick des Evangelisten auf die öffentliche Wirksamkeit Jesu; Schlußurteil über das ungläubige jüdische VolkObwohl er aber so viele Wunderzeichen vor ihren Augen getan hatte, glaubten sie doch nicht an ihn; es sollte sich eben das Wort des Propheten Jesaja erfüllen, das da lautet: »Herr, wer hat unserer Botschaft Glauben geschenkt, und wem ist der Arm des Herrn offenbar geworden?« Deshalb konnten sie nicht glauben, weil Jesaja an einer anderen Stelle gesagt hat: »Er hat ihnen die Augen geblendet und ihr Herz verhärtet, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihrem Herzen (nicht) zur Erkenntnis gelangen und sie sich (nicht) bekehren sollten und ich sie (nicht) heile.« So hat Jesaja gesprochen, weil er seine Herrlichkeit schaute, und von ihm hat er geredet. Gleichwohl glaubten auch von den Obersten viele an ihn, bekannten es aber um der Pharisäer willen nicht offen, um nicht in den Bann getan zu werden; denn an der Ehre bei den Menschen lag ihnen mehr als an der Ehre bei Gott. 18. Jesu Zeugnis über sich und über sein Verhältnis zu GottJesus aber rief mit lauter Stimme aus: »Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat; und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat. Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt. Und wenn jemand meine Worte hört und sie nicht befolgt, so richte nicht ich ihn; denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um die Welt zu retten. Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, der hat (damit schon) seinen Richter: das Wort, das ich verkündet habe, wird sein Richter sein am jüngsten Tage. Denn ich habe nicht von mir selbst aus geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir Auftrag gegeben, was ich sagen und was ich reden soll, und ich weiß, daß sein Auftrag ewiges Leben bedeutet. Was ich also rede, das rede ich so, wie der Vater es mir gesagt hat.« III. Jesus offenbart seinen Jüngern beim Abschied seinen Weg zur Herrlichkeit und ihren Weg ebendahin (Kap. 13-17)1. Jesu letztes Mahl mit seinen Jüngerna) Die FußwaschungVor dem Passahfest aber, da Jesus wohl wußte, daß für ihn die Stunde gekommen sei, aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen, bewies er den Seinen, die in der Welt waren, die Liebe, die er (bisher) zu ihnen gehegt hatte, bis zum letzten Augenblick.W.: bis ans Ende, was auch bedeuten kann: bis zur Vollendung. Es war bei einem Mahl, und schon hatte der Teufel dem Judas Iskariot, dem Sohne Simons, den Entschluß des Verrats eingegeben.A.Ü.: Und während eines Mahles, als der Teufel schon in seinem Herzen den Plan gefaßt hatte, daß Judas … ihn verraten sollte, – weil Jesus wußte usw. Weil Jesus nun wußte, daß der Vater ihm alles in die Hände gegeben hatte und daß er von Gott ausgegangen sei und wieder zu Gott hingehe, erhob er sich beim Mahl von seinem Platz, legte die Oberkleidung ab, nahm einen linnenen Schurz und band ihn sich um. Danach goß er Wasser in das Waschbecken und begann seinen Jüngern die Füße zu waschen und sie mit dem linnenen Schurz, den er sich umgebunden hatte, abzutrocknen. So kam er denn auch zu Simon Petrus. Dieser sagte zu ihm: »Herr, du willst mir die Füße waschen?« Jesus antwortete ihm mit den Worten: »Was ich damit tue, verstehst du jetzt noch nicht, du wirst es aber nachher verstehen.« Petrus entgegnete ihm: »Nun und nimmer sollst du mir die Füße waschen!« Jesus antwortete ihm: »Wenn ich dich nicht wasche, so hast du keinen Anteil an mir.« Da sagte Simon Petrus zu ihm: »Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und den Kopf!« Jesus antwortete ihm: »Wer gebadet ist, dem braucht nichts weiter gewaschen zu werden als die Füße, sondern er ist am ganzen Körper rein; und ihr seid rein, jedoch nicht alle.« Er kannte nämlich seinen Verräter wohl; deshalb sagte er: »Ihr seid nicht alle rein.« b) Jesu Deutung seines demütigen LiebesdienstesNachdem er ihnen nun die Füße gewaschen und seine Oberkleidung wieder angelegt und seinen Platz am Tisch wieder eingenommen hatte, sagte er zu ihnen: »Versteht ihr, was ich an euch getan habe? Ihr redet mich mit ›Meister‹ und ›Herr‹ an und habt recht mit dieser Benennung, denn ich bin es wirklich. Wenn nun ich, der Herr und der Meister, euch die Füße gewaschen habe, so seid auch ihr verpflichtet, einander die Füße zu waschen; denn ein Vorbild habe ich euch gegeben, damit ihr es ebenso machet, wie ich an euch getan habe. Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ein Knecht steht nicht höher als sein Herr, und ein Sendbote nicht höher als sein Absender. Wenn ihr dies wißt – selig seid ihr, wenn ihr danach handelt! Nicht von euch allen rede ich; ich weiß ja, wie die beschaffen sind, welche ich erwählt habe; aber das Schriftwort muß erfüllt werden: ›Der mein Brot ißt, hat seine Ferse gegen mich erhoben.‹ Schon jetzt sage ich es euch, noch bevor es geschieht, damit ihr, wenn es geschehen ist, glaubt, daß ich es bin (den die Schrift meint). Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer dann, wenn ich jemand sende, ihn aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.« c) Kennzeichnung und Entfernung des Verräters (Mt 26,20-25; Mk 14,17-21; Lk 22,21-23)Nach diesen Worten wurde Jesus im Geist aufs tiefste erschüttert und sprach es offen aus: »Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten!« Da blickten die Jünger einander an und waren ratlos darüber, wen er meinte. Es hatte aber einer von seinen Jüngern bei Tisch seinen Platz an der Brust Jesu, nämlich der, den Jesus (besonders) lieb hatte. Diesem gab nun Simon Petrus einen Wink und sagte ihm: »Laß uns wissen, wen er meint!« Jener lehnte sich nun auch sogleich an die Brust Jesu zurück und fragte ihn: »Herr, wer ist es?« Da antwortete Jesus: »Der ist es, dem ich den Bissen (in die Schüssel) eintauchen und reichen werde.« Darauf tauchte er den Bissen ein, nahm ihn und reichte ihn dem Judas, dem Sohne Simons aus Kariot. Nachdem dieser den Bissen genommen hatte, fuhr der Satan in ihn hinein. Nun sagte Jesus zu ihm: »Was du zu tun vorhast, das tu bald!« Was er ihm damit hatte sagen wollen, verstand keiner von den Tischgenossen. Einige nämlich meinten, weil Judas die Kasse führte, wolle Jesus ihm sagen: »Kaufe das ein, was wir für das Fest nötig haben«, oder er solle den Armen etwas geben. Nachdem nun jener den Bissen genommen hatte, ging er sogleich hinaus. Es war aber Nacht. 2. Jesu Abschieds- und Trostreden (13,31-17,26)a) Beginn und Grundlage der Abschiedsredena) Jesu Ankündigung seiner VerherrlichungNach seinem Weggange nun sagte Jesus: »Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht worden! Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, so wird Gott auch ihn in sich selbst verherrlichen, und zwar wird er ihn sofort verherrlichen. Liebe Kinder, nur noch kurze Zeit bin ich bei euch; dann werdet ihr mich suchen, und, wie ich schon den Juden gesagt habe: ›Wohin ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen‹, so sage ich es jetzt auch euch.« b) Das neue Gebot der Liebe»Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander lieben sollt; wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.« c) Ankündigung der Verleugnung des Petrus (Mt 26,33-35; Mk 14,29-31; Lk 22,31-34)Da fragte ihn Simon Petrus: »Herr, wohin gehst du?« Jesus antwortete ihm: »Wohin ich gehe, dahin kannst du mir jetzt nicht folgen; du wirst mir aber später folgen.« Petrus antwortete ihm: »Herr, warum sollte ich dir jetzt nicht folgen können? Mein Leben will ich für dich hingeben!« Da antwortete Jesus: »Dein Leben willst du für mich hingeben? Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Der Hahn wird nicht krähen, bevor du mich dreimal verleugnet hast.« b) Erste Trostredea) Jesu Verheißung seiner Wiederkunft und der Aufnahme der Jünger in die bei Gott bereitete Stätte; Jesus der Weg zu Gott, seine Einheit mit Gott»Euer Herz erschrecke nicht! Vertrauet auf Gott und vertrauet auf mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten;A.Ü.: wenn es nicht so wäre, würde ich euch dann gesagt haben: ›Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten‹? und wenn ich hingegangen bin und euch eine Stätte bereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit da, wo ich bin, auch ihr seid. Und wohin ich gehe – den Weg dahin kennt ihr.« Da sagte Thomas zu ihm: »Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst: wie sollten wir da den Weg kennen?« Jesus antwortete ihm: »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt hättet, würdet ihr auch meinen Vater kennen; von jetzt an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.« Philippus sagte zu ihm: »Herr, zeige uns den Vater: das genügt uns.« Da sagte Jesus zu ihm: »So lange Zeit schon bin ich mit euch zusammen, und (trotzdem) hast du mich noch nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen; wie kannst du sagen: ›Zeige uns den Vater!‹ Glaubst du nicht, daß ich im Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, spreche ich nicht von mir selbst aus, nein, der Vater, der dauernd in mir ist, der tut seine Werke. Glaubet mir, daß ich im Vater bin und der Vater in mir ist; wo nicht, so glaubt doch um der Werke selbst willen!« b) Verheißung der Gebetserhörung und der erfolgreichsten Wirksamkeit, des dauernden Besitzes des heiligen Geistes, des Wiedersehens und ewiger VereinigungWahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich tue, auch vollbringen, ja er wird noch größere als diese vollbringen; denn ich gehe zum Vater, und alles, um was ihr (dann) in meinem Namen bitten werdet, das werde ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht werde. Wenn ihr michDieses »mich« wird von vielen als nicht ursprünglich dastehend gestrichen. um etwas in meinem Namen bitten werdet, so werde ich es tun. – Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten; und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Helfer geben, damit er bis in Ewigkeit bei euch sei: den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und ihn nicht erkennt; ihr aber erkennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. – Ich will euch nicht verwaist zurücklassen: ich komme zu euch! Nur noch eine kurze Zeit, dann sieht mich die Welt nicht mehr; ihr aber seht mich, daß ich lebe, und ihr sollt auch leben! An jenem Tage werdet ihr erkennen, daß ich in meinem Vater bin und ihr in mir seid und ich in euch.« c) Verheißung der innigsten Geistes- und Liebesgemeinschaft mit Gott und Jesus»Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.« Da fragte ihn Judas – nicht der Iskariot –: »Herr, wie kommt es, daß du dich (nur) uns offenbaren willst und nicht (auch) der Welt?« Jesus antwortete ihm mit den Worten: »Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Wer mich nicht liebt, hält auch meine Worte nicht; und doch kommt das Wort, das ihr hört, nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat.« d) Zusage der Belehrung durch den heiligen Geist; Friedensgruß und Aufforderung zur Glaubenszuversicht»Dies habe ich zu euch geredet, während ich bei euch weilte. Der Helfer aber, der heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch über alles (Weitere) belehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. – Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht so, wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz erschrecke nicht und verzage nicht! Ihr habt gehört, daß ich euch gesagt habe: ›Ich gehe hin und komme wieder zu euch.‹ Hättet ihr mich lieb, so hättet ihr euch gefreut, daß ich zum Vater gehe, denn der Vater ist größer als ich. Und schon jetzt habe ich es euch gesagt, bevor es geschieht, damit ihr zum Glauben kommt, wenn es geschieht. Ich werde nicht mehr viel mit euch reden, denn es kommt der Fürst der Welt; doch über mich hat er keine Macht.W.: doch hat er nichts in mir. Damit aber die Welt erkennt, daß ich den Vater liebe und so tue, wie der Vater mir geboten hat: erhebt euch! Laßt uns von hier aufbrechen!« c) Zweite Abschieds- und Trostredea) Gleichnis vom Weinstock und den Reben»Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, entfernt er, und jede (Rebe), die Frucht bringt, reinigt er, damit sie noch mehr Frucht bringe. Ihr seid bereits rein infolge des Wortes, das ich zu euch geredet habe: bleibt in mir, so bleibe ich in euch. Wie die Rebe nicht von sich selbst aus Frucht bringen kann, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr es nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben: wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reichlich Frucht; dagegen ohne mich könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie die Rebe und verdorrt; man sammelt sie dann und wirft sie ins Feuer: da verbrennen sie. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann bittet, um was ihr wollt: es wird euch zuteil werden. Dadurch ist mein Vater verherrlicht, daß ihr reichlich Frucht bringt und euch als meine Jünger erweist.« b) Das Liebesgebot: Bleibt in der Liebesgemeinschaft mit mir und untereinander!»Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt: bleibet in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, gleichwie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und damit in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich zu euch geredet, damit die Freude, wie ich sie habe, auch in euch (vorhanden) sei und eure Freude vollkommen werde. – Das ist mein Gebot, daß ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe. Größere Liebe kann niemand haben als die, daß er sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete. Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht hat keine Einsicht in das Tun seines Herrn; vielmehr habe ich euch Freunde genannt, weil ich euch alles kundgetan habe, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestellt, daß ihr hingehen und Frucht bringen sollt und eure Frucht eine bleibende sei, auf daß der Vater euch alles gebe, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies ist mein Gebot an euch, daß ihr einander liebet.« c) Weissagung des durch den Haß der Welt leidvollen Jüngerschicksals»Wenn die Welt euch haßt, so bedenkt, daß sie mich noch eher als euch gehaßt hat! Wenn ihr aus der Welt wärt, so würde die Welt euch als das zu ihr Gehörige lieben; weil ihr aber nicht aus der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt heraus erwählt habe, deshalb haßt euch die Welt. Gedenkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: ›Ein Knecht steht nicht höher als sein Herr.‹ Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen; haben sie mein Wort befolgt, so werden sie auch das eure befolgen. Dies alles aber werden sie euch um meines Namens willen antun, weil sie den nicht kennen, der mich gesandt hat. Wenn ich nicht gekommen wäre und nicht zu ihnen geredet hätte, so wären sie frei von Verschulden; so aber haben sie keine Entschuldigung für ihr Verschulden. Wer mich haßt, der haßt auch meinen Vater. Wenn ich nicht solche Werke unter ihnen getan hätte, wie kein anderer sie getan hat, so wären sie frei von Verschulden; so aber haben sie (alles) gesehen und doch sowohl mich als auch meinen Vater gehaßt. Aber es muß das Wort, das in ihrem Gesetz geschrieben steht, erfüllt werden: ›Sie haben mich ohne Grund gehaßt.‹ – Wenn aber der Helfer kommt, den ich euch vom Vater her senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis über mich ablegen. Doch auch ihr seid (meine) Zeugen,d.h.: sollt Zeugnis ablegen. weil ihr von Anfang an bei mir (gewesen) seid. Dies habe ich euch gesagt, damit ihr nicht Anstoß nehmt. Man wird euch in den Bann tun; ja, es kommt die Stunde, wo jeder, der euch tötet, Gott eine Opfergabe darzubringen meint. Und so werden sie verfahren, weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben. Aber ich habe euch dies gesagt, damit, wenn die Stunde der Erfüllung kommt, ihr daran gedenkt, daß ich es euch gesagt habe.« »Dies habe ich euch aber nicht gleich anfangs gesagt, weil ich noch bei euch war. d) Verheißung des heiligen Geistes und dessen segensreiches Wirken an der Welt und in den JüngernJetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat, und keiner von euch fragt mich: ›Wohin gehst du?‹, sondern weil ich dies zu euch gesagt habe, hat die Traurigkeit euer Herz erfüllt. Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, daß ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, so wird der Helfer nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingegangen bin, werde ich ihn zu euch senden. Und wenn er gekommen ist, wird er der Welt die Augen öffnen über Sünde und über Gerechtigkeit und über Gericht: über Sünde, (die darin besteht) daß sie nicht an mich glauben; über Gerechtigkeit, (die darin besteht) daß ich zum Vater hingehe und ihr mich fortan nicht mehr seht; über Gericht, (das darin besteht) daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist. Noch vieles hätte ich euch zu sagen, doch ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener gekommen ist, der Geist der Wahrheit, der wird euch in die ganze Wahrheit einführen; denn er wird nicht von sich selbst aus reden, sondern was er hört, das wird er reden und euch das Zukünftige verkündigen. Er wird mich verherrlichen, denn von meinem Eigentum wird er es nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, ist mein; deshalb habe ich gesagt, daß er es von meinem Eigentum nimmt und es euch verkündigen wird.« ee) Verheißung baldigen Wiedersehens und Mahnung zum Gebet im Namen Jesu»Nur noch eine kurze Zeit, so seht ihr mich nicht mehr; dann wieder eine kurze Zeit, so werdet ihr mich sehen.« Da sagten einige von seinen Jüngern zueinander: »Was meint er damit, daß er zu uns sagt: ›Nur noch eine kurze Zeit, so seht ihr mich nicht mehr; dann wieder eine kurze Zeit, so werdet ihr mich sehen‹, und weiter: ›Ich gehe hin zum Vater‹?« Sie sagten also: »Was meint er mit dem Ausdruck ›eine kurze Zeit‹? Wir verstehen seine Worte nicht.« Jesus merkte, daß sie ihn darüber befragen wollten, und sagte zu ihnen: »Darüber verhandelt ihr miteinander, (was das zu bedeuten habe) daß ich gesagt habe: ›Nur noch eine kurze Zeit, so seht ihr mich nicht mehr, dann wieder eine kurze Zeit, so werdet ihr mich sehen‹? Wahrlich, wahrlich ich sage euch: ihr werdet weinen und wehklagen, die Welt aber wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit wird zur Freude werden. Wenn eine Frau Mutter werden soll, so ist sie traurig, weil ihre Stunde gekommen ist; wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst um der Freude willen, daß ein Mensch in die Welt geboren ist. So seid auch ihr jetzt in Traurigkeit; aber ich werde euch wiedersehen: dann wird euer Herz sich freuen, und niemand wird euch eure Freude rauben. Und an jenem Tage werdet ihr mich um nichts mehr befragen. Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet, so wird er es euch in meinem Namen geben. Bisher habt ihr noch nie um etwas in meinem Namen gebeten: bittet, so werdet ihr empfangen, damit eure Freude vollkommen sei.« ff) Verheißung der Vollendung der Gottesgemeinschaft für die Jünger; Abschluß der Abschiedsreden»Dies habe ich euch in Gleichnissen verkündet; es kommt aber die Stunde, da werde ich nicht mehr in Gleichnissen zu euch reden, sondern euch mit voller Offenheit Kunde über den Vater geben. An jenem Tage werdet ihr in meinem Namen bitten, und ich sage euch nicht, daß ich den Vater für euch bitten werde; denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich geliebt und den Glauben gewonnen habt, daß ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; hinwiederum verlasse ich die Welt und kehre zum Vater zurück.« – Da sagten seine Jünger: »Siehe, jetzt redest du frei heraus und gebrauchst keine bildliche Rede mehr; jetzt wissen wir, daß du alles weißt und niemand dich erst zu befragen braucht; darum glauben wir, daß du von Gott ausgegangen bist.« Jesus antwortete ihnen: »Jetzt glaubt ihr? Wisset wohl: es kommt die Stunde, ja sie ist schon da, daß ihr euch zerstreuen werdet, ein jeder in das Seine, und ihr mich allein lassen werdet. Und doch bin ich (alsdann) nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habet. In der Welt habt ihr Bedrängnis; doch seid getrost: ich habe die Welt überwunden!« d) Das (hohepriesterliche) Abschiedsgebet Jesu mit den Seinen und für die Seinena) Jesu Gebet für sich selbst (um seine Verherrlichung nach Vollendung seines Werkes)So redete Jesus; dann richtete er seine Augen zum Himmel empor und betete: »Vater, die Stunde ist gekommen: verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche! Du hast ihm ja Macht über alles Fleisch verliehen, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe. Darin besteht aber das ewige Leben, daß sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. Ich habe dich hier auf der Erde verherrlicht und habe das Werk vollendet, dessen Vollführung du mir aufgetragen hast. Und jetzt verherrliche du mich, Vater, bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir besaß, ehe die Welt war.« b) Fürbitte Jesu für die Erhaltung der Jünger in der rechten Gotteserkenntnis»Ich habe deinen Namen den Menschen geoffenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Dir gehörten sie an, und mir hast du sie gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. Jetzt haben sie erkannt, daß alles, was du mir gegeben hast, von dir stammt; denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und haben in Wahrheit erkannt, daß ich von dir ausgegangen bin, und haben den Glauben gewonnen, daß du es bist, der mich gesandt hat. Ich bitte für sie; nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, welche du mir gegeben hast; denn sie sind dein Eigentum, und was mein ist, ist ja alles dein, und was dein ist, das ist mein, und ich bin in ihnen verherrlicht worden. Und ich bin nicht mehr in der Welt, doch sie sind noch in der Welt, während ich zu dir gehe. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir anvertraut hast, damit sie eins seien, so wie wir es sind. Solange ich in ihrer Mitte gewesen bin, habe ich sie, die du mir gegeben hast, in deinem Namen erhalten und habe sie behütet, und keiner von ihnen ist verlorengegangen außer dem Sohne des Verderbens, damit die Schrift erfüllt würde. Jetzt aber gehe ich zu dir und rede dieses noch in der Welt, damit sie die Freude, wie ich sie habe, vollkommen in sich tragen. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehaßt, weil sie nicht zur Welt gehören, wie auch ich nicht der Welt angehöre.W.: weil sie nicht aus (oder: von) der Welt sind, wie auch ich nicht aus (oder: von) der Welt bin. Ich bitte dich nicht, sie aus der Welt hinwegzunehmen, sondern sie vor dem Bösen zu behüten. Sie gehören nicht zur Welt, wie auch ich nicht der Welt angehöre. Heilige sie in deiner Wahrheit:A.Ü.: Weihe sie (= rüste sie für ihren Beruf aus) in der Wahrheit (oder: durch die Wahrheit). dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt; und für sie heilige ich mich,oder: weihe ich mich selbst; ebenso im folgenden: geweiht seien. damit auch sie in Wahrheit geheiligt seien.« c) Fürbitte für alle Gläubigen (oder: für die ganze Gemeinde aller Zeiten und aller Orte)»Ich bitte aber nicht für diese allein, sondern auch für die, welche durch ihr Wort zum Glauben an mich kommen (werden), daß sie alle eins seien; wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, so laß auch sie in uns eins sein, damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast. Ich habe auch die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, damit sie eins seien, wie wir eins sind: ich in ihnen und du in mir, auf daß sie zu vollkommener Einheit gelangen, damit die Welt erkenne, daß du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast. Vater, ich will, daß da, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir verliehen hast; denn du hast mich schon vor der Grundlegung der Welt geliebt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt, und diese haben erkannt, daß du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn (auch weiterhin) kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen.« IV. Jesu Leiden und Tod (Kap. 18-19)1. Jesus in Gethsemane: Judas, Malchus, Gefangennahme Jesu (Mt 26,36.47-56; Mk 14,32.43-52; Lk 22,39.47-53)Nachdem Jesus so gebetet hatte, ging er mit seinen Jüngern (aus der Stadt) hinaus über den Bach Kidron hinüber an einen Ort, wo ein Garten war, in den er mit seinen Jüngern eintrat. Aber auch Judas, sein Verräter, kannte diesen Ort, weil Jesus dort oft mit seinen Jüngern zusammengekommen war. Nachdem nun Judas die Abteilung Soldaten und von den Hohenpriestern und Pharisäern Diener erhalten hatte, kam er mit Fackeln, Laternen und Waffen dorthin. Wiewohl nun Jesus alles wußte, was über ihn kommen würde, trat er doch (aus dem Garten) hinaus und fragte sie: »»»Wen sucht ihr?« Sie antworteten ihm: »Jesus von Nazareth.« Er sagte zu ihnen: »Der bin ich.« Auch Judas, sein Verräter, stand bei ihnen. Als Jesus nun zu ihnen sagte: »Der bin ich!«, wichen sie zurück und fielen zu Boden. Da fragte er sie nochmals: »Wen sucht ihr?« Sie sagten: »Jesus von Nazareth.« Jesus antwortete: »Ich habe euch gesagt, daß ich es bin. Wenn ihr also mich sucht, so laßt diese hier gehen!« So sollte sich das Wort erfüllen, das er ausgesprochen hatte: »Ich habe keinen von denen, die du mir gegeben hast, verloren gehen lassen.« Da nun Simon Petrus ein Schwert bei sich hatte, zog er es heraus, schlug damit nach dem Knechte des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab; der Knecht hieß Malchus. Da sagte Jesus zu Petrus: »Stecke das Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir der Vater gereicht hat?« Hierauf nahmen die Abteilung Soldaten mit ihrem Hauptmann und die Diener der Juden Jesus fest, fesselten ihn und führten ihn zunächst zu Hannas ab; dieser war nämlich der Schwiegervater des Kaiphas, der in jenem Jahre Hoherpriester war. Kaiphas aber war es, der den Juden den Rat gegeben hatte, es sei besser, daß ein einzelner Mensch für das Volk sterbe. 2. Verleugnung des Petrus; Jesu Verhör vor dem jüdischen Gericht (Mt 26,57-75; Mk 14,53-72; Lk 22,54-71)a) Erste Verleugnung des PetrusSimon Petrus aber und noch ein anderer JüngerA.L.: und der andere Jünger.waren Jesus nachgefolgt. Dieser (andere) Jünger war aber mit dem Hohenpriester bekannt und ging (deshalb) gleichzeitig mit Jesus in den Palast des Hohenpriesters hinein, während Petrus draußen vor der Tür stehenblieb. Da ging der andere Jünger, der mit dem Hohenpriester bekannt war, hinaus, redete mit der Türhüterin und führte Petrus hinein. Da sagte die Magd, welche die Tür hütete, zu Petrus: »Gehörst du nicht auch zu den Jüngern dieses Menschen?« Er antwortete: »Nein.« Es standen aber die Knechte und Diener da, hatten sich wegen der Kälte ein Kohlenfeuer angemacht und wärmten sich daran; aber auch Petrus stand bei ihnen und wärmte sich. b) Jesus vor den Hohenpriestern Hannas und KaiphasDer Hohepriester (Hannas) befragte nun Jesus über seine Jünger und seine Lehre. Jesus antwortete ihm: »Ich habe frei und offen zu aller Welt geredet; ich habe allezeit in den Synagogen und im Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen; im geheimen habe ich überhaupt nicht geredet. Warum fragst du mich? Frage die, welche gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe; diese wissen, was ich gesagt habe.« Als er das ausgesprochen hatte, gab einer von den Dienern, der dabeistand, Jesus einen Schlag ins Gesicht und sagte: »So antwortest du dem Hohenpriester?« Jesus entgegnete ihm: »Wenn ich ungehörig gesprochen habe, so gib an, was ungehörig daran gewesen ist; wenn ich aber richtig gesprochen habe, warum schlägst du mich?« Darauf sandte Hannas ihn gefesselt zum Hohenpriester Kaiphas.V.24 ist vielleicht hinter V.13 zu stellen. Eine alte Handschrift hat folgende Textordnung: V.13; 24; 14; 15; 19-23; 16-18; 25. c) Zweite und dritte Verleugnung des PetrusSimon Petrus aber stand (unterdessen) da und wärmte sich. Da fragten sie ihn: »Gehörst du nicht auch zu seinen Jüngern?« Er leugnete aber mit einem »Nein«. Da sagte einer von den Knechten des Hohenpriesters, ein Verwandter des Knechtes, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: »Habe ich dich nicht in dem Garten bei ihm gesehen?« Da leugnete Petrus nochmals; und sogleich darauf krähte der Hahn. 3. Jesu Verhör und Bekenntnis vor dem römischen Statthalter Pilatus; seine Geißelung, Verspottung und Verurteilung (Mt 27,11-30; Mk 15,1-19; Lk 23,1-25)Man führte Jesus dann aus dem Hause des Kaiphas nach der Statthalterei; es war früh am Morgen. Die Juden selbst gingen dabei nicht in die Statthalterei hinein, um nicht unrein zu werden, sondern das Passah essen zu können. Darum kam Pilatus zu ihnen hinaus und fragte sie: »Welche Anklage habt ihr gegen diesen Mann zu erheben?« Sie antworteten ihm mit den Worten: »Wenn dieser Mensch kein Verbrecher wäre, so hätten wir ihn dir nicht überliefert!« Da sagte Pilatus zu ihnen: »Nehmt ihr ihn und richtet ihn nach eurem Gesetz.« Da entgegneten ihm die Juden: »Wir haben nicht das Recht, jemand hinzurichten« – so sollte sich das Wort Jesu erfüllen, durch das er die Art seines Todes angedeutet hatte. Pilatus ging nun wieder in die Statthalterei hinein, ließ Jesus rufen und fragte ihn: »Bist du der König der Juden?« Jesus antwortete: »Fragst du so von dir selbst aus, oder haben andere es dir von mir gesagt?« Pilatus antwortete: »Ich bin doch kein Jude! Dein Volk und zwar die Hohenpriester haben dich mir überantwortet: was hast du verbrochen?« Jesus antwortete: »Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, so würden meine Diener (für mich) kämpfen, damit ich den Juden nicht überliefert würde; nun aber ist mein Reich nicht von hier.« Da sagte Pilatus zu ihm: »Ein König bist du also?« Jesus antwortete: »Ja, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen; jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.« Darauf antwortete ihm Pilatus: »Was ist Wahrheit?!« Nach diesen Worten ging er wieder zu den Juden hinaus und sagte zu ihnen: »Ich finde keinerlei Schuld an ihm. Es ist aber herkömmlich bei euch, daß ich euch am Passah einen (Gefangenen) freigebe: soll ich euch also den König der Juden freigeben?« Da riefen sie wieder laut: »Nein, nicht diesen, sondern den Barabbas!« Barabbas war aber ein Räuber. Da ließ nun Pilatus Jesus ergreifen und geißeln; dann flochten die Soldaten eine Dornenkrone, setzten sie ihm aufs Haupt und legten ihm einen scharlachroten Mantel um; hierauf traten sie vor ihn hin und riefen aus: »Sei gegrüßt, Judenkönig!« und versetzten ihm Schläge ins Gesicht. Pilatus kam dann wieder heraus und sagte zu ihnen: »Seht, ich führe ihn zu euch heraus, damit ihr erkennt, daß ich keinerlei Schuld an ihm finde.« So kam denn Jesus heraus, indem er die Dornenkrone und den Purpurmantel trug, und Pilatus sagte zu ihnen: »Seht, der Mensch!« Als ihn nun die Hohenpriester und die Tempeldiener erblickten, schrien sie: »Ans Kreuz mit ihm, ans Kreuz!« Pilatus entgegnete ihnen: »Nehmt ihr ihn und kreuzigt ihn! Denn ich finde keine Schuld an ihm.« Die Juden antworteten ihm: »Wir haben ein Gesetz, und nach diesem Gesetz muß er sterben, weil er sich selbst zu Gottes Sohn gemacht hat.« Als nun Pilatus dies Wort hörte, geriet er in noch größere Angst; er ging also wieder in die Statthalterei hinein und fragte Jesus: »Woher bist du?« Jesus aber gab ihm keine Antwort. Da sagte Pilatus zu ihm: »Mir willst du nicht Rede stehen? Weißt du nicht, daß ich die Macht habe, dich freizugeben, und auch die Macht habe, dich kreuzigen zu lassen?« Jesus antwortete ihm: »Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben her gegeben wäre; deshalb trifft den, welcher mich dir ausgeliefert hat, eine größere Schuld.« Von da an suchte Pilatus ihn freizugeben; aber die Juden schrien: »Gibst du diesen frei, so bist du kein Freund des Kaisers! Jeder, der sich selbst zum König macht, lehnt sich gegen den Kaiser auf!« Als Pilatus diese Worte hörte, ließ er Jesus hinausführen und setzte sich auf den Richterstuhl an dem Platze, welcher ›Steinpflaster‹, auf hebräisch Gabbatha, heißt. Es war aber der Rüsttag auf das Passahfest, und zwar um die sechste Stunde.d.h. 6 Uhr früh nach römischer Zeitrechnung (vgl. 1,39). Nun sagte Pilatus zu den Juden: »Seht, da ist euer König!« Da schrien jene: »Weg, weg mit ihm, kreuzige ihn!« Pilatus entgegnete ihnen: »Euren König soll ich kreuzigen lassen?« Die Hohenpriester antworteten: »Wir haben keinen König als den Kaiser!« Darauf übergab er ihnen Jesus zur Kreuzigung. So übernahmen sie denn Jesus; 4. Jesu Kreuzigung und Tod (Mt 27,32-50; Mk 15,20-37; Lk 23,26-46)und dieser ging, indem er sein Kreuz selber trug, (aus der Stadt) hinaus nach der sogenannten ›Schädelstätte‹, die auf hebräisch Golgatha heißt; dort kreuzigten sie ihn und mit ihm noch zwei andere auf beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte. Auch eine Aufschrift hatte Pilatus schreiben und oben am Kreuz anbringen lassen; sie lautete: »Jesus von Nazareth, der König der Juden.« Diese Aufschrift nun lasen viele von den Juden, weil der Platz, wo Jesus gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt lag und die Aufschrift in hebräischer, römischer und griechischer Sprache abgefaßt war. Da sagten die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: »Schreibe nicht: ›Der König der Juden‹, sondern: ›Dieser Mensch hat behauptet, er sei der König der Juden‹!« Pilatus (aber) antwortete: »Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben!« Als nun die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleidungsstücke und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen Teil, außerdem noch das Unterkleid. Dieses Unterkleid war aber ohne Naht, von oben an in einem Stück gewebt. Da sagten sie zueinander: »Wir wollen es nicht zerschneiden, sondern darum losen, wem es gehören soll« – so sollte das Schriftwort seine Erfüllung finden: »Sie haben meine Kleider unter sich verteilt und über mein Gewand das Los geworfen.« Auf diese Weise verfuhren also die Soldaten. Es standen aber beim Kreuze Jesu seine Mutter und die Schwester seiner Mutter,Diese Schwester war Salome, die Frau des Zebedäus, die Mutter des Jakobus und Johannes; vgl. Mk 15,40; 16,1; auch Mt 20,20. auch Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als nun Jesus seine Mutter und neben ihr den Jünger, den er (besonders) lieb hatte, stehen sah, sagte er zu seiner Mutter: »Frau, siehe dein Sohn!« Darauf sagte er zu dem Jünger: »Siehe deine Mutter!« Und von dieser Stunde an nahm der Jünger sie zu sich in sein Haus. Darauf, weil Jesus wußte, daß nunmehr alles vollbracht war, sagte er, damit die Schrift ganz erfüllt würde: »Mich dürstet.« Es stand dort nun ein mit Essig gefülltes Gefäß. Sie umwickelten also einen mit dem Essig getränkten Schwamm mit YsopDer Ysop ist eine würzige, an Mauern wachsende und dem Thymian und Lavendel verwandte Arzneipflanze; er wurde bei der Reinigung des Aussatzes und bei der (sinnbildlichen) Reinigung von Sünden angewandt. und hielten ihm diesen an den Mund. Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sagte er: »Es ist vollbracht!«, neigte dann das Haupt und gab den Geist auf. Weil es nun Rüsttag war, trugen die Juden, damit die Leichen nicht während des Sabbats am Kreuz blieben – dieser Sabbattag war nämlich ein hoher Festtag –, dem Pilatus die Bitte vor, es möchten ihnen die Schenkel mit Keulen zerschlagen und sie dann (vom Kreuz) herabgenommen werden. So kamen denn die Soldaten und zerschlugen dem ersten die Schenkel, ebenso auch dem andern, der mit (Jesus) gekreuzigt worden war. Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß er bereits tot war, zerschlugen sie ihm die Schenkel nicht, sondern einer von den Soldaten stieß ihn mit seiner Lanze in die Seite; da floß sogleich Blut und Wasser heraus. Ein Augenzeuge hat dies bezeugt, und sein Zeugnis ist zuverlässig, und jener weiß, daß er die Wahrheit sagt, damit auch ihr zum Glauben kommet. Dies ist nämlich geschehen, damit das Schriftwort erfüllt würde: »Es soll kein Knochen an ihm zerbrochen werden.« Und noch eine andere Schriftstelle lautet: »Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben.« 5. Kreuzabnahme und Grablegung Jesu (Mt 27,57-61; Mk 15,42-47; Lk 23,50-55)Hierauf trug Joseph von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war – allerdings war er’s nur im geheimen aus Furcht vor den Juden –, dem Pilatus die Bitte vor, daß er den Leichnam Jesu vom Kreuze abnehmen dürfe; und Pilatus gewährte ihm die Bitte. So ging er denn hin und nahm seinen Leichnam (vom Kreuz) ab. Aber auch Nikodemus kam, derselbe, der zum erstenmal bei Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte eine Mischung von Myrrhe und Aloe mit, wohl hundert Pfund. So nahmen sie denn den Leib Jesu und banden ihn ein in Leinwandstreifen mitsamt den wohlriechenden Stoffen, wie es Sitte der Juden bei Bestattungen ist. Es lag aber bei dem Platze, wo er gekreuzigt worden war, ein Garten, und in dem Garten (befand sich) ein neues Grab, in welchem bisher noch niemand beigesetzt worden war. Dorthin brachten sie nun Jesus mit Rücksicht auf den jüdischen Rüsttag, weil das Grab sich in der Nähe befand. V. Die Offenbarungen des Auferstandenen (Kap. 20-21)1. Jesu Auferstehung (Mt 28,1-8; Mk 16,1-11; Lk 24,1-11)a) Maria von Magdala und das leere Grab; Petrus und Johannes am GrabeAm ersten Tage nach dem Sabbat aber ging Maria Magdalena frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grabe hin und sah, daß der Stein vom Grabe weggenommen war. Da eilte sie hin und kam zu Simon Petrus und zu dem anderen Jünger, den Jesus (besonders) lieb gehabt hatte, und sagte zu ihnen: »Man hat den Herrn aus dem Grabe weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat!« Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und machten sich auf den Weg zum Grabe. Die beiden liefen miteinander, doch der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst an das Grab. Als er sich nun hineinbeugte, sah er die leinenen Binden daliegen, ging jedoch nicht hinein. Nun kam auch Simon Petrus hinter ihm her und trat in das Grab hinein; er sah dort die leinenen Binden liegen, das Schweißtuch aber, das auf seinem Kopf gelegen hatte, lag nicht bei den (anderen) Leintüchern, sondern für sich zusammengefaltet an einer besonderen Stelle. Jetzt trat auch der andere Jünger hinein, der zuerst am Grabe angekommen war, und sah es auch und kam zum Glauben; denn sie hatten die Schrift noch nicht verstanden, daß er von den Toten auferstehen müsse. So gingen denn die (beiden) Jünger wieder heim. b) Jesu Erscheinung vor Maria von Magdala (Mk 16,9)Maria aber war draußen am Grabe stehengeblieben und weinte. Mit Tränen in den Augen beugte sie sich vor in das Grab hinein; da sah sie dort zwei Engel in weißen Gewändern dasitzen, den einen am Kopfende, den andern am Fußende der Stelle, wo der Leichnam Jesu gelegen hatte. Diese sagten zu ihr: »Frau, warum weinst du?« Sie antwortete ihnen: »Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat.« Nach diesen Worten wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wußte aber nicht, daß es Jesus war. Da sagte Jesus zu ihr: »Frau, warum weinst du? Wen suchst du?« Sie hielt ihn für den Hüter des Gartens und sagte zu ihm: »Herr, wenn du ihn weggetragen hast, so sage mir doch, wohin du ihn gebracht hast; dann will ich ihn wieder holen.« Jesus sagte zu ihr: »Maria!« Da wandte sie sich um und sagte auf hebräisch zu ihm: »Rabbuni!«, das heißt »Meister«. Jesus sagte zu ihr: »Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht zum Vater aufgefahren! Gehe aber zu meinen Brüdern und sage ihnen: ›Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.‹« Da ging Maria Magdalena hin und verkündigte den Jüngern, sie habe den Herrn gesehen, und er habe dies zu ihr gesagt. 2. Jesus und die Jünger am Ostersonntagabend; des Thomas Unglaube und Bekehrung (Mk 16,14-18; Lk 24,36-49)a) Die Jünger ohne ThomasAls es nun an jenem Tage, dem ersten Wochentage, Abend geworden war und die Türen an dem Ort, wo die Jünger sich befanden, aus Furcht vor den Juden verschlossen waren, kam Jesus, trat mitten unter sie und sagte zu ihnen: »Friede sei mit euch!« Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite; da freuten sich die Jünger, weil sie den Herrn sahen. Dann sagte er nochmals zu ihnen: »Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende auch ich euch.« Nach diesen Worten hauchte er sie an und sagte zu ihnen: »Empfanget heiligen Geist! Wem immer ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, und wem ihr sie behaltet, dem sind sie behalten.« b) Die Jünger mit ThomasThomas aber, einer von den Zwölfen, der auch den Namen ›Zwilling‹ führt, war nicht bei ihnen gewesen, als Jesus gekommen war. Die anderen Jünger teilten ihm nun mit: »Wir haben den Herrn gesehen!« Er aber erklärte ihnen: »Wenn ich nicht das Nägelmal in seinen Händen sehe und meinen Finger in das Nägelmal und meine Hand in seine Seite lege, werde ich es nimmermehr glauben!« Acht Tage später befanden sich seine Jünger wieder im Hause, und (diesmal) war Thomas bei ihnen. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat mitten unter sie und sagte: »Friede sei mit euch!« Darauf sagte er zu Thomas: »Reiche deinen Finger her und sieh dir meine Hände an; dann reiche deine Hand her und lege sie mir in die Seite und sei nicht (länger) ungläubig, sondern werde gläubig!« Da antwortete ihm Thomas: »Mein Herr und mein Gott!« Jesus erwiderte ihm: »Weil du mich gesehen hast, bist du gläubig geworden. Selig sind die, welche nicht gesehen haben und doch zum Glauben gekommen sind!« 3. Schluß des EvangeliumsNoch viele andere Wunderzeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buche nicht aufgezeichnet stehen; diese aber sind niedergeschrieben worden, damit ihr glaubt, daß Jesus der Gesalbte, der Sohn Gottes ist, und damit ihr durch den Glauben Leben in seinem Namen habt. 4. Nachtraga) Jesus offenbart sich seinen Jüngern am See von Tiberias; der wunderbare Fischzug (vgl. Lk 5,4-11)Danach offenbarte Jesus sich seinen Jüngern noch einmal am See von Tiberias, und zwar offenbarte er sich auf folgende Weise: Es waren beisammen Simon Petrus und Thomas, der den Namen ›Zwilling‹ führt, Nathanael aus Kana in Galiläa, die (beiden) Söhne des Zebedäus und noch zwei andere aus der Zahl seiner Jünger. Da sagte Simon Petrus zu ihnen: »Ich gehe hin und fische!« Sie erwiderten ihm: »Dann gehen auch wir mit dir!« So gingen sie denn hinaus und stiegen in das Boot, fingen aber in jener Nacht nichts. Als es bereits gegen Morgen war, stand Jesus am Ufer; die Jünger wußten jedoch nicht, daß es Jesus war. Da rief Jesus ihnen zu: »Kinder, habt ihr nicht etwas (Fisch) als Zukost?« Sie antworteten ihm: »Nein.« Nun sagte er zu ihnen: »Werft das Netz nach der rechten Seite des Bootes aus, so werdet ihr einen Fang tun!« Da warfen sie es aus und konnten es vor der Menge der Fische nicht mehr (aus dem Wasser) herausziehen. Da sagte jener Jünger, den Jesus (besonders) lieb hatte, zu Petrus: »Es ist der Herr!« Als nun Simon Petrus hörte, daß es der Herr sei, gürtete er sich sein Obergewand um – er hatte nämlich nur ein Unterkleid angehabt – und sprang in den See; die anderen Jünger aber kamen mit dem Boote hinter ihm her – sie waren nämlich nicht weit vom Lande, sondern nur in einer Entfernung von etwa zweihundert Ellen – und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Als sie dann ans Land ausgestiegen waren, sahen sie ein Kohlenfeuer (am Boden) hergerichtet und Fische darauf gelegt und Brot (daneben). Jesus sagte zu ihnen: »Bringt noch einige von den Fischen her, die ihr soeben gefangen habt!« Da stieg Simon Petrus (in das Boot) hinein und zog das Netz ans Land, das mit hundertunddreiundfünfzig großen Fischen gefüllt war und trotz dieser großen Zahl nicht zerriß. Nun sagte Jesus zu ihnen: »Kommt her und haltet das Frühmahl!« Keiner aber von den Jüngern wagte die Frage an ihn zu richten: »Wer bist du?« Sie wußten ja, daß es der Herr war. Jesus trat nun hin, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso auch die Fische. Dies war nun schon das dritte Mal, daß Jesus sich nach seiner Auferstehung von den Toten seinen Jüngern offenbarte. b) Petrus wieder in sein (Ober-) Hirtenamt eingesetzt; Weissagung über das Lebensende des Petrus und des LieblingsjüngersAls sie nun das Frühmahl gehalten hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: »Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese?« Er antwortete ihm: »Ja, Herr, du weißt, daß ich dich lieb habe.« Da sagte er zu ihm: »Weide meine Lämmer!« Darauf fragte ihn Jesus zum zweitenmal: »Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?« Er antwortete ihm: »Ja, Herr, du weißt, daß ich dich lieb habe.« Da sagte Jesus zu ihm: »Hüte meine Schafe!« Zum drittenmal fragte er ihn: »Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb?« Da wurde Petrus betrübt, weil er ihn zum drittenmal fragte: »Hast du mich lieb?«, und er antwortete ihm: »Herr, du weißt alles; du weißt auch, daß ich dich lieb habe.« Da sagte Jesus zu ihm: »Weide meine Schafe! Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Als du noch jünger warst, hast du dir dein Gewand selbst gegürtet und bist umhergegangen, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Arme ausstrecken, und ein anderer wirdA.L.: andere werden. dich gürten und dich an eine Stätte führen, wohin du nicht willst.« Dies sagte er aber, um anzudeuten, durch was für eine Todesart Petrus Gott verherrlichen würde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: »Folge mir nach!« Als Petrus sich dann umwandte, sah er den Jünger, den Jesus (besonders) liebhatte, hinter ihnen herkommen, denselben, der sich auch beim Abendmahl an seine Brust gelehnt und gefragt hatte: »Herr, wer ist’s, der dich verrät?« Als nun Petrus diesen sah, fragte er Jesus: »Herr, was wird aber mit diesem werden?« Jesus antwortete ihm: »Wenn es mein Wille ist, daß er bis zu meinem Kommen (am Leben) bleibt, was geht das dich an? Folge du mir nach!« So verbreitete sich denn diese Rede unter den Brüdern: »Jener Jünger stirbt nicht.« Aber Jesus hatte zu ihm nicht gesagt: »Er stirbt nicht«, sondern: »Wenn es mein Wille ist, daß er bis zu meinem Kommen (am Leben) bleibt, was geht das dich an?« c) Zeugnis über den Verfasser des Buches und SchlußDies ist der Jünger, der von diesen Dingen Zeugnis ablegt und auch diese Schrift verfaßt hat, und wir wissen, daß sein Zeugnis wahr ist. Es gibt aber noch vieles andere, was Jesus getan hat; wollte man das alles im einzelnen aufschreiben, so würde nach meiner Überzeugung die Welt die Bücher nicht fassen, die dann zu schreiben wären. I. Gründung der Gemeinde im jüdischen Lande und in Syrien durch Petrus (Kap. 1-12)A. Das Werden und Wachsen der Urgemeinde im jüdischen Lande (besonders in Jerusalem) (Kap. 1-7)1. Jesu letzte Anordnungen und seine Verheißung an die Jünger; Himmelfahrt (vgl. Lk 24,50-52; auch 6,14-15)Meinen ersten BerichtGemeint ist das Evangelium (oder: die Heilsbotschaft) nach Lukas. habe ich, lieber Theophilus, über alles das verfaßt, was Jesus getan und gelehrt hat von Anfang an bis zu dem Tage, an dem er den Aposteln, die er erwählt hatte, durch den heiligen Geist seine (letzten) Aufträge erteilte und dann (in den Himmel) aufgenommen wurde. Ihnen hatte er sich auch nach seinem Leiden durch viele Beweise als lebendig bezeugt, indem er sich vierzig Tage lang vor ihnen sehen ließ und mit ihnen über das Reich Gottes redete. Als er so mit ihnen zusammen war,A.Ü.: zu Tische saß (oder: Tischgemeinschaft pflegte). gebot er ihnen, sich von Jerusalem nicht zu entfernen, sondern (dort) die (Erfüllung der) Verheißung des Vaters abzuwarten, »die ihr« – so lauteten seine Worte – »von mir vernommen habt; denn Johannes hat (nur) mit Wasser getauft, ihr aber werdet mit heiligem Geist getauft werden, und zwar nicht lange nach diesen Tagen.« Da fragten ihn die dort Versammelten: »Herr, stellst du in dieser Zeit das Königtum für (das Volk) Israel wieder her?« Er antwortete ihnen: »Euch kommt es nicht zu, Zeiten und Fristen zu wissen, die der Vater vermöge seiner eigenen Machtvollkommenheit festgesetzt hat. Ihr werdet jedoch Kraft empfangen, wenn der heilige Geist auf euch kommt, und ihr werdet Zeugen für mich sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis ans Ende der Erde.« Nach diesen Worten wurde er vor ihren Augen emporgehoben: eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken; und als sie ihm noch unverwandt nachschauten, während er zum Himmel auffuhr, standen mit einemmal zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen, die sagten: »Ihr Männer aus Galiläa, was steht ihr da und blickt zum Himmel empor? Dieser Jesus, der aus eurer Mitte in den Himmel emporgehoben worden ist, wird in derselben Weise kommen, wie ihr ihn in den Himmel habt auffahren sehen!« Darauf kehrten sie von dem sogenannten Ölberge, der nahe bei Jerusalem liegt und nur einen Sabbatweg entfernt ist, nach Jerusalem zurück. Als sie dort angekommen waren, gingen sie in das Obergemach (des Hauses) hinauf, wo sie sich aufzuhalten pflegten, nämlich Petrus und Johannes und Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon der Eiferer und Judas, der Sohn des Jakobus. Diese alle waren dort einmütig und andauernd im Gebet vereinigt samt (einigen) Frauen, besonders auch mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern. 2. Ersatzwahl eines Apostels (des Matthias) an Stelle des Verräters Judas IskariotIn diesen Tagen nun trat Petrus im Kreise der Brüder auf – es war aber eine Schar von ungefähr einhundertundzwanzig Personen versammelt – und sagte: »Liebe Brüder, das Schriftwort mußte erfüllt werden, das der heilige Geist durch den Mund Davids im voraus ausgesprochen hat über Judas, der denen, die Jesus gefangen nahmen, als Führer gedient hat; und er gehörte doch zu unserer Zahl und hatte Anteil an diesem Dienst mit uns empfangen! Dieser hat sich nun zwar von seinem Sündenlohn einen Acker gekauft, ist aber kopfüber zu Boden gestürzt und mitten auseinander geborsten, so daß alle seine Eingeweide herausgetreten sind. Dies ist allen Einwohnern Jerusalems bekannt geworden, so daß auch jener Acker in ihrer Sprache den Namen Hakeldamach, das heißt ›Blutacker‹, erhalten hat. Denn im Psalmbuch steht geschrieben: ›Seine Behausung soll öde werden und kein Bewohner darin sein‹, und ferner: ›Sein Aufseheramt soll ein anderer übernehmen.‹ Es muß also einer von den Männern, die mit uns zusammen gezogen sind während der ganzen Zeit, in welcher der Herr Jesus bei uns ein- und ausgegangen ist, nämlich von der Taufe des Johannes an bis zu dem Tage, an dem er aus unserer Mitte hinweg (zum Himmel) emporgehoben worden ist – einer von diesen muß ein Zeuge seiner Auferstehung im Verein mit uns werden.« So stellten sie denn zwei Männer auf: Joseph, genannt Barsabbas, der den Beinamen Justus führte, und Matthias. Dann beteten sie mit den Worten: »Du, o Herr, der du die Herzen aller kennst, zeige du (uns) den einen an, den du von diesen beiden erwählt hast, damit er die Stelle in diesem Dienst und Apostelamt übernehme, aus welchem Judas abgetreten ist, um an den ihm gebührenden PlatzW.: an seinen eigenen Ort. zu kommen!« Hierauf teilte man ihnen Lose zu, und das Los fiel auf Matthias, der nunmehr den elf Aposteln zugeordnet wurde. 3. Das Pfingstfesta) Das Pfingstwunder: die Ausgießung des heiligen Geistes und sein gewaltiges Zeugnis von den großen Taten GottesAls dann der Tag des PfingstfestesPfingsten, abgeleitet von dem griechischen Pentekoste, d.h. der 50. Tag nach dem Ernteanfang, der nach 3.Mose 23,11 immer auf den 1. Tag der Woche (= Sonntag) fiel. Das Pfingstfest bildete den Abschluß der Ernte, die mit dem Fest der ungesäuerten Brote begann. herbeigekommen war, befanden sie alle sich an einem Ort beisammen. Da entstand plötzlich ein Brausen vom Himmel her, wie wenn ein gewaltiger Wind daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in welchem sie weilten; und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich (in Flämmchen) zerteilten und von denen sich eine auf jeden von ihnen niederließ; und sie wurden alle mit heiligem Geist erfüllt und begannen in anderen Zungen zu reden, wie der Geist es ihnen eingab auszusprechen. Nun waren aber Juden in Jerusalem wohnhaft, gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen erfolgt war, kamen sie in großer Zahl zusammen und gerieten in Bestürzung; denn jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Da wurden sie alle betroffen und fragten voll Verwunderung: »Sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? Wie kommt es denn, daß wir ein jeder sie in unserer eigenen Sprache reden hören, in der wir geboren sind: Parther, Meder und Elamiter und wir Bewohner von Mesopotamien, von Judäa und Kappadocien, von Pontus und (der Provinz) Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und der Landschaft Libyen bei Cyrene, auch die hier ansässigen Römer, geborene Juden und Judengenossen, Kreter und Araber – wir hören sie mit unsern Zungen die großen Taten Gottes verkünden!« So waren sie alle betroffen und ratlos und sagten einer zum anderen: »Was hat das zu bedeuten?« Andere aber spotteten und sagten: »Sie sind voll süßen Weins!« b) Die Pfingstrede des Petrusa) Erklärung des Pfingstwunders als Erfüllung des alten Prophetenwortes JoelsDa trat Petrus im Verein mit den Elfen auf und redete sie mit laut erhobener Stimme so an: »Ihr jüdischen Männer und ihr anderen alle, die ihr in Jerusalem wohnt: dies sei euch kundgetan und schenkt meinen Worten Gehör! Diese Männer hier sind nicht betrunken, wie ihr meint – es ist ja erst die dritte Stunded.h. 8-9 Uhr morgens (vgl. zu Joh 1,39). des Tages –, nein, hier erfüllt sich die Verheißung des Propheten Joel (3,1-5):W.: sondern dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist. ›In den letzten Tagen wird es geschehen, spricht Gott, da werde ich von meinem Geist auf alles Fleisch ausgießen, so daß eure Söhne und eure Töchter prophetisch reden und eure jungen Männer Gesichte schauen und eure Greise Offenbarungen in Träumen empfangen; ja, sogar auf meine Knechte und auf meine Mägde werde ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, so daß sie prophetisch reden. Und ich werde Wunderzeichen erscheinen lassen oben am Himmel und Wahrzeichen unten auf der Erde: Blut und Feuer und Rauchwolken. Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, bevor der Tag des Herrn kommt, der große und herrliche. Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.‹« b) Jesus, der Gekreuzigte, Auferstandene und von Gott Erhöhte, hat die beiden Davidsworte Ps 16,8-11 und 110,1 erfüllt»Ihr Männer von Israel, vernehmt diese Worte! Jesus von Nazareth, einen Mann, der als Gottgesandter durch Machttaten, Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wißt, vor euch erwiesen worden ist – diesen Mann, der nach dem festgesetzten Ratschluß und der Vorherbestimmung Gottes euch preisgegeben war, habt ihr durch die Hand der Gesetzlosen ans Kreuz nageln und hinrichten lassen. Gott aber hat ihn auferweckt, indem er die Wehen des Todes löste, weil er ja unmöglich vom Tode festgehalten werden konnte. David sagt ja mit Bezug auf ihn: ›Ich habe den Herrn allezeit vor meinen Augen gesehen, denn er steht mir zur Rechten, damit ich nicht wanke. Deshalb freute sich mein Herz, und meine Zunge frohlockte; zudem wird auch mein Leib in Hoffnung ruhen; denn du wirst meine Seele nicht im Totenreich belassen und nicht zugeben, daß dein Heiliger die Verwesung sieht. Du hast mir Wege des Lebens kundgetan; du wirst mich mit Freude erfüllen vor deinem Angesicht.‹ Werte Brüder! Ich darf mit Freimütigkeit zu euch vom Erzvater David reden: er ist gestorben und ist begraben worden, und sein Grabmal befindet sich bis auf den heutigen Tag hier bei uns. Weil er nun ein Prophet war und wußte, daß Gott ihm mit einem Eide zugeschworen hatte, es solle einer von seinen leiblichen Nachkommen auf seinem Throne sitzen,A.Ü.: er wolle einen … auf seinen Thron setzen. so hat er vorausschauend von der Auferstehung Christi geredet, daß dieser nämlich weder dem Totenreich überlassen worden ist noch sein Leib die Verwesung gesehen hat. Diesen Jesus hat Gott auferweckt: dafür sind wir alle Zeugen! Nachdem er nun durch die Rechte Gottes erhöht worden ist und den verheißenen heiligen Geist empfangen hat vom Vater, hat er jetzt diesen (Geist), wie ihr selbst seht und hört, hier ausgegossen. Denn nicht David ist in die Himmel hinaufgefahren; wohl aber sagt er selbst: ›Der Herr hat zu meinem Herrn gesagt: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege zum Schemel deiner Füße!‹ So möge denn das ganze Haus Israel mit Sicherheit erkennen, daß Gott ihn zum Herrn und zum Christus gemacht hat, eben diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt!« c) Wirkung der Rede; erster Seelsorgerdienst des Petrus; Gründung der ersten GemeindeAls sie das hörten, ging es ihnen wie ein Stich durchs Herz, und sie wandten sich an Petrus und die anderen Apostel mit der Frage: »Was sollen wir tun, werte Brüder?« Da antwortete ihnen Petrus: »Tut Buße und laßt euch ein jeder auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden taufen, dann werdet ihr die Gabe des heiligen Geistes empfangen. Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen, die noch fern stehen, soviele ihrer der Herr, unser Gott, berufen wird.« Auch noch mit vielen anderen Worten redete er ihnen eindringlich zu und ermahnte sie: »Laßt euch aus diesem verkehrten Geschlecht erretten!« Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen, und so kamen an jenem Tage etwa dreitausend Seelen (zu der Gemeinde) hinzu. 4. Die Gemeinde zu Jerusalem (2,42-6,7)a) Das Leben der Gläubigen in der ersten Gemeinde (vgl. 4,32-37)Sie hielten aber beharrlich fest an der Lehre der Apostel und an der (brüderlichen) Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den (gemeinsamen) Gebeten. Und über jedermann (im Volk) kam Furcht, und viele Wunder und Zeichen geschahen durch die Apostel. Alle Gläubiggewordenen aber waren beisammen und hatten alles gemeinsam; sie verkauften ihre Besitztümer und ihre Habe und verteilten (den Erlös) unter alle nach Maßgabe der Bedürftigkeit eines jeden; und indem sie am täglichen Besuch des Tempels mit Einmütigkeit festhielten und das Brot in den einzelnen Häusern brachen, genossen sie ihre (tägliche) Nahrung mit Frohlocken und in Herzenseinfalt, priesen Gott und standen mit dem ganzen Volk in gutem Einvernehmen. Der Herr aber fügte täglich solche, die gerettet wurden, zu festem Anschluß hinzu. b) Öffentliches Wirken des Petrus und Johannesa) Heilung eines Lahmgeborenen durch Petrus und JohannesPetrus und Johannes aber gingen (eines Tages) zusammen um die neunte Stunde,2-3 Uhr nachmittags. die Gebetsstunde, in den Tempel hinauf. Da wurde (gerade) ein Mann herbeigetragen, der von seiner Geburt an lahm war und den man täglich an das sogenannte Schöne Tor des Tempels hinsetzte, damit er sich dort Almosen von den Besuchern des Tempels erbitte. Als dieser nun Petrus und Johannes sah, die in den Tempel hineingehen wollten, bat er sie um ein Almosen. Da sah Petrus samt Johannes ihn scharf an und sagte: »Sieh uns an!« Jener blickte sie nun aufmerksam an in der Erwartung, eine Gabe von ihnen zu erhalten. Petrus aber sagte: »Silber und Gold besitze ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth: Gehe umher!« Dann faßte er ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf; da wurden seine Füße und Knöchel augenblicklich fest; er sprang auf, konnte stehen, ging umher und trat mit ihnen in den Tempel ein, indem er umherging und sprang und Gott pries. So sahen ihn denn alle Leute, wie er umherging und Gott pries; sie erkannten in ihm auch den Mann, der sonst, um Almosen zu erbitten, am Schönen Tore des Tempels gesessen hatte, und wurden voller Staunen und Verwunderung wegen der Heilung, die an ihm vorgegangen war. Da er sich aber fest zu Petrus und Johannes hielt, strömte das gesamte Volk zu ihnen bei der sogenannten Halle Salomos zusammen, außer sich vor Staunen. b) Tempelrede (Bußpredigt des Petrus nach der Lahmenheilung)Als Petrus das sah, richtete er folgende Ansprache an das Volk: »Ihr Männer von Israel, was wundert ihr euch über diesen Mann, oder was seht ihr uns so erstaunt an, als hätten wir durch eigene Kraft oder Frömmigkeit bewirkt, daß er umhergehen kann? Nein, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr (den Heiden) ausgeliefert und vor Pilatus verleugnet habt, als dieser seine Freigebung beschlossen hatte; da habt ihr den Heiligen und Gerechten verleugnet und die Begnadigung eines Mörders verlangt, dagegen den Fürsten des Lebens hinrichten lassen. Diesen hat Gott von den Toten auferweckt: dafür sind wir Zeugen! Und auf Grund des Glaubens an seinen Namen hat sein Name diesem Manne hier, den ihr seht und kennt, jetzt Kraft verliehen, und der durch Jesus (in uns) gewirkte Glaube hat ihm vor euer aller Augen diese seine gesunden Glieder geschenkt. Und nun, ihr Brüder: ich weiß, daß ihr aus Unwissenheit gehandelt habt, wie auch eure Oberen; Gott aber hat auf diese Weise das in Erfüllung gehen lassen, was er schon vorher durch den Mund aller Propheten verkündigt hat, daß nämlich sein Gesalbter leiden werde. So tut denn Buße und bekehrt euch, damit eure Sünden vergeben werden, auf daß Zeiten der Erquickung vom Angesicht des Herrn kommen A.Ü.: ausgetilgt werden. und er den für euch zum Gesalbten bestimmten Jesus senden kann. Diesen muß allerdings der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der WiederherstellungA.Ü.: der Neuordnung (oder: der vollen Verwirklichung). alles dessen, was Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von der Urzeit her verkündet hat. Mose hat ja gesagt: ›Einen Propheten wie mich wird der Herr, unser Gott, euch aus euren Brüdern erstehen lassen: auf den sollt ihr in allem hören, was er zu euch reden wird; und jede Seele, die auf diesen Propheten nicht hört, soll aus dem Volke ausgerottet werden!‹ Aber auch alle anderen Propheten, soviele ihrer von Samuel an und in den folgenden Zeiten aufgetreten sind, haben diese Tage angekündigt. Ihr seid die Söhne der Propheten und gehört dem Bunde an, den Gott mit euren Vätern geschlossen hat, als er dem Abraham die Verheißung gab: ›In deiner Nachkommenschaft sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden.‹ Für euch zuerst hat Gott seinen Knecht erstehen lassen und ihn gesandt, um euch dadurch zu segnen, daß ein jeder unter euch sich von seinen Bosheiten bekehrt.« c) Das Einschreiten der jüdischen Behörde: Petrus und Johannes im Gefängnis und vor dem Hohen Rat; ihre FreilassungWährend sie noch zum Volk redeten, traten die Priester sowie der Tempelhauptmann und die Sadduzäer an sie heran; diese waren nämlich unwillig darüber, daß sie dem Volk ihre Lehre vortrugen und die an Jesus vollführte Auferstehung von den Toten verkündeten. Sie nahmen sie also fest und setzten sie in Gewahrsam bis zum folgenden Morgen; es war nämlich bereits Abend. Viele aber von denen, welche die Ansprache (des Petrus) gehört hatten, waren zum Glauben gekommen, so daß die Zahl der (gläubigen) Männer sich (nunmehr) auf etwa fünftausend belief. Am andern Morgen aber versammelten sich ihre Oberen sowie die Ältesten und Schriftgelehrten in Jerusalem, auch der Hohepriester Hannas, ferner Kaiphas, Johannes, Alexander und alle, die zu einer hohenpriesterlichen Familie gehörten. Dann ließ man sie vorführen und fragte sie: »Durch was für eine Kraft oder durch welchen Namen habt ihr dies (Zeichen) vollführt?« Da wurde Petrus mit heiligem Geist erfüllt und sagte zu ihnen: »Ihr Oberen des Volkes und ihr Ältesten! Wenn wir uns heute wegen der einem kranken Menschen erwiesenen Wohltat zu verantworten haben (und gefragt werden), durch wen dieser Mann hier gesund geworden sei, so soll euch allen und dem Volk Israel kundgetan sein: In der Kraft des Namens Jesu Christi von Nazareth, den ihr gekreuzigt habt, den Gott aber von den Toten auferweckt hat – ja, durch dessen Namen steht der Mann hier gesund vor euch! Dieser (Jesus) ist der von euch Bauleuten verworfene Stein, der zum Eckstein geworden ist; und in keinem andern ist die Rettung zu finden; denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen.« Als sie nun die freudige Zuversicht des Petrus und Johannes sahen und in Erfahrung gebracht hatten, daß es Menschen ohne Schulung und ohne gelehrte Bildung waren, verwunderten sie sich; sie erkannten auch wohl, daß sie Begleiter Jesu gewesen waren, und weil sie den Mann, der geheilt worden war, bei ihnen stehen sahen, wußten sie nichts zu entgegnen. Sie ließen sie also aus der Ratssitzung abtreten und berieten miteinander die Frage: »Was sollen wir mit diesen Menschen machen? Denn daß ein unverkennbares Wunderzeichen durch sie geschehen ist, das ist allen Einwohnern Jerusalems bekannt geworden, und wir können es nicht bestreiten. Damit aber die Kunde davon sich nicht noch weiter unter dem Volk verbreitet, wollen wir ihnen ernstlich gebieten, in Zukunft zu keinem Menschen mehr unter Nennung dieses Namens zu reden.« Sie ließen sie dann wieder hereinrufen und geboten ihnen, überhaupt nichts mehr unter Nennung des Namens Jesu verlauten zu lassen und zu lehren. Doch Petrus und Johannes antworteten ihnen mit den Worten: »Urteilt selbst, ob es vor Gott recht ist, euch mehr zu gehorchen als Gott! Wir unserseits können es ja unmöglich unterlassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben!« Jene fügten noch weitere Drohungen hinzu, ließen sie dann aber frei, weil sie keine Möglichkeit fanden, sie zu bestrafen, (auch) mit Rücksicht auf das Volk, weil alle Gott wegen des Geschehenen priesen; denn über vierzig Jahre war der Mann alt, an dem dieses Heilungswunder geschehen war. d) Rückkehr der Apostel; Dank- und Bittgebet der GemeindeNach ihrer Freilassung kehrten Petrus und Johannes zu den Ihrigen zurück und berichteten ihnen alles, was die Hohenpriester und die Ältesten zu ihnen gesagt hatten. Als jene es vernommen hatten, erhoben sie einmütig ihre Stimme zu Gott und beteten: »Herr, du bist es, der den Himmel und die Erde, das Meer und alles, was in ihnen ist, geschaffen hat; du hast durch den heiligen Geist zu unsern Vätern durch den Mund Davids, deines Knechtes, gesagt: ›Was soll das Toben der Heiden und das eitle Sinnen der Völker? Die Könige der Erde erheben sich, und die Fürsten rotten sich zusammen gegen den Herrn und gegen seinen Gesalbten!‹ Ja, es haben sich in Wahrheit gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, in dieser Stadt Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Volksscharen Israels zusammengetan, um alles auszuführen, was deine Hand und dein Ratschluß vorherbestimmt haben, daß es geschehen sollte. Und jetzt, Herr, blicke hin auf ihre Drohungen und verleihe deinen Knechten Kraft, dein Wort mit allem Freimut zu verkündigen! Strecke deine Hand dabei zu Heilungen aus und laß Zeichen und Wunder durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus geschehen!« Als sie so gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren, und sie wurden alle vom heiligen Geist erfüllt und verkündigten das Wort Gottes unerschrocken. e) Zweite Schilderung des inneren Lebens der ersten Gemeindea) Die Gütergemeinschaft (vgl. 2,42-47)Die Gesamtheit der Gläubiggewordenen aber war ein Herz und eine Seele, und kein einziger nannte ein Stück seines Besitzes sein ausschließliches Eigentum, sondern sie hatten alles als Gemeingut. Zudem legten die Apostel mit großem Nachdruck Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesus ab, und alle erfreuten sich großer Beliebtheit. Denn es gab auch keinen Notleidenden unter ihnen; alle nämlich, welche Ländereien oder Häuser besaßen, verkauften diese, brachten dann den Erlös aus dem Verkauf und stellten ihn den Aposteln zur Verfügung;W.: legten (5,2: legte) ihn den Aposteln zu Füßen. davon wurde dann jedem nach seiner Bedürftigkeit zugeteilt. So besaß (z.B.) Joseph, der von den Aposteln den Beinamen Barnabas, das heißt auf deutsch ›Sohn der Tröstung‹, erhalten hatte, ein Levit, aus Cypern gebürtig, einen Acker; den verkaufte er, brachte dann den Geldbetrag und stellte ihn den Aposteln zur Verfügung. b) Ein Beispiel der ernsten Gemeindezucht: Ananias und SapphiraEin Mann dagegen namens Ananias verkaufte im Einvernehmen mit seiner Frau Sapphira ein Grundstück, behielt aber einen Teil des Erlöses unter Mitwissen seiner Frau für sich zurück: er brachte nur einen Teil davon und stellte ihn den Aposteln zur Verfügung.W.: legte ihn den Aposteln zu Füßen. Da sagte Petrus: »Ananias, warum hat der Satan dir das Herz erfüllt, daß du den heiligen Geist belogen und einen Teil vom Erlös des Ackers für dich zurückbehalten hast? Blieb er nicht dein Eigentum, wenn du ihn unverkauft gelassen hättest, und stand dir nicht auch nach dem Verkauf die Verfügung über ihn frei? Warum hast du dir eine solche Handlungsweise in den Sinn kommen lassen? Du hast nicht Menschen belogen, sondern Gott!« Als Ananias diese Worte hörte, fiel er nieder und gab seinen Geist auf. Da kam große Furcht über alle, die es hörten. Die jüngeren Männer aber standen auf, hüllten die Leiche in Tücher und trugen sie zum Begräbnis hinaus. Nach Verlauf von etwa drei Stunden trat auch seine Frau ein, ohne von dem Vorgefallenen etwas zu wissen. Petrus redete sie mit den Worten an: »Sage mir: habt ihr das Grundstück für diesen Preis verkauft?« Sie antwortete: »Ja, für diesen Preis.« Da sagte Petrus zu ihr: »Warum habt ihr beide euch verabredet, den Geist des Herrn zu versuchen? Siehe, die Füße derer, die deinen Mann zu Grabe getragen haben, stehen vor der Tür, und sie werden auch dich hinaustragen!« Da fiel sie augenblicklich zu seinen Füßen nieder und gab ihren Geist auf; und als die jungen Männer hereinkamen, fanden sie sie als Leiche vor; sie trugen sie hinaus und begruben sie bei ihrem Manne. Da kam eine große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die davon hörten. c) Wundertaten (besonders Krankenheilungen) der Apostel; weiteres Wachsen der GemeindeDurch die Hände der Apostel aber geschahen viele Zeichen und Wunder unter dem Volke, und alle (Gläubigen) pflegten sich einmütig in der Halle Salomos zu versammeln; von den übrigen aber wagte sich niemand dort störend an sie heranzudrängen, sondern das Volk hielt sie hoch in Ehren. Und immer mehr kamen solche hinzu, die an den Herrn glaubten, ganze Scharen von Männern und Frauen; ja man brachte die Kranken sogar auf die Straßen hinaus und legte sie dort auf Betten und Bahren, damit, wenn Petrus käme, wenigstens sein Schatten auf den einen oder andern von ihnen fiele. Aber auch aus den rings um Jerusalem liegenden Ortschaften strömte die Bevölkerung zusammen und brachte Kranke und von unreinen Geistern Geplagte dorthin, die dann alle geheilt wurden. f) Verhaftung der Apostel und Verhandlung vor dem Hohen Rat; Geißelung und Freilassung der Gefangenena) Die Verhaftung; Befreiung durch einen EngelDa erhob sich aber der Hohepriester samt seinem ganzen Anhang, nämlich die Partei der Sadduzäer; sie waren voll von Eifersucht, ließen die Apostel festnehmen und sie in das öffentliche Gefängnis setzen. Aber ein Engel des Herrn öffnete während der Nacht die Gefängnistüren, führte sie hinaus und gebot ihnen: »Geht hin, tretet offen auf und verkündigt im Tempel dem Volk alle diese Lebensworte!« Als sie das gehört hatten, begaben sie sich mit Tagesanbruch in den Tempel und lehrten dort. Der Hohepriester und sein Anhang hatten sich inzwischen eingestellt und den Hohen Rat und die gesamte Ältestenschaft der Israeliten zur Versammlung berufen lassen und sandten nun ins Gefängnis, um sie vorführen zu lassen. Als aber die Diener hinkamen, fanden sie sie im Gefängnis nicht vor und meldeten nach ihrer Rückkehr: »Wir haben das Gefängnis ganz fest verschlossen gefunden, auch die Wächter standen auf ihrem Posten an den Türen; als wir aber aufschlossen, haben wir niemand drinnen vorgefunden.« Als der Tempelhauptmann und die Hohenpriester diese Meldung vernahmen, waren sie ihretwegen ratlos, welche Bewandtnis es damit wohl haben möchte. Da kam einer und meldete ihnen: »Denkt nur! Die Männer, die ihr ins Gefängnis gesetzt habt, die stehen jetzt im Tempel und lehren das Volk!« Da ging der Hauptmann mit den Dienern hin und holte sie herbei, doch ohne Anwendung von Gewalt; denn sie hatten zu befürchten, vom Volk gesteinigt zu werden. b) Der Apostel mutiges Zeugnis von der Auferstehung ChristiSie brachten sie also herbei und stellten sie vor den Hohen Rat; und der Hohepriester verhörte sie folgendermaßen: »Wir haben euch doch ausdrücklich geboten, auf Grund dieses Namens nicht zu lehren, und trotzdem habt ihr mit eurer Lehre ganz Jerusalem erfüllt und wollt das Blut dieses Menschen auf uns bringen!«d.h. uns für die Hinrichtung dieses Menschen verantwortlich machen. Da antwortete Petrus, und die Apostel erklärten: »Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen! Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr ans Holz gehängt und hingerichtet habt. Diesen hat Gott durch seine rechte Hand zum Anführer und Retter erhöht, um Israel Bußeoder: Sinnesänderung, Bekehrung (vgl. Mt 3,2). und Vergebung der Sünden zu verleihen. Für diese Tatsachen sind wir Zeugen und auch der heilige Geist, den Gott denen verliehen hat, die ihm gehorsam sind.« Als jene das hörten, ging es ihnen wie ein Stich durchs Herz, und sie waren entschlossen, sie hinrichten zu lassen. c) Gamaliels Fürsprache und RatDoch da stand in der Versammlung ein Pharisäer namens Gamaliel auf, ein beim ganzen Volk hochangesehener Gesetzeslehrer; er ließ die Männer auf kurze Zeit hinausführen und richtete dann folgende Ansprache an die Versammlung: »Ihr Männer von Israel, überlegt euch wohl, wie ihr mit diesen Leuten verfahren wollt! Denn vor einiger Zeit trat Theudas auf und gab sich für etwas Besonderes aus, und eine Anzahl von etwa vierhundert Männern fiel ihm zu; aber er fand den Tod, und alle seine Anhänger wurden zersprengt und vernichtet. Nach diesem trat Judas aus Galiläa zur Zeit der Schätzung auf und brachte einen Volkshaufen zum Aufstand unter seiner Führung; aber auch er kam ums Leben, und sein ganzer Anhang wurde zerstreut. Und nunmehr gebe ich euch den Rat: Steht von diesen Leuten ab und laßt sie gewähren! Denn wenn dieses Vorhaben oder dieses Werk von Menschen ausgeht, so wird es zunichte werden; hat es aber seinen Ursprung in Gott, so werdet ihr diese Leute nicht zu vernichten vermögen. Laßt ihr euch nur nicht gar als Widersacher Gottes erfinden!« Daraufhin folgten sie seinem Rat: d) Ausgang und Folgen des Vorkommnissessie ließen die Apostel wieder hereinrufen und geißeln und befahlen ihnen, auf Grund des Namens Jesu nicht mehr zu predigen; dann gab man sie frei. So gingen sie denn aus dem Hohen Rat weg, hocherfreut, daß sie gewürdigt worden waren, um des Namens (Jesu) willen Schmach zu erleiden; und sie hörten nicht auf, täglich im Tempel und in den Häusern zu lehren und die Heilsbotschaft von Christus Jesus zu verkündigen. g) Trennung des Predigtamtes und der Armenpflege; Wahl und Einsetzung der sieben ArmenpflegerIn diesen Tagen nun entstand bei der Zunahme der Zahl der Jünger laute Unzufriedenheit der Hellenisten gegen die Hebräer,Hellenisten sind die unter den Heiden geborenen und griechisch redenden Judenchristen; Hebräer dagegen die in Palästina geborenen und hebräisch (d.h. aramäisch) redenden Gemeindeglieder. weil ihre Witwen bei der täglichen Verpflegung nicht genügend berücksichtigt würden. So beriefen denn die Zwölf die Gesamtheit der Jünger und sagten: »Es scheint uns nicht das Richtige zu sein, daß wir die Verkündigung des Wortes Gottes hintansetzen, um den Tischdienst zu besorgen. So seht euch nun, ihr Brüder, nach sieben bewährtenEig.: anerkannten = in gutem Ruf stehenden., mit Geist und Weisheit erfüllten Männern aus eurer Mitte um, damit wir sie zu diesem Dienst bestellen; wir selbst aber wollen uns ausschließlich dem Gebet und dem Dienst am Wort widmen.« Dieser Vorschlag fand den Beifall der ganzen Versammlung, und man wählte Stephanus, einen Mann voll Glaubens und heiligen Geistes, ferner den Philippus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus, einen Judengenossen aus Antiochia. Diese Männer ließ man vor die Apostel hintreten, die (für sie) beteten und ihnen die Hände auflegten. Das Wort Gottes breitete sich nun immer weiter aus, und die Zahl der Jünger vermehrte sich in Jerusalem stark; sogar eine große Menge von Priestern wurde dem Glauben gehorsam. 5. Anklage und Tod des Stephanus, des ersten Blutzeugena) Die öffentliche Wirksamkeit des Stephanus zieht ihm eine Anklage zuStephanus aber, ein Mann voll Gnade und Geisteskraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volke. Da traten einige Mitglieder der sogenannten Synagoge der FreigelassenenWahrscheinlich Nachkommen von Juden, die einst Pompejus 63 v.Chr. als kriegsgefangene Sklaven nach Rom gebracht hatte und die nach ihrer Freilassung in die Heimat zurückgekehrt waren. sowie der Cyrenäer und Alexandriner und der Synagogen der Cilicier und der Provinz Asien auf und führten mit Stephanus Streitgespräche, vermochten jedoch gegen die Weisheit und den Geist, mit dem er redete, nicht aufzukommen. Infolgedessen stifteten sie Männer an, die aussagen mußten: »Wir haben ihn Lästerworte gegen Mose und gegen Gott aussprechen hören.« So wiegelten sie denn das Volk sowie die Ältesten und die Schriftgelehrten auf, fielen dann über ihn her, schleppten ihn mit sich und führten ihn vor den Hohen Rat. Hier ließen sie falsche Zeugen auftreten, die aussagten: »Dieser Mensch hört nicht auf, Reden gegen die heilige Stätte hier und das Gesetz zu führen. So haben wir ihn sagen hören: ›Dieser Jesus von Nazareth wird diese Stätte zerstören und die Gebräuche abändern, die Mose uns verordnet hat.‹« Als nun alle, die im Hohen Rate saßen, ihre Blicke gespannt auf ihn richteten, sahen sie sein Antlitz (verklärt) wie das Angesicht eines Engels. b) Verteidigungsrede des Stephanus – eine Anklagerede wider den Hohen Rat und die Juden, daß sie gleich ihren Vätern der Leitung Gottes und auch dem Gesetz widerstrebt habena) Die Zeit der ErzväterDer Hohepriester fragte ihn nun: »Verhält sich dies so?« Da antwortete Stephanus: »Werte Brüder und Väter, hört mich an! Der Gott der Herrlichkeit erschien unserm Vater Abraham, als er noch in Mesopotamien wohnte, bevor er sich in Haran niedergelassen hatte, und gebot ihm: ›Verlaß dein Heimatland und deine Verwandtschaft und ziehe in das Land, das ich dir zeigen werde!‹ Da wanderte er aus dem Lande der Chaldäer aus und ließ sich in Haran nieder. Von dort ließ Gott ihn dann nach dem Tode seines Vaters in dieses Land hier übersiedeln, das ihr noch jetzt bewohnt; doch gab er ihm keinen festen Besitz darin, auch nicht einen Fuß breit, verhieß ihm jedoch, er wolle es ihm und seiner Nachkommenschaft späterhin zum Eigentum geben, obgleich er damals noch kein Kind hatte. So lauteten aber Gottes Worte: ›Seine Nachkommen werden als Beisassend.h. Fremdlinge, oder: Ausländer, die kein Bürgerrecht im Lande haben. in einem fremden Lande ansässig sein, wo man sie vierhundert Jahre lang knechten und mißhandeln wird; doch das Volk, dem sie als Knechte dienen werden, will ich richten‹, sagte Gott; ›und hierauf werden sie ausziehen und mir an dieser Stätte dienen.‹ Dann gab Gott ihm den Bund der Beschneidung, und so wurde Abraham der Vater Isaaks, den er am achten Tage beschnitt; Isaak wurde dann der Vater Jakobs und Jakob der Vater der zwölf Erzväter. Weil dann aber die Erzväter auf Joseph neidisch wurden, verkauften sie ihn nach Ägypten; doch Gott war mit ihm und rettete ihn aus allen seinen Bedrängnissen und verlieh ihm Gnade und Weisheit vor dem Pharao, dem ägyptischen König, der ihn zum Gebieter über Ägypten und über sein ganzes Haus einsetzte. Da kam eine Hungersnot und große Drangsal über das ganze Land Ägypten und Kanaan, und unsere Väter hatten nichts zu essen. Als aber Jakob erfuhr, daß in Ägypten Getreide zu haben sei, sandte er unsere Väter zum erstenmal hin. Beim zweitenmal gab sich dann Joseph seinen Brüdern zu erkennen, und Josephs Herkunft wurde dem Pharao bekannt. Joseph sandte dann hin und ließ seinen Vater Jakob und seine gesamte Verwandtschaft holen, im ganzen fünfundsiebenzig Seelen. So zog denn Jakob nach Ägypten hinab, wo er starb und ebenso auch unsere Väter; sie wurden nach Sichem überführt und in dem Grabe beigesetzt, das Abraham für eine Geldsumme von den Söhnen Hemors in Sichem gekauft hatte.« b) Die mosaische Zeit»Je näher aber die Zeit der Verheißung kam, die Gott dem Abraham zugesagt hatte, desto mehr wuchs das Volk in Ägypten an und wurde zahlreich, bis ein anderer König zur Regierung über Ägypten kam, der von Joseph nichts wußte. Dieser verfuhr arglistig gegen unser Volk und mißhandelte unsere Väter, so daß sie ihre neugeborenen Kinder aussetzen mußten, damit sie nicht am Leben bleiben sollten.A.Ü.: auf daß nicht immer wieder neues Leben gezeugt würde (oder: entstände). In dieser Zeit wurde Mose geboren und war ein ausnehmend schönes Kind;W.: er war schön für Gott, d.h. nach Gottes Urteil (oder: in Gottes Augen). drei Monate lang wurde er im Elternhause aufgezogen, und als man ihn dann ausgesetzt hatte, nahm ihn die Tochter Pharaos zu sich und erzog ihn für sich selbst zum Sohn. So wurde denn Mose in aller Weisheit der Ägypter unterrichtet und war gewaltig in seinen Worten und Taten. Als er aber volle vierzig Jahre alt geworden war, stieg das Verlangen in ihm auf, sich einmal nach seinen Brüdern, den Israeliten, umzusehen; und als er einen von ihnen sah, dem Unrecht geschah, leistete er ihm Beistand und verschaffte dem Mißhandelten Genugtuung, indem er den Ägypter erschlug. Dabei war er der Meinung, seine Volksgenossen würden zu der Einsicht kommen, daß Gott ihnen durch seine Hand Rettung schaffen würde; doch sie erkannten es nicht. Am folgenden Tage kam er gerade dazu, als zwei von ihnen einen Streit miteinander hatten; da wollte er sie versöhnen, damit sie Frieden hielten, indem er sagte: ›Ihr Männer, ihr seid doch Brüder: warum tut ihr einander unrecht?‹ Der aber, welcher seinem Genossen unrecht tat, stieß ihn zurück mit den Worten: ›Wer hat dich zum Oberhaupt und Richter über uns eingesetzt? Willst du mich etwa ebenso erschlagen, wie du gestern den Ägypter erschlagen hast?‹ Um dieses Wortes willen ergriff Mose die Flucht und lebte als Fremdling im Lande Midian, wo ihm zwei Söhne geboren wurden. Als dann wieder volle vierzig Jahre vergangen waren, erschien ihm in der Wüste des Berges Sinai ein Engel in der Feuerflamme eines Dornbusches. Als Mose das sah, verwunderte er sich über die Erscheinung; als er aber näher hinzutrat, um genauer zuzusehen, erscholl die Stimme des Herrn: ›Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.‹ Da begann Mose zu zittern und wagte nicht, genauer hinzusehen. Der Herr aber sagte zu ihm: ›Ziehe dir die Schuhe ab von den Füßen; denn die Stätte, auf der du stehst, ist heiliges Land. Ich habe die Mißhandlung meines Volkes in Ägypten gesehen und ihr Seufzen gehört; darum bin ich herabgekommen, sie zu erretten. Und jetzt komm: ich will dich nach Ägypten senden!‹ Diesen Mose, den sie verleugnet hatten, als sie sagten: ›Wer hat dich zum Oberhaupt und Richter (über uns) gesetzt?‹, eben diesen hat Gott als Oberhaupt und Erlöser gesandt durch die Vermittlung des Engels, der ihm im Dornbusch erschienen war. Dieser ist es auch, der sie (aus dem Lande) weggeführt hat, indem er Wunder und Zeichen im Lande Ägypten und am Roten Meer sowie vierzig Jahre lang in der Wüste tat. Dieser Mose ist es, der zu den Israeliten gesagt hat: ›Einen Propheten wie mich wird Gott euch aus euren Volksgenossen erwecken.‹ Dieser ist es, der bei der Gemeindeversammlung in der Wüste Vermittler gewesen ist zwischen dem Engel, der auf dem Berge Sinai zu ihm redete, und zwischen unsern Vätern, derselbe, der lebendige Worteoder: Worte des Lebens = Leben wirkende Aussprüche. empfing, um sie uns mitzuteilen. Doch unsere Väter wollten ihm nicht gehorsam sein; vielmehr stießen sie ihn von sich und sehnten sich nach Ägypten zurück und sagten zu Aaron: ›Mache uns Götter, die vor uns herziehen sollen! Denn von diesem Mose, der uns aus dem Lande Ägypten herausgeführt hat, wissen wir nicht, was aus ihm geworden ist.‹ So machten sie sich denn damals ein Stierbild, brachten diesem Götzen Opfer dar und hatten ihre Freude an den Werken ihrer Hände. Da wandte Gott sich von ihnen ab und gab sie dahin, daß sie dem Sternenheer des Himmels dienten, wie im Buch der Propheten geschrieben steht: ›Habt ihr etwa mir Schlachttiere und Opfergaben während der vierzig Jahre in der Wüste dargebracht, ihr vom Hause Israel? Nein, das Zelt des Moloch und das Sternbild des Gottes Rephan habt ihr getragen, die Götzenbilder, die ihr zur Anbetung angefertigt hattet; darum werde ich euch über Babylon hinaus (in die Verbannung) wegführen lassen.‹« c) Die Zeit der Stiftshütte und des Tempelbaus»Die Hütte des Zeugnisses hatten unsere Väter in der Wüste so, wie Gott es angeordnet hatte, als er dem Mose gebot, sie nach dem Vorbild, das er gesehen hatte, herzustellen. Diese (Hütte) haben unsere Väter dann auch übernommen und sie unter Josua in das Gebiet der Heidenvölker gebracht, die Gott vor den Augen unserer Väter vertrieb; (und so blieb es) bis zur Zeit Davids. Dieser fand Gnade vor Gott und erbat es sich als Gunst, eine Wohnung für den Gott Jakobs zu finden. Aber erst Salomo hat ihm ein Haus erbaut. Doch der Höchste wohnt nicht in einem Bau, der von Menschenhand hergestellt ist, wie der Prophet sagt: ›Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße. Was für ein Haus wäre es, das ihr mir bauen könntet?‹ – sagt der Herr – ›oder welches wäre die Stätte der Ruhe für mich? Hat nicht meine Hand dies ganze Weltall geschaffen?‹« d) Schluß der Rede; Anklage des Volkes»O ihr Halsstarrigen und an Herz und Ohren Unbeschnittenen! Immerfort widerstrebt ihr dem heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr. Wo ist ein Prophet gewesen, den eure Väter nicht verfolgt haben? Und so haben sie auch die getötet, welche das Kommen des Gerechten vorausverkündigt haben, an dem ihr jetzt zu Verrätern und Mördern geworden seid. Auf Anordnung von Engeln habt ihr das Gesetz empfangen und es doch nicht gehalten!« c) Der Märtyrertod des StephanusAls sie das hörten, ging es ihnen wie ein Stich durchs Herz, und sie knirschten mit den Zähnen gegen ihn. Er aber, voll heiligen Geistes, blickte fest zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen und rief aus: »Ich sehe die Himmel aufgetan und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen!« Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn los; dann stießen sie ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Dabei legten die Zeugen ihre Obergewänder ab zu den Füßen eines jungen Mannes mit Namen Saulus und steinigten den Stephanus, der betend ausrief: »Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!« Alsdann auf die Knie niedergesunken, rief er noch laut aus: »Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu!« Nach diesen Worten gab er seinen Geist auf. B. Die Ausbreitung der Heilsbotschaft in Samarien und Syrien; Beginn der Heidenbekehrung (Kap. 8-12)1. Die erste Verfolgung der Christengemeinde in Jerusalem (besonders durch Saulus) und ihre ZerstreuungSaulus aber war mit seiner Hinrichtung durchaus einverstanden. An jenem Tage kam es aber zu einer schweren Verfolgung der Gemeinde in Jerusalem. Da zerstreuten sich alle mit Ausnahme der Apostel in die Landbezirke von Judäa und Samaria. Den Stephanus aber bestatteten gottesfürchtige Männer und veranstalteten eine feierliche Trauerfeier um ihn. Saulus aber wütete gegen die Gemeinde,W.: verwüstete die Gemeinde, d.h. suchte sie zu vernichten. indem er überall in die Häuser eindrang, Männer und Frauen fortschleppte und sie ins Gefängnis werfen ließ. 2. Wirksamkeit des Philippus und Petrus in Samariena) Philippus predigt und heiltDie Versprengten nun zogen im Lande umher und verkündigten die Heilsbotschaft. Dabei kam Philippus in die Hauptstadt von Samarien hinab und predigte ihren Bewohnern den Gottgesalbten. Die Volksmenge zeigte sich allgemein für die Predigt des Philippus empfänglich, indem sie ihm zuhörten und die Zeichen sahen, die er tat; denn aus vielen fuhren die unreinen Geister, von denen sie besessen waren, mit lautem Geschrei aus, und zahlreiche Gelähmte und Verkrüppelte wurden geheilt. Darüber herrschte in jener Stadt große Freude. b) Der Zauberer Simon in SamariaNun hatte schon vorher ein Mann namens Simon in der Stadt gelebt, der sich mit Zauberei abgab und die Bevölkerung von Samaria dadurch in Staunen versetzte; denn er behauptete von sich, er sei etwas Großes. Alle waren für ihn eingenommen, klein und groß, und erklärten: »Dieser Mann ist die Kraft Gottes, welche die große heißt.« Sie waren aber deshalb für ihn so eingenommen, weil er sie lange Zeit durch seine Zauberkünste in Erstaunen gesetzt hatte. Als sie jetzt aber dem Philippus Glauben schenkten, der ihnen die Heilsbotschaft vom Reiche Gottes und vom Namen Jesu Christi verkündigte, ließen sie sich taufen, Männer wie Frauen. So wurde denn Simon ebenfalls gläubig; er schloß sich nach seiner Taufe eng an Philippus an und kam nicht aus dem Staunen heraus, als er die Zeichen und großen Wunder sah, die da geschahen. c) Wirken des Petrus und Johannes in Samaria; Simons Zurechtweisung durch PetrusAls nun die Apostel in Jerusalem vernahmen, daß Samaria das Wort Gottes angenommen habe, entsandten sie Petrus und Johannes zu ihnen. Diese beteten nach ihrer Ankunft für sie, daß sie den heiligen Geist empfangen möchten; denn dieser war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren lediglich auf den Namen des Herrn Jesus getauft worden. Infolgedessen legten sie (die beiden Apostel) ihnen die Hände auf, und sie empfingen den heiligen Geist. Als nun Simon sah, daß durch die Handauflegung der Apostel der heilige Geist verliehen wurde, bot er ihnen Geld an und bat: »Verleiht doch auch mir diese Kraft, daß jeder, dem ich die Hände auflege, den heiligen Geist empfängt.« Petrus aber gab ihm zur Antwort: »Dein Geld fahre samt dir ins Verderben, weil du gemeint hast, die Gabe Gottes durch Geld erkaufen zu können! Du hast keinen Anteil und kein Anrecht an dieser Sache;W.: an diesem Wort, d.h. an dieser in Rede stehenden Sache (nämlich der Gabe, den heiligen Geist zu verleihen). – A.Ü.: an dieser Verheißung. denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott. Darum bekehre dich von dieser deiner Bosheit und bete zum Herrn, ob dir vielleicht das Trachten deines Herzens vergeben werden mag; denn ich sehe, daß du in ›Galle der Bitterkeit‹ und in ›Bande der Ungerechtigkeit‹ geraten bist.« Da antwortete Simon: »Betet ihr für mich zum Herrn, daß nichts von dem, was ihr ausgesprochen habt, mich treffen möge!« Als sie nun (die beiden Apostel) das Wort des Herrn bezeugt und gepredigt hatten, machten sie sich auf die Rückreise nach Jerusalem und verkündigten (dabei noch) in vielen samaritischen Ortschaften die Heilsbotschaft. 3. Bekehrung und Taufe des äthiopischen Hofbeamten durch PhilippusEin Engel des Herrn aber gebot dem Philippus: »Mach dich auf und begib dich um die Mittagszeit auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt und einsam ist!« Da machte er sich auf und ging hin. Und siehe, ein Äthiopier, ein Hofbeamter und Würdenträger der äthiopischen Königin Kandace, der ihren gesamten Schatz zu verwalten hatte, war nach Jerusalem gekommen, um dort anzubeten. Jetzt befand er sich wieder auf der Heimreise und saß auf seinem Wagen, indem er den Propheten Jesaja las. Da gebot der Geist dem Philippus: »Tritt hinzu und halte dich nahe an diesen Wagen!« So lief denn Philippus hinzu, und als er hörte, wie jener den Propheten Jesaja las, fragte er ihn: »Verstehst du auch, was du liest?« Er antwortete: »Wie sollte ich das können, wenn mir niemand Anleitung gibt?« Dann bat er Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen. Der Wortlaut der Schriftstelle nun, die er gerade las, war dieser: »Wie ein Schaf wurde er zur Schlachtbank geführt, und wie ein Lamm vor seinem Scherer stumm bleibt, so tat er seinen Mund nicht auf. In seiner Erniedrigung wurde das Strafgericht über ihn aufgehoben, und wer wird seine Nachkommenschaft berechnen? Denn erhoben wird sein Leben von der Erde hinweg.« Da wandte sich der Hofbeamte an Philippus mit der Frage: »Ich bitte dich: von wem redet hier der Prophet? Von sich selbst oder von einem andern?« Da tat Philippus seinen Mund auf und verkündigte ihm, indem er an dieses Schriftwort anknüpfte, die Heilsbotschaft von Jesus. Als sie nun so auf der Straße dahinfuhren, kamen sie an ein Gewässer; da sagte der Hofbeamte: »Hier ist ja Wasser! Was steht meiner Taufe noch im Wege?« [Philippus antwortete ihm: »Wenn du von ganzem Herzen glaubst, so darf es wohl geschehen.« Jener antwortete: »Ich glaube, daß Jesus Christus der Sohn Gottes ist.«]V.37 wurde erst in der späteren Überlieferung hinzugefügt . Er ließ also den Wagen halten, und beide stiegen in das Wasser hinab, Philippus sowohl wie der Hofbeamte, und er taufte ihn. Als sie dann wieder aus dem Wasser heraufgestiegen waren, entrückte der Geist des Herrn den Philippus, und der Hofbeamte sah ihn nicht mehr; denn freudig zog er auf seiner Straße weiter. Philippus aber befand sich in Asdod; er zog dort von Ort zu Ort und verkündigte die Heilsbotschaft in allen Städten, bis er nach Cäsarea kam. 4. Die Bekehrung und Berufung des Saulus zum Heidenapostel (vgl. 22,3-21; 26,2-23; Gal 1,11-17)a) Das Erlebnis des Saulus auf dem Weg nach DamaskusSaulus aber, der noch immer Drohungen und Mord gegen die Jünger des Herrn schnaubte, wandte sich an den Hohenpriester und erbat sich von ihm Briefe nach Damaskus an die dortigen Synagogen, um Anhänger der neuen Lehre, die er etwa fände, Männer wie Frauen, in Fesseln nach Jerusalem zu bringen. Während er nun so dahinzog und schon in die Nähe von Damaskus gekommen war, umstrahlte ihn plötzlich ein Lichtschein vom Himmel her; er stürzte zu Boden und vernahm eine Stimme, die ihm zurief: »Saul, Saul! Was verfolgst du mich?« Er fragte: »Wer bist du, Herr?« Jener antwortete: »Ich bin Jesus, den du verfolgst! Doch stehe auf und geh in die Stadt hinein: dort wird dir gesagt werden, was du tun sollst!« Die Männer nun, die ihn auf der Reise begleiteten, standen sprachlos da; denn sie hörten wohl die Stimme, sahen aber niemand. Saulus erhob sich dann von der Erde; obwohl jedoch seine Augen geöffnet waren, konnte er nichts sehen: an der Hand mußte man ihn nach Damaskus hinführen, und er war drei Tage lang ohne Sehvermögen; auch aß und trank er nichts. b) Heilung und Taufe des Saulus durch AnaniasNun wohnte in Damaskus ein Jünger namens Ananias; zu dem sprach der Herr in einem Gesicht: »Ananias!« Jener antwortete: »Hier bin ich, Herr!« Der Herr fuhr fort: »Stehe auf und begib dich in die sogenannte Gerade Straße; erkundige dich dort im Hause des Judas nach einem Manne namens Saulus aus Tarsus; denn siehe, er betet und hat in einem Gesicht gesehen, wie ein Mann namens Ananias bei ihm eintrat und ihm die Hände auflegte, damit er sein Augenlicht wiederbekomme.« Ananias aber antwortete: »Herr, ich habe von vielen Seiten über diesen Mann gehört, wieviel Böses er deinen Heiligen in Jerusalem zugefügt hat; und auch hier hat er von den Hohenpriestern Vollmacht, alle in Fesseln zu legen, die deinen Namen anrufen.« Aber der Herr gab ihm zur Antwort: »Gehe hin! Denn dieser Mann ist für mich ein auserwähltes Werkzeug: er soll meinen Namen vor Heidenvölker und Könige und vor die Kinder Israel tragen; denn ich werde ihm zeigen, wieviel er um meines Namens willen leiden muß.« Da machte sich Ananias auf den Weg, ging in das Haus und legte ihm die Hände auf mit den Worten: »Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Wege hierher erschienen ist: du sollst wieder sehen können und mit heiligem Geist erfüllt werden.« Da fiel es ihm sogleich von den Augen ab wie Schuppen: er konnte wieder sehen, stand auf und ließ sich taufen; dann nahm er auch Nahrung zu sich und kam wieder zu Kräften. 19 Einige Tage war er nun mit den Jüngern in Damaskus zusammen; 5. Erstes apostolisches Wirken und Leiden des Saulus in Damaskus und Jerusalema) Die Wirksamkeit des Paulus in Damaskus und seine Fluchtdann predigte er sogleich in den (dortigen) Synagogen von Jesus, daß dieser der Sohn Gottes sei. Da gerieten alle, die ihn hörten, in Erstaunen und sagten: »Ist das nicht derselbe Mann, der in Jerusalem die Bekenner dieses Namens wütend verfolgt hat und auch hierher in der Absicht gekommen war, sie in Fesseln vor die Hohenpriester zu führen?« Saulus aber trat nur um so entschlossener auf und brachte die Juden, die in Damaskus wohnten, völlig außer Fassung, indem er bewies: »Dieser ist Christus!« Als so eine geraume Zeit vergangen war, beschlossen die Juden gemeinsam, ihn zu ermorden; doch ihr Anschlag wurde dem Saulus bekannt. Da sie nun sogar die Stadttore bei Tag und bei Nacht bewachten, um ihn zu ermorden, nahmen ihn die Jünger und ließen ihn bei Nacht in einem Korbe über die Mauer hinab. b) Paulus zum erstenmal als Christ in JerusalemAls er dann nach Jerusalem gekommen war, machte er dort Versuche, sich an die Jünger anzuschließen; aber alle fürchteten sich vor ihm, weil sie nicht glauben konnten, daß er ein Jünger sei. Da nahm sich Barnabas seiner an, führte ihn zu den Aposteln und teilte ihnen mit, wie er unterwegs den Herrn gesehen und daß dieser zu ihm geredet habe, und wie er dann in Damaskus freimütig im Namen Jesu öffentlich gepredigt habe. So ging er denn in Jerusalem mit ihnen ein und aus und predigte freimütig im Namen des Herrn; auch unterredete er sich und hielt Streitgespräche mit den griechisch redenden Juden, die dann aber einen Anschlag auf sein Leben machten. Als die Brüder das erfuhren, schafften sie ihn nach Cäsarea hinab und ließen ihn von da weiter nach Tarsus reisen. 6. Wundertaten des Petrus in Lydda und JoppeSo hatte nun die Gemeinde in ganz Judäa, Galiläa und Samaria Frieden; sie baute sich innerlich auf, wandelte in der Furcht des Herrn und wuchs auch äußerlich durch den Beistand des heiligen Geistes. a) Heilung des gelähmten Äneas in LyddaDa geschah es, als Petrus allenthalben umherzog, daß er auch zu den Heiligen kam, die in Lydda wohnten. Er fand dort einen Mann namens Äneas, der schon seit acht Jahren zu Bett lag, weil er gelähmt war. Da sagte Petrus zu ihm: »Äneas, Jesus Christus macht dich gesund; stehe auf und mache dir dein Bett selbst!« Da stand er sogleich auf, und alle Einwohner von Lydda und (der Landschaft) Saron sahen ihn und bekehrten sich zum Herrn. b) Auferweckung der Tabitha in JoppeIn Joppe aber lebte eine Jüngerin namens Tabitha, das heißt auf deutsch ›Gazelle‹; die tat außerordentlich viel Gutes und spendete reichlich Almosen. Gerade in jenen Tagen aber begab es sich, daß sie krank wurde und starb. Man wusch sie also und bahrte sie in einem Obergemach auf. Weil nun Lydda nahe bei Joppe liegt, sandten die Jünger auf die Nachricht, daß Petrus dort sei, zwei Männer an ihn ab und ließen ihn bitten: »Komm doch unverzüglich zu uns herüber!« Da machte sich Petrus auf den Weg und ging mit ihnen. Nach seiner Ankunft führte man ihn in das Obergemach hinauf; da traten alle Witwen weinend zu ihm und zeigten ihm die Röcke und Oberkleider, welche die Gazelle angefertigt hatte, als sie noch bei ihnen war. Petrus ließ nun alle aus dem Zimmer hinausgehen, kniete nieder und betete; dann wandte er sich der Toten zu und sagte: »Tabitha, stehe auf!« Da schlug sie die Augen auf, und als sie Petrus erblickte, setzte sie sich aufrecht hin. Er reichte ihr nun die Hand und half ihr auf; dann rief er die Heiligen und die Witwen herbei und stellte sie lebend vor sie hin. Das wurde in ganz Joppe bekannt, und viele kamen zum Glauben an den Herrn. Petrus blieb dann noch geraume Zeit in Joppe bei einem gewissen Simon, einem Gerber. 7. Anfang der Heidenbekehrung; Petrus und der heidnische Hauptmann Korneliusa) Bekehrung und Taufe des Kornelius in Cäsareaa) Das Gesicht des Kornelius in CäsareaIn Cäsarea aber lebte (damals) ein Mann namens Kornelius, ein Hauptmann bei der sogenannten Italischen Abteilung; er war fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen Hause, tat dem (jüdischen) Volke viel Gutes durch seine Mildtätigkeit und betete ohne Unterlaß zu Gott. Dieser Mann sah (eines Tages) in einem Gesicht um die neunte Tagesstunde2-3 Uhr nachmittags (vgl. Joh 1,39). deutlich einen Engel Gottes bei sich eintreten, der ihn anredete: »Kornelius!« Dieser blickte ihn starr an und fragte erschrocken: »Was soll ich, Herr?« Jener antwortete ihm: »Deine Gebete und deine Almosen sind zu Gott emporgestiegen, und er gedenkt ihrer wohl. Und nun sende Boten nach Joppe und laß einen gewissen Simon mit dem Beinamen Petrus zu dir kommen; der ist als Gast bei einem Gerber Simon, dessen Haus am Meere liegt.« Als nun der Engel, der mit ihm gesprochen hatte, verschwunden war, rief Kornelius zwei von seinen Dienern und einen frommen Soldaten aus der Zahl der Mannschaften, die ihn persönlich zu bedienen hatten, teilte ihnen alles mit und sandte sie nach Joppe. b) Gesicht des Petrus in Joppe; Eintreffen der Boten des Kornelius bei PetrusAm folgenden Tage aber, als diese unterwegs waren und sich schon der Stadt näherten, stieg Petrus um die Mittagszeit auf das Dach des Hauses hinauf, um dort zu beten. Da wurde er hungrig und wünschte, etwas zu genießen. Während man es ihm nun zubereitete, kam eine Verzückung über ihn: er sah den Himmel offen stehen und einen Behälter herabkommen wie ein großes Stück Leinwand, das an den vier Zipfeln zur Erde herabgelassen wurde. Darin befanden sich alle Arten vierfüßiger und kriechender Tiere der Erde und Vögel des Himmels. Nun rief eine Stimme ihm zu: »Stehe auf, Petrus, schlachte und iß!« Petrus aber antwortete: »Nicht doch, Herr! Denn noch nie habe ich etwas Unheiliges und Unreines genossen.« Da rief zum zweitenmal eine Stimme ihm zu: »Was Gott gereinigt hat, das erkläre du nicht für unrein!« Dies wiederholte sich dreimal; dann wurde der Behälter sogleich wieder in den Himmel emporgezogen. Als nun Petrus sich nicht zu erklären wußte, was die Erscheinung, die er gesehen hatte, zu bedeuten habe, siehe, da standen die Männer, die von Kornelius abgesandt worden waren und das Haus Simons ausfindig gemacht hatten, am Toreingang; dort riefen sie und erkundigten sich, ob Simon mit dem Beinamen Petrus hier als Gast wohne. Während Petrus noch immer über das Gesicht nachdachte, sagte der Geist zu ihm: »Da sind drei Männer, die dich suchen. So stehe nun auf, gehe hinunter und mache dich mit ihnen ohne Bedenken auf den Weg! Denn ich habe sie gesandt.« Petrus stieg also zu den Männern hinunter und sagte zu ihnen: »Ich bin der, den ihr sucht! Aus welchem Grunde seid ihr hergekommen?« Jene antworteten: »Ein Hauptmann Kornelius, ein ehrenhafter, gottesfürchtiger und von der ganzen jüdischen Bevölkerung anerkannter Mann, hat von einem heiligen Engel die (göttliche) Weisung erhalten, dich in sein Haus kommen zu lassen und zu hören, was du ihm zu sagen hast.« Da lud Petrus sie zu sich herein und nahm sie gastlich auf. Am folgenden Tage aber machte er sich mit ihnen auf den Weg; auch einige von den Brüdern aus Joppe begleiteten ihn. c) Petrus im Hause des KorneliusTags darauf kam er in Cäsarea an, wo Kornelius sie schon erwartete und alle seine Verwandten und vertrauten Freunde zu sich eingeladen hatte. Als Petrus nun im Begriff stand, in das Haus einzutreten, kam Kornelius ihm entgegen, warf sich vor ihm nieder und bezeigte ihm seine hohe Verehrung. Petrus aber hob ihn auf mit den Worten: »Stehe auf! Ich bin auch nur ein Mensch.« Dann trat er im Gespräch mit ihm ein und traf eine zahlreiche Versammlung an, zu der er sagte: »Ihr wißt, wie streng es einem Juden verboten ist, Verkehr mit jemand zu haben, der zu einem anderen Volke gehört, oder gar bei ihm einzukehren. Doch mir hat Gott gezeigt, daß man keinen Menschen als unheilig oder unrein bezeichnen darf. Deshalb habe ich mich auch auf eure Einladung hin ohne Weigerung hier eingefunden. Ich möchte nun aber wissen, aus welchem Grunde ihr mich habt herkommen lassen.« Da antwortete Kornelius: »Vor vier Tagen, genau zu dieser Zeit, betete ich um die neunte Stunde in meinem Hause; da stand plötzlich ein Mann in einem glänzenden Gewande vor mir und sagte: ›Kornelius, dein Gebet hat Erhörung gefunden, und deiner Almosen ist vor Gott gedacht worden. So sende nun nach Joppe und laß Simon, der den Beinamen Petrus führt, herrufen; der ist als Gast im Hause eines Gerbers Simon am Meer.‹ Da habe ich auf der Stelle zu dir gesandt, und ich bin dir dankbar dafür, daß du gekommen bist. Jetzt haben wir nun alle uns hier vor Gottes Angesicht eingefunden, um alles zu vernehmen, was dir vom Herrn aufgetragen worden ist.« Da tat Petrus den Mund auf und sagte: »Nun erkenne ich in Wahrheit, daß Gott nicht die Person ansieht, sondern daß in jedem Volk der, welcher ihn fürchtet und Gerechtigkeit übt, ihm angenehm ist. Ihr kennt das Wort, das er an die Kinder Israel hat ergehen lassen, indem er ihnen (die Heilsbotschaft vom) Frieden durch Jesus Christus verkündigen ließ: dieser ist der Herr über alle. Ebenso kennt ihr die Ereignisse, die sich im ganzen jüdischen Lande zugetragen haben und von Galiläa nach der Taufe, die Johannes gepredigt hatte, ausgegangen sind, nämlich wie Gott Jesus von Nazareth mit heiligem Geist und mit Kraft gesalbt hat, wie dieser dann umhergezogen ist und Gutes getan und alle geheilt hat, die vom Teufel überwältigt waren, denn Gott war mit ihm; und wir sind Zeugen für alles das, was er im jüdischen Lande sowie in Jerusalem vollbracht hat. Den haben sie dann zwar ans Kreuz gehängt und getötet, aber Gott hat ihn am dritten Tage auferweckt und ihn sichtbar erscheinen lassen, nicht dem ganzen Volk, sondern uns, den von Gott zuvor erwählten Zeugen, die wir nach seiner Auferstehung von den Toten mit ihm zusammen gegessen und getrunken haben. Und er hat uns geboten, dem Volke zu verkündigen und zu bezeugen, daß dieser der von Gott bestimmte Richter über Lebende und Tote ist. Für diesen legen alle Propheten das Zeugnis ab, daß jeder, der an ihn glaubt, Vergebung der Sünden durch seinen Namen empfängt.« Während Petrus noch in dieser Weise redete, fiel der heilige Geist auf alle, die seine Ansprache hörten. Da gerieten die Gläubigen jüdischer Herkunft, die mit Petrus gekommen waren, in das höchste Erstaunen darüber, daß auch auf die Heiden die Gabe des heiligen Geistes ausgegossen war; denn sie hörten sie mit Zungen reden und Gott preisen. Da sprach Petrus: »Kann wohl jemand diesen Leuten, die den heiligen Geist ebenso wie wir empfangen haben, das Wasser versagen, daß diese nicht getauft würden?« So ordnete er denn an, daß sie im Namen Jesu Christi getauft würden. Hierauf baten sie ihn, noch einige Tage bei ihnen zu bleiben. b) Petrus rechtfertigt in Jerusalem die HeidentaufeEs erhielten aber die Apostel und die Brüder in Judäa Kunde davon, daß auch die Heiden das Wort Gottes angenommen hätten. Als daher Petrus nach Jerusalem zurückgekehrt war, stellten die Gläubigen jüdischer Herkunft ihn zur Rede und hielten ihm vor: »Du bist bei Nichtjuden eingekehrt und hast mit ihnen gegessen!« Da legte Petrus ihnen im einzelnen dar, wie sich alles von Anfang an zugetragen hatte, und berichtete: »Ich befand mich in der Stadt Joppe im Gebet; da sah ich im Zustande der Verzückung ein Gesicht: ein Behälter kam herab wie ein großes Stück Leinwand, das an den vier Zipfeln vom Himmel herabgelassen wurde und bis zu mir kam. Als ich dann hineinschaute und es mir genau ansah, erblickte ich darin die vierfüßigen Tiere der Erde, auch die wilden, und die kriechenden Tiere und die Vögel des Himmels. Zugleich vernahm ich auch eine Stimme, die mir zurief: ›Stehe auf, Petrus, schlachte und iß!‹ Ich erwiderte darauf: ›Nicht doch, Herr! Denn noch nie ist etwas Unheiliges und Unreines in meinen Mund gekommen.‹ Aber eine Stimme erscholl zum zweitenmal vom Himmel her: ›Was Gott gereinigt hat, das erkläre du nicht für unrein!‹ Dies wiederholte sich bis zum drittenmal; dann wurde alles wieder in den Himmel hinaufgezogen. Und seht, sogleich standen vor dem Hause, in dem wir waren, drei Männer, die aus Cäsarea zu mir gesandt waren; und der Geist gebot mir, ohne alles Bedenken mit ihnen zu gehen. Es begleiteten mich aber auch diese sechs Brüder hier, und wir traten in das Haus des Mannes ein. Der berichtete uns nun, wie er den Engel in seinem Hause gesehen habe, der dagestanden und gesagt hätte: ›Sende nach Joppe und laß Simon mit dem Beinamen Petrus holen; der wird Worte zu dir reden, durch die du mit deinem ganzen Hause gerettet werden wirst.‹ Während ich dann zu reden begann, fiel der heilige Geist auf sie ebenso wie auch auf uns im Anfang. Da gedachte ich an das Wort des Herrn, wie er sagte: ›Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet mit heiligem Geist getauft werden.‹ Wenn somit Gott ihnen die gleiche Gnadengabe verliehen hat wie uns, die wir zum Glauben an den Herrn Jesus Christus gekommen sind, wie wäre ich da imstande gewesen, Gott zu wehren?« Als sie das hörten, beruhigten sie sich und priesen Gott mit den Worten: »So hat Gott also auch den Heiden die Buße zum Leben verliehen!« 8. Gründung der ersten heidenchristlichen Gemeinde zu Antiochia in Syrien; deren Hilfeleistung für die notleidenden Christen in JudäaDiejenigen (Gläubigen) nun, welche sich aus Anlaß der Verfolgung, die wegen des Stephanus entstanden war, zerstreut hatten, waren bis nach Phönizien, Cypern und Antiochia gezogen, ohne jedoch jemandem das Wort zu verkündigen als nur Juden. Es befanden sich aber einige Männer aus Cypern und Cyrene unter ihnen, die sich nach ihrer Ankunft in Antiochia auch mit den Griechen besprachen und ihnen die Heilsbotschaft vom Herrn Jesus verkündigten. Und die Hand des Herrn war mit ihnen, so daß eine große Anzahl gläubig wurde und sich zum Herrn bekehrte. Die Kunde hiervon kam der Gemeinde in Jerusalem zu Ohren, die dann den Barnabas nach Antiochia entsandte. Als dieser nach seiner Ankunft dort die Gnade Gottes wahrnahm, freute er sich und ermahnte alle, mit festem Herzen dem Herrn treu zu bleiben; er war nämlich ein trefflicher Mann, erfüllt mit heiligem Geist und mit Glauben. So wurde denn eine ansehnliche Menge für den Herrn hinzugewonnen. Barnabas begab sich dann von dort nach Tarsus, um Saulus aufzusuchen; und als er ihn gefunden hatte, nahm er ihn mit nach Antiochia; und es fügte sich dann so, daß sie ein ganzes Jahr hindurch als Gäste in der Gemeinde tätig waren und eine beträchtliche Menge unterwiesen und daß man in Antiochia zuerst den Jüngern den Namen ›Christen‹ (wörtlich: Christianer) beilegte. In dieser Zeit kamen Propheten von Jerusalem nach Antiochia hinab. Einer von ihnen namens Agabus trat auf und weissagte auf Eingebung des Geistes, daß eine große Hungersnot über den ganzen Erdkreis kommen würde, die dann auch wirklich unter der Regierung des (Kaisers) Klaudius eintrat. Da beschlossen die Jünger, jeder von ihnen solle nach Maßgabe seines Vermögens den im jüdischen Lande wohnenden Brüdern eine Unterstützung zukommen lassen. Sie führten diesen Beschluß auch aus und ließen es (den Ertrag der Sammlung) durch Vermittlung des Barnabas und Saulus an die Ältesten (der Gemeinde) gelangen. 9. Verfolgung der Gemeinde in Jerusalem durch Herodes Agrippa; Hinrichtung des Jakobus; Petrus gefangen und wunderbar befreit; Tod des Herodesa) Tod des Jakobus, Verhaftung des PetrusUm jene Zeit ließ der König Herodes einige Mitglieder der Gemeinde gefangennehmen, um seine Wut an ihnen auszulassen. So ließ er Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwert hinrichten; und als er sah, daß sein Vorgehen den Beifall der Juden fand, ließ er weiter auch Petrus verhaften, und zwar während der Tage der ungesäuerten Brote. Als er ihn nun festgenommen hatte, ließ er ihn ins Gefängnis setzen und übertrug seine Bewachung vier Abteilungen Soldaten von je vier Mann; nach dem Passah wollte er ihn dann dem Volk (zur Aburteilung) vorführen lassen. So wurde also Petrus im Gefängnis bewacht, während von der Gemeinde unablässig für ihn zu Gott gebetet wurde. b) Wunderbare Rettung des PetrusAls ihn nun Herodes (zur Verurteilung) vorführen lassen wollte, schlief Petrus in der Nacht zuvor zwischen zwei Soldaten, mit zwei Ketten gefesselt; außerdem versahen Posten vor der Tür die Bewachung (der Zelle). Da stand mit einemmal ein Engel des Herrn da, und Lichtschein erhellte den Raum. Der Engel weckte den Petrus durch einen Stoß in die Seite und sagte zu ihm: »Stehe schnell auf!« Zugleich fielen ihm die Ketten von den Armen ab. Weiter sagte der Engel zu ihm: »Gürte dich und binde dir die Sandalen unter!« Das tat Petrus. Dann sagte der Engel zu ihm: »Wirf dir deinen Mantel um und folge mir!« So ging Petrus denn hinter ihm her (aus der Zelle) hinaus, wußte aber nicht, daß das, was durch den Engel geschah, Wirklichkeit war; er meinte vielmehr zu träumen. Als sie dann an dem ersten und zweiten Wachposten vorübergegangen waren, kamen sie an das eiserne Tor, das zur Stadt hinausführte; dieses öffnete sich ihnen von selbst, und nachdem sie hinausgetreten waren, gingen sie eine Straße weit vorwärts; da verschwand plötzlich der Engel neben ihm. Als Petrus nun zu sich kam, sagte er: »Jetzt weiß ich in Wahrheit, daß der Herr seinen Engel gesandt und mich aus der Hand des Herodes und vor der ganzen Gier des jüdischen Volks gerettet hat.« Nachdem er sich hierüber klar geworden war, ging er nach dem Hause der Maria, der Mutter des Johannes, der den Beinamen Markus führte; hier waren viele (Brüder) versammelt und beteten. Als er nun an die Tür des Hoftores geklopft hatte, kam eine Magd namens Rhode herbei, um zu horchen, wer da sei. Als sie Petrus an der Stimme erkannte, schloß sie in ihrer Freude das Tor nicht auf, sondern lief ins Haus hinein und meldete, Petrus stehe vor dem Tor. Jene antworteten ihr: »Du bist von Sinnen!«, doch sie versicherte bestimmt, es verhalte sich so. Da sagten sie: »Es muß sein Engel sein!« Petrus aber fuhr inzwischen beharrlich fort zu pochen; da schlossen sie auf, sahen ihn und gerieten in das höchste Erstaunen. Er aber gab ihnen mit der Hand einen Wink, sie möchten sich still verhalten, erzählte ihnen dann, wie der Herr ihn aus dem Gefängnis herausgeführt habe, und gab ihnen den Auftrag: »Teilt dies dem JakobusJakobus, der Bruder des Herrn (zu unterscheiden von dem hingerichteten Jakobus V.2), war der Vorsteher der Christengemeinde in Jerusalem. und den (übrigen) Brüdern mit!« Darauf entfernte er sich und begab sich an einen anderen Ort. c) Zorn des Herodes; sein Untergang in Cäsarea durch ein GottesgerichtNach Tagesanbruch aber entstand eine nicht geringe Bestürzung unter den Soldaten, was wohl mit Petrus geschehen sei. Herodes wollte ihn nämlich holen lassen; und als er ihn nicht vorfand, stellte er ein Verhör mit den Wächtern an und ließ sie (zur Hinrichtung) abführen. Darnach begab er sich aus Judäa nach Cäsarea hinab und verlegte dorthin seine Hofhaltung. Er war damals aber gegen die Einwohner von Tyrus und Sidon erbittert; diese schickten jedoch nach gemeinsamem Beschluß eine Gesandtschaft an ihn, gewannen Blastus, den königlichen Kammerherrn, für sich und baten um Frieden; ihr Land war nämlich bezüglich der Zufuhr auf das Land des Königs angewiesen. Am festgesetzten Tage nun legte Herodes königliche Gewandung an, nahm auf der Rednerbühne Platz und hielt eine Ansprache an sie. Dabei rief das Volk ihm zu: »Ein Gott redet und nicht ein Mensch!« Da schlug ihn augenblicklich ein Engel des Herrn zur Strafe dafür, daß er nicht Gott die Ehre gegeben hatte: er erkrankte am Wurmfraß und beschloß sein Leben. d) Schluß des ersten Teils der Apostelgeschichte; äußeres und inneres Wachstum der GemeindeDas Wort Gottes jedoch wuchs und breitete sich immer weiter aus. Barnabas und Saulus aber kehrten nach Ausrichtung ihres Auftrags von Jerusalem (nach Antiochia) zurück und nahmen auch Johannes mit dem Beinamen Markus mit sich. II. Geschichte der Heidenbekehrung (Kap. 13-28)A. Bekehrungstätigkeit des Paulus und seiner Genossen (13,1-21,14)1. Erste Bekehrungsreise des Paulus und Barnabas von Antiochia ausa) Einsegnung, Aussendung und Abreise der beiden Apostel; ihre Wirksamkeit in CypernIn Antiochia wirkten damals in der dortigen Gemeinde folgende Propheten und Lehrer: Barnabas, Symeon mit dem Beinamen Niger, Lucius aus Cyrene, Manaën, der mit dem Vierfürsten Herodes erzogen worden war, und Saulus. Als sie nun einst dem Herrn Gottesdienst hielten und fasteten, gebot der heilige Geist: »Sondert mir doch Barnabas und Saulus für das Werk aus, zu dem ich sie berufen habe!« Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen. So gingen denn die beiden, vom heiligen Geist ausgesandt, nach Seleucia hinab, fuhren von dort zu Schiff nach Cypern und verkündigten nach ihrer Ankunft dort in Salamis das Wort Gottes in den Synagogen der Juden; als Gehilfen hatten sie noch Johannes (Markus) bei sich. Nachdem sie nun die ganze Insel bis nach Paphos durchzogen hatten, trafen sie dort einen jüdischen Zauberer und falschen Propheten namens Barjesus, der zu der Umgebung des (römischen) Statthalters Sergius Paulus, eines verständigen Mannes, gehörte. Dieser ließ Barnabas und Saulus zu sich rufen und wünschte von ihnen das Wort Gottes zu hören. Da trat aber Elymas, der Zauberer – so lautet nämlich sein Name übersetzt –, ihnen entgegen und suchte den Statthalter vom Glauben abzuhalten. Saulus aber, der auch Paulus heißt, blickte ihn fest an und sagte, voll heiligen Geistes: »O du Teufelssohn, der du ganz voll von lauter Lug und Trug bist, du Feind aller Gerechtigkeit, wirst du nicht aufhören, die geraden Wege des Herrn krumm zu machen? Jetzt aber kommt die Hand des Herrn über dich: du sollst blind sein und das Sonnenlicht eine Zeitlang nicht sehen!« Da fiel augenblicklich Dunkel und Finsternis auf ihn: er tappte umher und suchte nach jemandem, der ihn an der Hand führen sollte. Als der Statthalter den Vorgang sah, kam er zum Glauben und war voll Staunens über die (Kraft der) Lehre des Herrn. b) Weiterreise nach Kleinasien und Aufenthalt im pisidischen AntiochiaVon Paphos gingen Paulus und seine Gefährten wieder in See und kamen nach Perge in Pamphylien; hier trennte sich Johannes von ihnen und kehrte nach Jerusalem zurück. Sie aber zogen von Perge aus landeinwärts weiter und gelangten nach dem pisidischen Antiochia, wo sie am Sabbattage in die Synagoge gingen und sich dort (auf den für Fremde bestimmten Plätzen) niedersetzten. Nach der Schriftverlesung aus dem Gesetz und den Propheten ließen ihnen die Vorsteher der Synagoge sagen: »Werte Brüder, wenn ihr eine erbauliche Ansprache an das Volk zu richten habt, so redet!« Da stand Paulus auf, gab einen Wink mit der Hand und sagte: »Ihr Männer von Israel und ihr, die ihr Gott fürchtet, hört mich an! Der Gott unsers Volkes Israel hat unsere Väter sich erwählt und unser Volk während seines Aufenthalts in dem fremden Lande Ägypten emporgebracht und sie dann mit hocherhobenem Arm von dort weggeführt. Während einer Zeit von ungefähr vierzig Jahren hat er sie dann in der Wüste mit schonender Liebe getragen, hat sieben Völker im Lande Kanaan vernichtet und ihnen deren Land zum Besitz gegeben; das hat ungefähr vierhundertfünfzig Jahre gedauert. Hierauf gab er ihnen Richter bis auf den Propheten Samuel. Von da an wollten sie einen König haben, und Gott gab ihnen Saul, den Sohn des Kis, einen Mann aus dem Stamme Benjamin, für vierzig Jahre. Nach dessen Verwerfung erhob er David zum König über sie; ihm hat er dann auch das Zeugnis erteilt: ›Ich habe David gefunden, den Sohn Isais, einen Mann nach meinem Herzen, der in allem meinen Willen tun wird.‹ Dieser ist’s, aus dessen Nachkommenschaft Gott jetzt nach seiner Verheißung Jesus als Retter für Israel hat hervorgehen lassen, nachdem vor dessen Auftreten Johannes dem ganzen Volk Israel eine Taufe der Buße verkündigt hatte. Als aber Johannes am Abschluß seiner Laufbahn stand, erklärte er: ›Das, wofür ihr mich haltet, bin ich nicht; doch wisset wohl, nach mir kommt der, für den ich nicht gut genug bin, ihm die Schuhe von den Füßen loszubinden!‹ Werte Brüder, Söhne von Abrahams Geschlecht, und ihr anderen hier, die ihr Gott fürchtet: an uns ist diese Heilsverkündigung ergangen! Denn die Bewohner Jerusalems und ihre Oberen haben, obwohl sie diesen Jesus nicht erkannten, doch die Aussprüche der Propheten, die an jedem Sabbat zur Verlesung kommen, durch ihr Verdammungsurteil zur Erfüllung gebracht und, obwohl sie keine todeswürdige Schuld an ihm fanden, doch seine Hinrichtung von Pilatus verlangt. Nachdem sie schließlich alles ausgeführt hatten, was über ihn in der Schrift steht, haben sie ihn vom Kreuz herabgenommen und ihn in ein Grab gelegt. Gott aber hat ihn von den Toten auferweckt, und mehrere Tage hindurch ist er denen erschienen, die mit ihm aus Galiläa nach Jerusalem hinaufgezogen waren und die jetzt Zeugen für ihn dem Volk gegenüber sind. Und wir bringen euch die das Heil verkündende Botschaft, daß Gott die Verheißung, die unsern Vätern einst zuteil geworden ist, für uns, die Nachkommen jener, durch die Auferweckung Jesu zur Erfüllung gebracht hat, wie ja auch im zweiten Psalm geschrieben steht: ›Du bist mein Sohn, ich habe dich heute gezeugt.‹ Daß er ihn aber von den Toten auferweckt hat, um ihn nicht wieder der Verwesung anheimfallen zu lassen, hat er mit den Worten ausgesprochen: ›Ich will euch die heiligen, dem David verheißenen unverbrüchlichen Güter verleihen.‹ Darum heißt es auch an einer andern Stelle: ›Du wirst nicht zulassen, daß dein Heiliger die Verwesung sieht.‹ Denn David selbst ist doch entschlafen, nachdem er zu seiner Zeit dem Willen Gottes gedient hatte: er ist zu seinen Vätern versammelt worden und hat die Verwesung gesehen; der aber, den Gott auferweckt hat, der hat die Verwesung nicht gesehen. So soll euch denn kundgetan sein, werte Brüder, daß euch durch diesen (Jesus) die Vergebung der Sünden verkündigt wird, und von allem, wovon ihr durch das mosaische Gesetz keine Rechtfertigung habt erlangen können, wird in diesem ein jeder gerechtfertigt, der da glaubt. Darum seht wohl zu, daß [bei euch] nicht das Prophetenwort zutreffe: ›Seht, ihr Verächter, verwundert euch und vergeht! Denn ein Werk vollführe ich in euren Tagen, ein Werk, das ihr gewiß nicht glauben würdet, wenn jemand es euch erzählte.‹« Verschiedener Erfolg der RedeAls sie dann die Synagoge verließen, sprach man die Bitte gegen sie aus, sie möchten am nächsten Sabbat von diesen Dingen noch weiter zu ihnen reden. Nachdem nun die Synagogen-Versammlung auseinandergegangen war, folgten viele von den Juden und den gottesfürchtigen Heidenjudend.h. Proselyten, zum Judentum bekehrte oder übergetretene Heiden; vgl. 2,11. dem Paulus und Barnabas nach; diese redeten ihnen eifrig zu und ermahnten sie, in der Gnade Gottes zu verharren. Am folgenden Sabbat aber fand sich beinahe die ganze Stadt ein, um das Wort Gottes zu hören. Als jedoch die Juden die Volksmenge sahen, wurden sie mit Eifersucht erfüllt und widersprachen den Darlegungen des Paulus unter Schmähungen. Da erklärten ihnen Paulus und Barnabas mit Freimut: »Euch (Juden) mußte das Wort Gottes zuerst verkündigt werden; weil ihr es aber zurückstoßt und euch selbst des ewigen Lebens nicht für würdig erachtet, so wenden wir uns nunmehr zu den Heiden! Denn so hat uns der Herr geboten: ›Ich habe dich zum Licht der Heiden gemacht, damit du zum Heil werdest bis ans Ende der Erde.‹« Als die Heiden das hörten, freuten sie sich und priesen das Wort des Herrn; und alle, soweit sie zum ewigen Leben verordnet waren, wurden gläubig. So verbreitete sich denn das Wort des Herrn durch die ganze Gegend. Die Juden aber hetzten die vornehmen Frauen, die sich zum Judentum hielten, und die angesehensten Männer der Stadt auf, erregten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und vertrieben sie aus dem Gebiet ihrer Stadt. Da schüttelten diese den Staub von ihren Füßen (zum Zeugnis) gegen sie und begaben sich nach Ikonium; die Jünger aber wurden mit Freude und mit heiligem Geist erfüllt. c) Aufenthalt in Ikonium, Lystra und Derbea) Wirksamkeit der Apostel in IkoniumIn Ikonium gingen sie in derselben Weise (wie in Antiochia) in die Synagoge der Juden und predigten mit solchem Erfolg, daß sowohl von den Juden als auch von den Griechen eine große Zahl zum Glauben kam. Von den Juden aber reizten die, welche ungläubig geblieben waren, die heidnische Bevölkerung zur Erbitterung gegen die Brüder an. Dennoch blieben Paulus und Barnabas geraume Zeit dort und predigten freimütig im Vertrauen auf den Herrn, der für das Wort seiner Gnade dadurch Zeugnis ablegte, daß er Zeichen und Wunder durch ihre Hände geschehen ließ. Da entstand eine Spaltung unter der Bevölkerung der Stadt: die einen hielten es mit den Juden, die anderen mit den Aposteln. Als aber die Heiden und die Juden im Einvernehmen mit der dortigen Obrigkeit voller Wut den Beschluß faßten, sich tätlich an ihnen zu vergreifen und sie zu steinigen, entflohen sie, nachdem sie Kunde davon erhalten hatten, in die lykaonischen Städte Lystra und Derbe und deren Umgegend und setzten auch dort die Verkündigung der Heilsbotschaft fort. b) Heilung eines Lahmgeborenen und Steinigung des Paulus in Lystra; die beiden Apostel entweichen nach DerbeNun wohnte da in Lystra ein Mann, der keine Kraft in seinen Beinen hatte; er war von Geburt an lahm und hatte noch niemals gehen können. Dieser hörte der Predigt des Paulus zu; und als dieser ihn fest ansah und erkannte, daß er den Glauben hatte, der zu seiner Heilung nötig war, rief er ihm mit lauter Stimme zu: »Stelle dich aufrecht auf deine Füße hin!« Da sprang er auf und ging umher. Als nun die Volksmenge sah, was Paulus getan hatte, erhoben sie ihre Stimme und riefen auf lykaonisch aus: »Die Götter haben Menschengestalt angenommen und sind zu uns herabgekommen!« Dabei nannten sie Barnabas Zeus und den Paulus Hermes, weil dieser es war, der das Wort führte; und der Priester des Zeus, der vor der Stadt seinen Tempel hatte, brachte Stiere und Kränze an das StadttorA.Ü.: an das Haustor (der Apostel), oder: an die Torhalle (des Zeustempels). und wollte mit den Volksscharen Opfer darbringen. Als die Apostel Barnabas und Paulus das vernahmen, zerrissen sie ihre Kleider, sprangen in die Volksmenge hinein und riefen laut: »Ihr Männer, was tut ihr da? Wir sind auch nur Menschen von derselben Art wie ihrW.: gleichen Schwächen unterworfen wie ihr. und verkündigen euch die Heilsbotschaft, damit ihr euch von diesen Verkehrtheiten zu dem lebendigen Gott bekehrt, der den Himmel und die Erde, das Meer und alles, was darin ist, geschaffen hat. Er hat in den vergangenen Zeiten alle Heidenvölker ihre eigenen Wege gehen lassen, doch sich durch seine Wohltaten nicht unbezeugt gelassen, indem er euch Regen und fruchtbare Zeiten vom Himmel her gesandt und euch reichlich Nahrung geschenkt und eure Herzen mit Freude erfüllt hat.« Durch diese Worte brachten sie die Menge nur mit Mühe davon ab, ihnen zu opfern. Es kamen dann aber Juden aus Antiochia und Ikonium herüber, welche die Einwohnerschaft umstimmten; sie steinigten Paulus und schleiften ihn zur Stadt hinaus in der Meinung, er sei tot. Als ihn aber die Jünger umringten, stand er auf und ging wieder in die Stadt hinein. d) Die Apostel in Derbe; Bestärkung der gegründeten Gemeinden; Rückkehr nach Antiochia in SyrienAm folgenden Tage zog er dann mit Barnabas nach Derbe weiter. Sie verkündigten die Heilsbotschaft (auch) in dieser Stadt und kehrten, nachdem sie zahlreiche Jünger gewonnen hatten, nach Lystra, Ikonium und (dem pisidischen) Antiochia zurück. Sie stärkten überall die Herzen der Jünger, ermahnten sie zu festem Ausharren im Glauben und wiesen sie darauf hin, daß wir durch viele Leiden in das Reich Gottes eingehen müssen. Sie erwählten ihnen für jede Gemeinde Älteste und befahlen diese unter Gebet und Fasten dem Herrn, an den sie gläubig geworden waren. Als sie dann Pisidien durchzogen hatten, kamen sie nach Pamphylien, wo sie in Perge das Wort (des Herrn) noch predigten; dann zogen sie nach Attalia hinab. Von dort fuhren sie zu Schiff nach Antiochia, von wo aus sie der Gnade Gottes für das Werk, das sie nun glücklich vollbracht hatten, befohlen worden waren. Nach ihrer Ankunft beriefen sie eine Gemeindeversammlung und berichteten über alles, was Gott durch sie vollbracht hatte, besonders darüber, daß er den Heiden die Tür zum Glauben aufgetan habe. Sie blieben sodann noch längere Zeit bei den Jüngern dort. 2. Die Apostelversammlung (oder: der Apostelkonvent) in Jerusalem betreffend die Freiheit der Heidenchristen vom jüdischen Gesetz (vgl. Gal 2,1-10)a) Die Veranlassung des Konvents; Sendung des Paulus und Barnabas nach JerusalemDa trugen einige (Gläubige), die aus Judäa (nach Antiochia) herabgekommen waren, den Brüdern die Lehre vor: »Wenn ihr euch nicht nach mosaischem Brauch beschneiden laßt, könnt ihr die Rettung nicht erlangen!« Als nun dadurch eine Aufregung (in der Gemeinde) und ein heftiger Streit zwischen diesen Männern und Paulus und Barnabas entstanden war, faßte man den Beschluß, Paulus und Barnabas nebst einigen anderen aus ihrer Mitte sollten wegen dieser Streitfrage zu den Aposteln und Ältesten nach Jerusalem hinaufziehen. Diese wurden also von der Gemeinde feierlich entlassen und reisten dann durch Phönizien und Samarien, wobei sie (überall) von der Bekehrung der Heiden berichteten und dadurch allen Brüdern große Freude bereiteten. Nach ihrer Ankunft in Jerusalem wurden sie von der Gemeinde und von den Aposteln und den Ältesten empfangen und berichteten alles, was Gott durch sieW.: gemeinsam (oder: im Bunde) mit ihnen. vollführt hatte. Da traten einige, die zu der Partei der Pharisäer gehört hatten und gläubig geworden waren, mit der Forderung auf, man müsse (die Heidenchristen) beschneiden und von ihnen die Beobachtungd.h. Beachtung, Befolgung . des mosaischen Gesetzes verlangen. b) Die Verhandlungen; Reden des Petrus und JakobusSo traten denn die Apostel und die Ältesten zur Beratung über diese Frage zusammen. Nachdem nun eine lange, erregte Erörterung stattgefunden hatte, stand Petrus auf und sprach zu ihnen: »Werte Brüder! Ihr wißt, daß Gott schon vor längerer Zeit mich in eurem Kreise dazu erwählt hat, daß die Heiden durch meinen Mund das Wort der Heilsbotschaft vernehmen und so zum Glauben kommen sollten. Und Gott, der Herzenskenner, hat selbst Zeugnis für sie dadurch abgelegt, daß er ihnen den heiligen Geist gerade so verliehen hat wie uns: er hat keinen Unterschied zwischen uns und ihnen gemacht, indem er ihre Herzen durch den Glauben gereinigt hat. Warum versucht ihr also jetzt Gott dadurch, daß ihr den Jüngern ein Joch auf den Nacken legen wollt, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermocht haben? Nein, durch die Gnade des Herrn Jesus glauben wir auf dieselbe Weise die Rettung zu erlangen wie jene auch.« Da schwieg die ganze Versammlung still und schenkte dem Barnabas und Paulus Gehör, die einen Bericht über alle die Zeichen und Wunder erstatteten, die Gott unter den Heiden durch sie getan hatte. Als sie damit zu Ende waren, nahm Jakobus das Wort zu folgender Ansprache: »Werte Brüder, hört mich an! Symeon hat berichtet, wie Gott selbst zuerst darauf bedacht gewesen ist, ein Volk aus den Heiden für seinen Namen zu gewinnen. Und damit stimmen die Worte der Propheten überein; denn es steht geschrieben: ›Hierauf will ich umkehren und die zerfallene Hütte Davids wieder aufbauen; ich will ihre Trümmer wieder aufrichten und sie selbst neu erstehen lassen, damit die Menschen, welche übriggeblieben sind, den Herrn suchen, auch alle Heiden, die mir als mein Volk zu eigen gehören,W.: über die (oder: über denen) mein Name genannt (oder: ausgerufen) worden ist. spricht der Herr, der dieses vollbringt, wie es von Ewigkeit her kund geworden ist.‹A.Ü.: das ist (Gottes) ewiger Ratschluß. A.L.: denn dem Herrn sind seine Werke von Ewigkeit her bekannt. Deshalb bin ich meinerseits der Ansicht, man solle denen, die aus der Heidenwelt sich zu Gott bekehren, keine (unnötigen) Lasten aufbürden, sondern ihnen nur die Verpflichtung auferlegen, sich von der Verunreinigung durch die Götzen, von der Unzucht, vom Fleisch erstickter Tiere und vom (Genuß von) Blut fernzuhalten. Denn Mose hat seit alten Zeiten in jeder Stadt seine Verkündiger, weil er ja in den Synagogen an jedem Sabbat vorgelesen wird.« c) Der Beschluß und seine AusführungHierauf beschlossen die Apostel und die Ältesten im Einvernehmen mit der ganzen Gemeinde, Männer aus ihrer Mitte zu wählen und sie mit Paulus und Barnabas nach Antiochia zu senden, nämlich Judas mit dem Beinamen Barsabbas und Silas, zwei Männer, die unter den Brüdern eine führende Stellung einnahmen. Durch diese ließen sie folgendes Schreiben überbringen: »Wir Apostel und Älteste senden als Brüder unseren Brüdern, den Heidenchristen in Antiochia, Syrien und Cilicien, unsern Gruß. Da wir vernommen haben, daß einige aus unserer Mitte zu euch gekommen sind und euch durch Reden beunruhigt und eure Seelen in Aufregung versetzt haben, ohne daß sie einen Auftrag dazu von uns erhalten hatten, so haben wir in einer Versammlung den einmütigen Beschluß gefaßt, Männer zu erwählen und zu euch zu senden zusammen mit unserm geliebten Barnabas und Paulus, zwei Männer, die ihre Seele für den Namen unsers Herrn Jesus Christus eingesetzt haben. Wir haben also Judas und Silas abgesandt, die euch dasselbe auch noch mündlich mitteilen werden. Es ist nämlich des heiligen Geistes und unser Beschluß, euch keine weitere Last aufzubürden als folgende Stücke, die unerläßlich sind: daß ihr euch vom Götzenopferfleisch, vom Blutgenuß, vom Fleisch erstickter Tiere und von Unzucht fernhaltet. Wenn ihr euch davor bewahrt, werdet ihr euch gut dabei stehen. Gehabt euch wohl!« d) Der Ausgang: Judas und Silas in AntiochiaSo wurden diese denn verabschiedet und kamen nach Antiochia, wo sie die Gemeinde beriefen und das Schreiben übergaben. Als jene es gelesen hatten, freuten sie sich über den tröstlichen Zuspruch. Judas aber und Silas, welche Propheten waren, spendeten auch ihrerseits den Brüdern durch viele Ansprachen Zuspruch und stärkten sie (im Glauben). Nachdem sie dann einige Zeit dort zugebracht hatten, wurden sie von den Brüdern in Frieden wieder zu ihren Auftraggebern entlassen. Silas aber entschloß sich, dort zu bleiben. 3. Zweite Bekehrungsreise des Paulus (15,35-18,22)a) Der Streit des Paulus mit Barnabas; Aufbruch des Paulus und Silas aus AntiochiaPaulus und Barnabas blieben dann in Antiochia, indem sie das Wort des Herrn lehrten und die Heilsbotschaft mit noch vielen anderen verkündigten. Nach einiger Zeit aber sagte Paulus zu Barnabas: »Laß uns doch wieder ausziehen und in allen Städten, in denen wir das Wort des Herrn verkündigt haben, uns nach den Brüdern umsehen, wie es mit ihnen steht!« Nun wollte Barnabas auch den Johannes mit dem Beinamen Markus (wieder) mitnehmen; Paulus aber hielt es nicht für recht, einen Mann mitzunehmen, der sich (das vorige Mal) in Pamphylien von ihnen getrennt und sie nicht auf das Arbeitsfeld begleitet hatte. So kam es denn zwischen beiden zu einem hitzigen Streit, infolgedessen sie sich voneinander trennten: Barnabas nahm den Markus zu sich und fuhr zu Schiff nach Cypern; Paulus dagegen wählte sich Silas zum Begleiter und trat (mit ihm) die Landreise an, nachdem er von den Brüdern der Gnade des Herrn anbefohlen worden war. Er durchzog (zunächst) Syrien und Cilicien und stärkte die dortigen Gemeinden. b) Die Landreise durch Kleinasien bis nach TroasWeiter kam er dann auch nach Derbe und Lystra. Und siehe, hier war ein Jünger namens Timotheus – der Sohn einer gläubig gewordenen Jüdin, aber eines griechischen Vaters –, dem von den Brüdern in Lystra und Ikonium ein empfehlendes Zeugnis ausgestellt wurde. Paulus wünschte diesen als Begleiter auf der Reise zu haben; so nahm er ihn denn zu sich und vollzog die Beschneidung an ihm mit Rücksicht auf die Juden, die in jenen Gegenden (wohnhaft) waren; denn es wußten ja alle, daß sein Vater ein Grieche war. Auf ihrer Wanderung durch die Städte machten sie den Gläubigen dort zur Pflicht, die von den Aposteln und Ältesten in Jerusalem beschlossenen Satzungen zu beobachtend.h. beachten, befolgen .. So wurden denn die Gemeinden von ihnen im Glauben gestärkt und nahmen täglich an Zahl zu. Sie zogen dann weiter durch Phrygien und das galatische Land, weil sie vom heiligen Geist daran gehindert wurden, die Heilsbotschaft in (der römischen Provinz) Asien zu verkündigen. Als sie aber in die Nähe von Mysien gekommen waren, machten sie den Versuch, nach Bithynien zu gelangen, doch der Geist Jesu gestattete es ihnen nicht; sie zogen vielmehr an der Grenze von Mysien hin und kamen so an die Küste nach Troas hinunter. Hier erschien dem Paulus nachts ein Traumgesicht: Ein mazedonischer Mann stand da und sprach die Bitte gegen ihn aus: »Komm nach Mazedonien herüber und hilf uns!« Als er diese Erscheinung gesehen hatte, suchten wir sofort eine Gelegenheit, nach Mazedonien zu gelangen, weil wir aus ihr schlossen, daß Gott uns dazu berufen habe, ihnen die Heilsbotschaft zu verkündigen. c) Die Seereise nach Mazedonien; Paulus in PhilippiSo segelten wir denn von Troas ab und fuhren geradeswegs nach Samothrake, am folgenden Tage nach Neapolis und von dort nach Philippi, welches die erste Stadt des (dortigen) mazedonischen Bezirks ist,A.L.: welches eine Stadt des ersten Bezirks von Mazedonien ist. In dieser Stadt blieben wir einige Tage eine römische Kolonie. a) Bekehrung der Purpurhändlerin Lydiaund gingen am Sabbattage zum Stadttor hinaus an den Fluß, wo wir eine (jüdische) Gebetsstätte vermuteten. Wir setzten uns dort nieder und redeten zu den Frauen, die sich da versammelt hatten. Unter den Zuhörerinnen befand sich auch eine gottesfürchtige Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira (in Lydien); ihr öffnete der Herr das Herz, so daß sie den Worten des Paulus Beachtung schenkte. Als sie sich dann samt ihren Hausgenossen hatte taufen lassen, sprach sie die Bitte aus: »Wenn ihr wirklich in mir eine treue Jüngerin des Herrn erkannt habt, so kommt in mein Haus und wohnt bei mir!« So nötigte sie uns (zu sich). b) Die wahrsagende Magd; Paulus und Silas vor Gericht und im GefängnisAls wir nun (eines Tages wieder) auf dem Wege zu der Gebetsstätte waren, begegnete uns eine Magd, die von einem Wahrsagegeist besessen war und ihrer Herrschaft durch ihr Wahrsagen viel Geld einbrachte. Die ging hinter Paulus und uns her und rief laut: »Diese Männer sind Diener des höchsten Gottes, die euch den Weg zur Rettung verkündigen!« Das setzte sie viele Tage hindurch fort. Darüber wurde Paulus unwillig; er wandte sich um und sprach zu dem Geist: »Ich gebiete dir im Namen Jesu Christi, von ihr auszufahren!«, und er fuhr wirklich auf der Stelle aus. Als nun die Herrschaft sah, daß es mit ihrer Hoffnung auf Geldgewinn vorbei war, ergriffen sie den Paulus und Silas, schleppten sie auf den Marktplatz vor die Behörde, führten sie vor die Stadtrichter und sagten: »Diese Menschen stören die Ruhe in unserer Stadt; sie sind Juden und verkünden Gebräuche, die wir als Römer nicht annehmen und ausüben dürfen.« Da trat die Volksmenge gleichfalls gegen sie auf, und die Stadtrichter ließen ihnen die Kleider vom Leibe reißen und ordneten ihre Auspeitschung an. Nachdem sie ihnen dann viele Stockschläge hatten verabfolgen lassen, setzten sie sie ins Gefängnis mit der Weisung an den Gefängnisaufseher, er solle sie in sicherem Gewahrsam halten. Der warf sie auf diesen Befehl hin in die innerste Zelle des Gefängnisses und schloß ihnen die Füße in den Block ein. c) Die Bekehrung des GefängnisaufsehersUm Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und priesen Gott in Lobliedern; die übrigen Gefangenen aber hörten ihnen zu. Da entstand plötzlich ein starkes Erdbeben, so daß die Grundmauern des Gefängnisses erbebten; sofort sprangen sämtliche Türen auf, und allen fielen die Fesseln von selbst ab. Als nun der Gefängnisaufseher aus dem Schlaf erwachte und die Türen der Gefängniszellen offenstehen sah, zog er sein Schwert und wollte sich das Leben nehmen; denn er dachte, die Gefangenen seien entflohen. Paulus jedoch rief mit lauter Stimme: »Tu dir kein Leid an, denn wir sind alle noch hier!« Da rief jener nach Licht, stürzte in die Zelle hinein und warf sich zitternd vor Paulus und Silas nieder; dann führte er sie hinaus und fragte sie: »Ihr Herren, was muß ich tun, um gerettet zu werden?« Sie antworteten: »Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du mit deinem Hause gerettet werden.« Nun verkündigten sie ihm und allen seinen Hausgenossen das Wort des Herrn. Da nahm er sie noch in derselben Stunde der Nacht zu sich, wusch ihnen die blutigen Striemen ab und ließ sich mit all den Seinen sogleich taufen. Danach führte er sie in seine Wohnung hinauf, ließ ihnen den Tisch decken und frohlockte mit seinem ganzen Hause, daß er zum Glauben an Gott gekommen war. d) Die Entlassung des Paulus und Silas aus dem GefängnisAls es dann Tag geworden war, schickten die Stadtrichter ihre Gerichtsdiener und ließen sagen: »Laß jene Männer frei!« Der Gefängnisaufseher teilte dem Paulus diese Botschaft mit: »Die Stadtrichter haben sagen lassen, ihr sollt freigelassen werden; so geht jetzt also hinaus und zieht in Frieden weiter!« Paulus aber entgegnete ihnen: »Sie haben uns ohne Verhör und Urteil öffentlich auspeitschen lassen, obgleich wir römische Bürger sind, haben uns ins Gefängnis gesetzt und wollen uns jetzt unter der Hand ausweisen? O nein! Sie sollen selbst herkommen und uns hinausgeleiten!« Die Gerichtsdiener überbrachten diese Antwort den Stadtrichtern. Diese bekamen einen Schrecken, als sie hörten, daß es sich um römische Bürger handle; sie kamen also, entschuldigten sich bei ihnen und führten sie (aus dem Gefängnis) hinaus mit der Bitte, sie möchten die Stadt verlassen. Da gingen sie aus dem Gefängnis hinaus und begaben sich zu Lydia, besuchten dann die Brüder, sprachen ihnen zu und zogen weiter. d) Über Thessalonike und Beröa nach Athena) Paulus in ThessalonikeNachdem sie durch Amphipolis und Apollonia gewandert waren, kamen sie nach Thessalonike, wo es eine Synagoge der Juden gab. Nach seiner Gewohnheit ging Paulus zu ihnen hinein und besprach sich an drei Sabbaten mit ihnen auf Grund der Schriftworte, die er ihnen auslegte und aus denen er dartat, daß Christus leiden und von den Toten auferstehen mußte, und (so schloß er): »Dieser Jesus, den ich euch verkündige, ist Christus.« Einige von ihnen ließen sich auch überzeugen und wurden für Paulus und Silas gewonnen, ebenso auch gottesfürchtige Griechen in großer Zahl und nicht wenige von den vornehmsten Frauen. Darüber wurden aber die Juden eifersüchtig, nahmen einige schlechte Männer aus dem Straßengesindel zu Hilfe, erregten einen Volksauflauf und brachten die Stadt in Aufruhr; dann stellten sie sich vor dem Hause Jasons auf und suchten dort nach Paulus und Silas, um sie dem versammelten Volke vorzuführen. Als man sie dort aber nicht fand, schleppten sie den Jason und einige Brüder vor die Oberhäupter der Stadt, wobei sie schrien: »Diese Menschen, die den ganzen Erdkreis aufgewiegelt haben, sind jetzt auch hierher gekommen: Jason hat sie bei sich aufgenommen, und diese Leute verstoßen alle gegen die Verordnungen des Kaisers, denn sie behaupten, ein anderer sei König, nämlich Jesus.« Durch solche Reden versetzten sie die Volksmenge und auch die Oberhäupter der Stadt in Aufregung; diese ließen sich von Jason und den anderen die erforderliche Bürgschaft stellen und gaben sie dann frei. b) Erlebnisse des Paulus in Beröa und seine Reise nach AthenDie Brüder aber veranlaßten den Paulus und Silas sogleich noch während der Nacht dazu, nach Beröa aufzubrechen, wo sie sich nach ihrer Ankunft in die Synagoge der Juden begaben. Diese waren edler gesinnt als die Juden in Thessalonike: sie nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit an und forschten Tag für Tag in den (heiligen) Schriften, ob dies (alles) sich so verhalte. So wurden denn viele von ihnen gläubig, auch von den vornehmen griechischen Frauen und Männern nicht wenige. Als jedoch die Juden in Thessalonike erfuhren, daß auch in Beröa das Wort Gottes von Paulus verkündigt worden sei, kamen sie auch dorthin und versetzten die Volksmassen in Unruhe und Aufregung. Da ließen die Brüder den Paulus sogleich (aus der Stadt) weggehen, damit er sich ans Meer begäbe, während Silas und Timotheus dort (in Beröa) zurückblieben. Die Geleiter des Paulus aber brachten ihn bis Athen und kehrten dann von dort wieder zurück mit dem Auftrag an Silas und Timotheus, sie möchten möglichst bald zu ihm kommen. e) Paulus in Athena) Beginn seiner ArbeitWährend Paulus nun in Athen auf sie wartete, wurde er innerlich schmerzlich erregt, weil er die Stadt voll von Götterbildern sah. Er besprach sich in der Synagoge mit den Juden und den zum Judentum übergetretenen Griechen, ebenso auf dem Markte Tag für Tag mit denen, die er dort gerade antraf. Aber auch einige epikureische und stoische Philosophen ließen sich mit ihm ein, und manche sagten: »Was fällt denn diesem Schwätzer ein zu behaupten?« Andere aber meinten: »Er scheint ein Verkünder fremder Gottheiten zu sein« – er verkündigte nämlich die Heilsbotschaft von Jesus und von der Auferstehung. So nahmen sie ihn denn mit sich, führten ihn auf den Areshügel und fragten: »Dürfen wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die du vorträgst? Du gibst uns seltsame Dinge zu hören; darum möchten wir gern wissen, was dahinter steckt.« Alle Athener nämlich und auch die dort sich aufhaltenden Ausländer hatten für nichts anderes so viel Zeit übrig als dafür, irgendeine Neuigkeit zu erzählen oder zu hören. b) Rede des Paulus auf dem AreshügelSo trat denn Paulus mitten auf den Areshügel und hielt folgende Rede: »Männer von Athen! Nach allem, was ich sehe, seid ihr in besonderem Grade eifrige Gottesverehrer. Denn als ich hier umherging und mir eure Heiligtümer ansah, fand ich auch einen Altar mit der Aufschrift: ›Einem unbekannten Gott‹. Das Wesen nun, das ihr verehrt, ohne es zu kennen, das verkündige ich euch. Der Gott, der die Welt und alles, was in ihr ist, geschaffen hat, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhand erbaut sind, läßt sich auch nicht von Menschenhänden bedienen, als ob er etwas bedürfte, während er doch selbst allen Wesen Leben und Odem und alles andere gibt. Er hat auch gemacht, daß das ganze Menschengeschlecht von einem einzigen (Stammvater) her auf der ganzen Oberfläche der Erde wohnt, und hat für sie bestimmte Zeiten ihres Bestehens und auch die Grenzen ihrer Wohnsitze festgesetzt: sie sollten Gott suchen, ob sie ihn wohl wahrnehmen und finden möchten, ihn, der ja nicht fern von einem jeden unter uns ist; denn in ihm leben wir und bewegen wir uns und sind wir, wie ja auch einige von euren DichternGemeint sind die Dichter Aratus (aus Soli in Zilizien, etwa 310-245 v.Chr.) und Kleanthes (aus Assus in Kleinasien, 331-232 v.Chr.). gesagt haben: ›Seines Geschlechts sind auch wir.‹ Weil wir also göttlichen Geschlechts sind, dürfen wir nicht meinen, die Gottheit gleiche dem Gold oder Silber oder Stein, einem Gebilde menschlicher Kunstfertigkeit und Überlegung. Über die (früheren) Zeiten der Unwissenheit hat Gott zwar hinweggesehen; jetzt aber läßt er den Menschen ansagen, daß sie alle überall Buße tun sollen; denn er hat einen Tag festgesetzt, an welchem er den Erdkreis mit Gerechtigkeit richten will durch einen Mann, den er dazu ausersehen und den er für alle durch seine Auferweckung von den Toten beglaubigt hat.« c) Schluß und (geringer) Erfolg der RedeAls sie aber von einer Auferstehung der Toten hörten, spotteten die einen, die anderen aber sagten: »Wir wollen dich hierüber später noch einmal hören.« So ging denn Paulus aus ihrer Mitte hinweg. Einige Männer jedoch schlossen sich ihm an und kamen zum Glauben, z.B. Dionysius, ein Mitglied des Areopags, sowie eine Frau namens Damaris und noch mehrere andere mit ihnen. f) Paulus in Korintha) Seine Handwerks- und seine LehrtätigkeitHierauf verließ Paulus Athen und begab sich nach Korinth. Dort traf er einen Juden namens Aquila, der aus Pontus stammte und erst vor kurzem mit seiner Frau Priscilla aus Italien gekommen war, weil (der Kaiser) Klaudius alle Juden aus Rom hatte ausweisen lassen. Paulus besuchte die beiden, und weil er das gleiche Handwerk betrieb wie sie, blieb er bei ihnen wohnen und arbeitete mit ihnen zusammen; sie waren nämlich nach ihrem Handwerk Zeltmacher. In der Synagoge aber besprach er sich an jedem Sabbat und suchte Juden wie Griechen zu gewinnen. Als dann Silas und Timotheus aus Mazedonien eingetroffen waren, widmete Paulus sich ganz der Lehrtätigkeit und bezeugte den Juden nachdrücklich, daß Jesus der Gottgesalbte sei. Weil sie aber nichts davon wissen wollten und Lästerreden führten, schüttelte er den Staub von seinen Kleidern ab und sagte zu ihnen: »Euer Blut komme auf euer Haupt: ich bin unschuldig! Von nun an wende ich mich an die Heiden!« Damit ging er von dort weg und begab sich in das Haus eines Heidenjuden namens Titius Justus, dessen Haus an die Synagoge anstieß. Crispus aber, der Vorsteher der Synagoge, wurde mit seinem ganzen Hause gläubig an den Herrn, und ebenso kamen viele Korinther, die Paulus predigen hörten, zum Glauben und ließen sich taufen. Der Herr aber sagte zu Paulus bei Nacht in einem Traumgesicht: »Fürchte dich nicht, sondern rede weiter und schweige nicht; denn ich bin mit dir, und niemand soll sich an dir vergreifen und dir ein Leid antun; denn ich habe ein zahlreiches Volk in dieser Stadt.« So blieb denn Paulus anderthalb Jahre dort und lehrte das Wort Gottes unter ihnen. b) Die Anklage der Juden vom Statthalter Gallio zurückgewiesenAls aber Gallio Statthalter von Griechenland (geworden) war, traten die Juden einmütig gegen Paulus auf und führten ihn vor den Richterstuhl (des Statthalters) mit der Beschuldigung: »Dieser Mensch verleitet die Leute zu einer Gottesverehrung, die gegen unser Gesetz verstößt.« Als Paulus sich nun dagegen verantworten wollte, sagte Gallio zu den Juden: »Wenn irgendein Verbrechen oder ein böswilliges Vergehen vorläge, ihr Juden, so würde ich eure Klage selbstverständlich angenommen haben; wenn es sich jedoch (nur) um Streitfragen über eine Lehre und über Benennungen und über das für euch gültige Gesetz handelt, so müßt ihr selbst zusehen: über solche Dinge will ich nicht Richter sein.« Damit wies er sie von seinem Richterstuhl weg. Da fielen alle über Sosthenes, den Vorsteher der Synagoge, her und verprügelten ihn vor dem Richterstuhl; Gallio aber kümmerte sich nicht weiter darum. g) Rückkehr des Paulus über Ephesus und Judäa nach Antiochia in SyrienNachdem Paulus dann noch längere Zeit (in Korinth) geblieben war, nahm er von den Brüdern Abschied und trat die Seefahrt nach Syrien an, und zwar zusammen mit Priscilla und Aquila, nachdem er sich in Kenchreä (dem östlichen Hafen Korinths) das Haupt hatte scheren lassen, weil er ein Gelübde getan hatte. Sie kamen dann nach Ephesus, wo Paulus sich von jenen beiden trennte; er selbst aber ging in die Synagoge und unterredete sich mit den Juden. Als sie ihn aber baten, er möchte noch länger dort bleiben, ging er nicht darauf ein, sondern nahm Abschied von ihnen mit den Worten: »[Ich muß durchaus das bevorstehende Fest in Jerusalem feiern; aber] so Gott will, werde ich später zu euch zurückkehren.« Dann fuhr er zu Schiff von Ephesus ab, landete in Cäsarea, ging (nach Jerusalem) hinauf, wo er die Gemeinde begrüßte, und zog dann nach Antiochia hinab. 4. Dritte Bekehrungsreise des Paulus (18,23-21,14)a) Antritt der Reise; Apollos in Ephesus und KorinthNachdem er dort einige Zeit zugebracht hatte, brach er wieder auf, durchwanderte von einem Ort zum anderen das galatische Land und Phrygien und stärkte überall die Jünger durch Zuspruch. Inzwischen war ein Jude namens Apollos, der aus Alexandria stammte, ein gelehrter Mann, der in den (heiligen) Schriften außerordentlich bewandert war, nach Ephesus gekommen. Er hatte Unterweisung über den Weg des Herrn erhalten, redete mit glühender Begeisterung und trug das auf Jesus Bezügliche richtig vor, obgleich er nur von der Taufe des Johannes wußte. Dieser Mann fing dann auch an, in der Synagoge freimütig zu reden. Als Priscilla und Aquila ihn gehört hatten, traten sie mit ihm in Verbindung und setzten ihm die Lehre Gottes noch genauer auseinander. Als er dann nach Griechenland hinüberzureisen wünschte, bestärkten die Brüder ihn in dieser Absicht und schrieben an die Jünger (in Korinth), sie möchten ihn freundlich aufnehmen. Nach seiner Ankunft leistete er denen, die gläubig geworden waren, durch seine Gnadengabe die erfreulichsten Dienste; denn in schlagender Weise widerlegte er die Juden öffentlich, indem er aus den (heiligen) Schriften nachwies, daß Jesus der Messias sei. b) Wirksamkeit und Erlebnisse des Paulus in Ephesusa) Bekehrung und Taufe der JohannesjüngerWährend nun Apollos sich in Korinth aufhielt, kam Paulus, nachdem er das Binnenland von Kleinasien durchwandert hatte, nach Ephesus und fand dort einige Jünger vor. Er fragte diese: »Habt ihr den heiligen Geist empfangen, nachdem ihr gläubig geworden waret?« Sie antworteten ihm: »Nein, wir haben überhaupt noch nichts davon gehört, ob der heilige Geist (schon) da ist.« Darauf fragte er sie: »Woraufoder »auf was«, d.h. auf welches Bekenntnis. seid ihr denn getauft worden?« Sie antworteten: »Auf die Taufe des Johannes.« Da sagte Paulus: »Johannes hat (nur) eine Bußtaufe vollzogen und dabei dem Volke geboten, sie sollten an den glauben, der nach ihm kommen würde, nämlich an Jesus.« Als sie das hörten, ließen sie sich auf den Namen des Herrn Jesus taufen; und als Paulus ihnen dann die Hände auflegte, kam der heilige Geist auf sie, und sie redeten mit Zungen und sprachen prophetisch. Es waren dies im ganzen etwa zwölf Männer. b) Die zweijährige Lehr- und Wundertätigkeit des Paulus in EphesusPaulus ging dann in die Synagoge und trat dort ein Vierteljahr lang mit Freimut auf, indem er sich besprach und sie für das Reich Gottes zu gewinnen suchte. Als manche jedoch verstockt und unzugänglich blieben und die (neue) Lehre vor der versammelten Menge schmähten, sagte er sich von ihnen los, sonderte auch die Jünger von ihnen ab und hielt nun täglich seine Vorträge im Hörsaal eines gewissen Tyrannus. Das ging so zwei Jahre lang fort, so daß alle Bewohner der Provinz Asien das Wort des Herrn zu hören bekamen, Juden sowohl wie Griechen. – Auch ungewöhnliche Wunder ließ Gott durch die Hände des Paulus geschehen, so daß man sogar Schweißtücher oder Schürzen, die er (bei der Arbeit) an seinem Leibe getragen hatte, zu den Kranken brachte, worauf dann die Krankheiten von ihnen wichen und die bösen Geister ausfuhren. c) Die Überwindung des Aberglaubens (der Beschwörer und Zauberbücher)Nun unterfingen sich aber auch einige von den umherziehenden jüdischen Beschwörern, über Personen, die von bösen Geistern besessen waren, den Namen des Herrn Jesus auszusprechen, indem sie sagten: »Ich beschwöre euch bei dem Jesus, den Paulus predigt!« Es waren besonders sieben Söhne eines gewissen Skeuas, eines Juden aus hohepriesterlichem Geschlecht, die das taten. Der böse Geist aber gab ihnen zur Antwort: »Jesus kenne ich wohl, und auch Paulus ist mir bekannt; doch wer seid ihr?« Hierauf sprang der Mensch, in welchem der böse Geist war, auf sie los, überwältigte beide und richtete sie so zu, daß sie unbekleidet und blutig geschlagen aus jenem Hause entflohen. Dieses Vorkommnis wurde alsdann allen Juden und Griechen bekannt, die in Ephesus wohnten, und Furcht befiel sie alle; der Name des Herrn Jesus aber wurde hoch gepriesen. Ebenso kamen auch viele von denen, die gläubig geworden waren, und bekannten offen und unverhohlen ihr früheres Treiben; ja nicht wenige von denen, die sich mit Zauberei abgegeben hatten, brachten die Zauberbücher auf einen Haufen zusammen und verbrannten sie öffentlich. Als man ihre Preise zusammenrechnete, kam der Betrag von fünfzigtausend DrachmenEine Drachme (w.: Silbermünze) entspricht dem Tageslohn eines Arbeiters; s. Anhang, Maße. heraus. So breitete sich das Wort des Herrn unaufhaltsam aus und wurde immer stärker. d) Reisepläne des PaulusAls dieses glücklich ausgeführt war, entschloß sich Paulus dazu, Mazedonien und Griechenland zu durchwandern und sich dann nach Jerusalem zu begeben, wobei er erklärte: »Nachdem ich dort gewesen bin, muß ich auch Rom sehen.« So sandte er denn zwei von seinen Gehilfen, Timotheus und Erastus, nach Mazedonien ab, während er selbst noch eine Zeitlang in der Provinz Asien verblieb. ee) Der Aufruhr der Silberarbeiter des DemetriusUm diese Zeit aber kam es (in Ephesus) zu großen Unruhen wegen des Weges. Ein Silberschmied nämlich, Demetrius mit Namen, der silberne Tempel der Artemis verfertigte und den Handwerkern dadurch viel zu verdienen gab, berief diese und die hierbei beschäftigten Arbeiter zu einer Versammlung und sprach sich so aus: »Ihr Männer, ihr wißt, daß wir unsern Wohlstand diesem unserm Gewerbe verdanken. Nun seht und hört ihr aber, daß dieser Paulus nicht nur hier in Ephesus, sondern beinahe in der ganzen Provinz Asien viele Leute durch sein Gerede betört hat, indem er ihnen vorhält, das seien keine Götter, die von Menschenhänden angefertigt würden. Aber nicht nur dieser unser Erwerbszweig droht in Mißachtung zu kommen, sondern auch der Tempel der großen Göttin Artemis schwebt in Gefahr, in völlige Mißachtung zu geraten; ja es ist zu befürchten, daß sie sogar ihres hohen Ruhmes ganz verlustig geht, während sie jetzt doch von ganz Asien, ja von aller Welt verehrt wird.« Als sie das hörten, gerieten sie in volle Wut und riefen laut: »Groß ist die Artemis von Ephesus!« Die ganze Stadt geriet in Aufruhr, und alle stürmten einmütig ins Theater,Ephesus hatte ein ungewöhnlich großes, unter freiem Himmel liegendes Theater. wohin sie auch die Mazedonier Gajus und Aristarchus, die Reisegefährten des Paulus, mitschleppten. Als Paulus nun (selbst) vor die Volksmenge treten wollte, ließen die Jünger es ihm nicht zu; auch einige von den obersten Beamten der Provinz Asien, die seine guten Freunde waren, schickten zu ihm und ließen ihm die Mahnung zugehen, er möchte sich nicht ins Theater begeben. Dort schrie nun alles wild durcheinander; denn die Versammlung war ein Wirrwarr; die meisten wußten überhaupt nicht, weswegen man zusammengekommen war. Da verständigte man aus der Volksmenge heraus den Alexander, den die Juden vorschoben. Dieser Alexander gab auch ein Zeichen mit der Hand und wollte eine Verteidigungsrede an das Volk richten; als man aber merkte, daß er ein Jude sei, erscholl von allen wie aus einem Munde etwa zwei Stunden lang der Ruf: »Groß ist die Artemis von Ephesus!« Endlich brachte der Stadtschreiber die Menge zur Ruhe und sagte: »Ihr Männer von Ephesus! Wo gibt es wohl in der ganzen Welt einen Menschen, der nicht wüßte, daß die Stadt Ephesus die Tempelhüterin der großen Artemis und ihres vom Himmel herabgefallenen Bildes ist? Da dies also eine unbestreitbare Tatsache ist, solltet ihr euch ja ruhig verhalten und nichts Übereiltes tun. Ihr habt ja doch diese Männer hierher gebracht, die weder Tempelräuber sind noch unsere Göttin lästern. Wenn nun Demetrius und die Zunft der Kunsthandwerker mit ihm Grund zu einer Klage gegen jemand haben, nun, so werden ja Gerichtstage abgehalten, und es gibt Statthalter; dort mögen sie ihre Sache miteinander abmachen! Habt ihr aber außerdem noch Wünsche, so wird das in der ordentlichen Volksversammlung erledigt werden. Droht uns doch wegen der heutigen Vorkommnisse sogar eine Anklage wegen Aufruhrs, weil kein Grund vorliegt, mit dem wir diesen Aufruhr rechtfertigen könnten.« Durch diese Worte brachte er die Versammlung zum Auseinandergehen. - - - c) Reise des Paulus durch Mazedonien nach Griechenland und zurück nach Mazedonien, Troas und Mileta) Reise nach Griechenland und Rückkehr nach TroasAls sich nun die Unruhe gelegt hatte, ließ Paulus die Jünger zu sich kommen, hielt eine ermahnende Ansprache an sie, nahm dann Abschied von ihnen und trat die Reise nach Mazedonien an. Nachdem er diese Gegenden durchzogen und (den dortigen Gläubigen) reichen Zuspruch gespendet hatte, begab er sich nach Griechenland. Als er sich dann nach einem Aufenthalt von drei Monaten nach Syrien einschiffen wollte und die Juden einen Anschlag gegen ihn planten, entschloß er sich zur Rückkehr durch Mazedonien. Auf der Reise begleiteten ihn (bis nach Kleinasien): Sopater, der Sohn des Pyrrhus aus Beröa, ferner von den Thessalonikern Aristarchus und Sekundus, weiter aus Derbe Gajus und Timotheus; außerdem aus der Provinz Asien Tychikus und Trophimus. Diese (letzten beiden) jedoch reisten uns voraus und erwarteten uns in Troas; wir selbst dagegen fuhren nach den Tagen der ungesäuerten Brote zu Schiff von Philippi ab und kamen fünf Tage später zu ihnen nach Troas, wo wir sieben Tage blieben. b) Abschiedsfeier des Paulus in Troas; Wiederbelebung des verunglückten EutychusAls wir uns nun am ersten Tage nach dem Sabbat versammelt hatten, um das Brot zu brechen, besprach sich Paulus mit ihnen, weil er am folgenden Tage abreisen wollte, und dehnte die Unterredung bis Mitternacht aus. Zahlreiche Lampen brannten in dem Obergemach, in dem wir versammelt waren. Da wurde ein Jüngling namens Eutychus, der im (offenen) Fenster saß, von tiefem Schlaf überwältigt, weil Paulus so lange fortredete; er stürzte dann im Schlaf vom dritten Stockwerk hinab und wurde tot aufgehoben. Paulus aber ging hinunter, warf sich über ihn, schlang die Arme um ihn und sagte: »Beunruhigt euch nicht! Seine Seele ist (wieder) in ihm.« Als er dann wieder hinaufgegangen war und das Brot gebrochen hatte, nahm er einen Imbiß und unterredete sich noch lange weiter mit ihnen, bis der Tag anbrach; dann erst machte er sich auf den Weg. Den Knaben aber hatte man lebend weggetragen, wodurch alle sich nicht wenig getröstet fühlten. c) Reise des Paulus von Troas bis MiletWir (anderen) waren unterdessen auf das Schiff vorausgegangen und fuhren auf Assos zu in der Absicht, dort Paulus an Bord zu nehmen; denn so hatte er es angeordnet, weil er selbst den Weg dorthin zu Fuß machen wollte. Als er dann in Assos mit uns wieder zusammengetroffen war, nahmen wir ihn an Bord und gelangten nach Mitylene. Von dort fuhren wir weiter und kamen am folgenden Tage auf die Höhe von Chios; tags darauf legten wir in Samos an und gelangten [nach einem Aufenthalt in Trogyllion] am nächsten Tage nach Milet. Paulus hatte sich nämlich entschlossen, an Ephesus vorüberzufahren, um keine Zeit mehr in der Provinz Asien zu verlieren; denn er beeilte sich, um womöglich am Tage des Pfingstfestes in Jerusalem zu sein. d) Zusammenkunft des Paulus mit den Ältesten von Ephesus in Milet; seine Abschiedsrede und sein ScheidenVon Milet aus aber sandte er Botschaft nach Ephesus und ließ die Ältesten der Gemeinde zu sich rufen. Als sie sich bei ihm eingefunden hatten, richtete er folgende Ansprache an sie: »Ihr wißt selbst, wie ich mich vom ersten Tage ab, an dem ich die Provinz Asien betreten hatte, die ganze Zeit hindurch bei euch verhalten und dem Herrn gedient habe mit aller Demut und unter Tränen und Anfechtungen, die mir aus den Nachstellungen der Juden erwuchsen, wie ich durchaus nichts verabsäumt habe, um euch alles, was euch heilsam sein konnte, öffentlich und in den Häusern zu verkündigen und zu lehren, indem ich es sowohl Juden als auch Griechen ans Herz legte, sich zu Gott zu bekehren und an unsern Herrn Jesus Christus zu glauben. Und jetzt, seht: im Geist gebunden,d.h. im Innern unwiderstehlich getrieben. reise ich nach Jerusalem, ohne zu wissen, was mir dort widerfahren wird; nur das bezeugt mir der heilige Geist in jeder Stadt mit Bestimmtheit, daß Gefangenschaft und Leiden auf mich warten. Doch ich sehe das Leben als für mich selbst völlig wertlos an, wenn ich nur meinen Lauf [mit Freuden] vollende und den Dienst (zum Abschluß bringe), den ich vom Herrn Jesus empfangen habe, nämlich Zeugnis für die Heilsbotschaft von der Gnade Gottes abzulegen. Und jetzt, seht: ich weiß, daß ihr mein Angesicht nicht wiedersehen werdet, ihr alle, unter denen ich mich als Prediger des Reiches (Gottes) bewegt habe. Darum gebe ich euch am heutigen Tage die feste Versicherung, daß ich den Tod niemandes auf dem Gewissen habe; denn ich habe es an mir nicht fehlen lassen, euch den ganzen Ratschluß Gottes zu verkündigen. So gebt denn acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, bei welcher der heilige Geist euch zu Aufsehern bestellt hat, damit ihr die Gemeinde des Herrn weidet, die er sich durch sein eigenes Blut erworben hat. Ich weiß, daß nach meinem Weggang schlimme Wölfe bei euch einbrechen und die Herde nicht verschonen werden; ja aus eurer eigenen Mitte werden Männer auftreten und Irrlehren vortragen, um die Jünger in ihre Gefolgschaft zu ziehen. Darum seid wachsam und bleibt dessen eingedenk, daß ich drei Jahre hindurch Tag und Nacht nicht aufgehört habe, jeden einzelnen (von euch) unter Tränen zu ermahnen. Und nunmehr befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, das die Kraft besitzt, aufzubauen und das Erbe zu verleihen unter allen, die sich haben heiligen lassen.oder: zusammen mit allen übrigen (Gläubigen), die geweiht (oder: in die Gottesgemeinschaft aufgenommen) sind. Silber, Gold und Kleidung habe ich von niemand begehrt; ihr wißt selbst, daß für meinen Lebensunterhalt und auch für meine Begleiter diese (meine) Hände gesorgt haben. Immer und überall habe ich euch gezeigt, daß man in solcher Weise arbeiten und sich der Schwachen annehmen und dabei der Worte des Herrn Jesus eingedenk sein muß; denn er hat selbst gesagt: ›Geben ist seliger als Nehmen.‹«Dieser Ausspruch Jesu findet sich nirgends im Neuen Testament; er gehört zu den mündlich überlieferten Heilandsworten. Nach diesen Worten kniete er mit ihnen allen nieder und betete. Da brachen alle in lautes Wehklagen aus, fielen dem Paulus um den Hals und küßten ihn; am schmerzlichsten war für sie das Wort, das er ausgesprochen hatte, sie würden sein Angesicht nicht wiedersehen. Sie gaben ihm darauf das Geleit bis zum Schiff. e) Weiterreise von Milet bis Tyrus und CäsareaAls wir uns dann von ihnen losgerissen hatten und wieder in See gegangen waren, kamen wir in gerader Fahrt nach Kos, am nächsten Tage nach Rhodus und von dort nach Patara. Als wir dort ein Schiff fanden, das nach Phönizien bestimmt war, stiegen wir ein und fuhren ab. Wir bekamen Cypern in Sicht, das wir aber zur Linken liegen ließen, steuerten auf Syrien zu und legten in Tyrus an; denn dort hatte das Schiff seine Ladung zu löschen. Wir suchten nun die Jünger auf und blieben sieben Tage dort; jene warnten den Paulus auf Eingebung des Geistes wiederholt vor der Reise nach Jerusalem. Als wir aber die Tage dort verlebt hatten, machten wir uns zur Weiterfahrt auf den Weg, wobei alle (Brüder) samt Frauen und Kindern uns das Geleit bis vor die Stadt hinaus gaben. Am Strande knieten wir nieder und beteten; dann nahmen wir Abschied voneinander und gingen an Bord, während jene wieder heimkehrten. Wir aber legten den letzten Teil unserer Fahrt zurück, indem wir von Tyrus nach Ptolemais segelten; wir begrüßten auch hier die Brüder, blieben aber nur einen Tag bei ihnen. Am nächsten Morgen zogen wir weiter und kamen nach Cäsarea, wo wir bei dem Evangelisten Philippus, einem der sieben, einkehrten und bei ihm blieben. Dieser hatte vier unverheiratete Töchter, welche Prophetengabe besaßen. Während unseres mehrtägigen Aufenthalts (in Cäsarea) kam ein Prophet namens Agabus aus Judäa herab und besuchte uns, er nahm den Gürtel des Paulus, band sich Hände und Füße damit und sagte dann: »So spricht der heilige Geist: ›Den Mann, dem dieser Gürtel gehört, werden die Juden in Jerusalem in dieser Weise binden und ihn den Heiden in die Hände liefern.‹« Als wir das hörten, baten wir und die Einheimischen den Paulus inständig, er möchte nicht nach Jerusalem hinaufgehen. Da antwortete Paulus: »Was weint ihr so und macht mir das Herz schwer? Ich bin ja bereit, mich in Jerusalem nicht nur binden zu lassen, sondern auch den Tod für den Namen des Herrn Jesus zu erleiden!« Weil er sich nun nicht umstimmen ließ, beruhigten wir uns und sagten: »Des Herrn Wille geschehe!« B. Reise des Paulus von Cäsarea nach Jerusalem; seine Gefangenschaft (21,15-28,31)1. Paulus in Jerusalem und als Gefangener in Cäsarea (21,15-26,32)a) Ankunft in Jerusalem; Zusammenkunft mit den Aposteln; Beihilfe zur Erfüllung eines NasiräatsgelübdesNach Ablauf dieser Tage machten wir uns reisefertig und zogen nach Jerusalem hinauf. Dabei begleiteten uns auch einige Jünger aus Cäsarea und brachten uns zu einem gewissen Mnason aus Cypern, einem alten Jünger, bei dem wir als Gäste wohnen sollten. Nach unserer Ankunft in Jerusalem nahmen uns die Brüder mit Freuden auf. Gleich am folgenden Tage ging Paulus mit uns zu Jakobus, und auch alle Ältesten fanden sich dort ein. Nachdem Paulus sie begrüßt hatte, erzählte er ihnen alles im einzelnen, was Gott unter den Heiden durch seine Arbeit vollbracht hatte. Als sie das gehört hatten, priesen sie Gott, sagten aber zu ihm: »Du siehst, lieber Bruder, wie viele Tausende es unter den Juden gibt, die gläubig geworden sind; doch alle sind sie eifrige Anhänger des (mosaischen) Gesetzes. Nun ist ihnen aber über dich berichtet worden, daß du allen Juden, die unter den Heiden leben, den Abfall von Mose predigest und ihnen empfehlest, sie möchten ihre Kinder nicht beschneiden lassen und überhaupt die herkömmlichen Gebräuche nicht mehr beobachtend.h. beachten, befolgen; entsprechend Beobachtung in V.24 .. Was ist da nun zu tun? Jedenfalls werden sie von deinem Hiersein erfahren. Tu also, was wir dir raten! Wir haben hier (gerade) vier Männer unter uns, die ein Gelübde auf sich genommen haben; nimm diese mit dir, laß dich mit ihnen reinigen und bezahle für sie (die zu entrichtenden Gebühren), damit sie sich das Haupt scheren lassen können; dann werden alle einsehen, daß an den Gerüchten, die ihnen über dich zu Ohren gekommen sind, nichts Wahres ist, daß vielmehr auch du in der Beobachtung des Gesetzes wandelst. Was aber die gläubig gewordenen Heiden betrifft, so haben wir beschlossen und ihnen (schriftlich) mitgeteilt, daß sie sich vor Götzenopferfleisch, vor (dem Genuß von) Blut, vor dem Fleisch erstickter Tiere und vor Unzucht zu hüten haben.« Daraufhin nahm Paulus die (betreffenden) Männer mit sich, ließ sich am folgenden Tage reinigen und ging mit ihnen in den Tempel, wo er den Abschluß der Reinigungstage anmeldete, (die so lange dauerten) bis für einen jeden von ihnen das Löseopfer dargebracht sein würde. b) Gefangennahme des Paulusa) Paulus im Tempel von den Juden festgenommen; der Aufstand in JerusalemAls aber die sieben Tage (der Reinigungszeit) nahezu abgelaufen waren, erblickten ihn die Juden, die aus der Provinz Asien gekommen waren, im Tempel und brachten die ganze Volksmenge in Aufruhr; sie nahmen ihn fest und riefen laut: »Ihr Männer von Israel, kommt uns zu Hilfe! Dies ist der Mensch, der überall vor allen Leuten seine Lehre gegen unser Volk und gegen das Gesetz und gegen diese Stätte vorträgt! Dazu hat er jetzt auch noch Griechen in den Tempel hineingebracht und dadurch diese heilige Stätte entweiht!« Sie hatten nämlich vorher den Trophimus aus Ephesus in der Stadt mit ihm zusammen gesehen und meinten nun, Paulus habe ihn in den Tempel mitgenommen. So geriet denn die ganze Stadt in Bewegung, und es entstand ein Volksauflauf; man ergriff Paulus und schleppte ihn aus dem Tempel hinaus, worauf dessen Tore sogleich geschlossen wurden. b) Gefangennahme des Paulus durch den römischen Obersten LysiasWährend man nun darauf ausging, ihn totzuschlagen, gelangte an den Obersten der römischen Abteilung die Meldung hinauf, ganz Jerusalem sei in Aufruhr. Dieser nahm (daher) sofort Mannschaften und Hauptleute mit sich und eilte zu ihnen hinab. Als jene nun den Obersten und die Soldaten sahen, hörten sie auf, Paulus zu schlagen. Da trat der Oberst heran, bemächtigte sich seiner, ließ ihn in zwei Ketten legen und fragte, wer er sei und was er getan habe. Da schrien alle in der Volksmenge durcheinander. Weil er nun wegen des Lärms nichts Sicheres ermitteln konnte, gab er Befehl, man solle Paulus in die BurgDie Burg Antonia beim Tempel, das Standlager (= die Kaserne) der römischen Truppen. führen. Als Paulus aber an die Treppe (zur Burg hinauf) gelangt war, mußte er wegen des gewaltsamen Andrangs der Menge von den Soldaten getragen werden; denn die Volksmenge zog mit unter dem lauten Ruf: »Nieder mit ihm!« Als nun Paulus eben in die Burg hineingeführt werden sollte, fragte er den Obersten: »Darf ich dir etwas sagen?« Jener erwiderte: »Du kannst Griechisch? Da bist du also nicht der Ägypter, der vor einiger Zeit den Aufruhr erregt und die viertausend Mann Banditen in die Wüste hinausgeführt hat?« Paulus antwortete: »Nein, ich bin ein Jude aus Tarsus, Bürger einer namhaften Stadt in Cilicien. Erlaube mir, bitte, zum Volke zu reden!« Als jener ihm die Erlaubnis gegeben hatte, gab Paulus, auf der Treppe stehend, dem Volk ein Zeichen mit der Hand; als dann völlige Stille eingetreten war, hielt er in der hebräischen LandesspracheGemeint ist nicht die althebräische Sprache, sondern die aramäische Volkssprache (Jesu Muttersprache). folgende Ansprache an sie: c) Rede des Paulus an das Volk (Bericht über seine Bekehrung und über den von Jesus empfangenen Auftrag) (vgl. 9,1-19)»Werte Brüder und Väter, hört jetzt meine Rechtfertigung vor euch an!« Als sie nun hörten, daß er in hebräischer Sprache zu ihnen redete, verhielten sie sich noch ruhiger; und er fuhr fort: »Ich bin ein Jude, geboren zu Tarsus in Cilicien, aber hier in dieser Stadt erzogen: zu den Füßen Gamaliels habe ich meine Ausbildung in strenger Befolgung des Gesetzes unserer Väter erhalten und bin ein ebensolcher Eiferer für Gott gewesen, wie ihr alle es noch heute seid. Als solcher habe ich auch diese Glaubensrichtung bis auf den Tod verfolgt, indem ich Männer wie Frauen in Ketten legte und ins Gefängnis werfen ließ, wie mir das auch der Hohepriester und der gesamte Rat der Ältesten bezeugen können. Von diesen habe ich mir sogar Briefe an unsere Volksgenossen geben lassen und mich nach Damaskus begeben, um auch die Leute dort gefesselt zur Bestrafung nach Jerusalem zu bringen. Da geschah es, als ich mich auf dem Wege dorthin befand und in die Nähe von Damaskus gekommen war, daß mich zur Mittagszeit plötzlich ein helles Licht vom Himmel her umstrahlte. Ich stürzte zu Boden und hörte eine Stimme, die mir zurief: ›Saul, Saul! Was verfolgst du mich?‹ Ich antwortete: ›Wer bist du, Herr?‹ Er sagte zu mir: ›Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgst!‹ Meine Begleiter nahmen zwar das Licht wahr, hörten aber die Stimme dessen nicht, der zu mir redete. Ich fragte dann: ›Was soll ich tun, Herr?‹ Da antwortete mir der Herr: ›Steh auf und geh nach Damaskus! Dort wirst du Auskunft über alles erhalten, was dir zu tun verordnet ist.‹ Weil ich nun, von dem Glanz jenes Lichtes geblendet, nicht sehen konnte, wurde ich von meinen Begleitern an der Hand geführt und gelangte so nach Damaskus. Dort kam ein gewisser Ananias, ein gesetzesfrommer Mann, der sich der Anerkennung aller dortigen Juden erfreute, zu mir, trat vor mich hin und sagte zu mir: ›Bruder Saul, werde wieder sehend!‹, und augenblicklich erhielt ich das Augenlicht zurück und konnte ihn sehen. Er aber fuhr fort: ›Der Gott unserer Väter hat dich dazu bestimmt, seinen Willen zu erkennen und den Gerechten zu sehen und einen Ruf aus seinem Munde zu vernehmen; denn du sollst Zeugnis für ihn vor allen Menschen ablegen von dem, was du gesehen und gehört hast. Und nun – was zögerst du noch? Stehe auf, laß dich taufen und wasche deine Sünden ab, indem du seinen Namen anrufst!‹ Als ich dann nach Jerusalem zurückgekehrt war und im Tempel betete, geriet ich in eine Verzückung und sah ihn, der mir gebot: ›Beeile dich und verlaß Jerusalem schleunigst! Denn man wird hier dein Zeugnis über mich nicht annehmen.‹ Da entgegnete ich: ›Herr, sie wissen doch selbst, daß ich es gewesen bin, der die an dich Gläubigen ins Gefängnis werfen und in den Synagogen auspeitschen ließ; und als das Blut deines Zeugen Stephanus vergossen wurde, da habe auch ich dabeigestanden und Freude daran gehabt und Wache bei den Mänteln derer gehalten, die ihn ums Leben brachten.‹ Doch er antwortete mir: ›Mache dich auf den Weg, denn ich will dich in die Ferne zu den Heiden senden!‹« d) Die Wirkung der Rede; Paulus in Gewahrsam bei dem römischen OberstenBis zu diesem Wort hatten sie ihm ruhig zugehört; nun aber erhoben sie ein Geschrei: »Hinweg mit einem solchen Menschen von der Erde! Er darf nicht am Leben bleiben!« Während sie noch so schrien und dabei ihre Mäntel abwarfen und Staub in die Luft schleuderten, ließ der Oberst ihn in die Burg hineinbringen und gab Befehl, man solle ihn unter Geißelhieben verhören, damit man herausbrächte, aus welchem Grunde sie so wütend gegen ihn schrien. Als man ihn nun schon für die (Geißelung mit) Riemen ausgestreckt hatte, sagte Paulus zu dem Hauptmann, der dabeistand: »Dürft ihr einen römischen Bürger geißeln, und noch dazu, ehe ein richterliches Urteil vorliegt?« Als der Hauptmann das hörte, begab er sich zu dem Oberst und meldete ihm: »Was willst du tun? Dieser Mann ist ja ein römischer Bürger!« Da trat der Oberst herzu und sagte zu ihm: »Sage mir: bist du wirklich ein römischer Bürger?« Er erwiderte: »Ja.« Da antwortete der Oberst: »Ich habe mir dieses Bürgerrecht für viel Geld erworben.« Paulus sagte: »Ich dagegen bin sogar als römischer Bürger geboren!« So ließ man denn sofort von dem beabsichtigten peinlichen Verhör ab; aber auch der Oberst hatte einen Schrecken bekommen, da er erfahren hatte, daß er ein römischer Bürger sei, und weil er ihn hatte fesseln lassen. c) Paulus vor dem Hohen Rat der JudenWeil er aber über das Vergehen, das ihm von seiten der Juden vorgeworfen wurde, ins klare kommen wollte, ließ er ihm am folgenden Tage die Fesseln abnehmen und ordnete eine Versammlung der Hohenpriester und des ganzen Hohen Rates an; dann ließ er Paulus hinabführen und ihn vor sie stellen. Paulus blickte nun den Hohen Rat fest an und sagte: »Werte Brüder! Ich habe bis heute meinen Wandel mit durchaus reinem Gewissen im Dienste Gottes geführt.« Da befahl der Hohepriester Ananias den neben ihm stehenden (Gerichtsdienern), ihn auf den Mund zu schlagen. Paulus aber rief ihm zu: »Dich wird Gott schlagen, du getünchte Wand! Du sitzest da, um mich nach dem Gesetz zu richten, und läßt mich unter Verletzung des Gesetzes schlagen?« Da sagten die neben ihm Stehenden: »Den Hohenpriester Gottes schmähst du?« Da antwortete Paulus: »Ich habe nicht gewußt, ihr Brüder, daß er Hoherpriester ist! Es steht ja geschrieben: ›Einen Obersten deines Volkes sollst du nicht schmähen!‹« Weil Paulus nun wußte, daß der eine Teil (des Hohen Rates) aus Sadduzäern, der andere aus Pharisäern bestand, rief er laut in die Versammlung hinein: »Werte Brüder! Ich bin ein Pharisäer und aus pharisäischer Familie! Wegen unserer Hoffnung, nämlich wegen der Auferstehung der Toten, stehe ich hier vor Gericht!« Infolge dieser seiner Äußerung entstand ein Streit zwischen den Pharisäern und Sadduzäern, und die Versammlung spaltete sich. Die Sadduzäer behaupten nämlich, es gebe keine Auferstehung, auch keine Engel und keine Geister, während die Pharisäer beides annehmen. So erhob sich denn ein gewaltiges Geschrei; ja, einige Schriftgelehrte von der pharisäischen Partei standen auf, hielten Streitreden und erklärten: »Wir finden nichts Unrechtes an diesem Mann! Kann nicht wirklich ein Geist oder ein Engel zu ihm geredet haben?« Als nun der Streit leidenschaftlich wurde und der Oberst befürchtete, Paulus möchte von ihnen zerrissen werden, ließ er seine Mannschaft herunterkommen, ihn aus ihrer Mitte herausreißen und in die Burg zurückführen. In der folgenden Nacht aber trat der Herr zu Paulus und sagte: »Sei getrost! Denn wie du für mich in Jerusalem Zeugnis abgelegt hast, so sollst du auch in Rom Zeuge (für mich) sein!« d) Mordanschlag der Juden gegen PaulusAls es aber Tag geworden war, rotteten sich die Juden zusammen und verschworen sich unter feierlicher Selbstverfluchung, weder Speise noch Trank zu sich zu nehmen, bis sie Paulus ums Leben gebracht hätten. Es waren ihrer aber mehr als vierzig, die sich zu dieser Verschwörung zusammengetan hatten. Diese begaben sich nun zu den Hohenpriestern und Ältesten und sagten: »Wir haben uns hoch und heiligW.: mit einem Fluch gegen uns selbst. verschworen, nichts zu genießen, bis wir Paulus ums Leben gebracht haben. Werdet ihr jetzt also zusammen mit dem Hohen Rat bei dem Oberst vorstellig, er möge ihn zu euch herabführen lassen, weil ihr seine Sache noch genauer zu untersuchen gedächtet; wir halten uns dann bereit, ihn zu ermorden, noch ehe er in eure Nähe kommt.« Von diesem Anschlag erhielt jedoch der Schwestersohn des Paulus Kenntnis; er begab sich deshalb hin, verschaffte sich Eingang in die Burg und machte dem Paulus Mitteilung von der Sache. Da ließ Paulus einen von den Hauptleuten zu sich rufen und bat ihn: »Führe doch diesen jungen Mann zum Obersten, denn er hat ihm etwas zu melden.« Der nahm ihn mit sich, führte ihn zu dem Obersten und meldete: »Der Gefangene Paulus hat mich zu sich rufen lassen und mich ersucht, diesen jungen Mann zu dir zu führen, weil er dir etwas mitzuteilen habe.« Der Oberst nahm ihn darauf bei der Hand, trat (mit ihm) beiseite und fragte ihn unter vier Augen: »Was hast du mir zu melden?« Da berichtete er: »Die Juden haben sich verabredet, dich zu bitten, du möchtest morgen Paulus vor den Hohen Rat hinabführen lassen, angeblich weil dieser noch eine genauere Untersuchung seiner Sache vornehmen wolle. Glaube du ihnen aber nicht! Denn mehr als vierzig Männer von ihnen trachten ihm nach dem Leben; die haben sich feierlichW.: mit einem Fluch gegen sich selbst. verschworen, weder Speise noch Trank zu sich zu nehmen, bis sie ihn ermordet haben; und sie halten sich jetzt schon dazu bereit und warten nur noch auf deine Zusage.« Der Oberst entließ darauf den jungen Mann mit der Weisung, niemandem zu verraten, daß er ihm diese Mitteilung gemacht habe. e) Brief des Obersten Lysias an den Statthalter Felix; Überführung des Paulus von Jerusalem nach CäsareaDanach ließ er zwei von seinen Hauptleuten zu sich kommen und befahl ihnen: »Haltet zweihundert Mann für einen Marsch nach Cäsarea bereit, ferner siebzig Reiter und zweihundert Lanzenträger, von der dritten Stunde8-9 Uhr abends. der Nacht an.« Auch Reittiere sollten sie bereithalten, um Paulus beritten zu machen und ihn sicher zum Statthalter Felix zu bringen. Er schrieb außerdem einen Brief folgenden Wortlauts: »Ich, Klaudius Lysias, sende dem hochedlen Statthalter Felix meinen Gruß! Dieser Mann war von den Juden festgenommen worden und schwebte in Gefahr, von ihnen totgeschlagen zu werden; da griff ich mit meinen Leuten ein und befreite ihn, weil ich erfahren hatte, daß er ein römischer Bürger sei. Da ich nun den Grund festzustellen wünschte, weswegen sie ihn verklagten, führte ich ihn vor ihren Hohen Rat hinab. Dabei fand ich, daß man ihn wegen Streitfragen über ihr Gesetz verklagte, daß aber keine Anschuldigung, auf welche Todesstrafe oder Gefängnis steht, gegen ihn vorlag. Weil dann aber die Anzeige bei mir einging, daß ein Mordanschlag gegen den Mann geplant werde, habe ich ihn sofort von hier weg zu dir gesandt und zugleich seine Ankläger angewiesen, ihre Sache gegen ihn bei dir anhängig zu machen. Lebe wohl!« Die Soldaten nahmen nun dem erhaltenen Befehl gemäß Paulus mit sich und brachten ihn während der Nacht nach Antipatris; am folgenden Tage ließen sie dann die Reiter (allein) mit ihm weiterziehen, während sie selbst in die Burg zurückkehrten. Nach ihrer Ankunft in Cäsarea händigten jene dem Statthalter das Schreiben ein und führten ihm auch den Paulus vor. Nachdem der Statthalter (das Schreiben) gelesen hatte, fragte er (Paulus), aus welcher Provinz er sei; und als er erfuhr, daß er aus Cilicien stamme, erklärte er: »Ich werde dich verhören, wenn auch deine Ankläger hier eingetroffen sind.« Zugleich befahl er, ihn in der Statthalterei des HerodesDer von Herodes d. Gr. in Cäsarea erbaute Palast war damals die Amtswohnung des Statthalters, enthielt aber auch Kasernen- und Gefängnisräume. in Gewahrsam zu halten. f) Paulus als Angeklagter gefangen in Cäsareaa) Gerichtsverhandlung vor dem Statthalter FelixFünf Tage später kam dann der Hohepriester Ananias mit einigen Ältesten und einem Rechtsanwalt, einem gewissen Tertullus (nach Cäsarea) hinab, und sie machten die Anklage gegen Paulus beim Statthalter anhängig. Nachdem man nun Paulus herbeigerufen hatte, begann Tertullus mit der Anklagerede folgendermaßen: »Hochedler Felix! Daß wir durch dein Verdienst in tiefem Frieden leben und der hiesigen Bevölkerung durch deine Fürsorge treffliche Einrichtungen allerseits und überall zuteil werden, das erkennen wir mit aufrichtiger Dankbarkeit an. Um dich aber nicht unnötigerweise zu belästigen, bitte ich dich, du wollest uns nach deiner gewohnten Güte für kurze Zeit Gehör schenken. Wir haben nämlich diesen Mann als eine Pest und als einen Unruhestifter unter allen Juden im ganzen römischen Reich und als den Hauptführer der Sekte der NazaräerÜber die Form des Namens vgl. die Fußnote zu Mt 2,23. ermittelt; er hat sogar den Versuch gemacht, den Tempel zu entweihen. Dabei haben wir ihn auch festgenommen;Einige Handschriften enthalten hier folgende Erweiterung: und wollten ihn nach unserm Gesetz richten; aber der Oberst Lysias kam herab, entriß ihn unsern Händen mit aller Gewalt 8 und gab seinen Anklägern die Weisung, sich an dich zu wenden. und wenn du ihn jetzt verhörst, wirst du dir selbst nach seinen Aussagen ein Urteil über alles das bilden können, was wir ihm zur Last legen.« Diesen Angaben schlossen sich auch die anderen Juden an und bestätigten deren Wahrheit. Durch einen Wink des Statthalters aufgefordert, begann nun Paulus seine Verteidigungsrede: »Da ich weiß, daß du schon seit vielen Jahren Richter für die hiesige Bevölkerung bist, so gehe ich getrosten Mutes an die Verteidigung meiner Sache vor dir. Wie du dich vergewissern kannst, sind erst zwölf Tage vergangen, seitdem ich nach Jerusalem hinaufgezogen bin, um dort anzubeten; und weder im Tempel hat man mich bei einer Verhandlung mit jemand oder bei der Anstiftung eines Volksauflaufs betroffen, auch nicht in den Synagogen oder sonst irgendwo in der Stadt; sie sind überhaupt nicht imstande, dir Beweise für ihre jetzigen Anklagen gegen mich zu erbringen. Das freilich bekenne ich dir offen, daß ich nach der Glaubensrichtung, die sie als Sekte bezeichnen, dem Gott unserer Väter in der Weise diene, daß ich allem, was im Gesetz und was in den Propheten geschrieben steht, Glauben schenke und auf Gott dieselbe Hoffnung setze, welche auch sie selbst hegen, daß nämlich eine Auferstehung der Gerechten wie der Ungerechten stattfinden wird. Darum bemühe ich mich auch, immerdar ein unverletztes Gewissen Gott und den Menschen gegenüber zu haben. Nun bin ich nach einer Zwischenzeit von mehreren Jahren hergekommen, um Almosen für mein Volk zu überbringen und Opfer darzubringen. Als ich mich dabei einer Weihe unterzogen hatte, haben sie mich im Tempel angetroffen, und zwar nicht in Begleitung eines Volkshaufens oder unter Erregung eines Aufruhrs; nein, einige Juden aus der Provinz Asien sind es gewesen; diese hätten hier vor dir erscheinen und Anklage erheben müssen, wenn sie etwas gegen mich vorzubringen haben. Oder laß diese hier selber angeben, welche Schuld sie (an mir) ermittelt haben, als ich vor dem Hohen Rate stand; es müßte denn das eine Wort sein, das ich in ihrer Mitte stehend ausgerufen habe: ›Wegen der Auferstehung der Toten stehe ich heute als Angeklagter hier vor euch!‹« Felix vertagte darauf die Entscheidung ihrer Sache, weil er ganz genau wußte, was es mit der (in Frage stehenden) Glaubensrichtung auf sich hatte, und sagte: »Wenn der Oberst Lysias herabkommt, werde ich eure Sache entscheiden.« Zugleich gab er aber dem Hauptmann die Weisung, Paulus in Gewahrsam zu halten, doch in milder Haft, und keinen von seinen Freunden an der Erweisung von Liebesdiensten zu hindern. b) Paulus vor Felix und Drusilla; Verschleppung des Prozesses durch FelixEinige Tage später aber erschien Felix mit seiner Gattin Drusilla, einer Jüdin; er beschied Paulus vor sich und ließ sich einen Vortrag über den Glauben an Christus Jesus halten. Als Paulus dabei aber über Gerechtigkeit, Enthaltsamkeit und über das künftige Gericht redete, geriet Felix in Unruhe und sagte: »Für diesmal kannst du gehen! Wenn ich (später) gelegene Zeit habe, will ich dich wieder rufen lassen.« Daneben hegte er auch die Hoffnung, er werde Geld von Paulus erhalten; daher ließ er ihn auch öfter rufen und unterredete sich mit ihm. Nach Verlauf von zwei Jahren aber erhielt Felix einen Nachfolger in Porcius Festus; und weil Felix sich die Juden zu Dank verpflichten wollte, ließ er Paulus als Gefangenen zurück. c) Wiederaufnahme des Prozesses; Festus in Jerusalem und in Cäsarea; Paulus beruft sich auf den KaiserAls Festus nun die Statthalterschaft in der Provinz angetreten hatte, begab er sich drei Tage später von Cäsarea nach Jerusalem hinauf. Da wurden die Hohenpriester und die vornehmsten Juden bei ihm in der Sache gegen Paulus vorstellig und trugen ihm ihr Anliegen vor, wobei sie es sich als besondere Vergünstigung wider ihn (Paulus) erbaten, daß er ihn nach Jerusalem bringen lasse; sie planten nämlich einen Anschlag, um ihn unterwegs zu ermorden. Da gab Festus ihnen zur Antwort, Paulus werde in Cäsarea in Haft gehalten und er selbst werde binnen kurzem (wieder dahin) abreisen. »Darum mögen«, fuhr er fort, »Bevollmächtigte aus eurer Mitte mit mir hinabkommen und die Anklage gegen ihn erheben, wenn eine Verschuldung bei dem Manne vorliegt.« Nachdem er sich dann höchstens acht oder zehn Tage bei ihnen aufgehalten hatte, kehrte er nach Cäsarea zurück, hielt am folgenden Tage eine Gerichtssitzung ab und ließ Paulus vorführen. Als dieser erschienen war, umringten ihn die Juden, die aus Jerusalem gekommen waren, und brachten viele schwere Beschuldigungen gegen ihn vor, die sie aber nicht zu beweisen vermochten, während Paulus in seiner Verteidigung dartat: »Ich habe mich weder gegen das jüdische Gesetz noch gegen den Tempel noch gegen den Kaiser irgendwie vergangen.« Weil Festus sich aber die Juden zu Dank verpflichten wollte, legte er dem Paulus die Frage vor: »Willst du nach Jerusalem hinaufgehen und dich dort in dieser Sache vor mir richten lassen?« Da antwortete Paulus: »Ich stehe hier vor des Kaisers Richterstuhl, und hier habe ich auch mein Urteil zu empfangen. Den Juden habe ich nichts zuleide getan, wie du selbst ganz genau weißt. Wenn ich nun im Unrecht bin und ein todeswürdiges Verbrechen begangen habe, so weigere ich mich nicht, zu sterben; wenn aber an den Beschuldigungen, die diese gegen mich vorbringen, nichts Wahres ist, so darf mich niemand ihnen zuliebe preisgeben. Ich lege Berufung an den Kaiser ein!« Darauf besprach sich Festus mit seinen Räten und gab dann den Bescheid ab: »An den Kaiser hast du Berufung eingelegt: vor den Kaiser sollst du kommen!« d) Herodes Agrippa II. und Bernice als Besuchsgäste bei Festus in Cäsarea; Festus teilt dem Agrippa die Sache des Paulus mitEinige Tage später kamen der König Agrippa und (seine Schwester) Bernice nach Cäsarea, um dem Festus ihren Besuch zu machen. Während ihres mehrtägigen Aufenthalts daselbst legte Festus dem König die Sache des Paulus vor mit den Worten: »Hier ist von Felix ein Mann als Gefangener zurückgelassen worden, gegen den während meiner Anwesenheit in Jerusalem die Hohenpriester und die Ältesten der Juden bei mir vorstellig geworden sind und dessen Verurteilung sie von mir verlangt haben. Ich habe ihnen zur Antwort gegeben, bei den Römern sei es nicht üblich, einen Menschen aus Gefälligkeit preiszugeben, bevor nicht der Angeklagte seinen Anklägern persönlich gegenübergestanden und Gelegenheit zur Verteidigung gegen die Anklage erhalten habe. Als sie dann hierher gekommen waren, habe ich unverzüglich schon am nächsten Tage eine Gerichtssitzung abgehalten und den Mann vorführen lassen. Die Ankläger traten auf, brachten aber über ihn keine Beschuldigung wegen schwerer Verbrechen vor, wie ich erwartet hatte, sondern sie hatten gegen ihn nur einige Streitfragen bezüglich ihrer besonderen Gottesverehrung sowie bezüglich eines gewissen Jesus, der bereits tot ist, von dem Paulus aber behauptete, daß er lebe. Da ich mich nun auf die Untersuchung dieser Dinge nicht verstand, fragte ich ihn, ob er nicht nach Jerusalem gehen und sich dort hierüber das Urteil sprechen lassen wollte. Als Paulus dann aber Berufung einlegte und bis zur Entscheidungoder: für die (= zum Zweck der) Entscheidung. des Kaisers in Haft zu bleiben verlangte, habe ich befohlen, man solle ihn weiter in Gewahrsam halten, bis ich ihn zum Kaiser senden würde.« Da sagte Agrippa zu Festus: »Ich möchte den Mann gern persönlich (einmal) hören«, worauf jener erwiderte: »Gleich morgen sollst du ihn hören!« ee) Vorführung und Verteidigungsrede des Paulus vor Agrippa und FestusAls nun am folgenden Tage Agrippa und Bernice mit großem Gepränge erschienen und mit den Heeresobersten und den vornehmsten Männern der Stadt in den Vortragssaal eingetreten waren, wurde Paulus auf Befehl des Festus vorgeführt. Darauf sagte Festus: »König Agrippa und ihr anderen mit uns hier anwesenden Herrn alle! Ihr seht hier den Mann, wegen dessen die gesamte Judenschaft mich in Jerusalem wie auch hier mit dem lauten Ruf bestürmt hat, er dürfe nicht länger am Leben bleiben. Ich bin mir jedoch klar darüber geworden, daß er kein todeswürdiges Verbrechen begangen hat. Weil er selbst aber Berufung an den Kaiser eingelegt hat, habe ich mich für seine Hinsendung entschieden. Nun weiß ich aber meinem kaiserlichen Herrn nichts Zuverlässiges über ihn zu berichten; darum habe ich ihn euch und vornehmlich dir, König Agrippa, hier vorführen lassen, damit ich nach erfolgtem Verhör eine Unterlage für meinen schriftlichen Bericht erhalte. Denn es scheint mir widersinnig zu sein, einen Gefangenen hinzusenden, ohne zugleich die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen anzugeben.« Verteidigungsrede des Paulus vor Agrippa (vgl. 9,1-30; 22,3-21; Gal 1,13-24)Darauf sagte Agrippa zu Paulus: »Es ist dir gestattet, zu deiner Rechtfertigung zu reden.« Da streckte Paulus die Hand aus und hielt folgende Verteidigungsrede: »Ich schätze mich glücklich, König Agrippa, daß ich mich heute wegen aller Beschuldigungen, welche die Juden gegen mich erheben, hier vor dir verantworten darf, weil du ja ein ausgezeichneter Kenner aller Gebräuche und Streitfragen der Juden bist. Deshalb bitte ich dich, mir geduldiges Gehör zu schenken. Wie sich meine Lebensführung von Jugend auf inmitten meines Volkes, und zwar in Jerusalem, von Anfang an gestaltet hat, das wissen alle Juden, die mich von früher her kennen; sie müssen, wenn sie nur wollen, mir das Zeugnis ausstellen, daß ich nach der strengsten Richtung unserer Gottesverehrung gelebt habe, nämlich als Pharisäer. Und jetzt stehe ich hier als Angeklagter, um mich richten zu lassen wegen der Hoffnung auf die (Erfüllung der) Verheißung, die von Gott an unsere Väter ergangen ist und zu der unser Zwölfstämmevolk durch anhaltenden Gottesdienst bei Tag und Nacht zu gelangen hofft: wegen dieser Hoffnung, o König, werde ich von Juden angeklagt! Warum gilt es denn bei euch für unglaublich, wenn Gott Tote auferweckt? Was mich freilich betrifft, so habe ich es (einst) für meine Pflicht gehalten, den Namen Jesu von Nazareth als erklärter Feind zu bekämpfen, und das habe ich denn auch in Jerusalem getan. Ich verschaffte mir nämlich Vollmacht von den Hohenpriestern und ließ viele von den Heiligen in die Gefängnisse einschließen; und wenn sie hingerichtet werden sollten, erklärte ich mich damit einverstanden. In allen Synagogen zwang ich sie oftmals durch Strafen zur Lästerung und verfolgte sie in maßloser Wut sogar bis in die auswärtigen Städte. Als ich hierbei mit der Vollmacht und im Auftrag der Hohenpriester nach Damaskus reiste, sah ich unterwegs, o König, zur Mittagszeit vom Himmel her ein Licht, das heller als der Glanz der Sonne mich und meine Reisebegleiter umstrahlte. Als wir nun alle zu Boden niedergestürzt waren, hörte ich eine Stimme, die mir in der hebräischen Volkssprache zurief: ›Saul, Saul! Was verfolgst du mich? Es ist schwer für dich, gegen den Stachel auszuschlagen!‹ Ich antwortete: ›Wer bist du, Herr?‹ Da erwiderte der Herr: ›Ich bin Jesus, den du verfolgst. Doch stehe auf und tritt auf deine Füße! Denn dazu bin ich dir erschienen, dich zum Diener und Zeugen für das zu machen, was du von mir (als Auferstandenem) gesehen hast, und für das, was ich dich noch sehen lassen werde; und ich werde dich retten vor dem Volk (Israel) und vor den Heiden, zu denen ich dich senden will: du sollst ihnen die Augen öffnen, damit sie sich von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott bekehren, auf daß sie Vergebung der Sünden und ein Erbteil unter denen erhalten, die durch den Glauben an mich geheiligt worden sind.‹ Infolgedessen bin ich, o König Agrippa, der himmlischen Erscheinung nicht ungehorsam gewesen, sondern habe zuerst den Einwohnern von Damaskus und Jerusalem, dann denen im ganzen jüdischen Lande und weiterhin den Heiden gepredigt, sie möchten Buße tun, sich zu Gott bekehren und Werke vollbringen, die der Buße würdig sind. Das ist der Grund, weshalb die Juden mich im Tempel festgenommen und mich ums Leben zu bringen versucht haben. Weil ich nun Gottes Beistand bis auf den heutigen Tag gefunden habe, stehe ich da und lege Zeugnis vor hoch und niedrig ab; dabei sage ich nichts anderes als das, wovon schon die Propheten und Mose geweissagt haben, daß es geschehen werde, nämlich ob Christus zum Leiden bestimmt sei und ob er als Erstling unter den vom Tode Auferstandenen sowohl dem Volk (Israel) als auch den Heiden das Licht verkünden solle.« Eindruck der RedeAls Paulus in dieser Weise zu seiner Verteidigung redete, rief Festus mit lauter Stimme aus: »Paulus, du bist von Sinnen! Die große Gelehrsamkeit bringt dich um den Verstand!« Da erwiderte Paulus: »Ich bin nicht von Sinnen, hochedler Festus, sondern ich rede wahre und wohlüberlegte Worte! Denn der König versteht sich auf diese Dinge; an ihn wende ich mich darum auch mit meiner freimütigen Rede; denn ich bin überzeugt, daß ihm nichts von diesen Dingen verborgen geblieben ist; dies alles hat sich ja nicht in einem Winkel abgespielt. Glaubst du den Propheten, König Agrippa? Ich weiß, daß du ihnen glaubst.« Da antwortete Agrippa dem Paulus: »Beinahe bringst du es fertig, mich zu einem Christen zu machen!«W.: Mit geringem Aufwand (= leichten Kaufs) überredest du mich, einen Christen zu machen (= darzustellen); oder: Binnen kurzem (= nächstens) beredest du mich, als Christ aufzutreten. Paulus erwiderte: »Ich möchte zu Gott beten, daß über kurz oder langA.Ü.: daß, sowohl wenn es geringen als wenn es großen Aufwand kostet. nicht allein du, sondern alle, die mich heute hier hören, ebenso werden möchten wie ich es bin, abgesehen allerdings von diesen meinen Fesseln.« Darauf erhoben sich der König und der Statthalter sowie Bernice und die übrigen neben ihnen Sitzenden. Nachdem sie sich zurückgezogen hatten, unterhielten sie sich noch miteinander und erklärten: »Dieser Mann tut nichts, was Todesstrafe oder Gefängnis verdient.« Agrippa aber erklärte dem Festus: »Dieser Mann könnte freigelassen werden, wenn er nicht Berufung an den Kaiser eingelegt hätte.« 2. Reise des Paulus von Cäsarea nach Roma) Abreise; Fahrt über Sidon und Myra bis zur Insel KretaAls nun unsere Abfahrt nach Italien beschlossen war, übergab man den Paulus und einige andere Gefangene einem Hauptmann der Kaiserlichen Abteilung namens Julius. Wir bestiegen dann ein Schiff aus Adramyttiumeine Hafenstadt der kleinasiatischen Landschaft Mysien., das die Küstenplätze der römischen Provinz Asien anlaufen sollte, und fuhren ab; in unserer Begleitung befand sich auch noch Aristarchus, ein Mazedonier aus Thessalonike. Am folgenden Tage landeten wir in Sidon; und weil Julius den Paulus menschenfreundlich behandelte, erlaubte er ihm, seine (dortigen) Freunde zu besuchen und sich von ihnen mit dem nötigen Reisebedarf versorgen zu lassen. Von da fuhren wir weiter, und zwar dicht an (der Ostseite von) Cypern hin, weil wir Gegenwind hatten. Nachdem wir dann die See längs der Küste von Cilicien und Pamphylien hin durchsegelt hatten, gelangten wir nach Myra in Lycien. Als der Hauptmann dort ein alexandrinisches Schiff vorfand, das auf der Fahrt nach Italien begriffen war, brachte er uns auf dieses. Im Verlauf vieler Tage langsamer Fahrt kamen wir mit Mühe in die Nähe von Knidus; und weil uns der Wind dort nicht anlegen ließ, fuhren wir an Kreta hin, und zwar bei Salome. Nur mit Mühe erreichten wir bei dieser Küstenfahrt einen Ort namens Schönhafen, in dessen Nähe die Stadt Lasäa lag. Da inzwischen geraume Zeit verflossen war und die Schiffahrt bereits gefährlich zu werden begann – sogar der große (jüdische Versöhnungs-) Fasttag war schon vorüber –, sagte Paulus warnend zu ihnen: »Ihr Männer, ich sehe voraus, daß ein Weiterfahren mit Gefahr und großem Schaden nicht nur für die Ladung und das Schiff, sondern auch für unser Leben verbunden sein wird.« Aber der Hauptmann schenkte dem Steuermann und dem Schiffsherrn mehr Glauben als den Worten des Paulus; und weil der Hafen zum Überwintern ungeeignet war, faßte die Mehrzahl den Beschluß, von dort weiterzufahren und womöglich zum Überwintern nach Phönix zu gelangen, einem kretischen Hafen, der gegen den Südwest- und Nordwestwind geschützt liegt. b) Seesturm und Schiffbruch; Rettung in MaltaAls nun ein schwacher Südwind einsetzte, glaubten sie, ihr Vorhaben sicher ausführen zu können; sie lichteten daher die Anker und fuhren ganz nahe an der Küste von Kreta hin. Doch schon nach kurzer Zeit brach von der Insel her ein Sturmwind los, der sogenannte Euraquilo. Da nun das Schiff von diesem fortgerissen wurde und dem Wind gegenüber machtlos war, mußten wir uns auf gut Glück treiben lassen. Als wir dann unter dem Schutz eines Inselchens namens Klauda hinfuhren, gelang es uns nur mit großer Mühe, uns im Besitz des Rettungsbootes zu erhalten: man zog es an Bord herauf und brachte Schutzmittel in Anwendung, indem man das Schiff (mit Tauen) gürtete; und weil man auf die (Sandbänke der) Syrte zu geraten befürchtete, holte man die Segel herunter und ließ sich so treiben. Weil wir aber vom Sturm schwer zu leiden hatten, warf man am folgenden Tage einen Teil der Ladung über Bord und ließ am dritten Tage das Schiffsgerät notgedrungen nachfolgen. Als dann aber mehrere Tage hindurch weder die Sonne noch Sterne sichtbar waren und der Sturm ungeschwächt weitertobte, schwand uns schließlich alle Hoffnung auf Rettung. Paulus als Berater, Tröster und Retter in SeenotWeil nun niemand mehr Nahrung zu sich nehmen mochte, trat Paulus mitten unter sie und sagte: »Ihr Männer! Man hätte allerdings auf mich hören und nicht von Kreta abfahren sollen: dann wäre uns dieses Ungemach und dieser Schaden erspart geblieben. Doch, wie die Dinge jetzt einmal liegen, fordere ich euch auf, getrosten Mutes zu sein; denn keiner von euch wird das Leben verlieren; nur das Schiff ist verloren. Denn in dieser Nacht ist mir ein Engel des Gottes erschienen, dem ich angehöre und dem ich auch diene, und hat zu mir gesagt: ›Fürchte dich nicht, Paulus! Du mußt vor den Kaiser treten, und wisse wohl: Gott hat dir das Leben aller deiner Reisegefährten geschenkt!‹ Darum seid guten Mutes, ihr Männer! Denn ich habe die feste Zuversicht zu Gott, daß es so kommen wird, wie mir angekündigt worden ist. Wir müssen aber an irgendeiner Insel stranden.« Als dann die vierzehnte Nacht gekommen war, seit wir im Adriatischen Meer umhertrieben, vermuteten die Schiffsleute um Mitternacht die Annäherung von Land. Als sie nämlich das Senkblei auswarfen, stellten sie zwanzig KlafterEin Klafter oder Faden mißt 1,80 Meter. Tiefe fest; und als sie in kurzer Entfernung wieder loteten, fanden sie nur fünfzehn Klafter. Weil sie nun fürchteten, wir könnten irgendwo auf Klippen geraten, warfen sie vier Anker hinten vom Schiff aus und erwarteten mit Sehnsucht den Anbruch des Tages. Als nun aber die Schiffsleute aus dem Schiff zu entfliehen suchten und (zu diesem Zweck) das Rettungsboot ins Meer niederließen unter dem Vorgeben, sie wollten auch vorn aus dem Schiff Anker auswerfen, erklärte Paulus dem Hauptmann und den Soldaten: »Wenn diese Leute nicht im Schiff bleiben, könnt ihr unmöglich gerettet werden!« Daraufhin hieben die Soldaten die Taue des Bootes ab und ließen es in die See treiben. Bis es aber Tag werden wollte, redete Paulus allen zu, sie möchten Nahrung zu sich nehmen; er sagte nämlich: »Heute ist es der vierzehnte Tag, daß ihr ohne Nahrung ununterbrochen in ängstlicher Erwartung schwebt und nichts Rechtes zu euch genommen habt. Darum rate ich euch: nehmt Nahrung zu euch! Das ist zu eurer Rettung notwendig; denn keinem von euch wird ein Haar vom Haupt verlorengehen!« Nach diesen Worten nahm er Brot, sagte Gott vor aller Augen Dank, brach ein Stück ab und begann zu essen. Da bekamen alle neuen Mut und nahmen ebenfalls Nahrung zu sich. Wir waren aber unser im ganzen zweihundertsechsundsiebzig Seelen auf dem Schiff. Nachdem sie sich nun satt gegessen hatten, erleichterten sie das Schiff dadurch, daß sie die Getreideladung ins Meer warfen. Schiffbruch angesichts der Insel Malta; Rettung der SchiffbrüchigenAls es dann (endlich) Tag wurde, erkannten sie das Land nicht, gewahrten aber eine Bucht mit flachem Strand, auf den sie, wenn möglich, das Schiff auflaufen zu lassen beschlossen. So kappten sie denn die Ankertaue und ließen sie ins Meer fallen; zugleich machten sie die Riemen an den (beiden) Steuerrudern los, stellten das Vordersegel vor den Wind und hielten auf den Strand zu. Dabei gerieten sie aber auf eine Sandbank, auf die sie das Schiff auflaufen ließen: das Vorderteil bohrte sich tief ein und saß unbeweglich fest, während das Hinterschiff infolge der Gewalt der Wogen allmählich auseinanderging. Die Soldaten faßten nun den Plan, die Gefangenen zu töten, damit keiner von ihnen durch Schwimmen entkäme; der Hauptmann aber, welcher Paulus am Leben zu erhalten wünschte, hinderte sie an der Ausführung ihres Vorhabens; er ließ vielmehr die, welche schwimmen konnten, ins Meer springen und sich zuerst ans Land retten; die übrigen (mußten) dann teils auf Brettern, teils auf irgendwelchen Gegenständen aus dem SchiffA.Ü.: auf dem Rücken von einigen Schiffsleuten. (das Ufer gewinnen). Auf diese Weise gelang es allen, wohlbehalten ans Land zu kommen. c) Überwinterung auf der Insel Malta; Weiterreise nach RomJetzt, nach unserer Rettung, erfuhren wir, daß die Insel Malta hieß. Die fremdsprachigen Eingeborenen erwiesen uns eine außerordentliche Menschenfreundlichkeit; denn sie zündeten einen Holzstoß an und gaben uns allen wegen des eingetretenen Regens und wegen der Kälte einen Platz (am Feuer). Rettung des Paulus aus LebensgefahrAls aber Paulus einen Haufen Reisig zusammenraffte und ihn auf den Holzstoß ins Feuer legte, fuhr eine Otter infolge der Hitze heraus und biß sich in seine Hand fest. Als nun die Eingeborenen das Tier an seiner Hand hängen sahen, sagten sie zueinander: »Dieser Mensch muß ein Mörder sein, den die Göttin der Vergeltung trotz seiner Rettung aus dem Meer nicht am Leben lassen will.« Er schleuderte jedoch das Tier von sich ab ins Feuer, und es widerfuhr ihm nichts Schlimmes. Jene warteten zwar darauf, daß er anschwellen oder plötzlich tot niederfallen werde; als sie aber geraume Zeit gewartet hatten und nichts Unheilvolles an ihm vorgehen sahen, änderten sie ihre Meinung und sagten, er müsse ein Gott sein. Paulus heilt den Vater des Publius und andere KrankeNun besaß in der Nähe jenes Ortes der vornehmste Mann der Insel namens Publius Landgüter; dieser nahm uns bei sich auf und beherbergte uns drei Tage lang freundlich. Der Vater des Publius aber lag gerade an Fieberanfällen und an der Ruhr krank darnieder. Paulus ging nun zu ihm ins Zimmer, legte ihm unter Gebet die Hände auf und machte ihn dadurch gesund. Infolgedessen kamen auch die anderen Inselbewohner, die an Krankheiten litten, zu ihm und ließen sich heilen. Dafür erwies man uns denn auch viele Ehren und versah uns bei unserer Abfahrt mit allem, was wir nötig hatten. Weiterreise über Syrakus und Puteoli nach RomNach einem Vierteljahr fuhren wir dann auf einem alexandrinischen Schiff ab, das auf der Insel überwintert hatte und als Wahrzeichen das Bild der Dioskurend.h. der Zwillingsbrüder Kastor und Pollux, der Söhne des Zeus, die als Beschützer der Schiffahrt galten und deren Bild geschnitzt oder gemalt am Vorderteil des Schiffes angebracht war. führte. Wir landeten hierauf in Syrakus, wo wir drei Tage blieben. Von dort fuhren wir, im Bogen segelnd, nach Regium weiter und gelangten, da am folgenden Tage der Südwind einsetzte, schon in einer Fahrt von zwei Tagen nach Puteoli. Hier trafen wir Brüder an, die uns baten, sieben Tage bei ihnen zu bleiben; so gelangten wir denn nach Rom. Von dort kamen uns die Brüder, die über uns schon Kunde erhalten hatten, bis Forum Appii und Tres Tabernä entgegen; bei ihrem Anblick sprach Paulus ein Dankgebet zu Gott und faßte neuen Mut. d) Paulus in RomNach unserer Ankunft in Rom [aber übergab der Hauptmann seine Gefangenen dem Befehlshaber der kaiserlichen Leibwache;]Die eingeklammerten Worte fehlen in manchen Handschriften, dann heißt der Satz: Nach unsrer Ankunft in Rom aber erhielt Paulus die Erlaubnis … Paulus aber erhielt die Erlaubnis, mit dem ihn bewachenden Soldaten eine eigene (Miets-) Wohnung zu beziehen. Verhandlungen des Paulus mit den Häuptern der römischen JudenNach drei Tagen lud er dann die Vornehmsten der Juden zu sich ein; und als sie sich eingefunden hatten, richtete er folgende Worte an sie: »Werte Brüder! Obgleich ich nichts Feindseliges gegen unser Volk und die Gebräuche der Väter begangen habe, bin ich doch als Gefangener von Jerusalem her den Römern in die Hände geliefert worden. Diese wollten mich nach angestellter richterlicher Untersuchung freilassen, weil keine todeswürdige Schuld bei mir vorlag; weil jedoch die Juden Widerspruch erhoben, sah ich mich gezwungen, die Entscheidung des Kaisers anzurufen, nicht als ob ich gegen mein Volk eine Anklage vorzubringen hätte. Aus diesem Grunde also habe ich euch zu mir gebeten, um euch zu sehen und mich mit euch zu besprechen; denn um der Hoffnung Israels willen habe ich diese Kette zu tragen.« Sie gaben ihm zur Antwort: »Wir haben weder Zuschriften über dich aus Judäa erhalten, noch ist irgendein Bruder dagewesen, der etwas Nachteiliges über dich berichtet oder ausgesagt hätte. Wir halten es aber für billig, von dir über deine Ansichten Näheres zu erfahren; denn von dieser Sonderrichtung ist uns (allerdings) bekannt, daß sie überall auf Widerspruch stößt.« So bestimmten sie ihm denn einen Tag und fanden sich (an diesem) bei ihm in seiner Wohnung in noch größerer Anzahl ein (als das erste Mal). Da legte er ihnen von früh morgens bis spät abends das Reich Gottes dar und bezeugte es ihnen, indem er sie im Anschluß sowohl an das mosaische Gesetz als an die Propheten für Jesus zu gewinnen suchte.W.: sie in bezug auf Jesus zu überzeugen suchte. Ein Teil von ihnen ließ sich auch durch seine Darlegungen überzeugen, die anderen dagegen blieben ungläubig. Ohne also zu einer Einigung miteinander gelangt zu sein, trennten sie sich, nachdem Paulus noch das eine Wort an sie gerichtet hatte: »Treffend hat der heilige Geist durch den Propheten Jesaja zu euren Vätern gesagt: ›Gehe zu diesem Volk und sprich: Ihr werdet immerfort hören und doch kein Verständnis erlangen, und ihr werdet immerfort sehen und doch nicht wahrnehmen. Denn das Herz dieses Volkes ist verhärtet, und ihre Ohren sind schwerhörig geworden, und ihre Augen haben sie geschlossen, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören und mit ihrem Herzen nicht zum Verständnis gelangen, so daß sie sich bekehren und ich sie heile.‹ So sei euch denn kundgetan, daß diese Rettung Gottes den Heiden gesandt worden ist: die werden ihr auch Gehör schenken!« Des Paulus zweijähriges Wirken in der Gefangenschaft zu RomPaulus blieb dann zwei volle Jahre in einer eigenen Mietswohnung und nahm (daselbst) alle auf, die ihn besuchten; er verkündigte dabei das Reich Gottes und erteilte Belehrung über den Herrn Jesus Christus mit vollem Freimut, ungehindert. Eingang des Briefes und Angabe des Themasa) Bezeichnung des Absenders und der Empfänger des Briefes und apostolischer Segensgruß an die Gemeinde1 Ich, Paulus, ein Knecht Christi Jesu, bin durch Berufung zum Apostel ausgesondert, die Heilsbotschaft Gottes zu verkündigen, die er durch seine Propheten in (den) heiligen Schriften voraus verheißen hat, nämlich (die Heilsbotschaft) von seinem Sohne. Dieser ist nach dem Fleisched.h. nach seiner leiblichen Natur und menschlichen Herkunft. aus Davids Samen hervorgegangen, aber als Sohn Gottes in Macht erwiesenA.Ü.: eingesetzt (oder: bestellt) zum Sohne Gottes in Macht (= zum machtvollen Sohne Gottes). nach dem Geist der Heiligkeitd.h. wie es seinem heiligen Geisteswesen entspricht. aufgrund seiner Auferstehung aus den Toten. Durch ihn, unsern Herrn Jesus Christus, haben wir Gnade und das Apostelamt empfangen, um Glaubensgehorsamd.h. einen Gehorsam, der im Glauben besteht und durch ihn entsteht. zu seines Namens Ehre unter allen Heidenvölkern zu wirken; zu diesen gehört auch ihr, da ihr für Jesus Christus (von Gott) berufen worden seid.W.: auch ihr als (von Gott) Berufene, die Jesus Christus angehören. Euch allen, die ihr als Geliebte Gottes, als berufene Heilige in Rom wohnt, sende ich meinen Gruß: Gnade werde euch zuteil und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus! b) Danksagung des Apostels an Gott für den Glaubensstand der Gemeinde und Ausdruck des Wunsches, auch in Rom die Heilsbotschaft verkünden zu dürfenZuerst sage ich meinem Gott durch Jesus Christus um euer aller willen Dank dafür, daß man von eurem Glauben in der ganzen Welt mit Anerkennung redet. Denn Gott, dem ich in meinem Geiste bei der Verkündigung der Heilsbotschaft seines Sohnes diene, ist mein Zeuge, daß ich euer ohne Unterlaß gedenke und jedesmal in meinen Gebeten die Bitte ausspreche, ob es mir wohl endlich einmal durch Gottes Willen vergönnt sein möchte, zu euch zu kommen. Denn ich sehne mich danach, euch zu sehen; ich möchte euch gern diese und jene geistliche Gabe zu eurer Stärkung mitteilen oder, besser gesagt, in eurer Mitte durch die Wechselwirkung unsers beiderseitigen Glaubens gleichfalls eine Kräftigung erfahren. Sodann will ich euch nicht in Unkenntnis darüber lassen, liebe Brüder, daß ich mir schon oftmals vorgenommen habe, euch zu besuchen – ich bin bis jetzt nur immer wieder an der Ausführung (meiner Absicht) gehindert worden –, um auch bei euch ebenso wie bei den übrigen Heidenvölkern einige Frucht zu erlangen. Den Griechen wie den Barbaren, den Gebildeten wie den Ungelehrten bin ich (zu dienen) verpflichtet; der gute Wille ist also meinerseits vorhanden, auch euch in Rom die Heilsbotschaft zu verkünden. c) Angabe des Themas (d.h. des zu behandelnden Gegenstandes): Die Rechtfertigung wird durch den Glauben verliehenDenn ich schäme mich der Heilsbotschaft nicht; ist sie doch eine Gotteskraft, die jedem, der da glaubt, die Rettung bringt, wie zuerst dem Juden, so auch dem Griechen. Denn Gottesgerechtigkeit wird in ihr geoffenbart, aus Glauben zu Glauben,d.h. Gerechtigkeit, wie sie Gott hat, von Gott gewirkt ist und vor Gott gilt, wird aufgrund des Glaubens verliehen und führt zum Glauben. wie geschrieben steht: »Der Gerechte wird aus Glauben leben.«A.Ü.: Der aus Glauben Gerechte wird leben. I. Die Gottesgerechtigkeit aus dem Glauben an Jesus Christus (1,18-8,39)A. Die Heilsbedürftigkeit der gesamten Menschheit (1,18-3,20)1. Gottes Zorn über die von ihm abgefallene Heidenwelta) Die Sündenschuld (besonders der Götzendienst) des gesamten HeidentumsDenn Gottes Zorn offenbart sich vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit in Ungerechtigkeit unterdrückenEig.: niederhalten, oder: aufhalten, hemmen, ihr den Weg versperren.. Denn was man von Gott erkennen kann, das ist in ihnen wohlbekannt; Gott selbst hat es ihnen ja kundgetan. Sein unsichtbares Wesen läßt sich ja doch seit Erschaffung der Welt an seinen Werken mit dem geistigen Auge deutlich ersehen, nämlich seine ewige Macht und göttliche Größe. Daher gibt es keine Entschuldigung für sie, weil sie Gott zwar kannten, ihm aber doch nicht als Gott Verehrung und Dank dargebracht haben, sondern in ihren Gedanken auf nichtige Dinge verfallen sind und ihr unverständiges Herz in Verfinsterung haben geraten lassen. Während sie sich ihrer angeblichen Weisheit rühmten, sind sie zu Toren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes mit dem Abbild des vergänglichen Menschen und der Gestalt von Vögeln, von vierfüßigen Tieren und kriechendem Gewürm vertauscht. b) Das göttliche Strafgericht über die Heidenwelt wegen ihres SündenverderbensDaher hat Gott sie durch die Begierden ihrer Herzen in den Schmutz der Unsittlichkeit versinken lassen, so daß ihre Leiber an ihnen selbst geschändet wurden; denn sie haben die Wahrheit Gottes mit der Lüge vertauscht und Anbetung und Verehrung dem Geschaffenen erwiesen anstatt dem Schöpfer, der da gepriesen ist in Ewigkeit. Amen. Deshalb hat Gott sie auch in schandbare Leidenschaften fallen lassen; denn ihre Frauen haben den natürlichen Geschlechtsverkehr mit dem widernatürlichen vertauscht; und ebenso haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau aufgegeben und sind in ihrer wilden Gier zueinander entbrannt, so daß sie, Männer mit Männern, die Schamlosigkeit verübten, aber auch die gebührende Strafe für ihre Verirrung an sich selbst empfingen. Und weil sie es verschmähten, Gott in rechter Erkenntnis festzuhalten, hat Gott sie in eine verworfene Sinnesweise versinken lassen, so daß sie alle Ungebühr verüben: sie sind erfüllt mit jeglicher Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit, Habgier und Bosheit, voll von Neid, Mordlust, Streitsucht, Arglist und Niedertracht; sie sind Ohrenbläser, Verleumder, Gottesfeinde, gewalttätige und hoffärtige Leute, Prahler, erfinderisch im Bösen, ungehorsam gegen die Eltern, unverständig, treulos, ohne Liebe und Erbarmen; sie kennen zwar die göttliche Rechtsordnung genau, daß, wer derartiges verübt, den Tod verdient, tun es aber trotzdem nicht nur selbst, sondern spenden auch noch denen Beifall, die solche Dinge verüben. 2. Gottes Zorn auch über die Juden wegen ihrer Gesetzesübertretungena) Auch den Juden steht das Zorngericht bevor; ihr Richten anderer befreit sie nicht vom Gericht GottesDaherd.h. weil die gesamte Menschheit tief in Sünden steckt. gibt es (auch) für dich, o Mensch, wer du auch sein magst, der du dich zum Richter (über andere) machst, keine Entschuldigung; denn worin du den anderen richtest, darin verurteilst du dich selbst; du, sein Richter, begehst ja dieselben Sünden! Wir wissen aber, daß Gottes Gericht der Wahrheit gemäß über die ergeht, welche derartiges verüben. Rechnest du etwa darauf, o Mensch, der du dich zum Richter über solche Übeltäter machst und doch selber das Gleiche verübst, daß du dem Urteil Gottes (beim jüngsten Gericht) entrinnen werdest? Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut, und erkennst du nicht, daß Gottes Güte dich zur Buße führen will? Mit deinem Starrsinn und unbußfertigen Herzen aber häufst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes, der einem jeden nach seinen Werken vergelten wird, nämlich ewiges Leben (wird er geben) denen, welche im guten Werk standhaft ausharrend, nach Herrlichkeit, Ehre und Unvergänglichkeit trachten; dagegen (seinen) Zorn und Grimm denen, welche starrsinnig sind und der Wahrheit nicht gehorchen,A.Ü.: denen, die infolge von gemeiner Selbstsucht auch der Wahrheit nicht gehorchen. sondern der Ungerechtigkeit dienen. Trübsal und Angst wird über die Seele jedes Menschen kommen, der das Böse tut, wie zunächst über den Juden, so auch über den Griechen; dagegen Herrlichkeit, Ehre und Friede (wird) einem jeden (zuteil werden), der das Gute tut, wie zunächst dem Juden, so auch dem Griechen; denn bei Gott gibt es kein Ansehen der Person. b) Wertlosigkeit des bloßen Gesetzesbesitzes (bzw. des besseren sittlichen Wissens) und der Beschneidunga) Gottes Urteil ist für die Juden dasselbe wie für die Heiden, ausschließlich durch das Tun (bzw. Nichttun) des Gesetzes bestimmtDenn alle, die, ohne das (mosaische) Gesetz (zu besitzen), gesündigt haben, werden auch ohne Zutun des Gesetzes verlorengehen, und alle, die innerhalb des Gesetzes gesündigt haben, werden durch das Gesetz gerichtet werden; denn nicht die Hörer des Gesetzes sind vor Gott gerecht, sondern (nur) die Täter des Gesetzes werden gerechtfertigt werden. Sooft nämlich Heiden, die das Gesetz nicht haben, von Natur die Forderungen des Gesetzes erfüllen, so sind diese, weil sie das Gesetz nicht haben, sich selbst (das) Gesetz; sie liefern ja dadurch den tatsächlichen Beweis, daß das vom Gesetz gebotene Tun ihnen ins Herz geschrieben ist, wofür auch ihr Gewissen sein Zeugnis ablegt und ebenso ihre Gedanken, die im Widerstreit miteinander Anklagen erheben oder auch Entschuldigungen vorbringen – (das wird sich) an dem Tage (herausstellen), an welchem Gott das in den (Herzen der) Menschen Verborgene richten wird, (und zwar) nach der Heilsbotschaft, wie ich sie verkündige, durch Jesus Christus. b) Die bessere sittliche Erkenntnis und die Lehrbefähigung machen den Juden vor Gott nicht gerecht; sein Selbstruhm wegen des Gesetzes ist hinfällig, weil er es übertrittWenn andererseits du dich mit Stolz einen Juden nennst und dich durch den Besitz des Gesetzes gesichert fühlst und dich deines Verhältnisses zu Gott rühmst und seinen Willen kennst und infolge der aus dem Gesetz gewonnenen Unterweisung das, was in jedem Fall das Richtige ist, wohl zu beurteilen verstehst und dir zutraust, ein Führer der Blinden zu sein, ein Licht für die in der Finsternis Lebenden, ein Erzieher der Unverständigen, ein Lehrer der Unmündigen, weil du ja im Gesetz die Erkenntnis und Wahrheit verkörpert besitzest – nun, andere Leute belehrst du, und dich selbst belehrst du nicht? Du predigst, man dürfe nicht stehlen, und stiehlst selbst? Du sagst, man dürfe nicht ehebrechen, und brichst selber die Ehe? Du verabscheust die Götzenbilder und vergreifst dich doch räuberisch an ihren Tempeln? Du rühmst dich des Gesetzes und verunehrst doch Gott durch deine Übertretung des Gesetzes? Denn »der Name Gottes wird durch eure Schuld unter den Heiden gelästert«, wie geschrieben steht. c) Die Beschneidung ist für den Juden wertlos, wenn er das Gesetz übertritt; Beschneidung des »Herzens« tut notDenn was die Beschneidung betrifft, so ist sie zwar eine heilsame Sache, wenn du nämlich das Gesetz tatsächlich hältst; bist du aber ein Übertreter des Gesetzes, so ist dir die Beschneidung zum Unbeschnittensein geworden. Wenn umgekehrt der Unbeschnittene die Forderungen des Gesetzes beobachtetd.h. beachtet, befolgt ., wird ihm dann sein Unbeschnittensein nicht als Beschneidung angerechnet werden? Ja, der von Natur Unbeschnittene, der das Gesetz erfüllt, wird (am Gerichtstage) das Urteil über dich sprechen, der du trotz (deines) geschriebenen Gesetzes und (trotz deiner) Beschneidung ein Übertreter des Gesetzes bist. Denn nicht der ist (in Wahrheit) ein Jude, der es sichtbar ist, und die (rechte) Beschneidung besteht nicht in dem, was äußerlich am Fleisch vorgenommen wird; nein, (nur) der ist ein Jude, der es innerlich ist, und die Beschneidung muß am Herzen vollzogen sein im Geist, nicht (äußerlich) nach dem Buchstaben – das Lob eines solchen kommt nicht von Menschen her, sondern von Gott. c) Die bevorzugte Stellung der Juden bleibt dennoch bestehen; durch ihre Untreue wird die Treue Gottes in ein um so helleres Licht gestelltWas bleibt hiernach überhaupt noch als Vorzug der Juden (vor den Heiden) oder als Nutzen der Beschneidung bestehen? Immerhin viel in jeder Hinsicht! Zuerst, daß ihnen die VerheißungenA.Ü.: die Aussprüche (oder: Offenbarungsworte). Gottes anvertraut worden sind. Denn nicht wahr, wenn manche sich untreu erwiesen haben – wird etwa deren Untreue die Treue Gottes aufheben? Nimmermehr! Es bleibt vielmehr dabei: Gott ist wahrhaftig, ob auch jeder Mensch ein Lügner ist, wie es in der Schrift heißt: »Du sollst in deinen Worten als gerecht erfunden werden und Sieger bleiben, wenn man mit dir rechtet.« Wenn aber so unsere Ungerechtigkeit die Gerechtigkeit Gottes erweist, was sollen wir daraus folgern? Ist Gott dann nicht ungerecht, wenn er seinen Zorn verhängt? – ich rede da nach gewöhnlicher Menschenweise. – Nimmermehr! Wie sollte Gott sonst wohl Richter der ganzen Welt sein können? Wenn aber Gottes Wahrhaftigkeit infolge meines Lügensd.h. dadurch, daß ich ein Lügner bin. um so stärker zu seiner Verherrlichung hervorgetreten ist, warum werde auch ich dann noch als Sünder gerichtet? Und warum halten wir uns dann nicht an den Grundsatz, den manche Lästerzungen mir wirklich in den Mund legen: »Laßt uns das Böse tun, damit das Gute dabei herauskomme?« Nun, die betreffenden Leute trifft das verdammende Urteil mit Fug und Recht. d) Ergebnis: Das Sündenverderben erstreckt sich über Heiden und Juden und wird durch zahlreiche Schriftstellen bestätigtWie steht es also? Haben wir (Juden) für uns etwas voraus? Nicht unbedingt. Wir haben ja schon vorhin gegen Juden ebenso wie gegen Griechen die Anklage erheben müssen, daß sie ausnahmslos unter (der Herrschaft) der Sünde stehen, wie es in der Schrift heißt: »Es gibt keinen Gerechten, auch nicht einen; es gibt keinen Einsichtigen, keinen, der Gott mit Ernst sucht; sie sind alle abgewichen, allesamt entartet; keiner ist da, der das Gute tut, auch nicht ein einziger.« »Ein offenes Grab ist ihre Kehle, mit ihren Zungen reden sie Trug.« »Otterngift ist unter ihren Lippen.« »Ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit.« »Schnell sind ihre Füße, Blut zu vergießen; Verwüstung und Unheil sind auf ihren Wegen, und den Weg des Friedens kennen sie nicht.« »Keine Furcht Gottes steht ihnen vor Augen.« Wir wissen aber, daß das Gesetz alles, was es ausspricht, denen vorhält, die unter dem Gesetz sind; es soll eben einem jeden der Mund gestopft werden und die ganze Welt dem Gericht Gottes verfallen sein; denn aufgrund von Gesetzeswerken wird kein Fleisch vor Gott gerechtfertigt werden; durch das Gesetz kommt ja (nur) Erkenntnis der Sünde. B. Die in der Heilsbotschaft verkündigte neue Gerechtigkeit ist den Heiden wie den Juden zugänglich (3,21-8,39)1. Grund und Recht der neuen Heilsordnung beruht auf dem Glauben (an Christi Versöhnungstod und Auferstehung)a) Die Gottesgerechtigkeit wird den an Jesus Glaubenden zuteilJetzt aber ist, unabhängig vom Gesetz,W.: ohne Gesetz = ohne Zutun eines Gesetzes (nämlich der fünf Bücher Mose und besonders der zehn Gebote). jedoch bezeugt von dem Gesetz und den Propheten, die Gottesgerechtigkeit geoffenbart worden, nämlich die Gottesgerechtigkeit, die durch den Glauben an Jesus Christus für alle da ist und allen zukommt, die da glauben. Denn hier gibt es keinen Unterschied; alle haben ja gesündigt und ermangeln des Ruhmes,A.Ü.: ermangeln (oder: sind verlustig gegangen) der Herrlichkeit Gottes = des Anrechts auf die göttliche Herrlichkeit, vgl. Joh 11,40; oder: der Ehre = der ehrenden Anerkennung bei Gott (oder: von seiten Gottes). den Gott verleiht;A.Ü.: den sie bei Gott haben sollten. so werden sie umsonst durch seine Gnade gerechtfertigt vermöge der Erlösung, die in Christus Jesus (erfolgt) ist. Ihn hat Gott in seinem Blute als ein durch den Glauben wirksames Sühnemittel hingestellt, damit er seine Gerechtigkeit erweise, weil die Sünden, die früher während der Zeiten der Langmut Gottes begangen worden waren, bisher ungestraft geblieben waren; er wollte also seine Gerechtigkeit in der gegenwärtigen Zeit erweisen, damit er selbst als gerecht dastehe und (zugleich) jeden, der den Glauben an Jesus besitzt, für gerecht erkläre. b) Die Gottesgerechtigkeit aus Glauben schließt allen Selbstruhm aus und gilt für Heiden wie für JudenWo bleibt nun da das Rühmen? Es ist ausgeschlossen! Durch was für ein Gesetz? Durch das der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens. Denn wir halten dafür, daß der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt werde ohne Gesetzeswerke. Oder ist Gott etwa nur der Juden und nicht auch der Heiden Gott? Jawohl, auch der Heiden, so gewiß es nur einen einzigen Gott gibt, der die Beschnittenen aus Glauben und die Unbeschnittenen durch den Glauben rechtfertigen wird. 2. Die Glaubensgerechtigkeit ist als neue Heilsordnung die Erfüllung der schon im Alten Testament festgestellten Heilsordnunga) Das Gesetz behält seine Geltung, aber zu einem besonderen ZweckHeben wir demnach das Gesetz durch den Glauben auf? Nimmermehr! Nein, wir geben dem Gesetz die rechte Stellung.A.Ü.: wir stellen das Gesetz fest (oder: wir halten das Gesetz aufrecht; oder: wir bestätigen das Gesetz; oder: wir richten das Gesetz auf). b) Nachweis der Glaubensgerechtigkeit bei Abraham und durch ein Zeugnis DavidsWas werden wir somit von unserm Stammvater Abraham sagen? Was hat er nach dem Fleisch erlangt? Wenn Abraham nämlich aufgrund von Werken gerechtfertigt worden ist, so hat er allerdings Grund, sich zu rühmen, freilich (auch dann) nicht vor Gott. Denn was sagt die Schrift? »Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.« Wenn nun jemand Werke verrichtet, so erhält er den Lohn nicht aus Gnade angerechnet, sondern (zugeteilt) nach Schuldigkeit; wer dagegen keine Werke verrichtet, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, dem wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet; wie ja auch David die Seligpreisung über den Menschen ausspricht, dem Gott Gerechtigkeit ohne Rücksicht auf Werke anrechnet: »Glückselig sind die, denen die Gesetzesübertretungen vergeben und deren Sünden zugedeckt worden sind; glückselig ist der Mann, dem der Herr (die) Sünde nicht anrechnet.« c) Abraham als Vater aller Gläubigen, auch der HeidenGilt nun diese Seligpreisung nur den Beschnittenen oder auch den Unbeschnittenen? Wir behaupten ja doch: »Dem Abraham wurde sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet.« Unter welchen Umständen hat denn diese Anrechnung stattgefunden? Als er schon beschnitten oder als er noch unbeschnitten war? Nun: nicht als er schon beschnitten, sondern als er noch unbeschnitten war; und das äußere Zeichen der Beschneidung empfing er dann als Siegel für die Glaubensgerechtigkeit, die er im Zustande der Unbeschnittenheit besessen hatte. So sollte er der Vater aller derer werden, die ohne Beschneidung glauben, damit ihnen die Gerechtigkeit angerechnet werde, und (ebenso) der Vater der Beschnittenen, nämlich derer, die nicht nur infolge der (leiblichen) Beschneidung ihm angehören, sondern die auch in den Fußtapfen des Glaubens wandeln, den unser Vater Abraham schon in unbeschnittenem Zustande besessen hat. d) Die Heilsverheißung ist dem Abraham nicht durch das Gesetz zuteil geworden, sondern durch den GlaubenDenn die Verheißung, die Abraham oder sein Samen empfangen hat, daß er der Erbe der Welt sein sollte, ist ihm nicht durch das Gesetz zuteil geworden,A.Ü.: verwirklicht sich für ihn nicht durch das Gesetz. sondern durch die Glaubensgerechtigkeit. Wenn nämlich die GesetzesleuteW.: die vom Gesetz, d.h. die, welche durch Erfüllung des Gesetzes gerecht werden wollen. die Erben sind, so ist damit der Glaube entleert und die Verheißung entkräftet; denn das Gesetz bringt (nur) Zorn zustande; wo dagegen kein Gesetz ist, da gibt es auch keine Übertretung. Deshalb ist es an den Glauben gebunden – es soll ja ein Gnadengeschenk sein –,W.: deshalb (heißt es) »aus Glauben«, damit es »nach Gnaden« (geht). damit die Verheißung für die gesamte Nachkommenschaft Gültigkeit habe, und zwar nicht nur für die, welche es aufgrund des Gesetzes ist, sondern auch für die, welche wie Abraham glaubt, der ja unser aller Vater ist – nach dem Schriftwort: »Zum Vater vieler Völker habe ich dich gesetzt« – vor dem Gott, dem er geglaubt hat als dem, welcher die Toten lebendig macht und das noch nicht Vorhandene benennt, als wäre es schon vorhanden.A.Ü.: und das, was noch nicht ist, ins Dasein ruft. e) Der vorbildliche Glaube Abrahams (vgl. 1.Mose 15,1-6; Jak 2,21-23)Abraham hat da, wo nichts zu hoffen war, doch hoffnungsvoll am Glauben festgehalten, damit er der Vater vieler Völker würde nach der Verheißung: »So (unzählbar) soll deine Nachkommenschaft sein«; und ohne im Glauben schwach zu werden, nahm er, der fast hundertjährige Mann, die Erstorbenheit seines eigenen Leibes und den schon erstorbenen Mutterschoß der Sara wahr. Trotzdem ließ er sich im Hinblick auf die Verheißung Gottes nicht durch Unglauben irre machen, sondern vielmehr wurde er im Glauben immer stärker, indem er Gott die Ehre gab und der festen Überzeugung lebte, daß Gott das, was er verheißen hatte, auch zu verwirklichen vermöge. Darum ist es ihm auch zur Gerechtigkeit gerechnet worden. f) Auch uns bringt solcher Glaube Gerechtigkeit und SeligkeitAber nicht nur um seinetwillen steht geschrieben, daß es ihm angerechnet worden ist, sondern auch um unsertwillen; denn auch uns soll es angerechnet werden, uns, die wir an den glauben, der unsern Herrn Jesus von den Toten auferweckt hat, ihn, der um unserer Übertretungen willen in den Tod gegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt worden ist. 3. Mit der Rechtfertigung ist die Gewißheit der endlichen Rettung und Vollendung gegebena) Die künftige Rettung ist für die Gerechtfertigten trotz aller Trübsale aufgrund der durch den Opfertod Christi bewiesenen Liebe Gottes gewährleistetDa wir nun aus Glauben gerechtfertigt worden sind, so haben wir FriedenA.L.: so laßt uns Frieden halten (oder: den Frieden festhalten = in Frieden bleiben). mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus, durch den wir im Glauben auch den Zugang zu unserm jetzigen Gnadenstande erlangt haben, und wir rühmen uns auch der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes. Ja noch mehr als das: wir rühmen uns dessen sogar in den Trübsalen,A.Ü.: wir rühmen uns sogar der Trübsale. weil wir wissen, daß die Trübsal standhaftes Ausharren wirkt, das standhafte Ausharren Bewährung, die Bewährung Hoffnung; die Hoffnung aber führt nicht zur Enttäuschung, weil die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen ist durch den heiligen Geist, der uns verliehen worden ist. Denn Christus ist ja, als wir nach Lage der Dinge noch schwach waren, für Gottlose gestorben.A.Ü.: Christus ist ja, als wir noch schwach waren, zur bestimmten (oder: rechten) Zeit für uns damals noch Gottlose gestorben. Denn kaum wird (sonst wohl) jemand für einen Gerechten den Tod erleiden – doch für den GutenA.Ü.: 1. für den Wohltäter; 2. für die gute Sache. entschließt sich vielleicht noch jemand dazu, sogar sein Leben hinzugeben –; Gott aber beweist seine Liebe zu uns dadurch, daß Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. So werden wir also jetzt, nachdem wir durch sein Blut gerechtfertigt sind, noch viel gewisser durch ihn vor dem Zorn (Gottes) gerettet werden. Denn wenn wir, als wir noch Feinde Gottes waren, mit ihm durch den Tod seines Sohnes versöhnt worden sind, so werden wir jetzt als Versöhnte noch viel gewisser Rettung finden durch sein Leben. Aber noch mehr: wir rühmen uns sogar Gottesd.h. der Liebe Gottes zu uns. durch unsern Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben. b) Christus als Gegenbild von Adam; die Gnade, die unvergängliches Leben bringt, ist mächtiger als die todbringende SündeDarum, gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt hineingekommen ist und durch die Sünde der Tod, und so der Tod zu allen Menschen hindurchgedrungen ist, weil sie ja alle gesündigt haben – denn bis zum Gesetz war Sünde in der Welt vorhanden, die Sünde wird nur nicht angerechnet, wenn kein Gesetz vorhanden ist; aber trotzdem hat der Tod seine Herrschaft unbeschränkt von Adam bis Mose sogar über die ausgeübt, welche sich nicht durch Übertretung (eines vorliegenden Gebotes) in gleicher Weise versündigt hatten wie Adam, der das Vorbild des zukünftigen (Adam) ist. Jedoch verhält es sich mit der Gnadengabe (Jesu) nicht so wie mit der Übertretung (Adams). Denn wenn (dort) die Übertretung des Einen den Tod der Vielen zur Folge gehabt hat, so hat sich (hier) die Gnade Gottes und die Gnadengabe des einen Menschen Jesus Christus erst recht an den Vielen überreich erwiesen. Auch ist bei der Gabe die Wirkung nicht so wie dort, wo ein einziger Sünder den Anlaß gegeben hat. Denn (dort) ist das Urteil aus Anlaß eines einzigen Sünders zum Verdammungsurteil geworden, (hier) dagegen die Gnadengabe aus Anlaß dieser Übertretungen zum Rechtfertigungsurteil. Denn wenn (dort) infolge der Übertretung des Einen der Tod durch die Schuld jenes Einen seine Herrschaft unbeschränkt ausgeübt hat, so werden (hier) noch viel gewisser die, welche die überschwengliche Fülle der Gnade und des Geschenks der Gerechtigkeit empfangen, im (künftigen) Leben als Könige herrschen durch den Einen, Jesus Christus. Also: wie es durch eine einzige Übertretung für alle Menschen zum Verdammungsurteil gekommen ist, so kommt es auch durch eine einzige Rechttat für alle Menschen zur lebenwirkenden Rechtfertigung. Wie nämlich durch den Ungehorsam des einen Menschen die Vielen als Sünder hingestellt worden sind, ebenso werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen als Gerechte hingestellt werden. Das Gesetz aber ist nur nebenbei hereingekommen, damit die Übertretung noch größer würde. Wo aber die Sünde zugenommen hatte, da ist die Gnade erst recht überreich hervorgetreten, damit, gleichwie die Sünde königlich geherrscht hat durch den Tod, so auch die Gnade ihre Königsherrschaft ausübe durch (gottgewirkte) Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unsern Herrn. 4. In Christus sind wir durch seine Fleischwerdung, seine Kreuzigung und seine Auferweckung von der Herrschaft des Gesetzes, der Sünde und des Todes freigemacht und Erben der Herrlichkeit gewordena) Die Heilsbedeutung der Taufe; die Heilserkenntnis der Erlösung in Christus und das Bleiben, der Wandel, darina) Wir sind mitgekreuzigt, mitgestorben, mitbegraben (durch die Taufe) und mitauferweckt mit Christus JesusWas folgt nun daraus? Wollen wir in der Sünde verharren, damit die Gnade sich um so reicher erweise? Nimmermehr! Wie sollten wir, die wir der Sünde gestorben sind, in ihr noch weiterleben? Oder wißt ihr nicht, daß wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft worden sind, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir sind also deshalb durch die Taufe in den Tod mit ihm begraben worden, damit, gleichwie Christus von den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, ebenso auch wir in einem neuen Leben wandeln. Denn wenn wir mit ihm zur Gleichheit des Todes verwachsen sind, so werden wir es auch hinsichtlich seiner Auferstehung sein; wir erkennen ja dies, daß unser alter Mensch deshalb mitgekreuzigt worden ist, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde, auf daß wir hinfort nicht mehr der Sünde als Sklaven dienen; denn wer gestorben ist, der ist dadurch von (jedem Rechtsanspruch) der Sünde freigesprochen. b) Das Mitleben mit dem auferstandenen ChristusSind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir zuversichtlich, daß wir auch mit ihm leben werden, da Christus, wie wir wissen, nach seiner Auferweckung von den Toten nicht mehr stirbt: der Tod hat keine Herrschermacht mehr über ihn. Denn den Tod, den er gestorben ist, hat er der Sünde ein für allemal entrichtet, das Leben aber, das er (jetzt) lebt, ist Leben für Gott. Ebenso müßt auch ihr euch als tot für die Sünde betrachten, aber als lebend für Gott in Christus Jesus, unserm Herrn. c) Mahnung des Apostels an die Gläubigen, in dieser Heilserkenntnis zu bleiben und der Sünde nicht mehr zu dienenSo darf also die Sünde in eurem sterblichen Leibe nicht mehr so herrschen, daß ihr seinen Begierden Gehorsam leistet; und stellet auch eure Glieder nicht mehr als Waffen der Ungerechtigkeit in den Dienst der Sünde; stellet euch vielmehr als solche, die aus dem Tode zum Leben erstanden sind, in den Dienst Gottes, und gebt (so) eure Glieder als Waffen der Gerechtigkeit an Gott hin! Denn die Sünde wird kein Herrscherrecht (mehr) über euch ausüben: ihr steht ja nicht (mehr) unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade. b) Freiheit vom Gesetz ist Freiheit von der Sünde, nicht für die Sünde; wir sollen Knechte der Gottesgerechtigkeit seina) Der Sündendienst ist dem Gerechtigkeitsdienst gewichenWas folgt nun daraus? Wollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade stehen? Nimmermehr! Ihr wißt ja doch, daß, wenn ihr euch jemand als Knechte zum Gehorsam hingebt, ihr dann auch dessen Knechte seid und ihm Gehorsam zu leisten habt, und zwar entweder (als Knechte) der Sünde, was zum Tode führt, oder (als Knechte) des Gehorsams (gegen Gott), wodurch ihr zur (lebenspendenden) Gerechtigkeit gelangt. Gott aber sei Dank, daß ihr früher zwar Knechte der Sünde gewesen seid, jetzt aber euch von Herzen der Lehre in der Gestalt angeschlossen habt, wie ihr derselben übergeben worden seid!Gott hat sie durchs Evangelium an die Lehre gewiesen, und sie haben sie in freier Selbstentscheidung übernommen (Eph 1,13). So seid ihr nunmehr von (der Herrschaft) der Sünde frei geworden und in den Dienst der Gerechtigkeit getreten – ich gebrauche da einen Ausdruck, der menschlichen Verhältnissen entnommen ist, und zwar mit Rücksicht auf die Schwachheit eures Fleisches. Denn wie ihr vordem eure Glieder in den Knechtsdienst der Unsittlichkeit und der Gesetzlosigkeit zu einem gesetzlosen Leben gestellt habt, ebenso stellet jetzt eure Glieder als Knechte in den Dienst der Gerechtigkeit, um zur Heiligung zu gelangen. Denn damals, als ihr Knechte der Sünde waret, da waret ihr freie Leute gegenüber der Gerechtigkeit. Welche Frucht habt ihr nun damals aufzuweisen gehabt? Nur solche (Früchte), deren ihr euch jetzt schämt; denn das Ende davon ist der Tod. Jetzt dagegen, wo ihr von der Sünde frei und Knechte Gottes geworden seid, habt ihr als eure Frucht die Heiligung und als Endergebnis das ewige Leben. Denn der Sold, den die Sünde zahlt, ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn. b) Sind wir mit Christus gestorben und auferstanden, so sind wir rechtmäßig frei vom Gesetz und sind verpflichtet, im Dienst des Auferstandenen uns bezüglich der Sünde für tot zu haltenOder wißt ihr nicht, meine Brüder – ich rede ja doch zu gesetzeskundigen Leuten –, daß das Gesetz für den Menschen nur, solange er lebt, bindende Gewalt hat? So ist z.B. eine verheiratete Frau gesetzlich an ihren Mann so lange gebunden, als er lebt; wenn aber der Mann stirbt, so ist sie frei von dem Gesetz, das sie an den Mann bindet. Demnach wird sie zwar, solange ihr Mann lebt, allgemein als Ehebrecherin gelten, wenn sie sich einem andern Manne zu eigen gibt; stirbt aber ihr Mann, so ist sie frei vom Gesetz und keine Ehebrecherin, wenn sie sich einem andern Mann zu eigen gibt. Mithin seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz gegenüber getötet worden, und zwar durch (das Getötetwerden) des Leibes Christi, um hinfort einem anderen, nämlich dem, der von den Toten auferweckt worden ist, als Eigentum anzugehören, damit wir nunmehr für Gott Frucht brächten. Denn solange wir im Fleische waren, wirkten sich die durch das Gesetz erregten sündhaften Leidenschaften in unsern Gliedern in der Weise aus, daß wir für den Tod Frucht brachten. Jetzt aber sind wir vom Gesetz losgekommen, da wir dem, was uns in Banden hielt, gestorben sind, so daß wir nunmehr unsern Dienst im neuen Wesen des Geistes und nicht mehr im alten Wesen des Buchstabens (des Gesetzes) leisten. c) Die unheilvolle Wirkung des Gesetzes, das den Menschen mit der Sünde bekannt macht und die Sünde zum Aufleben im Fleische bringtWas folgt nun daraus? Ist das Gesetz (selbst) Sünde? Nimmermehr! Aber ich hätte die Sünde nicht kennengelernt außer durch das Gesetz; denn ich hätte auch von der bösen Lust nichts gewußt, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte: »Laß dich nicht gelüsten!« Da hat die Sünde eine Angriffsgelegenheitoder: Angriffsmöglichkeit, w.: einen Anlaß (oder: Anstoß, Antrieb), nämlich zur Betätigung. gegen mich gewonnen und durch das Gebot jegliche böse Lust in mir zustande gebracht; denn ohne Gesetz ist die Sünde tot. Ich lebte einst ohne das Gesetz;d.h. ich befand mich ohne Berührung mit dem Gesetz im Zustand des Lebens. als dann aber das Gebot (des Gesetzes) kam, lebte die Sünde (in mir) auf, für mich aber kam der Tod; und so erwies sich dasselbe Gebot, das doch zum Leben verhelfen soll, für mich als todbringend; denn nachdem die Sünde eine Angriffsgelegenheit gegen mich gewonnen hatte, betrog sie mich durch das Gebot und brachte mir durch dieses den Tod. Demnach ist das Gesetz (an sich) heilig und ebenso das Gebot heilig, gerecht und gut. So hat also etwas Gutes mir den Tod gebracht? O nein, das hat vielmehr die Sünde getan: sie sollte als Sünde zutage treten, indem sie mir durch das Gute den Tod brachte; sie sollte sich eben durch das Gebot als über alle Maßen sündig erweisen. d) Die Ohnmacht des Gesetzes und des guten Willens gegenüber der im Fleisch als Macht herrschenden SündeWir wissen ja, daß das Gesetz geistlich ist; ich aber bin von fleischlicher Art (und dadurch) unter die (Gewalt der) Sünde verkauft. Ja, mein ganzes Tun ist mir unbegreiflich; denn ich vollbringe nicht das, was ich will, sondern tue das, was ich hasse. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so erkenne ich durch die innere Zustimmung zum Gesetz an, daß dieses gut sei. Jetzt aber bin nicht mehr ich der, welcher es vollbringt, sondern die in mir wohnende Sünde. Denn ich weiß ja: in mir, das heißt in meinem Fleische, wohnt nichts Gutes; denn der gute Wille ist bei mir wohl vorhanden, dagegen das Vollbringen des Guten nicht; denn ich tue nicht das Gute, das ich tun will, sondern vollbringe das Böse, das ich nicht tun will. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so bin nicht mehr ich es, der es vollbringt, sondern die in mir wohnende Sünde. Ich finde somit bei mir, der ich das Gute tun will, das Gesetz vor, daß bei mir das Böse zustande kommt. Denn nach meinem inneren Menschen stimme ich dem göttlichen Gesetz freudig zu, nehme aber in meinen Gliedern ein andersartiges Gesetz wahr, das dem Gesetz meiner Vernunft widerstreitet und mich gefangennimmt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern wirkt. O ich unglückseliger Mensch! Wer wird mich aus diesem Todesleibe erlösen? Dank sei Gott; (es ist geschehen) durch Jesus Christus, unsern Herrn! Also ist es so: Auf mich selbst gestellt diene ich mit der Vernunft dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch dagegen dem Gesetz der Sünde. e) Die im auferstandenen Christus den Gläubigen dargebotene Lebenskraft des Gottesgeistes macht frei von Sünde und Toda) Der Christ steht unter dem Gesetz des GeistesSo gibt es also jetzt keine Verurteilungoder: Verdammnis, Verdammungsurteil, d.h. Verurteilung und Urteilsvollstreckung im Tod; vgl. 2.Kor 3,7.9. mehr für die, welche in Christus Jesus sind; denn das Gesetz des Lebensgeistesoder: die Herrschaft, die Macht des Geistes, der das Leben schafft – im Gegensatz zum Gesetz (d.h. der Macht) der Sünde, die den Tod bewirkt. in Christus Jesus hat unsA.L.: dich (oder: mich). von dem Gesetz der Sünde und des Todes freigemacht. Denn was dem (mosaischen) Gesetz unmöglich war, das, worin es wegen (des Widerstandes) des Fleisches ohnmächtig war – Gott hat (es vollbracht), (nämlich) die Sünde im Fleische verurteilt, indem er seinen Sohn in der Gleichgestalt des Sündenfleisches und um der Sünde willen sandte, damit die Rechtsforderung des Gesetzes ihre Erfüllung fände in uns, die wir nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geiste. b) Der Gegensatz zwischen den Menschen, die Gott im Geist dienen, und denen, welche nach den Trieben des Fleisches lebenDenn die fleischlich gesinnten (Menschen) haben ein fleischliches Trachten, die geistlich gesinnten aber ein geistliches. Denn das Trachten des Fleisches bedeutet Tod, das Trachten des Geistes dagegen Leben und Frieden, und zwar deshalb, weil das Trachten des Fleisches Feindschaft gegen Gott ist; es unterwirft sich ja dem Gesetz Gottes nicht, vermag das auch gar nicht; so können denn die fleischlich gerichteten (Menschen) Gott nicht gefallen. c) Der Christ als eine Wohnung des GeistesIhr dagegen seid nicht im Fleisch, sondern im Geist,oder: Ihr dagegen seid nicht Fleischesmenschen, sondern Geistesmenschen. wenn nämlich Gottes Geist wirklich in euch wohnt; wenn aber jemand den Geist Christi nicht hat, so gehört ein solcher (Mensch) ihm auch nicht an. Wohnt dagegen Christus in euch, so ist euer Leib zwar tot um der Sünde willen, euer Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen. Und wenn der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen in euch wohnenden Geist. f) Der Geistesbesitz (= das Leben im Geiste) verbürgt den Kindern Gottes die Leibeserlösung, wenn sie in den Leiden dieser Zeit standhaltenSomit haben wir, liebe Brüder, nicht dem Fleische gegenüber die Verpflichtung, nach dem Fleische zu leben; denn wenn ihr nach dem Fleische lebt, so ist euch der Tod gewiß; wenn ihr dagegen durch den Geist die Geschäfteoder: die Handlungen, oder: das Tun und Treiben, oder: die Regungen. des Leibes tötet, so werdet ihr leben. Denn alle, die vom Geiste Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes. Der Geist, den ihr empfangen habt, ist ja doch nicht ein Geist der Knechtschaft, so daß ihr euch aufs neue fürchten müßtet; sondern ihr habt den Geist der Sohnschaft empfangen, in welchem wir rufen: »Abba, (lieber) Vater!« Eben dieser Geist ist es, der vereint mit unserm Geiste ihm bezeugt, daß wir Gottes Kinder sind. /CAPTION Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, und zwar Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir nämlich mit ihm leiden, um (einst) auch an seiner Herrlichkeit teilzunehmen. Ich halte nämlich dafür, daß die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll. Denn das sehnsüchtige Harren des Geschaffenen wartet auf das Offenbarwerden (der Herrlichkeit) der Söhne Gottes. Denn der Nichtigkeit ist die ganze Schöpfung unterworfen worden – allerdings nicht freiwillig, sondern um dessen willen, der ihre Unterwerfung bewirkt hat –, jedoch auf die Hoffnung hin, daß auch sie selbst, die Schöpfung, von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden wird zur (Teilnahme an der) Freiheit, welche die Kinder Gottes im Stande der Verherrlichung besitzen werden. Wir wissen ja, daß die gesamte Schöpfung bis jetzt noch überall seufzt und mit Schmerzen einer Neugeburt harrt. Aber nicht nur sie, sondern auch wir selbst, die wir doch den Geist als Erstlingsgabe bereits besitzen, seufzen gleichfalls in unserm Inneren beim Warten auf (das Offenbarwerden) der Sohnschaft, nämlich auf die Erlösung unsers Leibes. Denn wir sind zwar gerettet worden, aber doch (bisher) nur auf Hoffnung hin. Eine Hoffnung aber, die man schon (verwirklicht) sieht, ist keine (rechte) Hoffnung mehr; denn wozu braucht man noch auf etwas zu hoffen, das man schon (verwirklicht) sieht? Wenn wir dagegen auf das hoffen, was wir noch nicht (verwirklicht) sehen, so warten wir darauf in Geduld. Gleicherweise kommt aber auch der Geist unserer Schwachheit zu Hilfe; denn wir wissen nicht, was wir so, wie es gerade not tut, beten sollen. Da tritt dann aber der Geist selbst mit unaussprechlichen Seufzern für uns ein; der aber, der die Herzen erforscht, versteht die Sprache des Geistes,W.: weiß, was das Trachten (oder: Begehren) des Geistes ist. weil dieser in einer dem Willen Gottes entsprechenden Weise für Heilige eintritt. 5. Der tiefste Grund für die christliche Heils- und Hoffnungsgewißheita) Der gottgewirkte Anfang unserer Gottesgemeinschaft verbürgt ihre schließliche VollendungWir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, nämlich denen, welche nach seinem Vorsatz berufen sind. Denn die, welche er zuvor ersehen hat, die hat er auch im voraus dazu bestimmt, (einst) dem Bilde seines Sohnes gleichgestaltet zu werden: dieser sollte eben der Erstgeborene unter vielen Brüdern sein. Und die, welche er vorausbestimmt hat, die hat er auch berufen; und die er berufen hat, die hat er auch gerechtfertigt; und die er gerechtfertigt hat, denen hat er auch die (himmlische) Herrlichkeit verliehen.W.: die hat er auch herrlich gemacht. b) Somit ist unser Heilsstand gegen alle Mächte göttlich gesichert und unsere Glaubensgewißheit und Rettungszuversicht gerechtfertigtWas folgt nun hieraus? Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein? Er, der seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle (in den Tod) dahingegeben hat: wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles (andere) schenken? Wer will Anklage gegen die Auserwählten Gottes erheben? Gott ist es ja, der sie rechtfertigt. Wer will sie verurteilen? Etwa Christus Jesus, der doch (für uns) gestorben ist, ja, mehr noch, der auferweckt worden ist, der zur Rechten Gottes sitzt und auch für uns eintritt? Wer will uns von der Liebe Christi scheiden? Etwa Trübsal oder Bedrängnis, Verfolgung oder Hunger oder Mangel an Kleidung, Gefahr oder Henkerbeil? Wie geschrieben steht: »Um deinetwillen werden wir den ganzen Tag gemordet; wir sind geachtet wie Schlachtschafe.« Nein, in dem allem siegen wir weitaus durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin dessen gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch irgendwelche Mächte, weder Höhe noch Tiefe noch sonst irgendetwas anderes Geschaffenes imstande sein wird, uns von der Liebe Gottes zu scheiden, die da ist in Christus Jesus, unserm Herrn. II. Die gegenwärtige Verwerfung der großen Mehrzahl des jüdischen Volkes in ihrem Verhältnis zum Heilsplan Gottes (Kap. 9-11)1. Einleitung: Der tiefe Schmerz des Apostels über die zeitweilige Ausschließung seines Volkes vom HeileIch sage die Wahrheit in Christus, ich lüge nicht – mein Gewissen bezeugt es mir im heiligen Geist –: ich trage schweren Kummer und unaufhörlichen Schmerz in meinem Herzen. Gern wollte ich selbst durch einen Fluch aus der Gemeinschaft mit Christus ausgestoßen sein, wenn ich dadurch meine Brüder, meine Volksgenossen nach dem Fleische, retten könnte; sie sind ja doch Israeliten, denen der Sohnesstand und die Herrlichkeit Gottes,d.h. die Gegenwart Gottes im Allerheiligsten des Tempels. die Bündnisse und die Gesetzgebung, der Gottesdienst und die Verheißungen zuteil geworden sind, denen die Erzväter angehören und aus denen der Messias dem Fleische nach stammt: der da Gott über allem ist,A.Ü.: der da über allem waltet (oder: über alles ist), Gott, sei gepriesen. gepriesen in Ewigkeit! Amen. 2. Rechtfertigung Gottes bezüglich der gegenwärtigen Verwerfung der Judena) Gottes Verheißungen an Israel sind unverbrüchlich, gelten aber nicht allen leiblichen, sondern nur den geistlichen Nachkommen AbrahamsIch will damit aber nicht gesagt haben, daß Gottes Verheißungswort hinfällig geworden sei; denn nicht alle, die aus Israel stammen, sind Israel, und nicht alle sind schon deshalb, weil sie Abrahams Same sind, auch seine Kinder; sondern: »In Isaak soll dir Nachkommenschaft genannt werden.« Das will ich sagen: Nicht die leiblichen Kinder (Abrahams) sind damit auch Gottes Kinder, sondern (nur) die Kinder der Verheißung werden als Nachkommenschaft (Abrahams) gerechnet. Denn so lautet das Wort der Verheißung:A.Ü.: denn ein Verheißungswort ist dieses Wort. »(Übers Jahr) um diese Zeit werde ich (wieder-) kommen, da wird Sara einen Sohn haben.« Und nicht nur hier ist es so gewesen, sondern auch bei Rebekka, die von einem und demselben Manne, nämlich unserm Vater Isaak, guter Hoffnung war. Denn ehe sie (ihre beiden Kinder) noch geboren waren und irgend etwas Gutes oder Böses getan hatten, schon da wurde – damit Gottes Vorherbestimmung aus freier Wahl bestehen bliebe, abhängig nicht von Werken, sondern (allein) von dem (Willen des) Berufenden – der Rebekka gesagt: »Der Ältere wird dem Jüngeren dienstbar sein«; wie ja auch (anderswo) geschrieben steht: »Jakob habe ich geliebt, Esau aber habe ich gehaßt.« b) Die Erwählung zum Heil ist das freie Werk der Gnade Gottes; die Versagung des Heils und der Gnade gestattet dem Menschen kein Hadern mit GottWas folgt nun daraus? Liegt da etwa Ungerechtigkeit auf seiten Gottes vor? Nimmermehr! Zu Mose sagt er ja: »Ich werde Gnade erweisen, wem ich gnädig bin, und werde Barmherzigkeit dem erzeigen, dessen ich mich erbarme.« Demnach kommt es nicht auf jemandes Wollen oder Laufen an, sondern auf Gottes Erbarmen. So sagt ja auch die Schrift zum Pharao: »Gerade dazu habe ich dich in die Welt kommen lassen, um an dir meine Macht zu erweisen und damit mein Name auf der ganzen Erde verkündet werde.« Also: Gott erbarmt sich, wessen er will, und verstockt auch, wen er will. Da wirst du mir nun einwenden: »Wie kann er dann noch (jemand) tadeln? Wer vermöchte denn seinem Willen Widerstand zu leisten?« Ja, o Mensch, wer bist denn du, daß du Gott zur Verantwortung ziehen willst? Darf etwa das Gebilde zu seinem Bildner sagen: »Warum hast du mich so gemacht?« Oder hat der Töpfer nicht Macht über den Ton, aus derselben Masse hier ein Gefäß zu ehrenvoller Bestimmung und dort ein anderes zu gemeiner Verwendung zu verfertigen? Wie aber, wenn Gott, obgleich er seinen Zorn offenbaren und seine Macht an den Tag legen will, doch die Gefäße des Zornes, die zur Vernichtung hergestellt sind, mit großer Langmut getragen hat, um zugleich den Reichtum seiner Herrlichkeit an Gefäßen des Erbarmens zu erweisen, die er zur (Teilnahme an seiner) Herrlichkeit zuvor bereitet hat? Als solche (Gefäße des Erbarmens) hat er auch uns berufen, und zwar nicht nur aus den Juden, sondern auch aus den Heiden(völkern), wie er ja auch bei (dem Propheten) Hosea sagt: »Ich werde das, was nicht mein Volk ist, mein Volk nennen und der Ungeliebten den Namen ›Geliebte‹ beilegen«; /CAPTION und: »Es wird geschehen: an dem Orte, wo zu ihnen gesagt worden ist: ›Ihr seid nicht mein Volk‹, dort werden sie ›Söhne des lebendigen Gottes‹ genannt werden.« Jesaja ferner ruft laut im Hinblick auf Israel aus: »Wenn auch die Zahl der Söhne Israels wie der Sand am Meer wäre, wird doch nur der Rest davon gerettet werden; denn sein Wort wird der Herr, indem er die Dinge sicher und Schlag auf Schlag verlaufen läßt, zur Ausführung auf der Erde bringen.« Und wie Jesaja vorhergesagt hat: »Hätte der Herr der Heerscharen uns nicht einen Samen übriggelassen, so wären wir wie Sodom geworden und hätten gleiches Schicksal mit Gomorrha gehabt.« 3. Israels Verwerfung ist durch eigene Schuld herbeigeführta) Die Schuld der Juden hat in der Verwerfung der Glaubensgerechtigkeit und im übereifrigen Trachten nach der Werkgerechtigkeit bestandenWas folgt nun daraus? Dieses: Heiden, die nicht nach Gerechtigkeit trachteten, haben Gerechtigkeit erlangt, nämlich die Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt; Israel dagegen, das nach der vom Gesetz geforderten Gerechtigkeit trachtete, hat das vom Gesetz gesteckte Ziel (der Rechtfertigung) nicht erreicht. Warum nicht? Weil sie es nicht auf dem Glaubensweg, sondern es mit Werken haben erreichen wollen: da haben sie sich am Stein des Anstoßes gestoßen, von dem geschrieben steht: »Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Felsen des Ärgernisses; und wer auf ihn sein Vertrauen setzt, wird nicht zuschanden werden.« Liebe Brüder! Der aufrichtige Wunsch meines Herzens und mein Gebet zu Gott für sie geht dahin, daß sie gerettet werden; denn ich muß ihnen das Zeugnis ausstellen, daß sie Eifer für Gott haben, aber leider nicht in der rechten Erkenntnis. Denn weil sie die Gottesgerechtigkeit verkannt haben und dagegen beflissen sind, ihre eigene Gerechtigkeit zur Geltung zu bringen, haben sie sich der Gottesgerechtigkeit nicht unterworfen. b) Israels Verschulden ist um so schwerer, als Gott nichts unterlassen hat, um Israel schon seit Moses Zeiten zur Glaubensgerechtigkeit zu führenDenn dem Gesetz hat Christus ein Ende gemacht,W.: denn das Ende (oder vielleicht noch besser: Ziel und Ende) des Gesetzes ist Christus. damit jeder, der da glaubt, zur Gerechtigkeit gelange. Mose schreibt nämlich: »Der Mensch, der die vom Gesetz geforderte Gerechtigkeit geübt hat, wird durch sie das Leben haben.« Die Gerechtigkeit dagegen, die aus dem Glauben kommt, spricht so: »Denke nicht in deinem Herzen: ›Wer wird in den Himmel hinaufsteigen?‹ – nämlich um Christus herabzuholen –, oder: ›Wer wird in den Abgrund hinabsteigen?‹ – nämlich um Christus von den Toten heraufzuholen« –, sondern was sagt sie? »Nahe ist dir das Wort: in deinem Munde und in deinem Herzen (hast du es)«, nämlich das Wort vom Glauben, das wir verkündigen. Denn wenn du »mit deinem Munde« Jesus als den Herrn bekennst und »mit deinem Herzen« glaubst, daß Gott ihn von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet werden. Denn mit dem Herzen glaubt man (an ihn) zur Gerechtigkeit, und mit dem Munde bekennt man (ihn) zur Errettung. Sagt doch die Schrift: »Keiner, der auf ihn sein Vertrauen setzt, wird zuschanden werden.« Denn hier gibt es keinen Unterschied zwischen dem Juden und dem Griechen: sie alle haben ja einen und denselben Herrn, ihn, der sich reich erweist an allen, die ihn anrufen; denn »jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden«. Nun – wie sollen sie den anrufen, an den sie nicht zu glauben gelernt haben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nicht gehört haben? Wie sollen sie aber von ihm hören ohne einen Verkündiger? Und wie soll ihnen jemand verkündigen, ohne dazu ausgesandt zu sein? – wie es in der Schrift heißt: »Wie lieblich sind die Füße derer, welche frohe Botschaft von guten Dingen bringen!« c) Die Unentschuldbarkeit des ungläubigen Teiles Israels, welcher das auch ihm angebotene Heil zurückgewiesen hatAber freilich: nicht alle sind der Heilsbotschaft gehorsam gewesen; sagt doch (schon) Jesaja: »Herr, wer hat unserer Botschaft Glauben geschenkt?« Mithin kommt der Glaube aus der Botschaft, die Predigt aber (erfolgt) durch Christi Wort. Aber, frage ich: Haben sie (die Predigt) vielleicht nicht zu hören bekommen? O doch! »Über die ganze Erde ist ihr Schall gedrungen und ihre Worte bis an die Enden der bewohnten Welt.« Aber, frage ich: Hat Israel sie vielleicht nicht verstanden? O doch! (Schon) Mose sagt als erster Zeuge: »Ich will euch eifersüchtig machen auf solche, die kein Volk sind; gegen ein unverständiges Volk will ich euch erbittern.«A.Ü.: über ein verständnisloses Volk will ich euch zum Zorn (= zu eifersüchtigem Unwillen) reizen. Jesaja ferner erkühnt sich zu sagen: »Ich bin gefunden worden von denen, die mich nicht suchten; ich bin denen bekannt geworden, die nicht nach mir fragten.« Dagegen in bezug auf Israel sagt er: »Den ganzen Tag habe ich meine Arme (vergebens) ausgestreckt nach einem Volke, das ungehorsam ist und widerspricht.« 4. Wendung des Gerichts zum Heil Israelsa) Der größere Teil der Juden ist zwar verstockt und von Gott verstoßen, aber schon jetzt ist ein kleiner Teil durch Gottes Gnade zum Heil bestimmtSo frage ich nun: Hat Gott sein Volk etwa verstoßen? Keineswegs! Ich bin doch auch ein Israelit, aus Abrahams Nachkommenschaft, aus dem Stamme Benjamin. Nein, Gott hat sein Volk, das er zuvor ersehen hat, nicht verstoßen. Oder wißt ihr nicht, was die Schrift bei (der Erzählung von) Elia sagt, als dieser vor Gott gegen Israel mit der Klage auftritt: »Herr, deine Propheten haben sie getötet, deine Altäre niedergerissen; ich bin allein übriggeblieben, und nun trachten sie mir nach dem Leben«? Aber wie lautet da die göttliche Antwort an ihn? »Ich habe mir noch siebentausend Männer übrigbehalten, die ihre Knie vor Baal nicht gebeugt haben.« Ebenso ist nun auch in unserer Zeit ein Rest nach der göttlichen Gnadenauswahl vorhanden. Ist er aber durch Gnade (ausgesondert), so ist er es nicht mehr aufgrund von Werken; sonst würde ja die Gnade keine Gnade mehr sein. Wie steht es also? Was Israel erstrebt, das hat es (in seiner Gesamtheit) nicht erreicht; der auserwählte Teil aber hat es erreicht; die übrigen dagegen sind verstockt worden, wie geschrieben steht: »Gott hat ihnen den Geist der Betäubung gegeben, Augen des Nichtsehens und Ohren des Nichthörens, bis auf den heutigen Tag.« Und David sagt: »Möge ihr Tisch ihnen zur Schlinge und zum Fangnetz werden, zum Fallstrick und zur Vergeltung! Ihre Augen sollen verfinstert werden, damit sie nicht sehen, und den Rücken beuge ihnen für immer!« b) Die göttliche Heilsabsicht bei der Berufung der Heiden war die, den Unglauben der Juden durch Reizung zur Nacheiferung zu besiegen; ihre Verwerfung ist nicht endgültigSo frage ich nun: Sind sie etwa deshalb gestrauchelt, damit sie zu Fall kommen sollten? Keineswegs! Vielmehr ist infolge ihrer Verfehlung das Heil den Heiden zuteil geworden; das soll sie wiederum zur Nacheiferung reizen. Wenn aber schon ihre Verfehlung ein reicher Segen für die Menschheit und ihr Zurückbleiben ein reicher Segen für die Heiden geworden ist, um wieviel segensreicher wird (dann erst) ihre Vollzahl sein! Euch Heiden(christen) aber sage ich: Gerade weil ich Heidenapostel bin, tue ich meinem Dienst um so größere Ehre an, (wenn ich bemüht bin) ob ich vielleicht meine Volksgenossen zur Nacheiferung zu reizen und (wenigstens) einige von ihnen zu retten vermag. Denn wenn schon ihre Verwerfung zur Versöhnung der Welt geführt hat, was wird da ihre Annahme anderes sein als Leben aus den Toten? Wenn aber das Erstlingsbrot heilig ist, so ist es auch die (ganze übrige) Teigmasse; und wenn die Wurzel heilig ist, so sind es auch die Zweige. /CAPTION Wenn nun aber einige von den Zweigen herausgebrochen worden sind und du, der du ein wilder Ölbaum(zweig) warst, unter sie eingepfropft worden bist und dadurch Anteil an der Wurzel, die dem Ölbaum die Fettigkeit schafft, erhalten hast, so rühme dich deswegen nicht gegen die (anderen) Zweige! Tust du es dennoch (so bedenke wohl): nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich. Du wirst nun einwenden: »Es sind ja doch Zweige ausgebrochen worden, weil ich eingepfropft werden sollte.« Ganz recht! Infolge ihres Unglaubens sind sie ausgebrochen worden, und du stehst infolge deines Glaubens (an ihrer Stelle). Sei nicht hochmütig, sondern sei auf deiner Hut! Denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht verschont hat, so wird er auch dich nicht verschonen. Darum beachte wohl die Güte, aber auch die Strenge Gottes: seine Strenge gegen die Gefallenen, dagegen die Güte Gottes gegen dich, vorausgesetzt daß du bei der (dir widerfahrenen) Güte verbleibst; denn sonst wirst auch du (aus dem Ölbaum) wieder herausgeschnitten werden, während umgekehrt jene, wenn sie nicht im Unglauben verharren, wieder eingepfropft werden; Gott hat ja die Macht dazu, sie wieder einzupfropfen. Denn wenn du aus dem wilden Ölbaum, dem du von Haus aus angehörst, herausgeschnitten und gegen die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft worden bist: wieviel eher werden diese, die von Natur dahin gehören, ihrem ursprünglichen Ölbaum (wieder) eingepfropft werden! c) Der ganze Rest vom Volke Israel wird schließlich nach Bekehrung der Heidenauswahl zum Glauben gelangen, und alles wird zur Rechtfertigung und Verherrlichung Gottes gereichenIch will euch nämlich, meine Brüder, über dieses Geheimnis nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht in vermeintlicher Klugheit auf eigene Gedanken verfallt: Verstockung ist über einen Teil der Israeliten gekommen bis zu der Zeit, da die Vollzahl der Heiden (in die Gemeinde Gottes) eingegangen sein wird; und auf diese Weise wird Israel in seiner Gesamtheit gerettet werden, wie geschrieben steht: »Aus Zion wird der Retter kommen; er wird Jakob von allem gottlosen Wesen frei machen; und darin wird sich ihnen der von mir herbeigeführte Bund zeigen, wenn ich ihre Sünden wegnehme.« So sind sie im Hinblick auf die HeilsbotschaftA.Ü.: nach ihrem Verhalten gegenüber der Heilsbotschaft. zwar Feinde (Gottes) um euretwillen, aber im Hinblick auf die Erwählung sind sie Geliebte (Gottes) um der Väter willen; denn unwiderruflich sind die Gnadengaben und die Berufung Gottes. Denn wie ihr einst ungehorsam gegen Gott gewesen seid, jetzt aber infolge des Ungehorsams dieser Erbarmen erlangt habt, ebenso sind wiederum diese jetzt ungehorsam geworden, um durch das euch gewährte Erbarmen (dereinst) ebenfalls Barmherzigkeit zu erlangen. Denn Gott hat alle zusammen in Ungehorsam verschlossen,oder: alle unter den Ungehorsam beschlossen. um allen Erbarmen widerfahren zu lassen. O welch eine Tiefe des Reichtums und der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! »Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen?« Oder »wer hat ihm zuerst etwas gegeben, wofür ihm Vergeltung zuteil werden müßte?« Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge: ihm gebührt die Ehre in Ewigkeit! Amen. III. Ermahnungen an die Gemeinde für das christliche Leben (12,1-15,13)1. Allgemeine Mahnung als Eingang: Heiligung des persönlichen Lebens durch völlige Hingabe an GottSo ermahne ich euch nun, liebe Brüder, durch (den Hinweis auf) die Barmherzigkeit Gottes: Bringt eure Leiber als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer dar: (das sei) euer vernünftigerA.Ü.: geistiger (im Gegensatz zum jüdischen und heidnischen Gottesdienst). Gottesdienst! Gestaltet eure Lebensführung nicht nach der Weise dieser Weltzeit, sondern wandelt euch um durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr ein sicheres Urteil darüber gewinnt, welches der Wille Gottes sei, nämlich das Gute und (Gott) Wohlgefällige und Vollkommene.A.Ü.: welches der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes sei. 2. Ermahnung zur Selbstbescheidung der Einzelnen und zur treuen Verwendung der empfangenen Gnadengaben im Dienst der GemeindeSo fordere ich denn kraft der mir verliehenen Gnade einen jeden von euch auf, nicht höher von sich zu denken, als zu denken sich gebührt, sondern auf eine besonnene Selbstschätzung bedacht zu sein nach dem Maß des Glaubens, das Gott einem jeden zugeteilt hat. Denn wie wir an einem Leibe viele Glieder haben, die Glieder aber nicht alle denselben Dienst verrichten, so bilden auch wir trotz unserer Vielheit einen einzigen Leib in Christus, im Verhältnis zueinander aber sind wir Glieder, doch so, daß wir Gnadengaben besitzen, die nach der uns verliehenen Gnade verschieden sind. Wer also die Gabe prophetischer RedeW.: Prophetie = Weissagung; gemeint ist die Gabe, unter der Leitung des göttlichen Geistes – sei’s für die Zukunft, sei’s für die Gegenwart – besondere Weisungen zu geben. besitzt, bleibe in Übereinstimmung mit dem Maß des Glaubens; wem die Gabe des Gemeindedienstes zuteil geworden ist, der betätige sie durch Dienstleistungen; wer Lehrgabe besitzt, verwende sie als Lehrer; hat jemand die Gabe des Ermahnens, so betätige er sich im Ermahnen; wer Mildtätigkeit übt, tue es in Einfalt; wer zu den Vorstehern gehört, zeige rechten Eifer; wer Barmherzigkeit übt, tue es mit Freudigkeit! 3. Ermahnung zur Bruderliebe und zur Betätigung christlicher Gesinnung gegen Freund und FeindDie Liebe sei ungeheuchelt! Verabscheut das Böse, haltet am Guten fest! In der Bruderliebe zueinander seid voll Herzlichkeit; in der Ehrerbietung komme einer dem andern zuvor! Seid unverdrossen, wo es Eifer gilt; seid feurig im Geist, dem Herrn zu dienen bereit! Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig im Leiden, beharrlich im Gebet! Für die Bedürfnisse der Heiligen beweist Anteilnahme; übt die Gastfreundschaft willig. Segnet, die euch verfolgen, segnet sie und flucht ihnen nicht! Freuet euch mit den Fröhlichen und weinet mit den Weinenden! Seid einträchtig untereinander gesinnt; richtet eure Gedanken nicht auf hohe Dinge, sondern laßt euch zu den niedrigen herab; haltet euch nicht selbst für klug! Vergeltet niemand Böses mit Bösem; seid auf das bedacht, was in den Augen aller Menschen löblich ist!A.Ü.: seid auf Gutes bedacht gegenüber allen Menschen! Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so lebt mit allen Menschen in Frieden! Rächet euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem (göttlichen) Zorn; denn es steht geschrieben: »Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr.« Vielmehr: »Wenn deinen Feind hungert, so speise ihn; wenn ihn dürstet, so gib ihm zu trinken; denn wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.« Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute! 4. Ermahnung zum Gehorsam gegen die gottgesetzte ObrigkeitJedermann sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan; denn es gibt keine Obrigkeit, ohne von Gott (bestellt zu sein), und wo immer eine besteht, ist sie von Gott verordnet. Wer sich also der Obrigkeit widersetzt, der lehnt sich damit gegen Gottes Ordnung auf; und die sich auflehnen, werden sich selbst ein Strafurteil zuziehen. Denn die obrigkeitlichen Personen sind nicht für die guten Taten ein Schrecken, sondern für die bösen. Willst du also frei von Furcht vor der Obrigkeit sein, so tu das Gute: dann wirst du Anerkennung von ihr erhalten; denn sie ist Gottes Dienerin dir zum Guten. Tust du aber das Böse, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst: sie ist ja Gottes Dienerin, eine Vergelterin zur Vollziehung des (göttlichen) Zornes an dem Übeltäter. Darum muß man ihr untertan sein, und zwar nicht nur aus Furcht vor dem (göttlichen) Zorn,A.Ü.: aus Furcht vor Strafe. sondern auch um des Gewissens willen. Deshalb entrichtet ihr ja auch Steuern; denn sie sind Gottes Dienstleute, die für eben diesen Zweck unablässig tätig sind. 5. Ermahnungen zu allseitiger Pflichterfüllung, besonders zur Nächstenliebe als der Erfüllung des GesetzesLasset allen zukommen, was ihr ihnen schuldig seid: die Steuer, wem die Steuer gebührt, den Zoll, wem der Zoll zukommt, die Furcht, wem die Furcht, und die Ehre, wem die Ehre gebührt. Bleibt niemand etwas schuldig, außer daß ihr einander liebt; denn wer den anderen liebt, hat damit das Gesetz erfüllt. /CAPTION Denn das Gebot: »Du sollst nicht ehebrechen, nicht töten, nicht stehlen, laß dich nicht gelüsten!« und jedes andere derartige Gebot ist in diesem Wort einheitlich zusammengefaßt: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!« Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses; demnach ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes. 6. Das nahe Weltende mahnt zum Wandel im Licht und zur Heiligung des persönlichen LebensUnd zwar (verhaltet euch auf diese Weise) in richtiger Erkenntnis der (gegenwärtigen) Zeit, daß nämlich die Stunde nunmehr für uns da ist, aus dem Schlaf zu erwachen; denn jetzt ist die Rettung uns näher als damals, als wir zum Glauben gekommen sind: die Nacht ist vorgerückt und der Tag nahegekommen. So lasset uns denn die Werke der Finsternis abtun, dagegen die Waffen des Lichts anlegen! Lasset uns sittsam wandeln, wie es sich am Tage geziemt: nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Eifersucht; nein, ziehet den Herrn Jesus Christus an, und seid dem Fleisch nicht so zu Diensten, daß böse Begierden dadurch erregt werden! 7. Besondere Ermahnungen für das Verhalten der Glaubensstarken (besonders der freieren Heidenchristen) und der Glaubensschwachen (besonders der ängstlichen Judenchristen)a) Beurteilung der die Gemeinde bewegenden Streitfrage und Warnung vor liebloser Verurteilung der äußeren Lebensführung des NächstenAuf den im Glauben Schwachen nehmet (liebevolle) Rücksicht, ohne über Gewissensbedenken (mit ihm) zu streiten.W.: nicht zur Beurteilung (oder: Entscheidung) von Ansichten = ohne euch auf Auseinandersetzungen über die ihn bewegenden Ansichten einzulassen. Der eine ist überzeugt, alles essen zu dürfen, während der Schwache nur Pflanzenkost genießt. Wer (alles) ißt, verachte den nicht, der nicht (alles) ißt; und wer nicht (alles) ißt, soll über den, der (alles) ißt, nicht zu Gericht sitzen, denn Gott hat ihn (als Angehörigen) angenommen. Wie kommst du dazu, dich zum Richter über den Knecht eines andern zu machen? Er steht oder fällt seinem eigenen Herrn; und zwar wird er stehen bleiben, denn sein Herr ist stark genug, ihn aufrecht zu halten. Mancher macht einen Unterschied zwischen den Tagen,Es handelt sich besonders um die Behandlung des Sabbats und der Fasttage. während einem andern alle Tage als gleich gelten: ein jeder möge nach seiner eigenen Denkweise zu einer festen Überzeugung kommen! Wer etwas auf einzelne Tage gibt, der tut es für den Herrn; und wer (alles) ißt, tut es für den Herrn, denn er sagt Gott Dank dabei; und wer nicht (alles) ißt, tut es auch für den Herrn und sagt Gott Dank dabei. Keiner von uns lebt ja für sich selbst, und keiner stirbt für sich selbst; denn leben wir, so leben wir dem Herrn, und sterben wir, so sterben wir dem Herrn; darum, mögen wir leben oder sterben, so gehören wir dem Herrn als Eigentum an. Dazu ist ja Christus gestorben und wieder lebendig geworden, um sowohl über Tote als auch über Lebende Herr zu sein. Du aber: wie kannst du dich zum Richter über deinen Bruder machen? Oder auch du: wie darfst du deinen Bruder verachten? Wir werden ja alle (einmal) vor den Richterstuhl Gottes treten müssen; denn es steht geschrieben: »So wahr ich lebe«, spricht der Herr, »mir (zu Ehren) wird jedes Knie sich beugen, und jede Zunge wird Gott bekennen.« Demnach wird ein jeder von uns über sich selbst Rechenschaft vor Gott abzulegen haben. b) Ermahnung an die Glaubensstarken, den Glaubensschwachen kein Ärgernis zu geben und bei allem Tun nach Gewissenszuversicht zu strebenDarum wollen wir nicht mehr einer den andern richten, sondern haltet vielmehr das für das Richtige,A.Ü.: sondern richtet vielmehr den Sinn darauf (oder: verwendet euren richterlichen Scharfsinn darauf). dem Bruder keinen Anstoß und kein Ärgernis zu bereiten! Ich weiß und bin dessen im Herrn Jesus gewiß, daß nichts an und für sich unrein ist; jedoch wenn jemand etwas für unrein hält, so ist es für ihn (tatsächlich) unrein. Denn wenn dein Bruder (durch dich) um einer Speise willen in Betrübnis versetzt wird, so wandelst du nicht mehr nach (dem Gebot) der Liebe. Bringe durch dein Essen nicht den ins Verderben, für den Christus gestorben ist! Verschuldet es also nicht, daß euer Heilsgut der Verlästerung anheimfällt! Das Reich Gottes besteht ja nicht in Essen und Trinken, sondern in Gerechtigkeit und Frieden und Freude im heiligen Geist; denn wer darin Christus dient, der ist Gott wohlgefällig und vor den Menschen bewährt. Darum wollen wir auf das bedacht sein, was zum Frieden und zu gegenseitiger Erbauung dient! Zerstöre nicht um einer Speise willen das Werk Gottes! Zwar ist alles rein, aber zum Unheil ist es für jemand, der es mit inneren Bedenken genießt; da ist es löblich, kein Fleisch zu essen und keinen Wein zu trinken, überhaupt nichts (zu tun), woran dein Bruder Anstoß nimmt. Du hast Glaubenszuversicht: halte sie für dich selbst vor dem Angesicht Gottes fest! Wohl dem, der nicht mit sich selbst ins Gericht zu gehen braucht bei dem, was er für recht hält! Wer dagegen ißt, obwohl er Bedenken hegt, der hat sich dadurch die Verurteilung zugezogen, weil (er) nicht aus Glauben (gehandelt hat); alles aber, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde. c) Ermahnung zur Geduld mit den Schwachen und zu christlicher Eintracht nach dem Vorbild ChristiDa haben wir Starken die Pflicht, die Schwächen derer, die nicht so stark sind (wie wir), zu tragen und nicht wohlgefällig an uns selbst zu denken: nein, jeder von uns lebe dem Nächsten zu Gefallen, ihm zum Besten, zu seiner Erbauung! Denn auch Christus hat nicht sich selbst zu Gefallen gelebt, sondern wie geschrieben steht: »Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.« So ist ja alles, was vor Zeiten geschrieben worden ist, für uns zur Belehrung geschrieben, damit wir durch standhaftes Ausharren und durch den Trost, den die (heiligen) Schriften gewähren, an der Hoffnung festhalten. Der Gott aber, von dem standhaftes Ausharren und Trost kommen, möge euch dazu verhelfen, einen einträchtigen Sinn untereinander nach der Weise Christi Jesu zu besitzen, damit ihr einmütig mit einem Munde den Gott und Vater unsers Herrn Jesus Christus preisen könnt. d) Mahnung an beide Teile der Gemeinde zu einträchtiger Gemeinschaft und freudigem GlaubenDarum nehmet euch gegenseitig (in Liebe) an, wie auch Christus euch zu Gottes Verherrlichung (in Liebe) angenommen hat! Ich meine nämlich: Christus ist ein Diener der Beschneidung geworden zum Erweis der Wahrhaftigkeit Gottes, um die den Vätern gegebenen Verheißungen zu verwirklichen, die Heiden andrerseits sollen Gott um seiner Barmherzigkeit willen preisen, wie geschrieben steht: »Darum will ich dich preisen unter den Heiden und deinem Namen lobsingen.« Und an einer anderen Stelle heißt es: »Freuet euch, ihr Heiden, im Verein mit seinem Volke!« und an einer anderen Stelle: »Lobet, ihr Heiden alle, den Herrn, und alle Völker sollen ihn preisen!« Weiter sagt Jesaja: »Erscheinen wird der Wurzelschoß Isais, und zwar er, der da aufsteht, um über die Heiden zu herrschen: auf ihn werden die Heiden ihre Hoffnung setzen.« Der Gott aber, der unsere Hoffnung ist,oder: von dem die Hoffnung kommt; w.: der Gott der Hoffnung. erfülle euch mit aller Freude und mit Frieden auf dem Grunde des Glaubens, damit ihr immer reicher an Hoffnung werdet durch die Kraft des heiligen Geistes! IV. Schluß des Briefes; persönliche Mitteilungen, Grüße und letzte Mahnung (15,14-16,27)1. Rechtfertigender Rückblick des Apostels auf den Brief und Hinweis auf sein Apostelamt für die HeidenIch habe aber auch persönlich von euch, liebe Brüder, die feste Überzeugung, daß ihr eurerseits mit dem besten Willen erfülltA.Ü.: voll trefflicher Gesinnung (oder: voll von Güte). und, mit aller Erkenntnis voll ausgerüstet, wohlbefähigt seid, euch auch untereinander zurechtzuweisen. Trotzdem habe ich euch, wenigstens stellenweise, etwas rückhaltlos geschrieben, um euch (an dies und das) zu erinnern, und zwar aufgrund des mir von Gott verliehenen Gnadenamtes. Ich soll ja ein Diener Christi Jesu für die Heiden sein und als solcher den Priesterdienst an der Heilsbotschaft Gottes verrichten, damit die Heiden zu einer gottwohlgefälligen, durch den heiligen Geist geheiligten Opfergabe werden. In Christus Jesus darf ich mich daher meines für die Sache Gottes geleisteten Dienstes rühmen; denn ich werde mich nicht erkühnen, von irgendwelchen Erfolgen zu reden, die nicht Christus durch mich gewirkt hat, um Heiden(völker) zum Gehorsam zu bringen durch Wort und Tat, durch die Kraft von Zeichen und Wundern, durch die Kraft des heiligen Geistes. Auf diese Weise habe ich nämlich von Jerusalem aus und in weitem Umkreise bis nach Illyrikum hin die (Verkündigung der) Heilsbotschaft von Christus voll ausgerichtet. Dabei habe ich es mir aber zur Ehrensache gemacht, die Heilsbotschaft nicht da zu verkündigen, wo der Name Christi bereits bekannt war; denn ich habe nicht auf fremdem Grund und Boden (weiter) bauen wollen, sondern bin dem Schriftwort gefolgt: »Die sollen (ihn) zu sehen bekommen, denen noch nichts über ihn verkündigt worden ist, und die noch keine Kunde (von ihm) haben, die sollen (ihn) kennenlernen.« 2. Mitteilung der nächsten Reisepläne des ApostelsDas ist denn auch der Grund, weshalb ich so oft verhindert worden bin, zu euch zu kommen. Da ich jetzt aber in den Gegenden hier kein Arbeitsfeld mehr habe, wohl aber seit vielen Jahren mich danach sehne, zu euch zu kommen, so werde ich, sobald ich die Reise nach Spanien unternehme (meinen Plan ausführen). Ich hoffe nämlich, euch auf der Durchreise zu sehen und von euch das Geleit zur Weiterreise dorthin zu erhalten, nachdem ich mich zunächst ein wenig bei euch erquickt habe. Augenblicklich aber befinde ich mich auf der Reise nach Jerusalem anläßlich eines Liebesdienstes für die Heiligen. Mazedonien und Achaja haben nämlich beschlossen, eine Geldsammlung für die Armen unter den Heiligen in Jerusalem zu veranstalten. Ja, sie haben es beschlossen und sind es ihnen ja auch schuldig; denn wenn die Heiden(christen) Anteil an den geistlichen Gütern jener erhalten haben, so sind sie dafür auch verpflichtet, ihnen mit ihren irdischen Gütern auszuhelfen. Wenn ich nun dieses Geschäft erledigt und ihnen den Ertrag dieser Sammlung sicher übermittelt habe, dann werde ich über euer Rom nach Spanien reisen. Ich weiß aber, daß, wenn ich zu euch komme, ich euch eine Fülle des Segens Christi mitbringen werde. 3. Des Apostels Mahnung an die Gemeinde zur Fürbitte für ihnIch bitte euch aber dringend, liebe Brüder, bei unserm HerrnW.: durch unsern Herrn, d.h. unter Berufung auf unsern Herrn (vgl. 1.Kor 1,10). Jesus Christus und bei der Liebe, die der (heilige) Geist wirkt: steht mir mit den Gebeten, die ihr für mich an Gott richtet, im Kampfe kräftig bei, damit ich von den Ungehorsamen in Judäad.h. nicht nur von (oder: vor) den ungläubigen Juden, sondern auch von (vor) den ungehorsamen Gläubigen. errettet werde und meine Dienstleistung für Jerusalem bei den Heiligen dort eine gute Aufnahme finden möge! Dann kann ich, so Gott will, in freudiger Stimmung zu euch kommen und mich im Zusammensein mit euch erquicken. Der Gott des Friedens aber sei mit euch allen! Amen. 4. Empfehlung der Phöbe, der Überbringerin des Briefes; Grüße des Apostels an Glaubensgenossen in RomIch empfehle euch aber unsere Schwester Phöbe, die im Dienst der Gemeinde zu Kenchreä steht: nehmt sie im Herrn auf, wie es sich für Heilige geziemt, und steht ihr in allen Fällen, wo sie euer bedarf, hilfreich zur Seite; denn sie hat gleichfalls vielen Beistand geleistet, auch mir persönlich. Grüßt Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus, die für mein Leben ihren eigenen Hals eingesetzt haben, wofür nicht ich allein ihnen zu Dank verpflichtet bin, sondern auch sämtliche heidenchristlichen Gemeinden; grüßt auch die Gemeinde in ihrem Hause. Grüßt meinen geliebten Epänetus, der die Erstlingsgabe Asiens für Christus ist.d.h. der in der römischen Provinz Asien zuerst zum Glauben an Christus gekommen ist. Grüßt Maria, die sich hingebend für euch gemüht hat. Grüßt Andronikus und Junias, meine Volksgenossen und (einst) meine Mitgefangenen, die bei den Aposteln in hohem Ansehen stehen und auch schon vor mir in Christus gewesen sind. Grüßt meinen im Herrn geliebten Ampliatus. Grüßt Urbanus, unsern Mitarbeiter in Christus, und meinen geliebten Stachys. Grüßt Apelles, der ein bewährter Jünger Christi ist. Grüßt die Brüder unter den Leuten des Aristobulus. Grüßt meinen Volksgenossen Herodion. Grüßt diejenigen unter den Leuten des Narcissus, die im Herrn sind. Grüßt Tryphäna und Tryphosa, die eifrig im Herrn arbeiten. Grüßt die geliebte Persis, die eine treue Arbeiterin im Herrn gewesen ist. Grüßt den im Herrn auserwählten Rufus und seine Mutter, die auch mir eine Mutter gewesen ist. Grüßt Asynkritus, Phlegon, Hermes, Patrobas, Hermas und die (anderen) Brüder bei ihnen. Grüßt Philologus und Julias, Nereus nebst seiner Schwester, auch Olympas und alle Heiligen bei ihnen. Grüßt einander mit dem heiligen Kuß. Alle Gemeinden Christi lassen euch grüßen. 5. Warnung vor Verführern, welche Spaltungen und Irrungen in der Gemeinde anrichtenIch ermahne euch aber, liebe Brüder, auf der Hut vor denen zu sein, welche die Spaltungen und Ärgernisse erregen im Gegensatz zu der Lehre, in der ihr unterwiesen worden seid: geht ihnen aus dem Wege; denn solche Menschen dienen nicht unserm Herrn Christus, sondern ihrem Bauche und betören durch ihre schön klingenden Reden und glatten Worte die Herzen der Arglosen. Die Kunde von eurem (Glaubens-) Gehorsam ist ja zu allen gedrungen. Deshalb habe ich meine Freude an euch, wünsche aber, daß ihr weise seid, wo es das Gute gilt, dagegen einfältig gegenüber dem Bösen. Der Gott des Friedens aber wird den Satan unter euren Füßen zertreten, und zwar in Bälde. Die Gnade unsers Herrn Jesus sei mit euch! 6. Grüße von Freunden des Paulus nach Rom und abschließender Lobpreis GottesEs grüßen euch mein Mitarbeiter Timotheus und meine Volksgenossen Lucius, Jason und Sosipater. Ich, Tertius, der Schreiber dieses Briefes, grüße euch im Herrn. Es grüßt euch Gaius, dessen Gastfreundschaft ich und die ganze Gemeinde genießen. Es grüßen euch der Stadtkämmerer Erastus und der Bruder Quartus. Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen.Dieser Vers fehlt in vielen Handschriften; vgl. 2.Thess 3,18. Ihm aber, der die Kraft hat, euch (im Glauben) fest zu machen nach meiner Heilsverkündigung und der Predigt von Jesus Christus nach der Offenbarung des Geheimnisses, das ewige Zeiten hindurch verschwiegen geblieben, jetzt aber bekanntgegeben und auch durch prophetische Schriften nach dem Auftrage des ewigen Gottes bei allen Heidenvölkern verkündigt worden ist, um Glaubensgehorsam (bei ihnen) zu wirken: ihm, dem allein weisen Gott, sei durch Jesus Christus die Herrlichkeit in alle Ewigkeit! Amen. Eingang des Briefesa) Zuschrift und SegensgrußIch, Paulus, der ich zum Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes berufen bin, und der Bruder Sosthenes senden unsern Gruß der Gemeinde Gottes in Korinth, den in Christus Jesus Geheiligten, den (von Gott) berufenen Heiligen, samt allen denen, welche den Namen unsers Herrn Jesus Christus anrufen an jeglichem Ort, bei ihnen wie bei uns.A.Ü.: sowohl ihres als auch unsres (Herrn). Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus! b) Danksagung des Apostels für die reiche, den Korinthern widerfahrene Gnade Gottes; zuversichtliche Hoffnung für die ZukunftIch danke meinem Gott allezeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch in Christus Jesus widerfahren ist. Ihr seid ja in ihm an allem reich geworden, an aller Redegabe und aller Erkenntnis, wie denn das Zeugnis von Christus in euch fest gegründet worden ist. Ihr steht infolgedessen an keiner Gnadengabe (hinter anderen Gemeinden) zurück, während ihr auf die Offenbarung unsers Herrn Jesus Christus wartet, der euch auch Festigkeit verleihen wird bis ans Ende, so daß ihr am Tage unsers Herrn Jesus Christus frei von Tadel dastehen könnt. Treu ist Gott, durch den ihr in die Gemeinschaft mit seinem Sohne Jesus Christus, unserm Herrn, berufen worden seid. I. Mißstände in der Gemeinde (1,10-6,20)A. Das Parteiwesen in der Gemeinde (1,10-4,21)1. Feststellung des Tatbestandes und die Widersinnigkeit des ParteitreibensIch ermahne euch aber, liebe Brüder, unter Berufung auf den Namen unsers Herrn Jesus Christus: Führt allesamt einerlei Rede und laßt keine Spaltungen unter euch herrschen, sondern steht in gleicher Gesinnung und in derselben Überzeugung fest geschlossen da! Es ist mir nämlich über euch, meine Brüder, von den Leuten der Chloe berichtet worden, daß Streitigkeiten unter euch bestehen; ich meine damit nämlich den Übelstand, daß jeder von euch (als seine Losung) ausspricht: »Ich halte zu Paulus«, »Ich dagegen zu Apollos«, »Ich aber zu Kephas«, »Ich aber zu Christus«. Ist Christus in Stücke zerteilt worden? Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt worden? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft worden? Ich sage (Gott) Dank dafür, daß ich niemand von euch außer Krispus und Gaius getauft habe; so kann niemand behaupten, ihr seiet auf meinen Namen getauft worden. Doch ja, ich habe (außerdem) auch noch die Hausgenossen des Stephanas getauft; sonst aber wüßte ich nicht, daß ich noch irgendeinen andern getauft hätte. Christus hat mich ja nicht ausgesandt, um zu taufen, sondern um die Heilsbotschaft zu verkündigen, und zwar nicht mit hoher Redeweisheit, damit das Kreuz Christi nicht entleert werde. 2. Das Wesen und die Wirkung des Wortes vom Kreuza) Das Wort vom Kreuz ist eine Gotteskraft, der Weltweisheit entgegengesetzt und von der Welt als Torheit geachtetDenn das Wort vom Kreuz ist für die, welche verlorengehen, eine Torheit, für die aber, welche gerettet werden, für uns, ist es eine Gotteskraft. Denn es steht geschrieben: »Ich will die Weisheit der Weisen zuschanden machen und den Verstand der Verständigen als nichtig abtun.« Wo ist denn ein Weiser? Wo ein Gelehrter? Wo ein Forscher dieser Weltzeit? Hat Gott nicht die Weisheit der Welt als Torheit hingestellt? Weil nämlich die Welt da, wo Gottes Weisheit tatsächlich vorlag, Gott vermittelst ihrer Weisheit nicht erkannte, hat es Gott gefallen, durch die Torheit der Predigt die zu retten, welche Glauben haben. Denn während einerseits die Juden Wunderzeichen fordern, andrerseits die Griechen Weltweisheit verlangen, verkünden wir dagegen Christus als den Gekreuzigten, der für die Juden ein Ärgernis und für die Heiden eine Torheit ist; denen aber, die berufen sind, sowohl den Juden als auch den Griechen, (verkünden wir) Christus als Gotteskraft und Gottesweisheit. Denn die Torheit GottesA.Ü.: denn was an Gott töricht erscheint. Ebenso im folgenden: und was an Gott schwach erscheint. ist weiser als die Menschen (sind), und die Schwachheit Gottes ist der Stärke der Menschen überlegen. b) Beweis aus dem tatsächlichen Bestand der von Gott in Korinth berufenen christlichen GemeindeSeht euch doch einmal eure Berufung an, liebe Brüder! Da sind nicht viele Weise nach dem Fleisch unter euch, nicht viele einflußreiche Personen, nicht viele Hochgeborene; nein, was der Welt als töricht gilt, das hat Gott erwählt, um die Weisen zu beschämen; und was der Welt als schwach gilt, das hat Gott erwählt, um das Starke zu beschämen; und was der Welt als niedrig und verächtlich gilt, das hat Gott erwählt, ja das, was der Welt nichts gilt,W.: was für die Welt gar nicht vorhanden ist. um das, was ihr etwas gilt, zunichte zu machen: es soll sich eben kein Fleisch vor Gott rühmen können. Ihm habt ihr es also zu verdanken, daß ihr in Christus Jesus seid, der uns von Gott her zur Weisheit gemacht worden ist wie auch zur Gerechtigkeit und Heiligung und zur Erlösung, damit das Schriftwort seine Geltung behalte: »Wer sich rühmen will, der rühme sich des Herrn!« 3. Dem entsprach auch die Predigt des Paulus zu Korintha) Die Predigtweise des Paulus bei der Gründung der Gemeinde war anspruchslos und ohne WeltweisheitSo bin denn auch ich, als ich zu euch kam, liebe Brüder, nicht in der Absicht gekommen, euch mit überwältigender Redekunst oder Weisheit das ZeugnisA.L.: das Geheimnis. Gottes zu verkündigen; nein, ich hatte mir vorgenommen, kein anderes Wissen bei euch zu zeigen als das von Jesus Christus, und zwar dem Gekreuzigten. Dabei trat ich mit (dem Gefühl der) Schwachheit und mit Furcht und großer Ängstlichkeit bei euch auf, und meine Rede und meine Predigt erfolgte nicht mit eindrucksvollen Weisheitsworten, sondern mit dem Ausweis von Geist und Kraft; denn euer Glaube sollte nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gotteskraft beruhen. b) Gleichwohl ist die Predigt des Paulus mit einer höheren (göttlichen) Weisheit ausgestattet, die aber nur den Geistesmenschen erkennbar ista) Die geheimnisvolle Weisheit Gottes für die VollkommenenWas wir aber vortragen, ist dennoch Weisheit – bei den Vollkommenen, jedoch nicht die Weisheit dieser Weltzeit, auch nicht die der Machthaber dieser Weltzeit, die dem Untergang verfallen: nein, wir tragen Gottes geheimnisvolle, verborgene Weisheit vor, die Gott vor allen Weltzeiten zu unserer Verherrlichungd.h. um uns der zukünftigen Herrlichkeit teilhaftig zu machen. vorherbestimmt hat. Diese (Weisheit) hat keiner von den Machthabern dieser Weltzeit erkannt; denn hätten sie sie erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht ans Kreuz geschlagen; vielmehr (predigen wir so), wie geschrieben steht: »Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und wovon keines Menschen Herz eine Ahnung gehabt hat,W.: »was in keines Menschen Herz emporgestiegen ist.« – Die hier angeführte Schriftstelle stellt eine Vereinigung der beiden Stellen Jes 64,4 und 65,17 nämlich das, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.« b) Die Ergründung und Aufnahme dieser Weisheit ist nur den Geistesmenschen möglichUns aber hat Gott dies durch den Geist geoffenbart; denn der Geist erforscht alles, selbst die Tiefen Gottes. Denn wer von den Menschen kennt das innere Wesen eines Menschen? Doch nur der Geist, der in dem betreffenden Menschen wohnt. Ebenso hat auch niemand das innere Wesen Gottes erkannt als nur der Geist Gottes. Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, um das zu erkennen, was uns von Gott aus Gnaden geschenkt worden ist. Und davon reden wir auch, (aber) nicht mit Worten, wie menschliche Weisheit sie lehrt, sondern mit solchen, wie der Geist sie lehrt, indem wir geistgewirkten Inhalt mit geistgewirkter Sprache verbinden.W.: indem wir geistliche Dinge mit geistlichen Mitteln vereinigen (oder: Geistliches durch Geistliches erklären oder klarlegen). Der seelische Mensch aber nimmt nichts an, was vom Geiste Gottes kommt, denn es gilt ihm als Torheit, und er ist nicht imstande, es zu verstehen, weil es geistlich beurteilt werden muß. Der Geistesmenschd.h. der mit dem Geiste Gottes ausgerüstete Mensch. dagegen beurteilt alles zutreffend, während er selbst von niemand zutreffend beurteilt wird. »Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, daß er ihn unterweisen könnte?« Wir aber haben den Sinn Christi. c) Paulus hat bisher den Korinthern wegen ihrer durch das Parteiunwesen erwiesenen Unreife nicht die volle Weisheit verkünden könnenSo habe denn auch ich, liebe Brüder, (damals) zu euch nicht als zu Geistesmenschen reden können, sondern nur als zu fleischlich gesinnten Menschen, nur als zu unmündigen Kindern in Christus. Milch habe ich euch zu trinken gegeben, nicht feste Speise; denn die konntet ihr noch nicht vertragen. Ja, ihr könnt sie auch jetzt noch nicht vertragen; ihr seid ja immer noch fleischlich gesinnt. Denn solange noch Eifersucht und Streit unter euch herrschen, seid ihr da nicht fleischlich gerichtet und wandelt wie Menschen (gewöhnlichen Schlages)? Wenn nämlich der eine erklärt: »Ich halte zu Paulus«, der andere: »Ich zu Apollos«, seid ihr da nicht Menschen (gewöhnlichen Schlages)? 4. Richtige Schätzung der Lehrer (d.h. Missionare)a) Sie sind Diener und Mitarbeiter GottesWas ist denn Apollos, und was ist Paulus? Diener sind sie, durch die ihr zum Glauben gekommen seid; und zwar dient jeder (von uns beiden) so, wie der Herr es ihm verliehen hat: ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat das Wachstum gegeben. Somit ist weder der Pflanzende noch der Begießende (für sich) etwas, sondern nur Gott, der das Wachstum verleiht. Der Pflanzende hingegen und der Begießende sind einer wie der andere, doch wird jeder seinen besonderen Lohn empfangen nach seiner besonderen Arbeit. Denn Gottes Mitarbeiter sind wir; Gottes Ackerfeld, Gottes Bau seid ihr. b) Jeder Lehrer sehe zu, daß seine Arbeit im Feuer des dereinstigen göttlichen Gerichts bestehe!Nach der mir von Gott verliehenen Gnade habe ich als ein kundiger Baumeister den Grund (bei euch) gelegt; ein anderer baut darauf weiter; jeder aber möge zusehen, wie er darauf weiterbaut! Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, und der ist Jesus Christus. Ob aber jemand auf diesen Grund weiterbaut mit Gold, Silber und kostbaren Steinen, (oder aber) mit Holz, Heu und Stroh – eines jeden Arbeit wird (dereinst) offenbar werden; denn der Gerichtstag wird es ausweisen, weil er sich in Feuer offenbart; und wie die Arbeit eines jeden beschaffen ist, wird eben das Feuer erproben. Wenn das Werk jemandes, das er darauf weitergebaut hat, (in dem Feuer) standhält, so wird er Lohn empfangen; wenn aber das Werk jemandes verbrennt, so wird er den Schaden zu tragen haben: er selbst zwar wird gerettet werden, aber nur so, wie durchs Feuer hindurch.d.h. wie einer, der bei einer Feuersbrunst nur mit dem nackten Leben davonkommt. c) Um die Gemeinde handelt es sich und daß ihr richtig gedient werdeWißt ihr nicht, daß ihr (als Gemeinde) ein Tempel Gottes seid und daß der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr! Niemand betrüge sich selbst! Wenn jemand unter euch in (den Dingen) dieser Weltzeit weise zu sein vermeint, so muß er erst ein Tor werden, um dann wirklich zur Weisheit zu gelangen; denn die Weisheit dieser Welt ist in Gottes Augen Torheit. Es steht ja doch geschrieben: »Er fängt die Weisen in ihrer Schlauheit«; und an einer andern Stelle: »Der Herr kennt die Gedanken der Weisen, daß sie nichtig sind.« Daher mache niemand viel Rühmens von Menschen! Alles gehört ja euch zu eigen: Paulus ebensowohl wie Apollos und Kephas, die ganze Welt, das Leben ebensowohl wie der Tod, das Gegenwärtige wie das Zukünftige: alles gehört euch; ihr aber gehört Christus an, und Christus gehört zu Gott. Dafür halte uns jedermann, nämlich für Diener Christi und für Verwalter der Geheimnisse Gottes.oder: für Haushalter über Geheimnisse Gottes. Bei dieser Sachlage verlangt man allerdings von den Verwaltern, daß ein solcher treu erfunden werde. 5. Persönliche Schlußbemerkungena) Paulus weiß sich nur dem Herrn verantwortlichDoch was mich betrifft, so ist es mir etwas ganz Geringes, ob ich von euch oder von (sonst) einem menschlichen Gerichtstage ein Urteil empfange; ja, ich gebe nicht einmal selbst ein Urteil über mich ab. Denn ich bin mir wohl keiner Schuld bewußt, aber dadurch bin ich noch nicht gerechtfertigt; nein, der Herr ist’s, der das Urteil über mich abgibt. Daher urteilet über nichts vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das im Dunkel Verborgene ans Licht bringen und die Gedanken der Herzen offenbar machen wird; und dann wird einem jeden das ihm gebührende Lob von Gott her zuteil werden. b) Paulus hält den Korinthern ihre Selbstüberhebung gegenüber der leidvollen Lage der Apostel vorIch habe das Gesagte aber, liebe Brüder, auf mich und Apollos bezogen (und zwar) mit Rücksicht auf euch, damit ihr an uns (beiden) das Wort verstehen lernt: »Nicht hinausgehen über das, was geschrieben steht!«, damit sich niemand (von euch) für den einen (Lehrer) gegen den andern aufblähen möge. Denn wer ist es, der dir ein Vorrecht gibt? Was besitzest du aber, das du nicht empfangen hättest? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich, als ob du es nicht empfangen hättest? Ihr (freilich) seid bereits gesättigt, seid bereits im Besitz des Reichtums, habt es ohne unser Zutun zu königlicher Herrschaft (im Gottesreich) gebracht! Wollte Gott, ihr hättet es wirklich schon zu königlicher Herrschaft gebracht, damit auch wir mit euch zum Herrschen kämen! Denn ich bin der Ansicht, Gott habe uns Aposteln den letzten Platz zugewiesen wie zum Tode verurteilten (Verbrechern); wir sind ja der (ganzen) Welt, Engeln sowohl wie Menschen, ein Schaustück geworden! Wir stehen als Toren da um Christi willen, ihr aber seid kluge Leute in Christus; wir sind schwach, ihr aber stark; ihr steht in Ehren und wir in Verachtung. Bis zur jetzigen Stunde leiden wir Hunger und Durst, haben keine Kleidung und müssen uns mit Fäusten schlagen lassen, führen ein unstetes Leben und mühen uns ab, um mit eigenen Händen das tägliche Brot zu verdienen. Schmäht man uns, so segnen wir; verfolgt man uns, so halten wir geduldig still; beschimpft man uns, so geben wir gute Worte: wie der Kehricht der Welt, wie der allgemeine Auswurf sind wir bis heute geworden. c) Hinweis des Paulus auf sein persönliches Verhältnis zur Gemeinde (als ihres geistlichen Vaters)Ich schreibe dies nicht, um euch zu beschämen, sondern um euch als meine geliebten Kinder zu ermahnen. Denn wenn ihr auch viele tausend Lehrmeister in Christus hättet, so habt ihr doch nicht viele Väter; denn in Christus Jesus bin ich durch die (Verkündigung der) Heilsbotschaft euer (geistlicher) Vater geworden. Daher rufe ich euch mahnend zu: »Nehmt mich zum Vorbild!«W.: werdet meine Nachahmer. d) Sendung des Timotheus; Paulus kündigt den Korinthern seinen Besuch behufs Feststellung ihres Christenstandes anEben deswegen habe ich auch Timotheus zu euch gesandt, mein im Herrn geliebtes und treues Kind; er wird euch an meine Weged.h. Lebensregeln, deren Beobachtung für den christlichen Wandel unerläßlich ist. in Christus Jesus erinnern, wie ich sie überall in jeder Gemeinde lehre. Freilich haben sich einige (bei euch) in der Annahme, daß ich nicht zu euch kommen würde, in die Brust geworfen; ich werde aber, wenn es des Herrn Wille ist, bald zu euch kommen und dann nicht die Worte derer prüfen, die sich so in die Brust geworfen haben, sondern ihre Kraft; denn nicht auf Worten beruht das Reich Gottes, sondern auf Kraft. Was wünscht ihr nun? Soll ich mit dem Stock zu euch kommen oder mit Liebe und dem Geiste der Sanftmut? B. Sittliche Mißstände in der Gemeinde und ihre Beseitigung (5,1-6,20)1. Rüge wegen (eines besonders schreienden Falles von) Unzuchta) Schwerer Tadel der von der Gemeinde gegen einen Unzüchtigen geübten NachsichtAllgemein hört man von Unzucht bei euch, und noch dazu von einer solchen Unzucht, wie sie selbst bei den Heiden unerhört ist, daß nämlich einer die Frau seines VatersGemeint ist die Stiefmutter, mit welcher der Unzüchtige in wilder Ehe lebte. zum Weibe genommen hat! Und da wollt ihr euch noch in die Brust werfen und habt nicht vielmehr Leid getragen, damit der Schuldige aus eurer Mitte entfernt werde? Nun – ich, der ich leiblich zwar abwesend, aber mit meinem Geiste bei euch anwesend bin, habe über diesen Menschen, der sich so schwer vergangen hat, bereits Gericht gehalten, als ob ich persönlich bei euch wäre. Wir wollen uns nämlich im Namen des Herrn Jesus versammeln, ihr und mein Geist im Verein mit der Kraft unsers Herrn Jesus, und wollen den betreffenden Menschen dem Satan zur Vernichtung des Fleischesd.h. des Leibes durch Krankheit oder durch den Tod. übergeben, damit der Geist am Tage des Herrn Jesus gerettet werde. b) Allgemeine Mahnung zu sittlicher Reinheit unter Hinweis auf den Opfertod Jesu, »des Passahlammes«Euer Ruhm ist nicht schön! Wißt ihr nicht, daß schon ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Schafft den alten Sauerteig weg, damit ihr (durchweg) ein neuer Teig seid; ihr seid ja doch (als Christen) frei von allem Sauerteig; denn es ist ja auch unser Passahlamm geschlachtet worden: Christus. Darum laßt uns Festfeier halten nicht im alten Sauerteig, auch nicht im Sauerteig der Schlechtigkeit und Bosheit, sondern im Süßteig der Lauterkeit und Wahrheit. c) Berichtigung eines Mißverständnisses der Korinther bezüglich der Warnung vor UnzüchtigenIch habe euch in meinem (vorigen) BriefeDieser Brief ist nicht auf uns gekommen. geschrieben, ihr möchtet keinen Verkehr mit unzüchtigen Leuten haben; (das heißt) nicht überhaupt mit den Unzüchtigen dieser Welt oder mit den Betrügern und Räubern oder Götzendienern; sonst müßtet ihr ja aus der Welt auswandern. Jetzt aber schreibe ich euch (unmißverständlich) so: Ihr dürft keinen Verkehr mit jemand haben, der den (christlichen) Brudernamen führt und dabei ein unzüchtiger Mensch oder ein Betrüger, ein Götzendiener, ein Verleumder, ein Trunkenbold oder ein Räuber ist; mit einem solchen Menschen dürft ihr nicht einmal Tischgemeinschaft haben. Denn was habe ich mit dem Richten von Leuten außerhalb der Gemeinde zu tun? Habt nicht auch ihr (nur) die zu eurer Gemeinde Gehörigen zu richten? Die draußen Stehenden wird Gott richten. Schafft den bösen Menschen aus eurer Mitte weg! 2. Rüge des Prozessierens vor heidnischen Gerichten und überhaupt des ProzesseführensGewinnt es wirklich jemand von euch über sich, wenn er einen Rechtshandel mit einem andern (Bruder) hat, sein Recht vor den Ungerechten anstatt vor den Heiligen zu suchen? Wißt ihr denn nicht, daß die Heiligen (einst) die Welt richten werden? Wenn euch also das Gericht über die Welt zusteht, seid ihr da nicht geeignet für die Entscheidung der geringfügigsten Rechtshändel? Wißt ihr nicht, daß wir sogar Engel richten werden, geschweige denn Rechtshändel um mein und dein? Wenn ihr also Streitsachen über mein und dein habt, da laßt ihr solche Leute über euch zu Gericht sitzen, die sonst in der Gemeinde keine Achtung genießen! Euch zur Beschämung muß ich das sagen! Gibt es denn wirklich keinen einzigen einsichtigen Mann unter euch, der befähigt wäre, zwischen Brüdern als Schiedsrichter zu entscheiden? Aber nein, statt dessen streitet ein Bruder mit dem andern vor den Richtern, und noch dazu vor Ungläubigen! Es ist überhaupt das schon ein sittlicher Mangel an euch, daß ihr Rechtshändel miteinander habt. Warum laßt ihr euch nicht lieber Unrecht zufügen, warum laßt ihr euch nicht lieber übervorteilen? Aber statt dessen verübt ihr selber Unrecht und Übervorteilung, und noch dazu an Brüdern! Wißt ihr nicht, daß keiner, der Unrecht tut, das Reich Gottes erben wird? Irret euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Lüstlinge und Knabenschänder, weder Diebe noch Betrüger, auch keine Trunkenbolde, keine Verleumder und Räuber werden das Reich Gottes erben. Und Leute solcher Art sind manche (von euch früher) gewesen. Doch ihr habt euch (in der Taufe) reinwaschen lassen, seid geheiligt worden, habt die Rechtfertigung erlangt durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unsers Gottes. 3. Unzuchtsünden haben mit christlicher Freiheit nichts zu tun; Warnung vor Unzucht»Alles ist mir erlaubt!« – Ja, aber nicht alles ist zuträglich. »Alles ist mir erlaubt!« – Ja, aber ich darf mich nicht von irgend etwas beherrschen lassen. »Die Speisen sind für den Bauch da, und der Bauch ist für die Speisen da.« – Ja, aber Gott wird sowohl diesen als auch jenem ein Ende bereiten. Doch der Leib ist nicht für die Unzucht da, sondern für den Herrn, und der Herr ist da für den Leib; Gott aber hat den Herrn auferweckt und wird auch uns durch seine Macht auferwecken. Wißt ihr nicht, daß eure Leiber Glieder Christi sind? Soll ich nun die Glieder Christi nehmen und Glieder einer Buhlerin aus ihnen machen? Nimmermehr! Oder wißt ihr nicht, daß, wer sich an eine Buhlerin hängt, ein Leib mit ihr ist? Es heißt ja: »Die beiden werden ein Fleisch sein.« Wer dagegen dem Herrn anhängt, der ist ein Geist mit ihm. Fliehet die Unzucht! Jede (andere) Sünde, die ein Mensch begeht, bleibt außerhalb seines Leibes, der Unzüchtige aber sündigt gegen seinen eigenen Leib. Oder wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt, und daß ihr (somit) nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuerW.: um einen (hohen und richtig erlegten) Preis. erkauft worden. Macht also Gott Ehre mit eurem Leibe! II. Antworten des Apostels auf Anfragen des Gemeindebriefes (Kap. 7-15)1. Über Ehe und Ehelosigkeita) Vom Wert und Bedürfnis der Ehe und vom ehelichen Leben im allgemeinenAuf die Anfragen in eurem Briefe aber (antworte ich folgendes): Ein Mann tut gut, (überhaupt) kein Weib zu berühren; aber um der (Vermeidung der) Unzuchtsünden willen mag jeder (Mann) eine Ehefrau und jede (Frau) ihren Ehemann haben. Der Mann leiste seiner Frau die schuldige Ehepflicht, ebenso auch die Frau ihrem Manne! Die Frau hat nicht über ihren Leib zu verfügen, sondern ihr Mann; gleicherweise besitzt aber auch der Mann kein Verfügungsrecht über seinen Leib, sondern die Frau. Entzieht euch einander nicht, höchstens aufgrund beiderseitigen Einverständnisses für eine (bestimmte) Zeit, um euch (ungestört) dem Gebet zu widmen, aber dann wieder zusammenzukommen, damit der Satan euch nicht infolge eurer Unenthaltsamkeit in Versuchung führe! Übrigens spreche ich dies nur als ein Zugeständnis aus, nicht als ein Gebot. Ich möchte freilich wünschen, daß alle Menschen so wären wie ich; doch jeder hat hierin eine besondere Gabe von Gott, der eine so, der andere anders. b) Vorschriften über verschiedene Verhältnisse des ehelichen und ehelosen Lebensa) Vom Verhalten der Ledigen und von Scheidung christlicher EhenDen Unverheirateten aber und den Witwen sage ich: Sie tun gut, wenn sie so bleiben, wie auch ich es bin; können sie aber nicht enthaltsam leben, so mögen sie heiraten; denn in der Ehe leben ist besser als entflammt sein. Den Verheirateten aber gebiete ich – nein, nicht ich, sondern der Herr –, daß eine Frau sich von ihrem Manne nicht scheiden soll; hat sie sich aber doch geschieden, so soll sie unverheiratet bleiben oder sich mit ihrem Mann wieder versöhnen; und ebenso soll auch der Mann seine Frau nicht entlassen. b) Verhalten in der MischeheDen übrigen aber sage ich von mir aus, nicht der Herr: Wenn ein (christlicher) Bruder eine Ungläubige zur Frau hat und diese einverstanden ist, mit ihm weiterzuleben, so soll er sie nicht entlassen. Ebenso, wenn eine (gläubige) Frau einen ungläubigen Mann hat und dieser einverstanden ist, mit ihr weiterzuleben, so soll sie ihren Mann nicht entlassen. Denn der ungläubige Mann ist durch seine Frau geweiht, und die ungläubige Frau ist durch den (gläubigen) Bruder geweiht; sonst wären ja auch eure Kinder unrein, und sie sind doch in Wirklichkeit geweiht. Wenn jedoch der ungläubige Teil durchaus die Trennung will, so mag er sich trennen: in solchen Fällen ist der Bruder oder die Schwester nicht sklavisch (an eine Ehe) gebunden; vielmehr hat Gott uns zu einem Leben in Frieden berufen. Denn wie kannst du, o Frau, wissen, ob du deinen Mann wirklich retten wirst? Oder wie kannst du, o Mann, wissen, ob du deine Frau wirklich retten wirst? c) Allgemeine Vorschrift über die Stellung des Christen zu den bestehenden äußeren Verhältnissen: Jeder Gläubige bleibe in dem Stande, in dem er berufen worden ist!Nur wie der Herr einem jeden sein Los zugeteilt, wie Gott einen jeden berufen hat, so lebe er weiter: diese Vorschrift gebe ich in allen Gemeinden. Ist jemand als Beschnittener berufen worden, so suche er seine Beschneidung nicht rückgängig zu machen; und wer als Unbeschnittener berufen worden ist, lasse sich nicht beschneiden: die Beschneidung hat keinen Wert, und auch das Unbeschnittensein hat keinen Wert, sondern nur die Beobachtungd.h. Beachtung, Befolgung . der Gebote Gottes. Jeder bleibe in dem Stande, in dem er berufen worden ist! Bist du als Sklave berufen worden: laß dich’s nicht anfechten, nein, selbst wenn du frei werden kannst, so bleibe nur um so lieber dabei.A.Ü.: Kannst du aber gleichwohl frei werden, so mache davon um so lieber Gebrauch. Denn der im Herrn berufene Sklave ist ein Freigelassener des Herrn, und ebenso ist der Freie nach seiner Berufung ein Sklave Christi. Ihr seid teuer erkauft worden: werdet nicht Knechte der Menschen! Ein jeder, liebe Brüder, möge in dem Stande, in dem er berufen worden ist, bei Gott verbleiben! d) Über Ehelosigkeit beider Geschlechter; Ratschläge für die Verheiratung lediger Mädchen und für die Wiederverheiratung der WitwenIn betreff der Mädchen aber habe ich kein (ausdrückliches) Gebot des Herrn, spreche aber meine eigene Ansicht aus als einer, der Barmherzigkeit vom Herrn erfahren hat, so daß ich Vertrauen verdiene. Ich halte also dafür, daß dieser Stand (der Ehelosigkeit) empfehlenswert ist wegen der gegenwärtigen schweren Zeitlage,Die Übersetzung »der bevorstehenden (oder: zukünftigen) Not« ist abzuweisen. (Gemeint sind die endzeitlichen Bedrängnisse, die Paulus schon in der Gegenwart anbrechen sieht; vgl. V.29. Zusatz 1994.) daß (nämlich) ein jeder gut tut, so zu bleiben (wie er ist). Bist du an eine Gattin gebunden, so suche keine Lösung des Verhältnisses; bist du ledig, so suche keine Gattin; doch hast du, wenn du heiratest, damit keine Sünde begangen, und auch ein Mädchen sündigt nicht, wenn es sich verheiratet. Freilich – Not im äußeren Leben werden die Betreffenden (durchzumachen) haben, und ich möchte euch doch davon verschont sehen. Das aber sage ich euch, liebe Brüder: Die Frist ist nur noch kurz bemessen; künftighin müssen auch die, welche eine Frau haben, sich so verhalten, als hätten sie keine, ebenso die Weinenden, als weinten sie nicht, die Fröhlichen, als wären sie nicht fröhlich, die Kaufenden, als ob sie (das Gekaufte) nicht behielten, und die mit der Welt Verkehrenden, als hätten sie nichts mit ihr zu schaffen; denn die Welt in ihrer jetzigen Gestalt geht dem Untergang entgegen! Da möchte ich nun wünschen, daß ihr frei von Sorgen bliebet. Der Unverheiratete ist um die Sache des Herrn besorgt: er möchte dem Herrn gefallen; der Verheiratete dagegen sorgt sich um die Dinge der Welt: er möchte seiner Frau gefallen; so ist er geteilten Herzens. Ebenso richtet die Frau, die keinen Mann mehr hat, und die Jungfrau ihr Sorgen auf die Sache des Herrn: sie möchten an Leib und Geist heilig sein; die verheiratete Frau dagegen sorgt sich um die Dinge der Welt: sie möchte ihrem Manne gefallen. Diesen Rat (ledig zu bleiben) gebe ich euch aber zu eurem eigenen Besten, nicht um euch eine Schlinge um den Hals zu legen, sondern zur Förderung guter Sitte und zu treuem Festhalten am Herrn. Meint jedoch jemand, an seiner unverheirateten Tochter nicht recht zu handeln, falls sie die Jahre ihrer Jugendblüte überschreite, und liegt demnach ein Anlaß (zu ihrer Verheiratung) vor, so tue er, was er will; er versündigt sich nicht: sied.h. die jungfräuliche Tochter und ihr Freier. mögen sich heiraten. Wer dagegen in seinem Herzen fest geworden ist und sich in keiner Zwangslage befindet, sondern freier Herr über seinen Willen ist und sich fest vorgenommen hat, seine jungfräuliche Tochter unverheiratet zu lassen, der wird gut daran tun. Also: wer seine unverheiratete Tochter verheiratet, tut gut daran, und wer sie nicht verheiratet, wird noch besser tun. Über die Wiederverheiratung der WitwenEine Ehefrau ist so lange gebunden, als ihr Mann lebt; wenn aber ihr Mann entschlafen ist, so steht es ihr frei, sich zu verheiraten, mit wem sie will, nur geschehe es im Herrn! Glücklicher aber ist sie zu preisen, wenn sie so bleibt (wie sie ist); das ist meine Ansicht, und ich denke doch auch den Geist Gottes zu besitzen. 2. Über den Genuß von Götzenopferfleisch und über den Gebrauch der christlichen Freiheita) Behandlung der von den Korinthern geäußerten Ansichtena) Die Erkenntnis für sich allein steht an Wert hinter der Liebe zurück»Was sodann das Götzenopferfleisch betrifft, so wissen wir, daß wir allesamt im Besitz der (erforderlichen) Erkenntnis sind.« Ja, aber die Erkenntnis macht dünkelhaft, die Liebe dagegen erbaut. Wer sich auf seine Erkenntnis etwas einbildet, der hat noch nicht so erkannt, wie man erkennen muß; wer dagegen Gott liebt, der ist von ihm erkannt. b) Nicht jedermann ist im Besitz der vollkommenen Erkenntnis»Was nun den Genuß des Götzenopferfleisches betrifft, so wissen wir, daß es keinen Götzen in der Welt gibt und daß es keinen (anderen) Gott gibt als den einen. Denn mag es auch sogenannte Götter, sei es im Himmel oder auf der Erde geben – es gibt ja (wirklich) viele solche Götter und viele Herren –, so gibt es doch für uns (Christen) nur einen Gott, nämlich den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm, und nur einen Herrn, nämlich Jesus Christus, durch den alle Dinge (geworden) sind und wir durch ihn.« – Ja, aber es besitzen nicht alle (Christen) solche Erkenntnis, vielmehr gibt es manche, die infolge ihrer (früheren) Gewöhnung an den Götzendienst (das Fleisch) noch als ein dem Götzen geweihtes Opfer essen, und so wird ihr Gewissen, schwach wie es ist, dadurch befleckt. c) Für den Gebrauch christlicher Freiheit ist liebevolle Rücksichtnahme auf die Schwachen maßgebend»(Der Genuß von) Speise wird für unsere Stellung zu Gott nicht maßgebend sein: essen wir nicht,d.h. meiden wir den Genuß von Götzenopferfleisch. so haben wir dadurch keinen Nachteil, und essen wir, so haben wir dadurch keinen Vorteil.« – Ja, aber sehet wohl zu, daß diese eure Freiheit für die Schwachen nicht zu einem Anstoß werde! Denn wenn jemand dich mit deiner »Erkenntnis« in einem Götzentempel am Mahl teilnehmen sieht, muß da nicht sein Gewissen, wenn er schwach ist, dazu »erbaut« werden, (ebenfalls) das Götzenopferfleisch zu essen? So wird dann der Schwache durch deine Erkenntnis ins Verderben gebracht, der Bruder, um dessen willen Christus gestorben ist! Wenn ihr euch aber auf diese Weise an den Brüdern versündigt und ihr schwaches Gewissen mißhandelt, so versündigt ihr euch an Christus. Darum, wenn Speise meinem Bruder zum Anstoß wird, so will ich in Ewigkeit kein Fleisch genießen, um meinem Bruder kein Ärgernis zu bereiten. b) Paulus als Vorbild der Selbstlosigkeit durch seinen freiwilligen Verzicht auf die Apostelrechtea) Darlegung und Begründung der dem Paulus als einem Apostel zustehenden RechteBin ich nicht ein freier (Mann)? Bin ich nicht ein Apostel? Habe ich nicht unsern Herrn Jesus gesehen? Seid ihr nicht mein Werk im Herrn? Mag ich für andere kein Apostel sein, so bin ich es doch sicherlich für euch; denn das Siegel für mein Apostelamt seid ihr im Herrn. Das ist meine Rechtfertigung denen gegenüber, die über mich zu Gericht sitzen (wollen). Haben wir (Apostel) etwa nicht das Recht, Essen und Trinken zu beanspruchen? Haben wir nicht das Recht, eine Schwester als Ehefrau (auf unsern Reisen) bei uns zu haben wie die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und Kephas? Oder sind wir allein, ich und Barnabas, nicht berechtigt, die Handarbeit zu unterlassen? Wer leistet jemals Kriegsdienste für eigenen Sold? Wer legt einen Weinberg an, ohne von dessen Früchten zu essen? Oder wer hütet eine Herde, ohne von der Milch der Herde zu genießen? Behaupte ich dies etwa als einen bloß von Menschen aufgestellten Grundsatz, oder enthält nicht das Gesetz dieselbe Verordnung? Im mosaischen Gesetz steht ja doch geschrieben: »Du sollst einem Ochsen, der zu dreschen hat, das Maul nicht verbinden!« Ist es Gott etwa um die Ochsen zu tun? Oder gehen seine Worte nicht ohne allen Zweifel auf uns? Ja, um unsertwillen steht geschrieben, daß der Pflüger auf Hoffnung hin pflügen und der Drescher in der Hoffnung auf Mitgenuß (des Ertrages) arbeiten soll. Wenn wir für euch das Geistliche ausgesät haben, ist es da etwas Absonderliches, wenn wir von euch das Irdische ernten? Wenn andere an dem Verfügungsrecht über euch Anteil haben, sind wir dann nicht in noch höherem Grade dazu berechtigt? Aber wir haben von diesem Recht keinen Gebrauch gemacht, sondern ertragen lieber alles, um nur der Heilsbotschaft Christi kein Hindernis in den Weg zu legen. b) Darlegung der Gründe, weshalb Paulus auf seine Rechte verzichtetWißt ihr nicht, daß die, welche den Tempeldienst verrichten, von den Einkünften des Tempels ihren Unterhalt haben? Daß die, welche beständig am Opferaltar tätig sind, ihren Anteil vom Altar erhalten? Ebenso hat auch der Herr über die Verkündiger der Heilsbotschaft die Anordnung getroffen, daß sie von der Heilsverkündigung leben sollen. Ich aber habe von keinem dieser Rechte für mich Gebrauch gemacht, und ich schreibe euch dieses auch nicht deshalb, damit es fortan mit mir so gehalten werde; denn lieber wollte ich sterben, als – nein, meinen Ruhm soll mir niemand zunichte machen! Denn wenn ich die Heilsbotschaft verkündige, so habe ich daran keinen Grund zum Rühmen, denn ich stehe dabei unter einem Zwang; ein ›Wehe!‹ träfe mich ja, wenn ich die Heilsbotschaft nicht verkündigte! Denn nur, wenn ich dies aus freiem Entschluß tue, habe ich (Anspruch auf) Lohn; wenn ich es aber unfreiwillig tue, so ist es nur ein Haushalteramt, mit dem ich betraut bin. Worin besteht demnach mein Lohn? Darin, daß ich als Verkündiger der Heilsbotschaft diese unentgeltlich darbiete, so daß ich von meinem Recht bei der Verkündigung der Heilsbotschaft keinen Gebrauch mache. c) Paulus, obwohl äußerlich völlig frei, ist dennoch ein Knecht aller MenschenDenn obwohl ich von allen Menschen unabhängig bin, habe ich mich doch allen zum Knecht gemacht, um die Mehrzahl von ihnen zu gewinnen. So bin ich denn für die Juden zu einem Juden geworden, um Juden zu gewinnen; für die Gesetzesleute zu einem Mann des Gesetzes – obgleich ich selbst nicht unter dem Gesetz stehe –, um die Gesetzesleute zu gewinnen; für die (Heiden), die das Gesetz nicht haben, zu einem Manne, der ohne das Gesetz lebt – obgleich ich nicht ohne Gottes Gesetz lebe, vielmehr dem Gesetz Christi unterworfen bin –, um die, welche das Gesetz nicht haben, zu gewinnen; für die Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, um die Schwachen zu gewinnen; kurz: für alle bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten. Alles (das) aber tue ich um der Heilsbotschaft willen, damit auch ich Anteil an ihr erlange. d) Der Apostel als Wettkämpfer um den himmlischen SiegespreisWißt ihr nicht, daß die, welche in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, daß aber nur einer den Siegespreis erhält? Lauft ihr nun in der Weise, daß ihr ihn erlangt! Jeder aber, der sich am Wettkampf beteiligen will, legt sich Enthaltsamkeit in allen Beziehungen auf, jene, um einen vergänglichen Kranz zu empfangen, wir aber einen unvergänglichen. So laufe ich denn nicht ziellos und treibe den Faustkampf so, daß ich keine Lufthiebe führe; sondern ich zerschlage meinen Leib und mache ihn mir dienstbar, um nicht, nachdem ich als Herold andere zum Kampf aufgerufen habe, mich selbst als untüchtig zu erweisen. c) Die tatsächlichen Gefahren der Teilnahme an den Götzenopfermahlzeitena) Das durch göttliche Gnadenerweise in der Wüste gesegnete und zur Rettung ins heilige Land berufene IsraelIch will euch nämlich nicht in Unkenntnis darüber lassen, liebe Brüder, daß unsere Väter allesamt unter (dem Schutz) der Wolke gestanden haben und allesamt durch das Meer hindurchgezogen sind und sämtlich die Taufe auf Mose in der Wolke und im Meer empfangen, auch allesamt dieselbe geistlichegeistig oder geistlich = überirdisch, himmlisch, wunderbar: geistliche Speise (Manna) und geistlicher Trank (das aus dem Felsen strömende Wasser), von Gott durch seinen Geist wunderbar gewirkt. Speise gegessen und sämtlich denselben geistlichen Trank getrunken haben: sie tranken nämlich aus einem geistlichen Felsen, der sie begleitete, und dieser Fels war Christus. b) Trotzdem wurden sie, weil sie ihrer Fleischeslust willig dienten, verworfen, uns zum warnenden BeispielDoch an den meisten von ihnen hatte Gott kein Wohlgefallen, denn sie sind in der Wüste niedergestreckt worden. Diese Dinge aber sind zum warnenden Vorbild für uns geschehen,A.Ü.: dadurch sind sie aber warnende Vorbilder für uns geworden. damit wir unsre Gelüste nicht auf Böses richten, wie jene sich haben gelüsten lassen. Werdet auch keine Götzendiener, wie manche von jenen; es steht ja geschrieben: »Das Volk setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken, und stand wieder auf, um sich zu belustigen.« Wir wollen auch keine Unzucht treiben, wie manche von jenen es getan haben; sind doch (deshalb) von ihnen an einem einzigen Tage dreiundzwanzigtausend gefallen. Wir wollen auch den Herrn nicht versuchen, wie manche von ihnen es getan haben und dafür von den Schlangen umgebracht worden sind. Murret auch nicht, wie manche von ihnen getan und dafür den Tod durch den Verderber erlitten haben. Dies alles ist jenen aber vorbildlicherweise widerfahren und ist niedergeschrieben worden zur Warnung für uns, denen das Ende der Weltzeiten nahe bevorsteht. Wer daher festzustehen meint, der sehe wohl zu, daß er nicht falle! Es hat euch (bisher) noch keine andere als menschliche Versuchung betroffen; und Gott ist treu: er wird nicht zulassen, daß ihr über euer Vermögen hinaus versucht werdet, sondern wird zugleich mit der Versuchung auch einen solchen Ausgang schaffen, daß ihr sie bestehen könnt. c) Teilnahme am Götzendienst und an Opfermahlzeiten ist mit der Feier des christlichen Abendmahls unvereinbar und deshalb zu meidenDarum, meine Geliebten, fliehet vor dem Götzendienst! Ich rede ja doch zu euch als zu verständigen Leuten: urteilt selbst über das, was ich sage! Der Kelch des Segens, den wir segnen:d.h. durch Dankgebet weihen. A.Ü.: der Kelch der Danksagung, für den (oder: dem, oder: mit dem) wir danksagen. ist er nicht die Gemeinschaft mit dem Blute Christi? Das Brot, das wir brechen: ist es nicht die Gemeinschaft mit dem Leibe Christi? Weil es ein einziges Brot ist, sind wir trotz unserer Vielheit doch ein einziger Leib, denn wir alle teilen uns in das eine Brot. Sehet das irdische Israel an: stehen nicht die, welche die Opfer essen, in engster Gemeinschaft mit dem Opferaltar? Was behaupte ich nun damit? Daß das Götzenopferfleisch etwas sei? Oder daß ein Götze etwas sei? Nein, wohl aber (behaupte ich), daß die Heiden die Opfer, die sie darbringen, dämonischen Wesen und nicht Gott darbringen. Ich will aber nicht, daß ihr in Verbindung mit den Dämonen tretet. Ihr könnt nicht (zugleich) den Kelch des Herrn und den Kelch der Dämonen trinken; ihr könnt nicht (zugleich) am Tisch des Herrn und am Tisch der Dämonen Gäste sein. Oder wollen wir den Herrn zu Eifersucht reizen? Sind wir etwa stärker als er? d) Wann ist der Genuß von Götzenopferfleisch unbedenklich? Beschränkung der christlichen Freiheit durch Rücksicht auf die Bruderliebe (vgl. 8,1-6)»Alles ist (uns Christen) erlaubt!« – Ja, aber nicht alles ist zuträglich. »Alles ist erlaubt!« – Ja, aber nicht alles erbaut. Niemand sei (nur) auf seinen eigenen Vorteil bedacht, sondern (jeder) auf die Förderung des anderen. Alles, was auf dem Fleischmarkt zum Verkauf steht, das esset, ohne um des Gewissens willen Nachforschungen anzustellen; denn »dem Herrn gehört die (ganze) Erde und alle ihre Fülle«. Wenn einer von den Ungläubigen euch zu Gast einlädt und ihr hingehen wollt, so esset alles, was man euch vorsetzt, ohne um des Gewissens willen Nachforschungen anzustellen. Wenn aber jemand euch (ausdrücklich) sagt: »Dies ist Opferfleisch!«, so esset nicht davon mit Rücksicht auf den, der euch darauf hingewiesen hat, und um des Gewissens willen – ich meine damit jedoch nicht euer eigenes Gewissen, sondern das des anderen; denn warum soll ich meine Freiheit von dem Gewissen eines anderen richten lassen? Wenn ich für meine Person etwas mit Danksagung (gegen Gott) genieße, warum soll ich mich da bezüglich dessen, wofür ich ein Dankgebet spreche, schmähen lassen? ee) Abschließende Mahnung zu allezeit rechtem ChristenwandelNun: mögt ihr essen oder trinken oder sonst etwas tun, tut alles zur Verherrlichung Gottes! Gebt weder den Juden noch den Griechen noch der Gemeinde Gottes einen Anstoß, wie auch ich allen in jeder Hinsicht zu Gefallen lebe, indem ich nicht meinen Vorteil suche, sondern den der vielen, damit sie gerettet werden. ! Nehmt mich zum Vorbild, gleichwie ich meinerseits dem Vorbild Christi nachfolge! 3. Über das wohlanständige Verhalten der Männer und die Verschleierung der Frauen beim Gebet und beim GottesdienstIch erkenne es aber lobend bei euch an, daß »ihr in allen Beziehungen meiner eingedenk seid und an den Überlieferungen festhaltet, wie ich sie euch mitgeteilt habe.« Ich möchte euch aber zu bedenken geben, daß das Haupt jedes Mannes Christus ist, das Haupt der Frau aber ist der Mann, und das Haupt Christi ist Gott. Jeder Mann, der beim Beten oder beim prophetischen Reden eine Kopfbedeckung trägt, entehrt dadurch sein Haupt; jede Frau dagegen, die mit unverhülltem Haupte betet oder prophetisch redet, entehrt dadurch ihr Haupt, denn sie steht damit auf völlig gleicher Stufe mit einer Geschorenen. Denn wenn eine Frau sich nicht verschleiert, so mag sie sich auch das Haar abschneiden lassen; ist es aber für eine Frau schimpflich, sich das Haar kurz zu schneiden oder es sich ganz abscheren zu lassen, so soll sie sich verschleiern! Der Mann dagegen darf das Haupt nicht verhüllt haben, weil er Gottes Abbild und Abglanz ist; die Frau aber ist der Abglanz des Mannes. Der Mann stammt ja doch nicht von der Frau, sondern die Frau vom Manne; auch ist der Mann ja nicht um der Frau willen geschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen. Deshalb muß die Frau (ein Zeichen der) Herrschaft auf dem Haupte tragen um der EngelDie Engel sind als Diener Gottes beim Gottesdienst zugegen und achten auf die Beobachtung der guten Sitte (vgl. auch Ps 138,1 in der griech. Übersetzung: ich will dich preisen vor den Engeln). willen. Abweisung einer Geringschätzung der Frau und alles Streitens über den GegenstandSonst steht jedoch weder die Frau gesondert vom Mann, noch der Mann gesondert von der Frau im Herrn da;d.h. in der christlichen Gemeinde (aber auch sonst; vgl. Eph 5,31) bilden zwei Ehegatten nicht zwei selbständige Personen, sondern ein einziges zusammengehörendes Ganzes. denn wie die Frau aus dem Manne entstanden ist, so wird wiederum der Mann durch die Frau geboren; alles aber ist von Gott ausgegangen. Urteilt für euch selbst: Ist es schicklich, daß eine Frau unverhüllt zu Gott betet? Und lehrt euch nicht schon euer natürliches Gefühl, daß, wenn ein Mann langes Haar trägt, es eine Schmach für ihn ist, während, wenn eine Frau langes Haar trägt, es eine Ehre für sie ist? Denn das lange Haar ist ihr als Schleier gegeben. Will aber jemand durchaus auf seiner abweichenden Meinung bestehen (so wisse er): Wir kennen eine solche Sitte nicht, und auch die Gemeinden Gottes überhaupt. 4. Ernster Tadel der Mißstände bei den gemeinsamen Mahlzeiten und Anweisung für die würdige Feier des Abendmahlsa) Die MißständeDie folgenden Anordnungen aber treffe ich, weil ich es nicht löblich finde,W.: indem ich diese Anordnung treffe, lobe ich es nicht, daß … daß eure Zusammenkünfte euch nicht zum Segen, sondern zur Schädigung gereichen. Zunächst nämlich höre ich, daß, wenn ihr in einer Gemeindeversammlung zusammenkommt, Spaltungen unter euch bestehen, und zum Teil glaube ich es wirklich; es muß ja doch auch Parteiungen bei euch geben, damit die Bewährten unter euch erkennbar werden! Wenn ihr also an einem Ort zusammenkommt, so ist es nicht möglich, das Herrenmahl zu essen;A.Ü.: so heißt das nicht, des Herrnmahl essen. denn jeder nimmt beim Essen seine eigene Mahlzeit vorweg, so daß der eine hungrig bleibt, während der andere trunken ist. Habt ihr denn keine Häuser, um dort zu essen und zu trinken? Oder verachtet ihr die Gemeinde Gottes und geht ihr darauf aus, die Unbemittelten zu beschämen? Was soll ich dazu sagen? Soll ich euch etwa loben? In diesem Punkte sicherlich nicht! b) Die rechte Feier des Abendmahls und die üblen Folgen des unwürdigen Genusses; abschließende Mahnung (vgl. Mt 26,26-29; Mk 14,22-25; Lk 22,14-22)Denn ich habe es meinerseits vom Herrn her so überkommen, wie ich es euch auch überliefert habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, in der er verraten wurde, nahm er Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: »Dies ist mein Leib, (der) für euch (gebrochen oder: dahingegeben wird); dies tut zu meinem Gedächtnis!« Ebenso (nahm er) auch den Kelch nach dem Mahl und sagte: »Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; dies tut, sooft ihr (ihn) trinkt, zu meinem Gedächtnis!« Denn sooft ihr dieses Brot eßt und den Kelch trinkt, verkündigt ihr (damit) den Tod des Herrn, bis er (wieder-) kommt. Wer daher in unwürdiger Weise das Brot ißt oder den Kelch des Herrn trinkt, der wird sich am Leibe und am Blute des Herrn versündigen. Jedermann prüfe sich also selbst und esse dann erst von dem Brot und trinke von dem Kelch! Denn wer da ißt und trinkt, der zieht sich selbst durch sein Essen und Trinken ein (göttliches) Strafurteil zu, wenn er den Leib (des Herrn) nicht unterscheidet.d.h. nicht gebührend würdigt, nicht in seiner wahren Opferbedeutung erkennt. Deshalb gibt es unter euch auch Schwache und Kranke in so großer Zahl, und gar viele sind schon entschlafen. Wenn wir aber mit uns selbst ins Gericht gingen, so würden wir kein Strafurteil empfangen. Indem wir jedoch ein Strafurteil empfangen, werden wir vom Herrn gezüchtigt, damit wir nicht mit der Welt zusammen verurteilt werden. Darum, meine Brüder, wenn ihr zum Essen zusammenkommt, so wartet aufeinander! Wenn jemand Hunger hat, so esse er (vorher) zu Hause, damit ihr durch eure Zusammenkünfte euch kein Strafgericht zuzieht. Das Weitere werde ich anordnen, wenn ich (zu euch) komme. 5. Unterweisung über die Geistesgabena) Allgemeines über die außerordentlichen Geistesgaben, ihren Ursprung, ihre Mannigfaltigkeit und ihren Zwecka) Vorbemerkung: Das Kennzeichen der gottgewirkten GeistesgabenIn betreff der GeistesgabenA.Ü.: über die Geistesmenschen (= die mit göttlichem Geist Begabten). aber will ich euch, liebe Brüder, nicht im unklaren lassen. Ihr wißt von eurer Heidenzeit her: da waren es die stummen Götzenbilder, zu denen ihr mit unwiderstehlicher Gewalt hingezogen wurdet. Darum tue ich euch kund, daß niemand, der im Geiste Gottes redet, sagt: »Verflucht ist Jesus!« und keiner zu sagen vermag: »Jesus ist der Herr!«, außer im heiligen Geist. b) Verschiedenheit der Geistesgaben, aber nur ein alles wirkender Geist und ein ZweckEs gibt nun zwar verschiedene Arten von Gnadengaben, aber nur einen und denselben Geist; und es gibt verschiedene Arten von Dienstleistungen, doch nur einen und denselben Herrn; und es gibt verschiedene Arten von Kraftwirkungen, aber nur einen und denselben Gott, der alles in allen wirkt. Jedem wird aber die Offenbarung des Geistes zum allgemeinen Besten verliehen. So wird dem einen durch den Geist Weisheitsrede verliehen, einem andern Erkenntnisrede nach Maßgabe desselben Geistes, einem andern Glaube in demselben Geist, einem andern Heilungsgaben in dem einen Geiste, einem andern Verrichtung von Wundertaten, einem andern Weissagung, einem andern Unterscheidung der Geister, einem andern mancherlei Arten von Zungenreden, einem andern die Auslegung der Zungenreden. Dies alles wirkt aber ein und derselbe Geist, indem er jedem eine besondere Gabe zuteilt, wie er will. c) Veranschaulichung durch das Gleichnis vom Menschenleib und seinen vielen GliedernDenn wie der Leib eine Einheit ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber trotz ihrer Vielheit einen Leib bilden, so ist es auch mit Christus. Denn durch einen Geist sind wir alle durch die Taufe zu einem Leibe zusammengeschlossen worden, wir mögen Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie sein, und wir sind alle mit einem Geist getränkt worden. Auch der Leib besteht ja nicht aus einem einzigen Gliede, sondern aus vielen. Wenn der Fuß sagte: »Weil ich nicht Hand bin, gehöre ich nicht zum Leibe«, so gehört er darum doch zum Leibe; und wenn das Ohr sagte: »Weil ich kein Auge bin, gehöre ich nicht zum Leibe«, so gehört es darum doch zum Leibe. Wenn der ganze Leib nur Auge wäre, wo bliebe da das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo bliebe da der Geruchssinn? Nun aber hat Gott jedem einzelnen Gliede seine besondere Stelle am Leibe angewiesen, wie es seinem Willen entsprach. Wäre das Ganze nur ein einziges Glied, wo bliebe da der Leib? So aber sind zwar viele Glieder vorhanden, aber es besteht doch nur ein Leib. Das Auge kann aber nicht zu der Hand sagen: »Ich habe dich nicht nötig«, ebensowenig der Kopf zu den Füßen: »Ich habe euch nicht nötig«; ganz im Gegenteil: die scheinbar schwächsten Glieder des Leibes sind gerade notwendig, und denjenigen Körperteilen, die wir für weniger edel halten, erweisen wir besondere Ehre, und die weniger anständigen Teile unsers Leibes erhalten eine besonders wohlanständige Ausstattung, deren unsere anständigen Glieder nicht bedürfen. Ja, Gott hat den Leib so zusammengefügt, daß er dem weniger wichtigen Gliede desto größere Ehre zugeteilt hat, damit keine Uneinigkeit im Leibe herrsche, sondern die Glieder einträchtig füreinander sorgen. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied besonders geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit. d) Anwendung des Bildes auf die gottgeordnete Gliederung der GemeindeIhr aber seid Christi Leib, und jeder einzelne ist ein Glied daran nach seinem Teil; und zwar hat Gott in der Gemeinde eingesetzt erstens die einen zu Aposteln, zweitens (andere) zu Propheten, drittens (noch andere) zu Lehrern; sodann Wunderkräfte,d.h. sodann hat es solche Gemeindeglieder gegeben, die im Besitz von Wunderkräften sind. sodann Gaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Verwaltungsgeschäfte, mancherlei Arten von Zungenreden. Sind etwa alle (Gemeindeglieder) Apostel? Etwa alle Propheten? Alle Lehrer? Besitzen etwa alle Wunderkräfte? Haben etwa alle Heilungsgaben? Reden alle mit Zungen? Können alle die Zungensprachen auslegen? b) Das Hohelied von der Liebe als der höchsten Geistesgabea) Ohne Liebe sind auch die höchsten Geistesgaben wertlosStrebet nun eifrig nach den höchsten Gnadengaben! Und jetzt will ich euch noch einen ganz unvergleichlichen WegW.: einen weit darüber hinausführenden Weg. zeigen: Wenn ich in den Zungensprachen der Menschen und der Engel reden könnte, aber die Liebe nicht besäße, so wäre ich nur ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich die Gabe prophetischer Rede besäße und alle Geheimnisse wüßte und alle Erkenntnis und wenn ich allen Glauben besäße, so daß ich Berge versetzen könnte, aber die Liebe mir fehlte, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe (an die Armen) austeilteW.: wenn ich alle meine Habe zur Speisung (der Armen) verwendete. und meinen Leib dem Feuertode preisgäbe, aber keine Liebe besäße, so würde es mir nichts nützen. b) Das Wesen der LiebeDie Liebe ist langmütig, ist gütig; die Liebe ist frei von Eifersucht (und Neid), die Liebe prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf, sie ist nicht rücksichtslos, sie sucht nicht den eigenen Vorteil, läßt sich nicht erbittern, rechnet das Böse nicht an; sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, freut sich vielmehr (im Bunde) mit der Wahrheit; sie deckt alles zu, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erträgt alles. c) Die Vollkommenheit der ewig bleibenden Liebe gegenüber dem Stückwerk der anderen GnadengabenDie Liebe hört niemals auf. Die Gabe prophetischer Rede wird ein Ende nehmen, die Zungenreden werden aufhören, die Erkenntnis wird ein Ende haben. Denn Stückwerk ist unser Erkennen und Stückwerk unsere prophetische Redegabe, und wenn das Vollkommene kommt, dann wird das Stückwerk ein Ende haben. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, hatte einen Sinn wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; seit ich aber ein Mann geworden bin, habe ich das kindische Wesen abgetan. Denn jetzt sehen wir in einem Spiegel nur undeutliche Bilder, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen nur Stückwerk; dann aber werde ich ganz erkennen, wie auch ich ganz erkannt worden bin. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte unter diesen aber ist die Liebe. Jaget also der Liebe nach! Doch bemüht euch (daneben) auch um die Geistesgaben, besonders aber um die Gabe der prophetischen Rede. c) Von der Vorzüglichkeit der prophetischen (oder: geisterfüllten) Beredsamkeit, besonders dem Zungenreden gegenübera) Der Unterschied zwischen der prophetischen Rede und der ZungenredeDenn der Zungenredner redet nicht zu Menschen, sondern zu Gott; niemand versteht ihn ja, vielmehr redet er im Geist Geheimnisse. Der prophetisch Redende dagegen redet zu Menschen zu ihrer Erbauung und Ermahnung und Tröstung. Der Zungenredner erbaut sich selbst, der prophetisch Redende dagegen erbaut die Gemeinde. Ich möchte, daß ihr allesamt mit Zungen redetet, aber noch lieber, daß ihr prophetische Redegabe besäßet; denn der prophetisch Redende steht über dem Zungenredner, es müßte denn sein, daß er (das von ihm Geredete) auch auslegt, damit die Gemeinde Erbauung dadurch empfängt. So aber, liebe Brüder – wenn ich als Zungenredner zu euch käme, was würde ich euch da nützen, wenn ich an euch nicht (auch) Worte der Offenbarung oder Erkenntnis, der prophetischen Zusprache oder der Belehrung richtete? b) Die Nutzlosigkeit und Zweckwidrigkeit alles unverständlichen Tönens und RedensWenn die seelenlosen Musikwerkzeuge, obwohl sie einen Klang von sich geben, z.B. eine Flöte oder Zither, die einzelnen Töne nicht unterscheiden lassen, wie soll man da erkennen, was auf der Flöte oder auf der Zither gespielt wird? Ebenso auch, wenn eine Trompete nur einen undeutlichen Schall hören läßt, wer wird sich da zum Kampfe rüsten? So steht es auch bei euch: wenn ihr beim Zungenreden keine deutlichen Worte vernehmen laßt, wie soll man da das Gesprochene verstehen? Ihr werdet dann eben nur in den Wind reden. Es gibt wer weiß wie viele verschiedene Sprachen in der Welt, und keine ist (an und für sich) unverständlich; wenn ich aber die Bedeutung (der Wörter) einer Sprache nicht kenne, so werde ich für den in ihr Redenden ein Fremdling sein, und der in ihr Redende bleibt für mich ein Fremdling. So steht es auch mit euch: weil ihr nach den Erweisungen des Geistes eifrig trachtet, so seid darauf bedacht, zur Erbauung der Gemeinde eine reiche Fülle von ihnen zu haben. Deshalb möge der Zungenredner auch um die Gabe der Auslegung beten; denn wenn ich in Zungenrede bete, so betet dabei wohl mein Geist, aber mein Verstand bleibt unbeteiligt. Was folgt nun daraus? Ich will mit dem Geist beten, will aber auch mit dem Verstande beten; ich will Psalmen mit dem Geist singen, aber auch mit dem Verstande; sonst wenn du ein Dankgebet nur mit dem Geist sprichst, wie soll da einer, der den Platz des Laien einnimmt, das Amen zu deinem Dankgebet sprechen? Er versteht ja gar nicht, was du sagst. Du für deine Person magst wohl ein treffliches Dankgebet sprechen, aber der andere wird dadurch nicht erbaut. Ich danke Gott: mehr als ihr alle rede ich in Zungen; aber in einer Gemeindeversammlung will ich lieber fünf Worte mit meinem Verstande reden, um auch andere zu unterweisen, als viele tausend Worte in Zungenrede. c) Auch das Alte Testament und die nichtchristliche Außenwelt urteilt verwerflich über das unverständliche RedenLiebe Brüder, zeigt euch nicht als Kinder in der Urteilskraft! Nein, in der Bosheit sollt ihr Kinder sein, aber hinsichtlich der Urteilskraft zeigt euch als Erwachsene. Im Gesetz steht geschrieben: »Durch Menschen mit fremder Sprache und durch die Lippen von Fremden will ich zu diesem Volke reden, und auch so werden sie nicht auf mich hören, spricht der Herr.« Mithin sind die Zungenreden ein Zeichen nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen; die prophetische Beredsamkeit dagegen ist ein solches nicht für die Ungläubigen, sondern für die Gläubigen. Wenn also die ganze Gemeinde sich an einem Ort versammelte und alle in Zungensprachen redeten und dann Laien oder Ungläubige hereinkämen, würden diese da nicht sagen, ihr seiet von Sinnen? Wenn dagegen alle prophetisch reden und dann ein Ungläubiger oder ein Laie dazukommt, so wird ihm von allen ins Gewissen geredet, er fühlt sich von allen ins Gericht genommen, die geheimen Gedanken seines Herzens werden aufgedeckt, und so wird er auf sein Angesicht fallen und Gott anbeten und offen bekennen, daß Gott tatsächlich in euch (wirksam) ist. d) Vorschriften für die Ordnung in den erbaulichen Versammlungena) Ordnung für die RednerWas folgt nun daraus, ihr Brüder? Sooft ihr euch versammelt, hat ein jeder (etwas in Bereitschaft): ein geistliches Lied, einen belehrenden Vortrag, eine Offenbarung, eine Zungenrede, eine Auslegung (derselben) – das alles laßt zur Erbauung (der Gemeinde) dienen! Will man in Zungensprachen reden, so sollen es jedesmal nur zwei oder höchstens drei sein, und zwar der Reihe nach, und einer soll die Auslegung geben. Ist jedoch kein Ausleger da, so soll er (der Zungenredner) in der Versammlung schweigen: er mag dann für sich allein und zu Gott reden. Propheten sollen gleichfalls nur zwei oder drei zu Worte kommen und die anderen sich ein Urteil darüber bilden. Wenn aber einem anderen, der noch dasitzt, eine Offenbarung zuteil wird, so soll der erste schweigen; denn ihr könnt alle einzeln als prophetische Redner auftreten, damit alle Belehrung empfangen und alle ermahnt werden; und die prophetischen Geister sind ja auch den Propheten gehorsam – denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens – wie in allen Gemeinden der Heiligen. b) Gegen unziemliches Reden der Frauen in den VersammlungenDie Frauen sollen in den Gemeindeversammlungen schweigen, denn es kann ihnen nicht gestattet werden zu reden, sondern sie haben sich unterzuordnen, wie auch das (mosaische) Gesetz es gebietet. Wünschen sie aber Belehrung über irgend etwas, so mögen sie daheim ihre Ehemänner befragen; denn es steht einer Frau übel an, sich in einer Gemeindeversammlung hören zu lassen. Oder ist etwa das Wort Gottes von euch ausgegangen oder zu euch allein hingekommen? e) Schlußwort zu dem in den Kapiteln 12-14 GesagtenWenn jemand sich für einen Propheten oder (überhaupt) für einen Geistbegabten hält, so muß er erkennen, daß das, was ich euch hier schreibe, das Gebot des Herrn ist. Wenn jemand es aber nicht anerkennen will, so wird er (auch von Gott) nicht (an)erkannt.Vgl. 8,3. – A.L.: Wenn aber jemand es nicht begreift, so begreife er es nicht (= so lasse er es bleiben)! – oder: Wenn aber jemand nicht darauf achtet, so achtet nicht auf ihn! Also, meine Brüder: bemüht euch eifrig um die Gabe prophetischer Beredsamkeit und hindert auch das Zungenreden nicht! Laßt aber alles mit Anstand und in Ordnung vor sich gehen! 6. Belehrung über die Auferweckung der Totena) Von den Tatsachen und Zeugen, durch welche die Auferweckung Christi beglaubigt istIch weise euch aber, liebe Brüder, auf die Heilsbotschaft hin, die ich euch (seinerzeit) getreulich verkündigt habe, die ihr auch angenommen habt, in der ihr auch fest steht und durch die ihr auch die Rettung erlangt, wenn ihr sie in der Gestalt festhaltet, in welcher ich sie euch getreulich verkündigt habe; es müßte sonst sein, daß ihr vergeblichd.h. ohne Glaubensvollendung, ohne daß der Glaube wirklich Rettung brächte (vgl. Phil 3,10-11.20-21). – A.Ü.: ohne Grund. zum Glauben gekommen wäret. Ich habe euch nämlich an erster Stelle mitgeteilt, was ich auch überkommen habe, daß Christus für unsere Sünden gestorben ist, den Schriften gemäß, und daß er begraben und daß er am dritten Tage auferweckt worden ist, den Schriften gemäß, und daß er dem Kephas erschienen ist, danach den Zwölfen. Darauf ist er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal erschienen, von denen die meisten jetzt noch leben, einige aber entschlafen sind. Darauf ist er dem Jakobus erschienen, danach sämtlichen Aposteln. Zuallerletzt aber ist er gleichsam als der Fehlgeburt auch mir erschienen. Denn ich bin der geringste unter den Aposteln und des Apostelnamens nicht würdig, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Durch Gottes Gnade aber bin ich, was ich bin, und seine Gnade gegen mich hat sich nicht erfolglos erwiesen, sondern ich habe weit mehr geschafft als sie alle, doch nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist. Ganz gleich nun, ob ich (es bin) oder jene: so lautet unsere Verkündigung, und so seid ihr zum Glauben gekommen. b) Auf Christi Auferweckung von den Toten beruht der gesamte Glaube und die feste Hoffnung der ChristenWenn aber unsere Predigt die Auferweckung Christi von den Toten verkündigt, wie kommen da einige unter euch zu der Behauptung, daß es eine Auferstehung der Toten nicht gebe? Gibt es nämlich keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferweckt worden; ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist unsere Predigt leer und leer auch euer Glaube. Dann werden aber auch wir als falsche Zeugen in Gottes Sache erfunden, weil wir gegen Gott das Zeugnis abgelegt haben, daß er Christus auferweckt habe, während er ihn doch nicht auferweckt hat, wenn es wirklich keine Auferweckung der Toten gibt. Denn wenn Tote (überhaupt) nicht auferweckt werden, so ist auch Christus nicht auferweckt worden; wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, so ist euer Glaube nichtig; dann seid ihr noch in euren Sünden; dann sind also auch die in Christus Entschlafenen verloren(gegangen)! Wenn wir weiter nichts sind als solche, die in diesem Leben ihre Hoffnung auf Christus gesetzt haben, so sind wir die beklagenswertesten unter allen Menschen. c) Darlegung der Folgen der Auferweckung Christi; die Vorgänge, in denen sich die Auferweckung bis zur Vollendung vollziehtNun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden (und zwar) als Erstling der Entschlafenen. Denn weil der Tod durch einen Menschen gekommen ist, erfolgt auch die Auferstehung der Toten durch einen Menschen. Wie nämlich in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle wieder zum Leben gebracht werden, ein jeder aber in seiner besonderen Abteilung: als Erstling Christus, hierauf die, welche Christus angehören, bei seiner Ankunft, danach das Ende, wenn er Gott [und] dem Vater das Reich übergibt, sobald er jede (andere) Herrschaft und jede Gewalt und Macht vernichtet hat; denn er muß als König herrschen, »bis er ihm alle Feinde unter die Füße gelegt hat«. Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod; denn »alles hat er ihm unter die Füße gelegt«. Wenn er dann aber aussprechen wird: »Alles ist unterworfen!«,A.Ü.: Wenn es aber (in diesem Schriftwort) heißt, alles sei unterworfen, so … so ist doch selbstverständlich der ausgenommen, der ihm alles unterworfen hat. Sobald ihm aber alles unterworfen ist, dann wird auch der Sohn selbst sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott (alsdann) alles sei in allen. d) Nur beim Glauben an die Auferweckung ist vieles, was die Christen tun und leiden, begründet und verständlichWie kämen sonst manche dazu, sich für die Toten taufen zu lassen? Wenn Tote überhaupt nicht auferweckt werden, wozu läßt man sich da noch für sie taufen? Und wir? Wozu setzen wir uns da Stunde für Stunde Gefahren aus? Tagtäglich sterbe ich, so wahr ihr, liebe Brüder, mein Ruhm seid, den ich in Christus Jesus, unserm Herrn, habe. Wenn ich nach der Weise der Menschen in Ephesus mit wilden Tieren gekämpft habe, was hilft mir das? Wenn die Toten nicht auferweckt werden, so »laßt uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot!« Laßt euch nicht irreführen! »Schlechter Umgang verderbt gute Sitten.«Ausspruch des attischen Lustspieldichters Menander (342/41-291/90 v.Chr.). Werdet nüchtern, wie es sich gehört, und sündigt nicht; denn manchen fehlt die richtige Gotteserkenntnis: zur Beschämung muß ich euch das sagen! e) Von der Art der Auferweckung und von dem Auferstehungsleibea) Das Bild vom Samenkorn»Aber«, wird mancher fragen, »wie werden die Toten auferweckt, und mit was für einem Leibe erscheinen sie?« Du Tor! Der Same, den du säst, bekommt doch auch nur dann Leben, wenn er (zuvor) erstorben ist; und was du säen magst: du säst damit doch nicht schon den Leib, der erst noch entstehen wird, sondern ein nacktes Samenkorn, zum Beispiel von Weizen oder von sonst einem Gewächs. Gott aber gibt ihm einen Leib nach seinem Belieben, und zwar einer jeden Samenart einen besonderen Leib. b) Die ganze Schöpfung zeigt die größte Mannigfaltigkeit der Stoffe, der Gestalt und der Beschaffenheit der DingeNicht jedes Fleisch hat die gleiche Beschaffenheit, sondern anders ist das Fleisch der Menschen beschaffen, anders das der vierfüßigen Tiere, anders das Fleisch der Vögel, anders das der Fische. Auch gibt es himmlische Leiber und irdische Leiber; aber andersartig ist die Herrlichkeit der himmlischen, andersartig die (äußere Erscheinung) der irdischen Leiber. Einen anderen Glanz hat die Sonne, einen anderen der Mond, und einen anderen Glanz haben die Sterne; denn jeder Stern ist von dem anderen an Glanz verschieden. Ebenso verhält es sich auch mit der Auferstehung der Toten: Es wird gesät in Vergänglichkeit, auferweckt in Unvergänglichkeit; es wird gesät in Unehre, auferweckt in Herrlichkeit; gesät wird in Schwachheit, auferweckt in Kraft; gesät wird ein seelischer Leib, auferweckt ein geistlicher Leib. So gut es einen seelischen Leib gibt, so gibt es auch einen geistlichen. c) Die Wirklichkeit eines himmlischen (= unverweslichen) LeibesSo steht auch geschrieben: »Der erste Mensch Adam wurde zu einem lebendigen Seelenwesen«, der letzte Adam zu einem lebenschaffenden Geisteswesen. Doch nicht das Geistliche kommt dabei zuerst, sondern das Seelische, danach erst das Geistliche. Der erste Mensch ist von der Erde her, ist erdig, der zweite Mensch (nämlich Christus) ist himmlischen Ursprungs. Wie der irdische Mensch (Adam) beschaffen ist, so sind auch die irdischen (Menschen) beschaffen; und wie der himmlische Mensch (Christus) beschaffen ist, so sind auch die himmlischen (Menschen) beschaffen; und wie wir das Bild des irdischen (Adam) an uns getragen haben, so werden wirA.L.: so laßt uns (oder: wollen wir) auch … auch das Bild des himmlischen (Christus) an uns tragen. f) Die schließliche Verwandlung bei der Vollendung der GläubigenDas aber versichere ich (euch), liebe Brüder: Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht ererben; auch kann das Vergängliche nicht die Unvergänglichkeit ererben. Seht, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wohl aber werden wir alle verwandelt werden, (und zwar) im Nu, in einem Augenblick, beim letzten Posaunenstoß; denn die Posaune wird erschallen, und sofort werden die Toten in Unvergänglichkeit auferweckt werden, und wir werden verwandelt werden. Denn dieser vergängliche Leib muß die Unvergänglichkeit anziehen, und dieser sterbliche Leib muß die Unsterblichkeit anziehen. Wenn aber dieser vergängliche Leib die Unvergänglichkeit angezogen hat und dieser sterbliche Leib die Unsterblichkeit, dann wird sich das Wort erfüllen, das geschrieben steht: »Verschlungen ist der Tod in Sieg: Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?« Der Stachel des Todes ist aber die Sünde, und die Kraft der Sünde liegt im Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg verleiht durch unsern Herrn Jesus Christus! Daher, meine geliebten Brüder, werdet fest, unerschütterlich, und beteiligt euch allezeit eifrig am Werk des Herrn; ihr wißt ja, daß eure Arbeit nicht vergeblich ist im Herrn. III. Geschäftliches und Persönliches (Kap. 16)1. Aufforderung zur Beteiligung an der Geldsammlung für JerusalemWas sodann die Sammlung für die Heiligen (in Jerusalem) betrifft, so haltet auch ihr es damit ebenso, wie ich es für die galatischen Gemeinden angeordnet habe: Am ersten Tage jeder Woche lege jeder von euch (in seinem Hause) etwas beiseite und spare soviel zusammen, wie seine Verhältnisse es gestatten, damit die Sammlungen nicht erst nach meiner Ankunft stattzufinden brauchen. Wenn ich dann bei euch eingetroffen bin, werde ich die von euch bezeichneten Vertrauensmänner mit Briefen entsenden, damit sie eure Liebesgabe nach Jerusalem überbringen; ist es aber der Mühe wert, daß auch ich hinreise, so sollen sie mit mir zusammen reisen. 2. Die Reisepläne des Paulus und Nachrichten über das Kommen des Timotheus und ApollosIch werde aber zu euch kommen, wenn ich Mazedonien durchreist habe, denn Mazedonien durchreise ich nur, bei euch aber werde ich wohl länger bleiben, vielleicht sogar den ganzen Winter zubringen, damit ihr mir dann bei meiner Weiterreise das Geleit geben könnt. Ich möchte euch nämlich diesmal nicht nur auf der Durchreise sehen, sondern kann hoffentlich eine Zeitlang bei euch verweilen, wenn es des Herrn Wille ist. Hier in Ephesus bleibe ich noch bis zum Pfingstfest, denn es hat sich mir hier Gelegenheit zu vielseitiger und erfolgreicher Wirksamkeit geboten;W.: denn es hat sich mir eine Tür aufgetan, eine große und wirkungsvolle (= Erfolg versprechende). freilich fehlt es auch nicht an Gegnern. – Wenn aber Timotheus (zu euch) kommt, so sorgt dafür, daß er ohne Furcht bei euch verweilen kann; er arbeitet ja am Werk des Herrn ebenso wie ich. Niemand möge ihn also über die Achsel ansehen! Entlaßt ihn dann in Frieden, damit er wieder zu mir komme; denn ich warte auf ihn samt den Brüdern. – Was sodann den Bruder Apollos betrifft, so habe ich ihm dringend zugeredet, er möchte sich mit den Brüdern zu euch begeben; doch er will jetzt die Reise durchaus nicht unternehmen; er wird aber kommen, sobald es ihm gelegen ist.A.Ü.: doch es war sicher nicht (göttlicher) Wille, daß er jetzt komme; er wird aber kommen, wenn er dazu die rechte Zeit bekommt. 3. Schlußermahnungen, persönliche Empfehlungen, Grüße und SegenswunschSeid wachsam, steht fest im Glauben, seid mannhaft, werdet stark! Laßt alles bei euch in Liebe zugehen! – Ich habe euch noch auf eines aufmerksam zu machen, liebe Brüder: Ihr wißt vom Hause des Stephanas, daß er der erste gewesen ist, der in Achaja bekehrt worden ist und daß sie (er und die Seinen) sich in den Dienst für die Heiligen gestellt haben. So ordnet denn auch ihr euch solchen Leuten unter und überhaupt einem jeden, der da mitarbeitet und sich abmüht! Ich bin erfreut über die Ankunft des Stephanas, des Fortunatus und Achaikus: sie haben mir für euer Fernsein Ersatz geleistet und mir wie auch euch geistige Ruhe gebracht. Solchen Männern müßt ihr Anerkennung zollen! Es grüßen euch die Gemeinden der Provinz Asien. Es grüßen euch herzlich im Herrn Aquila und Priska samt der Gemeinde in ihrem Hause. Es grüßen euch die Brüder alle. Grüßt ihr einander mit dem heiligen Kuß. Hier mein, des Paulus, eigenhändiger Gruß! Wer den Herrn nicht liebt, der sei verflucht! Maranatha!Der aramäische Ausdruck bedeutet entweder: »Unser Herr ist gekommen!« oder: »Unser Herr, komm!« Vgl. Offb 22,20. Die Gnade des Herrn Jesus sei mit euch! Meine Liebe ist mit euch allen in Christus Jesus. Zuschrift und SegensgrußIch, Paulus, ein Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes, und der Bruder Timotheus senden der Gemeinde Gottes in Korinth samt allen Heiligen in ganz Achaja unsern Gruß: Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus! Einleitung mit Lobpreis Gottesa) Dankgebet des Apostels für den Trost, den sowohl er als auch die Leser von Gott in Leiden empfangenGepriesen sei der Gott und Vater unsers Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und der Gott alles Trostes, der uns in aller unserer Trübsal tröstet, damit wir dann (unserseits) alle, die sich in irgendeiner Trübsal befinden, mit dem Trost zu erquicken vermögen, mit dem wir selbst von Gott getröstet werden. Denn wie die Leiden Christi sich überaus reichlich über uns ergießen, so ergießt sich durch Christus auch unser Trost überaus reichlich. Werden wir nun (von Trübsal) bedrängt, so dient das zur Tröstung und zum Heil für euch; und empfangen wir Trost (von Gott), so dient das (gleichfalls) euch zum Trost, und dieser erweist sich dann wirksam in standhaftem Ertragen der gleichen Leiden, die auch wir durchzumachen haben; und so steht unsere Hoffnung für euch unerschütterlich fest, weil wir wissen, daß ihr wie an den Leiden, so auch am Troste Anteil habt. b) Mitteilung über die Errettung des Paulus und seiner Mitarbeiter aus TodesgefahrWir möchten euch nämlich, liebe Brüder, über die Trübsal, die uns in der Provinz Asien betroffen hat, nicht in Unkenntnis lassen, daß nämlich das Leid so übergewaltig, so unerträglich schwer auf uns gelastet hat, daß wir sogar unser Leben verloren gaben; ja, wir selber hatten es schon für ausgemacht gehalten, daß wir sterben müßten; wir sollten eben lernen, unser Vertrauen nicht auf uns selbst zu setzen, sondern auf den Gott, der die Toten auferweckt. Er hat uns denn auch aus einer so großen Todesgefahr errettet und wird uns auch fernerhin erretten; auf ihn setzen wir unsere Hoffnung, daß er uns auch in Zukunft erretten wird, wenn auch ihr mit eurer Fürbitte hilfreich für uns eintretet, damit aus dem Munde vieler (Anteilnehmenden) der uns zuteil gewordene Gnadenerweis durch viele auch die Dankesweihe im Hinblick auf unsoder: für uns (= zu unsrem Besten); A.L.: für euch (= zu eurem Besten). erhalte. I. Selbstrechtfertigung des Apostels gegen erhobene Vorwürfe; persönliche Auseinandersetzungen (1,12-2,17)1. Der lautere Lebenswandel des Apostels und seine Wahrhaftigkeit im brieflichen VerkehrDenn darin besteht unser Ruhm: in dem Zeugnis unsers Gewissens, daß wir in Sittenreinheit und Lauterkeit Gottes, nicht in fleischlicher Weisheit, sondern in der Gnade Gottes unsern Wandel in der Welt und ganz besonders euch gegenüber geführt haben. Denn wir schreiben euch (in unsern Briefen) nichts anderes, als was ihr da lest und auch (daraus) versteht; ich hoffe aber, daß ihr es bis ans Ende verstehen werdet, wie ihr uns ja, wenigstens zum Teil, schon verstanden habt, nämlich, daß wir euer Ruhm sind, ebenso wie ihr es für uns seid am Tage unsers Herrn Jesus. 2. Bericht des Apostels über den Wechsel seiner Reisepläne; Hinweis auf seine Zuverlässigkeit als die eines Apostels Christi und des treuen GottesAuf Grund dieser festen Überzeugung nun war ich willens, schon früher zu euch zu kommen, damit ihr eine zweite FreudeA.L.: einen neuen Gnaden- oder Liebeserweis. erhieltet, und über euer Korinth nach Mazedonien weiterzureisen; alsdann wollte ich von Mazedonien aus nochmals zu euch kommen und mir von euch das Geleit nach Judäa geben lassen. Habe ich mich nun etwa, wenn ich diese Absicht hatte, der Leichtfertigkeit schuldig gemacht? Oder sind meine Entschlüsse überhaupt Entschlüsse nach dem Fleisch, damit das »Ja ja« und das »Nein nein« mir (gleichzeitig) zur Verfügung stehe? Aber Gott ist Bürge dafür, daß unser Wort, das an euch ergeht, nicht Ja und Nein (zu gleicher Zeit) ist. Denn Gottes Sohn Jesus Christus, der unter euch durch uns gepredigt worden ist, nämlich durch mich und Silvanus und Timotheus, ist auch nicht Ja und Nein (zugleich) gewesen, sondern in ihm ist das »Ja« geschehen; denn für alle Verheißungen Gottes liegt in ihm das »Ja«; daher ist durch ihn auch das »Amen« erfolgt, Gott zur Verherrlichung durch uns.d.h. durch Paulus und seine Genossen in der Gemeinde. Der uns aber samt euch auf Christus fest gründet und uns gesalbtd.h. (durch den Geist) für unser Amt ausgerüstet. hat, das ist Gott, er, der uns auch sein Siegel aufgedrückt und uns den Geist als Unterpfand in unsere Herzen gegeben hat. 3. Angabe des wahren Grundes, weshalb Paulus nicht nach Korinth gekommen seiMeinerseits aber rufe ich Gott zum Zeugen gegen meine Seele an, daß ich (nur) aus Schonung für euch noch nicht wieder nach Korinth gekommen bin. Nicht daß wir als die Herren über euren Glauben zu bestimmen hätten, nein, wir sind Mitarbeiter an eurer Freude; denn im Glauben steht ihr fest. Ich habe aber aus Rücksicht auf mich selbst diesen Beschluß gefaßt, nicht nochmals zu euch zu kommen, wenn mein Besuch nur unter Betrübnis möglich ist. Denn wenn ich euch in Betrübnis versetze – ja, wer ist dann da, der mich noch erfreuen könnte? Wer sonst als der, welcher von mir in Betrübnis versetzt wird? Und eben dies habe ich auch in meinem Briefe ausgesprochen, um nicht nach meiner Ankunft Betrübnis an denen zu erleben, von denen mir doch billigerweise Freude widerfahren müßte; ich darf ja doch zu euch allen das Vertrauen haben, daß meine Freude euer aller Freude ist. Denn aus großer Bedrängnis und Herzensangst heraus habe ich euch unter vielen Tränen (meinen Brief) geschrieben, nicht damit ihr in Betrübnis versetzt würdet, sondern damit ihr die Liebe erkennen möchtet, die ich in besonders hohem Maße gerade zu euch habe. 4. Beseitigung des Zerwürfnisses zwischen Paulus und den Korinthern; Empfehlung von Milde gegen den bußfertigen ÜbeltäterWenn aber jemand Betrübnis verursacht hat, so hat er nicht mich (persönlich) betrübt, sondern mehr oder weniger – damit ich ihn nicht zu schwer belaste – euch alle. Für den Betreffenden genügt nun diese von der Mehrheit (der Gemeinde) ihm zuerkannte Strafe, so daß ihr im Gegenteil ihm jetzt lieber verzeihen und Trost zusprechen solltet, damit der Betreffende nicht durch die übergroße Traurigkeit in Verzweiflung versetzt wird. Deshalb empfehle ich euch, Liebe gegen ihn walten zu lassen. Denn ich habe mich ja bei meinem Schreiben auch von der Absicht leiten lassen, euch auf die Probe zu stellen, ob euer Gehorsam sich in allen Stücken bewähren würde. Wem ihr aber eine Verfehlung verzeiht, dem verzeihe auch ich; denn auch ich habe das, was ich verziehen habe – wenn ich überhaupt etwas zu verzeihen hatte –, um euretwillen vor dem Angesicht Christi verziehen. Wir wollen uns doch nicht vom Satan überlisten lassen, dessen Gedanken uns ja wohlbekannt sind. 5. Des Apostels Erlebnisse in Troas und Mazedonien; sein Lobpreis Gottes für die siegreiche Wirkung der HeilsverkündigungAls ich aber nach Troas gekommen war, um die Heilsbotschaft Christi zu verkünden, stand mir dort wohl eine Tür im Herrn offen, aber ich kam doch innerlich zu keiner Ruhe, weil ich meinen Bruder Titus dort nicht antraf; ich nahm vielmehr Abschied von ihnen und zog weiter nach Mazedonien. Gott aber sei gedankt, der uns in Christus allezeit (wie) in einem Triumphzug mit sich einherführt und den Wohlgeruch seiner Erkenntnis durch uns an allen Orten offenbart! Denn ein Wohlgeruch Christi sind wir für Gott bei denen, die gerettet werden, und auch bei denen, die verlorengehen: für die letzteren ein Geruch vom Tode her zum Tod, für die ersteren ein Geruch vom Leben her zum Leben.Anspielung auf die römischen Triumphzüge. Vor dem Wagen des Triumphierenden wurden Kessel geschwungen, in denen Weihrauch verbrannt wurde; dabei wurden auch zahlreiche Gefangene getötet. Es bedeutete also für diese der Weihrauch einen Todesgeruch, für die anderen aber und besonders für den Triumphierenden einen Lebensgeruch. Und wer ist dazu tüchtig? Nun, wir machen es nicht wie so viele, die mit Gottes Wort hausieren gehen; nein, aus reinem Herzen, nein, auf Antrieb Gottes reden wir vor Gottes Angesicht in Christus. II. Die Herrlichkeit des neuen Bundes und des apostolischen Amtes bei äußerer Armseligkeit und Verfolgung (3,1-6,10)1. Die Herrlichkeita) Einleitende Bemerkung: Die Gemeinde zu Korinth als Empfehlungsbrief für Paulus und Gott als sicherer Grund der Zuversicht für den ApostelFangen wir schon wieder an, »uns selbst zu empfehlen«? Nein; oder haben wir etwa, wie gewisse Leute, Empfehlungsbriefe an euch oder von euch nötig? Nein, unser Empfehlungsbrief seid ihr: der ist uns ins Herz hineingeschrieben, der wird von aller Welt zur Kenntnis genommen und gelesen; bei euch liegt es ja klar zutage, daß ihr ein Brief Christi seid, der von uns in seinem Dienst ausgefertigt ist, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geiste des lebendigen Gottes, nicht auf Tafeln von Stein, sondern auf Herzenstafeln von Fleisch. Solche Zuversicht haben wir aber durch Christus zu Gott; nicht als ob wir von uns selbst aus tüchtig wären, etwas auszudenken, als stamme es von uns selbst; nein, unsere Tüchtigkeit stammt von Gott. b) Die Herrlichkeit des neuen Bundes und des apostolischen Amts gegenüber dem alten Bunde und dem Dienst des MoseEr ist es auch, der uns tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, (der ein Bund) nicht des Buchstabens, sondern des Geistes (ist); denn der Buchstabe (des Gesetzes) tötet, der Geist aber macht lebendig. Wenn nun aber (schon) der Dienst, der den Tod bringt, mit seiner auf Stein eingegrabenen Buchstabenschrift solche Herrlichkeit besaß, daß die Israeliten das Angesicht Moses nicht anzuschauen vermochten wegen des auf seinem Antlitz liegenden Glanzes, der doch wieder verschwand: wie sollte da der Dienst des Geistes nicht eine noch weit größere Herrlichkeit besitzen? Denn wenn (schon) der Dienst, der die Verurteilung (zum Tode) bringt, Herrlichkeit besitzt, so muß der Dienst, der die Gerechtsprechung vermittelt, in noch viel höherem Grade überreich an Herrlichkeit sein; ja, die auch dort vorhandene Herrlichkeit verschwindet in dieser Beziehung völlig gegenüber der überschwenglichen Herrlichkeit (dieses Dienstes). Denn wenn (schon) das Vergängliche Herrlichkeit besitzt, so muß das Bleibende in einer noch viel größeren Herrlichkeit dastehen. c) Die Verschiedenheit der beiderlei Dienste tritt sowohl bei ihren Dienern als auch in ihren Wirkungen zutageWeil wir nun eine solche Hoffnung haben, treten wir auch mit rückhaltlosem Freimut auf und (machen es) nicht wie Mose (,der) eine Decke auf sein Gesicht legte, damit die Israeliten nicht das Ende des verschwindenden (Glanzes) wahrnehmen könnten. Indessen ihr geistliches Denken ist verhärtet worden; denn bis auf den heutigen Tag ist dieselbe Decke immer noch da, wenn die Schriften des alten Bundes vorgelesen werden, und wird nicht abgetan, weil sie nur in Christus weggenommen wird. Ja, bis heute liegt, sooft Mose vorgelesen wird, eine Decke über ihrem Herzen. Sobald Israel sich aber zum Herrn bekehrt, wird die Decke weggezogen. Der Herr aber ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Wir alle aber, die wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn widerspiegeln,A.Ü.: im Spiegel schauen (oder: uns von der Herrlichkeit des Herrn bespiegeln lassen). werden dadurch in das gleiche Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie das vom Herrn des Geistesoder: vom Herrn, dem Geist (oder: vom Herrn, welcher Geist ist). – A.Ü.: weil der Herr des Geistes da am Werk ist. geschieht. d) Paulus und die Seinen treten als rechte Christusboten mit Furchtlosigkeit, Wahrhaftigkeit und göttlicher Erleuchtung aufDeshalb werden wir, weil wir infolge des uns widerfahrenen (göttlichen) Erbarmens dieses Amt zu verwalten haben, nicht mutlos, sondern haben uns von aller schändlichen Heimlichtuerei losgesagt; denn wir gehen nicht mit Arglist um, verfälschen auch das Wort Gottes nicht, empfehlen uns vielmehr durch die offene Verkündigung der Wahrheit jedem Gewissensurteil der Menschen vor den Augen Gottes. Wenn trotzdem die von uns verkündigte Heilsbotschaft »verhüllt« ist, so ist sie doch nur bei denen verhüllt, welche verlorengehen, weil in ihnen der Gott dieser Weltzeit das Denkvermögen der Ungläubigen verdunkelt hat, damit ihnen das helle Licht der Heilsbotschaft von der Herrlichkeit Christi, der das Ebenbild Gottes ist, nicht leuchte. Denn nicht »uns selbst« verkündigen wir, sondern Christus Jesus als den Herrn, uns selbst aber als eure Knechte um Jesu willen. Denn Gott, der da geboten hat: »Aus der Finsternis strahle das Licht hervor!«, der ist es auch, der das Licht in unsern Herzen hat aufstrahlen lassen, um (uns) die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi erglänzen zu lassen. 2. Die körperliche Schwachheit und äußere Bedrängnis der Diener Christi und doch dabei die innere Herrlichkeit des apostolischen Dienstes und der Endhoffnunga) Die leidensvolle äußere Lage der Apostel neben ihrer GlaubenszuversichtWir besitzen aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen,Mit den (zerbrechlichen) Tongefäßen sind die schwachen Menschenleiber gemeint. damit die überschwengliche (Fülle der) Kraft sich als Gott angehörend und nicht als von uns stammend erweise. Allenthalben sind wir bedrängt, aber nicht erdrückt, in Ratlosigkeit versetzt, aber nicht in Verzagtheit, verfolgt, aber nicht im Stich gelassen, zu Boden niedergeworfen, aber nicht ums Leben gebracht; allezeit tragen wir das Sterben Jesu an unserm Leibe mit uns umher, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe sichtbar werde. Denn immerfort werden wir mitten im Leben in den Tod dahingegeben um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu an unserm sterblichen Fleische sichtbar werde. Somit tut der Tod sein Werk in uns, das Leben aber in euch. Weil wir aber denselben Geist des Glaubens besitzen – nach dem Wort der Schrift: »Ich habe geglaubt, darum habe ich geredet« –, so glauben auch wir und deshalb reden wir auch; denn wir wissen, daß der, welcher den Herrn Jesus auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken und uns mit euch zusammen (vor ihm, d.h. vor dem Richterstuhl Christi) darstellen wird. Denn das alles geschieht um euretwillen, damit die Gnade, gemehrt durch immer weiteren Zuwachs (der Begnadeten), die Danksagung in immer stärkerem Strom sich ergießen lasse zur Ehre Gottes. b) Im Sterben des äußeren Menschen vollzieht sich die Erneuerung des geistlichen MenschenDarum werden wir auch nicht verzagt; nein, wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, so empfängt doch unser innerer Mensch Tag für Tag neue Kraft. Denn die augenblickliche, leicht wiegende Last unserer Leiden bringt uns in überschwenglicher Weise über alles Maß hinaus ein ewiges Vollgewicht von Herrlichkeit ein, weil wir den Blick nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare richten; denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare aber bleibt ewig. c) Die Hoffnung und Sehnsucht des Paulus nach der himmlischen Leiblichkeit und der himmlischen HeimatWir wissen ja, daß, wenn unser irdisches Haus, das Leibeszelt, abgebrochen sein wird, wir einen von Gott bereiteten Bau erhalten, ein nicht von Menschenhänden hergestelltes, ewiges Haus im Himmel. In diesem (gegenwärtigen) Zustande seufzen wir ja auch, weil wir danach verlangen, mit unserer himmlischen Behausung überkleidet zu werden, da wir ja (erst dann), wenn wir diese angelegt haben, nicht unbekleidet werden erfunden werden. Denn solange wir uns noch in dem Leibeszelte (hier) befinden, haben wir zu seufzen und fühlen uns bedrückt, weil wir lieber nicht erst entkleidet, sondern (sogleich) überkleidet werden möchten, damit das Sterbliche vom Leben verschlungen werde. Der uns aber eben dafür zubereitet hat, das ist Gott, der uns den Geist als Unterpfand gegeben hat. So haben wir denn allezeit guten Mut, und da wir wissen, daß, solange wir unsere Heimat im Leibe haben, wir fern vom Herrn in der Fremde leben – denn wir wandeln (hier noch) in (der Welt des) Glaubens, nicht schon in (der Welt des) Schauens –, so haben wir guten Mut, möchten jedoch lieber aus dem Leibe auswandern und in die Heimat zum Herrn kommen. Darum bieten wir auch allen Eifer auf, mögen wir uns (schon) in der Heimat oder noch in der Fremde befinden, ihm wohlgefällig zu sein. Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit ein jeder (seinen Lohn) empfange, je nachdem er während seines leiblichen Lebens gehandelt hat, es sei gut oder böse. 3. Paulus bezeugt die Lauterkeit und Selbstlosigkeit seines apostolischen Wirkens im Gegensatz zu den Angriffen seiner äußerlich bevorzugten Gegnera) Persönliche Bemerkungen, besonders bezüglich seines Verhältnisses zur GemeindeWeil wir also die Furcht vor dem Herrn kennen,d.h. weil wir wissen, wie sehr der Herr (als Richter des Jüngsten Gerichts) zu fürchten ist. suchen wir »Menschen zu gewinnen«, für Gott aber sind wir offenbar; doch hoffe ich, auch in euren Gewissen offenbar zu sein. Wir bringen uns damit nicht schon wieder bei euch in Empfehlung, sondern wollen euch einen Anlaß zum Ruhmeszeugnis für uns geben, damit ihr denen zu antworten wißt, die sich nur äußerer Vorzüge, nicht aber ihrer HerzensverfassungA.Ü.: nur andern gegenüber, aber nicht innerlich vor sich selbst. rühmen können. Denn »sind wir um den Verstand gekommen«, so ist es für Gott geschehen, und »sind wir bei gesundem Verstande«, so (sind wir’s) zum Segen für euch. b) Hinweis auf den eigenartigen Inhalt seiner Predigt und auf die Herrlichkeit seines VersöhnungsdienstesDenn die Liebe Christid.h. die Liebe Christi zu den Menschen und zu uns. drängt uns, weil wir uns von der Überzeugung leiten lassen: Einer ist für alle gestorben, folglich sind sie allesamt gestorben; und er ist darum für alle gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt ist. Daher kennen wir von jetzt ab niemand mehr nach dem Fleisch;d.h. nach seiner äußerlichen menschlichen Beschaffenheit. A.Ü.: nach der Weise des Fleisches, d.h. nach der in der Menschenwelt üblichen Beurteilung. nein, sogar wenn wir (früher) Christus nach dem Fleischd.h. nach seiner äußerlichen menschlichen Beschaffenheit. A.Ü.: nach der Weise des Fleisches, d.h. nach der in der Menschenwelt üblichen Beurteilung. gekannt haben, so kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr so. Wenn also jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung: das Alte ist vergangen, siehe, ein Neues ist entstanden! Das alles ist aber das Werk Gottes, der uns durch Christus mit sich versöhnt hat und uns (Aposteln) den Dienst der Versöhnung übertragen hat. Denn (so steht es:) Gott war in Christus und hat die Welt mit sich versöhnt, indem er ihnen ihre Übertretungen nicht anrechnete und in uns das Wort von der Versöhnung niedergelegt hat.A.Ü.: unter uns … aufgerichtet hat. Für Christusentweder: im Sinn von »um Christus und seinem Versöhnungswerk zu dienen«, oder: »an Stelle von Christus«. also reden wir als seine Gesandten, da ja Gott durch uns ermahnt; wir bitten für Christus:entweder: im Sinn von »um Christus und seinem Versöhnungswerk zu dienen«, oder: »an Stelle von Christus«. »Laßt euch mit Gott versöhnen!« Er hat den, der Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gottes Gerechtigkeit würden. c) Paulus als Apostel vorbildlich durch opferreiche und selbstlose Berufserfüllung im Dienste GottesAls (Gottes) Mitarbeiter aber ermahnen wir euch auch: (Seid darauf bedacht) die Gnade Gottes nicht vergeblich anzunehmen! – Es steht ja geschrieben: »Zur willkommenen Zeit habe ich dich erhört und am Tage des Heils dir geholfen.« Seht, jetzt ist die hochwillkommene Zeit, seht, jetzt ist der Tag des Heils! Und dabei geben wir niemand irgendwelchen Anstoß, damit kein Tadel unsern Dienst treffe; vielmehr suchen wir uns in jeder Hinsicht als Diener Gottes zu empfehlen: durch große Standhaftigkeit in Leiden, in Nöten, in Bedrängnissen, bei Schlägen, bei Gefangenschaften, bei Volksaufständen, in Mühsalen, in durchwachten Nächten, bei Mangel an Nahrung, in Sittenreinheit, durch Erkenntnis, durch Langmut, durch Gütigkeit, durch heiligen Geist, durch ungeheuchelte Liebe, im Wort der Wahrheit, durch die Kraft Gottes, durch die Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken, unter Ehre und Schande, bei übler und guter Nachrede, als wären wir Verführer und doch wahrhaftig, als die Unbekannten und doch wohlbekannt, als die Sterbenden und seht, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht zu Tode gepeinigt, als die Leidtragenden, aber doch allezeit Fröhlichen, als Bettler, die aber viele reich machen; als solche, die nichts haben und doch alles besitzen. III. Ermahnung zu reinem Christenwandel (6,11-7,1)1. Feierlich liebevolle Bitte an die Korinther um volle Wiederherstellung der GemeinschaftLiebe Korinther! Unser Mund hat sich euch gegenüber aufgetan, das Herz ist uns weit geworden! Ihr nehmt in unserm Herzen keinen engen Raum ein, aber eng ist der Raum in eurem Inneren (für uns)! So vergeltet (uns) nun Gleiches mit Gleichem – ich rede zu euch wie zu Kindern –: laßt auch eure Herzen sich weit erschließen! 2. Warnung vor allem heidnischen Wesen und Forderung der vollkommenen HeiligungGebt euch nicht dazu her, mit Ungläubigen an einem fremdartigen JochA.Ü.: als Genossen am gleichen Joch mit Ungläubigen. zu ziehen! Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander gemein? Oder was hat das Licht mit der Finsternis zu schaffen? Wie stimmt Christus mit BeliarBeliar oder Belial (d.h. Nichtswürdigkeit) bezeichnet hier den Teufel oder den Antichrist. überein, oder welche Gemeinschaft besteht zwischen einem Gläubigen und einem Ungläubigen? Wie verträgt sich der Tempel Gottes mit den Götzen? Wir sind ja doch der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: »Ich werde unter ihnen wohnen und wandeln; ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.« Darum: »Geht aus ihrer Mitte hinweg und sondert euch (von ihnen) ab«, gebietet der Herr, »und rührt nichts Unreines an, so will ich euch aufnehmen« und: »Ich will euch ein Vater sein, und ihr sollt mir Söhne und Töchter sein«, sagt der Herr, der Allmächtige. Da wir nun solche Verheißungen haben, Geliebte, wollen wir uns von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes reinigen und völlige Heiligung bei uns schaffen in der Furcht Gottes! IV. Freude des Apostels über die Aussöhnung mit der Gemeinde und über das bereitwillige und bußfertige Verhalten der Korinther (7,2-16)1. Des Apostels Liebesbitte, Liebesversicherung und VertrauensbezeugungLasset uns Eingang (in eure Herzen) finden!W.: Gebt uns Raum (in euren Herzen)! Wir haben niemand (von euch) unrecht getan, niemand zugrunde gerichtet, niemand übervorteilt. Ich sage das nicht, um eine Verurteilung auszusprechen; ich habe euch ja vorhin schon erklärt, daß wir euch in unserm Herzen tragen,W.: daß ihr in unsern Herzen seid. um zusammen mit euch zu sterben und zusammen zu leben. Ich spreche mich mit voller Offenheit euch gegenüber aus, ich bin voll Rühmens über euch, habe Trost in Fülle und bin überreich an Freude bei aller meiner Trübsal. 2. Freude des Apostels über die Ankunft und die Botschaft des TitusDenn auch nach unserer Ankunft in Mazedonien fanden wir durchaus keine leibliche Ruhe, sondern überall gab es Bedrängnis; von außen Kämpfe, im Inneren Ängste. Aber Gott, der die Gebeugten tröstet, hat auch uns getröstet durch die Ankunft des Titus, und zwar nicht nur durch seine Ankunft, sondern auch durch den Trost, den er bei euch gefunden hatte; denn er berichtete uns von eurer Sehnsucht nach mir, von euren Klagen,nämlich Klagen darüber, daß ihr mir Kummer verursacht habt. von eurem Eifer für mich, so daß meine Freude noch größer wurde. 3. Freude des Apostels über die heilsame Wirkung des Strafbriefes, über das völlig wiederhergestellte Einvernehmen und über den günstigen Bericht des TitusDenn wenn ich euch auch durch meinen (vorigen) Brief betrübt habe, so tut das mir doch nicht leid. Wenn es mir (früher) auch leid getan hat – ich sehe ja, daß jener Brief euch, wenn auch nur vorübergehend, betrübt hat –, so freue ich mich doch jetzt, allerdings nicht darüber, daß ihr in Betrübnis versetzt worden seid, wohl aber darüber, daß ihr durch die Betrübnis zur Reue geführt worden seid; denn eure Betrübnis ist so gewesen, wie Gott sie haben will, damit ihr von unserer Seite in keiner Weise Schaden erlittet. Denn die Betrübnis, wie Gott sie haben will, wirkt eine Reue zum Heil, die niemand (später) zu bereuen hat; die Betrübnis der Welt dagegen wirkt den Tod. Denn seht doch: eben diese eure gottwohlgefällige Betrübnis – welche Bereitwilligkeit hat sie bei euch gewirkt, ja noch mehr: Entschuldigung, Unwillen, Furcht, Sehnsucht, Eifer, Bestrafung (des Schuldigen)! In jeder Beziehung habt ihr bewiesen, daß ihr in der (bewußten) Sache vorwurfsfrei dasteht. Darum, wenn ich euch auch geschrieben habe, so (habe ich es) doch nicht wegen des Beleidigers und auch nicht wegen des Beleidigten (getan), sondern zu dem Zweck, daß euer Eifer für uns bei euch vor Gottes Angesicht offenbar würde. Dadurch haben wir Trost gefunden. Zu diesem unserm Trost kam aber noch ein außerordentlicher Zuwachs an Freude hinzu im Hinblick auf die Freude des Titus, weil ihm eine geistige Erquickung von euch allen zuteil geworden ist. Denn wenn ich mich (früher) ihm gegenüber mehrfach rühmend über euch ausgesprochen hatte, so habe ich nun damit keine Enttäuschung erlebt; vielmehr, wie alles, was ich zu euch geredet habe, wahr gewesen ist, so hat sich nun auch mein Rühmen dem Titus gegenüber als Wahrheit erwiesen; und sein Herz ist euch (jetzt) noch hingebender zugewandt, weil er an euer aller Gehorsam zurückdenkt, wie ihr ihn mit Furcht und Zittern aufgenommen habt. Ich freue mich, daß ich mich in jeder Beziehung auf euch verlassen kann! V. Die Geldsammlung für die notleidende Urgemeinde in Jerusalem (Kap. 8-9)1. Der erfreuliche (vorbildliche) Erfolg der Sammlung bei den mazedonischen GemeindenWir können euch nun auch, liebe Brüder, Mitteilung von der Gnade Gottes machen, die (den Brüdern) in den mazedonischen Gemeinden verliehen worden ist, daß nämlich trotz schwerer Leidensprüfung die überschwengliche Fülle ihrer Freude und ihre abgrundtiefe Armut sich in den reichen Erweis ihrer Mildtätigkeit ergossen haben. Denn nach Vermögen, ich bezeuge es ihnen, ja über Vermögen haben sie aus eigenem Antrieb gespendet, indem sie uns inständig um die Vergünstigung baten, sich an dem Liebeswerk für die Heiligen (in Jerusalem) beteiligen zu dürfen; und sie haben dann nicht nur, wie wir gehofft hatten, (gespendet,) nein, sie haben geradezu sich selbst hingegeben, in erster Linie dem Herrn und (dann) auch uns nach Gottes Willen. 2. Aufforderung an die Korinther zu reger Beteiligung an der Sammlung behufs Durchführung des begonnenen LiebeswerksWir haben daher dem Titus zugeredet, er möchte, wie er schon früher damit begonnen habe, so dieses Liebeswerk bei euch jetzt auch zum Abschluß bringen. Aber wie ihr euch in allen Beziehungen hervortut, durch Glauben und Redegabe, durch Erkenntnis und Eifer in jeder Hinsicht und durch die Liebe, die von uns her in euch (geweckt oder: wirksam ist), so tut euch nun auch bei diesem Liebeswerk durch reiche Betätigung hervor! Ich sage das nicht als einen Befehl, nein, ich möchte am Eifer der anderen die Echtheit auch eurer Liebe erproben. Ihr kennt ja die Gnade unsers Herrn Jesus Christus, daß er, obschon er reich war, doch um euretwillen arm geworden ist, damit ihr durch seine Armut reich würdet. Nur einen Rat will ich euch hierbei geben, nämlich: dieses ist für euch selbst rätlich, weil ihr ja schon seit vorigem Jahr nicht nur mit der Ausführung (der Sammlung), sondern auch mit dem Entschluß dazu den anderen vorangegangen seid. So bringt denn jetzt auch das begonnene Werk zum Abschluß, damit, wie der gute Wille vorhanden ist, so auch die Ausführung dem Maße eures Vermögens entspricht. Denn wenn der gute Wille vorhanden ist, so ist er wohlgefällig nach dem Maß dessen, was einer hat, nicht nach dem Maß dessen, was er nicht hat. Denn nicht soll anderen eine Entlastung, euch selbst aber eine Belastung geschaffen werden; nein, des Ausgleichs wegen soll diesmal euer Überfluß dem Mangel jener abhelfen, damit (ein andermal) der Überfluß jener eurem Mangel zugute komme und so ein Ausgleich stattfinde, wie geschrieben steht: »Wer viel (Manna gesammelt) hatte, besaß doch keinen Überschuß, und wer nur wenig besaß, hatte keinen Mangel.« 3. Empfehlung des Titus und der beiden anderen Abgeordneten des PaulusDank aber sei Gott, der dem Titus den gleichen Eifer für euch ins Herz legt (wie mir)! Denn er hat unserer Aufforderung (euch zu besuchen) bereitwillig Gehör geschenkt, ist aber, weil sein Eifer noch größer ist, aus freiem Entschluß zu euch abgereist. Wir haben ihm aber den Bruder mitgegeben, dessen Lob bezüglich der (Verkündigung der) Heilsbotschaft durch alle Gemeinden verbreitet ist. Aber davon abgesehen ist er auch von den Gemeinden zu unserm Reisegefährten bei der Überbringung dieser Liebesgabe gewählt worden, die von uns ins Werk gesetzt wird zur Ehre des Herrn selbst und zum Erweis unsers guten Willens;A.Ü.: und unsrem eigenen Wunsch entsprechend. denn dadurch verhüten wir den Übelstand, daß jemand uns verdächtigt um dieser reichen Spende willen, die durch unsern Dienst vermittelt wird. Wir sind ja darauf bedacht, daß alles löblich dabei zugehe, nicht nur vor dem Herrn, sondern auch vor den Menschen. Wir haben aber mit jenen beiden zusammen auch noch unsern Bruder gesandt, dessen Eifer wir schon oftmals bei vielen Gelegenheiten erprobt haben, der jetzt aber bei seinem vollen Vertrauen zu euch noch viel eifriger ist. Wenn ich hier für Titus eintrete, so geschieht es, weil er mein Genosse und in bezug auf euch mein Mitarbeiter ist; und was unsere (beiden anderen) Brüder betrifft, so sind sie Abgeordnete von Gemeinden, ein Abglanz Christi. Erweist ihnen also eure Liebe und liefert den Gemeinden den offenkundigen Beweis, daß ihr unser Rühmen ihnen gegenüber wirklich verdient habt. 4. Was Paulus von den Korinthern bisher gerühmt hat und nunmehr erwartet und welche Gründe ihn zur Voraussendung der Brüder bestimmt habenDenn in betreff der Liebesgabe selbst, die für die Heiligen bestimmt ist, brauche ich euch nicht weiter zu schreiben; ich kenne ja eure Bereitwilligkeit, von der ich den Mazedoniern gegenüber zu eurer Empfehlung rühmend hervorhebe, daß Achaja schon seit vorigem Jahre in Bereitschaft sei; und euer Eifer hat die meisten von ihnen angespornt. Die Brüder aber habe ich deshalb abgesandt, damit das Lob, das wir euch erteilt haben, sich in diesem Punkte nicht als unberechtigt erweist, damit ihr vielmehr, wie ich angegeben habe, wirklich in Bereitschaft seid.d.h. zur Ablieferung der gesammelten Gelder fertig seid. Ich möchte nicht, daß, wenn Mazedonier mit mir (nach Korinth) kommen und euch noch nicht fertig finden, wir – um nicht zu sagen »ihr« – mit dieser zuversichtlichen Versicherung beschämt dastehen. Deshalb habe ich es für erforderlich gehalten, den Brüdern zuzureden, zu euch vorauszureisen und die von euch früher angekündigte Segensgabe schon vorher fertigzustellen, damit diese dann wirklich als ein Segen bereitliegt und nicht nach Geiz aussieht. 5. Nochmalige Aufforderung zu reger Beteiligung an der Sammlung mit Hinweis auf die segensreiche Wirkung des LiebeswerkesIch meine das aber so: Wer kärglich sät, der wird auch kärglich ernten, und wer reichlich sät, der wird auch reichlich ernten. Jeder (gebe), wie er es sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unlust oder aus Zwang; denn (nur) »einen freudigen Geber hat Gott lieb«.Paulus führt hier ein Wort an, das sich bei Spr 22,8 nur in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der sog. Septuaginta, findet. Gott hat aber die Macht, euch mit jeglicher Gnadengabe reichlich zu segnen, auf daß ihr allezeit in jeder Hinsicht vollauf genug habt und (außerdem noch) reiche Mittel besitzt zu guten Werken jeder Art, wie geschrieben steht: »Er hat reichlich ausgeteilt, hat den Armen gespendet; seine Gerechtigkeit bleibt ewig bestehen.« Er aber, der dem Sämann Samen darreicht und Brot zur Speise, der wird auch euch die (Mittel zur) Aussaat darreichen und mehren und die Früchte eurer Gerechtigkeit wachsen lassen, so daß ihr mit allem reichlich ausgestattet werdet zur Erweisung jeder Mildtätigkeit, welche durch unsere Vermittlung die Danksagung (der Empfänger) gegen Gott bewirkt. Denn der durch diese Liebesgabe geleistete Dienst hilft nicht nur dem Mangel der Heiligen ab, sondern schafft auch reichen Segen durch viele an Gott gerichtete Dankgebete. Jene werden ja infolge eurer Bewährung bei diesem Liebeswerk Gott dafür preisen, daß ihr in eurem Bekenntnis zu der Heilsbotschaft Christi Gehorsam und in der Teilnahme für sie und für alle (anderen) Aufrichtigkeit bewiesen habt. Dabei werden sie auch im Gebet für euch ihrer Sehnsucht nach euch Ausdruck geben wegen der Gnade Gottes, die sich überreich an euch erweist. Dank sei Gott für seine unaussprechlich reiche Gabe! VI. Paulus rechtfertigt seine apostolische Würde und Wirksamkeit gegen seine judaistischen Gegner (10,1-12,18)1. Eingang: Gegenüber dem Vorwurf der Charakterschwäche und des fleischlichen Wandels weist Paulus seine Gegner auf die erprobte Kraft seines Wirkens hinPersönlich aber ermahne ich, Paulus, euch mit dem Hinweis auf die Sanftmut und Milde Christi, ich, der ich (angeblich) »Auge in Auge zwar demütig bei euch bin, aus der Ferne aber mich selbstbewußt gegen euch zeige«. Ich bitte (euch) nur: (Zwingt mich nicht dazu) bei meiner Anwesenheit Selbstbewußtsein beweisen zu müssen in der Zuversicht, die ich mir gegen gewisse Leute herauszunehmen gedenke, die da von uns die Meinung haben, daß »wir einen Wandel nach dem Fleische führen«.d.h. daß wir uns von äußeren Rücksichten (besonders der Menschenfurcht) leiten lassen. Ja, wir wandeln wohl im Fleische, führen aber unsern Kampf nicht nach Fleischesart;oder: leisten aber doch Kriegsdienste nicht nach dem Fleisch. denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge und jede hohe Burg, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt, und nehmen alles Sinnen in den Gehorsam gegen Christus gefangen und halten uns bereit, jeden Ungehorsam zu bestrafen, sobald nur erst euer Gehorsam völlig wiederhergestellt ist. 2. Auseinandersetzung mit den Gegnern im einzelnena) Des Apostels Recht, sich seines Amtes zu rühmen, und Verwahrung gegen den Vorwurf mangelnden persönlichen MutesSehet doch auf das, was vor Augen liegt! Wenn jemand von sich selbst die feste Überzeugung hat, daß er für seine Person Christus angehört, so möge er andererseits auch dies bei sich bedenken, daß ebenso gut wie er selbst auch wir Christus angehören. Ja, wenn ich mich noch etwas stärker bezüglich meiner Befugnis rühmen wollte, die der Herr mir zu eurer »Auferbauung«, nicht zu eurer »Zerstörung« verliehen hat, so würde ich damit nicht zuschanden werden, und es würde sich nicht herausstellen, daß ich euch durch meine Briefe gewissermaßen einzuschüchtern suche. Denn »seine Briefe«, sagt man, »sind allerdings wuchtig und kraftvoll, aber sein persönliches Auftreten ist schwächlich, und reden kann er gar nicht«. Wer so redet, möge sich folgendes gesagt sein lassen: Wie wir uns aus der Ferne brieflich mit Worten zeigen, ebenso werden wir uns auch bei unserer Anwesenheit mit der Tat beweisen! b) Die Verschiedenheit des von Paulus mit Recht und von seinen Gegnern mit Anmaßung geübten SelbstruhmesWir nehmen uns allerdings nicht heraus, uns mit gewissen Leuten unter denen, die sich selbst empfehlen, auf eine Stufe zu stellen oder uns mit ihnen zu vergleichen; nein, sie sind unverständig genug, sich an sich selbst zu messen und sich mit sich selbst zu vergleichen. Wir dagegen wollen uns nicht ins Maßlose rühmen, sondern nach dem Maße des Arbeitsfeldes, das Gott uns als Maßstab zugewiesen hat, daß wir nämlich auch bis zu euch gelangen sollten. Denn wir strecken uns nicht über Gebühr aus, als reichten wir nicht bis zu euch hin; wir sind ja doch tatsächlich mit der (Verkündung der) Heilsbotschaft Christi auch bis zu euch hingelangt. Und dabei rühmen wir uns nicht maßlos aufgrund fremder Arbeitsleistungen, hegen aber die Hoffnung, beim Wachstum eures Glaubens dem uns zugewiesenen Wirkungsgebiet entsprechend bei euch noch ungleich größer dazustehen, wenn wir die Heilsbotschaft noch in die über eure Grenzen hinausliegenden Länder tragen, ohne uns dabei auf fremdem Arbeitsfelde dessen zu rühmen, was (dort schon von anderen) fertiggestellt ist. Nein, »wer sich rühmen will, der rühme sich des Herrn«; denn nicht wer sich selbst empfiehlt, ist bewährt, sondern der, den der Herr empfiehlt. c) Der Selbstruhm des Apostels gegen seine Gegnera) Weshalb und mit welchem Recht der Apostel sich selbst rühmtMöchtet ihr euch doch ein klein wenig Torheit von mir gefallen lassen! Nicht wahr? Ihr laßt sie euch auch von mir gefallen; denn ich eifere um euch mit göttlichem Eifer; ich habe euch ja einem einzigen Manne verlobt, um euch Christus als eine reine Jungfrau zuzuführen. Ich fürchte aber, daß, wie die Schlange einst Eva mit ihrer Arglist verführt hat, so auch eure Gedanken von der Einfalt und lauteren GesinnungW.: Keuschheit, d.h. bräutlich reine Gesinnung oder Liebe. gegen Christus zum Argen hingezogen werden. Denn wenn irgend jemand daherkommt und euch einen anderen Jesus verkündigt, den wir nicht verkündigt haben, oder wenn ihr einen andersartigen Geist empfangt, den ihr (durch uns) nicht empfangen habt, oder eine andersartige Heilsbotschaft, die ihr (durch uns) nicht erhalten habt, so laßt ihr euch das bestens gefallen. Ich denke doch, in keiner Beziehung hinter den »unvergleichlichen« Aposteln zurückgeblieben zu sein. Denn mag ich auch im Reden ungeschult sein, so bin ich es doch nicht in der Erkenntnis, die wir ja doch in jeder Hinsicht euch gegenüber bei allen erwiesen haben. b) Der Ruhm seiner uneigennützigen (unentgeltlichen) Wirksamkeit im Gegensatz zu den im Dienste Satans arbeitenden GegnernOder habe ich etwa dadurch eine Sünde begangen, daß ich mich selbst erniedrigt habe, damit ihr erhöht würdet, insofern ich euch die Heilsbotschaft Gottes ohne Entgelt getreulich verkündigt habe? Andere Gemeinden habe ich ausgebeutet, indem ich Belohnung von ihnen genommen habe, um euch zu dienen; und während meines Aufenthalts bei euch bin ich, auch als ich Mangel litt, doch keinem zur Last gefallen; denn meinem Mangel haben die Brüder abgeholfen, die damals aus Mazedonien gekommen waren; und in jeder Beziehung habe ich mich so gehalten, daß ich euch nicht beschwerlich gefallen bin, und werde es auch (in Zukunft) so halten. So gewiß die Wahrhaftigkeit Christi in mir wohnt: dieser Ruhm soll mir in den Gebieten von Achaja nicht verkümmert werden! Warum das? Etwa weil ich keine Liebe zu euch habe? Das weiß Gott. Doch was ich (jetzt) tue, werde ich auch (fernerhin) tun, um denen, die gern eine Möglichkeit haben möchten, bei ihrem Rühmen ebenso erfunden zu werden wie ich, diese Möglichkeit abzuschneiden. Denn diese Leute sind Lügenapostel, unredliche Arbeiter, die nur die Maske von Aposteln Christi tragen. Und das ist kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt ja das Aussehen eines Lichtengels an. Da ist es denn nichts Verwunderliches, wenn auch seine Diener mit der Maske von Dienern der Gerechtigkeit auftreten. Doch ihr Ende wird ihrem ganzen Tun entsprechen. c) Nochmalige (herbe) Bitte des Apostels um Entschuldigung seines törichten SelbstruhmesNochmals wiederhole ich es: Niemand möge mich für einen (wirklichen) Toren halten! Wenn aber doch – nun, so laßt euch meine Torheit einmal gefallen, damit auch ich ein kleines Loblied von mir anstimme! Was ich (jetzt) rede, das rede ich nicht im Sinne des Herrn, sondern eben in Torheit, weil das Rühmen nun einmal an der Tagesordnung ist.A.Ü.: bei diesem zuversichtlichen Rühmen = da ich es zuversichtlich wage, mich so zu rühmen. Weil so viele sich nach dem Fleische rühmen, will auch ich es einmal tun. Ihr laßt euch ja die Toren gern gefallen, ihr klugen Leute; ihr haltet ja still, wenn man euch als Knechte behandelt, wenn man euch aufzehrt, euch listig einfängt, wenn man selbstbewußt auftritt, ja euch ins Gesicht schlägt. Zu meiner Schande muß ich gestehen: Dazu sind wir freilich zu schwach gewesen. Worauf sich aber sonst jemand ohne Scheu etwas einbildet – ich rede in Torheit –, darauf kann auch ich es mir ohne Scheu herausnehmen. d) Der Selbstruhm des Apostels im Blick auf seine LebenserfahrungenDer Apostel rühmt sich seiner Abstammung, seines Amtes, der Fülle seiner Leiden im apostolischen DienstSie sind Hebräer? Ich auch. Sie sind Israeliten? Ich auch. Sie sind Nachkommen Abrahams? Ich auch. Sie sind Diener Christi? Ich rede im Aberwitz: Ich bin’s noch mehr: In mühevollen Arbeiten überreichlich, in Gefangenschaften überreichlich, unter Schlägen mehr als genug, in Todesgefahren gar oft; von Juden habe ich fünfmal die vierzig (Geißelhiebe) weniger einen erhalten; dreimal bin ich ausgepeitscht, einmal gesteinigt worden; dreimal habe ich Schiffbruch gelitten, einen Tag und eine Nacht bin ich ein Spielball der Wellen gewesen;W.: habe ich in der Tiefe (des Meeres) oder auf dem tiefen Meere (treibend) zugebracht. wie viele beschwerliche Fußwanderungen habe ich gemacht, wie viele Gefahren bestanden durch Flüsse, Gefahren durch Räuber, Gefahren durch meine eigenen Volksgenossen, Gefahren durch Heiden, Gefahren in Städten, Gefahren in Einöden, Gefahren auf dem Meer, Gefahren unter falschen Brüdern! Wie oft habe ich Mühsale und Beschwerden bestanden, wie oft durchwachte Nächte, Hunger und Durst, wie oft Entbehrungen (jeder Art), Kälte und Mangel an Kleidung! Dazu – abgesehen von allem Außergewöhnlichen – das Überlaufenwerden tagaus tagein, die Sorge für alle (meine) Gemeinden! Wo ist jemand schwach (in seinem Glaubensleben), und ich wäre nicht auch schwach? Wo wird jemandem Anstoß bereitet, ohne daß ich brennenden Schmerz empfände? Wenn einmal gerühmt sein muß, so will ich mich der Erweisungen meiner Schwachheit rühmen. Der Gott und Vater des Herrn Jesus, der in alle Ewigkeit Hochgelobte, weiß, daß ich nicht lüge. In Damaskus hat der Statthalter des Königs Aretas die Stadt (Damaskus) bewachen lassen, um mich festzunehmen; da hat man mich durch eine Öffnung in einem Korbe über die Stadtmauer hinabgelassen, und so bin ich seinen Händen entronnen. Worauf sich aber sonst jemand ohne Scheu etwas einbildet – ich rede in Torheit –, darauf kann auch ich es mir ohne Scheu herausnehmen. Der Apostel rühmt sich der höchsten Begnadungen (durch himmlische Offenbarungen) und der tiefsten Demütigung (durch körperlichen Leidenszustand)Gerühmt muß sein; es ist zwar nicht heilsam, aber ich will doch auf die Gesichte und Offenbarungen des Herrn zu sprechen kommen. Ich weiß von einem Menschen in Christus, daß er vor vierzehn Jahren bis zum dritten Himmel entrückt wurde; ob er dabei im Leibe gewesen ist, weiß ich nicht, ob außerhalb des Leibes, weiß ich auch nicht, Gott weiß es. Und ich weiß von dem betreffenden Menschen – ob er im Leibe oder ohne den Leib gewesen ist, weiß ich nicht, Gott weiß es –, daß er in das Paradies entrückt wurde und unsagbare Worte hörte, die ein Mensch nicht aussprechen darf. Als ein solcher Mensch will ich mich rühmen, in bezug auf mich selbst aber will ich mich nicht rühmen als nur wegen der Schwachheiten. Wenn ich mich nämlich wirklich entschlösse, mich zu rühmen, wäre ich deshalb kein Tor, denn ich würde die Wahrheit sagen; doch ich unterlasse es, damit niemand höher von mir denke als dem entsprechend, was er an mir sieht oder von mir hört, und auch wegen der außerordentlichen Größe der Offenbarungen. Deswegen ist mir auch, damit ich mich nicht überhebe, ein Dorn ins Fleisch gegeben worden, ein Engel Satans, der mich mit Fäusten schlagen muß, damit ich mich nicht überhebe. Dreimal habe ich um seinetwillen den Herrn angefleht, er möchte von mir ablassen; doch er hat zu mir gesagt: »Meine Gnade ist für dich genügend, denn meine KraftA.L.: denn die Kraft. gelangt in der Schwachheit zur Vollendung.« Daher will ich mich am liebsten um so mehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft Christi Wohnung bei mir nimmt. Darum bin ich freudigen Muts in Schwachheiten,A.Ü.: Darum habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten. bei Mißhandlungen, in Notlagen, in Verfolgungen und Bedrängnissen, die ich um Christi willen erleide; denn gerade wenn ich schwach bin, dann bin ich stark. d) Abschluß des Selbstruhms und der Selbstverteidigung des Paulusa) Hinweis auf das Unrecht der KorintherIch bin ein Tor geworden; ihr habt mich dazu gezwungen; denn (eigentlich) hätte ich von euch empfohlen werden müssen; ich bin ja doch in keiner Beziehung hinter den »unvergleichlichen« Aposteln zurückgeblieben, wenn ich auch nichts bin; wenigstens sind die Zeichen des Apostels unter euch in aller Ausdauer erbracht worden durch Zeichen, Wunder und Machttaten; denn was wäre es, worin ihr im Vergleich mit den anderen Gemeinden verkürzt worden wäret? Höchstens das eine, daß ich persönlich euch nicht zur Last gefallen bin: vergebt mir dieses Unrecht! b) Ankündigung der bevorstehenden Ankunft des Apostels; Abweisung einer VerleumdungSeht, ich halte mich jetzt zu einem dritten Besuche bei euch bereit und werde euch (auch diesmal) nicht zur Last fallen; denn ich suche nicht euer Hab und Gut, sondern euch selbst; die Kinder sind ja nicht verpflichtet, für die Eltern Schätze zu sammeln, sondern umgekehrt die Eltern für die Kinder. Ich aber will herzlich gern (Geld und Gut) zum Opfer bringen, ja mich selbst völlig aufopfern lassen, wenn es sich um euer Seelenheil handelt. Soll ich, wenn ich euch in besonderem Maße liebe, darum weniger Gegenliebe (bei euch) finden? Doch gut: ich persönlich bin euch nicht beschwerlich gefallen; aber weil ich ein »schlauer« Mann bin, habe ich euch »mit List eingefangen«? Habe ich euch etwa durch einen von denen ausbeuten lassen, die ich zu euch gesandt habe? Ich habe Titus zur Reise veranlaßt und den Bruder mitgesandt: hat euch nun Titus irgendwie ausgebeutet? Sind wir (beide) nicht in dem gleichen Geiste gewandelt? Nicht in den gleichen Fußtapfen? VII. Schlußermahnungen an die Gemeinde (12,19-13,13)a) Berichtigung einer Meinung der Korinther; Befürchtung des Apostels wegen des sittlichen Standes der GemeindeSchon lange seid ihr der Meinung, daß wir uns euch gegenüber verantworten wollen. Nein, vor Gottes Angesicht in Christus reden wir, und zwar soll das alles, Geliebte, zu eurer Auferbauung dienen. Ich fürchte nämlich, euch bei meinem Kommen nicht so zu finden, wie ich es wünsche, und (selbst) von euch so erfunden zu werden, wie ihr es nicht wünscht; ich fürchte, Streitigkeiten und Eifersucht, Zerwürfnisse und Parteiwesen, Verleumdungen und Ohrenbläsereien, Überhebung und Unordnung (bei euch) vorzufinden; (ich fürchte) daß mein Gott mich nach meiner Ankunft aufs neue demütigende Erfahrungen bei euch machen läßt und daß ich um viele von denen Leid tragen muß, die früher gesündigt haben und wegen der Unsittlichkeit, der Unzucht und ausschweifenden Lebensweise, die sie getrieben haben, unbußfertig geblieben sind. b) Ankündigung unparteiischen Verfahrens und schonungslosen GerichtsZum drittenmal komme ich jetzt zu euch: »auf Grund der Aussagen von zwei oder drei Zeugen wird jede Sache festgestellt werden«. Ich habe es denen, die früher gesündigt haben, und allen anderen im voraus angekündigt und gebe wie bei meinem zweiten Besuch, so auch jetzt, während ich noch abwesend bin, die Erklärung ab: »Wenn ich noch einmal komme, werde ich keine Schonung üben!« – Ihr verlangt ja den Beweis dafür, daß Christus in mir redet, und der ist gegen euch nicht schwach, sondern stark unter euch. Denn er ist (wohl) infolge von Schwachheit gekreuzigt worden, lebt aber durch die Kraft Gottes. So sind auch wir wohl schwach in ihm,d.h. um des Glaubens und des Dienstes willen den Drangsalen und Lebensgefahren ausgesetzt, wie Jesus bis zu seinem Kreuzestod. werden uns aber im Verein mit ihm durch die Kraft Gottes lebendig an euch erweisen. Macht an euch selbst die Probe, ob ihr im Glauben steht, prüft euch selbst! Oder könnt ihr nicht an euch selbst erkennen, daß Jesus Christus in euch ist? Da müßtet ihr ja unbewährt sein. Daß wir aber nicht unbewährt sind, sollt ihr hoffentlich erkennen! Doch wir beten zu Gott, daß ihr nichts Böses tun mögt, nicht zu dem Zweck, daß wir uns als bewährt offenbaren, sondern damit ihr das Gute tut, wir aber wie Nichtbewährte dastehen. Denn wir vermögen nichts wider die Wahrheit, sondern nur für die Wahrheit. Wir freuen uns ja, wenn wir schwach sind, ihr aber stark seid; und dahin geht auch unser Gebet, nämlich daß ihr euch völlig zurechtbringen laßt. Aus diesem Grunde schreibe ich euch dieses noch als Abwesender, um bei meiner Anwesenheit nicht mit Strenge vorgehen zu müssen in Ausübung der Machtbefugnis, die der Herr mir zur Auferbauung und nicht »zur Zerstörung« verliehen hat. c) Schlußermahnungen, Grüße und SegenswunschIm übrigen, liebe Brüder, freuet euch! Laßt euch zurechtbringen, nehmt Ermahnungen an, seid eines Sinnes und haltet Frieden; dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. Grüßt einander mit dem heiligen Kuß. Es grüßen euch die Heiligen alle. – Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Zuschrift und SegensgrußIch, Paulus, ein Apostel – nicht von Menschen her (entsandt), auch nicht durch Vermittlung eines Menschen (dazu gemacht), sondern durch Jesus Christus und Gott den Vater, der ihn von den Toten auferweckt hat –: ich und sämtliche Brüder, die hier bei mir sind, senden den Gemeinden in Galatien unsern Gruß: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus, der sich für unsere Sünden hingegeben hat, um uns aus der gegenwärtigen bösen WeltW.: Aeon = Weltzeit, Zeitalter, Zeitlauf (Hebr 1,2). Statt »erretten« w. »herausnehmen«. zu erretten, nach dem Willen unsers Gottes und Vaters. Diesem sei die Ehre in alle Ewigkeit.W.: in die Weltzeiten der Weltzeiten Amen. Eingang: Veranlassung des Schreibens; Befremden des Apostels über den schnellen Abfall der Galater von der einen, wahren Heilsbotschaft (des Paulus); Verfluchung der Verkündiger einer andern (falschen) HeilslehreIch muß mich darüber wundern, daß ihr so schnell wieder abfallt von dem, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, und euch einer anderen Heilsbotschaft zuwendet, während es doch keine andere (Heilsbotschaft) gibt; nur daß gewisse Leute da sind, die euch verwirren und die Heilsbotschaft Christi verkehren möchten. Aber auch wenn wir selbst oder ein Engel aus dem Himmel euch eine andere Heilsbotschaft verkündigten als die, welche wir euch verkündigt haben: Fluch über ihn! Wie wir es schon früher ausgesprochen haben, so wiederhole ich es jetzt noch einmal: »Wenn jemand euch eine andere Heilsbotschaft verkündigt als die, welche ihr (von mir) empfangen habt: Fluch über ihn!« Suche ich jetzt nun (mit solcher Sprache) den Beifall von Menschen zu gewinnen oder (nicht vielmehr) die Zustimmung Gottes? Oder gehe ich etwa darauf aus, Menschen zu gefallen? Nein, wenn ich mich noch um das Wohlgefallen von Menschen bemühte, so wäre ich kein Knecht Christi. I. Beweis, daß Paulus seine Heilsbotschaft nicht von Menschen empfangen hat (1,11-2,21)1. Aufstellung der Behauptung, daß die Heilsbotschaft des Paulus von Gott stammeIch weise euch nämlich darauf hin, liebe Brüder, daß die von mir zuverlässig verkündigte Heilsbotschaft nicht nach Menschenart ist. Ich habe sie ja auch nicht von einem Menschen empfangen, noch sie durch Unterricht erlernt, sondern (sie) durch eine Offenbarung Jesu Christi (erhalten). 2. Paulus hat bis zu seinem Auftreten als Heidenapostel keine menschliche Unterweisung in der Heilsbotschaft erhaltena) Das Verhalten des Paulus (im Judentum) vor seiner Bekehrung und unmittelbar daraufIhr habt ja von meinem einstmaligen Verhalten im Judentum gehört: daß ich nämlich die Gemeinde Gottes maßlos verfolgt habe und sie zu vernichten suchte und daß ich es an Leidenschaft für das jüdische Wesen vielen meiner Altersgenossen in meinem Volk zuvorgetan habe, indem ich ein ganz besonderer Eiferer für die von meinen Vätern überkommenen Überlieferungen war. Als es aber dem, der mich vom Mutterleibe an ausgesondert und durch seine Gnade berufen hat, wohlgefällig war, seinen Sohn in mir zu offenbaren, damit ich die Heilsbotschaft von ihm unter den Heiden verkündigte, da habe ich mich sofort nicht an Menschen von Fleisch und Blut (um Rat) gewandt, bin auch nicht nach Jerusalem zu meinen Vorgängern im Apostelamt hinaufgegangen, nein, ich begab mich nach Arabien und kehrte dann wieder nach Damaskus zurück. b) Die selbständige Wirksamkeit des Paulus während der Zeit vor der ApostelversammlungDarauf, drei Jahre später, ging ich nach Jerusalem hinauf, um Kephas kennenzulernen, und blieb fünfzehn Tage bei ihm. Von den übrigen Aposteln habe ich damals keinen gesehen außer Jakobus, den Bruder des Herrn. Was ich euch hier schreibe – vor Gottes Angesicht (versichere ich), daß ich die reine Wahrheit sage! Hierauf begab ich mich in die Landschaften von Syrien und Cilicien. Den Christengemeinden in Judäa aber blieb ich persönlich unbekannt; nur vom Hörensagen wußten sie: »Unser ehemaliger Verfolger verkündigt jetzt als Heilsbotschaft den Glauben, den er einst ausrotten wollte«; und sie priesen Gott im Hinblick auf mich. 3. Auftreten des Paulus bei der Apostelberatung in Jerusalem; feierliche Anerkennung seines heidenapostolischen Berufs von seiten der Urapostel (vgl. Apg 15,1-33)a) Sein Aufenthalt in JerusalemDarauf, vierzehn Jahre später, zog ich wieder nach Jerusalem hinauf, (diesmal) mit Barnabas, und nahm auch Titus mit. Ich unternahm aber diese Reise aufgrund einer (göttlichen) Offenbarung und legte ihnen, insbesondere den Angesehenend.h. den Führern der Gemeinde, den Häuptern oder maßgebenden Persönlichkeiten; gemeint sind besonders Jakobus, Petrus und Johannes (vgl. V.9)., die Heilsbotschaft dar, die ich unter den Heiden verkündige, (um feststellen zu lassen) ob meine Arbeit vergeblich wäre oder gewesen wäre.W.: ob ich nicht vergeblich (= ins Leere hinein) liefe, oder: gelaufen wäre (= meinen Botenlauf betriebe, oder: betrieben hätte). Doch nicht einmal mein Begleiter Titus, der doch (ein Heidenchrist) aus den Griechen war, wurde zur Beschneidung genötigt. Was aber die eingedrungenen falschen Brüder anlangt, die sich eingeschlichen hatten, um unsere Freiheit, die wir in Christus Jesus haben, zu belauern und uns ganz in die Knechtschaft (des Gesetzes) zu bringen: vor ihnen sind wir auch nicht für eine Stunde in Unterwürfigkeit zurückgewichen, damit die Heilsbotschaft in ihrer Wahrheit bei euch bestehen bliebe. b) Das für Paulus günstige Ergebnis der Verhandlungen mit den älteren (»angesehenen«) ApostelnVon seiten der Angesehenen aber, die als Häupter galten – übrigens ist es mir gleichgültig, von welcher Art ihr Ansehen damals war: Gott nimmt ja auf das äußere Ansehen eines Menschen keine Rücksicht –: mir also haben diese Angesehenen keine weitere Verpflichtung auferlegt; nein, im Gegenteil, weil sie einsahen, daß ich mit der Heilsbotschaft für die Unbeschnittenen betraut bin, ebenso wie Petrus (mit der Heilsbotschaft) für die Beschnittenen – denn (Gott), der sich in Petrus für den Aposteldienst an den Juden mit seiner Kraft wirksam erwiesen hat, ist mit seiner Kraft auch in mir für die Heiden wirksam gewesen –, und weil sie die Gnade (Gottes) erkannten, die mir zuteil geworden ist, haben Jakobus, Kephas und Johannes, die als Säulen (der Gemeinde) galten, mir und Barnabas den Handschlag zum Gemeinschaftsbunde gegeben (mit der Bestimmung): wir sollten für die Heiden, sie aber für die Juden wirken; nur der Armen (in Jerusalem) sollten wir gedenken, was ich mir eben deshalb auch ernstlich habe angelegen sein lassen. 4. Berechtigtes Auftreten des Paulus gegen Petrus in Antiochiena) Der Fehltritt des PetrusAls (später) aber Kephas nach Antiochien gekommen war, trat ich ihm Auge in Auge entgegen, denn er war ganz offenbar im Unrecht.W.: denn er war (durch sein Verhalten) der Verurteilung verfallen. Bevor nämlich einige (Abgesandte) des Jakobus kamen, hatte er mit den Heidenchristen Tischgemeinschaft gehalten; aber nach der Ankunft jener hatte er sich zurückgezogen und sich (von ihnen) abgesondert aus Furcht vor den Judenchristen. An dieser Heuchelei hatten sich auch die übrigen Judenchristen mit ihm beteiligt, so daß sich sogar Barnabas durch ihre Heuchelei hatte mit fortreißen lassen. b) Die zurechtweisende Rede des Paulus gegen PetrusAls ich jedoch sah, daß sie nicht den rechten Weg in Übereinstimmung mit der Wahrheit der Heilsbotschaft wandelten, sagte ich zu Kephas offen im Beisein aller: »Wenn du, der du doch ein Jude bist, nach heidnischer und nicht nach jüdischer Weise lebst, wie kannst du da die Heiden zwingen wollen, die jüdischen Bräuche zu beobachten?d.h. beachten, befolgen . Wohl sind wir von Natur Juden und nicht Sünder heidnischer Herkunft; weil wir aber wissen, daß der Mensch nicht aufgrund von Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern nur durch den Glauben an Christus Jesus, haben auch wir den Glauben an Christus Jesus angenommen, um aufgrund des Glaubens an Christus und nicht aufgrund von Gesetzeswerken gerechtfertigt zu werden; denn aufgrund von Gesetzeswerken wird kein Fleisch gerechtfertigt werden. Wenn wir nun aber bei unserem Streben, in Christus gerechtfertigt zu werden, gerade als Sünder erfunden worden wären, da stünde ja Christus im Dienst der Sünde! Das kann nicht sein! Allerdings, wenn ich das, was ich niedergerissen habe, (später) wieder aufbaue, so stelle ich mich damit selbst als Übertreter hin. Ich meinerseits dagegen bin durch das Gesetz für das Gesetz gestorben, um (fortan) für Gott zu leben: ich bin mit Christus gekreuzigt. So lebe also nicht mehr ich selbst, sondern Christus lebt in mir; was ich jetzt aber noch im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich dahingegeben hat. Ich verwerfe die Gnade Gottes nicht; denn wenn Gerechtigkeit durch das Gesetz kommt, dann freilich ist Christus umsonst gestorben.« II. Die Rechtfertigung durch den Glauben und die Freiheit des Christen vom mosaischen Gesetz (3,1-5,12)1. Hinweis auf die Erfahrung, welche die Galater selbst gemacht haben, daß der Empfang des Geistes eine Folge des Glaubens istO ihr unverständigen Galater! Wer hat euch nur bezaubert, da euch doch Jesus Christus vor die Augen gemalt worden ist als Gekreuzigter? Nur das eine möchte ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist aufgrund von Gesetzeswerken empfangen oder infolge der Predigt vom Glauben?A.Ü.: infolge des Glaubens an die Predigt (der Heilsbotschaft); oder: infolge von gläubigem Hören. Seid ihr wirklich so unverständig? Im Geist habt ihr den Anfang gemacht und wollt jetzt im Fleisch den Abschluß machen? So Großes solltet ihr vergeblich erlittenStatt »erlitten« könnte auch übersetzt werden: »erfahren«; dann wäre bei »so Großes« an die großen Gnaden- und Geistesgaben gedacht, welche die Galater durch den Glauben empfangen haben. haben?! Ja, wenn wirklich bloß vergeblich! Der euch also den Geist mitteilt und Wunderkräfte in euch wirkt, (tut er das) aufgrund von Gesetzeswerken oder infolge der Predigt vom Glauben?A.Ü.: infolge des Glaubens an die Predigt (der Heilsbotschaft); oder: infolge von gläubigem Hören. 2. Abrahams Glaubensgerechtigkeit unser Vorbild; der Gesetzesdienst bringt den Fluch, Christus befreit vom Fluch des Gesetzes(Ja, es ist so) wie bei Abraham: »er glaubte Gott, und das wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet«. Ihr erkennt also: die Gläubigen, die sind Abrahams Söhne. Weil aber die Schrift voraussah, daß Gott die Völker um des Glaubens willen rechtfertigt, hat sie dem Abraham die Heilsverheißung im voraus verkündigt: »In dir sollen alle Völker gesegnet werden.« Somit empfangen die, welche aus dem Glauben sind den Segen zugleich mit dem gläubigen Abraham. Denn alle, die aus Werken des Gesetzes sind, stehen unter einem Fluch; denn es steht geschrieben: »Verflucht ist jeder, der nicht in allen (Geboten), die im Buch des Gesetzes geschrieben stehen, beharrt, um sie (tatsächlich) zu erfüllen.« Daß aber aufgrund des Gesetzes niemand bei Gott gerechtfertigt wird, ist offenbar; denn »der Gerechte wird aus Glauben leben«. Das Gesetz aber hat mit dem Glauben nichts zu tun, sondern: »Wer sie erfüllt hat, der wird durch sie leben.« Christus hat uns vom Fluch des Gesetzes dadurch losgekauft, daß er für uns zum Fluch geworden ist; denn es steht geschrieben: »Verflucht ist jeder, der am Holze hängt.« Es sollte eben der dem Abraham verheißene Segen den Heiden in Christus Jesus zuteil werden, damit wir das Verheißungsgut des Geistes durch den Glauben empfangen könnten. 3. Die dem Abraham gegebene Verheißung ist durch das später gegebene Gesetz nicht aufgehobenLiebe Brüder, ich will an menschliche Verhältnisse erinnern:W.: ich rede nach Menschenweise, d.h. ich will ein Beispiel aus menschlichen Verhältnissen nehmen. Auch die letztwillige Verfügung eines Menschen, die rechtskräftig geworden ist, kann doch niemand umstoßen oder nachträglich mit Zusätzen versehen. Nun sind aber die (göttlichen) Verheißungen dem Abraham »und seinem Samen« zugesprochen worden. Es heißt nicht: »und den Samen« in der Mehrzahl, sondern mit Bezug auf einen einzigen: »und deinem Samen«, und das ist Christus. Ich meine das aber so: Eine von Gott bereits früher vollgültig gemachte Verfügung kann durch das Gesetz, das erst vierhundertunddreißig Jahre später gekommen ist, nicht außer Kraft gesetzt werden, so daß es die Verheißung aufhöbe. Wenn nämlich das (verheißene) Erbe vom Gesetz abhängt, so hängt es nicht mehr von der Verheißung ab; dem Abraham aber hat Gott es durch eine Verheißung als Gnadengabe verliehen. 4. Das Gesetz war dazu bestimmt, ein Erzieher auf Christus hin zu seina) Wesen und Zweck des zur Heilsvollendung unwirksamen (durch Engel und einen Mittler verordneten und nur für die Zwischenzeit bestimmten) GesetzesWas soll nun aber das Gesetz? Der Übertretungen wegen ist es (der Verheißung) hinzugefügt worden (für die Zwischenzeit), bis der Same käme, dem die Verheißung gilt; und zwar ist es durch Engel verordnet worden unter Mitwirkung eines Mittlers. Ein Mittler aber vertritt nicht einen einzigen; Gott aber ist ein einziger. b) Abweisung einer möglichen MißdeutungSteht demnach das Gesetz mit den Verheißungen Gottes in Widerspruch? Nimmermehr! Ja, wenn ein Gesetz gegeben worden wäre, das die Kraft besäße, Leben zu verleihen, dann käme die Gerechtigkeit tatsächlich aus dem Gesetz. Nun aber hat die Schrift alles unter die (Herrschaft der) Sünde zusammengeschlossen, damit das Verheißungsgut den Gläubigen aufgrund des Glaubens an Jesus Christus zuteil würde. c) Der äußerlich erzieherische Zweck des GesetzesBevor aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz in Verwahrung gehalten und waren unter Verschluß gelegt für den Glauben, der erst später geoffenbart werden sollte. Somit ist das Gesetz unser Erzieher für ChristusA.Ü.: Zuchtmeister auf Christus hin (oder: Hinleitender zu Christus). geworden, damit wir aufgrund des Glaubens gerechtfertigt würden. d) Alle gläubigen Christen sind nunmehr (nach dem Ende der Herrschaft des Gesetzes) Gottes und Abrahams Söhne und ErbenSeitdem nun aber der Glaube gekommen ist, stehen wir nicht mehr unter einem Erzieher; denn ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr in Christus getauft worden seid, habt (damit) Christus angezogen. Da gibt es nun nicht mehr Juden und Griechen, nicht mehr Knechte und Freie, nicht mehr Mann und Weib: nein, ihr seid allesamt Einer in Christus Jesus. Wenn ihr aber Christus angehört, so seid ihr damit ja Abrahams Nachkommenschaft, Erben gemäß der Verheißung. 5. Die Schlußfolgerungen für die Galatera) An die Stelle der Gesetzesknechtschaft ist für die Gläubigen die Sohnesstellung (oder: Kindschaft) in Christus getretenIch sage aber: Solange der Erbe noch unmündig ist, besteht zwischen ihm und einem Knecht kein Unterschied, wenn er auch der Herr von allem ist; er steht vielmehr unter Vormündern und Vermögensverwaltern bis zu dem vom Vater festgesetzten Zeitpunkt. So standen auch wir, solange wir (geistlich) unmündig waren, als Sklaven unter der Herrschaft der Elemente der Welt. Als aber die Erfüllung der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, der von einem Weibe geboren und dem Gesetz unterworfen wurde; er sollte die unter dem Gesetz Stehenden loskaufen, damit wir die Einsetzung in die Sohnschaft erlangten. Weil ihr jetzt aber Söhne seid, hat Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen gesandt, der da ruft: »Abba, (lieber) Vater!« Mithin bist du kein Knecht mehr, sondern ein Sohn; bist du aber ein Sohn, so bist du auch ein Erbe durch Gott. b) Klage des Apostels über den unbegreiflichen Rückfall der gläubigen Galater in Gesetzesknechtschaft und verwerfliches Formwesen; persönlicher Aufruf an die Gemeinde zur UmkehrDamals freilich, als ihr Gott noch nicht kanntet, habt ihr solchen Göttern gedient, die ihrem Wesen nach gar keine Götter sind. Da ihr jetzt aber Gott erkannt habt oder vielmehr von Gott erkannt worden seid: wie könnt ihr euch da nur wieder den erbärmlichen und armseligen Elementen zuwenden und Lust haben, ihnen noch einmal von neuem als Knechte zu dienen?! Ihr beobachtet ja Tage und Monate, Festzeiten und Jahre!Tage, d.h. jüdische Fest- und Fasttage, oder: verhängnisvolle Schicksalstage (»beobachten« im Sinne von: beachten, achten auf, einhalten). Unter den Jahren sind wahrscheinlich Jahreszeiten oder Neujahrsfeste zu verstehen, schwerlich Sabbatjahre. Ich bin um euch besorgt, daß ich vergeblich an euch gearbeitet haben möchte. Werdet doch so, wie ich (bin)!nämlich frei vom Judentum und von Gesetzesknechtschaft. Denn auch ich (bin so gesetzesfrei geworden), wie ihrnämlich indem ich bei euch nach heidnischer Sitte lebte in freiester Liebesgemeinschaft. vgl. 1.Kor 9,21), liebe Brüder, ich bitte euch! Ihr habt mir (ja früher) nichts zuleide getan; ihr wißt vielmehr, daß ich euch das erste Mal, veranlaßt durch leibliche Schwäche, die Heilsbotschaft verkündigt habe. Damals habt ihr mich trotz des Anstoßes, den mein leiblicher Zustand bei euch erregen mußte, nicht mit Verachtung behandelt und nicht mit Abscheu zurückgewiesen, sondern mich wie einen Engel Gottes, ja wie Christus Jesus (selber) aufgenommen. Wo ist nun eure (damalige) glückselige Freude geblieben? Ich muß euch ja das Zeugnis ausstellen, daß ihr euch damals, wenn es möglich gewesen wäre, die Augen ausgerissen und sie mir geschenkt hättet. Sonach bin ich jetzt wohl dadurch euer Feind geworden, daß ich euch die Wahrheit vorhalte? O sie bewerben sich nicht in guter Absicht eifrig um eure Gunst, nein, sie möchten euch gern (von mir) ausschließen, damit ihr euch dann eifrig um ihre Gunst bemüht. Schön ist es ja, in guter Sache Gegenstand eifriger Umwerbung zu sein, und zwar allezeit und nicht nur während meiner Anwesenheit bei euch. Meine lieben Kinder, um die ich jetzt wiederum Geburtsschmerzen leide, bis Christus (endlich) in euch Gestalt gewinnt: ich wollte, ich wäre gerade jetzt bei euch und könnte in anderem Ton zu euch reden; denn ich weiß mir euretwegen keinen Rat! c) Sinnbildliche Auslegung des alttestamentlichen Berichts von Ismael und Isaak, den beiden Söhnen Abrahams, zum Beweis der Freiheit des Christen von den Satzungen des GesetzesSagt mir doch, die ihr gern unter dem Gesetz stehen möchtet: hört ihr denn das Gesetz nicht? Es steht ja doch geschrieben, daß Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Magd und einen von der Freien. Jedoch jener von der Magd war nur sein fleischmäßig erzeugter Sohn, dieser von der Freien aber war ihm aufgrund der (göttlichen) Verheißung geboren. Das ist bildlich gesprochen; denn diese (beiden Frauen) stellen zwei Bündnisse dar, das eine vom Berge Sinai, das zur Knechtschaft gebiert: das ist die Hagar; das Wort Hagar bedeutet nämlich den Berg Sinai in Arabien, und sie entspricht dem heutigen Jerusalem; denn dieses befindet sich (auch) in Knechtschaft samt seinen Kindern. Das Jerusalem droben dagegen ist eine Freie, und dies (Jerusalem) ist unsere Mutter; denn es steht geschrieben: »Freue dich, du Kinderlose, die du nicht Mutter wirst! Brich in Jubel aus und frohlocke, die du keine Geburtsschmerzen zu leiden hast! Denn die Alleinstehende hat zahlreiche Kinder, mehr als die Verehelichte.« Ihr aber, liebe Brüder, seid nach Isaaks Art Kinder der Verheißung. Wie jedoch damals der nach dem Fleisch erzeugte Sohn den nach dem Geist erzeugten verfolgt hat, so ist es auch jetzt der Fall. Aber was sagt die Schrift dazu? »Verstoße die Magd und ihren Sohn! Denn der Sohn der Magd soll nicht das gleiche Erbrecht mit dem Sohn der Freien haben.« d) Zusammenfassung des Bisherigen und abschließende Mahnung, an der christlichen Freiheit festzuhalten, die mit Gesetz und Beschneidung unvereinbar istDarum, liebe Brüder: Wir sind nicht Kinder einer Magd, sondern der Freien! Zur Freiheit hat Christus uns frei gemacht. Stehet also fest und laßt euch nicht wieder in das Joch der Knechtschaft spannen! Seht, ich, Paulus, erkläre euch: Wenn ihr euch beschneiden laßt, so wird Christus euch nichts mehr nützen. Nochmals bezeuge ich es einem jeden, der sich beschneiden läßt: er ist damit zur Beobachtungd.h. Beachtung, Befolgung . des ganzen Gesetzes verpflichtet. Aus der Verbindung mit Christus seid ihr ausgeschieden, wenn ihr durch das Gesetz gerechtfertigt werden wollt: ihr seid dann aus der Gnade herausgefallen; denn wir erwarten durch den Geist das Hoffnungsgut der Gerechtigkeit aufgrund des Glaubens. Denn in Christus Jesus hat weder die Beschneidung noch das Unbeschnittensein irgendwelche Bedeutung, sondern nur der Glaube, der sich durch Liebe betätigt. e) Wehmütige (bzw. unwillige) Klage über Verführer und Verführte in der GemeindeIhr hattet einen so schönen Anlauf genommen: wer hat euch aufgehalten, daß ihr der Wahrheit nicht mehr gehorchen wollt? Der Antrieb dazu kommt nicht von dem her, der euch beruft. Schon ein wenig Sauerteig macht den ganzen Teig sauer. Ich für meine Person habe das Vertrauen zu euch im Herrn, daß ihr eure Gesinnung nicht ändern werdet; wer euch aber irre macht: er wird sein Strafurteil zu tragen haben, er sei, wer er wolle. Was mich aber betrifft, liebe Brüder: wenn ich wirklich noch die Beschneidung predige, warum verfolgt man mich da noch? Dann ist ja das Ärgernis des Kreuzes aus der Welt geschafft! Möchten doch die Leute, die euch aufwiegeln, sich sogar verschneiden lassen! III. Die Gesetzesfreiheit in Christus als Grundlage eines neuen geistlichen und sittlichen Lebens (5,13-6,10)1. Warnung vor dem Mißbrauch der durch Christus gewonnenen Freiheit; Betätigung der Freiheit durch NächstenliebeIhr seid ja doch zur Freiheit berufen, liebe Brüder; nur mißbraucht die Freiheit nicht als einen willkommenen Anlaß für das Fleisch, sondern dienet einander durch die Liebe! Denn das ganze Gesetz findet seine Erfüllung in dem einen Gebot: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!« Wenn ihr euch aber untereinander beißt und freßt, so sehet zu, daß ihr nicht voneinander verschlungen werdet! 2. Wandelt im Geist! Die Werke des Fleisches und die Frucht des GeistesIch meine aber so: Wandelt im Geist, dann werdet ihr sicherlich das Gelüst des Fleisches nicht vollführen. Denn das Fleisch widerstrebt mit seinem Begehren dem Geist und ebenso der Geist dem Fleisch; denn diese beiden liegen im Streit miteinander (und dulden nicht), daß ihr das tut, was ihr tun möchtet. Laßt ihr euch aber vom Geist leiten, so steht ihr nicht (mehr) unter dem Gesetz. Offenbar aber sind die Werke des Fleisches, nämlich Unzucht, Unsittlichkeit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindseligkeiten, Zank, Eifersucht, Zerwürfnisse, gemeine Selbstsucht, Zwietracht, Parteiungen, Neid, Trunksucht, Schwelgerei und so weiter. Von diesen (Sünden) habe ich euch schon früher gesagt und wiederhole es jetzt, daß, wer derartiges verübt, das Reich Gottes nicht erben wird. Die Frucht des Geistes dagegen besteht in Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Beständigkeit; gegen derartige (Geistesfrüchte) kann das Gesetz keine Anklage erheben. Die aber Christus Jesus angehören, haben ihr Fleisch samt seinen Leidenschaften und Begierden gekreuzigt. 3. Einzelne sittliche Ermahnungen zur Bewährung des neuen Lebens im Geist; Hinweis auf Gottes GerichtWenn wir nun im Geiste leben, so laßt uns im Geiste auch wandeln! Laßt uns nicht nach eitler Ehre begierig sein, einander nicht (zum Streit) herausfordern, einander nicht beneiden! – Liebe Brüder, wenn auch jemand sich von einem Fehltritt hat übereilen lassen, so bringt ihr Geistesmenschen den Betreffenden mit dem Geist der Sanftmut wieder zurecht, und gib dabei auf dich selbst acht, damit du nicht auch in Versuchung gerätst! Traget einer des andern Lasten, so werdet ihr dadurch das Gesetz Christi erfüllen. Denn wenn jemand sich dünken läßt, er sei etwas, obwohl er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst in seinem Sinn. Jeder prüfe aber sein eigenes Werk,nämlich ob es das Werk (= das Tun oder Handeln) des Glaubens ist oder das Bemühen, Gott im Fleisch zu gefallen. A.Ü.: seine eigene Leistung. und dann mag er für sich allein zu rühmen haben, aber nicht dem andern gegenüber; denn ein jeder wird an seiner eigenen Last zu tragen haben. Wer aber Unterricht im Wort (Gottes) erhält, lasse seinen Lehrer an allen Gütern teilnehmen! – Irret euch nicht: Gott läßt sich nicht spotten; denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten. Denn wer auf sein Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten. Laßt uns aber nicht müde werden, das Rechte zu tun; denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten. Darum wollen wir so, wie wir Gelegenheit haben, allen Menschen Gutes erweisen, besonders aber den Glaubensgenossen! IV. Der eigenhändige Schluß des Briefes (6,11-18)a) Letzte Beleuchtung der GegnerSehet, mit wie großen Buchstaben ich euch (nun noch) eigenhändig schreibe! (Nur) solche (Leute), die im Fleische etwas Besonderes vorstellen wollen, suchen euch die Beschneidung aufzunötigen, lediglich um nicht wegen (der Verkündigung) des Kreuzes Christi Verfolgungen zu erleiden. Denn trotz ihrer Beschneidung beobachtend.h. beachten, befolgen . sie selbst das Gesetz nicht, sondern dringen auf eure Beschneidung nur deshalb, um sich eures leiblichen MenschenW.: »eures Fleisches«, d.h. eures durch die leibliche Beschneidung bewirkten äußeren Anschlusses an das Judentum. rühmen zu können. b) Persönliches Schlußbekenntnis; SegenswunschMir aber soll es nicht beikommen, mich irgendeiner anderen Sache zu rühmen als nur des Kreuzes unsers Herrn Jesus Christus, durch das für mich die Welt gekreuzigt ist und ich für die Welt. Denn weder auf die Beschneidung noch auf das Unbeschnittensein kommt es an, sondern nur auf eine »neue Schöpfung«; und alle, die nach dieser Richtschnur wandeln werden: über die komme Friede und (göttliches) Erbarmen, nämlich über das Israel Gottes! In Zukunft möge mir niemand zu schaffen machen, denn ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leibe! – Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geiste, liebe Brüder! Amen. Zuschrift und SegensgrußIch, Paulus, ein Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, sende meinen Gruß den Heiligen und an Christus Jesus Gläubigen, die [in Ephesus]Das Eingeklammerte [in Ephesus] fehlt in manchen wichtigen Handschriften. Darum hat man schon vermutet, der Brief sei ursprünglich ein Rundschreiben gewesen, das in mehreren kleinasiatischen Gemeinden die Runde machte und zuletzt in Ephesus aufbewahrt wurde.sind: Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus! I. Erster (belehrender) Hauptteil: Die Herrlichkeit des christlichen Heils (1,3-3,21)1. Lobpreis der Gnade Gottes für das in Christus geschenkte HeilGepriesen sei der Gott und Vater unsers Herrn Jesus Christus, der uns mit jedem Segen geistlicher Art, (der) in der Himmelswelt (vorhanden ist), in Christus gesegnet hat! Denn in ihm hat er uns ja schon vor der Grundlegung der Welt dazu erwählt, daß wir heilig und unsträflich vor seinem Angesicht dastehen sollten, und hat uns in Liebe durch Jesus Christus zu Söhnen,W.: zur Sohnesstellung, oder: zur Annahme an Sohnes Statt = zum Verhältnis (oder: Stande) von Söhnen (bzw. Kindern). die ihm angehören sollten, vorherbestimmt nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lobpreis der Herrlichkeit seiner Gnade, die er uns in dem Geliebten erwiesen hat.W.: mit der er uns begnadet hat. In diesem haben wir die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung unserer Übertretungen, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns nach Mitteilung aller Weisheit und Einsicht in überströmender Fülle hat zuteil werden lassen. Er hat uns ja das Geheimnis seines Willens kundgetan, nach seinem freien Ratschluß, dessen AusführungW.: Ökonomie; vgl. Anm. zu 3,2. er sich vorgenommen hatte, sobald die Zeiten zum Vollmaß der von ihm geordneten Entwicklung gelangt wären: er wollte in Christus als dem Haupt alles einheitlich zusammenfassen, was in den Himmeln und was auf der Erde ist. In ihm sind wir nun auch des (verheißenen) Heilsbesitzes teilhaftig geworden, nachdem wir dazu vorherbestimmt worden waren nach dem Vorsatz dessen, der alles nach dem Beschluß seines Willens vollbringt: wir sollten eben zum Lobpreis seiner Herrlichkeit dienen, wir, die wir unsere Hoffnung von vornherein auf Christus gesetzt haben. In ihm seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, die Heilsbotschaft von eurer Rettung, vernommen habt und zum Glauben gekommen seid, mit dem verheißenen heiligen Geist versiegelt worden, der das Angeld für unser Erbe ist (und) für die Erlösung seiner Eigentumsgemeinde (Bürgschaft leistet), zum Lobpreis seiner Herrlichkeit. 2. Fürbitte für die Gemeinde um die volle Erkenntnis der Größe des durch Gottes Gnade in Christus geschenkten HeilsDas ist denn auch der Grund, weshalb ich auf die Kunde von eurem Glauben an den Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen mit der Danksagung für euch nicht aufhöre und in meinen Gebeten euer mit Namensnennung gedenke: der Gott unsers Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, wolle euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung durch die Erkenntnis seiner selbst verleihen (und) euren Herzen erleuchtete Augen (verleihen), damit ihr begreift, welche Hoffnung ihr infolge seiner Berufung habt, wie groß der Reichtum seines herrlichen Erbes bei den Heiligen ist, und wie überschwenglich seine Kraft sich an uns, den Gläubigen, erweist, nämlich die mit gewaltiger Macht sich betätigende Stärke, die er an Christus erwiesen hat, als er ihn von den Toten auferweckte und ihn in der Himmelswelt zu seiner Rechten sitzen ließ, hocherhaben über jede (andere) Herrschaft und Gewalt, über jede Macht und Hoheit, überhaupt über jeden Namen, der nicht nur in dieser, sondern auch in der zukünftigen Weltzeit genannt wird. Ja, alles hat er ihm zu Füßen gelegt und hat ihn zum alles überragenden Haupt gemacht für die Gemeinde, die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allend.h. in all ihren Gliedern, oder: das All in allen Beziehungen. erfüllt. 3. Gottes Weisheit, Kraft und Gnadenerbarmen über Juden und Heiden ist geoffenbart in der Erlösung durch Christus Jesusa) Ehemals in Sünden tot, erkennt sich jetzt der Gläubige als Gottes Gnadenwerk und Neugebilde im auferweckten Christus JesusSo hat er auch euch, die ihr tot waret durch eure Übertretungen und Sünden, in denen ihr einst wandeltet, abhängig vom Zeitgeist dieser Welt, abhängig von dem Machthaber, der die Gewalt über die Luft hat, dem Geist, der gegenwärtig in den Söhnen des Ungehorsams wirksam ist, – unter diesen haben auch wir alle einst in unseren fleischlichen Lüsten dahingelebt, indem wir den Willen des Fleisches und unserer Gedanken ausführten und von Natur Kinder des (göttlichen) Zornes waren wie die anderen auch –; Gott aber, der an Barmherzigkeit reich ist, hat uns um seiner großen Liebe willen, die er zu uns hegte, und zwar als wir tot waren durch unsere Übertretungen, zugleich mit Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr gerettet worden! – und hat uns in Christus Jesus mitauferweckt und mit ihm in die Himmelswelt versetzt, um in den kommenden Weltzeiten den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade durch die Gütigkeit gegen uns in Christus Jesus zu erweisen. Denn durch die Gnade seid ihr gerettet worden auf Grund des Glaubens, und zwar nicht aus euch – nein, Gottes Geschenk ist es –, nicht aufgrund von Werken, damit niemand sich rühme. Denn sein Gebilde sind wir, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott im voraus bereitgestellt hat,A.: für die Gott uns im voraus zubereitet (oder: bestimmt) hat.Ü. damit wir in ihnen wandeln könnten. b) Als Gottes Neugebilde in Christus Jesus sind die gläubigen Juden Verheißungserben und das Haus Gottes, mit ihnen aber auch die gläubigen HeidenDarum bleibt dessen eingedenk, daß einstmals ihr, die ihr nach dem Fleisch Heiden waret und von dem Volk der äußerlich mit Händen am Leibe vollzogenen Beschneidung »Vorhaut« genannt wurdet –, daß ihr in jener Zeit fern von Christus gestanden habt, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und ohne Anteil an den Bündnissen der Verheißung, ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt. Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr ehedem in der Ferne standet, durch das Blut Christi zu Nahestehenden geworden. Denn er ist unser Friede, er, der die beiden Teile zu einer Einheit gemacht und die trennende Scheidewand, die Feindschaft weggeräumt hat, nachdem er durch (die Hingabe) seines Leibes das Gesetz mit seinen in Satzungen gefaßten Geboten beseitigt hatte, um so die beiden in seiner Person zu einem einzigen neuen Menschen als Friedensstifter umzugestalten und die beiden in einem Leibe mit Gott durch das Kreuz zu versöhnen, nachdem er durch dieses die Feindschaft getötet hatte. So ist er denn gekommen und hat Frieden euch, den Fernstehenden, und ebenso Frieden den Nahestehenden als frohe Botschaft verkündigt; denn durch ihn haben wir beide nunmehr den freien Zugang zum Vater in einem Geist. Demnach seid ihr jetzt nicht mehr Fremdlinge und Beisassen, sondern seid Vollbürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen, aufgebaut auf dem Grund der Apostel und Propheten, (ein Bau) bei welchem Christus Jesus selber der Eckstein ist: in ihm wächst jeder Bau,A.Ü.: der ganze Bau, oder: alles, was (auf ihm) gebaut ist. fest zusammengefügt, zu einem heiligen Tempel im Herrn empor, und in diesem werdet auch ihr (Heiden) mitauferbaut zu einer Wohnstätte Gottes im Geist.A.Ü.: mit eingebaut in eine geistliche Wohnstätte. 4. Das herrliche Amt des Apostels, den Heiden die Heilsbotschaft als das ihm offenbarte Geheimnis von ihrer Mitberechtigung an Israels Verheißungen zu verkündenDas ist der Grund, weshalb ich, Paulus, der ich euch Heiden zugute der Gefangene Christi Jesu bin, – ihr habt doch wohl von der VerwaltungEig.: Ökonomie = Haushaltung, Haushalteramt, überhaupt Verwaltung, Ausführung, besonders die zur Ausführung einer Sache dienlichen Mittel und Wege. der Gnade Gottes gehört, die mir für euch verliehen worden ist, daß mir nämlich durch Offenbarung das Geheimnis kundgetan worden ist, wie ich davon schon vorhin in Kürze geschrieben habe. Daran könnt ihr, wenn ihr es lest, meine Vertrautheit mit dem Geheimnis Christi erkennen, das in früheren Zeitaltern den Menschenkindern nicht kundgetan worden ist, wie es jetzt seinen heiligen Aposteln und Propheten geoffenbart worden ist: daß nämlich die Heiden Miterben und Miteinverleibte und Mitgenossen der Verheißung in Jesus Christus sind durch die Heilsbotschaft, deren Diener ich geworden bin nach der Gnadengabe Gottes, die mir nach der in ihrer Wirkung gewaltigen Kraft verliehen worden ist. Mir, dem geringsten unter allen Heiligen, ist dieses Gnadenamt verliehen worden, den Heiden die Heilsbotschaft von dem unergründlichen Reichtum Christi zu verkündigen und allen Aufklärung darüber zu geben, welche Bewandtnis es mit der VerwirklichungW.: Ökonomie; vgl. Anm. zu 3,2. des Geheimnisses hat, das von Urzeiten in Gott, dem Schöpfer aller Dinge, verborgen gewesen ist, damit nunmehr den Gewalten und den Mächten in den Himmelsräumen durch die Gemeinde die vielgestaltige Weisheit Gottes kundgetan werde.Durch die Gemeinde Christi – sie ist die Grundfeste der Wahrheit (1.Tim 3,15) – sollen auch die Engel, sowohl die guten als auch die gefallenen, Kunde von dem herrlichen Erlösungswerk Christi erhalten. Diesen Vorsatz, den er von Ewigkeit her gefaßt hatte, hat er zur Ausführung gebracht in Christus Jesus, unserm Herrn, in welchem wir die freudige Zuversicht und den freien Zutritt (zu Gott) in freudigem Vertrauen durch den Glauben an ihn haben. Deshalb bitte ich auch darum, in meinen Leiden für euch nicht mutlos zu werden;A.Ü.: Darum bitte ich, daß ihr nicht mutlos werdet bei meinen Leiden für euch. das ist ja eine Verherrlichung für euch. 5. Fürbitte des Apostels für die Leser um ihre Erstarkung im Glauben, in der Liebe und in der ErkenntnisDeswegen beuge ich meine Knie vor dem Vater, von dem jede Vaterschaft, die es im Himmel und auf Erden gibt, ihren Namen trägt: er wolle euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit verleihen, durch seinen Geist am inwendigen Menschen mit Kraft ausgerüstet zu werden, damit Christus durch den Glauben Wohnung in euren Herzen nehme und ihr in der Liebe tiefgewurzelt und festgegründet dastehet, auf daß ihr fähig werdet, im Verein mit allen Heiligen die Breite und Länge, die Tiefe und Höhe (des göttlichen Heilsratschlusses) zu erfassen und die alle Erkenntnis übersteigende Liebe Christi kennenzulernen, damit ihr schließlich zum Erfülltsein mit der ganzen Gottesfülle gelangt. Gott sei die EhreIhm aber, der nach der Kraft, die in uns wirksam ist, unendlich mehr zu tun vermag über alles hinaus, was wir erbitten und erdenken (können): ihm gebührt die Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus bis hinaus auf alle Geschlechter aller Zeiten der Ewigkeit! Amen. II. Zweiter (ermahnender) Hauptteil: Mahnungen an die Leser zu einem ihrer Berufung würdigen Wandel (4,1-6,20)1. Mahnung zur Eintracht und zum Glaubenswachstum in der Gemeinde bei aller Mannigfaltigkeit der GabenSo ermahne ich euch denn, ich, der Gefangene im Herrn: Wandelt würdig der Berufung, die an euch ergangen ist, mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld als solche, die einander in Liebe ertragen, und seid eifrig bemüht, die Einheit des Geistes durch das Band des Friedens zu erhalten: ein Leib und ein Geist, wie ihr ja auch bei eurer Berufung aufgrund einer Hoffnung berufen worden seid; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle (wirkt) und in allen (wohnt). Jedem einzelnen von uns aber ist die Gnade nach dem Maße verliehen worden, wie Christus sie ihm zugeteilt hat. Daher heißt es ja auch: »Aufgestiegen in die Höhe, hat er Gefangene weggeführt und den Menschen Gaben verliehen.« Daß er aber hinaufgestiegen ist, welchen Sinn hat das als den, daß er auch (zuvor) in die niederen Gegenden der Erdedie Niederungen der Erde, die niedere Erdenwelt. – A.Ü.: die unteren Teile, die untersten oder niedrigsten Örter (oder: Räume, oder: Schichten), die tiefsten Gegenden. hinabgestiegen ist? Er, der Hinabgestiegene, ist derselbe, der hoch über alle Himmel hinaus aufgestiegen ist, um das ganze Weltall zu erfüllen. Und eben dieser ist es auch, der die einen zu Aposteln bestellt hat, andere zu Propheten, andere zu Evangelisten, noch andere zu Hirten und Lehrern, um die Heiligen tüchtig zu machen für die Ausübung des Gemeindedienstes, für die Erbauung des Leibes Christi, bis wir endlich allesamt zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zur vollkommenen Mannesreife, zum Vollmaß des Wuchses in der Fülle Christi. Denn wir sollen nicht länger unmündige Kinder sein, die von jedem Wind der Lehre durch das Trugspiel der Menschen, die mit Arglist auf Irreführung ausgehen, wie Meereswogen hin und her geworfen und umhergetrieben werden; vielmehr sollen wir, die Wahrheit übend, in Liebe in allen Stücken in ihn hineinwachsen, der das Haupt ist, Christus; denn von ihm aus wird der ganze Leib fest zusammengefügt und zusammengehalten und vollzieht durch jedes Glied, das seinen Dienst nach der Wirksamkeit verrichtet, die dem Maß jedes einzelnen Teiles entspricht, das Wachstum des Leibes zu seinem eigenen Aufbau in Liebe. 2. Ermahnung an die Gemeindeglieder, als neue Menschen zu wandelna) Vom alten und neuen Menschen im allgemeinen; Unterschied zwischen heidnischer und christlicher LebensführungSo sage ich also folgendes und spreche die ernste Mahnung im Herrn aus: Wandelt nicht mehr so, wie die Heiden in der Nichtigkeit ihres Sinnes wandeln! Sie sind ja in ihrem (ganzen) Denken verfinstert, dem Leben Gottes entfremdet infolge der Unwissenheit, die in ihnen wegen der Verstocktheit ihres Herzens wohnt. Sittlich völlig abgestumpft, haben sie sich dem Genußleben hingegeben zur Verübung jeder Art von Unsittlichkeit in Verbindung mit Habgier.A.Ü.: in unstillbarer Gier (= wobei sie nie genug bekommen). Ihr aber habt Christus nicht so kennengelernt, wenn ihr überhaupt von ihm gehört habt und in ihm so unterwiesen worden seid, wie es Wahrheit in Jesus ist:d.h. wie es der in Christus vorliegenden Wirklichkeit entspricht. daß ihr nämlich im Hinblick auf den früheren Lebenswandel den alten Menschen ablegen müßt, der sich infolge der trügerischen Begierden zugrunde richtet, daß ihr dagegen im tiefsten Inneren eures GeisteslebensW.: am Geist eures Sinnes. erneuert werden müßt und den neuen Menschen anziehet, der nach Gottes Ebenbild geschaffen ist in wahrhafter Gerechtigkeit und Reinheit.A.L.: in Gerechtigkeit und Reinheit und Wahrheit. b) Einzelne sittliche Ermahnungen (besonders Warnung vor heidnischen Sünden)a) Ermahnungen bezüglich des Verhaltens im Verkehr untereinanderDarum leget die Lüge ab und »redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten«; wir sind ja untereinander Glieder (desselben Leibes). – »Zürnet ihr, so sündiget dabei nicht«; laßt die Sonne über eurem Zorn nicht untergehen und gebt dem Verleumder keinen Raum! – Der Dieb stehle fortan nicht mehr, sondern arbeite vielmehr angestrengt und erwerbe mit seiner Hände Arbeit das Gute, damit er imstande ist, den Notleidenden zu unterstützen. – Laßt keine faule Rede aus eurem Munde hervorgehen, sondern nur eine solche, die da, wo es nottut, zur Erbauung dient, damit sie den Hörern Segen bringe. Und betrübt nicht den heiligen Geist Gottes, mit dem ihr auf den Tag der Erlösung versiegelt seid. – Alle Bitterkeit, aller Zorn und Groll, alles Schreien und Schmähen sei aus eurer Mitte weggetan, überhaupt alles boshafte Wesen. Zeigt euch vielmehr gütig und herzlich gegeneinander, und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch in Christus vergeben hat! Folgt also dem Vorbild Gottes nach als (von ihm) geliebte Kinder und wandelt in der Liebe, wie auch Christus euch geliebt und sich selbst für uns als Weihegabe und Opfer dargebracht hat, Gott zu einem lieblichen Wohlgeruch. b) Warnung vor Unzucht, Habgier und ungebührlichen RedenUnzucht aber und Unsittlichkeit jeder Art oder Geldgier dürfen bei euch nicht einmal mit Namen erwähnt werden, wie es sich für Heilige geziemt, ebensowenig unanständiges Wesen und fades Geschwätz oder leichtfertige Witze, die sich für euch nicht schicken würden, statt dessen vielmehr Danksagung. Denn das wißt und erkennt ihr wohl, daß kein Unzüchtiger und Unsittlicher, kein Geldgieriger – das ist gleichbedeutend mit Götzendiener – ein Erbteil im Reiche Christi und Gottes hat. c) Wandelt sorgfältig als Kinder des LichtsLaßt euch von niemand durch leere Worte betrügen; denn um solcher Dinge willen kommt Gottes Zorn über die Ungehorsamen.W.: über die Söhne des Ungehorsams (d.h. des Unglaubens). Macht euch daher nicht zu ihren Mitgenossen; denn früher seid ihr zwar Finsternis gewesen, jetzt aber seid ihr Licht im Herrn: führt euren Wandel als Kinder des Lichts – die Frucht des Lichts erweist sich nämlich in lauter Gütigkeit, Gerechtigkeit und Wahrheit –, und prüfet dabei, was dem Herrn wohlgefällig ist. Habt auch nichts zu tun mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis,A.Ü.: beteiligt euch nicht an den aberwitzigen Werken des finstern Aberglaubens. legt vielmehr mißbilligend Zeugnis gegen sie ab; denn was im Verborgenen von ihnen getrieben wird, davon auch nur zu reden ist schandbar. Das alles wird aber, wenn es aufgedeckt wird, vom Licht getroffen und offenbar gemacht; denn alles, was offenbar gemacht wird, ist Licht. Daher heißt es auch: »Wache auf, du Schläfer, und stehe auf von den Toten! Dann wird Christus dir aufleuchten.«Wahrscheinlich Worte eines alten Gemeindeliedes, oder frei gestaltet nach Jes 26,19; 60,1? Vgl. Spr 6,9-11. Achtet also genau darauf, wie ihr wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise, indem ihr die Zeit auskauft, denn die Tage sind böse. Darum zeigt euch nicht unverständig, sondern sucht zu verstehen, welches der Wille des Herrn ist. Berauscht euch auch nicht an Wein, was zur Liederlichkeit führt, sondern werdet voll Geistes, so daß ihr zueinander mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern redet und dem Herrn in eurem Herzen singt und spielt; und sagt Gott dem Vater allezeit Dank für alles im Namen unsers Herrn Jesus Christus. c) Haustafel (d.h. Ermahnungen bezüglich des christlichen Familienlebens) (vgl. Kol 3,18-4,1)a) Pflichten der EhegattenOrdnet euch einander unter, wie es die Furcht vor Christus verlangt: Die Frauen seien ihren Ehemännern untertan, als gälte es dem Herrn; denn der Mann ist das Haupt der Frau, ebenso wie Christus das Haupt der Gemeinde ist, er freilich ist (zugleich) der Retter seines Leibes; dennoch, wie die Gemeinde (dem Herrn) Christus untertan ist, so sollen es auch die Frauen ihren Männern in jeder Beziehung sein. Ihr Männer, liebet eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt und sich für sie dahingegeben hat, um sie zu heiligen, nachdem er sie durch das Wasserbad im Wort gereinigt hat,Bei dem »Wasserbad im Wort« kann entweder an die Taufe gedacht werden oder daran, daß Gottes Wort wie reinigendes Wasser wirkt; vgl. Joh 15,3. um so die Gemeinde für sich selbst in herrlicher Schönheit hinzustellen, ohne Flecken und Runzeln oder irgendeinen derartigen Fehler, vielmehr so, daß sie heilig und ohne Tadel sei. Ebenso sind auch die Männer verpflichtet, ihre Frauen wie ihre eigenen Leiber zu lieben. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst; es hat ja doch noch nie ein Mensch sein eigenes Fleisch gehaßt, sondern jeder hegt und pflegt es, ebenso wie Christus es mit der Gemeinde tut, denn wir sind Glieder seines Leibes, Fleisch von seinem Fleisch und Bein von seinem Bein. »Deshalb wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und die beiden werden ein Fleisch sein.« Hier liegt ein großes Geheimnis vor; ich deute es auf Christus und die Gemeinde. Doch wie dem auch sei: auch bei euch soll ein jeder seine Frau so lieben wie sich selbst; die Frau aber soll ihrem Manne mit Furcht begegnen. b) Pflichten der Kinder und ElternIhr Kinder, seid euren Eltern gehorsam im Herrn; denn das ist in der Ordnung. »Ehre deinen Vater und deine Mutter!« – dies ist das erste Gebot mit (der) Verheißung: »damit es dir wohl ergehe und du lange lebest auf Erden«. – Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht und Vermahnung des Herrn! c) Pflichten der Knechte (= Sklaven) und der HerrenIhr Knechte, seid euren leiblichen Herren gehorsam mit Furcht und Zittern, in Aufrichtigkeit eures Herzens, als gälte es (dem Herrn) Christus, nicht mit Augendienerei, als solche, die Menschen gefallen wollen, sondern als Knechte Christi, die den Willen Gottes von Herzen tun. Verrichtet euren Dienst mit Willigkeit, als gälte es dem Herrn und nicht den Menschen; ihr wißt ja, daß jeder für das, was er Gutes tut, den entsprechenden Lohn vom Herrn empfangen wird, er sei ein Knecht oder ein Freier. – Und ihr Herren, handelt ebenso gegen sie und unterlaßt das Drohen! Ihr wißt ja, daß ihr ebenso wie sie einen Herrn im Himmel habt und daß es bei diesem kein Ansehen der Person gibt. 3. Schlußermahnung zum rechten Christenkampf; die geistliche Waffenrüstung des Christen; persönliche Bitte des ApostelsZuletzt: werdet stark im Herrn und in der gewaltigen, ihm innewohnenden Kraft. Ziehet die volle Waffenrüstung Gottes an, damit ihr gegen die listigen Anläufe des Teufels zu bestehen vermögt! Denn wir haben nicht mit Wesen von Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit den (überirdischen) Mächten, mit den (teuflischen) Gewalten, mit den Beherrschern dieser Welt der Finsternis, mit den bösen Geisterwesen in der Himmelswelt. Darum nehmt die volle Waffenrüstung Gottes zur Hand, damit ihr imstande seid, am bösen Tage Widerstand zu leisten, alles gut auszurichten und das Feld zu behaupten! So stehet also da, an den Hüften gegürtet mit Wahrheit, angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit, an den Füßen beschuht mit der Bereitschaft, die Heilsbotschaft des Friedens zu verkünden! Zu dem allem ergreift noch den Großschild des Glaubens, mit dem ihr alle Brandgeschosse des Bösen zum Verlöschen werdet bringen können. Nehmet auch den Helm des Heils an euch und das Schwert des Geistes, nämlich das Wort Gottes. Betet allezeit im Geist mit Bitten und Flehen jeder Art, und seid zu diesem Zweck wachsam mit aller Beharrlichkeit und unter Fürbitte für alle Heiligen, auch für mich, daß mir, sooft ich den Mund auftue, das Wort gegeben werde, um freimütig das Geheimnis der Heilsbotschaft zu verkündigen, für die ich auch in Ketten ein Sendbote bin, damit ich in ihr ein freimütiges Bekenntnis ablege, wie es mir gebührt zu reden. III. Schluß des BriefesAnkündigung der Sendung des Tychikus; SegenswunschDamit aber auch ihr über meine Lage hier und mein Ergehen etwas erfahrt, wird Tychikus, der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn, euch alles berichten. Ihn habe ich eben deshalb zu euch gesandt, damit ihr von unserer Lage hier Kenntnis erhaltet und er eure Herzen ermutige. Friede (werde) den Brüdern (zuteil) und Liebe im Verein mit Glauben von Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus! Die Gnade sei mit allen, die unsern Herrn Jesus Christus lieben mit unverbrüchlicher Treue.W.: in Unvergänglichkeit = unbeirrbar. Zuschrift und SegensgrußWir, Paulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu, entbieten allen Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind, sowie auch den dortigen Vorstehern und GemeindedienernGriechisch: Bischöfen und Diakonen. unsern Gruß: Gnade sei (mit) euch und Friede von Gott unserm Vater und vom Herrn Jesus Christus! 1. Des Apostels Danksagung, Zuversicht und Fürbitte für die GemeindeIch sage meinem Gott Dank, sooft ich euer gedenke, indem ich allezeit in jeder meiner Fürbitten für euch alle mit Freuden bete wegen der Teilnahme, die ihr an (der Verkündigung) der Heilsbotschaft vom ersten Tage an bis heute betätigt habt; ich hege eben deshalb auch die feste Zuversicht, daß der, welcher ein gutes Werk in euch angefangen hat, es auch bis zum Tage Jesu Christi vollenden wird. Es ist ja doch nur recht und billig für mich, diese gute Meinung von euch allen zu hegen; denn ich halte die Erinnerung an euch in meinem Herzen fest,W.: um des willen, daß ich euch im Herzen habe (oder: daß ihr mich im Herzen habt). weil ihr allesamt sowohl während meiner Gefangenschaft als auch bei der Verteidigung und Bezeugung der Heilsbotschaft Mitgenossen des mir verliehenen Gnadenamts seid. Denn Gott ist mein Zeuge, wie ich mich mit der innigen Liebe Christi Jesu nach euch allen sehne. Und dahin geht mein Gebet, daß eure Liebe je länger desto mehr zunehme an Erkenntnis und allem Feingefühl zur Prüfung dessen, was in jedem Fall das richtige sei, damit ihr auf den Tag Christi lauter und ohne Tadel dasteht, voll ausgestattet mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus erwächst, zur Ehre und zum Lobpreis Gottes. 2. Nachrichten über die augenblickliche Lage und über die künftige Lebensgestaltung des gefangenen Apostelsa) Des Apostels Leiden und (überwiegende) Freuden in RomIch will euch aber wissen lassen, liebe Brüder, daß meine Lage hier eher zur Förderung der Heilsverkündigung sich entwickelt hat. Es ist nämlich bei der ganzen kaiserlichen Leibwache und auch sonst überall offenkundig geworden, daß ich um Christus willen meine Fesseln trage; und so haben denn die meisten Brüder durch meine Gefangenschaft neue Zuversicht im Herrn gewonnen und wagen deshalb mit wachsender Furchtlosigkeit das Wort Gottes zu verkündigen. Einige freilich predigen Christus auch aus Neid und Streitsucht, manche aber doch auch in guter Absicht: die einen aus Liebe (zu mir), weil sie wissen, daß ich zur Verteidigung der Heilsbotschaft bestellt bin; die anderen, die es aus Rechthaberei tun, verkündigen Christus nicht in lauterer Absicht, (sondern) in der Meinung, daß sie mir dadurch zu meiner Gefangenschaft auch noch Kummer verursachen. Doch was tut’s? Wird doch in jedem Fall, mit oder ohne Hintergedanken, Christus verkündigt, und darüber freue ich mich. Aber (auch fernerhin) werde ich mich freuen; b) Sowohl der Zeugentod des Paulus als auch sein Weiterleben wird zur Verherrlichung Christi dienenich weiß ja, daß dieses mir infolge eurer Fürbitte und der Unterstützung des Geistes Jesu Christi zum Heil ausschlagen wird; wie ich überhaupt die feste Erwartung und freudige Hoffnung hege, daß ich in keiner Beziehung beschämt dastehen werde, sondern daß ganz offensichtlich wie allezeit, so auch jetzt Christus an meinem Leibe verherrlicht werden wird, es sei durch mein Weiterleben oder durch meinen (Zeugen-) Tod. Denn für mich bedeutet Christus das Leben, und darum ist das Sterben für mich ein Gewinn. Wenn aber mein Weiterleben ein leibliches (Leben) sein soll, so bedeutet das für mich Fruchtbringen durch Arbeit, und so weiß ich nicht, was ich vorziehen soll. Ich fühle mich nämlich nach beiden Seiten hingezogen: ich habe Lust aufzubrechen und mit Christus vereint zu sein; das wäre ja doch auch weitaus das Beste (für mich). Aber daß ich leiblich weiterlebe, ist um euretwillen notwendiger; und so weiß ich mit voller Gewißheit, daß ich am Leben bleiben und euch allen erhalten bleiben werde, euch zur Förderung und zur Freude im Glauben, damit ihr noch weit mehr Grund habt, euch meiner in Christus Jesus zu rühmen, wenn ich noch einmal bei euch anwesend sein werde. 3. Mahnungen an die Gemeindea) Mahnung zu würdigem Wandel und zu einmütigem Kampfe für die Heilsbotschaft unter allen äußeren AnfeindungenNur verwaltet die Gemeinde so, wie es der Heilsbotschaft Christi würdig ist; denn ich möchte, falls ich kommen sollte, an euch sehen oder, falls ich fernbleibe, über euch hören, daß ihr in einem Geiste feststeht, indem ihr einmütig wie ein Mann für den Glauben an die Heilsbotschaft kämpft und euch in keiner Beziehung von den Widersachern einschüchtern laßt; das ist (alsdann) für sie ein Hinweis auf ihr Verderben, für euch dagegen auf eure Rettung, und zwar (ein Hinweis) von Gott her. Denn euch ist in eurem Christenstand die Gnade zuteil geworden, nicht nur an Christus zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden, indem ihr denselben Leidenskampf zu bestehen habt, wie ihr ihn (vordem) bei mir gesehen habt und jetzt bei mir hört. b) Mahnung zur Einigkeit innerhalb der Gemeinde, zur Selbstlosigkeit und Leidensbereitschaft nach dem Vorbild ChristiWenn nun eine in Christus ausgesprochene Ermahnung, wenn ein liebevoller Zuspruch, wenn eine Gemeinschaft des Geistes, wenn inniges Mitgefühl und Erbarmen (noch vorhanden sind, oder: etwas gelten), so macht meine Freude dadurch vollkommen, daß ihr eines Sinnes seid, indem ihr die gleiche Liebe hegt und einmütig dem gleichen Ziel zustrebt und nichts aus Rechthaberei oder eitlem Ehrgeiz tut, sondern in Demut einer den andern höher als sich selbst erachtet; jeder habe nicht (nur) seinen eigenen Vorteil im Auge, sondern jeder auch den des andern. Solche Gesinnung wohne in euch allen, wie sie auch in Christus Jesus vorhanden war; denn obgleich er Gottes Gestalt besaß, sah er doch das Gleichsein mit Gott nicht als einen gewaltsam festzuhaltenden Raub an; nein, er entäußerte sich selbst (seiner Herrlichkeit), indem er Knechtsgestalt annahm, ganz in menschliches Wesen einging und in seiner leiblichen Beschaffenheit als ein Mensch erfunden wurde; er erniedrigte sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tode, ja, bis zum Tode am Kreuz. Daher hat Gott ihn auch über die Maßen erhöht und ihm den Namen verliehen, der jedem anderen Namen überlegen ist, damit im Namen Jesu sich jedes Knie aller derer beuge, die im Himmel und auf der Erde und unter der Erde sind, und jede Zunge bekenne, daß Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters. c) Mahnung zu willigem Gehorsam und zu ganzem Ernst im Christentum (auch um des Apostels willen)Daher, meine Geliebten: wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, so seid darauf bedacht, nicht nur wie damals, als ich bei euch anwesend war, sondern jetzt, wo ich fern von euch bin, noch weit mehr eure Rettung mit Furcht und Zittern zu schaffen; denn Gott ist es, der beides, das Wollen und das Vollbringen, in euch wirkt, damit ihr ihm wohlgefallt:W.: des Wohlgefallens wegen; es könnte also auch gemeint sein: nach seinem Wohlgefallen, nach seinem freien Entschluß; oder: zur Durchführung seines Heilsratschlusses. – A.Ü.: in Ansehung (= nach dem Maß) eures guten Willens. Tut alles ohne Murren und Bedenken, damit ihr euch tadellos und lauter erweist, als unsträfliche Gotteskinder inmitten einer verkehrten und verdrehten Menschheit, unter der ihr wie helle Sterne in der Welt leuchtet. Haltet fest am Wort des Lebens, mir zum Ruhm auf den Tag Christi, weil ich dann nicht vergeblich gelaufen bin und nicht vergeblich gearbeitet habe. Aber auch wenn ich als Trankopfer ausgegossen werden sollte über dem Opfer und dem priesterlichen Dienst an eurem Glauben, so freue ich mich doch und freue mich im Verein mit euch allen. Ebenso freuet aber auch ihr euch, und zwar im Verein mit mir! 4. Mitteilungen über die beabsichtigte Sendung des Timotheus und die Rücksendung des EpaphroditusIch hoffe aber im Herrn Jesus, Timotheus bald zu euch senden zu können, damit auch ich mich beruhigt fühle, wenn ich erfahre, wie es um euch steht. Denn ich habe keinen ihm Gleichgesinnten, der so hingebend für euer Bestes Sorge tragen wird; alle anderen denken ja nur an sich selbst, nicht an das, was der Sache Jesu Christi dient. Aber seine bewährte Treue ist euch bekannt, daß er wie ein Sohn seinem Vater, zusammen mit mir den Dienst (der Verkündigung) der Heilsbotschaft geleistet hat. Ihn also hoffe ich euch unverzüglich senden zu können, sobald ich meine Lage zu übersehen vermag; ich bin aber im Herrn der Zuversicht, daß auch ich selbst bald werde kommen können. Für nötig habe ich es aber gehalten, den Bruder Epaphroditus, meinen Mitarbeiter und Mitstreiter, der euer Abgesandter und der Überbringer eurer Gabe für meinen Lebensunterhalt ist, zu euch zurückzusenden; denn er hatte Heimweh nach euch allen und war in Unruhe darüber, daß ihr von seiner Erkrankung Kunde erhalten hattet. Ach ja, er ist wirklich todkrank gewesen; aber Gott hat sich seiner erbarmt, und nicht nur seiner, sondern auch meiner, damit ich nicht Trauer über Trauer erlebte. So habe ich mich denn doppelt beeilt, ihn heimzusenden, damit ihr seines Wiedersehens froh werdet und ich eine Sorge weniger habe. Nehmt ihn also im Herrn mit aller Freude auf und haltet solche Männer in Ehren! Denn um des Werkes Christi willen ist er dem Tode nahe gekommen, da er sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um eurem Liebesdienste für mich das hinzuzufügen, was ihr selbst nicht leisten konntet.Gemeint ist die Anwesenheit der Philipper bei Paulus. 5. Warnungen und Mahnungen an die Gemeinde und an einzelne Gemeindegliedera) Aufruf zur Freude im Herrn; Wertlosigkeit der äußeren Vorzüge und der Gesetzesgerechtigkeit im Vergleich mit der Erkenntnis des Heils in Christus; Warnung vor den judaistischen IrrlehrernIm übrigen, meine Brüder, freuet euch im Herrn! Euch (nochmals) dasselbe zu schreiben, verursacht mir keine Beschwerde, euch aber verleiht es Festigkeit. Seht euch die Hunde an,A.Ü.: Gebt acht auf die Hunde (oder: nehmt euch in acht = hütet euch vor den Hunden). seht euch die bösen Arbeiter an, seht euch die (Männer der) Verschneidung an! Denn wir sind die (rechte) Beschneidung, die wir Gott im Geiste dienenA.Ü.: die wir den Gottesdienst im Geiste Gottes üben. – A.Ü.: die wir durch den Geist Gottes dienen. und unsern Ruhm in Christus Jesus suchen und unser Vertrauen nicht auf das Fleisch setzen, wiewohl ich persönlich mich zuversichtlich auch auf das Fleisch berufen kann. Wenn irgendein anderer sein Vertrauen auf das Fleisch setzen zu dürfen glaubt, so kann ich es erst recht: Ich bin am achten Tage beschnitten worden, bin aus dem Volk Israel gebürtig, aus dem Stamme Benjamin, ein Hebräer von Hebräern, nach meiner Stellung zum Gesetz ein Pharisäer, in Hinsicht auf den Eifer ein Verfolger der Gemeinde, in Hinsicht auf die Gerechtigkeit, die im Gesetz verlangt wird, untadelig erfunden. Doch das, was ich (früher) für Gewinn hielt, das habe ich um Christi willen für Verlust zu achten gelernt; ja, ich achte sogar unbedingt alles für Schaden gegenüber der unendlich wertvolleren Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessen willen ich das alles preisgegeben habe und es geradezu für Kehricht halte, damit ich nur Christus gewinne und in ihm als ein solcher erfunden werde, der nicht seine eigene Gerechtigkeit besitzt, die aus dem Gesetz gewonnen wird, sondern die Gerechtigkeit, die durch den Glauben an Christus vermittelt wird, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens. Denn ich möchte ihn erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Teilnahme an seinen Leiden, indem ich seinem Tode gleichgestaltet werde, ob ich wohl zur AuferstehungGenau w.: »Ausauferstehung«, d.h. die (erste) Auferstehung der Gerechten (vgl. 1.Kor 15,23) bei der Wiederkunft Christi. aus den Toten gelangen möchte. b) Das Trachten des Apostels nach dieser Vollkommenheit; Ermunterung zum erfolgreichen Weiterwandeln in fester GlaubenstreueNicht als ob ich es schon ergriffen hätte oder schon zur Vollendung gelangt wäre; ich jage ihm aber nach, ob ich’s wohl ergreifen möchte, weil ich ja auch von Christus Jesus ergriffen worden bin. Liebe Brüder, ich denke von mir noch nicht, daß ich’s ergriffen habe; eins aber (tue ich): ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir liegt, und jage, das vorgesteckte Ziel im Auge, nach dem Siegespreis, den die in Christus Jesus ergangene himmlische Berufung Gottes in Aussicht stellt. Wir alle nun, die wir zielbewußt sind, wollen hierauf unsern Sinn gerichtet halten, und wenn ihr über irgend etwas anderer Meinung seid, so wird Gott euch auch darüber Klarheit verleihen; nur laßt uns nach derselben Überzeugung, zu der wir bereits gelangt sind, unbeirrt weiterwandeln! c) Mahnungen zum Wandel himmelanFolgt meinem Beispiel allesamt nach, liebe Brüder, und richtet euren Blick auf die, welche so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt. Denn gar manche wandeln – ich habe es euch von ihnen schon oft gesagt und wiederhole es jetzt sogar mit Tränen – als die Feinde des Kreuzes Christi: ihr Ende ist das Verderben, ihr Gott ist der Bauch, und ihre Ehre besteht in ihrer Schande, ihr Sinnen ist nur auf das Irdische gerichtet. Unser Bürgertumoder: Unsre Gemeinde, in der wir das Bürgerrecht haben. dagegen ist im Himmel, von wo wir auch den Herrn Jesus Christus als Retter erwarten, der unsern niedrigen Leib umwandeln wird zur Gleichgestalt mit seinem Herrlichkeitsleibe vermöge der Kraft, mit der er auch alle Dinge sich zu unterwerfen vermag. Daher, meine geliebten Brüder, nach denen ich mich sehne, ihr meine Freude und meine Krone: stehet in dieser Weise fest im Herrn, Geliebte! d) Mahnung an einzelne Gemeindeglieder; Aufforderung zur Freude im Herrn; Verheißung des Friedens Gottes als des Lohnes anhaltenden Gebets und tugendhaften WandelsDie Evodia ermahne ich und ebenso die Syntyche, eines Sinnes zu sein im Herrn. Ja, ich bitte auch dich, mein Syzygus: nimm dich als echter Genosse ihrer an! Sie haben mir ja im Kampf für die Heilsbotschaft Beistand geleistet im Verein mit Klemens und meinen übrigen Mitarbeitern, deren Namen im Buche des Lebens verzeichnet stehen. Freuet euch im Herrn allezeit! Noch einmal wiederhole ich’s: »Freuet euch!« Laßt eure Sanftmut allen Menschen kund werden: der Herr ist nahe! Sorgt euch um nichts, sondern laßt in jeder Lage eure Anliegen durch Gebet und Flehen verbunden mit Danksagung vor Gott kund werden! Dann wird der Friede Gottes, der höher ist als aller Verstand,d.h. der alles (eigene) Denken und Begreifen übersteigt. eure Herzen und euer ganzes Denken in Christus Jesus bewahren. Endlich, liebe Brüder: alles, was wahr ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was unanstößig ist, sei es irgendeine Tugend oder etwas Lobenswertes, darauf seid bedacht! Was ihr auch (von mir) gelernt und überkommen, gehört und an mir gesehen habt, das tut: dann wird der Gott des Friedens mit euch sein. 6. Ausdruck der Freude und des Dankes für die von der Gemeinde zugeschickte LiebesgabeEs ist für mich aber eine hohe Freude im Herrn gewesen, daß ihr jetzt endlich wieder in die günstige Lage gekommen seid, fürsorglich an mich zu denken; ihr habt zwar immer daran gedacht, befandet euch aber äußerlich nicht in der Lage (zur Ausführung). Ich sage das nicht, weil ich mich in Not befinde; denn ich habe gelernt, in welcher Lage ich mich auch befinde, mir genügen zu lassen; ich verstehe mich darauf, in Ärmlichkeit und ebenso auch im Überfluß zu leben: in alles und jedes bin ich eingeweiht, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluß zu haben als Mangel zu leiden; alles vermag ich in ihm, der mich stark macht. Trotzdem: ihr habt wohl daran getan, daß ihr mir in meiner bedrängten Lage eure Teilnahme bewiesen habt. Ihr wißt aber selbst, liebe Philipper, daß im Anfang (meiner Verkündigung) der Heilsbotschaft, als ich aus Mazedonien weggegangen war, keine Gemeinde mit mir in das Wechselverhältnis des Gebens und Nehmens getreten ist als ihr allein; denn schon als ich in Thessalonike war, habt ihr mir mehr als einmal eine Unterstützung für meinen Bedarf zukommen lassen. Nicht daß es mir um die Gabe zu tun wäre; nein, für mich handelt es sich um die Frucht, die als Guthaben auf eure Rechnung kommt. Ich habe aber alles (was ihr gesandt habt) richtig erhalten und habe nun mehr als genug: ich lebe in Hülle und Fülle, seitdem ich von Epaphroditus eure Zuwendung erhalten habe, einen lieblichen Wohlgeruch, ein willkommenes, Gott wohlgefälliges Opfer. Mein Gott aber wird euch nach seinem Reichtum alles, was ihr bedürft, in Herrlichkeit zukommen lassen in Christus Jesus. Unserm Gott und Vater aber sei die Ehre in alle Ewigkeit! 7. Schluß: Grüße und SegenswunschGrüßt jeden Heiligen in Christus Jesus! Es grüßen euch die Brüder, die hier bei mir sind. Alle Heiligen lassen euch grüßen, besonders die vom kaiserlichen Hofe. Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geiste! Amen. Zuschrift und SegensgrußIch, Paulus, ein Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, und der Bruder Timotheus senden unsern Gruß den in Kolossä lebenden heiligen und gläubigen Brüdern in Christus Jesus: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater! 1. Einleitender Teila) Danksagung für den guten Christenstand (den Glauben, die Liebe und die Erkenntnis) der GemeindeWir danken Gott, dem Vater unsers Herrn Jesus Christus, allezeit in unsern Gebeten für euch, da wir von eurem Glaubensstand in Christus Jesus und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen hegt, gehört haben, (und zwar danken wir Gott) um des HoffnungsgutesGemeint ist die ewige Seligkeit nach der Leibesverwandlung bzw. Auferstehung in Unvergänglichkeit; sie bildet den Gegenstand der christlichen Hoffnung (vgl. 1.Kor 15,51-52; 1.Thess 4,15-17). willen, das für euch im Himmel aufbewahrt liegt. Von diesem habt ihr schon im voraus Kunde erhalten durch das Wort der Wahrheit, nämlich der Heilsbotschaft, die bei euch Eingang gefunden hat, wie sie ja auch in der ganzen Welt (verbreitet) ist und ebenso Frucht bringt und wächst wie auch bei euch seit dem Tage, an dem ihr sie vernommen und die Gnade Gottes in Wahrheit erkannt habt. Ihr habt ja die betreffende Unterweisung von unserm geliebten Mitknecht Epaphras empfangen, der als unser VertreterA.L.: für euch = zu eurem Besten. ein treuer Diener Christi ist und uns auch von eurer durch den Geist gewirkten Liebe berichtet hat. b) Fürbitte sowohl für das Wachstum der Gemeinde in der Erkenntnis Gottes und der Herrlichkeit Christi als auch für die Betätigung eines würdigen Christenwandelsa) Des Apostels FürbitteDeshalb hören auch wir seit dem Tage, an dem wir es vernommen haben, nicht auf, für euch zu beten und (Gott) zu bitten, daß ihr mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistgewirkten Weisheit und Einsicht erfüllt werden möchtet, damit ihr so, wie es des Herrn würdig ist, zu seinem völligen Wohlgefallen wandelt. Ja, möchtet ihr in jedem guten Werke Frucht bringen und in der Erkenntnis Gottes wachsen! Möchtet ihr mit aller Kraft, wie es der Macht seiner Herrlichkeit entspricht, zu aller Standhaftigkeit und Ausdauer ausgerüstet werden und mit Freuden dem Vater Dank sagen, der uns zur Teilnahme am Erbe der Heiligen im Licht tüchtig gemacht hat! Er hat uns ja aus der Gewalt der Finsternis gerettet und uns in das Reich des Sohnes seiner Liebe versetzt. b) Die unvergleichliche Erhabenheit des auferstandenen Christus und der durch seinen Kreuzestod gewirkten ErlösungIn diesem haben wir die Erlösung, nämlich die Vergebung der Sünden; er ist ja das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung;A.Ü.: der Erstgeborene vor allem Geschaffenen. denn in ihm ist alles geschaffen worden, was im Himmel und auf der Erde ist, das Sichtbare wie das Unsichtbare, mögen es Throne oder Herrschaften, Mächte oder Gewalten sein: alles ist durch ihn und für ihn geschaffen worden, und er ist vor allem, und alles hat in ihm seinen Bestand. Ferner ist er das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde: er ist der Anfang, der Erstgeborene aus den Toten, er, der in allen Beziehungen den Vorrang haben sollte. Denn es war (Gottes) Ratschluß, in ihm die ganze Fülle wohnen zu lassen und durch ihn alles mit sichA.L.: in ihn hinein (oder: für ihn, oder: auf ihn hin). zu versöhnen – nachdem er durch sein am Kreuz vergossenes Blut Frieden gestiftet hat –, durch ihn (zu versöhnen) sowohl das, was auf der Erde, als auch das, was in den Himmeln ist. c) Hinweis auf den Segen, der den Kolossern durch die Predigt der Heilsbotschaft zuteil geworden ist; Mahnung zur BeharrlichkeitAuch euch, die ihr einst (gott)entfremdet und feindlichen Sinnes in euren bösen Werken waret, – jetzt aber hat er euch in seinem Fleischesleibe durch seinen Tod versöhnt, um euch als heilig, untadelig und unanklagbar vor ihm darzustellen, wofern ihr im Glauben fest gegründet und unerschütterlich beharrt und euch nicht von der Hoffnung abbringen laßt, die in der Heilsbotschaft beschlossen liegt. Diese (Botschaft) habt ihr vernommen: sie ist ja in der ganzen Schöpfung unter dem Himmel verkündigt worden, und ich, Paulus, bin ihr Diener geworden. c) Des Paulus Beruf und Recht, trotz aller Leiden und schweren Kämpfe als Heidenapostel in der Verkündigung des Heilsrates Gottes zu wirkenJetzt freue ich mich der Leiden, die ich für euch zu erdulden habe, und ergänze das, was an den Trübsalen Christi noch fehlt, in meinem Fleisch für seinen Leib, das heißt für die Gemeinde, deren Diener ich infolge des HaushalteramtsW.: Ökonomie; vgl. Eph 3,2. geworden bin, das mir von Gott im Hinblick auf euch übertragen worden ist, um das Wort Gottes vollkommen auszurichten, nämlich das Geheimnis, das, seitdem es Weltzeiten und Menschengeschlechter gibt, verborgen gewesen, jetzt aber seinen Heiligen geoffenbart worden ist. Denn ihnen hat Gott kundtun wollen, welche Fülle von Herrlichkeit dieses Geheimnis (gerade) unter den Heidenvölkern in sich berge. Dieser Reichtum besteht darin, daß Christus in euch ist, als die Hoffnung auf die (künftige) Herrlichkeit. Und er ist es, den wir verkündigen, indem wir jedermann ermahnen und jedermann in aller Weisheit unterweisen, um einem jeden zur Vollkommenheit in Christus zu verhelfen. Um dieses zu erreichen, arbeite ich auch angestrengt und kämpfe vermöge seiner Kraft, die sich machtvoll in mir wirksam erweist. d) Übergang zum zweiten Hauptteil: Der Zweck des Briefes, die Offenbarung eines ErlösungsgeheimnissesIch will euch nämlich wissen lassen, welch schweren Kampf ich für euch und die (Brüder) in Laodizea sowie (überhaupt) für alle, denen ich bis jetzt persönlich noch unbekannt geblieben bin, zu bestehen habe. Ihre Herzen sollen dadurch ermutigt werden, nachdem sie sich in Liebe fest zusammengeschlossen haben und in den ganzen Reichtum des vollen Verständnisses (eingeführt werden), zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes. Dieses (Geheimnis) ist Christus, in welchem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen liegen. 2. Lehrhafter Hauptteil: Das Erlösungsgeheimnis; Warnung vor der Verführung durch die Lehrer der falschen Weisheit und der Werkgerechtigkeita) Die volle Erkenntnis der durch Christus geschaffenen Erlösung bewahrt die Kolosser vor der Täuschung durch falsche LehrenIch sage dies aber, damit niemand euch durch Überredungskünste täusche. Denn wenn ich auch leiblich abwesend bin, so bin ich doch dem Geist nach bei euch gegenwärtig und sehe mit Freuden eure festgeschlossene Kampfstellung und das gesicherte Bollwerk eures Glaubens an Christus. Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so wandelt nun auch in ihm: bleibt in ihm festgewurzelt und baut euch in ihm auf und werdet fest im Glauben, wie ihr unterwiesen worden seid, und laßt es an reichlicher Danksagung nicht fehlen. Gebt wohl acht, daß niemand euch einfängt durch die Philosophie und eitle Täuschung, die sich auf menschliche Überlieferung, auf die Elemente der Welt,Gemeint sind vielleicht Geisteswesen, Natur- oder Engelmächte, Dämonen, die in der Welt, besonders durch Menschen sich (teils freundlich, teils feindlich) betätigen, vor allem aber durch falsche Lehreingebungen dem reinen Evangelium und den tieferen Erlösungswahrheiten widerstehen (Gal 1,8; 2.Kor 11,3-4.13-15). – Andere verstehen darunter die dürftigen Anfängerlehren oder Anfangsgründe der (christlichen oder nichtchristlichen) Welt. – Noch andere die Grundstoffe der sichtbaren Welt (vgl. Gal 4,3.9; 2.Petr 3,10-12). gründet und mit Christus nichts zu tun hat. b) Das Erlösungsgeheimnis; dagegen der Unwert der Lehren und Gebote der Irrlehrera) Durch Christi Verdienst habt ihr das Heil erlangt, und in Christus (mit ihm gestorben, begraben und auferstanden) seid ihr von der Herrschaft der Geistermächte freigemachtDenn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und ihr besitzt die ganze Fülle in ihm, der das Haupt jeder Herrschaft und Gewalt ist. In ihm habt ihr auch die Beschneidung empfangen, nämlich eine solche, die nicht mit Händen vollzogen ist, nein, die in der Ablegung des Fleischesleibes besteht: die Beschneidung Christi, da ihr in der Taufe mit ihm zusammen begraben worden seid. In ihm seid ihr auch mitauferweckt worden durch den Glauben an die Kraftwirkung Gottes,A.Ü.: durch den Glauben, der aus der Wirkung Gottes stammt. der ihn aus den Toten auferweckt hat. Auch euch, die ihr durch eure Übertretungen und den unbeschnittenen Zustand eures Fleisches (einst) tot waret, auch euch hat Gott zusammen mit ihm lebendig gemacht, indem er uns alle Übertretungen aus Gnaden vergeben hat, dadurch, daß er den durch seine Satzungen gegen uns lautenden Schuldschein, der für unser Heil ein Hindernis bildete, ausgelöscht und ihn weggeschafft hat, indem er ihn ans Kreuz heftete. Nachdem er dann die Mächte und die Gewalten völlig entwaffnet hatte, stellte er sie öffentlich zur Schau und triumphierte in ihm über sie. b) Die Beobachtung äußerlicher Bräuche und das scheinheilige Wesen der Irrlehrer sind wertlos und fleischlicher ArtDarum soll niemand um Speisen und Getränke willen oder in bezug auf Fest- oder Neumondsfeier oder Sabbate absprechende Urteile über euch abgeben; diese Dinge sind ja doch nur der Schatten von dem in der Zukunft Kommenden; das leibhaftige Wesen dagegen gehört Christus an. Niemand soll euch verurteilen, indem er sich in demutsvollem Wesen und in Verehrung der Engel gefällt, sich mit Gesichten brüstet, ohne Grund von seinem fleischlichen Sinn aufgeblasen ist und sich nicht an das Haupt hält, von dem aus der ganze Leib durch die Gelenke und Bänder unterstützt und zusammengehalten wird und so ein gottgeordnetes Wachstum vollzieht. Wenn ihr mit Christus gestorben seid, los von den Elementen der Welt,Gemeint sind vielleicht Geisteswesen, Natur- oder Engelmächte, Dämonen, die in der Welt, besonders durch Menschen sich (teils freundlich, teils feindlich) betätigen, vor allem aber durch falsche Lehreingebungen dem reinen Evangelium und den tieferen Erlösungswahrheiten widerstehen (Gal 1,8; 2.Kor 11,3-4.13-15). – Andere verstehen darunter die dürftigen Anfängerlehren oder Anfangsgründe der (christlichen oder nichtchristlichen) Welt. – Noch andere die Grundstoffe der sichtbaren Welt (vgl. Gal 4,3.9; 2.Petr 3,10-12). was laßt ihr euch da, als ob ihr noch in der Welt lebtet, Satzungen aufbürden, z.B.: »Das darfst du nicht anfassen und das nicht essen und das nicht anrühren«? – Alles Derartige ist doch dazu bestimmt, durch den Verbrauch der Vernichtung anheimzufallen, und stellt (nur) Menschengebote und Menschenlehren dar, die zwar im Ruf besonderer Weisheit infolge einer selbsterwählten Frömmigkeit und Demut und schonungsloser Härte gegen den Körper stehen, aber ohne wirklichen Wert sind, indem sie nur zur Befriedigung des Fleisches dienen. 3. Ermahnender Hauptteila) Allgemeine Ermahnungen zu himmlischem Sinn, zur Heiligung und geistlichen Erneuerung im Gegensatz zu der heidnischen Vergangenheita) Trachtet nach oben, nicht nach dem, was auf Erden istSeid ihr also mit Christus auferweckt worden, so suchet das, was droben ist, dort, wo Christus weilt, indem er zur Rechten Gottes thront! Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist; ihr seid ja doch gestorben, und euer Leben ist zusammen mit Christus in Gott verborgen. Wenn Christus, unser Leben, offenbar werden wird, dann werdet auch ihr zusammen mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit. b) Tötet, was von unten istSo ertötet denn eure Glieder, die an der Erde (haften),d.h. die zur Befriedigung irdischer Begierden dienen; vgl. Röm 6,19; 1.Petr 4,1-2. (in denen) Unzucht, Unsittlichkeit, Leidenschaft, böse Begierde (wohnen) und die Habsucht, die nichts anderes als Götzendienst ist; um dieser (Sünden) willen ergeht das Zorngericht Gottes über die Söhne des Ungehorsams. In diesen (Sünden) seid auch ihr einst gewandelt, als ihr noch in ihnen lebtet. Jetzt aber legt auch ihr alles derartige ab: Zorn, Erbitterung, Bosheit, Schimpfworte und unanständige Reden eures Mundes! Belügt euch nicht gegenseitig! Ihr habt ja doch den alten Menschen samt seinem ganzen Tun ausgezogen und den neuen Menschen angezogen, der zur Erkenntnis nach dem Bilde seines Schöpfers erneuert wird, wo keine Rede mehr ist von Griechen und Juden, von Beschnittenen und Unbeschnittenen, von Barbaren und Skythen, Sklaven und Freien, sondern alles und in allen (allein) Christus. c) Zieht an, was von oben istSo ziehet nun als von Gott Auserwählte, als Heilige und Geliebte, herzliches Erbarmen, Gütigkeit, Demut, Sanftmut und Geduld an; ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn jemand dem andern etwas vorzuwerfen hat; wie der Herr euch vergeben hat, so tut auch ihr es. Zu dem allem aber (ziehet) die Liebe (an), die das Band der Vollkommenheit ist. Und der Friede Christi regiere in euren Herzen – zu diesem seid ihr ja auch berufen worden als ein Leib –, und erweiset euch dankbar (dafür)! Laßt das Wort Christi reichlich unter euch wohnen; belehrt und ermahnt einander in aller Weisheit, und singet Gott mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern, voller Dankbarkeit in euren Herzen. Und alles, was ihr mit Worten oder Werken tun mögt, das tut alles im Namen des Herrn Jesus, indem ihr eure Dankgebete durch seine Vermittlung vor Gott den Vater bringt. b) Haustafel (d.h. Mahnungen bezüglich des christlichen Familienlebens) (vgl. Eph 5,21-6,9)Ihr Frauen, seid euren Männern untertan, wie es sich im Herrn gebührt! – Ihr Männer, habt eure Frauen lieb und laßt euch nicht erbittern gegen sie! – Ihr Kinder, seid euren Eltern in allen Stücken gehorsam, denn das ist wohlgefällig im Herrn. – Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht, damit sie nicht verdrossen werden! – Ihr Knechte, seid euren leiblichen Herren in allen Stücken gehorsam, nicht mit Augendienerei als solche, die Menschen zu gefallen suchen, sondern in Aufrichtigkeit des Herzens als solche, die den (himmlischen) Herrn fürchten. Alles, was ihr zu tun habt, das leistet mit willigem Herzen, als gälte es dem Herrn und nicht den Menschen; ihr wißt ja, daß ihr vom Herrn das (himmlische) Erbe als Lohn empfangen werdet: ihr dient ja dem Herrn Christus als Knechte. Wer dagegen unrecht tut, wird den Lohn für das, was er Unrechtes getan hat, empfangen; da gibt es kein Ansehen der Person. – Ihr Herren, gewährt euren Knechten das, was recht und billig ist; ihr wißt ja, daß auch ihr einen Herrn im Himmel habt. c) Einzelne besondere Ermahnungen zum Gebet (besonders zur Fürbitte) und zum rechten Verhalten gegen die NichtchristenHaltet an am Gebet und seid wachsam dabei mit Danksagung. Betet zugleich auch für uns, Gott möge uns die Möglichkeit zur Predigt des Wortes geben,W.: Gott möge uns eine Tür für das Wort auftun. damit wir das Geheimnis Christi, um dessen willen ich auch in Ketten gefesselt bin, verkündigen können und ich es so kundtue, wie meine Pflicht es erfordert. Benehmt euch mit Weisheit im Verkehr mit denen, die draußen sind, und kauft die Zeit aus. Eure Rede sei allezeit herzgewinnend, mit Salz gewürzt; ihr müßt wissen, wie ihr einem jeden zu antworten habt. 4. Persönliches (die Sendung des Tychikus und Onesimus) und Briefschluß; Grüße und SegenswunschÜber meine persönliche Lage wird euch der geliebte Bruder Tychikus berichten, mein treuer Gehilfe und Mitarbeiter im Herrn. Ich habe ihn eben deswegen zu euch gesandt, damit ihr erfahrt, wie es um uns steht,A.L.: damit er sehe, wie es bei euch steht. und damit er eure Herzen ermutige. In seiner Begleitung befindet sich Onesimus, der treue und geliebte Bruder, euer Landsmann; diese (beiden) werden euch berichten, wie hier alles steht. Grüße sendet euch mein Mitgefangener Aristarchus, ebenso Markus, der Vetter des Barnabas, in betreff dessen ihr bereits (die erforderlichen) Aufträge erhalten habt – wenn er zu euch kommt, so nehmt ihn freundlich auf! –, ferner Jesus, der den Beinamen Justus führt; diese drei sind die einzigen, die aus dem Judentum stammen und als meine Mitarbeiter am Reiche Gottes sich betätigen; sie sind mir ein rechter Trost geworden. Es grüßt euch euer Landsmann Epaphras, ein Knecht Christi Jesu, der allezeit in seinen Gebeten für euch ringt, damit ihr in allem, was dem Willen Gottes entspricht, als Vollkommene und völlig Überzeugte dastehen möget. Ja, ich muß ihm das Zeugnis geben, daß er sich um euch und um die (Brüder) in Laodizea und in Hierapolis viel Mühe gibt. Es grüßt euch unser geliebter Lukas, der Arzt, und Demas. Grüßet ihr die Brüder in Laodizea, auch Nymphas sowie die Gemeinde in ihrem Haus; und wenn dieser Brief bei euch (vor)gelesen ist, so sorgt dafür, daß er auch in der Gemeinde von Laodizea zur Verlesung gelange und daß auch ihr den von LaodizeaDieser Brief ist wohl verlorengegangen, wenn nicht der Brief gemeint ist, der in unsern Bibeln als »Epheserbrief« läuft und der vielleicht ein Rundbrief war, der etwa gerade damals nach Laodizea geschickt worden war (vgl. Eph 1,1). zu lesen bekommt. Bestellt ferner dem Archippus: »Sei darauf bedacht, daß du den Dienst, den du im Herrn übernommen hast, gehörig ausrichtest!« Hier mein, des Paulus, eigenhändig geschriebener Gruß! Gedenket meiner Fesseln! Die Gnade sei mit euch! Zuschrift und SegensgrußWir, Paulus, Silvanus und Timotheus, senden unsern Gruß der Gemeinde der Thessaloniker, (die) in (Gemeinschaft mit) Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus (steht): Gnade sei (mit) euch und Friede! I. Beziehungen des Apostels zu der Gemeinde (1,2-3,13)1. Danksagung für Gottes Werk in Thessalonike und Ausdruck der Freude über das vorbildliche Glaubensleben der GemeindeWir sagen Gott allezeit Dank im Hinblick auf euch alle, wenn wir euer mit Namensnennung in unseren Gebeten gedenken; denn unablässig halten wir vor dem Angesicht unsers Gottes und Vaters die Erinnerung an euer tatkräftiges Glaubensleben fest sowie an eure eifrige Arbeit in der Liebe und an eure Standhaftigkeit in der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus. Wir wissen ja, von Gott geliebte Brüder, daß ihr zu den Erwählten gehört; denn unsere Verkündigung der Heilsbotschaft ist bei euch nicht allein im Wort erfolgt, sondern auch in Kraft und im heiligen Geist und in großer Zuversichtlichkeit;A.Ü.: mit voll abschließender Wirkung. ihr wißt ja doch (noch gut), wie wir uns unter euch um euretwillen verhalten haben. Und ihr seid unsere und (so auch) des Herrn Nachfolger geworden, nachdem ihr das Wort trotz schwerer Leiden mit der Freudigkeit angenommen hattet, die der heilige Geist wirkt, so daß ihr für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaja vorbildlich geworden seid. Denn von euch aus hat das Wort des Herrn sich nicht nur in Mazedonien und Achaja mit lautem Schall verbreitet, nein, überallhin ist die Kunde von eurem Glauben an Gott gedrungen, so daß wir nicht nötig haben, etwas darüber zu sagen; denn die Leute selbst erzählen im Hinblick auf uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch von den Götzen hinweg zu Gott bekehrt habt, um (hinfort) dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn vom Himmel her zu erwarten, den er von den Toten auferweckt hat, Jesus, der uns vor dem kommenden Zorn(gericht) rettet. 2. Erinnerung an die tatkräftige, selbstlose und liebevolle Wirksamkeit der Gottesboten in ThessalonikeIhr wißt ja selbst, liebe Brüder, daß unser erstmaliges Auftreten bei euch nicht erfolglos gewesen ist; sondern nachdem wir vorher, wie ihr wißt, in Philippi Leiden und Mißhandlungen hatten erdulden müssen, gewannen wir doch in unserm Gott den frohen Mut, die Heilsbotschaft Gottes unter schweren Kämpfen bei euch zu verkündigen. Denn unsere Predigt erfolgt nicht aus Schwärmerei oder unlauteren Absichten, auch nicht mit Hintergedanken; nein, wie wir von Gott gewürdigt worden sind, mit der (Verkündigung der) Heilsbotschaft betraut zu werden, so reden wir nun auch, nicht um Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft. Denn weder sind wir jemals, wie ihr wißt, mit Schmeichelworten umgegangen, noch mit versteckter Gewinnsucht – Gott ist unser Zeuge! –, auch haben wir nicht Ehre von seiten der Menschen gesucht, weder von euch noch von anderen, obgleich wir als Sendboten Christi sehr wohl Anspruch auf Ehren hätten erheben können;W.: in Gewichtigkeit hätten dastehen können. vielmehr sind wir unter euch sanft aufgetreten wie eine Amme, die ihre Kinder hegt und pflegt: so fühlten wir uns in Liebe zu euch hingezogen und hegten den Wunsch, euch nicht nur die Heilsbotschaft Gottes, sondern auch unsere eigenen Seelen darzubringen; denn ihr waret uns lieb geworden. Ihr erinnert euch doch noch, liebe Brüder, unserer Mühsal und Arbeitslast: während wir Tag und Nacht mit Handarbeit beschäftigt waren, um keinem von euch zur Last zu fallen, haben wir bei euch die Heilsbotschaft Gottes verkündigt. Ihr seid unsere Zeugen, und auch Gott ist Zeuge dafür, wie pflichtgetreu, gerecht und untadelig wir uns gegen euch, die ihr gläubig (geworden) waret, verhalten haben, wie wir – ihr wißt es ja – jeden einzelnen von euch wie ein Vater seine Kinder ermahnt und euch zugeredet und euch beschworen haben, ihr möchtet würdig des Gottes wandeln, der euch zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit beruft. 3. Danksagung für die willige Aufnahme der Heilsbotschaft von seiten der Gemeinde und Lob ihrer Standhaftigkeit in LeidenDeshalb sagen wir auch Gott unablässig Dank dafür, daß ihr nach Empfang des von uns gepredigten Gotteswortes es nicht als Menschenwort angenommen habt, sondern als das, was es ja in der Tat ist, als Gottes Wort, das sich nun in euch, seitdem ihr gläubig seid, auch wirksam erweist. Ihr seid ja, liebe Brüder, in die Nachfolge der Gottesgemeinden eingetreten, die im jüdischen Lande in Christus (gegründet) sind; denn auch ihr habt von euren eigenen Volksgenossen die gleichen Leiden erduldet wie jene von den Juden, die sogar den Herrn Jesus getötet und die Propheten wie auch uns verfolgt haben. Die besitzen Gottes Wohlgefallen nicht und sind allen Menschen feindselig, weil sie uns daran hindern (wollen), den Heiden zu ihrer Rettung zu predigen, um so nur ja das Maß ihrer Sünden jederzeit voll zu machen. Es ist aber der Zorn über sie hereingebrochen bis zum Äußersten.W.: bis zum Ende. – Ein prophetischer Hinweis auf die Zerstörung Jerusalems mit ihren Folgen für die Juden vom Jahre 70 n.Chr. ab. 4. Die beiderseitige Treue seit der Trennunga) Sehnsucht des Apostels; seine vereitelten ReisepläneWir aber, liebe Brüder, da wir eine Zeitlang fern von euch verwaist waren – freilich nur (räumlich) dem Angesicht, nicht dem Herzen nach –, haben uns mit lebhaftem Verlangen um so eifriger bemüht, euch Auge in Auge wiederzusehen. Deshalb hatten wir uns vorgenommen, euch zu besuchen – ich, Paulus, sogar mehr als einmal –, doch der Satan hat uns nicht dazu kommen lassen. Denn wer ist unsere Hoffnung, unsere Freude und unser Ruhmeskranz, wenn nicht auch ihr es seid, vor dem Angesicht unsers Herrn Jesus bei seiner Ankunft? Ihr seid ja doch unser Ruhm und unsere Freude! b) Mitteilungen über die Sendung des Timotheus und über das günstige Ergebnis seiner Sendung; des Apostels Dank und GebetswunschDaher, als wir es nicht länger aushalten konnten, entschlossen wir uns, in Athen allein zurückzubleiben, und sandten Timotheus ab, unsern Bruder und Gottes Diener bei der (Verkündigung der) Heilsbotschaft von Christus: er sollte euch stärken und euch Zuspruch für euren Glauben bringen, damit niemand in den gegenwärtigen Bedrängnissen wankend würde; ihr wißt ja selbst: dazu (zur standhaften Ertragung der Drangsale) sind wir bestimmt. Denn schon damals, als wir noch bei euch waren, haben wir euch vorausgesagt, daß wir Drangsale würden erleiden müssen; und so ist es denn auch gekommen, ihr wißt es ja. Deshalb habe ich auch, als ich es nicht länger aushalten konnte, (einen Boten) an euch abgeschickt, um Kunde über euren Glaubensstand zu erhalten, ob nicht etwa der Versucher euch in Versuchung geführt habe und unsere Arbeit damit vergeblich werden sollte. Jetzt aber, nachdem Timotheus von euch zu uns zurückgekehrt ist und uns gute Botschaft von eurem Glauben und eurer Liebe gebracht und (uns berichtet hat,) daß ihr uns allezeit ein gutes Andenken bewahrt und euch nach einem Wiedersehen mit uns ebenso sehnet, wie auch wir uns nach euch sehnen, so sind wir dadurch, was euch, liebe Brüder, betrifft, trotz aller unserer äußeren Not und Bedrängnis durch eure glaubenstreue wieder guten Mutes geworden; denn jetzt haben wir wieder vollen Lebensmut, wenn ihr feststeht im Herrn. Ja, wie könnten wir wohl Gott im Hinblick auf euch genug Dank als Gegengabe für all die Freude darbringen, mit der wir um euretwillen vor unserm Gott erfüllt sind? Bei Tag und bei Nacht bitten wir ihn deshalb aufs inständigste darum, er wolle uns vergönnen, euch von Angesicht zu Angesicht wiederzusehen und den Mängeln abzuhelfen, die eurem Glauben noch anhaften. Ja, er selbst, unser Gott und Vater, und unser Herr Jesus wolle uns den Weg zu euch bahnen! Euch aber lasse der Herr in der Liebe zueinander und zu allen Menschen wachsen und reich werden, wie auch wir euch gegenüber (von Liebe durchdrungen sind)! Ja, er mache eure Herzen fest, damit sie vor unserm Gott und Vater tadellos in Heiligkeit seien, wenn unser Herr Jesus mit allen seinen Heiligen kommt! II. Ermahnungen und Belehrungen für die Gemeinde (4,1-5,24)1. Ermahnungen zu heiligem Christenwandela) Mahnung zur Keuschheit und zur Ehrlichkeit im GeschäftslebenWeiter nun, liebe Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, daß ihr ganz so, wie ihr es von uns vernommen habt, auf welche Weise ihr wandeln und zu Gottes Wohlgefallen leben müßt, – ihr wandelt ja auch wirklich so –, daß ihr darin immer noch zunehmet; ihr wißt ja, welche Weisungen wir euch im Auftrag des Herrn Jesus gegeben haben. Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, daß ihr die Unzucht meidet, daß ein jeder von euch wisse, sein eigenes Gefäß sich zu erwerben in Heiligkeit und Ehrbarkeit, nicht in leidenschaftlicher Begierde wie die Heiden, die Gott nicht kennen, daß niemand sich Übergriffe zuschulden kommen lasse und in Geschäften seinen Bruder übervorteile; denn ein Rächer ist der Herr über alle solche Verfehlungen, wie wir es euch schon früher gesagt und nachdrücklich bezeugt haben; Gott hat uns ja nicht zur Unsittlichkeit berufen, sondern zur Heiligung. Mithin wer (diese Weisungen) mißachtet, der mißachtet damit nicht einen Menschen, sondern Gott, denselben, der euch auch seinen heiligen Geist ins Herz gibt. b) Mahnung zu brüderlicher Liebe und stiller ArbeitsamkeitWas sodann die Bruderliebe betrifft, so brauchen wir euch über diese nicht brieflich zu unterweisen, denn ihr seid selber von Gott gelehrt worden, einander zu lieben, und ihr beweist das auch durch die Tat an allen Brüdern in ganz Mazedonien. Doch ermahnen wir euch, liebe Brüder, darin noch vollkommener zu werden und eure Ehre darin zu suchen, daß ihr ein ruhiges Leben führt, euren eigenen Geschäften nachgeht und euch euer Brot mit eurer Hände Arbeit verdient. So haben wir es euch geboten, damit ihr im Verkehr mit den Draußenstehenden einen ehrbaren Wandel führt und niemandes Unterstützung nötig habt. 2. Tröstliche Belehrung über die Auferstehung der bereits Verstorbenen und über die Wiederkunft des Herrna) Keine hoffnungslose Trauer um die TotenWir wollen euch aber, liebe Brüder, über die Entschlafenen nicht im unklaren lassen, damit ihr nicht betrübt zu sein braucht wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Denn so gewiß wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, ebenso gewiß wird Gott auch die Entschlafenen durch Jesus mit ihm zusammen (den gleichen Weg) führen. Denn das sagen wir euch aufgrund eines Wortes des Herrn: Wir, die wir leben, die wir bis zur Ankunft des Herrn übrigbleiben, werden vor den Entschlafenen nichts voraushaben.A.Ü.: werden den Entschlafenen nicht zuvorkommen. Denn der Herr selbst wird, sobald sein Weckruf ergeht, sobald die Stimme des Engelfürsten erschallt und die Posaune Gottes ertönt, vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; darauf werden wir, die wir noch leben und übriggeblieben sind, zusammen mit ihnen auf Wolken dem Herrn entgegen in die Luft entrückt werden; und alsdann werden wir allezeit mit dem Herrn vereinigt sein. So tröstet euch also untereinander mit diesen Worten! b) Mahnung zur Wachsamkeit und Nüchternheit im Hinblick auf die Unsicherheit des Zeitpunkts der Wiederkunft ChristiWas aber die Zeit und die StundeW.: die Zeitpunkte und Zeiträume (= Fristen). betrifft, so bedürft ihr, liebe Brüder, darüber keiner schriftlichen Belehrung; ihr wißt ja selber genau, daß der Tag des Herrn so kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen: »Jetzt herrscht Friede und Sicherheit«, (gerade) dann überfällt sie das Verderben plötzlich wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden sicherlich nicht entrinnen. Ihr aber, liebe Brüder, lebt nicht in Finsternis, daß der Tag (des Herrn) euch wie ein Dieb überraschen könnte; denn ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages: wir haben mit der Nacht und der Finsternis nichts zu schaffen. Laßt uns also nicht schlafen wie die anderen, sondern wachsam und nüchtern sein! Denn die Schläfer schlafen bei Nacht, und die sich berauschen, sind bei Nacht trunken; wir aber, die wir dem Tage angehören, wollen nüchtern bleiben, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf Rettung; denn uns hat Gott nicht für das Zorngericht bestimmt, sondern dazu, daß wir die Rettung durch unsern Herrn Jesus Christus erlangen, der für uns gestorben ist, damit wir, mögen wir (bei seinem Kommen noch) wachen oder (schon) entschlafen sein, vereint mit ihm leben. Darum ermahnt euch gegenseitig und erbauet euch einer den andern, wie ihr das ja auch tut! 3. Vorschriften für das Gemeindeleben und Ermahnungen zu Betätigung heiliger Gesinnung und zu würdigem Wandel; Gebetswunscha) Pflichten der Gemeindeglieder gegen die GemeindeführerWir bitten euch aber, liebe Brüder, denen Anerkennung zu zollen, die bei euch die Arbeiten besorgen und eure Vorsteher und eure Seelsorger im Herrn sind; haltet sie ganz besonders lieb und wert um ihrer Arbeit willen! Haltet Frieden untereinander! b) Pflichten der Gemeindeführer gegen die GemeindegliederSodann ermahnen wir euch, liebe Brüder: Weiset die Unordentlichen zurecht, ermutigt die Verzagten, nehmt euch der Schwachen an, verfahrt mit Geduld gegen alle! Achtet darauf, daß niemand einem andern Böses mit Bösem vergelte, befleißigt euch vielmehr allezeit des Guten gegeneinander und gegen alle (Menschen)! c) Pflichten der Gesamtgemeinde in Gesinnung und WirksamkeitSeid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlaß, sagt in jeder Lage Dank, denn so will es Gott von euch in Christus Jesus. Den (heiligen) Geist laßt in euch nicht erlöschen; prophetische Reden verachtet nicht. Prüfet alles, behaltet das Gute; meidet das Böse in jeder Gestalt! d) Abschließender GebetswunschEr selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch, und völlig tadellos möge euer Geist samt der Seele und dem Leibe bei der Wiederkunft unsers Herrn Jesus Christus bewahrt geblieben sein! Treu ist er, der euch beruft: er wird es auch vollführen. Schluß des Briefes; Friedensgruß und SegenswunschLiebe Brüder, betet für uns! Grüßet alle Brüder mit dem heiligen Kuß! Ich beschwöre euch beim Herrn: laßt diesen Brief zur Vorlesung bei allen Brüdern kommen. Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus sei mit euch! Zuschrift und SegenswunschWir, Paulus, Silvanus und Timotheus, senden unsern Gruß der Gemeinde der Thessaloniker in Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Gnade sei (mit) euch und Friede von Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus! 1. Danksagung für die Glaubensfortschritte und die christliche Treue der Gemeinde unter allen Trübsalen; Hinweis auf die Vergeltung am Tage der Wiederkunft ChristiWir sind Gott allezeit zur Danksagung für euch, liebe Brüder, verpflichtet; das ist recht und billig, weil euer Glaube überaus kräftig wächst und die brüderliche Liebe bei jedem einzelnen von euch allen zunimmt, so daß wir selbst uns in den Gemeinden Gottes euer rühmen wegen eurer Standhaftigkeit und Glaubenstreue in allen euren Verfolgungen und den Leiden, die ihr zu erdulden habt. Darin liegt ein Hinweis auf das gerechte Gericht Gottes, daß ihr nämlich des Reiches Gottes würdig erachtet werdet,A.Ü.: würdig erachtet werden sollt. um dessen willen ihr eben zu leiden habt. Denn das entspricht doch sicherlich der Gerechtigkeit Gottes, euren Bedrängern mit Drangsal zu vergelten, euch aber, den Bedrängten, Erquickung in Gemeinschaft mit uns zuteil werden zu lassen, wenn der Herr Jesus sich vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht in loderndem Feuer offenbart, um Vergeltung an denen zu üben, die Gott nicht (aner)kennen, und an denen, die der Heilsbotschaft unsers Herrn Jesus kein Gehör schenken. Diese werden als Strafe ewiges Verderben erleiden fern vom Angesicht des Herrn und fern von der Herrlichkeit seiner Kraft, wenn er kommen wird, um unter seinen Heiligen verherrlicht zu werden und Bewunderung zu finden bei allen, die gläubig geworden sind – denn bei euch hat unser Zeugnis Glauben gefundenA.Ü.: denn bei (oder: an) euch hat unser Zeugnis Bestätigung gefunden (in eurem Leben). –, an jenem Tage. Apostolische Fürbitte für die GemeindeIm Hinblick hierauf beten wir auch allezeit für euch, unser Gott möge euch der (endgültigen) Berufung für würdig erachten und alle Freude am Guten und die GlaubensarbeitA.Ü.: jegliche Willigkeit zum Guten oder: jegliches Wohlgefallen an Gütigkeit (= Gutwilligkeit) und die Glaubenswerke. (in euch) kraftvoll zur Vollendung bringen, damit der Name unsers Herrn Jesus in euch verherrlicht werde und ihr in ihm, wie es der Gnade unsers Gottes und des Herrn Jesus Christus entspricht. 2. Warnung vor übereilten Erwartungen; Belehrung über den Zeitpunkt der Wiederkunft des Herrn und über das ihr vorausgehende Auftreten des AntichristsWir richten aber in betreff der Ankunft unsers Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm eine Bitte an euch, liebe Brüder: Laßt euch nicht leichthin aus der ruhigen Überlegung in Aufregung versetzen und euch durch nichts erschrecken, weder durch eine Geistesoffenbarung noch durch (Berufung auf) eine Äußerung oder einen Brief, die angeblich von uns herrühren, als ob der Tag des Herrn schon da wäre. Laßt euch von niemand auf irgendeine Weise täuschen; denn zunächst muß ja doch der Abfall eintreten und der Mensch der Gesetzlosigkeit erschienen sein, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über alles erhöht, was Gott oder anbetungswürdig heißt, so daß er sich sogar in den Tempel Gottes setzt und sich für Gott ausgibt. Erinnert ihr euch nicht, daß ich euch dies schon während meiner Anwesenheit bei euch wiederholt gesagt habe? Und was die Gegenwart betrifft, so wißt ihr doch, was ihn noch zurückhält, damit er sich zu der für ihn bestimmten Zeit offenbaren kann. Freilich – im geheimen ist die (Macht der) Gesetzlosigkeit bereits wirksam; nur muß erst der aus dem Wege geräumt werden, der sie bis jetzt noch zurückhält. Dann erst wird der Gesetzlose offen hervortreten, den der Herr Jesus aber durch den Hauch seines Mundes wegraffen und durch den Eintritt seiner Ankunft vernichten wird, ihn, dessen Auftreten sich als Wirksamkeit des Satans kundgibt durch alle möglichen Machttaten, Zeichen und Wunder der Lüge und durch jede Art von Trug der Ungerechtigkeit für die, welche deshalb verlorengehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit sich nicht zu eigen gemacht haben, um ihre Rettung zu erlangen. Und aus diesem Grunde sendet Gott ihnen einen starken Irrwahn, damit sie der Lüge Glauben schenken; denn alle sollen dem Gericht verfallen, die nicht der Wahrheit Glauben geschenkt, sondern Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit gefunden haben. 3. Danksagung des Apostels für die göttliche Erwählung der Thessaloniker; Mahnung zum Festhalten an der empfangenen Lehrwahrheit; Fürbitte um göttliche StärkungWir aber sind verpflichtet, Gott für euch, vom Herrn geliebte Brüder, allezeit Dank zu sagen, weil Gott euch von Anfang anA.L.: als Erstlingsfrucht (oder: Erstlingsgarbe). zur Errettung erwählt hat durch die vom Geist gewirkte Heiligung und durch den Glauben an die Wahrheit. Dazu hat er euch ja auch durch unsere Heilsverkündigung berufen, damit ihr (einst) die Herrlichkeit unsers Herrn Jesus Christus erlangt. So stehet denn fest, liebe Brüder, und haltet euch an die überlieferten Lehren, die euch, sei es mündlich, sei es brieflich, von uns übermittelt worden sind. Er selbst aber, unser Herr Jesus Christus, und Gott, unser Vater, der uns geliebt und uns einen ewigen Trost und eine gute Hoffnung in Gnaden geschenkt hat, der tröste eure Herzen und mache sie stark in jedem guten Werk und Wort! 4. Bitten, Wünsche und Ermahnungen des Apostelsa) Mahnung zur Fürbitte für den Erfolg der Heilsverkündigung; Segenswunsch für den Christenstand der GemeindeIm übrigen, liebe Brüder, betet für uns, daß das Wort des Herrn laufe und in seiner Herrlichkeit offenbar werden möge, wie bei euch, und daß wir von den verkehrten und bösartigen Menschen errettet werden; denn der Glaube ist nicht jedermanns Sache.d.h. nicht alle stehen auf der Seite des Glaubens. – A.Ü.: der Glaube (oder: die Treue) ist nicht allen verliehen. Treu aber ist der Herr, der euch stärken und vor dem Bösen behüten wird. Wir haben aber im Herrn das Vertrauen zu euch, daß ihr unsern Weisungen nachkommt und immer nachkommen werdet. Der Herr aber lenke eure Herzen zur Liebe Gottes und zum standhaften Ausharren Christi! b) Verhaltensmaßregeln Müßiggängern gegenüber; Mahnung zu einem ordentlichen Lebenswandel und zur Ausübung besonnener ZuchtWir gebieten euch aber, liebe Brüder, im Namen des Herrn Jesus Christus: ziehet euch von jedem Bruder zurück, der einen unordentlichen Lebenswandel führt und nicht nach der Unterweisung, die ihr von uns empfangen habtA.L.: die sie von uns empfangen haben. Ihr wißt ja selbst, wie ihr uns zum Vorbild nehmen sollt; denn wir haben unter euch keinen unordentlichen Wandel geführt, haben auch nicht unentgeltlich jemandes Brot gegessen, sondern haben Tag und Nacht angestrengt und mühselig gearbeitet, um keinem von euch zur Last zu fallen; nicht als ob wir nicht das Recht dazu hätten, nein wir wollten euch an uns ein Vorbild geben, damit ihr uns nachfolgen solltet. Denn schon während unsers Aufenthalts bei euch haben wir euch dieses Gebot gegeben: »Wenn einer nicht arbeiten will, dann soll er auch nicht essen!« Es ist uns nämlich zu Ohren gekommen, daß manche unter euch einen unordentlichen Lebenswandel führen, indem sie, statt zu arbeiten, sich unnütz umhertreiben. Solchen Leuten schärfen wir aber nachdrücklich im Herrn Jesus Christus ein, daß sie sich ihr eigenes Brot in stiller Arbeit selbst verdienen sollen. Ihr (anderen) aber, liebe Brüder, werdet nicht müde, das Rechte zu tun. Sollte jemand aber dieser unserer brieflichen Weisung nicht nachkommen, so merkt ihn euch und meidet den Verkehr mit ihm, damit er in sich gehe; doch sehet in ihm keinen Feind, sondern weist ihn als einen Bruder zurecht. Er selbst aber, der Herr des Friedens, gebe euch seinen Frieden immerdar auf alle Weise! Der Herr sei mit euch allen! Eigenhändiger Gruß und Segenswunsch des PaulusHier mein, des Paulus, eigenhändiger Gruß! Dies ist das (beglaubigende) Kennzeichen in jedem meiner Briefe: so schreibe ich! Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Zuschrift und SegenswunschDie Briefe des Paulus an Timotheus und Titus führen die gemeinsame Bezeichnung: Pastoral- oder Hirtenbriefe Ich, Paulus, ein Apostel Christi Jesu nach dem Auftrage Gottes, unsers Retters, und Christi Jesu, der unsere Hoffnung ist, sende meinen Gruß dem Timotheus, meinem echten Sohn im Glauben: Gnade, Barmherzigkeit und Friede (sei mit dir) von Gott dem Vater und unserm Herrn Christus Jesus! 1. Mahnung zum Kampf für die gesunde (= lautere) Heilsbotschaft gegen die Irrlehrera) Verkehrte GesetzeslehrerIch habe dich bei meiner Abreise nach Mazedonien aufgefordert, noch länger in Ephesus zu bleiben, damit du gewissen Leuten gebieten möchtest, keine fremden Lehren vorzutragen und sich nicht mit Fabeln und endlosen Geschlechtsverzeichnissen zu befassen, die ja doch eher Anlaß zu spitzfindigen Untersuchungen als zu einer im Glauben sich vollziehenden Wirksamkeit eines Haushalters Gottes geben. Das Endziel der Heilsverkündigung ist aber Liebe, die aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben stammt. Davon sind manche abgeirrt und haben sich leerem Geschwätz zugewandt; sie wollen Belehrung über das Gesetz erteilen, ohne doch das nötige Verständnis für das zu besitzen, was sie vortragen, und ebensowenig für das, worüber sie zuversichtliche Behauptungen aufstellen. b) Des Christen Stellung zum GesetzWir wissen aber, daß das Gesetz gut ist, wenn man es richtigW.: gesetzmäßig = seiner Bestimmung gemäß. anwendet, nämlich in der Erkenntnis, daß für einen Gerechten das Gesetz überhaupt nicht da ist, sondern für Gesetzlose und Unbotmäßige, für Gottlose und Sünder, für Unfromme und solche, denen nichts heilig ist, für Menschen, die sich an Vater und Mutter vergreifen, für Mörder, Unzüchtige, Knabenschänder, Menschenverkäufer, Lügner, Meineidige und was sonst noch in Widerspruch mit der gesunden Lehre steht, wie sie die Heilsbotschaft von der Herrlichkeit des seligen Gottes darbietet, mit deren Verkündigung ich betraut worden bin. c) Des Apostels Gnadenerfahrung und sein Beruf zur Bezeugung der christlichen Heilswahrheit; Lobpreis der ihm von Jesus widerfahrenen GnadeDankbar bin ich dem, der mich stark gemacht hat, unserm Herrn Christus Jesus, dafür, daß er mich für treu erachtet hat, als er mich in seinen Dienst einsetzte, obgleich ich früher doch ein Lästerer (seines Namens), ein Verfolger und gewalttätiger Frevler gewesen war.doch nicht im allgemeinen (vgl. Phil 3,6), sondern in der gewalttätigen Verfolgung der Gläubigen. Doch mir ist Barmherzigkeit widerfahren, weil ich unbewußt so gehandelt hatte in ungläubigem Zustand. Ja, die Gnade unsers Herrn hat sich überschwenglich wirksam an mir erwiesen im Verein mit dem Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus wurzeln. Zuverlässig ist das Wort und wert, daß alle es annehmen: »Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um Sünder zu retten«, unter denen ich der erste bin. Aber gerade deshalb ist mir Barmherzigkeit widerfahren, weil Christus Jesus an mir als dem ersten die ganze Fülle seiner Langmut erweisen wollte, um an mir vorbildlich darzustellen, was für Menschen künftighin durch den Glauben an ihn zum ewigen Leben gelangen würden. Ihm aber, dem Könige der Weltzeiten, dem unvergänglichen, unsichtbaren, alleinigen Gott, sei Ehre und Verherrlichung in alle Ewigkeiten! Amen. d) Mahnung an Timotheus zum Kampf für die christliche Wahrheit gegen die IrrlehreDiese Anweisung lege ich dir, mein Kind Timotheus, im Anschluß an die früher über dich ergangenen prophetischen Aussprüche ans Herz: Kämpfe in ihrer Kraft den guten Kampf, indem du am Glauben festhältst und dir ein gutes Gewissen bewahrst! Von diesem haben sich manche leider gewaltsam losgesagt und dadurch am Glauben Schiffbruch erlitten, wie z.B. Hymenäus und Alexander, die ich dem Satan übergeben habe, damit sie durch seine Züchtigung das Lästern verlernen. 2. Anordnungen für die öffentlichen gottesdienstlichen Gemeindeversammlungena) Vorschriften über das Gemeindegebet für alle Menschen, besonders für die ObrigkeitSo spreche ich denn zu allererst die Mahnung aus, daß man Bitten und Gebete, Fürbitten und Danksagungen für alle Menschen verrichte, für Könige und alle obrigkeitlichen Personen, damit wir ein stilles und ruhiges Leben in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit führen können. So ist es löblich und wohlgefällig vor Gott, unserm Retter, dessen Wille es ist, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn es ist (nur) ein Gott, ebenso auch (nur) ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich ein Mensch Christus Jesus,A.Ü.: Jesus Christus als Mensch. der sich selbst als Lösegeld für alle dahingegeben hat – das Zeugnis, (das) zu den festgesetzten Zeiten (verkündigt worden ist). Für dieses (Zeugnis) bin ich zum Herold und Apostel bestellt worden – ich sage die Wahrheit, ich lüge nicht –: zum Lehrer der Heiden im Glauben und in der Wahrheit. b) Vorschriften für das Verhalten der Männer und der Frauen im christlichen GemeindegottesdienstMein Wille ist nun, daß die Männer an jedem Versammlungsort beten sollen, indem sie heilige Hände aufheben, frei von Zorn und Zweifel. Ebenso (will ich), daß die Frauen in züchtiger Kleidung im Verein mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit sich schmücken, nicht mit Haargeflechten und Goldzierat, mit Perlen oder kostbaren Gewändern, sondern, wie es sich für Frauen geziemt, welche Gottesfurcht an den Tag legen wollen, mit guten Werken. Die Frau suche (beim Gottesdienst) Belehrung durch stilles Zuhören in aller Unterordnung; dagegen gestatte ich keiner Frau, Lehrvorträge zu halten oder sich die Gewalt über den Mann anzumaßen;W.: über den Mann zu herrschen. nein, sie soll in stiller Zurückhaltung verbleiben. Denn Adam ist zuerst geschaffen worden, danach erst Eva; auch hat nicht Adam sich verführen lassen, sondern die Frau ist dadurch, daß sie sich hat verführen lassen, in Übertretung geraten. Sie wird jedoch dadurch gerettet werden, daß sie Kindern das Leben gibt, vorausgesetzt, daß sie im Glauben, in der Liebe und in einer mit Besonnenheit vollzogenen Heiligung verharren. 3. Ordnung der Gemeindeämtera) Erfordernisse für das VorsteheramtZutreffend ist das Wort: »Wer nach dem VorsteheramtW.: Aufseheramt (nicht als Herrschaftsbefugnis verstanden, sondern durchaus nur als Dienst zur Leitung der Gemeinde). strebt, begehrt eine köstliche Wirksamkeit.« So muß denn der Vorsteheraus dem griech. Wort für »Vorsteher« (oder: Aufseher) ist der Titel »Bischof« entstanden; er bezeichnete ursprünglich den Leiter einer einzelnen Gemeinde. unbescholten sein, eines Weibes Mann,Das bedeutet wohl: »nur einmal verheiratet«; schwerlich, daß er nicht, wie es bei den Heiden manchmal Sitte war, mehr als ein Weib habe. nüchtern, besonnen, ehrbar, gastfrei, ein tüchtiger Lehrer, kein Trinker und kein Händelsucher, sondern freundlich, frei von Streitsucht und Geldgier, ein Mann, der seinem eigenen Hause gut vorsteht, indem er seine Kinder in Zucht hält mit aller Würde; denn wenn jemand seinem eigenen Hause nicht vorzustehen weiß, wie sollte der für eine Gemeinde Gottes sorgen können? Er darf auch kein Neubekehrter sein, sonst könnte er leicht in Hochmut geraten und der Beurteilung des VerleumdersGemeint ist wohl hier nicht der Teufel, sondern Menschen, die in böswilliger Weise den Neubekehrten beurteilen. anheimfallen. Er muß sich aber auch bei denen, die draußen sind, eines guten Rufes erfreuen, damit er nicht in üble Nachrede gerät und in die Schlinge des Verleumders. b) Erfordernisse zum GehilfenamtEbenso müssen auch die Gehilfen ehrbare Männer sein, nicht doppelzüngig, nicht übermäßigem Weingenuß oder häßlicher Gewinnsucht ergeben; Männer, die das Geheimnis des Glaubens in einem reinen Gewissen bewahren. Aber auch sie sollen zunächst einer Prüfung unterzogen werden und erst dann den Dienst ausüben, wenn sie unbescholten (erfunden) sind. Ebenso müssen auch ihre Frauen ehrbar sein, nicht klatschsüchtig, nüchtern, zuverlässig in allen Beziehungen. Die Gehilfen sollen jeder nur eines Weibes Mann sein und müssen die Leitung ihrer Kinder und ihres eigenen Hauswesens gut versehen; denn die, welche den Dienst als Gehilfen gut versehen haben, erwerben sich dadurch eine wertvolle Vertrauensstellung und das Recht, im Vertrauen auf Christus JesusW.: im Glauben in Christus Jesus. mit voller Zuversicht aufzutreten. c) Abschluß der bisherigen Anweisungen durch Hinweis auf die Gemeinde als die Trägerin der HeilswahrheitDies schreibe ich dir in der Hoffnung, recht bald zu dir kommen zu können; sollte sich mein Kommen jedoch verzögern, so sollst du dir klar darüber sein, wie man sich im Hause Gottes zu verhalten hat, das da ist die Gemeinde des lebendigen Gottes, die Säule und Grundfeste der Wahrheit. Und etwas unbestreitbar Großes ist das Geheimnis der Gottseligkeit:d.h. das den Frommen zur Gottseligkeit kundgewordene Geheimnis. »Er, der geoffenbart ist im Fleisch, als gerecht erwiesen im Geist, erschienen den SendbotenA.Ü.: von den Engeln geschaut. – Die Verse sind wahrscheinlich einem alten christlichen Loblied entnommen., verkündigt unter den Völkern, gläubig angenommen in der Welt, emporgehoben in die Herrlichkeit.« 4. Verhaltensmaßregeln gegenüber zukünftigen Verführern und Irrlehrerna) Warnung vor der scheinheiligen Enthaltsamkeit der IrrlehrerDer Geist aber kündigt ausdrücklich an, daß in späteren Zeiten manche vom Glauben abfallen werden, weil sie sich irreführenden Geistern und Lehren, die von Dämonen herrühren, zuwenden, verführt durch das heuchlerische Gebaren von Lügenrednern, die das Brandmal der Schuld im eigenen Gewissen tragen. Es sind dies Leute, die das Heiraten verbieten und Enthaltsamkeit von Speisen (gebieten), welche Gott doch dazu geschaffen hat, daß die Gläubigen und alle, welche die Wahrheit erkannt haben, sie mit Danksagung genießen sollen. Denn alles von Gott Geschaffene ist gut, und nichts (davon) ist verwerflich, wenn man es mit Danksagung hinnimmt; es wird ja durch das Wort Gottes und durch Gebet geheiligt. b) Die rechte christliche Übung der Gottseligkeit und der ihr verheißene SegenWenn du dieses den Brüdern vorhältst, wirst du ein löblicher Diener Christi Jesu sein, weil du zu deiner Speise die Worte des Glaubens und der guten Lehre machst, die du dir zur Richtschnur genommen hast. Aber die wertlosen und nur den alten Weibern zusagenden Fabeln weise zurück; übe dich dagegen zur Gottseligkeit. Denn die dem Leibe gewidmete Übung bringt nur geringen Nutzen; die Gottseligkeit aber ist zu allen Dingen nütze, weil sie die Verheißung für das gegenwärtige wie für das zukünftige Leben hat. Zuverlässig ist das Wort und wert, daß alle es anerkennen; denn dafür mühen wir uns ab und lassen auch Schmähungen über uns ergehen,A.L.: und kämpfen wir. weil wir unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt haben, der ein Retter aller Menschen ist, zumal der Gläubigen. Dies schärfe ein und lehre! 5. Anweisungen an Timotheus zu vorbildlicher Amtsführung in der Gemeindea) Allgemeine Vorschriften für Timotheus, besonders mit Rücksicht auf seine JugendNiemand soll dir wegen deiner Jugend die gebührende Achtung versagen; werde du vielmehr ein Vorbild für die Gläubigen in Wort und Wandel, in der Liebe wie im Glauben und in der Sittenreinheit. Bis zu meiner Ankunft fahre fort mit dem Vorlesen (der heiligen Schrift), mit den ermahnenden Ansprachen, mit der Lehrtätigkeit! Laß die dir zu Gebot stehende Gnadengabe nicht unbetätigt, die dir durch prophetische Verheißung unter Handauflegung der Ältestenschaft verliehen worden ist. Dies laß dir angelegen sein, hierin lebe: alle müssen wahrnehmen können, welche Fortschritte du darin machst. Gib auf dich selbst und auf die Lehre acht, halte daran fest; denn wenn du das tust, wirst du sowohl dich selbst als auch deine Hörer retten. b) Verhaltungsmaßregeln für Timotheus gegenüber den verschiedenen Ständen in der Gemeindea) Vom rechten seelsorgerlichen Verhalten gegen die verschiedenen Altersstufen beiderlei GeschlechtsEinen älteren Mann fahre nicht hart an, sondern rede mahnend zu ihm wie zu einem Vater; jüngere Männer ermahne wie Brüder, ältere Frauen wie Mütter, jüngere wie Schwestern in aller Sittsamkeit. b) Vorschriften betreffend die Witwen und ihre VersorgungWitwen, die wirklich Witwen sind, begegne mit Ehrerbietung; wenn aber eine Witwe Kinder oder Enkel hat, so sollen diese lernen, an erster Stelle gegen ihre eigene Familie liebevoll zu handeln und ihren gealterten Angehörigen die empfangenen Wohltaten zu vergelten, denn das ist wohlgefällig vor Gott. Eine wirkliche Witwe aber, die ganz allein steht, hat ihre Hoffnung auf Gott gesetzt und verharrt in ihren Bitten und Gebeten bei Tag und Nacht; wenn eine Witwe dagegen in Üppigkeit lebt, so ist sie schon bei Lebzeiten tot. Auch dies schärfe ihnen ein, damit sie sich unsträflich halten! Wenn aber jemand seine Angehörigen, zumal wenn sie seine Hausgenossen sind, nicht versorgt, so hat er damit den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger. Eine Witwe soll nur dann in das Verzeichnis (der von der Gemeinde zu versorgenden Witwen) eingetragen werden, wenn sie mindestens sechzig Jahre alt ist, nur eines Mannes Ehefrau gewesen und durch gute Werke wohl bezeugt ist, insofern sie nämlich Kinder großgezogen, Gastfreundschaft gegen Fremde geübt, Heiligen die Füße gewaschen, Bedrängten Hilfe geleistet hat, überhaupt guten Werken aller Art eifrig nachgegangen ist. Jüngere Witwen dagegen weise zurück; denn wenn sie im Gegensatz zur Hingabe an Christus sinnlich erregt geworden sind, wollen sie wieder heiraten, obgleich sie dadurch ein Schuldurteil auf sich lasten haben, weil sie das erste Treuegelöbnis gebrochen haben. Da sie zugleich beschäftigungslos sind, gewöhnen sie sich daran, in den Häusern umherzulaufen, und sind dann nicht nur beschäftigungslos, sondern führen auch bei ihrer Geschwätzigkeit und Neugier ungehörige Reden. Es ist daher mein Wille, daß die jüngeren (Witwen wieder) heiraten, Mütter werden, ihrem Haushalt vorstehen und dem Widersacher keinen Anlaß zu übler Nachrede geben; manche sind ja leider schon vom rechten Wege abgewichen und dem Satan nachgefolgt. Wenn eine gläubige Frau Witwen (in ihrer Verwandtschaft) hat, so soll sie für deren Bedarf sorgen, die Gemeinde aber soll unbelastet bleiben, damit sie sich der wirklichen Witwen ausreichend annehmen kann. c) Von dem gegen die Ältesten zu beobachtenden VerhaltenDie Ältesten, die sich in ihrem Vorsteheramt bewähren, sollen doppelter Ehre würdig geachtet werden, besonders die, welche als Prediger und Lehrer mit Eifer tätig sind; denn die Schrift sagt: »Du sollst einem Ochsen beim Dreschen das Maul nicht verbinden« und: »Der Arbeiter ist seines Lohnes wert.« Gegen einen Ältesten nimm keine Klage an, außer aufgrund der Aussagen von zwei oder drei Zeugen. Solche, die sich etwas zuschulden kommen lassen, weise in Gegenwart aller (Ältesten) zurecht, damit auch die übrigen (Ältesten) Furcht bekommen. Ich beschwöre dich vor dem Angesicht Gottes und des Herrn Christus Jesus und der auserwählten Engel: befolge diese Weisungen ohne Vorurteil und handle in keinem Fall nach Gunst. Die Handauflegung erteile niemandem übereilt, und mache dich (dadurch) nicht zum Mitschuldigen fremder Sünden; erhalte dich selbst rein! d) Persönliche Mahnung für TimotheusTrinke nicht mehr immer nur Wasser, sondern nimm etwas Wein hinzu wegen deines Magens und deiner häufigen Schwächeanfälle. – Bei manchen Menschen liegen die Sünden offenkundig zutage und treten für die Beurteilung schon vorher hervor;A.Ü.: gehen ihnen voran ins Gericht (oder: liegen zu ihrer Verurteilung schon vorher zutage). bei manchen werden sie aber auch erst hinterdrein bekannt. Ebenso sind auch die guten Werke offenkundig, und die, bei denen das nicht der Fall ist, können (auf die Dauer) doch nicht verborgen bleiben. 6. Weitere Warnungen und abschließende Ermahnungena) Vorschriften für christliche SklavenAlle, die als Sklaven unter dem Joch (der Knechtschaft) stehen, sollen ihre Herren aller Ehrerbietung würdig achten, damit der Name Gottes und die (christliche) Lehre nicht gelästert werden. Diejenigen aber unter ihnen, welche Gläubige zu Herren haben, sollen diesen deshalb nicht mit Geringschätzung entgegentreten, weil sie Brüder sind, sondern sollen ihren Dienst um so eifriger versehen, weil sie es mit Gläubigen und Gottgeliebten zu tun haben, die sich des Wohltuns befleißigen. b) Die schlimmen Früchte der Irrlehre und die Gefahren der HabgierDieses lehre und schärfe es ein: Wer anders lehrt und sich nicht an die gesunden Worte unsers Herrn Jesus Christus und an die Lehre hält, welche der Gottseligkeit dient, der ist von Hochmut verblendet und versteht in Wirklichkeit nichts, sondern krankt an der Sucht nach spitzfindigen Untersuchungen und Wortgezänk, aus denen nur Neid und Streit, Schmähungen, boshafte Verdächtigungen und fortwährende Zänkereien von Menschen entstehen, die geistig zerrüttet sind und (den Sinn für) die Wahrheit verloren haben, weil sie in der Gottseligkeit eine Erwerbsquelle sehen. Allerdings ist die Gottseligkeit eine reiche Erwerbsquelle, nämlich in Verbindung mit Genügsamkeit; denn wir haben nichts (mit uns) in die Welt hineingebracht; so können wir auch nichts aus ihr mit hinausnehmen. Haben wir also Nahrung und Kleidung, so wollen wir uns daran genügen lassen; denn die, welche um jeden Preis reich werden wollen, geraten in Versuchung und in eine Schlinge und in viele törichte und schädliche Begierden, welche die Menschen in Untergang und Verderben stürzen. Denn eine Wurzel alles Bösen ist die Geldgier; gar manche, die sich ihr ergeben haben, sind vom Glauben abgeirrt und zermartern sich selbst mit vielen qualvollen Schmerzen. c) Mahnung an Timotheus zu ausharrender Treue und zum Kampf des GlaubensDu aber, Mann Gottes, halt dich von diesem (allem) fern. Trachte vielmehr nach Gerechtigkeit und Gottseligkeit, nach Glauben und Liebe, nach Standhaftigkeit und Sanftmut! Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen bist und für das du das herrliche Bekenntnis vor vielen Zeugen abgelegt hast. Ich gebiete dir vor dem Angesicht Gottes, der alles Leben schafft, und vor Christus Jesus, der vor Pontius Pilatus das herrliche Bekenntnis abgelegt hat: Führe den (dir erteilten) Auftrag so aus, daß du ohne Flecken, ohne Tadel bleibst bis zur Erscheinung unsers Herrn Jesus Christus, die der selige und alleinige Machthaber zur festgesetzten Zeit eintreten lassen wird, er, der König der Könige und der Herr der Herren, der allein Unsterblichkeit besitzt, der da wohnt in einem unzugänglichen Licht,d.h. dem niemand nahekommen darf. den kein Mensch gesehen hat noch zu sehen vermag: ihm gebührt Ehre und Macht! Amen. d) Mahnung an die reichen GlaubensbrüderDenen, die Reichtum in der jetzigen Weltzeit besitzen, schärfe ein, daß sie sich nicht überheben und ihre Hoffnung nicht auf die Unsicherheit des Reichtums setzen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich zum Genießen darbietet. (Schärfe ihnen ein,) Gutes zu tun, reich an guten Werken zu sein, Freigebigkeit und Mildtätigkeit zu üben und sich dadurch ein gutes Grundvermögen für die Zukunft anzulegen, damit sie das wirkliche Leben erlangen. e) Schlußwarnung vor der IrrlehreO Timotheus, nimm das dir anvertraute Gut in treue Hut und meide das unfromme leere Geschwätz und die Streitsätze der mit Unrecht so genannten »Erkenntnis«! Manche sind schon dadurch, daß sie sich zu ihr bekannten, im Glauben auf Abwege geraten. Die Gnade sei mit euch! Zuschrift und SegensgrußIch, Paulus, ein Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes auf Grund der Verheißung des Lebens (das) in Christus Jesus (begründet ist), sende meinen Gruß dem Timotheus, meinem geliebten (Glaubens-)Kinde: Gnade, Barmherzigkeit und Friede (sei mit dir) von Gott dem Vater und unserm Herrn Christus Jesus! Eingang: Danksagung des Apostels für die Glaubensfestigkeit des TimotheusIch bin meinem Gott, dem ich von meinen Vorfahren her mit reinem Gewissen diene, dankbar dafür, wie unablässig ichW.: Ich sage meinem Gott … Dank, wie [= wenn] ich unablässig . deiner in meinen Gebeten bei Tag und Nacht gedenke. Ich sehne mich dabei in der Erinnerung an deine Tränen nach einem Wiedersehen mit dir, um mich mit ganzem Herzen freuen zu können, wenn ich einen neuen Eindruck von deinem aufrichtigen Glauben empfange, der zuerst in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike gewohnt hat und (jetzt), wie ich überzeugt bin, auch in dir (wohnt). 1. Ermahnungen an Timotheus zur Treue und zum furchtlosen Kampf für die Heilsbotschafta) Gottes Gnadengabe hält den Timotheus und Paulus verbundenAus diesem Grunde erinnere ich dich mahnend daran, die Gnadengabe Gottes, die dir infolge meiner Handauflegung zuteil geworden ist, zu heller Flamme zu entfachen; denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Selbstzucht. So schäme dich also nicht, Zeugnis von unserm Herrn abzulegen; (schäme dich) auch meiner nicht, der ich um seinetwillen ein Gefangener bin, sondern nimm an den Leiden für die (Verkündigung der) Heilsbotschaft teil nach Maßgabe der Kraft Gottes, der uns errettet hat und berufen mit einer heiligen Berufung, nicht auf Grund unserer Werke, sondern nach seinem Vorsatz und nach seiner Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten verliehen, jetzt aber durch die Erscheinung unsers Retters Jesus Christus geoffenbart worden ist. Der hat die Macht des Todes vernichtet, dafür aber Leben und unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch die Heilsbotschaft, für die ich meinerseits zum Herold, zum Apostel und zum Lehrer bestellt worden bin. b) Hinweis auf das Vorbild des Apostels, auf die Untreue mancher Brüder und auf das rühmliche Verhalten des OnesiphorusDas ist auch die Ursache meiner jetzigen Leiden, deren ich mich aber nicht schäme; denn ich weiß, wer es ist, auf den ich mein Vertrauen gesetzt habe, und bin dessen gewiß, daß er stark genug ist, mein mir anvertrautes GutA.Ü.: das von mir anvertraute Gut. Gemeint ist die Hoffnung auf die ewige Seligkeit, die ich vertrauensvoll ihm befohlen habe. bis auf jenen Tag zu bewahren. Als Vorbild gesunder Lehren halte die fest, welche du von mir gehört hast, im Glauben und in der Liebe, die in Christus Jesus wurzeln. Bewahre das dir anvertraute kostbare Gut durch den heiligen Geist, der in uns wohnt! Das weißt du (bereits), daß alle in der Provinz Asien mir den Rücken gekehrt haben, unter ihnen Phygelus und Hermogenes. Der Herr erweise seine Barmherzigkeit dem Hause des Onesiphorus; denn er hat mich oft erquickt und meiner Ketten sich nicht geschämt, sondern nach seiner Ankunft in Rom eifrig nach mir gesucht und mich auch ausfindig gemacht. Der Herr (Jesus) lasse ihn bei (Gott) dem Herrn an jenem Tage Barmherzigkeit finden! Wie viele wichtige Dienste er (uns) außerdem in Ephesus geleistet hat, weißt du selbst am besten. c) Mahnung an Timotheus zur Fürsorge für die Verkündigung der Heilslehre und zum Erstarken in Kampf und LeidenTritt du nun, mein (Glaubens-) Kind, durch die Gnade, die in Christus Jesus (dargeboten) ist, kraftvoll auf und vertraue das, was du von mir unter Bestätigung vieler Zeugen gehört hast, zuverlässigen Personen an, die (dann auch) befähigt sein werden, wieder andere zu unterweisen. Tritt als ein rechter Streiter Christi Jesu in die Leidensgemeinschaft ein! Kein Kriegsmann gibt sich mit (den kleinlichen) Geschäften des Broterwerbs ab; sonst kann er dem, der ihn in Dienst genommen hat, nicht gefallen; und wenn jemand auch am Wettkampf teil nimmt, empfängt er doch den Siegeskranz nicht, wenn er nicht ordnungsgemäß gekämpft hat. Der Landmann, der die mühevolle Arbeit verrichtet, hat auch den ersten Anspruch auf den Genuß der Früchte. Suche den Sinn meiner Worte zu begreifen: der Herr wird dir schon in allen Fällen die rechte Einsicht verleihen. d) Kraft und Trost des Streiters Christi im LeidenskampfHalt im Gedächtnis Jesus Christus fest, der von den Toten auferweckt worden ist, der aus Davids Nachkommenschaft stammt – wie meine Heilsbotschaft lautet, für die ich Leiden zu erdulden habe, sogar Ketten wie ein Verbrecher; doch das Wort Gottes liegt (darum) nicht in Ketten. Deshalb ertrage ich auch alles standhaft um der Auserwählten willen, damit auch sie das Heil, das in Christus Jesus (begründet) ist, samt der ewigen Herrlichkeit erlangen. Zuverlässig ist das Wort: »Sind wir mitgestorben, so werden wir auch mitleben; harren wir standhaft aus, so werden wir auch mitherrschen; verleugnen wir, so wird auch er uns verleugnen; sind wir untreu, so bleibt er doch treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen.« 2. Mahnung zu rechtem Verhalten gegenüber den Irrlehrerna) Mahnung zum eifrigen und vorsichtigen Kampf gegen die gegenwärtigen Lehrverirrungen in der Gemeindea) Warnung vor unnützem Wortstreit, vor leerem Geschwätz und vor den Unwahrheiten der IrrlehrerDies bringe (allen) in Erinnerung und ermahne sie eindringlich vor dem Angesicht Gottes, sich auf keinen Streit um Worte einzulassen, was zu nichts nütze ist und nur zur Verstörung der Zuhörer führt. Sei eifrig bemüht, dich Gott als bewährt darzustellen, als einen Arbeiter, der sich (seiner Arbeit) nicht zu schämen braucht, weil er das Wort der Wahrheit richtig darbietet.d.h. auseinanderhält, was unterschieden werden muß, und richtig verbindet, was zusammengehört. Mit den wertlosen leeren Geschwätzen dagegen sollst du nichts zu tun haben; denn sie werden (mit ihnen) immer tiefer in die Gottentfremdung hineingeraten, und ihr Gerede wird wie ein Krebsgeschwür immer weiter um sich fressen. Zu ihnen gehören Hymenäus und Philetus, die in betreff der Wahrheit auf Abwege geraten sind, da sie behaupten, die Auferstehung habe bereits stattgefunden: sie bringen dadurch manchen um seinen Glauben. b) Die Aussichtslosigkeit der Irrlehrer infolge des von Gott gelegten festen Grundbaues der GemeindeDoch der feste, von Gott gelegte Grundbau bleibt trotzdem bestehen und trägt als Siegel diese Inschrift: »Der Herr kennt die Seinen« und: »Es halte sich von der Ungerechtigkeit jeder fern, der den Namen des Herrn nennt !« In einem großen Hauswesen gibt es aber nicht nur goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, und zwar die ersteren zu ehrenvoller Verwendung, die letzteren zu ungeehrtem Gebrauch. Wenn nun jemand sich von diesen (letztgenannten) völlig rein erhält, so wird er ein Gefäß zu ehrenvoller Verwendung sein, ein geheiligtes, für den Hausherrn brauchbares, zu jedem guten Werk geeignetes. c) Das rechte Verhalten eines Dieners Christi gegenüber den IrrlehrernFliehe die Begierden der Jugend, jage vielmehr der Gerechtigkeit und dem Glauben, der Liebe und dem Frieden nach im Verein mit denen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen! Aber auf die törichten und kindischen Untersuchungen laß dich nicht ein; du weißt ja, daß sie nur Streitigkeiten hervorrufen. Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streitsüchtig sein, sondern freundlich gegen jedermann, ein tüchtiger Lehrer, fähig, Böses mit Geduld zu ertragen und die Widerstrebenden mit Sanftmut zurechtzuweisen, ob Gott ihnen nicht doch noch die Umkehr zur Erkenntnis der Wahrheit verleihe, so daß sie wieder nüchtern werden und sich aus der Schlinge des Teufels losmachen, nachdem sie sich von ihm haben einfangen lassen, ihm zu Willen zu sein. b) Hinweis auf den zukünftigen Abfall; Mahnung zu treuem Ausharrena) Schilderung der zukünftigen Irrlehrer und des Sittenverderbens der letzten ZeitDas sollst du aber wissen, daß in den letzten Tagen schlimme Zeiten eintreten werden; denn da werden die Menschen selbstsüchtig und geldgierig sein, prahlerisch und hochmütig, schmähsüchtig, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, ohne Liebe und Treue, verleumderisch, unmäßig, zügellos, allem Guten feind, verräterisch, leichtfertig und dünkelhaft, mehr dem Genuß als der Liebe zu Gott ergeben; sie werden wohl noch den äußeren Schein der Gottseligkeit wahren, aber deren innere Kraft nicht erkennen lassen. Von solchen Menschen wende dich ab! Denn zu diesen gehören die, welche sich Eingang in die Häuser zu verschaffen wissen und Angehörige des weiblichen Geschlechts einzufangen suchen (und zwar solche), die mit Sünden beladen sind und von mancherlei Leidenschaften umgetrieben werden, die immerfort (etwas Neues) lernen wollen und doch niemals zur wirklichen Erkenntnis der Wahrheit zu gelangen vermögen. Geradeso wie einst Jannes und JambresDiese beiden Männer waren nach der mündlichen Überlieferung der Juden die Häupter der ägyptischen Zauberer zur Zeit Moses (vgl. 2.Mose 7,11-22; 8,3.15; 9,11). gegen Mose aufgetreten sind, so treten auch diese gegen die Wahrheit auf: Menschen mit zerrüttetem Verstand und im Glauben unbewährt. Doch sie werden mit ihrem Treiben nicht weit kommen, denn ihr Unverstand wird für alle klar zutage liegen, wie es ja auch bei jenen (beiden) der Fall gewesen ist. b) Hinweis auf das Vorbild des Paulus und Mahnung zur Standhaftigkeit und zum Festhalten an den überlieferten Lehren und den heiligen Schriften trotz aller LeidenDu aber hast dir zur Richtschnur genommen meine Lehre und Lebensführung, mein Streben, meinen Glauben, meine Langmut, Liebe und Geduld, meine Verfolgungen und Leiden, wie sie mir in Antiochia, in Ikonium und in Lystra widerfahren sind. Derartige Verfolgungen habe ich zu bestehen gehabt, und aus allen hat der Herr mich errettet; und so werden auch alle (anderen), die in Christus Jesus ein gottseliges Leben zu führen gewillt sind, Verfolgungen zu erleiden haben. Böse Menschen dagegen und Betrüger werden es immer ärger treiben, indem sie verführen und selbst verführt werden. Du aber bleibe dem treu, was du gelernt hast und was dir zu völliger Gewißheit geworden ist; du weißt ja, von welchen LehrernA.L.: von welchem Lehrer. du es gelernt hast, und kennst ja von Kind auf die heiligen Schriften, die imstande sind, dich weise zu machen zur Errettung durch den auf Christus Jesus gegründeten Glauben. Jede von Gottes Geist eingegebene Schrift ist auch förderlich zur Belehrung und zur Überführung, zur Besserung und zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Gottesmensch vollkommen sei, zu jedem guten Werk voll ausgerüstet. c) Nochmalige Aufforderung an Timotheus zu treuer AmtsführungIch beschwöre dich vor dem Angesicht Gottes und Christi Jesu, welcher dereinst Lebende und Tote richten wird, und bei seiner Erscheinung und bei seiner Königsherrschaft: verkündige das Wort, tritt damit auf, du magst gelegen oder ungelegen kommen, überführe, weise zurecht, ermahne mit allem Aufwand von Langmut und Belehrung! Denn es wird eine Zeit kommen, da wird man die gesunde Lehre unerträglich finden und sich nach eigenem Gelüsten Lehrer über Lehrer beschaffen, weil man nach Ohrenkitzel Verlangen trägt; von der Wahrheit dagegen wird man die Ohren abkehren und sich den Fabeln zuwenden. Du aber bleibe nüchtern in jeder Hinsicht, nimm die Leiden auf dich, richte die Arbeit eines Predigers der Heilsbotschaft aus und versieh deinen Dienst voll und ganz. 3. Persönliche Nachrichten; letzte Wünsche und Grüßea) Feierlicher Hinweis des Apostels auf sein nahes Lebensende; sein Selbstzeugnis und seine HoffnungDenn was mich betrifft, so wird mein Blut nunmehr als Trankopfer ausgegossen,d.h. der Märtyrertod steht mir als Abschluß meines Lebens nahe bevor. und die Zeit meines Abscheidens ist da. Ich habe den guten Kampf gekämpft, habe den Lauf vollendet, den Glauben unverletzt bewahrt: fortan liegt für mich der Siegeskranz der Gerechtigkeit bereit, den der Herr, der gerechte Richter, mir an jenem Tage zuteilen wird; jedoch nicht nur mir, sondern überhaupt allen, die sein Erscheinen lieb gehabt haben. b) Des Apostels persönliche Lage, letzte Aufträge, Bitten, Nachrichten, Grüße und SegenswunschKomm möglichst bald zu mir, denn Demas hat mich aus Liebe zur jetzigen Weltzeit verlassen und ist nach Thessalonike abgereist, Crescens nach Galatien, Titus nach Dalmatien; nur Lukas ist noch bei mir. Nimm Markus zu dir und bringe ihn mit; denn ich kann ihn zu Dienstleistungen gut gebrauchen. Tychikus aber habe ich nach Ephesus gesandt. Den Reisemantel, den ich in Troas bei Karpus zurückgelassen habe, bringe mir mit, wenn du kommst, auch die Bücher, besonders die Pergamentblätter. Der Schmied Alexander hat mir viel Böses angetan: der Herr wird ihm nach seinem Tun vergelten. Nimm auch du dich vor ihm in acht, denn er ist unsern Aussagen mit Entschiedenheit entgegengetreten. Bei meiner ersten Verteidigung (vor Gericht) hat mir niemand zur Seite gestanden, sondern alle haben mich im Stich gelassen: möge es ihnen (von Gott) nicht angerechnet werden! Doch der Herr ist mir beigestanden und hat mir Kraft verliehen, damit durch mich die Verkündigung (der Heilsbotschaft) zum Abschluß gebracht würde und alle Heiden sie zu hören bekämen; so bin ich denn aus dem Löwenrachen glücklich errettet worden. Der Herr wird mich auch fernerhin vor allen Anschlägen der Bosheit behüten und mich hinüberretten in sein himmlisches Reich: ihm sei die Ehre in alle Ewigkeit! Amen. Grüße Priska und Aquila sowie das Haus des Onesiphorus. Erastus ist in Korinth geblieben, Trophimus aber habe ich in Milet krank zurückgelassen. Komm, wenn irgend möglich, noch vor Eintritt des Winters (zu mir)! Eubulus, Pudens, Linus, Klaudia, überhaupt sämtliche Brüder lassen dich grüßen. Der Herr (Jesus) sei mit deinem Geist! Die Gnade (Gottes) sei mit euch! Zuschrift und SegenswunschIch, Paulus, ein Knecht Gottes und ein Apostel Jesu Christi, (bestellt) für den Glauben der Auserwählten Gottes und für die Erkenntnis der Wahrheit, die sich in einem gottseligen Wandel bewährt,W.: die der Gottseligkeit entspricht (oder: eigen ist). – A.Ü.: die zur Gottseligkeit (oder: zur Verehrung Gottes) führt. (bestellt) aufgrund der Hoffnung des ewigen Lebens, das der untrügliche Gott (schon) vor ewigen Zeiten verheißen hat – kundgetan aber hat er sein Wort zur festgesetzten ZeitW.: in eigenen (d.h. für dasselbe fest bestimmten) Zeiten oder Zeitpunkten (1.Tim 2,6). – A.Ü.: in den dafür vorgesehenen Zeiten oder Zeitpunkten. durch die Predigt, mit der ich im Auftrage Gottes, unsers Retters betraut worden bin –: ich sende meinen Gruß dem Titus, meinem hinsichtlich des gemeinsamen Glaubens echten Kinde: Gnade (sei mit dir) und Friede von Gott dem Vater und unserm Retter Christus Jesus! 1. Verordnung bezüglich des Ausbaues der Gemeindeverfassung auf Kreta und Angabe von Maßregeln gegen das Umsichgreifen der Irrlehrena) Vorschriften über die Einsetzung von Ältesten als GemeindeleiternIch habe dich zu dem Zweck in Kreta zurückgelassen, daß du das (von mir dort) noch nicht Erledigte in Ordnung bringen und in den einzelnen Städten Älteste einsetzen möchtest, wie ich es dir aufgetragen habe, nämlich solche (Männer), die unbescholten und nur eines Weibes Mann sind und gläubige Kinder haben, denen man nicht zuchtlosen Lebenswandel oder Unbotmäßigkeit nachsagen kann; denn ein Gemeindevorsteher muß als Gottes Haushalter unbescholten sein, nicht eigenwillig, nicht zornmütig, kein Trinker, kein Händelsucher, nicht schändlichem Gewinn nachgehend;Bezieht sich das Wort auf den bisher ausgeübten Beruf, so kann es auch heißen: kein unsauberes Gewerbe treibend. vielmehr muß er gastfrei sein, allem Guten zugetan, besonnen, gerecht, gottesfürchtig, enthaltsam; er muß an dem zuverlässigen Wort (Gottes) festhalten, wie er es im Unterricht empfangen hat, damit er imstande ist, aufgrund der gesunden Lehre ebensowohl zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu widerlegen. b) Vorschriften über das Verhalten gegen die böswilligen Verführer und scheinheiligen IrrlehrerDenn es gibt viele, die sich nicht unterordnen wollen, Schwätzer und Schwindler, besonders unter den JudenchristenJudenchristen, eig.: »Beschneidung«, also auch Proselyten aus den Heiden und vor allem Christen, die sich haben beschneiden lassen.; ihnen muß man den Mund stopfen, weil sie ganze Häuser zerrütten, indem sie um schändlichen Gewinnes willen ungehörige Lehren vortragen. Hat doch ein ProphetGemeint ist der berühmte kretische Weise (Philosoph und Staatsmann) Epimenides (im 6. Jahrh. v.Chr.). aus ihrer eigenen Mitte gesagt: »Die Kreter sind immer verlogen, bösartige Tiere, faule Bäuche.« Dies Zeugnis entspricht der Wahrheit, und aus diesem Grunde weise sie rücksichtslos zurecht, damit sie im Glauben gesund bleiben und ihre Gedanken nicht auf jüdische Fabeln und auf Gebote von Menschen richten, die der Wahrheit den Rücken kehren. »Für die Reinen ist alles rein«, für die Befleckten und Ungläubigen dagegen ist nichts rein, sondern bei ihnen ist beides, ihr Verstand und ihr Gewissen, befleckt. Sie behaupten zwar, Gott zu kennen, verleugnen ihn aber durch ihr ganzes Tun: verabscheuenswerte und ungehorsame, zu jedem guten Werk untüchtige Menschen. 2. Ermahnungen für die Gemeindea) Vorschriften für die einzelnen Stände in der GemeindeDu aber sprich offen aus, was der gesunden Lehre entspricht, nämlich daß die älteren Männer nüchtern sein sollen, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe und in der Standhaftigkeit. – Ebenso ermahne die älteren Frauen, sich in ihrer Haltung würdevoll zu benehmen, nicht klatschsüchtig zu sein, nicht dem übermäßigen Weingenuß ergeben, Lehrerinnen des Guten, damit sie die jungen Frauen zu besonnener Pflichterfüllung anleiten, nämlich ihre Männer und ihre Kinder zu lieben, züchtig, keusch, tüchtige Haushälterinnen, gütig zu sein und sich ihren Ehemännern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht gelästert werde. – Die jungen Männer ermahne gleichfalls, besonnen zu sein, und biete dich selbst ihnen in jeder Beziehung als Vorbild guter Werke dar. In der Lehre beweise Unverfälschtheit, würdevollen Ernst, gesunde, unanfechtbare Rede, damit jeder Gegner sich beschämt fühlt, weil er uns nichts Schlechtes nachsagen kann. – Die Knechte ermahne, ihren Herren in jeder Hinsicht gehorsam zu sein und ihnen zu Gefallen zu leben, nicht zu widersprechen, nichts zu veruntreuen, vielmehr volle, echte Treue zu beweisen, damit sie der Lehre Gottes, unsers Retters, in allen Beziehungen Ehre machen. b) Begründung dieser Vorschriften durch den Hinweis auf die in der Welt erschienene Gnade GottesDenn erschienen ist die Gnade Gottes, die allen Menschen das Heil bringt, indem sie uns dazu erzieht, dem gottlosen Wesen und den weltlichen Begierden abzusagen und besonnen, gerecht und gottselig (schon) in der gegenwärtigen Weltzeit zu leben, indem wir dabei auf unser seliges Hoffnungsgut und auf das Erscheinen der Herrlichkeit des großen Gottes und unsers Retters Christus Jesus warten, der sich selbst für uns dahingegeben hat, um uns von aller Gesetzlosigkeit zu erlösen und sich ein reines Volk zum Eigentum zu schaffen, das eifrig auf gute Werke bedacht ist. Dies trage ihnen vor, dazu ermahne sie und rede ihnen mit allem Nachdruck ins Gewissen; laß dich (dabei) von niemand geringschätzig behandeln!W.: niemand soll dich verachten. c) Vom Verhalten gegen die heidnische Obrigkeit und die Nichtchristen und vom Wandel der Christen als erneuerter MenschenSchärfe ihnen ein, daß sie sich den obrigkeitlichen Gewalten unterordnen, (ihren Befehlen) Gehorsam leisten und zu jedem guten Werk bereit seien, daß sie niemand schmähen, sich friedfertig und nachgiebig benehmen und volle Sanftmut gegen alle Menschen beweisen. Denn einst sind auch wir unverständig und ungehorsam gewesen und irre gegangen, indem wir mannigfachen Begierden und Lüsten dienten und in Bosheit und Neid dahinlebten, hassenswert und gegeneinander haßerfüllt. Als aber die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unsers Retters, erschienen war, da hat er uns – nicht aufgrund von Werken der Gerechtigkeit, die wir unserseits vollbracht hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit – gerettet durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung des heiligen Geistes,d.h. der Erneuerung, die der heilige Geist schafft und offenbart (vgl. 2.Kor 5,17; Eph 1,17-18; 1.Petr 1,3). den er reichlich auf uns ausgegossen hat durch unsern Retter Jesus Christus, damit wir durch seine Gnade gerechtgesprochen und unserer Hoffnung gemäß Erben des ewigen Lebens würden. d) Schlußwort über das Verhalten gegen die Lehrverirrungen und deren VertreterZuverlässig ist das Wort, und ich will, daß du dich hierüber mit aller Bestimmtheit aussprichst, damit die, welche zum Glauben an Gott gekommen sind, allen Eifer darauf verwenden, sich in guten Werken zu betätigen – das ist etwas Schönes und für die Menschen Segensreiches. Dagegen mit törichten Untersuchungen und Geschlechtsverzeichnissen sowie mit Streitigkeiten und Gezänk über das Gesetz habe du nichts zu tun, denn das sind unnütze und unfruchtbare Dinge. Einen Menschen, der Spaltungen anrichtet, weise nach einmaliger oder zweimaliger Verwarnung ab; du weißt ja, daß ein solcher Mensch auf verkehrte Wege geraten und nach seinem eigenen Urteil ein Sünder ist. 3. Persönliche Schlußbemerkungen, letzte Aufträge und GrüßeSobald ich Artemas oder Tychikus zu dir sende, beeile dich, zu mir nach Nikopolis zu kommen; denn ich habe mich entschlossen, dort den Winter zuzubringen. Zenas, den Gesetzeslehrer, und Apollos rüste sorgfältig für ihre Winterreise aus, damit es ihnen an nichts gebricht. Auch unsere Leute müssen daraus eine löbliche Liebestätigkeit zur Befriedigung unumgänglicher Bedürfnisse lernen, damit sie nicht ohne Früchte (ihres Glaubens) bleiben. Alle, die hier bei mir sind, lassen dich grüßen. Grüße die, welche im Glauben uns lieben! Die Gnade (Gottes) sei mit euch allen! a) Zuschrift und SegensgrußIch, Paulus, ein Gefangener (um) Christi Jesu (willen), und der Bruder Timotheus senden dem geliebten Philemon, unserm Mitarbeiter, sowie der Schwester Appia und unserm Mitstreiter Archippus nebst der Gemeinde in deinem Hause unsern Gruß: Gnade (sei mit) euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus! b) Dank an Gott und Fürbitte für PhilemonIch sage meinem Gott allezeit Dank, sooft ich deiner in meinen Gebeten gedenke; ich höre ja, welche Liebe und welchen Glauben du dem Herrn Jesus und allen Heiligen gegenüber bewährst. (Dahin geht aber mein Gebet,) daß die aus deinem Glauben erwachsene gemeinnützige Tätigkeit sich in der Erkenntnis all des Guten wirksam erweise, das in uns vorhanden ist auf Christus hin. Ja, große Freude und reichen Trost habe ich deiner Liebe zu verdanken, weil die Herzen der Heiligen durch dich, lieber Bruder, erquickt worden sind. c) Fürsprache für OnesimusDarum, wenn ich es mir auch in Christus unbedenklich herausnehmen dürfte, dir vorzuschreiben, was sich gebührt, so ziehe ich es doch um der Liebe willen vor, nur eine Bitte gegen dich auszusprechen: ein Mann, wie ich es bin, ein alter Paulus und jetzt obendrein ein Gefangener (um) Christi Jesu (willen), ich bitte dich für mein (Glaubens-) Kind, dessen Vater ich in meiner Gefangenschaft geworden bin, für OnesimusDer Name Onesimus bedeutet ›der Nützliche, Hilfreiche‹. Hierauf wird V.11 und 16 angespielt., der sich dir zwar ehemals als ein Nichtsnutz erwiesen hat, jetzt aber dir ebenso wie mir von großem Nutzen ist. Ich sende ihn, das will sagen mein eigenes Herz, hiermit dir zurück. Gern hätte ich ihn hier bei mir behalten, damit er mir als dein Vertreter in der Gefangenschaft, die ich für die Heilsbotschaft leide, Dienste leisten möchte; doch ohne deine Einwilligung habe ich nichts tun wollen, damit deine Guttat nicht erzwungen erscheine, sondern als eine freiwillige Leistung erfolge. Vielleicht ist er nämlich nur deswegen eine Zeitlang (von dir) getrennt gewesen, damit du ihn auf ewig wieder erhieltest, (und zwar) nicht mehr als einen Sklaven, sondern als einen, der etwas Besseres darstellt, nämlich einen geliebten Bruder, als der er mir schon in besonderem Maße gilt, wieviel mehr noch dir, dem er sowohl mit seinem Leibe als nun auch im Herrn angehört! Wenn du dich nun mit mir eng verbunden weißt, so nimm ihn auf wie mich selbst! Und hat er dich irgendwie geschädigt oder ist er dir etwas schuldig, so setze das mir auf Rechnung! Ich, Paulus, gebe es dir hier schriftlich: Ich will es bezahlen! Dabei brauche ich dir nicht zu sagen, daß auch du mir etwas schuldig bist, nämlich dich selbst. Ja, lieber Bruder, ich möchte dich gern ein wenig ausnutzen im Herrn: erfülle mir einen Herzenswunsch in Christus! d) Briefschluß, Besuchsansage, Grüße und SegenswunschIm Vertrauen auf deinen Gehorsam schreibe ich dir; ich weiß ja, du wirst sogar noch mehr tun, als ich verlange. Zugleich rüste dich aber auch, mich als Gast bei dir aufzunehmen, denn ich hoffe, infolge eurer Gebete euch geschenkt zu werden. Es grüßen dich Epaphras, mein Mitgefangener in Christus Jesus, Markus, Aristarchus, Demas und Lukas, meine Mitarbeiter. Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geiste! I. Die Größe des Gottessohnes und die bedrohlichen Folgen des Ungehorsams gegen sein Wort (1,1-4,13)1. Die einzigartige Hoheit des Gottessohnes gegenüber den alttestamentlichen Gottesbotena) Allgemeine Darlegung dieser Hoheitd.h. an die hebräisch (bzw. aramäisch) redenden Judenchristen in Palästina Nachdem Gott vorzeiten vielfältig und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat in den Propheten,B B) Vgl. 1.Petr 1,10-11; die Übersetzung »durch die Propheten« ist weniger zutreffend. hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn,W.: in einem, der Sohn ist, d.h. mehr als alle Propheten. den er zum Erben von allemoder: zum Gesamterben (oder: zum Erben des Alls). eingesetzt, durch den er auch die WeltzeitenWeltzeiten, Weltalter, Weltperioden, Welten oder Welt mit Bezug auf ihre Entwicklung in der Zeit, Weltläufe; vgl. 11,3. geschaffen hat. Dieser ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und die Ausprägung seines Wesens und trägt das Weltall durch sein Allmachtswort; er hat sich, nachdem er die Reinigung von den Sünden vollbracht hat, zur Rechten der Erhabenheit in den Himmelshöhen gesetzt und ist dadurch um so viel größer geworden als die Engel, wie der Name, den er als Erbteil erhalten hat, den ihrigen überragt. b) Alttestamentliche Belege für die Erhabenheit des Gottessohnes über die EngelDenn zu welchem von den Engeln hätte Gott jemals gesagt: »Mein Sohn bist du: ich habe dich heute gezeugt«? Und ein andermal: »Ich will ihm Vater sein, und er soll für mich Sohn sein?« Weiter sagt er von der Zeit, in welcher er den Erstgeborenen wiederum in die Menschenwelt einführen wird: »Alle Engel Gottes sollen vor ihm huldigend sich neigen.« Und in bezug auf die Engel heißt es zwar: »Er macht seine Engel zu Winden und seine Diener zur Feuerflamme«, aber in bezug auf den Sohn: »Dein Thron, o Gott, steht fest in alle Ewigkeit, und der Stab der GeradheitGeradheit = Aufrichtigkeit, aber im Sinn des Alten Testaments = »Gerechtigkeit«. ist der Stab deiner Königsherrschaft. Du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzwidrigkeit gehaßt; darum hat dich, o Gott, dein Gott mit Freudenöl gesalbt vor deinen Genossen.« Und ferner: »Du hast im Anfang, Herr, die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk; sie werden vergehen, du aber bleibst, und sie werden alle veralten wie ein Gewand; wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen, und sie werden verwandelt werden; du aber bleibst derselbe, und deine Jahre werden kein Ende nehmen.« Zu welchem Engel hätte er ferner jemals gesagt: »Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege zum Schemel deiner Füße«? Sind sie nicht allesamt (nur) dienstbare Geister, die zu Dienstleistungen ausgesandt werden um derer willen, welche die Rettung ererben sollen? c) Daraus ergibt sich für uns die Verpflichtung, den durch diesen Sohn zu uns geredeten Worten willigen Gehorsam entgegenzubringenDarum müssen wir uns um so fester an das halten, was wir gehört haben, um seiner ja nicht verlustig zu gehen.A.Ü.: vorbeigerissen oder: daran vorbeigespült (oder: vorbeigetrieben) zu werden = das Ziel zu verfehlen. Denn wenn schon das durch Vermittlung von Engeln verkündete Wort unverbrüchlich war und jede Übertretung und jeder Ungehorsam die gebührende Vergeltung empfing: wie sollten wir da (der Strafe) entrinnen, wenn wir ein so hohes Heil unbeachtet lassen? Dieses hat ja seinen Anfang von der Verkündigung durch den Herrn (selbst) genommen und ist uns dann von den Ohrenzeugen zuverlässig bestätigt worden, wobei auch Gott noch Zeugnis dafür abgelegt hat durch Zeichen und Wunder, durch mannigfache Krafttaten und Austeilungen des heiligen Geistes, nach seinem Ermessen. 2. Die der Erhabenheit des Gottessohnes scheinbar widersprechende Erniedrigung Christi unter die Engela) Seine Erniedrigung (Menschwerdung und Todesleiden) beschränkt seine Erhabenheit nichtDenn nicht Engeln hat er die zukünftige Welt, von der wir hier reden, unterstellt, vielmehr hat jemand an einer Stelle ausdrücklich bezeugt: »Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, oder des Menschen Sohn, daß du ihn beachtest? Du hast ihn für eine kurze Zeit unter die Engel erniedrigt, ihn (dann aber) mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt; alles hast du ihm unter die Füße unterworfen.« Dadurch nämlich, daß er »ihm alles unterworfen hat«, hat er nichts von der Unterwerfung unter ihn ausgenommen. Bisher nehmen wir allerdings noch nicht wahr, daß ihm alles unterworfen ist; wohl aber sehen wir den, der für eine kurze Zeit unter die Engel erniedrigt gewesen ist, nämlich Jesus, um seines Todesleidens willen mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt; er sollte ja durch Gottes Gnade für jeden den Tod schmecken. b) Die Notwendigkeit der Erniedrigung (besonders des Todesleidens)Denn es geziemte ihm,d.h. es war Gott (und seinem Heilsratschluß) angemessen = es entsprach dem Wesen Gottes. um dessen willen alles ist und durch den alles ist, nachdem er viele Söhne zur Herrlichkeit geführt hatte, den Urheber ihrer Rettung durch Leiden hindurch zur Vollendung zu bringen. Denn beide, sowohl der Heiligende als auch die, welche (von ihm) geheiligt werden, (kommen = stammen) alle von dem gleichen Vater her; aus diesem Grunde schämt er sich auch nicht, sie »Brüder« zu nennen, indem er sagt: »Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkündigen, inmitten der Gemeinde will ich dich preisen«; und an einer andern Stelle: »Ich will mein Vertrauen auf ihn setzen«; und wiederum: »Siehe, hier bin ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat.« c) Die segensreichen Folgen der ErniedrigungWeil nun die Kinder (leiblich) am Blut und Fleisch Anteil haben, hat auch er gleichermaßen Anteil an ihnen erhalten, um durch seinen Tod den zu vernichten, der die Macht des Todes hat, nämlich den Teufel, und um alle die in Freiheit zu setzen, die durch Furcht vor dem Tode während ihres ganzen Lebens in Knechtschaft gehalten wurden.oder: durch Todesfurcht der Knechtschaft verfallen waren. Denn es sind doch sicherlich nicht Engel, deren er sich anzunehmen hat, sondern der Nachkommenschaft Abrahams nimmt er sich an; und daher mußte er in allen Stücken seinen Brüdern gleich werden, damit er barmherzig würde und ein treuer Hoherpriester Gott gegenüber, um für die Sünden des Volkes Vergebung zu erwirken. Denn eben deshalb, weil er selbst Versuchung erlitten hat,oder: denn worin er selbst Versuchung erlitten hat. vermag er denen zu helfen, die versucht werden. 3. Der Gottessohn Jesus in seiner Erhabenheit über den Gottesdiener MoseDarum, heilige Brüder, Genossen der himmlischen Berufung, richtet euer Augenmerk auf den Gottesboten und Hohenpriester unsers Bekenntnisses, auf Jesus, der da »treu« war dem, der ihn geschaffen hat, wie auch Mose (treu gewesen ist) »in Gottes ganzem Hause«. Denn einer größeren Herrlichkeit als Mose ist dieser würdig erachtet worden, in dem Maße, als der, welcher das Haus hergestellt hat, höher an Ehre steht als das Haus. Denn jedes Haus wird von jemand hergestellt; der aber alles hergestellt hat, das ist Gott. Und was Mose betrifft, so ist er zwar »in seinem ganzen Hause treu« gewesen, (aber doch nur) als »Diener«, um Zeugnis abzulegen für das, was als Offenbarung verkündigt werden sollte; Christus dagegen (ist treu) als »Sohn« über »sein eigenes Haus«, und sein Haus sind wir, vorausgesetzt, daß wir an der freudigen Zuversicht und an der Hoffnung, deren wir uns rühmen, bis ans Ende unerschütterlich festhalten. 4. Mahnung, die verheißene Gottesruhe nicht durch Unglauben zu verscherzena) Hinweis auf die Warnung des Psalmwortes und auf das Strafgericht an dem untreuen Gottesvolke beim Zug durch die Wüstea) Die Warnung des Psalmwortes vor Unglauben und AbfallDeshalb (gilt uns) das Wort des heiligen Geistes: »Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht, wie (es einst) bei der Erbitterung am Tage der Versuchung in der Wüste (geschah), wo eure Väter (mich) mit einer Erprobung versuchten; und doch haben sie meine Werke vierzig Jahre hindurch gesehen. Deshalb ward ich über dieses Geschlecht entrüstet und sprach: ›Allezeit gehen sie mit ihrem Herzen irre!‹ Sie aber erkannten meine Wege nicht, so daß ich in meinem Zorn schwur: ›Sie sollen nimmermehr in meine Ruhe eingehen!‹« Gebt acht, liebe Brüder, daß sich in keinem von euch ein böses Herz des Unglaubens im Abfall von dem lebendigen Gott zeige! Ermahnt euch vielmehr selbstoder: ermahnt vielmehr einander. an jedem Tage, solange das »Heute« noch gilt,W.: solange das »Heute« ausgerufen wird = solange es noch »heute« heißt. damit keiner von euch durch den Betrug der Sünde verhärtet werde. b) Das Warnungsbeispiel der Israeliten in der WüsteDenn Genossen Christid.h. Teilhaber seiner Herrlichkeit (vgl. Röm 8,18-25). sind wir geworden, wenn anders wir die anfängliche Glaubenszuversicht bis ans Ende unerschütterlich festhalten. Wenn es heißt: »Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht, wie es bei der Erbitterung geschah« – wer waren denn die Leute, die, obgleich sie (seine Verheißung) gehört hatten, dennoch sich erbittern ließen?A.Ü.: dennoch Erbitterung bewirkten (= Gott erbitterten). Waren es nicht alle, die durch Moses Vermittlung aus Ägypten ausgezogen waren? Und wer waren die Leute, über die er vierzig Jahre lang entrüstet gewesen ist? Doch wohl die, welche gesündigt hatten und deren Glieder (dann) in der Wüste zerfallen sind. Und wer waren die Leute, denen er zugeschworen hat, sie sollten nicht in seine Ruhe eingehen? Doch wohl die, welche sich ungehorsam bewiesen hatten. So sehen wir denn, daß sie nicht haben hineingelangen können infolge (ihres) Unglaubens. b) Ausdeutung der Verheißung des Psalmwortes bezüglich der Ruhe des GottesvolkesDa nun die Verheißung des Eingehens in seine Ruhe noch unerfüllt geblieben ist, so wollen wir ängstlich darauf bedacht sein, daß es sich bei keinem von euch herausstelle, er sei zurückgeblieben. Denn die Heilsbotschaft ist an uns ebensogut ergangen wie an jene; aber jenen hat das Wort, das sie zu hören bekamen, nichts genützt, weil es bei den Hörern nicht mit dem Glauben vereinigt war. Wir dagegen, die wir zum Glauben gekommen sind, gehen in die Ruhe ein, wie er gesagt hat: »So daß ich in meinem Zorn schwur: ›Sie sollen nimmermehr in meine Ruhe eingehen!‹« – wiewohl doch das Wirken (Gottes) seit der Vollendung der Weltschöpfung zum Abschluß gekommen war. Er hat sich ja an einer Stelle über den siebten Tag so ausgesprochen: »Gott ruhte am siebten Tage von allen seinen Werken«; an anderer Stelle dagegen heißt es: »Sie sollen nimmermehr in meine Ruhe eingehen!« Da also das Eingehen einiger in die Ruhe bestehen bleibt, andrerseits die, welche zuerst die beglückende Botschaft empfangen haben, infolge (ihres) Ungehorsams nicht hineingelangt sind, so setzt (Gott) aufs neue einen Tag fest, ein »Heute«, indem er nach so langer Zeit durch David, wie schon vorhin gesagt worden ist, verkündigt: »Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht!« Denn wenn Josua sie wirklich in die Ruhe eingeführt hätte, so würde (Gott) nicht von einem anderen, späteren Tage reden. Somit bleibt dem Volk Gottes eine Sabbatruhe noch vorbehalten; denn wer in seine Ruhe eingegangen ist, der ist damit auch seinerseits zur Ruhe von seinen Werken gelangt, geradeso wie Gott von den seinigen. c) Abschließende Ermahnung mit Hinweis auf den Ernst und die Kraft des Wortes GottesSo wollen wir also eifrig darauf bedacht sein, in jene Ruhe einzugehen, damit keiner zu Fall kommt und dadurch das gleiche warnende Beispiel des Ungehorsams darbiete.W.: damit keiner in (oder: nach) demselben (warnenden) Beispiel des Ungehorsams zu Fall komme. Denn lebendig ist das Wort Gottes und wirkungskräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert: es dringt hindurch, bis es Seele und Geist, Gelenke und Mark scheidet, und ist ein Richter über die Regungen und Gedanken des Herzens; und es gibt nichts Geschaffenes, das sich vor ihm verbergen könnte, nein, alles liegt entblößt und aufgedeckt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft abzulegen haben. II. Das vollkommene Hohepriestertum Jesu, die Heilslehre von der Vollkommenheit und die Pflicht ausharrenden Glaubens (4,14-12,29)1. Jesus ist der vollkommene, von Gott selbst eingesetzte und vollen Vertrauens würdige Hohepriestera) Jesus kennt die menschlichen Schwächen aus eigener ErfahrungDa wir nun einen großen Hohenpriester haben, der durch die Himmel hindurchgegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes, so wollen wir am Bekenntnis (zu ihm) festhalten. Wir haben ja (an ihm) nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitgefühl mit unsern Schwachheiten haben könnte, sondern einen solchen, der in allen Stücken auf gleiche Weise (wie wir) versucht worden ist, nur ohne Sünde. So wollen wir denn mit freudiger Zuversicht zum Thron der Gnade hinzutreten, um Barmherzigkeit zu empfangen und Gnade zu finden zu rechtzeitiger Hilfe. b) Bei Christus finden sich die notwendigen, in Melchisedek vorgeschatteten Erfordernisse des HohenpriestersDenn jeder aus der Zahl der Menschen genommene Hohepriester wird für Menschen zum Dienst vor GottA.Ü.: in ihren Beziehungen zu Gott (oder: für ihr Verhältnis zu Gott). eingesetzt, um teils unblutige, teils blutige Opfer für Sünden darzubringen; und er ist dabei wohl imstande, die Unwissenden und Irrenden billig zu beurteilen, weil er ja selbst mit Schwachheit behaftet ist. Und um dieser willen muß er wie für das Volk, so auch für sich selbst Opfer der Sünden wegen darbringen. Und niemand kann sich selbst diese Würde zueignen, sondern er muß von Gott dazu berufen werden, ganz so wie es auch bei Aaron der Fall gewesen ist. So hat denn auch Christus sich nicht selbst die hohe Würde des Hohenpriesters zugeeignet, sondern der (hat sie ihm verliehen), der zu ihm gesagt hat: »Mein Sohn bist du, ich selbst habe dich heute gezeugt«; wie er auch an einer anderen Stelle sagt: »Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.« Er hat in den Tagen seines Fleisches Gebete und flehentliche Bitten mit lautem Schreien und Tränen vor den gebracht, der ihn vom Tode zu erretten vermochte, und hat auch Erhörung gefunden (und ist) aus seiner Angst (befreit worden)A.Ü.: und hat auch Erhörung gefunden infolge seiner Gottesfurcht. und hat trotz seiner Sohnesstellung an seinem Leiden den Gehorsam gelernt. Nachdem er so zur Vollendung gelangt war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber ewigen Heils geworden, er, der von Gott mit der Bezeichnung »Hoherpriester nach der Ordnungoder: nach der Weise oder Art oder Stellung = Ehren- oder Rangstellung. Melchisedeks« angeredet worden ist. 2. Klage über die Unmündigkeit, über die geistige Trägheit und Rückständigkeit der LeserDarüber hätten wir noch viel zu sagen, doch es ist schwer, euch das klarzumachen, weil eure Fassungskraft stumpf geworden ist.W.: weil ihr harthörig (oder: stumpf am Gehör) geworden seid. Denn während ihr nach (der Länge) der Zeit schon Lehrer sein müßtet, bedürft ihr umgekehrt noch der Belehrung in den Anfangsgründen der göttlichen Offenbarungsworte und seid dahin gekommen, daß ihr Milch statt fester Nahrung nötig habt. Denn jeder, der noch auf Milch angewiesen ist, versteht sich noch nicht auf das Wort der Gerechtigkeit;A.Ü.: auf richtige Rede (= Redeweise der Erwachsenen), d.h. er ist noch unerfahren in der eigentlichen Lehre. er ist eben noch ein unmündiges Kind. Für Gereifte dagegen ist die feste Nahrung da, nämlich für die, welche infolge ihrer Gewöhnung geübte Sinne besitzen, so daß sie das Gute und das Schlechted.h. was gut oder schlecht schmeckt (oder: was bekömmlich oder schädlich ist). zu unterscheiden vermögen. 3. Unterweisung über die Vollkommenheit in Erkenntnis, Glaube und Hoffnungsgewißheita) Es gilt fortzuschreiten; Rückfall ist gefährlich und kann zu unheilbarem Schaden führenDarum wollen wir (jetzt) von den Anfangsgründen der Lehre Christi absehen und uns zur vollen Reife erheben, wollen nicht noch einmal den Grund legen mit Sinnesänderung, die sich von toten Werken abkehrt, und mit dem Glauben an Gott, mit der Belehrung über Waschungen und Handauflegung, über Totenauferstehung und ewiges Gericht. Ja, dies wollen wir tun, wenn anders Gott es gelingen läßt. Denn es ist unmöglich, solche, die einmal die Erleuchtung empfangen und die himmlische Gabe geschmeckt haben und des heiligen Geistes teilhaftig geworden sind und das köstliche Gotteswort und die Kräfte der zukünftigen Welt gekostet haben und dann doch abgefallen sind, noch einmal zur Sinnesänderung zu erneuern, weil sie für ihre Person den Sohn Gottes von neuem kreuzigen und ihn der Beschimpfung preisgeben. Denn wenn ein Acker den oftmals auf ihn fallenden Regen in sich eingesogen hat und denen, für die er bestellt wird, nützlichen Ertrag hervorbringt, so macht er sich den von Gott kommenden Segen zu eigen; bringt er dagegen Dornen und Disteln hervor, so ist er unbrauchbar und geht dem Fluch entgegen, dessen Ende zum Feuerbrand führt. b) Zuversichtliche Hoffnung auf Überwindung dieses betrübenden Zustandes der Leser und der ihnen drohenden GefahrWir sind aber in bezug auf euch, Geliebte, wenn wir auch so reden, doch eines Besseren gewiß, nämlich dessen, was in engster Beziehung zur Errettung steht. Denn Gott ist nicht ungerecht, daß er eure Arbeit und die Liebe vergäße, die ihr für seinen Namen dadurch an den Tag gelegt habt, daß ihr den Heiligen Dienste geleistet habt und auch jetzt noch leistet. Wir wünschen aber innig, daß jeder einzelne von euch den gleichen Eifer an den Tag legen möge, um die Hoffnung bis ans Ende mit voller Gewißheit festzuhalten, damit ihr nicht stumpf werdet, sondern dem Vorbild derer nachfolgt, die durch Glauben und standhaftes Ausharren die verheißenen Heilsgüter erben. c) Der feste Grund der Hoffnung auf die sicher zu erwartende Herrlichkeit liegt in den zuverlässigen Verheißungen GottesNachdem Gott nämlich dem Abraham die Verheißung gegeben hatte, schwur er, weil er bei keinem Höheren schwören konnte, bei sich selbst mit den Worten: »Fürwahr, ich will dich reichlich segnen und dich überaus zahlreich machen!«, und auf diese Weise harrte jener geduldig aus und erlangte das Verheißene. Menschen schwören bekanntlich bei dem Höheren, und der Eid dient ihnen zur Bekräftigung, so daß alle Widerrede ausgeschlossen ist. Aus diesem Grunde ist auch Gott, weil er den Erben seiner Verheißung das Unabänderliche seines Ratschlusses in besonderem Grade deutlich dartun wollte, als Bürge mit einem Eid eingetreten, damit wir durch zwei unabänderliche Tatsachen,Gemeint sind Verheißungen und Eidschwur. bei denen Gott unmöglich getäuscht haben kann, eine starke Ermutigung besäßen, wir, die wir unsere Zuflucht dazu genommen haben, die uns eröffnete Hoffnung zu ergreifen. In dieser besitzen wir ja gleichsam einen festen und zuverlässigen Anker für unsere Seele, der bis hinter den Vorhang (in das himmlische Heiligtum) hineinreicht, wohin Jesus als Vorläufer uns zum Heil hineingegangen ist, insofern er »Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks« geworden ist in Ewigkeit. 4. Das Hohepriestertum Jesu, sein vollkommenes Opfer und die Vollendung der Gläubigen in Christusa) Jesus der vollkommene Hohepriester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeksa) Angaben über die Person MelchisedeksDieser Melchisedek nämlich, König von Salem, Priester des höchsten Gottes, ging dem Abraham entgegen, als dieser von der Besiegung der Könige zurückkehrte, und segnete ihn; dafür teilte Abraham ihm dann auch den Zehnten von der ganzen Beute zu. Zunächst ist er, wenn man seinen Namen deutet, ›König der Gerechtigkeit‹, sodann aber auch ›König von Salem‹, das bedeutet ›König des Friedens‹; er hat (im biblischen Bericht) keinen Vater, keine Mutter, keine Ahnenreihe, weder einen Anfang seiner Tage noch ein Ende seines Lebens, gleicht vielmehr dem Sohne Gottes: er bleibt Priester für immer. b) Melchisedek steht an Würde höher als die levitischen PriesterBeachtet nun wohl, wie groß dieser Mann dasteht, dem der Erzvater Abraham den Zehnten von den auserlesensten Beutestücken gegeben hat! Wohl sind auch diejenigen Nachkommen Levis, die das Priestertum empfangen, berechtigt, den Zehnten von dem Volk in der vom Gesetz vorgeschriebenen Weise zu erheben, also von ihren Brüdern, obgleich doch auch diese leibliche Nachkommen Abrahams sind; jener aber hat, wiewohl er seiner Abstammung nach mit ihnen in keiner Verbindung steht, von Abraham (selbst) den Zehnten erhoben und den, der im Besitz der Verheißungen war, gesegnet. Nun ist es aber durchaus unbestreitbar, daß das Geringere von dem Höheren gesegnet wird. Und hier sind es sterbliche Menschen, welche die Zehnten entgegennehmen, dort aber ist es einer, dem bezeugt wird, daß er lebt. Weiter: in der Person Abrahams ist gewissermaßen auch vom Zehntenempfänger Levi der Zehnte erhoben worden; denn er (Levi) befand sich (damals) noch in der Lende seines Stammvaters, als Melchisedek diesem entgegenging. c) Die durch das eigenartige Priestertum Jesu bewirkte Änderung (Aufhebung) der PriesterordnungFreilich, wenn eine Vollendung durch das levitische Priestertum möglich wäre – auf diesem (Priestertum) beruht ja die ganze Gesetzgebung des VolkesW.: denn um dieses (des Priestertums) willen war dem Volk das Gesetz zuteil geworden. –: welches Bedürfnis hätte dann noch vorgelegen, einen andersartigen Priester »nach der Ordnung Melchisedeks« einzusetzen und ihn nicht (einfach) »nach der Ordnung Aarons« zu benennen? Denn mit einer Änderung des Priestertums tritt mit Notwendigkeit auch eine Änderung des Gesetzes ein. Der nämlich, auf den sich jener Ausspruch bezieht, hat ja doch einem anderen Stamme angehört, aus dem niemand (jemals) mit dem Altardienst zu tun gehabt hat. Es ist ja doch allbekannt, daß unser Herr (Jesus) aus (dem Stamme) Juda hervorgegangen ist, und in bezug auf diesen Stamm hat Mose nichts verlauten lassen, was sich auf Priester bezieht. Und vollends klar liegt die Sache dadurch, daß ein andersartiger Priester, der dem Melchisedek ähnlich ist, eingesetzt wird, der es nicht nach der Bestimmung eines an leibliche Abstammung bindenden Gebotes geworden ist, sondern nach der Kraft unzerstörbaren Lebens. Denn ihm wird bezeugt: »Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.« d) Der Grund für den Wechsel der Priesterordnung ist, daß Jesus Bürge eines höheren Bundes werden sollteDamit tritt einerseits zwar die Aufhebung eines bis dahin gültigen Gebotes ein, weil es sich unwirksam und unbrauchbar erwiesen hatte – das (mosaische) Gesetz hat ja auch wirklich keine Vollendung zustande gebracht –, andrerseits (tritt dadurch) aber auch die Herbeiführung einer besseren Hoffnung (ein), mittels derer wir Gott (wirklich) nahen können. Und insofern (er) nicht ohne Eidesleistung (Priester geworden ist) – jene sind ja ohne Eidschwur Priester geworden, dieser dagegen mit einem Eidschwur von seiten dessen, der zu ihm spricht: »Geschworen hat der Herr, und es wird ihn nicht gereuen: du bist Priester in Ewigkeit« –: dementsprechend ist Jesus um so mehr der Bürge eines besseren Bundes geworden. Außerdem sind dort Priester als Vielheit vorhanden gewesen, weil sie durch den Tod daran gehindert wurden, (im Amt) zu verbleiben; hier aber ist es ein solcher, der, weil er »in Ewigkeit« bleibt, ein nie wechselndes Priestertum im Besitz hat. Daher vermag er auch denen, die durch seine Vermittlung zu Gott hinzutreten, vollkommene Rettung zu schaffen: er lebt ja immerdar, um fürbittend für sie (vor Gott) einzutreten. ee) Abschließende Zusammenfassung: Jesus als der vollkommene und ewige HohepriesterDenn einen solchen Hohenpriester mußten wir auch haben,W.: Denn ein solcher Hoherpriester war für uns auch angemessen. der da heilig, schuldlos, unbefleckt ist, von den Sündern geschieden und über die Himmel hoch erhöht; der nicht wie die (menschlichen) Hohenpriester Tag für Tag nötig hat, zunächst für seine eigenen Sünden Opfer darzubringen, danach für die des Volkes; denn letzteres hat er ein für allemal dadurch geleistet, daß er sich selbst (zum Opfer) dargebracht hat. Denn das (mosaische) Gesetz bestellt zu Hohenpriestern Menschen, die mit Schwachheit behaftet sind; das Wort des EidschwursGemeint ist das Psalmwort (Ps 110,4), das den messianischen Hohepriester mittels eines Eidschwurs einsetzt. dagegen, der erst nach dem Gesetz erfolgt ist, setzt einen Sohn ein, der für die Ewigkeit vollendet ist. b) Jesus waltet als Hoherpriester im Himmel aufgrund seines abschließenden Selbstopfersa) Die Überlegenheit des himmlischen Hohepriesterdienstes Jesu und des neuen Bundes, dessen Mittler er istDie Hauptsache aber bei der vorliegenden Darlegung ist folgendes: Einen solchen Hohenpriester haben wir, der sich im Himmel zur Rechten des Thrones der göttlichen Erhabenheit gesetzt hat, und zwar als Verwalter des Heiligtums, nämlich des wahren Zeltes, das der Herr, nicht ein Mensch errichtet hat. Denn jeder Hohepriester wird zu dem Zweck bestellt, unblutige und blutige Opfer darzubringen; daher muß auch dieser etwas darzubringen haben. Befände er sich nun auf der Erde, so würde er nicht einmal Priester sein, weil hier ja bereits Priester vorhanden sind, welche die Gaben nach dem (mosaischen) Gesetz darbringen. Diese versehen freilich den Dienst nur an einer Nachbildung und einem Schattenbild der himmlischen Dinge entsprechend der göttlichen Weisung, die Mose erhielt, als er das Zelt herstellen sollte; denn »Gib wohl acht«, sagt der Herr zu ihm, »daß du alles nach dem Vorbild anfertigst, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist«. Nun aber hat er einen um so vorzüglicheren Priesterdienst erlangt, als er auch Mittler eines besseren Bundes ist, der auf der Grundlage besserer Verheißungen festgesetzt worden ist. Wenn nämlich jener erste (Bund) tadellos gewesen wäre, so würde nicht die Möglichkeit, einen zweiten (Bund) zu schließen, gesucht werden.W.: so würde nicht für einen zweiten (oder: andersartigen) ein Ort (oder: Raum) gesucht werden. Denn einen Tadel spricht (Gott) gegen sie (die Israeliten) aus mit den Worten: »Wisset wohl: es kommen Tage« – so lautet der Ausspruch des Herrn –, »da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause JudaA.Ü.: für das Haus Israel und für das Haus Juda. einen neuen Bund aufrichten, nicht einen solchen Bund, wie ich ihn mit ihren Vätern damals geschlossen habe, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus dem Lande Ägypten wegzuführen; denn sie sind meinem Bunde nicht treu geblieben, und auch ich habe mich nicht (mehr) um sie gekümmert« – so lautet der Ausspruch des Herrn –. »Nein, darin soll der Bund bestehen, den ich mit dem Hause Israel nach jenen Tagen schließen werde« – so lautet der Ausspruch des Herrn –: »Ich will meine Gesetze in ihren Sinn hineinlegen und sie ihnen ins Herz schreiben und will dann ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. Dann braucht niemand mehr seinem Mitbürger und niemand seinem Bruder Belehrung zu erteilen und ihm vorzuhalten: ›Lerne den Herrn kennen!‹ Denn sie werden mich allesamt kennen vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen. Denn ihren Übertretungen gegenüber werde ich Nachsicht üben und ihrer Sünden nicht mehr gedenken.« Indem er hier von einem »neuen« (Bunde) redet, hat er den ersten für veraltet erklärt; was aber veraltet ist und sich überlebt hat, das geht dem Untergang entgegen.W.: das ist dem Verschwinden nahe. b) Die Unvollkommenheit des levitischen Priesterdienstes und die Vollkommenheit (oder: Überlegenheit) des hohepriesterlichen Dienstes ChristiAllerdings hatte auch der erste (Bund) Satzungen für den Gottesdienst und (hatte) auch das weltliche Heiligtum. /CAPTION Es wurde nämlich ein Zelt hergestellt, dessen Vorderraum, in welchem sich der Leuchter sowie der Tisch mit den aufgelegten Schaubroten befinden, das sogenannte Heilige ist. Hinter dem zweiten Vorhang aber liegt der Teil des Zeltes, der das Allerheiligste genannt wird, mit dem goldenen Räucheraltar und der ganz mit Gold überzogenen Bundeslade, in welcher sich der goldene Krug mit dem Manna sowie der Stab Aarons, der Blüten getrieben hatte, und die Bundestafeln befinden;Hier liegt ein Versehen des Verfassers vor: Der mit Gold überzogene Räucheraltar stand im Vorderraum vor dem Eingang zum Allerheiligsten (vgl. 2.Mose 30,6 u. 40,26 oben über ihr aber stehen die (beiden) Cherube der Herrlichkeit, welche (mit ihren Flügeln) die Deckplatte überschatten – doch hierüber soll jetzt nicht im einzelnen geredet werden. Seitdem nun dies so eingerichtet worden ist, betreten die Priester, welche die gottesdienstlichen Handlungen zu verrichten haben, den Vorderraum des Zeltes jederzeit; in den zweiten Raum dagegen darf nur der Hohepriester einmal im Jahr eintreten, (und zwar) nicht ohne Blut, das er für sich selbst und für die Verfehlungen des Volkes darbringt. Dadurch weist der heilige Geist darauf hin, daß der Weg zum wahrhaften Heiligtum noch nicht geoffenbart ist, solange das vordere Zelt noch Bestand hat. So ist denn dieser Vorraum ein Sinnbild auf die Gegenwart, insofern in ihm unblutige und blutige Opfer dargebracht werden, die doch nicht imstande sind, den, der (Gott mit ihnen) dient, in seinem Gewissen ans Ziel zu bringen. Sie sind ja neben den (Verordnungen über) Speisen, Getränke und mancherlei Waschungen ebenfalls nur als fleischliche Satzungen bis zu der Zeit auferlegt, wo etwas Besseres in Geltung tritt. Christus dagegen ist, indem er als Hoherpriester der zukünftigen GüterA.L.: der (mit ihm) gekommenen oder (von ihm) bereiteten oder erworbenen Heilsgüter. kam, durch das größere und vollkommenere Zelt, das nicht mit Händen gemacht ist, d.h. nicht dieser erschaffenen Welt angehört, auch nicht mittels des Blutes von Böcken und Kälbern, sondern mittels seines eigenen Blutes ein für allemal in das (himmlische) Heiligtum eingetreten und hat eine ewiggültige Erlösung ausfindig gemacht.d.h. zu vollbringen gewußt (oder: zuwege gebracht, oder: erreicht). Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer Kuh, mit der man die Verunreinigten besprengt, Heiligung zu leiblicher Reinheit bewirkt, um wieviel mehr wird das Blut Christi, der kraft ewigen Geistes sich selbst als ein fehlerloses Opfer Gott dargebracht hat, unser Gewissen von toten Werken reinigen, damit wir dem lebendigen Gott dienen! c) Christus als Mittler eines neuen Bundes und sein einmaliger Opfertod als ewiggültiges Mittel seines himmlischen HohepriesterdienstesUnd aus diesem Grunde ist er auch der Mittler eines neuen Bundes, damit aufgrund eines Todes, der zum Erlaß der während der Dauer des ersten Bundes begangenen Übertretungen erfolgt ist, die Berufenen das verheißene Gut des ewigen Erbes empfangen sollten. Denn wo eine letztwillige Stiftung vorliegt, da muß unbedingt der Tod dessen, der die Stiftung errichtet hat, (als eingetreten) nachgewiesen werden; eine Stiftung wird ja erst nach Eintritt des Todes rechtskräftig, während sie durchaus keine Kraft besitzt, solange der Stifter noch lebt. Daher ist ja auch der erste Bund nicht ohne Blut eingeweiht worden. Nachdem nämlich Mose jedes Gebot, wie das Gesetz es vorschrieb, dem ganzen Volke vorgetragen hatte, nahm er das Blut der Kälber und der Böcke nebst Wasser und Scharlachwolle und einem Büschel Ysop und besprengte damit wie das Buch selbst, so auch das gesamte Volk, indem er dabei ausrief: »Dies ist das Blut des Bundes, den Gott für euch angeordnet hat!« Aber auch das Zelt und sämtliche gottesdienstlichen Geräte besprengte er in gleicher Weise mit dem Blute; überhaupt wird beinahe alles nach dem Gesetz mit Blut gereinigt, und ohne Blutvergießen erfolgt keine Vergebung. c) Jesu vollkommenes Opfer und die Vollendung der Gläubigen in Christusa) Das einmalige blutige Selbstopfer Christi und seine gewaltige Heilsbedeutung für die GläubigenEs mußten also zwar die Nachbildungen der im Himmel (befindlichen Heiligtümer) durch diese Mittel gereinigt werden, aber für die himmlischen Heiligtümer selbst muß es bessere Opfer geben, als jene es sind. Denn Christus ist nicht in ein von Menschenhänden hergestelltes Heiligtum eingegangen, das nur eine Nachbildung des wahren Heiligtums wäre, sondern in den Himmel selbst, um jetzt uns zum Heil (persönlich) vor dem Angesicht Gottes zu erscheinen; auch hat er das nicht in der Absicht getan, sich oftmals als Opfer darzubringen, wie der (irdische) Hohepriester alljährlich mit fremdem Blut in das Heiligtum hineingeht; sonst hätte er ja seit Erschaffung der Welt oftmals leiden müssen. So aber ist er nur einmal am Ende der Weltzeiten offenbar geworden, um die Sünde durch sein Opfer aufzuheben. Und so gewiß es den Menschen bevorsteht, einmal zu sterben, danach aber das Gericht, ebenso wird auch Christus, nachdem er ein einziges Mal als Opfer dargebracht worden ist, um die Sünden vieler wegzunehmen, zum zweitenmal ohne (Beziehung zur) Sünde denen, die auf ihn warten, zum Heil erscheinen. b) Das schattenhafte Vorbild und die Unzulänglichkeit des alljährlichen Versöhnungsopfers des levitischen Hohenpriesters; die Vollkommenheit des Opfers JesuDenn weil das (mosaische) Gesetz nur das schattenhafte Abbild der zukünftigen Heilsgüter enthält, nicht aber die Gestalt der Dinge selbst, so ist es nimmermehr imstande, alljährlich durch dieselben Opfer, die man immer wieder darbringt, die an den Opfern TeilnehmendenW.: die Hinzutretenden, nämlich die Priester und die Volksgemeinde. ans Ziel zu bringen. Würde man sonst nicht mit ihrer Darbringung aufgehört haben, weil doch die Teilnehmer am Gottesdienst keinerlei Schuldbewußtsein mehr gehabt hätten, wenn sie ein für allemal gereinigt gewesen wären? Statt dessen tritt durch diese Opfer alljährlich eine Erinnerung an (die) Sünden ein, denn Blut von Stieren und Böcken kann unmöglich Sünden wegschaffen. Daher sagt er auch bei seinem Eintritt in die Welt: »Schlachtopfer und Speisopfer hast du nicht gewollt, wohl aber hast du mir einen Leib bereitet; an Brandopfern und Sündopfern hast du kein Wohlgefallen gehabt. Da sprach ich: ›Siehe, ich komme – in der Buchrolle steht über mich geschrieben –, um deinen Willen, o Gott, zu tun.‹« Während er zu Anfang sagt: »Schlachtopfer und Speisopfer, Brandopfer und Sündopfer hast du nicht gewollt und kein Wohlgefallen an ihnen gehabt« – obgleich diese Opfer doch dem Gesetz entsprechend dargebracht werden –, fährt er danach fort: »Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun«: er hebt (also) das Erste auf, um das Zweite dafür als gültig hinzustellen; und auf Grund dieses Willens (Gottes) sind wir durch die Darbringung des Leibes Jesu Christi ein für allemal geheiligtd.h. gottgeweiht, also zum Eingang ins Heiligtum befähigt (vgl. V.19).. c) Das einmalige und in Vollkommenheit gültige Selbstopfer Jesu macht alle anderen Sündopfer unnötig, weil es die Gläubigen vor Gott ganz vollkommen gemacht hatUnd jeder Priester zwar steht Tag für Tag da, indem er seinen Dienst verrichtet und immer wieder dieselben Opfer darbringt, die doch nimmermehr imstande sind, Sünden wegzuschaffen; dieser dagegen hat nur ein einziges Opfer für (die) Sünden dargebracht und sich dann für immer zur Rechten Gottes gesetzt; /CAPTION hinfort wartet er, bis seine Feinde hingelegt sein werden zum Schemel seiner Füße. Denn durch eine einzige Darbringung hat er die, welche sich (von ihm) heiligen lassen (wollen), für immer ans Ziel gebracht. Dafür gibt uns aber auch der heilige Geist sein Zeugnis; denn nach den Worten: »Dies ist der Bund, den ich nach jenen Tagen mit ihnen schließen werde«, fährt der Herr fort: »Ich will meine Gesetze in ihre Herzen hineinlegen und sie ihnen in den Sinn schreiben« und »ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten will ich nicht mehr gedenken«. Wo diese aber Vergebung gefunden haben, da ist keine Darbringung für Sünde mehr erforderlich. 5. Mahnungen zu einer der Herrlichkeit des durch den neuen Bund geschaffenen Heils entsprechenden Treue und Vollendung im Glauben, um die Verheißungen zu erlangena) Allgemeine Mahnung zum Ausharren im Glauben, Hoffen und Lieben, und zwar in Gemeinschaft mit der ganzen GemeindeDa wir also, liebe Brüder, die freudige Zuversicht haben, durch das Blut Jesu in das (himmlische) Heiligtum einzugehen – das ist der neue, lebendige Weg, den er uns durch den Vorhang hindurch, das heißt durch sein Fleisch, eingeweiht hat –, und da wir einen großen Priester haben, der über das Haus Gottes gesetzt ist, so laßt uns mit aufrichtigem Herzen in voller Glaubensgewißheit hinzutreten, nachdem wir uns durch Besprengung der Herzen vom bösen Gewissen befreit und unsern Leib mit reinem Wasser gewaschen haben. Laßt uns am Bekenntnis der Hoffnung unerschütterlich festhalten; denn treu ist der, welcher die Verheißung gegeben hat. Und laßt uns auch aufeinander achtgeben, um uns gegenseitig zur Liebe und zu guten Werken anzuregen, indem wir unsere Zusammenkünfte nicht versäumen,A.Ü.: indem wir unsre Entrückung zu ihm nicht aus den Augen verlieren. wie das bei etlichen Gewohnheit ist, sondern uns gegenseitig ermuntern, und zwar um so mehr, als ihr den Tag (der Wiederkunft Jesu) schon nahen seht. Warnung vor Abfall und vor dem göttlichen Gericht, welches die der Gnade Spottenden treffen wirdDenn wenn wir vorsätzlich sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit erlangt haben, so bleibt uns fortan kein Opfer für die Sünden mehr übrig, sondern nur ein angstvolles Warten auf das Gericht und die Gier des Feuers, das die Widerspenstigen verzehren wird. Wenn jemand das mosaische Gesetz verworfen hat, so muß er ohne Erbarmen auf (die Aussage von) zwei oder drei Zeugen hin sterben: eine wieviel härtere Strafe, denkt doch, wird dem zuerkannt werden, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt worden ist, für wertlos geachtet und mit dem Geist der Gnade Spott getrieben hat! Wir kennen ja den, der gesagt hat: »Mein ist die Rache, ich will vergelten«, und an einer anderen Stelle: »Der Herr wird sein Volk richten.« Schrecklich ist es, dem lebendigen Gott in die Hände zu fallen. b) Besondere Mahnungena) Mahnung zur Glaubenstreue und Hoffnungszuversicht bei den zunehmenden Leiden im Hinblick auf den verheißenen LohnDenkt aber an die früheren Tage zurück, in denen ihr nach empfangener Erleuchtung einen harten Leidenskampf geduldig bestanden habt, indem ihr teils selbst durch Beschimpfungen und Drangsale zum öffentlichen Schauspiel gemacht wurdet, teils an den Geschicken derer teilnehmen mußtet, die in solche Lagen versetzt waren. Ihr habt ja doch mit den Gefangenen mitgelitten und den Raub eurer Habe mit Freuden hingenommen in der Erkenntnis, daß ihr selbst einen wertvolleren und bleibenden Besitz habt. Werft also eure freudige Zuversicht nicht weg: sie bringt ja eine hohe Lohnvergeltung mit sich! Denn standhaftes Ausharren tut euch not, damit ihr nach Erfüllung des göttlichen Willens das verheißene Gut erlangt. Denn es währt »nur noch eine kleine, ganz kurze Zeit, dann wird der kommen, der kommen soll, und nicht auf sich warten lassen. Mein Gerechter aber wird aus Glauben das Leben haben«, und »wenn er kleinmütig zurückweicht, hat mein Herz kein Wohlgefallen an ihm«. Wir aber haben nichts mit dem Zurückweichen zu tun, das zum Verderben führt, sondern (halten es) mit dem Glauben, der das Leben gewinnt.A.Ü.: der den Gewinn der Seele einbringt. Es ist aber der Glaube ein zuversichtliches Vertrauen auf das, was man hofft, ein festes Überzeugtsein von Dingen, die man (mit Augen) nicht sieht. b) Alttestamentliche Vorbilder solchen GlaubensIm Besitz solchen Glaubens haben nämlich die Altvordern (das ehrende) Zeugnis (von Gott) erlangt. Durch Glauben erkennen wir, daß die WeltW.: die Weltzeiten, oder: Weltperioden, d.h. die Welt nach ihrer Entstehung und den Abschnitten ihrer Entwicklung; vgl. 1,2. durch Gottes Wort ins Dasein gerufen worden ist; es sollte eben das jetzt Sichtbare nicht aus dem sinnlich Wahrnehmbaren entstanden sein. Drei Beispiele von Glaubenshelden aus der Zeit der Urväter von Abel bis NoahDurch Glauben hat Abel Gott ein wertvolleres Opfer als Kain dargebracht und durch ihn das Zeugnis erhalten, er sei ein Gerechter, indem Gott (selbst) Zeugnis für seine Opfergaben ablegte; und durch ihn redet er auch jetzt noch nach seinem Tode. – Durch Glauben wurde Henoch entrückt, damit er den Tod nicht sähe, und »er war (auf Erden) nicht mehr zu finden, weil Gott ihn entrückt hatte«; denn vor seiner Entrückung ist ihm bezeugt worden, daß er Gottes Wohlgefallen besessen habe. Ohne Glauben aber kann man (Gott) unmöglich wohlgefallen; denn wer sich Gott nahen will, muß glauben, daß es einen Gott gibt und daß er denen, die ihn suchen, ihren Lohn zukommen läßt. – Durch Glauben hat Noah, als er die (göttliche) Weisung erhalten hatte, in Besorgnis um die Dinge, die noch nicht sichtbar vor Augen lagen,Andere, vielleicht richtigere Übersetzung: als er Weisung erhalten hatte über Dinge, die noch nicht zu sehen waren, in frommem Gehorsam eine Arche usw. eine Arche zur Rettung seiner Familie gebaut; durch solchen Glauben hat er der Welt das Urteil gesprochen und ist ein Erbe der glaubensgemäßen Gerechtigkeit geworden. Beispiele aus der Zeit Abrahams und der SeinenDurch Glauben leistete Abraham dem Ruf Folge, der ihn in ein Land ziehen hieß, das er zum Erbbesitz empfangen sollte: er wanderte aus, ohne zu wissen wohin. Durch Glauben siedelte er sich als Beisasse in dem verheißenen Lande wie in der Fremde an und wohnte in Zelten samt Isaak und Jakob, den Miterben der gleichen Verheißung; denn er wartete auf die Stadt, welche die festen Grundmauern hat, deren Erbauer und Werkmeister Gott ist. Durch Glauben empfing ebenso auch Sara die Kraft, trotz ihres hohen Alters Mutter zu werden, weil sie den für zuverlässig ansah, der ihr die Verheißung gegeben hatte. Daher sind auch von einem einzigen und zwar einem bereits erstorbenen Manne Nachkommen entsprossen so zahlreich wie die Sterne des Himmels und wie der Sand am Gestade des Meeres, den niemand zählen kann. – Im Glauben sind diese alle gestorben, ohne die (Erfüllung der) Verheißungen erlangt zu haben; nur von ferne haben sie diese gesehen und freudig begrüßt und bekannt, daß sie nur Fremdlinge und Gäste auf der Erde seien; denn wer ein solches Bekenntnis ablegt, gibt dadurch zu erkennen, daß er ein Vaterland sucht. Hätten sie nun dabei an jenes (Vaterland) gedacht, aus dem sie ausgewandert waren, so hätten sie Zeit zur Rückkehr dorthin gehabt; so aber tragen sie nach einem besseren (Vaterland) Verlangen, nämlich nach dem himmlischen. Daher schämt sich auch Gott ihrer nicht, ihr Gott genannt zu werden; er hat ihnen ja (bereits) eine Stadt (als Wohnung) bereitet. – Durch Glauben hat Abraham, als er versucht wurde, den Isaak zur Opferung dargebracht; ja er wollte seinen einzigen (Sohn) opfern, obgleich er die Verheißungen empfangen hatte und ihm zugesagt worden war: »Nach Isaak soll dir Nachkommenschaft genannt werden«; er bedachte eben, daß Gott die Macht habe, auch aus den Toten zu erwecken; daher hat er ihn auch als ein Gleichnis zurückerhalten. – Durch Glauben segnete Isaak auch den Jakob und Esau im Hinblick auf zukünftige Geschicke. – Durch Glauben segnete Jakob bei seinem Sterben jeden der (beiden) Söhne Josephs und betete zu Gott, auf die Spitze seines Stabes gelehnt. – Durch Glauben gedachte Joseph bei seinem Lebensende des (einstigen) Auszuges der Israeliten und traf Anordnungen in betreff seiner Gebeine. Beispiele aus der Zeit Moses und JosuasDurch Glauben geschah es, daß Mose nach seiner Geburt drei Monate lang von seinen Eltern verborgen gehalten wurde, weil sie die Schönheit des Knäbleins sahen, und daß sie sich vor dem Befehl des Königs nicht fürchteten. Durch Glauben verschmähte es Mose, als er herangewachsen war, ein Sohn der Tochter des Pharaos zu heißen; lieber wollte er mit dem Volke Gottes Drangsale erleiden, als einen vorübergehenden Genuß von der Sünde haben: er achtete die Schmach Christi für einen größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens; denn er hatte die (himmlische) Belohnung im Auge. Durch Glauben verließ er Ägypten, ohne Furcht vor dem Zorn des Königs; denn er wurde stark, als ob er den Unsichtbaren sähe. Durch Glauben hat er das Passah und die Besprengung (der Türpfosten) mit dem Blute angeordnet, damit der Würgengel die Erstgeburten der Israeliten nicht antaste. Durch Glauben sind sie durch das Rote Meer gezogen wie über trockenes Land, während die Ägypter ertranken, als sie denselben Versuch machten. – Durch Glauben geschah es, daß die Mauern Jerichos einstürzten, nachdem man sieben Tage lang um sie herumgezogen war. – Durch Glauben kam die Dirne Rahab nicht zugleich mit den Ungehorsamen ums Leben, weil sie die Kundschafter friedlich bei sich aufgenommen hatte. Beispiele von Glaubenshelden aus der späteren Geschichte IsraelsUnd was soll ich noch weiter sagen? Die Zeit würde mir ja fehlen, wenn ich von Gideon und Barak, von Simson und Jephtha, von David und Samuel und den Propheten reden wollte: Durch Glauben haben diese (Männer) Königreiche überwältigt, (vergeltende) Gerechtigkeit geübt, (Erfüllung von) Verheißungen erlangt, Löwenrachen verschlossen, die Kraft des Feuers ausgelöscht; sie sind der Schärfe des Schwertes entronnen, aus Kraftlosigkeit wieder erstarkt, im Kampfe Helden geworden, haben Heere fremder Völker in die Flucht geschlagen; Frauen haben ihre Toten durch Auferweckung zurückerhalten. Andere haben sich martern lassen und die Befreiung zurückgewiesen, um einer desto herrlicheren Auferstehung teilhaftig zu werden. Wieder andere haben Verhöhnung und Geißelung, dazu noch Ketten und Kerker über sich ergehen lassen; sie sind gesteinigt, gefoltert, zersägt, mit dem Henkerbeil hingerichtet worden, sind in Schaffellen, in Ziegenhäuten unter Entbehrungen, Drangsalen und Mißhandlungen umhergezogen; sie, deren die Welt nicht wert war, haben in Einöden und Gebirgen, in Höhlen und Erdklüften umherirren müssen. Und diese alle, denen doch durch den Glauben ihr Zeugnis zuteil geworden ist, haben die (Erfüllung der) Verheißung nicht erlangt, weil Gott für uns etwas Besseres zuvor ersehen hatte: sie sollten nicht ohne uns zur (himmlischen) Vollendung gelangen. c) Ermahnung zur Bewährung der Glaubenstreue besonders im Hinblick auf das Vorbild JesuSo wollen denn auch wir, da wir uns von einer solchen Wolke von Zeugen umgeben sehen, alles, was uns beschwert, und (besonders) die uns so leicht umstrickende Sünde ablegen und mit standhafter Ausdauer in dem uns obliegenden Wettkampfe laufen, indem wir dabei hinblickenW.: hinwegblicken, d.h. von den leicht entmutigenden Leiden hinweg auf Jesus, den Auferstandenen, zur Rechten Gottes Erhöhten hin. auf Jesus, den AnfängerA.Ü.: den Urheber, den Begründer, den Führer oder Anführer, den Heerführer oder Herzog. und Vollender des Glaubens, der um den Preis der Freude, die ihn (als Siegeslohn) erwartete,A.Ü.: um die vor ihm liegende Freude zu erlangen; oder: anstatt der Freude, die er hätte haben können. den Kreuzestod erduldet und die Schmach für nichts geachtet, dann sich aber zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt hat. Ja, denkt an ihn, der ein derartiges Widersprechen von den Sündern gegen sich geduldig ertragen hat, damit ihr (im Lauf) nicht ermattet und euren Mut nicht sinken laßt! d) Mahnung, die Leidensanfechtungen als Förderungsmittel für das Glaubensleben dienen zu lassenDenn bis jetzt habt ihr im Kampf gegen die Sünde noch nicht bis aufs Blut Widerstand geleistet und habt das Mahnwort vergessen, das zu euch wie zu Söhnen spricht: »Mein Sohn, achte die Züchtigung des Herrn nicht gering und verzage nicht, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst; denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er und geißelt jeden Sohn, den er als den seinigen annimmt.« Haltet standhaft aus, um euch erziehen zu lassen! Gott verfährt mit euch wie mit Söhnen; denn wo wäre wohl ein Sohn, den sein Vater nicht züchtigt? Wenn ihr dagegen ohne Züchtigung bliebet, die doch allen (anderen Söhnen) zuteil geworden ist, so wäret ihr ja unechte Kinder und keine Söhne. Ferner (bedenkt): wir haben doch unter der Zucht unserer leiblichen Väter gestanden und ihnen Ehrerbietung erwiesen; wollten wir uns da nicht viel eher dem Vater der Geister unterwerfen und dadurch zum Leben gelangen? Denn jene haben doch nur für kurze Zeit nach ihrem Ermessen Zucht (an uns) geübt, er aber zu unserm wahren Besten, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig würden. Jede Züchtigung scheint uns freilich für den Augenblick nicht erfreulich, sondern betrübend zu sein; hinterher aber läßt sie denen, die sich durch sie haben üben lassen, die friedvolle Frucht der Gerechtigkeit erwachsen. ee) Mahnung an die Gemeinde, sich aufzuraffen und sich der schwachen und gefährdeten Glieder anzunehmenDarum »richtet die erschlafften Hände und die ermatteten Knie wieder auf« und »stellt für eure Füße gerade Bahnen her«, damit das Lahme nicht ganz vom rechten Wege abkomme,A.Ü.: nicht ganz ausgerenkt werde. sondern vielmehr geheilt werde. Trachtet eifrig nach dem Frieden mit jedermann und nach der Heiligung, ohne die niemand den Herrn schauen wird; und gebt acht darauf, daß niemand hinter der Gnade Gottes zurückbleibe, daß keine »Wurzel voll Bitterkeit« aufwachse und Unheil anrichte und gar viele durch sie befleckt werden; daß niemand ein ehebrecherischer oder verworfener Mensch sei wie Esau, der für eine einzige Mahlzeit sein Erstgeburtsrecht verkauft hat. Ihr wißt ja, daß er auch später, als er den Segen zum Erbe erlangen wollte, abgewiesen wurde; denn er fand keinen Raum zu einer Gesinnungsumkehr, obgleich er sie unter Tränen suchte.A.Ü.: obgleich er ihn (den Segen) mit Tränen suchte; oder: er fand keine Möglichkeit zur Sinnesänderung (seines Vaters), obgleich er sie mit Tränen suchte (vgl. 1.Mose 27,38). ff) Nochmaliger Hinweis auf die Hoheit des neuen Bundes und auf die nahende EndentscheidungDenn ihr seid nicht zu einem mit Händen greifbaren und im Feuer lodernden BergeW.: zu etwas Greifbarem und in Feuer Loderndem = zu einer mit Händen greifbaren Erscheinung. herangetreten, nicht zu Wolkendunkel, Finsternis und Gewittersturm, nicht zu Posaunenschall und Donnerworten, bei denen die Zuhörer die Bitte aussprachen, es möchte nicht weiter zu ihnen geredet werden – sie konnten nämlich die Verordnung nicht ertragen: »Selbst ein Tier, das den Berg berührt, soll gesteinigt werden!« –; ja, so furchtbar war die Erscheinung, daß (sogar) Mose erklärte: »Ich bin voller Furcht und Zittern!« Nein, ihr seid zu dem Berge Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, herangetreten und zu vielen Tausenden von Engeln, zu einer Festversammlung und zur Gemeinde der im Himmel aufgeschriebenen Erstgeborenen und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten, und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zum Blute der Besprengung, das Besseres redet als (das Blut) Abels. gg) Die für die Widerstrebenden erschreckende und für die Gehorsamen beseligende Herrlichkeit des Eintritts der EndzeitHütet euch, daß ihr den nicht ablehnt, der (zu euch) redet! Denn wenn jene nicht ungestraft geblieben sind, die den ablehnten, der sich ihnen auf Erden kundgab: wieviel weniger werden wir dann davonkommen, wenn wir uns von dem abwenden, der vom Himmel her (zu uns redet)! Seine Stimme hat damals die Erde erschüttert; jetzt aber hat er diese Verheißung gegeben: »Noch einmal werde ich nicht nur die Erde, sondern auch den Himmel erbeben machen.« Das Wort »noch einmal« weist auf die Umwandlung dessen hin, das erschüttert wird, weil es etwas Geschaffenes ist; es soll eben etwas Bleibendes entstehen, das nicht erschüttert werden kann. Darum wollen wir, weil wir ein unerschütterliches Reich empfangen sollen, dankbar dafür sein; denn dadurch dienen wir Gott so, wie es ihm wohlgefällig ist, mit frommer Scheu und Furcht; denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer. III. Schlußworte1. Einzelmahnungen zur Bruderliebe, zur Sittenreinheit und zur Förderung des Gemeindelebensa) Allgemeine ErmahnungenBleibt fest in der Bruderliebe.W.: Die Bruderliebe bleibe bestehen (daure fort)! Vergeßt die Gastfreundschaft nicht; denn durch diese haben einige, ohne es zu wissen, Engel beherbergt. Gedenkt der Gefangenen, als ob ihr mitgefangen wäret, der Mißhandelten als solche, die gleichfalls noch im Leibe sind. Die Ehe werde von allen in Ehren gehalten und das Ehebett bleibe unbefleckt; denn Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten. Euer Sinn sei frei von Geldgier; begnügt euch mit dem, was euch gerade zu Gebote steht, denn er selbst hat gesagt: »Ich will dir nimmermehr meine Hilfe versagen und dich nicht verlassen«; daher dürfen wir auch zuversichtlich sagen: »Der Herr ist meine Hilfe, ich will mich nicht fürchten: was können Menschen mir antun?« b) Hauptmahnung zur Treue gegen die Vorsteher und gegen Jesus, den in Ewigkeit Bleibenden und den Beendiger des jüdischen SündopferdienstesBleibt eurer Führer eingedenk, die euch das Wort Gottes verkündigt haben! Betrachtet immer wieder den Ausgang ihres Wandels und nehmt ihren Glauben zum Vorbild! Jesus Christus ist gestern und heute derselbe und (ist’s auch = bleibt’s auch) in Ewigkeit! – Laßt euch nicht durch mancherlei und fremdartige Lehren fortreißen! Denn es ist gut, daß das Herz durch Gnade gefestigt wird, nicht durch Speisen, mit denen sich zu befassen noch niemandem Nutzen gebracht hat. Wir besitzen einen Opferaltar, von dem zu essen die kein Recht haben, welche dem Zelt obliegen; denn von den Tieren, deren Blut zur Sühnung der Sünde durch den Hohenpriester in das Heiligtum hineingebracht wird, werden die Leiber außerhalb des Lagers verbrannt. Deshalb hat auch Jesus, um das Volk durch sein eigenes Blut zu heiligen, außerhalb des Stadttores gelitten. So wollen wir denn zu ihm vor das Lager hinausgehen und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern suchen die zukünftige. So wollen wir also durch ihn Gott allezeit ein Lobopfer darbringen, das heißt die »Frucht unserer Lippen«, die seinen Namen bekennen. c) Nochmalige Einzelermahnungen (besonders bezüglich des Verhaltens gegen die Gemeindevorsteher)Wohlzutun und mitzuteilenA.Ü.: und die Pflege der Gemeinschaft. vergeßt nicht, denn das sind Opfer, an denen Gott Wohlgefallen hat. – Gehorcht euren Führern und fügt euch ihnen, denn sie wachen über eure Seelen als solche, die einst Rechenschaft abzulegen haben: möchten sie das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen, denn das wäre für euch kein Gewinn! Betet für uns; denn wir sind uns bewußt, ein gutes Gewissen zu haben, weil wir bestrebt sind, in allen Beziehungen einen ehrbaren Wandel zu führen. Um so dringender aber fordere ich euch dazu auf, damit ich euch um so schneller zurückgegeben werde. 2. Abschluß des Briefes (Segenswunsch, persönliche Mitteilungen, Grüße)Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen Bundes, der möge euch in allem Guten zur Ausrichtung seines Willens ausrüsten und in uns das wirken, was (vor) ihm wohlgefällig ist, durch Jesus Christus, dem die Herrlichkeit gebührt in alle Ewigkeit! Amen. Ich ermahne euch aber, liebe Brüder: laßt euch dies (mein) Mahnwort gefallen; ich habe euch ja auch nur kurz geschrieben. Vernehmt die Mitteilung, daß unser Bruder Timotheus freigelassen ist; mit ihm zusammen werde ich euch besuchen, wenn er bald kommt. Grüßt alle eure Vorsteher und alle Heiligen. Die (Brüder) aus Italien lassen euch grüßen. Die Gnade sei mit euch allen! Zuschrift und GrußIch, Jakobus, ein Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus, sende den zwölf in der Zerstreuung (unter den Heiden) lebenden Stämmen meinen Gruß. 1. Vom rechten Verhalten in Versuchungen (d.h. Anfechtungen); Mahnung zu rechter Gesinnung; Belehrung über Versuchungena) Zweck und Segen der AnfechtungenErachtet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet; ihr erkennt ja, daß die BewährungA.Ü.: Erprobung, Prüfung. eures Glaubens standhaftes Ausharren bewirkt. Das standhafte Ausharren muß aber zu voller Betätigung führen, damit ihr vollkommen und tadellos seid und sich in keiner Beziehung ein Mangel an euch zeigt. b) Mahnung zu ausdauernder Bitte um WeisheitSollte aber jemand von euch Mangel an Weisheit haben, so erbitte er sie sich von Gott, der allen ohne weiteres und ohne laute Vorwürfe gibt: dann wird sie ihm zuteil werden. Nur bitte er im Glauben, ohne irgendeinen Zweifel zu hegen; denn wer da zweifelt, der gleicht einer vom Wind getriebenen und hin und her geworfenen Meereswoge. Ein solcher Mensch darf nicht erwarten, daß er etwas vom Herrn empfangen werde, er, ein Mann mit zwei Seelen, unbeständig auf allen seinen Wegen. c) Die rechte Gesinnung bei Armut und Reichtum; Segen der BewährungEs rühme sich aber der niedrig stehende Bruder seiner Höhe, der reiche dagegen seiner Niedrigkeit, weil er wie die Blumen des Grases vergehen wird. Denn die Sonne geht mit ihrer GlutA.Ü.: zusammen mit dem Glutwind. auf und versengt das Gras; dann fallen seine Blumen ab, und seine ganze Schönheit ist dahin: so wird auch der Reiche in seinen Wegen verwelken. – Selig ist der Mann, der die Versuchung standhaft erträgt! Denn nachdem er sich bewährt hat, wird er das Leben als Siegeskranz empfangen, den er denen verheißen hat, die ihn lieben. d) Versuchungen zum Bösen stammen von der eigenen Lust, nicht von Gott, dem Urquell alles GutenNiemand sage, wenn er (zum Bösen) versucht wird: »Von Gott werde ich versucht«; denn Gott kann nicht vom Bösen versucht werden, versucht aber auch seinerseits niemand. Nein, ein jeder wird (zum Bösen) versucht, indem er von seiner eigenen Lust gereizt und gelockt wird. Sodann, wenn die Lust empfangen hat, gebiert sie Sünde; die Sünde aber gebiert, wenn sie zur Vollendung gekommen ist, den Tod. – Irret euch nicht, meine geliebten Brüder: lauter gute Gabe und lauter vollkommenes Geschenk kommt von oben herab, vom Vater der Himmelslichter, bei dem keine Veränderung und keine zeitweilige VerdunkelungW.: kein Schatten eines Wechsels. stattfindet. Aus freiem Liebeswillen hat er uns durch das Wort der Wahrheit ins Dasein gerufen, damit wir gewissermaßen die Erstlingsfrucht unter seinen Geschöpfen wären. 2. Mahnung, den gläubigen Stand durch Bewahren des Wortes und durch gute (Glaubens-)Werke zu beweisena) Seid nicht nur Hörer, sondern auch Täter des WortesWisset, meine geliebten Brüder: es sei [aber] jeder Mensch schnell (bereit) zum Hören, langsam zum Reden und langsam zum Zorn; denn der Zorn des Menschen tut nichts, was vor Gott recht ist.A.Ü.: wirkt (oder: übt) keine Gottesgerechtigkeit. Darum legt alle Unsauberkeit und den letzten Rest der Bosheit ab, und nehmt mit Sanftmut das euch eingepflanzte Wort an, das eure Seelen zu retten vermag. Seid aber Täter des Wortes und nicht bloß Hörer, sonst betrügt ihr euch selbst. Denn wer nur ein Hörer des Wortes ist, aber kein Täter, der gleicht einem Menschen, der sein leibliches Gesicht im Spiegel beschaut; denn nachdem er sich beschaut hat und weggegangen ist, vergißt er alsbald, wie er ausgesehen hat. Wer dagegen in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineingeschaut hat und bei ihm verbleibt, indem er nicht ein vergeßlicher Hörer, sondern ein wirklicher Täter ist, der wird in seinem Tun selig sein. Einige Beispiele für das Tun der rechten WerkeWenn jemand Gott zu dienen meintA.Ü.: Wenn jemand denkt, er sei fromm (= sich für fromm hält). und dabei seine Zunge nicht im Zaume hält, vielmehr sein Herz betrügt, dessen Gottesdienst ist nichtig. Ein reiner und fleckenloser Gottesdienst vor Gott dem Vater besteht darin, daß man Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besucht und sich selbst von der Welt unbefleckt erhält. b) Hütet euch vor dem Ansehen der Person, besonders vor Verachtung der ArmenMeine Brüder, habt den Glauben an unsern Herrn Jesus Christus, (den Herrn) der Herrlichkeit, nicht so, daß Ansehen der Person damit verbunden ist. Wenn z.B. in eure (gottesdienstliche) Versammlung ein Mann mit goldenen Ringen an den Fingern und in prächtiger Kleidung tritt und zugleich ein armer in unsauberem Anzug erscheint, und ihr dann eure Blicke auf den prächtig Gekleideten richtet und zu ihm sagt: »Setze du dich hierher auf den guten Platz«, während ihr zu dem Armen sagt: »Stelle du dich dorthin oder setze dich hier unten auf meinen Fußschemel!« – seid ihr da nicht in Zwiespalt mit euch selbst geraten und zu Richtern mit bösen Erwägungen geworden? Hört (mich an), meine geliebten Brüder! Hat Gott nicht gerade die, welche für die Welt arm sind, dazu erwählt, reich im Glauben und Erben des Reiches zu sein, das er denen verheißen hat, die ihn lieben? Ihr aber habt den Armen mißachtet. Sind es nicht gerade die Reichen, die euch gewalttätig behandeln, und ziehen nicht gerade sie euch vor die Gerichte? Sind nicht gerade sie es, die den guten Namen lästern, der (bei der Taufe) über euch angerufen worden ist? Die Erfüllung des mosaischen Gesetzes muß einheitlich (d.h. ausnahmslos) seinAllerdings, wenn ihr das königliche Gesetz nach dem Schriftwort erfüllt: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«, so tut ihr recht daran; wenn ihr aber die Person anseht, so begeht ihr Sünde und werdet vom Gesetz als Übertreter überführt. Denn wer das ganze Gesetz erfüllt, aber gegen ein einziges Gebot verstößt, der hat sich damit gegen das ganze (Gesetz) vergangen. Denn der da geboten hat: »Du sollst nicht ehebrechen«, der hat auch geboten: »Du sollst nicht töten.« Wenn du nun zwar kein Ehebrecher bist, wohl aber ein Mörder, so bist du ein Übertreter des (ganzen) Gesetzes geworden. Redet so und handelt so wie Leute, die (einst) durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen. Denn das Gericht verfährt erbarmungslos gegen den, der kein Erbarmen geübt hat; die Barmherzigkeit dagegen rühmt sich gegen das Gericht. c) Der Glaube ohne Werke ist tot und nutzlos; wahrer Glaube erweist sich in der Selbstverleugnung und in guten WerkenWas nützt es, meine Brüder, wenn jemand behauptet, Glauben zu besitzen, dabei aber keine Werke (aufzuweisen) hat? Vermag etwa der Glaube ihn zu retten? Wenn z.B. ein Bruder oder eine Schwester keine Kleidung hat und an der täglichen Nahrung Mangel leidet und dann jemand von euch zu ihnen sagt: »Geht hin in Frieden, wärmt euch und eßt euch satt!«, ohne ihnen jedoch das zu geben, was ihr Leib bedarf: welchen Nutzen hat das für sie? So steht es auch mit dem Glauben: hat er keine Werke (aufzuweisen), so ist er an sich selbst tot. Doch es wird jemand einwenden: »Du hast Glauben, und ich habe Werke; weise mir deinen Glauben nach, der ohne Werke ist, und ich will dir aus meinen Werken den Glauben nachweisen!« Du glaubst, daß es nur einen Gott gibt? Du tust recht daran; aber das glauben auch die Teufel und – schaudern dabei. Willst du wohl einsehen, du gedankenloser Mensch, daß der Glaube ohne die Werke unnützA.L.: tot = unwirksam, fruchtlos. ist? Zwei alttestamentliche Beispiele als Schriftbeweis für die Werke, die zur Glaubensvollendung führenIst nicht unser Vater Abraham aus Werken gerechtfertigt worden, da er seinen Sohn Isaak auf dem Opferaltar darbrachte? Daran siehst du, daß der Glaube mit seinen Werken zusammengewirkt hat und der Glaube erst durch die Werke zur Vollendung gebracht ist, und daß so erst das Schriftwort sich erfüllt hat, das da lautet: »Abraham glaubte aber Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet«, und er wurde ›Gottes Freund‹ genannt. So seht ihr, daß der Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein. Ist nicht ebenso auch die Dirne Rahab aufgrund von Werken gerechtfertigt worden, weil sie die Kundschafter bei sich aufgenommen und sie auf einem anderen Wege wieder (aus dem Hause) entlassen hatte? Denn ebenso wie der Leib ohne Geist tot ist, ebenso ist auch der Glaube ohne Werke tot. 3. Warnung vor unberufenem Zudrang zum Lehreramt und vor den ZungensündenDrängt euch nicht zum Lehrerberuf,W.: Werdet nicht in großer Zahl Lehrer! meine Brüder! Bedenkt wohl, daß wir (Lehrer) ein um so strengeres Urteil empfangen werden. Wir fehlen ja allesamt vielfach; wer sich beim Reden nicht verfehlt, der ist ein vollkommener Mann und vermag auch den ganzen Leib im Zaume zu halten. Wenn wir den Pferden die Zäume ins Maul legen, um sie uns gehorsam zu machen, so haben wir damit auch ihren ganzen Leib in der Gewalt. Seht, auch die Schiffe, die doch so groß sind und von starken Winden getrieben werden, lassen sich durch ein ganz kleines Steuerruder dahin lenken, wohin das Belieben des Steuermannes sie haben will. So ist auch die Zunge nur ein kleines Glied und kann sich doch großer Dinge rühmen. Seht, wie klein ist das Feuer und wie groß der Wald, den es in Brand setzt! Auch die Zunge ist ein Feuer; als der InbegriffW.: die Welt. A.Ü.: die Fülle, oder: der Schmuck (= die Verherrlicherin). der Ungerechtigkeit steht die Zunge unter unsern Gliedern da, sie, die den ganzen Leib befleckt, die sowohl das (rollende) Rad des Seins in Brand setzt als auch (selbst) von der Hölle in Brand gesetzt wird. Denn jede Art der vierfüßigen Tiere und Vögel, der Schlangen und Seetiere wird von der menschlichen Natur gebändigt und ist von ihr gebändigt worden; aber die Zunge vermag kein Mensch zu bändigen, dies ruhelose Übel, voll todbringenden Giftes. Mit ihr segnen wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, die doch nach Gottes Bild geschaffen sind: aus demselben Munde gehen Segen und Fluch hervor. Das darf nicht so sein, meine Brüder. Läßt etwa eine Quelle aus derselben Öffnung süßes und bitteres Wasser sprudeln? Kann etwa, meine Brüder, ein Feigenbaum Oliven tragen oder ein Weinstock Feigen? Ebensowenig kann eine Salzquelle süßes Wasser geben. 4. Von der falschen, seelisch-irdischen, und der wahren, geistlich-himmlischen WeisheitWer ist weise und einsichtsvoll unter euch? Der beweise durch seinen guten Wandel seine Werke in sanftmütiger Weisheit! Wenn ihr aber bittere Eifersucht und Zanksucht in eurem Herzen hegt, so rühmt euch nicht lügnerisch im Widerspruch mit der Wahrheit. Das ist nicht die Weisheit, die von oben her kommt, sondern ist eine irdische, sinnliche, teuflischeoder: von bösen Geistern eingegebene.. Denn wo Eifersucht und Zanksucht herrschen, da gibt’s Unfrieden und alle Arten bösen Tuns. Die Weisheit dagegen, die von oben kommt, ist fürs erste lauter, sodann friedfertig, freundlich, nachgiebig, reich an Erbarmen und guten Früchten, frei von Zweifel und ohne Heuchelei. (Der Same) aber, (der) die Frucht der Gerechtigkeit (hervorbringt), wird in Frieden für die gesät, die Frieden stiften. 5. Ermahnungena) Warnungen vor Unfrieden, Unzufriedenheit und Weltsinn, vor Schmähsucht und lieblosem RichtenWoher kommen die Kämpfe und woher die Streitigkeiten bei euch? Doch wohl daher, daß eure Lüste einen Kampf in euren Gliedern führen? Ihr seid begehrlich – und gelangt doch nicht zum Besitz; ihr mordet und seid neidisch, ohne doch eure Wünsche erfüllt zu sehen; ihr lebt in Kampf und Streitigkeiten und gelangt doch nicht zum Besitz, weil ihr nicht betet; ihr betet wohl, empfangt aber nichts, weil ihr in böser Absicht betet, nämlich um (das Erbetene) in euren Lüsten wieder durchzubringen. Ihr gottabtrünnigen Seelen!W.: Ihr Ehebrecherinnen! Vgl. Mt 12,39. Wißt ihr nicht, daß die Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer also ein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes. Oder meint ihr, die Schrift mache leere Worte, wenn sie sagt: »Eifersüchtiges Verlangen hegt der Geist, den er Wohnung in uns hat nehmen lassen«?A.Ü.: Oder meint ihr, die Schrift sage ohne Grund: »Gegen den Neid richtet sein Begehren der Geist, der in uns Wohnung genommen hat; um so größer ist aber auch die Gnade, die er schenkt.« – Die hier angeführten Worte finden sich nicht im Alten Testament. Doch ist Gott 2.Mose 20,5 ein »eifersüchtiger« Gott genannt, der keine andern Götter neben sich duldet. Um so reicher ist aber die Gnade, die er zuteilt. Darum heißt es: »Gott widersteht den Hoffärtigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.« Unterwerft euch also Gott und widersteht dem Teufel, so wird er von euch fliehen. Nahet euch zu Gott, so wird er sich zu euch nahen; reinigt euch die Hände, ihr Sünder, und heiligt eure Herzen, ihr Doppelherzigen! Fühlt euer Elend, trauert und weint! Euer Lachen verwandle sich in Traurigkeit und eure Freude in Betrübnis! Demütigt euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen! Redet nicht feindselig gegeneinander, liebe Brüder! Wer feindselig gegen seinen Bruder redet oder seinen Bruder richtet, der redet feindselig gegen das Gesetz und richtet das Gesetz; wenn du aber das Gesetz richtest, so bist du nicht ein Täter des Gesetzes, sondern ein Richter. Nur einer ist Gesetzgeber und Richter; er, der die Macht hat zu erretten und zu verderben. Wer aber bist du, daß du dich zum Richter über den Nächsten machst? b) Gegen vermessenes Selbstvertrauen bei (weltlichen) UnternehmungenWeiter nun: Ihr, die ihr sagt: »Heute oder morgen wollen wir in die und die Stadt ziehen, wollen dort ein Jahr bleiben, Geschäfte machen und Geld verdienen«, – und ihr wißt doch nicht, was der morgende Tag bringen wird, wie es dann um euer Leben steht. Ihr seid doch nur ein Rauch, der für kurze Zeit sichtbar wird und dann verschwindet. Statt dessen solltet ihr sagen: »Wenn es der Wille des Herrn ist, werden wir am Leben bleiben und dies oder jenes tun.« So aber tut ihr noch groß mit euren hochfahrenden Gedanken! Alle derartige Großtuerei ist verwerflich. Wer also weiß, wie er sich richtig zu verhalten hat, es aber nicht tut, für den ist es Sünde. c) Ankündigung des nahenden Gerichts an die üppigen Reichen und die Gott vergessenden MammonsdienerWeiter nun: Ihr Reichen, weinet und jammert über die Leiden, die euch bevorstehen! Euer Reichtum ist vermodert, und eure Gewänder sind ein Fraß für die Motten geworden, euer Gold und Silber ist vom Rost angefressen, und ihr Rost wird ein Zeugnis für euch sein,d.h. ein Zeugnis eures eigenen Verderbens. – A.Ü.: wird Zeugnis gegen euch ablegen. und der Rost wird euer Fleisch fressen wie Feuer. Noch jetzt in der EndzeitW.: in den letzten Tagen (vor der Wiederkunft des Herrn). habt ihr euch Schätze gesammelt! Wisset wohl: Der Lohn, den ihr den Arbeitern, die eure Ernte eingebracht haben, vorenthalten habt, schreit (aus euren Häusern zum Himmel empor), und die Klagerufe eurer Schnitter sind zu den Ohren des Herrn der Heerscharen gedrungen. Ihr habt hier auf Erden geschwelgt und gepraßt, habt euch noch am Tage der Schlachtung nach Herzenslust gütlich getan. Ihr habt den GerechtenGemeint ist nicht Jesus, sondern allgemein Personen, die im Besitz der Gottesgerechtigkeit und im Recht waren. verurteilt, ihn gemordet; er leistet euch keinen Widerstand. d) Ermahnung an die Gläubigen zu geduldigem Ausharren im Hinblick auf die nah bevorstehende Wiederkunft des HerrnSo harret denn standhaft aus, liebe Brüder, bis zur Ankunft des Herrn! Bedenket: Der Landmann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und geduldet sich ihretwegen, bis sie den Früh- und Spätregen empfängt. So haltet auch ihr geduldig aus und macht eure Herzen fest, denn die Ankunft des Herrn steht nahe bevor. Seufzt nicht gegeneinander, liebe Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet! Bedenkt wohl: Der Richter steht (schon) vor der Tür! Nehmt euch, liebe Brüder, für die Leiden und das geduldige Aushalten die Propheten zum Vorbild, die im Namen des Herrn geredet haben! Seht, wir preisen die selig, welche geduldig ausgeharrt haben. Vom standhaften Ausharren Hiobs habt ihr gehört und von dem Ausgang, den der Herr ihm bereitet hat; erkennet daraus, daß der Herr reich an Mitleid und voll Erbarmens ist. e) Schlußermahnungen bezüglich des Schwörens und des Gebets, bezüglich des Verhaltens zu Freude und Leid, in Krankheit und gegen AbgeirrteVor allem aber, meine Brüder, schwöret nicht, weder beim Himmel noch bei der Erde noch sonst irgendeinen Eid; es sei vielmehr euer Ja ein Ja und euer Nein ein Nein, damit ihr nicht dem Gericht verfallt. Hat jemand unter euch zu leiden, so bete er; geht es jemandem gut,A.Ü.: ist jemand guten Mutes. so singe er Loblieder. Ist jemand unter euch krank, so lasse er die Ältesten der Gemeinde zu sich kommen; diese sollen dann über ihm beten, nachdem sie ihn im Namen des Herrn mit Öl gesalbt haben; alsdann wird das gläubige Gebet den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten, und wenn er Sünden begangen hat, wird ihm Vergebung zuteil werden. Bekennet also einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr Heilung erlangt; das Gebet eines Gerechten besitzt eine große Kraft, wenn es ernstlich ist. Elia war ein Mensch von gleicher Art wie wir und betete inständig, es möchte nicht regnen; da regnete es drei und ein halbes Jahr lang nicht im Lande. Er betete dann nochmals: da gab der Himmel wieder Regen, und die Erde ließ ihre Frucht sprossen. Meine Brüder, wenn jemand unter euch von der Wahrheit abgeirrt ist und einer ihn zur Umkehr bringt, so soll er wissen:A.L.: so wisset. Wer einen Sünder von seinem Irrweg bekehrt, der wird damit seine SeeleGemeint ist wohl die Seele des Sünders. vom Tode retten und eine Menge von Sünden bedecken. Zuschrift und SegenswunschIch, Petrus, ein Apostel Jesu Christi, entbiete meinen Gruß den Fremdlingen, die in Pontus, Galatien, Kappadozien, (der römischen Provinz) Asien und Bithynien in der Zerstreuung lebenA.Ü.: den Auserwählten, die als Fremdlinge in der Zerstreuung leben in Pontus usw. und nach der VorersehungA.Ü.: Voraussicht, Vorherbestimmung. Gottes des Vaters dazu auserwählt sind, in der Heiligung des Geistes zum Gehorsam und zur Besprengung mit dem Blute Jesu Christi (zu gelangen): Gnade und Friede möge euch immer reichlicher zuteil werden! 1. Eingang: Lobpreis Gottes für unsere Wiedergeburt und für die Herrlichkeit der Christenhoffnung und des christlichen Heilsa) Das uns geschenkte Heil gibt jubelnde Freude, wenn auch der Glaube sich in Trübsal bewähren mußGelobt sei der Gott und Vater unsers Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das im Himmel aufbewahrt ist für euch, die ihr in der Kraft Gottes durch den Glauben für die Errettung bewahrt werdet, die (schon jetzt) bereitsteht, um in der letzten Zeitoder: in der Endzeit; w.: im letzten Zeitabschnitt (1,7; 4,13). geoffenbart zu werden. Darüber jubelt ihr, mögt ihr jetzt auch eine kurze Zeit, wenn es so sein muß, durch mancherlei Anfechtung in Trübsal versetzt sein; dadurch soll sich ja die Echtheit eures Glaubens bewähren und wertvoller erfunden werden als Gold, das vergänglich ist, aber durch Feuer in seiner Echtheit erprobt wird, und sich (euch) zum Lobe, zur Ehre und zur Verherrlichung bei der Offenbarung Jesu Christi erweisen. Ihn habt ihr lieb, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt; an ihn glaubt ihr, obgleich ihr ihn jetzt nicht seht, und ihm jubelt ihr mit unaussprechlicher und verklärter Freude entgegen, weil ihr das Endziel eures Glaubens davontragt, nämlich die Errettung eurer Seelen. b) Das von den Propheten vor Zeiten vielfach verheißene Heil ist nunmehr endgültig verwirklicht wordenIn betreff dieser Errettung haben die Propheten nachgesonnen und nachgeforscht, die von der euch zugedachten Gnade geweissagt haben, indem sie ausfindig zu machen suchten, welche oder was für eine Zeit es sei, auf welche der in ihnen wirkende Geist Christi hinwies, wenn er ihnen die für Christus bestimmten Leiden und seine darauf folgenden Verherrlichungen im voraus bezeugte. Dabei wurde ihnen geoffenbart, daß sie durch ihren Dienst nicht sich selbst, sondern euch eben das vermitteln sollten, was euch jetzt durch die Männer verkündigt worden ist, die euch die Heilsbotschaft in der Kraft des vom Himmel hergesandten heiligen Geistes gepredigt haben: Dinge, in welche auch die Engel gern hineinschauen möchten. 2. Erste Reihe von (allgemeinen) Ermahnungen: Wandelt dem gesteckten Ziel zua) Wandelt in heiliger Furcht vor Gott in freudigem Vertrauen auf das durch die Erlösung bewirkte Heil und in Hoffnung auf die HerrlichkeitDarum macht euch geistlich fertig zum rüstigen Vorwärtsschreiten,W.: Darum gürtet die Lenden eures Geistes (oder: schürzt euch das Gewand hoch auf an den Lenden eures Sinnes). seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ausschließlich auf die Gnade, die euch in der Offenbarung Jesu Christi dargeboten wird. Als gehorsame (Gottes-) Kinder gestaltet euer Leben nicht nach den Lüsten, die ihr früher während (der Zeit) eurer Unwissenheit gehegt habt, sondern werdet nach dem Vorbild des Heiligen, der euch berufen hat, gleichfalls in eurem ganzen Wandel heilig, weil ja doch geschrieben steht: »Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig!« Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person nach dem Werk eines jeden richtet, so führet euren Wandel in Furcht während der Zeit eurer Fremdlingschaft; ihr wißt ja, daß ihr von eurem eitlen Wandel, den ihr von den Vätern her überkommen hattet, nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid, sondern mit dem kostbaren Blute Christi als eines fehllosen und unbefleckten Lammes. Er war zwar schon vor Grundlegung der Welt zuvorersehen, ist aber erst am Ende der Zeiten geoffenbart worden euch zugute; denn durch ihn seid ihr zum Glauben an Gott gekommen, der ihn von den Toten auferweckt und ihm Herrlichkeit verliehen hat, so daß euer Glaube zugleich Hoffnung auf Gott ist.A.Ü.: so daß euer Glaube und eure Hoffnung auf Gott hin gerichtet sind (oder: auf Gott sich stützen dürfen). b) Wandelt innerhalb der Gemeinde in lauterer Bruderliebe und würdig des euch geschenkten neuen LebensDa ihr eure Seelen im Gehorsam gegen die Wahrheit zu ungeheuchelter Bruderliebe gereinigt habt, so liebet einander innig von Herzen; ihr seid ja nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen wiedergeboren, nämlich durch das lebendige und ewigbleibende Wort Gottes. Denn »alles Fleisch ist wie Gras und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume; das Gras verdorrt und seine Blume fällt ab, das Wort des Herrn aber bleibt in Ewigkeit«. Dies ist aber das Wort, das euch als Heilsbotschaft verkündigt worden ist. c) Schreitet fort in der Heiligung und erbaut euch als lebendige Steine auf Christus, den Eckstein, zu einem geistlichen PriestervolkSo legt also alle Bosheit und alle Falschheit, die Heuchelei, den Neid und alle Verleumdungssucht ab und tragt wie neugeborene Kinder nach der geistigen lauteren Milch Verlangen, damit ihr durch sie zur Errettung heranwachst, wenn ihr wirklich »geschmeckt habt, daß der Herr freundlich ist«. Wenn ihr zu ihm, dem lebendigen Stein, herantretet, der von den Menschen zwar als unbrauchbar verworfen, bei Gott aber als ein auserwähltes Kleinod gilt, so werdet auch ihr selbst als lebendige Bausteine zu einem geistlichen Hause, zu einer heiligen Priesterschaft aufgebaut, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott durch Jesus Christus wohlgefällig sind. In der Schrift heißt es ja: »Seht, ich lege in Zion einen auserwählten Stein, einen kostbaren Eckstein; und wer auf ihn sein Vertrauen setzt, wird nimmermehr zuschanden werden.« Euch also, die ihr Vertrauen besitzt, wird das kostbare Gut zuteil; für die Ungläubigen aber ist »der Stein, den die Bauleute verworfen haben – gerade der ist zum Eckstein geworden« und damit »zu einem Stein des Anstoßes« und »zum Felsen des Ärgernisses«; sie stoßen sich an ihm in ihrem Ungehorsam gegen das Wort, wozu sie auch bestimmt sind. Ihr dagegen seid »das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, die heilige Volksgemeinschaft, das zum Eigentum erkorene VolkVolk = Untertanenschaft.«, und sollt die Tugenden dessen verkünden, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat, euch, die ihr vordem »ein Nicht-Volk« waret, jetzt aber »das Volk Gottes« seid, einst »ohne Gottes Erbarmen«, jetzt aber »reich an Gotteserbarmen«. 3. Zweite Reihe von (besonderen) Ermahnungen für einzelne Lebensverhältnissea) Allgemeine Aufforderung zu einem reinen Wandel vor den Heiden (= Ungläubigen)Geliebte, ich ermahne euch: Enthaltet euch, da ihr ja »Fremdlinge und Beisassen« seid, der fleischlichen Begierden, die im Kampf gegen die Seele liegen; führt einen guten Wandel unter den Heiden, damit sie in allem, worin sie euch (jetzt) als Übeltäter verlästern, bei genauer Prüfung auf Grund eurer guten Werke Gott preisen am »Tage der Gnadenheimsuchung«. b) Ermahnung zum Gehorsam gegen die heidnische ObrigkeitSeid jeder menschlichen Ordnung um des Herrn willen untertan, es sei dem König als dem obersten Herrn oder den Statthaltern als denen, die von ihm zur Bestrafung der Übeltäter und Belobigung der recht Handelnden entsandt werden. Denn so ist es der Wille Gottes, daß ihr durch Gutestun den Unverstand der törichten Menschen zum Schweigen bringt, und zwar als (wahrhaft) Freie und nicht als solche, welche die Freiheit zum Deckmantel der Bosheit machen,A.Ü.: als Deckmantel für die Bosheit besitzen (oder: benutzen, mißbrauchen). sondern als Knechte Gottes. Erweiset jedermann die schuldige Ehre, habt die Brüder lieb, »fürchtet Gott, ehret den König«! c) Ermahnungen an die Sklaven zum Dulden nach Christi VorbildIhr Dienstleute, seid in aller Furcht euren Herren untertan, nicht nur den gütigen und nachsichtigen, sondern auch den verkehrten; denn das ist Gnade, wenn jemand im Gedanken an Gott Trübsale geduldig erträgt, sofern er unschuldig leidet. Denn was ist das für ein Ruhm, wenn ihr (die Schläge) geduldig aushaltet, wo ihr euch vergeht und dann gezüchtigt werdet? Aber wenn ihr geduldig aushaltet, wo ihr trotz eures guten Verhaltens leiden müßt, das ist Gnade bei Gott. Denn dazu seid ihr berufen worden, weil auch Christus für euch gelitten und euch (dadurch) ein Vorbild hinterlassen hat, damit ihr seinen Fußtapfen nachfolget. Er hat keine Sünde getan, auch ist kein Trug in seinem Munde gefunden worden; er hat, wenn er geschmäht wurde, nicht wieder geschmäht und, als er litt, keine Drohungen ausgestoßen, sondern es dem anheimgestellt, der gerecht richtet. Er hat unsere Sünden selber mit seinem LeibeW.: in seinem Leibe. an das (Marter-) Holz hinaufgetragen, damit wir, von den Sünden freigemacht, der Gerechtigkeit leben möchten: durch seine Wunden seid ihr geheilt worden. Denn ihr ginget (einst) wie Schafe in der Irre; jetzt aber seid ihr zu dem Hirten und Hüter eurer Seelen bekehrt worden. d) Ermahnungen für die EhegattenEbenso, ihr Frauen: seid euren Ehemännern untertan, damit auch solche (Männer), die dem Wort ungehorsam sind, durch den Wandel ihrer Frauen auch ohne Wort gewonnen werden, wenn sie euren in Gottesfurcht sittsamen Wandel wahrnehmen. Euer Schmuck sei nicht der äußerliche, nicht kunstvolles Haargeflecht und das Anlegen goldenen Geschmeides oder das Anziehen prächtiger Gewänder, sondern der im Herzen verborgene Mensch mit dem unvergänglichen Wesen eines sanften und stillen Geistes, der vor Gott als kostbar gilt. So haben sich ja einst auch die heiligen Frauen geschmückt, die ihre Hoffnung auf Gott setzten, indem sie sich ihren Ehemännern untertan bewiesen. So hat sich z.B. Sara dem Abraham gehorsam gezeigt, indem sie ihn »Herr« nannte. Ihre Kinder seid ihr geworden, wenn ihr das Gute tut und euch durch keine Drohung einschüchtern laßt. Ebenso, ihr Männer: lebt in vernünftiger WeiseA.Ü.: lebt gemäß der (Heils-) Erkenntnis. mit euren Frauen zusammen als mit dem schwächeren Teil und erweist ihnen (die schuldige) Ehre, indem ihr in ihnen auch Miterben der Gnadengabe des (ewigen) Lebens seht; sonst würden ja eure (gemeinsamen) Gebete unmöglich gemacht.A.Ü.: sonst würdet ihr ja auch in euren Gebeten gehemmt (oder: gestört) werden. e) Allgemeine Ermahnungen für die GemeindegliederSchließlich aber: seid alle einträchtig, voll Mitgefühl und Bruderliebe, barmherzig und demütig! Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern im Gegenteil segnet, denn dazu seid ihr berufen, damit ihr Segen ererbet. Denn »wer seines Lebens froh werden will und gute Tage zu sehen wünscht, der halte seine Zunge vom Bösen fern und seine Lippen, daß sie nicht Trug reden; er wende sich vom Bösen ab und tue das Gute, er suche Frieden und jage ihm nach! Denn die Augen des Herrn (sind) auf die Gerechten (hingewandt), und seine Ohren (achten) auf ihr Flehen; dagegen ist das Angesicht des Herrn gegen die Übeltäter (gerichtet).« f) Vom Segen des willigen Unrechtleidensa) Im Leiden seid ihr Zeugen für eure UmgebungUnd wo ist jemand, der euch Böses zufügen sollte, wenn ihr dem Guten eifrig nachtrachtet? Doch müßtet ihr um der Gerechtigkeit willen auch leiden: selig seid ihr zu preisen! So fürchtet euch denn nicht vor ihnen und laßt euch nicht erschrecken! Haltet nur den Herrn Christus in euren Herzen heilig und seid allezeit bereit, euch gegen jedermann zu verantworten, der von euch Rechenschaft über die Hoffnung fordert, die in euch lebt; tut es jedoch mit Sanftmut und Furcht, so daß ihr euch ein gutes Gewissen bewahrt, damit die, welche euren guten Wandel in Christus schmähen, mit ihren Verleumdungen gegen euch zuschanden werden. Es ist ja doch besser, wenn Gottes Wille es so fügen sollte, für Gutestun zu leiden als für Bösestun. b) Die segensreichen Folgen des unverschuldeten Leidens Christi (seine Heilsbotschaft im Totenreich; die Bedeutung der Taufe)Denn auch Christus ist einmal um der Sünden willen gestorben, als Gerechter für Ungerechte, um uns zu Gott zu führen, er, der am Fleisch zwar getötet worden ist, aber zum Leben erweckt am Geist. Im GeistVgl. 1.Kor 15,47; 2.Kor 3,18. – Die Heilspredigt offenbart die Errettung des Sünders vom Tode. ist er auch hingegangen und hat den Geistern im Gefängnis gepredigt, nämlich denen, welche einst ungehorsam gewesen waren, als Gottes Langmut geduldig wartete in den Tagen Noahs, während die Arche hergestellt wurde, in der nur wenige, nämlich acht Seelen, Rettung fanden durchs Wasser hindurch. Dieses (Wasser) rettet jetzt als Gegenstück auch euch, nämlich die Taufe, die nicht eine Beseitigung des Schmutzes am Fleisch ist, sondern eine an Gott gerichtete Bitte um ein gutes Gewissen;A.Ü.: das (von Gott dargebotene) Angebot eines guten Gewissens Gott gegenüber. (sie rettet euch) kraft der Auferstehung Jesu Christi, der nach seiner Himmelfahrt zur Rechten Gottes sitzt: Engel, Gewalten und Mächte sind ihm untertan geworden. c) Leidenswilligkeit widersteht dem Sinn zum Sündigen, dämpft die Lüste und verhilft zu einem gottergebenen WandelWeil nun Christus am Fleisch gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit der gleichen Gesinnung – denn wer leiblich gelitten hat, ist damit zur Ruhe vor der Sünde gekommen –, damit ihr die noch übrige Zeit eures leiblichen Daseins nicht mehr im Dienst menschlicher Lüste, sondern nach dem Willen Gottes verlebt. Denn lang genug ist die vergangene Zeit, in der ihr den Willen der Heiden vollbracht habt,d.h. das, worauf der Sinn der Heiden gerichtet ist, betrieben habt. indem ihr in Ausschweifungen und Lüsten, in Trunkenheit, Schmausereien, Zechgelagen und verwerflichem Götzendienst dahingelebt habt. Darum befremdet es sie jetzt, daß ihr euch nicht mehr mit ihnen in denselben Schlamm der Liederlichkeit stürzt, und deshalb schmähen sie euch; doch sie werden sich vor dem zu verantworten haben, der sich bereithält, Lebende und Tote zu richten. Denn dazu ist auch Toten die Heilsbotschaft verkündigt worden, daß sie, wenn sie auch leiblich, dem menschlichen Lose entsprechend, dem Gericht verfallen sind, doch im Geist, dem Wesen Gottes entsprechend, das Leben haben (sollen). 4. Dritte Reihe von Ermahnungen für Gemeindeangelegenheiten und zur Glaubensfestigkeit in Leidena) Mahnung zur Bewährung christlichen Gemeinschaftslebens im Hinblick auf das nahe WeltendeDas Ende aller Dinge steht nahe bevor. Werdet also besonnen und nüchtern zum Gebet; vor allem aber hegt innige Liebe zueinander, denn »die Liebe deckt der Sünden Menge zu«. Seid gastfrei gegeneinander ohne Murren. Dienet einander, ein jeder mit der Gnadengabe, die er empfangen hat, als gute Verwalter der mannigfachen Gnadengaben Gottes! Redet jemand, so seien seine Worte wie Aussprüche Gottes; hat jemand Dienste (als Diakon) zu leisten, so (tue er es) in der Kraft, die Gott verleiht, damit in allen Fällen Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus: sein ist die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit. Amen. b) Mahnung zur Bewährung echten Christensinnes im Läuterungsfeuer der Leiden im Hinblick auf die zu erlangende HerrlichkeitGeliebte, laßt die Feuerglut (der Leiden), die zur Prüfung über euch ergeht, nicht befremdlich auf euch wirken, als ob euch damit etwas Unbegreifliches widerführe, sondern freuet euch darüber in dem Maße, wie ihr an den Leiden Christi Anteil bekommt, damit ihr auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit euch freuen und jubeln könnt. Wenn ihr um des Namens Christi willen geschmäht werdet, so seid ihr selig zu preisen; denn dann ruht der Geist der Herrlichkeit und der (Geist) Gottes auf euch. Keiner nämlich von euch möge als Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder auch nur deshalb leiden, weil er unbefugt in fremde Angelegenheiten eingegriffen hat; muß er aber als Christ leiden, so schäme er sich dessen nicht, sondern mache vielmehr Gott durch diesen (Christen-) Namen Ehre! Denn die Zeit ist da, daß das Gericht beim Hause Gottes seinen Anfang nimmt. Wenn es aber bei uns zuerst (anhebt), wie wird da das Ende bei denen sein, die der Heilsbotschaft Gottes nicht gehorchen? Und »wenn der Gerechte kaum gerettet wird, wo wird da der Gottlose und Sünder sich zeigen«? Daher sollen auch die, welche nach dem Willen Gottes zu leiden haben, ihm, dem treuen Schöpfer, ihre Seelen befehlen, und zwar dadurch, daß sie Gutes tun. c) Mahnwort an die Ältesten (= Leiter) und an die Jüngeren in der GemeindeDie Ältesten nun unter euch ermahne ich als ihr Mitältester und als der Zeuge der Leiden Christi, wie auch als Teilnehmer an der Herrlichkeit, deren Offenbarung bevorsteht: weidet die euch anvertraute Herde Gottes und überwacht sie, nicht aus Zwang, sondern mit freudiger Bereitwilligkeit nach Gottes Willen, auch nicht in schnöder Gewinnsucht, sondern mit Hingebung, auch nicht als Gewaltherrscher über die euch anvertrauten (Gemeinden), sondern als Vorbilder für die Herde; dann werdet ihr auch, wenn der Erzhirte erscheint, den unverwelklichen Kranz der Herrlichkeit empfangen. – Ebenso, ihr Jüngeren: seid den Ältesten untertan. Allesamt aber legt euch im Verkehr miteinander das Dienstgewand der Demut an, denn »Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade«. Demütigt euch also unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch zu seiner Zeit erhöhe! Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch! d) Seid wachsam gegenüber den Anfechtungen des TeufelsSeid nüchtern, seid wachsam! Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann! Dem leistet Widerstand in Glaubensfestigkeit; ihr wißt ja, daß die gleichen Leiden euren Brüdern in der ganzen Welt auferlegt werden. Der Gott aller Gnade aber, der unsA.L.: euch. berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus, der wird euch nach einer kurzen Leidenszeit vollbereiten, festigen, stärken und gründen. Sein ist die Macht in alle Ewigkeit! Amen. Schluß des Briefes; Grüße und Segenswunsch(Dies) habe ich euch durch Silvanus, den – wie ich überzeugt bin – treuen Bruder, in Kürze geschrieben, um euch zu ermahnen und euch zu bezeugen, daß dies die wahre Gnade Gottes ist, in der ihr stehen sollt.»stehen« = feststehen. – A.Ü.: in die ihr euch stellen sollt. – Gewöhnliche Übersetzung: in der ihr steht. - Es grüßt euch die miterwählte (Gemeinde) in Babylon und mein Sohn Markus. Grüßt einander mit dem Liebeskuß! Friede sei mit euch allen, die ihr in Christus seid! Zuschrift und SegensgrußIch, Symeon Petrus, ein Knecht und Apostel Jesu Christi, sende meinen Gruß denen, welche mit uns den gleichwertigen Glauben durch die Gerechtigkeit unsers Gottes und (des) Erretters Jesus Christus erlangt haben. Gnade und Friede möge euch in der Erkenntnis Gottes und unsers Herrn Jesus immer reichlicher zuteil werden! 1. Mahnung zur Heiligung und zur Treue im Glaubensleben (besonders im Hinblick auf die unverbrüchlichen Verheißungen)a) Mahnung zur Ausdauer und zum Fortschreiten in der siebenstufigen Glaubensentwicklung zur Aufnahme in das ewige Reich ChristiSeine göttliche Kraft hat uns ja doch alles, was zum Leben und zur Gottseligkeit erforderlich ist, durch die Erkenntnis dessen geschenkt, der uns durch die ihm eigene Herrlichkeit und Tugend berufen hat. Durch sie hat er uns die kostbaren und überaus wichtigen Verheißungen geschenkt, damit ihr durch diese dem in der Welt infolge der Sinnenlust herrschenden Verderben entrinnetA.L.: der in der Welt herrschenden Sinnenlust und dem Verderben entrinnet. und Anteil an der göttlichen Natur erhaltet. Eben darum müßt ihr aber auch mit Aufbietung allen Eifers in eurem Glauben die TugendTugend = sittliche Tüchtigkeit, oder: geistliche Kraft, das feste Streben eines ungeteilten Herzens auf das vorgehaltene Ziel (vgl. Röm 2,7; Joh 17,5). darreichen, in der Tugend die Erkenntnis, in der Erkenntnis die Selbstbeherrschung, in der Selbstbeherrschung die Standhaftigkeit, in der Standhaftigkeit die Gottseligkeit, in der Gottseligkeit die Bruderliebe, in der Bruderliebe die allgemeine Liebe. Denn wenn diese (Eigenschaften)A.Ü.: diese (oder: eine solche) Entwicklung des Glaubenslebens. bei euch vorhanden sind und beständig zunehmen, so lassen sie euch hinsichtlich der Erkenntnis unsers Herrn Jesus Christus nicht untätig und ohne Frucht bleiben. Wem dagegen diese (Eigenschaften) fehlen, der ist blind in Kurzsichtigkeit und hat die Reinigung von seinen früheren Sünden in Vergessenheit geraten lassen. Darum seid um so eifriger darauf bedacht, liebe Brüder, eure Berufung und Erwählung festzumachen; denn wenn ihr das tut, werdet ihr sicherlich niemals zu Fall kommen; denn auf diese Weise wird euch der Eingang in das ewige Reich unsers Herrn und Retters Jesus Christus gewährt werden. b) Das Glaubensleben und die Hoffnung auf die zu erwartende Herrlichkeit ruht auf dem Zeugnis der Apostel und auf den Verheißungen des Alten Testamentsa) Hinweis des Apostels auf seinen nahe bevorstehenden TodDaher will ich auch darauf bedacht sein, euch immer wieder an diese Dinge zu erinnern, wenn sie euch auch schon bekannt sind und ihr in der Wahrheit, wie sie (bei euch) vorhanden ist, fest gegründet seid. Ich halte es aber für meine Pflicht, solange ich noch in dieser Leibeshütte wohne, euch durch solches Erinnern wachzuhalten, zumal da ich weiß, daß das Ablegen meiner Leibeshütte plötzlich erfolgen wird, wie es mir auch unser Herr Jesus Christus angekündigt hat. Ich will aber dafür Sorge tragen, daß ihr auch nach meinem Heimgang jederzeit in der Lage seid, euch diese Dinge ins Gedächtnis zu rufen. b) Hinweis auf die Zuverlässigkeit der apostolischen Predigt und des prophetischen WortesDenn wir sind nicht klug ersonnenen Fabeln nachgegangen, als wir euch die Macht und Wiederkunft unsers Herrn Jesus Christus verkündigten, sondern wir sind Augenzeugen seiner wunderbaren Herrlichkeit gewesen. Denn von Gott dem Vater hat er (damals) Ehre und Verherrlichung empfangen, als von der hocherhabenen Herrlichkeit jener Zuruf an ihn erging: »Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.« Diesen Ruf haben wir ja vom Himmel her erschallen hören, als wir mit ihm auf dem heiligen Berge waren, und um so fester steht uns nun das prophetische Wort, das wir besitzen, und ihr tut wohl, auf dieses achtzugeben als auf ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint, bis der volle Tag anbricht und der Morgenstern in euren Herzen aufgeht.Andere Zeichensetzung (Interpunktion): und der Morgenstern aufgeht. 20 Ihr müßt in euren Herzen nämlich … Dabei müßt ihr euch vor allem darüber klar sein, daß keine Weissagung der Schrift eine eigenmächtige Deutung zuläßt; denn noch niemals ist eine Weissagung durch menschlichen Willen ergangen, sondern, vom heiligen Geist getrieben, haben Menschen von Gott aus geredet. 2. Warnung vor den lasterhaften und verderblichen Irrlehrern, denen das göttliche Strafgericht bevorstehtEs sind allerdings auch falsche Propheten unter dem Volk (Israel) aufgetreten, wie es auch unter euch falsche Lehrer geben wird, welche verderbliche Irrlehren heimlich bei euch einführen werden, indem sie sogar den Herrn, der sie (zu seinem Eigentum) erkauft hat, verleugnen, wodurch sie jähes Verderben über sich bringen. Viele jedoch werden sich ihnen bei ihren Ausschweifungen anschließen, und um dieser willen wird der Weg der Wahrheit gelästert werden. Von Gewinnsucht getrieben, werden sie euch durch erdichtete Worte auszubeuten suchen; aber das Verdammungsurteil ist für sie von altersher nicht müßig, und ihr Verderben schlummert nicht. Drei alttestamentliche StrafbeispieleGott hat ja nicht einmal gegen sündige Engel Schonung geübt, sondern hat sie in den tiefsten Abgrund hinabgestoßen, hinein in KettenA.L.: Höhlen, oder: Abgründe. der Finsternis, wo sie für das Gericht aufbewahrt werden. Er hat auch die alte Welt nicht verschont, sondern nur Noah, den Herold der Gerechtigkeit, zusammen mit sieben anderen (Personen) am Leben erhalten, als er die Sintflut über die gottlose Menschenwelt hereinbrechen ließ. Ebenso hat er die Städte Sodom und Gomorrha in Asche gelegt und sie zum Untergang verurteilt und sie dadurch als warnendes Beispiel für künftige Gottlose hingestellt. Den gerechten Lot aber, der unter dem ausschweifenden Lebenswandel der Zuchtlosen schwer litt, hat er gerettet; denn die gesetzwidrigen Taten, die der unter ihnen lebende Gerechte Tag für Tag sehen und hören mußte, verursachten seiner gerechten Seele Qualen. So versteht der Herr es wohl, Gottselige aus der Prüfung zu erretten, Ungerechte dagegen für den Tag des Gerichts unter Verbüßung von Strafen aufzubewahren, vornehmlich solche, die in Begier nach Befleckung dem Fleisch nachlaufen und niemand als Herrn über sich anerkennen. In ihrer frechen Vermessenheit schrecken sie nicht vor der Lästerung von Herrlichkeiten zurück, während doch Engel, obwohl sie an Kraft und Macht über ihnen stehen, kein lästerndes Urteil gegen sie beim Herrn vorbringen. Schilderung der Verkehrtheit und Sittenlosigkeit der IrrlehrerDiese Leute aber sind wie vernunftlose Tiere, die ihrer Natur entsprechend nur dazu geschaffen sind, daß man sie fängt und abtut; sie schmähen das, wovon sie nichts verstehen, und werden auch in dem Untergang, wie er jene trifft, zugrunde gehen und den Lohn für ihre Ungerechtigkeit empfangen.A.L.: und um den Lohn ihrer Ungerechtigkeit betrogen werden (oder: des Lohnes … verlustig gehen). Schon am hellen Tage zu schlemmen halten sie für eine Lust; als Schmutz- und Schandflecken schwelgen sie in ihren verführerischen Lehren, wenn sie mit euch zusammen schmausen; ihre Augen sind voll ehebrecherischer Gier und im Sündigen unersättlich; sie locken ungefestigte Seelen an sich und haben ein in Gewinnsucht wohlgeübtes Herz: Kinder des Fluches! Den geraden Weg haben sie verlassen und sind irregegangen; sie haben den Weg Bileams, des Sohnes Bosors, eingeschlagen, der nach Sündenlohn Verlangen trug, aber auch für seine Gesetzesübertretung eine Zurechtweisung erhielt: ein (sonst) sprachloses Lasttier, das mit Menschenstimme redete, verhinderte das törichte Beginnen des Propheten. Diese Leute sind wasserlose Quellen und Nebelschwaden, die vom Sturmwind dahingetrieben werden; die dunkelste Finsternis ist für sie aufgespart. Denn indem sie hochfahrende Reden führen, hinter denen nichts ist, locken sie im Taumel fleischlicher Begierden durch Ausschweifungen solche an sich, die sich eben erst von den im Irrwahn Wandelnden abgekehrt hatten; sie verheißen ihnen Freiheit, während sie selbst doch Sklaven des Verderbens sind; denn von wem jemand im Kampf überwunden ist, dem ist er auch als Sklave verfallen. Wenn sie nämlich den Befleckungen der Welt durch die Erkenntnis des Herrn und Erretters Jesus Christus entronnen waren und sich doch aufs neue in diese verstricken und von ihnen überwinden lassen, dann ist der letzte Zustand für sie schlimmer geworden, als der erste war. Denn es wäre besser für sie gewesen, sie hätten den Weg der Gerechtigkeit überhaupt nicht kennengelernt, als daß sie sich nach erlangter Erkenntnis von dem ihnen mitgeteilten heiligen Gebot wieder abgewandt haben. Bei ihnen bestätigt sich die Wahrheit des Sprichworts: »Ein Hund kehrt zu seinem eigenen Gespei zurück« und »Ein Schwein wälzt sich nach der Schwemme wieder im Kot.« 3. Belehrung über die Wiederkunft des Herrn und über das Ende der Welta) Gegen die Leugner der Wiederkunft ChristiDies ist nun schon der zweite Brief, Geliebte, den ich euch schreibe; in beiden suche ich die lautere Gesinnung in euch durch (meine) mahnende Erinnerung wachzurufen, damit ihr die Worte, welche die heiligen Propheten zuvor geredet haben, und das von euren Aposteln euch mitgeteilte Gebot unsers Herrn und Erretters in der Erinnerung festhaltet. Ihr müßt dabei aber zunächst bedenken, daß am Ende der Tage Spötter voll Spottsucht auftreten werden, Menschen, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: »Wo ist denn seine verheißene Wiederkunft? Seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt ja alles doch so, wie es seit Beginn der Schöpfung gewesen ist.« Bei dieser Behauptung lassen sie nämlich unbeachtet, daß es von alters her Himmel gab und eine Erde da war, die aus Wasser und mittelst Wassers kraft des Wortes Gottes ihren Bestand hatte, und eben deshalbA.Ü.: durch diese (nämlich durch das Wort Gottes und das Wasser). ist die damalige Welt im Wasser durch Überflutung zugrunde gegangen. Der gegenwärtige Himmel und die (jetzige) Erde dagegen sind durch dasselbe Wort für das Feuer aufgespart und werden für den Tag des Gerichts und des Untergangs der gottlosen Menschen aufbewahrt. b) Die Langmut des HerrnFerner dürft ihr dies eine nicht unbeachtet lassen, Geliebte, daß »ein Tag beim Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag«. Der Herr ist mit der (Erfüllung seiner) Verheißung nicht säumig, wie manche Leute (in seinem Verhalten) eine Säumigkeit sehen, sondern er übt Langmut gegen euch, weil er nicht will, daß einige verlorengehen, sondern daß alle zur Buße gelangen. c) Hinweis auf das plötzliche Eintreten und die Furchtbarkeit des Weltendes; Entstehen einer neuen WeltKommen aber wird der Tag des Herrn wie ein Dieb; an ihm werden die Himmel mit Krachen vergehen, die Elemente aber in der Flammenglut sich auflösen, und die Erde wird mit allen Menschenwerken, die auf ihr sind, in Feuer aufgehen.A.L.: nicht mehr zu finden sein. Da nun dies alles sich so auflöst, wie muß es da bei euch mit den Erweisen von heiligem Wandel und Gottseligkeit bestellt sein, indem ihr auf die Ankunft des Tages Gottes wartet und euch darauf rüstet, um dessen willen die Himmel im Feuer zergehen werden und die Elemente in der Flammenglut zerschmelzen! Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt. 4. Zusammenfassende Schlußmahnung mit Bezugnahme auf die Briefe des PaulusDarum, Geliebte, seid in Erwartung dieser Dinge eifrig bemüht, fleckenlos und unsträflich vor ihm erfunden zu werden im Frieden, und erachtet die Langmut unsers Herrn für Errettung, wie ja auch unser geliebter Bruder Paulus nach der ihm verliehenen Weisheit euch geschrieben hat. Ebenso ist es ja in allen seinen Briefen der Fall, wenn er in ihnen auf diese Dinge zu sprechen kommt. In diesen (Briefen) findet sich allerdings manches Schwerverständliche, das die Unwissenden und Ungefestigten ebenso zu ihrem eigenen Verderben verdrehen, wie sie es auch bei den übrigen (heiligen) Schriften tun. Weil ihr dies nun zum voraus wißt, Geliebte, so seid auf eurer Hut, daß ihr nicht durch die Verirrung der gewissenlosen Leute mit fortgerissen und aus eurem eigenen festen Glaubensstande hinausgeworfen werdet! Wachst vielmehr in der Gnade und Erkenntnis unsers Herrn und Erretters Jesus Christus! Ihm gebührt die Herrlichkeit sowohl jetzt als auch für den Tag der Ewigkeit! Eingang des Briefes: Inhalt, Zuverlässigkeit und Zweck der apostolischen Botschaft vom Wort des LebensWas von Anfang an da war, was wir gehört, was wir mit unsern (eigenen) Augen gesehen, was wir beschaut und unsere Hände betastet haben, (nämlich) vom Wort des Lebens,d.h. nämlich alles das, was sich auf das Wort des Lebens bezieht (vgl. Joh 1,1). - und das Leben ist offenbar geworden, und wir haben (es) gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns offenbar geworden ist –, was wir (also) gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt; die Gemeinschaft mit uns ist aber (zugleich) auch die (Gemeinschaft) mit dem Vater und mit seinem Sohne Jesus Christus. Und dieses schreiben wir (euch), damit unsere Freude vollkommen sei. I. Belehrender Teil (1,5-2,27)1. Nur wer im Licht wandelt, hat Gemeinschaft mit Gott, der seinem Wesen nach Licht ista) Der Wandel im Licht (der Wahrheit) gegenüber dem Wandel in der Finsternis (der Lüge); Erkenntnis und Bekenntnis der SündeUnd dies ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: »Gott ist Licht, und keinerlei Finsternis ist in ihm.« Wenn wir behaupten, Gemeinschaft mit ihm zu haben, und dabei doch in der Finsternis wandeln, so lügen wir und halten uns nicht an die Wahrheit. Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut seines Sohnes Jesus macht uns von aller Sünde rein. Wenn wir behaupten, keine Sünde zu haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns; wenn wir (aber) unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und uns von aller Ungerechtigkeit reinigt. Wenn wir behaupten, nicht gesündigt zu haben, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns. b) Die Frucht der Gotteserkenntnis zeigt sich im Wandel nach den göttlichen GebotenMeine Kindlein, dieses schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Sollte aber jemand (trotzdem) sündigen, so haben wir einen Fürsprecheroder: Sachwalter, Anwalt, Vertreter, Beistand. beim Vater, nämlich Jesus Christus, den Gerechten. Und er ist die Versöhnung für unsere Sünden, aber nicht nur für die unsrigen, sondern auch für die der ganzen Welt. Daran erkennen wir aber, daß wir ihn erkannt haben: wenn wir seine Gebote halten. Wer da behauptet: »Ich habe ihn erkannt« und (dabei) seine Gebote nicht hält, der ist ein Lügner, und in diesem wohnt die Wahrheit nicht. Wer aber sein Wort hält, in dem ist die Liebe zu Gott zur Vollendung gekommen: daran erkennen wir, daß wir in ihm sind. Wer da behauptet, er bleibe in ihm, der ist auch verpflichtet, selbst ebenso zu wandeln, wie er gewandelt ist. c) Das neue Gebot der Bruderliebe für die Kinder des LichtsGeliebte, nicht ein neues Gebot schreibe ich euch, sondern es ist ein altes Gebot, das ihr von Anfang an gehabt habt; das alte Gebot ist das Wort, das ihr gehört habt. Andrerseits ist es auch ein neues Gebot, das ich euch schreibe, wie dies sich in ihm und in euch als wahr erweist; denn die Finsternis ist im Verschwinden, und das wahre Licht leuchtet bereits. Wer nun im Licht zu sein behauptet und doch seinen Bruder haßt, befindet sich immer noch in der Finsternis. Wer seinen Bruder liebt, der ist dauernd im Licht, und kein Anstoßnämlich von Gott abtrünnig zu werden und aus der Wahrheit abzuirren. ist in ihm vorhanden. Wer dagegen seinen Bruder haßt, befindet sich in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht, weil die Finsternis seine Augen blind gemacht hat. d) Die verschiedenen Altersklassen geistlicher Entwicklung; die Kinder des Lichts meiden die WeltliebeIch schreibe euch, ihr Kindlein, weil euch die Sünden um seines Namens willen vergeben sind. Ich schreibe euch, ihr Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch, ihr Jünglinge, weil ihr den Bösen überwunden habt. Ich habe euch, ihr Kindlein, geschrieben, weil ihr den Vater erkannt habt. Ich habe euch geschrieben, ihr Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich habe euch, ihr Jünglinge, geschrieben, weil ihr stark seid, und das Wort Gottes dauernd in euch wohnt und ihr den Bösen überwunden habt. Habt nicht lieb die Welt, auch nicht das, was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt lieb hat, so wohnt die Liebe zum Vater nicht in ihm; denn alles weltliche Wesen, die Fleischeslust und die Augenlust und das hoffärtige Leben,A.Ü.: die Hoffart der Lebenshaltung (oder: die Prahlerei des Vermögens, das Großtun mit Geld, das irdische Gepränge). kommt nicht vom Vater her, sondern stammt aus der Welt; und die Welt vergeht samt ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit. 2. Belehrung über die Irrlehrer; Warnung vor den Antichristen; Mahnung zum Festhalten an der rechten LehreIhr Kindlein, die letzte Stunde ist da, und wie ihr gehört habt, daß ein Widerchrist kommt, so sind jetzt schon Widerchristen in großer Anzahl aufgetreten; daran erkennen wir, daß die letzte Stunde da ist. Sie sind aus unserer Mitte hervorgegangen, haben aber nicht (wirklich) zu uns gehört; denn wenn sie (in der Tat) zu uns gehörten, wären sie bei uns geblieben; so aber sollte (an ihnen) offenbar werden, daß sie nicht alle von uns sind. Doch ihr habt die Salbungd.h. Ausrüstung mit dem heiligen Geist. vom HeiligenEs ist zweifelhaft, ob Jesus oder Gott gemeint ist. (empfangen) und seid im vollen Besitz des Wissens. Ich habe euch nicht geschrieben, weil euch die Wahrheit unbekannt ist, im Gegenteil: weil ihr sie kennt und auch (wißt), daß keine Lüge ihren Ursprung aus der Wahrheit hat. Wer ist der Lügner? Doch wohl der, welcher leugnet, daß Jesus der Gottgesalbte ist. Der ist der Widerchrist, der den Vater und den Sohn leugnet. Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer (dagegen) den Sohn bekennt, der hat auch den Vater. Was ihr von Anfang an gehört habt, das muß auch dauernd in euch bleiben. Wenn das, was ihr von Anfang an gehört habt, in euch bleibt, so werdet auch ihr im Sohn und im Vater bleiben, und das ist eben die Verheißung, die er uns gegeben hat: das ewige Leben. Dies habe ich euch im Hinblick auf die geschrieben, welche euch irreführen (wollen). Und was euch betrifft, so bleibt die (geistige) Salbungd.h. Ausrüstung mit dem heiligen Geist., die ihr von ihm empfangen habt, dauernd in euch, und ihr bedürft keiner anderweitigen Belehrung; nein, wie seine Salbungd.h. Ausrüstung mit dem heiligen Geist. euch über alles belehrt, so ist sie auch wahr und ist keine Lüge; und wie sie euch gelehrt hat, so bleibt (nun auch) in ihm! II. Ermahnender Teil (2,28-5,12)1. Notwendigkeit der Heiligung im Hinblick auf die Wiederkunft des Herrn; Kennzeichen wahrer Gotteskindera) In Christus bleiben und (Glaubens-) Gerechtigkeit üben gibt Freudigkeit aufs GerichtUnd gerade jetzt, ihr Kindlein, bleibet in ihm, damit wir, wenn er sich offenbart, freudige Zuversicht haben dürfen und bei seiner Ankunft nicht beschämt vor ihm zurücktreten müssen. Wenn ihr wißt, daß er gerecht ist, so erkennet auch zugleich, daß jeder, der die Gerechtigkeit übt, aus ihm erzeugt ist. b) Glück und Herrlichkeitshoffnung der Kinder GottesSehet, welch große Liebe uns der Vater dadurch erwiesen hat, daß wir Kinder Gottes heißen sollen, und wir sind es auch. Deshalb erkennt die Welt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. Geliebte, (schon) jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir (dereinst) sein werden. Wir wissen jedoch, daß, wenn diese Offenbarung eintritt,A.Ü.: wenn er (= Christus) erscheint (oder: sich offenbart). wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn setzt, reinigt sich, gleichwie er (auch) rein ist. c) Die aus Gott Geborenen sind verpflichtet, die Sünde zu meiden und die Gerechtigkeit (besonders die Bruderliebe) zu übenJeder, der Sünde tut, begeht damit auch Gesetzlosigkeit, und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit. Ihr wißt aber, daß er dazu erschienen ist, um die Sünden hinwegzunehmen, und daß keinerlei Sünde in ihm ist. Jeder, der in ihm bleibt, sündigt nicht; wer da sündigt, hat ihn nicht gesehen und nicht erkannt. Kindlein, laßt euch von niemand irreführen! (Nur) wer die Gerechtigkeit tut, ist gerecht, so wie er gerecht ist; wer die Sünde tut, stammt vom Teufel, denn der Teufel ist ein Sünder von Anfang an.A.Ü.: ein Sünder aus Grundsatz. Dazu ist der Sohn Gottes erschienen, daß er die Werke des Teufels zerstöre. Jeder, der aus Gott erzeugt ist, tut keine Sünde, weil sein Same dauernd in ihm ist, und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott erzeugt ist. Daran sind die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels zu erkennen: Jeder, der die Gerechtigkeit nicht tut, stammt nicht aus Gott, und (ebenso) auch jeder, der seinen Bruder nicht liebt. Denn dies ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt: »Wir sollen einander lieben«, nicht in der Weise Kains, der ein Kind des Teufels warW.: der aus dem Bösen war (vgl. Joh 8,44). und seinen Bruder erschlug; und warum hat er ihn erschlagen? Weil sein ganzes Tun böse war, das Tun seines Bruders dagegen gerecht. d) Bruderliebe ist eine Hauptfrucht beim Üben der Gerechtigkeit; der Haß stammt vom BösenWundert euch nicht, liebe Brüder, wenn die Welt euch haßt. Wir wissen, daß wir aus dem Tode ins Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben: wer (seinen Bruder) nicht liebt, verbleibt im Tode. Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Menschenmörder, und ihr wißt, daß kein Menschenmörder ewiges Leben als bleibenden Besitz in sich trägt. Daran haben wir die Liebe erkannt, daß er sein Leben für uns hingegeben hat; so sind nun auch wir verpflichtet, das Leben für die Brüder hinzugeben. Wenn jemand aber die Güter dieser Welt besitzt und seinen Bruder Not leiden sieht und sein Herz vor ihm verschließt: wie bleibt da die Liebe Gottes in ihm? Kindlein, laßt uns nicht mit Worten und nicht mit der Zunge lieben, sondern mit der Tat und in Wahrheit! e) Die Frucht des Übens der Gerechtigkeit und der Bruderliebe ist Freudigkeit zu Gott in der Gewißheit der Einheit mit ihmDaran werden wir erkennen, daß wir aus der Wahrheit sind, und werden unsere Herzen vor ihm davon überzeugen, daß, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott größer ist als unser Herz und alles erkennt. Geliebte, wenn unser Herz (uns) nicht verurteilt, so besitzen wir Freudigkeit zu Gott, und um was wir auch bitten, das empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und das tun, was ihm wohlgefällig ist. Dies ist aber sein Gebot, daß wir an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben dem Gebot entsprechend, das er uns gegeben hat. Und wer seine Gebote hält, der bleibt in der Gemeinschaft mit ihm und er mit ihm; und daran erkennen wir, daß er in der Gemeinschaft mit uns bleibt: an dem Geist, den er uns gegeben hat. 2. Prüfet die Geister! Der Geist aus Gott bekennt sich zu Jesus als dem im Fleisch erschienenen Christus (= Messias)Geliebte, schenkt nicht jedem Geiste Glauben, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgezogen. Daran könnt ihr den Geist Gottes erkennen: Jeder Geist, der da bekennt, daß Jesus der im Fleisch gekommene Christus ist, der ist aus Gott; und jeder Geist, der Jesus nicht so bekennt, ist nicht aus Gott; das ist vielmehr der Geist des Widerchrists, von dessen Kommen ihr gehört habt und der jetzt schon in der Welt ist. Ihr seid aus Gott, Kindlein, und habt sie überwunden, weil der, welcher in euch (wirksam) ist, stärker ist als der in der Welt. Sie stammen aus der Welt; deshalb reden sie aus der Welt heraus, und die Welt hört auf sie. Wir aber sind aus Gott; wer Gott (er)kennt, der hört auf uns; wer nicht aus Gott ist, hört nicht auf uns. Daran erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist der Täuschung. 3. Wahre und falsche Liebe; die Bruderliebe beruht auf dem Glauben an Gottes Liebe zu uns in Christusa) Da Gott Liebe ist, so ist unsere Liebe das Zeichen unserer GottesgemeinschaftGeliebte, laßt uns einander lieben! Denn die Liebe stammt aus Gott, und jeder, der liebt, ist aus Gott erzeugt und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist Liebe. Darin ist die Liebe Gottes an unsoder: bei uns? oder: in bezug auf uns = zu uns? – w.: in uns. offenbar geworden, daß Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Darin besteht die Liebe: nicht daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt und seinen Sohn zur Sühnung für unsere Sünden gesandt hat. Geliebte, wenn Gott uns so sehr geliebt hat, so sind auch wir verpflichtet, einander zu lieben. Niemand hat Gott jemals (mit Augen) gesehen; doch wenn wir einander lieben, so bleibt Gott dauernd in uns, und seine Liebe ist in uns zur Vollendung gekommen. b) Neben der Bruderliebe bezeugt uns der Besitz des Geistes sowie die von uns erkannte Gottesliebe unsere Gemeinschaft mit GottDaß wir aber in ihm bleiben und er in uns, erkennen wir daran, daß er uns (eine Spende) von seinem Geist gegeben hat. Und wir haben (mit Augen) gesehen und bezeugen es, daß der Vater den Sohn als Retter der Welt gesandt hat. Wer nun bekennt, daß Jesus der Sohn Gottes ist, in dem wohnt Gott dauernd, und er wohnt dauernd in Gott. Und wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und geglaubt: Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm. c) Die Frucht solcher Liebesgemeinschaft Gottes ist die freudige Zuversicht am Tage des Gerichts und die Übung der BruderliebeDarin ist die Liebe bei unsW.: mit uns = in unsrer Mitte; vgl. V.9. zur Vollendung gekommen, daß wir eine freudige Zuversicht am Tage des Gerichts haben; denn wie er ist, so sind auch wir in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe,d.h. verträgt sich nicht mit der Liebe. sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, weil die Furcht es mit Strafe zu tun hat;d.h. weil die Furcht um der zu erwartenden Strafe willen Pein verursacht. wer also Furcht empfindet, der ist in der Liebe noch nicht zur Vollendung gelangt. Wir dagegen lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. Wenn jemand behauptet: »Ich liebe Gott« und doch seinen Bruder haßt, so ist er ein Lügner; denn wer seinen Bruder nicht liebt, der sichtbar bei ihm ist, kann ganz gewiß Gott nicht lieben, den er nicht gesehen hat. Und dies Gebot haben wir von ihm, daß, wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebe. 4. Die weltüberwindende Kraft des Glaubens und das Zeugnis, das ihn begründeta) Glaube und Liebe in ihrer VereinigungJeder, der da glaubt, daß Jesus der Gottgesalbte ist, der ist aus Gott erzeugt, und jeder, der seinen Vater liebt, liebt auch dessen Kinder.W.: und jeder, der den Erzeuger liebt, liebt auch den von ihm Erzeugten. Daran erkennen wir, daß wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote erfüllen. Denn das ist die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer; denn alles, was aus Gott erzeugt ist, überwindet die Welt; und dies ist die Siegesmacht, welche die Welt überwunden hat: unser Glaube. b) Wasser, Blut und heiliger Geist begründen durch ihr Zeugnis den Glauben an JesusWer anders aber ist es, der die Welt überwindet, außer dem, welcher glaubt, daß Jesus der Sohn Gottes ist? Dieser ist es, der durch Wasser und Blut gekommen ist, Jesus Christus; nicht im Wasser allein, sondern im Wasser und im Blut; und der Geist ist es, der Zeugnis (für ihn) ablegt, weil der Geist die Wahrheit ist. Drei sind es nämlich, die Zeugnis ablegen: der Geist, das Wasser und das Blut; und diese drei sind vereint. Wenn wir schon das Zeugnis der Menschen annehmen, so hat das Zeugnis Gottes doch noch größere Kraft; denn darin besteht das Zeugnis Gottes, daß er Zeugnis über seinen Sohn abgelegt hat. Wer an den Sohn Gottes glaubt, hat das Zeugnis in ihm.A.Ü.: durch ihn. – A.L.: in sich = in seinem Innern. Wer (dagegen) Gott nicht glaubt, hat ihn (damit) zum Lügner gemacht; denn er hat dem Zeugnis,W.: auf das Zeugnis hin. das Gott über seinen Sohn abgelegt hat, keinen Glauben geschenkt. Und dies Zeugnis lautet so: »Gott hat uns ewiges Leben gegeben, und dieses Leben ist in seinem Sohne vorhanden. Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat auch das Leben nicht.« III. Schlußgedankena) Das Gebet und die Fürbitte der Gläubigen ist freudig und wirksam zur Vergebung der Sünden, abgesehen von der Todsünde (vgl. Joh 8,44; 16,8-9)Dies habe ich euch, die ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt, geschrieben, damit ihr wißt, daß ihr ewiges Leben habt. Und dies ist die freudige Zuversicht, die wir zu ihm haben, daß, wenn wir ihn um etwas nach seinem Willen bitten, er uns erhört. Und wenn wir wissen, daß er alle unsere Bitten erhört, so wissen wir (zugleich), daß die Bitten, die wir vor ihn gebracht haben, uns schon gewährt sind. – Wenn jemand seinen Bruder eine Sünde begehen sieht, eine Sünde, die nicht zum Tode ist, so soll er (für ihn) bitten und ihm dadurch zum Leben verhelfen, nämlich denen, die nicht zum Tode sündigen. Es gibt (nämlich) auch eine Sünde zum Tode; von dieser sage ich nicht, daß man (für eine solche) Fürbitte einlegen soll. Jede Ungerechtigkeit ist Sünde; doch es gibt auch Sünde, die nicht zum Tode ist. b) Der Gläubige ist durch die Gemeinschaft mit Gott und Jesus vor der Sünde und vor Weltsinn gesichertWir wissen, daß jeder, der aus Gott erzeugt ist, nicht sündigt, sondern wer aus Gott erzeugt ist, bewahrt sich,A.Ü.: hält fest an ihm (d.h. an Gott und an seinem Wort); oder: sondern der aus Gott Geborene (d.h. Jesus) bewahrt ihn. und der Böse tastet ihn nicht an. Wir wissen, daß wir aus Gott sind, die ganze Welt dagegen im Argen liegt. Wir wissen aber (auch), daß der Sohn Gottes gekommen ist und uns Einsicht verliehen hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, (indem wir) in seinem Sohne Jesus Christus (sind). Dieser ist der wahrhaftige Gott und ewiges Leben.Mit andern Satzzeichen: Dieser ist der Wahrhaftige, Gott und ewiges Leben. Kindlein, hütet euch vor den Götzen! a) Eingang des Briefes und SegensgrußIch, der Alte, sende meinen Gruß der auserwählten Herrin und ihren Kindern, die ich aufrichtig lieb habe – und nicht ich allein, sondern alle, welche die Wahrheit erkannt haben – um der Wahrheit willen, die dauernd in uns wohnt und in unserer MitteA.Ü.: mit uns, oder: bei uns. sein wird in Ewigkeit. Gnade, Barmherzigkeit und Friede werden mit uns sein von Gott dem Vater und von Jesus Christus, dem Sohne des Vaters, in Wahrheit und Liebe. b) Rühmende Anerkennung; Mahnung zur Bruderliebe und zur Vorsicht vor Irrlehrern und dem WiderchristEs ist mir eine große Freude gewesen, daß ich unter deinen Kindern solche gefunden habe, die in der Wahrheit wandeln dem Gebot entsprechend, das wir vom Vater empfangen haben. Und jetzt wende ich mich an dich, Herrin, mit einer Bitte – nicht als ob ich dir ein neues Gebot schriebe, sondern nur das, welches wir von Anfang an gehabt haben –: daß wir einander lieben sollen. Und darin besteht die Liebe (zu Gott), daß wir nach seinen Geboten wandeln. Dies ist das Gebot, wie ihr es von Anfang an gehört habt, daß ihr darin wandeln sollt. Denn viele Irrlehrer sind in die Welt ausgezogen, die Jesus Christus nicht als den im Fleisch erscheinenden (Messias) bekennen: darin zeigt sich der Irrlehrer und der Widerchrist. Gebt acht auf euch selbst, daß ihr nicht das verliert, was ihr durch eure Arbeit bereits erreicht habt,A.L.: was wir erarbeitet haben. sondern vollen Lohn empfangt. Jeder, der darüber hinausgeht und nicht in der Lehre Christi verbleibt, der hat Gott nicht; wer (dagegen) in der Lehre verbleibt, der hat sowohl den Vater als auch den Sohn. Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht mitbringt, so nehmt ihn nicht ins Haus und bietet ihm auch keinen Gruß! Denn wer ihn begrüßt, macht sich an seinem bösen Tun mitschuldig. c) Briefschluß; GrüßeIch hätte euch noch vieles zu schreiben, mag es aber nicht mit Papier und Tinte tun; vielmehr hoffe ich, zu euch zu kommen und mich mündlich (mit euch) auszusprechen, damit unsere Freude vollkommen sei. Es grüßen dich die Kinder deiner Schwester, der Auserwählten. a) Eingang des Briefes; Segensgruß für Gajus und Anerkennung seines christlichen WandelsIch, der Alte, sende meinen Gruß dem geliebten Gajus, den ich aufrichtig lieb habe. Geliebter, ich wünsche dir allseitiges Wohlergehen und Gesundheit, wie es ja mit deiner Seele gut steht. Denn es ist mir eine große Freude gewesen, wenn Brüder kamen und dir wegen deiner Wahrhaftigkeit ein anerkennendes Zeugnis erteilten, wie du ja (wirklich) in der Wahrheit wandelst. Eine größere Freude gibt es für mich nicht als die, von meinen Kindern zu hören, daß sie in der Wahrheit wandeln. b) Lob der Bruderliebe des Gajus und Empfehlung der Gastfreundschaft gegen reisende Lehrer und BrüderGeliebter, du handelst mit Treue in allem, was du an den Brüdern tust und noch dazu an fremden; diese haben deine Liebe vor der ganzen Gemeinde rühmend anerkannt, und du wirst gut tun, wenn du ihnen so, wie es Gottes würdig ist, die Weiterreise ermöglichst; denn um (der Verkündigung) seines Namensd.h. des Namens Jesu. willen sind sie ausgezogen und nehmen von den Heiden keine Unterstützung an. Wir sind deshalb verpflichtet, uns solcher (Männer) anzunehmen, damit wir uns als Mitarbeiter für die (Sache der) Wahrheit erweisen. c) Klage über die eigenmächtige und lieblose Amtsführung des DiotrephesIch habe ein Schreiben an die Gemeinde gerichtet, aber Diotrephes, der unter ihnen der Erste sein möchte, nimmt uns nicht an. Deshalb werde ich bei meinem Kommen auf seine Handlungsweise aufmerksam machen, wie er uns mit boshaften Äußerungen verdächtigt und, damit noch nicht zufrieden, für seine Person keinen Bruder gastlich bei sich aufnimmt und die, welche dazu bereit sind, daran hindert und sie aus der Gemeinde ausstößt. d) Rühmende Anerkennung des DemetriusGeliebter, nimm dir nicht das Böse zum Vorbild, sondern das Gute: wer Gutes tut, ist aus Gott; wer Böses tut, hat Gott nicht gesehen. Dem Demetrius ist von allen und von der Wahrheit selber ein rühmliches Zeugnis erteilt worden; auch wir erteilen es ihm, und du weißt, daß unser Zeugnis der Wahrheit entspricht. e) Briefschluß; GrüßeIch hätte dir noch vieles zu schreiben, mag es aber nicht mit Tinte und Schreibrohr tun. Ich hoffe aber, dich recht bald zu sehen; dann wollen wir uns mündlich aussprechen. Friede sei mit dir! Die Freunde lassen dich grüßen. Grüße die Freunde, jeden persönlich! 1. Zuschrift und Segensgruß; Zweck und Anlaß des SchreibensIch, Judas, ein Knecht Jesu Christi und ein Bruder des Jakobus, sende meinen Gruß den Berufenen, die in Gott, dem Vater, geliebt und für Jesus Christus bewahrt sind. Barmherzigkeit, Friede und Liebe mögen euch immer reichlicher zuteil werden! Notwendigkeit des Kampfes gegen lasterhafte IrrlehrerGeliebte! Da es mein Herzenswunsch ist, euch über unsere gemeinsame Rettung zu schreiben, fühle ich mich gedrungen, in meiner Zuschrift die Mahnung an euch zu richten, für den Glauben zu kämpfen, der den Heiligen ein für allemal übergebenA.Ü.: überliefert (oder: übertragen, oder: anvertraut). worden ist. Es haben sich nämlich gewisse Leute nebenbei eingeschlichen, die schon längst für folgendes Verdammungsurteil aufgeschrieben sind: »Gottlose Leute, welche die Gnade unsers Gottes zur Ausschweifung verkehren und unsern alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus verleugnen.« 2. Schilderung der lasterhaften Verführer und des ihnen drohenden Strafgerichts (vgl. 2.Petr 2)a) Drei alttestamentliche StrafbeispieleIch will euch aber daran erinnern – die betreffenden Tatsachen sind euch allerdings sämtlich schon bekannt –, daß der Herr (zuerst) zwar das Volk Israel aus dem Lande Ägypten gerettet, beim zweiten Mal aber die, welche nicht glaubten, vernichtet hat; daß er ferner die Engel, die ihren HerrschaftsbereichA.Ü.: Herrscherwürde (oder: Fürstenstand). nicht bewahrt, sondern ihre eigene Wohnstätte verlassen hatten, für den großen Gerichtstag mit ewigen Fesseln in der Finsternis drunten verwahrt hat. Wie Sodom und Gomorrha nebst den umliegenden Städten, die in gleicher Weise wie diese in Unzucht gelebt und (Wesen von) andersartigem Fleisch nachgestellt haben, stehen sie als warnendes Beispiel da, indem sie die Strafe ewigen Feuers zu erleiden haben. b) Schilderung der Überheblichkeit und Verworfenheit dieser FrevlerTrotzdem beflecken sich auch diese Leute in ihren Träumereien fleischlich in gleicher Weise, erkennen keine Herrschermacht an und lästern Herrlichkeiten. Dagegen hat der Erzengel Michael, als er mit dem Teufel um den Leichnam Moses stritt und einen Wortwechsel mit ihm führte, kein lästerndes Urteil über ihn auszusprechen gewagt, sondern (nur) gesagt: »Der Herr wolle dich zur Ruhe verweisen!« Diese Leute dagegen schmähen, was sie gar nicht kennen; worauf sie sich aber nach ihrer natürlichen Veranlagung wie die vernunftlosen Tiere verstehen, darin richten sie sich zugrunde. Wehe ihnen! Sie sind auf dem Wege Kains gegangen, haben sich aus Gewinnsucht in die Verirrung Bileams verstricken lassen und sich durch ihre Auflehnung wie einst Korah ins Verderben gestürzt. Dies sind die Leute, die bei euren Liebesmahlen als SchmutzfleckenA.Ü.: als Klippen (für euch). ohne Scheu mitschmausen und es sich dabei wohl sein lassen; regenlose Wolken sind sie, die von Winden vorübergetrieben werden, spätherbstlich kahle, fruchtlose, zweimal abgestorbene, entwurzelte Bäume, wilde Meereswogen, die ihre eigenen Schändlichkeiten ausschäumen, Irrsterne, denen die dunkelste Finsternis in (alle) Ewigkeit aufbewahrt ist. Nun, auch diesen Leuten gilt die Weissagung, die Henoch, der siebte Nachkomme Adams,Henoch (1.Mose 5,18-24) galt als Verfasser einer prophetischen Schrift, die im 2. Jahrhundert v.Chr. zum Vorschein kam und weite Verbreitung fand; die im folgenden angeführten Worte stehen in dieser noch jetzt erhaltenen Schrift Kap. 1,9; vgl. auch Hebr 11,5. ausgesprochen hat mit den Worten: »Siehe, gekommen ist der Herr inmitten seiner heiligen Zehntausende, um Gericht über alle zu halten und um alle Gottlosen zu bestrafen wegen aller ihrer gottlosen Taten, mit denen sie gefrevelt haben, und wegen aller frechen Reden, die sie als gottlose Sünder gegen ihn geführt haben.« Dies sind die mißvergnügten Leute, die über ihr Geschick stets murren, obwohl sie nach ihren Lüsten wandeln, Leute, deren Mund hochfahrende Reden führt, während sie da, wo es ihren Vorteil gilt, hochstehenden Personen huldigen. 3. Hinweis auf die apostolische Ankündigung; Schlußermahnungen (besonders bezüglich der Behandlung der Verführten); Preis Gottes als BriefschlußIhr aber, Geliebte, bleibet der Worte eingedenk, welche die Apostel unsers Herrn Jesus Christus vormals geredet haben; sie haben euch (immer wieder) verkündet: »In der Endzeit werden Spötter auftreten, die nach ihren der Gottlosigkeit zugewandten Lüsten wandeln.« Dies sind die Leute, welche Spaltungen hervorrufen, seelische Menschen, die den (heiligen) Geist nicht haben. Ihr aber, Geliebte, erbauet euch auf eurem hochheiligen Glaubensgrunde, betet im heiligen Geiste und bewahret euch dadurch in der Liebe Gottes, voll zuversichtlichen Wartens auf die Barmherzigkeit unsers Herrn Jesus Christus, (die euch) zum ewigen Leben (führen wird)! Und mit den einen, die sich in Zweifeln befinden, habt Mitleid: reißt sie aus dem Feuer heraus und rettet sie so! Mit den anderen dagegen habt Mitleid in Furcht,wohl Mitleid, aber in Furcht, die euch von ihnen fernhält, d.h. ihr sollt mit ihnen keine Gemeinschaft haben. indem ihr sogar das Kleid (an ihnen) verabscheut, das vom Fleisch her beschmutzt ist! Dem aber, der euch vor allem Straucheln zu bewahren und euch unsträflich mit Frohlocken vor das Angesicht seiner Herrlichkeit hinzustellen vermag, ihm, dem alleinigen Gott, der durch unsern Herrn Jesus Christus unser Retter ist – ihm gebührt Herrlichkeit und Erhabenheit, Macht und Gewalt (wie) vor aller Weltzeit, (so) auch jetzt und in alle Ewigkeit! Amen. Der Eingang des Buchesa) Die Überschrift mit Angabe des Ursprungs, des Zwecks und der Bedeutung der vorliegenden SchriftOffenbarung Jesu Christi, die Gott ihm hat zuteil werden lassen, um seinen Knechten anzuzeigen, was in Bälde geschehen soll; und er hat es durch die Sendung seines Engels seinem Knechte Johannes durch Zeichen kundgetan, und dieser legt nunmehr Zeugnis ab von dem Worte Gottes und von dem Zeugnis Jesu Christi, von allem, was er gesehen hat. Selig ist der Vorlesernämlich in den gottesdienstlichen Versammlungen. – A.Ü.: der Leser. und (selig sind) die Hörer der Worte der Weissagung und die das bewahren, was in ihr geschrieben steht; denn die Zeit (der Erfüllung) ist nahe. b) Segensgruß an die sieben Gemeinden der römischen Provinz AsienIch, Johannes, sende den sieben Gemeinden in der Provinz Asien meinen Gruß: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron (sind), und von Jesus Christus, dem treuen Zeugen, dem Erstgeborenen der Toten und dem Herrscher über die Könige der Erde! Ihm, der uns liebt und uns durch sein Blut von unsern Sünden erlöst hat und uns zu einer Königsherrschaft gemacht hat, zu Priestern für seinen Gott und Vater: sein ist die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit! Amen. c) Inhaltsangabe: Ankündigung des Kommens Jesu zum GerichtAndere sehen in V.7-8 den Abschluß von V.4-6: Gott selbst bestätigt die Worte des Johannes als wahr, wonach denen, welche dem Sohn die Ehre verweigern, nicht Gnade und Friede zuteil wird, sondern ein Erwarten des Gerichts Seht, er kommt mit den Wolken, und sehen werden ihn die Augen aller, auch die, welche ihn durchstochen haben, und wehklagen werden um ihn alle Geschlechter der Erde. Ja, Amen! »Ich bin das A und das O«, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige. I. Erste Gruppe der Gesichte: Der Herr der Christenheit und ihr gegenwärtiger Stand; die sieben Sendschreiben (1,9-3,22)1. Das erste Gesicht (auf Patmos) von den sieben Sternen und sieben Leuchtern: Wie der Herr gerüstet ist, zu seiner Christenheit zu kommen; Berufung des Johannes zum Aufschreiben der GesichteIch, Johannes, euer Bruder und Genosse, der ich mit euch teilhabe an der Drangsal und an der Königsherrschaft und an standhaftem Ausharren in Jesus – ich war auf die Insel namens PatmosPatmos, kleine Felseninsel im Ägäischen Meer südwestlich von Samos. gekommen um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen. Da geriet ich durch den Geist in VerzückungEig.: »ich ward im Geist« = ich wurde mit dem Geist (des Herrn) erfüllt (oder: ich geriet in die Gewalt des Geistes). am Tage des Herrn und hörte hinter mir eine Stimme, gewaltig wie Posaunenschall; die rief mir zu: »Was du zu sehen bekommst, das schreibe in ein Buch und sende es an die sieben Gemeinden: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamon und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea.« Da wandte ich mich um und wollte nach der Stimme sehen, die mit mir redete; und als ich mich umgewandt hatte, erblickte ich sieben goldene Leuchter und in der Mitte der Leuchter Einen, der wie ein Menschensohn aussah;W.: Einen, ähnlich einem Menschensohn (vgl. Dan 7,13; Hes 1,26). er war mit einem Talar angetan und um die Brust mit einem goldenen Gürtel gegürtet; sein Haupt(haar) aber und seine (Bart)haare waren so weiß wie schneeweiße Wolle und seine Augen wie eine Feuerflamme; seine Füße glichen dem Golderz, als wären sie im Schmelzofen glühend gemacht, und seine Stimme (klang) wie das Rauschen vieler Wasser. In seiner rechten Hand hatte er sieben Sterne; aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert hervor, und sein Angesicht (leuchtete), wie wenn die Sonne in ihrer Kraft scheint. Bei seinem Anblick fiel ich wie tot ihm zu Füßen nieder; da legte er seine rechte Hand auf mich und sagte: »Fürchte dich nicht! Ich bin’s, der Erste und der Letzte und der Lebende; ich war tot, und siehe, ich lebe in alle Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Totenreiches. Schreibe nun auf, was du (bisher) gesehen hast, und was (jetzt schon) istW.: »und welches sind«, nämlich die sieben Gemeinden oder Gemeindezustände nach Kap. 2 und 3. und was danach noch geschehen wird. Was das Geheimnis der sieben Sterne betrifft, die du auf meiner rechten Hand gesehen hast, sowie die sieben goldenen Leuchter, (so wisse): Die sieben Sterne sind die EngelHier Bezeichnung der Vorsteher der Gemeinden als Boten Gottes. der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden.« 2. Wie die Kirche sich rüsten soll, den Herrn zu empfangen; die sieben Sendschreiben des Herrn zur Offenbarung der Zustände der sieben Gemeindena) Sendschreiben an die Gemeinde in Ephesus: »Laß die erste Liebe nicht!«»Dem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe: So spricht der, welcher die sieben Sterne fest in seiner rechten Hand hält und der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt: Ich kenne deine Werke und deine Arbeit und dein standhaftes Ausharren und (weiß), daß du Böse nicht zu ertragen vermagst; du hast auch die geprüft, welche sich für Apostel ausgeben, ohne es zu sein, und hast Lügner in ihnen erkannt. Auch standhaftes Ausharren besitzest du und hast um meines Namens willen schwere Lasten getragen und bist nicht müde geworden. Aber ich habe an dir auszusetzen, daß du deine erste LiebeManche nehmen »die erste Liebe« im Sinne von »die vornehmste oder höchste Liebe«, und »die ersten Werke« (V.5) im Sinne von »die vornehmsten Werke« = Gottes Werk. aufgegeben hast. Denke also daran, von welcher Höhe du herabgefallen bist; und gehe in dich und tue die ersten Werke wieder! Sonst komme ich über dich und werde deinen Leuchter von seiner Stelle rücken, wenn du nicht in dich gehst. Doch das hast du (für dich), daß du die Werke der NikolaitenDie Nikolaiten (= Volks- oder Seelenbezwinger; Gesetzeszuchtmeister? vgl. 1.Kor 4,15; 2.Kor 11,13-15.20; Phil 3,2) stehen vermutlich auf gleicher Stufe mit den Anhängern der Isebel (2,20). hassest, die auch mir verhaßt sind. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer da überwindet, dem werde ich zu essen geben vom Baume des Lebens, der im Paradiese Gottes steht.« b) Sendschreiben an die Gemeinde in Smyrna: »Sei bis in den Tod getreu!«»Und dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: So spricht der Erste und der Letzte, der tot gewesen und wieder lebendig geworden ist: Ich kenne deine Drangsal und deine Armut – dennoch bist du reich –; ich weiß auch, daß du von denen geschmäht wirst, welche Juden zu sein behaupten und es doch nicht sind, sondern sie sind eine Synagoge des Satans. Fürchte dich nicht vor den Leiden, die dir noch bevorstehen! Siehe, der Teufel hat vor, einige von euch ins Gefängnis zu werfen, damit ihr erprobt werdet, und ihr werdet eine zehntägige Drangsalszeit zu bestehen haben. Beweise dich getreu bis in den Tod, so will ich dir den (Sieges-) Kranz des Lebens geben! Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer da überwindet, dem soll der zweite Tod nichts anhaben können.« c) Sendschreiben an die Gemeinde in Pergamon: »Folge nicht der eitlen Welt!«»Und dem Engel der Gemeinde in Pergamon schreibe: So spricht der, welcher das scharfe, zweischneidige Schwert hat: Ich weiß, wo du wohnst, nämlich da, wo der Thron des Satans steht; doch du hältst meinen Namen fest und hast den Glauben an mich auch in den Tagen des Antipasein sonst unbekannter Märtyrer in Pergamon., meines treuen Zeugen, nicht verleugnet, der bei euch ermordet worden ist, dort, wo der Satan wohnt. Doch ich habe einiges wenige an dir auszusetzen; denn du hast dort Leute unter dir, die an die Lehre Bileams sich halten, der den Balak unterwies, die Israeliten zum Bösen zu verführen,W.: einen Anstoß (oder: einen Fallstrick, ein Ärgernis) den Israeliten in den Weg zu legen. nämlich Götzenopferfleisch zu essen und Unzucht zu treiben. So hast auch du solche unter dir, die sich in derselben Weise an die Lehre der Nikolaiten halten. Gehe also in dich, sonst komme ich bald über dich und werde jene mit dem Schwert meines Mundes bekämpfen. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer da überwindet, dem werde ich von dem verborgenen Manna (zu essen) geben; auch will ich ihm einen weißen Stein geben, auf dem ein neuer Name geschrieben steht, den außer dem Empfänger niemand kennt.« d) Sendschreiben an die Gemeinde in Thyatira: »Prüfe weislich jeden Geist!«»Und dem Engel der Gemeinde in Thyatira schreibe: So spricht der Sohn Gottes, der Augen hat wie eine Feuerflamme und dessen Füße dem schimmernden Golderz gleichen: Ich kenne deine Werke: deine Liebe und deine Treue, deine Hilfsbereitschaft und dein standhaftes Ausharren, und weiß, daß deine Werke in letzter Zeit noch zahlreicher sind als die ersten. Doch ich habe an dir auszusetzen, daß du das Weib Isebel gewähren läßt, die sich für eine Prophetin ausgibt und als Lehrerin wirkt und meine Knechte dazu verführt, Unzucht zu treiben und Götzenopferfleisch zu essen. Ich habe ihr eine Frist zur Umkehr gegeben, doch sie will sich von ihrer Unzucht nicht bekehren. Siehe, ich werfe sie aufs Krankenlager und stürze die, welche mit ihr die Ehe brechen, in große Trübsal (Kap. 18), wenn sie sich nicht vom Treiben dieser (Buhlerin) abwenden; und ihre Kinder will ich an einer Seuche sterben lassen; dann werden alle Gemeinden erkennen, daß ich es bin, der Nieren und Herzen erforscht, und ich werde einem jeden von euch nach seinen Werken vergelten. Euch anderen aber in Thyatira, allen denen, welche sich zu dieser Lehre nicht halten, da ihr die ›Tiefen des Satans‹, wie sie behaupten, nicht erkannt habt – euch sage ich: Ich lege euch keine weitere Last auf; nur haltet das fest, was ihr besitzt, bis ich komme! Und wer da überwindet und in meinen Werken bis ans Ende verharrt, dem will ich Macht über die Heiden geben, und er soll sie mit eisernem Stabe weiden, wie man irdenes Geschirr zerschlägt, wie auch ich (solche Macht) von meinem Vater empfangen habe; und ich will ihm den Morgenstern geben. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.« e) Sendschreiben an die Gemeinde in Sardes: »Sei nicht wie die andern tot!«»Und dem Engel der Gemeinde in Sardes schreibe: So spricht der, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat: Ich kenne deine Werke: du stehst in dem Rufe, daß du lebest, und bist doch tot. Wache auf und stärke die übrigen (Gemeindeglieder), die nahe am Sterben waren! Denn ich habe deine Werke nicht als vollkommen vor meinem Gott erfunden. Denke also daran, wie du (die Heilsbotschaft, oder: das Heil) empfangen und vernommen hast, halte daran fest und gehe in dich! Willst du aber nicht wachsam sein, so werde ich wie ein Dieb kommen, und du sollst sicherlich nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde. Du hast jedoch einige Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht befleckt haben; diese sollen mit mir in weißen Kleidern einhergehen, denn sie sind dessen würdig. Wer da überwindet, der wird mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nimmermehr aus dem Buche des Lebens ausstreichen und werde seinen Namen vor meinem Vater und vor seinen Engeln bekennen. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.« f) Sendschreiben an die Gemeinde in Philadelphia: »Halte deine Krone fest!«»Und dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: So spricht der Heilige, der Wahrhaftige,wohl = der wahrhaft Heilige. der den Schlüssel Davids hat, er, der da öffnet, so daß niemand wieder zuschließen wird, und der da zuschließt, so daß? niemand wieder öffnet: Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe eine offene Tür vor dir angebracht, die niemand zuzuschließen vermag; denn du besitzest zwar nur geringe Kraft, hast aber doch an meinem Wort festgehalten und meinen Namen nicht verleugnet. Siehe, ich füge es so: aus der Synagoge des Satans, von den Leuten, die sich Juden nennen, aber es nicht sind, sondern lügen – siehe, ich will sie dahin bringen, daß sie kommen und sich vor deinen Füßen niederwerfen und erkennen, daß ich dich geliebt habe. Weil du das Wort vom standhaften Warten auf mich bewahrt hast, will auch ich dich bewahren aus der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die Bewohner der Erde zu versuchen. Ich komme bald: halte fest, was du hast, damit niemand dir deine Krone raube! Wer da überwindet, den werde ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes machen, und er wird seinen Platz dort nie wieder verlieren, und ich werde auf ihn den Namen meines Gottes schreiben und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel von meinem Gott herabkommt, und auch meinen neuen Namen. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.« g) Sendschreiben an die Gemeinde in Laodizea: »Laß nicht lau und träg dich finden!«»Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: So spricht der, welcher (das) Amen ist,W.: »der Amen«, d.h. Christus, in welchem alle Verheißungen Gottes sich als wahr erweisen (2.Kor 1,20). der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes: Ich kenne deine Werke, (ich weiß) daß du weder kalt noch heiß bist. O, daß du kalt oder heiß wärest! So aber, weil du lau bist und weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Munde ausspeien. Weil du sagst: ›Ich bin reich, ja reich bin ich geworden und habe an nichts Mangel‹, und weil du nicht weißt, daß gerade du elend und erbarmenswertd.h. bedürftig der Barmherzigkeit oder Gnade Gottes, wie jeder andere Sünder., arm, blind und nackt bist, so rate ich dir: kaufe dir Gold von mir, das durch Feuer geläutert ist, damit du reich wirst, und weiße Kleider, damit du sie anziehst und die Schande deiner Blöße nicht zutage tritt, und Augensalbe zum Bestreichen deiner Augen, damit du sehen kannst. Ich überführe und züchtige alle, die ich lieb habe. So sei nun eifrig und gehe in dich! Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür auftut, so werde ich bei ihm eintreten und das Mahl mit ihm halten und er mit mir. Wer da überwindet, dem werde ich verleihen, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.« II. Zweite Gruppe der Gesichte: Die Heilsmacht Gottes und die sieben Gerichtsabschnitte in der Endzeit; die sieben Siegel (als Anfang dessen, »was danach geschehen soll«) (4,1-8,1)1. Eingangsgesicht: Gott der Vater und die himmlische Ratsversammlung im Thronsaal GottesHierauf hatte ich ein Gesicht: ich sah, wie eine Tür im Himmel offenstand, und die erste Stimme, die ich wie Posaunenschall mit mir hatte reden hören, rief mir zu: »Komm herauf, hierher, so will ich dir zeigen, was hernach geschehen muß.« Sogleich geriet ich durch den Geist in Verzückung; und siehe, da stand ein Thron im Himmel, und auf dem Thron saß jemand, und der dort Thronende sah wie Jaspis- und Karneolstein aus, und den Thron umgab rings ein Regenbogen, der wie ein Smaragd aussah. Rings um den Thron (standen; oder: sah ich) vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen (sah ich) vierundzwanzig Älteste sitzen, die mit weißen Gewändern angetan waren und goldene Kronen auf ihren Häuptern hatten. Dabei gehen aus dem Thron Blitze, Stimmen und Donnerschläge hervor; und sieben Feuerfackeln brennen vor dem Thron, das sind die sieben Geister Gottes. (Der Platz) vor dem Thron ist wie ein gläsernes Meer, wie Kristall; und inmitten des Thrones,d.h. an der inneren Seite des halbkreisförmigen Thronsitzes. und zwar rings um den Thron, sind vier Lebewesen, die vorn und hinten mit Augen übersät sind. Das erste Lebewesen gleicht einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte hat ein Gesicht wie das eines Menschen, und das vierte Lebewesen gleicht einem fliegenden Adler. Die vier Wesen haben ein jedes sechs Flügel und sind ringsum innen und außen mit Augen übersät; und ohne Aufhören rufen sie bei Tag und bei Nacht: »Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der allmächtige Gott, der da war und der da ist und der da kommt!« Und jedesmal, wenn die vier Lebewesen Preis und Ehre und Danksagung dem darbringen, der auf dem Throne sitzt, dem, der in alle Ewigkeit lebt, werfen sich die vierundzwanzig Ältesten vor dem auf dem Throne Sitzenden nieder und beten den an, der in alle Ewigkeit lebt, und legen ihre Kronen vor dem Throne nieder mit den Worten: »Würdig bist du, unser Herr und Gott, den Preis und die Ehre und die Macht zu empfangen; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen waren sie da und sind sie geschaffen worden.« 2. Das Schicksalsbuch mit den sieben Siegeln und das Lamm Gottes auf dem ThronUnd ich sah auf der rechten Hand des auf dem Throne Sitzenden ein Buch, das inwendig beschrieben und auf der Rückseite mit sieben Siegeln versiegelt war.A.Ü.: eine Buchrolle, inwendig und auf der Rückseite beschrieben, mit sieben Siegeln versiegelt; vgl. Hes 2,10. Dann sah ich einen starken Engel, der mit lauter Stimme ausrief: »Wer ist würdig, das Buch zu öffnen und seine Siegel zu lösen?« Doch niemand im Himmel und auf der Erde und unter der Erde vermochte das Buch zu öffnen und hineinzusehen. Da weinte ich laut, weil niemand würdig erfunden wurde, das Buch zu öffnen und hineinzusehen. Doch einer von den Ältesten sagte zu mir: »Weine nicht! Siehe, der Löwe aus dem Stamme Juda, die Wurzel Davids, hat überwunden, um das Buch und seine sieben Siegel zu öffnen.« Da sah ich in der Mitte zwischen dem Thron und den vier Lebewesen einerseits und den Ältesten anderseits ein Lamm stehen, (das sah aus) als wäre es (eben) geschlachtet; es hatte sieben Hörner und sieben Augen – das sind die sieben Geister Gottes, die auf die ganze Erde ausgesandt sind. Da ging das Lamm hin und nahm (das Buch) aus der rechten Hand des auf dem Throne Sitzenden. Als es nun das Buch genommen hatte, warfen sich die vier Lebewesen und die vierundzwanzig Ältesten vor dem Lamm nieder; jeder von ihnen hatte eine Harfe und goldene, mit Räucherwerk gefüllte Schalen; das sind die Gebete der Heiligen. Und sie sangen ein neues Lied, das da lautete: »Würdig bist du, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du hast dich schlachten lassen und hast für Gott durch dein Blut aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Völkern und Völkerschaften (Menschen) erkauft, und hast sie für unsern Gott zu einem Königtum und zu Priestern gemacht, und sie werden (einst) als Könige auf der Erde herrschen.« Der Lobgesang der Engel und der ganzen SchöpfungDann sah ich hin und hörte den Gesang vieler Engel rings um den Thron und um die (vier) Lebewesen und die Ältesten her; ihre Zahl war zehntausendmal zehntausend und tausendmal tausend; die riefen laut: »Würdig ist das Lamm, das sich hat schlachten lassen, zu empfangen die Macht und den Reichtum, Weisheit und Kraft, Ehre, Herrlichkeit und Lobpreis.« Und die ganze Schöpfung im Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meere und alles, was in ihnen lebt, hörte ich rufen: »Dem, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamm (gebühren) Lobpreis und Ehre, Herrlichkeit und Macht in alle Ewigkeit.« Und die vier Lebewesen riefen: »Amen!«, die Ältesten aber warfen sich nieder und beteten an. 3. Die sieben Gerichtsabschnitte, durch die hindurch der göttliche Heilsratschluß seine Verwirklichung erreichen soll; die sieben Siegela) Die Öffnung der ersten sechs Siegel durch das Lamma) Die vier ReiterNun sah ich, wie das Lamm eines von den sieben Siegeln öffnete, und ich hörte eines von den vier Lebewesen wie mit Donnerstimme rufen: »Komm!« Als ich nun hinsah, erblickte ich ein weißes Roß, und der auf ihm sitzende (Reiter) hatte einen Bogen; es wurde ihm ein (Sieges-) Kranz gereicht, und er zog dann aus von Sieg zu Sieg.W.: er zog aus als Sieger und um zu siegen. Als (das Lamm) hierauf das zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite Lebewesen rufen: »Komm!« Da kam ein anderes Roß, ein feuerrotes, zum Vorschein; und dem auf ihm sitzenden (Reiter) wurde (die Macht) verliehen, den Frieden von der Erde wegzunehmen und (die Menschen dahin zu bringen), daß sie einander niedermetzelten; und es wurde ihm ein großes Schwert gereicht. Als (das Lamm) dann das dritte Siegel öffnete, hörte ich das dritte Lebewesen rufen: »Komm!« Da erschien vor meinen Augen ein schwarzes Roß, dessen Reiter eine Waage in der Hand hielt; und ich hörte, wie eine Stimme mitten unter den vier Lebewesen sagte: »Ein Speisemaß Weizen für einen DenarEs gab Silberdenare und Golddenare. Hier ist wohl die Goldmünze gemeint, denn es wird eine große Teuerung angekündigt. und drei Speisemaß Gerste für einen Denar! Doch dem Öl und dem Wein darfst du keinen Schaden zufügen!« Als (das Lamm) dann das vierte Siegel öffnete, hörte ich das vierte Lebewesen laut rufen: »Komm!« Da sah ich hin und erblickte ein fahles Roß, und der auf ihm sitzende (Reiter), der hieß ›der Tod‹, und das Totenreich bildete sein Gefolge; und es wurde ihnen die Macht über den vierten Teil der Erde gegeben, die (Menschen) durch das Schwert und Hunger, durch Pest und durch die wilden Tiere der Erde zu Tode zu bringen. b) Die MärtyrerAls (das Lamm) dann das fünfte Siegel öffnete, sah ich unten am Brandopferaltar die Seelen derer, die hingemordet waren wegen des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen, das sie besaßen.d.h. das ihnen erteilt worden war. Die Übersetzung: »das sie abgelegt hatten« ist schwerlich zutreffend. Sie riefen mit lauter Stimme: »Wie lange, o heiliger und wahrhaftiger Herr, verziehst du noch mit dem Gericht und rächst unser Blut nicht an den Bewohnern der Erde?« Da wurde einem jeden von ihnen ein weißes Gewand gegeben, und es wurde ihnen gesagt, sie möchten sich noch eine kurze Zeit gedulden, bis auch ihre Mitknechte und ihre Brüder vollzählig wären,A.Ü.: bis die Zahl ihrer Mitknechte … voll geworden sei. die ebenso wie sie den Tod erleiden müßten. c) Schreckliche Gerichte im Bild von NaturereignissenWeiter sah ich: als (das Lamm) das sechste Siegel öffnete, da entstand ein gewaltiges Erdbeben; und die Sonne wurde schwarz wie ein härenes Sackkleid, und der Mond wurde wie Blut; die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine unreifen Früchte abwirft, wenn ein Sturmwind ihn schüttelt; der Himmel verschwand wie eine Buchrolle, die man zusammenrollt, und alle Berge und Inseln wurden von ihrer Stelle weggerückt. Und die Könige der Erde, die Würdenträger und obersten Heerführer, die Reichen und Mächtigen, alle Sklaven und Freien verbargen sich in den Höhlen und zwischen den Felsen der Gebirge und riefen den Bergen und Felsen zu: »Fallet auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht des auf dem Throne Sitzenden und vor dem Zorn des Lammes! Denn gekommen ist der große Tag ihres Zorngerichts: wer vermag da zu bestehen?!« b) Zwei tröstliche Zwischengesichte zwischen dem sechsten und siebenten Siegela) Die Versiegelung einer Auswahl (von 144000 aus den zwölf Stämmen Israels) (vgl. 9,4; 14,1-5; 21,12)Danach sah ich vier Engel an den vier Enden der Erde stehen, die hielten die vier Winde der Erde fest, damit kein Wind auf der Erde und auf dem Meer und über irgendeinen Baum wehe. Weiter sah ich einen anderen Engel vom Sonnenaufgang her emporsteigen, der ein Siegel des lebendigen Gottes hatte; der rief den vier Engeln, denen der Auftrag erteilt war, Unheil auf der Erde und auf dem Meer anzurichten, mit lauter Stimme die Worte zu: »Richtet kein Unheil auf der Erde und auf dem Meere und an den Bäumen an, bis wir die Knechte unsers Gottes mit einem Siegel auf ihrer Stirn bezeichnet haben!« Dann vernahm ich die Zahl der Versiegelten, nämlich hundertvierundvierzigtausend Versiegelte aus allen Stämmen der Israeliten: aus dem Stamm Juda zwölftausend Versiegelte, aus dem Stamm Ruben zwölftausend, aus dem Stamm Gad zwölftausend, aus dem Stamm Asser zwölftausend, aus dem Stamm Naphthali zwölftausend, aus dem Stamm Manasse zwölftausend, aus dem Stamm Simeon zwölftausend, aus dem Stamm Levi zwölftausend, aus dem Stamm Issaschar zwölftausend, aus dem Stamm Sebulon zwölftausend, aus dem Stamm Joseph zwölftausend, aus dem Stamm Benjamin zwölftausend Versiegelte. b) Zweites Zwischenstück: Die Huldigung der unzählbaren, aus der großen Trübsal kommenden bewährten gläubigen Seelen aus allen Völkern vor Gottes ThronDanach hatte ich ein Gesicht: Ich sah eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Völkerschaften und Stämmen, Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, mit weißen Gewändern angetan und mit Palmzweigen in den Händen. Sie riefen mit lauter Stimme: »Die Rettung steht bei unserm Gott, der auf dem Throne sitzt, und bei dem Lamm!«A.Ü.: Heil unserm Gott … und dem Lamm. Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und um die vier Lebewesen herum und warfen sich vor dem Thron auf ihr Angesicht nieder, beteten Gott an und riefen: »Amen! Lobpreis und Herrlichkeit, Weisheit und Danksagung, Ehre, Macht und Stärke (gebühren) unserm Gott in alle Ewigkeit! Amen.« Da nahm einer von den Ältesten das Wort und sagte zu mir: »Wer sind wohl diese Weißgekleideten, und woher sind sie gekommen?« Ich erwiderte ihm: »Mein Herr, du weißt es.« Da sagte er zu mir: »Das sind die, welche aus der großen Trübsal kommen und ihre Kleider gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht haben. Darum sind sie vor dem Throne Gottes und dienen ihm bei Tag und bei Nacht in seinem Tempel, und der auf dem Throne Sitzende wird über ihnen wohnen.A.Ü.: wird sein Zelt über sie hin aufschlagen. Sie werden keinen Hunger und keinen Durst mehr haben, und kein Sonnenbrand wird sie jemals treffen noch irgendeine Hitze; denn das Lamm dort mitten vor dem Thron wird sie weiden und sie zu Wasserquellen des Lebens führen, und Gott wird alle Tränen aus ihren Augen abwischen.« c) Die Lösung des siebten Siegels und die Stille im Himmel (als Einleitung zu den Posaunengerichten)Als das Lamm dann das siebte Siegel öffnete, trat eine Stille im Himmel ein, wohl eine halbe Stunde lang. III. Dritte Gruppe der Gesichte: Die siebenfache Gerichtsandrohung für die christusfeindliche Welt; die sieben Posaunen (8,2-11,19)1. Die Vorbereitung im HimmelUnd ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen; denen wurden sieben Posaunen gegeben. Dann kam ein anderer Engel und trat mit einer goldenen Räucherpfanne in der Hand an den Altar heran, und viel Räucherwerk wurde ihm gegeben, damit er es für die Gebete aller Heiligen auf den goldenen Altar bringe, der vor dem Throne (Gottes) steht; und der Rauch des Räucherwerks stieg für die Gebete der Heiligen aus der Hand des Engels vor Gott empor. Hierauf nahm der Engel die Räucherpfanne, füllte sie mit glühenden Kohlen vom Altar und schleuderte sie auf die Erde hinab; da erfolgten Donnerschläge und Stimmen, Blitze und ein Erdbeben. Hierauf machten sich die sieben Engel, welche die sieben Posaunen hatten, fertig, um in die Posaunen zu stoßen. 2. Die ersten vier Posaunen (d.h. die von oben kommenden Plagen)Und der erste Engel stieß in die Posaune: da entstand Hagel und Feuer, mit Blut vermischt, und wurde auf die Erde geworfen; da verbrannte der dritte Teil der Erde, und der dritte Teil der Bäume verbrannte und ebenso alles grüne Gras. Und der zweite Engel stieß in die Posaune: da war es, als würde ein großer, feuerflammender Berg ins Meer geschleudert; und ein Drittel des Meeres wurde zu Blut, und ein Drittel der Geschöpfe im Meer, die Leben hatten, starb, und ein Drittel der Schiffe ging zugrunde. Und der dritte Engel stieß in die Posaune: da fiel ein großer Stern, der wie eine Fackel brannte, vom Himmel herab und fiel auf den dritten Teil der Flüsse und auf die Wasserquellen; der Name des Sternes lautet ›Wermut‹. Da wurde der dritte Teil der Gewässer zu Wermut, und viele Menschen starben von dem Genuß des Wassers, weil es bitter geworden war. Und der vierte Engel stieß in die Posaune: da wurde ein Drittel der Sonne und ein Drittel des Mondes und ein Drittel der Sterne (mit dem Bann) geschlagen, damit der dritte Teil von ihnen sich verfinsterte und der Tag während des dritten Teils seiner Dauer kein Licht hätte und die Nacht ebenso. 3. Der erste Adlerruf und die fünfte und sechste Posaune (die zwei von unten, d.h. aus der Hölle kommenden Plagen)Hierauf sah ich hin: da hörte ich einen Adler, der hoch oben am Himmel flog und mit lauter Stimme rief: »Wehe, wehe, wehe den Bewohnern der Erde wegen der noch übrigen Posaunenstöße der drei Engel, die noch blasen werden!« Die fünfte Posaune oder das erste WeheUnd der fünfte Engel stieß in die Posaune: da sah ich einen Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war; und der Schlüssel zum Schlund des Abgrundes wurde ihm gegeben. Er schloß also den Schlund des Abgrundes auf: da stieg Rauch aus dem Schlunde empor wie der Rauch eines großen Ofens, und die Sonne und die Luft wurden durch den Rauch des Schlundes verfinstert. Aus dem Rauch kamen dann Heuschrecken hervor auf die Erde; denen wurde eine Kraft gegeben, wie sonst die Skorpione auf Erden sie besitzen, und es wurde ihnen geboten, sie sollten dem Gras der Erde sowie allem Grün und allen Bäumen keinen Schaden zufügen, sondern allein den Menschen, die nicht das Siegel Gottes auf ihrer Stirn trügen. Weiter wurde ihnen die Weisung gegeben, sie nicht zu töten, sondern sie sollten fünf Monate lang gequält werden; und die Art der Qual, die sie verursachten, sollte wie die eines Skorpions sein, wenn er einen Menschen sticht. In jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen, ihn aber nicht finden; sie werden sich danach sehnen, zu sterben, aber der Tod flieht vor ihnen hinweg. Die Heuschrecken waren aber wie Rosse gestaltet, die zum Kampf gerüstet sind; auf ihren Köpfen trugen sie (einen Aufsatz) wie Kränze von Gold, und ihre Gesichter waren wie die von Menschen; Haare hatten sie (so lang) wie Frauenhaare, und ihr Gebiß war wie das von Löwen; und sie hatten Brustharnische wie eiserne Panzer, und das Rauschen ihrer Flügel klang wie das Gerassel von Kriegswagen mit vielen Rossen, die in den Kampf stürmen. Auch haben sie Schwänze, die denen der Skorpione ähnlich sind, und Stachel, und in ihren Schwänzen liegt ihre Kraft, den Menschen fünf Monate lang Schaden zuzufügen. Als König haben sie über sich den Engel des Abgrundes, der auf hebräisch ›Abaddon‹, auf griechisch ›Apollyon‹ heißt. Das erste Wehe ist vorüber, es kommen aber noch zwei Wehe nach diesem! Die sechste Posaune oder das zweite WeheNun stieß der sechste Engel in die Posaune: da hörte ich aus den vier Hörnern des goldenen Altars, der vor Gott steht, eine Stimme, die gebot dem sechsten Engel, der die Posaune hatte: »Binde die vier Engel los, die am großen Strome Euphrat gefesselt sind!« Da wurden die vier Engel losgebunden, die auf Stunde und Tag, auf Monat und Jahr in Bereitschaft standen, um den dritten Teil der Menschen zu töten. Die Zahl der Scharen des Reiterheeres betrug zweihundert Millionen – ich hörte nämlich ihre Zahl –; und wie ich in meinem Gesicht sah, hatten die Rosse und ihre Reiter folgendes Aussehen: sie trugen feuerrote, hyazinthblaue und schwefelgelbe Panzer, und die Köpfe ihrer Rosse waren wie Löwenköpfe, und aus ihrem Maul kam Feuer, Rauch und Schwefel hervor. Durch diese drei Plagen wurde ein Drittel der Menschen getötet, nämlich durch das Feuer, den Rauch und den Schwefel, der aus ihrem Maul herauskam. Die Kraft dieser Rosse liegt nämlich in ihrem Maul und in ihren Schwänzen; denn ihre Schwänze sehen wie Schlangen aus und haben Köpfe, mit denen sie Unheil anrichten. Doch die übrigen Menschen, die durch diese Plagen nicht ums Leben gekommen waren, bekehrten sich trotzdem nicht von ihrem gewohnten Tun, daß sie von der Anbetung der bösen Geister und der Götzenbilder von Gold und Silber, von Erz, Stein und Holz, die doch weder sehen noch hören noch gehen können, abgelassen hätten; nein, sie bekehrten sich nicht von ihren Mordtaten und Zaubereien, von ihrer Unzucht und ihren Diebstählen. 4. Ein Zwischengesicht: Gottes Absicht bei der Sendung der sieben Posaunenplagen; das aufgeschlagene bittersüße Büchlein des Zornes Gottesa) Ein Engel hält ein aufgeschlagenes Büchlein und schwörtHierauf sah ich einen anderen starken Engel aus dem Himmel herabkommen, der in eine Wolke gehüllt war; der Regenbogen (wölbte sich) über seinem Haupte, sein Antlitz sah wie die Sonne aus und seine Beine wie Feuersäulen; in seiner Hand hielt er ein aufgeschlagenes Büchlein. Er setzte nun seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken auf die Erde und rief mit lauter Stimme, wie ein Löwe brüllt. Als er so gerufen hatte, ließen die sieben Donner ihre Stimmen erschallen. Als dann die sieben Donner geredet hatten, wollte ich (das Gehörte) aufschreiben; doch ich vernahm eine Stimme, die aus dem Himmel mir zurief: »Versiegle,Versiegelt wird, was geheim bleiben soll; also »Lege unter Siegel!« = Behalte für dich! was die sieben Donner geredet haben, und schreibe es nicht auf!« Da hob der Engel, den ich auf dem Meer und auf dem Land hatte stehen sehen, seine rechte Hand zum Himmel empor und schwur bei dem, der in alle Ewigkeit lebt, der den Himmel geschaffen hat und was in ihm ist, die Erde und was auf ihr ist und das Meer und was in ihm ist: »Es wird hinfort kein Verzug mehr sein, sondern in den Tagen, in denen die Stimme des siebten Engels erschallt, wenn er in die Posaune stoßen wird, ist dann das Geheimnisoder: der geheime Ratschluß (vgl. 1.Kor 15,51-55; Eph 1,9-10; Kol 1,27; 2,2.11-12; 3,1-4; Mt 13,11). Gottes zum Abschluß gekommen, wie er es seinen Knechten, den Propheten, als Freudenbotschaft zuverlässig mitgeteilt hat!« b) Johannes verzehrt das bittersüße BüchleinDann redete die Stimme, die ich aus dem Himmel vernommen hatte, zum zweitenmal mit mir und sagte: »Gehe hin, nimm das aufgeschlagene Büchlein aus der Hand des Engels,W.: nimm das Büchlein, das geöffnet in der Hand des Engels liegt. der auf dem Meer und auf der Erde steht!« Da ging ich zu dem Engel hin und bat ihn, mir das Büchlein zu geben; und er antwortete mir: »Nimm es und verzehre es! Es wird dir im Bauch bitteren Geschmack erregen, aber im Munde wird es dir süß wie Honig sein.« Da nahm ich das Büchlein aus der Hand des Engels und verzehrte es; und es schmeckte mir (in der Tat) im Munde süß wie Honig; doch als ich es verschluckt hatte, wurde es mir bitter im Bauch. Man sagte mir dann: »Du mußt nochmals über viele Völker und Völkerschaften, Sprachen und Könige weissagen.« 5. Zweites Zwischengesicht: Die Ausmessung des Tempels und die beiden Zeugen Gottesa) Die Ausmessung des Tempels; die Bewahrung der treuen Gläubigen während der schweren Heimsuchung der heiligen Stadt durch die HeidenMan gab mir dann ein Rohr, das einem Stabe glich, und gebot mir: »Mache dich auf und miß den Tempel Gottes nebst dem Brandopferaltar und den dort Anbetenden; doch den Vorhof außerhalb des Tempels tu hinaus und miß ihn nicht mit; denn er ist den Heiden preisgegeben; die werden die heilige Stadt zweiundvierzig Monate lang zertreten.« b) Wirksamkeit, Tod und Himmelfahrt der zwei Zeugen Gottes»Doch meinen zwei Zeugen will ich verleihen, daß sie, in Säcke gekleidet, zwölfhundertundsechzig Tage lang prophetisch reden.« Diese sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen; und wenn jemand sich an ihnen vergreifen will, so geht Feuer aus ihrem Munde hervor und verzehrt ihre Feinde; und wenn jemand sich an ihnen vergreifen will, muß er auf diese Weise (durch Feuer) ums Leben kommen. Diese haben die Macht, den Himmel zu verschließen, damit kein Regen während der Tage ihrer prophetischen Rede falle; auch haben sie Macht über die Gewässer, sie in Blut zu verwandeln und die Erde mit Plagen jeder Art zu schlagen, sooft sie wollen. Wenn sie dann mit ihrem Zeugnis zum Abschluß gekommen sind, wird das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, mit ihnen kämpfen und wird sie besiegen und sie töten; und ihre Leichname (werden) auf der Straße der großen Stadt (liegen), die, geistlich geredet, ›Sodom und Ägypten‹ heißt, wo auch ihr Herr gekreuzigt worden ist. Und Leute aus den Völkern und Stämmen, den Sprachen und Völkerschaften sehen ihre Leichname drei und einen halben Tag lang (daliegen) und lassen nicht zu, daß ihre Leichname in einem Grabe beigesetzt werden. Und die Bewohner der Erde freuen sich über sie und sind guter Dinge und werden einander Geschenke zusenden; denn diese beiden Propheten hatten den Bewohnern der Erde Plagen verursacht. Doch nach den drei und einem halben Tage kam Lebensgeist aus Gott in sie hinein, und sie traten (wieder) auf ihre Füße, und große Furcht befiel alle, die sie sahen. Und sie hörten eine laute Stimme vom Himmel her ihnen zurufen: »Kommt herauf hierher!« Da fuhren sie in einer Wolke in den Himmel empor, und ihre Feinde sahen ihnen nach. Und in jener Stunde erfolgte ein starkes Erdbeben: der zehnte Teil der Stadt stürzte ein, und siebentausend Menschennamen fanden durch das Erdbeben ihren Tod; die übrigen aber gerieten in Furcht und gaben dem Gott des Himmels die Ehre. – Das zweite Wehe (des Adlers) ist vorüber; aber das dritte Wehe kommt bald. 6. Die siebte Posaune; Siegesjubel im Himmel; das Erscheinen der BundesladeNun stieß der siebte Engel in die Posaune: da ließen sich laute Stimmen im Himmel vernehmen, die riefen: »Die Königsherrschaft über die Welt ist an unsern Herrn und seinen Gesalbten gekommen, und er wird (fortan) als König in alle Ewigkeit herrschen!« Da warfen sich die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, auf ihr Angesicht nieder und beteten Gott an mit den Worten: »Wir danken dir, Herr, allmächtiger Gott, der da ist und der da war, daß du deine große Macht an dich genommen und die Königsherrschaft angetreten hast. Die Völker sind zwar in Zorn geraten, doch dein Zorn ist gekommen und die Zeit des Gerichts für die Toten und (die Zeit) der Belohnung für deine Knechte, die Propheten, und für die Heiligen und für alle, die deinen Namen fürchten, die Kleinen wie die Großen; und (die Zeit) des Verderbens für die, welche die Erde verderben.« Da tat sich der Tempel Gottes im Himmel auf, und die Lade seines Bundes wurde in seinem Tempel sichtbar; zugleich erfolgten Blitze und Stimmen, Donnerschläge, ein Erdbeben und gewaltiger Hagelschlag. IV. Vierte Gruppe der Gesichte: Die treibenden Mächte der christusfeindlichen Zeit; Christus mit seinen Getreuen und Satan mit seinen Helfershelfern (Kap. 12-14)1. Satans Feindschaft gegen Gottes Volk und seinen Gesalbten; sein Sturz aus dem Himmel und sein letztes Wüten gegen die Gottesgemeinde auf Erdena) Das Sonnenweib und der Drache; Rettung des Weibes und ihres neugeborenen KindesEs erschien dann ein großes Zeichen im Himmel: ein Weib, das mit der Sonne umkleidet war; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt; sie war guter Hoffnung und schrie in ihren Geburtsschmerzen und Kindesnöten. Dann erschien plötzlich noch ein anderes Zeichen im Himmel: ein großer, feuerroter Drache mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und mit sieben Königskronen auf seinen Köpfen; sein Schweif fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels weg und schleuderte sie auf die Erde. Der Drache stellte sich dann vor das Weib, die in Wehen lag, um ihr Kind sofort nach der Geburt zu verschlingen. Und sie gebar einen Sohn, einen Knaben, der »alle Völker mit eisernem Stabe weiden soll«, und ihr Kind wurde zu Gott und zu seinem Thron entrückt. Da floh das Weib in die Wüste, wo sie eine von Gott bereitete Stätte hat, um sich dort zwölfhundertsechzig Tage lang ernähren zu lassen. b) Michaels Sieg über den Drachen im Himmel; Sturz des Drachen; himmlischer Lobgesang; das Königtum Gottes und seines Gesalbten bricht anEs erhob sich dann ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen; auch der Drache und seine Engel kämpften, doch gewannen sie den Sieg nicht, und ihres Bleibens war nicht länger im Himmel. So wurde denn der große Drache, die alte Schlange, die da ›Teufel‹ und ›Satan‹ heißt, der Verführer des ganzen Erdkreises, auf die Erde hinabgestürzt, und seine Engel wurden mit ihm hinabgestürzt. Da hörte ich eine laute Stimme im Himmel rufen: »Jetzt ist das Heil, die Macht und die Königsherrschaft an unsern Gott gekommen und die Herrschergewalt an seinen Gesalbten! Denn hinabgestürzt ist der Ankläger unserer Brüder, der sie vor unserm Gott verklagt hat bei Tag und bei Nacht. Diese haben ihn um des Blutes des Lammes und um des Wortes ihres Zeugnisses willen überwunden und haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tode. Darum freuet euch, ihr Himmel und die ihr in ihnen wohnt! Wehe aber der Erde und dem Meer! Denn der Teufel ist nun zu euch hinabgekommen und hegt gewaltige Wut, weil er weiß, daß seine Zeit nur noch kurz bemessen ist.« c) Erfolglose Verfolgung des Weibes durch den DrachenAls nun der Drache sich auf die Erde hinabgestürzt sah, verfolgte er das Weib, das den Knaben geboren hatte. Da wurden dem Weibe die beiden Flügel des großen Adlers gegeben, damit sie in die Wüste an ihre Stätte flöge, wo sie fern vom Anblick der Schlange »eine Zeit und (zwei) Zeiten und eine halbe Zeit lang« ernährt wird. Da spie die Schlange aus ihrem Rachen Wasser hinter dem Weibe her wie einen Strom, um sie durch die Flut wegzuschwemmen; doch die Erde kam dem Weibe zu Hilfe, indem sie ihren Mund auftat und den Strom verschluckte, den der Drache aus seinem Rachen ausgespien hatte. Da geriet der Drache in Wut gegen das Weib und ging hin, um Krieg mit den übrigen ihres Samens zu führen, (nämlich mit denen) die Gottes Gebote beobachtend.h. befolgen . und das Zeugnis Jesu haben. Hierauf trat ichA.L.: Hierauf trat er (nämlich der Drache) oder: stellte er sich auf. an den Sand des Meeres. 2. Die gottfeindlichen Mächte auf Erden: die beiden Tiere des Satans; das letzte christusfeindliche Weltreich und sein Prophet a) Das erste, zehnhörnige und siebenköpfige Tier aus dem Meer; Ermahnung zur StandhaftigkeitDa sah ich aus dem Meere ein Tier heraufkommen, das hatte zehn Hörner und sieben Köpfe und auf seinen Hörnern zehn Königskronen und auf seinen Köpfen gotteslästerliche Namen. Das Tier, das ich sah, glich einem Panther, doch seine Füße waren wie die eines Bären und sein Maul wie ein Löwenrachen. Der Drache gab ihm dann seine Kraft und seinen Thron und große Macht, dazu einenA.Ü.: und ich sah einen. von seinen Köpfen, der wie zum Tode geschlachtet war, dessen Todeswunde jedoch wieder geheilt wurde. Da sah die ganze (Bevölkerung der) Erde dem Tier mit staunender Bewunderung nach, und man betete den Drachen an, weil er dem Tiere die Macht gegeben hatte, und man betete das Tier an und sagte: »Wer ist dem Tiere gleich, und wer kann den Kampf mit ihm aufnehmen?« Und es wurde ihm ein Maul gegeben, das große Worte und Lästerungen ausstieß, und es wurde ihm Vollmacht gegeben, es zweiundvierzig Monate lang so zu treiben. Da öffnete es sein Maul zu Lästerungen gegen Gott, um seinen Namen und sein Zelt, nämlich die, welche ihre Wohnung im Himmel haben, zu lästern. Auch wurde ihm gestattet, Krieg mit den Heiligen zu führen und sie zu besiegen; und Macht wurde ihm über alle Stämme und Völker, Sprachen und Völkerschaften verliehen. So werden ihn denn alle Bewohner der Erde anbeten, alle, deren Namen nicht im Lebensbuche des geschlachteten Lammes seit Grundlegung der Welt geschrieben stehen. Wer ein Ohr hat, der höre: »Wer andere in Gefangenschaft führt, wandert selbst in Gefangenschaft; wer mit dem Schwert tötet, muß selbst durch das Schwert den Tod finden.« Hier ist das standhafte Ausharren und der Glaube der Heiligen erforderlich. b) Das zweite, zweihörnige Tier aus der Erde; die Zahl 666Weiter sah ich ein anderes Tier aus der Erde heraufkommen, das hatte zwei Hörner gleich einem Lamm, redete jedoch wie ein Drache; und es übt die ganze Macht des ersten Tieres vor dessen Augen aus und bringt die Erde und ihre Bewohner dahin, daß sie das erste Tier anbeten, dessen Todeswunde geheilt worden war. Auch vollführt es große Wunderzeichen, so daß es sogar Feuer vor den Augen der Menschen vom Himmel auf die Erde herabfallen macht; und es verführt die Bewohner der Erde durch die Wunderzeichen, die es infolge der ihm verliehenen Gabe vor den Augen des (ersten) Tieres vollführt, indem es die Bewohner der Erde dazu beredet, dem Tiere, das die Schwertwunde hat und wieder aufgelebt ist, ein Bild anzufertigen. Auch wurde ihm verliehen, dem Bilde des Tieres LebenW.: Lebensgeist (oder: Odem). zu verleihen, so daß das Bild des Tieres sogar redete, und es erreichte auch, daß alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten. Weiter bringt es alle, die Kleinen wie die Großen, die Reichen wie die Armen, die Freien wie die Sklaven, dazu, sich ein Malzeichen an ihrer rechten Hand oder an ihrer Stirn anzubringen, und niemand soll etwas kaufen oder verkaufen dürfen, der nicht das Malzeichen an sich trägt, nämlich den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. Hier kann sich wahre Klugheit zeigen. Wer Verstand besitzt, rechne die Zahl des Tieres aus; sie ist nämlich die Zahl eines Menschen(namens), und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig. 3. Neues Zwischengesicht: Die vollendete Gemeinde und das Gericht über die Erdea) Das Lamm und die vollendete Gemeinde der 144000 auf dem Berge ZionNun hatte ich ein Gesicht: ich sah nämlich das Lamm auf dem Berge Zion stehen und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die seinen Namen und den Namen seines Vaters auf ihrer Stirn geschrieben trugen. Und ich hörte einen Schall aus dem Himmel wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen eines starken Donners; zugleich aber klang der Schall, den ich hörte, wie der von Harfenspielern, die auf ihren Harfen spielen. Sie sangen ein neues Lied vor dem Throne und vor den vier Lebewesen und den Ältesten, und niemand konnte das Lied (singen) lernen außer den Hundertvierundvierzigtausend, die von der Erde erkauft sind. Diese sind es, die sich mit Weibern nicht befleckt haben, denn sie sind jungfräulich rein; diese sind es, die dem Lamme nachfolgen, wohin es auch gehen mag. Diese sind aus der Menschheit als Erstlingsgabe für Gott und für das Lamm erkauft worden, und in ihrem Munde ist keine Lüge gefunden worden: sie sind ohne Fehl. b) Drei Engelrufe verkünden allen Völkern eine ewiggültige Heilsbotschaft sowie den Fall Babylons und künden das Gericht über die Anbeter des Tieres anDann sah ich einen anderen Engel hoch oben mitten am Himmel fliegen, der den Bewohnern der Erde und allen Völkerschaften und Stämmen, Sprachen und Völkern eine ewiggültige Heilsbotschaft zuverlässig zu verkündigen hatte. Er rief mit lauter Stimme: »Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre! Denn gekommen ist die Stunde seines Gerichts; und betet den an, der den Himmel und die Erde, das Meer und die Wasserquellen geschaffen hat!« – Hinter ihm kam ein anderer, zweiter Engel, der rief: »Gefallen, gefallen ist das große Babylon, das alle Völker vom Glutwein seiner Unzucht hat trinken lassen!« – Noch ein anderer, dritter Engel folgte ihnen nach, der mit lauter Stimme rief: »Wenn jemand das Tier und sein Bild anbetet und das Malzeichen an seiner Stirn oder seiner Hand annimmt, der wird gleichfalls vom Zornwein Gottes trinken, der ungemischt im Becher seines Zornes hergestelltoder: in den Becher eingeschenkt. ist, und wird mit Feuer und Schwefel vor den Augen der heiligen Engel und vor dem Lamm gepeinigt werden; und der Rauch von ihrer Peinigung steigt in alle Ewigkeit auf, und sie haben keine Ruhe bei Tag und bei Nacht, sie die das Tier und sein Bild anbeten, und alle, die das Malzeichen seines Namens an sich tragen!« Hier muß sich das standhafte Ausharren der Heiligen zeigen, die da treu bleiben den Geboten Gottes und dem Glauben an Jesus. c) Eine himmlische Stimme verkündet die Seligkeit der bis in den Tod getreuen Gläubigen (Blutzeugen)Da vernahm ich eine Stimme aus dem Himmel, die (mir) zurief: »Schreibe: Selig sind die Toten, die im Herrn sterben, von jetzt an! Ja – so spricht der Geist –, sie sollen ausruhen von ihren Mühsalen; denn ihre Werke folgen ihnen nach.« d) Das Gericht des Menschensohnes über die Erde unter dem Bild einer Kornernte und einer WeinleseNun sah ich plötzlich eine weiße Wolke, und auf der Wolke saß einer, der wie ein Menschensohn aussah; er hatte auf dem Haupt eine goldene Krone und eine scharfe Sichel in der Hand. Dann trat ein anderer Engel aus dem Tempel heraus und rief dem auf der Wolke Sitzenden mit lauter Stimme zu: »Lege deine Sichel an und beginne die Ernte! Denn die Zeit zum Ernten ist gekommen, weil die Ernte der Erde dürr geworden ist.« Da ließ der auf der Wolke Sitzende seine Sichel über die Erde fahren, und die Erde wurde abgeerntet. Dann trat noch ein anderer Engel aus dem Tempel im Himmel heraus, der gleichfalls eine scharfe Sichel hatte, und ein anderer Engel kam aus dem Altar heraus; der hatte Macht über das Feuer und rief dem, der die scharfe Sichel hatte, mit lauter Stimme die Worte zu: »Lege deine scharfe Sichel an und schneide den Fruchtertrag am Weinstock der Erde ab! Denn seine Trauben sind reif geworden.« Da ließ der Engel seine Sichel über die Erde fahren, erntete den Weinstock der Erde ab und schüttete (die Trauben) in die große Zorneskelter Gottes. Hierauf wurde die Kelter draußen vor der Stadt getreten: da kam Blut aus der Kelter hervor bis hinauf an die Zügel der Pferde (und ergoß sich) sechzehnhundert Stadien weit. V. Fünfte Gruppe der Gesichte: Der Gerichtsvollzug an der christusfeindlichen Welt und ihrem Herrscher; die sieben Zornschalen; die Hochzeit des Lammes (15,1-19,10)1. Die himmlische Vorbereitung auf den Gerichtsvollzug der sieben Zornschalena) Die sieben Engel mit den sieben letzten Plagen; der Lobgesang der Sieger am kristallenen MeerWeiter sah ich ein anderes großes und wunderbares Zeichen im Himmel: sieben Engel, welche sieben Plagen (herbeizuführen) hatten, die letzten; denn durch diese kam der Zorn Gottes zum Abschluß. Und ich sah etwas wie ein kristallenes Meer, das mit Feuer durchmengt war, und ich sah die, welche den Sieg über das Tier und sein Bild und über seine Namenszahld.h. über die durch die bewußte Zahl angedeutete Persönlichkeit (vgl. 3,18). errungen hatten, an dem kristallenen Meer stehen, mit Harfen (zum Lobpreis) Gottes in der Hand. Sie sangen das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes mit den Worten: »Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker! Wer sollte sich nicht (vor dir) fürchten, Herr, und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig. Ja, alle Völker werden kommen und vor dir anbeten; denn deine Rechttatenoder: die Erweise deiner Gerechtigkeit. – A.Ü.: dein gerechtes Walten (oder: die Gerechtigkeit deiner Gerichte). sind offenbar geworden.« b) Das Auftreten und die Ausrüstung der sieben ZornschalenengelHierauf hatte ich ein (neues) Gesicht: ich sah, wie der Tempel des Zeltes des Zeugnisses im Himmel sich auftat und die sieben Engel, welche die sieben Plagen hatten, aus dem Tempel heraustraten; sie waren in glänzend weiße Leinwand gekleidet und um die Brust mit goldenen Gürteln umgürtet. Da gab eins von den vier Lebewesen den sieben Engeln sieben goldene Schalen, die mit dem Zorn des in alle Ewigkeit lebenden Gottes gefüllt waren; und der Tempel füllte sich mit Rauch von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Kraft; und niemand konnte in den Tempel eintreten, bis die sieben Plagen der sieben Engel zu Ende waren. 2. Die Ausgießung der sieben ZornschalenNun hörte ich eine laute Stimme aus dem Tempel den sieben Engeln zurufen: »Gehet hin und gießt die sieben Schalen des göttlichen Zornes auf die Erde aus!« Da ging der erste hin und goß seine Schale auf die Erde aus; da kamen schlimme und bösartige Geschwüre an die Menschen, die das Malzeichen des Tieres an sich trugen und sein Bild anbeteten. Dann goß der zweite seine Schale in das Meer aus; da wurde es zu Blut, wie Leichenblut, und alle lebenden Seelen im Meere starben. Weiter goß der dritte seine Schale in die Flüsse und die Wasserquellen aus; da wurden sie zu Blut; und ich hörte den Engel der Gewässer sagen: »Gerecht bist du, der du bist und der du warst, du Heiliger, daß du solche Gerichte vollzogen hast! Denn das Blut von Heiligen und Propheten haben sie vergossen; dafür hast du ihnen Blut zu trinken gegeben: sie haben es so verdient.« Und ich hörte den Altar sagen: »Ja, Herr, allmächtiger Gott, wahrhaft und gerecht sind deine Gerichte!« Hierauf goß der vierte seine Schale auf die Sonne aus; da wurde ihr (die Kraft) verliehen, die Menschen mit Feuerglut zu versengen. So wurden denn die Menschen von gewaltiger Glut versengt, lästerten aber trotzdem den Namen Gottes, der die Macht über diese Plagen hat, und bekehrten sich nicht dazu, ihm die Ehre zu geben. Nun goß der fünfte seine Schale auf den Thron des Tieres aus; da wurde sein Reich verfinstert, und die Menschen zerbissen sich die Zungen vor qualvollem Schmerz, lästerten aber trotzdem den Gott des Himmels wegen ihrer qualvollen Schmerzen und wegen ihrer Geschwüre und bekehrten sich nicht von ihrem (bösen) Tun. Hierauf goß der sechste seine Schale auf den großen Strom Euphrat aus; da vertrocknete sein Wasser, damit den Königen vom Aufgang der Sonne her der Weg offenstände. Und ich sah aus dem Maul des Drachen und aus dem Maul des Tieres und aus dem Munde des falschen Propheten drei unreine Geister wie Frösche (hervorkommen) – sie sind nämlich Teufelsgeister, welche Wunderzeichen verrichten –; diese begeben sich zu den Königen des ganzen Erdkreises, um sie zum Kampf am großen Tage Gottes, des Allmächtigen, zu sammeln. »Seht, ich komme wie ein Dieb! Selig ist, wer da wacht und seine Kleider bereithält, damit er nicht nackt einherzugehen braucht und man seine Schande nicht zu sehen bekommt!« Und sie (jene unreinen Geister) versammelten sie (die Könige) in der Gegend, die auf hebräisch ›Harmagedon‹Har-Magedon, d.h. der Berg von Megiddo; der Name soll wahrscheinlich andeuten, daß die Könige mit ihren Heeren dort ebenso umkommen sollten, wie einst die Kanaaniterkönige am Wasser Megiddo (vgl. Ri 5,19; auch 2.Kön 23,29-30; Sach 12,11heißt. Nun goß der siebte seine Schale in die Luft aus; da erscholl eine laute Stimme aus dem Tempel (im Himmel) vom Throne her und rief: »Es ist geschehen!« Da erfolgten Blitze, Rufe und Donnerschläge; und ein gewaltiges Erdbeben entstand, wie noch nie eins gewesen war, seit es Menschen auf der Erde gegeben hat, ein solch gewaltig starkes Erdbeben. Da zerfiel die große Stadt in drei Teile, und die Städte der Völker stürzten ein, und der großen Stadt Babylon wurde vor Gott gedacht, um ihr den Becher mit dem Glutwein seines Zorns zu reichen. Auch alle Inseln verschwanden, und Berge waren nicht mehr zu finden. Und ein gewaltiger Hagelschlag mit pfundschweren Stücken fiel vom Himmel auf die Menschen herab; aber die Menschen lästerten Gott trotzdem wegen der Plage des Hagels; denn dessen Plage ist ganz entsetzlich. 3. Gesicht von Groß-Babylon und dem Tier; Deutung dieses Gesichtsa) Schilderung des prächtigen, aber greuelhaften, auf dem Tiere thronenden WeibesDa kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, redete mit mir und sagte: »Komm, ich will dir das Gericht über die große Buhlerin zeigen, die an vielen Wassern ihren Sitz hat, mit der die Könige der Erde gebuhlt haben und von deren Unzuchtswein die Bewohner der Erde trunken geworden sind.« So entführte er mich denn im Geist in eine Wüste; und ich sah dort ein Weib auf einem scharlachroten Tier sitzen, das mit gotteslästerlichen Namen übersät war und sieben Köpfe und zehn Hörner hatte. Das Weib war in Purpur und Scharlach gekleidet und mit Gold, Edelsteinen und Perlen reich geschmückt; in ihrer Hand hielt sie einen goldenen Becher, der mit (götzendienerischen) Greueln und mit dem Schmutz ihrer BuhlereiA.L.: Schmutz der Buhlerei der (ganzen) Erde. gefüllt war; und auf ihrer Stirn stand ein Name geschrieben, ein Geheimnis: »Groß-Babylon, die Mutter der Buhlerinnen und der (götzendienerischen) Greuel der Erde.« Ich sah das Weib trunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu; bei ihrem Anblick geriet ich in großes Staunen. b) Schilderung des siebenköpfigen und zehnhörnigen Tieres sowie seiner bisherigen und künftigen GeschickeDa sagte der Engel zu mir: »Warum bist du so erstaunt? Ich will dir Aufschluß geben über das Geheimnis des Weibes und des Tieres, auf dem sie sitzt und das die sieben Köpfe und die zehn Hörner hat. Das Tier, das du gesehen hast, ist (schon früher) dagewesen und ist (jetzt) nicht mehr (da); doch wird es aus dem Abgrund wieder heraufsteigen und ins Verderben fahren; da werden dann die Bewohner der Erde sich verwundern, die, deren Name nicht eingeschrieben steht im Buch des Lebens seit Grundlegung der Welt, wenn sie sehen, daß das Tier (schon früher) dagewesen war und (jetzt) nicht mehr da ist und (nunmehr) wieder da sein wird. Hier ist Verstand erforderlich, der mit Weisheit gepaart ist. Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf denen das Weib thront, und bedeuten (zugleich) sieben Könige: fünf von ihnen sind (bereits) zu Fall gekommen, der eine (sechste) ist (jetzt) da, der andere (siebte) ist noch nicht gekommen, und wenn er gekommen ist, darf er nur eine kurze Zeit bleiben. Ferner das Tier, das (schon früher) gewesen war und (jetzt) nicht mehr da ist, ist selbst der achte und gehört trotzdem zu den sieben (Königen) und fährt dahin ins Verderben. Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, sind zehn Könige, welche die Herrschaft noch nicht empfangen haben, sondern ihre königliche Gewalt zu derselben Stunde zugleich mit dem Tier erhalten. Diese (zehn) haben einmütigen Sinn und stellen ihre Macht und Gewalt dem Tier zur Verfügung. Diese werden mit dem Lamm kämpfen, aber das Lamm wird sie besiegen – denn es ist der Herr der Herren und der König der Könige –, mit seinen Kampfgenossen, den Berufenen und Auserwählten und Getreuen.« c) Deutung des BildesDann fuhr er fort: »Die Wasser, die du gesehen hast, wo die Buhlerin thront, sind Völker und Scharen, Völkerschaften und Sprachen; und die zehn Hörner, die du gesehen hast, und das Tier: die werden die Buhlerin hassen, werden sie einsam und nackt machen, ihr Fleisch verzehren und sie selbst mit Feuer verbrennen; denn Gott hat ihnen ins Herz gegeben, seinen Ratschluß auszuführen und in einem Sinn zu handeln und ihre Königsherrschaft solange dem Tier zur Verfügung zu stellen, bis die Worte Gottes erfüllt sein werden. Das Weib endlich, das du gesehen hast, ist die große Stadt, welche die Herrschaft über die Könige der Erde hat.« 4. Babylons Falla) Ankündigung des über Babylon hereinbrechenden Gerichtsa) Der (erste) EngelrufDanach sah ich einen anderen Engel aus dem Himmel herabkommen, der eine weitgehende Macht erhalten hatte, und die Erde wurde von seiner Herrlichkeit erleuchtet. Er rief mit mächtiger Stimme: »Gefallen, gefallen ist das große Babylon und ist zur Behausung von Teufeln, zur Unterkunft aller unreinen Geister und zur Unterkunft aller unreinen und verabscheuten Vögel geworden! Denn von dem Glutwein ihrer Unzucht haben alle Völker getrunken, und die Könige der Erde haben mit ihr gebuhlt, und die Kaufleute der Erde sind durch ihre maßlose Üppigkeit reich geworden.« b) Eine zweite StimmeDann hörte ich eine andere Stimme aus dem Himmel rufen: »Gehet aus ihr hinaus, ihr mein Volk, damit ihr an ihren Sünden keinen Anteil habt und von ihren Plagen nicht mitbetroffen werdet! Denn ihre Sünden haben sich aufgetürmt bis an den Himmel, und Gott hat ihrer Ungerechtigkeiten gedacht. Tut an ihr, wie auch sie getan hat, und zahlt ihr doppelt heim, wie ihre Taten es verdienen! In dem Becher, in dem sie den Wein gemischt hat, mischt für sie ein doppeltes Maß! Soviel sie geprunkt und Üppigkeit getrieben hat, ebensoviel Qual und Leid fügt ihr zu! Weil sie in ihrem Herzen denkt: ›Ich throne hier als Königin und bin keine Witwe und werde niemals Trauer erleben‹, deshalb sollen ihre Plagen an einem Tage über sie kommen, Pest, Trauer und Hunger, und mit Feuer soll sie verbrannt werden; denn stark ist Gott der Herr, der das Urteil über sie gesprochen hat.« b) Die Klagen der Erdenkönige, der Händler und Schiffsleute über den Untergang der Stadt»Und weinen und wehklagen werden um sie die Könige der Erde, die mit ihr gebuhlt und Üppigkeit getrieben haben, wenn sie den Rauch von ihrem Brande sehen; von ferne werden sie aus Furcht vor ihrer Qual stehen und ausrufen: ›Wehe, wehe, du große Stadt Babylon, du mächtige Stadt! In einer einzigen Stunde ist nun das Gericht über dich gekommen!‹ Auch die Kaufleute der Erde weinen und trauern um sie, weil jetzt niemand mehr ihre Waren kauft: die Waren von Gold und Silber, von Edelsteinen und Perlen, von feiner Leinwand und Purpur, von Seide und Scharlach, all das duftende Thujaholz und alle die Geräte von Elfenbein, alle die Geräte von kostbarem Holz und Erz, von Eisen und Marmor; auch Zimt und Haarbalsam und Räucherwerk, Salbe und Weihrauch, Wein und Öl, Feinmehl und Weizen, Zugvieh und Schafe, Pferde und Wagen, Menschenleiber und Menschenseelen. Auch das Obst, an dem du deine Herzenslust hattest, ist dir verlorengegangen, und alles, was glänzt und prunkt, ist dir entschwunden und wird sicherlich nie wieder anzutreffen sein. Die Kaufleute, die mit diesen Dingen Handel treiben und an ihr reich geworden sind, werden aus Furcht vor ihrer Qual weinend und trauernd in der Ferne stehen und ausrufen: ›Wehe, wehe, du große Stadt, die du dich in feine Leinwand, in Purpur und Scharlach kleidetest und mit Gold, Edelsteinen und Perlen reich geschmückt warst! O daß eine einzige Stunde diesen großen Reichtum verwüstet hat!‹ Und alle Steuermänner und alle Küstenfahrer, die Schiffsleute und alle, die auf dem Meer arbeiten, standen von fern und riefen, als sie den Rauch von ihrem Brande sahen, laut aus: ›Wo ist eine Stadt so groß, wie diese (war)!‹ Sie streuten sich Staub auf die Häupter und riefen unter Weinen und Wehklagen: ›Wehe, wehe, du große Stadt, in der alle, die ihre Schiffe auf dem Meer haben, von ihrem ÜberflußA.Ü.: von dem Aufwand, den sie trieb. reich geworden sind! Ach, in einer einzigen Stunde ist sie verwüstet worden!‹« c) Freudiger Zuruf (der himmlischen Stimme) an die Himmelsbewohner»Frohlocke über sie, du Himmel und ihr Heiligen, ihr Apostel und Propheten, denn Gott hat das Strafgericht für euch an ihr vollzogen!« d) Das sinnbildliche Zeichen der Vernichtung; die in der zerstörten Stadt herrschende VerödungDa hob ein starker Engel einen Stein auf, der so groß wie ein Mühlstein war, und schleuderte ihn ins Meer mit den Worten: »So wird mit gewaltigem Schwung die große Stadt Babylon weggeschleudert werden und nicht mehr zu finden sein! Kein Klang von Harfenspielern und Sängern, von Flötenspielern und Posaunenbläsern wird je wieder in dir vernommen werden! Auch kein Künstler in irgendwelcher Kunst wird noch in dir gefunden und kein Schall von einer Mühle in dir gehört werden! Kein Licht von einer Lampe wird noch in dir scheinen und kein Jubelruf eines Bräutigams und einer Braut sich in dir vernehmen lassen! Denn deine Kaufherren sind die Großen der Erde gewesen, und durch deine Giftmischereien sind alle Völker verführt worden; und in ihr ist das Blut der Propheten und Heiligen und aller derer gefunden, die auf der Erde hingeschlachtet worden sind.« 5. Der Jubel im Himmel über den Fall Babylons; die bevorstehende Hochzeit des LammesDanach hörte ich ein Getön, das klang wie der laute Jubel einer großen Schar, die im Himmel riefen: »Halleluja! Das Heil, die Herrlichkeit und die Kraft gehören unserm Gott; denn wahrhaftig und gerecht sind seine Gerichte, daß er die große Buhlerin gerichtet hat, die mit ihrer Unzucht die Erde verstörte, und das Blut seiner Knechte hat er an ihr gerächt!« Und zum zweitenmal riefen sie: »Halleluja! Und der Rauch von ihr steigt in alle Ewigkeit auf!« Da warfen sich die vierundzwanzig Ältesten und die vier Lebewesen nieder und beteten Gott, der auf dem Throne sitzt, mit den Worten an: »Amen! Halleluja!« Und eine Stimme ging vom Throne aus, die rief: »Lobet unsern Gott, ihr alle seine Knechte, die ihr ihn fürchtet, die Kleinen wie die Großen!« Dann hörte ich ein Getön, das klang wie der Jubel einer großen Volksmenge und wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Krachen starker Donnerschläge, als sie riefen: »Halleluja! Der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat die Herrschaft angetreten! Laßt uns fröhlich sein und jubeln und ihm die Ehre geben! Denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Braut hat sich gerüstet, und ihr ist verliehen worden, sich in glänzend weiße Leinwand zu kleiden«; die Leinwand nämlich, die bedeutet die Rechttaten der Heiligen. – Dann sagte er zu mir: »Schreibe: Selig sind die, welche zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind!« Weiter sagte er zu mir: »Dies sind die wahrhaftigen Worte Gottes.« Da warf ich mich ihm zu Füßen nieder, um ihn anzubeten; aber er sagte zu mir: »Nicht doch! Ich bin nur ein Mitknecht von dir und von deinen Brüdern, die das Zeugnis Jesu haben. Bete Gott an!« – Das Zeugnis Jesu nämlich, das ist der Geist der Weissagung. VI. Das Ende (19,11-22,5)1. Die Messiasschlacht; die Vernichtung des Tieres und seines Anhangs (d.h. aller christusfeindlichen Kriegsheere bzw. Völker)Dann sah ich den Himmel offenstehen und erblickte ein weißes Roß; der auf ihm sitzende Reiter heißt ›Treu und Wahrhaftig‹; er richtet und streitet mit Gerechtigkeit. Seine Augen aber sind (wie) eine Feuerflamme; auf seinem Haupt hat er viele Königskronen, und er trägt an sich einen Namen geschrieben, den niemand außer ihm selbst kennt; bekleidet ist er mit einem in Blut getauchten Gewande, und sein Name lautet ›das Wort Gottes‹. Die himmlischen Heerscharen folgten ihm auf weißen Rossen und waren mit glänzend weißer Leinwand angetan. Aus seinem Munde geht ein scharfes Schwert hervor, mit dem er die Völker (nieder)schlagen soll, und er wird sie mit eisernem Stabe weiden, und er ist es, der die Kelter des Glutweins des Zornes des allmächtigen Gottes tritt. An seinem Gewande, und zwar an seiner Hüfte, trägt er den Namen geschrieben: »König der Könige und Herr der Herren«. Dann sah ich einen Engel in der Sonne stehen, der rief mit lauter Stimme allen Vögeln zu, die hoch oben am Himmel fliegen: »Kommt her, versammelt euch zu dem großen Mahle Gottes! Ihr sollt Fleisch fressen von Königen, Fleisch von Kriegsobersten, Fleisch von Starken, Fleisch von Rossen und ihren Reitern, Fleisch von Leuten aller Art, von Freien und Sklaven, von Kleinen und Großen!« Weiter sah ich das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um mit dem auf dem Roß sitzenden Reiter und mit seinem Heer zu kämpfen. Da wurde das Tier gegriffen und mit ihm der Lügenprophet, der die Wunderzeichen vor seinen Augen getan und dadurch die verführt hatte, welche das Malzeichen des Tieres trugen und sein Bild anbeteten; bei lebendigem Leibe wurden beide in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt. Die übrigen aber wurden mit dem Schwerte getötet, das aus dem Munde des auf dem Rosse sitzenden Reiters hervorging; und alle Vögel sättigten sich an ihrem Fleisch. 2. Die Ereignisse bis zur Heilsvollendung auf Erden; das tausendjährige Friedensreich und sein Ausgang in eine neue Weltschöpfung (sechste Gruppe der Gesichte)a) Fesselung des Satans; die erste Auferstehung und das tausendjährige FriedensreichDann sah ich einen Engel aus dem Himmel herabkommen, der den Schlüssel zum Abgrund und eine große Kette in seiner Hand hatte. Er ergriff den Drachen, die alte Schlange – das ist der Teufel und der Satan –, legte ihn auf tausend Jahre in Fesseln, warf ihn in den Abgrund, verschloß den Eingang und brachte über ihm ein Siegel an, damit er die Völker nicht mehr verführe, bis die tausend Jahre zu Ende sind; danach muß er auf kurze Zeit noch einmal freigelassen werden. Dann sah ich Thronsessel (aufgestellt), auf die sich (Richter) setzen; und es wurde ihnen das Gericht übertragen. Dann sah ich die Seelen derer, die wegen des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet worden waren und die das Tier und sein Bild nicht angebetet und das Malzeichen an Stirn und Hand nicht angenommen hatten; sie wurden wieder lebendig und herrschten als Könige zusammen mit Christus tausend Jahre lang. Die übrigen Toten aber lebten bis zum Ablauf der tausend Jahre nicht wieder auf. Dies ist die erste Auferstehung: selig und heilig ist, wer an der ersten Auferstehung Anteil hat! Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und die tausend Jahre hindurch zusammen mit ihm herrschen. b) Gog und Magog; letztes Auftreten und ewige Vernichtung des Satans und seiner ScharenWenn dann aber die tausend Jahre zu Ende sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis freigelassen werden, und er wird sich aufmachen, um die Völker an den vier Ecken der Erde zu verführen, den Gog und Magog, um sie zum Kampf zusammenzubringen; deren Zahl ist wie die des Sandes am Meer. Sie zogen dann auf die Breite der Erde hinauf und umzingelten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Da fiel Feuer vom Himmel herab und verzehrte sie; und ihr Verführer, der Teufel, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, in welchem sich auch das Tier und der Lügenprophet befinden; dort werden sie bei Tag und bei Nacht in alle Ewigkeit gepeinigt werden. c) Die zweite (allgemeine) Auferstehung und das Jüngste GerichtWeiter sah ich einen großen weißen Thron und den, der auf ihm saß; vor dessen Angesicht flohen die Erde und der Himmel, und es fand sich keine Stätte mehr für sie. Und ich sah die Toten, die Großen wie die Kleinen, vor dem Throne stehen, und Bücher wurden aufgetan; dann wurde noch ein anderes Buch aufgeschlagen, nämlich das Buch des Lebens, und die Toten wurden aufgrund dessen gerichtet, was in den Büchern geschrieben stand, (nämlich) nach ihren Werken. Und das Meer gab die Toten zurück, die es barg, und der Tod und das Totenreich gaben die Toten heraus, die sich in ihnen befanden, und sie wurden alle nach ihren Werken gerichtet; hierauf wurden der Tod und das Totenreich in den Feuersee geworfen. Dies ist der zweite Tod, nämlich der Feuersee; und wenn jemand nicht im Buch des Lebens verzeichnet gefunden wurde, so wurde er in den Feuersee geworfen. Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren verschwunden, und auch das Meer ist nicht mehr da. 3. Die ewige Herrlichkeit der Heilsvollendung an den Gläubigen (siebte Gruppe der Gesichte)a) Das neue Jerusalem als Wohnstatt Gottes bei den Menschen und Gottes Verheißung und UrteilUnd ich sah die heilige Stadt, ein neues Jerusalem, aus dem Himmel herabkommen von Gott her, ausgestattet wie eine für ihren Bräutigam geschmückte Braut. Dabei hörte ich eine laute Stimme aus dem HimmelA.L.: vom Throne her. rufen: »Siehe da, die Hütte Gottes ist bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein; ja, Gott selbst wird unter ihnen sein und wird alle Tränen aus ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, und keine Trauer, kein Klaggeschrei und kein Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.« Da sagte der auf dem Thron Sitzende: »Siehe, ich mache alles neu!« Dann fuhr er fort: »Schreibe! Denn diese Worte sind zuverlässig und gewiß!« Weiter sagte er zu mir: »Es ist geschehen.nämlich: es ist alles neu geworden. – A.L.: Ich bin’s. Ich bin das A und das OA und O sind der erste und letzte Buchstabe im griechischen Alphabet., der Anfang und das Ende; ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Lebenswassers umsonst (zu trinken) geben. Wer da überwindet, soll dieses erben, und ich will sein Gott sein, und er soll mein Sohn sein. Dagegen den Feigen und Ungläubigen, den Unreinen und Mördern, den Unzüchtigen und Zauberern, den Götzendienern und allen Lügnern soll ihr Teil in dem See werden, der mit Feuer und Schwefel brennt: dies ist der zweite Tod.« b) Die Beschreibung des neuen JerusalemDa kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen (gehabt) hatten, die mit den sieben letzten Plagen gefüllt waren, und richtete die Worte an mich: »Komm, ich will dir die Braut, das Weib des Lammes, zeigen!« Hierauf entrückte er mich im Geist auf einen großen, hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, wie sie aus dem Himmel herabkam von Gott her, geschmückt mit der Herrlichkeit Gottes. Ihr Lichtglanz war wie der kostbarste Edelstein, wie ein kristalleuchtender Jaspis. Sie hatte eine große, hohe Mauer mit zwölf Toren darin und auf den Toren zwölf Engel (als Wächter); und Namen waren darangeschrieben, nämlich die Namen der zwölf Stämme der Israeliten; drei Tore lagen nach Osten, drei nach Norden, drei nach Süden und drei nach Westen. Die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine, und auf ihnen standen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes geschrieben. Der mit mir redende (Engel) hatte als Meßstab ein goldenes Rohr, um die Stadt sowie ihre Tore und ihre Mauer auszumessen. Die Stadt bildet nämlich ein Viereck, und ihre Länge ist ebenso groß wie die Breite. So maß er denn die Stadt mit dem Rohr: zwölftausend Stadien; Länge, Breite und Höhe sind bei ihr gleich. Dann maß er ihre Mauer: hundertundvierundvierzig Ellen nach Menschenmaß, das auch Engelmaß ist. Der Baustoff ihrer Mauer ist Jaspis, und die Stadt (selbst) besteht aus lauterem Gold, (durchsichtig) wie reines Glas. Die Grundsteine der Stadtmauer sind mit Edelsteinen jeder Art verziert: der erste Grundstein ist ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein Chalzedon, der vierte ein Smaragd, der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Karneol, der siebte ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst. Die zwölf Tore waren zwölf Perlen; jedes von ihnen bestand aus einer einzigen Perle; und die Straßen der Stadt waren lauteres Gold, wie durchsichtiges Glas. Einen Tempel sah ich nicht in ihr; denn Gott der Herr, der Allmächtige, ist ihr Tempel und (außerdem) das Lamm. Auch bedarf die Stadt nicht der Sonne und nicht des Mondes zu ihrer Erleuchtung; denn die Herrlichkeit Gottes spendet ihr Licht, und ihre Leuchte ist das Lamm. Die Völker werden in ihrem Lichte wandeln, und die Könige der Erde bringen ihre Herrlichkeitd.h. das Herrlichste, das sie haben, ihre herrlichsten Kostbarkeiten. in sie hinein. Ihre Tore werden am Tage niemals verschlossen werden, denn Nacht wird es dort nicht mehr geben, und man wird die Herrlichkeit und die Pracht der Völker in sie hineinbringen. Und niemals wird etwas Unreines in sie hineinkommen und niemand, der Greuel und Lüge übt, sondern nur die, welche im Lebensbuche des Lammes verzeichnet stehen. Der Lebensstrom, die Lebensbäume, die volle Gottesgemeinschaft und das ewige LichtreichWeiter zeigte er mir einen Strom von Wasser des Lebens, klar wie Kristall, der aus dem Throne Gottes und des Lammes hervorfloß. Auf beiden Seiten des Stromes, halbwegs zwischen ihm und den Straßen der Stadt, standen Lebensbäume,A.Ü.: In der Mitte ihrer (der Stadt) Straße (fließt er) und hüben und drüben am Strom stehen Lebensbäume. – Im übrigen ist diese auf die Lebensbäume im himmlischen Jerusalem bezügliche Stelle schwer zu übersetzen und mehrdeutig; viele Erklärer sind der Ansicht, daß an der Stelle nur von einem Lebensbaum die Rede sei. die zwölfmal Früchte tragen: in jedem Monat bringen sie ihre Früchte, und die Blätter der Bäume dienen den Völkern zur Heilung. Es wird dort auch nichts mehr vom Bann Getroffenes geben, vielmehr wird der Thron Gottes und des Lammes in ihr stehen, und seine Knechte werden ihm dienen und werden sein Angesicht schauen, und sein Name wird auf ihren Stirnen stehen. Es wird dort auch keine Nacht mehr geben, und man bedarf keines Lampenlichts und keines Sonnenlichts; denn Gott der Herr wird ihnen leuchten, und sie werden als Könige in alle Ewigkeit herrschen. VII. Schluß des Buchesa) Verheißung Christi und Bezeugung des Johannes; nicht dem Geschöpf, sondern nur Gott gebührt die AnbetungDann sagte er zu mir: »Diese Worte sind zuverlässig und wahrhaftig, und der Herr, der Gott der Prophetengeister, hat seinen Engel gesandt, um seinen Knechten anzuzeigen, was in Bälde geschehen muß.« »Und wisse wohl: ich komme bald! Selig ist, wer die Worte der Weissagung dieses Buches festhält!« Und ich, Johannes, bin es, der dies gehört und gesehen hat; und als ich es gehört und gesehen hatte, warf ich mich dem Engel, der mir dies (alles) gezeigt hatte, zu Füßen nieder, um ihn anzubeten; aber er sagte zu mir: »Nicht doch! Ich bin (nur) ein Mitknecht von dir und deinen Brüdern, den Propheten, sowie von denen, welche die Worte dieses Buches festhalten. Bete Gott an!« b) Weisung und Mahnung des Engels und Rede JesuDann fuhr er fort: »Lege die Worte der Weissagung dieses Buches nicht unter Siegel! Denn die Zeit (ihrer Erfüllung) ist nahe. Wer Unrecht tut, möge noch weiter Unrecht tun und der Schuldbefleckte sich weiterhin beflecken; aber auch der Gerechte möge weiterhin Gerechtigkeit üben und der Heilige sich weiterhin heiligen!« »Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, um einem jeden nach seinem Werk zu vergelten. Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Selig sind die, welche ihre Kleider waschen,A.L.: die seine Gebote tun (= halten, erfüllen); vgl. 1.Joh 3,23. damit sie ein Anrecht an den Baum des Lebens erlangen und durch die Tore in die Stadt eingehen (können)! Draußen sind die Hunde und die Zauberer, die Unzüchtigen und die Mörder, die Götzendiener und alle, welche die Lüge lieben und üben.« »Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, um euch dieses vor den Gemeinden zu bezeugen. Ich bin der Wurzelsproß vom Geschlecht Davids,W.: und das Geschlecht (= der Nachkomme) Davids = der Davidssohn. der helle Morgenstern.« Und der Geist und die Braut sagen: »Komm!«, und wer es hört, der sage: »Komm!«, und wen da dürstet, der komme! Wer Verlangen trägt, der empfange Wasser des Lebens umsonst! Ich (Johannes) bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand zu ihnen etwas hinzufügt, so wird Gott auf ihn die Plagen legen, von denen in diesem Buche geschrieben steht; und wenn jemand von den Worten dieses Buches der Weissagung etwas wegnimmt, so wird Gott ihm seinen Anteil am Baume des Lebens und an der heiligen Stadt wegnehmen, von denen in diesem Buche geschrieben steht. Es spricht der, welcher dies bezeugt: »Ja, ich komme bald!« »Amen, komm, Herr Jesus!« Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen. id=b-vz-218 lang=deu charset=0 description=Menge 1939 short.title=Menge 1939 version.major=1 version.minor=0 version.date=2017-03-25 creator=Hans J. Herbst (joiner194@hotmail.com) about=1931 Menge Bibel coverage=provide the Bible to the nations of the world contributors=Privileg. Württ. Bibelanstalt, Stuttgart rights=We believe that this Bible is found in the Public Domain