Die Erschaffung des WeltallsIm Anfang schuf Gott Himmel und Erde.  Die Erde war wüst und öde. Finsternis lag über der abgrundtiefen Flut. Gottes Geist schwebte über den Wassern.  DAS WERK DER SCHEIDUNGErstes TagewerkDa sprach Gott: "Es werde Licht!" Und es ward Licht.  Und Gott sah das Licht: Es war gut. So schied Gott das Licht von der Finsternis. Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Und es ward Abend und es ward Morgen: der erste Tag. Zweites TagewerkDann sprach Gott: "Es bilde sich ein Gewölbe inmitten der Wasser und sei Scheidewand zwischen Wassern und Wassern!"  Und Gott schuf das Firmament und schied die Wasser unterhalb des Firmaments von denen oberhalb des Firmaments. - Und so ward es. Das Firmament nannte Gott Himmel. Und es ward Abend und es ward Morgen: der zweite Tag. Drittes TagewerkDann sprach Gott: "Sammeln sollen sich die Wasser unterhalb des Himmels an einem Ort, daß sichtbar werde das trockene Land." - Und so ward es. Das trockene Land nannte Gott Erde, das zusammengeströmte Wasser nannte er Meer. Und Gott sah: Es war gut. Dann sprach Gott: "Sprossen lasse die Erde grünende, samenhaltende Kräuter und fruchttragende Bäume, die Früchte bringen nach ihrer Art, Früchte, die in sich selbst ihren Samen tragen auf der Erde." - Und so ward es. Die Erde brachte grünende, samentragende Kräuter aller Art und Bäume hervor, mit allerlei samenhaltenden Früchten. Und Gott sah: Es war gut. Und es ward Abend und es ward Morgen: der dritte Tag. DAS WERK DER AUSSTATTUNGViertes TagewerkDann sprach Gott: "Lichter sollen am Firmament entstehen, um den Tag von der Nacht zu scheiden. Als Zeichen sollen sie dienen und Zeiten, Tage und Jahre anzeigen.  Sie sollen leuchten am Himmelsgewölbe und Licht spenden der Erde!" - Und so ward es. Gott schuf die beiden großen Leuchten; die größere, daß sie beherrsche den Tag, und die kleinere, zur Beherrschung der Nacht, dazu noch die Sterne. Gott setzte sie an das Himmelsgewölbe, damit sie hinableuchten auf die Erde, über Tag und Nacht herrschen und das Licht von der Finsternis scheiden. Und Gott sah: Es war gut. Und es ward Abend und es ward Morgen: der vierte Tag. Fünftes TagewerkDann sprach Gott: "Wimmeln soll das Wasser von lebenden Wesen, und Vögel sollen vor dem Himmelsgewölbe über die Erde dahinfliegen!" So schuf Gott die großen Seeungetüme und jedes lebende Wesen, das sich regt, von denen das Wasser wimmelt nach ihren Arten und geflügelten Vögel nach ihren Arten. Und Gott sah: Es war gut. Gott segnete sie und sprach: "Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllt das Wasser im Meer. Und die Vögel mögen sich mehren auf der Erde!" Und es ward Abend und es ward Morgen: der fünfte Tag. Sechstes TagewerkDann sprach Gott: "Die Erde bringe lebende Wesen aller Art hervor: Vieh, Gewürm und Wild des Feldes, jedes nach seiner Art!" Und so ward es. So machte Gott das Wild des Feldes nach seiner Art, das Vieh nach seiner Art und alles Gewürm, das auf dem Boden kriecht, nach seiner Art. Und Gott sah: Es war gut. Dann sprach Gott: "Laßt uns den Menschen machen nach unserem Bild, uns ähnlich! Herrschen soll er über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über alles Wild des Feldes und über alles Gewürm, das am Boden kriecht!"  So schuf Gott den Menschen nach seinem Bild. Als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er ihn.  Gott segnete sie und sprach zu ihnen: "Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllt die Erde. Macht sie euch untertan und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über jedes Lebewesen, das sich auf Erden regt!" Und Gott sprach: "Seht, ich übergebe euch alle samentragenden Pflanzen auf der ganzen Erde und alle Bäume mit samenhaltenden Früchten; sie sollen euch zur Nahrung dienen. Und allem Wild des Feldes, allen Vögeln des Himmels und allem, was auf dem Boden kriecht und Lebensodem in sich hat, gebe ich alle grünen Kräuter zur Speise. - Und so ward es. Und Gott sah alles, was er gemacht hatte und sah, es war sehr gut. Und es ward Abend und es ward Morgen: der sechste Tag. Der RuhetagSo wurden vollendet der Himmel und die Erde und ihr gesamtes Heer Und Gott vollendete am siebten Tag sein Werk, das er geschaffen und er ruhte am siebenten Tag von all seinem Werk, das er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte er von all seinem Werk, das er durch seine Schöpfertat ins Dasein gerufen hatte. DIE URGESCHICHTE DER MENSCHHEITVon Adam bis NoachDie Erschaffung des MenschenDas ist die Entstehungsgeschichte des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden: Zur Zeit, als Gott der Herr Himmel und Erde schuf,  - auf der Erde gab es noch kein Gesträuch des Feldes und auf den Fluren wuchsen noch keine Pflanzen, denn Gott der Herr hatte noch keinen Regen auf die Erde fallen lassen und ein Mensch war noch nicht da, das Land zu bestellen und Flußwasser heraufsteigen zu lassen von der Erde und zu tränken den Ackerboden -  da bildete Gott der Herr den Menschen aus dem Staub der Erde und hauchte in seine Nase den Odem des Lebens - so wurde der Mensch zu einem lebenden Wesen.  Das ParadiesDann legte Gott der Herr fern im Osten, in Eden, einen Garten an und brachte dorthin den Menschen, den er gebildet hatte.  Aus dem Boden ließ Gott der Herr allerlei Bäume hervorwachsen, die einen lieblichen Anblick boten und wohlschmeckende Früchte trugen, und den Baum des Lebens in der Mitte des Gartens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.  Von Eden her kam zur Bewässerung des Gartens ein Strom, der sich beim Heraustreten aus ihm in vier Arme verzweigte. Der erste heißt Pischon, der an Hawila vorbeifließt, wo man Gold findet -  das Gold dieses Landes ist vortrefflich; dort gibt es auch Bdelliumharz und Karneolsteine.  Der zweite Strom heißt Gihon - er fließt an Kusch vorbei. Der dritte Strom heißt Tigris, der östlich an Assur vorbeifließt. Der vierte Strom ist der Eufrat. - Gott der Herr nahm also den Menschen und brachte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaue und pflege. Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach: "Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, nur vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen! Denn sobald du davon ißt, bist du dem Tod verfallen." Die Erschaffung der FrauDann sprach Gott der Herr: "Es ist nicht gut für den Menschen, daß er allein ist. Ich will ihm eine Gehilfin machen, die ihm entspricht." Und Gott der Herr bildete aus dem Ackerboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie zum Menschen, um zu sehen, wie er sie benennen werde. Und wie der Mensch ein lebendes Wesen benannte, so ist sein Name. So gab der Mensch allem Vieh und den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes Namen. - Doch für den Menschen fand er keine Gehilfin, die ihm entsprach. Deshalb ließ Gott der Herr einen tiefen Schlaf über den Menschen kommen. Als er eingeschlafen war, entnahm er ihm eine Rippe und füllte die Stelle wieder mit Fleisch.  Die Rippe, die Gott der Herr dem Menschen entnommen hatte, gestaltete er zu einer Frau und führte sie Adam zu. Da sagte Adam: "Diese endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch! Diese wird "Mensch" heißen, weil sie vom Menschen genommen ist.  Darum verläßt der Mensch seinen Vater und seine Mutter und hängt seiner Frau an, und sie werden zu einem Fleisch. Beide waren sie nackt, der Mensch und seine Frau, und doch schämten sie sich nicht. SCHULD UND STRAFEDie VersuchungDie Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott der Herr gemacht hatte. Sie sagte zur Frau: "Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?"  Die Frau antwortete der Schlange: "Von den Früchten der Bäume des Gartens dürfen wir essen. Doch von der Frucht des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen, ja, sie nicht einmal anrühren, sonst müßt ihr sterben." Die Schlange erwiderte der Frau: "Keineswegs werdet ihr sterben! Gott weiß wohl: Am Tag, da ihr davon eßt, werden euch die Augen aufgehen, und ihr werdet wie Gott sein, erkennend Gut und Böse."  Die SündeUnd die Frau sah, daß die Früchte des Baumes köstlich munden müßten, einen lieblichen Anblick darboten und es begehrenswert wäre, durch sie einsichtig zu werden. Und sie nahm von seiner Frucht und sie aß. Und sie gab davon auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er aß. Da gingen beiden die Augen auf, und sie merkten, daß sie nackt waren. Sie flochten Blätter vom Feigenbaum zusammen und machten sich Schurze.  Das VerhörAls sie aber das Geräusch der Schritte Gottes des Herrn hörten, der sich zur Zeit des Tagwindes im Garten erging, versteckten sich der Mensch und seine Frau vor Gott dem Herrn zwischen den Sträuchern des Gartens.  Doch Gott der Herr rief nach Adam und fragte ihn: "Wo bist du?" Der antwortete: "Als ich im Garten das Geräusch deiner Schritte hörte, fürchtete ich mich, weil ich nackt bin; so habe ich mich verborgen." Da fragte er: "Wer hat dir gesagt, daß du nackt bist? Hast du etwa von dem Baum gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe?" Adam antwortete: "Die Frau, die du mir zur Gefährtin gegeben hast, gab mir von dem Baum, und ich aß." Und Gott der Herr sprach zu der Frau: "Warum hast du das getan?" - Da sagte die Frau: "Die Schlange hat mich verführt; so habe ich gegessen." Fluch über die SchlangeDa sprach Gott der Herr zur Schlange: "Weil du das getan hast, sei verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes! Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Staub sollst du fressen alle Tage deines Lebens!  Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen. Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst nach seiner Ferse schnappen."  Urteilsspruch über die FrauZur Frau sagte er: "Viele Beschwerden will ich dir auferlegen bei deiner Mutterschaft; in Schmerzen sollst du Kinder haben. Nach deinem Mann wirst du verlangen, er aber wird über dich herrschen." Urteilsspruch über den MannZu Adam sagte er: "Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört hast und von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir geboten habe: Du darfst nicht von ihm essen!: soll um deinetwillen der Ackerboden verflucht sein. Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren alle Tage deines Lebens! Dornen und Disteln wird er dir tragen, und doch mußt du das Gewächs des Feldes essen. Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zur Erde zurückkehrst, von der du genommen bis. Denn Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück." - Verstoßung aus dem ParadiesDer Mensch gab seiner Frau den Namen Eva; denn sie wurde die Mutter aller Lebenden. Und Gott der Herr machte dem Menschen und seiner Frau Röcke aus Fell und bekleidete sie damit. Und Gott der Herr sprach: "Siehe, der Mensch ist wie einer von uns geworden - er erkennt Gut und Böse. Damit er nur nicht seine Hand ausstreckt und vom Baum des Lebens nimmt und ißt und ewig lebt!" - So schickte ihn denn Gott der Herr aus dem Garten von Eden weg, damit er den Ackerboden bebaue, von dem er genommen war. Und er vertrieb den Menschen und stellte im Osten des Gartens von Eden die Kerubim und das zuckende Flammenschwert, zu bewachen den Weg zum Baum des Lebens.  DIE ERSTEN NACHKOMMEN DER STAMMELTERNKain und Abel - der BrudermordAdam erkannte Eva, seine Frau. Sie wurde guter Hoffnung und gebar den Kain. Da sagte sie: "Einen Mann habe ich erhalten mit Hilfe des Herrn!"  Hierauf bekam sie nochmals einen Sohn, seinen Bruder Abel. Abel wurde ein Schafhirt, Kain ein Ackerbauer.  Nach geraumer Zeit geschah es nun, daß Kain von den Früchten des Feldes dem Herrn ein Opfer darbrachte; auch Abel opferte von den Erstlingen seiner Herde, und zwar die Fettstücke. Der Herr schaute gnädig auf Abel und sein Opfer, aber auf Kain und sein Opfer achtete er nicht. Da wurde Kain sehr zornig und blickte düster vor sich hin. Der Herr aber fragte Kain: "Warum bist du zornig und schaust so düster vor dich hin? Ist es nicht so: Wenn du recht handelst, darfst du auch den Blick frei erheben, doch handelst du unrecht, lauert die Sünde, deren Verlangen auf dich gerichtet ist, vor der Tür? - Du aber sollst über sie herrschen!" Eines Tages nun, als Kain mit seinem Bruder Abel, während sie auf dem Felde waren, einen Wortwechsel hatte, fiel Kain über seinen Bruder Abel her und schlug ihn tot. Kains BestrafungNun fragte der Herr den Kain: "Wo ist dein Bruder Abel?" Er antwortete: "Ich weiß es nicht. Bin ich der Hüter meines Bruders?" Da sprach er: "Was hast du getan? Laut schreit aus der Erde das Blut deines Bruders Abel zu mir.  So sei denn verflucht, verbannt vom Heimatboden, der seinen Mund auftat, um aus deiner Hand das Blut deines Bruders zu trinken! Wenn du den Boden bestellst, gebe er dir fortan keinen Ertrag! Unstet und flüchtig sollst du auf der Erde sein. Da klagte Kain: "Zu schwer ist meine Strafe, als daß ich sie tragen könnte. Du treibst mich heute vom Ackerboden hinweg, vor deinem Angesicht muß ich mich verbergen, muß unstet und flüchtig auf der Erde sein. Jeder, der mir begegnet, wird mich erschlagen!" Der Herr antwortete ihm: "Nicht doch! Wer immer Kain tötet, soll es siebenfach büßen!" - Und der Herr machte ein Zeichen für Kain, daß niemand ihn erschlage, wer immer ihn fände.  Kain ging weg vom Angesicht des Herrn und ließ sich im Lande Nod, östlich von Eden, nieder.  Die Nachkommen KainsKain erkannte seine Frau; sie wurde guter Hoffnung und gebar Henoch. Kain gründete eine Stadt und gab ihr den Namen seines Sohnes Henoch.  Dem Henoch wurde Irad geboren. Irad zeugte Mehujaël. Mehujaël zeugte Metuschaël. Metuschaël zeugte Lamech. Lamech nahm sich zwei Frauen: die eine hieß Ada, die andere Zilla. Ada gebar Jabal, der zum Stammvater derer wurde, die in Zelten und beim Vieh wohnen. Sein Bruder hieß Jubal - er wurde zum Stammvater aller Zither- und Flötenspieler. Zilla gebar Tubal-Kajin, den Schmied, der Geräte aus Erz und Eisen herstellte. - Die Schwester Tubal-Kajins war Naama. Lamech sagte zu seinen Frauen: "Ada und Zilla, hört meine Rede, ihr Frauen Lamechs, lauscht meinem Spruch! Den Mann erschlage ich, der mich verwundet, den Knaben, der mich schlägt. Wird Kain siebenfach gerächt, dann Lamech siebenundsiebzigfach!" Set, der Sohn der HoffnungAdam erkannte wieder seine Frau. Sie gebar einen Sohn und nannte ihn Set. "Denn", sagte sie, "Gott gibt mir an Stelle Abels einen anderen Nachkommen, weil Kain jenen erschlagen hat.  Auch dem Set wurde ein Sohn geboren. Er nannte ihn Enosch. - Damals begann man, den Namen des Herrn anzurufen.  Dies ist das Verzeichnis der Nachkommen Adams. - Als Gott den Menschen schuf, erschuf er ihn als Gottes Ebenbild. Als Mann und Frau erschuf er ihn, segnete ihn und gab ihm, als er erschaffen war, den Namen Mensch. Im Alter von 130 Jahren wurde Adam Vater eines Sohnes, der ihm ähnlich, sein Ebenbild war. - Er nannte ihn Set. Adam lebte nach der Geburt des Set 800 Jahre und hatte noch andere Söhne und Töchter.  Die ganze Lebensdauer Adams betrug 930 Jahre; dann starb er. Als Set 105 Jahre alt war, wurde er Vater des Enosch. Nach der Geburt des Enosch lebte Set noch 807 Jahre und hatte Söhne und Töchter. Die ganze Lebensdauer Sets betrug 912 Jahre; dann starb er. Als Enosch 90 Jahre alt war, wurde er Vater des Kenan. Nach der Geburt Kenans lebte Enosch noch 815 Jahre und hatte Söhne und Töchter. Die ganze Lebensdauer des Enosch betrug 905 Jahre, dann starb er. Als Kenan 70 Jahre alt war, wurde er Vater des Mahalalel. Kenan lebte nach der Geburt Mahalalels noch 840 Jahre und hatte Söhne und Töchter. Die ganze Lebensdauer Kenans betrug 910 Jahre; dann starb er. Als Mahalalel 65 Jahre alt war, wurde er Vater des Jered. Nach der Geburt Jereds lebte Mahalalel noch 830 Jahre und hatte Söhne und Töchter. Die ganze Lebensdauer Mahalalels betrug 895 Jahre; dann starb er. Als Jered 162 Jahre alt war, wurde er Vater des Henoch. Nach der Geburt Henochs lebte Jered noch 800 Jahre und hatte Söhne und Töchter. Die ganze Lebensdauer Jereds betrug 962 Jahre; dann starb er. Als Henoch 65 Jahre alt war, wurde er Vater des Metuschelach. Nach der Geburt Metuschelachs ging Henoch seinen Weg mit Gott noch 300 Jahre und hatte Söhne und Töchter. Die ganze Lebensdauer Henochs betrug 365 Jahre. Da Henoch nach Gottes Geboten wandelte, war er eines Tages nicht mehr da, weil Gott ihn entrückt hatte. Als Metuschelach 187 Jahre alt war, wurde er Vater des Lamech. Metuschelach lebte nach der Geburt Lamechs 782 Jahre und hatte Söhne und Töchter. Die ganze Lebensdauer Metuschelachs betrug 969 Jahre; dann starb er.  Als Lamech 182 Jahre alt war, bekam er einen Sohn, dem er den Namen Noach gab. Er sagte: "Dieser wird uns trösten bei der mühevollen Arbeit unserer Hände an dem Ackerboden, den der Herr verflucht hat." Lamech lebte nach der Geburt Noachs 595 Jahre und hatte Söhne und Töchter. Die ganze Lebensdauer Lamechs betrug 777 Jahre; dann starb er. Als Noach 500 Jahre alt war, wurde er Vater von Sem, Ham und Jafet. DIE SINTFLUT UND NOACHS ERRETTUNGDie Sittenverderbnis der MenschheitAls die Menschen sich auf der Erde zu vermehren begannen und ihnen Töchter geboren wurden,  sahen die Gotteskinder, daß die Menschentöchter schön waren, und sie nahmen sich aus ihnen, so viele sie wollten, zu Frauen. Da sagte der Herr: "Mein Geist wird nicht mehr lange in den Menschen bleiben. Sie sind ja nichts anderes mehr als Fleisch. Ihre Lebensdauer soll nur noch 120 Jahre betragen." Damals, als die Gotteskinder die Menschentöchter heirateten - und auch später noch - und diese ihnen Kinder gebaren, lebten die Riesen auf Erden, die Recken der Vorzeit, die hochberühmten Helden. Gottes Zorn und Gottes ErbarmenAls der Herr sah, daß die Verderbtheit der Menschen auf Erden groß war und alles Dichten und Trachten ihres Herzens immerfort nur auf das Böse ging,  reute es den Herrn, daß er die Menschen auf Erden gemacht hatte, und er war tief betrübt. So beschloß denn der Herr: "Die Menschen, die ich erschaffen habe, will ich von der Erde vertilgen, die Menschen samt dem Vieh, dem Gewürm und den Vögeln des Himmels! Denn es reut mich, daß ich sie geschaffen habe." Nur Noach fand Gnade in den Augen des Herrn. Folgendes ist Noachs Geschichte: Noach war der frömmste und untadelhafteste Mann unter seinen Zeitgenossen. Noach lebte nach Gottes Gebot. Drei Söhne hatte Noach: Sem, Ham und Jafet. Damals war die Erde verderbt vor Gott und voller Frevel. Anweisung zum Bau der ArcheAls Gott nun sah, wie sehr die Erde verderbt war - denn die ganze Menschheit hatte sich in ihrem Tun dem Bösen zugewandt - sagte Gott zu Noach: "Das Ende aller lebenden Geschöpfe ist bei mir beschlossen, denn die Erde ist voll von den Freveltaten, die sie verübten. So will ich sie denn samt der Erde vertilgen. Mache dir eine Arche aus Zypressenholz! Baue Zellen in die Arche ein und dichte sie innen und außen mit Harz ab!  Errichte sie in folgender Weise: 300 Ellen betrage die Länge der Arche, 50 Ellen ihre Breite und 30 Ellen ihre Höhe!  Bringe an der Arche auch eine Lichtöffnung an und führe diese oben eine Elle hoch ganz herum! Setze dann an einer Seite die Tür zur Arche ein und lege ein unteres, mittleres und oberes Stockwerk an! Denn wisse wohl: Ich werde eine Wasserflut über die Erde kommen lassen, um alle Wesen unter dem Himmel, die Lebensodem in sich haben, zu vertilgen. Alles, was auf Erden lebt, soll umkommen  Mit dir jedoch will ich einen Bund schließen. Du sollst mit deinen Söhnen, mit deiner Frau und den Frauen deiner Söhne in die Arche gehen. Von allen lebenden Wesen sollst du je ein Paar in die Arche aufnehmen, um sie mit dir am Leben zu erhalten; je ein Männchen und ein Weibchen soll es sein. Von jeder Art Vögel, Vieh und Gewürm am Boden soll je ein Paar mit dir hineingehen, damit sie am Leben bleiben. Besorge dir auch alles, was an Nahrungsmitteln gebraucht wird, und speichere es bei dir auf, damit es dir und ihnen zum Lebensunterhalt diene!" Und Noach führte es ganz so aus, wie Gott ihm befohlen hatte. DAS STRAFGERICHT DER GROSSEN FLUTDer Befehl zum Einzug in die ArcheUnd Gott sprach zu Noach: "Geh mit deiner ganzen Familie in die Arche; denn dich allein habe ich unter diesem ganzen Geschlecht als gerecht vor mir befunden. Von allen reinen Tieren nimm zu dir je sieben Männchen und Weibchen, von den unreinen aber je zwei, ein Männchen und das Weibchen dazu, auch von den Vögeln des Himmels je sieben Männchen und Weibchen, damit sie sich später auf Erden fortpflanzen können. Denn schon in sieben Tagen lasse ich es vierzig Tage und vierzig Nächte auf die Erde regnen und vertilge alle Wesen, die ich geschaffen habe, vom Erdboden." Noach tat ganz so, wie der Herr ihm befohlen hatte. Noach war 600 Jahre alt, als die Wasserflut über die Erde kam. Mit seinen Söhnen, seiner Frau und den Frauen seiner Söhne begab sich Noach in die Arche vor den Wassern der Flut. Von den reinen und unreinen Tieren, von den Vögeln und von allem, was auf dem Boden kriecht, kamen je zwei, ein Männchen und ein Weibchen, zu Noach in die Arche, wie Gott es Noach befohlen hatte. Nach Ablauf von sieben Tagen brachen die Wasser der Flut über die Erde herein.  Im sechshundertsten Lebensjahr des Noach, am 17. Tag des zweiten Monats, an diesem Tage brachen alle Quellen der großen Tiefe auf, und die Schleusen des Himmels öffneten sich.  Der Regen strömte vierzig Tage und vierzig Nächte auf die Erde herab. An ebendiesem Tag gingen Noach und Noachs Söhne Sem, Ham und Jafet, sowie Noachs Frau und die drei Frauen seiner Söhne mit ihnen in die Arche, sie und alle Arten Wild, Vieh und Gewürm, das auf dem Boden kriecht, und alle Arten Vögel, alles, was Flügel und Schwingen hatte. Sie gingen zu Noach in die Arche, je ein Paar von allen Wesen, in denen Lebensodem ist. Es kam von allen Wesen immer ein Männchen und ein Weibchen herbei, wie Gott ihm befohlen hatte. Dann schloß der Herr hinter ihm zu. Das Hereinbrechen der FlutHierauf ergoß sich die Flut vierzig Tage lang über die Erde. Das Wasser wuchs und hob die Arche empor, so daß sie über der Erde schwamm. Immer mehr schwoll das Wasser an und stieg hoch über die Erde empor. Die Arche aber fuhr auf dem Wasser dahin. Zu so gewaltiger Höhe schwoll das Wasser auf der Erde an, daß alle hohen Berge unter dem ganzen Himmel bedeckt wurden. Das Wasser stieg 15 Ellen hoch über die Berge empor, so daß diese überflutet wurden. Da kamen alle Wesen um, die sich auf Erden regten, Vögel, Vieh und Wild sowie alles Gewürm, das über den Boden kriecht, und auch alle Menschen. Alles, was Lebensodem in sich hatte, starb, sofern es auf dem trockenen Land lebte. So vernichtete er alle Wesen, die auf Erden lebten, den Menschen, das Vieh, das Gewürm und die Vögel des Himmels; sie wurden von der Erde vertilgt. Nur Noach und was bei ihm in der Arche war, blieb übrig. Das Wasser stieg noch 150 Tage lang weiter auf der Erde an. Das Sinken der FlutDa gedachte Gott des Noach und all des Wildes und Viehs, das bei ihm in der Arche war. Gott ließ deshalb einen Wind über die Erde wehen, so daß das Wasser fiel. Die Quellen der Tiefe und die Schleusen des Himmels schlossen sich, und dem Regen vom Himmel ward Einhalt getan.  Das Wasser verlief sich allmählich von der Erde, und nach Verlauf von 150 Tagen nahm das Wasser ab. Am 17. Tag des siebten Monats fuhr die Arche auf einem der Berge von Ararat fest.  Das Wasser nahm dann weiter ab bis zum zehnten Monat. Am ersten Tag des zehnten Monats kamen die Gipfel der Berge zum Vorschein. Nach Verlauf von vierzig Tagen öffnete Noach das Fenster der Arche, das er gemacht hatte, und schickte einen Raben aus. Dieser flog hin und her, bis das Wasser von der Erde vertrocknet war.  Dann ließ er eine Taube ausfliegen, um zu sehen, ob sich das Wasser von der Erdoberfläche verlaufen habe. Da aber die Taube kein Plätzchen fand, wo ihr Fuß ruhen konnte, kam sie zu ihm in die Arche zurück; denn das Wasser bedeckte noch die ganze Erdoberfläche. Er streckte seine Hand aus, ergriff sie und holte sie zu sich in die Arche. Hierauf wartete er noch weitere sieben Tage und ließ wieder eine Taube aus der Arche fliegen. Erst am Abend kam die Taube zu ihm zurück, und siehe, sie hatte ein frisches Ölbaumblatt im Schnabel. Nun erkannte Noach, daß sich das Wasser von der Erde verlaufen hatte. Doch wartete er noch weitere sieben Tage und ließ die Taube wieder ausfliegen. Diesmal kehrte sie aber nicht mehr zu ihm zurück. Im 601. Jahr, am ersten Tag des ersten Monats begann sich das Wasser von der Erde zu verlaufen. Als jetzt Noach das Dach der Arche wegnahm und ausschaute, sah er, daß die Erdoberfläche zu trocknen anfing. Am 27 Tag des zweiten Monats war die Erde trocken geworden. Der Auszug aus der ArcheNun sprach Gott zu Noach: "Geh mit deiner Frau, deinen Söhnen und den Frauen deiner Söhne aus der Arche! Nimm mit dir all die verschiedenen Arten Tiere hinaus, die bei dir sind: Vögel, Vieh und alles Gewürm, das auf der Erde kriecht, damit sie sich auf der Erde frei bewegen und fruchtbar sind und sich mehren auf Erden!" Da ging Noach mit seinen Söhnen, seiner Frau und den Frauen seiner Söhne hinaus. Alle Tiere, alles Gewürm und alle Vögel, alles, was sich nur auf Erden regt, verließen Art auf Art die Arche. GOTTES BUND MIT NOACHNoachs Opfer und Gottes VerheißungDann erbaute Noach dem Herrn einen Altar, nahm von allen reinen Tieren und reinen Vögeln ein Stück und brachte auf dem Altar Brandopfer dar. Als der liebliche Duft zum Herrn emporstieg, sprach der Herr bei sich: "Ich will die Erde nicht mehr um des Menschen willen verfluchen. Wenn auch das Sinnen des Menschenherzens böse ist von Jugend auf, so will ich doch nicht mehr alle Lebewesen vertilgen, wie ich es getan habe.  Fortan sollen, solange die Erde steht, Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht nicht mehr aufhören." Gottes Segen und Gottes GebotDarauf segnete Gott den Noach und seine Söhne und sagte zu ihnen: "Seid fruchtbar und mehrt euch und erfüllt die Erde! Furcht und Schrecken vor euch beherrsche alle Tiere der Erde und alle Vögel des Himmels, alles, was auf Erden sich regt, und alle Fische des Meeres; in eure Gewalt sind sie gegeben. Alles, was sich regt, was lebt, diene euch zur Nahrung. Wie einstmals die grünenden Pflanzen, so gebe ich euch jetzt alles. Nur Fleisch, das noch seine Lebenskraft, nämlich das Blut, in sich hat, dürft ihr nicht essen.  Auch über euer Blut, von dem euer Leben abhängt, will ich Rechenschaft fordern. Von jedem Tier will ich darüber Rechenschaft fordern und von dem Menschen; über das Leben des Menschen fordere ich Rechenschaft von jedem seiner Brüder. Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden. Denn nach Gottes Bild hat Gott den Menschen geschaffen. Ihr aber seid nun fruchtbar und mehrt euch! Verbreitet euch auf Erden und werdet zahlreich auf ihr!" Bundesschluß und BundeszeichenAlsdann sagte Gott zu Noach und seinen Söhnen, die bei ihm waren: "Ich schließe jetzt einen Bund mit euch und euren Nachkommen, die nach euch sein werden,  und mit allen Lebewesen, die bei euch sind, mit den Vögeln, dem Vieh und allem Wild, das bei euch ist, mit allen Tieren der Erde, die aus der Arche herausgingen. Und zwar schließe ich meinen Bund mit euch dahin, daß kein Geschöpf mehr durch das Wasser der Flut vertilgt werden soll und fürder keine Flut mehr komme, um die Erde zu verheeren." Dann fuhr Gott fort: "Dies soll das Zeichen des Bundes sein, den ich zwischen mir und euch und allen Lebewesen, die bei euch sind, für ewige Zeit schließe: Ich stelle meinen Bogen in die Wolken. Er soll das Bundeszeichen zwischen mir und der Erde sein.  Wenn ich nun Wolken über der Erde zusammenballe und der Bogen in den Wolken sichtbar wird, so will ich meines Bundes gedenken, der zwischen mir und euch und allen Lebewesen jeglicher Art besteht. Nie mehr soll das Wasser zur Flut werden, die alle Geschöpfe vernichtet. Wenn der Bogen in den Wolken erscheint, werde ich ihn anschauen und des ewigen Bundes zwischen Gott und allen Lebewesen jeglicher Art, die auf Erden sind, gedenken." Und Gott sagte weiter zu Noach: "Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich zwischen mir und allen Lebewesen auf der Erde geschlossen habe." VON NOACH BIS ABRAHAMSem, der Erbe des SegensNoachs Söhne, die aus der Arche gingen, waren Sem, Ham und Jafet; Ham ist der Vater Kanaans. Diese drei waren die Söhne Noachs. Von ihnen stammt die ganze Menschheit ab. Noach fing an, das Land zu kultivieren, und legte einen Weinberg an. Als er nun von dem Wein trank, wurde er berauscht und lag entblößt in seinem Zelt. Ham, der Vater Kanaans, betrachtete die Blöße seines Vaters und erzählte es seinen beiden Brüdern draußen.  Da nahmen Sem und Jafet das Obergewand und legten es sich beide auf die Schultern, traten rückwärts hinein und bedeckten damit die Blöße ihres Vaters. Ihr Gesicht war dabei abgewandt, so daß sie die Blöße ihres Vaters nicht sahen. Als Noach aus seinem Weinrausch erwachte und erfuhr, was sein jüngster Sohn ihm angetan hatte, rief er aus: "Kanaan sei verflucht! Der niedrigste Knecht soll er sein seinen Brüdern!" Dann fuhr er fort: "Der Herr, der Gott Sems, sei gepriesen! Kanaan sei sein Knecht!  Weiten Raum gebe Gott dem Jafet! In den Zelten Sems soll er wohnen! Kanaan sei sein Knecht!"  Noach lebte nach der Sintflut noch 350 Jahre. Die ganze Lebenszeit Noachs betrug 950 Jahre; dann starb er. Die VölkertafelDas ist die Geschlechterfolge nach den Söhnen Noachs, Sem, Ham und Jafet. Ihnen wurden nach der Flut Söhne geboren.  Die Nachkommen JafetsDie Söhne Jafets sind Gomer, Magog, Madai, Jawan, Tubal, Meschech und Tiras. Die Söhne Gomers sind Aschkenas, Rifat und Togarma. Die Söhne Jawans sind Elischa, Tarschisch, die Kittäer und die Rodaniter. Von ihnen zweigten sich die Inselvölker ab nach ihren Ländern, Sprachen, Stämmen und Völkerschaften. Die Nachkommen HamsDie Söhne Hams sind Kusch, Ägypten, Put und Kanaan. Die Söhne von Kusch sind Seba, Hawila, Sabta, Ragma und Sabtecha, und die Söhne Ragmas sind Saba und Dedan. Kusch zeugte Nimrod; dieser wurde der erste Machthaber auf der Erde.  Er war ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn. Deshalb pflegt man zu sagen: "Ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn wie Nimrod". Seine Herrschaft erstreckte sich anfangs auf Babel, Erech, Akkad und Kalne im Land Schinar. Von diesem Land zog er nach Assur aus und erbaute Ninive, Rehobot-Ir, Kelach sowie Resen, zwischen Ninive und Kelach, das ist die große Stadt. Ägypten zeugte die Luditer, die Anamiter, die Lehabiter, die Naftuhiter, die Patrositer und die Kasluhiter, von denen die Philister abstammen, ferner die Kaftoriter. Kanaan zeugte Sidon, seinen Erstgeborenen, und Het, ferner die Jebusiter, die Amoriter, die Girgaschiter, die Hiwiter, die Arkiter, die Siniter, die Arwaditer, die Zemariter und die Hamatiter. Als sich die Stämme der Kanaaniter weiter ausgebreitet hatten, reichte das Gebiet der Kanaaniter von Sidon, wenn man über Gerar kommt, bis Gaza, wenn man über Sodom, Gomorra, Adma und Zebojim kommt, bis Lescha. Das waren die Söhne Hams nach ihren Stämmen, Sprachen, Ländern und Völkerschaften. Die Nachkommen SemsAuch Sem, dem älteren Bruder Jafets, wurden Kinder geboren. Er ist der Stammvater aller Söhne Ebers.  Die Söhne Sems sind Elam, Assur, Arpachschad, Lud und Aram. Die Söhne Arams sind Uz, Hul, Geter und Masch. Arpachschad zeugte Schelach, Schelach zeugte Eber. Dem Eber wurden zwei Söhne geboren; der eine hieß Peleg (Teilung), denn zu seiner Zeit wurde das Land geteilt, und sein Bruder hieß Joktan. Joktan zeugte Almodad, Schelef, Hazarmawet, Jerach, Hadoram, Usal, Dikla, Obal, Abimaël, Scheba, Ofir, Hawila und Jobab. Das alles sind Söhne Joktans. Ihr Siedlungsgebiet erstreckte sich von Mescha, wenn man über Sefar kommt, bis ans Ostgebirge. Das waren die Söhne Sems nach ihren Stämmen, Sprachen, Ländern und Völkerschaften. Das waren die Stämme der Söhne Noachs nach ihre Völkerschaften in ihren Völkern. Von ihnen zweigten sich nach der Flut die Völker der Erde ab. Der Turmbau zu BabelDas ganze Land sprach damals nur ein einzige Sprache und gebrauchte die gleichen Worte.  Als sie nun von Osten aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Land Schinar und siedelten sich dort an.  Eines Tages sagten sie zueinander: "Auf! Wir wollen Ziegeln formen und sie hart brennen!" Die Ziegel dienten ihnen als Bausteine, das Erdpech als Mörtel.  Dann sagten sie: "Auf! Wir wollen uns eine Stadt bauen und einen Turm, dessen Spitze bis an den Himmel reicht. Laßt uns ein Denkmal bauen, damit wir uns nicht über die ganze Erde hin zerstreuen!" Da stieg der Herr herab, um die Stadt und den Turm anzusehen, an denen die Menschen bauten. Und der Herr sagte: "Seht, ein einziges Volk sind sie und sprechen die gleiche Sprache - und das ist erst der Anfang ihres Tuns! Fortan wird für sie nichts unausführbar sein, was immer sie sich vornehmen. So wollen wir denn jetzt hinabsteigen und dort ihre Sprache verwirren, daß keiner mehr des anderen Sprache versteht!" Und der Herr zerstreute sie von dort über die ganze Erde. So mußten sie vom Ausbau der Stadt abstehen. Darum nannte man sie Babel; denn dort hat der Herr die Sprache des ganzen Landes verwirrt, und von dort hat der Herr sie über die ganze Erde zerstreut. -  DIE GESCHICHTE DER PATRIARCHENVon Sem zu AbrahamDies sind die Nachkommen Sems: Sem zeugte im Alter von 100 Jahren Arpachschad, zwei Jahre nach der Flut.  Nach der Geburt Arpachschads lebte Sem noch 500 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Arpachschad zeugte mit 35 Jahren Schelach. Nach der Geburt Schelachs lebte Arpachschad noch 403 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Schelach zeugte mit 30 Jahren Eber. Nach der Geburt Ebers lebte Schelach noch 403 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Eber war 34 Jahre alt, da zeugte er Peleg. Nach der Geburt Pelegs lebte Eber noch 430 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Peleg war 30 Jahre alt, da zeugte er Regu. Nach der Geburt Regus lebte Peleg noch 209 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Regu war 32 Jahre alt, da zeugte er Serug. Nach der Geburt Serugs lebte Regu noch 217 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Serug war 30 Jahre alt, da zeugte er Nahor. Nach der Geburt Nahors lebte Serug noch 200 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Nahor war 29 Jahre alt, da zeugte er Terach. Nach der Geburt Terachs lebte Nahor noch 119 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Terach war siebzig Jahre alt, da zeugte er Abram, Nahor und Haran. Das sind die Nachkommen Terachs: Terach zeugte Abram, Nahor und Haran; Haran zeugte Lot. Haran starb noch zu Lebzeiten seines Vaters Terach in seiner Heimat Ur in Chaldäa. Abram und Nahor aber heirateten: Abrams Frau hieß Sarai und Nahors Frau hieß Milka; diese war die Tochter Harans, des Vaters von Milka und Jiska. Sarai aber war unfruchtbar; es wurde ihr kein Kind zuteil. - Terach nahm seinen Sohn Abram und seinen Enkel Lot, den Sohn Harans, und seine Schwiegertochter Sarai, die Frau seines Sohnes Abram, und wanderte mit ihnen aus Ur in Chaldäa aus, um nach Kanaan zu ziehen. Als sie bis Haran gelangt waren, ließen sie sich daselbst nieder.  Die Lebenszeit Terachs betrug 205 Jahre; dann starb Terach in Haran. ABRAHAM, DER MANN DES NEUEN ANFANGSAbrahams BerufungEines Tages sprach der Herr zu Abram: Zieh fort aus deinem Land und von deiner Verwandtschaft und vom Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde!  Denn ich will dich zu einem großen Volk werden lassen, dich segnen und deinen Namen berühmt machen. - Segen sollst du verbreiten.  Ich will segnen, die dich segnen, und will verfluchen, die dir fluchen! In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!" Der Aufbruch in die Zukunft GottesSo zog denn Abram fort, wie ihm der Herr befohlen hatte, und mit ihm zog Lot. Abram war 75 Jahre als, als er von Haran fortzog. Abram nahm seine Frau Sarai, seinen Neffen Lot und all ihre Habe mit, die sie besaßen, und so zogen sie fort, um nach Kanaan zu wandern. Als sie nach Kanaan gekommen waren,  durchzog Abram das Land bis zum Heiligtum von Sichem, bis zur Terebinthe. - Die Kanaaniter wohnten damals im Land.  Der Herr erschien dem Abram und sagte: "Dieses Land will ich deinen Nachkommen schenken." - Da erbaute er dort dem Herrn, der ihm erschienen war, einen Altar. Hierauf zog er von dort weiter ins Gebirge östlich von Bet-El und schlug sein Zelt zwischen Bet-El im Westen und Ai im Osten auf; daselbst erbaute er dem Herrn einen Altar und rief den Namen des Herrn an.  Dann brach Abram auf und zog weiter, dem Südland zu.  Abraham in ÄgyptenAls aber eine Hungersnot im Land ausbrach, zog Abram nach Ägypten, um sich dort eine Zeitlang aufzuhalten; denn die Hungersnot lastete schwer auf dem Land. Als er sich Ägypten näherte, sagte er zu seiner Frau Sarai: "Ich weiß sehr wohl, daß du eine schöne Frau bist.  Wenn dich nun die Ägypter sehen, werden sie denken: Das ist seine Frau! und werden mich umbringen, dich aber am Leben lassen. Sage einfach, du seist meine Schwester, damit es mir um deinetwillen gut geht und ich deinetwegen am Leben bleibe!" Als nun Abram nach Ägypten kam, sahen die Ägypter, daß die Frau sehr schön war. Auch die Hofleute des Pharao sahen sie und rühmten sie vor dem Pharao. Da wurde die Frau in den Palast des Pharao geholt. Dem Abram tat er aber um ihretwillen Gutes; er erhielt Schafe, Rinder, Esel, Knechte und Mägde, Eselinnen und Kamele. Doch der Herr schlug den Pharao und sein Haus mit schweren Plagen wegen Sarai, der Frau Abrams. Da ließ der Pharao den Abram rufen und fragte: "Was hast du mir da angetan? Warum hast du mir verhehlt, daß sie deine Frau ist? Warum hast du gesagt: Sie ist meine Schwester, so daß ich sie mir zur Frau nahm? Nun gut, hier hast du deine Frau; nimm sie und geh!" Dann entbot der Pharao seinetwegen Leute, die ihn mit seiner Frau und all seiner Habe fortbrachten. Abram zog mit seiner Frau und all seiner Habe aus Ägypten zurück ins Südland; auch Lot war bei ihm. Abrahams Trennung von LotAbram war inzwischen an Vieh, Silber und Gold sehr reich geworden. Aus dem Südland zog er von Ort zu Ort bis nach Bet-El, zwischen Bet-El und Ai, wo vordem sein Zelt gestanden hatte, und wo der Altar war, den er dort früher errichtet hatte. Hier rief Abram den Namen des Herrn an. Auch Lot, der mit Abram zog, besaß Schafe, Rinder und Zelte. So reichte für sie das Land nicht aus zum Beieinanderbleiben; denn ihre Herden waren zu groß, als daß sie hätten beieinander bleiben können. Es entstand Streit zwischen den Viehhirten Abrams und Lots. - Dazu waren damals noch die Kanaaniter und Perisiter im Land ansässig.  So sagte Abram zu Lot: "Es soll keine Zwietracht geben zwischen mir und dir, zwischen meinen Hirten und deinen Hirten. Wir sind ja Brüder!  Steht dir nicht das ganze Land offen? Trenne dich lieber von mir! Willst du nach links, so gehe ich rechts; willst du nach rechts, so gehe ich links." Lot erhob nun seine Augen und sah, daß die ganze Gegend am Jordan - der Herr hatte nämlich Sodom und Gomorra noch nicht zerstört - wohlbewässert war wie der Garten des Herrn, wie Ägypten, bis nach Zoar hin.  Da wählte sich Lot die ganze Jordangegend aus. Dann brach Lot nach Osten auf, und sie trennten sich voneinander. Abram blieb in Kanaan wohnen. Lot dagegen ließ sich in den Ortschaften am Jordan nieder und schlug seine Zelte bis nach Sodom hin auf. Die Männer Sodoms aber waren böse und versündigten sich sehr gegen den Herrn. Die Verheißung des HerrnDer Herr aber sagte zu Abram, nachdem Lot sich von ihm getrennt hatte: "Erhebe deine Augen und schaue von dem Ort, wo du stehst, nach Norden, Süden, Osten und Westen! Denn das ganze Land, das du siehst, will ich dir und deiner Nachkommenschaft für immer zu eigen geben. Ich will deine Nachkommenschaft zahlreich werden lassen wie den Staub der Erde. Nur wenn jemand imstande wäre, den Staub der Erde zu zählen, erst dann könnte auch deine Nachkommenschaft gezählt werden. Mache dich auf und durchziehe das Land nach seiner Länge und Breite! Denn dir will ich es zu eigen geben." Da zog Abram mit seinen Zelten weiter und ließ sich in der Folge bei den Terebinthen Mamres bei Hebron nieder. Hier baute er dem Herrn einen Altar. ABRAHAMS HILFBEREITSCHAFT UND GLAUBEEinfall der Könige des OstensZur Zeit Amrafels, des Königs von Schinar, Arjoch, des Königs von Ellasar, Kedor-Laomer, des Königs von Elam und Tidal, des Königs der Völker,  begab es sich, daß diese mit Bera, dem König von Sodom, Birscha, dem König von Gomorra, Schinab, dem König von Adma, Schemeber, dem König von Zebojim und mit dem König von Bela, das jetzt Zoar heißt, Krieg führten. Sie alle zogen vereint in das Siddimtal, wo das Salzmeer ist.  Zwölf Jahre waren sie Kedor-Laomer untertan gewesen, aber im dreizehnten Jahr fielen sie ab. Im vierzehnten Jahr kamen deshalb Kedor-Laomer und die Könige, die mit ihm verbündet waren, und schlugen die Rafaïter in Aschterot-Karnajim, die Susiter in Ham, die Emiter in der Ebene von Kirjatajim und die Horiter im Bergland von Seïr bis nach El-Paran, das am Rand der Wüste liegt.  Hierauf machten sie kehrt und kamen nach En-Mischpat, das jetzt Kadesch heißt, und schlugen das ganze Land der Amalekiter sowie die Amoriter, die in Hazezon-Tamar wohnten. Nun zogen der König von Sodom, der König von Gomorra, der König von Adma, der König von Zebojim und der König von Bela, das jetzt Zoar heißt, aus und stellten sich im Siddimtal zur Schlacht gegen sie auf, gegen Kedor-Laomer, König von Elam, Tidal, König der Völker, Amrafel, König von Schinar, und Arjoch, König von Ellasar: vier Könige gegen fünf. Im Siddimtal war eine Erdpechgrube neben der anderen. Als nun die Könige von Sodom und Gomorra in die Flucht geschlagen waren, gerieten sie da hinein; die übrigen flohen ins Gebirge. Da nahmen jene die gesamte Habe von Sodom und Gomorra und deren ganzen Mundvorrat mit sich und zogen von dannen. Auch Lot, den Neffen Abrams, und seine Habe nahmen sie mit und zogen ab; der hatte sich nämlich in Sodom niedergelassen. Abrahams EingreifenEs kam nun einer, der entronnen war, und berichtete es Abram, dem Hebräer. Dieser wohnte damals bei den Terebinthen des Amoriters Mamre, des Bruders Eschkols und Aners, die mit Abram verbündet waren. Als nun Abram hörte, daß sein Verwandter gefangen weggeführt worden sei, ließ er seine erprobten hausgeborenen Leute - 318 Mann - ausrücken und jagte jenen bis Dan nach.  Des Nachts teilte er seine Leute, fiel mit seinen Knechten über sie her, schlug sie und verfolgte sie bis Hoba, das nördlich von Damaskus liegt. So holte er alle Habe zurück. Auch seinen Bruder Lot brachte er zurück; ebenso die Frauen und die übrigen Leute.  Abraham und MelchisedekAls er nach dem Sieg über Kedor-Laomer und die mit ihm verbündeten Könige zurückkehrte, zog ihm der König von Sodom in das Tal Schawe entgegen, das ist das Königstal. Und Melchisedek, der König von Salem, brachte Brot und Wein herbei - er war nämlich ein Priester des höchsten Gottes -  und segnete ihn mit den Worten: "Gesegnet seist du, Abram, vom höchsten Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde! Gepriesen sei der höchste Gott, der dir deine Feinde in die Hand geliefert hat!" - Abram gab ihm den Zehnten von allem. Der König von Sodom aber sagte zu Abram: "Gib mir nur die Leute wieder! Die Habe behalte für dich!" Doch Abram antwortete dem König von Sodom: "Zum Herrn, dem höchsten Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, erhebe ich meine Hand: Keinen Faden, keinen Schuhriemen, nichts von allem, was dir gehört, nehme ich an. Du sollst nicht sagen können: Ich habe Abram reich gemacht. Ich will nichts außer dem, was die Knechte verzehrt haben, und dem Anteil der Männer, die mit mir gezogen sind: Aner, Eschkol und Mamre. Sie mögen ihren Anteil nehmen!" GLAUBE - VERSAGEN - BUNDGottes Verheißung und Abrahams GlaubeNach diesen Ereignissen erging das Wort des Herrn an Abram in einem Gesicht also: "Fürchte dich nicht, Abram! Ich bin dein Schild; dein Lohn soll sehr groß sein." Abram antwortete: "Mein Herr! Herr, was kannst du mir geben, da ich kinderlos dahinleben muß und der Damaszener Eliëser Besitzer meines Vermögens wird?"  Und Abram fuhr fort: "Mir hast du ja keine Nachkommenschaft gegeben, und so wird mein hausgeborener Knecht mich beerben." Da erging das Wort des Herrn an ihn also: "Nicht dieser wird dein Erbe sein, sondern ein leiblicher Sohn wird dich beerben." Und nachdem er ihn ins Freie hinausgeführt hatte, sprach er: "Blicke empor zum Himmel und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst!" Dann fuhr er fort: "So zahlreich soll deine Nachkommenschaft sein." Abram glaubte dem Herrn, und dieser rechnete es ihm als Verdienst an. Die Gotteserscheinung und der BundesschlußNun sprach er zu ihm: "Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa geführt hat, um dir dieses Land zum Besitz zu geben." Er antwortete: "Herr, Gott, woran kann ich erkennen, daß ich es besitzen werde?" Der Herr befahl ihm: "Bringe mir eine dreijährige Kuh, eine dreijährige Ziege, einen dreijährigen Widder, eine Turteltaube und eine junge Taube!"  Er holte ihm alle diese Tiere, teilte sie in der Mitte und legte eine Hälfte der anderen gegenüber; die Vögel aber zerteilte er nicht. Da stießen Raubvögel auf die Fleischstücke nieder; Abram aber verscheuchte sie. Als nun die Sonne unterging, überkam Abram ein tiefer Schlaf; zugleich überfielen ihn Schrecken und große Finsternis. Da sagte der Herr zu Abram: "Du sollst wissen, daß deine Nachkommen in einem fremden Land weilen werden, das ihnen nicht gehört. Sie werden anderen dienen müssen, die sie 400 Jahre lang bedrücken. Doch das Volk, dem sie hörig sind, werde ich zur Rechenschaft ziehen. Danach werden sie mit reicher Habe auswandern. Du aber wirst in Frieden zu deinen Vätern eingehen und in hohem Alter begraben werden. Im vierten Geschlecht werden sie hierher zurückkehren; denn das Maß der Amoriter ist noch nicht voll." Als die Sonne untergegangen und tiefe Dunkelheit eingetreten war, fuhr plötzlich ein rauchender Ofen und eine brennende Fackel zwischen jenen Opferstücken hindurch. Damals schloß der Herr mit Abram einen Bund und versprach: "Deiner Nachkommenschaft gebe ich dieses Land vom Fluß Ägyptens bis zum großen Strom, dem Eufrat,  das Land der Keniter, der Kenasiter, der Kadmoniter, der Hetiter, der Perisiter, der Rafaïter, der Amoriter, der Kanaaniter, der Girgaschiter, der Hiwiter und der Jebusiter."  ANFECHTUNG UND VERSAGENDer menschliche AuswegSarai, die Frau Abrams, hatte ihm keine Kinder geschenkt; sie hatte aber eine ägyptische Magd, die Hagar hieß.  Da sagte Sarai zu Abram: "Du weißt, der Herr hat mir Kinder versagt. Geh doch hin zu meiner Magd! Vielleicht komme ich durch sie zu Kindern." Abram folgte dem Vorschlag Sarais. Sarai, Abrams Frau, nahm ihre ägyptische Magd Hagar - Abram lebte schon zehn Jahre in Kanaan - und gab sie ihrem Mann Abram zur Frau. Er heiratete Hagar, und sie wurde guter Hoffnung. Als sie aber merkte, daß sie Mutter war, sah sie auf ihre Herrin geringschätzig herab. Hagars FluchtDa sagte Sarai zu Abram: "An der Kränkung, die mir zugefügt wird, trägst du die Schuld. Ich selbst habe meine Magd in deinen Schoß gegeben. Jetzt aber, wo sie merkt, daß sie guter Hoffnung ist, sieht sie geringschätzig auf mich herab. Der Herr sei Richter zwischen mir und dir!" Abram antwortete Sarai: "Deine Magd steht ja in deiner Gewalt; tu mit ihr, was dich gut dünkt!" Nun behandelte Sarai sie hart, so daß sie ihr entfloh.  Verheißung für IsmaelDer Engel des Herrn fand sie an einer Wasserquelle in der Wüste, an der Quelle auf dem Weg nach Schur.  Er fragte sie: "Hagar, Magd der Sarai, woher kommst du, und wohin gehst du?" Sie antwortete: "Ich bin auf der Flucht vor meiner Herrin Sarai." Der Engel des Herrn sagte zu ihr: "Kehre heim zu deiner Herrin und unterwirf dich ihrer Gewalt!" Und weiter sprach der Engel des Herrn zu ihr: "Ich will deine Nachkommenschaft so zahlreich machen, daß sie vor Menge nicht gezählt werden kann." Ferner sagte der Engel des Herrn zu ihr: "Du bist ja jetzt guter Hoffnung und wirst einen Sohn gebären, dem du den Namen Ismael (= Gott hört) geben sollst; denn der Herr hat auf deinen Notschrei gehört. Er wird ein Mensch sein, der dem Wildesel gleicht. Seine Hand wird gegen alle und die Hand aller gegen ihn sein. Trotzig wird er in der Nähe aller seiner Brüder wohnen."  Da nannte sie den Herrn, der mit ihr geredet hatte, El-Roï (Du bist ein Gott des Schauens); "denn", sagte sie, "ich habe wirklich den gesehen, der nach mir schaute". Darum nennt man den Brunnen Beer-Lahai-Roï (Brunnen des Lebendigen, der da schaute). Er liegt, wie bekannt, zwischen Kadesch und Bered. Hagar gebar dem Abram einen Sohn, und Abram nannte den Sohn, den ihm Hagar schenkte, Ismael. Abram war 86 Jahre alt, als Hagar dem Abram Ismael gebar. Der Name "Abraham": Neues Unterpfand der VerheißungAls nun Abram 99 Jahre alt war, erschien der Herr dem Abram und sagte zu ihm: "Ich bin der Allmächtige. Wandle vor mir und sei vollkommen!  Ich schließe einen Bund zwischen mir und dir: Ich werde dir überaus zahlreiche Nachkommenschaft geben." Da warf sich Abram auf sein Angesicht nieder, und Gott redete mit ihm also: "Ja, ich schließe einen Bund mit dir: Du sollst der Stammvater gar vieler Völker werden. Darum sollst du fortan nicht mehr Abram heißen, sondern Abraham sei dein Name; denn zum Stammvater gar vieler Völker bestimme ich dich.  Ja, ich will deine Nachkommenschaft überaus zahlreich werden lassen. Völker sollen von dir abstammen und Könige von dir ihre Herkunft ableiten. Ich schließe einen ewigen Bund zwischen mir und dir und deiner Nachkommenschaft, Geschlecht auf Geschlecht: Dein Gott will ich sein und der Gott deiner Nachkommen. Dir und deiner Nachkommenschaft will ich das Land, in dem du jetzt als Fremdling weilst, ganz Kanaan, als ewiges Besitztum geben. Und ich will ihr Gott sein." Die Beschneidung - Das BundeszeichenUnd Gott sprach weiter zu Abraham: "So haltet meinen Bund, du und deine Nachkommenschaft in allen Geschlechtern! Das ist mein Bund, den ihr wahren sollt, zwischen mir und euch samt euren Nachkommen: Alles Männliche soll bei euch beschnitten werden. Die Beschneidung soll an eurer Vorhaut vorgenommen werden. Dies sei das Bundeszeichen zwischen mir und euch.  Im Alter von acht Tagen soll jedes Knäblein beschnitten werden, Geschlecht für Geschlecht; auch der hausgeborene Knecht sowie der von irgendeinem Fremden für Geld angekaufte Sklave, der nicht deines Stammes ist! Beschnitten soll werden sowohl der in deinem Haus geborene Knecht als auch der von dir um Geld erkaufte Sklave. So soll mein Bund ewig eurem Fleisch eingeprägt sein. Ein unbeschnittener Mann soll aus der Mitte seiner Volkgenossen ausgerottet werden; er hat den Bund mit mir gebrochen. Die Verheißung des BundeserbenFerner sagte Gott zu Abraham: "Deine Frau Sarai sollst du nicht mehr Sarai nennen, sondern Sara soll ihr Name sein!  Denn ich will sie segnen und dir von ihr einen Sohn schenken. Ja, ich will sie segnen: Völker sollen von ihr abstammen und Völkerkönige von ihr ihre Herkunft ableiten." Da warf sich Abraham auf sein Angesicht nieder und lachte, denn er dachte bei sich: "Kann einem Hundertjährigen noch ein Sohn geboren werden, oder sollte Sara, die Neunzigjährige, noch Mutter werden können?" Darum sagte Abraham zu Gott: "Möchte nur Ismael, wenn es dir gefällt, am Leben bleiben!" Gott aber antwortete: "Nein, deine Frau Sara wird dir einen Sohn gebären; den sollst du Isaak nennen! Mit ihm schließe ich einen ewigen Bund, der auch für seine Nachkommen gilt. Aber auch hinsichtlich Ismaels habe ich dich erhört: Ich segne auch ihn und lasse ihn fruchtbar werden und schenke ihm überaus zahlreiche Nachkommen. Zwölf Fürsten wird er zu Nachkommen haben, und zum Stammvater eines großes Volkes will ich ihn machen. Meinen Bund jedoch will ich nur mit Isaak schließen, den dir im folgenden Jahr um diese Zeit Sara gebären wird." Als Gott seine Rede mit ihm beendet hatte, fuhr er vor Abraham empor. Die Vornahme der BeschneidungDarauf nahm Abraham seinen Sohn Ismael und alle in seinem Haus Geborenen sowie alle für Geld von ihm Erkauften, alle männlichen Personen im Haus Abrahams, und beschnitt an ebendiesem Tag ihre Vorhaut, wie Gott ihm geboten hatte. Abraham aber war 99 Jahre alt, als seine Vorhaut beschnitten wurde. Sein Sohn Ismael war dreizehn Jahre alt, als seine Vorhaut beschnitten wurde. An ein und demselben Tag wurden Abraham und sein Sohn Ismael beschnitten, und mit ihm wurden alle männlichen Personen in seinem Haus beschnitten, sowohl die im Haus Geborenen als die mit Geld von Fremden Angekauften. GOTTES STRAFGERICHT ÜBER SODOMGott zu Gast bei AbrahamEines Tages erschien ihm der Herr bei den Terebinthen Mamres, während er um die heiße Zeit des Tages am Zelteingang saß.  Als er nämlich seine Augen erhob und um sich blickte, standen drei Männer vor ihm. Kaum hatte er sie bemerkt, lief er ihnen vom Zelteingang entgegen, verneigte sich bis zum Boden und sagte: "O Herr, finde ich in deinen Augen Gnade, so gehe doch nicht bei deinem Knecht vorüber. Es darf doch, bitte, ein wenig Wasser gebracht werden, daß ihr euch die Füße waschen könnt. Dann laßt euch unter dem Baum nieder! Ich will euch auch etwas zu essen holen, damit ihr euch stärkt. Danach mögt ihr weiterziehen. Denn deshalb seid ihr doch bei eurem Knecht vorübergekommen." Und sie sprachen: "Tue, wie du gesagt hast!" Da eilte Abraham zu Sara ins Zelt und sagte: "Nimm schnell drei Maß Mehl, Feinmehl, knete es und backe Kuchen!"  Dann eilte Abraham zu den Rindern, nahm ein zartes, fettes Kalb und übergab es dem Knecht, und dieser beeilte sich, es zuzubereiten. Dann holte er Butter und Milch und das Kalb, das er hatte zubereiten lassen, und setzte es ihnen vor. Er selbst aber bediente sie unter dem Baum, während sie aßen. Nochmalige Verheißung des BundeserbenSie fragten ihn nun: Wo ist deine Frau Sara?" Er antwortete: "Hier im Zelt." Da sagte der Herr: "Übers Jahr um diese Zeit kehre ich zu dir zurück. Dann wird Sara, deine Frau, einen Sohn haben." - Sara horchte aber am Zelteingang, der hinter seinem Rücken war. Da nun Abraham und Sara alt und hochbetagt waren und es Sara nicht mehr erging, wie es den Frauen ergeht, lachte Sara in sich hinein; denn sie dachte: "Nachdem ich verblüht bin, soll ich noch an Liebe denken? - Mein Herr ist gleichfalls alt!" Doch der Herr sagte zu Abraham: "Warum lacht denn Sara und denkt dabei: Sollte ich wirklich noch Mutter werden können, nachdem ich alt geworden? Ist etwa für den Herrn irgend etwas unmöglich? Übers Jahr um diese Zeit komme ich wieder zu dir. Dann wird Sara einen Sohn haben." Da leugnete Sara und sagte: "Ich habe nicht gelacht." - Denn sie fürchtete sich. Er aber entgegnete: "Doch, du hast gelacht." Gottes SelbstgesprächNun brachen die Männer von dort auf und wandten sich gen Sodom. Abraham ging mit ihnen, um ihnen das Geleit zu geben. Da dachte der Herr: "Soll ich vor Abraham geheimhalten, was ich zu tun vorhabe? Abraham soll doch zu einem großen und mächtigen Volk werden, und in ihm sollen alle Völker der Erde gesegnet sein. Denn ich habe ihn erkannt, auf daß er seinen Kindern und seiner Nachkommenschaft gebietet, den Weg des Herrn einzuhalten durch Übung von Gerechtigkeit und Recht, damit der Herr an Abraham in Erfüllung gehen lasse, was er ihm verheißen hat." So sprach denn der Herr: "Die Klage über Sodom und Gomorra ist gar groß geworden und ihre Sünde sehr schwer. Darum will ich hinabgehen und zusehen, ob sie so gehandelt haben, wie die Klage, die zu mir gedrungen ist, von ihnen meldet oder nicht. Ich will es wissen." Abrahams Zwiegespräch mit Gott - Fürsprache für SodomHierauf wandten sich die anderen Männer von dort gen Sodom, während Abraham noch vor dem Herrn stehenblieb. Da trat Abraham näher heran und sagte: "Willst du wirklich den Gerechten zugleich mit dem Gottlosen umkommen lassen?  Vielleicht gibt es in der Stadt fünfzig Gerechte. Willst du sie wirklich mitvertilgen oder nicht lieber den Ort verschonen um der fünfzig Gerechten willen, die darin sind? Es liege dir fern, so zu handeln, daß du den Gerechten mit dem Gottlosen wegraffst und es dem Gerechten ebenso ergeht wie dem Gottlosen! Das liege dir fern! Sollte der Richter der ganzen Welt nicht Gerechtigkeit üben?" Da antwortete der Herr: "Fände ich in Sodom fünfzig Gerechte in der Stadt, so wollte ich dem ganzen Ort um ihretwillen vergeben." Abraham begann von neuem und sprach: "Ich habe mich nun einmal unterfangen, zum Herrn zu reden, obwohl ich nur Staub und Asche bin. Vielleicht fehlen an den fünfzig Gerechten noch fünf. Willst du wegen dieser fünf die ganze Stadt zerstören?" Er antwortete: "Ich will sie nicht zerstören, wenn ich dort fünfundvierzig finde." Darauf redete er abermals mit ihm und sagte: "Vielleicht finden sich dort nur vierzig." Jener erwiderte: "Auch um der vierzig willen, tue ich es nicht." Da sagte er: "Ach, zürne nicht, Herr, wenn ich nochmals rede! Vielleicht finden sich nur dreißig dort." Er entgegnete: "Ich will es auch nicht tun, wenn ich dort dreißig finde." Da sagte er: "Ich habe mich nun einmal unterfangen, zum Herrn zu sprechen! Vielleicht finden sich nur zwanzig dort." Er antwortete: "Ich werde sie auch um der zwanzig willen nicht vernichten." Nun sagte er: "Ach zürne nicht, Herr, wenn ich nur noch dies eine Mal rede! Vielleicht finden sich dort nur zehn." Er erwiderte: "Ich werde sie auch um der zehn willen nicht vernichten." Hierauf ging der Herr sogleich nach Beendigung des Gesprächs mit Abraham weg. Abraham aber kehrte nach Hause zurück. Sodoms Untergang und Lots ErrettungAls die beiden Engel am Abend nach Sodom kamen, saß Lot gerade im Tor von Sodom. Sobald Lot sie erblickte, erhob er sich vor ihnen, verneigte sich bis auf den Boden und sagte: "Ich bitte euch, meine Herren, kehrt doch zum Übernachten in das Haus eures Knechtes ein und wascht euch die Füße! Morgen früh mögt ihr dann aufbrechen und eures Weges ziehen!" Sie aber entgegneten: "Nein, wir wollen im Freien übernachten." Doch er nötigte sie dringend, bis sie bei ihm einkehrten und in sein Haus kamen. Nun bereitete er ihnen ein Mahl und ließ ungesäuerte Kuchen backen, und sie aßen. Noch hatten sie sich aber nicht schlafen gelegt, als die Männer der Stadt Sodom das Haus umringten, jung und alt, die ganze Bevölkerung bis auf den letzten Mann. Sie riefen Lot und sagten zu ihm: "Wo sind die Männer, die heute abend zu dir gekommen sind? Bringe sie zu uns heraus, damit wir sie erkennen!" Da ging Lot zu ihnen hinaus vor die Tür, schloß aber die Tür hinter sich zu und sagte: "Liebe Brüder, begeht doch keinen solchen Frevel! Hört, ich habe noch zwei Töchter, die keinen Mann erkannt haben! Die will ich zu euch herausbringen. Tut mit ihnen, was euch beliebt! Doch diesen Männern dürft ihr nichts tun; denn sie haben sich in den Schatten meines Daches begeben!" Doch sie schrien: "Pack dich weg!" Und sie sagten: "Der ist doch nur als Fremdling hierhergekommen und will nun den Herrn spielen! Jetzt wollen wir dir noch Schlimmeres antun als jenen!" Und sie drangen ungestüm auf den Mann, auf Lot, ein und kamen immer näher, um die Tür zu erbrechen. Da streckten jene Männer ihre Hand hinaus, zogen Lot zu sich ins Haus und verschlossen die Tür. Die Leute vor der Haustür, klein und groß, schlugen sie mit Blindheit, so daß sie sich vergeblich bemühten, den Eingang zu finden. Hierauf sagten die Männer zu Lot: "Wenn du sonst noch jemand hier hast, einen Schwiegersohn, deine Söhne und Töchter, und wer sonst noch in der Stadt dir angehört, den führe weg von diesem Ort! Denn wir werden diese Stätte zerstören, weil über sie schwere Klage vor dem Herrn laut geworden ist. Darum sandte uns der Herr, sie zu verderben." Da ging Lot hinaus und redete mit seinen Schwiegersöhnen, die Töchter von ihm geheiratet hatten, und sagte: "Auf, zieht weg von diesem Ort, denn der Herr will diese Stadt vertilgen!" Aber seine Schwiegersöhne dachten, er treibe nur Scherz mit ihnen. Als die Morgenröte anbrach, drängten die Engel Lot zur Eile mit den Worten: "Auf! Nimm deine Frau und deine beiden Töchter, die noch daheim sind, damit nicht auch du wegen der Sündhaftigkeit der Stadt hinweggerafft wirst!" Als er immer noch zögerte, faßten die Männer ihn, seine Frau und seine beiden Töchter bei der Hand. Denn der Herr wollte ihn verschonen. Sie führten ihn hinaus und ließen ihn erst draußen vor der Stadt los. Während sie sie hinausführten, sagte der eine: "Rette dich, es gilt dein Leben! Schau dich nicht um und bleibe nirgends in der Jordanebene stehen! Fliehe ins Gebirge, damit du nicht auch ums Leben kommst!" Lot antwortete ihnen: "Ach nein, Herr! Gewiß, dein Knecht hat Gnade gefunden in deinen Augen, und du erweist mir große Barmherzigkeit, daß du mich am Leben erhältst; aber ins Gebirge darf ich nicht fliehen. Wie leicht könnte mich dabei das Verderben ereilen, so daß ich doch sterben müßte! Siehe, die Stadt dort ist nahe genug, um mich dahin flüchten zu können. Auch ist sie nur klein. Dorthin möchte ich mich flüchten. Sie ist klein. So bliebe ich am Leben."  Er antwortete ihm: "Nun wohl, auch in diesem Punkt will ich auf dich Rücksicht nehmen, daß ich die Stadt, von der du sprichst, nicht zerstöre. Flüchte dich eilends dorthin; denn ich kann nichts tun, bevor du dort angelangt bist!" - Darum nannte man die Stadt Zoar (die Kleine). Die Sonne ging gerade auf, als Lot nach Zoar kam. Nun ließ der Herr auf Sodom und Gomorra vom Herrn her, vom Himmel herab, Schwefel und Feuer regnen.  So vernichtete er diese Städte, die ganze Gegend samt allen Bewohnern der Städte und allem, was auf den Fluren wuchs. Als seine Frau sich hinter ihm umschaute, wurde sie zu einer Salzsäule.  Früh am anderen Morgen begab sich Abraham an die Stätte, wo er vor dem Herrn gestanden hatte. Als er auf Sodom und Gomorra und auf das ganze Gebiet hinabschaute, sah er, wie ein Qualm vom Land aufstieg gleich dem Qualm eines Schmelzofens. Gott gedachte also des Abraham, als Gott die Städte der Gegend vernichtete, und ließ Lot aus der Zerstörung entkommen, während er die Städte vertilgte, in denen Lot gewohnt hatte. Die Töchter LotsLot zog von Zoar weiter hinauf und ließ sich mit seinen Töchtern im Gebirge nieder; denn er fürchtete sich, in Zoar zu bleiben. Er wohnte mit seinen beiden Töchtern in einer Höhle.  Da sagte die Ältere zu der Jüngeren: "Unser Vater ist alt, und es gibt keinen Mann mehr im Land, der Umgang mit uns haben möchte, wie es in aller Welt Brauch ist. Komm, wir wollen unserem Vater Wein zu trinken geben und uns zu ihm legen, damit wir durch unseren Vater Kinder bekommen!" Sie gaben nun ihrem Vater in jener Nacht Wein zu trinken; dann ging die Ältere hin und legte sich zu ihrem Vater. Er aber merkte nicht, wie sie sich hinlegte, noch wie sie aufstand. Am anderen Morgen sagte die Ältere zu der Jüngeren: "Siehe, ich lag heute nacht bei meinem Vater. Wir wollen ihm auch diese Nacht Wein zu trinken geben. Dann geh hinein und leg dich zu ihm, damit wir durch unseren Vater Kinder bekommen!" So gaben sie ihrem Vater auch in dieser Nacht Wein zu trinken. Dann ging die Jüngere hin und legte sich zu ihm. Er aber merkte nicht, wie sie sich hinlegte, noch wie sie aufstand. Also wurden die beiden Töchter Lots durch ihren Vater guter Hoffnung. Und die Ältere gebar einen Sohn und nannte ihn Moab; er ist der Stammvater der heutigen Moabiter. Auch die Jüngere gebar einen Sohn und nannte ihn Ben-Ammi; er ist der Stammvater der heutigen Ammoniter. Abraham im Land der PhilisterDanach zog Abraham in das Gebiet des Südlandes und nahm seinen Aufenthalt zwischen Kadesch und Schur. Als er sich in Gerar aufhielt, stellte Abraham seine Frau Sara überall als seine Schwester vor. Abimelech, der König von Gerar, sandte nun hin und ließ Sara holen. Doch Gott kam des Nachts im Traum zu Abimelech und sprach: "Du mußt sterben wegen der Frau, die du dir hast holen lassen; sie ist ja eine Ehefrau!" Da Abimelech sich ihr noch nicht genaht hatte, antwortete er: "O Herr, du bringst doch nicht Unschuldige um! Hat er doch selbst zu mir gesagt: Sie ist meine Schwester; und auch sie hat erklärt: Er ist mein Bruder. In der Unschuld meines Herzens und mit reinen Händen habe ich so gehandelt." Da sagte Gott weiter zu ihm im Traum: "Auch ich weiß, daß du in der Unschuld deines Herzens so gehandelt hast. Ich selber habe dich davor bewahrt, dich gegen mich zu versündigen. Darum habe ich es nicht zugelassen, daß du sie berührtest. So gib jetzt dem Mann seine Frau zurück, denn er ist ein Prophet! Er wird Fürbitte für dich einlegen, daß du am Leben bleibst. Gibst du sie aber nicht zurück, so wisse, daß du sterben mußt samt allen, die dir angehören." Beilegung des StreitesFrüh am anderen Morgen rief Abimelech alle seine Diener zusammen und teilte ihnen den ganzen Vorfall mit. Die Männer gerieten in große Furcht. Abimelech ließ Abraham rufen und sprach zu ihm: "Was hast du uns angetan? Worin habe ich mich gegen dich verfehlt, daß du so schwere Schuld über mich und mein Reich gebracht hast? Was nimmermehr geschehen durfte, hast du mir angetan." Und Abimelech fragte den Abraham: "Was hast du damit beabsichtigt, daß du so gehandelt hast?" Abraham antwortete: "Ich dachte: Wenn an diesem Ort keine Gottesfurcht herrscht, wird man mich um meiner Frau willen ums Leben bringen. Übrigens ist sie wirklich meine Schwester, die Tochter meines Vaters, nur nicht die Tochter meiner Mutter, und so konnte sie meine Frau werden. Als mich nun Gott aus meinem Vaterhaus ins Ungewisse hinausziehen hieß, sagte ich zu ihr: Das mußt du mir zuliebe tun: Überall, wohin wir kommen, sage von mir: Er ist mein Bruder." Da nahm Abimelech Schafe und Rinder, Knechte und Mägde und schenkte sie Abraham; auch seine Frau Sara gab er ihm zurück. Abimelech fügte bei: "Mein Land steht dir offen; bleibe, wo es dir gefällt!" Zu Sara sagte er: "Hier gebe ich deinem Bruder tausend Silberstücke. Das soll für dich eine Entschädigung in den Augen aller sein, die bei dir sind. Nun bist du in jeder Beziehung gerechtfertigt." Abraham legte bei Gott Fürbitte ein, und Gott heilte den Abimelech, seine Frau und seine Mägde, so daß sie wieder Kinder bekommen konnten. Denn der Herr hatte jeden Mutterschoß im Haus Abimelechs verschlossen wegen Sara, der Frau Abrahams. ABRAHAMS SÖHNE: ISAAK UND ISMAELIsaaks GeburtDer Herr suchte Sara heim, wie er verheißen hatte, und der Herr tat an ihr, wie er vorausgesagt hatte. Sara wurde guter Hoffnung und gebar dem Abraham in seinem Alter einen Sohn zu der Zeit, die Gott vorhergesagt hatte. Abraham gab seinem neugeborenen Sohn, den ihm Sara geschenkt hatte, den Namen Isaak.  Abraham beschnitt seinen Sohn Isaak, als dieser acht Tage alt war, wie ihm Gott befohlen hatte. Hundert Jahre war Abraham, als ihm sein Sohn Isaak geboren wurde. Da sprach Sara: "Ein Lachen hat mir Gott bereitet. Jeder, der davon hört, wird um meinetwillen lachen." Weiter sagte sie: "Wer hätte je dem Abraham gesagt, daß Sara noch Kinder stillen würde? Und doch habe ich ihm in seinem Alter einen Sohn geboren." Der Knabe wuchs heran und wurde entwöhnt. Am Tag der Entwöhnung Isaaks veranstaltete Abraham ein großes Mahl. Hagars und Ismaels VerstoßungAls Sara den Sohn der Ägypterin Hagar, den diese dem Abraham geboren hatte, spielen sah,  sagte sie zu Abraham: "Jage diese Magd mit ihrem Sohn fort! Denn der Sohn dieser Magd soll nicht mit Isaak, meinem Sohn, erben!" Die Sache aber mißfiel Abraham seines Sohnes wegen sehr. Da sagte Gott zu Abraham: "Laß es dir um den Knaben und deine Magd nicht leid sein! Willfahre Sara in allem, was sie dir sagt! Denn nur die von Isaak abstammen, sollen als deine Nachkommen gelten.  Doch auch den Sohn der Magd mache ich zu einem Volk, weil er dein Nachkomme ist." So nahm denn Abraham am anderen Morgen in der Frühe Brot und einen Schlauch mit Wasser und gab dies der Hagar, indem er es ihr auf die Schulter legte. Auch den Knaben gab er ihr und schickte sie fort. Da ging sie weg und irrte in der Wüste von Beerscheba umher. Als das Wasser im Schlauch zu Ende ging, legte sie den Knaben unter einem der Sträucher nieder, ging hin und setzte sich abseits, einen Bogenschuß weit entfernt; "denn", dachte sie, "ich kann das Sterben des Kindes nicht mit ansehen." So saß sie abseits und begann laut zu weinen. Gott aber hörte auf den Wehruf des Knaben, und der Engel Gottes rief Hagar vom Himmel her zu: "Was ist dir, Hagar? Verzage nicht! Denn Gott hat den Wehruf des Knaben da, wo er liegt, gehört. Geh, nimm den Knaben und halte ihn fest an der Hand! Fürwahr, ich will ihn zu einem großen Volk werden lassen!" Dann tat Gott ihr die Augen auf, daß sie einen Wasserquell erblickte. Sie ging hin, füllte den Schlauch mit Wasser und gab dem Knaben zu trinken. Und Gott war mit dem Knaben. Er wuchs heran und nahm seinen Aufenthalt in der Wüste und wurde ein Meister im Bogenschießen. Er ließ sich in der Wüste Paran nieder. Seine Mutter nahm ihm eine Frau aus Ägypten. Abrahams Vertrag mit AbimelechIn jener Zeit sagte Abimelech in Gegenwart seines Heerführers Pichol zu Abraham: "Gott ist mit dir in allem, was du tust. Darum schwöre mir hier bei Gott, daß du weder an mir, noch an meiner gesamten Nachkommenschaft treulos handeln wirst! Wie ich dir Freundschaft erwiesen habe, so sollst du sie auch mir erweisen und dem Land, in dem du dich als Gast aufhältst." Abraham antwortete: "Ja, ich will den Schwur leisten." Abraham aber stellte den Abimelech zur Rede wegen des Brunnens, den die Knechte Abimelechs mit Gewalt weggenommen hatten. Abimelech erwiderte: "Ich weiß nicht, wer dies getan hat. Du hast mir nichts davon gesagt, noch habe ich bis heute etwas davon gehört." Da nahm Abraham Schafe und Rinder und gab sie Abimelech, und sie schlossen einen Vertrag miteinander. Als Abraham sieben Lämmer abgesondert hinstellte, fragte Abimelech den Abraham: "Was sollen diese sieben Lämmer bedeuten, die du abgesondert hinstellst?" Er antwortete: "Die sieben Lämmer mußt du von mir annehmen; denn die Gabe soll mir zum Zeugnis dienen, daß ich diesen Brunnen gegraben habe." Darum nannte man diesen Ort Beerscheba, weil sie dort einander geschworen haben.  So schlossen sie einen Vertrag in Beerscheba. Dann brachen Abimelech und sein Heerführer Pichol auf und kehrten ins Philisterland zurück. Abraham aber pflanzte eine Tamariske zu Beerscheba und rief daselbst den Namen des Herrn, des ewigen Gottes, an. Abraham hielt sich noch lange Zeit als Fremdling im Philisterland auf. DIE GROSSE GLAUBENSPROBEGottes Forderung: Lösung von Fleisch und BlutNach diesen Begebenheiten stellte Gott Abraham auf die Probe und sagte zu ihm: "Abraham!" - Der antwortete: "Hier bin ich."  Er sprach: "Nimm Isaak, deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, und zieh in die Gegend von Morija und bringe ihn dort zum Brandopfer dar auf einem der Berge, den ich dir nennen werde!"  So schirrte denn Abraham früh am anderen Morgen seinen Esel, nahm zwei seiner Knechte und seinen Sohn Isaak mit sich, spaltete Holz zu einem Brandopfer, brach dann auf und zog nach dem Ort, den Gott ihm angegeben hatte. Am dritten Tag erhob Abraham seine Augen und sah den Ort in der Ferne liegen. Da sagte Abraham zu seinen Knechten: "Bleibt mit dem Esel hier! Ich aber und der Knabe wollen dorthin gehen, um anzubeten. Wir kommen dann wieder zu euch zurück" Hierauf nahm Abraham das Holz zum Brandopfer und lud es seinem Sohn Isaak auf. Er selbst nahm Feuer und Schlachtmesser mit, und so gingen die beiden miteinander. Da sagte Isaak zu seinem Vater Abraham: "Mein Vater!" - Dieser antwortete: "Hier bin ich, mein Sohn." - Er fragte nun: "Feuer und Holz sind wohl da, aber wo ist das Schaf zum Brandopfer?" Abraham antwortete: "Gott wird sich das Schaf zum Brandopfer schon ersehen, mein Sohn." - So gingen beide miteinander weiter. Als sie an den Ort gekommen waren, den Gott ihm bezeichnet hatte, errichtete Abraham daselbst einen Altar und schichtete das Holz auf. Er band seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz. Darauf streckte Abraham seine Hand aus und ergriff das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. Der Sinn der Forderung: Isaak, der Erbe ganz von GottDoch der Engel des Herrn rief ihm vom Himmel her zu: "Abraham, Abraham!" - Der antwortet: "Hier bin ich." Der Engel sprach: "Lege nicht Hand an den Knaben und tue ihm nichts zuleide! Denn jetzt weiß ich, daß du gottesfürchtig bist und mir deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten hast." Als Abraham um sich schaute, sah er im Hintergrund einen Widder, der sich mit seinen Hörnern im Dickicht verfangen hatte. Abraham ging hin, holte den Widder und brachte ihn an Stelle seines Sohnes als Brandopfer dar. Abraham nannte diesen Ort: "Jahwe-Jire" (= Der Herr sieht), so daß man noch heute sagt: "Auf dem Berg läßt sich der Herr sehen." Darauf rief der Engel des Herrn dem Abraham zum zweitenmal vom Himmel her zu und sprach: "Ich schwöre bei mir, lautet der Spruch des Herrn: Dafür, daß du dies getan und mir deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten hast, will ich dich reichlich segnen und deine Nachkommenschaft so zahlreich werden lassen wie die Sterne des Himmels und wie den Sand am Gestade des Meeres, und deine Nachkommenschaft soll die Tore ihrer Feinde erobern. Alle Völker der Erde sollen durch deine Nachkommenschaft gesegnet werden zum Lohn dafür, daß du auf meinen Befehl gehört hast."  Darauf kehrte Abraham zu seinen Knechten zurück. Sie machten sich auf und begaben sich miteinander nach Beerscheba, und Abraham blieb in Beerscheba wohnen. Die Nachkommen NahorsNach diesen Begebenheiten wurde dem Abraham gemeldet: "Auch Milka hat deinem Bruder Nahor Söhne geboren: Uz, seinen Erstgeborenen, und dessen Brüder Bus sowie Kemuël, den Stammvater der Aramäer,  ferner Kesed, Haso, Pildasch Jidlaf und Betuël. Betuël aber war der Vater der Rebekka. - Diese acht gebar Milka dem Nahor, dem Bruder Abrahams. Auch seine Nebenfrau namens Rëuma hatte Söhne, nämlich Tebach, Gaham, Tahasch und Maacha. Saras Grab - Abrahams erstes Besitztum im verheißenen LandDie Lebenszeit Saras betrug 127 Jahre; das sind die Lebensjahre Saras. Sara starb zu Kirjat-Arba, das jetzt Hebron heißt, in Kanaan. Abraham hielt für sie die Totenklage und beweinte sie. Hierauf verließ Abraham die Tote und verhandelte mit den Hetitern: Er sagte: "Ich bin nur ein Fremdling und Beisasse unter euch. Gebt mir also einen Begräbnisplatz bei euch, damit ich meine Tote aus dem Haus bringen und begraben kann!"  Die Hetiter antworteten dem Abraham: "Höre uns an, Herr! Du lebst hier als gottbegnadeter Fürst unter uns. Begrabe deine Tote im besten unserer Gräber! Keiner von uns wird es dir verweigern, deine Tote in seinem Grab zu bestatten." Da erhob sich Abraham, verneigte sich tief vor den Bewohnern des Landes, den Hetitern, und sagte zu ihnen: "Seid ihr damit einverstanden, daß ich meine Tote aus dem Haus bringe und begrabe, so erweist mir die Liebe und legt ein gutes Wort für mich ein bei Efron, dem Sohn Zohars, damit er mir die Höhle von Machpela abtritt, die ihm gehört und am Rande seines Grundstücks liegt! Um den vollen Preis soll er sie mir in eurer Gegenwart zum Erbbegräbnis überlassen." Efron aber saß inmitten der Hetiter. So antwortete der Hetiter Efron im Beisein aller, die zum Tor der Stadt gekommen waren:  "Nicht doch, Herr, höre mich an! Das Grundstück schenke ich dir; auch die Höhle, die sich darauf befindet, schenke ich dir. Im Beisein meiner Volksgenossen schenke ich sie dir. Begrabe nur deine Tote!" Da verneigte sich Abraham vor den Bewohnern des Landes und sagte dann zu Efron im Beisein der Bewohner des Landes: "Nein, höre mich doch an! Ich bezahle den Preis für das Grundstück. Nimm ihn von mir an, daß ich meine Tote dort begraben kann!" Efron antwortete Abraham: "Nein, Herr, höre mich an! Das Grundstück zu vierhundert Silberstücken, was hat das unter uns zu sagen? Begrabe nur deine Tote!" Da nahm Abraham Efrons Forderung an. Abraham wog Efron den Kaufpreis ab, den dieser im Beisein der Hetiter verlangt hatte, nämlich vierhundert Silberstücke, wie sie im Handel üblich waren.  So wurde Efrons Grundstück, das in der Machpela östlich von Mamre lag, das Grundstück samt der Höhle darauf, nebst allen Bäumen, die auf dem Grundstück ringsum in seinem Bereich waren,  rechtskräftig Abrahams Eigentum im Beisein aller Hetiter, die zum Stadttor gekommen waren. Danach begrub Abraham seine Frau Sara in der Höhle des Grundstücks in der Machpela östlich von Mamre, das jetzt Hebron heißt, in Kanaan. So ging das Grundstück und die Höhle darauf rechtskräftig von den Hetitern an Abraham als Erbbegräbnis über. ISAAK, DER ERBE DES SEGENSAussendung des BrautwerbersAbraham aber war alt und hochbetagt, und der Herr hatte Abraham in allem gesegnet. Da sagte Abraham zu seinem Knecht, seinem Hausältesten, der all seinen Besitz zu verwalten hatte: "Lege deine Hand unter meine Lende!  Ich will dir beim Herrn, dem Gott des Himmels und der Erde, einen Eid abnehmen, daß du meinem Sohn keine von den Töchtern der Kanaaniter, in deren Land ich wohne, zur Frau nimmst. Nein, ziehe in mein Vaterland und zu meiner Verwandtschaft und hole dort eine Frau für meinen Sohn Isaak!" Da antwortete ihm der Knecht: "Vielleicht will aber die Frau mir nicht in dieses Land folgen. Soll ich dann deinen Sohn wieder in das Land zurückbringen, aus dem du ausgezogen bist?" Abraham erwiderte ihm: "Hüte dich, meinen Sohn dahin zurückzubringen! Der Herr, der Gott des Himmels, der mich aus meines Vaters Haus und aus meinem Heimatland weggeführt hat, und der zu mir geredet und mir eidlich versprochen hat: Ich gebe deiner Nachkommenschaft dieses Land, der wird seinen Engel vor dir hersenden, daß du von dort meinem Sohn eine Frau holen kannst. Sollte dir aber die Frau nicht folgen wollen, so bist du dieses Eides ledig. Keinesfalls darfst du meinen Sohn dorthin zurückbringen." Da legte der Knecht seine Hand unter die Lende Abrahams, seines Herrn, und schwur ihm den Eid. Das ZeichenHierauf nahm der Knecht zehn Kamele seines Herrn und allerlei Kostbarkeiten seines Herrn mit sich auf die Reise, brach auf und zog nach Mesopotamien, in die Stadt Nahors. - Außerhalb der Stadt an einem Brunnen ließ er die Kamele sich lagern. Es war gegen Abend, um die Zeit, da die Frauen herauskommen, um Wasser zu holen. Dann betete er: "O Herr, Gott Abrahams, meines Herrn! Laß es mir heute glücken und zeige dich gnädig gegen Abraham, meinen Herrn! Siehe, ich stehe hier an der Quelle, und die Töchter der Stadtbewohner kommen heraus, um Wasser zu schöpfen. Wenn nun das Mädchen, zu dem ich sage: Neige deinen Krug, damit ich trinke!, antwortet: Trinke! Und auch deine Kamele will ich tränken!, so ist sie es, die du für Isaak, deinen Knecht, bestimmt hast, und daran will ich erkennen, daß du dich meinem Herrn gnädig erzeigst." Noch hatte er sein Gebet nicht beendet, da kam Rebekka heraus, die Tochter Betuëls, des Sohnes der Milka, der Frau von Abrahams Bruder Nahor, mit ihrem Krug auf der Schulter. Das Mädchen war überaus schön, eine Jungfrau, die noch kein Mann erkannt hatte. Sie stieg zur Quelle hinab, füllte ihren Krug und kam wieder herauf. Da ging der Knecht auf sie zu und sagte: "Laß mich doch ein wenig Wasser aus deinem Krug trinken!" Sie antwortete: "Trinke, Herr!" Und sie ließ geschwind ihren Krug auf die Hand herab und gab ihm zu trinken. Als sie ihn sich hatte satt trinken lassen, sagte sie: "Auch für deine Kamele will ich Wasser schöpfen, bis sie sich satt getrunken haben." Und eilends goß sie ihren Krug in die Tränkrinne aus, lief wieder zum Brunnen, Wasser zu schöpfen, und schöpfte so für alle seine Kamele. Der Mann sah ihr schweigend zu, begierig zu erfahren, ob der Herr seiner Reise einen glücklichen Ausgang gäbe oder nicht. Nachdem die Kamele sich satt getrunken hatten, nahm der Mann einen goldenen Nasenring, einen halben Schekel schwer, und zwei Spangen für ihre Arme, zehn Schekel Goldes schwer, und fragte: "Wessen Tochter bist du? Sag es mir! Ist im Haus deines Vaters Raum für uns zum Übernachten?" Sie antwortete ihm: "Ich bin die Tochter Betuëls, des Sohnes der Milka, den diese dem Nahor geboren hat." Und sie fuhr fort: "Stroh und Futter haben wir in Menge, auch Platz zum Übernachten." Da verneigte sich der Mann, warf sich nieder vor dem Herrn und sagte: "Gepriesen sei der Herr, der Gott Abrahams, meines Herrn, der seine Huld und Treue meinem Herrn nicht entzogen hat. Mich aber hat der Herr geraden Weges zum Haus des Bruders meines Herrn geführt." Die WerbungDas Mädchen aber lief fort und berichtete im Haus ihrer Mutter, was sich zugetragen hatte. Nun hatte Rebekka einen Bruder namens Laban. Laban eilte zu dem Mann hinaus an die Quelle. Als er nämlich den Nasenring und an den Armen seiner Schwester die Spangen gesehen und die Erzählung seiner Schwester Rebekka vernommen hatte: "So hat der Mann gesprochen", begab er sich zu dem Mann, der noch immer bei den Kamelen an der Quelle stand, und sagte: "Komm, du Gesegneter des Herrn! Warum stehst du da draußen? Ich habe schon das Haus aufräumen lassen und Platz für die Kamele gemacht." Da begab sich der Mann in das Haus, jener aber sattelte die Kamele ab, brachte Stroh und Futter für die Kamele und Wasser zum Füßewaschen für ihn und die Leute, die bei ihm waren. Als er ihm zu essen vorsetzte, sagte er: "Ich esse nicht eher, als bis ich meine Sache vorgebracht habe." Laban bat: "So rede!" So begann er denn zu berichten: "Ich bin ein Knecht Abrahams. Gott hat meinen Herrn reich gesegnet, so daß er zu großem Wohlstand gelangt ist. Er hat ihm Schafe und Rinder, Silber und Gold, Knechte und Mägde, Esel und Kamele gegeben. Sara, meines Herrn Frau, gebar in ihrem Alter meinem Herrn noch einen Sohn; dem hat er all seinen Besitz übergeben. Nun nahm mein Herr mir folgenden Eid ab: Du darfst meinem Sohn keine Frau aus den Töchtern der Kanaaniter nehmen, in deren Land ich wohne. Ziehe vielmehr in meines Vaters Haus und zu meiner Verwandtschaft und hole dort eine Frau für meinen Sohn! Ich entgegnete meinem Herrn: Vielleicht will aber die Frau mir nicht folgen. Da sagte er mir: Der Herr, vor dessen Antlitz ich gewandelt bin, wird seinen Engel mit dir senden und deiner Reise einen guten Ausgang geben. Du wirst für meinen Sohn eine Frau aus meiner Verwandtschaft und aus meines Vaters Haus holen. Des geleisteten Eides bist du dann ledig, wenn du zu meiner Verwandtschaft kommst und man sie dir nicht gibt. - Nur dann bist du des geleisteten Eides ledig. Als ich nun heute zur Quelle kam, betete ich: O Herr, Gott Abrahams, meines Herrn! Wenn du doch der Reise, auf der ich mich befinde, einen guten Ausgang geben wolltest! Siehe, ich stehe an der Quelle! Wenn das Mädchen, das herauskommt, um Wasser zu holen, und zu dem ich sage: Laß mich doch ein wenig Wasser aus deinem Krug trinken!, mir dann antwortet: Trinke nur, und auch für deine Kamele will ich Wasser schöpfen!, so ist das die Frau, die der Herr für den Sohn meines Herrn bestimmt hat. Ich hatte noch nicht ausgeredet, da kam Rebekka heraus, den Krug auf der Schulter. Sie stieg zur Quelle hinab und schöpfte. Ich bat sie: Laß mich doch trinken! Sogleich nahm sie ihren Krug herab und sagte: Trinke, und auch deine Kamele will ich tränken. So trank ich, und sie tränkte auch die Kamele. Hierauf fragte ich sie: Wessen Tochter bist du? Sie antwortete: Ich bin die Tochter Betuëls, des Sohnes Nahors, den ihm Milka geboren hat. Da legte ich ihr den Ring an die Nase und die Spangen an ihre Arme. Dann verneigte ich mich, warf mich vor dem Herrn nieder und pries den Herrn, den Gott Abrahams, meines Herrn, der mich auf den rechten Weg geführt, um die Tochter des Verwandten meines Herrn für seinen Sohn zu freien. Wollt ihr nun meinem Herrn Liebe und Treue erweisen, so sagt es mir; wo nicht, so sagt es mir auch, damit ich mich zur Rechten oder zur Linken wende!" Da antworteten Laban und Betuël und sprachen: "Das kommt vom Herrn. Wir können dir weder ja noch nein sagen. Rebekka steht dir zur Verfügung. Nimm sie und zieh hin, daß sie Frau des Sohnes deines Herrn werde, so wie der Herr es befohlen hat!" Als nun der Knecht Abrahams ihre Zusage hörte, warf er sich vor dem Herrn bis auf die Erde nieder. Hierauf holte der Knecht Geschmeide aus Gold und Silber und Gewänder hervor und schenkte sie Rebekka. Auch ihrem Bruder und ihrer Mutter schenkte er kostbare Sachen. Dann aßen und tranken sie, er und seine Begleiter, und übernachteten da. - Am anderen Morgen, als sie aufgestanden waren, sagte er: "Laßt mich zu meinem Herrn ziehen!" Die HochzeitIhr Bruder und ihre Mutter erwiderten: "Laßt doch das Mädchen noch einige Zeit, wenigstens zehn Tage, bei uns bleiben! Dann mag sie davonziehen!" Doch er entgegnete ihnen: "Haltet mich nicht auf! Der Herr hat ja meiner Reise einen glücklichen Ausgang gegeben. Laßt mich ziehen, damit ich zu meinem Herrn zurückkehre!" Sie erwiderten: "Wir wollen das Mädchen rufen und es selbst fragen." Sie riefen also Rebekka und fragten sie: "Willst du mit diesem Mann ziehen?" Sie antwortete: "Ja!" Da ließen sie ihre Schwester Rebekka samt ihrer Amme sowie den Knecht Abrahams mit seinen Leuten ziehen. Sie segneten Rebekka mit den Worten: "Liebe Schwester, werde du die Mutter von unzähligen Tausenden. Deine Nachkommen mögen die Tore ihrer Feinde erobern!" Hierauf brach Rebekka mit ihren Dienerinnen auf. Sie bestiegen die Kamele und folgten dem Mann. Der Knecht nahm Rebekka und zog von dannen. - Isaak kam gerade von einem Gang nach dem Brunnen Lahai-Roï; er wohnte nämlich im Südland. Als nun Isaak um die Zeit, da sich der Abend neigt, einmal aufs Feld hinausgegangen war, um seinen Gedanken nachzugehen, sah er, als er aufblickte, Kamele daherkommen. Auch Rebekka erblickte den Isaak, als sie aufschaute. Sie ließ sich schnell vom Kamel herab und fragte den Knecht: "Wer ist der Mann dort, der uns auf dem Feld entgegenkommt?" Der Knecht antwortete: "Das ist mein Herr." Da nahm sie den Schleier und verhüllte sich.  Der Knecht erzählte hierauf dem Isaak, was er ausgerichtet hatte. Isaak führte sie ins Zelt seiner Mutter Sara. Dann freite er Rebekka. Sie wurde seine Frau, und er gewann sie lieb. So tröstete sich Isaak über den Verlust seiner Mutter. Abrahams NebenfrauenAbraham hatte noch eine andere Frau namens Ketura genommen. Sie gebar ihm Simran, Jokschan, Medan, Midian, Jischbak und Schuach. Jokschan wurde der Vater Schebas und Dedans. Die Söhne Dedans waren die Aschuriter, die Letuschiter und die Lëummiter. Die Söhne Midians waren Efa, Efer, Henoch, Abida und Eldaga. - Alle diese sind Nachkommen der Ketura. Abraham aber übergab seinen gesamten Besitz dem Isaak. Den Söhnen der Nebenfrauen, die Abraham hatte, gab Abraham nur Geschenke und hieß sie noch bei seinen Lebzeiten von seinem Sohn Isaak weg ostwärts in das Ostland ziehen. Abrahams Tod und BegräbnisDies ist die Zahl der Jahre, die Abraham durchlebt hat: 175 Jahre. Dann verschied Abraham. Er starb in gesegnetem Alter, hochbetagt und lebenssatt, und ward zu seinen Vätern versammelt.  Seine Söhne Isaak und Ismael begruben ihn in der Höhle von Machpela auf dem Grundstück des Hetiters Efron, des Sohnes Zohars, östlich von Mamre, auf dem Grundstück, das Abraham von den Hetitern gekauft hatte. Dort wurde Abraham und seine Frau Sara begraben. Nach Abrahams Tod segnete Gott dessen Sohn Isaak. Isaak wohnte bei dem Brunnen Lahai-Roï. - Die Nachkommen IsmaelsEs folgt der Stammbaum Ismaels, des Sohnes Abrahams, den die Ägypterin Hagar, Saras Magd, dem Abraham geboren hatte. Dies sind die Namen der Söhne Ismaels, nach ihren Geschlechtern geordnet: Der Erstgeborene Ismaels war Nebajot; dann kamen Kedar, Abdeël, Mibsam, Mischma, Duma, Massa, Hadad, Tema, Jetur, Nafisch und Kedma. Dies sind die Söhne Ismaels, und dies sind ihre Namen nach ihren Niederlassungen und Zeltlagern, zwölf Fürsten je eines Stammes. Die Lebensjahre Ismaels betrugen 137 Jahre. Dann verschied er. Er starb und wurde zu seinen Vätern versammelt. Die Söhne Ismaels hatten ihre Wohnsitze von Hawila bis Schur, das östlich von Ägypten in der Richtung nach Assur hin liegt. In der Nähe aller ihrer Brüder ließen sie sich trotzig nieder. ISAAK UND SEINE SÖHNEDie Geburt Esaus und JakobsEs folgt der Stammbaum Isaaks, des Sohnes Abrahams. Abraham war der Vater Isaaks. Isaak war vierzig Jahre alt, als er sich Rebekka, die Tochter des Aramäers Betuël aus Mesopotamien, die Schwester des Aramäers Laban, zur Frau nahm. Und Isaak betete zum Herrn für seine Frau, da sie keine Kinder hatte. Der Herr erhörte ihn, und so wurde seine Frau Rebekka guter Hoffnung. Als sich aber die Kinder in ihrem Schoß stießen, sagte sie: "Wenn es so steht, was wird dann aus mir werden?" - und sie ging hin, den Herrn zu befragen. Der Herr antwortete ihr: "Zwei Völker sind in deinem Leib, und zwei Stämme sind in deinem Schoß entzweit. Ein Stamm wird stärker sein als der andere, und der ältere wird dem jüngeren dienen." Als nun die Zeit da war, daß sie gebären sollte, stellte es sich heraus, daß Zwillinge in ihrem Leib waren. Der erste, der zum Vorschein kam, war rötlich, ganz wie ein haariger Mantel. Deshalb nannte man ihn Esau.  Hierauf kam sein Bruder zum Vorschein; seine Hand hielt die Ferse Esaus gefaßt. Darum nannte man ihn Jakob. Isaak war bei ihrer Geburt sechzig Jahre alt. Das ErstgeburtsrechtAls nun die Knaben heranwuchsen, ward Esau ein tüchtiger Jäger, ein Mann der Steppe. Jakob aber war ein stiller Mann, der bei den Zelten blieb. Isaak hatte den Esau lieber, weil er gern Wildbret aß; Rebekka aber hatte den Jakob lieber. Einst kochte Jakob ein Gericht. Da kam Esau ganz hungrig aus der Steppe heim. Esau sagte zu Jakob: "Gib mir doch schnell zu essen von dem Roten, dem roten Gericht da; denn ich bin ganz hungrig." - Darum nannte man ihn Edom.  Jakob entgegnete: "Verkaufe mir zuvor dein Erstgeburtsrecht!" Esau erwiderte: "Ach, ich muß ja doch sterben. Was nützt mir das Erstgeburtsrecht?"  Da sagte Jakob: "Schwöre es mir zuvor zu!" - So schwur er ihm und verkaufte so sein Erstgeburtsrecht an Jakob. Nun gab Jakob dem Esau Brot und von dem Linsengericht. Der aß und trank, stand auf und ging davon. So gering schätzte Esau das Erstgeburtsrecht.  Isaak, Gast im verheißenen LandEs brach im Land eine Hungersnot aus, eine andere als jene frühere, die zu Abrahams Zeit geherrscht hatte. Da begab sich Isaak zum König der Philister Abimelech nach Gerar. Damals erschien ihm der Herr und sagte: "Ziehe nicht nach Ägypten hinab! Bleib in dem Land, das ich dir anweise! Verweile als Gast in diesem Land, so will ich mit dir sein und dich segnen; denn dir und deiner Nachkommenschaft will ich alle diese Länder geben und so den Eid erfüllen, den ich deinem Vater Abraham geschworen habe. Ich will deine Nachkommen so zahlreich werden lassen wie die Sterne am Himmel. Alle diese Länder will ich deinen Nachkommen geben, und in deiner Nachkommenschaft sollen alle Völker der Erde gesegnet werden zum Lohn dafür, daß Abraham auf meine Stimme gehört und mein Gebot, meine Befehle, Satzungen und Weisungen befolgt hat." So blieb denn Isaak in Gerar. Als sich nun die Bewohner des Ortes nach seiner Frau erkundigten, sagte er: "Sie ist meine Schwester." Denn er fürchtete sich, zu sagen: Sie ist meine Frau. "Es könnten mich sonst", dachte er, "die Bewohner des Ortes Rebekka wegen umbringen, weil sie schön ist." Als er längere Zeit dort zugebracht hatte, schaute einmal der Philisterkönig Abimelech durchs Fenster und sah, wie Isaak seine Frau Rebekka liebkoste. Da ließ Abimelech den Isaak rufen und sagte: "Sie ist ganz sicher deine Frau. Wie konntest du nur sagen: Sie ist meine Schwester?" Isaak antwortete ihm: "Ich dachte, ich müßte ihretwegen sterben." Abimelech erwiderte: "Warum hast du uns das angetan? Wie leicht hätte sich einer aus dem Volk deiner Frau nahen können! Dann hättest du Schuld über uns gebracht." So gebot Abimelech allem Volk: "Wer sich an diesem Mann oder seiner Frau vergreift, der wird mit dem Tod bestraft!" Isaaks WohlstandIsaak säte dann in jenem Land und erntete in jenem Jahr hundertfältig. Denn der Herr segnete ihn. So wurde der Mann reich und immer reicher, bis er über die Maßen wohlhabend war. Er besaß Schaf- und Rinderherden und zahlreiches Gesinde. Da wurden die Philister auf ihn eifersüchtig. Darum verschütteten die Philister alle Brunnen, die die Knechte seines Vaters bei Lebzeiten seines Vaters Abraham gegraben hatten, und füllten sie mit Erde an. Abimelech sagte zu Isaak: "Zieh fort von uns! Denn du bist uns viel zu mächtig geworden." So zog Isaak von dort weg, schlug sein Lager im Tal von Gerar auf und blieb daselbst. Hierauf ließ Isaak die Brunnen wieder aufgraben, die man zu Lebzeiten seines Vaters Abraham gegraben und die die Philister nach dem Tod Abrahams verschüttet hatten, und gab ihnen die gleichen Namen, die sein Vater ihnen gegeben hatte. Isaaks Knechte gruben im Tal nach und fanden daselbst einen Brunnen mit frischem Wasser. Aber die Hirten von Gerar gerieten mit Isaaks Hirten in Streit, indem sie behaupteten: "Uns gehört das Wasser!" Er nannte den Brunnen Esek (Zank), weil sie sich dort mit ihm gezankt hatten. Dann gruben sie einen anderen Brunnen, gerieten aber auch über diesen in Streit; daher nannte er ihn Sitna (Streit). Hierauf zog er von dort weiter und grub wieder einen Brunnen. Um diesen gerieten sie nicht in Streit. Darum gab er ihm den Namen Rehobot (Weite), und sagte: "Jetzt hat der Herr uns freien Raum geschaffen, so daß wir uns im Land ausbreiten können." Von dort zog er nach Beerscheba hinauf. In jener Nacht erschien ihm der Herr und sagte: "Ich bin der Gott deines Vaters Abraham. Fürchte dich nicht! Denn ich bin mit dir und will dich segnen und deine Nachkommenschaft zahlreich werden lassen um meines Knechtes Abraham willen." Er erbaute an dem Ort einen Altar, rief den Namen des Herrn an und schlug sein Zelt auf. Isaaks Knechte gruben dort einen Brunnen. Vertrag zwischen Isaak und AbimelechDa kam Abimelech aus Gerar mit seinem Vertrauten Ahusat und seinem Heerführer Pichol zu ihm. Isaak fragte sie: "Warum seid ihr denn zu mir gekommen, da ihr doch feindlich gegen mich gesinnt seid und mich von euch fortgetrieben habt?" Sie antworteten: "Wir haben mit eigenen Augen gesehen, daß der Herr mit dir ist. Darum dachten wir, es solle ein eidliches Abkommen zwischen uns und dir zustande kommen! So wollen wir einen Vertrag mit dir schließen. Du sollst uns nichts Böses zufügen wie auch wir dich nicht angetastet, sondern dir nur Gutes getan haben und dich in Frieden ziehen ließen. Du bist nun einmal der Gesegnete des Herrn." Da bereitete er ihnen ein Gastmahl, und sie aßen und tranken. Am anderen Morgen in der Frühe leisteten sie sich gegenseitig den Schwur. Dann ließ Isaak sie ziehen, und sie gingen von ihm in Frieden. Am gleichen Tag kamen Isaaks Knechte und berichteten von dem Brunnen, den sie gegraben hatten: "Wir haben Wasser gefunden." Er nannte ihn Schiba (Schwur). - Daher heißt die Stadt bis auf den heutigen Tag Beerscheba (Schwurbrunnen). Esaus HeiratAls Esau vierzig Jahre alt war, heiratete er Judit, die Tochter des Hetiters Beeri, und Basemat, die Tochter des Hetiters Elon. Ihretwegen grämten sich Isaak und Rebekka sehr. JAKOB UND ESAUDie Erlistung des Segens für JakobAls Isaak alt und sein Auge schwach geworden war, so daß er nicht mehr sehen konnte, rief er seinen älteren Sohn Esau und sagte zu ihm: "Mein Sohn!" - Der antwortete ihm: "Hier bin ich." Da sagte er: "Du siehst, ich bin alt und weiß nicht, wie bald ich sterbe. So nimm nun dein Jagdgerät, deinen Köcher und deinen Bogen, geh hinaus in die Steppe und jage ein Stück Wild für mich! Bereite mir ein schmackhaftes Gericht daraus, wie ich es liebe, und bringe es mir! Dann will ich essen, und meine Seele soll dich dafür segnen, bevor ich sterbe!" Rebekka aber hatte zugehört, als Isaak so mit seinem Sohn Esau redete. - Esau ging nun hinaus in die Steppe, um ein Wild zu erjagen und heimzubringen. Da sagte Rebekka zu ihrem Sohn Jakob: "Ich habe zugehört, wie dein Vater zu deinem Bruder Esau sagte: "Bringe mir ein Stück Wild und bereite mir ein schmackhaftes Gericht! Dann will ich essen und dich vor dem Herrn segnen, bevor ich sterbe. Nun höre, mein Sohn, auf den Rat, den ich dir gebe! Geh hin zur Herde und hole mir von da zwei schöne Ziegenböckchen! Die will ich für deinen Vater zu einem schmackhaften Gericht zubereiten, wie er es liebt. Du bringst sie dann deinem Vater zum Essen, damit er dich segnet, bevor er stirbt." Doch Jakob erwiderte seiner Mutter Rebekka: "Aber mein Bruder Esau ist ein behaarter Mensch, während ich unbehaart bin. Vielleicht betastet mich mein Vater. Dann stehe ich als Betrüger vor ihm da und bringe Fluch statt Segen über mich." Doch seine Mutter antwortete ihm: "Der Fluch, der dir gilt, mein Sohn, treffe mich! Höre auf meinen Rat! Geh und hole mir die Böckchen!" Da ging er sie holen und brachte sie seiner Mutter. Seine Mutter bereitete daraus ein schmackhaftes Gericht, wie sein Vater es liebte. Hierauf holte Rebekka die besten Kleider ihres älteren Sohnes Esau, die sich in ihrem Wohnraum befanden, und zog sie ihrem jüngeren Sohn Jakob an. Die Felle der Ziegenböckchen legte sie ihm um die Arme und um den glatten Hals. Dann gab sie das schmackhafte Gericht samt dem Brot, das sie bereitet hatte, ihrem Sohn Jakob in die Hand. So ging er denn zu seinem Vater hinein und sagte: "Mein Vater!" - Der antwortete: "Hier bin ich. Wer bist du, mein Sohn?" Jakob erwiderte seinem Vater: "Ich bin Esau dein Erstgeborener. Ich habe getan, wie du mir aufgetragen hast. Setze dich aufrecht und iß von dem Wildbret, und dann segne mich!" Doch Isaak fragte seinen Sohn: "Wie hast du so schnell etwas finden können, mein Sohn?" - Der antwortete: "Der Herr, dein Gott, ließ es mir in den Weg laufen." Doch Isaak sagte zu Jakob: "Tritt näher, daß ich dich betaste, meine Sohn, ob du wirklich mein Sohn Esau bist oder nicht!" Jakob trat zu seinem Vater Isaak heran. Der betastete ihn und sagte: "Die Stimme ist zwar Jakobs Stimme, aber die Arme sind Esaus Arme." Er erkannte ihn nicht, weil seine Arme behaart waren wie die Arme seines Bruders Esau; so begrüßte er ihn mit einem Segenswunsch, und fragte noch einmal: "Du bist also wirklich mein Sohn Esau?" - Er antwortete: "Ich bin es." Da sagte Isaak: "So reiche es mir her, daß ich von dem Wildbret meines Sohnes esse und dich dann segne!" Jakob reichte es ihm hin, und er aß. Dann brachte er ihm Wein, und er trank. Hierauf sagte sein Vater Isaak zu ihm: "Komm her, mein Sohn, und küsse mich!" Der trat hinzu und küßte ihn. Als er den Duft seiner Kleider roch, segnete er ihn mit den Worten: "Ja, meines Sohnes Duft ist wie der Duft des Feldes, wenn der Herr es gesegnet. Es gebe dir Gott vom Tau des Himmels und von den Früchten der Erde, Überfluß an Wein und Korn;  Völker sollen dir dienstbar sein, und Nationen vor dir sich beugen! Du sollst deiner Brüder Gebieter sein, und deiner Mutter Söhne sollen vor dir sich neigen! Verflucht sei, wer dich verflucht; gesegnet, wer dich segnet!" Der zweite 'Segen' für EsauAls Isaak den Segen über Jakob vollendet hatte und Jakob kaum von seinem Vater Isaak weggegangen war, kam sein Bruder Esau von der Jagd zurück. Auch er bereitete ein schmackhaftes Gericht, brachte es seinem Vater und sagte zu seinem Vater: "Mein Vater setze sich auf und esse vom Wildbret deines Sohnes. Dann segne mich!" Da fragte ihn sein Vater Isaak: "Wer bist du?" - Er sagte: "Ich bin dein Sohn, dein Erstgeborener, Esau." Isaak erschrak über alle Maßen und rief: "Wer war denn der, der ein Wild erjagt und es mir gebracht hat? Ich habe von allem gegessen, bevor du kamst, und habe ihn gesegnet. So wird er auch gesegnet bleiben!" Als Esau die Worte seines Vaters vernahm, stieß er einen lauten Klageruf aus und bat seinen Vater: "Segne auch mich, lieber Vater!" Der antwortete: "Dein Bruder kam mit List und nahm dir den Segen weg." Darauf erwiderte er: "Mit Recht hat man ihm den Namen Jakob gegeben. Schon zweimal hat er mich überlistet: Mein Erstgeburtsrecht hat er mir genommen, und jetzt hat er mich auch noch um den Segen gebracht." Dann fragte er: "Hast du für mich keinen Segen übrigbehalten?" Isaak antwortete dem Esau: "Siehe, ich habe ihn zum Herrn über dich gesetzt und alle seine Brüder ihm zu Knechten gegeben. Mit Korn und Wein habe ich ihn versorgt. Was könnte ich da noch für dich tun, lieber Sohn?" Esau erwidertes seinem Vater: "Hast du nur den einen Segen, guter Vater? Segne auch mich, lieber Vater!" - Und Esau begann laut zu weinen. Da hob sein Vater Isaak an und sprach zu ihm: "Siehe, fern von der Erde Fruchtgefilden wird dein Wohnsitz sein und fern vom Tau des Himmels droben.  Leben mußt du von deinem Schwert und dienstbar sein deinem Bruder. Strengst du dich an, so schüttelst du von deinem Nacken sein Joch." Esaus Feindschaft gegen JakobEsau wurde dem Jakob feind wegen des Segens, den ihm sein Vater gegeben hatte, und Esau sagte: "Bald kommt die Zeit, daß man um meinen Vater trauert; dann schlage ich meinen Bruder Jakob tot." Als nun der Rebekka die Äußerungen ihres älteren Sohnes Esau hinterbracht wurden, sandte sie hin, ließ ihren jüngeren Sohn Jakob rufen und sagte zu ihm: "Höre, dein Bruder Esau sinnt auf Rache gegen dich und will dich erschlagen. So folge meinem Rat, lieber Sohn! Mache dich auf und flieh nach Haran zu meinem Bruder Laban! Bleib einige Zeit bei ihm, bis deines Bruders Groll sich legt! Sobald der Zorn deines Bruders von dir abläßt und er vergißt, was du ihm angetan hast, sende ich hin und lasse dich von dort zurückholen. Warum soll ich euch beide an einem Tag verlieren?" Hierauf sagte Rebekka zu Isaak: "Ich bin des Lebens überdrüssig wegen der Hetiterinnen. Holt sich Jakob auch eine solche Hetiterin, eine von den Töchtern des Landes, zur Frau, was hätte ich da noch vom Leben?" JAKOB IN DER FREMDEJakobs Flucht nach MesopotamienDa ließ Isaak den Jakob rufen, segnete ihn und gebot ihm: "Du darfst dir keine Kanaaniterin zur Frau nehmen. Mache dich vielmehr auf, begib dich nach Paddan-Aram, zum Haus Betuëls, des Bruders deiner Mutter, und hole dir von dort eine Frau, eine von den Töchtern Labans, des Bruders deiner Mutter! Gott, der Allmächtige, segne dich, er mache dich fruchtbar und mehre dich, daß du zu einer Menge von Völkern werdest! Und er gebe dir den Segen Abrahams, dir und deinen Nachkommen, damit du das Land, in dem du als Fremdling weilst und das Gott dem Abraham verliehen hat, zu eigen bekommst!" So ließ Isaak den Jakob ziehen, und dieser begab sich nach Paddan-Aram, zu Laban, dem Sohn des Aramäers Betuël, dem Bruder Rebekkas, der Mutter Jakobs und Esaus. Esaus EinlenkenEsau aber erfuhr, daß Isaak den Jakob gesegnet und ihn nach Paddan-Aram gesandt hatte, um sich von dort eine Frau zu holen, indem er ihm den Segen mit der Weisung gab: "Du sollst dir keine Kanaaniterin zur Frau nehmen", und daß Jakob auf seinen Vater und seine Mutter hörte und nach Paddan-Aram aufbrach. Da merkte Esau, daß die Kanaaniterinnen seinem Vater mißfielen. Darum ging Esau zu Ismael und nahm sich Mahalat, die Tochter Ismaels, des Sohnes Abrahams, die Schwester Nebajots, zu seinen Frauen hinzu. Die HimmelsleiterJakob aber brach von Beerscheba auf und wanderte nach Haran. Er gelangte an einen Ort und blieb dort über Nacht, weil die Sonne untergegangen war. Er nahm einen von den dort umherliegenden Steinen, machte ihn sich als Kopflager zurecht und legte sich schlafen. Da träumte ihm: Eine Leiter stand auf der Erde, die mit ihrer Spitze bis zum Himmel reichte, und die Engel Gottes stiegen an ihr auf und nieder.  Oben über ihr stand der Herr und sagte: "Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham und Isaaks. Das Land, auf dem du ruhst, will ich dir und deinen Nachkommen geben.  Deine Nachkommenschaft soll so zahlreich werden wie der Staub der Erde. Nach Westen und Osten, Norden und Süden sollst du dich ausbreiten. In dir und deinen Nachkommen sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden. Siehe, ich will mit dir sein und dich überall behüten, wohin du gehst. Ich werde dich auch wieder in dieses Land zurückführen; denn ich werde dich nicht verlassen, bis ich ausgeführt, was ich dir verheißen habe." Nun erwachte Jakob aus seinem Schlaf und rief aus: "Wahrlich, der Herr ist an dieser Stätte, aber ich wußte es nicht." Voll Ehrfurcht fügte er bei: "Wie ehrwürdig ist diese Stätte! Ja, hier ist Gottes Haus und hier die Pforte des Himmels!" Am anderen Morgen nahm Jakob den Stein, den er sich als Kopflager hergerichtet hatte, stellte ihn als Denkstein auf und goß Öl darüber.  Er gab dann dieser Stätte den Namen Bet-El (Haus Gottes); früher hieß die Stadt Lus.  Hierauf machte Jakob folgendes Gelübde: "Wenn Gott mit mir ist und mich auf dem Weg, den ich jetzt gehe, behütet, wenn er mir Brot zur Nahrung gibt und Kleider zum Anziehen, und ich glücklich in mein Vaterhaus zurückkehre, dann soll der Herr mein Gott sein, und dieser Stein, den ich als Denkstein aufgerichtet habe, soll ein Gotteshaus werden, und von allem, was du mir gibst, will ich getreulich den Zehnten geben." Jakobs Ankunft in HaranDanach machte sich Jakob auf den Weg und wanderte in das Land der Söhne des Ostens.  Als er Ausschau hielt, erblickte er einen Brunnen in der Steppe, an dem sich gerade drei Schafherden lagerten; denn aus diesem Brunnen pflegte man die Herden zu tränken. Über der Öffnung des Brunnens lag ein großer Stein. Erst wenn alle Herden dort zusammengetrieben waren, wälzte man den Stein von der Brunnenöffnung und tränkte die Schafe. Dann brachte man den Stein wieder an seinen Platz über der Öffnung des Brunnens. Jakob sagte zu ihnen: "Woher seid ihr, liebe Brüder?" Sie antworteten: "Wir sind aus Haran." Er fragte sie: "Kennt ihr Laban, den Sohn Nahors?" Sie erwiderten: "Ja." Nun fragte er sie: "Geht es ihm gut?" Sie erwiderten: "Ja, und da kommt gerade seine Tochter Rahel mit den Schafen." Da sagte er: "Seht, der Tag ist noch lang, und noch ist es nicht Zeit, das Vieh zusammenzutreiben. Tränkt doch die Schafe und laßt sie dann wieder weiden!" Sie antworteten: "Das können wir nicht, bis alle Herden beisammen sind. Dann erst wälzt man den Stein von der Öffnung des Brunnens und tränkt die Schafe." Während er noch mit ihnen redete, war Rahel mit den Schafen ihres Vaters herbeigekommen; sie war nämlich Hirtin. Als nun Jakob die Rahel, die Tochter Labans, des Bruders seiner Mutter, und dessen Herde sah, trat er hinzu, wälzte den Stein von der Brunnenöffnung hinweg und tränkte die Schafe Labans, des Bruders seiner Mutter. Dann küßte Jakob die Rahel und fing laut zu weinen an. Hierauf erzählte Jakob der Rahel, daß er ein Verwandter ihres Vaters sei, und zwar ein Sohn Rebekkas. Sie eilte weg, und teilte es ihrem Vater mit. Als nun Laban die Kunde von Jakob, dem Sohn seiner Schwester, vernahm, eilte er ihm entgegen, umarmte und küßte ihn und führte ihn in sein Haus. Jakob erzählte Laban alles, was sich zugetragen hatte. Laban sagte zu ihm: "Ja, du bist mein Bein und Fleisch." - Als Jakob einen Monat lang bei ihm gewesen war,  Jakobs Aufenthalt bei Labansagte Laban zu Jakob: "Solltest du umsonst für mich arbeiten, weil du mein Neffe bist? Laß mich wissen, was dein Lohn ist!" Nun hatte Laban zwei Töchter; die ältere hieß Lea und die jüngere Rahel. Lea hatte glanzlose Augen, Rahel aber war schön von Gestalt und Antlitz. Jakob hatte die Rahel lieb, und so sagte er: "Ich will dir um deine jüngere Tochter Rahel sieben Jahre dienen." Laban antwortete: "Es ist besser, ich gebe sie dir als einem fremden Mann. Bleib also bei mir!" So diente Jakob um Rahel sieben Jahre, und diese kamen ihm wie wenige Tage vor, so lieb hatte er sie. Vermählung mit Lea und RahelAlsdann sagte Jakob zu Laban: "Gib mir nun meine Frau! Denn meine Zeit ist um. Ich möchte sie heiraten." So lud Laban alle Einwohner des Ortes ein und veranstaltete ein Festmahl. Am Abend aber nahm er seine Tochter Lea und brachte sie zu ihm hinein, und Jakob hatte mit ihr ehelichen Umgang. Und Laban gab seiner Tochter Lea seine Sklavin Silpa als Magd. Am Morgen stellte es sich nun heraus, daß es Lea war. Da sagte Jakob zu Laban: "Warum hast du mir das angetan? Habe ich nicht um Rahel bei dir gedient? Warum hast du mich betrogen?" Laban erwiderte: "Hierzulande ist es nicht Sitte, die Jüngere vor der Älteren wegzugeben. Führe die Hochzeitswoche mit dieser nur zu Ende, dann soll dir auch die andere gegeben werden für den Dienst, den du mir noch weitere sieben Jahre leisten mußt."  Jakob tat so und führte mit dieser die Woche zu Ende. Dann gab Laban ihm auch seine Tochter Rahel zur Frau.  Und Laban gab seiner Tochter Rahel seine Sklavin Bilha zur Magd. Jakob hatte auch mit Rahel ehelichen Umgang. Rahel hatte er lieber als Lea, und so diente er noch weitere sieben Jahre bei Laban. Die Söhne LeasAls nun der Herr sah, daß Lea zurückgesetzt wurde, segnete er ihren Schoß, während Rahel unfruchtbar blieb. So wurde Lea guter Hoffnung und gebar einen Sohn, den sie Ruben (Seht, ein Sohn!) nannte; "denn", sagte sie, "der Herr hat mein Elend angesehen. Nun wird mich mein Mann lieben." Dann wurde sie wieder guter Hoffnung und gebar einen Sohn. Sie sagte: "Der Herr hat gehört, daß ich zurückgesetzt wurde; deshalb gab er mir auch diesen." Und sie nannte ihn Simeon (Hörer). Als sie abermals guter Hoffnung wurde und einen Sohn gebar, sagte sie: "Jetzt wird mein Mann mir zugetan sein; denn ich habe ihm drei Söhne geboren." Darum nannte sie ihn Levi (Anhang).  Hierauf wurde sie nochmals guter Hoffnung, gebar einen Sohn und sagte: "Diesmal will ich den Herrn preisen." Deshalb nannte sie ihn Juda (Dank). - Hernach gebar sie kein Kind mehr.  Die Kinder der NebenfrauenAls Rahel sah, daß Lea dem Jakob Kinder schenkte, wurde sie auf ihre Schwester eifersüchtig und sagte zu Jakob: "Schaffe mir Kinder, sonst sterbe ich!" Da wurde Jakob zornig über Rahel und sagte: "Stehe ich denn an Gottes Stelle, der dir Kindersegen versagt hat?" Sie antwortete: "Hier hast du meine Magd Bilha; wohne ihr bei, damit sie auf meinen Knien gebiert und ich durch sie zu Kindern komme!"  So gab sie ihm ihre Magd Bilha zur Nebenfrau, und Jakob wohnte ihr bei. Bilha wurde guter Hoffnung und gebar dem Jakob einen Sohn. Rahel sagte: "Gott hat mir Recht verschafft, indem er auch meine Bitte erhört und mir einen Sohn geschenkt hat." Darum gab sie ihm den Namen Dan (Richter). Rahels Magd Bilha wurde abermals guter Hoffnung und gebar dem Jakob einen zweiten Sohn. Da sagte Rahel: "Gotteskämpfe habe ich mit meiner Schwester ausgefochten und habe auch gesiegt." Deshalb nannte sie ihn Naftali (Kämpfer). Als nun Lea sah, daß sie kein Kind mehr gebar, nahm sie ihre Magd Silpa und gab sie dem Jakob zur Frau. Und Leas Magd Silpa schenkte dem Jakob einen Sohn. Da sagte Lea: "Glück auf!" und nannte ihn Gad (Glück). Hierauf gebar Leas Magd Silpa dem Jakob einen zweiten Sohn Da sagte Lea: "Ich Glückliche! Ja, mich werden die Frauen glücklich preisen." Deshalb nannte sie ihn Ascher (Glückskind). Weitere Kinder LeasAls nun Ruben einmal zur Zeit der Weizenernte ausging, fand er auf dem Feld Alraunäpfel und brachte sie seiner Mutter Lea. Da sagte Rahel zu Lea: "Gib mir doch einige von den Alraunäpfeln deines Sohnes." Aber diese erwiderte ihr: "Ist es nicht genug, daß du mir meinen Mann genommen hast? Willst du mir nun auch die Alraunäpfel meines Sohnes nehmen?" Rahel entgegnete: "Meinetwegen kann er diese Nacht bei dir verbringen zum Entgelt für die Alraunäpfel deines Sohnes." Als nun Jakob am Abend vom Feld kam, ging ihm Lea entgegen und sagte: "Du mußt zu mir kommen; denn ich habe für dich vollen Lohn bezahlt mit den Alraunäpfeln meines Sohnes." So verbrachte er jene Nacht bei ihr. Gott hörte auf Lea: sie wurde guter Hoffnung und gebar Jakob einen fünften Sohn. Da sagte Lea: "Gott hat mir den Lohn dafür gegeben, daß ich meine Magd meinem Mann gegeben habe." Deshalb nannte sie ihren Sohn Issachar (Lohn) Lea wurde nochmals guter Hoffnung und gebar dem Jakob einen sechsten Sohn. Lea sagte: "Gott hat mich mit einem schönen Geschenkt bedacht. Nunmehr wird mein Mann bei mir wohnen bleiben, weil ich ihm sechs Söhne geboren habe." Daher nannte sie ihn Sebulon (Bleibe). Später gebar sie eine Tochter, die sie Dina nannte. Rahel gebiert JosefNun gedachte Gott der Rahel, erhörte sie und schenkte ihr Mutterfreuden. Sie wurde guter Hoffnung und gebar einen Sohn. Da sagte sie: "Gott hat meine Schmach hinweggenommen." Sie nannte ihn Josef (Zufüger) und sagte: "Der Herr gebe mir noch einen Sohn hinzu!" Jakobs Vertrag mit LabanNachdem Rahel Josef geboren hatte, sagte Jakob zu Laban: "Entlasse mich! Ich möchte in meinen Ort und in mein Vaterland heimziehen! Gib mir meine Frauen und Kinder, um die ich dir gedient habe, damit ich gehen kann! Du weißt ja, welchen Dienst ich dir geleistet habe." Laban antwortete ihm: "Möchte ich doch in deinen Augen Gnade finden! Ich weiß, der Herr hat mich deinetwegen gesegnet." Und er fuhr fort: "Bestimme den Lohn, den du von mir verlangst! Ich will ihn dir geben!" Er erwiderte ihm: "Du weißt selbst, welche Dienste ich dir geleistet habe, und was aus deinem Viehstand durch mich geworden ist. Nur wenig war es, was du hattest, ehe ich zu dir kam. Doch dieses mehrte sich gewaltig. Der Herr segnete dich bei jedem meiner Schritte. Wann aber werde auch ich für meinen Hausstand sorgen können?" Jener fragte: "Was soll ich dir geben?" Jakob antwortete: "Du brauchst mir gar nichts zu geben. Wenn du auf folgendes eingehst, will ich aufs neue die Tiere hüten. Laß mich heute alle deine Tiere durchgehen und daraus alle gesprenkelten und gefleckten Tiere absondern! Jedes dunkelfarbene Stück bei den Lämmern und jede gefleckte und gesprenkelte Ziege sei dann mein Lohn. Und daran soll meine Ehrlichkeit sich in Zukunft erweisen: Wenn du kommst, um meinen Lohn anzusehen, so soll alles, was unter den Ziegen nicht gesprenkelt oder gefleckt und unter den Lämmern nicht dunkelfarbig ist, als von mir gestohlen gelten." Da sagte Laban: "Gut, es geschehe, wie du gesagt hast!" Darauf sonderte Laban noch am selben Tag die gestreiften und gefleckten Böcke und alle gesprenkelten und gefleckten Ziegen ab, alles, woran etwas Weißes war, und alles, was dunkelfarbig war unter den Lämmern, und übergab es seinen Söhnen. Sodann ließ er einen Zwischenraum von drei Tagereisen zwischen sich und Jakob. Jakob weidete nämlich die übrigen Schafe Labans. Nun holte sich Jakob frische Zweige von Silberpappeln, Mandelbäumen und Platanen und schälte an ihnen weiße Streifen heraus, indem er das Weiße an den Stäben bloßlegte. Dann stellte er die abgeschälten Stäbe in die Tröge, in die Tränkrinnen, wohin die Tiere zur Tränke kamen, gerade vor die Tiere hin. Sie begatteten sich nämlich, wenn sie zur Tränke kamen. Weil sich die Tiere angesichts der Zweige begatteten, warfen sie gestreifte, gesprenkelte und gefleckte Junge. Jakob sonderte dann die Lämmer ab. Auf diese Weise sorgte er dafür, daß die jungen Tiere in der Herde Labans gestreift und dunkelfarbig wurden. Er legte sich damit besondere Herden an, die er nicht zu den Tieren Labans tat. Sooft die kräftigen Tiere brünstig wurden, legte Jakob die Zweige in die Tröge, damit sie sich vor den Zweigen begatteten. Wenn aber die Tiere schwächlich waren, legte er sie nicht hinein. So erhielt Laban die schwächlichen Tiere, die kräftigen aber Jakob. Auf diese Weise wurde er außerordentlich reich und erwarb sich viel Kleinvieh, Mägde und Knechte, Kamele und Esel. JAKOBS FLUCHT VOR LABANDie GründeEines Tages erhielt er Kunde von den Reden der Söhne Labans, die sagten: "Jakob hat alles an sich gebracht, was unserem Vater gehörte. Mit dem Besitz unseres Vaters hat er sich diesen ganzen Reichtum erworben." Jakob ersah auch aus Labans Gesichtsausdruck, daß er nicht mehr so gesinnt war wie vordem. Da befahl der Herr dem Jakob: "Kehre heim in das Land deiner Väter und zu deiner Verwandtschaft! Ich will mit dir sein." Jakob berät sich mit den FrauenJakob sandte hin, ließ Rahel und Lea auf das Feld zu seiner Herde rufen und sagte zu ihnen: "Ich sehe es am Gesichtsausdruck eures Vaters, daß er gegen mich nicht mehr so gesinnt ist wie vordem, obwohl doch der Gott meines Vaters mit mir gewesen ist. Ihr selber wißt, daß ich eurem Vater mit meiner ganzen Kraft gedient habe. Euer Vater aber hat mich betrogen und mir zehnmal den Lohn geändert. Doch Gott ließ nicht zu, daß er mir Schaden zufügte. Wenn er sagte: Die gesprenkelten Tiere sollen dein Lohn sein, so warf die ganze Herde gesprenkelte Junge. Sagte er aber: Die gestreiften Tiere sollen dein Lohn sein, so warf die ganze Herde gestreifte Junge. So nahm Gott eurem Vater die Herde und gab sie mir. Es war zur Brunstzeit der Schafe, da sah ich deutlich im Traum, wie die Böcke, die die Schafe besprangen, gestreift, gesprenkelt und scheckig waren. Der Engel Gottes aber rief mir im Traum zu: Jakob! Ich antwortete: Hier bin ich! Er sagte: Achte genau darauf, wie alle Böcke, die die Schafe bespringen, gestreift, gesprenkelt und scheckig sind! Ich habe wahrlich alles mit angesehen, was Laban dir angetan hat. Ich bin der Gott von Bet-El, wo du einen Denkstein gesalbt und mir ein Gelübde gemacht hast. Mache dich jetzt auf! Zieh fort aus diesem Land und kehre in dein Heimatland zurück!" Da antworteten ihm Rahel und Lea: "Haben wir noch Anteil und Erbe im Haus unseres Vaters? Gelten wir ihm nicht als Fremde, nachdem er uns verkauft und das Geld, das er für uns bekam, aufgezehrt hat? Denn der ganze Reichtum, den Gott unserem Vater entzogen hat, gehört uns und unseren Kindern. Handle jetzt nur in allem so, wie Gott dir befiehlt!" Die FluchtJakob machte sich auf, setzte seine Kinder und Frauen auf die Kamele und führte all sein Vieh mit sich fort samt seiner ganzen Habe, die er erworben hatte, den Viehbestand, den er sich in Paddan-Aram angelegt hatte, um zu seinem Vater Isaak nach Kanaan zurückzukehren. Während nun Laban zur Schafschur weggegangen war, stahl Rahel den Terafim ihres Vater.  Jakob täuschte nämlich den Aramäer Laban, indem er ihm verheimlichte, daß er fliehen wolle. So ergriff er mit allem, was ihm gehörte, die Flucht, machte sich auf den Weg, setzte über den Strom (Eufrat) und schlug die Richtung nach dem Gebirge Gilead ein.  Laban verfolgt JakobAm dritten Tag meldete man Laban, daß Jakob entflohen sei. Da nahm er seine Verwandten mit, jagte ihm sieben Tagereisen weit nach und holte ihn am Gebirge Gilead ein. Gott aber erschien dem Aramäer Laban nachts im Traum und warnte ihn: "Hüte dich wohl, mit Jakob statt im Guten im Bösen zu reden!" Als nun Laban den Jakob einholte, hatte Jakob sein Zelt auf dem Berg aufgeschlagen. Auch Laban mit seinen Verwandten schlug sein Zelt auf dem Gebirge Gilead auf. Labans Auseinandersetzung mit JakobLaban sagte nun zu Jakob: "Was hast du getan? Du hast mich getäuscht und meine Töchter wie Kriegsgefangene fortgeführt. Warum bist du heimlich entflohen und hast hinterlistig gegen mich gehandelt? Du hast mir nichts davon mitgeteilt, sonst hätte ich dir mit Jauchzen und Gesängen, mit Pauken und Harfen das Geleit gegeben. Du hast mir nicht gestattet, meine Söhne und Töchter zu küssen. Du hast wahrlich recht töricht gehandelt.  Es stünde nun in meiner Macht, euch übel mitzuspielen. Doch der Gott deines Vaters hat vergangene Nacht zu mir gesagt: Hüte dich davor, mit Jakob statt im Guten im Bösen zu reden! Mag sein, daß du fortgezogen bist, weil du dich so sehr nach deinem Vaterhaus sehntest. Warum aber hast du meine Götter gestohlen?" Jakob antwortete dem Laban: "Ja, ich fürchtete mich, weil ich dachte, du könntest mir deine Töchter entreißen. Bei wem du aber deine Götter findest, der soll nicht am Leben bleiben! Durchsuch nur in Gegenwart unserer Verwandten alles, was ich bei mir habe, und nimm sie an dich!" Jakob wußte nämlich nicht, daß Rahel sie gestohlen hatte. Laban ging in das Zelt Jakobs und in das der Lea, sowie in das Zelt der beiden Mägde, fand aber nichts. Dann verließ er das Zelt Leas und trat in das Zelt Rahels. Rahel aber hatte den Terafim genommen, in die Kamelsänfte gelegt und sich darauf gesetzt. Laban durchsuchte nun das ganze Zelt, fand aber nichts.  Sie aber sagte zu ihrem Vater: "O Herr, sei nicht ungehalten darüber, daß ich vor dir nicht aufstehen kann, denn es ergeht mir, wie es den Frauen ergeht." - Er suchte weiter, fand aber den Terafim nicht. Jakobs VorwürfeNun wurde Jakob zornig und schalt auf Laban. Und Jakob hob an und sagte zu Laban: "Was habe ich verbrochen, was gefehlt, daß du mich so hitzig verfolgst und mir meinen ganzen Hausrat durchstöberst? Was alles hast du denn von deinem Hausrat gefunden? Lege es hierher vor meine und deine Brüder! Sie sollen entscheiden, wer von uns beiden im Recht ist!  Es sind nun zwanzig Jahre, daß ich bei dir bin. Deine Schafe und Ziegen haben nie eine Fehlgeburt gehabt, und von den Widdern deiner Herde habe ich keinen gegessen. Was zerrissen wurde, habe ich dir nicht gebracht. Ich selbst mußte es stets ersetzen. Von mir hast du es gefordert, mochte es bei Tag oder Nacht geraubt worden sein. Bei Tag verging ich vor Hitze und des Nachts vor Frost. Kein Schlaf kam in meine Augen. Ich habe nun zwanzig Jahre deinem Haus gedient, vierzehn Jahre um deine beiden Töchter, sechs Jahre um dein Vieh, aber zehnmal hast du mir den Lohn geändert. Wenn nicht der Gott meines Vaters, der Gott Abrahams und der Schrecken Isaaks, für mich gewesen wäre, so hättest du mich jetzt wahrlich mit leeren Händen ziehen lassen. Doch Gott hat mein Elend und meiner Hände Mühen gesehen und in der vergangenen Nacht das Urteil gesprochen."  Friedensvertrag zwischen Laban und JakobLaban erwiderte dem Jakob: "Mein sind die Töchter, mein die Kinder und das Vieh, kurz alles, was du siehst, gehört mir. Was aber kann ich heute noch für diese meine Töchter oder ihre Kinder, die sie geboren haben, tun? So komm denn, wir wollen ein Bündnis schließen, ich und du! Dies sei zum Zeugnis zwischen mir und dir!" Da nahm Jakob einen Stein und richtete ihn als Denkstein auf. Und Jakob befahl seinen Angehörigen: "Holt Steine zusammen!" Diese holten Steine herbei und errichteten einen Steinhaufen. Dann hielten sie dort auf dem Steinhaufen ein Mahl. Laban nannte ihn Jegar-Sahaduta und Jakob nannte ihn Gal-Ed (Zeugenhügel). Laban sagte: Dieser Steinhaufen ist heute zum Zeugen geworden zwischen mir und dir!" Darum nannte er ihn Gal-Ed und Mizpa (Spähturm) und sagte: "Der Herr sei Wächter zwischen mir und dir, wenn wir uns getrennt haben!  Behandelst du meine Töchter schlecht oder nimmst du noch andere Frauen zu meinen Töchtern hinzu, so bedenke, wenn sonst auch niemand bei uns ist, daß Gott Zeuge ist zwischen mir und dir!" Laban sagte weiter zu Jakob: "Siehe, dieser Steinhaufen und der Denkstein, den ich zwischen mir und dir errichtet habe: Zeuge sei dieser Steinhaufen und Zeuge sei dieser Denkstein, daß in böser Absicht weder ich über diesen Steinhaufen zu dir hinüberziehen darf, noch du über diesen Steinhaufen und diesen Denkstein zu mir herüberziehen darfst. Der Gott Abrahams und der Gott Nahors - der Gott ihrer Väter - soll Richter sein zwischen uns." - Da schwur Jakob beim Schrecken Isaaks, seines Vaters:  Hierauf brachte Jakob auf dem Berg ein Schlachtopfer dar und lud seine Angehörigen ein, das Mahl zu halten. So hielten sie denn das Mahl und blieben über Nacht auf dem Berg. Früh am anderen Morgen küßte Laban seine Enkel und Töchter und gab ihnen seinen Segen. Dann zog Laban ab und kehrte heim. JAKOBS HEIMKEHRDie EngelserscheinungAuch Jakob ging seines Weges. Da begegneten ihm Engel Gottes. Als Jakob sie erblickte, rief er aus: "Das ist Gottes Heerlager." Darum nannte er jenen Ort Mahanajim (Doppellager). Jakobs Furcht vor EsauHierauf sandte Jakob Boten voraus an seinen Bruder Esau in das Land Seïr, ins Gebiet von Edom, und trug ihnen auf: "Sagt so zu meinem Herrn Esau: Dein Knecht Jakob läßt dir mitteilen: Bei Laban habe ich geweilt und bis jetzt mich aufgehalten. Dort bin ich in den Besitz von Rindern, Eseln und Kleinvieh, von Knechten und Mägden gekommen. Und nun wollte ich meinem Herrn Nachricht senden und so Gnade finden in deinen Augen." Die Boten kehrten zu Jakob zurück mit der Meldung: "Wir haben deinen Bruder Esau getroffen; er zieht dir entgegen, und zwar mit 400 Mann." Da geriet Jakob in große Furcht, und Angst überfiel ihn. Er verteilte daher die Leute, die er bei sich hatte, und ebenso das Kleinvieh, sowie die Rinder und Kamele auf zwei Lager. Er dachte nämlich: Wenn Esau das eine Lager angreift und es überwältigt, wird das andere Lager entrinnen können. Dann betete Jakob: "Gott meines Vaters Abraham! Gott meines Vaters Isaak! O Herr, der du zu mir gesagt hast: Kehre in dein Vaterland und zu deiner Verwandtschaft zurück, dann will ich es dir wohlergehen lassen! Ich bin nicht wert all der Gnaden und all der Treue, die du deinem Knecht erwiesen hast. Denn nur mit einem Wanderstab habe ich den Jordan dort überschritten, und jetzt bin ich im Besitz von zwei Lagern. Ach, errette mich aus meines Bruders Hand, aus der Hand Esaus; denn ich fürchte mich vor ihm, daß er kommt und uns erschlägt, die Mütter samt den Kindern. Du hast doch verheißen: Ich werde es dir wohlergehen lassen und deine Nachkommenschaft zahlreich machen wie den Sand am Meer, den man vor Menge nicht zählen kann." Jakobs Geschenke für EsauNachdem er dort jene Nacht zugebracht hatte, wählte er aus seinem Besitz ein Geschenk für seinen Bruder Esau aus: zweihundert Ziegen und zwanzig Böcke, zweihundert Mutterschafe und zwanzig Widder, dreißig säugende Kamele mit ihren Füllen, vierzig junge Kühe und zehn junge Stiere, zwanzig Eselinnen und zehn Eselfüllen. Diese übergab er seinen Knechten, Herde für Herde gesondert, und befahl seinen Knechten: "Zieht mir voraus und laßt zwischen den einzelnen Herden einen Abstand!" Dem ersten gab er folgende Weisung: "Wenn mein Bruder Esau dir begegnet und dich fragt: Wem gehörst du an, und wohin willst du, und wem gehören die Tiere da vor dir?, so antworte: Deinem Knecht Jakob. Es ist ein Geschenk, das er meinem Herrn Esau schickt; er selbst kommt gleich hinter uns her." So gab er auch dem zweiten und dritten und allen, die die Herden trieben, die Weisung: "Wie ich jetzt angeordnet habe, so sollt ihr zu Esau sprechen, wenn ihr ihn antrefft. Sagt auch: Dein Knecht Jakob kommt uns gleich nach!" - Er dachte: "Ich will ihn durch das Geschenk, das mir vorauszieht, günstig stimmen. Erst dann will ich ihm vor die Augen treten. Vielleicht nimmt er mich dann freundlich auf." So ging ihm das Geschenk voraus, während er selbst in jener Nacht im Lager blieb. Der Kampf um den Segen - Der Name 'Israel'Doch erhob er sich noch in jener Nacht, nahm seine beiden Frauen und seine beiden Mägde sowie seine elf Söhne und überschritt die Furt des Jabbok.  Er nahm sie, setzte sie über den Fluß und brachte dann seine übrige Habe hinüber. Jakob blieb allein zurück. Da rang einer mit ihm bis zum Anbruch der Morgenröte.  Als dieser sah, daß er ihn nicht bezwingen könne, berührte er ihn am Hüftgelenk, so daß Jakobs Hüftgelenk sich ausrenkte, während er mit ihm rang. Jener sagte: "Laß mich los; denn die Morgenröte bricht an!" - Doch er erwiderte: "Ich lasse dich nicht los, ehe du mich gesegnet hast." Jener fragte ihn: "Wie heißt du?" - Er antwortete: "Jakob." Jener aber sagte: "Du sollst hinfort nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und den Sieg davongetragen."  Jakobs Gebet um HilfeDa bat Jakob: "Tu mir doch deinen Namen kund!" - Er erwiderte: "Warum fragst du mich nach meinem Namen?" - Alsdann segnete er ihn. Jakob nannte den Ort Penuël; "denn", sagte er, "ich habe Gott von Angesicht gesehen und bin doch mit dem Leben davongekommen." Als er Penuël hinter sich hatte, ging vor ihm die Sonne auf. - Er hinkte aber wegen seiner Hüfte. - Darum essen die Israeliten bis auf den heutigen Tag den Hüftnerv nicht, der über das Hüftgelenk läuft, weil er Jakobs Hüftgelenk am Hüftnerv berührte. Jakobs Aussöhnung mit EsauAls Jakob aufblickte und Esau mit 400 Mann herankommen sah, verteilte er die Kinder auf Lea und Rahel und die beiden Mägde. Die Mägde mit ihren Kindern stellte er an die Spitze, dahinter Lea mit ihren Kindern und zuletzt Rahel mit Josef. Er selbst aber ging ihnen voraus und verneigte sich siebenmal zur Erde, bis er nahe an seinen Bruder herangekommen war.  Esau eilte ihm entgegen, umarmte ihn, fiel ihm um den Hals und küßte ihn; und sie weinten beide. Als er dann seine Augen erhob und die Frauen mit den Kindern erblickte, fragte er: "Wer sind denn diese da bei dir?" Er antwortete: "Es sind die Kinder, die Gott deinem Knecht geschenkt hat." Die Mägde traten mit ihren Kindern heran und verneigten sich. Dann kam auch Lea mit ihren Kindern heran und verneigte sich. Zuletzt traten Josef und Rahel herzu und verneigten sich. Er fragte: "Was soll denn der ganze Zug bedeuten, auf den ich stieß?" Er antwortete: "Ich wollte dadurch Gnade finden vor meinem Herrn." Esau sagte: "Ich habe Besitz genug, lieber Bruder! Behalte, was dir gehört!" Aber Jakob entgegnete: "Nein, wenn ich in deinen Augen Gnade gefunden haben, so mußt du mein Geschenk von mir annehmen. Darum bin ich gerade vor dich getreten, wie man vor Gott erscheint, und du hast mich gut aufgenommen. Nimm doch mein Begrüßungsgeschenk an, das dir überbracht wurde! Gott hat mich ja reich gesegnet, und ich habe vollauf genug." - So drang er in ihn, bis er es annahm. Dann sagte Esau: "Laßt uns aufbrechen und weiterwandern! Ich will neben dir herziehen!" Doch Jakob entgegnete ihm: "Mein Herr sieht selber, daß die Kinder noch zart sind. Auch bei den Schafen und Rindern bedürfen die Tiere, die noch säugen, meiner Obhut. Würde man diese auch nur einen Tag über Gebühr anstrengen, so ginge die ganze Herde zugrunde. Mein Herr ziehe doch vor seinem Knecht her! Ich will dann gemächlich weiterwandern, wie es die Kraft der Herde, die ich treibe, und die Kraft der Kinder gestattet, bis ich zu meinem Herrn nach Seïr gelange." Esau erwiderte: "So will ich wenigstens einige von den Leuten, die mich begleiten, bei dir lassen." Doch jener entgegnete: "Wozu das? Möchte ich nur Gnade finden in den Augen meines Herrn!" So kehrte denn Esau an jenem Tag um und nahm seinen Weg nach Seïr. Jakob aber zog weiter nach Sukkot und baute sich ein Haus, und für sein Vieh errichtete er Hütten. Darum nannte man jenen Ort Sukkot (Hütten).  Jakob läßt sich in Kanaan niederBei seiner Rückkehr aus Paddan-Aram kam Jakob auch wohlbehalten in die Stadt Sichem, die im Land Kanaan liegt, und schlug östlich von der Stadt sein Lager auf. Das Stück Land aber, auf dem er sein Zelt aufgeschlagen hatte, kaufte er von den Söhnen Hamors, des Herrn von Sichem, um hundert Kesita. Dort errichtete er einen Altar, den er "Gott ist der Gott Israels" nannte. JAKOBS SCHICKSALE BIS ZUM TOD ISAAKSSichems SchandtatEines Tages ging Dina, die Tochter, die Lea dem Jakob geboren hatte, aus, um die Töchter des Landes zu sehen. Als Sichem, der Sohn des hiwitischen Landesfürsten Hamor, sie erblickte, ergriff er sie und vergewaltigte sie. Sein Herz hing aber an Jakobs Tochter Dina; er hatte das Mädchen lieb und redete ihr freundlich zu. Darum bat Sichem seinen Vater Hamor: "Wirb für mich um dieses Mädchen, damit sie meine Frau wird!" Nun hatte Jakob zwar erfahren, daß man seine Tochter Dina entehrt hatte. Weil aber seine Söhne beim Vieh auf dem Feld waren, schwieg er bis zu ihrer Rückkehr. Die Arglist der Söhne JakobsSichems Vater ging also zu Jakob hinaus, um mit ihm Rücksprache zu nehmen. Als die Söhne Jakobs vom Feld heimkamen und von der Sache hörten, wurden die Männer sehr erbittert und gerieten in großen Zorn; denn durch die Entehrung der Tochter Jakobs hatte jener eine große Schandtat an Israel begangen. Solches hätte nicht geschehen dürfen. Hamor machte ihnen folgenden Vorschlag: "Mein Sohn Sichem hat sein Herz an eure Tochter gehängt. Gebt sie ihm doch zur Frau! Verschwägert euch mit uns! Gebt uns eure Töchter und nehmt euch unsere Töchter und bleibt bei uns wohnen! Das Land soll euch offen stehen! Bleibt da, durchzieht es und werdet darin ansässig!" Weiter sagte Sichem zu ihrem Vater und ihren Brüdern: "Möchte ich doch in euren Augen Gnade finden! Was ihr von mir fordert, will ich euch geben. Verlangt von mir als Heiratsgabe und Brautgeschenk soviel ihr wollt, ich will euch geben, was ihr von mir fordert. Nur gebt mir das Mädchen zur Frau!" Weil jener ihre Schwester Dina entehrt hatte, gaben die Söhne Jakobs dem Sichem und seinem Vater Hamor eine arglistige Antwort. Sie sagten nämlich zu ihm: "Wir können uns nicht darauf einlassen, unsere Schwester einem Mann zu geben, der unbeschnitten ist; denn dies gilt uns als Schande. Wir können nur unter der Bedingung euren Wunsch erfüllen, wenn ihr so werdet wie wir, wenn sich nämlich alles Männliche bei euch beschneiden läßt. Dann wollen wir euch unsere Töchter geben und uns eure Töchter nehmen und bei euch wohnen bleiben und zu einem Volk werden. Wollt ihr aber auf unseren Vorschlag, euch beschneiden zu lassen, nicht eingehen, so nehmen wir unsere Tochter und ziehen fort." Ihr Vorschlag gefiel dem Hamor und Sichem, dem Sohn Hamors. Und der junge Mann zögerte nicht, den Vorschlag zur Ausführung zu bringen; denn er hatte an Jakobs Tochter Gefallen und war in seiner ganzen Familie der Angesehenste. So gingen Hamor und sein Sohn Sichem zum Tor der Stadt und sagten zu den Männern ihrer Stadt: "Die Leute sind uns gegenüber friedlich gesinnt. Sie mögen im Land wohnen bleiben und es durchziehen. Das Land hat ja nach allen Seiten Raum genug für sie. Ihre Töchter wollen wir uns zu Frauen nehmen und ihnen dafür unsere Töchter geben. Doch nur unter der Bedingung wollen die Leute bei uns bleiben und ein Volk mit uns werden, wenn bei uns alles, was männlichen Geschlechtes ist, beschnitten wird, wie sie selbst beschnitten sind. Werden ihre Herden, ihr Besitz und all ihr Vieh uns nicht zugute kommen? Wir wollen ihnen also zu Willen sein, damit sie bei uns wohnen bleiben!" Da stimmten dem Hamor und seinem Sohn Sichem alle zu, die zum Tor der Stadt hinausgingen. Alle Männer, alle, die zum Tor der Stadt hinausgingen, ließen sich beschneiden.  Die Ermordung der SichemiterAm dritten Tag aber, als sie im Wundfieber lagen, nahmen die beiden Söhne Jakobs, Simeon und Levi, Dinas Brüder, jeder sein Schwert, überfielen die Stadt, die nichts Böses ahnte, und erschlugen alle Männer. Auch Hamor und seinen Sohn Sichem töteten sie mit dem Schwert, holten Dina aus dem Haus Sichems und zogen davon. Die übrigen Söhne Jakobs fielen über die Erschlagenen her und plünderten die Stadt, weil man ihre Schwester entehrt hatte. Ihre Schafe, Rinder und Esel, was in der Stadt und was auf dem Feld war, nahmen sie weg. All ihre Habe, auch alle ihre Kinder und Frauen führten sie gefangen fort und raubten alles, was in den Häusern war. Jakob aber sagte zu Simeon und Levi: "Ihr stürzt mich ins Unglück, indem ihr mich bei den Bewohnern des Landes, den Kanaanitern und Perisitern, verhaßt macht. Ich habe doch nur wenige Leute. Wenn sie sich gegen mich zusammentun, werden sie mich schlagen, und ich gehe samt meinem Haus zugrunde." Sie aber antworteten: "Durfte er etwa unsere Schwester wie eine Dirne behandeln?" Der Altar von Bet-ElGott befahl dem Jakob: "Mache dich auf, ziehe nach Bet-El hinauf, laß dich dort nieder und erbaue daselbst dem Gott, der dir erschien, als du vor deinem Bruder Esau flohst, einen Altar!" Da gebot Jakob seiner Familie und allen, die bei ihm waren: "Schafft die fremden Götter weg, die ihr bei euch habt, reinigt euch und legt andere Kleider an! Jakobs SöhneDann wollen wir uns aufmachen und nach Bet-El hinaufziehen. Dort will ich einen Altar bauen dem Gott, der mich in der Zeit meiner Drangsal erhört hat und mit mir gewesen ist auf dem Weg, den ich gewandert bin." Sie übergaben nun Jakob alle fremden Götter, die in ihrem Besitz waren, sowie die Ringe, die sie an ihren Ohren trugen, und Jakob vergrub sie unter der Terebinthe, die bei Sichem steht. Dann brachen sie auf. - Es lag aber ein so überaus großer Schrecken auf den Städten ringsumher, daß man die Söhne Jakobs nicht verfolgte. So kam Jakob nach Lus, das im Land Kanaan liegt, das jetzt Bet-El heißt, samt allen Leuten, die bei ihm waren. Er erbaute dort einen Altar und nannte die Stätte "Gott von Bet-El", weil Gott sich ihm daselbst geoffenbart hatte, als er vor seinem Bruder floh. Damals starb Debora, Rebekkas Amme, und wurde unterhalb von Bet-El unter der Eiche begraben; man nennt sie seitdem Klageeiche. Die Gottesoffenbarung von Bet-ElGott erschien dem Jakob zum zweitenmal seit seiner Rückkehr aus Paddan-Aram und segnete ihn. Gott sprach zu ihm: "Dein Name ist Jakob, doch sollst du nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel soll dein Name sein!" So nannte er ihn Israel. Weiter sagte Gott zu ihm: "Ich bin der allmächtige Gott! Sei fruchtbar und mehre dich! Ein Volk, ja eine Schar von Völkern soll von dir abstammen, und Könige sollen dir entsprossen! Das Land, das ich Abraham und Isaak gegeben habe, will ich auch dir geben. Deinen Nachkommen werde ich das Land verleihen." Dann fuhr Gott von ihm auf an der Stätte, wo er mit ihm geredet hatte. Jakob errichtete einen Denkstein an der Stätte, wo er mit ihm geredet hatte, ein Steinmal, goß ein Trankopfer darauf und schüttete Öl darüber. Jakob nannte die Stätte, wo Gott mit ihm geredet hatte, Bet-El. Benjamins Geburt - Rahels TodDann zogen sie von Bet-El weiter. Als es nicht mehr weit bis Efrata war, wurde Rahel von Geburtswehen befallen und hatte eine schwere Geburt. Wie sie nun bei ihrer Niederkunft so schwer zu leiden hatte, sagte die Hebamme zu ihr: "Sei getrost! Auch diesmal hast du einen Sohn!" Da ihr aber das Leben entfloh, - denn sie mußte sterben, - nannte sie ihn Ben-Oni (Unheilskind); sein Vater jedoch nannte ihn Benjamin (Erfolgskind). So starb Rahel und wurde am Weg nach Efrata, das ist Betlehem, begraben. Jakob errichtete einen Denkstein auf ihrem Grab. Das ist das Grabmal der Rahel bis auf den heutigen Tag. Dann zog Israel weiter und schlug sein Zelt jenseits von Migdal-Eder (Herdenturm) auf. Rubens SchandtatWährend nun Israel sich in dieser Gegend aufhielt, ging Ruben hin und verging sich an Bilha, der Nebenfrau seines Vaters, und Israel erfuhr es. Jakobs SöhneDie Söhne Jakobs waren ihrer zwölf: Die Söhne der Lea: Ruben, der Erstgeborene Jakobs, und Simeon, Levi, Juda, Issachar und Sebulon. Die Söhne Rahels: Josef und Benjamin. Die Söhne Bilhas, der Magd Rahels: Dan und Naftali. Die Söhne Silpas, der Magd Leas: Gad und Ascher. - Dies also sind die Söhne Jakobs, die ihm in Paddan-Aram geboren wurden. Isaaks Tod und BegräbnisDann gelangte Jakob zu seinem Vater Isaak nach Mamre, nach Kirjat-Arba, das jetzt Hebron heißt, wo Abraham und Isaak als Fremdlinge geweilt hatten. Die Lebenszeit Isaaks betrug 180 Jahre. Denn verschied Isaak und starb und ward, alt und lebenssatt, zu seinen Vätern versammelt. Seine Söhne Esau und Jakob begruben ihn. DIE FAMILIENGESCHICHTE ESAUSEsau läßt sich in Seïr niederDas sind die Nachkommen Esaus, der auch Edom genannt wurde: Esau nahm sich seine Frauen aus den Töchtern Kanaans: Ada, die Tochter des Hetiters Elon, Oholibama, die Tochter des Ana, eines Sohnes des Hiwiters Zibon, und Basemat, die Tochter Ismaels, eine Schwester Nebajots. Ada gebar dem Esau Elifas, Basemat gebar Reguël, und Oholibama gebar Jëusch, Jalam und Korach. - Das waren die Söhne Esaus, die ihm in Kanaan geboren wurden. Esau nahm seine Frauen, Söhne und Töchter und alle Leute, die zu seinem Haus gehörten, sowie sein Weidevieh, all sein Zugvieh und seine ganze Habe, die er in Kanaan erworben hatte, und zog von seinem Bruder Jakob weg in ein anderes Land. Denn ihr Besitz war zu groß, als daß sie hätten beieinander bleiben können, und das Land, in dem sie weilten, reichte - ihrer Herden wegen - für sie nicht aus. So ließ sich Esau auf dem Bergland von Seïr nieder. - Esau wird auch Edom genannt. Esaus NachkommenDas sind die Nachkommen Esaus, des Stammvaters der Edomiter, auf dem Bergland von Seïr. Die Namen der Söhne Esaus sind: Elifas, der Sohn der Ada, der Frau Esaus, und Reguël, der Sohn Basemats, der Frau Esaus. Die Söhne des Elifas sind: Teman, Omar, Zefo, Gatam und Kenas. Timna war die Nebenfrau des Elifas, des Sohnes Esaus. Sie gebar dem Elifas Amalek. Das waren die Söhne Adas, der Frau Esaus. Die Söhne Reguëls sind: Nahat, Serach, Schamma und Misa. Das waren die Söhne Basemats, der Frau Esaus. Die Söhne, die Oholibama, die Frau Esaus und Tochter Anas, eines Sohnes Zibons, Esau gebar, sind: Jëusch, Jalam und Korach. Das sind die Häuptlinge der Nachkommen Esaus: die Söhne des Elifas, des Erstgeborenen Esaus: Häuptling Teman, Häuptling Omar, Häuptling Zefo, Häuptling Kenas, Häuptling Korach, Häuptling Gatam, Häuptling Amalek. Das waren die Häuptlinge, die von Elifas in Edom abstammen, Nachkommen der Ada. Dies sind die Nachkommen Reguëls, des Sohnes Esaus: Häuptling Nahat, Häuptling Serach, Häuptling Schamma, Häuptling Misa. - Dies sind die Häuptlinge, die von Reguël in Edom abstammen, Nachkommen Basemats, der Frau Esaus. Dies sind die Söhne Oholibamas, der Frau Esaus: Häuptling Jëusch, Häuptling Jalam, Häuptling Korach. - Dies sind die Häuptlinge, die von Oholibama, der Frau Esaus und Tochter Anas, abstammen. Das sind die Söhne Esaus und das ihre Häuptlinge. Das ist Edom. Dies sind die Söhne Seïrs, des Horiters, die Ureinwohner des Landes: Lotan, Schobal, Zibon, Ana, Dischon, Ezer und Dischan. Das sind die Häuptlinge der Horiter, der Söhne Seïrs, in Edom. Die Söhne Lotans sind: Hori und Hemam. Die Schwester Lotans ist Timna. Das sind die Söhne Schobals: Alwan, Manahat, Ebal, Schefi und Onam. Das sind die Söhne Zibons: Aja und Ana. Das ist jener Ana, der das Wasser in der Wüste fand, als er die Esel seines Vaters Zibon weidete. Die Kinder Anas sind: Dischon und Oholibama, die Tochter Anas. Die Söhne Dischons sind: Hemdan, Eschban, Jitran und Keran. Die Söhne Ezers sind: Bilhan, Saawan und Akan. Die Söhne Dischans sind: Uz und Aran. Die Häuptlinge der Horiter sind: Häuptling Lotan, Häuptling Schobal, Häuptling Zibon, Häuptling Ana, Häuptling Dischon, Häuptling Ezer, Häuptling Dischan. Das waren die Häuptlinge der Horiter nach ihren Geschlechtern im Land Seïr. Dies sind die Könige, die in Edom regierten, bevor ein König der Israeliten herrschte. König über Edom war Bela, der Sohn Beors; seine Stadt hieß Dinhaba. Als Bela starb, wurde Jobab, der Sohn Serachs aus Bozra, König an seiner Stelle. Als Jobab starb, wurde Huscham aus dem Land der Temaniter König an seiner Stelle. Als Huscham starb, wurde Hadad, der Sohn Bedads, der Midian im Grünland von Moab schlug, König an seiner Stelle; seine Stadt hieß Awit. Als Hadad starb, wurde Samla aus Masreka König an seiner Stelle. Als Samla starb, wurde Schaul aus Rehobot am Strom (Eufrat) König an seiner Stelle. Als Schaul starb, wurde Baal-Hanan, der Sohn Achbors, König an seiner Stelle. Als Baal-Hanan, der Sohn Achbors, starb, wurde Hadad König an seiner Stelle; seine Stadt hieß Pagu. Seine Frau hieß Mehetabel; sie war die Tochter Matreds und Enkelin Me-Sahabs. Das sind die Namen der Häuptlinge Esaus nach ihren Geschlechtern, nach ihren Wohnsitzen und mit ihren Namen: Häuptling Timna, Häuptling Alwa, Häuptling Jetet, Häuptling Oholibama, Häuptling Ela, Häuptling Pinon, Häuptling Kenas, Häuptling Teman, Häuptling Mibzar, Häuptling Magdiël, Häuptling Iram. - Dies sind die Häuptlinge von Edom nach ihren Wohnsitzen im Land, das sie in Besitz genommen hatten. Das ist der Stammbaum Esaus, des Stammvaters der Edomiter. JAKOB UND SEINE SÖHNEEifersucht und Haß der Brüder JosefsJakob ließ sich in dem Land nieder, in dem seine Väter als Fremdlinge geweilt hatten, im Land Kanaan. Dies ist die Familiengeschichte Jakobs: Als Josef siebzehn Jahre alt war, hütete er mit seinen Brüdern die Schafe, und zwar half er den Söhnen Bilhas und Silpas, der Frauen seines Vaters. Was man jenen Übles nachsagte, das berichtete Josef ihrem Vater. Israel hatte aber Josef lieber als alle seine Söhne, und so ließ er ihm ein langes Ärmelkleid machen.  Als nun seine Brüder sahen, daß ihr Vater ihn lieber hatte als alle seine Brüder, faßten sie Haß gegen ihn und brachten es nicht über sich, freundlich mit ihm zu reden. Einst hatte Josef einen Traum und erzählte ihn seinen Brüdern. Nun haßten sie ihn noch ärger. Er erzählte ihnen: "Hört einmal, was ich für einen Traum gehabt habe! Denkt euch! Wir waren auf dem Feld beim Garbenbinden. Meine Garbe richtete sich auf und blieb stehen, während sich eure Garben ringsherumstellten und sich vor meiner Garbe verneigten." Da sagten die Brüder zu ihm: "Du willst wohl über uns noch König werden oder uns beherrschen?" Seitdem haßten sie ihn noch mehr wegen seiner Träume und seiner Reden. Ein andermal hatte er wieder einen Traum und erzählte ihn seinen Brüdern. Er sagte: "Hört! Ich habe wieder einen Traum gehabt: Sonne, Mond und elf Sterne verneigten sich vor mir." Als er das seinem Vater und seinen Brüdern erzählte, schalt ihn sein Vater und sagte zu ihm: "Was ist das für ein Traum, den du da gehabt hast? Sollen etwa ich, deine Mutter und deine Brüder kommen und uns vor dir niederwerfen?" Seitdem waren seine Brüder auf ihn eifersüchtig; sein Vater aber merkte sich die Sache. Josef wird nach Ägypten verkauftAls seine Brüder weggegangen waren, um bei Sichem die Schafe ihres Vaters zu weiden, sagte Israel zu Josef: "Deine Brüder hüten bei Sichem. Komm, ich will dich jetzt zu ihnen schicken!" Er antwortete ihm: "Ich bin bereit!" Da sagte er zu ihm: "Geh, schau nach, ob es deinen Brüdern und der Herde gut geht, und bringe mir Bescheid!" - So sandte er ihn aus dem Tal von Hebron weg, und er kam nach Sichem Wie er dort auf dem Feld umherirrte, traf ihn ein Mann; der fragte ihn: "Was suchst du? Er antwortete: "Ich suche meine Brüder. Sage mir doch, wo sie jetzt hüten!" Der Mann erwiderte: "Sie sind von hier weitergezogen, denn ich habe sie sagen hören: Wir wollen nach Dotan gehen." So ging denn Josef seinen Brüdern nach und traf sie in Dotan. Als sie ihn von weitem sahen, bevor er noch zu ihnen herangekommen war, heckten sie einen arglistigen Plan gegen ihn aus, um ihn umzubringen. Sie sagten zueinander: "Seht, da kommt der Träumer! Her jetzt, wir wollen ihn totschlagen und ihn in eine der Zisternen werfen und dann sagen, ein wildes Tier habe ihn gefressen. Wir werden ja sehen, was aus seinen Träumen wird." Als Ruben dies hörte, suchte er ihn aus ihren Händen zu erretten und sagte: "Wir wollen ihn nicht ums Leben bringen!" Und Ruben redete ihnen zu: "Vergießt kein Blut! Werft ihn dort in die Zisterne in der Steppe, aber legt nicht Hand an ihn!" So wollte er ihn aus ihrer Hand retten und ihn seinem Vater wieder zurückbringen. Sobald nun Josef bei seinen Brüdern angekommen war, zogen sie Josef den Rock, den langen Leibrock, den er anhatte, aus, packten ihn und warfen ihn in eine Zisterne. Die Zisterne war aber leer; kein Wasser war darin. Dann setzten sie sich nieder, um ihre Mahlzeit einzunehmen. Als sie ihre Augen erhoben und ausschauten, sahen sie eine Karawane von Ismaelitern aus der Richtung von Gilead daherkommen. Ihre Kamele waren mit Gummi, Balsam und Rosenharz beladen; sie waren damit unterwegs, um es nach Ägypten zu bringen. Juda sagte zu seinen Brüdern: "Was haben wir davon, wenn wir unseren Bruder umbringen und sein Blut zudecken? Kommt, wir wollen ihn an die Ismaeliter verkaufen und nicht Hand an ihn legen! Er ist ja unser Bruder, unser eigen Fleisch." Seine Brüder willigten ein. Als nun die midianitischen Kaufleute vorüberkamen, holten jene Josef aus der Zisterne herauf und verkauften Josef für zwanzig Silberlinge an die Ismaeliter. Diese brachten Josef nach Ägypten. Jakobs TrauerAls Ruben wieder zur Zisterne kam, war Josef nicht mehr in der Zisterne. Er zerriß seine Kleider, kehrte zu seinen Brüdern zurück und sprach: "Der Knabe ist nicht mehr da! Wohin soll ich nun gehen?" Jene aber nahmen Josefs Rock, schlachteten einen Ziegenbock und tauchten den Rock in das Blut. Dann schickten sie den langen Rock hin und ließen ihn ihrem Vater bringen und ihm sagen: "Das haben wir gefunden; sieh nach, ob es der Rock deines Sohnes ist oder nicht!" Er sah ihn an und rief aus: "Es ist der Rock meines Sohnes! Ein wildes Tier hat ihn gefressen! Zerrissen, zerrissen ist Josef!" Und Jakob zerriß seine Kleider und legte ein Sacktuch um seine Hüfte und trauerte um seinen Sohn lange Zeit. Zwar bemühten sich alle seine Söhne und Töchter, ihn zu trösten, doch er wollte sich nicht trösten lassen und sagte: "Nein! Trauernd will ich zu meinem Sohn in die Unterwelt hinabsteigen." - So beweinte ihn sein Vater. Die Midianiter aber verkauften ihn nach Ägypten an Potifar, einen Kämmerer des Pharao, den Obersten der Leibwache. DIE FAMILIENGESCHICHTE JUDASJudas SöhneUm jene Zeit zog Juda von seinen Brüdern weg und schlug sein Zelt bei einem Mann aus Adullam namens Hira auf. Dort sah Juda die Tochter eines Kanaaniters, der Schua hieß; er nahm sie zur Frau und lebte mit ihr. Sie wurde guter Hoffnung und gebar einen Sohn, den er Er nannte. Dann wurde sie wieder guter Hoffnung und gebar einen Sohn, den sie Onan nannte. Hierauf gebar sie noch einen Sohn, dem sie den Namen Schela gab; Juda aber war zu Kesib, als sie ihn gebar. Juda nahm nun für seinen erstgeborenen Sohn Er eine Frau namens Tamar. Er aber, Judas erstgeborener Sohn, machte sich dem Herrn mißfällig, und so ließ ihn der Herr sterben. Da sagte Juda zu Onan: "Lebe mit der Frau deines Bruders! Leiste ihr die Schwagerpflicht, damit du deinem Bruder Nachkommen verschaffst!"  Weil Onan aber wußte, daß die Kinder nicht ihm gehören würden, ließ Onan, wenn er der Frau seines Bruders beiwohnte, den Samen zur Erde fallen, um seinem Bruder keine Nachkommen zu verschaffen. Doch dem Herrn mißfiel, was er tat, und so ließ er auch ihn sterben. Juda sagte nun zu seiner Schwiegertochter Tamar: "Wohne als Witwe im Haus deines Vaters, bis mein Sohn Schela herangewachsen ist!" - Er fürchtete nämlich, auch dieser könnte wie seine Brüder sterben. So ging Tamar hin und wohnte im Haus ihres Vaters. Juda und seine Schwiegertochter TamarAls längere Zeit verstrichen war, starb Schuas Tochter, die Frau Judas. Nachdem Juda die Trauerzeit gehalten hatte, begab er sich mit seinem Freund Hira aus Adullam nach Timna zur Schafschur.  Tamar wurde berichtet: "Eben kommt dein Schwiegervater nach Timna zur Schafschur." Da legte sie ihre Witwenkleidung ab, hüllte sich in einen Schleier und vermummte sich dicht. Dann setzte sie sich dorthin, wo es nach Enajim geht, das am Weg nach Timna liegt. Sie hatte nämlich bemerkt, daß Schela erwachsen war, ohne daß man sie ihm zur Frau gegeben hatte. Als Juda sie so sah, hielt er sie für eine Dirne; denn sie hatte ihr Gesicht verhüllt. Er bog zu ihr ab an den Wegrand und sagte: "Höre, sei mir zu Willen!" - Er wußte nicht, daß es seine Schwiegertochter war. Sie antwortete: "Was willst du mir geben, wenn ich dir zu Willen bin?" Er sagte: "Ich will dir ein Ziegenböckchen von der Herde schicken." Sie entgegnete: "Wenn du mir ein Pfand gibst, bis du es schickst." Er fragte: "Was für ein Pfand soll ich dir geben?" Sie antwortete: "Deinen Siegelring, deine Schnur und deinen Stab, den du in der Hand hast." Er gab es ihr, wohnte ihr bei, und sie wurde von ihm guter Hoffnung.  Sie stand nun auf und ging von dannen, legte ihren Schleier ab und zog ihre Witwenkleidung wieder an. Juda schickte das Böckchen durch seinen Freund aus Adullam, um das Pfand von der Frau zurückzuerhalten; doch dieser fand sie nicht. Er fragte die Leute ihres Ortes: "Wo ist die Dirne, die in Enajim am Weg zu sitzen pflegt?" Sie antworteten ihm aber: "Hier war keine Dirne." So kehrte er zu Juda zurück und sagte: "Ich habe sie nicht gefunden, und auch die Leute des Ortes versicherten mir: Hier war keine Dirne." Juda entgegnete: "Sie mag es für sich behalten! Wenn wir nur nicht zum Gespött werden! Genug, ich habe das Böckchen geschickt, aber du hast sie nicht finden können." Etwa drei Monate später wurde dem Juda berichtet: "Deine Schwiegertochter Tamar hat sich vergangen und ist infolge ihrer Unzucht in Hoffnung." Juda gebot: "Führt sie hinaus! Sie soll verbrannt werden!" Als man sie hinausführen wollte, schickte sie zu ihrem Schwiegervater und ließ ihm sagen: "Von dem Mann, dem diese Sachen gehören, bin ich schwanger." Und sie ließ ihm weiter sagen: "Sieh doch nach, wem dieser Siegelring, diese Schnüre und dieser Stab gehören!" Als Juda die Sachen angesehen hatte, sagte er: "Sie ist im Recht wider mich. Warum gab ich sie nicht meinem Sohn Schela zur Frau?" Er hatte aber fortan keinen Umgang mehr mit ihr.  Die Geburt von Perez und SerachAls nun die Zeit kam, da sie gebären sollte, waren Zwillinge in ihrem Schoß. Während sie gebar, streckte der eine die Hand vor. Die Hebamme nahm einen roten Faden, band ihn um seine Hand und sagte: "Der ist zuerst herausgekommen." Er zog aber seine Hand wieder zurück, und sein Bruder kam zum Vorschein. Da sagte sie: "Wozu machst du dir einen Riß?" Und so nannte man ihn Perez (Riß, Durchbruch). Hierauf kam sein Bruder zum Vorschein, an dessen Hand der rote Faden war, und man nannte ihn Serach (Rotglanz). Josef im Haus PotifarsAls Josef nach Ägypten gebracht worden war, kaufte ihn von den Ismaelitern, die ihn dorthin gebracht hatten, Potifar, ein Hofbeamter des Pharao, der Oberste der Leibwächter, ein Ägypter. Doch der Herr war mit Josef, so daß ihm alles gelang. So blieb er im Haus seines ägyptischen Herrn. Weil sein Herr sah, daß der Herr mit ihm war, und daß der Herr ihm alles, was er unternahm, gelingen ließ, fand Josef Gnade in seinen Augen; er durfte ihn bedienen, und dieser setzte ihn zum Verwalter über sein Haus ein und vertraute ihm sein ganzes Eigentum an. Von der Zeit an, wo er ihn zum Verwalter über sein Haus und über sein ganzes Eigentum bestellt hatte, segnete der Herr das Haus des Ägypters um Josefs willen, und des Herrn Segen ruhte auf allem, was ihm gehörte, in Haus und Feld. Darum vertraute er dem Josef sein ganzes Eigentum an und kümmerte sich neben ihm um nichts mehr, außer um die Speise, die er genoß. Josef aber war schön von Gestalt und schön von Antlitz. Einige Zeit danach warf die Gattin seines Herr ihr Auge auf Josef und sagte zu ihm: "Komm doch zu mir!" Er aber weigerte sich und sagte zu der Gattin seines Herrn: "Bedenke, mein Herr kümmert sich neben mir um nichts im Haus und hat mir all sein Eigentum anvertraut. Er hat in diesem Haus nicht mehr Macht als ich und hat mir nichts vorenthalten als dich, weil du seine Frau bist. Wie sollte ich nun ein so schweres Unrecht tun und mich so gegen Gott versündigen?" Obgleich sie Tag für Tag auf Josef einredete, hörte er nicht auf ihre Lockungen, zu ihr zu kommen und sich mit ihr abzugeben. Nun begab es sich eines Tages, daß er, um seine Geschäfte zu besorgen, ins Haus kam, während niemand von den Hausangehörigen drinnen war. Da ergriff sie ihn bei seinem Gewand und sagte: "Sei mir zu Willen!" Er aber ließ sein Gewand in ihrer Hand, ergriff die Flucht und lief hinaus. Als sie sah, daß er sein Gewand in ihrer Hand gelassen hatte und entflohen war, rief sie ihre Hausangehörigen herbei und sagte zu ihnen: "Da seht! Er hat uns einen Hebräer gebracht, der seinen Mutwillen mit uns treiben soll. Er kam zu mir herein, um mich zu Fall zu bringen; ich aber schrie laut auf. Doch wie er hörte, daß ich ein lautes Geschrei erhob, ließ er sein Gewand neben mir liegen, ergriff die Flucht und lief hinaus." Und sie legte sein Gewand neben sich, bis sein Herr heimkam Diesem erzählte sie das gleiche, nämlich: "Der hebräische Sklave, den du uns gebracht hast, kam zu mir herein, um mit mir sein Spiel zu treiben. Doch als ich ein lautes Geschrei erhob, ließ er sein Gewand neben mir und floh hinaus." Josef im KerkerAls nun der Herr die Erzählung seiner Frau vernahm, die sie ihm vorbrachte: "In solcher Weise hat sich dein Knecht, dein Sklave, gegen mich benommen", wurde er sehr zornig. Josefs Herr ließ ihn ergreifen und in den Kerker werfen, wo die Gefangenen des Königs in Gewahrsam waren. Dort saß er nun im Gefängnis. Doch der Herr war mit Josef und ließ ihn die Herzen gewinnen; besonders wandte er ihm die Gunst des Gefängnisaufsehers zu. So vertraute der Gefängnisaufseher alle Gefangenen, die sich im Gefängnis befanden, Josef an; alles was dort geschah, erfolgte nach seiner Anordnung. Der Gefängnisaufseher brauchte sich um das, was er ihm anvertraute, nicht mehr zu kümmern, weil der Herr mit ihm war und der Herr gelingen ließ, was er unternahm. JOSEFS TRAUMDEUTUNGENEinkerkerung des Mundschenks und des Bäckers des PharaoEinige Zeit danach vergingen sich der Mundschenk und der Bäcker des Königs von Ägypten gegen ihren Herrn, den König von Ägypten. Da wurde der Pharao über seine beiden Hofbeamten, den Obermundschenk und den Oberbäcker, zornig  und ließ sie im Haus des Obersten der Leibwache in den gleichen Kerker werfen, in dem auch Josef gefangen saß. Der Oberste der Leibwache betraute Josef mit ihrer Bedienung. Als sie längere Zeit in Haft waren, hatten sie beide in der gleichen Nacht einen Traum. Jeder hatte einen Traum von besonderer Bedeutung, der Mundschenk sowohl als auch der Bäcker des Königs von Ägypten, die im Kerker gefangen saßen. Als Josef am anderen Morgen zu ihnen hereinkam, sah er ihnen an, daß sie niedergeschlagen waren. Er fragte die Hofbeamten des Pharao, die mit ihm im Haus seines Herrn in Haft waren: "Warum macht ihr heute so verdrießliche Gesichter?" Sie antworteten ihm: "Wir haben einen Traum gehabt, aber niemand ist da, der ihn deuten könnte." Josef sagte zu ihnen: "Traumdeutungen sind Sache Gottes. Erzählt mir einmal!" Der Traum des MundschenksDer Obermundschenk erzählte dem Josef seinen Traum: "Ich sah im Traum einen Weinstock vor mir stehen. Drei Ranken waren an dem Weinstock. Als er zu sprossen anfing, brachen auch schon seine Blüten hervor, und die Trauben trugen gleichzeitig reife Beeren. Ich hatte den Becher des Pharao in der Hand, nahm die Trauben, preßte sie in den Becher des Pharao und gab dem Pharao den Becher in die Hand." Josef antwortete ihm: "Die Deutung dafür ist folgende: Die drei Ranken sind drei Tage. Nach drei Tagen wird der Pharao dein Haupt erheben und dich wiederum in dein Amt einsetzen; dann wirst du dem Pharao den Becher in die Hand geben, ganz so wie früher, als du sein Mundschenk warst. Denke dann auch an mich, wenn es dir gut geht! Erweise mir die Liebe, mich beim Pharao zu empfehlen und mich aus diesem Haus zu befreien. Denn ich bin aus dem Land der Hebräer entführt worden, und auch hier habe ich nichts verbrochen, dessentwegen man mich in den Kerker werfen mußte." Der Traum des BäckersAls der Oberbäcker sah, wie gut Josef zu deuten wußte, sagte er zu ihm: "In meinem Traum war es mir, als trüge ich drei Körbe mit feinem Gebäck auf meinem Haupt. Im obersten Korb befanden sich allerlei Eßwaren für den Pharao, wie sie der Bäcker herstellt; aber die Vögel fraßen sie aus dem Korb auf meinem Kopf weg." Josef antwortete: "Die Deutung dafür ist folgende: Die drei Körbe sind drei Tage. Heute in drei Tagen wird der Pharao dein Haupt erheben - aber weg von dir, indem er dich an einem Pfahl aufhängen läßt, und die Vögel werden dein Fleisch von dir wegfressen."  Erfüllung der TräumeAm dritten Tag darauf, dem Geburtstag des Pharao, veranstaltete dieser ein Gastmahl für seinen ganzen Hof. Da erhob er dem Obermundschenk und dem Oberbäcker im Beisein seiner Diener das Haupt: Den Obermundschenk setzte er wieder in sein Amt ein, so daß er dem Pharao wieder den Becher reichen durfte. Den Oberbäcker aber ließ er hängen, ganz nach der Deutung, die ihnen Josef gegeben hatte. Der Obermundschenk jedoch dachte nicht mehr an Josef, sondern vergaß ihn. JOSEFS ERHÖHUNGDie Träume des PharaoZwei Jahre später hatte der Pharao einen Traum. Es war ihm, als stehe er am Nil.  Aus dem Nil stiegen sieben Kühe herauf, stattlich und wohlgenährt, und weideten im Riedgras. Doch nach ihnen stiegen sieben andere Kühe aus dem Nil herauf, häßlich und dürr, und traten neben die anderen Kühe am Ufer des Nil. Dann fraßen die häßlichen, mageren Kühe die sieben stattlichen, fetten Kühe auf. - Und der Pharao erwachte. Als er wieder eingeschlafen war, hatte er einen zweiten Traum: Sieben Ähren wuchsen an einem Halm, dick und schön. Nach ihnen sproßten sieben dürre, vom Ostwind versengte Ähren auf;  und die dürren Ähren verschlangen die sieben dicken und vollen Ähren. - Der Pharao erwachte und merkte, daß er geträumt hatte. Am Morgen war sein Geist voller Unruhe. Er sandte hin und ließ die Schriftkundigen und Weisen Ägyptens rufen. Der Pharao erzählte ihnen seine Träume, aber keiner fand sich, der sie dem Pharao zu deuten vermochte. Nun nahm der Obermundschenk das Wort und sagte zum Pharao: "Ich muß heute meine Schuld in Erinnerung bringen. Der Pharao war einst auf seine Diener zornig und hatte mich im Haus des Obersten der Leibwache in Haft legen lassen, mich und den Oberbäcker. Wir hatten in der gleichen Nacht einen Traum, ich und er. Jeder von uns hatte einen Traum, der von besonderer Bedeutung war. Nun war dort bei uns ein junger hebräischer Mann, ein Sklave des Obersten der Leibwache. Dem erzählten wir es, und er deutete uns unsere Träume. Er gab dem Traum eines jeden die passende Deutung. Und ganz so, wie er die Deutung gegeben hatte, traf es ein: Mich hat man wieder in mein Amt eingesetzt, und den anderen hat man hängen lassen." Josef vor dem PharaoNun sandte der Pharao hin und ließ Josef rufen. Man holte ihn in aller Eile aus dem Gefängnis. Nachdem er die Haare geschoren und die Kleider gewechselt hatte, begab er sich zu Pharao. Der Pharao sagte zu Josef: "Ich habe einen Traum gehabt, aber keiner weiß ihn zu deuten. Nun habe ich von dir vernommen, du brauchtest einen Traum nur zu hören, so könntest du ihn schon deuten." Josef antwortete dem Pharao: "Ich vermag nichts; aber Gott wird dem Pharao kundtun, was ihm zum Heil gereicht." Der Pharao erzählte dem Josef: "In meinem Traum stand ich am Ufer des Nil. Da stiegen aus dem Nil sieben Kühe herauf, wohlgenährt und stattlich, und weideten im Riedgras. Doch nach ihnen stiegen sieben andere Kühe herauf, dürr, ganz häßlich und mager; nie habe ich in ganz Ägypten so häßliche gesehen wie diese. Die mageren und häßlichen Kühe fraßen die sieben ersten, fetten Kühe auf. Als diese in ihrem Magen verschwunden waren, merkte man dennoch nicht, daß sie in ihren Magen gekommen waren; ihr Aussehen blieb häßlich wie zuvor. - Da erwachte ich. Dann sah ich in meinem Traum, wie sieben Ähren an einem Halm emporwuchsen, voll und schön. Doch nach ihnen sproßten sieben andere Ähren auf, taub, dürr, vom Ostwind versengt. Und die dürren Ähren verschlangen die sieben schönen Ähren. - Ich habe es schon den Schriftkundigen erzählt; doch keiner konnte mir Bescheid geben." Josef deutet die TräumeJosef sagte zum Pharao: "Diese Träume des Pharao bedeuten ein und dasselbe; Gott hat dem Pharao kundgetan, was er zu tun gedenkt. Die sieben schönen Kühe bedeuten sieben Jahre; auch die sieben schönen Ähren bedeuten sieben Jahre: Die Träume haben die gleiche Bedeutung. Auch die sieben mageren und häßlichen Kühe, die nach jenen heraufstiegen, bedeuten sieben Jahre, und die sieben leeren, vom Ostwind versengten Ähren bedeuten sieben Hungerjahre. Das meinte ich, als ich zum Pharao sprach: Gott hat den Pharao schauen lassen, was er zu tun gedenkt. Ja, es werden jetzt sieben Jahre kommen, da großer Überfluß im ganzen Land Ägypten herrschen wird. Nach ihnen aber werden sieben Hungerjahre eintreten. Vom ganzen Überfluß im Land Ägypten wird keine Spur zurückbleiben, und die Hungersnot wird das Land verzehren. Vom Überfluß wird man im Land nichts mehr merken infolge dieser Hungersnot, die nachher kommt; denn sie wird sehr drückend sein. Daß aber der Traum des Pharao sich nochmals wiederholt hat, bedeutet, daß die Sache bei Gott fest beschlossen ist und Gott sie ohne Verzug ins Werk setzen wird. Josefs RatUnd nun möge sich der Pharao nach einem klugen und weisen Mann umsehen und ihn über das Land Ägypten setzen. Der Pharao wolle ferner sofort Aufseher über das Land bestellen und während der sieben Jahre des Überflusses vom Land Ägypten den Fünften erheben. Man sammle den ganzen Ernteertrag dieser guten Jahre, die jetzt kommen, und speichere das Getreide zur Verfügung des Pharao als Vorrat in den Städten auf und verwahre es dort. Dann ist das Land mit Getreide eingedeckt für die sieben Hungerjahre, die über Ägypten kommen werden, und so wird das Land nicht durch die Hungersnot zugrunde gehen." Josefs ErhöhungDiese Rede fand den Beifall des Pharao und all seiner Diener. Und der Pharao sagte zu seinen Dienern: "Könnten wir wohl einen Mann finden, in dem der Geist Gottes wohnt wie in diesem?" Zu Josef aber sagte der Pharao: "Nachdem Gott dir alles geoffenbart hat, gibt es keinen, der so klug und weise wäre wie du.  Du selbst sollst meinem Haus vorstehen; mein ganzes Volk soll sich deinen Befehlen unterwerfen; nur den Thron will ich vor dir voraushaben!" Dann sagte der Pharao zu Josef: "Hiermit setze ich dich über ganz Ägypten." Zugleich zog der Pharao seinen Siegelring von seiner Hand und steckte ihn an Josefs Hand, ließ ihn hierauf in Byssusgewänder kleiden und legte ihm die goldene Kette um den Hals.  Er ließ ihn auf seinem zweiten Wagen fahren und vor ihm ausrufen: "Achtung!" - So setzte er ihn über ganz Ägypten. Alsdann sagte der Pharao zu Josef: "Zwar bin ich der Pharao; aber gegen deinen Willen soll niemand Hand oder Fuß rühren in ganz Ägypten." Der Pharao legte Josef den Namen Zafenat-Paneach bei und gab ihm Asenat, die Tochter Potiferas, des Priesters von On, zur Frau. - So wurde Josef Herr über Ägypten.  Josef als ReichsverwalterJosef war dreißig Jahre alt, als er in des Pharao, des König von Ägypten, Dienste trat. Nachdem Josef vom Pharao weggegangen war, zog er durch ganz Ägypten. Das Land brachte nun in den sieben Jahren des Überflusses Ertrag in großer Fülle. Er sammelte den ganzen Ernteertrag, den es in den sieben Jahren in Ägypten gab, und ließ das Getreide in die Städte schaffen; in jede Stadt brachte er den Ertrag der umliegenden Felder ein.  So häufte Josef Getreide auf gleich dem Sand am Meer in so gewaltigen Mengen, daß er davon abstehen mußte, es zu messen; denn man konnte es nicht mehr messen. Noch ehe die Hungersnot ausbrach, wurden dem Josef zwei Söhne geboren: Asenat, die Tochter Potiferas, des Priesters von On, gebar sie ihm. Josef nannte den Erstgeborenen Manasse (Vergeßling); "denn", sagte er, "Gott hat mich all mein Unglück und mein ganzes Vaterhaus vergessen lassen." Den zweiten nannte er Efraim (Fruchtbringer); "denn", sagte er, "Gott hat mich fruchtbar werden lassen im Land meines Elends." Als dann die sieben Jahre, in denen Überfluß in Ägypten herrschte, vorüber waren, brachen die sieben Hungerjahre an, wie Josef verkündet hatte. Eine Hungersnot entstand in allen Länder; doch in ganz Ägypten gab es Brot. Sobald aber auch ganz Ägypten zu hungern begann, schrie das Volk zum Pharao um Brot. Der Pharao wies alle Ägypter an: "Geht zu Josef! Was der euch sagen wird, das tut!" Als nun im ganzen Land Hungersnot herrschte, ließ Josef alle Kornspeicher öffnen und den Ägyptern Getreide verkaufen. Dennoch wurde die Hungersnot in Ägypten immer drückender. Alle Welt kam nach Ägypten, um Getreide bei Josef zu kaufen; denn auf der ganzen Welt herrschte drückende Hungersnot. DIE ERSTE REISE DER BRÜDER JOSEFS NACH ÄGYPTENAussendung der BrüderAls Jakob hörte, daß in Ägypten Getreide zu haben sei, sagte Jakob zu seinen Söhnen: "Was zögert ihn noch lange?" Und er fuhr fort: "Seht, ich habe gehört, daß es in Ägypten Getreide gibt. Zieht hin und kauft dort für uns Getreide, damit wir am Leben bleiben und nicht sterben!" Der Empfang bei JosefSo zogen denn zehn von Josefs Brüdern hinab, um in Ägypten Getreide zu kaufen. Benjamin aber, den Bruder Josefs, schickte Jakob nicht mit seinen Brüdern: denn er fürchtete, es könne ihm ein Unfall zustoßen. So kamen unter denen, die herbeiströmten, auch die Söhne Israels, um Getreide zu kaufen; denn auch in Kanaan herrschte Hungersnot. Nun war Josef Gebieter im Land; er war es, der allen Leuten im Land Getreide verkaufte. Als nun Josefs Brüder kamen und sich vor ihm bis zur Erde verneigten und Josef seine Brüder sah, erkannte er sie wohl, doch stellte er sich fremd gegen sie, fuhr sie hart an und sagte zu ihnen: "Woher kommt ihr?" Sie antworteten: "Aus Kanaan, um Getreide zu kaufen." Während Josef seine Brüder erkannt hatte, erkannten sie ihn nicht. Da mußte Josef an die Träume denken, die er einst von ihnen gehabt hatte. Er sagte zu ihnen: "Spione seid ihr! Ihr kommt nur her, um auszuforschen, wo das Land eine schwache Stelle hat!" Sie entgegneten ihm: "O nein, Herr, sondern deine Knechte sind gekommen, um Getreide zu kaufen. Wir alle sind Söhne eines einzigen Mannes. Ehrliche Leute sind wir. Deine Knechte sind keine Spione." Doch er erwiderte ihnen: "Nichts da! Sondern ihr kommt nur her, um zu erkunden, wo das Land eine schwache Stelle hat." Sie antworteten: "Deine Knechte sind ihrer zwölf, lauter Brüder, Söhne eines einzigen Mannes in Kanaan; doch der jüngste ist zur Zeit bei unserem Vater, und einer ist nicht mehr am Leben." Josef erwiderte ihnen: "Es ist so wie ich zu euch gesagt habe: Ihr seid Spione! Daran sollt ihr erprobt werden, beim Leben des Pharao! Ihr dürft nicht von hier fortgehen, bis euer jüngster Bruder hierher gekommen ist. Schickt einen von euch hin, euren Bruder zu holen! Ihr anderen aber bleibt gefangen. So sollen eure Aussagen geprüft werden, ob ihr es mit der Wahrheit ernst nehmt oder nicht. So wahr der Pharao lebt: Ihr seid Spione!" Hierauf ließ er sie zusammen drei Tage in Gewahrsam bringen. Die Prüfung der BrüderAm dritten Tag aber sagte Josef zu ihnen: "Wollt ihr am Leben bleiben, so müßt ihr folgendes tun - denn ich bin ein gottesfürchtiger Mann -: Seid ihr ehrliche Leute, dann mag einer von euch Brüdern als Gefangener in eurem bisherigen Gewahrsam zurückbleiben. Ihr anderen aber könnt hinziehen und Getreide für eure hungernden Familien mitnehmen. Aber euren jüngsten Bruder müßt ihr mir herbringen. So werden sich eure Aussagen als wahr erweisen, und ihr braucht nicht zu sterben." Sie gingen darauf ein. Dann sagten sie zueinander: "Wahrlich, das haben wir an unserem Bruder verschuldet; denn wir sahen seine Seelenangst, als er uns anflehte, und hörten nicht auf ihn. Darum kommt dieses Unglück über uns." Ruben warf ihnen vor: "Habe ich euch nicht gesagt: Versündigt euch nicht an dem Knaben! Aber ihr wolltet nicht hören. So wird jetzt für sein Blut Rechenschaft gefordert!" Sie wußten nicht, daß Josef sie verstand, weil ein Dolmetscher zwischen ihnen vermittelte. Er wandte sich von ihnen ab und weinte. Hierauf kehrte er sich ihnen wieder zu und redete mit ihnen. Alsdann ließ er Simeon aus ihrer Mitte ergreifen und vor ihren Augen fesseln. Die HeimkehrDarauf befahl Josef, ihre Säcke mit Getreide zu füllen, dabei aber jedem sein Geld wieder in seinen Sack zu legen und ihnen Verpflegung für die Reise mitzugeben. Nachdem er so für sie Sorge getragen hatte, luden sie ihr Getreide auf ihre Esel und zogen von dannen. Als aber einer von ihnen in der Herberge seinen Sack öffnete, um seinem Esel Futter zu geben, bemerkte er sein Geld, das gleich oben in seinem Sack lag. Er sagte zu seinen Brüdern: "Mein Geld ist wieder da! Es liegt hier in meinem Sack." Nun entsank ihnen der Mut. Bebend sahen sie sich an und sagten: "Warum hat uns Gott dies angetan?" Als sie zu ihrem Vater Jakob nach Kanaan kamen, erzählten sie ihm alles, was ihnen begegnet war. Sie sagten: "Der Mann, der im Land gebietet, fuhr uns hart an und stellte uns als Leute hin, die das Land auskundschaften wollten. Wir erwiderten ihm: Wir sind ehrliche Leute, wir sind keine Spione. Wir sind zwölf Brüder, lauter Söhne eines Vaters; der eine ist nicht mehr am Leben, und der jüngste ist zur Zeit bei unserem Vater in Kanaan. Doch der Mann, der im Land gebietet, entgegnete uns: Daran werde ich erkennen, daß ihr ehrliche Leute seid: Laßt einen von euch Brüdern bei mir zurück und nehmt mit, was ihr für eure hungernden Familien braucht, und zieht fort! Aber ihr müßt euren jüngsten Bruder zu mir bringen. Daran erkenne ich, daß ihr keine Spione seid, sondern ehrliche Leute. Dann will ich euch auch euren Bruder zurückgeben, und ihr könnt im Land frei umherziehen." Als sie nun ihre Säcke leerten, fand sich eines jeden Geldbeutel in seinem Sack. Als sie ihre Geldbeutel sahen, erschraken sie und ihr Vater. Ihr Vater Jakob sagte zu ihnen: "Ihr bringt mich um meine Kinder! Josef ist nicht mehr am Leben, Simeon ist nicht mehr am Leben, und nun wollt ihr auch Benjamin fortnehmen. Warum bricht alles dieses über mich herein?" Ruben sagte zu seinem Vater: "Meine beiden Söhne magst du töten, wenn ich ihn nicht zu dir zurückbringe. Vertraue ihn mir an; ich bringe ihn dir wieder!" Doch er erwiderte: "Mein Sohn darf nicht mit euch hinziehen. Sein Bruder ist ja tot, und er ist allein übrig. Stieße ihm auf dem Weg, den ihr ziehen müßt, ein Unfall zu, so brächtet ihr mein graues Haar vor Kummer in die Unterwelt." DIE ZWEITE REISE DER BRÜDER NACH ÄGYPTENJakob läßt Benjamin mitziehenDie Hungersnot aber lastete schwer auf dem Land Als sie das Getreide, das sie aus Ägypten geholt hatten, ganz aufgebraucht hatten, sagte ihr Vater zu ihnen: "Zieht noch einmal hin und kauft wieder etwas Getreide für uns!" Juda entgegnete ihm: "Der Mann hat uns nachdrücklich eingeschärft: Ihr dürft mir nicht unter die Augen kommen, wenn euer Bruder nicht bei euch ist! Willst du uns also unseren Bruder mitgeben, so wollen wir hinziehen und für dich Getreide kaufen. Willst du ihn aber nicht mitgeben, so ziehen wir nicht hin; denn der Mann hat uns gesagt: Ihr dürft mir nicht unter die Augen kommen, wenn euer Bruder nicht bei euch ist." Da sagte Israel: "Warum habt ihr mir das Leid angetan, dem Mann zu verraten, daß ihr noch einen Bruder habt?" Sie antwortete: " Der Mann erkundigte sich eingehend nach uns und unserer Familie und fragte: Lebt euer Vater noch? Habt ihr noch einen Bruder? Wir haben ihm auf seine Fragen Auskunft gegeben. Konnten wir denn wissen, daß er von uns verlangen würde: Bringt euren Bruder her?" Juda aber bat seinen Vater Israel: "Gib mir den Knaben mit! Dann wollen wir uns auf den Weg machen und hinziehen, damit wir am Leben bleiben und nicht sterben müssen, wir, du und unsere Kinder. Ich will mich für ihn verbürgen. Mich sollst du für ihn verantwortlich machen. Wenn ich ihn dir nicht zurückbringe und dir vor Augen stelle, so will ich Zeit meines Lebens vor dir die Schuld tragen. Hätten wir nicht so lange gezögert, wir wären nun gewiß schon zweimal wieder zurück." Da sagte ihr Vater Israel zu ihnen: "Wenn es sein muß, dann tut folgendes: Nehmt von den besten Erzeugnissen des Landes etwas in euren Säcken mit und bringt es dem Mann als Geschenk, etwas Balsam und etwas Honig, Gummi und Rosenharz, Pistazien und Mandeln. Sodann nehmt doppelt so viel Geld mit; denn das Geld, das sich oben in euren Säcken fand, müßt ihr wieder mitnehmen. Vielleicht liegt ein Versehen vor. Auch euren Bruder nehmt mit! Und macht euch auf den Weg und zieht wieder zu dem Mann hin! Der allmächtige Gott gebe, daß ihr bei dem Mann Erbarmen findet und er euren Bruder wieder mit euch ziehen läßt und den Benjamin ebenso! Ich aber bin nun wieder kinderlos, wie ich einst ohne Kinder war!" Ankunft bei JosefSo nahmen die Männer das Geschenk; auch den doppelten Geldbetrag nahmen sie mit und den Benjamin, brachen auf, zogen nach Ägypten und traten vor Josef. Als nun Josef den Benjamin bei ihnen sah, gebot er seinem Hausverwalter: "Führe diese Leute ins Haus. Lasse ein Stück Vieh schlachten und zubereiten; denn diese Leute sollen mittags bei mir speisen." Der Mann tat, wie Josef befohlen hatte, und führte die Leute in Josefs Haus. Da fürchteten sich die Leute, weil sie in das Haus Josefs geführt wurden, und dachten: "Wegen des Geldes, das beim ersten Mal wieder in unsere Säcke geriet, führt man uns da hinein, um uns anzuklagen und sich unser wie auch unserer Esel zu bemächtigen und uns dann zu Sklaven zu machen." Darum traten sie an Josefs Hausverwalter heran, redeten ihn am Hauseingang an und sagten: "Bitte, mein Herr! Wir sind schon einmal hierher gereist, um Getreide zu kaufen. Als wir in die Herberge kamen und unsere Säcke öffneten, fand sich das Geld eines jeden gleich obenauf in seinem Sack, unser Geld nach seinem Vollgewicht. Das bringen wir nun hiermit zurück, haben aber auch noch anderes Geld bei uns, um Getreide zu kaufen. Wir wissen nicht, wer unser Geld in unsere Säcke gelegt hat." Er antwortete: "Beruhigt euch! Seid ohne Furcht! Euer Gott und eures Vaters Gott hat da heimlich einen Schatz in eure Säcke gelegt. Euer Geld ist richtig bei mir eingegangen." Dann führte er den Simeon zu ihnen heraus. Hierauf brachte er die Leute in Josefs Haus, reichte ihnen Wasser, worin sie sich die Füße wuschen, und gab ihren Eseln Futter. Sie legten unterdessen das Geschenk zurecht, bis Josef gegen Mittag käme; denn sie hatten gehört, daß sie dort essen sollten. Bewirtung der BrüderAls Josef heimkam, überreichten sie ihm das Geschenk, das sie mitgebracht hatten, im Haus und verneigten sich vor ihm bis zur Erde. Er erkundigte sich nach ihrem Befinden und fragte: "Wie geht es eurem alten Vater, von dem ihr erzählt habt? Ist er noch am Leben?" Sie antworteten: "Gut geht es deinem Knecht, unserem Vater; er ist noch am Leben." Dabei verbeugten sie sich tief. Als er umherblickte, sah er seinen Vollbruder Benjamin. Er fragte: "Das ist wohl euer jüngster Bruder, von dem ihr mir erzählt habt?" und fügte bei: "Gott schenke dir seine Huld, mein Sohn!" Dann brach Josef schnell ab; denn er wurde angesichts seines Bruders von tiefer Rührung ergriffen und war nahe daran, in Tränen auszubrechen. Er ging daher ins innere Gemach und weinte sich dort aus. Nachdem er sich das Gesicht gewaschen hatte, kam er wieder heraus und befahl, mit Gewalt sich beherrschend: "Tragt das Essen auf!" Da trug man ihm und jenen gesondert auf, ebenso den Ägyptern, die mit ihm speisten; denn die Ägypter dürfen nicht mit den Hebräern zusammen speisen, weil dies den Ägyptern als Greuel gilt. Sie saßen vor ihm, vom Ältesten bis zum Jüngsten genau nach dem Alter geordnet. Darob sahen sich die Männer erstaunt an. Er ließ ihnen von den Gerichten, die vor ihm standen, vorsetzen. Der Teil, den Benjamin vorgelegt bekam, war fünfmal so groß als der aller anderen. Sie tranken mit ihm und wurden guter Dinge. Neue Prüfung der BrüderHierauf befahl er seinem Hausverwalter: "Fülle die Säcke dieser Leute mit so viel Getreide, als sie fassen können, und lege einem jeden sein Geld oben in den Sack! Und meinen silbernen Becher lege oben in den Sack des Jüngsten samt dem Geld für sein Getreide!" - Jener tat so, wie Josef befohlen hatte.  Als der Morgen anbrach, ließ man die Männer mit ihren Eseln ziehen. Sie hatten kaum die Stadt verlassen und waren noch nicht weit gekommen, gebot Josef seinem Hausverwalter: "Auf! Jage den Männer nach, und hast du sie eingeholt, so sage zu ihnen: Warum habt ihr Gutes mit Bösem vergolten? Warum habt ihr den silbernen Becher gestohlen? Ist es nicht der, aus dem mein Herr trinkt, und mit dem er zu weissagen pflegt? Ihr tatet übel daran, so zu handeln" Als er sie eingeholt hatte, sagte er dies zu ihnen. Sie antworteten ihm: "Wie kann mein Herr so etwas sagen? Deinen Knechten liegt es ganz fern, so etwas zu tun. Wir haben dir doch das Geld, das wir obenauf in unseren Säcken fanden, aus Kanaan wieder zurückgebracht. Wie sollten wir da aus dem Haus deines Herrn Silber oder Gold stehlen? Bei wem von deinen Knechten sich der Becher findet, der soll sterben! Wir anderen wollen dir, o Herr, leibeigen werden." Er erwiderte: "Obgleich es so sein müßte, wie ihr sagt, soll doch nur der, bei dem er gefunden wird, mir leibeigen sein. Ihr anderen sollt frei ausgehen." Schnell ließ jeder seinen Sack auf den Boden nieder, und jeder öffnete seinen Sack. Er aber begann zu suchen; beim Ältesten fing er an, und beim Jüngsten hörte er auf. Der Becher fand sich im Sack des Benjamin. Da zerrissen sie ihre Kleider. Nachdem jeder seinen Esel wieder beladen hatte, kehrten sie in die Stadt zurück. Als nun Juda und seine Brüder in Josefs Haus kamen, - dieser war noch dort anwesend -, warfen sie sich vor ihm auf die Erde nieder. Josef fuhr sie an: "Was habt ihr da angestellt? Wußtet ihr nicht, daß ein Mann wie ich wahrsagen kann?" Juda entgegnete: "Was sollen wir meinem Herrn sagen? Was sollen wir reden und wie uns rechtfertigen? Gott sucht die Sünde seiner Knechte heim. Wir alle gehören nun meinem Herrn als leibeigene Knechte an, wir wie der, bei dem der Becher gefunden wurde." Er erwiderte: "Fern sei es von mir, so zu handeln! Nur der, bei dem der Becher gefunden wurde, soll mir leibeigen sein. Ihr möget ungehindert zu eurem Vater ziehen!" Juda bietet sich als Geisel für Benjamin anDa trat Juda zu ihm heran und sagte: "Bitte, mein Herr, dein Knecht möchte ein Wort an meinen Herrn richten dürfen. Zürne deinem Knecht nicht! Du bist ja dem Pharao gleich. Mein Herr fragte seine Knechte: Habt ihr noch einen Vater oder einen Bruder? Wir antworteten meinem Herr: Wir haben noch einen alten Vater und einen spätgeborenen, kleinen Bruder; dessen Vollbruder ist tot, und so ist er noch als einziges Kind seiner Mutter übrig und darum seines Vater Liebling. Du befahlst deinen Knechten: Bringt ihn her zu mir! Ich möchte ihn mit eigenen Augen sehen! Wir antworteten meinem Herrn: Der Knabe kann seinen Vater nicht verlassen; verließe er seinen Vater, so stürbe dieser. Da sagtest du zu deinen Knechten: Kommt euer jüngster Bruder nicht mit euch her, so dürft ihr mir nicht mehr unter die Augen kommen! Als wir dann zu deinem Knecht, meinem Vater, hinaufgezogen waren, teilten wir ihm die Worte meines Herrn mit. Eines Tages befahl uns unser Vater wieder: Zieht noch einmal hin, etwas Getreide für uns einzukaufen! Doch wir entgegneten: Wir können nicht hinziehen. Nur wenn unser jüngster Bruder mit uns geht, ziehen wir hin; denn wir dürfen dem Mann nicht unter die Augen kommen, wenn nicht unser jüngster Bruder bei uns ist. Da erwiderte uns dein Knecht, mein Vater: Ihr wißt selbst, daß meine Frau mir nur zwei Söhne geboren hat. Der eine ist von mir gegangen. Ich vermute, daß er zerrissen wurde. Bis heute habe ich ihn nicht wieder gesehen. Wenn ihr mir nun auch diesen noch wegnehmt und ihm ein Unglück zustößt, so bringt ihr mein graues Haar vor Kummer in die Unterwelt. Käme ich zu deinem Knecht, meinem Vater, zurück und der Jüngling, an dem sein ganzes Herz hängt, wäre nicht bei uns, so würde er sterben, sähe er, daß der Knabe nicht dabei ist; und deine Knechte hätten wirklich das graue Haar deines Knechtes, unseres Vaters, vor Kummer in die Unterwelt gebracht. Weil sich nun dein Knecht für den Knaben vor meinem Vater verbürgt hat, indem er versprach: Bringe ich ihn dir nicht wieder, so will ich mein Leben lang vor meinem Vater die Schuld tragen, so möchte dein Knecht an Stelle des Knaben als Leibeigener meines Herrn dableiben; der Knabe aber sollte mit seinen Brüder heimziehen dürfen. Denn wie könnte ich zu meinem Vater heimkehren, ohne daß der Jüngling bei mir wäre. Ich könnten den Jammer nicht mit ansehen, der meinen Vater überkäme." Josef gibt sich zu erkennenDa konnte sich Josef vor allen Umstehenden nicht mehr länger zurückhalten und rief: "Geht alle von hier hinaus!" So war niemand bei ihm, als Josef sich seinen Brüdern zu erkennen gab. Er weinte so laut, daß die Ägypter es hörten und die Kunde davon in des Pharao Haus drang. Josef sagte zu seinen Brüdern: "Ich bin Josef! So lebt also mein Vater noch!" Seine Brüder aber waren nicht imstande, ihm zu antworten, so bestürzt standen sie vor ihm. Doch Josef forderte seine Brüder auf: "Tretet doch her zu mir!" Als sie näher getreten waren, sagte er: "Ich bin euer Bruder Josef, den ihr nach Ägypten verkauft habt. Beunruhigt euch jetzt aber nicht und macht euch keine Vorwürfe darüber, daß ihr mich hierher verkauft habt; denn um euch am Leben zu erhalten, hat Gott mich euch vorausgesandt.  Zwei Jahre herrscht nun schon die Hungersnot im Land, und fünf Jahre stehen noch bevor, in denen es kein Pflügen und kein Ernten gibt. Doch Gott hat mich euch vorausgesandt, um euer Geschlecht auf Erden zu erhalten und euch durch wunderbare Hilfe das Leben zu bewahren. So habt also nicht ihr mich hierher gesandt, sondern Gott. Er hat mich zum Vater des Pharao gemacht, zum Herrn über sein ganzes Haus und zum Gebieter über ganz Ägypten.  Zieht nun eilends zu meinem Vater und meldet ihm: So läßt dein Sohn Josef sagen: Gott hat mich zum Gebieter über ganz Ägypten gemacht. Komm ohne Verzug her zu mir! Du sollst im Land Goschen wohnen und in meiner Nähe sein, du und deine Kinder und Kindeskinder, samt deinen Schafen und Rindern und deiner ganzen Habe. Ich will hier für deinen Unterhalt sorgen; denn noch fünf Jahre wird die Hungersnot dauern. Du sollst nicht mit deiner Familie und allem, was du hast, verarmen. Ihr und mein Bruder Benjamin seht es ja mit eignen Augen daß ich es bin, der mit euch redet. Berichtet meinem Vater von meiner hohen Würde in Ägypten und von allem, was ihr erlebt habt! Dann bringt meinen Vater eilends hierher!" Dann fiel er seinem Bruder Benjamin um den Hals und weinte, und auch Benjamin weinte an seiner Brust. Dann küßte er alle seine anderen Brüder und umarmte sie unter Tränen. Danach unterhielten sich seine Brüder mit ihm. JAKOBS FAMILIE IN ÄGYPTENDer Pharao lädt Jakob nach Ägypten einAuch in den Palast des Pharao drang die Kunde: "Josefs Brüder sind angekommen!" Der Pharao und seine Diener freuten sich darüber, und der Pharao sagte zu Josef: "Fordere deine Brüder auf, folgendes zu tun: Beladet eure Tiere, zieht nach Kanaan, holt euren Vater und eure Familien und kommt zu mir! Ich gebe euch dann, was Ägypten Gutes bietet; ja das Beste im Land sollt ihr genießen. Du bist ferner ermächtigt, sie zu folgendem aufzufordern: Nehmt euch aus Ägypten Wagen mit für eure Kinder und Frauen, laßt auch euren Vater aufsteigen und kommt hierher! Laßt es euch um euren Hausrat nicht leid sein; denn was ganz Ägypten Gutes bietet, soll euer sein!" Die Söhne Israels taten so. Josef gab ihnen auf des Pharao Befehl Wagen mit; ebenso versorgte er sie mit Verpflegung für die Reise. Ferner schenkte er jedem einzelnen Festkleider; dem Benjamin aber gab er dreihundert Silberstücke und fünf Festkleider. Ebenso sandte er seinem Vater zehn Esel, beladen mit den besten Erzeugnissen Ägyptens, und zehn Eselinnen, beladen mit Getreide, Brot und Verpflegung für seinen Vater auf der Reise. Dann entließ er seine Brüder, und sie zogen fort, nachdem er sie noch ermahnt hatte: "Macht euch unterwegs keine Vorwürfe!" So zogen sie aus Ägypten fort und kamen nach Kanaan zu ihrem Vater Jakob. Sie berichteten ihm: "Josef lebt noch, ja er ist Gebieter über ganz Ägypten." Aber sein Herz blieb teilnahmslos; denn er glaubte ihnen nicht. Als sie ihm jedoch alles erzählten, was Josef zu ihnen gesagt hatte, und er die Wagen erblickte, die Josef gesandt hatte, um ihn zu holen, da kam Leben in ihren Vater Jakob. Und Israel rief aus: "Genug! Mein Sohn Josef lebt noch! Ich will hingehen und ihn sehen, bevor ich sterbe!" Jakobs Reise nach ÄgyptenSo brach Israel mit all seiner Habe auf und kam nach Beerscheba. Hier brachte er dem Gott seines Vaters Isaak Opfer dar. Gott redete zu Israel in einem Nachtgesicht. Er rief ihn an: "Jakob, Jakob!" Der antwortete: "Hier bin ich."  Er sprach: "Ich, der alleinige Gott, bin der Gott deines Vaters, Fürchte dich nicht, nach Ägypten zu ziehen; denn ich will dich dort zu einem großen Volk werden lassen. Ich selber ziehe mit dir nach Ägypten, und ich selbst führe dich auch wieder zurück. Josef soll dir die Augen zudrücken." Da brach Jakob von Beerscheba auf. Israels Söhne hoben ihren Vater Jakob sowie ihre Kinder und Frauen auf die Wagen, die der Pharao gesandt hatte, um ihn zu holen. Sie nahmen auch ihre Herden und ihr Habe mit, die sie in Kanaan erworben hatten. So kamen Jakob und seine ganze Nachkommenschaft nach Ägypten. Seine Söhne und Enkel, seine Töchter und Enkelinnen, seine ganze Nachkommenschaft also brachte er mit sich nach Ägypten. Die Familie JakobsDies aber sind die Namen der Kinder Israels, die nach Ägypten kamen, Jakobs und seiner Söhne: Der Erstgeborene Jakobs war Ruben. Die Söhne Rubens waren Henoch, Pallu, Hezron und Karmi. Die Söhne Simeons waren Jemuël, Jamin, Ohad, Jachin, Zohar und Schaul, der Sohn der Kanaaniterin. Die Söhne Levis waren Gerschon, Kehat und Merari. Die Söhne Judas waren: Er, Onan, Schela, Perez und Serach; Er und Onan waren aber in Kanaan gestorben; die Söhne des Perez waren Hezron und Hamul. Die Söhne Issachars waren Tola, Puwa, Jaschub und Schimron. Die Söhne Sebulons waren Sered, Elon und Jachleël. Das waren die Söhne Leas, die sie Jakob in Paddan-Aram geboren hatte, dazu seine Tochter Dina, an Söhnen und Töchtern insgesamt dreiunddreißig Personen. Die Söhne Gads waren Zifjon, Haggi, Schuni, Ezbon, Eri, Arod und Areli. Die Söhne Aschers waren Jimna, Jischwa, Jischwi und Beria, dazu ihre Schwester Serach; die Söhne Berias waren Heber und Malkiël. Das waren die Söhne Silpas, die Laban seiner Tochter Lea mitgegeben hatte; sie alle hatte sie Jakob geboren, sechzehn Personen. Die Söhne Rahels, der Frau Jakobs, waren Josef und Benjamin. Josef hatte in Ägypten Kinder erhalten, die ihm Asenat, die Tochter Potiferas, des Priesters von On, geboren hatte: Manasse und Efraim. Die Söhne Benjamins waren Bela, Becher, Aschbel, Gera, Naaman, Ehi, Rosch, Muppim, Huppim und Ard. Dies sind die Söhne Rahels, die sie dem Jakob gebar, insgesamt vierzehn Personen. Dan hatte einen Sohn: Schuham. Die Söhne Naftalis waren Jachzeël, Guni, Jezer und Schillem. Das waren die Söhne Bilhas, die Laban seiner Tochter Rahel gab; diese gebar sie dem Jakob, insgesamt sieben Personen. Die Gesamtzahl der leiblichen Nachkommen Jakobs, die mit ihm nach Ägypten übersiedelten, betrug, die Frauen der Söhne Jakobs nicht mitgerechnet, 66 Personen. Zwei Söhne waren Josef in Ägypten geboren worden. Die Gesamtzahl der Personen aus dem Haus Jakobs, die nach Ägypten kamen, belief sich auf siebzig. Jakobs und Josefs WiedersehenJakob sandte nun Juda voraus zu Josef, damit dieser vor seiner Ankunft nach Goschen Weisung gebe. Als sie im Land Goschen angekommen waren, ließ Josef seinen Wagen anspannen und fuhr seinem Vater Israel nach Goschen entgegen. Als dieser vor ihm erschien, fiel er ihm um den Hals und weinte lange an seiner Brust. Israel sagte dann zu Josef: "Jetzt will ich gerne sterben, da ich dein Angesicht gesehen habe und weiß, daß du noch lebst." Hierauf sagte Josef zu seinen Brüdern und zu den Hausgenossen seines Vaters: "Ich gehe hinauf und erstatte dem Pharao Bericht und melde ihm: Meine Brüder und meines Vaters Hausgenossen, die in Kanaan lebten, sind zu mir gekommen. Die Leute sind Schafhirten; sie treiben nämlich Viehzucht, und ihre Schafe und Rinder und ihren gesamten Besitz haben sie mitgebracht. Wenn der Pharao euch rufen läßt und fragt: Was ist euer Beruf, so antwortet: Viehzüchter sind deine Knechte gewesen von Jugend auf bis jetzt, wir wie schon unsere Väter, damit ihr im Land Goschen bleiben dürft! Denn alle Schafhirten sind den Ägyptern ein Greuel."  Jakob und seine Söhne vor dem PharaoJosef ging hin und berichtete dem Pharao: "Mein Vater und meine Brüder sind mit ihren Schafen und Rindern und ihrem gesamten Besitz aus Kanaan gekommen und befinden sich im Land Goschen." Fünf von seinen Brüdern hatte er mit sich genommen. Diese stellte er dem Pharao vor. Als nun der Pharao seine Brüder fragte: "Was ist eure Beschäftigung?", antworteten sie dem Pharao: "Schafhirten sind deine Knechte, wir, wie schon unsere Väter." Dann sagten sie zum Pharao: "Wir sind gekommen, uns hier im Land eine Zeitlang aufzuhalten. Deine Knechte finden keine Weide mehr für ihre Schafe, da die Hungersnot schwer auf Kanaan lastet. Erlaube nun, daß deine Knechte im Land Goschen bleiben dürfen!" Da sagte der Pharao zu Josef: "Dein Vater und deine Brüder sind zu dir gekommen. Ägypten steht dir zur Verfügung. Siedle deinen Vater und deine Brüder im besten Teil des Landes an! Sie mögen im Land Goschen bleiben; und findest du, daß tüchtige Leute unter ihnen sind, so mache sie zu Aufsehern über meine eigenen Herden!" Nun führte Josef seinen Vater Jakob herein und stellte ihn dem Pharao vor. Jakob begrüßte den Pharao mit einem Segenswunsch. Der Pharao fragte Jakob: "Wie hoch ist die Zahl deiner Lebensjahre?" Jakob antwortete dem Pharao: "Die Dauer meiner Wanderschaft beträgt 130 Jahre, gering an Zahl und böse waren meine Lebensjahre. Sie reichen nicht an die Lebensjahre meiner Väter heran, die sie auf ihrer Pilgerschaft verbrachten." Dann verabschiedete sich Jakob vom Pharao und ging vom Pharao weg. Josef aber siedelte seinen Vater und seine Brüder an und gab ihnen in Ägypten Grundbesitz im besten Teil des Landes, nämlich in der Landschaft Ramses, wie der Pharao befohlen hatte. Josef versorgte seinen Vater und seine Brüder und die ganze Familie seines Vaters nach der Zahl der Angehörigen mit Brot. Josef macht Ägypten dem Pharao zinsbarAuf der ganzen Erde gab es damals kein Brot mehr; denn die Hungersnot war sehr drückend. Auch Ägypten war wie Kanaan infolge der Hungersnot erschöpft. Josef brachte allmählich alles Geld, das sich in Ägypten und in Kanaan vorfand, in seiner Hand zusammen für das Getreide, das man kaufen mußte. Josef lieferte das Geld an das Haus des Pharao ab. Als nun der Geldvorrat in Ägypten und in Kanaan erschöpft war, kamen alle Ägypter zu Josef und baten: "Gib uns Brot! Warum sollen wir vor deinen Augen sterben? Doch Geld ist nicht mehr da." Josef erwiderte: "Gebt euer Vieh her, so will ich euch um euer Vieh Brot liefern, wenn ihr kein Geld mehr habt." Nun brachten sie ihr Vieh zu Josef, und Josef gab ihnen Brot um die Pferde, um den Schaf- und Rinderbestand und um die Esel. So versorgte er sie in jenem Jahr mit Brot um den Preis ihres ganzen Viehbestandes. Als das Jahr vorüber war, kamen sie im nächsten Jahr wieder zu ihm und sagten zu ihm: "Herr, wir können es dir nicht verhehlen: Das Geld ist zu Ende, und der Viehbestand ist an dich, Herr, übergegangen. Es ist nichts mehr zu deiner Vergütung, Herr, übriggeblieben, als unser Leib und unsere Äcker. Warum sollen wir vor deinen Augen verderben, wir und unsere Äcker? Kaufe uns und unsere Äcker um Brot, so wollen wir mit unseren Äckern dem Pharao dienstbar werden. Aber gib Saatkorn heraus, damit wir am Leben bleiben und nicht sterben und die Äcker nicht zur Wüste werden!" So kaufte Josef das ganze Ackerland in Ägypten für den Pharao auf; denn die Ägypter verkauften alle ihr Feld, weil die Hungersnot sie schwer drückte. So kam das Land in den Besitz des Pharao. Die Bevölkerung aber machte er leibeigen von einem Ende des ägyptischen Gebietes bis zum anderen. Nur das Ackerland der Priester kauft er nicht an; denn die Priester bezogen vom Pharao ein festes Einkommen und lebten von ihrem festen Einkommen, das der Pharao ihnen angewiesen hatte. Deshalb brauchten sie ihr Ackerland nicht zu verkaufen. Josef sagte zum Volk; "Ich kaufe euch samt euren Äckern jetzt hiermit für den Pharao! Da habt ihr Saatkorn, damit ihr das Ackerland besäen könnt. Aber von dem Ertrag müßt ihr ein Fünftel an den Pharao abliefern. Die übrigen vier Fünftel gehören euch zur Aussaat für die Felder und zum Unterhalt für euch und eure Familien, sowie zur Ernährung eurer Kinder." Da riefen sie: "Du rettest uns das Leben. Wir wollen deine Zufriedenheit erwerben, Herr, und gern dem Pharao leibeigen sein." So macht es Josef zu einer gesetzlichen Verpflichtung, die bis auf diesen Tag auf dem Grundbesitz in Ägypten ruht, dem Pharao den fünften Teil abzuliefern. Nur der Landbesitz der Priester fiel dem Pharao nicht zu. Jakobs Wunsch bezüglich seines BegräbnissesSo siedelten sich die Israeliten in Ägypten an, in der Landschaft Goschen; sie setzten sich darin fest und mehrten sich und wurden sehr zahlreich. Jakob lebte in Ägypten noch siebzehn Jahre. Jakobs Lebensdauer betrug 147 Jahre. Als es mit Israel zum Sterben kam, ließ er seinen Sohn Josef rufen und sagte zu ihm: "Wenn ich dir etwas gelte, so lege deine Hand zum Schwur unter meine Lende, daß du mir die Liebe und Treue erweist, mich nicht in Ägypten zu begraben.  Ich will vielmehr bei meinen Vätern ruhen. Darum bringe mich aus Ägypten weg und setze mich in ihrem Grab bei!" - Er antwortete: "Ich werde tun, wie du verlangst." Jener bat: "Schwöre mir!" Und er schwur ihm. - Da neigte sich Israel gegen das Kopfende des Bettes hin.  JAKOBS UND JOSEFS LETZTE TAGEAdoption Efraims und ManassesNach diesen Begebenheiten berichtete man dem Josef: "Dein Vater ist krank." Da nahm er seine beiden Söhne Manasse und Efraim mit sich. Als man dem Jakob meldete: "Dein Sohn Josef kommt zu dir", nahm Israel seine Kräfte zusammen und setzte sich im Bett auf. Und Jakob sagte zu Josef: "Der Allmächtige Gott ist mir zu Lus in Kanaan erschienen, hat mich gesegnet und zu mir gesprochen: Ich will dich fruchtbar machen und dich mehren und zu einer Menge von Völkern werden lassen und dieses Land deiner einstigen Nachkommenschaft zum Besitz für ewige Zeiten geben. Und nun sollen deine beiden Söhne, die dir in Ägypten geboren wurden, ehe ich zu dir nach Ägypten kam, mir angehören! Efraim und Manasse sollen mir gehören wie Ruben und Simeon. Die Kinder aber, die du nach ihnen bekommen hast, sollen dir angehören. Den Namen eines ihrer beiden Brüder sollen sie in ihrem Erbteil führen. Als ich aus Paddan-Aram kam, starb mir Rahel unterwegs in Kanaan, als es nur noch ein Stück Weges bis Efrata war, und ich begrub sie dort am Weg nach Efrata, das jetzt Betlehem heißt." Jakob segnet Efraim und ManasseAls Israel Josefs Söhne sah, fragte er: "Wer sind diese?" Josef antwortete seinem Vater: "Es sind meine Söhne, die Gott mir hier geschenkt hat." - Da sagte er: "Bringe sie her zu mir, ich will sie segnen!" Israels Augen waren nämlich vor Alter schwach geworden, so daß er nicht mehr gut sehen konnte. Er führte sie zu ihm, und der küßte und herzte sie. Dann sagte Israel zu Josef: "Ich hätte nicht geglaubt, dich wiederzusehen; und nun hat mich Gott noch deine Nachkommen schauen lassen." Hierauf nahm Josef sie wieder von seinen Knien weg und verneigte sich vor ihm bis auf die Erde.  Alsdann nahm Josef die beiden, den Efraim mit seiner Rechten, so daß er links von Israel stand, und den Manasse mit seiner Linken, so daß er rechts von Israel stand, und führte sie zu ihm. Israel streckte seine Rechte aus und legte sie auf Efraims Haupt, obgleich dieser der jüngere war, und seine Linke auf Manasses Haupt, indem er seine Hände übers Kreuz legte, obwohl Manasse der Erstgeborene war. Dann segnete er Josef mit den Worten: "Der Gott, vor dessen Angesicht meine Väter Abraham und Isaak gewandelt sind, der Gott, der mein Hirte war von meinem ersten Atemzug bis auf diesen Tag, der Engel der mich aus jeder Not befreite, er segne diese Knaben! In ihnen soll mein Name und der Name meiner Väter Abraham und Isaak fortleben! Sie mögen zahlreich werden und sich auf Erden mehren!" Als Josef sah, daß sein Vater seine rechte Hand auf Efraims Haupt legte, mißfiel ihm dies, und er ergriff die Hand seines Vaters, um sie von Efraims Haupt auf das Haupt Manasses zu legen. Dabei sagte Josef zu seinem Vater: "Nicht so, mein Vater! Dieser ist ja der Erstgeborene. Lege deine Rechte auf sein Haupt!" Doch sein Vater weigerte sich und sagte: "Ich weiß es wohl, mein Sohn, ich weiß es wohl. Auch er soll zu einem Volk, auch er soll mächtig werden; doch sein jüngerer Bruder soll größer sein als er, und seine Nachkommen sollen eine Menge von Völkern werden." Seinen Segensspruch über sie schloß er damals mit den Worten: "Mit euren Namen werden sich die Israeliten Glück wünschen, indem sie sprechen: Gott mache dich gleich Efraim und Manasse!" - So zog er also Efraim dem Manasse vor. Dann sagte Israel zu Josef: "Ich muß nun sterben. Doch Gott wird mit euch sein und euch in das Land eurer Väter zurückführen. Ich aber schenke dir einen Landstrich mehr als deinen Brüdern, den ich den Amoritern mit Schwert und Bogen abgenommen habe." BENJAMINIsraels Zukunft in Jakobs SegenDann rief Jakob seine Söhne herbei und sprach: "Versammelt euch! Künden will ich euch nun künftiger Tage Geschick.  Schart euch zusammen, Jakobssöhne, habt ach! Horcht auf Israel, euren Vater! RubenMein Erstgeborener Ruben! Du meine Kraft, du meiner Zeugungskraft Erstling - erster an Würde, erster an Macht! Du wogtest über wie Wasserfluten. Erster sollst du nicht fürderhin sein: Deines Vaters Ruhestatt hast du bestiegen, hast sie entweiht. - Mein Bett bestieg er! Simeon und LeviSimeon und Levi: Welch Brüderpaar! Ihre Schwerter sind der Gewalttat Rüstzeug. Nie will ich weilen in ihrem Rat, noch Anteil haben an ihrer Runde: Männer ermordeten sie im Zorn, lähmten Stiere im Übermut. Fluch ihrem Zorn, der so heftig, ihrem Grimm, der so grausam! So will ich sie denn verteilen in Jakob, sie in Israel zerstreuen. JudaDir aber, Juda, sagen Lob deine Brüder, deine Hand wuchtet in deiner Feinde Genick. Vor dir neigen sich deines Vaters Söhne. - Ein junger Löwe ist Juda. Aufgestiegen bist du, mein Sohn, durch Raub! - Hin streckt er sich, liegt wie ein Löwe, wie eine Löwin. Wer wagt es, ihn zu reizen? - Nicht weichen wird von Juda das Zepter, von seinen Füßen der Herrscherstab, bis der kommt, dem er gebührt, und dem die Völker gehorchen. Der bindet sein Füllen an einen Weinstock, an die Edelrebe das Junge seiner Eselin; er wäscht im Wein sein Kleid, in der Traube Blut sein Gewand. Es funkeln seine Augen vom Wein, seine Zähne sind weiß von Milch. SebulonSebulon wohnt am Strand des Meeres, am Gestade der Schiffe; seinen Rücken wendet er Sidon zu. IssacharEin knochiger Esel ist Issachar, der zwischen Hürden sich lagert. Doch wie er sah, daß die Ruhe süß, lieblich das Land, da bog er zum Lastentragen den Rücken, zum Fronknecht wurde er da. DanRecht verschaffen wird Dan seinem Volk, wie nur einer von Israels Stämmen. Dan ist wie eine Schlange am Weg, wie die Viper am Pfad, die dem Roß in die Fessel sticht. - Es sinkt hintüber der Reiter. Deines Heiles harre ich, Herr! GadGad: Räuberhorden bedrängen ihn, doch er drängt ihnen nach auf der Ferse. AscherAscher hat Nahrung überreich, königliche Leckerbissen bietet er an. NaftaliNaftali gleicht der flüchtigen Hirschkuh, wohlerfahren ist er in lieblicher Rede. JosefDem jungen Fruchtbaum ist Josef gleich, dem jungen Fruchtbaum am Quell; über die Mauer ranken sich seine Zweige. Pfeilbewehrte bedrängen ihn, zielen auf ihn und befehden ihn. Doch sein Bogen bleibt fest. Hurtig sind seine Arme und Hände in der Kraft von Jakobs mächtigem Gott, Israels Hirten und Fels. Vom Gott deines Vaters, der Hilfe dir leiht, vom Allmächtigen, der dich segnet, komme die Fülle des Segens vom Himmel droben und aus den Tiefen unten, die Segensfülle aus Brust und Schoß! Die Segnungen, die deinem Vater zuteil wurden, überragten die ewigen Berge, der uralten Hügel Pracht - sie mögen kommen auf Josefs Haupt, auf den Scheitel des Geweihten unter seinen Brüdern! Benjamin ist ein reißender Wolf. Raub frißt er am Morgen, Beute teilt er am Abend." Jakobs letzter Wille und TodAlle diese sind die zwölf Stämme Israels, und das war es, was ihr Vater zu ihnen geredet hat, als er sie segnete. Dann gebot er ihnen: "Wenn ich zu meinen Vorfahren heimgegangen bin, so begrabt mich bei meinen Vätern in der Höhle auf dem Grundstück des Hetiters Efron, in der Höhle auf dem Grundstück der Machpela östlich von Mamre in Kanaan, auf dem Grundstück, das Abraham von dem Hetiter Efron als Erbbegräbnis gekauft hat. Dort hat man Abraham und seine Frau Sara begraben; dort hat man Isaak und seine Frau Rebekka bestattet, und dort habe ich Lea begraben." Das Grundstück und die Höhle darauf wurde den Hetitern abgekauft. Als Jakob seinen Söhnen den letzten Auftrag erteilt hatte, zog er seine Füße auf das Bett zurück. Dann verschied er und wurde zu seinen Vorfahren versammelt. Jakobs BegräbnisJosef warf sich über seinen Vater, weinte über ihn gebeugt und küßte ihn. Dann befahl Josef den Ärzten, die in seinem Dienst standen, seinen Vater einzubalsamieren. So balsamierten die Ärzte Israel ein. Darüber vergingen vierzig Tage, denn soviel Zeit ist zum Einbalsamieren erforderlich. Die Ägypter hielten um ihn 70 Tage lang die Totenklage. Als die Trauerzeit vorüber war, sagte Josef zu den Hofbeamten des Pharao: "Wenn ich bei euch Gnade gefunden haben, so legt für mich ein Wort beim Pharao ein. Mein Vater hat mir einen Eid abgenommen und zu mir gesagt: Siehe, ich muß sterben! In meinem Grab, das ich mir in Kanaan angelegt habe, sollst du mich beisetzen. Daher möchte ich fortziehen, meinen Vater zu bestatten; dann kehre ich wieder zurück. Der Pharao sagte: "Ziehe hin und bestatte deinen Vater, wie er dich schwören ließ!" So zog Josef hin, seinen Vater zu begraben, und mit ihm zogen alle Diener des Pharao, seine Ersten Beamten und alle Würdenträger von Ägypten; ferner alle Angehörigen Josefs, seine Brüder und das Hausgesinde seines Vaters. Nur ihre Frauen und Kinder und ihre Schafe und Rinder ließen sie im Land Goschen. Ebenso zogen Wagen und Reiter mit ihm, so daß es ein ganz gewaltiger Zug war. Als sie nun nach Goren-Atad jenseits des Jordan gekommen waren, hielten sie dort eine große und sehr feierliche Totenklage. Er veranstaltete für seinen Vater eine siebentägige Trauerfeier. Als die Bewohner des Landes, die Kanaaniter, die Trauerfeier zu Goren-Atad sahen, sagten sie: "Da findet eine große Totenfeier der Ägypter statt." Darum gab man dem Ort den Namen Abel-Mizrajim (Ägyptertrauer); er liegt jenseits des Jordan. Seine Söhne taten ihm also, wie er ihnen befohlen hatte. Seine Söhne brachten ihn nämlich nach Kanaan und begruben ihn in der Höhle auf dem Grundstück Machpela, auf dem Grundstück, das Abraham zum Erbbegräbnis von dem Hetiter Efron erworben hatte, östlich von Mamre. Nachdem Josef seinen Vater bestattet hatte, kehrte er wieder nach Ägypten zurück, er und seine Brüder und alle, die zur Bestattung seines Vaters mit ihm hingezogen waren. Gott ist es, der alles lenktDie Brüder Josefs aber fürchteten sich, als ihr Vater gestorben war und sagten: "Wie nun, wenn Josef sich feindlich gegen uns zeigen und uns all das Böse vergelten würde, das wir ihm angetan?" Darum sandten sie zu Josef und ließen ihm sagen: "Dein Vater hat vor seinem Tod folgende Anordnung gegeben: So sollt ihr zu Josef sagen: Ach, vergib doch deinen Brüdern ihr Vergehen und ihre Sünde, daß sie dir Böses zugefügt haben! Verzeihe uns doch jetzt unser Vergehen! Wir verehren ja den Gott deines Vaters!" - Als sie ihm dies sagen ließen, weinte Josef. Dann gingen seine Brüder selbst hin, fielen vor ihm nieder und sagten: "Siehe, wir sind dir leibeigen!" Doch Josef wehrte ihnen: "Seid ohne Furcht! Stehe ich denn an Gottes Statt? Ihr freilich hattet Böses gegen mich im Sinn, Gott aber lenkte es zum Guten, um das zu vollführen, was jetzt offenkundig ist, um viele Menschen am Leben zu erhalten.  Seid jetzt ohne Furcht! Ich sorge für euch und eure Frauen und Kinder!". - So tröstete er sie und redete ihnen freundlich zu. Josefs letzter Wille und TodJosef blieb nun in Ägypten wohnen, er und die Familie seines Vaters. Josef wurde 110 Jahre alt. Von Efraim sah Josef Urenkel; auch die Söhne Machirs, des Sohnes Manasses, wurden noch zu Lebzeiten Josefs geboren. Eines Tages sagte Josef zu seinen Brüdern: "Ich muß nun sterben, aber Gott wird sich euer gewiß annehmen und euch aus diesem Land in das Land führen, das er Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen hat." Da ließ Josef die Söhne Israels schwören und sagte: "Wenn Gott sich dereinst euer gnädig annimmt, so nehmt meine Gebeine von hier mit!" Dann starb Josef, 110 Jahre alt. Man balsamierte ihn ein und legte ihn in Ägypten in einen Sarg. DIE BEDRÜCKUNG ISRAELS IN ÄGYPTENDas Wachstum IsraelsDies sind die Namen der Söhne Israels, die alle mit ihren Familien zusammen mit Jakob nach Ägypten gekommen waren: Ruben, Simeon, Levi, Juda, Issachar, Sebulon, Benjamin, Dan, Naftali Gad und Ascher. Die Zahl der Nachkommen Jakobs belief sich auf siebzig; Josef aber weilte schon vorher in Ägypten. Nach dem Tod Josefs und all seiner Brüder sowie jenes ganzen Geschlechtes vermehrten sich die Israeliten sehr und wurden überaus zahlreich und stark, so daß das ganze Land von ihnen dicht bevölkert wurde. Auflegung von FronarbeitenNun kam ein neuer König in Ägypten zur Herrschaft, der von Josef nicht wußte.  Der sagte zu seinem Volk: "Seht, das Volk der Israeliten ist zahlreicher und stärker als wir. Wohlan, wir wollen gegen es klug zu Werke gehen, damit es nicht noch weiter wächst und im Falle eines Krieges zu unseren Feinden übergeht, gegen uns kämpft und aus dem Land wegzieht." Sie bestellten darum Fronvögte über dasselbe, um es mit Fronarbeiten zu bedrücken: es mußte für den Pharao die Vorratsstädte Pitom und Ramses bauen.  Aber je mehr sie es bedrückten, desto zahlreicher wurde es und desto mehr breitete es sich aus, so daß ein Grauen vor den Israeliten sie erfaßte. Deshalb nötigten die Ägypter die Israeliten mit Gewalt zur Arbeit. Sie erschwerten ihnen das Leben durch harte Fron bei Lehm und Ziegeln und allerlei Feldarbeit. Zu all diesen Arbeiten zwang man sie. Die Tötung der neugeborenen KnabenDen hebräischen Hebammen aber, von denen eine Schifra, die andere Pua hieß, gab der König von Ägypten folgenden Befehl: "Wenn ihr den Hebräerinnen Geburtshilfe leistet, so achtet auf das Geschlecht: Ist es ein Knabe, so tötet ihn! Ist es ein Mädchen, so mag es am Leben bleiben!" Doch die Hebammen waren gottesfürchtig und führten den Auftrag des Königs von Ägypten nicht aus, sondern ließen die Knaben am Leben. Deshalb ließ der König von Ägypten die Hebammen rufen und fragte sie: "Warum handelt ihr so und laßt die Knaben am Leben?" Die Hebammen antworteten dem Pharao: "Ja, die Hebräerinnen sind eben nicht wie die ägyptischen Frauen, sondern wissen sich selbst zu helfen. Ehe die Hebamme zu ihnen kommt, haben sie schon geboren." Dafür ließ Gott es den Hebammen gut ergehen. So vermehrte sich denn das Volk und wurde sehr zahlreich. Den Hebammen schenkte Gott wegen ihrer Gottesfurcht eine große Nachkommenschaft. Der Pharao aber befahl seinem ganzen Volk: "Werft die neugeborenen Knaben alle in den Nil, die Mädchen aber laßt alle am Leben!" VOM AUSZUG AUS ÄGYPTEN BIS ZUR ANKUNFT AM SINAIGeburt und Errettung des MoseEin Mann aus dem Haus Levi ging hin und heiratete eine Levitin. Die Frau wurde guter Hoffnung und gebar einen Sohn. Als sie sah, daß er schön war, verbarg sie ihn drei Monate lang. Da sie ihn aber nicht länger versteckt halten konnte, nahm sie für ihn ein Kästchen aus Papyrusschilf, dichtete es mit Asphalt und Pech ab, legte den Knaben hinein und setzt es in das Schilf am Ufer des Nils. Sein Schwester hielt sich in einiger Entfernung auf, um zu sehen, was mit ihm geschehe. Mose am Hof des PharaoEs kam nun die Tochter des Pharao an den Nil, um zu baden. Während ihre Dienerinnen am Ufer des Nils auf- und abgingen, erblickte sie das Kästchen im Schilf. Sie schickte ihre Magd hin und ließ es holen. Als sie es öffnete, sah sie das Kind: es war ein weinender Knabe. Sie fühlte Mitleid mit ihm und dachte: "Das ist eines von den Kindern der Hebräer." Da fragte seine Schwester die Tochter des Pharao: "Soll ich hingehen und dir eine hebräische Amme holen, damit sie den Knaben stillt?" Die Tochter des Pharao antwortete ihr: "Ja, geh!" - Das Mädchen lief hin und holte die Mutter des Knaben. Zu dieser sagte die Tochter des Pharao: "Nimm diesen Knaben mit und stille ihn! Ich gebe dir dafür den Lohn." Die Frau nahm den Knaben und stillte ihn. Als der Knabe größer geworden war, brachte sie ihn der Tochter des Pharao zurück. Diese nahm ihn als Sohn an und gab ihm den Namen Mose. "Denn", sagte sie, "ich habe ihn aus dem Wasser gezogen."  Mose flieht nach MidianIn jener Zeit, als Mose herangewachsen war, besuchte er eines Tages seine Brüder und sah, wie sie Frondienste leisten mußten. Als er bemerkte, wie ein Ägypter einen seiner hebräischen Brüder niederschlug, schaute er sich nach allen Seiten um, und als er gewahrte, daß niemand in der Nähe war, erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn im Sand. Am anderen Tag ging er wieder hinaus. Gerade stritten zwei Hebräer miteinander. Er rief nun dem, der im Unrecht war, zu: "Warum schlägst du deinen Landsmann?" Der aber entgegnete: "Wer hat dich zum Aufseher und Richter über uns bestellt? Willst du auch mich totschlagen wie den Ägypter?" Mose erschrak; denn er dachte: "So ist die Sache doch ans Licht gekommen." Der Pharao erfuhr von dem Vorfall und wollte Mose umbringen lassen. Doch Mose floh vor dem Pharao nach Midian; an einem Brunnen hielt er Rast.  Mose heiratet ZipporaDer Priester der Midianiter hatte sieben Töchter. Diese kamen, schöpften Wasser und füllten die Tränkrinnen, um die Schafe ihres Vaters zu tränken. Da aber Hirten kamen und sie wegdrängten, stand Mose auf, half ihnen und gab ihrer Herde zu trinken. Als sie nun zu ihrem Vater Reguël heimkamen, fragte er: "Warum kommt ihr heute so früh heim?"  Sie antworteten: "Ein Ägypter hat uns vor den Hirten in Schutz genommen. Ja, er hat uns sogar beim Schöpfen und beim Tränken der Schafe fleißig geholfen." Er sagte nun zu seinen Töchtern: "Wo ist er denn? Warum habt ihr den Mann dort gelassen? Ladet ihn doch zum Essen ein!" Mose ließ sich bewegen, bei dem Mann zu bleiben. Dieser gab Mose seine Tochter Zippora zur Frau. Als sie ihm einen Sohn gebar, gab er ihm den Namen Gerschom (Ödgast); denn er sagte: "Ein Gast bin ich im fremden Land." DIE BERUFUNG DES MITTLERSIsraels Hilferuf und Gottes VerheißungstreueLange Zeit verging. Indessen starb der König von Ägypten. Die Israeliten aber seufzten noch immer unter dem Frondienst und riefen laut um Hilfe, und ihr Notschrei stieg von der Arbeit zu Gott empor. Gott hörte ihr Wehklagen. Da gedachte Gott seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob. Gott sah auf die Israeliten herab, und Gott nahm sich ihrer an. Der brennende DornbuschMose hütete die Schafe seines Schwiegervaters Jitro, des Priester von Midian. Eines Tages führte er die Herde in die Wüste und kam zum Berg Gottes, an den Horeb.  Da erschien ihm der Engel des Herrn inmitten einer Feuerflamme, die aus einem Dornbusch herausschlug. Er sah, daß der Dornbusch brannte, - aber der Dornbusch wurde vom Feuer nicht verzehrt.  Mose dachte: "Ich will hingehen und mir dieses seltsame Schauspiel näher ansehen, warum doch der Dornbusch nicht verbrennt." Als der Herr sah, daß er herantrat, um nachzuschauen, rief ihm Gott aus dem Dornbusch heraus zu: "Mose! Mose!" Er antwortete: "Hier bin ich!" Nun gebot er: "Tritt nicht näher heran! Ziehe die Schuhe von den Füßen! Denn der Ort, an dem du stehst, ist heiliger Boden." Und er fuhr fort: "Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, Isaaks und der Gott Jakobs." Da verhüllte Mose sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. Die Sendung des MoseDer Herr aber sprach: "Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten wohl gesehen und sein Wehklagen über seine Fronvögte vernommen. Ich weiß, wie sehr es leidet. Daher komme ich nun herab, um es aus der Gewalt der Ägypter zu erretten und aus diesem Land in ein schönes, geräumiges Land zu führen, in ein Land, das von Milch und Honig überströmt, in die Heimstätten der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter.  Genug, das Wehklagen der Israeliten ist zu mir gedrungen, und ich sehe, wie schwer die Ägypter sie quälen. So geh nun! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten!" Da fragte Mose Gott: "Wie, ich soll zum Pharao gehen und die Israeliten aus Ägypten führen?" Gott aber versicherte: "Ich werde mit dir sein. Und dies soll dir als Zeichen dienen, daß ich dich sende: Wenn du das Volk aus Ägypten führst, werdet ihr auf diesem Berg Gott verehren." Die Offenbarung des göttlichen NamensMose fragte Gott wiederum: "Wenn ich aber zu den Israeliten komme und ihnen sage: Der Gott eurer Väter sendet mich zu euch, und wenn sie mich fragen: Wie heißt er denn?, was soll ich ihnen antworten?"   Gott antwortete dem Mose: "Ich bin, der da ist." Und er fuhr fort: "So sollst du zu den Israeliten sprechen: Der ICH-BIN-DA (JAHWE) hat mich zu euch gesandt." Weiter sagte Gott zu Mose: "So sollst du den Israeliten verkünden: JAHWE (= Der Da-Seiende), der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Dies ist mein Name in Ewigkeit und meine Benennung von Geschlecht zu Geschlecht. Gottes erneuter Auftrag und die Verheißung des GelingensGeh und versammle die Ältesten der Israeliten und sage ihnen: Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, ist mir erschienen und hat gesagt: Ich habe auf euch und auf das, was euch in Ägypten angetan ward, genau geachtet und habe beschlossen: Ich will euch aus dem Elend in Ägypten in das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter führen, in ein Land, das von Milch und Honig fließt. Wenn sie auf dich hören, dann geh mit den Ältesten der Israeliten zum König von Ägypten! Sagt zu ihm: Der Herr, der Gott der Hebräer, ist uns erschienen. Wir müssen sofort drei Tagereisen weit in die Wüste ziehen, um dem Herrn, unserem Gott, zu opfern. Ich weiß aber, daß der König von Ägypten euch nicht ziehen läßt, wenn er nicht mit Gewalt dazu gezwungen wird. Doch ich strecke meine Hand aus und suche die Ägypter heim mit allen meinen Wundern, die ich unter ihnen wirke. Danach werden sie euch ziehen lassen. Ich will dieses Volk bei den Ägyptern Gnade finden lassen. Wenn ihr auswandert, werdet ihr nicht mit leeren Händen abziehen. Die Frauen sollen sich nämlich bei ihren Nachbarinnen und Hausgenossinnen silberne und goldene Schmucksachen sowie Gewänder erbitten. Die sollt ihr euren Söhnen und Töchtern anlegen und so von den Ägyptern Beute nehmen!" Machtzeichen als BeglaubigungMose erwiderte: "Wenn sie mir aber nicht glauben und nicht auf mich hören, sondern sagen: Der Herr ist dir nicht erschienen?" Da entgegnete ihm der Herr: "Was hast du in deiner Hand?" Er antwortete: "Einen Stab." Nun befahl Gott: "Wirf ihn auf die Erde!" Er warf ihn auf die Erde, und dieser wurde zu einer Schlange. Mose aber ergriff vor ihr die Flucht. Doch der Herr gebot Mose: "Strecke deine Hand aus und fasse sie am Schwanz!". Er streckte seine Hand aus und packte sie. Sie wurde wieder zum Stab in seiner Hand. "So müssen sie glauben, daß dir der Herr erschienen ist, der Gott ihrer Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs." Weiter sagte der Herr zu ihm: "Stecke deine Hand in deinen Busen. Er steckte seine Hand in den Busen. Als er sie wieder herauszog, war seine Hand von Aussatz weiß wie Schnee. Hierauf befahl Gott: "Stecke deine Hand noch einmal in deinen Busen!" Er steckte seine Hand nochmals in den Busen, und als er sie wieder aus seinem Busen herauszog, war sie wieder wie sein übriges Fleisch. "Wenn sie dir also nicht glauben und den Sinn des ersten Zeichens nicht verstehen wollen, so werden sie auf das zweite Zeichen hin glauben. Sollten sie aber auf diese beiden Zeichen hin nicht glauben und nicht auf dich hören, so nimm ein wenig Wasser aus dem Nil und gieße es auf den trockenen Boden! Dann wird das Wasser, das du aus dem Nil genommen hast, auf dem trockenen Boden zu Blut werden." Aarons Bestellung zum Sprecher für MoseMose aber sagte zum Herrn: "Nicht doch, Herr! Ich bin kein Mann, der zu reden versteht. Ich war es früher nicht und bin es auch jetzt nicht, seitdem du mit deinem Diener redest, sondern bin mit Mund und Zunge unbeholfen." Doch der Herr antwortete ihm: "Wer hat dem Menschen den Mund gegeben? Wer macht ihn stumm oder taub? Wer sehend oder blind? Tue ich es nicht, der Herr? So geh denn hin! Ich will mit deinem Mund sein und dich lehren, was du sagen sollst." Jener aber entgegnete: "Nein, Herr! Sende, wen du willst!" Jetzt wurde der Herr über Mose zornig und sagte: "Ist nicht dein Bruder Aaron noch da, der Levit? Ich weiß, daß dieser sehr gut reden kann. Er ist schon unterwegs, dir entgegenzugehen. Wenn er dich sieht, wird er sich herzlich freuen. Sprich mit ihm, lege ihm die Worte in den Mund! Ich will deine und seine Rede lenken und euch eingeben, was ihr tun sollt. Er rede an deiner Statt zum Volk. Er sei Sprecher an deiner Statt, und du stehst für ihn an Gottes Stelle. Nimm diesen Stab in die Hand! Mit ihm wirke die Wunderzeichen!" Mose verläßt MidianMose kehrte nun zu seinem Schwiegervater Jitro zurück und bat ihn: "Ich möchte zu meinen Brüdern nach Ägypten zurückkehren, um zu sehen, ob sie noch leben." Jitro antwortete Mose: "Zieh hin in Frieden!"  Der Herr hatte nämlich dem Mose im Land Midian geboten: "Geh, kehre nunmehr nach Ägypten zurück! Denn alle, die dir nach dem Leben trachteten, sind tot." Mose nahm also seine Frau und seine Söhne, ließ sie auf den Esel steigen und kehrte nach Ägypten zurück. Den Gottesstab aber nahm Mose in die Hand. Der Herr sagte noch zu Mose: "Wenn du nach Ägypten zurückkommst, habe acht: Wirke vor dem Pharao alle Wundertaten, die ich in deine Macht gebe. Doch ich werde sein Herz verhärten, daß er das Volk nicht ziehen läßt. Dann sage zum Pharao: So spricht der Herr: Israel ist mein erstgeborener Sohn. Ich befehle dir: Laß meinen Sohn ziehen, damit er mir dient! Weigerst du dich aber, ihn ziehen zu lassen, so werde ich deinen erstgeborenen Sohn sterben lassen." Zippora beschneidet ihren SohnUnterwegs in der Nachtherberge trat der Herr dem Mose entgegen und wollte ihn töten.  Da nahm Zippora einen scharfen Stein, beschnitt damit die Vorhaut ihres Sohnes, warf sie Mose vor die Füße und sagte: "Ein Blutbräutigam bist du mir!" Hierauf ließ er von ihm ab. Sie gebrauchte damals den Ausdruck "Blutbräutigam" im Hinblick auf die Beschneidung. Mose und Aaron vor dem VolkDer Herr hatte Aaron befohlen: "Geh Mose in die Wüste entgegen!" So machte er sich denn auf, traf ihn am Berg Gottes und küßte ihn. Mose teilte nun dem Aaron alle Worte des Herrn mit, mit denen dieser ihm seine Sendung übertragen hatte, und alle die Wunderzeichen, die Gott ihm zu wirken geboten hatte. Mose und Aaron gingen hin und versammelten alle Ältesten der Israeliten. Aaron teilte ihnen alles mit, was der Herr dem Mose aufgetragen hatte, und dieser wirkte die Wunderzeichen vor den Augen des Volkes. Das Volk glaubte ihm, und als sie hörten, daß der Herr sich der Israeliten angenommen und ihr Elend angesehen habe, verneigten sie sich und warfen sich nieder. GOTTES MACHTZEICHEN GEGEN ÄGYPTENDas BittgesuchDarauf gingen Mose und Aaron hin und sagten zum Pharao: "So spricht Jahwe, der Gott Israels: Laß mein Volk ziehen, damit es mir in der Wüste ein Fest feiert!" Doch der Pharao antwortete: "Wer ist Jahwe, daß ich ihm gehorchen und Israel ziehen lassen soll? Ich kenne Jahwe nicht und will auch Israel nicht entlassen." Sie entgegneten: "Der Gott der Hebräer ist uns erschienen. Wir möchten drei Tagereisen weit in die Wüste ziehen und dort dem Herrn, unserem Gott, opfern, damit er uns nicht mit der Pest oder dem Schwert heimsucht." Doch der König von Ägypten erwiderte ihnen: "Mose und Aaron, warum wollt ihr das Volk von seiner Arbeit abspenstig machen? Macht euch an eure Frondienste!" Weiter sagte der Pharao: "Es gibt wahrlich ohnehin schon genug Gesindel im Land. Wollt ihr auch diese noch von ihren Arbeiten abhalten?" Verschärfung der FronAm gleichen Tag noch erteilte der Pharao den Fronvögten des Volkes und seinen Aufsehern den Befehl: "Liefert dem Volk nicht mehr wie bisher Stroh zur Anfertigung von Ziegeln! Sie sollen sich selbst Stroh sammeln!  Doch müßt ihr die festgesetzte Zahl Ziegel, die sie bisher fertiggestellt haben, von ihnen einfordern, ohne einen Abzug davon vorzunehmen! Weil sie faul sind, darum verlangen sie: Wir wollen fortziehen, unserem Gott zu opfern! Den Leuten muß die Arbeit erschwert werden, damit sie daran zu tun haben und nicht auf törichte Schwätzereien achten!" Die Fronvögte und Aufseher des Volkes gingen hin und überbrachten dem Volk den Befehl: "So spricht der Pharao: Ich lasse euch kein Stroh mehr liefern. Geht selbst hin und holt euch Stroh, wo ihr es findet! Doch wird euch von eurer Arbeit nichts erlassen." Vergebliche Beschwerde beim PharaoDas Volk zerstreute sich nun im ganzen Land Ägypten, um Stroh zur Bereitung der Spreu zu sammeln. Die Fronvögte aber drängten sie: "Ihr habt täglich die volle Arbeit zu liefern wie früher, als es noch Stroh gab." Man züchtigte die Aufseher der Israeliten, die von den Fronvögten des Pharao zu deren Beaufsichtigung eingesetzt waren, und hielt ihnen vor: "Warum habt ihr in den letzten Tagen nicht wie bisher euer Maß Ziegel abgeliefert?" Da kamen die israelitischen Aufseher zum Pharao und fragten ihn wehklagend: "Warum läßt du deinen Knechten dies antun? Man liefert deinen Knechten kein Stroh mehr, doch Ziegel , heißt es, schafft nur herbei ! Man schlägt sogar deine Knechte. Du tust deinem Volk Unrecht." Doch er antwortete: "Faul seid ihr, faul! Darum verlangt ihr: Wir wollen wegziehen, dem Herrn zu opfern. Jetzt marsch! An die Arbeit! Stroh wird euch nicht gestellt. Den Satz Ziegel aber habt ihr abzuliefern!" Die israelitischen Aufseher sahen sich durch den Befehl, von der Tagesleistung Ziegel nichts abzustreichen, in eine schwierige Lage versetzt. Mose klagt Gott sein LeidAls sie den Pharao verließen, trafen sie Mose und Aaron, die auf sie warteten. Diesen riefen sie zu: "Der Herr möge es euch anrechnen und darüber richten, daß ihr uns beim Pharao und seinen Dienern ganz verhaßt gemacht habt. Ihr habt ihnen ja das Schwert in die Hand gedrückt, um uns abzuschlachten!" Da wandte sich Mose an den Herrn und betete: "O Herr! Warum läßt du diesem Volk solches Leid widerfahren? Wozu hast du mich hergesandt? Seitdem ich zum Pharao gegangen bin, um in deinem Auftrag mit ihm zu verhandeln, bedrückt er das Volk erst recht, und du tust nichts zur Rettung deines Volkes." Die Ankündigung der BefreiungDer Herr antwortetet dem Mose: "Nun sollst du sehen, daß ich den Pharao dazu bringen werde, von einer starken Hand bezwungen, sie ziehen zu lassen, ja, von einer starken Hand bezwungen, sie sogar selbst aus seinem Land zu jagen." Weiter sagte Gott zu Mose: "Ich bin der Herr! Ich bin Abraham, Isaak und Jakob als El-Schaddai (der allmächtige Gott) erschienen. Doch mit meinem Namen Jahwe habe ich mich ihnen nicht geoffenbart. Durch einen Vertrag habe ich mich ihnen verpflichtet, das Land Kanaan ihnen zu eigen zu geben, das Land, in dem sie sich vordem als Fremdlinge aufhielten. So habe ich denn auch die Klage der Israeliten, die man in Ägypten knechtet, vernommen und meines Bundes gedacht. Darum verkünde den Israeliten: Ich bin der Herr! Ich werde euch befreien vom Druck des ägyptischen Frondienstes, euch erretten aus ihrer Knechtschaft, euch erlösen mit hocherhobenem Arm und gewaltigen Strafgerichten. Zu meinem Volk will ich euch erwählen und euer Gott sein. Ihr sollt erkennen, daß ich es bin, der Herr, euer Gott, der euch vom Druck des ägyptischen Frondienstes frei macht. Ich werde euch in das Land führen, das ich Abraham, Isaak und Jakob zu geben durch einen feierlichen Schwur versichert habe. Euch will ich es zum Besitz geben, ich, der Herr." Die Verzagtheit des Volkes - Erneuter Auftrag an MoseMose berichtete dies den Israeliten. Doch aus Kleinmut und wegen der schweren Arbeit wollten sie nicht auf Mose hören. Der Herr gebot daher dem Mose: "Geh, fordere den Pharao, den König von Ägypten, auf, die Israeliten aus seinem Land ziehen zu lassen!" Mose erwiderte dem Herrn: "Wenn nicht einmal die Israeliten auf mich hören, wie sollte der Pharao mir zu Willen sein? Dazu bin ich im Reden unbeholfen." Doch der Herr redete mit Mose und Aaron und sandte sie zu den Israeliten und zum Pharao, dem König von Ägypten, mit dem Befehl, die Israeliten aus Ägypten herauszuführen. - Der Stammbaum von Mose und AaronDies sind ihre Familienhäupter: Die Söhne Rubens, des Erstgeborenen Israels, waren Henoch, Pallu, Hezron und Karmi; das sind die Geschlechter Rubens. Die Söhne Simeons waren Jemuël, Jamin, Ohad, Jachin, Zohar und Schaul, der Sohn der Kanaaniterin; das sind die Geschlechter Simeons. Die Namen der Söhne Levis nach ihren Geschlechtern sind: Gerschon, Kehat und Merari. - Levi wurde 137 Jahre alt. Die Söhne Gerschons waren Libni und Schimi nach ihren Familien. Die Söhne Kehats waren Amram, Jizhar, Hebron und Usiël. - Kehat wurde 133 Jahre alt. Die Söhne Meraris waren Machli und Muschi. - Das sind die Familien Levis nach ihren Geschlechtern. Amram nahm seine Tante Jochebed zur Frau. Sie gebar ihm Aaron und Mose. - Amram wurde 137 Jahre alt. Die Söhne Jizhars waren Korach, Nefeg und Sichri. Die Söhne Usiëls waren Mischaël, Elizafan und Sitri. Aaron nahm Elischeba, die Tochter Amminadabs, die Schwester Nachschons, zur Frau. Sie gebar ihm Nadab, Abihu, Eleasar und Itamar. Die Söhne Korachs waren Assir, Elkana und Abiasaf. Das sind die Familien der Korachiter. Eleasar, der Sohn Aarons, nahm eine Tochter Putiëls zur Frau. Sie gebar ihm Pinhas. Das sind die Stammhäupter der Leviten nach ihren Geschlechtern. Das sind Aaron und Mose, denen der Herr gebot: "Führt die Scharen der Israeliten aus Ägypten!" Diese sind es, die mit dem Pharao, dem König von Ägypten, verhandelten, um die Israeliten aus Ägypten zu führen. Das sind Mose und Aaron. Mose wird unumschränkte Macht gegebenDamals, als der Herr mit Mose in Ägypten redete, sagte der Herr zu Mose folgendes: "Ich bin der Herr! Melde dem Pharao, dem König von Ägypten, alles, was ich dir sage!" Doch Mose erwiderte dem Herrn: "Ach, ich bin im Reden ungewandt. Wie sollte der Pharao auf mich hören?" Doch der Herr sagte zu Mose: "Siehe, ich mache dich dem Pharao gegenüber mächtig wie Gott. Dein Bruder Aaron aber soll dein Wortführer sein. Ihm sage alles, was ich dir auftrage! Dein Bruder Aaron soll es dann dem Pharao vortragen, damit er die Israeliten aus seinem Land ziehen läßt. Ich werde jedoch das Herz des Pharao verhärten und so in Ägypten viele Zeichen und Wunder wirken. Da der Pharao nicht auf euch hören wird, lasse ich die Ägypter meine Macht fühlen und führe meine Scharen, mein Volk, die Israeliten, unter großen Machterweisen aus Ägypten. Dann sollen die Ägypter erfahren, daß ich der Herr bin, wenn ich meine Hand gegen die Ägypter ausstrecke und die Israeliten aus ihrer Mitte wegführe." Mose und Aaron taten genau so, wie der Herr ihnen aufgetragen hatte. Mose war achtzig und Aaron dreiundachtzig Jahre alt, als sie mit dem Pharao unterhandelten. Das BeglaubigungswunderDer Herr sprach nun zu Mose und Aaron: "Wenn der Pharao euch auffordert: Wirkt doch ein Wunder!, so sage zu Aaron: Nimm deinen Stab und wirf ihn vor den Pharao hin!, dann wird er zu einer Schlange werden." Mose und Aaron gingen nun zum Pharao und taten so, wie ihnen der Herr befohlen hatte. Aaron warf seinen Stab vor den Pharao und seine Diener hin, und er verwandelte sich in eine Schlange. Der Pharao ließ nun die Weisen und Zauberer kommen, und die ägyptischen Zauberkünstler machten es vermöge ihrer Geheimkünste ebenso. Alle warfen ihre Stäbe hin, und diese verwandelten sich in Schlangen. Der Stab Aarons jedoch verschlang ihre Stäbe Aber das Herz des Pharao blieb hart. Er willfahrte ihnen nicht, wie der Herr vorausgesagt hatte. Erste Plage: Verwandlung des Wassers in BlutDa sagte der Herr zu Mose: "Das Herz des Pharao ist verstockt. Er weigert sich, das Volk ziehen zu lassen.  Geh morgen früh zum Pharao, wenn er sich zum Fluß begibt! Tritt ihm am Ufer des Nils entgegen! Nimm den Stab, der sich in eine Schlange verwandelte, mit dir und sage zu ihm: Der Herr, der Gott der Hebräer, hat mich zu dir gesandt, um dir zu befehlen: Laß mein Volk ziehen, damit es mir in der Wüste diene! Doch du wolltest bisher nicht gehorchen. So spricht der Herr: Daran sollst du erkennen, daß ich der Herr bin: Siehe, ich werde jetzt mit dem Stab in meiner Hand auf das Wasser im Nil schlagen, und es wird sich in Blut verwandeln. Die Fische im Nil werden sterben, der Nil wird stinkend werden, und die Ägypter wird es ekeln, Wasser aus dem Nil zu trinken." Weiter gebot der Herr dem Mose: "Befiehl dem Aaron: Nimm deinen Stab und strecke deine Hand aus über die Gewässer in Ägypten, über seine Flüsse, Kanäle, Teiche und über alle seine Wasserstellen, damit sie zu Blut werden! Blut soll überall in Ägypten sein, selbst in den hölzernen und steinernen Gefäßen!" Mose und Aaron taten so, wie ihnen der Herr befohlen hatte. Er erhob den Stab und schlug damit das Wasser im Nil vor den Augen des Pharao und seiner Diener. Da verwandelte sich alles Wasser im Nil in Blut. Die Fische im Nil starben, und der Nil wurde stinkend, so daß die Ägypter das Wasser aus dem Nil nicht mehr trinken konnten. Überall in Ägypten war Blut. Aber die ägyptischen Zauberer brachten mit ihren Zauberkünsten dasselbe zustande. So blieb das Herz des Pharao hart, und er hörte nicht auf sie, wie es der Herr vorhergesagt hatte. Der Pharao wandte sich ab, begab sich nach Hause und nahm sich auch dies nicht zu Herzen. Die Ägypter aber gruben alle rings um den Nil nach Trinkwasser; denn das Wasser des Nils konnten sie nicht trinken. So vergingen volle sieben Tage, nachdem der Herr den Nil geschlagen hatte. Zweite Plage: FröscheHierauf gebot der Herr dem Mose: "Begib dich zum Pharao und sage ihm: "So spricht der Herr: Laß mein Volk ziehen, damit es mir dient! Wenn du dich aber weigerst, es ziehen zu lassen, so will ich dein ganzes Land mit Fröschen heimsuchen. Der Nil soll von Fröschen wimmeln. Sie kommen heraus und dringen in deinen Palast, in dein Schlafgemach, auf dein Bett, in die Häuser deiner Diener und deines Volkes, in deine Backöfen und Teigmulden. Ja, an dir selbst, an deinen Untertanen und an allen deinen Dienern werden die Frösche hinaufhüpfen." Weiter befahl der Herr dem Mose: "Sage zu Aaron: Strecke deine Hand mit deinem Stab aus über die Flüsse, Kanäle und Teiche und lasse die Frösche über Ägypten kommen!" Aaron streckte seine Hand über die Gewässer Ägyptens aus, und die Frösche kamen und bedeckten Ägypten. Aber die Zauberer brachten mit ihren Zauberkünsten dasselbe zustande. Auch sie ließen Frösche über Ägypten kommen. Da ließ der Pharao Mose und Aaron rufen und bat: "Legt beim Herrn Fürbitte ein, daß er mich und mein Volk von den Fröschen befreit! Ich will dann das Volk ziehen lassen, damit es dem Herrn opfert." Mose antwortete dem Pharao: "Gib mir nur genau an, wann ich für dich, deine Diener und dein Volk die Vertilgung der Frösche erbitten soll, damit sie von dir und deinen Häusern weichen und nur noch im Nil verbleiben!" Er antwortete: "Morgen." Da sagte Mose: "Es geschehe nach deinem Wunsch, damit du erkennst, daß niemand dem Herrn, unserem Gott, gleich ist. Die Frösche werden also von dir, deinen Häusern, deinen Dienern und deinem Volk weichen und nur noch im Nil verbleiben." Hierauf verließen Mose und Aaron den Pharao, und Mose betete inständig zum Herrn um Vernichtung der Frösche, mit denen er den Pharao heimgesucht hatte. Der Herr erhörte das Gebet des Mose. Die Frösche in den Häusern, Gehöften und Feldern verendeten. Man schüttete sie überall in Haufen zusammen. Das Land wurde stinkend davon. Als der Pharao merkte, daß er wieder Atem schöpfen konnte, verstockte er sein Herz von neuem und hörte nicht mehr auf sie, wie es der Herr vorhergesagt hatte. Dritte Plage: StechmückenNun gebot der Herr dem Mose: "Sage Aaron: Strecke deinen Stab aus und schlage damit in den Staub am Boden, damit er sich in ganz Ägypten in Steckmücken verwandelt!" Sie taten so: Aaron streckte seine Hand mit dem Stab aus und schlug damit in den Staub am Boden. Da kamen Stechmücken über Menschen und Vieh. Aller Staub am Boden in ganz Ägypten wurde zu Stechmücken. Die ägyptischen Zauberer versuchten mit ihren Zauberkünsten ebenfalls Stechmücken hervorzubringen, vermochten es aber nicht. Die Stechmücken überfielen Menschen und Vieh. Die Zauberer sagten zum Pharao: "Das ist Gottes Finger!" Doch das Herz des Pharao blieb hart, und er hörte nicht auf sie, wie es der Herr vorhergesagt hatte. Vierte Plage: HundsfliegenDa gebot der Herr dem Mose: "Tritt morgen in aller Frühe vor den Pharao, wenn er zum Wasser geht, und sage ihm: So spricht der Herr: Laß mein Volk ziehen, damit es mir dient! Denn wenn du mein Volk nicht ziehen läßt, so will ich über dich, deine Diener, dein Volk und deine Paläste Hundsfliegen kommen lassen. Die Häuser der Ägypter, ja selbst der Boden, auf dem sie stehen, werden voll von Hundsfliegen sein. Doch mit dem Land Goschen, in dem mein Volk wohnt, werde ich an jenem Tag ein Ausnahme machen, so daß es dort keine Hundsfliegen gibt, damit du erkennst, daß ich der Herr bin auf der Erde. Ich will eine Scheidung zwischen meinem und deinem Volk vornehmen. Morgen wird dieses Wunder geschehen." Und der Herr tat so. Es kamen Hundsfliegen in großer Menge in den Palast des Pharao, in die Wohnung seiner Diener und über ganz Ägypten. Das Land litt schwer unter den Hundsfliegen. Der Pharao ließ Mose und Aaron kommen und sagte: "Geht, opfert eurem Gott hier im Land!" Mose erwiderte: "Das können wir nicht tun. Denn wir bringen dem Herrn, unserem Gott, Opfer dar, die den Ägyptern ein Greuel sind. Wenn wir vor den Augen der Ägypter Opfer darbrächten, vor denen sie Abscheu empfinden, würden sie uns da nicht steinigen?  Wir wollen drei Tagereise weit in die Wüste ziehen und dort dem Herrn, unserem Gott, opfern, wie er uns geboten hat." Der Pharao sagte: "So will ich euch denn ziehen lassen, damit ihr dem Herrn, eurem Gott, in der Wüste opfert. Nur entfernt euch nicht zu weit! Legt für mich Fürsprache ein!" Mose antwortete: "Ich verlasse dich jetzt und werde beim Herrn Fürbitte einlegen. Morgen weichen die Hundsfliegen vom Pharao, von seinen Dienern und seinem Volk. Nur möge der Pharao das Volk nicht abermals zum besten halten, indem er es doch nicht ziehen läßt, damit es dem Herrn opfere." Nachdem Mose den Pharao verlassen hatte, legte er Fürbitte beim Herrn ein. Der Herr erhört die Bitte des Mose und ließ die Hundsfliegen vom Pharao, seinen Dienern und seinem Volk weichen. Nicht eine blieb übrig. Doch der Pharao verstockte sein Herz auch diesmal und ließ das Volk nicht ziehen. Fünfte Plage: ViehpestJetzt befahl der Herr dem Mose: "Geh zum Pharao und gebiete ihm: So spricht der Herr, der Gott der Hebräer: Laß mein Volk ziehen, damit es mir dient! Wenn du dich weigerst, es ziehen zu lassen, und es noch länger zurückhältst, wird die Hand des Herrn dein Vieh auf dem Feld, Pferde, Esel, Kamele, Rinder und Schafe mit einer sehr schlimmen Pest treffen. Der Herr wird aber zwischen dem Vieh der Israeliten und dem Vieh der Ägypter einen Unterschied machen, so daß von allem, was den Israeliten gehört, kein Stück verenden wird." Der Herr bestimmte auch die Zeit, indem er sagte: "Morgen schon wird der Herr dies über das Land kommen lassen." Am folgenden Tag ließ der Herr es wirklich eintreten: Alles Vieh der Ägypter starb. Vom Vieh der Israeliten jedoch fiel nicht ein einziges Stück. Als der Pharao sich erkundigte, stellte es sich heraus, daß vom Vieh der Israeliten auch nicht ein einziges Stück gefallen war. Doch das Herz des Pharao blieb verstockt, und er ließ das Volk nicht ziehen. Sechste Plage: BeulenNun gebot der Herr dem Mose und Aaron: "Nehmt eure Hände voll Ofenruß! Mose soll ihn vor den Augen des Pharao gen Himmel streuen! Dann wird er zu feinem Staub über ganz Ägypten werden und zu Beulen, die an Menschen und Vieh in ganz Ägypten als Geschwüre aufbrechen!" Sie nahmen Ofenruß, traten vor den Pharao, und Mose streute ihn gen Himmel. Es entstanden Beulen, die als Geschwüre an den Menschen und am Vieh aufbrachen. Die Zauberer aber konnten wegen der Beulen nicht vor Mose erscheinen. Denn die Beulen waren an den Zauberern wie an allen Ägyptern aufgebrochen. Doch der Herr verhärtete das Herz des Pharao, und er hörte nicht auf sie, wie der Herr dem Mose vorhergesagt hatte. Siebte Plage: HagelDa befahl der Herr dem Mose: "Tritt morgen früh vor den Pharao und sage ihm: So spricht der Herr, der Gott der Hebräer: Laß mein Volk ziehen, daß es mir dient! Denn diesmal will ich alle meine Plagen über dich selbst, über deine Diener und dein Volk kommen lassen, damit du erkennst, daß es auf der ganzen Erde keinen wie mich gibt. Obwohl ich bisher schon meine Hand hätte ausstrecken und dich samt deinem Volk mit der Pest hätte schlagen können, daß du von der Erde verschwunden wärest, ließ ich dich doch absichtlich am Leben, um dich meine Macht fühlen zu lassen und damit man meinen Namen preist auf der ganzen Erde. Wenn du noch weiterhin mein Volk zurückhältst und es nicht ziehen läßt, werde ich morgen um diese Zeit einen sehr schweren Hagel niedergehen lassen, desgleichen in Ägypten keiner vorgekommen ist seit dem Tag, da es gegründet wurde, bis heute. Sende also hin und laß dein Vieh und alles auf dem Feld in Sicherheit bringen! Alle Menschen und Tiere, die sich auf dem Feld befinden und nicht unter Dach gebracht worden sind, werden sterben, wenn der Hagel auf sie niedergeht." Wer nun von den Dienern des Pharao die Drohung des Herrn fürchtete, der brachte seine Gesinde und sein Vieh in die Häuser in Sicherheit. Wer aber die Drohung des Herrn mißachtete, der ließ sein Gesinde und sein Vieh auf dem Feld. Der Herr befahl also dem Mose: "Strecke deine Hand gen Himmel aus, damit in ganz Ägypten Hagel falle auf Menschen und Vieh und alle Feldgewächse in Ägypten." Mose streckte nun seinen Stab gen Himmel aus, und der Herr ließ donnern und hageln. Blitze fuhren zur Erde nieder, und der Herr ließ Hagel auf Ägypten niederprasseln. Der Hagel - es blitzte unaufhörlich während des Hagels - war so furchtbar, wie man es in Ägypten noch nie erlebt hatte, seit es von einem Volk bewohnt ist. In ganz Ägypten erschlug der Hagel alles auf dem Feld, Menschen wie Tiere. Auch alle Gewächse des Feldes vernichtete der Hagel und zerschlug alle Bäume auf dem Feld. Nur im Land Goschen, wo die Israeliten wohnten, fiel kein Hagel. Nun sandte der Pharao hin, ließ Mose und Aaron rufen und sagte zu ihnen: "Ich habe diesmal gefehlt. Der Herr ist im Recht. Ich aber und mein Volk sind im Unrecht. Legt beim Herr Fürsprache ein! Es ist mehr als genug des fürchterlichen Donners und Hagels. Ich will euch ziehen lassen. Ihr braucht nicht mehr länger hierzubleiben." Mose antwortete ihm: "Sobald ich zur Stadt hinausgehe, will ich meine Hände zum Herrn ausbreiten. Dann wird der Donner aufhören und kein Hagel mehr fallen, damit du erkennst, daß die Erde dem Herrn gehört. Aber ich weiß wohl, du und deine Diener, ihr fürchtet euch noch nicht vor Gott dem Herrn." So wurde der Flachs und die Gerste zerschlagen. Denn die Gerste stand schon in Ähren und der Flachs in Blüte. - - - - - - - - - - - - Achte Plage: HeuschreckenDa sprach der Herr zu Mose: "Geh zum Pharao! Ich selbst habe ihm und seinen Dienern ja das Herz verstockt, um diese meine Wunderzeichen an ihm zu wirken, damit du Kind und Kindeskindern erzählen kannst, was ich den Ägyptern angetan und welche Wundertaten ich unter ihnen vollbracht habe, und ihr so erkennt, daß ich der Herr bin." Mose und Aaron begaben sich zum Pharao und sagten ihm: "So spricht der Herr, der Gott der Hebräer: Wie lange willst du dich noch weigern, dich vor mir zu demütigen? Laß mein Volk ziehen, damit es mir dient! Denn wenn du dich sträubst, mein Volk ziehen zu lassen, will ich wahrlich morgen Heuschrecken in dein Land einfallen lassen. Sie werden die Oberfläche des Landes bedecken, so daß man den Erdboden nicht mehr sieht, und sie werden das verzehren, was euch als letzter Rest vom Hagel her noch übriggeblieben ist, und alle Bäume abfressen, die auf euren Feldern wachsen. Deine Häuser und die Häuser aller deiner Diener und die Häuser aller Ägypter werden sie anfüllen, wie es weder deine Väter noch die Väter deiner Väter, seit sie auf Erden weilten, bis zu diesem Tag erlebt haben." - Damit wandte er sich um und verließ den Pharao. Die Diener des Pharao aber sagten zu diesem: "Wie lange noch soll dieser Mensch uns Böses antun? Laß die Leute ziehen, damit sie dem Herrn, ihrem Gott, dienen! Siehst du denn nicht, daß Ägypten zugrunde geht?" Man holte nun Mose und Aaron zum Pharao zurück. Er sagte zu ihnen: "Geht, dient dem Herrn, eurem Gott! Wer sind denn eigentlich diejenigen, die mitziehen?" Mose antwortete: "Mit unseren Kindern und Greisen, unseren Söhnen und Töchtern, unseren Schafen und Rindern wollen wir fortziehen. Wir haben ja ein Fest des Herrn zu feiern." Da entgegnete er ihnen: "So gewiß sei der Herr mit euch, als ich euch mit euren Kindern ziehen lasse! Ihr habt sicherlich Böses im Sinn! Daraus wird nichts! Ihr Männer könnt gehen und dem Herrn dienen. Das war ja euer Wunsch." - Hierauf wies man sie vom Pharao weg. Da befahl der Herr dem Mose: "Strecke deine Hand über Ägypten aus, um die Heuschrecken zu rufen! Sie sollen über Ägypten kommen und alles Feldgewächs im Land abfressen, alles, was der Hagel übriggelassen hat!" Mose streckte seinen Stab über Ägypten aus, und der Herr ließ den ganzen Tag und die ganze Nacht den Ostwind über das Land wehen. Als der Morgen kam, hatte der Ostwind die Heuschrecken herbeigetragen. Die Heuschrecken fielen über ganz Ägypten her und ließen sich in gewaltiger Menge an allen Orten Ägyptens nieder. Nie zuvor waren so viele Heuschrecken dagewesen, noch wird es künftig so viele geben. Sie bedeckten die Oberfläche des ganzen Landes, so daß man den Erdboden nicht mehr sah, und fraßen alle Feldgewächse und alle Baumfrüchte ab, die der Hagel übriggelassen hatte, so daß in ganz Ägypten nichts Grünes an den Bäumen und Feldgewächsen übrigblieb. Der Pharao ließ eiligst Mose und Aaron rufen und sagte: "Ich habe mich am Herrn, eurem Gott, und an euch verfehlt. Aber vergebt mir meine Sünde nur noch dies eine Mal! Legt beim Herrn, eurem Gott, Fürbitte ein, daß er wenigstens diese Todesart von mir abwende!" Da ging Mose vom Pharao weg und betete zum Herrn. Der Herr ließ nun einen starken Gegenwind vom Westen wehen. Dieser nahm die Heuschrecken mit und warf sie ins Schilfmeer. Keine einzige Heuschrecke blieb übrig im ganzen Bereich Ägyptens. Aber der Herr verstockte das Herz des Pharao, so daß er die Israeliten nicht ziehen ließ. Neunte Plage: FinsternisNun gebot der Herr dem Mose: "Strecke deine Hand gen Himmel aus, damit eine Finsternis über Ägypten komme, und diese Finsternis soll man greifen können!" Mose streckte seine Hand gen Himmel aus, und tiefste Finsternis entstand in ganz Ägypten, drei Tage lang. Drei Tage lang konnte keiner den anderen sehen und niemand sich von seinem Platz rühren. Alle Israeliten jedoch hatten hellen Tag in ihren Wohnsitzen. Der Pharao ließ nun Mose rufen und sagte: "Geht, dient dem Herrn! Nur eure Schafe und Rinder sollen dableiben. Eure Frauen und Kinder dürfen mitgehen." Doch Mose erwiderte: "Wenn du selbst uns Tiere zum Schlacht- und Brandopfern mitgeben willst, so werden wir sie dem Herrn, unserem Gott, darbringen. Aber auch unser Vieh muß mit uns ziehen. Nicht eine Klaue darf zurückbleiben. Denn davon müssen wir nehmen können, um dem Herrn, unserem Gott, zu dienen. Wir erfahren ja nicht, wie wir dem Herrn unsere Verehrung darbringen müssen, bis wir an Ort und Stelle sind." Der Herr aber verstockte den Sinn des Pharao, so daß er sich weigerte, sie ziehen zu lassen. Vielmehr sagte der Pharao zu ihm: "Hinweg von mir! Hüte dich, mir nochmals unter die Augen zu kommen! Sobald du mir unter die Augen trittst, bis du des Todes!" Mose entgegnete: "Ja, du hast es gesagt: Ich werde nicht wieder vor dich kommen." DIE LETZTE PLAGE UND DIE ENTLASSUNG DES VOLKESAnkündigung des Todes der ErstgeburtDer Herr sagte zu Mose: "Noch eine einzige Plage will ich über den Pharao und die Ägypter kommen lassen. Dann wird er euch von hier wegziehen lassen, ja, er wird euch nicht nur bedingungslos ziehen lassen, sondern euch gewaltsam von hier forttreiben. Lege es dem Volk eindringlich ans Herz, sie sollen - Männer wie Frauen - von ihren Nachbarn und Nachbarinnen Silber- und Goldsachen erbitten!" Der Herr hatte nämlich die Ägypter gegen das Volk günstig gestimmt. Auch galt Mose in Ägypten bei den Dienern des Pharao und beim Volk als großer Mann. Mose sagte: "So spricht der Herr: Um Mitternacht werde ich durch Ägypten gehen. Dann soll jeder Erstgeborene in Ägypten sterben, von des Pharao Erstgeborenen an, der auf dem Thron sitzen sollte, bis zum Erstgeborenen der Sklavin hinter der Handmühle, auch jeder Erstlingswurf vom Vieh. Dann wird ein großes Wehgeschrei in ganz Ägypten sich erheben, wie es noch nie war noch je wieder sein wird. Doch keinem Israeliten soll auch nur ein Haar gekrümmt werden, weder den Menschen noch dem Vieh, damit ihr erkennt, daß der Herr einen Unterschied zwischen Ägyptern und Israeliten macht. Dann werden all diese deine Diener zu mir kommen, sich vor mir niederwerfen und bitten: Zieh weg mit dem ganzen Volk, das dir untersteht! Alsdann werde ich wegziehen." Hierauf ging er in großem Zorn vom Pharao weg. Der Herr aber sagte zu Mose: "Der Pharao wird nicht auf euch hören, damit meiner Wundertaten in Ägypten viele werden." Mose und Aaron wirkten alle diese Wunder vor dem Pharao. Doch der Herr verstockte das Herz des Pharao, und so ließ er die Israeliten nicht aus seinem Land ziehen. DIE PASCHANACHT DER BEFREIUNGZehnte Plage: Tod der ErstgeborenenDas PaschalammHierauf gebot der Herr dem Mose und Aaron in Ägypten folgendes: "Dieser Monat soll bei euch der Anfangsmonat sein. Er sei bei euch der erste Monat des Jahres!  Verkündet der ganzen israelitischen Gemeinde: Am zehnten dieses Monats verschaffe sich jeder von euch ein Lamm - ein Lamm je Familie oder Haus.  Wenn aber eine Familie zu klein ist für ein Lamm, so nehme sie es zusammen mit ihrem Nachbarn, der ihr zunächst wohnt, je nach der Zahl der Personen. Ihr sollt in Rechnung ziehen, wieviel jeder von dem Lamm zu essen vermag. Es muß ein fehlerloses, männliches, einjähriges Lamm sein. Ihr dürft dafür ein Schaf- oder Ziegenlamm nehmen. Verwahrt es bis zum vierzehnten dieses Monats! Dann schlachte es die gesamte israelitische Gemeinde gegen Abend.  Man nehme etwas von dem Blut und streiche es an die beiden Türpfosten und an die Oberschwelle der Häuser, in denen man es verzehrt. In der gleichen Nacht esse man das am Feuer gebratene Fleisch, dazu ungesäuertes Brot. Auch bittere Kräuter genieße man dabei. Ihr dürft davon nichts roh oder in Wasser gekocht, sondern nur am Feuer gebraten verzehren, und zwar so, daß der Kopf und die Beine nicht vom Rumpf getrennt sind. Laßt nichts davon bis zum Morgen übrig! Was davon bis zum Morgen übrigbleibt, sollt ihr verbrennen. Auf folgende Weise sollt ihr es essen: die Hüften gegürtet, die Schuhe an den Füßen, den Stab in der Hand. In aller Eile sollt ihr es verzehren: Es ist der Vorübergang (Pascha) des Herrn.  Denn ich will in dieser Nacht durch Ägypten ziehen und jede Erstgeburt in Ägypten, Mensch und Vieh, töten und über alle Götter Ägyptens Gericht halten, ich, der Herr. Das Blut an den Häusern, in denen ihr weilt, soll das Zeichen zu eurem Schutz sein. Wenn ich das Blut sehe, ziehe ich schonend an euch vorüber. Kein Todesverderben soll euch treffen, wenn ich den Schlag gegen Ägypten führe. Einsetzung des PaschafestesDieser Tag soll ein Gedenktag für euch sein. Ihr sollt ihn zu Ehren des Herrn festlich begehen. Von Geschlecht zu Geschlecht sollt ihr ihn als immerwährende Einrichtung feiern. Sieben Tage sollt ihr den Sauerteig aus euren Häusern entfernen. Denn jeder, der vom ersten bis zu siebten Tag Gesäuertes genießt, soll aus Israel ausgerottet werden. Ferner soll am ersten Tag eine heilige Festversammlung bei euch stattfinden. Am siebten Tag sollt ihr ebenfalls eine heilige Festversammlung abhalten. Es darf dabei keinerlei Arbeit von euch verrichtet werden. Nur was jeder zur Nahrung braucht, darf von euch zubereitet werden. So beobachtet denn das Fest der ungesäuerten Brote! Denn an ebendiesem Tag führte ich eure Scharen aus Ägypten. Haltet darum diesen Tag als immerwährende Einrichtung von Geschlecht zu Geschlecht! Am vierzehnten Tag des ersten Monats sollt ihr gegen Abend ungesäuertes Brot essen bis zum Abend des einundzwanzigsten des Monats. Sieben Tage lang darf kein Sauerteig in euren Häusern zu finden sein. Jeder, der Gesäuertes genießt, soll aus der israelitischen Gemeinde ausgerottet werden, sei er nun Fremder oder Eingeborener im Land. Nichts Gesäuertes dürft ihr essen. An all euren Wohnsitzen sollt ihr nur ungesäuertes Brot genießen." Das ägyptische PaschaMose berief nun alle israelitischen Ältesten und befahl ihnen: "Geht, holt euch Schafe für eure Familien und schlachtet das Paschalamm! Nehmt einen Ysopbüschel, taucht ihn in das Blut in der Schale und streicht etwas von dem Blut in der Schale an die Oberschwelle und an die beiden Türpfosten! Niemand von euch darf bis zum Morgen zur Tür seines Hauses hinausgehen.  Wenn dann der Herr vorbeizieht, um Ägypten zu schlagen, und das Blut an der Oberschwelle und an den beiden Türpfosten sieht, wird der Herr an der Tür vorübergehen und dem Würgengel nicht gestatten, in eure Häuser einzutreten, um Verderben anzurichten. Beobachtet dies als Gesetz, das für euch und eure Kinder auf ewige Zeiten gilt! Auch wenn ihr in das Land kommt, das euch der Herr, wie er verheißen, geben wird, sollt ihr diesen Brauch pflegen. Wenn dann eure Kinder euch fragen: Was habt ihr da für einen Brauch?, so sollt ihr antworten: Das ist das Paschaopfer für den Herrn, der in Ägypten an den Häusern der Israeliten vorüberging, als er die Ägypter schlug, unsere Häuser aber verschonte." - Da verneigte sich das Volk und warf sich nieder. Die Israeliten gingen dann hin und taten so, wie der Herr dem Mose und Aaron befohlen hatte, so führten sie es aus. Um Mitternacht begab es sich, daß der Herr alle Erstgeburt in Ägypten schlug, von des Pharaos Erstgeborenen, der ihm auf dem Thron folgen sollte, bis zum Erstgeborenen des Gefangenen, der im Kerker lag, desgleichen alle Erstgeburt des Viehs. In jener Nacht erhob sich der Pharao samt allen seinen Dienern und allen Ägyptern, und ein großes Wehklagen begann in Ägypten. Denn es gab kein Haus, in dem nicht ein Toter lag. Noch in der Nacht ließ er Mose und Aaron rufen und sagte: "Macht euch auf, zieht fort von meinem Volk, ihr und die Israeliten! Geht, dient dem Herrn, wie ihr gebeten habt! Auch eure Schafe und Rinder nehmt mit, wie ihr verlangt habt! Geht, doch bittet auch für mich um Segen!" Die Ägypter drängten das Volk zu schleunigem Abzug aus dem Land. Denn sie dachten: "Wir sind sonst alle des Todes." DER ZUG ZUM SINAIIsraels Auszug aus ÄgyptenSo nahm das Volk seinen Brotteig, noch ehe er gesäuert war. Ihre Backmulden trugen sie in ihre Mäntel eingewickelt auf den Schultern. Die Israeliten hatten nach Weisung des Mose gehandelt und von den Ägyptern Silber- und Goldsachen sowie Kleidungsstücke erbeten. Der Herr aber hatte die Ägypter gegen das Volk freundlich gestimmt, so daß sie ihre Bitte erfüllten. So nahmen sie Beute von den Ägyptern. Die Israeliten brachen nun von Ramses nach Sukkot auf, an 600.000 Mann zu Fuß, nur Männer, ungerechnet die Frauen und Kinder.  Aber auch viel zugelaufenes Volk zog mit ihnen, sowie Schafe und Rinder, eine gewaltige Menge Vieh. Aus dem Teig, den sie aus Ägypten mitgebracht hatten, buken sie ungesäuerte Brotkuchen; denn er war nicht gesäuert, weil sie von den Ägyptern fortgewiesen worden waren und sich nicht länger aufhalten und keine Reisezehrung für sich besorgen konnten. Die Zeit, während welcher die Israeliten in Ägypten ansässig waren, betrug 430 Jahre.  Nach Ablauf der 430 Jahre, an ebendiesem Tag, zogen alle Scharen des Herrn aus Ägypten fort. Das war eine Nacht der Wache für den Herrn, da er sie aus Ägypten wegführte. Das ist die Nacht, die zu Ehren des Herrn von allen Israeliten von Geschlecht zu Geschlecht als Nacht der Wache gefeiert werden muß. Nachtrag zur PaschaverordnungDer Herr gebot Mose und Aaron: "Das gilt als Gesetz für das Pascha: Kein Ausländer darf davon essen. Jeder um Geld gekaufte Sklave darf jedoch, wenn du ihn beschnitten hast, davon genießen. Ein Beisasse und ein Lohnarbeiter darf nicht davon essen. In ein und demselben Haus muß es genossen werden. Du darfst nichts vom Fleisch aus dem Haus hinausbringen. Keinen Knochen dürft ihr an ihm zerbrechen. Die ganze Gemeinde der Israeliten soll es so halten. Wenn aber ein Fremder bei dir ist und zu Ehren des Herrn das Pascha feiern will, so müssen alle seine männlichen Angehörigen beschnitten sein. Alsdann darf er zur Feier kommen und soll wie ein Einheimischer gelten. Ein Unbeschnittener jedoch darf nicht davon essen. Für den Einheimischen wie für den Fremdling, der bei euch weilt, gelte ein und dasselbe Gesetz!" Alle Israeliten taten so. Wie der Herr dem Mose und Aaron befohlen hatte, so verfuhren sie. An ebenjenem Tag führte der Herr die Israeliten nach ihren Scharen geordnet aus Ägypten weg. Der Herr aber gebot dem Mose: "Weihe mir alles Erstgeborene! Alles, was unter den Israeliten bei Mensch und Vieh zuerst aus dem Mutterschoß kommt, gehört mir!" Das Gesetz über das Fest der ungesäuerten BroteMose sagte nun zum Volk: "Gedenkt dieses Tages, an dem ihr aus Ägypten, dem Haus der Knechtschaft, fortgezogen seid! Mit starker Hand hat euch ja der Herr von dort hinweggeführt. Darum darf nichts Gesäuertes genossen werden.  Heute, im Monat Abib zieht ihr aus. Wenn dich nun der Herr in das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Hiwiter und Jebusiter geführt hat, das dir zu verleihen er deinen Vätern zugeschworen hat, ein Land, das von Milch und Honig überfließt, dann sollst du diesen Brauch in diesem Monat einhalten. Sieben Tage lang sollst du ungesäuertes Brot essen und am siebten Tag soll zu Ehren des Herrn eine Festfeier stattfinden. Nur Ungesäuertes soll man während der sieben Tage genießen, und nichts Gesäuertes darf bei dir gesehen werden. Auch darf bei dir kein Sauerteig in deinem ganzen Gebiet zu finden sein. Deinem Sohn aber sollst du an diesem Tag folgendes kundtun: Um dessentwillen, was der Herr mir bei meinem Auszug aus Ägypten getan hat, geschieht dies. Und es soll dir wie ein Denkzeichen an deiner Hand und wie ein Erinnerungszeichen auf deiner Stirn sein, damit das Gesetz des Herrn immerdar in deinem Mund ist. Denn mit starker Hand hat der Herr dich aus Ägypten weggeführt.  Darum sollst du diese Satzung Jahr für Jahr zur festgesetzten Zeit beobachten. Die Weihe der ErstgeburtHat dich dann der Herr in das Land der Kanaaniter gebracht, das er dir und deinen Vätern zugeschworen hat, und hat er es dir gegeben, so sollst du alles, was zuerst aus dem Mutterschoß kommt, dem Herrn weihen. Auch jeder Erstlingswurf des Viehs, der dir zuteil wird, gehört, soweit er männlich ist, dem Herrn.  Jeden Erstlingswurf vom Esel jedoch sollst du mit einem Lamm auslösen, oder wenn du ihn nicht loslösen willst, ihm das Genick brechen. Ferner mußt du bei deinen Kindern jede männliche Erstgeburt auslösen. Wenn dann dein Sohn dich künftig fragt: Was bedeutet dies?, so antworte ihm: Mit starker Hand hat der Herr uns aus Ägypten, dem Haus der Knechtschaft, weggeführt. Denn als der Pharao sich weigerte, uns fortziehen zu lassen, tötete der Herr alle Erstgeburt in Ägypten, von der Erstgeburt des Menschen bis zur Erstgeburt des Viehs. Darum opfere ich dem Herrn alles, was zuerst aus dem Mutterleib kommt, soweit es männlich ist, und jeden Erstgeborenen meiner Söhne löse ich aus! Und dir soll es wie ein Denkzeichen an deiner Hand und wie ein Erinnerungszeichen auf deiner Stirn sein, daß der Herr mit starker Hand uns aus Ägypten fortgeführt hat." Unter Gottes FührungAls nun der Pharao das Volk ziehen ließ, führte Gott sie nicht den Weg nach dem Philisterland, obwohl es der nächste gewesen wäre. Denn Gott dachte, es könnte das Volk, wenn es Kämpfe führen müsse, gereuen, so daß es wieder nach Ägypten zurückkehren möchte. Darum ließ Gott das Volk auf den Weg zur Wüste am Schilfmeer abbiegen. Kampfgerüstet zogen die Israeliten aus Ägypten fort. Mose nahm die Gebeine Josefs mit. Dieser hatte nämlich die Israeliten feierlich schwören lassen: "Wenn Gott euch gnädig heimsucht, so nehmt meine Gebeine von hier mit euch!" So brachen sie denn von Sukkot auf und lagerten in Etam, am Rand der Wüste. Der Herr aber zog vor ihnen her, bei Tag in einer Wolkensäule, um ihnen den Weg zu zeigen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie bei Tag und Nacht wandern konnten.  Bei Tag wich nicht die Wolkensäule und bei Nacht nicht die Feuersäule von der Spitze des Volkes. DIE RETTUNGSTAT AM SCHILFMEERDer Schwenk nach SüdenDer Herr gebot dem Mose: "Befiehl den Israeliten, umzukehren und sich vor Pi-Hahirot zwischen Migdol und dem Meer zu lagern. Gegenüber von Baal-Zefon sollt ihr am Meer das Lager beziehen. Der Pharao wird dann von den Israeliten meinen: Sie haben sich im Land verirrt, die Wüste hält sie umschlossen. Ich werde dann das Herz des Pharao verhärten, so daß er ihnen nachsetzt, damit ich am Pharao und seinem ganzen Heer meine Macht erweise und die Ägypter erkennen, daß ich der Herr bin." - Und so taten sie. Der Pharao jagt den Israeliten nachAls dem König von Ägypten gemeldet wurde, das Volk sei entwichen, änderte sich die Stimmung des Pharao und seiner Diener gegen das Volk, und sie fragten sich: "Was haben wir da gemacht, daß wir die Israeliten aus unserem Dienst fortziehen ließen?" Er ließ seine Wagen anspannen und nahm sein Kriegsvolk mit sich. Sechshundert auserlesene Wagen und was er sonst an Wagen in Ägypten auftreiben konnte, führte er mit, und auf all diesen die besten Kämpfer. So verhärtete der Herr das Herz des Pharao, des Königs von Ägypten. Der setzte den Israeliten nach, obwohl die Israeliten offen ausgezogen waren. So jagten denn die Ägypter ihnen nach und erreichten sie, als sie am Meer lagerten, bei Pi-Hahirot vor Baal-Zefon mit allen Pferden der Wagen des Pharao, seinen Gespannen und dem übrigen Heer. Mose beruhigt das VolkAls der Pharao herankam und die Israeliten näher zusahen und erkannten, daß die Ägypter hinter ihnen herzogen, gerieten die Israeliten in große Angst und riefen laut zum Herrn um Hilfe. Sie sagten zu Mose: "Gibt es in Ägypten keine Gräber, daß du uns mitgenommen hast, damit wir in der Wüste sterben? Was hast du uns da angetan, daß du uns aus Ägypten weggeführt hast? Haben wir es dir nicht schon in Ägypten gesagt: Laß uns in Ruhe! Wir wollen den Ägyptern dienen? - Ja, besser wäre es für uns, den Ägyptern Sklavendienste zu leisten, als hier in der Wüste umzukommen." Doch Mose erwiderte dem Volk: "Fürchtet euch nicht! Wartet nur ab, und ihr werdet sehen, daß der Herr euch heute Hilfe bringen wird. Denn so, wie ihr die Ägypter heute sehen werdet, so werdet ihr sie in alle Ewigkeit nicht mehr sehen. Der Herr wird für euch streiten. Ihr könnt euch ganz ruhig verhalten." Gott verheißt seinen BeistandDer Herr sagte nun zu Mose: "Was schreist du zu mir? Befiehl den Israeliten aufzubrechen!  Du aber hebe deinen Stab empor, strecke deine Hand über das Meer aus und teile es, damit die Israeliten mitten durch das Meer im Trockenen gehen können! Ich aber werde das Herz der Ägypter verstocken, daß sie hinter ihnen herziehen, und will meine Macht erweisen am Pharao und seinem ganzen Heer, an seinen Wagen und Gespannen. Und die Ägypter sollen erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich am Pharao, an seinen Wagen und seinen Gespannen meine Macht erwiesen habe." Da wechselte der Engel Gottes, der vor dem Heer Israels einherzog, seinen Platz und stellte sich hinter sie. Auch die Wolkensäule vor ihnen änderte ihre Stellung und trat hinter sie Sie kam so zwischen das Heer der Ägypter und das Heer der Israeliten zu stehen. Auf der einen Seite war die Wolke finster, auf der anderen Seite erleuchtete sie die Nacht. So konnten sie die ganze Nacht hindurch sich nicht zu nahe kommen. Die Vernichtung der ÄgypterMose streckte nun seine Hand über das Meer aus. Da ließ der Herr die ganze Nacht hindurch das Meer vor einem starken Ostwind zurückweichen und legte das Meer trocken, und die Wasser teilten sich. Die Israeliten schritten trockenen Fußes mitten durch das Meer, während die Wasser wie eine Mauer zu ihrer Rechten und Linken dastanden. Die Ägypter aber setzten ihnen nach, und alle Pferde des Pharao, seine Wagen und Gespanne, zogen hinter ihnen her, mitten ins Meer hinein. Zur Zeit der Morgenwache schaute der Herr in der Feuer- und Wolkensäule über das Heer der Ägypter und brachte das ägyptische Heer in Verwirrung.  Er ließ ihre Wagenräder abspringen und fügte es, daß sie nur mühsam vorwärts kamen. Da riefen die Ägypter: "Laßt uns vor den Israeliten fliehen; denn der Herr kämpft für sie gegen die Ägypter!" Nun befahl der Herr dem Mose: "Strecke deine Hand über das Meer aus, damit die Wasser auf die Ägypter, auf ihre Wagen und Gespanne zurückfluten!" Als Mose seine Hand über das Meer ausstreckte, flutete das Meer bei Tagesanbruch in sein altes Bett zurück, während die Ägypter ihm entgegenflohen. - So trieb der Herr die Ägypter mitten ins Meer hinein. Die Wasser fluteten zurück und bedeckten die Wagen und die Gespanne der ganzen Heeresmacht des Pharao, die hinter ihnen her in das Meer gekommen waren. Nicht ein einziger von ihnen kam mit dem Leben davon. Die Israeliten dagegen waren trockenen Fußes mitten durch das Meer gezogen, während die Wasser wie eine Mauer zu ihrer Rechten und Linken standen. So errettete der Herr an jenem Tag die Israeliten aus der Hand der Ägypter. Die Israeliten sahen die Ägypter tot am Meeresufer liegen. Als die Israeliten die große Wundertat sahen, die der Herr an den Ägyptern vollbracht hatte, fürchtete das Volk den Herrn und vertraute auf den Herrn und seinen Knecht Mose. Israels Lobpreis für Gottes HeilstatDamals sang Mose mit den Israeliten zum Lobe des Herrn folgendes Lied. Sie sangen also: "Singen will ich dem Herrn, denn er ist erhaben: Roß und Lenker warf er ins Meer! Sieg und Lied ist mir Gott, da er mir Retter ward! - So ist mein Gott, darum will ich ihn preisen! So meines Vaters Gott; darum will ich ihn rühmen! Stark im Kampf ist der Herr; Herr ist sein Name! Die Wagen des Pharao und sein Heer warf er ins Meer; von seinen Streitern die Besten gingen im Schilfmeer zugrunde. Wasser wogten über sie hin; wie ein Stein fuhren sie nieder zur Tiefe. Deine Rechte, Herr, ist gewaltig an Kraft! Deine Rechte, Herr, hat zerschmettert den Feind. Durch deiner Hoheit Fülle warfst deine Gegner du hin, deinen Zorn ließest du los; wie Stoppeln fraß er sie weg. Vor deiner Nase Schnauben türmten sich hoch die Wasser, wie ein Wall standen die Wogen, es erstarrten im Meer die Wellen. Der Feind dachte in seinem Herzen: Nachjagen will ich! Einholen will ich! Beute will ich verteilen! Meine Gier soll an ihnen sich laben! Zücken will ich mein Schwert, es soll meine Hand sie vertilgen! Du bliesest mit deinem Atem drein, und schon hatte das Meer sie verschlungen; wie Blei gingen sie unter in der furchtbaren Flut. Wer von den Göttern ist wie du, Herr? Wer wie du, strahlend in erhabener Majestät, an Ruhmestaten so furchtbar, Wunderwerke vollbringend! Deine Rechte nur strecktest du aus, schon verschlang sie die Erde! In deiner Huld hast du geführt das Volk, das du befreit hast; du hast es geleitet in deiner Kraft zu deiner heiligen Wohnstatt. Dies hörten die Völker, und Zittern überkam sie, Furcht ergriff die Philister, Edoms Fürsten erschraken, Angst erfaßte die Führer von Moab, es zagten die Bewohner von Kanaan, Furcht und Entsetzen befiel sie; ob deiner Arme Kraft erstarrten sie zu Stein. - Dein Volk, o Herr, zog hindurch, es zog hindurch das Volk, das du dir erworben. Du führst es hin und pflanzt es ein auf dem Berg, der dir eigen, am Ort, den du, Herr, zur Wohnung dir schufst, am Heiligtum, das, Herr, deine Hände erbauten. Der Herr ist König in Ewigkeit!" Als nämlich die Pferde des Pharao, seine Wagen und Gespanne ins Meer hineinkamen, ließ der Herr die Wasser des Meeres auf sie zurückfluten, während die Israeliten trockenen Fußes durch das Meer gezogen waren. Da nahm die Prophetin Mirjam, Aarons Schwester, die Pauke zur Hand, und alle Frauen folgten ihr mit Pauken und im Reigentanz. Mirjam sang ihnen vor: "Singet dem Herrn, denn gar gewaltig ist er: Rosse und Lenker warf er ins Meer!..."  GOTTES MACHTZEICHEN FÜR ISRAEL IN DER WÜSTEDie Wasser von Mara und ElimMose ließ die Israeliten vom Schilfmeer aufbrechen. Sie zogen weiter in die Wüste Schur und wanderten drei Tage in der Wüste, ohne Wasser zu finden. Als sie nach Mara kamen, konnten sie das Wasser von Mara nicht trinken, weil es bitter war. Darum hieß es Mara.  Das Volk murrte gegen Mose und sagte: "Was sollen wir trinken?" So flehte er denn zum Herrn, und der Herr zeigte ihm ein Holz. Als er dies ins Wasser warf, wurde das Wasser süß. Dort gab er ihm Gesetz und Recht, und dort stellte er es auf die Probe. Er sprach: "Wenn du auf das Wort des Herrn, deines Gottes, willig hörst und tust, was recht ist in seinen Augen, seinen Befehlen gehorchst und alle seine Satzungen beobachtest, will ich von den Heimsuchungen, die ich über Ägypten kommen ließ, keine über dich verhängen. Vielmehr werde ich, der Herr, dein Heiland sein." Hierauf kamen sie nach Elim. Dort waren zwölf Wasserquellen und siebzig Palmen. Sie lagerten sich dort am Wasser. Das Volk murrtDie ganze israelitische Gemeinde brach von Elim auf und kam in die Wüste Sin, die zwischen Elim und dem Sinai liegt, am fünfzehnten Tag des zweiten Monats nach dem Auszug aus Ägypten. Wegen der Wüste murrte die ganze israelitische Gemeinde gegen Mose und Aaron. Die Israeliten sagten zu ihnen: "Wären wir doch lieber in Ägypten durch die Hand des Herrn gestorben, als wir bei unseren Fleischtöpfen saßen und satt zu essen hatten! Doch ihr habt uns in diese Wüste geführt, um die ganze Gemeinde durch Hunger sterben zu lassen." Da sagte der Herr zu Mose: "Gut! Ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen. Das Volk soll dann hinausgehen und sich den täglichen Bedarf einsammeln. Ich will es damit auf die Probe stellen, ob es nach meiner Weisung wandeln will oder nicht. Wenn es aber am sechsten Tag das, was es eingebracht hat, herrichtet, wird es das Doppelte von dem sein, was es sonst alltäglich einsammelt." Mose und Aaron verkündeten danach allen Israeliten: "Heute abend werdet ihr erkennen, daß der Herr es ist, der euch aus Ägypten geführt hat. Morgen aber werdet ihr die Herrlichkeit des Herrn schauen. Denn er hat euer Murren gegen den Herrn gehört. Doch was sind wir, daß ihr gegen uns murrt?" Mose fuhr fort: "Daran, daß der Herr euch heute abend Fleisch zu essen gibt und morgen Brot zur Sättigung, werdet ihr erkennen, daß der Herr euer Murren, das ihr gegen ihn erhoben habt, gehört hat. Denn was sind wir? Nicht gegen uns ist euer Murren gerichtet, sondern gegen den Herrn." Hierauf sagte Mose zu Aaron: "Gebiete der ganzen Gemeinde der Israeliten: Tretet vor den Herrn! Denn er hat euer Murren gehört." Als dann Aaron dieses der ganzen Gemeinde der Israeliten mitteilte und sie gegen die Wüste schauten, erschien die Herrlichkeit des Herrn in der Wolke. Die Wachteln und das MannaDer Herr aber sagte zu Mose: "Ich habe das Murren der Israeliten gehört. Sag ihnen dieses: Heute abend sollt ihr Fleisch zu essen bekommen und morgen früh euch mit Brot sättigen. So sollt ihr erkennen, daß ich der Herr, euer Gott, bin." Und wirklich: Am Abend kam ein Wachtelschwarm heran und bedeckte das Lager. Am Morgen aber lag rings um das Lager eine Tauschicht.  Nachdem die Tauschicht geschwunden war, lag über die Wüste hin etwas Feines, Körniges, fein wie der Reif am Boden. Als die Israeliten dies sahen, fragten sie einander: "Was ist das?", denn sie wußten nicht, was es war. Mose sagte zu ihnen: "Das ist das Brot, das euch der Herr zu essen gibt. Folgendes gebietet der Herr: Jeder von euch sammle davon nach seinem Bedarf: einen Gomer für den Kopf entsprechend eurer Personenzahl! Doch hole jeder davon nur für seine Zeltgenossen!" Die Israeliten taten so und sammelten ein, der eine viel, der andere wenig. Als sie es mit dem Gomer maßen, hatte der, der viel genommen, keinen Überschuß, und wer wenig geholt, keinen Mangel. Jeder hatte nach seinem Bedarf gesammelt. Weiter befahl ihnen Mose: "Niemand soll etwas davon bis zum Morgen aufbewahren." Aber sie hörten nicht auf Mose, sondern einige hoben davon bis zum Morgen auf. Es wurde jedoch wurmig und faulte. Mose wurde darum über sie zornig. So sammelten sie es Morgen für Morgen ein, jeder nach seinem Bedarf. Sobald aber die Sonne heiß schien, zerschmolz es. Am sechsten Tag sammelten sie doppelt soviel Speise ein, zwei Gomer für die Person. Alle Vorsteher der Gemeinde kamen und meldeten es Mose. Der antwortete ihnen: "Folgendes gebietet der Herr: Der Ruhetag, der heilige Sabbat des Herrn, ist morgen. Was ihr backen wollt, das backt, und was ihr kochen wollt, das kocht! Alles, was übrigbleibt, legt für euch zurück, um es für morgen aufzubewahren!" Sie legten es also bis zum Morgen zurück, wie Mose befohlen hatten, und es wurde nicht übelriechend, noch bildeten sich Würmer darin. Mose befahl: "Eßt dies heute; denn heute ist der Ruhetag des Herrn! Heute werde ihr auf dem Feld nichts finden. Sechs Tage könnt ihr davon einsammeln. Am siebten Tag ist Sabbat, an ihm gibt es nichts." Als am siebten Tag einige vom Volk hinausgingen, um zu sammeln, fanden sie nichts. Da sagte der Herr zu Mose: "Wie lange wollt ihr euch noch weigern, meine Befehle und Weisungen zu befolgen? Bedenkt doch, daß der Herr euch den Sabbat gegeben hat! Darum gibt er euch am sechsten Tag Speise für zwei Tage. Jeder bleibe dabeim! Niemand verlasse am siebten Tag seine Wohnung!" So feierte das Volk am siebten Tag Sabbat. Die Israeliten aber nannten es Manna. Es war weiß wie Koriandersamen, und sein Geschmack war wie der von Honigkuchen.  Mose verkündete: "Folgenden Auftrag gibt der Herr: Ein Gomer voll soll davon aufbewahrt werden für die kommenden Geschlechter, damit sie die Speise sehen, mit der ich euch in der Wüste genährt habe, als ich euch aus Ägypten wegführte." Daher befahl Mose dem Aaron: "Nimm einen Krug, tu einen Gomer voll Manna hinein und stelle ihn vor der Gesetzeslade zur Aufbewahrung für die kommenden Geschlechter nieder!" Gemäß dem Auftrag, den der Herr dem Mose gegeben hatte, stellte ihn Aaron vor der Gesetzeslade zur Aufbewahrung nieder. Die Israeliten aßen vierzig Jahre lang Manna, bis sie in bewohntes Land kamen. Sie aßen Manna, bis sie die Grenzen des Landes Kanaan erreichten. Ein Gomer ist der zehnte Teil eines Efa. Das Wasser aus dem FelsenHierauf zog die ganze israelitische Gemeinde auf Befehl des Herrn aus der Wüste Sin von Lagerplatz zu Lagerplatz weiter. Schließlich lagerten sie sich in Refidim. Da es dort für das Volk kein Trinkwasser gab,  haderte das Volk mit Mose und rief: "Gebt uns Wasser zum Trinken!" Doch Mose entgegnete ihnen: "Was hadert ihr mit mir? Warum versucht ihr den Herrn?" Aber das Volk, das dort nach Wasser lechzte, murrte weiter gegen Mose und sagte: "Warum hast du uns aus Ägypten geführt? Etwa um uns, unsere Kinder und unser Vieh vor Durst umkommen zu lassen?" Mose rief nun flehentlich zum Herrn: "Was soll ich mit diesem Volk machen? Nur wenig fehlt, so steinigt es mich." Der Herr antwortete Mose: "Geh dem Volk voran! Hole einige von den Ältesten der Israeliten mit dir! Nimm auch den Stab in die Hand, mit dem du in den Nil geschlagen hast, und geh! Ich werde mich dort vor dich auf den Felsen am Horeb stellen. Schlage dann an den Felsen, und es wird Wasser aus ihm hervorfließen, und das Volk kann trinken." Mose tat so vor den Augen der Ältesten Israels. Den Ort nannte er Massa (Prüfung, Versuchung) und Meriba (Streit), weil die Israeliten dort gehadert und den Herrn versucht hatten, indem sie sagten: "Ist denn der Herr in unserer Mitte oder nicht?" Israels Sieg über die AmalekiterDarauf rückten die Amalekiter heran, um mit den Israeliten bei Refidim zu kämpfen.  Mose befahl dem Josua: "Wähle für uns Männer aus und nimm morgen den Kampf mit den Amalekitern auf! Ich will mich mit dem Gottesstab in der Hand auf die Spitze des Hügels stellen." Josua tat, wie Mose ihm befohlen hatte, und kämpfte mit den Amalekitern. Mose, Aaron und Hur aber stiegen auf den Gipfel des Hügels. Solange Mose seinen Arm hochhielt, siegten die Israeliten. Wenn er aber seinen Arm sinken ließ, siegten die Amalekiter. Schließlich wurden die Arme des Mose zu schwer. Sie nahmen daher einen Stein und legten ihm diesen unter. Er setzte sich darauf, und Aaron und Hur stützten seine Arme, der eine auf dieser, der andere auf jener Seite. So hielten seine Arme bis Sonnenuntergang in der gleichen Lage aus, und Josua besiegte die Amalekiter und ihr Kriegsvolk mit der Schärfe des Schwertes. Hierauf befahl der Herr dem Mose: "Schreibe dies zur Erinnerung in das Buch und verkünde Josua, daß ich das Andenken an die Amalekiter unter dem Himmel völlig austilgen werde!" Mose baute dann einen Altar und nannte ihn "Der Herr ist mein Banner". Er sagte: "Die Hand an das Banner des Herrn! Krieg führt der Herr mit Amalek von Geschlecht zu Geschlecht." Jitros BesuchAls Jitro, der Priester der Midianiter, des Mose Schwiegervater, alles hörte, was Gott an Mose und seinem Volk Israel getan, daß der Herr nämlich die Israeliten aus Ägypten geführt hatte, da nahm Jitro, des Mose Schwiegervater, die Frau des Mose, Zippora, die dieser zurückgeschickt hatte,  und ihre beiden Söhne mit sich. Der eine hieß Gerschom (Ödgast), weil Mose gesagt hatte: "Fremdling bin ich in einem fremden Land geworden", und der andere Eliëser (Gotthelf), weil er gesagt hatte: "Der Gott meines Vaters war meine Hilfe und errettete mich vor dem Schwert des Pharao." Jitro, der Schwiegervater des Mose, kam nun mit dessen Söhnen und dessen Frau zu Mose in die Wüste, wo jener sich am Berg Gottes gelagert hatte.  Er ließ Mose sagen: "Ich, dein Schwiegervater Jitro, komme zu dir mit deiner Frau und ihren beiden Söhnen, die bei ihr sind." Mose machte sich auf und ging seinem Schwiegervater entgegen, verneigte sich und küßte ihn. Dann fragten sie einander nach ihrem Wohlbefinden und traten ins Zelt. Mose erzählte nun seinem Schwiegervater alles, was der Herr am Pharao und an Ägypten um der Israeliten willen getan hatte, all die Mühsale, die ihnen unterwegs zugestoßen waren, und wie der Herr sie errettete. Jitro freute sich über all das Gute, das der Herr den Israeliten erwiesen hatte, indem er sie aus der Gewalt der Ägypter befreite. Dann sagte Jitro: "Gepriesen sei der Herr, der euch aus der Gewalt der Ägypter und des Pharao befreit und das Volk aus der Gewalt der Ägypter errettet hat. Daß der Herr größer ist als alle Götter, erkenne ich nun aus dem, was geschah, als jene sich übermütig gegen sie benahmen." Jitro, der Schwiegervater des Mose, brachte dann Gott ein Brand- und Schlachtopfer dar, und Aaron kam mit den Ältesten Israels, um mit dem Schwiegervater des Mose vor Gott das Opfermahl zu halten.  Die Einsetzung von RichternAm anderen Tag hielt Mose eine Gerichtssitzung ab, um dem Volk Recht zu sprechen. Das Volk drängte sich um Mose von morgens bis abends. Als der Schwiegervater des Mose sah, was dieser alles mit dem Volk zu tun hatte, sagte er: "Was machst du dir mit dem Volk so viel zu schaffen? Warum sitzest du allein zu Gericht, indes das ganze Volk von morgens bis abends dich umdrängt?" Mose antwortete seinem Schwiegervater: "Das Volk kommt zu mir, um Gottes Entscheidung einzuholen. Sooft sie einen Rechtsstreit haben, kommen sie zu mir, damit ich Richter zwischen ihnen sei und Gottes Rechtssprüche und seine Weisungen ihnen kundtue." Doch der Schwiegervater des Mose erwiderte diesem: "Das Verfahren, das du anwendest, ist nicht gut. Du und die Leute, die vor dich kommen, reiben sich dabei auf; denn diese Arbeit ist zu schwer für dich. Du kannst sie allein nicht bewältigen. Nun höre auf den Rat, den ich dir gebe, und Gott wird mit dir sein! Sei du für das Volk Sachwalter bei Gott und bringe du ihre Anliegen vor Gott Belehre sie ferner über die Gesetze und Rechtsbestimmungen und zeige ihnen den Weg, den sie gehen sollen, und die Werke, die sie zu tun haben! Suche dir zugleich im ganzen Volk tüchtige, gottesfürchtige Männer aus und setze sie als Vorsteher ein über tausend, über hundert, über fünfzig und über zehn! Sie sollen dem Volk jederzeit Recht sprechen. Jeden wichtigeren Fall jedoch sollen sie dir vorlegen. In minder wichtigen Dingen sollen sie selbst entscheiden. Entlaste dich auf diese Weise! Sie sollen mit dir die Last tragen! Wenn du es so machst und Gott es dir erlaubt, wirst du dabei bestehen, und alle diese Leute werden an Ort und Stelle befriedigt werden können." Mose hörte auf den Rat seines Schwiegervaters und tat alles, was jener ihm vorgeschlagen hatte. Aus ganz Israel wählte Mose tüchtige Männer aus und bestellte sie als Vorsteher über das Volk, über tausend, über hundert, über fünfzig und über zehn.  Diese sollten jederzeit dem Volk Recht sprechen. Alle schwierigeren Fälle sollten sie aber Mose vorlegen, die minder schwierigen Dinge aber selbst entscheiden. Hierauf ließ Mose seinen Schwiegervater ziehen, und dieser kehrte in seine Heimat zurück. BUNDESSCHLIESSUNG UND GESETZGEBUNGGrundlegung des Gesetzes und Abschluß des BundesAnkunft am SinaiIm dritten Monat nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten, an demselben Tag, kamen sie in die Wüste Sinai.  Sie waren nämlich von Refidim aufgebrochen, in die Wüste Sinai gelangt und hatten sich in der Wüste gelagert. Dort vor dem Berg hatte sich Israel niedergelassen. VERKÜNDIGUNG DER ZEHN GEBOTEGottes BündnisangebotAls nun Mose zu Gott hinaufstieg, rief ihm der Herr vom Berg herab zu: "Künde folgendes dem Haus Jakob und tu es kund den Söhnen Israels: Ihr habt gesehen, wie ich mit den Ägyptern verfuhr, wie ich euch mit Adlerflügeln trug und euch hierher zu mir brachte. Wenn ihr nun treulich auf mein Wort hört und meinen Bund haltet, so sollt ihr unter allen Völkern mein besonderes Eigentum sein - denn mir gehört die ganze Erde, - ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk. - Das sind die Worte, die du den Israeliten sagen sollst."  Israels ZustimmungMose ging hin, berief die Ältesten des Volkes und teilte ihnen all die Worte mit, die der Herr ihm aufgetragen hatte. Das ganze Volk antwortete einstimmig: "Alles, was der Herr befiehlt, wollen wir tun!" Als Mose die Antwort des Volkes dem Herrn überbrachte, sprach der Herr zu Mose: "Siehe, ich werde in dichtem Gewittergewölk zu dir kommen, damit das Volk es höre, wenn ich mit dir rede, und dir für immer glaube." Mose teilte dem Herrn die Antwort des Volkes mit. Da sagte der Herr zu Mose: "Geh zum Volk, laß es heute und morgen sich heiligen! Es soll seine Kleider waschen und übermorgen bereit sein. Denn übermorgen wird der Herr vor den Augen des ganzen Volkes auf den Berg Sinai herabkommen. Bezeichne dem Volk ringsum eine Grenze und gebiete: "Hütet euch wohl, den Berg zu besteigen oder auch nur seinen Fuß zu berühren! Alles, was den Berg berührt, muß sterben. Keine Hand darf solches dann berühren: wer es tut, soll gesteinigt oder abgeschossen werden. Sei es Mensch oder Tier, es darf nicht am Leben bleiben. Erst wenn das Widderhorn geblasen wird, darf der Berg bestiegen werden." Hierauf ging Mose vom Berg zum Volk hinab und ließ das Volk sich heiligen, und es wusch seine Kleider. Dann gebot er dem Volk: "Haltet euch übermorgen bereit! Naht euch keiner Frau!" Die Gotteserscheinung vom SinaiAm dritten Tag brachen, als es Morgen wurde, Donner und Blitze los. Schweres Gewölk lagerte sich über dem Berg, und mächtiger Posaunenschall ertönte. Das ganze Volk, das im Lager war, erbebte. Mose führte das Volk aus dem Lager Gott entgegen, und es stellte sich am Fuß des Berges auf. Der Berg Sinai war ganz in Rauch gehüllt, weil der Herr in Feuer auf ihn herabgestiegen war. Rauch quoll von ihm auf wie der Rauch eines Schmelzofens. Der ganze Berg erbebte heftig. Der Posaunenschall wurde immer stärker. Mose redete, und Gott antwortete ihm im Donner. Als nun der Herr auf den Gipfel des Berges Sinai hinabgestiegen war, berief der Herr den Mose auf den Gipfel des Berges. Mose stieg hinauf, und der Herr befahl dem Mose: "Steige hinab, mahne das Volk, nicht zum Herrn durchzubrechen, um ihn zu sehen! Sonst würde eine große Anzahl davon umkommen. Selbst die Priester, die sonst dem Herrn nahen dürfen, sollen sich heiligen, damit der Herr sie nicht vernichte."  Mose entgegnete dem Herrn: "Das Volk kann nicht auf den Berg Sinai hinaufsteigen; denn du hast uns gemahnt, den Berg abzugrenzen und ihn für unnahbar zu erklären." Doch der Herr erwiderte ihm: "Steige hinab und komme mit Aaron wieder herauf! Die Priester aber und das Volk dürfen die Abgrenzung nicht durchbrechen, um zum Herrn emporzusteigen. Er würde sie vernichten." Mose stieg also zum Volk hinab und berichtete ihm alles. Die Zehn GeboteHierauf gab ihm Gott alle folgenden Gebote:  "Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten, dem Haus der Knechtschaft, weggeführt hat. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben! Du sollst dir kein Schnitzbild machen, kein Bild von dem, was oben im Himmel oder unten auf der Erde oder im Wasser unter der Erde ist!  Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen und sie nicht anbeten! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter an den Kindern, den Enkeln und den Urenkeln derer straft, die mich hassen,  Barmherzigkeit hingegen bis ins tausendste Glied denen erweist, die mich lieben und meine Gebote halten. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen! Denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißachtet.  Achte darauf, den Sabbat zu heiligen!  Sechs Tage magst du arbeiten und alle deine Geschäfte verrichten! Aber der siebte Tag ist ein Ruhetag zu Ehren des Herrn, deines Gottes. Da darfst du keinerlei Arbeit tun, weder du noch dein Sohn oder deine Tochter, weder dein Knecht noch deine Magd noch dein Vieh noch der Fremdling, der bei dir innerhalb deiner Tore weilt! Denn in sechs Tagen schuf der Herr Himmel und Erde, das Meer und alles, was in ihnen ist, aber am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbat gesegnet und geheiligt. Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir geben wird!  Du sollst nicht töten! Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen!  Du sollst gegen deinen Nächsten kein falsches Zeugnis ablegen! Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus! Du sollst nicht begehren die Frau deines Nächsten, noch seinen Knecht, seine Magd, seinen Ochsen, seinen Esel, noch irgend etwas, was deinem Nächsten gehört!" Das Mittleramt des MoseAls das ganze Volk die Donnerschläge, die Blitze, den Posaunenschall und den rauchenden Berg wahrnahm, fürchtete sich das Volk und zitterte und blieb in der Ferne stehen. Sie sagten zu Mose: "Rede du mit uns, so wollen wir hören! Gott aber möge nicht mit uns sprechen! Sonst sind wir des Todes!" Mose antwortete dem Volk: "Habt keine Furcht! Denn Gott ist nur gekommen, um euch auf die Probe zu stellen und die Furcht vor ihm in euch wach zu halten, damit ihr nicht sündigt." Während das Volk nun in der Ferne stehenblieb, trat Mose an das dunkle Gewölk heran, in dem Gott war. DAS BUCH DES BUNDESVorläufige Ordnung der GottesverehrungNun sprach der Herr zu Mose: "Gebiete den Israeliten folgendes: Ihr habt gesehen, daß ich vom Himmel her mit euch geredet habe. Macht euch neben mir keine silbernen Götzen! Fertigt euch keine goldenen Götzen an! Baue mir einen Altar von Erde und bringe auf ihm deine Brandopfer und Friedopfer, deine Schafe und deine Rinder dar! An der Stätte, die ich jeweils zur Verehrung meines Namens bestimmen werde, will ich zu dir kommen und dich segnen. Wenn du mir aber einen Altar aus Steinen errichten willst, so darfst du ihn nicht aus behauenen Steinen bauen. Denn wenn du sie mit deinem Meißel bearbeitest, entweihst du sie. Steige zu meinem Altar nicht auf Stufen empor, damit deine Blöße vor ihm nicht enthüllt wird! KÖRPERVERLETZUNGENRechter Dienst am NächstenDie rechtliche Stellung hebräischer SklavenFolgendes sind die Rechtssatzungen, die du ihnen vorlegen sollst:  Wenn du einen hebräischen Sklaven kaufst, so diene er dir sechs Jahre lang.  Im siebten Jahr soll er unentgeltlich freigelassen werden. Ist er ledig gekommen, so soll er ledig wieder weggehen; war er verheiratet, so soll auch seine Frau mit ihm gehen. Hat ihm sein Herr eine Frau gegeben und diese ihm Söhne oder Töchter geboren, so soll die Frau mit ihren Kindern ihrem Herrn verbleiben, und er soll allein freigelassen werden. Erklärt aber der Sklave: "Ich habe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder lieb, ich will nicht freigelassen werden", soll ihn sein Herr vor Gericht bringen und ihn an die Tür oder an den Türpfosten stellen. Dort soll ihm sein Herr mit einem Pfriemen sein Ohr durchstechen, und er soll für immer sein Sklave sein. Wenn jemand seine Tochter als Sklavin verkauft, soll sie nicht wie die Sklaven freigelassen werden. Mißfällt sie ihrem Herrn, für den jener sie bestimmt hatte, so lasse er sie loskaufen. An ein fremdes Volk sie zu verkaufen, wenn er sie verschmäht, steht ihm nicht zu. Weist er sie aber seinem Sohn zu, so muß er sie nach dem Recht der Töchter behandeln. Nimmt er sich noch eine andere, so darf er sie in Fleischnahrung, Kleidung und im ehelichen Leben nicht verkürzen. Wenn er ihr aber diese drei Dinge nicht leistet, so darf sie ohne Entschädigung, ohne Entgelt frei weggehen. Schutz des MenschenlebensWer einen anderen schlägt, so daß er stirbt, soll mit dem Tod bestraft werden.  Hat er es nicht vorsätzlich getan, sondern hat es Gott seiner Hand zustoßen lassen, so will ich dir eine Stätte bestimmen, wohin er fliehen kann. Wenn aber jemand einen anderen mit Vorsatz und Hinterlist tötet, so sollst du ihn von meinem Altar wegholen, damit er sterbe. Mißhandlung der ElternWer seinen Vater oder seine Mutter schlägt, soll mit dem Tod bestraft werden. MenschenraubWer einen Menschen raubt, mag er ihn verkaufen, oder mag dieser sich noch in seiner Gewalt befinden, soll mit dem Tod bestraft werden. Entehrung der ElternWer seinem Vater oder seiner Mutter flucht, soll mit dem Tod bestraft werden. KörperverletzungenWenn Männer in Streit geraten und einer den anderen mit einem Stein oder mit einem Erdklumpen schlägt, so daß dieser zwar nicht stirbt, jedoch bettlägerig wird, soll, wenn er wieder aufkommt und im Freien an seinem Stock umhergehen kann, der andere, der ihn geschlagen hat, straflos bleiben. Nur muß er ihm den Schaden, den die Arbeitsunfähigkeit für ihn mit sich bringt, ersetzen und die Heilkosten zahlen. Schlägt jemand seinen Sklaven oder seine Sklavin mit dem Stock, so daß sie ihm unter den Händen sterben, so muß dies bestraft werden. Bleibt der Betreffende noch einen oder zwei Tage am Leben, so soll er nicht bestraft werden; denn es handelt sich um sein eigenes Geld. Wenn Männer miteinander streiten und dabei eine schwangere Frau so stoßen, daß eine Fehlgeburt eintritt, jedoch kein weiterer Schaden entsteht, so soll der Schuldige mit einer Geldbuße belegt werden, die der Ehemann der Frau nach dem Ausspruch von Schiedsrichtern über ihn verhängt. Entsteht aber ein weiterer Schaden, so sollst du geben Leben um Leben,  Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß,  Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Beule um Beule. Schlägt jemand seinen Sklaven oder seiner Sklavin ins Auge und zerstört er es, so soll er sie zur Entschädigung für das Auge freilassen. Wenn er seinem Sklaven oder seiner Sklavin einen Zahn ausschlägt, so soll er sie zur Entschädigung für den Zahn freilassen. Tötung oder Verletzung durch TiereStößt ein Rind einen Mann oder eine Frau so, daß der Tod eintritt, so soll das Rind gesteinigt, sein Fleisch aber nicht gegessen werden. Der Besitzer des Rindes jedoch bleibt straffrei. War aber das Rind schon früher stößig und sein Besitzer verwarnt worden, ohne daß er es jedoch gehütet hätte, so soll das Rind, wenn es einen Mann oder eine Frau getötet hat, gesteinigt werden. Auch sein Besitzer soll mit dem Tod bestraft werden. Wenn ihm aber eine Geldbuße auferlegt wird, so soll er für sein Leben so viel Lösegeld bezahlen, als von ihm verlangt wird. Stößt das Rind einen Knaben oder ein Mädchen, so soll nach demselben Recht mit ihm verfahren werden. Wenn das Rind einen Sklaven oder eine Sklavin stößt, soll der Eigentümer ihrem Herrn dreißig Silberlinge zahlen, das Rind aber soll gesteinigt werden. Schutz des EigentumsLäßt jemand eine Zisterne offen stehen, oder gräbt jemand eine Zisterne und deckt sie nicht zu, und fällt nun ein Rind oder ein Esel hinein, so soll der Eigentümer der Zisterne Ersatz leisten. Er muß den Besitzer mit Geld abfinden. Das verendete Tier jedoch verbleibt ihm. Wenn jemandes Rind das Rind eines anderen stößt, so daß es verendet, so sollen sie das lebende Rind verkaufen und den Erlös dafür teilen. Auch das verendete Tier sollen sie unter sich teilen. War es aber bekannt, daß das Rind schon früher stößig war, und hatte sein Eigentümer es nicht gehütet, so muß er zum vollen Ersatz für dieses Rind ein anderes geben. Das verendete Tier soll ihm gehören. SchadenersatzWer ein Rind oder ein Schaf stiehlt und es schlachtet oder verkauft, muß als Schadenersatz fünf Rinder für das Rind und vier Schafe für das Schaf geben. Wird ein Dieb beim Einbruch ertappt und totgeschlagen, so entsteht ihm gegenüber keine Blutschuld. War aber die Sonne schon über ihm aufgegangen, so erwächst ihm gegenüber Blutschuld. - Der Dieb muß Ersatz leisten. Hat er nichts, so muß er zum Ersatz des Gestohlenen verkauft werden.  Wenn das Gestohlene, sei es ein Rind, Esel oder Schaf, noch lebend in seinem Besitz angetroffen wird, so muß er doppelten Ersatz leisten. Wer in seinem Feld oder seinem Garten ein Feuer macht und den Brand übergreifen läßt, so daß er das Feld eines anderen anzündet, muß mit dem Besten seiner Felder und seines Gartens Ersatz leisten. Wenn aber das Feuer selbst übergreift, Gestrüpp erfaßt, einen Getreidehaufen oder das noch stehende Getreide, oder das Feld verbrennt, muß jener, der den Brand verursacht hat, Ersatz leisten. Anvertrautes GutÜbergibt jemand einem anderen Geld oder sonstige Gegenstände zur Aufbewahrung und wird dieses aus dem Haus des Betreffenden gestohlen, so muß der Dieb, wenn man ihn entdeckt, doppelten Ersatz leisten. Wird der Dieb nicht ausfindig gemacht, soll der Eigentümer des Hauses vor Gericht erscheinen, ob er sich nicht am Eigentum des anderen vergriffen hat.  Bei jedem Fall von Veruntreuung, mag es sich um ein Rind, einen Esel, ein Schaf, ein Kleidungsstück oder um sonst etwas handeln, das abhanden kam und das nun jemand als sein Eigentum beansprucht, soll der Fall der beiden vor Gericht kommen. Wen das Gericht für schuldig erklärt, der soll dem anderen doppelten Ersatz leisten. Gibt jemand einem anderen einen Esel, ein Rind, ein Schaf oder sonst irgendein Stück Vieh in Obhut, und geht dieses ein oder bricht etwas oder wird geraubt, ohne daß es jemand gesehen hat, so soll ein Eid beim Herrn die Streitfrage zwischen beiden schlichten, daß sich der eine nicht am Eigentum des anderen vergriffen hat. Der Eigentümer muß sich damit zufrieden geben, und jener braucht keinen Ersatz zu leisten. Ist es ihm jedoch gestohlen worden, so muß er dem Eigentümer Ersatz leisten. Wurde es aber zerrissen, so soll er dasselbe zum Beweis beibringen. Für das Zerrissene braucht er keinen Ersatz zu leisten. Entleiht es einer von einem anderen und bricht es etwas oder geht ein, so muß dieser, wenn dessen Besitzer nicht zugegen war, Ersatz leisten. Wenn der Besitzer zugegen war, braucht er keinen Ersatz zu leisten. War es gemietet, so erhält er den Mietpreis. Verführung einer JungfrauWenn jemand eine Jungfrau verführt, die nicht verlobt ist, und sich mit ihr vergeht, so muß er die Morgengabe entrichten und sie zur Frau nehmen. Weigert sich aber ihr Vater, sie ihm zu geben, soll er einen der Heiratsgabe für Jungfrauen entsprechenden Betrag zahlen. Zauberei, Bestialität, GötzendienstEine Zauberin sollst du nicht am Leben lassen. Jeder, der mit einem Tier sich vergeht, soll mit dem Tod bestraft werden. Wer Göttern opfert, außer dem Herrn allein, soll dem Bann verfallen.  Unterdrückung und AusbeutungEinen Fremdling darfst du nicht übervorteilen und nicht bedrücken. Ihr selbst seid ja Fremdlinge in Ägypten gewesen. Eine Witwe oder eine Waise sollt ihr nie bedrängen. Bedrückst du sie und rufen sie zu mir um Hilfe, so werde ich ihr Rufen hören. Mein Zorn wird entbrennen, und ich werde euch durch das Schwert umkommen lassen, so daß eure Frauen zu Witwen und eure Kinder zu Waisen werden. Wenn du einem Armen aus meinem Volk, der bei dir wohnt, Geld leihst, so benimm dich gegen ihn nicht wie ein Wucherer! Legt ihm keinen Zins auf! Nimmst du von einem anderen den Mantel in Pfand, so sollst du ihm dieses bis Sonnenuntergang wieder zurückgeben.  Denn er ist seine einzige Decke, die Hülle für seinen Leib. Worin soll er schlafen? Wenn er zu mir ruft, werde ich ihn erhören; denn ich bin barmherzig. Gotteslästerung und MajestätsbeleidigungGott darfst du nicht lästern und keinen Fürsten deines Volkes verwünschen.  ErstlingsopferMit der Abgabe von dem Überfluß deiner Tenne und der Abgabe aus deiner Kelter halte nicht zurück. Den Erstgeborenen deiner Söhne sollst du mir schenken. So sollst du es auch mit deinem Rind und deinem Schaf halten: sieben Tage soll es bei der Mutter bleiben, am achten Tag sollst du es mir darbringen. Verbot, Fleisch gerissener Tiere zu genießenHeilige Menschen sollt ihr mir sein und nicht Fleisch von einem auf dem Feld zerrissenen Tier genießen. Werft es den Hunden vor! Verhalten vor GerichtDu sollst kein falsches Zeugnis ablegen, deine Hand nicht dem bieten, der im Unrecht ist, um falsches Zeugnis abzulegen. Du sollst nicht der großen Menge folgen zu bösem Tun und bei einem Rechtsstreit nicht so aussagen, daß du mit der großen Menge gehst und das Recht beugst. Den Armen sollst du in seiner Streitsache nicht begünstigen. Dem Feind beistehenWenn du das Rind deines Feindes oder seinen Esel umherirrend antriffst, sollst du sie ihm wieder zuführen. Siehst du den Esel deines Widersachers unter seiner Last zusammenbrechen, unterlasse es nicht, ihm aufzuhelfen; du sollst vereint mit ihm Hilfe leisten. Beuge nicht das RechtBeuge nicht das Recht eines Armen in seiner Streitsache! Von falscher Anklage sollst du dich fernhalten und nicht den Tod eines Unschuldigen und jemandes, der im Recht ist, verschulden. Denn ich gebe dem, der im Unrecht ist, nicht recht. Nimm keine Bestechungsgeschenke an! Denn Geschenke machen die Sehenden blind und verdrehen die gerechte Sache. Schutz des FremdenEinen Fremdling darfst du nicht hart behandeln. Ihr wißt ja, wie es einem Fremdling zumute ist, da ihr selbst Fremdlinge in Ägypten gewesen seid. Sabbatjahr und SabbatfeierSechs Jahre sollst du dein Land besäen und seinen Ertrag ernten. Im siebten laß es brach liegen und gib es frei, damit die Armen deines Volkes sich davon nähren und das Wild des Feldes fressen kann, was sie übriglassen! So sollst du es auch mit deinen Weinbergen und deinen Ölbaumpflanzungen machen.  Sechs Tage magst du deine Arbeit tun, am siebten Tag aber sollst du feiern, damit dein Ochse und dein Esel ausruhen und der Sohn deiner Sklavin und der Fremdling aufatmen können. Treue zum BundesgottAn alles, was ich euch befohlen habe, sollt ihr euch halten. Den Namen anderer Götter sollt ihr nicht anrufen. Er soll aus eurem Mund nicht gehört werden. Die drei HauptfesteDreimal im Jahr sollst du mir ein Fest feiern.  Das Fest der ungesäuerten Brote sollst du beobachten. Sieben Tage lang sollst du, wie ich dir geboten habe, zur bestimmten Zeit im Monat Abib ungesäuertes Brot essen! In ihm bist du ja aus Ägypten fortgezogen. Man darf aber nicht mit leeren Händen vor meinem Angesicht erscheinen. Dann das Fest der Ernte des Erstlingsgetreides, das aus dem Ertrag dessen stammt, was du auf dem Feld ausgesät hast. Am Jahresschluß das Fest der Lese, wenn du vom Feld deinen Ertrag einholst. Dreimal im Jahr sollen alle deine männlichen Personen vor dem Allmächtigen, dem Herrn, erscheinen.  Vorschriften für das Darbringen von OpfernDu sollst das Blut meiner Opfertiere nicht mit gesäuertem Brot zusammen opfern, und das Fett von meinen Festopfern soll nicht bis zum Morgen liegen bleiben. Das Beste von den Erstlingen deines Ackers sollst du zum Haus des Herrn, deines Gottes, bringen. Ein Böckchen sollst du nicht in der Milch seiner Mutter kochen.  Verheißung und WarnungSiehe, ich sende einen Engel vor dir her, um dich auf dem Weg zu behüten und dich an den Ort zu bringen, den ich für dich bestimmt habe. Habe acht auf ihn und gehorche seinen Anordnungen und sei nicht widerspenstig gegen ihn! Denn er würde deine Schuld nicht verzeihen, weil mein Name in ihm ist. Wenn du jedoch seinen Anweisungen willig folgst und alles tust, was ich sage, werde ich der Feind deiner Feinde sein und deine Bedränger bedrängen. Dann wird mein Engel vor dir hergehen und dich zu den Amoritern, Hetitern, Perisitern, Kanaanitern, Hiwitern und Jebusitern führen, die ich ausrotten werde. Du sollst ihre Götter nicht verehren, ihnen nicht dienen und nicht nach ihren Werken handeln, sondern sie vernichten und ihre Steinmale zertrümmern.  Doch dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr dienen. So wird er dein Brot und Wasser segnen und Krankheiten von dir fernhalten. Keine Frau wird dann in deinem Land eine Fehlgeburt haben oder kinderlos sein, und deine Lebenstage will ich auf ihre volle Zahl bringen. Meinen Schrecken werde ich vor dir hersenden, alle Völker, zu denen du kommst, in Verwirrung bringen und bewirken, daß alle deine Feinde vor dir die Flucht ergreifen. Hornissen werde ich vor dir hersenden, damit sie die Hiwiter, Kanaaniter und Hetiter vor dir vertreiben.  Ich will sie aber nicht in einem Jahr vor dir verjagen, sonst würde das Land zur Wüste werden und die wilden Tiere zu deinem Schaden überhandnehmen. Ganz allmählich will ich sie vor dir zurückdrängen, bis du zahlreich geworden bist und das Land in Besitz nehmen kannst. Ich will dann dein Gebiet sich ausdehnen lassen vom Schilfmeer bis zum Meer der Philister und von der Wüste bis zum Strom. Denn ich werde die Bewohner des Landes in deine Gewalt geben, so daß du sie vor dir her vertreiben kannst.  Du darfst mit ihnen und ihren Göttern keinen Bund schließen. Sie dürfen nicht in deinem Land wohnen bleiben, damit sie dich nicht zur Sünde gegen mich verleiten. Denn wenn du ihren Göttern dientest, würde dir dies zum Fallstrick werden." DIE BUNDESSCHLIESSUNGIsraels Bekenntnis zum GottesbundHierauf gebot er dem Mose: "Steige zum Herrn hinauf mit Aaron, Nadab, Abihu und siebzig israelitischen Ältesten! Doch bringt von fern eure Verehrung dar! Nur Mose soll zum Herrn herantreten. Jene dürfen nicht näher hinzutreten. Das Volk aber steige nicht mit ihm hinauf!" Mose kam und verkündete dem Volk alle Gebote des Herrn und alle Rechtssatzungen. Das ganze Volk antwortete einstimmig: "Alle Gebote, die der Herr gegeben hat, wollen wir befolgen!" Das Bundesopfer und das BundesbuchMose zeichnete nun alle Gebote des Herrn auf. Früh am anderen Morgen errichtete er einen Altar am Fuß des Berges und zwölf Denksteine nach der Zahl der zwölf Stämme Israels. Junge israelitische Männer beauftragte er, dem Herrn Brandopfer darzubringen und junge Rinder zum Friedopfer zu schlachten. Mose nahm die Hälfte des Blutes und goß es in Opferschalen. Die andere Hälfte des Blutes sprengte er an den Altar.  Dann griff er zum Bundesbuch und las es dem Volk laut vor, worauf dieses gelobte: "Alles, was der Herr geboten hat, wollen wir willig tun und erfüllen!" Mose nahm nun das Blut, besprengte damit das Volk und sagte: "Dies ist das Blut des Bundes, den der Herr mit euch geschlossen hat auf Grund all dieser Gebote." Hierauf stiegen Mose, Aaron, Nadab, Abihu und siebzig israelitische Älteste auf den Berg. Dort schauten sie den Gott Israels und unter seinen Füßen ein Gebilde, das Saphirplatten glich und einen hellen Glanz ausstrahlte wie der Himmel. Er streckte aber seine Hand nicht gegen die Auserwählten der Israeliten aus. Sie durften vielmehr Gott schauen, und sie aßen und tranken. Die Tafeln des GesetzesDa gebot der Herr dem Mose: "Steige herauf zu mir auf den Berg und bleibe dort! Ich will dir Steintafeln mit dem Gesetz und den Geboten geben, die ich aufgeschrieben habe, damit man sie darin unterweise."  Mose machte sich mit seinem Diener Josua auf. Bevor Mose auf den Berg Gottes stieg, befahl er den Ältesten: "Wartet hier auf uns, bis wir zu euch zurückkommen! Ihr habt Aaron und Hur bei euch. Wer eine Streitsache hat, wende sich an sie!" Während Mose den Berg erstieg, verhüllte die Wolke den Berg, und die Herrlichkeit des Herrn ließ sich auf den Berg Sinai nieder. Sechs Tage lang verhüllte ihn die Wolke. Am siebten Tag rief er Mose aus der Wolke heraus an. Den Augen der Israeliten bot sich die Herrlichkeit des Herrn dar wie ein verzehrendes Feuer auf der Spitze des Berges. Mose begab sich mitten in die Wolke hinein, als er den Berg vollends erstiegen hatte. Vierzig Tage und vierzig Nächte blieb Mose auf dem Berg.  DIE ZEREMONIALGESETZGEBUNGDie Beisteuer für das HeiligtumDer Herr gebot Mose: "Befiehl den Israeliten, daß sie ein Abgabe für mich erheben! Zieht für mich die Beisteuer ein von jedem, der sie freiwillig geben will! Die Abgabe, die ihr von ihnen erheben sollt, bestehe in folgendem: in Gold, Silber und Kupfer,  in blauem und rotem Purpur, Karmesin, Byssus, Ziegenhaaren,  in rotgefärbten Widderfellen, Seekuhhäuten und Akazienholz,  in Öl für den Leuchter, in Gewürzen für das Salböl und für das wohlriechende Räucherwerk, in Onyxsteinen und anderen Edelsteinen zum Besatz für das Schulterkleid und für das Brustschild. Errichtet mir ein Heiligtum, damit ich in ihrer Mitte wohnen kann!  Baut dies genau nach dem Abbild, das ich dir von der heiligen Wohnung und von allen ihren Geräten zeigen werde! DIE GERÄTE FÜR DAS HEILIGTUMDie heilige LadeFertigt eine Lade aus Akazienholz an, zweieinhalb Ellen lang, anderthalb Ellen breit und anderthalb Ellen hoch!  Überziehe sie innen und außen mit reinem Gold und oben führe einen goldenen Kranz rings um sie herum! Gieße dazu vier goldene Ringe und mache sie an den vier Füßen fest, zwei Ringe an der einen Seite und zwei Ringe an der anderen Seite! Fertige Stangen aus Akazienholz an und überziehe sie mit Gold! Stecke die Stangen in die Ringe an den Seiten der Lade, damit man an ihnen die Lade tragen kann. Die Stangen sollen in den Ringen der Lade bleiben und nie herausgezogen werden. In die Lade lege das Gesetz, das ich dir geben werde!  Stelle dann die Sühnestätte her aus reinem Gold, zweieinhalb Ellen lang und anderthalb Ellen breit!  Dazu mache zwei goldene Kerubfiguren! Fertige sie in getriebener Arbeit so an, daß sie mit den beiden Enden der Sühnestätte ein Stück bilden!  Den einen Kerub mache so, daß er mit dem einen Ende ein Stück bildet, den anderen Kerub so, daß er mit dem anderen Ende ein Stück bildet! Bringe also die beiden Kerubfiguren auf den beiden Enden so an, daß sie mit der Sühnestätte ein Stück bilden! Die Kerubfiguren sollen ihre Flügel nach oben hin ausgebreitet halten und so zugleich mit ihren Flügeln die Sühnestätte überdecken. Ihre Gesichter sollen einander zugekehrt sein. Zugleich sollen sich die Gesichter der Kerubim auf die Sühnestätte richten. Lege die Sühnestätte oben auf die Lade, und in die Lade lege das Gesetz, das ich dir geben werde! Dort will ich mit dir zusammenkommen, und von der Sühnestätte aus inmitten der beiden Kerubim, die auf der Gesetzeslade sind, will ich dir alles mitteilen, was ich dir an die Israeliten aufzutragen habe. Der SchaubrotetischFertige auch einen Tisch aus Akazienholz an, zwei Ellen lang, eine Elle breit und anderthalb Ellen hoch! Überziehe ihn mit reinem Gold und bringe an ihm ringsum einen goldenen Kranz an! Führe auch eine handbreitgroße Leiste rings um ihn herum, und an dieser Leiste bringe ringsum einen goldenen Kranz an! Gieße dafür vier goldene Ringe und befestige die Ringe an den vier Seiten, und zwar an seinen vier Füßen! Dicht an der Leiste sollen sich die Ringe befinden zur Aufnahme der Stangen, damit man den Tisch tragen kann. Die Stangen verfertige aus Akazienholz und überziehe sie mit Gold! Mit ihnen soll der Tisch getragen werden. Stelle dann die zu ihm gehörigen Schüsseln, Schalen, Krüge und Becher zur Darbringung des Trankopfers her! Mache sie aus reinem Gold! Auf dem Tisch sollst du beständig Schaubrote vor mir aufliegen haben.  Der LeuchterStelle auch einen Leuchter aus reinem Gold her! Der Leuchter, sein Fuß und sein Schaft muß in getriebener Arbeit angefertigt werden. Seine Kelche, Knäufe und Blüten sollen aus einem Stück mit ihm sein. Sechs Röhren sollen von beiden Seiten ausgehen, drei Leuchterröhren auf der einen Seite und drei Leuchterröhren auf der anderen. An jeder Röhre sollen drei mandelförmige Kelche - Knauf und Blüte - sein. So soll es an allen sechs Röhren sein, die vom Leuchter ausgehen. Am Leuchterschaft selbst sollen sich vier mandelförmige Kelche befinden - Knauf und Blüte -, und zwar soll sich immer ein Knauf unter jedem Paar der von ihm ausgehenden Röhren befinden, dann wieder ein Knauf unter zwei Röhren und dann abermals ein Knauf unter zwei Röhren, also unter den sechs Röhren, die von ihm ausgehen. Ihre Knäufe und Röhren sollen aus einem Stück mit ihm sein. Alles sei getriebene Arbeit aus einem Stück von reinem Gold. Fertige dazu sieben Lampen an! Man setze diese Lampen so darauf, daß sie auf den Platz um den Leuchter ihr Licht werfen. Auch die zugehörigen Lichtscheren und Pfannen sollen aus reinem Gold sein. Ein Talent reines Gold soll man, all diese Geräte miteingerechnet, dafür verwenden. Sieh zu, daß du die Ausführung genau nach dem Abbild machst, das dir auf dem Berg gezeigt worden ist. DAS HEILIGE ZELTDie vier ZeltdeckenStelle die heilige Wohnung aus zehn Zelttüchern her! Diese müssen aus gezwirntem Byssus, blauem und rotem Purpur und Karmesin mit Kerubim, wie sie der Kunstwirker macht, angefertigt sein.  Die Länge eines jeden Zelttuches soll 28 Ellen und die Breite jedes Zelttuches vier Ellen betragen. Alle Zelttücher sollen das gleiche Maß haben. Je fünf Zelttücher sollen miteinander verbunden sein. Dazu mache Schleifen aus blauem Purpur am Saum des letzten Zelttuches des einen zusammengesetzten Stückes, desgleichen am Saum des letzten Zelttuches des anderen zusammengesetzten Stückes! Fünfzig Schleifen mache an dem einen Zelttuch fest und fünfzig am Saum des Zelttuches, das zum anderen zusammengesetzten Stück gehört, so daß die Schleifen einander gegenüberstehen! Dazu fertige fünfzig goldene Haken an, und verbinde die Zelttücher durch die Haken miteinander, so daß die Wohnung ein Ganzes bildet! Alsdann stelle Zelttücher aus Ziegenhaar zu einem Zeltdach über der heiligen Wohnung her! Verwende dazu elf Zelttücher!  Die Länge eines jeden Zelttuches betrage 30 Ellen und die Breite vier Ellen. Die elf Zelttücher sollen das gleich Maß besitzen. Füge fünf Zelttücher für sich zu einem Stück zusammen und ebenso die sechs anderen Zelttücher für sich! Das sechste Zelttuch an der Vorderseite des Zeltes lege doppelt! Am Saum des letzten Zelttuches des einen zusammengesetzten Stückes bringe 50 Schleifen an und ebenso 50 am Saum des letzten Zelttuches des anderen zusammengesetzten Stückes! Mache dann 50 kupferne Haken, stecke diese Haken in die Schleifen und füge so das Zeltdach zu einem Ganzen zusammen! Vom überschüssigen Überhang der Zelttücher soll die Hälfte des überschüssigen Zelttuches an der Rückseite der heiligen Wohnung herabhängen, und von dem, was an der Länge der Zelttücher überschüssig ist, soll je eine Elle auf den Seiten der heiligen Wohnung herabhängen, um sie zu bedecken. Fertige dazu für die Zeltdecke eine Überdecke aus rotgegerbten Widderfellen und darüber eine Decke aus Seekuhhäuten an!  Der Aufbau der WohnungMache für die Wohnung aufstellbare Bretter aus Akazienholz! Zehn Ellen soll die Länge und anderthalb Ellen die Breite jedes Brettes betragen. Jedes Brett soll mit zwei Zapfen versehen sein, die miteinander verbunden sind. So sollst du alle Bretter der Wohnung herstellen. Richte die Bretter für die Wohnung her: 20 Bretter für die Mittagseite, die Südseite! Bringe unter den 20 Brettern 40 silberne Fußgestelle an, zwei Fußgestelle unter einem Brett für seine beiden Zapfen! Ebenso für die andere Seite der Wohnung, für die Nordseite, 20 Bretter und 40 silberne Fußgestelle, zwei Fußgestelle unter jedem Brett. Für die Hinterseite der Wohnung, die Westseite, mache sechs Bretter! Stelle außerdem noch zwei Bretter für die Ecken der Wohnung an der Rückseite her! Sie sollen unten zweischenkelig und ebenso oben zweischenkelig sein bis zum ersten Ring. So sollen beide beschaffen sein. Sie sollen die beiden Ecken bilden. Somit sollen es acht Bretter sein mit ihren silbernen Fußgestellen, im ganzen 16 Fußgestelle, je zwei Fußgestelle unter jedem Brett. Ferner sollst du Riegel aus Akazienholz anfertigen, fünf für die Bretter auf der einen Seite der Wohnung, fünf Riegel für die Bretter auf der anderen Seite der Wohnung und fünf Riegel für die Bretter an der Hinterseite der Wohnung nach Westen. Der mittlere Riegel soll in der Mitte der Bretter von einem Ende zum anderen durchlaufen. Überziehe die Bretter mit Gold! Die Ringe, die zum Einschieben der Riegel dienen, stelle aus Gold her! Auch die Riegel überziehe mit Gold! Dann richte die Wohnung in der Weise auf, wie es dir auf dem Berg gezeigt worden ist! Das InnereFertige sodann den einen Vorhang aus blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus an! In Kunstwirkerarbeit mit Kerubfiguren sollst du ihn herstellen.  Befestige ihn an vier Säulen aus Akazienholz, die mit Gold überzogen und deren Haken von Gold sind und die auf vier silbernen Fußgestellen stehen! Hänge den Vorhang unter den Haken auf und bringe hinter diesen Vorhang die Lade des Gesetzes! Der Vorhang diene euch als Scheidewand zwischen dem Heiligen und dem Allerheiligsten. Lege danach die Sühnestätte auf die Lade des Gesetzes im Allerheiligsten! Den Tisch stelle außerhalb des Vorhangs auf, dazu auf der Südseite der Wohnung den Leuchter dem Tisch gegenüber, während du dem Tisch auf der Nordseite seinen Platz gibst! Verfertige auch für den Eingang des Zeltes einen Vorhang aus blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus in Buntwirkerarbeit! Für diesen Vorhang errichte fünf Säulen aus Akazienholz und überziehe sie mit Gold! Ihre Haken sollen von Gold sein. Gieße dafür fünf kupferne Fußgestelle! DER VORHOFDer BrandopferaltarHierauf errichte den Altar aus Akazienholz, fünf Ellen lang und fünf Ellen breit! Der Altar soll viereckig sein, seine Höhe drei Ellen betragen.  Bringe an den vier Ecken die zugehörigen Hörner an! Die Hörner sollen ein Ganzes mit ihm bilden. Überziehe ihn sodann mit Kupfer! Auch die zugehörigen Töpfe zur Entfernung der Fettasche, die zugehörigen Schaufeln, Schalen, Gabeln und Pfannen, alle zugehörigen Geräte mache aus Kupfer! Dann verfertige für ihn ein netzartiges Gitterwerk aus Kupfer und bringe am Netzwerk vier kupferne Ringe an seinen vier Ecken an! Befestige es unter der Umgangsstufe des Altars von unten her, so daß das Netzwerk bis zur halben Höhe des Altars reicht! Mache für den Altar Stangen aus Akazienholz und überziehe sie mit Kupfer! Diese Stangen sollen in die Ringe gesteckt werden, so daß die Stangen sich zu beiden Seiten des Altars befinden, wenn man ihn trägt. Stelle ihn aus Brettern so her, daß er hohl ist! Wie man es dir auf dem Berg gezeigt hat, sollen sie die Ausführung machen. Der VorhofDen Vorhof der Wohnung stelle auf folgende Weise her: Fertige die Vorhofumhänge auf dessen Südseite aus gezwirntem Byssus an, 100 Ellen lang für diese Seite! Dazu 20 Säulen nebst ihren 20 kupfernen Fußgestellen. Die Haken der Säulen und ihre Ringe seien aus Silber. Ebenso fertige für die nördliche Längsseite Umhänge von 100 Ellen Länge, dazu 20 Säulen nebst ihren 20 kupfernen Fußgestellen! Die Haken der Säulen und ihre Ringe sollen aus Silber sein. Die westliche Breitseite des Vorhofs soll Umhänge von 50 Ellen haben; dazu zehn Säulen nebst ihren zehn Fußgestellen. Die östliche Breitseite des Vorhofs soll 50 Ellen betragen, und zwar sollen auf die eine Seite 15 Ellen Umhänge kommen, dazu drei Säulen nebst ihren drei Fußgestellen, für die andere Seite ebenfalls 15 Ellen Umhänge, dazu drei Säulen nebst ihren drei Fußgestellen. Das Tor des Vorhofs soll einen Vorhang haben von 20 Ellen Breite aus blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus in Buntwirkerarbeit, dazu vier Säulen nebst ihren vier Fußgestellen. Alle Säulen des Vorhofs sollen ringsum mit silbernen Ringen versehen sein. Auch ihre Haken seien aus Silber, ihre Fußgestelle aus Kupfer. Die Länge des Vorhofs soll 100 Ellen, seine Breite 50 Ellen und die Höhe fünf Ellen betragen. Die Vorhänge seien von gezwirntem Byssus und die Fußgestelle aus Kupfer. Alle Geräte der Wohnung, die zu ihrer gesamten Bedienung gebraucht werden, und alle ihre Pflöcke, sowie alle Pflöcke des Vorhofs sollen aus Kupfer sein. Das Öl für den goldenen LeuchterGebiete den Israeliten, dir reines Öl aus gestoßenen Oliven für den Leuchter zu bringen, damit man fortwährend die Lampen in Brand halten kann. Im Offenbarungszelt außerhalb des Vorhangs, der sich vor der Lade mit dem Gesetz befindet, soll Aaron mit seinen Söhnen ihn herrichten, damit er vom Abend bis zum Morgen vor dem Herrn brennt. Dieses Gesetz soll ewige Geltung für die Israeliten haben von Geschlecht zu Geschlecht. DIE KLEIDUNG DER PRIESTERDie Kleidung Aarons und seiner SöhneLaß aus der Mitte der Israeliten deinen Bruder Aaron mit seinen Söhnen zu dir herantreten, damit er mir als Priester diene: Aaron und Aarons Söhne Nadab, Abihu, Eleasar und Itamar. Laß für deinen Bruder Aaron heilige Kleider anfertigen, ihm zur Ehre und zum Schmuck! Rede mit allen Kunstverständigen, die ich mit künstlerischem Geist erfüllt habe, daß sie die Kleider Aarons anfertigen, damit man ihn weihen kann und er mir als Priester diene. Folgendes sind die Kleider, die sie anfertigen sollen: Brustschild, Schulterkleid, Obergewand, Leibrock aus gewirktem Stoff, Kopfbund und Gürtel. Sie sollen also deinen Bruder Aaron samt seinen Söhnen heilige Kleider anfertigen, damit er mir als Priester diene, und dazu Gold, blauen und roten Purpur, Karmesin und Byssus nehmen. Das SchulterkleidDas Schulterkleid sollen sie aus Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus in Kunstwirkerarbeit anfertigen.  Es soll zwei zusammenfügbare Schulterstücke haben. An seinen beiden Enden soll man es zusammenbinden. Die Binde, die sich daran zum Anlegen befindet, soll von gleicher Arbeit und aus einem Stück mit ihm sein, aus Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus. Nimm dann zwei Onyxsteine und schneide darauf die Namen der Söhne Israels ein: Sechs Namen auf den einen Stein und die übrigen sechs Namen auf den zweiten Stein, nach der Geburtsfolge. In Steinschneidearbeit und Siegelstecherkunst sollst du in die beiden Steine die Namen der Söhne Israels einschneiden. Fasse sie in goldenem Flechtwerk ein und setze dann die beiden Steine auf die Schulterstücke des Schulterkleides als Steine des Gedenkens an die Israeliten! Aaron trage vor dem Herrn ihre Namen auf seinen Schultern zur Erinnerung! Dann stelle Goldgeflecht her und zwei Kettchen aus reinem Gold! Gib ihnen die Form von gedrehten Schnüren und befestige diese aus Schnüren gefertigten Kettchen an den Geflechten! Das BrustschildDann mache das Brustschild der Gottesentscheidungen in Kunstwirkerarbeit! Stelle es wie das Schulterkleid aus Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus her!  Viereckig soll es sein, doppelt gelegt, eine Spanne lang und breit. Lege einen Besatz von Edelsteinen in vier Reihen herum! Die erste Reihe enthalte einen Karneol, einen Topas und einen Smaragd; die zweite Reihe einen Rubin, einen Saphir und einen Diamant; die dritte Reihe einen Hyazinth, einen Achat und einen Amethyst; die vierte Reihe einen Chrysolith, einen Onyxstein und einen Jaspis. Man setze sie, in Goldgeflecht gefaßt ein. Entsprechend den Namen der Söhne Israels betrage die Zahl der Steine zwölf. In Übereinstimmung mit deren Namen soll in Siegelstecherkunst der Name eines jeden der zwölf Stämme eingeschnitten sein. Befestige dann an dem Brustschild die schnurförmig gedrehten Kettchen aus reinem Gold. Bringe darum an dem Brustschild zwei goldene Ringe an und befestige die beiden Ringe an den zwei Enden des Brustschildes! Hierauf befestige die zwei goldenen Schnüre in den beiden Ringen, die sich an den Enden des Brustschildes befinden. Die beiden anderen Enden der beiden Schnüre mache an den beiden Geflechten fest und diese bringe auf den Schulterstücken des Schulterkleides auf seiner Vorderseite an! Dann stelle zwei andere goldene Ringe her und befestige sie an den beiden Enden des Brustschildes, an seinem inneren, dem Schulterkleid zugewandten Saum! Fertige noch zwei goldene Ringe an und befestige sie an den beiden Schulterstücken des Schulterkleides, unten an seiner Vorderseite, dicht bei der Verbindungsstelle, oberhalb der Binde des Schulterkleides! Man soll dann das Brustschild mit seinen Ringen an die Ringe des Schulterkleides mittels einer Schnur aus blauem Purpur festbinden, so daß sich das Brustschild oberhalb der Binde des Schulterkleides hält und sich nicht vom Schulterkleid verschiebt. Aaron soll so zur beständigen Erinnerung des Herrn die Namen der Israeliten an dem Brustschild der Gottesentscheidungen auf seinem Herzen tragen, sooft er in das Heiligtum hineingeht. In das Brustschild der Gottesentscheidungen leg die Urim und Tummim hinein, damit sie auf dem Herzen Aarons ruhen, sooft er vor den Herrn tritt! So trage Aaron die Gottesentscheidungen für die Israeliten beständig vor dem Herrn auf seinem Herzen.  Das ObergewandHierauf verfertige das Obergewand zum Schulterkleid ganz aus blauem Purpur! Die Halsöffnung befinde sich in der Mitte, und rings um die Öffnung laufe ein Saum in Webearbeit. Die Öffnung, die es hat, gleiche der eines Panzerhemdes, damit es nicht einreißt. Unten an seinem Saum bringe Granatäpfel aus blauem und rotem Purpur und Karmesin an, die rings um den Saum laufen, und dazwischen ringsum goldene Glöckchen,  so daß rings um den Saum des Obergewandes goldene Glöckchen mit Granatäpfeln abwechseln. Aaron soll es tragen, um darin den heiligen Dienst zu verrichten, damit man es klingeln hört, sooft er ins Heiligtum vor den Herrn hineingeht und sooft er herauskommt. Sonst müßte er sterben. Das StirnblattFertige alsdann eine Platte aus feinem Gold an und grabe darauf in Siegelstecherschrift die Worte ein: "Dem Herrn geweiht"! Befestige sie an einer Schnur aus blauem Purpur, damit sie am Kopfbund getragen werden kann! Sie muß an der Vorderseite des Kopfbundes angebracht werden und soll auf die Stirn Aarons zu liegen kommen, damit Aaron die Verfehlungen auf sich nimmt, die die Israeliten bei der Darbringung all ihrer heiligen Weihegaben begehen. Sie ruhe beständig auf seiner Stirn, um sie so vor dem Herrn wohlgefällig zu machen. Unterkleid, Kopfbund und GürtelDen Leibrock webe aus Byssus, auch fertige einen Kopfbund aus Byssus an und wirke einen Gürtel in Buntwirkerarbeit!  Die Kleidung der einfachen PriesterFür die Söhne Aarons fertige Leibröcke an und mache ihnen Gürtel und hohe Mützen zur Ehre und zum Schmuck! Bekleide damit deinen Bruder Aaron samt seinen Söhnen und salbe sie, setze sie in ihr Amt ein und heilige sie, damit sie mir als Priester dienen!  Fertige ihnen zur Verhüllung der Blöße linnene Beinkleider an, die von den Hüften bis zu den Schenkeln reichen! Aaron und seine Söhne sollen sie tragen, sooft sie in das Offenbarungszelt hineingehen oder an den Altar treten, um den Dienst im Heiligtum zu verrichten, damit sie keine Schuld auf sich laden und nicht sterben. Diese Verordnung hat für ihn und seine Nachkommen ewige Geltung. DIE PRIESTERWEIHEOpfertiere, Waschung, Einkleidung und SalbungIn folgender Weise sollst du mit ihnen verfahren, um sie mir zum Priesterdienst zu weihen: Nimm einen jungen Stier und zwei fehlerlose Widder,  ungesäuertes Brot und ungesäuerte, mit Öl gemengte Kuchen, sowie ungesäuerte, mit Öl bestrichene Fladen, die du aus feinem Weizenmehl bereiten sollst! Lege sie in einen Korb und bringe sie in dem Korb herbei, dazu den jungen Stier und die beiden Widder! Laß dann Aaron und seine Söhne an den Eingang des Offenbarungszeltes treten und sich mit Wasser reinigen! Nimm die Kleider und lege Aaron das Unterkleid, das zum Schulterkleid gehörige Obergewand, sowie das Schulterkleid mit dem Brustschild an! Gürte ihm die Binde des Schulterkleides um, setze ihm den Kopfbund aufs Haupt und befestige das heilige Diadem auf dem Kopfbund! Nimm sodann das Salböl, gieße es ihm aufs Haupt und salbe ihn! Laß hierauf seine Söhne herantreten und lege ihnen die Leibröcke an! Umgürte sie, Aaron und seine Söhne, mit dem Gürtel und setze ihnen die hohen Mützen auf! So wird ihnen das Priestertum übertragen kraft ewig gültiger Ordnung. Setze so Aaron und seine Söhne in ihr Amt ein! Das dreifache OpferLaß den jungen Stier vor das Offenbarungszelt führen! Aaron und seine Söhne sollen die Hände auf den Kopf des jungen Stieres legen.  Hierauf schlachte den jungen Stier vor dem Herrn am Eingang des Offenbarungszeltes, nimm etwas von dem Blut des Stieres und streiche es mit dem Finger an die Hörner des Altars! Alles übrige Blut gieße an den Fuß des Altars! Nimm alles Fett, das die Eingeweide bedeckt, den Leberlappen und die beiden Nieren samt dem Fett daran und laß es auf dem Altar in Rauch aufgehen! Das Fleisch des Stieres, seine Haut und den Darmunrat verbrenne außerhalb des Lagers; es ist ein Sündopfer. Hierauf nimm den einen Widder! Aaron und seine Söhne sollen die Hände auf den Kopf des Widders legen.  Schlachte den Wider, nimm sein Blut und sprenge es rings um den Altar! Zerlege den Widder in Teile, wasche seine Eingeweide und Beine ab und lege sie zu den übrigen Teilen und zu seinem Kopf! Dann laß den ganzen Widder auf dem Altar in Rauch aufgehen! Es ist ein Brandopfer für den Herrn, ein lieblicher Geruch; ein Feueropfer ist es für den Herrn. Hierauf nimm den zweiten Widder! Aaron und seine Söhne sollen wieder die Hände auf den Kopf des Widders legen. Schlachte den Widder, nimm etwas von seinem Blut und bestreiche damit das rechte Ohrläppchen Aarons und seiner Söhne, ebenso den Daumen ihrer rechten Hand und ihre große rechte Zehe! Das übrige Blut sprenge rings um den Altar!  Nimm dann etwas von dem Blut, das sich auf dem Altar befindet, und von dem Salböl und besprenge damit Aaron und seine Kleider, sowie seine Söhne und die Kleider seiner Söhne, damit er und seine Kleider und ebenso seine Söhne und die Kleider seiner Söhne geheiligt werden. Nimm von dem Widder das Fett, den Fettschwanz und das Fett, das die Eingeweide bedeckt, den Leberlappen und die beiden Nieren samt dem Fett daran, sowie die rechte Keule - denn es ist ein Weihewidder -, ferner einen Laib Brot, einen in Öl gebackenen Kuchen und einen Fladen aus dem Korb mit den ungesäuerten Broten, der vor dem Herrn steht! Gib dies alles Aaron und seinen Söhnen in die Hände und laß es so als "Webeopfer" dem Herrn darbringen!  Nimm es wieder aus ihren Händen und laß es auf dem Brandopferaltar in Rauch aufgehen zum lieblichen Geruch vor dem Herrn; es ist ein Feueropfer für den Herrn. Alsdann nimm die Brust von dem Weihewidder Aarons und bringe sie vor dem Herrn als Webeopfer dar! Sie soll dir dann als Anteil zufallen. Des Priesters Anteil am AltarDie Brust des Webeopfers und die Hebekeule, die als Webe- und Hebeopfer dargebracht wurde, erkläre vom Weihewidder Aarons und seiner Söhne als geweiht! Sie sollen Aaron und seinen Söhnen als ewig geltende Gebühr von seiten der Israeliten gehören. Denn ein Hebeopfer ist es, und als Hebeopfer soll es seitens der Israeliten von ihren Friedopfern abgegeben werden, als ihr Hebeopfer an den Herrn. Die Vererbung der PriesterkleiderDie heiligen Gewänder Aarons sollen auf seine nachfolgenden Söhne übergehen, damit man sie darin salbe und in ihr Amt einsetze. Sieben Tage lang soll sie von seinen Söhnen derjenige, der an seiner Statt Priester wird, tragen, wenn er in das Offenbarungszelt eintritt, um im Heiligtum Dienst zu tun. Die OpfermahlzeitNimm den Weihewidder und koche sein Fleisch an heiliger Stätte! Das Fleisch des Widders sowie das Brot, das sich in dem Korb befindet, sollen Aaron und seine Söhne am Eingang des Offenbarungszeltes essen. Es dürfen nur die essen, für die das Sühnopfer vollzogen wurde, als sie in ihr Amt eingesetzt und geweiht wurden. Ein Fremder hingegen darf nicht davon genießen; denn es ist heilig. Wenn aber von dem Fleisch des Weiheopfers und von dem Brot etwas bis zum Morgen übrigbleibt, so verbrenne das Übriggebliebene! Es darf nichts mehr davon genossen werden; denn es ist heilig. Dauer der WeiheVerfahre mit Aaron und seinen Söhnen genau so, wie ich dir befohlen habe! Die Weihe soll sieben Tage dauern. Opfere jeden Tag einen Stier als Sündopfer zur Sühne! Entsündige den Altar, indem du an ihm die Sühnegebräuche vornimmst, und salbe ihn, um ihn zu weihen. Sieben Tage lang nimm die Sühnehandlung an dem Altar vor und weihe ihn! So wird der Altar hochheilig werden. Ein jeder, der den Altar berührt, wird heilig werden. DER TÄGLICHE OPFERDIENSTDas Morgen- und AbendopferFolgendes sollst du auf dem Altar darbringen: Zwei einjährige Lämmer, Tag für Tag ohne Unterbrechung. Das eine Lamm opfere am Morgen, das zweite gegen Abend, dazu ein Zehntel Feinmehl, das mit einem Viertel Hin Öl aus zerstoßenen Oliven eingerührt ist! Als Trankopfer soll ein Viertel Hin Wein zum ersten Lamm kommen.  Das zweite Lamm sollst du gegen Abend opfern. Verfahre dabei wie am Morgen mit dem Speiseopfer und dem dazugehörigen Trankopfer! Es soll zu lieblichem Geruch, ein Feueropfer für den Herrn sein. Es soll bei euch als regelmäßiges Brandopfer von Geschlecht zu Geschlecht vor dem Herrn dargebracht werden am Eingang des Offenbarungszeltes, wo ich mich euch offenbare, um dort mit dir zu reden. Gottes heiligende GegenwartDort werde ich mich den Söhnen Israels offenbaren, und durch meine Herrlichkeit wird es geheiligt werden. Das Offenbarungszelt und den Altar werde ich heiligen. Auch Aaron und seine Söhne will ich heiligen, damit sie mir als Priester dienen.  Ich werde inmitten der Israeliten wohnen und ihr Gott sein. Sie sollen erkennen, daß ich, der Herr, ihr Gott bin, der sie aus Ägypten geführt hat, um in ihrer Mitte zu wohnen, ich, der Herr, ihr Gott. Der RäucheraltarBaue auch einen Altar, der zur Verbrennung von Räucherwerk dient! Stelle ihn her aus Akazienholz! Er soll eine Elle lang und eine Elle breit, viereckig und zwei Ellen hoch sein. Die zugehörigen Hörner sollen ein Stück mit ihm bilden. Überziehe ihn mit reinem Gold, sowohl seine Platte wie auch seine Wände ringsum, sowie seine Hörner! Führe rings um ihn herum einen goldenen Kranz! Fertige für ihn unterhalb des Kranzes an beiden Seiten zwei goldene Ringe an und mache sie an seinen beiden Seiten fest! Sie sollen zur Aufnahme der Stangen dienen, damit man ihn daran tragen kann. Die Stangen mache aus Akazienholz und überziehe sie mit Gold! Stelle ihn vor dem Vorhang auf, der vor der Gesetzeslade hängt, vor der Sühnestätte, die über der Gesetzeslade ist, woselbst ich mich dir offenbaren werden! Aaron soll dann wohlriechendes Räucherwerk darauf verbrennen. Jeden Morgen, wenn er die Lampen zurechtmacht, soll er es verbrennen. Auch wenn Aaron gegen Abend die Lampen aufsetzt, soll er es verbrennen. Es sei euer regelmäßiges Räucheropfer vor dem Herrn von Geschlecht zu Geschlecht. Ihr dürft auf ihm weder ungesetzliches Räucherwerk noch Brand- und Speiseopfer darbringen. Auch dürft ihr keine Trankopfer auf ihm ausgießen. Aaron vollziehe einmal im Jahr an seinen Hörnern die Sühnehandlung. Mit dem Blut des Sündopfers, das zur Sühnung dargebracht wird, vollziehe er an ihm einmal im Jahr von Geschlecht zu Geschlecht die Sühnehandlung; hochheilig ist er dem Herrn!" ERGÄNZENDE VERORDNUNGENDie Kopfsteuer für das HeiligtumWeiter gebot der Herr dem Mose: "Wenn du die Gesamtzahl der Israeliten bei ihrer Musterung aufnimmst, so sollen die einzelnen dem Herrn für ihr Leben ein Lösegeld geben, wenn man sie mustert, damit bei ihrer Musterung keine Heimsuchung über sie komme.  Folgendes soll ein jeder, der sich der Musterung unterziehen muß, entrichten: einen halben Schekel nach dem Schekel des Heiligtums, zu zwanzig Gera den Schekel, einen halben Schekel als Abgabe an den Herrn. Jeder, der sich der Musterung unterziehen muß, von zwanzig Jahren an und darüber, soll die Abgabe an den Herrn entrichten. Der Reiche gebe nicht mehr und der Arme nicht weniger als einen halben Schekel, wenn ihr die Abgabe an den Herrn zur Lösung eures Lebens entrichtet.  Verwende das Lösegeld, das du von den Israeliten erhebst, für den Dienst am Offenbarungszelt, damit es den Israeliten zum gnädigen Gedenken vor dem Herrn diene und Entsühnung eures Lebens erwirke!" Das kupferne WaschbeckenWeiter gebot der Herr dem Mose: "Fertige auch ein kupfernes Becken mit dem zugehörigen kupfernen Gestell für die Waschungen an, stelle es zwischen dem Offenbarungszelt und dem Altar auf und gieße Wasser hinein, damit Aaron und seine Söhne ihre Hände und Füße daraus waschen! Sie sollen sich mit Wasser waschen, damit sie nicht sterben, sooft sie ins Offenbarungszelt hineingehen, oder wenn sie an den Altar treten, um den Dienst zu verrichten und die Feueropfer für den Herrn in Rauch aufgehen zu lassen. Sie sollen ihre Hände und Füße waschen, damit sie nicht sterben. Diese Vorschrift soll ewige Geltung für sie haben; für ihn und seine Nachkommen von Geschlecht zu Geschlecht." Das heilige SalbölWeiter gebot der Herr dem Mose: "Nimm Spezereien von der besten Sorte, nämlich 500 Schekel feinste Myrrhe und halb soviel, 250 Schekel, wohlriechenden Zimt, ferner 250 Schekel wohlriechenden Kalmus und 500 Schekel Kassia nach dem Schekel des Heiligtums, dazu ein Hin Olivenöl! Daraus stelle heiliges Salböl her, eine würzige Salbe, wie sie der Salbenmischer macht! Heiliges Salböl soll es sein. Salbe damit das Offenbarungszelt und die Gesetzeslade, den Tisch mit allen seinen Geräten, den Leuchter mit seinen Geräten und den Rauchopferaltar, ferner den Brandopferaltar mit allen seinen Geräten und das Becken mit seinem Gestell! So sollst du sie weihen, damit sie hochheilig sind. Jeder, der sie berührt, wird heilig werden. Salbe damit auch Aaron und seine Söhne und weihe sie mir so zum Priesterdienst! Den Israeliten aber gebiete folgendes: Als ein heiliges Salböl soll dies bei euch gelten von Geschlecht zu Geschlecht. Auf keines Menschen Leib darf es gegossen werden! Ihr dürft in der gleichen Mischung kein anderes bereiten! Denn es ist heilig und soll euch als heilig gelten! Wer eine solche Mischung wie diese herstellt und etwas davon an einen Unbefugten abgibt, soll aus seinen Volksgenossen ausgerottet werden." Das RäucherwerkWeiter gebot der Herr dem Mose: "Nimm dir Spezereien, nämlich Stakte, Onyx, Galbanum, Gewürzkräuter und reinen Weihrauch, alles zu gleichen Teilen,  und bereite daraus Räucherwerk, eine würzige Mischung, wie sie der Salbenmischer herstellt, mit Salz vermengt, rein, zu heiligem Gebrauch! Zerstoße einen Teil davon ganz fein und lege etwas davon vor die Gesetzeslade im Offenbarungszelt, wo ich mich dir offenbaren werden; als hochheilig soll es euch gelten.  Das Räucherwerk, das du bereiten sollst, - im gleichen Mischungsverhältnis dürft ihr euch keines herstellen -, soll dir als dem Herrn geheiligt gelten. Wer sich solches wie dieses herrichtet, um sich an seinem Wohlgeruch zu ergötzen, soll aus seinen Volksgenossen ausgerottet werden." Die WerkmeisterWeiter gebot der Herr dem Mose: "Siehe, ich habe Bezalel, den Sohn Uris, den Enkel Hurs, vom Stamm Juda beim Namen gerufen  und ihn mit göttlichem Geist erfüllt, mit Kunstsinn, Einsicht und Verstand und allerlei Fertigkeiten, um Pläne zu entwerfen und sie in Gold, Silber und Kupfer auszuführen, Steine zum Besatz zu schneiden, Holz zu schnitzen, kurz, jederlei Arbeiten auszuführen. Zugleich habe ich ihm Oholiab, den Sohn Ahisamachs, vom Stamm Dan, beigegeben und allen anderen Kunstverständigen Weisheit verliehen, um alles herzustellen, was ich dir befohlen habe; das Offenbarungszelt, die Gesetzeslade, die Sühnestätte darüber und die anderen Geräte im Zelt, nämlich den Tisch mit seinen Geräten, den Leuchter aus reinem Gold mit all seinen Geräten und den Rauchopferaltar, ferner den Brandopferaltar mit all seinen Geräten, das Becken, mit seinem Gestell, die Prachtkleider und die heiligen Gewänder für den Priester Aaron und die Kleider seiner Söhne für den Priesterdienst, ferner das Salböl und das wohlriechende Räucherwerk für das Heiligtum. Genau so, wie ich dir befohlen habe, sollen sie es machen." Das SabbatgebotWeiter gebot der Herr dem Mose: "Verkünde den Israeliten folgendes Gebot: Beobachtet meine Sabbate! Denn sie sind ein Zeichen des Bundes zwischen mir und euch von Geschlecht zu Geschlecht, damit man erkennt, daß ich, der Herr, es bin, der euch heiligt. Haltet also den Sabbat, denn er soll euch heilig sein! Wer ihn entweiht, werde mit dem Tod bestraft! Denn wer an ihm eine Arbeit verrichtet, werde aus seinen Volksgenossen ausgerottet. Sechs Tage lang darf gearbeitet werden. Am siebten Tag jedoch ist Sabbat, der dem Herrn heilige Ruhetag. Wer am Sabbat arbeitet, werde mit dem Tod bestraft! So sollen denn die Israeliten den Sabbat halten und von Geschlecht zu Geschlecht den Sabbat feiern als ewig geltende Verpflichtung. Er sei ein Zeichen des Bundes zwischen mir und den Israeliten für ewige Zeiten! Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel und die Erde geschaffen; am siebten Tag aber ruhte und feierte er." Als der Herr seine Unterredung mit Mose auf dem Berg Sinai beendet hatte, übergab er ihm die beiden Gesetzestafeln, vom Finger Gottes beschriebene Steintafeln. ISRAELS ERSTER BUNDESBRUCHDas Goldene KalbAls das Volk sah, daß Mose mit seiner Rückkehr vom Berg zögerte, rottete sich das Volk bei Aaron zusammen und verlangte von ihm: "Auf! Mache uns einen Gott, der vor uns herzieht! Denn wir wissen nicht, was aus diesem Mose, dem Mann, der uns aus Ägypten geführt hat, geworden ist." Aaron antwortete ihnen: "Nehmt die goldenen Ringe ab, die eure Frauen, Söhne und Töchter an den Ohren tragen, und bringt sie mir!" Das ganze Volk nahm die goldenen Ringe ab, die sie an den Ohren trugen, und brachte sie zu Aaron. Der nahm sie von ihnen in Empfang, goß sie um und fertigte daraus ein gegossenes Kalb. Da riefen sie aus: "Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägypten geführt hat!"  Als Aaron das wahrnahm, errichtete er vor ihm einen Altar. Dann verkündete Aaron laut: "Morgen findet zu Ehren des Herrn ein Fest statt." Sie erhoben sich am anderen Morgen in der Frühe, opferten Brandopfer und brachten Friedopfer dar, und das Volk ließ sich nieder, um zu essen und zu trinken. Dann erhoben sie sich, um sich zu belustigen.  Mose legt Fürbitte einDer Herr aber sagte zu Mose: "Auf, geh hinab! Denn dein Volk, das du aus Ägypten geführt hast, tut Böses. Sie sind schnell von dem Weg abgewichen, den ich ihnen geboten habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht, haben es angebetet, ihm Opfer dargebracht und ausgerufen: Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägypten geführt hat!" Weiter sagte der Herr zu Mose: "Ich habe dieses Volk beobachtet, und glaube mir, es ist ein halsstarriges Volk. Nun laß mich, auf daß mein Zorn wider es entbrenne und ich es vernichte! Dich aber will ich zu einem großen Volk machen." Mose suchte den Herrn, seinen Gott, zu besänftigen, indem er sagte: "Warum Herr, soll dein Zorn gegen dein Volk entbrennen, das du mit großer Kraft und starkem Arm aus Ägypten geführt hast? Warum sollen die Ägypter sagen dürfen: In böser Absicht hat er sie weggeführt, um sie in den Bergen umzubringen und sie vom Erdboden zu vertilgen? Laß ab von deiner Zornesglut und laß dich das Unheil gereuen, das du deinem Volk zugedacht hast! Gedenke des Abraham, Isaak und Israel, deiner Knechte, denen du bei dir selber geschworen und verheißen hast: Ich will eure Nachkommenschaft so zahlreich machen wie die Sterne am Himmel und dieses ganze Land, von dem ich sprach, euren Nachkommen geben, und sie sollen es für immer besitzen." Da ließ sich der Herr das Unheil gereuen, das er seinem Volk angedroht hatte. Das StrafgerichtMose machte sich nun auf den Rückweg und stieg vom Berg herab, die beiden Gesetzestafeln in der Hand. Die Tafeln waren auf beiden Seiten beschrieben; vorn und hinten waren sie beschrieben. Von Gott selbst waren die Tafeln angefertigt, und die Schrift war Gottes Schrift, auf die Tafeln eingegraben. Als Josua die lärmenden Stimmen des Volkes hörte, sagte er zu Mose: "Im Lager ist Kriegslärm." Der aber antwortete: "Das ist kein Siegesjubel und auch nicht das Geschrei von Besiegten. Ich vernehme nur Singen!" Als er sich dem Lager näherte, sah er das Kalb und die Reigentänze. Da geriet Mose in Zorn, schleuderte die Tafeln weg und zerschmetterte sie am Fuß des Berges. Er nahm das Kalb, das sie angefertigt hatten, verbrannte es im Feuer und zerstieß es zu Staub, den er auf Wasser streute und die Israeliten trinken ließ. Zu Aaron aber sagte Mose: "Was hat dir dieses Volk getan, daß du eine so schwere Schuld über es gebracht hast?" Aaron erwiderte: "Mein Herr, gerate nicht in Zorn! Du weißt ja selbst, wie boshaft dieses Volk ist. Sie verlangten von mir: Mache uns einen Gott, der vor uns herzieht! Denn wir wissen nicht, was mit diesem Mose, dem Mann, der uns aus Ägypten geführt hat, geschehen ist. Ich sagte zu ihnen: Wer Gold hat, der nehme es ab! Sie gaben es mir, und ich warf es ins Feuer. Da kam dieses Stierbild heraus." Als Mose sah, daß das Volk so ausgelassen war, - denn Aaron hatte ihm die Zügel schießen lassen zur Schadenfreude für ihre Feinde -, stellte sich Mose in das Tor des Lagers und rief: "Wer für den Herrn ist, her zu mir!" Da sammelten sich alle Leviten um ihn. Zu ihnen sagte er: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Ein jeder gürte sein Schwert an seine Hüfte! Geht durch das Lager von einem Tor zum anderen, jeder erschlage seinen Bruder, seinen Freund und seinen Verwandten!" Die Leviten taten nach dem Befehl des Mose und es kamen an diesem Tag von dem Volk gegen 3.000 Mann um. Dann sagte Mose: "Füllt euch heute die Hände für den Herrn! Denn jeder hat gegen seinen Sohn und gegen seinen Bruder gekämpft. Darum sollt ihr heute gesegnet sein!"  Abermalige FürspracheAm anderen Tag sagte Mose zum Volk: "Ihr habt euch schwer versündigt. Darum will ich zum Herrn hinaufsteigen. Vielleicht kann ich Vergebung für eure Sünden erwirken." So kehrte Mose zum Herrn zurück und sagte: "Ach, dieses Volk hat eine große Sünde begangen. Es hat sich einen Gott aus Gold angefertigt. Doch nun vergib ihm seine Sünde! Wo nicht, so streiche mich lieber aus dem Buch, das du führst!" Der Herr antwortete Mose: "Nur wer sich gegen mich versündigt, den streiche ich aus meinem Buch. Geh nun hin und führe das Volk dahin, wohin ich dir geboten habe! Siehe, mein Engel wird vor dir herziehen. Aber wenn die Zeit der Heimsuchung gekommen ist, werde ich ihre Sünden an ihnen ahnden." Und der Herr schlug das Volk dafür, daß es das Kalb, das Aaron anfertigte, hatte machen lassen. Gottes Abkehr vom VolkDer Herr gebot dem Mose: "Geh, ziehe von hier weg, du und das Volk, das du aus Ägypten geführt hast, in das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen habe mit den Worten: Deinen Nachkommen will ich es geben! Ich werde einen Engel vor dir hersenden und die Kanaaniter, Amoriter, Hetiter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter vertreiben. Er wird dich in ein Land bringen, das von Milch und Honig überfließt. Denn ich selbst will nicht in deiner Mitte hinaufziehen, weil du ein halsstarriges Volk bist. Ich müßte dich sonst unterwegs vernichten." Als nun das Volk diese schlimme Nachricht hörte, wurde es traurig, und niemand wollte seinen Schmuck anlegen.  Denn der Herr sagte zu Mose: "Sage den Israeliten: Ihr seid ein halsstarriges Volk. Wenn ich auch nur einen Augenblick in deiner Mitte mit hinaufzöge, müßte ich dich vernichten. Lege darum deinen Schmuck von dir ab, dann will ich sehen, was ich mit dir tun kann." So legten denn die Israeliten am Berg Horeb ihren Schmuck ab und trugen ihn nicht mehr. Mose, der Vertraute des HerrnMose nahm das Zelt und schlug es für den Herrn außerhalb des Lagers in einiger Entfernung vom Lager auf. Er nannte es "Zelt der Offenbarung". Wenn nun jemand den Herrn befragen wollte, ging er hinaus zum Offenbarungszelt, das außerhalb des Lagers stand.  Sooft Mose zum Zelt hinausging, erhob sich das ganze Volk. Jeder stellte sich unter den Eingang seines Zelten und schaute Mose nach, bis er ins Zelt trat. Sobald Mose ins Zelt getreten war, senkte sich die Wolkensäule herab und blieb am Eingang des Zeltes stehen, während der Herr mit Mose redete. Wenn nun das ganze Volk die Wolkensäule am Eingang des Zeltes stehen sah, standen alle auf, und jeder warf sich am Eingang seines Zeltes nieder. Der Herr aber redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, so wie jemand mit seinem Freund spricht. Alsdann kehrte Mose zum Lager zurück, während sein Diener, der junge Josua, der Sohn Nuns, nicht vom Zelt wich. Zusicherung erneuter göttlicher FührungMose sagte zum Herrn: "Siehe, du befiehlst mir: Führe dieses Volk! Du hast mir aber nicht kundgetan, wen du mit mir senden willst. Und doch hast du versichert: Ich kenne dich mit Namen, und du hast Gnade in meinen Augen gefunden.  Wenn ich nun wirklich Gnade in deinen Augen gefunden haben, so tue mir deine Absichten kund, damit ich an dir erkenne, daß ich Gnade in deinen Augen gefunden habe! Bedenke doch, daß dieses Volk dein Volk ist!" Er antwortete: "Soll mein Angesicht mitziehen, bis ich dir Ruhe verschafft habe?"  Er erwiderte ihm: "Wenn dein Angesicht nicht mitzieht, so führe uns lieber nicht von hier weg! Woran soll man denn erkennen, daß ich und dein Volk Gnade gefunden haben in deinen Augen, wenn nicht daran, daß du mit uns ziehst und wir, ich und dein Volk, dadurch vor allen Völkern, die auf Erden wohnen, ausgezeichnet werden?" Der Herr entgegnete dem Mose: "Auch diese Bitte, die du ausgesprochen, will ich erfüllen. Denn du hast Gnade gefunden in meinen Augen, und ich kenne dich mit Namen." Zusage einer GotteserscheinungDa bat er: "Laß mich deine Herrlichkeit schauen!" Er antwortete: "Ich will meine ganze Herrlichkeit vor deinen Augen vorüberziehen lassen und den Namen des Herrn vor dir ausrufen. Ich werde gnädig sein, wem ich gnädig sein will, und ich werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarmen will." Er fuhr fort: "Du kannst mein Angesicht nicht schauen. Kein Mensch sieht mich und bleibt am Leben." Weiter sagte der Herr: "Siehe, bei mir ist Platz! Da magst du dich auf den Felsen stellen. Wenn dann meine Herrlichkeit vorüberzieht, werde ich dich in die Höhlung des Felsens stellen und meine Hand über dich decken, bis ich vorüber bin. Wenn ich dann meine Hand zurückziehe, wirst du mich von hinten schauen. Aber mein Angesicht darf niemand schauen!" ERNEUERUNG DES BUNDESMose schaut den HerrnGott befahl dem Mose: "Haue dir zwei Steintafeln zurecht, wie die ersten waren, damit ich auf die Tafeln die Gebote schreibe, die auf den ersten Tafeln standen, die du zerbrochen hast! Halte dich dann für morgen bereit, in der Frühe auf den Berg Sinai zu steigen und dort auf dem Gipfel des Berges vor mich zu treten! Niemand darf mit dir heraufsteigen und sich auf dem ganzen Berg blicken lassen. Auch Schafe und Rinder dürfen nicht zu diesem Berg hin weiden." So hieb er sich denn zwei Steintafeln zurecht, wie die früheren waren. Am anderen Morgen in aller Frühe machte sich Mose auf und stieg auf den Berg Sinai, wie der Herr ihm befohlen hatte. Die zwei Steintafeln nahm er in der Hand mit sich. Als der Herr dann in der Wolke herniederfuhr, stellte er sich dort neben ihn und rief den Namen des Herrn an. Da zog der Herr an ihm vorüber. Und der Herr rief aus: "Der Herr ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Gnade und Treue, der Tausenden die Treue wahrt, der Schuld, Frevel und Sünde vergibt, aber niemand frei ausgehen läßt, sondern die Schuld der Väter an Kindern und Kindeskindern heimsucht, am dritten und vierten Geschlecht. Erneuerung der BundesMose verneigte sich eilends bis zur Erde, warf sich nieder und sagte: "Wenn ich Gnade in deinen Augen gefunden habe, o Herr, so möge der Herr in unserer Mitte mitziehen. Wenn es auch ein halsstarriges Volk ist, so verzeihe uns doch unsere Schuld und unsere Sünde und laß uns dein Eigentum sein!" Er entgegnete: "Siehe, ich schließe einen Bund: Vor deinem ganzen Volk will ich Wundertaten vollbringen, wie sie auf der ganzen Erde und bei allen Völkern nicht geschehen, und das Volk, in dessen Mitte du lebst, wird das Wirken des Herrn sehen. Denn wunderbar ist, was ich an dir tun werde.  Warnung vor GötzendienstMerke dir wohl, was ich dir heute gebiete: Siehe, ich werde vor dir die Amoriter, Kanaaniter, Hetiter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter vertreiben. Hüte dich, mit den Bewohnern des Landes, in das du kommen wirst, ein Bündnis abzuschließen, damit sie dir nicht in deiner Mitte zum Fallstrick werden! Ihr sollt vielmehr ihre Altäre zerstören, ihre Steinmale zerbrechen und ihre Ascheren umhauen.  Denn du sollst keinen anderen Gott anbeten. Eifersüchtiger lautet ja der Name des Herrn, und ein eifersüchtiger Gott ist er. Schließe daher kein Bündnis mit den Bewohnern des Landes! Sonst laden sie, wenn sie ihren Götzendienst treiben und ihren Götzen opfern, dich ein, und du könntest dich an ihrer Opfermahlzeit beteiligen  und aus ihren Töchtern Frauen für deine Söhne nehmen. Wenn dann ihre Töchter Ehebruch treiben, könnten sie auch deine Söhne verführen, Ehebruch zu treiben. Rechte GottesverehrungDu darfst dir kein Gottesbild von Guß machen. Das Fest der ungesäuerten Brote sollst du beobachten. Sieben Tage sollst du ungesäuertes Brot essen, wie ich dir geboten habe, zur Zeit des Monats Abib; denn im Monat Abib bist du aus Ägypten gezogen. Alle Erstgeburt gehört mir; unter all deinem Vieh sollst du den Erstlingswurf von Rind und Schaf weihen. Doch den ersten Wurf vom Esel sollst du mit einem Schaf auslösen. Willst du das nicht, so sollst du ihm das Genick brechen. Jeden Erstgeborenen von deinen Söhnen sollst du auslösen. Mit leeren Händen darf man vor mir nicht erscheinen. Sechs Tage sollst du arbeiten, am siebten aber ruhen. Selbst während der Zeit des Pflügens und Erntens sollst du den Sabbat halten. Auch das Wochenfest sollst du feiern zur Zeit der Erstlinge der Weizenernte und das Lesefest an der Wende des Jahres. Dreimal im Jahr soll alles Männliche unter euch vor Gott dem Herrn, dem Gott Israels, erscheinen. Denn ich werde die Völker vor dir vertreiben und dein Gebiet weit machen, und niemand soll nach deinem Land begehren, während du hinaufziehst, um dreimal im Jahr vor dem Herrn, deinem Gott, zu erscheinen. Du sollst das Blut meines Schlachtopfers nicht zusammen mit gesäuertem Brot darbringen, und vom Opfer des Paschafestes soll nichts bis zum Morgen übrigbleiben. Das Beste von den Ersterzeugnissen deines Ackers sollst du zum Haus des Herrn, deines Gottes, bringen. Kein Böckchen sollst du in der Milch seiner Mutter kochen!" Erneuerung der GesetzestafelnNun gebot der Herr dem Mose: "Schreibe dir diese Gebote auf! Denn auf Grund dieser Gebote schließe ich mit dir und Israel einen Bund." Vierzig Tage und vierzig Nächte weilte er dort beim Herrn. Er aß weder Brot, noch trank er Wasser. Und der Herr schrieb auf die Tafeln die Gebote des Bundes, die zehn Gebote. Des Mose strahlendes AngesichtAls Mose vom Berg Sinai herabstieg, - die beiden Gesetzestafeln trug Mose beim Abstieg vom Berg in der Hand, - da wußte Mose nicht, daß sein Angesicht infolge der Unterredung mit dem Herrn strahlte.  Als Aaron und alle Israeliten Mose erblicken und sahen, daß sein Angesicht strahlte, fürchteten sie sich, ihm nahe zu kommen. Doch Mose rief sie herbei. Da gingen Aaron und alle Vorsteher der Gemeinde zu ihm hin, und Mose unterhielt sich mit ihnen. Auch alle übrigen Israeliten kamen herbei. Er teilte ihnen alles mit, was der Herr ihm auf dem Berg Sinai aufgetragen hatte. Nachdem Mose seine Unterredung mit ihnen beendet hatte, legte er eine Hülle über sein Angesicht. Sooft nun Mose vor den Herrn trat, um mit ihm zu reden, entfernte er die Hülle, bis er wieder heraustrat, und wenn er hinausgegangen war, teilte er den Israeliten alles mit, was ihm aufgetragen worden war. Dabei sahen die Israeliten das Antlitz des Mose, wie es strahlte. Mose legte dann wieder die Hülle über sein Angesicht, bis er wieder hinging, um mit dem Herrn zu reden. Einführung des neuen KultgesetzesDas SabbatgebotHierauf versammelte Mose die ganze Gemeinde der Israeliten und sagte zu ihnen: "Folgendes hat der Herr zu tun befohlen: Sechs Tage lang darf gearbeitet werden! Der siebte Tag aber soll euch heilig sein, ein Feiertag, ein Ruhetag zu Ehren des Herrn. Wer an ihm eine Arbeit verrichtet, soll mit dem Tod bestraft werden. Am Sabbat dürft ihr in keiner eurer Wohnungen Feuer anzünden." DIE VORARBEITENAufruf zur MaterialienspendeWeiter gebot Mose der ganzen israelitischen Gemeinde: "Folgendes hat der Herr geboten: Gebt von eurem Besitz eine Abgabe für den Herrn! Jeder, den sein Herz dazu antreibt, bringe als Abgabe für den Herrn Gold, Silber und Kupfer, blauen und roten Purpur, Karmesin, Byssus und Ziegenhaare, rotgefärbte Widderfelle, Seekuhhäute und Akazienholz, Öl für den Leuchter und Gewürze für das Salböl und für das wohlriechende Räucherwerk, Onyxsteine und andere Edelsteine zum Besatz für das Schulterkleid und für das Brustschild. Werbung der geeigneten ArbeitskräfteAlle, die unter euch kunstverständig sind, sollen kommen und alles herstellen, was der Herr geboten hat, die Wohnung mit ihrer Zeltdecke und ihrer Überdecke, ihren Haken, Brettern, Riegeln, Säulen und deren Fußgestellen, die Lade und ihre Tragstangen, die Sühnestätte und den inneren Vorhang, den Tisch mit seinen Tragstangen und all seinen Geräten und die Schaubrote, den Leuchter zur Beleuchtung mit seinen Geräten und Lampen und das Öl für den Leuchter, den Rauchopferaltar mit seinen Tragstangen, das Salböl und wohlriechende Räucherwerk, den Türvorhang für den Eingang der Wohnung, den Brandopferaltar mit seinem kupfernen Gitterwerk, seinen Tragstangen und all seinen Geräten, das Becken mit seinem Gestell, die Umhänge für den Vorhof, seine Säulen mit ihren Fußgestellen, sowie den Vorhang für den Eingang zum Vorhof, die Pflöcke der Wohnung und die Pflöcke des Vorhofs mit den zugehörigen Stricken, Die Prachtkleider für den Dienst im Heiligtum, die heiligen Kleider für den Priester Aaron und die Kleider seiner Söhne für den Priesterdienst." Entrichtung der BeisteuerHierauf ging die ganze Gemeinde der Israeliten von Mose weg. Dann kam ein jeder, den sein Herz dazu antrieb, und jeder, der sich dazu angeregt fühlte, brachte die Abgabe für den Herrn zur Herstellung des Offenbarungszeltes, für den gesamten Dienst an ihm und für die heiligen Kleider. Es kamen Männer wie Frauen. Alle, die ihr Herz antrieb, brachten Spangen, Ohr- und Fingerringe, Halsgeschmeide, goldene Schmucksachen aller Art. Jeder, der dem Herrn eine Weihegabe an Gold versprochen hatte, und alle, die blauen und roten Purpur, Karmesin, Byssus, Ziegenhaare, rotgefärbte Widderfelle und Seekuhhäute besaßen, brachten es herbei. Wer immer ein Spende an Silber und Kupfer geben wollte, steuerte die Spende für den Herrn bei, und der, der Akazienholz zur Verwendung bei den Bauarbeiten besaß, schaffte es herbei. Alle kunstfertigen Frauen spannen eigenhändig und brachten das Gesponnene: blauen und roten Purpur, Karmesin und Byssus. Andere Frauen, die sich infolge ihrer Kunstfertigkeit dazu angetrieben fühlten, spannen die Ziegenhaare. Die Fürsten brachten Onyxsteine und andere Edelsteine zum Besatz für das Schulterkleid und für das Brustschild, dazu die Gewürze und das Öl für den Leuchter, für das Salböl und für das wohlriechende Räucherwerk. Alle Männer und Frauen, die ihr Herz antrieb, für das ganze Werk etwas beizutragen, dessen Ausführung der Herr durch Mose befohlen hatte, steuerten bei. Als freiwillige Gabe brachten es die Israeliten dem Herrn dar. Berufung der Werkmeister und KünstlerHierauf sagte Mose zu den Israeliten: "Seht, der Herr hat Bezalel, den Sohn Uris, den Enkel Hurs, vom Stamm Juda, beim Namen gerufen und ihn mit göttlichem Geist erfüllt, mit Kunstsinn, Einsicht, Verstand und allerlei Fertigkeiten, um Pläne zu entwerfen, Arbeiten in Gold, Silber und Kupfer auszuführen, Steine zum Besatz zu schneiden, Holz zu schnitzen, kurz, jederlei Arbeiten auszuführen. Aber auch die Gabe, andere zu unterweisen, hat er ihm verliehen, ihm und Oholiab, dem Sohn Ahisamachs, vom Stamm Dan. Er hat sie mit Kunstsinn ausgestattet, Arbeiten aller Art auszuführen, wie sie der Kunsthandwerker, der Kunstweber und der Buntwirker in blauem und rotem Purpur, in Karmesin und Byssus, sowie der Weber verfertigt, sie, die Arbeiten aller Art ausführen und Kunstwerke ersinnen.  So sollen nun Bezalel und Oholiab und alle kunstverständigen Männer, denen der Herr Kunstsinn und Einsicht verliehen hat, so daß sie sich auf die Ausführung aller für das Heiligtum nötigen Arbeiten verstehen, das Werk genau so, wie der Herr es angeordnet hat, ausführen." Hierauf berief Mose den Bezalel und den Oholiab und alle kunstverständigen Männer, denen der Herr Kunstsinn verliehen hatte, alle, die ihr Herz dazu antrieb, an die Ausführung des Werkes zu gehen. Sie empfingen von Mose alle Gaben, die die Israeliten für die Ausführung der Arbeiten zur Herstellung des Heiligtums beigesteuert hatten. Diese brachten ihm weiterhin an jedem Morgen freiwillige Gaben. Die Beisteuer wird eingestelltDa kamen alle Künstler, die an den Arbeiten für das Heiligtum beschäftigt waren, Mann für Mann von der Arbeit, mit der sie beschäftigt waren, und sagten zu Mose: "Das Volk bringt viel mehr, als zur Ausführung der Arbeit, deren Fertigstellung der Herr befohlen hat, nötig ist." Mose ließ daher im Lager den Befehl verkünden: "Weder Mann noch Frau soll fortan noch eine Arbeit als Beisteuer für das Heiligtum anfertigen." So hörte das Volk mit den Spenden auf. Denn an dem, was an Arbeiten geliefert war, hatten sie zur Ausführung des ganzen Werkes genug, ja übergenug. DIE ANFERTIGUNG DES HEILIGEN ZELTESDie Herstellung der ZeltdeckenSo stellten denn alle Kunstverständigen unter den Werkleuten die Wohnung aus zehn Zelttüchern her. - Aus gezwirntem Byssus, blauem und rotem Purpur und Karmesin, mit Kerubfiguren, wie sie der Kunstwirker macht, fertigte er sie an. Die Länge eines jeden Zelttuches betrug 28 Ellen und die Breite eines Zelttuches vier Ellen. Alle Zelttücher hatten das gleiche Maß. Je fünf Zelttücher verband er miteinander. Sodann brachte er Schleifen aus blauem Purpur am Saum des letzten Zelttuches des einen zusammengesetzten Stückes an, desgleichen am Saum des letzten Zelttuches des anderen zusammengesetzten Stückes. Fünfzig Schleifen machte er an dem einen Zelttuch fest und 50 am Saum des Zelttuches, das zum anderen zusammengesetzten Stück gehörte, so daß die Schleifen einander gegenüberstanden. Dazu fertigte der 50 goldene Haken an und verband die Teppiche durch die Haken miteinander, so daß die Wohnung ein Ganzes bildete. Sodann stellte er Zelttücher aus Ziegenhaar zu einem Zeltdach über der heiligen Wohnung her. Elf Zelttücher fertigte er dafür an. Die Länge eines jeden Zelttuches betrug 30 Ellen und die Breite vier Ellen. Alle elf Zelttücher hatten das gleiche Maß Er fügte dann die fünf Zelttücher für sich zu einem Stück zusammen und ebenso die sechs anderen Zelttücher für sich. Am Saum des letzten Zelttuches des einen zusammengesetzten Stückes brachte er 50 Schleifen an und ebenso 50 am Saum des letzten Zelttuches des anderen zusammengesetzten Stückes. Dazu machte er 50 kupferne Haken, um die Zeltdecke zu einem Ganzen zusammenzufügen. Hierauf fertigte er für die Zeltdecke eine Überdecke aus rotgefärbten Widderfellen und darüber eine Decke aus Seekuhhäuten an. Die BretterDann machte er aus Akazienholz die zum Aufstellen eingerichteten Bretter für die Wohnung. Zehn Ellen betrug die Länge jedes Brettes und anderthalb Ellen die Breite jedes Brettes. Jedes Brett war mit zwei Zapfen versehen, die miteinander verbunden waren. So stellte er alle Bretter der Wohnung her. Und zwar machte er an Brettern für die Wohnung: 20 Bretter für die Mittagseite, die Südseite. Dann brachte er unter den 20 Brettern 40 silberne Fußgestelle an, zwei Fußgestelle unter einem Brett für seine beiden Zapfen. Ebenso fertigte er für die andere Seite der Wohnung, für die Nordseite, 20 Bretter an und 40 silberne Fußgestelle, zwei Fußgestelle unter jedem Brett. Für die Hinterseite der Wohnung, die Westseite, machte er sechs Bretter. Außerdem stellte er noch zwei Bretter für die Ecken der Wohnung auf der Rückseite her. Sie waren unten zweischenkelig und ebenso oben zweischenkelig bis zum ersten Ring. - So machte er es mit beiden in den zwei Ecken. Es waren somit acht Bretter mit ihren silbernen Fußgestellen, im ganzen 16 Fußgestelle, zwei Fußgestelle unter jedem Brett. Sodann fertigte er Riegel aus Akazienholz an, fünf für die Bretter auf der einen Seite der Wohnung, fünf Riegel für die Bretter auf der anderen Seite der Wohnung und fünf Riegel für die Bretter an der Hinterseite der Wohnung nach Westen. Den mittleren Riegel brachte er so an, daß er in der Mitte der Bretter von einem Ende zum anderen hindurchlief. Die Bretter überzog er mit Gold. Die Ringe, die zum Einschieben der Riegel dienten, stellte er aus Gold her. Auch die Riegel überzog er mit Gold. Die beiden VorhängeDann fertigte er den Vorhang aus blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus an. In Kunstwirkerarbeit mit Kerubfiguren stellte er ihn her. Hierauf machte er für ihn vier Säulen aus Akazienholz und überzog sie mit Gold. Die zugehörigen Haken waren aus Gold. Er goß für sie vier silberne Füße. Für den Zelteingang verfertigte er einen Vorhang aus blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus in Buntwirkerarbeit, nebst den zugehörigen fünf Säulen und ihren Haken. Ihre Köpfe und Ringbänder überzog er mit Gold; die fünf Fußgestelle waren aus Kupfer. ANFERTIGUNG DER HEILIGEN GERÄTE FÜR DAS ZELTDie GesetzesladeBezalel fertigte hierauf die Lade aus Akazienholz an, zweieinhalb Ellen lang, anderthalb Ellen breit und anderthalb Ellen hoch Er überzog sie innen und außen mit reinem Gold und führte einen goldenen Kranz rings um sie herum Hierauf goß er dazu vier goldene Ringe für die vier Füße, zwei Ringe an der einen Seite und zwei Ringe an der anderen Seite. Dann fertigte er Stangen aus Akazienholz an und überzog sie mit Gold. Die Stangen steckte er in die Ringe an den Seiten der Lade, so daß man die Lade tragen konnte. Die Sühnestätte fertigte er aus reinem Gold an, zweieinhalb Ellen lang und anderthalb Ellen breit. Dazu machte er zwei Kerubfiguren. Er fertigte sie in getriebener Arbeit so an, daß sie mit den beiden Enden der Sühnestätte ein Stück bildeten. Den einen Kerub mit dem einen Ende, den anderen Kerub mit dem anderen Ende zu einem Stück mit der Sühnestätte verbunden, so brachte er die beiden Kerubfiguren auf den beiden Enden an. Die Kerubfiguren hielten ihre Flügel nach oben hin ausgebreitet und überdeckten so zugleich mit ihren Flügeln die Sühnestätte. Ihre Gesichter waren einander zugekehrt. Zugleich richteten sich die Gesichter der Kerubim auf die Sühnestätte. Der SchaubrotetischSodann fertigte er den Tisch aus Akazienholz an, zwei Ellen lang, eine Elle breit und anderthalb Ellen hoch. Er überzog ihn mit reinem Gold und brachte an ihm ringsum einen goldenen Kranz an. Er führte auch eine handbreit große Leiste rings um in herum und an dieser Leiste einen goldenen Kranz, der ebenfalls rings herumlief. Er goß dafür vier goldene Ringe und befestigte die Ringe an den vier Seiten, und zwar an den vier Ecken seiner vier Füße. Dicht an der Leiste befanden sich die Ringe zur Aufnahme der Stangen, damit man den Tisch tragen konnte. Die Stangen verfertigte er aus Akazienholz und überzog sie mit Gold, damit man den Tisch tragen konnte. Er stellte dann aus reinem Gold die Geräte her, die auf dem Tisch stehen sollten, die zugehörigen Schüsseln, Schalen, Krüge und Becher zur Darbringung des Trankopfers. Der LeuchterSodann machte er den Leuchter aus reinem Gold. In getriebener Arbeit fertigte er den Leuchter, seinen Fuß und seinen Schaft an. Seine Kelche, Knäufe und Blüten waren aus einem Stück mit ihm Sechs Röhren gingen von beiden Seiten aus, drei Leuchterröhren auf der einen Seite und drei auf der anderen. An jeder Röhre befanden sich drei mandelförmige Kelche - Knauf und Blüte -; so an allen sechs Röhren, die vom Leuchter ausgingen. Am Leuchterschaft selbst befanden sich vier mandelförmige Kelche - Knauf und Blüte -, und zwar immer ein Knauf unter jedem Paar der von ihm ausgehenden Röhren. So war es an allen sechs Röhren, die von ihm ausgingen. Ihre Knäufe und Röhren waren aus einem Stück mit ihm: alles getriebene Arbeit aus einem Stück, aus reinem Gold. Dann fertigte er dazu die sieben Lampen an nebst den zugehörigen Lichtscheren und Pfannen aus reinem Gold. Aus einem Talent reinen Goldes stellte er ihn und seine Geräte her. Der RäucheraltarWeiter fertigte er den Rauchopferaltar aus Akazienholz an, eine Elle lang, eine Elle breit, viereckig und zwei Ellen hoch. Die zugehörigen Hörner bildeten ein Stück mit ihm. Er überzog ihn mit reinem Gold, seine Platte wie auch seine Wände ringsum sowie seine Hörner. Rings um ihn herum führte er einen goldenen Kranz. Dann brachte er unterhalb des Kranzes an seinen beiden Seiten, und zwar an zwei gegenüberliegenden Seiten, zwei goldene Ringe an zur Aufnahme der Stangen, damit man ihn daran tragen konnte. Die Stangen machte er aus Akazienholz und überzog sie mit Gold. Salböl und RäucherwerkDann bereitete er das heilige Salböl und das reine, wohlriechende Räucherwerk, wie es der Salbenmischer herstellt. HERSTELLUNG DER VORHOFGERÄTE UND DES VORHOFSDer BrandopferaltarHierauf errichtete er den Brandopferaltar aus Akazienholz, fünf Ellen lang und fünf Ellen breit, viereckig und drei Ellen hoch. An den vier Ecken brachte er die zugehörigen Hörner an. Die Hörner bildeten mit ihm ein Ganzes. Er überzog ihn mit Kupfer. Dann fertigte er alle für den Altar erforderlichen Geräte an, die Töpfe, Schaufeln, Schalen, Gabeln und Pfannen. Alle Geräte machte er aus Kupfer. Er verfertigte für den Altar auch ein netzartiges Gitterwerk aus Kupfer unterhalb seiner Umgangsstufe von unten her bis zur halben Höhe. Für die vier Ecken des kupfernen Gitterwerkes goß er vier Ringe zur Aufnahme der Stangen. Hierauf machte er die Stangen aus Akazienholz und überzog sie mit Kupfer. Die Tragstangen steckte er in die Ringe an den Seiten des Altars, damit man ihn daran tragen konnte. Er stellte ihn aus Brettern so her, daß er hohl war. Das kupferne WaschbeckenDann fertigte er das Becken aus Kupfer an und das zugehörige Gestell aus Kupfer von den Spiegeln der diensttuenden Frauen, die am Eingang des Offenbarungszeltes den Dienst versahen.  Der VorhofHierauf stellte er den Vorhof her. Die Vorhofumhänge auf dessen Südseite waren aus gezwirntem Byssus, 100 Ellen lang, dazu 20 Säulen mit 20 Fußgestellen aus Kupfer. Die Haken der Säulen nebst den zugehörigen Ringen waren aus Silber. Auf der Nordseite waren die Umhänge 100 Ellen lang, dazu kamen 20 Säulen nebst den zugehörigen 20 kupfernen Fußgestellen. Die Haken der Säulen und die zugehörigen Ringe waren aus Silber. Auf der Westseite waren die Umhänge 50 Ellen lang, dazu kamen 10 Säulen nebst ihren 10 Fußgestellen. Die Haken der Säulen und ihre Ringe waren aus Silber. Vorn auf der Ostseite waren die Umhänge 50 Ellen lang. Umhänge von 15 Ellen waren auf der einen Seite, dazu drei Säulen nebst ihren drei Fußgestellen; auf der anderen Seite, zu beiden Seiten des Vorhoftores, waren ebenfalls Umhänge von 15 Ellen, dazu drei Säulen nebst ihren drei Fußgestellen. Alle Vorhofumhänge ringsum waren aus gezwirntem Byssus. Die Fußgestelle der Säulen waren aus Kupfer, die Haken der Säulen und ihre Ringe aus Silber, der Überzug ihrer Köpfe auch aus Silber. Alle Säulen des Vorhofs waren mit silbernen Ringen versehen. Der Vorhang des Vorhofeinganges war Buntwirkerarbeit aus blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus. Die Länge betrug zwanzig Ellen und die Höhe, durch die Breite bestimmt, fünf Ellen, entsprechend den Vorhängen des Vorhofs. Die zugehörigen vier Säulen mit ihren vier Fußgestellen waren aus Kupfer, ihre Haken aus Silber, der Überzug ihrer Köpfe und ihre Ringe ebenfalls aus Silber. Alle Pflöcke für die Wohnung und den Vorhof ringsum waren aus Kupfer. KostenberechnungFolgendes ist die Kostenberechnung für die Wohnung, nämlich für die Wohnung des Gesetzes. Sie wurde auf Befehl des Mose durch die Dienstleistung der Leviten unter Leitung Itamars, des Sohnes des Priesters Aaron, vorgenommen. Bezalel, der Sohn Uris, der Enkel Hurs, aus dem Stamm Juda, hatte alles hergestellt, was der Herr dem Mose befohlen hatte, und mit ihm Oholiab, der Sohn Ahisamachs, vom Stamm Dan, ein Kunsthandwerker, Kunstwirker und Buntwirker in blauem und rotem Purpur, Karmesin und Byssus. Was das gesamte Gold betrifft, das bei der Ausführung zu den verschiedenen Arbeiten am Heiligtum verwendet wurde, so betrug das als Weihegabe gespendete Gold 29 Talente und 730 Schekel nach dem Gewicht des Heiligtums. Das bei der Musterung der Gemeinde eingegangene Silber betrug 100 Talente und 1.775 Schekel nach dem Gewicht des Heiligtums, je ein Beka - die Hälfte eines Schekels nach dem Gewicht des Heiligtums - auf den Kopf all derer, die der Musterung unterlagen, von zwanzig Jahren und darüber, 603.550 Mann. Die 100 Talente Silber wurden zum Guß der Fußgestelle des Heiligtums und der Fußgestelle des Vorhangs verwendet, 100 Talente auf hundert Gußgestelle, auf jedes Fußgestell ein Talent. Aus den 1775 Schekel verfertigte er Haken für die Säulen, überzog ihre Köpfe und versah sie mit Ringen. Das als Weihegabe gespendete Kupfer betrug 70 Talente und 2.400 Schekel. Daraus verfertigte er die Fußgestelle der Tür des Offenbarungszeltes und den kupfernen Altar mit seinem kupfernen Gitterwerk und alle Geräte des Altars, die Fußgestelle im Vorhof ringsum und die Fußgestelle am Eingang des Vorhofs, alle Pflöcke der Wohnung und alle Pflöcke des Vorhofs ringsum. Die Anfertigung der PriesterkleidungAus blauem und rotem Purpur und Karmesin fertigten sie die Prachtgewänder zum Dienst im Heiligtum. Ebenso machten sie die heiligen Gewänder für Aaron, wie der Herr dem Mose befohlen hatte. Das SchulterkleidDas Schulterkleid fertigte er aus Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus an. Das Gold wurde breitgehämmert und zu Fäden zerschnitten, um sie in den blauen und roten Purpur und Byssus mittels Kunstwirkerarbeit einzuarbeiten. Man fertigte zwei zusammenfügbare Schulterstücke an. An den beiden Enden war es zusammengebunden. Die Binde, die sich daran zum Anlegen befand, war aus einem Stück mit ihm gearbeitet und von gleicher Arbeit, aus Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus, wie der Herr dem Mose geboten hatte. Man richtete die Onyxsteine zu, die, in goldenem Flechtwerk eingefaßt, die mittels Siegelstecherkunst eingestochenen Namen der Söhne Israels trugen. Als Steine des Gedenkens an die Israeliten setzte er sie auf die Schulterstücke des Schulterkleides, wie der Herr dem Mose befohlen hatte. Das BrustschildDas Brustschild verfertigte er wie das Schulterkleid als Kunstweberarbeit aus Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus. Man machte das Brustschild viereckig, doppeltgelegt eine Spanne lang, eine Spanne breit, doppeltgelegt. Dann besetzte man es mit vier Reihen Edelsteinen: die erste Reihe enthielt einen Karneol, einen Topas und einen Smaragd, die zweite Reihe einen Rubin, einen Saphir und einen Diamant, die dritte Reihe einen Hyazinth, einen Achat und einen Amethyst, die vierte Reihe einen Chrysolith, einen Onyxstein und einen Jaspis. - Sie wurden bei ihrer Einfassung mit Goldflechtwerk umgeben. Die Zahl der Steine betrug entsprechend den Namen der Söhne Israels zwölf. In Siegelstecherkunst waren sie jeder mit dem Namen eines der zwölf Stämme versehen. Man befestigte dann an dem Brustschild die schnurähnlich gedrehten Kettchen aus reinem Gold. Hierauf fertigte man zwei goldene Geflechte und zwei goldene Ringe an und befestigte die beiden Ringe an den beiden Enden des Brustschildes. Die beiden goldenen Schnüre befestigte man an den beiden Ringen, die sich an den Enden des Brustschildes befanden. Die beiden anderen Enden der beiden Schnüre machte man an den beiden Geflechten fest und diese an den beiden Schulterstücken des Schulterkleides auf seiner Vorderseite. Auch stellte man zwei andere goldene Ringe her und befestigte sie an den beiden Enden des Brustschildes, an seinem inneren, dem Schulterkleid zugewandten Saum. Hierauf fertigte man noch zwei goldene Ringe an und befestigte sie an den beiden Schulterstücken des Schulterkleides unten an seiner Vorderseite, dicht bei der Verbindungsstelle, oberhalb der Binde des Schulterkleides. Mittels einer Schnur aus blauem Purpur knüpfte man das Brustschild mit seinen Ringen an die Ringe des Schulterkleides, so daß es oberhalb der Binde des Schulterkleides anlag und das Brustschild sich nicht vom Schulterkleid verschieben konnte, wie der Herr dem Mose geboten hatte. Das Obergewand und sonstige KleidungDas Obergewand zum Schulterkleid verfertigte man in Webearbeit, ganz aus blauem Purpur. Die Halsöffnung des Obergewandes befand sich in der Mitte und glich der Halsöffnung eines Panzerhemdes. Rings um die Halsöffnung lief ein Saum, damit sie nicht einriß. Unten am Saum des Obergewandes brachte man Granatäpfel aus blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus an. Aus reinem Gold machte man Glöckchen und setzte die Glöckchen zwischen die Granatäpfel ringsum an den Saum des Obergewandes, so daß rings um den Saum des Obergewandes immer ein Glöckchen auf einen Granatapfel folgte, zur Verrichtung des heiligen Dienstes, wie der Herr dem Mose befohlen hatte. Die Leibröcke für Aaron und seine Söhne fertigte man in Weberarbeit aus Byssus an, den Kopfbund aus Byssus, die hohen Mützen aus Byssus und die linnenen Hüftkleider aus gezwirntem Byssus, ferner den Gürtel aus gezwirntem Byssus, blauem und rotem Purpur und Karmesin, in Buntweberarbeit, wie der Herr dem Mose geboten hatte. Das StirnblattDas Stirnblatt, das heilige Diadem, fertigte man aus reinem Gold an und schrieb darauf in Siegelstecherschrift: "Dem Herrn geweiht". Man befestigte daran eine Schnur aus blauem Purpur, um es oben am Kopfbund anzubringen, wie der Herr dem Mose befohlen hatte. Die Übergabe der Gegenstände an MoseSo wurde die ganze Arbeit für die Wohnung des Offenbarungszeltes fertiggestellt. Genau so, wie der Herr dem Mose befohlen hatte, hatten die Israeliten es ausgeführt. Sie brachten nun zu Mose die Wohnung, das Zelt und alle seine Geräte, seine Haken, Bretter, Riegel, Säulen und Fußgestelle, ferner die Schutzdecke aus rotgefärbten Widderfellen, die Überdecke aus Seekuhhäuten und den inneren Vorhang, die Gesetzeslade und ihre Tragstangen nebst der Sühnestätte, den Tisch mit all seinen Geräten und die Schaubrote, den Leuchter aus reinem Gold mit seinen Lampen, die in einer Reihe aufgesetzt waren, und all seine Geräte, sowie das Öl zur Beleuchtung, ferner den goldenen Altar und das Salböl, das wohlriechende Räucherwerk und den Vorhang für den Zelteingang, den kupfernen Altar mit seinem kupfernen Gitterwerk, seine Tragstangen und all seine Geräte, das Becken mit seinem Gestell, die Vorhänge des Vorhofs mit seinen Säulen und Fußgestellen und Pflöcken, sowie alle Geräte für den Dienst in der Wohnung des Offenbarungszeltes, ferner die Prachtkleider für den Dienst im Heiligtum, die heiligen Kleider für den Priester Aaron und die Kleider seiner Söhne für den priesterlichen Dienst. Genau so, wie der Herr dem Mose geboten hatte, führten die Israeliten die ganze Arbeit aus. Als Mose das ganze Werk besichtigte, sah er, daß sie es genau so ausgeführt hatten, wie der Herr befohlen hatte. Und Mose gab ihnen den Segen. AUFSTELLUNG UND WEIHE DES ZELTESDer Auftrag GottesHierauf befahl der Herr dem Mose: "Schlage am ersten Tag des ersten Monats die Wohnung des Offenbarungszeltes auf, stelle die Gesetzeslade hinein und hänge den Vorhang vor die Lade! Bringe auch den Tisch hinein und lege die Schaubrote auf! Auch den Leuchter stelle hinein und setze seine Lampen auf! Den goldenen Rauchopferaltar stelle vor die Gesetzeslade und hänge den Vorhang am Eingang der Wohnung auf! Den Brandopferaltar errichte vor dem Eingang zur Wohnung des Offenbarungszeltes, und das Becken stelle zwischen das Offenbarungszelt und den Altar und gieße Wasser hinein! Richte dann ringsum den Vorhof auf und bringe den Vorhang am Eingang des Vorhofs an! Nimm sodann das Salböl, salbe die Wohnung und alles, was sich in ihr befindet, und weihe sie so und alle ihre Geräte, damit sie heilig ist! Salbe auch den Brandopferaltar und alle seine Geräte und weihe so den Altar, damit der Altar hochheilig ist! Auch das Becken mit seinem Gestell salbe und weihe! Dann lasse Aaron mit seinen Söhnen an den Eingang des Offenbarungszeltes treten und wasche sie mit Wasser! Bekleide Aaron mit den heiligen Gewändern, salbe ihn und weihe ihn so, damit er mir als Priester diene! Laß dann seine Söhne herantreten und bekleide sie mit Leibröcken und salbe sie, wie du ihren Vater gesalbt hast, damit sie mir als Priester dienen! Die Salbung soll ihnen die Priesterwürde für alle Zeiten von Geschlecht zu Geschlecht verleihen." Errichtung der WohnungMose tat genau so, wie der Herr ihm geboten hatte. Im ersten Monat des zweiten Jahres, am ersten Tag des Monats, wurde die Wohnung aufgeschlagen. Mose schlug die Wohnung in folgender Weise auf: Er setzte ihre Fußgestelle hin und stellte ihre Bretter darauf, brachte ihre Riegel an und richtete ihre Säulen auf. Dann breitete er die Zeltdecke über die Wohnung und legte die Überdecke des Zeltes oben darüber, wie der Herr dem Mose geboten hatte. Hierauf nahm er das Gesetz und legte es in die Lade, steckte die Tragstangen an die Lade und legte die Sühnestätte oben auf die Lade. Er brachte die Lade in die Wohnung, hängte zur Verhüllung den inneren Vorhang auf und verhüllte so die Gesetzeslade, wie der Herr dem Mose befohlen hatte. Dann stellte er den Tisch in das Offenbarungszelt auf die Nordseite der Wohnung außerhalb des Vorhangs. Auf ihm legte er die Schichten der Schaubrote vor dem Herrn zurecht, wie der Herr dem Mose befohlen hatte. Den Leuchter stellte er in das Offenbarungszelt dem Tisch gegenüber auf die Südseite der Wohnung und setzte die Lampen vor dem Herrn auf, wie der Herr dem Mose geboten hatte. Hierauf stellte er den goldenen Altar in das Offenbarungszelt vor den Vorhang und verbrannte wohlriechendes Räucherwerk darauf, wie der Herr dem Mose befohlen hatte. Dann hängte er den Vorhang für die Tür der Wohnung auf. Einrichtung des VorhofsDen Brandopferaltar stellte er an den Eingang der Wohnung des Offenbarungszeltes und brachte das Brand- und Speiseopfer auf ihm dar, wie der Herr dem Mose befohlen hatte. Das Becken stellte er zwischen dem Offenbarungszelt und dem Altar auf und goß Wasser zum Waschen hinein. Mose und Aaron sowie seine Söhne wuschen sich daraus Hände und Füße. Sooft sie in das Offenbarungszelt hineingingen oder an den Altar herantraten, wuschen sie sich, wie der Herr dem Mose geboten hatte. Auch richtete er den Vorhof rings um die Wohnung und um den Altar auf und hängte den Vorhang am Eingang des Vorhofs auf. So vollendete Mose das Werk. Da bedeckte die Wolke das Offenbarungszelt, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Wohnung. Mose konnte nicht in das Offenbarungszelt hineingehen; denn die Wolke hatte sich darauf niedergelassen, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Wohnung. Sooft sich nun während der ganzen Zeit ihrer Wanderung die Wolke von der Wohnung hob, brachen die Israeliten auf. Wenn aber die Wolke sich nicht hob, brachen sie nicht auf bis zu dem Tag, wo sie sich wieder hob. Die Wolke lag nämlich bei Tag auf der Wohnung; des Nachts aber war sie mit Feuerschein erfüllt vor den Augen von ganz Israel auf seinem ganzen Wanderzug. KULTISCHE VORSCHRIFTEN - DAS OPFERGESETZBrandopfer von RindernDer Herr berief Mose und gebot ihm vom Offenbarungszelt aus: "Teile den Israeliten folgende Verordnung mit: Wenn ihr dem Herrn als Opfergabe Vieh darbringen wollt, so nehmt als Opfergabe Rinder und Kleinvieh!  Wer als Opfergabe ein Rinderbrandopfer darbringen will, muß ein männliches, fehlerloses Tier opfern. Er bringe es vor den Eingang des Offenbarungszeltes, um sich dem Herrn wohlgefällig zu machen. Er lege die Hand auf den Kopf des Brandopfertieres. So wird es ihm gnädig aufgenommen werden und Versöhnung für ihn erwirken.  Dann schlachte er vor dem Herrn das Rind. Die Söhne Aarons, die Priester, sollen das Blut darbringen und das Blut ringsum auf den Altar gießen, der am Eingang zum Offenbarungszelt steht.  Er häute das Brandopfer ab und zerlege es in seine Teile. Die Söhne des Priesters Aaron sollen Feuer auf dem Altar anmachen und Holz auf das Feuer auflegen. Dann sollen die Söhne Aarons, die Priester, die Stücke samt dem Kopf und dem Fett auf das Holz legen, das über dem Feuer auf dem Altar aufgeschichtet ist. Die Eingeweide und Beine aber soll er waschen. Dann lasse der Priester alles zusammen auf dem Altar in Rauch aufgehen als Brandopfer, als Feueropfer zu lieblichem Geruch für den Herrn.  Brandopfer von KleinviehWenn jemand als Opfergabe zum Brandopfer Kleinvieh, Schafe oder Ziegen, darbringt, opfere er ein männliches, fehlerloses Tier. Er schlachte es vor dem Herrn auf der Nordseite des Altars. Die Söhne Aarons aber, die Priester, sollen das Blut ringsum auf den Altar gießen. Er zerlege es in seine Teile, und der Priester soll diese samt dem Kopf und dem Fett auf das Holz legen, das über dem Feuer auf dem Altar aufgeschichtet ist. Die Eingeweide und Beine aber soll er waschen. Hierauf bringe der Priester alles zusammen dar und lasse es auf dem Altar in Rauch aufgehen als Brandopfer, als Feueropfer zu lieblichem Geruch für den Herrn. Brandopfer von VögelnBringt jemand als Opfergabe für den Herrn zum Brandopfer Vögel dar, so opfere er Turteltauben oder Tauben. Der Priester bringe das Tier an den Altar, knicke ihm den Kopf ab und lasse es auf dem Altar in Rauch aufgehen. Das Blut aber presse er an der Wand des Altars aus.  Den Kropf mit seinem Inhalt nehme er weg und werfe ihn neben den Altar gegen Osten auf den Aschenhaufen. Hierauf reiße er dem Tier die Flügel ein, ohne sie abzutrennen. Dann lasse es der Priester auf dem Altar auf dem Holz, das über dem Feuer aufgeschichtet ist, in Rauch aufgehen als Brandopfer, als Feueropfer zu lieblichem Geruch für den Herrn. SPEISEOPFERSpeiseopfer aus Rohmehl und BackwarenWill jemand dem Herrn als Opfergabe ein Speiseopfer darbringen, so soll seine Gabe aus Feinmehl bestehen, das er mit Öl übergießen und mit Weihrauch bestreuen muß.  Er bringe es den Söhnen Aarons, den Priestern. Der Priester nehme daraus eine Handvoll von dem mit Öl vermischten Mehl und den ganzen Weihrauch und lasse diesen Duftteil auf dem Altar in Rauch aufgehen als Feueropfer zu lieblichem Geruch für den Herrn.  Was vom Speiseopfer übrigbleibt, soll als Hochheiliges von den Feueropfern des Herrn dem Aaron und seinen Söhnen gehören. Willst du als Speiseopfergabe etwas im Ofen Gebackenes darbringen, so bereite aus Feinmehl ungesäuerte Kuchen, die mit Öl angemengt sind, oder ungesäuerte Fladen, die mit Öl bestrichen sind! Soll deine Opfergabe in einem Speiseopfer auf der Röstplatte bestehen, so muß sie aus ungesäuertem, mit Öl angemengtem Feinmehl zubereitet sein. Mache daraus einzelne Stücke und übergieße sie mit Öl! So ist es ein Speiseopfer. Soll deine Opfergabe ein Speiseopfer sein, das in der Pfanne bereitet wird, so muß es aus Feinmehl mit Öl hergestellt werden. Dann bringe das Speiseopfer, das so bereitet ist, dem Herrn dar, indem du es dem Priester übergibst, der es zum Altar bringt! Der Priester nehme vom Speiseopfer den Duftteil weg und lasse ihn auf dem Altar als Feueropfer zu lieblichem Geruch für den Herrn in Rauch aufgehen. Was von dem Speiseopfer übrigbleibt, gehöre Aaron und seinen Söhnen als Hochheiliges von den Feueropfern des Herrn. Verbot von Sauerteig und HonigKein Speiseopfer, das ihr dem Herrn darbringt, darf aus Gesäuertem bereitet werden. Denn ihr dürft keinen Sauerteig oder Honig dem Herrn als Feueropfer darbringen.  Als Erstlingsgabe könnt ihr sie dem Herrn darbringen. Doch dürfen sie nicht auf den Altar zum lieblichen Wohlgeruch kommen. Alle deine Speiseopfergaben mußt du salzen. Nie darf das Salz des Bundes mit deinem Gott bei deinem Speiseopfer fehlen. Bei allen deinen Opfergaben mußt du Salz darbringen.  Speiseopfer von den ErstlingsfrüchtenWenn du dem Herrn ein Speiseopfer von den Erstlingsfrüchten darbringen willst, so mußt du am Feuer geröstete Ähren von der ersten Frucht in den Gärten als Erstlingsspeiseopfer darbringen. Gieße Öl darüber und streue Weihrauch darauf! So ist es ein Speiseopfer. Der Priester soll den Duftteil davon: einen Teil von der ersten Frucht und vom Öl und den ganzen Weihrauch, als Feueropfer für den Herrn in Rauch aufgehen lassen. FRIEDOPFERFriedopfer von RindernWill jemand Rinder als Friedopfergabe darbringen, so opfere er ein fehlerloses, männliches oder weibliches Tier.  Er lege die Hand auf den Kopf des Opfertieres und schlachte es vor dem Eingang zum Offenbarungszelt. Die Söhne Aarons, die Priester, sollen das Blut ringsum auf den Altar gießen. Dann soll er von dem Friedopfer das Fett, das die Eingeweide bedeckt, sowie alles Fett an den Eingeweiden,  die beiden Nieren mit ihrem Fett, das an den Lendenmuskeln sitzt, und den Leberlappen dem Herrn als Feueropfer darbringen. Bei den Nieren nehme er es weg. Die Söhne Aarons sollen es auf dem Altar über dem Brandopfer, das auf dem Holz über dem Feuer liegt, in Rauch aufgehen lassen als Feueropfer zu lieblichem Geruch für den Herrn. Friedopfer von Schafen und ZiegenWill jemand dem Herrn als Friedopfergabe Kleinvieh darbringen, so opfere er ein fehlerloses, männliches oder weibliches Tier. Bringt er ein Schaf als Opfergabe dar, so führe er es vor den Herrn, lege seine Hand auf den Kopf des Opfertiers und schlachte es vor dem Offenbarungszelt! Die Söhne Aarons sollen das Blut rings auf den Altar gießen. Dann bringe er dem Herrn von dem Friedopfer die Fetteile als Feueropfer dar: den ganzen Fettschwanz, - dicht am Schwanzbein soll er ihn abnehmen, - das Fett, das die Eingeweide bedeckt, und alles Fett an den Eingeweiden,  die beiden Nieren mit ihrem Fett, das an den Lendenmuskeln sitzt, und den Leberlappen. Bei den Nieren soll er es ablösen. Der Priester lasse es auf dem Altar in Rauch aufgehen, als Feueropferspeise für den Herrn.  Besteht aber seine Opfergabe in einer Ziege, so bringe er sie vor den Herrn, lege seine Hand auf ihren Kopf und schlachte sie vor dem Offenbarungszelt. Die Söhne Aarons sollen das Blut ringsum auf den Altar gießen. Hierauf bringe er davon als Feueropfergabe für den Herrn das Fett dar, das die Eingeweide deckt, und alles Fett an den Eingeweiden, die beiden Nieren mit ihrem Fett, das an den Lendenmuskeln sitzt, und den Leberlappen. Bei den Nieren löse er es ab. Der Priester lasse es auf dem Altar in Rauch aufgehen als Feueropferspeise zu beruhigendem Wohlgeruch. - Alles Fett gehört dem Herrn!  Dieses Gebot hat ewige Geltung für alle eure Geschlechter in allen euren Wohnsitzen: Ihr dürft kein Fett und kein Blut genießen." SÜNDOPFERDas Sündopfer des HohenpriestersWeiter gebot der Herr dem Mose:  "Teile den Israeliten folgende Verordnung mit: Wenn sich jemand unvorsätzlich gegen irgendein Gebot des Herrn vergeht und etwas Verbotenes tut, so gelten folgende Bestimmungen: Begeht der gesalbte Priester eine Sünde, bei der die Schuld auch auf das Volk fällt, so soll er für das Vergehen, das er begangen hat, dem Herrn als Sündopfer einen fehlerlosen Stier darbringen.  Er führe den Stier an den Eingang des Offenbarungszeltes vor den Herrn, lege seine Hand auf den Kopf des Stieres und schlachte den Stier vor dem Herrn. Sodann nehme der gesalbte Priester etwas von dem Blut des Stieres und bringe es in das Offenbarungszelt. Der Priester tauche seinen Finger in das Blut und sprenge etwas von dem Blut siebenmal vor den Herrn gegen den Vorhang des Heiligtums hin. Dann streiche der Priester etwas von dem Blut an die Hörner des Altars mit dem wohlriechenden Räucherwerk, der vor dem Herrn im Offenbarungszelt steht. Alles übrige Blut des Stieres gieße er an den Fuß des Brandopferaltars, der am Eingang des Offenbarungszeltes steht. Er löse alles Fett von dem Sündopferstier ab, das Fett, das die Eingeweide bedeckt, und alles Fett an den Eingeweiden, die beiden Nieren mit ihrem Fett, das an den Lendenmuskeln sitzt, und den Leberlappen. Bei den Nieren löse er es ab, so wie es beim Friedopferstier abgenommen wird. Dann lasse der Priester es auf dem Brandopferaltar in Rauch aufgehen. Aber die Haut des Stieres und sein ganzes Fleisch samt Kopf und Beinen, seine Eingeweide und seinen Darminhalt, also den ganzen Stier lasse er vor das Lager hinausbringen an einen reinen Ort, dorthin, wo man die Asche ausschüttet. Dann verbrenne er ihn auf einem Holzstoß. An dem Ort, wohin man die Asche schüttet, soll er verbrannt werden. Das Sündopfer der ganzen GemeindeVerfehlt sich aber die ganze Gemeinde der Israeliten unvorsätzlich, ohne sich dessen bewußt zu werden, indem sie irgendein Verbot des Herrn übertritt und so in Schuld gerät, so soll die Gemeinde, wenn die Sünde, deren sie sich schuldig gemacht hat, kund geworden ist, einen Stier als Sündopfer darbringen und ihn vor das Offenbarungszelt führen. Die Ältesten der Gemeinde sollen vor dem Herrn ihre Hände auf den Kopf des Stieres legen, und einer schlachte den Stier vor dem Herrn. Hierauf bringe der gesalbte Priester etwas von dem Blut des Stieres in das Offenbarungszelt. Der Priester tauche seinen Finger in das Blut und sprenge etwas von dem Blut siebenmal vor den Herrn gegen den Vorhang. Dann streiche er etwas von dem Blut an die Hörner des Altars, der vor dem Herrn im Offenbarungszelt steht. Alles übrige Blut gieße er an den Fuß des Brandopferaltars, der am Eingang des Offenbarungszeltes steht. Dann löse er alles Fett von ihm ab und lasse es auf dem Altar in Rauch aufgehen. Er verfahre dann mit dem Stier so, wie er mit dem Stier beim Sündopfer vorgegangen ist. So soll er mit ihm verfahren. Wenn der Priester ihnen so Sühne erwirkt hat, wird ihnen vergeben werden. Den Stier aber lasse er vor das Lager hinausschaffen und ihn so verbrennen, wie er den ersterwähnten Stier verbrennen ließ. Das ist das Sündopfer für die Gemeinde. Das Sündopfer der StammfürstenVergeht sich ein Stammesfürst, indem er unvorsätzlich irgendein Verbot des Herrn, seines Gottes, übertritt und so in Schuld gerät, so bringe er, wenn ihm das Vergehen, dessen er sich schuldig gemacht hat, bekannt geworden ist, einen fehlerlosen Ziegenbock als Opfergabe dar, lege seine Hand auf den Kopf des Bockes und schlachte ihn da, wo man vor dem Herrn die Brandopfertiere schlachtet. So ist es ein Sündopfer. Der Priester nehme mit seinem Finger etwas von dem Blut des Sündopfers und streiche es an die Hörner des Brandopferaltars, das übrige Blut gieße er an den Fuß des Brandopferaltars. Das gesamte Fett lasse er auf dem Altar in Rauch aufgehen wie das Fett des Friedopfers. Wenn der Priester ihm so Sühne wegen seines Vergehens erwirkt hat, wird ihm vergeben werden. Das Sündopfer des gewöhnlichen IsraelitenVerfehlt sich aber jemand aus dem gewöhnlichen Volk unvorsätzlich, indem er irgendein Verbot des Herrn übertritt und sich dadurch schuldig macht, so bringe er, sobald ihm das Vergehen, dessen er sich schuldig gemacht hat, bekannt geworden ist, für den begangenen Fehler eine fehlerlose Ziege als Opfergabe dar. Er lege auf den Kopf des Sündopfers seine Hand und schlachte das Sündopfer an dem für das Brandopfer bestimmten Ort. Der Priester nehme mit dem Finger etwas von dem Blut, streiche es an die Hörner des Brandopferaltars und gieße das übrige Blut an den Fuß des Altars. Alles Fett löse er ab, wie das Fett beim Friedopfer weggenommen wird. Dann lasse es der Priester auf dem Altar in Rauch aufgehen zu lieblichem Geruch für den Herrn. Wenn ihm so der Priester Sühne erwirkt hat, wird ihm vergeben werden. Will er als Opfergabe ein Schaf zum Sündopfer darbringen, so opfere er ein weibliches, fehlerloses Tier. Er lege die Hand auf den Kopf des Sündopfers und schlachte es als Sündopfer da, wo man das Brandopfer schlachtet. Der Priester nehme mit dem Finger etwas von dem Blut des Sündopfers und streiche es an die Hörner des Brandopferaltars. Das übrige Blut gieße er an den Fuß des Altars. Alles Fett löse er ab, wie das Fett des Schafes beim Friedopfer abgenommen wird. Der Priester lasse es dann auf dem Altar über den Feueropfern des Herrn in Rauch aufgehen. Wenn ihm so der Priester wegen des begangenen Vergehens Sühne erwirkt hat, wird ihm vergeben werden. Einige Anlässe zu SündopfernVergeht sich jemand dadurch, daß er von einem Eid Kenntnis hat und als Zeuge auftreten könnte, sei es als Augenzeuge oder weil er sonst die Sache in Erfahrung gebracht hat, aber trotzdem keine Anzeige macht, so lädt er Schuld auf sich. Oder berührt jemand etwas Unreines, das Aas eines unreinen wilden Tieres oder das Aas eines unreinen Haustieres oder das Aas eines unreinen kriechenden Tieres, ohne daß er sich dessen bewußt wird, so wird er unrein und gerät in Schuld Oder kommt er mit der Unreinigkeit an einem Menschen in Berührung, mit irgendeiner Unreinigkeit, durch die man unrein werden kann, ohne daß er sich dessen bewußt wird, erfährt es aber nachher, so macht er sich schuldig. Oder schwört jemand unbesonnen, er wolle Gutes oder Böses tun, was immer man unbesonnen bei einem Eid aussagen kann, ohne daß er sich dessen bewußt wird, so macht er sich, sobald er sich dessen bewußt wird, dadurch schuldig. Wenn er also durch etwas derartiges in Schuld geraten ist, soll er bekennen, worin er gefehlt hat, und dann bringe er dem Herrn als Buße für das Vergehen, dessen er sich schuldig gemacht hat, zum Sündopfer ein weibliches Stück Kleinvieh, ein Schaf oder eine Ziege dar. Der Priester erwirke ihm dadurch Sühne für sein Vergehen. Ersatz für UnbemittelteWenn aber sein Vermögen für ein Stück Kleinvieh nicht ausreicht, so bringe er dem Herrn als Buße für sein Vergehen ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben dar, die eine als Sündopfer, die andere als Brandopfer. Er bringe sie dem Priester. Dieser opfere die zum Sündopfer bestimmte zuerst. Er knicke ihr den Kopf dicht beim Genick ab, ohne ihn ganz abzutrennen. Dann sprenge er etwas von dem Blut des Sündopfers an die Wand des Altars. Das übrige Blut soll am Fuß des Altars ausgedrückt werden. Das ist das Sündopfer. Die andere bringe er so, wie es sich gebührt, als Brandopfer dar. Wenn der Priester ihm so Sühne verschafft hat für das Vergehen, das er begangen hat, wird ihm vergeben werden. Reicht indes sein Vermögen für ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben nicht aus, so bringe er als seine Opfergabe für sein Vergehen ein Zehntel Efa Feinmehl zum Sündopfer dar. Er schütte kein Öl darauf, noch tue er Weihrauch dazu. Denn es ist ein Sündopfer. Er bringe es zum Priester. Der Priester nehme davon eine Handvoll als seinen Duftteil und lasse es auf dem Altar über den Feueropfern des Herrn in Rauch aufgehen. So ist es ein Sündopfer. Wenn der Priester ihm so wegen des Vergehens, das er bei irgendeinem dieser Anlässe begangen hat, Sühne erwirkt hat, wird ihm vergeben werden. Es soll wie das Speiseopfer dem Priester gehören." SCHULDOPFERVeruntreuung von Abgaben für GottFerner gebot der Herr dem Mose:  "Wenn jemand etwas veruntreut und sich unvorsätzlich an Dingen vergreift, die dem Herrn geheiligt sind, so bringe er dem Herrn als Buße von seinem Kleinvieh zum Sündopfer einen fehlerlosen Widder dar, der nach deiner Schätzung mindestens zwei Schekel Silber nach dem Gewicht des Heiligtums wert ist.  Ferner soll er den Betrag, um den er das Heiligtum geschädigt hat, ersetzen und noch ein Fünftel des Betrages darauflegen und es dem Priester übergeben. Wenn der Priester ihm durch den Sündopferwidder Sühne erwirkt hat, wird ihm vergeben werden. Unbewußte VerschuldungVergeht sich jemand und tut etwas, was durch die Gebote des Herrn verboten ist, ohne sich dessen bewußt zu werden, gerät er so in Schuld und hat er so ein Unrecht auf sich geladen, so bringe er vom Kleinvieh einen fehlerlosen Widder nach deiner Schätzung als Schuldopfer zum Priester. Wenn der Priester ihm dann wegen des Versehens, das er, ohne es zu wissen, begangen hat, Sühne erwirkt, so wird ihm vergeben werden. Es ist ein Schuldopfer: er hat sich ja gegen den Herrn verfehlt." Schädigung des Nächsten Weiter gebot der Herr dem Mose: "Vergeht sich jemand und macht sich einer Veruntreuung gegen den Herrn schuldig, indem er seinem Nächsten gegenüber etwas Anvertrautes oder Hinterlegtes oder Entwendetes ableugnet oder seinen Nächsten übervorteilt oder das Verlorene, das er gefunden hat, ableugnet oder einen falschen Eid schwört wegen irgendeiner Handlung, durch die sich ein Mensch versündigen kann, wenn er sich so vergeht und Schuld auf sich lädt, so soll er das Entwendete, das er an sich genommen, oder das Erpreßte, das er sich mit Unrecht angeeignet hat, oder das Anvertraute, das ihm übergeben worden ist, oder das Verlorene, das er gefunden hat, oder all das, weswegen er falsch geschworen hat, zurückstellen, und zwar soll er es nach seinem vollen Wert erstatten und noch ein Fünftel des Betrags dazulegen. Er soll es dem Eigentümer am Tag, an dem er sein Schuldopfer darbringt, zurückerstatten. Als Buße bringe er für den Herrn einen fehlerlosen Widder vom Kleinvieh nach deiner Schätzung als Schuldopfer zum Priester. Wenn der Priester ihm dann Sühne vor dem Herrn erwirkt hat, wird ihm jede Handlung vergeben werden, durch die sich einer verschulden kann." WEITERE OPFERVORSCHRIFTENDas BrandopferWeiter gebot der Herr dem Mose: "Gib Aaron und seinen Söhnen folgende Weisung: Dies sind die Bestimmungen für das Brandopfer: Dieses, das Brandopfer, soll auf dem Altar da, wo es angezündet worden ist, die ganze Nacht bis zum Morgen verbleiben. Es soll damit das Altarfeuer brennend erhalten werden. Der Priester ziehe sein linnenes Gewand über und lege sich linnene Unterbeinkleider an und räume die Asche weg, in die das Brandopfer vom Feuer verwandelt worden ist, und schütte sie neben den Altar. Dann ziehe er seine Kleider aus, lege andere Kleider an und bringe die Asche vor das Lager hinaus an einen reinen Ort. Das Feuer auf dem Altar soll stets in Brand gehalten werden und nie erlöschen. Jeden Morgen setze der Priester Holzscheite darauf in Brand, lege das Brandopfer darüber und lasse darauf die Fettstücke der Friedopfer in Rauch aufgehen. Immerfort soll das Feuer auf dem Altar brennen; nie darf es erlöschen. Das tägliche SpeiseopferFür das Speiseopfer gelten folgende Bestimmungen: Die Söhne Aarons sollen es vor den Herrn an den Altar bringen. Dann nehme einer eine Handvoll von dem Feinmehl und dem Öl des Speiseopfers, dazu den gesamten Weihrauch auf dem Speiseopfer, und lasse es auf dem Altar im Rauch aufgehen zu lieblichem Geruch, als Duftteil für den Herrn. Es darf nicht mit Sauerteig gebacken werden. Ich habe es als ihren Anteil von meinen Feueropfern bestimmt. Hochheilig ist es wie das Sünd- und das Schuldopfer. Alle männlichen Nachkommen Aarons dürfen es essen. Dieses Gesetz hat ewige Geltung in allen euren Geschlechtern. Jeder, der sie anrührt, wird geheiligt."  Das Speiseopfer des HohenpriestersWeiter gebot der Herr dem Mose: "Die Opfergabe, die Aaron und seine Söhne dem Herrn an dem Tag opfern sollen, an dem einer gesalbt wird, bestehe in einem Zehntel Efa Feinmehl als regelmäßigem Speiseopfer, die eine Hälfte davon am Morgen, die andere am Abend.  Auf einer Platte soll es mit Öl zurbereitet werden. Eingerührt sollst du es darbringen. In Stücken gebacken, sollst du es als Speiseopfer zu lieblichem Geruch für den Herrn darbringen. Der Priester, der an Aarons Statt aus der Reihe seiner Söhne gesalbt ist, soll es nach ewig geltender Satzung für den Herrn herrichten. Als Ganzopfer soll es verbrannt werden. Denn jedes Speiseopfer eines Priesters soll ein Ganzopfer sein: es darf davon nicht gegessen werden." Das SündopferWeiter gebot der Herr dem Mose: "Teile Aaron und seinen Söhnen diese Weisung mit: Folgende Bestimmungen gelten für das Sündopfer: An dem Ort, wo das Brandopfer geschlachtet wird, soll das Sündopfer vor dem Herrn geschlachtet werden. Es ist hochheilig. Nur der Priester, der das Sündopfer darbringt, darf es essen. An heiliger Stätte, im Vorhof des Offenbarungszeltes, soll es gegessen werden.  Jeder, der das Fleisch davon berührt, wird heilig, und wenn etwas von dem Blut an sein Kleid spritzt, so mußt du den Teil, der bespritzt worden ist, an heiliger Stätte waschen. Ein irdenes Gefäß, in dem es gekocht wurde, muß zerbrochen werden. Ist es in einem kupfernen Gefäß gekocht worden, so muß dieses gescheuert und mit Wasser ausgespült werden. Nur die männlichen Angehörigen der Priesterschaft dürfen davon essen. Es ist hochheilig. Aber alle Sündopfer, von denen ein Teil des Blutes in das Offenbarungszelt gebracht worden ist, um im Heiligtum zur Sühnung zu dienen, dürfen nicht gegessen werden, sondern sind im Feuer zu verbrennen. Das Schuld- und SpeiseopferFolgende Vorschriften gelten für das Schuldopfer: Es ist hochheilig. An dem Ort, wo man das Brandopfer schlachtet, soll man auch das Schuldopfer schlachten. Das Blut soll er ringsum an den Altar sprengen. Das ganze Fett davon soll er darbringen: den Fettschwanz und das Fett, das die Eingeweide bedeckt die beiden Nieren mit ihrem Fett, das an den Lendenmuskeln sitzt, und den Leberlappen. Bei den Nieren soll er es abnehmen. Der Priester lasse es dann auf dem Altar als Feueropfer für den Herrn in Rauch aufgehen. So ist es ein Schuldopfer. Alle männlichen Glieder der Priesterschaft dürfen davon essen. An heiliger Stätte muß es verzehrt werden. Es ist hochheilig. Was vom Sündopfer gilt, gilt auch vom Schuldopfer: für beide gilt dieselbe Bestimmung: es soll dem Priester gehören, der damit die Sühnung vollzogen hat. Private Brand- und SpeiseopferDem Priester, der für jemand das Brandopfer darbringt, soll die Haut des Brandopfertieres, das er dargebracht hat, zufallen. Ferner soll jedes Speiseopfer, das im Ofen gebacken, und alles, was in der Pfanne oder auf der Platte bereitet wird, dem Priester gehören, der es darbringt. Aber jedes Speiseopfer, das mit Öl zubereitet oder trocken ist, soll allen Söhnen Aarons gehören, dem einen wie dem anderen. Das FriedopferFolgende Bestimmungen gelten für die Friedopfer, die man dem Herrn darbringt: Wenn jemand ein solches zur Danksagung darbringt, so soll er zu dem Dankopfer noch ungesäuerte, mit Öl bereitete Kuchen und ungesäuerte, mit Öl bestrichene Fladen und mit Öl angemengtes Feinmehl zu Kuchen zubereitet, darbringen. Mit Kuchen von gesäuertem Brotteig bringe er seine Opfergabe dar nebst dem Opfertier, in dem sein Dankfriedopfer besteht.  Je einen davon soll er als Hebe für den Herrn zu jeder Opfergabe darbringen. Es soll dem Priester gehören, der das Blut des Friedopfers aussprengt.  Das Fleisch des Dankfriedopfers muß am Tag seiner Darbringung gegessen werden. Man darf nichts davon bis zum nächsten Morgen übriglassen.  Wenn aber die Opfergabe auf Grund eines Gelübdes dargebracht wird oder eine freie Leistung ist, dann soll das Fleisch zwar am Tag der Darbringung des Opfers gegessen werden, doch darf das, was davon übriggeblieben ist, noch am Tag darauf genossen werden. Was aber am dritten Tag vom Opferfleisch übrig ist, muß verbrannt werden. Denn wenn man noch am dritten Tag vom Fleisch des Friedopfers äße, so würde dies nicht recht sein. Es würde dem, der es dargebracht hat, nicht angerechnet werden, sondern als verdorben gelten, und jeder, der davon äße, würde Schuld auf sich laden. Auch solches Fleisch, das mit irgend etwas Unreinem in Berührung gekommen ist, darf nicht gegessen werden, sondern ist zu verbrennen. Sonstiges Opferfleisch darf jeder Reine essen. Wer Fleisch von einem Friedopfer des Herrn genießt und mit Unreinheit behaftet ist, den soll man aus seinen Volksgenossen ausstoßen. Wer mit irgend etwas Unreinem in Berührung gekommen ist, sei es mit einem unreinen Menschen oder einem unreinen Tier oder mit irgendeinem unreinen Gewürm, und doch vom Fleisch des Friedopfers, das dem Herrn dargebracht worden ist, genießt, der soll aus seinen Volksgenossen ausgestoßen werden." Verbot des Fett- und BlutgenussesWeiter gebot der Herr dem Mose: "Gib den Israeliten folgende Weisung: Eßt keinerlei Fett von Rindern, Schafen und Ziegen. Das Fett von gefallenen oder zerrissenen Tieren darf zwar zu beliebigen Zwecken gebraucht werden. Aber essen dürft ihr es nicht. Denn jeder, der Fett von Tieren genießt, die man dem Herrn als Feueropfer darbringen kann, der soll, wenn er es genießt, aus seinen Volksgenossen ausgestoßen werden. Ebenso dürft ihr auch in keinem eurer Wohnsitze Blut genießen, weder von Vögeln noch von vierfüßigen Tieren. Wer irgendwelches Blut genießt, soll aus seinen Volksgenossen ausgestoßen werden." Der Priesteranteil bei den FriedopfernWeiter gebot der Herr dem Mose: "Teile den Israeliten folgende Weisung mit: Wer dem Herrn ein Friedopfer darbringt, der soll dem Herrn von seinem Friedopfer den schuldigen Anteil darbringen. Er selber soll die Stücke herbeibringen, die dem Herrn als Feueropfer gehören. Er bringe das Fett nebst der Brust; die Brust, damit sie als Webeopfer vor dem Herrn gewebt werde.  Das Fett aber lasse der Priester auf dem Altar in Rauch aufgehen, die Brust soll Aaron und seinen Söhnen gehören. Auch die rechte Keule sollt ihr von euren Friedopfern dem Priester als Hebe geben. Wer von den Söhnen Aarons das Blut und das Fett eines Friedopfers darbringt, dem soll als Anteil die rechte Keule zufallen. Denn die Webebrust und die Hebekeule nehme ich von den Israeliten als meinen Anteil an ihren Friedopfern und gebe sie dem Priester Aaron und seinen Söhnen als eine immerfort zu leistende Gebühr von seiten der Israeliten." SchlußbemerkungenDies ist der Anteil Aarons und seiner Söhne an den Feueropfern des Herrn seit dem Tag, an dem er sie zu sich herantreten ließ, damit sie dem Herrn als Priester dienten; ihn überwies der Herr ihnen am Tag, da er sie salbte, als eine Gabe von seiten der Israeliten. Es ist eine immerwährende, von Geschlecht zu Geschlecht ihnen obliegende Gebühr. Dies sind die Bestimmungen für das Brandopfer, das Speiseopfer, das Sünd- und Schuldopfer, das Einweihungsopfer und das Friedopfer, die der Herr auf dem Berg Sinai dem Mose geboten hat, als er den Israeliten befahl, in der Wüste Sinai ihre Opfergaben dem Herrn darzubringen. DIE PRIESTERGESETZEDie Priesterweihe: VorbereitungenHierauf befahl der Herr dem Mose: "Nimm Aaron und mit ihm seine Söhne, dazu die heiligen Gewänder und das Salböl, den jungen Stier zum Sündopfer, die beiden Widder sowie den Korb mit Ungesäuertem! Dann versammle die gesamte Gemeinde am Eingang des Offenbarungszeltes!" Mose tat, wie der Herr ihm geboten hatte, und die Gemeinde versammelte sich am Eingang zum Offenbarungszelt. Da sagte Mose zur Gemeinde: "Der Herr hat dies alles zu tun befohlen." Einkleidung und SalbungMose ließ nun Aaron und seine Söhne herantreten und wusch sie mit Wasser. Hierauf legte er ihm den Leibrock an, umgürtete ihn mit dem Gürtel, bekleidete ihn mit dem Obergewand, legte ihm das Schulterkleid darüber, band ihm die Binde des Schulterkleides um und machte es so an ihm fest. Dann befestigte er auf demselben das Brustschild und legte in das Brustschild die Urim und Tummim. Hierauf setzte er ihm den Kopfbund aufs Haupt und befestigte vorn am Kopfbund das goldene Stirnblatt, das heilige Diadem, wie der Herr dem Mose geboten hatte. Dann nahm Mose das Salböl, salbte die heilige Wohnung und alles darin und heiligte sie so. Auch sprengte er etwas davon siebenmal auf den Altar und salbte den Altar nebst allen seinen Geräten, sowie das Becken und sein Gestell, um sie dadurch zu weihen. Dann goß Mose dem Aaron etwas von dem Salböl auf das Haupt und salbte ihn, um ihn dadurch zu weihen. Hierauf ließ Mose die Söhne Aarons herantreten, bekleidete sie mit Leibröcken, umgürtete sie mit dem Gürtel und setzte ihnen die hohen Mützen auf, wie der Herr dem Mose befohlen hatte. Das SündopferDann ließ er den jungen Stier zum Sündopfer herbeiführen, und Aaron und seine Söhne legten ihre Hände auf den Kopf des Sündopferstieres. Hierauf schlachtete ihn Mose, nahm das Blut, strich es mit seinen Fingern ringsum an die Hörner des Altars und entsündigte so den Altar. Das übrige Blut goß er an den Fuß des Altars. - So weihte er den Altar, indem er ihn entsühnte. Alsdann nahm er das ganze Fett, das die Eingeweide bedeckte, sowie den Leberlappen und die beiden Nieren mit ihrem Fett. Dieses ließ Mose auf dem Altar in Rauch aufgehen. Den Stier, seine Haut, sein Fleisch und den Darminhalt verbrannte er außerhalb des Lagers, wie der Herr dem Mose befohlen hatte. Das BrandopferNun ließ er den Widder zum Brandopfer herbeibringen, und Aaron und seine Söhne legten ihre Hände auf den Kopf des Widders. Mose schlachtete ihn und sprengte das Blut ringsum an den Altar. Er zerlegte den Widder in seine Teile, und Mose ließ den Kopf sowie die Stücke und das Fett in Rauch aufgehen. Die Eingeweide und die Beine wusch er mit Wasser. Dann ließ Mose den ganzen Widder auf dem Altar in Rauch aufgehen. So war es ein Brandopfer von lieblichem Geruch, ein Feueropfer für den Herrn, wie der Herr dem Mose befohlen hatte. Das EinsetzungsopferHierauf ließ er den anderen Widder, den Einsetzungswidder, herbeiführen, und Aaron und seine Söhne legte ihre Hände auf den Kopf des Widders. Dann schlachtete ihn Mose, nahm etwas von dem Blut und strich es an das rechte Ohrläppchen Aarons sowie an den Daumen seiner rechten Hand und an die große Zehe seines rechten Fußes. Dann ließ Mose die Söhne Aarons herantreten und strich etwas von dem Blut an ihr rechtes Ohrläppchen sowie an ihren rechten Daumen und an ihre rechte große Zehe. Das übrige Blut aber sprengte Mose ringsum an den Altar. Hierauf nahm er das Fett, den Fettschwanz und alles Fett, das die Eingeweide bedeckt, den Leberlappen, sowie die beiden Nieren mit ihrem Fett und die rechte Keule. Ferner nahm er aus dem Korb mit dem Ungesäuerten, der vor dem Herrn stand, einen ungesäuerten Kuchen, einen mit Öl bereiteten Brotkuchen und einen Fladen und legte sie zu den Fettstücken und zu der rechten Keule. Er gab alles dem Aaron und seinen Söhnen in die Hände und ließ es als Webeopfer vor dem Herrn weben. Dann nahm Mose es ihnen aus den Händen und ließ es auf dem Altar über dem Brandopfer in Rauch aufgehen. So war es ein Einsetzungsopfer zu lieblichem Geruch, ein Feueropfer für den Herrn.  Nun nahm Mose die Brust und webte sie als Webeopfer vor dem Herrn. Sie fiel Mose von dem Einsetzungswidder als Anteil zu, wie der Herr dem Mose geboten hatte. Hierauf nahm Mose etwas von dem Salböl und von dem Blut auf dem Altar und besprengte damit Aaron und seine Gewänder sowie seine Söhne und die Gewänder seiner Söhne und weihte so Aaron und seine Gewänder, ebenso seine Söhne und die Gewänder seiner Söhne. Hierauf sagte Mose zu Aaron und seinen Söhnen: "Kocht am Eingang des Offenbarungszeltes das Fleisch und eßt es dort samt dem Brot, das sich in dem zum Einweihungsopfer gehörigen Korb befindet! So wurde es mir durch Befehl angewiesen. Aaron und seine Söhne sollen es essen. Was von dem Fleisch und Brot übrigbleibt, müßt ihr verbrennen. Die siebentägige AbsonderungAuch dürft ihr sieben Tage lang nicht vom Eingang des Offenbarungszeltes weggehen bis zu dem Tag, wo eure Einweihungszeit vorüber ist. Denn sieben Tage soll eure Einweihung dauern. Wie er heute getan hat, so hat der Herr auch weiter zu tun geboten, um Sühne für euch zu erwirken. Ihr müßt sieben Tage lang Tag und Nacht am Eingang des Offenbarungszeltes bleiben und die Anordnungen des Herrn befolgen. Sonst müßt ihr sterben. So ist es befohlen." Aaron und seine Söhne taten alles, was der Herr durch Mose befohlen hatte. Das Opfer beim Dienstantritt Aarons und seiner Söhne - Die VorbereitungenAm achten Tag berief Mose Aaron und seine Söhne und die Ältesten der Israeliten und sagte zu Aaron: "Nimm dir ein junges Rind zum Sündopfer und einen Widder zum Brandopfer, beide fehlerlos, und bringe sie vor dem Herrn dar! Den Israeliten aber gebiete folgendes: Nehmt einen Ziegenbock zum Sündopfer und ein Kalb und ein Schaf, beide einjährig und fehlerlos, zum Brandopfer, und einen Stier und einen Widder zum Friedopfer, um sie vor dem Herrn zu schlachten, dazu ein mit Öl zubereitetes Speiseopfer; denn heute wird der Herr euch erscheinen." Sie brachten also das, was Mose geboten hatte, vor das Offenbarungszelt, und die ganze Gemeinde kam herbei und trat vor den Herrn. Da sagte Mose: "Folgendes hat euch der Herr zu tun befohlen, damit euch die Herrlichkeit des Herrn erscheine." Hierauf befahl Mose dem Aaron: "Tritt an den Altar und bringe dein Sündopfer und dein Brandopfer dar, damit du für dich und dein Volk Sühne erwirkst! Dann bringe die Opfergabe des Volkes dar, damit du für sie Sühne erwirkst, wie der Herr befohlen hat!"  Das priesterliche Sünd- und BrandopferNun trat Aaron an den Altar und schlachtete das Kalb, das zum Sündopfer für ihn bestimmt war. Die Söhne Aarons reichten ihm das Blut dar, er tauchte seinen Finger in das Blut und strich es an die Hörner des Altars. Das übrige Blut goß er an den Fuß des Altars. Dann ließ er das Fett sowie die Nieren und den Leberlappen vom Sündopfer auf dem Altar in Rauch aufgehen, wie der Herr dem Mose geboten hatte. Das Fleisch und die Haut aber verbrannte er außerhalb des Lagers. Hierauf schlachtete er das Brandopfer, und die Söhne Aarons reichten ihm das Blut, das er ringsum an den Altar sprengte. Dann reichten sie ihm das Brandopfer, in Stücke zerlegt, samt dem Kopf. Er ließ es auf dem Altar in Rauch aufgehen. Hierauf wusch er die Eingeweide und Beine und ließ sie auf dem Altar über dem Brandopfer in Rauch aufgehen. Die Opfer für das VolkSodann brachte er die Opfergabe des Volkes dar. Er nahm den Bock, der zum Sündopfer für das Volk bestimmt war, schlachtete ihn und brachte ihn wie zuvor als Sündopfer dar. Hierauf brachte er das Brandopfer dar und besorgte es, wie es sich gehörte. Ferner brachte er das Speiseopfer dar, nahm von demselben eine Handvoll und ließ es auf dem Altar in Rauch aufgehen, außer dem Morgenbrandopfer. Hierauf schlachtete er den Stier und den Widder als Friedopfer für das Volk. Die Söhne Aarons reichten ihm das Blut, das er ringsum an den Altar sprengte. Jedoch die Fettstücke vom Stier, den Fettschwanz vom Widder, die Eingeweidedecke, die Nieren und den Leberlappen, diese Fettstücke legten sie auf die Bruststücke. Dann ließ er die Fettstücke auf dem Altar in Rauch aufgehen. Die Bruststücke aber und die rechte Keule webte Aaron als Webeopfer vor dem Herrn, wie der Herr dem Mose geboten hatte. Segnung des Volkes und Erscheinung der Herrlichkeit des HerrnDann breitete Aaron seine Hände über das Volk aus und segnete es. Nachdem er das Sündopfer, das Brandopfer und das Friedopfer dargebracht hatte, stieg er vom Altar herab. Hierauf begaben sich Mose und Aaron in das Offenbarungszelt. Als sie herauskamen, segneten sie das Volk. Da erschien dem ganzen Volk die Herrlichkeit des Herrn. Und Feuer ging aus vom Herrn und verzehrte auf dem Altar das Brandopfer und die Fettstücke. Als das ganze Volk dies sah, jubelte es und fiel auf sein Angesicht nieder. EINSCHÄRFUNG DER OPFERORDNUNGNadabs und Abihus Vergehen und StrafeAarons Söhne Nadab und Abihu jedoch nahmen jeder ihre Räucherpfanne, taten Feuer hinein, legten Räucherwerk darauf und brachten so dem Herrn ein ungehöriges Feueropfer dar, das er ihnen nicht geboten hatte.  Doch Feuer ging vom Herrn aus und verzehrte sie. So starben sie vor dem Herrn. Da sagte Mose zu Aaron: "Hier erfüllt sich, was der Herr angekündigt hat mit den Worten: An denen, die mir nahestehen, will ich meine Heiligkeit erweisen, und vor allem Volk will ich mich verherrlichen ." - Aaron aber schwieg.  Mose rief nun Mischaël und Elizafan, die Söhne Usiëls, des Onkels Aarons, herbei und gebot ihnen: "Tretet herzu und tragt eure Brüder aus dem Heiligtum weg vor das Lager hinaus." Sie traten herzu und trugen sie in ihren Leibröcken vor das Lager hinaus, wie Mose geboten hatte. Verbot von Trauergebräuchen für die PriesterMose gebot hierauf Aaron und dessen Söhnen Eleasar und Itamar: "Ihr dürft euer Haupthaar nicht ungeordnet herabhängen lassen und eure Kleider nicht einreißen. Sonst müßt ihr sterben, und der Herr würde der ganzen Gemeinde zürnen. Eure Brüder aber, das ganze Haus Israel, mögen den Brand beweinen, den der Herr angerichtet hat.  Auch dürft ihr nicht den Eingang des Offenbarungszeltes verlassen, damit ihr nicht sterbet. Denn das Salböl des Herrn ist auf euch gekommen." So taten sie denn nach dem Geheiß des Mose. Verbot des Weingenusses während der AmtszeitAlsdann gebot der Herr dem Aaron: "Wein und starkes Getränk dürft ihr, du und deine Söhne, nicht trinken, wenn ihr in das Offenbarungszelt hineingeht, damit ihr nicht sterbet, - diese Vorschrift hat ewige Geltung für alle eure Geschlechter -,  und damit ihr stets zwischen Heiligem und Nichtheiligem, zwischen Reinem und Unreinem unterscheiden und die Israeliten in allen Satzungen unterweisen könnt, die ihnen der Herr durch Mose verkündet hat." Der Priesteranteil an Speise- und FriedopfernHierauf gebot Mose dem Aaron und seinen Söhnen Eleasar und Itamar, die noch übrig waren: "Nehmt das Speiseopfer, das von den Feueropfern des Herrn noch übrig ist, und eßt es ungesäuert neben dem Altar! Es ist ja hochheilig. Darum müßt ihr es an heiliger Stätte verzehren; denn es ist der Anteil, der dir und deinen Söhnen von den Feueropfern des Herrn zukommt. So ist mir geboten worden. Die Webebrust und die Hebekeule sollt ihr, du und mit dir deine Söhne und deine Töchter, an einem reinen Ort essen. Denn sie sind der Anteil, der dir und deinen Söhnen von den Friedopfern der Israeliten zukommt. Die Hebekeule und die Webebrust soll man samt den für die Feueropfer bestimmten Fettstücken bringen, um sie als Webeopfer vor dem Herrn zu weben. Dann sollen sie dir und deinen Söhnen mit dir als ewig festgesetzte Gebühr zufallen, wie der Herr geboten hat." Der Genuß des SündopferbockesAls Mose sich angelegentlich nach dem Sündopferbock erkundigte, stellte es sich heraus, daß er verbrannt worden war. Da zürnte er heftig auf Eleasar und Itamar, die Söhne Aarons, die ihm noch verblieben waren, und sagte: "Warum habt ihr das Sündopfer nicht an heiliger Stätte gegessen? Es ist ja hochheilig, und er hat es euch gegeben, damit ihr die Schuld der Gemeinde wegnehmt und ihnen Sühne vor dem Herrn erwirkt. Sein Blut ist nicht in das Innere des Heiligtums gebracht worden. Darum hättet ihr es im Heiligtum essen müssen, wie ich befohlen hatte." Aaron antwortete dem Mose: "Sie haben heute ihr Sündopfer und ihr Brandopfer vor dem Herrn dargebracht, und trotzdem hat mich solches betroffen. Wenn ich nun heute Sündopferfleisch genießen wollte, würde das dem Herrn gefallen?"  Als Mose das hörte, gab er sich zufrieden. Die ReinheitsgesetzeReine und unreine Tiere: SäugetiereHierauf gab der Herr dem Mose und Aaron folgende Verordnung:  "Teile den Israeliten mit: Von allen Vierfüßlern auf der Erde dürft ihr folgende Tiere essen: Alles, was gespaltene Klauen hat, und zwar ganz durchgespaltene Klauen, und was zugleich wiederkäut unter den Vierfüßlern, das dürft ihr essen. Dagegen dürft ihr von den Wiederkäuern und von denen, die gespaltene Klauen haben, nicht essen: das Kamel, denn es ist zwar ein Wiederkäuer, hat aber keine ganz gespaltenen Klauen. Es muß euch als unrein gelten. Ferner den Klippdachs, denn er ist zwar ein Wiederkäuer, hat aber keine ganz gespaltenen Klauen. Er muß euch als unrein gelten. Sodann den Hasen. Denn er ist zwar ein Wiederkäuer, hat aber keine gespaltenen Klauen. Er muß euch als unrein gelten.  Ebenso das Schwein: Es hat zwar gespaltene Klauen und sogar ganz gespaltene Klauen, aber es ist kein Wiederkäuer. Es muß euch als unrein gelten. Ihr dürft ihr Fleisch nicht genießen und ihr Aas nicht berühren. Sie müssen euch als unrein gelten. WassertiereVon all den Wassertieren dürft ihr folgende essen: Alle Tier im Wasser, in den Meeren und Flüssen, die Flossen und Schuppen haben: diese dürft ihr essen. Alle Tiere aber in den Meeren und Flüssen, die keine Flossen und Schuppen haben unter allem, was im Wasser wimmelt, von allen Lebewesen, die im Wasser sind: die seien euch ein Greuel. Ein Greuel sollen sie euch sein. Von ihrem Fleisch dürft ihr nichts genießen, vor ihrem Aas müßt ihr Abscheu haben. Alle Wassertiere, die keine Flossen und Schuppen haben, sollen euch ein Greuel sein. VögelVon den Vögeln sollt ihr folgende verabscheuen - sie dürfen nicht gegessen werden, sondern sind ein Greuel -: den Adler, den Bartgeier, den Geier, die Weihe, die Falkenarten, alle Arten Raben, den Strauß, die Schwalbe, die Möwe, alle Arten Habichte, das Käuzchen, den Sturzpelikan, den Uhu, die Eule, den Pelikan, den Erdgeier, den Storch, alle Arten Reiher, den Wiedehopf und die Fledermaus. Geflügelte kleine TiereAlle kleinen geflügelten Tiere, die auf vieren gehen, seien euch ein Greuel. Von all den kleinen geflügelten Tieren, die auf vieren gehen, dürft ihr nur die verzehren, die oberhalb ihrer Beine zwei Hinterschenkel haben und damit auf der Erde hüpfen. Von diesen dürft ihr folgende essen: alle Arten der Hargolheuschrecke und alle Arten der Hagabheuschrecke. Aber alle anderen kleinen geflügelten Tiere, die vier Füße haben, sollen euch ein Greuel sein. Verunreinigung durch SäugetiereDurch folgende Tiere verunreinigt ihr euch - wer ihr Aas berührt, ist bis zum Abend unrein, und jeder, der ein Stück Aas trägt, muß seine Kleider waschen und ist bis zum Abend unrein -: Durch alle Tiere, die gespaltene, aber nicht ganz durchgespaltene Klauen haben und keine Wiederkäuer sind. Sie müssen euch als unrein gelten. Wer sie berührt, wird unrein. Auch alle vierfüßigen Tiere, die auf Tatzen gehen, müssen euch als unrein gelten. Wer ihr Aas berührt, wird bis zum Abend unrein. Wer ihr Aas trägt, muß seine Kleider waschen und ist bis zum Abend unrein. Sie sollen euch als unrein gelten. Verunreinigung durch KriechtiereWeiter sollen euch unter den kleinen Tieren, die sich auf der Erde tummeln, folgende als unrein gelten: das Wiesel, die Maus, alle Arten Eidechsen, die Spitzmaus, das Chamäleon, der Gecko, die Echse und der Salamander. Diese sollen euch unter allen kleinen Tieren als unrein gelten. Jeder, der sie berührt, wenn sie tot sind, bleibt bis zum Abend unrein. Jeder Gegenstand, auf den ein solches im Tod fällt, wird unrein. Jedes Holzgerät, Kleidungsstück, Fell oder Tuch, jedes Gerät, das gebraucht wird, muß ins Wasser getaucht werden und bleibt bis zum Abend unrein; dann wird es wieder rein. Wenn aber eins von ihnen in ein irdenes Gefäß fällt, so wird alles, was darin ist, unrein, und ihr müßt es zerbrechen. Jede Speise, die man ißt und an die solches Wasser kommt, wird unrein. Ebenso wird jedes Getränk, das getrunken zu werden pflegt, in jedem derartigen Gefäß unrein. Auch alles, worauf ein solches Aas fällt, wird unrein. Ein Backofen oder Kochherd muß umgerissen werden; sie sind unrein und sollen euch als unrein gelten. Nur Quellen, Brunnen und Wasserbecken bleiben rein. Wer aber Aas eines solchen Tieres berührt, wird unrein. Wenn ein Aas auf Sämereien fällt, die gesät werden sollen, so bleiben diese rein. Kommt aber Wasser an die Sämereien, und fällt dann ein Aas darauf, so müssen sie euch als unrein gelten. Wenn eins von den Tieren stirbt, die euch zur Speise dienen, dann wird der, welcher das Aas berührt, bis zum Abend unrein. Wer aber etwas von dem Aas genießt, muß seine Kleider waschen und bleibt bis zum Abend unrein, und wer ein solches Aas anfaßt, muß seine Kleider waschen und bleibt bis zum Abend unrein. Die kleinen KriechtiereAlle kleinen Kriechtiere, die sich auf der Erde tummeln, sind ein Greuel; sie dürfen nicht gegessen werden. Alles, was auf dem Bauch kriecht, und alles, was sich auf vieren bewegt, und alle Vierfüßler von allen kleinen Tieren, die sich auf der Erde tummeln, dürft ihr nicht essen; denn sie sind ein Greuel. Macht euch nicht selbst zum Greuel durch irgendein Kriechtier und verunreinigt euch nicht durch sie, damit ihr nicht durch sie unrein werdet! Denn ich bin der Herr, euer Gott. So erweist euch denn als heilig und seid heilig, weil ich heilig bin! Verunreinigt euch nicht durch irgendein Kriechtier, von denen es auf Erden wimmelt! Denn ich bin der Herr, der euch aus Ägypten herausgeführt hat, um euer Gott zu sein. So sollt ihr heilig sein, weil ich heilig bin. Dies sind die Vorschriften über die Vierfüßler und Vögel und alle Lebewesen, die sich im Wasser regen, und über alle Wesen, die sich auf der Erde tummeln, damit man unterscheide zwischen Unreinem und Reinem und zwischen den Tieren, die man essen darf, und solchen, die nicht gegessen werden dürfen." Die Reinigung der WöchnerinVerhalten beim Aussatz an MenschenAlsdann befahl der Herr dem Mose und Aaron: "Wenn sich bei jemand auf der Haut eine Anschwellung oder ein Ausschlag oder ein heller Flecken bildet und so die Gefahr des Aussatzes vorliegt, so soll er zu dem Priester Aaron oder zu einem von seinen Söhnen, den Priestern, gebracht werden.  Sieht der Priester die betroffene Stelle auf der Haut an und bemerkt er, daß das Haar an der betroffenen Stelle weiß geworden ist und die betroffene Stelle tiefer liegt als die übrige Haut, so handelt es sich um Aussatz. Wenn der Priester dies sieht, muß er ihn für unrein erklären. Befindet sich ein weißer Fleck an seiner Haut und liegt dieser nicht tiefer als die übrige Haut und ist das Haar noch nicht weiß geworden, so soll der Priester den Behafteten sieben Tage lang absperren. Wenn der Priester ihn dann am siebten Tag untersucht und bemerkt, daß die betroffene Stelle in ihrer Farbe gleichgeblieben ist, da das Übel auf der Haut nicht weiter um sich gegriffen hat, so soll der Priester den Behafteten weitere sieben Tag absperren. Untersucht ihn dann der Priester am siebten Tag abermals und findet er dabei, daß die betroffene Stelle blasser geworden ist und das Übel sich nicht weiter ausgebreitet hat, so soll ihn der Priester für rein erklären: es ist nur ein Ausschlag; der Betreffende soll seine Kleider waschen; dann ist er rein. Wenn aber der Ausschlag, nachdem der Betreffende, um rein zu werden, sich dem Priester gezeigt hat, weiter um sich greift, und er sich zum zweitenmal dem Priester zeigt, und der Priester bemerkt, daß der Ausschlag weiter um sich gegriffen hat, so soll der Priester ihn für unrein erklären: Es ist Aussatz. (12:9)Zeigt sich an einem Menschen eine Stelle, die aussatzartig ist, so soll er zum Priester gebracht werden. (12:10)Bemerkt der Priester, daß eine weiße Anschwellung sich auf der Haut befindet, woran das Haar weiß geworden ist, und daß wildes Fleisch auf der Anschwellung wuchert, (12:11)so ist das ein veralteter Aussatz auf seiner Haut. Darum soll ihn der Priester für unrein erklären, ohne ihn abzusondern; denn er ist unrein. (12:12)Wenn aber der Aussatz überall auf der Haut ausbricht, so daß der Aussatz die Haut des Betroffenen vom Kopf bis zu den Füßen bedeckt, wohin der Priester auch blicken mag, (12:13)und der Priester bemerkt, daß der Aussatz den ganzen Leib überzogen hat, so erkläre er den Betroffenen für rein: er ist ganz weiß geworden und daher rein. (12:14)Sobald sich aber wildes Fleisch an ihm zeigt, wird er unrein, (12:15)und wenn der Priester wildes Fleisch an ihm wahrnimmt, so erkläre er ihn für unrein. Das wilde Fleisch ist unrein; es ist Aussatz. (12:16)Verschwindet das wilde Fleisch wieder und wird er wieder weiß, so gehe er zum Priester. (12:17)Wenn ihn der Priester untersucht und findet, daß die Stelle weiß geworden ist, so soll der Priester den Betroffenen für rein erklären: er ist rein. (12:18)Wenn sich bei jemand auf der Haut ein Geschwür bildet und wieder heilt, (12:19)dann aber an der Stelle des Geschwürs eine weiße Anschwellung oder ein weißlichroter Fleck entsteht, so soll er sich dem Priester zeigen. (12:20)Bemerkt dann der Priester, daß dieser tiefer liegend erscheint als die Haut, und daß das Haar darauf weiß geworden ist, so soll ihn der Priester für unrein erklären: es ist Aussatz, der in dem Geschwür zum Ausbruch gekommen ist. (12:21)Wenn aber der Priester die Stelle untersucht und findet, daß keine weißen Haare darauf sind, und daß sie nicht tiefer als die Haut liegt und blasser geworden ist, dann soll ihn der Priester sieben Tage lang absondern. (12:22)Erweitert sie sich aber auf der Haut immer mehr, so soll ihn der Priester für unrein erklären; die Stelle ist vom Aussatz betroffen. (12:23)Bleibt aber der Fleck auf die gleiche Stelle beschränkt, ohne sich weiter ausgebreitet zu haben, so ist es nur ein vernarbtes Geschwür. Der Priester soll ihn für rein erklären. (12:24)Befindet sich bei jemand auf der Hand eine Brandwunde und sieht das Fleisch, das in der Brandwunde sich bildet, wie ein weißlichroter oder weißer Fleck aus, (12:25)und bemerkt der Priester bei dessen Untersuchung, daß das Haar auf dem Fleck weiß geworden ist und er tiefer liegend erscheint als die Haut, so liegt Aussatz vor, der in der Brandwunde ausgebrochen ist. Darum soll ihn der Priester für unrein erklären; es ist Aussatz. (12:26)Wenn aber der Priester bei der Untersuchung kein weißes Haar auf dem Fleck findet und dieser nicht tiefer liegt als die Haut, aber blaß aussieht, so soll ihn der Priester sieben Tage absondern. (12:27)Untersucht ihn dann der Priester am siebten Tag, so soll ihn der Priester, falls der Fleck auf seiner Haut immer weiter um sich gegriffen hat, für unrein erklären: es ist Aussatz. (12:28)Wenn aber der helle Fleck auf dieselbe Stelle beschränkt bleibt und nicht weiter auf der Haut um sich greift und blasser geworden ist, so liegt nur eine Anschwellung der Brandwunde vor. Darum soll ihn der Priester für rein erklären: es ist nur eine vernarbte Brandwunde. (12:29)Wenn bei einem Mann oder einer Frau ein Ausschlag am Kopf oder am Bart entsteht, (12:30)und der Priester bei der Untersuchung findet, daß er tiefer liegend als die Haut erscheint und dünnes, goldgelbes Haar daran ist, so erkläre ihn der Priester für unrein: es ist bösartiger Grind, der Aussatz des Kopfes oder des Bartes. (12:31)Wenn aber der Priester den bösen Grind besichtigt und die befallene Stelle nicht tiefer liegend erscheint als die Haut und keine schwarzen Haare darauf sind, so soll der Priester den vom bösen Grind Betroffenen sieben Tage absondern. (12:32)Untersucht dann der Priester die betroffene Stelle am siebten Tag und findet er, daß der böse Grind nicht weiter um sich gegriffen hat und kein goldgelbes Haar darauf entstanden ist und der Grind nicht tiefer liegend erscheint als die Haut, (12:33)so soll der Betreffende sich scheren, aber nicht an der grindigen Stelle. Dann sondre der Priester den des bösen Grindes Verdächtigen nochmals sieben Tage ab. (12:34)Wenn dann der Priester am siebten Tag den bösen Grind untersucht und der böse Grind nicht weiter auf der Haut um sich gegriffen hat und nicht tiefer erscheint, als die Haut, so soll der Priester den Betreffenden für rein erklären. Er soll dann seine Kleider waschen, dann ist er rein. (12:35)Greift aber, nachdem er für rein erklärt worden ist, der böse Grind immer mehr um sich, (12:36)und findet der Priester bei der Untersuchung, daß der böse Grind sich weiter auf der Haut verbreitet hat, so braucht der Priester nicht nach dem goldgelben Haar zu suchen; der Betreffende ist unrein. (12:37)Wenn aber der böse Grind in seinem Aussehen gleichbleibt und wieder schwarzes Haar darauf wächst, so ist der Grind geheilt. Der Betreffende ist rein, und der Priester soll ihn für rein erklären. (12:38)Zeigen sich bei einem Mann oder einer Frau auf der Haut helle Flecken, weiße helle Flecken, (12:39)und bemerkt der Priester, daß auf der Haut verblaßte, helle weiße Flecken sind, so ist es ein gutartiger Ausschlag, der auf der Haut ausgebrochen ist; ein solcher ist rein. (12:40)Wird bei jemand das Haupt kahl, so ist er ein Hinterkahlkopf: ein solcher ist rein. (12:41)Wenn sein Haupt vorn kahl wird, so ist er ein Vorderkahlkopf; ein solcher ist ebenfalls rein. (12:42)Zeigt sich aber an der vorderen oder hinteren Glatze ein weißlichroter Ausschlag, so ist es der Aussatz, der vorn oder hinten an seiner Glatze zum Ausbruch gekommen ist. (12:43)Findet der Priester bei seiner Untersuchung vorn oder hinten an seiner Glatze einen weißlichroten Ausschlag, der aussieht wie der Aussatz auf der Haut des Körpers, (12:44)so ist ein solcher aussätzig; er ist unrein. Der Priester erkläre ihn für unrein; er hat das Leiden an seinem Kopf. (12:45)Ein Aussätziger, der dieses Übel an sich hat, soll in zerrissenen Kleidern einhergehen und sein Haupthaar aufgelöst tragen. Er soll seinen Bart verhüllen und "Unrein! Unrein!" ausrufen. (12:46)Er bleibt unrein, solange er das Leiden hat. Weil er unrein ist, soll er abgesondert wohnen; außerhalb des Lagers soll er sich aufhalten. (12:47)Verhalten bei Aussatz an KleidernZeigt sich an einem Kleid eine aussätzige Stelle, sei es ein wollenes oder linnenes Kleid,  (12:48)oder an gewebten oder gewirkten linnenen oder wollenen Stoffen oder an Leder oder an einem ledernen Gegenstand, (12:49)und ist die betroffene Stelle am Kleid oder am Leder oder an dem gewebten oder gewirkten Stoff oder an dem ledernen Gegenstand grünlich oder rötlich, so liegt Gefahr von Aussatz vor, und man soll es dem Priester zeigen. (12:50)Der Priester soll dann die betroffene Stelle untersuchen und das vom Ausschlag Betroffene sieben Tage aussondern. (12:51)Am siebten Tag soll der Priester die betroffene Stelle wieder untersuchen. Wenn dann der Ausschlag an dem Kleid oder dem gewebten oder gewirkten Stoff oder am Leder oder an dem Ledergegenstand weiter um sich gegriffen hat, so ist der Ausschlag ein bösartiger Aussatz; dergleichen ist unrein. (12:52)Man soll das Kleid oder den gewebten oder gewirkten linnenen oder wollenen Stoff oder den Ledergegenstand irgendwelcher Art, woran sich der Ausschlag gezeigt hat, verbrennen. Es ist ein bösartiger Aussatz; man muß dergleichen verbrennen. (12:53)Geht aus der Untersuchung des Priesters hervor, daß der Ausschlag auf dem Kleid, dem gewebten oder gewirkten Stoff oder Ledergegenstand irgendwelcher Art nicht um sich gegriffen hat, (12:54)so ordne der Priester an, daß man das, woran der Ausschlag sich findet, auswasche. Er soll es nochmals sieben Tag absondern. (12:55)Wenn es dann der Priester untersucht, nachdem man die betroffene Stelle gewaschen hat und das Aussehen der betroffenen Stelle sich nicht verändert hat, so ist es, auch wenn der Ausschlag nicht weiter um sich gegriffen hat, unrein, und man muß es verbrennen, mag die eingefressene Stelle auf seiner Rück- oder Vorderseite sein. (12:56)Geht aber aus der Untersuchung des Priesters hervor, daß die betroffene Stelle, nachdem man sie gewaschen hat, verblaßt ist, so soll man sie aus dem Kleid oder dem Leder oder dem gewebten oder gewirkten Stoff ausschneiden. (12:57)Wenn sich aber an dem Kleid oder dem gewebten oder gewirkten Stoff oder an einem Ledergegenstand irgendwelcher Art Ausschlag zeigt, so ist es ein frisch ausbrechender Aussatz, und man muß das, was mit dem Ausschlag behaftet ist, verbrennen. (12:58)Das Kleid oder der gewebte oder gewirkte Stoff oder der Ledergegenstand irgendwelcher Art, von denen, nachdem man sie gewaschen hat, der Ausschlag verschwunden ist, müssen noch einmal gewaschen werden; erst dann werden sie rein. (12:59)Dies sind die Vorschriften über den Aussatz an einem wollenen oder linnenen Kleid oder an einem gewebten oder gewirkten Stoff oder an einem Ledergegenstand irgendwelcher Art, insofern sie für rein oder unrein zu erklären sind." Verhalten beim Aussatz an MenschenAlsdann befahl der Herr dem Mose und Aaron: "Wenn sich bei jemand auf der Haut eine Anschwellung oder ein Ausschlag oder ein heller Flecken bildet und so die Gefahr des Aussatzes vorliegt, so soll er zu dem Priester Aaron oder zu einem von seinen Söhnen, den Priestern, gebracht werden.  Sieht der Priester die betroffene Stelle auf der Haut an und bemerkt er, daß das Haar an der betroffenen Stelle weiß geworden ist und die betroffene Stelle tiefer liegt als die übrige Haut, so handelt es sich um Aussatz. Wenn der Priester dies sieht, muß er ihn für unrein erklären. Befindet sich ein weißer Fleck an seiner Haut und liegt dieser nicht tiefer als die übrige Haut und ist das Haar noch nicht weiß geworden, so soll der Priester den Behafteten sieben Tage lang absperren. Wenn der Priester ihn dann am siebten Tag untersucht und bemerkt, daß die betroffene Stelle in ihrer Farbe gleichgeblieben ist, da das Übel auf der Haut nicht weiter um sich gegriffen hat, so soll der Priester den Behafteten weitere sieben Tag absperren. Untersucht ihn dann der Priester am siebten Tag abermals und findet er dabei, daß die betroffene Stelle blasser geworden ist und das Übel sich nicht weiter ausgebreitet hat, so soll ihn der Priester für rein erklären: es ist nur ein Ausschlag; der Betreffende soll seine Kleider waschen; dann ist er rein. Wenn aber der Ausschlag, nachdem der Betreffende, um rein zu werden, sich dem Priester gezeigt hat, weiter um sich greift, und er sich zum zweitenmal dem Priester zeigt, und der Priester bemerkt, daß der Ausschlag weiter um sich gegriffen hat, so soll der Priester ihn für unrein erklären: Es ist Aussatz. Zeigt sich an einem Menschen eine Stelle, die aussatzartig ist, so soll er zum Priester gebracht werden. Bemerkt der Priester, daß eine weiße Anschwellung sich auf der Haut befindet, woran das Haar weiß geworden ist, und daß wildes Fleisch auf der Anschwellung wuchert, so ist das ein veralteter Aussatz auf seiner Haut. Darum soll ihn der Priester für unrein erklären, ohne ihn abzusondern; denn er ist unrein. Wenn aber der Aussatz überall auf der Haut ausbricht, so daß der Aussatz die Haut des Betroffenen vom Kopf bis zu den Füßen bedeckt, wohin der Priester auch blicken mag, und der Priester bemerkt, daß der Aussatz den ganzen Leib überzogen hat, so erkläre er den Betroffenen für rein: er ist ganz weiß geworden und daher rein. Sobald sich aber wildes Fleisch an ihm zeigt, wird er unrein, und wenn der Priester wildes Fleisch an ihm wahrnimmt, so erkläre er ihn für unrein. Das wilde Fleisch ist unrein; es ist Aussatz. Verschwindet das wilde Fleisch wieder und wird er wieder weiß, so gehe er zum Priester. Wenn ihn der Priester untersucht und findet, daß die Stelle weiß geworden ist, so soll der Priester den Betroffenen für rein erklären: er ist rein. Wenn sich bei jemand auf der Haut ein Geschwür bildet und wieder heilt, dann aber an der Stelle des Geschwürs eine weiße Anschwellung oder ein weißlichroter Fleck entsteht, so soll er sich dem Priester zeigen. Bemerkt dann der Priester, daß dieser tiefer liegend erscheint als die Haut, und daß das Haar darauf weiß geworden ist, so soll ihn der Priester für unrein erklären: es ist Aussatz, der in dem Geschwür zum Ausbruch gekommen ist. Wenn aber der Priester die Stelle untersucht und findet, daß keine weißen Haare darauf sind, und daß sie nicht tiefer als die Haut liegt und blasser geworden ist, dann soll ihn der Priester sieben Tage lang absondern. Erweitert sie sich aber auf der Haut immer mehr, so soll ihn der Priester für unrein erklären; die Stelle ist vom Aussatz betroffen. Bleibt aber der Fleck auf die gleiche Stelle beschränkt, ohne sich weiter ausgebreitet zu haben, so ist es nur ein vernarbtes Geschwür. Der Priester soll ihn für rein erklären. Befindet sich bei jemand auf der Hand eine Brandwunde und sieht das Fleisch, das in der Brandwunde sich bildet, wie ein weißlichroter oder weißer Fleck aus, und bemerkt der Priester bei dessen Untersuchung, daß das Haar auf dem Fleck weiß geworden ist und er tiefer liegend erscheint als die Haut, so liegt Aussatz vor, der in der Brandwunde ausgebrochen ist. Darum soll ihn der Priester für unrein erklären; es ist Aussatz. Wenn aber der Priester bei der Untersuchung kein weißes Haar auf dem Fleck findet und dieser nicht tiefer liegt als die Haut, aber blaß aussieht, so soll ihn der Priester sieben Tage absondern. Untersucht ihn dann der Priester am siebten Tag, so soll ihn der Priester, falls der Fleck auf seiner Haut immer weiter um sich gegriffen hat, für unrein erklären: es ist Aussatz. Wenn aber der helle Fleck auf dieselbe Stelle beschränkt bleibt und nicht weiter auf der Haut um sich greift und blasser geworden ist, so liegt nur eine Anschwellung der Brandwunde vor. Darum soll ihn der Priester für rein erklären: es ist nur eine vernarbte Brandwunde. Wenn bei einem Mann oder einer Frau ein Ausschlag am Kopf oder am Bart entsteht, und der Priester bei der Untersuchung findet, daß er tiefer liegend als die Haut erscheint und dünnes, goldgelbes Haar daran ist, so erkläre ihn der Priester für unrein: es ist bösartiger Grind, der Aussatz des Kopfes oder des Bartes. Wenn aber der Priester den bösen Grind besichtigt und die befallene Stelle nicht tiefer liegend erscheint als die Haut und keine schwarzen Haare darauf sind, so soll der Priester den vom bösen Grind Betroffenen sieben Tage absondern. Untersucht dann der Priester die betroffene Stelle am siebten Tag und findet er, daß der böse Grind nicht weiter um sich gegriffen hat und kein goldgelbes Haar darauf entstanden ist und der Grind nicht tiefer liegend erscheint als die Haut, so soll der Betreffende sich scheren, aber nicht an der grindigen Stelle. Dann sondre der Priester den des bösen Grindes Verdächtigen nochmals sieben Tage ab. Wenn dann der Priester am siebten Tag den bösen Grind untersucht und der böse Grind nicht weiter auf der Haut um sich gegriffen hat und nicht tiefer erscheint, als die Haut, so soll der Priester den Betreffenden für rein erklären. Er soll dann seine Kleider waschen, dann ist er rein. Greift aber, nachdem er für rein erklärt worden ist, der böse Grind immer mehr um sich, und findet der Priester bei der Untersuchung, daß der böse Grind sich weiter auf der Haut verbreitet hat, so braucht der Priester nicht nach dem goldgelben Haar zu suchen; der Betreffende ist unrein. Wenn aber der böse Grind in seinem Aussehen gleichbleibt und wieder schwarzes Haar darauf wächst, so ist der Grind geheilt. Der Betreffende ist rein, und der Priester soll ihn für rein erklären. Zeigen sich bei einem Mann oder einer Frau auf der Haut helle Flecken, weiße helle Flecken, und bemerkt der Priester, daß auf der Haut verblaßte, helle weiße Flecken sind, so ist es ein gutartiger Ausschlag, der auf der Haut ausgebrochen ist; ein solcher ist rein. Wird bei jemand das Haupt kahl, so ist er ein Hinterkahlkopf: ein solcher ist rein. Wenn sein Haupt vorn kahl wird, so ist er ein Vorderkahlkopf; ein solcher ist ebenfalls rein. Zeigt sich aber an der vorderen oder hinteren Glatze ein weißlichroter Ausschlag, so ist es der Aussatz, der vorn oder hinten an seiner Glatze zum Ausbruch gekommen ist. Findet der Priester bei seiner Untersuchung vorn oder hinten an seiner Glatze einen weißlichroten Ausschlag, der aussieht wie der Aussatz auf der Haut des Körpers, so ist ein solcher aussätzig; er ist unrein. Der Priester erkläre ihn für unrein; er hat das Leiden an seinem Kopf. Ein Aussätziger, der dieses Übel an sich hat, soll in zerrissenen Kleidern einhergehen und sein Haupthaar aufgelöst tragen. Er soll seinen Bart verhüllen und "Unrein! Unrein!" ausrufen. Er bleibt unrein, solange er das Leiden hat. Weil er unrein ist, soll er abgesondert wohnen; außerhalb des Lagers soll er sich aufhalten. Verhalten bei Aussatz an KleidernZeigt sich an einem Kleid eine aussätzige Stelle, sei es ein wollenes oder linnenes Kleid,  oder an gewebten oder gewirkten linnenen oder wollenen Stoffen oder an Leder oder an einem ledernen Gegenstand, und ist die betroffene Stelle am Kleid oder am Leder oder an dem gewebten oder gewirkten Stoff oder an dem ledernen Gegenstand grünlich oder rötlich, so liegt Gefahr von Aussatz vor, und man soll es dem Priester zeigen. Der Priester soll dann die betroffene Stelle untersuchen und das vom Ausschlag Betroffene sieben Tage aussondern. Am siebten Tag soll der Priester die betroffene Stelle wieder untersuchen. Wenn dann der Ausschlag an dem Kleid oder dem gewebten oder gewirkten Stoff oder am Leder oder an dem Ledergegenstand weiter um sich gegriffen hat, so ist der Ausschlag ein bösartiger Aussatz; dergleichen ist unrein. Man soll das Kleid oder den gewebten oder gewirkten linnenen oder wollenen Stoff oder den Ledergegenstand irgendwelcher Art, woran sich der Ausschlag gezeigt hat, verbrennen. Es ist ein bösartiger Aussatz; man muß dergleichen verbrennen. Geht aus der Untersuchung des Priesters hervor, daß der Ausschlag auf dem Kleid, dem gewebten oder gewirkten Stoff oder Ledergegenstand irgendwelcher Art nicht um sich gegriffen hat, so ordne der Priester an, daß man das, woran der Ausschlag sich findet, auswasche. Er soll es nochmals sieben Tag absondern. Wenn es dann der Priester untersucht, nachdem man die betroffene Stelle gewaschen hat und das Aussehen der betroffenen Stelle sich nicht verändert hat, so ist es, auch wenn der Ausschlag nicht weiter um sich gegriffen hat, unrein, und man muß es verbrennen, mag die eingefressene Stelle auf seiner Rück- oder Vorderseite sein. Geht aber aus der Untersuchung des Priesters hervor, daß die betroffene Stelle, nachdem man sie gewaschen hat, verblaßt ist, so soll man sie aus dem Kleid oder dem Leder oder dem gewebten oder gewirkten Stoff ausschneiden. Wenn sich aber an dem Kleid oder dem gewebten oder gewirkten Stoff oder an einem Ledergegenstand irgendwelcher Art Ausschlag zeigt, so ist es ein frisch ausbrechender Aussatz, und man muß das, was mit dem Ausschlag behaftet ist, verbrennen. Das Kleid oder der gewebte oder gewirkte Stoff oder der Ledergegenstand irgendwelcher Art, von denen, nachdem man sie gewaschen hat, der Ausschlag verschwunden ist, müssen noch einmal gewaschen werden; erst dann werden sie rein. Dies sind die Vorschriften über den Aussatz an einem wollenen oder linnenen Kleid oder an einem gewebten oder gewirkten Stoff oder an einem Ledergegenstand irgendwelcher Art, insofern sie für rein oder unrein zu erklären sind." Die Reinigungsriten für vom Aussatz GeheilteFerner gab der Herr dem Mose folgende Weisung: "Für den Aussätzigen gelten am Tag, an dem er für rein erklärt wird, diese Vorschriften: Er soll vor den Priester gebracht werden, und zwar muß der Priester vor das Lager hinausgehen. Findet dann der Priester bei der Untersuchung, daß die vom Aussatz befallene Stelle ausgeheilt ist, so ordne der Priester an, daß man für den, der als rein erklärt werden soll, zwei lebende reine Vögel, etwas Zedernholz, Karmesinfäden und Ysop hole. Sodann gebe der Priester die Weisung, den einen Vogel über einem irdenen Gefäß mit frischem Wasser zu schlachten. Er nehme dann den anderen lebenden Vogel und das Zedernholz, die Karmesinfäden und den Ysop und tauche dies alles, auch den lebenden Vogel, in das Blut des Vogels, der über dem frischen Wasser geschlachtet wurde. Alsdann besprenge er den, der vom Aussatz rein erklärt werden soll, siebenmal und reinige ihn so. Den lebenden Vogel lasse er ins freie Feld fliegen. Hierauf muß der, welcher sich reinigen läßt, seine Kleider waschen, sein gesamtes Haar abscheren und sich baden; so wird er rein. Darnach darf er ins Lager gehen, muß aber noch sieben Tage außerhalb seines Zeltes bleiben. Am siebten Tag soll er nochmals sein gesamtes Haar scheren, Kopf, Bart und Augenbrauen; alle seine Haare soll er abscheren, seine Kleider waschen und sich baden; so wird er rein. Die Opfer des achten TagesEr nehme dann am achten Tag zwei fehlerlose männliche Lämmer und ein einjähriges, fehlerloses weibliches Lamm sowie als Speiseopfer drei Zehntel Efa Feinmehl, das mit Öl angerührt ist, und ein Log Öl. Der Priester aber, der die Reinigung vollzieht, soll den, der sich reinigen läßt, und jene Gaben vor den Herrn an den Eingang des Offenbarungszeltes stellen. Dann nehme der Priester das eine Lamm, bringe es als Schuldopfer mit dem Log Öl dar und vollziehe mit beiden den Darbringungsritus vor dem Herrn. Hierauf schlachte er das Lamm an der Stelle, wo man das Sünd- und Brandopfer zu schlachten pflegt, an heiliger Stätte. Denn wie das Sündopfer, so soll auch das Schuldopfer dem Priester gehören: es ist hochheilig. Nun nehme der Priester etwas von dem Blut des Schuldopfers. Dies streiche der Priester dem, der sich reinigen läßt, an das rechte Ohrläppchen, an den Daumen seiner rechten Hand und an die große Zehe seines rechten Fußes. Dann nehme der Priester etwas von dem Log Öl und gieße es in seine - des Priesters - linke Hand, tauche dann seinen rechten Finger in das Öl, das sich in seiner linken Hand befindet, und sprenge von dem Öl mit seinem Finger siebenmal vor dem Herrn. Von dem übrigen Öl aber, das in seiner Hand ist, streiche der Priester dem, der sich reinigen läßt, etwas an das rechte Ohrläppchen, an den Daumen seiner rechten Hand und an die große Zehe seines rechten Fußes auf die Stelle, die er mit dem Blut des Schuldopfers bestrichen hat. Was dann von dem Öl in der Hand es Priesters noch übrig ist, das tue er dem, der sich reinigen läßt auf den Kopf, damit ihm so der Priester Sühne vor dem Herrn erwirke. Hierauf richte der Priester das Sündopfer her und erwirke dadurch für den, der sich reinigen läßt, Sühne wegen seiner Unreinheit. Danach schlachte er das Brandopfer. Dann bringe der Priester das Brand- und Speiseopfer auf dem Altar dar. Wenn der Priester ihm so Sühne erwirkt hat, ist er rein. Ersatz für UnbemittelteWenn er aber arm ist und es nicht zu leisten vermag, so nehme er ein Lamm als Schuldopfer, damit der Darbringungsritus vollzogen und ihm Sühne erwirkt werde, ferner ein Zehntel Efa Feinmehl, mit Öl angerührt, zum Speiseopfer und ein Log Öl, weiter zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben - was er zu leisten vermag -, damit die eine als Sündopfer, die andere als Brandopfer diene. Er bringe sie am achten Tag nach seiner Reinigung zum Priester an den Eingang des Offenbarungszeltes vor den Herrn. Der Priester nehme dann das Schuldopferlamm sowie das Log Öl und vollziehe damit den Darbringungsritus. Hierauf schlachte man das Schuldopferlamm, und der Priester nehme etwas von dem Blut des Schuldopfers und streiche es dem, der sich reinigen läßt, an das rechte Ohrläppchen, an den Daumen seiner rechten Hand und an die große Zehe seines rechten Fußes. Nun gieße der Priester etwas von dem Öl in seine - des Priesters - linke Hand. Der Priester sprenge von dem Öl, das in seiner linken Hand ist, mit seinem rechten Finger siebenmal vor dem Herrn. Sodann streiche der Priester etwas von dem Öl in seiner Hand dem, der sich reinigen läßt, an das rechte Ohrläppchen, an den Daumen seiner rechten Hand und an die große Zehe seines rechten Fußes auf die Stelle, wo sich schon das Blut des Schuldopfers befindet. Was dann von dem Öl in der Hand des Priesters noch übrig ist, das tue er dem, der sich reinigen läßt, auf den Kopf, um ihm so vor dem Herrn Sühne zu erwirken. Alsdann richte er eine von den Turteltauben oder den jungen Tauben her, die er zu leisten vermochte, die eine als Sündopfer, die andere als Brandopfer, samt dem Speiseopfer. So soll der Priester dem, der sich reinigen läßt, Sühne vor dem Herrn erwirken. Das sind die Vorschriften betreffs dessen, der mit Aussatz behaftet ist und bei seiner Reinigung nicht das Geforderte aufbringen kann." Der Aussatz an HäusernHierauf redete der Herr mit Mose und Aaron also:  "Wenn ihr in das Land Kanaan kommt, das ich euch zum Eigentum geben will, und ich in dem Land, das euch gehört, an ein Haus den Aussatz kommen lasse, so soll der Hausbesitzer hingehen und es dem Priester anzeigen mit den Worten: Es zeigt sich an meinem Haus etwas, das wie Aussatz aussieht. Dann ordne der Priester an, daß man das Haus ausräume, ehe der Priester es betritt, um die schadhafte Stelle zu besichtigen, damit nicht alles, was im Haus sich befindet, als unrein bezeichnet werden muß. Dann erst soll der Priester zur Besichtigung in das Haus hineingehen. Bemerkt er dann bei Besichtigung der aussatzverdächtigen Stellen, daß sich dieselben an den Wänden des Hauses in Gestalt von grünen oder rötlichen Grübchen zeigen, die tiefer liegend erscheinen als die Wand, so gehe der Priester aus dem Haus hinaus vor die Haustür und verschließe das Haus sieben Tag lang. Wenn der Priester dann am siebten Tag zurückkommt und bemerkt, daß die aussatzverdächtigen Stellen an den Wänden des Hauses sich erweitert haben, so ordne der Priester an, daß man die Steine, an denen sich die aussatzverdächtigen Stellen zeigen, herausbreche und draußen vor der Stadt an einen unreinen Ort werfe. Dann kratze man das Haus im Inneren überall ab und schütte den abgekratzten Bewurf draußen vor der Stadt an einen unreinen Ort. Hierauf nehme man andere Steine und setze sie an Stelle der herausgenommenen Steine ein. Sodann nehme man anderen Lehm und bewerfe damit das Haus. Wenn sich dann abermals aussatzverdächtige Stellen am Haus zeigen, nachdem man die Steine herausgerissen und das Haus abgekratzt und beworfen hat, so komme der Priester wieder und nehme eine Untersuchung vor. Stellt sich heraus, daß die aussatzverdächtigen Stellen sich weiter verbreitet haben, so hat das Haus einen bösartigen Aussatz; es ist unrein. Man soll deshalb das Haus mit seinen Steinen, Balken und allem Hausbewurf niederlegen und außerhalb der Stadt an einen unreinen Ort schaffen. Wer aber das Haus betritt, solange es verschlossen ist, soll bis zum Abend als unrein gelten. Wer im Haus schläft, muß seine Kleider waschen, auch wer im Haus ißt, muß seine Kleider waschen. Geht aber der Priester in das Haus hinein und bemerkt er, daß die aussatzverdächtigen Stellen, nachdem man das Haus beworfen hat, nicht weiter um sich gegriffen haben, so soll der Priester das Haus für rein erklären; denn der Schaden ist geheilt. Er nehme zur Entsündigung des Hauses zwei Vögel, ferner Zedernholz, Karmesinfäden und Ysop. Dann schlachte er den einen Vogel über einem irdenen Gefäß mit frischem Wasser. Er nehme das Zedernholz, den Ysop, die Karmesinfäden und den lebenden Vogel und tauche sie in das Blut des geschlachteten Vogels sowie in das frische Wasser und besprenge damit siebenmal das Haus. So entsündige er das Haus mit dem Blut des Vogels und dem frischen Wasser sowie mit dem lebenden Vogel und dem Zedernholz, mit dem Ysop und den Karmesinfäden. Den lebenden Vogel aber lasse er vor der Stadt ins freie Feld fliegen und schaffe so dem Haus Sühnung; dann ist es rein. AbschlußSo lauten die Bestimmungen über die verschiedenen Arten des Aussatzes und des Grindes, ferner des Aussatzes an Kleidern und Häusern, der Hautmale, des Schorfes und der weißen Flecken. Sie sollen darüber belehren, wann etwas rein oder unrein ist. Dies sind die Bestimmungen über den Aussatz." UNREINE LEIDENUnreinheit des MannesWeiter gebot der Herr dem Mose und Aaron:  "Teilt den Israeliten folgende Verordnungen mit: Wenn jemand an Samenfluß leidet, so ist dieser Ausfluß unrein, und zwar verhält es sich so mit der Unreinheit infolge des Ausflusses: Mag der Ausfluß aus seiner Scham stattfinden oder mag sie verstopft sein, so daß nichts ausfließt, so liegt Unreinheit bei ihm vor. Jedes Lager, das der Kranke benutzt, wird unrein, und jeder Gegenstand, worauf er sitzt, wird unrein. Wer sein Lager berührt, muß seine Kleider waschen und sich baden und ist bis zum Abend unrein. Auch wer sich auf einen Gegenstand setzt, auf dem der Samenflußkranke saß, muß seine Kleider waschen und sich baden und ist bis zum Abend unrein. Wer ferner den Leib des Samenflußkranken berührt, muß seine Kleider waschen und sich baden und ist bis zum Abend unrein. Auch wenn der Samenflußkranke durch seinen Speichel mit einem Reinen in Berührung kommt, so muß dieser seine Kleider waschen und sich baden und ist bis zum Abend unrein. Ferner ist jeder Sattel unrein, auf dem der Samenflußkranke beim Reiten sitzt. Wer ferner etwas berührt, was jener unter sich gehabt hat, wird bis zum Abend unrein; und wer es fortträgt, muß seine Kleider waschen und sich baden und ist bis zum Abend unrein. Jeder, den der Samenflußkranke mit ungewaschenen Händen berührt, muß seine Kleider waschen und sich baden und ist bis zum Abend unrein. Ein irdenes Gefäß, das der Samenflußkranke berührt, muß zerbrochen werden, und jedes hölzerne Gefäß muß mit Wasser abgespült werden. Wird aber der an Ausfluß Erkrankte von seinem Leiden geheilt, so soll er von da ab, wo er gesund wurde, sieben Tage zählen. Alsdann soll er seine Kleider waschen und sich in frischem Wasser baden; so wird er rein. Am achten Tag aber nehme er zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben, komme vor den Herrn an den Eingang des Offenbarungszeltes und übergebe sie dem Priester. Der Priester richte sie dann her, die eine zum Sündopfer, die andere zum Brandopfer. So erwirke ihm der Priester wegen des Ausflusses Sühne vor dem Herrn. Wer einen Samenerguß hat, bade seinen ganzen Leib; bis zum Abend ist er unrein. Kleidung und Lederzeug, woran der Same gekommen ist, muß gewaschen werden und ist bis zum Abend unrein. Wenn jemand einer Frau beiwohnt, so daß ein Samenerguß erfolgt, so müssen beide sich baden und sind bis zum Abend unrein. Unreinheit der FrauenWenn eine Frau Ausfluß hat, und zwar den monatlichen Blutfluß, so haftet an ihr die Unreinheit sieben Tage; wer sie berührt, ist bis zum Abend unrein. Alles, worauf sie während ihrer Unreinheit liegt, wird unrein, ebenso alles, worauf sie sitzt. Wer ihr Lager berührt, muß seine Kleider waschen und sich baden und ist bis zum Abend unrein. Wer einen Gegenstand anrührt, auf dem sie gesessen hat, muß seine Kleider waschen und sich baden und ist bis zum Abend unrein. Auch wer etwas, auf ihrem Lager oder auf dem Gegenstand, worauf sie saß, berührt, ist bis zum Abend unrein. Wenn aber jemand ihr beiwohnt und etwas von ihrer Unreinheit an ihn kommt, so ist er sieben Tage lang unrein, und jedes Lager, auf dem er liegt, wird unrein. Leidet eine Frau außerhalb der regelmäßigen Zeit an ständigem Blutfluß, oder hat sie über die regelmäßige Zeit hinaus den Blutfluß, so sind die Tage, an denen sie unreinen Ausfluß hat, wie die Tage ihrer Regel anzusehen; sie ist unrein. Für jedes Lager, auf dem sie während der Tage ihres Ausflusses liegt, gilt dasselbe wie für das Lager zur Zeit ihrer Regel, und jeder Gegenstand, auf dem sie sitzt, wird unrein wie zur Zeit ihrer Regel. Wer daher diese Dinge anrührt, wird unrein; er muß seine Kleider waschen und sich baden und ist bis zum Abend unrein. Wenn sie am Ausfluß geheilt worden ist, so soll sie noch sieben Tage zählen; dann ist sie rein. Am achten Tag aber nehme sie sich zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben und bringe sie zum Priester an den Eingang des Offenbarungszeltes. Der Priester richte dann die eine als Sündopfer, die andere als Brandopfer her. So erwirke ihr der Priester wegen ihres Ausflusses Sühne vor dem Herrn. So sollt ihr die Israeliten über ihre Unreinheit belehren, damit sie nicht infolge ihrer Unreinheit sterben, indem sie meine Wohnung, die sich in ihrer Mitte befindet, unrein machen. Das sind die Bestimmungen für diejenigen, die an Ausfluß erkrankt sind und die durch Samenerguß unrein werden, und für diejenigen, die die Regel haben, und für alle, die Ausfluß haben, ob Mann oder Frau, sowie für den, der einer Unreinen beiwohnt." DER GROSSE VERSÖHNUNGSTAGDie VorbereitungenWeiter redete der Herr mit Mose nach dem Tod der beiden Söhne Aarons, die sterben mußten, als sie vor den Herrn getreten waren.  Der Herr befahl Mose: "Sage deinem Bruder Aaron, er dürfe nicht zu jeder Zeit in das Heiligtum hinter dem Vorhang eintreten, vor die Sühnestätte oben auf der Lade, sonst müsse er sterben; denn über der Sühnestätte erscheine ich in der Wolke. Nur dann darf Aaron in das Heiligtum eintreten, wenn er mit einem jungen Stier als Sündopfer und mit einem Widder als Brandopfer kommt. Er muß einen heiligen Leibrock aus Leinen tragen, linnene Unterbeinkleider müssen den bloßen Leib bedecken, mit einem linnenen Gürtel muß er umgürtet sein und einen linnenen Kopfbund sich umgebunden haben: das sind die heiligen Gewänder, die er anlegen soll, nachdem er sich gebadet hat. Entsündigung des HeiligtumsVon der Gemeinde der Israeliten soll er sich zwei Ziegenböcke zum Sündopfer und einen Widder zum Brandopfer geben lassen. SühnegebräucheDann soll Aaron den jungen Stier, der zum Sündopfer bestimmt ist, herbeibringen und sich und seinem Haus Sühne erwirken.  Hierauf soll er die beiden Böcke nehmen und sie vor den Herrn an den Eingang des Offenbarungszeltes stellen. Aaron soll über die beiden Böcke das Los werfen, ein Los für den Herrn , das andere Los für Asasel .  Alsdann soll Aaron den Bock, auf den das Los für den Herrn gefallen ist, herbeibringen und ihn als Sündopfer zubereiten. Den Bock aber, auf den das Los für Asasel gefallen ist, soll er lebend vor den Herrn stellen, damit er an ihm die Sühne vollziehe und ihn für Asasel in die Wüste schicke. Aaron soll also den jungen Stier, der zum Sündopfer für ihn bestimmt ist, herbeibringen und für sich und sein Haus Sühne erwirken, indem er den jungen Stier, der zum Sündopfer für ihn bestimmt ist, schlachtet. Dann soll er eine Pfanne voll glühender Kohlen von dem Altar vor dem Herrn nehmen, ebenso zwei Hände voll feingestoßenen, wohlriechenden Räucherwerks, und es hinter den Vorhang bringen. Dann soll er das Räucherwerk vor dem Herrn auf das Feuer legen, damit die Wolke des Räucherwerks die Sühnestätte auf der Gesetzeslade verhülle und er nicht sterbe. Hierauf nehme er etwas von dem Blut des Stieres und sprenge es mit seinem Finger an die Vorderseite der Sühnestätte; vor die Sühnestätte hin sprenge er siebenmal von dem Blut mit seinem Finger. Dann schlachte er den Bock, der zum Sündopfer für das Volk bestimmt ist, und bringe sein Blut hinter den Vorhang und verfahre mit dem Blut ebenso, wie er mit dem Blut des Stieres verfahren ist: er sprenge es auf die Sühnestätte und vor die Sühnestätte und entsündige so das Heiligtum wegen der Verunreinigungen durch die Israeliten und wegen aller Übertretungen, die sie begangen haben. Ebenso verfahre er auch mit dem Offenbarungszelt, das sich bei ihnen inmitten ihrer Unreinheiten befindet. Es darf aber niemand im Offenbarungszelt, wenn er es betritt, um im Heiligtum die Sühnehandlungen zu vollziehen, anwesend sein, bis er es verlassen hat und für sich und sein Haus und für die ganze Gemeinde Israel Sühne erwirkt hat. Nun gehe er an den Altar hinaus, der vor dem Herrn steht, und vollziehe auch an ihm die Entsündigung, indem er etwas von dem Blut des Stieres und von dem Blut des Bockes nimmt und es ringsum an die Hörner des Altars streicht. Dann sprenge er mit seinem Finger etwas von dem Blut siebenmal an den Altar und reinige ihn so und heilige ihn von den Unreinheiten der Israeliten. Entsündigung der GemeindeHat er so die Entsündigung des Heiligtums und des Offenbarungszeltes und des Altars vollendet, so soll er den noch lebenden Bock herbeiführen. Aaron lege dem lebenden Bock seine beiden Hände auf den Kopf und bekenne über ihm alle Verschuldungen der Israeliten und alle Übertretungen, die sie begangen haben. Er lade sie auf den Kopf des Bockes und lasse diesen durch einen bereitstehenden Mann in die Wüste bringen. So soll der Bock alle ihre Verschuldungen mit sich fort in eine abgelegenen Gegend tragen. In der Wüste lasse man dann den Bock los.  Hierauf soll Aaron in das Offenbarungszelt hineingehen und die linnenen Kleider, die er beim Betreten des Heiligtums angelegt halte, ausziehen und sie dort niederlegen. Er soll sich an heiliger Stätte baden, seine Kleider anziehen, wieder hinausgehen und das Brandopfer für sich und das Brandopfer für das Volk herrichten und dadurch sich und dem Volk Sühne erwirken. Das Fett des Sündopfers lasse er auf dem Altar in Rauch aufgehen. Der Mann aber, der den Bock für Asasel hinausgebracht hat, muß seine Kleider waschen und sich baden. Dann darf er wieder in das Lager kommen. Den Sündopferstier und den Sündopferbock, deren Blut man hineingebracht hat, um im Heiligtum die Sühnehandlungen zu vollziehen, soll man draußen vor das Lager hinausschaffen und ihre Felle, ihr Fleisch und den Inhalt ihrer Eingeweide verbrennen. Derjenige, der sie verbrannt hat, muß seine Kleider waschen und sich baden. Dann darf er wieder in das Lager kommen. Verordnungen über die Feier des FestesDieses Gesetz soll für euch ewige Geltung haben: Im siebten Monat, am zehnten Tag des Monats, sollt ihr fasten und keinerlei Arbeit verrichten, weder der Einheimische noch der Fremdling, der sich bei euch aufhält. Denn an diesem Tag wird man für euch Sühne erwirken, um euch zu reinigen. Von allen euren Sünden sollt ihr vor dem Herrn rein werden. Ein Tag völliger Ruhe soll es für euch sein, und ihr sollt fasten kraft einer ewig gültigen Satzung. Die Entsündigung aber soll der Priester vollziehen, den man gesalbt und geweiht hat, damit er an Stelle seines Vaters Priesterdienste tue. Und er soll die linnenen Kleider, die heiligen Gewänder anlegen und das Allerheiligste entsündigen und den Priestern und der ganzen Volksgemeinde Sühne erwirken. Dieses Gesetz, daß man für die Israeliten einmal im Jahr Sühne von allen ihren Sünden erwirken soll, hat für euch ewige Geltung." - Und er tat, wie der Herr dem Mose befohlen hatte. DAS HEILIGKEITSGESETZEinheit der OpferstätteWeiter gebot der Herr dem Mose:  "Teile Aaron, seinen Söhnen und allen Israeliten folgende Verordnung mit: Dies ist es, was der Herr befiehlt: Jedem Israeliten, der ein Rind, ein Schaf oder eine Ziege im Lager oder außerhalb des Lagers schlachtet und sie nicht an den Eingang des Offenbarungszeltes bringt, um sie dem Herrn als Opfergabe vor der Wohnung des Herrn darzubringen, dem soll es als Blutschuld angerechnet werden. Weil er Blut vergossen hat, soll er aus seinem Volk ausgerottet werden. Darum sollen die Israeliten ihre Schlachttiere, die sie bis jetzt auf freiem Feld schlachteten, zum Priester vor den Herrn an den Eingang des Offenbarungszeltes führen und sie als Friedopfer dem Herrn darbringen. Der Priester besprenge mit dem Blut den Altar des Herrn vor dem Eingang des Offenbarungszeltes und lasse das Fett zu lieblichem Geruch für den Herrn in Rauch aufgehen. Sie sollen ihre Schlachtopfer nicht mehr den Bocksdämonen darbringen, mit denen sie bisher Götzendienst getrieben haben. Dieses Gesetz hat für sie ewige Geltung von Geschlecht zu Geschlecht.  Gebiete ihnen weiter: Wenn ein Israelit oder ein Fremder, der sich bei ihnen aufhält, ein Brandopfer oder ein Schlachtopfer darbringt, ohne sie an den Eingang des Offenbarungszeltes zu bringen, um sie dort dem Herrn zu opfern, so werde er aus seinen Volksgenossen ausgestoßen. Verbot des BlutgenussesGenießt ein Israelit oder ein Fremder, der sich bei ihnen aufhält, irgendwelches Blut, so werde ich gegen einen solchen Menschen, der Blut genießt, vorgehen und ihn aus seinem Volk hinwegraffen. Denn das Leben des Leibes ist im Blut, und nur auf dem Altar gebe ich es euch frei zur Sühne für eure Seelen; das Blut bewirkt ja Sühne, weil das Leben in ihm liegt. Darum gebiete ich den Israeliten: Niemand von euch darf Blut genießen. Auch der Fremde, der sich bei euch aufhält, darf kein Blut zu sich nehmen. Jeder Israelit und jeder Fremde, der sich bei ihnen aufhält, lasse daher, wenn er ein Stück Wild oder eßbares Geflügel erjagt, das Blut auslaufen und bedecke es mit Erde. Denn das Leben jedes Lebewesens liegt in seinem Blut. Darum befehle ich den Israeliten: Ihr dürft nicht das Blut eines Lebewesens genießen. Denn das Leben jedes Lebewesens liegt in seinem Blut. Jeder, der es genießt, soll getötet werden. Wer das Fleisch eines verendeten oder zerrissenen Tieres genossen hat, sei er Einheimischer oder Fremder, muß seine Kleider waschen und sich baden und ist bis zum Abend unrein. Dann ist er wieder rein. Wäscht er aber seine Kleider nicht und badet er sich nicht, so versündigt er sich." Vorschriften für sittlich-religiöse LebensführungAllgemeine RichtlinienWeiter gebot der Herr dem Mose: "Teile den Israeliten folgende Verordnung mit: Ich bin der Herr, euer Gott. Ihr dürft nicht tun, was man in Ägypten tut, wo ihr gewohnt habt, noch was man in Kanaan tut, wohin ich euch führen werde. Nach ihren Satzungen dürft ihr nicht leben. Erfüllt vielmehr meine Gebote und lebt gewissenhaft nach meinen Vorschriften! Ich bin der Herr, euer Gott. Darum beobachtet meine Satzungen und Gebote! Wer sie erfüllt, wird durch sie das Leben haben. Ich bin der Herr! Blutschande und verbotene EhenNiemand darf mit seinen Blutsverwandten unehrbaren Umgang haben. Ich bin der Herr.  Mit deinem Vater und mit deiner Mutter darfst du keinen unehrbaren Umgang haben. Sie ist deine Mutter. Du darfst sie nicht entehren. Mit der Frau deines Vaters darfst du keinen unehrbaren Umgang haben. Du würdest deinen Vater entehren. Mit deiner Schwester, der Tochter deines Vaters oder der Tochter deiner Mutter, mag sie im Haus geboren sein oder außerhalb, darfst du keinen unehrbaren Umgang haben. Mit der Tochter deines Sohnes oder mit der Tochter deiner Tochter darfst du keinen unehrbaren Umgang haben; denn sie sind dein eigenes Fleisch. Mit der Tochter einer Frau deines Vaters, die von deinem Vater stammt, darfst du keinen unehrbaren Umgang haben; sie ist deine Schwester. Mit der Schwester deines Vaters darfst du keinen unehrbaren Umgang haben; sie hat dasselbe Blut wie dein Vater. Mit der Schwester deiner Mutter darfst du keinen unehrbaren Umgang haben; denn sie hat dasselbe Blut wie deine Mutter. Mit der Frau des Bruders deines Vaters darfst du keinen unehrbaren Umgang haben. Seiner Frau darfst du nicht nahen. Sie ist deine Tante. Mit deiner Schwiegertochter darfst du keinen unehrbaren Umgang haben. Sie ist die Frau deines Sohnes. Du darfst ihr nicht beiwohnen. Mit der Frau deines Bruders darfst du keinen unehrbaren Umgang haben. Du entehrst sonst deinen Bruder. Mit einer Frau und zugleich mit ihrer Tochter darfst du keinen Umgang haben. Die Tochter ihres Sohnes oder die Tochter ihrer Tochter darfst du nicht nehmen, um ihnen beizuwohnen. Sie sind gleichen Blutes. Es wäre Blutschande. Auch darfst du eine Frau nicht zu ihrer Schwester hinzunehmen und dadurch Streit erregen, wenn du ihr neben jener zu ihren Lebzeiten beiwohntest. Verbot anderer UnzuchtsvergehenDu darfst einer Frau während der Zeit ihrer Unreinheit nicht nahen, um ihr beizuwohnen. Mit der Frau deines Nächsten darfst du keinen sündhaften Umgang haben. Du würdest dich dadurch unrein machen. Du darfst keines von deinem Kindern dem Moloch zum Opfer bringen lassen und den Namen deines Gottes entweihen. Ich bin der Herr!  Du darfst mit einem Mann keinen Umgang haben wie mit einer Frau. Es wäre eine Greueltat. Auch mit keinem Tier darfst du Umgang haben und dich verunreinigen. Eine Frau darf sich nicht einem Tier zum Umgang hingeben. Dies wäre eine Schandtat. Mahnung zu heiligem, reinem LebenswandelVerunreinigt euch nicht durch irgend etwas derartiges! Denn durch alles dieses haben sich die Völker befleckt, die ich bei eurer Ankunft vertreiben werde. Weil das Land unrein geworden ist, werde ich es wegen seiner Freveltaten heimsuchen, so daß das Land seine Bewohner ausspeien wird. So beobachtet denn meine Satzungen und Gebote! Verübt keine dieser Greueltaten, weder der Einheimische noch der Fremdling, der bei euch lebt! Denn alle diese Greueltaten verübten die Leute, die vor euch im Land wohnten, und dadurch wurde das Land unrein. Dann wird das Land euch nicht ausspeien, weil ihr es verunreinigt habt, wie es das Volk ausspeien wird, das vor euch da war. Wer eine solche Greueltat verübt, Leute, die derartiges tun, sollen aus der Mitte ihres Volkes ausgerottet werden. So beobachtet denn meine Anordnungen: Richtet euch nicht nach den greulichen Sitten, die vor euch geübt wurden! Verunreinigt euch dadurch nicht! Ich bin der Herr, euer Gott." Pflichten der PietätWeiter gebot der Herr dem Mose: "Teile der ganzen Gemeinde der Israeliten folgende Vorschriften mit: Seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig! Jeder ehre Vater und Mutter und beobachte meine Ruhetage! Ich bin der Herr, euer Gott! Wendet euch nicht den Götzen zu und macht euch keine gegossenen Götterbilder! Ich bin der Herr, euer Gott! Die rechte Einstellung zum FriedopferWenn ihr dem Herrn ein Friedopfer darbringt, so opfert es so, daß es wohlgefällig von euch angenommen wird! Am Tag, da ihr es opfert, oder am Tag darauf muß es gegessen werden. Was bis zum dritten Tag übrigbleibt, muß verbrannt werden. Sollte dennoch am dritten Tag davon gegessen werden, so würde es als verdorbenes Fleisch gelten und würde nicht wohlgefällig aufgenommen werden. Wer davon ißt, lädt Schuld auf sich. Denn er hat entweiht, was dem Herrn heilig ist. Ein solcher soll aus seinen Volkgenossen ausgerottet werden. Nächstenliebe und GerechtigkeitWenn ihr die Ernte eures Landes einholt, so erntet das Feld nicht bis zum äußersten Rand ab und haltet nach der Ernte keine Nachlese! Haltet auch im Weinberg keine Nachlese und lest die abgefallenen Beeren des Weinberges nicht auf! Laßt sie für den Armen und Fremdling zurück! Ich bin der Herr, euer Gott. Ihr sollt nicht stehlen, nicht lügen, nicht einer den anderen betrügen! Ihr soll bei meinem Namen nicht falsch schwören und so den Namen Gottes entweihen! Ich bin der Herr! Übervorteile und beraube deinen Nächsten nicht! Behalte den Lohn des Arbeiters nicht bis zum Morgen bei dir zurück! Fluche nicht einem Tauben, lege einem Blinden nichts in den Weg, sondern fürchte dich vor deinem Gott! Ich bin der Herr! Tut nicht Unrecht beim Rechtsprechen! Nimm weder Partei für den Armen noch Rücksicht auf den Vornehmen, sondern richte deinen Nächsten dem Recht gemäß! Streue keine Verleumdungen unter deinen Volksgenossen aus und bringe dadurch das Leben deines Nächsten nicht in Gefahr! Ich bin der Herr! Trage gegen deinen Bruder keinen Haß im Herzen! Weise deinen Nächsten freimütig zurecht, damit du seinetwegen keine Schuld auf dich ladest! Sei nicht rachgierig gegen deine Volksgenossen und trage ihnen nichts nach, sondern liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Ich bin der Herr! Verbot von MischungenBeobachtet meine Gebote: Laß nicht zweierlei Arten deines Viehs sich begatten! Besäe dein Feld nicht mit zweierlei Samen! Kein Kleid, das aus zweierlei Garn zusammengewirkt ist, komme auf deinen Leib! Vergehen mit der Sklavin andererWenn sich ein Mann mit einer Frau vergeht, die als Sklavin einem anderen Mann angehört, aber weder freigelassen noch losgekauft ist, so sollen sie bestraft werden, doch nicht mit dem Tod, weil es sich nicht um eine Freie handelt. Er bringe aber zur Buße am Eingang des Offenbarungszeltes dem Herrn als Schuldopfer einen Widder dar. Der Priester soll ihm dann durch den Schuldopferwidder vor dem Herrn Sühne für die begangene Sünde erwirken. So wird ihm das Vergehen vergeben, in das er gefallen ist. Ernte von FrüchtenWenn ihr in das Land kommt und allerlei Obstbäume pflanzt, so schneidet ihre ersten Früchte - ihre Vorhaut - nicht ab! Nehmt sie drei Jahre lang nicht ab! Nichts darf von ihnen gegessen werden. Im vierten Jahr sollen alle ihre Früchte dem Herrn als Dankesgabe geweiht werden. Erst im fünften Jahr dürft ihr ihre Früchte genießen. Ein umso reichlicherer Ertrag wird euch dann zuteil werden. Ich bin der Herr, euer Gott! Verbot fremder KultbräucheIhr dürft nichts essen, was Blut enthält. Ihr dürft keine Wahrsagerei und Zauberei treiben. Ihr dürft euer Haupthaar an den Kopfseiten nicht kreisförmig scheren. Ihr dürft die Bartenden nicht stutzen. Macht euch wegen eines Toten keine Einschnitte in euren Körper! Ätzt euch keine Zeichen ein! Ich bin der Herr. Entweihe deine Tochter nicht, indem du sie zur Unzucht anhältst! Das Land darf keine Buhlerstätte werden und kein Tummelplatz der Unzucht! Haltet meine Ruhetage ein! Habt Ehrfurcht vor meinem Heiligtum! Ich bin der Herr! Wendet euch nicht an die Totenbeschwörer und Wahrsager! Befragt sie nicht! Ihr verunreinigt euch durch sie. Ich bin der Herr, euer Gott! Ehrfurcht vor dem AlterStehe vor einem grauen Haupt auf und ehre die Person eines Greises! Fürchte deinen Gott! Ich bin der Herr! Verhalten gegen FremdeWenn ein Fremdling sich bei euch im Land aufhält, so dürft ihr ihn nicht bedrücken. Wie ein Einheimischer aus eurer eigenen Mitte gelte euch der Fremdling, der bei euch lebt. Ihr sollt ihn lieben wie euch selbst. Denn ihr seid selbst Fremdlinge im Land der Ägypter gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott! ÜbervorteilungVerübt kein Unrecht beim Rechtsprechen, bei Maß, Gewicht und Hohlmaß! Richtige Waage, richtiges Gewicht, richtiges Efa und Hin sollt ihr führen. Ich bin der Herr, euer Gott, der euch aus Ägypten geführt hat. SchlußmahnungSo haltet denn genau alle meine Satzungen und Gebote! Ich bin der Herr!" TODESWÜRDIGE VERBRECHENKinderopferWeiter befahl der Herr dem Mose: "Teile den Israeliten folgende Anweisung mit: Wenn ein Israelit oder ein Fremdling, der in Israel lebt, eines von seinen Kindern dem Moloch hingibt, soll er mit dem Tod bestraft werden. Die Bevölkerung soll ihn steinigen.  Ich selbst werde gegen ihn vorgehen und ihn aus seinem Volk ausrotten, weil er sein Kind dem Moloch hingegeben und so mein Heiligtum verunreinigt und meinen heiligen Namen entweiht hat. Sollte aber die Bevölkerung ihre Augen vor einem Menschen, der sein Kind dem Moloch hingegeben hat, verschließen, und ihn nicht töten, so will ich selbst gegen einen solchen Menschen und sein ganzes Geschlecht vorgehen und ihn samt allen, die mit ihm dem Molochdienst sich hingegeben haben, aus ihrem Volk ausrotten. Totenbeschwörung - WahrsagereiWenn sich jemand an die Toten- und Wahrsagegeister wendet und Götzendienst mit ihnen treibt, werde ich gegen einen solchen Menschen vorgehen und ihn aus seinem Volk ausrotten. So heiligt euch denn und seid heilig! Denn ich bin der Herr, euer Gott! Haltet genau meine Gebote! Ich, der Herr, bin es, der euch heiligt! Verfluchung der ElternJeder, der Vater oder Mutter verflucht, soll mit dem Tod bestraft werden. Weil er Vater und Mutter verflucht hat, ist er des Todes schuldig. EhebruchWenn jemand mit einer verheirateten Frau, mit der Ehefrau seines Nächsten, sich vergeht, so sollen Ehebrecher und Ehebrecherin mit dem Tod bestraft werden. UnzuchtsverbrechenWenn sich jemand mit der Frau seines Vaters vergeht, hat er seinen Vater geschändet. Beide sollen mit dem Tod bestraft werden. Sie sind des Todes schuldig.  Verfehlt sich jemand mit seiner Schwiegertochter, sollen beide mit dem Tod bestraft werden. Sie haben eine große Schandtat verübt und sind des Todes schuldig. Wenn sich ein Mann mit einem anderen Mann vergeht wie mit einer Frau, haben beide eine Schandtat begangen. Sie sollen mit dem Tod bestraft werden. Sie sind des Todes schuldig. Nimmt sich jemand eine Frau und dazu noch deren Mutter, ist das eine Schandtat. Man soll ihn und die beiden verbrennen, damit solcher Unzucht unter euch ein Ende gemacht werde. Wenn sich jemand mit einem Tier vergeht, soll er mit dem Tod bestraft werden. Auch das Tier sollt ihr töten. Wenn sich eine Frau einem Tier naht, um sich mit ihm zu vergehen, so töte die Frau und das Tier! Sie sollen sterben. Sie haben ihr Leben verwirkt. Heiratet jemand seine Schwester von väterlicher oder mütterlicher Seite und haben beide miteinander Umgang, so ist das Blutschande. Sie sollen vor den Augen ihrer Volksgenossen getötet werden. Er hat seine Schwester geschändet und soll seine Schuld büßen.  Wenn jemand mit einer Frau zur Zeit ihres Unwohlseins Umgang hat, wenn also er und sie den weiblichen Monatsfluß aufdecken, so sollen beide aus ihrem Volk ausgerottet werden. Mit der Schwester deines Vaters oder deiner Mutter sollst du keinen Umgang haben. Denn ein solcher schändet sein eigenes Fleisch. Sie sollen ihre Schuld büßen. Wer sich mit der Frau seines Oheims vergeht, hat seinen Oheim geschändet. Sie sollen für ihre Sünde büßen. Kinderlos werden sie sterben. Wenn jemand die Frau seines Bruders zu sich nimmt, so ist das Blutschande. Er hat seinen Bruder entehrt. Sie sollen kinderlos bleiben. SchlußmahnungenSo haltet denn sorgsam alle meine Satzungen und Gebote, damit euch das Land nicht ausspeit, in das als Wohnsitz ich euch führen will! Folgt nicht den Satzungen der Völker, die ich bei eurer Ankunft vertreiben werde! Weil sie alle diese Dinge taten, sind sie mir zum Ekel geworden. Zu euch habe ich darum gesagt: Ihr sollt ihr Land zu eigen erhalten. Euch will ich es zum Besitz geben, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. Ich bin der Herr, euer Gott, der euch von den übrigen Völkern abgesondert hat. NachtragSo macht denn einen Unterschied zwischen den reinen und den unreinen vierfüßigen Tieren, zwischen den unreinen und reinen Vögeln! Verunreinigt euch nicht durch vierfüßige Tiere oder Vögel oder durch das, was sich sonst auf der Erde regt, und was ich euch als unrein bezeichnet habe! Ihr sollt mir heilig sein. Denn ich, der Herr, bin heilig und habe euch vor den übrigen Völkern auserwählt, mir anzugehören. Wahrsager und TotenbeschwörerWenn ein Mann oder eine Frau einen Totenbeschwörungs- und Wahrsagegeist in sich hat, so sollen sie mit dem Tod bestraft werden. Man soll sie steinigen. Sie sind des Todes schuldig." VORSCHRIFTEN FÜR DEN PRIESTERVerhalten bei TodesfällenWeiter befahlt der Herr dem Mose: "Teile den Priestern, den Söhnen Aarons, folgende Anweisung mit: Ein Priester darf sich an keinem toten Volksgenossen verunreinigen. Nur an seinen nächsten Blutsverwandten, an Mutter, Vater, Sohn, Tochter, Bruder und Schwester, wenn sie noch als Jungfrau bei ihm lebt und keinem Mann angehört, darf er sich verunreinigen. Ein Gatte darf sich an seinen Verwandten nicht unrein machen und entweihen. Sie dürfen sich auf ihrem Haupt keine Glatze scheren und ihre Bartenden nicht stutzen und sich keine Einschnitte an ihrem Körper machen. Sie sollen ihrem Gott heilig sein und den Namen ihres Gottes nicht entweihen. Denn sie bringen die Feueropfer des Herrn, die Speise ihres Gottes, dar. Darum sollen sie heilig sein. EhehindernisseSie dürfen keine Buhlerin oder Entehrte zur Frau nehmen. Auch eine von ihrem Mann geschiedene Frau dürfen sie nicht heiraten. Denn der Priester ist seinem Gott geweiht. Du sollst ihn ehren, weil er die Speise deines Gottes darbringt. Als heilig soll er dir gelten. Denn ich bin heilig, der Herr, der euch heiligt. Unzüchtige PriestertöchterWenn die Tochter eines Priesters sich durch Unzucht entweiht, so entweiht sie dadurch ihren Vater. Man soll sie verbrennen. VORSCHRIFTEN FÜR DEN HOHENPRIESTERVerhalten bei TodesfällenDer Priester aber, der der höchste unter seinen Amtsgenossen ist, auf dessen Haupt das Salböl gegossen worden ist und den man geweiht und mit den heiligen Gewändern bekleidet hat, darf sein Haupthaar nicht aufgelöst tragen noch seine Kleider einreißen. Er darf auch keiner Leiche nahekommen. Selbst an Vater und Mutter darf er sich nicht unrein machen. Er darf das Heiligtum nicht verlassen und das Heiligtum seines Gottes nicht entweihen. Denn die Weihe des Salböls seines Gottes ruht auf ihm. Ich bin der Herr! EhehindernisseZur Ehefrau muß er sich eine Jungfrau nehmen. Eine Witwe oder eine geschiedene Frau oder eine Entehrte oder eine Buhlerin, all diese darf er nicht heiraten. Nur eine Jungfrau aus seinem Volk soll er zur Frau nehmen. So wird er seine Nachkommenschaft unter seinem Volk nicht entweihen. Denn ich, der Herr, bin es, der ihn heiligt." Vorschriften für die mit einem Körperfehler behafteten PriesterWeiter gebot der Herr dem Mose: "Teile Aaron folgende Anweisung mit: Wenn einer deiner künftigen Nachkommen einen Leibesfehler an sich hat, so darf er nicht hinzutreten, die Opferspeise seines Gottes darzubringen. Denn keiner, der einen Leibesfehler an sich hat, darf sich nahen, kein Blinder, Lahmer, Verstümmelter, keiner, bei dem ein Glied zu lang ist, keiner, der ein gebrochenes Bein oder einen gebrochenen Arm hat, kein Buckliger oder Schwindsüchtiger, keiner, der weiße Flecken im Auge, Krätze, Flechten oder zerdrückte Hoden hat. Kein Nachkomme des Priesters Aaron, der an einem Gebrechen leidet, darf hinzutreten, um die Feueropfer des Herrn darzubringen. Hat er ein Gebrechen, so darf er nicht hinzutreten, um die Speise seines Gottes darzubringen. Doch darf er von der Speise seines Gottes, nämlich von den hochheiligen und heiligen Gaben, essen. Aber er darf durch den Vorhang nicht hineingehen und an den Altar treten, weil er ein Gebrechen an sich hat. Sonst würde er meine heiligen Stätten entweihen. Denn ich, der Herr, bin es, der sie heiligt." Mose teilte dies Aaron und seinen Söhnen sowie allen Israeliten mit. Der Genuß heiliger Gaben durch die PriesterWeiter befahl der Herr dem Mose: "Gebiete Aaron und seinen Söhnen, daß sie die heiligen Gaben, welche die Israeliten mir weihen, voll Ehrfurcht behandeln und meinen heiligen Namen nicht entweihen. Ich bin der Herr! Sage zu ihnen: Wenn jemals irgendeiner von allen euren Nachkommen den heiligen Gaben, welche die Israeliten dem Herrn weihen, im Zustand der Unreinheit nahetritt, so soll ein solcher Mensch aus meiner Gegenwart entfernt und getötet werden. Ich bin der Herr! Wer von den Nachkommen Aarons an Aussatz oder Ausfluß leidet, darf von den heiligen Gaben nicht essen, bevor er wieder rein ist. Wer irgendeinen, der sich durch eine Leiche verunreinigt hat, berührt, oder wer eine Befleckung erlitten hat, oder wer ein kriechendes Tier berührt, durch das er unrein wird, oder einen Menschen, durch den er sich irgendeine Art von Unreinheit zuzieht, wer also solches berührt, bleibt bis zum Abend unrein und darf nichts von den heiligen Gaben genießen, bis er sich gebadet hat. Nach Sonnenuntergang ist er wieder rein und darf von den heiligen Gaben essen. Denn sie kommen ihm als Speise zu. Von einem verendeten oder zerrissenen Tier darf er nicht essen. Er würde dadurch unrein werden. Ich bin der Herr! Also sollen sie meine Anordnungen befolgen, damit sie sich keine Sünde zuziehen und sterben, weil sie das Geheiligte entweihten. Ich bin es, der Herr, der sie heiligt. Der Genuß heiliger Gaben durch NichtpriesterKein Unbefugter darf etwas Heiliges genießen. Kein Beisasse oder Tagelöhner eines Priesters darf etwas Heiliges genießen. Wenn aber der Priester einen Sklaven für Geld erwirbt, so darf dieser davon essen. Ebenso dürfen die in seinem Haus geborenen Sklaven von seiner Speise essen. Vermählt sich die Tochter eines Priesters mit einem Nichtpriester, so darf sie von den heiligen Abgaben nichts genießen. Ist aber die Tochter eines Priesters verwitwet oder geschieden, und hat sie keine Kinder, und kehrt sie wieder in das Haus ihres Vaters zurück, so darf sie wie in ihrer Jugend von der Speise ihres Vater essen. Doch kein Unbefugter darf etwas davon genießen. Wenn jemand aus Versehen Heiliges genießt, soll er das Heilige unter Beigabe des fünften Teiles des Wertes dem Priester erstatten. Die Priester sollen die heiligen Gaben der Israeliten, die sie für den Herrn erheben, nicht entweihen. Sie würden sich eine strafbare Schuld aufbürden, wenn diese ihre heiligen Gaben genössen. Denn ich, der Herr, bin es, der sie heiligt." Die Beschaffenheit der OpfertiereWeiter gebot der Herr dem Mose: "Teile Aaron und seinen Söhnen und allen Israeliten folgende Verordnung mit: Wenn jemand vom Haus Israel oder von den Fremden in Israel seine Opfergabe darbringt, ob er nun dem Herrn gelobte oder freiwillige Gaben als Brandopfer darbringt, so sind dazu, um euch wohlgefällig zu machen, fehlerlose, männliche Rinder, Schafe und Ziegen erforderlich. Ein Tier, das einen Fehler an sich hat, dürft ihr nicht darbringen. Denn es würde euch nicht wohlgefällig machen. Will jemand dem Herrn als Friedopfer ein Rind oder ein Schaf darbringen, um ein Gelübde zu erfüllen oder als freiwillige Gabe, so darf es, um wohlgefällig zu sein, keinen Fehler und kein Gebrechen an sich haben. Tiere, die blind sind oder ein gebrochenes Glied oder eine Wunde haben oder mit Geschwüren, Krätze oder Flechten behaftet sind, dürft ihr dem Herrn nicht darbringen noch davon dem Herrn ein Feueropfer auf den Altar legen. Ein Rind, oder ein Schaf mit zu langen oder zu kurzen Gliedern darfst du als freiwillige Gabe opfern, aber als Gelübdeopfer würde es dich nicht wohlgefällig machen. Ein Tier, dem die Hoden zerquetscht, zerschlagen, abgerissen oder ausgeschnitten sind, dürft ihr dem Herrn nicht darbringen. Solche Tiere dürft ihr weder in eurem eigenen Land ziehen, noch sie von einem Ausländer kaufen und als Speise eures Gottes darbringen. Da eine Verstümmelung, ein Gebrechen ihnen anhaftet, machen sie euch nicht wohlgefällig." Weitere OpfervorschriftenWeiter gebot der Herr dem Mose: "Ein Rind oder ein Schaf oder ein Zicklein soll nach der Geburt sieben Tage lang bei seiner Mutter bleiben. Vom achten Tag an und weiterhin wird es vom Herrn, wenn es ihm als Feueropfer dargebracht wird, wohlgefällig aufgenommen werden. Ein Rind oder Schaf dürft ihr nicht zugleich mit seinem Jungen an ein und demselben Tag schlachten. Wenn ihr dem Herrn ein Dankopfer darbringen wollt, so müßt ihr es so opfern, daß es euch wohlgefällig macht: es muß noch am gleichen Tag verzehrt werden. Ihr dürft nichts davon bis zum anderen Morgen übriglassen. Ich bin der Herr! SchlußmahnungSo haltet denn sorgfältig meine Gebote! Ich bin der Herr! Entweiht meinen heiligen Namen nicht! Ich will inmitten der Israeliten als der Heilige verehrt werden. Ich, der Herr, bin es, der euch heiligt, der euch aus Ägypten geführt hat, um euer Gott zu sein, ich, der Herr." BESTIMMUNGEN FÜR DAS FEIERNDer Sabbat von FestenWeiter gebot der Herr dem Mose:  "Teile den Israeliten folgende Verordnungen mit: Die Feste des Herrn, die ihr mit heiligen Festversammlungen begehen sollt, sind folgende: Sechs Tage hindurch darf gearbeitet werden. Der siebte Tag aber ist ein Tag unbedingter Ruhe mit heiliger Festversammlung. Da dürft ihr keinerlei Arbeit verrichten. Es ist ein Ruhetag des Herrn in allen euren Wohnsitzen. Das OsterfestDies sind die Feste des Herrn mit heiligen Festversammlungen, die ihr zur festgesetzten Zeit feiern sollt:  Am vierzehnten Tag des ersten Monats gegen Abend findet die Paschafeier zu Ehren des Herrn statt. Am fünfzehnten desselben Monats wird das Fest der ungesäuerten Brote zu Ehren des Herrn begangen. Da sollt ihr sieben Tage lang ungesäuertes Brot essen. Am ersten Tag habt ihr eine heilige Festversammlung abzuhalten. Da dürft ihr keinerlei Werktagsarbeit tun. Sieben Tage lang sollt ihr dem Herrn ein Feueropfer darbringen. Am siebten Tag findet wieder eine heilige Festversammlung statt. Da dürft ihr keinerlei Werktagsarbeit verrichten." Die ErstlingsgarbeWeiter gebot der Herr dem Mose: "Teile den Israeliten folgende Bestimmung mit: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben will, und dort die Ernte haltet, sollt ihr von eurer Ernte die Erstlingsgarbe zum Priester bringen. Dieser soll dann die Garbe vor dem Herrn weben, um euch wohlgefällig zu machen. Am Tag nach dem Sabbat soll sie der Priester weben. Ihr sollt an dem Tag, an dem ihr die Garbe webt, dem Herrn ein fehlerloses, einjähriges Lamm als Brandopfer darbringen. Dazu als Speiseopfer zwei Zehntel Feinmehl, das mit Öl angerührt ist, ein Feueropfer voll lieblichen Geruchs für den Herrn, ferner als Trankopfer noch ein Viertel Hin Wein. Brot und geröstete oder zerstoßene Körner dürft ihr nicht essen, bevor ihr eurem Gott die Opfergabe dargebracht habt. Dies Gebot hat ewige Geltung für alle eure Geschlechter in allen euren Wohnsitzen. Das PfingstfestFerner sollt ihr vom Tag nach dem Sabbat an, nämlich von dem Tag ab, an dem ihr die Webegarbe dargebracht habt, sieben volle Wochen abzählen.  Bis zu dem Tag, der auf den siebten Sabbat folgt, sollt ihr 50 Tage abzählen. Dann sollt ihr von dem neuen Getreide dem Herrn ein Speiseopfer darbringen. Aus euren Wohnsitzen sollt ihr zwei Webebrote mitbringen, die aus zwei Zehntel Feinmehl bestehen und mit Sauerteig gebacken sind, als Erstlingsopfer für den Herrn. Bringt ferner zu den Broten sieben fehlerlose, einjährige Lämmer, einen jungen Stier und zwei Widder dar - sie sollen für den Herrn ein Brandopfer sein - mit dem zugehörigen Speiseopfer und den erforderlichen Trankopfern als Feueropfer zu lieblichem Geruch für den Herrn. Sodann sollt ihr einen Ziegenbock als Sündopfer und zwei einjährige Lämmer als Friedopfer darbringen. Der Priester soll sie als Webeopfer weben zusammen mit den Erstlingsbroten vor dem Herrn. Diese und die zwei Lämmer sollen als Weihegabe dem Herrn und dem Priester zufallen. Am gleichen Tag sollt ihr eine heilige Festversammlung ansagen lassen. Da dürft ihr keinerlei Werktagsarbeit verrichten. Dieses Gebot hat ewige Geltung für alle eure Geschlechter in allen euren Wohnsitzen. Wenn ihr in eurem Land Ernte haltet, so erntet das Feld nicht bis zum äußersten Rand ab und haltet nach der Ernte keine Nachlese! Überlaßt beides den Armen und Fremden! Ich bin der Herr, euer Gott!" Das NeujahrsfestWeiter gebot der Herr dem Mose: "Teile den Israeliten folgende Bestimmung mit: Am ersten Tag des siebten Monats soll bei euch ein Ruhetag sein, ein Gedächtnistag mit Hörnerschall, eine heilige Festversammlung. Da dürft ihr keinerlei Werktagsarbeit verrichten und sollt dem Herrn ein Feueropfer darbringen." Der VersöhnungstagWeiter gebot der Herr dem Mose: "Der zehnte Tag desselben siebten Monats aber ist der Sühnetag. Da sollt ihr eine heilige Festversammlung abhalten, sollt fasten und dem Herrn ein Feueropfer darbringen. An diesem Tag dürft ihr keinerlei Arbeit verrichten. Denn es ist der Versöhnungstag, der euch Sühne vor dem Herrn, eurem Gott erwirken soll. Darum soll jeder, der an diesem Tag nicht fastet, aus seinen Volksgenossen ausgerottet werden. Den Menschen, der an diesem Tag irgendeine Arbeit verrichtet, will ich aus seinen Volksgenossen hinwegraffen. Keinerlei Arbeit dürft ihr verrichten. Dies Gebot soll ewige Geltung für alle eure Geschlechter in allen euren Wohnsitzen haben. Ein Tag unbedingter Ruhe soll es für euch sein, und ihr sollt fasten. Am neunten Tag des Monats, am Abend, sollt ihr vom Abend bis zum folgenden Abend eure Ruhezeit einhalten." Das LaubhüttenfestWeiter gebot der Herr dem Mose.  "Teile den Israeliten folgende Bestimmung mit: Am fünfzehnten Tag desselben siebten Monats findet zu Ehren des Herrn sieben Tage lang das Laubhüttenfest statt. Am ersten Tag ist heilige Festversammlung. Da dürft ihr keinerlei Werktagsarbeit verrichten. Sieben Tage hindurch sollt ihr dem Herrn ein Feueropfer darbringen, dann am achten Tag eine heilige Festversammlung abhalten und dem Herrn ein Feueropfer darbringen. Es ist der Schlußfesttag. Da dürft ihr keinerlei Werktagsarbeit verrichten. Das sind die Festtage des Herrn, an denen ihr heilige Festversammlungen abhalten sollt, um dem Herrn Feueropfer darzubringen: Brandopfer, Speiseopfer, Schlachtopfer und Trankopfer, wie sie der einzelne Tag verlangt, abgesehen von den Sabbaten des Herrn und den Gaben, allen euren Gelübdeopfern und freiwilligen Gaben, die ihr dem Herrn darbringt. Am fünfzehnten des siebten Monats jedoch, wenn ihr den Ertrag des Landes einholt, sollt ihr das Fest des Herrn sieben Tage lang feiern. Am ersten Tag soll Ruhetag sein und ebenso am achten Tag. Ihr sollt euch am ersten Tag die schönsten Früchte, Palmwedel und Zweige von dichtbelaubten Bäumen und von Bachweiden holen und sieben Tage lang vor dem Herrn, eurem Gott fröhlich sein. Dieses Fest sollt ihr jedes Jahr sieben Tage lang zu Ehren des Herrn begehen. Dieses Gebot hat ewige Geltung für alle eure Geschlechter. Im siebten Monat sollt ihr es feiern. Sieben Tage lang sollt ihr da in Laubhütten wohnen. Jeder eingesessene Israelit soll in Laubhütten wohnen, damit eure späteren Geschlechter erfahren, daß ich die Israeliten in Hütten wohnen ließ, als ich sie aus Ägypten führte, ich, der Herr, euer Gott." Mose teilte dann den Israeliten die Festzeiten des Herrn mit. Bestimmungen über den Leuchter und über die SchaubroteWeiter gebot der Herr dem Mose: "Befiehl den Israeliten, dir reines Öl aus zerstoßenen Oliven für den Leuchter zu bringen, damit man Tag für Tag die Lampen aufsetzen kann. Außerhalb des Vorhangs vor der Lade mit dem Gesetz im Offenbarungszelt soll Aaron ihn herrichten, damit er vom Abend bis zum Morgen beständig vor dem Herrn brenne. Dieses Gebot hat ewige Geltung für eure Geschlechter. Auf dem Leuchter von Gold soll er die Lampen zurichten, daß sie ohne Unterlaß vor dem Herrn brennen. Nimm ferner Feinmehl und backe daraus zwölf Kuchen! Zwei Zehntel sollen auf jeden Kuchen kommen.  Lege sie dann in zwei Schichten, je sechs in einer Schicht, auf den goldenen Tisch vor dem Herrn! Streue auf jede Schicht reinen Weihrauch als Duftteil für das Brot und als ein Feueropfer für den Herrn! Regelmäßig an jedem Sabbat schichte man sie so vor dem Herrn auf. Diese Verpflichtung bindet die Israeliten für alle Zeiten. Sie sollen Aaron und seinen Söhnen gehören, die sie an heiliger Stätte verzehren müssen. Denn ihm stehen die hochheiligen Gaben von den Feueropfern des Herrn als ewig geltendes Recht zu." EINSCHUBDie Steinigung eines GotteslästerersEines Tages mischte sich der Sohn einer Israelitin, der einen Ägypter zum Vater hatte, unter die Israeliten. Da gerieten der Sohn der Israelitin und ein israelitischer Mann miteinander in Streit. Dabei lästerte der Sohn der Israelitin den Namen des Herrn durch Fluchen. Man brachte ihn deshalb zu Mose. - Seine Mutter hieß Schelomit und war die Tochter Dibris vom Stamm Dan. - Man hielt ihn in Gewahrsam, bis jener ihnen auf Grund eines Ausspruchs des Herrn Weisung gäbe. Und der Herr gebot Mose: "Laß den Lästerer vor das Lager hinausführen, und alle, die es gehört haben, sollen ihm die Hände auf das Haupt legen, und die ganze Gemeinde soll ihn steinigen. Zu den Israeliten aber sollst du sagen: Wenn jemand seinem Gott flucht, so soll er für seine Sünde bestraft werden. Wer den Namen des Herrn lästert, soll mit dem Tod bestraft werden. Die ganze Gemeinde soll ihn steinigen. Der Fremde wie der Einheimische soll getötet werden, wenn er den Namen des Herrn lästert. Das Gesetz der VergeltungWenn jemand einen Menschen umbringt, soll er mit dem Tod bestraft werden.  Wer ein Stück Vieh totschlägt, soll es ersetzen, Tier für Tier. Fügt jemand seinem Nächsten einen Leibesschaden zu, so soll man ihm ebenso tun, wie er getan hat: Bruch um Bruch, Auge um Auge, Zahn um Zahn! Derselbe Leibesschaden, den er einem anderen beigebracht hat, soll auch ihm zugefügt werden. Wer ein Stück Vieh totschlägt, soll es ersetzen; wer einen Menschen erschlägt, soll getötet werden. Das gleiche Recht gelte bei euch für den Fremden wie für den Einheimischen. Denn ich bin der Herr, euer Gott!" Als Mose dies den Israeliten verkündet hatte, führten sie den Lästerer vor das Lager hinaus und steinigten ihn. Die Israeliten taten so, wie der Herr dem Mose geboten hatte. DIE HEILIGEN JAHRE UND DAS ISRAELITISCHE BESITZRECHTDas SabbatjahrDer Herr gebot dem Mose auf dem Berg Sinai: "Teile den Israeliten folgende Anordnung mit: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben will, so halte das Land zu Ehren des Herrn eine Ruhezeit. Bestelle sechs Jahre dein Feld, beschneide sechs Jahre deinen Weinberg und bringe den Ertrag deines Feldes heim! Doch im siebten Jahr soll das Land völlige Ruhe haben, eine Ruhezeit zu Ehren des Herrn. Da darfst du dein Feld nicht bestellen und deinen Weinberg nicht pflegen. Auch den Nachwuchs deiner vorigen Ernte darfst du nicht einholen und die Trauben deines nicht beschnittenen Weinbergs nicht lesen. Es soll für den Boden ein Ruhejahr sein. Der Ertrag des Bodens während seiner Ruhezeit soll euch zur Nahrung dienen, dir, deinen Knechten, Mägde, Tagelöhnern und Beisassen, die bei dir leben. Auch deinem Vieh und dem Wild in deinem Land diene der gesamte Ertrag zur Nahrung. Das JubeljahrZähle sieben solcher Ruhejahre, also siebenmal sieben Jahre ab, so daß die Zeit der sieben Ruhejahre 49 Jahre ausmacht. Dann lasse am zehnten Tag des siebten Monats das Signalhorn erschallen! Am Versöhnungstag sollt ihr überall im Land das Horn ertönen lassen.  Heiligt das fünfzigste Jahr! Verkündet Freiheit für alle Bewohner im Land! Es soll für euch ein Jubeljahr sein, in dem jeder wieder in den Besitz seines Eigentums kommt und zu seiner Familie zurückkehrt. Jedes fünfzigste Jahr sei für euch ein Jubeljahr. Da dürft ihr weder säen noch den Nachwuchs einernten noch Trauben in dem nicht beschnittenen Weinberg lesen. Es ist ja Jubeljahr, eine heilige Zeit für euch. Nur das, was von selbst wächst, dürft ihr vom Feld wegessen. In einem solchen Jubeljahr soll jeder von euch wieder zu seinem Eigentum kommen. Wenn du deinem Nächsten etwas verkaufst oder von deinem Nächsten etwas kaufst, so dürft ihr einander nicht übervorteilen, sondern nach der Zahl der Jahre seit dem letzten Jubeljahr sollst du von deinem Nächsten kaufen, und nach der Zahl der Erntejahre soll er dir verkaufen. Bei einer größeren Zahl der Erntejahre soll er dir einen entsprechend höheren Kaufpreis zahlen und bei einer kleineren Zahl von Jahren einen entsprechend geringeren. Denn er verkauft dir eine gewisse Anzahl von Ernten. Keiner übervorteile den anderen, sondern fürchtet euch vor eurem Gott! Denn ich bin der Herr, euer Gott! So haltet denn meine Gebote und erfüllt gewissenhaft meine Satzungen! Dann werdet ihr in Sicherheit in eurem Land wohnen. Das Land wird seinen Ertrag geben, daß ihr euch satt essen und in Sicherheit darin wohnen könnt. Wenn ihr aber fragt: Wovon sollen wir im siebten Jahr leben, wenn wir nicht säen und ernten?, so wisset: Ich werde euch im sechsten Jahr meinen Segen spenden, daß es euch den Ertrag für drei Jahre liefert. Obwohl ihr erst im achten Jahr sät, werdet ihr immer noch von der alten Ernte zu essen haben. Bis ins neunte Jahr, bis zur neuen Ernte werdet ihr altes Getreide zu essen haben. Grund und Boden darf also nicht für immer verkauft werden. Denn mir gehört das Land. Ihr seid ja nur Fremdlinge und Beisassen bei mir. Darum müßt ihr in dem Land, das ihr einnehmt, überall die Wiedereinlösung von Grund und Boden gestatten. Einlösung und Rückfall von LandbesitzVerarmt dein Bruder und verkauft er etwas von seinem Grundbesitz, so soll sein nächster Verwandter als Löser für ihn eintreten und das wieder einlösen, was sein Verwandter verkauft hat.  Wenn jemand keinen Löser hat, aber selbst so viel Geld aufzubringen vermag, als zur Wiedereinlösung erforderlich ist, so soll er die Jahre, die seit dem Verkauf verflossen sind, in Anrechnung bringen und den Restbetrag demjenigen zurückerstatten, an den er verkauft hat, und damit wieder zu seinem Eigentum kommen. Kann er aber nicht so viel Geld beschaffen, als zur Rückerstattung erforderlich ist, so bleibt das von ihm verkaufte Grundstück im Besitz des Käufers bis zum Jubeljahr. Im Jubeljahr aber soll es zurückfallen und er wieder zu seinem Eigentum kommen. Einlösung und Rückfall von HausbesitzWenn jemand ein Wohnhaus in einer ummauerten Stadt verkauft, so soll das Einlösungsrecht bis zum Abschluß des Jahres, in dem er es verkauft hat, bestehen. Ein Jahr lang soll das Einlösungsrecht für ihn bestehen. Hat aber die Einlösung bis zum Ablauf eines vollen Jahres nicht stattgefunden, so soll das Haus, das in einer ummauerten Stadt liegt, dem Käufer und dessen Nachkommen für immer verbleiben. Es soll im Jubeljahr nicht zurückfallen. Die Häuser in den Dörfern dagegen, die von keiner Mauer umgeben sind, sollen als ein Teil des Landbesitzes angesehen werden. Sie können eingelöst werden und fallen im Jubeljahr zurück. Für die Levitenstädte steht den Leviten bezüglich der Häuser in den ihnen gehörenden Städten ein ewiges Einlösungsrecht zu. Wenn einer von den Leviten sein verkauftes Haus nicht wieder einlöst, so fällt es, wenn es in einer ihm zugewiesenen Stadt liegt, im Jubeljahr wieder zurück. Denn die Häuser in den Städten der Leviten sind ihr Erbbesitz inmitten der Israeliten. Das Weideland ihrer Städte aber darf nicht verkauft werden. Denn es gehört ihnen für alle Zeit. Hilfsbereitschaft gegen verarmte IsraelitenIst einer deiner Brüder bei dir verschuldet und nicht zahlungsfähig, so sollst du ihm helfen, als wäre er ein Fremdling oder Beisasse, damit er neben dir sein Leben fristen kann. Du darfst nicht Zins und Aufschlag von ihm nehmen, sondern fürchte dich vor deinem Gott und laß deinen Bruder neben dir leben! Du darfst ihm dein Geld nicht um Zins geben noch deine Nahrungsmittel zu Wucherpreisen. Ich bin der Herr, euer Gott, der euch aus Ägypten geführt hat, um euch das Land Kanaan zu geben und euer Gott zu sein. Loskauf und Freilassung aus der Abhängigkeit von IsraelitenWenn einer deiner Volksgenossen bei dir verschuldet ist und sich dir verkauft, so laß ihn keine Sklavendienste tun! Wie ein Tagelöhner, wie ein Beisasse soll er bei dir sein. Nur bis zum Jubeljahr soll er bei dir dienen. Dann aber soll er dich frei verlassen dürfen, er und seine Kinder, und zu seinem Geschlecht zurückkehren und wieder in den Besitz seiner väterlichen Güter gelangen. Denn sie sind meine Knechte, die ich aus Ägypten geführt habe. Sie dürfen nicht wie Sklaven verkauft werden. Du sollst nicht mit Härte über ihn herrschen, sondern dich vor deinem Gott fürchten. Wenn ihr Sklaven und Sklavinnen braucht, so dürft ihr solche von den Völkern kaufen, die rings um euch her wohnen. Auch Kinder der Beisassen, die bei euch leben, dürft ihr kaufen, sowie ihre Nachkommen, die sich bei euch aufhalten und in eurem Land geboren sind. Diese dürft ihr als Eigentum besitzen und könnt sie auf eure Kinder nach euch vererben, damit die sie als Eigentum besitzen. Ihr könnt sie dauernd zu Sklaven haben. Aber über eure Brüder, die Israeliten, dürft ihr nicht, einer über den anderen, mit Härte herrschen. Loskauf und Freilassung von Israeliten aus der Hand von NichtisraelitenErwirbt ein Fremdling oder Beisasse neben dir Vermögen, während einer deiner Brüder bei ihm in Schuld gerät und sich dem Fremdling oder Beisassen neben dir oder einem Abkömmling aus der Familie eines Fremdlings als Sklaven verkauft, so soll, nachdem er sich verkauft hat, das Loskaufsrecht für ihn bestehen: einer von seinen Brüdern darf ihn loskaufen, mag sein Oheim oder sein Vetter, oder sonst einer seiner nächsten Blutsverwandten aus seinem Geschlecht ihn loskaufen, oder mag er selbst so viel Geld aufbringen, um sich loszukaufen. Er soll mit dem, der ihn gekauft hat, die Zeit von dem Jahr ab, da er sich verkauft hat, bis zum Jubeljahr berechnen. Der Preis, um den er sich ihm verkauft hat, soll auf die Zahl der Jahre gleichmäßig verteilt werden. Wie bei einem Lohnarbeiter soll die Dienstzeit bei ihm berechnet werden. Wenn es noch viele Jahre bis zum Jubeljahr sind, so soll er für seine Auslösung einen dementsprechenden Betrag von der Kaufsumme zurückerstatten. Sind aber nur wenige Jahre bis zum Jubeljahr übrig, so muß er danach die Berechnung anstellen. Nach seinen Dienstjahren richtet es sich, wieviel er für seine Auslösung zurückzuerstatten hat. Wie einer, der Jahr für Jahr um Lohn arbeitet, soll bei bei ihm sein, und dieser darf vor deinen Augen nicht mit Härte über ihn herrschen. Wird er aber nicht auf diese Weise losgekauft, so soll er im Jubeljahr frei ausgehen, er und seine Kinder. Denn mir gehören die Israeliten als Knechte. Meine Knechte sind sie, die ich aus Ägypten geführt habe, ich, der Herr, euer Gott. Abschluß: Verkündigung von Segen und FluchDie Grundforderungen GottesIhr dürft euch keine Götzen machen und keine Schnitzbilder und Steinmale aufstellen, auch keine Steine mit Bildwerk in eurem Land aufrichten, um euch davor niederzuwerfen. Denn ich, der Herr, bin euer Gott! Haltet meine Ruhetage und ehrt mein Heiligtum! Ich bin der Herr! SegensverheißungenWenn ihr nach meinen Satzungen wandelt und meine Gebote gewissenhaft beobachtet,  will ich euch Regen zur rechten Zeit geben. Das Land wird seinen Ertrag liefern, und die Bäume des Feldes werden ihre Früchte spenden.  Die Dreschzeit wird sich bei euch bis zur Weinlese hinziehen und die Weinlese bis zur Saatzeit. Ihr sollt Brot in Fülle zu essen haben und sicher in eurem Land wohnen. Ich werde Frieden im Land herrschen lassen, so daß ihr euch niederlegen könnt, ohne daß euch jemand aufschreckt. Auch die wilden Tiere werde ich aus dem Land verschwinden lassen, und kein Schwert soll in euer Land eindringen. Ihr werdet eure Feinde in die Flucht schlagen, und sie werden vor euch durch das Schwert fallen. Fünf von euch sollen hundert in die Flucht schlagen und hundert von euch zehntausend. Eure Feinde werden vor euch durch das Schwert fallen. Ich will mich zu euch wenden, euch zahlreich werden lassen, euch mehren und meinen Bund mit euch aufrechterhalten. Ihr werdet Altes, Abgelagertes zu essen haben und sogar das Alte wegschaffen müssen, um für das Neue Platz zu machen. Ich will meinen Wohnsitz in eurer Mitte aufschlagen und keinen Widerwillen gegen euch hegen, sondern in eurer Mitte wandeln und euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein. Ich bin der Herr, euer Gott, der euch aus Ägypten geführt habt, damit ihr ihnen nicht länger als Sklaven dienen solltet. Ich zerbrach die Stangen eures Joches und ließ euch aufrecht einhergehen. StrafandrohungenWenn ihr mir aber nicht gehorcht und alle diese Gebote nicht erfüllt, sondern meine Satzungen verachtet und Widerwillen gegen meine Anordnungen hegt, so daß ihr alle meine Gebote nicht erfüllt und meinen Bund brecht, so will auch ich mit euch dementsprechend verfahren und schreckliche Heimsuchungen über euch verhängen: Schwindsucht und Fieber, die euch das Augenlicht rauben und euer Leben dahinschwinden lassen. Vergebens werdet ihr dann euren Samen aussäen. Denn eure Feinde werden ihn verzehren. Ich werde mein Angesicht gegen euch kehren, so daß ihr von euren Feinde geschlagen werdet. Eure Widersacher werden über euch herrschen, und ihr werdet fliehen, auch wenn euch niemand verfolgt. Gehorcht ihr mir auch dann noch nicht, so will ich euch um eurer Sünden willen noch siebenmal härter strafen. Ich werde euren trotzigen Hochmut brechen und den Himmel über euch wie Eisen machen und euer Land wie Erz. Dann werdet ihr euch nutzlos abquälen. Der Boden wird euch keinen Ertrag geben und die Bäume auf dem Feld werden keine Früchte spenden.  Wenn ihr mir auch dann noch widerstrebt und mir nicht gehorchen wollt, so will ich euch um eurer Sünden willen noch siebenmal härter strafen. Wilde Tiere werde ich gegen euch senden, daß sie euch eure Kinder rauben und euer Vieh erwürgen und eure Zahl vermindern, so daß eure Straßen öde werden. Laßt ihr euch auch dadurch nicht von mir warnen, sondern widerstrebt ihr mir immer noch, so will auch ich euch widerstreben und auch meinerseits euch um eurer Sünden willen siebenfach strafen. Ich will ein Schwert über euch kommen lassen, das den Bundesbruch rächen wird. Zieht ihr euch dann in eure Städte zurück, so will ich die Pest unter euch senden, und ihr werdet in die Gewalt eurer Feinde gegeben werden. Wenn ich euch dann noch den Stab des Brotes zerbreche, so werden zehn Frauen in einem einzigen Ofen Brot für euch backen und euch das Brot abgewogen zurückbringen. Ihr werdet davon essen, aber nicht satt werden.  Vernichtung des israelitischen StaatswesensWenn ihr mir trotzdem nicht gehorcht und mir immer noch widerstrebt, so will auch ich euch voll Grimm widerstreben und euch für eure Sünden siebenfach züchtigen. Ihr sollt dann das Fleisch eurer Söhne und eurer Töchter verzehren. Eure Höhentempel will ich zerstören und eure Sonnensäulen vernichten. Eure Leichen will ich auf die Leichen eurer Götzen werfen und Ekel vor euch empfinden. Eure Städte will ich zu Trümmerhaufen machen und eure Heiligtümer verwüsten. Euren Opferduft will ich nicht mehr riechen. Ja, ich selbst werde das Land verwüsten, so daß eure Feinde, die sich darin niederlassen, darüber entsetzt sein werden. Euch aber will ich unter die Völker zerstreuen und das Schwert hinter euch her zücken, und euer Land soll zur Wüste werden und eure Städte zu Trümmerhaufen. Die VerbannungDann wird das Land seine Ruhezeiten abgetragen erhalten die ganze Zeit, in der es wüst liegt, während ihr im Land eurer Feinde lebt. Das Land wird Ruhe haben und seine Ruhezeiten abtragen. Die ganze Zeit, in der es wüst liegt, wird es Ruhe haben, die Ruhe, die es nicht gehabt hat, als ihr darin wohntet. Die aber dann von euch noch übrig sind, die will ich ganz verzagt machen in den Ländern ihrer Feinde, so daß das Rascheln eines verwehten Blattes sie in die Flucht schlagen soll. Sie fliehen davor, wie man vor dem Schwert flieht, und stürzen hin, obwohl niemand sie verfolgt. Einer stürzt über den anderen hin wie auf der Flucht vor dem Schwert, und doch nimmt keiner die Verfolgung auf. Ihr werdet euch vor euren Feinden nicht auf den Füßen halten können. Ihr sollt unter den Heidenvölkern zugrunde gehen, und das Land eurer Feinde soll euch aufreiben. Die dann von euch noch übrig sein werden, sollen in den Ländern eurer Feinde ob ihrer Sündenschuld dahinsiechen. Auch um der Sünden ihrer Väter willen sollen sie wie diese dahinschwinden. Bekehrung und VergebungWenn sie dann ihre Sündenschuld und die Schuld ihrer Väter bekennen, den Treuebruch, den sie gegen mich begangen, und wie sie mir widerstrebt haben, und ich ihnen widerstrebt und sie in das Land ihrer Feinde gebracht habe, ja, wenn sich dann ihr hartes Herz beugt und sie ihre Sündenschuld büßen, dann will ich meines Bundes mit Jakob gedenken, auch meines Bundes mit Isaak und mit Abraham, und will mich des Landes erbarmen. Zuvor muß jedoch das Land von ihnen verlassen sein und seine Ruhezeiten dadurch ersetzt bekommen, daß es wüst liegt, wenn jene fort sind. Sie selbst müssen ihre Sündenschuld büßen, weil sie meine Gebote verwarfen und Widerwillen gegen meine Satzungen hegten. Trotzdem will ich sie nicht verwerfen, wenn sie im Land ihrer Feinde sind, und keinen Widerwillen gegen sie hegen, so daß ich sie ganz vertilge und meinen Bund mit ihnen bräche. Denn ich bin der Herr, ihr Gott! Zu ihrem Heil will ich meines Bundes mit ihren Ahnen gedenken, die ich vor den Augen der Heidenvölker aus Ägypten geführt habe, um ihr Gott zu sein, ich, der Herr." Dies sind die Gebote, Satzungen und Lehren, die der Herr auf dem Berg Sinai durch Mose gegeben hat zur Regelung des Verhältnisses zwischen sich und den Israeliten. Nachtrag über Gelübde und ZehntenGelobung von MenschenDer Herr gebot Mose:  "Teile den Israeliten folgende Verordnungen mit: Wenn jemand dem Herrn einen Menschen nach dem Schätzungswert gelobt,  so soll ein Mann im Alter von zwanzig bis zu sechzig Jahren mit fünfzig Silberschekel nach dem Gewicht des Heiligtums eingeschätzt werden. Für eine Frau betrage der Schätzungswert dreißig Schekel. Für eine Person im Alter von fünf bis zu zwanzig Jahren betrage der Schätzungswert eines Mannes zwanzig Schekel und der einer Frau zehn Schekel. Bei Kindern im Alter von einem Monat bis zu fünf Jahren betrage der Schätzungswert für einen Knaben fünf Schekel und der Schätzungswert für ein Mädchen drei Silberschekel. Ist jemand sechzig Jahre alt und darüber, so soll der Schätzungswert für den Mann 15 Schekel, der für die Frau zehn Schekel betragen. Wer für die Entrichtung des Schätzungswertes zu arm ist, den stelle man vor den Priester, damit dieser ihn einschätze. Unter Berücksichtigung dessen, was der Gelobende zu leisten vermag, soll der Priester ihn einschätzen. Gelobung von ViehHandelt es sich um Vieh, das man dem Herrn opfern kann, so soll das Ganze, das jemand dem Herrn gibt, als geheiligt gelten.  Er darf es nicht umwechseln oder vertauschen, ein gutes Stück für ein schlechtes, ein schlechtes für ein gutes. Wenn er dennoch ein Stück Vieh gegen ein anderes vertauscht, so soll das eine wie das andere dem Heiligtum verfallen sein. Handelt es sich aber um unreines Vieh, das man dem Herrn nicht opfern kann, so bringe man das betreffende Stück Vieh vor den Priester. Der Priester soll es dann abschätzen, je nachdem es gut oder schlecht ist. Bei der Abschätzung des Priesters soll es bleiben. Will er es einlösen, so hat er noch ein Fünftel von dem Schätzungswert darauf zu legen. Gelobung von HäusernWeiht jemand sein Haus als heilige Gabe dem Herrn, so soll es der Priester abschätzen, je nachdem es gut oder schlecht ist. Bei der Schätzung des Priesters soll es bleiben.  Wenn der, der sein Haus geweiht hat, es wieder einlösen will, so hat er noch ein Fünftel des Betrags darauf zu legen, dann verbleibt es ihm. Gelobung von ErbäckernWenn jemand ein Stück von seinem ererbten Besitz dem Herrn weiht, so richtet sich der Schätzungswert nach dem Maß der Aussaat. Ein Hómer Gerste Aussaat ist auf fünfzig Silberschekel zu schätzen. Weiht er sein Feld vom Jubeljahr ab, so soll es auf den vollen Schätzungswert zu stehen kommen. Wenn er aber sein Grundstück erst nach dem Jubeljahr weiht, so soll der Priester den Geldbetrag mit Rücksicht auf die Zahl der Jahre berechnen, die noch bis zum Jubeljahr fehlen. Es ist dann von dem vollen Schätzungswert ein entsprechender Abzug zu machen. Will aber der, der das Grundstück geweiht hat, es wieder einlösen, so hat er noch ein Fünftel des Schätzungswertes daraufzulegen. Dann soll es ihm verbleiben. Löst er aber das Grundstück nicht ein, verkauft es aber trotzdem an einen anderen, so kann es nicht wiederum eingelöst werden, sondern das Grundstück soll, wenn es im Jubeljahr frei wird, als dem Herrn geweiht gelten, wie ein dem Bann verfallenes Stück Land. Es fällt dem Priester als Eigentum zu.  Gelobung gekaufter ÄckerWeiht jemand ein von ihm gekauftes Grundstück, das nicht zu seinem Erbbesitz gehört, dem Herrn, soll der Priester den Schätzungswert bis zum Jubeljahr berechnen, und der Betreffende soll den Schätzungswert am gleichen Tag als eine dem Herrn geweihte Gabe entrichten. Im Jubeljahr soll das Stück Land wieder an den zurückfallen, von dem er es gekauft hat und dem es als Erbbesitz gehört. Das Maß bei SchätzungenJede Schätzung erfolge nach dem Schekel des Heiligtums - der Schekel zu zwanzig Gera. Einschränkende Bestimmungen betreffs der Erstgeburten und des BanngutesDie Erstgeburten vom Vieh jedoch, die schon als Erstgeburten dem Herrn zufallen, darf niemand weihen. Ob Rind oder Schaf: es gehört dem Herrn. Wenn es sich aber um unreines Vieh handelt, so muß der Betreffende sie nach dem Schätzungswert loskaufen und ein Fünftel des Betrags darauflegen. Wird es aber nicht eingelöst, so soll es nach dem Schätzungswert verkauft werden. Banngut, das jemand von seinem gesamten Besitz dem Herrn durch den Bann weiht, Menschen, Vieh oder erblicher Grundbesitz, darf weder verkauft noch eingelöst werden. Alles Banngut ist dem Herrn hochheilig. Menschen, die mit dem Bann belegt werden, dürfen nicht losgekauft werden, sondern müssen getötet werden. Der ZehntAlle Zehnten vom Boden, vom Saatertrag des Feldes wie von den Früchten der Bäume, sind Eigentum des Herrn. Sie sind dem Herrn geweiht. Wenn jemand einen Teil von seinem Zehnten einlösen will, so hat er ein Fünftel des Betrags daraufzulegen. Was den Zehnten von Rindern und Schafen angeht, so soll von allem, was unter dem Hirtenstab hindurchgeht, immer das zehnte Stück dem Herrn geheiligt sein. Man soll dabei nicht untersuchen, ob es gut oder schlecht ist, und darf es nicht vertauschen. Wenn es aber jemand doch vertauscht, so soll das eine wie das andere dem Heiligtum verfallen und darf nicht eingelöst werden." Dies sind die Gebote, die der Herr auf dem Berg Sinai dem Mose für die Israeliten gegeben hat. VOLKSZÄHLUNG, LAGER- UND MARSCHORDNUNGDer Befehl zur ZählungAm ersten Tag des zweiten Monats, im zweiten Jahr nach dem Auszug aus Ägypten, gab der Herr in der Wüste Sinai im Offenbarungszelt dem Mose folgenden Befehl: "Nehmt eine Zählung der gesamten israelitischen Volksgemeinde vor nach Geschlechtern und Familien, entsprechend der Zahl der Namen aller männlichen Personen. Kopf für Kopf. Von zwanzig Jahren an und darüber sollt ihr, du und Aaron, alle Kriegsdienstfähigen in Israel Schar für Schar aufnehmen. Dabei soll euch aus jedem Stamm ein Mann, nämlich das Familienoberhaupt, behilflich sein. Die Liste der HelferDie Namen der Männer, die euch dabei zur Seite stehen sollen, sind folgende: "Von Ruben Elizur, der Sohn Schedëurs; von Simeon Schelumiël, der Sohn Zurischaddais; von Juda Nachschon, der Sohn Amminadabs; von Issachar Netanel, der Sohn Zuars; von Sebulon Eliab, der Sohn Helons; von den Söhnen Josefs, von Efraim Elischama, der Sohn Ammihuds, und von Manasse Gamliël, der Sohn Pedazurs; von Benjamin Abidan, der Sohn Gidonis; von Dan Ahiëser, der Sohn Ammischaddais; von Ascher Pagiël, der Sohn Ochrans; von Gad Eljasaf, der Sohn Reguëls; von Naftali Ahira, der Sohn Enans." Dies waren die aus der Gemeinde Gerufenen. Sie waren Fürsten ihrer väterlichen Stämme, die Häupter der Tausendschaften Israels.  Die Ausführung des BefehlsHierauf ließen Mose und Aaron die Männer kommen, die ihnen mit Namen bezeichnet worden waren. Am ersten Tag des zweiten Monats versammelten sie dann die ganze Gemeinde und nahmen nach Geschlechtern und Familien entsprechend der Zahl der Namen von zwanzig Jahren an und darüber, Kopf für Kopf, die Zählung vor, wie der Herr dem Mose geboten hatte. So zählte er sie denn in der Wüste Sinai. Der Ergebnisse der ZählungBei den Söhnen Rubens, des Erstgeborenen Israels, beliefen sich die Nachkommen nach Geschlechtern und Familien entsprechend der Zahl der Namen Kopf für Kopf, alle männlichen Personen von zwanzig Jahren an und darüber, soweit sie alle kriegsdienstfähig waren, nach dem Ergebnis der Musterung beim Stamm Ruben auf 46.500. Bei den Söhnen Simeons beliefen sich die Nachkommen nach Geschlechtern und Familien entsprechend der Zahl der Namen Kopf für Kopf, alle männlichen Personen von zwanzig Jahren an und darüber, soweit sie alle kriegsdienstfähig waren, nach dem Ergebnis der Musterung beim Stamm Simeon auf 59.300. Bei den Söhnen Gads beliefen sich die Nachkommen nach Geschlechtern und Familien entsprechend der Zahl der Namen Kopf für Kopf, alle männlichen Personen von zwanzig Jahren an und darüber, soweit sie alle kriegsdienstfähig waren, nach dem Ergebnis der Musterung beim Stamm Gad auf 45.650. Bei den Söhnen Judas beliefen sich die Nachkommen nach Geschlechtern und Familien entsprechend der Zahl der Namen Kopf für Kopf, alle männlichen Personen von zwanzig Jahren an und darüber, soweit sie alle kriegsdienstfähig waren, nach dem Ergebnis der Musterung beim Stamm Juda auf 74.600. Bei den Söhnen Issachars beliefen sich die Nachkommen nach Geschlechtern und Familien entsprechend der Zahl der Namen Kopf für Kopf, alle männlichen Personen von zwanzig Jahren an und darüber, soweit sie alle kriegsdienstfähig waren, nach dem Ergebnis der Musterung beim Stamm Issachar auf 54.400. Bei den Söhnen Issachars beliefen sich die Nachkommen nach Geschlechtern und Familien entsprechend der Zahl der Namen Kopf für Kopf, alle männlichen Personen von zwanzig Jahren an und darüber, soweit sie alle kriegsdienstfähig waren, nach dem Ergebnis der Musterung beim Stamm Issachar auf 54.400. Bei den Söhnen Sebulons beliefen sich die Nachkommen nach Geschlechtern und Familien entsprechend der Zahl der Namen Kopf für Kopf, alle männlichen Personen von zwanzig Jahren an und darüber, soweit sie alle kriegsdienstfähig waren, nach dem Ergebnis der Musterung beim Stamm Sebulon auf 40.500. Bei den Söhnen Manasses beliefen sich die Nachkommen nach Geschlechtern und Familien entsprechend der Zahl der Namen Kopf für Kopf, alle männlichen Personen von zwanzig Jahren an und darüber, soweit sie alle kriegsdienstfähig waren, nach dem Ergebnis der Musterung beim Stamm Manasse auf 32.200. Bei den Söhnen Benjamins beliefen sich die Nachkommen nach Geschlechtern und Familien entsprechend der Zahl der Namen Kopf für Kopf, alle männlichen Personen von zwanzig Jahren an und darüber, soweit sie alle kriegsdienstfähig waren, nach dem Ergebnis der Musterung beim Stamm Benjamin auf 35.400. Bei den Söhnen Dans beliefen sich die Nachkommen nach Geschlechtern und Familien entsprechend der Zahl der Namen Kopf für Kopf, alle männlichen Personen von zwanzig Jahren an und darüber, soweit sie alle kriegsdienstfähig waren, nach dem Ergebnis der Musterung beim Stamm Dan auf 62.700. Bei den Söhnen Aschers beliefen sich die Nachkommen nach Geschlechtern und Familien entsprechend der Zahl der Namen Kopf für Kopf, alle männlichen Personen von zwanzig Jahren an und darüber, soweit sie alle kriegsdienstfähig waren, nach dem Ergebnis der Musterung beim Stamm Ascher auf 41.500. Bei den Söhnen Naftalis beliefen sich die Nachkommen nach Geschlechtern und Familien entsprechend der Zahl der Namen Kopf für Kopf, alle männlichen Personen von zwanzig Jahren an und darüber, soweit sie alle kriegsdienstfähig waren, nach dem Ergebnis der Musterung beim Stamm Naftali auf 53.400. Das ist das Ergebnis der Musterung, die Mose und Aaron abhielten unter Beihilfe der Fürsten Israels, deren es zwölf waren, je einer für seinen Stamm. Gemustert wurden nach ihren Familien alle Israeliten von zwanzig Jahren an und darüber, soweit in Israel alle kriegsdienstfähig waren. Die Gesamtzahl der Gemusterten betrug 603.550.  Die Nichteinbeziehung der LevitenDer Stamm und die Familien der Leviten wurden in diese Musterung nicht einbezogen. Der Herr hatte nämlich Mose befohlen: "Den Stamm Levi sollst du in die Musterung nicht einbeziehen. Nimm seine Kopfzahl nicht mit den übrigen Israeliten auf! Betraue vielmehr die Leviten mit der Besorgung der Wohnung des Gesetzes, ihrer gesamten Gerätschaften und allen Zubehörs! Sie sollen auch die Weiterbeförderung der Wohnung und ihrer sämtlichen Geräte übernehmen. Ferner müssen sie an ihr den Dienst versehen. Darum sollen sie sich rings um die Wohnung lagern.  Wenn die Wohnung weiterbefördert wird, müssen die Leviten sie abbrechen, und wenn die Wohnung einen festen Platz bekommen soll, müssen die Leviten sie aufschlagen. Der Nichtlevit, der an sie herantritt, soll mit dem Tod bestraft werden. Während die übrigen Israeliten nach ihren Heerscharen geordnet auf dem für sie bestimmten Lagerplatz und bei ihrem Panier sich lagern müssen, sollen die Leviten rings um die Wohnung des Gesetzes ihr Lager aufschlagen. Dann wird kein Zorngericht über die israelitische Gemeinde hereinbrechen. Nur die Leviten dürfen den Dienst an der Wohnung des Gesetzes wahrnehmen." Die Israeliten taten so. Sie richteten sich ganz nach dem, was der Herr dem Mose befohlen hatte. Die Lager- und ZugordnungDer Herr gab Mose und Aaron den Auftrag: "Jeder Israelit lagere sich bei seinem Banner, bei den Feldzeichen seines Stammes. Das Lager errichte man in einiger Entfernung rund um das Offenbarungszelt herum. Juda, Issachar, SebulonÖstlich davon, gegen Sonnenaufgang, lagere das Banner des Lagers Juda nach seinen Heerscharen mit Nachschon, dem Sohn Amminadabs, dem Anführer der Söhne Judas, und dessen Heer von 74.600 ausgemusterten Leuten. Neben ihm beziehe der Stamm Issachar das Lager mit Netanel, dem Sohn Zuars, dem Anführer der Söhne Issachars, und dessen Heer von 54.400 ausgemusterten Leuten. Dann der Stamm Sebulon mit Eliab, dem Sohn Helons, dem Anführer der Söhne Sebulons, und dessen Heer von 57.400 ausgemusterten Leuten. Die Gesamtzahl der ausgemusterten Leute im Lager Juda beträgt nach ihren Heerscharen 186.400 Mann. Sie haben zuerst aufzubrechen. Ruben, Simeon, GadIm Süden lagere das Banner des Lagers Ruben nach seinen Heerscharen mit Elizur, dem Sohn Schedëurs, dem Anführer der Söhne Rubens, und dessen Heer von 46.500 ausgemusterten Leuten. Neben ihm beziehe der Stamm Simeon das Lager mit Schelumiël, dem Sohn Zurischaddais, dem Anführer der Söhne Simeons, und dessen Heer von 59.300 ausgemusterten Leuten. Dann der Stamm Gad mit Eljasaf, dem Sohn Reguëls, dem Anführer der Söhne Gads, und dessen Heer von 45.650 ausgemusterten Leuten. Die Gesamtzahl der ausgemusterten Leute im Lager Ruben beträgt nach ihren Heerscharen 153.450 Mann. Sie haben an zweiter Stelle aufzubrechen. Das Offenbarungszelt mit dem Lager der Leviten breche in der Mitte der übrigen Lager auf. Wie sie gelagert sind, sollen sie aufbrechen, jeder an seinem Platz und unter seinem Banner. Efraim, Manasse, BenjaminIm Westen lagere das Banner des Lagers Efraim nach seinen Heerscharen mit Elischama, dem Sohn Ammihuds, dem Anführer der Söhne Efraims, und dessen Heer von 40.500 ausgemusterten Leuten. Neben ihm dann der Stamm Manasse mit Gamliël, dem Sohn Pedazurs, dem Anführer der Söhne Manasses, und dessen Heer von 32.200 ausgemusterten Leuten. Dann der Stamm Benjamin mit Abidan, dem Sohn Gidonis, dem Anführer der Söhne Benjamins, und dessen Heer von 35.400 ausgemusterten Leuten. Die Gesamtzahl der ausgemusterten Leute im Lager Efraim beträgt nach ihren Heerscharen 108.100 Mann. Sie haben an dritter Stelle aufzubrechen. Dan, Ascher, NaftaliIm Norden lagere sich das Banner des Lagers Dan nach seinen Heerscharen mit Ahiëser, dem Sohn Ammischaddais, dem Anführer der Söhne Dans, und dessen Heer von 62.700 ausgemusterten Leuten. Neben ihm beziehe der Stamm Ascher das Lager mit Pagiël, dem Sohn Ochrans, dem Anführer der Söhne Aschers, und dessen Heer von 41.500 ausgemusterten Leuten. Dann der Stamm Naftali mit Ahira, dem Sohn Enans, dem Anführer der Söhne Naftalis, und dessen Heer von 53.400 ausgemusterten Leuten. Die Gesamtzahl der ausgemusterten Leute im Lager Dans beträgt 157.600 Mann. Sie haben zuletzt mit ihren Bannern aufzubrechen." Dies sind die nach ihren Familien ausgemusterten Israeliten. Die Gesamtzahl der ausgemusterten Leute der Lager betrug nach ihren Heerscharen 603.550 Mann. Die Leviten wurden nach dem Befehl des Herrn an Mose nicht in die Musterung der Israeliten einbezogen. So taten denn die Israeliten genau so, wie der Herr dem Mose befohlen hatte: also lagerten sie sich nach ihren Bannern, also brachen sie auf, jeder nach seinem Geschlecht und seiner Familie. DIE ZÄHLUNG DER LEVITENDie Nachkommen AaronsUm die Zeit, als der Herr mit Mose auf dem Berg Sinai redete, besaßen Aaron und Mose folgende Nachkommen. Die Namen der Söhne Aarons sind: Nadab, der Erstgeborene, Abihu, Eleasar und Itamar. So hießen Aarons Söhne, die zu Priestern gesalbt und geweiht wurden, um den Priesterdienst zu verrichten. Nadab und Abihu ließ der Herr sterben, als sie in der Wüste Sinai vor dem Herrn ein ungesetzliches Feueropfer darbrachten. Sie hatten keine Söhne. So versahen denn Eleasar und Itamar unter Aufsicht ihres Vaters Aaron den Priesterdienst. Berufung der Leviten zu Gehilfen der PriesterDer Herr gebot Mose: "Ziehe den Stamm Levi heran und stelle ihn dem Priester Aaron zur Seite, damit er ihm behilflich ist! Bei allem, was es am Offenbarungszelt für ihn und die ganze Gemeinde zu tun gibt, sollen sie durch ihre Hilfeleistung am Heiligtum eifrig zur Hand gehen. Ihnen obliegt die Besorgung sämtlicher Gegenstände des Offenbarungszeltes und alles dessen, was es für die Israeliten in dienstbereiter Hilfeleistung am Heiligtum zu tun gibt. Übergib die Leviten also Aaron und seinen Söhnen! Ihm seien sie aus den Israeliten völlig zu eigen gegeben! Doch Aaron und seine Söhne sollst du mit der Verwaltung des Priesteramtes betrauen. Ein Unberufener, der sich heranwagt, soll mit dem Tod bestraft werden!" Der Herr sagte zu Mose: "Siehe, ich selbst habe die Leviten aus der Mitte der Israeliten herausgenommen an Stelle aller erstgeborenen Israeliten, die zuerst zur Welt kamen. Mir gehören die Leviten.  Denn mein sind alle Erstgeborenen. Am Tag, da ich alle Erstgeburten in Ägypten schlug, habe ich jedes Erstgeborene in Israel, ob Menschen oder Vieh, mir geweiht. Mir gehören sie. Ich bin der Herr." Befehl zur Musterung der LevitenDann gebot der Herr dem Mose in der Wüste Sinai: "Mustere die Leviten nach ihren Familien und Geschlechtern! Alle männlichen Personen unter ihnen von einem Monat an und darüber sollst du der Musterung unterziehen." Gemäß dem Befehl des Herrn nahm Mose die Musterung vor, wie ihm geboten war. Levis Söhne mit ihren Namen sind: Gerschon, Kehat und Merari. Die Söhne Gerschons nach ihren Geschlechtern hießen: Libni und Schimi; die Söhne Kehats nach ihren Geschlechtern: Amram, Jizhar, Hebron und Usiël; die Söhne Meraris nach ihren Geschlechtern: Machli und Muschi. - Das sind die Geschlechter der Leviten nach ihren Familien. Die Nachkommen GerschonsVon Gerschon stammt das Geschlecht der Libniter und das Geschlecht der Schimiter. Das sind die Geschlechter der Gerschoniter. Die Zahl aller ihrer ausgemusterten männlichen Personen von einem Monat an und darüber betrug 7.500. Die Geschlechter der Gerschoniter hatten ihr Lager im Westen hinter der heiligen Wohnung. Das Familienoberhaupt der Gerschoniter war Eljasaf, der Sohn Laëls. Der Dienst der Gerschoniter am Offenbarungszelt erstreckte sich auf die heilige Wohnung, das Zeltdach, die Überdecke, den Vorhang zum Eingang des Offenbarungszeltes, und umfaßte alle Verrichtungen an den Umhängen des Vorhofs, am Vorhang des Eingangs zum Vorhof, der die Wohnung und den Altar rings umgab, und an den dazu gehörigen Seilen. Die Nachkommen KehatsVon Kehat stammt das Geschlecht der Amramiter, das Geschlecht der Jizhariter, das Geschlecht der Hebroniter und das Geschlecht der Usiëliter. Das sind die Geschlechter der Kehatiter. Die Zahl aller männlichen Personen von einem Monat an und darüber betrug 8.600 Diensttuende am Heiligtum. Die Geschlechter der Kehatiter hatten ihr Lager auf der Langseite der heiligen Wohnung im Süden. Das Familienoberhaupt der Geschlechter der Kehatiter war Elizafan, der Sohn Usiëls. Ihr Dienst umfaßte alle Verrichtungen an der Lade, am Tisch, am Leuchter, an den Altären, an den heiligen Geräten, die beim Dienst gebraucht werden, und am Vorhang. Vorsteher aller Levitenoberhäupter war Eleasar, der Sohn des Priesters Aaron. Er hatte die Oberaufsicht über die, denen die Besorgung des Heiligtums oblag. Die Nachkommen MerarisVon Merari stammt das Geschlecht der Machliter und das Geschlecht der Muschiter ab. Das sind die Geschlechter der Merariter. Die Zahl aller ihrer ausgemusterten männlichen Personen von einem Monat an und darüber betrug 6.200. Das Familienoberhaupt der Geschlechter der Merariter war Zuriël, der Sohn Abihajils. Sie hatten ihr Lager an der nördlichen Langseite der heiligen Wohnung. Der Dienst der Merariter erstreckte sich auf alle Verrichtungen an den Brettern der heiligen Wohnung, an den Riegeln, an den Säulen und Füßen samt all den zugehörigen Gerätschaften, ferner an den Säulen des Vorhofs ringsum mit ihren Füßen, Pflöcken und Seilen. Auf der vorderen, östlichen Seite der heiligen Wohnung, vor dem Offenbarungszelt gegen Sonnenaufgang, lagerten Mose und Aaron mit seinen Söhnen. Sie besorgten am Heiligtum den Dienst, der den Israeliten oblag. Wer als Unbefugter hinzutrat, mußte mit dem Tod bestraft werden. Die Gesamtzahl aller ausgemusterten männlichen Leviten von einem Monat an und darüber, die Mose und Aaron auf Befehl des Herrn nach ihren Geschlechtern gemustert hatten, betrug 22.000.  Die Zählung und Auslösung der ErstgeborenenDer Herr gebot Mose: "Mustere alle männlichen israelitischen Erstgeborenen von einem Monat an und darüber und stelle die Zahl ihrer Namen fest! Bestimme die Leviten für mich, den Herrn, als Ersatz für alle israelitischen Erstgeborenen, ebenso das Vieh der Leviten als Ersatz für alle Erstlingswürfe des israelitischen Viehs!" So musterte denn Mose alle israelitischen Erstgeborenen, wie der Herr ihm befohlen hatte. Die Gesamtzahl der männlichen Erstgeborenen von einem Monat an und darüber betrug nach der Zahl der Namen 22.273 Ausgemusterte. Weiter gebot der Herr dem Mose:  "Nimm die Leviten als Ersatz für alle israelitischen Erstgeborenen und das Vieh der Leviten als Ersatz für deren Vieh! Die Leviten gehören mir, dem Herrn. Als Auslösesumme für die 273 über die Zahl der Leviten überschüssigen israelitischen Erstgeborenen erhebe fünf Schekel für jeden Kopf! Ziehe sie ein nach dem Gewicht des Heiligtums, den Schekel zu zwanzig Gera! Gib das Geld Aaron und seinen Söhnen als Lösegeld der Überzähligen!" So zog denn Mose das Lösegeld ein von denen, die überzählig waren über die, welche durch die Leviten ausgelöst waren. Er erhob von den israelitischen Erstgeborenen die Summe von 1365 Schekel nach dem Gewicht des Heiligtums. Auf Geheiß des Herrn gab Mose dann Aaron und seinen Söhnen das Lösegeld, wie der Herr dem Mose geboten hatte. Die zweite Zählung der Leviten und ihre Dienstordnung - Musterungsbefehl für die KehatiterDer Herr befahl Mose und Aaron: "Nehmt bei den Leviten die Zählung der Kehatiter vor nach Geschlechtern und Familien von dreißig Jahren an und darüber bis zu fünfzig Jahren, soweit sie alle zur Ausübung von Dienstleistungen am Offenbarungszelt tauglich sind.  Der Dienst der Kehatiter am Offenbarungszelt besteht darin, das Hochheilige zu besorgen. Wenn das Lager aufbricht, treten Aaron und seine Söhne heran, nehmen die Vorhangdecke ab und verhüllen damit die Gesetzeslade. Darüber legen sie eine Decke aus Seekuhfell, breiten oben ein ganz aus blauem Purpur bestehendes Tuch aus und stecken die Tragstangen ein. Auch über den Schaubrottisch breiten sie ein Tuch von blauem Purpur aus und stellen die Schüsseln, Schalen, Becher und Trankopferkannen darauf. Auch das ständig aufzulegende Brot befinde sich auf ihm. Darüber legen sie ein Tuch von Karmesin, breiten über dieses eine Decke aus Seekuhfell und stecken die Tragstangen ein. Ferner nehmen sie ein Tuch von blauem Purpur und bedecken damit den Leuchter nebst seinen Lampen, Lichtscheren, Pfannen und allen Ölgefäßen, die man zu seiner Bedienung gebraucht. Sie wickeln ihn dann mit den dazu gehörenden Gerätschaften in eine Hülle von Seekuhfell und legen ihn auf die Tragbahre. Auch über den goldenen Altar breiten sie ein Tuch von blauem Purpur, legen über dieses eine Decke von Seekuhfell und stecken die Tragstangen ein. Sie nehmen auch alle anderen Geräte, die man beim Dienst im Heiligtum gebraucht, hüllen sie in ein Tuch von blauem Purpur, wickeln eine Decke von Seekuhfell darum und legen sie auf die Tragbahre. Wenn sie den Altar von der Asche gereinigt haben, breiten sie ein Tuch von rotem Purpur über ihn aus und legen alle Geräte darauf, die man zu seiner Bedienung gebraucht: die Pfannen, Gabeln, Schaufeln, Becken und alle anderen Altargeräte. Sie breiten dann eine Decke aus Seekuhfell darüber und stecken die Tragstangen ein. Erst dann, wenn Aaron und seine Söhne bei Aufbruch des Lagers mit der Verpackung des Heiligtums und aller heiligen Geräte fertig sind, treten die Kehatiter heran, um sie zu tragen. Sie dürfen die heiligen Gegenstände nicht berühren. Sonst müßten sie sterben. Darin besteht das Trägeramt der Kehatiter hinsichtlich des Offenbarungszeltes. Eleasar aber, dem Sohn des Priesters Aaron, ist das Leuchteröl, das wohlriechende Räucherwerk, das regelmäßige Speiseopfer und das Salböl anvertraut; ferner die Aufsicht über die ganze heilige Wohnung und all das, was sich darin an heiligen Gegenständen und zugehörigen Geräten befindet."  Der Herr befahl dann Mose und Aaron: "Sorgt dafür, daß die Angehörigen der Kehatitergeschlechter nicht aus der Mitte der Leviten ausgerottet werden! Tut folgendes für sie, damit sie am Leben bleiben und nicht sterben, wenn sie dem Hochheiligen nahekommen. Aaron und seine Söhne sollen kommen und jeden einzelnen zu seiner Arbeit und zu seinem Trägerdienst anstellen. Sie selber sollen nicht hineingehen, die heiligen Gegenstände auch nur einen Augenblick anzusehen. Sonst müßten sie sterben." Musterungsbefehl für die GerschoniterFerner befahl der Herr dem Mose: "Nimm nun auch die Zählung der Gerschoniter vor nach Geschlechtern und Familien! Mustere sie von dreißig Jahren an und darüber bis zu fünfzig Jahren, soweit sie alle zur Ausübung von Dienstleistungen am Offenbarungszelt tauglich sind! Der Trägerdienst der Gerschoniterfamilien umfaßt folgende Verrichtungen: Sie tragen die Teppiche der Wohnung, das Offenbarungszelt, seine Überdecke, den Überzug von Seekuhfell, der oben darüber liegt, den Vorhang am Eingang des Offenbarungszeltes, die Umhänge des Vorhofs und den Vorhang am Eingang zum Vorhof, der die heilige Wohnung und den Altar rings umgibt, nebst den zugehörigen Seilen und allen Geräten, die zu deren Bedienung gehören. Alles, was dabei zu tun ist, haben sie auszuführen. Der ganze Dienst der Söhne der Gerschoniter erfolge bei allem, was sie zu tragen und zu besorgen haben, nach dem Befehl Aarons und seiner Söhne. Gebt ihnen über alle ihre Trägerpflichten Anweisung! Das sind die Obliegenheiten der Gerschoniterfamilien hinsichtlich des Offenbarungszeltes. Ihr Dient steht unter der Aufsicht Itamars, des Sohnes des Priesters Aaron. Musterungsbefehl für die MerariterMustere auch die Merariter nach Geschlechtern und Familien! Nimm sie auf von dreißig Jahren an und darüber bis zu fünfzig Jahren, soweit sie alle zur Ausübung von Dienstleistungen am Offenbarungszelt tauglich sind! Entsprechend all ihren Verrichtungen im Offenbarungszelt umfaßt ihr Trägerdienst: die Bretter der heiligen Wohnung, die Riegel, Säulen und Füße, die Säulen rings um den Vorhof nebst den Füßen, Pflöcken und Seilen mit den zugehörigen Geräten und allem, was zu deren Bedienung gehört. Weist ihnen die Gegenstände, die sie zu tragen haben, Stück für Stück zu! Dies ist der Dienst der Merariter entsprechend all dem, was sie unter der Aufsicht Itamars, des Sohnes des Priesters Aaron, am Offenbarungszelt zu betreuen haben." Ausführung des MusterungsbefehlsSo musterten Mose und Aaron mit den Fürsten der Gemeinde die Söhne der Kehatiter nach Geschlechtern und Familien von dreißig Jahren an und darüber bis zu fünfzig Jahren, soweit jeder zur Ausübung von Dienstleistungen am Offenbarungszelt tauglich war. Die Zahl der nach ihren Geschlechtern Ausgemusterten betrug 2.750. Dies sind die Gemusterten der Kehatiterfamilien, soweit sie am Offenbarungszelt Dienst taten. Mose und Aaron musterten sie aus nach dem Befehl des Herrn an Mose. Die Zahl der nach Geschlechtern und Familien ausgemusterten Gerschoniter von dreißig Jahren an und darüber bis zu fünfzig Jahren, soweit jeder zur Ausübung von Dienstleistungen am Offenbarungszelt geeignet war, betrug 2.630 nach Geschlechtern und Familien ausgemusterte Leute! Dies sind die Gemusterten der Gerschonitergeschlechter, soweit sie am Offenbarungszelt Dienst taten. Mose und Aaron musterten sie nach dem Befehl des Herrn. Die Zahl der nach Geschlechtern und Familien ausgemusterten Meraritergeschlechter von dreißig Jahren an und darüber bis zu fünfzig Jahren, soweit jeder zur Ausübung von Dienstleistungen am Offenbarungszelt tauglich war, belief sich auf 3.200 nach Geschlechtern ausgemusterte Leute. Dies sind die Gemusterten der Meraritergeschlechter, die Mose und Aaron nach dem Befehl des Herrn an Mose gemustert hatten. Die Gesamtzahl der von Mose und Aaron mit den israelitischen Stammesfürsten nach Geschlechtern und Familien gemusterten Leviten von dreißig Jahren an und darüber bis zu fünfzig Jahren, soweit jeder zur Ausübung von Dienstleistungen am Offenbarungszelt und zum Trägeramt tauglich war, betrug 8.580 ausgemusterte Leute. Nach dem Befehl des Herrn an Mose wies man jedem seine Arbeit und seinen Trägerdienst zu. So wurden sie angestellt, wie der Herr dem Mose geboten hatte. BESTIMMUNGEN ZUR WAHRUNG VON ORDNUNG UND SITTE IM LAGERAusschluß Unreiner aus dem LagerDer Herr gebot Mose: "Befiehl den Israeliten, alle aus dem Lager zu entfernen, die mit Aussatz, Ausfluß oder Leichenverunreinigung behaftet sind!  Bringt diese, ob Männer oder Frauen, hinaus! Führt sie hinaus vor das Lager, damit sie das Lager nicht verunreinigen, in dem ich mitten unter ihnen weile!" Die Israeliten taten so und schafften sie aus dem Lager. Wie der Herr dem Mose befohlen hatte, so verfuhren die Israeliten. Wiedergutmachung zugefügten SchadensDer Herr gebot Mose: "Befiehl den Israeliten: Hat jemand, sei es Mann oder Frau, dem Nächsten irgendeinen Schaden zugefügt, indem er gegen den Herrn eine Veruntreuung beging, und hat er so Schuld auf sich geladen, so bekenne er die Sünde, die er verübt hat, erstatte das Veruntreute nach seinem vollen Wert zurück und gebe es dem, gegen den er sich verschuldet hat, unter Beifügung eines Fünftels des Betrages! Hat aber dieser keinen Löser hinterlassen, dem der schuldige Betrag entrichtet werden kann, so fällt die Wiedergutmachungssumme dem Herrn zum Besten der Priester zu, außer dem Sühnewidder, mit dem man dem Schuldigen Vergebung erwirkt.  Die Hebe von sämtlichen heiligen Gaben, die die Israeliten zum Priester bringen, soll jedesmal diesem gehören! Die heiligen Gaben selbst sollen dem einzelnen verbleiben. Was jemand dem Priester gibt, soll diesem gehören." Das Verfahren bei Verdacht des Ehebruchs - das EifersuchtsordalDer Herr gebot Mose:  "Gib den Israeliten folgende Weisung: Vergeht sich eine Ehefrau und wird ihrem Gatten untreu, da ein anderer mit ihr Umgang hat, ohne daß ihr Mann davon erfährt, weil sie ihre Sünde verübt im Verborgenen, wo kein Zeuge sie sieht und man sie nicht ertappen kann, und kommt nun der Geist der Eifersucht über den Gatten, so daß er auf seine Frau, die sich vergangen hat, eifersüchtig wird oder erfaßt ihn der Geist der Eifersucht, der ihn auf seine Frau eifersüchtig macht, ohne, daß sie gesündigt hat, so führe der Mann seine Frau zum Priester und bringe für sie als Opfergabe ein Zehntel Efa Gerstenmehl mit. Doch gieße er kein Öl darüber und tue keinen Weihrauch darauf. Denn es ist ein Eifersuchts-, das ist ein Offenbarungs-Speiseopfer, das die Schuld offenbaren soll. Der Priester lasse sie herantreten und stelle sie vor den Herrn. Dann fülle der Priester geweihtes Wasser in ein irdenes Gefäß. Dazu nehme der Priester ein wenig Erde vom Boden des Heiligtums und tue sie in das Wasser. Nachdem der Priester die Frau vor den Herrn gestellt hat, löse er der Frau das Haupthaar und gebe ihr das Offenbarungs- das ist das Eifersuchtsspeiseopfer in die Hand. Doch das Fluch- und Bitterkeitswasser behalte der Priester selbst in der Hand. Dann beschwöre der Priester die Frau in folgender Weise: Hat sich kein Mann mit dir abgegeben, und hast du dich nicht durch Untreue gegen deinen Mann verunreinigt, so bringe dir dies Fluch- und Bitterkeitswasser keinen Schaden! Bist du aber deinem Mann untreu geworden, hast du dich vergangen und dich mit einem anderen, der nicht dein Gatte ist, eingelassen, - hier soll der Priester die Frau mit einem Fluch beschwören, und der Priester soll zu der Frau sagen -: so mache dich der Herr zum Schreckbild der Verfluchung und Verwünschung bei deinem Volk: der Herr lasse deine Hüften schwinden und deinen Leib anschwellen! Dieses Fluchwasser dringe in deine Eingeweide, damit dein Leib anschwelle und deine Hüften schwinden! Die Frau antworte: So geschehe es! Amen! Der Priester schreibe dann diese Verwünschungen auf ein Blatt und wasche sie wieder ab in das Bitterkeitswasser hinein.  Dieses Fluch- und Bitterkeitswasser gebe er der Frau zu trinken, damit das Fluchwasser in sie eindringe zu bitterem Weh. Der Priester nehme dann der Frau das Eifersuchtsspeiseopfer aus der Hand, webe des Speiseopfer vor dem Herrn und bringe es zum Altar. Eine Handvoll nehme der Priester vom Speiseopfer als Duftteil und lasse es auf dem Altar in Rauch aufgehen. Danach gebe er der Frau das Wasser zu trinken. Hat er sie nun das Wasser trinken lassen, und hat sie sich durch Untreue gegen ihren Mann vergangen, so wird das Fluchwasser in sie eindringen zu bitterem Weh. Ihr Leib wird anschwellen, und ihre Hüften werden schwinden. Die Frau wird als Schreckbild der Verfluchung bei ihrem Volk gelten. Wenn aber die Frau sich nicht vergangen hat, also unschuldig ist, so wird ihr nichts geschehen. Sie wird Mutter werden. Dies ist das Gesetz über die Eifersucht: Vergeht sich eine Frau durch Untreue gegen ihren Mann, oder kommt über einen Mann der Geist der Eifersucht, so daß er auf seine Frau eifersüchtig wird, so stelle er die Frau vor den Herrn, und der Priester verfahre mit ihr genau nach diesen Bestimmungen. Der Mann bleibt von Schuld frei. Die Frau muß ihren Fehltritt büßen." Vorschriften über die Gottgeweihten ('Nasiräer') Verpflichtung der NasiräerDer Herr gebot dem Mose: "Befiehl den Israeliten folgendes: Legt jemand, sei es Mann oder Frau, das Gelübde eines Nasiräers ab, um sich dem Herrn zu weihen,  so enthalte er sich von Wein und anderen berauschenden Getränken. Auch trinke er keinen Essig von Wein und anderen berauschenden Getränken. Er nehme überhaupt keine aus Trauben hergestellte Flüssigkeit zu sich. Selbst Trauben darf er nicht essen, weder frische noch getrocknete. Während der ganzen Dauer seiner Nasiräatszeit genieße er nichts, was vom Weinstock stammt, von den Beeren angefangen bis zu den Trebern.  Solange sein Nasiräergelübde besteht, komme kein Schermesser auf sein Haupt. Bis zum Ablauf der Zeit, für die er sich dem Herrn versprochen hat, soll er als Gottgeweihter gelten. Er hat sein Haupthaar frei wachsen zu lassen. Während der ganzen Zeit, für die er sich dem Herrn geweiht hat, darf er mit keiner Leiche in Berührung kommen. Selbst wenn Vater, Mutter, Bruder oder Schwester sterben, darf er sich durch sie keine Unreinheit zuziehen; denn die Weihe seines Gottes ruht auf seinem Haupt. Während der ganzen Dauer seines Nasiräats ist er dem Herrn geweiht. Befreiung von zufälliger VerunreinigungStirbt jemand ganz plötzlich neben ihm, so erkläre er sein geweihtes Haupt für unrein. Sobald er wieder rein wird, lasse er sein Haupt scheren; am siebten Tag lasse er es scheren. Am achten Tag bringe er zwei Turteltauben oder zwei jungen Tauben zum Priester an den Eingang des Offenbarungszeltes. Der Priester richte die eine zum Sündopfer, die andere zum Brandopfer her. So erwirke er ihm Sühne für die Sünde, die er sich an der Leiche zugezogen hat. Zugleich erkläre dieser von neuem sein Haupt als geheiligt. Er weihe sich dem Herrn für die Dauer seines Nasiräats und bringe ein einjähriges Lamm als Schuldopfer dar. Die schon verstrichene Zeit zählt nicht, weil er seine Weihe für unrein erklären mußte. Lösung des NasiräergelübdesFolgende Bestimmungen gelten für den Nasiräer: Wenn die von ihm gelobte Weihezeit abläuft, führe man ihn an den Eingang des Offenbarungszeltes. Er bringe dem Herrn als Opfergabe dar ein einjähriges, fehlerloses Lamm zum Brandopfer, ein einjähriges fehlerloses weibliches Lamm zum Sündopfer und einen fehlerlosen Widder zum Friedopfer; außerdem einen Korb mit ungesäuertem Backwerk, in Öl zubereitet, und ungesäuerte, mit Öl bestrichene Fladen, nebst dem zugehörigen Speiseopfer und den Trankopfern. Der Priester opfere alles dem Herrn. Er bringe das Sünd- und Brandopfer für ihn dar. Den Widder bringe er dem Herrn als Friedopfer dar, dazu den Korb mit dem ungesäuerten Backwerk. Auch das Speiseopfer und das Trankopfer soll der Priester für ihn darbringen. Der Nasiräer aber schere am Eingang zum Offenbarungszelt sein geweihtes Haupt, nehme sein geweihtes Haupthaar und werfe es in das Feuer, das unter dem Friedopfer brennt. Hierauf nehme der Priester den gekochten Vorderschenkel des Widders, einen ungesäuerten Kuchen und einen ungesäuerten Fladen aus dem Korb und lege es dem Nasiräer auf die Hände, nachdem sich dieser das geweihte Haar abgeschoren hat. Dann schwingt sie der Priester vor dem Herrn hin und her und bringt sie so dar. Das ist eine heilige Gabe für den Priester, zusätzlich zur Widderbrust für den Darbringungsritus und zur Schenkelkeule für den Erhebungsritus. Danach darf der Nasiräer wieder Wein trinken. Diese Vorschriften gelten für den Nasiräer, der ein Gelübde abgelegt hat, betreffs seiner Opfergabe, die er infolge seiner Weihe dem Herrn darzubringen hat, abgesehen von dem, was er sonst noch leisten will. Wie das Gelübde, das er abgelegt hat, es verlangt, muß er verfahren, nach den für seine Weihe geltenden Vorschriften." Der PriestersegenDer Herr gebot Mose: "Befiehl Aaron und seinen Söhnen: Mit diesen Worten sollt ihr die Israeliten segnen: Der Herr segne dich und behüte dich! Der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig! Der Herr wende dir sein Angesicht zu und schenke dir Frieden! Wenn sie so die Israeliten unter den Schutz meines Namens stellen, will ich sie segnen." Die Weihegeschenke der StammesfürstenDie gemeinsamen OpfergabenAls Mose die heilige Wohnung vollständig aufgerichtet und sie samt all ihren Geräten gesalbt und geweiht, als er auch den Altar mit allen seinen Geräten gesalbt und geweiht hatte, da brachten die Fürsten der Israeliten, die Oberhäupter der einzelnen Stämme, d.h. die Stammesfürsten, die die Musterung vorgenommen hatten, Geschenke dar. Sie führten als Opfergabe für den Herrn sechs überdeckte Wagen und zwölf Rinder herbei. Auf zwei Fürsten kam ein Wagen und auf jeden ein Rind. Die brachten sie vor die heilige Wohnung. Da gebot der Herr dem Mose: "Nimm sie von ihnen an! Man braucht sie zur Besorgung der Arbeiten am Offenbarungszelt. Verteile sie auf die Leviten entsprechend ihren Dienstobliegenheiten!" Mose nahm nun die Wagen und Rinder und übergab sie den Leviten. Zwei Wagen und vier Rinder teilte er mit Rücksicht auf ihre Dienstverrichtungen den Gerschonitern zu. Vier Wagen und acht Rinder übergab er den Meraritern mit Rücksicht auf den Dienst, den sie unter der Leitung Itamars, des Sohnes des Priesters Aaron, zu leisten hatten. Den Kehatitern gab er nichts. Denn ihnen oblag die Besorgung der heiligen Dinge, die sie auf der Schulter tragen mußten. Nun brachten die Fürsten aus Anlaß der Weihe des Altars bei dessen Salbung ihre Spenden dar, und so ließen denn die Fürsten ihre Opfergaben vor dem Altar aufstellen. Da gebot der Herr dem Mose: "Jeden Tag soll einer von den Fürsten seine Opfergabe zur Einweihung des Altars darbringen." Die Opfergabe Nachschons von JudaAm ersten Tag brachte Nachschon, der Sohn Amminadabs, vom Stamm Juda seine Opfergabe. Sein Opfergabe bildete eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl angerührt war, zum Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldschekel wert, mit Räucherwerk gefüllt, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das war die Opfergabe Nachschons, des Sohnes Amminadabs. Die Opfergabe Netanels von IssacharAm zweiten Tag opferte Netanel, der Sohn Zuars, der Fürst von Issachar. Er brachte als Opfergabe dar eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl angerührt war, zum Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldschekel wert, mit Räucherwerk gefüllt, einen jungen Stier, einen Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, einen Ziegenbock zum Sündopfer, zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das war die Opfergabe Netanels, des Sohnes Zuars. Die Opfergabe Eliabs von SebulonAm dritten Tag opferte der Fürst der Söhne Sebulons, Eliab, der Sohn Helons. Seine Opfergabe war eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl angerührt war, zum Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldschekel wert, mit Räucherwerk gefüllt, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das war die Opfergabe Eliabs, des Sohnes Helons. Die Opfergabe Elizurs von RubenAm vierten Tag opferte der Fürst der Söhne Rubens, Elizur, der Sohn Schedëurs. Seine Opfergabe war eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl angerührt war, zum Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldschekel wert, mit Räucherwerk gefüllt, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das war die Opfergabe Elizurs, des Sohnes Schedëurs. Die Opfergabe Schelumiëls von SimeonAm fünften Tag opferte der Fürst der Söhne Simeons, Schelumiël, der Sohn Zurischaddais. Seine Opfergabe war eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl angerührt war, zum Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldschekel wert, mit Räucherwerk gefüllt, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das war die Opfergabe Schelumiëls, des Sohnes Zurischaddais. Die Opfergabe Eljasafs von GadAm sechsten Tag opferte der Fürst der Söhne Gads, Eljasaf, der Sohn Reguëls. Seine Opfergabe war eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl angerührt war, zum Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldschekel wert, mit Räucherwerk gefüllt, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das war die Opfergabe Eljasafs, des Sohnes Reguëls. Die Opfergabe Elischamas von EfraimAm siebten Tag opferte der Fürst der Söhne Efraims, Elischama, der Sohn Ammihuds. Seine Opfergabe war eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl angerührt war, zum Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldschekel wert, mit Räucherwerk gefüllt, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das war die Opfergabe Elischamas, der Sohnes Ammihuds. Die Opfergabe Gamliëls von ManasseAm achten Tag opferte der Fürst der Söhne Manasses, Gamliël, der Sohn Pedazurs. Seine Opfergabe war eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl angerührt war, zum Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldschekel wert, mit Räucherwerk gefüllt, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das war die Opfergabe Gamliëls, des Sohnes Pedazurs. Die Opfergabe Abidans von BenjaminAm neunten Tag opferte der Fürst der Söhne Benjamins, Abidan, der Sohn Gidonis. Seine Opfergabe war eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl angerührt war, zum Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldschekel wert, mit Räucherwerk gefüllt, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das war die Opfergabe Abidans, des Sohnes Gidonis. Die Opfergabe Ahiësers von DanAm zehnten Tag opferte der Fürst der Söhne Dans, Ahiëser, der Sohn Ammischaddais. Seine Opfergabe war eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl angerührt war, zum Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldschekel wert, mit Räucherwerk gefüllt, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das war die Opfergabe Ahiësers, des Sohnes Ammischaddais. Die Opfergabe Pagiëls von AscherAm elften Tag opferte der Fürst der Söhne Aschers, Pagiël, der Sohn Ochrans. Seine Opfergabe war eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl angerührt war, zum Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldschekel wert, mit Räucherwerk gefüllt, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das war die Opfergabe Pagiëls, des Sohnes Ochrans. Die Opfergabe Ahiras von NaftaliAm zwölften Tag opferte der Fürst der Söhne Naftalis, Ahira, der Sohn Enans. Seine Opfergabe war eine silberne Schüssel, 130 Schekel schwer, ein silbernes Becken, 70 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl angerührt war, zum Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldschekel wert, mit Räucherwerk gefüllt, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das war die Opfergabe Achiras, des Sohnes Enans. Gesamtergebnis der SpendeDies waren die Gaben der israelitischen Fürsten aus Anlaß der Altarweihe bei dessen Salbung: 12 silberne Schüsseln, 12 silberne Becken, 12 goldene Schalen, jede silberne Schüssel 130 Schekel schwer, jedes Becken 70 Schekel schwer. Das gesamte Silber der Gefäße betrug 2.400 Schekel nach dem Gewicht des Heiligtums. Ferner 12 goldene Schalen mit Räucherwerk gefüllt, jede Schale 10 Schekel schwer nach dem Gewicht des Heiligtums. Das gesamte Gold der Schalen betrug 120 Schekel. Die Gesamtzahl der Rinder zum Brandopfer belief sich auf 12 Rinder, dazu 12 Widder, 12 einjährige Lämmer nebst dem zugehörigen Speiseopfer, ferner 12 Ziegenböcke zum Sündopfer Die Gesamtzahl der Rinder zum Friedopfer betrug 24 Stiere, 60 Widder, 60 Böcke und 60 einjährige Lämmer. Das waren die Gaben aus Anlaß der Altarweihe nach dessen Salbung. Des Mose trauter Verkehr mit GottWenn Mose in das Offenbarungszelt ging, um mit ihm zu reden, hörte er zu sich die Stimme sprechen von der Sühnestätte her, die sich auf der Gesetzeslade befindet, von dem Raum zwischen den beiden Kerubim her. So redete er mit ihm. EINZELBESTIMMUNGEN ZUM KULTGESETZVersorgung des goldenen LeuchtersDer Herr gebot Mose: "Befiehl Aaron: Wenn du die Lampen aufsetzest, so sorge dafür, daß die sieben Lampen ihr Licht auf die Vorderseite des Leuchters werfen!" Aaron tat so und setzte die Lampen an der Vorderseite des Leuchters auf, wie der Herr dem Mose befohlen hatte. Der Leuchter war aus Gold in getriebener Arbeit. Vom Schaft bis zu den Blüten war alles getriebene Arbeit. Mose hatte den Leuchter nach dem Muster, das der Herr ihm gezeigt hatte, anfertigen lassen. Die LevitenweiheDer Herr gebot Mose: "Sondre die Leviten von den Israeliten ab und reinige sie! Verfahre mit ihnen bei der Reinigung so: Besprenge sie mit Entsündigungswasser! Mit dem Schermesser sollen sie dann über den ganzen Körper gehen, ihre Kleider waschen und sich reinigen. Hierauf sollen sie einen jungen Stier herbeiholen nebst dem zugehörigen Speiseopfer, nämlich Feinmehl, das mit Öl angerührt ist. Zum Sündopfer nimm einen zweiten jungen Stier! Laß dann die Leviten vor das Offenbarungszelt treten und die ganze Gemeinde der Israeliten zusammenkommen! Sobald die Leviten deinem Geheiß gemäß vor den Herrn getreten sind, sollen die Israeliten den Leviten die Hände auflegen,  und Aaron bringe die Leviten als Webeopfer der Israeliten dem Herrn dar. Hierauf dürfen sie zum Dienst des Herrn zugelassen werden.  Nachdem die Leviten ihre Hände auf den Kopf der Stiere gelegt haben, sollst du den einen zum Sündopfer, den anderen zum Brandopfer für den Herrn herrichten, um den Leviten Vergebung zu erwirken. Hast du aber die Leviten Aaron und seinen Söhnen vorgeführt, sie als Webeopfer dem Herrn darbringen lassen und so die Leviten aus den Israeliten ausgesondert, dann gehören die Leviten mir an. Erst jetzt dürfen die Leviten den Dienst am Offenbarungszelt aufnehmen. Du mußt sie reinigen und als Webeopfer darbringen, weil sie aus der Mitte der Israeliten mir ganz zu eigen gegeben sind. Ich nehme sie für mich in Anspruch als Ersatz für alle Israeliten, die als Erstgeborene den Mutterschoß verlassen. Denn mir gehört unter den Israeliten alles Erstgeborene bei Mensch und Vieh. An dem Tag, da ich in Ägypten alle Erstgeburt schlug, habe ich sie mir geheiligt. Ich nehme die Leviten als Ersatz für alle Erstgeborenen unter den Israeliten in Anspruch und gebe Aaron und seinen Söhnen die Leviten aus den Israeliten zu eigen, damit sie an Stelle der Israeliten den Dienst am Offenbarungszelt versehen. Sie sollen für die Israeliten Sühne leisten, damit kein Unglücksschlag die Israeliten trifft, wenn sich die Israeliten dem Heiligtum nähern." Mose und Aaron und die ganze Gemeinde der Israeliten verfuhren so mit den Leviten. Wie der Herr dem Mose die Leviten betreffend befohlen hatte, genau so taten die Israeliten mit ihnen. Die Leviten ließen sich entsündigen und wuschen ihre Kleider. Aaron brachte sie als Webeopfer dem Herrn dar und Aaron bewirkte ihre Entsühnung, indem er sie reinigte. Danach nahmen die Leviten als Helfer Aarons und seiner Söhne ihren Dienst am Offenbarungszelt auf. Wie der Herr dem Mose die Leviten betreffend geboten hatte, so verfuhren sie mit ihnen. Das Dienstalter der LevitenDer Herr gebot Mose: "Folgende Vorschrift gelte bezüglich der Leviten: Erst mit 25 Jahren und darüber dürfen sie die Dienstverrichtungen am Offenbarungszelt aufnehmen.  Von 50 Jahren an sind sie der Dienstpflicht ledig und brauchen nicht mehr zu dienen. Sie dürfen ihren Brüdern bei der Besorgung der Dienstverrichtungen im Offenbarungszelt zwar behilflich sein, aber keinen regelmäßigen Dienst mehr tun. Verfahre so mit den Leviten bezüglich ihrer Amtsgeschäfte!" Nachträge zum PaschagesetzDer Herr gebot Mose in der Wüste Sinai im zweiten Jahr nach dem Auszug aus Ägypten im ersten Monat: "Die Israeliten sollen zur festgesetzten Zeit das Pascha feiern. Ihr sollt es am vierzehnten Tag dieses Monats am Abend zur festgesetzten Zeit begehen. Nur unter Einhaltung aller darauf bezüglichen Bestimmungen und Vorschriften dürft ihr es feiern." Da befahl Mose den Israeliten, das Pascha zu begehen. So feierten sie denn im ersten Monat am vierzehnten Tag des Monats gegen Abend in der Wüste Sinai das Pascha. Genau so, wie der Herr dem Mose geboten hatten, taten die Israeliten. Es waren aber einige Männer da, die sich an einer Menschenleiche verunreinigt hatten. So konnten sie an jenem Tag das Pascha nicht mitfeiern. Sie traten deshalb an jenem Tag vor Mose und Aaron. Als die Männer ihm erklärten: "Wir sind an einer Menschenleiche unrein geworden. Warum soll es uns nicht vergönnt sein, dem Herrn mit den Israeliten zur festgesetzten Zeit die Opfergabe darzubringen?", gab Mose ihnen zur Antwort: "Wartet, ich will hören, was der Herr euretwegen befiehlt!" Der Herr aber gebot Mose: "Befiehl den Israeliten: Verunreinigt sich jemand von euch oder von euren Nachkommen an einer Leiche, oder befindet er sich auf einer weiten Reise, so soll er dennoch das Pascha zu Ehren des Herrn feiern. Nur müssen solche es im zweiten Monat, am vierzehnten Tag gegen Abend begehen. Sie sollen dabei ungesäuertes Brot und Bitterkräuter essen. Auch dürfen sie davon nichts bis zum folgenden Morgen übrig lassen und keinen Knochen daran zerbrechen. Sie sollen vielmehr nach allen dafür geltenden Bestimmungen das Pascha feiern. Wer rein ist, sich auf keiner Reise befindet und die Paschafeier unterläßt, ein solcher Mensch soll aus seinen Volksgenossen ausgetilgt werden. Denn er hat zur festgesetzten Zeit dem Herrn die Opfergabe nicht dargebracht. Ein solcher Mensch soll für seine Schuld büßen. Wenn sich ferner ein Fremdling bei euch aufhält und zu Ehren des Herrn das Pascha feiern will, so soll er es nach den für das Pascha geltenden Vorschriften und Bestimmungen begehen. Die gleiche Satzung gelte bei euch für den Fremden wie für den Landeseingeborenen." DEIE MARSCHSIGNALEDie WolkensäuleAm Tag, an dem man die heilige Wohnung aufschlug, bedeckte die Wolke die Wohnung im Gesetzeszelt und lag am Abend wie Feuerschein über der Wohnung bis zum Morgen.  So blieb es immer: Die Wolke bedeckte sie und zwar des Nachts als Feuerschein. Erst wenn sich die Wolke vom Zelt erhob, brachen die Israeliten auf, und wo sich die Wolke niederließ, da lagerten sich die Israeliten. So brachen denn die Israeliten stets auf Befehl des Herrn auf und lagerten sich auch auf Befehl des Herrn. Solange die Wolke über der heiligen Wohnung ruhte, blieben sie gelagert. Auch wenn die Wolke lange Zeit über der Wohnung verblieb, beobachteten die Israeliten die Weisung des Herrn und brachen nicht auf. Es kam auch vor, daß die Wolke nur wenige Tage über der Wohnung stehenblieb. Auf Befehl des Herrn lagerten sie sich dann, und auf Befehl des Herrn brachen sie wieder auf. Es kam auch vor, daß die Wolke nur vom Abend bis zum Morgen blieb. Wenn sich dann die Wolke am Morgen erhob, brachen sie auf. Oder sie blieb einen Tag und eine Nacht. Erhob sich dann die Wolke, so brachen sie auf. Oder wenn die Wolke zwei Tage oder einen Monat oder noch längere Zeit über der Wohnung ruhen blieb, so blieben auch die Israeliten gelagert und brachen nicht auf. Erst wenn sie sich erhob, brachen sie auf. Nach dem Befehl des Herrn lagerten sie sich, nach dem Befehl des Herrn brachen sie auf. Sie beobachteten die Weisung des Herrn, die vom Herrn durch Mose ergangen war. Die silbernen TrompetenDer Herr gebot Mose: "Mache dir zwei silberne Trompeten! Fertige sie in getriebener Arbeit an! Sie sollen dir dazu dienen, die Gemeinde zusammenzurufen und das Zeichen zum Aufbruch der Lager zu geben. Sobald man mit ihnen bläst, versammele sich die ganze Gemeinde bei dir am Eingang des Offenbarungszeltes. Bläst man aber nur mit einer, so sollen sich die Fürsten, die Stammeshäupter der Israeliten, bei dir versammeln. Wenn man Alarm bläst, so sollen die nach Osten liegenden Lager aufbrechen. Wenn man zum zweitenmal Alarm bläst, sollen die nach Süden liegenden Lager aufbrechen. Man blase Alarm zum Zeichen, daß sie aufbrechen sollen. Soll die Gemeinde einberufen werden, so gebt nur einfache Trompetenstöße, doch blast nicht Alarm! Nur die Söhne Aarons, die Priester, dürfen die Trompeten blasen. Ihr Gebrauch ist bei euch für alle künftigen Geschlechter ewig geltende Vorschrift.  Zieht ihr in eurem Land gegen den Feind, der euch bedrängt, in den Krieg, so sollt ihr mit den Trompeten Alarm blasen. Dann wird euer vor dem Herrn, eurem Gott, gedacht werden, und ihr werdet vor euren Feinden Rettung finden. Blast die Trompeten auch an euren Freudentagen, Festen und Neumonden, zu euren Brand- und Friedopfer! So werden euch diese zu gnädigem Gedenken vor eurem Gott gereichen. Ich bin der Herr, euer Gott." DER ZUG BDURCH DIE WÜSTEDer AufbruchIm zweiten Jahr, im zweiten Monat, am zwanzigsten des Monats, erhob sich die Wolke von der Wohnung des Gesetzes. Da brachen die Israeliten Zug um Zug von der Wüste Sinai auf, und die Wolke ließ sich in der Wüste Paran nieder. Die ZugordnungEs war das erste Mal, daß sie auf Befehl des Herrn, der durch Mose ergangen war, aufbrachen. Zuerst brach das Banner des Lagers der Söhne Judas auf, Heerschar auf Heerschar. An der Spitze ihres Heeres stand Nachschon, der Sohn Amminadabs. Das Heer des Stammes der Söhne Issachar befehligte Netanel, der Sohn Zuars. Das Heer des Stammes der Söhne Sebulons befehligte Eliab, der Sohn Helons. Nachdem die heilige Wohnung abgebrochen war, brachen auch die Gerschoniter und Merariter auf, die die heilige Wohnung zu tragen hatten. Dann brach das Banner des Lagers Ruben auf, Heerschar auf Heerschar. Ihr Heer befehligte Elizur, der Sohn Schedëurs. Das Heer des Stammes der Söhne Simeons führte Schelumiël, der Sohn Zurischaddais. Das Heer des Stammes der Söhne Gads befehligte Eljasaf, der Sohn Reguëls. Dann brachen die Kehatiter auf, die das Hochheilige zu tragen hatten. Bis zu ihrer Ankunft hatte man schon die heilige Wohnung aufgeschlagen. Dann brach das Banner des Lagers der Söhne Efraims auf, Heerschar auf Heerschar. Ihr Heer befehligte Elischama, der Sohn Ammihuds. Das Heer des Stammes der Söhne Manasses befehligte Gamliël, der Sohn Pedazurs. Das Heer des Stammes der Söhne Benjamin befehligte Abidan, der Sohn Gidonis. Hierauf brach das Banner des Lagers der Söhne Dans auf, das den Abschluß aller Lager bildete, Heerschar auf Heerschar. Ihr Heer befehligte Ahiëser, der Sohn Ammischaddais. Das Heer des Stammes der Söhne Aschers befehligte Pagiël, der Sohn Ochrans. Das Heer des Stammes der Söhne Naftalis befehligte Ahira, der Sohn Enans. Das war die Zugordnung, in der die Israeliten, Heerschar auf Heerschar, aufbrachen. Bitte an Hobab um Übernahme der FührungMose sagte zu Hobab, dem Sohn des Midianiters Reguël, des Schwiegervaters des Mose: "Wir ziehen jetzt nach dem Land, von dem der Herr verheißen hat: Ich will es euch geben. Ziehe mit uns! Wir wollen es dir reichlich lohnen. Denn der Herr hat den Israeliten Segen versprochen." Der aber antwortete: "Ich kann nicht mitgehen. Ich muß in meine Heimat und zu meiner Verwandtschaft zurückkehren." Jener aber bat: "Verlasse uns nicht! Denn da du die Orte kennst, wo wir in der Wüste lagern können, sollst du unser Auge sein.  Wenn du mit uns ziehst, wollen wir auch dich mit dem Segen, den der Herr uns verleihen wird, reichlich bedenken." Die ersten ReisetageSo brachen sie denn vom Berg des Herrn auf, drei Tagereisen weit. Die Bundeslade des Herrn zog während der drei Tagereisen vor ihnen her, um einen Lagerplatz für sie zu erkunden. Die Wolke des Herrn schwebte bei Tage über ihnen, wenn sie aus dem Lager aufbrachen. Sooft die Lade sich in Bewegung setzte, stimmte Mose an: "Erhebe dich, Herr, daß deine Feinde zerstieben, und deine Widersacher vor dir fliehen..."  Sooft sie haltmachte, stimmte er an: "Laß dich nieder, Herr, bei den Scharen der Stämme Israels..." Unzufriedenheit des VolkesDas Volk führte laute Klage vor dem Herrn, daß es ihm schlecht gehe. Als der Herr es hörte, entbrannte sein Zorn. Ein Feuer, das vom Herrn ausging, entfachte bei ihnen einen Brand und vernichtete einen Teil des Lagers. Da rief das Volk Mose um Hilfe an. Als nun Mose beim Herrn Fürbitte einlegte, erlosch das Feuer. Man nannte den Ort Tabera (Brandstätte), weil dort ein Feuer, das vom Herrn ausging, einen Brand unter ihnen entfacht hatte.  Als nun das zugelaufene Volk, das sich in ihrer Mitte befand, Gelüste nach anderen Speisen bekam, fingen auch die Israeliten wieder an zu jammern. Sie klagten: "Wer gibt uns Fleisch zu essen?  Wir denken an die Fische zurück, die wir in Ägypten umsonst zu essen bekommen haben, an die Gurken und Melonen, an den Lauch, die Zwiebeln und den Knoblauch. Jetzt aber sind wir am Verschmachten. Gar nichts ist da. Wir bekommen nichts zu sehen als Manna." Das Manna hatte die Gestalt von Koriandersamen und sah aus wie Bdelliumharz.  Das Volk ging umher und sammelte es, zermahlte es mit Handmühlen oder zerstieß es in Mörsern, kochte es in Töpfen und bereitete Kuchen daraus. Es schmeckte wie in Öl bereitetes Backwerk. Wenn des Nachts Tau auf das Lager fiel, fiel auch das Manna mit herab. Der verzagte MoseAls Mose das Volk, Familie um Familie, wehklagen hörte, einen jeden am Eingang seines Zeltes - Gottes Zorn war darüber heftig entbrannt, und Mose mißfiel die Sache sehr, - da beklagte sich Mose beim Herrn: "Warum verfährst du so übel mit deinem Knecht, und warum bin ich dir so wenig wert, daß du mir die Last der Sorge um dieses ganze Volk auferlegt hast? Habe denn ich dieses ganze Volk in meinem Schoß getragen und zur Welt gebracht, daß du von mir fordern könntest: Trage es auf deinen Armen, wie die Wärterin den Säugling trägt, in das Land, das du seinen Vätern zugeschworen hast? Woher soll ich Fleisch nehmen, um es diesem ganzen Volk zu geben? Mir jammern sie ja vor und rufen: Gib uns Fleisch zu essen! Ich kann die Sorge für dieses ganze Volk nicht mehr für mich allein tragen. Sie ist zu schwer für mich. Gedenkst du weiter so mit mir zu verfahren, so bringe mich doch lieber gleich ganz um, wenn ich dir noch etwas wert bin, damit ich mein Elend nicht länger anzusehen brauche!" Die siebzig HelferDa befahl der Herr dem Mose: "Rufe mir siebzig von den älteren Israeliten her, von denen du weißt, daß sie reife Leute und zum Vorsteheramt tauglich sind! Führe sie zum Offenbarungszelt! Dort sollen sie sich mit dir aufstellen,  bis ich herabkomme. Ich werde dort mit dir reden und von dem Geist, der auf dir ruht, nehmen und ihnen mitteilen. Diese werden die Last der Sorge um das Volk mit dir teilen. Du brauchst sie dann nicht mehr allein zu tragen. Sage nun dem Volk: Heiligt euch für morgen! Da sollt ihr Fleisch zu essen bekommen. Ihr habt ja laut vor dem Herrn gejammert und gerufen: Wer gibt uns Fleisch zu essen? In Ägypten hatten wir es gut. Der Herr wird euch nun Fleisch zu essen geben. Nicht nur einen Tag sollt ihr es essen, nicht zwei, fünf, zehn oder zwanzig Tage, sondern einen ganzen Monat lang, bis es euch zum Hals herauskommt und zum Ekel wird. Denn ihr habt den Herrn, der in eurer Mitte weilt, mißachtet und vor ihm gejammert und geklagt: Wären wir doch nicht aus Ägypten fortgezogen!" Mose erwiderte: "600.000 Mann zählt das Volk, unter dem ich lebe, und doch sagst du: Fleisch will ich ihnen geben, daß sie einen ganzen Monat lang daran zu essen haben. Können so viele Schafe und Rinder für sie geschlachtet werden, daß es ihnen genügt? Kann man alle Fische des Meeres für sie fangen, daß es für sie ausreicht?" Der Herr aber antwortete Mose: "Ist etwa die Hand des Herrn zu schwach? Jetzt sollst du sehen, ob sich mein Wort vor dir erfüllt oder nicht." Die GeistesgabeHierauf ging Mose hinaus, teilte dem Volk die Worte des Herrn mit und berief siebzig ältere Männer aus dem Volk. Diese stellte er rings um das Zelt auf. Da stieg der Herr in der Wolke herab und redete mit ihm, nahm dann von dem Geist, der in ihm lebte, und teilte davon den siebzig greisen Männern mit. Sobald sich der Geist auf diese niedergelassen hatte, gerieten sie in prophetische Verzückung. Später geschah dies bei ihnen nicht mehr.  Es waren aber zwei von ihnen im Lager zurückgeblieben. Der eine hieß Eldad, der andere Medad. Auch auf sie ließ sich der Geist nieder. Sie gehörten nämlich zu den Aufgeschriebenen, waren aber nicht zum Zelt hinausgezogen. Diese gerieten nun im Lager in prophetische Verzückung. Ein Diener lief hin und meldete Mose: "Eldad und Medad sind im Lager in prophetische Verzückung geraten." Da bat Josua, der Sohn Nuns, der von Jugend auf des Mose Diener war: "Herr, Mose, gebiete ihnen doch Einhalt!" Mose aber erwiderte ihm: "Was ereiferst du dich für mich? Bestände doch das ganze Volk des Herrn aus Propheten! Möchte doch der Herr allen seinen Geist mitteilen!" Hierauf begab sich Mose mit den alten Israeliten ins Lager zurück. Die WachtelspendeDa erhob sich auf Gottes Geheiß ein Wind, der vom Meer her Wachteln herbeiführte und sie über dem Lager im Umkreis von einer Tagereise auf allen Seiten des Lagers bis auf zwei Ellen über dem Boden herabdrückte. Das Volk machte sich nun daran, den ganzen Tag und die ganze Nacht und den ganzen folgenden Tag Wachteln einzufangen. Wer wenig sammelte, brachte es auf zehn Hómer. Man breitete sie dann rings um das Lager herum zum Dörren aus.  Noch war das Fleisch zwischen ihren Zähnen nicht verschwunden, da entbrannte der Zorn Gottes gegen das Volk. Und der Herr ließ über das Volk eine sehr schwere Heimsuchung kommen.  Daher nannte man diesen Ort Kibrot-Taawa (Gräber der Gelüste), denn dort begrub man das lüsterne Volk. Von Kibrot-Taawa zog das Volk weiter nach Hazerot; dort blieb es. AUFLEHNUNG AARONS UND MIRJAMSAnlaß der KlageEines Tages redeten Mirjam und Aaron schlecht von Mose wegen der Kuschitin, die er sich zur Frau genommen hatte. Er hatte nämlich eine kuschitische Frau geheiratet.  Ferner sagten sie: "Hat der Herr denn nur mit Mose geredet? Hat er nicht auch mit uns gesprochen?" Das hörte der Herr. Mose aber war ein überaus sanftmütiger Mann, sanftmütiger als alle Menschen auf der Erde. Mirjams BestrafungPlötzlich sagte der Herr zu Mose, Aaron und Mirjam: "Geht alle drei zum Offenbarungszelt hinaus!" Während sich alle drei hinausbegaben, stieg der Herr in der Wolkensäule herab, trat an den Eingang des Zeltes und rief nach Aaron und Mirjam. Als die beiden herausgekommen waren, sagte er: "Hört meine Worte! Wenn ein Prophet unter euch ist, so offenbare ich, der Herr, mich ihm durch Gesichte und rede zu ihm durch Träume. Das geschieht aber nicht bei meinem Diener Mose. Er ist der Vertraute bei der Leitung meines ganzen Hauses. Mit ihm rede ich von Mund zu Mund. Er darf schauen die unverhüllte Gestalt und Erscheinung des Herrn. Warum habt ihr euch trotzdem nicht gescheut, meinem Diener Mose Übles nachzusagen?" Hierauf entbrannte der Zorn des Herrn gegen sie. Er verschwand, und die Wolke entfernte sich vom Zelt. Mirjam aber war plötzlich vom Aussatz schneeweiß geworden. Als Aaron sich zu ihr hinwandte, fand er, daß sie aussätzig war. Mirjams HeilungDa sagte Aaron zu Mose: "Ach, Herr, laß uns doch das Vergehen, das wir so töricht begangen haben, nicht büßen! Laß sie nicht wie ein totes Kind werden, dessen Leib bei Austritt aus dem Mutterschoß schon halb verwest ist." Mose flehte nun laut zum Herr: "O Gott, mache sie wieder gesund!" Der Herr gab Mose zur Antwort: "Wenn ihr Vater ihr ins Gesicht gespieen hätte, müßte sie sich da nicht sieben Tage lang schämen? So soll sie denn sieben Tage aus dem Lager ausgeschlossen bleiben, nachher aber wieder aufgenommen werden." Mirjam wurde nun sieben Tage aus dem Lager ausgeschlossen. Das Volk aber zog nicht eher weiter, als bis Mirjam wieder zugelassen war. Danach brach das Volk von Hazerot auf und lagerte sich in der Wüste Paran.  DER ERSTE KUNDSCHAFTERBERICHT UND DER VOLKSAUFRUHRDie Aussendung der KundschafterDer Herr gebot Mose folgendes: "Sende Männer aus, damit sie das Land Kanaan, das ich den Israeliten geben will, auskundschaften! Schickt von jedem Stamm einen aus! Jeder von ihnen sei ein führender Mann." Auf Befehl des Herrn sandte Mose sie nun von der Wüste Paran aus ab. Sie waren lauter führende Männer unter den Israeliten. Ihre Namen sind: Vom Stamm Ruben Schammua, der Sohn Sakkurs, vom Stamm Simeon Schafat, der Sohn Horis, vom Stamm Juda Kaleb, der Sohn Jefunnes, vom Stamm Issachar Jigal, der Sohn Josefs, vom Stamm Efraim Hoschea, der Sohn Nuns, vom Stamm Benjamin Palti, der Sohn Rafus, vom Stamm Sebulon Gadiël, der Sohn Sodis, vom Josefsstamm Manasse Gadi, der Sohn Susis, vom Stamm Dan Ammiël, der Sohn Gemallis, vom Stamm Ascher Setur, der Sohn Michaels, vom Stamm Naftali Nachbi, der Sohn Wofsis, vom Stamm Gad Gëuël, der Sohn Machis. Das sind die Namen der Männer, die Mose aussandte, um das Land zu erkunden. Damals gab Mose dem Hoschea, dem Sohn Nuns, den Namen Josua. Als Mose sie aussandte, Kanaan auszukundschaften, befahl er ihnen: "Zieht von hier durch das Südland! Dann steigt hinauf auf das Bergland! Seht zu, wie das Land beschaffen ist und ob das Volk, das in ihm wohnt, stark oder schwach, klein oder groß ist; auch wie das Land beschaffen ist, in dem es wohnt, ob fruchtbar oder unfruchtbar; und wie die Städte beschaffen sind, in denen es wohnt, ob in offenen Lagern oder in festen Plätzen; auch wie der Boden geartet ist, ob fett oder mager, ob Bäume darin wachsen oder nicht! Nun geht ans Werk! Bringt auch von den Früchten des Landes einige mit!" Es war damals gerade die Zeit der ersten Trauben. Da zogen sie fort und erkundeten das Land von der Wüste Zin bis Rehob bei Lebo-Hamat.  Sie stiegen durch das Südland hinauf und kamen bis Hebron, wo Ahiman, Scheschai und Talmai, die Söhne Anaks lebten. - Hebron war sieben Jahre vor Zoan in Ägypten erbaut worden. - Als sie zum Traubental gelangten, schnitten sie dort eine Rebe samt einer Weintraube ab, die sie zu zweien an einer Stange trugen, auch einige Granatäpfel und Feigen.  Jenen Ort nannte man Traubental wegen der Traube, die die Israeliten dort abgeschnitten hatten. Rückkehr und Bericht der KundschafterNach vierzig Tagen traten sie den Rückweg an, nachdem sie das Land erkundet hatten. Sie zogen heim und kamen zu Mose und Aaron und zu der ganzen Gemeinde der Israeliten in die Wüste Paran nach Kadesch, erstatteten ihnen und der ganzen Gemeinde Bericht und zeigten ihnen die Früchte des Landes. Sie erzählten aber folgendes: "Wir zogen in das Land, in das du uns geschickt hast. Es fließt wirklich von Milch und Honig über. Dies sind die Früchte von dort. Das Volk jedoch, das im Land wohnt, ist stark und die Städte sind befestigt und sehr groß. Wir sahen dort auch die Söhne Anaks. Amalekiter bewohnen das Südland; Hetiter, Jebusiter und Amoriter sind ansässig im Bergland; Kanaaniter wohnen am Meer und am Ufer des Jordan." Um nun jede unwillige Äußerung des Volkes gegen Mose zu unterbinden, rief Kaleb: "Unter allen Umständen ziehen wir hinauf und erobern es. Denn wir können es gut besiegen." Die Männer jedoch, die mit ihm hinaufgezogen waren, erklärten: "Wir sind nicht imstande, gegen dieses Volk zu ziehen. Denn es ist stärker als wir." Dann berichteten sie den Israeliten Unwahres über das Land, das sie ausgekundschaftet hatten. Sie erzählten: "Das Land, das wir zur Erkundung durchzogen, ist ein Land, das seine Bewohner frißt. Alle Leute, die wir dort sahen, sind ungewöhnlich groß. Auch Riesen haben wir dort bemerkt, die Söhne Anaks vom Geschlecht der Riesen. Wir kamen uns wie Heuschrecken vor. Geradeso erschienen wir ihnen." Aufruhr des VolkesNun erhob die ganze Gemeinde ein lautes Geschrei, und das Volk weinte in jener Nacht. Alle Israeliten murrten gegen Mose und Aaron, und die ganze Gemeinde klagte vor ihnen: "Ach, wären wir doch in Ägypten oder hier in der Wüste gestorben! Ach, wären wir tot! Warum will uns der Herr in dieses Land bringen? Damit wir durch das Schwert umkommen? Sollen unsere Frauen und kleinen Kinder anderen als Beutegut anheimfallen? Wäre es für uns nicht besser, nach Ägypten zurückzukehren?" Und sie sagten zueinander: "Wir wollen uns einen Anführer wählen und nach Ägypten zurückkehren!" Da warfen sich Mose und Aaron vor der ganzen versammelten Gemeinde der Israeliten auf ihr Angesicht nieder. Josua aber, der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Jefunnes, die das Land mit ausgekundschaftet hatten, zerrissen ihre Kleider und sprachen zur ganzen Gemeinde der Israeliten: "Das Land, das wir durchzogen haben, um es auszuspähen, ist ein ganz vortreffliches Land. Wenn der Herr uns wohlwill, wird er uns in dieses Land bringen und es uns geben, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. Nur empört euch nicht gegen den Herrn und fürchtet euch ja nicht vor den Bewohnern des Landes! Denn wir werden sie völlig ausrotten. Ihr schützender Schatten ist von ihnen gewichen. Mit uns aber ist der Herr. Habt keine Furcht vor ihnen!"  Fürbitte des MoseAls die ganze Gemeinde Miene machte, sie zu steinigen, erschien die Herrlichkeit des Herrn allen Israeliten am Offenbarungszelt. Und der Herr sprach zu Mose: "Wie lange noch wird mich dieses Volk verachten, wie lange noch mir keinen Glauben schenken trotz aller Wunderzeichen, die ich vor ihm gewirkt habe? Ich will es mit der Pest schlagen und es ausrotten. Dich aber will ich zu einem Volk machen, das größer und stärker ist als dieses." Doch Mose erwiderte dem Herrn: "Wenn die Ägypter es hören, aus deren Mitte du dieses Volk durch deine Macht hierher gebracht hast, werden sie es den Bewohnern dieses Landes mitteilen. Sie haben gehört, daß du, o Herr, inmitten dieses Volkes weilst, daß du, o Herr, dich ihm Auge in Auge offenbarst, und daß deine Wolke über ihnen steht und du tagsüber in einer Wolkensäule und nächtens in einer Feuersäule vor ihnen herziehst. Wenn du nun dieses Volk wie einen Mann tötest, so werden die Völker, die die Kunde von dir vernommen haben, sagen: Weil der Herr nicht imstande war, dieses Volk in das Land zu bringen, das er ihnen zugeschworen hatte, darum hat er sie in der Wüste umkommen lassen. So möge denn, o Herr, deine große Langmut walten! Du hast ja verheißen: Der Herr ist langmütig und reich an Güte. Er vergibt Schuld und Sünde. Doch läßt er die Strafe nicht ganz nach, sondern sucht die Schuld der Väter an den Kindern heim bis ins dritte und vierte Glied. So vergib doch diesem Volk seine Schuld nach deiner großen Barmherzigkeit, so wie du diesem Volk von Ägypten an bis hierher immer verziehen hast!" Vergebung und StrafeDer Herr antwortete: "Ich vergebe ihm, wie du es erbeten hast. Aber so wahr ich lebe und so wahr die ganze Erde von der Herrlichkeit des Herrn erfüllt werden soll: all die Männer, die meine Herrlichkeit und all die Wunderzeichen, die ich in Ägypten und in der Wüste gewirkt habe, gesehen und mich dennoch zehnmal versucht und nicht auf meine Stimme gehört haben: sie sollen das Land, das ich ihren Vätern zugeschworen habe, nie und nimmer zu Gesicht bekommen! Nein, keiner von allen, die mich verhöhnt haben, soll es zu sehen bekommen! Nur meinen Diener Kaleb, der einen anderen Geist gezeigt und ganz mir angehangen hat, den will ich in das Land bringen, das er schon einmal betreten hat, und seine Nachkommen sollen es besitzen. Laßt nur die Amalekiter und Kanaaniter in der Ebene wohnen! Kehrt morgen um und brecht nach der Wüste auf, in der Richtung nach dem Schilfmeer zu!" Vierzig Jahre Buße und Erneuerung in der WüsteWeiter sprach der Herr zu Mose und Aaron: "Wie lange soll es noch währen, daß diese nichtswürdige Gemeinde gegen mich murrt? Ich habe die Schmähungen der Israeliten, die sie gegen mich ausstoßen, wohl gehört. Sage ihnen: So wahr ich lebe - das ist der Spruch des Herrn -, wie ihr es vor meinen Ohren ausgesprochen habt, will ich mit euch verfahren. Hier in der Wüste werden eure Leiber hinsinken, ihr alle, die gemustert wurden, nach eurer vollen Zahl vom zwanzigsten Jahr an und darüber, weil ihr gegen mich gemurrt habt. Nimmermehr sollt ihr in das Land kommen, das ich euch unter einem Eid als Wohnsitz versprochen habe, außer Kaleb, dem Sohn Jefunnes, und Josua, dem Sohn Nuns. Eure kleinen Kinder aber, von denen ihr sagtet, sie würden anderer Beutegut werden, die will ich hineinführen. Sie werden sich des Landes freuen dürfen, das ihr verschmäht habt. Eure eigenen Leiber aber sollen hier in der Wüste zerfallen. Vierzig Jahre sollen eure Söhne als Hirten in der Wüste umherziehen und so euren Abfall büßen, bis eure Leiber in der Wüste vollständig aufgerieben sind. Nach der Zahl der vierzig Tage, in denen ihr das Land ausgekundschaftet habt - ein Tag für ein Jahr gerechnet - müßt ihr vierzig Jahre lang eure Verschuldungen büßen. Ihr sollt erfahren, was es heißt, wenn ich meine Gunst entziehe.  Ich der Herr sage es! Gewiß: so werde ich mit dieser ganzen nichtswürdigen Gemeinde verfahren, die sich gegen mich zusammengerottet hat - hier in der Wüste finden sie ihr Ende; da sterben sie." Tod der KundschafterDie Männer aber, die Mose ausgesandt hatte, um das Land auszukundschaften, und die nach ihrer Rückkehr die ganze Gemeinde gegen ihn aufhetzten, indem sie Falsches über das Land berichteten, diese Männer, die von dem Land einen lügenhaften Bericht gegeben hatten, starben auf Veranlassung des Herrn eines plötzlichen Todes. Nur Josua, der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Jefunnes, blieben von jenen Männer, die ausgezogen waren, um das Land zu erkunden, am Leben. Vermessenheit und Niederlage bei HormaAls Mose diese Drohungen allen Israeliten mitteilte, wurde das Volk sehr traurig. Sie machten sich also am anderen Morgen in der Frühe fertig, um auf die Höhe des Gebirges hinauszuziehen; denn sie sagten: "Wir sind jetzt bereit, zu jenem Ort hinaufzuziehen, von dem der Herr geredet hat; denn wir haben gesündigt." Aber Mose erwiderte: "Warum wollt ihr den Befehl des Herrn übertreten? Es wird nicht gelingen. Zieht nicht hinauf; denn der Herr ist nicht in eurer Mitte! Ihr werdet sonst von euren Feinden geschlagen. Denn die Amalekiter und Kanaaniter stehen euch dort gegenüber. Ihr werdet durchs Schwert fallen. Weil ihr vom Herrn abgewichen seid, wird er Herr nicht mit euch sein." Sie aber zogen in ihrer Hartnäckigkeit auf die Höhe des Gebirges zu. Doch die Bundeslade des Herrn und Mose verließen das Lager nicht. Da kamen die Amalekiter und Kanaaniter, die auf jenem Gebirge wohnten, herunter, schlugen sie und versprengten sie bis Horma. NACHTRÄGE ZU DEN OPFERGESETZENZugaben zu Brand- und FriedopfernDer Herr gebot Mose: "Gib den Israeliten folgende Weisung: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch zum Wohnsitz geben werde, und ihr bringt dem Herrn von den Rindern und Schafen ein Feueropfer dar, ein Brand- oder Friedopfer, zur Einlösung von Gelübden oder als freie Gabe oder bei Gelegenheit eurer Feste, um zu Ehren des Herrn lieblichen Opferduft aufsteigen zu lassen, soll der, welcher dem Herrn seine Opfergabe darbringt, zugleich als Speiseopfer ein Zehntel Efa Feinmehl opfern, das mit einem Viertel Hin Öl gemengt ist. An Wein zum Trankopfer richte bei Brand- und Friedopfern ein Viertel Hin für jedes Lamm her! Für einen Widder dagegen richte als Speiseopfer zwei Zehntel Efa Feinmahl her, das mit einem Drittel Hin Öl gemengt ist! An Wein zum Trankopfer bringe ein Drittel Hin zum lieblichen Geruch für den Herrn dar! Willst du aber zur Einlösung eines Gelübdes oder als Friedopfer für den Herrn ein junges Rind als Brand- oder Schlachtopfer herrichten, so bringe als Speiseopfer zu dem jungen Rind drei Zehntel Efa Feinmehl dar, das mit einem halben Hin Öl gemengt ist! An Wein zum Trankopfer bringe ein halbes Hin dar als Feueropfer zum lieblichen Geruch für den Herrn! So halte man es bei jedem Rind oder Widder, bei jedem Schaf- oder Ziegenlamm! Wie groß auch die Zahl ist, die ihr darbringt, so sollt ihr doch bei jedem einzelnen Stück so verfahren. Jeder Einheimische hat sich an diese Bestimmungen zu halten, wenn er dem Herrn ein Feueropfer zu lieblichem Geruch darbringt. Wenn sich ein Fremdling bei euch aufhält, oder wenn jemand dauernd in eurer Mitte lebt und ein Feueropfer zu lieblichem Geruch für den Herrn zubereiten will, soll er ebenso verfahren, wie ihr es tut. Die gleiche Satzung gelte für die Gemeinde, für euch wie für den Fremdling, der sich bei euch aufhält. Eine für alle Zeiten geltende Satzung soll es für euch sein von Geschlecht zu Geschlecht. In den Dingen, die den Herrn betreffen, gilt für den Fremdling dasselbe wie für euch. Das gleiche Gesetz und das gleiche Recht gelten für euch wie für den Fremdling, der sich bei euch aufhält." Die ErstlingskuchenDer Herr gebot Mose: "Gib den Israeliten folgende Weisung: Wenn ihr in das Land kommt, in das ich euch führen will, so bringt, bevor ihr das Getreide des Landes gebraucht, dem Herrn davon ein Hebeopfer dar! Spendet von eurem ersten Mehl einen Kuchen als Hebeopfer! Wie die Hebe von der Tenne sollt ihr auch diese abliefern. Gebt also von eurem ersten Mehl dem Herrn ein Hebeopfer, von Geschlecht zu Geschlecht! Das Sündopfer für unwissentliche VerfehlungenWenn ihr euch unvorsätzlich vergeht und irgendeines von diesen Geboten, die der Herr dem Mose gegeben hat, nicht befolgt, irgend etwas von dem, was euch der Herr durch Mose auftrug seit dem Tag, da der Herr Gebote erließ, und weiterhin von Geschlecht zu Geschlecht, soll, falls das Vergehen von der Gemeinde nicht mit Absicht, sondern aus Versehen begangen wurde, die ganze Gemeinde einen jungen Stier als Brandopfer herrichten zum lieblichen Geruch für den Herrn samt dem dabei erforderlichen Speise- und Trankopfer, außerdem einen Ziegenbock als Sündopfer. Der Priester erwirke damit der ganzen israelitischen Gemeinde Sühne. So wird ihnen Vergebung zuteil werden. Denn es lag nur ein Versehen vor, und sie brachten dem Herrn ihre Opfergabe in Gestalt eines Feueropfers dar, dazu ihr Sündopfer vor dem Herrn für ihr Versehen. So wird dann der ganzen israelitischen Gemeinde sowie den Fremden, die sich bei ihnen aufhalten, vergeben werden. Denn das Versehen fällt der ganzen Gemeinde zur Last. Wenn sich aber ein einzelner unvorsätzlich verfehlt, so bringe er eine einjährige Ziege als Sündopfer dar. Der Priester soll dann dem, der sich aus Versehen einer Verfehlung gegen den Herrn schuldig gemacht hat, Sühne erwirken, indem er die Sühnegebräuche für ihn vollzieht. So wird ihm Vergebung zuteil werden. Das gleiche Gesetz gilt bei euch für die israelitischen Landeseingeborenen wie für den Fremden, der in ihrer Mitte sich aufhält, für den Fall, daß sich jemand unabsichtlich verfehlt. Wer aber vorsätzlich sündigt (wörtlich: mit erhobener Hand etwas tut), sei er Landeseingeborener oder Fremdling, der lästert den Herrn. Ein solcher soll aus dem Volk ausgerottet werden. Denn er hat das Wort des Herrn verachtet und sein Gebot übertreten. Ein solcher soll ohne Gnade ausgerottet werden. Seine Schuld komme über ihn!" Bestrafung eines SabbatschändersAls die Israeliten in der Wüste waren, ertappten sie einen Mann, der am Sabbat Holz auflas. Die Leute, die ihn beim Holzsammeln ertappt hatten, brachten ihn zu Mose und Aaron und zur ganzen Gemeinde. Man brachte ihn in Gewahrsam. Denn es war noch keine Bestimmung darüber getroffen, was mit ihm zu geschehen habe. Da befahl der Herr dem Mose: "Der Mann soll mit dem Tod bestraft werden! Die ganze Gemeinde steinige ihn außerhalb des Lagers!" So führte ihn denn die ganze Gemeinde vor das Lager und steinigte ihn zu Tode, wie der Herr dem Mose geboten hatte. Die Quasten an den KleiderzipfelnDer Herr gebot Mose: "Gib den Israeliten folgende Weisung: Sie sollen sich Quasten an die Zipfel ihrer Kleider ansetzen, sie und ihre kommenden Geschlechter, und an jeder Zipfelquaste eine Schnur von blauem Purpur anbringen. Das ist der Zweck der Quasten: Ihr sollt euch, wenn ihr sie seht, an alle Gebote des Herrn erinnern, um sie zu erfüllen, ohne den Gelüsten eurer Herzen und Augen zu folgen, durch die ihr euch so gern zum Abfall verführen laßt. Ihr sollt vielmehr aller meiner Gebote eingedenk sein und sie befolgen und so eurem Gott geheiligt sein. Ich bin der Herr, euer Gott, der euch aus Ägypten weggeführt hat, um euer Gott zu sein. Ich bin der Herr, euer Gott!" BESTÄTIGUNG DES AARONITISCHEN PRIESTERTUMSDie Empörung Korachs, Datans und AbiramsKorach, der Sohn Jizhars, des Sohnes Kehats, des Sohnes Levis, ferner Datan und Abiram, die Söhne Eliabs, und On, der Sohn Pallus, der Rubeniter, empörten sich gegen Mose mit 250 Israeliten, Führern der Gemeinde, berufenen Gliedern der Volksversammlung, hochangesehenen Männern. Sie rotteten sich gegen Mose und Aaron zusammen und sagten zu ihnen: "Laßt es nun genug sein! Alle sind heilig, die ganze Gemeinde, und der Herr ist unter ihnen. Warum erhebt ihr euch über die Gemeinde des Herrn?" Mose kündigt ein Gottesurteil anAls Mose das hörte, warf er sich auf sein Angesicht nieder. Dann antwortete er Korach und seinem ganzen Anhang: "Morgen wird der Herr kundtun, wer ihm angehört und wer heilig genug ist, ihm zu nahen. Tut folgendes: Nehmt euch Räucherpfannen, Korach und sein ganzer Anhang! Tut morgen Feuer hinein und legt Räucherwerk darauf vor dem Herrn! Zu wem sich dann der Herr bekennt, der soll als heilig gelten. Laßt es nun genug sein, ihr Leviten!" Zu Korach sagte Mose: "Hört doch, ihr Leviten! Genügt es euch nicht daß der Gott Israels euch aus der Gemeinde Israels ausgesondert hat, um euch in seine Nähe zu ziehen, damit ihr den Dienst an der Wohnung des Herrn verrichtet und vor der Gemeinde eures Amtes waltet? Dich samt allen deinen Brüdern, den Leviten, hat er zu sich herannahen lassen, und nun verlangt ihr gar noch die Priesterwürde? Somit rottet ihr euch, du und dein ganzer Anhang, gegen den Herrn zusammen. Denn was ist Aaron, daß ihr gegen ihn murrt?" Datans und Abirams GehorsamsverweigerungMose ließ hierauf Datan und Abiram, die Söhne Eliabs, rufen. Sie erwiderten aber: "Wir kommen nicht! Ist es nicht genug, daß du uns aus einem Land, das von Milch und Honig überfließt, hierher geführt hast, um uns in der Wüste umkommen zu lassen? Willst du dich nun auch noch zum Herrscher über uns aufwerfen? Du hast uns wahrlich nicht in ein Land gebracht, das von Milch und Honig überfließt, und uns keine Felder und Weinberge zum Besitz gegeben. Willst du etwa den Leuten hier die Augen blind machen? Wir kommen nicht!" Da wurde Mose sehr zornig und bat den Herrn: "Wende dich nicht zu ihrer Opfergabe! Ich habe keinem von ihnen auch nur einen Esel weggenommen und keinem von ihnen etwas zuleide getan." Gottes EingreifenMose befahl nun Korach: "Du und dein ganzer Anhang, erscheint morgen vor dem Herrn, du, sie und Aaron! Jeder nehme seine Räucherpfanne und lege Räucherwerk darauf. Dann bringe jeder seine Räucherpfanne vor den Herrn, 250 Räucherpfannen also, auch du und Aaron, jeder seine Räucherpfanne." Jeder nahm nun seine Räucherpfanne, tat Feuer hinein und legte Räucherwerk auf. Dann stellten sie sich am Eingang des Offenbarungszeltes auf, auch Mose und Aaron. Korach aber versammelte am Eingang zum Offenbarungszelt gegen sie die ganze Gemeinde. Da erschien der ganzen Gemeinde die Herrlichkeit des Herrn. Und der Herr gab Mose und Aaron folgenden Befehl: "Sondert euch von dieser Gemeinde ab! Ich will sie in einem Augenblick vernichten." Da warfen sie sich auf ihr Angesicht nieder und flehten: "O Gott, du Herr des Odems, der alle Menschen belebt! Willst du denn, wenn ein einzelner gesündigt hat, an der ganzen Gemeinde deinen Zorn auslassen?" Da befahl der Herr dem Mose: "Gebiete der Gemeinde: Entfernt euch aus der Umgebung der Wohnung Korachs, Datans und Abirams!" Bestrafung der EmpörerHierauf machte sich Mose auf und begab sich zu Datan und Abiram. Die Ältesten Israels folgten ihm. Der Gemeinde befahl er: "Entfernt euch von den Zelten dieser Übeltäter! Rührt nichts von dem an, was ihnen gehört! Sonst werdet auch ihr um all ihrer Sünden willen weggerafft." Da zogen sie sich aus der Umgebung der Wohnung Korachs, Datans und Abirams zurück. Datan und Abiram aber traten heraus und standen mit ihren Frauen und ihren großen und kleinen Kindern am Eingang ihrer Zelte. Mose sagte nun: "Daran sollt ihr erkennen, daß der Herr mich gesandt hat, all diese Taten zu vollbringen, und daß ich nicht von mir aus handle. Wenn diese hier sterben, wie alle Menschen sterben, und von dem gewöhnlichen Schicksal aller Menschen betroffen werden, so hat der Herr mich nicht gesandt. Wenn aber der Herr etwas Unerhörtes vollbringt und die Erde ihren Mund auftut und sie mit allem, was ihnen gehört, verschlingt, so daß sie lebendig in die Unterwelt hinabfahren, so sollt ihr daran erkennen, daß diese Männer den Herrn gelästert haben." Kaum hatte er all diese Worte zu Ende gesprochen, da spaltete sich die Erde unter ihnen.  Die Erde tat ihren Mund auf und verschlang sie mit ihren Familien, sowie alle Leute, die Korach gehörten, samt der ganzen Habe. Mit allem, was ihnen gehörte, fuhren sie lebendig in die Unterwelt hinab, und die Erde schloß sich über ihnen. So verschwanden sie aus der Gemeinde.  Alle Israeliten, die herumstanden, machten sich bei ihrem Wehgeschrei eilends davon; denn sie sagten: "Die Erde soll nicht auch uns noch verschlingen!" Ein Feuer aber ging aus vom Herrn und verzehrte die 250 Männer, die das Räucherwerk dargebracht hatten. Verwendung der Räucherpfannen der EmpörerHierauf gebot der Herr dem Mose: "Sage Eleasar, dem Sohn des Priesters Aaron, er solle die Räucherpfannen von der Brandstätte wegholen und das Feuer in einiger Entfernung auseinanderstreuen. Denn sie sind heilig. Die Räucherpfannen dieser Männer, die durch ihre Sünde ihr Leben verwirkt haben, hämmere man zu Blechen breit und überziehe damit den Altar. Denn sie brachten sie vor den Herrn. Dadurch sind sie heilig geworden. Sie sollen als Wahrzeichen für die Israeliten dienen." Da nahm der Priester Eleasar die kupfernen Räucherpfannen, welche die Verbrannten gebracht hatten. Man hämmerte sie breit zu einem Überzug für den Altar. Sie sollten für die Israeliten ein Mahnzeichen sein, daß kein Unberufener, der nicht zur Nachkommenschaft Aarons gehört, herantrete, um vor dem Herrn Räucherwerk zu verbrennen. Es erginge ihm sonst wie Korach und seinem Anhang, wie der Herr es ihm durch Mose angedroht hatte. Die Bestrafung der murrenden GemeindeAm anderen Morgen murrte die ganze israelitische Gemeinde gegen Mose und Aaron. Sie riefen: "Ihr habt das Volk des Herrn getötet!" Als sich dann die Gemeinde gegen Mose und Aaron zusammenrottete, wandten sich diese zum Offenbarungszelt. Und siehe, die Wolke bedeckte es, und die Herrlichkeit des Herrn war sichtbar. Nun eilten Mose und Aaron vor das Offenbarungszelt. Da befahl der Herr dem Mose: "Macht euch aus dieser Gemeinde weg! Ich will sie in einem Augenblick vertilgen." Da warfen sie sich auf ihr Antlitz nieder, und Mose sagte zu Aaron: "Nimm die Räucherpfanne, tu Feuer vom Altar hinein, lege Räucherwerk auf und trage es eiligst zur Gemeinde, um ihnen damit Versöhnung zu erwirken! Denn vom Herrn geht ein Strafgericht aus. Schon hat die Heimsuchung begonnen." Da nahm Aaron die Räucherpfanne, wie Mose befohlen hatte, und lief mitten in die Gemeinde hinein. Und in der Tat, die Heimsuchung hatte unter dem Volk schon begonnen. Er nahm darauf die Räucherung vor und verschaffte so dem Volk Sühnung. Er blieb mitten zwischen Toten und Lebenden stehen, bis die Heimsuchung aufhörte. Die Zahl der durch die Heimsuchung ums Leben Gekommenen belief sich auf 14.700, abgesehen von denen, die wegen Korach das Leben verloren hatten. Aaron kehrte zu Mose an den Eingang des Offenbarungszeltes zurück, als die Heimsuchung aufgehört hatte. Der grünende Stab AaronsHierauf sagte der Herr zu Mose: "Rede mit den Israeliten und laß dir von ihnen je einen Stab von jedem Stamm geben, also zwölf Stäbe von allen ihren Stammesfürsten, Stamm für Stamm! Schreibe den Namen eines jeden auf seinen Stab! Auf den Stab Levis schreibe den Namen Aarons! Also ein Stab gehört jedem Stammesoberhaupt. Lege sie dann im Offenbarungszelt vor der Gesetzeslade nieder, wo ich mich euch zu offenbaren pflege! Dann wird der Stab dessen, den ich mir erwähle, aufsprossen. So will ich das Murren der Israeliten, das sie gegen euch erheben, vor mir zum Schweigen bringen." Als Mose dies den Israeliten gesagt hatte, übergaben ihm alle ihre Fürsten, Stamm für Stamm, jeder Fürst einen Stab, im ganzen zwölf Stäbe. Unter ihren Stäben war auch der Stab Aarons. Mose legte die Stäbe vor dem Herrn im Gesetzeszelt nieder. Als Mose am anderen Morgen in das Gesetzeszelt trat, hatte der Stab Aarons, der dem Stamm Levi angehörte, ausgeschlagen, hatte Sprossen getrieben und Blüten hervorgebracht und trug reife Mandeln. Mose brachte nun alle Stäbe aus dem Heiligtum zu allen Israeliten heraus. Diese sahen sie sich an, und jeder nahm seinen Stab zurück. Da gebot der Herr dem Mose: "Lege den Stab Aarons wieder vor dem Gesetz nieder! Er soll dort als Wahrzeichen für Widerspenstige aufbewahrt werden, damit du ihrem Murren vor mir ein Ende machen kannst und sie nicht zu sterben brauchen." Mose tat es. - Wie der Herr ihm befohlen hatte, so verfuhr er. Nachträge zum Priester- und LevitengesetzDie Israeliten aber sagten zu Mose: "Siehe, wir kommen um. Wir sind verloren, allesamt verloren! Wer nur immer der Wohnung des Herrn zu nahe kommt, muß sterben. Sollen wir denn vollends alle zugrunde gehen?" Da sprach der Herr zu Aaron: "Du und mit dir deine Söhne und dein väterlicher Stamm, ihr tragt die Verantwortung für die heiligen Dinge. Und zwar tragt ihr, du und mit dir deine Söhne, die Verantwortung für das Priesteramt, das euch übertragen ist. Aber auch deine Brüder, den Stamm Levi, deinen väterlichen Stamm, laß mit dir herantreten, damit sie sich dir anschließen und dir behilflich sind, während du und mit dir deine Söhne vor dem Offenbarungszelt Dienst tun. Sie sollen das besorgen, was zu deiner Bedienung und zur Betreuung des ganzen Zeltes erforderlich ist. An die heiligen Geräte und an den Altar dürfen sie aber nicht herantreten. Sonst müßten sie und ihr sterben. Sie seien also deine Gehilfen und sollen die zur Besorgung des Offenbarungszelts notwendigen gesamten Dienstleistungen am Zelt verrichten. Kein Unbefugter darf zu euch herantreten. Nur ihr dürft den Dienst im Heiligtum und am Altar versehen, damit nicht nochmals ein Zorngericht über die Israeliten hereinbricht. Ich war es, der eure Brüder, die Leviten, aus den Israeliten genommen hat. Euch sind sie als Eigentum des Herrn zum Geschenk übergeben, damit sie den Dienst am Offenbarungszelt verrichten. Du aber und mit dir deine Söhne, ihr sollt das Priesteramt verwalten mit allen Verrichtungen am Altar und hinter dem Vorhang. So verseht denn euren Dienst! Ein freies Geschenk ist der Priesterdienst, den ich euch übergab. Der Unbefugte, der herantritt, soll mit dem Tod bestraft werden." Die Einkünfte der PriesterWeiter sprach der Herr zu Aaron: "Ich bin es, der dir den Abhub aller meiner Hebeopfer überläßt. Von allen heiligen Gaben der Israeliten verleihe ich sie dir als Anteil und deinen Söhnen als ewig fällige Gebühr.  Folgendes soll von den hochheiligen Gaben, soweit sie nicht verbrannt werden, dir zustehen: alle ihre Abgaben bei allen Speiseopfern, Sünd- und Schuldopfern, die sie mir darbringen. Als etwas Hochheiliges soll es dir und deinen Söhnen gehören. Verzehre es an einem hochheiligen Ort! Nur männliche Personen dürfen davon essen. Als heilige Sache kommt es dir zu. Auch soll dir noch folgendes gehören: Die Hebe ihrer Gaben bei allen Webeopfern der Israeliten. Ich weise sie dir und mit dir deinen Söhnen und Töchtern als ewig fällige Gebühr zu. Jedermann in deiner Familie, der rein ist, darf davon essen. Das Beste vom Öl, Most und Korn, das Beste von dem, was sie dem Herrn geben, das weise ich dir zu. Die Erstlinge von allen Früchten, die in ihrem Land wachsen und die sie dem Herrn darbringen, sollen dir gehören. Jedermann von deiner Familie, der rein ist, darf davon essen. Alles Banngut in Israel soll dir gehören. Jede Erstgeburt von allen Lebewesen, die man dem Herrn darbringt, vom Menschen wie vom Vieh, sei dein. Die menschliche Erstgeburt jedoch mußt du auslösen lassen. Auch den Erstlingswurf von unreinem Vieh sollst du auslösen lassen. Lasse sie auslösen im Alter von einem Monat an, nach der Taxe von fünf Silberschekel heiligen Gewichts, das 20 Gera beträgt. Die Erstlingswürfe von Rindern, Schafen und Ziegen darfst du jedoch nicht auslösen lassen. Sie sind heilig. Sprenge ihr Blut an den Altar, und lasse ihr Fett als Feueropfer zu lieblichem Geruch für den Herrn in Rauch aufgehen! Ihr Fleisch gehöre dir! Wie die Webebrust und die rechte Keule soll es dir zustehen. Alle Hebeopfer an heiligen Gaben, welche die Israeliten dem Herrn darbringen, überweise ich dir, deinen Söhnen und Töchtern bei dir als ewig fällig Gebühr. Dies ist für dich und deine Nachkommen mit dir ein ewig geltender, unverbrüchlicher Salzbund vor dem Herrn."  Weiter sprach der Herr zu Aaron: "Du sollst in ihrem Land keinen Erbbesitz erhalten und keinen Anteil unter ihnen bekommen. Ich bin dein Anteil und dein Erbbesitz inmitten der Israeliten. Der LevitenzehnteDen Leviten überweise ich hiermit alle Zehnten in Israel zum Erbbesitz als Entgelt für den Dienst, den sie am Offenbarungszelt zu verrichten haben. Die Israeliten dürfen künftig nicht mehr an das Offenbarungszelt herantreten, da sie sonst eine Schuld auf sich laden, die den Tod nach sich zieht. Nur die Leviten sollen den Dienst am Offenbarungszelt versehen und die Verantwortung dafür tragen. Diese Bestimmung gilt für euch allezeit von Geschlecht zu Geschlecht. Erbbesitz dürfen sie unter den Israeliten nicht haben. Denn ich überweise zum Erbbesitz den Leviten den Zehnten, den die Israeliten als Hebeopfer an den Herrn abgeben. Darum habe ich in bezug auf sie verordnet, daß sie keinen Erbbesitz inmitten der Israeliten erhalten sollen." Die Abgabe der Leviten für die PriesterWeiter gebot der Herr dem Mose: "Gib den Leviten folgende Anweisungen: Wenn ihr von den Israeliten den Zehnten in Empfang nehmt, den ich euch von ihnen als Erbbesitz zugewiesen habe, so sollt ihr davon ein Hebeopfer für den Herrn abgeben, den Zehnten vom Zehnten. Dieses Hebeopfer soll euch angerechnet werden, wie den übrigen Israeliten die Abgabe des Getreides von der Tenne oder des Überflusses von der Kelter. So sollt auch ihr von dem Zehnten, den ihr von den Israeliten in Empfang nehmt, ein Hebeopfer für den Herrn abgeben, und zwar sollt ihr davon das Hebeopfer für den Herrn an den Priester Aaron abführen. Von allen Gaben, die euch zufallen, sollt ihr das Hebeopfer für den Herrn abgeben und zwar stets vom Besten davon als heilige Gebühr. Sage ihnen: Wenn ihr das Beste davon spendet, so soll es euch Leviten angerechnet werden wie den übrigen Israeliten der verzehntete Ertrag von der Tenne und von der Kelter. Ihr dürft es an jedem beliebigen Ort essen, ihr und eure Familie. Denn es ist euer Lohn für euren Dienst am Offenbarungszelt. Nur wenn ihr das Beste davon abgebt, ladet ihr seinetwegen keine Verschuldung auf euch und entweiht die heiligen Gaben der Israeliten nicht und braucht darum auch nicht zu sterben." NACHTRAG ZUM REINHEITSGESETZDas ReinigungswasserDer Herr sprach zu Mose und Aaron: "Dies ist die Gesetzesbestimmung, die der Herr erläßt: Sage den Israeliten, sie sollen dir eine rote fehlerfreie Kuh bringen, die kein Gebrechen hat und auf die noch kein Joch gekommen ist! Die sollt ihr dem Priester Eleasar übergeben. Man führe sie dann vor das Lager hinaus und schlachte sie vor seinen Augen. Der Priester Eleasar nehme nun mit dem Finger etwas von ihrem Blut und sprenge siebenmal etwas von ihrem Blut in die Richtung auf die Vorderseite des Offenbarungszeltes hin. Hierauf verbrenne man die Kuh vor seinen Augen. Ihr Fell, ihr Fleisch, ihr Blut samt ihrem Eingeweideunrat verbrenne man. Dann nehme der Priester Zedernholz, Ysop und Karmesin und werfe es in das Feuer, in dem die Kuh verbrannt wird. Hierauf wasche der Priester seine Kleider und bade sich. Danach darf er wieder ins Lager kommen. Aber bis zum Abend bleibt der Priester noch unrein. Auch derjenige, der sie verbrannt hat, soll seine Kleider waschen und sich baden. Doch bleibt auch er bis zum Abend unrein. Dann soll ein Mann, der rein ist, die Asche der Kuh sammeln und sie außerhalb des Lagers an einem reinen Ort aufschütten. Dort bewahre man sie für die israelitische Gemeinde auf zur Herstellung des Reinigungswassers, das als Entsündigungsmittel dient. Derjenige, der die Asche der Kuh gesammelt hat, muß seine Kleider waschen und bleibt bis zum Abend unrein. Folgende Vorschrift gelte allezeit für die Israeliten und die Fremden, die sich bei ihnen aufhalten: Wer einen menschlichen Leichnam berührt, soll sieben Tage unrein sein. Er lasse sich mit dem Reinigungswasser am dritten und siebten Tag entsündigen. Dann ist er wieder rein. Will er sich aber am dritten und siebten Tag nicht entsündigen lassen, so wird er nicht rein. Jeder, der die Leiche eines Verstorbenen berührt und sich danach nicht entsündigen läßt, der verunreinigt die Wohnung des Herrn. Ein solcher Mensch soll aus Israel ausgeschlossen werden. - Weil er nicht mit Reinigungswasser besprengt wurde, bleibt er unrein. Seine Unreinheit haftet weiter an ihm Folgendes ist Gesetzesbestimmung: Stirbt jemand in einem Zelt, so wird jeder, der das Zelt betritt oder sich im Zelt befindet, für sieben Tage unrein. Auch jedes offene Gefäß, auf dem sich kein Deckelverschluß befindet, wird unrein. Ebenso wird jeder, der im Freien einen mit dem Schwert Erschlagenen oder sonst einen Verstorbenen oder menschliches Totengebein oder ein Grab berührt, auf sieben Tage unrein. Für einen, der so unrein wurde, nehme man etwas von der Asche des verbrannten Sündopfers und gieße in einem Gefäß lebendiges Wasser darüber. Einer, der rein ist, nehme Ysop, tauche ihn ins Wasser und besprenge damit das Zelt samt allen Geräten und Personen, die sich darin befanden, ebenso auch den, der mit Totengebein oder einem Erschlagenen oder sonst einem Toten oder einem Grab in Berührung gekommen ist. Und zwar soll der Reine den Unreinen am dritten und siebten Tag besprengen. Hat er ihn am siebten Tag entsündigt, so soll dieser seine Kleider waschen und sich baden. Er wird dann am Abend wieder rein sein. Wenn aber jemand unrein wird und sich nicht entsündigt, so soll ein solcher Mensch aus der Gemeinde ausgeschlossen werden. Denn er hat das Heiligtum des Herrn verunreinigt. - Weil er nicht mit Reinigungswasser besprengt wurde, ist er unrein. Dieses Gesetz soll bei ihnen ewige Geltung haben. Auch der, welcher die Besprengung mit dem Reinigungswasser vorgenommen hat, wasche seine Kleider. Wer sonst noch das Reinigungswasser berührt, soll bis zum Abend unrein sein. Alles, was der Unreine anrührt, wird unrein, und jeder, der es berührt, soll bis zum Abend unrein sein." Mirjams TodDie ganze israelitische Gemeinde gelangte im ersten Monat in die Wüste Zin, und das Volk ließ sich in Kadesch nieder. Dort starb Mirjam und wurde daselbst begraben. WASSER AUS DEM FELSENAuflehnung des VolkesDa es der Gemeinde an Wasser fehlte, rottete sie sich gegen Mose und Aaron zusammen. Das Volk haderte mit Mose und schrie: "Ach wären wir doch auch umgekommen, als der Herr unsere Brüder sterben ließ! Warum habt ihr die Gemeinde des Herrn in diese Wüste geführt, in der wir mit unserem Vieh sterben müssen? Warum habt ihr uns aus Ägypten fortgeführt und uns in diese traurige Gegend gebracht, wo keine Saat, kein Feigenbaum, kein Weinstock, kein Granatapfel gedeiht und wo es kein Wasser zum Trinken gibt?" Des Mose und Aaron eigenmächtiges HandelnMose und Aaron flüchteten sich vor der Gemeinde nach dem Eingang zum Offenbarungszelt und warfen sich auf ihr Angesicht nieder. Da erschien ihnen die Herrlichkeit des Herrn, und der Herr gebot Mose: "Nimm den Stab, versammele die Gemeinde, du und dein Bruder Aaron! Gebt vor ihren Augen dem Felsen Befehl, so wird er Wasser spenden! Laß für sie Wasser aus dem Felsen hervorsprudeln und verschaffe so der Gemeinde und ihrem Vieh Trinkwasser!" Da holte Mose den Stab vor dem Herrn weg, wie er ihm befohlen hatte. Hierauf ließen Mose und Aaron die Gemeinde vor dem Felsen zusammenkommen, und er sagte zu ihnen: "Hört doch, ihr Widerspenstigen! Können wir wohl aus diesem Felsen Wasser für euch hervorfließen lassen?"  Als nun Mose die Hand erhob und zweimal mit seinem Stab gegen den Felsen schlug, kam Wasser in Fülle heraus, und die Gemeinde samt ihrem Vieh trank davon. Gottes Strafe für Mose und AaronDer Herr aber sagte zu Mose und Aaron: "Weil ihr mir kein Vertrauen geschenkt habt und mich vor den Augen der Israeliten nicht verherrlichen wolltet, so sollt ihr diese Gemeinde nicht in das Land führen, das ich ihnen zu eigen gebe." Das sind die Wasser von Meriba (Streitwasser), wo die Israeliten mit dem Herrn haderten und wo er sich an ihnen verherrlichte. Israels Einmarsch ins OstjordanlandVerweigerung des Durchzugs durch EdomVon Kadesch aus sandte Mose Boten an den König von Edom: "So läßt dir dein Brudervolk Israel sagen: Du kennst alle Mühsale, die uns betroffen haben.  Unsere Väter zogen nach Ägypten, und wir wohnten lange in Ägypten. Die Ägypter mißhandelten uns und unsere Väter. Als wir zum Herrn um Hilfe riefen, hörte er unser Flehen und sandte einen Engel, der uns aus Ägypten wegführte. Wir befinden uns jetzt in Kadesch, einer Stadt an der Grenze deines Gebietes. Nun möchten wir gern durch dein Land ziehen. Wir betreten keine Felder und Weinberge und trinken kein Wasser aus den Brunnen. Wir wollen nur die Königsstraße benutzen, ohne nach links und rechts abzubiegen, bis wir dein Gebiet durchzogen haben."  Aber die Edomiter ließen ihnen sagen: "Du darfst nicht durchziehen. Sonst treten wir dir mit bewaffneter Hand entgegen." Die Israeliten antworteten ihnen: "Auf der Hauptstraße werden wir ziehen. Trinken wir, ich und mein Vieh, von deinem Wasser, so zahle ich dir den Preis dafür. Ich will nichts weiter als schnell hindurchziehen." Doch sie erwiderten: "Du darfst nicht hindurchziehen." Zugleich rückten die Edomiter mit zahlreichem Kriegsvolk und in guter Ausrüstung gegen sie vor. Da die Edomiter sich weigerten, den Israeliten den Durchzug durch ihr Gebiet zu gestatten, bogen die Israeliten seitwärts von ihnen ab. Der Tod AaronsSo brach denn die ganze israelitische Gemeinde von Kadesch auf und gelangte zum Berg Hor. Hier am Berg Hor, der an der Grenze des Landes Edom liegt, sagte der Herr zu Mose und Aaron:  "Aaron soll jetzt zu seinen Vorfahren versammelt werden. Denn er soll nicht in das Land kommen, das ich den Israeliten zu eigen geben werde, weil ihr euch bei den Wassern von Meriba gegen meinen Befehl aufgelehnt habt. Nimm Aaron und seinen Sohn Eleasar und begleite sie auf den Berg Hor! Laß dort Aaron seine Kleider ausziehen und lege sie seinem Sohn Eleasar an; Aaron wird heimgehen und dort sterben." Mose tat, wie der Herr gebot. Sie stiegen vor den Augen der ganzen Gemeinde auf den Berg Hor. Dort ließ Mose den Aaron seine Kleider ausziehen und legte sie dessen Sohn Eleasar an. Hierauf starb Aaron dort auf dem Gipfel des Berges. Mose aber und Eleasar stiegen wieder vom Berg herab. Als nun die ganze Gemeinde erfuhr, daß Aaron verschieden sei, trauerte das ganze Haus Israel um Aaron dreißig Tage. Der Kampf mit dem König von AradAls die Kanaaniter, die unter dem König von Arad standen und im Südland wohnten, vernahmen, daß die Israeliten auf dem Weg von Atarim heranzogen, griffen sie die Israeliten an und nahmen einige von ihnen gefangen.  Da machten die Israeliten dem Herrn folgendes Gelübde: "Wenn du dieses Volk in unsere Hand gibst, so wollen wir an ihren Ortschaften den Bann vollziehen."  Und der Herr erhörte die Bitte der Israeliten und gab die Kanaaniter preis. An ihnen und ihren Ortschaften vollstreckten sie den Bann und nannten die Gegend Horma (dem Untergang geweiht) Die eherne SchlangeHierauf zogen sie vom Berg Hor in der Richtung zum Schilfmeer weiter, um das Land Edom zu umgehen. Doch das Volk wurde der Wanderung überdrüssig.  Die Leute murrten gegen Gott und Mose: "Warum habt ihr uns aus Ägypten weggeführt? Um uns in der Wüste umkommen zu lassen? Es gibt ja hier kein Brot und kein Wasser. Diese erbärmlich Speise widert uns an." Da sandte der Herr giftige Schlangen unter das Volk. Diese bissen die Leute, so daß sehr viele Israeliten starben.  Nun kam das Volk zu Mose und klagte sich an: "Wir haben gesündigt, daß wir gegen Gott und gegen dich geredet haben. Lege Fürbitte beim Herrn ein, daß er die Schlangen von uns nehme!" Da betete Mose für das Volk Und der Herr antwortete Mose: "Fertige dir das Bild einer Giftschlange an und befestige sie an einer Stange! Wer gebissen wird und sie anschaut, soll am Leben bleiben." Da ließ Mose eine eherne Schlange anfertigen und befestigte sie an einer Stange. Wenn nun eine Schlange jemand gebissen hatte und dieser die eherne Schlange anschaute, so blieb er am Leben. Der Zug bis an den ArnonHierauf zogen die Israeliten weiter und lagerten bei Obot. Von Obot wanderten sie weiter und lagerten bei Ije-Abarim in der Wüste, die östlich vor Moab liegt. Von dort zogen sie weiter und lagerten am Bach Sered. Von dort zogen sie weiter und lagerten jenseits des Arnon, an der Stelle in der Wüste, wo er aus dem Land der Amoriter kommt. Der Arnon bildet nämlich die Grenze Moabs zwischen den Moabitern und Amoritern.  Darum heißt es im Buch der Kriege des Herrn: "Waheb in Sufa und das Flußgebiet des Arnon,  der Bäche Abflußgebiet, das sich hinabzieht nach Ar und sich anlehnt an die Grenze von Moab." Von dort wanderten sie nach Beer (Brunnen). Das ist der Brunnen, den der Herr meinte, als er zu Mose sagte: "Versammele das Volk, daß ich ihm Wasser gebe!" Damals sangen die Israeliten folgendes Lied: "Quill, Brunnen, empor! Singt ihm zu. Du Brunnen, den Fürsten gruben, den die Edlen des Volkes aushoben mit dem Zepter, mit ihren Stäben." - Aus der Wüste zogen sie nach Mattana, von Mattana nach Nahaliël, von Nahaliël nach Bamot, von Bamot nach dem Tal, das die moabitische Hochebene durchschneidet, zum Gipfel des Pisga, der über das Ödland emporragt.  Die ersten SiegeHierauf sandten die Israeliten Boten an Sihon, den König der Amoriter mit der Meldung:  "Wir möchten durch dein Land ziehen. Wir werden die Felder und Weinberge nicht betreten und auch kein Wasser aus den Brunnen trinken. Wir wollen nur die Königsstraße benutzen, bis wir dein Gebiet durchzogen haben." Doch Sihon gestattete den Israeliten nicht, durch sein Gebiet zu ziehen, vielmehr zog Sihon sein gesamtes Kriegsvolk zusammen und rückte den Israeliten in die Wüste entgegen. Als er nach Jahaz gekommen war, griff er die Israeliten an. Aber die Israeliten schlugen ihn mit der Schärfe des Schwertes und eroberten sein Land vom Arnon bis zum Jabbok, bis zum Gebiet der Ammoniter. Jahaz lag nämlich an der Grenze der Ammoniter. Die Israeliten nahmen alle dortigen Städte ein. Dann setzten sich die Israeliten in allen Städten der Amoriter fest, auch in Heschbon und allen seinen Ortschaften. Heschbon war die Hauptstadt des Amoriterkönigs Sihon. Dieser hatte mit dem früheren König von Moab Krieg geführt und ihm sein ganzes Land bis zum Arnon entrissen. Darum singen die Spottlieddichter: "Kommt nach Heschbon! Sihons Hauptstadt werde aufgebaut und befestigt! Ja, Feuer ging einst von Heschbon aus, flammende Lohe aus Sihons Burg, Moabs Städte fraß sie hinweg, verbrannte die Höhen des Arnon. Weh dir, Moab! Verloren bist du, des Kemosch Volk. Zu Flüchtlingen werden ließ er seine Söhne, seine Töchter zu Gefangenen Sihons, des Königs der Amoriter.  Wir schossen auf sie: Heschbon ging bis Dibon zugrunde. Wir trugen Verwüstung bis Nofach hinein, das liegt bei Medeba." Als die Israeliten sich im Land der Amoriter festgesetzt hatten, ließ Mose Jaser auskundschaften. Nachdem sie die zugehörigen Ortschaften eingenommen hatten, vertrieb er die Amoriter, die darin wohnten. Hierauf schwenkten sie ab und schlugen den Weg nach Baschan ein. Da rückte ihnen Og, der König von Baschan, mit seinem ganzen Kriegsvolk nach Edreï zum Kampf entgegen.  Der Herr aber sprach zu Mose: "Fürchte dich nicht vor ihm! Denn ich gebe ihn mit seinem ganzen Volk und seinem Land in deine Gewalt. Verfahre mit ihm, wie du mit dem Amoriterkönig Sihon, der in Heschbon hofhielt, verfahren bist!" Sie schlugen ihn, seine Söhne und sein ganzes Kriegsvolk, so daß keiner übrigblieb, der hätte entfliehen können, und nahmen sein Land in Besitz. DER WAHRSAGER BILEAMBalaks erste Gesandtschaft an BileamDie Israeliten zogen weiter und lagerten sich in den Steppen der Moabiter jenseits des Jordan, Jericho gegenüber.  Balak, der Sohn Zippors, sah alles, was die Israeliten den Amoritern zufügten. Da gerieten die Moabiter in große Furcht vor dem Volk. Auch weil es so zahlreich war, überkam die Moabiter ein Grauen vor den Israeliten. Die Moabiter sagten zu den Ältesten der Midianiter: "Nun wird dieser Schwarm rings um uns her alles kahl fressen, wie die Rinder das Grün des Feldes abgrasen." Balak, der Sohn Zippors, war damals König von Moab. Er sandte Boten zu Bileam, dem Sohn Beors, nach Petor, das am Eufrat liegt, in das Land seiner Volksgenossen, um ihn rufen und ihm sagen zu lassen: "Da ist ein Volk aus Ägypten ausgezogen. Schon hat es sich über das ganze Land ausgebreitet und mir gegenüber sich festgesetzt. Nun komm doch und verfluche mir dieses Volk! Denn es ist mir zu mächtig. Vielleicht gelingt es mir dann, ihm eine Niederlage beizubringen und es aus dem Land zu vertreiben. Denn ich weiß, wen du segnest, der ist gesegnet, und wem du fluchst, der ist verflucht." So machten sich denn die Ältesten von Moab und Midian auf den Weg, nachdem sie sich mit Wahrsagerlohn versehen hatten, gingen zu Bileam und richteten ihm den Auftrag Balaks aus. Er antwortete ihnen: "Bleibt heute nacht hier, so will ich euch Bescheid geben, je nachdem mir der Herr Weisung erteilen wird!" So blieben denn die Moabiterfürsten bei Bileam. Da erschien Gott dem Bileam und fragte ihn: "Was sind das für Männer da bei dir?" Bileam antwortete Gott: "Balak, der Sohn Zippors, der König von Moab, hat mir melden lassen: Da ist ein Volk, das aus Ägypten ausgezogen ist und sich über das ganze Land ausgebreitet hat. Komm doch und verfluche es mir! Vielleicht vermag ich dann den Kampf mit ihm aufzunehmen und es zu vertreiben." Gott aber sprach zu Bileam: "Du darfst nicht mit ihnen gehen. Du darfst dieses Volk nicht verfluchen. Denn es ist gesegnet." Balaks zweite BotschaftAls Bileam am Morgen aufgestanden war, sagte er zu den Fürsten Balaks: "Kehrt wieder in euer Land zurück! Denn der Herr hat mir nicht gestattet, mit euch zu ziehen." Die Moabiterfürsten machten sich nun auf den Weg, kamen zu Balak und berichteten ihm: "Bileam hat sich geweigert, mit uns zu gehen." Nun sandte Balak noch einmal Fürsten ab, die zahlreicher und angesehener waren als jene. Als diese zu Bileam kamen, sagten sie zu ihm: "So läßt dir Balak, der Sohn Zippors, sagen: Weigere dich doch nicht, zu mir zu kommen! Ich will es dir ja reichlichst lohnen und alles tun, was du von mir verlangst. So komm denn, verfluche mir dieses Volk!" Doch Bileam antwortete den Untergebenen Balaks: "Gäbe mir Balak auch so viel Silber und Gold, als in seinen Palast geht, ich dürfte dem Befehl des Herrn, meines Gottes, nicht zuwiderhandeln, weder im kleinen noch im großen! Doch bleibt auch ihr diese Nacht hier! Ich will sehen, was der Herr mir diesmal sagen wird." Da erschien Gott dem Bileam in der Nacht und sprach zu ihm: "Wenn diese Männer gekommen sind, um dich zu holen, so mache dich auf und gehe mit ihnen! Doch darfst du nur das tun, was ich dir sagen werde!" So machte sich denn Bileam am Morgen auf, sattelte seine Eselin und zog mit den Fürsten von Moab von dannen. Die redende EselinDoch Gottes Zorn entbrannte darüber, daß er fortging, und der Engel des Herrn stellte sich ihm in den Weg, um ihn aufzuhalten. Er aber ritt auf seiner Eselin. Seine beiden Diener begleiteten ihn. Als nun die Eselin den Engel des Herrn mit gezücktem Schwert auf dem Weg stehen sah, bog die Eselin vom Weg ab und ging aufs Feld. Bileam schlug die Eselin, um sie wieder auf den Weg zu bringen.  Doch der Engel des Herrn stellte sich in einem Hohlweg zwischen den Weinbergen auf, wo zu beiden Seiten eine Mauer war. Als die Eselin den Engel des Herrn wahrnahm, drängte sie sich an die Mauer und preßte dabei den Fuß Bileams gegen die Wand. Er schlug nun wieder auf sie ein. Da ging der Engel des Herrn nochmals ein Stück voraus und blieb an einer engen Stelle stehen, wo kein Platz war, um nach rechts oder links auszuweichen. Als die Eselin den Engel des Herrn wahrnahm, legte sie sich unter Bileam auf die Erde. Bileam wurde zornig und schlug mit dem Stock auf die Eselin ein. Der Herr aber öffnete der Eselin den Mund, und sie sagte zu Bileam: "Was habe ich dir getan, daß du mich dreimal geschlagen hast?" Bileam antwortete der Eselin: "Du hältst mich ja zum besten. Hätte ich ein Schwert zur Hand, so hätte ich dich längst umgebracht." Doch die Eselin erwiderte Bileam: "Bin ich denn nicht deine Eselin, auf der du von jeher bis auf den heutigen Tag geritten bist? Ist es denn jemals meine Art gewesen, mich so gegen dich aufzuführen?" Er antwortete: "Nein." Aufklärung BileamsNun öffnete der Herr die Augen Bileams, so daß er den Engel des Herrn mit gezücktem Schwert im Weg stehen sah. Da verneigte er sich und warf sich auf sein Angesicht nieder. Der Engel des Herrn aber fragte ihn: "Warum hast du deine Eselin nun schon dreimal geschlagen? Ich bin es, der dir Widerstand leistend entgegentritt. Denn die Reise geschieht gegen meinen Willen. Die Eselin nahm mich wahr und bog dreimal vor mir aus. Wäre sie mir nicht ausgewichen, so hätte ich dich schon längst umgebracht, sie aber am Leben gelassen." Bileam antwortete dem Engel des Herrn: "Ich habe gesündigt. Ich wußte nicht, daß du mir auf dem Weg gegenüberstandest. Nun aber will ich, wenn dir die Sache mißfällt, wieder umkehren." Doch der Engel des Herrn antwortete Bileam: "Geh mit den Männern weiter! Sage aber nur das, was ich dir mitteile!" Nun zog Bileam mit den Fürsten Balaks weiter. Bileams Ankunft bei BalakAls Balak hörte, daß Bileam komme, ging er ihm entgegen bis zu einer Stadt in Moab, die im Arnongebiet, hart an der Grenze liegt. Balak fragte Bileam: "Habe ich nicht wiederholt zu dir geschickt, um dich rufen zu lassen? Warum bist du nicht zu mir gekommen? Bin ich denn wirklich nicht imstande, dich zu belohnen?" Doch Bileam sagte zu Balak: "Ich bin ja nun zu dir gekommen. Aber werde ich wirklich etwas kundtun können? Nur die Worte, die Gott mir in den Mund legt, werde ich verkünden." Bileam ging mit Balak weiter, bis sie nach Kirjat-Huzot kamen. Dort opferte Balak Rinder und Schafe und ließ davon an Bileam und die Fürsten, die bei ihm waren, verteilen. Am folgenden Morgen nahm Balak den Bileam mit sich und geleitete ihn zu den Baalshöhen hinauf, von wo aus er den äußersten Teil des Volkes sehen konnte. Bileams vierfacher SegenBileams erster Segensspruch - 'Wie soll ich fluchen?'Da sagte Bileam zu Balak: "Bau mir hier sieben Altäre und richte mir hier sieben junge Stiere und sieben Widder her!" Balak tat, wie Bileam verlangt hatte, und Balak opferte mit Bileam auf jedem Altar einen Stier und einen Widder. Hierauf sagte Bileam zu Balak: "Bleibe bei deinem Brandopfer stehen! Ich will gehen. Vielleicht offenbart sich mir der Herr. Was er mich schauen läßt, teile ich dir mit." Er begab sich nun an einen einsamen Ort. Und Gott offenbarte sich Bileam. Dieser sagte zu ihm: "Ich habe sieben Altäre zugerüstet und auf jedem Altar einen Stier und einen Widder dargebracht." Da legte der Herr dem Bileam Worte in den Mund und gebot ihm: "Kehre zu Balak zurück und sprich also!" Er kehrte nun zu ihm zurück. Dieser stand noch mit allen Moabiterfürsten neben seinem Brandopfer. Da tat Bileam folgenden Spruch: "Von Aram holte mich Balak her, Moabs König von des Morgenlandes Bergen: Komm her! Verfluche mir Jakob! Komm her! Verwünsche doch Israel! Wie soll ich fluchen, wem Gott nicht flucht? Und wie verwünschen, wen der Herr nicht verwünscht? Denn ich sehe es vom felsigen Grat, schaue es von den Kuppen der Berge: Siehe, ein Volk! Einsam wohnt es für sich. Rechnet sich nicht unter die Völker. Wer möchte Jakob zählen, der zahlreich wie Staub! Wer wollte messen nur den vierten Teil Israels! Sterben möchte ich den Tod der Gerechten. Mein Ende möge sein wie das seine!" Balak aber rief Bileam zu: "Was tust du mir an? Meine Feinde zu verfluchen, habe ich dich kommen lassen. Du aber hast sie leibhaftig gesegnet." Doch jener entgegnete: "Muß ich nicht das, was der Herr mir in den Mund legt, gewissenhaft künden?" Bileams zweiter Segensspruch - 'Gesegnet hat er'Balak bat ihn nun: "Komm mit mir an eine andere Stelle, von wo du es ganz sehen kannst. Du siehst jetzt nur den äußersten Teil. Ganz kannst du es nicht sehen. Verfluche es mir dann von dort aus!" Hierauf nahm er ihn mit sich nach dem Späherfeld auf dem Gipfel des Pisga, baute dort sieben Altäre und opferte auf jedem Altar einen Stier und einen Widder. Da sagte Bileam zu Balak: "Bleibe hier bei deinem Brandopfer stehen! Ich will unterdessen nach einer Offenbarung ausschauen." Und der Herr offenbarte sich Bileam und legte ihm Worte in den Mund und gebot ihm: "Kehre zu Balak zurück und sprich also!" Als er zu ihm kam, stand dieser noch mit allen Moabiterfürsten neben seinem Brandopfer. Balak fragte ihn: "Was kündet der Herr?" Da tat er folgenden Spruch: "Auf, Balak! Höre! Neige mir dein Ohr, Zippors Sohn! Nicht wie ein Mensch ist Gott, daß er löge, nicht wie ein Menschenkind, daß ihn gereut! Er sollte ankünden und es nicht tun? Sollte verheißen und nicht es erfüllen? Siehe, zu segnen bin ich bestellt: Gesegnet hat Er - ich kann es nicht wenden: Nicht sieht man Unheil in Jakob, nicht schaut man Mühsal in Israel! Ihm steht bei der Herr, der sein Gott ist; Königsjubel klingt bei ihm auf. Gott, der aus Ägypten es führte, ist ihm wie wilder Ochsen Gehörn. Ja, bei Jakob wirkt kein Zauberspruch, keine Beschwörung bei Israel! Zur rechten Zeit wird es Jakob kund, und Israel, was Gott bewirkt. Siehe, ein Volk! Wie eine Löwin reckt es sich empor. Wie ein Löwe erhebt es sich, streckt sich nicht eher wieder hin, bis es verzehrt den Raub, bis es getrunken der Erschlagenen Blut." Da rief Balak dem Bileam zu: "Wenn du ihm nicht fluchen kannst, so segne es doch wenigstens nicht!" Aber Bileam entgegnete Balak: "Habe ich dir nicht gesagt: Alles, was der Herr befehlen wird, werde ich tun?" Bileams dritter Segensspruch - 'Gesegnet sei, wer dich segnet'Nun sagte Balak zu Bileam: "Komm, ich will dich an eine andere Stelle mitnehmen! Vielleicht gefällt es Gott, daß du es mir von dort aus verfluchst." So nahm denn Balak den Bileam mit sich auf den Gipfel des Pegor, der über das Ödland emporragt.  Dort ersuchte Bileam den Balak: "Baue mir hier sieben Altäre und richte mir hier sieben Stiere und sieben Widder her!" Balak tat, wie Bileam verlangt hatte, und opferte auf jedem Altar einen Stier und einen Widder. Da Bileam erkannt hatte, daß es dem Herrn gefiel, Israel zu segnen, ging er nicht wie die vorigen Male auf die Suche nach geheimnisvollen Zeichen. Er wandte sein Angesicht der Wüste zu. Als Bileam nun ausschaute und Israel nach seinen Stämmen gelagert sah, kam der Geist Gottes über ihn, und er tat folgenden Spruch: "Spruch Bileams, des Beors Sohn, Spruch des Mannes, dem sich auftat das Auge. So spricht, der göttlichen Worten lauscht, der des Allmächtigen Gesichte schaut, in sich versunken, doch entschleierten Blicks: Wie sind deine Zelte, Jakob, so schön, wie schön deine Wohnung, Israel! Wie Bachesgründe, ins Breite gedehnt, wie Gärten am Strom, wie Eichen, vom Herrn gepflanzt, wie Zedern, am Wasser entlang. Wasserschwall ergießt sich aus seinen Eimern, seine Saat hat reichliches Naß. Trutzig reckt sich empor sein König, hoch empor wächst sein Königtum! Gott, der aus Ägypten es führte, ist ihm wie wilder Ochsen Gehörn. Es frißt die Völker, die es bedrängen, zermalmt ihre Knochen, zerschlägt ihre Hüften.  Wie der Löwe kauert es nieder zur Ruhe, wie die Löwin; wer wagt, es zu reizen? - Gesegnet sei, wer dich segnet, verflucht, wer dich verflucht!" 'Nur was der Herr mir eingibt'Da geriet Balak über Bileam in Zorn. Die Hände zusammenschlagend rief Balak dem Bileam zu: "Meine Feinde zu verfluchen, habe ich dich rufen lassen. Du aber hast sie leibhaftig gesegnet. Mache, daß du schleunigst nach Hause kommst! Ich dachte, es dir reichlich zu entgelten, doch der Herr hat dich um den Lohn gebracht." Bileam aber erwiderte dem Balak: "Habe ich nicht schon deinen Boten, die du zu mir gesandt hast, erklärt: Gäbe mir auch Balak so viel Silber und Gold, als sein Palast zu fassen vermag, ich könnte doch nicht dem Befehl des Herrn zuwiderhandeln und irgendetwas Gutes oder Schlimmes nach eigenem Gutdünken tun. Nur was der Herr mir eingibt, darf ich künden. Weil ich nun zu meinem Volk zurückkehre, so komm, ich will dir künden, was dieses Volk deinem Volk am Ende der Tag antun wird!" Bileams vierter Segensspruch - 'Ein Stern geht auf aus Jakob'Hierauf tat er folgenden Spruch: "Spruch Bileams, des Beors Sohn; Spruch des Mannes, dem sich auftat das Auge. So spricht, der göttlichen Worten lauscht, der die Gedanken des Höchsten weiß, der des Allmächtigen Gesichte schaut, in sich versunken, doch entschleierten Blicks: Ich sehe ihn, doch nicht jetzt, ich schaue ihn, doch nicht nah: Ein Stern geht auf aus Jakob, ein Zepter reckt sich aus Israel. Moabs Schläfen wird es zerschmettern, Sets Söhne allesamt vernichten!  Edom wird ihm zu eigen sein, Seïr, sein Feind, ihm Besitztum. Und wachsen an Macht wird Israel. Kommen von Jakob wird der Herrscher, zu vertilgen den Rest aus den Städten." Als er nun auf die Amalekiter sah, tat er folgenden Spruch: "Der Erstling der Völker war Amalek, doch Vernichtung ist sein Ende!"  Als er auf die Keniter blickte, tat er diesen Spruch: "Fest ist dein Sitz, dein Horst auf Felsen gebaut!  Dennoch ist Kain der Vernichtung geweiht! Wie lange noch? - dann führt Assur dich fort." Dann tat er noch einen Spruch: "Weh! Wer möchte leben, wenn Gott dies verhängt?  Von Kittim her kommen Schiffe, bedrängen Assur, bedrängen Eber. - Untergehen wird aber auch dies!"  Alsdann machte sich Bileam auf und kehrte in seine Heimat zurück. Auch Balak ging seines Weges. ISREALS ABFALL; HEIMSUCHUNG UND UMKEHRUnzucht und Götzendienst der IsraelitenAls die Israeliten sich in Schittim niedergelassen hatten, fing das Volk an, mit den Moabiterinnen Unzucht zu treiben. Diese luden das Volk zu ihren Götteropfern ein. Das Volk nahm an ihren Opfermahlen teil und betete ihre Götter an. Die Israeliten dienten dem Baal-Pegor. Nun entbrannte der Zorn des Herrn über Israel, und der Herr gebot Mose: "Nimm alle, die das Volk verführt haben, und hänge sie für den Herrn angesichts der Sonne auf, damit der Herr aufhöre, Israel zu zürnen!" Da befahl Mose den Anführern der Israeliten: "Jeder töte diejenigen seiner Leute, die dem Baal-Pegor gedient haben." Der Priester PinhasEs kam nun gerade ein Israelit daher und brachte eine Midianiterin zu seinen Stammesgenossen vor den Augen des Mose und der ganzen Gemeinde der Israeliten, die am Eingang zum Offenbarungszelt wehklagten. Als Pinhas, der Sohn Eleasars, des Sohnes des Hohepriesters Aaron, das sah, verließ er die Gemeinde, nahm einen Speer in seine Hand, ging dem Israeliten bis in das innere Gemach nach und durchbohrte beide, den Israeliten und die Frau; letztere am Unterleib. Da wurde der Heimsuchung unter den Israeliten Einhalt getan. Die Zahl derer, die durch die Heimsuchung umgekommen waren, betrug 24.000. Hierauf teilte der Herr dem Mose folgendes mit: Pinhas, der Sohn Eleasars, des Sohnes des Hohepriesters Aaron, hat meinen Zorn von den Israeliten dadurch abgewendet, daß er voll Eifer für meine Ehre unter ihnen eintrat. Darum habe ich die Israeliten in meinem Zorn nicht völlig vertilgt. Verkünde ihm deshalb: Ich schließe mit ihm einen Friedensbund. Ihm und seinen Nachkommen sei auf ewige Zeiten das Priestertum feierlich zugesichert zum Lohn dafür, daß er für seinen Gott voll Eifer eintrat und den Israeliten Sühne erwirkte." Der Name des damals getöteten Israeliten, der mit der Midianiterin getötet wurde, war Simri, der Sohn des Salu, der das Oberhaupt eines Geschlechtes der Simeoniter war. Die damals getötete Midianiterin hieß Kosbi, sie war eine Tochter Zurs; der war das Oberhaupt einer Sippe, eines Geschlechtes der Midianiter. Gottes Befehl zum Kampf gegen die MidianiterHierauf gebot der Herr dem Mose: "Kämpft gegen die Midianiter und schlagt sie! Denn sie haben euch durch die Ränke bekämpft, die sie gegen euch verübt haben im Fall Pegors und der midianitischen Fürstentochter Kosbi, ihrer Landsmännin, die damals, als die Heimsuchung wegen Pegor verhängt wurde, den Tod fand." Die zweite VolkszählungNach der Heimsuchung (= Num 25,19) befahl der Herr dem Mose und Eleasar, dem Sohn des Priesters Aaron:  "Nehmt die Kopfzahl der ganzen Gemeinde der Israeliten auf, von zwanzig Jahren an und darüber, Geschlecht für Geschlecht, alle, die in Israel zum Kriegsdienst tauglich sind!" Da zählte sie Mose und der Priester Eleasar in den Steppen Moabs am Jordan, Jericho gegenüber, von zwanzig Jahren an und darüber, wie der Herr dem Mose geboten hatte. Die Israeliten, die aus Ägypten auszogen, waren: Ruben, der Erstgeborene Israels. Folgende Geschlechter stammen von den Söhnen Rubens: Von Henoch das Geschlecht der Henochiter, von Pallu das Geschlecht der Palluiter, Von Hezron das Geschlecht der Hezroniter, von Karmi das Geschlecht der Karmiter. Dies sind die Geschlechter der Rubeniter. Die Zahl ihrer Gemusterten betrug 43.730. Der Sohn Pallus war Eliab, Die Söhne Eliabs waren: Nemuël, Datan und Abiram. Datan und Abiram sind die von der Gemeindeversammlung Berufenen, die sich mit dem Anhang Korachs gegen Mose und Aaron auflehnten, als sie mit dem Herrn haderten. Die Erde tat ihren Mund auf und verschlang sie mit Korach, während der Anhang dadurch umkam, daß das Feuer die 250 Mann verzehrte, so daß sie zu einem abschreckenden Beispiel wurden. Die Söhne Korachs aber kamen nicht mit um. Folgende Geschlechter stammen von den Söhnen Simeons: Von Jemuël das Geschlecht der Jemuëliter, von Jamin das Geschlecht der Jaminiter, von Jachin das Geschlecht der Jachiniter, von Serach das Geschlecht der Serachiter, von Schaul das Geschlecht der Schauliter. Das waren die Geschlechter der Simeoniter, 22.200 Mann. Folgende Geschlechter stammen von den Söhnen Gads: Von Zifjon stammt das Geschlecht der Zifjoniter, von Haggi das Geschlecht der Haggiter, von Schuni das Geschlecht der Schuniter, von Osni das Geschlecht der Osniter, von Eri das Geschlecht der Eriter, von Arod das Geschlecht der Aroditer, von Areli das Geschlecht der Areliter. Das sind die Geschlechter der Söhne Gads, 40.500 Gemusterte. Die Söhne Judas waren Er und Onan; Er und Onan starben im Land Kanaan. Folgende Geschlechter stammen von den Söhnen Judas: Von Schela das Geschlecht der Schelaniter, von Perez das Geschlecht der Pereziter, von Serach das Geschlecht der Serachiter, Von Perez stammen Hezron - von diesem das Geschlecht der Hezroniter, sowie Hamul - von diesem das Geschlecht der Hamuliter. Das sind die Geschlechter Judas mit 76.500 Gemusterten. Folgende Geschlechter stammen von den Söhnen Issachars: Von Tola das Geschlecht der Tolaiter, von Puwa das Geschlecht der Puwaniter, von Jaschub das Geschlecht der Jaschubiter, von Schimron das Geschlecht der Schimroniter. Das sind die Geschlechter Issachars mit 64.500 Gemusterten. Folgende Geschlechter stammen von den Söhnen Sebulons: Von Sered stammt das Geschlecht der Serediter, von Elon das Geschlecht der Eloniter, von Jachleël das Geschlecht der Jachleëliter. Das sind die Geschlechter der Sebuloniter mit 60.500 Gemusterten. Folgende Geschlechter stammen von den Söhnen Josefs, Manasse und Efraim: Von Manasse stammt Machir, von dem das Geschlecht der Machiriter stammt. Machir war der Vater Gileads, von dem die Sippe der Gileaditer stammt. Folgende Geschlechter stammen von den Söhnen Gileads: Von Iëser das Geschlecht der Iësiter und von Helek das Geschlecht der Helekiter, von Asriël das Geschlecht der Asriëliter, von Schechem das Geschlecht der Schechemiter, von Schemida das Geschlecht der Schemidaïter, von Hefer das Geschlecht der Heferiter. Zelofhad, der Sohn Hefers, hatte keine Söhne, sondern nur Töchter; die Töchter Zelofhads hießen: Machla, Noa, Hogla, Milka und Tirza. Das sind die Geschlechter Manasses mit 52.700 Gemusterten. Folgende Geschlechter stammen von den Söhnen Efraims: Von Schutelach das Geschlecht der Schutelachiter, von Becher das Geschlecht der Becheriter, von Tahan das Geschlecht der Tahaniter. Von Schutelach stammt Eran und das Geschlecht der Eraniter. Das sind die Geschlechter der Efraimiter mit 32.300 Gemusterten. Das sind die Söhne Josefs nach ihren Geschlechtern. Folgende Geschlechter stammen von den Söhnen Benjamins: Von Bela stammt das Geschlecht der Belaiter, von Aschbel das Geschlecht der Aschbeliter, von Ahiram das Geschlecht der Ahiramiter, von Schufam das Geschlecht der Schufamiter; von Hufam das Geschlecht der Hufamiter. Die Söhne Belas waren Ard und Naaman; von Ard stammt das Geschlecht der Arditer, von Naaman das Geschlecht der Naamaniter. Das sind die Söhne Benjamins nach ihren Geschlechtern, und zwar 45.600 Gemusterte. Folgende Geschlechter stammen von den Söhnen Dans: Von Schuham das Geschlecht der Schuhamiter; das sind die Geschlechter Dans. Aus den Geschlechtern der Schuhamiter waren 64.400 Gemusterte. Folgende Geschlechter stammen von den Söhnen Aschers: Von Jimna das Geschlecht der Jimnaiter, von Jischwi das Geschlecht der Jischwiter, von Beria das Geschlecht der Beriaiter. Von Beria stammten Heber - von diesem das Geschlecht der Heberiter - und Malkiël - von diesem das Geschlecht der Malkiëliter. Die Tochter Aschers hieß Serach. Das sind die Geschlechter der Söhne Aschers mit 53.400 Gemusterten. Folgende Geschlechter stammen von den Söhnen Naftalis: Von Jachzeël das Geschlecht der Jachzeëliter, von Guni das Geschlecht der Guniter, von Jezer das Geschlecht der Jezeriter, von Schillem das Geschlecht der Schillemiter. Das sind die Geschlechter der Söhne Naftalis nach ihren Geschlechtern, und zwar 45.400 Gemusterte. Das sind die Söhne Israels mit 601.730 Gemusterten. Anweisung für die LandverteilungHierauf gab der Herr dem Mose folgende Anordnung: "An diese soll das Land nach der Kopfzahl zum Erbbesitz verteilt werden. Denen, die zahlreich sind, sollst du einen größeren Erbbesitz geben; denen, die kleiner sind, sollst du einen weniger großen Erbbesitz zuteilen. Jedem soll sein Erbbesitz nach der Zahl seiner Ausgemusterten zugewiesen werden. Doch soll das Land durch das Los verteilt werden. Nach dem Namen ihrer väterlichen Stämme sollen sie es in Besitz nehmen. Nach dem Los soll der Erbbesitz zwischen denen, die zahlreich, und denen, die kleiner sind, verteilt werden." Die Zählung der LevitenFolgendes sind die nach ihren Geschlechtern ausgemusterten Leviten: Von Gerschon stammt das Geschlecht der Gerschoniter, von Kehat das Geschlecht der Kehatiter, von Merari das Geschlecht der Merariter. Das sind die Geschlechter Levis: Das Geschlecht der Libniter, das Geschlecht der Hebroniter, das Geschlecht der Machliter, das Geschlecht der Muschiter, das Geschlecht der Korachiter. Kehat war der Vater Amrams. Die Frau Amrams hieß Jochebed, eine Tochter Levis, die dem Levi in Ägypten geboren wurde. Sie gebar dem Amram den Aaron und Mose und deren Schwester Mirjam. Dem Aaron wurden Nadab, Abihu, Eleasar und Itamar geboren. Nadab und Abihu starben, als sie ein unerlaubtes Feueropfer vor dem Herrn darbrachten. Die Zahl ihrer Ausgemusterten belief sich insgesamt auf 23.000 männliche Personen von einem Monat an und darüber. Sie waren nämlich nicht mit den übrigen Israeliten gemustert worden, weil ihnen kein Erbbesitz unter den Israeliten verliehen wurde. Dies sind die von Mose und dem Priester Eleasar Gemusterten. Diese musterten die Israeliten in den Steppen Moabs am Jordan, Jericho gegenüber. Unter diesen befand sich keiner mehr von denen, die durch Mose und den Priester Aaron gemustert worden waren, als diese die Israeliten in der Wüste Sinai einer Musterung unterzogen. Der Herr hatte ihnen ja angekündigt, daß sie in der Wüste sterben sollten. Keiner von ihnen war übriggeblieben außer Kaleb, dem Sohn Jefunnes, und Josua, dem Sohn Nuns. Der Landbesitz der ErbtöchterEines Tages erschienen die Töchter Zelofhads, eines Nachkommens Hefers, Gileads, Machirs und Manasses aus den Geschlechtern Manasses, der ein Sohn Josefs war. Die Töchter hießen Machla, Noa, Hogla, Milka und Tirza. Sie traten vor Mose und den Priester Eleasar und die Stammesfürsten und die ganze Gemeinde am Eingang des Offenbarungszeltes und sagten: "Unser Vater ist in der Wüste gestorben. Doch gehörte er nicht zur Rotte derer, die sich mit der Rotte Korachs gegen den Herrn zusammentaten, sondern er starb um seiner eigenen Sünde willen. Er hatte aber keine Söhne. Soll nun der Name unseres Vater aus seinem Geschlecht verschwinden, weil er keinen Sohn hat? Gib uns Erbbesitz unter den Brüdern unseres Vaters!" Da brachte Mose ihre Rechtssache vor den Herrn, und der Herr gab Mose folgenden Bescheid: "Die Töchter Zelofhads sind mit Recht vorstellig geworden. Gib ihnen ohne Bedenken einen Erbbesitz inmitten der Brüder ihres Vaters! Laß den Besitz ihres Vaters auf sie übergehen! Den Israeliten aber gib folgende Verordnung: Wenn jemand stirbt, ohne einen Sohn zu hinterlassen, sollt ihr seinen Erbbesitz auf seine Töchter übergehen lassen. Hat er aber keine Tochter, sollt ihr seinen Erbbesitz seinen Brüdern übergeben. Hat er aber auch keine Brüder, sollt ihr seinen Erbbesitz den Brüdern seines Vater geben. Hat sein Vater keine Brüder, sollt ihr seinen Erbbesitz seinem nächsten Blutsverwandten aus seinem Geschlecht geben, damit er ihn in Besitz nimmt. Dies gelte für die Israeliten als Gesetz, wie der Herr dem Mose befohlen hat." Einsetzung Josuas als Nachfolger des MoseEines Tage gebot der Herr dem Mose: "Steige dort auf das Abarimgebirge und schau dir das Land an, das ich den Israeliten verliehen habe! Wenn du es dir angesehen hast, sollst auch du zu deinen Vorfahren versammelt werden, wie vordem dein Bruder Aaron zu ihnen aufgenommen wurde. Ihr seid ja in der Wüste Zin, als die Gemeinde sich auflehnte, meinem Befehl, mich vor ihnen durch das Wasserwunder zu verherrlichen, nicht nachgekommen." Das ist das Haderwasser von Kadesch in der Wüste Zin. Nun bat Mose den Herrn: "Der Herr, der Gott alles Lebensodems in jedem Leib, wolle einen Mann über die Gemeinde bestellen, der an ihrer Spitze aus- und einzieht, der sie heraus- und hereinführt, damit die Gemeinde des Herrn nicht Schafen gleicht, die keinen Hirten haben." Der Herr antwortete Mose: "Laß Josua, den Sohn Nuns, zu dir kommen, einen Mann, in dem Geist ist! Lege ihm deine Hand auf, stelle ihn dem Priester Eleasar und der ganzen Gemeinde vor und setze ihn vor ihren Augen in sein Amt ein! Überlasse ihm einen Teil deiner Amtsbefugnisse, damit die ganze Gemeinde der Israeliten ihm gehorsam sei! Doch soll er dem Priester Eleasar darin untergeordnet sein, daß dieser für ihn die Urim vor dem Herrn befragen muß. Nur nach dessen Weisung soll er mit allen Israeliten und der ganzen Volksgemeinde in den Kampf ausziehen und nach dessen Weisung wieder heimkehren." Mose tat, wie ihm der Herr befohlen hatte. Er ließ Josua kommen und stellte ihn dem Priester Eleasar und der ganzen Gemeinde vor, legte ihm seine Hände auf und setzte ihn in sein Amt ein, wie der Herr es durch Mose angeordnet hatte. NACHTRÄGE ZUM KULTUSGESETZDas tägliche OpferDer Herr gebot Mose: "Gib den Israeliten folgende Verordnungen: Bringt mir gewissenhaft zur bestimmten Zeit meine Opfergaben dar, meine Feueropferspeisen zu lieblichem Geruch für mich! Sage ihnen: Dies sind die Feueropfer, die ihr dem Herrn darbringen sollt: täglich zwei fehlerlose, einjährige Lämmer als regelmäßiges Brandopfer. Das eine Lamm richte am Morgen, das andere gegen Abend her; dazu ein Zehntel Efa Feinmehl, das mit einem Viertel Hin Öl aus zerstoßenen Oliven angerührt ist, als Speiseopfer. Das ist das regelmäßige Brandopfer, das schon am Sinai als Feueropfer zu lieblichem Geruch dem Herrn dargebracht wurde. Als Trankopfer komme zu jedem Lamm ein Viertel Hin. Spende das Weinopfer dem Herrn im Heiligtum! Das zweite Lamm richte gegen Abend her! Bringe es mit einem Speiseopfer wie am Morgen und mit dem zugehörigen Trankopfer als ein Feueropfer zu lieblichem Geruch für den Herrn dar! Das SabbatopferAm Sabbat sind zwei einjährige, fehlerlose Lämmer und zwei Zehntel mit Öl angerührtes Feinmehl als Speiseopfer mit dem zugehörigen Trankopfer darzubringen. Das ist das Sabbatbrandopfer, das an jedem Sabbat neben dem regelmäßigen Brandopfer und dem zugehörigen Trankopfer dargebracht werden muß. Das NeumondopferAm ersten Tag des Monats sollt ihr dem Herrn als Brandopfer darbringen: zwei junge Stiere, einen Widder und sieben einjährige, fehlerlose Lämmer,  zu jedem Stier drei Zehntel mit Öl angerührtes Feinmehl als Speiseopfer, und zum Widder zwei Zehntel mit Öl angerührtes Feinmehl als Speiseopfer, und zu jedem Lamm ein Zehntel mit Öl angerührtes Feinmehl als Speiseopfer. Das ist ein Brandopfer voll lieblichen Geruchs, ein Feueropfer für den Herrn. Die zugehörigen Trankopfer bestehen in einem halben Hin Wein auf jeden Stier, in einem Drittel Hin auf den Widder, in einem Viertel Hin auf das Lamm. Das ist das Neumondsbrandopfer, das bei jedem Neumond des Jahres, Monat für Monat, dargebracht werden muß. Außerdem soll neben dem regelmäßigen Brandopfer und dem zugehörigen Trankopfer noch ein Ziegenbock dem Herrn als Sündopfer dargebracht werden. Die Opfer am Fest der ungesäuerten BroteAm vierzehnten Tag des ersten Monats soll zu Ehren des Herrn das Paschafest begangen werden. Am 15. Tag dieses Monats findet eine Festfeier statt. Sieben Tage soll ungesäuertes Brot gegessen werden. Am ersten Tag wird am Heiligtum eine Festversammlung abgehalten. Da dürft ihr keinerlei Werktagsarbeit verrichten. Bringt als Brandopfer, das im Feuer aufgeht, zwei junge Stiere, einen Widder und sieben einjährige Lämmer dar, die keinen Fehler haben dürfen; dazu als zugehöriges Speiseopfer Feinmehl, das mit Öl angerührt ist! Drei Zehntel sollt ihr zu dem Stier und zwei Zehntel zu dem Widder verwenden. Ein Zehntel sollte ihr für jedes von den sieben Lämmern gebrauchen. Dazu komme ein Ziegenbock als Sündopfer, um euch Sühne zu erwirken. Bringt dies alles dar neben dem Morgenbrandopfer, das das regelmäßige Brandopfer bildet! Diese Opfer sollt ihr sieben Tage lang Tag für Tag darbringen als eine Feueropferspeise voll lieblichen Geruchs für den Herrn. Sie sind neben dem regelmäßigen Brandopfer und dem zugehörigen Trankopfer herzurichten. Am siebten Tag sollt ihr wieder eine Festversammlung am Heiligtum abhalten. Da dürft ihr keinerlei Werktagsarbeit verrichten. Die Opfer am ErntefestHaltet auch am Tag der Erstlinge, wenn ihr am Wochenfest dem Herrn ein Speiseopfer vom neuen Getreide darbringt, eine Festversammlung am Heiligtum! Ihr dürft da keinerlei Werktagsarbeit verrichten. Als Brandopfer zu lieblichem Geruch für den Herrn sollt ihr darbringen: zwei junge Stiere, einen Widder und sieben einjährige Lämmer; dazu als zugehöriges Speiseopfer Feinmehl, das mit Öl angerührt ist, drei Zehntel zu jedem Stier, zwei Zehntel zu dem Widder und ein Zehntel zu jedem von den sieben Lämmern, ferner einen Ziegenbock, um euch Sühne zu erwirken. Bringt all dies neben dem regelmäßigen Brandopfer und dem zugehörigen Speiseopfer - fehlerlose Tiere müssen es sein - und den erforderlichen Trankopfern dar! Die Opfer am NeujahrstagHaltet auch am ersten Tag des siebten Monats eine Festversammlung am Heiligtum ab! Ihr dürft da keinerlei Werksarbeit verrichten. An diesem Tag sollt ihr die Posaunen blasen. Als Brandopfer zu lieblichem Geruch für den Herrn sollt ihr darbringen: einen jungen Stier, einen Widder, sieben einjährige, fehlerlose Lämmer, dazu als zugehöriges Speiseopfer Feinmehl, das mit Öl angerührt ist, drei Zehntel zu dem Stier, zwei Zehntel zu dem Widder und ein Zehntel zu jedem von den sieben Lämmern, ferner einen Ziegenbock als Sündopfer, um euch Sühne zu erwirken, außer dem Neumondbrandopfer mit dem zugehörigen Speiseopfer und dem regelmäßigen Brandopfer mit dem zugehörigen Speiseopfer und den zugehörigen Trankopfern, wie sie vorgeschrieben sind, als ein Feueropfer voll lieblichen Geruchs für den Herrn. Die Opfer am großen VersöhnungstagAuch am zehnten Tag dieses siebten Monats soll ihr am Heiligtum eine Festversammlung halten und fasten. Ihr dürft da keinerlei Arbeit verrichten. Als Brandopfer zu lieblichem Geruch für den Herrn sollt ihr darbringen: einen jungen Stier, einen Widder, sieben einjährige, fehlerlose Lämmer, dazu als zugehöriges Speiseopfer Feinmehl, das mit Öl angerührt ist, drei Zehntel zu dem Stier, zwei Zehntel zu dem Widder und ein Zehntel zu jedem von den sieben Lämmern, ferner einen Ziegenbock als Sündopfer außer dem Versöhnungssündopfer und dem regelmäßigen Brandopfer mit dem zugehörigen Speiseopfer und den erforderlichen Trankopfern. Die Opfer am LaubhüttenfestAuch am 15. Tag des siebten Monats sollt ihr am Heiligtum eine Festversammlung abhalten. Ihr dürft da keinerlei Werktagsarbeit verrichten, sondern sollt zu Ehren des Herrn ein Fest von sieben Tagen feiern. Als Brandopfer, das dem Feuer zu lieblichem Geruch für den Herrn übergeben wird, sollt ihr darbringen: dreizehn junge Stiere, zwei Widder, und vierzehn einjährige Lämmer. Es dürfen nur fehlerlose Tiere sein. Dazu als zugehöriges Speiseopfer Feinmehl, das mit Öl angerührt ist, drei Zehntel für jeden von den dreizehn Stieren, zwei Zehntel zu jedem von den Widdern und ein Zehntel zu jedem von den vierzehn Lämmern, ferner einen Ziegenbock als Sündopfer neben dem regelmäßigen Brandopfer mit dem zugehörigen Speise- und Trankopfer. Am zweiten Tag: zwölf junge Stiere, zwei Widder, vierzehn einjährige, fehlerlose Lämmer, dazu das zugehörige Speiseopfer und die erforderlichen Trankopfer zu den Stieren, Widdern und Lämmern nach ihrer Zahl, wie es vorgeschrieben ist; ferner einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem regelmäßigen Brandopfer mit dem zugehörigen Speiseopfer und den erforderlichen Trankopfern. Am dritten Tag elf junge Stiere, zwei Widder, vierzehn einjährige, fehlerlose Lämmer, dazu das zugehörige Speiseopfer und die erforderlichen Trankopfer zu den Stieren, Widdern und Lämmern nach ihrer Zahl, wie es vorgeschrieben ist; ferner einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem regelmäßigen Brandopfer mit dem zugehörigen Speise- und Trankopfer. Am vierten Tag zehn junge Stiere, zwei Widder, vierzehn einjährige, fehlerlose Lämmer, dazu das zugehörige Speiseopfer und die erforderlichen Trankopfer zu den Stieren, Widdern und Lämmern nach ihrer Zahl, wie es vorgeschrieben ist; ferner einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem regelmäßigen Brandopfer mit dem zugehörigen Speise- und Trankopfer. Am fünften Tag neun junge Stiere, zwei Widder, vierzehn einjährige, fehlerlose Lämmer, dazu das zugehörige Speiseopfer und die erforderlichen Trankopfer zu den Stieren, Widdern und Lämmern nach ihrer Zahl, wie es vorgeschrieben ist; ferner einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem regelmäßigen Brandopfer mit dem zugehörigen Speise- und Trankopfer. Am sechsten Tag acht junge Stiere, zwei Widder, vierzehn einjährige, fehlerlose Lämmer, dazu das zugehörige Speiseopfer und die erforderlichen Trankopfer zu den Stieren, Widdern und Lämmern nach ihrer Zahl, wie es vorgeschrieben ist; ferner einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem regelmäßigen Brandopfer mit dem zugehörigen Speise- und Trankopfer. Am siebten Tag sieben junge Stiere, zwei Widder, vierzehn einjährige, fehlerlose Lämmer, dazu das zugehörige Speiseopfer und die erforderlichen Trankopfer zu den Stieren, Widdern und Lämmern nach ihrer Zahl, wie es vorgeschrieben ist; ferner einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem regelmäßigen Brandopfer mit dem zugehörigen Speise- und Trankopfer. Am achten Tag sollt ihr wieder eine Festversammlung halten. Ihr dürft da keine Werktagsarbeit verrichten. Als Brandopfer, das zu lieblichem Geruch für den Herrn dem Feuer übergeben wird, sollt ihr darbringen: einen jungen Stier, einen Widder, sieben einjährige, fehlerlose Lämmer, dazu das zugehörige Speiseopfer und die erforderlichen Trankopfer zu dem Stier, dem Widder und den Lämmern nach ihrer Zahl, wie es vorgeschrieben ist; ferner einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem regelmäßigen Brandopfer mit dem zugehörigen Speise- und Trankopfer. Das sollt ihr dem Herrn an euren Festzeiten darbringen, abgesehen von dem, was ihr infolge von Gelübden oder als freiwillige Gaben an Brandopfern, Speiseopfern, Trankopfern oder Friedopfern darbringen werdet." So gab denn Mose den Israeliten Anweisungen, ganz wie der Herr dem Mose geboten hatte. Die Gültigkeit von GelübdenHierauf sagte der Herr zu den Stammeshäuptern der Israeliten: "Folgendes befiehlt der Herr: Wenn ein Mann dem Herrn ein Gelübde macht oder einen Eid schwört, durch den er sich zu einer Enthaltung verpflichtet, so soll er sein Wort nicht brechen, sondern alles, was er versprochen hat, halten. Wenn eine Frau, die in ledigem Stand im Haus ihres Vaters lebt, dem Herrn ein Gelübde macht oder sich zu einer Enthaltung verpflichtet, und ihr Vater von ihrem Gelübde oder der Enthaltung, zu der sie sich verpflichtet hat, erfährt, und wenn ihr Vater dazu schweigt, sollen alle ihre Gelübde gültig sein und jede Enthaltung, zu der sie sich verpflichtet hat, zu Recht bestehen. Sobald aber ihr Vater davon hört und ihr gegenüber Einspruch erhebt, sind alle ihre Gelübde und die Enthaltungen, zu denen sie sich verpflichtet hat, ungültig, und der Herr wird ihr verzeihen, weil ihr Vater ihr gegenüber Einspruch erhoben hat. Wenn sie sich aber verheiraten sollte, solange noch ein Gelübde oder ein unbedachtes Versprechen, durch das sie sich verpflichtet hat, sie binden, und ihr Mann erfährt davon, läßt sie aber gewähren, nachdem er davon gehört hat, sind ihre Gelübde gültig, und die Enthaltungen, zu denen sie sich verpflichtet hat, bestehen zu Recht. Wenn aber ihr Mann, sobald der davon erfährt, ihr gegenüber Einspruch erhebt, so macht er damit das Gelübde, das sie bindet, und das unbedachte Versprechen, durch das sie sich zu einer Enthaltung verpflichtet hat, ungültig, und der Herr wird ihr verzeihen. Das Gelübde einer Witwe oder einer Geschiedenen, überhaupt jede Verpflichtung, die sie auf sich genommen hat, ist für sie verbindlich. Hat aber eine Frau, die schon im Haus ihres Mannes lebt, ein Gelübde gemacht oder sich durch einen Eid zu einer Enthaltung verpflichtet, und ihr Mann hört davon und schweigt ihr gegenüber, ohne bei ihr Einspruch zu erheben, so sind alle ihre Gelübde, gültig, und jede Enthaltung, zu der sie sich verpflichtet hat, besteht zu Recht. Wenn aber ihr Mann, sobald er davon erfährt, sie für ungültig erklärt, hat nichts von dem, was sie versprochen hat, seien es Gelübde oder Enthaltungsverpflichtungen, für sie Gültigkeit. Da ihr Mann sie für ungültig erklärt hat, wird der Herr es ihr nachsehen. Jedes Gelübde und jeden Eid, die zu einer Selbstkasteiung verpflichten, kann ihr Mann für gültig oder für ungültig erklären.  Wenn nämlich ihr Mann von einem Tag zum anderen ihr gegenüber stillschweigt, macht er damit alle ihre Gelübde oder alle die Enthaltungsverpflichtungen, die sie binden, gültig. Er hat sie dadurch gültig gemacht, daß er ihr gegenüber schwieg, als er davon erfuhr. Wenn er sie aber aufheben will, nachdem er schon längere Zeit davon gehört hat, lädt er damit die ihr erwachsende Verschuldung auf sich." Das sind die Rechtsbestimmungen, die der Herr dem Mose gegeben hat, zur Regelung des Verhältnisses zwischen Mann und Frau, zwischen Vater und Tochter, die in ledigem Stand im Haus ihres Vaters lebt. VERORDNUNGEN ANLÄSSLICH DES MIDIANITERKRIEGESDer KriegszugDer Herr gebot dem Mose: "Nimm für die Israeliten Rache an den Midianitern! Danach wirst du zu deinen Vorfahren abberufen werden." Da befahl Mose dem Volk: "Rüstet euch Männer aus eurer Mitte zu einem Kriegszug gegen die Midianiter aus, um die Rache des Herrn an den Midianitern zu vollstrecken! Entsendet zu dem Kriegszug je tausend Mann aus allen Stämmen Israels!" So wurden denn aus jedem israelitischen Stamm je tausend Mann ausgehoben, im ganzen 12.000 Krieger. Mose schickte dann die tausend Mann aus jedem Stamm zum Kriegszug aus, und mit ihnen sandte er auch Pinhas, den Sohn des Priesters Eleasar, ins Feld. Der führte die heiligen Geräte und die Lärmtrompeten mit sich.  So zogen sie gegen die Midianiter in den Krieg, wie der Herr dem Mose geboten hatte, und machten alle männlichen Personen nieder. Unter denen, die sie erschlagen hatten, befanden sich auch die Könige Ewi, Rekem, Zur, Hur und Reba, die fünf Könige von Midian. Auch Bileam, den Sohn Beors, erschlugen sie mit dem Schwert. Dann nahmen die Israeliten die Frauen und Kinder der Midianiter gefangen, erbeuteten ihr gesamtes Last- und Herdenvieh und ihre ganze Habe, steckten alle Städte, die sie bewohnten, und alle ihre Zeltlager in Brand, nahmen den ganzen Raub und die gesamte Beute an Menschen und Vieh und brachten die Gefangenen, die Beute und den Raub zu Mose, zum Priester Eleasar und zur israelitischen Gemeinde ins Lager in den Steppen Moabs, die am Jordan bei Jericho liegen. Anweisung über die Behandlung der KriegsgefangenenMose, der Priester Eleasar und sämtliche Fürsten der Gemeinde gingen ihnen vor das Lager hinaus entgegen. Mose aber zürnte den Heerführern, den Hauptleuten über die Tausend- und Hundertschaften, die vom Kriegszug heimkehrten. Mose fuhr sie an: "Habt ihr denn alle weiblichen Personen am Leben gelassen? Sie gerade sind es gewesen, die auf den Rat Bileams die Israeliten verführt haben, um Pegors willen vom Herrn abzufallen, so daß die Heimsuchung über die Gemeinde des Herrn kam. So tötet nun alle männlichen Kinder und alle Ehefrauen! Alle jungen Mädchen aber, die noch unverehelicht sind, laßt für euch am Leben! ReinigungsvorschriftenBleibt sieben Tage lang außerhalb des Lagers! Da jeder von euch andere getötet und Leichen angerührt hat, so müßt ihr euch am dritten und siebten Tag mit euren Gefangenen entsündigen. Auch alle Kleider, alle Ledergegenstände, alles, was aus Ziegenhaar gefertigt ist, sowie alle hölzernen Geräte müßt ihr entsündigen." Der Priester Eleasar sagte zu den Kriegsleuten, die den Kriegszug mitgemacht hatten: "Dieses ist die Gesetzesbestimmung, die der Herr dem Mose aufgetragen hat: Ihr müßt das Gold Silber, Kupfer, Eisen, Zinn und Blei, überhaupt alles, was Feuer verträgt, durchs Feuer ziehen; dann wird es rein. Dazu muß es jedoch noch mit Reinigungswasser entsündigt werden. Alles aber, was kein Feuer verträgt, müßt ihr durchs Wasser ziehen. Wascht dann am siebten Tag eure Kleider, so werdet ihr wieder rein sein und dürft danach wieder ins Lager zurückkehren." Die Verteilung der lebenden BeuteHierauf gebot der Herr dem Mose: "Nimm mit dem Priester Eleasar und den Stammeshäuptlingen der Gemeinde eine Zählung der Beute vor, die an Menschen und Vieh eingebracht wurde! Teile die Beute zur Hälfte denen zu, die am Kriegszug teilgenommen haben und mit ins Feld gezogen sind, und zur anderen Hälfte der ganzen übrigen Gemeinde! Dann erhebe von den Kriegsleuten, die ins Feld gezogen sind, eine Abgabe für den Herrn, nämlich ein Stück auf je fünfhundert, von den Menschen, Rindern, Eseln, und Schafen! Nehmt sie von der ihnen gehörenden Hälfte und übergebt sie dem Priester Eleasar als Hebeopfer für den Herrn! Von der den Israeliten gehörenden Hälfte sollst du von den Menschen, von Rindern, Eseln und Schafen, kurz von dem gesamten Vieh, immer ein Stück aus fünfzig herausgreifen und sie den Leviten abliefern, die den Dienst an der Wohnung des Herrn zu besorgen haben." Mose und der Priester Eleasar taten, wie der Herr dem Mose befohlen hatte. Die Beute, die noch von dem, was das Kriegsvolk erbeutet hatte, vorhanden war, belief sich auf 675.000 Schafe, 72.000 Rinder, und 61.000 Esel, an Menschen, d.h. an Mädchen, die noch mit keinem Mann verehelicht waren, auf 32.000 Personen. Die Hälfte davon, die denen zukam, die ins Feld gezogen waren, betrug 337.500 Schafe, und die Abgabe an Schafen für den Herrn 675 Stück, ferner 36.000 Rinder und die Abgabe davon für den Herrn 72 Stück, dazu 30.500 Esel und die Abgabe davon für den Herrn 61 Stück, endlich 16.000 Menschen und die Abgabe davon für den Herrn 32 Personen. Mose übergab die zum Hebeopfer für den Herrn bestimmte Abgabe dem Priester Eleasar, wie der Herr dem Mose geboten hatte. Von der den Israeliten zufallenden Hälfte, die Mose von dem Anteil der Kriegsleute abgesondert hatte, - diese der Gemeinde zufallende Hälfte betrug 337.500 Schafe, 36.000 Rinder, 30.500 Esel und 16.000 Menschen, - von der den Israeliten zufallenden Hälfte also nahm Mose immer ein Stück, das er aus fünfzig herausgriff, von den Menschen wie vom Vieh, und übergab sie den Leviten, die den Dienst an der Wohnung des Herrn zu verrichten hatten, wie der Herr dem Mose geboten hatte. Die Weihegeschenke der AnführerNun traten die Heerführer, die Hauptleute der Tausend- und Hundertschaften an Mose heran und sagten zu Mose: "Deine Knechte haben die Zählung der Kriegsleute, die unter unserem Befehl standen, vorgenommen. Kein einziger von unseren Leuten ist dabei vermißt worden. Darum bringen wir, um uns vor dem Herrn zu entsühnen, als Opfergabe für den Herrn dar, was jeder an Goldschmuck erbeutet hat: Armketten, Armspangen, Fingerringe, Ohrringe und Geschmeide." Mose und der Priester Eleasar nahmen das Gold, das in allerlei kunstvoll gearbeiteten Gegenständen bestand, von ihnen in Empfang. Das gesamte Gold, das die Hauptleute der Tausend- und Hundertschaften als Hebeopfer für den Herrn abgaben, betrug 16.750 Schekel. Die gemeinen Kriegsleute aber hatten jeder für sich Beute gemacht. Mose und der Priester Eleasar nahmen das Gold der Hauptleute über die Tausend- und Hundertschaften und brachten es in das Offenbarungszelt, damit es dort den Israeliten vor dem Herrn zum gnädigen Gedächtnis diene. DIE VERETEILUNG DES OSTJORDANLANDESDie Bitte der Gaditer und Rubeniter um LandbesitzDie Rubeniter und die Gaditer hatten einen sehr großen Viehbestand. Als sie nun sahen, daß das Gebiet von Jaser und Gilead Gegenden waren, die zur Viehzucht geeignet seien, gingen die Gaditer und Rubeniter hin und sagten zu Mose, zum Priester Eleasar und zu den Häuptern der Gemeinde: "Atarot, Dibon, Jaser, Nimra, Heschbon, Elale, Sibma, Nebo und Beon, das Land, das der Herr der israelitischen Gemeinde unterworfen hat, ist zur Viehzucht wohlgeeignet, und deine Knechte besitzen viel Vieh." Dann fuhren sie fort: "Wenn wir Gnade in deinen Augen gefunden haben, so möge dieses Land deinen Knechten als Erbbesitz überlassen werden. Laß uns nicht mit über den Jordan ziehen!" Die Einwände des MoseMose antwortete den Gaditern und Rubenitern: "Eure Brüder sollen also in den Kampf ziehen, und ihr wollt hier ruhig sitzenbleiben? Wozu wollt ihr den Israeliten den Mut nehmen, in das Land zu ziehen, das der Herr ihnen verliehen hat? So haben es schon eure Väter gemacht, als ich sie von Kadesch-Barnea aussandte, das Land zu besichtigen. Sie zogen hinauf bis zum Traubental, sahen sich das Land an und nahmen dann den Israeliten den Mut, so daß diese nicht in das Land gehen wollten, das der Herr ihnen verliehen hatte. An jenem Tag geriet der Herr in Zorn und schwur: Die Männer, die im Alter von zwanzig Jahren an und darüber aus Ägypten gezogen sind, sollen das Land nicht zu sehen bekommen, das ich Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen habe; denn sie haben mir nicht vollkommenen Gehorsam bewiesen, außer dem Kenasiter Kaleb, dem Sohn Jefunnes, und Josua, dem Sohn Nuns. Denn diese haben dem Herrn vollen Gehorsam geleistet. So entbrannte also der Zorn des Herrn über Israel. Er ließ sie vierzig Jahre in der Wüste umherirren, bis das ganze Geschlecht, das sich gegen den Herrn vergangen hatte, ausgestorben war. Nun seid ihr an Stelle eurer Väter getreten, eine Brut von Sündern, um den glühenden Zorn des Herrn gegen Israel noch mehr zu steigern. Wenn ihr euch von ihm abwendet, wird er das Volk noch länger in der Wüste warten lassen. Ihr werdet so das ganze Volk zugrunde richten." Die Antwort der Rubeniter und GaditerDa traten sie zu ihm heran und sagten: "Wir wollen hier nur Hürden für unsere Herden und Städte für unsere Frauen und Kinder bauen. Wir selbst aber wollen kampfgerüstet an der Spitze der Israeliten einherziehen, bis wir sie in ihre Wohnsitze gebracht haben. Unterdessen sollen unsere Frauen und Kinder wegen der Bewohner des Landes in den festen Plätzen bleiben. Nicht eher wollen wir zu unseren Häusern zurückkehren, als bis sämtliche Israeliten ihren Erbbesitz erhalten haben. Wir bekommen ja zusammen mit ihnen jenseits des Jordan und weiterhin keinen Erbbesitz, weil uns unser Erbbesitz östlich vom Jordan zugefallen ist." Die bedingungsweise Zusage des GebietesMose antwortete ihnen: "Wenn ihr das tut, daß ihr vor dem Herrn als Krieger in den Kampf zieht, und alle eure Krieger im Angesicht des Herrn den Jordan überschreiten, bis er seine Feinde vor sich her vertrieben hat, und ihr erst heimkehrt, wenn das Land mit Hilfe des Herrn unterworfen ist, so seid ihr dem Herrn und Israel gegenüber wieder frei, und dieses Land soll euch als Erbbesitz vor dem Herrn zuteil werden. Wenn ihr aber nicht so handelt, so versündigt ihr euch gegen den Herrn und werdet die Folgen eurer Sünde zu spüren bekommen. So baut euch denn feste Plätze für eure Frauen und Kinder und Hürden für euer Vieh! Tut aber auch, was ihr versprochen habt!" Die Annahme der BedingungDarauf entgegneten die Gaditer und Rubeniter dem Mose: "Deine Knechte werden tun, wie du, o Herr, befiehlst. Unsere Kinder und Frauen, unser Vieh und alle unsere Lasttiere sollen hier in den festen Plätzen Gileads bleiben. Aber deine Knechte ziehen alle, soweit sie kriegsfähig sind, vor dem Herrn her zum Kampf hinüber, wie du, o Herr, befohlen hast." Hierauf gab Mose ihretwegen dem Priester Eleasar und Josua, dem Sohn Nuns, und den Stammeshäuptern der Israeliten Anweisung. Mose sagte ihnen: "Wenn all die Kriegsleute der Gaditer und Rubeniter mit euch vor dem Herrn zum Kampf über den Jordan ziehen, so gebt ihnen, wenn euch das Land unterworfen ist, das Gebiet von Gilead zum Erbbesitz! Gehen aber die Krieger nicht mit euch hinüber, so sollen sie bei euch in Kanaan angesiedelt werden!" Da antworteten die Gaditer und Rubeniter: "Wie der Herr deinen Knechten geboten hat, so wollen wir tun. Wir Kriegsleute werden vor dem Herrn nach Kanaan hinüberziehen, damit uns unser Erbbesitz jenseits des Jordan verbleibt." So verlieh Mose den Gaditern, Rubenitern und dem halben Stamm Manasses, des Sohnes Josefs, das Reich des Amoriterkönigs Sihon und das Reich des Königs Og von Baschan, das Land mit den darinliegenden Städten samt ihren Bezirken, die Städte ringsum im Land. Nun bauten die Gaditer Dibon, Atarot, Aroër, Atrot-Schofan, Jaser, Jogboha, Bet-Nimra und Bet-Haram wieder auf, feste Städte und Hürden für das Vieh. Die Rubeniter bauten Heschbon, Elale, Kirjatajim, Nebo und Baal-Meon - denen sie andere Namen gaben - und Sibma wieder auf und gaben den Städten, die sie wieder aufbauten, Namen. Eroberungen der ManassiterDie Söhne Machirs, des Sohnes Manasses, zogen nach Gilead, eroberten es und vertrieben die Amoriter, die dort ansässig waren. Mose gab dann Gilead dem Machir, dem Sohn Manasses, und er ließ sich darin nieder. Jaïr, der Sohn Manasses, zog ebenfalls aus, eroberte ihre Zeltdörfer und nannte sie Hawot-Jaïr (Zeltdörfer Jaïrs). Auch Nobach rückte aus, nahm Kenat mit den zugehörigen Ortschaften ein und benannte es nach seinem Namen "Nobach". DIE LAGERSTÄTTEN DER ISRAELITENVon Ramses nach der Wüste SinaiFolgendes sind die Züge der Israeliten, nachdem sie mit ihren Heerscharen unter Führung von Mose und Aaron aus Ägypten ausgezogen waren.  Mose schrieb die Orte auf, von denen auf Befehl des Herrn ihre Wanderzüge erfolgten. Folgendes sind ihre Züge von einem Aufbruchsort zum anderen. Sie brachen von Ramses am 15. Tag des elften Monats auf. Am Tag nach dem Pascha zogen die Israeliten kampfesmutig vor den Augen aller Ägypter aus, während die Ägypter ihre Erstgeborenen begruben, die der Herr alle bei ihnen hatte sterben lassen. Denn der Herr hatte an ihren Göttern ein Strafgericht vollzogen. Die Israeliten brachen also von Ramses auf und lagerten sich in Sukkot. Von Sukkot brachen sie auf und lagerten sich in Etam, das am Rand der Wüste liegt. Von Etam brachen sie auf und wandten sich nach Pi-Hahirot, das Baal-Zefon gegenüberliegt, und lagerten sich vor Migdol. Von Pi-Hahirot brachen sie auf und zogen mitten durch das Meer in die Wüste und wanderten drei Tage lang durch die Wüste Etam und lagerten sich in Mara. Von Mara brachen sie auf und kamen nach Elim. In Elim waren zwölf Wasserquellen und siebzig Palmen, und sie lagerten sich daselbst. Von Elim brachen sie auf und lagerten sich am Schilfmeer. Vom Schilfmeer brachen sie auf und lagerten sich in der Wüste Sin. Aus der Wüste Sin brachen sie auf und lagerten sich in Dofka. Von Dofka brachen sie auf und lagerten in Alusch. Von Alusch brachen sie auf und lagerten sich in Refidim. Von Refidim brachen sie auf und lagerten sich in der Wüste Sinai. Von der Wüste Sinai bis Ezjon-GeberAus der Wüste Sinai brachen sie auf und lagerten sich in Kibrot-Taawa. Von Kibrot-Taawa brachen sie auf und lagerten sich in Hazerot. Von Hazerot brachen sie auf und lagerten sich Ritma. Von Ritma brachen sie auf und lagerten sich in Rimmon-Perez. Von Rimmon-Perez brachen sie auf und lagerten sich in Libna. Von Libna brachen sie auf und lagerten sich in Rissa. Von Rissa brachen sie auf und lagerten sich Kehelata. Von Kehelata brachen sie auf und lagerten sich am Berg Schefer. Vom Berg Schefer brachen sie auf und lagerten sich in Harada. Von Harada brachen sie auf und lagerten sich in Makhelot. Von Makhelot brachen sie auf und lagerten sich in Tahat. Von Tahat brachen sie auf und lagerten sich in Terach. Von Terach brachen sie auf und lagerten sich in Mitka. Von Mitka brachen sie auf und lagerten sich in Haschmona. Von Haschmona brachen sie auf und lagerten sich in Moserot. Von Moserot brachen sie auf und lagerten sich in Bene-Jaakan. Von Bene-Jaakan brachen sie auf und lagerten sich in Hor-Gidgad. Von Hor-Gidgad brachen sie auf und lagerten sich in Jotbata. Von Jotbata brachen sie auf und lagerten sich in Abrona. Von Abrona brachen sie auf und lagerten sich in Ezjon-Geber. Rückzug von Ezjon-Geber nach dem Berg HorVon Ezjon-Geber brachen sie auf und lagerten sich in der Wüste Zin, das ist Kadesch. Von Kadesch brachen sie auf und lagerten sich am Berg Hor an der Grenze von Edom. Der Priester Aaron ging auf Befehl des Herrn auf den Berg Hor und starb daselbst im vierzigsten Jahr nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten, am ersten Tag des fünften Monats. Aaron war 120 Jahre alt, als er auf dem Berg Hor starb. Der Kanaaniter, der König von Arad, der im Süden Kanaans wohnte, hörte von der Ankunft der Israeliten. Vom Hor zu den Steppen MoabsVom Berg Hor brachen sie auf und lagerten in Zalmona. Von Zalmona brachen sie auf und lagerten in Punon. Von Punon brachen sie auf und lagerten in Obot. Von Obot brachen sie auf und lagerten in Ije-Abarim an der Grenze von Moab. Von Ije-Abarim brachen sie auf und lagerten in Dibon-Gad. Von Dibon-Gad brachen sie auf und lagerten sich in Almon-Diblatajim. Von Almon-Diblatajim brachen sie auf und lagerten sich am Abarimgebirge, Nebo gegenüber. Vom Abarimgebirge brachen sie auf und lagerten sich in den Steppen Moabs am Jordan bei Jericho Ihr Lager erstreckte sich am Jordan von Bet-Jeschimot bis Abel-Schittim in den Steppen von Moab. Anweisungen über die Eroberung und Verteilung Kanaans - Die Verteilung durch das LosDer Herr gebot Mose in den Steppen von Moab bei Jericho: "Teile den Israeliten folgende Anweisung mit: Wenn ihr über den Jordan nach Kanaan gezogen seid, sollt ihr alle Bewohner des Landes vor euch her vertreiben und all ihre Götzenbilder vernichten. Auch alle ihre Gußbilder sollt ihr zerstören und all ihre Höhen verwüsten. Ihr sollt dann das Land in Besitz nehmen und darin wohnen. Denn ich habe euch das Land zu eigen gegeben. Durch das Los sollt ihr das Land nach euren Stämmen als Erbbesitz zugeteilt erhalten. Dem Stamm, der zahlreich ist, sollt ihr einen größeren Erbbesitz geben, und dem, der kleiner ist, einen kleineren Erbbesitz. Worauf für einen jeden das Los fällt, das soll ihm zuteil werden. Nach euren väterlichen Stämmen sollt ihr euren Besitz zugewiesen erhalten. Wenn ihr aber die Bewohner des Landes nicht vor euch her austreibt, werden die, die ihr von ihnen übriglaßt, zu Dornen in euren Augen und zu Stacheln in euren Seiten werden und euch in dem Land, in dem ihr wohnen werdet, bedrängen. Was ich ihnen anzutun gedachte, das werde ich euch widerfahren lassen." Die Grenzen des verheißenen LandesDer Herr gebot Mose: "Teile den Israeliten folgende Anweisung mit: Wenn ihr in das Land Kanaan kommt, soll dies das Gebiet sein, das euch als Erbbesitz zufällt: das Land Kanaan in seiner ganzen Ausdehnung. Die Südseite ziehe sich von der Wüste Zin an Edom entlang. Die Südgrenze beginne im Osten am südlichen Ende des Salzmeeres.  Dann soll die Grenze südlich an der Skorpionen-Steige herumgehen, sich nach Zin hinüberziehen und bis südlich von Kadesch-Barnea reichen. Von dort laufe sie weiter nach Hazar-Addar und gehe nach Azmon hinüber. Von Azmon wende sich die Grenze dem Bach Ägyptens zu, bis sie am Meer endet. Als Westgrenze diene euch das große Meer, das euch von dieser Seite als Grenze diene.  Folgendes sei eure Nordgrenze: Vom großen Meer sollt ihr euch eine Grenzlinie bis zum Berg Hor ziehen. Vom Berg Hor sollt ihr euch eine Grenzlinie bis Lebo-Hamat festlegen. Der Endpunkt der Grenze soll Zedad sein. Dann laufe die Grenze weiter nach Sifron und erreiche ihr Ende bei Hazar-Enan. Das sei die Nordgrenze. Als Ostgrenze sollt ihr euch eine Linie von Hazar-Enan nach Schefam festsetzen. Von Schefam ziehe sich die Grenze nach Ribla hinab, östlich von Ajin. Dann führe die Grenze noch weiter hinab und stoße auf den Höhenzug östlich vom See Kinneret.  Dann ziehe sich die Grenze den Jordan hinab, bis sie am Salzmeer ausläuft. Das sollen ringsum die Grenzen eures Landes sein!" Mose gab den Israeliten noch folgende Anweisung: "Dies ist das Land, das ihr durch das Los als Erbbesitz zugewiesen erhalten sollt, und das der Herr den neuneinhalb Stämmen zu geben befohlen hat. Denn die zum Stamm Ruben und Gad gehörenden Familien und der halbe Stamm Manasse haben ihren Erbbesitz schon bekommen. Die zweieinhalb Stämme haben ihren Erbbesitz auf der anderen Seite des Jordan, Jericho gegenüber, im Osten erhalten." Die Verteiler des LandesWeiter sagte der Herr zu Mose: "Dies sind die Namen der Männer, die euch das Land zuteilen sollen: Der Priester Eleasar und Josua, der Sohn Nuns. Ferner sollt ihr bei der Verteilung des Landes von jedem Stamm je einen Fürsten hinzuziehen. Dies sind die Namen der Männer: Vom Stamm Juda Kaleb, der Sohn Jefunnes;  vom Stamm der Simeoniter Schemuël, der Sohn Ammihuds; vom Stamm Benjamin Elidad, der Sohn Kislons; vom Stamm der Daniter als Fürst Bukki, der Sohn Joglis; von den Nachkommen Josefs: für den Stamm der Manassiter als Fürst Hanniël, der Sohn Efods, und für den Stamm der Efraimiter als Fürst Kemuël, der Sohn Schiftans; vom Stamm der Sebuloniter als Fürst Elizafan, der Sohn Parnachs; Vom Stamm der Söhne Issachars als Fürst Paltiël, der Sohn Asans; vom Stamm der Söhne Aschers als Fürst Ahihud, der Sohn Schelomis; vom Stamm der Söhne Naftalis als Fürst Pedahel, der Sohn Ammihuds." Diese sind es, denen der Herr befahl, den Israeliten ihren Erbbesitz im Land Kanaan zuzuteilen. ANWEISUNG ÜBER DIE LEVITEN- UNDS FREISTÄDTEDie LevitenstädteWeiter gebot der Herr dem Mose in den Steppen Moabs am Jordan, Jericho gegenüber:  "Befiehl den Israeliten, von ihrem Erbbesitz den Leviten Städte zum Wohnen zu geben! Auch sollt ihr den Leviten rings um die Städte Weideflächen geben. Die Städte sollen ihnen als Wohnsitze dienen, und die zugehörigen Weideflächen sollen für ihre Lasttiere, für ihre Herden und ihre übrigen Tiere bestimmt sein. Die Weideflächen bei den Städten, die ihr den Leviten abtreten müßt, sollen sich von der Stadtmauer an ringsum tausend Ellen erstrecken. Meßt außerhalb der Stadt auf der Ost-, Süd-, West- und Nordseite zweitausend Ellen ab, so daß die Stadt selbst in der Mitte liegt! Das sollen ihre Weidestätten bei den Städten sein. Die Städte, die ihr den Leviten zu geben habt, sollen die sechs Freistädte sein, die von euch als Zufluchtsort für den bestimmt sind, der einen Totschlag begangen hat; außerdem sollt ihr ihnen noch 42 Städte geben. Die Gesamtzahl der Städte, die ihr den Leviten zu überlassen habt, soll sich auf 48 Städte nebst den zugehörigen Weidestätten belaufen. Bei der Abgabe der Städte aus dem Besitz der Israeliten sollt ihr von den größeren Stämmen mehr Städte nehmen und von den kleineren Stämmen weniger Städte. Jeder Stamm soll nach Maßgabe seines Erbbesitzes, den er erhalten wird, von seinen Städten an die Leviten abgeben." Die FreistädteWeiter gebot der Herr dem Mose: "Teile den Israeliten folgende Anweisungen mit: Wenn ihr über den Jordan in das Land Kanaan kommt, wählt euch passend gelegene Städte aus, die euch als Freistädte dienen sollen! Dorthin soll ein Totschläger fliehen, der einen Menschen unvorsätzlich erschlagen hat. Diese Städte sollen euch als Zuflucht vor dem Bluträcher dienen, damit der Totschläger nicht getötet wird, bevor er zur Aburteilung vor der Gemeinde gestanden hat. Sechs Freistädte sollen es sein, die ihr abzutreten habt: Drei Städte sollt ihr jenseits des Jordan und drei Städte im Land Kanaan als Freistädte bestimmen. Für die Israeliten wie für die Fremdlinge und Beisassen unter ihnen sollen diese sechs Städte als Zufluchtsorte dienen, damit jeder dorthin fliehen kann, der einen Menschen unvorsätzlich getötet hat. Das Verfahren bei vorsätzlichem TotschlagWenn er ihn mit einem eisernen Gerät so geschlagen hat, daß der Tod bei ihm eintrat, ist er ein Mörder. Der Mörder aber ist mit dem Tod zu bestrafen.  Wenn er ihn ferner mit einem Stein, der er in der Hand führte und der geeignet war, den Tod zu verursachen, so schlug, daß der Tod eintrat, ist er ein Mörder. Als Mörder muß er mit dem Tod bestraft werden. Oder wenn er ihn mit einem hölzernen Gerät, das er in der Hand führte und das geeignet war, den Tod herbeizuführen, so schlug, daß der Tod eintrat, ist er ein Mörder. Als Mörder aber muß er mit dem Tod bestraft werden. Der Bluträcher soll den Mörder töten. Wenn er ihn antrifft, darf er ihn töten.  Wenn ferner jemand einem anderen aus Haß einen Stoß versetzt oder vorsätzlich nach ihm geworfen hat, so daß der Tod bei ihm eingetreten ist, oder wenn er ihn aus Feindschaft mit seiner Hand so geschlagen hat, daß er davon gestorben ist, muß der, der ihn geschlagen hat, mit dem Tod bestraft werden. Er ist ein Mörder. Der Bluträcher soll den Mörder töten, wann er ihn trifft. Das Verfahren bei unvorsätzlichem TotschlagHat er ihn aber von ungefähr, nicht aus Feindschaft gestoßen oder unabsichtlich irgend einen Gegenstand auf ihn geworfen oder, ohne es zu sehen, irgend einen Stein, der geeignet war, den Tod zu verursachen, nach ihm geworfen, und ist jener daran gestorben, obwohl er ihm nicht feind war und ihm nichts Böses zufügen wollte, soll die Gemeinde zwischen dem Totschläger und dem Bluträcher nach diesen Rechtsbestimmungen entscheiden: Die Gemeinde muß den Totschläger vor dem Bluträcher in Sicherheit bringen. Darum soll ihn die Gemeinde in die Asylstadt, in die er sich geflüchtet hat, zurückbringen. Er muß darin wohnen bleiben bis zum Tod des Hohenpriester, den man mit dem heiligen Öl gesalbt hat.  Wenn der Totschläger den Bereich der Asylstadt, in die er sich geflüchtet hat, verläßt, und der Bluträcher trifft ihn außerhalb des Bereichs der Asylstadt, in die er geflohen war, und der Bluträcher tötet den Totschläger, so lädt er keine Blutschuld auf sich. Denn jener hat in seiner Asylstadt bis zum Tod des Hohenpriesters zu bleiben. Erst nach dem Tod des Hohenpriesters darf der Totschläger zu seinem Erbbesitz zurückkehren. Diese Rechtsbestimmungen sollen bei euch von Geschlecht zu Geschlecht in allen euren Wohnsitzen Geltung haben. Die Zahl der Zeugen und das LösegeldWenn jemand einen Menschen erschlägt, soll man den Mörder nur auf Grund der Aussage von mehreren Zeugen mit dem Tod bestrafen. Das Zeugnis eines einzigen Zeugen soll zu einem Todesurteil nicht hinreichen. Ihr dürft auch kein Lösegeld für das Leben eines Mörders, der des Todes schuldig ist, annehmen. Vielmehr soll er unnachsichtig mit dem Tod bestraft werden.  Auch dürft ihr für jemand, der in seine Asylstadt geflohen ist, kein Lösegeld annehmen, daß er schon vor dem Tod des Hohenpriesters ins Land zurückkehre und dort wohne. Ihr sollt das Land, in dem ihr wohnt, nicht entweihen. Denn Blut entweiht das Land, und dem Land kann für das Blut, das darin vergossen wurde, keine Sühne geschaffen werden, es sei denn durch das Blut dessen, der es vergossen hat. So verunreinigt denn das Land nicht, in dem ihr wohnt, da auch ich darin meinen Wohnsitz habe! Denn ich, der Herr, wohne unter den Söhnen Israels." DAS GESETZ ÜBER DIE VERHEIRATUNG DER ERBTÖCHTERSorge der Manassiter um ihren ErbbesitzDa traten die Familienhäupter der Geschlechter der Söhne Gileads, des Sohnes Machirs, des Sohnes Manasses, aus dem Geschlecht der Söhne Josefs, hinzu. Sie brachten bei Mose und den Fürsten, den Stammeshäuptern der Israeliten, folgendes Anliegen vor: "Der Herr hat dir, o Herr, befohlen, den Israeliten das Land durch das Los zum Erbbesitz zu geben. Auch ist dir, o Herr, vom Herrn der Auftrag geworden, den Erbbesitz unseres Stammesgenossen Zelofhad seinen Töchtern zu überweisen. Wenn diese nun einen Angehörigen aus einem andern Stamm der Israeliten heiraten, so wird ihr Eigentum unserem väterlichen Erbbesitz entzogen und zu dem Erbbesitz des Stammes geschlagen, mit dessen Angehörigen sie sich verheiraten. So wird der Erbbesitz, der uns zugefallen ist, geschmälert. Wenn dann für die Israeliten das Jubeljahr kommt, wird ihr Erbbesitz mit dem Erbbesitz des Stammes vereinigt, mit dessen Angehörigen sie sich verheiratet haben. Aber dem Erbbesitz unseres väterlichen Stammes wird ihr Erbbesitz entzogen." Verordnung zum Schutz des ErbbesitzesMose gab nun den Israeliten auf Befehl des Herrn folgende Anweisung: "Der Stamm der Söhne Josefs hat recht. Folgendes hat der Herr in betreff der Töchter Zelofhads verordnet: Sie mögen sich verheiraten, mit wem sie wollen, jedoch dürfen sie nur mit einem Angehörigen ihres väterlichen Stammes die Ehe eingehen, damit nicht israelitischer Erbbesitz von einem Stamm zum anderen übergeht. Denn alle Israeliten sollen den Erbbesitz ihres väterlichen Stammes erhalten. Darum müssen alle Mädchen, die in einem israelitischen Stamm zu Erbbesitz gelangen, einen Angehörigen aus dem Geschlecht ihres väterlichen Stammes heiraten, damit die Israeliten den väterlichen Erbbesitz wahren und kein Erbbesitz von einem Stamm zum anderen übergeht; vielmehr soll jeder israelitische Stamm seinen Erbbesitz erhalten." Wie der Herr dem Mose geboten hatte, so taten die Töchter Zelofhads. Denn Machla, Tirza, Hogla, Milka und Noa, die Töchter Zelofhads, heirateten die Söhne ihrer Onkel. Sie verheirateten sich also mit Männern aus den Geschlechtern der Söhne Manasses, des Sohnes Josefs. So verblieb ihr Erbbesitz bei dem Stamm, dem das Geschlecht ihres Vaters angehörte. Das sind die Gebote und Rechtsbestimmungen, die der Herr den Israeliten in den Steppen Moabs am Jordan, Jericho gegenüber, durch Mose gegeben hat. EinleitungDies sind die Reden, die Mose vor ganz Israel jenseits des Jordan in der Wüste, in der Araba, gegenüber Suf zwischen Paran und Tofel, Laban, Hazerot und Di-Sahab gehalten hat.  Elf Tagereisen sind es vom Horeb zum Bergland von Seïr, bis Kadesch-Barnea. Am ersten Tag des elften Monats im vierzigsten Jahr verkündete Mose den Israeliten alles, was ihm der Herr betreffs ihrer geboten hatte. Nachdem er den Amoriterkönig Sihon, der in Heschbon residierte, und den König Og von Baschan, der in Aschtarot und in Edreï hofhielt, geschlagen hatte, begann Mose jenseits des Jordan, im Land Moab, das Gesetz folgendermaßen zu erläutern: ERSTE REDE: RÜCKBLICK AUF DEN WÜSTENZUGGottes Befehl zum Aufbruch vom Horeb"Der Herr, unser Gott, hat am Horeb also zu uns gesprochen: Ihr habt lange genug bei diesem Berg verweilt. Brecht nun auf und zieht nach dem Bergland der Amoriter und zu all ihren Nachbarn in der Araba, auf dem Bergland, in der Schefela, im Südland und an der Meeresküste, ins Land der Kanaaniter und zum Libanon hin bis an den großen Strom, den Eufrat!  Seht, dieses Land übergebe ich euch. Zieht ein und nehmt das Land in Besitz! Der Herr hat euren Vätern Abraham, Isaak und Jakob mit einem Eidschwur versichert, es ihnen und ihren Nachkommen zu verleihen. Aufstellung von RichternDamals habe ich zu euch gesagt: Ich kann für euch nicht allein Sorge tragen. Der Herr, euer Gott, hat euch so zahlreich werden lassen, daß ihr jetzt an Menge den Sternen am Himmel gleichkommt. Möge der Herr, der Gott eurer Väter, euch noch tausendmal größer werden lassen und euch segnen, wie er euch verheißen hat. Wie aber soll ich ganz allein die Last und Beschwer, die ihr mir aufbürdet, und eure Rechtshändel tragen? Bringt für jeden eurer Stämme weise, verständige und erfahrene Männer in Vorschlag, damit ich sie zu Vorgesetzten über euch mache! Ihr habt mir darauf zur Antwort gegeben: Was du zu tun vorhast, ist gut. Ich wählte nun aus euren Stammeshäuptern weise und erfahrene Männer aus und bestellte sie für euch zu Vorgesetzten: Anführer für die Tausendschaften, Hundertschafen, Fünfzigschaften und Zehnschaften, ferner Schriftführer für eure Stämme. Zu gleicher Zeit gab ich euren Richtern folgende Anweisung: Hört beide Teile eurer Volksgenossen an. Fällt ein gerechtes Urteil über jeden, sei er Volksgenosse oder Fremdling! Seid unparteiisch beim Gericht! Schenkt dem Kleinen wie dem Großen Gehör! Fürchtet euch vor niemand! Denn Gottes Stelle vertritt der Richter. Wenn euch aber ein Rechtsfall zu schwierig ist, so legt ihn mir vor, damit ich die Untersuchung dabei führe! So gab ich euch damals Anweisung über alles, was ihr tun sollt. Die KundschafterWir brachen dann vom Horeb auf und wanderten durch die größte und furchtbarste Wüste, die ihr je gesehen habt, nach dem Bergland der Amoriter, wie der Herr, unser Gott, uns geboten hatte. Als wir bis Kadesch-Barnea gekommen waren, sagte ich zu euch: "Ihr seid nun am Bergland der Amoriter angelangt, das der Herr, unser Gott uns geben will. Siehe, der Herr, dein Gott, hat dir dieses Land übergeben. Zieh hinauf, nimm es in Besitz, wie der Herr, der Gott deiner Väter, dir geboten hat! Sei ohne Furcht und Zagen!" Da tratet ihr alle an mich heran mit der Bitte: Wir wollen einige Männer voraussenden, die uns das Land ausforschen und uns Bericht erstatten sollen über den Weg, den wir hinaufziehen, und über die Städte, die wir berühren müssen. Ich war mit dem Vorschlag einverstanden und wählte aus euch zwölf Männer aus, einen Mann für jeden Stamm. Diese machten sich auf den Weg, hinauf ins Bergland, drangen bis zum Traubental vor und erkundeten das Land.  Sie nahmen von den Früchten des Landes mit und brachten sie uns. Sodann gaben sie uns folgenden Bericht: Das Land, das der Herr, unser Gott, uns geben will, ist schön. Auflehnung des Volkes in Kadesch-BarneaDoch ihr wolltet nicht hinaufziehen. Ihr widersetztet euch dem Befehl des Herrn, eures Gottes, und murrtet also in euren Zelten: In böser Absicht hat uns der Herr aus Ägypten weggeführt, um uns in die Gewalt der Amoriter zu liefern, damit sie uns vertilgen. Wohin ziehen wir denn sonst? - Unsere Brüder haben uns allen Mut genommen, als sie erzählten: Die Leute dort sind größer und zahlreicher als wir. Ihre Städte sind groß und himmelhoch befestigt. Sogar Anakiter haben wir dort gesehen.  Doch ich bat euch: Seid unverzagt und fürchtet euch nicht vor ihnen! Der Herr, euer Gott, der euch voranzieht, wird für euch streiten, genau so wie er euch in Ägypten sichtbar beigestanden hat. In der Wüste, die du kennengelernt hast, hat dich der Herr, dein Gott, getragen, wie man sein Kind zu tragen pflegt, auf dem ganzen Weg, den ihr zurückgelegt habt, bis zu eurer Ankunft an diesem Ort. Aber trotz alledem hattet ihr kein Vertrauen zum Herrn, eurem Gott, der doch auf dem Weg vor euch herzog und den Lagerplatz für euch aussuchte, bei Nacht im Feuer, damit ihr auf dem Weg sehen konntet, den ihr ziehen mußtet, und bei Tag in der Wolke. Gottes StrafurteilAls der Herr eure Reden hörte, wurde er zornig und schwur: Keiner von den Männern dieses bösen Geschlechtes soll das schöne Land sehen, dessen Besitz ich durch einen Eidschwur euren Vätern zugedacht habe. Nur Kaleb, der Sohn Jefunnes, soll es sehen. Ihm und seinen Söhnen will ich das Land geben, das er betreten wird, weil er dem Herrn in allem gehorsam war. Auch mir zürnte der Herr um euretwillen und sprach: Auch du wirst nicht dorthin gelangen. Josua jedoch, der Sohn Nuns, dein Diener, soll dorthin kommen. Ihn ermutige; denn er soll das Land unter die Israeliten verteilen. Eure Kleinen aber, von denen ihr sagtet: Sie werden in Feindeshand fallen, und eure Kinder, die heute noch nicht zwischen Gut und Böse zu unterscheiden wissen, werden dorthin gelangen. Ihnen werde ich es geben, und sie sollen davon Besitz ergreifen. Ihr aber, macht kehrt und brecht nach der Wüste auf zum Schilfmeer! Niederlage des VolkesDa gabt ihr mir zur Antwort: Wir haben uns gegen den Herrn verfehlt. Wir wollen hinaufziehen und kämpfen, wie uns der Herr, unser Gott, befohlen hat. So gürtetet ihr euch sämtlich eure Waffen um und wolltet in eurer Verblendung ins Bergland hinaufziehen. Doch der Herr gebot mir: Warne sie: Zieht nicht hinauf und kämpft nicht; denn ich bin nicht bei euch! Sonst werdet ihr von euren Feinden geschlagen werden. Ich warnte euch dann. Doch ihr wolltet nicht hören, sondern widersetztet euch dem Befehl des Herrn und zogt in eurer Vermessenheit ins Bergland hinauf. Die Amoriter jedoch, die in jenem Bergland wohnen, rückten gegen euch aus. Sie verfolgten euch wie ein Bienenschwarm und zersprengten euch von Seïr bis nach Horma. Als ihr zurückkamt, weintet ihr vor dem Herrn, aber der Herr achtete nicht auf euer Wehklagen und schenkte euch kein Gehör. So bliebt ihr in Kadesch die lange Zeit, die ihr dort verweiltet. DER ZUG INS OSTJORDANLANDFriedlicher Zug durch Edom und MoabHierauf zogen wir zurück in die Wüste zum Schilfmeer, wie der Herr mir befohlen hatte. Lange Zeit wanderten wir in einem Bogen um das Gebirge von Seïr. Das sagte der Herr zu mir: Ihr seid nun lange genug um dieses Gebirge herumgezogen. Wendet euch jetzt nach Norden! Gib dem Volk folgende Anweisung: Ihr kommt nun durch das Gebiet eurer Brüder, der Söhne Esaus, die in Seïr wohnen. Sie sind in Furcht vor euch. Doch nehmt euch wohl in acht, Krieg mit ihnen anzufangen! Denn ich werde euch nichts von ihrem Land geben, auch nicht einen Fußbreit, da ich das Bergland von Seïr dem Esau zum Besitz gegeben habe. Kauft die Lebensmittel von ihnen um Geld; auch das Trinkwasser sollt ihr von ihnen um Geld kaufen. Hat dich doch der Herr, dein Gott, in allem, was du unternahmst, gesegnet. Er hat sich deiner auf der Wanderung durch diese große Wüste angenommen. Vierzig Jahre sind es nun, daß der Herr, dein Gott, mit dir ist. An nichts hat es dir gemangelt. So zogen wir denn an unseren Brüdern, den Söhnen Esaus, die in Seïr wohnen, vorüber, auf der Arabastraße an Elat und Ezjon-Geber vorbei, machten dann einen Bogen und schlugen den Weg nach der Wüste Moab ein.  Da befahl mir der Herr: Greife die Moabiter nicht an! Führe keinen Krieg mit ihnen! Denn ich werde dir von ihrem Land nichts zum Besitz überlassen. Habe ich doch das Gebiet von Ar den Söhnen Lots zu eigen gegeben.  Vor Zeiten wohnten die Emiter dort, ein großes, zahlreiches, hochgewachsenes Volk wie die Anakiter.  Sie gehörten zu den Rafaïtern wie die Anakiter, aber die Moabiter nannten sie Emiter. In Seïr wohnten früher die Horiter. Die Söhne Esaus jedoch vertrieben und vernichteten sie und ließen sich an ihrer Stelle nieder, so wie Israel mit dem Land getan hat, das der Herr ihnen zum Besitz verlieh.  Macht euch nun auf und zieht über den Bach Sered! So überschritten wird den Bach Sered. Die Zeit unserer Wanderung von Kadesch-Barnea bis zu unserem Übergang über den Bach Sered betrug 38 Jahre. Das ganze Geschlecht der kriegsfähigen Männer war unterdessen aus dem Lager weggestorben, wie der Herr ihnen mit einem Eidschwur angedroht hatte. Es war ja auch die Hand des Herrn gegen sie gewesen, um sie bis auf den letzten Mann aus dem Lager zu vertilgen. Verbot, die Ammoniter anzugreifenAls alle kriegsfähigen Leute aus dem Volk weggestorben waren, sagte der Herr zu mir: Du wirst nun bei Ar durch moabitisches Gebiet kommen und in die Nähe der Ammoniter gelangen. Greif sie nicht an und laß dich nicht mit ihnen in einen Krieg ein! Denn vom Land der Ammoniter gebe ich dir nichts zum Besitz, da ich es den Söhnen Lots zu eigen gegeben habe.  Es gilt gleichfalls als Land der Rafaïter. Vor Zeiten wohnten darin die Rafaïter, denen die Ammoniter den Namen Samsummiter gaben. Es war ein großes, zahlreiches, hochgewachsenes Volk wie die Anakiter. Der Herr hatte sie vor ihnen her vertilgt, und diese nahmen ihr Land in Besitz und ließen sich an ihrer Stelle nieder. So hatte er es auch mit den Söhnen Esaus, die in Seïr wohnen, getan. Nachdem er die Horiter vor ihnen her ausgerottet hatte, bemächtigten sie sich ihres Landes und wohnen dort an ihrer Stelle bis zum heutigen Tag. Auch die Awiter, die bis Gaza in Gehöften wohnten, wurden von den Kaftoritern, die aus Kaftor einwanderten, ausgerottet, und diese ließen sich an ihrer Stelle nieder.  Der Sieg über die AmoriterBrecht nun auf und zieht über den Bach Arnon! Siehe, ich gebe den Amoriter Sihon, den König von Heschbon, und sein Land in deine Hand. Beginne die Eroberung und bekriege ihn! Von heute an verbreite ich Furcht und Schrecken vor dir bei allen Völkern unter dem ganzen Himmel. Sobald sie nur von dir hören, werden sie vor dir zittern und beben. Ich schickte nun von der Wüste Kedemot aus Boten an Sihon, den König von Heschbon, mit dem friedlichen Angebot: Ich möchte durch dein Land ziehen. Ich werde aber stets auf der Straße bleiben, ohne nach rechts oder links abzubiegen. Die Lebensmittel verkaufe mir um Geld; auch das Trinkwasser gib mir um Geld! Ich will nur durchziehen. Dies gestatteten mir auch die Söhne Esaus, die in Seïr wohnen, und die Moabiter, die in Ar ansässig sind. Mein Ziel ist, über den Jordan in das Land zu gelangen, das der Herr, unser Gott, uns geben will. Doch Sihon, der König von Heschbon, wollte uns den Durchzug nicht gestatten. Denn der Herr, dein Gott, hatte seinen Sinn unbeugsam und sein Herz hart werden lassen, um ihn in deine Gewalt zu geben, wie es heute der Fall sein wird. Da sagte der Herr zu mir: Siehe, ich habe schon Sihon und sein Land dir übergeben. Gehe daran, sein Land in Besitz zu nehmen! Als nun Sihon mit seinem ganzen Kriegsvolk nach Jahaz gegen uns zum Kampf heranzog, gab ihn der Herr, unser Gott, in unsere Gewalt. Wir schlugen ihn, seine Söhne und sein ganzes Kriegsvolk. Zugleich eroberten wir alle seine Städte und vollzogen an jeder Stadt den Bann, an Männern, Frauen und Kindern. Niemand ließen wir entkommen.  Nur das Vieh und das Raubgut aus den von uns eroberten Städten behielten wir als Beute für uns. Von Aroër am Ufer des Arnon und von der Stadt im Tal bis nach Gilead war keine fester Platz, der für uns uneinnehmbar gewesen wäre. Alle gab der Herr, unser Gott, in unsere Gewalt. Das Land der Ammoniter jedoch, das ganze Gebiet seitwärts vom Jabbok samt den Städten im Bergland, hast du nicht angetastet, ganz wie der Herr, unser Gott, es befahl. Der Sieg über Og von BaschanHierauf schlugen wir den Weg nach Baschan ein. Da zog Og, der König von Baschan, mit seinem ganzen Kriegsvolk uns entgegen, um sich uns bei Edreï zum Kampf zu stellen. Der Herr aber sagte zu mir: Fürchte ihn nicht! Denn ich gebe ihn mit seinem ganzen Volk und seinem Land in deine Gewalt. Behandle ihn geradeso, wie du mit Sihon, dem König der Amoriter, der in Heschbon hofhielt, verfahren bist! So gab denn der Herr, unser Gott, auch Og, den König von Baschan, mit seinem ganzen Kriegsvolk in unsere Gewalt. Wir schlugen ihn, daß ihm keiner mehr übrigblieb. Damals eroberten wir auch alle seine Städte. Es gab keine Stadt, die wir ihnen nicht entrissen hätten. Sechzig Städte und der ganze Bezirk Argob gehörten zum Königreich des Og in Baschan. Es waren das lauter Städte, die mit hohen Mauern, Toren und Riegeln befestigt waren, außerdem eine große Anzahl offener Landstädte.  Wir vollzogen an ihnen den Bann, wie wir es an Sihon, dem König von Heschbon, gemacht hatten, und rotteten in jeder Stadt Männer, Frauen und Kinder aus. Alles Vieh aber und das Beutegut aus den Städten nahmen wir für uns. So entrissen wir damals den beiden Amoriterkönigen das Land jenseits des Jordan vom Fluß Arnon bis zum Gebirge Hermon, - die Sidonier nennen den Hermon Sirjon, die Amoriter nennen ihn Senir - alle Städte der Ebene, ganz Gilead und ganz Baschan bis Salcha und Edreï, kurz die Städte, die zum Reich des Og in Baschan gehörten. Der König Og von Baschan gehörte zum letzten Rest der Rafaïter. Sein Sarkophag aus Basalt steht noch in der Ammoniterstadt Rabba. Dessen Länge beträgt neun Ellen und seine Breite vier Ellen, nach der gewöhnlichen Elle gemessen.  Aufteilung des OstjordanlandesDieses Gebiet nahmen wir damals in Besitz. Das Land von Aroër am Fluß Arnon an nebst der Hälfte des Gebirges von Gilead und seinen Städten übergab ich den Stämmen Ruben und Gad. Den übrigen Teil von Gilead und ganz Baschan, das Reich des Og, den ganzen Bezirk Argob übergab ich dem halben Stamm Manasse. Dieses ganze Gebiet von Baschan wird "Land der Rafaïter" genannt. Jaïr, der Sohn Manasses, eroberte den ganzen Bezirk Argob bis zum Gebiet der Geschuriter und Maachatiter und nannten diesen Teil von Baschan nach seinem Namen "Zeltdörfer Jaïrs". So heißt er bis auf den heutigen Tag. Dem Machir wies ich Gilead zu. Den beiden Stämmen Ruben und Gad gab ich das Land von Gilead bis zum Arnon - die Talmitte bildete die Grenze - und bis zum Jabbok, an der Grenze der Ammoniter, ferner die Ebene mit dem Jordan als Grenze, von Kinneret bis zum Meer der Steppe, dem Salzmeer, am Fuß der Abhänge des Pisga im Osten.  Damals gab ich euch folgende Weisung: Der Herr, euer Gott, hat euch dieses Land zum Besitz gegeben. Zieht kampfgerüstet, all ihr kriegsfähigen Männer, euren Brüdern, den Israeliten, voran! Nur eure Frauen und Kinder sowie euer Vieh - ich weiß ja, daß ihr viel Vieh habt - sollen in euren Städten bleiben, die ich euch gegeben habe, bis der Herr euren Brüdern ebenso wie euch feste Wohnsitze verliehen hat und auch sie das Land in Besitz genommen haben, das der Herr, euer Gott, ihnen jenseits des Jordan geben wird. Dann dürft ihr heimkehren, jeder zu seinem Besitztum, das ich euch zugeteilt habe. Josua aber gab ich dann folgende Anweisung: Du hast mit eigenen Augen alles gesehen, was der Herr, euer Gott, jenen beiden Königen angetan hat. Ebenso wird er Herr mit allen Königreichen verfahren, zu denen du hinüberziehen wirst. Fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn der Herr, euer Gott, selbst wird für euch streiten. Mose vom Eintritt ins Gelobte Land ausgeschlossenDamals flehte ich zum Herrn: Allmächtiger Herr! Du hast deinem Knecht bisher schon deine Macht und deine starke Hand gezeigt. Denn wo ist im Himmel und auf Erden ein Gott, der solche Wunderwerke und Heldentaten vollbringt wie du? Laß mich auch hinübergelangen und das schöne Land jenseits des Jordan sehen, das herrliche Bergland und den Libanon! Doch der Herr zürnte mir euretwegen und erhörte mich nicht. Vielmehr antwortet mir der Herr: Laß es genug sein! Sprich nicht weiter von dieser Sache mit mir! Steige jetzt auf den Gipfel des Pisga! Erhebe deine Augen nach Westen und Norden, nach Süden und Osten und schaue es mit deinen eigenen Augen! Denn du wirst niemals über den Jordan kommen. Gib also Josua Anweisungen, ermutige und stärke ihn! Denn er soll an der Spitze des Volkes hinüberziehen und das Land, das du siehst, an sie verteilen. So blieben wir denn im Tal Bet-Pegor gegenüber. ERMAHNUNFGEN ZUR GESETZESBEOBACHTUNGBedeutung der GesetzestreueUnd nun, Israel, befolge die Gebote und Verordnungen, die ich euch halten lehre, damit ihr glücklich lebt und in den Besitz des Landes gelangt, das der Herr, der Gott eurer Väter, euch geben will! Fügt den Geboten, die ich euch gebe, nichts hinzu und streicht nichts davon ab! Befolgt vielmehr die Gebote des Herrn, eures Gottes, die ich euch anbefehle! Ihr habt mit eigenen Augen gesehen, was der Herr wegen des Baal-Pegor getan hat. Jeden, der dem Baal-Pegor sich anschloß, ließ der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte ausrotten.  Ihr aber, die ihr am Herrn, eurem Gott, festgehalten habt, seid alle heute noch am Leben. Seht, ich lehre euch die Gebote und Verordnungen, wie sie mir der Herr, mein Gott, aufgetragen hat, damit ihr danach handelt in dem Land, in das ihr einzieht, um von ihm Besitz zu ergreifen. Beobachtet und haltet sie! Denn das wird euch in den Augen der Heidenvölker weise und klug machen. Wenn sie von all diesen Satzungen hören, werden sie sagen: Wahrlich, ein weises und kluges Volk ist diese große Nation. Ja, wo gibt es denn ein so großes Volk, dem ein Gott so nahe ist, wie uns der Herr, unser Gott, sooft wir zu ihm rufen?  Ja, wo gibt es ein so großes Volk, das so gerechte Satzungen und Weisungen hätte wie dieses ganze Gesetz, das ich euch heute vorlege? Warnung vor dem BilderdienstDarum hüte dich und nimm dich wohl in acht, daß du nicht vergißt, was du mit eignen Augen gesehen hast, und daß es dir, solange du lebst, nicht aus dem Sinn schwindet! Tue es kund deinen Kinder und Kindeskinder! Vergiß nicht den Tag, da du am Horeb vor dem Herrn, deinem Gott, standest, als der Herr mir gebot: Versammele mir das Volk! Ich will ihnen meine Gebote kundtun, daß sie mich fürchten lernen, solange sie auf Erden leben und es auch ihre Kinder lehren. Da tratet ihr heran und stelltet euch am Fuß des Berges auf. Der Berg selbst loderte in Feuersglut hoch zum Himmel empor, umgeben von Finsternis und Gewittergewölk. Der Herr redete dann zu euch mitten aus dem Feuer. Den Schall der Worte hörtet ihr, eine Gestalt aber konntet ihr nicht sehen. Nur den Schall vernahmt ihr. Er verkündete euch seinen Bund, den er euch zu halten befahl, die zehn Worte, und schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln.  Mir trug der Herr damals auf, euch Gesetze und Rechtsbestimmungen zu lehren, damit ihr sie befolgen solltet in dem Land, in das ihr hinüberzieht, um es in Besitz zu nehmen. Nehmt euch also wohl in acht! Es gilt euer Leben! Damals, als der Herr am Horeb zu euch aus dem Feuer redete, habt ihr keine Gestalt gesehen. So handelt denn nicht verderbt und fertigt euch denn niemals ein Schnitzbild in Gestalt irgendeiner Figur an, sei es das Bild eines männlichen oder weiblichen Wesens, sei es das Bild eines vierfüßigen Tieres auf der Erde oder das Bild eines beschwingten Vogels, der am Himmel dahinfliegt, sei es das Bild eines Tieres, das auf dem Erdboden kriecht, oder das Bild eines Fisches, der im Wasser unter der Erde lebt. Wenn du deine Augen zum Himmel erhebst und Sonne, Mond und Sterne, das ganze Himmelsheer, ansiehst, so laß dich nicht verführen, dich vor ihnen niederzuwerfen und sie anzubeten! Denn der Herr, dein Gott, hat sie allen anderen Völkern unter dem ganzen Himmel überlassen. Euch aber hat der Herr genommen und euch aus dem Feuerofen Ägypten herausgeführt, damit ihr sein Volk, sein Eigentum seid, wie es heute der Fall ist. Mir aber zürnte der Herr um euretwillen und schwur, ich solle nicht den Jordan überschreiten und das schöne Land nicht betreten dürfen, das der Herr, dein Gott, dir zum Besitz geben will. Ich werde vielmehr in diesem Land sterben, ohne über den Jordan gehen zu dürfen. Ihr aber werdet hinüberziehen und dieses schöne Land in Besitz nehmen. So hütet euch nun, den Bund des Herrn, eures Gottes, den er mit euch geschlossen hat, zu vergessen und euch ein Schnitzbild anzufertigen in Gestalt von irgend etwas, was der Herr, dein Gott, dir untersagt hat! Denn der Herr, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer, ein eifernder Gott. Strafe und GnadeWenn ihr nun Kinder und Kindeskinder bekommen und euch in dem Land eingelebt habt und euch dann versündigt, indem ihr ein Schnitzbild in irgendeiner Gestalt anfertigt und tut, was in den Augen des Herrn, eures Gottes, mißfällig ist, so daß ihr ihn erzürnt, so rufe ich heute Himmel und Erde zu Zeugen wider euch an, daß ihr bald aus dem Land verschwinden werdet, in das ihr über den Jordan ziehen wollt, um es in Besitz zu nehmen. Ihr werdet nicht lange Zeit darin leben, sondern gänzlich vertilgt werden. Der Herr wird euch dann unter die Völker zerstreuen. Nur eine geringe Zahl von euch wird übrigbleiben unter den Heidenvölkern, zu denen der Herr euch bringen wird. Dort werdet ihr Göttern dienen, die ein Gebilde von Menschenhand, aus Holz und Stein sind, die weder sehen noch hören, weder essen noch riechen können.  Von dort aus wirst du den Herrn, deinen Gott, suchen und ihn auch finden, wenn du mit ganzem Herzen und ganzer Seele nach ihm verlangst. Wenn du in Not bist und all dies in zukünftigen Tagen dich trifft, so wirst du zum Herrn, deinem Gott, zurückkehren und ihm gehorsam sein. Ja, der Herr, dein Gott, ist ein barmherziger Gott, er wird dich nicht verlassen und dich nicht dem Verderben anheimgeben und den Bund mit deinen Vätern nicht vergessen, den er ihnen beschworen hat. Gottes Großtaten an IsraelJa, frage einmal die früheren Zeiten, die vor dir waren, seit dem Tag, da Gott den Menschen auf Erden schuf, und forsche von einem Ende des Himmels bis zum anderen, ob je so Großes geschehen, oder ob je Ähnliches gehört worden ist. Hat je ein Volk die Stimme Gottes aus dem Feuer reden hören, wie du sie gehört hast, und ist dennoch am Leben geblieben? Oder hat je Gott versucht herabzukommen, um sich ein Volk mitten aus einem anderen Volk heraus zu eigen zu nehmen unter solchen Heimsuchungen, Zeichen und Wundern, durch Krieg und mit starker Hand und hocherhobenem Arm, durch große, schreckenerregende Tage, wie dies alles der Herr, euer Gott, in Ägypten vor euren Augen an euch getan hat? Du durftest dies erleben, damit du wüßtest, daß der Herr der wahre Gott ist und sonst keiner. Vom Himmel her ließ er dich seine Stimme hören, um dich zu belehren, und auf Erden ließ er dich sein gewaltiges Feuer schauen, und aus dem Feuer hörtest du seine Worte. Er liebte ja deine Väter und erwählte ihre Nachkommen und führte dich in eigener Person durch seine große Macht aus Ägypten heraus. Vor dir vertrieb er Völker, die größer und stärker waren als du, um dich in ihr Land zu führen und es dir zum Eigentum zu geben, wie es heute der Fall ist. So erkenne es heute und nimm es zu Herzen, daß der Herr der wahre Gott ist, droben im Himmel und unten auf der Erde, keiner sonst! Halte seine Gebote und Satzungen, die ich dir heute gebe, auf daß es dir und nach dir deinen Kindern wohlergehe und du lange in dem Land weilen darfst, das der Herr, dein Gott, dir geben will für alle Zeiten!" Die Freistädte im OstjordanlandDamals schied Mose im Ostjordanland drei Städte aus, wohin sich ein Totschläger, der einen anderen unvorsätzlich getötet hatte, ohne vorher mit ihm verfeindet gewesen zu sein, fliehen konnte. Wer sich in eine dieser Städte flüchtete, sollte am Leben bleiben. Es waren Bezer in der Wüste auf der Hochebene im Gebiet von Ruben, ferner Ramot in Gilead im Gebiet von Gad und Golan in Baschan im Gebiet von Manasse. ZWEITE REDE: EINSCHÄRFUNG UND ERWEITERUNG DES GESETZESEinleitungDies ist das Gesetz, das Mose den Israeliten vorlegte. Das sind die Anordnungen, Gesetze und Rechtsbestimmungen, die Mose den Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten verkündete, jenseits des Jordan, im Tal gegenüber Bet-Pegor, im Land des Amoriterkönigs Sihon der zu Heschbon residierte. Ihn hatten Mose und die Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten besiegt und sein Land in Besitz genommen, wie auch das des Königs Og von Baschan, das Land der beiden Amoriterkönige im Ostjordanland von Aroër am Ufer des Arnon bis zum Gebirge Sion, d.i. der Hermon, samt der ganzen Ebene östlich vom Jordan bis zum Steppenmeer am Fuß der Abhänge des Pisga. ALLGEMEINE MAHNUNGEN ZUR BUNDESTREUEDie Offenbarungen am HorebMose berief alle Israeliten und sagte zu ihnen: "Höre, Israel, die Gesetze und Rechtsbestimmungen, die ich euch heute verkünde! Lernt sie und bemüht euch, sie zu halten! Der Herr, unser Gott, hat am Horeb einen Bund mit uns geschlossen. Nicht mit unseren Vätern schloß der Herr diesen Bund, sondern mit uns, die wir heute noch alle hier am Leben sind.  Von Angesicht zu Angesicht redete der Herr am Berg mit euch aus dem Feuer. Die Zehn GeboteIch stand damals zwischen dem Herrn und euch, um euch das Wort des Herrn zu verkünden; denn ihr fürchtetet euch vor dem Feuer und stiegt nicht auf den Berg. Die Worte lauteten: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten, dem Haus der Knechtschaft, weggeführt hat. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben! Du sollst dir kein Schnitzbild machen, kein Bild von dem, was oben im Himmel oder unten auf der Erde oder im Wasser unter der Erde ist! Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen und sie nicht anbeten; denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter an den Kindern straft, an den Enkeln und Urenkeln derer, die mich hassen;  Barmherzigkeit hingegen bis ins tausendste Glied denen erweist, die mich lieben und meine Gebote halten. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen! Denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht. Achte darauf, den Sabbat zu heiligen, wie der Herr, dein Gott, dir geboten hat! Sechs Tage magst du arbeiten und alle deine Geschäfte verrichten! Aber der siebte Tag ist ein Ruhetag zu Ehren des Herrn, deines Gottes. Da darfst du keinerlei Arbeit tun, weder du noch dein Sohn oder deine Tochter, weder dein Knecht noch deine Magd, weder dein Ochse noch dein Esel noch all dein Vieh noch der Fremdling, der bei dir innerhalb deiner Tore weilt! Dein Knecht und deine Magd sollen ruhen können wie du. Denke daran, daß du selbst ein Knecht warst in Ägypten, und daß dich der Herr, dein Gott, von dort mit starker Hand und hocherhobenem Arm weggeführt hat! Darum befiehlt dir der Herr, dein Gott, den Sabbat zu feiern. Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie der Herr, dein Gott, dir befohlen hat, damit du lange lebst und es dir wohlergeht in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir geben wird! Du sollst nicht töten!  Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen! Du sollst gegen deinen Nächsten kein falsches Zeugnis ablegen! Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau! Du sollst nicht begehren das Haus deines Nächsten, noch seinen Acker, seinen Knecht, seine Magd, seinen Ochsen, seinen Esel, noch irgend etwas, was deinem Nächsten gehört! Mose, Mittler zwischen Gott und VolkDiese Wort sprach der Herr zu eurer ganzen Gemeinde auf dem Berg aus dem Feuer und der Wetterwolke mit lauter Stimme; sonst nichts. Er schrieb sie dann auf zwei Steintafeln, und diese gab er mir. Als ihr die Stimme aus dem Dunkel hörtet - der Berg loderte in Feuersglut -, da tratet ihr, alle eure Stammeshäupter und Ältesten, zu mir heran und sagtet: Wahrlich, der Herr, unser Gott, hat uns seine Herrlichkeit und Größe sehen lassen, und wir haben seine Stimme aus dem Feuer gehört. Heute haben wir erlebt, daß der Herr mit einem Menschen reden kann und dieser doch am Leben bleibt. Aber warum sollten wir jetzt sterben? Denn dieses gewaltige Feuer wird uns verzehren. Wenn wir die Stimme des Herrn, unseres Gottes, noch weiter hören, werden wir sterben. Denn wo gibt es ein menschliches Wesen, das wie wir die Stimme des lebendigen Gottes aus dem Feuer reden hörte und doch am Leben blieb? Tritt du hinzu und höre, was der Herr, unser Gott, sagen wird! Berichte du uns dann alles, was der Herr, unser Gott, dir sagen wird! Wir wollen es hören und befolgen. Als der Herr eure Worte vernahm, die ihr laut zu mir sagtet, sprach der Herr zu mir: Ich habe die Worte gehört, die dieses Volk laut zu dir sagte. Sie haben recht in allem, was sie sagen. Möchte dies doch immer ihre Gesinnung bleiben, mich allezeit zu fürchten und all meine Gebote zu halten. Dann soll es ihnen und ihren Kindern immer wohl ergehen. Geh hin und sage ihnen: Kehrt in eure Zelte zurück! Du aber bleibe hier bei mir! Ich will dir alle Gebote, Gesetze und Rechtsbestimmungen kundtun, die du sie lehren sollst, damit sie danach handeln in dem Land, das ich ihnen zum Besitz geben will. Habt also acht, so zu tun, wie euch der Herr, euer Gott befohlen hat! Weicht weder nach rechts noch nach links davon ab! Wandelt genau den Weg, den der Herr, euer Gott, euch angewiesen hat, damit ihr am Leben bleibt und es euch wohlergeht, und ihr lange in dem Land wohnen dürft, das ihr in Besitz nehmen sollt. Die beiden Grundgesetze: Gottesverehrung und GottesliebeDies sind die Gebote, Gesetze und Rechtsbestimmungen, die der Herr, euer Gott, euch zu lehren geboten hat. Nach ihnen sollt ihr leben in dem Land, in das ihr hinüberzieht, um es in Besitz zu nehmen. Du sollst den Herrn, deinen Gott, fürchten und alle seine Gesetze und Gebote halten, die ich dir gebe, du samt Kind und Kindeskindern, alle Tage deines Lebens, auf daß du lange lebst. So höre denn, Israel, und befolge sie gewissenhaft, damit es dir wohlergeht und ihr sehr zahlreich werdet! Hat doch der Herr, der Gott deiner Väter, dir ein Land verheißen, das von Milch und Honig überfließt. Höre, Israel! Der Herr ist unser Gott, der Herr allein!  So liebe denn den Herrn, deinen Gott, mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und all deiner Kraft! Diese Gebote, die ich dir heute gebe, seien dir ins Herz geschrieben! Schärfe sie deinen Kindern ein! Rede von ihnen, ob du zu Hause weilst oder auf Reisen bist, ob du dich niederlegst oder aufstehst! Binde sie dir als Denkzeichen auf deine Hand! Trage sie als Merkzeichen auf der Stirn,  und schreibe sie auf die Türpfosten deines Hauses und auf deine Tore! Mahnung zum Gehorsam im Gelobten LandDann kommt die Zeit, wo der Herr, dein Gott dich in das Land führen wird, das dir zu verleihen er deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob eidlich zugesichert hat, in ein Land mit großen und schönen Städten, die du nicht gebaut hast, mit Häusern voll von Gütern jeglicher Art, die du nicht angefüllt hast, mit ausgehauenen Zisternen, die du nicht ausgebrochen hast, mit Weinbergen und Olivengärten, die du nicht angelegt hast. Du wirst dich daran satt essen können. Dann aber hüte dich wohl, den Herrn zu vergessen, der dich aus Ägypten, dem Haus der Knechtschaft, weggeführt hat! Fürchte den Herrn, deinen Gott! Diene ihm und schwöre nur bei seinem Namen! Lauft nicht fremden Göttern nach, den Göttern der Heiden, die rings um euch wohnen! Denn der Herr, dein Gott, ist ein eifernder Gott gegen dich: Es möchte sonst der Herr, dein Gott, von grimmigem Zorn gegen dich erfaßt werden und dich von der Erde vertilgen. Stellt den Herrn, euren Gott, nicht auf die Probe, wie ihr ihn zu Massa auf die Probe gestellt habt! Beobachtet sorgfältig die Gebote, Anordnungen und Gesetze des Herrn, eures Gottes, die er euch gegeben hat! Tue, was gut und recht ist in den Augen des Herrn, damit es dir wohlergeht und du in das schöne Land, das der Herr deinen Vätern zugeschworen hat, einziehen kannst, es in Besitz nimmst und alle deine Feinde vor dir vertreibst, wie der Herr verheißen hat. Unterweisung der Kinder im GesetzWenn dich künftig dein Sohn fragt: Was haben diese Anordnungen, Gesetze und Rechtsbestimmungen zu bedeuten, die der Herr, unser Gott, euch gegeben hat?, so antworte deinem Sohn: Wir waren Knechte des Pharao in Ägypten. Doch der Herr hat uns mit starker Hand aus Ägypten geführt. Der Herr hat vor unseren Augen große und furchtbare Zeichen und Wunder gewirkt an Ägypten, am Pharao und an dessen ganzem Haus. Uns aber hat er von dort weggeführt, um uns hierher zu bringen und uns das Land zu geben, das er unseren Vätern zugeschworen hatte. Damals hat uns der Herr geboten, alle diese Gesetze zu befolgen und den Herrn, unseren Gott, zu fürchten, damit es uns allezeit wohlergehe und er uns am Leben erhalte, wie es heute der Fall ist. Es sei uns heilige Pflicht, dieses ganze Gesetz aus Liebe zum Herrn, unserem Gott, zu halten, wie er uns befohlen hat. Warnung vor den KanaaniternDer Herr, dein Gott, wird dich in das Land führen, in das du nun ziehst, um es in Besitz zu nehmen. Viele Völkerschaften wird er vor dir her vertreiben: die Hetiter, Girgaschiter, Amoriter, Kanaaniter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, sieben Völkerschaften, die zahlreicher und stärker sind als du.  Wenn der Herr, dein Gott, sie in deine Gewalt gegeben hat und du sie besiegt hast, dann vollziehe an ihnen den Bann! Du darfst kein Bündnis mit ihnen schließen und keine Schonung an ihnen üben. Auch darfst du dich nicht mit ihnen verschwägern, weder deine Tochter einem ihrer Söhne zur Frau geben, noch eine ihrer Töchter deinem Sohn zur Frau nehmen. Denn sie könnten deinen Sohn mir abspenstig machen, so daß sie andere Götter verehren. Brennender Zorn über euch würde dann den Herrn erfassen, und er würde euch schnell vernichten. Ihr sollt vielmehr so mit ihnen verfahren: Ihre Altäre sollt ihr niederreißen, ihre Gedenksteine zertrümmern, ihre Ascheren umhauen und ihre Gottesbilder im Feuer verbrennen. Denn du bist ein Volk, das dem Herrn, deinem Gott, geweiht ist. Dich hat der Herr, dein Gott, aus allen Völkern auf Erden auserwählt, damit du ein Volk seiest, das nur ihm gehört. Nicht weil ihr zahlreicher seid als alle anderen Völker, wandte sich der Herr euch zu, erwählte er euch - ihr seid ja das kleinste von allen Völkern -, sondern, weil euch der Herr liebt und den Schwur hält, den er euren Vätern geschworen hat. Deshalb hat der Herr euch mit starker Hand weggeführt und euch aus dem Haus der Knechtschaft, aus der Gewalt des Pharao, des Königs von Ägypten, befreit. So erkenne denn, daß der Herr, dein Gott, der wahre Gott, der treue Gott, ist, der den Bund hält und denen, die ihn lieben und seine Gebote halten, Gnade erweist bis ins tausendste Geschlecht. Denen aber, die ihn hassen, vergilt er an ihrem eigenen Leib, indem er sie vernichtet. Er gewährt denen, die ihn hassen, keinen Aufschub, sondern vergilt ihnen an ihrem eigenen Leib.  So halte denn das Gesetz, die Gebote und Rechtsbestimmungen, die ich dir heute zu beobachten gebiete! Der Segen des GehorsamsWenn du diese Vorschriften beobachtest und sie genau befolgst, so wird der Herr, dein Gott, auch dir den Bund und die Huld bewahren, die er deinen Vätern zugeschworen hat. Er wird dich lieben, dich segnen und mehren. Segnen wird der Herr in dem Land, das dir zu verleihen er deinen Väter eidlich zugesichert hat, deine Leibesfrucht, den Ertrag deines Bodens, dein Getreide, deinen Most und dein Öl, den Wurf deiner Rinder und den Zuwachs deines Kleinviehs. Gesegnet wirst du sein vor allen Völkern. Keinen Unfruchtbaren und keine Unfruchtbare wird es unter dir geben, auch nicht bei deinem Vieh. Der Herr wird auch alle Krankheiten von dir fernhalten und keine der bösen ägyptischen Plagen, die du kennst, über dich kommen lassen, sondern alle deine Feinde damit heimsuchen. Vernichte alle Völker, die der Herr, dein Gott, in deine Gewalt gibt! Habe kein Mitleid mit ihnen! Verehre ihre Götter nicht; denn das wäre ein Fallstrick für dich! Wenn dir das Bedenken kommt: Diese Völker sind mir zu stark! Wie sollte ich sie vertreiben können?, so fürchte dich nicht vor ihnen. Denke daran, was der Herr, dein Gott, dem Pharao und ganz Ägypten angetan hat, an die großen Heimsuchungen, die du mit eigenen Augen sehen konntest, an die Zeichen und Wunder, an die starke Hand und den ausgestreckten Arm, womit dich der Herr, dein Gott, herausführte! So wird er Herr, dein Gott, mit allen Völkern verfahren, vor denen du dich fürchtest. Die Hornissen wird der Herr, dein Gott, gegen sie entsenden, bis alle umgekommen sind, die übriggeblieben sind und sich vor dir verborgen hatten.  Habe keine Furcht vor ihnen! Denn der Herr, dein Gott, ein mächtiger und furchtbarer Gott, ist in deiner Mitte! Der Herr, dein Gott, wird aber diese Völker nur nach und nach vor dir vertreiben. Du wirst sie nicht auf einmal vernichten können. Sonst würden dir die wilden Tiere zu zahlreich werden. Doch wird sie der Herr, dein Gott, dir preisgeben und sie in große Bestürzung versetzen, bis sie ausgerottet sind. Auch ihre Könige wird er in deine Gewalt geben, und du wirst ihre Namen austilgen unter dem Himmel. Niemand wird dir standhalten können, bis du sie vernichtet hast. Ihre Götzenbilder verbrenne! Trage kein Verlangen nach dem Gold und Silber daran und nimm es nicht für dich, damit du nicht dadurch verführt wirst! Ist es doch dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel! Bringe ein solches Scheusal nicht in dein Haus, damit du nicht gleich ihm dem Bann verfällst. Ekle dich davor und verabscheue es! Denn dem Bann ist es verfallen. Dankespflicht für den Schutz in der WüsteAlle Gebote, die ich euch heute gebe, sollt ihr gewissenhaft beobachten, damit ihr am Leben bleibt, zahlreich werdet und in den Besitz des Landes gelangt, das der Herr euren Vätern zugeschworen hat. Denke an den ganzen Weg, den dich der Herr, dein Gott, vierzig Jahre lang in der Wüste geführt hat, um dich zu demütigen, dich zu prüfen und deinen Sinn kennenzulernen, ob du seine Gebote halten willst oder nicht. Er demütigte dich und ließ dich Hunger leiden. Dann aber speiste er dich mit dem Manna, das du und deine Väter nicht kanntet, um dir kundzutun, daß der Mensch nicht vom Brot allein lebt. Denn der Mensch lebt von allem, was durch den Befehl des Herrn entsteht. Deine Kleider verschlissen nicht an deinem Leib, und deine Füße bekamen keine Schwielen, schon vierzig Jahre lang. So erkenne denn in deinem Herzen, daß dich der Herr, dein Gott, so erzieht, wie jemand sein Kind erzieht! Dankbarkeit für den Besitz des Gelobten LandesHalte die Gebote des Herrn, deines Gottes! Wandle auf seinen Wegen und fürchte ihn! Denn der Herr, dein Gott, führt dich in ein schönes Land, in ein Land mit Wasserbächen, Quellen und Seen, die in der Ebene und im Gebirge entspringen, ein Land mit Weizen und Gerste, mit Weinstöcken, Feigenbäumen und Granatäpfeln, ein Land mit Ölbäumen und Honig, ein Land, darin du nicht kümmerlich dein Brot zu essen brauchst, sondern an nichts Mangel leidest, ein Land, dessen Steine Eisen enthalten und aus dessen Bergen du Erz graben kannst. Wenn du dich satt gegessen hast, dann danke dem Herrn, deinem Gott, für das schöne Land, das er dir gegeben hat! Warnung vor UngehorsamHüte dich, den Herrn, deinen Gott, zu vergessen und seine Gebote, Verordnungen und Rechtsbestimmungen zu übertreten, die ich dir heute gebe! Hast du dich satt gegessen, schöne Häuser gebaut und darin Wohnung genommen, haben sich deine Rinder und Schafe gemehrt, wird dir Gold und Silber in Menge zuteil, und nimmt all dein Hab und Gut zu, dann soll dein Herz nicht hochmütig werden, und vergiß nicht den Herrn, deinen Gott, der dich aus Ägypten, dem Haus der Knechtschaft, weggeführt hat; der dich führte durch die große und schreckliche Wüste mit ihren giftigen Schlangen und Skorpionen, durch wasserlose dürre Gegenden; der dir aus kieselhartem Felsen Wasser sprudeln ließ; der dich in der Wüste mit Manna speiste, das deine Väter nicht kannten. Er wollte dich demütigen und prüfen, um dir zuletzt Gutes erweisen zu können. Denke nicht bei dir: Meine Kraft und meine starke Hand haben mir diesen Wohlstand verschafft! Denke vielmehr an den Herrn, deinen Gott; denn er ist es, der dir die Kraft gab, Wohlstand zu erwerben, um so seinen Bund, den er deinen Vätern mit einem Eidschwur bekräftigt hat, zu erfüllen, wie es heute geschah. Solltest du aber gleichwohl den Herrn, deinen Gott, vergessen und anderen Göttern nachlaufen, sie verehren und anbeten, so versichere ich euch heute feierlich: unfehlbar werdet ihr zugrunde gehen. Wie die Völker, die der Herr vor euch vernichten will, genau so werdet auch ihr dann untergehen zur Strafe dafür, daß ihr auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, nicht gehört habt. Warnung vor VermessenheitHöre, Israel! Du wirst nun über den Jordan ziehen, um Völker zu unterwerfen, die größer und stärker sind als du, und Städte, groß und himmelhoch befestigt, ein Volk, mächtig und hochgewachsen, die Anakiter, die du kennst und von denen du sagen hörtest: Wer kann vor den Anakitern standhalten? So wisse nun: Der Herr, dein Gott, wird selbst als verzehrendes Feuer schon vor dir hinüberziehen. Er wird sie vernichten und vor dir her niederwerfen, so daß du sie leicht vertreiben und vernichten kannst, wie dir der Herr verheißen hat. Denke nicht, wenn sie der Herr, dein Gott, vor dir verjagt: Ob meiner Rechtschaffenheit hat mich der Herr in den Besitz dieses Landes gelangen lassen, während der Herr diese Völker ob ihrer Verworfenheit vor dir vertrieb! Denn nicht ob deiner Rechtschaffenheit und der Lauterkeit deines Herzens gelangst du in den Besitz ihres Landes, vielmehr vertreibt der Herr, dein Gott, diese Völker vor dir ob ihrer Verworfenheit und um die Verheißung zu erfüllen, die der Herr deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob beschworen hat. Bedenke wohl, daß der Herr, dein Gott, dir dieses schöne Land nicht ob deiner Rechtschaffenheit zum Besitz gibt; denn du bist ein halsstarriges Volk. Der Abfall zum StierdienstDenke daran und vergiß es nicht, daß du den Herrn, deinen Gott, in der Wüste erzürnt hast! Von dem Tag an, wo ihr aus Ägypten ausgezogen seid, bis zu eurer Ankunft an diesem Ort habt ihr euch widerspenstig gegen den Herrn gezeigt. Besonders am Horeb habt ihr den Herrn erzürnt, und der Herr wurde so gegen euch aufgebracht, daß er euch vertilgen wollte. Ich war auf den Berg gestiegen, um die steinernen Tafeln, die Tafeln des Bundes, den der Herr mit euch schloß, in Empfang zu nehmen. Vierzig Tage und vierzig Nächte blieb ich auf dem Berg, ohne Brot zu essen und Wasser zu trinken. Der Herr gab mir die beiden steinernen Tafeln, die, vom Finger Gottes beschrieben, all die Gebote enthielten, die der Herr am Versammlungstag auf dem Berg euch aus dem Feuer mitgeteilt hatte. Als mir der Herr nach vierzig Tagen und vierzig Nächten die beiden steinernen Tafeln, die Tafeln des Bundes gab, sagte der Herr zu mir: Auf! Steige rasch von hier hinab! Denn dein Volk, das du aus Ägypten weggeführt hast, tut Böses. Schnell sind sie vom Weg abgewichen, den ich ihnen vorschrieb: Sie haben sich ein Gußbild gemacht. Und weiter sagte der Herr zu mir: Ich habe mir dieses Volk angesehen und erkenne wohl: Es ist ein halsstarriges Volk. Laß mich nun in Ruhe! Ich werde sie vernichten und ihren Namen unter dem Himmel auslöschen. Dich werde ich dafür zu einem Volk machen, das größer und zahlreicher ist als dieses. Darauf kehrte ich um und stieg mit den beiden Tafeln des Bundes vom Berg herab. Der Berg loderte noch immer in Feuersglut. Da sah ich wahrhaftig, daß ihr gegen den Herrn, euren Gott, gesündigt hattet. Ein gegossenes Stierbild hattet ihr euch gemacht. So schnell wart ihr von dem Weg abgewichen, den euch der Herr geboten hatte. Ich faßte die beiden Tafeln, schleuderte sie weg aus meinen Händen und zerschmetterte sie vor euren Augen. Darauf warf ich mich wie das erste Mal vor dem Herrn nieder, vierzig Tage und vierzig Nächte, ohne Speise und Trank zu mir zu nehmen, ob all eurer Sünden, die ihr begangen hattet, indem ihr tatet, was dem Herrn mißfiel und ihn erzürnen mußte. Denn ich fürchtete den grimmigen Zorn, den der Herr gegen euch hegte, so daß er euch vertilgen wollte. Und der Herr erhörte mich auch dieses Mal. Auch über Aaron war der Herr heftig erzürnt, so daß er auch ihn vernichten wollte. Ich legte damals auch für Aaron Fürbitte ein. Euer Sündenwerk aber, das ihr euch gemacht hattet, das Stierbild, nahm ich, verbrannte es, zerschlug es in Stücke und zerstieß es zu feinem Staub. Den Staub warf ich in den Bach, der vom Berg herabfließt. Auch bei Tabera und Massa und Kibrot-Taawa habt ihr den Herrn erzürnt. Als euch der Herr von Kadesch-Barnea wegschickte mit dem Befehl: Zieht hinauf und nehmt das Land in Besitz, das ich euch gegeben habe, da habt ihr euch dem Befehl des Herrn, eures Gottes, widersetzt. Ihr habt nicht geglaubt und gehorcht. Ihr seid gegen den Herrn widerspenstig gewesen, seit ich euch kenne. Des Mose FürspracheAls ich nun vierzig Tage und vierzig Nächte vor dem Herrn am Boden hingestreckt dagelegen hatte, weil der Herr gedroht hatte, euch zu vertilgen, flehte ich also zum Herrn: Allmächtiger Herr! Vernichte doch nicht dein Volk und dein Erbe, das du durch deine große Macht befreit und mit starker Hand aus Ägypten weggeführt hast! Erinnere dich deiner Knechte Abraham, Isaak und Jakob! Blicke nicht auf die Halsstarrigkeit dieses Volkes, auf seine Bosheit und Sünde! Man soll in dem Land, aus dem du uns weggeführt hast, nicht sagen können: Weil der Herr nicht imstande war, sie in das Land zu führen, das er ihnen zugesagt hatte, und weil er sie haßte, hat er sie herausgeführt, um sie in der Wüste sterben zu lassen. Sie sind doch dein Volk und dein Erbe, das du mit deiner großen Kraft und mit ausgestrecktem Arm herausgeführt hast. Die Erneuerung der GesetzestafelnDamals befahl mir der Herr: Haue dir zwei steinerne Tafeln gleich den früheren zurecht und steige zu mir auf den Berg herauf! Mache dir auch einen Schrein aus Holz! Ich will auf die Tafeln die Worte schreiben, die auf den früheren Tafeln standen, die du zerbrochen hast. Lege diese dann in den Schrein! Ich verfertigte also einen Schrein aus Akazienholz, hieb zwei steinerne Tafeln wie die früheren zurecht und stieg mit den zwei Tafeln auf den Berg. Da schrieb er auf die Tafeln in der gleichen Schrift wie früher die zehn Gebote, die der Herr am Versammlungstag auf dem Berg aus dem Feuer euch mitgeteilt hatte. Dann übergab sie mir der Herr. Ich stieg nun wieder vom Berg herab und legte die Tafeln in den Schrein, den ich angefertigt hatte. Dort blieben sie, wie der Herr mir geboten hatte. Die Israeliten zogen nun von Beerot-Bene-Jaakan nach Moser. Dort starb Aaron und wurde ebendort begraben. An seiner Statt übernahm den Priesterdienst sein Sohn Eleasar. Von da wanderten sie nach Hor-Gidgad, von Hor-Gidgad nach Jotbata, eine wasserreiche Gegend. Damals sonderte der Herr den Stamm Levi aus, die Bundeslade des Herrn zu tragen, vor dem Herrn den Dienst zu tun und in seinem Namen zu segnen, wie es bis heute geschieht. Darum hat Levi keinen Anteil und keinen Erbbesitz erhalten wie seine Brüder. Der Herr ist sein Erbe, wie ihm der Herr, dein Gott, verheißen hatte. Ich aber blieb, wie zuvor, vierzig Tage und vierzig Nächte auf dem Berg. Und der Herr erhörte mich auch dieses Mal. Der Herr wollte dich nicht vernichten. Da befahl mir der Herr: Auf! Zieh an der Spitze des Volkes weiter, damit sie in den Besitz des Landes gelangen, das ihnen zu verleihen ich ihren Vätern eidlich zugesichert habe. Mahnung zur GesetzestreueNun, Israel! Was verlangt der Herr, dein Gott, von dir? Nur, daß du den Herrn, deinen Gott, fürchtest, auf allen seinen Wegen wandelst, ihn liebst und dem Herrn, deinem Gott, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele dienst, indem du die Gebote und Gesetze des Herrn, die ich dir heute gebe, beobachtest, damit es dir wohl ergehe. Siehe, dem Herrn, deinem Gott, gehört der Himmel und der Himmel der Himmel, die Erde und alles, was auf ihr ist.  Und doch hat der Herr sich euren Vätern bei seiner Liebe gegen sie zugewandt und euch, ihre Nachkommen, vor allen Völkern auserwählt, wie es heute der Fall ist. So beschneidet denn die Vorhaut eures Herzens und seid nicht fernerhin halsstarrig!  Denn der Herr, euer Gott, ist der höchste Gott und der höchste Herr, der große, gewaltige, furchtbare Gott, der nicht auf die Person sieht und sich nicht bestechen läßt,  der den Witwen und Waisen Recht schafft, den Fremdling liebt und ihm Nahrung und Kleidung gibt. So sollt auch ihr den Fremdling lieben! Denn ihr selbst seid Fremdlinge in Ägypten gewesen. Fürchte den Herrn, deinen Gott, diene ihm, hange ihm an, schwöre nur bei seinem Namen! Er ist dein Ruhm, er ist dein Gott, der an dir jene großen und wunderbaren Taten vollbrachte, die du mit eigenen Augen gesehen hast. Siebzig Seelen stark zogen einst deine Väter nach Ägypten. Jetzt hat dich der Herr, dein Gott, so zahlreich gemacht wie die Sterne am Himmel. Rückblick auf die Wundertaten des AuszugsLiebe den Herrn, deinen Gott, und beobachte allezeit seine Satzung, seine Gesetze, seine Rechtsbestimmungen und seine Gebote! Bedenkt jetzt wohl: Ich wende mich nicht an eure Kinder! Sie haben nicht miterlebt und nicht an sich erfahren die Führung des Herrn, eures Gottes, seine Größe, seine starke Hand, seinen hocherhobenen Arm, seine Wunderzeichen und Taten, die er in Ägypten am Pharao, dem König von Ägypten, und an seinem ganzen Land vollführt hat;  was er an Ägyptens Heer getan hat, an seinen Rossen und Wagen; wie er, als sie euch nachjagten, die Wasser des Schilfmeeres über sie hinwegfluten ließ und er, der Herr, sie so vernichtete bis auf den heutigen Tag; dann, was er an euch in der Wüste getan hat bis zu eurer Ankunft an diesem Ort; ferner, was er an Datan und Abiram, den Söhnen Eliabs, des Sohnes Rubens vollbracht hat, wie die Erde ihren Mund auftat und sie inmitten von ganz Israel verschlang samt ihren Familien und Zelten mit allem, was ihnen gehörte. Nein, ihr habt mit eigenen Augen alle Großtaten gesehen, die der Herr gewirkt hat. So beobachtet denn das ganze Gesetz, das ich euch heute auferlege, damit ihr stark genug seid, euch in den Besitz des Landes zu setzen, in das ihr hinüberziehen wollt, um es zu erobern, und damit ihr lange in dem Land lebt, das ihnen und ihren Nachkommen zu verleihen der Herr euren Vätern eidlich zugesichert hat, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. Die Schönheit des Gelobten LandesJa, das Land, in das du ziehst, um es zu besitzen, ist nicht wie das Land Ägypten, aus dem ihr ausgezogen seid. Dieses mußtest du, sobald du den Samen ausgesät hattest, wie einen Gemüsegarten mit Fußtretwerken bewässern.  Das Land aber, in das ihr hinüberzieht, um es in Besitz zu nehmen, ist ein Land mit Bergen und Tälern, das vom Regen des Himmels getränkt wird. Es ist ein Land, für das der Herr, dein Gott, Sorge trägt, auf das die Augen des Herrn, deines Gottes, beständig gerichtet sind, von Anfang bis zum Ende des Jahres. Wenn ihr meinen Geboten, die ich euch heute gebe, gehorcht, den Herrn, euren Gott, liebt und ihm mit ganzem Herzen und ganzer Seele dient, so werde ich eurem Land zur rechten Zeit Regen spenden. Frühregen und Spätregen, damit du dein Korn, deinen Wein und dein Öl einbringen kannst.  Ich werde auf deinen Feldern Gras für dein Vieh wachsen lassen, und du wirst dich satt essen können. Hütet euch aber, euer Herz betören zu lassen, abzufallen und Götzen zu verehren und anzubeten! Sonst entbrennt gegen euch der Zorn des Herrn, und er verschließt den Himmel. Dann fällt kein Regen mehr, und die Erde bringt ihren Ertrag nicht mehr hervor. So werdet ihr rasch aus diesem schönen Land schwinden, das der Herr euch geben will. Erneute Einschärfung treuen GehorsamsSo prägt denn diese meine Gebote eurem Herzen und eurer Seele ein! Bindet sie als Denkzeichen auf eure Hände und tragt sie als Merkzeichen auf der Stirn!  Lehrt sie eure Kinder und sprecht davon, ob ihr zu Hause oder auf der Reise seid, ob ihr euch niederlegt oder aufsteht! Schreibt sie auf die Türpfosten und auf eure Tore, damit ihr und eure Kinder in dem Land, das ihnen zu verleihen der Herr euren Vätern eidlich zugesichert hat, so lange lebt, wie der Himmel über der Erde steht! Wenn ihr also dieses ganze Gesetz befolgt, das ich euch heute gebe, und den Herrn, euren Gott, liebt, all seine Wege wandelt und ihm anhangt, so wird der Herr all diese Völker vor euch vertreiben, und ihr werdet Völker besiegen, die mächtiger und stärker sind als ihr. Jeder Fleck Boden, den euer Fuß betritt, wird euch gehören. Von der Wüste bis zum Libanon, vom Strom, dem Eufrat, bis zum Westmeer wird euer Gebiet reichen.  Niemand kann vor euch standhalten. Furcht und Schrecken vor euch wird der Herr, euer Gott, über das ganze Land verbreiten, das ihr betretet, wie er es euch verheißen hat. Der Ruf zur EntscheidungSeht, ich lege euch heute Segen und Fluch vor: Segen, wenn ihr den Geboten des Herrn, eures Gottes, die ich euch heute gebe, gehorcht. Fluch aber, wenn ihr den Geboten des Herrn, eures Gottes, nicht gehorcht und von dem Weg, den ich euch heute vorschreibe, abweicht, um Götzen nachzulaufen, die ihr nicht kennt. Wenn dich der Herr, dein Gott, in das Land geführt hat, in das du ziehst, um es in Besitz zu nehmen, so sprich den Segen auf dem Berg Garizim, den Fluch aber auf dem Berg Ebal aus!  Diese liegen jenseits des Jordan, westlich der Straße, die nach Sonnenuntergang führt, im Land der Kanaaniter, die in der Ebene gegenüber von Gilgal bei den Orakeleichen wohnen.  So überschreitet nun den Jordan, um das Land in Besitz zu nehmen, das der Herr, euer Gott, euch geben will! Wenn ihr es erobert habt, so laßt euch darin nieder und haltet gewissenhaft alle Gesetze und Rechtsbestimmungen, die ich euch heute gebe! DIE EINZELGESETZGEBUNGDie Einheit des HeiligtumsDies sind die Gesetze und Rechtsbestimmungen, die ihr allezeit, solange ihr auf Erden lebt, gewissenhaft befolgen sollt in dem Land, das euch der Herr, der Gott eurer Väter, zum Besitz gegeben hat. Zerstört von Grund aus sämtliche Stätten, an denen die Völker, die ihr besiegen werdet, ihre Götter verehrten, auf hohen Bergen, auf Hügeln, unter all den grünen Bäumen! Reißt ihre Altäre nieder! Zertrümmert ihre Steinmale! Verbrennt ihre Ascheren! Schlagt ihre Götzenbilder in Stücke und vertilgt deren Namen von diesen Stätten!  Mit dem Herrn, eurem Gott, haltet es nicht so! Sucht vielmehr nur den Ort auf, den der Herr, euer Gott, aus all euren Stammesgebieten erwählen wird, um seinem Namen dort eine Wohnstätte zu bereiten. Nur dorthin begebt euch!  Dorthin bringt auch eure Brand- und Schlachtopfer, eure Zehnten, eure Hebeopfer, euer Gelobtes, eure freiwilligen Gaben und die Erstlingswürfe eurer Rinder und Schafe! Dort haltet mit euren Familien vor dem Herrn, eurem Gott, das Opfermahl und freut euch über alles, was ihr mit eurer Hände Arbeit erworben habt und womit euch der Herr, euer Gott, gesegnet hat!  Handelt künftig nicht mehr nach eigenem Gutdünken, wie wir es jetzt hier noch tun! Denn bis jetzt seid ihr noch nicht zum ruhigen Besitz des Erbes gekommen, das der Herr, euer Gott, euch geben will. Ihr werdet aber über den Jordan ziehen und euch in dem Land niederlassen, das euch der Herr, euer Gott, zum Eigentum geben will. Er wird euch vor allen Feinden ringsum Ruhe verschaffen, so daß ihr in Sicherheit wohnt. Dann bringt an die Stätte, die der Herr, euer Gott, sich zur Wohnung für seinen Namen erwählt hat, alles, was ich euch gebiete, eure Brand- und Schlachtopfer, eure Zehnten, eure Hebeopfer, alle eure auserlesenen Gelübdeopfer, die ihr dem Herrn gelobt habt. Freut euch vor dem Herrn, eurem Gott, mit euren Söhnen, Töchtern, Knechten und Mägden, samt den Leviten, die in euren Ortschaften wohnen! Hat doch der Levit keinen Anteil und kein Eigentum bei euch. Hüte dich, deine Brandopfer an jeder beliebigen Stätte, die du siehst, darzubringen! Nur an der Stätte, die der Herr in einem deiner Stammesgebiete erwählen wird, darfst du deine Brandopfer darbringen. Nur dort verrichte all das, was ich dir befehle! Die gewöhnlichen SchlachtungenDoch darfst du ganz nach Herzenslust in allen deinen Wohnplätzen schlachten und Fleisch essen, soviel dir durch den Segen des Herrn, deines Gottes, geschenkt ist. Der Reine und der Unreine darf davon essen, wie von der Gazelle und vom Hirsch. Nur das Blut dürft ihr nicht genießen! Gießt es wie Wasser auf die Erde aus! Doch den Zehnten deines Getreides, Mostes und Öles darfst du nicht an deinen Wohnplätzen essen; auch nicht den Erstlingswurf deiner Rinder und Schafe, all deine Gelübdeopfer, die du gelobst, deine freiwilligen Gaben und deine Hebeopfer. Iß sie nur vor dem Herrn, deinem Gott, an der Stätte, die sich der Herr, dein Gott, erwählt, mit deinen Söhnen, Töchtern, Knechten und Mägden, samt den Leviten, die in deinen Ortschaften wohnen! Freue dich vor dem Herrn, deinem Gott, an allem, was du mit der Arbeit deiner Hände erworben hast! Hüte dich, die Leviten im Stich zu lassen, solange du in deinem Land lebst! Genauere Erklärung des GesetzesWenn der Herr, dein Gott, dein Gebiet erweitert, wie er dir verheißen hat, und du denkst: Ich möchte Fleisch essen, weil du Verlangen nach Fleisch verspürst, so iß nur Fleisch, wo immer du willst, wenn der Ort, den der Herr, dein Gott, erwählt hat, um seinem Namen dort eine Wohnstätte zu bereiten, zu weit von dir entfernt ist! Schlachte von deinen Rindern und Schafen, die der Herr dir gegeben hat, nach der Vorschrift, die ich für dich erlassen habe, und iß davon ganz nach Herzenslust an deinen Wohnplätzen! Genau so gut, wie man Gazellen- und Hirschfleisch essen darf, darfst du es essen. Der Unreine wie der Reine können es beide genießen. Nur bleibe dabei, kein Blut zu genießen; denn im Blut liegt das Leben. Das Leben darfst du nicht zugleich mit dem Fleisch verzehren. Iß nichts davon, sondern schütte es wie Wasser auf die Erde aus! Genieße es nicht, damit es dir und deinen Kindern wohlergeht, wenn du tust, was dem Herrn wohlgefällig ist. Die heiligen Gaben jedoch, die dir obliegen, und deine Gelübdeopfer nimm und komme damit an den Ort, den der Herr erwählen wird! Bei deinen Brandopfern bringe Fleisch und Blut zusammen auf den Altar des Herrn, deines Gottes! Bei den Schlachtopfern muß das Blut auf den Altar des Herrn, deines Gottes, ausgegossen werden. Das Fleisch darfst du essen. Beobachte gewissenhaft alle Gebote, die ich dir gebe, damit es dir und deinen Nachkommen allezeit wohlergeht, weil du tust, was vor dem Herrn, deinem Gott, gut und recht ist! Warnung vor GötzendienstWenn der Herr, dein Gott, vor dir die Völker ausrottet, deren Land in Besitz zu nehmen du dich anschickst, und wenn du ihr Gebiet besetzt und dich in ihrem Land niedergelassen hast, so gib acht, dich nicht von ihnen verführen zu lassen und es ihnen nachzutun, nachdem sie von dir besiegt sind! Kehre dich nicht an ihre Götter! Frage nicht: Wie haben diese Völker ihre Götter verehrt? Ich will es auch so machen! Handle nicht so gegen den Herrn, deinen Gott! Denn alles, was dem Herrn ein Greuel ist, den er haßt, das tun sie zu Ehren ihrer Götter. Sogar ihre Söhne und Töchter verbrennen sie ihren Göttern zuliebe! Befolgt gewissenhaft alles, was ich euch gebiete! Fügt nichts hinzu, nehmt nichts hinweg!  Warnung vor falschen ProphetenTritt in deiner Mitte ein Prophet oder Traumseher auf, und kündet er dir ein Zeichen oder Wunder an, und trifft das Zeichen oder Wunder, das er dir verkündet hat, auch wirklich ein und spricht er: Wir wollen andere Götter verehren, die du bisher nicht gekannt hast, und ihnen dienen!, so höre nicht auf die Worte dieses Propheten oder Traumsehers! Denn der Herr, euer Gott, will euch prüfen, um zu erfahren, ob ihr den Herrn, euren Gott, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele liebt. Nur dem Herrn, eurem Gott, dient und ihn fürchtet! Seine Gebote beobachtet, auf seine Stimme hört, ihm dient und ihm hanget an! Jener Prophet oder jener Traumseher aber soll getötet werden. Denn er hat zum Abfall vom Herrn, deinem Gott, aufgefordert, der dich aus Ägypten geführt und dich erlöst hat aus dem Haus der Knechtschaft. Er hat dich von dem Weg abbringen wollen, den der Herr, dein Gott, dir zu gehen gebot. So sollst du das Böse aus deiner Mitte vertilgen! Warnung vor der Verführung durch VerwandteWill dein Bruder, der Sohn deiner Mutter, oder dein Sohn oder deine Tochter oder deine Frau, mit der du schläfst, oder dein Freund, den du liebst wie dich selbst, dich heimlich verlocken: Komm, wir wollen fremden Göttern dienen, die dir und deinen Vätern unbekannt sind,  Göttern der Völker rings um euch her, in deiner Nähe oder fern von dir, von einem Ende der Erde bis zum anderen, so sei ihm nicht zu Willen! Höre nicht auf ihn! Habe keinen Blick des Mitleids für ihn und schone ihn nicht! Verheimliche nicht seine Schuld, Sondern töte ihn! Deine Hand erhebe sich zuerst gegen ihn, um ihn zu töten und danach die Hand des ganzen Volkes! Steinige ihn zu Tode! Denn er ist darauf ausgegangen, dich dem Herrn, deinem Gott, der dich aus Ägypten, dem Haus der Knechtschaft geführt hat, abspenstig zu machen. Ganz Israel erhalte Kunde davon und fürchte sich, damit niemand wieder so etwas Böses in deiner Mitte begehe. Warnung vor einer abgefallenen StadtWenn du in einer deiner Städte, die dir der Herr, dein Gott, als Wohnort angewiesen hat, sagen hörst: Nichtswürdige Männer aus deiner Mitte gingen hin und brachten die Insassen ihrer Heimatstadt zum Abfall, indem sie sagten: Kommt, laßt uns fremden Göttern dienen, die ihr nicht kennt!,  so forsche genau nach und stelle eine sorgfältige Untersuchung an! Ist dann die Sache wirklich wahr, wurde in deiner Mitte ein solcher Greuel verübt, so schlage die Bewohner dieser Stadt mit der Schärfe des Schwertes! Vollziehe an ihr und an allem, was in ihr ist, auch an dem Vieh, mit der Schärfe des Schwertes den Bann. Trage alles, was in ihr erbeutet wurde, auf dem Marktplatz zusammen und verbrenne die Stadt samt allem, was in ihr erbeutet wurde, als ein Brandopfer für den Herrn, deinen Gott! Sie soll für immer ein Trümmerhaufen bleiben und nie mehr aufgebaut werden! Nichts von dem Banngut bleibe in deinem Besitz, damit der Herr von seinem grimmigen Zorn abläßt und dir Gnade schenkt und, wie er deinen Vätern geschworen, in seiner Huld dich mehrt, wenn du auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, hörst, all seine Gebote hältst, die ich dir heute gebe, und tust, was dem Herrn, deinem Gott, wohlgefällig ist. Verbot heidnischer TrauergebräucheIhr seid Kinder des Herrn, eures Gottes. Ihr dürft euch wegen eines Toten keine Einschnitte machen und euch nicht über der Stirn kahl scheren!  Denn du bist ein Volk, das dem Herrn, seinem Gott, heilig ist. Dich hat der Herr auserwählt aus allen Völkern auf Erden, auf daß du ihm als sein eigen Volk angehörst. Verbot unreiner SpeisenDu darfst nichts Abstoßendes genießen! Dies sind die Tiere, die ihr essen dürft: Rind, Schaf, Ziege,  Hirsch, Gazelle, Damhirsch, Steinbock, Antilope, Wildochs und Bergziege. Alle Tiere, die gespaltene Klauen haben, und zwar beide Klauen ganz durchspalten, und zugleich Wiederkäuer sind, dürft ihr essen. Nicht essen jedoch dürft ihr von den Wiederkäuern und den Spalthufern folgende: Kamel, Hase und Kaninchen. Sie sind zwar Wiederkäuer, aber sie haben keine gespaltenen Hufe. Sie müssen für euch als unrein gelten. Ferner das Schwein. Es hat zwar gespaltene Hufe, aber es ist kein Wiederkäuer. Es muß euch als unrein gelten. - Ihr Fleisch dürft ihr nicht essen und ihr Aas nicht berühren. Von allen Tieren, die im Wasser leben, dürft ihr diese essen: Alle, die Flossen und Schuppen haben, dürft ihr essen. Aber alle, die keine Flossen und Schuppen haben, dürft ihr nicht essen, sie müssen euch als unrein gelten. Alle reinen Vögel dürft ihr essen. Folgende dürft ihr nicht essen: Adler, Lämmergeier, Bartgeier, Weihe, Habicht, die verschiedenen Falkenarten, alle Arten von Raben, ferner Strauß, Schwalbe, Möwe und die verschiedenen Arten der Habichte, Käuzchen, Uhu, Eule, Pelikan, Aasgeier, Sturzpelikan, Storch, alle Arten Regenpfeifer, Wiedehopf und Fledermaus. Auch alle geflügelten Insekten sollen euch als unrein gelten und dürfen nicht gegessen werden. Alles reine Geflügel dürft ihr essen. Ihr dürft kein gefallenes Tier genießen. Dem Fremdling, der in deinen Ortschaften weilt, darfst du es zum Essen abgeben oder es an einen Ausländer verkaufen. Doch du bist ein Volk, das dem Herrn, seinem Gott, heilig ist. - Kein Zicklein darfst du in der Milch seiner Mutter kochen.  Der ZehntZähle den zehnten Teil vom ganzen Ertrag deiner Aussaat, der auf dem Feld wächst, Jahr für Jahr ab!  Halte vor dem Herrn, deinem Gott, an dem Ort, den er sich erwählt, um dort seinem Namen eine Wohnstätte zu bereiten, ein Mahl von dem Zehnten deines Getreides, Mostes und Öles und von den Erstlingswürfen deiner Rinder und Schafe, damit du den Herrn, deinen Gott, allezeit fürchten lernst! Wenn aber der Weg für dich zu weit ist, so daß du es nicht hintragen kannst, weil der Ort von dir zu weit entfernt ist, den der Herr zur Wohnstätte seines Namens erwählt hat, und der Herr, dein Gott, dich gesegnet hat, so mache es zu Geld! Nimm das Geld mit dir und begib dich an die Stätte, die sich der Herr, dein Gott, erwählt hat. Kaufe für das Geld alles, was du begehrst, Rinder, Schafe, Wein, starke Getränke und alles, was du möchtest! Davon halte dort vor dem Herrn, deinem Gott, ein Mahl und sei fröhlich mit deiner Familie! Vergiß dabei auch den Leviten nicht, der in deinen Ortschaften weilt! Hat er doch bei dir keinen Anteil und kein Eigentum. Jedes dritte Jahr sondre den ganzen Zehnten deines Ertrages in jenem Jahr ab und liefere ihn an deinem Wohnort ab! Dann können der Levit, der ja bei dir keinen Anteil und kein Eigentum hat, der Fremdling, die Waise und die Witwe, die in deinen Ortschaften leben, kommen und sich satt essen, damit der Herr, dein Gott, dich segne bei allen Werken, die du vollbringst. Das ErlaßjahrJedes siebte Jahr gewähre den Erlaß!  Der Erlaß geschehe auf folgende Weise: Jeder Gläubige erlasse das Darlehen, das er seinem Nächsten gewährt hat. Er dränge seinen Nächsten und Bruder nicht, wenn der Erlaß zu Ehren des Herrn verkündigt wurde. Von einem Nichtisraeliten kannst du es einfordern. Was du aber bei deinem Volksgenossen ausstehen hast, das gib frei! Es sollte zwar keinen Armen bei dir geben, da der Herr dich reichlich segnet in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir als Erbbesitz zu eigen geben will, wenn du nur auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, hörst und alle die Gebote, die ich dir heute gebe, genau beobachtest. Weil der Herr, dein Gott, dich segnen wird, wie er dir verheißen hat, wirst du vielen Völkern Geld ausleihen können, ohne selbst entlehnen zu müssen, und über viele Völker herrschen, ohne selbst von jemand beherrscht zu werden. Die Unterstützung armer VolksgenossenWenn sich bei dir ein Armer befindet, irgendeiner deiner Volksgenossen in einer deiner Ortschaften in dem Land, das dir der Herr, dein Gott, geben will, so sei nicht hartherzig und verschließe deine Hand nicht vor deinem armen Volksgenossen! Öffne ihm gern deine Hand und leihe ihm bereitwillig, was er in seiner Not braucht! Hüte dich, in deinem Herzen den verdammungswürdigen Gedanken aufkommen zu lassen: Das siebte Jahr, das Erlaßjahr ist nahe, und deinen armen Volksgenossen abweisend anzuschauen und ihm nichts zu geben! Wenn er gegen dich den Herrn anruft, so lastet auf dir die Sünde. Gib ihm bereitwillig und sei nicht verdrießlich, wenn du ihm gibst. Denn für diese Tat wird dich der Herr, dein Gott, segnen bei deinem ganzen Tun und Lassen. An Armen wird es nie im Land fehlen. Deshalb gebiete ich dir: Öffne deine Hand gern deinem bedürftigen und armen Volksgenossen im Land. Die Freilassung hebräischer SklavenVerkauft sich dir ein Volksgenosse, Hebräer oder Hebräerin, soll er dir sechs Jahr lang dienen. Im siebten Jahr aber sollst du ihn frei von dir entlassen. Wenn du ihn freiläßt, sollst du ihn nicht mit leeren Händen ziehen lassen. Belade ihn reichlich mit Gaben von deinem Kleinvieh, von deiner Tenne und deiner Kelter! Je nachdem der Herr, dein Gott, dich gesegnet hat, sollst du es ihm geben. Denke daran, daß auch du einst Knecht warst in Ägypten, und daß der Herr, dein Gott dich befreit hat! Deshalb gebe ich dir heute dieses Gebot. Sagt er jedoch zu dir: Ich will dich nicht verlassen, weil er dich liebt und gern in deinem Haus ist, da es ihm bei dir gut ging, so nimm einen Pfriemen und hefte damit sein Ohr an die Tür! Er soll dann für immer dein Knecht sein. Ebenso verfahre mit deiner Magd! Es darf dir aber nicht schwer fallen, ihn freizulassen. Er hat dir ja durch seinen Dienst von sechs Jahren den Lohn eines Tagelöhners eingespart. Der Herr wird dich dafür segnen in allem, was du tust. Die Erstgeburt der TiereJede männliche Erstgeburt unter deinen Rindern und Schafen weihe dem Herrn, deinem Gott! Du darfst mit dem erstgeworfenen Rind nicht arbeiten und das erstgeworfene Schaf nicht scheren. Verzehre sie vor dem Herrn, deinem Gott, alljährlich an dem Ort, den sich der Herr, dein Gott, erwählt, du und deine Familie! Weisen sie aber einen Fehler auf, sind sie lahm oder blind, oder haben sie sonst einen schlimmen Fehler, so darfst du sie dem Herrn, deinem Gott, nicht opfern. Doch an deinem Wohnort darfst du sie essen, und zwar dürfen sie der Unreine wie der Reine essen, wie das Fleisch der Gazelle und des Hirsches.  Nur ihr Blut darfst du nicht genießen. Gieße es wie Wasser auf die Erde! Das PaschafestAchte auf den Monat Abib und feiere das Pascha zu Ehren des Herrn, deines Gottes! Denn im Monat Abib hat dich der Herr, dein Gott, bei Nacht aus Ägypten geführt.  Schlachte als Paschaopfer zu Ehren des Herrn, deines Gottes, Schafe und Rinder an dem Ort, den der Herr als Wohnstätte seines Namens erwählt! Iß nichts Gesäuertes dazu! Genieße dazu sieben Tage lang ungesäuerte Brote, das Trübsalsbrot, - denn in hastiger Eile bist du aus Ägypten gezogen -, damit du an den Tag deines Auszuges aus Ägypten zurückdenkst, solange du lebst! Sieben Tage lang darf bei dir in deinem ganzen Gebiet kein Sauerteig zu finden sein. Von dem Fleisch, das du am Abend des ersten Tages opferst, darf bis zum Morgen nichts übrig bleiben. Du darfst das Paschalamm nicht in einer deiner Ortschaften opfern, die der Herr, dein Gott, dir geben wird, sondern nur an dem Ort, den der Herr, dein Gott, zur Wohnstätte seines Namens erwählt. Dort schlachte das Paschalamm am Abend bei Sonnenuntergang, um die Zeit, da du aus Ägypten ausgezogen bist! Koche und iß es an dem Ort, den sich der Herr, dein Gott, erwählt! - Am anderen Morgen kannst du nach Haus zurückkehren. Sechs Tage lang sollst du ungesäuertes Brot essen. Am siebten Tag soll zu Ehren des Herrn, deines Gottes, eine Festversammlung stattfinden. Da darfst du keine Arbeit verrichten. Das WochenfestZähle dir sieben Wochen ab! Von dem Tag an, da man die Sichel an das Getreide legt, fange mit der Zählung der sieben Wochen an! Dann feiere das Wochenfest zu Ehren des Herrn, deines Gottes, mit den freiwilligen Gaben, die deine Hand nach bestem Vermögen spendet, nachdem der Herr, dein Gott, dich segnet! Freue dich an dem Ort, den der Herr, dein Gott, als Wohnstätte seines Namens erkoren hat, vor dem Herrn, deinem Gott, du, dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd, der Levit, der in deinen Ortschaften lebt, und der Fremdling, die Witwe und die Waise, die bei dir wohnen! Denke daran, daß auch du Knecht warst in Ägypten! Beobachte darum genau diese Gesetze! Das LaubhüttenfestSieben Tage feiere das Laubhüttenfest, wenn du den Ertrag von Tenne und Kelter einbringst! Sei fröhlich an diesem Fest, du, dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd, der Levit und der Fremdling, die Witwe und die Waise, die in deinen Ortschaften weilen! Sieben Tage sollst du zu Ehren des Herrn, deines Gottes, das Fest feiern an dem Ort, den der Herr erwählt. Denn der Herr, dein Gott, wird dich segnen bei deiner ganzen Ernte und bei all deinen Arbeiten. Sei deshalb recht fröhlich! Dreimal im Jahr sollen alle deine männlichen Personen vor dem Herrn, deinem Gott, an der Stätte, die er sich erwählt, erscheinen: am Fest der ungesäuerten Brote, am Wochenfest und am Laubhüttenfest. Niemand soll mit leeren Händen vor dem Herrn erscheinen. Jeder bringe, was er geben kann, je nachdem dich der Herr, dein Gott, gesegnet hat. RECHTSBESTIMMUNGEN FÜR DIE AMTSWALTERDie RechtspflegeBestelle dir Richter und Vorsteher in allen Ortschaften, die dir der Herr, dein Gott, für jeden deiner Stämme gibt, damit sie das Volk gerecht richten!  Beuge nicht das Recht! Schau nicht auf die Person und nimm kein Geschenk an! Denn Geschenke machen die Augen der Weisesten blind und verdrehen die Worte der Gerechten. Habe einzig und allein das Recht im Auge, damit du lange lebst und das Land besitzest, das dir der Herr, dein Gott, geben will! Drei KultgesetzePflanze dir keine Aschere neben den Altar des Herrn, deines Gottes, den du dir errichten wirst! Stelle dir keine Götzenmale auf; denn der Herr, dein Gott, verabscheut sie. Opfere dem Herrn, deinem Gott, kein Rind und kein Schaf, das irgend einen Makel oder schlimmen Fehler an sich hat! Denn das ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel. Strafen für Götzendienst Findet sich bei dir, in einer deiner Ortschaften, die dir der Herr, dein Gott, geben wird, ein Mann oder eine Frau, die tun, was dem Herrn, deinem Gott, mißfällt, seinen Bund übertreten, hingehen und den Götzen dienen und sie oder die Sonne, den Mond oder das ganze Himmelsheer anbeten, was ich verbot, und wird es dir angezeigt, so stelle ein Verhör und eine genaue Untersuchung an! Wenn sich dann die Sache als wahr herausstellt und ein solcher Greuel wirklich in Israel verübt worden ist, so führe diesen Mann oder diese Frau, die so Schlimmes getan haben, vor die Tore, den Mann oder die Frau, und steinige sie zu Tode! Auf die Aussagen von zwei oder drei Zeugen soll der auf den Tod Angeklagte getötet werden. Auf Grund der Aussage eines einzigen Zeugen darf er nicht getötet werden. Die Zeugen sollen zuerst die Hand erheben, um ihn zu töten, und danach das übrige Volk. So sollst du das Böse vertilgen aus deiner Mitte. Einsetzung eines ObergerichtesWenn dir ein Rechtsfall, sei es ein Mord, eine Eigentumsfrage, eine Mißhandlung oder sonst eine Streitsache in einer deiner Ortschaften zu schwierig erscheint, so mache dich auf und gehe an den Ort, den sich der Herr, dein Gott, erwählt! Wende dich an die Priester aus dem Stamm Levi und an den Richter, der in jenen Tagen tätig ist! Befrage sie! Sie werden dir die Entscheidung der Sache kundtun. Handle nach der Entscheidung, die sie dir an der Stätte, die der Herr erwählt, verkünden! Befolge gewissenhaft alle ihre Anweisungen! Handle nach der Entscheidung, die sie dir geben, und nach der Entscheidung, die sie dir fällen, ohne von dem Spruch, den sie dir verkünden, weder nach rechts noch nach links abzuweichen! Würde aber jemand so vermessen handeln, daß er dem Priester, der dort den Dienst des Herrn, deines Gottes, versieht, oder dem Richter nicht gehorcht, so soll er sterben. So sollst du das Böse aus Israel austilgen. Das ganze Volk soll es erfahren, damit es sich fürchte und nicht vermessen handle. Das KönigsgesetzWenn du in das Land kommst, das der Herr, dein Gott, dir geben will, und es in Besitz genommen hast und darin wohnst und sprichst: Ich will einen König über mich setzen wie alle Völker in meiner Umgebung, so setze nur den als König über dich, den der Herr, dein Gott, erwählt! Nur einen Volkgenossen darfst du über ich als König setzen. Einen Ausländer, der nicht dein Volksgenosse ist, darfst du nicht über dich stellen. Doch soll er nicht viele Pferde halten und nicht das Volk nach Ägypten zurückbringen, um sich viele Pferde anzuschaffen. Hat euch doch der Herr gemahnt: Ihr sollt auf diesem Weg nie wieder zurückkehren. Auch soll er nicht viele Frauen haben, damit sein Herz nicht abtrünnig werde. Ferner soll er sich nicht eine Menge Silber und Gold anhäufen. Sobald er den Königsthron bestiegen hat, lasse er sich eine Abschrift dieses Gesetzes anfertigen aus dem Buch, das den Priestern aus dem Stamm Levi vorliegt. Diese soll er immer bei sich haben und täglich darin lesen, solange er lebt, damit er den Herrn, seinen Gott, fürchten und alle Bestimmungen dieses Gesetzes und diese Satzungen genau befolgen lernt. Er soll sich nicht hochmütig über seine Volksgenossen erheben. Weder nach rechts noch nach links weiche er vom Gesetz ab, damit er und seine Söhne lange über Israel herrschen. Die Rechte der Priester und LevitenDie levitischen Priester und der ganze Stamm Levi sollen keinen Anteil und keinen Erbbesitz in Israel erhalten. Sie sollen von den Opfern des Herrn leben und von dem, was ihm gehört. Er soll keinen Erbbesitz unter seinen Volksgenossen erhalten: Der Herr ist sein Erbteil, wie er ihm verheißen hat. Dies ist der rechtliche Anspruch, den die Priester gegenüber dem Volk, das heißt dem, der ein Rind oder ein Schaf als Opfer darbringt, haben sollen: Man überlasse dem Priester den Bug, die Kinnbacken und den Magen. Ferner hast du ihm zu geben die Erstlinge deines Getreides, Mostes und Öles und die Erstlinge deiner Schafschur. Denn ihn hat sich der Herr, dein Gott, aus all deinen Samen erwählt, daß er und seine Söhne allezeit im Namen des Herrn den heiligen Dienst verrichten. Will sich ein Levit aus irgendeiner deiner Ortschaften in ganz Israel, wo er sich gerade aufhält, aufmachen und in der ganzen Sehnsucht seines Herzens an den Ort pilgern, den der Herr erwählt hat,  so mag er im Namen des Herrn, seines Gottes, den Dienst verrichten wie alle seine Brüder, die Leviten, die dort im Dienst des Herrn stehen. Er soll dann den gleichen Anteil genießen, wie sie, auch wenn sie ihre väterlichen Güter nicht verkauft haben. Verbot der Zauberei und WahrsagereiWenn du in das Land kommst, das der Herr, dein Gott, dir geben will, dann gewöhne dich nicht daran, die Greuel jener Völker nachzuahmen! Bei dir soll es niemand geben, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen läßt, niemand, der Aberglauben treibt, ein Zeichendeuter, Wahrsager oder Zauberer ist, keinen, der Geister bannt, keinen, der den Geist eines Toten oder einen Wahrsagegeist befragt oder sich an die Toten wendet. Denn ein Greuel ist dem Herrn, wer immer sich mit solchen Dingen befaßt. Ob dieser Greuel wird sie der Herr, dein Gott, vor dir vertreiben. Du aber sollst ganz und gar dem Herrn, deinem Gott, angehören. Denn die Völker, die du aus ihrem Besitz vertreiben sollst, hören auf Zeichendeuter und Wahrsager. Dir aber gestattet der Herr, dein Gott, solches nicht. Verheißung des wahren ProphetentumsEinen Propheten wie mich wird der Herr, dein Gott, dir mitten unter deinen Volksgenossen erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören!  Darum gerade hast du am Versammlungstag am Horeb den Herrn, deinen Gott, gebeten, als du verlangtest: Ich kann die Stimme des Herrn, meines Gottes, nicht länger mehr hören und dieses gewaltige Feuer nicht mehr sehen. Ich muß sonst sterben. Damals hat der Herr zu mir gesprochen: Sie haben recht mit ihrer Bitte. Einen Propheten wie dich will ich ihnen aus der Mitte ihrer Volksgenossen erwecken. Meine Worte werde ich ihm in den Mund legen, damit er ihnen alles kundtut, was ich ihm gebiete.  Wer aber auf meine Worte, die er in meinem Namen verkündet, nicht hört, den werde ich selbst darüber zur Rechenschaft ziehen. Der Prophet aber, der sich untersteht, in meinem Namen zu verkünden, was ich ihm zu verkünden nicht aufgetragen habe, und der im Namen anderer Götter redet: ein solcher Prophet soll sterben! Wenn du aber denkst: Wie soll ich erkennen, welches Wort der Herr nicht gesprochen hat?, so wisse: Wenn das, was ein Prophet im Namen des Herrn verkündet, nicht eintrifft und nicht in Erfüllung geht, so ist das ein Wort, das nicht der Herr gesprochen hat. Vermessentlich hat es der Prophet ausgesprochen. Du brauchst davor keine Furcht zu haben. VERSCHIEDENE RECHTLICHE BESTIMMUNGENDas Gesetz über die ZufluchtsstädteWenn der Herr, dein Gott, die Völker ausgerottet hat, deren Land der Herr, dein Gott, dir geben will, und du nach ihrer Vertreibung in ihren Städten und Häusern dich niedergelassen hast, dann sondere dir in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir zum Besitz gibt, drei Städte aus! Setze den Weg dorthin gut instand und teile das Gebiet deines Landes, das der Herr, dein Gott, dir zu eigen geben wird, in drei Teile! Jeder Totschläger soll sich dahin flüchten können. Folgende Bestimmung gelte für den Totschläger, der sich dorthin flüchtet, um am Leben zu bleiben: Wer einen anderen unvorsätzlich und ohne ihm schon seit längerer Zeit feind zu sein, getötet hat, - z.B. wenn er mit einem anderen in den Wald ging, um Holz zu fällen, und es holt seine Hand mit der Axt aus, um auf den Baum einzuhauen, die Axt aber löst sich vom Stiel los und trifft den anderen, daß er stirbt, so soll ein solcher in eine dieser Städte fliehen können und am Leben bleiben. Sonst setzt der Bluträcher in seinem Zorn dem Totschläger nach und holt ihn - weil der Weg zu weit ist - ein und schlägt ihn tot, obwohl er keine Schuld am Tod hat. Er war ihm ja vorher nicht feind gewesen. Darum gebiete ich dir: Du sollst dir drei Städte absondern. Wenn dann der Herr, dein Gott, dein Gebiet erweitert, wie er deinen Vätern geschworen, und dir das ganze Land gibt, das er deinen Vätern verheißen hat, nachdem du dieses ganze Gesetz, das ich dir heute gebe, gewissenhaft beobachtet und den Herrn, deinen Gott, lieb gehabt hast und allezeit auf seinen Wegen gewandelt bist, so füge zu diesen Städten noch drei andere hinzu; damit in deinem Land, das dir der Herr, dein Gott, zu eigen geben will, nicht unschuldig Blut vergossen wird und auf dir Blutschuld lastet! Wenn aber jemand einen anderen haßt und ihm auflauert, ihn überfällt und totschlägt und dann in einer dieser Städte Zuflucht sucht, dann sollen die Stadtältesten ihn von dort herausholen lassen und der Hand des Bluträchers überliefern, damit er sterbe. Habe kein Mitleid mit ihm, sondern tilge das unschuldig vergossene Blut aus Israel, damit es dir wohlergehe! Grenzsteine, Zeugenzahl und falsche ZeugenDie Grenzen deines Nachbarn, die die Vorfahren gezogen haben, verrücke nicht auf deinem Besitztum, das du erhalten wirst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir zu eigen geben wird! Ein Zeuge soll gegen niemand allein aufkommen, wenn es sich um ein Verbrechen oder ein Vergehen handelt oder um irgendeine Schuld, die jemand begangen hat. Erst auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin soll eine Entscheidung gefällt werden. Tritt ein falscher Zeuge wider jemand auf, um ihn einer Schuld anzuklagen,  sollen die beiden Männer, die miteinander im Streit liegen, in Gegenwart der Priester und Richter, die zur Zeit tätig sind, vor den Herrn hintreten. Die Richter sollen den Fall genau untersuchen. Ergibt sich, daß der Zeuge ein falscher Zeuge war und lügnerische Aussagen gegen seinen Volksgenossen gemacht hat, dann sollt ihr mit ihm so verfahren, wie er an seinem Volkgenossen zu handeln gedachte. So sollst du das Böse aus deiner Mitte vertilgen. Die übrigen sollen es hören und sich fürchten und nie mehr einen solchen Frevel in deiner Mitte verüben. Habe kein Mitleid: Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn; Hand um Hand und Fuß um Fuß!  Die KriegsdienstpflichtWenn du zum Kampf gegen deine Feinde ausziehst und Pferde und Wagen und Kriegsvolk erblickst, das zahlreicher ist als du, so habe vor ihnen keine Furcht! Denn der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt, ist mit dir.  Wenn ihr in die Schlacht rückt, trete der Priester vor und rede zum Volk und sage ihm: Höre, Israel! Ihr zieht nun gegen eure Feinde in den Kampf. Euer Herz verzage nicht! Fürchtet euch nicht! Bleibt ruhig und erschreckt nicht vor ihnen! Denn der Herr, euer Gott, zieht mit euch in den Kampf gegen eure Feinde und wird euch zum Sieg verhelfen. Die Anführer aber sollen zum Volk sagen: Wer ein neues Haus gebaut und es noch nicht eingeweiht hat, der trete ab und kehre heim, damit er nicht im Kampf fällt und ein anderer es einweiht. Wer einen Weinberg gepflanzt und von ihm noch keinen Ertrag gehabt hat, der trete ab und kehre heim, damit er nicht im Kampf fällt und ein anderer den Ertrag davon an sich nimmt. Wer sich mit einer Frau verlobt und sie noch nicht heimgeführt hat, der trete ab und kehre heim, damit er nicht im Krieg fällt und ein anderer sie heimführt. Ferner sollen die Anführer dem Volk folgendes sagen: Wer furchtsam und verzagt ist, trete ab und kehre heim, damit er nicht auch noch seine Volksgenossen so mutlos macht, wie er selbst ist. Wenn die Anführer ihre Ansprache an das Volk beendet haben, soll man die Truppenführer an die Spitze des Volkes stellen. Kriegführung und BelagerungWenn du gegen eine Stadt heranziehst, um sie zu belagern, so biete ihr zuerst den Frieden an! Nimmt sie den Frieden an und ergibt sie sich dir, so soll die ganze Bevölkerung, die sich darin findet, dir tribut- und frondienstpflichtig sein. Wenn sie aber auf kein friedliches Abkommen mit dir eingeht, sondern sich für den Kampf mit dir entscheidet, dann belagere sie! Wenn sie der Herr, dein Gott, in deine Gewalt gibt, so töte alles Männliche in ihr mit der Schärfe des Schwertes! Doch die Frauen und Kinder, sowie das Vieh und alles, was sich sonst in der Stadt befindet, die gesamte Beute, nimm für dich! Du kannst frei über die Beute deiner Feinde verfügen, die der Herr, dein Gott, dir gibt. So sollst du mit allen Städten verfahren, die weit von dir entfernt liegen und nicht zu den Städten dieser Völker gehören. Doch in den Städten dieser Völker, die der Herr, dein Gott, dir zum Eigentum geben will, darfst du niemand am Leben lassen. Vollziehe an ihnen unerbittlich den Bann, an den Hetitern, Amoritern, Kanaanitern, Perisitern, Hiwitern und Jebusiter, wie dir der Herr, dein Gott, befohlen hat, damit sie euch nicht zur Nachahmung all der Greuel verführen, die sie ihren Göttern zu Ehren verüben, und ihr euch so gegen den Herrn, euren Gott, versündigt. Wenn du eine Stadt lange Zeit belagern mußt, um ihre Einnahme zu erzwingen, so rode ihre Bäume nicht aus! Lege nicht die Axt an sie! Iß vielmehr die Früchte, sie selbst haue nicht um! Sind etwa die Bäume des Feldes Menschen, daß auch sie von dir belagert werden müßten? Nur die Bäume, von denen du weißt, daß sie keine eßbaren Früchte tragen, darfst du ausroden und umhauen, um gegen die Stadt, die mit dir Krieg führt, Belagerungswerke zu bauen, bis sie fällt. Sühnung eines MordesWenn jemand in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir zum Besitz geben will, einen Erschlagenen auf dem Feld liegen sieht, von dem man nicht weiß, wer ihn getötet hat, so sollen deine Ältesten und Richter hinausgehen und die Entfernungen bis zu den Ortschaften abmessen, die in der Umgebung des Erschlagenen liegen. Die Ältesten der Stadt, die dem Erschlagenen am nächsten liegt, sollen eine junge Kuh nehmen, die noch nicht zur Arbeit gebraucht wurde und noch nie im Joch gegangen ist. Die Ältesten dieser Stadt sollen die junge Kuh an einen immerfließenden Bach führen, an eine Stelle, an der noch nie geackert und gesät wurde. Dort sollen sie der jungen Kuh den Hals öffnen, daß das Blut in den Bach hineinfließt. Dann sollen die Priester, die Söhne Levis, hinzutreten. Denn diese hat der Herr, dein Gott, auserwählt, seinen Dienst zu versehen und im Namen des Herrn zu segnen. Nach ihrem Urteil werde jeder Streit und jede Verletzung entschieden. Alle Ältesten dieser Stadt, die dem Erschlagenen am nächsten wohnen, sollen ihre Hände über der jungen Kuh, welcher der Hals in den Bach hinein geöffnet wurde, waschen. Laut sollen sie bezeugen: Unsere Hände vergossen dieses Blut nicht, und unsere Augen sahen nichts. Bedecke Israel, dein Volk, das du, o Herr, erlöst hast, und laß kein unschuldig vergossenes Blut inmitten deines Volkes Israel sein! Dann ist das Blut zu ihrem Schutz zugedeckt!   So wirst du das unschuldig vergossene Blut aus deiner Mitte tilgen, wenn du tust, was dem Herrn wohlgefällt. Ehe mit einer KriegsgefangenenWenn du gegen deine Feinde zum Krieg ausziehst, und der Herr, dein Gott, sie in deine Gewalt gibt und du von ihnen Gefangene erbeutest und unter den Gefangenen eine schöne Frau siehst und sie gern zur Gattin haben möchtest, so bringe sie in dein Haus! Sie schere dann ihr Haupt, beschneide ihre Nägel, lege ihre Gefangenenkleidung ab und wohne in deinem Haus. Wenn sie ihren Vater und ihre Mutter einen Monat lang betrauert hat, kannst du zu ihr gehen und sie ehelichen. Sie gehört dir dann als Gattin an. Findest du aber keinen Gefallen mehr an ihr, so kannst du sie entlassen. Doch darfst du sie nicht um Geld verkaufen oder sie hart behandeln, weil du sie geschwächt hast. Achtung vor dem ErstgeburtsrechtWenn ein Mann zwei Frauen hat, eine, die er mehr liebt, und eine andere, die er weniger liebt, und haben sie ihm, die geliebte wie die weniger geliebte, Söhne geschenkt, und stammt der Erstgeborene von der weniger geliebten, so darf er, wenn er sein Vermögen unter seine Söhne verteilen will, nicht dem Sohn der geliebten das Erstgeburtsrecht verleihen unter Zurücksetzung des Erstgeborenen der weniger geliebten. Er muß vielmehr den Erstgeborenen der weniger geliebten Frau als solchen anerkennen und ihm von allem, was er hat, den doppelten Anteil geben. Da dieser der Erstling seiner Kraft ist, steht ihm das Erstgeburtsrecht zu. Bestrafung eines unbotmäßigen SohnesWenn jemand einen störrischen und widerspenstigen Sohn hat, der seinem Vater und seiner Mutter nicht gehorcht und auch dann, wenn sie ihn zurechtgewiesen haben, nicht folgt, so sollen sein Vater und seine Mutter ihn ergreifen und vor die Ältesten seiner Stadt, zum Tor seines Wohnortes, führen und zu den Ältesten seiner Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist störrisch und widersetzlich. Er will uns nicht gehorchen. Er ist ein Verschwender und Trunkenbold. Dann sollen ihn alle Männer seiner Stadt zu Tode steinigen. So sollst du das Böse aus deiner Mitte austilgen. Ganz Israel soll es erfahren und sich fürchten. Die Ausstellung am PfahlHat jemand ein todeswürdiges Verbrechen begangen und wird er hingerichtet und hängst du ihn an einem Pfahl auf, so darf sein Leichnam nicht über Nacht am Pfahl hängenbleiben. Am gleichen Tag noch mußt du ihn begraben. Denn ein Gehängter ist von Gott verflucht. Verunreinige nicht dein Land, das dir der Herr, dein Gott, zu eigen geben will! Sorge für VerlorenesWenn du siehst, daß ein Rind deines Volksgenossen oder sein Schaf sich verlaufen hat, so versage ihnen nicht deine Hilfe! Bringe sie deinem Volksgenossen zurück! Wohnt dein Volksgenosse nicht in deiner Nähe oder ist er dir unbekannt, so bringe es in dein Haus! Es soll bei dir bleiben, bis dein Volksgenosse es sucht. Dann gib es ihm zurück! In gleicher Weise verfahre mit seinem Esel und mit seinem Gewand, behandle so jeden verlorenen Gegenstand, der deinem Volksgenossen abhanden gekommen ist und den du gefunden hast! Du darfst deine Hilfe nicht versagen! Wenn du siehst, daß der Esel deines Volksgenossen oder sein Rind auf dem Weg gefallen sind, so versage ihnen deine Hilfe nicht! Hilf ihm, sie wieder aufzurichten! KleideraustauschKeine Frau darf Männerkleidung tragen, und kein Mann ziehe Frauenkleider an. Denn wer solches tut, ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel.  Ausnehmen von Vogelnestern Findest du draußen auf einem Baum oder am Boden ein Vogelnest mit Jungen oder mit Eiern, während die Mutter auf den Jungen oder den Eiern sitzt, dann fange nicht die Mutter mit den Jungen! Laß die Mutter fliegen, falls du die Jungen nimmst, damit es dir wohlergeht und du lange lebst. Geländer auf dem HausdachWenn du ein neues Haus baust, so bringe ein Geländer an deinem Dach an, damit du nicht Blutschuld auf dein Haus lädst, wenn jemand hinunterfällt!  Verbot gewisser VermischungenPflanze nicht zweierlei Gewächse in deinem Weinberg! Sonst verfällt der ganze Ertrag dem Heiligtum: die Saat, die du aussäst, und der Ertrag des Weinbergs.  Pflüge nicht mit Ochs und Esel in einem Gespann! Ziehe keine Kleider an, die aus zweierlei Stoff, aus Wolle und Flachs, gewoben sind! QuastenAn den vier Zipfeln deines Mantels, mit dem du dich umhüllst, sollst du Quasten anbringen. Beschuldigung der Ehefrau wegen vorehelichen VerkehrsWenn jemand eine Frau nimmt und mit ihr ehelich lebt, dann aber ihrer überdrüssig wird, ihr schlimme Dinge zur Last legt und sie in schlechten Ruf bringt, indem er sagt: Als ich diese Frau nahm und mich ihr nahte, fand ich sie nicht mehr als Jungfrau, so sollen der Vater und die Mutter der jungen Frau die Spuren der Jungfrauschaft der jungen Frau nehmen und vor die Ältesten der Stadt vor das Tor bringen.  Der Vater der jungen Frau soll zu den Ältesten sagen: Meine Tochter habe ich diesem Mann zur Frau gegeben. Weil er ihrer überdrüssig geworden ist, legt er ihr nun schlimme Dinge zur Last, indem er behauptet: Ich habe deine Tochter nicht als Jungfrau befunden. Hier aber sind die Spuren der Jungfrauschaft meiner Tochter. Dann sollen sie das Tuch vor den Ältesten der Stadt ausbreiten. Darauf sollen die Ältesten dieser Stadt den Mann nehmen und ihn züchtigen lassen. Außerdem sollen sie ihm eine Geldbuße von 100 Silberlingen abnehmen und sie dem Vater der jungen Frau geben, weil er eine israelitische Jungfrau in schlechten Ruf gebracht hat. Er muß sie als Frau behalten und darf sie während seines ganzen Lebens nicht entlassen. Wenn aber die Behauptung: Es ist kein Zeichen der Jungfräulichkeit bei der jungen Frau gefunden worden, auf Wahrheit beruht, so führe man die junge Frau vor die Tür ihres Vaterhauses, und die Männer ihrer Heimatstadt sollen sie zu Tode steinigen. Denn sie hat eine Schandtat in Israel begangen: sie trieb Unzucht im Haus ihres Vater. - So sollst du das Böse aus deiner Mitte vertilgen. Ehebruch, Schändung einer Verlobten, VergewaltigungWird ein Mann dabei ertappt, daß er sich mit einer verheirateten Frau vergeht, so müssen beide sterben, der Mann, der sich mit der Frau vergangen hat, und die Frau. So sollst du das Böse in Israel ausrotten. Trifft jemand mit einer Jungfrau, die einem Mann verlobt ist, innerhalb der Stadt zusammen und vergeht er sich mit ihr,  so sollt ihr beide vor das Stadttor führen und sie zu Tode steinigen: Das Mädchen, weil es in der Stadt nicht um Hilfe rief, und den Mann, weil er die Braut seines Nächsten schwächte. - So sollst du das Böse aus deiner Mitte hinwegschaffen! Trifft jemand die verlobte Jungfrau draußen auf dem Feld, tut er ihr Gewalt an und vergeht er sich mit ihr, so soll der Mann, der sich mit ihr vergangen hat, allein sterben. Dem Mädchen soll man nichts tun. Das Mädchen hat kein todeswürdiges Verbrechen begangen. Der Fall liegt ähnlich, wie wenn jemand einen anderen überfällt und totschlägt. Da er sie draußen auf dem Feld traf, konnte das verlobte Mädchen geschrien haben, ohne daß jemand da war, der ihr geholfen hätte. Trifft jemand eine unverlobte Jungfrau, ergreift sie, vergeht sich mit ihr, und werden sie dabei ertappt, so soll der Mann, der sich mit ihr vergangen hat, dem Vater des Mädchens fünfzig Silberlinge zahlen. Er muß sie zur Frau nehmen, weil er sie geschwächt hat. Er darf sie sein Leben lang nicht entlassen. BlutschandeNiemand darf die Frau seines Vaters heiraten und die Bettdecke seines Vaters aufheben.  Zugehörigkeit zur israelitischen VolksgemeinschaftKeiner, dem der Hoden zerquetscht oder das Glied abgeschnitten ist, darf in die Gemeinde des Herrn aufgenommen werden.  Kein Bastard darf in die Gemeinde des Herrn aufgenommen werden. Nicht einmal im zehnten Glied darf er in die Gemeinde des Herrn Aufnahme finden.  Kein Ammoniter und kein Moabiter darf zur Gemeinde des Herrn zugelassen werden. Nicht einmal das zehnte Glied von ihnen darf jemals in die Gemeinde des Herrn aufgenommen werden,  weil sie euch auf eurem Auszug aus Ägypten mit Speise und Trank nicht entgegengezogen sind und weil sie gegen dich Bileam, Beors Sohn, aus Petor in Mesopotamien gedungen haben, um dich zu verfluchen.  Doch der Herr, dein Gott, hat auf Bileam nicht hören wollen, sondern der Herr, dein Gott, hat den Fluch für dich in Segen verwandelt, weil der Herr, dein Gott, dich liebt. Sorge dich niemals, solange du lebst, um ihr Wohl und Glück! Einen Edomiter sollst du nicht verabscheuen. Denn er ist dir blutsverwandt. Auch den Ägypter sollst du nicht verabscheuen, da du in seinem Land Gast gewesen bist.  Nachkommen, die ihnen geboren werden, dürfen im dritten Glied in die Gemeinde des Herrn aufgenommen werden. Reinheit des HeerlagersWenn du gegen deine Feinde ein Lager beziehst, so hüte dich gewissenhaft vor allem Ungehörigen! Ist jemand unter dir, der durch ein nächtliches Begebnis unrein geworden ist, so entferne er sich aus dem Lager. Er darf nicht wieder ins Lager zurückkommen. Wenn der Abend anbricht, soll er sich waschen und bei Sonnenuntergang ins Lager zurückkehren. Außerhalb des Lagers sollst du einen Platz haben, wo du austreten kannst. Bei deinen Geräten sollst du ein Schaufelchen haben. Damit sollst du, wenn du austreten mußt, ein Loch graben und nachher deinen Unrat zudecken. Denn der Herr, dein Gott, zieht in deinem Lager einher, um dich zu schützen und deine Feinde dir preiszugeben. Deshalb soll sein Lager heilig sein, damit er nichts Häßliches bei dir findet und sich von dir abwendet. Verbot der Auslieferung flüchtiger SklavenEinen Sklaven, der sich vor seinem Herrn zu dir geflüchtet hat, sollst du seinem Herrn nicht ausliefern. Er soll bei dir bleiben, an dem Platz, den er sich in einer deiner Ortschaften, wo es ihm gefällt, aussucht. Du darfst ihn nicht bedrücken. Verbot der KultprostitutionUnter den Töchtern Israels soll es keine geweihten Dirnen geben und unter den Söhnen Israels keinen geweihten Buhler. Du darfst keinen Hurenlohn und kein Buhlergeld wegen eines Gelübdes in das Haus des Herrn, deines Gottes, bringen. Denn beides ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel.  WucherVon deinem Volksgenossen darfst du keinen Zins nehmen, weder für Geld noch für Lebensmittel noch für irgendetwas, das man gegen Zinsen verleiht.  Von Ausländern darfst du Zinsen fordern. Von deinen Volkgenossen aber darfst du keine Zinsen nehmen, damit dich der Herr, dein Gott, segnet bei all deinen Werken in dem Land, in das du ziehst, um es in Besitz zu nehmen. GelübdeWenn du dem Herrn, deinem Gott, ein Gelübde machst, so säume nicht, es zu erfüllen! Denn der Herr, dein Gott, wird es streng von dir fordern. Es haftet wie eine Schuld an dir. Wenn du es aber unterläßt, Gelübde zu machen, so hast du keine Schuld. Was dein Mund verspricht, sollst du gewissenhaft halten; denn freiwillig hast du dem Herrn, deinem Gott, gelobt, was du mit dem Mund ausgesprochen hast. Früchte am WegKommst du in den Weinberg deines Nächsten, so kannst du nach Herzenslust Trauben essen. Kommst du durch das Kornfeld deines Nächsten, so darfst du Ähren mit der Hand rupfen. Doch die Sichel darfst du nicht an das Kornfeld deines Nächsten legen. Verbot der Wiederaufnahme seiner geschiedenen EhefrauWenn ein Mann eine Frau zur Ehe nimmt und sie ihm dann nicht mehr gefällt, weil er an ihr etwas Abstoßendes entdeckt hat, so stelle er ihr den Scheidebrief aus, händige ihr denselben ein und entlasse sie aus seinem Haus.  Wenn sie dann aus seinem Haus weggeht und einen anderen heiratet, und wenn auch der zweite Mann ihr abgeneigt wird, ihr den Scheidebrief ausstellt, ihr einhändigt und sie aus seinem Haus entläßt, oder wenn der zweite Mann, der sie zur Frau genommen hat, stirbt, dann darf sie ihr erster Mann, der sie entlassen hatte, nicht wieder heiraten, nachdem sie unrein geworden ist. Denn das ist vor dem Herrn ein Greuel, und du darfst das Land, das der Herr, dein Gott, dir zu eigen geben will, nicht mit Schuld beladen. Befreiung Neuvermählter vom KriegsdienstWenn jemand neuvermählt ist, braucht er nicht mit dem Heer ins Feld zu ziehen. Es soll ihm keinerlei Verpflichtung auferlegt werden. Ein Jahr lang sei er für seine Familie frei und erfreue seine Frau, die er heimgeführt hat. Verbotenes PfandgutMan darf nicht die Handmühle oder den oberen Mühlstein zum Pfand nehmen. Denn damit nimmt man das Leben als Pfand. MenschenraubWird einer dabei betroffen, wie er einen seiner Volksgenossen, einen Israeliten, raubt, ihn als Sklaven behandelt oder verkauft, so soll dieser Räuber sterben. So sollst du das Böse aus deiner Mitte vertilgen. AussatzBei der Krankheit des Aussatzes handle genau und gewissenhaft nach allen Weisungen, die euch die levitischen Priester erteilen! Handle genau so, wie ich ihnen befohlen habe! Denke daran, was der Herr, dein Gott, bei eurem Auszug aus Ägypten unterwegs an Mirjam getan hat. Darlehen und PfandWenn du deinem Nächsten ein Darlehen gewährst, dann gehe nicht in sein Haus, um ihm ein Pfand abzunehmen. Bleibe draußen stehen! Der, dem du das Darlehen gegeben hast, soll das Pfand zu dir nach draußen herausbringen. Wenn er ein armer Mann ist, so gehe mit seinem Pfand nicht schlafen!  Gib ihm das Pfand zurück, sobald die Sonne untergeht, damit er sich in seinem Mantel schlafen legen kann und dich segnet! Es wird dir vor dem Herrn, deinem Gott, als Verdienst angerechnet werden.  Der Lohn des TagelöhnersÜbervorteile nicht den bedürftigen und armen Tagelöhner, ob es nun einer deiner Volksgenossen oder einer von den Fremdlingen ist, die in deinem Land, in deinen Ortschaften, sich aufhalten! Am gleichen Tag gib ihm seinen Lohn! Die Sonne soll darüber nicht untergehen; denn er ist arm und sehnt sich danach. Sonst ruft er wider dich zum Herrn, und du hast eine Schuld auf dich geladen.  Verbot der SippenhaftDie Väter sollen nicht wegen ihrer Kinder und die Kinder nicht wegen ihrer Väter getötet werden. Jeder soll nur wegen seines eigenen Vergehens getötet werden.  Umgang mit sozial SchwachenDas Recht des Fremdlings oder der Waise darfst du nicht beugen und das Kleid der Witwe nicht pfänden. Denke daran, daß du Knecht warst in Ägypten, und daß der Herr, dein Gott, dich daraus befreit hat! Deshalb befehle ich dir, so zu handeln. Die NachleseWenn du auf dem Feld deine Ernte hältst und eine Garbe auf dem Feld vergißt, so kehre nicht zurück, sie zu holen! Dem Fremdling, der Waise und Witwe soll sie gehören, damit dich der Herr, dein Gott, bei allen Werken deiner Hände segnet. Wenn du deine Ölbäume abklopfst, so suche hinterher nicht die Zweige ab! Dem Fremdling, der Waise und Witwe soll es zufallen. Hältst du Lese in deinem Weinberg, so halte nicht noch eine Nachlese! Dem Fremdling, der Waise und Witwe soll es gehören. Denke daran, daß auch du Knecht warst im Land Ägypten! Deshalb gebiete ich dir, so zu handeln. PrügelstrafeErscheinen Männer, die miteinander in Streit geraten sind, vor Gericht, so halte man Gericht über sie. Den Unschuldigen spreche man frei, den Schuldigen verurteile man. Hat der Schuldige Prügel verdient, so soll ihn der Richter hinlegen und ihm in seiner Gegenwart für seine Schuld die entsprechende Anzahl Schläge verabreichen lassen. Vierzig Schläge darf er ihm geben lassen, aber nicht mehr, damit dein Volksgenosse vor dir nicht entehrt werde, wenn man ihm darüber hinaus noch mehr Schläge versetzen würde.  Der Ochse beim DreschenLege dem Ochsen beim Dreschen keinen Maulkorb an!  Die Leviratsehe (Schwagerehe)Wenn Brüder beisammen wohnen und der eine von ihnen stirbt, ohne einen Nachkommen zu hinterlassen, so soll sich die Frau des Verstorbenen nicht nach auswärts an einen fremden Mann verheiraten. Ihr Schwager gehe zu ihr ein, nehme sie zur Frau und erfülle an ihr die Schwagerpflicht.  Der Erstgeborene, den sie gebiert, soll den Namen des verstorbenen Bruders führen, damit dessen Name in Israel nicht ausstirbt. Wenn aber der Mann seine Schwägerin nicht heiraten will, so gehe die Schwägerin an das Stadttor vor die Ältesten und sage: Mein Schwager weigert sich, den Namen seines Bruders in Israel fortzupflanzen. Er will mir nicht die Schwagerpflicht leisten. Die Ältesten seiner Stadt sollen ihn dann vorladen und zur Rede stellen. Erscheint er und gibt die Erklärung ab: Ich mag sie nicht heiraten, so trete seine Schwägerin in Gegenwart der Ältesten an ihn heran, ziehe ihm die Schuhe von den Füßen, spucke ihm ins Gesicht und rufe laut aus: So soll es dem ergehen, der das Haus seines Bruders nicht aufbauen will. Sein Haus heiße in Israel nur "Barfüßlerfamilie". Mißgriff beim StreitWenn Männer miteinander handgemein werden und die Frau des einen herbeieilt, um ihren Mann aus den Händen dessen, der ihn schlägt, zu befreien, und greift sie zu und packt ihn bei den Schamteilen, so haue ihr ohne Erbarmen die Hand ab! Richtiges Maß und GewichtTrage in deinem Beutel nicht zweierlei Gewicht, ein schwereres und ein leichteres! In deinem Haus sollst du nicht zweierlei Maß haben, ein größeres und ein kleineres Volles und richtiges Gewicht, volle und richtig Maße sollst du führen, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir geben will. Denn ein jeder, der solches tut, jeder, der Unredlichkeit übt, ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel. Ausrottung der AmalekiterDenke daran, was dir die Amalekiter unterwegs getan haben, als ihr aus Ägypten zogt.  Auf dem Marsch überfielen sie dich. Da du müde und erschöpft warst, hieben sie bei deiner Nachhut alle nieder, die hinter dir vor Ermattung zurückgeblieben waren, ohne Furcht vor Gott. Wenn einst der Herr, dein Gott, dir vor all deinen Feinden ringsum Ruhe verschafft hat in dem Land, das dir der Herr, dein Gott, als Besitz zu eigen geben will, dann lösche aus unter dem Himmel, was an Amalek erinnert! Vergiß das nicht! Gebet bei der Darbringung der ErstlingeBist du in das Land gekommen, das der Herr, dein Gott, dir zu eigen geben will, hast du es in Besitz genommen und dich darin wohnlich eingerichtet, so nimm einen Teil von den Erstlingen aller Feldfrüchte, die du von dem Land, das der Herr, dein Gott, dir geben will, geerntet hast und lege ihn in einen Korb! Dann ziehe an den Ort, den sich der Herr, dein Gott, als Wohnstätte seines Namens erwählen wird! Geh dort zum Priester, der in jener Zeit den Dienst verrichtet, und sage ihm: Ich danke heute dem Herrn, deinem Gott, daß ich in das Land gelangt bin, das ihnen zu verleihen der Herr unseren Väter zugeschworen hat. Hierauf nehme der Priester den Korb aus deiner Hand und stelle ihn vor den Altar des Herrn, deines Gottes. Dann richte er folgendes Gebet an den Herrn, deinen Gott: Ein umherirrender Aramäer war mein Stammvater. Mit wenigen Leute ist er nach Ägypten gezogen und hat sich dort aufgehalten. Dort ist er zu einem großen, starken und zahlreichen Volk herangewachsen.  Als uns aber die Ägypter mißhandelten und bedrückten und uns harten Frondienst auferlegten, haben wir zum Herrn, dem Gott unserer Väter, um Hilfe geschrien. Und der Herr hat unser Flehen erhört und auf unser Elend, unsere Mühsal und Bedrängnis herabgesehen: Der Herr hat uns mit starker Hand und hocherhobenem Arm, mit furchtbarer Macht und unter Zeichen und Wundern aus Ägypten geführt. Er brachte uns an diesen Ort und gab uns dieses Land, ein Land, das von Milch und Honig überfließt.  Nun bringe ich hier Erstlinge von den Früchten des Lande, das du mir, o Herr, gegeben hast. - Dann lasse den Korb vor dem Herrn, deinem Gott, stehen und bete den Herrn, deinen Gott, an! Freue dich mit den Leviten und Fremdlingen, die bei dir wohnen, an all dem Guten, das der Herr, dein Gott, dir und deiner Familie verliehen hat! Gebet bei der Entrichtung des ZehntenWenn du im dritten Jahr, dem Zehntjahr, den ganzen Zehnten deines Ernteertrages abgesondert und ihn den Leviten, Fremdlingen, Waisen und Witwen übergeben hast, damit sie sich an deinem Wohnort davon satt essen,  so bete vor dem Herrn, deinem Gott: Ich habe das Geweihte aus dem Haus geschafft und es den Leviten, Fremdlingen, Waisen und Witwen gegeben genau nach der Weisung, die du mir gegeben hast. Keine deiner Anordnungen habe ich übertreten oder vergessen. Ich habe nichts davon gegessen, als ich in Trauer war, und nichts davon fortgebracht, als ich unrein war. Nichts davon habe ich zu einer Totenspende verwendet. Ich gehorchte dem Herrn, meinem Gott, und tat, wie du mir geboten.  Blicke herab von deiner heiligen Wohnung, vom Himmel, und segne dein Volk Israel und das Land, das du uns gegeben hast, wie du unseren Vätern geschworen, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. - Die BundesformelAm heutigen Tag befiehlt dir der Herr, dein Gott, diese Gesetze und Verordnungen zu halten. So beachte und befolge sie aus ganzem Herzen und von ganzer Seele! Heute hast du dir vom Herrn erklären lassen, daß er dein Gott sein will und daß du auf seinen Wegen zu wandeln und seine Gebote, Vorschriften und Rechtsbestimmungen zu beobachten und ihm zu gehorchen hast. Der Herr aber hat dich heute erklären lassen, daß du das Volk sein willst, das sein Eigentum ist, wie er dir versprochen hat, und daß du bereit bist, all seine Vorschriften zu beobachten. Er will dich über alle Völker, die er schuf, erheben zu Ruhm, Ehre und Ansehen. Und du sollst dem Herrn, deinem Gott, ein heiliges Volk sein, wie er geboten hat." DRITTE REDE: ABSCHLUSS DES GESETZESDie Gesetzessteine im WestjordanlandMit den Ältesten Israels gebot Mose dem Volk: "Beobachtet alle Gebote, die ich euch heute gebe! Wenn ihr über den Jordan in das Land zieht, das der Herr, dein Gott, dir geben will, so richte dir große Steine auf, übertünche sie mit Kalk und schreibe darauf, sobald du hinübergezogen bist, alle Worte dieses Gesetzes, damit du in das Land gelangst, das der Herr, dein Gott, dir geben will, ein Land, das von Milch und Honig überfließt, wie der Herr, der Gott deiner Väter, dir verheißen hat! Nachdem ihr über den Jordan gezogen seid, sollt ihr diese Steine, über die ich euch heute Anweisung gegeben habe, auf dem Berg Ebal aufstellen und sie mit Kalk übertünchen. Baue dort auch einen Altar zu Ehren des Herrn, deines Gottes, einen Altar aus Steinen, die du nicht mit Eisenwerkzeugen bearbeitet hast. Aus unbehauenen Steinen sollst du den Altar des Herrn, deines Gottes, errichten. Dann bringe auf ihm dem Herrn, deinem Gott, Brandopfer dar! Schlachte Friedopfer und halte daselbst ein Opfermahl! Sei fröhlich vor dem Herrn, deinem Gott! Schreibe auf die Steine deutlich und sorgfältig alle Worte dieses Gesetzes!" Die FluchformelnMose und die levitischen Priester richteten noch folgende Worte an ganz Israel: "Schweige still, Israel, und höre! Heute bist du das Volk des Herrn, deines Gottes, geworden. Gehorche den Befehlen des Herrn, deines Gottes, und halte seine Gebote und Satzungen, die ich dir heute gebe!" Am gleichen Tag gebot Mose dem Volk: "Sobald ihr über den Jordan gezogen seid, sollen sich die einen auf dem Berg Garizim aufstellen, um das Volk zu segnen, nämlich Simeon, Levi, Juda, Issachar, Josef und Benjamin. Die anderen sollen sich auf dem Berg Ebal aufstellen, um zu fluchen, nämlich Ruben, Gad, Ascher, Sebulon, Dan und Naftali. Die Leviten sollen anheben und mit lauter Stimme zu allen Israeliten sagen: Verflucht sei, wer ein Schnitz- oder Gußbild, einen Greuel für den Herrn, ein Werk von Künstlerhand, anfertigen läßt und es heimlich aufstellt! Das ganze Volk soll darauf zu Antwort geben: Amen! (So sei es!)  Verflucht sei, wer seinen Vater oder seine Mutter verachtet! Das ganze Volk antworte: Amen! Verflucht sei, wer den Grenzstein seines Nachbarn verrückt! Das ganze Volk antworte: Amen! Verflucht sei, wer einen Blinden auf dem Weg irreführt! Das ganze Volk antworte: Amen! Verflucht sei, wer das Recht des Fremdlings, der Waise und Witwe beugt! Das ganze Volk antworte: Amen! Verflucht sei, wer sich mit der Frau seines Vaters vergeht! Das ganze Volk antworte: Amen! Verflucht sei, wer sich mit einem Tier vergeht! Das ganze Volk antworte: Amen! Verflucht sei, wer sich mit seiner Schwester vergeht, sei es die Tochter seines Vaters oder seiner Mutter! Das ganze Volk antworte: Amen! Verflucht sei, wer sich mit seiner Schwägerin vergeht! Das ganze Volk antworte: Amen! Verflucht sei, wer seinen Nächsten heimlich erschlägt! Das ganze Volk antworte: Amen! Verflucht sei, wer sich bestechen läßt, unschuldiges Blut zu vergießen! Das ganze Volk antworte: Amen! Verflucht sei, wer die Gebote dieses Gesetzes nicht hält und befolgt! Das ganze Volk antworte: Amen! Gehorsam oder Ungehorsam - Segen oder FluchWenn du dem Herrn, deinem Gott, getreulich gehorchst und alle seine Gebote, die ich dir heute gebe, gewissenhaft beobachtest, so wird dich der Herr, dein Gott, über alle Völker der Erde erheben. Alle die folgenden Segnungen werden über dich kommen und bei dir eintreffen, wenn du dem Herrn, deinem Gott, gehorchst. Gesegnet wirst du sein in der Stadt und gesegnet auf dem Feld. Gesegnet wird sein die Frucht deines Leibes, die Frucht deines Ackers, die Frucht deines Viehs, der Wurf deiner Rinder und die Tracht deiner Schafe. Gesegnet wird sein dein Erntekorb und dein Backtrog. Gesegnet wirst du sein bei deiner Ankunft und gesegnet bei deinem Weggang. Der Herr wird deine Feinde, die sich gegen dich erheben, vor dir niederstrecken. Auf einem Weg ziehen sie gegen dich, doch auf sieben Wegen fliehen sie vor dir. Der Herr wird dir Segen verleihen in deinen Vorratskammern und bei allen Werken deiner Hände. Er wird dich segnen in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir geben will. Der Herr wird dich zu seinem heiligen Volk machen, wie er dir geschworen hat, wenn du die Gebote des Herrn, deines Gottes, beobachtest und auf seinen Wegen wandelst. Alle Völker der Erde werden sehen, daß du mit Recht Volk des Herrn genannt wirst, und dich fürchten. Der Herr wird dich überhäufen mit Gütern, mit der Frucht deines Leibes, des Viehes und des Ackers in dem Land, das dir zu verleihen der Herr deinen Väter zugeschworen hat. Der Herr wird für dich seine reiche Schatzkammer, den Himmel, öffnen, um deinem Land zu rechten Zeit Regen zu spenden und alle Arbeit deiner Hände zu segnen. Dann kannst du vielen Völkern leihen, ohne selbst borgen zu müssen. Der Herr wird dich zum Haupt machen und nicht zum Schwanz. Du wirst nur oben sein und niemals unten, wenn du den Geboten des Herrn, deines Gottes, die ich dir heute gebe, gehorchst und sie gewissenhaft beobachtest. Von allem, was ich dir heute gebiete, weiche weder nach rechts noch nach links ab, indem du anderen Götter nachgehst und ihnen dienst! Wenn du aber dem Herrn, deinem Gott, nicht gehorchst und all seine Gebote und Satzungen, die ich dir heute gebe, nicht gewissenhaft befolgst, so werden alle folgenden Flüche über dich kommen und dich treffen: Verflucht wirst du sein in der Stadt, verflucht auf dem Feld. Verflucht wird sein dein Erntekorb und dein Backtrog. Verflucht wird sein die Frucht deines Leibes, die Frucht deines Ackers, der Wurf deiner Rinder und die Tracht deiner Schafe. Verflucht wirst du sein bei deiner Ankunft und verflucht bei deinem Weggang. Der Herr wird dir Fluch, Verwirrung und Schrecken schicken bei allen Arbeiten, die du unternimmst, bis du in kurzer Zeit ganz zugrunde gegangen bist ob deiner bösen Taten, durch die du den Abfall von mir vollzogen hast. Der Herr wird die Pest über dich bringen, bis er dich ganz aus dem Land ausgerottet hat, in das du ziehen willst, um es in Besitz zu nehmen. Der Herr wird dich schlagen mit Schwindsucht, Fieber, Entzündung, Hitze, Krieg, Getreidebrand und Mißwachs. Diese Plagen werden dich verfolgen, bis du zugrunde gegangen bist. Der Himmel über deinem Haupt wird zu Erz und die Erde unter deinen Füßen zu Eisen werden. Der Herr wird den Regen in deinem Land in Flugsand und Staub verwandeln. Sie fallen vom Himmel auf dich herab, bis du vernichtet bist. Der Herr wird dich vor deinen Feinden niederstrecken. Auf einem Weg ziehst du gegen sie, doch auf sieben Wegen wirst du vor ihnen fliehen. Für alle Reiche der Erde wirst du zum Schreckbild. Deine Toten werden allen Vögeln des Himmels und den wilden Tieren zum Fraß dienen, und niemand wird sie verscheuchen. Der Herr wird dich schlagen mit dem ägyptischen Geschwür, mit Beulen, Krätze und Grind, davon du nicht mehr geheilt werden kannst.  Der Herr wird dich schlagen mit Wahnsinn, Blindheit und Verwirrung des Geistes. Am hellen Mittag tappst du umher, wie der Blinde im Finstern tappt. Bei deinen Unternehmungen wirst du kein Glück haben. Allezeit wirst du bedrückt und beraubt werden, ohne daß dir jemand hilft. Du verlobst dich mit einer Frau, doch ein anderer wird sich mit ihr abgeben. Du baust dir ein Haus, doch du wirst nicht darin wohnen. Du legst einen Weinberg an, doch kannst du seine Frucht nicht genießen. Dein Rind wird vor deinen Augen geschlachtet, doch bekommst du nichts davon zu essen. Dein Esel wird dir vor den Augen geraubt und kehrt nicht mehr zu dir zurück. Dein Kleinvieh fällt deinen Feinden anheim, und niemand kommt dir zu Hilfe. Deine Söhne und Töchter werden einem fremden Volk als Beute zufallen. Deine Augen müssen es ansehen und vergehen in stetem Weh nach ihnen. Doch du bist machtlos. Die Frucht deines Bodens und den ganzen Ertrag deiner Mühen wird ein Volk verzehren, das du nicht kennst. Du wirst ständig unterdrückt und allezeit mißhandelt sein. Wahnsinnig wirst du werden beim Anblick dessen, was du mit eigenen Augen ansehen mußt. Der Herr wird dich schlagen mit bösen Geschwüren an den Knien und Schenkeln, so daß an dir nichts heil bleibt von der Fußsohle bis zum Scheitel. Der Herr wird dich und den König, den du über dich setzen wirst, wegführen zu einem Volk, das du und deine Väter nicht gekannt haben. Du wirst dort fremden Göttern von Holz und Stein dienen. Du wirst ein Gegenstand des Entsetzens, des Spottes und Hohnes werden bei allen Völkern, zu denen der Herr dich führen wird. Samen wirst du in Menge aufs Feld bringen, doch nur wenig davon ernten, weil die Heuschrecken es abfressen. Weinberge wirst du pflanzen und bebauen. Doch den Wein wirst du nicht trinken und auf Vorrat legen, weil der Wurm ihn frißt. Ölbäume wirst du in deinem ganzen Gebiet haben, doch du kannst dich nicht mit Öl salben, weil deine Oliven abfallen. Söhne und Töchter wirst du haben, doch sie gehören dir nicht, weil sie in die Gefangenschaft wandern. All deine Bäume und deine Feldfrucht wird das Ungeziefer vernichten. Der Fremdling, der bei dir weilt, wird immer höher über dich emporkommen. Du aber sinkst immer tiefer herab. Er borgt dir; doch du kannst ihm nicht borgen. Er wird zum Haupt werden, du aber zum Schwanz. Alle diese Flüche werden über dich kommen, dich verfolgen und dich treffen, bis du vernichtet bist, wenn du dem Herrn, deinem Gott, nicht gehorchst und seine Gebote und Satzungen, die er dir gab, nicht beobachtest. Sie werde dir und deinen Nachkommen als Zeichen und Wunder immerdar anhaften. Wenn du dem Herrn, deinem Gott, trotz allen Überflusses nicht freudig und gern hast dienen wollen, so sollst du in Hunger und Durst, in Blöße und gänzlichem Mangel deinen Feinden hörig sein, die der Herr gegen dich schickt. Er wird dir ein eisernes Joch auf den Nacken legen, bis er dich vernichtet hat. Der Herr wird aus weiter Ferne, vom Ende der Welt, ein Volk gegen dich heranführen, das wie ein Adler fliegt, ein Volk, dessen Sprache du nicht verstehst,  Ein Volk mit hartem Blick, das den Greis nicht schont und mit dem Jüngling kein Erbarmen hat. Es wird den Nachwuchs deines Viehes und den Ertrag deines Feldes verzehren, bis du vernichtet bist. Es wird dir nicht übriglassen an Getreide, Most und Öl, vom Wurf der Rinder und von der Tracht des Kleinviehs, bis es dich zugrunde gerichtet hat. Es wird dich in allen deinen Städten belagern, bis deine hohen und festen Mauern, auf die du dein Vertrauen setzt, in deinem ganzen Land fallen. Es wird dich belagern in allen deinen Städten, im ganzen Land, das dir der Herr, dein Gott, geben will. Dann verzehrst du in der Not und Bedrängnis, in die dich dein Feind versetzt, deine eigene Leibesfrucht, das Fleisch deiner Söhne und Töchter, die der Herr, dein Gott, dir geschenkt hat. Selbst der Weichligste und Verwöhnteste bei dir wird voll Mißgunst sein gegen seinen Bruder, seine Frau an seiner Seite und seine Kinder, die ihm noch blieben. Keinem von ihnen gibt er vom Fleisch seiner Kinder, das er verzehrt, weil er nichts anderes mehr hat in der Not und Bedrängnis, in die dein Feind dich in allen deinen Städten bringt. Selbst die weichlichste und verwöhnteste Frau bei dir, die es nicht wagte, ihren Fuß auf die bloße Erde zu setzen, weil sie zu verzärtelt und verweichlicht war, wird mißgünstig gegen den Mann an ihrer Seite, gegen ihren Sohn und ihre Tochter, wegen der Nachgeburt, die aus ihrem Schoß kommt, oder wegen der Kinder, denen sie das Leben schenkt. Denn aus Mangel an allem verzehrt sie dies heimlich in der Not und Bedrängnis, in die dein Feind dich in deinen Städten bringt. Wenn du nicht gewissenhaft alle Gebote dieses Gesetzes beobachtest, die in diesem Buch verzeichnet sind, und diesen erhabenen und ehrfurchtgebietenden Namen, den Herrn, deinen Gott, nicht fürchtest, so schickt der Herr dir und deinen Nachkommen außerordentliche Heimsuchungen, schwere und andauernde Plagen, schlimme und anhaltende Krankheiten. Alle Plagen Ägyptens, vor denen dir graut, wird er über dich bringen, und sie werden sich bei dir festsetzen.  Dazu wird der Herr noch alle Krankheiten und Heimsuchungen, die in diesem Gesetzbuch nicht aufgezeichnet sind, über dich bringen, bis du vernichtet bist. Ihr werdet nur in geringer Zahl übrigbleiben, wäret ihr auch vorher den Sternen des Himmels gleichgekommen, falls du dem Herrn, deinem Gott, nicht gehorchst. Wie der Herr seine Freude bei euch daran hatte, euch Gutes zu tun und euch zu mehren, so wird jetzt der Herr seine Freude bei euch darin sehen, euch zu verderben und zu vernichten. Ihr werdet aus dem Land herausgerissen werden, in das du ziehst, um es in Besitz zu nehmen. Der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen. Dort wirst du anderen Göttern dienen, die dir und deinen Vätern unbekannt waren, Göttern von Holz und Stein. Unter diesen Völkern wirst du keine Ruhe genießen. Keine Ruhestatt gibt es für deinen Fuß. Dort senkt dir der Herr Angst ins Herz, Heimweh in die Augen und Kummer in die Seele. Dein Leben siehst du an einem Faden hängen. Du zitterst bei Tag und Nacht und fühlst dich deines Lebens nie sicher. Am Morgen sagst du: Wäre es doch Abend!, und am Abend sagst du: Wäre es doch Morgen! infolge der Herzensangst, die du haben wirst und wegen alles dessen, was du mit eigenen Augen sehen mußt. Dann wird der Herr dich auf Schiffen nach Ägypten zurückbringen, auf dem Weg, von dem ich dir sagte: Du sollst ihn nie mehr wiedersehen! Dort müßt ihr euch euren Feinden als Sklaven und Sklavinnen zum Verkauf anbieten lassen. Doch niemand mag euch kaufen." VIERTE REDE: DAS BUNDESVERHÄLTNIS ZWISCHEN GOTT UND ISRAELRückblick auf Gottes bisherige FührungDas sind die Worte des Bundes, den Mose im Auftrag des Herrn mit den Israeliten im Land Moab schloß, außer dem Bund, den er mit ihnen am Horeb eingegangen war.  Mose berief ganz Israel und sagte zu ihm: "Ihr habt alles gesehen, was der Herr vor euren Augen in Ägypten dem Pharao, all seinen Dienern und seinem ganzen Land hat widerfahren lassen:  Die großen Machterweise, die du mit eigenen Augen gesehen hast, jene großen Zeichen und Wunder. Gleichwohl hat euch der Herr bis heute keinen Verstand zum Erkennen, keine Augen zum Sehen, keine Ohren zum Hören gegeben: Ich habe euch vierzig Jahre lang durch die Wüste geführt. Die Kleider an eurem Leib sind nicht zerschlissen. Deine Schuhe nutzten sich nicht ab an deinen Füßen. Ihr habt kein Brot gegessen, ihr habt keinen Wein und kein starkes Getränk getrunken. Ihr solltet so erkennen: ich bin der Herr, euer Gott. Als ihr an diesen Ort kamt, zog uns Sihon, der König von Heschbon, und Og, der König von Baschan, zum Kampf entgegen. Doch wir schlugen sie. Wir eroberten ihr Land und gaben es den Rubenitern, Gaditern und dem halben Stamm Manasse als Erbbesitz. So beobachtet und befolgt nun die Gebote dieses Bundes, damit ihr Erfolg habt bei allem, was ihr unternehmt! Die Bundespflicht für die NachkommenIhr alle steht heute vor dem Herrn, eurem Gott: eure Stammeshäupter, eure Richter, eure Ältesten und eure Vorsteher, alle Männer aus Israel, eure Kinder, eure Frauen, auch der Fremdling, der bei dir im Lager ist, von den Holzhauern bis zu den Wasserschöpfern. Ihr sollt euch auf den Bund mit dem Herrn, deinem Gott, und auf den eidlich bekräftigten Vertrag verpflichten, den der Herr, dein Gott, heute mit dir eingeht. So will er dich heute zu seinem Volk erheben und dein Gott sein, wie er dir verheißen und wie er deinen Väter, dem Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat. Doch nicht mit euch allein schließe ich diesen Bund und diesen eidlich bekräftigten Vertrag ab, sondern auch mit denen, die heute mit uns hier vor dem Herrn, unserem Gott, stehen, und mit denen, die heute nicht mit uns hier gegenwärtig sind. Warnung vor Götzendienst und BundesbruchIhr erinnert euch doch noch, wie wir in Ägypten wohnten und mitten durch die Völker zogen, durch die ihr gekommen seid. Ihr habt ihre abscheulichen Götzen von Holz und Stein, von Silber und Gold gesehen, die sie haben. Möge es unter euch keinen Mann, keine Frau, kein Geschlecht und keinen Stamm geben, die sich heute vom Herrn, unserem Gott, abwenden! Unter euch darf es doch keine Wurzel geben, die Gift und Wermut hervorbringt.  Niemand, der den Inhalt dieses Schwurbündnisses gehört hat, soll sich dennoch Segen versprechen und denken: Es wird mir doch gut gehen, auch wenn ich meinem eigenen Sinn folge. Dadurch würde das Bewässerte mit dem Vertrockneten hinweggerafft werden.  Einem solchen wird der Herr nie verzeihen wollen, sondern schnell lodert dann der Zorn und Grimm des Herrn gegen ihn auf. Alle Flüche, die in diesem Buch aufgezeichnet sind, werden sich auf ihn legen, und der Herr wird seinen Namen unter dem Himmel auslöschen. Der Herr wird ihn zum Unheil aus allen Stämmen Israels aussondern, gemäß all den Bundesflüchen, die in diesem Gesetzbuch aufgezeichnet sind. Das künftige Geschlecht, eure Kinder, die nach euch erstehen, und der Ausländer, der aus fernem Land kommt, werden Fragen stellen, wenn sie die Schicksalsschläge und Krankheiten dieses Landes sehen, mit denen der Herr es heimgesucht hat. Sein ganzer Boden ist eine schweflige, salzige, ausgebrannte Stätte. So daß er nicht besät werden und nichts sprossen lassen kann. Kein Gewächs kann da aufkommen. Es herrscht eine Verwüstung wie die von Sodom und Gomorra, Adma und Zebojim, die der Herr in seinem Grimm und Zorn von Grund aus zerstörte. Ja, alle Völker werden fragen: Warum hat der Herr diesem Land solches widerfahren lassen? Warum diese schreckliche Zornesglut? Dann wird man antworten: Weil sie den Bund des Herrn, des Gottes ihrer Väter, gebrochen haben, den er mit ihnen geschlossen hat, als er sie aus Ägypten führte, und hingegangen sind, fremden Göttern zu dienen und sie anzubeten, Götter, die ihnen unbekannt waren und die er ihnen nicht zugeteilt hatte. Darum entbrannte der Zorn des Herrn über dieses Land so, daß er darüber alle Flüche kommen ließ, die in diesem Buch aufgezeichnet sind. Deshalb riß der Herr sie in Zorn und Grimm und gewaltiger Erbitterung aus ihrem Land aus und schleuderte sie fort in ein anderes Land, wie es heute der Fall ist. Das Verborgene steht beim Herrn, unserem Gott. Das Geoffenbarte gilt uns und unseren Kindern für immer, damit wir alle Gebote dieses Gesetzes erfüllen. Gottes Barmherzigkeit gegen das bußfertige VolkWenn all das - der Segen und der Fluch - was ich dir in Aussicht gestellt habe, über dich gekommen ist, dann nimm es dir zu Herzen unter all den Völkern, unter die dich der Herr, dein Gott, verstoßen hat! Bekehre dich mit deinen Kindern aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele zum Herrn, deinem Gott, und gehorche ihm in allem, was ich dir heute befehle! Dann wird der Herr, dein Gott, dein Geschick wenden, sich deiner erbarmen und dich wieder aus all den Völkern sammeln, unter die dich der Herr, dein Gott, zerstreut hat. Hätte er dich auch ans Ende des Himmels versprengt, der Herr, dein Gott, sammelt dich wieder und holt dich von dort zurück. Der Herr, dein Gott, bringt dich in das Land, das deine Väter zu eigen halten. Du sollst es wieder besitzen. Er wird dich glücklicher und zahlreicher machen, als deine Väter waren. Der Herr, dein Gott, wird dann dir und deinen Nachkommen das Herz beschneiden, damit du den Herrn, deinen Gott, liebst von ganzem Herzen und von ganzer Seele um deines Lebens willen. Alle jene Flüche läßt dann der Herr, dein Gott, über deine Feinde und Widersacher hereinbrechen, die dich verfolgt haben. Dann wirst du wieder dem Herrn gehorchen und alle seine Gebote, die ich dir heute gebe, befolgen. Der Herr, dein Gott, wird dir bei allem, was du unternimmst, Überfluß an Gütern geben: an Kindersegen, an Viehnachwuchs und an Bodenerträgen. Denn der Herr wird, wie er an deinen Vätern Freude hatte, zu deinem Heil wieder Freude an dir haben darüber, daß du dem Herrn, deinem Gott, gehorchst und seine Gebote und Satzungen befolgst, die in diesem Gesetzbuch aufgezeichnet sind, und darüber, daß du aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele wieder zum Herrn, deinem Gott, zurückkehrst. Leichte Ausführbarkeit des GesetzesDas Gesetz, das ich dir heute gebe, ist für dich nicht zu schwer und nicht unerreichbar. Es ist nicht im Himmel, daß du sagen müßtest: Wer wird für uns in den Himmel hinaufsteigen, um es uns zu holen und zu verkünden, damit wir es befolgen können. Es ist auch nicht jenseits des Meeres, daß du sagen müßtest: Wer wird für uns über das Meer fahren, um es uns zu holen und zu verkünden, damit wir es befolgen können? Nein, ganz nahe ist dir das Wort. In deinen Mund, in dein Herz ist es gelegt, so daß du es befolgen kannst. Wahl zwischen Leben und TodSiehe, heute lege ich dir Leben und Glück, Tod und Unglück vor. Was ich dir heute befehle, ist, daß du den Herrn, deinen Gott, liebst, auf seinen Wegen wandelst und seine Gebote, Satzungen und Anordnungen beobachtest. Dann wirst du am Leben bleiben und dich mehren, und der Herr, dein Gott, wird dich segnen in dem Land, in das du ziehst, um es in Besitz zu nehmen. Wenn dein Herz sich abwendet und du nicht gehorchst, wenn du dich verführen läßt, fremde Götter anzubeten und ihnen zu dienen, so versichere ich euch heute schon, daß ihr zugrunde gehen werdet. Dann werdet ihr nicht lange in dem Land leben, in das ihr über den Jordan hinüberziehen wollt, um es in Besitz zu nehmen. Ich rufe heute Himmel und Erde gegen euch als Zeugen an: Leben und Tod, Segen und Fluch habe ich dir vorgelegt. So wähle denn das Leben, damit du am Leben bleibst, du und deine Nachkommen! Liebe den Herrn, deinen Gott, gehorche ihm und sei ihm treu ergeben! Denn davon hängt dein Leben und die lange Dauer deiner Tag ab, die du in dem Land zubringen darfst, das der Herr deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob zu geben geschworen hat." ANHANG: DIE LETZTEN LEBENSTAGE DES MOSEEinsetzung Josuas zum VolksführerMose ging hin und hielt folgende Rede an ganz Israel. Er sagte zu ihnen: "Ich bin nun 120 Jahre alt und kann nicht mehr ausrücken und heimkehren. Auch hat der Herr mir gesagt: Du darf den Jordan da nicht überschreiten. Der Herr, dein Gott, zieht vor dir hinüber. Er vertreibt diese Völker vor dir, so daß du an ihre Stelle treten kannst. Auch Josua zieht vor dir hinüber, wie der Herr angeordnet hat. Der Herr wird mit ihnen verfahren, wie er es mit den Amoriterkönigen Sihon und Og und ihrem Land gemacht hat, die er vertilgt hat. Wenn der Herr sie in eure Gewalt gegeben hat, dann geht gegen sie ganz nach dem Befehl vor, den ich euch gegeben habe. Seid mutig und tapfer! Fürchtet euch nicht! Erschreckt nicht vor ihnen! Denn der Herr, dein Gott, zieht selbst mit dir! Er läßt und verläßt dich nicht." Mose berief nun Josua und gab ihm in Gegenwart von ganz Israel folgenden Auftrag: "Sei mutig und tapfer! Denn du sollst mit diesem Volk in das Land ziehen, das ihnen zu verleihen der Herr ihren Väter eidlich zugesichert hat. Du sollst es unter sie als Besitz verteilen. Der Herr selbst ist es, der vor dir herzieht. Er ist mit dir. Er läßt und verläßt dich nicht. Sei furchtlos und unverzagt!" Anordnung betreffs Vorlesung des GesetzesMose schrieb dieses Gesetz nieder und übergab es den Priestern, den Söhnen Levis, die die Bundeslade des Herrn trugen, und allen Ältesten Israels. Mose erteilte ihnen folgenden Auftrag: "Nach Verlauf von sieben Jahren, im Erlaßjahr, am Laubhüttenfest, wenn ganz Israel vor dem Herrn, deinem Gott, an dem Ort erscheint, den er sich erwählt hat, sollst du dieses Gesetz vor ganz Israel laut vorlesen. Versammele das Volk, die Männer, Frauen und Kinder, sowie den Fremdling, der sich bei dir in deinen Ortschaften aufhält, damit sie es hören und den Herrn, euren Gott, fürchten und alle Bestimmungen dieses Gesetzes genau beobachten lernen. Ihre Kinder, die es noch nicht kennengelernt haben, sollen es hören und den Herrn, euren Gott, fürchten lernen, solange ihr in dem Land lebt, in das ihr über den Jordan zieht, um es in Besitz zu nehmen." Gott kündigt den Tod des Mose und den Abfall Israels anHierauf sprach der Herr zu Mose: "Siehe, deine Tage gehen dem Tod zu. Berufe den Josua! Tretet in das Offenbarungszelt, daß ich ihm meine Befehle gebe!" - Mose und Josua gingen hin und traten in das Offenbarungszelt, und der Herr erschien im Zelt in einer Wolkensäule. Die Wolkensäule blieb am Eingang des Zeltes stehen. Da sagte der Herr zu Mose: "Siehe, du wirst nun zu deinen Vätern entschlafen. Dann wird dieses Volk sich erheben und in seiner Mitte treubrüchig mit den fremden Göttern des Landes sich abgeben, in das es zieht. Es verläßt mich und bricht meinen Bund, den ich mit ihm geschlossen habe. An jenem Tag wird mein Zorn gegen es entbrennen. Ich werde sie verlassen und mein Antlitz vor ihnen verhüllen, so daß sie der Vernichtung anheimfallen. Viele Übel und Drangsale werden es treffen. An jenem Tag werden sie sagen: Diese Leiden haben mich nur deshalb getroffen, weil mein Gott nicht mehr in meiner Mitte weilt. Ich aber werde an jenem Tag gänzlich mein Antlitz verhüllen ob all des Bösen, das sie getan haben. Sie haben sich ja fremden Göttern zugewandt. Gottes Befehl zur Aufzeichnung des MoseliedesSchreibt euch jetzt das nachfolgende Lied auf! Lehre es die Israeliten! Lege es ihnen in den Mund, damit mir dieses Lied als Zeuge diene gegen die Israeliten! Ich werde sie in das Land führen, das ich ihren Väter zugeschworen habe, das von Milch und Honig fließt. Doch wenn sie sich satt gegessen haben und fett geworden sind, dann werden sie sich fremden Göttern zuwenden und ihnen dienen. Mich aber werfen sie weg und brechen meinen Bund. Wenn dann viele Übel und Drangsale sie treffen, wird dieses Lied, das im Mund ihrer Nachkommen unvergessen fortlebt, Zeugnis gegen sie ablegen, daß ich ihre Gedanken, mit denen sie sich heute abgeben, gekannt habe, bevor ich sie in das Land führte, das ich ihnen eidlich zugesichert habe!" So schrieb Mose an jenem Tag dieses Lied auf und lehrte es die Söhne Israels. Josua aber, dem Sohn Nuns, gebot der Herr: "Sei mutig und tapfer! Denn du sollst die Israeliten in das Land führen, das ich ihnen zugeschworen habe. Ich werde mit dir sein!"  Die Übergabe des Liedes an die LevitenAls Mose damit fertig war, die Worte dieses Gesetzes vollständig in ein Buch zu schreiben,  gebot Mose den Leviten, die die Bundeslade des Herrn trugen: "Nehmt dieses Gesetzbuch und legt es neben die Bundeslade des Herrn, eures Gottes, damit es dort als Zeugnis gegen euch diene! Ich kenne ja deinen starren Sinn und deinen steifen Nacken. Siehe, da ich jetzt noch lebend unter euch weile, seid ihr widerspenstig gegen den Herrn. Wieviel mehr wird es nach meinem Tod so sein! Versammelt bei mir alle Ältesten eurer Stämme und eure Vorsteher, daß ich ihnen laut diese Worte verkünde und gegen sie Himmel und Erde als Zeugen anrufe! Denn ich weiß, daß ihr nach meinem Tod ganz verwerflich handeln und von dem Weg abweichen werdet, den ich euch gewiesen habe. So wird denn das Unglück in der künftigen Zeit über euch hereinbrechen, weil ihr tut, was dem Herrn mißfällt, weil ihr ihn durch eurer Hände Werk zum Zorn reizt." Hierauf trug Mose der ganzen Gemeinde Israels die Worte des folgenden Liedes bis zum Schluß vor: DAS LIED DES MOSEEingangHöret, Himmel: nun will ich reden! Die Erde lausche dem Spruch meines Mundes. Wie Regen rausche herab mein Gebot! Wie Tau träufele hernieder mein Wort! Wie Regentropfen auf sprießendes Gras, wie Tauperlen auf die Pflanzen. Gegenstand des LiedesLaut will ich künden den Namen des Herrn: Unserem Gott gebt Ehre! Fels ist sein Name, ohne Fehl ist sein Tun, recht sind all seine Wege. Ein Gott voll Treue ist er, des Truges bar: gerecht ist er und gerade.  Doch durch ihr schändliches Tun übten Frevel an ihm seine mißratenen Söhne: ein Geschlecht, verdreht und verschlagen! Gottes Sorge für IsraelSo nun willst du vergelten dem Herrn, du Volk voll Torheit und Unverstand? Ist er nicht dein Vater, dein Schöpfer, der Dasein und Dauer dir lieh? Denk an die Tage der Vorzeit! Erwäge die Jahre: Geschlecht auf Geschlecht! Frage deinen Vater: Er wird dir erzählen, frage die Greise,: sie werden es dir sagen. Als der Höchste den Völkern Besitztum verlieh, als er die Menschenkinder verteilte, da setzte er fest die Gebiete der Völker nach der Zahl ihrer Götter.  Doch des Herrn Anteil ist sein Volk, Jakob sein Erbland. Im Land der Steppe las er es auf, in der Wildnis, wo Bestien heulen. Wie seinen Augapfel hat er es beschützt, es umhegt und behütet. Wie ein Adler, der seinen Horst bewacht, über seiner Brut schwebt, über sie seine Fittiche breitet, sie packt und davonträgt mit mächtigem Flügelschlag: So geleitet der Herr es allein, kein fremder Gott braucht ihm zu helfen! Er führt es hinauf zu des Landes Höhen, es ißt von den Früchten des Feldes. Honig läßt er es saugen aus dem Stein, Öl aus harten Felsen. Er nährt es mit Butter von Kühen, mit der Ziegen Milch, mit dem Fett von Lämmern und Widdern, von Stieren aus Baschan und Böcken, mit dem Mark vom köstlichen Weizen. - Traubenblut trinkst du, feurigen Wein. Israels UndankÜppig ward Jeschurun und schlug aus. - Üppig wurdest du, fett und feist! - Weg stieß er den Gott, der ihn schuf, verschmähte den Fels seines Heiles.  Nun reizen sie ihn mit fremden Göttern, mit Greueldingen wecken sie seinen Groll. Dämonen, Wahngöttern bringen sie Opfer dar, Göttern, die ihnen unbekannt waren, ganz neuen Göttern, die jüngst erst kamen in Schwang, vor denen sich nicht fürchteten eure Väter. Doch des Treuen, der das Dasein dir gab, gedenkst du nicht mehr, vergißt den Gott, der dir schenkte das Leben. Gottes StrafgerichtDa sieht es der Herr - schon wählt er Verwerfung, voll Groll ob solcher Söhne und Töchter. So ist sein Wort: Verhüllen will ich ihnen mein Angesicht und sehen, was dann ihr Ende wird. Ein gänzlich verderbtes Geschlecht sind sie, Söhne, bar jeglicher Treue. Mit ihren Wahngöttern reizten sie mich zum Zorn, erzürnten mich mit ihren windigen Götzen. So will auch ich sie reizen mit einem Schand-Volk! Sie verdrießen mit einem Schmachvolk! Entflammt ist die Glut meines Grimms, sie lodert hinab in der Unterwelt Schlünde, verzehrt die Erde samt ihrer Frucht, sengt die Grundfesten der Berge. Übel will ich häufen auf sie, verschießen auf sie meine Pfeile. Wenn sie dann aufgerieben von Hunger, verzehrt vom Fieber und grimmer Pest, will gegen sie der Bestien Zahn ich hetzen, das Gift der im Staub kriechenden Schlange. Dann mordet draußen das Schwert, in den Kammern der Schrecken Jüngling und Jungfrau zugleich, den Säugling wie den ergrauten Mann. Gott sieht von völliger Vernichtung abIch könnte sagen: Zerschlagen will ich sie ganz, in aller Welt tilgen ihr Gedächtnis, - müßte ich nicht fürchten der Feinde Spott. Würden es nicht ihre Dränger verkennen und sagen: Unsere Hand hat obsiegt, - nicht der Herr hat vollbracht das alles! Ein Volk sind sie, bar aller Einsicht, umsonst sucht man bei ihnen Klugheit.  Wären sie weise, verstünden sie dies und bedächten ihr Ende. Wie könnte denn einer tausend (von ihnen) verjagen und zwei zehntausend wenden zur Flucht, hätte ihr Gott sie nicht verkauft, sie preisgegeben der Herr? Denn unserem Gott ist ihr Gott nicht gleich; das bezeugen unsere Feinde. Ihr Weinstock stammt vom Weinstock Sodoms, von den Gefilden Gomorras. Ihre Trauben sind Trauben voll Gift, ihre Beeren bitter wie Galle, Drachengeifer ihr Wein, grausiges Gift von Nattern. - Das Gericht über die FeindeLiegt dies nicht bei mir bewahrt, versiegelt in meinem Schatzhaus:  Mein sind Rache und Vergeltung, zur Zeit, da ihr Fuß ins Wanken gerät; denn nah ist der Tag ihres Unheils, es eilt, was ihnen verhängt ist. Dann schafft der Herr Recht seinem Volk, und zeigt seinen Knechten Erbarmen. Denn er sieht, daß hinschwand jeglicher Halt, daß dahin sind Freie und Sklaven. Und er fragt: Wo sind nun ihre Götter? Ihr Fels , zu dem sie geflüchtet? Aufstehen mögen nun, die das Fett ihrer Opfer aßen, die tranken den Wein ihrer Trankopfer! Sie mögen euch helfen! Sie mögen euch werden zu bergendem Schutz! Seht doch, daß ich es bin, und nur ich, und kein Gott neben mir! - Ich bin es, der tötet und wieder ins Leben ruft. Ich bin es, der schlägt und wieder Heilung bewirkt. Keine Rettung gibt es aus meiner Hand. Gottes RacheschwurDenn empor zum Himmel hebe ich meine Hand und schwöre: So wahr ich lebe in Ewigkeit: Wenn ich geschärft mein blitzendes Schwert, sich reckt meine Hand zum Gericht, nehme ich Rache an meinen Drängern, vergelte dann meinen Hassern. Fleisch wird fressen mein Schwert, trunken mache ich von Blut meine Pfeile - vom Blut der Toten und der Gefangenen, vom Haupt der Führer des Feindes. AusklangHoch preiset, ihr Heiden, sein Volk! - Er rächt das Blut seiner Knechte, nimmt Rache an denen, die es bedrängen. Sühne wirkt er für das Land, für sein Volk." SchlußmahnungSo ging denn Mose hin und trug alle Worte dieses Liedes laut dem Volk vor, er und Josua, der Sohn Nuns. Als Mose all diese Worte ganz Israel vollständig vorgetragen hatte, sagte er zu ihnen: "Beherzigt alle Worte, die ich euch heute feierlich einschärfe! Befehlt sie euren Kindern an, damit sie alle Gebote dieses Gesetzes genau beobachten! Denn es sind für euch keine bedeutungslosen Worte. Gilt es doch euer Leben! Durch Beobachtung dieser Gebote werdet ihr lange in dem Land weilen, in das ihr über den Jordan zieht, um es in Besitz zunehmen." DAS LEBENSENDE DES MOSEGottes Weisungen zum bevorstehenden TodAm gleichen Tag sagte der Herr zu Mose: "Steige auf das Abarimgebirge, auf den Berg Nebo, der im Moabiterland liegt, Jericho gegenüber! Betrachte das Land Kanaan, das ich den Israeliten zu eigen geben will. Dann sollst du auf dem Berg, den du bestiegen hast, sterben und zu deinen Volksgenossen versammelt werden, wie dein Bruder Aaron auf dem Berg Hor gestorben ist und zu seinen Volksgenossen versammelt worden ist, weil ihr inmitten der Israeliten unrecht gegen mich gehandelt habt beim Haderwasser von Kadesch in der Wüste Zin und weil ihr inmitten der Israeliten mich nicht als heilig offenbaren wolltet. Denn du sollst das Land nur von gegenüber sehen - doch hineinkommen in das Land, das ich den Israeliten geben will, darfst du nicht." Des Mose letzter SegenDas ist der Segen, den Mose, der Mann Gottes, vor seinem Tod den Israeliten erteilte. Er sprach: "Vom Sinai kam der Herr, lichtgewandet erschien er von Seïr her dem Volk, glänzte auf von Parans Gebirge. Inmitten heiliger Engelreihen zog er einher, ihm zur Rechten wabernde Glut. Wahrlich, er liebt sein Volk; all seine Frommen sind geborgen in seiner Hand. - Zu deinen Füßen scharten sie sich, empfingen deine Gebote, die Satzung, die Mose uns anbefahl. - Da wurde sein Erbteil Jakobs Gemeinde, und er ward Jeschuruns König, als zusammentraten die Häupter des Volkes, die Scharen von Israels Stämmen.  So lebe denn Ruben! Nie sterbe er aus! Doch gering sei die Zahl seiner Männer!" Und dieses für Juda. - Er sprach: "Herr, höre Judas Gebet! Zu seinem Volk führe ihn heim! Mit eigenen Händen stritt er dafür. Sei du ihm Hort gegen seine Dränger!" Er sprach über Levi: "Deine Tummim und Urim gebühren deinem treuen Gefolgsmann. Ihn hast du bei Massa auf die Probe gestellt, für ihn bei Meribas Wassern gestritten, für ihn, der von Vater und Mutter sprach: Ich kenne sie nicht , der nicht achtete seiner Brüder, nicht kannte mehr seine Söhne. - Die Leviten folgten ja deinem Gebot, wohl wahrten sie deinen Bund. Deine Satzungen lehren sie Jakob, deine Weisungen Israel. Sie bringen dir Rauchwerk dar, Ganzopfer auf deinem Altar. Segne, o Herr, Levis Wohlstand! Wohlgefällig sei dir das Tun seiner Hände! Zerschlage die Hüften seiner Feinde, daß nimmer aufstehen seine Hasser!" Er sprach über Benjamin: "Er ist der Liebling des Herrn, weilt geborgen bei ihm. Ihn behütet er allezeit. Wohnen darf er zwischen seinen Schultern."  Er sprach über Josef: "Sein Land sei gesegnet vom Herrn mit dem Köstlichsten des Himmels, mit Tau und mit Wasser, das in der Tiefe ruht, mit dem Köstlichsten, das die Sonne hervorlockt, mit dem Köstlichsten, das sprossen lassen die Monde,  mit dem Köstlichsten der ewigen Berge, mit dem Köstlichsten der uralten Hügel, mit dem Köstlichsten der Erde und ihrer Fülle! Die Huld dessen, der im Dornbusch wohnt, komme auf Josefs Haupt, auf den Scheitel des Geweihten aus der Schar seiner Brüder!  Wie ein Erstlingsstier prangt er in Kraft. Seine Hörner sind Wildstierhörner. Völker bohrt er mit ihnen zum Grund, allesamt die Enden der Erde. So sind die Zehntausend Efraims, so die Tausendschaften Manasses."  Er sprach über Sebulon: "Freue dich, Sebulon, wenn du ins Meer stichst, und du, Issachar, in deinen Zelten! Völker laden sie ein auf den Berg, bringen dort Siegopfer dar. Des Meeres Reichtum genießen sie, des Strandes verborgene Schätze."  Er sprach über Gad: "Lob dem, der Gad weiten Raum gab! Wie ein Löwe liegt er da, Arme und Scheitel zerfleischend.  Einen Edelsitz wählte er sich, denn dort lag bereit dem Führer der Anteil. Mit des Volkes Häuptern eilt er herbei, vollstreckt des Herrn gerechtes Gericht, seine Strafgerichte im Bund mit Israel." Er sprach über Dan: "Ein junger Löwe ist Dan, der aus Baschan hervorspringt."  Er sprach über Naftali: "Naftali ist gesättigt mit Glück, voll des Segens vom Herrn, nimmt Besitz vom Meer und vom Südland."  Er sprach über Ascher: "Mehr als die anderen Söhne ist Ascher gesegnet, vor seinen Brüdern bevorzugt! Seinen Fuß taucht er in Öl. Deine Riegel sind von Eisen und Erz. Zeit deines Lebens währe deine Kraft! Keiner ist wie der Gott Jeschuruns: Am Himmel fährt er einher, dir zu helfen - auf den Wolken voll Majestät.  Droben hilft der ewige Gott, drunten die ewigen Arme, er treibt den Feind vor dir her, Vertilge! befiehlt er. Er läßt Israel wohnen in sicherer Hut, abgesondert ist Jakobs Quell, in einem Land voll Getreide und Most, Tau träufelt hernieder sein Himmel.  Heil dir, Israel! Wer kann sich messen mit dir, du Volk, siegreich im Herrn? Er ist dein rettender Schild, das Schwert, das dir Sieg schafft. Deine Feinde müssen sich beugen vor dir. Auf ihren Höhen schreitest du siegreich dahin." Des Mose TodMose stieg aus den Gefilden Moabs auf den Berg Nebo, den Gipfel des Pisga, der Jericho gegenüberliegt. Der Herr zeigte ihm das ganze Land Gilead bis Dan,  ganz Naftali und das Gebiet von Efraim und Manasse, das ganze Land Juda bis zum Westmeer, sowie das Südland und die Gegend am Jordan, die Ebene von der Palmenstadt Jericho bis nach Zoar. Der Herr sagte zu ihm: Das ist das Land, von dem ich Abraham, Isaak und Jakob geschworen habe: Deinen Nachkommen will ich es geben. Ich habe es dich mit eigenen Augen sehen lassen, aber hinüberkommen sollst du nicht!" Da starb Mose, der Knecht des Herrn, dort im Land Moab, auf des Herrn Befehl. Er begrub ihn im Tal, im Land Moab, gegenüber Bet-Pegor. Niemand kennt sein Grab bis auf den heutigen Tag.  Mose, der größte ProphetMose war 120 Jahre alt, als er starb. Sein Auge war noch nicht schwach, und seine Lebenskraft war nicht gebrochen. Die Israeliten beweinten Mose dreißig Tage lang in den Steppen Moabs, bis die Tage der Trauerklage um Mose zu Ende waren. Josua, der Sohn Nuns, war mit dem Geist der Weisheit erfüllt. Denn Mose hatte ihm die Hand aufgelegt. Die Israeliten gehorchten ihm und taten, was der Herr dem Mose befohlen hatte. Seither erstand in Israel kein Prophet mehr wie Mose, mit dem der Herr von Angesicht zu Angesicht verkehrt hatte, mit all den Zeichen und Wundern, die der Herr ihn als seinen Gesandten in Ägypten an dem Pharao, an all seinen Dienern und an seinem ganzen Land wirken ließ, und mit all den Erweisen gewaltiger Macht und all den großen, furchtbaren Taten, die Mose vor den Augen von ganz Israel vollbrachte. DIE EROBERUNG KANAANSGottes Auftrag zur Eroberung des LandesNach dem Tod des Mose, des Knechtes des Herrn, sagte der Herr zu Josua, dem Sohn Nuns, dem Diener des Mose: "Mein Knecht Mose ist tot. So brich denn auf, zieh dort über den Jordan, du und dies ganze Volk, in das Land, das ich ihnen, den Israeliten, geben will! Jeden Ort, den euer Fuß betritt, gebe ich euch, wie ich Mose verheißen habe. Von der Wüste und dort vom Libanon bis zu dem großen Strom, dem Eufrat, das ganze Land der Hetiter, bis zu dem großen Meer im Westen soll euer Gebiet sein.  Niemand wird während deines ganzen Lebens vor dir standhalten können. Wie ich mit Mose war, so will ich auch mit dir sein. Ich werde dir meine Hilfe nicht entziehen und dich nicht verlassen. Sei mutig und stark! Denn du sollst diesem Volk das Land als Erbe geben, das ihnen zu verleihen ich ihren Vätern zugeschworen habe. Nur sei mutig und fest entschlossen, das ganze Gesetz sorgsam zu beobachten, das dir mein Knecht Mose gegeben hat! Weiche davon weder nach rechts noch nach links ab, damit du bei allem Erfolg hast, was du unternimmst! Führe dieses Gesetzbuch stets in deinem Mund und sinne Tag und Nacht darüber nach, damit du alles sorgfältig beobachtest, was darin geschrieben steht; denn alsdann wirst du in deinen Unternehmungen Glück und Erfolg haben. Ich gebiete dir also: Sei mutig und entschlossen, zage nicht und zittere nicht! Denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternimmst." DER EINZUG IN KANAANJosuas MarschbefehlDa gebot Josua den Vorstehern des Volkes: "Geht im Lager hin und her und gebt dem Volk diesen Befehl: Besorgt euch Mundvorrat; denn in drei Tagen sollt ihr dort über den Jordan ziehen und mit der Eroberung des Landes beginnen, das der Herr, euer Gott, euch zu eigen geben will!" Teilnahme der OststämmeZu den Rubenitern, den Gaditern und dem halben Stamm Manasse aber sagte Josua:  "Denkt an den Auftrag, den Mose, der Knecht des Herrn, euch gab, als er sagte: Der Herr, euer Gott, wird euch ans Ziel bringen und euch dieses Land geben. Eure Frauen, eure Kinder und eure Herden mögen in dem Land bleiben, das euch Mose auf der Ostseite des Jordan angewiesen hat. Ihr aber - und zwar alle kriegsfähigen Leute - müßt kampfgerüstet an der Spitze eurer Brüder hinüberziehen und ihnen helfen, bis der Herr eure Brüder ebenso wie euch ans Ziel gebracht hat und auch sie das Land in Besitz genommen haben, das der Herr, euer Gott, ihnen geben will. Dann sollt ihr in euer eigenes Land zurückkehren, das Mose, der Knecht des Herrn, im Ostjordanland euch angewiesen hat, und sollt es besitzen."  Da antworteten sie Josua: "Alles, was du uns befiehlst, wollen wir tun, und wohin du uns schickst, wollen wir gehen. Genau so, wie wir Mose gehorcht haben, wollen wir auch dir folgen. Nur möge der Herr, dein Gott, mit dir sein, wie er mit Mose war! Jeder, der sich deinen Befehlen widersetzt und den Anweisungen, die du für uns triffst, nicht gehorcht, soll mit dem Tod bestraft werden. Nur sei mutig und entschlossen!" DIE KUNDSCHAFTERRahab rettet die KundschafterHierauf sandte Josua, der Sohn Nuns, heimlich von Schittim zwei Männer als Kundschafter aus mit der Weisung: "Geht, erkundet die Gegend und besonders Jericho!" Sie machten sich auf und kehrten im Haus einer Dirne namens Rahab ein, um dort zu übernachten.  Als nun dem König von Jericho berichtet wurde: "Sieh dich vor, es sind heute nacht einige Männer von den Israeliten hierhergekommen, um das Land auszukundschaften", sandte der König von Jericho zu Rahab und ließ sagen: "Gib die Männer heraus, die zu dir gekommen und in deinem Haus eingekehrt sind; denn sie sind gekommen, um das ganze Land auszukundschaften." Die Frau aber nahm die beiden Männer und versteckte sie. Dann erwiderte sie: "Ja, die Männer sind zu mir gekommen, aber ich wußte nicht, woher sie waren. Als das Stadttor beim Dunkelwerden geschlossen werden sollte, gingen die Männer fort. Ich weiß nicht, wohin sich die Männer begeben haben. Setzt ihnen schnell nach; denn ihr könnt sie noch einholen." Sie hatte sie aber auf das Dach geführt und unter Flachsstengeln versteckt, die sie auf dem Dach ausgebreitet hatte. Die Männer aber setzten ihnen auf der Straße zu den Furten des Jordan nach, und man schloß das Stadttor, sobald die Leute, die ihnen nachsetzen sollten, draußen waren. Die Kundschafter versprechen Rahab SchonungNoch bevor jene eingeschlafen waren, stieg sie zu ihnen auf das Dach und sagte zu den Männern: "Ich weiß, daß der Herr euch das Land verliehen hat und Schrecken vor euch über uns gekommen ist und alle Bewohner der Landes vor euch zittern. Denn wir haben davon gehört, daß der Herr das Wasser des Schilfmeeres vor euch austrocknen ließ, als ihr aus Ägypten wegzoget, und wie ihr mit den beiden Königen der Amoriter, Sihon und Og, jenseits des Jordan verfahren seid, an denen ihr den Bann vollzogen habt.  Als wir das hörten, verzagte unser Herz, und niemand mehr hatte Mut vor euch auf der Erde unten. Und nun schwört mir beim Herrn: Wie ich euch Gutes tat, so sollt auch ihr meiner Familie Gutes erweisen und mir ein sicheres Zeichen geben, daß ihr meinen Vater, meine Mutter, meine Brüder und Schwestern samt allen ihren Angehörigen am Leben lassen und uns vor dem Tod bewahren wollt." Die Männer versprachen ihr: "Wir bürgen für euch mit unserem Leben, wenn ihr unsere Sache nicht verratet. Wenn der Herr uns das Land gegeben hat, wollen wir dir Liebe und Treue erweisen." Sie ließ sie darauf an einem Seil durch das Fenster hinab. Da nämlich das Haus an die Stadtmauer angebaut war, wohnte sie an der Stadtmauer. Sie sagte noch zu ihnen: "Geht in das Gebirge, damit euch die Verfolger nicht erwischen, und haltet euch dort drei Tage lang verborgen, bis die Verfolger zurückgekehrt sind; dann könnt ihr eures Weges gehen." Da sagten die Männer zu ihr: "Wir werden uns dieses deines Eides, den du uns hast schwören lassen, entledigen. Du mußt aber bei unserem Einzug in das Land diese rote Schnur an das Fenster binden, durch das du uns herabgelassen hast, und deinen Vater, deine Mutter und deine Brüder und alle deine Familienangehörigen bei dir im Haus versammeln. Wer dann aus der Tür deines Hauses auf die Straße tritt, trägt selbst die Verantwortung für sein Leben; wir aber sind schuldlos. Wer jedoch bei dir im Haus ist, für dessen Leben sind wir verantwortlich, falls man Hand an ihn legen sollte. Wenn du aber unsere Sache verrätst, sind wir des Eides ledig, den du uns hast schwören lassen." Da erwiderte sie: "Wie ihr sagt, soll es geschehen." Sie ließ sie dann hinaus, und sie entfernten sich. Sie aber band die rote Schnur an das Fenster. Rückkehr der KundschafterSie machten sich also auf den Weg und gelangten in das Gebirge, wo sie drei Tage blieben, bis die Verfolger zurückgekehrt waren. Die Verfolger hatten auf dem ganzen Weg nach ihnen gesucht, sie aber nicht gefunden. So traten die beiden Männer den Heimweg an, stiegen vom Gebirge herab, setzten über und begaben sich zu Josua, dem Sohn Nuns. Sie erzählten ihm alles, was ihnen begegnet war, und sagten zu Josua: "Der Herr hat das ganze Land in unsere Gewalt gegeben. Denn alle Bewohner des Landes haben vor uns den Mut verloren." DER ÜBERGANG ÜBER DEN JORDANAufbruch zum JordanDa erhob sich Josua frühmorgens und sie brachen von Schittim auf und kamen an den Jordan, er und alle Israeliten. Sie blieben dort die Nacht, bevor sie hinüberzogen. Nach drei Tagen aber gingen die Vorsteher durch das Lager und gaben dem Volk den Befehl: "Sobald ihr die Bundeslade des Herrn, eures Gottes, erblickt und die Priester vom Stamm Levi, die sie tragen, so brecht auch ihr von eurem Standort auf und zieht hinter ihr her. Doch muß ein Abstand von zweitausend Ellen zwischen euch und ihr bleiben - ihr dürft ihr nicht nahe kommen -, damit ihr den Weg wißt, den ihr einschlagen sollt; denn ihr seid diesen Weg bisher noch nie gezogen."  Ferner befahl Josua dem Volk: "Heiligt euch! Denn morgen wird der Herr unter euch Wunder tun!" Den Priestern aber gebot Josua: "Nehmt die Bundeslade auf und zieht vor dem Volk her!" Da nahmen sie die Bundeslade und zogen vor dem Volk her. Gott verheißt seinen BeistandUnd der Herr sagte zu Josua: "Heute will ich anfangen, dich in den Augen von ganz Israel groß zu machen, damit es weiß, daß ich mit dir sein werden, wie ich mit Mose gewesen bin. Gib nun den Priestern, die die Bundeslade tragen, den Befehl: Wenn ihr an den Rand des Wassers am Jordan gekommen seid, so bleibt am Jordan stehen!" Dann sagte Josua zu den Israeliten: "Tretet herzu und vernehmt das Wort des Herrn, eures Gottes!" Ferner sagte Josua: "Daran sollt ihr erkennen, daß der lebendige Gott in eurer Mitte ist, und daß er die Kanaaniter, Hetiter, Hiwiter, Perisiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter vor euch vertreiben wird: Seht, die Bundeslade des Herrn der ganzen Erde wird vor euch her durch den Jordan ziehen. So wählt euch nun zwölf Männer aus den Stämmen Israels aus, aus jedem Stamm einen! Sobald die Priester, die die Lade Gottes, des Herrn der ganzen Erde, tragen, ihre Fußsohlen in das Wasser des Jordan setzen, wird das Wasser des Jordan verschwinden. Das Wasser aber, das von oben zufließt, wird wie ein Wall dastehen." Der Übergang des VolkesSo brach das Volk aus seinen Zelten auf, um über den Jordan zu ziehen, und die Priester trugen die Bundeslade vor dem Volk einher. Als nun die Träger der Lade an den Jordan kamen und die Priester, die die Lade trugen, die Füße in den Rand des Wassers setzten - der Jordan war aber über alle seine Ufer getreten, die ganze Erntezeit hindurch -, da blieb das Wasser stehen.  Das von oben zufließende Wasser stieg wie ein Wall empor in großer Entfernung von der Stadt Adam, die bei Zaretan liegt. Aber das zum Meer der Steppe, zum Salzmeer abfließende Wasser verlief sich vollständig. So zog das Volk hindurch, Jericho gegenüber.  Die Priester aber, die die Bundeslade des Herrn trugen, blieben sicheren Fußes auf trockenem Boden mitten im Jordan stehen, während ganz Israel trockenen Fußes hinüberzog, bis das ganze Volk den Übergang durch den Jordan beendet hatte. Die Errichtung von GedenksteinenAls nun das ganze Volk glücklich über den Jordan war, gab der Herr dem Josua folgenden Befehl: "Wählt euch aus dem Volk zwölf Männer, von jedem Stamm einen Mann, und gebietet ihnen: Nehmt euch von dort, mitten aus dem Jordan, von der Stelle, wo die Füße der Priester gestanden haben, zwölf Steine, tragt sie mit euch hinüber und stellt sie an dem Lagerplatz auf, wo ihr diese Nacht bleiben werdet! " Da berief Josua die zwölf Männer, die er aus den Israeliten bestellt hatte, aus jedem Stamm einen Mann, und gebot ihnen: "Geht hinüber vor die Lade des Herrn, eures Gottes, in die Mitte des Jordan, und ladet euch jeder einen Stein auf seine Schulter, nach der Zahl der Stämme Israels, zu einem Denkmal unter euch! Wenn dann eure Kinder euch in Zukunft fragen: Welche Bedeutung haben diese Steine für euch? , sollt ihr ihnen antworten: Das Wasser des Jordan hörte vor der Bundeslade des Herrn zu fließen auf, als sie durch den Jordan zog. Die Steine da sollen für die Israeliten ein ewiges Erinnerungszeichen sein, daß das Wasser des Jordan zu fließen aufhörte. " Die Israeliten taten so, wie Josua befohlen hatte. Sie nahmen zwölf Steine mitten aus dem Jordan, wie der Herr zu Josua gesagt hatte, nach der Zahl der Stämme Israels, brachten sie mit sich zum Lagerplatz und stellten sie da auf. Zwölf andere Steine aber ließ Josua mitten im Jordan aufrichten an der Stelle, wo die Füße der Priester, die die Bundeslade trugen, gestanden hatten. Sie befinden sich noch dort bis auf den heutigen Tag. Übergang der PriesterDie Priester, die die Lade trugen, waren mitten im Jordan stehengeblieben, bis alles ausgeführt war, was der Herr den Josua dem Volk mitzuteilen geheißen hatte und was Mose dem Josua befohlen hatte. Das Volk aber war eilends hinübergezogen. Als nun das ganze Volk den Übergang beendet hatte, war auch die Lade des Herrn hinübergezogen und die Priester vor allem Volk, während die Rubeniter und Gaditer und der halbe Stamm Manasse kampfgerüstet an der Spitze der Israeliten hinübergezogen waren, wie Mose ihnen befohlen hatte. Etwa 40.000 kampfbereite Männer, waren sie vor dem Herrn her zum Kampf in die Steppe von Jericho hinübergezogen. An jenem Tag machte der Herr den Josua groß vor ganz Israel, so daß sie Ehrfurcht vor ihm hatten während seines ganzen Lebens, wie sie vor Mose Ehrfurcht gehabt hatten. Dann befahl der Herr dem Josua: "Gebiete den Priestern, die die Gesetzeslade tragen, vom Jordan heraufzusteigen!" Da gebot Josua den Priestern: "Steigt aus dem Jordan herauf!" So stiegen die Priester, die die Bundeslade des Herrn trugen, aus der Mitte des Jordan herauf. Kaum berührten die Fußsohlen der Priester das trockene Land, kehrte das Wasser des Jordan wieder in sein Bett zurück und trat wie früher überall über die Ufer.  Das Volk stieg am zehnten Tag des ersten Monats aus dem Jordan herauf und bezog in Gilgal an der Ostgrenze von Jericho das Lager.  Bedeutung der DenksteineDie zwölf Steine aber, die sie aus dem Jordan mitgenommen hatten, ließ Josua in Gilgal aufrichten. Er sagte den Israeliten: Wenn eure Kinder später ihre Väter fragen: Welche Bedeutung haben diese Steine? , sollt ihr euren Kindern diese Auskunft geben: Trockenen Fußes zog hier Israel durch den Jordan! ; denn der Herr, euer Gott, ließ das Wasser des Jordan euretwegen austrocknen, bis ihr hindurchgezogen wart, so wie der Herr, euer Gott, es mit dem Schilfmeer machte, das er unsertwegen austrocknen ließ, bis wir hindurchgezogen waren. Daran sollen alle Völker der Erde erkennen, daß die Hand des Herrn stark ist, und ihr sollt den Herrn, euren Gott, allezeit fürchten." DEIE EREIGNISSE IN GILGALDie zweite BeschneidungAls nun alle Könige der Amoriter jenseits des Jordan im Westen und alle Könige der Kanaaniter am Meer hörten, daß der Herr das Wasser des Jordan der Israeliten wegen hatte austrocknen lassen, bis die Israeliten hindurchgezogen waren, wurden sie ganz verzagt und verloren allen Mut vor den Israeliten. Damals befahl der Herr dem Josua: "Mache dir Steinmesser und beschneide zum zweitenmal die Israeliten!"  Da machte sich Josua Steinmesser und beschnitt die Israeliten beim "Hügel der Vorhäute". Der Grund aber, weshalb Josua die Beschneidung vornahm, war dieser: Alle Leute, die aus Ägypten ausgezogen waren, die Männer, alle Krieger, waren nach ihrem Auszug aus Ägypten auf der Wanderung durch die Wüste gestorben. Während das ganze Volk, das auszog, beschnitten war, hatte man von denen, die nach dem Auszug aus Ägypten auf der Wanderung in der Wüste geboren worden waren, niemand beschnitten; denn vierzig Jahre waren die Israeliten in der Wüste umhergezogen, bis alle Kriegsleute, die den Auszug aus Ägypten mitgemacht halten, gestorben waren. Weil sie den Weisungen des Herrn nicht gehorchten, hatte ihnen der Herr geschworen, er werde sie das Land nicht sehen lassen, das er uns, wie er ihren Vätern eidlich versprochen hatte, geben wollte, das Land, das von Milch und Honig überfließt.  Ihre Söhne nun, die er an ihre Stelle hatte treten lassen, beschnitt Josua: denn sie waren noch unbeschnitten, weil man sie unterwegs nicht beschnitten hatte. Nachdem am ganzen Volk die Beschneidung vollzogen war, blieben sie da, wo sie im Lager waren, bis zu ihrer Genesung. Da sagte der Herr zu Josua: "Heute habe ich die Schande Ägyptens von euch abgewälzt." Darum nennt man diesen Ort Gilgal bis auf den heutigen Tag.  PaschafeierWährend nun die Israeliten in Gilgal ihr Lager aufgeschlagen hatten, feierten sie am vierzehnten Tag des Monats am Abend in der Steppe von Jericho das Pascha  und aßen am Tag nach dem Pascha von den Erzeugnissen des Landes, ungesäuertes Brot und geröstetes Getreide, an ebendiesem Tag. Am folgenden Tag hörte das Manna auf, weil sie nun von den Erzeugnissen des Landes essen konnten. Da den Israeliten kein Manna mehr zuteil wurde, nährten sie sich in jenem Jahr von den Erzeugnissen des Landes Kanaan. Ein Engel erscheint JosuaAls Josua sich einmal vor Jericho befand, schaute er auf und sah einen Mann vor sich stehen, der ein gezücktes Schwert in seiner Hand hielt. Josua ging auf ihn zu und fragte ihn: "Gehörst du zu uns oder zu unseren Feinden?" Der antwortete: "Nein, ich bin der Anführer des Heeres des Herrn. Soeben bin ich gekommen." Als sich nun Josua auf sein Angesicht zur Erde niederwarf, sich verbeugte und ihn fragte: "Was hat mein Herr seinem Knecht zu sagen?", sagte der Anführer des Heeres des Herrn dem Josua: "Ziehe deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, auf dem du stehst, ist heilig." Das tat Josua. DIE SIEGREICHEN KÄMPFE IN KANAANAnweisungen zur Eroberung JerichosJericho hatte die Tore geschlossen und blieb der Israeliten wegen verschlossen; niemand konnte heraus- und hineinkommen.  Da sagte der Herr zu Josua: "Jetzt gebe ich Jericho und seinen König samt den Kriegern in deine Gewalt.  So zieht nun, alle Kriegsleute, um die Stadt herum! Einmal zieht rings um die Stadt herum! So sollst du sechs Tage lang tun. Dabei sollen sieben Priester sieben Hornposaunen vor der Lade hertragen. Am siebten Tag aber sollt ihr siebenmal um die Stadt ziehen, wobei die Priester die Posaunen blasen sollen. Wenn man dann das Widderhorn bläst, soll das ganze Volk, sobald ihr den Posaunenschall hört, ein lautes Kriegsgeschrei erheben; dann werden die Stadtmauern in sich zusammenstürzen, und das Volk soll hinaufsteigen, wo gerade jeder steht." Die UmzügeDa berief Josua, der Sohn Nuns, die Priester und gebot ihnen. "Nehmt die Bundeslade auf, und sieben Priester sollen sieben Hornposaunen vor der Lade des Herrn hertragen." Dann befahl er dem Volk: "Zieht ringsum an der Stadt vorbei, und zwar sollen die Krieger vor der Lade des Herrn herziehen." Als nun Josua dem Volk diesen Befehl erteilt hatte, zogen die sieben Priester, die vor dem Herrn her die sieben Hornposaunen trugen, dahin und stießen in die Posaunen, während die Bundeslade des Herrn ihnen folgte. Die Krieger aber zogen den Priestern, die die Posaunen bliesen, voraus, und das übrige Volk kam hinter der Lade her, während immerfort die Posaunen schallten. Da gebot Josua dem Volk: "Ihr dürft kein Kriegsgeschrei erheben und keinen Laut hören lassen, und kein Wort darf aus eurem Mund kommen, bis ich euch sage: Schreit! Dann erhebt das Kriegsgeschrei! So ließ er die Lade des Herrn einmal rings um die Stadt ziehen. Dann gingen sie ins Lager und blieben über Nacht im Lager. Früh am anderen Morgen machte sich Josua auf. Die Priester trugen die Lade des Herrn. Die sieben Priester, die die sieben Hornposaunen vor der Lade des Herrn hertrugen, schritten unter stetem Posaunenblasen dahin. Die Krieger zogen ihnen voraus, und das übrige Volk kam hinter der Lade des Herrn her, während immerfort die Posaunen schallten. So zogen sie am zweiten Tag einmal um die Stadt herum und kehrten dann ins Lager zurück. In dieser Weise verfuhren sie sechs Tage lang. Am siebten Tag aber machten sie sich früh bei Anbruch der Morgenröte auf und zogen in der bisherigen Weise siebenmal um die Stadt herum, nur an diesem Tag zogen sie siebenmal um die Stadt. Als beim siebten Umgang die Priester in die Posaune stießen, rief Josua dem Volk zu: "Erhebt das Kriegsgeschrei; der Herr gibt die Stadt in eure Gewalt! Doch soll die Stadt mit allem, was darin ist, dem Bann für den Herrn geweiht sein. Nur die Buhlerin Rahab soll am Leben bleiben mit allen, die bei ihr im Haus sind, weil sie die Kundschafter versteckt hat, die wir ausgesandt haben. Nehmt euch jedoch vor dem Banngut in acht, begehrt nichts und eignet euch nichts von dem an, was dem Bann geweiht ist! Ihr würdet dadurch das ganze Lager der Israeliten in den Bann bringen und es ins Unglück stürzen. Alles Silber und Gold, alle ehernen und eisernen Geräte sollen dem Herrn geweiht sein und in den Schatz des Herrn kommen." Der Fall JerichosDa erhob das Volk das Kriegsgeschrei und man stieß in die Posaunen. Als nun das Volk den Posaunenschall vernahm und ein lautes Kriegsgeschrei erhob, stürzte die Mauer in sich zusammen, und das Volk drang in die Stadt ein, jeder, wo er gerade stand. So nahmen sie die Stadt ein. Dann vollzogen sie mit der Schärfe des Schwertes den Bann an allem, was sich in der Stadt befand, an Mann und Frau, jung und alt, an Rindern, Schafen und Eseln. Schicksal Rahabs und ihrer FamilieDen beiden Männern, die das Land ausgekundschaftet hatten, befahl Josua: "Geht in das Haus der Buhlerin und führt die Frau mit allen ihren Angehörigen von dort heraus, wie ihr es ihr zugeschworen habt!" Da gingen die jungen Männer, die Kundschafter, hin und führten Rahab, ihren Vater, ihre Mutter, ihre Brüder und alle ihre Angehörigen heraus. Alle ihre Verwandten führten sie heraus und verbrachten sie außerhalb des israelitischen Lagers. Die Stadt aber mit allem, was darin war, brannten sie nieder; nur das Silber und Gold, die ehernen und eisernen Geräte taten sie in den Schatz des Hauses des Herrn. Die Buhlerin Rahab aber mit ihrer Familie und allen ihren Angehörigen ließ Josua am Leben, und so blieb sie inmitten der Israeliten bis auf den heutigen Tag, weil sie die Boten versteckt hatte, die in Josuas Auftrag Jericho auskundschaften sollten. Josuas Fluch über JerichoDamals sprach Josua folgenden Fluch aus: "Verflucht sei vor dem Herrn der Mann, der es wagt, diese Stadt Jericho wiederaufzubauen! Um den Preis seines Erstgeborenen möge er ihren Grundstein legen und um den Preis seines jüngsten Sohnes ihre Tore einsetzen!" Der Herr war mit Josua, so daß sein Ruf sich durch das ganze Land verbreitete. BELAGERUNG UND ZERSTÖRUNG VON AIIsraels Niederlage bei AiDie Israeliten indes vergriffen sich an dem Banngut; denn Achan, der Sohn Karmis, des Sohnes Sabdis, des Sohnes Serachs vom Stamm Juda, nahm etwas von dem Banngut an sich. Darob entbrannte der Zorn des Herrn gegen die Israeliten. Es schickte nämlich Josua einige Männer von Jericho nach Ai bei Bet-Awen östlich von Bet-El mit dem Befehl: "Geht hinauf und kundschaftet die Gegend aus!" Die Männer zogen hinauf und kundschafteten Ai aus.  Dann kehrten sie zu Josua zurück und berichteten ihm: "Es braucht nicht das ganze Volk hinaufzuziehen, nur zweitausend bis dreitausend Mann sollen zur Eroberung von Ai ausziehen. Bemühe nicht das ganze Volk dahin, da jene nur wenige sind!" So zogen denn von dem Volk etwa dreitausend Mann dorthin. Sie wurden aber von den Leuten aus Ai in die Flucht geschlagen. Dabei erschlugen die Leute von Ai etwas 36 Mann von ihnen, verfolgten sie von dem Stadttor bis zu den Steinbrüchen und schlugen sie am Bergabhang. Da schwand dem Volk der Mut, und es verzagte. Josua erfleht und erhält Bescheid vom HerrnJosua aber zerriß seine Kleider, warf sich vor der Lade des Herrn auf sein Antlitz nieder bis zum Abend, er samt den Ältesten der Israeliten, und sie streuten Staub auf ihr Haupt.  Dann betete Josua: "Ach, Herr, mein Gott, warum hast du dieses Volk über den Jordan ziehen lassen, wenn du uns in die Hand der Amoriter fallen läßt, damit sie uns vernichten? Wären wir doch lieber jenseits des Jordan geblieben. Ach, Herr, was soll ich sagen, nachdem Israel seinen Feinden den Rücken gewandt hat? Die Kanaaniter und alle Bewohner des Landes werden es erfahren; sie werden über uns herfallen und unseren Namen von der Erde vertilgen. Was willst du dann für deinen großen Namen tun?" Da gab der Herr dem Josua die Antwort: "Steh auf! Warum liegst du auf deinem Angesicht? Israel hat sich versündigt; sie haben mein Verbot übertreten, das ich ihnen gab, haben sich Banngut angeeignet, einen Diebstahl begangen, Hehlerei verübt und es zu ihren Sachen getan. Daher können die Israeliten vor ihren Feinden nicht mehr standhalten. Sie müssen vor ihren Feinden die Flucht ergreifen; denn sie sind dem Bann verfallen. Ich werde nicht mehr mit euch sein, wenn ihr nicht das Banngut aus eurer Mitte wegschafft. Steh auf, laß das Volk sich heiligen und verkünde: Heiligt euch für morgen! Denn so spricht der Herr, der Gott Israels: Banngut ist in deiner Mitte, Israel! Du wirst deinen Feinden nicht standhalten können, bis ihr das Banngut aus eurer Mitte weggeschafft habt. Darum sollt ihr morgen früh Stamm für Stamm herantreten, und der Stamm, den der Herr bezeichnet, soll Geschlecht für Geschlecht herantreten, und das Geschlecht, das der Herr bezeichnet, soll Familie für Familie herantreten, und die Familie, die der Herr bezeichnet, soll Mann für Mann herantreten.  Wer dann mit dem Banngut angetroffen wird, der soll mit allem, was er besitzt, verbrannt werden, weil er das Verbot des Herrn übertreten und eine Schandtat in Israel begangen hat." Achans Entdeckung und SteinigungAls Josua früh am anderen Morgen die Israeliten Stamm für Stamm herantreten ließ, wurde der Stamm Juda bezeichnet. Darauf ließ er die Geschlechter von Juda herantreten, und es wurde das Geschlecht der Serachiter bezeichnet. Hierauf ließ er das Geschlecht der Serachiter Mann für Mann herantreten, und es wurde Sabdi bezeichnet. Darauf ließ er dessen Familie Mann für Mann herantreten, und es wurde Achan, der Sohn Karmis, der Enkel Sabdis, des Sohnes Serachs, vom Stamm Juda bezeichnet. Da sagte Josua zu Achan: "Mein Sohn, gib dem Herrn, dem Gott Israels, Ehre und Preis! Gestehe mir, was du getan hast, verhehle mir nichts!" Achan antwortete dem Josua: "Ja, ich habe mich am Herrn, dem Gott Israels versündigt. Ich habe folgendes getan: Ich sah unter der Beute einen schönen Mantel aus Schinar, zweihundert Schekel Silber und einen Goldbarren, fünfzig Schekel schwer. Mir verlangte danach, und ich nahm sie an mich. Sie sind im Zelt in der Erde vergraben und das Silber darunter."  Josua sandte Boten hin. Sie eilten zum Zelt, und wirklich waren die Sachen im Zelt vergraben und das Silber darunter. Sie nahmen sie aus dem Zelt, brachten sie zu Josua und zu allen Israeliten und legten sie vor den Herrn hin. Nun nahm Josua Achan, den Sohn Serachs, und das Silber, den Mantel und den Goldbarren, seine Söhne und Töchter, seine Rinder, Esel und Schafe, sein Zelt und alles, was er besaß, und man führte sie im Beisein von ganz Israel ins Achor-Tal. Dort sagte Josua: "Weil du uns ins Unglück gestürzt hast, wird der Herr heute dich ins Unglück stürzen." - Da steinigten ihn alle Israeliten. [Sie verbrannten sie mit Feuer und bewarfen sie mit Steinen.] Sie errichteten über ihm einen großen Steinhaufen, der noch heute zu sehen ist. Der Herr aber ließ von seinem heftigen Zorn ab. Daher heißt jener Ort bis auf den heutigen Tag "Achor-Tal" (Unglückstal).  Eroberungsplan für den zweiten Zug gegen AiDer Herr sagte zu Josua: "Sei ohne Furcht und unverzagt! Nimm das ganze Kriegsvolk mit dir und mache dich auf und ziehe hinauf gegen Ai! Siehe, ich gebe den König von Ai mit seinem Volk, seiner Stadt und seinem Land in deine Gewalt. Du sollst mit Ai und seinem König so verfahren, wie du mit Jericho und seinem König verfahren bist. Jedoch die Beute und das Vieh dürft ihr für euch nehmen. Lege der Stadt auf ihrer Westseite einen Hinterhalt!" Da machte sich Josua mit dem ganzen Kriegsvolk auf, um gegen Ai hinaufzuziehen, und Josua wählte 30.000 Mann aus, tapfere Leute, und sandte sie bei Nacht ab. Er gab ihnen den Befehl: "Gebt ach, ihr sollt euch gegen die Stadt in den Hinterhalt legen auf der Westseite der Stadt. Entfernt euch nicht zu weit von der Stadt und haltet euch alle bereit! Ich aber rücke mit dem ganzen Volk, das bei mir ist, gegen die Stadt vor, und wenn sie dann wie das erste Mal einen Ausfall gegen uns machen, so fliehen wir vor ihnen. Wenn sie hinter uns her so weit herausgekommen sind, daß wir sie von der Stadt abgezogen haben - denn sie denken: Die fliehen vor uns wie das erste Mal - und wir immer noch weiter vor ihnen fliehen, dann brecht aus dem Hinterhalt hervor und bemächtigt euch der Stadt; denn der Herr, euer Gott, wird sie in eure Gewalt geben. Wenn ihr die Stadt genommen habt, so legt Feuer an die Stadt! Verfahrt nach dem Gebot des Herrn! Habt acht, das ist mein Befehl für euch." Hierauf ließ Josua sie ziehen, und sie zogen in den Hinterhalt und lagerten sich zwischen Bet-El und Ai, westlich von Ai. Josua aber brachte jene Nacht unter dem Kriegsvolk zu. Einnahme der Stadt AiFrüh am anderen Morgen musterte Josua das Kriegsvolk und zog mit den Ältesten der Israeliten an der Spitze des Heeres gegen Ai hinauf. Alles Kriegsvolk, das bei ihm war, zog hinauf, rückte heran und ging bis vor die Stadt. Sie lagerten sich nördlich von Ai, so daß das Tal zwischen ihnen und Ai lag. Dann nahm er ungefähr 5.000 Mann und legte sie in den Hinterhalt zwischen Bet-El und Ai, westlich von der Stadt.  So stellte man das Volk auf, das Lager befand sich im Norden der Stadt und der Hinterhalt westlich der Stadt. Josua aber begab sich in jener Nacht mitten in das Tal. Der König von Ai sah dies. In der Frühe brachen die Männer der Stadt eilends gegen Israel zum Kampf auf, der König und sein ganzes Volk zogen zum Ort bei der Steppe. Er wußte nämlich nicht, daß ihm westlich von der Stadt ein Hinterhalt gelegt war. Josua aber und alle Israeliten taten so, als ob sie von ihnen geschlagen worden seien, und flohen der Steppe zu. Das gesamte Volk, das in der Stadt war, wurde zu ihrer Verfolgung aufgeboten. Während sie nun Josua verfolgten, ließen sie sich immer mehr von der Stadt weglocken. Kein Mann blieb in Ai und Bet-El zurück, alle zogen zur Verfolgung der Israeliten aus. Die Stadt aber ließen sie offenstehen und verfolgten die Israeliten. Da sagte der Herr zu Josua: "Strecke die Lanze, die du in der Hand hältst, gegen Ai aus; denn ich gebe es in deine Gewalt." Josua streckte die Lanze, die er in seiner Hand hatte, gegen Ai aus. Da brach der Hinterhalt in aller Eile von seinem Standort auf, setzte sich, kaum daß Josua die Hand erhoben hatte, in Lauf und kam zur Stadt, nahm sie ein und legte sogleich Feuer an die Stadt. Als sich nun die Leute von Ai umwandten und sahen, wie der Rauch von der Stadt zum Himmel aufstieg, hatten sie keinen Ausweg mehr, hierhin oder dorthin zu fliehen; denn das Heer, das nach der Wüste zu geflohen war, wandte sich gegen die Verfolger. Als nämlich Josua und alle Israeliten sahen, daß der Hinterhalt die Stadt genommen hatte und daß Rauch von der Stadt aufstieg, machten sie kehrt und schlugen die Leute von Ai. Die anderen aber zogen ihnen aus der Stadt entgegen, so daß sie zwischen die Israeliten gerieten, da die einen von dieser, die anderen von jener Seite kamen, und sie machten sie nieder, bis keiner von ihnen übrig war, der sich durch Flucht hätte retten können. Den König von Ai aber nahmen sie lebendig gefangen und brachten ihn zu Josua. Bannvollzug an AiAls nun die Israeliten alle Bewohner von Ai auf dem freien Feld, in der Steppe, wohin man sie verfolgt hatte, niedergemacht hatten und alle bis auf den letzten Mann durch das Schwert gefallen waren, wandten sich alle Israeliten gegen Ai und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes. Die Zahl aller, die an jenem Tag fielen, Männer und Frauen, belief sich auf 12.000, alles Leute von Ai. Josua zog seinen Arm, den er mit der Lanze ausgestreckt hatte, nicht zurück, bis er an allen Bewohnern von Ai den Bann vollstreckt hatte. Nur das Vieh und die Beute dieser Stadt nahmen die Israeliten an sich, nach der Weisung des Herrn, die er Josua gegeben hatte. Josua ließ Ai niederbrennen und machte es auf ewig zu einem Schutthaufen, zu einer öden Stätte, bis auf diesen Tag. Den König von Ai aber ließ er bis zum Abend an einen Pfahl hängen. Nach Sonnenuntergang befahl Josua, den Leichnam abzunehmen. Man warf ihn dann an den Eingang des Stadttores und errichtete darüber einen großen Steinhaufen, der noch dort ist bis auf den heutigen Tag. Der Altar auf dem EbalDamals baute Josua dem Herrn, dem Gott Israels, auf dem Berg Ebal einen Altar,  wie es Mose, der Diener des Herrn, den Israeliten befohlen hatte, wie es im Gesetzbuch des Mose vorgeschrieben ist: einen Altar aus unbehauenen Steinen, an die kein eisernes Werkzeug gekommen war. Und sie brachten auf ihm dem Herrn Brandopfer dar und schlachteten Friedopfer. Dann schrieb er dort auf die Steine eine Abschrift vom Gesetz des Mose, das dieser den Israeliten gegeben hatte.  Und ganz Israel mit seinen Ältesten, Vorstehern und Richtern stand zu beiden Seiten der Lade den levitischen Priestern gegenüber, die die Bundeslade des Herrn zu tragen hatten, Fremde und Einheimische, die eine Hälfte dem Berg Garizim, die andere Hälfte dem Berg Ebal zugewandt, wie Mose, der Diener des Herrn, für die Segnung des Volkes Israel einst angeordnet hatte.  Sodann las er alle Worte des Gesetzes vor, den Segen wie den Fluch, genau so, wie es im Gesetzbuch geschrieben steht. Es gab kein Wort von allem, was Mose angeordnet hatte, das Josua nicht vor der ganzen Versammlung Israels, auch vor den Frauen, Kindern und Fremdlingen, die unter ihnen mitzogen, vorgelesen hätte. DIE AUSEINANDERSETZUNGEN MIT DEN GIBEONITERNBündnis gegen IsraelAls nun alle Könige, die jenseits des Jordan auf dem Gebirge und in der Schefela und an der ganzen Küste des großen Meeres bis zum Libanon wohnten, dies vernahmen, die Hetiter und Amoriter, Kanaaniter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, taten sie sich zusammen, um einmütig gegen Josua und die Israeliten zu kämpfen. Die List der GibeoniterAuch die Einwohner von Gibeon vernahmen, wie Josua mit Jericho und Ai verfahren war.  Da gingen auch sie zu Werk, aber mit List. Sie besorgten sich Mundvorrat, nahmen alte Säcke für ihre Esel und alte zerrissene und geflickte Weinschläuche, zogen alte geflickte Schuhe und abgetragene Kleider an und nahmen nur vertrocknetes und verkrümeltes Brot mit auf die Reise. So zogen sie zu Josua ins Lager nach Gilgal und sagten zum ihm und den Israeliten: "Aus fernem Land sind wir gekommen. Schließt mit uns einen Vertrag!" Aber die Israeliten erklärten den Hiwitern: "Vielleicht wohnt ihr mitten unter uns: wie können wir da einen Vertrag mit euch schließen?" Sie sagten zu Josua: "Wir sind deine Knechte."  Als Josua sie fragte: "Wer seid ihr, und woher kommt ihr?", antworteten sie ihm: "Aus einem sehr fernen Land sind deine Knechte gekommen um des Ruhmes des Herrn, deines Gottes, willen. Denn wir haben die Kunde von ihm vernommen: alles, was er in Ägypten getan hat; auch alles, was er den beiden Königen der Amoriter jenseits des Jordan getan hat, Sihon, dem König von Heschbon, und Og, dem König von Baschan in Aschtarot. Da sagten unsere Ältesten und alle Bewohner des Landes zu uns: Nehmt euch Mundvorrat mit auf den Weg, geht ihnen entgegen und sagt zu ihnen: Wir sind eure Knechte; schließt einen Vertrag mit uns! Hier ist unser Brot. Es war noch warm, als wir es zu Hause für die Reise mitnahmen, am Tag, wo wir auszogen, um zu euch zu kommen. Nun seht ihr, daß es vertrocknet und verkrümelt ist. Und hier sind die Weinschläuche. Sie waren neu, als wir sie füllten. Nun aber seht, sind sie zerrissen. Und hier sind unsere Kleider und Schuhe, sie sind durch die weite Reise ganz abgenutzt." Dann nahmen die Männer etwas von ihrem Mundvorrat, holten jedoch den Entscheid des Herrn nicht ein. Vielmehr gewährte Josua ihnen Frieden und schloß einen Vertrag mit ihnen, sie am Leben zu lassen. Und die Fürsten der Gemeinde leisteten ihnen einen Eid. Aufdeckung des BetrugesAls sie drei Tag nach Abschluß des Vertrages mit ihnen erfuhren, daß sie aus der Nähe seien und mitten unter ihnen wohnten, brachen die Israeliten auf und gelangten am dritten Tag zu ihren Städten. Ihre Städte hießen Gibeon, Kefira, Beerot und Kirjat-Jearim. Die Israeliten aber taten ihnen nichts zuleide, weil die Fürsten der Gemeinde ihnen beim Herrn, dem Gott Israels, geschworen hatten Deshalb murrte die ganze Gemeinde über die Fürsten. Doch alle Fürsten sagten zur ganzen Gemeinde: "Wir haben ihnen einen Eid geleistet bei dem Herrn, dem Gott Israels. Darum dürfen wir ihnen nichts antun. Folgendermaßen wollen wir mit ihnen verfahren: Wir schenken ihnen das Leben, damit kein Zorngericht über uns komme wegen des Eides, den wir ihnen geschworen haben." So erklärten ihnen die Fürsten: "Sie sollen am Leben bleiben." Sie wurden nun Holzhauer und Wasserträger für die ganze Gemeinde, wie die Fürsten es ihnen vorgeschlagen hatten.  Unterwerfung der GibeoniterJosua ließ sie rufen und sagte ihnen: "Warum habt ihr uns betrogen, indem ihr vorgabt: Wir wohnen sehr weit von euch, wo ihr doch mitten unter uns wohnt? So sollt ihr denn jetzt verflucht und für alle Zukunft Knechte sein. Holzhauer und Wasserträger für das Haus meines Gottes!" Sie gestanden Josua und sagten: "Deinen Knechten wurde berichtet, daß der Herr, euer Gott, seinem Knecht Mose befahl, euch das ganze Land zu geben und alle Bewohner des Landes vor euch her zu vertilgen. Da bangten wir vor euch sehr um unser Leben und handelten so. Nun sind wir ja in deiner Gewalt. Tue mit uns, wie dir gut und recht dünkt!" Er verfuhr dann mit ihnen in der angegebenen Weise und schützte sie vor den Israeliten, daß man sie nicht umbrachte. So machte Josua sie damals zu Holzhauern und Wasserträgern für die Gemeinde und für den Altar des Herrn - was sie heute noch sind - an der Stätte, die der Herr erwählen würde. UNTERWERFUNG DER SÜDLICHEN LANDESHÄLFTEBelagerung Gibeons durch die AmoriterAuch Adoni-Zedek, der König von Jerusalem, vernahm, daß Josua Ai erobert und den Bann an der Stadt vollstreckt hatte, daß er, wie mit Jericho und seinem König, so mit Ai und seinem König verfahren war, und daß die Bewohner von Gibeon mit Israel Frieden geschlossen hatten und mitten unter ihnen bleiben durften.  Da fürchtete er sich sehr. Denn Gibeon war eine große Stadt, wie nur irgendeine andere Königsstadt, und größer als Ai, und alle ihre Männer waren tapfere Leute. Darum schickte Adoni-Zedek, der König von Jerusalem, zu Hoham, dem König von Hebron, zu Piram, dem König von Jarmut, zu Jafia, dem König von Lachisch, und zu Debir, dem König von Eglon, und ließ ihnen sagen:  "Zieht zu mir herauf und helft mir, Gibeon zu schlagen, weil es mit Josua und den Israeliten Frieden geschlossen hat!" Da vereinigten sich die fünf Amoriterkönige und zogen hinauf, der König von Jerusalem, der König von Hebron, der König von Jarmut, der König von Lachisch und der König von Eglon mit all ihren Heeren, belagerten Gibeon und griffen es an. Sieg Josuas bei GibeonDie Männer von Gibeon schickten jedoch zu Josua in das Lager nach Gilgal und ließen sagen: "Laß deine Knechte nicht im Stich! Ziehe eilends zu uns herauf, rette uns und hilf uns! Denn alle Amoriterkönige, die auf dem Gebirge wohnen, haben sich gegen uns verbündet. Daraufhin zog Josua mit seinem ganzen Kriegsvolk aus Gilgal herauf, lauter tapfere Krieger. Und der Herr sagte zu Josua: "Habe keine Furcht vor ihnen! Denn ich gebe sie in deine Gewalt. Keiner von ihnen wird dir standhalten." So kam Josua plötzlich über sie - die ganze Nacht hindurch war er von Gilgal aus marschiert -, und der Herr brachte sie vor den Israeliten in Verwirrung, so daß diese ihnen eine schwere Niederlage bei Gibeon beibrachten und sie bis zur Steige von Bet-Horon verfolgen und bis nach Aseka und Makkeda zurückschlagen konnten.  Das SonnenwunderAls sie auf der Flucht vor den Israeliten am Abhang von Bet-Horon waren, ließ der Herr große Steine vom Himmel auf sie herabfallen bis nach Aseka hin, so daß sie umkamen. Derer, die durch die Hagelsteine den Tod fanden, waren mehr als die, die durch das Schwert der Israeliten ums Leben kamen. Damals betete Josua zum Herr, am Tag, als der Herr die Amoriter den Israeliten preisgab, und rief vor den Israeliten aus: "Sonne, stehe still zu Gibeon und, Mond, im Tal von Ajalon!"  Da stand die Sonne still, und der Mond blieb stehen, bis das Volk an seinen Feinden Rache genommen hatte. Steht das nicht im Buch der Helden? So blieb die Sonne mitten am Himmel stehen und beeilte sich nicht, fast einen Tag lang, unterzugehen. Einen Tag wie diesen hat es weder vorher noch nachher gegeben, wo der Herr auf die Stimme eines Menschen gehört hat; denn der Herr stritt für Israel. Hierauf kehrte Josua mit allen Israeliten in das Lager nach Gilgal zurück.  Hinrichtung der AmoriterkönigeJene fünf Könige aber flohen und versteckten sich in der Höhle bei Makkeda. Als Josua gemeldet wurde: "Die fünf Könige halten sich in der Höhle bei Makkeda versteckt", gab Josua den Befehl: "Wälzt große Steine vor den Eingang der Höhle und stellt Leute zu ihrer Bewachung vor ihr auf! Ihr anderen aber bleibt nicht stehen, sondern verfolgt eure Feinde und seid ihnen auf den Fersen! Laßt sie nicht in ihre Städte entkommen, denn der Herr, euer Gott, hat sie in eure Gewalt gegeben." Als nun Josua mit den Israeliten den Kampf gegen sie durch einen glänzenden Sieg bis zu ihrer Vernichtung zu Ende geführt hatte - nur einige hatten sich retten und in die festen Städte entkommen können -, kehrte das ganze Heer unangefochten zu Josua in das Lager nach Makkeda zurück, ohne daß jemand gegen die Israeliten irgend etwas zu tun gewagt hätte. Josua gab nun den Befehl: "Macht den Eingang der Höhle frei und bringt jene fünf Könige aus der Höhle zu mir heraus!" Sie taten so und brachten jene fünf Könige aus der Höhle zu ihm heraus, den König von Jerusalem, den König von Hebron, den König von Jarmut, den König von Lachisch und den König von Eglon. Als man die Könige zu Josua herausgeführt hatte, rief Josua alle Israeliten herbei und sagte zu den Anführern der Kriegsleute, die mit ihm gezogen waren: "Kommt heran und setzt diesen Königen den Fuß auf den Nacken!" Sie kamen heran und setzten ihnen den Fuß auf den Nacken. Dann sagte Josua zu ihnen: "Habt keine Furcht und keine Angst! Seid mutig und stark! Denn ebenso wird der Herr mit allen euren Feinden verfahren, mit denen ihr zu kämpfen habt." Hierauf ließ Josua sie niederhauen und töten und an fünf Bäumen aufhängen. Sie hingen an den Pfählen bis zum Abend. Gegen Sonnenuntergang nahm man sie auf Befehl Josuas von den Bäumen ab und warf sie in die Höhle, in der sie sich versteckt hatten, und legte große Steine vor den Eingang der Höhle, die noch bis heute dort liegen. Einnahme der Städte des SüdensJosua eroberte dann Makkeda, schlug die Stadt samt ihrem König mit der Schärfe des Schwertes und vollzog an ihr den Bann. Von der ganzen Einwohnerschaft ließ er keinen einzigen entkommen. Mit dem König von Makkeda verfuhr er ebenso, wie er mit dem König von Jericho verfahren war. Dann zog Josua mit allen Israeliten von Makkeda weiter nach Libna und bestürmte Libna. Da der Herr auch dieses samt seinem König in die Gewalt der Israeliten gab, schlug er es mit der Schärfe des Schwertes samt der ganzen Einwohnerschaft. Keinen einzigen ließ er entkommen. Er verfuhr mit seinem König ebenso, wie er mit dem König von Jericho verfahren war. Hierauf zog Josua mit allen Israeliten von Libna weiter nach Lachisch, bezog davor das Lager und bestürmte es. Und der Herr gab Lachisch in die Gewalt der Israeliten. Er eroberte es am zweiten Tag und schlug es samt der ganzen Einwohnerschaft mit der Schärfe des Schwertes, genau so, wie er es mit Libna gemacht hatte. Damals zog Horam, der König von Geser, heran, um Lachisch Hilfe zu leisten. Aber Josua schlug ihn und seine Leute, so daß kein einziger von ihnen am Leben blieb. Dann zog Josua mit allen Israeliten von Lachisch weiter nach Eglon. Sie lagerte sich davor und bestürmten es. Noch am gleichen Tag eroberten sie es und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes. An der ganzen Einwohnerschaft vollzog er an jenem Tag den Bann, ganz so, wie er mit Lachisch verfahren war. Alsdann zog Josua mit allen Israeliten von Eglon nach Hebron hinauf, und sie bestürmten und eroberten es und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes samt seinem König, allen zugehörigen Städten und deren ganzer Einwohnerschaft. Keinen einzigen ließ er entkommen, genau so, wie er es mit Eglon gemacht hatte. Und er vollzog an der Stadt und ihrer ganzen Einwohnerschaft den Bann. Hierauf wandte sich Josua mit allen Israeliten gegen Debir und bestürmte es. Er eroberte es und alle zugehörigen Städte und nahm seinen König gefangen. Er schlug sie mit der Schärfe des Schwertes und vollstreckte an der ganzen Einwohnerschaft den Bann. Keinen einzigen ließ er entkommen. Wie er es mit Hebron gemacht hatte, so machte er es auch mit Debir und seinem König, genau so, wie er auch mit Libna und seinem König verfahren war. So unterwarf Josua das ganze Land, das Bergland, das Südland, die Schefela und ihre Ausläufer mit allen ihren Königen. Keinen einzigen ließ er entkommen, und an allem, was Leben hatte, vollzog er den Bann, wie der Herr, der Gott Israels, befohlen hatte. Josua unterwarf sie von Kadesch-Barnea bis Gaza, ferner das ganze Land Goschen bis Gibeon. Alle jene Könige und ihr Land nahm Josua mit einem Schlag; denn der Herr, der Gott Israels, kämpfte für Israel. Hierauf kehrte Josua mit allen Israeliten in das Lager nach Gilgal zurück. UNTERWERFUNG DES NORDENSDie Schlacht am See von MeromAls nun Jabin, der König von Hazor, davon hörte, schickte er zu Jobab, dem König von Madon, zum König von Schimron, zum König von Achschaf  und zu den Königen im Norden auf dem Bergland, in der Ebene südlich von Kinneret, in der Schefela und auf dem Höhenzug von Dor am Meer,  zu den Kanaaniter im Osten und Westen, zu den Amoritern, Hetitern, Perisitern und Jebusitern auf dem Gebirge und zu den Hiwitern am Fuß des Hermon im Land Mizpe. So zogen sie mit all ihren Heeren aus. Es war ein Kriegsvolk, zahlreich wie der Sand am Meeresstrand, mit sehr vielen Rossen und Wagen. All diese Könige hatten sich verbündet, rückten heran und lagerten sich bei den Wassern von Merom, um mit Israel zu streiten.  Der Herr aber sagte zu Josua: "Fürchte dich nicht vor ihnen! Denn morgen um diese Zeit will ich sie alle erschlagen vor die Israeliten hinlegen. Ihre Rosse sollst du lähmen und ihre Streitwagen verbrennen."  Da rückte Josua plötzlich mit seinem ganzen Kriegsvolk an die Wasser von Merom vor und überfiel sie. Und der Herr gab sie in die Gewalt der Israeliten. Sie schlugen sie und verfolgten sie bis zum großen Sidon und bis Misrefot-Majim und bis in die Talebene von Mizpe im Osten; sie schlugen sie, bis kein einziger mehr von ihnen übrig war. Josua tat dann mit ihnen, wie ihm der Herr geboten hatte: ihre Rosse lähmte er, und ihre Streitwagen verbrannte er. Eroberung Hazors und der KönigsstädteJosua machte dann kehrt und eroberte Hazor und ließ seinen König mit dem Schwert töten. Hazor war vordem die Hauptstadt aller jener Königreiche. Sie schlugen die ganze Einwohnerschaft mit der Schärfe des Schwertes, indem sie den Bann an ihnen vollzogen. Nichts blieb übrig, was Leben hatte. Hazor selbst ließ er niederbrennen. Alle jene Königsstädte mit allen ihren Königen brachte Josua in seine Gewalt und schlug sie mit der Schärfe des Schwertes und vollzog den Bann an ihnen, wie Mose, der Knecht Gottes, befohlen hatte. Jedoch alle Städte, die auf Anhöhen lagen, vermochten die Israeliten nicht niederzubrennen. Lediglich Hazor brannte Josua nieder. Alle Beute aus jenen Städten sowie das Vieh nahmen die Israeliten für sich, Die Leute aber schlugen sie mit der Schärfe des Schwertes bis zur völligen Vernichtung; keine Lebewesen ließen sie übrig. Wie der Herr seinem Knecht Mose geboten hatte, so gebot Mose dem Josua, und so führte Josua es aus. Nichts ließ er ungetan von allem, was der Herr dem Mose befohlen hatte. Abschluß des EroberungsberichtesRückblick auf die Eroberung des LandesSo unterwarf Josua dieses ganze Land, das Bergland, das ganze Südland, das ganze Land Goschen, die Schefela, die Jordanebene, das Bergland von Israel und seine Niederung,  von dem kahlen Gebirge, das gegen Seïr hin ansteigt, bis nach Baal-Gad in der Talebene des Libanon am Fuß des Hermon. Alle ihre Könige nahm er gefangen und ließ ihnen den Todesstoß versetzen. Lange Zeit führte Josua mit all jenen Königen Krieg. Es gab keine Stadt, die sich den Israeliten friedlich ergab, außer den Hiwitern, die in Gibeon wohnten. Sonst mußten sie alles mit Waffengewalt erobern. Denn vom Herr war es so gefügt, daß er ihr Herz verhärtete, so daß sie gegen Israel stritten, damit ohne Gnade der Bann an ihnen vollstreckt werden könnte und sie ausgerottet würden, wie der Herr dem Mose geboten hatte. Ausrottung der AnakiterDann zog Josua aus und vernichtete die Anakiter im Gebirge, zu Hebron, Debir und Anab und auf dem ganzen Bergland von Juda und auf dem ganzen Bergland von Israel; an ihnen und ihren Städten vollzog Josua den Bann. Es blieben keine Anakiter im Land der Israeliten übrig; nur in Gaza, Gat und Aschdod hielten sich Reste von ihnen. So eroberte Josua das ganze Land, genau so, wie es der Herr dem Mose geboten hatte, und Josua gab es den Israeliten zum Erbbesitz, nach ihren Abteilungen, nach ihren Stämmen. Und das Land hatte Ruhe vom Krieg.  Besiegte Könige des OstjordanlandesDies sind die Könige des Landes, die die Israeliten besiegten und deren Land sie in Besitz nahmen: Jenseits des Jordan im Osten vom Arnon bis zum Hermon und die ganze Ebene östlich vom Jordan: Sihon, der König der Amoriter, der in Heschbon wohnte. Er herrschte von Aroër an, das am Ufer des Arnon liegt, von der Mitte des Tales an und über halb Gilead bis zum Jabbok, der Grenze des Ammoniter, und über das Jordantal bis an die Ostseite des Sees Kinneret und bis an die Ostseite des Meeres der Steppe, des Salzmeeres, gegen Bet-Jeschimot hin und südwärts am Fuß der Abhänge des Pisga. Ferner das Gebiet Ogs, des Königs von Baschan, der zu den Überresten der Rafaïter gehörte und in Aschtarot und Edreï seinen Sitz hatte.  Er herrschte über den Hermon, über Salcha und ganz Baschan bis an die Grenze der Geschuriter und Maachatiter und über halb Gilead bis zum Gebiet Sihons, des Königs von Heschbon. Mose, der Knecht des Herrn, und die Israeliten hatten sie besiegt, und Mose, der Knecht des Herrn, hatte das Land den Rubenitern, den Gaditern und dem halben Stamm Manasse zum Besitz gegeben. Besiegte Könige des WestjordanlandesUnd dies sind die Könige des Landes, die Josua und die Israeliten im Westjordanland besiegten, von Baal-Gad in der Talebene des Libanon bis zu dem kahlen Gebirge, das gegen Seïr hin sich erhebt, und deren Land Josua den israelitischen Stämmen zum Besitz gab nach ihren Abteilungen, im Gebirge, in der Schefela, in der Jordanebene, an den Abhängen, in der Wüste und im Südland, das Land der Hetiter, Amoriter, Kanaaniter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter: Ein König von Jericho; ein König von Ai, das seitwärts von Bet-El liegt; ein König von Jerusalem; ein König von Hebron; ein König von Jarmut; ein König von Lachisch; ein König von Eglon; ein König von Geser; ein König von Debir; ein König von Geder; ein König von Horma; ein König von Arad; ein König von Libna; ein König von Adullam; ein König von Makkeda; ein König von Bet-El; ein König von Tappuach; ein König von Hefer; ein König von Afek; ein König von Scharon; ein König von Madon; ein König von Hazor; ein König von Schimron-Meron; ein König von Achschaf; ein König von Taanach; ein König von Megiddo; ein König von Kedesch, ein König von Jokneam am Karmel; ein König von Dor auf dem Höhenzug von Dor; ein König von Gojim in Galiläa; ein König von Tirza; zusammen 31 Könige. DIE VERTEILUNG KANAANSGottes Auftrag zur Aufteilung des LandesAls Josua alt und hochbetagt geworden war, sagte der Herr zu ihm: "Du ist alt und hochbetagt. Aber ein großer Teil des Landes ist noch unerobert geblieben. Dies ist das Land, das noch übrig bleibt: Alle Bezirke der Philister und das ganze Land der Geschuriter  vom Fluß Schihor östlich von Ägypten bis zum Gebiet von Ekron im Norden, das zum Gebiet der Kanaaniter gerechnet wird; die fünf Fürstentümer der Philister, nämlich das von Gaza, das von Aschdod, das von Aschkelon, das von Gat und das von Ekron sowie die Awiter im Süden, das ganze Land der Kanaaniter und Meara, das zu Sidon gehört, bis nach Afek und bis zum Gebiet der Amoriter; sodann das Land der Gebaliter und der ganze Libanon im östlichen Teil, von Baal-Gad am Fuß des Hermon bis nach Lebo-Hamat. Alle Bewohner des Libanon bis nach Misrefot-Majim, alle Sidonier vertreibe ich selbst vor den Israeliten. Verlose es nur an die Israeliten als Erbsitz, wie ich dir geboten habe! So verteile jetzt dieses Land als Erbbesitz an die neun Stämme und an den halben Stamm Manasse!" DIE STAMMANTEILE IM OSTJORDANLANDDie Verteilung des MoseMit diesem hatten die Rubeniter und Gaditer ihren Anteil erhalten, den ihnen Mose im Ostjordanland angewiesen hatte, womit Mose, der Knecht des Herrn, sie bedacht hatte, von Aroër am Ufer des Arnon an und von der Stadt in der Mitte des Tales, dazu die ganze Hochebene von Medeba bis Dibon, ferner alle Städte des Amoriterkönigs Sihon, der in Heschbon herrschte, bis an das Gebiet der Ammoniter; ebenso Gilead und das Gebiet der Geschuriter und Maachatiter, ferner das ganze Hermongebirge und ganz Baschan bis Salcha, das ganze Reich Ogs in Baschan, der in Aschtarot und Edreï herrschte. Er war von den Überresten der Rafaïter übriggeblieben, die Mose besiegt und aus ihrem Besitztum vertrieben hatte. Dagegen vertrieben die Israeliten die Geschuriter und Maachatiter nicht, und so blieben die Geschuriter und Maachatiter inmitten der Israeliten bis auf den heutigen Tag wohnen. Nur dem Stamm Levi gab er keinen Erbbesitz: die Feueropfer des Herrn, des Gottes der Israeliten, sind sein Erbbesitz, wie er ihm verheißen hatte. RubenMose gab dem Stamm der Rubeniter nach ihren Sippen Anteile. Sie erhielten das Gebiet von Aroër an und von der Stadt in der Mitte des Tales, ferner die ganze Hochebene von Medeba: Heschbon mit allen seinen Ortschaften, die auf der Hochebene liegen, Dibon, Bamot-Baal und Bet-Baal-Meon, Jahaz, Kedemot und Mefaat, Kirjatajim, Sibma und Zeret-Schahar auf dem Berg in der Talebene, Bet-Pegor, die Abhänge des Pisga, Bet-Jeschimot und alle anderen Städte auf der Hochebene. Ferner das ganze Reich des Amoriterkönigs Sihon, der in Heschbon herrschte; Mose besiegte ihn samt den Midianiterfürsten Ewi, Rekem, Zur, Hur und Reba, den Fürsten Sihon, die im Land wohnten. Auch den Wahrsager Bileam, den Sohn Beors, töteten die Israeliten durch das Schwert, nachdem sie die anderen mit dem Schwert erschlagen hatten. Die Grenze der Rubeniter bildete der Jordan und sein Ufergebiet. Dies war der Erbbesitz der Rubeniter nach ihren Sippen; die Städte mit ihren Ortschaften. GadDann gab Mose dem Stamm Gad, den Gaditern nach ihren Sippen Anteile. Sie erhielten folgendes Gebiet: Jaser und alle Städte Gileads, das halbe Land der Ammoniter bis Aroër, östlich von Rabba, ferner von Heschbon bis Ramat-Mizpe und Betonim und von Mahanajim bis an das Gebiet von Lo-Dabar; sodann in der Talebene: Bet-Haram, Bet-Nimra, Sukkot und Zafon, den Rest des Königreichs Sihons, des Königs von Heschbon; den Jordan mit seinem Uferland bis zum Ende des Sees Kinneret, auf der Ostseite des Jordan. Dies ist der Erbbesitz der Gaditer nach ihren Sippen: die Städte mit ihren Dörfern. ManasseDann gab Mose dem halben Stamm Manasse Anteile, und zwar erhielt der halbe Stamm der Manassiter nach ihren Sippen folgendes Gebiet: es erstreckte sich von Mahanajim aus über ganz Baschan, das ganze Reich Ogs, des Königs von Baschan, und über sämtliche Zeltdörfer Jaïrs, die in Baschan liegen, 60 Städte.  Halb Gilead aber, sowie Aschtarot und Edreï, die Hauptstädte des Königreiches Ogs in Baschan, bekamen die Söhne Machirs, des Sohnes Manasses, und zwar die eine Hälfte der Söhne Machirs nach ihren Sippen. Das ist es, was Mose als Erbbesitz austeilte in den Steppen von Moab, jenseits des Jordan, östlich von Jericho. Dem Stamm Levi aber gab Mose keinen Erbbesitz. Der Herr, der Gott Israels, ist ihr Erbbesitz, wie er ihnen verhieß. DIE STAMMANTEILE IM WESTJORDANLANDDas Gebiet des Stammes JudaDies ist es, was die Israeliten im Land Kanaan als Erbbesitz erhielten, was ihnen der Priester Eleasar und Josua, der Sohn Nuns, und die Stammeshäupter der israelitischen Stämme als ihren Erbbesitz durch das Los zuteilten, wie es der Herr durch Mose für die neuneinhalb Stämme angeordnet hatte. Zweieinhalb Stämmen hatte nämlich Mose den Erbbesitz jenseits des Jordan angewiesen, den Leviten aber hatte er keinen Erbbesitz unter ihnen gegeben. Denn die Josefssöhne bildeten zwei Stämme: Manasse und Efraim. Den Leviten aber gab man keinen Anteil im Land, sondern nur Städte zum Wohnen samt den zugehörigen Weideplätzen für ihr Vieh, das sie besaßen. Wie der Herr dem Mose geboten hatte, so taten die Israeliten und verteilten das Land. Kalebs ErbteilDa traten die Judäer zu Josua in Gilgal heran, und Kaleb, der Sohn des Kenasiters Jefunne, sagte zu ihm: "Du weißt, was der Herr in Kadesch-Barnea zu Mose, dem Mann Gottes, über mich und dich bestimmt hat.  Ich war vierzig Jahre alt, als Mose, der Knecht des Herrn, mich aus Kadesch-Barnea aussandte, um das Land auszukundschaften, und ich erstattete ihm Bericht, wie ich in meinem Herzen dachte. Meine Brüder, die mit mir gezogen waren, nahmen dem Volk allen Mut, während ich ganz auf der Seite des Herrn, meines Gottes, war. Da schwur Mose an jenem Tag: Das Land, das dein Fuß betreten hat, soll dir und deinen Söhnen als Erbbesitz gehören auf ewige Zeiten, weil du ganz auf die Seite des Herrn, meines Gottes, getreten bist. Nun hat mich der Herr, wie du siehst, seiner Verheißung gemäß volle 45 Jahre am Leben gelassen seit der Zeit, als der Herr jenes Wort zu Mose gesprochen hatte, während die Israeliten in der Wüste umhergezogen, und so bin ich jetzt 85 Jahre alt. Ich bin heute noch so rüstig wie damals, als Mose mich aussandte. Meine Kraft von heute ist noch wie meine Kraft von damals, wenn es gilt zu kämpfen und ein- und auszuziehen. So gib mir jetzt das Bergland, von dem der Herr damals gesprochen hat. Denn du hast selbst damals gehört, daß es Anakiter dort gibt und große befestigte Städte. Vielleicht ist der Herr mit mir, und ich kann sie, wie der Herr es verheißen hat, vertreiben." Da segnete ihn Josua, und er gab Kaleb, dem Sohn Jefunnes, Hebron als Erbbesitz. Darum gehört Hebron Kaleb, dem Sohn des Kenasiters Jefunne, als Erbbesitz bis auf den heutigen Tag, weil er nämlich mit ganzer Seele dem Herrn, dem Gott Israels, folgte. - Hebron hieß früher Kirjat-Arba (Stadt des Arba); Arba war der größte Mann unter den Anakitern gewesen. Und das Land hatte Ruhe vom Krieg. Judas GrenzenDer Losanteil für den Stamm der Judäer nach ihren Sippen lag nach dem Gebiet von Edom zu, südwärts von der Wüste Zin im äußersten Süden. Ihre Südgrenze geht vom Ende des Salzmeeres, von der Südspitze aus, läuft dann auf die Südseite der Skorpionen-Steige zu, setzt sich bis Zin fort, steigt aufwärts, südlich von Kadesch-Barnea, zieht weiter nach Hezron, geht dann aufwärts nach Addar, wendet sich um nach Karka, geht dann nach Azmon hinüber und setzt sich fort bis zum Bach Ägyptens, bis die Grenze am Meer endet. Dies soll die Südgrenze sein. Die Ostgrenze bildet das Salzmeer bis zur Jordanmündung. Die Nordgrenze beginnt am Nordende des Meeres bei der Jordanmündung. Dann geht die Grenze nach Bet-Hogla hinauf, läuft nördlich an Bet-Araba vorbei, zieht sich dann aufwärts zum Stein Bohans, des Sohnes Rubens.  Dann geht die Grenze am Achor-Tal aufwärts nach Debir, wendet sich nordwärts nach Gilgal, das der Steige Adummim gegenüberliegt, die sich südlich vom Bach befindet. Dann läuft die Grenze hinüber nach dem Wasser von En-Schemesch und geht weiter bis zur Rogel-Quelle. Sodann läuft die Grenze durch das Ben-Hinnom-Tal hinauf südlich vom Bergrücken der Jebusiter, das ist Jerusalem. Hierauf zieht sich die Grenze hinauf zum Gipfel des Berges, der westlich vor dem Hinnom-Tal am Nordende der Rafaïter-Ebene liegt.  Vom Gipfel des Berges biegt dann die Grenze zur Neftoach-Quelle ab, geht weiter zu den Städten des Efron Gebirges und biegt nach Baala, das ist Kirjat-Jearim, ab. Von Baala wendet sich die Grenze westwärts zum Berg Seïr, läuft hinüber nach der Nordseite vom Berg Jearim, das ist Kesalon, zieht sich hinab nach Bet-Schemesch und geht hinüber nach Timna. Sodann läuft die Grenze weiter nach dem Nordabhang des Berges von Ekron, biegt dann nach Schikkaron ab, geht hinüber nach dem Berg von Baala und läuft weiter bis Jabneel. So endet die Grenze am Meer. Die Westgrenze bildet das große Meer und das Küstenland. Das ist die Grenze des Stammes der Judäer nach ihren Sippen ringsum. Kalebs GebietserweiterungenKaleb aber, dem Sohn Jefunnes, gab Josua unter den Judäer einen Anteil, wie der Herr ihm befohlen hatte, nämlich die Stadt Arbas, des Stammvaters der Anakiter, das ist Hebron.  Kaleb vertrieb von da die drei Anakiter Scheschai, Ahiman und Talmai, die Nachkommen Anaks. Von dort zog er gegen die Bewohner von Debir; Debir hieß früher Kirjat-Sefer. Kaleb sagte: "Wer Kirjat-Sefer bezwingt und erobert, dem gebe ich meine Tochter Achsa zur Frau." Otniël, der Sohn des Kenas, ein Bruder des Kaleb, eroberte die Stadt, und Kaleb gab ihm seine Tochter Achsa zur Frau.  Als sie hinzog, redete sie ihrem Vater zu und erbat ein Stück Ackerland von ihm. Sie ließ sich vom Esel herabgleiten, so daß Kaleb sie fragte: "Was ist dir?" Sie antwortete: "Gib mir ein Hochzeitsgeschenk! Du hast mich ja nach dem Südland vergeben, so gib mir auch Wasserquellen!" Da vermachte er ihr den oberen und den unteren Brunnen. Judas StädteDies ist der Erbbesitz des Stammes der Judäer nach ihren Sippen. Die Städte im Südland, im Randgebiet des Stammes der Judäer nach der edomitischen Grenze zu waren: Kabzeel, Eder, Jagur, Kina, Dimona, Adada, Kadesch, Hazor, Jitnan, Sif, Telem, Bealot, Hazor-Hadatta, Kerijot-Hezron, das ist Hazor, Amam, Schema, Molada, Hazar-Gadda, Heschmon, Bet-Pelet, Hazar-Schual, Beerscheba und seine Tochterstädte,  Baala, Ijim, Ezem, Eltolad, Kesil, Horma, Ziklag, Madmanna, Sansanna, Lebaot, Schilhim und En-Rimmon: im ganzen 29 Städte mit ihren Dörfern. In der Schefela: Eschtaol, Zora, Aschna, Sanoach, En-Gannim, Tappuach, Enajim, Jarmut, Adullam, Socho, Aseka, Schaarajim, Aditajim, Gedera und Gederotajim, vierzehn Städte mit ihren Dörfern. Zenan, Hadascha, Migdal-Gad, Dilan, Mizpe, Jokteel, Lachisch, Bozkat, Eglon, Kabbon, Lachmas, Kitlisch, Gederot, Bet-Dagon, Naama und Makkeda: 16 Städte mit den dazugehörenden Dörfern. Libna, Eter, Aschan, Jiftach, Aschna, Nezib, Keïla, Achsib und Marescha: neun Städte mit ihren Dörfern. Ekron mit seinen Ortschaften und Dörfern, von Ekron bis zum Meer alles, was auf der Seite von Aschdod lag: Aschdod mit seinen Ortschaften und Dörfern, Gaza mit seinen Ortschaften und Dörfern bis zum Bach Ägyptens; die Grenze bildete das große Meer. Auf dem Gebirge: Schamir, Jattir, Socho, Danna, Kirjat-Sanna, das ist Debir, Anab, Eschtemoa, Anim, Goschen, Holon und Gilo: elf Städte mit ihren Dörfern. Arab, Duma, Eschan, Janum, Bet-Tappuach, Afeka, Humta, Kirjat-Arba, das ist Hebron, und Zior: neun Städte mit ihren Dörfern. Maon, Karmel, Sif, Jutta, Jesreel, Jokdeam, Sanoach, Kaim, Gibea und Timna: zehn Städte mit ihren Dörfern. Halhul, Bet-Zur, Gedor, Maarat, Bet-Anot und Eltekon: sechs Städte mit ihren Dörfern. Tekoa, Efrata, das ist Betlehem, Pegor, Etam, Kulon, Tatam, Schoresch, Kerem, Gallim, Bet-Ter und Manocho: Elf Städte mit ihren Dörfern.  Kirjat-Baal, das ist Kirjat-Jearim, und Rabba: zwei Städte mit ihren Dörfern In der Wüste: Bet-Araba, Middin, Sechacha, Nibschan, Ir-Melach und En-Gedi - sechs Städte mit ihren Dörfern. Aber die Judäer waren nicht imstande, die Jebusiter, die Bewohner von Jerusalem, zu vertreiben. So blieben die Jebusiter mit den Judäern bis auf den heutigen Tag in Jerusalem wohnen. DAS ERBE DER JOSEFITERLage des GebietesDie Söhne Josefs erhielten durch das Los ihren Besitz vom Jordan bei Jericho an, östlich der Wasser von Jericho, ferner die Wüste, die sich von Jericho nach dem Gebirge von Bet-El hinaufzieht. Dann läuft die Grenze von Bet-El nach Lus und zieht sich hinüber nach dem Gebiet der Arkiter nach Atarot.  Sodann läuft sie westlich hinab in das Gebiet der Jafletiter bis an das Gebiet von Unter-Bet-Horon und bis Geser: Ihr Ende ist am Meer.  Efraims StammgebietAuch die Söhne Josefs, Manasse und Efraim, erhielten Erbbesitz. Das Gebiet der Efraimiter nach ihren Sippen war folgendes: Die Grenze ihres Erbbesitzes geht im Osten von Atrot-Addar bis Ober-Bet-Horon, dann läuft die Grenze bis zum Meer, nördlich von Michmetat. Hierauf biegt die Grenze ostwärts nach Taanat-Schilo ab und zieht östlich vorbei nach Janoach. Von Janoach geht sie hinab nach Atarot und Naara, berührt Jericho und endet am Jordan. Von Tappuach geht sie westwärts zum Bach Kana und endet am Meer. Dies ist der Erbbesitz des Stammes der Efraimiter nach ihren Sippen. Dazu kommen die efraimitischen Städte, die abgesondert inmitten des Erbbesitzes der Manassiter lagen, sämtliche Städte mit ihren Dörfern. Sie konnten aber die Kanaaniter, die in Geser wohnten, nicht vertreiben. So blieben die Kanaaniter mitten unter den Efraimitern wohnen bis auf den heutigen Tag und wurden fronpflichtig. Manasses StammgebietManasses StammgebietDann fiel dem Stamm Manasse - er war nämlich der Erstgeborene Josefs - sein Losanteil zu. Machir, dem Erstgeborenen Manasses, dem Vater Gileads, wurde Gilead und Baschan zuteil; denn er war ein Kriegsmann. Dann erhielten die übrigen Nachkommen Manasses nach ihren Sippen ihren Anteil: die Söhne Abiësers, die Söhne Heleks, die Söhne Asriëls, die Söhne Schechems, die Söhne Hefers und die Söhne Schemidas. Dies sind die männlichen Nachkommen Manasses, des Sohnes Josefs, nach ihren Sippen. Zelofhad, der Sohn Hefers, des Sohnes Gileads, des Sohnes Machirs, des Sohnes Manasses, hatte keine Söhne, sondern nur Töchter. Deren Namen sind: Machla, Noa, Hogla, Milka und Tirza.  Diese traten nun vor den Priester Eleasar und vor Josua, den Sohn Nuns, und vor die Fürsten und sagten: "Der Herr hat Mose geboten, uns ein Erbteil unter unseren Stammesgenossen zu geben." Da gab er ihnen nach dem Befehl des Herrn ein Erbteil unter den Stammesgenossen ihres Vaters. So entfielen auf Manasse zehn Anteile, abgesehen vom Land Gilead und Baschan, die jenseits des Jordan liegen; Denn die Töchter Manasses erhielten unter seinen Söhnen Erbbesitz. Das Land Gilead aber fiel den übrigen Söhnen Manasses zu. Die Grenze Manasses geht von Ascher nach Michmetat, das östlich von Sichem liegt. Dann läuft die Grenze südwärts zu den Einwohnern von En-Tappuach. Die Landschaft Tappuach gehört Manasse, Tappuach selbst aber an der Grenze von Manasse gehört den Efraimitern. Dann läuft die Grenze zum Bach Kana hinab, südlich vom Bach. Diese Städte inmitten der Städte Manasses gehören zu Efraim. Sodann geht die Grenze Manasses nördlich vom Bach und endet am Meer. Was südwärts liegt, gehört zu Efraim, und was nordwärts liegt, zu Manasse. Die Grenze bildet das Meer. Im Norden grenzen sie an Ascher und im Osten an Issachar. Das WaldgebietDas WaldgebietIn Issachar und Ascher gehören zu Manasse: Bet-Schean mit seinen Dörfern, Jibleam mit seinen Dörfern, die Bewohner von Dor mit seinen Dörfern, die Bewohner von En-Dor mit seinen Dörfern, die Bewohner von Taanach mit seinen Dörfern, die Bewohner von Megiddo mit seinen Dörfern: das Dreihügelgebiet.  Die Manassiter konnten aber diese Städte nicht erobern, und es gelang den Kanaanitern, in dieser Gegend zu bleiben. Als aber die Israeliten erstarkten, machten sie die Kanaaniter fronpflichtig; aber ganz vertrieben sie sie nicht. Nun wandten sich die Söhne Josefs an Josua mit der Frage: "Weshalb hast du uns nur ein Los und einen Anteil als Erbbesitz gegeben, obgleich wir doch ein zahlreiches Volk sind, da der Herr uns bisher gesegnet hat?" Josua antwortete ihnen: "Wenn ihr ein zahlreiches Volk seid, so zieht doch in den Wald hinauf und rodet euch dort im Gebiet der Perisiter und Rafaïter Land aus, wenn euch das Gebirge Efraim zu eng ist." Die Söhne Josefs erwiderte: "Das Bergland reicht für uns nicht aus. Alle Kanaaniter aber, die unten in der Ebene wohnen, haben eiserne Wagen, sowohl die in Bet-Schean mit seinen Dörfern, als auch jene, die in der Ebene Jesreel wohnen."  Da antwortete Josua dem Haus Josefs, Efraim und Manasse: "Du bist ein zahlreiches Volk und besitzt große Macht. So sollst du nicht nur ein Los erhalten. Denn ein Bergland wird dir zuteil werden. Weil es Wald ist, mußt du es ausroden. Dann werden dir seine Erträge zukommen. Denn du wirst die Kanaaniter vertreiben, obgleich sie eiserne Wagen haben und stark sind." AUFTEILUNG DES UNBESETZTEN GEBIETES AN DIE ANDEREN STÄMMEAufnahme der GebieteHierauf versammelte sich die ganze Gemeinde der Israeliten in Schilo. Dort hatten sie das Offenbarungszelt aufgestellt, da das Land ihnen unterworfen war.  Nun waren aber unter den Israeliten noch sieben Stämme übrig, denen man ihren Erbbesitz noch nicht zugeteilt hatte. Da sagte Josua zu den Israeliten: "Wie lange seid ihr noch so lässig, um euch zur Besitznahme des Landes aufzumachen, das euch der Herr, der Gott eurer Väter, verliehen hat? Holt euch drei Männer aus jedem Stamm! Ich will sie aussenden, damit sie sich aufmachen, das Land zu durchziehen, um es zur Bestimmung des Erbbesitzes schriftlich aufzunehmen. Sind sie dann zu mir zurückgekommen, sollen sie es in sieben Teilen unter sich verteilen. Juda behält sein Gebiet im Süden, und das Haus Josef behält sein Gebiet im Norden. Ihr aber sollt also das Land in sieben Teilen aufnehmen und mir die Aufzeichnung hierher bringen. Ich will dann das Los für euch werfen, hier vor dem Herrn, unserem Gott. Denn die Leviten erhalten keinen Anteil unter euch, weil das Priestertum des Herrn ihr Erbteil ist. Gad aber, Ruben und der halbe Stamm Manasse haben bereits ihren Erbbesitz im Ostjordanland bekommen, den ihnen Mose, der Knecht des Herrn, verliehen hat." So machten sich die Männer auf und zogen von dannen. Als sie zur Aufnahme des Landes weggingen, gab ihnen Josua die Weisung: "Geht, durchzieht das Land, nehmt es auf und kommt wieder zu mir! Ich will dann hier in Schilo vor dem Herrn für euch das Los werfen." Die Männer machten sich also auf, durchzogen das Land, trugen es Stadt für Stadt nach sieben Teilen in ein Buch ein und kehrten zu Josua nach Schilo in das Lager zurück. Da warf Josua vor dem Herrn in Schilo für sie das Los. So verteilte dort Josua das Land an die Israeliten nach ihren Abteilungen. Benjamins StammgebietDarauf kam das Los des Stammes der Benjaminiter nach ihren Sippen heraus, und zwar lag das Gebiet, das ihnen durchs Los zufiel, zwischen den Judäern und den Josefssöhnen. Ihre Nordgrenze beginnt am Jordan. Dann zieht sich die Grenze aufwärts bis zu dem Bergrücken nördlich von Jericho, steigt weiter auf das Gebirge nach Westen zu und endet in der Wüste von Bet-Awen. Von da läuft die Grenze nach Lus, auf den Bergrücken südlich von Lus, das ist Bet-El. Dann geht die Grenze hinab nach Atrot-Addar auf den Berg südlich von Unter-Bet-Horon. Dann biegt die Grenze ab und wendet sich auf ihrer Westseite nach Süden von dem Berg aus, der südlich von Bet-Horon liegt, und endet bei Kirjat-Baal, das ist die judäische Stadt Kirjat-Jearim. Das ist die Westseite. Die Südseite beginnt an der Stadtgrenze von Kirjat-Jearim. Dann geht die Grenze westwärts weiter bis zur Neftoach-Quelle. Hierauf läuft die Grenze hinab bis an das Ende des Berges, der östlich vom Ben-Hinnom-Tal und nördlich von der Rafaïter-Ebene liegt, geht dann das Hinnom-Tal hinab südlich vom Bergrücken der Jebusiter und läuft weiter hinab zur Rogel-Quelle, biegt nordwärts ab, geht nach En-Schemesch, läuft nach Gelilot, gegenüber der Steige von Adummim, und zieht sich hinab zum Stein Bohans, des Sohnes Rubens, geht dann hinüber zu dem Bergrücken nördlich von Bet-Araba und führt in die Araba hinab. Dann läuft die Grenze hinüber bis nördlich vom Bergrücken von Bet-Hogla. Die Grenze endet an der Nordspitze des Salzmeeres, am Südende des Jordan. Dies ist die Südgrenze. Auf der Ostseite bildet der Jordan die Grenze. Das ist der Erbbesitz der Benjaminiter mit seinen Grenzen ringsum, entsprechend ihren Sippen. Die Städte des Stammes der Benjaminiter nach ihren Sippen sind: Jericho, Bet-Hogla, Emek-Keziz, Bet-Araba, Zemarajim, Bet-El, Awim, Para, Ofra, Kefar-Ammoni, Ofni und Geba: zwölf Städte mit ihren Dörfern. Gibeon, Rama, Beerot, Mizpa, Kefira, Moza, Rekem, Jirpeel, Tarala, Zela, Elef, Jebus, das ist Jerusalem, Gibea und Kirjat: vierzehn Städte mit ihren Dörfer. Das ist der Erbbesitz der Sippen der Benjaminiter. Simeons StammgebietDas zweite Los kam für Simeon heraus, für den Stamm der Simeoniter nach ihren Sippen. Ihr Erbbesitz lag mitten im Erbbesitz der Judäer.  Sie bekamen als Erbbesitz: Beerscheba, Scheba, Molada, Hazar-Schual, Baala, Ezem, Eltolad, Betul, Horma, Ziklag; Bet-Markabot, Hazar-Susa, Bet-Lebaot und Scharuhen; dreizehn Städte mit ihren Dörfern. Ajin, Rimmon, Atar und Aschan: vier Städte mit ihren Dörfern; ferner alle Dörfer rings um diese Städte bis Baalat-Beer und Ramat-Negeb. - Dies ist der Erbbesitz des Stammes der Simeoniter nach ihren Sippen. Der Erbbesitz der Simeoniter war vom Anteil der Judäer abgetrennt, weil der Anteil der Judäer für diese zu groß war. Daher erhielten die Simeoniter ihren Erbbesitz mitten in deren Besitztum. Sebulons StammgebietDas dritte Los kam für die Sebuloniter nach ihren Sippen heraus. Der Bereich ihres Erbbesitzes erstreckt sich bis Sarid.  Nach Westen geht ihre Grenze hinauf nach Marala, berührt Dabbeschet und stößt an den Bach von Jokneam. Nach Osten, nach Sonnenaufgang wendet sie sich von Sarid nach dem Gebiet von Kislot-Tabor, geht weiter nach Daberat, steigt hinauf nach Jafia, läuft von da gegen Sonnenaufgang nach Gat-Hefer und Et-Kazin, weiter nach Rimmon und biegt dann ab nach Nea. Sie zieht sich um Nea herum, wendet sich nördlich um Hannaton herum und endet im Tal Jiftach-El. Mit Kattat, Nahalal Schimron, Jidala und Betlehem waren es zwölf Städte samt ihren Dörfern. Dies ist der Erbbesitz der Sebuloniter nach ihren Sippen: diese Städte mit ihren Dörfern. Issachars StammgebietFür Issachar kam das vierte Los heraus, für die Issachariter nach ihren Sippen.  Ihr Gebiet erstreckt sich über Jesreel, Kesullot, Schunem, Hafarajim, Schion, Anahara, Rabbit, Kischjon, Ebez,  Remet, En-Gannim, En-Hadda und Bet-Pazzez. Die Grenze berührt Tabor, Schahazajim und Bet-Schemesch und endet am Jordan; sechzehn Städte mit ihren Dörfern. Das ist der Erbbesitz des Stammes der Issachariter nach ihren Sippen: die Städte mit ihren Dörfern. Aschers StammgebietDas fünfte Los kam für den Stamm der Ascheriter nach ihren Sippen heraus.  Ihr Gebiet erstreckt sich über Helkat, Hali, Beten, Achschaf, Alammelech, Amad und Mischal und stößt auf den Karmel am Meer und an den Fluß Libnat. Dann wendet sich die Grenze gegen Sonnenaufgang nach Bet-Dagon, berührt Sebulon und das Tal Jiftach-El im Norden, Bet-Emek und Negiël und geht nordwärts nach Kabul, Abdon, Rehob, Hammon, Kana bis zum großen Sidon. Dann biegt die Grenze ab nach Rama und geht bis zur Festung Tyrus. Hierauf wendet sich die Grenze nach Hosa und endet am Meer. - Mahaleb, Achsib, Umma, Afek und Rehob, zweiundzwanzig Städte mit ihren Dörfern. Dies ist der Erbbesitz der Ascheriter nach ihren Sippen: diese Städte mit ihren Dörfern. Naftalis StammgebietFür die Naftaliter kam das sechste Los heraus, für die Naftaliter nach ihren Sippen.  Ihre Grenze läuft von Helef, von der Eiche bei Zaanannim, von Adami-Nekeb und Jabneel bis Lakkum und endet am Jordan. Dann wendet sich die Grenze westwärts nach Asnot-Tabor und geht von dort weiter nach Hukkok, berührt Sebulon im Süden, stößt im Westen an Ascher und im Osten an den Jordan in Juda.  Die festen Städte sind: Ziddim, Zer, Hammat, Rakkat, Kinneret, Adama, Rama, Hazor, Kedesch, Edreï, En-Hazor, Jiron, Migdal-El, Horem, Bet-Anat und Bet-Schemesch; neunzehn Städte mit ihren Dörfern. Dies ist der Erbbesitz des Stammes der Naftaliter nach ihren Sippen: die Städte mit ihren Dörfern. Dans StammgebietFür den Stamm der Daniter nach ihren Sippen kam das siebte Los heraus.  Das Gebiet ihres Erbbesitzes erstreckte sich über Zora, Eschtaol, Ir-Schemesch, Schaalbim, Ajalon, Jitla, Elon, Timna, Ekron, Elteke, Gibbeton, Baalat, Jehud, Bene-Berak, Gat-Rimmon, Me-Jarkon, Rakkon samt der Küste bei Jafo. Aber das Gebiet ging den Danitern verloren. So zogen die Daniter fort und kämpften gegen Leschem, eroberten es und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes, nahmen es in Besitz und ließen sich darin nieder. Sie nannten Leschem Dan nach dem Namen ihres Stammvaters Dan. Dies ist der Erbbesitz des Stammes der Daniter nach ihren Sippen: diese Städte mit ihren Dörfern. Josuas AnteilAls man mit der Verteilung des Landes nach seiner ganzen Ausdehnung fertig war, gaben die Israeliten Josua, dem Sohn Nuns, ein Besitztum in ihrer Mitte. Nach dem Befehl des Herrn gaben sie ihm die Stadt, die er sich erbeten hatte: Timnat-Serach auf dem Gebirge Efraim. Er befestigte die Stadt und ließ sich darin nieder. Dies sind die Erbteile, die der Priester Eleasar und Josua, der Sohn Nuns, und die Stammeshäupter der israelitischen Stämme in Schilo vor dem Herrn am Eingang zum Offenbarungszelt durch das Los verteilten. So führten sie die Verteilung des Landes zu Ende. ERRICHTUNG VON ZUFLUCHTS- UND LEVITENSTÄDTENZweck der ZufluchtsstädteDer Herr sagte zu Josua:  "Teile den Israeliten folgendes mit: Bestimmt euch die Zufluchtsstädte, über die ich euch durch Mose Anweisung gegeben habe! Denn dorthin soll ein Totschläger fliehen können, wenn er jemand aus Versehen, unvorsätzlich getötet hat. Sie sollen euch als Zufluchtsstätten vor dem Bluträcher dienen. Er soll in eine von diesen Städten fliehen, an den Eingang des Stadttores sich stellen und den Ältesten der Stadt seine Sache vortragen. Diese sollen ihn zu sich in die Stadt aufnehmen und ihm einen Ort zuweisen, wo er bei ihnen wohnen kann. Wenn ihn der Bluträcher verfolgt, so dürfen sie ihm den Totschläger nicht ausliefern; denn er hat seinen Nächsten unvorsätzlich getötet, ohne daß er vorher sein Feind war. Er soll in der Stadt bleiben, bis er vor der Gemeinde zur Aburteilung gestanden hat, bis zum Tod des derzeitigen Hohenpriesters. Dann darf der Totschläger wieder in seine Stadt und sein Haus zurückkehren, in die Stadt, aus der er geflohen war." Verzeichnis der ZufluchtsstädteNun bestimmten sie Kedesch in Galiläa, auf dem Gebirge Naftali, Sichem auf dem Gebirge Efraim, Kirjat-Arba, das ist Hebron, auf dem Gebirge Juda. Jenseits des Jordan, östlich von Jericho, bestimmten sie Bezer in der Steppe auf der Hochebene vom Stamm Ruben, Ramot in Gilead vom Stamm Gad und Golan in Baschan vom Stamm Manasse. Dies waren die Städte, die für jeden Israeliten und Fremdling, der unter ihnen weilte, bestimmt waren. Dorthin sollte jeder fliehen, der einen anderen versehentlich getötet hatte, damit er nicht durch den Bluträcher getötet würde, bevor er vor der Gemeinde stand. DIE LEVITENSTÄDTEDie Leviten fordern und erhalten StädteHierauf wandten sich die Familienhäupter der Leviten an den Priester Eleasar und an Josua, den Sohn Nuns, sowie an die Stammeshäupter der Israeliten  und sagten zu ihnen in Schilo im Land Kanaan: "Der Herr befahl durch Josua, uns Städte zu Wohnsitzen und die zugehörigen Weideflächen für unser Vieh zu geben." Da gaben die Israeliten von ihrem Erbbesitz den Leviten nach dem Befehl des Herrn folgende Städte mit ihren Weiden: Durch das Los, das für die Sippen der Kehatiter herauskam, erhielten unter den Leviten die Nachkommen des Priesters Aaron von den Stämmen Juda, Simeon und Benjamin dreizehn Städte. Die übrigen Nachkommen Kehats erhielten durch das Los zehn Städte von den Sippen der Stämme Efraim, Dan und Halb-Manasse. Die Gerschoniter erhielten durch das Los dreizehn Städte von den Sippen der Stämme Issachar, Ascher, Naftali und Halb-Manasse in Baschan. Die Sippen der Merariter erhielten zwölf Städte von den Stämmen Ruben, Gad und Sebulon. Diese Städte mit ihren Weiden übergaben die Israeliten den Leviten auf Grund des Loses, wie es der Herr durch Mose geboten hatte. Die Priesterstädte der AaroniterVon den Stämmen der Judäer und Simeoniter traten sie folgende namentlich bezeichnete Städte ab: Die Nachkommen Aarons unter den Sippen der Kehatiter von den Leviten - auf sie fiel das Los zuerst - erhielten die Stadt Arbas, des Vaters Anaks, das ist Hebron, auf dem Gebirge Juda mit seinen Weiden ringsum. Das Ackerland der Stadt mit ihren Dörfern hatte man Kaleb, dem Sohn Jefunnes, zum Erbbesitz gegeben. Ferner überwiesen sie den Nachkommen des Priesters Aaron Hebron, die Zufluchtsstadt für Totschläger, mit seinen Weiden, ferner Libna mit seinen Weiden, Jattir mit seinen Weiden, Eschtemoa mit seinen Weiden, Holon mit seinen Weiden, Debir mit seinen Weiden, Ajin mit seinen Weiden, Jutta mit seinen Weiden und Bet-Schemesch mit seinen Weiden: neun Städte von jenen beiden Stämmen. Vom Stamm Benjamin: Gibeon mit seinen Weiden, Geba mit seinen Weiden, Anatot mit seinen Weiden, Alemet mit seinen Weiden: vier Städte. Die Nachkommen Aarons, die Priester, bekamen demnach im ganzen dreizehn Städte mit ihren Weiden. Die Levitenstädte der KehatiterDie Städte, die durch das Los den Sippen der Kehatiter, der Leviten, die noch übrigblieben von den Kehatitern, zufielen, gehörten zum Stamm Efraim. Man überwies ihnen Sichem, die Zufluchtsstadt für Totschläger, mit seinen Weiden auf dem Gebirge Efraim, Geser mit seinen Weiden, Kibzajim mit seinen Weiden und Bet-Horon mit seinen Weiden: vier Städte. Vom Stamm Dan: Elteke mit seinen Weiden, Gibbeton mit seinen Weiden, Ajalon mit seinen Weiden und Gat-Rimmon mit seinen Weiden: vier Städte. Vom halben Stamm Manasse: Taanach mit seinen Weiden und Gat-Rimmon mit seinen Weiden: zwei Städte. So erhielten die Sippen der übrigen Söhne Kehats im ganzen zehn Städte mit ihren Weiden. Die Levitenstädte der GerschoniterDie Gerschoniter unter den Sippen der Leviten erhielten vom halben Stamm Manasse: Golan in Baschan, die Zufluchtsstadt für Totschläger, mit seinen Weiden und Aschtarot mit seinen Weiden: zwei Städte. Vom Stamm Issachar: Kischjon mit seinen Weiden, Daberat mit seinen Weiden, Jarmut mit seinen Weiden und En-Gannim mit seinen Weiden: vier Städte. Vom Stamm Ascher: Mischal mit seinen Weiden, Abdon mit seinen Weiden, Helkat mit seinen Weiden und Rehob mit seinen Weiden: vier Städte. Vom Stamm Naftali: Kedesch in Galiläa, die Zufluchtsstadt für Totschläger, mit seinen Weiden, Hammot-Dor mit seinen Weiden, und Kartan mit seinen Weiden: drei Städte. Die Sippen der Gerschoniter erhielten demnach im ganzen dreizehn Städte mit ihren Weiden. Die Levitenstädte der MerariterDie Sippen der Merariter, der noch übrigen Leviten, erhielten vom Stamm Sebulon: Jokneam mit seinen Weiden, Karta mit seinen Weiden, Dimma mit seinen Weiden und Nahalal mit seinen Weiden: vier Städte.  Vom Stamm Ruben: Bezer mit seinen Weiden, Jahaz mit seinen Weiden, Kedemot mit seinen Weiden und Mefaat mit seinen Weiden: vier Städte. Vom Stamm Gad: Ramot-Gilead mit seinen Weiden, Mahanajim mit seinen Weiden, Heschbon mit seinen Weiden und Jaser mit seinen Weiden: zusammen vier Städte. Die Sippen der Merariter, die von den Levitensippen noch übrig waren, bekamen demnach als Losanteil im ganzen zwölf Städte. Frieden im LandDie Gesamtzahl der Levitenstädte inmitten des Erbbesitzes der Israeliten war 48 Städte mit ihren Weiden. Diese Städte bestanden aus der Stadt und ihrer Weide um sie herum: so war es bei all diesen Städten. So gab der Herr den Israeliten das ganze Land, das zu verleihen er ihren Vätern zugeschworen hatte. Sie nahmen es in Besitz und ließen sich darin nieder. Der Herr verschaffte ihnen Ruhe ringsum, ganz so, wie er es ihren Vätern zugeschworen hatte. Von allen ihren Feinden konnte keiner ihnen standhalten; alle ihre Feinde gab der Herr in ihre Gewalt. Von allen Verheißungen, die der Herr dem Haus Israel gegen hatte, blieb keine unerfüllt; alle trafen ein. Heimkehr der OstjordanstämmeJosua entläßt die OstjordanstämmeDamals berief Josua die Rubeniter, Gaditer und den halben Stamm Manasse und sagte zu ihnen: "Ihr habt alles erfüllt, was euch Mose, der Diener des Herrn, befahl, und habt auch mir gehorcht in allem, was ich euch gebot. Ihr habt eure Brüder diese lange Zeit hindurch bis heute nicht im Stich gelassen, sondern das Gebot des Herrn, eures Gottes, treu beobachtet. Da nun der Herr, euer Gott, euren Brüdern Ruhe verschafft hat, wie er ihnen verhieß, so kehrt jetzt nach Hause zurück, in das Land, in dem euer Erbbesitz liegt, das euch Mose, der Diener des Herrn, jenseits des Jordan angewiesen hat! Nur seid eifrig auf die Beobachtung der Befehle und Gebote bedacht, die euch Mose, der Diener des Herrn, gab: den Herrn, euren Gott, zu lieben, auf allen seinen Wegen zu wandeln, seine Gebote zu halten, ihm anzuhangen und mit ganzem Herzen und ganzer Seele ihm zu dienen!" Nun segnete sie Josua und entließ sie, worauf sie nach Hause zurückkehrten Der einen Hälfte des Stammes Manasse hatte Mose in Baschan Besitz angewiesen, der anderen Hälfte hatte Josua bei ihren Brüdern im Westjordanland Besitz gegeben. Außerdem sagte Josua, als er sie nach Hause entließ und sie segnete, zu ihnen folgendes: "Kehrt nach Hause zurück mit reichen Schätzen und vielem Vieh, mit Silber, Gold, Erz, Eisen und Kleidern in großer Menge! Teilt das, was ihr von euren Feinden erbeutet habt, mit euren Brüdern!" So kehrten die Rubeniter, Gaditer und der halbe Stamm Manasse heim und zogen von den Israeliten aus Schilo im Land Kanaan weg, um sich in das Land Gilead zu begeben, in das Land ihres Erbbesitzes, in dem sie sich auf den Befehl des Herrn hin, den er durch Mose verkünden ließ, ansässig gemacht hatten. Der Altar der Oststämme am JordanAls sie zu den Steinkreisen am Jordan, die noch im Land Kanaan sind, kamen, erbauten die Rubeniter, Gaditer und der halbe Stamm Manasse dort am Jordan einen Altar, einen weithin sichtbaren Altar.  Da kam den Israeliten die Kunde zu Ohren: "Die Rubeniter, Gaditer und der halbe Stamm Manasse haben dem Land Kanaan gegenüber, an den Steinkreisen des Jordan, jenseits vom Land der Israeliten, einen Altar erbaut." Kaum hatten die Israeliten dies erfahren, versammelte sich die ganze Gemeinde der Israeliten in Schilo, um gegen jene zu Feld zu ziehen.  Die Israeliten sandten an die Rubeniter, Gaditer und den halben Stamm Manasse in das Land Gilead Pinhas, den Sohn des Priesters Eleasar, mit zehn Fürsten, je einen Fürsten von jeder Stammesfamilie Israels; jeder von ihnen war ein Oberhaupt der Stammesfamilien Israels. Als sie zu den Rubenitern, Gaditern und zum halben Stamm Manasse in das Land Gilead gekommen waren, sagten sie zu ihnen: "Die ganze Gemeinde des Herrn läßt fragen: Was ist das für eine Treulosigkeit, die ihr gegen den Gott Israels begeht? Ihr habt euch dadurch, daß ihr einen Altar erbautet, heute vom Herrn abgewandt, ihr habt euch dadurch heute gegen den Herrn empört! Haben wir nicht genug an dem Frevel von Pegor, von dem wir uns bis heute noch nicht gereinigt haben, obwohl ein Strafgericht über die Gemeinde des Herrn kam? Und ihr wollt euch heute vom Herrn lossagen? So wird es kommen: wenn ihr euch heute gegen den Herrn empört, wird er morgen seinen Zorn gegen die ganze Gemeinde Israels auslassen. Wenn übrigens das Land eures Erbbesitzes euch unrein erscheint, so zieht doch in das Erbbesitzland des Herrn herüber, wo die Wohnung des Herrn ist, und macht euch unter uns ansässig! Aber empört euch nicht gegen den Herrn, und empört euch nicht gegen uns, indem ihr euch außer dem Altar des Herrn, unseres Gottes, noch einen anderen erbaut! Kam nicht über die ganze Gemeinde der Israeliten ein Strafgericht, als Achan, der Sohn Serachs, sich am Banngut vergriff? Er war nicht der einzige, der seine Sünde mit dem Leben bezahlen mußte." Die Rechtfertigung der OststämmeDa antworteten die Rubeniter, Gaditer und der halbe Stamm Manasse den Stammeshäuptern Israels: "Der Allmächtige, Gott der Herr, ja der Allmächtige, Gott der Herr, er weiß es, und Israel soll es wissen: Wenn es Auflehnung oder Treulosigkeit gegen den Herrn, war, dann hilf uns heute nicht! Wenn wir uns einen Altar erbauten, um vom Herrn abzufallen, oder wenn es dazu geschah, um darauf Brand- und Speiseopfer darzubringen oder um Friedopfer auf ihm herzurichten, dann möge der Herr selbst uns zur Rechenschaft ziehen. Nein, nur aus Besorgnis und Vorsorge taten wir dies. Wir dachten nämlich: In Zukunft werden eure Söhne zu unseren Söhnen sagen: Was habt ihr mit dem Herrn, dem Gott Israels, zu tun? Der Herr hat ja den Jordan als Grenze zwischen uns und euch Rubeniter und Gaditer gemacht. Ihr habt keinen Anteil am Herrn. So werden eure Kinder unsere Kinder soweit bringen, daß sie den Herrn nicht mehr verehren. Darum sagten wir: Wir wollen uns daran machen, den Altar zu bauen, nicht für Brand- und Schlachtopfer, sondern er soll zwischen uns und euch und unseren Nachkommen ein Zeugnis sein, daß wir vor ihm dem Dienst des Herrn obliegen wollen mit unseren Brandopfern, mit unseren Schlachtopfern und mit unseren Friedopfern. So können in Zukunft eure Söhne nicht zu unseren Söhnen sprechen: Ihr habt keinen Anteil am Herrn. Ferner sagten wir: Wenn sie künftig so zu uns und unseren Nachkommen sprechen sollten, werden wir antworten: Seht doch die Bauart des Altars des Herrn an, den unsere Väter errichtet haben, nicht für Brand- und Schlachtopfer, sondern zum Zeugnis zwischen uns und euch! Fern sei es von uns, gegen den Herrn uns aufzulehnen und heute vom Herrn abzufallen, indem wir für Brandopfer, für Speiseopfer und für Schlachtopfer einen Altar bauen außer dem Altar des Herrn, unseres Gottes, der vor seiner Wohnung steht!" Beruhigung der WeststämmeAls nun der Priester Pinhas und die Fürsten der Gemeinde und Häupter der israelitischen Stämme, die bei ihm waren, die Worte vernahmen, mit denen die Rubeniter, Gaditer und Manassiter sich rechtfertigten, waren sie zufriedengestellt. Der Priester Pinhas, der Sohn Eleasars, antwortete den Rubenitern, Gaditern und Manassitern: "Heute erkennen wir, daß der Herr in unserer Mitte ist, weil ihr hierin keine Untreue gegen den Herrn begangen habt. Damit habt ihr die Israeliten vor dem Strafgericht des Herrn bewahrt." Hierauf kehrten der Priester Pinhas, der Sohn Eleasars, und die Fürsten von den Rubenitern und Gaditern aus dem Land Gilead in das Land Kanaan zu den Israeliten zurück und brachten ihnen Bescheid. Da der Bescheid den Israeliten gefiel, priesen sie Gott und dachten nicht mehr daran, gegen sie ins Feld zu ziehen, um das Land zu verwüsten, in dem die Rubeniter und Gaditer wohnten. Die Rubeniter und Gaditer gaben dem Altar den Namen "Zeuge ist er unter uns, daß der Herr Gott ist". JOSUAS ABSCHIED UND TODErste Abschiedsrede: Ermahnung zur BundestreueLange Zeit, nachdem der Herr den Israeliten vor allen ihren Feinden ringsum Ruhe verliehen hatte und Josua alt und hochbetagt war, berief Josua ganz Israel, die Ältesten, Häupter, Richter und Amtsleute und sagte zu ihnen: "Ich bin alt und hochbetagt.  Ihr habt alles miterlebt, was der Herr, euer Gott, allen diesen Völkern euretwegen widerfahren ließ. Der Herr, euer Gott, war es ja, der für euch stritt. Seht, ich wies euch das Gebiet dieser Völker, die noch übrig sind, durch das Los zum Erbbesitz für eure Stämme vom Jordan an zu; ebenso das der Völker, die ich ausgerottet habe, vom Jordan bis zum großen Meer im Westen. Der Herr, euer Gott, selbst wird sie vor euch vertreiben und euretwegen verjagen, damit ihr deren Land in Besitz nehmen könnt, wie euch der Herr, euer Gott, verhieß. Gebt euch alle Mühe, sorgfältig alles zu halten, was im Gesetzbuch des Mose geschrieben steht, ohne nach rechts oder links davon abzuweichen! Ihr dürft euch nicht mit diesen Völkerschaften, die noch übrig sind, vermischen, den Namen ihrer Götter nicht anrufen, bei ihnen nicht schwören, ihnen nicht dienen und sie nicht anbeten, sondern am Herrn, eurem Gott, sollt ihr festhalten, wie ihr es bis heute getan habt. Der Herr hat ja euretwegen große und mächtige Völker vertrieben, und niemand hat vor euch bis heute standhalten können. Einer von euch jagt tausend in die Flucht; denn der Herr, euer Gott, ist es, der für euch streitet, wie er es euch verheißen hat. So seid denn um euretwillen sorgfältig darauf bedacht, den Herrn, euren Gott, zu lieben! Denn wenn ihr anders handelt und euch dem Überrest dieser Völkerschaften, die bei euch noch übriggeblieben sind, anschließt und euch mit ihnen verschwägert und vermischt und sie mit euch, so sollt ihr wissen, daß der Herr, euer Gott, diese Völker nicht mehr vor euch vertreiben wird. Sie werden vielmehr zur Schlinge und zum Fallstrick für euch werden, zu Geißeln in euren Seiten und zu Stacheln in euren Augen, bis ihr aus diesem schönen Land verdrängt seid, das euch der Herr, euer Gott, gegeben hat. Seht, ich gehe jetzt den Weg, den alle Welt gehen muß. So bedenkt denn mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele, daß nicht eine von allen Verheißungen, die der Herr, euer Gott, euch gegeben hat, unerfüllt geblieben ist; alle sind für euch in Erfüllung gegangen, keine einzige blieb unerfüllt. Aber wie alle Verheißungen, die der Herr, euer Gott, euch gab, für euch eingetroffen sind, so wird der Herr auch alle Drohungen an euch erfüllen, bis er euch aus diesem schönen Land, das der Herr, euer Gott, euch gab, verdrängt hat. Wenn ihr die Bundespflichten gegenüber dem Herrn, eurem Gott, übertretet, die er euch auferlegte, und hingeht, um anderen Göttern zu dienen und sie anzubeten, so wird der Zorn des Herrn gegen euch entbrennen, und ihr werdet bald aus dem schönen Land verschwinden, das er euch gegeben hat." Zweite Abschiedsrede: Erinnerung an Gottes WohltatenHierauf versammelte Josua alle Stämme Israels in Sichem und berief die Ältesten der Israeliten, ihre Oberhäupter, Richter und Amtsleute. Als sie sich vor Gott aufgestellt hatten, sagte Josua zum ganzen Volk:  "So spricht der Herr, der Gott Israels: In alter Zeit wohnten eure Ahnen jenseits des Stromes, Terach, der Vater Abrahams und Nahors, und verehrten andere Götter.  Da holte ich euren Vater Abraham aus dem Land jenseits des Stromes weg und ließ ihn im ganzen Land Kanaan umherwandern, gab ihm zahlreiche Nachkommen und schenkte ihm Isaak.  Dem Isaak gab ich Jakob und Esau, und Esau wies ich das Bergland von Seïr zum Eigentum an, während Jakob und seine Söhne nach Ägypten zogen. Dann sandte ich Mose und Aaron und suchte Ägypten heim durch das, was ich darin tat. Hierauf führte ich euch weg. Ich führte eure Väter aus Ägypten weg, und ihr gelangtet an das Meer. Da verfolgten die Ägypter eure Väter mit Wagen und Reitern bis an das Schilfmeer. Nun riefen sie laut zum Herrn, und er ließ dichte Finsternis zwischen euch und die Ägypter treten und ließ das Meer über sie dahinfluten, so daß es sie bedeckte. Ihr saht mit eignen Augen, was ich Ägypten antat. Dann bliebt ihr lange Zeit in der Wüste. Hierauf führte ich euch in das Land der Amoriter, die jenseits des Jordan wohnten. Als sie gegen euch kämpften, gab ich sie in eure Gewalt. Ihr nahmt ihr Land, und ich vernichtete sie vor euch. Da erhob sich der Moabiterkönig Balak, der Sohn Zippors, und kämpfte gegen Israel. Er ließ Bileam, den Sohn Beors, rufen, damit er euch verfluche. Ich wollte jedoch Bileam nicht willfahren. Er mußte euch vielmehr segnen, und so rettete ich euch aus seiner Gewalt. Ihr zogt dann über den Jordan und kamt nach Jericho. Hier kämpften gegen euch die Bürger von Jericho, die Amoriter, Perisiter, Kanaaniter, Hetiter, Girgaschiter, Hiwiter und Jebusiter. Doch ich gab sie in eure Gewalt. Ich sandte Hornissen vor euch her. Die hat sie, zwei Könige der Amoriter, vor euch vertrieben, nicht dein Schwert und dein Bogen.  Ich gab euch ein Land, um das ihr euch nicht abgemüht habt, und Städte, die ihr nicht gebaut habt und in denen ihr euch nur niederzulassen brauchtet. Weinberge und Olivengärten, die ihr nicht gepflanzt habt, erhieltet ihr zum Gebrauch. So fürchtet nun den Herrn und dient ihm aufrichtig und treu! Schafft die Götter weg, denen eure Väter jenseits des Stromes und in Ägypten gedient haben, und dient dem Herrn!  Gefällt es euch aber nicht, dem Herrn zu dienen, so entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, denen eure Väter jenseits des Stromes dienten, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen." Das Treuegelöbnis des VolkesDa erklärte das Volk: "Fern sei es von uns, den Herrn zu verlassen, um anderen Göttern zu dienen! Denn der Herrn, unser Gott, ist es, der uns und unsere Väter aus Ägypten, aus dem Haus der Knechtschaft, weggeführt hat. Er hat vor unseren Augen jene großen Wunder getan und uns behütet auf dem ganzen Weg, den wir zurücklegten, und unter allen Völkern, durch deren Mitte wir zogen. Der Herr vertrieb vor uns alle Völker, auch die Amoriter, die Bewohner des Landes. Auch wir wollen dem Herrn dienen. Denn er ist unser Gott." Josua erwiderte dem Volk: "Es ist euch unerträglich schwer, dem Herrn zu dienen. Denn er ist ein heiliger Gott, ein eifernder Gott; er wird euch eure Übertretungen und Sünden nicht vergeben. Wenn ihr den Herrn verlaßt und fremden Göttern dient, wird er sich abwenden, euch Unheil widerfahren lassen und euch vernichten, nachdem er euch gut behandelt hat." Das Volk aber antwortete Josua: "Nein, dem Herrn wollen wir dienen!" Josua sagte zum Volk: "Ihr seid Zeugen wider euch selbst, daß ihr euch den Herrn erwählt habt, ihm zu dienen." Sie antworteten: "Das sind wir." (Da sagte Josua:) "So schafft nun die fremden Götter weg, die unter euch sind und wendet euren Sinn dem Herrn, dem Gott Israels, zu!" Da versprach das Volk Josua: "Dem Herrn, unserem Gott, wollen wir dienen und auf seine Stimme hören!" So schloß Josua an diesem Tag mit dem Volk einen Bund und gab ihm Gesetz und Recht in Sichem Er trug dieses Geschehnis in das Gesetzbuch Gottes ein, nahm einen großen Stein und richtet ihn dort unter der Eiche auf, die im Heiligtum des Herrn stand. Dann sagte Josua zu dem ganzen Volk: "Seht, dieser Stein ist Zeuge gegen uns; denn er hat alle Worte gehört, die der Herr mit uns geredet hat. Darum ist er Zeuge gegen uns, damit ihr euren Gott nicht verleugnet."  Hierauf entließ Josua das Volk; jeden in seinen Besitztum. Nach diesen Begebenheiten starb Josua, der Sohn Nuns, der Knecht des Herrn, im Alter von 110 Jahren.  Man begrub ihn im Bereich seines Erbbesitzes zu Timnat-Serach im Gebirge Efraim, nördlich vom Berg Gaasch.  Israel diente dem Herrn bei Lebzeiten Josuas und der Ältesten, die Josua noch lange überlebten und alle Werke kannten, die der Herr für Israel vollbracht hatte. Die Gebeine Josefs, die die Israeliten aus Ägypten mitgebracht hatten, begrub man zu Sichem auf dem Grundstück, das Jakob von den Söhnen Hamors, des Vaters Sichems, für hundert Kesita erworben hatte und das den Söhnen Josefs zum Erbbesitz angewiesen war. Auch Eleasar, der Sohn Aarons, starb, und man begrub ihn in Gibea, das seinem Sohn Pinhas gehörte und ihm auf dem Gebirge Efraim zugewiesen worden war. DIE POLITISCHEN UND RELIGIÖSEN VERHÄLTNISSE IN ISRAEL NACH JOSUAS TODBesiegung des Kanaaniterfürsten Adoni-ZedekNach Josuas Tod befragten die Israeliten den Herrn: "Wer von uns soll zuerst gegen die Kanaaniter in den Kampf ziehen?"  Der Herr antwortete: "Juda soll ausziehen! Siehe, ich gebe das Land in seine Gewalt." Da forderte Juda seinen Bruderstamm Simeon auf: "Zieh mit mir aus in meinen Losanteil! Wir wollen gegen die Kanaaniter kämpfen. Ich werde dann auch mit dir in deinen Losanteil ziehen." So zog Simeon mit ihm  Nun machten sich die Judäer auf den Weg, und der Herr gab die Kanaaniter und Perisiter in ihre Gewalt. Sie schlugen sie bei Besek, zehntausend Mann.  In Besek trafen sie nämlich auf Adoni-Besek, kämpften mit ihm und schlugen die Kanaaniter und Perisiter.  Als Adoni-Besek floh, setzten sie ihm nach, nahmen ihn gefangen und hieben ihm die Daumen und die großen Zehen ab. Da sagte Adoni-Besek: "Siebzig Könige, deren Daumen und große Zehen abgehauen waren, lasen die Brocken unter meinem Tisch auf. Wie ich verfahren bin, so vergilt es mir Gott." Man brachte ihn dann nach Jerusalem, wo er starb.  Hierauf kämpften die Judäer gegen Jerusalem, nahmen es ein, schlugen es mit der Schärfe des Schwertes und steckten die Stadt in Brand.  Die Eroberung von Hebron und DebirDanach zogen die Judäer hinab, um mit den Kanaanitern zu kämpfen, die im Gebirge, im Südland und in der Schefela wohnten. Hierauf rückten die Judäer gegen die Kanaaniter in Hebron an - Hebron hieß früher Kirjat-Arba - und schlugen Scheschai, Ahiman und Talmai.  Von dort zogen sie gegen die Bewohner von Debir. Debir hieß früher Kirjat-Sefer. Da sagte Kaleb: "Wer Kirjat-Sefer bezwingt und es einnimmt, dem gebe ich meine Tochter Achsa zur Frau." Nun eroberte es Otniël, der Sohn des Kenas, des jüngeren Bruders Kalebs. Daraufhin gab dieser ihm seine Tochter Achsa zur Frau. Als sie hinzog, redete sie ihrem Vater zu und erbat Land von ihm. Sie ließ sich vom Esel herabgleiten, und als Kaleb sie fragte: "Was ist dir?", antwortete sie ihm: "Gib mir ein Hochzeitsgeschenk! Du hast mich ja nach dem Südland vergeben, so gib mir auch Wasserquellen!" Da gab ihr Kaleb Brunnen in der Höhe und Brunnen in der Niederung. Die Söhne des Keniters, des Schwiegervaters des Mose, zogen mit den Judäern von der Palmenstadt in die Wüste Juda hinauf, die im Süden von Arad liegt, und ließen sich dort unter dem Volk nieder.  Da zog Juda mit seinem Bruderstamm Simeon in den Krieg. Sie schlugen die Kanaaniter, die in Zefat wohnten, und vollzogen an der Stadt den Bann. Daher nannte man die Stadt Horma (Untergangsweihe). Alsdann eroberte Juda Gaza mit seinem Gebiet, Aschkelon mit seinem Gebiet und Ekron mit seinem Gebiet.  Der Herr war mit den Judäern, so daß sie das Bergland in Besitz nehmen konnten. Die Bewohner der Ebene konnten sie jedoch nicht vertreiben, weil diese eiserne Wagen hatten. Hebron gaben sie, wie Mose befohlen hatte, dem Kaleb, und dieser vertrieb daraus die drei Söhne Anaks. Aber die Jebusiter, die Bewohner von Jerusalem, zu vertreiben, das vermochten die Benjaminiter nicht. So blieben die Jebusiter in Jerusalem unter den Benjaminitern bis heute wohnen.  Die Kriegszüge der Nachkommen JosefsAuch das Haus Josef zog aus, und zwar nach Bet-El, und der Herr war mit ihnen. Das Haus Josef ließ Bet-El - die Stadt hieß früher Lus - beobachten. Als die Wachen einen Mann aus der Stadt herauskommen sahen, sagten sie zu ihm: "Zeige uns doch, wo man in die Stadt hineinkommen kann! Wir wollen dafür Gnade an dir üben." Als er ihnen gezeigt hatte, wie man in die Stadt eindringen konnte, schlugen sie die Stadt mit der Schärfe des Schwertes. Den Mann aber und seine ganze Familie ließen sie abziehen. Der Mann begab sich in das Land der Hetiter, baute dort eine Stadt und nannte sie Lus. So heißt sie noch heute. ISRAELS TREULOSIGKEIT GEGEN DEN BUNDESGOTTMißerfolge im EroberungskriegManasse konnte die Bewohner von Bet-Schean, Taanach, Dor, Jibleam und Megiddo und ihrer Dörfer nicht vertreiben. So blieben die Kanaaniter in jener Gegend ruhig wohnen.  Sobald aber die Israeliten stärker geworden waren, machten sie die Kanaaniter fronpflichtig, ohne sie jedoch alle aus ihrem Besitz vertreiben zu können. Auch Efraim vertrieb die Kanaaniter, die in Geser wohnen, nicht. So blieben die Kanaaniter unter ihnen in Geser wohnen.  Sebulon konnte die Bewohner von Kitron und Nahalol nicht vertreiben. So blieben die Kanaaniter unter ihnen wohnen, wurden aber fronpflichtig. Ascher konnte die Bewohner von Akko, Sidon, Mahaleb, Achsib, Helba, Afek und Rehob nicht vertreiben. So wohnten die Ascheriter mitten unter den Kanaanitern, die in der Gegend verblieben, weil man sie nicht vertrieb. Naftali konnte die Bewohner von Bet-Schemesch und Bet-Anat nicht vertreiben. So wohnte es mitten unter den Kanaanitern, die in der Gegend verblieben. Doch wurden die Bewohner von Bet-Schemesch und Bet-Anat fronpflichtig. Die Amoriter drängten die Daniter ins Gebirge zurück und ließen sie nicht in die Ebene hinabkommen. So blieben die Amoriter in Har-Heres, Ajalon und Schaalbim wohnen. Als aber die Macht des Hauses Josef sich vergrößerte, wurden sie fronpflichtig. Das Gebiet der Amoriter erstreckte sich von der Skorpionen-Steige bis nach Sela und weiter hinauf. Strafspruch des GottesbotenDa kam der Engel des Herrn von Gilgal herauf nach Bochim und sagte: "Ich habe euch aus Ägypten weggeführt und euch in das Land gebracht, das ich euren Vätern zugeschworen hatte. Ich versprach: Auf ewig werde ich meinen Bund mit euch nicht brechen.  Ihr aber dürft mit den Bewohnern dieses Landes kein Bündnis schließen, sondern müßt ihre Altäre niederreißen. Aber ihr hörtet nicht auf meinen Befehl. Warum habt ihr das getan? So sage auch ich: Ich werde sie nicht vor euch vertreiben. Sie sollen eure Widersacher sein und ihre Götzen euch zum Fallstrick werden." Als der Engel des Herrn so zu allen Israeliten gesprochen hatte, fing das Volk laut zu weinen an. Deshalb nannte man jenen Ort Bochim (Ort des Weinens). Sie brachten dort dem Herrn ein Opfer dar. Josuas TodAls Josua das Volk entlassen hatte, zogen die Israeliten ab, ein jeder in seinen Erbanteil, um das Land in Besitz zu nehmen. Und das Volk diente dem Herrn bei Lebzeiten Josuas und aller Ältesten, die Josua überlebten und noch alle Großtaten des Herrn gesehen hatten, die er für Israel gewirkt hatte. Josua, der Sohn Nuns, der Knecht des Herrn, starb im Alter von 110 Jahren. Man begrub ihn im Bereich seines Erbbesitzes zu Timnat-Heres im Gebirge Efraim, nördlich vom Berg Gaasch. Als dann auch dies ganze Geschlecht zu seinen Vätern versammelt war und ein anderes Geschlecht nach ihnen heranwuchs, das den Herrn nicht kannte noch die Taten, die er für Israel gewirkt hatte, taten die Israeliten, was dem Herrn mißfiel, und dienten den Baalen.  Den Herrn aber, den Gott ihrer Väter, der sie aus Ägypten weggeführt hatte, verließen sie. Sie liefen anderen Göttern nach, den Göttern der Heiden ringsumher, beteten sie an und erzürnten so den Herrn. Israels Abfall - Gottes LangmutAls sie so vom Herrn abfielen und dem Baal und den Astarten dienten,  entbrannte der Zorn des Herrn gegen die Israeliten, und er gab sie Räubern preis, die sie ausraubten. Er ließ sie in die Gewalt ihrer Feinde ringsum fallen, so daß sie vor ihren Feinden nicht mehr standhalten konnten. Jedesmal, wenn sie ins Feld zogen, war die Hand des Herrn gegen sie zu ihrem Unheil, wie der Herr vorausgesagt und wie der Herr ihnen zugeschworen hatte. Und ihre Not war groß. Da ließ der Herr Richter erstehen, die sie aus der Gewalt ihrer Feinde befreiten.  Doch auch ihren Richtern schenkten sie kein Gehör, sondern gaben sich fremden Göttern hin und beteten sie an. Schnell wichen sie vom Weg ab, den ihre Väter gegangen waren, die des Herrn Gebote befolgt hatten. Sie aber handelten nicht so.  Wenn der Herr ihnen Richter erstehen ließ, dann war der Herr mit dem Richter und errettete sie aus der Gewalt ihrer Feinde, solange der Richter lebte. Denn der Herr ließ sich durch ihre Klagen über ihre Bedränger und Bedrücker rühren. Sobald aber der Richter gestorben war, trieben sie es aufs neue schlimmer als ihre Väter, indem sie anderen Göttern nachliefen, ihnen dienten und sie anbeteten. Sie ließen nicht ab von ihrem verstockten Tun und Treiben. Bestrafung und Prüfung des VolkesDa entbrannte der Zorn des Herrn gegen Israel, und er sagte: "Weil dieses Volk meinen Bund übertreten, zu dem ich ihre Väter verpflichtet habe, und meine Gebote nicht befolgt hat, will ich aus allen Völkern, die Josua bei seinem Tod übriggelassen hat, niemand mehr vor ihnen vertreiben. Durch sie will ich die Israeliten auf die Probe stellen, ob sie den Weg des Herrn einhalten und darauf wandeln, wie ihre Väter es getan haben, oder nicht." Statt jene Völker sofort zu vertreiben, ließ der Herr sie übrig und gab sie nicht in die Hand Josuas. Dies sind die Völker, die der Herr übrigließ, um durch sie die Israeliten in all dem zu erproben, was sie hinsichtlich der Kriegsführung in Kanaan noch nicht wußten. So sollten die Geschlechter der Israeliten das Kriegshandwerk lernen, das einzige, was sie von früher her nicht kannten. Es sind fünf Fürsten der Philister, alle Kanaaniter, die Sidonier und die Hiwiter, die auf dem Libanongebirge wohnen, vom Berg Baal-Hermon bis nach Lebo-Hamat. Sie dienten dazu, Israel auf die Probe zu stellen und zu erfahren, ob sie die Weisungen des Herrn befolgen würden, zu denen er ihre Väter durch Mose verpflichtet hatte. So wohnten die Israeliten mitten unter den Kanaanitern, Hetitern, Amoritern, Perisitern, Hiwitern und Jebusitern. Sie nahmen sich deren Töchter zu Frauen, gaben ihre eigenen Töchter den Söhnen jener und dienten ihren Göttern. DIE RICHTERDer Richter OtniëlAls die Israeliten wieder taten, was dem Herrn mißfiel, und den Herrn, ihren Gott, vergaßen und den Baalen und Ascheren dienten,  entbrannte der Zorn des Herrn gegen Israel und er ließ sie in die Gewalt Kuschan-Rischatajims, des Königs vom nördlichen Mesopotamien, fallen. Acht Jahre lang mußten die Israeliten Kuschan-Rischatajim dienen.  Als die Israeliten zum Herrn um Hilfe riefen, ließ der Herr den Israeliten einen Retter erstehen, der sie befreite, Otniël, den Sohn des Kenas, des jüngeren Bruders Kalebs. Über ihn kam der Geist des Herrn, und er wurde Richter in Israel. Als er zum Krieg auszog, gab der Herr Kuschan-Rischatajim, den König von Nordmesopotamien, in seine Gewalt, und er vernichtete Kuschan-Rischatajim.  Nun hatte das Land vierzig Jahre lang Ruhe, bis Otniël, der Sohn des Kenas, starb. Der Richter EhudAls die Israeliten wieder taten, was dem Herrn mißfiel, ließ der Herr den König der Moabiter, Eglon, stärker werden als die Israeliten, weil sie taten, was dem Herrn mißfiel. Er verbündete sich mit den Ammonitern und Amalekitern, zog herbei und besiegte die Israeliten. Dann nahmen sie die Palmenstadt ein. Hierauf dienten die Israeliten Eglon, dem König von Moab, achtzehn Jahre. Der Herr ließ nun, als die Israeliten zum Herrn um Hilfe riefen, ihnen einen Retter erstehen, Ehud, den Sohn Geras aus Benjamin, einen Mann, der linkshändig war. Als die Israeliten einmal durch ihn Abgaben an Eglon, den König von Moab, schickten, verfertigte sich Ehud einen zweischneidigen Dolch von einer Spanne Länge, befestigte ihn unter seinem Gewand an seiner rechten Seite und lieferte so die Abgaben an Eglon, den König von Moab, ab. Eglon war ein sehr dicker Mann. Als jener mit der Ablieferung der Abgaben fertig war, entließ er die Leute, die die Abgaben getragen hatten, kehrte selbst bei den Götzenbildern in der Nähe von Gilgal wieder um (kam zum König zurück) und sagte: "Ich habe mit dir etwas vertraulich zu besprechen, o König." Dieser gebot Schweigen. Da entfernten sich alle, die bei ihm waren. Ehud ging nun auf ihn zu - er saß allein in seinem kühlen Obergemach -, und Ehud sagte: "Ich habe ein Gotteswort für dich!" Als jener von seinem Stuhl aufstand, griff Ehud mit seiner linken Hand zu, riß den Dolch von seiner rechten Hüfte und stieß ihm denselben in den Leib, so daß der Griff sogleich hinter der Klinge eindrang und das Fett die Klinge umschloß, weil er den Dolch nicht wieder aus seinem Leib herauszog. Dabei kam der Kot heraus. Nun ging Ehud in die Halle hinaus, verschloß die Tür des Obergemachs hinter sich und schob den Riegel vor. Als er sich entfernt hatte, kamen seine Diener herbei, um nachzusehen. Da sie die Tür des Obergemachs verriegelt fanden, dachten sie: Er wird wohl seine Notdurft in der kühlen Kammer verrichten. So warteten sie denn sehr lange. Als er aber die Tür des Obergemachs immer noch nicht öffnete, holten sie den Schlüssel und machten auf. Da lag ihr Herr entseelt am Boden. Ehud aber war, während sie gewartet hatten, entronnen, bis zu den Götzenbildern gelangt und nach Seïra entkommen. Sobald er heimgekehrt war, stieß er auf dem Gebirge Efraim in die Posaune, und die Israeliten stiegen mit ihm vom Gebirge herab. Er stand an ihrer Spitze.  Auf seine Aufforderung: "Folgt mir, denn der Herr hat eure Feinde, die Moabiter, in eure Hand gegeben", stiegen sie unter seiner Führung hinab, sperrten den Moabitern die Jordanfurten und ließen niemand hinüber. Sie erschlugen damals von den Moabitern etwa zehntausend Mann, lauter starke und tapfere Leute. Niemand entkam. So mußte sich Moab damals der Herrschaft Israels beugen, und das Land hatte achtzig Jahre lang Ruhe. Der Richter SchamgarNach ihm trat Schamgar, der Sohn Anats, auf. Er erschlug mit einem Ochsenstecken 600 Philister. Auch er war Richter in Israel.  DEBORA UND BARAKJabin knechtet IsraelAls die Israeliten nach dem Tod Ehuds wieder taten, was dem Herrn mißfiel, ließ sie der Herr in die Gewalt Jabins, des Königs von Kanaan, fallen, der in Hazor regierte. Sein Feldherr war Sisera.  Da riefen die Israeliten zum Herrn um Hilfe. Denn er hatte 900 eiserne Wagen und bedrückte hart die Israeliten, zwanzig Jahre lang.  Debora und Barak führen das israelitische HeerIn jener Zeit richtete Debora, eine Prophetin, die Frau des Lappidot, Israel.  Sie wohnte unter der Deborapalme zwischen Rama und Bet-El auf dem Gebirge Efraim. Die Israeliten zogen zu ihr hinauf zum Gericht.  Sie ließ nun Barak, den Sohn Abinoams, aus Kedesch in Naftali, rufen und sagte zu ihm: "Der Herr, der Gott Israels, befiehlt dir: Geh hin, zieh auf den Berg Tabor und nimm zehntausend Mann mit dir von den Naftalitern und Sebulonitern!  Ich will Sisera, den Feldherrn Jabins, mit seinen Wagen und Heerhaufen zu dir an den Bach Kischon führen und ihn in deine Hand geben."  Barak erwiderte ihr: "Wenn du mit mir gehst, will ich gehen. Wenn du aber nicht mit mir gehst, gehe auch ich nicht."  Sie entgegnete: "Gewiß werde ich mit dir gehen. Doch wird dir dann kein Ruhm zuteil werden auf dem Zug, den du unternimmst, sondern der Herr wird Sisera in die Hand einer Frau fallen lassen." Hierauf machte sich Debora auf und begab sich mit Barak nach Kedesch. Dann entbot Barak Sebulon und Naftali nach Kedesch, und 10.000 Mann zogen unter seinem Befehl hinauf. Auch Debora ging mit ihm. Heber aber, der Keniter, hatte sich von Kain, von den Söhnen Hobabs, des Schwiegervaters des Mose, getrennt. Er schlug sein Zelt bei der Eiche von Zaanannim bei Kedesch auf.  Siseras NiederlageAls man nun Sisera meldete, Barak, der Sohn Abinoams, sei auf den Tabor gezogen, entbot Sisera alle seine Wagen, 900 eiserne Streitwagen, und sein ganzes Kriegsvolk, das ihm unterstand. Da sagte Debora zu Barak: "Auf! Denn dies ist der Tag, an dem der Herr den Sisera in deine Hand geben wird. Der Herr selber wird vor dir herziehen." Hierauf stieg Barak vom Berg Tabor hinab, und 10.000 Mann folgten ihm. Der Herr brachte den Sisera und alle seine Wagen und sein ganzes Heer durch die Schärfe des Schwertes vor Barak in Verwirrung. Sisera sprang vom Wagen und floh zu Fuß. Barak verfolgte die Wagen und das Heer bis nach Haroschet-Gojim. Das ganze Heer Siseras fiel durch die Schärfe des Schwertes; auch nicht ein einziger blieb übrig.  Jaëls TodSisera floh zu Fuß zum Zelt Jaëls, der Frau des Keniters Heber; denn zwischen Jabin, dem König von Hazor, und der Familie des Keniters Heber herrschte Frieden. Jaël kam heraus, Sisera entgegen und sagte zu ihm: "Kehre ein, Herr, kehre ein bei mir, fürchte dich nicht!" Da kehrte er bei ihr im Zelt ein, und sie deckte ihn mit einer Decke zu. Er bat sie: "Gib mir etwas Wasser zu trinken, denn ich bin durstig." Sie öffnete den Milchschlauch, gab ihm zu trinken und deckte ihn wieder zu. Darauf sagte er zu ihr: "Stelle dich an den Eingang des Zeltes! Wenn jemand kommt und dich fragt: 'Ist hier jemand'? so antworte: 'Nein'!" Jaël, Hebers Frau, ergriff aber einen Zeltpflock, nahm einen Hammer, trat leise an ihn heran und schlug ihm den Pflock durch die Schläfe, so daß er in die Erde eindrang. Er war nämlich vor Ermüdung eingeschlafen. So fand er den Tod.  Als Barak, der Sisera verfolgte, vorbeikam, ging Jaël ihm entgegen und sagte zu ihm: "Komm, ich will dir den Mann zeigen, den du suchst!" Als er eintrat, lag Sisera tot da, der Pflock steckte in seiner Schläfe. So demütigte Gott an jenem Tag Jabin, den König von Kanaan, vor den Israeliten. Und die Hand der Israeliten lastete immer schwerer auf Jabin, dem König von Kanaan, bis sie Jabin, den König von Kanaan, vernichtet hatten. Deboras und Baraks SiegesliedAn jenem Tag sangen Debora und Barak, der Sohn Abinoams, folgendes Lied:  'Preiset den Herrn!'"Führer führten in Israel. Willig zum Kampf bot sich das Volk: Preist darum den Herrn! Könige, hört! Fürsten, horcht auf! Singen will ich dem Herrn ein Lied, will weihen mein Spiel dem Herrn, Israels Gott. Als du, o Herr, auszogst von Seïr, als du anbraustest von Edoms Gefilden, bebte der Boden, gossen die Himmel, troffen von Wasser die Wolken.  Die Berge wankten vor dem Herrn, der Sinai vor dem Herrn, Israels Gott. 'Verlassen fühlt man sich...'In den Tagen Schamgars, des Anatsohnes, zu Jaëls Zeit, lagen verödet die Straßen. Auf gewundenem Seitenpfad schlich, wer sonst auf offenem Wege dahinzog. Es war kein Führer in Israel, verlassen fühlte man sich, bis ich, Debora, erstand, erstand als Mutter in Israel! Weil neue Götter man suchte, pochte damals der Krieg ans Tor, doch man sah nicht Schild noch Speer bei den Vierzigtausend in Israel. 'Preiset das rechte Walten des Herrn!'Israels Fürsten gehört mein Herz, die im Volk sich willig zum Kampfe boten: Preist darum den Herrn! Die ihr reitet auf weißen Eseln, die auf Teppichen ihr ruht, die ihr hinzieht auf den Straßen, stimmt ein Loblied an!  Lauter noch als der Hirten Ruf dort an den Tränken preiset das rechte Walten des Herrn, das rechte Walten an seinen Führern in Israel! - Schon steigt zu den Toren hinunter das Volk des Herrn. 'Du Volk des Herrn, an Helden so reich!'Auf, auf, Debora! Auf, auf, singe ein Lied! Erhebe dich, Barak! Fange deine Fänger, Abinoams Sohn! Du Heldenrest, nun komme herab! Du Volk des Herrn, an Helden so reich, steige herab zu mir! Von Efraim zieht man zu Tal, dir folgt man, Benjamin, mit deinen Scharen. Fürsten steigen von Machir hinab, aus Sebulon mit dem Zepter die Führer.  Mit Debora sind Issachars Fürsten vereint und Naftali mit Barak. Ihm nach stürmt man hinab ins Tal. Langen Kriegsrat hält man in Rubens Gauen. 'Was bleibst du sitzen, was weilst du fern?'Was bleibst du sitzen zwischen den Hürden und lauschest dem Geblök der Herden? - Langen Kriegsrat hält man in Rubens Gauen.  Gilead pflegt jenseits des Jordan der Ruhe. Und Dan - was weilt er noch fern bei den Schiffen? Am Strand des Meeres sitzt Ascher still, bleibt ruhig wohnen an seinen Buchten. Nur Sebulon ist ein Volk, das sein Leben preisgibt dem Tod, und Naftali auf den Höhen des Feldes. Da kommen zum Kampf Könige her, Kanaans Könige kommen zur Schlacht, bei Taanach an den Wassern Megiddos. Doch Beute an Silber machen sie nicht.  Vom Himmel her kämpfen die Sterne mit, gegen Sisera streiten sie aus ihren Bahnen. Der Bach Kischon reißt sie fort, der Bach der Schlachten, der Bach Kischon. Tritt auf mit Macht, meine Seele! Da stampfen Hufe von Rossen daher, ihre Recken brausen, sie brausen dahin. 'Verfluchet Meros!' sprach der Engel des Herrn, 'ja, verfluchet seine Bewohner! Denn sie kamen nicht zu Hilfe dem Herrn, zu Hilfe dem Herrn unter den Helden.'  'Hoch sei sie gepriesen!'Vor allen Frauen sei Jaël gerühmt, Hebers Frau, des Keniters! Vor allen Frauen im Zelt sei hoch sie gepriesen! Wasser heischt er, sie spendet Milch. - Butter reicht sie im Ehrenbecher. Doch zum Zeltpflock hin tastet ihre Hand, zum Schmiedehammer ihre Rechte; schon schlägt auf Sisera sie ein, zermalmt sein Haupt, zerschmettert und durchbohrt ihm die Schläfe. Zu ihren Füßen krümmt er sich, sinkt hintüber, liegt da. Er krümmt sich zu ihren Füßen, fällt dann zurück, bleibt, wo er hinsank, erschlagen liegen. 'Es klagt Siseras Mutter...'Durchs Fenster späht sie, durchs Gitter klagt Siseras Mutter: "Was säumt nur heimzukommen sein Wagen? Was verzögert sich der Hufschlag seiner Gespanne?  Es geben Bescheid ihr ihrer Edelfrauen Klügste; ihre Antwort sagt sie sich stets nun vor: "Sicher fanden sie, teilten sie Beute: Ein Mädchen, zwei Mädchen für jeden Mann. Beute: bunte Stoffe für Sisera. Beute: buntgewirkte Gewänder, farbiges Tuch. Ein Kleid, zwei Tücher für meinen Hals. An Beute: - - - AusklangSo werden zunichte, alle deine Feinde, o Herr! - Die aber, die ihn lieben, sind wie die Sonne, wenn sie aufgeht in ihrer Heldenkraft." - Darauf hatte das Land vierzig Jahre lang Ruhe.  DER RICHTER GIDEONIsraels Bedrückung durch die MidianiterAls die Israeliten wieder taten, was dem Herrn mißfiel, gab sie der Herr sieben Jahre lang in die Gewalt der Midianiter.  Schwer lastete die Bedrückung der Midianiter auf Israel. Die Israeliten flüchteten sich vor den Midianitern in die Schluchten der Berge, Höhlen und Bergfesten.  Wenn die Israeliten die Saat bestellt hatten, kamen die Midianiter, Amalekiter und die Söhne des Ostens herbei und zogen gegen sie heran.  Sie lagerten sich gegen sie und ernteten den Ertrag des Landes bis nach Gaza hinan. So ließen sie für die Israeliten keine Lebensmittel mehr übrig, nicht einmal Schafe, Rinder und Esel. Denn sie zogen mit ihren Herden und ihren Zelten herbei. Wie Heuschreckenschwärme kamen sie heran. Sie und ihre Kamele waren nicht zu zählen. So kamen sie in das Land, um es zu verheeren. Israel wurde von den Midianitern arg bedrängt. Da schrien die Israeliten zum Herrn. Strafspruch des ProphetenAls die Israeliten zum Herrn um Hilfe gegen die Midianiter schrien, sandte der Herr den Israeliten einen Propheten, der ihnen verkündete: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe euch aus Ägypten weggeführt und euch aus dem Haus der Knechtschaft herausgeholt. Ich habe euch aus der Gewalt der Ägypter und aller eurer Bedrücker befreit. Ich habe sie vor euch vertrieben und euch ihr Land gegeben. Ich habe euch befohlen: Ich bin der Herr, euer Gott. Verehrt nicht die Götter der Amoriter, in deren Land ihr wohnt! Aber ihr habt nicht auf meine Stimme gehört." Gideons BerufungDa kam der Engel des Herrn und setzte sich unter die Eiche bei Ofra, die dem Abiësriter Joasch gehörte, während dessen Sohn Gideon Weizen in der Kelter ausklopfte, um ihn vor den Midianitern in Sicherheit zu bringen.  Ihm erschien der Engel des Herrn und sagte zu ihm: "Der Herr ist mit dir, du starker Held." Gideon antwortete ihm: "Bitte, mein Herr! Wenn der Herr mit uns ist, warum hat uns alles dies getroffen? Wo bleiben alle seine Wundertaten, von denen uns unsere Väter erzählten, da sie sagten: Der Herr hat uns aus Ägypten weggeführt? Jetzt aber hat uns der Herr verstoßen und in die Gewalt der Midianiter gegeben." Der Herr wandte sich zu ihm und sagte: "Ziehe hin in dieser deiner Kraft und befreie Israel aus der Gewalt der Midianiter. Ich sende dich." Er aber entgegnete ihm: "Verzeihung, mein Herr! Womit soll ich Israel retten? Ist doch mein Geschlecht das geringste in Manasse, und ich bin der letzte in meiner Familie." Der Herr erwiderte ihm: "Da ich mit dir bin, so schlägst du die Midianiter wie einen Mann." Er entgegnete ihm: "Wenn ich in deinen Augen Gnade gefunden habe, so gib mir ein Zeichen, daß du es bist, der mit mir redet! Geh doch nicht von hier weg, bis ich zu dir zurückkomme, dir eine Gabe von mir bringe und sie dir vorsetze." Er antwortete: "Ich bleibe, bis du wiederkommst." Da ging Gideon hin und richtete ein Ziegenböckchen zu, ferner ein Efa Mehl zu ungesäuerten Broten. Das Fleisch legte er in einen Korb, die Brühe tat er in einen Topf, brachte es zu ihm hinaus unter die Eiche und setzte es ihm vor. Doch der Engel Gottes sagte zu ihm: "Nimm das Fleisch und die ungesäuerten Brote, lege sie auf den Felsen da und gieße die Brühe darüber aus!" - Er tat so. Nun streckte der Engel des Herrn das Ende des Stabes aus, den er in der Hand hatte, und berührte das Fleisch und die ungesäuerten Brote. Da schlug Feuer aus dem Felsen und verzehrte das Fleisch und die ungesäuerten Brote. Der Engel des Herrn aber verschwand vor seinen Augen. Da erkannte Gideon, daß es der Engel des Herrn war. "Wehe, allmächtiger Herr", rief nun Gideon aus, "ich habe den Engel des Herrn von Angesicht zu Angesicht gesehen."  Aber der Herr antwortete ihm: "Der Friede sei mit dir! Fürchte dich nicht! Du wirst nicht sterben!" Gideon erbaute dem Herrn dort einen Altar und nannte ihn: "Der Herr ist Friede". - Bis auf den heutigen Tag steht er noch in Ofra, das den Abiësritern gehört. Gideons Kampf gegen BaalIn jener Nacht befahl ihm der Herr: "Nimm den Stier deines Vaters, nämlich den fetten Stier von sieben Jahren, reiße den Baalsaltar deines Vaters nieder und haue die Aschere daneben um!  Errichte dann dem Herrn, deinem Gott, einen Altar hoch oben auf der Burg da, in der Bastion, und nimm den fetten Stier und opfere ihn als Brandopfer mit dem Holz der Aschere, die du umhauen sollst." Da nahm Gideon zehn Männer von seinen Knechten und tat, wie der Herr ihm befohlen hatte. Weil er sich aber vor seiner Familie und den Leuten der Stadt fürchtete, es bei Tage auszuführen, tat er es bei Nacht. Als die Leute der Stadt am anderen Morgen in der Frühe aufstanden, siehe, da war der Baalsaltar niedergerissen, und die Aschere daneben umgehauen. Der fette Stier aber war als Brandopfer auf dem neu errichteten Altar geopfert worden. Sie fragten einander: Wer hat das getan?" Als sie nachforschten und sich erkundigten, hieß es: "Gideon, der Sohn des Joasch, hat es getan." Da sagten die Leute der Stadt zu Joasch: "Gib deinen Sohn heraus! Er muß sterben, weil er den Baalsaltar niedergerissen und die Aschere daneben umgehauen hat." Aber Joasch erwiderte allen, die bei ihm standen: "Wollt ihr für Baal kämpfen? Wollt ihr ihm zu Hilfe kommen? Wer für ihn streitet, ist bis zum Morgen tot. Wenn er ein Gott ist, so mag er für sich selbst streiten, weil einer seinen Altar niedergerissen hat." Daher gab man Gideon an jenem Tag den Namen Jerubbaal, d.h. "Baal kämpfe wider ihn", weil er seinen Altar niedergerissen hat.  Gideon sammelt ein HeerAls nun alle Midianiter und die Amalekiter nebst den Söhnen des Ostens sich zusammentaten, herüberzogen und sich in der Ebene Jesreel lagerten, kam der Geist des Herrn über Gideon. Er stieß in die Posaune. Als daraufhin die Abiësriter seinem Aufgebot Folge leisteten, schickte er Boten in ganz Manasse umher, und auch sie ließen sich aufbieten und folgten ihm. Ferner sandte er Boten durch Ascher, Sebulon und Naftali. Auch diese zogen ihnen entgegen. Gottes Zeichen für GideonGideon richtete nun an Gott die Bitte: "Solltest du wirklich Israel durch meine Hand erretten, wie du verheißen hast? Siehe, ich lege das Vlies eines Schafes auf die Tenne. Wenn nur auf dem Vlies Tau liegt, während sonst der Boden überall trocken ist, weiß ich, daß du Israel durch meine Hand erretten wirst, wie du verheißen hast."  Und so geschah es. Als er am nächsten Morgen in der Frühe aufstand und das Vlies ausdrückte, preßte er Tau aus dem Vlies, eine ganze Schale voll Wasser. Dann flehte Gideon zu Gott: "Zürne mir nicht, wenn ich nur noch dies eine Mal rede! Laß mich nur noch dieses Mal mit dem Vlies einen Versuch machen! Das Vlies allein möge trocken bleiben, während auf dem Boden überall Tau liegt." Und Gott tat so in jener Nacht. Das Vlies allein blieb trocken, während auf dem Boden überall Tau lag. Die 'Musterung' der StreiterIn der Frühe machte sich Gideon auf und seine ganze Schar mit ihm. Sie lagerten sich bei der Quelle Harod, während das Lager der Midianiter sich nördlich davon am Fuß des Hügels More in der Ebene befand.  Da sagte der Herr zu Gideon: "Das Kriegsvolk, das du bei dir hast, ist zu zahlreich, als daß ich die Midianiter in seine Gewalt gäbe. Sonst könnte Israel sich mir gegenüber rühmen: Ich habe mir durch eigene Kraft geholfen. So rufe denn laut vor den Leuten aus: Wer furchtsam und verzagt ist, kehre um und mache sich vom Gileadgebirge fort!" Daraufhin kehrten von der Schar 22.000 Mann um, während 10.000 zurückblieben. Der Herr aber sagte zu Gideon: "Die Schar ist noch immer zu zahlreich. Führe sie hinab zum Wasser! Dort werde ich sie dir sichten. Von wem ich dir sage: Dieser geht mit dir, der soll mit dir gehen. Von wem ich aber zu dir sage: Dieser geht nicht mit dir, der soll nicht mitgehen." Nachdem er die Leute ans Wasser hinabgeführt hatte, sagte der Herr zu Gideon: "Jeden, der das Wasser mit der Zunge leckt, wie die Hunde lecken, den stelle besonders, ebenso jeden, der zum Trinken niederkniet!"  Da betrug die Zahl derer, die das Wasser mit der Hand zum Mund leckten, dreihundert Mann. Die übrigen Leute ließen sich alle auf die Knie nieder, um Wasser zu trinken. Nun sagte der Herr zu Gideon: "Mit den dreihundert Mann, die das Wasser leckten, werde ich euch retten und die Midianiter in deine Hand geben. Alle anderen sollen ein jeder in seine Heimat zurückkehren." Nachdem sie den Mundvorrat der Leute und ihre Posaunen an sich genommen hatten, entließ er alle Israeliten, einen jeden in seine Heimat. Nur die dreihundert Mann behielt er zurück. Das Lager der Midianiter befand sich unter ihm in der Ebene. Die nächtliche ErkundungIn jener Nacht sagte der Herr zu ihm: "Mache dich auf! Gehe zum Lager hinab! Denn ich gebe es in deine Hand. Fürchtest du dich aber, allein hinabzugehen, so gehe in Begleitung deines Dieners Pura hinab zum Lager! Erlausche, was sie reden! Dann wirst du Mut bekommen, in das Lager hinabzuziehen!" So begab er sich mit seinem Diener Pura hinab bis in die nächste Nähe der Lagerwachen. Die Midianiter und die Amalekiter sowie alle Söhne des Ostens hatten sich in der Ebene gelagert, so zahlreich wie die Heuschrecken. Ihre Kamele waren unzählbar, so zahlreich wie der Sand am Meer. Als Gideon hinkam, erzählte einer einem anderen gerade folgenden Traum: "Höre, ich habe einen Traum gehabt. Es rollte ein Gerstenbrotkuchen in das midianitische Lager und kam bis an ein Zelt. Er traf es, so daß es umfiel, und zwar kehrte er es nach oben um. So blieb das Zelt liegen."  Der andere antwortete: "Das bedeutet nichts anderes als das Schwert des Israeliten Gideon, des Sohnes des Joasch. Gott gibt die Midianiter und das ganze Lager in seine Hand." Als Gideon die Erzählung des Traumes und seine Deutung gehört hatte, warf er sich nieder. Dann kehrte er in das israelitische Lager zurück und rief: "Macht euch auf! Der Herr gibt das Lager der Midianiter in eure Hand." Gottes Sieg durch GideonHierauf teilte er die dreihundert Mann in drei Haufen und gab allen Posaunen in die Hand und leere Krüge. In den Krügen befanden sich Fackeln. Er befahl ihnen: "Seht auf mich und machte es ebenso! Wenn ich an den Rand des Lagers herangekommen bin, dann tut, was ich tue! Sobald ich mit allen, die bei mir sind, in die Posaune stoße, stoßt auch ihr rings um das ganze Lager in die Posaunen und ruft: Für den Herrn und für Gideon!" Als nun Gideon mit den hundert Mann, die bei ihm waren, zu Beginn der mittleren Nachtwache - eben hatte man die Wachen aufgestellt - an den Rand des Lagers herangekommen war, stießen sie in die Posaunen und zerschlugen die Krüge in ihren Händen.  Gleichzeitig stießen die drei Heerhaufen in die Posaunen und zerschlugen die Krüge. In der linken Hand hielten sie die Fackeln, in der rechten die Posaunen, um zu blasen, und riefen: "Das Schwert für den Herrn und für Gideon!" Jeder blieb dabei an der Stelle stehen, wo er war, rings um das Lager. Da geriet das ganze Lager in Verwirrung. Sie schrien und suchten zu fliehen. Während jene in die dreihundert Posaunen stießen, richtete der Herr das Schwert des einen gegen den anderen, und zwar im ganzen Lager, und das Heer floh bis nach Bet-Schitta auf Zereda zu, bis Sefat-Abel-Mehola bei Tabbat. Die Verfolgung der MidianiterNun wurden die Israeliten von Naftali, Ascher und ganz Manasse aufgeboten, und sie setzten den Midianitern nach. Auch sandte Gideon Boten im ganzen Gebirge Efraim umher mit der Weisung: "Zieht hinab den Midianitern entgegen und schneidet ihnen das Wasser ab bis Bet-Bara, nämlich den Jordan!" Auch nahmen sie die beiden Midianiterfürsten Oreb (Rabe) und Seeb (Wolf) gefangen. Oreb erschlugen sie am Rabenfelsen, und Seeb hieben sie bei der Wolfskelter nieder. Sie nahmen dann die Verfolgung der Midianiter auf und brachten die Köpfe von Oreb und Seeb zu Gideon über den Jordan.  Die Eifersucht der EfraimiterDa fragten ihn die Efraimiter: "Warum hast du uns das angetan, daß du uns nicht schon riefest, als du zum Kampf gegen die Midianiter auszogst?" So machten sie ihm schwere Vorwürfe. Er erwiderte ihnen: "Was habe ich denn nun im Vergleich zu euch geleistet? Ist nicht die Nachlese Efraims besser als die Lese Abiësers? In eure Hand gab Gott die Midianiterfürsten Oreb und Seeb. Was habe ich da im Vergleich mit euch geleistet?" Bei diesen Worten legte sich ihr Groll gegen ihn. Gideon wird in Sukkot und Penuël abgewiesenAls Gideon an den Jordan gekommen war und er und die dreihundert Mann bei ihm übergesetzt, aber von der Verfolgung erschöpft waren, bat er die Leute von Sukkot: "Gebt doch den Leuten, die mir folgen, Brot! Denn sie sind erschöpft, und ich bin auf der Verfolgung der Midianiterkönige Sebach und Zalmunna." Aber die Vorsteher von Sukkot erwiderten: "Hast du denn die Hände Sebachs und Zalmunnas schon in deiner Hand, daß wir deinen Leuten Brot geben sollen?" Gideon antwortete: "Dafür will ich euch, wenn der Herr den Sebach und Zalmunna in meine Gewalt gegeben hat, den Leib mit Wüstendornen und Disteln zerdreschen." Von dort zog er nach Penuël hinauf und stellte an sie die gleiche Bitte. Aber die Leute von Penuël gaben ihm denselben Bescheid wie die Leute von Sukkot. Da drohte er auch den Männern von Penuël: "Wenn ich heil zurückkehre, reiße ich diesen Turm nieder." Die Gefangennahme Sebachs und ZalmunnasSebach und Zalmunna befanden sich mit ihrem Heer, etwa 15.000 Mann, in Karkor. Das waren alle Überreste von dem ganzen Heer der Söhne des Ostens; 120.000 mit dem Schwert bewaffnete Männer waren gefallen. Gideon zog auf dem Weg derer, die unter dem Zelt wohnen, östlich von Nobach und Jogboha weiter und überfiel das (midianitische) Lager. Das Lager hatte sich nämlich sicher gefühlt. Sebach und Zalmunna flohen. Er setzte ihnen aber nach und nahm die beiden Midianiterkönige Sebach und Zalmunna gefangen. Das ganze Lager vernichtete er. Gideons Rache an Sukkot und PenuëlHierauf kehrte Gideon, der Sohn des Joasch, aus dem Kampf von Maale-Heres zurück. Er griff einen jungen Mann auf, der zu den Leuten von Sukkot gehörte, und fragte ihn aus. Dieser schrieb ihm die Namen der Vorsteher von Sukkot und der Ältesten daselbst auf, 77 Mann. Als er dann zu den Leuten von Sukkot kam, sagte er: "Sehr, hier sind Sebach und Zalmunna, derentwillen ihr mich verhöhnt habt mit den Worten: Hast du denn die Hände Sebachs und Zalmunnas, daß wir deinen erschöpften Leuten Brot geben sollen?" Dann nahm er die Ältesten der Stadt sowie Wüstendornen und Disteln und strafte damit die Männer von Sukkot. Den Turm von Penuël aber ließ er niederreißen und die Männer der Stadt töten. Sebachs und Zalmunnas TodHierauf sagte er zu Sebach und Zalmunna: "Wie sahen die Männer aus, die ihr am Tabor erschlagen habt?" Sie antworteten: "Ganz wie du, jeder hatte das Aussehen eines Königssohnes."  Er sagte: "Das waren meine Brüder, die Söhne meiner Mutter. So wahr der Herr lebt! Hättet ihr sie am Leben gelassen, ich würde euch nicht erschlagen." Hierauf befahl er Jeter, seinem Erstgeborenen: "Auf, haue sie nieder!" Aber der Knabe zog sein Schwert nicht, weil er Furcht hatte, da er noch ein Knabe war. Da baten Sebach und Zalmunna: "Auf, stoße du uns nieder! Denn wie der Mann, so seine Kraft." Gideon erhob sich und hieb Sebach und Zalmunna nieder. Die kleinen Monde aber, die ihre Kamele am Hals trugen, nahm er an sich. Gideon verschmäht die KönigswürdeHierauf baten die Israeliten Gideon: "Sei du unser König, du, dein Sohn und dein Enkel! Denn du hast uns aus der Gewalt der Midianiter befreit." Aber Gideon erwiderte ihnen: "Ich kann nicht euer König sein. Auch mein Sohn darf nicht über euch herrschen. Der Herr ist euer König." Dann sagte Gideon zu ihnen: "Ich habe eine Bitte an euch. Gebt mir ein jeder den Ring, den er erbeutet hat!" Jene hatten nämlich goldene Ringe getragen, weil sie Ismaeliter waren. Sie antworteten: "Wir wollen sie dir gern geben." Nun breiteten sie einen Mantel aus, und jeder warf seine erbeuteten Ringe darauf. Das Gewicht der goldenen Ringe, die er erbeten hatte, betrug 1.700 Goldschekel, abgesehen von den kleinen Monden, den Ohrgehängen und den Purpurgewändern, die die midianitischen Könige getragen hatten, und abgesehen von den Halsketten ihrer Kamele. Gideon ließ daraus ein Efod anfertigen und stellte es in Ofra, seiner Heimatstadt auf. Aber alle Israeliten trieben dort Abgötterei damit. So wurde es für Gideon und sein Haus zum Fallstrick.  Gideons LebensendeDie Midianiter waren von den Israeliten so gedemütigt worden, daß sie nicht mehr ihr Haupt erhoben, und das Land hatte vierzig Jahre lang Ruhe, solange Gideon lebte. Jerubbaal, der Sohn des Joasch, ging hin und wohnte in seinem Haus. Gideon hatte siebzig leibliche Söhne; denn er hatte viele Frauen.  Auch seine Nebenfrau in Sichem gebar ihm einen Sohn, dem er den Namen Abimelech gab.  Gideon, der Sohn des Joasch, starb in hohem Alter. Man begrub ihn im Grab seines Vaters Joasch in Ofra, der Stadt der Abiësriter. ISREAELS KNECHTUNG UNTER ABIMELECHIsraels neuer Abfall zu BaalAls Gideon gestorben war, trieben die Israeliten wieder Götzendienst mit den Baalen und machten sich den "Baal des Bundes" zum Gott.  Die Israeliten dachten nicht mehr an den Herrn, ihren Gott, der sie aus der Gewalt all ihrer Feinde ringsum errettet hatte. Auch zeigten sie dem Haus Jerubbaal-Gideon keine Dankbarkeit für alle Wohltaten, die er Israel erwiesen hatte. Abimelech wird KönigAbimelech, der Sohn Jerubbaals, ging nach Sichem zu den Brüdern seiner Mutter und machte ihnen sowie dem ganzen Geschlecht der Familie seiner Mutter folgenden Vorschlag: "Befragt einmal offen alle Bürger von Sichem: Was ist besser für euch, wenn siebzig Männer, all die Söhne Jerubbaals, über euch herrschen, oder wenn ein einziger Mann über euch herrscht? Denkt daran, daß ich von eurem Fleisch und Bein bin!" Diese Äußerung von ihm sprachen die Brüder seiner Mutter vor allen Bürgern von Sichem laut aus, und ihre Herzen neigten sich Abimelech zu. Denn sie sagten sich: "Er ist unser Bruder." Sie gaben ihm siebzig Silberschekel aus dem Tempel des "Baals des Bundes". Hiermit dingte sich Abimelech besitzlose und verwegene Männer, die sich ihm anschlossen.  Er begab sich dann in das Haus seines Vaters nach Ofra und ermordete seine Brüder, die Söhne Jerubbaals, siebzig Männer, auf einem Stein. Nur Jotam, der jüngste Sohn Jerubbaals, blieb übrig, weil er sich versteckt hielt. Hierauf versammelten sich alle Bürger von Sichem und Bet-Millo, gingen hin und machten Abimelech zum König bei der Eiche am Denkmal, die in Sichem steht.  Jotams Spott-FabelAls man dies Jotam mitteilte, ging er hin, stellte sich auf den Gipfel des Berges Garizim und rief ihnen mit lauter Stimme zu: "Hört mich an, ihr Bürger von Sichem, damit Gott auch auf euch höre!  Einst gingen die Bäume hin, sich einen König zu salben. Sie sagten zum Ölbaum: Sei du unser König!  Aber der Ölbaum entgegnete ihnen: Soll ich mein Fett lassen, das an mir Götter und Menschen preisen, und hingehen, um über die Bäume zu herrschen?- Da sagten die Bäume zum Feigenbaum: Komm, sei du unser König! Aber der Feigenbaum entgegnete ihnen: Soll ich meine Süße lassen und meine köstliche Frucht und hingehen, um über die Bäume zu herrschen? - Nun sagten die Bäume zum Weinstock: Komm, sei du unser König! Aber der Weinstock entgegnete ihnen: Soll ich meinen Saft lassen, der Götter und Menschen erfreut, um über die Bäume zu herrschen? - So sagten denn alle Bäume zum Stechdorn: Komm, sei du unser König! Da antwortete der Stechdorn den Bäumen: Wollt ihr mich im Ernst zum König über euch salben, so kommt und bergt euch in meinem Schatten; wo nicht, so soll Feuer vom Stechdorn ausgehen und die Zedern des Libanon verzehren! - Nun denn! Wenn ihr treu und ehrlich gehandelt habt, als ihr Abimelech zum König machtet, und wenn ihr gut an Jerubbaal und seinem Haus gehandelt und ihm vergolten habt, was er getan - ihr, für die mein Vater gekämpft und sein Leben eingesetzt hat und die er aus der Gewalt der Midianiter errettet hat, während ihr euch heute gegen das Haus meines Vaters erhoben und seine Söhne, siebzig Mann, auf einem Stein ermordet und Abimelech, den Sohn seiner Magd, zum König über die Bürger von Sichem gemacht habt, weil er euer Bruder ist - wenn ihr also heute treu und redlich an Jerubbaal und seinem Haus gehandelt habt, so freut euch an Abimelech, und auch er möge euer froh werden! Wenn aber nicht, so gehe Feuer von Abimelech aus und verzehre die Bürger von Sichem und Bet-Millo, wie auch Feuer von den Bürgern von Sichem und Bet-Millo ausgehen und Abimelech verzehren soll!" Darauf floh Jotam und brachte sich in Sicherheit. Er begab sich nach Beer und blieb dort aus Furcht vor seinem Bruder Abimelech. Es gärt in SichemAls Abimelech drei Jahre über Israel geherrscht hatte,  sandte Gott einen bösen Geist zwischen Abimelech und die Bürger von Sichem, so daß die Bürger von Sichem dem Abimelech untreu wurden. So sollte das Verbrechen an den siebzig Söhnen Jerubbaals sich auswirken und ihr Blut über ihren Bruder Abimelech, der sie ermordet hatte, und über die Bürger von Sichem kommen, die ihn ermuntert hatten, seine Brüder zu ermorden. Nun legten ihm die Bürger von Sichem auf den Bergeshöhen einen Hinterhalt. Jeden, der auf seinem Weg an ihnen vorbeikam, plünderten sie aus. Dies wurde Abimelech gemeldet. Gaals AufstandGaal, der Sohn Ebeds, war nämlich mit seinen Brüdern gekommen, und sie hatten sich in Sichem niedergelassen. Die Bürger von Sichem aber hatten ihm Vertrauen geschenkt. Als sie auf das Feld hinausgezogen waren und in ihren Weinbergen die Lese hielten und kelterten, veranstalteten sie ein Freudenfest, gingen in den Tempel ihres Gottes, aßen und tranken und schimpften über Abimelech. Gaal, der Sohn Ebeds, rief aus: "Wer ist Abimelech, und wer sind wir Sichemiter, daß wir ihm untertan sein sollten? Ist er nicht der Sohn Jerubbaals und Sebul sein Verwalter? Seid lieber den Leuten Hamors, des Stammvaters von Sichem, untertan! Warum sollen wir ihm untertan sein? Hätte ich doch über dieses Volk zu bestimmen! Ich würde Abimelech verjagen." - Da sagte man Abimelech: "Verstärke dein Heer und rücke aus!" Als nun Sebul, der Stadtvogt, von den Äußerungen Gaals, des Sohnes Ebeds, hörte, geriet er in Zorn. Er sandte heimlich Boten an Abimelech und ließ ihm sagen: "Siehe, Gaal, der Sohn Ebeds, ist mit seinen Brüdern nach Sichem gekommen. Nun wiegelt er die Stadt gegen dich auf. Mache dich also des Nachts mit deinen Leuten auf und lege dich auf dem Feld in den Hinterhalt! Frühmorgens, sobald die Sonne aufgeht, brich auf und überfalle die Stadt! Wenn er dann mit seinen Leuten gegen dich ausrückt, verfahre mit ihm, wie es dir paßt!" Gaals NiederlageDa machte sich Abimelech mit allen seinen Leuten des Nachts auf. Sie legten sich in vier Abteilungen gegen Sichem in den Hinterhalt. Als Gaal, der Sohn Ebeds, herauskam und vor das Stadttor trat, brach Abimelech mit seinen Leuten aus dem Hinterhalt hervor. Gaal erblickte die Leute und sagte zu Sebul: "Da kommen ja Leute von den Bergeshöhen herab." Aber Sebul entgegnete ihm: "Den Schatten der Berge siehst du für Menschen an." Doch Gaal behauptete nochmals: "Siehe, Leute ziehen vom Nabel der Erde herab. Ein anderer Haufen kommt von der Zauberereiche her."  Da rief Sebul ihm zu: "Wo ist jetzt dein großes Maul? Du warst es, der höhnte: Wer ist Abimelech, daß wir ihm untertan sein sollen? Das sind nun die Leute, die du verachtet hast. Ziehe jetzt aus und kämpfe mit ihnen!" Nun zog Gaal an der Spitze der Bürger von Sichem aus und kämpfte gegen Abimelech. Aber Abimelech jagte ihn in die Flucht, und er floh vor ihm. Viele blieben erschlagen liegen bis zum Stadttor hin. Während Abimelech in Aruma blieb, vertrieb Sebul den Gaal und dessen Brüder. So konnten sie nicht länger in Sichem bleiben. Die Zerstörung SichemsAls am anderen Morgen die Leute auf das Feld hinausgingen und man es Abimelech meldete, nahm er das Kriegsvolk, teilte es in drei Haufen und legte sich auf dem Feld in einen Hinterhalt. Sobald er nun sah, daß die Leute aus der Stadt herauskamen, rückte er gegen sie vor und machte sie nieder. Abimelech selber stieß mit seiner Abteilung vor und nahm am Eingang des Stadttores Stellung, während die beiden anderen Abteilungen alle, die auf dem Feld waren, angriffen und niederhieben. Dann bestürmte Abimelech die Stadt den ganzen Tag hindurch. Als er die Stadt eingenommen hatte, tötete er die Einwohner, zerstörte die Stadt und streute Salz darüber.  Als alle Bewohner des Turmes von Sichem davon Kunde erhielten, begaben sie sich in den Keller im Tempel des Bundesgottes.  Sobald Abimelech gemeldet wurde, daß alle Bewohner des Turmes von Sichem dort beisammen seien, stieg er mit allen seinen Leuten auf den Berg Zalmon. Dort ergriff Abimelech ein Axt, hieb Baumzweige ab, nahm sie auf und legte sie auf seine Schulter. Seinen Leute aber befahl er: "Was ihr mich habt tun sehen, macht mir schleunigst nach!" Da hieben auch sämtliche Leute Mann für Mann Baumzweige ab, folgten dann Abimelech, schichteten sie über dem Keller auf und steckten so über der Besatzung des Turmes den Keller in Brand. Dabei fanden sämtliche Bewohner des Turmes von Sichem den Tod, etwa 1.000 Männer und Frauen. Abimelechs TodHierauf zog Abimelech gegen Tebez, belagerte Tebez und eroberte es.  Mitten in der Stadt war ein fester Turm, in den sich alle Männer und Frauen, sämtliche Einwohner der Stadt, geflüchtet hatten. Sie riegelten hinter sich ab und stiegen auf das Dach des Turmes. Abimelech kam bis an den Turm heran und wollte ihn bestürmen. Als er dicht an das Turmtor heranging, um es in Brand zu stecken, schleuderte eine Frau den oberen Mühlstein Abimelech auf den Kopf und zerschmetterte ihm den Schädel.-  Er rief schnell seinen Waffenträger herbei und befahl ihm: "Ziehe dein Schwert und gib mir den Todesstoß! Sonst sagt man mir nach: Ein Weib hat ihn umgebracht." Da durchbohrte ihn sein Knappe, und er starb. Als nun die Israeliten sahen, daß Abimelech tot war, zogen sie alle in ihre Heimat zurück. So vergalt Gott dem Abimelech die Freveltat, die er an seinem Vater durch die Ermordung seiner siebzig Brüder begangen hatte. Ebenso ließ Gott alle Freveltaten der Männer von Sichem auf ihr Haupt zurückfallen. So ging der Fluch Jotams, des Sohnes Jerubbaals, an ihnen in Erfüllung.  Die Richter Tola und JaïrNach Abimelech trat Tola, der Sohn Puwas, der Enkel Dodos, aus Issachar, zur Errettung Israels auf. Er wohnte in Schamir auf dem Gebirge Efraim und richtete Israel 23 Jahre lang. Dann starb er und wurde in Schamir begraben. Nach ihm trat Jaïr aus Gilead auf und richtete Israel 23 Jahre.  Er hatte dreißig Söhne, die auf dreißig Eselsfüllen ritten und dreißig Städte besaßen, die man bis auf den heutigen Tag "Zeltdörfer Jaïrs" nennt. Sie liegen in Gilead.  Als Jaïr starb, begrub man ihn in Kamon. DER RICHTER JIFTACHDie AmmoniterplageDie Israeliten taten wiederum, was dem Herrn mißfiel, und dienten den Baalen und Astarten, den Göttern Syriens, den Göttern Sidons, den Göttern Moabs, den Göttern der Ammoniter und den Göttern der Philister. Den Herrn aber verließen sie und dienten ihm nicht. Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Israel, und er gab es in die Gewalt der Philister und in die Gewalt der Ammoniter. Sie quälten und belästigten die Israeliten in jenem Jahr schon 18 Jahre lang - alle Israeliten jenseits des Jordan im Land der Amoriter, in Gilead. Als aber die Ammoniter über den Jordan gingen, um auch Juda, Benjamin und das Haus Efraim zu bekriegen, und die Israeliten in großer Not waren, riefen die Israeliten zum Herrn und gestanden: "Wir haben gegen dich gesündigt. Denn wir verließen unseren Gott und dienten den Baalen." Der Herr aber sagte zu den Israeliten: "Hat man nicht von seiten der Ägypter, Amoriter, Ammoniter, Philister, Sidonier, Amalekiter und Midianiter euch bedrängt? Aber als ihr zu mir riefet, errettete ich euch aus ihrer Hand.  Ihr aber habt mich verlassen und anderen Göttern gedient. Darum will ich euch nicht mehr erretten. Geht hin und schreit zu den Göttern, die ihr euch erwählt habt! Sie mögen euch retten, wenn ihr in Bedrängnis seid." Da bekannten die Israeliten dem Herrn: "Wir haben gesündigt. Verfahre mit uns, ganz wie es dir beliebt! Nur rette uns noch dieses Mal!" Sie entfernten darauf die fremden Götter aus ihrer Mitte und dienten wieder dem Herrn. Und er hatte Mitleid mit dem Elend Israels. Die Berufung Jiftachs zum RichterAls die Ammoniter aufgeboten wurden und in Gilead lagerten, während sich die Israeliten sammelten und bei Mizpa das Lager aufschlugen, sagte das Volk, die Fürsten von Gilead, zueinander:  "Wer ist der Mann, der den Kampf gegen die Ammoniter aufnimmt? Er soll das Haupt aller Bewohner von Gilead werden." Jiftach aus Gilead war ein starker Held. Er war der Sohn einer Dirne. Gilead war Jiftachs Vater. Als die Frau des Gilead ihm Söhne gebar und die Söhne dieser Frau größer geworden waren, vertrieben sie Jiftach und sagten zu ihm: "Du kannst in unserer Familie nicht Erbe sei. Denn du bist der Sohn einer fremden Frau." Da floh Jiftach vor seinen Brüdern und ließ sich im Land Tob nieder. Dort scharten sich um Jiftach Leute ohne Hab und Gut und zogen mit ihm auf Beute aus.  Als nun nach einiger Zeit die Ammoniter mit den Israeliten Krieg führten und die Ammoniter gegen die Israeliten zu Felde zogen, gingen die Ältesten von Gilead hin, um Jiftach aus dem Land Tob zu holen. Sie baten Jiftach: "Komm und sei unser Führer! Wir wollen gegen die Ammoniter kämpfen." Aber Jiftach antwortete den Ältesten von Gilead: "Habt ihr mich nicht gehaßt und aus dem Haus meines Vaters vertrieben? Warum kommt ihr jetzt zu mir, wo ihr in Not seid?" Die Ältesten von Gilead erwiderten Jiftach: "Deshalb haben wir uns jetzt dir wieder zugewandt. Wenn du mit uns gehst und gegen die Ammoniter kämpfst, sollst du über uns, über alle Bürger von Gilead gebieten." Da frage Jiftach die Ältesten von Gilead: "Wenn ihr mich zurückholt, um gegen die Ammoniter zu kämpfen, und der Herr sie mir preisgibt, werde ich dann euer Oberhaupt sein?" Die Altesten von Gilead antworteten Jiftach: "Der Herr ist Zeuge zwischen uns, daß wir so handeln, wie du verlangt hast." Da zog denn Jiftach mit den Ältesten von Gilead. Das Volk machte ihn zu seinem Oberhaupt und Führer. Jiftach trug alle seine Anliegen dem Herrn in Mizpa vor.  Jiftachs Verhandlung mit den AmmoniternHierauf schickte Jiftach Boten an den König der Ammoniter mit der Anfrage: "Was willst du von mir, daß du gegen mich heranziehst, um mein Land zu bekriegen?" Der König der Ammoniter antwortete den Boten Jiftachs: "Israel hat mir mein Land weggenommen, als es aus Ägypten heraufzog, vom Arnon bis an den Jabbok und bis zum Jordan. Gib es mir jetzt gutwillig zurück!" Jiftach aber schickte nochmals Boten an den König der Ammoniter und ließ ihm sagen: "So spricht Jiftach: Israel hat das Land Moab und das Land der Ammoniter nicht weggenommen. Als die Israeliten aus Ägypten heraufzogen, durch die Wüste bis zum Schilfmeer wanderten und dann nach Kadesch gelangten, sandte Israel Boten an den König von Edom mit der Bitte: Ich möchte durch dein Land ziehen. Aber der König von Edom hörte nicht darauf. Auch an den König von Moab schickten sie, doch auch er wollte nicht. So blieben die Israeliten in Kadesch, zogen dann durch die Wüste, umgingen das Land Edom und das Land Moab und kamen in das Land östlich von Moab. Sie lagerten sich jenseits des Arnon, so daß sie kein Moabitergebiet betraten - denn der Arnon bildet die Grenze von Moab. Hierauf schickten die Israeliten Boten an Sihon, den König der Amoriter, den König von Heschbon, und Israel ließ ihm sagen: Wir möchten durch dein Land hindurchziehen bis an unseren Bestimmungsort. Aber Sihon traute dem Durchzug der Israeliten durch sein Gebiet nicht. Vielmehr bot Sihon sein ganzes Volk auf. Sie bezogen ein Lager in Jahaz, und er kämpfte gegen die Israeliten. Doch der Herr, der Gott Israels, gab Sihon mit seinem ganzen Heer in die Hand der Israeliten, die jene besiegten. So kam Israel in den Besitz des ganzen Landes der Amoriter, die in jenem Land wohnten, und eroberte das ganze Amoritergebiet vom Arnon bis zum Jabbok und von der Wüste bis zum Jordan. Jetzt aber, da der Herr, der Gott Israels, die Amoriter um seines Volkes Israel willen vertrieben hat, willst du es verdrängen? Nicht wahr, wen dein Gott Kemosch verdrängt, in dessen Besitz trittst du ein? Wen also der Herr, unser Gott, um unsertwillen verdrängt, in dessen Besitz treten wir ein.  Und nun: bist du etwa stärker als der Moabiterkönig Balak, der Sohn Zippors? Hat er mit Israel gekämpft? Hat er mit ihnen Krieg geführt? Als Israel dreihundert Jahre lang in Heschbon und seinen Tochterstädten wohnte und in Aroër und seinen Tochterstädten und in allen Städten, die am Arnon liegen, warum habt ihr sie in dieser Zeit nicht zurückerobert? Ich habe dir nichts zuleide getan, sondern du tust mir Unrecht, wenn du mit mir Krieg führst. Der Herr, der Richter, wird heute zwischen den Israeliten und Ammonitern richten." Aber der Ammoniterkönig hörte nicht auf die Vorhaltungen, die Jiftach machte. Jiftachs Gelübde und SiegDa kam der Geist des Herrn über Jiftach, und er zog durch Gilead und Manasse. Hierauf ging er nach Mizpa in Gilead, und von Mizpa in Gilead rückte er gegen die Ammoniter vor. Jiftach machte aber dem Herrn folgendes Gelübde: "Wenn du die Ammoniter ganz in meine Gewalt gibst, soll der, der mir aus der Tür meines Hauses entgegenkommt, wenn ich siegreich von den Ammonitern heimkehre, dem Herrn gehören, und ich will ihn zum Brandopfer darbringen." So zog denn Jiftach gegen die Ammoniter, um mit ihnen zu kämpfen, und der Herr gab sie in seine Hand. Er brachte ihnen von Aroër an bis in die Gegend von Minnit, in zwanzig Städten, und bis Abel-Keramim eine gewaltige Niederlage bei. So wurden die Ammoniter vor den Israeliten gedemütigt.  Jiftachs TochterAls nun Jiftach nach Mizpa in sein Haus zurückkehrte, siehe, da trat seine Tochter heraus ihm entgegen mit Pauken und im Reigentanz. Sie war sein einziges Kind; außer ihr hatte er weder Sohn noch Tochter. Sobald er sie erblickte, zerriß er seine Kleider und rief: "Wehe, meine Tochter! Du beugst mich tief darnieder! Ja, du bist es, die mich ins Unglück stürzt. Ich habe dem Herrn ein Gelübde gemacht und kann es nicht zurücknehmen." Sie sagte zu ihm: "Mein Vater, wenn du dem Herrn ein Gelübde gemacht hast, so erfülle an mir, was du gelobt hast! Denn der Herr hat dich Rache an deinen Feinden, den Ammonitern, nehmen lassen." Dann bat sie ihren Vater: "Dies möge mir gestattet sein: Laß mir noch zwei Monate Zeit! Ich möchte hingehen, auf die Berge steigen und mit meinen Freundinnen meine Jungfrauschaft beweinen."  Er antwortete ihr: "Gehe hin!" Und er entließ sie auf zwei Monate. - So ging sie denn mit ihren Freundinnen hin und beweinte auf den Bergen ihre Jungfrauschaft. Nach zwei Monaten aber kehrte sie zu ihrem Vater zurück, und er vollzog an ihr das Gelübde, das er gemacht hatte. Sie hatte noch keinen Mann erkannt. Seitdem ist es Brauch in Israel,  daß alljährlich die Töchter Israels hinausziehen, um für die Tochter Jiftachs aus Gilead Klagelieder zu singen, vier Tage im Jahr. Das Aufbegehren der Efraimiter gegen JiftachNun wurden die Efraimiter aufgeboten. Sie zogen nordwärts und fragten Jiftach: "Warum bist du zum Kampf gegen die Ammoniter ausgezogen, ohne daß du uns aufgefordert hast, mit dir zu ziehen? Jetzt wollen wir dir dein Haus über dem Kopf in Brand stecken." Jiftach entgegnete ihnen: "Ich und mein Volk hatten mit den Ammonitern einen schweren Kampf. Ich rief euch, aber ihr habt mich nicht aus ihrer Gewalt errettet. Als ich sah, daß ihr mir nicht helfen wolltet, setzte ich mein Leben ein und zog gegen die Ammoniter, und der Herr gab sie in meine Gewalt. Warum zieht ihr nun heute gegen mich heran, um mich anzugreifen?" Darauf bot Jiftach alle Männer von Gilead auf und griff die Efraimiter an. Die Gileaditer brachten den Efraimitern eine Niederlage bei. Diese hatten nämlich gesagt: "Davongelaufene Efraimiter seid ihr. Gilead liegt inmitten von Efraim, inmitten von Manasse." Die Gileaditer besetzten die Jordanfurten nach Efraim. Wenn nun ein efraimitischer Flüchtling bat: "Ich möchte übersetzen", fragten ihn die Männer von Gilead: "Bist du aus Efraim?". Antwortete er: "Nein", so befahlen sie ihm: "Sage einmal "Schibbolet!" Sagte der "Sibbolet" weil er die richtige Aussprach nicht fertigbrachte, so ergriffen sie ihn und hieben ihn an den Jordanfurten nieder. So kamen damals 42.000 Mann aus Efraim um.  Jiftach richtete Israel sechs Jahre. Dann starb Jiftach aus Gilead und wurde in einer Stadt Gileads begraben. Die Richter Ibzan, Elon und AbdonNach ihm richtete in Israel Ibzan aus Betlehem.  Er hatte dreißig Söhne und dreißig Töchter. Die verheiratete er nach auswärts, und dreißig Töchter führte er seinen Söhnen von auswärts zu. Er richtete Israel sieben Jahre.  Als Ibzan starb, wurde er in Betlehem begraben. Nach ihm richtete in Israel Elon aus Sebulon. Zehn Jahre lang richtete er in Israel. Als Elon starb, wurde er in Ajalon im Land Sebulon begraben. Nach ihm richtete in Israel Abdon, der Sohn Hillels aus Piraton. Er hatte vierzig Söhne und dreißig Enkel, die auf siebzig Eselsfüllen ritten. Er richtete Israel acht Jahre. Nachdem Abdon, der Sohn Hillels aus Piraton, gestorben war, wurde er in Piraton im Land Efraim auf dem Amalekitergebirge begraben. DER RICHTER SIMSONSimsons Geburt und ErwählungAls die Israeliten wieder taten, was dem Herrn, mißfiel, gab sie der Herr in die Gewalt der Philister, vierzig Jahre lang.  Nun lebte damals ein Mann aus Zora vom Geschlecht der Daniter namens Manoach. Seine Frau war unfruchtbar und hatte noch nicht geboren.  Da erschien der Engel des Herrn der Frau und sagte zu ihr: "Siehe, du bist unfruchtbar und hast noch nicht geboren. Aber du wirst guter Hoffnung werden und einen Sohn gebären.  Nimm dich fortan in acht! Trinke weder Wein noch starkes Getränk und iß nichts Unreines!  Wenn du guter Hoffnung geworden bist und einen Sohn geboren hast, so darf kein Schermesser auf sein Haupt kommen. Denn schon von seiner Geburt an soll der Knabe ein Gottgeweihter sein. Er wird als Erster Israel aus der Gewalt der Philister befreien." Die Frau ging hin und berichtete ihrem Mann: "Ein Gottesmann ist zu mir gekommen. Er sah aus wie ein Engel Gottes, voll Würde. Ich habe ihn nicht gefragt, woher er sei. Auch nannte er mir seinen Namen nicht. Er sagte mir: Siehe, du wirst guter Hoffnung werden und einen Sohn zur Welt bringen. Trinke fortan weder Wein noch starkes Getränk und iß nichts Unreines! Denn vom Mutterschoß an bis zum Tag seines Todes soll der Knabe ein Gottgeweihter sein." Da richtete Manoach folgendes Gebet an den Herrn: "Verzeihung, Herr, der Gottesmann, den du gesandt hast, möge doch noch einmal zu uns kommen und uns angeben, was wir mit dem Knaben, der geboren werden soll, zu tun haben." Und Gott erhörte das Gebet Manoachs. Der Engel Gottes kam noch einmal zu der Frau, während sie auf dem Feld war. Weil ihr Mann Manoach sich nicht bei ihr befand, lief die Frau schnell hin und berichtete es ihrem Mann. Sie erzählte ihm: "Siehe, der Mann ist mir wieder erschienen, der damals zu mir kam." Manoach machte sich auf und ging seiner Frau nach. Als er zu dem Mann gekommen war, fragte er ihn: "Bist du der Mann, der mit der Frau sprach?" Er antwortete: "Ja." Nun fragte Manoach: "Wenn nun deine Worte in Erfüllung gehen, welche Vorschriften bestehen dann bezüglich des Knaben und welche Behandlung soll ihm zuteil werden?" Der Engel des Herrn entgegnete dem Manoach: "Die Frau soll sich von all dem enthalten, was ich ihr angegeben habe. Sie darf nichts genießen, was vom Weinstock kommt. Wein und berauschendes Getränk darf sie nicht trinken und nichts Unreines essen. Alles, was ich ihr befohlen habe, soll sie beobachten. Manoach sagte nun zu dem Engel des Herrn: "Wir dürfen dich doch einladen und dir ein Ziegenböckchen vorsetzen?" Aber der Engel des Herrn entgegnete Manoach: "Wenn du mich auch einlädst, so werde ich doch nichts von deiner Speise essen. Willst du aber ein Brandopfer bereiten, so bringe es dem Herrn dar!" Da Manoach nicht wußte, daß es der Engel des Herrn war, fragte Manoach den Engel des Herrn: "Wie ist dein Name? Wir möchten dir danken, wenn deine Verheißung sich erfüllt." Aber der Engel des Herrn erwiderte ihm: "Warum fragst du nach meinem Namen? Er heißt: Wunderbar." Hierauf nahm Manoach das Ziegenböckchen und das Speiseopfer und brachte es auf dem Felsen dem Herrn dar. Da geschah ein Wunder, während Manoach und seine Frau zusahen. Als nämlich die Flamme vom Altar zum Himmel aufloderte, fuhr der Engel des Herrn in der Flamme des Altars empor. Als Manoach und seine Frau das sahen, fielen sie auf ihr Angesicht zu Erde nieder. In der Folge erschien der Engel des Herrn dem Manoach und seiner Frau nicht wieder. Nun erkannte Manoach, daß es der Engel des Herrn gewesen war, und Manoach sagte zu seiner Frau: "Wir müssen sicher sterben. Denn wird haben Gott gesehen." Aber seine Frau erwiderte ihm: "Wenn der Herr uns hätte töten wollen, hätte er kein Brand- und Speiseopfer von uns angenommen und hätte uns dies alles nicht sehen und etwas derartiges nicht hören lassen." Als die Frau einen Sohn gebar, nannte sie ihn Simson. Der Knabe wuchs heran, und der Herr segnete ihn.  Der Geist des Herrn begann ihn umherzutreiben im Lager Dans zwischen Zora und Eschtaol. Simsons BrautwerbungAls Simson nach Timna hinabging, lernte er in Timna eine Philisterin kennen.  Nachdem er heimgekehrt war, erzählte er seinem Vater und seiner Mutter: "Ich habe in Timna eine Philisterin kennengelernt. Nehmt sie mir zur Frau!" Sein Vater und seine Mutter aber entgegneten ihm: "Gibt es denn unter den Töchtern deiner Brüder und in unserem ganzen Volk keine Frau, daß du dir bei den unbeschnittenen Philistern eine Frau nehmen mußt?" Doch Simson erklärte seinem Vater: "Diese nimm für mich! Denn sie gefällt mir." Sein Vater und seine Mutter wußten nämlich nicht, daß die Sache vom Herrn kam. Denn dieser suchte nach einem Anlaß den Philistern gegenüber. Damals herrschten ja die Philister über Israel.  Der Kampf mit dem LöwenSo ging denn Simson [mit seinem Vater und seiner Mutter] nach Timnat hinab. Als sie zu den Weinbergen von Timnat kamen, stürzte ihm plötzlich ein junger Löwe brüllend entgegen. Da kam der Geist des Herrn über ihn, und er riß den Löwen entzwei, wie man ein Böckchen entzweireißt, ohne daß er etwas in der Hand hatte. Seinem Vater und seiner Mutter erzählte er nicht, was er getan hatte. Dann ging er weiter und besprach sich mit der Frau. Simson fand Gefallen an ihr. Simsons HochzeitAls er nach einiger Zeit wiederkam, um sie heimzuführen, und abbog, um nach dem toten Löwen zu sehen, befand sich im Körper des Löwen ein Bienenschwarm und Honig. Diesen nahm er heraus in seine Hände und aß davon im Weitergehen. Als er zu seinem Vater und zu seiner Mutter kam, gab er ihnen davon zu essen, sagte ihnen aber nicht, daß er den Honig aus dem Körper des Löwen geholt habe. Darauf ging sein Vater hinab zu der Frau, und Simson veranstaltete dort ein Festmahl. Denn so pflegten es die jungen Leute zu halten.  Als sie ihn sahen, bestellten sie dreißig Männer, die um ihn sein mußten. Das Rätsel und seine LösungZu diesen sagte Simson: "Ich will euch ein Rätsel aufgeben. Wenn ihr mir während der sieben Tage des Festmahls die Lösung sagen könnt, gebe ich euch dreißig Unterkleider und dreißig Festgewänder. Wenn ihr sie mir aber nicht sagen könnt, müßt ihr mir dreißig Unterkleider und dreißig Festgewänder geben." Sie forderten ihn auf: "Gib dein Rätsel auf! Wir möchten es hören." Er sagte zu ihnen: "Essen ging vom Fresser aus und Süßigkeit vom Starken." Drei Tage lang konnte sie das Rätsel nicht lösen. Am vierten Tag sagten sie zu Simsons Frau: "Berede deinen Mann, daß er uns das Rätsel löst! Sonst verbrennen wir dich und das Haus deines Vaters. Um uns arm zu machen, habt ihr uns eingeladen, nicht wahr?" Nun weinte Simsons Frau ihm vor und sagte: "Du hast nur Abneigung für mich und keine Liebe. Du hast mir die Lösung des Rätsels, das du meinen Landsleuten aufgegeben hast, nicht gesagt." Er erwiderte ihr: "Nicht einmal meinem Vater und meiner Mutter habe ich sie verraten, und dir sollte ich sie preisgeben?" Als sie ihm so die sieben Tage lang, die das Fest bei ihnen dauerte, vorweinte, teilte er ihr am siebten Tag die Lösung des Rätsels mit. So sehr hatte sie ihm zugesetzt. Sie verriet nun die Lösung des Rätsels ihren Landsleuten. Da sagten die Männer der Stadt am siebten Tag, bevor die Sonne unterging: "Was ist süßer als der Honig und was ist stärker als der Löwe?" Er antwortete ihnen: "Hättet ihr nicht mit meinem Kalb gepflügt, hättet ihr mein Rätsel nie erraten." Simsons RacheDa kam der Geist des Herrn über ihn. Er ging hinab nach Aschkelon, erschlug daselbst dreißig Mann von ihnen, nahm ihnen ihre Kleidung ab und gab die Festkleider denen, die das Rätsel gelöst hatten. Er war sehr erzürnt und ging hinauf in das Haus seines Vaters.  Simsons Frau aber wurde einem der Männer zuteil, die ihm beigesellt gewesen waren. Simson verheert die Felder der PhilisterNach einiger Zeit, in den Tagen der Gerstenernte, wollte Simson mit einem Ziegenböckchen seine Frau besuchen. Als er bat: "Ich möchte zu meiner Frau in die Kammer gehen", gestattet ihr Vater ihm nicht den Eintritt, sondern ihr Vater antwortete: "Ich glaubte, du seist ihr abgeneigt. Darum gab ich sie einem deiner Brautführer. Aber ihre jüngere Schwester ist noch schöner als sie. Du kannst sie statt ihrer bekommen." Simson erwiderte ihm: "Diesmal bin ich frei von Schuld, wenn ich den Philistern etwas Böses antue." Nun ging Simson hin und fing dreihundert Füchse, nahm Fackeln, band je zwei Füchse Schwanz an Schwanz zusammen und steckte eine Fackel mitten zwischen zwei Schwänze.  Er zündete dann die Fackeln an, ließ sie in die Getreidefelder der Philister laufen und steckte so Garben, Halme, Weinberge und Ölbäume in Brand. Als die Philister fragten: "Wer hat das getan?, hieß es: "Simson, der Schwiegersohn des Timniters, weil dieser ihm seine Frau nahm und sie einem von seinen Brautführern gab." Da zogen die Philister hinauf und verbrannten sie mit ihrem Vater. Simson aber sagte ihnen: "Weil ihr dies getan habt, will ich nicht eher ruhen, bis ich mich an euch gerächt habe." So schlug er alle, die er traf, mit schweren Schlägen von den Waden bis zu den Hüften. Hierauf ging er hinab und hielt sich in der Felsenhöhle von Etam auf. Gefangennahme SimsonsDie Philister zogen nun hinauf, lagerten sich in Juda und breiteten sich bei Lehi aus.  Als die Judäer fragten, "Warum seid ihr zu uns heraufgezogen?", antworteten sie: "Zur Gefangennahme Simsons sind wir heraufgezogen, um mit ihm so zu verfahren, wie er mit uns verfahren ist." Da zogen 3.000 Mann von Juda zur Felsenhöhle von Etam hinab und fragten Simson: "Weißt du nicht, daß die Philister unsere Herren sind? Was hast du uns da angetan?" Er entgegnete ihnen: "Wie sie mir getan haben, so habe ich ihnen getan."  Sie sagte zu ihm: "Zu deiner Festnahme sind wir gekommen, um dich den Philistern auszuliefern." Simson bat sie: "Schwört mir, daß ihr mich nicht erschlagen werdet!" Sie antworteten ihm: "Nein, wir wollen dich nur gefangennehmen und ihnen ausliefern; töten wollen wir dich nicht." Darauf banden sie ihn mit zwei neuen Stricken und brachten ihn aus der Felsenhöhle herauf. Simsons Sieg bei LehiAls er nach Lehi kam und die Philister bei seiner Ankunft in lautes Freudengeschrei ausbrachen, kam der Geist des Herrn über ihn, und die Stricke an seinen Armen wurden wie Flachsfäden, die vom Feuer versengt werden, und seine Fesseln glitten von seinen Händen. Er fand einen frischen Eselskinnbacken, streckte seine Hand aus, ergriff ihn und schlug damit tausend Mann. Da sagte Simson: "Mit dem Eselskinnbacken schlug ich eine Rotte, zwei Rotten, mit dem Eselskinnbacken schlug ich tausend Mann." Als er damit fertig war, warf er den Kinnbacken weg. Man nannte den Ort seitdem Ramat-Lehi (Kinnbackenhöhe). Die Quelle bei LehiWeil er großen Durst hatte, rief er zum Herrn und betete: "Du hast deinen Knecht diesen großen Sieg erringen lassen. Aber nun muß ich vor Durst sterben und den Unbeschnittenen in die Hände fallen." Da öffnete Gott eine Vertiefung, wie solche bei Lehi sich finden, und daraus floß Wasser hervor. Als er davon getrunken hatte, kehrten seine Lebensgeister zurück, und er lebte wieder auf. Darum nennt man sie En-Kore (= Quelle des Rufers). Sie ist noch in Lehi bis heute. Simson richtete Israel zur Zeit der Philisterherrschaft zwanzig Jahre lang. Simson in GazaAls Simson einmal nach Gaza kam, sah er dort ein Dirne und kehrte bei ihr ein.  Nun berichtete man den Einwohnern von Gaza: "Simson ist hierhergekommen." Sie liefen zusammen und lauerten ihm die ganze Nacht am Stadttor auf, verhielten sich aber die ganze Nacht hindurch ruhig. Sie sagten: "Sobald es morgen hell wird, erschlagen wir ihn." Simson aber blieb nur bis Mitternacht liegen. Um Mitternacht stand er auf, faßte die Flügel des Stadttores samt den beiden Pfosten, riß sie samt dem Riegel heraus, legte sie auf seine Schultern und trug sie auf den Gipfel des Berges gegenüber Hebron. Simson und DelilaHierauf gewann er ein Mädchen im Tal Sorek lieb. Sie hieß Delila.  Zu ihr kamen die Fürsten der Philister und sagten zu ihr: "Rede ihm zu und mache ausfindig, worin seine große Kraft besteht und wie wir ihn überwältigen und binden können, um ihn klein zu machen! Wir geben dir dann jeder 1.100 Silberschekel." Delila redete nun Simson zu: "Sage mir doch, worin deine große Kraft besteht und womit man dich binden muß, um dich zu überwinden!" Simson antwortete ihr: "Wenn man mich mit sieben frischen, noch nicht ausgetrockneten Sehnen bindet, werde ich schwach und bin wie ein anderer Mensch." So brachten ihr denn die Philisterfürsten sieben frische, noch nicht ausgetrocknete Sehnen hinauf, und sie band ihn damit. Es saßen aber Leute in ihrer Kammer im Hinterhalt. Nun rief sie ihm zu: "Die Philister rücken gegen dich heran, Simson." Doch er zerriß die Sehnen, wie ein Wergfaden zerreißt, wenn er dem Feuer zu nahe kommt. Aber sein Kraft blieb unerkundet. Da sagte Delila zu Simson: "Siehe, du hast mich hintergangen und mir Lügen vorgeredet. Sage mir jetzt, womit man dich binden kann!" Er entgegnete ihr: "Wenn man mich mit neuen Stricken bindet, die noch bei keiner Arbeit gebraucht wurden, werde ich schwach und bin wie ein anderer Mensch." Delila nahm also neue Stricke und band ihn damit. Dann rief sie ihm zu: "Die Philister rücken gegen dich heran, Simson." Es saßen nämlich Leute in der Kammer im Hinterhalt. Doch er riß die Stricke von seinen Armen wie einen Faden. Delila aber sagte zu Simson: "Bis jetzt hast du mich hintergangen und mir Lügen vorgeredet. Sage mir doch, womit man dich binden kann!" Er antwortete ihr: "Wenn du die sieben Locken meines Hauptes mit den Kettfäden des Webstuhls verknotest und mit dem Pflock festmachst."  Als sie den Pflock eingeschlagen hatte, rief sie ihm zu: "Die Philister rücken gegen dich heran, Simson." Da erwachte er aus dem Schlaf und riß den Webepflock mit den Kettfäden heraus. Nun sagte sie zu ihm: "Wie kannst du behaupten, du wärest mir gut, während doch dein Herz mir nicht gehört? Schon dreimal hast du mich hintergangen und mir nicht verraten, worin deine große Kraft besteht." Als sie ihm nun täglich mit ihren Reden zusetzte und ihn so quälte, daß ihm das Leben verleidet wurde, erschloß er ihr sein ganzes Herz und sagte zu ihr: "Nie ist ein Schermesser auf mein Haupt gekommen. Denn vom Mutterschoß an bin ich ein Gottgeweihter. Würde ich geschoren, so wiche meine Kraft von mir. Ich würde schwach und würde wie ein anderer Mensch." Da erkannte Delila, daß er ihr sein ganzes Herz eröffnet hatte. Sie ließ die Philisterfürsten rufen und ihnen sagen: "Diesmal müßt ihr kommen. Er hat sein ganzes Herz eröffnet." Die Philisterfürsten kamen zu ihr hinauf und brachten das Geld mit. Nun ließ sie ihn auf ihren Knien einschlafen und rief einen Mann herbei, den sie die sieben Locken auf seinem Haupt abscheren hieß. So machte sie ihn schwach, und seine Kraft wich von ihm. Als sie nun rief: "Die Philister rücken gegen dich heran, Simson", erwachte er aus seinem Schlaf und dachte: "Ich werde wie immer freikommen, wenn ich mich schüttle." Er wußte nämlich nicht, daß der Herr von ihm gewichen war. Die Philister aber ergriffen ihn, stachen ihm die Augen aus, führten ihn hinab nach Gaza und legten ihn in eiserne Fesseln. Er mußte im Gefängnis die Mühle drehen.  Sein Haupthaar wuchs aber allmählich wieder, nachdem es geschoren war. Simsons TodNun kamen die Philisterfürsten zusammen, um ihrem Gott Dagon ein großes Opfer darzubringen und ein Freudenfest zu feiern. Denn sie sagten: "Unser Gott gab in unsere Hand Simson, der wider uns stand."  Bei seinem Anblick priesen die Leute ihren Gott; denn sie sagten: "Unser Gott gab in unsere Hand den, der wider uns stand, den, der das Land uns verheerte und uns Erschlagene in Menge bescherte." Als sie nun guter Dinge waren, riefen sie: "Holt Simson, damit er vor uns tanze!" So ließen sie Simson aus dem Gefängnis kommen, und er mußte vor ihnen tanzen. Man hatte ihn zwischen die Säulen gestellt.  Simson aber sagte zu dem Knaben, der ihn an der Hand hielt: "Laß mich los und hilf mir, die Säulen zu betasten, auf denen das Haus ruht. Ich möchte mich anlehnen." Das Haus war voll von Männern und Frauen. Alle Philisterfürsten waren zugegen. Auf dem Dach befanden sich gegen dreitausend Männer und Frauen, die Simsons Tanz zusahen. Simson jedoch richtete folgendes Gebet an den Herrn: "Allmächtiger Herr, gedenke meiner und gib mir nur dies eine Mal noch Kraft, o Gott, um Rache zu nehmen an den Philistern für eines von meinen beiden Augen!" Dann griff Simson nach den beiden Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, und stemmte sich dagegen, mit seiner Rechten gegen die eine und mit seiner Linken gegen die andere. Mit dem Ruf: "Nun will ich mit den Philistern sterben!" neigte sich Simson mit aller Macht vornüber. Da stürzte das Haus über den Fürsten und allen Leuten, die darin waren, zusammen. Die Zahl der Toten, die er sterbend umbrachte, war größer als die Zahl derer, die er während seines Lebens getötet hatte. Seine Brüder und seine ganze Familie kamen herab, nahmen ihn, brachten ihn hinauf und begruben ihn zwischen Zora und Eschtaol im Grab seines Vater Manoach. Er hatte in Israel zwanzig Jahre gerichtet. NACHTRÄGEDER GESETZWIDRIGE BILDERDIENST IN DANMichas HeiligtumAuf dem Gebirge Efraim wohnte ein Mann mit Namen Micha. Er sagte zu seiner Mutter: "Die 1.100 Silberschekel, die dir gestohlen wurden und derentwegen du einen Fluch ausgestoßen hast, und das sogar in meiner Gegenwart, - siehe, das Geld ist bei mir. Ich habe es genommen." Seine Mutter antwortete: "Sei gesegnet, mein Sohn, vom Herrn!"  Als er die 1.100 Silberschekel seiner Mutter zurückgegeben hatte, sagte seine Mutter: "Ich gebe das Silber als Weihegeschenk aus meiner Hand dem Herrn für meinen Sohn, um davon ein Schnitz- und Gußbild anfertigen zu lassen. Dann gebe ich es dir wieder."  Als er das Geld seiner Mutter zurückgestellt hatte, nahm seine Mutter 200 Silberschekel und gab sie einem Goldschmied, der davon ein Schnitz- und Gußbild machte. Es wurde im Haus des Micha aufgestellt. Micha hatte jetzt ein Gotteshaus. Er ließ dazu ein Efod und Terafim anfertigen und weihte einen seiner Söhne, der ihm dann als Priester diente.  In jener Zeit gab es in Israel keinen König. Jeder tat, was ihm beliebte.  Bestellung eines Leviten aus Juda zum PriesterEs lebte damals ein junger Mann aus Betlehem in Juda [aus dem Geschlecht Juda]. Er war ein Levit und weilte dort als Fremdling.  Der Mann zog aus der Stadt Betlehem in Juda fort, um sich an einem passenden Ort als Fremdling niederzulassen. So kam er bei seiner Wanderung auf das Gebirge Efraim zum Haus des Micha. Micha fragte ihn: "Woher kommst du?" Er antwortete: "Ich bin ein Levit aus Betlehem in Juda und bin unterwegs, um mich irgendwo niederzulassen." Micha bat ihn: "Bleibe bei mir und sei mir Vater und Priester! Ich gebe dir jährlich zehn Silberschekel, Kleidung und deinen Lebensunterhalt." Der Levit ging darauf ein. Fortan wohnte der Levit bei dem Mann, und der junge Mann galt ihm wie einer seiner Söhne. Micha stellte den Leviten an, und der junge Mann wurde sein Priester und wohnte im Haus des Micha.  Micha dachte: "Nun weiß ich, daß der Herr mich segnen wird, weil ich den Leviten zum Priester habe." Die danitischen KundschafterIn jener Zeit gab es keinen König in Israel. Damals suchte sich der Stamm der Daniter einen Erbbesitz zur Ansiedlung; denn es war ihm bis dahin inmitten der Stämme Israels noch kein Erbbesitz zugefallen.  Die Daniter entsandten daher von ihrem Geschlecht fünf Männer, Leute von besonderer Tüchtigkeit, aus dem Grenzgebiet aus Zora und Eschtaol, das Land zu erkunden und kennenzulernen. Sie sagten ihnen: "Zieht hin und erkundet das Land!" Diese kamen nun auf das Gebirge Efraim, zum Haus des Micha, wo sie übernachteten. Als sie beim Haus des Micha waren und die Mundart des jungen Leviten erkannten, kehrten sie dort ein und fragten ihn: "Wer hat dich hierhergebracht? Was tust du da? Was verdienst du hier?" Er antwortete ihnen: "So und so hat es Micha mit mir gemacht. Er hat mich angeworben, und ich bin sein Priester geworden." Sie sagten zu ihm: "Befrage doch Gott, damit wir wissen, ob die Reise, auf der wir sind, glücklich verlaufen wird!" Hierauf gab ihnen der Priester den Bescheid: "Geht getrost! Die Reise, die ihr macht, ist Gott wohlgefällig." Die Kundschafter in LajischSo zogen die fünf Männer weiter, kamen nach Lajisch und sahen, daß die Leute, die dort wohnten, nach Art der Sidonier sorglos, still und ruhig lebten. Keiner stiftete Händel an. Man konnte sich seines Besitzes ungestört erfreuen. Sie waren weit von Sidon entfernt und hatten mit der übrigen Welt keinen Verkehr.  Als jene zu ihren Brüdern nach Zora und Eschtaol zurückgekehrt waren, fragten ihre Brüder sie: "Was habt ihr zu berichten?" Sie antworteten: "Auf, laßt uns gegen sie ziehen! Wir haben nämlich ein Land gesehen, das wirklich sehr gut ist. Wollt ihr noch unschlüssig sein? Zögert nicht, euch auf den Weg zu machen, hinzuziehen und das Land in Besitz zu nehmen! Wenn ihr hinkommt, trefft ihr ein sorgloses Volk an, ein weit ausgedehntes Land - Gott gibt es in eure Hand - und einen Ort, dem es an nichts mangelt, was es auf Erden gibt." Der Zug der Daniter nach LajischDa brachen von dort, von Zora und Eschtaol, 600 waffengerüstete Männer aus dem Stamm der Daniter auf. Sie lagerten sich auf ihrem Zug bei Kirjat-Jearim in Juda. Man nennt darum den Ort "Dans Lager" bis auf den heutigen Tag. Er liegt westlich von Kirjat-Jearim. Von dort zogen sie weiter auf das Gebirge Efraim zu und kamen zum Haus des Micha. Die fünf Männer, die zur Erkundung des Landes von Lajisch ausgezogen waren, wandten sich mit folgenden Worten an ihre Brüder: "Wißt ihr auch, daß sich in diesen Häusern ein Efod, Terafim und ein Schnitz- und Gußbild befinden? Nun seht zu, was ihr tun wollt!" Da bogen sie dorthin ab, gingen in das Haus des jungen Leviten, in das Haus des Micha, und begrüßten ihn. Die 600 waffengerüsteten Daniter blieben vor dem Tor stehen. Die fünf Männer, die zur Erkundung des Landes ausgezogen und hierhergekommen waren, gingen hinauf und nahmen das Schnitzbild, das Efod, den Terafim und das Gußbild, während der Priester bei den 600 waffengerüsteten Männern vor dem Tor stehen blieb. Als jene in das Haus der Micha hineingegangen waren und das Schnitzbild, das Efod, den Terafim und das Gußbild geholt hatten, fragte sie der Priester: "Was macht ihr da?" Sie antworteten ihm: "Sei still! Lege die Hand auf den Mund, geh mit uns und sei unser Vater und Priester! Ist es für dich besser, Priester für das Haus eines einzigen Mannes zu sein oder Priester für einen Stamm und ein Geschlecht in Israel?" Erfreut darüber, nahm der Priester das Efod, den Terafim und das Schnitzbild und schloß sich den Leuten an. Sie rückten ab und zogen weiter. Die Kinder, die Herden und den Schatz hatten sie an die Spitze gestellt. Nachdem sie sich vom Haus des Micha entfernt hatten, wurden die Männer, die in den Häusern bei dem Haus des Micha wohnten, aufgeboten und setzten den Danitern nach. Als sie die Daniter anriefen, wandten diese sich um und fragten Micha: "Was hast du, daß du dieses Aufgebot machst?" Er antwortete: "Meinen Gott, den ich gemacht habe, habt ihr samt dem Priester weggenommen und seid davongezogen. Was bleibt mir da noch? Wie könnt ihr mich nur fragen: Was hast du?" Doch die Daniter erwiderten ihm: "Laß uns dein Geschrei nicht weiter hören! Sonst könnten erbitterte Leute über euch herfallen, und es wäre um dein und deiner Angehörigen Leben geschehen!" Darauf zogen die Daniter weiter. Micha aber, der einsah, daß sie stärker waren als er, kehrte um und begab sich nach Hause zurück. Die Eroberung von LajischJene aber führten das Werk des Micha samt dem Priester, der bei ihm war, mit sich fort und gelangten nach Lajisch, wo stille und ruhige Leute wohnten, schlugen sie mit der Schärfe des Schwertes und brannten die Stadt nieder, ohne daß ihr jemand zu Hilfe gekommen wäre. Denn sie lag weit von Sidon weg und hatte mit der übrigen Welt keinen Verkehr. Sie lag nämlich im Tal von Bet-Rehob. Als sie die Stadt wieder aufgebaut hatten, siedelten sie sich dort an und nannten die Stadt "Dan" nach dem Namen ihres Ahnherrn Dan, der ein Sohn Israels war. Früher dagegen hatte die Stadt den Namen Lajisch getragen. Hierauf stellten die Daniter das Götzenbild bei sich auf, und Jonatan, der Sohn Gerschoms, des Sohnes des Mose, und seine Söhne waren Priester bei dem Stamm Dan bis zu der Zeit, wo das Land in die Verbannung geführt wurde.  Sie hatten das Gottesbild, das Micha gemacht hatte, bei sich aufgestellt die ganze Zeit hindurch, während der das Haus Gottes in Schilo stand.  DIE BESTRAFUNG DES STAMMES BENJAMINDie Reise des LevitenIn jener Zeit, als es noch keinen König in Israel gab, hielt sich ein Levit hinten im Gebirge Efraim als Fremdling auf. Er hatte sich ein Mädchen aus Betlehem in Juda zur Nebenfrau genommen. Da aber seine Nebenfrau auf ihn zornig wurde, ging sie von ihm weg und kehrte in ihr Vaterhaus nach Betlehem in Juda zurück. Sie war schon vier Monate dort, als sich ihr Mann aufmachte und ihr nachzog, um sie zur Rückkehr zu überreden. Er hatte seinen Diener und zwei Esel bei sich. Als sie ihn in das Haus ihres Vaters eintreten ließ und der Vater des Mädchens ihn erblickte, kam er ihm freudig entgegen. Da sein Schwiegervater, der Vater des Mädchens, in ihn drang, blieb er drei Tage bei ihm. Sie aßen und tranken miteinander und übernachteten dort. Am vierten Tag, als sie in der Frühe aufgestanden waren und er sich auf den Weg machen wollte, sagte der Vater des Mädchens zu seinem Schwiegersohn: "Stärke dich noch mit einem Bissen Brot! Dann könnt ihr reisen." Sie setzten sich hin, und beide aßen und tranken zusammen. Dann bat der Vater des Mädchens den Mann: "Übernachte noch einmal und sei guter Dinge!" Als dann der Mann aufstand, um sich auf den Weg zu machen, nötigte ihn sein Schwiegervater, daß er noch einmal über Nacht dablieb. Als er am fünften Tag frühmorgens sich erhob, um abzureisen, bat der Vater des Mädchens wiederum: "Stärke dich doch zuerst und wartet, bis der Tag sich neigt!" Und so aßen sie beide zusammen. Als dann der Mann aufstand, um sich mit seiner Nebenfrau und seinem Diener auf den Weg zu machen, sagte sein Schwiegervater, der Vater des Mädchens, zu ihm: "Siehe, der Tag hat sich geneigt. Es will Abend werden. Bleibt hier zur Nacht! Siehe, der Tag geht zu Ende. Übernachte hier und laß es dir gut gehen! Morgen früh könnt ihr euch dann auf den Weg machen, und du kannst nach Hause zurückkehren." Aber der Mann wollte nicht noch einmal zur Nacht dableiben, sondern machte sich auf, zog fort und gelangte bis in die Nähe von Jebus, das ist Jerusalem. Er hatte zwei gesattelte Esel bei sich. Auch seine Nebenfrau war bei ihm. Die Aufnahme in GibeaAls sie bei Jebus waren und der Tag schon stark abgenommen hatte, sagte der Diener zu seinem Herrn: "Komm, laßt uns in dieser Jebusiterstadt einkehren und in ihr die Nacht verbringen."  Aber sein Herr erwiderte ihm: "Wir wollen nicht in einer fremden Stadt einkehren, die den Israeliten nicht gehört. Wir ziehen bis Gibea weiter." Hierauf sagte er zu seinem Diener: "Komm, wir wollen in eine der Ortschaften gehen und in Gibea oder Rama übernachten!"  So zogen sie weiter ihres Weges. Die Sonne ging ihnen unter, als sie in der Nähe von Gibea waren, das zu Benjamin gehört. Sie gingen in die Stadt hinein, um in Gibea zu übernachten. Als er drinnen war und sich auf dem Marktplatz der Stadt niedergelassen hatte, war niemand da, der sie zum Übernachten in sein Haus aufgenommen hätte. Da kam ein alter Mann am Abend von seiner Feldarbeit heim. Der Mann stammte vom Gebirge Efraim und weilte als Fremdling in Gibea, während die Bewohner des Ortes Benjaminiter waren. Nun schaute er auf und erblickte auf dem Marktplatz der Stadt den Wanderer. Als der alte Mann fragte: "Wohin gehst du und woher kommst du?", antwortete ihm dieser: "Wir sind auf der Wanderung von Betlehem in Juda in das Innere des Gebirges Efraim. Von dort bin ich. Ich war nach Betlehem in Juda gereist und bin nun unterwegs nach dem Haus des Herrn. Aber niemand nimmt mich in sein Haus auf. Wir haben Stroh und Futter für unsere Esel und Brot und Wein für mich, deine Magd und den Diener, der zu uns, deinen Dienern, gehört. Es fehlt uns an gar nichts." Da sagte der alte Mann: "Du bist mir willkommen. Nur laß es meine Sorge sein, wenn es dir an etwas fehlt. Keinesfalls darfst du auf dem Markt übernachten." Er führte ihn dann in sein Haus und fütterte die Esel. Als sie sich die Füße gewaschen hatten, aßen und tranken sie. Die Schandtat der Männer von GibeaWährend sie sich gütlich taten, umringten Männer aus der Stadt, Söhne Belials, das Haus, schlugen an die Tür und verlangten von dem alten Mann, dem Herrn des Hauses: "Führe den Mann heraus, der bei dir eingekehrt ist! Wir wollen uns mit ihm abgeben."  Der Mann, der Hausherr, ging zu ihnen hinaus und sagte zu ihnen: "Nicht doch, meine Brüder! Tut kein Unrecht! Nachdem dieser Mann in mein Haus gekommen ist, dürft ihr nicht eine solche Schandtat begehen. Ich will euch meine Tochter, eine Jungfrau, und seine Nebenfrau herausbringen. Diesen mögt ihr Gewalt antun und mit ihnen verfahren, wie es euch gefällt. Aber an dem Mann dürft ihr eine solche Schandtat nicht begehen." Als aber die Männer nicht auf ihn hören wollten, nahm der Levit seine Nebenfrau und führte sie zu ihnen hinaus auf die Straße. Sie mißbrauchten sie und trieben mit ihr die ganze Nacht hindurch ihr Unwesen bis zum Morgen. Erst bei Aufgang der Morgenröte ließen sie sie frei. Gegen Morgen kam die Frau und brach vor der Haustür des Mannes, bei dem ihr Herr wohnte, zusammen und blieb da liegen, bis es hell wurde. Als ihr Herr am Morgen aufstand, die Haustür öffnete und hinaustrat, um weiterzuziehen, lag die Frau, seine Nebenfrau, vor der Haustür mit den Händen auf der Schwelle. Er sagte zu ihr: "Steh auf! Wir wollen gehen!" Aber er erhielt keine Antwort. Da lud er sie auf den Esel, und der Mann machte sich auf und zog nach seinem Wohnort. Als er heimgekommen war, nahm er ein Messer, ergriff seine Nebenfrau, zerstückelte sie Glied für Glied in zwölf Stücke und schickte diese im ganzen Gebiet von Israel umher. Jeder, der das sah, rief aus: "So etwas ist seit dem Auszug der Israeliten aus Ägypten bis heute noch nie vorgekommen und nie erlebt worden. Überlegt es euch, faßt einen Beschluß und handelt!" Die Beratung in MizpaDa zogen alle Israeliten aus, und die Gemeinde von Dan bis Beerscheba, auch das Land Gilead, versammelte sich wie ein Mann vor dem Herrn in Mizpa,  und die Häupter des ganzen Volkes, aller Stämme Israels, fanden sich in der Versammlung des Volkes Gottes ein, 400.000 Mann zu Fuß, mit Schwertern bewaffnet. Die Benjaminiter erfuhren, daß die Israeliten nach Mizpa hinaufgezogen seien. Die Israeliten aber fragten: "Sagt an, wie diese böse Sache vor sich gegangen ist!" Der Levit, der Mann der Frau, die ermordet worden war, gab folgenden Bericht: "Ich kam mit meiner Nebenfrau nach Gibea in Benjamin, um zu übernachten. Die Bürger von Gibea erhoben sich gegen mich und umringten nachts das Haus, in dem ich mich befand. Mich wollten sie töten; meine Nebenfrau aber vergewaltigten sie, so daß sie starb. Da nahm ich meine Nebenfrau, zerstückelte sie und schickte die Teile im ganzen Gebiet des israelitischen Erbbesitzes umher, weil sie eine greuliche Schandtat in Israel begangen hatten. Und nun, ihr Söhne Israels allesamt, schafft euch Rat und Tat!" Da erhob sich das ganze Volk wie ein Mann und rief: "Keiner von uns darf heimkehren, und keiner von uns darf sich nach Haus begeben! Nun denn, mit Gibea machen wir es so: Wir lassen gegen sie das Los sprechen. Wir wollen aus allen Stämmen Israels je zehn Männer von hundert und je hundert von tausend und je tausend von zehntausend nehmen, um Nahrung für das Kriegsvolk zu holen. Nach ihrer Rückkehr wollen wir mit Gibea in Benjamin genau so verfahren, wie es die Schandtat verdient, die es in Israel beging." Ganz Israel hatte sich geschlossen, wie ein Mann, gegen die Stadt zusammengetan. Benjamin rüstet sich zum KampfHierauf schickten die israelitischen Stämme an alle Geschlechter in Benjamin Männer mit der Botschaft: "Was ist das für eine Schandtat, die bei euch begangen worden ist? Gebt jetzt die Männer, die Söhne Belials, die sich in Gibea befinden, heraus, damit wir sie töten und das Böse aus Israel wegschaffen!" Aber die Benjaminiter gingen auf die Forderung ihrer Brüder, der Israeliten nicht ein,  sondern die Benjaminiter kamen aus den Städten in Gibea zusammen, um gegen die Israeliten in den Krieg zu ziehen. Als man an jenem Tag die Benjaminiter zählte, ergaben sich aus den Städten 26.000 mit dem Schwert bewaffnete Männer, abgesehen von den Bewohnern Gibeas, die 700 auserlesene Mann zählten. Unter allen diesen Leuten waren 700 auserlesene Mann linkshändig. Ein jeder von ihnen verstand mit Steinen haarscharf ohne Fehlwurf zu schleudern. Als man die Israeliten zählte, ergaben sich, die Benjaminiter abgerechnet, 400.000 mit dem Schwert bewaffnete Männer, lauter tapfere Kriegsleute. Benjamins Sieg über die IsraelitenHierauf machten sie sich auf, zogen nach Bet-El und befragten Gott. Die Israeliten fragten: "Wer von uns soll zuerst zum Kampf gegen die Benjaminiter ausziehen?" Der Herr antwortete: "Juda zuerst." Am anderen Morgen machten sich die Israeliten auf und lagerten sich vor Gibea. Die Niederlage der BenjaminiterDann zogen die israelitischen Mannschaften gegen Benjamin zum Kampf aus, und die israelitischen Truppen stellten sich vor Gibea gegen sie in Schlachtordnung auf. Die Benjaminiter jedoch machten einen Ausfall aus Gibea und streckten an diesem Tag 22.000 Mann von den Israeliten zu Boden. Aber die israelitischen Krieger ließen den Mut nicht sinken. Sie stellten sich noch einmal in Schlachtordnung auf an der Stelle, wo sie es am ersten Tag getan hatten. Als nämlich die Israeliten hinausgezogen waren, bis zum Abend vor dem Herrn weinten und den Herrn befragten: "Sollen wir noch einmal zum Kampf gegen unsere Brüder, die Benjaminiter, ausrücken?", hatte der Herr geantwortet: "Zieht gegen sie aus!" So rückten die Israeliten am zweiten Tag wieder gegen die Benjaminiter aus. Da machten die Benjaminiter am zweiten Tag einen Ausfall aus Gibea und streckten noch 18.000 Mann von den Israeliten zu Boden, lauter mit dem Schwert bewaffnete Männer. Nun machten sich alle Israeliten auf den Weg, das gesamte Volk, und begaben sich nach Bet-El. Sie weinten und blieben dort vor dem Herrn, fasteten während des Tages bis zum Abend und brachten dem Herrn Brand- und Friedopfer dar. Dann befragten die Israeliten den Herrn. Dort befand sich nämlich in jener Zeit die Bundeslade Gottes, und Pinhas, der Sohn Eleasars, der Enkel Aarons, versah in jenen Tagen den Dienst vor ihr. Sie fragten: "Sollen wir noch einmal zum Kampf gegen unsere Brüder, die Benjaminiter, ausziehen, oder sollen wir davon abstehen?" Der Herr antwortete: "Zieht hin! Denn morgen werde ich sie in eure Gewalt geben."  Hierauf legten die Israeliten rings um Gibea Leute in den Hinterhalt. Am dritten Tag zogen dann die Israeliten gegen die Benjaminiter heran und stellten sich wie früher vor Gibea in Schlachtordnung auf. Die Benjaminiter rückten dem Kriegsvolk entgegen, ließen sich von der Stadt weglocken und begannen wie früher einige von der Schar zu erschlagen auf den Straßen, von denen eine nach Bet-El, die ander durch die Felder nach Gibeon hinaufführt, etwa dreißig Mann von den Israeliten. Die Benjaminiter dachten nun: "Sie sind von uns wie das erste Mal geschlagen." Aber die Israeliten hatten miteinander ausgemacht: "Wir wollen fliehen, um sie von der Stadt nach den Straßen hin wegzulocken." Darum räumten alle Israeliten ihre Stellungen und stellten sich bei Baal-Tamar auf, während die im Hinterhalt verborgenen Israeliten aus ihren Stellungen westlich von Gibea hervorbrachen. So zogen zehntausend Mann, aus ganz Israel, erlesene Leute, gegen Gibea heran. Ein schwerer Kampf entspann sich. Jene ahnten aber nicht, daß das Verderben über sie hereinbrechen werde. Der Herr ließ nämlich die Benjaminiter von den Israeliten geschlagen werden. Die Israeliten machten an jenem Tag 25.100 Mann von den Benjaminitern nieder, lauter mit dem Schwert bewaffnete Krieger. Nun sahen die Benjaminiter ein, daß sie geschlagen waren. Die Israeliten hatten sich nämlich vor den Benjaminitern zurückgezogen, weil sie sich auf den Hinterhalt verließen, den sie gegen Gibea gelegt hatten. Der Hinterhalt war dann plötzlich gegen Gibea vorgerückt. Es gelang dem Hinterhalt, einzudringen und die ganze Stadt mit der Schärfe des Schwertes zu schlagen. Zwischen den Israeliten und dem Hinterhalt war vereinbart worden, eine Rauchsäule in der Stadt aufsteigen zu lassen. Als sich nun die Israeliten im Kampf rückwärts wandten und die Benjaminiter schon anfingen, einige von den Israeliten, etwa dreißig Mann, niederzumachen, in dem Glauben, jene seien von ihnen wie in der ersten Schlacht besiegt, da begann das Feuerzeichen, die Rauchsäule, in der Stadt aufzusteigen. Die Benjaminiter wandten sich um und sahen die ganze Stadt in himmelhohen Flammen aufgehen. Nun machten die Israeliten kehrt, die Benjaminiter aber gerieten in Schrecken; denn sie erkannten, daß das Verderben über sie hereingebrochen war. So flohen sie vor den Israeliten in der Richtung nach der Wüste. Aber der Kampf blieb ihnen nicht erspart. Die aus anderen Städten hieben sie in ihrer Mitte nieder. Sie umzingelten die Benjaminiter, verfolgten sie und machten sie nieder, ostwärts bis in die Nähe von Gibea. Dabei fielen von den Benjaminitern 18.000 Mann, lauter tapfere Männer. Sie wandten sich zur Flucht, der Wüste zu, nach Sela-Rimmon. Aber jene hielten bei ihnen auf den Straßen noch eine Nachlese von 5.000 Mann, verfolgten sie bis Gidom und machten von ihnen noch 2.000 Mann nieder. Die Zahl aller gefallenen Benjaminiter betrug an jenem Tag 25.000 Mann, lauter mit dem Schwert bewaffnete, tapfere Männer. Sechshundert Mann war es gelungen, sich in die Wüste nach Sela-Rimmon zu flüchten. Sie verweilten in Sela-Rimmon vier Monate lang. Die Israeliten aber kehrten zu den Benjaminitern zurück und machten sie mit dem Schwert nieder von den Männern bis zum Vieh, alles, was sich in den Städten vorfand. Sämtliche Städte, die angetroffen wurden, steckten sie in Brand. Die Trauer der IsraelitenDie Israeliten hatten in Mizpa den Schwur abgelegt: "Keiner von uns wird seine Tochter einem Benjaminiter zur Frau geben." Als dann das Volk nach Bet-El gezogen war und dort bis zum Abend am Heiligtum verweilte, erhoben sie ihre Stimme, begannen laut zu weinen und sagten: "Warum, o Herr, Gott Israels, mußte das in Israel geschehen, daß heute ein ganzer Stamm aus Israel fehlt?" Am anderen Morgen in der Frühe erbauten sie dort einen Altar und brachten Brand- und Friedopfer dar. Dann fragten die Israeliten: "Wer von allen Stämmen Israels ist nicht in die Versammlung zum Herrn hergekommen?" Man hatte nämlich jedem, der nicht nach Mizpa zum Herrn kommen würde, unter feierlichem Eid angedroht: "Er soll mit dem Tod bestraft werden!" Jetzt aber tat es den Israeliten um ihren Bruderstamm Benjamin leid, und sie klagten: "Nun ist ein Stamm aus Israel abgehauen. Wie verhelfen wir den übriggebliebenen zu Frauen, da wir doch beim Herrn geschworen haben, ihnen keine von unseren Töchtern zur Frau zu geben?" Die Frauen von Jabesch-GileadAls sie nun nachfragten, ob etwa einer von den israelitischen Stämmen nicht nach Mizpa zum Herrn gekommen sei, zeigte sich, daß aus Jabesch-Gilead niemand ins Lager zu der Versammlung gekommen war.  Man musterte das Volk, und es stellte sich heraus, daß von den Bewohner von Jabesch-Gilead niemand anwesend war. Da sandte die Gemeinde 12.000 von den tapfersten Männern dorthin mit dem Auftrag: "Zieht hin und erschlagt die Einwohner von Jabesch-Gilead mit dem Schwert, auch die Frauen und die Kinder! Ihr sollt dabei so vorgehen: An jedem Mann und an jeder Frau, die schon einem Mann angehört hat, sollt ihr den Bann vollziehen!" Sie fanden dann unter den Bewohnern von Jabesch-Gilead 400 jungfräuliche Mädchen, die noch keinem Mann angehört hatten. Diese brachten sie in das Lager nach Schilo im Land Kanaan. Dann sandte die ganze Gemeinde hin, verhandelte mit den Benjaminitern, die in Sela-Rimmon waren, und bot ihnen freies Geleit an. Hierauf erst kehrten die Benjaminiter zurück. Man übergab ihnen die Mädchen, die man von den Frauen von Jabesch-Gilead am Leben gelassen hatte. Aber sie reichten für sie nicht aus. Der Frauenraub in SchiloDa es dem Volk um die Benjaminiter leid tat, weil der Herr eine Lücke in die Stämme Israels gerissen hatte, fragten die Ältesten der Gemeinde: "Wie sollen wir den übriggebliebenen zu Frauen verhelfen, nachdem die Frauen aus Benjamin ausgerottet sind?" Sie sagten: "Den übriggebliebenen Benjaminitern verbleibt nur noch der Besitz. Es darf aber kein Stamm aus Israel verschwinden. Wir können ihnen jedoch keine von unseren Töchtern zur Frau geben. Denn die Israeliten haben geschworen: Verflucht sei, wer an Benjamin eine Frau abgibt!" Sie sagten nun: "Alljährlich findet ja das Fest des Herrn in Schilo statt, das nördlich von Bet-El, östlich von der Straße, die von Bet-El nach Sichem führt, und südlich von Lebona liegt",  und gaben den Benjaminitern den Auftrag: "Geht und versteckt euch in den Weinbergen! Sobald ihr nun seht, daß die Mädchen von Schilo herauskommen, um Reigentänze aufzuführen, brecht aus den Weinbergen hervor und raubt euch jeder seine Frau aus den Mädchen von Schilo! Dann kehrt ihr ins Land Benjamin zurück! Wenn aber ihre Väter und Brüder kommen, um bei uns Klage zu führen, dann sagen wir ihnen: Vergebt uns! Denn wir haben im Krieg nicht für jeden eine Frau gewonnen. Wenn ihr sie ihnen nicht gebt, begeht ihr eine Sünde."  Die Benjaminiter führten den Befehl aus. Sie holten sich die erforderliche Anzahl Frauen aus den tanzenden Mädchen, die sie raubten, kehrten in ihren Erbbesitz zurück, bauten die Städte wieder auf und ließen sich darin nieder. Auch die Israeliten kehrten in jener Zeit von dort heim, ein jeder zu seinem Stamm und zu seinem Geschlecht. Jeder ging von dort weg auf seinen Erbbesitz. ErklärungIn jener Zeit gab es noch keinen König in Israel. Jeder tat, was ihm gefiel.  Elimelechs Familie in MoabZur Zeit, als noch die Richter walteten, entstand eine Hungersnot im Land. Da wanderte aus Betlehem in Juda ein Mann mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen aus. Im Moabiterland gedachte er, sich niederzulassen.  Der Mann hieß Elimelech, seine Frau Noomi, und seine beiden Söhne Machlon und Kiljon. Sie waren Efratiter aus Betlehem in Juda. Als sie das Moabiterland erreicht und sich dort niedergelassen hatten,  starb Elimelech, der Mann Noomis. So blieb sie mit ihren beiden Söhnen allein zurück. Diese nahmen sich moabitische Frauen. Die eine hieß Orpa, die andere Rut. Als sie etwa zehn Jahre dort weilten, starben auch die beiden Söhne Machlon und Kiljon. So blieb nach dem Tod ihrer Söhne und ihres Mannes allein die Frau noch übrig. Ruts Anhänglichkeit an NoomiNun machte sie sich mit ihren Schwiegertöchtern auf, um aus dem Moabiterland heimzukehren. Sie hatte nämlich im Moabiterland erfahren, daß der Herr sein Volk heimgesucht und ihm wieder Brot gespendet habe. So verließ sie denn mit ihren zwei Schwiegertöchtern den Ort, wo sie bis dahin gewohnt hatte. Als sie nun des Weges zogen, um in das Land Juda zurückzukehren, sagte Noomi zu ihren beiden Schwiegertöchtern: "Geht, kehrt zurück, eine jede in das Haus ihrer Mutter! Möge der Herr euch die Liebe vergelten, die ihr den Toten und mir erwiesen habt!  Möge der Herr euch wieder ein Heim finden lassen, eine jede im Haus eines Gatten!" Und sie küßte sie. Da begannen sie laut zu weinen und sagten zu ihr: "Nein, wir wollen dich zu deinem Volk heimbegleiten." Aber Noomi entgegnete: "Kehrt um, liebe Töchter! Wozu wollt ihr mit mir gehen? Kann ich noch auf Söhne hoffen, die eure Männer werden könnten?  Kehrt um, liebe Töchter, geht heim! Ich bin zu alt für einen Mann. Selbst wenn ich glaubte, noch Aussicht zu haben, ja, wenn ich noch diese Nacht einem Mann angehören und sogar Söhne zur Welt bringen würde, wolltet ihr auf diese warten, bis sie erwachsen sind? Solltet ihr euch ihretwegen hindern lassen, nicht schon früher zu heiraten? Nein, liebe Töchter, ich bin schlimmer dran als ihr. Denn die Hand des Herrn hat mich getroffen." Sie begannen von neuem laut zu weinen. Orpa nahm dann Abschied von ihrer Schwiegermutter. Rut aber blieb bei ihr. Ruts Bekenntnis zum Gott IsraelsDoch Noomi bat: "Siehe, deine Schwägerin ist zu ihrem Volk und ihren Göttern zurückgekehrt. Kehre also auch du um und folge deiner Schwägerin nach!"  Aber Rut erwiderte: "Dränge mich nicht, dich zu verlassen und dir nicht weiter zu folgen! Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.  Wo du stirbst, sterbe auch ich und da will auch ich begraben sein. Der Herr tue mit mir, was er will. Nur der Tod kann mich von dir scheiden."  Als nun Noomi sah, daß sie entschlossen war, mit ihr zu gehen, hörte sie auf, ihr zuzureden. Die Ankunft in BetlehemSo gingen beide weiter, bis sie nach Betlehem kamen. Bei ihrer Ankunft in Betlehem geriet die ganze Stadt ihretwegen in Aufregung. Die Frauen fragten: "Ist das nicht Noomi?" Sie antwortete ihnen: "Nennt mich nicht Noomi (Liebliche), nennt mich Mara (Bittere)! Denn der Allmächtige hat große Bitternis über mich kommen lassen. Reich zog ich fort, mit leeren Händen läßt mich der Herr heimkehren. Was heißt ihr mich noch Noomi, da doch der Herr gegen mich Zeugnis abgelegt und der Allmächtige Leid über mich verhängt hat?" So kehrte Noomi in Begleitung der Moabiterin Rut, ihrer Schwiegertochter, die mitkommen wollte, aus dem Moabiterland heim. Sie kamen gerade zur Beginn der Gerstenernte in Betlehem an.  Rut liest Ähren auf dem Feld des BoasNoomi hatte einen Verwandten von ihres Mannes Seite, einen sehr wohlhabenden Mann aus dem Geschlecht Elimelechs, namens Boas. Nun sagte eines Tages die Moabiterin Rut zu Noomi: "Ich möchte gern aufs Feld hinausgehen und, wo man es mir erlaubt, Ähren lesen." Sie antwortete: "Geh, liebe Tochter!"  Da ging sie hin und las auf dem Feld hinter den Schnittern her. Es traf sich, daß sie auf das Ackerfeld des Boas geriet, der aus dem Geschlecht Elimelechs stammte. Gerade kam Boas aus Betlehem und begrüßte die Schnitter: "Der Herr sei mit euch!" - Sie antworteten ihm: "Der Herr segne dich!" Hierauf fragte Boas den Knecht, der die Schnitter beaufsichtigte: "Wem gehört dieses Mädchen?" Der Knecht, der die Schnitter beaufsichtigte, erwiderte: "Es ist ein Moabitermädchen, das mit Noomi aus dem Moabiterland gekommen ist. Es hat gebeten: Ich möchte gern Nachlese halten und zwischen den Garben hinter den Schnittern her Ähren sammeln! Es ist dann gekommen und vom frühen Morgen bis jetzt auf den Füßen gewesen und hat sich kaum ein Weilchen Ruhe gegönnt." Da sagte Boas zu Rut: "Höre, meine Tochter, geh nicht auf das Feld eines anderen Ähren lesen! Geh nicht von hier weg, sondern schließe dich meinen Mägden an! Behalte das Feld, auf dem sie schneiden, im Auge und gehe hinter ihnen her! Ich habe den Knechten verboten, dich zu behelligen. Wenn du Durst hast, gehe zu den Trinkgefäßen und trinke von dem, was die Knechte geholt haben!" Sie warf sich nieder, verneigte sich bis zur Erde und sagte zu ihm: "Wie kommt es, daß du so gütig zu mir bist und mich so freundlich behandelst, obwohl ich eine Fremde bin?" Boas antwortete ihr: "Es ist mir alles wohl berichtet worden, was du an deiner Schwiegermutter nach dem Tod deines Mannes getan hast. Vater, Mutter und Heimat hast du verlassen und bist zu einem Volk gezogen, das du vorher nicht kanntest. Der Herr vergelte dir dein Tun! Voller Lohn möge dir zuteil werden vom Herrn, dem Gott Israels, unter dessen Schutz dich zu stellen du gekommen bist." Sie antwortete: "Ich habe Gnade gefunden in deinen Augen, Herr. Denn du hast mich getröstet und deiner Magd freundlich zugesprochen, obwohl ich nicht einmal einer von deinen Mägden gleichkomme." Zur Essenzeit sagte Boas zu ihr: "Komm her und iß von dem Brot mit und tunke deinen Bissen in den Essig!" Da setzte sie sich zu den Schnittern, und er legte ihr so viel Röstkorn vor, daß sie sich satt essen konnte und noch davon übrigbehielt.  Als sie dann aufstand, um weiter Ähren zu lesen, befahl Boas seinen Knechten: "Sie darf auch zwischen den Garben auflesen. Ihr sollt sie dabei nicht behelligen. Nehmt vielmehr aus den Bündeln einiges für sie heraus und laßt es liegen, damit sie es auflesen kann! Scheltet sie nicht!" Ruts Bericht an NoomiSo las sie bis zum Abend Ähren auf dem Feld, und als sie dann ausklopfte, was sie gelesen hatte, war es fast ein Efa Gerste.  Sie lud es sich auf und ging in die Stadt. Als ihre Schwiegermutter sah, wieviel sie gelesen hatte, und als sie auch noch hervorholte und ihr gab, was übriggeblieben war, nachdem sie sich gesättigt hatte, sagte die Schwiegermutter zu ihr: "Wo hast du denn heute Ähren gelesen? Wo warst du an der Arbeit? Gesegnet sei, der so gut zu dir war!" Sie erzählte nun ihrer Schwiegermutter, bei wem sie heute gearbeitet hatte, und sagte: "Der Mann, bei dem ich heute gearbeitet habe, heißt Boas." Noomi erwiderte ihrer Schwiegertochter: "Gesegnet sei er vom Herrn, der seine Güte weder Lebenden noch Toten versagt!" Und Noomi sagte zu ihr: "Der Mann steht uns nahe. Er ist einer von denen, die uns lösepflichtig sind."  Nun erzählte die Moabiterin Rut weiter: "Er hat auch zu mir gesagt: Halte dich zu meinen Leuten, bis sie mit meiner ganzen Ernte fertig sind!" Noomi erwiderte ihrer Schwiegertochter Rut: "Gut, liebe Tochter, geh mit seinen Mägden hinaus! Dann kann man dich auf einem anderen Feld nicht behelligen." So schloß sie sich denn beim Ährenlesen den Mägden des Boas an, bis die Gersten- und Weizenernte beendet war. Dann blieb sie zu Hause bei ihrer Schwiegermutter. Noomis Heiratsplan für RutEines Tages sagte ihre Schwiegermutter Noomi zu ihr: "Liebe Tochter, soll ich dir nicht ein Heim verschaffen, das dir gefällt? Nun denn: Boas, unser Verwandter, mit dessen Mägden du zusammengewesen bist, worfelt diese Nacht Gerste auf der Tenne.  Wasche und salbe dich, lege deine besten Kleider an und gehe hinab zur Tenne! Sorge dafür, daß er dich nicht sieht, bevor er mit Essen und Trinken fertig ist! Wenn er sich dann schlafen legt, so merke dir die Stelle, wo er liegt! Dann gehe hin, hebe die Decke zu seinen Füßen auf und lege dich hin! Er wird dir dann schon sagen, was du tun sollst."  Sie antwortete ihr: "Alles, was du mir sagst, will ich tun." Boas verspricht Rut die EheSie ging nun zur Tenne hinab und tat genau so, wie ihre Schwiegermutter sie geheißen hatte. Als Boas gegessen und getrunken hatte und guter Dinge war, legte er sich hinter dem Getreidehaufen schlafen. Da kam sie heimlich herbei, hob die Decke zu seinen Füßen auf und legte sich hin. Um Mitternacht fuhr der Mann auf, beugte sich vor und sah eine Frau zu seinen Füßen liegen. Als er fragte: "Wer bist du?", antwortete sie: "Rut, deine Magd. Breite den Zipfel deines Gewandes über deine Magd aus! Denn du bist ein lösepflichtiger Verwandter." Er erwiderte: "Gesegnet seist du vom Herrn, meine Tochter! Die Liebe, die du jetzt zeigst, ist schöner als die vordem, weil du nicht jungen Männern, ob armen oder reichen, nachliefst. Nun denn, meine Tochter, sei unbesorgt! Alles, was du verlangst, will ich dir tun. Jeder in der Stadt weiß ja, daß du eine brave Frau bist. Nun ist es allerdings wahr, daß ich die Lösepflicht habe, aber es gibt noch einen anderen, der die Lösepflicht hat und näher mit dir verwandt ist als ich. Bleibe diese Nacht hier! Will er morgen seiner Lösepflicht gegen dich nachkommen, gut, so kann er es tun. Hat er aber keine Lust dazu, sich seiner Lösepflicht dir gegenüber zu entledigen, so werde ich mich deiner annehmen, so wahr der Herr lebt. Schlafe jetzt ruhig bis zum Morgen!" Nachdem sie bis zum Morgen zu seinen Füßen geschlafen hatte, erhob sie sich, bevor man einander erkennen konnte. Er sagte: "Es soll nicht bekannt werden, daß eine Frau auf die Tenne gekommen ist." Dann forderte er sie auf: "Reiche den Überwurf her, den du trägst, und halte ihn hin!" Sie hielt ihn hin, und er maß ihr sechs Maß Gerste hinein und lud sie ihr auf. Danach ging er in die Stadt. Ruts Heimkehr zu NoomiAls sie zu ihrer Schwiegermutter kam, fragte diese: "Was hast du erreicht, liebe Tochter?" Sie erzählte ihr genau, wie sich der Mann ihr gegenüber verhalten hatte. "Diese sechs Maß Gerste", sagte sie, "hat er mir geschenkt. Denn er meinte: Du darfst nicht mit leeren Händen zu deiner Schwiegermutter kommen ." Da sagte diese: "Warte nun ruhig ab, liebe Tochter, bis du weißt, wie die Sache ausläuft! Denn der Mann wird nicht eher ruhen, bis er die Sache heute noch erledigt hat." Die Verhandlung am StadttorBoas war inzwischen zum Stadttor gegangen und hatte sich dort niedergesetzt. Als nun jener lösepflichtige Verwandte vorüberging, von dem Boas gesprochen hatte, rief er: "Komm her und setze dich hierhin, du Soundso!" Er kam herbei und setzte sich. Nun holte Boas zehn Männer von den Ältesten der Stadt und bat sie: "Setzt euch hierher!" Als sie sich gesetzt hatten, sagte er zu dem Mann, der die Lösepflicht hatte: "Noomi, die aus dem Moabiterland heimgekehrt ist, hat das Grundstück, das unserem Verwandten Elimelech gehörte, zum Verkauf ausgeboten. Ich dachte, ich will dir den Vorschlag machen: Kaufe es in Gegenwart der hier Sitzenden und der Ältesten des Volkes! Wenn du es einlösen willst, so tue es! Wenn nicht, so sage es mir, damit ich Bescheid weiß! Denn außer dir ist niemand da, der ein Recht zum Einlösen hat. Ich komme erst nach dir." Jener erwiderte: "Ich will es einlösen." Boas fuhr fort: "Wenn du das Grundstück von Noomi kaufst, erwirbst du damit auch die Moabiterin Rut, die Frau des Verstorbenen, um so den Namen des Verstorbenen auf seinem Erbbesitz fortleben zu lassen."  Da sagte der lösepflichtige Verwandte: "Dann kann ich es nicht für mich einlösen. Ich schädigte sonst meinen eigenen Erbbesitz. Löse du für dich ein, was ich einzulösen hätte! Denn ich möchte es nicht einlösen." Nun bestand in Israel von alters her folgender Brauch bei einer Einlösung und einem Tausch: Um die ganze Sache rechtskräftig zu machen, zog man seinen Schuh aus und gab ihn dem anderen. Dies galt in Israel als Bestätigung. Als daher der lösepflichtige Verwandte zu Boas gesagt hatte: "Kaufe es für dich!", zog er seinen Schuh aus.  Da sagte Boas zu den Ältesten und allen Anwesenden: "Ihr seid jetzt Zeugen, daß ich alles, was Elimelech und was Kiljon und Machlon gehörte, von Noomi gekauft habe. Dazu habe ich mir die Moabiterin Rut, die Frau Machlons, als Frau erworben, um den Namen des Verstorbenen auf seinem Erbbesitz fortleben zu lassen, damit der Name des Verstorbenen aus dem Kreis seiner Brüder und aus dem Tor seines Heimatortes nicht verschwinde. Dessen seid ihr jetzt Zeugen." Alle am Tor Anwesenden und die Ältesten erklärten: "Wir bezeugen es. Möge der Herr die Frau, die in dein Haus einzieht, wie Rahel und Lea machen, die beide das Haus Israel aufgebaut haben! Mögest du Macht ausüben in Efrata und dir einen Namen machen in Betlehem. Es werde dein Haus wie das Haus des Perez, den Tamar dem Juda gebar, durch die Nachkommenschaft, die der Herr dir von dieser jungen Frau schenken möge!"  Boas und Rut - die Urgroßeltern DavidsHierauf nahm Boas Rut zur Frau. Als er zu ihr ging, gewährte ihr der Herr Segen, und sie schenkte einem Sohn das Leben. Da sagten die Frauen zu Noomi: "Gepriesen sei der Herr, der dir heute einen Beschützer nicht versagt hat! Möge sein Name in Israel berühmt werden! Er sei der Trost deines Herzens und dein Versorger im Alter! Denn deine Schwiegertochter, die dich liebhat, hat ihn geboren, sie, die dir mehr wert ist als sieben Söhne." Noomi nahm das Kind, legte es auf ihren Schoß und wurde seine Wärterin. Die Nachbarinnen gaben ihm einen Namen, indem sie sagten: "Ein Sohn ist Noomi geboren!", und nannten ihn Obed. Er ist der Vater von Davids Vater Isai.  Das ist der Stammbaum des Perez: Perez war der Vater Hezrons. Hezron war der Vater Rams, Ram der Vater Amminadabs. Amminadab der Vater Nachschons, Nachschon der Vater Salmons, Salmon der Vater von Boas, Boas der Vater Obeds, Obed der Vater Isais, Isai der Vater Davids. DIE LETZTEN RICHTER: ELI UND SAMUELSamuels ElternEinst lebte ein Mann aus Ramatajim, ein Zufiter vom Gebirge Efraim, namens Elkana, ein Sohn Jerohams, des Sohnes Elihus, des Sohnes Tohus, des Sohnes Zufs, ein Efraimiter.  Er hatte zwei Frauen. Die eine hieß Hanna, die andere Peninna. Peninna hatte Kinder, Hanna aber war kinderlos.  Dieser Mann zog alljährlich von seinem Wohnort hinauf, um in Schilo den Herrn der Heerscharen anzubeten und ihm zu opfern. Die beiden Söhne Elis, Hofni und Pinhas, waren dort Priester des Herrn.  Sooft Elkana das Opfer darbrachte, konnte er seiner Frau Peninna mit all ihren Söhnen und Töchtern mehrere Opferanteile geben, der Hanna aber, welcher der Herr Kinder versagt hatte, konnte er zu seinem Kummer nur einen Anteil geben, wiewohl er Hanna lieber hatte. Dazu kränkte ihre Nebenbuhlerin sie, um sie zu reizen, weil der Herr ihr keine Kinder geschenkt hatte. So ging es Jahr für Jahr. Sooft sie zum Haus des Herrn hinaufzog, kränkte jene sie so sehr, daß sie weinte und nichts aß. Ihr Mann Elkana suchte sie dann zu trösten: "Hanna, warum weinst du? Warum ißt du nichts? Weshalb bist du so betrübt? Bin ich dir nicht mehr wert als zehn Kinder?" Hannas GelübdeAls man wieder einmal in Schilo die Opfermahlzeit gehalten und getrunken hatte, stand Hanna auf. Eben saß der Priester Eli auf einem Stuhl an einem der Türpfosten des Heiligtums des Herrn. In tiefer Betrübnis betete sie unter heißen Tränen zum Herrn und gelobte folgendes: "Herr der Heerscharen, wenn du das Elend deiner Magd ansiehst und meiner gedenkst und deine Magd nicht vergißt, sondern deiner Magd einen Sohn schenkst, so will ich ihn für sein ganzes Leben dem Herrn weihen, und kein Schermesser soll auf sein Haupt kommen."  Wie sie so lange vor dem Herrn betete, beobachtete Eli ihren Mund. Hanna sprach nämlich leise vor sich hin; nur ihre Lippen bewegten sich, ihre Stimme konnte man aber nicht hören. Darum hielt Eli sie für betrunken. Eli fragte sie: "Wie lange bist du noch betrunken? Sieh zu, daß du wieder nüchtern wirst!" Hanna entgegnete: "Ach nein, mein Herr, ich bin eine Frau, deren Geist beschwert ist. Wein und berauschendes Getränk habe ich nicht getrunken, sondern ich habe mein Herz vor dem Herrn ausgeschüttet. Halte deine Magd nicht für eine Tochter Belials! Nur vor lauter Kummer und Gram habe ich so gebetet."  Eli antwortete ihr: "Gehe hin in Frieden! Der Gott Israels wird dir deine Bitte erfüllen, die du an ihn gerichtet hast." Sie erwiderte: "Möge deine Magd Gnade finden in deinen Augen!" Dann ging die Frau ihres Weges und aß und war nicht mehr traurig. Samuel Geburt und WeiheNachdem sie am anderen Morgen in der Frühe vor dem Herrn ihre Anbetung verrichtet hatten, kehrten sie in ihr Haus nach Rama zurück. Elkana erkannte seine Frau Hanna, und der Herr gedachte ihrer. Als ein Jahr vergangen war, gebar Hanna, die guter Hoffnung geworden war, einen Sohn. Sie nannte ihn Samuel; "denn", sagte sie, "vom Herrn habe ich ihn erbeten."  Als ihr Mann Elkana mit seiner ganzen Familie wieder hinaufzog, um dem Herrn das jährliche Opfer und das, was er gelobt hatte, darzubringen, ging Hanna nicht mit hinauf, sondern sagte zu ihrem Mann: "Wenn der Knabe entwöhnt ist, will ich ihn hinbringen, damit er vor dem Herrn erscheint und für immer dort bleibt."  Ihr Mann Elkana erwiderte ihr: "Tue, was du für gut hältst! Bleibe, bis du ihn entwöhnt hast! Möge der Herr sein Versprechen erfüllen!" So blieb die Frau zurück und stillte ihren Sohn bis zu seiner Entwöhnung. Sobald sie ihn entwöhnt hatte, führte sie ihn mit sich hinauf samt einem dreijährigen Rind, einem Efa Mehl und einem Schlauch Wein. So brachte sie ihn in das Heiligtum des Herrn in Schilo. - Der Knabe war damals noch sehr jung.  Als man das Rind geschlachtet und den Knaben zu Eli gebracht hatte, sagte sie: "Verzeihe, Herr! So wahr du lebst, mein Herr! Ich bin die Frau, die hier bei dir stand, um den Herrn anzuflehen. Um diesen Knaben habe ich gebetet. Nun hat mir der Herr die Bitte gewährt, die ich an ihn richtete. So übergebe ich ihn dem Herrn. Für sein ganzes Leben sei er dem Herrn geweiht!" - Dann betete sie dort den Herrn an. Hannas LobgesangHanna sprach folgendes Gebet: "Im Herrn jubelt auf mein Herz, übergroß ist im Herrn mein Glück. Nun kann meinen Mund ich auftun vor meinen Feinden; denn deiner Hilfe darf ich mich freuen.  Keiner ist heilig wie der Herr; denn keiner ist außer dir. Wie unser Gott ist kein anderer Gott! Laßt euer prahlend Getue! In eurem Mund ersterbe jegliches freche Wort! Denn der Herr ist ein allwissender Gott, von ihm werden gewogen die Taten. Zerbrochen wird der Bogen der Starken, doch mit Kraft gürten sich die Schwachen. Es müssen die Satten um Brot sich verdingen, übergenug hat jetzt, wer hungerte. Sieben Kinder wird haben, die unfruchtbar war, doch die mit Kindern gesegnet, wird vor Trauer vergehen. Der Herr ist es, der tötet und wieder ins Lebens ruft, der in die Unterwelt führt und wieder heraufbringt. Arm und reich macht der Herr, er erniedrigt und er erhöht. Aus dem Staub hebt er den Schwachen empor und zieht aus dem Schmutz den Armen, neben Fürsten richtet er ihnen den Sitz, weist ihnen Ehrenplätze an. Des Herrn sind ja die Säulen der Welt, darauf den Erdkreis er stellte. Seiner Frommen Schritte behütet er wohl, doch die Frevler verschwinden in Finsternis; denn durch eigene Kraft kommt der Mensch nicht zum Sieg. Der Herr wird zerschmettern, wer gegen ihn streitet, am Himmel rollen lassen den Donner. Richten wird der Herr die Enden der Erde; Kraft wird er leihen seinem König, erhöhen die Macht seines Gesalbten." Elkana kehrte nach Rama in sein Haus zurück. Der Knabe besorgte den Dienst des Herrn unter der Aufsicht des Priesters Eli. ELIS VERWERFUNG - SAMUELS BERUFUNGDie Schuld der Söhne ElisDie Söhne Elis waren nichtswürdige Menschen. Sie kümmerten sich weder um den Herrn noch um die gesetzlichen Vorschriften für die Priester dem Volk gegenüber. Sooft nämlich jemand ein Opfer darbrachte, kam, während das Fleisch kochte, der Diener des Priesters, mit einer dreizackigen Gabel in der Hand,  und stach damit in den Kessel oder Topf, in die Pfanne oder die Schüssel. Alles, was die Gabel heraufbrachte, nahm der Priester für sich. So machten sie es bei allen Israeliten, die dorthin nach Schilo kamen. Sogar bevor man das Fett verbrannte, erschien der Diener des Priesters und sagte zu dem Opfernden: "Gib Fleisch her zum Braten für den Priester! Er will von dir kein gekochtes Fleisch haben, sondern rohes." Entgegnete aber jener: "Man muß doch zuerst das Fett verbrennen. Dann kannst du dir nehmen, was du magst", antwortete der: "Nein, gib es sofort her, sonst nehme ich es mit Gewalt!" So war die Sünde der jungen Männer sehr schwer vor dem Herrn, weil sie die Leute vom Opfer des Herrn abhielten. Hannas MutterglückDer Knabe Samuel versah, mit einem linnenen Schurz bekleidet, den Dienst vor dem Herrn.  Seine Mutter machte ihm immer aufs neue einen kleinen Rock und brachte ihn alljährlich mit, wenn sie mit ihrem Mann hinaufzog, um das jährliche Opfer darzubringen. Dann segnete Eli den Elkana und dessen Frau mit den Worten: "Möge der Herr dir Kinder schenken von dieser Frau an Stelle dessen, den sich der Herr erwählt hat!" Hierauf kehrten sie heim. Da nahm sich der Herr Hannas an. Sie wurde guter Hoffnung und gebar noch drei Söhne und zwei Töchter. Der junge Samuel aber wuchs heran im Heiligtum des Herrn. Eli ermahnt seine SöhneEli war sehr alt. Als er hörte, was seine Söhne alles an ganz Israel verübten, und daß sie sich mit den Frauen vergingen, die am Eingang des Offenbarungszeltes Dienste taten, sagte er zu ihnen: "Warum treibt ihr solche Dinge, daß ich von allen Leuten hier eure Schandtaten zu hören bekomme? Nein, meine Söhne, das Gerücht ist nicht gut, das ich vom Volk des Herrn über euch verbreiten höre. Wenn sich ein Mensch gegen einen Menschen vergeht, so entscheidet Gott als Richter über ihn. Vergeht sich aber ein Mensch gegen den Herrn, wer kann dann als Richter für ihn auftreten?" Indes hörten sie nicht auf ihres Vaters Worte; denn der Herr hatte beschlossen, sie sterben zu lassen. Der junge Samuel aber wuchs heran und gewann an Gunst beim Herrn und bei den Menschen. Weissagung über den Untergang des Hauses EliEines Tages kam ein Gottesmann zu Eli und sagte zu ihm: "So spricht der Herr: Ich offenbarte mich der Familie deines Vaters, als sie noch in Ägypten dem Haus des Pharao dienstbar war,  und erwählte sie mir aus allen Stämmen Israels zu Priestern, die zu meinem Altar emporsteigen, Räucherwerk anzünden und das Schulterkleid in meinem Heiligtum tragen sollten. Ich überwies dem Haus deines Vaters alle Feueropfer der Israeliten. Warum tretet ihr meine Opfer und Gaben, die ich in meiner Wohnung angeordnet habe, mit Füßen? Warum ehrst du deine Söhne mehr als mich, daß ihr euch mästet mit den besten Stücken aller Opfergaben meines Volkes Israels? Deshalb lautet der Spruch des Herrn, des Gottes Israel: Wohl habe ich gesagt: Dein Haus und deines Vaters Haus sollen immer den Dienst in meinem Heiligtum verrichten. Jetzt aber, spricht der Herr, sei das fern von mir! Denn wer mich ehrt, den ehre ich. Wer mich aber verachtet, der soll in Schande geraten.  Siehe, die Zeit wird kommen, wo ich dich und das Haus deines Vaters demütigen werden, so daß es in deiner Familie keinen Mann von Ansehen mehr geben wird. Dann wirst du voll banger Erwartung auf jeden schauen, der Israel Gutes tut. Nie mehr wird es in deinem Haus einen Mann von Ansehen geben. Wenn ich den einen oder anderen nicht wegraffe vom Dienst an meinem Altar, so doch nur, um seine Augen verschmachten und sein Herz sich abhärmen zu lassen. Die ganze Brut deines Hauses soll in tiefer Erniedrigung sterben! Dies sei das Zeichen, das an deinen beiden Söhnen Hofni und Pinhas eintreffen wird: an einem Tag werden beide sterben! Ich aber werde mir einen zuverlässigen Priester bestellen, der nach meinem Sinn und Willen handelt. Ihm werde ich ein Haus bauen, das Bestand hat, damit er allezeit vor mir als mein Gesalbter wandle. Wer dann von deinem Haus noch übrig ist, wird kommen und sich vor ihm niederwerfen, um ein Geldstück oder einen Laib Brot zu erbetteln, und sagen: Teile mich einer deiner Priesterschaften zu, damit ich ein Stück Brot zu essen habe!" Gottes Offenbarung an SamuelDer junge Samuel verrichtete den Dienst des Herrn unter Elis Aufsicht. In jener Zeit war eine Offenbarung des Herrn etwas Seltenes; ein Gesicht kam nicht häufig vor.  Eines Tages nun geschah folgendes: Eli schlief in seinem Gemach. Seine Augen waren schwach geworden, so daß er nicht mehr sehen konnte. Die Gotteslampe war aber noch nicht erloschen. Samuel schlief im Heiligtum des Herrn, wo die Gotteslade stand.  Da rief der Herr den Samuel. Dieser antwortete: "Hier bin ich", lief zu Eli und sagte: "Hier bin ich. Du hast mich gerufen." Jener erwiderte: "Ich habe dich nicht gerufen. Lege dich wieder schlafen!" Da ging er und legte sich schlafen. Der Herr aber rief wiederum den Samuel. Samuel stand auf, ging zu Eli und sagte: "Hier bin ich. Du hast mich gerufen." Jener erwiderte: "Ich habe dich nicht gerufen, mein Sohn. Lege dich wieder schlafen!" Samuel hatte nämlich den Herrn noch nicht kennengelernt; es war ihm noch keine Offenbarung des Herrn zuteil geworden. Der Herr rief nun den Samuel zum dritten Mal. Dieser stand auf, ging zu Eli und sagte: "Hier bin ich. Du hast mich gerufen." Jetzt erkannte Eli, daß der Herr den Knaben rief. Daher sagte Eli zu Samuel: "Geh, lege dich schlafen! Wenn man dich ruft, so antworte: Rede, Herr, dein Diener hört!" Samuel ging und legte sich an seinem Platz schlafen. Da kam der Herr, stellte sich hin und rief wie die vorigen Male: "Samuel, Samuel!" Samuel antwortete: "Rede, dein Diener hört!" Nun sagte der Herr zu Samuel: "Ich will in Israel etwas ausführen, daß jedem, der davon hört, beide Ohren gellen sollen. Dann werde ich an Eli alles in Erfüllung gehen lassen, was ich seinem Haus angedroht habe, von Anfang bis zu Ende. Ich habe ihm kundtun lassen, daß ich sein Haus für alle Zeit verurteilt habe. Er wußte, daß seine Söhne an mir schändlich handelten, und bestrafte sie dennoch nicht. Darum habe ich dem Haus Eli geschworen: Niemals soll die Schuld des Hauses Eli durch Opfer oder Gaben gesühnt werden!" Mitteilung der Offenbarung an EliSamuel blieb bis zum Morgen liegen. Dann öffnete er die Tore am Heiligtum des Herrn. Samuel fürchtete sich, Eli das Gesicht mitzuteilen. Eli rief daher Samuel zu sich und sagte: "Samuel, mein Sohn!" Der antwortete: "Hier bin ich." Jener fragte: "Was hat er zu dir gesagt? Verhehle es mir nicht! Gott möge dir dieses und jenes antun, wenn du mir etwas von dem verhehlst, was er zu dir gesagt hat!" Nun erzählte ihm Samuel die ganze Offenbarung, ohne ihm etwas zu verschweigen. Jener erwiderte: "Es ist der Herr. Er tue, was ihm wohlgefällt!" Samuel als Prophet anerkanntSamuel wuchs heran, und der Herr war mit ihm und ließ keine seiner Ankündigungen unerfüllt. Ganz Israel von Dan bis Beerscheba erkannte, daß Samuel wahrhaft ein Prophet des Herrn war.  Der Herr erschien auch weiterhin in Schilo; denn der Herr offenbarte sich dem Samuel in Schilo durch das Wort des Herrn. DIE BUNDESLADE IM PHILISTERKRIEGVerlust der BundesladeNun galt Samuels Wort in ganz Israel. Damals zogen die Israeliten zum Kampf gegen die Philister und lagerten sich bei Eben-Eser, während die Philister bei Afek ihr Lager hatten.  Die Philister stellten sich gegen die Israeliten auf. Der Kampf zog sich lange hin. Schließlich wurden die Israeliten von den Philistern geschlagen. Diese hieben auf dem Kampfplatz gegen 4.000 Mann nieder. Als das Heer ins Lager zurückgekehrt war, fragten die Ältesten der Israeliten: "Warum hat uns der Herr heute durch die Philister eine Niederlage erleiden lassen? Wir wollen die Bundeslade des Herrn aus Schilo zu uns holen lassen. Wenn sie in unsere Mitte kommt, wird er uns aus der Hand unserer Feinde befreien." Also sandte das Volk nach Schilo, und man holte von dort die Bundeslade des Herrn der Heerscharen, der über den Kerubim thront. Die beiden Söhne Elis, Hofni und Pinhas, begleiteten die Bundeslade Gottes. Als die Bundeslade des Herrn im Lager eintraf, erhob ganz Israel ein solches Jubelgeschrei, daß die Erde erdröhnte. Die Philister hörten den lauten Jubel und fragten: "Was bedeutet das laute Jubelgeschrei im Lager der Israeliten?" Sie erfuhren, daß die Lade des Herrn ins Lager gekommen sei. Nun gerieten die Philister in Furcht und sagten: "Gott ist ins Lager gekommen." Und sie riefen: "Wehe uns! Denn so etwas ist früher nicht geschehen. Wehe uns! Wer rettet uns aus der Hand dieser mächtigen Gottheit? Das ist derselbe Gott, der die Ägypter mit allerlei Plagen in der Wüste schlug. Rafft euch auf und zeigt euch als Männer, ihr Philister! Sonst müßt ihr den Hebräern dienen, wie sie euch gedient haben! Seid Männer und kämpft!" So kämpften die Philister, und die Israeliten wurden geschlagen. Sie flohen ein jeder in seine Heimat. Die Niederlage war sehr schwer. Es fielen von den Israeliten 30.000 Mann Fußvolk. Auch die Lade Gottes wurde erbeutet, und die beiden Söhne Elis, Hofni und Pinhas, fielen. Tod Elis und seiner SchwiegertochterEin Mann aus Benjamin eilte vom Schlachtfeld weg und gelangte noch am selben Tag mit zerrissenen Kleidern und mit Erde auf dem Haupt nach Schilo.  Bei seiner Ankunft saß Eli voller Erwartung auf einem Stuhl neben dem Torweg; denn sein Herz bangte um die Lade Gottes. Als der Mann angelangt war und der Stadt die Nachricht gebracht hatte, schrie die ganze Stadt auf. Eli hörte das laute Geschrei und fragte: "Was bedeutet der laute Lärm?" Der Mann kam eilends herbei und brachte Eli die Kunde. Eli war 98 Jahre alt, und seine Augen waren blind geworden, so daß er nichts mehr sehen konnte. Der Mann sagte zu Eli: "Ich komme vom Schlachtfeld. Ich bin heute aus dem Kampf geflohen." Er fragte: "Wie ist es denn zugegangen, mein Sohn?" Der Bote erwiderte: "Die Israeliten sind vor den Philistern geflohen. Das Heer erlitt eine schwere Niederlage. Auch deine beiden Söhne Hofni und Pinhas sind gefallen, und die Lade Gottes ging verloren." Als er die Lade Gottes erwähnte, fiel jener rücklings vom Stuhl neben dem Tor, brach das Genick und verschied; denn er war alt und ein schwerer Mann. Vierzig Jahre war er Richter über Israel gewesen. Seine Schwiegertochter, die Frau des Pinhas, war hochschwanger. Als sie die Nachricht vom Verlust der Gotteslade und vom Tod ihres Schwiegervaters und ihres Mannes erhielt, sank sie nieder und gebar. Plötzlich waren nämlich die Wehen über sie gekommen. Als es mit ihr zum Sterben ging, sagten die Frauen, die sie umstanden: "Sei getrost, du hast einem Sohn das Leben geschenkt!" Sie aber gab keine Antwort und achtete nicht darauf. Den Knaben nannte sie Ikabod, indem sie sagte: "Dahin ist die Ehre für Israel." War doch die Gotteslade verloren nebst ihrem Schwiegervater und ihrem Mann.  Sie rief also aus: "Dahin ist der Ruhm Israels; denn die Lade Gottes ist weggenommen worden." Die Bundeslade im Land der PhilisterNachdem die Philister die Lade des Herrn erbeutet hatten, brachten sie diese von Eben-Eser nach Aschdod.  Dann nahmen die Philister die Gotteslade, brachten sie in den Tempel Dagons und stellten sie neben Dagon auf.  Als aber die Einwohner von Aschdod am nächsten Morgen aufstanden, lag Dagon mit seinem Gesicht auf dem Boden vor der Lade des Herrn. Sie nahmen Dagon und stellten ihn wieder an seinen Platz. Als sie am folgenden Morgen aufstanden, lag Dagon wieder mit seinem Angesicht am Boden vor der Lade des Herrn. Dagons Kopf und seine beiden Arme lagen abgeschlagen auf der Schwelle. Daneben lag Dagons Rumpf. Daher treten die Priester Dagons und alle, die im Dagontempel Dienst tun, nicht auf die Schwelle Dagons in Aschdod bis auf den heutigen Tag.  Die Hand des Herrn aber legte sich schwer auf die Bewohner von Aschdod. Er setzte sie in Schrecken, indem er sie mit Pestbeulen schlug, Aschdod und sein ganzes Gebiet. Als nun die Einwohner von Aschdod sahen, daß es so stand, sagten sie: "Die Lade des Gottes Israels darf nicht bei uns bleiben; denn seine Hand lastet schwer auf uns und unserem Gott Dagon." Sie schickten deshalb hin, ließen alle Philisterhäuptlinge zu sich kommen und fragten: "Was sollen wir mit der Lade des Gottes Israels tun?" Diese antworteten: "Man schaffe die Lade des Gottes Israels hinüber nach Gat!" Man brachte nun die Lade des Gottes Israels dorthin.  Als man sie aber hingebracht hatte, ließ der Herr eine große Bestürzung über die Stadt kommen. Er schlug die Bewohner der Stadt, groß und klein, so daß Pestbeulen an ihnen hervorbrachen. Nun sandten sie die Gotteslade nach Ekron. Als die Gotteslade nach Ekron kam, schrien die Bewohner von Ekron: "Man bringt die Lade des Gottes Israels zu uns, um uns mit dem ganzen Volk zu töten."  So sandten sie denn hin, ließen alle Philisterhäuptlinge zusammenkommen und baten: "Schickt die Lade des Gottes Israels fort! Sie soll an den Ort zurückkommen, wohin sie gehört. Sonst könnte sie uns und unser Volk töten." Denn es lag ein tödlicher Schrecken über der ganzen Stadt. Schwer lastete die Hand Gottes auf ihr. Die Leute, die nicht starben, wurden mit Pestbeulen geschlagen, und das Wehgeschrei der Stadt stieg zum Himmel empor. Rat der Priester und WahrsagerNachdem die Lade des Herrn sieben Monate im Gebiet der Philister geweilt hatte, beriefen die Philister die Priester und Wahrsager und fragten: "Was sollen wir mit der Lade des Herrn machen? Tut uns kund, auf welche Weise wir sie an den Ort, wohin sie gehört, zurückschicken sollen!" Diese erwiderten: "Wenn ihr die Lade des Gottes Israels zurücksenden wollt, schickt sie nicht leer zurück, sondern gebt ihm ein Sühnegeschenk! So werdet ihr geheilt werden, und es wird euch kund werden, warum seine Hand nicht von euch abläßt." Sie fragten: "Was für ein Sühnegeschenk sollen wir ihm geben?" Jene erwiderten: "Gemäß der Zahl der Philisterhäuptlinge fünf goldene Beulen und fünf goldene Mäuse; denn die gleiche Plage traf euch alle und eure Häuptlinge.  Laßt also Abbildungen eurer Beulen und eurer Mäuse, die das Land verwüsteten, anfertigen und gebt dem Gott Israels die Ehre! Vielleicht läßt er dann seine Hand nicht mehr auf euch und eurem Gott und eurem Land lasten. Warum solltet ihr eurer Herz verhärten, wie die Ägypter und Pharao ihr Herz verhärtet haben? Nicht wahr, als er ihnen übel mitspielte, mußte man sie ziehen lassen? Laßt also jetzt einen neuen Wagen machen und besorgt zwei Milchkühe, auf die noch kein Joch gekommen ist! Spannt die Kühe an den Wagen und bringt ihre Kälber von ihnen weg in den Stall! Dann nehmt die Lade des Herrn, setzt sie auf den Wagen und legt die Goldsachen, die ihr ihm als Sühnegeschenk gebt, in ein Kästchen neben sie! Laßt sie dann des Weges ziehen! Gebt acht: wenn sie den Heimweg nach Bet-Schemesch antreten, so hat er dieses große Unglück über uns gebracht; wenn nicht, wissen wir, daß nicht seine Hand uns traf, sondern ein Zufall uns begegnet ist." Die Rückkehr der Bundeslade nach Bet-SchemeschDie Leute taten so. Sie nahmen zwei Milchkühe und spannten sie an den Wagen, während sie ihre Kälber im Stall zurückbehielten. Sie setzten die Lade des Herrn auf den Wagen samt dem Kästchen mit den goldenen Mäusen und den Abbildern ihrer Geschwülste. Die Kühe aber gingen geradewegs auf der Straße nach Bet-Schemesch. Sie blieben, immerfort brüllend, auf dem gleichen Weg, ohne nach rechts oder nach links abzubiegen. Die Philisterfürsten folgten ihnen bis an das Gebiet von Bet-Schemesch. Die Bewohner von Bet-Schemesch hielten gerade Weizenernte im Talgrund. Als sie aufschauten und die Lade sahen, freuten sie sich bei ihrem Anblick. Der Wagen kam bis zum Feld Joschuas aus Bet-Schemesch und blieb dort stehen. Hier lag ein großer Stein. Nun spalteten sie das Holz des Wagens und brachten die Kühe dem Herrn als Brandopfer dar. Die Leviten aber nahmen die Lade des Herrn und das Kästchen neben ihr, in dem sich die Goldsachen befanden, und stellten sie auf den großen Stein. Die Leute von Bet-Schemesch brachten Brandopfer dar und schlachteten dem Herrn an jenem Tag Schlachtopfer. Als die fünf Philisterfürsten dies sahen, kehrten sie am gleichen Tag nach Ekron zurück. Das sind die goldenen Beulen, die die Philister dem Herrn als Sühnegeschenk gaben: eine für Aschdod, eine für Gaza, eine für Aschkelon, eine für Gat, eine für Ekron. Dazu die goldenen Mäuse gemäß der Zahl aller Philisterorte der fünf Fürsten, sowohl der befestigten Städte als auch der offenen Dörfer. Der große Stein, auf den sie die Lade des Herrn niedersetzten, liegt bis auf den heutigen Tag auf dem Feld Joschuas von Bet-Schemesch. Die Bundeslade in Kirjat-JearimWeil sie in die Lade des Herrn hineingeschaut hatten, suchte er die Bewohner von Bet-Schemesch heim, und zwar schlug er siebzig Mann aus dem Volk [- 50.000 Mann]. Das Volk trauerte darüber, daß der Herr ein so großes Unglück über das Volk hatte kommen lassen.  Und die Leute von Bet-Schemesch fragten: "Wer vermag vor dem Herrn, diesem heiligen Gott, Dienst zu tun? Zu wem soll er von uns hinziehen?"  Sie schickten darum Boten zu den Bewohnern von Kirjat-Jearim und ließen sagen: "Die Philister haben die Lade des Herrn zurückgebracht. Kommt herab und holt sie zu euch hinauf!"  Da kamen die Bewohner von Kirjat-Jearim, holten die Lade der Herrn hinauf und brachten sie in das Haus Abinadabs auf dem Hügel. Seinen Sohn Eleasar bestimmten sie zum Hüter der Lade des Herrn. SAMUELS WIRKSAMKEIT ALS RICHTERIsraels BußeSeit dem Tag, da die Lade sich in Kirjat-Jearim befand, verging eine lange Zeit, zwanzig Jahre. Das ganze Haus Israel wandte sich wieder voll Wehklagen dem Herrn zu. Da sagte Samuel zum ganzen Haus Israel: "Wenn ihr von ganzem Herzen zum Herrn zurückkehren wollt, so entfernt die heidnischen Götzen und die Astartebilder aus eurer Mitte, richtet euer Herz auf den Herrn und dient allein ihm! So wird er euch aus der Gewalt der Philister erretten." Die Israeliten schafften nun die Baale und Astarten fort und dienten dem Herrn allein.  Hierauf gebot Samuel: "Versammelt ganz Israel in Mizpa. Ich will für euch zum Herrn beten!"  So versammelten sie sich denn in Mizpa, schöpften Wasser, gossen es vor dem Herrn aus, fasteten an jenem Tag und bekannten dort: "Wir haben uns gegen den Herrn versündigt." Samuel aber sprach den Israeliten in Mizpa Recht. Sieg über die PhilisterAls die Philister erfuhren, daß sich die Israeliten in Mizpa versammelt hatten, zogen die Philisterfürsten gegen Israel heran. Auf die Kunde davon gerieten die Israeliten in Furcht vor den Philistern. Die Israeliten baten Samuel: "Rufe ohne Unterlaß für uns zum Herrn, unserem Gott, daß er uns aus der Hand der Philister errettet!" Samuel nahm ein Lamm, das noch gesäugt wurde, und brachte es dem Herrn als volles Brandopfer dar. Dabei betete Samuel laut für Israel zum Herrn, und der Herr erhörte ihn. Während nämlich Samuel gerade das Brandopfer darbrachte, rückten die Philister gegen Israel zum Kampf heran. Aber der Herr ließ zur selben Zeit ein Gewitter mit fruchtbaren Donnergekrach über die Philister ausbrechen. Dadurch setzte er sie in solche Verwirrung, daß sie den Israeliten unterlagen. Die Israeliten zogen von Mizpa aus, verfolgten die Philister und schlugen sie bis unterhalb Bet-Kar.  Samuel nahm dann einen Stein, stellte ihn zwischen Mizpa und Jeschana auf und nannte ihn Eben-Eser (Stein der Hilfe); denn er sagte: "Bis hierher hat uns der Herr geholfen".  Samuels friedliches WirkenSo wurden die Philister niedergeworfen und kamen fortan nicht mehr in Israels Gebiet. Denn solange Samuel lebte, war die Hand des Herrn gegen die Philister. Die Städte, welche die Philister den Israeliten weggenommen hatten, kamen wieder an Israel zurück, von Ekron bis Gat. Auch das dazugehörige Landgebiet entriß Israel der Hand der Philister. Ebenso herrschte Friede zwischen Israel und den Amoritern. Samuel waltete während seines ganzen Lebens als Richter in Israel. Alljährlich zog er umher, besuchte Bet-El, Gilgal und Mizpa und sprach den Israeliten an all diesen Orten Recht. Dann kehrte er nach Rama zurück; denn dort hatte er sein Haus und dort hielt er den Israeliten Gericht. Auch baute er dort dem Herrn einen Altar. EINFÜHRUNG DES KÖNIGTUMS IN ISRAELIsrael verlangt einen KönigAls Samuel alt geworden war, bestellte er seine Söhne zu Richtern über Israel. Sein Erstgeborener hieß Joël, sein Zweitgeborener Abija. Sie walteten in Beerscheba als Richter.  Aber seine Söhne wandelten nicht auf seinen Wegen, sondern gingen auf Gewinn aus, nahmen Geschenke an und beugten das Recht. Nun versammelten sich alle Ältesten Israels, kamen zu Samuel nach Rama und sagten zu ihm: "Du bist nun alt geworden, und deine Söhne wandeln nicht auf deinen Wegen. Setze also einen König über uns ein, daß er uns regiere, wie es bei allen Völkern Sitte ist!" Gottes GewährenDem Samuel aber mißfiel ihr Verlangen: "Setze einen König über uns ein, daß er uns regiere!" - Als Samuel sich beim Herrn beklagte, antwortete der Herr dem Samuel: "Höre auf das Verlangen des Volkes in allem, was es von dir fordert! Nicht dich haben sie verworfen, sondern mich, daß ich nicht länger König über sie sei.  Sie machen es mit dir genau so, wie sie es mit mir gemacht haben seit der Zeit, da ich sie aus Ägypten weggeführt habe, bis auf diesen Tag: sie verließen mich und dienten anderen Göttern. Höre nur auf ihr Verlangen, aber verwarne sie ernstlich und stelle ihnen die Ansprüche des Königs vor, der über sie herrschen wird!" Samuels Warnung - Die Rechte des KönigsSamuel teilte dem Volk, das von ihm einen König forderte, alle Worte des Herrn mit. Er sagte: "Folgende Rechte wird der König, der über euch herrschen wird, beanspruchen: Eure Söhne wird er nehmen, um sie bei seinen Wagen und Rossen zu verwenden und sie vor seinen Wagen herlaufen zu lassen. Er wird Oberste über tausend und Oberste über fünfzig einsetzen. Sie müssen sein Ackerland pflügen, seine Ernte einbringen und ihm Kriegsgeräte und Wagengeschirr anfertigen. Eure Töchter wird er holen, damit sie Salben bereiten, kochen und backen. Eure besten Äcker, Weinberge und Ölbaumgärten wird er nehmen und seinen Dienern geben. Von euren Saatfeldern und Weinbergen wird er den Zehnten erheben und seine Hofleute und Beamten damit bezahlen. Eure Knechte und Mägde, eure besten Rinder und eure Esel wird er nehmen und sie für seine Geschäfte verwenden.  Von euren Schafen wird er den Zehnten erheben, und ihr selbst werdet seine Knechte sein. Wenn ihr dann über den König, den ihr euch erwählt habt, Klage führt, wird euch der Herr an jenem Tag nicht erhören!" Das Beharren des Volkes auf seiner ForderungAber das Volk wollte auf Samuels Vorstellungen nicht hören, sondern rief: "Nein, ein König soll über uns herrschen! Wir wollen so sein wie alle anderen Völker: Unser König soll uns Recht sprechen, vor uns herziehen und unsere Kriege führen!" Samuel hörte alles, was das Volk verlangte, an und trug es dem Herrn vor. Der Herr aber sagte zu Samuel: "Gib ihrem Verlangen nach und setze einen König über sie ein!" Da sagte Samuel zu den Israeliten: "Geht, ein jeder in seine Stadt!" Saul wird König in IsraelDamals lebte ein Mann aus Benjamin namens Kisch, ein Sohn des Abiël, des Sohnes Zerors, des Sohnes Bechorats, des Sohnes Afiachs, ein wohlhabender Benjaminiter. Er hatte einen Sohn namens Saul, jung und schön. Keiner der Israeliten war schöner als er. Von der Schulter an aufwärts überragte er alle anderen.  Saul auf der Suche nach den EselinnenAls einst dem Kisch, dem Vater Sauls, Eselinnen abhanden gekommen waren, sagte Kisch zu seinem Sohn Saul: "Nimm einen der Knechte mit dir und mache dich auf den Weg, die Eselinnen zu suchen!". So durchzog er das Gebirge Efraim und durchquerte die Landschaft Schalischa, ohne sie zu finden. Nun durchstreiften sie das Gebiet von Schaalim, aber vergebens. Dann ging es durch das Gebiet von Benjamin, aber sie fanden sie nicht.  Sauls Einkehr bei SamuelAls sie in die Gegend von Zuf kamen, sagte Saul zu dem Knecht, der bei ihm war: "Komm, wir wollen heimkehren! Sonst wird sich mein Vater um uns statt um die Eselinnen Sorge machen." Jener erwiderte ihm: "Hier in dieser Stadt lebt ein Mann Gottes. Er ist hoch angesehen. Alles, was er sagt, trifft sicher ein. Gehen wir gleich hin! Vielleicht gibt er uns Bescheid in der Sache, derentwegen wir unterwegs sind."  Saul antwortete seinem Knecht: "Was müssen wir, wenn wir hingehen, dem Mann mitbringen? Das Brot in unseren Beuteln ist ausgegangen, und wir haben kein Geschenk, um es dem Gottesmann zu geben. Was haben wir sonst?" Doch der Knecht erwiderte dem Saul noch einmal: "Hier habe ich noch einen silbernen Viertelschekel. Ich will ihn dem Gottesmann geben, damit er uns in unserer Sache Bescheid gibt."  Früher sagte man in Israel, wenn man Gott befragen ging, so: "Kommt, wir gehen zum Seher!" Denn die jetzt Propheten heißen, nannten man vor Zeiten Seher. Saul antwortete seinem Knecht: "Dein Vorschlag ist gut. Komm, wir gehen!" So gingen sie in die Stadt, wo der Gottesmann wohnte. Als sie den Weg, der zur Stadt anstieg, hinaufgingen, trafen sie Mädchen, die herauskamen, um Wasser zu holen. Sie fragten diese: "Ist der Seher da?" Sie antworteten ihnen: "Ja, da vor dir. Beeile dich aber; denn er kam heute in die Stadt, weil heute das Volk auf der Höhe eine Opferfeier hält. Wenn ihr in die Stadt kommt, werdet ihr ihn gerade noch antreffen, bevor er auf die Höhe zum Opfermahl hinaufgeht. Denn das Volk beginnt das Opfermahl nicht, bevor er da ist. Erst wenn er das Mahl gesegnet hat, essen die Geladenen. Geht also hinauf; denn jetzt könnt ihr ihn noch antreffen." So gingen sie zur Stadt hinauf. Gerade als sie in die Stadt eintreten wollten, kam Samuel heraus, ihnen entgegen, um zur Anhöhe hinaufzusteigen. Nun hatte der Herr am Tag, bevor Saul kam, dem Samuel folgende Offenbarung gegeben: "Morgen um diese Zeit werde ich dir einen Mann aus dem Gebiet Benjamin schicken. Ihn salbe zum Fürsten über mein Volk Israel! Er wird mein Volk aus der Gewalt der Philister befreien. Denn ich will meinem Volk gnädig sein. Sein Hilferuf ist zu mir gedrungen." Als Samuel den Saul erblickte, tat ihm der Herr kund: "Dies ist der Mann, von dem ich dir sagte: Er soll über mein Volk herrschen!" Da trat Saul im Tor an Samuel heran und fragte: "Sage mir doch, wo das Haus des Sehers ist!" Samuel antwortete dem Saul: "Ich bin der Seher. Gehe mit mir zur Höhe hinauf! Ihr sollt heute mit mir essen. Morgen früh lasse ich dich ziehen. Dann gebe ich dir Bescheid über alles, was du auf dem Herzen hast. Wegen der Eselinnen, die dir vor drei Tagen abhanden gekommen sind, brauchst du dir keine Sorge zu machen. Sie haben sich gefunden. Wem übrigens gilt die ganze Sehnsucht Israels? Doch dir und deinem ganzen Vaterhaus?" Saul entgegnete: "Ich bin nur ein Benjaminiter, aus einem der kleinsten Stämme Israels, und mein Geschlecht ist das geringste unter allen Geschlechtern des Stammes Benjamin. Warum redest du so zu mir?" Samuel nahm nun Saul und dessen Knecht, führte sie in die Halle und wies ihnen einen Platz an der Spitze der Geladenen an, deren es etwa dreißig Mann waren. Samuel sagte dann zum Koch: "Bringe das Stück her, das ich dir gab mit dem Auftrag, es beiseitezulegen!" Da nahm der Koch die Keule mit dem, was an ihr war, und setzte sie dem Saul vor. Samuel aber sagte: "Das wurde aufgehoben. Lege dir vor und iß! Denn für diesen Augenblick wurde es für dich aufgespart, schon als ich sagte: Ich habe die Gäste eingeladen." So aß Saul an jenem Tag mit Samuel. Als sie von der Anhöhe zur Stadt herabgestiegen waren, redete er noch mit Saul auf dem Dach. Sauls SalbungSie standen früh auf. Als die Morgenröte anbrach, rief Samuel zu Saul auf das Dach hinauf: "Steh auf! Ich will dich begleiten." Da stand Saul auf, und beide, er und Samuel, gingen hinaus. Während sie der Grenze des Stadtgebietes zuschritten, sagte Samuel zu Saul: "Laß den Knecht uns weit vorausgehen!" - Der ging voraus. - "Du selbst aber bleibe stehen! Ich habe dir ein Gotteswort zu verkünden." Nun nahm Samuel die Ölflasche, goß sie über Sauls Haupt aus, küßte ihn und sagte: "Hiermit salbt dich der Herr zum Fürsten über sein Eigentum.  Die drei ZeichenWenn du jetzt von mir weggehst, wirst du zu Zelzach beim Grab der Rahel an der Grenze von Benjamin zwei Männer treffen, die dir sagen werden: Die Eselinnen, die du suchen gingst, haben sich wieder gefunden. Dein Vater denkt jetzt nicht mehr an den Vorfall mit den Eselinnen. Er macht sich aber um euch Sorge und sagt: Was soll ich wegen meines Sohnes tun?  Wenn du dann von dort weitergehst und zur Tabor-Eiche kommst, werden dir dort drei Männer begegnen, die zum Heiligtum nach Bet-El hinaufziehen. Der eine trägt drei Böcklein, der andere drei Laibe Brot und der dritte einen Schlauch Wein.  Sie werden dich grüßen und dir zwei Brote anbieten. Nimm sie von ihnen an! Wenn du dann zum Hügel Gottes gelangst, wo die Philisterposten sind, wirst du dort beim Eintritt in die Stadt einer Schar von Propheten begegnen. Sie kommen von der Höhe. Vor ihnen her ertönen Harfen, Pauken, Flöten und Zithern. Sie selbst sind in Verzückung.  Da wird der Geist des Herrn über dich kommen. Du wirst mit ihnen in Verzückung geraten und in einen anderen Menschen verwandelt werden. Wenn diese Zeichen bei dir eintreffen, so tue, was deine Kraft zu leisten vermag; denn Gott ist mit dir. Dann gehe mir voran nach Gilgal hinunter! Ich werde zu dir hinabkommen, um Brandopfer darzubringen und Friedopfer zu schlachten. Warte sieben Tage, bis ich zu dir komme und dir mitteile, was du tun sollst!"  Saul unter den ProphetenNachdem er den Rücken gekehrt hatte, um von Samuel wegzugehen, wandelte ihm Gott sein Herz um; und noch am selben Tag trafen alle jene Zeichen ein. Als Saul und sein Knecht nach Gibea kamen, begegnete ihnen eine Schar von Propheten, und der Geist Gottes kam über Saul, so daß er mitten unter ihnen in Verzückung geriet. Als nun alle, die ihn von früher her kannten, sahen, wie er mit den Propheten in Verzückung geraten war, fragten die Leute einander: "Was ist denn mit dem Sohn des Kisch geschehen? Ist Saul auch unter den Propheten?" Da erwiderte ein Mann von dort: "Wer ist denn schon deren Vater?" - So entstand das Sprichwort: "Ist Saul auch unter den Propheten?"  Als seine Verzückung vorüber war und er auf die Höhe kam,  fragte Sauls Onkel ihn und seinen Knecht: "Wohin seid ihr gegangen?" Er antwortete: "Die Eselinnen zu suchen. Als wir sahen, daß sie nicht da waren, gingen wir zu Samuel." Sauls Onkel bat ihn: "Erzähle mir, was Samuel zu euch gesagt hat!" Saul entgegnete seinem Onkel: "Er teilte uns mit, daß sich die Eselinnen wiedergefunden haben!" - Was ihm aber Samuel von der Königswürde gesagt hatte, verriet er nicht. Sauls Wahl zum KönigEines Tages, als Samuel das Volk zum Herrn nach Mizpa berufen hatte, sagte er zu den Israeliten: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe Israel aus Ägypten weggeführt und euch errettet aus der Gewalt der Ägypter und aller Königreiche, die euch bedrängten. Ihr aber verwerft jetzt euren Gott, der euch aus allen Nöten und Bedrängnissen befreit hat, indem ihr von ihm verlangt: Setze einen König über uns ein! Nun denn, so stellt euch vor dem Herrn auf nach euren Stämmen und Tausendschaften!" Als Samuel alle Stämme Israels hatte antreten lassen, wurde der Stamm Benjamin durch das Los getroffen. Er ließ nun den Stamm Benjamin nach seinen Geschlechtern antreten, und das Los fiel auf das Geschlecht Matri. Dann fiel das Los auf Saul, den Sohn des Kisch. Als man nach ihm suchte, konnte man ihn nicht finden. Sie befragten daher noch einmal den Herrn: "Ist er überhaupt hierher gekommen?" Der Herr antwortetet: "Ja, er hat sich beim Gepäck versteckt." Man eilte hin und holte ihn von dort. Als er mitten unter das Volk trat, überragte er alle anderen von der Schulter an aufwärts. Samuel sagte zu allem Volk: "Seht ihr, dem, den der Herr erwählt hat, kommt keiner gleich im ganzen Volk!" Da brach das Volk in lautem Jubel aus und rief: "Es lebe der König!" Samuel trug nun dem Volk die Rechte des Königtums vor, schrieb sie in ein Buch und legte es vor dem Herrn nieder. Dann entließ Samuel das ganze Volk, einen jeden in seine Heimat. Auch Saul kehrte in seine Heimat nach Gibea zurück. Die Schar derer, denen Gott das Herz gerührt hatte, geleitete ihn.  Einige nichtswürdige Menschen aber sagten: "Was kann der uns helfen?" Sie verachteten ihn und brachten ihm kein Geschenk. Er aber tat, als merke er nichts. Die Belagerung von Jabesch-GileadDer Ammoniter Nahasch zog aus und belagerte Jabesch-Gilead. Die Leute von Jabesch ließen nun dem Nahasch sagen: "Schließe einen Vertrag mit uns, so wollen wir uns dir unterwerfen!"  Der Ammoniter Nahasch aber antwortete ihnen: "Unter der Bedingung will ich einen Vertrag mit euch schließen, daß ich jedem von euch das rechte Auge aussteche und damit ganz Israel beschimpfe." Die Ältesten von Jabesch erwiderten ihm: "Gewähre uns eine Frist von sieben Tagen, damit wir Boten in das ganze Gebiet von Israel senden! Wenn niemand uns zu Hilfe kommt, wollen wir uns dir ergeben." Sauls Sieg über die AmmoniterAls die Boten nach Gibea kamen, wo Saul wohnte, und die Sachlage dem Volk vortrugen, brach das ganze Volk in lautes Weinen aus.  Saul kam gerade hinter den Rindern her vom Feld heim. "Was haben die Leute, daß sie weinen?" fragte Saul. Man berichtete ihm die Lage der Bewohner von Jabesch. Da kam der Geist Gottes über Saul, als er diese Nachricht vernahm, und er geriet in heftigen Zorn. Er ergriff ein Paar Rinder, zerstückelte sie, sandte die Stücke durch die Boten in ganz Israel umher und ließ verkünden: "Wer nicht mit Saul und Samuel auszieht, dessen Rindern soll es gerade so ergehen!" Ein gewaltiger Schrecken befiel das Volk, so daß es auszog wie ein Mann. Als er sie bei Besek musterte, waren es 300.000 Israeliten und 30.000 Judäer. Den Boten, die gekommen waren, sagte man: "Meldet den Bewohner von Jabesch-Gilead: Morgen, wenn die Sonne am höchsten steht, soll euch Hilfe werden!" Als die Boten heimkamen und es den Bewohnern von Jabesch berichteten, freuten sich diese. Und die Bewohner von Jabesch ließen Nahasch sagen: "Morgen wollen wir uns euch ergeben. Dann könnt ihr mit uns machen, was euch gefällt." Am folgenden Morgen teilte Saul die Schar in drei Heerhaufen. Diese drangen zur Zeit der Morgenwache in das Lager ein und schlugen die Ammoniter, bis der Tag heiß wurde. Was übrigblieb, wurde zersprengt, so daß nicht zwei von ihnen zusammenblieben. Daraufhin sagte das Volk zu Samuel: "Wer hat gesagt: Saul soll über uns nicht König sein? Übergib uns die Männer, daß wir sie töten!" Saul aber entgegnete: "An diesem Tag soll niemand getötet werden! Denn heute hat der Herr Israel Sieg verliehen." Bestätigung Sauls als KönigSamuel sagte zum Volk: "Kommt, laßt uns nach Gilgal ziehen und dort das Königtum bestätigen!" Da zog das ganze Volk nach Gilgal. Dort vor dem Herrn in Gilgal setzten sie Saul zum König ein. Sie schlachteten dort Friedopfer vor dem Herrn, und Saul feierte da mit allen Israeliten ein großes Freudenfest.  SAMUEL LEGT DAS RICHTERAMT NIEDERSamuels RechenschaftsablageNun wandte sich Samuel an ganz Israel: "Seht, ich habe in allem, was ihr mir vortrugt, euer Verlangen erfüllt und habe einen König über euch gesetzt. Nun wird der König vor euch einherziehen. Ich bin alt und grau geworden. Meine Söhne sind unter euch. Von meiner Jugend an bis heute lag mein Wandel offen vor euch. Hier stehe ich. Tretet gegen mich auf vor dem Herrn und seinem Gesalbten! Wem habe ich seinen Ochsen weggenommen? Wem habe ich seinen Esel fortgeführt? Wen habe ich bedrückt? Wem Gewalt angetan? Von wem habe ich Bestechungsgeld angenommen und ein Auge ihm gegenüber zugedrückt? Ich will es euch zurückerstatten." Sie antworteten: "Du hast uns nicht bedrückt, hast uns keine Gewalt angetan und hast von keinem etwas angenommen." Er sagte zu ihnen: "Der Herr sei mein Zeuge euch gegenüber, und Zeuge sei sein Gesalbter am heutigen Tag, daß ihr kein unrechtes Gut in meinem Besitz gefunden habt." Sie riefen. "So ist es." Samuel erinnert an Gottes WohltatenDa sagte Samuel zum Volk: "Der Herr ist es, der Mose und Aaron bestellt und eure Väter aus Ägypten geführt hat. Nun tretet heran, damit ich euch vor dem Herrn alle Wohltaten vorhalte, die der Herr euch und euren Vätern erwiesen hat! Als Jakob nach Ägypten gekommen war und eure Väter zum Herrn um Hilfe schrien, sandte der Herr den Mose und Aaron. Diese führten eure Väter aus Ägypten fort und gaben ihnen Wohnsitze in diesem Land. Sie aber vergaßen den Herrn, ihren Gott. Nun ließ er sie in die Gewalt Siseras fallen, des Heerführers des Königs der Moabiter, als diese sie bekriegten. Als sie aber zum Herrn um Hilfe schrien und bekannten: Wir haben gesündigt dadurch, daß wir den Herrn verlassen und den Baalen und Astarten gedient haben; nun aber errette uns aus der Gewalt unserer Feinde, so wollen wir dir dienen, - da sandte der Herr den Jerubbaal, Barak, Jiftach und Samuel und befreite euch aus der Gewalt eurer Feinde ringsum, so daß ihr in Sicherheit wohnen konntet. Samuel mahnt zur Treue gegen GottAls ihr aber saht, daß der Ammoniterkönig Nahasch gegen euch heranrückte, sagtet ihr zu mir: Nein, ein König soll über uns herrschen. Und doch ist euer König der Herr, euer Gott.  Nun denn, da ist der König, den ihr erwählt, den ihr gewollt habt. Seht, der Herr hat euch einen König bestellt. Möchtet ihr den Herrn fürchten und ihm dienen, seinen Willen befolgen und dem Befehl des Herrn nicht widerstreben! Möchtet sowohl ihr als der König, der über euch herrscht, dem Herrn, eurem Gott, folgsam sein. Wenn ihr den Willen des Herrn nicht befolgt und dem Befehl des Herrn widerstrebt, wird die Hand des Herrn wider euch sein wie gegen eure Väter. Nun aber gebt acht und seht, welch großes Wunder der Herr vor euren Augen geschehen läßt! Ist jetzt nicht Weizenernte? Ich werde den Herrn anrufen, er möge Donner und Regen senden. Dann werdet ihr erkennen und sehen, wie groß in den Augen des Herrn das Unrecht war, das ihr begangen habt, als ihr für euch einen König verlangtet."  Als Samuel zum Herrn rief, sandte der Herr noch am gleichen Tag Donner und Regen. Das ganze Volk geriet in große Furcht vor dem Herrn und Samuel. Und das ganze Volk bat Samuel: "Lege für deine Knechte Fürbitte ein bei dem Herrn, deinem Gott, damit wir nicht sterben! Denn wir haben zu all unseren Sünden noch das Unrecht hinzugefügt, einen König für uns zu verlangen." Samuel erwiderte dem Volk: "Fürchtet euch nicht! Ihr habt zwar all dieses Unrecht begangen. Aber laßt jetzt wenigstens nicht mehr vom Herrn ab, sondern dient dem Herrn mit eurem ganzen Herzen! Fallt nach mir nicht wieder zu den nichtigen Götzen ab, die nicht helfen und nicht retten können, weil sie nichts sind! Denn dann wird der Herr sein Volk um seines großen Namens willen nicht verstoßen; hat es doch dem Herrn gefallen, euch zu seinem Volk zu machen. Auch von mir sei es fern, am Herrn mich zu versündigen, indem ich aufhöre, Fürbitte für euch einzulegen. Vielmehr will ich euch den guten und rechten Weg lehren. Nur fürchtet den Herrn und dient ihm aufrichtig mit ganzem Herzen; denn seht, was Großes er an euch getan hat! Wenn ihr aber doch böse handelt, so werdet ihr samt eurem König hinweggerafft werden." SAULS KRIEG GEGEN DIE PHILISTERAusbruch des KriegesSaul war ... Jahre alt, als er König wurde, und ... Jahre herrschte er über Israel.  Saul wählte sich 3.000 Mann aus Israel aus: 2.000 blieben bei Saul in Michmas und auf dem Gebirge von Bet-El, 1.000 standen unter Jonatan bei Gibea-Benjamin. Den Rest des Volkes entließ er, jeden in seine Heimat.  Jonatan zertrümmerte die Philistersäule, die in Gibea stand. Die Philister erfuhren es. Nun ließ Saul im ganzen Land in das Widderhorn stoßen und verkünden: "Die Hebräer sollen es hören!" Ganz Israel vernahm die Kunde: "Saul hat die Philistersäule zertrümmert, und ganz Israel hat sich dadurch bei den Philistern in Verruf gebracht." So wurde das Volk aufgeboten, Saul nach Gilgal zu folgen. Die Philister sammelten sich nun zum Kampf gegen Israel: 30.000 Streitwagen und 6.000 Wagenkämpfer, das Fußvolk so zahlreich wie der Sand am Ufer des Meeres. Sie zogen heran und lagerten sich bei Michmas östlich von Bet-Awen.  Sauls Opfer in Gilgal - Die Verwerfung des Hauses SaulAls die Israeliten sahen, daß sie in eine schlimme Lage gerieten und das Volk hart bedrängt wurde, versteckten sie sich in Höhlen, Erdlöchern, Felsspalten, Gräbern und Zisternen. Sie flohen sogar über die Jordanfurten in das Land Gad und Gilead. - Saul weilte immer noch in Gilgal. Das Volk war ihm eiligst dahin gefolgt. Er wartete sieben Tage bis zu der Zeit, die Samuel bestimmt hatte. Aber Samuel kam nicht nach Gilgal. Als das Volk anfing, ihm davonzulaufen, befahl Saul: "Bringt mir das Brand- und die Friedopfer!", und er brachte das Brandopfer dar. Kaum war er mit der Darbringung des Brandopfers fertig, als Samuel erschien. Saul ging ihm entgegen, um ihn zu begrüßen. Samuel aber fragte: "Was hast du getan?" Saul antwortete: "Weil ich sah, daß die Leute mir davonliefen und du zur bestimmten Zeit nicht kamst, die Philister aber in Michmas versammelt sind,  dachte ich: Jetzt werden die Philister gegen mich nach Gilgal herabziehen, bevor ich noch den Herrn günstig gestimmt habe. So faßte ich mir ein Herz und brachte das Brandopfer dar." Da sagte Samuel zu Saul: "Du hast töricht gehandelt, daß du den Befehl des Herrn, deines Gottes, den er dir gab, nicht befolgt hast. Dann hätte der Herr dein Königtum über Israel für immer bestätigt.  So aber wird dein Königtum keinen Bestand haben. Der Herr hat sich einen Mann nach seinem Herzen gesucht. Ihn hat der Herr zum Fürsten über sein Volk bestellt, weil du nicht befolgt hast, was der Herr dir geboten hat." Dann machte sich Samuel auf und ging von Gilgal nach Gibea-Benjamin hinauf. Saul musterte die Leute, die sich noch bei ihm befanden: ungefähr 600 Mann. Saul weilte mit seinem Sohn Jonatan und den Leuten, die ihnen zu Gebot standen, zu Gibea-Benjamin, während die Philister sich in Michmas gelagert hatten.  Wehrlosigkeit der IsraelitenDa zog aus dem Lager der Philister eine plündernde Schar in drei Abteilungen aus: die eine Abteilung wandte sich auf den Weg nach Ofra nach dem Gebiet von Schual;  die andere schlug den Weg nach Bet-Horon ein, die dritte zog nach dem Grenzweg, der über das Hyänental nach der Wüste hinabschaut.  Es gab damals keinen Schmied im ganzen Land Israel; denn die Philister dachten sich: "Sonst könnten sich die Hebräer Schwerter und Lanzen anfertigen." Daher mußten alle Israeliten zu den Philistern hinabgehen, wenn jemand sich eine Pflugschar, eine Hacke, eine Axt oder einen Ochsenstachel schmieden lassen wollte. oder wenn die Schneiden der Pflugscharen, Hacken, Äxte stumpf geworden und die Ochsenstecken gerade zu machen waren.  So gab es bei Ausbruch des Krieges weder Schwert noch Lanze in der Hand des ganzen Kriegsvolkes, das bei Saul und Jonatan war. Nur bei Saul und seinem Sohn Jonatan fanden sich solche. Jonatans HeldentatEin Posten der Philister war nach dem Paß von Michmas vorgerückt. Eines Tages sagte Jonatan, der Sohn Sauls, zu seinem Waffenträger: "Komm, wir gehen hinüber, auf den Posten der Philister los, der dort drüben steht!" Seinem Vater aber sagte er nichts davon. Saul saß am anderen Ende von Gibea unter dem Granatbaum, der bei Migron steht. Ungefähr 600 Mann waren bei ihm. Ahija, der Sohn Ahitubs, des Bruders Ikabods, des Sohnes des Pinhas, des Sohnes Elis, des Priesters des Herrn in Schilo, trug das Schulterkleid. Auch das Kriegsvolk wußte nicht, daß Jonatan weggegangen war.  Inmitten des Passes, den Jonatan überschreiten mußte, um an den Philisterposten heranzukommen, lag eine Felszacke hüben und eine Felszacke drüben. Die eine hieß Bozez, die andere Senne. Die eine Felszacke erhob sich wie eine Säule auf der Nordseite Michmas gegenüber, die andere im Süden Geba gegenüber. Jonatan sagte zu seinem Waffenträger: "Komm, wir gehen auf den Posten dieser Unbeschnittenen drüben los. Vielleicht hilft uns der Herr; denn für den Herrn besteht kein Hindernis, durch viele oder wenige Leute zum Sieg zu verhelfen." Sein Waffenträger erwiderte ihm: "Tue alles, was du vorhast! Ich bin zu allem bereit, was du willst." Jonatan sagte: "Gut, wir gehen zu den Leuten hinüber und zeigen uns ihnen.  Wenn sie uns zurufen: Steht still, bis wir zu euch kommen! , bleiben wir an der Stelle, wo wir sind, stehen und steigen nicht zu ihnen hinauf. Wenn sie uns aber sagen: Kommt zu uns herauf! , steigen wir hinauf; denn dann hat der Herr sie in unsere Hand gegeben. Das soll uns als Zeichen dienen." Als sich die beiden dem Philisterposten zeigten, spotteten die Philister: "Seht, da kommen die Hebräer aus den Löchern hervor, in die sie sich verkrochen haben." Und die Leute des Postens riefen Jonatan und seinem Waffenträger zu: "Kommt herauf zu uns! Wir möchten euch etwas erzählen." Jonatan aber sagte zu seinem Waffenträger: "Folge mir nach; denn der Herr hat sie in die Hand Israels gegeben!" Jonatan kletterte auf Händen und Füßen hinauf und sein Waffenträger hinter ihm her. Da stürzten sie vor Jonatan nieder, und sein Waffenträger tötete sie vollends. Das erste Blutbad, das Jonatan und sein Waffenträger anrichteten, forderte ungefähr zwanzig Mann auf einer Strecke von ungefähr einem halben Morgen Länge. Entsetzen erhob sich im Lager, auf dem freien Feld und unter dem ganzen Heer. Auch die Posten und die plündernde Schar erschraken. Dazu bebte die Erde, und es entstand ein Gottesschrecken. Israels SiegAls nun die Späher Sauls, die sich zu Gibea-Benjamin befanden, Ausschau hielten, sahen sie, daß die Menge hin und her wogte. Saul befahl den Leuten, die bei ihm waren: "Haltet Musterung und seht zu, wer von uns weggegangen ist!" - Als man die Musterung abhielt, zeigte sich, daß Jonatan und sein Waffenträger fehlten. Saul bat nun Ahija: "Laß die Gotteslade herbringen!" - Denn damals war die Gotteslade unter den Israeliten.  Während Saul mit dem Priester redete, wurde das Getöse im Lager der Philister immer stärker. Daher bat Saul den Priester: "Laß es sein!" Nun erhob auch Saul und alle Leute, die bei ihm waren, das Kriegsgeschrei. Als sie auf dem Kampfplatz eintrafen, fanden sie das Schwert des einen gegen den anderen gekehrt. Es herrschte eine ungeheure Verwirrung. Die Hebräer, die es seit langem mit den Philistern gehalten hatten und mit ihnen ins Feld gezogen waren, fielen ab, um sich den Israeliten unter Saul und Jonatan anzuschließen. Auch alle Israeliten, die sich im Gebirge Efraim versteckt hatten und von der Flucht der Philister hörten, setzten diesen nach, um sie zu bekämpfen, und der Kampf setzte sich über Bet-Awen hinaus fort. - So verlieh der Herr an jenem Tag Israel den Sieg. Sauls FluchDie Israeliten aber waren an jenem Tag in Bedrängnis geraten. Darum sprach Saul über das Kriegsvolk folgenden Fluch aus: "Verflucht sei der Mann, der vor Abend etwas zu sich nimmt, bis ich an meinen Feinden Rache genommen habe!" - Keiner von den Leuten genoß deshalb Speise. Nun kam das ganze Kriegsvolk in einen Wald. Dort gab es auf einem freien Feld Honig. Als das Kriegsvolk zu den Waben kam, die von Honig überflossen, führte dennoch keiner die Hand zum Mund, weil die Leute sich vor dem Fluch fürchteten. Nur Jonatan hatte nicht gehört, wie sein Vater über das Volk einen Fluch ausgesprochen hatte. So streckte er die Spitze des Stabes aus, den er in der Hand hielt, tauchte sie in eine Honigwabe und führte seine Hand zum Mund. Da wurden seine Augen wieder hell. Einer von den Kriegern aber wandte sich an ihn und sagte: "Dein Vater hat einen Fluch über das Volk ausgesprochen: Verflucht sei der Mann, der heute etwas zu sich nimmt! " Die Leute waren nämlich todmüde. Jonatan erwiderte: "Mein Vater stürzt das Land ins Unglück. Seht doch, wie klar meine Augen geworden sind, weil ich dies bißchen Honig genossen habe. Wenn doch die Leute von der Beute ihrer Feinde, die sie machten, gegessen hätten, wie groß wäre dann die Niederlage der Philister geworden?" Sauls Eintreten für das GesetzSo schlugen sie an jenem Tag die Philister von Michmas bis Ajalon. - Da die Leute sehr erschöpft waren, stürzten sie sich über die Beute her, nahmen Schafe, Rinder und Kälber, schlachteten sie am Boden und genossen sogar das Blut mit. Als man Saul mitteilte: "Die Leute versündigen sich gegen den Herrn, indem sie das Blut mitgenießen", sagte er: "Ihr tut Unrecht. Wälzt mir, noch solange es Tag ist, einen großen Stein herbei!" Dann gebot Saul: "Mischt euch unter die Leute und sagt ihnen: Ein jeder bringe sein Rind oder sein Schaf her zu mir und schlachte es hier! Dann könnt ihr essen, ohne euch durch den Genuß von Blut gegen den Herrn zu versündigen." Jeder von den Leuten brachte das Stück Vieh, das ihm zur Hand war, noch in der Nacht herbei, und sie schlachteten es dort.  Und Saul erbaute dem Herrn einen Altar. - Das war der erste Altar, den er dem Herrn errichtete. Das Heer verhindert Jonatans HinrichtungDann befahl Saul: "Wir wollen die Philister in der Nacht verfolgen und unter ihnen plündern, bis der Morgen anbricht! Keinen von ihnen wollen wir übriglassen!" Sie antworteten: "Tue, was immer dir gut scheint!" Der Priester aber sagte: "Wir wollen erst Gott befragen!" - Nun fragte Saul bei Gott an: "Soll ich die Philister verfolgen? Wirst du sie in die Hand Israels geben?" - Doch er erteilte ihm an diesem Tag keine Antwort.  Da befahl Saul: "Tretet hierher, all ihr Häupter des Volkes! Untersucht sorgfältigst, von wem diese Versündigung heute begangen wurde! Denn so wahr der Herr lebt, der Israel den Sieg verliehen hat, selbst wenn mein Sohn Jonatan schuldig ist, soll er sterben!" Aber niemand aus dem Volk gab ihm Antwort. Nun befahl er allen Israeliten: "Ihr sollt auf der einen Seite stehen, ich und mein Sohn Jonatan wollen die andere Seite bilden." Das Volk antwortete: "Tue, was du für gut hältst!" Saul betete nun zum Herrn: "Gott Israels, gib die Entscheidung!" Da fiel das Los auf Jonatan und Saul, das Volk aber ging frei aus. Jetzt befahl Saul: "Lost zwischen mir und meinem Sohn Jonatan." - Nun fiel das Los auf Jonatan. Saul gebot dem Jonatan: "Sage mir, was du getan hast!" Jonatan bekannte ihm: "Ich habe mit der Spitze des Stabes, den ich in meiner Hand hatte, nur ein wenig Honig gekostet. Ich bin bereit zu sterben." Saul erwiderte: "Gott soll mir antun, was er will, wenn du nicht sterben mußt, Jonatan!" Aber das Heer erklärte Saul: "Was? Jonatan, der diesen großen Sieg in Israel errungen hat, soll sterben? Das darf nicht sein! So wahr der Herr lebt, nicht ein Haar seines Hauptes soll zu Boden fallen! Denn mit Gottes Hilfe hat er den heutigen Sieg errungen." - So befreite das Heer Jonatan vom Tod. Saul stand nun von der Verfolgung der Philister ab und zog hinauf. Die Philister aber kehrten in ihr Land zurück. - Sauls weitere KriegstatenNachdem Saul die Königswürde über Israel erlangt hatte, führte er Kriege ringsum gegen alle seine Feinde, gegen Moab, gegen die Ammoniter, gegen Edom, gegen die Könige von Zoba und gegen die Philister. Wohin er sich wandte, war er siegreich.  Er bewies Tapferkeit, schlug die Amalekiter und rettete Israel aus der Gewalt seines Plünderers. Sauls FamilieDie Söhne Sauls waren Jonatan, Jischwi und Malkischua. Die ältere seiner beiden Töchter hieß Merab, die jüngere Michal.  Sauls Frau hieß Ahinoam und war eine Tochter des Ahimaaz. Sein Heerführer hieß Abner, er war ein Sohn Ners, des Onkels Sauls; denn Kisch, der Vater Sauls, und Ner, der Vater Abners, waren Söhne Abiëls. Solange Saul lebte, gab es schwere Kämpfe gegen die Philister. Wenn daher Saul irgendeinen tapferen und tüchtigen Mann sah, nahm er ihn in seine Dienste.  DER KRIEG GEGEN DIE AMALEKITER - SAULS VERWERFUNGGottes Befehl zum Kampf gegen AmalekEines Tages sagte Samuel zu Saul: "Der Herr hat mich gesandt, dich zum König über sein Volk Israel zu salben. Höre nun auf den Befehl des Herrn! So spricht der Herr der Heerscharen: Ahnden will ich, was Amalek den Israeliten zugefügt hat, da es sich ihnen in den Weg stellte, als sie aus Ägypten heraufzogen.  Ziehe nun hin und schlage Amalek, vollziehe den Bann an ihm und an allem, was ihm gehört! Übe keine Schonung an ihm, sondern töte Mann und Frau, Kind und Säugling, Rind und Schaf, Kamel und Esel!" Sauls Sieg und VerfehlungHierauf bot Saul das Volk auf und musterte sie in Telaim: 200.000 Mann Fußvolk und 10.000 Judäer. Dann zog Saul gegen die Hauptstadt der Amalekiter und legte im Bachtal einen Hinterhalt. Den Kenitern aber ließ Saul sagen: "Auf! Zieht euch eilends aus dem Bereich der Amalekiter zurück, damit ich euch nicht mit ihnen vernichte! Denn ihr habt euch gegen alle Israeliten, als sie aus Ägypten heraufzogen, freundlich erwiesen." So zogen sich die Keniter aus dem Bereich der Amalekiter zurück.  Saul schlug die Amalekiter von Hawila bis Schur, das östlich von Ägypten liegt. Agag, den König der Amalekiter, nahm er lebendig gefangen und vollzog am ganzen Volk den Bann mit der Schärfe des Schwertes. Saul und das Volk verschonten jedoch den Agag und die besten Tiere unter den Schafen und Rindern, die fetten Tiere und die Lämmer, überhaupt alles Wertvolle. Sie wollten daran den Bann nicht vollziehen. Nur an dem, was gering und wertlos war, vollstreckten sie den Bann. Das Verwerfungsurteil über SaulNun erging das Wort des Herrn an Samuel also: "Es reut mich, daß ich Saul zum König gemacht habe. Denn er hat sich von mir abgewandt und meine Befehle nicht durchgeführt." - Das schmerzte Samuel, und er flehte die ganze Nacht zum Herrn. Als Samuel früh am anderen Morgen dem Saul entgegengehen wollte, wurde Samuel berichtet: "Saul hat sich nach Karmel begeben und sich dort ein Denkmal errichtet. Dann ist er umgekehrt und weiter nach Gilgal hinabgezogen."  Als Samuel zu Saul kam, sagte Saul zu ihm: "Sei gesegnet vom Herrn! Ich habe den Befehl des Herrn ausgeführt." Samuel entgegnete: "Was ist das für ein Blöken von Schafen und Ziegen, das da an mein Ohr dringt, und was soll das Brüllen von Rindern, das ich höre?" Saul gab zur Antwort: "Man hat sie von den Amalekitern mitgebracht. Das Volk hat nämlich die besten Tiere von den Schafen und Rindern verschont, um sie dem Herrn, deinem Gott, zu opfern. Das übrige habe wir gebannt." Samuel erwiderte Saul: "Halt ein! Ich will dir verkünden, was der Herr mir in dieser Nacht offenbarte:" Er bat ihn: "Rede!" Samuel sagte: "Bist du nicht, obgleich du dir selbst gering vorkamst, das Haupt der Stämme Israels geworden? Denn der Herr hat dich zum König über Israel gesalbt. Nun hat der Herr dich hingesandt und dir befohlen: Ziehe hin und vollstrecke den Bann an den Frevlern, den Amalekitern, und bekämpfe sie, bis du sie vernichtet hast! Warum hast du dem Befehl des Herrn nicht gehorcht, sondern dich über die Beute hergemacht und getan, was mißfällig war in den Augen des Herrn?" Saul entgegnete Samuel: "Ich habe dem Befehl des Herrn gehorcht und den Zug unternommen, zu dem der Herr mich ausgesandt hat. Ich habe Agag, den König der Amalekiter, mitgebracht und an den Amalekitern den Bann vollstreckt, Das Volk aber hat Schafe und Rinder von der Beute genommen, das Beste von dem Banngut, um es dem Herrn, deinem Gott, in Gilgal zu opfern." Samuel aber sagte: "Hat der Herr an Brand- und Schlachtopfern ein größeres Gefallen als am Gehorsam gegen den Befehl des Herrn? Siehe, Gehorsam ist besser als Opfer, Folgsamkeit besser als das Fett von Widdern. Denn Ungehorsam ist so schlimm wie die Sünde der Zauberei, Eigenwille so schlimm wie der Frevel mit Terafim. Weil du den Befehl des Herrn mißachtet hast, verschmäht er dich als König."  Sauls späte ReueSaul sagte zu Samuel: "Ich habe gesündigt, indem ich den Befehl des Herrn und deine Weisungen übertreten habe. Ich fürchtete mich nämlich vor dem Volk und gab seiner Forderung nach. Jetzt aber vergib mir meine Sünde und kehre mit mir um, damit ich den Herrn anbete!" Doch Samuel erwiderte Saul: "Ich kehre nicht mit dir um. Weil du den Befehl des Herrn verschmäht hast, hat der Herr dich als König über Israel verworfen." Als sich Samuel umwandte, um wegzugehen, erfaßte jener den Zipfel seines Mantels; der aber riß ab. Samuel sagte zu ihm: "Der Herr hat heute die Königswürde über Israel von dir abgerissen und sie einem anderen gegeben, der besser ist als du. Auch lügt der beständige Gott Israels nicht, noch empfindet er Reue; denn er ist nicht ein Mensch, daß ihn etwas gereuen könnte." Jener erwiderte: "Habe ich auch gesündigt, so tue mir doch die Ehre an vor den Ältesten meines Volkes und vor Israel und kehre mit mir um, daß ich den Herrn, deinen Gott, anbete!" Nun kehrte Samuel um und folgte Saul, und Saul betete den Herrn an. Agags Tod - Samuel trennt sich von SaulDann befahl Samuel: "Bringt den Amalekiterkönig Agag her zu mir!" Freudig trat Agag zu ihm hin. Agag sagte: "So ist also des Todes Bitterkeit gewichen." Samuel aber sprach: "So wie dein Schwert Frauen kinderlos machte, so werde auch deine Mutter kinderlos unter den Frauen!" Und Samuel hieb den Agag in Stücke vor dem Herrn in Gilgal. Hierauf begab sich Samuel nach Rama, und Saul zog hinauf in seine Heimat nach Gibea. Samuel sah den Saul nicht mehr bis zu seinem Tod; denn Saul tat dem Samuel leid, weil der Herr es bereute, daß er Saul zum König über Israel gemacht hatte.  SAUL UND DAVIDSamuels Reise nach BetlehemEines Tages sagte der Herr zu Samuel: "Wie lange willst du noch um Saul trauern, da ich ihn doch verworfen habe? Er kann nicht weiter König über Israel sein! Fülle dein Horn mit Öl und mache dich auf den Weg! Ich sende dich zu Isai aus Betlehem; denn unter seinen Söhnen habe ich mir einen als König ersehen." Samuel antwortete: "Wie kann ich hingehen? Wenn Saul davon hört, bringt er mich um!" Der Herr aber befahl: "Nimm ein junges Rind mit dir und sage: Ich komme, um dem Herrn ein Opfer zu bringen! Zum Opfer lade Isai ein! Ich werde dir dann kundtun, was du tun sollst. Salbe den, den ich dir bezeichne!" Samuel tat, was der Herr ihm befohlen hatte. Als er nach Betlehem kam, gingen ihm die Ältesten des Ortes voll Furcht entgegen und fragten: "Bedeutet dein Kommen Gutes?" Er erwiderte: "Ja, ich komme, um dem Herrn ein Opfer darzubringen. Heiligt euch und findet euch bei mir zum Opfer ein!" Auch Isai und seine Söhne ließ er sich heiligen und lud sie zum Opfer ein. Davids Salbung zum KönigAls sie kamen und er den Eliab erblickte, dachte er: "Gewiß steht hier vor dem Herrn sein Gesalbter." Der Herr aber sagte zu Samuel: "Schau nicht auf seine äußere Gestalt und seinen hohen Wuchs! Denn ihn habe ich nicht erkoren. Die Menschen sehen ja nicht. Die Menschen blicken auf das Äußere, der Herr aber schaut auf das Herz."  Da rief Isai den Abinadab und führte ihn vor Samuel. Der aber sagte: "Auch ihn hat der Herr nicht erkoren." Nun führte Isai den Schima vor. Er aber sagte: "Auch ihn hat der Herr nicht erkoren." So führte Isai dem Samuel seine sieben Söhne vor. Doch Samuel erklärte dem Isai: "Diese hat der Herr nicht erkoren." Hierauf fragte Samuel den Isai: "Sind das alle deine Söhne?" Dieser erwiderte: "Es fehlt noch der jüngste; der hütet die Schafe." Samuel sagte zu Isai: "Sende hin und laß ihn holen! Denn wir setzen uns nicht eher zu Tisch, als bis er hierherkommt." Er schickte hin und ließ ihn holen. Er war rotblond, hatte schöne Augen und eine schmucke Gestalt. Da sprach der Herr: "Auf! Salbe ihn, denn er ist es!"  Samuel nahm das Ölhorn und salbte ihn inmitten seiner Brüder. Von diesem Tag an und weiterhin kam der Geist des Herrn über David. Samuel aber machte sich auf und kehrte nach Rama heim.  David kommt an Sauls HofDer Geist des Herrn war von Saul gewichen. Dafür quälte ihn ein böser Geist vom Herrn.  Sauls Diener sagten nun zu ihm: "Siehe, dich quält ein böser Geist Gottes. Unser Herr braucht nur ein Wort zu sprechen. Deine Knechte stehen dir zu Diensten. Sie werden jemand suchen, der die Zither zu spielen versteht. Wenn dann der böse Geist Gottes über dich kommt, soll jener die Saiten rühren, und es wird dir besser werden." Saul erwiderte seinen Dienern: "Seht euch für mich nach jemand um, der schön spielen kann, und bringt ihn zu mir!" Einer der Diener sagte: "Ich kenne da einen Sohn des Isai in Betlehem, der sich auf das Saitenspiel versteht. Er ist ein tüchtiger Krieger, kampferprobt, dazu redegewandt und von gutem Äußeren, und der Herr ist mit ihm." Daraufhin sandte Saul Boten an Isai und ließ ihm sagen: "Schicke mir deinen Sohn David, der Schafhirte ist!" Isai belud nun einen Esel mit Brot, einem Schlauch Wein und einem Ziegenböckchen und sandte ihn durch seinen Sohn David zu Saul.  So kam David zu Saul und trat in seine Dienste. Dieser schätzte ihn sehr, so daß er sein Waffenträger wurde. Saul schickte zu Isai und ließ sagen: "Laß David in meinen Diensten bleiben; denn er gefällt mir wohl." Sooft fortan der Geist Gottes über Saul kam, nahm David die Zither und spielte. Dann wurde es Saul leichter und besser, und der böse Geist wich von ihm. DAVID UND GOLIATIsrael im PhilisterkriegDie Philister zogen ihre Truppen zum Kampf zusammen, und zwar sammelten sie sich bei Socho in Juda. Das Lager schlugen sie zwischen Socho und Aseka bei Efes-Dammim auf.  Auch Saul und die Israeliten sammelten sich, schlugen ihr Lager im Terebinthental auf und rüsteten sich zum Kampf gegen die Philister.  Die Philister stellten sich auf dem Berg jenseits, die Israeliten auf dem Berg diesseits auf, so daß das Tal zwischen ihnen lag. Goliats HerausforderungDa trat ein Mittelsmann aus den Reihen der Philister vor. Er hieß Goliat aus Gat. Er war sechs Ellen und eine Spanne hoch,  trug einen ehernen Helm auf dem Haupt und war mit einem Schuppenpanzer bekleidet. Das Gewicht des Panzers betrug 5.000 Schekel Erz.  An den Beinen hatte er eherne Schienen und einen ehernen Wurfspieß auf der Schulter. Der Schaft seiner Lanze war wie ein Weberbaum, und die Spitze seiner Lanze wog 600 Schekel Eisen. Sein Schildträger schritt vor ihm her. Der stellte sich nun hin und rief die Reihen der Israeliten also an: "Warum zieht ihr kampfgerüstet aus? Bin ich nicht der Philister, ihr aber Sauls Knechte? Wählt euch jemand aus, der zu mir herabkommt! Wenn er imstande ist, mit mir zu kämpfen, und mich erschlägt, so wollen wir euch untertan sein. Bin ich ihm aber überlegen und erschlage ich ihn, so sollt ihr uns hörig sein und uns dienen!" Der Philister spottete weiter: "Heute habe ich Israels Reihen Hohn geboten. Stellt mir einen Mann, daß wir miteinander kämpfen!" Als Saul und alle Israeliten diese Reden des Philisters hörten, erschraken sie und fürchteten sich sehr. Isai sendet David zum LagerDavid war der Sohn jenes Efratiters aus Betlehem in Juda, der Isai hieß und acht Söhne hatte. Zu Sauls Zeiten war der Mann alt: er war unter die ältesten Männer vorgerückt. Die drei ältesten Söhne Isais waren mit Saul in den Krieg gezogen. Seine drei Söhne, die ins Feld gezogen waren, hießen: der älteste Eliab, der zweite Abinadab, der dritte Schima. David war der jüngste. Die drei ältesten waren in Sauls Gefolgschaft. David ging öfters von Saul heim, um in Betlehem die Schafe seines Vaters zu hüten. Der Philister aber trat morgens und abends auf und stellte sich hin, vierzig Tage lang. Eines Tages sagte Isai zu seinem Sohn David: "Nimm für deine Brüder ein Efa von diesem gerösteten Korn und diese zehn Brote und bringe sie schnell deinen Brüdern ins Lager! Diese zehn Milchkäse bringe dem Oberst! Erkundige dich nach dem Befinden deiner Brüder und laß dir ihre Löhnung mitgeben! Saul und sie und alle Israeliten befinden sich im Terebinthental im Krieg gegen die Philister." David im LagerFrüh am anderen Morgen übergab David die Herde einem Hüter, nahm die Sachen und machte sich auf den Weg, wie Isai ihm befohlen hatte. Als er zur Wagenburg kam, rückte das Heer eben in Schlachtordnung aus und erhob das Kriegsgeschrei. Israeliten und Philister stellten sich zum Kampf auf, Reihe gegen Reihe. David übergab seine Sachen dem Troßwächter und lief zur Schlachtreihe. Als er hinkam, erkundigte er sich bei seinen Brüdern nach ihrem Befinden. Während er mit ihnen sprach, trat der Vorkämpfer der Philister Goliat, so hieß er, aus Gat, aus der Reihe der Philister und führte dieselben Reden wie früher, so daß David es hörte. Alle Israeliten, die den Mann sahen, flohen vor ihm und fürchteten sich sehr. Ein Israelit sagte: "Habt ihr den Mann gesehen, der da heraufkommt? Nur um die Israeliten zu verhöhnen, schreitet er daher. Wer ihn erschlägt, den will der König sehr reich machen, ihm seine Tochter geben und seine Familie steuerfrei machen in Israel." David fragte die Männer, die neben ihm standen: "Was erhält der Mann, der diesen Philister erschlägt und die Schande von Israel nimmt? Wer ist denn dieser unbeschnittene Philister, daß er die Reihen des lebendigen Gottes verhöhnt?" Die Leute wiederholten ihm das gleiche: "So wird man den belohnen, der ihn erschlägt." Als nun sein ältester Bruder Eliab hörte, wie er mit den Männern sprach, geriet Eliab in Zorn über David und fuhr ihn an: "Wozu bist du eigentlich hergekommen? Wem hast du die paar Schafe in der Steppe überlassen? Ich kenne deine Frechheit und deine Bosheit. Du bist nur hergekommen, um dem Kampf zuzuschauen." David erwiderte: "Was habe ich denn getan? Es war doch nur eine Frage!" Er wandte sich von ihm ab einem anderen zu und stellte dieselbe Frage. Die Leute antworteten ihm wie zuvor. David zum Zweikampf bereitAls man hörte, was David gesprochen hatte, teilte man es Saul mit, und der ließ ihn zu sich kommen. David sagte zu Saul: "Niemand verliere seinetwegen den Mut! Dein Knecht will hingehen und mit diesem Philister kämpfen." Saul erwiderte dem David: "Du kannst diesem Philister nicht gegenübertreten und mit ihm kämpfen. Denn du bist noch ein Knabe, er aber ist ein Kriegsmann von Jugend auf." David entgegnete dem Saul: "Dein Knecht hütete seinem Vater die Schafe. Wenn da ein Löwe oder ein Bär kam und sich ein Schaf aus der Herde holte,  lief ich ihm nach, schlug ihn und riß es ihm aus dem Rachen. Stellte er sich aber wider mich, so packte ich ihn an der Mähne und schlug ihn tot. Löwen und Bären hat dein Knecht erschlagen, und diesem unbeschnittenen Philister wird es ergehen wie jenen allen; denn er hat die Schlachtreihen des lebendigen Gottes verhöhnt." David fuhr fort: "Der Herr, der mich aus den Krallen des Löwen und Bären errettet hat, wird mich auch aus der Gewalt dieses Philisters erretten." Da sagte Saul zu David: "Gehe hin! Der Herr sei mit dir!" Davids Sieg über GoliatSaul ließ dann dem David seine Rüstung anlegen, setzte ihm einen ehernen Helm aufs Haupt und legte ihm einen Panzer an. David gürtete dessen Schwert über seine Rüstung und bemühte sich zu gehen, weil es ihm ungewohnt war. Aber David mußte Saul gestehen: "Ich kann darin nicht gehen, weil ich nicht daran gewöhnt bin." - So legte David sie wieder ab, nahm seinen Stock in die Hand und suchte sich fünf glatte Steine aus dem Bach. Die steckte er in die Hirtentasche, die er als Schleudertasche benutzte. Dann nahm er seine Schleuder zur Hand und trat dem Philister entgegen.  Der Philister kam immer näher an David heran. Sein Schildträger schritt vor ihm her. Als der Philister aufschaute und sich David ansah, hatte er nur Verachtung für ihn, weil er noch so jung war, rotblond und von schmuckem Aussehen. Der Philister rief David zu: "Bin ich denn ein Hund, daß du mit Stöcken zu mir kommst?" Dann verfluchte der Philister David bei seinen Göttern. Hierauf rief der Philister dem David zu: "Komm her zu mir, daß ich dein Fleisch den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes gebe!" David aber erwiderte dem Philister: "Du kommst zu mir mit Schwert, Lanze und Spieß. Ich aber komme zu dir im Namen des Herrn der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels, die du verhöhnt hast. Heute wird dich der Herr in meine Hand geben.  Ich werde dich erschlagen und dir den Kopf abhauen. Ich werde die Leichname des Philisterheeres noch heute den Vögeln des Himmels und den Tieren der Erde preisgeben, damit alle Welt erkennt, daß es in Israel einen Gott gibt. Wissen soll es diese ganze Schar, daß nicht durch Schwert und Speer der Herr den Sieg verleiht. Denn der Krieg ist Sache des Herrn. Er wird euch in unsere Hand geben." Als der Philister sich in Bewegung setzte und immer näher auf David zukam, lief David schnell der Schlachtreihe der Philister entgegen. Dabei griff David in die Tasche, nahm einen Stein heraus, schleuderte ihn und traf den Philister auf die Stirn. Der Stein drang in die Stirn ein, so daß er vornüber zu Boden stürzte. So besiegte David den Philister mit Schleuder und Stein und schlug den Philister tot, ohne daß David ein Schwert in der Hand hatte. Dann lief David hin, trat neben den Philister, nahm dessen Schwert, riß es aus der Scheide und tötete ihn, indem er ihm den Kopf damit abhieb. Als die Philister sahen, daß ihr Stärkster tot war, flohen sie. Verfolgung der PhilisterDa machten sich die Männer von Israel und Juda auf, erhoben das Kriegsgeschrei und verfolgten die Philister bis zum Tal und bis vor die Tore von Ekron. Erschlagene Philister bedeckten den Weg von Schaarajim bis nach Gat und Ekron. Als dann die Israeliten von der Verfolgung der Philister zurückkehrten, plünderten sie deren Lager. David nahm den Kopf des Philisters und brachte ihn nach Jerusalem, während er dessen Waffen in sein Zelt legte.  Saul erkundigt sich nach DavidAls Saul sah, wie David dem Philister entgegentrat, fragte er seinen Feldherrn Abner: "Wessen Sohn ist der Jüngling, Abner?" Abner antwortete: "So wahr du lebst, o König, ich weiß es nicht." Der König sagte: "Erkundige dich, wessen Sohn der junge Mann ist!" Als David nach Besiegung des Philisters zurückkehrte, nahm ihn Abner und führte ihn vor Saul, während er noch den Kopf des Philisters in der Hand hatte. Saul fragte ihn: "Wessen Sohn bis du, junger Mann?" David antwortete: "Der Sohn deines Knechtes Isai aus Betlehem." DAVIDS SCHWIERIGE STELLUNG AM HOF SAULSFreundschaftsbund zwischen David und JonatanAls David sein Gespräch mit Saul beendet hatte, schloß Jonatan den David tief ins Herz, und Jonatan gewann ihn so lieb wie sich selbst. Saul nahm ihn an jenem Tag zu sich und ließ ihn nicht mehr in sein Vaterhaus zurückkehren. Jonatan schloß mit David einen Bund, weil er ihn liebte wie sich selbst. Jonatan zog das Obergewand aus, das er trug, und gab es David, dazu seine Rüstung samt seinem Schwert, seinem Bogen und seinem Gürtel.  Sooft David auszog, hatte er Erfolg, wohin immer Saul ihn sandte. Deshalb setzte ihn Saul über die Kriegsleute. Er war beliebt beim ganzen Volk, auch bei den Hofleuten Sauls. David wird als Sieger gefeiertAls David nach der Erschlagung des Philisters zurückkehrte, kamen beim Einzug die Frauen aus allen Städten Israels singend und Reigen tanzend dem König Saul entgegen mit Pauken, Jubelgesang und Zimbeln. Dabei sangen die tanzenden Frauen: "Saul hat seine Tausend erschlagen, David aber seine Zehntausend." Sauls Neid und Eifersucht auf David Saul geriet darüber in heftigen Zorn; denn dieses Lied mißfiel ihm sehr. Er sagte: "Dem David gaben sie zehntausend, mir dagegen nur tausend. Nun fehlt ihm nur noch die Königswürde." Von jenem Tag an und weiterhin sah Saul den David mit Argwohn an. Sauls erster Mordversuch an DavidAm nächsten Tag kam ein böser Geist Gottes über Saul, so daß er im Palast raste. David spielte die Harfe wie alle Tage. Saul aber hatte den Speer in der Hand. Da schleuderte Saul den Speer, indem er dachte: "Ich will David an die Wand spießen." Aber David wich ihm zweimal aus. Saul fürchtete sich vor David, weil der Herr mit ihm war, während er sich von Saul abgewandt hatte. Deshalb entfernte ihn Saul aus seiner Nähe und machte ihn zum Obersten über tausend. So zog er an der Spitze seiner Leute aus. Bei allen seinen Unternehmungen hatte David Erfolg, weil der Herr mit ihm war. Als Saul sah, daß jener viel Erfolg hatte, vermehrte sich seine Angst vor ihm noch mehr. Aber ganz Israel und Juda liebte David, weil er an ihrer Spitze aus- und einzog. MerabSaul sagte zu David: "Siehe, ich will dir meine älteste Tochter Merab zur Frau geben. Du mußt dich aber als Held erweisen und die Kriege des Herrn führen." Saul dachte nämlich: "Ich selber mag nicht Hand an ihn legen, sondern die Philister sollen Hand an ihn legen!" David entgegnete dem Saul: "Wer bin ich, daß ich des Königs Schwiegersohn würde?" Als aber die Zeit kam, da Sauls Tochter Merab dem David gegeben werden sollte, wurde sie dem Adriël aus Mehola vermählt. MichalSauls Tochter Michal liebte den David. Als man Saul dies berichtete, war es ihm recht. Saul dachte nämlich: "Ich will sie ihm geben. Aber sie soll sein Untergang werden, und die Hand der Philister soll über ihn kommen." So sagte denn Saul zu David: "Mit der zweiten kannst du jetzt mein Schwiegersohn werden." Saul wies nun seine Hofleute an: "Redet vertraulich mit David und sagt ihm: Siehe, der König hat Wohlgefallen an dir, und alle seine Hofleute haben dich gern. Du kannst jetzt des Königs Schwiegersohn werden." Als die Hofleute Sauls dem David in dieser Weise zuredeten, entgegnete David: "Dünkt es euch so leicht, des Königs Schwiegersohn zu werden? Ich bin ja nur ein armer und geringer Mann." Als Sauls Hofleute diesem berichteten: "So und so hat David gesprochen", antwortete Saul: "Teilt David mit: Der König begehrt keine andere Heiratsgabe als hundert Philistervorhäute, um sich an den Feinden des Königs zu rächen." So gedachte Saul, David durch die Hand der Philister aus dem Weg zu schaffen.  Als seine Hofleute diese Worte David mitteilten, war David damit einverstanden, so des Königs Schwiegersohn zu werden. Noch ehe die Frist verstrichen war, machte sich David auf, zog mit seinen Leuten hin und erschlug zweihundert Philister. David brachte ihre Vorhäute und zählte sie dem König vor, um des Königs Schwiegersohn zu werden. Da gab ihm Saul seine Tochter Michal zur Frau. Saul sah nun deutlich, daß der Herr mit David war und daß auch Sauls Tochter Michal ihn liebte; deshalb fürchtete er sich immer mehr vor David. So wurde Saul Davids Feind für immer. Wenn die Philisterfürsten ins Feld zogen, hatte David, sooft sie ausrückten, mehr Erfolg als alle anderen Heerführer Sauls, so daß sein Name sehr berühmt wurde. MICHAL RETTET DAVIDJonatans Eintreten für David - Sauls EidSaul sprach zu seinem Sohn Jonatan und allen seinen Hofleuten davon, daß er David töten wolle. Weil aber Jonatan, Sauls Sohn, dem David sehr zugetan war, hinterbrachte es Jonatan dem David mit den Worten: "Mein Vater Saul geht darauf aus, dich zu töten. Nimm dich daher morgen früh in acht, ziehe dich an einen verborgenen Ort zurück und halte dich versteckt! Ich werde hinausgehen und auf dem Feld, wo du bist, neben meinen Vater treten und mit meinem Vater von dir sprechen. Was ich erfahre, werde ich dir mitteilen." Jonatan redete aber vor seinem Vater Saul nur Gutes über David. Er sagte ihm: "Der König versündige sich nicht an seinem Knecht David! Denn er hat sich dir gegenüber nichts zuschulden kommen lassen, vielmehr brachte sein Verhalten dir großen Vorteil. Er hat sein Leben aufs Spiel gesetzt und den Philister erschlagen. Du hast es gesehen und dich gefreut. Warum willst du dich also an unschuldigem Blut versündigen und David grundlos töten?" Saul schenkte den Worten Jonatans Gehör. Daher schwur Saul: "So wahr der Herr lebt, er soll nicht getötet werden!" Nun rief Jonatan den David, und Jonatan teilte ihm dies alles mit. Dann führte Jonatan David zu Saul. Er blieb nun wie ehedem in seiner Umgebung. Erneuter Mordversuch SaulsAls der Krieg von neuem ausbrach, zog David ins Feld, kämpfte gegen die Philister und brachte ihnen eine große Niederlage bei, so daß sie vor ihm flohen. Eines Tages kam wieder der böse Geist des Herrn über Saul. Er saß in seinem Palast und hatte den Speer in der Hand, während David die Zither schlug. Da suchte Saul den David mit seinem Speer an die Wand zu spießen. Aber dieser wich Saul aus, so daß der Speer in die Wand fuhr. David floh und entkam. In jener Nacht schickte Saul Boten zu Davids Haus, um ihn zu bewachen und am anderen Morgen zu töten. Aber Michal, Davids Frau, berichtete es ihm und sagte: "Wenn du dich nicht noch diese Nacht in Sicherheit bringst, bist du morgen eine Leiche." Michal ließ nun den David durch das Fenster hinab. Er machte sich auf die Flucht und entkam. Michal nahm den Terafim, legte ihn ins Bett, verhüllte sein Haupt mit einem Geflecht von Ziegenhaaren und deckte ihn mit einer Decke zu.  Als Saul Boten schickte, um David holen zu lassen, sagte sie: "Er ist krank." Aber Saul schickte die Boten zurück, um nach David zu sehen, mit dem Befehl: "Bringt ihn samt dem Bett zu mir, damit ich ihn töte!" Als die Boten kamen, lag das Terafim im Bett, um seinen Kopf das Geflecht von Ziegenhaaren. Da sagte Saul zu Michal: "Warum hast du mich so hintergangen und meinen Feind entkommen lassen, so daß er sich in Sicherheit brachte?" Michal erwiderte Saul: "Er drohte mir: Laß mich fort, sonst töte ich dich!" David im Prophetenhaus in RamaNachdem David durch die Flucht entkommen war, begab er sich nach Rama zu Samuel und berichtete ihm alles, was Saul ihm angetan hatte. Dann ging er mit Samuel, und sie wohnten im Prophetenhaus.  Als Saul gemeldet wurde: "David ist im Prophetenhaus in Rama", schickte Saul Boten aus, um David festnehmen zu lassen. Als diese die Schar der Propheten und Samuel an ihrer Spitze in Verzückung erblickten, kam der Geist Gottes auch über Sauls Sendlinge, und sie gerieten ebenfalls in Verzückung. Als man Saul dies meldete, schickte er andere Boten, aber auch sie gerieten in Verzückung. Saul schickte nun ein drittes Mal Boten, aber auch diese gerieten in Verzückung. Nun ging er selbst nach Rama. Als er zur großen Zisterne bei Sechu kam, fragte er: "Wo sind Samuel und David?" Man antwortete ihm: "Im Prophetenhaus in Rama." Er ging also von dort zum Prophetenhaus in Rama. Aber auch über ihn kam der Geist Gottes, so daß er in Verzückung dahinging, bis er zum Prophetenhaus in Rama gelangte. Auch er zog das Oberkleid aus und war vor Samuel verzückt. Den ganzen Tag und die ganze Nacht lag er entkleidet da. Deshalb pflegt man zu sagen: "Ist Saul auch unter den Propheten?" Davids Heimkehr zu JonatanDavid floh nun aus dem Prophetenhaus in Rama und kehrte heim. Er sagte zu Jonatan: "Was habe ich verbrochen? Worin besteht meine Schuld und mein Vergehen gegen deinen Vater, daß er mir nach dem Leben trachtet?" Er erwiderte ihm: "Das sei fern! Du wirst nicht sterben. Siehe, mein Vater tut nichts, mag es wichtig oder unwichtig sein, ohne es mir zu offenbaren. Warum sollte mein Vater mir dies verheimlichen? Es ist nichts daran." Doch David beteuerte ihm wiederum: "Dein Vater weiß recht gut, daß du mich gern hast. Darum sagte er sich: Das soll Jonatan nicht erfahren, damit er sich nicht betrübt. Aber so wahr der Herr und du lebst, zwischen mir und dem Tod ist nur ein Schritt!" Jonatan entgegnete dem David: "Wenn du etwas begehrst, will ich es dir tun." Davids Vorschlag zur Ausforschung SaulsNun machte David dem Jonatan den Vorschlag: "Du weißt, morgen ist Neumond. Da muß ich mit dem König zu Tisch sitzen. Aber lasse mich gehen: Ich will mich auf dem Feld bis zum dritten Abend verbergen.  Sollte dein Vater mich vermissen, so sage ihm: David bat mich, in seine Vaterstadt Betlehem gehen zu dürfen. Dort findet nämlich das Jahresopfer für die ganze Familie statt. Wenn er sagt: Gut, so ist dein Knecht ungefährdet. Gerät er aber in Zorn, so wisse, daß das Unheil bei ihm beschlossene Sache ist. Dann erweise deinem Knecht folgende Gnade - du hast ja deinen Knecht einen Bund des Herrn mit dir schließen lassen -: Liegt die Schuld an mir, so töte du mich, aber liefere mich nicht deinem Vater aus!" Doch Jonatan erwiderte: "Mitnichten! Wenn ich erfahren sollte, daß von meinem Vater beschlossen ist, Unheil über dich zu bringen, so würde ich es dir ohne Zweifel mitteilen." David entgegnete dem Jonatan: "Wer wird mir hinterbringen, ob dein Vater dir eine abweisende Antwort gegeben hat?" Da sagte Jonatan zu David: "Komm, laß uns aufs Feld hinausgehen!" Als beide aufs Feld hinausgegangen waren, sagte Jonatan zu David: "Beim Herrn, dem Gott Israels! Wenn ich morgen um diese Zeit oder übermorgen von meinem Vater Auskunft erhalte, daß es gut um David steht, und ich dann nicht zu dir schicke und es dir offenbare, so möge der Herr den Jonatan dafür büßen lassen. Sollte aber mein Vater Unheil über dich bringen wollen, so werde ich es dir auch offenbaren und dich ziehen lassen. Ungefährdet wirst du gehen. Der Herr wird mit dir sein, wie er mit meinem Vater war. Wenn ich dann noch am Leben bin, so erweise an mir die Barmherzigkeit des Herrn. Bin ich aber schon tot, so entziehe meinem Haus niemals deine Gunst, auch dann nicht, wenn der Herr die Feinde Davids Mann für Mann vom Erdboden vertilgt. Möchte dann Jonatan einen Bund haben mit dem Haus Davids, der Herr aber Rache nehmen an den Feinden Davids!" Dann ließ Jonatan den David noch einmal schwören bei seiner Liebe zu ihm; denn er war ihm in herzlicher Liebe zugetan. Hierauf sagte Jonatan zu ihm: "Morgen ist Neumond. Man wird dich vermissen, wenn dein Platz leer bleibt. Übermorgen wird man dich aber erst recht vermissen. Dann begib dich an den Ort, wo du dich am Tag des Anschlags verbargst, und setze dich neben den Stein dort!  Ich werde drei Pfeile in seine Nähe schießen, als schösse ich nach einem Ziel. Dann werde ich den Diener hinschicken mit den Worten: Geh, suche die Pfeile! Rufe ich nun dem Diener zu: Die Pfeile liegen herwärts von dir, hole sie! - so komm, denn du bist ungefährdet, und es ist nichts, so wahr der Herr lebt. Rufe ich aber dem Knaben zu: Die Pfeile liegen hinwärts von dir! - so gehe, denn der Herr schickt dich fort. Dessen, was wir, ich und du, miteinander besprochen haben, ist der Herr Zeuge zwischen mir und dir in Ewigkeit." Das Festmahl bei SaulHierauf verbarg sich David auf dem Feld. Als der Neumond kam, setzte sich der König zum Mahl nieder. Der König saß auf seinem gewöhnlichen Platz, auf dem Platz an der Wand. Jonatan hatte gegenüber Platz genommen, Abner saß neben Saul, Davids Platz aber blieb leer. Saul sagte an diesem Tag nichts, weil er dachte: "Es ist ihm etwas begegnet, er wird nicht rein sein, weil er sich nicht hat reinigen lassen."  Als aber am zweiten Tag nach dem Neumond Davids Platz wieder leer blieb, fragte Saul seinen Sohn Jonatan: "Warum ist der Sohn Isais weder gestern noch heute zum Mahl gekommen?" Jonatan antwortete dem Saul: "David hat sich von mir Urlaub nach Betlehem erbeten. Er sagte: Laß mich gehen, denn wir haben ein Familienopfer in der Stadt. Mein Bruder hat mich eingeladen. Wenn du mir nun einen guten Dienst erweisen willst, so laß mich abkommen und meine Brüder besuchen! Darum ist er nicht an der Tafel des Königs erschienen." Da geriet Saul in Zorn über Jonatan und sagte zu ihm: "Du ganz entarteter, widerspenstiger Mensch! Ich weiß wohl, daß du dem Isaisohn nachläufst zu deiner und deiner Mutter Schmach und Schande. Denn solange der Sohn Isais auf Erden lebt, wirst weder du noch dein Königtum Bestand haben. Sofort schicke hin und lasse ihn zu mir holen; denn er ist ein Kind des Todes!"" Jonatan aber gab seinem Vater Saul zur Antwort: "Warum soll er sterben? Was hat er verbrochen?" Da schwang Saul den Speer nach ihm, um ihn zu durchbohren. Nun erkannte Jonatan, daß der Tod Davids bei seinem Vater beschlossene Sache war. In glühendem Zorn erhob sich Jonatan von der Tafel. Er aß am zweiten Neumondstag nichts; denn er grämte sich um David, weil sein Vater ihn beschimpft hatte. Jonatan nimmt Abschied von DavidAm Morgen ging Jonatan aufs Feld hinaus, gemäß der Verabredung mit David. Ein junger Diener begleitete ihn. Er sagte zu seinem Diener: "Lauf und suche die Pfeile, die ich abschieße!" Während der Knabe hinlief, schoß er die Pfeile über ihn hinaus. Als der Knabe an die Stelle kam, wo die Pfeile lagen, die Jonatan abgeschossen hatte, rief Jonatan dem Knaben nach: "Die Pfeile liegen hinwärts von dir!" Dann rief Jonatan dem Knaben noch nach: "Rasch, eile dich! Halte dich nicht auf" Der Diener des Jonatan hob die Pfeile auf und brachte sie seinem Herrn. Der Diener wußte von nichts, nur Jonatan und David wußten darum. Jonatan übergab seine Geräte dem Diener, den er bei sich hatte, mit der Weisung: "Geh, bringe sie in die Stadt!" Als der Diener gegangen war, erhob sich David im Hintergrund, warf sich mit dem Angesicht zur Erde nieder und verneigte sich dreimal. Darauf küßten sie einander und weinten, einer an den anderen geschmiegt; besonders David weinte gar bitterlich. Jonatan sagte dann zu David: "Geh in Frieden! Was wir uns beide im Namen des Herrn zugeschworen haben, dafür ist der Herr Zeuge zwischen mir und dir, zwischen meinen und deinen Nachkommen, in Ewigkeit!" DAVIDS WANDERLEBEN IN JUDA UND DEN NACHBARGEBIETENDavid in NobHierauf machte sich David auf und ging. Jonatan aber kehrte in die Stadt zurück. David begab sich nach Nob zum Priester Ahimelech. Ahimelech kam David freudig entgegen und fragte ihn: "Warum kommst du allein? Weshalb ist niemand bei dir?"  David antwortete dem Priester Ahimelech: "Der König hat mir einen Auftrag gegeben und zu mir gesagt: Niemand darf etwas von der Sache wissen, derentwegen ich dich sende und die ich dir aufgetragen habe. Deshalb habe ich die Leute an den und den Ort bestellt. Was hast du gerade bei der Hand? Gib mir fünf Brote oder was sich sonst findet!" Der Priester erwiderte David: "Ich habe kein gewöhnliches Brot zur Hand, nur heiliges Brot ist da.  Haben sich die Leute der Frauen enthalten?" David erwiderte dem Priester: "Gewiß! Frauen waren uns in letzter Zeit versagt. Als ich auszog, war der Leib der Diener rein, obwohl es ein gewöhnliches Unternehmen war. Gewiß sind sie heute am Leibe rein."  Daraufhin gab ihm der Priester heiliges Brot: denn es war kein anderes Brot da als nur die Schaubrote, die man von dem Angesicht des Herrn weggenommen hatte, um frisches Brot am Tag, wo sie weggenommen wurden, aufzulegen. Damals hatte sich dort einer von den Dienern Sauls im Heiligen vor dem Herrn abgesondert, ein Edomiter namens Doëg, der Aufseher der Hirten Sauls. David fragte Ahimelech: "Hast du hier nicht einen Speer oder ein Schwert? Ich konnte nämlich weder mein Schwert noch meine Waffen mitnehmen, weil der Auftrag des Königs große Eile hatte." Der Priester antwortete: "Das Schwert des Philisters Goliat, den du im Terebinthental erschlagen hast, liegt, in ein Tuch eingewickelt, hinter dem Efod. Willst du es dir nehmen, so nimm es, ein anderes ist sonst nicht da." David erwiderte: "Seinesgleichen findet sich nicht. Gib es mir!"  David in GatNun machte sich David auf und floh an jenem Tag vor Saul und begab sich zu Achisch, dem König von Gat. Da sagten die Hofleute des Achisch zu ihm: "Das ist ja David, der König des Landes! Das ist ja der, von dem man beim Reigen sang: "Saul hat seine Tausend erschlagen, David aber seine Zehntausend."  David wurde durch diese Worte bedenklich und geriet in große Furcht vor Achisch, dem König von Gat. Deshalb verstellte er sich vor ihnen und gebärdete sich in ihrer Gegenwart wie ein Rasender. Er kritzelte auf die Torflügel und ließ seinen Speichel in den Bart fließen.  Da sagte Achisch zu seinen Hofleuten: "Ihr seht doch, daß der verrückt ist. Warum bringt ihr ihn zu mir? (21:16)Fehlt es mir etwa an Verrückten, daß ihr ihn herbringt, damit er vor mir tobe? Soll der in mein Haus kommen?" David in Adullam und MoabSo machte sich David von dort weg und flüchtete sich in die Höhle Adullam. Als dies seine Brüder und seine ganze Familie erfuhren, kamen sie dorthin zu ihm hinab.  Auch sammelten sich um ihn allerlei bedrängte, verschuldete und unzufriedene Leute, und er wurde ihr Hauptmann. Etwa 400 Mann schlossen sich ihm an. Von dort ging David nach Mizpe-Moab und bat den König von Moab: "Dürften nicht mein Vater und meine Mutter bei euch bleiben, bis ich weiß, was Gott mit mir vorhat?"  So ließ er sie beim König von Moab. Sie blieben bei diesem, solange David auf der Bergfeste war. Als aber der Prophet Gad zur David sagte: "Bleibe nicht auf der Bergfeste! Mache dich auf und gehe ins Land Juda!" -, machte David sich auf und begab sich nach Jaar-Heret.  SAULS FREVEL AN DEN PRIESTERN VON NOBDer Verrat des DoëgAls Saul hörte, daß David und die Leute, die bei ihm waren, gesehen worden seien - Saul saß gerade in Gibea, unter der Tamariske auf der Höhe, den Speer in der Hand, während alle seine Diener bei ihm standen -, sagte Saul zu seinen Dienern, die ihn umgaben: "Hört, ihr Söhne Benjamins! Wird der Sohn Isais euch allen wohl auch Äcker und Weinberge schenken, wird er euch alle zu Obersten über tausend und hundert machen, daß ihr euch alle gegen mich verschworen habt und niemand es mir angezeigt hat, als sich mein Sohn mit dem Sohn Isais zusammentat? Niemand von euch hatte Mitgefühl mit mir und sagte es mir, als mein Sohn meinen Knecht zur Feindschaft gegen mich aufwiegelte, so wie es jetzt ist." Der Edomiter Doëg, der beim Hofstaat Sauls stand, nahm das Wort und sagte: "Ich sah, wie der Sohn Isais nach Nob zu Ahimelech, dem Sohn Ahitubs, kam. Dieser befragte für ihn den Herrn und gab ihm Verpflegung. Auch das Schwert des Philisters Goliat gab er ihm." Das Blutbad von GibeaDaraufhin ließ der König den Priester Ahimelech, den Sohn Ahitubs, und dessen ganzes Geschlecht, die Priesterschaft von Nob, rufen. Als sie alle zum König gekommen waren, sagte Saul: "Höre, Sohn Ahitubs!" Der antwortete: "Hier bin ich, Herr." Saul fragte ihn: "Warum habt ihr euch gegen mich verschworen, du und der Sohn Isais? Du gabst ihm Brot und ein Schwert und befragtest Gott für ihn, so daß er als Feind gegen mich auftreten konnte, wie er es nun ist." Ahimelech erwiderte dem König: "Wer ist unter allen deinen Dienern so bewährt wie David? Schwiegersohn des Königs, Oberst deiner Leibwache, geehrt in deinem Haus! Habe ich an dem Tag Gott für ihn das erste Mal befragt? Mitnichten! Möge doch der König seinem Knecht und dessen ganzem Geschlecht nichts unterschieben. Denn dein Knecht hat von alledem auch nicht das geringste gewußt." Doch der König entgegnete: "Du mußt sterben, Ahimelech, du und dein ganzes Geschlecht!" Und der König gebot den Trabanten, die ihn umstanden: "Los! Macht die Priester des Herrn nieder! Denn auch sie haben David geholfen und haben mir keine Mitteilung gemacht, obwohl sie wußten, daß er auf der Flucht war." - Allein die Diener des Königs weigerten sich, Hand anzulegen, um die Priester des Herrn niederzustoßen. Da befahl der König dem Doëg: "Los! Stoße du die Priester nieder!" Und der Edomiter Doëg trat herzu und machte die Priester nieder. Fünfundachtzig Männer, die das linnene Schulterkleid trugen, tötete er an jenem Tag.  Die Priesterstadt Nob schlug er mit der Schärfe des Schwertes, Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder, Esel und Schafe mit der Schärfe des Schwertes. Abjatar rettet sichNur ein einziger Sohn Ahimelechs, des Sohnes Ahitubs, namens Abjatar, entkam und floh zu David. Abjatar berichtete dem David: "Saul hat die Priester des Herrn ermorden lassen." Da sagte David zu Abjatar: "Ich wußte damals, weil der Edomiter Doëg dort war, daß er es Saul verraten würde. Ich trage die Schuld an all den Menschenleben in deinem Geschlecht. Bleibe bei mir! Fürchte dich nicht! Denn der muß mir nach dem Leben trachten, der dir nach dem Leben trachtet. Bei mir bist du in Sicherheit."  DAVIDS AUFENTHALT IN DER WÜSTE JUDADavid befreit KeïlaMan berichtete David: "Die Philister belagern Keïla und plündern die Tennen."  David befragte den Herrn: "Soll ich hingehen und diese Philister schlagen?" Der Herr antwortete David: "Ziehe hin, schlage die Philister und befreie Keïla!"  Davids Leute aber sagten zu ihm: "Siehe, wir sind hier in Juda schon voller Angst, wie sollten wir noch nach Keïla gegen die Philisterscharen ziehen?" David befragte den Herrn noch einmal, und der Herr antwortete ihm: "Mache dich auf und ziehe nach Keïla hinab, denn ich werde die Philister in deine Hand geben!" Hierauf zog David mit seinen Leuten nach Keïla, griff die Philister an, trieb ihr Vieh weg und brachte ihnen eine schwere Niederlage bei. So befreite David die Einwohner von Keïla. Als Abjatar, der Sohn Ahimelechs, zu David nach Keïla floh, hatte er das Efod mit sich gebracht.  Davids Flucht aus KeïlaAls man Saul die Nachricht brachte, David sei nach Keïla gezogen, dachte Saul: "Gott hat ihn mir in die Hände geliefert; denn er hat sich selbst eingeschlossen, indem er sich in eine Stadt mit Toren und Riegeln begeben hat!" Saul bot daher das ganze Volk zum Krieg auf, um nach Keïla hinabzuziehen und David und dessen Leute einzuschließen. Als David erfuhr, daß Saul Böses gegen ihn im Schilde führe, bat er den Priester Abjatar: "Bringe das Efod herbei!" Dann sagte David: "Herr Gott Israels! Dein Knecht hat erfahren, daß Saul nach Keïla zu ziehen beabsichtigt, um die Stadt meinetwegen zu vernichten. Werden mich die Bewohner von Keïla ihm ausliefern? Wird Saul herabkommen, wie dein Knecht vernommen hat? Herr, Gott Israels, tue es deinem Knecht kund!" Der Herr antwortete: "Er wird herabkommen." David fragte weiter: "Werden die Bewohner von Keïla mich und meine Leute an Saul ausliefern?" Der Herr gab zur Antwort: "Sie werden euch ausliefern." Da machte sich David mit seinen Leuten, etwa 600 Mann, auf. Sie verließen Keïla und streiften da und dort umher. Als Saul gemeldet wurde, David sei aus Keïla entkommen, gab er den Zug auf. David in der Wüste Sif und MaonDavid hielt sich in der Wüste auf den Berghöhen auf, besonders weilte er auf dem Gebirge in der Wüste Sif. Saul suchte nach ihm die ganze Zeit, aber Gott ließ David nicht in seine Hände fallen.  David wußte, daß Saul ausgezogen war, ihm nach dem Leben zu trachten. Während sich David zu Horescha in der Wüste Sif befand, machte sich Sauls Sohn Jonatan auf, ging zu David nach Horescha und ermutigte ihn in Gott, indem er zu ihm sagte: "Fürchte dich nicht! Denn die Hand meines Vaters Saul wird dich nicht treffen, sondern du wirst König über Israel werden, und ich werde nach dir der zweite sein. Auch mein Vater Saul weiß dies." Dann schlossen beide einen Bund vor dem Herrn. David blieb in Horescha, während Jonatan heimkehrte.  Eines Tages kamen Sifiter zu Saul nach Gibea und meldeten: "David hält sich bei uns auf den Berghöhen bei Horescha verborgen, auf dem Hügel Hachila, der südlich von der Wüste liegt. So komm denn herab, o König, sobald es dir beliebt! Unsere Sache wird es dann sein, ihn in die Gewalt des Königs zu bringen." Saul antwortete: "Seid gesegnet vom Herrn, weil ihr mir Teilnahme bewiesen habt. Geht nun hin, paßt noch genauer auf und erkundet sorgfältig seinen Aufenthaltsort und wer ihn dort gesehen hat. Denn man sagte mir, er sei sehr schlau. Erkundet genau sämtliche Schlupfwinkel, in denen er sich versteckt hält! Dann kehrt bestimmt zu mir zurück! Ich gehe dann mit euch, und wenn er noch im Land ist, werde ich ihn ausfindig machen unter allen Tausendschaften Judas." Sie brachen auf und gingen dem Saul voran nach Sif. David befand sich damals mit seinen Leuten in der Wüste Maon, in der Steppe südlich von Jeschimon. Nun rückte auch Saul mit seinen Leuten aus, ihn aufzusuchen. Sobald man es David hinterbrachte, zog er weiter hinunter zu den Felsen in der Wüste Maon. Saul zog auf der einen Seite des Gebirges, David mit seinen Leuten auf der anderen. David beeilte sich, dem Saul zu entrinnen, während Saul mit seinen Leuten gerade im Begriff war, David und dessen Leute zu umzingeln, um sie gefangenzunehmen. Da traf ein Bote bei Saul ein und meldete: "Komm eilends! Die Philister sind ins Land eingefallen." Daraufhin stand Saul von der Verfolgung Davids ab und zog gegen die Philister. Darum nennt man jenen Ort "Fels der Trennung". Von dort zog David hinauf und hielt sich auf den Berghöhen von En-Gedi auf.  Davids Ehrfurcht vor dem Gesalbten des HerrnAls Saul von der Verfolgung der Philister zurückgekehrt war, meldete man ihm: "David ist jetzt in der Wüste von En-Gedi." Da nahm Saul 3.000 auserlesene Leute aus ganz Israel und brach auf, David und dessen Leute östlich von den Steinbockfelsen zu suchen. Als er zu den Schafhürden am Weg kam, war dort eine Höhle. Saul begab sich hinein, um seine Notdurft zu verrichten. David und seine Leute aber hatten sich hinten in der Höhle niedergelassen. Davids Leute sagten zu ihm: "Siehe, das ist der Tag, von dem der Herr dir gesagt hat: Wohlan! Ich will deinen Feind dir in die Hände liefern, daß du mit ihm verfährst, wie es dir beliebt." David stand auf und schnitt unbemerkt einen Zipfel von Sauls Mantel ab. Doch nachher schlug David das Gewissen, daß er Saul den Zipfel abgeschnitten hatte,  und er sagte zu seinen Leuten: "Der Herr bewahre mich, daß ich meinem Herrn, dem Gesalbten des Herrn, so etwas antue und mich an ihm vergreife! Er ist doch der Gesalbte des Herrn." Und David tadelte seine Leute und erlaubte ihnen nicht, Saul ein Leid anzutun. - Als Saul die Höhle verlassen hatte und seines Weges weiterzog, machte sich David alsbald auf, trat aus der Höhle und rief hinter Saul her: "Mein Herr und König!" Als Saul sich umwandte, warf sich David mit dem Angesicht zur Erde nieder und huldigte ihm. Dann rief David dem Saul zu: "Warum hörst du auf die Reden der Leute, die sagen, David sinne auf dein Verderben? Siehe, am heutigen Tag hast du mit eigenen Augen gesehen, daß der Herr dich heute in der Höhle in meine Hand gegeben hatte. Man redete mir zu, dich zu töten. Doch ich schonte deiner und sagte: Ich will mich nicht an meinem Herrn vergreifen, denn er ist der Gesalbte des Herrn. Sieh doch, mein Vater, sieh hier den Zipfel deines Mantels in meiner Hand! Daran, daß ich nur den Zipfel deines Mantels abschnitt und dich nicht tötete, kannst du deutlich erkennen, daß ich nicht an Bosheit und Verrat denke und mich an dir nicht vergehe, obwohl du mir nach dem Leben trachtest. Der Herr sei Richter zwischen mir und dir, der Herr räche mich an dir - meine Hand aber wird sich nicht an dir vergreifen. Schon das alte Sprichwort sagt: Nur von Frevlern geht Frevel aus . Aber meine Hand wird nicht wider dich sein. Hinter wem zieht denn Israels König her? Wem jagst du nach? Einem toten Hund? Einem Floh?  Sauls GesinnungswandelSo sei denn der Herr Richter und entscheide zwischen mir und dir! Er sehe nach dem Rechten, führe meine Sache und verschaffe mir Recht gegen dich!" Als David mit dieser Rede an Saul zu Ende war, rief Saul: "Das ist ja deine Stimme, mein Sohn David!" Und Saul fing laut zu weinen an. Er sagte zu David: "Du bist besser als ich; denn du erwiesest mit Gutes, während ich dir Böses tat. Du hast mich nicht getötet, obwohl der Herr mich in deine Hand gegeben hat. Wenn jemand seinen Feind trifft, läßt er ihn da friedlich seines Weges ziehen? Der Herr erweise dir Gutes für das, was du heute an mir getan hast. Nun weiß ich gewiß, daß du König wirst und daß durch dich das Reich Israel Bestand haben wird. So schwöre mir jetzt beim Herrn, daß du meine Nachkommen nach meinem Tod nicht ausrotten und meinen Namen aus meinem Vaterhaus nicht austilgen wirst." David schwur es dem Saul zu. Dann kehrte Saul heim, während David sich mit seinen Leuten auf die Berghöhe begab. Samuels TodDa starb Samuel. Ganz Israel versammelte sich und hielt ihm die Totenklage. Man begrub ihn bei seinem Haus in Rama. - Eines Tages machte sich David auf und zog in die Wüste Paran hinab. DAVIDS AUAEINANDERSETZUNGEN MIT NABALNabals Übermut gegen DavidIn Maon lebte ein Mann, der sein Anwesen in Karmel hatte. Der Mann war sehr reich. Er besaß 3.000 Schafe und 1.000 Ziegen. Er war gerade in Karmel mit der Schafschur beschäftigt.  Der Mann hieß Nabal, seine Frau Abigajil. Die Frau war klug und sehr schön, der Mann dagegen roh und bösartig, ein echter Kalebiter.  Als nun David in der Wüste vernahm, daß Nabal seine Schafe schere, sandte er zehn Leute hin. David gab den Leuten den Auftrag: "Geht nach Karmel hinauf, begebt euch zu Nabal, grüßt ihn von mir und sagt bei der Begrüßung: "Heil dir, Heil deinem Haus und Heil allem, was du besitzest! Ich habe da gehört, daß du Schafschur hältst. Deine Hirten nun haben sich unter uns aufgehalten. Wir haben ihnen nie etwas zuleide getan. Nie wurde etwas von ihnen vermißt, solange sie in Karmel waren.  Frage nur deine Knechte, sie können es dir bestätigen. Darum sei gut zu den Leuten! Wir kommen ja zu einem Festtag. Gib also deinen Knechten und deinem Sohn David, soweit es dir reicht!" Als Davids Leute hinkamen, sagten sie Nabal all dies im Namen Davids. Dann warteten sie. Aber Nabal gab Davids Leuten zur Antwort: "Wer ist David? Wer ist der Sohn Isais? Heutzutage gibt es genug Knechte, die ihren Herren davonlaufen. Soll ich mein Brot, mein Wasser und mein Schlachtvieh, das ich für meine Scherer geschlachtet habe, nehmen und es Leuten geben, von denen ich nicht einmal weiß, woher sie gekommen sind?" Davids Zug gegen NabalDavids Leute machten sich auf den Rückweg und kehrten heim. Als sie zu David kamen, berichteten sie ihm den ganzen Vorfall. Sofort befahl David seinen Leuten: "Ein jeder gürte sein Schwert um!" Jeder gürtete sein Schwert um; auch David legte sein Schwert an. Dann zogen sie unter Davids Führung aus, etwa 400 Mann; 200 blieben beim Gepäck. Abigajils BeschwichtigungsversuchInzwischen brachte einer von den Knechten der Frau Nabals, Abigajil, die Kunde: "Eben hat David aus der Wüste Boten hergeschickte, um unseren Herrn grüßen zu lassen; der aber hat sie angefahren. Die Leute waren doch sehr gut gegen uns. Sie haben uns nichts zuleide getan. Nie haben wir etwas vermißt, solange wir in ihrer Nähe umherzogen, wenn wir auf dem Feld waren. Sie waren eine Mauer um uns bei Tag und Nacht, solange wir in ihrer Nähe die Schafe hüteten. Überlege nun und sieh zu, was du tun willst; denn unserem Herrn und seinem ganzen Haus steht sicher Unheil bevor. Er selbst ist viel zu bösartig, als daß man mit ihm reden könnte." Eilends nahm Abigajil 200 Brote, zwei Schläuche Wein, fünf zubereitete Schafe, fünf Maß Röstkorn, 100 getrocknete Trauben und 200 Feigenkuchen, lud alles auf Esel und befahl ihren Knechten, ohne ihrem Mann Nabal etwas zu sagen: "Geht mir voraus; ich komme euch gleich nach!" Als sie auf dem Esel, vom Berg gedeckt, abwärts ritt, kam gerade David mit seinen Leuten herunter, ihr entgegen. So traf sie mit diesen zusammen. Eben dachte David: "Umsonst habe ich diesem Menschen seinen ganzen Besitz in der Wüste gehütet. Nie wurde etwas von all seiner Habe vermißt. Nun vergilt er Gutes mit Bösem. Dies und das möge Gott den Feinden Davids antun, wenn ich von allem, was ihm gehört, bis zum Morgengrauen etwas Männliches übriglasse!" Als Abigajil den David erblickte, stieg sie eilends vom Esel, warf sich vor David auf ihr Angesicht nieder und verneigte sich tief. Dann fiel sie ihm zu Füßen und rief: "Ich will die Schuld auf mich nehmen, mein Herr. Laß, bitte, deine Magd vor dir reden! Schenke den Worten deiner Magd Gehör! Mein Herr, gib nichts auf diesen bösartigen Menschen, den Nabal; denn was sein Name besagt, das ist er: Tor heißt er, und voll Torheit ist er. Ich, deine Magd, habe die Leute nicht gesehen, die du, mein Herr, gesandt hast. Nun denn, mein Herr, so wahr der Herr lebt und so wahr du lebst: Der Herr hat dich davor bewahrt, in Blutschuld zu geraten und dir eigenmächtig Recht zu verschaffen. Möge es wie Nabal denen ergehen, die dir feind sind und gegen dich, mein Herr, Böses sinnen. Dieses Geschenk nun, das deine Magd dir, mein Herr, mitgebracht hat, ist für die Leute bestimmt, die dir, mein Herr, auf deinen Zügen folgen. Vergib deiner Magd ihr Vergehen! Der Herr wird dir, mein Herr, ein Haus gründen, das Bestand hat, weil du, mein Herr, die Kämpfe des Herrn kämpfst. So möge sich denn kein Unrecht an dir finden, solange du lebst! Wenn jemand sich erhebt, dich zu verfolgen und dir nach dem Leben zu trachten, so möge dein Leben, mein Herr, unantastbar bewahrt liegen im Beutel des Lebens beim Herrn, deinem Gott! Das Leben deiner Feinde hingegen möge er in die Schleuderpfanne legen!  Wenn dann der Herr dir, meinem Herrn, all das Gute geben wird, das er verheißen hat, und dich zum Fürsten über Israel bestellt, dann wird es dir, mein Herr, nicht zum Anstoß und zur Gewissensnot gereichen, daß du grundlos Blut vergossen und dir, mein Herr, eigenmächtig Recht verschafft hast. Wenn dann der Herr dir, mein Herr, Glück verleiht, so gedenke auch deiner Magd!" David erwiderte der Abigajil: "Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der dich jetzt mir entgegenschickt! Gepriesen sei deine Klugheit, und gepriesen seist du selbst, die du mich jetzt davon zurückhieltest, in Blutschuld zu geraten und mir eigenmächtig Recht zu verschaffen. Denn so wahr der Herr, der Gott Israels, lebt, der mich davor bewahrt hat, dir ein Leid anzutun: Wenn du mir nicht eilends entgegengekommen wärest, so wäre dem Nabal bis zum Morgengrauen nichts Männliches übriggeblieben!" Hierauf nahm David aus ihrer Hand an, was sie ihm mitgebracht hatte, und sagte zu ihr: "Kehre in Frieden nach Hause zurück! Siehe, ich schenke dir Gehör und nehme Rücksicht auf dich." Nabals TodAls Abigajil zu Nabal heimkam, hielt er gerade ein Gastmahl in seinem Haus, ein geradezu königliches Gelage. Nabal war in bester Stimmung und schon schwer berauscht. Daher erzählte sie ihm nicht das Geringste, bis der Morgen anbrach. Am Morgen aber, als Nabals Rausch verflogen war, teilte ihm seine Frau mit, was sich begeben hatte. Da erstarb ihm das Herz im Leib, und er wurde wie ein Stein. Nach etwa zehn Tagen schlug der Herr den Nabal, daß er starb. Als David hörte, daß Nabal tot sei, rief er aus: "Gepriesen sei der Herr, der die mir von Nabal zugefügte Beschimpfung gerächt und mich, seinen Knecht, vom Bösen zurückgehalten hat. Der Herr ließ Nabals Bosheit auf diesen selbst zurückfallen!" Eines Tages sandte David hin und warb um Abigajil, um sie sich zur Frau zu nehmen. Davids Leute kamen zu Abigajil nach Karmel und warben um sie mit den Worten: "David schickt uns zu dir; er möchte dich zur Frau nehmen." Da erhob sie sich, verneigte sich mit dem Antlitz bis zur Erde und sagte: "Deine Magd ist gern bereit, deine Sklavin zu sein und den Knechten meines Herrn die Füße zu waschen." Davids FrauenDann erhob sich Abigajil eilends und bestieg den Esel. Ihre fünf Mägde begleiteten sie. So folgte sie den Boten Davids und wurde seine Frau. Aus Jesreel holte sich David die Ahinoam. So wurden sie beide seine Frauen. Saul hatte unterdessen seine Tochter Michal, Davids Frau, dem Palti, dem Sohn des Lajisch aus Gallim, gegeben. DAVID VERSCHONT SAUL ZUM ZWEITEN MALDavid im Lager SaulsDie Sifiter kamen zu Saul nach Gibea und meldeten: "David hält sich auf der Anhöhe von Hachila gegenüber von Jeschimon versteckt." Da machte sich Saul auf den Weg und zog in die Wüste Sif hinab mit 3.000 auserlesenen Israeliten, um nach David in der Wüste Sif zu suchen.  Saul lagerte sich auf der Anhöhe von Hachila, das am Rand der Wüste an der Straße liegt, während David sich in der Wüste aufhielt. Als er gewahrte, daß Saul ihm in die Wüste nachzog, schickte David Kundschafter aus und erfuhr, daß Saul schon da sei. Nun machte sich David auf und gelangte an den Ort, wo Saul lagerte. David konnte den Platz sehen, an dem Saul mit seinem Feldherrn Abner, dem Sohn Ners, lag. Saul lag nämlich in der Wagenburg, während das Kriegsvolk rings um ihn lagerte. Da wandte sich David an den Hetiter Ahimelech und an Abischai, den Sohn der Zeruja, den Bruder Joabs, mit der Frage: "Wer will mit mir zu Saul ins Lager hinuntergehen?" Abischai antwortete: "Ich steige mit dir hinab." Also schlichen sich David und Abischai des Nachts zu den Leuten (Sauls). Saul lag schlafend in der Wagenburg. Sein Speer steckte zu seinen Häupten im Boden. Abner und das Kriegsvolk lagen rings um ihn.  Abischai sagte zu David: "Heute hat Gott deinen Feind dir in die Hände geliefert. So will ich ihn mit seinem Speer durch einen einzigen Stoß an den Boden spießen. Ich brauche keinen zweiten." David aber erwiderte dem Abischai: "Bringe ihn nicht um! Denn wer hätte je an den Gesalbten des Herrn Hand angelegt und wäre ungestraft geblieben?" "So wahr der Herr lebt", fuhr David fort, "entweder schlägt ihn der Herr, oder es kommt sein Tag, wo er sterben muß, oder er zieht in den Krieg und wird hinweggerafft. Aber der Herr bewahre mich davor, mich an dem Gesalbten des Herrn zu vergreifen! Nimm also den Speer zu seinen Häupten und die Wasserschale! Dann laßt uns gehen!" So nahm David den Speer und die Wasserschale zu Sauls Häupten weg, und sie entfernten sich, ohne daß jemand es sah oder merkte oder erwachte, vielmehr schliefen alle, weil ein tiefer, vom Herrn gesandter Schlaf über sie gekommen war. Davids Worte an Abner und SaulDavid ging dann auf die gegenüberliegende Seite und stellte sich in einiger Entfernung auf den Gipfel des Berges, so daß ein großer Zwischenraum zwischen ihnen war. Nun rief David dem Kriegsvolk und Abner, dem Sohn Ners, also zu: "Gibst du keine Antwort, Abner?" Abner erwiderte: "Wer bist du, daß du den König aufstörst?" David erwiderte dem Abner: "Du bist doch ein Mann. Niemand kommt dir in Israel gleich. Warum gibst du auf deinen Herrn, den König, nicht acht? Es hat sich jemand eingeschlichen, um den König, deinen Herrn, zu ermorden. Das macht dir keine Ehre, was du da getan hast. So wahr der Herr lebt, ihr habt den Tod verdient, weil ihr auf euren Herrn, den Gesalbten des Herrn, nicht achtgegeben habt. Schau doch nach des Königs Speer und der Wasserschale zu seinen Häupten!" Da erkannte Saul die Stimme Davids und rief aus: "Ist das nicht deine Stimme, mein Sohn David?" David erwiderte: "Ja, mein Herr und König." Er fuhr fort: "Warum verfolgt mein Herr seinen Knecht? Was habe ich getan? Welches Unrecht klebt an meiner Hand? Möchte doch mein Herr und König jetzt den Worten seines Dieners Gehör schenken! Wenn der Herr dich gegen mich aufreizt, so soll er Opfer bekommen. Wenn es aber Menschen sind, so seien sie verflucht vor dem Herrn, weil sie mich jetzt vertreiben, daß ich nicht Anteil haben soll am Erbbesitz des Herrn, indem sie sagen: Geh! Diene anderen Göttern! Nein! Mein Blut soll nicht fern vom Angesicht des Herrn zur Erde fließen; denn der König von Israel macht Jagd auf einen Floh, wie man auf den Bergen das Rebhuhn jagt." Saul geht in sichSaul antwortete: "Ich habe unrecht getan. Kehre zurück, mein Sohn David! Denn ich will dir nie mehr ein Leid antun, weil mein Leben heute kostbar war in deinen Augen. Siehe, ich habe töricht gehandelt und mich schwer vergangen." David erwiderte darauf: "Hier ist der Speer des Königs. Einer von den Dienern soll herüberkommen und ihn holen. Der Herr vergilt jedem seine Gerechtigkeit und Treue. Der Herr hat dich heute in meine Hand gegeben. Ich aber wollte meine Hand nicht an den Gesalbten des Herrn legen. Siehe, wie heute dein Leben wertvoll war in meinen Augen, so möge mein Leben wertvoll sein in den Augen des Herrn. Er rette mich aus aller Not!" Da rief Saul dem David zu: "Sei gesegnet, mein Sohn David! Du wirst es ausführen und Erfolg haben." Hierauf ging David seines Weges, Saul aber kehrte nach Hause zurück. DAVID BEI DEN PHILISTERNDavid bei AchischDavid sagte sich: "Eines Tages werde ich doch durch Sauls Hand hinweggerafft. Es bleibt mir nichts Besseres übrig, als in das Land der Philister zu fliehen. Dann wird Saul davon abstehen, mich noch weiter im ganzen Gebiet Israels zu suchen, und ich bin seiner Hand entronnen." So machte sich denn David auf und zog mit den 600 Mann, die er bei sich hatte, zu Achisch, dem Sohn des Maoch, dem König von Gat.  David nahm seinen Wohnsitz bei Achisch in Gat, er und seine Leute, ein jeder mit seiner Familie, David mit seinen beiden Frauen, Ahinoam von Jesreel und Abigajil, der Frau Nabals, aus Karmel. Als Saul die Nachricht erhielt, David sei nach Gat geflohen, verfolgte er ihn nicht weiter. David in ZiklagDavid sagte nun zu Achisch: "Habe ich Gnade gefunden in deinen Augen, so weise man mir zum Aufenthaltsort eine der Landstädte an, damit ich dort wohnen kann. Wozu soll dein Knecht bei dir in der Königsstadt wohnen?" Da gab ihm Achisch an diesem Tag Ziklag. Ziklag gehört daher den Königen von Juda bis auf den heutigen Tag.  Die Zeit, die David im Land der Philister zubrachte, betrug zwei Jahre und vier Monate. David zog nun mit seinen Leuten hinauf. Sie machten Einfälle bei den Geschuritern, Geresitern und den Amalekitern; denn das waren von alters her die Bewohner des Landes bis nach Schur und Ägypten hin. Sooft David in das Land einfiel, ließ er weder Männer noch Frauen am Leben, nahm Schafe, Rinder, Esel, Kamele und Kleidungsstücke weg, machte kehrt und begab sich wieder zu Achisch. Wenn Achisch dann fragte: "Wo seid ihr diesmal eingebrochen?", so antwortet David: "Im Süden von Juda" oder "Im Süden der Jerachmeëliter" oder "Im Süden der Keniter".  Die Männer und Frauen ließ David deshalb nicht am Leben, um sie nicht nach Gat bringen zu müssen; denn er dachte: "Sie sollen nicht gegen uns aussagen: So und so hat es David gemacht." Dieses Verfahren beobachtete David die ganze Zeit, die er im Gebiet der Philister zubrachte. Achisch schenkte dem David Vertrauen, weil er dachte: "Er hat sich bei seinem Volk in Israel in Verruf gebracht. So wird er mir für immer Knecht sein." Sauls Bedrängnis durch die PhilisterIn Jener Zeit zogen die Philister ihr Heer zu einem Kriegszug zusammen, um Israel anzugreifen. Achisch sagte zu David: "Wisse, daß du mit deinen Leuten mit mir ins Feldlager ziehen mußt." David erwiderte dem Achisch: "Gut, nun wirst du sehen, was dein Knecht zu leisten vermag." Achisch entgegnete dem David: "Gut, ich mache dich für allezeit zu meinem Beschützer." Samuel war gestorben, und ganz Israel hatte ihm die Trauerklage gehalten. Sie begruben ihn in seiner Stadt Rama. Saul aber hatte die Totenbeschwörer und Wahrsager aus dem Land verwiesen.  Als nun die Philister sich sammelten, heranrückten und bei Schunem das Lager bezogen, sammelte auch Saul ganz Israel. Die Israeliten lagerten auf dem (Bergland von) Gilboa.  Als Saul das Lager der Philister erblickte, geriet er in Angst und erschrak sehr. Daher befragte Saul den Herrn. Aber der Herr gab ihm keine Antwort, weder durch Träume, noch durch die Urim, noch durch die Propheten.  Saul gab nun seinen Dienern den Befehl: "Sucht mir eine Frau, die die Toten beschwört! Ich will zu ihr gehen und sie befragen." Seine Diener antworteten ihm: "Siehe, in En-Dor ist eine Frau, die Tote beschwören kann."  Saul bei der TotenbeschwörerinSo machte sich denn Saul unkenntlich, zog andere Kleider an und begab sich in Begleitung von zwei Männern auf den Weg. Als sie in der Nacht bei der Frau angekommen waren, sagte er: "Wahrsage mir durch Totenbeschwörung und lasse mir den heraufkommen, den ich dir nenne!" Die Frau erwiderte ihm: "Du weißt ja selbst, was Saul tat: Er hat die Totenbeschwörer und Wahrsager im Land ausgerottet. Warum stellst du mir eine Falle, um mich ums Leben zu bringen?" Doch Saul schwur ihr beim Herrn. "So wahr der Herr lebt, es soll dich in diesem Fall keine Schuld treffen!" Nun fragte ihn die Frau: "Wen soll ich dir heraufkommen lassen?" Er antwortete: "Laß mir Samuel heraufkommen." Als die Frau Samuel sah, schrie sie laut auf. "Warum hast du mich betrogen?", rief die Frau Saul zu, "du bist ja selbst Saul."  Der König erwiderte ihr: "Fürchte dich nicht! Was siehst du denn?" Die Frau antwortet dem Saul: "Ein übermenschliches Wesen sah ich aus der Erde heraufkommen."  Er fragte sie: "Wie sieht es aus?" Sie antwortete: "Ein alter Mann steigt herauf, in einen Mantel gehüllt!" Daraus schloß Saul, daß es Samuel sei. Er neigte sich mit dem Antlitz zur Erde und warf sich nieder. Samuel aber fragte den Saul: "Warum hast du meine Ruhe gestört und mich heraufkommen lassen?" Saul erwiderte: "Ich bin in großer Not. Die Philister stehen im Krieg gegen mich. Gott aber hat sich von mir gewandt und antwortet mir nicht mehr, weder durch Propheten noch durch Träume. Darum ließ ich dich rufen. Künde mir, was ich tun soll!" Samuel antwortete: "Was fragst du mich, wenn sich der Herr von dir gewandt hat und dein Feind geworden ist? Der Herr hat dir nur getan, was er durch mich vorhersagen ließ. Der Herr entreißt deiner Hand das Königtum und gibt es deinem Nebenbuhler David. Weil du auf des Herrn Gebot nicht hörtest und seinen grimmigen Zorn an Amalek nicht vollstrecktest, deshalb tut der Herr dir dies heute. Auch Israel gibt der Herr mit dir in die Gewalt der Philister. Morgen wirst du mit deinen Söhnen bei mir sein. Auch das Lager Israels wird der Herr in die Gewalt der Philister geben." Da fiel Saul plötzlich seiner ganzen Länge nach auf den Boden, so sehr fürchtete er sich wegen der Worte Samuels. Auch hatte er ohnehin keine Kraft mehr, weil er den ganzen Tag und die ganze Nacht nichts zu sich genommen hatte. Als die Frau zu Saul herantrat und sah, wie sehr er außer Fassung geraten war, sagte sie zu ihm: "Siehe, deine Magd hat dir gehorcht. Ich habe mein Leben aufs Spiel gesetzt und den Befehl befolgt, den du mir gabst. So schenke nun auch du deiner Magd Gehör! Ich will dir einen Bissen Brot geben. Den iß, damit du zu Kräften kommst und deines Weges ziehen kannst." Er aber weigerte sich und sagte: "Ich kann nichts essen." Da nun auch seine Diener samt der Frau in ihn drangen, schenkte er ihnen Gehör, stand vom Boden auf und ließ sich auf das Polster nieder. Die Frau hatte ein Mastkalb im Haus. Dieses schlachtete sie eilends. Dann nahm sie Mehl, knetete es und buk Kuchen. Dies setzte sie Saul und seinen Dienern vor. Nachdem sie gegessen hatten, machten sie sich auf und gingen in derselben Nacht fort. Argwohn der Philister gegen DavidDie Philister zogen ihre ganze Heeresmacht bei Afek zusammen, während Israel bei der Quelle lagerte, die in Jesreel liegt.  Als nun die Philisterfürsten mit ihren Hunderten und Tausenden heranrückten und auch David zuletzt mit seinen Leuten an Achisch vorüberzog, sagten die Fürsten der Philister: "Was wollen diese Hebräer da?" Achisch erwiderte den Philisterfürsten: "Das ist ja David, der Diener Sauls, des Königs von Israel. Er ist sei Jahr und Tag bei mir, ohne daß ich an ihm, seitdem er zu mir übertrat, bis heute etwas gefunden hätte." Aber die Philisterfürsten wurden über ihn ungehalten und verlangten von ihm: "Schicke den Mann zurück! Er soll an den Ort zurückkehren, den du ihm angewiesen hast! Er soll nicht mit uns in den Krieg ziehen, damit er uns nicht in der Schlacht zum Verräter wird! Womit könnte er sich besser die Gunst seines Herrn wiedergewinnen als mit den Köpfen dieser Leute? Ist das nicht jener David, dem zu Ehren man in Reigen sang: Saul erschlug seine Tausend, David aber seine Zehntausend?" Davids Ausschluß vom KampfNun ließ Achisch den David rufen und sagte zu ihm: "So wahr der Herr lebt, du bist aufrichtig. Mir wäre es lieb, wenn du im Heerbann mit mir aus- und einzögest. Ich habe ja, seitdem du zu mir übergetreten bist, bis heute nichts Unrechtes an dir gefunden. Aber den Fürsten bist du nicht erwünscht. So kehre denn um und ziehe in Frieden heim! Tu nichts, was den Philisterfürsten mißfällt!" David frage den Achisch: "Was habe ich denn getan, und was hast du an deinem Knecht gefunden, seit der Zeit, da ich in deinen Dienst trat, bis auf den heutigen Tag, daß ich nicht mitziehen und gegen die Feinde meines Herrn, des Königs, nicht kämpfen soll?" Achisch aber gab David zur Antwort: "Ich weiß, daß du mir so lieb bist wie ein Engel Gottes. Jedoch die Fürsten der Philister erklären: Er soll nicht mit uns in den Krieg ziehen! So mache dich denn frühmorgens auf mit den Knechten deines Herrn, die mit dir gekommen sind! In aller Frühe, sobald es Tag wird, macht euch auf und zieht ab!"  So machte sich denn David mit seinen Leuten am Morgen in aller Frühe auf, um in das Land der Philister zurückzukehren. Die Philister aber zogen hinauf nach der Stadt Jesreel. DAVIDS SIEG ÜBER DIE AMALEKITERZerstörung Ziklags durch die AmalekiterAls David mit seinen Leuten am dritten Tag nach Ziklag kam, waren die Amalekiter in das Südland und in Ziklag eingefallen und hatten Ziklag geplündert und niedergebrannt. Die Frauen und alles, was darin war, jung und alt, hatten sie gefangen genommen, ohne jemand zu töten. Sie führten sie beim Abzug mit sich. Als David mit seinen Leuten zu der Stadt kam, war sie in Asche gelegt und ihre Frauen, Söhne und Töchter gefangen fortgeschleppt. David und seine Leute hoben laut zu weinen an, bis sie keine Kraft mehr zum Weinen hatten. Auch die beiden Frauen Davids, Ahinoam aus Jesreel und Abigajil, die Frau Nabals, aus Karmel, waren gefangen fortgeschleppt worden. David war in großer Not; denn die Leute sprachen davon, ihn zu steinigen, da das ganze Kriegsvolk wegen der Söhne und Töchter äußerst erbittert war. Doch David ermannte sich im Herrn, seinem Gott. David befahl also dem Priester Abjatar, dem Sohn Ahimelechs: "Bringe mir das Efod!" - Abjatar brachte das Efod zu David.  Da fragte David den Herrn: "Soll ich dieser Räuberschar nachjagen, und werde ich sie einholen?" Er antwortete ihm: "Nimm die Verfolgung auf! Du wirst sie sicher einholen und die Leute befreien." David verfolgt und schlägt die AmalekiterDavid machte sich nun mit den 600 Mann, die er bei sich hatte, auf, und sie kamen bis zum Fluß Besor. Dort machten einige, die zurückblieben, halt.  David setzte mit 400 Mann die Verfolgung fort, während die 200 Mann, die zu müde waren, den Fluß Besor zu überschreiten, zurückblieben. Auf dem Feld trafen sie einen Ägypter. Sie brachten ihn zu David, gaben ihm Brot zu essen und ließen ihn Wasser trinken. Auch gaben sie ihm ein Stück Feigenkuchen und zwei Rosinentrauben. Er aß, und seine Lebensgeister kehrten zurück. Drei Tage und drei Nächte hatte er nämlich nichts gegessen und nichts getrunken. David fragte ihn dann: "Wem gehörst du und woher bist du?" Er entgegnete: "Ich bin ein ägyptischer Jüngling, der Sklave eines Amalekiters. Mein Herr ließ mich im Stich, weil ich heute vor drei Tagen krank wurde. Wir machten einen Einfall in den Süden der Kereter und in den von Juda, ebenso in den Süden von Kaleb, und haben Ziklag niedergebrannt."  David fragte ihn: "Willst du mich zu dieser Räuberschar hinführen?" Er antwortete: "Schwöre mir bei Gott, daß du mich weder töten noch meinem Herrn ausliefern willst, so will ich dich zu dieser Räuberschar hinführen." Als er ihn nun hinführte, hatten sie sich über die ganze Gegend hin ausgebreitet. Sie aßen, tranken und feierten wegen all der großen Beute, die sie aus dem Philisterland und aus dem Land Juda geholt hatten. David schlug sie vom Nachmittag bis zum Abend des folgenden Tages, so daß keiner von ihnen entkam außer 400 Knechten, die sich auf die Kamele geschwungen hatten und entflohen waren. So rettete David alles, was die Amalekiter geraubt hatten. Auch seine beiden Frauen befreite David. Nichts fehlte ihnen vom Größten bis zum Kleinsten, weder Söhne noch Töchter, auch nichts von der Beute. Was sie mit sich genommen hatten, brachte David alles zurück. David erhielt alle Schafe und Rinder. Sie trieben sie vor der anderen Herde her und sagten: "Das ist Davids Beute!" Davids EdelmutAls David zu den 200 Mann zurückkam, die zu müde gewesen waren, um mit David weiterzuziehen, und die man am Fluß Besor zurückgelassen hatte, kamen sie David und seinen Leuten entgegen. David ging auf die Leute zu und begrüßte sie. Da hoben allerlei böse und nichtsnutzige Leute unter den Männern, die mit David gezogen waren, an und sagten: "Weil sie nicht mit uns gezogen sind, geben wir ihnen auch nichts von der Beute, die wir gerettet haben, außer jedem seine Frau und seine Kinder. Die mögen sie mitnehmen und abziehen!" Doch David sagte: "Meine Brüder, geht nicht so mit dem, was der Herr uns gegeben hat, um! Er hat uns beschützt und die Räuberbande, die bei uns eingefallen war, in unsere Gewalt gegeben. Wer kann in dieser Sache eurer Ansicht sein? Nein, wie der Anteil dessen, der in den Kampf zog, so sei auch der Anteil dessen, der beim Gepäck blieb! Sie sollen gleichen Anteil haben!" So blieb es fürderhin von jenem Tag an. Er machte es zu einer Satzung und zu einem Brauch in Israel bis auf den heutigen Tag.  David beschenkt Judas StädteAls David nach Ziklag zurückkam, schickte er von der Beute an die Ältesten von Juda, die ihm freundlich gesinnt waren, und ließ sagen: "Hier ist ein Geschenk für euch aus der Beute von den Feinden des Herrn!":  an die von Bet-El, an die von Ramat-Negeb und an die in Jattir, an die in Aroër, in Sifmot und Eschtemoa, an die in Karmel, in den Städten der Jerachmeëliter und in den Städten der Keniter, an die in Horma, in Bor-Aschan und in Atach, an die in Hebron und an alle Orte, wo David mit seinen Leuten umhergezogen war. Sauls Niederlage und Tod auf dem Gebirge GilboaUnterdessen war es zwischen den Israeliten und Philistern zur Schlacht gekommen. Die Männer Israels waren vor den Philistern geflohen, viele lagen erschlagen auf dem Gebirge Gilboa.  Die Philister setzten Saul und seinen Söhnen nach. Dabei erschlugen die Philister Sauls Söhne Jonatan, Abinadab und Malkischua. Auch für Saul wurde der Kampf sehr schwer. Schließlich trafen ihn die Bogenschützen, und er wurde von den Schützen schwer verwundet. Da befahl Saul seinem Waffenträger: "Zücke dein Schwert und durchbohre mich, damit nicht diese Unbeschnittenen kommen, mich durchbohren und ihren Mutwillen mit mir treiben!" Doch sein Waffenträger weigerte sich, weil er sich zu sehr fürchtete. So nahm denn Saul selbst das Schwert und stürzte sich hinein.  Als sein Waffenträger sah, daß Saul tot sei, stürzte auch er sich in sein Schwert und starb mit ihm. So starben Saul, seine drei Söhne, sein Waffenträger und alle seine Mannen zugleich an jenem Tag. Als die Männer Israels jenseits des Tales und des Jordans erfuhren, daß die Israeliten geflohen und Saul und seine Söhne tot seien, verließen sie ihre Städte und ergriffen die Flucht. Nun kamen die Philister und ließen sie darin nieder.  Die Schändung des Leichnams SaulsAm anderen Morgen kamen die Philister, um die Erschlagenen auszuplündern. Als sie Saul und seine drei Söhne auf dem Gebirge Gilboa liegend fanden, hieben sie ihm den Kopf ab und zogen ihm die Rüstung aus. Dann sandten sie im Philisterland umher, um ihren Götzentempeln und dem Volk die Siegesbotschaft zu verkünden. Seine Rüstung legten sie im Tempel der Astarte nieder, und seinen Leichnam hängten sie an der Mauer von Bet-Schean auf. Die Tat der Bewohner von Jabesch-GileadAls die Bewohner von Jabesch-Gilead erfuhren, was die Philister dem Saul angetan hatten,  machten sich alle wehrhaften Männer auf, marschierten die ganze Nacht hindurch und holten die Leiche Sauls und die Leichen seiner Söhne von der Mauer von Bet-Schean. Sie brachten sie nach Jabesch und verbrannten sie dort.  Dann nahmen sie ihre Gebeine, begruben sie unter der Tamariske zu Jabesch und fasteten sieben Tage.  DAVID ALS KÖNIGDavid erhält die Nachricht vom Tod SaulsEs war nach dem Tod Sauls. Als David vom Sieg über die Amalekiter zurückgekehrt war und zwei Tage in Ziklag verweilt hatte,  kam am dritten Tag aus dem Lager Sauls ein Mann mit zerrissenen Kleidern und staubbedecktem Haupt. Bei David angelangt, warf er sich ehrerbietig zur Erde nieder. David fragte ihn: "Woher kommst du?" Er antwortete ihm: "Aus dem Lager der Israeliten bin ich entkommen." David fragte ihn weiter: "Was ist geschehen? Erzähle es mir!" Er berichtete: "Das Heer ist aus der Schlacht geflohen. Viele von den Leuten sind gefallen und umgekommen. Auch Saul und sein Sohn Jonatan sind tot." Darauf fragte David den jungen Mann, der ihm die Botschaft brachte: "Woher weißt du, daß Saul und sein Sohn Jonatan tot sind?" Der junge Mann, der ihm Bericht erstattete, gab zur Antwort: "Ich kam von ungefähr auf das Gebirge Gilboa. Da sah ich Saul auf seinen Speer gestützt dastehen. Wagen und Wagenkämpfer drangen auf ihn ein. Als er sich umwandte und mich erblickte, rief er mich an. Ich antwortete: Hier bin ich! Er fragte mich dann: Wer bist du? , und ich erwiderte ihm: Ein Amalekiter bin ich. Da befahl er mir: Tritt her zu mir und töte mich; denn der Schlag hat mich getroffen, und doch ist noch das volle Bewußtsein in mir! So trat ich denn hinzu und tötete ihn; denn ich wußte wohl, daß er seinen Fall nicht überleben würde. Dann nahm ich den Stirnreif von seinem Haupt und die Spangen von seinem Arm. Hiermit überbringe ich sie meinem Herrn." Bestrafung des vermeintlichen MördersDa faßte David seine Kleider und zerriß sie; ebenso taten alle Männer, die bei ihm waren.  Sie klagten und weinten und fasteten bis zum Abend um Saul und seinen Sohn Jonatan, um das Volk des Herrn und das Haus Israel, weil sie durch das Schwert gefallen waren. David fragte dann den jungen Mann, der ihm die Botschaft gebracht hatte: "Woher bist du?" Er antwortete: "Ich bin der Sohn eines amalekitischen Fremdlings." Da fuhr David ihn an: "Wie, du hast dich nicht gescheut, deine Hand auszustrecken und dem Gesalbten des Herrn das Leben zu nehmen?" Und David rief einen seiner Krieger herbei und befahl: "Komm her! Stoß ihn nieder!" Der gab ihm den Todesstoß. David aber rief ihm zu: "Dein Blut komme über dein Haupt; denn dein eigener Mund hat wider dich Zeugnis abgelegt, da du sagtest: Ich habe den Gesalbten des Herrn getötet ." Davids Klage um Saul und JonatanDavid sang auf Saul und dessen Sohn Jonatan folgendes Klagelied. Er befahl, man solle die Söhne Judas das Bogenlied lehren. Aufgezeichnet ist es im Buch der Helden: Auf deinen Höhen, Israel, liegen tot die Besten; wie sind sie gefallen, die Helden? Schweigt darüber in Gat! Sprengt die Kunde nicht aus auf Aschkelons Straßen! Sonst freuen sich der Philister Töchter, sonst jubeln laut die Töchter der Heiden.  Berge von Gilboa! Nicht Tau, nicht Regen netze fürderhin euch noch die Felder, die voll der Erstlingsfrucht: denn dort liegen die Schilde der Helden, - Sauls Schild, als wäre er nie mit dem Öl gesalbt. Ohne das Blut der Erschlagenen, ohne das Fett der Helden kehrte nie zurück Jonatans Bogen; nie kehrte erfolglos heim Sauls Schwert. Ja, Saul und Jonatan, die Lieben, die Treuen: Wie im Leben sind im Tod sie vereint. Schneller waren sie als die Adler, stärker als Löwen. Töchter Israels, weint um Saul! Der euch köstlich in Purpur gewandet, mit goldener Zier eure Kleider behing. Wie sind doch gefallen die Helden in des Kampfes Gewühl! Auf deinen Höhen liegt Jonatan tot. Leid trage ich um dich, du mein Bruder, Jonatan! Wie warst du mir lieb! Höher als die Liebe der Frauen galt mir deine Liebe. Ach, gefallen sind die Helden, zerbrochen das Rüstzeug zum Krieg. David wird König von Juda; Dank an Jabesch-GileadHierauf befragte David den Herrn: "Soll ich in eine der Städte Judas ziehen?" Der Herr antwortete ihm: "Ziehe hin!" David fragte weiter: "Wohin soll ich gehen?" Er gab ihm zur Antwort: "Nach Hebron."  So begab sich denn David dorthin mit seinen beiden Frauen: Ahinoam aus Jesreel und Abigajil, der Frau Nabals von Karmel. Auch die Kriegsleute, die bei ihm waren, ließ er mitziehen, jeden mit seiner Familie. Sie nahmen in den Städten von Hebron Wohnung.  Da kamen die Judäer und salbten David dort zum König über das Haus Juda. Als man David nun berichtete: "Die Männer von Jabesch-Gilead haben Saul begraben",  sandte David Boten an die Männer von Jabesch-Gilead und ließ ihnen sagen: "Seid gesegnet vom Herrn, die ihr Saul, eurem Herrn, diesen Liebesdienst erwiesen und ihn bestattet habt! So möge denn der Herr auch euch Liebe und Treue erweisen! Doch auch ich will euch solch einen guten Dienst erweisen, weil ihr dieses getan habt. Jetzt aber seid mutig und zeigt euch als tapfere Männer; denn Saul, euer Herr, ist zwar tot, aber dafür hat der Stamm Juda mich zu seinem König gesalbt." DAVIDS KAMPF UM DIE STAATLICHE EINHEITIsch-Boschet von IsraelAbner, der Sohn Ners, Sauls Heerführer, nahm Isch-Boschet, den Sohn Sauls, brachte ihn nach Mahanajim  und machte ihn zum König über Gilead, Ascher, Jesreel, Efraim, Benjamin und ganz Israel. Isch-Boschet, der Sohn Sauls, war vierzig Jahre alt, als er König von Israel wurde. Er regierte nur zwei Jahre. - Zu David stand allein der Stamm Juda. Die Zeit, die David in Hebron über den Stamm Juda König war, betrug sieben Jahre und sechs Monate. Die Schlacht bei GibeonVon Mahanajim zog Abner, der Sohn Ners, mit den Leuten Isch-Boschets, des Sohnes Sauls, nach Gibeon.  Auch Joab, der Sohn der Zeruja, und die Leute Davids rückten aus. Beim Teich in Gibeon stießen sie aufeinander. Die einen lagerten sich diesseits, die anderen jenseits des Teiches.  Da rief Abner dem Joab zu: "Die Jünglinge sollen ein Kriegsspiel vor uns aufführen!" - Joab antwortete: "Sie sollen auftreten!" Sie nahmen Stellung und traten abgezählt einander gegenüber, zwölf von Benjamin, von der Seite Isch-Boschets, des Sohnes Sauls, und zwölf von den Leuten Davids. Jeder faßte den anderen beim Kopf und stieß dem Gegner das Schwert in die Seite. So fielen sie alle zugleich. Daher nannte man jenen Ort Helkat-Hazzurim (Feld der Steinmesser). Er liegt bei Gibeon. Es entspann sich nun an jenem Tag ein sehr harter Kampf. Abner und die Israeliten wurden von den Leuten Davids geschlagen. Asaël wird von Abner getötetAuch die drei Söhne der Zeruja waren dabei, Joab, Abischai und Asaël. Asaël war schnellfüßig wie eine Gazelle auf dem Feld. Als nun Asaël dem Abner nachjagte, ohne nach rechts oder links von Abner abzubiegen, wandte sich Abner um und fragte: "Bist du Asaël?" Er antwortete: "Ich bin es." Da bat ihn Abner: "Wende dich nach rechts oder links, packe dir einen von den jungen Leuten und nimm dir seine Rüstung!" Aber Asaël wollte nicht von ihm ablassen. Nun forderte Abner den Asaël nochmals auf: "Laß ab von mir! Wozu soll ich dich zu Boden schlagen? Wie könnte ich noch deinem Bruder Joab unter die Augen kommen?" Doch jener wollte nicht von ihm ablassen. Da stieß ihm Abner das Speerende in den Unterleib, so daß der Speer hinten herausdrang. Er stürzte dort hin und starb an der Stelle. Alle, die an den Ort kamen, wo Asaël gefallen und gestorben war, blieben stehen.  Nur Joab und Abischai jagten Abner nach. Die Sonne ging gerade unter, als sie den Hügel Amma erreichten, der Giach gegenüberliegt am Weg zur Wüste Gibeon.  Hier sammelten sich die Benjaminiter bei Abner, schlossen sich zu einer Schar zusammen und nahmen auf der Spitze eines Hügels Stellung. Der WaffenstillstandNun rief Abner dem Joab zu: "Soll denn das Schwert ewig fressen? Siehst du nicht, daß das Ende furchtbar sein wird? Warum befiehlst du den Leuten nicht, von ihren Brüdern abzulassen?" Joab antwortete: "So wahr Gott lebt, hättest du nicht geredet, dann hätten die Leute sich erst am Morgen von der Verfolgung ihrer Brüder zurückgezogen." Nun stieß Joab in das Widderhorn. Sofort machten alle Leute halt, gaben die weitere Verfolgung der Israeliten auf und stellten den Kampf ein. Abner und seine Leute zogen während dieser ganzen Nacht durch die Jordanebene, überschritten den Jordan, durchquerten ganz Bet-Horon und kamen nach Mahanajim. Als Joab von der Verfolgung Abners abgelassen und die ganze Schar gesammelt hatte, fehlten von Davids Leuten neunzehn Mann, dazu Asaël. Dagegen hatten die Männer Davids von Benjamin und den übrigen Leuten Abners 360 Mann erschlagen, die tot dalagen. Den Asaël nahmen sie mit sich und bestatteten ihn im Grab seines Vaters zu Betlehem. Joab und seine Leute marschierten die ganze Nacht hindurch. Als der Tag anbrach, waren sie in Hebron. Doch der Krieg zwischen dem Haus Sauls und dem Haus Davids ging später noch lange weiter. David wurde immer mächtiger, Sauls Haus immer schwächer. Davids Familie in HebronIn Hebron wurden dem David folgende Söhne geboren: Sein Erstgeborener war Amnon, von Ahinoam aus Jesreel;  sein zweiter war Kilab, von Abigajil, der Frau Nabals aus Karmel; der dritte war Abschalom, der Sohn der Maacha, der Tochter des Königs Talmai von Geschur, der vierte Adonija, der Sohn der Haggit, der fünfte Schefatja, der Sohn der Abital, der sechste Jitream von Egla, der Frau Davids. - Sie wurden dem David in Hebron geboren. Abners Zerwürfnis mit Isch-BoschetSolange Krieg war zwischen dem Haus Sauls und dem Haus Davids, hielt Abner treu zum Haus Sauls. - Nun hatte Saul eine Nebenfrau gehabt, die Rizpa hieß, eine Tochter des Aja. Eines Tages fragte Isch-Boschet den Abner: "Warum gibst du dich mit der Nebenfrau meines Vaters ab?"  Abner wurde über die Frage Isch-Boschets sehr zornig und schrie: "Bin ich denn ein judäischer Hundskopf? Bis heute habe ich dem Haus Sauls, deines Vaters, und seinen Brüdern und Freunden nur Gutes getan. Ich habe dafür gesorgt, daß du nicht in Davids Hände gefallen bist, und heute machst du mir Vorwürfe wegen einer Frau? Dies und jenes soll Gott Abner antun, wenn ich nicht das wahr mache, was der Herr dem David zugeschworen hat: Entreißen werde ich das Königtum dem Haus Sauls und den Thron Davids aufrichten über Israel und Juda von Dan bis Beerscheba."  Isch-Boschet wagte dem Abner kein Wort zu erwidern, so sehr fürchtete er sich vor ihm. Abners Verhandlungen mit DavidSo schickte denn Abner sofort Boten zu David und ließ sagen: "Wem gehört das Land?" Und er bat: "Schließe doch einen Bund mit mir! Dann soll meine Hand mit dir sein, und ich will ganz Israel dir zuführen!" Der gab zur Antwort: "Gut! Ich will einen Bund mit dir schließen. Nur eines fordere ich von dir: Du darfst mir nicht unter die Augen treten, es sei denn, daß du Michal, die Tochter Sauls, mitbringst, wenn du kommst, um vor mir zu erscheinen."  Zugleich schickte David Boten zu Isch-Boschet, dem Sohn Sauls, und ließ sagen: "Gib mir meine Frau Michal zurück, die ich mir für hundert Philistervorhäute erworben habe." Isch-Boschet sandte hin und ließ sie ihrem Mann Paltiël, dem Sohn des Lajisch, wegnehmen. Ihr Mann ging mit ihr und folgte ihr weinend bis Bahurim. Doch Abner fuhr ihn an: "Mache, daß du fortkommst!" Da kehrte er um. Abner besprach sich auch mit den Ältesten Israels und sagte: "Schon längst wolltet ihr David zum König über euch haben. Jetzt führt es aus; denn der Herr hat David verheißen: Durch die Hand meines Knechtes David will ich mein Volk Israel erretten aus der Gewalt der Philister und aller seiner Feinde ." Ebenso verhandelte Abner mit Benjamin. Dann machte sich Abner auf den Weg, um David in Hebron alles mitzuteilen, was Israel und ganz Benjamin beschlossen hatten. Abners TodSo kam Abner mit zwanzig Mann zu David nach Hebron. David veranstaltete für Abner und die Männer, die bei ihm waren, ein Gastmahl. Dabei versprach Abner dem David: "Ich will mich aufmachen und hingehen und ganz Israel um meinen Herrn, den König, scharen, damit sie einen Vertrag mit dir schließen. Dann wirst du überall König sein, wie du es gewünscht hast." - Hierauf ließ David den Abner in Frieden ziehen. Da kehrten gerade Davids Leute und Joab von einem Streifzug zurück und brachten reiche Beute mit. Abner war nicht mehr bei David in Hebron; denn dieser hatte ihn schon in Frieden ziehen lassen. Als Joab und die ganze Schar, die ihn begleitet hatte, eintraf, berichtete man dem Joab: "Abner, Ners Sohn, ist zum König gekommen, und der hat ihn in Frieden wieder ziehen lassen." Joab ging zum König und sagte: "Was hast du getan? Abner ist bei dir gewesen. Warum hast du ihn in Frieden fortgehen lassen? Du kennst doch Abner, den Sohn Ners. Er ist ja doch bloß gekommen, um dich zu hintergehen, dein Tun und Lassen zu erkunden und alles zu erfahren, was du tust." Als Joab von David weggegangen war, schickte er Boten hinter Abner her. Sie brachten ihn von Bor-Sira zurück, ohne daß David etwas davon wußte. Als Abner nun nach Hebron zurückkam, nahm ihn Joab in das Tor beiseite, als wolle er heimlich mit ihm reden. Dabei stach er ihm wegen des Blutes seines Bruders Asaël in den Unterleib, daß er starb. Davids Trauer um AbnerAls David nachher davon erfuhr, rief er aus: "Ich und mein Königtum sind vor dem Herrn für immer unschuldig am Blut Abners, des Sohnes Ners.  Es komme auf das Haupt Joabs und sein ganzes Vaterhaus! Nie fehle es im Haus Joabs an Leuten, die Fluß und Aussatz haben, nie an Leuten, die sich auf Krücken stützen, die durchs Schwert fallen und an Brot Mangel haben! Haben doch Joab und sein Bruder Abischai den Abner ermordet, weil er ihren Bruder Asaël bei Gibeon im Krieg getötet hat." David befahl dem Joab und allem Volk, das bei ihm war: "Zerreißt eure Kleider, legt Sacktuch an und klagt um Abner!" Der König David ging hinter der Bahre her. Als man Abner in Hebron begrub, brach der König am Grab Abners in lautes Weinen aus. Auch das ganze Volk weinte. Der König stimmte ein Klagelied auf Abner an und sang: "So, wie ein Tor stirbt, mußte Abner sterben: Es waren deine Hände nicht gebunden und deine Füße nicht in Fesseln. Du bist gefallen, wie man fällt durch böse Menschen." Und alles Volk weinte noch mehr um ihn. Als dann das ganze Volk kam, um David zum Essen zu bewegen, solange es noch Tag war, schwur David: "Gott tue mir dies und das, wenn ich vor Sonnenuntergang Brot oder irgend etwas anderes genieße." Das ganze Volk aber vernahm dies und fand Wohlgefallen daran, wie überhaupt alles, was der König tat, des gesamten Volkes Beifall fand. An jenem Tag erkannte alles Volk und ganz Israel, daß die Ermordung Abners, des Sohnes Ners, nicht vom König ausgegangen war. Der König sagte zu seinen Dienern: "Wißt ihr nicht, daß heute ein Fürst und ein Großer in Israel gefallen ist? Ich bin heute noch zu schwach, obgleich ich zum König gesalbt bin. Diese Männer, die Söhne der Zeruja, sind stärker als ich. Der Herr vergelte dem, der Böses tat, nach seiner Bosheit!" Die Ermordung Isch-BoschetsAls Sauls Sohn erfuhr, daß Abner in Hebron ums Leben gekommen sei, entsank ihm der Mut, und ganz Israel geriet in Bestürzung. Nun hatte Sauls Sohn zwei Truppenführer. Der eine hieß Baana, der andere Rechab. Sie waren Söhne des Benjaminiters Rimmon aus Beerot - auch Beerot wird nämlich zu Benjamin gerechnet,  jedoch sind die Bewohner von Beerot nach Gittajim geflohen und halten sich dort bis auf den heutigen Tag als Fremdlinge auf. Jonatan, der Sohn Sauls, hatte einen Sohn, der an beiden Füßen gelähmt war. Er zählte fünf Jahre, als die Kunde von Saul und Jonatan aus Jesreel eintraf. Seine Wärterin hatte ihn genommen und war geflohen. In der Eile der Flucht fiel er und wurde so lahm. Er hieß Merib-Baal.  Die Söhne Rimmons aus Beerot also, Rechab und Baana, machten sich auf und gingen während der Mittagshitze in das Haus Isch-Boschets, als dieser seine Mittagsruhe hielt.  Die Türhüterin des Hauses war beim Reinigen des Weizens eben eingenickt und schlief. Da schlichen sich Rechab und Baana durch.  Als sie in das Haus gekommen waren, lag Isch-Boschet auf seinem Bett in der Schlafkammer. Sie ermordeten ihn, hieben ihm den Kopf ab, nahmen den Kopf und gingen während der ganzen Nacht die Jordanebene hinab. Sie brachten Isch-Boschets Kopf zu David nach Hebron und sagten zum König: "Hier ist der Kopf Isch-Boschets, des Sohnes Sauls, deines Feindes, der dir nach dem Leben trachtete. So hat heute der Herr meinem Herrn, dem König, Rache gewährt an Saul und seinen Nachkommen." Die Bestrafung der MörderDavid erwiderte dem Rechab und seinem Bruder Baana, den Söhnen Rimmons aus Beerot, und sagte zu ihnen: "So wahr der Herr lebt, der mein Leben aus aller Bedrängnis errette hat, Ich habe den, der mir die Botschaft brachte: Saul ist tot! -, und der sich für einen Glücksboten hielt, ergreifen und ihn in Ziklag niederhauen lassen, während ich ihm doch einen Botenlohn hätte zahlen müssen. Wenn nun ruchlose Menschen einen unschuldigen Mann gemordet haben in seinem Haus auf seinem Lager, sollte ich da nicht sein Blut von euch fordern und euch vom Erdboden vertilgen?" Und David gab den Kriegern Befehl. Diese hieben sie nieder, schlugen ihnen Hände und Füße ab und hängten sie am Teich zu Hebron auf. Den Kopf Isch-Boschets nahmen sie und begruben ihn im Grab Abners zu Hebron. David wird König von ganz IsraelHierauf kamen alle israelitischen Stämme zu David nach Hebron und sagten: "Siehe, wir sind von deinem Fleisch und Blut. Schon früher, als Saul noch unser König war, bist du es gewesen, der Israel ins Feld und wieder heimwärts führte. Dir hat der Herr verheißen: Du sollst mein Volk Israel weiden, und du sollst Fürst über Israel sein!" Als sich so alle Ältesten beim König in Hebron eingefunden hatten, schloß der König David mit ihnen zu Hebron vor dem Herrn einen Bund. Dann salbten sie David zum König über Israel. Dreißig Jahre war David alt, als er König wurde, und vierzig Jahre war er König. In Hebron regierte er sieben Jahre und sechs Monate über Juda, in Jerusalem herrschte er 33 Jahre über ganz Israel und Juda. Die Eroberung JerusalemsEines Tages zog der König mit seinen Kriegern nach Jerusalem gegen die Jebusiter, die Bewohner dieser Gegend. Man sagte zu David: "Hier wirst du nicht hineinkommen, sondern die Blinden und Lahmen werden dich vertreiben." Damit wollte man sagen: "David wird hier nicht einziehen."  Doch David eroberte die Burg Zion, das ist die spätere Davidsstadt. Damals sagte David: "Wer die Jebusiter schlägt, indem er durch den Wasserschacht vordringt, und die Lahmen und Blinden, die David haßt..." Deshalb sagt man: "Ein Blinder und Lahmer darf nicht ins Haus kommen".  Davids BautenDavid nahm in der Burg Wohnung und nannte sie Davidsstadt. David führte ringsum - vom Millo an nach innen zu - Bauten auf.  Immer mehr nahm Davids Macht zu, weil der Herr, der Gott der Heerscharen, mit ihm war. Hiram, der König von Tyrus, schickte an David Boten mit Zedernstämmen, Zimmerleuten und Steinmetzen, damit sie David einen Palast bauten.  David erkannte, daß der Herr ihn als König über Israel bestätigt und seine Herrschaft zu Ansehen gebracht habe um seines Volkes Israel willen. FamiliennachrichtenDavid nahm sich noch weitere Nebenfrauen und Frauen aus Jerusalem, nachdem er von Hebron dorthin übergesiedelt war. So wurden ihm noch mehr Söhne und Töchter geboren. Dieses sind die Namen derer, die ihm in Jerusalem geboren wurden: Schima, Schobab, Natan, Salomo, Jibhar, Elischua, Nefeg, Jafia, Elischama, Eljada und Elifelet. Davids Siege über die PhilisterAls die Philister hörten, daß man David zum König über Israel gesalbt habe, kamen alle Philister heran, um Davids habhaft zu werden. Sobald David davon Kunde erhielt, zog er nach der Bergfeste hinab. Die Philister rückten heran und breiteten sich in der Rafaïter-Ebene aus.  David befragte den Herrn: "Soll ich gegen die Philister hinaufziehen? Wirst du sie in meine Hand geben?" Der Herr antwortete David: "Ziehe hinauf! Denn ich werde die Philister in deine Hand geben." Also zog David nach Baal-Perazim. Dort machte David sie nieder. Er rief aus: "Der Herr hat die Reihen meiner Feinde vor mir her durchbrochen, wie ein Wasser (einen Damm) durchbricht." Darum nannte man jenen Ort Baal-Perazim (Herr der Durchbrüche).  Die Götzenbilder, die sie dort im Stich ließen, nahmen David und seine Leute weg. Als die Philister noch einmal heranrückten und sich über die Rafaïter-Ebene ausbreiteten, befragte David den Herrn. Er antwortete: "Ziehe nicht hinauf, sondern umgehe sie und greife sie von den Baka-Bäumen her an!  Sobald du in den Wipfeln der Baka-Bäume das Geräusch von Schritten hörst, dann rüste dich hurtig; denn dann geht der Herr vor dir her, um das Heer der Philister zu schlagen!" David tat so, wie ihm der Herr geboten hatte, und brachte den Philistern eine Niederlage bei von Geba bis in die Nähe von Geser.  JERUSALEM, DIE NEUE GOTTESSTADTDie Überführung der Bundeslade in das Haus Obed-EdomsEines Tages versammelte David abermals alle Auserlesenen in Israel, 30.000 Mann. Dann machte sich David auf und zog mit allen Kriegern, die bei ihm waren, nach Baala in Juda, um von dort die Lade Gottes heraufzuholen, die den Namen trägt: "Der Name des Herrn der Heerscharen, der über den Kerubim thront."  Man stellte die Lade Gottes auf einen neuen Wagen und brachte sie aus dem Haus Abinadabs, das auf der Höhe stand, weg. Usa und Achjo, die Söhne Abinadabs, führten den neuen Wagen. So brachten sie die Lade Gottes aus dem Haus Abinadabs, das auf der Höhe stand, weg. Achjo ging vor der Lade her. David und alle Israeliten tanzten voll Eifer vor dem Herrn, unter Liedergesang in Begleitung von Zithern, Harfen, Pauken, Schellen und Zimbeln. Als sie zur Tenne Nachons gekommen waren, griff Usa nach der Lade Gottes und hielt sie fest, weil die Rinder zu Fall zu kommen drohten. Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Usa, und Gott schlug ihn daselbst wegen seines Frevels. Er starb dort neben der Lade Gottes. David war sehr betrübt darüber, daß der Herr den Usa geschlagen hatte. Darum nannte man jenen Ort Perez-Usa (Schlag, Wegraffung des Usa) bis auf den heutigen Tag. Weil David an jenem Tag in Furcht geriet vor dem Herrn und sich dachte: Wie kann da die Lade des Herrn zu mir kommen?, ließ David die Lade des Herrn nicht zu sich in die Davidsstadt bringen. Vielmehr brachte David sie in das Haus Obed-Edoms aus Gat. So blieb die Lade des Herrn drei Monate im Haus Obed-Edoms aus Gat. Der Herr segnete Obed-Edom und sein ganzes Haus. Die Überführung der Bundeslade nach JerusalemAls man dem König David meldete: "Der Herr hat das Haus Obed-Edoms und all seinen Besitz gesegnet um der Lade Gottes willen", ging David hin und holte die Lade Gottes voller Freude aus dem Haus Obed-Edoms in die Davidsstadt. Als die Träger der Lade des Herrn sechs Schritte gemacht hatten, opferte er Rinder und Mastkälber. David selbst tanzte voll Eifer vor dem Herrn. Dabei war David nur mit dem leinenen Schurz umgürtet.  So führte David mit allen Israeliten die Lade des Herrn unter Jubel und Posaunenschall hinauf. Als die Lade des Herrn in die Davidsstadt einzog, schaute Michal, die Tochter Sauls, durch das Fenster und sah den König David vor dem Herrn springen und hüpfen. Da verachtete sie ihn in ihrem Herzen. Man brachte dann die Lade des Herrn hinein, stellte sie an ihren Platz in dem Zelt, das David für sie errichtet hatte, und David brachte Brand- und Friedopfer vor dem Herrn dar. Als David mit der Darbringung der Brand- und Friedopfer fertig war, segnete er das Volk im Namen des Herrn der Heerscharen. Er ließ unter das ganze Volk, an die ganze Menge der Israeliten, Männer und Frauen, an jeden einzelnen einen Brotkuchen, ein Stück Fleisch und einen Traubenkuchen verteilen. Dann ging das ganze Volk nach Hause. Michals HochmutAls David heimkehrte, um seine Familie zu begrüßen, kam Michal, Sauls Tochter, David entgegen mit den Worten: "Wie ehrenvoll hat sich heute der König von Israel benommen, der sich heute vor den Augen der Mägde seiner Knechte entblößte, wie es Gesindel tut!"  Doch David erwiderte Michal: "Vor dem Herrn, der mich vor deinen Vater und seinem ganzen Haus erwählt und mich zum Fürsten über das Volk des Herrn, über Israel, bestimmt hat, ja, vor dem Herrn will ich tanzen, selbst wenn ich mich noch mehr erniedrigen und in meinen Augen verdemütigen müßte. Aber bei den Mägden, von denen du redest, bei denen werde ich mir Ehre einlegen." Michal, Sauls Tochter, bekam bis zu ihrem Tod kein Kind.  GOTTES HAUS UND DAVIDS HAUSDavids Plan für Gottes HausAls der König seinen Palast bezogen und der Herr ihm vor allen seinen Feinden ringsum Ruhe verschafft hatte, sagte der König zum Propheten Natan: "Siehe, ich wohne in einem Zedernpalast, die Gotteslade aber steht unter Zeltdecken."  Natan antwortete dem König: "Führe alles aus, was du im Sinn hast! Denn der Herr ist mit dir." Aber noch in derselben Nacht erging das Wort des Herrn an Natan: "Geh und sage meinem Knecht David: So spricht der Herr: Du willst mir einen Palast bauen als Wohnung für mich? Ich habe doch niemals in einem Palast gewohnt seit der Zeit, da ich die Israeliten aus Ägypten weggeführt habe, bis auf den heutigen Tag. Vielmehr bin ich in einer Zeltwohnung umhergewandert. Habe ich, solange ich unter all den Israeliten umherzog, zu einem von den Richtern Israels, denen ich befohlen, mein Volk Israel zu weiden, jemals mit einem Wort gesagt: Warum habt ihr mir keinen Zedernpalast erbaut? Gottes Plan für Davids HausDarum sage jetzt zu meinem Knecht David: So spricht der Herr der Heerscharen: Ich habe dich von der Weide hinter der Herde weggeholt, damit du Fürst meines Volkes Israel seiest. Ich war mit dir bei allem, was du unternahmst, und habe alle deine Feinde vor dir vertilgt. Ich will dir einen großen Namen schaffen, wie ihn nur die Größten auf Erden haben. Ich will meinem Volk Israel einen Ort anweisen und es dort einpflanzen, daß es an seiner Stätte ruhig wohnen kann und sich nicht mehr zu ängstigen braucht. Gewalthaber sollen es nicht mehr bedrücken wie früher, seit der Zeit, da ich Richter über mein Volk Israel einsetzte. Ich will dir Ruhe verschaffen vor deinen Feinden. Der Herr verkündet dir, daß der Herr dir ein Haus bauen wird. Wenn einst deine Tage voll sind und du dich bei deinen Vätern zur Ruhe gelegt hast, will ich deinen leiblichen Sohn zu deinem Nachfolger bestimmen und ihm sein Königtum bestätigen. Er soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will seinen Königsthron für alle Zeit festigen. Ich will ihm Vater sein, er sei mir Sohn. Verfehlt er sich, so werde ich ihn mit Menschenruten und mit Schlägen, wie sie Menschen treffen, züchtigen. Niemals aber wird meine Huld sich von ihm wenden, wie ich sie von Saul habe weichen lassen, den ich wegräumte vor dir. Dein Haus und dein Königtum sollen auf ewig Bestand vor mir haben. Dein Thron soll feststehen für immer!"  Davids Dank und BitteAls Natan all diesen Worten und dieser ganzen Offenbarung entsprechend mit David geredet hatte, ging der König David hin, ließ sich vor dem Herrn nieder und betete: "Wer bin ich, allmächtiger Herr? Was ist mein Haus, daß du mich bis hierher gebracht hast? Und dies genügte dir noch nicht, allmächtiger Herr. Du hast vielmehr dem Haus deines Knechtes Verheißungen gegeben für ferne Zeiten. Du hast mich wie einen großen Menschen behandelt, allmächtiger Herr! Was soll David noch viel zu dir sagen? Du kennst ja deinen Knecht, allmächtiger Herr. Um deines Wortes willen und nach deinem Herzen hast du all dies Große getan und deinem Knecht eine Offenbarung gegeben. Deshalb bist du so groß, Herr und Gott. Dir ist niemand gleich. Außer dir ist kein Gott nach allem, was wir vernommen haben. Wo ist ein Volk auf Erden wie dein Volk Israel? Wo wäre ein Gott hingegangen, um ein Volk für sich als sein Volk zu erkaufen, ihm einen Namen zu schaffen, für dieses Volk große und wunderbare Taten zu vollführen, wie du es vor deinem Volk getan, das du dir aus Ägypten erlöst und vor dem du Völker und deren Götter vertrieben hast?  Du hast dir dein Volk Israel für alle Zeiten als Volk bestimmt, und du, Herr, bist ihr Gott geworden. So laß nun, Herr und Gott, die Verheißung, die du deinem Knecht und seinem Haus gegeben hast, für alle Zeiten in Erfüllung gehen und tue, was du zugesagt! Dann wird dein Name groß sein in Ewigkeit, und man wird sagen: Der Herr der Heerscharen ist Israels Gott, und das Haus deines Knechtes David wird vor dir Bestand haben. Denn du, der Herr der Heerscharen, Israels Gott, hast deinem Knecht geoffenbart: Ich will dir ein Haus bauen. Darum hat dein Knecht den Mut gefunden, dieses Gebet an dich zu richten. Nun denn, allmächtiger Herr, du bist Gott, und deine Worte sind Wahrheit. Nachdem du deinem Knecht diese herrliche Zusage gemacht hast, möge es dir nunmehr gefallen, das Haus deines Knechtes zu segnen, auf daß es immerdar vor dir bestehe. Denn du, allmächtiger Herr, hast es versprochen. So möge denn durch deinen Segen das Haus deines Knechtes auf ewig gesegnet sein!" DAVIDS ETFOLGREICHER KAMPF GEGEN SEINE ÄUSSEREN FEINDEDavids Siege über die Philister, Moabiter und AramäerIn der Folge besiegte David die Philister, unterjochte sie und machte so der Oberherrschaft der Philister an der Küste ein Ende. Auch die Moabiter schlug er und maß sie mit der Schnur ab, indem er sie auf die Erde niederlegen ließ. Zwei Schnurlängen maß er ab, für jene, die zum Tod bestimmt waren, und eine volle Schnurlänge für jene, die am Leben bleiben sollten. So wurden die Moabiter David untertan und mußten Tribut zahlen.  David besiegte auch Hadad-Eser, den Sohn Rehobs, den König von Zoba, als der sich anschickte, seine Herrschaft am Strom wiederherzustellen.  Von ihm nahm David 1.700 Wagenkämpfer und 20.000 Mann Fußvolk gefangen. Sämtliche Pferde ließ David lähmen; nur 100 Pferde ließ er übrig.  Als die Aramäer von Damaskus dem König Hadad-Eser von Zoba zu Hilfe kamen, schlug David von den Aramäern 22.000 Mann. Hierauf setzte David Vögte im damaszenischen Aram ein, und die Aramäer wurden David untertan und tributpflichtig. So half Gott David in allem, was er unternahm. Die BeuteDavid erbeutete die goldenen Schilde, welche die Knechte Hadad-Esers besaßen, und brachte sie nach Jerusalem. In Tebach und Berotai, den Städten Hadad-Esers, erbeutete König David sehr viel Erz.  Als Toï, der König von Hamat, erfuhr, daß David die ganze Heeresmacht des Hadad-Eser geschlagen habe,  sandte Toï seinen Sohn Hadoram mit Geräten aus Silber, Gold und Erz zum König David, um ihn zu begrüßen und ihm Glück zu wünschen, daß er gegen Hadad-Eser gekämpft und ihn besiegt habe. Hadad-Eser war nämlich ein Kriegsgegner des Toï. König David weihte auch diese Geräte dem Herrn mitsamt dem Silber und Gold, das er von allen Völkern, die er unterjocht, zur Weihe bestimmt hatte, von den Aramäern, Moabitern, Ammonitern, Philistern, Amalekitern und von der Beute Hadad-Esers, des Sohnes Rehobs, des Königs von Zoba. Die Unterwerfung der EdomiterAls David nach dem Sieg über die Aramäer zurückkam, erwarb er sich neuen Ruhm: er schlug Edom im Salztal, über 18.000 Mann.  Dann setzte er in Edom Vögte ein, und zwar stellte er in ganz Edom Vögte auf, und ganz Edom war David untertan. So half der Herr dem David in allem, was er unternahm. David oberste BeamteDavid herrschte nun über ganz Israel. An seinem ganzen Volk übte David Recht und Gerechtigkeit. Oberbefehlshaber des Heeres war Joab, der Sohn der Zeruja. Kanzler war Joschafat, der Sohn Ahiluds. Zadok, der Sohn Ahitubs, und Abjatar, der Sohn Ahimelechs, waren Priester, Seraja war Staatsschreiber. Befehlshaber der Kereter und Peleter war Benaja, der Sohn Jojadas. Davids Söhne waren Priester.  Jonatans SohnEines Tages frage David: "Lebt noch jemand, der vom Haus Sauls übriggeblieben ist? Ich will an ihm um Jonatans willen Barmherzigkeit üben." Nun war im Haus Sauls ein Diener namens Ziba. Diesen rief man zu David. Der König fragte ihn: "Bist du Ziba?" Er antwortete: "Ja, dein Knecht." Der König fragte: "Lebt niemand mehr vom Haus Sauls? Ich will an ihm Gottes Barmherzigkeit erweisen." Ziba antwortete dem König: "Es lebt noch ein Sohn von Jonatan. Er ist an beiden Füßen gelähmt." Als der König ihn fragte: "Wo ist er?", entgegnete Ziba dem König: "Er ist im Haus Machirs, des Sohnes Ammiëls, in Lo-Dabar."  Da schickte König David hin und ließ ihn aus dem Haus Machirs, des Sohnes Ammiëls, aus Lo-Dabar holen. Als nun Merib-Baal, der Sohn Jonatans, Sauls Enkel, zu David kam, fiel er auf sein Angesicht nieder und huldigte. David sagte: "Merib-Baal!" Er antwortete: "Hier ist dein Knecht."  David fuhr fort: "Fürchte dich nicht! Denn ich will dir um deines Vaters Jonatan willen Barmherzigkeit erweisen und dir den ganzen Grundbesitz deines Ahnherrn Saul zurückgeben. Du selbst sollst für immer an meinem Tisch speisen." Da verneigte sich jener und sagte: "Was ist dein Knecht, daß du dich so um einen toten Hund kümmerst, wie ich einer bin?" Hierauf ließ der König Sauls Diener Ziba kommen und befahl ihm: "Alles, was Saul und seinem ganzen Haus gehört, übergebe ich dem Sohn deines Herrn. Du hast ihm mit deinen Söhnen und Knechten das Feld zu bestellen und die Ernte einzubringen, damit der Sohn deines Herrn zu leben hat. Merib-Baal, der Sohn deines Herrn, wird für immer an meinem Tisch speisen." Ziba hatte fünfzehn Söhne und zwanzig Knechte. Nun versprach Ziba dem König: "Wie der Herr König seinem Knecht befiehlt, genau so wird dein Knecht es ausführen. Merib-Baal kann an meinem Tisch speisen wie einer von den Söhnen des Königs." Merib-Baal hatte einen kleinen Sohn namens Micha. Alle, die im Haus Zibas wohnten, standen in Merib-Baals Diensten. Merib-Baal hielt sich in Jerusalem auf, weil er immer am Tisch des Königs speiste. Er war an beiden Füßen gelähmt. Die Beschimpfung der Gesandten DavidsDanach starb der Ammoniterkönig. Sein Sohn Hanun bestieg an seiner Statt den Thron.  David dachte: "Ich will mit Hanun, dem Sohn des Nahasch, freundschaftliche Beziehungen unterhalten, weil auch sein Vater mit mir in gutem Einvernehmen stand." So schickte denn David hin und ließ ihm durch seine Gesandten wegen seines Vaters sein Beileid aussprechen. Als die Gesandten Davids in das Land der Ammoniter gekommen waren, sagten die Fürsten der Ammoniter zu Hanun, ihrem Herrn: "Glaubst du denn, daß David deinen Vater ehren will, wenn er dir Beileidsgesandte schickt? Vielmehr sendet David seine Boten nur deshalb zu dir, um die Stadt zu erforschen, sie auszukundschaften und dann zu zerstören."  Da ließ Hanun die Gesandten Davids ergreifen, ihnen den halben Bart abscheren und ihnen die Kleider halb abschneiden bis zu den Lenden. So schickte er sie weg. Als man dies dem David meldete, sandte er ihnen Boten entgegen; denn die Männer waren schwer beschimpft. Der König ließ ihnen sagen: "Bleibt in Jericho, bis euch der Bart wieder gewachsen ist; dann kommt nach Hause!" Joabs Sieg über die Ammoniter und AramäerAls die Ammoniter einsahen, daß sie sich bei David verhaßt gemacht hatten, sandten die Ammoniter hin und warben die Aramäer von Bet-Rehob und die Aramäer von Zoba an, 20.000 Mann zu Fuß, sowie 1.000 Mann vom König von Maacha und 12.000 Mann von den Bewohnern von Tob.  Sobald David davon Kunde erhielt, schickte er Joab mit dem ganzen Heer, lauter tapferen Kriegern, hin.  Die Ammoniter rückten aus und stellten sich vor dem Tor in Schlachtordnung auf. Die Aramäer von Zoba und Rehob sowie die Leute aus Tob und Maacha standen für sich im freien Feld. Als Joab sah, daß ihm von vorn und von hinten ein Angriff drohte, wählte er sich die erlesensten Israeliten aus und stellte sich den Aramäern gegenüber. Den Rest des Heeres übergab er seinem Bruder Abischai, und dieser stellte sich den Ammonitern gegenüber. Joab sagte: "Wenn die Aramäer über mich Herr werden, mußt du mir zu Hilfe kommen. Wenn aber die Ammoniter über dich Herr werden, eile ich dir zu Hilfe. Nur Mut! Wir kämpfen für unser Volk und die Städte unseres Gottes. Der Herr tue, was ihm gut scheint!" Als nun Joab mit den Truppen, die er befehligte, zum Angriff gegen die Aramäer vorrückte, flohen sie vor ihm. Sobald aber die Ammoniter sahen, daß die Aramäer sich zur Flucht wandten, ergriffen auch sie vor Abischai die Flucht und zogen sich in die Stadt zurück. Darauf ließ Joab von den Ammonitern ab und kehrte heim nach Jerusalem.  Davids Sieg über die Ammoniter und AramäerAls die Aramäer sahen, daß sie von den Israeliten geschlagen waren, sammelten sie sich wieder. Hadad-Eser ließ sogar die Aramäer jenseits des Stromes aufbieten. Sie zogen nach Helam. Schobach, der Feldherr des Hadad-Eser, hatte den Oberbefehl.  Als man David dies meldete, bot er ganz Israel auf, überschritt den Jordan und zog nach Helam. Die Aramäer stellten sich David entgegen und kämpften mit ihm. Aber die Aramäer mußten vor den Israeliten die Flucht ergreifen. David vernichtete von den Aramäern 700 Wagen und 40.000 Reiter. Auch ihrem Feldherrn Schobach gab er daselbst den Todesstoß.  Da alle Könige, die dem Hadad-Eser untertan waren, sahen, daß sie von den Israeliten geschlagen waren, schlossen sie mit den Israeliten Frieden und unterwarfen sich ihnen. Die Aramäer aber hüteten sich, den Ammonitern fernerhin noch Hilfe zu leisten. DAVID UND BATSEBADer EhebruchIm nächsten Jahr um die Zeit, da die Könige ins Feld zu ziehen pflegen, sandte David den Joab mit seinen Leuten und ganz Israel aus. Sie verwüsteten das Land der Ammoniter und belagerten Rabba. David war in Jerusalem geblieben.  Eines Abends erhob sich David von seinem Lager und erging sich auf dem Dach des königlichen Palastes. Da sah er vom Dach aus eine badende Frau. Die Frau war sehr schön. Als der König über die Frau Erkundigungen einholen ließ, sagte man ihm: "Es ist Batseba, die Tochter Ammiëls, die Frau des Hetiters Urija."  Hierauf schickte David Boten hin und ließ sie holen. Als sie zu ihm kam, wohnte er ihr bei. Nachdem sie sich von ihrer Unreinheit befreit hatte, kehrte sie in ihr Haus zurück. Der vereitelte AuswegAls die Frau guter Hoffnung wurde, sandte sie hin und ließ David sagen: "Ich bin guter Hoffnung." Da ließ David dem Joab den Befehl überbringen: "Schicke mir den Hetiter Urija!" Joab sandte Urija zu David.  Als Urija zu ihm gekommen war, erkundigte sich David nach dem Befinden Joabs und der Truppen und nach dem Stand des Krieges. Dann sagte David zu Urija: "Geh jetzt in dein Haus hinunter und wasche dir die Füße!" Als nun Urija den Palast des Königs verließ, folgte ihm ein königliches Ehrenmahl. Aber Urija legte sich am Tor des Königspalastes bei den Dienern seines Herrn nieder, ohne in sein Haus hinabzugehen. Man meldete das David: "Urija ist nicht in sein Haus hinabgegangen." Da fragte David den Urija: "Du bist doch von der Reise gekommen. Warum bist du nicht in dein Haus hinabgegangen?" Urija erwiderte David: "Die Lade sowie Israel und Juda wohnen in Hütten. Auch mein Herr Joab und die Diener meines Herrn lagern auf freiem Feld, und da sollte ich in mein Haus gehen, um zu essen und zu trinken und bei meiner Frau zu schlafen? Bei deinem Leben, beim Leben deiner Seele, das tue ich nicht!"  Nun sagte David zu Urija: "Bleibe auch heute noch hier! Morgen entlasse ich dich." So blieb denn Urija an diesem und am folgenden Tag noch in Jerusalem. Als er auf Davids Einladung bei ihm aß und trank, machte dieser ihn trunken. Aber als er am Abend wegging, legte er sich auf seinem Lager bei den Dienern seines Herrn schlafen und ging nicht in sein Haus hinab. Der MordbefehlAm nächsten Morgen schrieb David an Joab einen Brief und ließ ihn durch Urija überbringen. Er schrieb in dem Brief: "Stellt Urija vorn im heftigsten Kampfgewühl auf! Dann zieht euch von ihm zurück, damit er getroffen wird und fällt!" So stellte denn Joab bei der Belagerung der Stadt den Urija an eine Stelle, von der er wußte, daß dort tapfere Männer waren. Als dann die Städter einen Ausfall machten und Joab angriffen, fielen einige von der Truppe, von Davids Mannschaft. Auch der Hetiter Urija fand den Tod. Der Bericht JoabsHierauf schickte Joab hin und ließ David den ganzen Verlauf des Kampfes melden. Er gab dem Boten den Befehl: "Wenn du dem König den ganzen Hergang des Kampfes bis zu Ende berichtet hast, wird der König zornig aufbrausen und dich fragen: Warum seid ihr beim Kampf so nahe an die Stadt herangerückt? Wußtet ihr nicht, daß man von der Mauer herab schießen würde? Wer hat Abimelech, den Sohn Jerubbaals, erschlagen? Hat nicht eine Frau den oberen Mühlstein von der Mauer auf ihn herabgeworfen, so daß er in Tebez starb? Warum seid ihr so nahe an die Mauer herangerückt? - Dann sage nur: Auch dein Knecht, der Hetiter Urija, ist gefallen."  Der Bote ging hin und berichtete nach seine Ankunft David alles, was Joab ihm aufgetragen hatte. Der Bote meldete dem König: "Die Leute waren uns überlegen und machten gegen uns einen Ausfall aufs freie Feld. So mußten wir sie bis ans Stadttor zurückdrängen. Da schossen die Schützen von der Mauer herab auf deine Knechte. Hierbei fielen einige von den Knechten des Königs. Auch dein Knecht, der Hetiter Urija, fand den Tod." David antwortete dem Boten: "Melde Joab dies: Nimm dir diese Sache nicht zu Herzen; denn das Schwert frißt bald diesen, bald jenen! Kämpfe nur tapfer gegen die Stadt und zerstöre sie! Sprich ihm so Mut zu!" Die Heirat mit BatsebaAls die Frau des Urija erfuhr, daß ihr Mann Urija gefallen sei, trauerte sie um ihren Gatten.  Sobald die Trauerzeit vorüber war, ließ David sie in sein Haus holen. Sie wurde seine Frau und gebar ihm einen Sohn. Dem Herrn jedoch mißfiel, was David getan hatte. Natans Gleichnis: 'Du selbst bist der Mann!'Deshalb schickte der Herr den Natan zu David. Als er zu ihm kam, sagte er zu ihm: "In einer Stadt lebten zwei Männer. Der eine war reich, der andere arm Der Reiche besaß Schafe und Rinder in großer Zahl. Der Arme hatte gar nichts als ein einziges Lämmchen, das er sich gekauft und aufgezogen hatte. Es war bei ihm und wurde zusammen mit seinen Kindern groß. Von seinem Bissen aß es, und von seinem Becher trank es. Es schlief an seiner Brust und war ihm wie eine Tochter. Als eines Tages Besuch zu dem reichen Mann kam, konnte dieser es nicht über sich bringen, eines seiner eigenen Schafe und Rinder zu nehmen, um dem Gast, der ihn besuchte, ein Mahl zu bereiten. Er nahm vielmehr das Lämmchen des armen Mannes und richtete es für den Gast, der bei ihm eingekehrt war, zu." David wurde über den Mann sehr zornig und sagte zu Natan: "So wahr der Herr lebt, der Mann, der das getan hat, ist ein Kind des Todes! Das Lamm soll er vierfach ersetzen, weil er so gehandelt und kein Erbarmen geübt hat!" Natan erwiderte David: "Du bist der Mann. So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe dich gesalbt zum König über Israel, und ich habe dich errettet aus der Hand Sauls. Ich habe dir das Haus deines Herrn und die Frauen deines Herrn in den Schoß gegeben. Ich übergab dir das Haus Israel und Juda. Wenn dies zu wenig gewesen wäre, hätte ich für dich noch manches hinzugefügt. Warum hast du dich über das Gebot des Herrn hinweggesetzt und das getan, was ihm mißfiel? Den Hetiter Urija hast du mit dem Schwert erschlagen und seine Frau dir zur Frau genommen. Weil du ihn durch das Schwert der Ammoniter umbringen ließest, soll nun das Schwert niemals von deinem Haus weichen! Denn du hast mich verachtet und die Frau des Hetiters Urija dir zur Frau genommen.  So spricht der Herr: Siehe, ich werde durch dein eigenes Haus Unheil über dich kommen lassen. Ich werde deine Frauen vor deinen Augen wegnehmen und sie einem anderen geben. Er wird im Angesicht der Sonne dort mit deinen Frauen Böses tun. Du hast zwar im geheimen gehandelt, ich aber werde diese Drohung vor den Augen von ganz Israel und am hellen Tag ausführen." Davids Reue und BußeDa sagte David zu Natan: "Ich habe gegen den Herrn gesündigt." Natan antwortete David: "So hat auch der Herr dir deine Sünde vergeben. Du wirst nicht sterben. Doch weil du den Feinden des Herrn durch diese Tat Ärgernis gegeben hast, wird der Sohn, der dir geboren wurde, sterben." Hierauf kehrte Natan in sein Haus zurück. Der Herr aber schlug das Kind, das die Frau des Urija dem David geboren hatte, mit Krankheit. Da suchte David um des Knaben willen Gott auf. David fastete streng. Wenn er nach Hause kam, schlief er des Nachts auf der Erde. Die Ältesten am Hofe traten an ihn heran, um ihn zu bewegen, von der Erde aufzustehen. Er weigerte sich aber und aß nicht mit ihnen. Am siebten Tag starb das Kind. Davids Hofleute scheuten sich, ihm den Tod des Kindes mitzuteilen. Sie dachten nämlich: "Solange das Kind noch am Leben war, hat er uns schon kein Gehör gegeben, wenn wir mit ihm reden wollten. Wie können wir ihm jetzt mitteilen, daß das Kind tot ist? Es gäbe ein Unglück." Als David sah, daß seine Diener miteinander flüsterten, erkannte David, daß das Kind gestorben war. Deshalb fragte David seine Diener: "Ist das Kind tot?" Sie antworteten: "Es ist tot." Nun stand David von der Erde auf, wusch und salbte sich, wechselte die Kleider und ging in das Haus des Herrn, um anzubeten. - Als er in sein Haus zurückgekehrt war, ließ er sich Speise vorsetzen und aß.  Seine Diener fragten ihn: "Was ist das für ein Verhalten, das du zur Schau trägst? Als das Kind noch lebte, hast du seinetwegen gefastet und geweint, und nun, nachdem das Kind gestorben ist, stehst du auf und nimmst wieder Speise zu dir." Er antwortete: "Als das Kind noch lebte, habe ich seinetwegen gefastet und geweint, weil ich dachte: Wer weiß, ob der Herr sich meiner erbarmt und das Kind am Leben bleibt? Nun ist es tot. Was sollte ich da noch fasten? Kann ich es wieder zurückbringen? Ich werde zu ihm gehen, aber es kehrt nicht zu mir zurück." Die Geburt SalomosDavid tröstete seine Frau Batseba. Er ging zu ihr und wohnte ihr bei. Sie gebar einen Sohn, und er nannte ihn Salomo. Der Herr gewann ihn lieb  und ließ ihn durch den Propheten Natan mit Rücksicht auf den Herrn Jedidja (Liebling des Herrn) nennen.  Die Einnahme von RabbaJoab bestürmte das ammonitische Rabba und eroberte die Königsstadt. Hierauf schickte Joab Boten an David und ließ ihm melden: "Ich habe Rabba bestürmt und die Wasserstadt eingenommen.  Biete nun den Rest des Kriegsvolkes auf, belagere die Stadt und nimm sie ein, damit nicht ich die Stadt einnehme und mein Name über ihr ausgerufen werde!" So bot denn David alles Kriegsvolk auf, zog nach Rabba, bestürmte und eroberte es. Er nahm ihrem König die Krone vom Haupt. Sie hatte den Wert von einem Talent an Gold und Edelsteinen und paßte auf Davids Haupt. Er nahm aus der Stadt eine überaus reiche Beute mit. Die Bevölkerung, die darin wohnte, ließ er wegführen, sie an die Sägen, eisernen Picken und eisernen Äxte stellen und an den Ziegelöfen arbeiten. Ebenso verfuhr er mit allen übrigen Ammoniterstädten. Dann kehrte David mit dem ganzen Heer nach Jerusalem zurück.  Amnon und TamarDanach begab sich folgendes: Abschalom, der Sohn Davids, hatte eine schöne Schwester namens Tamar. Amnon, der Sohn Davids, liebte sie. So sehr härmte sich Amnon, daß er wegen seiner Schwester Tamar krank wurde. Denn sie war eine Jungfrau, und es erschien Amnon unmöglich, sich mit ihr irgendwie abgeben zu können.  Nun hatte Amnon einen Freund namens Jonadab, einen Sohn des Schima, des Bruders Davids. Jonadab war ein sehr kluger Mann. Er fragte Amnon: "Warum siehst du jeden Morgen so elend aus, Königssohn? Willst du es mir nicht anvertrauen?" Amnon erwiderte ihm: "Ich liebe Tamar, die Schwester meines Bruders Abschalom." Jonadab riet ihm: "Lege dich zu Bett und stelle dich krank! Wenn dann dein Vater kommt, dich zu besuchen, so bitte ihn: Laß doch meine Schwester Tamar kommen und mir etwas zu essen geben! Wenn sie vor meinen Augen die Speise zubereiten würde, daß ich es sehen könnte, so nähme ich gern das Essen aus ihrer Hand an." Amnon legte sich nun zu Bett und stellte sich krank. Als der König kam, um ihn zu besuchen, bat Amnon den König: "Laß doch meine Schwester Tamar kommen und vor meinen Augen ein Paar Kuchen backen, daß ich sie aus ihrer Hand essen kann!" David schickte nach Hause zu Tamar und ließ sagen: "Komm in die Wohnung deines Bruder Amnon und bereite ihm das Essen!" Tamar ging in die Wohnung ihres Bruders Amnon. Während er im Bett lag, nahm sie den Teig, knetete ihn, formte ihn vor seinen Augen und buk Kuchen. Dann nahm sie die Pfanne und schüttete sie vor ihm aus. Er weigerte sich jedoch zu essen. Vielmehr befahl Amnon: "Weist alle hinaus!" Als sich alle von ihm entfernt hatten, sagte Amnon zu Tamar: "Bringe das Essen in die Kammer herein, damit ich aus deiner Hand esse!" Tamar nahm die Kuchen, die sie zubereitet hatte, und brachte sie ihrem Bruder Amnon in die Kammer. Als sie ihm aber das Essen reichte, ergriff er sie und sagte zu ihr: "Komm, lege dich zu mir, liebe Schwester!" Sie erwiderte ihm: "Nicht doch, mein Bruder, entehre mich nicht! Denn so etwas darf man in Israel nicht tun. Begehe keine solche Freveltat!" Wohin sollte ich meine Schande tragen? Du würdest in Israel als ehrloser Mann dastehen. Aber rede doch einmal mit dem König! Er wird mich dir nicht versagen!"  Er wollte jedoch auf ihre Vorstellungen nicht hören, sondern überwältigte sie und tat ihr Gewalt an. Danach faßte Amnon eine überaus tiefe Abneigung gegen sie. Ja, der Widerwille, den er gegen sie empfand, war noch größer als die Liebe, die er für sie gehegt hatte. Daher rief Amnon ihr zu: "Mache, daß du fortkommst!" Sie erwiderte ihm: "Wenn du mich jetzt von dir stößt, ist dies ein größeres Unrecht als das andere, das du mir angetan hast!" - Er wollte aber nicht auf sie hören, sondern rief seinen Burschen, der ihm aufwartete, und befahl ihm: "Schaff mir die da hinaus auf die Straße und riegle die Tür hinter ihr zu!" Sie trug ein Ärmelkleid; denn so kleideten sich von alters her die Prinzessinnen, solange sie unverheiratet waren. Der Diener brachte sie auf die Straße hinaus und riegelte die Tür hinter ihr ab.  Tamar aber streute Asche auf ihr Haupt, zerriß das Ärmelkleid, das sie anhatte, legte die Hand aufs Haupt und ging wehklagend davon. Abschaloms Rache an AmnonIhr Bruder Abschalom sagte zu ihr: "War dein Bruder Amnon bei dir? Dann, liebe Schwester, sei still! Er ist dein Bruder. Nimm dir die Sache nicht zu Herzen!" - So blieb denn Tamar unvermählt im Haus ihres Bruders Abschalom. Als der König David den ganzen Vorfall erfuhr, wurde er sehr zornig. Abschalom redete kein Wort mehr mit Amnon, weder im Bösen noch im Guten; denn Abschalom haßte den Amnon, weil er seine Schwester Tamar entehrt hatte. Nach zwei Jahren, als Abschalom in Baal-Hazor, das bei Efraim liegt, Schafschur hielt, lud Abschalom alle königlichen Prinzen ein.  Auch zum König ging Abschalom und sagte: "Siehe, dein Diener hält Schafschur. Der König wird doch mit seinen Leuten deinen Diener begleiten." Der König erwiderte Abschalom: "Nicht doch, mein Sohn, wir dürfen nicht allesamt kommen. Sonst fallen wir dir zur Last." Obwohl er in ihn drang, wollte er nicht mitgehen, sondern verabschiedete ihn. Abschalom bat: "Wenn also nicht, so darf doch, bitte, wenigstens mein Bruder Amnon uns begleiten." Der König fragte ihn: "Warum soll der mit dir gehen?" Als aber Abschalom in ihn drang, schickte er Amnon und alle königlichen Prinzen mit ihm. Abschalom gab nun seinen Dienern den Befehl: "Gebt acht! Wenn Amnon vom Wein in fröhlicher Stimmung ist und ich euch zurufe: Haut Amnon nieder!, so tötet ihn! Fürchtet euch nicht! Ich bin es ja, der es euch befohlen hat. Seid mutig und zeigt euch als tapfere Männer!" Abschaloms Diener verfuhren mit Amnon so, wie Abschalom es befohlen hatte. Da sprangen die königlichen Prinzen insgesamt auf, schwangen sich ein jeder auf sein Maultier und flohen. Abschaloms FluchtSie waren noch unterwegs, als das Gerücht schon zu David gedrungen war, Abschalom habe alle königlichen Prinzen ermordet, nicht einer von ihnen sei am Leben geblieben. Der König sprang auf, zerriß seine Kleider und warf sich auf die Erde. Auch alle seine Diener standen mit zerrissenen Kleider da. Doch Jonadab, der Sohn Schimas, des Bruders Davids, ergriff das Wort und sagte: "Mein Herr sage nicht, man habe alle jungen Prinzen umgebracht. Nur Amnon allein ist tot. Denn Unheil lag auf Abschaloms Gesicht, seit dem Tag, da jener seine Schwester Tamar entehrt hatte. So möge sich nun mein Herr und König die Sache nicht zu Herzen nehmen und sagen, alle Prinzen seien tot. Nur Amnon allein ist umgekommen. Abschalom aber ist entflohen." - Als der wachhabende Diener Ausschau hielt, sah er viele Leute auf dem Weg nach Horonajim den Berg hinabeilen.  Jonadab sagte zum König: "Siehst du? Die Prinzen kommen. Wie dein Knecht gesagt hat, so verhält es sich." Kaum hatte er ausgeredet, da erschienen die Prinzen und brachen in lautes Weinen aus. Auch der König und alle seine Diener fingen laut und heftig zu weinen an. Abschalom aber war geflüchtet und hatte sich zu Talmai, dem Sohn Ammihuds, dem König von Geschur, begeben. - David trauerte um seinen Sohn die ganze Zeit.  Nachdem Abschalom geflohen und nach Geschur gekommen war, blieb er dort drei Jahre. Der König David hörte auf, sich Abschaloms wegen zu grämen; denn er hatte sich damit abgefunden, daß Amnon tot war. Joabs EingreifenAls Joab, der Sohn der Zeruja, erkannte, daß sich der Sinn des Königs wieder Abschalom zuneigte, schickte Joab nach Tekoa und ließ von dort eine kluge Frau holen. Er bat sie: "Tue so, als ob du in Trauer wärest, ziehe Trauerkleider an und salbe dich nicht mit Öl, sondern benimm dich wie eine Frau, die schon lange um einen Toten trauert!  Begib dich so zum König und sage ihm folgendes:..."; - und Joab legte ihr die Worte in den Mund. Die Frau von Tekoa beim KönigDie Frau von Tekoa ging zum König, warf sich auf ihr Angesicht zur Erde nieder, huldigte ihm und bat: "Hilf mir, o König!" Als der König sie fragte: "Was wünschest du?", antwortete sie: "Ach, ich bin eine Witwe; denn mein Mann ist tot. Deine Magd hatte zwei Söhne. Die gerieten auf dem Feld in Streit. Da niemand zugegen war, der zwischen ihnen Frieden gestiftet hätte, schlug der eine auf den anderen los und tötete ihn. Jetzt hat sich das ganze Geschlecht gegen deine Magd erhoben und verlangt: Gib den Brudermörder heraus, damit wir ihn umbringen für das Leben seines Bruders, den er erschlagen hat, und so den Erben aus der Welt schaffen! So wollen sie die Kohle auslöschen, die mir übriggeblieben ist, und meinem Mann weder Namen noch Nachkommen auf Erden lassen."  Der König sagte zu der Frau: "Geh heim! Ich werde deinetwegen verfügen." Aber die Frau aus Tekoa erwiderte dem König: "Auf mir, mein Herr und König, und auf meiner Familie liegt die Schuld. Den König und seinen Thron trifft keine Verantwortung." Darauf antwortete der König: "Wer etwas von dir will, den bringe her zu mir! Er soll dich nicht weiter antasten!" Sie fuhr fort: "Der König möge vor dem Herrn, seinem Gott, schwören, daß der Bluträcher kein Unheil anrichtet und man meinen Sohn auch noch aus der Welt schafft!" Er versprach: "So wahr der Herr lebt! Deinem Sohn soll kein Haar gekrümmt werden." Nun bat die Frau: "Darf deine Magd noch ein Wort an den Herrn König richten?" Er forderte sie auf: "Rede!" Da sagte die Frau: "Warum planst du das Gleiche gegen das Volk Gottes? Nachdem der König so gesprochen hat, macht er sich schuldig, wenn der König seinen verbannten Sohn nicht zurückkehren läßt. Denn wir müssen zwar sterben und werden wie Wasser sein, das auf die Erde gegossen wird und nicht wieder zurückgeholt werden kann. Aber Gott rafft nicht die Seele hinweg, sondern sinnt ernstlich darauf, einen Verbannten nicht fern von sich in der Verbannung zu lassen. Der Grund nun, weshalb ich kam, um mit dem Herrn König diese Sache zu besprechen, war der, daß die Leute mir Angst machten. Da dachte deine Magd: Ich muß doch einmal mit dem König reden. Vielleicht erfüllt der König die Bitte seiner Magd, denn der König wird mir Gehör schenken und seine Magd aus der Hand des Mannes erretten, der mich zusammen mit meinem Sohn aus dem Gotteserbe austilgen will. Daher dachte deine Magd: Das Wort meines Herrn und Königs soll mir zur Beruhigung dienen, denn mein Herr und König ist ja wie ein Engel Gottes, indem er Gutes und Böses anhört. Der Herr, dein Gott, sei mit dir!" David durchschaut das SpielDarauf entgegnete der König der Frau: "Verhehle mir nichts, wonach ich dich frage!" Die Frau bat: "Mein Herr und König rede nur!" Nun fragte der König: "Hat nicht Joab die Hand im Spiel bei dieser Sache?" Die Frau antwortete: "So wahr du lebst, mein Herr und König, es ist unmöglich, links oder rechts an dem vorbeizukommen, was mein Herr und König gesagt hat. Ja, dein Diener Joab hat mich beauftragt. Er hat deiner Magd alle diese Worte in den Mund gelegt. Um der Sache ein anderes Gesicht zu geben, ist dein Diener Joab so vorgegangen. Aber mein Herr ist so weise wie ein Engel Gottes. Er weiß alles, was auf Erden vorgeht." Abschaloms RückkehrHierauf sagte der König zu Joab: "Nun ja, ich erfülle deine Bitte. Geh hin und hole den jungen Mann, Abschalom!" Joab warf sich mit dem Angesicht zur Erde, brachte seine Huldigung dar und beglückwünschte den König. Dann rief Joab aus: "Heute hat dein Knecht erfahren, daß ich bei dir, mein Herr und König, in Gnaden stehe, weil der König die Bitte seines Dieners erfüllt hat." Joab machte sich auf, ging nach Geschur und holte Abschalom nach Jerusalem zurück. Der König aber befahl: "Er soll in seine Wohnung gehen und mir nicht unter die Augen kommen!" So zog sich Abschalom in seine Wohnung zurück und erschien nie vor dem König. In ganz Israel gab es keinen Mann, den man wegen seiner Schönheit so sehr pries wie Abschalom. Von der Fußsohle bis zum Scheitel war kein Makel an ihm. Wenn er sich das Haupt scheren ließ - er ließ es nach Ablauf jedes Jahres scheren; es wurde ihm nämlich zu schwer, so daß er es scheren lassen mußte -, so wog sein Haupthaar 200 Schekel nach königlichem Gewicht.  Drei Söhne wurden Abschalom geboren und eine Tochter namens Tamar. Sie war eine sehr schöne Frau.  Abschaloms Versöhnung mit DavidAbschalom brachte zwei Jahre in Jerusalem zu, ohne das Angesicht des Königs zu sehen. Nun setzte sich Abschalom mit Joab in Verbindung, um ihn zum König zu schicken. Doch der weigerte sich, zu ihm zu gehen. Als er ein zweites Mal hinsandte, weigerte er sich wieder zu kommen. Abschalom befahl nun seinen Knechten: "Ihr wißt, Joab besitzt ein Grundstück neben dem meinigen und hat Gerste darauf. Geht und steckt es in Brand!" Da steckten Abschaloms Diener das Feld in Brand. Jetzt machte sich Joab auf, ging zu Abschalom ins Haus und fragte ihn: "Warum haben deine Diener mein Feld angezündet?" Abschalom erwiderte Joab: "Siehe, ich habe zu dir geschickt und dir sagen lassen: Komm her, ich möchte dich zum König senden mit der Frage: Warum bin ich aus Geschur heimgekehrt? Es wäre besser für mich, wenn ich noch dort wäre. Jetzt aber möchte ich vor den König treten. Wenn eine Schuld auf mir liegt, töte er mich!" Joab begab sich hierauf zum König und erzählte ihm den Sachverhalt. Dieser ließ Abschalom rufen. Als er zum König gekommen war, warf er sich vor dem König auf sein Angesicht zur Erde nieder, und der König küßte Abschalom. ABSCHALOMS EMPÖRUNG UND TODAbschaloms UmtriebeDanach schaffte sich Abschalom Wagen und Pferde an, dazu fünfzig Mann, die vor ihm herliefen. Frühmorgens stellte sich Abschalom am Torweg auf. Jeden, der eine Streitsache hatte und den König um Entscheidung angehen wollte, rief Abschalom zu sich und fragte: "Aus welcher Stadt bist du?" - Wenn jener dann antwortete: "Dein Knecht ist aus dem und dem Stamm Israels",  sagte Abschalom zu ihm: "Siehe, deine Sache ist gut und recht, aber beim König ist niemand, der dir Gehör schenkt." Abschalom fuhr fort: "Wenn man doch mich zum Richter im Land bestellte! Jedermann, der eine Streitsache oder einen Rechtshandel hat, könnte zu mir kommen. Ich würde ihm schon sein Recht verschaffen." Wenn jemand an ihn herantrat, um sich vor ihm niederzuwerfen, streckte er seine Hand aus, zog ihn an sich und küßte ihn. So macht es Abschalom mit allen Israeliten, die zum König kamen, um sich Recht sprechen zu lassen. Dadurch bestrickte Abschalom die Herzen der Männer Israels. Die VerschwörungNach Verlauf von vier Jahren sagte Abschalom zum König: "Ich möchte hingehen und in Hebron mein Gelübde einlösen, das ich dem Herrn gemacht habe.  Denn als ich in Geschur in Aram weilte, legte dein Diener folgendes Gelübde ab: "Wenn mich der Herr nach Jerusalem zurückkehren läßt, werde ich dem Herrn ein Opfer darbringen."  Der König antwortete ihm: "Geh in Frieden!" - Nun machte sich Abschalom auf den Weg und begab sich nach Hebron. Er sandte geheime Boten an alle Stämme Israels und ließ sagen: "Sobald ihr Posaunenschall hört, ruft ihr aus: Abschalom ist König in Hebron!" Mit Abschalom zogen auch 200 Männer aus Jerusalem, die eingeladen waren und arglos mitgingen, ohne von etwas zu wissen. Abschalom ließ auch den Giloniter Ahitofel, Davids Ratgeber, aus seiner Stadt Gilo zur Darbringung der Opfer holen. So gewann die Verschwörung an Kraft, und immer mehr Leute schlossen sich Abschalom an.  Davids Flucht aus JerusalemDa traf bei David ein Bote ein mit der Meldung: "Die Herzen der Israeliten haben sich Abschalom zugewandt." David befahl daraufhin allen seinen Dienern, die bei ihm in Jerusalem waren: "Auf! Wir fliehen! Denn sonst gibt es für uns keine Rettung vor Abschalom. Macht euch schnell auf den Weg! Sonst beeilt er sich und holt uns ein, läßt Unheil über uns hereinbrechen und schlägt die Stadt mit der Schärfe des Schwertes." Die Diener des Königs antworteten dem König: "Ganz so, wie es der Herr und König wünscht! Wir sind deine gehorsamen Diener." So zog der König aus und der ganze Hof hinter ihm her. Nur zehn Nebenfrauen ließ der König zurück zur Bewachung des Palastes. Der König zog also hinaus und alle Leute hinter ihm her. Beim letzten Haus machten sie halt. Alle seine Diener gingen an ihm vorüber. Alle Kereter und Peleter, alle Gatiter, die 600 Mann, die ihm aus Gat gefolgt waren, marschierten am König vorüber.  Ittais TreueZu Ittai aus Gat sagte der König: "Wozu willst auch du mit uns ziehen? Kehre um und bleibe beim König! Du bist ja ein Fremder und ohnehin selbst aus deiner Heimat verbannt. Gestern bist du gekommen, und heute soll ich dich mit uns auf Irrfahrt nehmen, ohne zu wissen, wohin ich gehe. Kehre um und führe deine Landsleute mit dir zurück! Heil und Glück!" Doch Ittai erwiderte dem König: "So wahr der Herr lebt, und so wahr mein Herr und König lebt! Da, wo mein Herr und König sein wird, sei es auf Tod oder Leben, wird auch dein Diener sein!" Nun sagte David zu Ittai: "Gut, ziehe vorüber!" So schritt denn Ittai aus Gat vorüber mit allen seinen Leuten und dem ganzen Troß, der bei ihm war. Die ganze Bevölkerung weinte laut, als all die Leute vorüberzogen. Hierauf ging der König über den Bach Kidron, und auch alles Volk zog hinüber in der Richtung nach der Wüste.  Zadoks und Abjatars RückkehrAuch Zadok war bei ihm mit allen Leviten, die die Bundeslade Gottes trugen. Sie setzten die Lade Gottes nieder, und Abjatar opferte, bis alles Volk den Auszug aus der Stadt beendet hatte. Hierauf sagte der König zu Zadok: "Bringe die Lade Gottes in die Stadt zurück! Finde ich Gnade in den Augen des Herrn, so wird er mich zurückführen und mich ihn und seine Wohnung wieder sehen lassen. Sagt er aber: Ich habe an dir kein Gefallen, so unterwerfe ich mich. Er tue mit mir, was ihm gut scheint!" Der König sagte dann noch zum Priester Zadok: "Du siehst es ein: Kehrt ruhig in die Stadt zurück und mit euch eure beiden Söhne, dein Sohn Ahimaaz und Jonatan, der Sohn Abjatars. Seht, ich warte an den Furten der Steppe, bis eine Botschaft von euch kommt und mir Nachricht gibt."  Da brachten Zadok und Abjatar die Lade Gottes nach Jerusalem zurück und blieben dort. Davids Auftrag an HuschaiDavid stieg nun den Ölberg hinan. Weinend und mit verhülltem Haupt ging er hinauf. Barfuß zog er daher. Auch alle Leute, die bei ihm waren, hatten jeder sein Haupt verhüllt. Unter stetem Weinen stiegen sie aufwärts.  Als man David meldete, Ahitofel sei unter den Verschwörern bei Abschalom, rief David aus: "O Herr, betöre Ahitofels Rat!" Als David auf der Höhe, wo man Gott zu verehren pflegte, angekommen war, trat ihm plötzlich der Arkiter Huschai entgegen mit zerrissenem Rock und staubbedecktem Haupt.  David sagte zu ihm: "Wenn du mit mir ziehst, bist du mir nur zur Last. Gehst du aber in die Stadt zurück und sagst zu Abschalom: "Dein Diener bin ich, o König; wie ich vordem deines Vaters Diener war, so bin ich nun dein Diener! - dann kannst du Ahitofels Rat vereiteln. Auch die Priester Zadok und Abjatar sind dort bei dir. Teile alles, was du aus dem Königspalast erfährst, den Priestern Zadok und Abjatar mit! Sie haben ihre beiden Söhne dort bei sich, Ahimaaz, den Sohn Zadoks, und Jonatan, den Sohn Abjatars. Durch sie meldet mir alles, was ihr hört!" So ging denn Davids Freund Huschai in die Stadt, als Abschalom gerade in Jerusalem einzog. Ziba beschenkt den KönigDavid hatte eben den Gipfel überschritten, als ihm Ziba, der Diener Merib-Baals, mit einem Paar gesattelter Esel entgegenkam. Die trugen 200 Brote, 100 Rosinentrauben, 100 Obstkuchen und einen Schlauch Wein.  Der König fragte Ziba: "Was willst du damit?" Ziba antwortete: "Die Esel sind zum Reiten für die Familie des Königs, die Brote und das Obst zum Essen für die Diener und der Wein zum Trinken für jene, die in der Wüste matt werden." Der König fragte weiter: "Wo ist der Sohn deines Herrn?" Ziba antwortete dem König: "Er ist in Jerusalem geblieben, weil er dachte: Jetzt wird das Haus Israel mir meines Vaters Reich zurückerstatten." Da sagte der König zu Ziba: "Dein sei alles, was Merib-Baal besitzt!" Ziba antwortete: "Ich werfe mich nieder. Ich habe Gnade gefunden in deinen Augen, Herr König." Schimi flucht DavidAls der König David nach Bahurim gelangt war, kam von dort ein Mann heraus vom Geschlecht des Hauses Saul, namens Schimi, ein Sohn Geras. Unter gräßlichen Flüchen näherte er sich.  Dabei warf er mit Steinen nach David und den Dienern des Königs David, nach dem Volk und den Kriegern zur Rechten und Linken.  So lauteten Schimis Flüche: "Fort, fort mit dir, du Blutmensch, du Nichtswürdiger! Nun bringt der Herr über dich das Blut des Hauses Saul, an dessen Statt du dich zum König gemacht hast. Der Herr übergibt das Königtum deinem Sohn Abschalom. Du bist nun ins Unglück geraten, weil du ein Blutmensch bist." Da sagte Abischai, der Sohn der Zeruja, zum König: "Warum darf dieser tote Hund meinem Herrn und König fluchen? Laß mich hin und ihm den Kopf abschlagen!" Aber der König erwiderte: "Was habe ich mit euch zu schaffen, ihr Söhne der Zeruja? Wenn er so flucht und der Herr ihm eingegeben hat: Fluche dem David!, wer darf dann fragen: Warum tust du so?" Dann sagte David zu Abischai und all seinen Dienern: "Wenn mein leiblicher Sohn mir nach dem Leben trachtet, wieviel mehr nun dieser Benjaminiter? Laßt ihn fluchen; denn der Herr hat es ihm eingegeben. Vielleicht sieht der Herr mein Elend an und gibt der Herr mir Glück an Stelle des Fluches, der mich heute trifft." So zog denn David mit seinen Leuten weiter. Schimi aber ging am Abhang des Berges neben ihm her und fluchte im Gehen, bewarf ihn mit Steinen und überschüttete ihn mit Staub. Endlich kam der König mit allem Volk, das ihn begleitete, ermattet ans Ziel. Dort erholte er sich. Abschalom wird von Huschai getäuschtUnterdessen war Abschalom mit allen Israeliten in Jerusalem angelangt; Ahitofel begleitete ihn. Als der Arkiter Huschai, Davids Freund, zu Abschalom kam, rief Huschai dem Abschalom zu: "Es lebe der König! Es lebe der König!" Abschalom erwiderte dem Huschai: "Ist das deine Treue gegen deinen Freund? Warum bist du nicht mit deinem Freund gegangen?" Huschai aber antwortete dem Abschalom: "Nein, sondern wen der Herr und das Volk und alle Israeliten erwählt haben, dem gehöre ich an, und bei dem will ich bleiben. Und zweitens: Wem diene ich denn? Doch seinem Sohn. Wie ich deinem Vater gedient habe, so diene ich auch dir." Ahitofels erster RatAls Abschalom von Ahitofel verlangte: "Gebt mir euren Rat, was wir tun sollen", antwortete Ahitofel dem Abschalom: "Geh hinein zu den Nebenfrauen deines Vaters, die er zur Bewachung des Palastes zurückließ! Wenn ganz Israel hört, daß du dich mit deinem Vater völlig überworfen hast, werden alle deine Anhänger Mut bekommen."  So schlug man denn für Abschalom auf dem Dach ein Zelt auf, und Abschalom ging vor den Augen von ganz Israel hinein zu den Nebenfrauen seines Vaters. Ein Rat nämlich, den Ahitofel gab, galt damals soviel, wie wenn man Gottes Wort befragt hätte. So viel galt jeder Rat Ahitofels bei David wie bei Abschalom. Huschai vereitelt Ahitofels zweiten RatHierauf schlug Ahitofel dem Abschalom vor: "Ich will mir 12.000 Mann auswählen, um noch in dieser Nacht die Verfolgung Davids aufzunehmen. Ich werde ihn einholen, da er völlig ermattet ist, und ihn in Schrecken setzen. Das ganze Heer, das bei ihm ist, wird fliehen, und ich kann den König allein niedermachen. Dann führe ich das ganze Heer dir zu. Wenn alle Krieger, wie du es wünscht, zurückgekehrt sind, wird im ganzen Volk Frieden herrschen." Der Rat fand den Beifall Abschaloms und aller Ältesten Israels.  Gleichwohl gebot Abschalom: "Man rufe noch den Arkiter Huschai! Wir wollen hören, was er zu sagen hat." Als Huschai zu Abschalom gekommen war, teilte ihm Abschalom mit: "Dies ist Ahitofels Rat. Sollen wir seinen Vorschlag ausführen? Wenn nicht, so rede du!" Huschai aber antwortete Abschalom: "Der Rat, den Ahitofel erteilt hat, ist diesmal nicht gut." Und Huschai fuhr fort: "Du weißt, daß dein Vater und seine Krieger Helden sind, voll grimmen Mutes wie eine Bärin auf dem Feld, der man die Jungen geraubt hat. Dazu ist dein Vater ein Kriegsmann, der nicht mit den Leuten Nachtruhe hält.  Er hat sich jetzt sicherlich in einer Schlucht oder sonstwo versteckt. Wenn nun gleich im Anfang einige fallen, so werden die Leute, die es hören, sagen: Die Anhänger Abschaloms haben eine Niederlage erlitten. Dann werden auch die Tapfersten, die ein Herz wie ein Löwe haben, den Mut verlieren. Denn ganz Israel weiß, daß dein Vater ein Held ist und seine Begleiter tapfere Männer. Ich rate vielmehr: Laß ganz Israel von Dan bis Beerscheba zu dir entbieten, so zahlreich wie der Sand am Meer, und ziehe in eigener Person in ihrer Mitte aus.  Wenn wir ihn dann an dem Ort, wo er sich gerade befindet, treffen, so fallen wir über ihn her, wie der Tau zur Erde fällt, und von ihm und all den Männern, die bei ihm sind, wird auch nicht einer übrigbleiben. Zieht er sich aber in eine Stadt zurück, so wird ganz Israel Seile an die Stadt anlegen, und wir schleifen sie ins Tal hinab, bis auch nicht ein Steinchen mehr dort zu finden ist." Da erklärten Abschalom und alle Israeliten: "Der Rat des Arkiters Huschai ist besser als der Rat Ahitofels." Der Herr hatte es nämlich so gefügt, daß der gute Rat Ahitofels verworfen wurde, weil der Herr Unheil über Abschalom bringen wollte. Huschais Botschaft an DavidHuschai berichtete den Priestern Zadok und Abjatar: "So und so hat Ahitofel dem Abschalom und den Ältesten von Israel geraten. Ich dagegen habe so und so geraten. Nun sendet David eilends folgende Botschaft: Übernachte nicht mehr bei den Furten der Steppe, setze vielmehr über! Sonst ereilt den König mit allen Leuten, die bei ihm sind, das Verderben." Jonatan und Ahimaaz standen an der Rogel-Quelle bereit. Eine Magd ging hin und brachte ihnen die Nachricht. Sie sollten dann die Botschaft dem König David überbringen; denn sie durften sich nicht sehen lassen und die Stadt nicht betreten.  Ein Knabe aber erblickte sie und berichtete es Abschalom. Da flüchteten die beiden eiligst in das Haus eines Mannes in Bahurim. Der hatte einen Brunnen in seinem Hof, in den sie hinabstiegen. Die Frau nahm eine Decke und breitete sie über dem Brunnen aus. Darüber schüttete sie Grütze, so daß man nichts merken konnte. Als Abschaloms Leute zu der Frau ins Haus kamen, fragten sie: "Wo sind Ahimaaz und Jonatan?" Die Frau antwortete ihnen: "Sie sind zum Wasser gegangen." Nun suchten sie, fanden aber nichts und kehrten nach Jerusalem zurück. Sobald sie weggegangen waren, stiegen jene aus dem Brunnen, eilten fort und erstatteten dem König David Bericht. Sie sagten zu David: "Auf! Setzt eilends über das Wasser! Denn so und so hat Ahitofel in bezug auf euch geraten." Sofort machte sich David mit allen Leuten, die bei ihm waren, auf und setzte über den Jordan. Bei Anbruch des Morgens hatten alle bis auf den letzten Mann den Jordan überschritten. Ahitofels SelbstmordAls Ahitofel sah, daß sein Rat nicht befolgt wurde, sattelte er einen Esel und machte sich auf den Heimweg in seine Stadt. Nachdem er sein Haus bestellt hatte, erhängte er sich. So starb er. Er wurde im Grab seines Vaters beigesetzt.  Abschaloms und Davids Vorbereitungen zum KampfDavid war schon nach Mahanajim gelangt, als Abschalom mit allen Israeliten, die bei ihm waren, den Jordan überquerte. An Stelle Joabs hatte Abschalom den Oberbefehl über das Heer Amasa übertragen. Amasa war der Sohn eines Ismaeliters, der Jeter hieß. Dieser hatte mit Abigal, der Tochter des Nahasch, der Schwester der Zeruja, der Mutter Joabs, Beziehungen gehabt.  Die Israeliten unter Abschalom lagerten sich im Land Gilead. Als David nach Mahanajim kam, brachte ihm Schobi, der Sohn des Nahasch aus der Ammoniterstadt Rabba, und Machir, der Sohn Ammiëls aus Lo-Dabar, und der Gileaditer Barsillai aus Roglim  Betten, Töpfe, irdenes Geschirr, Weizen, Gerste, Mehl, geröstetes Korn, Bohnen, Linsen, [Röstkorn,] Honig, Butter, Schafe und Käse. Sie boten es David und seinen Leuten zum Essen an. Denn sie dachten: Die Leute sind in der Steppe hungrig, matt und durstig geworden. Hierauf musterte David das Kriegsvolk, das bei ihm war, und setzte Anführer über Tausend und über Hundert. Ein Drittel des Heeres stellte er unter den Befehl Joabs, ein Drittel unter Abischai, den Sohn der Zeruja und Bruder Joabs, und ein Drittel unter Ittai von Gat. Als der König den Leuten mitteilte: "Auch ich will mit euch ausziehen", entgegneten die Leute: "Du darfst nicht mitziehen. Denn wenn wir fliehen, wird man sich um uns nicht kümmern. Wenn auch die Hälfte von uns fiele, würde man sich um uns nicht kümmern. Aber du bist so viel wert wie 10.000 von uns. Auch ist es besser, wenn du uns von der Stadt aus zu Hilfe kommen kannst." Der König antwortete ihnen: "Ich will tun, was euch gut dünkt." - Hierauf stellte sich der König neben das Tor, und das ganze Heer zog nach Hunderten und Tausenden aus. Dem Joab, Abischai und Ittai gab der König den Befehl: "Geht mir schonend mit dem jungen Abschalom um!" - Das ganze Heer war Zeuge, wie der König allen Anführern bezüglich Abschalom Weisung erteilte. Abschaloms EndeSo rückte das Kriegsvolk gegen Israel ins Feld. Im Wald Efraim kam es zur Schlacht.  Die Israeliten wurden dort von Davids Leuten geschlagen und erlitten an jenem Tag durch den Verlust von 20.000 Mann eine schwere Niederlage. Der Kampf dehnte sich über die ganze dortige Gegend aus. Der Wald brachte mehr Leuten den Untergang, als das Schwert an jenem Tag weggerafft hatte. Zufällig kam Abschalom den Leuten Davids zu Gesicht. Abschalom ritt auf einem Maultier. Als das Maultier unter das Geäst einer großen Eiche kam, blieb er mit dem Kopf an der Eiche hängen und schwebte zwischen Himmel und Erde, nachdem das Maultier unter ihm davongelaufen war. Ein Mann sah es und machte Joab Meldung: "Ich habe Abschalom an einer Eiche hängen sehen." Joab erwiderte dem Mann, der die Nachricht gebracht hatte: "Nun, wenn du ihn gesehen hast, warum hast du ihn nicht gleich zu Boden geschlagen? Ich hätte dir gern zehn Silberlinge und einen Gürtel gegeben." Der Mann aber antwortete Joab: "Auch wenn man mir tausend Silberlinge zahlen würde, wollte ich meine Hand nicht an den Sohn des Königs legen. Denn wir haben es mit eigenen Ohren gehört, wie der König dir, Abischai und Ittai befahl: Gebt mir acht auf den jungen Abschalom! Würde ich mich an ihm vergreifen, so würde die ganze Sache dem König nicht verborgen bleiben, und du würdest beiseite treten." Joab erwiderte: "Ich mag mich mit dir nicht länger aufhalten." So nahm er denn drei Speere zur Hand und stieß sie Abschalom in die Brust. - Da er noch lebend an der Eiche hing,  traten zehn Knappen, Joabs Waffenträger, heran und schlugen Abschalom tot. Hierauf ließ Joab in die Posaune stoßen, und die Leute ließen von der Verfolgung der Israeliten ab. Denn Joab hatte den Leuten Halt geboten. Sie nahmen nun Abschalom, warfen ihn im Wald in eine große Grube und türmten einen mächtigen Steinhaufen über ihm auf. - Ganz Israel aber floh, jeder in seine Heimat.  Abschalom hatte sich zu seinen Lebzeiten im Königstal einen Denkstein errichten lassen. Er dachte sich nämlich: "Ich habe keinen Sohn, der meinen Namen in Erinnerung halten könnte." So hatte er den Denkstein nach seinem Namen benannt. Er heißt bis auf den heutigen Tag "Abschaloms Denkmal".  David erhält Nachricht von Abschaloms TodAhimaaz, der Sohn Zadoks, sagte: "Ich will hinlaufen und dem König die Botschaft bringen, daß ihm der Herr Sieg über seine Feinde verliehen hat." Aber Joab erwiderte ihm: "Du sollst heute keine Botendienste tun. An einem anderen Tag magst du Bote sein; aber heute darfst du es nicht sein, da ja des Königs Sohn tot ist."  Joab befahl einem Kuschiter: "Geh, melde dem König, was du gesehen hast!" Der Kuschiter warf sich vor Joab nieder und eilte davon. Ahimaaz aber, der Sohn Zadoks, sagte noch einmal zu Joab: "Mag kommen, was da will! Ich will doch hinter dem Kuschiter herlaufen!" Joab entgegnete: "Warum willst du denn laufen, mein Sohn? Du bekommst ja keinen Botenlohn." Er antwortete: "Mag kommen, was da will, ich laufe!" Da sagte er zu ihm: "Nun, so laufe!" Ahimaaz schlug den Weg nach der Jordansenke ein und überholte den Kuschiter.  David saß gerade zwischen den beiden Toren. Der Wächter war auf das Tordach an der Mauer gestiegen. Als er seine Augen erhob und ausschaute, sah er einen Mann allein daherlaufen.  Der Wächter rief dem König die Meldung zu. Der König sagte: "Wenn er allein ist, bringt er gute Botschaft." Während jener immer näher kam,  sah der Wächter noch einen zweiten Mann heraneilen. Da rief der Wächter dem Torwart zu: "Ich sehe noch einen Mann allein heranrennen." Der König sagte: "Auch der bringt gute Nachricht!" Der Wächter rief weiter: "Der erste läuft, soviel ich sehe, geradeso wie Ahimaaz, der Sohn des Zadok." Der König antwortete: "Das ist ein guter Mann. Der kommt mit einer guten Botschaft." Ahimaaz aber rief dem König zu: "Sieg!", warf sich dann vor dem König mit dem Angesicht zur Erde nieder und sagte: "Gepriesen sei der Herr, dein Gott, der die Leute preisgegeben hat, die ihre Hand gegen meinen Herrn, den König, erhoben haben!" Der König fragte: "Geht es dem jungen Abschalom gut?" Ahimaaz antwortete: "Ich sah ein großes Getümmel, als des Königs Diener Joab deinen Knecht absandte. Ich weiß aber nicht, was vorging."  Der König entgegnete: "Tritt ab, bleib dort stehen!" Er trat beiseite und blieb stehen. Da kam der Kuschiter. Der Kuschiter rief aus: "Mein Herr und König lasse sich gute Kunde melden: Der Herr hat dir heute Sieg über alle verliehen, die sich gegen dich empörten." Der König aber fragte den Kuschiter: "Geht es dem jungen Abschalom gut?" Der Kuschiter antwortete: "Wie dem jungen Mann so möge es den Feinden meines Herrn, des Königs, und allen ergehen, die sich gegen dich in böser Absicht auflehnen!" Der König erschauerte und ging weinend in das Obergemach des Tores hinauf. Im Gehen klagte er: "Mein Sohn Abschalom! Mein Sohn! Mein Sohn Abschalom! Wäre ich doch statt deiner gestorben! O Abschalom, mein Sohn, mein Sohn!"  Die Trauer DavidsMan meldete Joab, der König weine und trauere um Abschalom. So wurde der Sieg an jenem Tag zur Trauer für das ganze Heer, weil das Volk an diesem Tag erfuhr, daß der König sich um seinen Sohn gräme. Deshalb zog das Heer verstohlen in die Stadt ein, wie sich ein Heer heranstiehlt, das sich mit Schimpf bedeckt hat, weil es in der Schlacht geflohen ist. Der König hatte sich das Gesicht verhüllt. "Mein Sohn Abschalom", klagte laut der König, "Abschalom, mein Sohn, mein Sohn!" Joab macht David VorhaltungenDa ging Joab zum König ins Haus und sagte: "Du hast heute alle deine Diener beschimpft, obwohl sie heute dir, deinen Söhnen und Töchtern, deinen Frauen und Nebenfrauen das Leben gerettet haben.  Du hast Liebe erwiesen denen, die dich hassen, und Haß denen, die dich lieben. Denn du zeigst ja heute, daß die Heerführer und Leute für dich gar nicht da sind. Ja, jetzt weiß ich es, wenn Abschalom noch lebte und wir anderen alle wären heute gefallen, so wäre es dir recht. Nun aber steh auf, geh hinaus und rede freundlich zu deinen Leuten! Denn ich schwöre dir beim Herrn: Wenn du nicht hinausgehst, bleibt nicht ein Mann diese Nacht bei dir. Das ist für dich ein schlimmeres Unglück als alles Unglück, das von deiner Jugend an bis jetzt über dich gekommen ist." Da stand der König auf und setzte sich unter das Tor. Als man dem Heer meldete: "Siehe, der König sitzt im Tor!", kamen alle Leute herbei zum König. - Die Israeliten aber waren geflohen, ein jeder in seine Heimat.  WIEDERGEWINNUNG DER ALTEN MACHTFÜLLEUmschwung der VolksstimmungNun lag das ganze Volk in Hader. In allen Stämmen Israels hieß es: "Der König hat uns von der Herrschaft unserer Feinde befreit, ja, er hat uns aus der Hand der Philister errettet; und doch mußte er vor Abschalom aus dem Land fliehen. Abschalom aber, den wir uns zum König gesalbt hatten, ist in der Schlacht gefallen. Warum zögert ihr noch, den König zurückzuholen?" Daraufhin schickte der König David zu den Priestern Zadok und Abjatar und ließ ihnen sagen: "Fragt die Ältesten von Juda: Warum wollt ihr die letzten sein, den König in sein Haus zurückzuführen ?" - Was man in ganz Israel redete, war nämlich zum König in sein Haus gedrungen. - " Ihr seid meine Brüder, seid von meinem Fleisch und Bein. Warum wollt ihr die letzten sein, wenn es gilt, den König zurückzuholen? Zu Amasa sagt: Du bist ja doch von meinem Fleisch und Bein. So und so tue mir Gott, wenn du nicht auf Lebenszeit an Joabs Statt bei mir Oberfeldherr wirst ."  So gewann er die Herzen aller Männer von Juda, so daß sie einmütig den König baten: "Kehre mit all deinen Leuten zurück!" SCHIMIS BITTE UM VERGEBUNGDavids Rückkehr nach JerusalemDa trat der König den Rückweg an und gelangte an den Jordan. Die Judäer waren dem König nach Gilgal entgegengekommen, um den König über den Jordan zu geleiten. Auch der Benjaminiter Schimi, der Sohn Geras, aus Bahurim, war mit den Judäern dem König David entgegengeeilt und mit ihm 1.000 Mann aus Benjamin. Auch Ziba, der Verwalter des Hauses Saul, war mit seinen fünfzehn Söhnen und seinen zwanzig Dienern zum König an den Jordan gekommen. Als die Fähre hinüberfuhr, um die königliche Familie überzusetzen und ihm zur Verfügung zu stehen, warf sich Schimi, der Sohn Geras, vor dem König nieder, als dieser über den Jordan fahren wollte. Er flehte den König an: "Möge mein Herr mir keine Schuld anrechnen und nicht mehr des Vergehens gedenken, das dein Knecht begangen hat an dem Tag, als mein Herr, der König, aus Jerusalem auszog. Der König wolle es mir nicht nachtragen. Dein Knecht weiß ja, daß ich mich vergangen habe. Aber, wie du siehst, bin ich heute als der erste vom ganzen Haus Josef meinem Herrn, dem König, entgegengezogen." Da rief Abischai, der Sohn der Zeruja, aus: "Schimi soll sterben, weil er dem Gesalbten des Herrn geflucht hat!" David aber entgegnete: "Was habe ich mit euch zu tun, ihr Söhne der Zeruja? Ihr werdet mir heute zum Versucher. Sollte heute jemand in Israel sterben müssen, da ich weiß, daß ich heute wieder König von Israel bin?" Dann sagte der König zu Schimi: "Du sollst nicht sterben!", und der König beschwor es.  Merib-Baals RechtfertigungAuch Merib-Baal, Sauls Enkel, ging dem König entgegen. Er hatte seine Füße nicht gepflegt, seinen Bart nicht geordnet noch seine Kleider gewaschen von dem Tag, an dem der König weggegangen war, bis zu dem Tag, an dem er unversehrt wiederkam.  Als er nun nach Jerusalem dem König entgegenkam, fragte ihn der König: "Merib-Baal, warum bist du nicht mit mir gegangen?" Er antwortete: "Mein Herr und König! Mein Diener hat mich betrogen. Denn dein Knecht hatte sich vorgenommen, den Esel satteln zu lassen, hinzureiten und mit dem König zu ziehen. Dein Knecht ist ja lahm. Aber er hat deinen Knecht bei meinem Herrn, dem König, verleumdet. Mein Herr, der König, gleicht jedoch dem Engel Gottes. So tue nun, was dir gut scheint! Obwohl das ganze Haus meines Vaters von meinem Herrn und König nichts anderes zu erwarten hatte als den Tod, hast du dennoch deinen Knecht unter deine Tischgenossen aufgenommen. Welches Recht und welchen Anspruch habe ich da noch beim König?" Der König antwortete ihm: "Was machst du so viele Worte? Ich bestimme: Du und Ziba sollt euch in den Landbesitz teilen."  Merib-Baal aber sagte zum König: "Er mag auch das Ganze hinnehmen, nachdem mein Herr und König wohlbehalten heimgekehrt ist." Barsillais Unterredung mit DavidAuch der Gileaditer Barsillai war von Roglim herabgekommen und mit dem König an den Jordan gezogen, um ihn über den Jordan zu begleiten. Barsillai war sehr alt, ein Mann von achtzig Jahren. Er hatte den König während seines Aufenthaltes in Mahanajim verpflegt, da er sehr vermögend war. Der König sagte nun zu Barsillai: "Geh mit mir! Ich will für deinen Unterhalt bei mir in Jerusalem sorgen." Aber Barsillai erwiderte dem König: "Wie lange werde ich noch leben, daß ich mit dem König nach Jerusalem ziehen soll? Achtzig Jahre bin ich jetzt alt. Kann ich da noch Gutes und Schlechtes unterscheiden? Hat da dein Knecht noch Geschmack an dem, was er ißt und trinkt? Kann ich noch der Stimme der Sänger und Sängerinnen lauschen? Warum sollte dein Knecht meinem Herrn und König noch zur Last fallen? Nur ein Stückchen möchte dein Knecht mit dem König über den Jordan gehen. Warum will mir der König gleich in dieser Weise vergelten? Laß doch deinen Knecht heimkehren, damit ich in meiner Vaterstadt beim Grab meines Vaters und meiner Mutter sterbe. Aber siehe, da ist mein Knecht Kimham; der möge mit meinem Herrn, dem König, ziehen! An ihm tue, was du für gut hältst!"  Der König antwortete: "Kimham soll mit mir ziehen! Ich werde an ihm tun, was dir gefällt, und dir jeden Wunsch erfüllen." Hierauf setzte alles Volk über den Jordan. Auch der König setzte über. Der König küßte Barsillai und nahm Abschied von ihm. Darauf kehrte jener in seine Heimat zurück. Der Streit zwischen Judäern und IsraelitenDer König zog weiter nach Gilgal, und Kimham begleitete ihn. Das ganze Kriegsvolk von Juda sowie die Hälfte des Kriegsvolkes von Israel hatte den König hinüberbegleitet. Nun kamen alle Israeliten zum König und fragten den König: "Warum haben dich unsere Brüder, die Judäer, entführt und den König mit seiner Familie und der ganzen Umgebung Davids über den Jordan gebracht?"  Alle Judäer antworteten den Israeliten: "Der König ist doch mit uns verwandt. Warum seid ihr darüber so zornig? Lebten wir etwa auf Kosten des Königs? Ist er denn von uns verschleppt worden?" Aber die Israeliten erwiderten den Judäern: "Wir haben zehn Teile am König. Auch sind wir euch gegenüber die Erstgeborenen. Warum habt ihr uns zurückgesetzt? Wurde nicht zuerst auf unserer Seite der Wunsch geäußert, unseren König zurückzuholen?" - Aber die Antwort der Judäer war noch heftiger als die Rede der Israeliten. Schebas AufstandZufällig befand sich dort ein nichtswürdiger Mensch namens Scheba, der Sohn Bichris, ein Benjaminiter. Der stieß in die Posaune und rief aus: "Wir haben nichts mit David zu tun. Wir haben nichts mit dem Sohn Isais zu schaffen. Ein jeder kehre heim, Israeliten!"  Darauf fielen alle Israeliten von David ab und schlossen sich Scheba, dem Sohn Bichris, an. Die Judäer aber begleiteten ihren König vom Jordan nach Jerusalem. Als David in seinen Palast nach Jerusalem gekommen war, ließ er die zehn Nebenfrauen, die er zur Bewachung des Palastes zurückgelassen hatte, in ein besonderes Haus bringen und sorgte für ihren Unterhalt, hatte aber keinen Verkehr mehr mit ihnen. So lebten sie bis zu ihrem Todestag abgeschlossen als Witwen bei Lebzeiten des Mannes. Hierauf befahl der König dem Amasa: "Biete mir die Judäer binnen drei Tagen auf! Sei du selbst ebenfalls zur Stelle!" Amasa ging nun daran, die Judäer aufzubieten. Als er jedoch über die Zeit hinaus, die er ihm bestimmt hatte, ausblieb, sagte David zu Abischai: "Jetzt wird uns Scheba, der Sohn Bichris, noch gefährlicher werden als Abschalom. Nimm du die Leute deines Herrn und verfolge ihn! Sonst gewinnt er die festen Städte und macht uns viel zu schaffen." Joabs Mord an AmasaJoabs Leute zogen unter seiner Führung aus, dazu die Kereter und Peleter und alle Kriegshelden. Sie verließen Jerusalem, um Scheba, den Sohn Bichris, zu verfolgen.  Als sie an den großen Stein bei Gibeon kamen, trat Amasa auf sie zu. Joab war mit seinem Waffenrock bekleidet. Daran hing ein Dolch, der mit seiner Scheide an die Hüfte gekoppelt war. Dieser glitt in Richtung Boden heraus. Joab fragte nun Amasa: "Geht es dir gut, lieber Bruder?" Dabei faßte Joab mit der rechten Hand Amasa beim Bart, um ihn zu küssen. Amasa achtete aber nicht auf das Schwert in der (linken) Hand Joabs. So konnte dieser es ihm in den Leib stoßen so daß seine Eingeweide heraus auf den Boden quollen. Er starb, ohne daß er ihm noch einen zweiten Stoß zu geben brauchte. Hierauf setzten Joab und sein Bruder Abischai die Verfolgung Schebas, des Sohnes Bichris, fort. Einer von Joabs Leuten mußte bei Amasa stehenbleiben und ausrufen: "Wer es mit Joab hält und wer für David ist, folge Joab nach!" Amasa lag blutüberströmt mitten auf dem Weg. Als der Mann nun sah, daß alle Leute stehenblieben, schaffte er Amasa vom Weg fort auf das Feld und legte ein Gewand über ihn. Denn jeder, der vorüberkam, betrachtete ihn und blieb stehen. Sobald er ihn von der Straße weggeschafft hatte, schlossen sich alle Joab an, um die Verfolgung Schebas, des Sohnes Bichris, aufzunehmen. Schebas EndeDer jedoch durchzog alle Stämme Israels bis nach Abel-Bet-Maacha. Aber alle Städte verachteten ihn, ja, verfolgten ihn sogar.  Joabs sämtliche Leute rückten heran, belagerten ihn in Abel-Bet-Maacha, führten gegen die Stadt einen Wall auf, der an die Festungsmauer stieß, und unterhöhlten die Mauer, um sie zum Einsturz zu bringen. Da rief eine kluge Frau aus der Stadt herab: "Hört, hört! Sagt Joab, er möge hierherkommen! Ich möchte mit ihm reden." Als er in ihre Nähe gekommen war, fragte die Frau: "Bist du Joab?" Er antwortete: "Ja." Sie sagte zu ihm: "Höre die Worte deiner Magd an!" Er antwortete: "Ich höre." Sie sagte: "Früher pflegte man zu sagen: Fragt nur in Abel an! Und damit gab man sich zufrieden.  Wir sind die friedfertigste und getreueste Stadt in Israel. Du suchst eine Mutterstadt in Israel zu zerstören. Warum willst du das Eigentum des Herrn dem Verderben preisgeben?"  Joab erwiderte: "Ganz fern liegt es mir, zu vernichten und zu zerstören. Nicht darum handelt es sich, sondern ein Mann aus dem Gebirge Efraim namens Scheba, der Sohn Bichris, hat sich gegen den König, gegen David, empört. Ihn allein liefert aus, so ziehe ich von der Stadt ab." Die Frau erwiderte dem Joab: "Sein Kopf soll dir alsbald über die Mauer zugeworfen werden!" Voll Schlauheit redete nun die Frau allen Leuten zu, bis sie Scheba, dem Sohn Bichris, den Kopf abhieben und ihn dem Joab zuwarfen. Dieser ließ nun in die Posaune stoßen, und sie lösten sich auf und zogen von der Stadt ab, jeder in seine Heimat. Joab kehrte zum König nach Jerusalem zurück. Davids oberste BeamteAn der Spitze des ganzen israelitischen Heeres stand Joab. Befehlshaber der Kereter und Peleter war Benaja, der Sohn Jojadas.  Die Fronarbeiten beaufsichtigte Adoniram. Kanzler war Joschafat, der Sohn Ahiluds. Staatsschreiber war Schewa. Priester waren Zadok und Abjatar. Auch der Jaïriter Ira war Priester bei David. NACHTRÄGEDie Rache der Gibeoniter und Rizpas MutterliebeEinst herrschte Hungersnot in den Tagen Davids, drei Jahre lang, Jahr für Jahr. David befragte den Herrn. "Auf Saul und seinem Haus liegt eine Blutschuld", antwortete der Herr, "weil er die Gibeoniter getötet hat." Da ließ der König die Gibeoniter kommen und fragte sie. - Die Gibeoniter gehören nicht zu den Israeliten, sondern zu den Überresten der Amoriter. Obgleich die Israeliten sich ihnen durch einen Eid verbunden hatten, suchte Saul sie in seinem Eifer für die Israeliten und Judäer zu vernichten. -  David fragte also die Gibeoniter: "Was soll ich für euch tun? Wie Sühne schaffen? Segnet doch das Erbteil des Herrn!"  Die Gibeoniter antworteten ihm: "Es ist uns gegenüber Saul und seinem Haus nicht um Silber und Gold zu tun. Es steht uns auch nicht zu, irgend jemand in Israel zu töten." Er fragte sie: "Was wollt ihr denn? Ich will es für euch tun." Sie erwiderten dem König: "Der Mann, der uns aufgerieben hat und darauf ausging, uns auszurotten, damit wir in keinem Gebiet Israel mehr bestünden,  aus dessen Söhnen gebe man uns sieben Männer. Wir wollen sie vor dem Herrn im Gibea Sauls auf dem Berg des Herrn aufhängen." Der König versprach: "Ich werde sie euch ausliefern." Merib-Baal aber, den Sohn Jonatans, des Sohnes Sauls, verschonte der König wegen des vor dem Herrn abgelegten Eides, der zwischen ihnen, David und Jonatan, Sauls Sohn, bestand.  Vielmehr nahm der König die beiden Söhne, die Rizpa, die Tochter Ajas, dem Saul geboren hatte, Armoni und Merib-Baal, sowie die fünf Söhne, die Merab, Sauls Tochter, dem Adriël, dem Sohn des Barsillais aus Mehola, geboren hatte.  Diese lieferte er den Gibeonitern aus, die sie auf dem Berg vor dem Herrn aufhängten. So kamen die Sieben zu gleicher Zeit ums Leben. In den ersten Tagen der Ernte, bei Beginn der Gerstenernte, starben sie. Da nahm Rizpa, die Tochter Ajas, Sacktuch und breitete es auf dem Felsen für sich als Lager aus vom Beginn der Ernte an, bis sich der Regen vom Himmel über die Leichen ergoß. Sie verhinderte so, daß bei Tag die Vögel des Himmels und bei Nacht die Tiere des Feldes an sie herankamen. Als man nun David berichtete, was Sauls Nebenfrau Rizpa, die Tochter Ajas, getan hatte, ließ David die Gebeine Sauls und seines Sohnes Jonatan bei den Bürgern der Stadt Jabesch-Gilead holen. Diese hatten sie heimlich von Bet-Schean weggenommen, wo die Philister sie aufgehängt hatten, als die Philister den Saul auf dem Gilboa geschlagen hatten. Von dort also ließ er die Gebeine Sauls und seines Sohnes Jonatan holen, legte zu ihnen die Gebeine der Gehängten und begrub sie mit den Gebeinen Sauls und seines Sohnes Jonatan im Grab von dessen Vater Kisch zu Zela, im Land Benjamin. - Nachdem man alle Anordnungen des Königs ausgeführt hatte, erbarmte sich Gott des Landes. Davids Helden in den PhilisterkriegenEinst kam es wieder einmal zum Kampf zwischen den Philistern und den Israeliten. David zog mit seinen Leuten hinab und kämpfte mit den Philistern. Weil nun David dabei ermüdete, konnte Ischbi aus Nob, ein Rafaïter, ihn gefangennehmen. Sein Speer wog 300 Schekel Erz. Er war mit einem neuen Schwert umgürtet. Als er David niedermachen wollte, kam Abischai, der Sohn der Zeruja, diesem zu Hilfe und schlug den Philister tot. Damals beschworen Davids Leute diesen: "Du darfst nicht mehr mit uns zum Kampf ausziehen, damit du nicht Israels Leuchte auslöschst!"  Danach kam es in Gob wieder zu einem Kampf mit den Philistern. Hierbei erschlug Sibbechai aus Huscha den Sippai, der zu den Rafaïtern gehörte. Als es dann bei Gob abermals zu einem Kampf mit den Philistern kam, erschlug Elhanan, der Sohn Jaïrs aus Betlehem, den Goliat aus Gat, dessen Lanze wie ein Weberbaum war.  Nochmals kam es dann zu einem Kampf bei Gat. Dabei stellte sich ein riesengroßer Mensch ein, der sechs Finger an den Händen und sechs Zehen an den Füßen hatte, im ganzen vierundzwanzig. Auch er stammte von Rafa ab. Als er die Israeliten verhöhnte, erschlug ihn Jonatan, der Sohn von Davids Bruder Schima. Diese vier stammten von Rafa aus Gat ab und fielen durch die Hand Davids und seiner Leute. Davids Dank- und SiegesliedDavid verfaßte in der Zeit, als der Herr ihn aus der Hand all seiner Feinde und aus der Hand Sauls errettet hatte, zu Ehren des Herrn folgendes Lied.  Er sang: "Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter! Gott, du mein Hort; Zuflucht suche ich bei ihm. Mein Schild, meines Heiles Hort! Meine Feste du, meine Freistatt! Mein Retter: Du halfst mir in harter Bedrängnis. Den Hochgelobten, den Herrn rief ich an: Schon war meiner Feinde ich ledig. Es hatten mich Wogen des Todes umtobt, Belials Ströme hielten mich in Angst.  Bande der Unterwelt umgarnten mich, über mich fielen Schlingen des Todes. - In meiner Drangsal schrie ich zum Herrn, ich schrie auf zu meinem Gott: und er vernahm aus seinem Zelt meine Stimme, an sein Ohr drang der Ruf meines Flehens. Da wankte plötzlich die Erde und bebte, ein Zittern erfaßte die Himmelsfesten: Schwankend hielten sie sich - er war voller Grimm! Aus seiner Nase quoll Rauch, verzehrendes Feuer flammte aus seinem Mund, Feuerbrände sprühten von ihm. Schon bog die Himmel er nieder und fuhr herab: Seine Füße ruhten auf dunklen Wolken, auf Kerubim saß er und fuhr einher, er brauste daher auf den Flügeln der Stürme. Finsternis zog er rings um sich hin, zum Zelt wurde ihm wasserschweres, dunkles Gewölk. Im Lichtglanz, der vor ihm strahlte, flammten feurige Brände auf. Donner ließ rollen am Himmel der Herr, dröhnen ließ seine Stimme der Höchste. Pfeile schnellte er ab und streute sie, Blitze schleuderte er und jagte sie dahin. Da klafften auf die Tiefen des Meeres, aufgedeckt wurden die Gründe der Welt vor Gottes scheltendem Groll, vor seines Zornhauchs Schnauben. Aus der Höhe langte er her und ergriff mich, zog mich heraus aus gewaltigen Wassern, entriß mich meinen mächtigen Feinden, meinen Hassern, die stärker als ich. - Hergefallen waren sie über mich am Tag, da ich in Not war. Doch der Herr wurde mein Halt. Ins Weite führte er mich hinaus. Er hat mich befreit, denn in Huld neigte er sich zu mir her. So vergalt mir der Herr mein rechtliches Tun, so lohnte er mir meiner Hände Reinheit. Denn des Herrn Wege wahrte ich wohl. Nie tat ich Unrecht vor meinem Gott. Vor Augen hielt ich all seine Weisungen, nicht schob ich beiseite seine Satzung. Ohne Tadel wandelte ich vor ihm, war auf der Hut vor meiner Verkehrtheit. Der Herr lohnte mir meine Treue, meine Reinheit, die ihm bekannt. Gut bist du zu den Guten, ohne Makel zu den Makellosen. Rein zeigst du dich dem Reinen, bist böse nur gegen den Bösen. Du hilfst dem geknechteten Volk, zwingst nieder den Blick der Stolzen. Denn meine Leuchte, o Herr, bist du! Mein Gott, der die Nacht mir erhellt. Denn Feindesscharen überrenne ich in deiner Kraft, über Mauern springe ich mit meinem Gott! Gott! Vollkommen ist sein Weg! Bewährt ist das Wort des Herrn. Allen, die fliehen in seinen Schutz, ist er ein Schild. Denn wer ist Gott noch außer dem Herrn? Wer sonst ein Hort, wenn nicht unser Gott? Gott, der mich führt mit Kraft, der aus dem Weg mir räumt die Gefahr. Wie von Hirschen macht flink er meine Füße; auf hohem Grat läßt er mich gehen. Meine Hand unterwies er im Kampf, meine Arme spannten den Bogen aus Erz. Deine Hilfe gabst du mir als Schild, groß macht mich deine Güte. Meinen Schritten gabst du weiten Raum, nimmer wankten mir die Knie. So konnte ich folgen dem Feind und ihn erreichen; nicht eher kehrte ich um, bis er vernichtet dalag. Ich raffte ihn weg, schlug ihn, daß nimmer er aufstand; unter die Füße sank er mir hin. Mit Kraft zum Krieg hast du mich gewappnet: In die Knie zwangst du vor mir, die sich gegen mich gestellt. Meine Feinde triebst du vor mir in die Flucht; so habe ich vertilgt meine Hasser. Um Hilfe schrien sie wohl - doch es war kein Helfer. Sie schrien zum Herrn, doch er hörte sie nicht. Wie Staub der Erde zerrieb ich sie, zerstieß sie, zertrat sie wie Unrat auf der Straße. Du führtest mich unversehrt aus dem Kampf für mein Volk. Eingesetzt hast du mich zum Haupt der Heiden: Hörig wurde mir ein Volk, das nie ich gesehen, Söhne aus fremdem Land bringen Huldigungen mir, sind aufs Wort mir gehorsam. Nieder sinken Söhne aus fremdem Land, aus ihren Burgen kommen zitternd sie hervor. Es lebt der Herr! Laut sei gepriesen mein Hort! Hoch sei gelobt Gott, der Fels meines Heiles! Gott, der zur Rache mir half, Völker mir unter die Füße zwang, Mein Retter vor meinen Feinden! Über meine Gegner hast du mich erhöht, vom Mann der Gewalt mich befreit. Darum will ich dich, meinen Herrn, preisen vor aller Welt, deinem Namen lobsingen. der Glück und Heil seinem König verleiht, Gnade spendet seinem Gesalbten: David und seinem Stamm auf ewige Zeiten!" Davids letztes LiedDies sind Davids letzte Worte, ein Spruch Davids, des Sohnes Isais, ein Spruch des Mannes, der hoch erhoben ward, des Gesalbten des Gottes Jakobs, der Israels Lieder gesungen:  "Der Geist der Herrn sprach zu mir, auf meiner Zunge liegt noch sein Wort. Gesprochen hat Israels Gott, geredet hat Israels Fels zu mir: Wer gerecht über die Menschen regiert, wen Gottesfurcht in der Herrschaft berät, ist wie das Licht am Morgen, wenn die Sonne aufstrahlt, keine Wolke den Morgen trübt, und im Sonnenglanz nach dem Regen junges Grün aus der Erde bricht. So steht fest mein Haus zu Gott: ein ewiges Bündnis schloß er mit mir, geordnet in allem und wohl gewahrt! All mein Streben und all mein Sehnen läßt er fürwahr gelingen! Wie ausgerissene Dornen sind die Bösen: Niemand rührt sie an. Wer auf sie trifft, greift zu Eisen und Lanzenschaft, prasselnd flammen sie auf in der Glut." DAVIDS HELDENDie drei Helden ersten RangesFolgendes sind die Namen der Helden Davids: Jischbaal, der Hachmoniter, das Haupt der Drei. Er schwang seinen Speer und erschlug 800 auf einmal.  Nach ihm kam unter den drei Helden der Ahoachiter Eleasar, der Sohn Dodos. Er war mit David in Pas-Dammim, als sich die Philister dort zur Schlacht sammelten. Als die Israeliten sich zurückzogen, hielt er stand und hieb auf die Philister ein, bis ihm der Arm müde wurde und seine Hand am Schwert kleben blieb. So verlieh der Herr an jenem Tag einen herrlichen Sieg. Die Leute kehrten um und folgten ihm, doch nur um Beute zu machen. Nach ihm kam der Harariter Schamma, der Sohn Ages. Einst sammelten sich die Philister in Lehi. Dort war ein Stück Land mit Linsen. Als aber die Leute vor den Philistern flohen, trat er mitten auf das Feld, behauptete es und schlug die Philister. So verlieh der Herr einen großen Sieg. Das Wagnis der drei HeldenEinst zogen die drei Vornehmsten von den Dreißig zur Zeit der Ernte hinab zu David in die Höhle Adullam, als eine Schar Philister in der Rafaïter-Ebene lagerte. David befand sich gerade in der Feste. In Betlehem aber lag damals ein Philisterposten. Als nun David den Wunsch aussprach: "Wer besorgt mir Trinkwasser aus dem Brunnen am Tor von Betlehem?", schlugen sich die drei Helden durch das Lager der Philister hindurch, schöpften Wasser aus dem Brunnen am Tor von Betlehem und brachten es David. Aber der wollte es nicht trinken, sondern goß es dem Herrn zu Ehren aus mit den Worten: "Der Herr behüte mich davor, so etwas zu tun. Ist es doch das Blut der Männer, die unter Lebensgefahr dorthin gedrungen sind!" Darum wollte er es nicht trinken. Solches vollbrachten die drei Helden. Abischai und Benaja, die Helden zweiten RangesAbischai, der Bruder Joabs, der Sohn der Zeruja, war das Haupt der Dreißig. Er schwang seinen Speer über dreihundert, die er erschlagen. Er war bei den Drei angesehen. Da er unter den Dreißig sich auszeichnete, wurde er ihr Anführer, aber an die Drei reichte er nicht heran. Benaja aus Kabzeel, der Sohn Jojadas, war ein tapferer Mann, groß an Taten. Er erschlug die beiden Söhne Ariëls aus Moab. Auch tötete er unten bei einem Brunnen einen Löwen, als Schnee gefallen war. Er streckte auch einen Ägypter von riesenhafter Größe nieder. Obwohl der Ägypter einen Speer in der Hand hatte, ging er mit einem Stock auf ihn zu, riß dem Ägypter den Speer aus der Hand und tötete ihn mit dessen eigenem Speer. Solches tat Benaja, der Sohn Jojadas. Bei den drei Helden besaß er hohes Ansehen. Er war berühmter als die Dreißig, aber an die Drei reichte er nicht heran. David stellte ihn an die Spitze der Leibwache. Die Helden dritten RangesUnter den Dreißig befand sich Joabs Bruder Asaël, ferner Elhanan aus Betlehem, der Sohn Dodos, Schamma und Elika aus Harod, Helez aus Pelet, Ira aus Tekoa, der Sohn des Ikkesch, Abiëser aus Anatot, Sibbechai aus Huscha, Zalmon, der Ahoachiter, Mahrai aus Netofa, Heled aus Netofa, der Sohn Baanas, Ittai aus Gibea in Benjamin, der Sohn Ribais, Benaja aus Piraton, Hiddai aus Nahale-Gaasch, Abialbon aus Bet-Araba, Asmawet aus Bahurim, Eljachba aus Schaalbon, Jaschen aus Nun, die Harariter Schamma und Ahiam, der Sohn Scharars, Elifelet aus Maacha, der Sohn Ahasbais, Eliam aus Gilo, der Sohn Ahitofels, Hezro aus Karmel, Paarai aus Arab, Jigal aus Zoba, der Sohn Natans, Mibhar aus Gad, Zelek, der Ammoniter, Nachrai aus Beerot, der Waffenträger Joabs, des Sohnes der Zeruja, Ira aus Jattir, Gareb aus Jattir Urija, der Hetiter: zusammen siebenunddreißig. DAVIDS SELBSTÜBERHEBUNG UND DEMÜTIGUNGDie VolkszählungDer Zorn des Herrn entbrannte noch einmal gegen die Israeliten, so daß er David gegen sie aufreizte durch den Befehl: "Auf! Zähle Israel und Juda!"  Da befahl der König seinem Heerführer Joab: "Ziehe bei allen Stämmen Israels umher von Dan bis Beerscheba und haltet eine Volkszählung, damit ich die Zahl des Volkes kenne!"  Aber Joab erwiderte dem König: "Der Herr, dein Gott, wird die Menschen, so zahlreich sie sind, noch hundertmal zahlreicher werden lassen, und mein Herr und König wird es selbst noch erleben. Warum hegt mein Herr und König ein solches Verlangen?" Doch der Befehl des Königs nötigte Joab und die Heerführer, und so gingen denn Joab und die Heerführer vom König weg, um das Volk Israel zu zählen. Sie überschritten den Jordan und fingen bei Aroër an, rechts von der Stadt, die im Bachtal liegt, in der Richtung nach Gad und Jaser zu. Dann begaben sie sich nach Gilead und bis zum Land der Hetiter gegen Kadesch zu. Hierauf kamen sie nach Dan und bogen um nach Sidon hin. Sie gelangten dann nach der festen Stadt Tyrus und zu allen Städten der Hiwiter und Kanaaniter. Darauf begaben sie sich in den Süden von Juda, nach Beerscheba. So zogen sie im ganzen Land umher und kamen nach Verlauf von neun Monaten und zwanzig Tagen nach Jerusalem zurück. Joab teilte dem König das Ergebnis der Volkszählung mit, und zwar belief sich die Zahl der waffenfähigen, ein Schwert tragenden Israeliten auf 800.000 Mann, und die Zahl der Judäer auf 500.000 Mann.  Die StrafeNachdem jedoch David die Volkszählung hatte vornehmen lassen, schlug ihm das Gewissen. Deshalb betete David zum Herr: "Ich habe mich durch das, was ich tat, schwer versündigt. Doch laß, o Herr, deinem Knecht seine Verschuldung hingehen; denn ich war völlig verblendet". Als David am Morgen aufstand, war an den Propheten Gad, den Seher Davids, das Wort des Herrn ergangen folgenden Inhalts: "Geh und sage zu David: So spricht der Herr: Dreierlei lege ich dir vor; wähle dir eines davon, daß ich es dir antue!" Gad begab sich zu David und verkündete ihm folgendes: "Sollen sieben Jahre Hungersnot über dein Land kommen, oder willst du drei Monate vor deinen Feinden fliehen, die dich verfolgen, oder soll drei Tage lang die Pest in deinem Land sein? Nun überlege und sieh zu, welche Antwort ich dem bringen soll, der mich gesandt hat!"  David antwortete Gad: "Mir ist sehr bange. Wir wollen lieber in die Hand des Herrn fallen, denn sein Erbarmen ist groß! Aber in die Hände der Menschen möchte ich nicht fallen!" So ließ der Herr vom Morgen bis zur festgesetzten Zeit die Pest über Israel kommen. Es starben aus dem Volk von Dan bis Beerscheba 70.000 Mann.  Schon streckte der Engel seine Hand nach Jerusalem aus, um es zu vernichten, da gereute den Herrn das Unheil, und er befahl dem Engel, der das Verderben im Volk angerichtet hatte: "Es ist genug! Ziehe deine Hand zurück!" Der Engel des Herrn war gerade bei der Tenne des Jebusiters Arauna angekommen. Als David sah, welches Unheil der Engel unter dem Volk anrichtete, betete er also zum Herrn: "Ach, ich habe gesündigt. Ich habe mich vergangen. Diese aber, die Schafe, was haben sie getan? Wende doch deine Hand gegen mich und meine Familie!" Davids Aussöhnung mit GottNoch am gleichen Tag erschien Gad bei David und sagte zu ihm: "Geh hinauf und errichte dem Herrn auf der Tenne des Jebusiters Arauna einen Altar!"  David zog auf Gads Geheiß hinauf, wie ihm der Herr befohlen hatte. Als Arauna ausschaute und den König mit seinem Gefolge auf sich zukommen sah, trat Arauna hinaus und verneigte sich vor dem König mit dem Angesicht zur Erde. Arauna fragte: "Warum kommt mein Herr, der König, zu seinem Knecht?" David erwiderte: "Um die Tenne von dir zu kaufen. Ich will dem Herrn einen Altar erbauen, damit die Seuche vom Volk abgewehrt werde." Arauna antwortete David: "Mein Herr, der König, wolle sie nehmen und opfern, was ihm beliebt. Siehe, hier sind die Rinder zum Opfer und die Dreschschlitten nebst dem Geschirr der Rinder zum Brennholz.  Dies alles, o König, schenkt Arauna dem König." Dann sagte Arauna zum König: "Der Herr, dein Gott, möge dir gnädig sein!" Aber der König erwiderte Arauna: "Nein! Ich will es nur käuflich von dir erwerben. Ich mag dem Herrn, meinem Gott, keine Brandopfer darbringen, die ich umsonst erhalten habe." So kaufte denn David die Tenne und die Rinder für fünfzig Silberschekel.  David erbaute dort dem Herrn einen Altar und brachte Brand- und Friedopfer dar. Da erbarmte sich der Herr des Landes, und der Seuche ward Einhalt getan in Israel. KÖNIG SALOMOAbischagKönig David war alt und hochbetagt geworden. Obwohl man ihn in Decken einhüllte, konnte er nicht warm werden. Da rieten ihm seine Diener: "Man sollte für den Herrn König ein junges Mädchen suchen, das den König bedienen und ihm als Pflegerin zur Seite sein könnte. Wenn es dann an seiner Brust liegt, wird der Herr König schon warm werden." Man suchte nun ihm ganzen Land Israel nach einem schönen Mädchen und fand Abischag aus Schunem und brachte sie zum König.  Das Mädchen war ausnehmend schön. Es wurde nun des Königs Pflegerin und bediente ihn. Der König aber erkannte es nicht. SALOMOS THRONBESTEIGUNGZwei Parteien am HofAdonija, der Sohn der Haggit, dachte in seiner Überheblichkeit: "Ich bin der künftige König!" Deshalb legte er sich Wagen und Reiter zu und fünfzig Mann, die vor ihm herzogen.  Sein Vater trat ihm nie in seinem Leben mit der Frage entgegen: "Warum tust du so etwas?" Dazu besaß Adonija ein sehr schönes Äußere und war von Geburt der nächste nach Abschalom. Er trat mit Joab, dem Sohn der Zeruja, und mit dem Priester Abjatar in Unterhandlungen, bis sich beide der Partei des Adonija anschlossen. Der Priester Zadok dagegen und Benaja, der Sohn Jojadas, der Prophet Natan, sowie Schimi, Reï und die Helden Davids hielten es nicht mit Adonija. Das KomplottAls nun Adonija am Schlangenstein neben der Rogel-Quelle Schafe, Rinder und Mastkälber schlachtete, lud er dazu alle seine Brüder, die königlichen Prinzen, und alle Männer aus Juda ein, die in königlichen Diensten standen.  Den Propheten Natan jedoch und Benaja sowie die Helden Davids und seinen Bruder Salomo lud er nicht ein. Das Eingreifen NatansDa sagte Natan zu Batseba, der Mutter Salomos: "Hast du nicht gehört, daß Adonija, der Sohn der Haggit, König wird, ohne daß David, unser Herr, etwas davon weiß? Nun laß dir also einen Rat geben, wie du dir und deinem Sohn Salomo das Leben retten kannst. Komm und geh hinein zum König David und sage ihm: Mein Herr und König, du hast doch deiner Magd geschworen: Dein Sohn Salomo soll nach mir König sein, und er soll auf meinem Thron sitzen. Warum wird nun Adonija König?  Während du dann dort mit dem König redest, werde ich nach dir hereinkommen und deine Aussagen bestätigen." Batseba bei DavidSo begab sich Batseba zum König ins Gemach. Der König aber war sehr alt, und Abischag von Schunem bediente ihn. Als sich Batseba vor dem König verneigte und sich niederwarf, fragte der König: "Was willst du?" Sie antwortete ihm: "Mein Herr, du hast deiner Magd bei dem Herrn, deinem Gott, geschworen: Dein Sohn Salomo soll nach mir König sein, und er soll auf meinem Thron sitzen. Nun aber wird Adonija König, ohne daß du, mein Herr und König, davon weißt. Er hat Rinder, Mastkälber und Schafe in Menge schlachten lassen und dazu alle königlichen Prinzen und den Priester Abjatar sowie den Feldhauptmann Joab eingeladen. Aber deinen Diener Salomo hat er nicht eingeladen. Auf dich, mein Herr und König, sind nun die Augen von ganz Israel gerichtet. Tue ihnen kund, wer als Nachfolger auf dem Thron meines Herrn und Königs sitzen soll! Sonst kommt es so weit, daß ich und mein Sohn Salomo als Verbrecher dastehen, sobald mein Herr und König sich zu seinen Vätern legt."  Natan bei DavidWährend sie noch mit dem König redete, kam der Prophet Natan. Man meldete dem König: "Der Prophet Natan ist da." Er trat vor den König und warf sich vor dem König auf sein Angesicht nieder. Dann sprach Natan: "Mein Herr und König! Du hast angeordnet: Adonija soll nach mir König sein, er soll auf meinem Thron sitzen. Er ist heute hinabgegangen und hat Rinder, Mastkälber und Schafe in Menge schlachten lassen. Alle königlichen Prinzen sowie die Heeresobersten und den Priester Abjatar hat er dazu eingeladen. Nun essen und trinken sie bei ihm und rufen: Es lebe König Adonija! Aber mich, deinen Diener, und den Priester Zadok, sowie Benaja, den Sohn Jojadas, und deinen Diener Salomo hat er nicht eingeladen. Wenn dies von meinem Herrn und König veranlaßt worden ist, so hast du deinen Diener nicht wissen lassen, wer als Nachfolger auf dem Thron meines Herrn und Königs sitzen soll." David EntscheidungDarauf antwortete König David: Ruft mir Batseba!" Sie erschien vor dem König und trat vor den König hin. Und der König tat folgenden Schwur: "So wahr der Herr lebt, der mich aus aller Not errettet hat! Bei dem Herrn, dem Gott Israels, schwur ich dir zu: Dein Sohn Salomo soll nach mir König sein. Er soll an meiner Statt auf meinem Thron sitzen. Heute will ich es wahr machen." Da verneigte sich Batseba mit dem Angesicht zur Erde, huldigte dem König und sagte: "Ewig lebe mein Herr, der König David!" Nun befahl der König David: "Ruft mir den Priester Zadok und den Propheten Natan sowie Benaja, den Sohn Jojadas!" Als sie vor dem König erschienen, befahl ihnen der König: "Nehmt die Diener eures Herrn mit euch, laßt meinen Sohn Salomo mein eigenes Maultier besteigen und geleitet ihn hinab zum Gihon!  Dort sollen ihn der Priester Zadok und der Prophet Natan zum König über Israel salben. Darauf laßt ins Horn stoßen und ruft: Es lebe König Salomo! Dann zieht hinter ihm herauf! Er soll hereinkommen und sich auf meinen Thron setzen! Denn er soll König sein an meiner Statt, ihn habe ich zum Fürsten über Israel und Juda bestimmt." Benaja, der Sohn Jojadas, gab dem König zur Antwort: "So sei es! So ist es der Wille des Herrn, des Gottes meines Herrn und Königs. Wie der Herr mit meinem Herrn und König war, so möge er auch mit Salomo sein und seinen Thron noch mehr erhöhen als den Thron Davids, meines Herrn und Königs!" Salomos SalbungNun zogen der Priester Zadok und der Prophet Natan sowie Benaja, der Sohn Jojadas, mit den Keretern und Peletern hinab, ließen Salomo das Maultier des Königs David besteigen und geleiteten ihn zum Gihon.  Der Priester Zadok, der das Ölhorn aus dem Zelt mitgenommen hatte, salbte Salomo. Man stieß ins Horn, und alles Volk rief: "Es lebe König Salomo!"  Dann zog das ganze Volk hinter ihm hinauf. Die Leute spielten auf den Flöten und jauchzten so laut, daß die Erde schier barst vor ihrem Geschrei. Adonija unterwirft sichDas hörten Adonija und alle Geladenen, die bei ihm weilten, als sie eben mit dem Mahl zu Ende waren. Als Joab den Klang des Horns vernahm, fragte er: "Warum ist der große Lärm in der Stadt?"  Während er noch redete, kam Jonatan, der Sohn des Priesters Abjatar. Adonija sagte: "Komm her, du bist ein wackerer Mann und bringst gute Kunde!" Aber Jonatan antwortete Adonija: "Im Gegenteil! Unser Herr, der König David, hat Salomo zum König gemacht. Der König hat den Priester Zadok und den Propheten Natan, sowie Benaja, den Sohn Jojadas, und die Kereter und Peleter mit ihm gesandt, sie haben ihn das Maultier des Königs besteigen lassen, und der Priester Zadok und der Prophet Natan haben ihn am Gihon zum König gesalbt. Von dort sind sie mit lautem Jubel hinaufgezogen. Die ganze Stadt ist in Aufregung geraten. Das ist der Lärm, den ihr gehört habt. Auch hat Salomo den königlichen Thron bestiegen, und die Diener des Königs fanden sich ein, um unseren Herrn, den König David, zu beglückwünschen. Sie sagten: Dein Gott möge den Namen Salomos noch herrlicher machen als deinen Namen und seinen Thron noch erhabener als deinen Thron! Da hat sich der König auf seinem Lager verneigt, und so hat der König dazu gerufen: Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der es heute fügte, daß ich es mit eigenen Augen sehen darf, wie einer auf meinem Thron sitzt!" Da erschraken alle Geladenen, die bei Adonija waren. Sie brachen auf, und ein jeder ging seines Weges. Auch Adonija fürchtete sich vor Salomo. Darum machte er sich auf, ging hin und umfaßte die Hörner des Altars.  Man meldete Salomo: "Adonija hält aus Furcht vor dem König Salomo die Hörner des Altars umfaßt und bittet: Der König Salomo muß mir erst schwören, daß er seinen Knecht nicht mit dem Schwert hinrichten werde." Salomo sagte: "Wenn er sich als rechtschaffener Mann erweist, soll ihm kein Haar gekrümmt werden. Zeigt sich aber, daß er Böses tut, so muß er sterben." Darauf sandte der König Salomo hin und ließ ihn vom Altar wegholen. Als er kam und sich vor dem König Salomo niederwarf, sagte Salomo zu ihm: "Geh in dein Haus!" DER THRONWECHSELDavids letzte WeisungenAls die Zeit nahte, da David sterben sollte, gab er seinem Sohn Salomo folgende Weisungen: "Ich gehe jetzt den Weg alles Irdischen. So sei denn stark und zeige dich als Mann! Beobachte das Gesetz des Herrn, deines Gottes, wandle auf seinen Wegen und halte seine Satzungen, Gebote, Vorschriften und Anweisungen, wie es im Gesetz des Mose geschrieben steht, damit du Glück hast bei allem, was du tust und unternimmst! Dann wird der Herr seine Verheißung in Erfüllung gehen lassen, die er mir gegeben hat mit den Worten: "Wenn deine Söhne achthaben auf ihr Tun und in Treue vor mir wandeln mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele, so wird stets einer der Deinen auf Israels Thron sitzen. Ferner weißt du ja selbst, was mir Joab, der Sohn der Zeruja, angetan hat: wie er an den beiden Heerführern Israels, an Abner, Ners Sohn, und an Amasa, Jeters Sohn, gehandelt hat, indem er sie ermordete und im Frieden Bluttaten beging, wie sie im Krieg geschehen, und mit Blut, das nur im Krieg vergossen werden darf, den Gürtel um seine Lenden und die Schuhe an seinen Füßen benetzte. So handle denn nach deinem weisen Ermessen und laß sein graues Haar nicht ungestraft in die Unterwelt fahren! Aber den Söhnen des Gileaditers Barsillais sollst du Liebe erweisen: sie sollen zu deinen Tischgenossen gehören. Denn sie kamen mir ebenso entgegen, als ich vor deinem Bruder Abschalom fliehen mußte. Ferner hast du noch etwas mit Schimi, dem Sohn des Benjaminiters Gera aus Bahurim, auszutragen. Er stieß gegen mich die schlimmsten Flüche aus, als ich nach Mahanajim floh. Dann kam er mir aber an den Jordan entgegen, und ich schwur ihm beim Herrn: Ich werde dich nicht mit dem Schwert töten!  Jetzt aber laß ihn nicht ungestraft! Du bist ein kluger Mann und weißt, wie du es anstellen mußt, um sein graues Haar blutbefleckt in die Unterwelt hinabfahren zu lassen." Davids TodHierauf entschlief David zu seinen Vätern und wurde in der Davidsstadt begraben.  Die Zeit, die David über Israel herrschte, betrug vierzig Jahre. In Hebron herrschte er sieben Jahre und in Jerusalem dreiunddreißig Jahre. Salomo bestieg nun den Thron seines Vaters David, und seine Herrschaft erstarkte mehr und mehr. BESEITIGUNG DER GEGNER SALOMOSHinrichtung AdonijasAdonija, der Sohn der Haggit, begab sich zu Batseba, der Mutter Salomos. Als sie fragte: "Bedeutet dein Kommen Gutes?", antwortete er: "Gutes!" - und fuhr fort: "Ich habe mit dir etwas zu besprechen." Als sie gebot: "Rede!", sagte er: "Du weißt selbst, daß das Königtum mir zustand, und daß ganz Israel erwartete, ich würde König. Aber es kam anders, und das Königtum fiel meinem Bruder zu, weil es vom Herrn für ihn bestimmt war. Nun habe ich nur eine einzige Bitte an dich. Weise mich nicht ab!" Sie erwiderte ihm: "Rede!" Er fuhr fort: "Sprich mit dem König Salomo - dich wird er nicht abweisen -, er möge mir Abischag von Schunem zur Frau geben!" Da entgegnete Batseba: "Gut, ich will deinetwegen mit dem König reden." Hierauf begab sich Batseba zum König Salomo, um mit ihm wegen des Adonija zu sprechen. Der König erhob sich, ging ihr entgegen, verneigte sich vor ihr und setzte sich auf seinen Thron. Für die Königinmutter ließ er einen Sessel hinstellen, und sie nahm zu seiner Rechten Platz.  Dann sagte sie: "Ich habe eine kleine Bitte an dich. Weise mich nicht ab!" Der König entgegnete ihr: "Verlange nur, liebe Mutter, ich werde dich nicht abweisen." Sie sagte: "Möchte doch Abischag von Schunem deinem Bruder Adonija zur Frau gegeben werden!" Doch König Salomo erwiderte seiner Mutter: "Warum verlangst du nur Abischag von Schunem für Adonija? Verlange für ihn doch gleich das Königtum! Er ist ja mein älterer Bruder, und auf seiner Seite stehen der Priester Abjatar und Joab, der Sohn der Zeruja."  Hierauf schwur der König Salomo beim Herrn: "Gott strafe mich, wie er will, wenn die Bitte, die Adonija ausgesprochen hat, ihn nicht das Leben kostet! Nun, so wahr der Herr lebt, der mich eingesetzt hat, den Thron meines Vaters David besteigen ließ und mir nach seiner Verheißung ein Haus gegründet hat: heute noch soll Adonija sterben!" Hierauf beauftragte der König Salomo Benaja, den Sohn Jojadas. - Der gab jenem den Todesstoß. Abjatars VerbannungDem Priester Abjatar befahl der König: "Begib dich nach Anatot auf dein Besitztum! Obwohl du den Tod verdient hast, will ich dich jetzt nicht töten, weil du die Lade des allmächtigen Herrn vor meinem Vater David einhergetragen und alles miterduldet hast, was mein Vater leiden mußte."  So verstieß Salomo Abjatar, so daß er nicht mehr Priester des Herrn war. Es sollte sich damit die Voraussage des Herrn erfüllen, die er gegen Elis Haus in Schilo ausgesprochen hatte.  Joabs HinrichtungDie Kunde hiervon drang auch zu Joab. Da Joab sich Adonija angeschlossen hatte, während er zu Abschalom nicht übergetreten war, floh Joab in das Zelt des Herrn und umfaßte die Hörner des Altars.  Als man dem König Salomo meldete: "Joab ist in das Zelt des Herrn geflohen und steht am Altar", sandte Salomo Benaja, den Sohn Jojadas, mit dem Befehl: "Geh hin und stoße ihn nieder!" Benaja ging in das Zelt des Herrn und sagte zu ihm: "So lautet der Befehl des Königs: Komm heraus!" Er aber antwortete: "Nein, ich will hier sterben." Da erstattete Benaja dem König Bericht: "So hat Joab gesprochen und so mir geantwortet." Nun befahl ihm der König: "Tu, wie er gesagt hat! Stoße ihn nieder und begrabe ihn, damit du so das Blut, das Joab ohne Grund vergossen hat, von mir und meines Vaters Haus entfernst! Der Herr lasse sein Blut auf sein Haupt zurückfallen, weil er zwei Männer, die ehrenhafter und besser waren als er, mit dem Schwert getötet hat, ohne daß mein Vater David davon wußte: Abner, den Sohn Ners, den Feldhauptmann Israels, und Amasa, den Sohn Jeters, den Feldhauptmann Judas. Ihr Blut möge für alle Zeit auf das Haupt Joabs und auf das Haupt seiner Nachkommen zurückfallen. David aber und seinen Nachkommen, seinem Haus und seinem Thron möge vom Herrn immerdar Heil widerfahren!" Da ging Benaja, der Sohn Jojadas, hinauf und gab ihm den Todesstoß. Er wurde auf seinem Besitztum in der Steppe begraben.  An seiner Statt stellte der König den Benaja, den Sohn Jojadas, an die Spitze des Heeres, und den Priester Zadok setzte der König an die Stelle Abjatars. Schimis Haft und TodDarauf ließ der König Schimi rufen und sagte zu ihm: "Baue dir ein Haus in Jerusalem und bleibe hier wohnen! Du darfst nicht von hier irgendwo anders hingehen. Sobald du hinausgehst und den Bach Kidron überschreitest, mußt du - merke es dir wohl! - unverzüglich sterben. Dein Blut kommt dann über dein eigenes Haupt." Schimi erwiderte dem König: "Gut, wie mein Herr und König befohlen hat, so wird dein Diener tun." So lebte Schimi lange Zeit in Jerusalem. Aber nach Verlauf von drei Jahren entliefen Schimi zwei Sklaven zu Achisch, dem Sohn Maachas, dem König von Gat. Als man Schimi mitteilte: "Deine Sklaven sind in Gat",  machte sich Schimi auf, sattelte seinen Esel und begab sich nach Gat zu Achisch, um seine Sklaven zu holen. Als er hingegangen war und seine Sklaven von Gat geholt hatte, hinterbrachte man es Salomo, daß Schimi sich von Jerusalem nach Gat begeben habe und wieder zurückgekehrt sei. Der König ließ Schimi rufen und sagte zu ihm: "Habe ich dich nicht beim Herrn schwören lassen und dir klar zu verstehen gegeben: Sobald du weggehst und dich irgendwo anders hinbegibst, mußt du - merke dir das! - unverzüglich sterben? Damals sagtest du mir: Gut so, ich habe es verstanden. Warum hast du nun den beim Herrn geschworenen Eid und das Gebot, das ich dir gab, nicht gehalten?" Weiter sagte der König zu Schimi: "Du kennst all das Böse, du erinnerst dich dessen, was du meinem Vater David angetan hast. So möge der Herr deine Bosheit auf dein Haupt zurückfallen lassen. Der König Salomo aber möge gesegnet sein und der Thron Davids immerdar feststehen vor dem Herrn!" Hierauf beauftragte der König den Benaja, den Sohn Jojadas. Der ging hinaus und gab ihm den Todesstoß. So festigte sich das Königtum in der Hand Salomos. RECHTSPFLEGE UND REICHSVERWALTUNGSalomo heiratet die Tochter des PharaoSalomo verschwägerte sich mit dem Pharao, dem König von Ägypten, und heiratete dessen Tochter. Er ließ sie in der Davidsstadt wohnen, bis er den Bau seines Palastes sowie des Tempels des Herrn und der Ringmauer um Jerusalem vollendet hatte.  Salomos AntrittsopferDas Volk opferte damals noch auf den Höhen, da bis zu jener Zeit dem Namen des Herrn noch kein Tempel erbaut worden war.  Salomo hatte zwar den Herrn lieb, so daß er nach den Satzungen seines Vaters David wandelte, doch opferte und räucherte auch er noch auf den Höhen. So begab sich der König nach Gibeon, um dort zu opfern. Denn dies war die angesehenste Höhe. Tausend Brandopfer brachte Salomo dort auf dem Altar dar.  Salomos Bitte um WeisheitDa erschien der Herr dem Salomo des Nachts zu Gibeon im Traum. Gott sagte: "Verlange, was ich dir geben soll!"  Salomo antwortete: "Du hast deinem Diener David, meinem Vater, große Huld erwiesen, weil er vor dir in Treue und Rechtschaffenheit und aufrichtiger Gesinnung gewandelt ist, und du hast ihm diese große Huld bewahrt und ihm einen Sohn geschenkt, der jetzt auf seinem Thron sitzt. Nun denn, o Herr, mein Gott! Du hast deinen Diener an meines Vaters David Statt zum König gemacht. Ich aber bin ein junger Mensch, der weder aus noch ein weiß. Dein Diener steht in der Mitte deines Volkes, das du erwählt hast und das so zahlreich ist, daß es vor Menge nicht gezählt noch geschätzt werden kann. Gib deinem Diener ein verständiges Herz, damit er dein Volk regieren kann und zwischen Gut und Böse zu unterscheiden weiß! Denn wer vermöchte dieses dein zahlreiches Volk zu regieren?"  Es gefiel dem Herrn wohl, daß Salomo sich solches erbat. Gott antwortet ihm: "Weil du dies verlangt hast und für dich nicht um ein langes Leben, nicht um Reichtum und nicht um den Tod deiner Feinde gebeten, sondern Weisheit im rechten Handeln dir erfleht hast, will ich deiner Bitte entsprechen. Siehe, ich will dir ein weises und verständiges Herz geben, so daß deinesgleichen nicht vor dir war noch nach dir deinesgleichen erstehen wird. Aber auch das will ich dir geben, was du nicht verlangt hast, sowohl Reichtum als Ehre, so daß deinesgleichen keiner ist unter den Königen, solange du lebst. Wenn du in Beobachtung meiner Satzungen und Gebote auf meinen Wegen wandelst, wie dein Vater David gewandelt ist, so will ich dir auch langes Leben schenken." Als Salomo erwachte, erkannte er, daß es ein Traum war. Hierauf kehrte er nach Jerusalem zurück, trat vor die Bundeslade des Herrn, brachte Brandopfer dar und richtete Friedopfer her und veranstaltete ein Festmahl für alle seine Diener. Das 'salomonische' UrteilUm jene Zeit kamen zwei Dirnen zum König und traten vor ihn. Die eine Frau sagte: "Mit Verlaub, mein Herr! Ich und dieses Weib da wohnen in demselben Haus, und bei ihr im Haus gebar ich. Drei Tage nach meiner Niederkunft gebar auch dieses Weib. Wir waren allein. Kein Fremder war bei uns im Haus. Nur wir zwei waren daheim. Da starb das Kind dieses Weibes in der Nacht, denn sie hatte auf ihm gelegen. Nun stand sie mitten in der Nacht auf, nahm, während deine Magd schlief, mein Kind von meiner Seite weg und legte es an ihre Brust. Ihr totes Kind aber legte sie an meine Brust. Als ich am Morgen aufstand, um mein Kind zu stillen, da war es tot. Bei Tagesanbruch sah ich es mir genauer an, da war es gar nicht mein Kind, das ich geboren hatte." Die andere Frau aber rief: "Nein, im Gegenteil, mein Kind ist das lebende, und dein Kind ist das tote." Jene beteuerte: "Nein, dein Kind ist das tote, und mein Kind ist das lebende." So stritten sie vor dem König. Da sagte der König: "Die eine behauptet: Dieses da ist mein Kind, das lebende, und dein Kind ist das tote; die andere behauptet: Nein, vielmehr dein Kind ist das tote und mein Kind das lebende." Nun befahl der König: "Holt mir ein Schwert!" Man brachte das Schwert vor den König. Der König gebot: "Teilt das lebende Kind in zwei Teile und gebt die eine Hälfte dieser, die andere Hälfte jener!"  Da rief die Frau, der das lebende Kind gehörte, dem König zu - denn die Liebe zu ihrem Kind regte sich mächtig in ihr -: "Mit Verlaub, mein Herr, gebt ihr das lebende Kind und tötet es nicht!" Die andere aber rief: "Weder mir noch dir soll es gehören, zerteilt es nur!" Da entschied der König: "Gebt ihr das lebende Kind und tötet es nicht! Sie ist seine Mutter." Ganz Israel hörte von dem Urteil, das der König gefällt hatte. Man bekam Hochachtung vor dem König. Denn man sah, daß Gottes Weisheit in ihm war, um Recht zu schaffen. Salomos oberste HofbeamtenKönig Salomo war König über ganz Israel. Dies waren seine obersten Beamten: Priester war Asarja, der Sohn Zadoks,  Staatsschreiber waren Elihoref und Ahija, die Söhne Schischas, Kanzler war Joschafat, der Sohn Ahiluds.  Oberster Heerführer war Benaja, der Sohn Jojadas. Priester waren Zadok und Abjatar. Über die Vögte war Asarja, der Sohn Natans, gesetzt. Sabud, der Sohn Natans, war Priester und Freund des Königs.  Palastvorsteher war Ahischar. Adoniram, der Sohn Abdas, führte Aufsicht über die Fronarbeiten. Salomos Vögte und ihre BezirkeSalomo hatte zwölf Vögte über ganz Israel. Sie versorgten den König und seinen Hof. Einen Monat lang im Jahr hatte jeder den Unterhalt zu bestreiten. Dies sind ihre Namen: Der Sohn Hurs (war Vogt) auf dem Gebirge Efraim. Der Sohn Dekers in Makaz, Schaalbim, Bet-Schemesch, Elon und Bet-Hanan.  Der Sohn Heseds in Arubbot; ihm war Socho und das ganze Gebiet von Hefer zugewiesen. Der Sohn Abinadabs im ganzen Hügelland von Dor; er hatte Salomos Tochter Tafat zur Frau. Baana, der Sohn Ahiluds, in Taanach, Megiddo und ganz Bet-Schean, das bei Zaretan unterhalb Jesreel liegt, von Bet-Schean bis Abel-Mehola und bis über Jokneam hinaus. Der Sohn Gebers zu Ramot-Gilead; ihm waren die Zeltdörfer Jaïrs, des Sohnes des Manasse, in Gilead überwiesen; im unterstand der Bezirk Argob im Baschan, sechzig große Städte mit Mauern und ehernen Riegeln. Ahinadab, der Sohn Iddos, in Mahanajim. Ahimaaz in Naftali; auch er hatte eine Tochter Salomos, Basemat, zur Frau genommen. Baana, der Sohn Huschais, in Ascher und Bealot. Joschafat, der Sohn Paruachs, in Issachar. Schimi, der Sohn Elas, in Benjamin. Geber, der Sohn Uris, in Gilead, im Land Sihons, des Königs der Amoriter, und Ogs, des Königs von Baschan. Dazu kam ein Vogt im Land Juda. Salomos HofhaltungJuda und Israel waren so zahlreich an Menge wie der Sand am Meer. Man aß und trank und war guter Dinge. Salomo war Herrscher über alle Reiche vom Strom bis zum Philisterland und bis an die Grenze von Ägypten. Sie brachten ihm Tribut und waren Salomo untertan, solange er lebte.  Der Speisebedarf Salomos belief sich täglich auf dreißig Kor Feinmehl und sechzig Kor gewöhnliches Mehl,  zehn Mastrinder, zwanzig Weiderinder und hundert Schafe, ungerechnet die Hirsche, Gazellen, Antilopen und das gemästete Geflügel. Da sein Machteinfluß sich über das gesamte Gebiet jenseits des Stromes, von Tifsach bis Gaza, und über alle Könige jenseits des Stromes erstreckte und er mit allen Nachbarn ringsum Frieden hatte,  lebte Juda und Israel in Sicherheit, ein jeder unter seinem Weinstock und Feigenbaum, von Dan bis Beerscheba, solange Salomo lebte.  Salomo besaß 40.000 Pferdestuten für seine Wagen und 12.000 Reitpferde.  Die genannten Vögte versorgten jeder einen Monat lang den König Salomo und alle, die zur Tafel des Königs Salomo Zutritt hatten. Sie ließen es an nichts fehlen. Auch die Gerste und das Stroh für die Pferde und die Zugtiere lieferten sie an den Ort, wo er sich gerade aufhielt, jeder, wie es ihn traf. Salomos WeisheitGott verlieh Salomo sehr große Weisheit und Einsicht, sowie Reichtum des Geistes gleich dem Sand am Ufer des Meeres. Die Weisheit Salomos war größer als die Weisheit aller Söhne des Ostens und als alle Weisheit Ägyptens.  Er war weiser als alle Menschen, weiser als Etan, der Esrachiter, als Heman, Kalkol und Darda, die Söhne Mahols. Bei allen Völkern ringsum war er berühmt.  Er verfaßte 3.000 Sprüche und 1.005 Lieder.  Er dichtete Sprüche über die Bäume, von der Zeder auf dem Libanon bis zum Ysop, der an der Mauer wächst. Er verfaßte Sprüche über das Vieh, die Vögel, das Gewürm und die Fische. Aus allen Völkern kamen Leute, um Salomos Weisheit zu hören, von allen Königen der Erde erschienen sie, als sie von seiner Weisheit vernahmen. TEMPELBAU UND TEMPELWEIHESalomos Vertrag mit HiramHiram, der König von Tyrus, schickte seine Diener zu Salomo, da er gehört hatte, daß man ihn als Nachfolger seines Vaters zum König gesalbt hatte. Hiram hatte nämlich allezeit mit David in bestem Einvernehmen gestanden.  Hierauf ließ Salomo Hiram sagen: "Du weißt, daß mein Vater David nicht dazu kam, dem Namen des Herrn, seines Gottes, einen Tempel zu bauen wegen der Kriege, die ihm ringsum zu schaffen machten, bis ihm der Herr seine Feinde unter die Fußsohlen legte. Da mir jetzt der Herr, mein Gott, ringsum Ruhe verschafft hat und kein Widersacher und keine Gefahr mehr vorhanden ist, habe ich die Absicht, dem Namen des Herrn, meines Gottes, einen Tempel zu bauen. So hat es der Herr meinem Vater David verheißen mit den Worten: Dein Sohn, den ich an deiner Statt auf deinen Thron setzen werde, der soll meinem Namen einen Tempel bauen. Gib darum Befehl, daß man für mich Zedern auf dem Libanon fällt! Meine Leute sollen mit deinen Leuten zusammenarbeiten. Als Lohn für deine Leute will ich dir geben, was du bestimmst. Du weißt ja, daß bei uns niemand ist, der das Holzhauen so versteht wie die Sidonier."  Als Hiram die Botschaft Salomos empfing, freute er sich sehr und rief aus: "Gepriesen sei heute der Herr, der David einen weisen Sohn als Herrscher über dieses große Volk gegeben hat!" Dann schickte Hiram an Salomo folgenden Bescheid: "Ich habe zur Kenntnis genommen, was du mir entboten hast. Ich will alle deine Wünsche bezüglich der Zedern- und Zypressenstämme erfüllen. Meine Leute sollen sie vom Libanon zum Meer hinabbringen. Ich lasse sie dann auf dem Meer verflößen, an den Ort bringen, den du mir angibst und dort auseinandernehmen. Du läßt sie dann abholen. Dafür sollst du meine Bitte um Proviantlieferung für meinen Hofhalt erfüllen." So lieferte Hiram Salomo Zedern- und Zypressenstämme, soviel er wünschte. Salomo entrichtete dafür an Hiram 20.000 Kor Weizen zum Unterhalt seines Hofes und zwanzig Kor Öl von zerstoßenen Oliven. Soviel lieferte Salomo jährlich an Hiram. Da der Herr Salomo Weisheit verlieh, wie er es ihm verheißen hatte, kam zwischen Hiram und Salomo ein freundschaftliches Verhältnis zustande, so daß sie ein Bündnis miteinander abschlossen.  Werkleute und ArbeitskräfteHierauf hob König Salomo aus ganz Israel Fronarbeiter aus. Die Zahl dieser Fronarbeiter belief sich auf 30.000 Mann. Er schicke sie abwechselnd auf den Libanon, jeden Monat 10.000 Mann. Einen Monat waren sie auf dem Libanon und zwei Monate zu Hause. Adoniram führte die Aufsicht über die Fronarbeiter. Im Gebirge hatte Salomo 70.000 Lastträger und 80.000 Steinhauer, ungerechnet die Oberaufseher Salomos, welche die Arbeit leiteten; es waren 3.300, die die mit der Arbeit beschäftigten Leute beaufsichtigten.  Der König hatte befohlen, große, schwere Steine auszubrechen, um den Grund des Tempels mit Quadersteinen zu legen. Das Behauen besorgten die Bauleute Salomos und Hirams und die Gebaliter. Sie richteten die Stämme und Steine zum Bau des Tempel her.  Das BauwerkIm Jahr 480 nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten, im vierten Jahr der Regierung Salomos über Israel, am Neumondtag des Siw - das ist der zweite Monat - begann er den Bau des Tempels für den Herrn.  Der Tempel, den Salomo für den Herrn aufführte, war sechzig Ellen lang, zwanzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch.  Die Halle vor dem Hauptraum des Tempel war in einer Länge von zwanzig Ellen der Breitseite des Tempel vorgelegt und setzte in einer Breite von zehn Ellen die Längsseiten des Tempels fort. Die Fenster, die er am Tempel anbringen ließ, bestanden aus dichtem Gitterwerk. Ferner ließ er an der Tempelwand ringsum an den Wänden des Tempels, rund um den Hauptraum und den Hinterraum, einen Anbau errichten, den er in Stockwerken ringsum hochführen ließ. Das untere war fünf Ellen breit, das mittlere war sechs, und das dritte war sieben Ellen breit. Er hatte nämlich außen am Haus ringsum Absätze anbringen lassen, um nicht in die Tempelmauern eingreifen zu müssen. Man verwandte beim Bau des Tempels nur Steine, die beim Bruch fertig behauen worden waren, so daß man während der Errichtung des Tempels von Hammer und Meißel oder anderen eisernen Werkzeugen nichts hörte. Der Eingang zum unteren Stockwerk befand sich auf der rechten Seite des Tempels. Auf einer Wendeltreppe stieg man zum mittleren und vom mittleren zum dritten Stockwerk empor. Als er so den Bau des Tempels vollendet hatte, deckte er den Tempel mit Balken und Bohlen aus Zedernholz. Den Anbau führte er am ganzen Tempel fünf Ellen hoch auf und verband ihn durch Zedernbalken mit dem Tempel. Gottes VerheißungDa erging das Wort des Herrn an Salomo also: "So verhält es sich mit dem Haus, das du baust: Wenn du in meinen Satzungen wandelst, meinen Weisungen nachkommst, alle meine Gebote hältst und deinen Wandel nach ihnen richtest, will ich an dir meine Verheißung erfüllen, die ich deinem Vater David gegeben habe: Ich werde inmitten der Israeliten wohnen und niemals mein Volk Israel verlassen." Die Ausstattung des TempelsSo vollendete Salomo den Bau des Tempels. Er verkleidete die Wände des Tempels im Inneren mit Holz. Den Fußboden des Tempels deckte er mit Brettern von Zypressenholz. Ebenso verkleidete er die zwanzig Ellen an der Rückseite des Tempels mit Brettern von Zedernholz vom Fußboden bis an die Decke. So baute er ihn im Inneren zum Hinterraum, zum Allerheiligsten, aus. Vierzig Ellen maß der Tempel, das heißt der Großraum vor dem Allerheiligsten. So war also innen am Tempel Zedernholz angebracht mit Schnitzwerk von Blütenkelchen und Blumengewinden. Alles war aus Zedernholz, so daß kein Stein sichtbar war. Im Inneren des Tempels richtete er den Hinterraum her, um die Bundeslade des Herrn dort aufzustellen. Der Hinterraum war zwanzig Ellen lang, zwanzig Ellen breit und zwanzig Ellen hoch. Er ließ ihn mit Gold auskleiden. Den Altar aus Zedernholz davor beschlug er gleichfalls damit. Ferner überzog Salomo den Tempel im Inneren mit feinem Gold und spannte vor dem Hinterraum, den er ebenfalls vergoldete, goldene Ketten her. Den ganzen Tempel legte er mit Gold aus, das ganze Gebäude vollständig. Auch den ganzen Altar, der zum Hinterraum gehörte, überzog er mit Gold. Die KerubimFerner ließ er im Hinterraum zwei Kerubim aus Olivenholz anfertigen, je zehn Ellen hoch.  Fünf Ellen maßen die Flügel des einen Kerubs und fünf Ellen die Flügel des anderen Kerubs, so daß von einem Flügelende zum anderen zehn Ellen Abstand war. Zehn Ellen maß auch der andere Kerub. Beide hatten gleiches Maß und gleiche Gestalt. Die Höhe des einen Kerubs betrug zehn Ellen, ebensoviel maß der zweite Kerub. Die Kerubim stellte er im Innersten des Tempels auf, und die Kerubim hielten ihre Flügel so ausgebreitet, daß der Flügel des einen die eine Wand berührte und der Flügel des anderen Kerubs bis an die andere Wand reichte. In der Mitte des Tempels stießen ihre Flügel aneinander. Auch die Kerubim überzog er mit Gold. An allen Wänden des Tempel ringsum ließ er Schnitzwerk von Kerubim, Palmen und Blumengewinden anbringen, im Hinterraum wie im Vorderraum. Auch den Fußboden des Tempels ließ er vergolden, im Hinterraum wie im Vorderraum. Der Eingang zum Hinterraum und zum HauptraumFür den Eingang zum Hinterraum ließ er Türflügel aus Olivenholz machen. Die Einfassung mit den Pfosten bildete ein Fünfeck. Auf den beiden Türflügeln aus Olivenholz ließ er Schnitzwerk von Kerubim, Palmen und Blumengewinden anbringen und sie mit Gold überziehen. Die Kerubim und Palmen bekleidete er mit Blattgold. Ebenso ließ er auch für den Eingang zum Hauptraum Türpfosten aus Olivenholz im Viereck anfertigen, sowie zwei Türflügel aus Zypressenholz. Jeder der beiden Flügel hatte drehbare Blätter. Er ließ Kerubim, Palmen und Blumengewinde einschnitzen und sie unter genauer Anpassung an das Schnitzwerk mit Gold überziehen. Den inneren Vorhof ließ er mit drei Lagen Quadersteine und einer Lage Zedernbalken umgeben.  Dauer der BauarbeitenIm vierten Jahr wurde der Grund zum Tempel des Herrn gelegt, im Monat Siw. Und im elften Jahr, im Monat Bul - das ist der achte Monat - wurde der Tempel vollendet nach allen seinen Teilen und mit seinem ganzen Zubehör. Sieben Jahre hatte er daran gebaut.  DER BAU DES KÖNIGLICHEN PALASTESDas LibanonwaldhausAn seinem eigenen Haus baute Salomo dreizehn Jahr lang, bis er den ganzen Palast vollendet hatte. Das Libanonwaldhaus baute er in einer Länge von hundert Ellen, einer Breite von fünfzig Ellen und in einer Höhe von dreißig Ellen, auf vier Reihen von Zedernsäulen, und auf den Säulen lagen Zedernbalken.  Aus Zedernholz war auch die Decke über den Tragbalken, die auf fünfundvierzig Säulen, je fünfzehn in einer Reihe, ruhten. Die Balken hatten drei Lagen, und je drei Fenster standen einander gegenüber. Alle Türen mit den Pfosten waren viereckig gerahmt, und je drei Fenster lagen einander gegenüber. Andere PalastbautenSodann errichtete er die Säulenhalle in einer Länge von fünfzig Ellen und in einer Breite von dreißig Ellen. Eine Halle mit Säulen und Dach befand sich davor. Ferner erbaute er die Thronhalle, die Gerichtshalle, wo er Recht sprach. Sie war mit Zedernholz verkleidet vom Fußboden bis zum Gebälk. Sein Palast endlich, in dem er wohnte, im anderen Hof, einwärts von der Halle, war von derselben Bauart. Auch für die Tochter des Pharao, die Salomo geheiratet hatte, baute er einen Palast gleich jener Halle. Das BaumaterialAlle diese Bauten waren aus schweren Steinen aufgeführt, nach Maß behauen, innen und außen mit der Säge geschnitten, vom Fundament bis zu den Gesimsen. Von außen her bis zum großen Vorhof waren Unterbauten aus schweren großen Steinen, Blöcken von zehn Ellen und Blöcken von acht Ellen, errichtet. Darüber lagen schwere, nach Maß behauene Steine und Zedernbalken. Drei Lagen Quadersteine und eine Lage Zedernbohlen umgaben ringsum den großen Vorhof, ebenso den inneren Vorhof im Tempel des Herrn und die Säulenhalle des Palastes.  Herstellung der TempelgeräteHierauf sandte der König Salomo hin und ließ Hiram von Tyrus holen. Er war der Sohn einer Witwe aus dem Stamm Naftali; sein Vater war Erzschmied in Tyrus. Er hatte großes Verständnis und Geschick für die Ausführung von allerlei Erzarbeiten. Der kam nun zum König Salomo und führte alle Arbeiten für ihn aus.  Die Eingangssäulen und das eherne MeerSo goß er die beiden ehernen Säulen. Die Höhe der einen Säule betrug achtzehn Ellen, ein Faden von zwölf Ellen umspannte die andere Säule. Er fertigte dazu zwei aus Erz gegossene Kapitelle an, um sie oben auf die Säulen zu setzen. Die Höhe des einen Kapitells betrug fünf Ellen, die Höhe des anderen Kapitells betrug ebenfalls fünf Ellen. Über die Säulenkapitelle zog er Netze von Flechtwerk und kettenartigen Schnüren, eines über das erste Kapitell und ein anderes über das zweite Kapitell. Dann fertigte er die Granatäpfel an, in zwei Reihen ringsum auf dem einen Netz, als Belag für die Säulenkapitelle. So machte er es auch mit dem zweiten Kapitell. Die Säulenkapitelle waren lotosförmig und ragten vier Ellen in die Vorhalle hinein. Die Kapitelle an den beiden Säulen waren dabei oberhalb über dem Wulst aufgelegt, der unter Flechtwerk vorbeilief. Zweihundert Granatäpfel reihten sich rings um das andere Kapitell. Die Säulen errichtete er am Eingang zur Vorhalle des Tempels. Die eine stellte er zur Rechten auf und nannte sie Jachin; die andere stellte er zur Linken auf und nannte sie Boas.  Oben liefen die Säulen in eine Lotosblume aus. Als die Anfertigung der Säulen beendet war, vollzog er den Guß des ehernen Meeres. Es maß zehn Ellen von einem Rand zum anderen und war ringsum rund und fünf Ellen hoch. Einen Faden von dreißig Ellen brauchte man, um es ringsum zu umspannen.  Unter der Randfläche, die zehn Ellen maß, liefen rund um das Meer blumenkelchartige Verzierungen. In zwei Reihen umsäumten es die blumenkelchartigen Verzierungen, die gleich beim Guß mitgegossen wurden. Es ruhte auf zwölf Rindern, von denen drei nach Norden, drei nach Westen, drei nach Süden und drei nach Osten gewandt waren. Auf ihnen ruhte das Meer. Ihre Rückseiten waren alle nach innen gerichtet. Es war eine Handbreit dick, und sein Rand war wie ein Becherrand geformt, nach Art einer Lotosblüte. Es faßte zweitausend Bat.  Die KesselwagenEr fertigt auch die zehn ehernen Gestelle an. Jedes Gestell war vier Ellen lang, vier Ellen breit und drei Ellen hoch.  Die Gestelle waren folgendermaßen gearbeitet: Sie hatten Verschlußplatten, und die Verschlußplatten waren in die Rahmen eingefügt. Auf den Verschlußplatten in den Rahmen waren Löwen, Rinder und Kerubim dargestellt, ebenso auf den Rahmen. Ober- und unterhalb der Löwen und Rinder waren Hängegirlanden angebracht. Jedes Gestell hatte vier eherne Räder, deren Achsen ebenfalls aus Erz waren. An den vier Füßen befanden sich Aufsätze. Die Aufsätze waren unterhalb des Beckens angegossen und ein jeder mit Girlanden überzogen. Der Behälter stand mitten in dem Gestell und ragte eine Elle darüber hinaus; der Behälter war rund wie eine Säule und hatte anderthalb Ellen im Durchmesser. Auch an dem Behälter war Bildwerk angebracht. Die Verschlußplatten aber bildeten ein Viereck, waren also nicht rund. Die vier Räder befanden sich unterhalb der Verschlußplatten. Die Halter der Räder waren am Gestell befestigt. Jedes Rad war anderthalb Ellen hoch. Die Räder waren wie Wagenräder gearbeitet. Die Halter, Felgen, Speichen und Naben waren alle gegossen. Vier Aufsätze waren über den vier Füßen jedes Gestells angebracht. Die Aufsätze bildeten mit dem Gestell ein Ganzes. Oben auf dem Gestell war ein Aufsatz, eine halbe Elle hoch, ringsum rund. Die Halter und Verschlußplatten oben auf dem Gestell bildeten ein Stück mit ihm. Auf die Flächen der Halter und Verschlußplatten grub er Kerubim, Löwen und Palmen ein, soweit Platz da war, ebenso Girlanden ringsum. In dieser Weise stellte er die zehn Gestelle her. Alle waren von einerlei Guß, einerlei Maß und Gestalt. Dazu fertigte er zehn eherne Becken an. Jedes Becken faßte vierzig Bat, und jedes Becken maß vier Ellen. Auf jedes von den zehn Gestellen kam ein Becken. Er stellte von den Gestellen fünf auf der Nordseite des Tempels auf. Das Meer stellte er auf der Südseite des Tempels, im Südosten, auf. Zusammenfassung der ErzarbeitenFerner fertigte Hiram die Töpfe, Schaufeln und Sprengschalen. So vollendete Hiram alle Arbeiten, die er für den König Salomo am Tempel des Herrn herstellen mußte: Zwei Säulen mit kugelförmigen Kapitellen oben auf den beiden Säulen, die beiden Geflechte als Belag für die kugelförmigen Kapitelle oben auf den Säulen; ferner die vierhundert Granatäpfel für die beiden Flechtwerke, zwei Reihen Granatäpfel für jedes Flechtwerk als Belag für die beiden kugelförmigen Kapitelle oben auf den Säulen; dazu die zehn Gestelle mit den zehn Becken auf den Gestellen; ferner das Meer mit den zwölf Rindern unter dem Meer; sodann die Töpfe, Schaufeln und Schalen. Alle Geräte, die Hiram dem König Salomo für den Tempel machte, waren aus poliertem Erz. Gießen ließ sie der König in der Jordanau an der Furt von Adama zwischen Sukkot und Zaretan.  Dann stellte Salomo alle Geräte auf. Das Gewicht des Erzes wurde wegen der übergroßen Menge nicht festgestellt. Die goldenen TempelgeräteSodann ließ Salomo alle Geräte anfertigen, die im Tempel des Herrn gebraucht wurden: Den goldenen Altar, den goldenen Schaubrotetisch,  die Leuchter, fünf auf der rechten und fünf auf der linken Seite vor dem Hinterraum, aus reinem Gold, mitsamt den goldenen Blüten, Ampeln und Lichtscheren; ferner die Becken, Messer, Sprengschalen, Schüsseln und Räucherpfannen aus feinem Gold. Auch die Angeln an den Flügeltüren zum innersten Raum, zum Allerheiligsten, sowie an den Türflügeln des Tempels zum Hauptraum waren aus Gold. Als alle Arbeiten, die der König Salomo für den Tempel des Herrn ausführen ließ, vollendet waren, ließ Salomo auch die Weihegeschenke seines Vaters David hineinbringen. Das Silber und Gold sowie die Geräte legte er in die Schatzkammer des Tempels des Herrn. DIE TEMPELWEIHEÜberführung der Bundeslade in den TempelDamals versammelte Salomo die Ältesten Israels und alle Stammeshäupter, die Fürsten der israelitischen Geschlechter, beim König Salomo in Jerusalem, um die Bundeslade des Herrn aus der Davidsstadt, das ist Zion, hinaufzubringen.  Am Fest im Monat Etanim, das ist der siebte Monat, versammelten sich beim König Salomo alle israelitischen Männer.  Als alle Ältesten Israels beisammen waren, hoben die Priester die Lade auf und brachten die Lade des Herrn, das Offenbarungszelt und alle heiligen Geräte, die sich im Zelt befanden, hinauf. Die Priester mit den Leviten trugen sie hinauf. Dabei opferte der König Salomo und mit ihm die ganze Gemeinde Israels, die sich bei ihm eingefunden hatte, vor der Lade so viele Schafe und Rinder, daß man sie ob ihrer Menge nicht zählen noch berechnen konnte. Dann brachten die Priester die Bundeslade des Herrn an ihren Platz im Hinterraum des Tempels, im Allerheiligsten, unter die Flügel der Kerubim.  Die Kerubim hielten nämlich die Flügel ausgebreitet über den Ort, wo die Lade stand. So bedeckten die Kerubim die Lade und ihre Stangen von oben her. Die Stangen waren so lang, daß die Spitzen der Stangen im Heiligtum vor dem Hinterraum sichtbar waren. Weiter außen aber waren sie nicht zu sehen. Sie blieben dort bis auf den heutigen Tag. In der Lade befanden sich lediglich die beiden steinernen Tafeln, die Mose am Horeb hineingelegt hatte, als der Herr mit den Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten den Bund schloß. Die Weihe und der WeihespruchAls die Priester das Heiligtum verließen, erfüllte die Wolke den Tempel des Herrn.  Die Priester konnten wegen der Wolke nicht herantreten, ihren Dienst zu versehen. Denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte den Tempel des Herrn. Da sprach Salomo: "Der Herr hat gesagt, er wolle im Dunkel wohnen.  Nun habe ich dir ein Haus zur Wohnung gebaut, eine Stätte zum Wohnsitz für dich auf ewige Zeiten." Das Bekenntnis des Königs vor IsraelDann wandte sich der König um und segnete die ganze Gemeinde der Israeliten, während die Gemeinde der Israeliten dastand. Er sprach: "Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der nun wirklich die Verheißung erfüllt hat, die er meinem Vater David durch seinen Mund gab, da er sagte: Seit der Zeit, wo ich mein Volk Israel weggeführt habe aus Ägypten, habe ich aus keinem Stamm Israels eine Stadt ausgewählt, daß man daselbst einen Tempel baue, in dem mein Name wohne. David aber habe ich dazu ersehen, über mein Volk Israel zu herrschen.  Nun hatte zwar mein Vater David die Absicht, dem Namen des Herrn, des Gottes Israels, einen Tempel zu bauen. Doch der Herr sagte zu meinem Vater David: Daß du vorhast, meinem Namen einen Tempel zu bauen, an dieser Absicht hast du wohlgetan. Doch nicht du sollst den Tempel bauen, sondern dein Sohn, der dir geboren wird, der soll meinem Namen den Tempel bauen. Nun hat der Herr die Verheißung, die er gegeben hat, in Erfüllung gehen lassen: Ich bin an die Stelle meines Vaters David getreten und habe den Thron Israels bestiegen, wie der Herr es verheißen hat, und habe dem Namen des Herrn, des Gottes Israels, den Tempel erbaut. Ich habe darin eine Stätte bereitet für die Lade, in der sich der Bund des Herrn befindet, den er mit unseren Vätern schloß, als er sie aus Ägypten wegführte."  SALOMOS WEIHEGEBETEinleitungNun trat Salomo angesichts der ganzen Gemeinde Israels vor den Altar des Herrn, breitete seine Hände gen Himmel aus und betete: "Herr, du Gott Israels! Kein Gott im Himmel droben und auf der Erde drunten ist dir gleich: Bund und Huld bewahrst du deinen Dienern, die mit ganzem Herzen vor dir wandeln.  Du hast deinem Diener, meinem Vater David, das gehalten, was du ihm verheißen hattest. Was du mit eigenem Mund versprochen, das hast du durch die Tat erfüllt, wie dieser Tag beweist. Und nun Herr, du Gott Israels, halte deinem Diener, meinem Vater David, auch die Verheißung, die du ihm gabst, des Inhalts: Soweit es an mir liegt, soll es dir nie an einem Mann fehlen, der auf dem Thron Israels sitzt. Nur müssen deine Nachkommen ihr Verhalten so einrichten, daß sie vor mir wandeln, wie du vor mir gewandelt bist. Nun denn, Gott Israels, laß deine Verheißung wahr werden, die du deinem Diener, meinem Vater David, gegeben hast. Soll denn wirklich Gott auf Erden Wohnung nehmen? Siehe, der Himmel und die höchsten Himmel können dich nicht fassen - wieviel weniger dieses Haus, das ich erbaut habe! Doch wende dich dem Gebet deines Dieners und seinem Flehen zu, Herr, mein Gott: Höre auf das Rufen und das Gebet, das dein Knecht heute an dich richtet! Laß deine Augen offenstehen über diesem Haus bei Nacht und Tag, über der Stätte, von der du verheißen hast: Mein Name soll dort wohnen! Höre auf das Gebet, das dein Diener an dieser Stätte verrichten wird! Achte auf das Flehen deines Dieners und deines Volkes Israel, sooft sie an dieser Stätte beten! Erhöre du es an der Stätte, wo du thronst, im Himmel, erhöre es und gib Verzeihung! Erste Bitte: Um Wahrung des RechtesWenn sich jemand gegen seinen Nächsten vergeht und man ihm einen Eid auflegt, den er schwören soll, und er erscheint zum Eid vor deinem Altar in diesem Haus,  so wolle du es im Himmel hören und eingreifen und deinen Dienern Recht verschaffen: Den Schuldigen verurteile, indem du sein Tun auf sein Haupt zurückfallen läßt! Den Unschuldigen aber sprich frei, indem du mit ihm nach seiner Unschuld verfährst! Zweite Bitte: Um Vergebung der SchuldWenn dein Volk Israel von einem Feind geschlagen wird, weil es sich gegen dich versündigt hat, sich aber wieder zu dir bekehrt und deinen Namen preist und in diesem Haus zu dir betet und fleht, so wolle du es im Himmel hören, die Sünden deines Volkes Israel vergeben und sie in das Land zurückbringen, das du ihren Vätern gegeben hast! Dritte Bitte: Um Segen und FruchtbarkeitWenn der Himmel verschlossen ist, so daß kein Regen fällt, weil sie sich gegen dich versündigt haben, und sie beten an dieser Stätte und preisen deinen Namen und bekehren sich von ihren Sünden, weil du sie demütigst, so wolle du es im Himmel hören, deinen Dienern und deinem Volk Israel die Sünden vergeben, sie auf den rechten Weg weisen, auf dem sie wandeln sollen, und Regen senden auf dein Land, das du deinem Volk zum Erbbesitz verliehen hast! Vierte Bitte: Um Erhörung in jeglicher DrangsalWenn eine Hungersnot im Land ausbricht, wenn die Pest, wenn Getreidebrand und Rost, Heuschrecken und Ungeziefer auftreten, wenn der Feind es in einer seiner Ortschaften bedrängt, mag was immer für eine Plage oder Krankheit es heimsuchen: jedes Gebet, jedes Flehen, das dann irgendeiner in deinem ganzen Volk Israel ausspricht, wenn ein jeder das Leid in seinem Herzen fühlt und die Hände nach diesem Haus hin ausbreitet, so wolle du es hören im Himmel an der Stätte, wo du thronst, und vergeben und eingreifen und jedem nach seinem ganzen Wandel vergelten, da du ja sein Herz kennst! Denn du allein durchschaust das Herz aller Menschenkinder, damit sie dich allezeit fürchten, solange sie in dem Land leben, das du unseren Vätern gegeben hast. Fünfte Bitte: Um Erhörung auch für den FremdlingAber auch den Fremdling, der nicht zu deinem Volk Israel gehört, sondern aus fernem Land kommt um deines Namen willen - denn man hört von deinem großen Namen, von deiner starken Hand und deinem ausgestreckten Arm -, wenn er also kommt und in diesem Haus betet, so wolle du ihn hören im Himmel an der Stätte, wo du thronst, und alles tun, um was der Fremdling zu dir ruft, damit alle Völker der Erde deinen Namen kennenlernen, dich verehren wie dein Volk Israel und innewerden, daß dieser Tempel, den ich erbaut habe, nach deinem Namen benannt ist! Sechste Bitte: Um Sieg im KampfWenn dein Volk zum Kampf gegen seine Feinde auszieht auf dem Weg, den du es senden wirst, und es betet zum Herrn hin nach der Stadt, die du erwählt hast, nach dem Tempel hin, den ich deinem Namen erbaut habe, so wolle du sein Gebet und Flehen im Himmel hören und ihm Sieg verleihen! Siebte Bitte: Um Erbarmen für die Zeit der VerbannungWenn sie sich gegen dich versündigt haben - es gibt ja keinen Menschen, der nicht sündigt - und du ihnen zürnst und sie dem Feind preisgibst, so daß ihre Bezwinger sie gefangen fortführen in Feindesland, fern oder nah, und wenn sie dann in dem Land, wo sie gefangen sind, in sich gehen und sich bekehren und zu dir flehen im Land ihrer Bezwinger und bekennen: Wir haben gesündigt und verkehrt gehandelt, wir sind gottlos gewesen - wenn sie sich also mit ganzem Herzen und aus ganzer Seele zu dir bekehren im Land ihrer Feinde, die sie weggeführt haben, und zu dir beten, hin nach dem Land, das du ihren Vätern gegeben hast, hin nach der Stadt, die du erwählt hast, und nach dem Tempel, den ich deinem Namen erbaut habe, so wolle du ihr Gebet und Flehen im Himmel an der Stätte, wo du thronst, erhören und ihnen Recht verschaffen! Wolle dann deinem Volk vergeben, was es gegen dich gesündigt hat mit allen Übertretungen, soweit es sich gegen dich verfehlt hat, und laß es Gnade finden bei ihren Bezwingern, daß diese sich seiner erbarmen! Denn es ist dein Volk und dein Eigentum, das du herausgeführt hast aus Ägypten, mitten aus dem Eisenschmelzofen.  Laß deine Augen offenstehen für das Flehen deines Dieners und für das Flehen deines Volkes Israel, daß du sie erhörst in allem, worum sie dich anrufen! Denn du hast sie dir zum Eigentum ausgesondert aus allen Völkern der Erde, wie du es durch deinen Diener Mose verheißen hast, als du unsere Väter aus Ägypten wegführtest, du großer Herr!" Salomos Segensspruch über IsraelAls Salomo dieses flehentliche Gebet zum Herrn ganz vollendet hatte, erhob er sich von dem Platz vor dem Altar des Herrn, wo er mit zum Himmel ausgebreiteten Händen gekniet hatte, trat vor und segnete die ganze Gemeinde Israels mit lauter Stimme folgendermaßen: "Gepriesen sei der Herr, der seinem Volk Israel Ruhe verschafft hat ganz so, wie er es versprochen hat. Nicht eine einzige von all den herrlichen Verheißungen, die er durch seinen Diener Mose gegeben hat, ist unerfüllt geblieben. Der Herr, unser Gott, sei mit uns, wie er mit unseren Vätern gewesen ist! Er verlasse und verstoße uns nicht, damit unsere Herzen sich ihm zuwenden und wir auf allen seinen Wegen wandeln und seine Gebote, Satzungen und Rechte beobachten, zu denen er unsere Väter verpflichtet hat. Und diese meine Worte, die ich im Gebet an den Herrn gerichtet habe, mögen dem Herrn, unserem Gott, bei Tag und bei Nacht gegenwärtig sein, damit er seinem Diener und seinem Volk Israel Recht verschaffe, wie es jederzeit nottut, damit alle Völker der Erde zur Erkenntnis kommen, daß der Herr Gott ist und sonst keiner. Euer Herz aber sei dem Herrn, unserem Gott, ungeteilt ergeben, daß ihr nach seinen Satzungen wandelt und seine Gebote haltet, so wie heute!" Dann brachte der König und ganz Israel mit ihm dem Herrn Schlachtopfer dar. Als Friedopfer, das Salomo für den Herrn schlachten ließ, opferte er 22.000 Rinder und 120.000 Schafe. So weihten der König und alle Söhne Israels den Tempel des Herrn ein.  An jenem Tag weihte der König den mittleren Teil des Vorhofes vor dem Tempel des Herrn ein. Denn er brachte dort die Brandopfer, Speiseopfer und die Fettstücke der Friedopfer dar. Der eherne Altar, der vor dem Herrn stand, war nämlich zu klein, um die Brandopfer, Speiseopfer und die Fettstücke der Friedopfer zu fassen. Der Abschluß des FestesSo beging Salomo damals das Fest mit ganz Israel, das von Lebo-Hamat bis zum Bach von Ägypten zu einer gewaltigen Versammlung vor dem Herrn, unserem Gott, erschienen war, sieben Tage lang und noch einmal sieben Tage, also vierzehn Tage.  Am achten Tag entließ er die Leute. Sie nahmen Abschied vom König und gingen in ihre Heimat, fröhlich und guten Mutes wegen all des Guten, das der Herr seinem Diener David und seinem Volk Israel erwiesen hatte.  Gottes Antwort: Verheißung und WarnungAls Salomo den Bau des Tempels des Herrn und des königlichen Palastes und alle sonstigen Pläne, die Salomo auszuführen wünschte, zu Ende geführt hatte, erschien der Herr dem Salomo zum zweitenmal, wie er ihm zu Gibeon erschienen war. Und der Herr sprach zu ihm: "Ich habe dein Gebet und dein Flehen, das du an mich gerichtet hast, erhört. Ich habe diesen Tempel, den du erbaut hast, geweiht. Darum lasse ich meinen Namen allezeit dort wohnen, und meine Augen und mein Herz sollen immerdar dort weilen.  Wenn du vor mir ebenso wandelst, wie dein Vater David gewandelt ist, in Herzenseinfalt und in Rechtschaffenheit, so daß du alles tust, was ich dir befohlen habe, und meine Satzungen und Vorschriften befolgst,  dann will ich den Thron deines Königtums über Israel auf immerdar befestigen, wie ich es deinem Vater David verheißen habe mit den Worten: Nie soll es dir an einem Mann auf dem Thron Israels fehlen. Wenn ihr euch aber, ihr und eure Söhne, von mir abwendet, meine Gebote und Satzungen, zu denen ich euch verpflichtet habe, nicht haltet, sondern hingeht und anderen Göttern dient und sie anbetet, werde ich Israel aus dem Land, das ich ihm gegeben habe, ausrotten und den Tempel, den ich meinem Namen geweiht habe, von meinem Angesicht verwerfen, und Israel wird zum Sprichwort und zum Spott bei allen Völkern werden. Und dieser Tempel soll zu einem Trümmerhaufen werden. Alle, die vorübergehen, werden sich entsetzen und zischen. Und wenn man fragt: Warum hat der Herr diesem Land und diesem Tempel solches angetan?, wird man antworten: Sie haben den Herrn, ihren Gott, der ihre Väter aus Ägypten weggeführt hat, verlassen und sich fremden Göttern zugewandt, sie angebetet und ihnen gedient. Darum hat der Herr all dieses Unglück über sie verhängt." SONSTIGE UNTERNEHMUNGENSalomos GeldanleiheNach Ablauf von zwanzig Jahren, während welcher Salomo die beiden Gebäude, den Tempel des Herrn und den königlichen Palast, erbaut hatte - Hiram, der König von Tyrus, hatte Salomo nach Bedarf mit Zedern- und Zypressenholz sowie mit Gold unterstützt -, trat König Salomo an Hiram zwanzig Städte in der Landschaft Galiläa ab. Als aber Hiram von Tyrus kam, um die Städte zu besichtigen, die Salomo ihm überlassen hatte, gefielen sie ihm nicht, und er sagte: "Was sind das für Städte, die du mir gegeben hast, mein Bruder?" Darum nennt man die Landschaft bis auf den heutigen Tag Kabul.  Hiram hatte dem König 120 Talente Gold geschickt.  Der Bau von Festungen und VorratsstädtenFolgendermaßen verhielt es sich mit der Fron, die König Salomo auferlegt hatte, um den Tempel des Herrn und seinen eigenen Palast, den Millo und die Mauer von Jerusalem, sowie Hazor, Megiddo und Geser zu bauen.  Der Pharao nämlich, der König von Ägypten, war ausgezogen, hatte Geser erobert und eingeäschert, die Kanaaniter, die die Stadt bewohnten, niedergemetzelt, und diese seiner Tochter, der Frau Salomos, als Mitgift gegeben. Salomo nun baute Geser wieder auf, ebenso das untere Bet-Horon,  Baala, Tamar in der Steppe im Land (Juda), ferner alle Vorratsstädte, die Salomo besaß, und die Städte für den Wagenpark und die Städte für die Reiterei, ferner alle Bauten, die Salomo in Jerusalem, auf dem Libanon und im ganzen Bereich seiner Herrschaft zu errichten sich vorgenommen hatte. Salomos FronarbeiterAlles, was noch übrig war an Amoritern, Hetitern, Perisitern, Hiwitern und Jebusitern, die nicht zu den Israeliten gehörten, ihre Nachkommen, die nach ihnen im Land noch übrig waren, weil die Israeliten an ihnen den Bann nicht hatten vollstrecken können, machte Salomo zu Fronarbeitern, bis auf den heutigen Tag. Von den Israeliten machte Salomo keinen zum Sklaven, sondern sie wurden seine Krieger und Beamte, seine Obersten und Unterführer, seine Befehlshaber über Wagen und Reiter.  Die Zahl der Oberaufseher, die den Bauten Salomos vorstanden, betrug 550. Sie führten über die Leute, die bei den Arbeiten beschäftigt waren, die Aufsicht. Sobald die Tochter des Pharao aus der Davidsstadt in ihren Palast, den er für sie erbaut hatte, eingezogen war, ließ er den Millo errichten. Dreimal im Jahr pflegte Salomo Brand- und Friedopfer auf dem Altar darzubringen, den er dem Herrn errichtet hatte, und er verbrannte Räucherwerk auf dem Altar, der vor dem Herrn stand. Auch besserte er die Schäden am Tempel aus. Salomos HandelsflotteAuch eine Flotte baute König Salomo in Ezjon-Geber, das bei Elat an der Küste des Schilfmeeres in Edom liegt.  Hiram sandte auf der Flotte seine Leute mit, Seeleute, die mit dem Meer vertraut waren. Zusammen mit den Leuten Salomos fuhren sie nach Ofir, holten von dort 420 Talente Gold und brachten es dem König Salomo.  SALOMOS WELTRUMDie Königin von SabaAls die Königin von Saba von Salomos Ruhm vernahm, der ihm durch den Namen des Herrn zuteil geworden war, kam sie, um ihn mit Rätseln auf die Probe zu stellen.  Sie kam nach Jerusalem mit einem sehr großen Gefolge. Kamele trugen Spezereien und Gold in großer Menge und Edelsteine. Als sie zu Salomo gekommen war, trug sie ihm alles vor, was sie sich vorgenommen hatte.  Salomo aber gab ihr auf all ihre Fragen Antwort. Nichts gab es, was dem König verborgen geblieben wäre, daß er ihr nicht hätte Auskunft geben können. Als nun die Königin von Saba all die Weisheit Salomos sah sowie den Palast, den er erbaut hatte, und die Speisen auf seiner Tafel, wie seine Würdenträger dasaßen und seine Diener auftrugen, ferner ihre Gewänder und seine Mundschenken sowie das Brandopfer, das er im Tempel des Herrn darzubringen pflegte, da blieb ihr die Luft weg und sie sagte zum König: "Wahrheit war, was ich in meinem Land über dich und deine Weisheit gehört habe. Ich wollte der Kunde nicht glauben, bis ich kam und es mit eigenen Augen sah. Und wahrhaftig, nicht einmal die Hälfte ist mir berichtet worden. Deine Weisheit und deine Vorzüge übertreffen das Gerücht, das ich vernommen habe. Glücklich deine Männer, glücklich diese deine Diener, die allezeit vor dir stehen und deine Weisheit hören! Gepriesen sei der Herr, dein Gott, der an dir Wohlgefallen fand, so daß er dich auf den Thron Israels setzte. Weil der Herr Israel allezeit liebt, bestellte er dich zum König, daß du Recht und Gerechtigkeit übst." Hierauf schenkte sie dem König 120 Talente Gold und sehr viele Spezereien sowie Edelsteine. Niemals sind so viele Spezereien hergebracht worden, als die Königin von Saba dem König Salomo geschenkt hat.  Auch die Schiffe Hirams, die Gold aus Ofir holten, brachten eine große Menge Sandelholz sowie Edelsteine aus Ofir mit. Und der König ließ von dem Sandelholz Sitze für den Tempel des Herrn und für den königlichen Palast, sowie Zithern und Harfen für die Sänger herstellen. In solcher Menge ist Sandelholz nie mehr herbeigebracht worden noch zu sehen gewesen bis auf den heutigen Tag. Der König Salomo aber schenkte der Königin von Saba alles, woran sie Gefallen hatte und was sie sich erbat, abgesehen von dem, was er ihr aus freien Stücken mit der Freigebigkeit eines Königs Salomo gab. Hierauf machte sie sich auf den Rückweg und zog mit ihren Dienern heim. Salomos EinkünfteDas Gewicht des Goldes, das bei Salomo in einem Jahr einging, betrug 666 Goldtalente,  abgesehen von den Abgaben der Großkaufleute, der Steuer der Kleinhändler und dem, was von all den Fürsten der Beduinen und den Statthaltern des Landes einkam. Salomos Pracht und LuxusAuch ließ der König Salomo 200 große Schilde aus geschlagenem Gold anfertigen; 600 Schekel Gold verwandte er auf jeden Schild.  Ferner 300 leichte Schilde aus geschlagenem Gold; drei Minen Gold verwandte er auf einen Schild. Im Libanonwaldhaus ließ der König sie unterbringen. Ferner ließ der König einen großen Thron von Elfenbein machen und ihn mit Blattgold überziehen. Sechs Stufen führten zum Thron, und der Oberteil hinten am Thron war gerundet. Armlehnen befanden sich an beiden Seiten des Sitzes, und neben den Armlehnen standen zwei Löwen.  Zwölf Löwen standen zu beiden Seiten auf den sechs Stufen. Derartiges ist noch nie für irgendein Königreich angefertigt worden. Alle Trinkgefäße des Königs Salomo waren von Gold, ebenso bestanden alle Geräte des Libanonwaldhauses aus reinem Gold. Nichts war von Silber, das in der Zeit Salomos keinen Wert hatte. Denn der König hatte eine Tarschisch-Flotte auf dem Meer bei den Schiffen Hirams. Alle drei Jahre einmal kamen die Tarschisch-Schiffe heim, beladen mit Gold, Silber, Elfenbein, Affen und Pfauen.  So übertraf der König Salomo alle Könige der Erde an Reichtümer und Weisheit. Und alle Welt begehrte Salomo zu sehen, um seine Weisheit zu hören, die ihm Gott eingegeben hatte. Dabei brachte jeder ein Geschenk mit, silberne und goldene Geräte, Gewänder, Waffen, Spezereien, Pferde und Maultiere, Jahr für Jahr. Salomo beschaffte sich auch zahlreiche Wagen und Reiter, und zwar besaß er 1.400 Wagen und 12.000 Reiter. Diese stellte er in den Wagenstädten und in der Umgebung des Königs in Jerusalem unter. Der König brachte es dahin, daß das Silber in Jerusalem so reichlich war wie die Steine, und die Zedern so zahlreich wie die Maulbeerbäume, die in der Schefela wachsen. Die Einfuhr der Pferde, die Salomo besaß, erfolgte aus Ägypten und Koë. Die Händler des Königs holten sie aus Koë gegen Bezahlung;  ein Wagen kam bei der Ausfuhr aus Ägypten auf 600 Schekel Silber und ein Pferd auf 150. Durch ihre Vermittlung bezogen sie auch alle Könige der Hetiter und Aramäer. BEGINN DES NIEDERGANGES DES KÖNIGTUMSSalomos GötzendienstKönig Salomo liebte neben der Tochter des Pharao zahlreiche ausländische Frauen: Moabiterinnen, Ammoniterinnen, Edomiterinnen, Sidonierinnen und Hetiterinnen, also aus den Völkern, von denen der Herr den Israeliten geboten hatte: "Ihr sollt euch nicht mit ihnen einlassen, und sie sollen nicht mit euch verkehren dürfen. Sonst werden sie ganz gewiß eure Herzen zu ihren Göttern abwenden." An diesen hing Salomo mit Liebe. Und zwar besaß er 700 fürstliche Frauen und 300 Nebenfrauen. Und seine Frauen verführten ihn. Als Salomo alt geworden war, wandten seine Frauen sein Herz anderen Göttern zu. Sein Herz gehörte nicht mehr ungeteilt dem Herrn seinem Gott, wie das Herz seines Vaters David.  So verehrte Salomo die Astarte, die Göttin der Sidonier, und Milkom, das Scheusal der Ammoniter.  Salomo tat, was dem Herrn mißfiel, und folgte dem Herrn nicht bis an sein Ende wie sein Vater David. Damals baute Salomo eine Opferhöhe für Kemosch, das Scheusal der Moabiter, auf dem Berg östlich von Jerusalem, und ebenso für Moloch, das Scheusal der Ammoniter. Dasselbe tat er für alle seine ausländischen Frauen, die ihren Göttern Rauch- und Schlachtopfer darbrachten. Die StrafankündigungDa wurde der Herr zornig über Salomo, weil er sein Herz vom Herrn, dem Gott Israels, abwandte, der ihm doch zweimal erschienen war und ihm das Gebot gegeben hatte, keine anderen Götter zu verehren. Aber er hielt nicht, was ihm der Herr befohlen hatte. Darum ließ der Herr dem Salomo sagen: "Weil es so mit dir steht, daß du meinen Bund und die Satzungen, die ich dir auferlegt habe, nicht gehalten hast, will ich dir das Königtum entreißen und es deinem Knecht geben.  Doch will ich es noch nicht zu deinen Lebzeiten tun um deines Vaters David willen. Erst deinem Sohn will ich es nehmen. Ich will ihm jedoch nicht das ganze Reich entreißen. Einen Stamm will ich deinem Sohn geben um Davids, meines Knechtes, willen und um Jerusalems willen, das ich erwählt habe." Feindschaft mit HadadSo ließ der Herr dem Salomo einen Widersacher erstehen in dem Edomiter Hadad aus königlichem Geschlecht in Edom. Damals, als David die Edomiter schlug und der Feldhauptmann Joab hinaufzog, um die Gefallenen zu begraben, und alle waffenfähigen Männer in Edom niedermetzeln ließ - Joab verweilte sechs Monate mit ganz Israel dort, bis er alle waffenfähigen Männer in Edom ausgerottet hatte -, entfloh Hadad mit einigen Edomitern, die zu den Dienern seines Vaters gehört hatten, um sich nach Ägypten zu begeben. Hadad war damals noch ein kleiner Knabe. Sie brachen aus Midian auf und kamen nach Paran. Von Paran nahmen sie Leute mit sich und gelangten nach Ägypten zum Pharao, dem König von Ägypten. Dieser gab ihm ein Haus und wies ihm den Unterhalt zu. Auch Land gab er ihm. Hadad kam beim Pharao in große Gunst, so daß dieser ihm Tachpenes, die Schwester seiner Gemahlin, der obersten Herrin, zur Frau gab.  Die Schwester der Tachpenes gebar ihm seinen Sohn Genubat. Tachpenes gab ihm im Palast des Pharao die erste Erziehung. So blieb Genubat im Palast des Pharao unter den Kindern des Pharao. Als aber Hadad in Ägypten erfuhr, daß David zu seinen Vätern entschlafen war und der Feldhauptmann Joab tot sei, bat Hadad den Pharao: "Laß mich gehen, daß ich in meine Heimat ziehe!" Der Pharao fragte ihn: "Fehlt dir denn etwas bei mir, daß du in deine Heimat ziehen willst?" Er antwortete: "Nichts! Doch laß mich ziehen!" Reson von DamaskusDann erweckte Gott dem Salomo als Widersacher Reson, den Sohn Eljadas, der aus der Umgebung seines Herrn Hadad-Eser, des Königs von Zoba, geflohen war.  Dieser sammelte Leute um sich und wurde der Anführer einer Freischar, damals, als David das Blutbad unter ihnen anrichtete. Sie zogen dann nach Damaskus, ließen sich dort nieder und herrschten in Damaskus. Er war ein Widersacher Israels, solange Salomo lebte. Neben der Bedrängnis, die Hadad bereitete, haßte auch er Israel, solange er König über Aram war. Die Empörung JerobeamsAuch Jerobeam, der Sohn Nebats, ein Efraimiter aus Zereda - seine Mutter hieß Zerua und war eine Witwe -, ein Beamter Salomos, empörte sich gegen den König.  Der Grund, weshalb er sich gegen den König erhob, war folgender: Salomo baute den Millo und schloß die Lücke an der Stadt Davids, seines Vaters.  Dieser Jerobeam war ein tüchtiger Mann, und als Salomo sah, daß der junge Mann sich bei der Arbeit geschickt zeigte, setzte er ihn als Aufseher über alle Fronarbeiter des Hauses Josef.  Damals begab es sich, daß Jerobeam aus Jerusalem wegging und ihm unterwegs der Prophet Ahija aus Schilo begegnete. Dieser hatte gerade einen neuen Mantel um. Beide waren allein auf dem Feld.  Da nahm Ahija den neuen Mantel, den er anhatte, zerriß ihn in zwölf Stücke und sagte zu Jerobeam: "Nimm dir zehn Stücke! Denn so spricht der Herr, der Gott Israels: Siehe, ich will Salomo das Reich entreißen und dir zehn Stämme geben. Nur einen Stamm soll er behalten um meines Dieners David willen und um Jerusalems willen, der Stadt, die ich aus allen Stämmen Israels erwählt habe.  Denn sie haben mich verlassen und Astarte, die Göttin der Sidonier, Kemosch, den Gott der Moabiter, und Milkom, den Gott der Ammoniter, angebetet, sind nicht auf meinen Wegen gewandelt, haben nicht getan, was mir wohlgefällig ist, und meine Satzungen und Gebote nicht beobachtet, wie sein Vater David es tat. Doch will ich ihm nicht das ganze Reich wegnehmen, sondern ihn sein ganzes Leben hindurch als Fürsten belassen um meines Dieners David willen, den ich erwählt habe und der meine Gebote und Satzungen beobachtet hat. Aber seinem Sohn will ich das Reich nehmen und es dir geben, nämlich zehn Stämme. Einen einzigen Stamm will ich seinem Sohn geben, damit meinem Diener David allezeit eine Leuchte vor mir verbleibe in Jerusalem, der Stadt, die ich mir erwählt habe, um meinen Namen daselbst wohnen zu lassen.  Dich aber will ich nehmen: du sollst herrschen über alles, wonach du Verlangen trägst, und sollst König über Israel sein. Wenn du in allem gehorchst, was ich dir gebiete, und auf meinen Wegen wandelst und tust, was mir wohlgefällig ist, indem du meine Satzungen und Gebote beobachtest, wie mein Diener David es getan hat, will ich mit dir sein und dir ein Haus bauen, so fest, wie ich es David gebaut habe, und will dir Israel übergeben. Die Nachkommen Davids will ich zu diesem Zweck züchtigen, doch nicht für alle Zeiten." Weil Salomo Jerobeam nach dem Leben trachtete, machte Jerobeam sich auf und floh nach Ägypten zu Schischak, dem König von Ägypten. Er blieb in Ägypten bis zum Tod Salomos.  Salomos TodDie übrige Geschichte Salomos und alles, was er tat, und seine Weisheit ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte Salomos.  Die Zeit, während der Salomo in Jerusalem über ganz Israel herrschte, betrug vierzig Jahre.  Dann entschlief Salomo zu seinen Vätern. Man begrub ihn in der Stadt Davids, seines Vaters. An seiner Statt wurde sein Sohn Rehabeam König. DIE SPALTUNG DES REICHESDie Reichsversammlung in SichemRehabeam begab sich nach Sichem. Denn in Sichem war ganz Israel zusammengekommen, um ihn zum König zu machen.  Davon erhielt Jerobeam, der Sohn Nebats, Kunde. Er befand sich nämlich noch in Ägypten, wohin er vor dem König Salomo hatte fliehen müssen. Jerobeam hatte in Ägypten seinen Aufenthalt genommen. Nun schickten sie hin und ließen ihn rufen. So kamen Jerobeam und die ganze Gemeinde Israel und trugen Rehabeam folgendes vor: "Dein Vater hat uns ein hartes Joch auferlegt. Erleichtere du uns nun deines Vaters harten Dienst und das schwere Joch, das er uns auferlegt hat, und wir wollen dir untertan sein!" Er gab ihnen den Bescheid: "Geht und kommt in drei Tagen wieder zu mir!" Da entfernte sich das Volk. Rehabeams unkluge HärteKönig Rehabeam beriet sich nun mit den alten Männern, die seinem Vater Salomo bei seinen Lebzeiten gedient hatten, und fragte: "Welchen Bescheid ratet ihr mir diesen Leuten zu erteilen?" Sie antworteten ihm: "Wenn du heute diesen Leuten zu Willen bist, dich ihnen fügst, auf sie hörst und ihnen einen freundlichen Bescheid erteilst, so werden sie dir allezeit untertan sein." Aber er kehrte sich nicht an den Rat, den ihm die Alten gaben, sondern beriet sich mit den jungen Leuten, die mit ihm aufgewachsen waren und ihm Gefolgschaft leisten mußten. Er fragte sie: "Welchen Bescheid ratet ihr mir diesen Leuten zu erteilen, die von mir verlangten: Erleichtere das Joch, das dein Vater uns auferlegt hat?" Die jungen Leute, die mit ihm aufgewachsen waren, gaben ihm folgende Antwort: "So sollst du diesen Leuten antworten, die zu dir sagten: Dein Vater hat uns ein schweres Joch auferlegt, erleichtere du unser Joch!, so sollst du ihnen antworten: Mein kleiner Finger ist dicker als meines Vaters Lenden.  Nun denn, mein Vater hat euch ein schweres Joch aufgezwungen. Ich will euer Joch noch schwerer machen. Mein Vater hat euch mit Peitschen gezüchtigt. Ich will euch mit Skorpionen zähmen."  Abfall der zehn NordstämmeAls Jerobeam und das ganze Volk am dritten Tag wieder zu Rehabeam kamen, wie es der König befohlen hatte mit den Worten: "Kommt am dritten Tag wieder zu mir!", gab der König dem Volk eine harte Antwort und kehrte sich nicht an den Rat, den ihm die Alten gegeben hatten. Nach dem Rat der jungen Männer antwortete er ihnen: "Mein Vater hat euch ein schweres Joch aufgezwungen. Ich will euer Joch noch schwerer machen. Mein Vater hat euch mit Peitschen gezüchtigt. Ich will euch mit Skorpionen zähmen." So schenkte der König dem Volk kein Gehör. Denn vom Herrn war es so gefügt worden, damit er seine Verheißung erfülle, die der Herr durch Ahija von Schilo Jerobeam, dem Sohn Nebats, gegeben hatte. Als ganz Israel sah, daß der König ihnen kein Gehör schenken wolle, gab das Volk dem König folgenden Bescheid: "Was haben wir für einen Teil an David? Wir haben keinen Erbbesitz beim Sohn Isais. Nach Hause, ihr Israeliten! Nun sieh nach deinem eigenen Haus, David!" So ging Israel nach Hause. Rehabeam herrschte nur noch über die Israeliten, die in den Städten Judas wohnten. Als König Rehabeam den Adoniram, den Oberaufseher über die Fronarbeiten, hinschickte, steinigte ihn ganz Israel zu Tode. König Rehabeam konnte gerade noch auf seinen Wagen springen und nach Jerusalem fliehen. So fiel Israel vom Haus Davids ab bis auf den heutigen Tag.  Jerobeam I.: König im Nordreich (Israel)Als ganz Israel hörte, daß Jerobeam zurückgekehrt sei, sandten sie hin, ließen ihn in die Versammlung holen und machten ihn zum König über ganz Israel. An das Haus Davids schloß sich niemand an, der Stamm Juda allein ausgenommen. Rehabeam: König im Südreich (Juda)Sobald Rehabeam nach Jerusalem kam, bot er das gesamte Haus Juda und den Stamm Benjamin, 180.000 erlesene Krieger, zum Krieg gegen das Haus Israel auf, um das Königtum für Rehabeam, den Sohn Salomos, zurückzugewinnen. Da erging das Wort Gottes an Schemaja, den Mann Gottes: "Verkünde Rehabeam, dem Sohn Salomos, dem König von Juda, und dem ganzen Haus Juda und Benjamin sowie dem übrigen Volk: So spricht der Herr: Zieht nicht aus, um eure Brüder, die Israeliten zu bekriegen! Jeder kehre nach Hause zurück! Denn von mir ist es so gefügt worden." Sie hörten auf den Befehl des Herrn, kehrten um und zogen heim, wie der Herr geboten hatte. Jerobeams RegierungEinführung des StierdienstesJerobeam befestigte Sichem auf dem Gebirge Efraim und machte es zu seiner Residenz. Von dort zog er aus und befestigte Penuël.  Jerobeam dachte bei sich: "Das Königtum wird nun wohl wieder an das Haus Davids zurückfallen. Wenn dieses Volk hinaufpilgert, um im Tempel des Herrn in Jerusalem Opfer darzubringen, wird das Herz dieses Volkes sich wieder Rehabeam, dem König von Juda, als ihrem Herrn zuwenden. Mich werden sie töten und wieder zu Rehabeam, dem König von Juda, zurückkehren." Als der König mit sich zu Rate gegangen war, ließ er zwei goldene Kälber anfertigen und sagte zum Volk: "Ihr seid nun lange genug nach Jerusalem hinaufgepilgert. Siehe da, Israel, hier ist dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat."  Das eine Kalb stellte er in Bet-El auf, das andere ließ er nach Dan bringen. Dies wurde Anlaß zur Sünde. Zu dem einen zog das Volk sogar bis nach Dan. Auch errichtete er Höhenheiligtümer und bestellte beliebige Leute, die nicht zu den Leviten gehörten, zu Priestern. Ferner führte Jerobeam im achten Monat, am fünfzehnten Tag des Monats, ein Fest ein, das dem Fest in Juda entsprach. Er selbst bestieg den Altar. Ebenso tat er in Bet-El, um den Kälbern zu opfern, die er hatte verfertigen lassen. Die Priester der Höhenheiligtümer, die er eingerichtet hatte, ließ er dabei in Bet-El den Dienst verrichten.  Der Altar von Bet-ElAm fünfzehnten Tag des achten Monats, des Monats also, den er sich selbst ausersehen hatte zur Einführung des Festes für die Israeliten, bestieg er den Altar, den er in Bet-El errichtet hatte, um zu opfern. Während Jerobeam am Altar stand, um zu opfern, erschien in Bet-El im Auftrag des Herrn ein Gottesmann aus Juda und wandte sich auf Geheiß des Herrn gegen den Altar mit dem Ruf: "Altar, Altar, so spricht der Herr: Ein Sohn wird einst dem Haus Davids geboren. Joschija ist sein Name. Hinschlachten wird er auf dir die Höhenpriester, die auf dir opfern. Menschengebein wird man auf dir verbrennen."  Gleichzeitig kündete er ein Wahrzeichen an mit den Worten: "Das Wahrzeichen, daß der Herr gesprochen hat, ist dies: Siehe, bersten wird der Altar und zerstreut wird die Fettasche, die auf ihm liegt!" Als der König die Drohung hörte, die der Gottesmann gegen den Altar in Bet-El aussprach, streckte Jerobeam vom Altar her seinen Arm aus und befahl: "Ergreift ihn!" Doch sein Arm, den er gegen ihn ausgestreckt hatte, erstarrte, so daß er ihn nicht wieder zurückziehen konnte. Der Altar aber barst, und die Fettasche wurde vom Altar verschüttet, wie es der Gottesmann auf Befehl des Herrn als Wahrzeichen angekündigt hatte. Der König rief dem Gottesmann zu: "Stimme doch den Herrn, deinen Gott, zur Milde und bitte für mich, daß ich meinen Arm wieder zurückziehen kann!" Da begütigte der Gottesmann den Herrn, und der König konnte den Arm wieder zurückziehen, und er war wie zuvor. Hierauf bat der König den Gottesmann: "Komm mit mir nach Hause und labe dich! Auch ein Geschenk will ich dir machen." Aber der Gottesmann erwiderte dem König: "Wenn du mir auch die Hälfte deines Reiches gäbest, ich ginge nicht mit dir und nähme an diesem Ort weder Speise noch Trank zu mir. Denn so war mir befohlen durch des Herrn Wort: Du darfst weder Speise noch Trank zu dir nehmen noch auf dem Weg zurückkehren, den du gekommen bist." So schlug er einen anderen Weg ein und kehrte nicht auf dem Weg zurück, auf dem er nach Bet-El gekommen war. Der Ungehorsam des ProphetenNun wohnte in Bet-El ein alter Prophet. Seine Söhne kamen und erzählen ihm alles, was der Gottesmann an diesem Tag in Bet-El getan, und die Worte, die er zum König gesprochen hatte. Als sie dies ihrem Vater erzählt hatten, fragte sie ihr Vater: "Welchen Weg ist er fortgegangen?" Seine Söhne zeigten ihm den Weg, den der Gottesmann, der aus Juda gekommen war, eingeschlagen hatte. Hierauf befahl er seinen Söhnen: "Sattelt mir den Esel!" Als sie den Esel gesattelt hatten, bestieg er ihn und ritt dem Gottesmann nach. Er fand ihn unter der Terebinthe sitzen und fragte ihn: "Bist du der Gottesmann, der aus Juda gekommen ist?" Er antwortete: "Ja." Da bat er ihn: "Komm mit mir nach Hause und nimm etwa zu dir!" Er entgegnete: "Ich darf nicht mit dir umkehren und dich begleiten. Ich darf weder Speise noch Trank mit dir an diesem Ort zu mir nehmen. Denn an mich ist das Wort des Herrn ergangen mit dem Befehl: Du darfst dort weder Speise noch Trank zu dir nehmen noch auf dem Weg zurückkehren, den du gekommen bist." Aber jener hielt ihm entgegen: "Auch ich bin ein Prophet wie du. Ein Engel hat mir auf Geheiß des Herrn geboten: Bringe ihn mit dir nach Haus, daß er Speise und Trank zu sich nimmt."  So belog er ihn. Nun kehrte der Gottesmann mit ihm um und nahm in seinem Haus Speise und Trank. Bestrafung des UngehorsamsWährend sie aber zu Tisch saßen, erging das Wort des Herrn an den Propheten, der ihn zurückgeholt hatte. Er rief dem Gottesmann, der aus Juda gekommen war, zu: "So spricht der Herr. Weil du ungehorsam gewesen bist gegen den Befehl des Herrn und das Gebot nicht befolgt hast, das dir der Herr, dein Gott, gegeben hat, sondern umgekehrt bist und Speise und Trank zu dir genommen hast an dem Ort, von dem er dir gesagt: Du darfst (dort) weder Speise noch Trank zu dir nehmen -, so soll dein Leichnam nicht in das Grab deiner Väter kommen!" Nachdem er nun Speise und Trank zu sich genommen hatte, ließ jener ihm einen Esel satteln; er gehörte dem Propheten, der ihn zurückgeholt hatte. So ritt er los. Unterwegs aber lief ihm ein Löwe in den Weg und tötete ihn. Sein Leichnam lag hingestreckt auf dem Weg. Der Esel stand neben ihm. Auch der Löwe blieb neben dem Leichnam stehen.  Als nun Leute, die vorüberkamen, den Leichnam auf dem Weg hingestreckt und den Löwen neben dem Leichnam stehen sahen, gingen sie hin und erzählten es in der Stadt, wo der alte Prophet wohnte. Sobald der Prophet, der ihn vom Heimweg zurückgeholt hatte, davon hörte, sagte er: "Das ist der Gottesmann, der gegen den Auftrag des Herrn ungehorsam gewesen ist. Darum hat ihn der Herr dem Löwen preisgegeben, der ihn zerriß und tötete nach der Voraussage des Herrn, die er ihm gegeben hatte!" Hierauf befahl er seinen Söhnen: "Sattelt mir den Esel!" Nachdem sie ihn gesattelt hatten, ritt er hin und fand seinen Leichnam auf dem Weg hingestreckt und den Esel und den Löwen neben dem Leichnam stehen. Der Löwe hatte weder den Leichnam gefressen noch den Esel zerrissen. Der Prophet hob den Leichnam des Gottesmannes auf, lud ihn auf den Esel und brachte ihn zurück. Er kam in die Stadt des alten Propheten, um die Totenklage zu halten und ihn zu begraben. Den Leichnam legte er in sein eigenes Grab, und man hielt ihm die Totenklage: "Ach, mein Bruder!" Als er ihn begraben hatte, sagte er zu seinen Söhnen: "Wenn ich gestorben bin, bestattet mich in demselben Grab, in dem der Gottesmann begraben liegt! Neben seine Gebeine bettet auch meine Gebeine! Denn das Wort, das er auf Geheiß des Herrn gegen den Altar zu Bet-El und gegen alle Höhentempel in den Städten Samarias geschleudert hat, wird sicher in Erfüllung gehen."  Jerobeam bleibt verstocktAuch nach dieser Begebenheit bekehrte sich Jerobeam nicht von seinem bösen Wandel, sondern fuhr fort, alle beliebigen Leute zu Höhenpriestern zu machen. Wer es wünschte, dem gab er Vollmacht und bestellte ihn zum Höhenpriester. Dieses Tuns wegen versündigte sich das Haus Jerobeam und wurde vernichtet und vom Erdboden vertilgt. Die Weissagung des Propheten AhijaIn jener Zeit erkrankte Abija, Jerobeams Sohn. Da bat Jerobeam seine Frau: "Geh, verkleide ich, damit man nicht merkt, daß du Jerobeams Frau bist, und begib dich nach Schilo! Dort wohnt der Prophet Ahija. Er ist es, der mir einst geweissagt hat, ich würde König über dieses Volk.  Nimm zehn Brote, sowie Kuchen und einen Krug Honig mit und suche ihn auf! Er wird dir kundtun, wie es mit dem Knaben gehen wird." Jerobeams Frau tat so. Sie machte sich auf den Weg nach Schilo und kam in das Haus des Ahija. Ahija aber konnte nicht mehr sehen, weil seine Augen infolge des Alters erblindet waren. Indessen hatte der Herr zu Ahija gesagt: "Soeben kommt die Frau Jerobeams, um von dir Auskunft über ihren Sohn zu holen; denn er ist krank. So und so sollst du zu ihr reden!" Als sie nun verkleidet eintrat und Ahija das Geräusch ihrer Schritte beim Eintritt durch die Tür vernahm, rief er: "Komm herein, Frau Jerobeams! Warum verstellst du dich? Mir ist eine harte Botschaft an dich aufgetragen. Geh, sage Jerobeam: So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe dich aus dem Volk emporgehoben und dich zum Fürsten über mein Volk Israel bestellt. Ich habe das Reich dem Haus Davids entrissen und es dir gegeben. Du aber warst nicht wie mein Diener David, der meine Gebote beobachtete, mir aus ganzem Herzen gehorchte und nur das tat, was mir wohlgefiel. Nein, du hast es schlimmer getrieben als alle deine Vorgänger. Denn du hast dir andere Götter anfertigen lassen, und zwar Gußbilder, mich zu reizen. Mich aber hast du hinter deinen Rücken geworfen. Darum will ich Unglück über das Haus Jerobeams bringen und in Israel von Jerobeams Geschlecht alles, was männlich ist, ausrotten, Mündige und Unmündige. Ich will das Haus Jerobeam wegfegen, wie man Unrat wegfegt, bis nichts mehr von ihm übrig ist. Wer von Jerobeams Geschlecht in der Stadt stirbt, den sollen die Hunde fressen, und wer auf dem Feld stirbt, den sollen die Vögel des Himmels fressen! Ja, so spricht der Herr. Du aber kehre jetzt heim! Wenn deine Füße die Stadt betreten, wird der Knabe sterben. Ganz Israel wird ihm die Totenklage halten und ihn bestatten. Denn er allein von Jerobeams Geschlecht kommt in ein Grab, weil sich an ihm etwas findet, was dem Herrn, dem Gott Israels, am Hause Jerobeams wohlgefällt. Der Herr aber wird sich einen König über Israel bestellen, der das Haus Jerobeams ausrotten wird an jenem Tag. Was aber wird erst dann noch kommen? Schlagen wird der Herr Israel, daß es schwankt wie das Schilfrohr im Wasser. Ausreißen wird er Israel aus diesem schönen Land, das er seinen Vätern gegeben, und es zerstreuen jenseits des Flusses, weil es sich Aschere angefertigt und dadurch den Herrn zum Zorn gereizt hat.  Er wird Israel dahingeben um der Sünden willen, die Jerobeam begangen und zu denen er Israel verführt hat." Jerobeams Frau machte sich auf den Heimweg und kam nach Tirza. Als sie die Schwelle des Palastes überschritt, war der Knabe schon tot.  Man begrub ihn, und ganz Israel hielt die Totenklage um ihn, wie der Herr es durch seinen Diener, den Propheten Ahija, vorausgesagt hatte. Jerobeams TodDie übrige Geschichte Jerobeams, seiner Kriege und seiner Regierung, ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Israel. Die Dauer der Regierung Jerobeams betrug 22 Jahre. Alsdann entschlief er zu seinen Vätern. Sein Sohn Nadab wurde König an seiner Statt.  JUDAS KÖNIGE BIS ZUR ZEIT AHABRehabeam von JudaKönig von Juda war Rehabeam, der Sohn Salomos. Einundvierzig Jahre war Rehabeam alt, als er König wurde, und siebzehn Jahre regierte er in Jerusalem, in der Stadt, die der Herr aus allen Stämmen Israels erwählt hatte, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. Seine Mutter hieß Naama und war ein Ammoniterin.  Auch Juda tat, was dem Herrn mißfiel. Sie forderten durch die Sünden, die sie begingen, seinen Zorn mehr heraus, als es durch all das geschehen war, was ihre Väter getan hatten. Denn auch sie richteten sich Höhen, Steinmale und Aschere ein auf jedem hohen Hügel und unter jedem grünen Baum.  Sogar geweihte Dirnen gab es im Land. So ahmten sie alle Greuel der Heiden nach, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte.  Im fünften Jahr des Königs Rehabeam zog König Schischak von Ägypten gegen Jerusalem heran  und raubte die Schätze im Tempel des Herrn und die des königlichen Palastes. Alles nahm er weg. Auch all die goldenen Schilde raubte er, die Salomo hatte anfertigen lassen. Als Ersatz für sie ließ König Rehabeam eherne Schilde machen und vertraute sie der Obhut der Obersten der Leibwächter an, die am Eingang zum königlichen Palast Wache hielten. Sooft sich der König in den Tempel des Herrn begab, trugen die Leibwächter sie und brachten sie dann wieder in die Wachtstube der Leibwächter zurück. Die übrige Geschichte Rehabeams und alles, was er tat, ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Juda. Zwischen Rehabeam und Jerobeam herrschte fortwährend Krieg. Als Rehabeam zu seinen Vätern entschlafen war, wurde er bei seinen Vätern in der Davidsstadt begraben. Seine Mutter hieß Naama und war eine Ammoniterin. Ihm folgte auf dem Thron sein Sohn Abija. Abija von JudaIm achtzehnten Jahr des Königs Jerobeam, des Sohnes Nebats, wurde Abija König über Juda.  Er regierte drei Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Maacha und war eine Enkelin Abschaloms.  Er beging all die Sünden seines Vaters, die dieser vor ihm getan hatte, und sein Herz war dem Herrn, seinem Gott, nicht ungeteilt ergeben wie das Herz seines Ahnherrn David. Doch hatte der Herr, sein Gott, ihm um Davids willen eine Leuchte in Jerusalem verliehen, indem er seinen Sohn nach ihm aufkommen und Jerusalem bestehen ließ,  weil David getan hatte, was dem Herrn wohlgefällig war, und während seines ganzen Lebens nicht von dem abgewichen war, was er ihm geboten hatte, außer in der Angelegenheit mit dem Hetiter Urija. Zwischen Rehabeam und Jerobeam herrschte Krieg, solange er lebte. Die übrige Geschichte Abijas und alles, was er getan hat, ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Juda. Auch zwischen Abija und Jerobeam war Krieg. Als Abija zu seinen Vätern entschlafen war, begrub man ihn in der Davidsstadt. An seiner Statt wurde sein Sohn Asa König. Asa von JudaIm zwanzigsten Jahr des Königs Jerobeam von Israel wurde Asa König von Juda.  Er regierte 41 Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Maacha und war eine Tochter Abschaloms.  Asa tat, was dem Herrn wohlgefällig war, wie sein Ahnherr David. Er trieb die geweihten Dirnen aus dem Land und entfernte alle Götzenbilder, die seine Väter angefertigt hatten. Sogar seine Mutter Maacha entsetzte er ihrer Stellung als Herrin, weil sie der Aschera ein Götzenbild errichtet hatte. Asa hieb ihr Schandmal um und verbrannte es im Kidrontal. Die Höhen allerdings wurden nicht abgeschafft, doch blieb Asa zeit seines Lebens treu dem Herrn ergeben. Auch ließ er die Weihegaben seines Vaters sowie seine eigenen Weihegeschenke, Silber, Gold und Geräte, in den Tempel des Herrn bringen. Zwischen Asa und Bascha, dem König von Israel, herrschte Krieg, solange sie lebten. Bascha, der König von Israel, zog gegen Juda und befestigte Rama, um Gehen und Kommen beim König Asa von Juda zu verhindern.  Asa aber nahm alles Silber und Gold, das in den Schatzkammern des Tempels des Herrn noch übrig war, sowie die Schätze des königlichen Palastes und übergab sie seinen Dienern und sandte sie zu Ben-Hadad, dem Sohn Tabrimmons und Enkel Hesjons, dem König von Aram, der in Damaskus seinen Sitz hatte, und ließ sagen:  "Ein Bündnis besteht zwischen mir und dir, zwischen meinem und deinem Vater. Hier schicke ich dir Silber und Gold als Geschenk. So löse denn dein Bündnis mit Bascha, dem König von Israel, damit er von mir ablassen muß!" Ben-Hadad willfahrte König Asa und sandte seine Heerführer gegen die Städte von Israel. Er ließ Ijon, Dan, Abel-Bet-Maacha und ganz Kinneret samt dem ganzen Land Naftali verheeren.  Als Bascha davon Kunde erhielt, gab er die Befestigung Ramas auf und kehrte nach Tirza zurück. König Asa bot nun alle Judäer ohne Ausnahme auf. Sie mußten die Steine und Balken wegschaffen, die Bascha zur Befestigung von Rama verwendet hatte. Damit ließ König Asa Geba in Benjamin und Mizpa befestigen.  Die ganze übrige Geschichte Asas, alle seine Siege und Taten sowie die Städte, die er befestigte, ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Juda. In seinem Alter erkrankte er an den Füßen. Als Asa zu seinen Vätern entschlafen war, begrub man ihn bei seinen Vätern in der Stadt seines Ahnherrn David. An seiner Statt wurde sein Sohn Joschafat König. ISRAELS KÖNIGE BIS AUF AHABNadab von IsraelNadab, der Sohn Jerobeams, wurde König von Israel im zweiten Jahr Asas, des Königs von Juda, und regierte zwei Jahre über Israel. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und wandelte in den Spuren seines Vaters und in dessen Sünde, zu der er Israel verführt hatte. Gegen ihn zettelte Bascha, der Sohn des Ahija, aus dem Stamm Issachar, eine Verschwörung an, und Bascha erschlug ihn bei Gibbeton, das den Philistern gehörte, als Nadab und ganz Israel Gibbeton belagerten.  Bascha tötete ihn im dritten Jahr Asas, des Königs von Juda, und wurde an seiner Statt König. Sobald er König geworden war, rottete er das ganze Haus Jerobeams aus und ließ keinen von Jerobeams Geschlecht am Leben - so hatte es der Herr durch seinen Diener Ahija von Schilo vorausgesagt -, um der Sünden willen, die Jerobeam begangen und zu denen er Israel verführt hatte, und wegen des Zorns, zu dem er den Herrn, den Gott Israels, gereizt hatte. Die übrige Geschichte Nadabs und alles, was er getan hat, ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Israel. Zwischen Asa und König Bascha von Israel herrschte Krieg, solange sie lebten. Bascha von IsraelIm dritten Jahr Asas, des Königs von Juda, wurde Bascha, der Sohn Ahijas, König von ganz Israel und regierte in Tirza 24 Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und wandelte in den Spuren Jerobeams und in dessen Sünde, zu der er Israel verführt hatte. Da erging das Wort des Herrn an Jehu, den Sohn Hananis, gegen Bascha: "Aus dem Staub habe ich dich erhoben und dich zum Fürsten über mein Volk Israel bestellt. Du aber bist auf dem Weg Jerobeams gewandelt und hast mein Volk Israel zur Sünde verführt, so daß es durch seine Sünden mich zum Zorn reizte. Darum will ich Bascha und sein Haus wegfegen und mit deinem Haus verfahren wie mit dem Haus Jerobeams, des Sohnes Nebats. Wer vom Geschlecht Baschas in der Stadt stirbt, den sollen die Hunde fressen, und wer von seinem Geschlecht auf dem Feld stirbt, den sollen die Vögel des Himmels verzehren!" Die übrige Geschichte Baschas, seine Taten und Siege, ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Israel. Als Bascha zu seinen Vätern entschlafen war, wurde er in Tirza begraben. An seiner Statt wurde sein Sohn Ela König. Gegen Bascha und sein Haus war aber das Wort des Herrn durch den Propheten Jehu, den Sohn Hananis, nicht nur ergangen wegen all des Bösen, durch das er sich gegen den Herrn versündigt und ihn in seinem ganzen Tun zum Zorn gereizt hatte, so daß er das Schicksal des Hauses Jerobeam teilen sollte, sondern auch deshalb, weil er dieses ausgerottet hatte. Ela von IsraelIm 26ten Jahr Asas, des Königs von Juda, wurde Ela, der Sohn Baschas, König von Israel Er regierte in Tirza zwei Jahre. Gegen ihn verschwor sich Simri, einer seiner Offiziere, der Befehlshaber der einen Hälfte der Streitwagen. Während er in Tirza im Haus des Arza, des Palastvorstehers in Tirza, zechte, drang Simri ein, erschlug ihn im 27ten Jahr Asas, des Königs von Juda, und wurde an seiner Statt König. Sobald er König war und den Thron innehatte, ermordete er das ganze Haus Baschas. Nicht einen ließ er übrig, der männlichen Geschlechtes war, weder Verwandte noch Freunde. So rottete Simri das ganze Haus Baschas aus, wie der Herr es durch den Propheten Jehu gegen Bascha vorausgesagt hatte, wegen all der Sünden, die Bascha und sein Sohn Ela begangen und zu denen sie Israel verführt hatten, indem sie den Herrn, den Gott Israels, durch ihren Götzendienst zum Zorn reizten. Die übrige Geschichte Elas und alles, was er getan hat, ist im Buch der Geschichte der Könige von Israel aufgezeichnet. Simri von IsraelIm 27ten Jahr Asas, des Königs von Juda, wurde Simri König und regierte sieben Tage in Tirza. Das Heer belagerte gerade Gibbeton, das den Philistern gehörte. Als nun das Heer im Lager erfuhr, Simri habe bei einer Verschwörung den König ermordet, erhob ganz Israel an jenem Tag Omri, den Befehlshaber des Heeres, im Lager zum König von Israel. Darauf zog Omri und mit ihm ganz Israel von Gibbeton ab, und sie belagerten Tirza. Als Simri sah, daß die Stadt verloren war, zog er sich in die Burg des königlichen Palastes zurück und steckte den königlichen Palast über sich in Brand. So fand er den Tod wegen seiner Sünden, die er begangen hatte, indem er tat, was dem Herrn mißfiel, auf dem Weg Jerobeams und in dessen Sünde wandelte, die er begangen hatte, und so Israel zur Sünde verführte. Die übrige Geschichte Simris und die Verschwörung, die er anstiftete, ist im Buch der Geschichte der Könige von Israel aufgezeichnet. Damals spaltete sich das Volk Israel in zwei Parteien. Die eine Hälfte des Volkes hielt es mit Tibni, dem Sohn Ginats, um ihn zum König zu machen, die andere Hälfte hing Omri an. Doch die Partei Omris gewann die Oberhand über die Partei Tibnis, des Sohnes Ginats, und als Tibni starb, wurde Omri König. Omri von IsraelIm 31ten Jahr des Königs Asa von Juda wurde Omri König von Israel und regierte zwölf Jahre. Als er sechs Jahre in Tirza regiert hatte,  kaufte er von Schemer den Berg Samaria um zwei Talente Silber, befestigte den Berg und nannte die Stadt, die er dort erbaute, nach dem Namen Schemers, des Besitzers des Berges, Samaria.  Omri tat, was dem Herrn mißfiel, ja, er trieb es noch ärger als alle seine Vorgänger. Er wandelte ganz in den Spuren Jerobeams, des Sohnes Nebats, und in den Sünden, zu denen jener Israel verführt hatte, so daß sie den Herrn, den Gott Israels, durch ihren Götzendienst zum Zorn reizten. Die übrige Geschichte Omris, seine Taten und seine Siege, die er erfochten hat, all das ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Israel. Als Omri zu seinen Vätern entschlafen war, begrub man ihn in Samaria. An seiner Statt wurde sein Sohn Ahab König. Ahab von IsraelIm 38ten Jahr Asas, des Königs von Juda, wurde Ahab, der Sohn Omris, König über Israel. Ahab, der Sohn Omris, regierte in Samaria 22 Jahre über Israel.  Auch Ahab, der Sohn Omris, tat, was dem Herrn mißfiel, mehr als alle seine Vorgänger. Dabei war es noch das Geringste, daß er in den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, wandelte. Er nahm überdies Isebel, die Tochter Etbaals, des Königs der Sidonier, zur Frau, wandte sich dem Dienst des Baal zu und betete ihn an.  Er errichtete dem Baal einen Altar in dem Baalstempel, den er in Samaria erbaut hatte.  Auch ließ Ahab ein Ascherabild errichten. Überhaupt verübte Ahab noch mehr Frevel und reizte den Herrn, den Gott Israels, mehr zum Zorn als alle Könige Israels, die vor ihm geherrscht hatten. Zu seiner Zeit baute Hiël von Bet-El Jericho wieder auf. Um den Preis seines Erstgeborenen Abiram legte er den Grund dazu; um den Preis seines Jüngsten Segub setzte er die Tore ein, wie es der Herr durch Josua, den Sohn Nuns, vorausgesagt hatte. Der Drohspruch und die Flucht des ElijaEines Tages sagte der Prophet Elija aus Tischbe in Gilead zu Ahab: "So wahr der Herr lebt, der Gott Israels, in dessen Dienst ich stehe: Weder Tau noch Regen sollen fallen in den nächsten Jahren, es sei denn, daß ich selbst es gebiete!"  Hierauf erging das Wort des Herrn an ihn: "Geh fort von hier, wende dich ostwärts und verbirg dich am Bach Kerit, der östlich vom Jordan fließt. Aus dem Bach sollst du trinken, und den Raben habe ich befohlen, dich dort mit Nahrung zu versorgen." Er folgte dem Befehl des Herrn, ging hin und ließ sich am Bach Kerit nieder, der östlich vom Jordan fließt.  Die Raben brachten ihm am Morgen Brot und Fleisch und ebenso am Abend. Aus dem Bach trank er. Elija bei der Witwe von SareptaNach einiger Zeit versiegte der Bach, weil kein Regen im Land fiel. Da erging das Wort des Herrn an ihn also: "Komm, geh nach Sarepta, das bei Sidon liegt, und bleibe dort! Ich habe einer Witwe dort geboten, dich mit Nahrung zu versorgen."  So machte er sich auf den Weg nach Sarepta. Als er an das Stadttor kam, war dort eine Witwe damit beschäftigt, Holz aufzulesen. Er rief sie an und bat: "Hole mir ein wenig Wasser im Krug zum Trinken!" Als sie hinging, es zu holen, rief er ihr nach: "Bringe mir auch einen Bissen Brot mit!" Sie antwortete: "So wahr der Herr, dein Gott, lebt, ich habe nichts Gebackenes, sondern nur noch eine Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug. Eben lese ich ein paar Reiser auf. Dann will ich heimgehen und es für mich und meinen Sohn zubereiten. Wenn wir es verzehrt haben, wollen wir sterben." Doch Elija sagte zu ihr: "Sei unbesorgt! Geh heim und tu, wie du gesagt hast! Doch zuerst mache mir davon einen kleinen Kuchen und bringe ihn mir her: Danach magst du für dich und deinen Sohn auch einen bereiten. Denn so spricht der Herr, der Gott Israels: Das Mehl im Topf soll nicht zu Ende gehen und der Ölkrug nicht leer werden bis zu dem Tag, da der Herr wieder Regen auf die Erde senden wird." Sie ging hin und tat, wie Elija gesagt hatte, und sie hatten zu essen, sie, er und ihr Haus, lange Zeit. Das Mehl im Topf ging nicht zu Ende, und der Ölkrug wurde nicht leer, wie der Herr es durch Elija vorausgesagt hatte. Die Erweckung des toten KnabenHierauf begab es sich, daß der Sohn der Frau, der das Haus gehörte, krank wurde. Da seine Krankheit sich so verschlimmerte, daß er seine Seele aushauchte, sagte sie zu Elija: "Was habe ich mit dir zu schaffen, Mann Gottes? Du bis nur zu mir gekommen, um meine Sündhaftigkeit in Erinnerung zu rufen und meinen Sohn ums Leben zu bringen."  Er antwortete ihr: "Gib mir deinen Sohn!", nahm ihn dann von ihrem Schoß, trug ihn ins Obergemach, wo er wohnte und legte ihn auf sein Bett. Sodann betete er also zum Herrn: "Herr, mein Gott, willst du wirklich der Witwe, bei der ich zu Gast bin, solches Leid antun, daß du ihren Sohn sterben läßt?" Hierauf legte er sich dreimal über den Knaben und betet laut zum Herrn: "Herr, mein Gott, laß doch die Seele des Knaben wieder in ihn zurückkehren!"  Und der Herr hörte auf das Rufen des Elija. Die Seele des Knaben kehrte wieder in ihn zurück, und er wurde lebendig. Elija nahm nun den Knaben, brachte ihn vom Obergemach ins Haus hinab und übergab ihn seiner Mutter mit den Worten: "Siehe, dein Sohn lebt wieder!" Da sagte die Frau zu Elija: "Jetzt weiß ich, daß du ein Mann Gottes bist und das Wort des Herrn in deinem Mund Wahrheit ist." Ahab auf der Suche nach ElijaLange Zeit darauf, im dritten Jahr, erging das Wort des Herrn an Elija: "Geh, tritt hin vor Ahab; denn ich will Regen auf die Erde senden!" Elija machte sich auf den Weg, um vor Ahab zu erscheinen. Als die Hungersnot in Samaria immer drückender wurde, ließ Ahab den Haushofmeister Obadja rufen. Obadja war ein treuer Verehrer des Herrn. Als Isebel die Propheten des Herrn hatte ausrotten wollen, hatte Obadja hundert Propheten genommen, sie zu je fünfzig in einer Höhle versteckt und sie mit Speise und Trank versorgt.  Ahab befahl also dem Obadja: "Suche alle Wasserquellen und Bäche im Lande ab! Vielleicht finden wir noch Gras und können Pferde und Maultiere am Leben erhalten und brauchen keins von den Tieren umkommen zu lassen." Sie teilten sich nun das Land, um es zu durchziehen. Ahab ging für sich in der einen Richtung, und Obadja zog für sich in der anderen Richtung. Während Obadja unterwegs war, kam ihm Elija entgegen. Als er diesen erkannte, warf er sich auf sein Angesicht nieder und fragte: "Bist du es wirklich, mein Herr Elija?" Er antwortete ihm: "Ich bin es. Geh, sage deinem Herrn: Elija ist da!" Doch jener erwiderte: "Was habe ich verübt, daß du deinen Diener an Ahab ausliefern willst, damit er mich töte? So wahr der Herr, dein Gott, lebt, es gibt kein Volk und kein Reich, wo mein Herr dich nicht hätte suchen lassen. Wenn man ihm erklärte: Er ist nicht hier, so ließ er das Reich oder das Volk schwören, daß man dich nicht gefunden habe. Nun forderst du: Geh, sage deinem Herr: Elija ist da! Wenn ich jetzt von dir weggehe, wer weiß, wohin dich unterdessen der Geist des Herrn entrückt. Komme ich dann zu Ahab, um ihm Meldung zu erstatten, und er findet dich nicht, so wird er mich töten. Dein Diener hat doch von Jugend auf den Herrn verehrt.  Ist denn meinem Herrn nicht bekannt, was ich getan habe, als Isebel die Propheten des Herrn ermorden ließ? Daß ich von den Propheten des Herrn hundert, je fünfzig in einer Höhle, verborgen und sie mit Speise und Trank versorgt habe? Und jetzt verlangst du: Geh, sage deinem Herr: Elija ist da! Er würde mich ja umbringen!" Doch Elija erwiderte: "So wahr der Herr der Heerscharen lebt, in dessen Dienst ich stehe, heute noch werde ich vor ihm erscheinen." So ging denn Obadja dem Ahab entgegen und erstattete ihm Meldung. Ahab machte sich auf, um mit Elija zusammenzutreffen. DAS GOTTESURTEIL AUF DEM BERG KARMELEinladung und VorbereitungAls Ahab den Elija erblickte, rief Ahab ihm zu: "Bist du es wirklich, du Unglücksbringer für Israel?" Er antwortete: "Nicht ich habe Israel ins Unglück gebracht, sondern du und deine Familie, weil ihr die Gebote des Herrn verlassen habt und du den Baalen nachgelaufen bist. Nun aber sende umher und laß ganz Israel bei mir auf dem Berg Karmel zusammenkommen, auch die 450 Propheten des Baal und die 400 Propheten der Aschera, die vom Tisch der Isebel essen!"  Ahab sandte nun bei allen Israeliten umher und ließ die Propheten auf dem Berg Karmel zusammenkommen. Dort trat Elija vor das gesamte Volk und sagte: "Wie lange noch wollt ihr nach beiden Seiten hinken? Wenn der Herr der wahre Gott ist, so haltet zu ihm! Ist es aber Baal, so folgt diesem!" Doch das Volk gab keine Antwort.  Da sagte Elija zum Volk: "Ich allein bin als Prophet des Herrn noch übrig. Der Baalspropheten sind es 450 Mann. Man gebe uns zwei Stiere. Sie mögen sich den einen Stier auswählen, ihn zerstückeln und auf das Holz legen, aber ohne Feuer anzuzünden. Ich richte den anderen Stier her und lege ihn auf das Holz, ohne jedoch Feuer anzulegen. Ihr ruft den Namen eures Gottes an, und ich rufe den Namen des Herrn an. Der Gott, der mit Feuer antwortet, ist der wahre Gott." Und alles Volk antwortete: "So ist es recht!" Das Opfer der BaalspriesterHierauf sagte Elija zu den Propheten des Baal: "Wählt euch einen von den Stieren aus und richtet ihn zuerst her! Denn ihr seid die Mehrheit. Dann ruft den Namen eures Gottes an; aber Feuer dürft ihr nicht anlegen." Sie nahmen den Stier, den er ihnen überließ, richteten ihn her und riefen vom Morgen bis zum Mittag den Namen des Baal an, indem sie schrien: "Baal, erhöre uns!" Aber es kam kein Laut und keine Antwort. Dabei tanzten sie um den Altar herum, den man errichtet hatte.  Als es Mittag geworden war, verhöhnte Elija sie mit den Worten: "Ruft recht laut! Er ist ja ein Gott. Vielleicht ist er beschäftigt oder beiseite gegangen oder verreist. Vielleicht schläft er auch und muß erst aufwachen."  Da schrien sie sehr laut und brachten sich, wie es bei ihnen Sitte ist, mit Schwertern und Lanzen Einschnitte bei, bis das Blut an ihnen herabrann.  Als der Mittag vorüber war, gerieten sie ins Rasen bis zur Zeit, da man das Speiseopfer darzubringen pflegt. Doch es kam kein Laut, keine Antwort, keine Erhörung.  Das Opfer des ElijaNunmehr forderte Elija das ganze Volkauf: "Tretet zu mir heran!" Das ganze Volk trat zu ihm hin. Er richtete nun den niedergerissenen Altar des Herrn wieder auf. Entsprechend der Zahl der Stämme der Söhne Jakobs, an den das Wort des Herrn ergangen war: "Israel soll dein Name sein", nahm Elija zwölf Steine. Aus den Steinen erbaute er einen Altar im Namen des Herrn und zog rings um den Altar einen Graben, groß genug, um zwei Maß Korn aufzunehmen. Dann schichtete er das Holz auf, zerstückelte den Stier und legte ihn auf das Holz. Hierauf befahl er: "Füllt vier Krüge mit Wasser und gießt es auf das Brandopfer und über das Holz!" Er gebot: "Tut es noch einmal!" Sie taten es noch einmal. Hierauf befahl er: "Tut es zum drittenmal!" Und sie taten es zum drittenmal, so daß das Wasser rings um den Altar floß. Auch den Graben ließ er mit Wasser füllen. Als dann die Zeit kam, wo man das Speiseopfer darzubringen pflegt, trat der Prophet Elija herzu und betete: "Herr, Gott Abrahams, Isaaks, und Israels, heute laß es kundwerden, daß du Israels Gott bist und ich dein Diener, und daß ich auf deinen Befehl hin dies alles getan habe! Erhöre mich, Herr, erhöre mich und laß dieses Volk erkennen, daß du, Herr, der wahre Gott bist und ihre Herzen zur Umkehr gebracht hast!" Da fiel das Feuer des Herrn herab und verzehrte das Brandopfer und das Holz, die Steine und die Erde und leckte das Wasser im Graben auf. Als alle Leute das sahen, warfen sie sich auf ihr Antlitz nieder und riefen: "Der Herr ist der wahre Gott, der Herr ist der wahre Gott!" Elija aber befahl ihnen: "Ergreift die Propheten des Baal! Laßt keinen von ihnen entrinnen!" Sie ergriffen sie, und Elija führte sie zum Bach Kischon hinab und machte sie dort nieder. Das Ende der DürreHierauf sagte Elija zu Ahab: "Geh hinauf, iß und trink! Denn ich höre schon das Rauschen des Regens."  Ahab ging hinauf, um zu essen und zu trinken. Elija aber stieg auf den Gipfel des Karmel, beugte sich zur Erde nieder und barg sein Gesicht zwischen den Knien. Dann gebot er seinem Diener: "Geh hinauf und halte Ausschau in der Richtung nach dem Meer zu!" Der stieg hinauf, schaute aus und meldete: "Es ist nichts zu sehen." Er antwortete: "Geh noch siebenmal hin!". Beim siebten Mal meldete er: "Eben steigt ein Wölkchen vom Meer auf, klein wie eines Mannes Hand." Nun befahl er: "Geh, sage Ahab: Spanne an und fahre hinab, damit der Regen dich nicht aufhält!" In kürzester Zeit aber war der Himmel schwarz durch Sturm und Wolken, und es fiel ein starker Regen. Ahab bestieg den Wagen und fuhr nach Jesreel.  Über Elija aber kam die Hand des Herrn, er gürtete seine Lenden und lief vor Ahab her bis in die Nähe von Jesreel. ELIJA AM BERG HOREBDie Flucht vor IsebelAhab berichtete der Isebel alles, was Elija getan, und wie er alle Propheten mit dem Schwert getötet hatte. Da schickte Isebel einen Boten an Elija mit der Drohung: "Die Götter sollen mir antun, was sie wollen, wenn ich morgen um diese Zeit nicht ebenso mit dir verfahre, wie du mit ihnen." Er fürchtete sich und ging auf und davon, um sich in Sicherheit zu bringen. Als er nach Beerscheba in Juda kam, ließ er dort seinen Diener zurück.  Er selbst ging einen Tagemarsch weit in die Wüste hinein und setzte sich dann unter einem Ginsterstrauch nieder. Er hatte nur noch den Wunsch zu sterben und flehte: "Nun ist es genug. Nimm, o Herr, mein Leben hin; denn ich bin nicht besser als meine Väter!"  Die wunderbare SpeiseHierauf legte er sich hin und schlief unter dem Ginsterstrauch ein. Plötzlich stieß ihn ein Engel des Herrn an und sagte zu ihm: ""Steh auf und iß!" Als er aufsah, erblickte er zu seinen Häupten einen gerösteten Brotfladen und einen Krug Wasser. Er aß und trank und legte sich wieder schlafen. Aber der Engel kam noch einmal, stieß ihn an und sagte: "Steh auf und iß! Sonst ist der Weg für dich zu weit." Er stand auf, aß und trank und wanderte, durch diese Speise gestärkt, vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb.  Die GotteserscheinungDort suchte er eine Höhle auf und wohnte darin. Da erging an ihn das Wort des Herrn. Er fragte ihn: "Was tust du hier, Elija?" Er antwortete: "Ich bin voll Eifer für die Sache des Herrn, des Gottes der Heerscharen; denn die Israeliten haben deinen Bund verlassen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwert getötet. Ich allein bin übriggeblieben, aber sie trachten auch mir nach dem Leben." Er erwiderte: "Geh hinaus und stelle dich auf dem Berg vor den Herrn hin!" Da zog der Herr an ihm vorüber. Ein gewaltiger, heftiger Sturmwind, der die Berge zerriß und die Felsen spaltete, fuhr vor dem Herrn her. Aber der Herr war nicht im Sturm.  Nach dem Sturm kam ein Erdbeben, aber der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Erdbeben kam ein Feuer. Aber der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein leises, sanftes Säuseln. Als Elija dies hörte, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle. Da redete ihn eine Stimme an, die fragte: "Was tust du hier, Elija?" Er antwortetet: "Mich erfüllt Eifer für die Sache des Herrn, des Gottes der Heerscharen, denn die Israeliten haben deinen Bund verlassen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwert getötet. Ich allein bin übriggeblieben, aber sie trachten auch mir nach dem Leben." Die dreifache WeisungHierauf befahl ihm der Herr: "Geh, kehre auf demselben Weg nach der Steppe von Damaskus zurück und, dort angekommen, salbe Hasaël zum König von Aram!  Jehu, den Enkel Nimschis, salbe zum König über Israel! Elischa aber, den Sohn Schafats, aus Abel-Mehola, salbe zum Propheten an deiner Statt.  Wer dann dem Schwert Hasaëls entrinnt, den wird Jehu umbringen, und wer dem Schwert Jehus entrinnt, den wird Elischa töten. Doch will ich in Israel siebentausend übriglassen: alle, die ihre Knie vor Baal nicht gebeugt haben, und alle, deren Mund ihn nicht geküßt hat." Die Berufung des ElischaAuf dem Rückweg traf er Elischa, den Sohn Schafats, wie er eben pflügte. Zwölf Gespanne hatte er vor sich, er selbst war beim zwölften. Elija ging auf ihn zu und warf seinen Mantel über ihn.  Da ließ Elischa die Rinder stehen, eilte Elija nach und sagte: "Laß mich noch von Vater und Mutter Abschied nehmen; dann will ich dir nachfolgen." Er antwortete ihm: "Geh nur heim! Denn ich habe nichts mehr an dir zu tun." Jener ging von ihm weg, nahm das Rindergespann und schlachtete es. Mit dem Geschirr der Rinder kochte er ihr Fleisch und gab es den Leuten zu essen. Dann machte er sich auf, folgte Elija nach und wurde sein Diener.  AHAB UND BEN-HADAD VON SYRIENBen-Hadad belagert SamariaBen-Hadad, der König von Aram, bot seine gesamte Streitmacht auf. Zweiunddreißig Könige schlossen sich ihm mit Rossen und Wagen an. So zog er heran, belagerte Samaria und bestürmte es.  Er schickte Boten in die Stadt zu Ahab, dem König von Israel und ließ ihm sagen: "So spricht Ben-Hadad: Dein Silber und Gold gehören mir, und deine schönsten Frauen und Kinder sind mein." Der König von Israel gab ihm zur Antwort: "Wie du befiehlst, mein Herr und König! Dein bin ich mit allem, was ich habe." Darauf kamen die Gesandten noch einmal und sagten: "So spricht Ben-Hadad: Ich habe dir sagen lassen: dein Silber und Gold, deine Frauen und Kinder sollst du mir ausliefern. Ich werde also morgen um diese Zeit meine Diener zu dir schicken, um deinen Palast und die Häuser deiner Diener zu durchsuchen. Sie werden alles, was sich bei dir an Wertvollem findet, mitnehmen und herbringen." Da berief der König von Israel alle Ältesten des Landes und sagte: "Daraus könnt ihr klar erkennen, wie böse er es meint, daß er zu mir schickt, um meine Frauen und Kinder, mein Silber und Gold holen zu lassen, obwohl ich es ihm nicht verweigert habe." Die Ältesten und das gesamte Volk antworteten ihm: "Das darfst du nicht zugeben. Darin darfst du nicht einwilligen." Er erwiderte daher den Abgesandten Ben-Hadads: "Meldet meinem Herrn, dem König: Alles, was du von deinem Knecht zuerst verlangt hast, will ich tun, aber die letzte Forderung kann ich nicht erfüllen." Die Abgesandten gingen weg und überbrachten den Bescheid. Ben-Hadad aber ließ ihm sagen: "Die Götter mögen mir antun, was sie wollen, wenn der Schutt von Samaria ausreichen wird, allen Kriegern, die mir folgen, die hohlen Hände zu füllen." Der König von Israel gab ihm jedoch zur Antwort: "Sagt ihm nur, wer sich noch gürtet, brüste sich nicht wie der, der den Gurt schon löst!" Als Ben-Hadad diese Antwort vernahm - er befand sich gerade mit den Königen beim Gelage in den Lauben -, gab er seinen Dienern den Befehl: "Greift an!", und sie setzten zum Sturm gegen die Stadt an. Die Besiegung Ben-HadadsDa trat ein Prophet an Ahab, den König von Israel, heran und sagte: "So spricht der Herr: Siehst du diesen ganzen gewaltigen Heerhaufen? Ich gebe ihn heute in deine Gewalt, damit du erkennst, daß ich der Herr bin." Ahab fragte: "Durch wen?" Er antwortete: "So spricht der Herr: Durch die Leute der Landvögte." Er fragte weiter: "Wer soll den Kampf eröffnen?" - "Du selbst", erwiderte jener.  So musterte er denn die Leute der Landvögte, und sie beliefen sich auf 232 Mann. Alsdann musterte er das gesamte Kriegsvolk, alle Israeliten. Er waren 7.000 Mann. Sie rückten am Mittag aus, während Ben-Hadad mit den 32 Königen, seinen Bundesgenossen, in den Lauben zechte. Zuerst rückten die Männer der Landvögte aus. Als Ben-Hadad Leute aussandte, meldeten ihm diese: "Es ziehen Leute aus Samaria heraus." Er befahl: "Wenn sie in friedlicher Absicht kommen, so nehmt sie lebendig gefangen. Sind sie aber zum Kampf ausgezogen, so nehmt sie gleichfalls gefangen!" Unterdessen waren die Leute der Landvögte und das Heer, das ihnen nachfolgte, aus der Stadt ausgerückt. Jeder hieb seinen Gegner nieder, und die Aramäer flohen. Die Israeliten setzen ihnen nach. Ben-Hadad, der König von Aram, entkam jedoch zu Pferd mit einigen Reitern. Nun rückte auch der König von Israel aus, fiel über die Pferde und Wagen her und brachte den Aramäern eine schwere Niederlage bei. Ben-Hadads zweite NiederlageEines Tages kam der Prophet zum König von Israel und sagte zu ihm: "Wohlan, rüste dich von neuem und sieh zu, wie du dich vorbereitest! Denn übers Jahr wird der König von Aram wieder gegen dich heranziehen." Die Diener des Königs von Aram hatten diesem geraten: "Ihr Gott ist ein Berggott. Darum haben sie uns besiegt. Wenn wir aber in der Ebene mit ihnen kämpfen, werden wir über sie siegen. Geh nun so zu Werke: Entferne die Könige sämtlich aus ihrer Stellung und ersetze sie durch Statthalter!  Dann biete ein Heer auf von gleicher Stärke wie das Heer, das dir verloren gegangen ist, und Pferde und Wagen wie das vorige Mal. Dann kämpfen wir mit ihnen in der Ebene und werden sie gewiß besiegen." Er ging auf ihren Rat ein und handelte danach. Übers Jahr musterte Ben-Hadad die Aramäer und rückte nach Afek vor zum Kampf gegen Israel  Auch die Israeliten wurden gemustert, mit Proviant versorgt und zogen ihnen entgegen. Wie zwei Häuflein Ziegen lagerte sich die Israeliten ihnen gegenüber, während die Aramäer das Land erfüllten. Doch der Gottesmann trat herzu und sagte zum König von Israel: "So spricht der Herr: Weil die Aramäer sagen, der Herr sei ein Gott der Berge, aber kein Gott der Täler, darum gebe ich diesen ganzen gewaltigen Heerhaufen in deine Gewalt, damit ihr erkennt, daß ich der Herr bin." Sieben Tage lagen sie einander gegenüber. Am siebten Tag kam es zur Schlacht. Die Israeliten erschlugen von den Aramäern 100.000 Mann Fußvolk an einem einzigen Tag. Der Rest floh in die Stadt Afek. Da stürzte die Stadtmauer über den 27.000 Übriggebliebenen zusammen. - Auch Ben-Hadad war auf der Flucht in die Stadt gelangt und flüchtete sich von einem Gemach ins andere. Seine Diener sagten zu ihm: "Wohlan, wir haben oft gehört, die Könige des Hauses Israel seien großmütige Könige. So wollen wir denn Sacktuch um unsere Hüften legen und Stricke um unsere Köpfe und zum König von Israel hinausgehen. Vielleicht schenkt er dir das Leben." Sie gurteten sich also Sacktuch um ihre Hüften und Stricke um ihre Häupter, gingen zum König von Israel und sagten: "Dein Diener Ben-Hadad läßt dich bitten: Laß mich am Leben!" Er antwortete: "Lebt er noch? Er ist mein Bruder." Die Leute faßten dies als gutes Vorzeichen auf. Darum nahmen sie ihn sofort beim Wort und sagten: "Ben-Hadad ist dein Bruder?" Er erwiderte: "Geht, holt ihn!" - Als Ben-Hadad zu ihm herauskam, ließ er ihn zu sich auf den Wagen steigen. Jener aber sagte zu ihm: "Die Städte, die mein Vater deinem Vater abgenommen hat, will ich dir zurückgeben. Auch darfst du dir in Damaskus Handelshäuser anlegen, wie es mein Vater in Samaria getan hat." (Ahab erwiderte:) "Auf Grund dieses Abkommens will ich dich denn freilassen." - Da schloß er mit ihm einen Vertrag und ließ ihn frei. Ahabs ZurechtweisungEiner von den Prophetenjüngern verlangte auf Geheiß des Herrn von seinem Genossen: "Verwunde mich!" Der aber weigerte sich, ihn zu verwunden. Doch jener sagte zu ihm: "Weil du dem Befehl des Herrn nicht gefolgt bist, wird dich ein Löwe töten, sobald du von mir weggegangen bist." Als er von ihm weggegangen war, fiel ihn ein Löwe an und tötete ihn. Hierauf traf jener einen anderen Mann und forderte ihn auf: "Verwunde mich!" Der Mann verwundete ihn durch einen Schlag. Nun ging der Prophet hin und stellte sich dem König in den Weg, machte sich aber durch eine Binde über den Augen unkenntlich. Als der König vorüberkam, rief er den König laut an: "Dein Diener war mit in die Schlacht gezogen. Da trat ein Mann herzu und brachte mir einen Gefangenen mit der Aufforderung: Bewache diesen Mann! Solle er dir entwischen, so haftest du mit deinem Leben für ihn, oder du mußt ein Talent Silber bezahlen. Während nun dein Diener da und dort zu tun hatte, verschwand jener." Der König von Israel erwiderte ihm: "So geschieht dir recht, du hast selbst entschieden." Da riß jener schnell die Binde von seinen Augen, und der König von Israel erkannte in ihm einen von den Propheten. Der aber sagte zu ihm: "So spricht der Herr: Weil du den Mann, der von mir dem Tod geweiht war, aus der Hand gelassen hast, sollst du mit deinem Leben für ihn haften und dein Volk für sein Volk." Der König von Israel zog mißmutig und zornig nach Hause und kam nach Samaria. DER WEINBERG DES NABOTWunsch und WeigerungNach diesen Ereignissen begab sich folgendes: Nabot aus Jesreel besaß einen Weinberg in Jesreel nahe beim Palast Ahabs, des Königs von Samaria.  Ahab schlug dem Nabot vor: "Überlasse mir deinen Weinberg! Ich möchte ihn als Gemüsegarten verwenden, da er hart an meinem Haus liegt. Ich gebe dir dafür einen besseren Weinberg. Wenn es dir aber lieber ist, zahle ich dir den Kaufpreis in Geld." Doch Nabot erwiderte dem Ahab: "Der Herr bewahre mich davor, dir den Erbbesitz meiner Väter abzutreten!"  So kehrte Ahab in seinen Palast zurück, verärgert und mißmutig darüber, daß ihm Nabot aus Jesreel zur Antwort gegeben hatte: "Ich kann dir den Erbbesitz meiner Väter nicht abtreten." Er warf sich auf sein Bett, wandte sein Gesicht ab und nahm keine Speise zu sich. Falsche Anklage und falsches ZeugnisAls seine Frau Isebel zu ihm kam und ihn fragte: "Warum bist du so ärgerlich und willst nichts essen?", antwortete er ihr: "Ich habe eine Unterredung mit Nabot aus Jesreel gehabt und ihm den Vorschlag gemacht: Überlasse mir gegen Bezahlung deinen Weinberg, oder wenn es dir lieber ist, will ich dir einen anderen Weinberg dafür geben. Er hat mir aber erklärt: Ich gebe meinen Weinberg nicht her." Da sagte seine Gemahlin Isebel zu ihm: "Jetzt zeig einmal, daß du König von Israel bist! Stehe auf, iß und sei guten Mutes! Ich will dir den Weinberg des Nabot aus Jesreel schon verschaffen." Sie schrieb nun unter Ahabs Namen Briefe, versiegelte sie mit seinem Siegel und schickte die Briefe an die Ältesten und Vornehmen, die mit Nabot in derselben Stadt wohnten. In den Briefen schrieb sie folgendes: "Laßt ein Fasten ausrufen und Nabot den Vorsitz bei der Versammlung des Volkes führen!  Setzt ihm zwei nichtswürdige Menschen gegenüber! Sie sollen gegen ihn bezeugen: Du hast Gott und den König gelästert. Dann führt ihn hinaus und steinigt ihn zu Tode!"  Mord und RaubDie Leute der Stadt, die Ältesten und Vornehmen, die in seiner Stadt wohnten, taten, wie Isebel ihnen in dem Brief aufgetragen hatte, den sie ihnen hatte zugehen lassen. Sie ließen ein Fasten ausrufen und übertrugen Nabot den Vorsitz in der Volksversammlung. Nun kamen die zwei nichtswürdigen Menschen und setzten sich ihm gegenüber. Die Nichtsnutze legten vor dem Volk gegen Nabot folgendes Zeugnis ab: "Nabot hat Gott und den König gelästert." Darauf führten sie ihn vor die Stadt hinaus und steinigten ihn zu Tode. Der Isebel ließen sie melden: "Nabot ist gesteinigt worden und ist tot." Als Isebel hörte, daß Nabot zu Tode gesteinigt sei, sagte Isebel zu Ahab: "Auf! Nimm den Weinberg des Nabot aus Jesreel in Besitz, den er dir für Geld nicht hat abtreten wollen! Denn Nabot lebt nicht mehr, er ist tot."  Als nun Ahab vernahm, daß Nabot tot sei, machte Ahab sich auf und ging zum Weinberg Nabots aus Jesreel hinunter, um ihn in Besitz zu nehmen. Des Elija DrohspruchDa erging das Wort des Herrn an Elija aus Tischbe: "Mache dich auf, geh hinab zu Ahab, dem König von Israel, der in Samaria residiert. Eben befindet er sich im Weinberg Nabots. Er ist dorthin gegangen, um ihn in Besitz zu nehmen. Sage ihm: So spricht der Herr: Einen Mord hast du begangen! Willst du auch noch zum Raubmörder werden? Sage ihm weiter: So spricht der Herr: An der Stelle, an der die Hunde das Blut Nabots geleckt haben, sollen die Hunde auch dein Blut lecken! " Ahab fragte den Elija: "Hast du mich gefunden, mein Feind?" Er antwortete: "Jawohl! Weil du dich dazu hergegeben hast, zu tun, was dem Herrn mißfällt, siehe, so will ich Unglück über dich bringen und dich hinwegfegen und vom Haus Ahabs alles ausrotten, was männlich ist, Unmündige und Mündige in Israel. Ich will mit deinem Haus verfahren wie mit dem Haus Jerobeams, des Sohnes Nebats, und wie mit dem Haus Baschas, des Sohns des Ahija, weil du meinen Zorn erregt und Israel zur Sünde verführt hast. Auch über Isebel spricht der Herr also: Die Hunde sollen Isebel fressen auf der Flur von Jesreel! Wer von Ahabs Geschlecht in der Stadt stirbt, den sollen die Hunde fressen, wer aber draußen im Freien stirbt, den sollen die Vögel des Himmels verzehren!" Niemals hat es einen Menschen gegeben, der so wie Ahab sich dazu hergegeben hätte, zu tun, was dem Herrn mißfiel, weil seine Frau Isebel ihn dazu verführte. Er handelte ganz verachtungswürdig dadurch, daß er die Götzen verehrte, genau so wie die Amoriter es getan, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte. Ahabs ReueAls Ahab diese Worte hörte, zerriß er seine Kleider, legte ein Sacktuch um den bloßen Leib und fastete. Er schlief sogar in dem Bußgewand und schlich bekümmert umher. Da erging das Wort des Herrn an Elija aus Tischbe: "Siehst du, wie Ahab sich vor mir demütigt? So will ich denn das Unglück nicht schon zu seinen Lebzeiten hereinbrechen lassen. Erst unter seinem Sohn lasse ich das Unheil über sein Haus kommen." Der Krieg mit den AramäernDrei Jahre vergingen ohne Krieg zwischen Aram und Israel. Im dritten Jahr aber kam Joschafat, der König von Juda, zum König von Israel.  Der König von Israel hatte zu seinen Dienern gesagt: "Ihr wißt doch, daß Ramot-Gilead uns gehört. Wir aber sitzen müßig hier, anstatt es dem König von Aram zu entreißen."  Als er nun Joschafat fragte: "Willst du mit mir gegen Ramot-Gilead in den Kampf ziehen?", antwortet Joschafat dem König von Israel: "Was du willst, will auch ich; mein Heer ist dein Heer, meine Rosse sind deine Rosse." Joschafat aber gab dem König von Israel den Rat: "Befrage doch vorher den Herrn!" So ließ denn der König von Israel die Propheten, ungefähr 400 Mann, zusammenkommen und fragte sie: "Soll ich gegen Ramot-Gilead in den Krieg ziehen, oder soll ich es unterlassen?" Sie antworteten: "Ziehe hin, denn der Herr wird es in die Hand es Königs geben!" Doch Joschafat fragte: "Gibt es hier sonst keinen Propheten des Herrn mehr, den wir befragen könnten?" Der König von Israel erwiderte Joschafat: "Es ist noch einer da, durch den wir den Herrn befragen könnten. Aber ich kann ihn nicht ausstehen, da er mir niemals Gutes, sondern nur Unglück weissagt: Micha, der Sohn Jimlas." Doch Joschafat antwortete: "Der König geruhe, nicht so zu reden."  Michas UnheilsweissagungDer König von Israel rief nun einen Kämmerer herbei und befahl ihm: "Hole schleunigst Micha, den Sohn des Jimlas!" Unterdessen saßen der König von Israel und Joschafat, der König von Juda, jeder auf seinem Thron im Ornat auf dem Platz am Eingang des Tores von Samaria, und alle Propheten weissagten vor ihnen. Zidkija, der Sohn Kenaanas, machte sich eiserne Hörner und rief: "So spricht der Herr: So wirst du die Aramäer niederstoßen bis zur Vernichtung."  Alle anderen Propheten weissagten ebenso: "Ziehe nur gegen Ramot-Gilead! Du wirst Erfolg haben. Der Herr wird es in die Hand des Königs geben." Der Bote, der hingegangen war, um Micha zu holen, sagte zu diesem: "Beachte wohl, die Propheten haben dem König einstimmig Glück verheißen. Möchtest du doch wie jeder von ihnen weissagen und Glück verkünden!" Micha erwiderte: "So wahr der Herr lebt, nur was der Herr mir eingibt, das werde ich verkünden." Als er zum König kam, fragte ihn der König: "Micha, sollen wir gegen Ramot-Gilead in den Krieg ziehen, oder sollen wir es unterlassen?" Er antwortete ihm: "Ziehe hin! Du wirst Erfolg haben. Der Herr wird es in die Hand des Königs geben." Doch der König entgegnete ihm: "Wie oft soll ich dich beschwören, mir nur die reine Wahrheit zu verkünden im Namen des Herrn?" Nun gab er kund: "Ich sehe ganz Israel über die Berge zerstreut wie Schafe, die keinen Hirten haben. Der Herr sprach: Sie haben keinen Herrn; darum kehre jeder in Frieden heim." Da sagte der König von Israel zu Joschafat: "Habe ich dir nicht gesagt, er prophezeit mit kein Glück, sondern nur Unheil?" Jener aber fuhr fort: "Höre darum das Wort des Herrn: Ich sah den Herrn auf seinem Thron sitzen und das ganze Heer des Himmels zu seiner Rechten und Linken bei ihm stehen.  Und der Herr fragte: Wer will Ahab betören, daß er zu Felde zieht und vor Ramot-Gilead fällt? Der eine erwiderte dies, der andere das. Schließlich trat ein Geist vor, stellte sich vor den Herrn und sagte: Ich will ihn betören. Der Herr fragte ihn: Wie denn? Er antwortete: Ich will hingehen und im Mund aller seiner Propheten zum Lügengeist werden. Da sprach er: Du magst ihn betören. Dir wird es gelingen. Geh, tue so! So hat denn der Herr einen Lügengeist in den Mund aller deiner Propheten da gelegt, denn der Herr hat Unheil über dich beschlossen." Mißhandlung und Einkerkerung des ProphetenDa trat Zidkija, der Sohn Kenaanas, herzu und gab dem Micha einen Backenstreich mit den Worten: "Wie, ist denn der Geist des Herrn von mir gewichen, um mit dir zu reden?" Micha erwiderte: "Du wirst es an jenem Tag erfahren, an dem du aus einem Gemach ins andere laufen mußt, um dich zu verstecken." Hierauf befahl der König von Israel: "Nehmt den Micha fest, bringt ihn zum Stadthauptmann Amon und zum Prinzen Joasch und meldet: Also befiehlt der König: Werft diesen Menschen ins Gefängnis und haltet ihn knapp bei Wasser und Brot, bis ich wohlbehalten heimkehre!" Micha antwortete: "Wenn du wirklich wohlbehalten heimkehrst, hat der Herr nicht durch mich gesprochen." Er fügte hinzu: "Hört dies, ihr Völker alle!" Ahabs Niederlage und TodSo zogen denn der König von Israel und Joschafat, der König von Juda, gegen Ramot-Gilead. Der König von Israel aber sagte zu Joschafat: "ich will mich verkleiden und so in die Schlacht gehen. Behalte du deine Kleider nur an!" So verkleidete sich der König von Israel und ging in den Kampf. Der König von Aram aber hatte den zweiunddreißig Obersten seiner Streitwagen den Befehl gegeben: "Ihr sollt mit niemand, ob gering oder vornehm, kämpfen, als nur mit dem König von Israel!" Als nun die Obersten der Streitwagen Joschafat erblickten, dachten sie: "Das kann nur der König von Israel sein", und griffen ihn an. Joschafat aber schrie auf. Sobald die Obersten der Kriegswagen erkannten, daß es nicht der König von Israel sei, ließen sie von ihm ab. Ein Mann aber spannte ahnungslos seinen Bogen und traf den König von Israel zwischen Leibgurt und Panzer. Da befahl dieser seinem Wagenlenker: "Wende um und bringe mich aus dem Schlachtgetümmel weg; denn ich bin verwundet!" Der Kampf aber entbrannte an jenem Tag immer heftiger, und so mußte der König aufrecht im Wagen stehend den Aramäern gegenüber aushalten. Am Abend starb er. Das Blut aus der Wunde hatte sich in das Innere des Wagens ergossen. Gegen Sonnenuntergang erscholl der Ruf durch das Lager: "Jeder kehre in seine Stadt und jeder in seine Heimat zurück! Denn der König ist tot." Nach der Ankunft in Samaria begrub man den König in Samaria. Als man den Wagen am Teich von Samaria abspülte, leckten die Hunde sein Blut, und die Dirnen badeten sich darin, wie der Herr es verkündet hatte. Die übrige Geschichte Ahabs und alle seine Taten sowie der Bau des Elfenbeinpalastes und die Befestigung all der Städte, ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Israel. Als Ahab zu seinen Vätern entschlafen war, wurde sein Sohn Ahasja an seiner Statt König. Joschafat von JudaJoschafat, der Sohn Asas, wurde im vierten Jahr des Königs Ahab von Israel König von Juda. Fünfunddreißig Jahre war Joschafat alt, als er König wurde, und fünfundzwanzig Jahre regierte er in Jerusalem. Seine Mutter hieß Asuba und war eine Tochter Schilhis. Er wandelte ganz die Wege seines Vaters Asa, ohne davon abzuweichen, und tat, was dem Herrn wohlgefiel. Nur die Höhen wurden nicht abgeschafft. Noch immer brachte das Volk Schlacht- und Rauchopfer auf den Höhen dar. Mit dem König von Israel lebte Joschafat in Frieden. Die übrige Geschichte Joschafats, die Siege, die er errungen, und die Kriege, die er geführt hat, das ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Juda. Auch den Rest der geweihten Dirnen, der aus der Zeit seines Vaters übriggeblieben war, schaffte er aus dem Land hinaus. In Edom gab es damals keinen König; ein Statthalter vertrat den König.  Joschafat ließ Tarschisch-Schiffe bauen, die nach Ofir fahren sollten, um Gold zu holen. Aber man gelangte nicht dahin; denn die Schiffe zerschellten in Ezjon-Geber. Damals machte Ahasja, der Sohn Ahabs, Joschafat den Vorschlag: "Meine Leute könnten mit den deinen an Bord der Schiffe gehen." Aber Joschafat ging darauf nicht ein. Als Joschafat zu seinen Vätern entschlafen war, wurde er bei seinen Vätern in der Stadt seines Ahnherrn David begraben. An seiner Statt wurde sein Sohn Joram König. Ahasja von IsraelAhasja, der Sohn Ahabs, wurde im siebzehnten Jahr des Königs Joschafat von Juda zu Samaria König von Israel und regierte zwei Jahre über Israel. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und ging die Wege seines Vaters und seiner Mutter und den Weg Jerobeams, des Sohnes Nebats, der Israel zur Sünde verführt hatte. (22:54)Er diente dem Baal und betete ihn an. Dadurch erzürnte er den Herrn, den Gott Israels, ganz wie es sein Vater getan hatte. GESCHICHTE DER BEIDEN REICHEDie Gesandtschaft Ahasjas an BeelzebulNach dem Tod Ahabs fiel Moab von Israel ab. Eines Tages nun stürzte Ahasja in Samaria durch das Gitterfenster seines Obergemaches und verletzte sich. Er sandte darauf Boten ab mit der Weisung: "Geht, befragt Beelzebul, den Gott von Ekron, ob ich von dieser Verletzung genesen werde!"  Doch der Engel des Herrn gebot Elija aus Tischbe: "Auf, gehe den Boten des Königs von Samaria entgegen und sage ihnen: Es gibt wohl keinen Gott in Israel, daß ihr zu Beelzebul, dem Gott von Ekron, geht, um ihn zu befragen! Darum spricht der Herr also: Das Lager, das du bestiegen hast, wirst du nicht mehr verlassen. Denn du mußt sterben." Und Elija ging seines Weges. Als nun die Boten zu jenem zurückkamen, fragte er sie: "Warum seid ihr schon wieder da?" Sie antworteten ihm: "Ein Mann kam uns entgegen und sagte zu uns: Auf, kehrt zurück zum König, der euch gesandt hat, und meldet ihm: So spricht der Herr: Es gibt wohl keinen Gott in Israel, daß du zu Beelzebul, dem Gott von Ekron, schickst, um ihn zu befragen! Darum sollst du das Lager, das du bestiegen hast, nicht mehr verlassen. Denn du mußt sterben." Er fragte sie: "Wie sah der Mann aus, der euch entgegengekommen ist und dies zu euch gesagt hat?" Sie antworteten ihm: "Es war ein Mann, der einen härenen Mantel und um die Hüften einen Ledergürtel trug." - Da rief er aus: "Das ist Elija aus Tischbe."  Befehl zur Gefangennahme des ElijaHierauf sandte er einen Hauptmann mit fünfzig Leuten zu ihm. Als dieser zu ihm kam, saß er gerade auf dem Gipfel des Berges. Er forderte ihn auf: "Mann Gottes, der König gebietet: Komm herab!" Doch Elija gab dem Hauptmann über die Fünfzig zur Antwort: "Wenn ich ein Mann Gottes bin, so falle Feuer vom Himmel und verzehre dich samt deinen Fünfzig!" - Da fiel Feuer vom Himmel und verzehrte ihn samt seinen fünfzig Leuten. Abermals sandte er einen anderen Hauptmann über eine Fünfzigschaft mit seinen fünfzig Leuten zu ihm. Der gebot ihm: "Mann Gottes, also befiehlt der König: Komm eilends herab!" Elija aber antwortete ihnen: "Wenn ich ein Mann Gottes bin, so falle Feuer vom Himmel und verzehre dich mitsamt deinen Fünfzig!" Da fiel Gottes Feuer vom Himmel herab und verzehrte ihn samt seinen fünfzig Leuten. Hierauf schickte er noch einen dritten Hauptmann über eine Fünfzigschaft mit seinen fünfzig Leuten aus. Als dieser dritte Hauptmann einer Fünfzigschaft hinaufkam, fiel er vor Elija auf die Knie und flehte ihn um Gnade an mit den Worten: "Mann Gottes, schone doch mein Leben und das Leben dieser deiner fünfzig Knechte! Siehe, Feuer fiel vom Himmel und verzehrte die beiden früheren Hauptleute von Fünfzigschaften mitsamt ihren fünfzig Leuten. So schone jetzt wenigstens mich!" Da sagte der Engel des Herrn zu Elija: "Geh nur mit ihm hinab! Fürchte dich nicht vor ihm!" So stand er denn auf und ging mit ihm zum König hinab. Elija bei Ahasja. Tod des KönigsZu diesem sagte er: "So spricht der Herr: Weil du zu Beelzebul, dem Gott von Ekron, Boten gesandt hast, um ihn zu befragen, als ob es keinen Gott in Israel gäbe, dessen Ausspruch man einholen könnte, so wirst du das Lager, das du bestiegen hast, nicht mehr verlassen, sondern wirst sterben!" So starb er denn nach dem Wort des Herrn, das Elija verkündet hatte. An seiner Statt ward (sein Bruder) Joram König, im zweiten Jahr Jorams, des Sohnes Joschafats, des Königs von Juda;  denn er hatte keinen Sohn hinterlassen. Die übrigen Taten, die Ahasja vollbrachte, sind aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Israel. Elischa, der Erbe des ElijaDie Entrückung des ElijaKurze Zeit, bevor der Herr den Elija im Sturmwind in den Himmel aufnahm, verließ Elija mit Elischa Gilgal.  Elija bat Elischa: "Bleibe hier! Der Herr sendet mich nach Bet-El." Doch Elischa erwiderte: "So wahr der Herr lebt und so wahr du selbst lebst, ich verlasse dich nicht!" So gingen sie denn nach Bet-El hinab. Die Prophetenjünger, die in Bet-El lebten, kamen zu Elischa hinaus und fragten ihn: "Weißt du, daß der Herr heute deinen Herrn von dir zu sich aufnehmen wird?" Er antwortete: "Ja, ich weiß es; schweigt still!" Elija bat ihn nun noch einmal: "Elischa, bleib doch hier! Der Herr sendet mich nach Jericho." Doch er entgegnete: "So wahr der Herr lebt und so wahr du selbst lebst, ich verlasse dich nicht!" So kamen sie denn nach Jericho. Die Prophetenjünger, die ein Jericho lebten, traten an Elischa heran und fragten ihn: "Weißt du, daß der Herr heute deinen Herrn von dir zu sich aufnehmen wird?" Er antwortete: "Ja, ich weiß es; schweigt still!" Wieder bat ihn Elija: "Bleib doch hier! Der Herr hat mich an den Jordan gesandt." Doch er entgegnete: "So wahr der Herr lebt und so wahr du selbst lebst, ich verlasse dich nicht!" So setzten denn beide miteinander ihren Weg fort. Fünfzig Prophetenjünger gingen mit, blieben aber abseits in einiger Entfernung stehen, als die beiden an den Jordan traten.  Elija nahm seinen Mantel, wickelte ihn zusammen und schlug damit auf das Wasser. Es zerteilte sich nach beiden Seiten, und beide gingen trockenen Fußes hinüber.  Als sie drüben waren, sagte Elija zu Elischa: "Bitte nur, wenn ich dir noch etwas tun soll, bevor ich von dir weggenommen werde!" Elischa antwortete: "Möchten zwei Drittel deines Geistes auf mich übergehen!"  Jener sagte: "Du stellst eine große Bitte. Wenn du meiner Hinwegnahme von dir beiwohnen darfst, wird sie dir erfüllt werden, sonst nicht."  Während sie im Gespräch miteinander weitergingen, kam plötzlich ein feuriger Wagen mit feurigen Rossen und trennte beide voneinander. Elija fuhr im Sturmwind himmelwärts.  Als Elischa das sah, rief er laut: "Lieber Vater, lieber Vater! Israels Wagen und seine Reiter!" Als er ihn nicht mehr sah, faßte er seine Kleider und riß sie entzwei.  Der neue Prophet: ElischaNun hob er den Mantel, der Elija entfallen war, auf, kehrte um und trat an das Ufer des Jordan.  Hier nahm er den Mantel, der Elija entfallen war, schlug damit auf das Wasser und rief: "Wo ist der Herr, der Gott des Elija?" Als er nun auf das Wasser schlug, teilte es sich nach beiden Seiten, und Elischa ging hinüber. Als die Prophetenjünger aus Jericho dies von der gegenüberliegenden Seite aus sahen, riefen sie: "Der Geist des Elija ruht auf Elischa!" Sie gingen ihm entgegen, warfen sich vor ihm auf die Erde nieder und sagten zu ihm: "Deine Knechte hier sind fünfzig rüstige Männer. Die sollen deinen Meister suchen gehen. Vielleicht hat ihn der Geist des Herrn entführt und auf einen Berg oder in ein Tal entrückt." Doch er entgegnete: "Schickt sie nicht fort!" Als sie aber unaufhörlich in ihn drangen, erklärte er: "Nun schickt sie nur!" Sie sandten nun die fünfzig Männer aus. Die suchten drei Tage lang, fanden ihn aber nicht. Als sie zu ihm zurückkehrten - er war noch in Jericho -, sagte er zu ihnen: "Habe ich euch nicht gesagt, ihr solltet nicht fortgehen?" Das Wasserwunder zu JerichoDie Einwohner der Stadt aber sagten zu Elischa: "Die Lage der Stadt ist zwar gut, wie du siehst, Herr; doch das Wasser ist schlecht. In der Gegend gibt es viele Fehlgeburten." Er antwortete: "Bringt mir eine neue Schale und tut Salz hinein!" Als man sie ihm gebracht hatte, ging er zur Wasserquelle hinaus, warf Salz hinein und sagte: "So spricht der Herr: Ich mache dieses Wasser gesund. Fortan soll es weder Tod noch Fehlgeburten verursachen."  So ward das Wasser gesund bis auf den heutigen Tag infolge des Wortes, das Elischa gesprochen hatte. Die Bestrafung der Spötter von Bet-ElVon dort ging er nach Bet-El hinauf. Während er den Weg hinanstieg, kamen kleine Kinder aus der Stadt heraus und verspotteten ihn, indem sie ihm zuriefen: "Komm herauf, Glatzkopf, komm herauf, Glatzkopf!" Er wandte sich um, und als er sie sah, verfluchte er sie im Namen des Herrn. Da kamen zwei Bärinnen aus dem Wald heraus und zerrissen zweiundvierzig Kinder aus ihnen. Von dort begab er sich zum Karmel und kehrte von hier nach Samaria zurück. Joram von IsraelJoram, der Sohn Ahabs, wurde König über Israel zu Samaria im 18ten Jahr der Regierung des Königs Joschafat von Juda. Er regierte zwölf Jahre.  Er tat, was dem Herrn mißfiel, wenn auch nicht in dem Maße wie sein Vater und seine Mutter. Er entfernte nämlich die Baalsäulen, die sein Vater errichtet hatte. Aber an den Sünden des Jerobeams, des Sohnes Nebats, zu denen dieser Israel verführt hatte, hielt er fest und ließ nicht davon ab. Jorams Bündnis mit Joschafat gegen die MoabiterMescha, der König von Moab, trieb Schafzucht. Er hatte dem König von Israel 100.000 Lämmer und die Wolle von 100.000 Widdern als Tribut zu liefern.  Sobald aber Ahab gestorben war, fiel der König von Moab vom König von Israel ab. Da rückte König Joram eines Tages von Samaria aus und hielt in ganz Israel eine Musterung. Zugleich schickte er an Joschafat, den König von Juda, folgende Botschaft: "Der König von Moab ist von mir abgefallen. Willst du nicht mit mir gegen die Moabiter zu Felde ziehen?" Der antwortete: "Ja, ich ziehe mit. Ich stehe ganz zu deiner Verfügung. Mein Volk ist dein Volk, meine Rosse sind deine Rosse." Er fragte weiter: "Welchen Weg sollen wir einschlagen?" Er entgegnete: "Den Weg durch die Steppe von Edom."  WassermangelSo rückte denn der König von Israel mit dem König von Juda und dem König von Edom aus. Als sie sieben Tagemärsche zurückgelegt hatten, fehlte es an Wasser für das Heer und das Vieh, das mit ihnen zog.  Da rief der König von Israel: "Wehe, der Herr hat uns, drei Könige, hergerufen, um uns der Gewalt der Moabiter auszuliefern!" Joschafat fragte: "Ist denn kein Prophet des Herrn hier, durch den wir den Herrn befragen könnten?" Einer von den Leuten des Königs von Israel antwortete: "Elischa, der Sohn Schafats, ist hier, der dem Elija Wasser auf die Hände zu gießen pflegte." Joschafat bestätigte: "Bei ihm ist das Wort des Herrn zu finden." - Als nun der König von Israel und Joschafat sowie der König von Edom zu ihm hinabgegangen waren, sagte Elischa zum König von Israel: "Was habe ich mit dir zu schaffen? Wende dich an die Propheten deines Vaters und an die Propheten deiner Mutter!" Doch der König von Israel erwiderte: "Nicht doch! Hat vielleicht der Herr uns, drei Könige, hergerufen, um uns der Gewalt der Moabiter auszuliefern?" Elischa antwortete: "So wahr der Herr der Heerscharen lebt, in dessen Dienst ich stehe: Wenn ich nicht auf den König Joschafat von Juda Rücksicht nähme, dich würde ich keines einzigen Blickes würdigen. Holt mir jetzt einen Saitenspieler her!" Als der Saitenspieler die Saiten schlug, kam die Hand des Herrn über ihn,  und er sagte: "So spricht der Herr: Macht in diesem Tal Grube an Grube! Denn so spricht der Herr: Keinen Wind werdet ihr wahrnehmen und keinen Regen sehen. Dennoch wird sich dieses Tal mit Wasser füllen, so daß ihr samt eurem Vieh und euren Lasttieren trinken könnt. Doch dies genügt dem Herrn noch nicht. Er wird auch die Moabiter eurer Gewalt überliefern. Alle festen Städte und alle auserlesenen Städte werdet ihr erobern, alle Fruchtbäume fällen, alle Wasserquellen verschütten und alles gute Ackerland mit Steinen verderben." Und wirklich, am anderen Morgen um die Zeit, da man das Speiseopfer darzubringen pflegt, kam plötzlich Wasser von Edom her, so daß die ganze Gegend überschwemmt wurde.  Niederlage der MoabiterAls die Moabiter vernahmen, daß die Könige zum Kampf gegen sie heranzogen, wurden alle waffenfähigen Leute aufgeboten. An der Grenze stellten sie sich auf. Frühmorgens nun, als die Sonne über das Wasser hinstrahlte, erschien den Moabitern das Wasser drüben rot wie Blut. Sie riefen: "Das ist Blut! Gewiß haben sich die Könige gegenseitig niedergemetzelt und einer den anderen erschlagen. Nun auf zur Beute, Moabiter!" Als sie aber an das israelitische Lager herankamen, rückten die Israeliten aus und schlugen die Moabiter in die Flucht, drängten ihnen nach und brachten den Moabitern noch weitere Niederlagen bei. Die Städte zerstörten sie, und auf alles gute Ackerland warfen sie Mann für Mann einen Stein, bis es ganz damit bedeckt war. Alle Wasserquellen verschütteten sie und hieben alle Fruchtbäume um. Schließlich blieb nur noch die Felsenstadt Kir-Heres übrig. Diese umzingelten die Schleuderer und beschossen sie.  Nun erkannte der König von Moab, daß er dem Kampf nicht mehr gewachsen war. Er nahm 700 schwerbewaffnete Krieger und versuchte beim König von Edom durchzubrechen. Doch es gelang ihnen nicht. So nahm er denn seinen erstgeborenen Sohn, der nach ihm König werden sollte, und brachte ihn auf der Mauer als Brandopfer dar. Da erfaßte die Israeliten ein gewaltiger Abscheu. Sie zogen von Moab weg und kehrten in ihr Land zurück. GESCHICHTEN VON ELISCHAS WUNDERBAREN TATENDer Ölkrug der WitweEine von den Frauen der Prophetenjünger flehte Elischa an: "Mein Mann, dein Knecht, ist gestorben. Du weißt, daß dein Knecht ein Verehrer des Herrn war. Nun kommt der Gläubiger und wird mir meine beiden Kinder für sich als Sklaven nehmen."  Elischa fragte sie: "Was soll ich für dich tun? Sag mir, was du im Hause hast!" Sie erwiderte: "Deine Magd hat nichts im Haus als einen Krug Öl." Da gebot er ihr: "Gehe hin, erbitte dir draußen Gefäße von allen deinen Nachbarn, leere Gefäße, doch nicht zu wenig! Hierauf geh heim, schließe die Tür hinter dir und deinen beiden Söhnen und gieße in all diese Gefäße ein! Wenn eins voll ist, setze es beiseite!" Sie ging nun von ihm weg, schloß die Tür hinter sich und ihren Söhnen; diese reichten ihr die Gefäße dar, während sie eingoß. Als die Gefäße voll waren, sagte sie zu ihrem Sohn: "Reiche mir noch ein Gefäß her!" Der antwortete ihr: "Es ist kein Gefäß mehr da." Nun hörte das Öl auf zu fließen. Sie ging hin und berichtete es dem Gottesmann. Der sagte: "Geh hin, verkaufe das Öl und bezahle deine Gläubiger! Von dem Rest magst du mit deinen Söhnen leben." Der Sohn der SchunemiterinEines Tages kam Elischa an Schunem vorbei. Dort wohnte eine angesehene Frau. Diese nötigte ihn zu Tisch, und sooft er daselbst vorüberkam, kehrte er dort zum Essen ein.  Sie sagte zu ihrem Mann: "Siehe, ich weiß, daß dies ein heiliger Gottesmann ist, der immer bei uns vorüberkommt. Wir wollen ihm ein kleines, gemauertes Obergemach herrichten und ihm Bett, Tisch, Stuhl und Leuchter hineinstellen. Wenn er dann zu uns kommt, kann er dort einkehren."  Als er nun eines Tages wieder hinkam, kehrte er in dem Obergemach ein und schlief daselbst. Danach befahl er seinem Diener Gehasi: "Rufe unsere Schunemiterin!" Er holte sie, und sie trat vor ihn. Nun befahl er jenem: "Sage ihr: Du hast dir unsertwegen all diese Mühe gemacht. Was kann man für dich tun? Soll man beim König oder beim Feldhauptmann ein gutes Wort für dich einlegen?" Sie antwortete: "Ich lebe ja inmitten meiner Angehörigen."  Hernach fragte er wieder: "Was könnte man nur für sie tun?" Gehasi antwortete: "Sie hat leider keinen Sohn, und ihr Mann ist alt." Darauf befahl er: "Rufe sie!" Er rief sie, und sie trat unter die Tür. Nun sagte er: "Übers Jahr um diese Zeit wirst du einen Sohn liebkosen." Doch sie erwiderte: "Ach nein, mein Herr! Du Mann Gottes, täusche deine Magd nicht!" Und wirklich wurde die Frau guter Hoffnung und gebar übers Jahr um die Zeit einen Sohn, wie Elischa ihr verheißen hatte. Als der Knabe größer geworden war, ging er eines Tages zu seinem Vater hinaus zu den Schnittern. Da klagte er seinem Vater: "Ach, mein Kopf, mein Kopf!" Er wies einen Knecht an: "Bringe ihn heim zu seiner Mutter!" Der hob ihn auf und brachte ihn zu seiner Mutter. Bis zum Mittag saß er noch auf ihrem Schoß, dann starb er. Da stieg sie hinauf, legte ihn auf das Bett des Gottesmannes, schloß hinter ihm zu und ging hinaus. Sodann ließ sie ihren Mann rufen und bat ihn: "Schicke mir doch einen von den Knechten mit einer Eselin! Ich will schnell zum Gottesmann und wieder zurück." Er fragte: "Warum willst du heute zu ihm gehen? Es ist doch nicht Neumond oder Sabbat." Sie erwiderte: "Lebe wohl!" Hierauf ließ sie die Eselin satteln und befahl ihrem Knecht: "Treibe nur immer zu und halte mich im Reiten nirgends auf, außer wenn ich es dir sage." So zog sie denn hin und kam zum Gottesmann auf den Karmel. Als der Gottesmann sie von fern erblickte, sagte er zu seinem Diener Gehasi: "Da ist ja unsere Schunemiterin! Lauf ihr doch entgegen und frage sie: Geht es dir gut? Geht es auch deinem Mann und dem Knaben gut?" - Sie antwortete: "Ja." Als sie aber zum Gottesmann auf den Berg gekommen war, umfaßte sie seine Füße. Gehasi trat hinzu und wollte sie wegstoßen. Doch der Gottesmann sagte: "Laß sie! Denn sie ist tief betrübt. Aber der Herr hält es mir verborgen und hat es mir nicht geoffenbart." Sie klagte: "Habe ich denn meinen Herrn um einen Sohn gebeten? Habe ich nicht gesagt: Mache mir keine falschen Hoffnungen?" Da befahl er Gehasi: "Gürte deine Lenden, nimm meinen Stab in die Hand und gehe hin! Triffst du jemand, so grüße ihn nicht, und grüßt dich jemand, so danke ihm nicht! Lege meinen Stab auf das Antlitz des Knaben!"  Doch die Mutter des Knaben rief: "So wahr der Herr lebt und so wahr du selbst lebst, ich lasse dich nicht!" So machte er sich denn auf und folgte ihr. Gehasi war ihnen unterdessen vorausgeeilt und hatte den Stab auf das Antlitz des Knaben gelegt. Aber kein Laut und kein Lebenszeichen war zu bemerken. Er ging daher zurück, ihm entgegen, und berichtete ihm, der Knabe sei nicht aufgewacht. Als Elischa ins Haus kam, fand er den Knaben tot auf seinem Bett liegen. Er zog sich zurück, schloß hinter ihnen beiden die Tür zu und betete zum Herrn. Dann stieg er hinauf und legte sich über den Knaben. Er tat seinen Mund auf dessen Mund, seine Augen auf dessen Augen und seine Hände auf dessen Hände. Indes er sich so über ihn beugte, wurde der Körper des Knaben warm Hierauf zog er sich zurück und ging einmal im Haus hin und her, stieg wieder hinauf und streckte sich abermals über ihn. Da nieste der Knabe siebenmal. Alsdann schlug der Knabe die Augen auf.  Nun rief er Gehasi und befahl ihm: "Hole unsere Schunemiterin!" Der rief sie, und als sie zu ihm kam, sagte er: "Nimm deinen Sohn!" Sie trat heran, fiel ihm zu Füßen und verneigte sich bis zur Erde. Dann nahm sie ihren Sohn und ging hinaus.  Die giftige SpeiseElischa kam wieder nach Gilgal, als gerade eine Hungersnot im Land herrschte. Während nun die Prophetenjünger vor ihm saßen, befahl er seinem Diener: "Setze den großen Kochtopf auf und koche für die Prophetenjünger ein Gericht!" Da ging einer auf das Feld hinaus, um Gemüse zu sammeln. Er fand dort eine wilde Schlingpflanze und pflückte von ihr wilde Gurken ab, seinen ganzen Mantel voll. Dann ging er heim und schnitt sie zum Gericht in den Kochtopf; denn er kannte sie nicht.  Als man aber das Gericht den Männern vorsetzte und sie davon aßen, schrien sie auf und riefen: "Der Tod ist im Topf, Mann Gottes!", und sie vermochten nicht weiter davon zu essen. Doch er befahl: "Bringt Mehl her!" Das warf er in den Topf und sagte: "Setzt es nun den Leuten vor, damit sie es essen!" Nun war nichts Schädliches mehr im Topf. Die wunderbare SpeisungEines Tages kam ein Mann aus Baal-Schalischa und brachte dem Gottesmann Erstlingsbrote, zwanzig Gerstenbrote und gestoßene Ähren in seinem Sack. Er befahl: "Gib es den Leuten zu essen!"  Doch sein Diener entgegnete: "Wie kann ich dies hundert Mann vorsetzen? Er aber erwiderte: "Gib es den Leuten zu essen! Denn so spricht der Herr: Ihr werdet essen und noch davon übriglassen."  Da setzte er es ihnen vor. Sie aßen und ließen noch davon übrig, wie der Herr verheißen hatte. Der aussätzige NaamanNaaman, der Heerführer des Königs von Aram, war ein Mann, der bei seinem Herrn viel galt und in hohem Ansehen stand. Denn durch ihn hatte der Herr den Aramäern Sieg verliehen. Aber dieser Mann, ein großer Kriegsheld, war aussätzig.  Nun hatten die Aramäer auf einem Streifzug ein junges Mädchen aus dem Land Israel gefangen weggeführt. Dieses wurde Dienerin bei der Frau Naamans. Sie sagte zu ihrer Herrin: "Wäre doch mein Herr bei dem Propheten in Samaria! Der würde ihn von seinem Aussatz heilen." Da ging Naaman hin und berichtete dies seinem Herrn: "So und so hat das Mädchen aus dem Land Israel gesprochen." Der König von Aram entgegnete: "Gut, zieh hin! Ich will einen Brief an den König von Israel mitgeben." - So machte er sich denn auf den Weg, nahm zehn Talente Silber, 6.000 Schekel Gold und zehn Festgewänder mit  und überreichte dem König von Israel den Brief mit folgendem Inhalt: "Gleichzeitig mit diesem Schreiben sende ich meinen Diener Naaman zu Dir, damit du ihn von seinem Aussatz heilst."  Als der König von Israel den Brief gelesen hatte, zerriß er seine Kleider und rief aus: "Bin ich denn ein Gott, der töten und lebendig machen kann, daß dieser zu mir schickt, einen Menschen von seinem Aussatz zu befreien? Da seht ihr deutlich, daß er nur Streit mit mir sucht." Als Elischa, der Gottesmann, erfuhr, der König von Israel habe seine Kleider zerrissen, sandte er zum König und ließ sagen: "Warum hast du deine Kleider zerrissen? Er soll zu mir kommen, damit er erfährt, daß es einen Propheten in Israel gibt!" So kam Naaman mit Roß und Wagen und hielt vor der Haustür des Elischa. Elischa ließ ihm durch einen Boten mitteilen: "Geh, bade dich siebenmal im Jordan, so wirst du wieder gesund und rein werden!" Naaman wurde darüber unwillig und fuhr weg mit dem Bemerken: "Ich dachte, er würde selbst herauskommen, vor mich hintreten, den Namen des Herrn, seines Gottes, anrufen, seine Hand gegen das Heiligtum hin schwingen und so den Aussatz wegnehmen. Sind nicht der Abana und der Parpar, die Flüsse von Damaskus, besser als alle Wasser in Israel? Werde ich nicht auch rein, wenn ich in ihnen bade?" Damit wandte er sich ab und zog voll Zorn von dannen.  Doch seine Diener traten an ihn heran und redeten ihm zu: "Werter Vater, hätte der Prophet etwas Schwieriges von dir verlangt, so tätest du es sicher. Wieviel mehr, da er nur von dir verlangt: Bade dich, so wirst du rein werden!" Er zog also zum Jordan hinab und tauchte nach der Weisung des Gottesmannes siebenmal darin unter. Dadurch wurde sein Leib so rein wie der Leib eines kleinen Kindes. Er kehrte nun mit seinem ganzen Gefolge zum Gottesmann zurück. Als er hinkam, trat er vor ihn hin und sagte: "Jetzt weiß ich, daß es auf der ganzen Erde keinen Gott gibt als nur in Israel. So nimm nun ein Geschenk von deinem Diener an!" Doch er entgegnete: "So wahr der Herr lebt, in dessen Dienst ich stehe, ich nehme nichts an." Und obwohl er in ihn drang, blieb er bei seiner Weigerung. Schließlich bat Naaman: "Wenn denn nicht, so möge man mir, deinem Diener, doch so viel Erde mitgeben, als ein Paar Maultiere tragen kann. Denn dein Diener wird keinem anderen Gott mehr Brand- und Schlachtopfer darbringen als dem Herrn.  Doch in dem einen Punkt möge der Herr mit deinem Diener Nachsicht haben: Wenn mein königlicher Herr in den Tempel Rimmons geht, um dort anzubeten, und sich dabei auf meinen Arm stützt, so möge, wenn er sich im Tempel Rimmons niederwirft, auch ich mich im Tempel Rimmons niederwerfen dürfen. In diesem einen Punkt möge der Herr mit deinem Diener Nachsicht haben."  Er erwiderte ihm: "Ziehe hin in Frieden." - Als er eine Strecke Weges von ihm fortgezogen war, dachte Gehasi, der Diener des Gottesmannes Elischa: "Mein Herr hat diesen Aramäer Naaman billig wegkommen lassen und nichts von dem angenommen, was er mitgebracht hatte. So wahr der Herr lebt! Ich laufe hinter ihm her und lasse mir etwas von ihm geben." So eilte denn Gehasi dem Naaman nach. Als Naaman merkte, daß er ihm nachlief, beugte er sich vom Wagen herab zu ihm hin und fragte: "Fehlt etwas?" Er antwortete: "Ja, mein Herr schickt mich, dir zu sagen: Jetzt eben sind zwei junge Leute vom Gebirge Efraim angekommen, Prophetenjünger. Gib mir für sie ein Talent Silber und zwei Festkleider!" Naaman erwiderte: "Tu mir den Gefallen und nimm zwei Talente!" Und er drängte ihn und band zwei Talente Silber in zwei Beutel, dazu zwei Festkleider. Er übergab sie zwei Dienern. Diese trugen sie vor ihm her. Als er zum Hügel kam, nahm er sie ihnen ab, verwahrte sie im Haus und entließ die Leute, die nun ihres Weges zogen. Dann ging er hinein und trat vor seinen Herrn. Elischa fragte ihn: "Woher kommst du, Gehasi?" Er antwortete: "Dein Diener war nicht ausgegangen." Doch jener sagte zu ihm: "War ich nicht im Geiste dabei, als sich jemand aus seinem Wagen zu dir herausbeugte? Hast du da nicht Geld angenommen, um dir Kleider, Ölgärten, Weinberge, Schaf- und Rinderherden, Knechte und Mägde zu verschaffen? So soll denn der Aussatz Naamans ewig an dir und deinen Nachkommen haften!" - Und jener verließ ihn, vom Aussatz weiß wie Schnee. Das verlorene BeilEines Tages sagten die Prophetenjünger zu Elischa: "Sieh doch, der Raum, den wir hier bei dir bewohnen, ist zu eng für uns! Wir wollen an den Jordan gehen, dort jeder einen Balken holen und uns hier eine Wohnstätte herrichten." Er antwortete: "Geht ruhig hin!" Doch einer bat: "Sei so gut und gehe mit deinen Dienern!" Er erwiderte: Gut, ich gehe mit." Er ging also mit ihnen. Als sie zum Jordan gekommen waren, fällten sie Holz. Irreführung der FeindeWährend einer einen Balken ausschlug, fiel ihm das Eisen ins Wasser. Er schrie auf und rief: "O weh, Herr! Es ist noch dazu geborgt!" Der Gottesmann aber fragte: "Wohin ist es gefallen?" Jener zeigte ihm die Stelle. Er schnitt sich nun ein Stück Holz zurecht, warf es dorthin und brachte so das Eisen zum Schwimmen. Dann sagte er: "Hole es dir heraus!" Der streckte die Hand aus und ergriff es. - Aufdeckung des aramäischen HinterhaltsAls der König von Aram mit Israel Krieg führte, traf er mit seinen Dienern folgende Vereinbarung: "An dem und dem Ort sollt ihr euch lagern!" Doch der Gottesmann sandte zum König von Israel und ließ ihm sagen: "Hüte dich, an jenem Ort vorüberzuziehen! Denn dort liegen die Aramäer." Der König von Israel schickte also an den Ort, den ihm der Gottesmann bezeichnet hatte. Jedesmal, wenn er ihn warnte, sah er sich vor. Dies geschah öfter so. Darüber geriet der König von Aram in Zorn. Er berief seine Diener und fragte sie: "Könnt ihr mir nicht angeben, wer von uns es mit dem König von Israel hält?" Einer von seinen Dienern antwortete: "So ist es nicht, mein Herr und König, sondern Elischa, der Prophet in Israel, teilt dem König von Israel sogar die Worte mit, die du in deinem Schlafgemach redest." Da befahl er: "Geht, seht zu, wo er sich aufhält, damit ich hinschicken und ihn ergreifen lassen kann!" Man berichtete ihm, er sei in Dotan.  Er schickte daher Roß und Wagen und eine starke Kriegsschar dorthin. Diese kamen bei Nacht an und umzingelten die Stadt. Als nun der Diener des Gottesmannes in der Frühe sich erhob und hinaustrat, lag rings um die Stadt eine Kriegsschar mit Rossen und Wagen. Sein Diener fragte ihn: "Wehe, Herr, was sollen wir tun?" Doch dieser erwiderte: "Fürchte dich nicht! Denn derer, die auf unserer Seite sind, sind es mehr als derer, die auf ihrer Seite stehen." Nun betete Elischa: "Herr, öffne ihm die Augen, damit er sieht!" Da öffnete der Herr dem Diener die Augen, und er sah, wie der Berg rings um Elischa voll von feurigen Rossen und Wagen war. Als nun die Feinde gegen ihn heranrückten, betete Elischa zum Herrn: "Schlage diese Leute mit Blindheit!" Und er schlug sie mit Blindheit, wie Elischa es erbeten hatte. Freigabe der AramäerHierauf wandte sich Elischa an sie: "Das ist nicht der rechte Weg, und dies ist nicht die rechte Stadt. Folgt mir! Ich will euch zu dem Mann führen, den ihr sucht." Und er führte sie nach Samaria. Als sie nach Samaria gekommen waren, betete Elischa: "Herr, öffne ihnen nun die Augen, daß sie sehen!" Der Herr öffnete ihnen die Augen, und sie sahen sich plötzlich mitten in Samaria. Als der König von Israel sie erblickte, fragte er Elischa: "Mein Vater, soll ich sie niederhauen lassen?" Doch er entgegnete: "Nein! Willst du die niederhauen, die du nicht mit deinem Schwert und Bogen gefangen hast? Setze ihnen Speise und Trank vor, damit sie essen und trinken! Dann mögen sie heimziehen zu ihrem Herrn." Er ließ ihnen also ein großes Mahl bereiten, und sie aßen und tranken. Dann entließ er sie, und sie kehrten zu ihrem Herrn zurück. Von der Zeit an fielen keine aramäischen Streifscharen mehr in israelitisches Gebiet ein. Samarias Belagerung und HungersnotSpäter zog Ben-Hadad, der König von Aram, seine ganze Streitmacht zusammen, rückte vor Samaria und belagerte es.  Es entstand eine schreckliche Hungersnot in Samaria. Sie belagerten es so lange, bis ein Eselskopf achtzig Silberschekel und ein Viertel Kab Weißmehl fünf Silberschekel kostete.  Als der König von Israel einmal auf der Mauer einherging, rief ihm eine Frau zu: "Hilf mir, mein Herr und König!" Er antwortete: "Wenn der Herr dir nicht hilft, wie sollte ich dir helfen? Etwa mit einer Gabe von der Tenne oder von der Kelter?" Und der König fragte sie: "Was hast du?" Sie antwortete: "Die Frau da hat zu mir gesagt: Gib dein Kind her, wir wollen es heute essen! Mein Kind wollen wir dann morgen verzehren. Wir kochten also mein Kind und aßen es auf. Als ich aber am folgenden Tag zu ihr sagte: Gib nun dein Kind her, damit wir es essen, da versteckte sie ihr Kind." Als der König die Worte der Frau hörte, zerriß er seine Kleider. Da er auf der Mauer dahinschritt, sah das Volk, daß er darunter auf dem bloßen Leib Sacktuch trug. Und er rief aus: "Möge Gott mich strafen, wie er will, wenn der Kopf des Elischa, des Sohnes Schafats, noch heute auf ihm sitzenbleibt!"  Elischa verheißt das Ende der NotlageElischa befand sich in seinem Haus, während die Ältesten bei ihm weilten. Da sandte der König einen Mann voraus. Doch bevor der Bote bei ihm eintraf, sagte Elischa zu den Ältesten: "Seht, da schickt er diesen Mordgesellen, um mir den Kopf abhauen zu lassen! Gebt acht! Sobald der Bote kommt, schließt die Tür und stemmt euch mit der Tür gegen ihn! Ist nicht schon der Schall der Schritte seines Herrn hinter ihm vernehmbar?" Während er noch mit ihnen redete, trat auch schon der König bei ihm ein und sagte: "Wenn der Herr solches Unheil verhängt, wie soll ich da noch auf den Herrn hoffen?" Doch Elischa verkündete: "Hört das Wort des Herrn! So spricht der Herr: Morgen um diese Zeit kostet am Tor von Samaria das Sea Feinmehl einen Schekel und zwei Sea Gerstenmehl einen Schekel."  Der Hofbeamte, auf dessen Arm sich der König stützte, antwortete dem Gottesmann: "Und wenn der Herr am Himmel selbst Luken anbringen würde, wie könnte so etwas geschehen?" Jener aber entgegnete: "Du wirst es mit eigenen Augen sehen, doch nicht davon essen." Die Flucht der AramäerNun befanden sich vier aussätzige Männer außerhalb des Stadttores. Sie sagten zueinander: "Was sollen wir hier bleiben, bis wir tot sind? Wenn wir in die Stadt gehen wollten, wo die Hungersnot herrscht, so würden wir dort sterben. Bleiben wir aber hier, so müssen wir hier sterben. Darum kommt, laßt uns ins Lager der Aramäer gehen! Wenn sie uns am Leben lassen, so bleiben wir am Leben; töten sie uns, so sterben wir eben." Sie machten sich also in der Abenddämmerung auf, um sich in das Lager der Aramäer zu begeben. Sie kamen bis zum Ende des aramäischen Lagers. Doch kein Mensch war da zu sehen. Der Herr hatte nämlich im Lager der Aramäer das Getöse von Wagen und Pferden und den Lärm einer großen Heeresmacht hören lassen, so daß einer zum anderen sagte: "Sicher hat der König von Israel gegen uns die Könige der Hetiter und die Könige von Ägypten gedungen, uns zu überfallen."  Darum hatten sie sich in der Abenddämmerung aufgemacht und waren geflohen. Ihre Zelte, ihre Pferde und Esel, das ganze Lager wie es war, hatten sie zurückgelassen und waren davongelaufen, um ihr Leben zu retten. Als jene Aussätzige an das andere Ende des Lagers gekommen waren, gingen sie in ein Zelt, aßen und tranken, nahmen dort Silber, Gold und Kleider mit und gingen hin, es zu verstecken. Dann kehrten sie zurück und traten in ein anderes Zelt. Auch dieses plünderten sie aus und gingen wieder hin, es zu verstecken. Der Bericht der AussätzigenHierauf sagten sie zueinander: "So dürfen wir es nicht machen. Der heutige Tag ist ein Tag froher Botschaft. Wenn wir schweigen und bis morgen früh warten, machen wir uns schuldig. Wir wollen darum hingehen und es im königlichen Palast melden." Sie machten sich also auf, riefen die Torwächter der Stadt an und berichteten ihnen: "Wir kamen in das Lager der Aramäer. Doch es war niemand zu sehen und zu hören, nur Pferde und Esel, die angebunden standen, und die Zelte, wie sie vorher waren." Die Torwächter verkündeten es nun laut, und man meldete es drinnen im königlichen Palast. Der König erhob sich noch in der Nacht und sagte zu seinen Dienern: "Ich will euch sagen, was die Aramäer mit uns tun wollen: Sie wissen, daß wir Hunger leiden. Darum haben sie das Lager verlassen, um sich im freien Feld zu verstecken, in dem Gedanken: Wenn sie aus der Stadt herauskommen, wollen wir sie lebendig fangen und in die Stadt eindringen." Doch einer von seinen Dienern schlug vor: "Man nehme doch fünf von den Pferden, die noch übriggeblieben sind - es wird ihnen ja doch nur ergehen wie den vielen Israeliten, die noch da sind, und den vielen Israeliten, die schon dahin sind -, die wollen wir ausschicken zur Beobachtung." Man nahm also zwei Wagen mit Pferden, und der König sandte sie hinter dem aramäischen Heer her mit dem Befehl: "Geht, schaut nach!" Diese zogen ihnen bis zum Jordan nach. Der ganze Weg war bedeckt mit Kleidern und Waffen, die die Aramäer auf ihrer Flucht weggeworfen hatten. Hierauf kehrten die Boten zurück und meldeten es dem König. Die Erfüllung der WeissagungDas Volk zog nun hinaus und plünderte das aramäische Lager. Ein Sea Feinmehl kostete einen Schekel und zwei Sea Gerstenmehl einen Schekel, wie der Herr es vorausgesagt hatte. Der König hatte den Hofbeamten, auf dessen Arm er sich stützte, zur Aufsicht an das Tor geschickt. Dabei trat ihn das Volk im Tor nieder. Er starb, wie der Gottesmann vorausgesagt hatte, als der König zu ihm herabgekommen war. Als nämlich der Gottesmann zum König sagte: "Zwei Sea Gerstenmehl werden morgen um diese Zeit am Tor von Samaria einen Schekel kosten und ein Sea Feinmehl auch einen Schekel", hatte der Hofbeamte dem Gottesmann erwidert: "Und wenn der Herr am Himmel selbst Luken anbringen würde, wie könnte so etwas geschehen?" Jener aber hatte entgegnet: "Du wirst es mit eigenen Augen sehen, aber nicht davon essen." So geschah es nun: Das Volk trat ihn am Tor tot. Elischa hilft der SchunemiterinElischa hatte der Frau, deren Sohn er auferweckt hatte, geraten: "Mache dich mit deiner Familie auf, zieh fort und halte dich irgendwo in der Fremde auf! Denn der Herr hat eine Hungersnot verhängt, die sieben Jahre lang das Land heimsuchen wird."  Die Frau machte sich auf und tat, wie der Gottesmann sie geheißen hatte. Sie zog mit ihrer Familie fort und hielt sich sieben Jahre lang im Philisterland auf. Nach Verlauf von sieben Jahren kehrte die Frau aus dem Philisterland zurück und begab sich zum König, um ihn wegen ihres Hauses und ihrer Felder um Hilfe anzufragen.  Der König redete gerade mit Gehasi, dem Diener des Gottesmannes, und forderte ihn auf, ihm alle Wundertaten zu erzählen, die Elischa gewirkt hatte. Als er eben dem König erzählte, wie jener den Toten auferweckt habe, erschien die Frau, deren Sohn er ins Leben zurückgerufen hatte, um den König wegen ihres Hauses und ihrer Familie um Hilfe anzurufen. Da sagte Gehasi: "Mein Herr und König, dies ist die Frau und dies ihr Sohn, den Elischa auferweckt hat." Der König erkundigte sich nun bei der Frau, und sie erzählte ihm alles. Hierauf gab ihr der König einen Beamten mit, dem er auftrug: "Sorge, daß sie alles, was ihr gehört, wiederbekommt, ebenso den ganzen Feldertrag von dem Tag an, da sie das Land verlassen hat, bis heute!" Elischa verheißt Hasaël den ThronEines Tages kam Elischa nach Damaskus, als gerade Ben-Hadad, der König von Aram, erkrankt war. Man berichtete ihm, der Gottesmann sei dorthin gekommen.  Da befahl der König dem Hasaël: "Nimm Geschenke mit dir, geh dem Gottesmann entgegen und frage durch ihn den Herrn, ob ich von dieser Krankheit genesen werde!" Hasaël ging ihm entgegen und nahm Geschenke mit sich, allerlei Kostbarkeiten von Damaskus, vierzig Kamellasten. Als er hinkam, trat er vor ihn und sagte: "Dein Sohn Ben-Hadad, der König von Aram, schickt mich zu dir und läßt fragen, ob er von dieser Krankheit genesen werde." Elischa antwortete ihm: "Geh, sage ihm: Du wirst nicht genesen. - Denn der Herr hat mir geoffenbart, daß er sterben muß." Dabei starrte der Gottesmann regungslos vor sich hin, geriet in arge Bestürzung und weinte. Als Hasaël fragte: "Warum weint mein Herr?", antwortete er: "Weil ich weiß, daß du den Israeliten viel Unheil zufügen wirst. Ihre festen Städte wirst du in Brand stecken, ihre Jünglinge mit dem Schwert töten, ihre Säuglinge zerschmettern und ihre Schwangeren aufschlitzen." Hasaël antwortete: "Was ist dein Diener, der Hund, daß er so große Dinge tun sollte?" Elischa erwiderte: "Der Herr zeigte dich mir als König von Aram."  Hierauf ging er von Elischa weg. Als er zu seinem Herrn kam, fragte ihn dieser: "Was hat Elischa gesagt?" Er antwortete: "Er sagte zu mir, du würdest genesen." Am folgenden Tag aber nahm er die Bettdecke, tauchte sie in Wasser, breitete sie über sein Gesicht, so daß er starb. Und Hasaël wurde König an seiner Statt.  Joram von JudaIm fünften Jahr Jorams, des Sohnes Ahabs, des Königs von Israel, als Joschafat noch König von Juda war, wurde Joram, der Sohn Joschafats, König von Juda.  Er war 32 Jahre alt, als er König wurde, und regierte acht Jahre in Jerusalem. Er wandelte auf dem Weg der Könige von Israel, wie es das Haus Ahabs getan hatte. Denn er hatte eine Tochter Ahabs zur Frau. So tat er, was dem Herrn mißfiel. Doch wollte der Herr Juda nicht vernichten um seines Dieners David willen, weil er ihm verheißen hatte, er wolle ihm und seinen Söhnen allezeit eine Leuchte geben. Edoms Abfall von JudaUnter seiner Regierung fielen die Edomiter von Juda ab und setzten sich einen eigenen König ein.  Joram zog mit all seinen Kriegswagen nach Zaïr. Als er eines Nachts einen Angriff machte, schlug er die Edomiter, die ihn umzingelt hatten, samt den Befehlshabern der Kriegswagen, und das Heer floh nach Hause.  Die Edomiter aber blieben von Juda unabhängig bis auf den heutigen Tag. Damals fiel zur gleicher Zeit auch Libna ab.  Die übrige Geschichte Jorams und alles, was er tat, ist im Buch der Geschichte der Könige von Juda aufgezeichnet. Als Joram zu seinen Vätern entschlafen war, wurde er bei seinen Vätern in der Davidsstadt begraben. An seiner Statt wurde sein Sohn Ahasja König.  Ahasja von JudaIm zwölften Jahr des Königs Joram von Israel, des Sohnes Ahabs, wurde Ahasja, der Sohn des Königs Joram von Juda, König. Ahasja war 22 Jahre alt, als er König wurde. Er regierte ein Jahr lang in Jerusalem. Seine Mutter hieß Atalja und war die Enkelin des Königs Omri von Israel. Er wandelte auf dem Weg des Hauses Ahabs, weil er mit dem Haus Ahabs verschwägert war. Er zog mit Joram, dem Sohn Ahabs, nach Ramot-Gilead zum Kampf gegen den König Hasaël von Aram. Als die Aramäer Joram dabei verwundeten,  kehrte König Joram zurück, um in Jesreel Genesung zu finden von den Wunden, die ihm die Aramäer bei Ramot-Gilead beigebracht hatten, da er gegen König Hasaël von Aram Krieg führte. Ahasja, der Sohn Jorams, der König von Juda, kam, um Joram, den Sohn Ahabs, in Jesreel zu besuchen. Denn dieser lag krank danieder. Israel unter König JehuDie Salbung JehusDer Prophet Elischa rief einen von den Prophetenjüngern zu sich und gebot ihm: "Gürte dir die Lenden, nimm diese Ölflasche mit dir und begib dich nach Ramot-Gilead!  Wenn du dort angekommen bist, sieh dich nach Jehu, dem Sohn Joschafats, des Sohnes Nimschis, um! Geh hin, laß ihn aus dem Kreis seiner Brüder heraustreten und führe ihn in das innerste Gemach! Nimm dann die Ölflasche, gieße sie über sein Haupt aus und sage: So spricht der Herr: Ich salbe dich hiermit zum König von Israel. Dann öffne die Tür und fliehe unverzüglich!" Der Jüngling - der junge Mann war ein Prophet - ging also nach Ramot-Gilead. Als er dort ankam, saßen gerade die Heeresobersten beisammen. Er sagte: "Ich habe einen Auftrag an dich, Oberst." Jehu fragte: "An wen von uns allen?" Er antwortete: "An dich, Oberst." Der erhob sich nun und ging ins Haus hinein. Da goß ihm jener das Öl aufs Haupt und sagte zu ihm: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich salbe dich zum König über das Volk des Herrn, über Israel. Du sollst das Haus Ahabs, deines Herrn, ausrotten. So räche ich an Isebel das Blut meiner Diener, der Propheten, und das Blut aller Diener des Herrn. Das ganze Haus Ahabs wird zugrunde gehen. Ich will an Ahabs Angehörigen alles ausrotten, was männlichen Geschlechtes ist, Mündige und Unmündige in Israel. Ich werde mit dem Haus Ahabs verfahren wie mit dem Haus Jerobeams, des Sohnes Nebats, und wie mit dem Haus Baschas, des Sohnes Ahijas. Isebel werden die Hunde auf dem Feld von Jesreel fressen, und niemand wird sie begraben." Hierauf öffnete er die Tür und floh. Jehus Anerkennung als KönigAls Jehu zu den Dienern seines Herrn hinauskam, fragten ihn diese: "Steht es gut? Warum ist dieser Verrückte zu dir gekommen?" Er antwortete ihnen: "Ihr kennt ja den Mann und seine Denkart."  Doch sie riefen: "Das sind Ausflüchte! Gib uns Bescheid!" Er entgegnete: "Soundso hat er zu mir gesprochen, nämlich: So spricht der Herr: Ich habe dich zum König über Israel gesalbt." Sofort nahmen alle ihre Mäntel, legten sie ihm zu Füßen auf die bloßen Stufen, stießen in das Horn und riefen: "Jehu ist König!" So stiftete Jehu, der Sohn Joschafats, des Sohnes Nimschis, gegen Joram eine Verschwörung an. - Joram hatte Ramot-Gilead mit ganz Israel gegen Hasaël, den König von Aram, verteidigt.  Dann war König Joram zurückgekehrt, um in Jesreel von den Wunden zu genesen, die ihm die Aramäer in seinem Kampf gegen König Hasaël von Aram beigebracht hatten. - Jehu aber sagte: "Wenn es euch recht ist, soll niemand heimlich die Stadt verlassen, um nach Jesreel Meldung zu bringen." Die Ermordung Jorams von Israel und Ahasjas von JudaAlsdann bestieg Jehu einen Wagen und fuhr nach Jesreel, denn dort lag Joram krank danieder. Ahasja, der König von Juda, war hingekommen, um Joram zu besuchen. Als nun der Wächter, der auf dem Turm zu Jesreel stand, die Schar Jehus herankommen sah, meldete er: "Ich sehe eine Schar kommen." Joram befahl: "Nimm einen Reiter, schicke ihnen den entgegen, damit er fragt, ob sie in friedlicher Absicht kommen!" Der Reiter ritt ihm also entgegen und sagte: "Der König läßt fragen, ob ihr in friedlicher Absicht kommt" Doch Jehu fuhr ihn an: "Was geht das dich an, ob ich in friedlicher Absicht komme? Mache kehrt und schließe dich mir an!" Da meldete der Wächter: "Der Bote ist bei ihnen angelangt, kehrt aber nicht wieder um." Nun schickte er einen zweiten Reiter ab. Als der bei ihnen ankam, sagte er: "Der König läßt fragen, ob ihr in friedlicher Absicht kommt." Doch Jehu antwortete: "Was geht das dich an, ob ich in friedlicher Absicht komme? Mache kehrt und schließe dich mir an!" Der Wächter meldete: "Der Bote ist bei ihnen angelangt, kehrt aber nicht mehr zurück. - Das Fahren gleicht dem Fahren Jehus, des Enkels Nimschis; denn er fährt wie wahnsinnig daher." Nun befahl Joram, anzuspannen. Man spannte seinen Wagen an, und Joram, der König von Israel, und Ahasja, der König von Juda, fuhren hinaus, jeder auf seinem Wagen. Sie fuhren Jehu entgegen und trafen am Grundstück Nabots aus Jesreel mit ihm zusammen. Als nun Joram den Jehu erblickte, fragte er ihn: "Kommst du in friedlicher Absicht, Jehu?" Der antwortete: "Wie soll ich in friedlicher Absicht kommen, da der Götzendienst deiner Mutter Isebel und ihre vielen Zaubereien immer noch fortdauern?"  Da lenkte Joram um und floh. Dem Ahasja rief er zu: "Verrat, Ahasja!" Doch Jehu spannte den Bogen und schoß Joram zwischen die Schulterblätter, so daß ihm der Pfeil durch das Herz fuhr und er in seinem Wagen zusammenbrach. Dann befahl er seinem Oberst Bidkar: "Nimm und wirf ihn auf das Grundstück Nabots von Jesreel! Denk daran, wie wir beide hinter seinem Vater Ahab herritten, und der Herr diesen Ausspruch gegen ihn tat: So wahr ich gestern das Blut Nabots und das Blut seiner Söhne gesehen habe, spricht der Herr, so gewiß will ich es dir auf diesem Grundstück vergelten, spricht der Herr! - Nimm und wirf ihn jetzt auf das Grundstück, wie der Herr vorausgesagt!" Als König Ahasja von Juda dies sah, floh er in der Richtung auf Bet-Gan. Doch Jehu jagte ihm nach und rief: "Schießt auch ihn nieder!" Sie verwundeten ihn im Wagen auf der Anhöhe von Gur bei Jibleam. Doch er entkam nach Megiddo. Dort starb er.  Seine Diener brachten ihn im Wagen nach Jerusalem und begruben ihn bei seinen Vätern in seiner Grabstätte in der Davidsstadt. Im elften Jahr Jorams, des Sohnes Ahabs, war Ahasja König über Juda geworden. Das Ende IsebelsJehu war unterdessen nach Jesreel gekommen. Als Isebel es erfuhr, schminkte sie sich die Augen, schmückte ihr Haupt und schaute zum Fenster hinaus. Als Jehu durch das Tor kam, rief sie: "Ist es Simri, dem Mörder seines Herrn, gut ergangen?" Jehu blickte zum Fenster hinauf und fragte: "Wer ist mit mir, wer?" Da sahen zwei oder drei Kammerherren zu ihm hinab. Diesen rief er zu: "Stürzt sie herab!" Sie warfen sie hinab. Ihr Blut spritzte an die Mauer und an die Pferde, und diese zerstampften sie. Als er dann hineingegangen war und gegessen und getrunken hatte, befahl er: "Seht nach dieser Verfluchten und begrabt sie; denn sie ist eine Königstochter!" Als man hinging, sie zu begraben, fand man von ihr nur noch den Schädel, die Füße und die Hände. Sie kamen zurück und meldeten es ihm. Er sprach: "So lautete das Wort des Herrn, das er durch seinen Diener Elija aus Tischbe verkünden ließ: Auf der Flur von Jesreel sollen die Hunde das Fleisch Isebels fressen. Isebels Leichnam soll dem Dünger auf der Flur von Jesreel gleichen, so daß man nicht mehr sagen kann: Das ist Isebel!" Die Ausrottung der Familie AhabsDa sich in Samaria noch siebzig Prinzen aus der Familie Ahabs befanden, richtete Jehu ein Schreiben nach Samaria an die Befehlshaber der Stadt, an die Ältesten und an die Erzieher der Prinzen aus der Familie Ahabs mit folgendem Inhalt:  "Sobald dieses Schreiben an euch gelangt, die ihr ja über die Prinzen aus der Familie eures Herrn sowie über die Wagen und Pferde, über die Festungen und Waffen bestellt seid, wählt euch den besten und tüchtigsten Prinzen aus der Familie eures Herrn aus, setzt ihn auf den Thron seines Vaters und kämpft für das Haus eures Herrn!" Doch sie fürchteten sich sehr und sagten: "Wenn zwei Könige vor ihm nicht standhalten konnten, wie werden wir es können?" So sandten denn der Palastvorsteher, der Stadtoberste, die Ältesten und die Erzieher an Jehu folgende Botschaft: "Wir sind deine Knechte und wollen alles tun, was du uns befiehlst. Wir werden niemand zum König machen. Tu, was dir beliebt!" Nun richtete er an sie ein zweites Schreiben folgenden Inhalts: "Wenn ihr es mit mir haltet und mir gehorsam sein wollt, so nehmt die Häupter der Prinzen aus der Familie eures Herrn und kommt damit morgen um diese Zeit zu mir nach Jesreel!" Die königlichen Prinzen, siebzig an der Zahl, befanden sich bei den Vornehmsten der Stadt, die sie erzogen.  Sobald das Schreiben bei diesen eintraf, nahmen sie die Prinzen und hieben sie alle siebzig nieder. Ihre Köpfe legten sie in Körbe und sandten sie an ihn nach Jesreel. Als der Bote kam und ihm meldete, man habe die Köpfe der königlichen Prinzen gebracht, befahl er: "Schichtet sie bis zum Morgen am Eingang des Tores in zwei Haufen auf!" Am folgenden Morgen ging er hinaus, trat vor das ganze Volk und sagte: "Ihr seid ohne Schuld. Ihr wißt, daß ich es war, der sich gegen meinen Herrn verschworen und ihn getötet hat. Doch wer hat all diese niedergemacht? Wißt also, daß keine Drohung des Herrn unerfüllt bleibt, die der Herr über das Haus Ahabs ausgesprochen hat. Der Herr hat nur ausgeführt, was er durch seinen Diener Elija verkündet hat." Hierauf ließ Jehu alle, die in Jesreel vom Haus Ahabs noch übrig waren, all dessen Große, Vertraute und Priester niederhauen. Keinen einzigen davon ließ er übrig. Die Niedermetzelung der Verwandten AhasjasAlsdann machte Jehu sich auf und zog weiter nach Samaria. Als er unterwegs bei Bet-Eked-Roï war,  stieß er auf Verwandte des Königs Ahasja von Juda. Er fragte sie, wer sie seien. Sie antworteten: "Wir sind Verwandte des Ahasja und sind gekommen, um die königlichen Prinzen und die Söhne der Herrin zu besuchen."  Er gebot: "Ergreift sie lebendig!" Sie nahmen sie lebendig fest und metzelten sie, 42 Mann, an der Zisterne von Bet-Eked nieder. Keinen einzigen von ihnen ließen sie übrig. Jehu und JonadabAls er von dort weiterzog, traf er Jonadab, den Sohn Rechabs, der ihm entgegenkam. Er begrüßte ihn und fragte ihn: "Bist du aufrichtig gesinnt wie ich gegen dich?" Jonadab antwortete: "Ja, ganz gewiß! Gib mir deine Hand!" Er gab ihm die Hand, nahm ihn zu sich auf den Wagen  und sagte: "Komm mit mir und freue dich an meinem Eifer für den Herrn!" So ließ er ihn auf seinem Wagen mitfahren. Die Ausrottung der BaalsverehrerIn Samaria angekommen, ließ er alle umbringen, die in Samaria von der Familie Ahabs noch übrig waren, bis er sie ganz ausgerottet hatte gemäß der Voraussage, die der Herr an Elija gerichtet hatte. Hierauf versammelte Jehu das ganze Volk und sagte zu ihm: "Ahab hat dem Baal zu wenig Verehrung erwiesen. Jehu wird ihm eifriger dienen. So ruft nun alle Propheten des Baal zu mir, all seine Diener und seine Priester! Keiner darf fehlen. Denn ich will zu Ehren des Baal ein großes Opferfest veranstalten. Wer fehlt, soll nicht länger an Leben bleiben!" Jehu handelte so aus Hinterlist, um die Baalsvertreter zu vernichten. Alsdann befahl Jehu: "Kündigt zu Ehren des Baal eine Festversammlung an!" Man rief sie aus. In ganz Israel sandte Jehu umher. Alle Baalsverehrer fanden sich ein, und keiner blieb übrig, der nicht erschienen wäre. Als sie sich in den Baalstempel begeben hatten, war der Tempel des Baal voll von einem Ende bis zum anderen. Nun gebot er dem Verwalter der Kleiderkammer, an alle Baalsverehrer Gewänder zu verabreichen. Der gab ihnen die Gewänder aus. Hierauf begab sich Jehu mit Jonadab, dem Sohn Rechabs, in den Baalstempel und sagte zu den Baalsverehrern: "Schaut sorgfältig darauf, daß sich kein Verehrer des Herrn hier unter euch befindet, sondern nur allein Baalsverehrer!" Sie kamen nun herbei, um die Schlacht- und Brandopfer herzurichten. Jehu aber hatte draußen achtzig Mann aufgestellt und erklärt: "Wer einen von den Männer, die ich euch überliefere, entkommen läßt, der haftet dafür mit seinem Leben." Als man mit der Herrichtung des Brandopfers fertig war, befahl Jehu den Trabanten und Leibwächtern: "Auf, schlagt sie nieder! Keiner darf entkommen!" Da hieben die Trabanten und Leibwächter sie mit dem Schwert nieder, warfen sie hinaus, drangen in das Allerheiligste des Baalstempel ein, schafften die Aschere aus dem Baalstempel hinaus und verbrannten sie.  Dann zertrümmerten sie die Steinsäule des Baal, rissen den Baalstempel nieder und machten Aborte daraus, die bis auf den heutigen Tag vorhanden sind. Jehus HalbherzigkeitSo rottete Jehu den Baalsdienst aus Israel aus. Freilich, von der Sünde Jerobeams, des Sohnes Nebats, zu der dieser Israel verführt hatte, ließ auch Jehu nicht ab, nämlich von den goldenen Kälbern, die in Bet-El und Dan standen. Zwar hatte der Herr dem Jehu verkünden lassen: "Weil du das, was mir wohlgefällig ist, eifrig ausgeführt hast und ganz nach meinem Willen mit dem Haus Ahabs verfahren bist, sollen deine Nachkommen bis ins vierte Glied auf dem Thron von Israel sitzen!" Jehu bemühte sich jedoch nicht, von ganzem Herzen nach dem Gesetz des Herrn, des Gottes Israels, zu wandeln. Er ließ nicht von der Sünde Jerobeams ab, zu der dieser Israel verführt hatte. Hasaël, die GottesgeißelZu jener Zeit begann der Herr Gebietsteile von Israel loszutrennen. Denn Hasaël schlug es im ganzen israelitischen Grenzgebiet  östlich vom Jordan, das ganze Land Gilead, nämlich Gad, Ruben und Manasse, von Aroër an, das am Arnon liegt, sowohl Gilead als Baschan.  Jehus TodDie übrige Geschichte Jehus, all seine Taten und all seine Siege, sind aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Israel. Als Jehu zu seinen Vätern entschlafen war, begrub man ihn zu Samaria. Sein Sohn Joahas wurde König an seiner Statt. Die Zeit, die Jehu in Samaria über Israel herrschte, betrug 28 Jahre.  Atalja und Joasch von JudaAtaljas ThronraubAls Atalja, die Mutter des Ahasja, erfuhr, daß ihr Sohn tot sei, schickte sie sich an, die ganze königliche Familie umzubringen. Doch Joscheba, die Tochter des Königs Joram, die Schwester des Ahasja, nahm Joasch, den Sohn des Ahasja, schaffte ihn aus der Mitte der königlichen Prinzen, die getötet werden sollten, heimlich beiseite und brachte ihn mit seiner Amme in die Bettenkammer. Sie verbargen ihn vor Atalja, so daß er dem Tod entrann. Er blieb sechs Jahre lang bei ihr im Tempel des Herrn versteckt, während Atalja über das Land herrschte.  Jojada ruft Joasch zum König ausIm siebten Jahr ließ (der Priester) Jojada die Obersten der Karer und die Trabanten holen und zu sich in den Tempel des Herrn kommen. Dann schloß er ein Abkommen mit ihnen und ließ sie beim Tempel des Herrn schwören. Hierauf zeigte er ihnen den Königssohn  und gab ihnen folgende Weisung: "Ihr sollt nun folgendermaßen zu Werke gehen: Das Drittel von euch, das am Sabbat abzieht und die Wache am königlichen Palast übernimmt, und das andere Drittel am Tor Sur und das letzte Drittel am Tor hinter den Trabanten, die ihr die Wache beim Palast gehabt habt, ferner die beiden anderen Abteilungen von euch, kurz, alle, die am Sabbat aufziehen und zur Wache am Tempel des Herrn beim König aufziehen, ihr sollt euch alle rings um den König scharen, jeder mit der Waffe in der Hand. Wer sich in die Reihen eindrängt, soll getötet werden. Ihr sollt so den König begleiten auf Schritt und Tritt." Die Hauptleute der Hundertschaften taten genau so, wie der Priester Jojada angeordnet hatte. Jeder nahm seine Leute, sowohl die am Sabbat ab- als auch die am Sabbat aufziehenden, und kam zum Priester Jojada. Der Priester gab den Hauptleuten der Hundertschaften die Speere und die Schilde, die König David gehört hatten und die sich im Tempel des Herrn befanden. Nachdem sich die Trabanten, jeder mit den Waffen in der Hand, von der Südseite des Tempels bis zur Nordseite desselben zwischen Altar und Tempel, wo der König war, ringsum aufgestellt hatten, führte er den königlichen Prinzen heraus und legte ihm den Stirnreif und die Spangen an. So machten sie ihn zum König, salbten ihn, klatschten in die Hände und riefen: "Es lebe der König!"  Ataljas TodAls Atalja das Rufen der Trabanten und des Volkes hörte, begab sie sich zum Volk in den Tempel des Herrn. Hier sah sie den König dem Brauch gemäß auf seinem Standort stehen und neben dem König die Hauptleute und Trompeter, während die ganze Bevölkerung sich freute und in die Trompeten stieß. Da zerriß Atalja ihre Kleider und rief: "Verrat, Verrat!" Der Priester Jojada aber befahl den Hauptleuten der Hundertschaften, den Befehlshabern der Truppen: "Führt sie zwischen den Reihen aus dem Tempel hinaus! Wer sich ihr anschließt, den tötet mit dem Schwert!" Der Priester hatte nämlich angeordnet, sie solle nicht im Tempel des Herrn getötet werden. Man machte ihr Platz, und als sie an dem Weg, der für die Pferde zum Eingang in den königlichen Palast bestimmt war, anlangte, wurde sie dort getötet. Die BundeserneuerungJojada schloß hierauf den Bund zwischen dem Herrn, dem König und dem Volk, daß sie nämlich das Volk des Herrn sein sollten, sowie zwischen dem König und dem Volk. Das ganze Volk zog zum Baalstempel und zerstörte ihn. Seine Altäre und Götzenbilder zertrümmerten sie vollständig und töteten den Baalspriester Mattan vor den Altären. Hierauf stellte der Priester Wachtposten am Tempel des Herrn auf  und ließ die Hauptleute der Hundertschaften, die Karer und Trabanten sowie das ganze Volk antreten. Sie führten nun den König vom Tempel des Herrn hinab und zogen durch das Trabantentor in den königlichen Palast. Dort setzte er sich auf den königlichen Thron. Alles Volk im Land freute sich, und die Stadt blieb ruhig. - Atalja aber hatten sie im königlichen Palast mit dem Schwert getötet.  Joasch war bei seiner Thronbesteigung sieben Jahre alt. Erneuerungsarbeiten am Tempel unter JoaschIm siebten Jahr Jehus wurde Joasch König, und er regierte vierzig Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Zibja und stammte aus Beerscheba.  Joasch tat, was dem Herrn wohlgefiel, solange der Priester Jojada ihn beriet.  Doch die Opferhöhen wurden nicht abgeschafft. Das Volk brachte noch immer auf den Höhen Schlacht- und Rauchopfer dar. Joasch hatte den Priestern geboten: "Alles Geld, das als Weihegabe in den Tempel des Herrn gebracht wird, nämlich das Geld, das jemandem durch Schätzung auferlegt wird, die pflichtmäßige Steuer, ferner alles Geld, das man aus freien Stücken in den Tempel des Herrn bringt, sollen die Priester für sich in Empfang nehmen, jeder von seinem Bekannten. Sie sollen damit alles, was am Tempel baufällig ist, ausbessern lassen, wo immer sich ein Schaden findet." Im 23ten Jahr des Königs Joasch hatten die Priester jedoch die Schäden am Tempel noch nicht ausgebessert. Da berief König Joasch den Priester Jojada mit den anderen Priestern und fragte sie: "Warum habt ihr die Schäden am Tempel noch nicht ausgebessert? Ihr dürft von jetzt an das Geld von euren Bekannten nicht mehr an euch nehmen, sondern müßt es für die Ausbesserung des Tempels abliefern!" Die Priester erklärten sich damit einverstanden, daß sie kein Geld mehr vom Volk an sich nehmen durften, aber auch nicht die Schäden des Tempels auszubessern brauchten. Nun nahm der Priester Jojada einen Kasten, bohrte ein Loch in den Deckel und stellte ihn neben dem Altar rechts vom Eingang in den Tempel des Herrn. Dort mußten die Priester, die an der Schwelle Wache hielten, alles Geld einwerfen, das in den Tempel des Herrn gebracht wurde.  Wenn sie wahrnahmen, daß viel Geld in dem Kasten war, mußte der dafür bestimmte königliche Beamte mit dem Hohenpriester kommen, das Geld, das sich im Tempel des Herrn vorfand, zusammenbinden und abwägen. Das abgewogene Geld mußten sie den Werkführern einhändigen, die am Tempel des Herrn die Aufsicht führten. Diese zahlten es an die Zimmerleute und Bauleute aus, die am Tempel des Herrn beschäftigt waren, sowie an die Maurer und Steinmetzen; sie verwendeten es auch für den Ankauf von Holz und Bausteinen, um damit die Schäden am Tempel des Herrn auszubessern, kurz für alles, was zur Instandsetzung des Tempels auszugeben war. Doch ließ man von dem Geld, das zum Tempel des Herrn gebracht wurde, keine silbernen Becken, Messer, Sprengschalen oder Trompeten noch irgendwelche goldene und silberne Geräte für den Tempel des Herrn anfertigen, sondern man gab es den Arbeitern, damit sie dafür den Tempel des Herrn ausbesserten. Dabei rechnete man mit den Männern, denen man das Geld zur Auszahlung an die Werkleute aushändigte, nicht ab, sondern sie handelten auf Treu und Glauben. Das Geld von Schuld- und Sündopfern aber wurde nicht an den Tempel abgeführt, sondern gehörte den Priestern. Tributzahlung an HasaëlDamals zog König Hasaël von Aram heran, belagerte Gat und eroberte es. Als Hasaël sich anschickte, auch gegen Jerusalem zu ziehen,  nahm Joasch, der König von Juda, alle Weihegeschenke, die seine Vorfahren, die Könige Joschafat, Joram und Ahasja, dargebracht hatten, sowie seine eigenen, dazu alles Gold, das sich in den Schatzkammern des Tempels des Herrn und des königlichen Palastes vorfand, und sandte es an Hasaël, den König von Aram. So stand dieser von dem Zug gegen Jerusalem ab. Die Ermordung des Joasch von JudaDie übrige Geschichte des Joasch und alles, was er getan hat, ist im Buch der Geschichte der Könige von Juda aufgezeichnet. Zuletzt erhoben sich aber seine Hofleute gegen ihn, zettelten eine Verschwörung gegen ihn an und erschlugen Joasch im Haus am Millo, wo es nach Silla hinabgeht. Sabad, der Sohn Schimats, und Josabad, der Sohn Schomers, seine Hofleute, waren seine Mörder. Nach seinem Tod begrub man ihn bei seinen Vätern in der Davidsstadt. Sein Sohn Amazja wurde König an seiner Statt.  Joahas von IsraelIm 23 Jahr des Joasch des Sohnes des Ahasja, des Königs von Juda, wurde Joahas, der Sohn Jehus, zu Samaria König von Israel auf siebzehn Jahre.  Er tat, was dem Herrn mißfiel, und beging ganz die gleichen Sünden, zu denen Jerobeam, der Sohn Nebats, Israel verführt hatte; er ließ nicht davon ab. Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Israel. Er gab es die ganze Zeit hindurch in die Gewalt Hasaëls, des Königs von Aram, und in die Gewalt Ben-Hadads, des Sohnes Hasaëls.  Als aber Joahas sich mit dem Herrn aussöhnen wollte, erhörte ihn der Herr. Denn er sah die Bedrängnis Israels, das der König von Aram bedrückte. Der Herr sandte Israel einen Retter, so daß es sich aus der Gewalt Arams befreien konnte und die Israeliten wieder in ihren Zelten wohnen konnten wie ehedem.  Dennoch ließen sie nicht von den Sünden des Hauses Jerobeams, zu denen er Israel verführt hatte, sondern wandelten darin. Auch die Aschere blieb in Samaria stehen. So ließ denn der Herr dem Joahas keine Kriegsleute übrig außer fünfzig Reitern, zehn Wagen und 10.000 Mann. Der König von Aram hatte sie vernichtet und sie wie beim Dreschen zu Staub zertreten.  Die übrige Geschichte des Joahas, all seine Taten und Siege, sind aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Israel. Als Joahas zu seinen Vätern entschlafen war, begrub man ihn in Samaria. Sein Sohn Joasch wurde König an seiner Statt. Joasch von IsraelIm 37ten Jahr des Joasch, des Königs von Juda, wurde Joasch, der Sohn des Joahas, zu Samaria König von Israel auf sechzehn Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und ließ nicht ab von den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, zu denen dieser Israel verführt hatte, sondern wandelte darin. Die übrige Geschichte des Joasch, alle seine Taten und Siege, und wie er mit Amazja, dem König von Juda, Krieg führte, ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Israel. Als Joasch zu seinen Vätern entschlafen war und Jerobeam seinen Thron bestiegen hatte, wurde Joasch in Samaria bei den Königen von Israel begraben. Joasch bei ElischaAls Elischa an der Krankheit daniederlag, an der er sterben sollte, begab sich Joasch, der König von Israel, zu ihm, weinte vor ihm und rief aus: "Lieber Vater, lieber Vater! Israels Wagen und seine Reiter!"  Elischa sagte zu ihm: "Hole Bogen und Pfeile!" Er holte sich Bogen und Pfeile. Dann sagte er zum König von Israel: "Lege deine Hand auf den Bogen!" Der legte seine Hand darauf, indes Elischa seine Hände auf die des Königs legte,  und sagte: "Öffne das Fenster nach Osten hin!" Als er es geöffnet hatte, forderte ihn Elischa auf: "Schieße!" Während er schoß, rief jener: "Ein Siegespfeil vom Herrn ist es, ein Siegespfeil gen Aram. Du wirst die Aramäer bei Afek bis zur Vernichtung schlagen!" Dann fuhr er fort: "Nimm die Pfeile!" Der nahm sie. Da sagte er zum König von Israel: "Schlage auf den Boden!" Er schlug dreimal damit auf und hielt dann inne. Doch der Gottesmann wurde unwillig über ihn und sagte: "Du hättest fünf- oder sechsmal schlagen sollen, dann hättest du die Aramäer bis zur Vernichtung geschlagen. So aber wirst du die Aramäer nur dreimal besiegen." Tod des ElischaAlsdann starb Elischa, und man bestattete ihn. Es pflegten nun moabitische Streifscharen bei Beginn des Jahres in das Land einzufallen.  Als man einmal gerade einen Mann begraben wollte und eine solche Streifschar erblickte, warf man den Mann in das Grab des Elischa und ging davon. Als aber der Mann mit den Gebeinen des Elischa in Berührung kam, kam Leben in ihn, und er stellte sich auf seine Füße. Des Joasch Siege über die AramäerHasaël, der König von Aram, bedrängte die Israeliten, solange Joahas lebte. Doch der Herr erwies ihnen Gnade, erbarmte sich ihrer und wandte sich ihnen wieder zu wegen seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob. Er wollte sie nicht vernichten und hatte sie bis jetzt nicht von seinem Angesicht verworfen. Als daher Hasaël, der König von Aram, gestorben und sein Sohn Ben-Hadad an seiner Statt König geworden war, nahm Joasch, der Sohn des Joahas, dem Ben-Hadad, dem Sohn Hasaëls, die Städte wieder ab, die dieser seinem Vater Joahas im Kampf entrissen hatte. Joasch schlug ihn dreimal und gewann so die israelitischen Städte wieder zurück. Amazja von JudaIm zweiten Jahr des Joasch, des Sohnes des Joahas, des Königs von Israel, wurde Amazja, der Sohn des Joasch, König von Juda. Als er König wurde, war er 25 Jahre alt und regierte 29 Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Joaddan und stammte aus Jerusalem. Er tat, was dem Herrn wohlgefiel, wenn auch nicht so wie sein Ahnherr David, so doch genau so, wie sein Vater Joasch gehandelt hatte. Die Höhen wurden freilich nicht abgeschafft, sondern das Volk brachte noch immer Schlacht- und Rauchopfer auf den Höhen dar. Bestrafung der Mörder des Joasch von JudaSobald er die königliche Macht fest in Händen hatte, ließ er seine Hofleute, die seinen königlichen Vater ermordet hatten, töten. Die Söhne der Mörder ließ er jedoch nicht hinrichten, gemäß dem Gebot des Herrn, das im Gesetzbuch des Mose geschrieben steht, wo der Herr befiehlt: Die Väter sollen nicht wegen ihrer Kinder und die Kinder nicht wegen ihrer Väter getötet werden, sondern jeder soll nur wegen seines eigenen Vergehens getötet werden. Schlacht im SalztalEr schlug 10.000 Edomiter im Salztal, nahm Sela im Sturm und gab der Stadt den Namen Jokteel, den sie bis heute führt.  Krieg mit Joasch von IsraelAmazja schickte damals Boten an Joasch, den Sohn des Joahas, den Enkel Jehus, den König von Israel, mit der Aufforderung: "Wohlan, wir wollen uns miteinander messen!" Doch Joasch, der König von Israel, ließ Amazja, dem König von Juda, antworten: "Die Distel auf dem Libanon sandte einst zu der Zeder auf dem Libanon und ließ ihr sagen: Gib deine Tochter meinem Sohn zur Frau! Aber das Wild auf dem Libanon lief über die Distel hin und zertrat sie. Weil du die Edomiter geschlagen hast, bist du übermütig geworden. Freue dich deines Ruhmes und bleib zu Hause! Warum willst du das Unglück herausfordern und zu Fall kommen, du und Juda mit dir?" Da Amazja nicht hören wollte, rückte Joasch, der König von Israel, heran, und er und Amazja, der König von Juda, maßen sich miteinander bei Bet-Schemesch, das zu Juda gehört.  Die Judäer wurden von den Israeliten geschlagen und flohen alle in ihre Heimat. Den Amazja aber, den König von Juda, den Sohn des Joasch, den Enkel des Ahasja, nahm Joasch, der König von Israel, bei Bet-Schemesch gefangen und brachte ihn nach Jerusalem. Dann legte er eine Bresche in die Mauer von Jerusalem vom Efraimtor bis zum Ecktor auf einer Strecke von 400 Ellen. Er nahm alles Gold und Silber, sowie alle Geräte, die sich im Tempel des Herrn und in den Schatzkammern des königlichen Palastes vorfanden, dazu Geiseln, und kehrte nach Samaria zurück. Tod des Joasch von IsraelDie übrige Geschichte des Joasch, seine Taten und Siege, und wie er mit dem König Amazja von Juda Krieg führte, ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Israel. Als Joasch zu seinen Vätern entschlafen war, wurde er in Samaria bei den Königen von Israel begraben. Sein Sohn Jerobeam wurde König an seiner Statt. Tod des Amazja von JudaAmazja, der Sohn des Joasch, der König von Juda, lebte nach dem Tod des Joasch, des Sohnes des Joahas, des Königs von Israel, noch 15 Jahre. Die übrige Geschichte des Amazja ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Juda. Man stiftete in Jerusalem eine Verschwörung gegen ihn an. Als er nach Lachisch floh, sandte man Leute hinter ihm her nach Lachisch und ließ ihn dort ermorden.  Man überführte ihn auf Pferden und begrub ihn zu Jerusalem in der Davidsstadt bei seinen Vätern. Hierauf nahm die ganze Bevölkerung von Juda den Asarja, der erst sechzehn Jahre alt war, und machte ihn zum König an Statt seines Vaters Amazja.  Er befestigte Elat, das er für Juda zurückgewonnen hatte, nachdem der König zu seinen Vätern entschlafen war.  Jerobeam II. von IsraelIm 15ten Jahr des Amazja, des Sohnes des Joasch, des Königs von Juda, wurde Jerobeam, der Sohn des Joasch, des Königs von Israel, in Samaria König auf 41 Jahre.  Er tat, was dem Herrn mißfiel, und ließ nicht ab von all den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, zu denen dieser Israel verführt hatte. Gemäß der Verheißung, die der Herr, der Gott Israels, durch seinen Diener, den Propheten Jona, den Sohn Amittais aus Gat-Hefer, gegeben hatte, gewann er das Gebiet Israels wieder zurück von Lebo-Hamat bis zum Meer der Steppe.  Denn wahrgenommen hatte der Herr das überaus bittere Elend Israels - waren doch Mündige und Unmündige zugrunde gegangen und kein Helfer mehr da für Israel. Der Herr hatte sich ja nicht vorgenommen, den Namen Israels unter dem Himmel auszutilgen. Darum half er ihm jetzt durch Jerobeam, den Sohn des Joasch. Die übrige Geschichte Jerobeams, alle seine Taten und seine Siege, wie er Krieg führte und Damaskus und Hamat, die zu Juda gehört hatten, für Israel zurückgewann, ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Israel.  Als Jerobeam zu seinen Vätern, den Königen von Israel, entschlafen war, wurde sein Sohn Secharja König an seiner Statt. Asarja von JudaIm 27ten Jahr des Königs Jerobeam von Israel wurde Asarja, der Sohn des Amazja, König von Juda.  Er war 16 Jahre alt, als er König wurde, und regierte 52 Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Jecholja und stammte aus Jerusalem. Er tat, was dem Herrn wohlgefiel, genau so, wie sein Vater Amazja getan hatte. Nur die Höhen wurden nicht abgeschafft. Das Volk brachte noch immer Schlacht- und Rauchopfer auf den Höhen dar. Doch der Herr suchte den König schwer heim: Er wurde bis zu seinem Todestag aussätzig und wohnte abgesondert in seinem Haus. Jotam, der Sohn des Königs, verwaltete das Haus und führte die Regierung über das Volk im Land.  Die übrige Geschichte Asarjas und alle seine Taten sind aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Juda. Als Asarja zu seinen Vätern entschlafen war, begrub man ihn bei seinen Vätern in der Davidsstadt. Sein Sohn Jotam wurde König an seiner Statt.  Secharja von Israel - Der Untergang des Hauses JehuIm 38ten Jahr des Asarja, des Königs von Juda, wurde Secharja, der Sohn Jerobeams, in Samaria König von Israel auf sechs Monate. Er tat, was dem Herrn mißfiel, wie seine Vorfahren getan hatten, und ließ nicht von den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, zu denen dieser Israel verführt hatte. Schallum, der Sohn des Jabesch, stiftete eine Verschwörung gegen ihn an, ermordete ihn in Jibleam und wurde König an seiner Statt.  Die übrige Geschichte Secharjas ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Israel. So erfüllte sich die Verheißung des Herrn, die er Jehu gegeben hatte. "Bis ins vierte Glied sollen deine Nachkommen auf dem Thron von Israel sitzen." So geschah es auch. Schallum von IsraelSchallum, der Sohn des Jabesch, wurde König im 39ten Jahr des Asarja, des Königs von Juda, und regierte einen Monat lang in Samaria. Da zog Menahem, der Sohn Gadis, von Tirza gegen ihn heran, drang in Samaria ein, schlug Schallum, den Sohn des Jabesch, in Samaria, tötete ihn und wurde König an seiner Statt. Die übrige Geschichte Schallums und die Verschwörung, die er anzettelte, ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Israel. Damals verwüstete Menahem die Stadt Tifsach und alles, was darin war, und ihre Umgebung von Tirza an. Weil man ihm nicht geöffnet hatte, verwüstete er es und ließ allen Frauen, die guter Hoffnung waren, den Leib aufschlitzen.  Menahem von IsraelIm 39ten Jahr des Asarja, des Königs von Juda, wurde Menahem, der Sohn Gadis, in Samaria König von Israel auf zehn Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und ließ nicht ab von den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, zu denen dieser Israel zeitlebens verführt hatte. Da kam Pul, der König von Assur, über das Land, und Menahem gab Pul 1.000 Talente Silber, damit dieser ihm beistehe und die Herrschaft in seiner Hand befestige.  Menahem legte das Geld den Israeliten, nämlich allen vermögenden Leuten, als Steuer auf, um es an den König von Assur abzugeben; 50 Schekel Silber kamen auf jeden. Hierauf zog der König von Assur wieder ab und blieb nicht länger im Land. Die übrige Geschichte Menahems und alle sein Taten sind aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Israel. Als Menahem zu seinen Vätern entschlafen war, wurde sein Sohn Pekachja König an seiner Statt. Pekachja von IsraelIm 15ten Jahr des Königs Asarja von Juda, wurde Pekachja, der Sohn des Menahem, in Samaria König von Israel auf zwei Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und ließ nicht ab von den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, zu denen dieser Israel verführt hatte. Sein Leibwächter Pekach, der Sohn Remaljas, stiftete gegen ihn eine Verschwörung an und ermordete ihn sowie Argob und Arje zu Samaria in der Burg des königlichen Palastes. Fünfzig Gileaditer standen ihm dabei zur Seite. Nachdem er ihn getötet hatte, wurde er König an seiner Statt. Die übrige Geschichte Pekachjas und alle seine Taten sind aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Israel. Pekach von IsraelIm 52ten Jahr des Königs Asarja von Juda wurde Pekach, der Sohn Remaljas, in Samaria König von Israel auf 20 Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und ließ nicht ab von den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, zu denen dieser Israel verführt hatte. Zur Zeit des Pekach, des Königs von Israel, zog Tiglat-Pileser, der König von Assur, heran und eroberte Ijon, Abel-Bet-Maacha, Janoach, Kedesch, Hazor, Gilead und Galiläa, das ganze Land Naftali, und führte die Einwohnerschaft gefangen nach Assur.  Hoschea, der Sohn Elas, stiftete eine Verschwörung gegen Pekach, den Sohn Remaljas, an, ermordete ihn und wurde König an seiner Statt im 20ten Jahr Jotams, des Sohnes Asarjas. Die übrige Geschichte Pekachs und alle seine Taten sind aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Israel. Jotam von JudaIm zweiten Jahr Pekachs, des Sohnes Remaljas, des Königs von Israel, wurde Jotam, der Sohn Asarjas, König von Juda. Als er König wurde, war er 25 Jahre alt und regierte 16 Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Jeruscha und war eine Tochter Zadoks.  Er tat, was dem Herrn wohlgefiel; ganz so, wie sein Vater Asarja getan, handelte er. Nur die Höhen wurden nicht abgeschafft. Das Volk brachte noch immer Schlacht- und Rauchopfer auf den Höhen dar. Er baute das obere Tor am Tempel des Herrn. Die übrige Geschichte Jotams und alle seine Taten sind aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Juda. In jener Zeit schickte der Herr den Rezin, den König von Aram, und Pekach, den Sohn Remaljas, gegen Juda.  Als Jotam zu seinen Vätern entschlafen war, wurde er bei seinen Vätern in der Stadt seines Ahnherrn David begraben. Sein Sohn Ahas wurde König an seiner Statt. Ahas von JudaIm 17ten Jahr des Pekach, des Sohnes Remaljas, wurde Ahas, der Sohn Jotams, König von Juda.  Ahas war 20 Jahre alt, als er König wurde, und regierte 16 Jahre in Jerusalem. Er tat nicht, was dem Herrn, seinem Gott wohlgefiel, wie sein Ahnherr David,  sondern wandelte auf dem Weg der Könige von Israel. Sogar seinen Sohn ließ er nach der grauenhaften Sitte der Heiden, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte, durch das Feuer gehen. Auf den Höhen und Hügeln und unter jedem grünen Baum brachte er Schlacht- und Rauchopfer dar. Der Krieg mit Aram und IsraelDamals zogen Rezin, der König von Aram, und Pekach, der Sohn des Remaljas, der König von Israel, zum Kampf gegen Jerusalem heran. Sie belagerten Ahas, aber sie hatten im Kampf keinen Erfolg.  Damals brachte Rezin, der König von Aram, Elat an Aram zurück und vertrieb die Judäer aus Elat. So kamen Aramäer nach Elat und sind dort wohnen geblieben bis auf den heutigen Tag. Ahas schickte Boten an Tiglat-Pileser, den König von Assur, und ließ ihm sagen: "Dein Diener und Sohn bin ich. Komm, rette mich aus der Gewalt des Königs von Aram und des Königs von Israel, die mich angegriffen haben!"  Zugleich nahm Ahas das Silber und Gold, das sich im Tempel des Herrn und in den Schatzkammern des königlichen Palastes vorfand, und schickte es als Geschenk an den König von Assur. Und der König von Assur hörte auf ihn. So zog der König von Assur gegen Damaskus, eroberte es und führte die Einwohner in die Verbannung nach Kir. Rezin aber ließ er töten.  Des Ahas Übergriff im TempelAls sich König Ahas nach Damaskus begab, um mit Tiglat-Pileser, dem König von Assur, zusammenzutreffen, und den Altar, der in Damaskus war, erblickte, sandte König Ahas an den Priester Urija den Grundriß des Altars und das der ganzen Ausführung entsprechende Modell. Der Priester Urija ließ den Altar bauen. Genau nach der Anweisung, die König Ahas von Damaskus gesandt hatte, verfuhr der Priester Urija, bevor noch König Ahas von Damaskus zurückkehrte. Als der König aus Damaskus heimkam, beschaute der König den Altar. Dann trat der König an den Altar heran und bestieg ihn. Er verbrannte hierauf sein Brand- und Speiseopfer, goß sein Trankopfer aus und sprengte das Blut seiner Friedopfer an den Altar.  Den ehernen Altar aber, der vor dem Herrn stand, ließ er von dem Platz vor dem Tempel zwischen dem neuen Altar und dem Tempel des Herrn entfernen und ihn auf der Nordseite des neuen Altars aufstellen. König Ahas gab dem Priester Urija folgende Anweisung: "Verbrenne auf dem großen Altar das Morgenbrandopfer und das Abendspeiseopfer sowie das Brandopfer des Königs und sein Speiseopfer, wie auch das Brandopfer des ganzen Volkes im Land samt seinem Speiseopfer und seinen Trankopfern! Sprenge an ihn alles Blut der Brand- und Schlachtopfer! Bezüglich des ehernen Altares aber will ich mich noch bedenken!" Der Priester Urija tat genau so, wie ihm König Ahas befohlen hatte. Sodann ließ König Ahas die Leisten der fahrbaren Gestelle herausbrechen und die Kessel davon abnehmen. Auch das Meer ließ er von den ehernen Rindern, die es trugen, herabnehmen und auf eine Steinunterlage setzen.  Auch ließ er die Throntribüne, die man am Tempel gebaut hatte, samt der äußeren Königspforte mit Rücksicht auf den König von Assur aus dem Tempel des Herrn entfernen.  Die übrige Geschichte des Ahas und was er unternahm, ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Juda. Als Ahas zu seinen Vätern entschlafen war, wurde er bei seinen Vätern in der Davidsstadt begraben. Sein Sohn Hiskija wurde König an seiner Statt. DAS ENDE DES NORDREICHES (ISRAEL)Samarias Fall unter HoscheaIm 12ten Jahr des Ahas, des Königs von Juda, wurde Hoschea, der Sohn Elas, in Samaria König über Israel auf neun Jahre.  Er tat, was dem Herrn mißfiel, wenn auch nicht in dem Maße wie die Könige von Israel, die vor ihm waren. Gegen ihn zog Salmanassar, der König von Assur, heran. Hoschea unterwarf sich ihm und zahlte ihm Tribut.  Als aber der König von Assur sah, daß Hoschea treulos war - er hatte nämlich Boten nach So zum König von Ägypten gesandt und dem König von Assur nicht wie alljährlich den Tribut entrichtet -, ließ ihn der König von Assur festnehmen und ins Gefängnis werfen.  Dann rückte der König von Assur gegen das ganze Land heran, zog vor Samaria und belagerte es drei Jahre lang.  Im neunten Jahr Hoscheas eroberte der König von Assur Samaria, führte die Israeliten in die Gefangenschaft nach Assur und siedelte sie in Halach und am Habor, einem Fluß von Gosan, sowie in den Städten der Meder an.  Ursachen des UntergangsDies geschah, weil die Israeliten sich gegen den Herrn, ihren Gott, versündigten, der sie aus Ägypten, aus der Gewalt des Pharao, des Königs von Ägypten, weggeführt hatte, und weil sie fremde Götter verehrten. Sie lebten nach den Bräuchen der Heiden, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte, und der Könige von Israel, die diese eingeführt hatten. Die Israeliten begingen gegen den Herrn, ihren Gott, Dinge, die nicht recht waren: sie errichteten sich Opferhöhen in allen ihren Orten vom Wachtturm bis zur befestigten Stadt. Auf jedem aufragenden Hügel und unter jedem grünen Baum stellten sie Steinmale und Ascheren auf,  opferten dort auf den Höhen wie die Heiden, die der Herr vor ihnen vertrieben hatte, und trieben böse Dinge, wodurch sie den Herrn zum Zorn reizten. Sie dienten den Götzen, obwohl der Herr ihnen gesagt hatte: "Das dürft ihr nicht tun!" Der Herr ließ Israel und Juda warnen durch alle seine Propheten, durch alle Seher, indem er sprach: "Kehrt um von eurem bösen Weg und haltet meine Gebote und Satzungen genau nach dem Gesetz, das ich euren Vätern auferlegt, und nach dem, was ich euch durch meine Diener, die Propheten, geboten habe!"  Aber sie hörten nicht, sondern zeigten sich halsstarrig wie ihre Väter, die dem Herrn, ihrem Gott, nicht vertrauten. Sie mißachteten seine Satzungen und seinen Bund, den er mit ihren Vätern geschlossen hatte, wie auch seine Warnungen, die er an sie richtete, liefen nichtigen Götzen nach, so daß sie selbst der Nichtigkeit verfielen, sie ahmten die Heiden, die rings um sie herum wohnten, nach, obwohl der Herr ihnen verboten hatte, es jenen gleichzutun. Sie sagten sich los von allen Geboten des Herrn, ihres Gottes, machten sich gegossene Bilder, zwei Stiere, verfertigten Ascheren, beteten das ganze Heer des Himmels an und dienten dem Baal.  Ihre Söhne und Töchter ließen sie durchs Feuer gehen, trieben Wahrsagerei und Zauberei und gaben sich dazu her, zu tun, was dem Herrn mißfiel, und ihn zum Zorn zu reizen. Da ergrimmte der Herr gar sehr gegen Israel und verstieß es von seinem Angesicht. Nichts blieb übrig als lediglich der Stamm Juda. Aber auch Juda beobachtete nicht die Gebote des Herrn, seines Gottes, sondern lebte nach den Bräuchen, die man in Israel eingeführt hatte. So verwarf denn der Herr das ganze Geschlecht der Israeliten, demütigte sie und gab sie in die Hände von Plünderern, bis er sie von seinem Angesicht verstieß.  Jerobeams I. SchuldAls er Israel vom Haus Davids losriß, und dieses Jerobeam, den Sohn Nebats, zum König gemacht hatte, machte Jerobeam die Israeliten vom Herrn abspenstig und verführte sie zu schwerer Sünde. Die Israeliten wandelten in allen Sünden, die Jerobeam begangen hatte. Sie ließen nicht davon ab, bis der Herr die Israeliten von seinem Angesicht verstieß, wie er es durch alle seine Diener, die Propheten, angedroht, und Israel aus dem Land nach Assur in die bis auf den heutigen Tag andauernde Verbannung führte.  Neubesiedlung SamariasDer König von Assur ließ Leute aus Babel, Kuta, Awa, Hamat und Sefarwajim kommen und siedelte sie an Stelle der Israeliten in den Städten Samarias an. Sie nahmen Samaria in Besitz und ließen sich in dessen Städten nieder.  In der ersten Zeit, in der sie dort wohnten und den Herrn nicht verehrten, sandte der Herr Löwen unter sie, die unter ihnen Verheerung anrichteten. Man meldete dem König von Assur: "Die Völkerschaften, die du weggeführt und in den Städten Samarias angesiedelt hast, kennen die gesetzliche Verehrung des Landesgottes nicht. Darum hat dieser Löwen gegen sie geschickt, die sie umbringen, weil sie die Ansprüche des Landesgottes nicht kennen." Der König von Assur befahl: "Bringt einen von den Priestern, die ihr von dort weggeführt habt, dahin zurück! Der soll hingehen, sich dort niederlassen und sie über die Ansprüche des Landesgottes unterweisen." So kam denn einer von den Priestern, die man aus Samaria weggeführt hatte, zurück, ließ sich in Bet-El nieder und lehrte sie, wie sie den Herrn zu verehren hätten. Die Religion der neuen BevölkerungDoch machte sich jedes Volk seinen eigenen Gott und stellte ihn in den Höhentempeln auf, die die Samariter errichtet hatten, jedes Volk in den Städten, wo es ansässig war. Die Leute aus Babel verfertigten sich Bilder Sukkot-Benots, die aus Kuta Bilder Nergals, die aus Hamat Bilder Aschimas,  die Awiter Bilder des Nibhas und des Tartak, die aus Sefarwajim verbrannten ihre Kinder zu Ehren Adrammelechs und Anammelechs, der Götter von Sefarwajim. Daneben verehrten sie auch den Herrn und bestellten sich aus ihrer Mitte Leute zu Höhenpriestern, die für sie in den Höhentempeln opferten. Sie verehrten also den Herrn und dienten zugleich ihren Göttern nach der Sitte der Völker, aus denen man sie weggeführt hatte. Bis auf den heutigen Tag verfahren sie nach ihren früheren Bräuchen. - Sie verehren den Herrn nicht und handeln nicht nach ihren Satzungen und Bestimmungen und nach dem Gesetz und dem Gebot, das der Herr den Söhnen Jakobs, den er Israel nannte, gegeben hatte. Mit ihnen hatte der Herr einen Bund geschlossen und ihnen geboten: "Ihr dürft keine anderen Götter verehren noch sie anbeten, ihnen dienen und Opfer darbringen! Den Herrn, der euch mit großer Kraft und hocherhobenem Arm aus Ägypten geführt hat, den sollt ihr verehren, anbeten und ihm opfern! Die Satzungen und Bestimmungen, die Gesetze und Gebote, die er euch aufgeschrieben hat, sollt ihr allezeit genau erfüllen. Andere Götter dürft ihr nicht verehren. Den Bund, den er mit euch geschlossen hat, dürft ihr nicht vergessen noch andere Götter verehren, sondern nur den Herrn, euren Gott, sollt ihr verehren. Dann wird er euch aus der Hand all eurer Feinde erretten." Doch sie hatten nicht darauf gehört, sondern taten nach ihrer früheren Weise. So verehrten diese Völkerschaften den Herrn, dienten aber zugleich auch ihren Göttern. Auch ihre Kinder und Kindeskinder halten es so, wie ihre Väter getan haben, bis auf den heutigen Tag. GESCHICHTE DES REICHES JUDA BIS ZUM UNTERGANGKönig Hiskija von JudaIm dritten Jahr Hoscheas, des Sohnes Elas, des Königs von Israel, wurde Hiskija, der Sohn des Königs Ahas von Juda, König. Als er König wurde, war er 25 Jahre alt und regierte 29 Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Abi und war eine Tochter Secharjas.  Er tat, was dem Herrn wohlgefiel, ganz so, wie sein Ahnherr David getan hatte. Er schaffte die Höhen ab, zertrümmerte die Steinmale, hieb die Ascheren um und zerschlug die eherne Schlange, die Mose angefertigt hatte; bis zu jener Zeit hatten ihr nämlich die Israeliten Rauchopfer dargebracht. Man nannte sie Nehuschtan (Kupferbild).  Er setzte sein Vertrauen auf den Herrn, den Gott Israels. Von allen Königen Judas kam ihm keiner gleich, weder unter seinen Nachfolgern noch unter seinen Vorgängern. Er hielt unentwegt am Herrn fest und beobachtete seine Gebote, die der Herr dem Mose gegeben hatte. So war denn auch der Herr mit ihm. In allem, was er unternahm, hatte er Erfolg. Er fiel vom König von Assur ab und kündigte ihm den Gehorsam. Die Philister warf er nieder bis Gaza samt ihrem Gebiet, vom Wachtturm bis zur befestigten Stadt. Der Untergang SamariasIm vierten Jahr des Königs Hiskija, das ist im siebten Jahr Hoscheas, des Sohnes Elas, des Königs von Israel, zog Salmanassar, der König von Assur, gegen Samaria heran und belagerte es.  Nach drei Jahren eroberte er es. Im sechsten Jahr des Hiskija, das ist im neunten Jahr des Königs Hoschea von Israel, ward Samaria genommen. Der König von Assur führte die Israeliten gefangen nach Assur ab und siedelte sie in Halach und am Habor, einem Fluß von Gosan, und in den Städten der Meder an, weil sie auf die Stimme des Herrn, ihres Gottes, nicht gehört und den Bund mit ihm, alles, was Mose, der Diener des Herrn, ihnen gebot, übertreten hatten. Sie achteten nicht darauf und handelten nicht danach. Hiskijas Tribut an SanheribIm 14ten Jahr des Königs Hiskija rückte Sanherib, der König von Assur, gegen alle befestigten Städte Judas und eroberte sie.  König Hiskija von Juda sandte nun an den König von Assur nach Lachisch und ließ ihm sagen: "Ich habe gefehlt. Ziehe von mir wieder ab! Alles, was du mir auferlegst, will ich tragen." Da verlangte der König von Assur von König Hiskija von Juda 300 Talente Silber und dreißig Talente Gold.  Hiskija lieferte nun alles Silber aus, das sich im Tempel des Herrn und in den Schatzkammern des königlichen Palastes vorfand. Damals ließ Hiskija von den Torflügeln am Tempel des Herrn und von den Türpfosten den Goldüberzug, den Hiskija, der König von Juda, hatte anbringen lassen, herausbrechen, und lieferte ihn dem König von Assur ab.  Erste Gesandtschaft SanheribsAufforderung zur Übergabe JerusalemsIndes schickte der König von Assur den Oberbefehlshaber, den Oberkämmerer und den Obermundschenk von Lachisch her mit einer starken Streitmacht zum König Hiskija nach Jerusalem. Sie zogen herauf und rückten vor Jerusalem. Als sie heranmarschiert und angelangt waren, nahmen sie bei der Wasserleitung des oberen Teiches an der Walkerfeldstraße Aufstellung und verlangten den König. Der Vorsteher des Palastes Eljakim, der Sohn Hilkijas, begab sich mit dem Staatsschreiber Schebna und dem Kanzler Joach, dem Sohn Asafs, zu ihnen hinaus. Nun sagte der Obermundschenk zu ihnen: "Meldet dem Hiskija: So spricht der Großkönig, der König von Assur: Was ist das für eine Zuversicht, die du hegst? Meinst du, bloßes Reden sei schon Einsicht und Kraft zum Krieg? Auf wen verläßt du dich denn, daß du von mir abgefallen bist? Du verläßt dich doch offenbar nur auf den geknickten Rohrstock da, auf Ägypten, der jedem, der sich auf ihn stützt, in die Hand dringt und sie durchbohrt. So macht es der Pharao, der König von Ägypten, mit allen, die sich auf ihn verlassen.  Wenn ihr mir aber entgegnen wollt: Auf den Herrn, unseren Gott, vertrauen wir? - ist er es nicht, dessen Höhen und Altäre Hiskija abgeschafft hat, als er Juda und Jerusalem befahl: Nur vor diesem Altar hier in Jerusalem sollt ihr anbeten? So geh doch nun mit meinem Herrn, dem König von Assur, eine Wette ein! Ich will dir 2.000 Pferde liefern, wenn du imstande bist, die Reiter dafür zu stellen. Wie willst du einem einzigen Hauptmann von den geringsten Dienern meines Herrn standhalten? Darum setzt du deine Hoffnung auf Ägypten um der Wagen und Reiter willen. Ferner, bin ich denn ohne Zutun des Herrn gegen diesen Ort herangezogen, um ihn zu verwüsten? Der Herr hat mir gesagt: Ziehe hinauf gegen dieses Land und verheere es!" Aufforderung zum Abfall von HiskijaDa baten Eljakim, der Sohn des Hilkija, Schebna und Joach den Obermundschenk: "Sprich doch aramäisch mit deinen Knechten! Wir verstehen es ja. Rede nicht judäisch mit uns vor den Ohren der Leute, die auf der Mauer stehen!"  Doch der Obermundschenk erwiderte ihnen: "Hat mich denn mein Herr zu deinem Herrn und zu dir geschickt, um dieses zu verkünden, und nicht vielmehr zu den Leuten, die dort auf der Mauer sitzen, um schließlich zusammen mit euch ihren eigenen Kot zu verzehren und ihren Harn zu trinken?" Da trat der Obermundschenk vor und rief mit lauter Stimme auf judäisch die Worte: "Vernehmt die Botschaft des Großkönigs, des Königs von Assur! So spricht der König: Laßt euch von Hiskija nicht betören! Denn er vermag euch nicht aus meiner Gewalt zu erretten. Laßt euch von Hiskija auch nicht auf den Herrn vertrösten, wenn er sagt: Der Herr wird uns sicherlich erretten; er wird diese Stadt nicht in die Gewalt des Königs von Assur geben. Hört nicht auf Hiskija! Denn so spricht der König von Assur: Schließt Frieden mit mir und ergebt euch mir! Dann soll jeder aus euch von seinem Weinstock und seinem Feigenbaum essen und jeder das Wasser seiner Zisterne trinken, bis ich komme und euch in ein Land hole, das dem euren gleicht, ein Land voll Korn und Most, ein Land voll Brot und Weinbergen, ein Land voll Ölbäumen und Honig. Ihr werdet am Leben bleiben und nicht sterben. Doch hört nicht auf Hiskija! Er betört euch nur, wenn er sagt: Der Herr wird uns erretten! Haben denn die Götter der Völker ihr Land aus der Gewalt des Königs von Assur errettet? Wo sind die Götter von Hamat und Arpad? Wo die Götter von Sefarwajim, Hena und Awa? Haben sie vielleicht Samaria aus meiner Gewalt errettet?  Wer sind denn unter allen Göttern der Völker jene, die ihr Land aus meiner Gewalt errettet haben, daß nun der Herr Jerusalem aus meiner Gewalt erretten sollte?" Das Volk aber schwieg still und gab ihm keine Antwort. Denn der König hatte den Befehl ausgegeben: "Ihr sollt ihm nicht antworten!" Hierauf begaben sich der Vorsteher des Palastes Eljakim, der Sohn des Hilkija, der Staatsschreiber Schebna und der Kanzler Joach, der Sohn Asafs, mit zerrissenen Kleidern zu Hiskija und berichteten ihm, was der Obermundschenk gesagt hatte. Der Prophet Jesaja ermutigt HiskijaAls König Hiskija dies vernahm, zerriß er seine Kleider, hüllte sich in ein Bußgewand und begab sich in den Tempel des Herrn. Den Vorsteher des Palastes Eljakim, den Staatsschreiber Schebna und die Ältesten der Priesterschaft schickte er, ebenfalls in Sacktuch gehüllt, zum Propheten Jesaja, dem Sohn des Amoz. Sie sagten zu ihm: "So spricht Hiskija: Ein Tag der Not, der Züchtigung und der Schmähung ist der heutige Tag. Denn die Kinder sind bis zum Muttermund gekommen, aber es fehlt an Kraft zum Gebären.  Vielleicht hört der Herr, dein Gott, all die Worte des Obermundschenks, den sein Herr, der König von Assur, hergesandt hat, um den lebendigen Gott zu verhöhnen, und straft ihn wegen der Reden, die der Herr, dein Gott, vernommen hat. Lege darum Fürbitte ein für den Rest, der noch vorhanden ist!"  Als nun die Diener des Königs Hiskija zu Jesaja kamen, gab Jesaja ihnen zur Antwort: "Meldet das eurem Herrn: So spricht der Herr: Fürchte dich nicht wegen der Reden, die du gehört hast, als mich die Diener des Königs von Assur verhöhnten! Siehe, ich werde ihm einen Entschluß eingeben, daß er, wenn er eine Kunde vernimmt, in sein Land zurückkehrt. In seinem Land aber will ich ihn durch das Schwert umkommen lassen." DIE ZWEITE GESANDTSCHAFT SANHERIBSSanheribs DrohschreibenAuf der Heimkehr traf der Obermundschenk den König von Assur bei der Belagerung von Libna. Er hatte nämlich erfahren, daß dieser von Lachisch abgezogen sei.  Als Sanherib nun von Tirhaka, dem König von Kusch, zu Ohren kam, er sei zum Kampf gegen ihn ausgerückt, schickte er abermals Boten an Hiskija und befahl:  "Überbringt folgende Botschaft an Hiskija, den König von Juda: Laß dich nicht von deinem Gott, auf den du vertraust, betören, indem du denkst, Jerusalem werde nicht in die Hände des Königs von Assur fallen. Du hast selbst gehört, wie die Könige von Assur gegen alle Länder durch Vollstreckung des Bannes vorgegangen sind. Und du solltest so davonkommen? Haben etwa die Götter der Völker, die von meinen Vätern vernichtet wurden, diese gerettet, Gosan, Haran und Rezef, die Söhne von Eden, die in Telassar wohnten?  Wo ist der König von Hamat, der König von Arpad, der König der Stadt Sefarwajim, wo sind die Könige von Hena und Awa?" Hiskijas Gebet um ErrettungHiskija nahm das Schreiben von den Boten entgegen. Als er es gelesen hatte, ging Hiskija in den Tempel des Herrn hinauf und breitete es dort vor dem Herrn aus. Dann betete Hiskija vor dem Herrn folgendermaßen: "Herr, Gott Israels! Du thronst über den Kerubim. Du allein bist der Gott über alle Reiche auf Erden. Du bist es, der Himmel und Erde geschaffen. Neige, o Herr, dein Ohr und höre! Öffne, o Herr, deine Augen und sieh! Habe acht auf die Worte, die Sanherib mir hier übersendet, um den lebendigen Gott zu verhöhnen! Es ist zwar richtig, Herr, daß die Könige von Assur die Völker und ihre Länder verheert und ihre Götter dem Feuer übergeben haben. Aber das waren auch keine Götter, sondern Gebilde von Menschenhand, Holz und Stein. Darum konnte man sie vernichten. Nun aber, Herr, unser Gott, bringe uns Rettung aus seiner Hand, damit alle Reiche auf Erden erkennen, daß du, o Herr, allein Gott bist!" Die Weissagung des Jesaja: 'Nicht eindringen wird er in diese Stadt!'Nun sandte Jesaja, der Sohn des Amoz, zu Hiskija folgende Botschaft: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Das Gebet, das du wegen Sanherib, des Königs von Assur an mich gerichtet hast, habe ich erhört. Folgenden Spruch hat der Herr über ihn getan: "Es lacht über dich, es spottet dein die Jungfrau, die Tochter Zion; es schüttelt hinter dir her das Haupt die Tochter Jerusalem. Wen hast du gelästert, wen verhöhnt, gegen wen die Stimme erhoben, emporgeworfen den stolzen Blick? - Gegen den Heiligen Israels! Gelästert hast du durch deine Boten den Herrn. Du dachtest: Durch die Macht meiner Wagen habe ich der Berge Höhen erklommen, den Gipfel des Libanon. Gefällt habe ich die ragenden Zedern, die schönsten Zypressen. Bis zum obersten Gipfel bin ich gedrungen, in die reichste seiner Waldungen. Brunnen grub ich und konnte mich laben an fremden Naß, durch den Tritt meiner Füße ließ ich ausdorren alle Ströme Ägyptens.  Ging es dir immer noch nicht auf? Von längst her habe ich es bereitet, geplant seit den Tagen der Vorzeit. Jetzt ließ ich es geschehen, daß feste Städte du wandeln solltest in wüste Trümmer. In Ohnmacht bebten ihre Bewohner und wurden zuschanden, wurden wie Kraut auf dem Feld, wie sprießendes Grün, wie Gras auf dem Dach, wie Korn, das versengt ward, noch ehe es gereift.  Offenbar ist mir dein Aufstehen und dein Ruhen, dein Gehen und dein Kommen kenne ich wohl, auch dein Toben, das gegen mich gerichtet. Weil du dich nun gegen mich aufbäumst und dein Trotz mir zu Ohren drang, ziehe ich dir meinen Ring in die Nase, lege meinen Zaum auf deine Lippen und zwinge dich heim des Weges, den du kamst. Das aber soll dir (Hiskija) zum Zeichen sein: Dieses Jahr wird man essen, was nachwächst, im folgenden Jahr, was brachwächst, doch im dritten Jahr sollt ihr wieder säen und ernten, Weinberge anlegen und ihre Früchte genießen.  Was von Judas Haus dann entronnen und übriggeblieben, treibt Wurzeln nach unten, nach oben treibt es Frucht. Denn ein Rest geht aus von Jerusalem, eine Schar, die gerettet, vom Zionsberg. Des Herrn der Heerscharen Eifer wird solches vollbringen. Darum spricht der Herr über Assurs König: Nicht eindringen wird er in diese Stadt und keinen Pfeil hineinschießen. Nicht anrennen soll er gegen sie mit dem Schild, noch aufwerfen gegen sie einen Wall. Des Weges, den er kam, zieht er wieder von hinnen. Nicht eindringen soll er in diese Stadt! - So lautet der Spruch des Herrn! Umhegen werde ich diese Stadt, sie zu retten um meinetwillen und meines Dieners David willen!" Sanheribs Abzug und ErmordungIn derselben Nacht ging der Engel des Herrn aus und streckte im Lager der Assyrer 185.000 Mann nieder. Als man am Morgen aufstand, fand man sie alle als Leichen.  Sofort brach Sanherib, der König von Assur, auf und zog heim. Er blieb in Ninive. Als er einmal im Tempel seines Gottes Nisroch anbetete, erschlugen ihn seine Söhne Adrammelech und Sarezer mit dem Schwert. Dann flohen sie in das Land Ararat. Sein Sohn Asarhaddon wurde König an seiner Statt.  Krankheit und Heilung des HiskijaIn jener Zeit erkrankte Hiskija auf den Tod. Der Prophet Jesaja, der Sohn des Amoz, kam zu ihm und sagte zu ihm: "So spricht der Herr: Bestelle dein Haus; denn du wirst sterben und nicht mehr genesen!"  Da kehrte dieser sein Gesicht der Wand zu und richtete folgendes Gebet an den Herrn: "Ach, Herr, denke doch daran, daß ich in Treue und mit ungeteiltem Herzen vor dir gewandelt bin und getan habe, was dir wohlgefällig ist!" Und Hiskija brach in lautes Weinen aus. Jesaja aber hatte den mittleren Vorhof noch nicht verlassen, da erging das Wort des Herrn an ihn: "Kehre um und melde Hiskija, dem Fürsten meines Volkes: So spricht der Herr, der Gott Davids, deines Ahnherrn: Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. So will ich dich denn wieder gesund werden lassen. Schon übermorgen wirst du zum Tempel des Herrn hinaufgehen. Fünfzehn Jahre will ich zu deiner Lebenszeit hinzufügen. Auch will ich dich und diese Stadt aus der Gewalt des Königs von Assur erretten und diese Stadt beschirmen um meinet- und meines Dieners David willen." Hierauf befahl Jesaja: "Holt einen Feigenkuchen!" Man brachte ihn und legte ihn auf das Geschwür. Da wurde er gesund.  Das BestätigungszeichenHiskija hatte den Jesaja gefragt: "Welches ist das Zeichen dafür, daß der Herr mir Genesung schenken wird und ich übermorgen in den Tempel des Herrn hinaufgehen kann?" Jesaja antwortete: "Folgendes soll dir vom Herrn als Zeichen dienen, daß der Herr seine Verheißung, die er gegeben hat, erfüllen wird: Soll der Schatten zehn Stufen vorwärts oder zehn Stufen rückwärts gehen?"  Hiskija antwortete: "Es ist für den Schatten ein leichtes, zehn Stufen abwärts zu gehen. Nein, der Schatten soll um zehn Stufen rückwärts gehen." Der Prophet Jesaja rief nun zum Herrn, und dieser ließ den Schatten, der auf den Stufen des Ahas schon herabgestiegen war, zehn Stufen zurückgehen. Die Gesandtschaft aus BabelIn jener Zeit sandte Merodach-Baladan, der Sohn Baladans, der König von Babel, ein Schreiben und Geschenke an Hiskija. Er hatte nämlich gehört, daß Hiskija krank sei.  Hiskija freute sich darüber und zeigte den Boten sein ganzes Schatzhaus, das Silber und Gold, die Spezereien und das kostbare Öl, sein ganzes Zeughaus sowie alles, was sich in den Schatzkammern vorfand. In seinem Palast und im ganzen Bereich seiner Herrschaft gab es nichts, was ihnen Hiskija nicht gezeigt hätte. 'Alles wird nach Babel weggeschleppt!'Der Prophet Jesaja begab sich nun zum König Hiskija und fragte ihn: "Was haben diese Männer gewollt, und woher sind sie zu dir gekommen?" Hiskija antwortete: "Aus einem fernen Land sind sie gekommen, aus Babel."  Jener fragte weiter: "Was haben sie in deinem Palast gesehen?" Hiskija erwiderte: "Alles, was in meinem Palast ist, haben sie gesehen. Es gibt in meinen Schatzkammern nichts, was ich ihnen nicht gezeigt hätte." Jesaja sagte zu Hiskija: "Höre das Wort des Herrn:  Es wird die Zeit kommen, wo alles, was sich in deinem Palast findet, was deine Väter aufgehäuft haben bis zum heutigen Tag, nach Babel weggeschleppt wird. Nichts wird zurückbleiben - so spricht der Herr - und von deinen leiblichen Söhnen, die dir noch geboren werden, wird man einige nehmen, daß sie im Palast des Königs von Babel Kämmererdienste verrichten." Hiskija antwortete dem Jesaja: "Das Wort des Herrn, das du mir verkündet hast, ist recht", und fügte bei: "Möchte doch, solange ich lebe, Frieden und Sicherheit herrschen!" Die übrige Geschichte des Hiskija, all seine Siege, und wie er den Teich und die Wasserleitung anlegte und das Wasser in die Stadt leitete, ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Juda.  Als Hiskija zu seinen Vätern entschlafen war, wurde sein Sohn Manasse König an seiner Statt. ERNEUTER ABFALL UNTER MANASSE UND AMONGottlosigkeit des ManasseManasse war zwölf Jahre alt, als er König wurde, und regierte 55 Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Hefzi-Bah.  Er tat, was dem Herrn mißfiel, indem er die Greuel der Völker nachahmte, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte. Die Höhen, die sein Vater Hiskija zerstört hatte, baute er wieder auf, errichtete dem Baal Altäre, ließ eine Aschere herstellen, wie König Ahab von Israel getan hatte, betete das ganze Sternenheer des Himmel an und diente ihm.  Sogar im Tempel des Herrn, von dem der Herr verkündet hatte: "In Jerusalem will ich meinen Namen wohnen lassen", erbaute er Altäre.  Dem ganzen Sternenheer des Himmel errichtete er Altäre in den beiden Vorhöfen des Tempels des Herrn. Seinen eigenen Sohn ließ er durchs Feuer gehen, trieb Zauberei und Wahrsagerei und bestellte Totenbeschwörer und Zeichendeuter. So tat er vieles, was dem Herrn mißfiel, und reizte ihn so zum Zorn. Auch das Bild der Aschera, das er hatte anfertigen lassen, stellte er im Tempel auf, von dem der Herr dem David und seinem Sohn Salomo verheißen hatte: "Diesen Tempel und Jerusalem, das ich aus allen Stämmen Israels auserwählt habe, werde ich für immer zur Wohnstatt meines Namens machen. Ich werde nicht mehr Israels Füße flüchtig werden lassen aus dem Land, das ich ihren Vätern gegeben habe, wofern sie nur darauf bedacht sind, getreulich so zu tun, wie ich ihnen geboten, und zwar genau nach dem Gesetz, das ihnen mein Diener Mose anbefohlen hat." - Doch sie gehorchten nicht, und Manasse verführte sie dazu, es noch ärger zu treiben als die Völker, die der Herr vor den Israeliten vertilgt hatte. Drohung ohne GnadeSo verkündete der Herr durch seine Diener, die Propheten: "Weil Manasse, der König von Juda, diese Greuel verübt und es noch ärger getrieben hat, als es vor ihm die Amoriter taten, und weil er auch Juda durch seinen Götzendienst verführt hat," - spricht der Herr, der Gott Israels: "werde ich Unheil über Jerusalem und Juda kommen lassen, daß allen, die davon hören, beide Ohren gellen werden. Ich werde an Jerusalem die Meßschnur von Samaria und das Senkblei des Hauses Ahabs anlegen und Jerusalem ausscheuern, wie man eine Schüssel ausscheuert und dann umstülpt.  Ich werde den Überrest meines Erbbesitzes verstoßen und der Gewalt ihrer Feinde überlassen. Allen ihren Feinden werden sie zu Raub und Beute werden,  weil sie getan, was mir mißfällt, und meinen Zorn herausgefordert haben von dem Tag an, da ihre Väter Ägypten verließen, bis auf den heutigen Tag." - Grausamkeit des ManasseAuch sehr viel unschuldiges Blut vergoß Manasse, so daß er Jerusalem von einem Ende bis zum anderen damit anfüllte. Außerdem verging er sich dadurch, daß er Juda verführte zu tun, was dem Herrn mißfiel.  Die übrige Geschichte des Manasse, all seine Taten und die Sünden, die er beging, ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Juda. Als Manasse zu seinen Vätern entschlafen war, wurde er im Garten seines Palastes, im Garten Usas, begraben. Sein Sohn Amon wurde König an seiner Statt. AmonAls Amon König wurde, war er 22 Jahre alt. Er regierte zwei Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Meschullemet und war eine Tochter des Haruz aus Jotba. Er tat, was dem Herrn mißfiel, wie sein Vater Manasse getan hatte. Er wandelte ganz auf dem Weg, den sein Vater gegangen war, diente den Götzen, denen sein Vater gedient hatte, und betete sie an. Er verließ den Herrn, den Gott seiner Väter, und wandelte nicht auf dem Weg des Herrn. Eines Tages verschworen sich gegen Amon seine Diener und ermordeten den König in seinem Palast. Die Bevölkerung aber erschlug alle, die sich gegen König Amon verschworen hatten. Seinen Sohn Joschija erhob die Bevölkerung zum König an seiner Statt. Die übrige Geschichte Amons und seine Taten sind aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Juda. Man begrub ihn in seiner Begräbnisstätte im Garten Usas, und sein Sohn Joschija wurde König an seiner Statt. NEUORDNUNG DES GOTTESDIENSTES UNTER JOSCHIJADie Auffindung des GesetzbuchesJoschija war acht Jahre alt, als er König wurde. Er regierte 31 Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Jedida und war eine Tochter Adajas aus Bozkat. Er tat, was dem Herrn wohlgefiel, und wandelte ganz auf dem Weg seines Ahnherrn David. Er wich nicht davon ab, weder zur Rechten noch zur Linken. Im 18ten Jahr des Königs Joschija sandte der König den Schreiber Schafan, den Sohn Azaljas, den Enkel Meschullams, in den Tempel des Herrn mit der Weisung: "Geh hinauf zum Hohenpriester Hilkija! Er soll das Geld bereit machen, das in den Tempel des Herrn gebracht worden ist und das die Schwellenhüter vom Volk eingesammelt haben. Man soll es den Werkführern aushändigen, die am Tempel des Herrn als Aufseher bestellt sind. Diese sollen es den Werkleuten auszahlen, die am Tempel des Herrn mit der Ausbesserung der Bauschäden des Tempels beschäftigt sind, den Zimmerleuten, den Bauleuten und Maurern, und es zum Ankauf von Holz und Bruchsteinen zur Instandhaltung des Tempels verwenden. Doch soll man das Geld, das man ihnen aushändigt, mit ihnen nicht verrechnen. Denn sie handeln auf Treu und Glauben." Da berichtete der Hohepriester Hilkija dem Schreiber Schafan: "Ich habe das Gesetzbuch im Tempel des Herrn gefunden." Hilkija übergab das Buch dem Schreiber Schafan, und dieser las es.  Darauf begab sich der Schreiber Schafan zum König und erstattet dem König folgenden Bericht: "Deine Diener haben das Geld, das sich im Tempel vorfand, ausgeschüttet und es den Werkführern ausgehändigt, die am Tempel des Herrn aufgestellt sind." Zugleich meldete der Schreiber Schafan dem König: "Der Priester Hilkija hat mir ein Buch gegeben", und Schafan las es dem König vor. Als der König den Inhalt des Gesetzes hörte, zerriß er seine Kleider. Dann gab der König dem Priester Hilkija, Ahikam, dem Sohn Schafans und Achbor, dem Sohn Michas, dem Schreiber Schafan und Asaja, dem Diener des Königs, folgende Weisung: "Geht, befragt den Herrn für mich, für das Volk und für ganz Juda über den Inhalt dieses Buches, das man aufgefunden hat! Denn groß ist des Herrn Zorn, der gegen uns entbrannt ist, weil unsere Väter auf die Vorschriften dieses Buches nicht gehört haben, um all das zu tun, was darin geschrieben steht!" Befragung der Prophetin HuldaSo ging denn der Priester Hilkija mit Ahikam, Achbor, Schafan und Asaja zur Prophetin Hulda, der Frau des Verwalters der Kleiderkammer Schallum, des Sohnes Tikwas, des Enkels des Harhas, die im zweiten Bezirk in Jerusalem wohnte, und befragten sie.  Sie gab ihnen folgende Auskunft: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Sagt dem Mann, der euch zu mir gesandt hat: So spricht der Herr: Ich will über diesen Ort und seine Bewohner Unheil bringen, den ganzen Inhalt dieses Buches, das der König von Juda gelesen hat. Darum, weil sie mich verließen und anderen Göttern Räucheropfer darbrachten, um mich mit all dem Machwerk ihrer Hände zu reizen, soll mein Zorn gegen diesen Ort entbrennen und nicht erlöschen. Dem König von Juda aber, der euch gesandt hat, um den Herrn zu befragen, meldet folgendes: So spricht der Herr, der Gott Israels, betreffs all der Worte, die du gehört hast: Weil dein Herz demütig war und du dich vor dem Herrn beugtest, als du hörtest, was ich diesem Ort und seinen Bewohnern angedroht habe, daß sie nämlich Gegenstand des Entsetzens und des Fluches werden sollen, und weil du deine Kleider zerrissest und vor mir weintest, so habe auch ich dir Gehör geschenkt, spricht der Herr. Darum sollst du, wenn ich dich zu deinen Vätern versammele, in Frieden in dein Grab gelegt werden. Deine Augen sollen all das Unheil nicht schauen, das ich über diesen Ort bringen werde." - So erstatteten sie dem König Bericht. Der neue BundesschlußNun sandte der König Boten aus, und sie versammelten bei ihm alle Ältesten von Juda und von Jerusalem. Der König ging zum Tempel des Herrn hinauf und mit ihm alle Männer von Juda und alle Bewohner Jerusalems, ebenso die Priester und Propheten, das ganze Volk, groß und klein. Dort las er ihnen den ganzen Inhalt des Bundesbuches vor, das im Tempel des Herrn aufgefunden worden war. Hierauf trat der König auf seinen Standort und schloß vor dem Herrn den Bund, daß sie dem Herrn folgen und seine Gebote, seine Verordnungen und Satzungen mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele beobachten wollten, um so den Vorschriften dieses Bundes, die in diesem Buch aufgezeichnet waren, nachzukommen. Und alles Volk trat dem Bund bei. Die TempelreinigungDer König befahl alsdann dem Hohenpriester Hilkija und den Priester des zweiten Ranges sowie den Schwellenhütern, alle Geräte, die für Baal und Aschera und das ganze Sternenheer des Himmel angefertigt worden waren, aus dem Tempel des Herrn hinauszuschaffen. Er ließ sie außerhalb Jerusalems auf den Grundstücken am Kidron verbrennen und die Asche davon nach Bet-El schaffen.  Auch beseitigte er die Götzenpriester, die die Könige von Juda eingesetzt hatten und die auf den Höhen in den Städten Judas und in der Umgebung Jerusalems Rauchopfer darbrachten, sowie jene, die dem Baal, der Sonne und dem Mond, den Bildern des Tierkreises und dem ganzen Heer des Himmels Rauchopfer dargebracht hatten. Auch die Aschere ließ er aus dem Tempel des Herrn hinaus vor Jerusalem ins Kidrontal bringen und sie im Kidrontal verbrennen, zu Staub zerstampfen und den Staub davon in die Gräber des gemeinen Volkes werfen.  Auch die Wohnungen der Dirnen im Tempel des Herrn, in denen die Frauen Kleider für die Aschera webten, ließ er niederreißen.  Ferner ließ er alle Priester aus den Städten Judas kommen und die Höhen von Geba bis Beerscheba, wo die Priester Rauchopfer dargebracht hatten, verunreinigen. Weiter ließ er die Darstellung der Bocksdämonen zerstören, die sich vor dem Eingang zum Tor des Stadthauptmanns Josua befanden - zur linken Seite, wenn man zum Stadttor hineinkommt.  Doch durften die Höhenpriester den Altar des Herrn zu Jerusalem nicht besteigen, sondern nur ungesäuerte Brote inmitten ihrer Amtsbrüder essen.  Auch das Tofet im Ben-Hinnom-Tal erklärte er für unrein, damit niemand mehr seinen Sohn zu Ehren des Moloch durch das Feuer gehen lasse.  Ferner ließ er die Pferde entfernen, die die Könige von Juda zu Ehren der Sonne am Eingang zum Tempel des Herrn bei der Zelle des Kämmerers Netan-Melech am Parwar aufgestellt hatten, und verbrannte die Sonnenwagen im Feuer.  Die Altäre auf dem Dach des Obergemaches des Ahas, die die Könige von Juda errichtet hatten, sowie die Altäre, die Manasse in den beiden Vorhöfen des Tempels des Herrn erbaut hatte, ließ der König abbrechen, hinausbringen und den Schutt in das Kidrontal werfen. Die Höhen östlich von Jerusalem, südlich vom Berg des Ärgernisses, ließ der König verunreinigen. Salomo, der König von Israel, hatte sie der Astarte, dem greulichen Götzen der Sidonier, dem Kemosch, dem greulichen Götzen der Moabiter, und dem Milkom, dem Scheusal der Ammoniter, errichten lassen. Er ließ die Steinmale zerschlagen, die Ascheren umhauen und ihren Platz mit Menschengebeinen füllen.  Joschija in Bet-El und SamariaAuch den Altar in Bet-El, die Höhe, die Jerobeam, der Sohn Nebats, der Israel zur Sünde verführte, errichtet hatte, auch diesen Altar, diese Höhe ließ er niederreißen. Er ließ die Höhen niederbrennen, zu Staub zerstampfen und die Aschere verbrennen. Als sich Joschija umwandte und dort die Gräber auf dem Berg sah, sandte er hin und ließ die Gebeine aus den Gräbern nehmen, auf dem Altar verbrennen und ihn so verunreinigen gemäß dem Wort des Herrn, das der Gottesmann, der diese Dinge voraussagte, verkündet hatte. Als er fragte: "Was ist das für ein Grabmal, das ich dort sehe?", antworteten ihm die Männer der Stadt: "Das ist das Grab des Gottesmannes, der von Juda gekommen ist und jene Dinge vorausgesagt hat, die du jetzt am Altar von Bet-El ausgeführt hast." Er befahl: "Laßt ihn ruhen! Niemand störe seine Gebeine!" So ließ man denn seine Gebeine unversehrt samt den Gebeinen des Propheten, der von Samaria stammte. Auch alle Höhentempel in den Städten Samarias, die die Könige von Israel errichtet hatten, um den Herrn zu reizen, entfernte Joschija und verfuhr mit ihnen ganz so, wie er in Bet-El getan hatte. Alle Höhenpriester aber, die sich daselbst befanden, ließ er auf den Altären schlachten und die Menschengebeine darauf verbrennen. Dann kehrte er nach Jerusalem zurück. Feier des PaschafestesNun befahl der König dem ganzen Volk: "Feiert zu Ehren des Herrn, eures Gottes, das Paschafest, so wie es in diesem Bundesbuch geschrieben steht!" Denn solch ein Paschafest war seit den Tagen der Richter, die Israel gerichtet haben, und während der ganzen Zeit der Könige von Israel und von Juda nicht mehr gefeiert worden.  Erst im 18ten Jahr des Königs Joschija wurde dieses Paschafest zu Ehren des Herrn in Jerusalem begangen. Säuberung des Landes vom GötzendienstAuch die Totenbeschwörer und Zeichendeuter, die Terafim und Götzen, überhaupt alle Götzenscheusale, die in Juda und Jerusalem zu sehen waren, vertilgte Joschija, um die Vorschriften des Gesetzes zu erfüllen, die in dem Buch aufgezeichnet waren, das der Priester Hilkija im Tempel des Herrn gefunden hatte. Es gab vor ihm keinen König seinesgleichen, der so von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller Kraft zum Herrn zurückgekehrt wäre, ganz nach dem mosaischen Gesetz. Auch nach ihm erstand keiner seinesgleichen. Dennoch: Gottes Zorn ohne ErbarmenDennoch ließ der Herr von seinem gewaltigen, glühenden Zorn nicht ab, in dem er gegen Juda entbrannt war wegen all der Ärgernisse, durch die Manasse ihn gereizt hatte. Der Herr hatte sich vorgenommen: "Auch Juda will ich von meinem Angesicht verstoßen, wie ich Israel verstieß, und diese Stadt verwerfen, die ich erwählt hatte, Jerusalem und den Tempel, von dem ich gesagt habe, mein Name solle dort seine Wohnstatt haben." Die übrige Geschichte des Joschija und alles, was er unternahm, ist im Buch der Geschichte der Könige von Juda aufgezeichnet. Das Ende JoschijasZu seiner Zeit zog der Pharao Necho, der König von Ägypten, zum König von Assur an den Eufrat. König Joschija trat ihm entgegen. Doch jener verwundete ihn tödlich bei Megiddo, sobald er seiner ansichtig geworden war.  Seine Diener fuhren den Sterbenden von Megiddo fort und brachten ihn nach Jerusalem, wo sie ihn in seiner Grabstätte beisetzten. Die Bevölkerung des Landes aber nahm Joahas, den Sohn Joschijas, ließ in salben und machte ihn zum König an seines Vaters Statt. DIE LETZTEN KÖNIGE VOR DER ZERSTÖRUNG JERUSALEMSJoahasJoahas war 23 Jahre alt, als er König wurde, und regierte drei Monate in Jerusalem. Seine Mutter hieß Hamutal und war eine Tochter Jirmejas aus Libna. Er tat, was dem Herrn mißfiel, ganz wie es seine Väter getan. Der Pharao Necho ließ ihn in Ribla im Land Hamat gefangensetzen, damit er nicht länger König in Jerusalem sei, und legte dem Land ein Buße von 100 Talenten Silber und einem Talent Gold auf.  Dann machte der Pharao Necho den Eljakim, den Sohn des Joschija, zum König an Stelle seines Vaters Joschija und änderte seinen Namen in Jojakim. Den Joahas aber nahm er mit sich. So kam dieser nach Ägypten und starb daselbst.  Jojakim lieferte das Silber und Gold dem Pharao ab. Er mußte aber dem Land eine Steuer auferlegen, um das Geld gemäß der Forderung des Pharao abliefern zu können. So wie jeder geschätzt worden war, trieb er von der Bevölkerung des Landes das Silber und Gold ein, um es dem Pharao Necho abzuliefern. Jojakim - Babels UntertanJojakim war 25 Jahre alt, als er König wurde, und regierte 11 Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Sebuda und war eine Tochter Pedajas aus Ruma.  Er tat, was dem Herrn mißfiel, ganz wie es seine Väter getan hatten. Zu seiner Zeit rückte Nebukadnezzar, der König von Babel heran. Jojakim war ihm drei Jahre lang untertan. Danach fiel er wieder von ihm ab.  Der Herr sandte gegen ihn die Streifscharen der Chaldäer, der Aramäer, der Moabiter und der Ammoniter. Die schickte er gegen Juda, um es zugrunde zu richten gemäß der Androhung des Herrn, die er durch seine Diener, die Propheten, hatte verkünden lassen. Nur auf Anordnung des Herrn brach solches über Juda herein, um es von seinem Angesicht zu verstoßen wegen der Sünden des Manasse, infolge alles dessen, was dieser getan hatte. Auch das unschuldige Blut, das er vergossen, und daß er Jerusalem mit unschuldigem Blut geradezu angefüllt hatte, das wollte ihm der Herr nicht vergeben. Die übrige Geschichte Jojakims und alles, was er unternahm, ist im Buch der Geschichte der Könige von Juda aufgezeichnet. Als Jojakim zu seinen Vätern entschlafen war, wurde sein Sohn Jojachin König an seiner Statt. Der König von Ägypten zog fortan nicht mehr aus seinem Land fort. Denn der König von Babel hatte alles erobert, was dem König von Ägypten gehörte, vom Bach Ägyptens bis zum Eufrat. JojachinJojachin war 18 Jahre alt, als er König wurde, und regierte drei Monate in Jerusalem. Seine Mutter hieß Nehuschta und war eine Tochter Elnatans aus Jerusalem.  Er tat, was dem Herrn mißfiel, ganz wie sein Vater getan hatte. Die erste Verschleppung nach BabelIn jener Zeit zogen die Heerführer Nebukadnezzars, des Königs von Babel, gegen Jerusalem heran, und die Stadt wurde belagert. Als dann noch Nebukadnezzar, der König von Babel, gegen die Stadt heranrückte, während seine Heerführer sie belagerten, begab sich Jojachin, der König von Juda, zum König von Babel hinaus, er samt seiner Mutter, seinen Hofbeamten, Obersten und Kämmerern. Der König von Babel nahm ihn im achten Jahr seiner Regierung gefangen.  Er ließ alle Schätze des Tempels des Herrn und die Schätze des königlichen Palastes von dort wegbringen und alle goldenen Gefäße zerschlagen, die Salomo, der König von Israel, im Tempel des Herrn auf Befehl des Herrn hatte anfertigen lassen. Ganz Jerusalem führte er gefangen fort, alle Obersten und alle kriegstüchtigen Männer, 10.000 Gefangene, dazu alle Schmiede und Schlosser. Nur das arme Volk des Landes blieb noch übrig. Auch Jojachin führte er gefangen nach Babel, ebenso die Mutter des Königs, die Frauen des Königs, seine Kämmerer und die Vornehmen des Landes führte er als Gefangene von Jerusalem nach Babel ab;  dazu alle kriegstüchtigen Männer, 7.000 an der Zahl, sowie die Schmiede und Schlosser, 1.000 Mann, alles kriegstüchtige Leute. Die brachte der König von Babel als Gefangene nach Babel. Den Mattanja, den Onkel Jojachins, machte der König von Babel zum König an seiner Statt und gab ihm den Namen Zidkija. DIE ZERSTÖRUNG JERUSALEMS UND DER UNTERGANG DES REICHESZidkija - König von Babels GnadenZidkija war 21 Jahre alt, als er König wurde. Er regierte elf Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Hamutal und war eine Tochter Jirmejas aus Libna.  Er tat, was dem Herrn mißfiel, ganz wie es Jojakim getan. Denn infolge des Zornes des Herrn kam es mit Jerusalem und Juda so weit, daß er sie von seinem Angesicht verstieß. - Zidkija fiel vom König von Babel ab. Belagerung JerusalemsIm neunten Jahr seiner Regierung, im zehnten Monat, am zehnten Tag des Monats, rückte Nebukadnezzar, der König von Babel, mit seiner ganzen Heeresmacht gegen Jerusalem und belagerte es. Man führte ringsum einen Wall auf.  Die Stadt blieb belagert bis zum elften Jahr des Königs Zidkija. Der Fluchtversuch des KönigsAm neunten Tag des Monats war die Hungersnot in der Stadt so drückend geworden, daß die Bevölkerung des Landes nichts mehr zu essen hatte.  Da wurde eine Bresche in die Stadtmauer gelegt, und alle Kriegsleute flohen des Nachts auf dem Weg durch das Tor zwischen den beiden Mauern, das am Königsgarten liegt, während die Chaldäer die Stadt umlagert hielten. Zidkija wandte sich der Jordanebene zu. Doch die Truppen der Chaldäer jagten dem König nach und holten ihn in den Steppen von Jericho ein, nachdem sein ganzes Heer ihn verlassen hatte und versprengt worden war. Man ergriff den König und brachte ihn zum König von Babel nach Ribla. Der fällte ihm das Urteil. Die Söhne des Zidkija schlachtete man vor dessen Augen hin, den Zidkija blendete er und legte ihn in Ketten. So brachte man ihn nach Babel. Die Zerstörung JerusalemsAm siebten Tag des fünften Monats, das ist im neunzehnten Jahr des Königs Nebukadnezzar, des Königs von Babel, kam Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, der Diener des Königs von Babel, nach Jerusalem  und brannte den Tempel des Herrn sowie den königlichen Palast und alle Häuser Jerusalems nieder. Alle bedeutenderen Gebäude ließ er in Flammen aufgehen. An der Niederlegung der Mauer Jerusalems beteiligten sich sämtliche chaldäischen Truppen, die dem Obersten der Leibwache unterstanden. Die Wegführung in die GefangenschaftDann führte Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, den Rest der Bevölkerung, der noch in der Stadt übriggeblieben war, ebenso die Überläufer, die zum König von Babel übergegangen waren, sowie den Überrest der Handwerker fort nach Babel. Von den geringen Leuten im Land ließ der Oberste der Leibwache einen Teil als Winzer und Landleute zurück. Die ehernen Säulen am Tempel des Herrn, die fahrbaren Gestelle und das eherne Meer im Tempel des Herrn zerschlugen die Chaldäer und nahmen das Erz davon mit nach Babel. Auch die Töpfe, Schaufeln, Messer, Schalen, alle ehernen Geräte, mit denen man den Dienst verrichtete, nahmen sie fort. Auch die Pfannen und Sprengschalen, die entweder ganz aus Gold oder ganz aus Silber waren, nahm der Oberste der Leibwache an sich. Die beiden Säulen, das eine Meer und die fahrbaren Gestelle, die Salomo für den Tempel des Herrn hatte anfertigen lassen - das Erz all dieser Geräte war nicht zu wägen. Die eine Säule war 18 Ellen hoch. Ein Knauf von Erz war oben darauf. Die Höhe des Knaufes betrug drei Ellen. Ein Geflecht mit Granatäpfeln führte rings um den Knauf, alles von Erz. Ebenso war auch die zweite Säule mit dem Flechtwerk beschaffen. Die Hinrichtungen in RiblaDer Oberste der Leibwache nahm den Hohenpriester Seraja sowie den zweiten Priester Zefanja und die drei Schwellenhüter mit sich.  Weiter nahm er aus der Stadt einen Kämmerer mit, der die Kriegsleute befehligt hatte, und fünf Männer aus der näheren Umgebung des Königs, die sich in der Stadt befanden, ferner den Schreiber des Heeresobersten, der die Bevölkerung des Landes zum Kriegsdienst aushob, und sechzig Mann aus der Bevölkerung des Landes, die sich in der Stadt befanden. Diese also nahm Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, und führte sie nach Ribla zum König von Babel. Der König von Babel aber ließ sie zu Ribla im Land Hamat hinrichten. - So führte er Juda von seinem Heimatboden weg. GedaljaÜber das Volk, das Nebukadnezzar, der König von Babel, zurückließ, und das im Land Juda zurückgeblieben war, setzte er Gedalja, den Sohn Ahikams, einen Enkel Schafans. Als nun die Heeresobersten samt ihren Leuten hörten, daß der König von Babel den Gedalja eingesetzt habe, begaben sie sich zu Gedalja nach Mizpa: Jischmael, der Sohn Netanjas, Johanan, der Sohn Kareachs, Seraja, der Sohn Tanhumets aus Netofa, und Jaasanja, der Sohn des Maachatiters, mit ihren Leuten.  Gedalja schwur ihnen und ihren Leuten und sagte zu ihnen: "Fürchtet euch nicht vor den Chaldäern; bleibt im Land und seid dem König von Babel untertan! Es wird euch dann gut gehen!" Doch im siebten Monat kam Jischmael, der Sohn Netanjas, der Enkel Elischamas, aus königlichem Geschlecht, und mit ihm zehn Männer. Die schlugen Gedalja mit den Juden und Chaldäern, die bei ihm in Mizpa waren, tot.  Da machte sich das ganze Volk, klein und groß, mit den Heeresobersten auf und zog nach Ägypten; denn sie fürchteten sich vor den Chaldäern. Im 37ten Jahr der Wegführung Jojachins, des Königs von Juda, im zwölften Monat, am 27ten Tag des Monats, begnadigte Ewil-Merodach, der König von Babel, im Jahr seines Regierungsantritts den König Jojachin von Juda und entließ ihn aus dem Gefängnis.  Er redete freundlich mit ihm und wies ihm seinen Sitz an über dem Sitz der anderen Könige, die sich bei ihm in Babel befanden. Er durfte seine Gefängniskleidung ablegen und ständig bei ihm speisen, solange er lebte. Sein Unterhalt, der dauernd war, wurde ihm Tag für Tag, solange er lebte, von seiten des Königs zugewiesen. GESCHLECHTSREGISTERDie UrväterAdam, Set, Enosch,  Kenan, Mahalalel, Jered, Henoch, Metuschelach, Lamech, Noach, Sem, Ham und Jafet. Die Nachkommen JafetsDie Söhne Jafets waren: Gomer, Magog, Madai, Jawan, Tubal, Meschech und Tiras. Die Söhne Gomers waren: Aschkenas, Rifat und Togarma. Die Söhne Jawans waren: Elischa, Tarschisch, die Kittäer und die Rodaniter. Die Nachkommen HamsDie Söhne Hams waren: Kusch, Ägypten, Put und Kanaan. Die Söhne des Kusch waren: Seba, Hawila, Sabta, Ragma und Sabtecha; und die Söhne Ragmas waren: Saba und Dedan. Kusch war der Vater von Nimrod. Dieser war der erste Machthaber auf Erden. Ägypten war der Vater der Luditer, Anamiter, Lehabiter, Naftuhiter, Patrositer und Kasluhiter, von denen die Philister abstammen, ferner die Kaftoriter. Von Kanaan stammen ab: Sidon, sein Erstgeborener, und Het, ferner die Jebusiter, die Amoriter, die Girgaschiter, die Hiwiter, die Arkiter, die Siniter, die Arwaditer, die Zemariter und die Hamatiter. Die Nachkommen SemsDie Söhne Sems waren: Elam, Assur, Arpachschad, Lud, Aram, Uz, Hul, Geter und Meschech. Arpachschad war der Vater von Schelach und Schelach der Vater des Eber. Dem Eber wurden zwei Söhne geboren, der eine hieß Peleg (Teilung), denn zu seiner Zeit teilte sich die Menschheit, sein Bruder hieß Joktan. Von Joktan stammen Almodad, Schelef, Hazarmawet, Jerach, Hadoram, Usal, Dikla, Obal, Abimaël, Saba, Ofir, Hawila und Jobab. Alle diese sind Söhne Joktans. Die VerheißungslinieSem Arpachschad, Schelach, Eber, Peleg, Regu, Serug, Nahor, Terach, Abram, das ist Abraham. Von Abraham bis JakobDie Söhne Abrahams, Ismaels und der KeturaDie Söhne Abrahams sind Isaak und Ismael. Ihr Stammbaum ist folgender: Der Erstgeborene Ismaels war Nebajot; ferner Kedar, Abdeël, Mibsam, Mischma, Duma, Massa, Hadad, Tema, Jetur, Nafisch und Kedma. Dies sind die Söhne Ismaels. Die Söhne der Ketura, der Nebenfrau Abrahams: Sie gebar Simran, Jokschan, Medan, Midian, Jischbak und Schuach. Die Söhne Jokschans waren Saba und Dedan. Die Söhne Midians waren: Efa, Efer, Henoch, Abida und Eldaga. Alle diese sind Nachkommen der Ketura. Die Nachkommen EsausAbraham war der Vater Isaaks. Die Söhne Isaaks sind Esau und Israel. Die Söhne Esaus sind Elifas, Reguël, Jëusch, Jalam und Korach. Die Söhne des Elifas waren: Teman, Omar, Zefo, Gatam, Kenas, Timna und Amalek. Die Söhne Reguëls waren Nahat, Serach, Schamma und Misa. Die Söhne Seïrs waren Lotan, Schobal, Zibon, Ana, Dischon, Ezer und Dischan. Die Söhne Lotans waren Hori und Hemam. Die Schwester Lotans war Timna. Die Söhne Schobals waren Alwan, Manahat, Ebal, Schefi und Onam. Die Söhne Zibons waren Aja und Ana. Der Sohn Anas war Dischon. Die Söhne Dischons waren Hemdan, Eschban, Jitran und Keran. Die Söhne Ezers waren Bilhan, Saawan und Akan. Die Söhne Dischans waren Uz und Aran. Die Könige, die im Land Edom regierten, bevor ein König der Israeliten herrschte, waren: Bela, der Sohn Beors; seine Residenzstadt hieß Dinhaba. Als Bela starb, wurde König an seiner Statt Jobab, der Sohn Serachs, aus Bozra. Als Jobab starb, wurde König an seiner Statt Huscham aus dem Land der Temaniter. Als Huscham starb, wurde Hadad, der Sohn Bedads, König an seiner Statt. Er schlug Midian auf der Hochebene von Moab; seine Residenzstadt hieß Awit. Als Hadad starb, wurde König an seiner Statt Samla aus Masreka. Als Samla starb, wurde König an seiner Statt Schaul aus Rehobot am Strom (Eufrat). Als Schaul starb, wurde König an seiner Statt Baal-Hanan, der Sohn Achbors. Als Baal-Hanan starb, wurde König an seiner Statt Hadad; seine Residenzstadt hieß Pagu; seine Frau hieß Mehetabel; sie war die Tochter Matreds und die Enkelin Me-Sahabs. Als Hadad starb, regierten Gaufürsten in Edom: Gaufürst Timna, Gaufürst Alwa, Gaufürst Jetet, Gaufürst Oholibama, Gaufürst Ela, Gaufürst Pinon, Gaufürst Kenas, Gaufürst Teman, Gaufürst Mibzar, Gaufürst Magdiël, Gaufürst Iram. Das waren die Gaufürsten von Edom. Die Geschlechtsregister der Söhne JakobsFolgendes sind die Söhne Israels: Ruben, Simeon, Levi, Juda, Issachar, Sebulon, Dan, Josef, Benjamin, Naftali, Gad und Ascher. DER STAMM JUDADie Söhne JudasDie Söhne Judas waren: Er, Onan und Schela. Diese drei wurden ihm geboren von der Tochter Schuas, der Kanaaniterin. Aber Er, Judas erstgeborener Sohn, machte sich dem Herrn mißfällig, und so ließ der Herr ihn sterben.  Seine Schwiegertochter Tamar gebar ihm Perez und Serach. Die Gesamtzahl der Söhne Judas betrug fünf. Die Söhne des Perez sind Hezron und Hamul. Die Söhne Serachs waren Simri, Etan, Heman, Kalkol und Darda, insgesamt fünf. Der Sohn Simris war Karmi und der Sohn Karmis Achan, der Israel ins Unglück brachte, indem er sich freventlich am Banngut vergriff. Der Sohn Etans war Asarja. Die Söhne, die Hezron geboren wurden, waren Jerachmeël, Ram und Kaleb. Die Söhne RamsRam war der Vater Amminadabs und Amminadab der Vater Nachschons, des Fürsten der Judäer. Nachschon war der Vater Salmons, Salmon der Vater des Boas. Boas war der Vater Obeds, Obed der des Isai. Isai war der Vater seines Erstgeborenen Eliab, seines zweiten Sohnes Abinadab, seines dritten Schima, seines vierten Netanel, seines fünften Raddaï, seines sechsten Ozem und seines siebten David. Ihre Schwestern waren Zeruja und Abigal. Die Söhne der Zeruja waren Abischai, Joab und Asaël, diese drei. Abigal gebar Amasa. Der Vater Amasas war der Ismaeliter Jeter. Andere Söhne HezronsKaleb, der Sohn Hezrons, zeugte mit seiner Frau Asuba die Jeriot. Deren Söhne waren Jescher, Schobab und Ardon.  Als Asuba starb, heiratete Kaleb Efrata, die ihm den Hur gebar. Hur zeugte Uri, und Uri zeugte Bezalel.  Danach ging Hezron zur Tochter Machirs, des Vaters Gileads. Er war 60 Jahre alt, als er sie nahm, und sie gebar ihm Segub. Segub zeugte Jaïr. Dieser besaß 23 Städte im Land Gilead. Doch die Geschuriter und Aramäer nahmen die Zeltdörfer Jaïrs sowie Kenat und seine Tochterstädte weg, insgesamt 60 Städte. Sie alle hatten den Nachkommen Machirs, des Vaters Gileads, gehört. Nach dem Tod Hezrons kam Kaleb zu Efrata. Eine Frau Hezrons war Abija; sie gebar ihm Aschhur, den Vater Tekoas. Die Nachkommen JerachmeëlsDie Söhne Jerachmeëls, des Erstgeborenen Hezrons, waren: Ram, der Erstgeborene, ferner Buna, Oren, Ozem und Ahija. Jerachmeël hatte noch eine andere Frau namens Atara. Sie war die Mutter Onams. Die Söhne Rams, des Erstgeborenen Jerachmeëls, waren: Maaz, Jamin und Eker. Die Söhne Onams waren Schammai und Jada, und die Söhne Schammais Nadab und Abischur. Die Frau Abischurs hieß Abihajil. Sie gebar ihm Achban und Molid. Die Söhne Nadabs waren Seled und Appajim. Seled starb ohne Nachkommen. Der Sohn Appajims war Jischi, der Sohn Jischis Scheschan und die Tochter Scheschans Achlai. Die Söhne Jadas, des Bruders von Schammai, waren Jeter und Jonatan. Jeter starb ohne Nachkommen. Die Söhne Jonatans waren Pelet und Sasa. Das waren die Nachkommen Jerachmeëls. Scheschan hatte keine Söhne, sondern nur Töchter. Scheschan hatte einen ägyptischen Sklaven namens Jarha. Diesem gab Scheschan seine Tochter zur Frau, und sie gebar ihm Attai. Attai zeugte Natan, Natan zeugte Sabad, Sabad zeugte Eflal, Eflal zeugte Obed, Obed zeugte Jehu, Jehu zeugte Asarja, Asarja zeugte Helez, Helez zeugte Elasa, Elasa zeugte Sismai, Sismai zeugte Schallum, Schallum zeugte Jekamja, und Jekamja zeugte Elischama. Weitere Nachkommen KalebsDie Söhne Kalebs, des Bruders Jerachmeëls, waren: Mescha, sein Erstgeborener - er war der Vater Sifs -, und sein zweiter Sohn Marescha, der Vater Hebrons. Die Söhne Hebrons waren: Korach, Tappuach, Rekem und Schema. Schema zeugte Raham, den Vater Jorkoams, und Rekem zeugte Schammai. Der Sohn Schammais war Maon, und Maon war der Vater von Bet-Zur. Efa, die Nebenfrau Kalebs, gebar Haran, Moza und Gases. Haran zeugte Jahdai. Die Söhne Jahdais waren: Regem, Jotam, Geschan, Pelet, Efa und Schaaf. Kalebs Nebenfrau Maacha gebar Scheber und Tirhana. Sie gebar auch Schaaf, den Vater Madmannas, sowie Schewa, den Vater Machbenas und Gibeas. Die Tochter Kalebs war Achsa. Das waren die Nachkommen Kalebs. Die Söhne Hurs, des Erstgeborenen der Efrata, waren: Schobal, der Vater von Kirjat-Jearim, Salmon, der Vater von Betlehem, und Haref, der Vater von Bet-Gader. Schobal, der Vater von Kirjat-Jearim, hatte als Söhne Reaja und Hazi, den Manahatiter. Die Geschlechter von Kirjat-Jearim waren die Jeteriter, die Putiter, die Schumatiter und die Mischraïter. Von ihnen zweigten ab die Zoraïter und die Eschtaoliter. Die Söhne Salmons waren Betlehem, die Netofatiter, Atrot-Bet-Joab, die Hälfte der Manahatiter und der Zoraïter. Die Geschlechter der Schriftgelehrter, die in Jabez wohnten, die Tiratiter, Schimatiter und Suchatiter, waren Keniter, die von Hammat, dem Vater des Hauses Rechab, stammten.  Die Söhne DavidsFolgendes waren die Söhne Davids, die ihm in Hebron geboren wurde: Der Erstgeborene Amnon von Ahinoam aus Jesreel, der zweite Daniel von Abigajil aus Karmel, der dritte Abschalom, der Sohn der Maacha, der Tochter des Königs Talmai von Geschur, der vierte Adonija, der Sohn der Haggit, der fünfte Schefatja von Abital, der sechste Jitream von seiner Frau Egla. Sechs wurden ihm in Hebron geboren. Hier herrschte er sieben Jahre und sechs Monate. Dann regierte er 33 Jahre in Jerusalem. In Jerusalem wurden ihm folgende geboren: Schima, Schobab, Natan, Salomo - von Batseba, der Tochter Ammiëls, ferner Jibhar, Elischua, Elifelet, Nogah, Nefeg, Jafia, Elischama, Eljada und Elifelet, insgesamt neun. Das sind alle Söhne Davids, abgesehen von den Söhnen der Nebenfrauen. Tamar war ihre Schwester. Die Nachkommen SalomosSalomos Sohn war Rehabeam, dessen Sohn war Abija, dessen Sohn Asa, dessen Sohn Joschafat, dessen Sohn Joram, dessen Sohn Ahasja, dessen Sohn Joasch, dessen Sohn Amazja, dessen Sohn Asarja, dessen Sohn Jotam, dessen Sohn Ahas, dessen Sohn Hiskija, dessen Sohn Manasse, dessen Sohn Amon, dessen Sohn Joschija. Die Söhne Joschijas waren: der Erstgeborene Johanan, der zweite Jojakim, der dritte Zidkija, der vierte Schallum.  Jojakims Söhne waren: Jojachin und Zidkija. Die Söhne Jojachins, des Gefangenen, waren: Schealtiël,  Malkiram, Pedaja, Schenazzar, Jekamja, Hoschama und Nedabja. Die Söhne Pedajas waren Serubbabel und Schimi. Die Söhne Serubbabels waren Meschullam und Hananja. Ihre Schwester war Schelomit.  Meschullams Söhne waren: Haschuba, Ohel, Berechja, Hasadja und Juschab-Hesed, insgesamt fünf. Die Söhne Hananjas waren: Pelatja, Jeschaja, Refaja, Arnan, Obadja und Schechanja. Die Söhne Schechanjas waren: Schemaja, Hattusch, Jigal, Bariach, Nearja und Schafat, insgesamt sechs. Die Söhne Nearjas waren: Eljoënai, Hiskija und Asrikam, insgesamt drei. Die Söhne Eljoënais waren: Hodawja, Eljaschib, Pelaja, Akkub, Johanan, Delaja und Anani, insgesamt sieben. Nachträge zum Stammesregister JudasDie Söhne Judas waren: Perez, Hezron, Kaleb, Hur und Schobal. Reaja, der Sohn Schobals, zeugte Jahat, und Jahat zeugte Ahumai und Lahad. Das waren die Geschlechter der Zoraïter. Und das waren die Söhne Etams: Jesreel, Jischma und Jidbasch. Der Name ihrer Schwester war Hazlelponi. Penuël war der Vater Gedors und Eser der Vater Huschas. Das waren die Nachkommen Hurs, des Erstgeborenen der Efrata, dem Vater von Betlehem. Aschhur, der Vater Tekoas, hatte zwei Frauen, Hela und Naara. Naara gebar ihm Ahusam, Hefer, Temni und Ahaschtari. Das waren die Söhne der Naara. Die Söhne der Hela waren: Zeret, Zohar und Etnan. Koz zeugte Anub, Zobeba, ferner die Geschlechter Aharhels, des Sohnes Harums. Jabez war angesehener als seine Brüder. Seine Mutter hatte ihn Jabez genannt; denn sie sagte: "Ich habe ihn unter Beschwerden geboren".  Jabez rief den Gott Israels an mit den Worten: "Möchtest du mich segnen und mein Gebiet erweitern, mir helfen und gnädig sorgen, daß mich kein Leid trifft." Und Gott erfüllte seine Bitte. Kelub, der Bruder Schuhas, zeugte Mehir, den Vater Eschtons. Eschton zeugte Bet-Rafa, Paseach und Tehinna, den Vater von Ir-Nahasch. Das sind die Männer von Recha. Die Söhne des Kenas waren Otniël und Seraja, die Söhne Otniëls Hatat und Meonotai. Meonotai zeugte Ofra. Seraja zeugte Joab, den Vater von Ge-Haraschim (Tal der Werkmeister); denn sie waren Handwerker. Die Söhne Kalebs, des Sohnes Jefunnes, waren: Iru, Ela und Naam. Der Sohn Elas war Kenas. Die Söhne Jehallelels waren: Sif, Sifa, Tirja und Asarel. Die Söhne Esras waren: Jeter, Mered, Efer und Jalon. (Bitja, die ägyptische Frau Mereds,) gebar Mirjam, Schammai und Jischbach, den Vater von Eschtemoa. Seine judäische Frau gebar: Jered, den Vater von Gedor, Heber, den Vater von Socho, und Jekutiël, den Vater von Sanoach. Das waren die Söhne der Bitja, der Tochter des Pharao, die Mered geheiratet hatte, und die Söhne seiner judäischen Frau, der Schwester Nahams, des Vaters von Keïla, dem Garmiter, und von Eschtemoa, dem Maachatiter. Die Söhne Schimons waren: Amnon, Rinna, Ben-Hanan und Tilon. Die Söhne Jischis waren Sohet und Ben-Sohet Die Söhne Schelas, des Sohnes Judas, waren: Er, der Vater Lechas, Lada, der Vater Mareschas, sowie die Geschlechter des Hauses der Byssusbearbeiter von Bet-Aschbea, ferner Jokim und die Männer von Koseba sowie Joasch und Saraf, die Moab in Besitz genommen hatten, aber wieder nach Betlehem zurückgekehrt waren. - Das ist eine alte Überlieferung. Sie waren Töpfer und hatten ihren Wohnsitz in Netaïm und Gedera; dort wohnten sie und standen im Dienst des Königs. DER STAMM SIMEONDer StammbaumDie Söhne Simeons waren: Jemuël, Jamin, Jarib, Serach und Schaul. Dessen Sohn war Schallum, dessen Sohn Mibsam und dessen Sohn Mischma. Der Sohn Mischmas war Hammuël, dessen Sohn Sakkur und dessen Sohn Schimi. Schimi hatte 16 Söhne und sechs Töchter. Doch seine Brüder waren nicht kinderreich, und alle ihre Geschlechter erreichten nicht die Zahl der Söhne Judas. Die StammessitzeSie wohnten in Beerscheba, Molada, Hazar-Schual, Baala, Ezem, Eltolad, Betuël, Horma, Ziklag, Bet-Markabot, Hazar-Susim, Bet-Biri und Schaarajim. Das waren ihre Städte bis zur Regierungszeit Davids. Ihre Dörfer waren: Etam, Ajin, Rimmon, Tochen und Aschan, fünf Ortschaften, ferner all die Dörfer, die in der Umgebung der genannten Ortschaften lagen, bis nach Baal hin. Das waren ihre Wohnsitze. Sie hatten ihr eigenes Geschlechterverzeichnis. GebietserweiterungenMeschobab, Jamlech, Joscha, der Sohn Amazjas, Joël, Jehu, der Sohn Joschibjas, des Sohnes Serajas, des Sohnes Asiëls, Eljoënai, Jaakoba, Jeschohaja, Asaja, Adiël, Jesimiël, Benaja, Sisa, der Sohn Schifis, des Sohnes Allons, des Sohnes Jedajas, des Sohnes Schimris, des Sohnes Schemajas: diese namentlich Aufgeführten waren Fürsten in ihren Geschlechtern. Ihre Familien hatten sich mächtig ausgebreitet. Sie zogen bis zum Eingang nach Gedor, bis östlich vom Tal, um für ihre Herden Weideplätze zu suchen. Sie fanden auch fette und gute Weide. Das Land bot allseits Raum genug und ruhige, sorglose Sicherheit; denn die vorher dort ansässig waren, waren Hamiten.  Zur Zeit des Königs Hiskija von Juda kamen die oben namentlich Aufgezeichneten, vernichteten ihre Zelte und die Mëuniter, die dort lebten, und vollstreckten an ihnen den Bann bis auf den heutigen Tag. An ihrer Statt blieben sie wohnen; denn es gab dort Weideplätze für ihre Herden. Ein Teil von den Simeonitern, 500 Mann, zog zum Bergland von Seïr. Pelatja, Nearja, Refaja und Usiël, die Söhne Jischis, führten sie. Sie erschlugen die letzten Überreste der Amalekiter und machten sich dort ansässig bis auf den heutigen Tag. Der Stamm RubenDie Söhne Rubens, des Erstgeborenen Israels: Ruben war der Erstgeborene; da er aber seines Vaters Lager entweiht hatte, ging sein Erstgeburtsrecht auf die Söhne Josefs, des Sohnes Israels, über, ohne daß er jedoch im Geschlechterregister nach dem Erstgeburtsrang eingetragen werden sollte. Denn Juda besaß die Vormachtstellung unter seinen Brüdern; aus ihm wurde einer zum Fürsten genommen, während das Erstgeburtsrecht an Josef kam. - Die Söhne Rubens, des Erstgeborenen Israels, waren: Henoch, Pallu, Hezron und Karmi. Der Sohn Joëls war Schemaja, dessen Sohn Gog, dessen Sohn Schimi, dessen Sohn Micha, dessen Sohn Reaja, dessen Sohn Baal, dessen Sohn Beera, den Tiglat-Pileser, der König von Assur, verschleppte. Er war ein Fürst der Rubeniter. Seine Brüder sind nach seinen Geschlechtern bei der Eintragung in ihr Abstammungsverzeichnis eingetragen worden: Der erste Jëiël, Secharja, Bela, der Sohn des Asas, des Sohnes Schemas, des Sohnes Joëls. Die Rubeniter wohnte in Aroër und bis nach Nebo und Baal-Meon. Nach Osten hatten sie ihren Wohnsitz bis zum Eingang in die vom Eufrat her sich hinziehende Steppe. Denn sie besaßen in Gilead zahlreiche Herden. Zur Zeit Sauls bekriegten sie die Hagariter. Als diese durch sie gefallen waren, ließen sie sich in deren Zelten nieder auf der ganzen Ostseite von Gilead. DER STAMM GADDer StammbaumDie Söhne Gads wohnten ihnen gegenüber in Baschan bis nach Salcha hin: Joël, der Rangerste, Schafam, der zweite, Janai und Schafat; sie wohnten in Baschan. Ihre Brüder sind nach ihren Familien: Michael, Meschullam, Scheba, Jorai, Jakan, Sia und Eber; insgesamt sieben. Das waren die Söhne Abihajils, des Sohnes Huris, des Sohnes Jaroachs, des Sohnes Gileads, des Sohnes Michaels, des Sohnes Jeschischais, des Sohnes Jachdos, des Sohnes des Bus. Ahi, der Sohn Abdiëls, des Sohnes Gunis, war ein Oberhaupt ihrer Familien. Sie wohnten in Gilead, Baschan und den zugehörigen Ortschaften und in allen Weidegebieten Scharons bis zu deren Ausläufern. Sie alle wurden in die Abstammungslisten eingetragen zur Zeit des Königs Jotam von Juda und zur Zeit des Königs Jerobeam von Israel. Die Oststämme im Kampf mit den HagariternDie Rubeniter, Gaditer und der halbe Stamm Manasse - tapfere Männer waren sie, die Schild und Schwert trugen, den Bogen spannten und kampferprobt waren, 44.760 Kriegsdienstfähige - führten Krieg mit den Hagaritern und mit Jetur, Nafisch und Nodab. Sie fanden im Kampf gegen sie Hilfe, und die Hagariter gerieten samt ihren Verbündeten in ihre Gewalt. Während des Kampfes hatten sie nämlich zum Herrn gefleht, und er hatte sich von ihnen erbitten lassen, weil sie auf ihn ihr Vertrauen setzten. Als Beute führten sie ihre Herden weg: 50.000 Kamele, 250.000 Schafe und 2.000 Esel, dazu 100.000 Menschen. Denn viele Getroffenen waren gefallen, weil es ein von Gott begünstigter Krieg war. Sie machten sich nun an ihrer Statt ansässig bis zur Wegführung in die Verbannung. DER HALBSTAMM MANASSEStammgebiet und FamilienhäupterDie Angehörigen des halben Stammes Manasse hatten ihre Wohnsitze im Land von Baschan bis nach Baal-Hermon und bis zum Senir und Hermongebirge. Ihre Zahl war groß. Folgendes sind ihre Familienoberhäupter: Efer, Jischi, Eliël, Asriël, Jirmeja, Hodawja und Jachdiël, tapfere Krieger, berühmte Männer, Oberhäupter in ihren Familien. Abfall und StrafeDoch sie handelten treulos gegen den Gott ihrer Väter und trieben den Götzendienst der Völker des Landes, die Gott vor ihnen ausgerottet hatte. Da weckte Israels Gott die Wut des Pul, des Königs von Assur, das ist Tiglat-Pilesers, des Königs von Assur. Der führte die Rubeniter, Gaditer und den halben Stamm Manasse in die Verbannung und brachte sie nach Halach, an den Habor, nach Hara und an den Fluß von Gosan bis auf den heutigen Tag. -  DER STAMM LEVIStammbaum des Hohenpriesters JozadakDie Söhne Levis waren: Gerschon, Kehat und Merari.  Die Söhne Kehats waren: Amram, Jizhar, Hebron und Usiël. Die Kinder Amrams waren: Aaron, Mose und Mirjam. Sie Söhne Aarons waren: Nadab, Abihu, Eleasar und Itamar. Eleasar zeugte Pinhas, Pinhas zeugte Abischua, Abischua zeugte Bukki, Bukki zeugte Usi, Usi zeugte Serachja, Serachja zeugte Merajot, Merajot zeugte Amarja, Amarja zeugte Ahitub, Ahitub zeugte Zadok, Zadok zeugte Ahimaaz, Ahimaaz zeugte Asarja, Asarja zeugte Johanan, Johanan zeugte Asarja - dieser war es, der das Priesteramt ausübte, als Salomo den Tempel in Jerusalem baute.  Asarja zeugte Amarja, Amarja zeugte Ahitub, Ahitub zeugte Zadok, Zadok zeugte Schallum, Schallum zeugte Hilkija, Hilkija zeugte Asarja, Asarja zeugte Seraja, Seraja zeugte Jozadak, Jozadak zog fort, als der Herr Juda und Jerusalem durch Nebukadnezzar in die Verbannung führte. Erstes LevitenverzeichnisDie Söhne Levis waren: Gerschon, Kehat und Merari.  Die Söhne Gerschons hießen Libni und Schimi. Die Söhne Kehats waren Amram, Jizhar, Hebron und Usiël. Die Söhne Meraris waren: Machli und Muschi. - Folgendes sind die Levitengeschlechter nach ihren Familien: Der Sohn Gerschons war Libni, dessen Sohn Jahat, dessen Sohn Simma, dessen Sohn Joach, dessen Sohn Iddo, dessen Sohn Serach und dessen Sohn Etni. Der Sohn Kehats war Amminadab, dessen Sohn Korach, dessen Sohn Assir, dessen Sohn Elkana, dessen Sohn Abiasaf, dessen Sohn Assir, dessen Sohn Tahat, dessen Sohn Uriël, dessen Sohn Usija und dessen Sohn Schaul. Die Söhne Elkanas waren Amasai und Ahimot. Der Sohn Elkanas war Elkana, dessen Sohn Zuf, dessen Sohn Tohu, dessen Sohn Eliab, dessen Sohn Jeroham, dessen Sohn Elkana, dessen Sohn Samuel. Die Söhne Samuels waren: Joël, der Erstgeborene, und der zweite war Abija. Der Sohn Meraris war Machli, dessen Sohn Libni, dessen Sohn Schimi, dessen Sohn Usa, dessen Sohn Schima, dessen Sohn Haggija und dessen Sohn Asaja. Zweites LevitenverzeichnisEs folgen die, welche David für den Gesang im Tempel des Herrn bestellte, nachdem die Lade einen Ruheort gefunden hatte. Sie versahen den Dienst vor der Wohnung des Offenbarungszeltes als Sänger, bis Salomo den Tempel des Herrn zu Jerusalem gebaut hatte. Nach ihren Amtsvorschriften übten sie ihren Dienst aus.  Folgendes sind die Diensttuenden und ihre Söhne: Von den Söhnen der Kehatiter: Heman, der Sänger, der Sohn Joëls, des Sohnes Samuels, des Sohnes Elkanas, des Sohnes Jerohams, des Sohnes Eliëls, des Sohnes Tohus, des Sohnes Zufs, des Sohnes Elkanas, des Sohnes Mahats, des Sohnes Amasais, des Sohnes Elkanas, des Sohnes Joëls, des Sohnes Asarjas, des Sohnes Zefanjas, des Sohnes Tahats, des Sohnes Assirs, des Sohnes Abiasafs, des Sohnes Korachs, des Sohnes Jizhars, des Sohnes Kehats, des Sohnes Levis, des Sohnes Israels. Sein Bruder war Asaf, der zu seiner Rechten den Dienst versah. Er war der Sohn Berechjas, des Sohnes Schimas, des Sohnes Michaels, des Sohnes Maasejas, des Sohnes Malkijas, des Sohnes Etnis, des Sohnes Serachs, des Sohnes Adajas, des Sohnes Etans, des Sohnes Simmas, des Sohnes Schimis, des Sohnes Jahats, des Sohnes Gerschons, des Sohnes Levis. Die Söhne Meraris, ihre Brüder, standen zur Linken: Etan, der Sohn Kischis, des Sohnes Abdis, des Sohnes Malluchs, des Sohnes Haschabjas, des Sohnes Amazjas, des Sohnes Hilkijas, des Sohnes Amzis, des Sohnes Banis, des Sohnes Schemers, des Sohnes Machlis, des Sohnes Muschis, des Sohnes Meraris, des Sohnes Levis. Ihre Brüder, die Leviten, waren beauftragt mit den gesamten Dienstverrichtungen an der Wohnung des Tempels Gottes. Aaron und seine Söhne hingegen versahen den Opferdienst am Brandopfer- und am Räucheraltar, den ganzen Dienst am Allerheiligsten und den Sühnedienst für Israel, genau nach den Vorschriften, die Mose, der Knecht Gottes, gegeben hatte. Folgendes sind die Nachkommen Aarons: Sein Sohn war Eleasar, dessen Sohn Pinhas, dessen Sohn Abischua, dessen Sohn Bukki, dessen Sohn Usi, dessen Sohn Serachja, dessen Sohn Merajot, dessen Sohn Amarja, dessen Sohn Ahitub, dessen Sohn Zadok, dessen Sohn Ahimaaz. Priesterstädte der Nachkommen AaronsFolgendes sind ihre Wohnsitze nach ihren Zeltlagern in ihrem Gebiet: Von den Nachkommen Aarons fiel durch das Los der Sippe der Kehatiter zu: Hebron in Juda samt seinen Weiden ringsum. Das Ackerland der Stadt aber mit ihren Dörfern hatte man Kaleb, dem Sohn Jefunnes, gegeben. Ferner überwiesen sie den Nachkommen Aarons die Zufluchtsstädte Hebron sowie Libna mit seinen Weideflächen, Jattir und Eschtemoa mit ihren Weideflächen.  Holon mit seinen Weideflächen, Debir mit seinen Weideflächen, Aschan mit seinen Weideflächen, Bet-Schemesch mit seinen Weideflächen. Vom Stamm Benjamin: Geba mit seinen Weideflächen, Alemet mit seinen Weideflächen, Anatot mit seinen Weideflächen. Insgesamt gehörten ihnen dreizehn Städte mit ihren Weideflächen. Summe der anderen LevitenstädteDie Kehatiter, die von den Sippen des Stammes noch übriggeblieben waren, erhielten von der Hälfte des Stammes Manasse durch das Los zehn Städte. Die Nachkommen Gerschons erhielten nach ihren Sippen von den Stämmen Issachar, Ascher, Naftali und Manasse in Baschan dreizehn Städte. Die Nachkommen Meraris erhielten nach ihren Sippen von den Stämmen Ruben, Gad und Sebulon durch das Los zwölf Städte. So überwiesen die Israeliten den Leviten die Städte samt ihren Weideplätzen. Auf Grund des Loses traten ihnen die Stämme Juda, Simeon und Benjamin diese namentlich bezeichneten Städte ab. Levitenstädte der KehatiterDem Rest der Sippe der Kehatiter wurden die Städte ihres Gebietes vom Stamm Efraim abgetreten. Man überwies ihnen die Zufluchtsstädte Sichem mit seinen Weideflächen auf dem Gebirge Efraim, Geser mit seinen Weideflächen, Kibzajim mit seinen Weideflächen, Bet-Horon mit seinen Weideflächen. (Vom Stamm Dan: Elteke mit seinen Weideflächen, Gibbeton mit seinen Weideflächen,) Ajalon mit seinen Weideflächen, Gat-Rimmon mit seinen Weideflächen, Vom halben Stamm Manasse: Taanach mit seinen Weideflächen und Jibleam mit seinen Weideflächen. Diese gaben sie den Sippen der übrigen Kehatiter. Die Levitenstädte der GerschoniterDie Nachkommen Gerschons erhielten von den Sippen des halben Stammes Manasse: Golan in Baschan mit seinen Weideflächen, Aschtarot mit seinen Weideflächen. Vom Stamm Issachar: Kischjon mit seinen Weideflächen, Daberat mit seinen Weideflächen, Ramot mit seinen Weideflächen, En-Gannim mit seinen Weideflächen. Vom Stamm Ascher: Mischal mit seinen Weideflächen, Abdon mit seinen Weideflächen, Helkat mit seinen Weideflächen, Rehob mit seinen Weideflächen. Vom Stamm Naftali: Kedesch in Galiläa mit seinen Weideflächen, Hammon mit seinen Weideflächen, Kirjatajim mit seinen Weideflächen. Die Levitenstädte der MerariterDie übrigen Nachkommen Meraris erhielten vom Stamm Sebulon: (Jokneam mit seinen Weideflächen, Karta mit seinen Weideflächen,) Rimmon mit seinen Weideflächen, Tabor mit seinen Weideflächen. Ferner jenseits des Jordan gegenüber Jericho im Ostjordanland vom Stamm Ruben: Bezer in der Steppe mit seinen Weideflächen, Jahaz mit seinen Weideflächen, Kedemot mit seinen Weideflächen, Mefaat mit seinen Weideflächen. Vom Stamm Gad: Ramot in Gilead mit seinen Weideflächen, Heschbon mit seinen Weideflächen und Jaser mit seinen Weideflächen. Der Stamm IssacharDie Söhne Issachars waren: Tola, Puwa, Jaschub und Schimron, zusammen vier. Die Söhne Tolas waren: Usi, Refaja, Jeriël, Jachmai, Jibsam und Schemuël, Oberhäupter der Großfamilien Tola, kriegstüchtige Leute nach ihren Geschlechtern. Zur Zeit Davids betrug ihre Zahl 22.600 Mann. Die Nachkommen Usis waren: Serachja, Michael, Obadja, Joël und Jischija, insgesamt fünf Oberhäupter. Zu ihnen gehörten nach ihren Geschlechtern, nach ihren Familien kampfbereite Kriegerscharen: 36.000 Mann. Sie hatten nämlich viele Frauen und Kinder. Ihre Stammesgenossen in den gesamten Sippen Issachars waren kriegstüchtige Leute. Ihr Geschlechterverzeichnis umfaßt im ganzen 87.000 Mann. Der Stamm BenjaminDie Söhne Benjamins waren: Bela, Becher und Jediaël, insgesamt drei. Die Söhne Belas waren: Ezbon, Usi, Usiël, Jerimot und Ir, insgesamt fünf Familienoberhäupter, kriegstüchtige Männer. Ihr Geschlechterverzeichnis umfaßte 22.034 Mann. Die Söhne Bechers waren: Semira, Joasch, Eliëser, Eljoënai, Omri, Jeremot, Abija, Anatot und Alemet - Sie alle waren Söhne Bechers. Ihr Geschlechterverzeichnis nach ihren Geschlechtern, Familienoberhäuptern, kriegstüchtigen Leuten, umfaßte 22.200 Mann. Der Sohn Jediaëls war Bilhan, und die Söhne Bilhans waren: Jëusch, Benjamin, Ehud, Kenaana, Setan, Tarschisch und Ahischahar. Alle diese waren Söhne Jediaëls, Oberhäupter ihrer Familien, kriegstüchtige Männer: 17.200 Kriegsdienstfähige. Schuppim und Huppim waren Söhne Irs; Huschim der Sohn Ahers. Der Stamm NaftaliDie Söhne Naftalis waren: Jachzeël, Guni, Jezer und Schallum, die Nachkommen der Bilha.  Der Stamm ManasseDer Sohn Manasses war Asriël. - Seine aramäische Nebenfrau gebar Machir, den Vater Gileads.  Machir nahm für Huppim und Schuppim eine Frau. Seine Schwester hieß Maacha. Der zweite (Sohn Hefers) hieß Zelofhad. Dieser hatte nur Töchter.  Maacha, die Frau Machirs, gebar einen Sohn und nannte ihn Peresch; sein Bruder hieß Scheresch. Dessen Söhne waren Ulam und Rekem. Der Sohn Ulams war Bedan. - Das waren die Söhne Gileads, des Sohnes Machirs, des Sohnes Manasses. Seine Schwester Molechet gebar Ischhod, Abiëser und Machla. Die Söhne Schemidas waren Achjan, Schechem, Likhi und Aniam. DER STAMM EFRAIMDer StammbaumDer Sohn Efraims war Schutelach. Dessen Sohn war Bered, dessen Sohn Tahat, dessen Sohn Elada, dessen Sohn Tahat, dessen Sohn Sabad und dessen Sohn Schutelach sowie Eser und Elad. Diese erschlug die einheimische Bevölkerung von Gat, weil sie ausgezogen waren, um deren Vieh zu rauben. Ihr Vater Efraim härmte sich lange um sie, und seine Brüder kamen, ihn zu trösten. Dann hatte er ehelichen Umgang mit seiner Frau. Sie wurde guter Hoffnung und gebar einen Sohn. Er nannte ihn Beria, weil er während des Unglücks in seinem Haus geboren wurde.  Seine Tochter war Scheera. Sie erbaute Unter- und Ober-Bet-Horon sowie Usen-Scheera. Weitere Söhne Efraims waren: Refach und Reschef. Dessen Sohn war Telach, dessen Sohn Tahan, dessen Sohn Ladan, dessen Sohn Ammihud, dessen Sohn Elischama, dessen Sohn Nun und dessen Sohn Josua. Die WohnsitzeIhr Erbbesitz und ihre Wohnsitze sind: Bet-El mit den zugehörigen Ortschaften, nach Osten hin Naara, nach Westen hin Geser mit den zugehörigen Ortschaften, Sichem mit den zugehörigen Ortschaften bis nach Aja mit den zugehörigen Ortschaften. In den Händen der Nachkommen Manasses befanden sich Bet-Schean mit den zugehörigen Ortschaften, Taanach mit den zugehörigen Ortschaften, Megiddo mit den zugehörigen Ortschaften, Dor mit den zugehörigen Ortschaften. Hier hatten die Söhne Josefs, des Sohnes Israels, ihre Wohnsitze. Der Stamm AscherDie Söhne Aschers waren: Jimna, Jischwa, Jischwi und Beria. Ihre Schwester war Serach. Die Söhne Berias waren Heber und Malkiël. Dieser war der Vater von Birsajit. Heber war der Vater von Jaflet, Schemer, Hotam und deren Schwester Schua. Die Söhne Jaflets waren: Pasach, Bimhal und Aschwat. Das waren die Söhne Jaflets. Die Söhne Schemers waren: Ahi, Rohga, Hubba und Aram. Die Söhne seines Bruders Hotam waren: Zofach, Jimna, Schelesch und Amal. Die Söhne Zofachs waren: Suach, Harnefer, Schual, Beri, Jimra, Bezer, Hod, Schamma, Schilscha, Jitran und Beera. Die Söhne Jitrans waren: Jefunne, Pispa und Ara. Die Söhne Ullas waren: Arach, Hanniël und Rizja. Alles das waren Söhne Aschers, Oberhäupter ihrer Familien, auserlesene kriegstüchtige Männer, Häupter unter den Fürsten. In ihrer Aufstellung der Kriegsdienstfähigen waren 26.000 Mann verzeichnet. NACHTRAG ZUM STAMM BENJAMINNeuer Stammbaum BenjaminsBenjamin war der Vater seines Erstgeborenen Bela, des zweiten Aschbel, des dritten Achrach, des vierten Noha und des fünften Rafa. Die Söhne Belas waren: Ard, Gera, Abihud, Abischua, Naaman, Ahoach, Gera, Schefufan und Huram. Folgendes sind die Söhne Ehuds... Folgendes die Familienoberhäupter der Einwohner von Geba... Man führte sie gefangen nach Manahat.  Naaman, Ahija und Gera... führte er fort. Der war der Vater Usas und Ahihuds. Schaharajim wurden im Grünland von Moab Kinder geboren, nachdem er seine Frauen Huschim und Baara entlassen hatte, und zwar von seiner Frau Hodesch. Sie gebar: Jobab, Zibja, Mescha, Malkam, Jëuz, Sacheja und Mirma. - Das waren seine Söhne, Familienoberhäupter. Durch Huschim war er Vater Abitubs und Elpaals geworden. Die Söhne Elpaals waren: Eber, Mischam und Schemed. Dieser baute Ono und Lod mit seinen Nebenortschaften. Beria und Schema waren die Familienoberhäupter der Einwohner von Ajalon. Sie jagten die Einwohner von Gat in die Flucht. Ihre Brüder waren Elpaal, Schaschak, Jeroham, Sebadja, Arad, Eder, Michael, Jischpa und Joha waren die Söhne Berias. Sebadja, Meschullam, Hiski, Heber, Jischmerai, Jislia und Jobab waren die Söhne Elpaals. Jakim, Sichri, Sabdi, Eliënai, Zilletai, Eliël, Adaja, Beraja und Schimrat waren die Söhne Schimis. Jischpan, Eber, Eliël, Abdon, Sichri, Hanan, Hananja, Elam, Antotija, Jifdeja und Penuël waren die Söhne Schaschaks. Schamscheraï, Scheharja, Atalja, Jaareschja, Elija und Sichri waren die Söhne Jerohams. Das sind die Familieoberhäupter nach ihren Geschlechtern. Als Häupter wohnten sie in Jerusalem. Das Geschlechtsverzeichnis SaulsIn Gibeon wohnte Jëiël, der Vater Gibeons. Seine Frau hieß Maacha. Sein erstgeborener Sohn war Abdon. Ihm folgten: Zur, Kisch, Baal, Ner, Nadab, Gedor, Achjo, Secher und Miklot. Miklot war der Vater Schimas. Auch sie wohnten bei ihren Brüdern in Jerusalem, ihren Brüdern gegenüber. Ner war der Vater von Abner, Kisch der des Saul, Saul der des Jonatan, Malkischua, Abinadab und Isch-Baal.  Der Sohn Jonatans war Merib-Baal. Merib-Baal war der Vater von Micha. Die Söhne Michas waren: Piton, Melech, Tachrea und Ahas. Ahas war der Vater von Joadda, der von Alemet, Asmawet und Simri. Simri war der Vater von Moza, Moza der von Bina, der von Rafa, der von Elasa und der von Azel. Azel hatte sechs Söhne. Sie hießen: Asrikam, Bochru, Jischmael, Schearja, Obadja und Hanan; das waren die Söhne Azels. Die Söhne seines Bruder Eschek waren: Ulam, sein Erstgeborener, der zweite Jëusch und der dritte Elifelet. Die Söhne Ulams waren tapfere Krieger, die den Bogen spannen konnten. Auch hatten sie zahlreiche Söhne und Enkel, zusammen 150. - Sie alle gehörten zu den Benjaminitern.  ALLGEMEINERE AUFZÄHLUNGDie Einwohner Jerusalems - Das Geschlecht SaulsAlle Israeliten wurden in Geschlechterregistern aufgezeichnet. Sie sind aufgezeichnet im Buch der Könige von Israel. Die Judäer wurden wegen ihres treulosen Treibens nach Babel in die Verbannung geführt. Die ersten Einwohner, die dann auf eigenem Besitz in ihren Städten lebten, waren Israeliten, Priester, Leviten und Tempeldiener. In Jerusalem wohnten von den Angehörigen Judas, Benjamins, Efraims und Manasses: Utai, der Sohn Ammihuds, des Sohnes Omris, des Sohnes Imris, des Sohnes Banis, ein Nachkomme des Perez, des Sohnes Judas. Von den Nachkommen Schelas: Asaja, der Erstgeborene, und dessen Söhne. Von den Nachkommen Serachs: Jëuël. Die Zahl ihrer Brüder betrug 690 Mann. Von den Nachkommen Benjamins: Sallu, der Sohn Meschullams, des Sohnes Hodawjas, des Sohnes Senuas; ferner Jibneja, der Sohn Jerohams, und Ela, der Sohn Usis, des Sohnes Michris, sowie Meschullam, der Sohn Schefatjas, des Sohnes Reguëls, des Sohnes Jibnijas; dazu ihre Brüder nach ihrer Geschlechterfolge, insgesamt 956 Mann. Sie alle waren Oberhäupter ihrer Familien. Die PriesterVon den Priestern: Jedaja, Jojarib, Jachin, Asarja, der Sohn Hilkijas, des Sohnes Meschullams, des Sohnes des Zadoks, des Sohnes Merajots, des Sohnes Ahitubs, der Vorsteher des Tempels Gottes; ferner Adaja, der Sohn Jerohams, des Sohnes Paschhurs, des Sohnes Malkijas, und Masai, der Sohn Adiëls, des Sohnes Jachseras, des Sohnes Meschullams, des Sohnes Meschillemots, des Sohnes Immers, sowie ihre Brüder, die Häupter ihrer Familien, insgesamt 1.760 Mann, tüchtige Leute im Dienst am Tempel Gottes. Die LevitenVon den Leviten: Schemaja, der Sohn Haschubs, des Sohnes Asrikams, des Sohnes Haschabjas, von den Nachkommen Meraris; ferner Bakbakkar, Heresch, Galal, Mattanja, der Sohn Michas, des Sohnes Sichris, des Sohnes Asafs, sowie Abda, der Sohn Schammuas, des Sohnes Galals, des Sohnes Jedutuns, und Berechja, der Sohn Asas, des Sohnes Elkanas, der in den Dörfern der Netofatiter wohnte. Die Torwächter waren: Schallum, Akkub, Talmon und Ahiman. Ihr Bruder Schallum war das Oberhaupt. Er befindet sich bis jetzt im Königstor nach Osten zu. - Das sind die Türhüter im Lager der Leviten. Schallum, der Sohn Kores, des Sohnes Abiasafs, des Sohnes Korachs, und seine Brüder aus seiner Familie, die Korachiter, übten den Dienst als Schwellenhüter im Zelt aus. Schon ihre Väter waren im Lager des Herrn die Wächter des Eingangs gewesen. Pinhas, der Sohn Eleasars, war vormals ihr Vorsteher - der Herr sei mit ihm!  Secharja, der Sohn Meschelemjas, war Türhüter am Offenbarungszelt. Insgesamt waren 212 Mann zu Türhütern an den Schwellen auserwählt. In ihren Dörfern sind sie im Geschlechterverzeichnis eingetragen. David und der Seher Samuel betrauten sie mit ihren Amtspflichten. Sie standen mit ihren Söhnen an den Toren im Tempel des Herrn, im Zelthaus, auf Wache. Nach den vier Winden standen die Türhüter, nach Osten, Westen, Norden und Süden zu. Von Zeit zu Zeit mußten ihre Brüder aus ihren Dörfern sich für sieben Tage einfinden, um ihnen behilflich zu sein. Denn die vier obersten Türhüter - es waren Leviten - versahen ständig den Dienst. Sie hatten auch die Aufsicht über die Kammern und Schätze des Tempels Gottes. Die Nacht über blieben sie in der Umgebung des Tempels Gottes; denn ihnen oblag die Wache und sie mußten allmorgendlich aufschließen. Ein Teil von ihnen besorgte die Dienstgeräte: sie brachten sie abgezählt hinein und wieder heraus. Andere von ihnen waren betraut mit der Verwaltung der Mittel und aller heiligen Gebrauchsgegenstände: des Feinmehls, des Weines, des Öls, des Weihrauches und der Spezereien. Von den Priestersöhnen mischten einige aus den Spezereien Salben. Mattitja, einer von den Leviten, der Erstgeborene des Korachiters Schallum, betreute das Pfannenbackwerk. Von den Kehatitern, ihren Brüdern, hatte ein Teil für die Schaubrote zu sorgen und sie jeden Sabbat zurechtzulegen. Das sind die Sänger, Familienhäupter der Leviten, die, von anderen Arbeiten befreit, in den Kammern wohnten, da sie Tag und Nacht beschäftigt waren. Das waren die Familienoberhäupter der Leviten nach ihren Geschlechtern. Diese hatten ihren Wohnsitz in Jerusalem. Neues Geschlechtsverzeichnis SaulsIn Gibeon wohnten Jëiël, der Vater Gibeons - seine Frau hieß Maacha -, sein erstgeborener Sohn Abdon, ferner Zur, Kisch, Baal, Ner, Nadab, Gedor, Achjo, Secher und Miklot. Miklot war der Vater von Schima. Auch sie wohnten in Jerusalem bei ihren Brüdern, ihnen gegenüber. Ner war der Vater von Abner, Kisch der des Saul, Saul der des Jonatan, Malkischua, Abinadab und Isch-Baal.  Der Sohn Jonatans war Merib-Baal. Merib-Baal war der Vater von Micha. Die Söhne Michas waren: Piton, Melech, Tachrea und Ahas. Ahas war der Vater von Joadda, der von Alemet, Asmawet und Simri. Simri war der Vater von Moza, Moza der von Bina, der von Refaja, der von Elasa und der von Azel. Azel hatte sechs Söhne. Sie hießen: Asrikam, Bochru, Jischmael, Schearja, Obadja und Hanan; das waren die Söhne Azels. DIE GESCHICHTE DAVIDSSauls Niederlage und TodZwischen den Israeliten und Philistern war es zur Schlacht gekommen. Die Männer Israels aber flohen vor den Philistern und lagen erschlagen auf dem Gebirge Gilboa. Die Philister setzten Saul und seinen Söhnen nach. Dabei erschlugen die Philister Sauls Söhne Jonatan, Abinadab und Malkischua. Auch für Saul wurde der Kampf sehr schwer. Schließlich trafen ihn die Bogenschützen, und er wurde von den Schützen verwundet. Da befahl Saul seinem Waffenträger: "Zücke dein Schwert und durchbohre mich, damit nicht diese Unbeschnittenen kommen und ihren Mutwillen mit mir treiben!" Doch sein Waffenträger weigerte sich, weil er sich zu sehr fürchtete. So nahm denn Saul selbst das Schwert und stürzte sich hinein. Als sein Waffenträger sah, daß Saul tot war, stürzte auch er sich in sein Schwert und starb. So fand Saul mit seinen drei Söhnen den Tod. Sein ganzes Haus starb so zugleich.  Als aber die Männer Israels, die in der Ebene wohnten, sahen, daß jene geflohen und Saul und seine Söhne tot waren, verließen sie ihre Städte und ergriffen die Flucht. Nun kamen die Philister und ließen sich darin nieder. Schändung und Bestattung des LeichnamsAm anderen Morgen kamen die Philister, um die Erschlagenen auszuplündern. Als sie Saul und seine drei Söhne auf dem Gebirge Gilboa liegend fanden, raubten sie ihn aus und nahmen seinen Kopf und seine Rüstung mit. Dann sandten sie im Philisterland umher, um ihren Götzen und dem Volk die Siegesbotschaft zu verkünden. Seine Rüstung legten sie im Tempel ihres Gottes nieder, und seinen Kopf nagelten sie an den Tempel Dagons.  Als aber die ganze Einwohnerschaft von Jabesch-Gilead erfuhr, was die Philister Saul angetan hatten, machten sich alle wehrhaften Männer auf und holten die Leiche Sauls und die Leichen seiner Söhne. Sie brachten sie nach Jabesch, begruben ihre Gebeine unter der Terebinthe zu Jabesch und fasteten sieben Tage. Sauls SchuldSo starb Saul, um der Vergehen willen, deren er sich gegen den Herrn schuldig gemacht hatte, weil er das Gebot des Herrn nicht beachtet, und auch um Auskunft zu erhalten den Geist eines Toten befragt hatte, anstatt den Herrn anzugehen. Darum ließ dieser ihn sterben und übertrug sein Königtum David, dem Sohn Isais. ABISCHAI UND BENAJA, DIE HELDEN ZWEITEN RANGESSicherung und Festigung der HerrschaftDavid wird König von IsraelAlle Israeliten versammelten sich bei David in Hebron und sagten: "Siehe, wir sind dein Fleisch und Bein. Schon früher, als Saul noch König war, bist du es gewesen, der Israel ins Feld und wieder heimwärts führte. Dir hat der Herr, dein Gott, verheißen: Du sollst mein Volk Israel weiden, und du sollst Fürst über mein Volk Israel sein!" Als sich so alle Ältesten der Israeliten beim König in Hebron eingefunden hatten, schloß David mit ihnen zu Hebron vor dem Herrn einen Bund. Dann salbten sie David zum König über Israel gemäß der Weisung des Herrn, die durch Samuel ergangen war. Die Eroberung JerusalemsEines Tages zog David mit ganz Israel nach Jerusalem, das ist Jebus. Dort waren die Jebusiter ansässig. Die Bewohner von Jebus sagten zu David: "Hier wirst du nicht hereinkommen." Doch David eroberte die Burg Zion, das ist die spätere Davidsstadt. Damals sagte David: "Wer die Jebusiter zuerst schlägt, soll oberster Heerführer sein." Joab, der Sohn der Zeruja, stieg zuerst hinauf und wurde oberster Führer. David nahm in der Burg Wohnung. Darum nannten man sie Davidsstadt. Er baute vom Millo an bis zur Ringmauer die Stadt ringsum wieder auf. Joab stellte die übrige Stadt wieder her.  Immer mehr nahm Davids Macht zu, weil der Herr der Heerscharen mit ihm war. DAVIDS HELDENDie drei Helden ersten RangesFolgendes sind die vornehmsten Helden Davids, die treu zu ihm hielten während seines Königtums über Israel und ihm halfen, König zu sein nach der Verheißung des Herrn an Israel.  Folgendes ist das Verzeichnis der Helden Davids: Jaschobam, der Sohn Hachmonis, das Haupt der Drei. Er schwang seinen Speer über dreihundert und erschlug sie auf einmal. Nach ihm kam unter den drei Helden der Ahoachiter Eleasar, der Sohn Dodos.  Er war mit David in Pas-Dammim, während die Philister sich dort zur Schlacht sammelten. Dort war ein Stück Land mit Gerste. Als aber die Leute vor den Philistern flohen, traten sie mitten auf das Feld, behaupteten es und schlugen die Philister. So verlieh ihnen der Herr einen großen Sieg. Das Wagnis der drei HeldenEinst zogen die drei Vornehmsten von den Dreißig hinab zu David nach dem Felsennest, in die Höhle Adullam, als das Heer der Philister in der Rafaïter-Ebene lagerte. David befand sich gerade in der Bergfeste. In Betlehem aber lag damals ein Philisterposten. Als nun David den Wunsch aussprach: "Wer besorgt mit Trinkwasser aus dem Brunnen am Tor von Betlehem?", schlugen sich die drei Helden durch das Lager der Philister hindurch, schöpften Wasser aus dem Brunnen am Tor von Betlehem und brachten es David. Aber der wollte es nicht trinken, sondern goß es dem Herrn zu Ehren aus mit den Worten: "Der Herr behüte mich davor, so etwas zu tun. Ich sollte das Blut dieser Männer trinken, die unter Lebensgefahr dorthin gedrungen sind? Denn mit Einsatz ihres Lebens haben sie es geholt." Darum wollte er es nicht trinken. Solches vollbrachten die drei Helden. Abischai, der Bruder Joabs, war das Haupt der Dreißig. Er schwang seinen Speer über dreihundert, die er erschlagen. Er war bei den Drei angesehen. Da er unter den Dreißig sich auszeichnete, wurde er ihr Anführer, aber an die Drei reichte er nicht heran. Benaja, der Sohn Jojadas, ein tapferer Mann, groß an Taten, stammte aus Kabzeel, Er erschlug die beiden Söhne Ariëls aus Moab. Auch tötete er unten bei einem Brunnen einen Löwen, als Schnee gefallen war. Er streckte auch einen Ägypter nieder, einen Riesen von fünf Ellen Länge. Obwohl der Ägypter einen Speer in der Hand hatte, so dick wie ein Weberbaum, ging er mit einem Stock auf ihn zu, riß dem Ägypter den Speer aus der Hand und tötete ihn mit dessen eigenem Speer. Solches tat Benaja, der Sohn Jojadas. Bei den drei Helden besaß er hohes Ansehen. Er war berühmter als die Dreißig, aber an die Drei reichte er nicht heran. David stellte ihn an die Spitze der Leibwache. Die Helden dritten RangesTapfere Helden waren: Joabs Bruder Asaël, Elhanan aus Betlehem, der Sohn Dodos, Schammot aus Harod, Helez aus Bet-Pelet, Ira aus Tekoa, der Sohn des Ikkesch, Abiëser aus Anatot, Sibbechai aus Huscha, Ilai der Ahoachiter, Mahrai aus Netofa, Heled aus Netofa, der Sohn Baanas, Ittai aus Gibea in Benjamin, der Sohn Ribais, Benaja aus Piraton, Hiddai aus Nahale-Gaasch, Abiël aus Bet-Araba, Asmawet aus Bahurim, Eljachba aus Schaalbim, Jaschen, der Guniter, Jonatan aus Harar, der Sohn Schages, Ahiam aus Harar, der Sohn Sachars, Elifal, der Sohn Urs, Hefer aus Mechera, Ahija aus Gilo, Hezro aus Karmel, Naarai, der Sohn Esbais, Joël, der Bruder Natans, Mibhar, der Sohn Hagris, Zelek, der Ammoniter, Nachrai aus Beerot, der Waffenträger Joabs, des Sohnes der Zeruja, Ira aus Jattir, Gareb aus Jattir, Urija, der Hetiter, Sabad, der Sohn Achlais, Adina, der Sohn Schisas aus dem Stamm Ruben, Haupt der Rubeniter und Anführer von dreißig Mann, Hanan, der Sohn Maachas, Joschafat aus Meten, Usija aus Aschtarot, Schama und Jëiël, die Söhne Hotams, aus Aroër, Jediaël, der Sohn Schimris, und sein Bruder Joha aus Tiz, Eliël aus Mahanajim, Jeribai und Joschawja, die Söhne Elnaams, Jitma, der Moabiter, Eliël, Obed und Jaasiël aus Zoba. Die ersten Anhänger DavidsDie Folgenden kamen zu David nach Ziklag, als er noch vor Saul, dem Sohn des Kisch, auf der Flucht war. Auch sie gehörten zu den Helden, die im Kampf halfen,  mit Bogen bewaffnet, geübt, mit der Rechten und Linken Steine zu schleudern und mit dem Bogen Pfeile abzuschießen. Von den Stammesgenossen Sauls, von Benjamin, kamen: Ahiëser, ihr Anführer, ferner Joasch, der Sohn Schemaas, aus Gibea, Jesiël und Pelet, die Söhne Asmawets, Beracha und Jehu aus Anatot, Jischmaja aus Gibeon, ein Held unter den Dreißig und ihr Anführer, Jirmeja, Jahasiël, Johanan und Josabad aus Gedera, Elusai, Jerimot, Bealja, Schemarja und Schefatja aus Haruf,  Elkana, Jischija, Asarel, Joëser und Jaschobam, die Korachiter, Joëla und Sebadja, die Söhne Jerohams, aus Gedor. Auch von den Gaditern gingen tapfere Männer zu David auf die Festung in der Wüste über, kampfgeübte Krieger, die Schild und Lanze führten, anzusehen wie Löwen und schnellfüßig wie Gazellen auf den Bergen: Der Oberste war Eser, der zweite Obadja, der dritte Eliab, der vierte Mischmanna, der fünfte Jirmeja, der sechste Attai, der siebte Eliël, der achte Johanan, der neunte Elsabad, der zehnte Jirmeja, der elfte Machbannai. Diese waren von den Gaditern gekommen. Sie waren Hauptleute im Heer. Der kleinste von ihnen nahm es mit hundert, der stärkste mit tausend auf.  Sie waren es, die im ersten Monat den Jordan, als er über alle seine Ufer ging, überschritten und alle Bewohner der Täler im Osten wie im Westen in die Flucht jagten. Es kamen einmal auch einige Benjaminiter und Judäer zu David nach der Bergfeste. David trat vor sie hinaus und sagte folgendes zu ihnen: "Wenn ihr in friedlicher Absicht zu mir kommt, um mir zu helfen, so will ich mich ehrlich mit euch vereinigen. Kommt ihr aber, um mich an meine Feinde zu verraten, obwohl kein Unrecht an meinen Händen klebt, so sehe dies der Gott unserer Väter und ahnde es!" Da ergriff der Geist den Obersten der Dreißig, Amasai. Er rief aus: "Dein sind sie, David, und mit dir, Sohn des Isai. Heil, Heil dir und Heil denen, die dir helfen! Denn dein Gott hilft dir." So nahm David sie auf und machte sie zu Hauptleuten von Kriegerscharen. Auch Manassiter traten zu David über, als er mit den Philistern gegen Saul zu Felde zog, ohne ihnen jedoch zu helfen; denn die Philisterfürsten schickten ihn, nachdem sie sich beraten hatten, weg, weil sie sich sagten: "Er könnte auf Kosten unserer Köpfe zu Saul, seinem Herrn, übergehen." Als er nach Ziklag zog, traten von Manasse zu ihm über: Adnach, Josabad, Jediaël, Michael, Josabad, Elihu und Zilletai, Häupter der Tausendschaften in Manasse. Diese leisteten David Hilfe gegen die Räuberscharen (der Amalekiter). Denn sie waren alle tapfere Männer und wurden Anführer im Heer. Die Gefolgschaft bei der Königswahl in HebronTag für Tag kamen so Leute zu David, um in seine Dienste zu treten, bis das Heer groß war wie ein Gottesheer. Folgendes ist die Zahl der zum Kriegsdienst ausgerüsteten Abteilungen, die zu David nach Hebron kamen, um ihm nach dem Befehl des Herrn das Königtum Sauls zu übertragen:  Von den Judäern, die Schild und Lanze trugen, waren es 6.800 zum Kriegsdienst Gerüstete; Von den Simeonitern 7.100 tapfere Krieger; von den Leviten 4.600 Mann mit Jojada, dem Fürsten der Nachkommen Aarons, unter dem 3.700 Mann standen, und mit Zadok, einem jungen Helden, dessen Familie 22 Anführer stellte; von den Benjaminitern, Sauls Stammesgenossen, 3.000 Mann; denn bis dahin hielten die meisten von ihnen zum Haus Sauls; von den Efraimitern 20.800 tapfere, in ihren Familien hochangesehene Männer; vom halben Stamm Manasse 18.000 Mann, die namentlich dazu bestimmt waren, hinzugehen, um David zum König zu machen; von den Issacharitern, die die Zeitverhältnisse verstanden, so daß sie wußten, was Israel tun sollte, 200 Hauptleute und unter deren Befehl alle ihre Stammesgenossen; von Sebulon 50.000 kriegsfähige, mit voller Kampfrüstung zum Krieg bereite Leute, um treu mitzuhelfen; von Naftali 1.000 Anführer und bei ihnen 37.000 Mann mit Schild und Speer; von den Danitern 28.600 kampfgerüstete Leute; aus Ascher 40.000 kampfgerüstete Leute; von jenseits des Jordan: von den Rubenitern, Gaditern und dem halben Stamm Manasse 120.000 Mann mit voller Kriegsrüstung. Alle diese Kriegsleute kamen, in Reihen geordnet, einmütig nach Hebron, um David zum König über ganz Israel zu machen. Auch alle übrigen Israeliten waren sich einig in der Absicht, David zum König zu machen. Sie blieben drei Tage lang dort bei David und aßen und tranken. Denn ihre Volksgenossen hatten für sie Vorsorge getroffen. Auch brachten ihre Landsleute bis von Issachar, Sebulon und Naftali her auf Eseln, Kamelen, Maultieren und Rindern Lebensmittel herbei: Vorräte an Mehl, Feigen- und Rosinenkuchen, Wein, Öl, Rinder und Schafe in Menge. Denn es herrschte Jubel in Israel. DAVIDS SORGE UM DIE RELIGIÖSE ORDNUNGDie Überführung der Bundeslade in das Haus Obed-EdomsDavid beriet sich mit den Anführern der Tausendschaften und Hundertschaften aller Fürsten. Hierauf sagte David zur ganzen Volksgemeinde Israel: "Wenn es euch recht ist und vom Herrn, unserem Gott, gebilligt wird, dann wollen wir zu unseren übrigen Volksgenossen in allen Gauen Israels, sowie zu den Priestern und Leviten in den Städten, wo ihre Weideplätze liegen, senden, damit sie sich bei uns einfinden, um die Lade unseres Gottes zu uns zu holen. Denn während der Regierungszeit Sauls haben wir uns nicht um sie gekümmert." Die ganze Gemeinde erklärte sich einverstanden, daß man dies tue; denn der Vorschlag gefiel dem ganzen Volk. So ließ denn David ganz Israel vom Schihor auf dem Weg nach Ägypten bis zur Straße nach Lebo-Hamat zusammenkommen, um die Lade Gottes von Kirjat-Jearim zu holen.  Hierauf zog David mit ganz Israel nach Baala, das ist Kirjat-Jearim, das zu Juda gehört, um von dort die Lade Gottes heraufzuholen, die den Namen trägt: "Herr, der über den Kerubim thront." Man stellte die Lade Gottes auf einen neuen Wagen und brachte sie aus dem Haus Abinadabs weg. Usa und Achjo führten den Wagen. David und alle Israeliten tanzten voll Eifer vor Gott, unter Liedergesang in Begleitung von Zithern, Harfen, Pauken, Zimbeln und Trompeten. Als sie zur Tenne Kidons gekommen waren, streckte Usa seine Hand aus, um die Lade festzuhalten, weil die Rinder zu Fall zu kommen drohten. Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Usa, und er schlug ihn daselbst, weil er mit der Hand nach der Lade gegriffen hatte. Er starb dort vor Gott. David war sehr betrübt darüber, daß der Herr den Usa geschlagen hatte. Darum nannte man jenen Ort Perez-Usa (Schlag, Wegraffung des Usa). Weil David an jenem Tag in Furcht vor Gott geriet und sich dachte: "Wie kann ich da die Lade Gottes zu mir bringen?", ließ David die Lade nicht zu sich in die Davidsstadt bringen. Vielmehr brachte er sie abseits in das Haus Obed-Edoms aus Gat. So blieb denn die Lade Gottes drei Monate lang im Haus Obed-Edoms - innerhalb seines Hauses. Der Herr segnete das Haus Obed-Edoms und alles, was ihm gehörte. Davids BautenHiram, der König von Tyrus, schickte an David Boten mit Zedernstämmen, Steinmetze und Zimmerleute, damit sie einen Palast bauten. David erkannte, daß der Herr ihn als König über Israel bestätigt habe. Denn sein Königtum war zu hohem Ansehen erhoben worden um seines Volkes Israel willen. FamiliennachrichtenDavid nahm sich in Jerusalem noch weitere Frauen, und David wurde Vater von noch mehr Söhnen und Töchtern. Folgendes sind die Namen der Söhne, die ihm in Jerusalem geboren wurden: Schima, Schobab, Natan, Salomo, Jibhar, Elischua, Elpelet, Nogah, Nefeg, Jafia, Elischama, Beeljada und Elifelet. Davids Siege über die PhilisterAls die Philister hörten, daß David zum König über ganz Israel gesalbt worden sei, kamen alle Philister heran, um Davids habhaft zu werden. Sobald David davon Kunde erhielt, zog er ihnen entgegen. Die Philister rückten heran und breiteten sich in der Rafaïter-Ebene aus. David befragte Gott: "Soll ich gegen die Philister hinaufziehen? Wirst du sie in meine Hand geben?" Der Herr antwortete ihm: "Ziehe hinauf! Ich werde sie in deine Hand geben." Als sie nach Baal-Perazim hinaufzogen, schlug David sie daselbst. David rief aus: "Gott hat meine Feinde durch meine Hand durchbrochen wie Wasser (einen Damm) durchbricht." Darum nannte man jenen Ort Baal-Perazim (Herr der Durchbrüche) Die Götzen, die die Philister dort im Stich ließen, befahl David zu verbrennen. Als die Philister noch einmal heranrückten und sich über die Ebene ausbreiteten, befragte David Gott wiederum, und Gott antwortete ihm: "Ziehe nicht hinauf hinter ihnen her, sondern umgehe sie und greife sie von den Baka-Bäumen her an! Sobald du in den Wipfeln der Baka-Bäume das Geräusch von Schritten hörst, gehe zum Angriff über! Denn dann geht Gott vor dir her, um das Heer der Philister zu schlagen!" David tat, wie ihm Gott geboten hatte. Sie schlugen das Heer der Philister von Gibeon bis nach Geser. Hierauf verbreitete sich der Ruhm Davids in alle Lande, und der Herr flößte allen Völkern Furcht vor ihm ein. Vorbereitungen zur Überführung der Lade nach JerusalemHierauf ließ sich David in der Davidsstadt Häuser bauen. Auch für die Lade Gottes richtete er eine Stätte her und schlug ein Zelt für sie auf. Damals befahl David, niemand dürfe die Lade Gottes tragen außer den Leviten. Denn diese habe der Herr dazu erwählt, die Lade Gottes zu tragen und an ihr immerdar Dienst zu tun.  Dann berief David ganz Israel nach Jerusalem, um die Lade des Herrn an die Stätte zu bringen, die er für sie hatte herrichten lassen. So versammelte denn David die Nachkommen Aarons und die Leviten; Von den Kehatitern den Obersten Uriël und seine Brüder, 120 Mann; von den Meraritern den Obersten Asaja und seine Brüder, 220 Mann; von den Gerschonitern den Obersten Joël und seine Brüder, 130 Mann; von den Nachkommen des Elizafans den Obersten Schemaja und seine Brüder, 200 Mann; von den Nachkommen Hebrons den Obersten Eliël und seine Brüder, 80 Mann; von den Nachkommen Usiëls den Obersten Amminadab und seine Brüder, 112 Mann. Dann berief David die Priester Zadok und Abjatar und die Leviten Uriël, Asaja, Joël, Schemaja, Eliël und Amminadab und gebot ihnen: "Ihr seid die Familienhäupter der Leviten. Heiligt euch und eure Stammesgenossen! Ihr sollt die Lade des Herrn, des Gottes Israels, an die Stätte hinaufbringen, die ich für sie hergerichtet habe.  Weil ihr das vorige Mal nicht zugegen wart, hat der Herr, unser Gott, uns geschlagen. Denn wir haben nicht die gebührende Rücksicht auf ihn genommen."  Da heiligten sich die Priester und Leviten, um die Lade des Herrn, des Gottes Israels, hinaufzutragen. Dann hoben die Leviten die Lade Gottes so, wie Mose nach dem Befehl des Herrn es angeordnet hatte, mit den Tragstangen auf ihre Schultern. Hierauf befahl David den Vorstehern der Leviten, ihre Stammesgenossen, die Sänger, mit ihren Musikinstrumenten, den Harfen, Zithern und Zimbeln, aufzustellen, damit sie lauten Jubelklang erschallen ließen. Die Leviten bestellten nun den Sohn Joëls, Heman, und seinen Stammesbruder Asaf, den Sohn Berechjas, ferner von den Nachkommen Meraris ihren Stammesbruder Etan, den Sohn Kuschajas. Zu ihnen kamen von ihren Brüdern im zweiten Dienstrang: Secharja, Jaasiël, Schemiramot, Jehiël, Unni, Eliab, Benaja, Maaseja, Mattitja, Elifelehu, Mikneja, Obed-Edom und Jëiël, die Türhüter.  Die Sänger Heman, Asaf und Etan hatten mit ehernen Zimbeln laut zu spielen, Secharja, Jaasiël, Schemiramot, Jehiël, Unni, Eliab, Maaseja und Benaja spielten nach elamitischer Weise auf Harfen,  und Mattitja, Elifelehu, Mikneja, Obed-Edom, Jëiël und Asasja in der achten Stufe auf Zithern, um den Gesang zu führen. Kenanja, der Vorsteher der Leviten, leitete den Vortrag. Er gab dazu Anweisungen, da er sich darauf verstand. Berechja und Elkana gingen als Türhüter vor der Lade. Die Priester Schebanja, Joschafat, Netanel, Amasai, Secharja, Benaja und Eliëser bliesen vor der Lade Gottes die Trompeten. Dann kamen Obed-Edom und Jehija als Türhüter bei der Lade. Die Übertragung der BundesladeSo zogen denn David mit den Ältesten Israels und den Obersten der Tausendschaften hin, um die Bundeslade des Herrn aus dem Haus Obed-Edoms voller Freude heraufzuholen.  Und Gott war den Leviten, den Trägern der Bundeslade des Herrn, gnädig. Darum opferten sie sieben Stiere und sieben Widder. David war dabei mit einem Mantel aus Byssus bekleidet, ebenso alle Leviten, die die Lade trugen, sowie die Sänger und Kenanja, der den Vortrag der Sänger leitete. David trug einen linnenen Schurz.  Ganz Israel brachte die Bundeslade des Herrn hinauf unter Jubel und lautem Posaunenschall, mit Trompeten- und Zimbelklang, Harfen und Zithern. So zog die Bundeslade des Herrn in die Davidsstadt ein. Michal, Sauls Tochter, schaute zum Fenster hinaus. Als sie König David hüpfen und tanzen sah, empfand sie Verachtung für ihn. Nachdem sie die Lade Gottes hineingebracht und in dem Zelt, das David für sie hatte errichten lassen, aufgestellt hatten, brachten sie vor Gott Brand- und Friedopfer dar. Als David die Darbringung der Brand- und Friedopfer beendet hatte segnete er das Volk im Namen des Herrn und teilte an alle Israeliten, Männer und Frauen, jeweils einen Brotkuchen, ein Stück Fleisch und einen Rosinenkuchen aus. Ordnung des MusikdienstesHierauf bestellte er einige Leviten zum Dienst bei der Lade des Herrn. Sie mußten dem Herrn, dem Gott Israels, Lob, Dank und Preis darbringen: Asaf als Vorsteher und Secharja als zweiter im Rang nach ihm, sodann Jaasiël, Schemiramot, Jehiël, Mattitja, Eliab, Benaja, Obed-Edom und Jëiël mit ihren Instrumenten, Harfen und Zithern. Asaf sollte die Zimbeln, die Priester Benaja und Jahasiël die Trompeten ständig vor der Bundeslade Gottes erschallen lassen. Davids DankliedDavid betraute damals zum ersten Mal Asaf und seine Brüder mit dem Lobpreis des Herrn: "Dem Herrn lobsingt! Ruft an seinen Namen! Kund macht den Völkern seine Taten! Singt ihm! Spielt ihm! Verkündet all seine Wunder! In seinem heiligen Namen sollt ihr euch rühmen! Jauchzen soll der Gottsucher Herz! Forscht nach dem Herrn und nach seiner Herrlichkeit! Sucht allezeit sein Antlitz! Gedenkt der Wunder, die er gewirkt, seiner Zeichen, seines Mundes richtender Sprüche! Du, Israels, seines Knechtes, Geschlecht, ihr, Jakobs, seines Erwählten, Söhne! Er, der Herr, ist unser Gott! Seine Richtersprüche ergehen in alle Welt. Ewig eingedenk ist er seines Bundes, des Wortes, das er entbot für tausend Geschlechter, des Bundes, den er mit Abraham schloß, und seines Schwures an Isaak. Er hat es Jakob zum Gesetz gestellt, zum ewigen Bündnis für Israel, als er sprach: Kanaan will ich dir geben, das Land euch zum Erbe bestimmen. Damals waren sie gering an Zahl, wenige nur und fremd in ihm, zogen von Volk zu Volk, von einem Reich zum anderen. Doch er litt es nicht, daß man Zwang ihnen tat. Könige wies er ihretwegen zurecht: Rührt meine Gesalbten nicht an, meinen Sehern tut nichts zuleide! So singt dem Herrn alle Lande! Von Tag zu Tag verkündet sein Heil! Den Völkern tut kund seine Herrlichkeit, jeglichem Volk seine Wunder! Denn groß ist der Herr, lobwürdig gar sehr, furchtbar ist er vor allen Göttern. Denn der Völker Götter sind Götzen nur, der Herr aber rief die Himmel ins Dasein, Pracht und Hoheit strahlt vor ihm auf, Preis und Jubel in seinem Heiligtum. So bringt dem Herrn, ihr Stämme der Völker, bringt dem Herrn Ehre und Preis! Bringt dem Herrn seines Namens Ruhm! Bringt Geschenke, kommt vor sein Antlitz! Neigt euch vor dem Herrn in heiligem Schmuck! Alle Welt soll vor ihm beben! Fest gegründet hat er den Erdkreis, daß er nicht wankt. Der Himmel jubelt, die Erde jauchzt. Kündet den Völkern: Der Herr ist König! Es braust das Meer und was es erfüllt, es jauchzt die Flur und was sie bedeckt, aufjubeln vor dem Herrn die Bäume des Waldes, wenn er kommt, die Erde zu richten.  Dem Herrn lobsingt, denn er ist gut, und seine Huld währt ewig. So sprecht: Hilf uns, du Gott unseres Heiles! Sammle uns, rette uns vor den Völkern! Daß wir preisen können deinen heiligen Namen, und uns rühmen dürfen deines Ruhmes. Gelobt sei der Herr, Israels Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit!" -Und alles Volk sprach "Amen!" und "Lob sei dem Herrn!" DER GOTTESDIENST IN JERUSALEM UND IN GIBEONTeilung der Leviten nach Jerusalem und GibeonDann ließ David den Asaf und seine Brüder dort bei der Bundeslade des Herrn, damit sie beständig den Dienst vor der Lade so verrichteten, wie jeder Tag es forderte.  Bei ihnen waren Obed-Edom mit seinen Brüdern, 68 Mann. Obed-Edom, den Sohn Jedutuns, und Hosa machte er zu Türhütern. Den Priester Zadok und seine Brüder, die Priester, bestellte er für die Wohnung des Herrn auf der Höhe zu Gibeon. Sie sollten dem Herrn regelmäßig morgens und abends auf dem Brandopferaltar Brandopfer darbringen, genau so, wie es im Gesetz des Herrn geschrieben steht, das er Israel gegeben hat. Bei ihnen befanden sich Heman und Jedutun neben den übrigen, die auserwählt und namentlich bezeichnet waren, dem Herrn den Lobgesang darzubringen: Ewig währt seine Gnade. Sie, Heman und Jedutun, verwahrten die Trompeten und Zimbeln für die Musiker und die Instrumente für die Gotteslieder. Die Söhne Jedutuns versahen den Dienst der Türhüter. Darauf kehrten alle heim. David aber ging hin, seine Familie zu begrüßen. Gott verwirft Davids TempelbauvorhabenAls David seinen Palast bezogen hatte, sagte David zum Propheten Natan: "Siehe, ich wohne in einem Zedernpalast, die Bundeslade des Herrn aber steht unter Zeltdecken." Natan antwortete David: "Führe alles aus, was du im Sinn hast! Denn Gott ist mit dir." Aber noch in derselben Nacht erging das Wort Gottes an Natan: "Geh, sage meinem Knecht David: So spricht der Herr: Nicht du sollst mir einen Palast als Wohnung bauen. Ich habe doch niemals in einem Palast gewohnt seit der Zeit, da ich die Israeliten hergeführt habe, bis auf den heutigen Tag. Vielmehr wanderte ich von einer Zelt- und Wohnstätte zur anderen. Habe ich, solange ich in ganz Israel umherzog, zu einem von den Richtern Israels, denen ich befohlen, mein Volk Israel zu weiden, jemals mit einem Wort gesagt: Warum habt ihr mir keinen Zedernpalast erbaut? Gottes Verheißung an DavidDarum sage jetzt zu meinem Knecht David: So spricht der Herr der Heerscharen: Ich habe dich von der Weide hinter der Herde weggeholt, damit du Fürst meines Volkes Israel seist. Ich war mit dir bei allem, was du unternahmst, und habe alle deine Feinde vor dir vertilgt. Ich will dir einen Namen schaffen, wie ihn nur die Größten auf Erden haben. Ich will meinem Volk Israel einen Ort anweisen und es dort einpflanzen, daß es an seiner Stätte ruhig wohnen kann und sich nicht mehr zu ängstigen braucht. Gewalthaber sollen es nicht mehr bedrücken wie früher, seit der Zeit, da ich Richter über mein Volk Israel einsetzte. Alle deine Feinde will ich demütigen, und ich verkünde dir, daß der Herr dir ein Haus bauen wird. Wenn einst deine Tage voll sind und du dich bei deinen Vätern zur Ruhe gelegt hast, will ich deine Nachkommenschaft, einen von deinen Söhnen, zu deinem Nachfolger bestimmen und ihm sein Königtum bestätigen. Er soll mir dann ein Haus bauen, und ich will seinen Thron für alle Zeit festigen! Ich will ihm Vater sein, er sei mir Sohn! Niemals will ich ihm meine Huld entziehen, wie ich sie deinem Vorgänger entzogen habe. Für immer will ich ihn über mein Haus und mein Königtum setzen, und sein Thron soll feststehen für immer!" Davids Dank und BitteAls Natan all diesen Worten und dieser ganzen Offenbarung entsprechend mit David geredet hatte, ging König David hin, ließ sich vor dem Herrn nieder und betete: "Wer bin ich Herr, mein Gott? Was ist mein Haus, daß du mich bis hierher gebracht hast? Und dies genügte dir noch nicht, o Gott. Du hast vielmehr dem Haus deines Knechtes Verheißungen gegeben für ferne Zeiten. Du hast mich wie einen großen Menschen behandelt, Herr, mein Gott. Was soll David noch viel zu dir sagen von der Verherrlichung, die du deinem Knecht zuteil werden ließest? Du kennst ja deinen Knecht. Herr, um deines Knechtes willen und nach deinem Herzen hast du all dies Große getan und all dies Herrliche kund werden lassen. Herr, dir ist niemand gleich. Außer dir ist kein Gott nach allem, was wir mit eignen Ohren vernommen haben. Wo ist ein Volk auf Erden wie dein Volk Israel, dessentwegen Gott kam, es sich zum Volk zu erkaufen, um dir durch große und wunderbare Taten einen Namen zu schaffen und um vor deinem Volk, das du aus Ägypten erlöst hast, andere Volker zu vertreiben? Du hast dir dein Volk Israel für alle Zeiten als Volk bestimmt, und du, Herr, bist ihr Gott geworden. So möge denn, o Herr, die Verheißung, die du deinem Knecht und seinem Haus gegeben hast, für alle Zeiten in Erfüllung gehen, und tue, was du zugesagt! Wenn sie sich erfüllt, wird dein Name groß sein in Ewigkeit, und man wird sagen: Der Herr der Heerscharen ist Israels Gott, ist Gott in Israel, und das Haus deines Knechtes David wird vor dir Bestand haben. Denn du, mein Gott, hast deinem Knecht geoffenbart, daß du ihm ein Haus bauen wollest. Darum hat dein Knecht den Mut gefunden, dieses Gebet an dich zu richten. Nun denn, Herr, du bist Gott. Nachdem du deinem Knecht diese herrliche Zusage gemacht hast, möge es dir nunmehr gefallen, das Haus deines Knechtes zu segnen, auf daß es immerdar vor dir bestehe. Denn was du segnest, Herr, ist ewiglich gesegnet." DAVIDS KRIEGERISCHE ERFOLGEDavids Siege über die Philister, Moabiter und AramäerIn der Folge besiegte David die Philister und unterjochte sie. Auch Gat und dessen Tochterstädte entriß er den Philistern. Ferner schlug er die Moabiter. So wurden die Moabiter David untertan und tributpflichtig. David besiegte auch Hadad-Eser, den König von Zoba, das in der Richtung nach Hamat zu liegt, als dieser sich anschickte, seine Herrschaft am Eufrat zu befestigen. Von ihm nahm David 1.000 Wagen, 7.000 Wagenkämpfer und 20.000 Mann Fußvolk gefangen. Sämtliche Pferde ließ David lähmen; nur hundert Pferde ließ er übrig. Als die Aramäer von Damaskus dem König Hadad-Eser zu Hilfe kamen, schlug David von den Aramäern 22.000 Mann. Hierauf setzte David im damaszenischen Aram Vögte ein, und die Aramäer wurden David untertan und tributpflichtig. So half der Herr dem David in allem, was er unternahm. Die BeuteDavid erbeutete die goldenen Schilde, welche die Knechte Hadad-Esers besaßen, und brachte sie nach Jerusalem. In Tibhat und Kun, den Städten Hadad-Esers, erbeutete David sehr viel Erz, woraus Salomo das eherne Meer, die Säulen und die ehernen Geräte anfertigen ließ. Als Toï, der König von Hamat, erfuhr, daß David die ganze Heeresmacht des Königs Hadad-Eser von Zoba geschlagen habe, sandte er seinen Sohn Hadoram zum König David, um ihn zu begrüßen und ihm Glück zu wünschen, daß er gegen Hadad-Eser gekämpft und ihn besiegt habe. Hadad-Eser war nämlich ein Krieggegner des Toï. Er brachte allerlei Geräte aus Silber, Gold und Erz mit. Auch sie weihte König David dem Herrn mitsamt dem Silber und Gold, das er von allen Völker weggeführt hatte, von den Edomitern, Moabitern, Ammonitern, Philistern und Amalekitern. Die Unterwerfung der EdomiterAbischai, der Sohn der Zeruja, schlug 18.000 Edomiter im Salztal. Er setzte in Edom Vögte ein, und ganz Edom war David untertan. So half der Herr dem David in allem, was er unternahm. Davids oberste BeamteDavid herrschte nun über ganz Israel und übte an seinem ganzen Volk Recht und Gerechtigkeit. Oberbefehlshaber des Heeres war Joab, der Sohn der Zeruja. Kanzler war Joschafat, der Sohn Ahiluds. Priester waren Zadok, der Sohn Ahitubs, und Abjatar, der Sohn Ahimelechs. Schawscha war Staatsschreiber. Befehlshaber der Kereter und Peleter war Benaja, der Sohn Jojadas. Davids Söhne waren die Ersten nach dem König.  Die Beschimpfung der Gesandten DavidsDanach starb der Ammoniterkönig Nahasch. Sein Sohn bestieg an seiner Statt den Thron. David dachte: "Ich will mit Hanun, dem Sohn des Nahasch, freundschaftliche Beziehungen unterhalten, weil auch sein Vater mit mir in gutem Einvernehmen stand." So schickte denn David Gesandte hin und ließ ihm wegen seines Vaters sein Beileid aussprechen. Als die Gesandten Davids zu Hanun gekommen waren, um ihm das Beileid auszusprechen, sagten die Fürsten der Ammoniter zu Hanun: "Glaubst du denn, daß David deinen Vater ehren will, wenn er dir Beileidsgesandte schickt? Vielmehr sind seine Gesandten nur deshalb zu dir gekommen, um das Land zu erforschen, es auszukundschaften und dann zu verwüsten." Da ließ Hanun die Gesandten Davids ergreifen, sie scheren und ihnen die Kleider halb abschneiden bis zur Schrittgegend. So schickte er sie weg. Als man David über die Männer Meldung brachte, sandte er ihnen Boten entgegen. Denn die Männer waren schwer beschimpft. Der König ließ ihnen sagen: "Bleibt in Jericho, bis euch der Bart wieder gewachsen ist; dann kommt nach Hause." Joabs Sieg über die Ammoniter und AramäerAls die Ammoniter einsahen, daß sie sich bei David verhaßt gemacht hatten, sandten Hanun und die Ammoniter 1.000 Talente Silber hin, um von den Aramäern in Mesopotamien sowie von den Aramäern in Maacha und Zoba Wagen und Wagenkämpfer anzuwerben. Sie mieteten 32.000 Wagen, dazu den König von Maacha mit seinem Heer. Diese rückten heran und lagerten sich vor Medeba. Auch die Ammoniter sammelten sich aus ihren Städten und zogen zum Kampf aus.  Sobald David davon Kunde erhielt, schickte er Joab mit dem ganzen Heer, lauter tapferen Kriegern, hin. Die Ammoniter rückten aus und stellten sich vor der Stadt in Schlachtordnung auf. Die Könige, die herbeigekommen waren, nahmen für sich auf dem freien Feld Stellung. Als Joab sah, daß ihm von vorn und von hinten ein Angriff drohe, wählte er sich die erlesensten Israeliten aus und stellte sich den Aramäern entgegen. Den Rest des Heeres übergab er seinem Bruder Abischai, damit sie sich den Ammonitern entgegenstellten. Er sagte: "Wenn die Aramäer über mich Herr werden, mußt du mir zu Hilfe kommen. Wenn aber die Ammoniter über dich Herr werden, eile ich dir zu Hilfe. Nur Mut! Wir kämpfen für unser Volk und die Städte unseres Gottes. Der Herr tue, was ihm gut scheint!" Als nun Joab mit den Truppen, die er befehligte, zum Angriff gegen die Aramäer vorrückte, flohen sie vor ihm. Sobald aber die Ammoniter sahen, daß die Aramäer sich zur Flucht wandten, ergriffen auch sie vor seinem Bruder Abischai die Flucht und zogen sich in die Stadt zurück. Joab kehrte heim nach Jerusalem. Davids Sieg über die Ammoniter und AramäerAls die Aramäer sahen, daß sie von den Israeliten geschlagen waren, sandten sie Boten und ließen die Aramäer jenseits des Stromes ausrücken. Schobach, der Feldherr Hadad-Esers, hatte den Oberbefehl.  Als man dies David meldete, bot er ganz Israel auf, überschritt den Jordan, zog gegen sie und stellte sich ihnen gegenüber auf. Als sich nun David den Aramäern gegenüber zur Schlacht aufgestellt hatte, kämpften sie mit ihm. Aber die Aramäer mußten vor den Israeliten die Flucht ergreifen. David vernichtete von den Aramäern 7.000 Wagenkämpfer und 40.000 Mann Fußvolk. Auch den Feldherrn Schobach tötete er. Als die Untertanen Hadad-Esers sahen, daß sie von den Israeliten geschlagen waren, schlossen sie mit David Frieden und unterwarfen sich ihm. Die Aramäer aber hüteten sich, den Ammonitern fernerhin noch Hilfe zu leisten. Die Einnahme von RabbaIm folgenden Jahr um die Zeit, da die Könige in den Krieg zu ziehen pflegen, führte Joab das Heer ins Feld und verwüstete das Land der Ammoniter. Dann zog er hin und belagerte Rabba, während David in Jerusalem blieb. Als Joab Rabba erobert und zerstört hatte,  nahm David ihrem König die Krone vom Haupt. Sie hatte nach seiner Schätzung einen Wert von einem Talent an Gold und an den darin eingesetzten Edelsteinen und paßte auf Davids Haupt. Er nahm aus der Stadt eine überaus reiche Beute mit. Die Bevölkerung, die darin wohnte, ließ er wegführen, sie an die Sägen, eisernen Picken und Äxte stellen. Ebenso verfuhr David mit allen übrigen Ammoniterstädten. Dann kehrte David und das ganze Kriegsvolk nach Jerusalem zurück. Davids Helden in den PhilisterkriegenDanach kam es in Geser wieder zu einem Kampf mit den Philistern. Hierbei erschlug Sibbechai aus Huscha den Sippai, der zu den Rafaïtern gehörte. So wurden jene gedemütigt.  Als es dann abermals zu einem Kampf mit den Philistern kam, erschlug Elhanan, der Sohn Jaïrs, den Lachmi, den Bruder Goliats aus Gat, dessen Speerschaft wie ein Weberbaum war.  Nochmals kam es dann zu einem Kampf bei Gat. Dabei stellte sich ein riesengroßer Mensch ein, der sechs Finger und sechs Zehen hatte, im ganzen vierundzwanzig. Auch er gehörte zu den Rafaïtern. Als er die Israeliten verhöhnte, erschlug ihn Jonatan, der Sohn von Davids Bruder Schima. Diese drei stammten von Rafa aus Gat ab; sie fielen durch die Hand Davids und seiner Krieger. DIE VOLKSZÄHLUNGDie letzten Regierungsjahre DavidsSatan trat gegen die Israeliten auf und reizte David dazu, die Israeliten zu zählen.  So befahl David dem Joab und den Heeresobersten: "Geht, zählt die Israeliten von Beerscheba bis Dan und erstattet mir Bericht, damit ich ihre Zahl kenne!" Aber Joab erwiderte: "Der Herr möge sein Volk, so zahlreich es ist, noch hundertmal zahlreicher werden lassen! Sie sind doch alle, mein Herr und König, dir, meinem Herrn, untertan. Warum hegt mein Herr ein solches Verlangen? Warum soll sich Israel einer solchen Sünde schuldig machen?" Doch der Befehl des Königs nötigte Joab, so machte sich denn Joab auf den Weg und durchwanderte ganz Israel. Als Joab wieder nach Jerusalem zurückgekehrt war, teilte Joab das Ergebnis der Volkszählung David mit, und zwar belief sich die Zahl in ganz Israel auf 1.100.000 Männer, die ein Schwert trugen, und in Juda auf 470.000 Männer, die ein Schwert trugen.  Levi und Benjamin hatte er nicht mitgezählt. Denn der Befehl des Königs war Joab ein Greuel. Die StrafeDa diese Sache Gott mißfiel, schlug er Israel. David hatte zwar zu Gott gebetet: "Ich habe mich durch das, was ich da getan habe, schwer versündigt. Doch laß deinem Knecht seine Verschuldung hingehen; denn ich war völlig verblendet." Aber der Herr hatte Gad, dem Seher Davids, geboten: "Geh und sage zu David: So spricht der Herr. Dreierlei lege ich dir vor; wähle dir eines davon, daß ich es dir antue!" Gad begab sich zu David und verkündete ihm: "So spricht der Herr: Wähle dir entweder drei Jahre Hungersnot oder drei Monate Flucht vor deinen Widersachern, wobei das Schwert deiner Feinde dich ereilt, oder drei Tage das Schwert des Herrn, die Pest, im Land, wobei der Engel des Herrn im ganzen Bereich Israels Verderben anrichtet. Nun überlege, welche Antwort ich dem bringen soll, der mich gesandt hat!" David antwortet Gad: "Mir ist sehr bange. Ich will lieber in die Hand des Herrn fallen, denn sein Erbarmen ist sehr groß! Aber in die Hände der Menschen möchte ich nicht fallen!" So ließ der Herr eine Pest über Israel kommen, und es starben aus Israel 70.000 Menschen. Und Gott sandte einen Engel nach Jerusalem, um es zu vernichten. Als er Verderben darin anrichtete, sah es der Herr, und es gereute ihn das Unheil. Er befahl daher dem Engel, der das Verderben angerichtet hatte: "Es ist genug. Ziehe deine Hand zurück!" Der Engel des Herrn stand gerade bei der Tenne des Jebusiters Arauna. Als David aufblickte, sah er den Engel des Herrn zwischen Erde und Himmel stehen, ein gezücktes Schwert in der Hand, das gegen Jerusalem ausgestreckt war. Da fielen David und die Ältesten, in Sacktuch gehüllt, auf ihr Angesicht nieder, und David betete zu Gott: "Ich bin es, der die Volkszählung gebot. Ich bin es, der sündigte und sich verging. Diese aber, die Schafe, was haben sie getan? Wende doch, o Herr, mein Gott, durch diese Seuche deine Hand gegen mich und meine Familie, aber nicht gegen dein Volk!" Davids Aussöhnung mit GottDa befahl der Engel des Herrn dem Gad, David zu sagen, David möge hinaufgehen, um dem Herrn auf der Tenne des Jebusiters Arauna einen Altar zu errichten. David begab sich auf Gads Befehl, den dieser im Namen des Herrn an ihn gerichtet hatte, hinauf. Auch Arauna sah, als er sich umwandte, den Engel. Seine vier Söhne hielten sich bei ihm versteckt. Arauna drosch gerade Weizen. David begab sich also zu Arauna. Als Arauna ausschaute und den König sah, trat er aus der Tenne hinaus und verneigte sich vor David mit dem Angesicht zur Erde. David sagte zu Arauna: "Gib mir den Platz der Tenne, damit ich darauf dem Herrn einen Altar erbaue! Für den vollen Wert trete ihn mir ab, damit die Seuche vom Volk abgewehrt werde!" Arauna antwortete dem David: "Nimm sie dir! Mein Herr und König wolle tun, was ihm beliebt. Siehe, ich gebe dir die Rinder zu den Brandopfern und die Dreschschlitten zum Brennholz und den Weizen zum Speiseopfer. Dies alles schenke ich dir." Aber König David erwiderte dem Arauna: "Nein! Ich will es nur käuflich von dir erwerben zum vollen Preis. Denn ich will nicht das, was dir gehört, für den Herrn wegnehmen, um Brandopfer, die ich umsonst erhalten habe, darzubringen." So gab denn David dem Arauna für den Platz 600 Schekel Gold.  David erbaute dort dem Herrn einen Altar und brachte Brand- und Friedopfer dar. Als er den Herrn anrief, antwortete ihm dieser mit Feuer, das er vom Himmel her auf den Brandopferaltar herabkommen ließ. Dem Engel aber befahl der Herr, sein Schwert wieder in die Scheide zu stecken. Bestimmung des TempelplatzesDa David damals an sich erfahren hatte, daß der Herr ihn auf der Tenne des Jebusiters Arauna erhört hatte, brachte er dort Opfer dar. Die Wohnung des Herrn, die Mose in der Wüste angefertigt hatte, und der Brandopferaltar befanden sich zu jener Zeit auf der Höhe von Gibeon. David wagte es aber nicht mehr, dort vor ihm zu erscheinen, um Gott zu verehren, weil er durch das Schwert des Engels des Herrn in Schrecken versetzt worden war. So bestimmte denn David: "Dies hier soll die Behausung Gottes, des Herrn, werden, und hier soll der Brandopferaltar für Israel stehen!" DAVIDS VORBEREITUNGEN ZUM TEMPELBAUSorge für Bauleute und BaumaterialHierauf gab David den Befehl, die Fremdlinge im Lande Israel zusammenzuholen, und bestellte Steinmetze zum Bau des Tempels Gottes, die Quadersteine zuhauen sollten.  Auch beschaffe David Eisen in Menge für die Nägel zu den Torflügeln und für die Klammern, sowie Kupfer in solcher Menge, daß man es nicht wägen konnte, ebenso zahllose Zedernstämme; denn die Bewohner von Sidon und Tyrus lieferten David Zedernstämme in Menge. David dachte sich nämlich: "Mein Sohn Salomo ist jung und zart; der Tempel aber, der dem Herrn zu errichten ist, muß überaus groß werden zu Ruhm und Ehre in allen Ländern. Darum will ich schon jetzt die Vorbereitungen für ihn treffen." So richtete denn David noch vor seinem Tod Baumaterialien in großer Menge her. Beauftragung Salomos mit dem TempelbauHierauf ließ er seinen Sohn Salomo rufen und beauftragte ihn, dem Herrn, dem Gott Israels, einen Tempel zu bauen. David sagte zu Salomo: "Mein Sohn, ich selbst hatte den Plan, dem Namen des Herrn, meines Gottes, einen Tempel zu erbauen. Doch erging das Wort des Herrn an mich: Du hast viel Blut vergossen und große Kriege geführt. Du darfst meinem Namen keinen Tempel erbauen. Denn du hast viel Blut vor mir zur Erde ausgegossen. Doch siehe, ein Sohn ist dir geboren. Der wird ein Mann der Ruhe sein, und ich will ihm Ruhe vor allen seinen Feinden ringsumher verschaffen. Sein Name ist ja Salomo. Frieden und Ruhe will ich in seinen Tagen Israel verleihen.  Er soll meinem Namen einen Tempel erbauen. Er wird mir Sohn und ich will ihm Vater sein. Seinen Königsthron will ich auf ewig über Israel bestätigen. - Nun denn, mein Sohn, möge der Herr mit dir sein, damit es dir gelinge, den Tempel des Herrn, deines Gottes, zu erbauen, wie er dir verheißen hat. Auch möge dir der Herr, wenn er dich über Israel bestellt, Verstand und Klugheit geben, damit du das Gesetz des Herrn, deines Gottes, beobachtest. Dann wird es dir gelingen, wenn du die Satzungen und Vorschriften sorgsam befolgst, die der Herr den Israeliten durch Mose anbefohlen hat. Sei mutig und stark! Fürchte dich nicht und laß dich nicht schrecken! Siehe, bei all meiner Not habe ich für den Tempel des Herrn 100.000 Talente Gold und 1.000.000 Talente Silber beschafft, dazu Kupfer und Eisen, das man nicht wägen kann, in solcher Menge ist es vorhanden. Auch Holz und Steine habe ich besorgt, und du wirst noch mehr dazutun.  Auch Werkleute, Steinmetze, Maurer und Zimmerleute stehen dir in Menge zur Verfügung; ferner kunstverständige Männer für jede Art von Arbeiten in Gold, Silber, Kupfer und Eisen, ohne Zahl. Geh ans Werk! Der Herr sei mit dir!" Davids Anweisung an die FürstenDann gab David allen Fürsten Israels Anweisung, seinen Sohn Salomo zu unterstützen: "War nicht der Herr, euer Gott, mit euch, und hat er euch nicht ringsum Ruhe verschafft? Er gab ja die früheren Bewohner des Landes in meine Hand. Jetzt ist das Land dem Herrn und seinem Volk unterjocht. So richtet nun Herz und Sinn darauf, dem Herrn, eurem Gott, treu zu dienen! Geht ans Werk und erbaut das Heiligtum Gottes, des Herrn, damit die Bundeslade des Herrn und die heiligen Geräte Gottes in den Tempel gebracht werden können, der dem Namen des Herrn erbaut werden soll!" ORENUNG DES PRIESTER- UND LEVITENDIENSTESZählung und Diensteinteilung der LevitenAls David alt und lebenssatt war, machte er seinen Sohn Salomo zum König über Israel. Er versammelte dazu alle Fürsten Israels sowie die Priester und Leviten. Als man eine Zählung der Leviten von dreißig Jahren an und darüber vornahm, betrug ihre Kopfzahl 38.000 Mann.  David ordnete an: "Von diesen sollen 24.000 dem Dienst am Tempel des Herrn vorstehen. 6.000 sollen Amtleute und Richter sein,  4.000 Türhüter, und 4.000 sollen den Herrn mit den Instrumenten preisen, die ich zum Lobpreis anfertigen ließ." Die drei LevitengeschlechterDavid teilte sie dann nach ihrer Abstammung von den Levisöhnen Gerschon, Kehat und Merari in Klassen ein. Die Söhne Gerschons waren Ladan und Schimi. Von den Söhnen Ladans war Jehiël der erste; ihm folgten Setam und Joël; insgesamt waren es drei. Die Söhne Jehiëls waren: Schelomit, Hasiël und Haran, insgesamt drei. Sie waren die Familienhäupter der Ladaniter. Die Söhne Schimis waren: Jahat, Sisa, Jëusch und Beria. Dies waren die Söhne Schimis, zusammen vier. Jahat war der erste, Sisa der zweite, Jëusch und Beria hatten nur wenige Söhne; darum bildeten sie nur eine Familie und Amtsklasse. Die Söhne Kehats waren: Amram, Jizhar, Hebron und Usiël, zusammen vier. Die Söhne Amrams waren: Aaron und Mose. Aaron wurde ausgesondert, um mit seinen Söhnen für immer Hochheiliges zu betreuen, vor dem Herrn Rauchopfer darzubringen, ihm zu dienen und allezeit in seinem Namen zu segnen. Mose aber war der Mann Gottes. Seine Söhne wurden zum Stamm Levi gerechnet. Die Söhne des Mose waren Gerschom und Eliëser.  Von den Söhnen Gerschoms war Schubaël der erste. Der Erstgeborene Eliësers war Rehabja. Andere Söhne hatte Eliëser nicht. Aber die Söhne Rehabjas vermehrten sich sehr. Der erste Sohn des Jizhar war Schelomit. Die Söhne Hebrons waren: der erste Jerija, der zweite Amarja, der dritte Jahasiël, der vierte Jekamam. Von den Söhnen Usiëls war Micha der erste und Jischija der zweite. Die Söhne Meraris waren Machli und Muschi. Die Söhne Machlis waren: Eleasar und Kisch Eleasar starb, ohne Söhne zu hinterlassen; er hatte nur Töchter. Diese heirateten die Söhne des Kisch, ihre Vettern. Die Söhne Muschis waren: Machli, Eder und Jeremot, zusammen drei. Dienstzuweisung für die LevitenDies waren, nach ihren Familien geordnet, die Leviten, die Familienhäupter, soviele ihrer gemustert wurden, nach Köpfen, namentlich aufgezählt, die beim Dienst am Tempel des Herrn beschäftigt waren, von zwanzig Jahren an und darüber. Denn David dachte: "Der Herr, der Gott Israels, hat seinem Volk Ruhe verliehen. Nun wird er für alle Zeiten in Jerusalem wohnen." So brauchten denn auch die Leviten die heilige Wohnung und alle zu ihrem Dienst erforderlichen Geräte nicht mehr zu tragen. So wurde nach Davids letzten Befehlen das Alter der Leviten von zwanzig Jahren an und darüber berechnet. Ihre Amtspflicht bestand jetzt in der Unterstützung der Nachkommen Aarons beim Dienst am Tempel des Herrn, als Aufseher über die Vorhöfe und Kammern und in der Reinhaltung alles Heiligen sowie in den Dienstverrichtungen am Tempel Gottes. Außerdem hatten sie die Besorgung der aufgeschichteten Schaubrote und des Feinmehls zu den Speiseopfern und der ungesäuerten Brote, des Pfannenbackwerks und des Eingerührten sowie aller Hohl- und Längenmaße.  Auch mußten sie jeden Morgen antreten zur Verrichtung der Lob- und Dankgebete zu Ehren des Herrn, ebenso am Abend. Auch bei jeder Darbringung von Brandopfern für den Herrn an den Sabbaten, Neumonden und Festen, soviel ihrer nach der Vorschrift beständig dem Herrn darzubringen waren, mußten sie Dienst leisten. So hatten sie den Dienst am Offenbarungszelt und den Dienst am Heiligtum sowie den Dienst zur Unterstützung der Nachkommen Aarons, ihrer Stammesgenossen, bei deren Arbeit am Tempel des Herrn zu besorgen. Einteilung der PriesterAuch die Nachkommen Aarons hatten ihre Abteilungen. Die Söhne Aarons waren: Nadab, Abihu, Eleasar und Itamar. Nadab und Abihu starben vor ihrem Vater, ohne Söhne zu hinterlassen. Darum hatten nur Eleasar und Itamar das Priesteramt inne. David teilte sie nun in Verbindung mit Zadok aus den Nachkommen Eleasars und mit Abjatar aus den Nachkommen Itamars je nach ihrem Amt bei ihrem Dienst ein.  Da man aber fand, daß die Nachkommen Eleasars mehr Familienhäupter zählten als die Nachkommen Itamars, teilte man sie so ab, daß auf die Nachkommen Eleasars sechzehn, auf die Nachkommen Itamars acht Familienhäupter kamen. Man teilte sie aber, die einen wie die anderen, durch das Los ab. Denn es gab sowohl unter den Nachkommen Eleasars als auch unter den Nachkommen Itamars Fürsten des Heiligtums, Fürsten Gottes. Schemaja, der Sohn Netanels, der Schriftführer unter den Leviten, schrieb sie im Beisein des Königs und der Fürsten sowie des Priesters Zadok und Abjatars, des Sohnes Ahimelechs, und der Familienhäupter der Priester und der Leviten auf. Je eine Familie wurde für Eleasar und eine für Itamar ausgelost.  Auslosung der einzelnen PriesterklassenDas erste Los fiel auf Jojarib, das zweite auf Jedaja, das dritte auf Harim, das vierte auf Seorim, das fünfte auf Malkija, das sechste auf Mijamin, das siebte auf Koz, das achte auf Abija,  das neunte auf Jeschua, das zehnte auf Schechanja, das elfte auf Eljaschib, das zwölfte auf Jakim, das dreizehnte auf Huppa, das vierzehnte auf Jeschebab, das fünfzehnte auf Bilga, das sechzehnte auf Immer, das siebzehnte auf Hesir, das achtzehnte auf Pizzez, das neunzehnte auf Petachja, das zwanzigste auf Jeheskel, das einundzwanzigste auf Jachin, das zweiundzwanzigste auf Gamul, das dreiundzwanzigste auf Delaja, das vierundzwanzigste auf Maasja. Das ist ihre Amtsordnung für ihren Dienst, der darin bestand, daß sie nach der von ihrem Vater Aaron erlassenen Verordnung in den Tempel des Herrn einträten, wie der Herr, der Gott Israels, ihm geboten hatte. Weitere LevitenfamilienWas aber die übrigen Nachkommen Levis betrifft, so stammte von den Nachkommen Amrams Schubaël und von den Nachkommen Schubaëls Jechdeja. Von Rehabja, und zwar von den Söhnen Rehabjas, war Jischija der erste. Zu den Nachkommen Jizhars gehörte Schelomit, zu den Nachkommen Schelomits Jahat. Von den Nachkommen Hebrons war Jerija der erste, Amarja der zweite, Jahasiël der dritte, Jekamam der vierte. Der Sohn Usiëls war Micha. Zu den Nachkommen Michas gehörte Schamir. Der Bruder Michas war Jischija. Zu den Nachkommen Jischijas gehörte Secharja. Die Söhne Meraris waren Machli und Muschi. Der Sohn Jaasijas war Bani. Meraris Nachkommen über Jaasija waren: Bani, Schoham, Sakkur und Ibri. Von Machli stammte Eleasar, der keine Kinder hatte, und Kisch. Der Sohn des Kisch war Jerachmeël. die Söhne Muschis waren: Machli, Eder und Jerimot. - Das waren die Nachkommen Levis nach ihren Familien. Auch sie warfen Lose wie ihre Stammesgenossen, die Nachkommen Aarons, im Beisein des Königs David, Zadoks und (Abjatars, des Sohnes) Ahimelechs sowie der Familienhäupter der Priester und Leviten, und zwar die Familienhäupter ebenso wie ihre jüngeren Stammesgenossen.  Liste der Sänger und MusikerFerner sonderte David im Verein mit den Abteilungsobersten zur Dienstleistung die Söhne Asafs, Hemans und Jedutuns aus, die Propheten, die auf Zithern, Harfen und Zimbeln Loblieder sangen. Die Liste derer, die mit diesem Dienst betraut wurden, ist folgende:  Von den Söhnen Asafs: Sakkur, Josef, Netanja und Asarela. Die Söhne Asafs standen unter der Leitung Asafs, der nach Anordnung des Königs mit der heiligen Musik betraut war. Von Jedutun: die Söhne Jedutuns: Gedalja, Zeri, Schimi, Jeschaja, Haschabja und Mattitja, zusammen sechs. Sie standen unter der Leitung ihres Vaters Jedutun, der mit dem Zitherspiel zum Lobpreis des Herrn betraut war. Von Heman: die Söhne Hemans: Bukkija, Mattanja, Usiël, Schubaël, Jerimot, Hananja, Hanani, Eliata, Giddalti, Romamti-Eser, Joschbekascha, Malloti, Hotir, Mahasiot. Alle diese waren Söhne Hemans, des Sehers des Königs in göttlichen Dingen. - Um seine Macht zu erhöhen, hatte Gott dem Heman vierzehn Söhne und drei Töchter geschenkt.  Diese alle waren nach Anordnung des Königs zur Unterstützung ihrer Väter Asaf, Jedutun und Heman beim Gesang im Tempel des Herrn mit Zimbeln, Harfen und Zithern für den Dienst im Tempel des Herrn tätig. Ihre Zahl mitsamt ihren Amtsgenossen, die in den Liedern des Herrn wohlgeübt und erfahren waren, betrug 288. Auslosung der einzelnen SängerklassenAls sie nun zur Bestimmung der Dienstordnung das Los warfen, die jüngeren ebenso wie die älteren, die Meister samt den Schülern, fiel von Asaf das erste Los auf Josef, das zweite auf Gedalja nebst seinen Söhnen und Brüdern, zusammen zwölf; das dritte auf Sakkur, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das vierte auf Zeri, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das fünfte auf Netanja, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das sechste auf Bukkija, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das siebte auf Asarela, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das achte auf Jeschaja, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das neunte auf Mattanja, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das zehnte auf Schimi, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das elfte auf Usiël, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das zwölfte auf Haschabja, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das dreizehnte auf Schubaël, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das vierzehnte auf Mattitja, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das fünfzehnte auf Jerimot, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das sechzehnte auf Hananja, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das siebzehnte auf Joschbekascha, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das achtzehnte auf Hanani, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das neunzehnte auf Malloti, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das zwanzigste auf Eliata, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das einundzwanzigste auf Hotir, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das zweiundzwanzigste auf Giddalti, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das dreiundzwanzigste auf Mahasiot, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf; das vierundzwanzigste auf Romamti-Eser, seine Söhne und Brüder, zusammen zwölf. Die Abteilungen der TürhüterWas die Abteilungen der Türhüter betrifft, so gehörte dazu von den Korachitern Meschelemja, der Sohn Kores, ein Nachkommen Abiasafs. Die Söhne Meschelemjas waren: Secharja, der Erstgeborene, Jediaël der zweite, Sebadja der dritte, Jatniël der vierte, Elam der fünfte, Johanan der sechste, Eljoënai der siebte. Die Söhne Obed-Edoms waren: Schemaja, der Erstgeborene, Josabad der zweite, Joach der dritte, Sachar der vierte, Netanel der fünfte, Ammiël der sechste, Issachar der siebte, Pëulletai der achte. Gott hatte ihn nämlich gesegnet. Auch seinem Sohn Schemaja waren Söhne geboren, die Familienhäupter wurden; denn sie waren tüchtige Männer. Die Söhne Schemajas waren: Otni, Refaël und Obed. Die Söhne seines Bruders Elsabad waren Elihu und Semachja, ebenfalls tüchtige Männer. Sie alle waren Nachkommen Obed-Edoms, sie und ihre Söhne und Brüder, tüchtige Männer, zum Dienst wohl tauglich, 62 Nachkommen Obed-Edoms. Auch Meschelemja hatte Söhne und Brüder, tüchtige Männer, zusammen achtzehn. Die Söhne Hosas, die zu den Nachkommen Meraris gehörten, waren Schimri, das Oberhaupt - obwohl er nicht der Erstgeborene war, hatte ihn sein Vater zum Oberhaupt eingesetzt -, Hilkija der zweite, Tebalja der dritte, Secharja der vierte. Insgesamt hatte Hosa dreizehn Söhne und Brüder. Auslosung für die TürhüterDiesen Abteilungen der Türhüter, und zwar den Familienhäuptern, fielen ebenso wie ihren Stammesgenossen amtliche Verrichtungen im Dienst des Tempels des Herrn zu. Als man nach Familien, für die jüngeren wie für die älteren, über die einzelnen Tore das Los warf, fiel das Los für die Ostseite auf Meschelemja. Auch für seinen Sohn Secharja, einen klugen Ratgeber, warf man das Los, und sein Los fiel auf die Nordseite, für Obed-Edom auf die Südseite und für seine Söhne auf das Vorratshaus; für Schuppim und Hosa auf die Westseite bei dem Schallechettor an der Aufsteigenden Straße, eine Wache neben der anderen. Auf der Ostseite waren sechs Leviten, auf der Nordseite täglich vier, auf der Südseite täglich vier, am Vorratshaus je zwei, am Anbau auf der Westseite vier für die Straße und zwei für den Anbau.  Dies waren die Abteilungen der Türhüter aus den Nachkommen der Söhne Korachs und Meraris. Die TempelschatzmeisterIhre Stammesgenossen, die Leviten, hatten die Aufsicht über die Schätze des Tempels Gottes und die Schätze an heiligen Gaben. Die Nachkommen Ladans, das heißt die Nachkommen der Gerschoniter, die von Ladan abstammen, die Familienhäupter des Gerschoniters Ladan, Jehiël, die Nachkommen Jehiëls, Setam und sein Bruder Joël, hatten die Obhut über die Schätze im Tempel des Herrn. Zu ihnen kamen Nachkommen Amrams, Jizhars, Hebrons und Usiëls. Schubaël, ein Nachkommen Gerschoms, des Sohnes des Mose, war Oberaufseher über die Schätze. Sein Stammesgenosse von Eliëser her war dessen Sohn Rehabja, dessen Sohn war Jeschaja, dessen Sohn Joram, dessen Sohn Sichri und dessen Sohn Schelomit. Schelomit und seine Brüder führten die Aufsicht über alle Schätze an heiligen Gaben, die König David und die Familienhäupter sowie die Hauptleute der Tausend- und Hundertschaften und die Heerführer geweiht hatten. Sie hatten sie aus der Kriegsbeute geweiht zur Ausstattung des Tempels des Herrn. Auch alles, was der Seher Samuel und Saul, der Sohn des Kisch, und Abner, der Sohn Ners, und Joab, der Sohn der Zeruja, geweiht hatten, und alles andere Geweihte stand unter der Aufsicht Schelomits und seiner Brüder. Die VerwalterVon den Nachkommen Jizhars waren Kenanja und seine Söhne als Amtswalter und Richter für die auswärtigen Geschäfte in Israel bestellt.  Von den Nachkommen Hebrons waren Haschabja und seine Brüder, tüchtige Männer, 1.700 an der Zahl, über die Verwaltung Israels westlich vom Jordan für alle Angelegenheiten des Herrn und für den Dienst des Königs gesetzt. Zu den Nachkommen Hebrons gehörte Jerija, das Oberhaupt der Hebroniter. Im 40ten Regierungsjahr Davids forschte man nach ihnen und es fanden sich unter ihnen in Jaser-Gilead tüchtige Männer.  Seine Brüder, tüchtige Männer, 2.700 Familienhäupter, setzte König David über die Rubeniter, Gaditer und den halben Stamm Manasse für alle Angelegenheiten Gottes und des Königs. ORDNUNG DES STAATSDIENSTESDie Einteilung des HeeresFolgendes ist das Verzeichnis der israelitischen Familienhäupter und Hauptleute von Tausend- und Hundertschaften, sowie der Amtsleute, die dem König in allen Angelegenheiten der Abteilungen dienten, die Monat für Monat alle Monate des Jahres hindurch antraten und abzogen. Jede Abteilung zählte 24.000 Mann.  Die erste Abteilung im ersten Monat befehligte Jaschobam, der Sohn Sabdiëls. Seine Abteilung umfaßte 24.000 Mann. Er gehörte zu den Nachkommen des Perez und war das Oberhaupt aller Heerführer für den ersten Monat. Die Abteilung des zweiten Monats befehligte der Ahoachiter Dodai, ein Fürst. Zu seiner Abteilung gehörten 24.000 Mann. Anführer des dritten Heeres für den dritten Monat war Benaja, der Sohn des Priesters Jojada, ein Oberhaupt. Zu seiner Abteilung gehörten 24.000 Mann. Dieser Benaja war ein Held unter den Dreißig und befehligte die Dreißig. An der Spitze seiner Abteilung stand sein Sohn Ammisabad. Der vierte für den vierten Monat war Joabs Bruder Asaël, und nach ihm sein Sohn Sebadja. Zu seiner Abteilung gehörten 24.000 Mann. Der fünfte für den fünften Monat war der Fürst Schamhut, der Sohn Serachs. Zu seiner Abteilung gehörten 24.000 Mann. Der sechste für den sechsten Monat war Ira, der Sohn des Ikkesch aus Tekoa. Zu seiner Abteilung gehörten 24.000 Mann. Der siebte für den siebten Monat war Helez aus Pelet, ein Efraimiter. Zu seiner Abteilung gehörten 24.000 Mann. Der achte für den achten Monat war der Huschatiter Sibbechai, ein Nachkomme Serachs. Zu seiner Abteilung gehörten 24.000 Mann. Der neunte für den neunten Monat war Abiëser aus Anatot vom Stamm Benjamin. Zu seiner Abteilung gehörten 24.000 Mann. Der zehnte für den zehnten Monat war Mahrai aus Netofa, ein Nachkomme Serachs. Zu seiner Abteilung gehörten 24.000 Mann. Der elfte für den elften Monat war Benaja aus Piraton, ein Efraimiter. Zu seiner Abteilung gehörten 24.000 Mann. Der zwölfte für den zwölften Monat war Heldai aus Netofa vom Geschlecht Otniël. Zu seiner Abteilung gehörten 24.000 Mann. Die StammesfürstenFürsten der Stämme Israels waren: Bei Ruben Eliëser, der Sohn Sichris; bei Simeon Schefatja, der Sohn Maachas;  bei Levi Haschabja, der Sohn Kemuëls; bei Aaron Zadok; bei Juda Elihu, ein Bruder Davids; bei Issachar Omri, der Sohn Michaels; bei Sebulon Jischmaja, der Sohn Obadjas; bei Naftali Jerimot, der Sohn Asriëls; bei den Efraimitern Hoschea, der Sohn Asasjas; bei der einen Hälfte des Stammes Manasse Joël, der Sohn Pedajas; bei der anderen Hälfte des Stammes Manasse in Gilead Jiddo, der Sohn Secharjas; bei Benjamin Jaasiël, der Sohn Abners; bei Dan Asarel, der Sohn Jerohams. Das waren die Fürsten der Stämme Israels. Die VolkszählungDavid hatte die Zahl derer, die unter zwanzig Jahren waren, nicht aufnehmen lassen, weil der Herr verheißen hatte, er wolle Israel so zahlreich machen wie die Sterne am Himmel. Joab, der Sohn der Zeruja, hatte die Volkszählung begonnen, sie aber nicht zu Ende geführt, weil ein Zorngericht über Israel gekommen war. Deswegen wurde die Zahl nicht in die Register der Zeitgeschichte des Königs David aufgenommen. Die Schatzmeister und Verwalter des königlichen BesitzesÜber die Schätze des Königs führte Asmawet, der Sohn Adiëls, die Aufsicht, und über die Besitzungen auf dem Land, in den Städten, Dörfern und Türmen Jonatan, der Sohn Usijas. Über die Feldarbeiter, die das Land bebauten, führte Esri, der Sohn Kelubs, die Aufsicht; über die Weinberge: Schimi aus Rama; über die Vorräte in den Weinkellern: Sabdi aus Schefam; über die Olivengärten und Maulbeerfeigenbäume in der Schefela: Baal-Hanan aus Bet-Gader; über die Ölvorräte: Joasch; über die Rinder, die in der Ebene Scharon weideten: Schitrai, der Scharoniter; über die Rinder in den Tälern: Schafat, der Sohn Adlais; über die Kamele: der Ismaeliter Obil; über die Esel: Jechdeja aus Meronot; über die Schafe und Ziegen: der Hagariter Jasis. Sie alle waren Verwalter des Eigentums, das König David besaß. Die obersten BeamtenJonatan, der Onkel Davids, ein kluger und kundiger Mann, war Ratgeber. Jehiël, der Sohn Hachmonis, war Erzieher der Söhne des Königs. Ahitofel war königlicher Ratgeber und der Arkiter Huschai ein Freund des Königs.  Nach Ahitofel war es Jojada, der Sohn des Benaja, und Abjatar. Joab war der Feldhauptmann des Königs. Davids letzte VerfügungenMahnung an das Volk zum TempelbauDavid versammelte in Jerusalem alle hochgestellten Israeliten, nämlich die Stammesfürsten, die Obersten der Abteilungen, die im Dienst des Königs standen, die Hauptleute der Tausend- und Hundertschaften, die Verwalter über die gesamte Habe und die Herden des Königs und seiner Söhne, samt den Kämmerern, den Helden und allen kriegstüchtigen Männern.  Da erhob sich König David von seinem Sitz und sprach: "Hört mich an, meine Brüder und mein Volk! Ich hatte selbst den Plan, für die Bundeslade des Herrn, den Schemel der Füße unseres Gottes, eine Ruhestätte zu erbauen. Ich traf auch Vorbereitungen für den Bau.  Doch Gott sprach zu mir: Du sollst meinem Namen kein Haus bauen; denn du bist ein Kriegsmann und hast Blut vergossen. Mich hatte der Herr, der Gott Israels, aus dem ganzen Haus meines Vaters erwählt, König über Israel zu sein für immer. Denn Juda hat er zum Fürsten erwählt und im Stamm Juda das Haus meines Vaters, und unter den Söhnen meines Vater hat er mich zum König über ganz Israel zu machen für gut befunden.  Von allen meinen Söhnen aber - der Herr hat mir ja viele Söhne geschenkt - hat er meinen Sohn Salomo erwählt, auf dem Königsthron des Herrn über Israel zu sitzen.  Er sprach zu mir: Dein Sohn Salomo soll mein Haus und meine Vorhöfe erbauen. Denn ihn habe ich mir zum Sohn erwählt. Ihm will ich Vater sein. Für immer will ich sein Königtum aufrichten, wenn er so, wie es heute der Fall ist, daran festhält, meine Gebote und Satzungen zu befolgen. Und nun ermahne ich euch vor den Augen von ganz Israel, der Gemeinde des Herrn, und vor den Ohren unseres Gottes: Beobachtet sorgfältig alle Gebote des Herrn, eures Gottes, damit ihr im Besitz dieses schönen Landes bleibt und es euren Nachkommen für alle Zeit vererbt! Mahnung an SalomoDu aber, mein Sohn Salomo, hange dem Gott deines Vaters an und diene ihm mit ganzem Herzen und willigem Sinn; denn der Herr erforscht alle Herzen und kennt alles Sinnen und Trachten! Wenn du ihn aber verläßt, wird er dich verwerfen für immer. So sieh nun zu, denn der Herr hat dich dazu erwählt, ihm ein Haus zum Heiligtum zu erbauen. Geh mutig ans Werk!" Übergabe des Tempelplans und der Schätze an SalomoHierauf übergab David seinem Sohn Salomo den Plan der Vorhalle und der zugehörigen Räume, der Schatzkammern, Obergemächer und inneren Räume sowie des Raumes für die Sühnestätte,  den Plan von allem, was er im Sinn hatte: den Plan von den Vorhöfen im Tempel des Herrn und den Kammern ringsum, den Plan der Schatzkammern des Gotteshauses und der Schatzkammern für die Weihegaben, ferner den Plan betreffs der Abteilungen der Priester und Leviten und bezüglich der dienstlichen Verrichtungen im Tempel des Herrn und bezüglich aller Geräte für den Dienst am Tempel des Herrn. An Gold übergab er ihm so viel, als für jedes einzelne gottesdienstliche Gerät erforderlich war, ebenso hinsichtlich aller silbernen Geräte, ferner den Geldbedarf für die goldenen Leuchter und für die zugehörigen goldenen Lampen, entsprechend dem geplanten Gewicht derselben; ebenso den Silberbedarf für die verschiedenen silbernen Leuchter und Lampen, entsprechend ihrem Gewicht und ihrer Verwendung;  ferner den Goldbedarf für die Schaubrottische, für jeden einzelnen Tisch, und das Silber für die silbernen Tische,  feines Gold für die Gabeln, Sprengschalen und Kannen, für die verschiedenen goldenen Krüge, entsprechend ihrem Gewicht, und für die verschiedenen silbernen Krüge, entsprechend ihrem Gewicht; ferner für den Räucheraltar geläutertes Gold, entsprechend dem Gewicht. Auch das Modell des Wagens übergab er ihm, nämlich das der goldenen Kerubim, die mit ausgebreiteten Flügeln die Bundeslade des Herrn überdecken.  "Über all dieses", sagte David, " über alle Arbeiten zur Ausführung des Bauplanes hat mich der Herr durch eine Schrift aus seiner Hand unterwiesen." Ermunterung SalomosDann sprach David zu seinem Sohn Salomo: "Geh mutig und stark ans Werk! Fürchte dich nicht und laß dich nicht schrecken! Denn Gott, der Herr, mein Gott, wird mit dir sein. Er wird dich nicht im Stich lassen, bis alle Arbeiten für den Dienst am Tempel des Herrn vollendet sind. Schon sind die Abteilungen der Priester und Leviten für den gesamten Dienst am Tempel Gottes bereit. Du hast bei jeder Arbeit Leute zur Verfügung, die zu jedem Dienst willig und geschickt sind. Auch stehen dir die Fürsten und das ganze Volk stets zu Diensten." Davids Spenden für den TempelHierauf sprach König David zur ganzen Gemeinde: "Mein Sohn Salomo, der einzige, den Gott erwählt hat, ist noch jung und zart, das Werk aber gewaltig. Denn nicht für einen Menschen ist dieser Palast bestimmt, sondern für Gott, den Herrn, So beschaffte ich denn mit all meiner Kraft für den Tempel meines Gottes Gold für die goldenen, Silber für die silbernen, Erz für die ehernen, Eisen für die eisernen und Holz für die hölzernen Geräte, Onyxsteine und schwarzglänzende und buntfarbige Steine für Einfassungen, sowie andere kostbare Steine jeder Art und Marmor in Menge. Auch will ich aus Liebe zum Tempel meines Gottes das, was ich an Gold und Silber in eigenem Besitz habe, zum Bau des Tempels meines Gottes zu all dem hinzugeben, was ich schon für das heilige Haus beschafft habe: 3.000 Goldtalente aus Ofirgold und 7.000 Talente geläutertes Silber, um damit die Wände der Tempelräume zu überziehen, sowie für Gold- und Silbergeräte jeder Art und für alle Arbeiten von Künstlerhand. Wer ist nun bereit, für den Herrn eine Gabe zu spenden?" Die Spenden der Fürsten und BeamtenDa spendeten bereitwillig die Familienhäupter, die Fürsten der Stämme Israels, die Hauptleute der Tausend- und Hundertschaften und die Beamten im Dienst des Königs. Sie gaben für den Bau des Tempels Gottes 5.000 Talente Gold, 10.000 Golddariken, 10.000 Talente Silber, 18.000 Talente Kupfer und 100.000 Talente Eisen.  Wer Edelsteine besaß, übergab sie für den Schatz des Tempels des Herrn dem Gerschoniter Jehiël. Das Volk freute sich an den freiwilligen Spenden, denn frommen Herzens brachten sie willig dem Herrn ihre Gaben. Auch König David freute sich sehr. Davids GebetNun pries David den Herrn vor der ganzen Gemeinde. David betete: "Gepriesen seist du, Herr, Gott unseres Vaters Israel, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Dein, o Herr, ist die Größe, die Macht, die Herrlichkeit, der Ruhm und die Hoheit. Denn dein ist alles im Himmel und auf Erden. Dein, o Herr, ist die Herrschaft, und du erhebst dich als Herr über alles. Reichtum und Ehre kommen von dir, und du bist Herrscher über alles. In deiner Hand stehen Kraft und Macht, und dir ist es anheimgegeben, groß und mächtig zu machen, wen immer du willst. So danken wir dir, unser Gott, und rühmen deinen herrlichen Namen. Wer bin ich denn, und was ist mein Volk, daß wir imstande waren, unsere Gaben in solcher Menge dazubringen? Nein, von dir kommt alles, und aus deiner Hand spendeten wir dir. Wir sind doch nur Fremdlinge und Beisassen vor dir wie alle unsere Väter; wie ein Schatten sind unsere Lebenstage auf Erden und ohne Hoffnung. Herr, unser Gott, all der Reichtum, den wir beschafft haben, um dir ein Haus für deinen heiligen Namen zu erbauen, aus deiner Hand stammt er, und dein ist dies alles. Ich weiß ja, mein Gott, daß du die Herzen prüfst und an Aufrichtigkeit Wohlgefallen findest. So habe ich denn all dies mit aufrichtigem Sinn gespendet und mit Freude gesehen, wie dieses dein Volk dir Gaben schenkte. Herr, Gott unserer Väter Abraham, Isaak und Israel, erhalte immerdar im Herzen deines Volkes solches Sinnen und Trachten und lenke ihr Herz zu dir! Gib meinem Sohn Salomo ein williges Herz, daß er deine Gebote, deine Vorschriften und Weisungen beobachtet und all dies tut und das Prachthaus baut, das ich vorbereitet habe!" Die Krönungsfeier SalomosDann sprach David zu der ganzen Gemeinde: "Preist den Herrn, euren Gott!" Da pries die ganze Gemeinde den Herrn, den Gott ihrer Väter. Sie verneigten sich und warfen sich vor dem Herrn und vor dem König nieder. Sie schlachteten dem Herrn Opfer und brachten am anderen Morgen dem Herrn Brandopfer dar: tausend Stiere, tausend Widder, tausend Lämmer nebst den zugehörigen Trankopfern, außerdem Schlachtopfer in Menge für ganz Israel. Sie aßen und tranken an jenem Tag vor dem Herrn in großer Freude. Dann machten sie Salomo, den Sohn Davids, zum zweitenmal zum König und salbten ihn dem Herrn zum Fürsten und Zadok zum Priester.  So saß Salomo als König auf dem Thron des Herrn an Stelle seines Vaters David, und er hatte Glück. Ganz Israel folgte ihm. Alle Fürsten und Helden sowie alle Söhne des Königs David unterwarfen sich dem König Salomo. Der Herr ließ Salomo bei ganz Israel zu überaus hohem Ansehen gelangen und verlieh ihm ein so glanzvolles Königtum, wie es vor ihm kein König über Israel gehabt hatte. Davids Regierungszeit und TodDavid, der Sohn Isais, hatte über ganz Israel geherrscht. Die Zeit, die er über Israel König war, betrug 40 Jahre. Zu Hebron regierte er sieben Jahre, zu Jerusalem 33 Jahre. Er starb in hohem Alter, reich an Lebenstagen, Besitztum und Ehre. Sein Sohn Salomo wurde König an seiner Statt. Die Quellen zur Geschichte DavidsDie Geschichte des Königs Davids, die frühere wie die spätere, ist aufgezeichnet in der Geschichte des Sehers Samuel sowie in der Geschichte des Propheten Natan und in der des Sehers Gad,  samt seinem ganzen Königtum, seinen Siegen und den Geschehnissen, die ihn und Israel sowie alle anderen Reiche der Länder betroffen haben. KÖNIG SALOMOAntrittsopfer in GibeonAls Salomo, der Sohn Davids, sich in seiner Herrschaft gefestigt hatte, - der Herr, sein Gott, war mit ihm und machte ihn überaus mächtig -, entbot Salomo ganz Israel zu sich mit den Befehlshabern der Tausend- und Hundertschaften, den Richtern und allen Fürsten von ganz Israel sowie den Familienhäuptern. In Begleitung der ganzen Volksgemeinde zog Salomo zur Höhe von Gibeon. Dort befand sich nämlich das Offenbarungszelt Gottes, das Mose, der Diener des Herrn, in der Wüste hergestellt hatte. - Die Lade Gottes aber hatte David von Kirjat-Jearim an die Stätte, die David für sie errichtet hatte, übergeführt. In Jerusalem hatte er nämlich ein Zelt für sie aufschlagen lassen. - Der eherne Altar, den Bezalel, der Sohn Uris und Enkel Hurs, angefertigt hatte, stand dort vor der heiligen Wohnung des Herrn. Salomo betete ihn dort mit dem Volk an. Dann opferte Salomo dort auf dem ehernen Altar, der vor dem Herrn stand und zum Offenbarungszelt gehörte, und brachte auf ihm tausend Brandopfer dar. Die nächtliche VisionNachts darauf erschien Gott dem Salomo und sprach zu ihm: "Verlange, was ich dir geben soll!" Salomo antwortete Gott: "Du hast meinem Vater David große Huld erwiesen und hast mich an seiner Statt zum König gemacht. Möchte sich doch jetzt, Herr und Gott, deine Verheißung, die an meinen Vater David ergangen ist, erfüllen! Du hast mich zum König gemacht über ein Volk, so zahlreich wie der Staub der Erde. So verleihe mir nun Weisheit und Einsicht, dieses Volk in jeder Lage zu leiten! Denn wer vermöchte sonst dieses dein zahlreiches Volk zu regieren?" Gott antwortete Salomo: "Weil du dies verlangt und nicht um Reichtum, Schätze und Ruhm und nicht um den Tod deiner Feinde, auch nicht um langes Leben gebeten, sondern Weisheit und Einsicht dir erfleht hast, um mein Volk, zu dessen König ich dich gemacht habe, zu regieren, so werde dir diese Weisheit und Einsicht zuteil! Aber auch Reichtum, Schätze und Ruhm will ich dir verleihen, dergleichen kein König vor dir besessen hat noch nach dir besitzen wird." Hierauf kehrte Salomo von der Höhe zu Gibeon, vom Offenbarungszelt, nach Jerusalem zurück und herrschte dort über Israel. Salomos ReichtumSalomo beschaffte sich auch zahlreiche Wagen und Wagenkämpfer; er besaß 1.400 Wagen und 12.000 Wagenkämpfer. Diese brachte er in den Wagenstädten und in der Umgebung des Königs in Jerusalem unter. Der König brachte es dahin, daß in Jerusalem Silber und Gold so reichlich waren wie die Steine, und die Zedern so zahlreich wie die Maulbeerbäume, die in der Schefela wachsen. Die Einfuhr der Pferde, die Salomo besaß, erfolgte aus Ägypten und Koë: Die Händler des Königs holten sie aus Koë gegen Bezahlung.  Ein Wagen kostete bei der Ausfuhr aus Ägypten 600 und ein Pferd 150 Schekel Silber. - Auch die Hetiter und Aramäer bezogen sie (von dort) durch deren Vermittlung. DER TEMPELBAUDie VorbereitungenSalomo hatte den Befehl gegeben, für den Namen des Herrn einen Tempel und für sich selbst einen Königspalast zu erbauen. So hob denn Salomo 70.000 Lastträger und 80.000 Steinhauer fürs Gebirge und 3.600 Aufseher über sie aus. Salomos Gesandtschaft an Hiram von TyrusHierauf ließ Salomo dem König Hiram von Tyrus sagen: "Du hast meinem Vater David die Güte erwiesen, ihm Zedernholz zu schicken, damit er sich als Wohnung einen Palast erbauen konnte. Ich habe vor, dem Namen des Herrn, meines Gottes, einen Tempel zu bauen und ihm diesen zu weihen, damit man vor ihm wohlriechendes Räucherwerk verbrenne, die Schaubrote regelmäßig auflege und jeden Morgen und Abend an den Sabbaten, Neumonden und Festen des Herrn, unseres Gottes, Brandopfer darbringe, wie es in Israel Vorschrift ist für ewige Zeit. Der Tempel, den ich bauen will, soll groß werden; denn unser Gott ist größer als alle Götter. Doch wer vermag ihm ein Haus zu bauen, da ihn der Himmel, ja der höchste Himmel nicht fassen kann? Wer bin ich, daß ich ihm ein Haus bauen könnte? - Wenn auch nur, um Opfer vor ihm zu verbrennen. So sende mir nun einen Mann, der sich darauf versteht, Arbeiten in Gold, Silber, Erz, Eisen, rotem Purpur, Karmesin und blauem Purpur anzufertigen. Er soll auch darin bewandert sein, Schnitzwerke auszuführen im Verein mit den Künstlern, die sich bei mir in Juda und Jerusalem befinden und die schon mein Vater David angestellt hat.  Sende mir auch Zedernstämme, Zypressen und Sandelholz vom Libanon! Denn ich weiß, daß deine Leute es verstehen, Holz auf dem Libanon zu fällen. Meine Knechte stehen zur Mitarbeit mit den deinen bereit.  Es muß nämlich eine große Menge Holz für mich beschafft werden, da das Haus, das ich bauen will, außerordentlich groß werden soll. Siehe, ich liefere für die Holzhauer, die die Bäume fällen, zur Beköstigung deiner Leute 20.000 Kor Weizen, 20.000 Kor Gerste, 20.000 Bat Wein und 20.000 Bat Öl."  Hirams ZusageHiram, der König von Tyrus, sandte folgende briefliche Antwort an Salomo: "Weil der Herr sein Volk liebt, machte er dich zum König über dasselbe." Und Hiram fuhr fort: "Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der Himmel und Erde geschaffen hat, daß er König David einen Sohn voll Weisheit, Klugheit und Einsicht geschenkt hat, der dem Herrn einen Tempel und sich einen Königspalast bauen will. So sende ich dir denn einen weisen, kunstverständigen Mann, Hiram-Abi, den Sohn einer danitischen Frau, dessen Vater aus Tyrus stammt. Er versteht sich auf Arbeiten in Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Stein Holz, rotem und blauem Purpur, Byssus und Karmesin. Er kann Schnitzwerke jeder Art einschneiden und jede Künstlerarbeit, die ihm übertragen wird, im Verein mit deinen Künstlern und den Künstlern meines Herrn, deines Vaters David, ausführen.  So möge denn mein Herr den Weizen, die Gerste, das Öl und den Wein seinen Knechten senden, wie er es versprochen hat. Wir aber wollen auf dem Libanon Bäume fällen, soviel du brauchst, und sie dir in Flößen auf dem Meer nach Jafo bringen. Du kannst sie dann nach Jerusalem hinaufschaffen lassen." Werkleute und ArbeitskräfteSalomo hob nun alle Fremdlinge in Israel nach der von seinem Vater David vorgenommenen Zählung aus. Es waren 153.600 Mann. Von diesen stellte er 70.000 als Lastträger, 80.000 als Steinhauer im Gebirge und 3.600 als Aufseher an, die die Leute zur Arbeit anhalten sollten. Der TempelbauHierauf begann Salomo in Jerusalem auf dem Berg Morija, der schon von seinem Vater David ausersehen war, an der Stelle, die David dazu bestimmt hatte, auf der Tenne des Jebusiters Arauna, den Tempel des Herrn zu bauen.  Am zweiten Tag des zweiten Monats, im vierten Jahr seiner Regierung, begann er mit dem Bau. Folgende Maße legte Salomo beim Bau des Tempels Gottes zugrunde: Die Länge betrug 60 Ellen nach altem Maß und die Breite 20 Ellen. Die Vorhalle vor der Breitseite des Hauptraumes des Tempels war 20 Ellen lang und 20 Ellen hoch. Er ließ sie im Inneren mit reinem Gold überziehen. Den großen Hauptraum belegte er mit Zypressenbrettern, überzog ihn mit lauterem Gold und brachte Palmen und Blumengewinde darauf an. Auch kleidete er das Tempelhaus zum Schmuck mit kostbarem Gestein aus. Das Gold war Parwajimgold.  So überzog er das Tempelhaus, die Balken, die Schwellen, die Wände und Türen mit Gold und ließ Kerubim an den Wänden einschnitzen. Das AllerheiligsteSodann ließ er den Raum des Allerheiligsten errichten. Seine Länge betrug entsprechend der Breitseite des Tempelhauses 20 Ellen, ebenso die Breite 20 Ellen. Er überzog es mit feinem Gold im Wert von 600 Talenten. Der Wert der Nägel betrug 50 Schekel Gold. Auch die Obergemächer überzog er mit Gold. Die KerubimIm Inneren des Allerheiligsten ließ er in Bildhauerarbeit zwei Kerubim herstellen und überzog sie mit Gold. Die Flügel der Kerubim hatten zusammen eine Länge von 20 Ellen. Der fünf Ellen lange Flügel des einen Kerubs berührte die Wand des Hauses, und der andere ebenfalls fünf Ellen lange Flügel berührte den Flügel des anderen. Ebenso reichte der fünf Ellen lange Flügel des anderen Kerubs an die Wand des Raumes und der andere fünf Ellen lange Flügel an den Flügel des ersten. So breiteten sich die Flügel dieser Kerubim 20 Ellen weit aus. Sie standen aufrecht auf den Füßen und ihr Antlitz war dem Hauptraum zugewandt. Den Vorhang davor ließ er aus blauem und rotem Purpur, aus Karmesin und Byssus herstellen und Kerubim darauf anbringen.  Die EingangssäulenVor dem Tempelhaus ließ er zwei Säulen herstellen, 35 Ellen lang. Der Knauf oben darauf maß fünf Ellen. Dann ließ er Kettengirlanden wie im Tempelhaus anfertigen und sie oben an den Säulen anbringen; auch ließ er hundert Granatäpfel herstellen und sie an Girlanden aufhängen. Die Säulen ließ er vor dem Tempel aufstellen, die eine rechts, die andere links. Die zur Rechten nannte er Jachin, die zur Linken Boas.  Der eherne Altar und das eherne MeerAlsdann fertigt er einen ehernen Altar an, 20 Ellen lang, 20 breit und zehn hoch. Dann stellte er das eherne Meer her, von einem Rand bis zum anderen zehn Ellen weit, ringsum rund und fünf Ellen hoch. Eine Schnur von 30 Ellen brauchte man, um es zu umspannen. Unterhalb des Randes war es ganz von Rindergestalten - je zehn auf die Elle - umgeben, die das Meer ringsum in zwei Reihen umschlossen. Die Rinder waren mit ihm zu einem Stück gegossen. Es ruhte auf zwölf Rindern. Drei waren gegen Norden gewandt, drei nach Westen, drei nach Süden und drei nach Osten. Das Meer lag über ihnen. Die Rückseite aller Rinder war nach innen gekehrt. Die Wanddicke betrug eine Handbreit. Sein Rand war lilienförmig wie der Rand eines Bechers. Es faßte 3.000 Bat. Becken, Leuchter, Tische, VorhofWeiter ließ er zehn Wasserbecken anfertigen. Fünf davon stellte er rechts und fünf links auf für die Waschungen. Man spülte darin auch das ab, was als Brandopfer dargebracht wurde. Den Priestern diente das Meer zu ihren Waschungen. Auch fertigte er die zehn goldenen Leuchter nach den dafür geltenden Vorschriften an und stellte sie in den Tempel, fünf rechts und fünf links. Weiter fertigte er zehn Tische an und stellte sie im Tempel auf, fünf rechts und fünf links. Auch fertigte er hundert goldene Sprengschalen an. Sodann ließ er den Vorhof der Priester, den großen Vorhof und die Tore für den großen Vorhof herstellen und überzog die Tore mit Erz.  Das Meer stellte er auf der Südseite, im Südosten auf. Zusammenfassung der ErzarbeitenFerner fertigte Hiram die Töpfe, Schaufeln und Sprengschalen. So vollendete Hiram die Arbeiten, die er für König Salomo am Gotteshaus herstellen mußte: zwei Säulen mit zwei kugelförmigen Kapitellen oben auf den Säulen, die beiden Geflechte als Belag für die kugelförmigen Kapitelle oben auf den Säulen; ferner die 400 Granatäpfel für die beiden Flechtwerke, zwei Reihen Granatäpfel für jedes Flechtwerk als Belag für die beiden kugelförmigen Kapitelle oben auf den Säulen; dazu die zehn Gestelle mit den zehn Becken auf den Gestellen; ferner das Meer mit den zwölf Rindern darunter. Auch die Töpfe, Schaufeln und Gabeln fertigte Hiram-Abi nebst allen zugehörigen Geräten dem König Salomo für den Tempel des Herrn aus poliertem Erz. Gießen ließ sie der König in der Jordanau an der Furt von Adama zwischen Sukkot und Zereda. Salomo ließ alle diese Geräte in sehr großer Anzahl herstellen. Das Gewicht des Erzes wurde nicht festgestellt. Die goldenen TempelgeräteSodann ließ Salomo alle Geräte anfertigen, die im Tempel Gottes gebraucht wurden: den goldenen Altar, die Tische mit den Schaubroten, die Leuchter mit den zugehörigen Lampen, die nach Vorschrift vor dem Allerheiligsten angezündet werden müssen, aus reinem Gold, mitsamt den goldenen Blüten, Ampeln und Lichtscheren, und zwar aus reinstem Gold, die Messer, Sprengschalen, Schüsseln und Räucherpfannen aus feinem Gold. Auch die inneren Torflügel der Tempeltüren am Eingang zum Allerheiligsten und die Türflügel des Tempels am Eingang zum Hauptraum waren aus Gold. Als alle Arbeiten, die König Salomo für den Tempel des Herrn ausführen ließ, vollendet waren, ließ Salomo auch die Weihegeschenke seines Vaters David hineinbringen. Das Silber und Gold sowie die Geräte legte er in die Schatzkammer des Tempels Gottes. DIE TEMPELWEIHEÜberführung der Bundeslade in den TempelDamals versammelte Salomo die Ältesten Israels und alle Stammeshäupter, die Fürsten der israelitischen Geschlechter, in Jerusalem, um die Bundeslade des Herrn aus der Davidsstadt, das ist Zion, hinaufzubringen. So versammelten sich denn beim König alle israelitischen Männer am Fest, das im siebten Monat stattfindet.  Als alle Ältesten Israels beisammen waren, hoben die Leviten die Lade auf und brachten die Lade, das Offenbarungszelt und alle heiligen Geräte, die sich im Zelt befanden, hinauf. Die Priester und die Leviten trugen sie hinauf. Dabei opferte König Salomo und die ganz Gemeinde Israels, die sich bei ihm eingefunden hatte, vor der Lade so viele Schafe und Rinder, daß man sie ob ihrer Menge nicht zählen noch berechnen konnte. Dann brachten die Priester die Bundeslade des Herrn an ihren Platz im Hinterraum des Tempels, im Allerheiligsten, unter den Flügeln der Kerubim. Die Kerubim hielten nämlich die Flügel ausgebreitet über den Ort, wo die Lade stand. So bedeckten die Kerubim die Lade und ihre Stangen von oben her. Die Stangen waren so lang, daß die Spitzen der Stangen von der Lade im Heiligtum vor dem Hinterraum sichtbar waren. Weiter außen aber waren sie nicht zu sehen. Sie blieben dort bis auf den heutigen Tag.  In der Lade befanden sich lediglich die beiden steinernen Tafeln, die Mose am Horeb hineingelegt hatte, als der Herr mit den Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten den Bund schloß. Die Weihe und der WeihespruchNun verließen alle Priester das Heiligtum. Alle Priester, die sich eingefunden, hatten sich - unabhängig davon, zu welcher Abteilung sie gehörten - geheiligt. Die levitischen Sänger, Asaf, Heman, Jedutun sowie ihre Söhne und Amtsgenossen, standen in Byssus gekleidet mit Zimbeln, Harfen und Zithern östlich vom Altar und bei ihnen 120 Priester, die auf Trompeten bliesen. Die Trompeter und die Sänger hatten gleichzeitig und einstimmig anheben müssen, um den Herrn zu lobpreisen und ihm zu danken. Sobald man die Trompeten und Zimbeln und die übrigen Musikinstrumente sowie das Loblied auf den Herrn "Denn er ist gütig, und ewig währt seine Huld" erschallen ließ, wurde der Tempel, das Haus des Herrn, von einer Wolke erfüllt. Die Priester konnten wegen der Wolke nicht herantreten, ihren Dienst zu versehen. Denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Gotteshaus. Damals sprach Salomo: "Der Herr hat gesagt, er wolle im Dunkel wohnen. Nun habe ich dir ein Haus zur Wohnung gebaut, eine Stätte zum Wohnsitz für dich auf ewige Zeiten." Das Bekenntnis des Königs vor IsraelsDann wandte sich der König um und segnete die ganze Volksgemeinde der Israeliten, während die Gemeinde der Israeliten dastand. Er sprach: "Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der nun wirklich die Verheißung erfüllt hat, die er meinem Vater David durch seinen Mund gab, da er sagte: Seit der Zeit, wo ich mein Volk Israel weggeführt habe aus Ägypten, habe ich aus keinem Stamm Israels eine Stadt ausgewählt, daß man daselbst einen Tempel baue, in dem mein Name wohne. Auch habe ich niemand erwählt, daß er über mein Volk Israel herrschen solle. Dann aber habe ich Jerusalem erwählt, daß mein Name darin wohne, und David habe ich dazu ersehen, über mein Volk Israel zu herrschen. Nun hatte zwar mein Vater David die Absicht, dem Namen des Herrn, des Gottes Israels, einen Tempel zu bauen. Doch der Herr sagte zu meinem Vater David: Daß du vorhast, meinem Namen einen Tempel zu bauen, an dieser Absicht hast du wohlgetan. Doch nicht du sollst den Tempel bauen, sondern dein Sohn, der dir geboren wird, der soll meinem Namen den Tempel bauen. Nun hat der Herr die Verheißung, die er gegeben hat, in Erfüllung gehen lassen: Ich bin an die Stelle meines Vaters David getreten und habe den Thron Israels bestiegen, wie der Herr es verheißen hat, und habe dem Namen des Herrn, des Gottes Israels, den Tempel erbaut. Ich habe dort die Lade aufgestellt, in der sich der Bund des Herrn befindet, den er mit den Israeliten geschlossen hat." Salomos WeihegebetNun trat Salomo angesichts der ganzen Gemeinde Israels vor den Altar des Herrn und breitete seine Hände aus. - Salomo hatte nämlich ein Gestell von Erz anfertigen und mitten in den Tempelhof stellen lassen, fünf Ellen lang, fünf breit und drei hoch. - Darauf stellte er sich nun, ließ sich angesichts der ganzen israelitischen Gemeinde auf die Knie nieder, breitete seine Hände gen Himmel aus und betete: "Herr, du Gott Israels! Kein Gott im Himmel droben und auf der Erde drunten ist dir gleich: Bund und Huld bewahrst du deinen Dienern, die mit ganzem Herzen vor dir wandeln. Du hast deinem Diener, meinem Vater David, das gehalten, was du ihm verheißen hattest. Was du mit eigenem Mund versprochen, das hast du durch die Tat erfüllt, wie dieser Tag beweist. Und nun Herr, du Gott Israels, halte deinem Diener, meinem Vater David, auch die Verheißung, die du ihm gabst, des Inhalts: Soweit es an mir liegt, soll es dir nie an einem Mann fehlen, der auf dem Thron Israels sitzt. Nur müssen deine Nachkommen ihr Verhalten so einrichten, daß sie vor mir wandeln, wie du vor mir gewandelt bist. Nun denn, Herr, Gott Israels, laß deine Verheißung wahr werden, die du deinem Diener, meinem Vater David, gegeben hast. Soll denn wirklich Gott auf Erden unter den Menschen Wohnung nehmen? Siehe, der Himmel und die höchsten Himmel können dich nicht fassen - wieviel weniger dieses Haus, das ich erbaut habe! Doch wende dich dem Gebet deines Dieners und seinem Flehen zu, Herr, mein Gott: Höre auf das Rufen und das Gebet, das dein Knecht heute an dich richtet! Laß deine Augen offenstehen über diesem Haus bei Nacht und Tag, über der Stätte, von der du verheißen hast: Mein Name soll dort wohnen! Höre auf das Gebet, das dein Diener an dieser Stätte verrichten wird! Achte auf das Flehen deines Dieners und deines Volkes Israel, sooft sie an dieser Stätte beten! Erhöre du es an der Stätte, wo du thronst, im Himmel, erhöre es und gib Verzeihung! Erste Bitte: Um Wahrung des RechtsWenn sich jemand gegen seinen Nächsten vergeht und man ihm einen Eid auflegt, den er schwören soll, und er erscheint zum Eid vor deinem Altar in diesem Haus, so wolle du es im Himmel hören und eingreifen und deinen Dienern Recht verschaffen: Den Schuldigen verurteile, indem du sein Tun auf sein Haupt zurückfallen läßt! Den Unschuldigen aber sprich frei, indem du mit ihm nach seiner Unschuld verfährst! Zweite Bitte: Um Vergebung der SchuldWenn dein Volk Israel von einem Feind geschlagen wird, weil es sich gegen dich versündigt hat, sich aber wieder zu dir bekehrt und deinen Namen preist und in diesem Haus zu dir betet und fleht, so wolle du es im Himmel hören, die Sünden deines Volkes Israel vergeben und sie in das Land zurückbringen, das du ihren Vätern gegeben hast! Dritte Bitte: Um Regen und FruchtbarkeitWenn der Himmel verschlossen ist, so daß kein Regen fällt, weil sie sich gegen dich versündigt haben, und sie beten an dieser Stätte und preisen deinen Namen und bekehren sich von ihren Sünden, weil du sie demütigst, so wolle du es im Himmel hören, deinen Dienern und deinem Volk Israel die Sünden vergeben, sie auf den rechten Weg weisen, auf dem sie wandeln sollen, und Regen senden auf dein Land, das du deinem Volk zum Erbbesitz verliehen hast! Vierte Bitte: Um Erhörung in jeglicher DrangsalWenn eine Hungersnot im Land ausbricht, wenn die Pest, wenn Getreidebrand und Rost, Heuschrecken und Ungeziefer auftreten, wenn der Feind es in einer seiner Ortschaften bedrängt, mag was immer für eine Plage oder Krankheit es heimsuchen: jedes Gebet, jedes Flehen, das dann irgendeiner oder dein ganzes Volk Israel ausspricht, wenn ein jeder das Leid und den Schmerz fühlt und die Hände nach diesem Haus hin ausbreitet, so wolle du es hören im Himmel an der Stätte, wo du thronst, und vergeben und eingreifen und jedem nach seinem ganzen Wandel vergelten, da du ja sein Herz kennst! Denn du allein durchschaust das Herz aller Menschenkinder, damit sie dich allezeit fürchten, solange sie in dem Land leben, das du unseren Vätern gegeben hast. Fünfte Bitte: Um Erhörung auch für den FremdlingAber auch dem Fremdling, der nicht zu deinem Volk Israel gehört, sondern aus fernem Land kommt um deines hehren Namens willen und wegen deiner starken Hand und deines ausgestreckten Armes -, wenn er also kommt und in diesem Haus betet, so wolle du ihn im Himmel hören an der Stätte, wo du thronst, und alles tun, um was der Fremdling zu dir ruft, damit alle Völker der Erde deinen Namen kennenlernen, dich verehren wie dein Volk Israel und innewerden, daß dieser Tempel, den ich erbaut habe, nach deinem Namen benannt ist! Sechste Bitte: Um Sieg im KampfWenn dein Volk zum Kampf gegen seine Feinde auszieht auf dem Weg, den du es senden wirst, und es betet zu dir hin nach dieser Stadt da, die du erwählt hast, nach dem Tempel hin, den ich deinem Namen erbaut habe, so wolle du sein Gebet und Flehen im Himmel hören und ihm Sieg verleihen! Siebte Bitte: Um Erbarmen für die Zeit der VerbannungWenn sie sich gegen dich versündigt haben - es gibt ja keinen Menschen, der nicht sündigt - und du ihnen zürnst und sie dem Feind preisgibst, so daß ihre Bezwinger sie gefangen fortführen in Feindesland, fern oder nah, und wenn sie dann in dem Land, wo sie gefangen sind, in sich gehen und sich bekehren und zu dir flehen im Land ihrer Gefangenschaft und bekennen: Wir haben gesündigt und verkehrt gehandelt, wir sind gottlos gewesen - wenn sie sich also mit ganzem Herzen und aus ganzer Seele zu dir bekehren im Land ihrer Feinde, die sie weggeführt haben, und beten hin nach dem Land, das du ihren Vätern gegeben hast, hin nach der Stadt, die du erwählt hast, und nach dem Tempel, den ich deinem Namen erbaut habe, so wolle du ihr Gebet und Flehen im Himmel an der Stätte, wo du thronst, erhören und ihnen Recht verschaffen! Wolle dann deinem Volk vergeben, was es gegen dich gesündigt hat mit allen Übertretungen, soweit es sich gegen dich gesündigt hat AbschlußMögen nun, mein Gott, deine Augen offenstehen und deine Ohren aufmerken auf das Gebet an dieser Stätte! Und nun, Herr mein Gott, brich auf nach deiner Ruhestätte, du selbst und deine machtvolle Lade! Es seien deine Priester, Herr, mein Gott, mit Heil bekleidet, und deine Frommen sollen sich des Glückes freuen! O Herr, mein Gott, weise deinen Gesalbten nicht ab! Gedenke der Gnaden, die du deinem Knecht David verheißen hast!" Die Erscheinung der Herrlichkeit des HerrnAls Salomo mit dem Gebete zu Ende war, fuhr Feuer vom Himmel herab und verzehrte das Brandopfer und die Schlachtopfer, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte den Tempel.  Die Priester konnten den Tempel des Herrn nicht mehr betreten, weil die Herrlichkeit des Herrn den Tempel des Herrn erfüllte. Als alle Israeliten sahen, wie das Feuer und die Herrlichkeit des Herrn auf den Tempel sich niedersenkte, beugten sie sich mit dem Angesicht auf das Steinpflaster zur Erde nieder, beteten den Herrn an und priesen ihn: "Gütig ist er, und ewig währt seine Huld." Der Abschluß des FestesDann brachten der König und das ganze Volk Israel vor dem Herrn Schlachtopfer dar, und zwar opferte König Salomo als Schlachtopfer 22.000 Rinder und 120.000 Schafe. So weihten der König und das ganze Volk den Tempel Gottes ein. Die Priester standen an ihren Plätzen, ebenso die Leviten mit den Musikinstrumenten des Herrn, die König David hatte anfertigen lassen, um dem Herrn das Loblied zu spielen: "Ewig währt seine Güte", wenn David ihm durch ihren Dienst lobsingen ließ, und die Priester ließen die Trompeten vor ihnen erschallen, während ganz Israel dastand. Auch den mittleren Teil des Vorhofes vor dem Tempel des Herrn weihte Salomo ein, denn er brachte dort die Brandopfer und die Fettstücke der Friedopfer dar. Der eherne Altar, den Salomo hatte herstellen lassen, konnte nämlich die Brandopfer, Speiseopfer und die Fettstücke nicht fassen. So beging Salomo damals das Fest mit ganz Israel, das von Lebo-Hamat bis zum Bach von Ägypten zu einer gewaltigen Versammlung vor dem Herrn, unserem Gott, erschienen war, sieben Tage lang. Am achten Tag hielten sie eine Festversammlung ab; denn die Einweihung des Altars hatten sie sieben Tage lang begangen. Das Fest hatte sieben Tage gedauert. Am 23ten Tag des siebten Monats entließ er das Volk in seine Heimat, fröhlich und guten Mutes wegen all des Guten, das der Herr David, Salomo und seinem Volk Israel erwiesen hatte. Gott erscheint Salomo zum zweitenmalAls Salomo den Tempel des Herrn und den königlichen Palast vollendet und alles, was er im Tempel des Herrn und in seinem Palast hatte ausführen wollen, zu Ende geführt hatte, erschien der Herr des Nachts dem Salomo und sprach zu ihm: "Ich habe dein Gebet erhört und diesen Ort mir zur Opferstätte erwählt. Wenn ich den Himmel verschließe, so daß kein Regen fällt, oder Heuschrecken schicke, das Land abzufressen, oder die Pest unter mein Volk sende, und dann mein Volk, das nach meinem Namen genannt ist, sich demütigt und betet und mein Angesicht sucht und von seinen bösen Wegen sich bekehrt, will ich sie im Himmel erhören, ihnen ihre Sünden vergeben und ihrem Land Rettung schaffen. Meine Augen sollen jetzt offenstehen und meine Ohren aufmerken auf das Gebet an dieser Stätte. Nun habe ich diesen Tempel erwählt und geheiligt. Darum soll mein Name allezeit dort wohnen und meine Augen und mein Herz sollen immerdar dort weilen. Wenn du nun vor mir ebenso wandelst, wie dein Vater David gewandelt ist, so daß du alles tust, was ich dir befohlen habe, und meine Satzungen und Vorschriften befolgst, dann will ich den Thron deines Königtums befestigen, wie ich es deinem Vater David verheißen habe mit den Worten: Nie soll es dir an einem Mann fehlen, der über Israel herrscht. Wenn ihr euch aber von mir abwendet, meine Gebote und Satzungen, zu denen ich euch verpflichtet habe, nicht haltet, sondern anderen Göttern dient und sie anbetet, werde ich Israel aus dem Land, das ich ihm gegeben habe, ausrotten und den Tempel, den ich meinem Namen geweiht habe, von meinem Angesicht verwerfen, und ihn zum Hohn und Spott machen bei allen Völkern. Und so erhaben dieser Tempel war, so sollen doch alle, die vorübergehen, sich entsetzen. Und wenn man fragt: Warum hat der Herr diesem Land und diesem Tempel solches angetan?, wird man antworten: Sie haben den Herrn, den Gott ihrer Väter, der sie aus Ägypten geführt hat, verlassen und sich fremden Göttern zugewandt, sie angebetet und ihnen gedient. Darum hat er all dieses Unglück über sie verhängt." Salomos Städte- und FestungsbautenNach Ablauf der zwanzig Jahre, während welcher Salomo den Tempel des Herrn und seinen eigenen Palast erbaut hatte, befestigte Salomo die Städte, die Hiram an Salomo abgetreten hatte, und siedelte darin Israeliten an.  Dann zog Salomo gegen Hamat-Zoba und eroberte es.  Er befestigte auch Tadmor in der Wüste und alle Vorratsstädte, die er in Hamat anlegen ließ.  Auch baute er das obere und das untere Bet-Horon als Festungen mit Mauern, Toren und Riegeln aus;  ebenso Baala und alle Vorratsstädte, die Salomo besaß, alle Städte für den Wagenpark, die Städte für die Reiterei, ferner alle Bauten, die Salomo in Jerusalem, auf dem Libanon und im ganzen Bereich seiner Herrschaft zu errichten sich vorgenommen hatte. Salomos FronarbeiterAlles, was noch übrig war an Hetitern, Amoritern, Perisitern, Hiwitern und Jebusitern, die nicht zu den Israeliten gehörten, ihre Nachkommen, soweit sie im Land noch übrig waren, weil die Israeliten sie nicht ausgerottet hatten, machte Salomo zu Fronarbeitern bis auf den heutigen Tag. Von den Israeliten machte Salomo keinen zum Sklaven für seine Arbeiten, sondern sie wurden seine Krieger, seine Obersten und Unterführer, seine Befehlshaber über Wagen und Reiter. Die Zahl der Oberaufseher, die König Salomo hatte, betrug 250. Sie führten die Aufsicht über die Leute. Salomo brachte die Tochter des Pharao aus der Davidsstadt in den Palast, den er für sie erbaut hatte. Denn er dachte sich: "Es soll meine Frau nicht im Haus Davids, des Königs von Israel wohnen; denn der Ort ist heilig, weil die Lade des Herrn dorthin gekommen ist."  Der OpferdienstDamals ließ Salomo dem Herrn auf dem Altar, den er dem Herrn vor der Vorhalle errichtet hatte, Brandopfer darbringen. Er ließ daselbst das opfern, was nach dem Gebot des Mose täglich erforderlich war, ferner was an den Sabbaten, Neumonden und zu den Festzeiten dreimal im Jahr, nämlich am Fest der ungesäuerten Brote, am Wochenfest und am Laubhütenfest vorgeschrieben war. Auch bestellte er nach der Anordnung seines Vaters David die Priesterabteilungen zu ihrem Dienst und die Leviten zu ihren Amtsverrichtungen, nämlich den Lobgesang darzubringen und den Priestern Dienst zu leisten, wie es an jedem Tag erforderlich war. Ebenso bestellte er die Türhüter nach ihren Abteilungen für die einzelnen Tore; denn so hatte es David, der Mann Gottes, angeordnet. In keinem Punkt wich man von dem Gebot des Königs hinsichtlich der Priester und Leviten ab, auch nicht hinsichtlich der Schatzkammern. So wurde denn Salomos ganzes Werk planmäßig fertiggestellt vom Tag der Grundlegung des Tempels des Herrn an bis zu dessen Vollendung. So wurde der Tempel des Herrn vollendet. Salomos HandelsflotteDamals zog Salomo nach Ezjon-Geber und Elat an der Küste des Meeres in Edom.  Hiram sandte ihm durch seine Leute Schiffe und Mannschaften, die mit dem Meer vertraut waren. Sie fuhren zusammen mit den Leuten Salomos nach Ofir, holten von dort 450 Talente Gold und brachten es König Salomo.  Die Königin von SabaAls die Königin von Saba von Salomos Ruhm vernahm, kam sie mit einem sehr großen Gefolge, um ihn mit Rätseln auf die Probe zu stellen. Sie kam nach Jerusalem. Kamele trugen Spezereien und Gold in großer Menge sowie Edelsteine. Als sie zu Salomo gekommen war, trug sie ihm alles vor, was sie sich vorgenommen hatte.  Salomo aber gab ihr auf all ihre Fragen Antwort. Nichts gab es, was Salomo verborgen geblieben wäre, daß er ihr nicht hätte Auskunft geben können. Als nun die Königin von Saba all die Weisheit Salomos sah, sowie den Palast, den er erbaut hatte, und die Speisen auf seiner Tafel, wie seine Würdenträger dasaßen und seine Diener auftrugen, ferner ihre Gewänder und seine Mundschenken mit ihren Gewändern, sowie das Brandopfer, das er im Tempel des Herrn darzubringen pflegte, konnte sie sich nicht mehr halten und sagte zum König: "Wahrheit ist es gewesen, was ich in meinem Land über dich und deine Weisheit gehört habe. Ich wollte der Kunde nicht glauben, bis ich kam und es mit eigenen Augen sah. Und wahrhaftig, nicht einmal die Hälfte von deiner Weisheit ist mir berichtet worden. Du übertriffst noch das Gerücht, das ich vernommen habe. Glücklich deine Männer, glücklich diese deine Diener, die allezeit vor dir stehen und deine Weisheit hören! Gepriesen sei der Herr, dein Gott, der an dir Wohlgefallen fand, so daß er dich auf den Thron setzte als König an des Herrn, deines Gottes, Statt. Weil dein Gott Israel liebt und ihm auf ewig Bestand verleihen will, bestellte er dich zum König über sie, daß du Recht und Gerechtigkeit übst."  Hierauf schenkte sie dem König 120 Talente Gold und sehr viele Spezereien sowie Edelsteine. Niemals gab es so viele Spezereien, wie die Königin von Saba dem König Salomo schenkte. Auch die Leute Hirams und Salomos, die Gold aus Ofir holten, brachten Sandelholz sowie Edelsteine mit. Und der König ließ von dem Sandelholz Sitze für den Tempel des Herrn und für den königlichen Palast, sowie Zithern und Harfen für die Sänger herstellen. Dergleichen war zuvor nicht im Land Juda zu sehen gewesen. König Salomo aber schenkte der Königin von Saba alles, woran sie Gefallen hatte und was sie sich erbat, ausgenommen das, was sie zum König gebracht hatte. Hierauf machte sie sich auf den Rückweg und zog mit ihren Dienern heim. Salomos EinkünfteDas Gewicht des Goldes, das bei Salomo in einem Jahr einging, betrug 666 Goldtalente, abgesehen von den Abgaben der Großkaufleute und der Steuer der Kleinhändler. Dazu brachten alle Fürsten der Beduinen und die Statthalter des Landes dem Salomo Gold und Silber. Salomos Pracht und LuxusAuch ließ König Salomo 200 große Schilde aus geschlagenem Gold anfertigen; 600 Schekel geschlagenes Gold verwandte er auf jeden Schild. Ferner 300 leichte Schilde aus geschlagenem Gold; 300 Schekel geschlagenes Gold verwandte er auf einen Schild. Im Libanonwaldhaus ließ der König sie unterbringen.  Ferner ließ der König einen großen Thron von Elfenbein machen und ihn mit reinem Gold überziehen. Sechs Stufen führten zum Thron, und ein goldener Fußschemel war am Thron befestigt. Armlehnen befanden sich an beiden Seiten des Sitzes, und neben den Armlehnen standen zwei Löwen.  Zwölf Löwen standen zu beiden Seiten auf den sechs Stufen. Derartiges ist noch nie für irgendein Königreich angefertigt worden. Alle Trinkgefäße des Königs Salomo waren von Gold, ebenso bestanden alle Geräte des Libanonwaldhauses aus reinem Gold. Silber hatte in der Zeit Salomos keinen Wert. Denn der König hatte Schiffe, die mit den Leuten Hirams nach Tarschisch fuhren. Alle drei Jahre einmal kamen die Tarschisch-Schiffe heim und brachten Gold, Silber, Elfenbein, Affen und Pfauen mit. So übertraf König Salomo alle Könige der Erde an Reichtümer und Weisheit. Und alle Könige der Welt begehrten Salomo zu sehen, um seine Weisheit zu hören, die ihm Gott eingegeben hatte. Dabei brachte jeder ein Geschenk mit, silberne und goldene Geräte, Gewänder, Waffen, Spezereien, Pferde und Maultiere, Jahr für Jahr. Salomo besaß 4.000 Stallplätze für seine Pferde, sowie Wagen und 12.000 Mann als Besatzung. Er brachte sie in den Wagenstädten und in seiner Umgebung in Jerusalem unter. Und er herrschte über alle Könige vom Strom bis zum Philisterland und bis an die Grenze Ägyptens. Der König brachte es dahin, daß das Silber in Jerusalem so reichlich war wie die Steine, und die Zedern so zahlreich wie die Maulbeerbäume, die in der Schefela wachsen. Die Einfuhr der Pferde, die Salomo besaß, erfolgte aus Ägypten und allen übrigen Ländern. Salomos TodDie übrige Geschichte Salomos, die frühere wie die spätere, ist aufgezeichnet in der Geschichte des Propheten Natan sowie in der Weissagung des Ahijas von Schilo und in den Visionen des Sehers Jedo über Jerobeam, den Sohn Nebats.  Salomo herrschte in Jerusalem vierzig Jahre lang über Israel. Dann legte sich Salomo zu seinen Vätern. Man begrub ihn in der Stadt seines Vaters David. An seiner Statt wurde sein Sohn Rehabeam König. DIE GESCHICHTE DER KÖNIGE VON JUDARehabeamDie Reichsversammlung in SichemRehabeam begab sich nach Sichem. Denn in Sichem war ganz Israel zusammengekommen, um ihn zum König zu machen.  Davon erhielt Jerobeam, der Sohn Nebats, Kunde. Er befand sich nämlich noch in Ägypten, wohin er vor dem König Salomo hatte fliehen müssen. Daraufhin kehrte Jerobeam aus Ägypten zurück. Nun schickten sie hin und ließen ihn rufen. So kam Jerobeam und ganz Israel und trugen Rehabeam folgendes vor: "Dein Vater hat uns ein hartes Joch auferlegt. Erleichtere du uns nun deines Vaters harten Dienst und das schwere Joch, das er uns auferlegt hat, und wir wollen dir untertan sein!" Er gab ihnen den Bescheid: "Geht und kommt in drei Tagen wieder zu mir!" Da entfernte sich das Volk. Rehabeams unkluge HärteKönig Rehabeam beriet sich nun mit den alten Männern, die seinem Vater Salomo bei seinen Lebzeiten gedient hatten, und fragte: "Welchen Bescheid ratet ihr mir diesen Leuten zu erteilen?" Sie antworteten ihm: "Wenn du heute diesen Leuten zu willen bist, dich ihnen fügst, auf sie hörst und ihnen einen freundlichen Bescheid erteilst, so werden sie dir allezeit untertan sein." Aber er kehrte sich nicht an den Rat, den ihm die Alten gaben, sondern beriet sich mit den jungen Leuten, die mit ihm aufgewachsen waren und ihm Gefolgschaft leisten mußten. Er fragte sie: "Welchen Bescheid ratet ihr mir diesen Leuten zu erteilen, die von mir verlangten: Erleichtere das Joch, das dein Vater uns auferlegt hat?" Die jungen Leute, die mit ihm aufgewachsen waren, gaben ihm folgende Antwort: "So sollst du diesen Leuten antworten, die zu dir sagten: Dein Vater hat uns ein schweres Joch auferlegt, erleichtere du unser Joch!, so sollst du ihnen antworten: Mein kleiner Finger ist dicker als meines Vaters Lenden.  Nun denn, mein Vater hat euch ein schweres Joch aufgezwungen. Ich will euer Joch noch schwerer machen. Mein Vater hat euch mit Peitschen gezüchtigt. Ich will euch mit Skorpionen zähmen."  Abfall der zehn NordstämmeAls Jerobeam und das ganze Volk am dritten Tag wieder zu Rehabeam kamen, wie es der König befohlen hatte mit den Worten: "Kommt am dritten Tag wieder zu mir!", gab der König dem Volk eine harte Antwort. Denn König Rehabeam kehrte sich nicht an den Rat der Alten. Nach dem Rat der jungen Männer antwortete er ihnen: "Mein Vater hat euch ein schweres Joch aufgezwungen. Ich will euer Joch noch schwerer machen. Mein Vater hat euch mit Peitschen gezüchtigt. Ich will euch mit Skorpionen zähmen." So schenkte der König dem Volk kein Gehör. Denn von Gott war es so gefügt worden, damit der Herr seine Verheißung erfülle, die er durch Ahija von Schilo Jerobeam, dem Sohn Nebats, gegeben hatte. Als ganz Israel sah, daß der König ihnen kein Gehör schenken wolle, gab das Volk dem König folgenden Bescheid: "Was haben wir für einen Teil an David? Wir haben keinen Erbbesitz beim Sohn Isais. Nach Hause, ihr Israeliten! Nun sieh nach deinem eigenen Haus, David!" So ging Israel nach Hause. Rehabeam herrschte nur noch über die Israeliten, die in den Städten Judas wohnten. Als König Rehabeam den Hadoram, den Oberaufseher über die Fronarbeiten, hinschickte, steinigte ihn ganz Israel zu Tode. König Rehabeam konnte gerade noch auf seinen Wagen springen und nach Jerusalem fliehen. So fiel Israel vom Haus Davids ab bis auf den heutigen Tag. Rehabeam steht vom Krieg gegen Israel abSobald Rehabeam nach Jerusalem kam, bot er das gesamte Haus Juda und den Stamm Benjamin, 180.000 erlesene Krieger, zum Krieg gegen das Haus Israel auf, um das Königtum für Rehabeam zurückzugewinnen. Da erging das Wort Gottes an Schemaja, den Mann Gottes: "Verkünde Rehabeam, dem Sohn Salomos, dem König von Juda, und allen Israeliten von Juda und Benjamin: So spricht der Herr. Zieht nicht aus, um eure Brüder, die Israeliten, zu bekriegen! Jeder kehre nach Hause zurück! Denn von mir ist es so gefügt worden." Sie hörten auf den Befehl des Herrn, kehrten um und gaben den Zug gegen Jerobeam auf. Rehabeams FestungsbautenSo blieb Rehabeam in Jerusalem und ließ Städte in Juda zu Festungen ausbauen. Er baute Betlehem, Etam, Tekoa, Bet-Zur, Socho, Adullam, Gat, Marescha, Sif, Adorajim, Lachisch, Aseka, Zora, Ajalon und Hebron, die in Juda und Benjamin lagen, zu festen Städten um und machte daraus starke Festungen, stellte Befehlshaber über sie auf und legte Vorräte an Speise, Öl und Wein hinein, sowie in jede Stadt Schilde und Speere. So machte er sie überaus stark und hielt Juda und Benjamin fest in seiner Hand. Zuzug von Flüchtlingen aus dem NordreichDie Priester und Leviten aus ganz Israel fanden sich aus allen ihren Bezirken bei ihm ein.  Die Leviten verließen nämlich ihre Weideflächen und ihr Besitztum und wanderten nach Juda und Jerusalem aus, weil Jerobeam mit seinen Söhnen sie als Priester des Herrn abgesetzt und sich selbst Priester für den Höhendienst, für die Bocksdämonen und die Stierbilder, die er angefertigt, bestellt hatte.  Ihnen schlossen sich aus allen Stämmen Israels diejenigen an, die aufrichtigen Herzens den Herrn, den Gott Israels, verehrten. Sie kamen nach Jerusalem, dem Herrn, dem Gott ihrer Väter, zu opfern. So stärkten sie drei Jahre lang das Königreich Juda und festigten Rehabeam, den Sohn Salomos, in seiner Herrschaft; denn drei Jahre lang wandelten sie auf den Wegen Davids und Salomos. Rehabeams FamilieRehabeam nahm sich Mahalat, die Tochter Jerimots, des Sohnes Davids, und der Abihajil, der Tochter Eliabs, des Sohnes Isais, zur Frau. Diese gebar ihm die Söhne Jëusch, Schemarja und Saham. Nach ihr heiratete er Maacha, die Enkelin Abschaloms. Diese gebar ihm Abija, Attai, Sisa und Schelomit.  Rehabeam liebte Maacha, die Enkelin Abschaloms, mehr als alle seine anderen Frauen und Nebenfrauen. Er hatte nämlich 18 Frauen und 60 Nebenfrauen genommen, die ihm 28 Söhne und 60 Töchter gebaren. Rehabeam setzte Abija, den Sohn der Maacha, zum Familienhaupt, zum Fürsten unter seinen Brüdern ein; denn er hatte vor, ihn zum König zu machen. Dabei ging er klug zu Werke, indem er alle seine Söhne auf alle Gegenden Judas und Benjamins, auf alle festen Städte verteilte, ihnen reichlichen Unterhalt gab und viele Frauen für sie erwarb.  Einfall Schischaks von ÄgyptenAls Rehabeam seine Herrschaft gefestigt und seine Macht gesichert hatte, fiel er und ganz Israel mit ihm vom Gesetz des Herrn ab.  Da zog im fünften Jahr des Königs Rehabeam der König von Ägypten, Schischak, gegen Jerusalem - sie hatten ja treulos gegen den Herrn gehandelt - mit 1.200 Wagen und 60.000 Reitern. Zahllos war das Kriegsvolk, das mit ihm aus Ägypten kam: Libyer, Sukkijiter und Kuschiter. Er eroberte die Festungen in Juda und drang bis Jerusalem vor. Da kam der Prophet Schemaja zu Rehabeam und den Fürsten von Juda, die sich vor Schischak nach Jerusalem zurückgezogen hatten, und sagte zu ihnen: "So spricht der Herr: Ihr habt mich verlassen, so überlasse auch ich euch der Gewalt des Schischak." Da demütigten sich die Fürsten von Israel mit dem König und sagten: "Der Herr ist gerecht." Als der Herr sah, daß sie sich gedemütigt hatten, erging das Wort des Herrn an Schemaja also: "Sie haben sich gedemütigt. Ich will sie nicht vernichten, sondern ihnen etwas Rettung zuteil werden lassen, so daß sich nicht mein ganzer Grimm durch Schischak über Jerusalem ergießt. Doch sollen sie ihm dienstbar werden, damit sie den Unterschied kennenlernen zwischen meinem Dienst und dem der Königreiche der Länder."  Schischaks AbzugSo rückte denn König Schischak von Ägypten gegen Jerusalem an und raubte die Schätze im Tempel des Herrn und die des königlichen Palastes. Alles nahm er weg. Auch die goldenen Schilde raubte er, die Salomo hatte anfertigen lassen.  Als Ersatz für sie ließ König Rehabeam eherne Schilde machen und vertraute sie der Obhut der Obersten der Leibwächter an, die am Eingang zum königlichen Palast Wache hielten. Sooft sich der König in den Tempel des Herrn begab, kamen die Leibwächter und trugen sie und brachten sie dann wieder in die Wachstube der Leibwächter zurück. Weil er sich gedemütigt hatte, ließ der Zorn des Herrn von ihm ab, um ihn nicht gänzlich zu vernichten. Es war ja auch an Juda noch etwas Gutes. Urteil über Rehabeam und sein TodSo behauptete sich König Rehabeam wieder in Jerusalem und regierte weiter. - Rehabeam war 41 Jahre alt, als er König wurde, und 17 Jahre regierte er in Jerusalem, der Stadt, die der Herr aus allen Städten Israels erwählt hatte, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. Seine Mutter hieß Naama und war eine Ammoniterin.  Er handelte aber böse, weil er seinen Sinn nicht darauf richtete, dem Herrn treu zu dienen. Die Geschichte Rehabeams, die frühere wie die spätere, findet sich aufgezeichnet in der Geschichte des Propheten Schemaja und des Sehers Iddo. - Die Kämpfe zwischen Rehabeam und Jerobeam hatten die ganze Zeit über fortgedauert. Als Rehabeam zu seinen Vätern entschlafen war, wurde er in der Stadt Davids begraben. Ihm folgte auf dem Thron sein Sohn Abija. ABIJAAbijas Krieg gegen Jerobeam I. von IsraelIm 18ten Jahr des Königs Jerobeam wurde Abija König über Juda.  Er regierte drei Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Michaja, sie war die Tochter Uriëls aus Gibea. Zwischen Abija und Jerobeam war Krieg.  Abija eröffnete den Kampf mit einem Heer tapferer Krieger von 400.000 auserlesenen Männern. Jerobeam stellte sich ihm gegenüber mit 800.000 auserlesenen, tapferen Männern in Schlachtordnung auf. Da stellte sich Abija oben auf den Berg Zemarajim, der im Gebirge Efraim liegt, und rief: "Hört auf mich, Jerobeam und all ihr Israeliten! Solltet ihr wirklich nicht wissen, daß der Herr, der Gott Israels, das Königtum über Israel auf ewige Zeit David und seinen Nachkommen auf Grund eines Salzbundes verliehen hat?  Aber Jerobeam, der Sohn Nebats, der Knecht Salomos, des Sohnes Davids, ist aufgetreten und hat sich gegen seinen Herrn empört, und leichtfertige, nichtsnutzige Leute haben sich um ihn geschart und Rehabeam, den Sohn Salomos, ganz in ihre Macht bekommen. Denn Rehabeam war zu jung und unselbständig, als daß er ihnen hätte widerstehen können. Und nun meint ihr, dem Königtum des Herrn, das die Nachkommen Davids innehaben, Widerstand leisten zu können, weil ihr eine große Masse seid und die goldenen Kälber, die Jerobeam euch zu Göttern gemacht hat, auf eurer Seit habt. Habt ihr nicht die Priester des Herrn, die Nachkommen Aarons, und die Leviten vertrieben und euch selber Priester gemacht wie die Völker der Länder? Jeder, der mit einem jungen Stier oder sieben Widdern kam, um sich weihen zu lassen, wurde ein Priester der Nichtgötter. Unser Gott dagegen ist der Herr. Wir sind nicht von ihm abgefallen, und als Priester dienen dem Herrn die Nachkommen Aarons, und die Leviten verrichten den Dienst. Sie bringen dem Herrn morgens und abends Brandopfer und wohlriechendes Räucherwerk dar, legen die Schaubrote auf den Tisch von reinem Gold und zünden den goldenen Leuchter mit seinen Lampen jeden Abend an. Denn wir beobachten das Gesetz des Herrn, unseres Gottes, ihr aber habt ihn verlassen. Hört! Mit uns, an unserer Spitze ist Gott und seine Priester mit den Lärmtrompeten, um sie gegen euch erschallen zu lassen. Ihr Israeliten! Kämpft nicht gegen den Herrn, den Gott eurer Väter! Denn ihr werdet keinen Erfolg haben." Der Sieg AbijasJerobeam aber ließ die im Hinterhalt Liegenden herumgehen, damit sie jenen in den Rücken kämen. So stand ein Teil den Judäern gegenüber, während der Hinterhalt sich in deren Rücken befand. Als sich nun die Judäer umwandten, sahen sie sich von vorn wie im Rücken angegriffen. Sie riefen zum Herrn. Die Priester bliesen die Trompeten, und die Judäer erhoben das Kriegsgeschrei. Als die Judäer das Kriegsgeschrei erhoben, schlug Gott Jerobeam und ganz Israel vor Abija und Juda. Die Israeliten flohen vor den Judäern, und Gott gab jene in deren Gewalt. Abija und seine Leute brachten ihnen eine große Niederlage bei. Von Israel fielen 500.000 erlesene Leute. So wurden die Israeliten damals gedemütigt, und die Judäer gewannen die Oberhand; denn sie hatten sich auf den Herrn, den Gott ihrer Väter, verlassen. Abija verfolgte Jerobeam und nahm ihm mehrere Städte weg, nämlich Bet-El, Jeschana und Efron mit den entsprechenden Tochterstädten. Jerobeam kam, solange Abija lebte, nicht wieder zu Kräften. Der Herr schlug ihn, daß er starb. Abijas TodAbija aber wurde mächtig. Er nahm sich 14 Frauen. Diese gebaren ihm 22 Söhne und 16 Töchter. Die übrige Geschichte Abijas, seine Unternehmungen und Taten sind aufgezeichnet in den Erläuterungen des Propheten Iddo.  ASAAsas Kampf gegen den GötzendienstAls Abija zu seinen Vätern entschlafen war, begrub man ihn in der Davidsstadt. An seiner Statt wurde sein Sohn Asa König. Zu seiner Zeit hatte das Land zehn Jahre lang Ruhe. Asa tat, was in den Augen des Herrn, seines Gottes, gut und recht war.  Denn er beseitigte die Altäre fremder Götter und den Höhendienst, ließ die Steinmale zertrümmern und die heiligen Bäume umhauen.  Er befahl den Judäern, dem Herrn, dem Gott ihrer Väter, treu zu dienen und nach Gesetz und Gebot zu handeln. Auch aus allen Städten Judas beseitigte er die Opferhöhen und die Sonnensäulen. Unter ihm hatte das Reich Ruhe. Errichtung von Festungen und eines stehenden HeeresEr baute feste Städte in Juda; denn das Land hatte Ruhe, und niemand führte in jener Zeit Krieg mit ihm, da der Herr ihm Ruhe verschafft hatte. Daher hatte er die Judäer aufgefordert: "Laßt uns diese Städte ausbauen und mit Mauern, Türmen, Toren und Riegeln versehen! Noch sind wir im Land unbehelligt; denn wir haben dem Herrn, unserem Gott, treu gedient. Weil wir ihm treu blieben, darum hat er uns ringsum Ruhe verschafft." So bauten sie denn und hatten Erfolg. Auch besaß Asa ein Heer, das Schild und Speer führte: aus Juda 300.000 und aus Benjamin 280.000 Mann, die Schilde trugen und den Bogen spannten, lauter tapfere Krieger. Asas Sieg über den Kuschiter SerachDa zog der Kuschiter Serach gegen sie heran mit einem Heer von 1.000.000 Kriegern und 300 Wagen und drang bis Marescha vor.  Asa rückte ihm entgegen. Im Tal Zefata bei Marescha, stellten sie sich in Schlachtordnung auf.  Asa rief den Herrn, seinen Gott, an und betete: "O Herr, nur du kannst helfen im Kampf zwischen einem Starken und einem Schwachen. Hilf uns, o Herr, unser Gott! Denn auf dich verlassen wir uns, und in deinem Namen sind wir gegen diese Unmenge in den Kampf gezogen. Herr, du bist unser Gott. Gegen dich soll kein Mensch sich behaupten dürfen." Da schlug der Herr die Kuschiter vor Asa und vor den Judäern. Die Kuschiter flohen, und Asa verfolgte sie mit seinen Kriegern bis Gerar. So viele Kuschiter fielen, daß keiner von ihnen am Leben blieb. Denn sie wurden vom Herrn und seinem Heer völlig aufgerieben. Jene machten gewaltige Beute,  eroberten alle Städte in der Umgebung von Gerar - denn ein großer Schrecken hatte diese überkommen - und plünderten all diese Städte, da in denselben viel Beutegut zu holen war. Auch die Zelte mit den Viehherden erbeuteten sie, führten eine Menge Schafe und Kamele fort und kehrten nach Jerusalem zurück. Der Prophet Asarja ermuntert zur Treue gegen GottÜber Asarja, den Sohn Odeds, kam der Geist Gottes. Er begab sich zu Asa und sagte zu ihm: "Hört mich, Asa und ganz Juda und Benjamin! Der Herr ist mit euch, wenn ihr mit ihm seid. Wenn ihr ihn sucht, läßt er sich von euch finden. Wenn ihr ihn aber verlaßt, wird er euch auch verlassen. Lange Zeit war Israel ohne den wahren Gott, ohne Priester, die es belehrten, und ohne Gesetz. Dann aber kehrte es in seiner Not zum Herrn, dem Gott Israels, zurück, und da sie ihn suchten, ließ er sich von ihnen finden. In jener Zeit gab es keine Sicherheit für die Ausziehenden und Heimkehrenden, sondern unter allen Bewohnern der Länder herrschte große Beunruhigung. Ein Volk lag mit dem anderen im Streit und eine Stadt mit der anderen; denn Gott schreckte sie durch Drangsale jeder Art. Seid mutig und laßt eure Hände nicht sinken; denn euer Tun wird seinen Lohn finden!" Feierliche BundeserneuerungAls Asa diese Worte und die Weissagung des Propheten Asarja, des Sohnes Odeds, vernahm, faßte er Mut und schaffte die Götzen aus dem ganzen Land Juda und Benjamin und aus den Städten, die er auf dem Gebirge Efraim erobert hatte, hinaus und erneuerte den Altar des Herrn, der vor der Vorhalle des Herrn stand. Dann versammelte er ganz Juda und Benjamin und diejenigen aus Efraim, Manasse und Simeon, die als Fremdlinge bei ihnen weilten. Aus Israel waren nämlich sehr viele zu ihm übergegangen, als sie sahen, daß der Herr, sein Gott, mit ihm war. Sie kamen im dritten Monat des 15ten Regierungsjahres Asas in Jerusalem zusammen und schlachteten an jenem Tag dem Herrn von der Beute, die sie heimgebracht hatten, 700 Rinder und 7.000 Schafe. Dann schlossen sie den Bund ab, dem Herrn, dem Gott ihrer Väter, aus ganzem Herzen und ganzer Seele zu dienen. Wer aber dem Herrn, dem Gott Israels, nicht dienen wolle, der solle getötet werden, ob vornehm oder gering, ob Mann oder Frau. Mit lautem Jubelruf, unter Posaunen- und Trompetenklang schwuren sie dem Herrn, und ganz Juda freute sich über den Schwur. Denn mit ganzem Herzen hatten sie geschworen und mit aufrichtigem Willen den Herrn gesucht. So ließ er sich auch von ihnen finden und verschaffte ihnen ringsumher Ruhe. König Asa enthob sogar seine Mutter Maacha ihrer Stellung als Herrin, weil sie der Aschera ein Götzenbild errichtet hatte. Asa hieb ihr Schandmal um und zermalmte und verbrannte es im Kidrontal.  Die Höhen wurden allerdings in Israel nicht abgeschafft. Doch blieb Asa zeit seines Lebens treu.  Auch ließ er die Weihegaben seines Vaters sowie seine eigenen Weihegeschenke, Silber, Gold und Geräte, in den Tempel Gottes bringen. Bis zum 35ten Jahr der Regierung Asas gab es keinen Krieg mehr.  Asas Krieg mit Bascha von IsraelIm 36ten Regierungsjahr Asas zog Bascha, der König von Israel, gegen Juda und befestigte Rama, um Gehen und Kommen beim König Asa von Juda zu verhindern.  Asa aber nahm Silber und Gold aus den Schatzkammern des Tempels des Herrn und des königlichen Palastes, sandte es an Ben-Hadad, den König von Aram, der in Damaskus seinen Sitz hatte, und ließ sagen: "Ein Bündnis besteht zwischen mir und dir, zwischen meinem und deinem Vater. Hier schicke ich dir Silber und Gold, so löse denn dein Bündnis mit Bascha, dem König von Israel, damit er von mir ablassen muß!" Ben-Hadad willfahrte dem König Asa und sandte seine Heerführer gegen die Städte von Israel. Sie verheerten Ijon, Dan und Abel-Majim und alle Vorratshäuser in den Städten Naftalis.  Als Bascha davon Kunde erhielt, gab er die Befestigung Ramas auf und stellte seine Arbeit ein. König Asa bot nun alle Judäer auf. Sie mußten die Steine und Balken wegschaffen, die Bascha zur Befestigung von Rama verwendet hatte. Damit ließ er Geba und Mizpa befestigen. Der Tadel des Sehers HananiZu jener Zeit kam der Seher Hanani zu Asa, dem König von Juda, und sagte zu ihm: "Weil du dein Vertrauen auf den König von Aram gesetzt und dich nicht auf den Herrn, deinen Gott, verlassen hast, darum ist das Heer des Königs von Aram deiner Hand entronnen.  Waren nicht die Kuschiter und Libyer ein großes Heer mit Wagen und Reitern in übergroßer Zahl? Doch weil du dich auf den Herrn verließest, gab er sie in deine Hand.  Denn die Augen des Herrn überschauen die ganze Erde, damit er denen seinen starken Beistand leihe, deren Herz ihm ungeteilt gehört. Du hast hierin töricht gehandelt; denn von nun an wirst du Krieg führen müssen." Asa wurde unwillig über den Seher und warf ihn in das Stockhaus; denn er war über ihn wegen seines Vorhaltens erzürnt. Asa mißhandelte damals auch Leute aus dem Volk. Asas TodDie Geschichte Asas, die frühere wie die spätere, ist aufgezeichnet im Buch der Könige von Juda und Israel.  Im 39ten Jahr seiner Regierung erkrankte Asa an einem Fußleiden. Seine Krankheit war sehr schmerzlich. Doch auch in dieser Krankheit suchte er nicht Hilfe beim Herrn, sondern bei den Ärzten.  Als Asa dann zu seinen Vätern entschlafen und im einundvierzigsten Regierungsjahr gestorben war, begrub man ihn in seiner Grabstätte, die er sich in der Davidsstadt hatte anlegen lassen. Man legte ihn auf ein Lager, das man mit Spezereien und wohlriechenden, kunstvoll hergestellten Salben bedeckt hatte, und veranstaltete zu seiner Ehre ein überaus großes Leichenfeuer.  JOSCHAFATSeine Macht und FrömmigkeitAn Asas Statt wurde sein Sohn Joschafat (= Jahwe richtet) König. Der rüstete sich gegen Israel. Er legte Kriegsvolk in alle festen Städte Judas und Besatzungen in das Land Juda und in die Städte Efraims, die sein Vater Asa erobert hatte. Und der Herr war mit Joschafat, weil er in den Wegen wandelte, die sein Ahnherr David früher gegangen war, und nicht den Baalen diente, sondern den Gott seines Ahnherrn verehrte, nach seinen Geboten wandelte und nicht tat wie die Israeliten. Darum ließ der Herr das Königtum in seiner Hand erstarken. Ganz Juda brachte Joschafat Geschenke dar, und Reichtum und Ehre wurden ihm in Fülle zuteil. Da ihm auf dem Weg des Herrn der Mut wuchs, beseitigte er auch die Höhen und die Ascheren in Juda. Im dritten Jahr seiner Regierung sandte er seine obersten Beamten Ben-Hajil, Obadja, Secharja, Netanel und Michaja aus, in den Städten Judas zu lehren,  und mit ihnen die Leviten Schemaja, Netanja, Sebadja, Asaël, Schemiramot, Jonatan, Adonija, Tobija und Tob-Adonija sowie die Priester Elischama und Joram. Diese lehrten in Juda, indem sie das Buch mit dem Gesetz des Herrn mit sich führten. Sie zogen in allen Städten Judas umher und unterwiesen das Volk. Joschafats Ruhm und KriegsmachtDer Schrecken des Herrn kam über alle Reiche der Länder, die Juda rings umgaben, so daß sie mit Joschafat keinen Krieg anzufangen wagten. Die Philister brachten Joschafat Geschenke und Silber als Tribut. Auch die Araber brachten ihm an Kleinvieh 7.700 Widder und 7.700 Ziegenböcke.  So wurde Joschafat immer stärker und mächtiger. Er baute in Juda Burgen und Vorratsstädte. In den Städten Judas besaß er gewaltige Vorräte und in Jerusalem ein Schar tapferer Krieger. Folgendes ist nach Familien geordnet ihre Zusammensetzung: Zu Juda gehörten als Befehlshaber von Tausendschaften: Der Heerführer Adna mit 300.000 tapferen Kriegern, neben ihm der Heerführer Johanan mit 280.000 Mann; neben ihm Amasja, der Sohn Sichris, der sich freiwillig dem Herrn geweiht hatte, mit 200.000 tapferen Kriegern. Zu Benjamin gehörten der tapfere Krieger Eljada mit 200.000 Mann die mit Bogen und Schild gewappnet waren; neben ihm Josabad mit 180.000 kriegsgerüsteten Männern. Diese standen im Dienst des Königs, abgesehen von denen, die der König in ganz Juda in die festen Städte gelegt hatte. Joschafats Bündnis mit Ahab von IsraelAls Joschafat sehr reich und mächtig geworden war, verschwägerte er sich mit Ahab.  Nach einigen Jahren begab er sich zu Ahab nach Samaria. Ahab schlachtete ihm und seinen Leuten Schafe und Rinder in Menge. Dabei verleitete er ihn, mit ihm gegen Ramot-Gilead zu ziehen. Als nun Ahab, der König von Israel, den König Joschafat von Juda fragte: "Willst du mit mir gegen Ramot-Gilead ziehen?", antwortete er ihm: "Was du willst, will auch ich; mein Heer ist dein Heer. Ich werde mit dir in den Kampf ziehen." Joschafat aber gab dem König von Israel den Rat: "Befrage doch vorher den Herrn!" So ließ denn der König von Israel die Propheten, 400 Mann, zusammenkommen und fragte sie: "Soll ich gegen Ramot-Gilead in den Krieg ziehen, oder soll ich es unterlassen?" Sie antworteten: "Ziehe hin, denn Gott wird es in die Hand des Königs geben!" Doch Joschafat fragte: "Gibt es hier sonst keinen Propheten des Herrn mehr, den wir befragen könnten?" Der König von Israel erwiderte Joschafat: "Es ist noch einer da, durch den wir den Herrn befragen könnten. Aber ich kann ihn nicht ausstehen, da er mir niemals Gutes, sondern nur Unglück weissagt: Micha, der Sohn Jimlas." Doch Joschafat antwortete: "Der König geruhe nicht so zu reden."  Michas UnheilsweissagungDer König von Israel rief nun einen Kämmerer herbei und befahl ihm: "Hole schleunigst Micha, den Sohn des Jimlas!"  Unterdessen saßen der König von Israel und Joschafat, der König von Juda, jeder auf seinem Thron im Ornat auf dem Platz am Eingang des Tores von Samaria, und alle Propheten weissagten vor ihnen. Zidkija, der Sohn Kenaanas, machte sich eiserne Hörner und rief: "So spricht der Herr: So wirst du die Aramäer niederstoßen bis zur Vernichtung." Alle anderen Propheten weissagten ebenso: "Ziehe nur gegen Ramot-Gilead! Du wirst Erfolg haben. Der Herr gibt es in die Hand des Königs." Der Bote, der hingegangen war, um Micha zu holen, sagte zu diesem: "Beachte wohl, die Propheten haben dem König einstimmig Glück verheißen. Möchtest du doch wie jeder von ihnen weissagen und Glück verkünden!" Micha erwiderte: "So wahr der Herr lebt, nur was mein Gott mir eingibt, das werde ich verkünden." Als er zum König kam, fragte ihn der König: "Micha, sollen wir gegen Ramot-Gilead in den Krieg ziehen, oder soll ich es unterlassen?" Er antwortete ihm: "Zieht hin! Ihr werdet Erfolg haben. Sie werden in eure Hand gegeben werden." Doch der König entgegnete ihm: "Wie oft soll ich dich beschwören, mir nur die reine Wahrheit zu verkünden im Namen des Herrn?" Nun gab er kund: "Ich sehe ganz Israel über die Berge zerstreut wie Schafe, die keinen Hirten haben. Der Herr sprach: Sie haben keinen Herrn; darum kehre jeder in Frieden heim." Da sagte der König von Israel zu Joschafat: "Habe ich dir nicht gesagt, er prophezeit mit kein Glück, sondern nur Unheil?" Jener aber fuhr fort: "Höre darum das Wort des Herrn: Ich sah den Herrn auf seinem Thron sitzen und das ganze Heer des Himmels zu seiner Rechten und Linken bei ihm stehen. Und der Herr fragte: Wer will Ahab betören, daß er zu Felde zieht und vor Ramot-Gilead fällt? Der eine erwiderte dies, der andere das. Schließlich trat ein Geist vor, stellte sich vor den Herrn und sagte: Ich will ihn betören. Der Herr fragte ihn: Wie denn? Er antwortete: Ich will hingehen und im Mund aller seiner Propheten zum Lügengeist werden. Da sprach er: Du magst ihn betören. Dir wird es gelingen. Geh, tue so! So hat nun der Herr einen Lügengeist in den Mund deiner Propheten da gelegt. Denn der Herr hat Unheil über dich beschlossen." Michas Mißhandlung und EinkerkerungDa trat Zidkija, der Sohn Kenaanas, herzu und gab dem Micha einen Backenstreich mit den Worten: "Wie, ist denn der Geist des Herrn von mir gewichen, um mit dir zu reden?" Micha erwiderte: "Du wirst es an jenem Tag erfahren, an dem du aus einem Gemach ins andere laufen mußt, um dich zu verstecken." Hierauf befahl der König von Israel: "Nehmt den Micha fest, bringt ihn zum Stadthauptmann Amon und zum Prinzen Joasch und meldet: Also befiehlt der König: Werft diesen Menschen ins Gefängnis und haltet ihn knapp bei Wasser und Brot, bis ich wohlbehalten heimkehre!" Micha antwortete: "Wenn du wirklich wohlbehalten heimkehrst, hat der Herr nicht durch mich gesprochen." Er fügte hinzu: "Hört dies, ihr Völker alle!" Ahabs Niederlage und TodSo zogen denn der König von Israel und Joschafat, der König von Juda, gegen Ramot-Gilead. Der König von Israel aber sagte zu Joschafat: "ich will mich verkleiden und so in die Schlacht gehen. Behalte du deine Kleider nur an!" So verkleidete sich der König von Israel, und sie zogen in den Kampf. Der König von Aram aber hatte den Obersten seiner Streitwagen folgenden Befehl gegeben: "Ihr sollt mit niemand, ob gering oder vornehm, kämpfen, als nur mit dem König von Israel!" Als nun die Obersten der Streitwagen Joschafat erblickten, dachten sie: "Das kann nur der König von Israel sein", und griffen ihn an. Joschafat aber schrie auf. Und der Herr half ihm, indem Gott sie von ihm weglockte. Sobald die Obersten der Kriegswagen erkannten, daß es nicht der König von Israel sei, ließen sie von ihm ab. Ein Mann aber spannte ahnungslos seinen Bogen und traf den König von Israel zwischen Leibgurt und Panzer. Da befahl dieser seinem Wagenlenker: "Wende um und bringe mich aus dem Schlachtgetümmel weg; denn ich bin verwundet!" Der Kampf aber entbrannte an jenem Tag immer heftiger, und so mußte der König aufrecht im Wagen stehend den Aramäern gegenüber bis zum Abend aushalten. Mit Sonnenuntergang starb er. Weissagung des Propheten JehuJoschafat, der König von Juda, kehrte wohlbehalten heim nach Jerusalem. Da trat der Seher Jehu, der Sohn Hananis, vor ihn und sagte zum König Joschafat: "Mußtest du dem Gottlosen Hilfe leisten und denen Liebe erweisen, die den Herrn hassen? Darum lastet auf dir der Zorn des Herrn. Doch ward auch Gutes an dir gefunden: Du hast die Ascheren aus dem Land weggeschafft und deinen Sinn darauf gerichtet, Gott treu zu dienen." Ordnung der RechtspflegeJoschafat blieb dann in Jerusalem. Er zog wieder unter dem Volk umher von Beerscheba bis zum Gebirge Efraim und führte sie zurück zum Herrn, dem Gott ihrer Väter.  Auch bestellte er Richter im Land, in allen festen Städten Judas, Stadt für Stadt.  Er sagte zu den Richtern: "Seht wohl zu, was ihr tut! Denn nicht im Auftrag der Menschen richtet ihr, sondern im Auftrag des Herrn. Er ist bei euch gegenwärtig, wenn ihr Recht sprecht. Darum möge die Furcht vor dem Herrn in euch wohnen. Geht umsichtig zu Werke! Denn beim Herrn, unserem Gott, gibt es kein Unrecht, kein Ansehen der Person und keine Bestechlichkeit." Auch in Jerusalem bestellte Joschafat einige Leviten, Priester und Familienhäupter der Israeliten für das Gericht des Herrn und für die Rechtsstreitigkeiten. Sie wohnten in Jerusalem.  Er gab ihnen folgende Anweisung: "So sollt ihr verfahren: in der Furcht des Herrn, mit aller Treue und aufrichtiger Gesinnung. Bei jedem Rechtsstreit, der von seiten eurer Brüder, die in ihren Städten wohnen, vor euch gebracht wird, betreffe es nun einen Mord, ein Gesetz, ein Gebot, Satzungen oder Rechte, sollt ihr sie belehren, damit sie sich nicht gegen den Herrn vergehen und kein Zorngericht über euch und eure Brüder hereinbreche. So müßt ihr verfahren, damit ihr euch nicht versündigt. Der Hohepriester Amarja soll für alle Angelegenheiten des Herrn, und Sebadja, der Sohn Jischmaels, der Fürst des Hauses Juda, in allen Angelegenheiten des Königs euer Vorsteher sein. Als Beamte stehen euch die Leviten zur Verfügung. Geht mutig ans Werk! Der Herr ist mit den Guten." Joschafats Sieg über die AmmoniterDanach rückten die Moabiter und Ammoniter und mit ihnen eine Abteilung Mëuniter gegen Joschafat zum Kampf heran.  Als man Joschafat die Meldung brachte: "Von jenseits des Toten Meeres rückt ein großer Heerhaufen Aramäer gegen dich heran. Sie sind schon in Hazezon-Tamar," das ist En-Gedi,  geriet er in Furcht. Joschafat nahm seine Zuflucht zum Herrn und ließ in ganz Juda ein Fasten ausrufen. Die Judäer kamen zusammen herbei, um den Herrn anzuflehen. Aus allen Städten Judas fanden sie sich ein, um beim Herrn Hilfe zu suchen. Joschafat trat nun im Tempel des Herrn vor dem neuen Vorhof unter die Volksgemeinde Judas und Jerusalems und betete: "Herr, du Gott unserer Väter! Bist du nicht Gott im Himmel und du der Herr über alle Reiche der Völker? In deiner Hand ist Kraft und Stärke, und niemand kann dir widerstehen. Hast nicht einst du, unser Gott, die Bewohner dieses Landes vor deinem Volk Israel vertrieben und es den Nachkommen deines Freundes Abraham für alle Zeit zu eigen gegeben? Sie ließen sich darin nieder und bauten dir darin ein Heiligtum für deinen Namen, indem sie sagten: Wenn ein Unglück über uns hereinbricht, Krieg, Strafgericht, Pest und Hungersnot, dann wollen wir vor diesen Tempel und vor dich hintreten - denn dein Name wohnt in diesem Tempel - und in unserer Not zu dir rufen, damit du uns hörest und errettest. Und nun siehe, die Ammoniter und Moabiter und die Bewohner des Gebirges Seïr, zu deren Land du den Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten den Eintritt verwehrtest und denen sie auswichen, ohne sie zu vernichten: siehe, die entgelten es uns jetzt, indem sie kommen, um uns aus deinem Besitztum, das du uns gegeben hast, zu vertreiben. O unser Gott, willst du sie nicht strafen? Denn wir sind machtlos vor diesem gewaltigen Haufen, der gegen uns heranzieht. Wir wissen nicht, was wir tun sollen. Auf dich sind unsere Augen gerichtet." So stand ganz Juda da vor dem Herrn mit Kindern, Frauen und Söhnen. Die Weissagung JahasiëlsDa kam über Jahasiël, den Sohn Secharjas, des Sohnes Benajas, des Sohnes Jëiëls, des Sohnes Mattanjas, einen Leviten von den Söhnen Asafs, inmitten der Volksgemeinde der Geist des Herrn.  Er rief: "Merkt auf, ihr Judäer und ihr Bewohner von Jerusalem und du, König Joschafat! So spricht der Herr zu euch: Fürchtet euch nicht, erschreckt nicht vor diesem großen Haufen! Nicht eure, sondern Gottes Sache ist der Kampf. Zieht morgen gegen sie! Sie werden auf der Steige von Ziz heranrücken, und ihre werdet am Ende des Tales östlich von der Wüste Jeruël auf sie stoßen.  Doch werdet ihr dabei nicht kämpfen müssen. Stellt euch nur auf und bleibt stehen und seht euch die Rettung an, die der Herr euch, Juda und Jerusalem, zuteil werden läßt! Fürchtet euch nicht! Seid nicht verzagt! Zieht morgen gegen sie! Der Herr ist mit euch! Da verneigte sich Joschafat mit dem Angesicht bis zur Erde, und alle Judäer samt den Bewohnern Jerusalems warfen sich vor dem Herrn nieder, um den Herrn anzubeten. Die Leviten aus dem Geschlecht Kehat und Korach begannen mit laut aufjubelnder Stimme den Herrn, den Gott Israels, zu preisen. Die Vernichtung der FeindeAm anderen Morgen in der Frühe zogen sie nach der Wüste von Tekoa. Als sie auszogen, trat Joschafat vor und sprach: "Hört mich an, ihr Judäer und ihr Bewohner von Jerusalem! Vertraut auf den Herrn, euren Gott, so werdet ihr sicher sein! Vertraut auf seine Propheten, so werdet ihr Erfolg haben!" Alsdann verabredete er sich mit dem Volk und bestellte Sänger, die, vor den kampfgerüsteten Kriegern einherziehend, zu Ehren des Herrn im heiligen Schmuck den Lobpreis anstimmen sollten: "Danket dem Herrn, denn ewig währt seine Güte!" Sobald sie mit dem Jubelruf und dem Lobpreis begonnen hatten, ließ der Herr über die Ammoniter, Moabiter und die Abteilung vom Bergland von Seïr, die gegen die Judäer herangezogen waren, Leute kommen, die sich im Hinterhalt versteckt hatten. Jene wurden geschlagen. Nun wandten sich die Ammoniter und Moabiter gegen die Bewohner des Gebirges Seïr, um sie niederzumetzeln und zu vernichten. Als sie mit den Bewohnern von Seïr fertig waren, half einer dem anderen zum Verderben. Siegreiche HeimkehrWie nun die Judäer auf die Höhe über der Wüste kamen und nach dem Heerhaufen ausschauten, sahen sie nur Leichen am Boden liegen. Keiner war entronnen. Joschafat kam nun mit seinen Leuten herbei, um sich der Beute zu bemächtigen. Sie fanden eine Menge Vieh, Waren, Kleider und kostbare Geräte und nahmen sich davon so viel, daß sie es kaum fortbringen konnten. Drei Tage waren sie mit der Plünderung beschäftigt, so groß war die Beute. Am vierten Tag versammelten sie sich im Tal Beracha (Lobpreistal), denn dort priesen sie den Herrn. Darum nennt man jenen Ort bis auf den heutigen Tag Tal Beracha. Alle Männer von Juda und Jerusalem kehrten dann mit Joschafat an der Spitze voller Freude wieder nach Jerusalem zurück. Denn der Herr hatte sie über ihre Feinde frohlocken lassen. Mit Harfen, Zithern und Trompeten zogen sie nach Jerusalem zum Tempel des Herrn. Alle Reiche der Länder erfaßte ein großer Schrecken, als sie vernahmen, daß der Herr selbst mit den Feinden Israels gestritten habe. Seitdem herrschte Frieden im Reich Joschafats; denn sein Gott hatte ihm ringsum Frieden verschafft. Rückblick auf die Regierungszeit JoschafatsSo herrschte Joschafat über Juda. Fünfunddreißig Jahre war er alt, als er König wurde und 25 Jahre regierte er in Jerusalem. Seine Mutter hieß Asuba und war eine Tochter Schilhis.  Er wandelte ganz die Wege seines Vaters Asa, ohne davon abzuweichen, und tat, was dem Herrn wohlgefiel. Nur die Höhen wurden nicht abgeschafft, und das Volk hatte sein Herz noch nicht auf den Gott seiner Väter gerichtet. Die übrige Geschichte Joschafats, die frühere wie die spätere, ist aufgezeichnet in der Geschichte Jehus, des Sohnes Hananis, die in das Buch der Könige von Israel aufgenommen wurde. Joschafats Bündnis mit Ahasja von IsraelDanach verbündete sich Joschafat, der König von Juda, mit König Ahasja von Israel, dessen Tun gottlos war. Er schloß einen Bund mit ihm, um Schiffe für die Fahrt nach Tarschisch zu bauen. Auch in Ezjon-Geber bauten sie Schiffe.  Doch Eliëser, der Sohn Dodawas aus Marescha, weissagte gegen Joschafat: "Weil du dich mit Ahasja verbündet hast, wird der Herr dein Werk zerstören." So scheiterten die Schiffe und kamen nicht dazu, nach Tarschisch zu fahren.  Joschafats TodAls Joschafat zu seinen Vätern entschlafen war, begrub man ihn bei seinen Vätern in der Davidsstadt. An seiner Statt wurde sein Sohn Joram König. JORAMJorams GottlosigkeitSeine Brüder, die Söhne Joschafats, waren: Asarja, Jehiël, Secharja, Asarja, Michael und Schefatja; sie alle waren Söhne Joschafats, des Königs von Israel.  Ihr Vater hatte ihnen reiche Geschenke an Silber, Gold und Kleinodien gegeben nebst festen Städten in Juda. Die Königswürde verlieh er Joram, weil dieser der Erstgeborene war. Als Joram die Regierung des Reiches seines Vaters angetreten und sich gefestigt hatte, ließ er alle seine Brüder und auch einige hochstehende Israeliten ermorden. Joram war 32 Jahre alt, als er König wurde, und regierte acht Jahre in Jerusalem. Er wandelte auf dem Weg der Könige von Israel, wie es das Haus Ahabs getan hatte. Denn er hatte eine Tochter Ahabs zur Frau. So tat er, was dem Herrn mißfiel. Doch wollte der Herr das Haus Davids nicht vernichten um des Bundes willen, den er mit David geschlossen, und weil er verheißen hatte, er wolle ihm und seinen Söhnen allezeit eine Leuchte geben. Edoms Abfall von JudaUnter seiner Regierung fielen die Edomiter von Juda ab und setzten sich einen eigenen König ein.  Joram zog mit seinen Heerführern und allen Kriegswagen hinüber. Als er eines Nachts einen Angriff machte, schlug er die Edomiter, die ihn umzingelt hatten, samt den Befehlshabern der Kriegswagen. Die Edomiter aber blieben unabhängig von Juda bis auf den heutigen Tag. Damals fiel zu gleicher Zeit auch Libna von seiner Oberherrschaft ab, weil er vom Herrn, dem Gott seiner Väter, abgefallen war. Auch errichtete er Opferhöhen auf den Bergen Judas, verleitete die Bewohner von Jerusalem zur Hurerei und machte Juda abspenstig.  Das Schreiben des Propheten Elija an JoramDa gelangte ein Schreiben des Propheten Elija an ihn, das so lautete: "So spricht der Herr, der Gott deines Ahnherrn David: Zur Strafe dafür, daß du nicht auf den Wegen deines Vaters Joschafat und auf den Wegen Asas, des Königs von Juda, wandelst,  sondern nach der Weise der Könige von Israel dich führst und Juda und die Bewohner von Jerusalem zur Hurerei verleitest, wie es das Haus Ahabs tat, außerdem auch deine Brüder, das Haus deines Vaters, die besser waren als du, ermorden ließest, siehe, so wird der Herr über dein Volk, deine Söhne, deine Frauen und deine gesamte Habe ein schwere Heimsuchung kommen lassen. Du aber wirst in eine schwere Krankheit fallen, deine Eingeweide werden erkranken, bis über Jahr und Tag deine Eingeweide infolge der Krankheit heraustreten werden." Der Einfall der Philister und AraberSo erregte denn der Herr gegen Joram den Geist der Philister und Araber, die neben den Kuschitern wohnen.  Sie zogen gegen Juda heran, verheerten es und schleppten alles Hab und Gut, das sich im königlichen Palast vorfand, dazu auch seine Söhne und Frauen, weg. Es blieb ihm kein Sohn mehr außer Joahas, dem jüngsten seiner Söhne.  Jorams TodNach allem diesem schlug der Herr ihn mit einer unheilbaren Krankheit seiner Eingeweide. Über Jahr und Tag traten ihm schließlich infolge seiner Krankheit am Ende des zweiten Jahres die Eingeweide aus, und er starb unter schlimmen Schmerzen. Sein Volk veranstaltete ihm keinen Leichenbrand, wie das bei seinen Vätern geschehen war. Zweiunddreißig Jahre war er alt, als er König wurde, und acht Jahre regierte er in Jerusalem. Er ging dahin, ohne daß ihn jemand zurückgewünscht hätte. Man begrub ihn in der Davidsstadt, doch nicht in den Gräbern der Könige. AHASJAAhasjas GottlosigkeitDie Bewohner von Jerusalem machten nun seinen jüngsten Sohn Ahasja an seiner Statt zum König. Denn alle älteren Söhne hatte die Streifschar getötet, die mit den Arabern in das Lager eingedrungen war. So wurde Ahasja, der Sohn des Königs Joram von Juda, König. Ahasja war 42 Jahre alt, als er König wurde. Er regierte ein Jahr lang in Jerusalem. Seine Mutter hieß Atalja und war die Enkeltochter Omris.  Auch er wandelte auf den Wegen des Hauses Ahabs; denn seine Mutter verleitete ihn durch ihren Rat zu bösem Tun. So tat er, was dem Herrn mißfiel, wie das Haus Ahabs; denn diese waren nach dem Tod seines Vaters seine Berater, zu seinem Verderben. Bündnis mit Joram von IsraelIhrem Rat folgend, zog er mit Joram, dem Sohn Ahabs, dem König von Israel, nach Ramot-Gilead zum Kampf gegen den König Hasaël von Aram. Als die Aramäer Joram dabei verwundeten,  kehrte er zurück, um in Jesreel von den Wunden Genesung zu finden, die man ihm bei Ramot beigebracht hatte, da er gegen den König Hasaël von Aram Krieg führte. Ahasja, der Sohn Jorams, der König von Juda, kam, um Joram, den Sohn Ahabs, in Jesreel zu besuchen. Denn dieser lag krank danieder. Ahasjas TodEs war aber von Gott zum Untergang des Ahasja verhängt, daß er sich zu Joram begab. Als er hinkam, ging er mit Joram hinaus zu Jehu, dem Enkel Nimschis, den der Herr hatte salben lassen, damit er das Haus Ahabs ausrotte. Als nun Jehu das Strafgericht am Hause Ahabs vollzog, traf er auf die Fürsten von Juda und auf die Neffen Ahasjas, die in den Diensten des Ahasja standen, und ließ sie niedermetzeln. Dann ließ er nach Ahasja suchen. Man nahm ihn in Samaria fest, wo er sich versteckt hielt, brachte ihn zu Jehu und tötete ihn. Alsdann begruben sie ihn; denn sie dachten: Es ist der Sohn Joschafats, der dem Herrn von ganzem Herzen diente. Nun war vom Haus des Ahasja niemand mehr da, der imstande gewesen wäre, die Königswürde zu übernehmen.  ATALJAAtaljas ThronraubAls Atalja, die Mutter des Ahasja erfuhr, daß ihr Sohn tot sei, schickte sie sich an, die ganze königliche Familie des Hauses Juda umzubringen. Doch Joscheba, die Tochter des Königs, nahm Joasch, den Sohn des Ahasja, schaffte ihn aus der Mitte der königlichen Prinzen, die getötet werden sollten, heimlich beiseite und brachte ihn mit seiner Amme in die Bettenkammer. So verbarg ihn Joscheba, die Tochter des Königs Joram, die Frau des Priesters Jojada, - sie war nämlich die Schwester des Ahasja -, vor Atalja, so daß diese ihn nicht umbrachte.  Joasch blieb sechs Jahre bei ihnen im Tempel Gottes versteckt, während Atalja über das Land herrschte. Die Verschwörung des Priesters JojadaIm siebten Jahr ging Jojada mutig ans Werk. Er schloß eine Vereinbarung mit den Hauptleuten der Hundertschaften, nämlich mit Asarja, dem Sohn Jerohams, Jischmael, dem Sohn Anions, Asarja, dem Sohn Obeds, Maaseja, dem Sohn Adajas und Elischafat, dem Sohn Sichris.  Diese zogen in Juda umher und beriefen die Leviten aus allen Städten Judas sowie die Familienoberhäupter von Israel zu einer Versammlung. Sie fanden sich in Jerusalem ein. Die ganze Versammlung schloß im Tempel Gottes einen Bund mit dem König. Dabei sagte Jojada zu ihnen: "Der Königssohn hier soll König sein, wie es der Herr hinsichtlich der Nachkommen Davids bestimmt hat.  Ihr sollt nun folgendermaßen zu Werke gehen: Das eine Drittel von euch, das am Sabbat abzieht, - Priester und Leviten -, soll als Torhüter an den Schwellen Dienst tun; ein Drittel soll den königlichen Palast und ein Drittel das Jesodtor, das gesamte Kriegsvolk aber die Vorhöfe des Tempels des Herrn besetzen. Den Tempel des Herrn darf jedoch außer den Priestern und den diensttuenden Leviten niemand betreten. Diese dürfen hineingehen, denn sie sind geheiligt. Das ganze übrige Volk aber soll die Vorschriften des Herrn beobachten. Die Leviten sollen sich dann rings um den König scharen, jeder mit der Waffe in der Hand. Wer in den Tempel eindringt, soll getötet werden. Jene sollen den König auf Schritt und Tritt begleiten." Jojada ruft Joasch zum König ausDie Leviten und alle Judäer taten dann genau so, wie der Priester Jojada angeordnet hatte. Jeder nahm seine Leute, sowohl die am Sabbat ab- als auch die am Sabbat aufziehenden; denn der Priester Jojada hatte die Abteilungen nicht entlassen. Der Priester Jojada gab dann den Befehlshabern über die Hundertschaften die Speere sowie die großen und kleinen Schilde, die König David gehört hatten und die sich im Tempel Gottes befanden. Dann stellte er das ganze Volk, und zwar jeden mit seiner Lanze in der Hand, von der Südseite des Tempels bis zur Nordseite des Tempels zwischen Altar und Tempel, wo der König war, ringsum auf. Dann führten sie den königlichen Prinzen heraus und legten ihm den Stirnreif und die Spangen an. So machten sie ihn zum König. Jojada und seine Söhne salbten ihn und riefen: "Es lebe der König!"  Ataljas HinrichtungAls Atalja das Rufen des Volkes hörte, das herbeieilte und dem König zujubelte, begab sie sich zum Volk in den Tempel des Herrn. Hier sah sie den König auf seinem Standort am Eingang stehen und neben dem König die Hauptleute und Trompeter, während die ganze Bevölkerung sich freute und in die Trompeten stieß und die Sänger mit den Musikinstrumenten das Zeichen zu den Jubelrufen gaben. Da zerriß Atalja ihre Kleider und rief: "Verrat, Verrat!" Der Priester Jojada aber rief die Hauptleute der Hundertschaften, die Befehlshaber der Truppen, heraus und befahl ihnen: "Führt sie zwischen den Reihen aus dem Tempel hinaus! Wer sich ihr anschließt, soll mit dem Schwert getötet werden!" Der Priester hatte nämlich angeordnet, sie solle nicht im Tempel des Herrn getötet werden. Man machte ihr Platz, und als sie am Eingang des Roßtores beim königlichen Palast anlangte, tötete man sie dort. Jojadas MaßnahmenJojada schloß hierauf den Bund zwischen dem Herrn, dem gesamten Volk und dem König, daß sie das Volk des Herrn sein sollten. Das ganze Volk zog zum Baalstempel und zerstörte ihn. Seine Altäre und Götzenbilder zertrümmerten sie vollständig und töteten den Baalspriester Mattan vor den Altären. Hierauf stellte Jojada Wachtposten am Tempel des Herrn auf durch die levitischen Priester, die David für den Tempel des Herrn in Klassen eingeteilt hatte, um dem Herrn die Brandopfer, wie es im mosaischen Gesetz vorgeschrieben ist, unter Freudenrufen und Gesängen nach der Anordnung Davids darzubringen. Auch stellte er an den Toren des Tempels des Herrn die Torhüter auf, damit keiner hereinkäme, der irgendwie unrein wäre. Dann ließ er die Hauptleute der Hundertschaften, die Vornehmen und die übrigen, die über das Volk geboten, sowie die ganze Bevölkerung des Landes antreten und führte den König vom Tempel des Herrn hinab. Sie zogen durch das obere Tor in den königlichen Palast und setzten den König auf den königlichen Thron. Alles Volk im Lande freute sich, und die Stadt blieb ruhig. - Atalja aber hatten sie mit dem Schwert getötet. JoaschJoasch war bei seiner Thronbesteigung sieben Jahre alt. Er regierte 40 Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Zibja und stammte aus Beerscheba. Joasch tat, was dem Herrn wohlgefiel, solange der Priester Jojada lebte. Jojada verheiratet ihn mit zwei Frauen, und er wurde Vater von Söhnen und Töchtern. Die Erneuerungsarbeiten am TempelSpäter beschloß Joasch, den Tempel des Herrn wiederherzustellen. Er ließ die Priester und Leviten zusammenkommen und gebot ihnen: "Begebt euch in die Städte Judas und sammelt bei allen Israeliten Geld ein, damit man Jahr für Jahr den Tempel eures Gottes ausbessern kann! Beschleunigt aber die Sache!" Doch die Leviten beeilten sich nicht. Nun berief der König den Hohenpriester Jojada und sagte zu ihm: "Warum sorgst du nicht dafür, daß die Leviten die Abgabe aus Juda und Jerusalem einbringen, die Mose, der Diener des Herrn, der israelitischen Volksgemeinde zum Besten des Gesetzeszeltes auferlegt hat? Denn die Anhänger der ruchlosen Atalja hatten die Schäden am Tempel Gottes unausgebessert gelassen und alle für den Tempel des Herrn gespendeten Gaben für die Baale verwendet." Man fertigte daher auf Befehl des Königs einen Kasten an und stellte ihn vor dem Tor am Tempel des Herrn auf. Alsdann ließ man in Juda und Jerusalem verkünden, man solle dem Herrn die Abgabe entrichten, die von Mose, dem Diener Gottes, den Israeliten in der Wüste auferlegt worden war. Alle Vorsteher und das ganze Volk freuten sich, brachten ihre Abgabe und warfen sie in den Kasten, bis er voll war. Von Zeit zur Zeit brachte man den Kasten durch die Leviten zur königlichen Behörde. Wenn man sah, daß viel Geld darin war, kamen der königliche Beamte und Beauftragte des Hohenpriesters, leerten den Kasten und brachten ihn dann wieder an seinen Platz. So taten sie Tag für Tag und sammelten eine Menge Geld. Der König und Jojada händigten es den Werkführern aus, die bei der Arbeit am Tempel des Herrn die Aufsicht führten. Diese bestellten Steinmetze und Zimmerleute für die Wiederherstellungsarbeiten am Tempel des Herrn, dazu Eisen- und Kupferschmiede für die Ausbesserung des Tempels des Herrn. Die Werkführer bewirkten einen guten Fortgang der Erneuerungsarbeiten. Sie stellten den Tempel Gottes in seinem früheren Zustand wieder her und festigten ihn. Als sie das erledigt hatten, übergaben sie das übrige Geld dem König und Jojada. Man ließ dafür Geräte für den Tempel des Herrn anfertigen. Geräte für den Gottesdienst und für die Opfer, Schalen und andere goldene und silberne Geräte. - Solange Jojada lebte, brachte man im Tempel des Herrn regelmäßig Opfer dar. Abfall des Joasch von GottAls Jojada alt und lebenssatt geworden war, starb er. Bei seinem Tod war er 130 Jahre alt Man begrub ihn bei den Königen in der Davidsstadt; denn er hatte sich um Israel, um Gott und seinen Tempel verdient gemacht.  Nach dem Tod Jojadas kamen die Fürsten Judas und warfen sich vor dem König nieder; und der König schenkte ihnen Gehör. Sie vernachlässigten nun wieder den Tempel des Herrn, des Gottes ihrer Väter, und verehrten die Ascheren und Schnitzbilder. Da brach über Juda und Jerusalem um ihrer Sünden willen sein Zorngericht herein. Er sandte Propheten unter sie, um sie zum Herrn zurückzuführen. Diese redeten ihnen zu. Doch sie hörten nicht darauf. Die Ermordung des Propheten SecharjaNun kam der Geist Gottes über Secharja, den Sohn des Priesters Jojada. Er trat vor das Volk und rief ihnen zu: "So spricht Gott: Warum übertretet ihr die Gebote des Herrn und bringt euch um euer Glück? Weil ihr den Herrn verlassen habt, hat er euch verlassen."  Sie aber stifteten eine Verschwörung gegen ihn an und steinigten ihn auf Befehl des Königs im Vorhof des Tempels des Herrn. So wenig gedachte der König Joasch der Liebe, die Jojada, sein Vater, ihm erwiesen hatte, daß er seinen Sohn töten ließ. Sterbend rief dieser aus: "Der Herr sieht es und wird es ahnden." Des Joasch Strafe und TodUm die Jahreswende rückte ein Heer der Aramäer gegen ihn heran. Als sie nach Juda und Jerusalem gekommen waren, metzelten sie im Volk alle Fürsten des Volkes nieder und sandten alle Beute, die sie ihnen abgenommen hatten, dem König von Damaskus. Obgleich das Heer der Aramäer mit nur wenigen Kriegern eingefallen war, gab der Herr doch ein überaus großes Heer in ihre Gewalt, weil diese den Herrn, den Gott ihrer Väter, verlassen hatten. So vollzogen sie das Strafgericht an Joasch. Als sie von ihm weggezogen waren - sie ließen ihn schwerkrank zurück -, verschworen sich seine Hofleute wegen der Bluttat am Sohn des Priesters Jojada gegen ihn und ermordeten ihn in seinem Bett. So starb er, und man begrub ihn in der Davidsstadt. Doch bestattete man ihn nicht in den Gräbern der Könige. Folgende hatten sich gegen ihn verschworen: Sabad, der Sohn der Ammoniterin Schimat, und Josabad, der Sohn der Moabiterin Schomer. Mehr über seine Söhne, die Höhe des ihm auferlegten Tributes und den Neubau des Tempels Gottes ist in den Erläuterungen zum Buch der Könige aufgezeichnet. Sein Sohn Amazja wurde König an seiner Statt. AMAZJARegierungsanfangIm Alter von 25 Jahren wurde Amazja König. Er regierte 29 Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Joaddan und stammte aus Jerusalem. Er tat, was dem Herrn wohlgefiel, jedoch nicht in voller Treue.  Sobald er die königliche Macht fest in Händen hatte, ließ er die Hofleute, die seinen königlichen Vater ermordet hatten, töten. Die Söhne der Mörder ließ er jedoch nicht hinrichten, gemäß dem Gebot des Herrn, das im Gesetzbuch des Mose geschrieben steht, wo der Herr befiehlt: "Die Väter sollen nicht wegen ihrer Kinder und die Kinder nicht wegen ihrer Väter getötet werden, sondern jeder soll nur wegen seines eigenen Vergehens getötet werden." Sieg Amazjas über die EdomiterHierauf bot Amazja die Judäer auf und ließ sie von ganz Juda und Benjamin nach Familien, Befehlshabern der Tausendschaften und Hundertschaften geordnet sich aufstellen. Als er sie von den Zwanzigjährigen an und darüber musterte, fand er, daß es 300.000 auserlesene Krieger waren, die Speer und Schild führten. Dazu warb er aus Israel 100.000 kriegstüchtige Männer für hundert Talente Silber an. Ein Gottesmann aber kam zu ihm und sprach: "O König, laß die israelitische Mannschaft nicht mit dir ziehen! Denn der Herr ist nicht mit Israel, mit keinem Efraimiter. Zieh du allein mutig und tapfer in den Kampf! Sonst könnte Gott dich vor dem Feind zu Fall bringen. Denn Gott hat die Macht, Sieg und Fall zu bewirken." Amazja fragte den Gottesmann: "Was soll dann aber mit den hundert Talenten werden, die ich der israelitischen Heerschar gab?" Der Gottesmann antwortete: "Der Herr kann dir weit mehr als das geben."  Amazja sonderte nun die efraimitische Schar von seinem Heer ab, damit sie wieder heimzögen. Diese wurde sehr zornig gegen die Judäer und kehrten in großem Grimm heim. Amazja aber führte sein Volk mutig in den Kampf und zog ins Salztal. Hier schlug er 10.000 Seïriter.  Zehntausend andere aber wurden von den Judäern lebendig gefangengenommen. Man führte sie auf einen Felsgrat und stürzte sie von dem Felsgrat hinab, so daß sie allesamt zerschmettert wurden. Die Leute der Heerschar jedoch, die Amazja zurückgeschickt hatte und die nicht mit in den Kampf ziehen durften, fielen von Samaria bis Bet-Horon in die Städte Judas ein, erschlugen darin 3.000 Mann und machten reiche Beute. Amazjas GötzendienstAls Amazja nach dem Sieg über die Edomiter heimgekehrt war, brachte er die Götterbilder der Seïriter mit, stellte sie für sich als Götter auf, betete sie an und brachte ihnen Opfer dar. Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Amazja, und er sandte einen Propheten zu ihm. Der sprach zu ihm: "Warum dienst du den Göttern dieses Volkes, die ihr eigenes Volk nicht aus deiner Hand erretten konnten?" Als er so zu ihm redete, entgegnete ihm dieser: "Haben wir dich zum Ratgeber des Königs bestellt? Höre auf! Soll man dir Schläge verabreichen?" Der Prophet hörte auf, sagte aber noch: "Nun weiß ich, daß Gott beschlossen hat, dich zu verderben, weil du so gehandelt hast und auf meinen Rat nicht hören willst." Krieg mit Joasch von IsraelNachdem sich Amazja, der König von Juda, beraten hatte, schickte er Boten an Joasch, den Sohn des Joahas, den Enkel Jehus, den König von Israel, mit der Aufforderung: "Wohlan, wir wollen uns miteinander messen!" Doch Joasch, der König von Israel, ließ Amazja, dem König von Juda, antworten: "Die Distel auf dem Libanon sandte einst zu der Zeder auf dem Libanon mit dem Ansinnen: Gib deine Tochter meinem Sohn zur Frau! Aber das Wild auf dem Libanon lief über die Distel hin und zertrat sie. So handelst du. - Weil du die Edomiter geschlagen hast, bist du übermütig geworden und dürstest nach Ruhm. Bleibe doch zu Hause! Warum willst du das Unglück herausfordern und zu Fall kommen, du und Juda mit dir?" Da Amazja nicht hören wollte, - denn es war von Gott so verhängt, um sie preiszugeben, weil sie den Göttern der Edomiter dienten, - rückte Joasch, der König von Israel, heran, und er und König Amazja von Juda maßen sich miteinander bei Bet-Schemesch, das zu Juda gehört. Die Judäer wurden von den Israeliten geschlagen und flohen alle in ihre Heimat. Den Amazja aber, den König von Juda, den Sohn des Joasch, den Enkel des Joahas, nahm Joasch, der König von Israel, bei Bet-Schemesch gefangen und brachte ihn nach Jerusalem. Dann legte er eine Bresche in die Mauer von Jerusalem vom Efraimtor bis zum Ecktor auf einer Strecke von 400 Ellen.  Er nahm alles Gold und Silber sowie alle Geräte, die sich im Tempel des Herrn bei Obed-Edom vorfanden, und die Schätze des königlichen Palastes, dazu Geiseln und kehrte nach Samaria zurück. Amazjas ErmordungDer König von Juda, Amazja, der Sohn des Joasch, lebte nach dem Tod des Joasch, des Sohnes des Joahas, des Königs von Israel, noch 15 Jahre. Die übrige Geschichte des Amazja, die frühere und die spätere, ist aufgezeichnet im Buch der Geschichte der Könige von Juda und Israel Seit der Zeit, da Amazja vom Herrn abgefallen war, bestand in Jerusalem eine Verschwörung gegen ihn. Als er nach Lachisch floh, sandte man Leute hinter ihm her nach Lachisch und ließ ihn dort ermorden. Man überführte ihn auf Pferden und begrub ihn in der Stadt Davids bei seinen Vätern.  USIJA (ASARJA)Guter AnfangHierauf nahm die ganze Bevölkerung von Juda den Usija, der erst sechzehn Jahre alt war, und machte ihn zum König an Statt seines Vaters Amazja. Er befestigte Elat, das er für Juda zurückgewonnen hatte, nachdem Amazja zu seinen Vätern entschlafen war. Usija war 16 Jahre alt, als er König wurde, und regierte 52 Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Jecholja und stammte aus Jerusalem. Er tat, was dem Herrn wohlgefiel, genau so, wie sein Vater Amazja getan hatte.  Er war darauf bedacht, Gott treu zu dienen, solange Secharja lebte, der ihn in der Furcht Gottes unterwies, und solange er dem Herrn diente, gab ihm Gott Erfolg.  Er zog gegen die Philister in den Krieg, riß die Mauern von Gat, Jabne und Aschdod nieder und legte im Gebiet von Aschdod und im übrigen Philisterland feste Plätze an.  Gott half ihm gegen die Philister und gegen die Araber, die in Gur-Baal wohnten, sowie gegen die Mëuniter.  Auch die Ammoniter zahlten an Usija Tribut. Sein Ruhm drang bis nach Ägypten, so überaus mächtig war er geworden. In Jerusalem baute Usija Türme auf dem Ecktor, dem Taltor und am Winkel und befestigte sie. Auch in der Steppe baute er Türme und ließ zahlreiche Zisternen aushauen. Denn er hatte große Herden in der Schefela und in der Ebene, auch Ackerleute und Weinbauer im Gebirge und im Fruchtland. Er war nämlich ein Liebhaber des Ackerbaus. Maßnahmen für Heer und Sicherung des LandesUsija besaß auch ein Kriegsheer, das in den Kampf zog, geordnet nach Scharen, die durch den Schreiber Jëiël und durch den Amtmann Maaseja unter der Leitung des Hananjas, eines der Heerführer des Königs, ausgehoben waren. Die Gesamtzahl der Familienhäupter, lauter tapfere Helden, belief sich auf 2.600. Unter ihrem Befehl stand eine Heeresmacht von 307.500 kriegstüchtigen Kämpfern, die für den König gegen die Feinde Dienst taten. Für das ganze Heer beschaffte Usija Schilde, Speere, Helme, Panzer, Bogen und Schleudersteine. Auch ließ er in Jerusalem kunstvoll ersonnene Maschinen anfertigen, die auf den Türmen und Ecken dazu gebraucht werden sollten, Pfeile und große Steine zu schleudern. Sein Ruhm verbreitete sich weithin. Denn ihm ward wunderbare Hilfe zuteil, so daß er mächtig wurde. Anmaßung des PriesteramtesAls er aber erstarkt war, überhob sich sein Sinn zu verderblichem Tun. Er verging sich gegen den Herrn, seinen Gott, indem er in den Tempel des Herrn ging, um auf dem Räucheraltar Rauchopfer darzubringen. Der Priester Asarja und 80 Priester des Herrn, edle Männer, eilten ihm nach, traten König Usija entgegen und riefen ihm zu: "Dir steht das Recht nicht zu, Usija, dem Herrn Rauchopfer darzubringen, sondern nur den Priestern, den Nachkommen Aarons, die dazu geweiht sind, das Rauchopfer darzubringen. Verlasse das Heiligtum! Du hast dich versündigt. Das gereicht dir vor Gott, dem Herrn, nicht zur Ehre." Da geriet Usija in Zorn. Doch während er noch das Rauchfaß in der Hand hielt, das zum Räuchern gebraucht wurde, und voll Zorn gegen die Priester war, brach plötzlich vor den Augen der Priester im Tempel des Herrn neben dem Rauchopferaltar an seiner Stirn der Aussatz hervor. Als ihn nun der Hohepriester Asarja und alle anderen Priester näher ansahen, stellte sich heraus, daß er in der Tat an der Stirn aussätzig war. Da hießen sie ihn schleunigst von dannen gehen. Doch er beeilte sich auch selbst, hinauszukommen, weil der Herr ihn geschlagen hatte. König Usija blieb aussätzig bis zu seinem Tod und wohnte als Aussätziger abgesondert in seinem Haus. Auch vom Tempel des Herrn war er ausgeschlossen. Sein Sohn Jotam verwaltete das königliche Haus und führte die Regierung über das Volk im Land. Usijas TodDie übrige Geschichte des Usija, die frühere und die spätere, hat der Prophet Jesaja, der Sohn des Amoz, beschrieben.  Als Usija zu seinen Vätern entschlafen war, begrub man ihn bei seinen Vätern auf dem Feld neben der Gruft der Könige. Denn man sagte: "Er ist aussätzig." - Sein Sohn Jotam wurde König an seiner Statt.  JOTAMÜberblick über Jotams glückliche RegierungszeitFünfundzwanzig Jahre war Jotam alt, als er König wurde, und 16 Jahre regierte er in Jerusalem. Seine Mutter hieß Jeruscha und war eine Tochter Zadoks. Er tat, was dem Herrn wohlgefiel; ganz wie sein Vater Usija getan hatte; nur in den Tempel des Herrn drang er nicht ein. Das Volk aber tat noch immer Böses.  Er baute das obere Tor am Tempel des Herrn; auch baute er viel an der Mauer des Ofel. Ferner befestigte er Städte auf dem Gebirge von Juda und legte in den Wäldern Burgen und Türme an. Er führte Krieg mit dem König der Ammoniter und besiegte sie. Die Ammoniter mußten ihm in jenem Jahr 100 Talente Silber, 10.000 Kor Weizen und 10.000 Kor Gerste entrichten. Denselben Tribut mußten ihm die Ammoniter auch im zweiten und dritten Jahr entrichten.  So wurde Jotam immer mächtiger, denn er wandelte treu vor dem Herrn, seinem Gott. Jotams TodDie übrige Geschichte Jotams und alle seine Kriege und Unternehmungen sind aufgezeichnet im Buch der Könige von Israel und Juda. Fünfundzwanzig Jahre war er alt, als er König wurde, und 16 Jahre regierte er in Jerusalem. Als Jotam zu seinen Vätern entschlafen war, begrub man ihn in der Davidsstadt. Sein Sohn Ahas wurde König an seiner Statt. AHASGottlosigkeit des KönigsAhas zählte 20 Jahre, als er König wurde, und regierte 16 Jahre in Jerusalem. Er tat nicht, was dem Herrn, seinem Gott wohlgefiel, wie sein Ahnherr David, sondern wandelte auf den Wegen der Könige von Israel. Dazu ließ er Gußbilder für die Baale anfertigen, brachte im Ben-Hinnom-Tal Rauchopfer dar und ließ nach der grauenhaften Sitte der Heiden, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte, seine Söhne durchs Feuer gehen.  Auch brachte er auf den Höhen und Hügeln und unter jedem grünen Baum Schlacht- und Rauchopfer dar. Krieg mit den Aramäern und IsraelSo gab ihn denn der Herr, sein Gott, in die Gewalt des Königs von Aram. Dieser besiegte ihn, nahm eine große Menge seiner Leute gefangen und brachte sie nach Damaskus. Auch fiel er in die Gewalt des Königs von Israel, der ihm eine schwere Niederlage beibrachte.  Kämpfe mit den Edomitern, Philistern und AssyrernDenn Pekach, der Sohn des Remalja, ließ an einem Tag in Juda 120.000 Mann, lauter tapfere Krieger, niederhauen; denn sie hatten den Herrn, den Gott ihrer Väter, verlassen. Außerdem erschlug Sichri, ein tapferer efraimitischer Krieger, den Maaseja, einen Sohn des Königs, den Palastvorsteher Asrikam und Elkana, den Zweiten nach dem König. Auch führten die Israeliten von ihren Volksgenossen 200.000 Frauen, Knaben und Mädchen gefangen weg. Dazu nahmen sie ihnen eine gewaltige Beute ab, die sie nach Samaria brachten. Rückgabe der judäischen KriegsgefangenenDort lebte ein Prophet des Herrn namens Oded. Der ging dem Heer, das nach Samaria heimkehrte, entgegen und sagte zu ihnen: "Nur weil der Herr, der Gott eurer Väter, gegen die Judäer erzürnt ist, gab er sie in eure Hand. Ihr aber habt ein Blutbad unter ihnen angerichtet mit einer Wut, die bis zum Himmel reicht.  Und nun habt ihr die Absicht, die Kinder Judas und Jerusalems zu euren Sklaven und Sklavinnen zu machen. Aber lastet nicht auch auf euch Sündenschuld gegenüber dem Herrn, eurem Gott? So hört denn jetzt auf mich und schickt die Gefangenen wieder zurück, die ihr euren Brüdern weggenommen habt! Sonst wird ein schweres Strafgericht des Herrn über euch kommen." Da traten einige von den Häuptern der Efraimiter, nämlich Asarja, der Sohn Johanans, Berechja, der Sohn Meschillemots, Jehiskija, der Sohn Schallums, und Amasa, der Sohn Hadlais, den vom Feldzug Heimkehrenden entgegen und sagten zu ihnen: "Ihr dürft die Gefangenen nicht hierherbringen; denn dadurch würden wir uns nur mit neuer Sündenschuld gegenüber dem Herrn beladen; ihr wollt zu unseren Sünden und Verschuldungen noch neue hinzufügen. Ist doch unsere Schuld schon groß genug. Ein schweres Zorngericht würde über Israel kommen." Die Krieger gaben nun die Gefangenen und die Beute vor den Fürsten und der ganzen Volksgemeinde frei, und dafür namentlich bestimmte Männer gingen daran, sich der Gefangenen anzunehmen. Sie versahen alle von ihnen, die nicht hinreichend bekleidet waren, aus der Beute mit Kleidern und Schuhen, gaben ihnen zu essen und zu trinken und salbten sie. Dann verhalfen sie allen, die zum Gehen zu schwach waren, zu Eseln und brachten sie nach der Palmenstadt Jericho in die Nähe ihrer Landsleute. Hierauf kehrten sie nach Samaria zurück. In jener Zeit schickte König Ahas an die Könige von Assur, um von ihnen Hilfe zu erhalten.  Die Edomiter fielen wieder ein, brachten den Judäern eine Niederlage bei und führten Gefangene weg. Dazu drangen die Philister in die Städte der Schefela und in den Süden von Juda ein, eroberten Bet-Schemesch, Ajalon, Gederot, Socho, Timna und Gimso mit ihren Tochterorten und machten sich darin ansässig. Denn der Herr demütigte Juda um des Königs Ahas von Israel willen, weil er in Juda ein zuchtloses Wesen eingeführt und sich gegen den Herrn treulos erwiesen hatte.  Tiglat-Pileser, der König von Assur, rückte nun heran und bedrängte ihn, statt ihm zu helfen.  Obwohl Ahas den Tempel des Herrn, den königlichen Palast und die Fürsten ausplünderte und alles dem König von Assur gab, half es ihm nichts. Des Ahas GötzendienstDoch selbst in der Zeit, wo jener ihn bedrängte, versündigte sich König Ahas durch neue Treulosigkeit gegen den Herrn. Er opferte nämlich den Göttern von Damaskus, die ihn doch geschlagen hatten, indem er dachte: "Die Götter der Könige von Aram haben ihnen geholfen. Ihnen will ich opfern, damit sie auch mir helfen." Aber sie dienten ihm nur dazu, ihn und ganz Israel ins Unglück zu stürzen.  Auch ließ Ahas die Geräte des Tempels Gottes zusammenbringen und die Geräte des Tempels Gottes zerschlagen. Dann schloß er die Tore des Tempels des Herrn und stellte an allen Ecken Jerusalems Altäre auf. Auch in jeder einzelnen Stadt von Juda richtete er Opferhöhen ein, um anderen Göttern Rauchopfer darzubringen. So reizte er den Herrn, den Gott seiner Väter, zum Zorn. Des Ahas TodSeine übrige Geschichte aber und alle seine Unternehmungen, die früheren und die späteren, sind aufgezeichnet im Buch der Könige von Juda und Israel. Als Ahas zu seinen Vätern entschlafen war, begrub man ihn in der Stadt, zu Jerusalem. Man setzte ihn nicht in den Gräbern der Könige von Israel bei. Sein Sohn Hiskija wurde König an seiner Statt. HiskijaHiskija war 25 Jahre alt, als er König wurde, und 29 Jahre regierte er in Jerusalem. Seine Mutter hieß Abi und war eine Tochter Secharjas. Er tat, was dem Herrn wohlgefiel, ganz so, wie sein Ahnherr David getan hatte. Befehl zur TempelreinigungGleich im ersten Jahr seiner Regierung, im ersten Monat, öffnete er die Tore des Tempels des Herrn und setzte sie wieder instand. Er ließ die Priester und Leviten kommen, versammelte sie auf dem freien Platz gegen Osten  und sprach zu ihnen: "Hört mich an, ihr Leviten! Heiligt euch jetzt und heiligt auch den Tempel des Herrn, des Gottes eurer Väter, und schafft den Unrat aus dem Heiligtum! Denn unsere Väter haben treulos gehandelt und getan, was dem Herrn, unserem Gott, mißfiel, und ihn verlassen. Sie haben ihre Blicke von der Wohnstätte des Herrn abgewandt und ihm den Rücken gekehrt. Sie haben sogar die Tore der Vorhalle geschlossen, die Lampen ausgelöscht, haben kein Räucherwerk mehr verbrannt und dem Gott Israels im Heiligtum keine Brandopfer mehr dargebracht. Daher kam das Zorngericht des Herrn über Juda und Jerusalem. Er machte sie zu einem Schreckbild, zum Gegenstand des Entsetzens und der Verachtung, wie ihr mit eigenen Augen seht. Deshalb nämlich sind unsere Väter durch das Schwert gefallen und befinden sich unsere Söhne, Töchter und Frauen in der Gefangenschaft. Doch jetzt bin ich entschlossen, einen Bund mit dem Herrn, dem Gott Israels, einzugehen, damit sein grimmiger Zorn von uns abläßt. So zeigt euch nun nicht lässig, meine Söhne! Denn euch hat der Herr erwählt, vor ihm zu stehen, um seinen Dienst zu verrichten, ihm Diener zu sein und ihm Rauchopfer darzubringen." Die Reinigung des TempelsDie Leviten gingen nun ans Werk: Mahat, der Sohn Amasais, und Joël, der Sohn Asarjas, von den Nachkommen der Kehatiter; Kisch, der Sohn Abdis, und Asarja, der Sohn Jehallelels, von den Nachkommen Meraris; Joach, der Sohn Simmas und Eden, der Sohn Joachs, von den Gerschonitern;  Schimri und Jëiël von den Nachkommen Elizafans; Secharja und Mattanja von den Nachkommen Asafs; Jehiël und Schimi von den Nachkommen Hemans; Schemaja und Usiël von den Nachkommen Jedutuns. Diese versammelten ihre Amtsbrüder, heiligten sich und machten sich dann nach dem Befehl des Königs daran, den Tempel des Herrn nach den Vorschriften des Herrn zu reinigen. Die Priester begaben sich in das Innere des Tempels des Herrn, um es zu reinigen, und schafften alles Unreine, das sie im Tempel des Herrn vorfanden, hinaus in den Vorhof des Tempels des Herrn, wo es die Leviten in Empfang nahmen, um es in das Kidrontal hinauszubringen.  Am ersten Tag des ersten Monats begannen sie mit der Heiligung, und am achten Tag des Monats waren sie bis zur Vorhalle des Herrn gekommen. Sie verwandten dann noch acht Tage zur weiteren Reinigung des Tempels des Herrn. Am 16ten Tag des ersten Monats waren sie fertig. Dann gingen sie hinein zum König Hiskija und meldeten: "Wir haben den ganzen Tempel des Herrn gereinigt, dazu auch den Brandopferaltar mit allen seinen Geräten und den Schaubrotetisch mit allen seinen Geräten. Alle Geräte, die König Ahas während seiner Regierung infolge seines Abfalls entweiht hat, haben wir wiederhergestellt und geweiht. Sie stehen jetzt vor dem Altar des Herrn." Die TempelweiheAm anderen Morgen ließ König Hiskija die Obersten der Stadt zusammenkommen und begab sich hinauf zum Tempel des Herrn. Man brachte sieben junge Stiere, sieben Widder, sieben Lämmer und sieben Ziegenböcke zum Sündopfer für das Königshaus, für das Heiligtum und für Juda. Er befahl den Söhnen Aarons, den Priestern, sie auf dem Altar des Herrn zu opfern. Da schlachteten sie die Rinder, und die Priester fingen das Blut auf und gossen es an den Altar. Hierauf schlachteten sie die Widder und gossen das Blut an den Altar; dann schlachteten sie die Lämmer und gossen das Blut an den Altar. Darauf brachten sie die Böcke für das Sündopfer vor den König und die Versammlung, und diese legten ihre Hände auf sie. Die Priester schlachteten sie dann und brachten ihr Blut zur Entsündigung an den Altar, um für ganz Israel Sühne zu erwirken; denn für ganz Israel hatte der König das Brand- und Sündopfer angeordnet. Die Leviten stellte er am Tempel des Herrn mit Zimbeln, Harfen und Zithern auf, gemäß der Anordnung Davids und Gads, des Sehers des Königs, und des Propheten Natan; denn vom Herrn war die Anordnung durch seine Propheten ausgegangen. Die Leviten stellten sich also mit den Musikinstrumenten Davids und die Priester mit den Trompeten auf. Hiskija gab nun Befehl, das Brandopfer auf dem Altar darzubringen. Sobald das Brandopfer begann, setzten auch der Gesang zu Ehren des Herrn und die Trompeten ein, begleitet von den Instrumenten Davids, des Königs von Israel. Die ganze Versammlung warf sich nieder. Der Gesang erscholl und die Trompeten schmetterten. Alles das dauerte so lange, bis das Brandopfer vollendet war. Als man mit dem Opfer zu Ende war, beugten der König und alle um ihn die Knie und beteten. Hierauf geboten König Hiskija und die Obersten den Leviten, zu Ehren des Herrn die Loblieder anzustimmen, die David und der Seher Asaf verfaßt hatten. Voller Freude sangen sie die Lieder, verneigten sich und warfen sich nieder.  Hierauf gebot Hiskija: "Nachdem ihr euch jetzt dem Herrn geweiht habt, tretet herzu und bringt Schlacht- und Friedopfertiere und, wer es wollte, auch Tiere zum Brandopfer." Folgendes ist die Zahl der Brandopfertiere, die von den Versammelten herbeigebracht wurden: 70 Rinder, 10 Widder und 200 Schafe - all dies als Brandopfer für den Herrn. Die Friedopfergaben beliefen sich auf 600 Rinder und 3.000 Schafe. Da die Zahl der Priester zu gering war, um alle Brandopfertiere abzuhäuten, halfen ihnen die Leviten, ihre Stammesgenossen, bis die Arbeit zu Ende war und bis die Priester sich geheiligt hatten; denn die Leviten waren mit größerem Eifer darauf bedacht gewesen, sich zu heiligen, als die Priester. Dazu mußten in Menge Brandopfer dargebracht werden samt den Fettstücken der Friedopfer und den Trankopfern zu den Brandopfern. So war denn der Dienst am Tempel des Herrn wiederhergestellt. Hiskija und das ganz Volk freuten sich über das, was Gott dem Volk bereitet hatte; denn mit einem Schlag war diese Änderung vor sich gegangen. Einladung zur PaschafeierHiskija sandte hierauf Boten an ganz Israel und Juda und schrieb an Efraim und Manasse Briefe, sie möchten zum Tempel des Herrn nach Jerusalem kommen, um dem Herrn, dem Gott Israels, das Paschafest zu feiern.  Der König und seine Obersten und die ganze Volksgemeinde in Jerusalem hatten sich entschlossen, das Paschafest im zweiten Monat zu halten.  Denn sie hatten es zur vorgeschriebenen Zeit nicht feiern können, da die Priester sich noch nicht in vorgeschriebener Zahl dafür geheiligt hatten und das Volk noch nicht in Jerusalem versammelt war. Da diese Angelegenheit dem König und der ganzen Gemeinde recht dünkte, faßten sie den Beschluß, in ganz Israel von Beerscheba bis Dan die Einladung bekanntzumachen, man möge kommen, um in Jerusalem dem Herrn, dem Gott Israels, das Paschafest zu halten. Denn man hatte es nicht mehr unter allgemeiner Beteiligung gehalten, wie die Vorschrift lautete. So zogen denn die Eilboten mit den Briefen von der Hand des Königs und seiner Obersten in ganz Israel und Juda umher und verkündeten auf des Königs Befehl: "Ihr Israeliten, kehrt zum Herrn, dem Gott Abrahams, Isaaks und Israels, zurück, damit er sich wieder euch zuwende, die ihr der Gewalt der Könige von Assur entgangen und noch übriggeblieben seid! Seid nicht wie eure Väter und eure Brüder, die gegen den Herrn, den Gott ihrer Väter, treulos gehandelt haben, so daß er sie der Vernichtung preisgab, wie ihr es erlebt habt! Seid also jetzt nicht unbeugsamen Sinnes wie eure Väter, sondern reicht dem Herrn die Hand und kommt zu seinem Heiligtum, das er auf ewig geweiht hat, und dient dem Herrn, eurem Gott, damit sein grimmiger Zorn sich von euch wende! Denn wenn ihr euch zum Herrn bekehrt, werden eure Brüder und Söhne bei denen Erbarmen finden, die sie in die Gefangenschaft geführt haben, so daß sie in dieses Land zurückkehren könne. Denn der Herr, euer Gott, ist gnädig und barmherzig und wird seine Huld nicht von euch wenden, wenn ihr euch zu ihm bekehrt." So zogen denn die Eilboten von Stadt zu Stadt durch das Gebiet von Efraim und Manasse und bis nach Sebulon. Aber man verspottete und verhöhnte sie. Nur einige Leute von Ascher, Manasse und Sebulon kamen nach Jerusalem. Dagegen waltete in Juda die Hand Gottes, der ihnen ins Herz gab, entsprechend dem Befehl des Herrn, einmütig der Aufforderung des Königs und der Obersten nachzukommen. Die Paschafeier der ersten WocheSo strömte denn eine große Volksmenge in Jerusalem zusammen, um im zweiten Monat das Fest der ungesäuerten Brote zu begehen, eine überaus zahlreiche Gemeinde.  Zuerst gingen sie daran, die Altäre in Jerusalem zu beseitigen; ebenso beseitigten sie alle Rauchopferaltäre und warfen sie in das Kidrontal. Am 14ten Tag des zweiten Monats schlachteten sie das Pascha. Die Priester und Leviten fühlten sich beschämt, heiligten sich und brachten Brandopfer zum Tempel des Herrn.  Nach den für sie geltenden Vorschriften des Gesetzes, das Mose, der Mann Gottes, gegeben hatte, versahen sie ihren Dienst. Die Priester gossen das Blut aus, das ihnen die Leviten darreichten. Da unter den Versammelten sehr viele sich nicht geheiligt hatten, besorgten die Leviten die Schlachtung der Paschalämmer für jeden, der nicht rein war und sie deshalb dem Herrn nicht darbringen konnte.  Ja, die große Menge des Volkes, viele aus Efraim, Manasse, Issachar und Sebulon, hatten sich nicht gereinigt, sondern aßen das Pascha nicht in der vorgeschriebenen Weise. Für sie legte Hiskija Fürsprache ein und betete: "Der Herr, der gütig ist, gewähre Verzeihung jedem, der bestrebt ist, Gott, den Herrn, den Gott seiner Väter, zu suchen, wenn auch nicht mit der für das Heiligtum erforderlichen Reinheit." Und der Herr erhörte Hiskija und verschonte das Volk. So feierten die In Jerusalem anwesenden Israeliten mit großer Freude sieben Tage lang das Fest der ungesäuerten Brote, und die Leviten und Priester sangen unter Begleitung der Instrumente Tag für Tag dem Herrn Loblieder zu Ehren des Herrn. Hiskija sprach dabei allen Leviten, die sich im Dienst des Herrn so tüchtig zeigten, freundlich zu. Sieben Tage hindurch hielt man Festopfermahle, nachdem man die Friedopfer dargebracht hatte und pries den Herrn, den Gott der Väter. Die Nachfeier in der zweiten WocheDie ganze Versammlung entschloß sich, noch weitere sieben Tage festlich zu begehen, und so feierten sie noch sieben Tage lang ein Freudenfest. Denn Hiskija, der König von Juda, hatte der Versammlung 1.000 junge Stiere und 7.000 Schafe als Spende zugewiesen. Ebenso hatten die Obersten der Gemeinde eine Gabe von 1.000 jungen Stieren und 10.000 Schafen gesandt. Die Priester hatten sich indessen in großer Zahl geheiligt. So freute sich denn die ganze Gemeinde Juda, die Priester, die Leviten und die ganze Schar derer, die aus Israel gekommen waren, sowie die Fremdlinge, die aus den verschiedenen Teilen Israels sich eingefunden hatten oder in Juda ansässig waren. In Jerusalem herrschte große Freude; denn seit den Tagen Salomos, des Sohnes Davids, des Königs von Israel, hatte sich etwas Derartiges in Jerusalem nicht abgespielt.  Die levitischen Priester aber erhoben sich dann und segneten das Volk. Ihr Rufen ward erhört, und ihr Gebet drang zum Himmel, seinem heiligen Wohnsitz. Zerstörung der Götzenbilder und OpferhöhenNach Beendigung dieser ganzen Feier zogen sämtliche Israeliten, die anwesend waren, in die Städte Judas hinaus, zertrümmerten die Steinmale, hieben die Ascheren um und zerstörten die Opferhöhen und die Altäre in ganz Juda, Benjamin, Efraim und Manasse, bis alles vernichtet war. Dann kehrten alle Israeliten heim in ihre Städte zu ihrem Besitztum. Maßnahmen zugunsten der Priester und LevitenHierauf stellte Hiskija die Abteilungen der Priester und Leviten nach ihren Klassen auf - jeden Priester und Leviten in seinem Amtsbereich - für die Brandopfer und Friedopfer, zum Dienst und zur Darbringung der Lob- und Danklieder in den Toren des Lagers des Herrn. Der Beitrag des Königs aus seinem Besitz diente für die Brandopfer, sowohl für die Brandopfer am Morgen und Abend als auch an den Sabbaten, Neumonden und Festen, wie es im Gesetz des Herrn vorgeschrieben ist. Auch gebot er dem Volk, das in Jerusalem wohnte, für die Priester und Leviten Abgaben zu entrichten, damit sie am Gesetz des Herrn festhalten könnten. Als dieser Befehl bekannt wurde, brachten die Israeliten die Erstlinge vom Getreide, Most, Öl und Honig, sowie von allen übrigen Felderträgen. Sie lieferten reichlich von allem den Zehnten. Die Israeliten und Judäer, die in den Städten Judas wohnten, brachten den Zehnten von Rindern und Schafen, sowie den Zehnten von den Weihegaben, die dem Herrn, ihrem Gott, geweiht wurden. Man legte den Zehnten in lauter einzelnen Haufen hin. Im dritten Monat begannen sie, die Haufen aufzuschütten. Im siebten Monat waren sie damit fertig.  Als Hiskija und die Obersten herbeikamen, um die Haufen zu besichtigen, priesen sie den Herrn und sein Volk Israel. Als Hiskija sich betreffs der Haufen bei den Priestern und Leviten erkundigte,  antwortet ihm der Hohepriester Asarja aus dem Haus Zadok: "Seit man angefangen hat, die Abgaben zum Tempel des Herrn zu bringen, können wir uns satt essen und behalten noch viel übrig. Der Herr hat nämlich sein Volk gesegnet; darum ist diese große Menge übriggeblieben." Hiskija befahl nun, im Tempel des Herrn Vorratskammern anzulegen. Als man sie hergerichtet hatte, brachte man die Abgaben sowie den Zehnten und die Weihegaben gewissenhaft hinein. Oberaufseher darüber wurde der Levit Konanja, und sein Bruder Schimi sein Stellvertreter. Jehiël, Asasja, Nahat, Asaël, Jerimot, Josabad, Eliël, Jismachja, Mahat und Benaja standen nach der Anordnung des Königs Hiskija und des Asarja, des Fürsten im Tempel Gottes, dem Konanja und seinem Bruder Schimi zur Seite. Der Levit Kore, der Sohn Jimnas, der Hüter des Osttores, wurde Aufseher über die Gott freiwillig dargebrachten Gaben, damit er das Hebeopfer für den Herrn und die hochheiligen Gaben in Empfang nehme. Unter seiner Aufsicht standen Eden, Minjamin, Jeschua, Schemaja, Amarja und Schechanja in den Priesterstädten, um ihren Amtsgenossen abteilungsweise, den alten wie den jungen, gewissenhaft ihre Anteile zuzuweisen. Man hatte auch alle, die abteilungsweise zum Tempel des Herrn kamen, um - wie es jeder Tag forderte - ihren Dienst nach ihren Obliegenheiten zu erfüllen, in Listen eingetragen. Sie umfaßten alle männlichen Personen im Alter von drei und mehr Jahren.  Aufstellung von Priester- und LevitenverzeichnissenDie Eintragung der Priester in die Verzeichnisse erfolgte nach Familien; die der Leviten, von zwanzig Jahren an und darüber, entsprechend ihren Obliegenheiten und Abteilungen. Sie wurden in das Verzeichnis eingetragen mit allen ihren kleinen Kindern, ihren Frauen, Söhnen und Töchtern, der gesamte Stand. Sie nahmen sich voll Gewissenhaftigkeit der heiligen Dinge an. Auch für die Söhne Aarons, die Priester, waren in den Bezirken der zu ihren Städten gehörenden Weideplätze, in jeder Stadt, namentlich bezeichnet Personen dazu aufgestellt, allen männlichen Personen der Priesterschaft und jedem eingetragenen Leviten ihre Anteile auszuhändigen. So verfuhr Hiskija in ganz Juda und tat, was vor dem Herrn, seinem Gott, gut, recht und ehrlich war. Bei allem, was er für den Dienst am Tempel Gottes, für Gesetz und Gebot unternahm, um Gott zu gefallen, handelte er mit voller Hingabe und hatte daher Erfolg. Verteidigungsmaßnahmen gegen SanheribNach diesen Taten und diesem frommen Eifer rückte Sanherib, der König von Assur, heran, drang in Juda ein, belagerte die festen Städte und gedachte sie für sich zu erobern.  Als Hiskija sah, daß Sanherib heranrückte mit der Absicht, Jerusalem anzugreifen, beschloß er im Einvernehmen mit seinen Obersten und Kriegsführern, die Wasserquellen außerhalb der Stadt zu verschütten. Jene stimmten ihm bei. Nun sammelten sich Leute in großer Zahl und verschütteten sämtliche Quellen sowie den Bach, der mitten durch das Land floß. Sie dachten sich: "Warum sollen die Könige von Assur, wenn sie kommen, so viel Wasser vorfinden?"  Hierauf ging er eifrig ans Werk, stellte die Mauer überall, wo sie Risse hatte, wieder her, ließ Türme auf ihr errichten und eine zweite Mauer draußen, befestigte den Millo in der Davidsstadt und ließ in Menge Waffen und Schilde herstellen.  Auch setzte er Kriegshauptleute über das Heer ein und versammelte sie auf dem freien Platz am Stadttor um sich. Er redete ihnen Mut zu, indem er sprach: "Seid mutig und stark! Fürchtet euch nicht, erschreckt nicht vor dem König von Assur und vor dem ganzen Haufen, den er bei sich hat. Denn mit uns ist ein Stärkerer als mit ihm. Mit ihm ist nur ein Arm von Fleisch - mit uns aber ist der Herr, unser Gott, um uns zu helfen und unsere Kriege zu führen." Das Volk ließ sich durch die Worte des Hiskija, des Königs von Juda, ermutigen. Sanherib fordert die Übergabe JerusalemsHierauf sandte König Sanherib von Assur, während er selbst mit seiner ganzen Heeresmacht vor Lachisch stand, seine Obersten nach Jerusalem an Hiskija, den König von Juda, und an alle Judäer, die sich in Jerusalem befanden, und ließ ihnen sagen: "So spricht Sanherib, der König von Assur: Worauf verlaßt ihr euch, daß ihr in Jerusalem eingeschlossen sitzenbleibt? Hiskija verführt euch ja doch nur, um euch vor Hunger und Durst sterben zu lassen, wenn er sagt: Der Herr, unser Gott, wird uns aus der Gewalt des Königs von Assur erretten. Hat nicht Hiskija seine Höhen und Altäre abgeschafft, indem er in Juda und Jerusalem den Befehl ergehen ließ: Vor einem einzigen Altar sollt ihr anbeten und auf ihm opfern? Wißt ihr nicht, was ich und meine Väter allen Völkern der Länder angetan haben? Haben etwa die Götter der Völker in den Ländern ihr Land aus meiner Gewalt zu erretten vermocht? Wer von allen Göttern dieser Völker, an denen meine Väter den Bann vollsteckt haben, hat sein Volk aus meiner Gewalt erretten können? Und euer Gott soll euch aus meiner Gewalt erretten können? Hiskija soll euch jetzt nicht betören und euch so irreführen! Glaubt ihm nicht! Denn kein Gott irgendeines Volkes oder Reiches hat sein Volk aus meiner und meiner Väter Gewalt zu erretten vermocht. Auch euer Gott wird euch nicht aus meiner Gewalt erretten." Seine Obersten redeten dann noch mehr gegen Gott, den Herrn, und gegen seinen Diener Hiskija. Auch schrieb er, um den Herrn, den Gott Israels, zu verhöhnen, einen Brief, in dem er behauptete: "Sowenig die Götter der Völker in den übrigen Ländern ihr Volk aus meiner Gewalt errettet haben, ebensowenig wird auch der Gott des Hiskija sein Volk aus meiner Gewalt erretten." Sie riefen dies auch den Bewohnern von Jerusalem, die auf der Mauer standen, mit lauter Stimme auf judäisch zu, um ihnen Furcht und Angst einzujagen und so die Stadt in ihre Gewalt zu bekommen. Sie redeten vom Gott Jerusalems wie von den Göttern der Heidenvölker, die nur ein Machwerk von Menschenhand sind. Sanheribs VernichtungAls nun König Hiskija und der Prophet Jesaja, der Sohn des Amoz, in dieser Angelegenheit beteten und um Hilfe zum Himmel schrieen, sandte der Herr einen Engel, der sämtliche Krieger, Fürsten und Oberste im Lager des Königs von Assur vernichtete, so daß jener mit Schmach bedeckt in sein Land zurückkehrte. Als er sich dort in den Tempel seines Gottes begab, brachten ihn daselbst einige von seinen leiblichen Söhnen mit dem Schwert um. So rettete der Herr den Hiskija und die Bewohner von Jerusalem aus der Gewalt Sanheribs, des Königs von Assur, und aus der Gewalt aller anderen Feinde und verschaffte ihnen auf allen Seiten Ruhe. Viele brachten nun dem Herrn Gaben nach Jerusalem und kostbare Geschenke für Hiskija, den König von Juda, der fortan bei allen Völkern in hohem Ansehen stand. Hiskijas Heilung und StrafeIn jener Zeit erkrankte Hiskija auf den Tod. Er betete zum Herrn, und dieser redete zu ihm und gab ihm ein Wunderzeichen. Doch Hiskija zeigte sich für die ihm erwiesene Wohltat nicht dankbar, sondern wurde hochmütig. Darum kam ein Zorngericht über ihn und über Juda und Jerusalem. Nun demütigte sich Hiskija wegen seines Hochmuts, er und die Bewohner von Jerusalem. Daher brach nicht schon bei Lebzeiten des Hiskija das Zorngericht des Herrn über sie herein. Hiskijas Reichtum und seine ArbeitenHiskija besaß sehr großen Reichtum und Prunk. Er hatte sich Schätze von Silber, Gold und Edelsteinen, Spezereien, Schilden und allerlei kostbaren Geräten erworben; dazu Vorratshäuser für den Ertrag von Getreide, Most und Öl, sowie Stallungen für allerlei Vieh und Hürden für die Herden. Auch Städte legte er sich an, dazu große Herden von Schafen und Rindern; denn Gott hatte ihm überaus vielen Besitz geschenkt. Hiskija ist es auch gewesen, der den oberen Ausfluß der Gewässer des Gihon verschloß und sie nach der Westseite hinunter zur Davidsstadt leitete. Hiskija hatte bei allen seinen Unternehmungen Erfolg. Indes bei Gelegenheit der Gesandtschaft, die die babylonischen Fürsten zu ihm geschickt hatten, um sich nach dem Wunderzeichen zu erkundigen, das im Land geschehen war, ließ ihn Gott in Versuchung fallen, um seine Gesinnung genau kennenzulernen.  Hiskijas TodDie übrige Geschichte des Hiskija und seine frommen Taten sind aufgezeichnet in der Offenbarung des Propheten Jesaja, des Sohnes des Amoz, und im Buch der Könige von Juda und Israel. Als Hiskija zu seinen Vätern entschlafen war, begrub man ihn am Aufstieg zu den Gräbern der Nachkommen Davids. Ganz Juda und die Bevölkerung von Jerusalem erwiesen ihm Ehre bei seinem Tod. Sein Sohn Manasse ward König an seiner Statt.  MANASSEManasses GottlosigkeitManasse war zwölf Jahre alt, als er König wurde, und regierte 55 Jahre in Jerusalem.  Er tat, was dem Herrn mißfiel, indem er die Greuel der Völker nachahmte, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte. Die Höhen, die sein Vater Hiskija zerstört hatte, baute er wieder auf, errichtete den Baalen Altäre, ließ Ascheren herstellen, betete das ganze Sternenheer des Himmels an und diente ihm.  Sogar im Tempel des Herrn, von dem der Herr verkündet hatte: "In Jerusalem will ich meinen Namen wohnen lassen", erbaute er Altäre. Dem ganzen Sternenheer des Himmel errichtete er Altäre in den beiden Vorhöfen des Tempels des Herrn. Seine eigenen Söhne ließ er im Ben-Hinnom-Tal durchs Feuer gehen, trieb Zauberei, Wahrsagerei und geheime Künste und bestellte Totenbeschwörer und Zeichendeuter. So tat er vieles, was dem Herrn mißfiel, und reizte ihn dadurch zum Zorn.  Auch das Schnitzbild, das er hatte anfertigen lassen, stellte er im Tempel Gottes auf, von dem Gott dem David und seinem Sohn Salomo verheißen hatte: "Diesen Tempel und Jerusalem, das ich aus allen Stämmen Israels auserwählt habe, werde ich für immer zur Wohnstatt meines Namens machen. Ich werde nicht mehr Israels Füße flüchtig werden lassen aus dem Land, das ich ihren Vätern gegeben habe, wofern sie nur darauf bedacht sind, getreulich so zu tun, wie ich ihnen geboten, und zwar genau nach dem Gesetz, den Satzungen und Verordnungen, die ihnen Mose anbefohlen hat." Doch Manasse verführte Juda und die Bewohner Jerusalems dazu, es noch ärger zu treiben als die Völker, die der Herr vor den Israeliten vertilgt hatte. Der Herr verwarnte zwar Manasse und sein Volk, aber sie achteten nicht darauf. Manasses Gefangenschaft in BabylonNun ließ der Herr die Heerführer des Königs von Assur gegen sie heranrücken. Sie nahmen Manasse in seinem Versteck gefangen, fesselten ihn mit ehernen Ketten und führten ihn nach Babel.  Als er nun in Not war, flehte er zum Herrn, seinem Gott um Erbarmen und demütigte sich tief vor dem Gott seiner Väter. Da er zu ihm betete, ließ er sich erbitten, erhörte sein Flehen und führte ihn wieder als König nach Jerusalem zurück. Da erkannte Manasse, daß der Herr der wahre Gott ist. Bauten. Maßnahmen gegen den GötzendienstDanach errichtete er an der Davidsstadt auf der Westseite nach dem Gihon im Tal und bis zum Eingang ins Fischtor eine äußere Mauer, so daß er den Ofel umschloß. Er machte sie sehr hoch. In alle festen Städte Judas legte er Heeresoberste. Dann schaffte er die fremden Götter und das Schnitzbild aus dem Tempel des Herrn, ebenso alle Altäre, die er auf dem Berg, auf dem der Tempel des Herrn stand, und in Jerusalem errichtet hatte, und warf sie vor die Stadt hinaus. Den Altar des Herrn hingegen stellte er wieder her und brachte auf ihm Fried- und Lobopfer dar. Er befahl auch den Judäern die Verehrung des Herrn, des Gottes Israels. Doch das Volk opferte noch immer auf den Höhen, allerdings nur dem Herrn, seinem Gott. Manasses TodDie übrige Geschichte des Manasse und sein Gebet zu seinem Gott sowie die Reden der Seher, die im Namen des Herrn, des Gottes Israels, zu ihm redeten, ist aufgezeichnet in der Geschichte der Könige von Israel.  Sein Gebet und seine Erhörung, alle seine Sünden und seine Untreue, ferner die Orte, an denen er vor seiner Demütigung Opferhöhen errichtete und die Ascheren und Schnitzbilder aufstellte, finden sich aufgezeichnet in den Geschichten Hosais.  Als Manasse zu seinen Vätern entschlafen war, begrub man ihn in seinem Palast. Sein Sohn Amon wurde König an seiner Statt. AmonAls Amon König wurde, war er 22 Jahre alt. Er regierte zwei Jahre in Jerusalem. Er tat, was dem Herrn mißfiel, wie sein Vater Manasse getan hatte. Allen Schnitzbildern, die sein Vater Manasse hatte anfertigen lassen, brachte Amon zahlreiche Opfer dar und verehrte sie. Aber er demütigte sich nicht vor dem Herrn, wie sein Vater Manasse sich gedemütigt hatte, vielmehr lud Amon große Schuld auf sich. Seine Diener verschworen sich gegen ihn und ermordeten ihn in seinem Palast. Die Bevölkerung aber erschlug alle, die sich gegen König Amon verschworen hatten. Seinen Sohn Joschija erhob die Bevölkerung zum König an seiner Statt. JoschijaJoschija war acht Jahre alt, als er König wurde. Er regierte 31 Jahre in Jerusalem. Er tat, was dem Herrn wohlgefiel, und wandelte auf den Wegen seines Ahnherrn David. Er wich nicht davon ab, weder zur Rechten noch zur Linken. Maßnahmen gegen den GötzendienstIm achten Jahr seiner Regierung, als er noch sehr jung war, fing er an, dem Gott seines Ahnherrn David treu zu dienen. Im zwölften Jahr begann er Juda und Jerusalem von den Opferhöhen, Ascheren, Schnitz- und Gußbildern zu säubern. Man riß vor seinen Augen die Altäre der Baale nieder. Die Sonnensäulen, die oben darauf waren, ließ er umhauen. Die Ascheren, die Schnitzbilder und Steinmale ließ er zertrümmern und zerstampfen und den Staub davon auf die Gräber derer streuen, die ihnen geopfert hatten. Die Gebeine der Priester ließ er auf ihren Altären verbrennen und reinigte so Juda und Jerusalem. Auch in den Städten von Manasse und Efraim, von Simeon bis nach Naftali hin - in ihren Ruinen ringsum - ließ er die Altäre niederreißen, die Ascheren und Schnitzbilder zertrümmern und einstampfen und im ganzen Land Israel alle Sonnensäulen umhauen. Dann kehrte er nach Jerusalem zurück. Die Arbeiten am TempelIm 18ten Jahr seiner Regierung, nachdem er Land und Tempel gereinigt hatte, entsandte er Schafan, den Sohn Azaljas, den Stadthauptmann Maaseja und den Kanzler Joach, den Sohn des Joahas, um den Tempel des Herrn, seines Gottes, ausbessern zu lassen. Als diese zum Hohenpriester Hilkija kamen, übergaben sie das Geld, das zum Tempel Gottes gebracht worden war und das die Leviten, die Schwellenhüter, von Manasse und Efraim und von allen übrigen Israeliten, sowie von ganz Juda und Benjamin und von den Bewohnern Jerusalems eingesammelt hatten.  Sie händigten es den Werkführern ein, die am Tempel des Herrn bestellt waren. Diese zahlten es den Werkleuten aus, die am Tempel des Herrn mit der Erneuerung und Ausbesserung des Tempels beschäftigt waren. Sie übergaben es den Zimmerleuten und Bauleuten zum Ankauf von behauenen Steinen und von Holz für die Bindebalken und das Gebälk der Gebäude, die die Könige von Juda hatten verfallen lassen. Die Männer handelten bei ihrer Arbeit auf Treu und Glauben. Über sie waren zu Aufsicht gesetzt die Leviten Jahat und Obadja von den Nachkommen Meraris und Secharja sowie Meschullam von den Nachkommen Kehats. Die Leviten, soweit sie sich auf Musikinstrumente verstanden, waren über die Lastträger gesetzt und auch mit der Beaufsichtigung aller anderen Arbeiter bei ihren Dienstleistungen betraut. Manche Leviten waren Schreiber, Amtleute und Torhüter. Die Auffindung des GesetzbuchesAls sie das Geld, das für den Tempel des Herrn eingegangen war, herausnahmen, fand der Priester Hilkija das von Mose stammende Gesetzbuch des Herrn. Hilkija berichtete dem Schreiber Schafan: "Ich habe das Gesetzbuch im Tempel des Herrn gefunden." Hilkija übergab dann das Buch an Schafan. Schafan überbrachte das Buch dem König und erstattet dem König folgenden Bericht: "Alles, was deinen Dienern aufgetragen worden ist, haben sie ausgeführt. Sie haben das Geld, das sich im Tempel vorfand, ausgeschüttet und es den Werkführern ausgehändigt, die zur Aufsicht angestellt sind." Zugleich meldete der Schreiber Schafan dem König: "Der Priester Hilkija hat mir ein Buch gegeben", und Schafan las es dem König vor. Als der König den Inhalt des Gesetzes hörte, zerriß er seine Kleider. Dann gab der König dem Hilkija und Ahikam, dem Sohn Schafans und Abdon, dem Sohn Michas, dem Schreiber Schafan und Asaja, dem Diener des Königs folgende Weisung:  "Geht, befragt den Herrn für mich, für das Volk und für die, die in Israel und Juda übriggeblieben sind, über den Inhalt dieses Buches, das man aufgefunden hat! Denn groß ist des Herrn Zorn, der gegen uns entbrannt ist, weil unsere Väter auf die Vorschriften des Herrn, all dies zu tun, was in diesem Buch geschrieben steht, nicht gehört haben." Die Befragung der Prophetin HuldaSo ging denn der Priester Hilkija mit denen, die der König bezeichnet hatte, zur Prophetin Hulda, der Frau des Verwalters der Kleiderkammer Schallum, des Sohnes Tokhats, des Enkels des Hasra, die im zweiten Bezirk in Jerusalem wohnte, und befragten sie dementsprechend. Sie gab ihnen folgende Auskunft: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Sagt dem Mann, der euch zu mir gesandt hat: So spricht der Herr: Ich will über diesen Ort und seine Bewohner Unheil bringen, all die Flüche, die in dem Buch geschrieben stehen, das man dem König von Juda vorgelesen hat. Darum, weil sie mich verließen und anderen Göttern Räucheropfer darbrachten, um mich mit all dem Machwerk ihrer Hände zu reizen, soll mein Zorn gegen diesen Ort entbrennen und nicht erlöschen. Dem König von Juda aber, der euch gesandt hat, um den Herrn zu befragen, meldet folgendes: So spricht der Herr, der Gott Israels, betreffs all der Worte, die du gehört hast: Weil dein Herz demütig war und du dich vor dem Herrn gebeugt hast, als du hörtest, was er diesem Ort und seinen Bewohnern angedroht hat, und weil du dich vor mir gedemütigt und deine Kleider zerrissen und vor mir geweint hast, so habe auch ich dir Gehör geschenkt, spricht der Herr. Darum sollst du, wenn ich dich zu deinen Vätern versammele, in Frieden in dein Grab gelegt werden. Deine Augen sollen all das Unheil nicht schauen, das ich über diesen Ort bringen werde." So erstatteten sie dem König Bericht. Die Erneuerung des BundesDa sandte der König Boten aus, und sie versammelten bei ihm alle Ältesten von Juda und von Jerusalem. Der König ging zum Tempel des Herrn hinauf und mit ihm alle Männer von Juda und alle Bewohner Jerusalems, ebenso die Priester und Leviten, das ganze Volk, groß und klein. Dort las er ihnen den ganzen Inhalt des Bundesbuches vor, das im Tempel des Herrn aufgefunden worden war. Hierauf trat der König an seinen Standort und schloß vor dem Herrn den Bund, daß sie dem Herrn folgen und seine Gebote, seine Verordnungen und Satzungen mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele beobachten wollten, um so den Vorschriften dieses Bundes, die in diesem Buch aufgezeichnet waren, nachzukommen. Dann ließ er alle, die sich in Jerusalem und Benjamin befanden, in den Bund eintreten, und die Bewohner von Jerusalem handelten so, wie es dem Bund Gottes, des Gottes ihrer Väter, entsprach. So beseitigte Joschija alle Götzengreuel aus allen Gebieten der Israeliten und verpflichtete alle in Israel zum Dienst des Herrn, ihres Gottes. Solange er lebte, ließen sie nicht davon ab, dem Herrn, dem Gott ihrer Väter, zu folgen. Die PaschafeierHierauf feierte Joschija in Jerusalem das Paschafest zu Ehren des Herrn. Am 14ten Tag des ersten Monats schlachtete man das Pascha. Er bestellte die Priester zu ihren Obliegenheiten und eiferte sie zum Dienst am Tempel des Herrn an. Zu den Leviten, die ganz Israel belehren sollten und die dem Herrn geweiht waren, sagte er: "Bringt die heilige Lade in den Tempel, den Salomo, der Sohn Davids, der König von Israel, erbaut hat! Ihr braucht sie nicht mehr auf der Schulter zu tragen. Dient nunmehr dem Herrn, eurem Gott, und seinem Volk Israel!  Haltet euch bereit nach euren Familien und Klassen, wie David, der König von Israel, und sein Sohn Salomo vorgeschrieben haben! Stellt euch im Heiligtum auf, entsprechend den Familien eurer Volksgenossen, der Leute aus dem Volk, - und zwar für jede Familie eine Abteilung einer levitischen Familie! Hierauf schlachtet das Pascha und heiligt euch und bereitet es für eure Volksgenossen! Verfahrt aber dabei nach den Weisungen, die der Herr durch Mose gegeben hat." Joschija lieferte für alle Anwesenden aus dem Volk aus dem königlichen Besitz Kleinvieh, nämlich 30.000 Schaflämmer und Zicklein zu Paschaopfern, dazu 3.000 Rinder. Auch seine obersten Beamten gaben dem Volk, den Priestern und den Leviten bereitwillig Spenden. So spendeten Hilkija, Secharja und Jehiël, die Vorsteher des Tempels Gottes, für die Priester zu Paschaopfern 2.600 Lämmer und 300 Rinder. Konanja und seine Brüder Schemaja und Netanel, ferner Haschabja, Jëiël und Josabad, die Vorsteher der Leviten, brachten für die Leviten zu Paschaopfern eine Spende von 5.000 Lämmern und 500 Rindern. Der Dienst war folgendermaßen geordnet: die Priester traten an ihren Platz, ebenso die Leviten nach ihren Abteilungen, wie es der König angeordnet hatte. Dann schlachteten sie das Pascha. Die Priester nahmen die Besprengung mit Blut vor, nachdem sie es aus der Hand der Leviten in Empfang genommen hatten. Diese zogen dann die Haut ab.  Sie schieden die zum Brandopfer bestimmten Teile aus, um sie den einzelnen Gruppen der Familien aus dem Volk zu geben, damit diese es dem Herrn darbrächten, wie es im Buch Mose vorgeschrieben ist. Ebenso verfuhren sie mit den Rindern. Dann brieten sie das Pascha vorschriftsmäßig am Feuer, kochten in Töpfen, Kesseln und Schüsseln die heiligen Gaben und brachten sie eilends allen Leuten aus dem Volk. Alsdann richteten sie für sich und die Priester zu; denn die Priester, die Nachkommen Aarons, hatten mit der Darbringung der Brandopfer und der Fettstücke bis in die Nacht hinein zu tun. Darum richteten die Leviten für sich und die Priester, die Nachkommen Aarons, zu. Die Sänger, die Nachkommen Asafs, blieben auf ihren Posten, die sie nach der Anordnung Davids, Asafs, Hemans und Jedutuns, des Sehers des Königs, einnahmen, und die Torhüter an den einzelnen Toren. Sie hatten nicht nötig, ihren Dienst zu verlassen, da ihre Stammesgenossen, die Leviten, für sie zubereiteten. So war der ganze Dienst des Herrn an jenem Tag geordnet, an dem man das Pascha halten und auf dem Altar des Herrn nach der Anordnung des Königs Joschija die Brandopfer darbringen sollte. Und so feierten damals die Israeliten, die anwesend waren, sieben Tage lang das Pascha und das Fest der ungesäuerten Brote. Seit den Tagen des Propheten Samuel war ein solches Paschafest in Israel nicht mehr gefeiert worden. Keiner von den Königen Israels hatte ein solches Paschafest veranstaltet, wie Joschija es beging mit den Priestern und Leviten und ganz Juda und mit den Israeliten, die sich eingefunden hatten, und mit den Bewohnern Jerusalems. Im 18ten Jahr der Regierung des Joschija wurde dieses Pascha gefeiert. Joschijas TodAls Joschija den Tempel wieder instandgesetzt hatte, rückte nach all dem König Necho von Ägypten heran, um bei Karkemisch am Eufrat eine Schlacht zu liefern. Joschija trat ihm entgegen.  Jener aber sandte Boten an ihn und ließ ihm sagen: "Was habe ich mit dir zu schaffen, König von Juda? Nicht gegen dich ziehe ich heute, sondern zu meinem militärischen Stützpunkt, und der Oberherr gebot mir, mich zu beeilen. Laß ab vom Oberkönig, der mit mir ist, damit er dich nicht vertilge!"  Joschija ließ jedoch nicht von ihm ab, sondern wagte es, ihn anzugreifen. Er hörte nicht auf die Worte Nechos, die aus dem Mund des Oberherrn kamen, sondern zog zum Kampf in die Ebene von Megiddo.  Aber die Bogenschützen trafen König Joschija, und der König rief seinen Dienern zu: "Bringt mich weg; denn ich bin schwer verwundet!" Seine Diener hoben ihn vom Kriegswagen, fuhren ihn mit seinem zweiten Wagen weg und brachten ihn nach Jerusalem. Er starb und wurde in den Gräbern seiner Väter beigesetzt. Ganz Juda und Jerusalem trauerten um Joschija. Jeremia dichtete ein Klagelied auf Joschija, und alle Sänger und Sängerinnen besingen Joschija seitdem in ihren Klageliedern bis auf den heutigen Tag. Man machte sie heimisch in Israel. Sie sind aufgezeichnet in den Klageliedern.  Die übrige Geschichte Joschijas und seine frommen, der Vorschrift des Gesetzes des Herrn entsprechenden Taten, seine frühere und spätere Geschichte, ist aufgezeichnet im Buch der Könige von Israel und Juda. JoahasDie Bevölkerung des Landes nahm Joahas, den Sohn des Joschija, und machte ihn an seines Vaters Statt in Jerusalem zum König.  Joahas war 23 Jahre alt, als er König wurde, und drei Monate regierte er in Jerusalem. Der König von Ägypten setzte ihn in Jerusalem ab und legte dem Land eine Geldbuße von 100 Talenten Silber und einem Talent Gold auf. JojakimAlsdann machte der König von Ägypten den Bruder des Joahas, Eljakim, zum König über Juda und Jerusalem und änderte seinen Namen in Jojakim. Den Joahas aber nahm Necho mit sich und brachte ihn nach Ägypten. Jojakim war 25 Jahre alt, als er König wurde, und 11 Jahre regierte er in Jerusalem. Er tat, was dem Herrn, seinem Gott mißfiel. Da rückte Nebukadnezzar, der König von Babel, gegen ihn heran und legte ihn in eherne Ketten, um ihn nach Babel zu bringen.  Auch einen Teil der Geräte des Tempels des Herrn führte Nebukadnezzar nach Babel fort und brachte sie in seinen Palast in Babel. Die übrige Geschichte Jojakims, die Greueltaten, die er verübte, und alles, was ihm begegnete, ist aufgezeichnet im Buch der Könige von Israel und Juda. Sein Sohn Jojachin wurde König an seiner Statt.  JojachinJojachin war acht Jahre alt, als er König wurde, und drei Monate und zehn Tage regierte er in Jerusalem. Er tat, was dem Herrn mißfiel.  Im folgenden Jahr ließ ihn König Nebukadnezzar nach Babel bringen mitsamt den kostbaren Geräten des Tempels des Herrn. Zum König über Juda und Jerusalem machte er den Bruder Jojachins, Zidkija.  ZIDKIJAGottlosigkeit des KönigsZidkija war 21 Jahre alt, als er König wurde. Er regierte elf Jahre in Jerusalem. Er tat, was dem Herrn, seinem Gott, mißfiel. Er demütigte sich nicht vor dem Propheten Jeremia, der zu ihm im Auftrag des Herrn redete.  Dazu fiel er vom König Nebukadnezzar, dem er bei Gott Treue geschworen hatte, ab, blieb halsstarrig und verstockt und bekehrte sich nicht zum Herrn, dem Gott Israels. Auch alle obersten Priester begingen mitsamt dem Volk Treulosigkeit auf Treulosigkeit durch allerlei heidnische Götzengreuel und verunreinigten den Tempel des Herrn, den er sich in Jerusalem hatte weihen lassen.  Zwar sandte der Herr, der Gott ihrer Väter, unermüdlich durch seine Boten Mahnungen an sie, weil ihm sein Volk und seine Wohnstätte leid taten. Doch sie verhöhnten die Boten Gottes, verachteten seine Mahnungen und trieben ihren Spott mit seinen Propheten, bis der Grimm des Herrn gegen sein Volk so aufloderte, daß es keine Rettung mehr gab.  Der Untergang JudasNun ließ der Herr den König der Chaldäer gegen sie heranziehen. Der tötete in ihrem heiligen Tempel ihre jungen Männer mit dem Schwert. Er schonte weder Jüngling noch Jungfrau, weder Greis noch Hochbetagte. Alle gab er in seine Hand. Auch sämtliche Geräte des Tempels Gottes, die großen und die kleinen, die Schätze des Tempels des Herrn und die Schätze des Königs und seiner obersten Beamten - alles brachte jener nach Babel. Den Tempel Gottes brannten die Chaldäer nieder, rissen die Mauer Jerusalems ein und steckten alle Paläste in Brand, so daß alle kostbaren Gegenstände darin zugrunde gingen. Hierauf führte Nebukadnezzar alle, die dem Schwert entronnen waren, in die Gefangenschaft nach Babel. Sie mußten ihm und seinen Söhnen Sklavendienste leisten, bis das Perserreich zur Herrschaft gelangte,  damit das Wort des Herrn, das durch Jeremia ergangen war, in Erfüllung ginge: "Bis das Land seine Sabbatjahre abgetragen hatte." In der ganzen Zeit seiner Verödung hatte es Ruhe, bis 70 Jahre voll waren.  Kyrus erlaubt den Verbannten, heimzukehrenIm ersten Jahr der Regierung des Perserkönigs Kyrus gab der Herr - damit die Verheißung des Herrn, die Jeremia verkündete, in Erfüllung gehe - dem Perserkönig Kyrus ein, in seinem ganzen Reich folgendes ausrufen und auch schriftlich bekanntmachen zu lassen:  "Folgendes läßt Kyrus, der König von Persien, zur Kenntnis bringen: Alle Reiche der Erde hat Gott, der Herr im Himmel, mir übergeben. Er hat mich nun beauftragt, ihm zu Jerusalem in Juda einen Tempel zu erbauen. Wer unter euch allen zu seinem Volk gehört, der ziehe mit dem Segen des Herrn, seines Gottes, hinauf!" DAS KÖNIGLICHE EDIKTHeimkehr der Juden und Wiederaufbau des TempelsIm ersten Jahr der Regierung des Perserkönigs Kyrus gab der Herr - damit die Verheißung des Herrn, die Jeremia verkündet hatte, in Erfüllung gehe - dem Perserkönig Kyrus ein, in seinem ganzen Reich folgendes ausrufen und auch schriftlich bekanntgeben zu lassen:  "Folgendes läßt Kyrus, der König von Persien, zur Kenntnis bringen: Alle Reiche der Erde hat der Herr, der Gott des Himmels, mir übergeben. Er hat mich nun beauftragt, ihm zu Jerusalem in Juda einen Tempel zu erbauen.  Wer unter euch allen irgendwie zu seinem Volk gehört, der ziehe mit Gottes Segen nach Jerusalem in Juda und baue dort den Tempel des Herrn, des Gottes Israels, des Gottes, der in Jerusalem wohnt. Überall, wo sich auch Volksreste aufhalten, sollen die Ortsbewohner sie mit Silber und Gold, mit Habe und Vieh nebst Gaben für das Gotteshaus in Jerusalem unterstützen." Die ersten HeimkehrerSo machten sich denn von den Familienhäuptern von Juda und Benjamin sowie von den Priestern und Leviten alle, denen Gott es eingab, auf den Weg, um den Tempel des Herrn in Jerusalem wiederaufzubauen. Alle ihre Mitbewohner unterstützten sie mit silbernen Gefäßen, mit Gold, Habe, Vieh und kostbaren Geschenken, abgesehen von allen Weihegaben. Die Herausgabe der TempelgeräteKönig Kyrus aber gab die Geräte des Tempels des Herrn heraus, die Nebukadnezzar aus Jerusalem weggeschleppt und in den Tempel seines Gottes gebracht hatte.  Und zwar ließ sie der Perserkönig Kyrus durch den Schatzmeister Mitredat herausgeben. Dieser händigte sie unter Aufnahme ihrer Zahl dem judäischen Fürsten Scheschbazzar aus.  Ihre Zahl war folgende: 30 goldene, 1.000 silberne Becken, 29 Messer, 30 goldene, 410 silberne Becher zweiter Gattung, 1.000 andere Geräte, im ganzen 5.400 goldene und silberne Geräte. Dies alles brachte Scheschbazzar mit, als die Verbanntenschar aus Babel nach Jerusalem geführt wurde. Die Liste der heimkehrenden LaienFolgendes sind die zur Provinz zählenden Heimkehrer aus der Gefangenschaft des Exils, die Nebukadnezzar, der König von Babel, einst in die Verbannung nach Babel geführt hatte und die nun nach Jerusalem und Juda zurückkehrten, ein jeder in seine Stadt.  Sie kamen unter der Führung von Serubbabel, Jeschua, Nehemja, Seraja, Reelaja, Mordochai, Bilschan, Misperet, Bigwai, Rehum und Baana. Das ist die Zahl der Männer des Volkes Israel:  2.172 Nachkommen des Parosch, 372 Nachkommen Schefatjas, 775 Nachkommen Arachs, 2.812 Nachkommen des Pahat-Moab, und zwar Nachkommen Jeschuas und Joabs, 1.254 Nachkommen Elams, 945 Nachkommen Sattus, 760 Nachkommen Sakkais, 642 Nachkommen Banis, 623 Nachkommen Bebais, 1.222 Nachkommen Asgads, 666 Nachkommen Adonikams, 2.056 Nachkommen Bigwais, 454 Nachkommen Adins, 98 Nachkommen Aters aus der Linie Hiskijas, 323 Nachkommen Bezais, 112 Nachkommen Joras, 223 Nachkommen Haschums, 95 Nachkommen Gibbars, 123 Männer aus Betlehem, 56 Männer aus Netofa, 128 Männer aus Anatot, 42 Männer aus Asmawet, 743 Männer aus Kirjat-Jearim, Kefira und Beerot, 621 Männer aus Rama und Geba, 122 Männer aus Michmas, 233 Männer aus Bet-El und Ai, 52 Männer aus Nebo, 156 Nachkommen des Magbisch, 1.254 Nachkommen eines anderen Elam, 320 Nachkommen Harims, 725 Männer aus Lod, Hadid und Ono, 345 Männer aus Jericho, 2.330 Nachkommen Senaas. Die Liste der heimkehrenden Priester und LevitenVon den Priestern: 973 Nachkommen Jedajas vom Haus Jeschua,  1.052 Nachkommen Immers, 1.247 Nachkommen Paschhurs, 1.017 Nachkommen Harims Von den Leviten: 74 Nachkommen Jeschuas, und zwar Nachkommen Kadmiëls, Binnuis und Hodawjas. Von den Sängern: 128 Nachkommen Asafs. Von den Torwächtern: insgesamt 139 Nachkommen Schallums, Aters, Talmons, Akkubs, Hatitas und Schobais. Von den Tempeldienern: Nachkommen Zihas, Hasufas, Tabbaots,  des Keros, Sias, Padons, Lebanas, Hagabas, Akkubs, Hagabs, Salmais, Hanans, Giddels, Gahars, Reajas, Rezins, Nekodas, Gasams, Usas, Paseachs, Besais, Asnas, der Mëuniter, der Nefusiter, Bakbuks, Hakufas, Harhurs, Bazluts, Mehidas, Harschas, des Barkos, Siseras, Temachs, Neziachs, Hatifas. Von den Nachkommen der Knechte Salomos: Nachkommen Sotais, Soferets, Perudas, Jaalas, Darkons, Giddels, Schefatjas, Hattils, Pocheret-Zebajims und Amis. Die Gesamtzahl der Tempeldiener und der Nachkommen der Knechte Salomos betrug 392. Die Heimkehrer ohne StammregisterFolgende Heimkehrer aus Tel-Melach, Tel-Harscha, Kerub-Addon und Immer konnten nicht angeben, ob sie ihrer Familie und Herkunft nach aus Israel stammten: die 652 Nachkommen Delajas, Tobijas und Nekodas; von den Nachkommen der Priester die des Habajas, des Koz und Barsillais, der eine von den Töchtern des Barsillais aus Gilead geheiratet hatte und nach deren Namen genannt wurde.  Diese hatten ihre Geschlechtsurkunden gesucht. Da man sie nicht finden konnte, wurden sie einstweilen vom Priestertum ausgeschlossen.  Der Statthalter verbot ihnen, vom Hochheiligen zu essen, bis ein Priester wieder die Urim und Tummim bediene.  Die Gesamtzahl der Personen und LasttiereDie ganze Gemeinde belief sich insgesamt auf 42.360 Personen, ungerechnet die Knechte und Mägde, deren waren es 7.337. Dazu kamen noch 200 Sänger und Sängerinnen. Sie hatten 736 Pferde, 245 Maultiere, 435 Kamele und 6.720 Esel. Beiträge zum TempelbauVon den Familienhäuptern spendeten einige bei ihrer Ankunft am Tempel des Herrn in Jerusalem Weihegaben für das Gotteshaus, um es an seiner Stätte wiederaufzubauen. Je nach Vermögen gaben sie für den Bauschatz an Gold 61.000 Golddariken, 5.000 Minen Silber, dazu 100 Priesterkleider. So siedelten sich denn die Priester und die Leviten und die Leute vom Volk, sowie die Sänger, Türhüter und Tempeldiener in ihren Städten an. Ganz Israel wohnte in seinen Städten. DER BEGINN DES TEMPELBAUESErbauung des Brandopferaltars. LaufhüttenfestAls der siebte Monat herankam - die Israeliten befanden sich schon in ihren Städten -, kam das Volk einmütig in Jerusalem zusammen.  Jeschua, der Sohn des Jozadak mit seinen Brüdern, den Priestern, und Serubbabel, der Sohn Schealtiëls, mit seinen Brüdern, gingen daran, den Altar des Gottes Israels wieder aufzubauen, um auf ihm Brandopfer darzubringen, wie im Gesetz des Mose, des Mannes Gottes, geschrieben steht.  Sie errichteten den Altar auf seinem alten Fundament, weil sie von Schrecken vor den Bewohnern des Landes ergriffen waren, und brachten auf ihm dem Herrn die Morgen- und Abendbrandopfer dar. Auch das Laubhütenfest begingen sie nach Vorschrift und brachten Tag für Tag in vorgeschriebener Zahl Brandopfer dar, wie es für jeden Tag geboten war, und danach das ständige Brandopfer, die Opfer an den Neumonden und an allen heiligen Festzeiten des Herrn und die Opfer derer, die dem Herrn eine freiwillige Gabe darbrachten. Vom ersten Tag des siebten Monats an begannen sie dem Herrn Brandopfer darzubringen, obwohl der Grundstein zum Tempel des Herrn noch nicht gelegt war. Grundsteinlegung zum TempelDen Steinmetzen und Werkleuten gaben sie Geld und den Sidoniern und Tyrern Speise, Trank und Öl, damit sie gemäß der ihnen vom Perserkönig Kyrus ausgestellten Ermächtigung Zedernholz vom Libanon über das Meer nach Jafo brächten. Im zweiten Jahr nach ihrer Ankunft am Tempel Gottes zu Jerusalem, im zweiten Monat, gingen Serubbabel, der Sohn des Schealtiël, und Jeschua, der Sohn des Jozadak mit ihren übrigen Genossen, die Priester und Leviten und alle, die aus der Gefangenschaft nach Jerusalem zurückgekehrt waren, ans Werk. Sie beauftragten die Leviten von zwanzig Jahren an und darüber mit der Beaufsichtigung der Arbeiten am Tempel des Herrn. Jeschua mit seinen Söhnen und Genossen, Kadmiël mit seinen Söhnen sowie die Söhne Hodawjas standen einmütig bereit, über die Werkleute am Tempel Gottes die Aufsicht zu führen; desgleichen die Söhne Henadads und ihre Söhne und Genossen, die Leviten. Als die Bauleute des Tempels des Herrn die Grundsteinlegung vornahmen, stellten sich die Priester in Amtstracht und die Leviten aus der Familie Asafs mit Zimbeln auf, um den Herrn zu preisen nach der Anordnung Davids, des Königs von Israel. Sie priesen und lobten den Herrn in folgendem Wechselgesang: "Gütig ist er, und seine Gnade währt ewig über Israel." Und das ganze Volk erhob ein lautes Jubelgeschrei und pries Gott dafür, daß nun der Grund zum Tempel des Herrn gelegt war. Von den älteren Priestern, Leviten und Familienhäuptern, die den früheren Tempel gesehen hatten, brachen viele in lautes Weinen aus, als man vor ihren Augen den Grund zu diesem Tempel legte. Viele andere erhoben lauten Freudenjubel.  Man konnte wegen des lauten Freudengeschreis das Weinen der Leute nicht vernehmen; denn das Volk erhob ein lautes Jubelgeschrei. Weithin war der Schall zu hören. Störung der BauarbeitenAbweisung der SamariterAls die Feinde Judas und Benjamins hörten, daß die aus der Gefangenschaft Heimgekehrten dem Herrn, dem Gott Israels, einen Tempel bauten,  traten sie an Serubbabel und an die Familienhäupter heran und stellten an sie die Forderung: "Wir möchten mit euch bauen; denn wir verehren euren Gott ebenso wie ihr und opfern ihm seit den Tagen des Assyrerkönigs Asarhaddon, der uns hierher gebracht hat."  Doch Serubbabel, Jeschua und die übrigen israelitischen Familienhäupter gaben ihnen den Bescheid: "Wir dürfen unserem Gott nicht mit euch zusammen einen Tempel bauen. Wir allein werden ihn dem Herrn, dem Gott Israels, errichten, wie uns König Kyrus, der König von Persien, befohlen hat."  Da suchten die Bewohner des Landes das jüdische Volk zu entmutigen und sie vom Bauen abzuschrecken. Auch bestachen sie hohe Beamte gegen sie, um ihr Vorhaben zu vereiteln. So blieb es während der ganzen Regierungszeit des Perserkönigs Kyrus bis zur Regierung des Perserkönigs Darius.  Anklageschrift gegen die JudenUnter der Regierung des Xerxes, zu Anfang seiner Herrschaft, verfaßten sie eine Anklageschrift gegen die Bewohner von Juda und Jerusalem.  Und zur Zeit des Artaxerxes richtete Bischlam zusammen mit Mitredat, Tabeel und seinen übrigen Genossen ein Schreiben an Artaxerxes, den König von Persien. Die Klageschrift war in aramäischer Schrift und Sprache abgefaßt.  Der Befehlshaber Rehum und der Schreiber Schimschai setzten den Bericht an König Artaxerxes gegen Jerusalem auf mit folgendem Inhalt:  "Der Vorsteher Rehum und der Schreiber Schimschai mit all ihren Genossen, die Richter, Gesandten, Aufseher und Verwalter, die Leute aus Erech, Babel und Susa - das sind Elamiter - und die übrigen Völkerschaften, die der große und erlauchte Asenappar weggeführt und in den Städten Samarias und in den übrigen Gebieten jenseits des Stromes angesiedelt hat, usw."  Der Wortlaut des Briefes, den sie an ihn sandten, ist folgender: "An den König Artaxerxes, deine Knechte, die Leute jenseits des Stromes usw. Kund sei dem König, daß die Juden, die von Dir heraufgezogen sind, zu uns nach Jerusalem kamen. Sie bauen diese aufrührerische und böse Stadt wieder auf, stellen die Mauern wieder her und bessern die Wehren aus. So sei denn der König darauf aufmerksam gemacht: Falls diese Stadt wiederaufgebaut und die Mauern wiederhergestellt werden, werden jene keine Geld- und Naturalabgaben und keine Wegezölle mehr entrichten. Dadurch werden die königlichen Einkünfte Schaden leiden. Weil wir das Salz des Palastes essen und es uns nicht ansteht, eine Schädigung des Königs weiter mitanzusehen, darum erstatten wir dem König diesen Bericht.  Man braucht nur im Buch der Denkwürdigkeiten deiner Väter nachzuschlagen. Du wirst es dann im Buch der Denkwürdigkeiten finden und wirst erfahren, daß diese Stadt eine aufrührerische Stadt war und Könige und Provinzen schädigte und daß man seit alter Zeit in ihr Aufruhr anstiftete. Deshalb wurde diese Stadt ja auch zerstört. Wir machen den König also darauf aufmerksam: Wenn diese Stadt wiederaufgebaut wird und ihre Mauern wiederhergestellt werden, wird dir jenseits des Flusses nichts zu eigen verbleiben." Einstellung der BauarbeitenDer König sandte folgende Antwort an den Vorsteher Rehum, an den Schreiber Schimschai und ihre übrigen Genossen, die in Samaria und den übrigen Gebieten jenseits des Stromes wohnten: "Gruß usw. Das Schreiben, das ihr an uns gerichtet habt, ist mir genau vorgelesen worden. Auf meinen Befehl hin forschte man nach und fand, daß diese Stadt seit alter Zeit sich gegen die Könige auflehnte und daß in ihr Aufruhr und Empörung angestiftet wurden. Mächtige Könige herrschten in Jerusalem und dehnten ihre Machtbefugnisse über alle Gebiete jenseits des Flusses aus, so daß ihnen Geld- und Naturalabgaben sowie Wegezölle entrichtet werden mußten.  So erteilt nun Befehl, den Leuten sei der Wiederaufbau dieser Stadt untersagt, bis von mir die Erlaubnis dazu erteilt wird! Hütet euch, in dieser Angelegenheit nachlässig vorzugehen, damit daraus nicht großer Schaden zum Nachteil der Könige erwächst!" Nachdem der Wortlaut des Erlasses des Königs Artaxerxes vor Rehum und dem Schreiber Schimschai sowie ihren Genossen verlesen worden war, gingen diese eilends nach Jerusalem zu den Juden und geboten ihnen unter Androhung von Gewalt und Zwang Einhalt. Daraufhin wurde die Arbeit am Tempel Gottes in Jerusalem eingestellt. Sie ruhte bis zum zweiten Jahr der Regierung des Perserkönigs Darius. WIEDERAUFNAHME UND VOLLENDUNG DES TEMPELBAUESAufforderung zweiter ProphetenDamals traten unter den Juden, die in Juda und Jerusalem weilten, der Prophet Haggai und Sacharja, der Sohn Iddos, im Auftrag des Gottes Israels als Propheten auf.  Daraufhin gingen Serubbabel, der Sohn Schealtiëls, und Jeschua, der Sohn Jozadaks, daran, den Bau des Tempels Gottes in Jerusalem wiederaufzunehmen. Die Propheten Gottes standen ihnen zur Seite und unterstützen sie. Vorläufige Erlaubnis des StatthaltersZu jener Zeit erschienen bei ihnen Tattenai, der Statthalter des Gebietes jenseits des Stromes, sowie Schetar-Bosnai und ihre Genossen und richteten die Frage an sie: "Wer hat euch die Erlaubnis gegeben, diesen Tempel zu bauen und diese Mauern wiederherzustellen?" Dann fragten jene noch: "Wie heißen die Männer, die diesen Bau ausführen lassen?" Doch das Auge ihres Gottes ruhte auf den Ältesten der Juden, so daß sie ihnen keinen Einhalt tun wollten, bis ein Bericht an Darius abgegangen und ein schriftlicher Bescheid darüber an sie zurückgekommen sei. Anfrage des Statthalters bei DariusWortlaut des Schreibens, das Tattenai, der Statthalter jenseits des Stromes, und Schetar-Bosnai und ihre Genossen, die Beamten im Gebiet jenseits des Stromes, an König Darius sandten. In dem Bericht, den sie ihm schickten, stand folgendes geschrieben: "Dem König Darius alles Heil! Dem König sei kundgetan, daß wir uns in das Land Juda zum Haus des großen Gottes begeben haben. Es wird aus Quadersteinen gebaut. Die Wände werden mit Holz getäfelt. Das Werk wird eifrig betrieben und schreitet unter ihren Händen rüstig vorwärts. Wir haben daraufhin an die Ältesten daselbst folgende Frage gerichtete: Wer hat euch die Erlaubnis erteilt, diesen Tempel zu bauen und diese Mauern wiederherzustellen? Auch nach ihren Namen haben wir sie gefragt, um sie dir mitzuteilen, und die Namen der Männer, die an ihrer Spitze stehen, aufgeschrieben. Sie gaben uns folgenden Bescheid: Wir sind Verehrer des Gottes des Himmels und der Erde und bauen diesen Tempel wieder auf, der viele Jahre vor dieser Zeit errichtet wurde. Ein großer König von Israel führte ihn auf und vollendete ihn. Weil aber unsere Ahnen den Gott des Himmels erzürnten, gab er sie in die Gewalt des Chaldäers Nebukadnezzar, des Königs von Babel. Der zerstörte diesen Tempel und führte das Volk in die Gefangenschaft nach Babel. Doch im ersten Jahr des Kyrus, des Königs von Babel, gab König Kyrus den Befehl, diesen Tempel Gottes wiederaufzubauen. Auch die goldenen und silbernen Geräte des Tempels Gottes, die Nebukadnezzar aus dem Tempel zu Jerusalem weggeholt und in den Tempel zu Babel gebracht hatte, ließ König Kyrus aus dem Tempel zu Babel herausgeben. Sie wurden einem Mann namens Scheschbazzar, den er als Statthalter einsetzte, übergeben. Diesem befahl er: Nimm diese Geräte, gehe hin und lege sie im Tempel zu Jerusalem nieder! Der Tempel Gottes soll an seinem früheren Platz wiederaufgebaut werden.  Daraufhin kam jener Scheschbazzar und legte den Grund zum Tempel Gottes in Jerusalem. Seit jener Zeit wird bis jetzt daran gebaut; doch ist er noch immer nicht fertig.  Nun möge man, wenn es dem König beliebt, im königlichen Schatzhaus dort in Babel nachforschen, ob es sich so verhält, daß vom König Kyrus der Befehl gegeben wurde, den Tempel Gottes in Jerusalem wieder aufzubauen. Der König wolle uns in dieser Angelegenheit einen Entscheid zukommen lassen."  Die Auffindung des königlichen DekretesHierauf gab König Darius Befehl, in dem Archiv, in dem man dort in Babel die Schätze niederlegte, Nachforschungen anzustellen. Man fand auch in der Residenz zu Ekbatana, das in der Provinz Medien liegt, eine Schriftrolle, in der folgende Urkunde verzeichnet war:  "Im ersten Jahr des Königs Kyrus erließ König Kyrus folgenden Befehl betreffs des Tempels Gottes in Jerusalem: Der Tempel soll wieder als Stätte, wo man Schlachtopfer schlachtet und Feueropfer darbringt, errichtet werden. Seine Höhe soll 60 Ellen betragen; 60 Ellen soll auch seine Breite ausmachen.  Drei Schichten Quadersteine und eine Schicht Holz sollen gebraucht werden. Die Kosten sollen vom königlichen Hof getragen werden.  Auch die goldenen und silbernen Geräte des Tempels Gottes, die Nebukadnezzar aus dem Tempel in Jerusalem weggenommen und nach Babel gebracht hat, sollen zurückgegeben und jedes im Tempel zu Jerusalem an seinen früheren Platz gebracht werden. Du sollst sie im Tempel Gottes niederlegen." Erlaubnis zur Fortsetzung des Tempelbaues"Bleibt demnach fern von dort, Du Tattenai, Statthalter jenseits des Stromes, und Schetar-Bosnai samt euren Genossen, den Beamten jenseits des Stromes! Laßt die Arbeit an jenem Gottestempel gewähren! Der Statthalter der Juden und die Ältesten der Juden mögen jenen Gottestempel an seinem früheren Platz wieder aufbauen! Auch wird von mir hiermit Befehl erlassen hinsichtlich dessen, was ihr jenen Ältesten der Juden zum Bau des Gottestempels beizusteuern habt: Aus den königlichen Steuererträgen der Provinz jenseits des Stromes sollen jenen Männern ohne Verzug die Kosten genau ausbezahlt werden.  Was sonst nötig ist, junge Stiere, Widder und Lämmer zu Brandopfern für den Gott des Himmels, Weizen, Salz, Wein und Öl, soll ihnen auf Anweisung der Priester in Jerusalem Tag für Tag unverkürzt verabreicht werden, damit sie dem Gott des Himmels wohlgefällige Opfer darbringen und für das Leben des Königs und seiner Familie beten.  Weiter ergeht von mir Befehl: Wer vorstehende Verfügung übertritt, aus dessen Haus werde ein Balken gerissen und er selbst auf diesem Balken gepfählt. Sein Haus aber soll zur Strafe in einen Schutthaufen verwandelt werden. Der Gott, der seinen Namen dort wohnen läßt, stürze jeden König und jedes Volk, die es wagen sollten, diesen Befehl zu übertreten und jenen Gottestempel in Jerusalem zu zerstören. Ich, Darius, habe den Befehl erteilt. Er soll genau vollzogen werden." Vollendung und Einweihung des TempelsHierauf taten Tattenai, der Statthalter jenseits des Stromes, und Schetar-Bosnai nebst ihren Genossen genau so, wie der König Darius ihnen befohlen hatte. Die Ältesten der Juden konnten weiterbauen und kamen glücklich vorwärts gemäß der Weissagung des Propheten Haggai und des Sacharja, des Sohnes Iddos. So führten sie schließlich den Bau zu Ende, wie der Gott Israels und die Perserkönige Kyrus, Darius und Artaxerxes befohlen hatten.  Sie stellten den Tempel fertig bis zum dritten Tag des Monats Adar im sechsten Jahr der Regierung des Königs Darius.  Nun feierten die Israeliten, die Priester, die Leviten und die übrigen Heimkehrer aus der Gefangenschaft voller Freude die Einweihung des Gottestempels. Sie opferten zur Einweihung des Gottestempels 100 Stiere, 200 Widder, 400 Lämmer und als Sündopfer für ganz Israel zwölf Ziegenböcke nach der Zahl der Stämme Israels. Dann bestellten sie die Priester nach ihren Klassen und die Leviten nach ihren Abteilungen zum Dienst Gottes in Jerusalem, wie es im Buch Mose vorgeschrieben ist. Die PaschafeierAlsdann begingen die aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten am vierzehnten Tag des ersten Monats das Paschafest.  Denn die Priester und Leviten hatten sich insgesamt gereinigt. Alle waren rein, und so schlachteten sie das Pascha für alle aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten, sowie für ihre Brüder, die Priester, und für sich selbst. Es aßen aber das Pascha sowohl die aus der Gefangenschaft zurückgekehrten Israeliten als auch alle, die sich von der Unreinheit der Heiden im Land abgesondert und sich ihnen angeschlossen hatten, um so den Herrn, den Gott Israels, zu suchen. Dann feierten sie sieben Tage lang voller Freude das Fest der ungesäuerten Brote. Denn der Herr hatte ihnen Freude bereitet, indem er ihnen die Gunst des Königs von Assur zuwandte, so daß er sie bei den Arbeiten am Tempel des Gottes Israels unterstützte.  RÜCKKEHR DER JUDEN UNTER ESRAEsras StammbaumNach diesen Ereignissen zog unter der Regierung des Perserkönigs Artaxerxes Esra herauf, der Sohn Serajas, des Sohnes Asarjas, des Sohnes Hilkijas,  des Sohnes Schallums, des Sohnes Zadoks, des Sohnes Ahitubs, des Sohnes Amarjas, des Sohnes Asarjas, des Sohnes Merajots, des Sohnes Serachjas, des Sohnes Usis, des Sohnes Bukkis, des Sohnes Abischuas, des Sohnes des Pinhas, des Sohnes Eleasars, des Sohnes des Hohenpriesters Aaron. HeimkehrDieser Esra zog von Babel herauf. Er war ein Schriftgelehrter, wohlbewandert im Gesetz des Mose, das der Herr, der Gott Israels, gegeben hatte. Da die Hand des Herrn, seines Gottes, über ihm waltete, bewilligte ihm der König alles, was er begehrte.  Zugleich zog eine Schar von Israeliten, Priestern, Leviten, Sängern, Türhütern und Tempeldienern nach Jerusalem hinauf. Es war im siebten Jahr des Königs Artaxerxes. Er gelangte nach Jerusalem im fünften Monat, im siebten Jahr des Königs. Am ersten Tag des ersten Monats war die Anordnung zum Aufbruch aus Babel ergangen, und am ersten Tag des fünften Monats kam er, da die gütige Hand seines Gottes über ihm waltete, in Jerusalem an. Denn Esra hatte sein Streben darauf gerichtet, das Gesetz des Herrn zu erforschen und zu befolgen und in Israel Gesetz und Recht zu lehren. Das Bevollmächtigungsschreiben für EsraFolgendes ist der Wortlaut des Schreibens, das König Artaxerxes dem schriftgelehrten Priester Esra, dem Ausleger der Gebote und Satzungen des Herrn für Israel, mitgab: "Artaxerxes, der König der Könige, an den Priester Esra, den Ausleger des Gesetzes des Himmelsgottes; ausgefertigt usw.  Von mir ergeht der Befehl, daß jeder, der in meinem Reich von dem Volk Israel, seinen Priestern und Leviten nach Jerusalem zu ziehen willens ist, mit dir ziehen darf. Denn du bist vom König und seinen sieben Räten gesandt, die Verhältnisse in Juda und Jerusalem auf Grund des Gesetzes deines Gottes, das in deiner Hand ist, zu untersuchen, das Silber und Gold zu überbringen, das der König und seine Räte für den Gott Israels, dessen Wohnung in Jerusalem ist, gespendet haben, sowie alles Silber und Gold, das du in der ganzen Provinz Babel erhalten wirst, nebst der Gabe des Volkes und der Priester, die sie für den Tempel ihres Gottes in Jerusalem beisteuern. Dementsprechend kaufe sorgsam für dieses Geld Stiere, Widder und Lämmer nebst den zugehörigen Speise- und Trankopfern und bringe sie auf dem Altar des Tempels eures Gottes in Jerusalem dar. Was dir und deinen Brüdern mit dem übrigen Silber und Gold zu tun gut dünkt, das tut nach dem Willen eures Gottes! Die Geräte, die dir für den Dienst im Tempel deines Gottes gegeben wurden, liefere ab vor dem Gott zu Jerusalem! Den weiteren Bedarf des Tempels deines Gottes, den du noch zu bestreiten hast, darfst du aus der königlichen Schatzkammer decken! Es ergeht somit von mir, dem König Artaxerxes, der Befehl an alle Schatzmeister jenseits des Stromes: Alles, was der Priester Esra, der Ausleger des Gesetzes des Himmelsgottes, von euch verlangt, soll pünktlich geleistet werden, bis zu 100 Talenten Silber, 100 Kor Weizen, 100 Bat Öl und Salz ohne Verrechnung.  Alles, was nach dem Befehl des Himmelsgottes nötig ist, soll für den Tempel des Himmelsgottes sorgfältig geleistet werden, damit kein Strafgericht über das Reich des Königs und seiner Söhne hereinbricht. Weiter sei euch kundgetan, daß niemand berechtigt ist, irgendeinem Priester, Leviten, Sänger, Türhüter, Tempeldiener oder sonstigem Diener dieses Gottestempels Geld-, Naturalabgaben oder Wegezölle aufzuerlegen. Du aber, Esra, setze gemäß der Gottesgelehrtheit, die du besitzt, Richter und Rechtskundige ein, die dem ganzen Volk jenseits des Stromes, allen jenen nämlich, die die Gesetze deines Gottes kennen, Recht verschaffen sollen; wer sie noch nicht kennt, den sollt ihr belehren.  Über jeden aber, der das Gesetz deines Gottes und das Gesetz des Königs nicht befolgt, soll eine strenge gerichtliche Strafe verhängt werden: entweder Tod oder Verbannung oder Geldstrafe oder Kerker." Esras DankgebetGepriesen sei der Herr, der Gott unserer Väter, der dem König eingegeben hat, das Haus des Herrn in Jerusalem zu verherrlichen! Er ließ mich Gnade finden beim König und seinen Räten und bei allen hohen Würdenträgern des Königs. So faßte ich denn, da die Hand des Herrn, meines Gottes, über mir waltete, Mut, und sammelte Familienhäupter aus Israel, die mit mir hinaufziehen sollten. Esras ReisegefährtenFolgendes sind die Häupter der Familien mit ihren in den Geschlechtsregistern aufgezeichneten Verwandten, nämlich denen, die unter der Regierung des Königs Artaxerxes aus Babel nach Jerusalem hinaufgezogen waren: Von den Nachkommen des Pinhas: Gerschom; von den Nachkommen Itamars: Daniel; von den Nachkommen Davids: Hattusch, der Sohn Schechanjas. Von den Nachkommen des Parosch: Secharja und mit ihm 150 eingetragene Männer. Von den Nachkommen des Pahat-Moab: Eljoënai, der Sohn Serachjas, und mit ihm 200 Männer. Von den Nachkommen Sattus: Schechanja, der Sohn Jahasiëls, und mit ihm 300 Männer. Von den Nachkommen Adins: Ebed, der Sohn Jonatans, und mit ihm 50 Männer. Von den Nachkommen Elams: Jeschaja, der Sohn Ataljas, und mit ihm 70 Männer. Von den Nachkommen Schefatjas: Sebadja, der Sohn Michaels, und mit ihm 80 Männer. Von den Nachkommen Joabs: Obadja, der Sohn Jehiëls, und mit ihm 218 Männer. Von den Nachkommen Banis: Schelomit, der Sohn Josifjas, und mit ihm 160 Männer. Von den Nachkommen Bebais: Secharja, der Sohn Bebais, und mit ihm 28 Männer. Von den Nachkommen Asgads: Johanan, der Sohn Katans, und mit ihm 110 Männer. Von den Nachkommen Adonikams, die nachträglich heraufzogen; sie heißen Elifelet, Jëiël und Schemaja, und mit ihnen 60 Männer. Und von den Nachkommen Bigwais: Utai, der Sohn Sabbuds, und mit ihm 70 Männer. Zurückkehrende Leviten und TempeldienerIch versammelte sie am Fluß, der nach Ahawa fließt, und wir lagerten daselbst drei Tage lang. Als ich das Volk und die Priester in Augenschein nahm, fand ich keinen einzigen Leviten unter ihnen.  Ich entsandte daher die Familienhäupter Eliëser, Ariël, Schemaja, Elnatan, Jarib, Elnatan, Natan, Secharja und Meschullam zu Iddo, dem Vorsteher in dem Ort Kasifja, und legte ihnen die Worte in den Mund, die sie zu Iddo und seinen Brüdern, den Tempeldienern, in der Ortschaft Kasifja sagen sollten, damit sie uns Diener für den Tempel unseres Gottes zuführten. Da brachten sie uns, weil die gütige Hand unseres Gottes über uns waltete, einen verständigen Mann von den Nachkommen Machlis, des Sohnes Levis, des Sohnes Israels, nämlich Scherebja mit seinen Söhnen und Brüdern, 18 Mann; ferner Haschabja und mit ihm Jeschaja von den Nachkommen Meraris samt seinen Brüdern und ihren Söhnen, 20 Mann, und von den Tempeldienern, die David und die Fürsten zum Dienst der Leviten bestellt hatten, 220 Tempeldiener. Sie alle sind namentlich verzeichnet. Die letzten VorbereitungenDann ließ ich dort am Fluß Ahawa ein Fasten ausrufen, um uns vor unserem Gott zu demütigen und bei ihm eine glückliche Reise zu erbitten für uns, unsere Kinder und all unsere Habe. Ich schämte mich nämlich, vom König Mannschaften und Reiter zu erbitten zu unserem Schutz gegen Feinde auf der Reise. Wir hatten vielmehr dem König erklärt: "Die Hand unseres Gottes waltet über allen, die sich an ihn wenden, zu ihrem Besten; doch trifft sein mächtiger Zorn alle, die ihn verlassen." Wir fasteten also und beteten dieserhalb zu unserem Gott, und er ließ sich erbitten. Hierauf wählte ich von den vornehmsten Priestern zwölf aus, nämlich Scherebja und Haschabja und mit ihnen zehn von ihren Amtsbrüdern. Diesen wog ich das Silber und Gold und die Geräte dar, die Weihegabe für das Haus unseres Gottes, die der König, seine Räte und Würdenträger sowie alle dort befindlichen Israeliten gespendet hatten. Ich wog ihnen in die Hand: an Silber 650 Talente, an silbernen Geräten 100 Talente, an Gold 100 Talente, ferner 20 goldene Becher zu 1.000 Golddariken und zwei Gefäße von feinem Glanzerz, kostbar wie Gold. Dabei sagte ich zu ihnen:" "Ihr seid dem Herrn heilig, und die Geräte sind heilig, und das Silber und Gold ist eine Weihegabe für den Herrn, den Gott eurer Väter. Bewahrt es also sorgsam, bis ihr es den obersten Priestern und Leviten sowie den obersten Familienhäuptern der Israeliten zu Jerusalem in den Gemächern des Tempels des Herrn darwägt!" Da nahmen die Priester und Leviten das dargewogene Silber und Gold samt den Geräten in Empfang, um es nach Jerusalem in das Haus unseres Gottes zu bringen. Ankunft in JerusalemAm zwölften Tag des ersten Monats brachen wir vom Fluß Ahawa auf, um nach Jerusalem zu ziehen. Die Hand unseres Gottes war über uns. Er behütete uns vor Feinden und Wegelagerern.  So kamen wir nach Jerusalem und blieben dort drei Tage. Am vierten Tag wurden dann das Silber, das Gold und die Geräte im Haus unseres Gottes in die Hand des Priesters Meremot, des Sohnes Urijas, dargewogen. Bei ihm war Eleasar, der Sohn des Pinhas, und außer diesen waren zugegen die Leviten Josabad, der Sohn Jeschuas, und Noadja, der Sohn Binnuis. Nach Zahl und Gewicht wurde alles dargewogen, und das Gesamtgewicht wurde damals aufgeschrieben. Die aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten, die Schar der Verbannten, opferten dem Gott Israels zwölf Stiere für ganz Israel, 96 Widder, 77 Lämmer, und zum Sündopfer zwölf Böcke, das alles als Brandopfer für den Herrn. Dann übergaben sie den königlichen Satrapen und Statthaltern jenseits des Stromes die Befehle des Königs; und diese unterstützten das Volk und den Tempel Gottes.  ESRAS KAMPF GEGEN MISCHEHENEsra erfährt von den MischehenAls dieses beendet war, traten die Vorsteher zu mir und sagten: "Das Volk Israel, die Priester und die Leviten haben sich von der Landesbevölkerung trotz ihrer Greuel nicht ferngehalten, nämlich von den Kanaanitern, Hetitern, Perisitern, Jebusitern, Ammonitern, Moabitern, Ägyptern und Amoritern.  Sie haben vielmehr von deren Töchtern Frauen für sich und für ihre Söhne genommen. So hat sich das heilige Geschlecht mit den Bewohnern des Landes vermischt. Die Fürsten und Vorsteher waren bei diesem Frevel die ersten." Als ich das vernahm, zerriß ich mein Unterkleid und mein Obergewand, raufte mir das Haar meines Hauptes und Bartes und saß tieferschüttert da. Da versammelten sich um mich alle, die die Gebote des Gottes Israels fürchteten, wegen des Frevels der aus der Gefangenschaft Heimgekehrten. Ich aber blieb tieferschüttert bis zum Abendopfer sitzen. Esras GebetBeim Abendopfer erhob ich mich tieftraurig, zerriß abermals mein Unterkleid und mein Obergewand, fiel auf meine Knie nieder, breitete meine Hände aus zum Herrn, meinem Gott, und betete: "Mein Gott, ich schäme mich und scheue mich, zu dir, mein Gott, mein Angesicht zu erheben. Denn unsere Missetaten sind uns übers Haupt gewachsen, und unsere Schuld ist himmelhoch geworden. Von den Tagen unserer Väter an bis heute sind wir in großer Schuld, und um unserer Missetaten willen sind wir, unsere Könige und Priester, preisgegeben den Königen der Länder durch Schwert, Gefangenschaft, Plünderung und offene Entehrung, wie es heute der Fall ist. Jetzt ist uns zwar vom Herrn, unserem Gott, auf einen Augenblick dadurch Erbarmen zuteil geworden, daß er uns einen Rest noch übrigließ und uns ein Heim gab an seiner heiligen Stätte, daß unser Gott unsere Augen wieder aufleuchten lassen und uns ein wenig neue Lebenskraft in unserer Knechtschaft schenken wollte.  Zwar sind wir immer noch Knechte, doch hat uns unser Gott in unserer Knechtschaft nicht verlassen, sondern hat uns vor den Königen von Persien Gnade finden lassen, so daß diese uns so viel Lebensfreiheit schenkten, daß wir den Tempel unseres Gottes wieder aufrichten und aus seinen Ruinen neu erstehen lassen konnten. Eine Schutzmauer gab er uns in Juda und Jerusalem. Was aber sollen wir jetzt, o Gott, nach solchen Vorkommnissen sagen? Wir haben ja deine Gebote außer acht gelassen, die du uns durch deine Knechte, die Propheten, gegeben hast, indem du befahlst: Das Land, in das ihr zieht, um es in Besitz zu nehmen, ist durch die Unreinheit der Völker der Länder befleckt infolge der Greuel, mit denen sie es in ihrer Unreinheit erfüllen von einem Ende bis zum anderen. Gebt darum niemals eure Töchter ihren Söhnen, noch nehmt ihre Töchter für eure Söhne! Sucht nie und nimmer ihre Wohlfahrt und ihren Vorteil, damit ihr stark werdet und die Güter des Landes genießen und euren Kindern auf immer weitervererben könnt. Nach all dem, was wegen unserer bösen Taten und unserer großen Schuld über uns gekommen ist - wiewohl du, o unser Gott, uns mehr geschont hast, als unsere Missetaten es verdienten, und uns diesen Rest gelassen hast -, sollten wir da aufs neue deine Gebote übertreten und uns mit diesen Greuelvölkern verschwägern? Müßtest du uns nicht bis zur Vernichtung strafen, so daß kein Rest mehr übrigbliebe? Doch du, o Herr, Gott Israels, bist gütig, denn wir sind heute als Gerettete übrig. Siehe, wir stehen vor dir mit solcher Schuld beladen, daß keiner vor dir darin bestehen kann." Esra befiehlt die Entlassung heidnischer FrauenWährend Esra so betete und weinend vor dem Tempel Gottes hingestreckt sein Schuldbekenntnis ablegte, versammelte sich um ihn eine große Schar von Israeliten, Männern, Frauen und Kindern, und das Volk weinte bitterlich. Da hob Schechanja, der Sohn Jehiëls, von den Söhnen Elams an und sagte zu Esra: "Wir haben uns an unserem Gott vergangen, indem wir fremde Frauen aus der Bevölkerung des Landes heirateten. Doch gibt es hierin noch Hoffnung für Israel. Wir wollen uns jetzt unserem Gott gegenüber feierlich verpflichten, alle Frauen samt ihren Kindern zu entlassen, wenn du, o Herr, und diejenigen, die vor dem Gesetz unseres Gottes Ehrfurcht haben, es für ratsam haltet. Nach dem Gesetz soll man verfahren. Geh ans Werk! Denn dir obliegt die Sache. Wir stehen dir bei. Mache dich mutig daran!" Esra ging ans Werk und ließ die Obersten der Priester, Leviten und des gesamten Israel schwören, nach diesem Vorschlag zu verfahren; und sie leisteten den Eid. Hierauf verließ Esra den Platz vor dem Tempel Gottes und begab sich in das Gemach Johanans, des Sohnes Eljaschibs. Er trat dort ein. Doch aß und trank er nichts. Denn er war betrübt über den Frevel der aus der Gefangenschaft Heimgekehrten.  Danach ließ man in Juda und Jerusalem ausrufen, alle aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten sollten sich in Jerusalem versammeln. Jeder, der nicht binnen drei Tagen gemäß dem Beschluß der Obersten und der Ältesten sich einfinde, dessen ganze Habe solle dem Bann verfallen und er selbst aus der Gemeinde der aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten ausgeschlossen werden.  Zustimmung der VolksversammlungNun versammelten sich alle Männer in Juda und Benjamin binnen drei Tagen in Jerusalem. Es war im neunten Monat, am zwanzigsten Tag des Monats. Das ganze Volk saß auf dem Platz vor dem Tempel Gottes, zitternd wegen der Sache und wegen der Regengüsse. Der Priester Esra erhob sich und sagte zu ihnen: "Ihr habt euch versündigt, indem ihr fremde Frauen zur Ehe genommen und dadurch Israels Schuld noch vermehrt habt. So legt denn vor dem Herrn, dem Gott eurer Väter, ein Schuldbekenntnis ab und tut nach seinem Willen! Trennt euch von den Völkern des Landes und von den fremden Frauen!" Die ganze Versammlung erwiderte mit lauter Stimme: "Wir sind gehalten, so zu handeln, wie du gesagt hast. Doch das Volk ist zahlreich, und es ist Regenzeit. Man kann daher nicht im Freien bleiben. Auch läßt sich die Sache nicht in einem oder zwei Tagen erledigen. Denn gar viele von uns haben sich in diesem Punkt verfehlt. Unsere Vorsteher mögen für die ganze Gemeinde einstehen, daß alle, die in unseren Städten fremde Frauen heimgeführt haben, zur bestimmten Zeit kommen und mit ihnen die Ältesten und Richter der einzelnen Städte, bis daß die Zornesglut unseres Gottes in dieser Sache von uns abgewandt ist." Nur Jonatan, der Sohn Asaëls, und Jachseja, der Sohn Tikwas, traten dagegen an. Meschullam und der Levit Schabbetai unterstützten sie. Doch die aus der Gefangenschaft Heimgekehrten verfuhren nach obigem Vorschlag. Der Priester Esra wählte sich nach den einzelnen Familien Männer, Familienoberhäupter aus unter Aufzeichnung aller mit Namen. Diese hielten am ersten Tag des zehnten Monats eine Sitzung ab, um die Sache zu untersuchen.  Sie erledigten die Angelegenheit bezüglich all der Männer, die fremde Frauen heimgeführt hatten, bis zum ersten Tag des ersten Monats. Verzeichnis mit den Namen derer, die in einer Mischehe lebenUnter der Priesterschaft fanden sich folgende, die fremde Frauen geheiratet hatten: Von den Nachkommen Jeschuas, des Sohnes Jozadaks, und seiner Brüder: Maaseja, Eliëser, Jarib und Gedalja. Sie gaben ihre Hand darauf, ihre Frauen zu entlassen. Ihr Schuldopfer bestand in einem Widder für ihre Schuld. Von den Nachkommen Immers fand man schuldig: Hanani und Sebadja; von den Nachkommen Harims: Maaseja, Elija, Schemaja, Jehiël und Usija; von den Nachkommen Paschhurs: Eljoënai, Maaseja, Jischmael, Netanel, Josabad und Elasa. Von den Leviten: Josabad, Schimi, Kelaja, auch Kelita genannt, Petachja, Juda und Eliëser. Von den Sängern: Eljaschib. Von den Torhütern: Schallum, Telem und Uri. Von den übrigen Israeliten, von den Nachkommen des Parosch: Ramja, Jisija, Malkija, Mijamin, Eleasar, Malkija und Benaja; von den Nachkommen Elams: Mattanja, Secharja, Jehiël, Abdi, Jeremot und Elija; von den Nachkommen Sattus: Eljoënai, Eljaschib, Mattanja, Jeremot, Sabad und Asisa; von den Nachkommen Bebais: Johanan, Hananja, Sabbai und Atlai; von den Nachkommen Banis: Meschullam, Malluch, Adaja, Jaschub, Scheal und Jeremot; von den Nachkommen des Pahat-Moab: Adna, Kelal, Benaja, Maaseja, Mattanja, Bezalel, Binnui und Manasse; von den Nachkommen Harims: Eliëser, Jischija, Malkija, Schemaja, Simeon, Benjamin, Malluch und Schemarja; von den Nachkommen Haschums: Mattenai, Mattatta, Sabad, Elifelet, Jeremai, Manasse, Schimi; von den Nachkommen Bigwais: Maadai, Amram, Uël, Benaja, Bedja, Keluhi, Wanja, Meremot, Eljaschib, Mattanja, Mattenai und Jaasai; von den Nachkommen Binnuis: Schimi, Schelemja, Natan und Adaja; von den Nachkommen Sakkais: Schaschaï, Scharai, Asarel, Schelemja, Schemarja, Schallum, Amarja und Josef; von den Nachkommen Nebos: Jëiël, Mattitja, Sabad, Sebina, Jaddai, Joël und Benaja. Alle diese hatten fremde Frauen geheiratet. Unter ihnen waren Frauen, die Kinder geboren hatten.  NEHEMIAS REISE NACH JERUSALEMTraurige Lage der HeimgekehrtenBericht des Nehemia, des Sohnes Hachaljas. Im Monat Kislew, im zwanzigsten Jahr des Artaxerxes, begab es sich, als ich mich in der Hauptstadt Susa befand,  daß Hanani, einer meiner Brüder, mit einigen Männern aus Juda eintraf. Ich erkundigte mich bei ihnen nach den Juden, dem Rest, der der Gefangenschaft entronnen war, sowie nach Jerusalem. Sie berichteten mir: "Die von der Gefangenschaft Übriggebliebenen befinden sich im Land dort in großer Not und Schmach. Die Mauer Jerusalems ist niedergerissen, und seine Tore sind verbrannt."  Nehemias Trauer und GebetAls ich diese Nachricht vernahm, setzte ich mich nieder und weinte und trauerte tagelang. Ich fastete und betete zum Gott des Himmels.  Ich flehte: "Ach, Herr, Gott des Himmels, großer, furchtbarer Gott! Du bewahrst huldvoll den Bund denen, die dich lieben und deine Gebote halten. Laß dein Ohr aufmerken und deine Augen offen sein, um achtzuhaben auf das Gebet deines Knechtes, das ich jetzt Tag und Nacht für die Kinder Israels, deine Knechte, an dich richte. Ich bekenne die Sünden der Kinder Israels, die sie gegen dich begangen haben. Auch ich und mein Vaterhaus haben gesündigt. Wir haben freventlich an dir gehandelt, und die Gebote, Satzungen und Vorschriften, die du deinem Diener Mose anbefohlen hast, nicht gehalten. Gedenke doch der Verheißung, die du deinem Diener Mose gegeben, indem du sprachst: Wenn ihr frevelt, werde ich euch unter die Völker zerstreuen. Doch wenn ihr euch zu mir bekehrt, meine Gebote haltet und befolgt, werde ich euch, und wäret ihr auch bis ans Ende des Himmels zerstreut, wieder von dort zusammenbringen und an die Stätte führen, die ich zur Wohnstatt meines Namens ausersehen habe. Sie sind ja deine Knechte und dein Volk, das du mit deiner großen Kraft und deiner starken Hand erlöst hast. Ach, Herr, laß dein Ohr aufmerken auf das Gebet deines Knechtes und auf das Gebet deiner Knechte, die gewillt sind, deinen Namen zu fürchten! Gib deinem Knecht jetzt Gelingen! Laß ihn bei diesem Mann Gnade finden." - Ich war nämlich Mundschenk beim König.  Erlaubnis zur Reise und zum Aufbau JerusalemsEs war im Monat Nisan im zwanzigsten Jahr des König Artaxerxes. Vor dem König stand Wein. Ich nahm den Wein und reichte ihn dem König. Ich wollte ihn nicht merken lassen, daß ich traurig war. Doch der König fragte mich: "Warum siehst du so traurig drein? Du bist doch nicht krank? Sicherlich hast du einen Kummer im Herzen." Ich erschrak sehr und antwortete dem König: "Der König lebe ewiglich! Wie sollte ich nicht traurig sein, da die Stadt, in der die Gräber meiner Väter sind, verwüstet ist und ihre Tore vom Feuer verzehrt sind!" Der König fragte mich: "Hast du eine Bitte?" Da betete ich zum Gott des Himmels und gab dem König zur Antwort: "Wenn es dem König gut dünkt und dein Knecht Gnade bei dir findet, so wollest du mich nach Judäa zu der Stadt, in der die Gräber meiner Väter sind, ziehen lassen, auf daß ich dieselbe wieder aufbaue." Nun fragte mich der König und seine Gemahlin, die neben ihm saß: "Wie lange soll deine Reise dauern? Wann kommst du wieder zurück?" - Und es gefiel dem König, mich hinreisen zu lassen. Ich gab ihm eine Zeit an und sagte dann zum König: "Wenn es dem König beliebt, möge man mir Geleitschreiben an die Statthalter jenseits des Stromes mitgeben, damit sie mich durchreisen lassen, bis ich nach Judäa komme,  auch einen Brief an Asaf, den königlichen Forstmeister, daß er mir Holz geben läßt, um die Tore zu zimmern für die Burg, den Tempel, die Stadtmauer und das Haus, das ich beziehe." - Auch dies gewährte mir der König, da meines Gottes gnädige Hand über mir waltete. Die Reise durch PersienAls ich zu den Statthaltern jenseits des Stromes kam, übergab ich ihnen die königlichen Geleitschreiben. Auch hatte mir der König Hauptleute und Reiter mitgegeben. Als Sanballat, der Horoniter, und Tobija, der Knecht von Ammon, dies erfuhren, verdroß es sie gewaltig, daß jemand gekommen war, um für das Wohl der Kinder Israels Sorge zu tragen.  DIE WIEDERHERSTELLUNGSARBEITENDie Besichtigung der StadtmauernAls ich in Jerusalem angelangt war, wartete ich dort drei Tage. Dann machte ich mich nachts in Begleitung einiger weniger Männer auf, ohne jemand mitgeteilt zu haben, was mein Gott mir für Jerusalem zu tun eingegeben hatte. Ich hatte auch kein anderes Tier bei mir als das Tier, auf dem ich ritt. So zog ich bei Nacht durch das Taltor an der Drachenquelle vorbei zum Misttor. Dabei besichtigte ich die Mauer Jerusalems, die in Trümmern lag, und seine Tore, die vom Feuer verzehrt waren.  Dann ritt ich weiter zum Quelltor und zum Königsteich. Dort war kein Raum mehr zum Durchkommen für das Tier, auf dem ich saß. Ich stieg daher noch in der Nacht durch das Tal hinauf und besichtigte die Mauer weiter. Als ich wieder zum Taltor gekommen war, kehrte ich heim. Nehemia gewinnt die Vorsteher für das AufbauwerkDie Vorsteher wußten aber nicht, wohin ich gegangen war und was ich getan hatte. Denn weder den Juden noch den Priestern noch den Vornehmen noch den Vorstehern noch den übrigen, die am Bau beschäftigt sein sollten, hatte ich bis dahin etwas mitgeteilt. Nunmehr sagte ich zu ihnen: "Ihr seht das Elend, in dem wir uns befinden. Jerusalem liegt in Trümmern, seine Tore sind verbrannt. Kommt, wir bauen die Mauer Jerusalems wieder auf, damit wir nicht länger zum Gespött dienen!" Dann teilte ich ihnen mit, wie gnädig die Hand meines Gottes über mir gewaltet, und was der König mir gesagt hatte. Da erklärten sie: "Auf, wir wollen bauen!" Und sie legten mutig Hand ans gute Werk. Widerspruch der FeindeAls Sanballat, der Horoniter, und Tobija, der Knecht von Ammon, und der Araber Geschem davon Kunde erhielten, spotteten sie unser, verhöhnten uns und drohten: "Was tut ihr da? Wollt ihr euch gegen den König empören?"  Ich gab ihnen zur Antwort: "Der Gott des Himmels, der wird es uns gelingen lassen. Wir, seine Knechte, gehen daran und bauen. Ihr habt keinen Anteil, kein Recht und kein Andenken in Jerusalem." Die WiederherstellungsarbeitenSo gingen denn der Hohepriester Eljaschib und seine Amtsgenossen, die Priester, daran und bauten das Schaftor auf. Sie weihten es und setzten die Torflügel ein. Dann bauten sie weiter bis zum Turm der Hundert, weihten ihn ein und bauten weiter bis zum Turm Hananel.  Daneben bauten die Leute von Jericho; neben ihnen baute Sakkur, der Sohn Imris. Das Fischtor bauten die Söhne Senaas. Sie führten das Gebälk auf und setzten die Torflügel, die Längs- und Querbalken ein. Neben ihnen arbeitete an der Instandsetzung Meremot, der Sohn Urijas, des Sohnes des Koz. Neben ihm arbeitete Meschullam, der Sohn Berechjas, des Sohnes Meschesabels, daneben Zadok, der Sohn Baanas, daneben die Leute aus Tekoa. Doch ihre Vornehmen beugten ihren Nacken nicht unter den Dienst ihrer Aufseher.  Das Tor der Altstadt besserten Jojada, der Sohn Paseachs, und Meschullam, der Sohn Besodjas, aus. Sie führten das Gebälk auf und setzten die Torflügel, die Längs- und Querbalken ein. Daneben arbeitete Melatja aus Gibeon und Jadon aus Meronot sowie die Leute aus Gibeon und Mizpa am Amtsstuhl des Statthalters jenseits des Stromes;  daneben Usiël, der Sohn Harhajas, der Goldschmied; daneben Hananja, der Salbenhändler. Sie führten die Ummauerung Jerusalems bis zur Breiten Mauer durch. Daneben arbeitete Refaja, der Sohn Hurs, der Vorsteher über eine Hälfte des Außenbezirks von Jerusalem;  daneben Jedaja, der Sohn Harumafs, vor seinem Haus; daneben Hattusch, der Sohn Haschabnejas. Eine weitere Strecke samt dem Ofenturm renovierten Malkija, der Sohn Harims, und Haschub, der Sohn des Pahat-Moab. Daneben arbeitete Schallum, der Sohn des Lohesch, der Vorsteher der anderen Hälfte des Außenbezirks von Jerusalem, mit Hilfe der ihm unterstehenden Tochterstädte. Das Taltor renovierten Hanun und die Bewohner von Sanoach. Sie bauten es auf und setzten die Torflügel und die Längs- und Querbalken ein. Dazu bauten sie noch tausend Ellen an der Mauer bis zum Misttor.  Das Misttor renovierte Malkija, der Sohn Rechabs, der Vorsteher des Bezirks von Bet-Kerem. Er baute es auf und setzte die Torflügel und die Längs- und Querbalken ein. Das Quelltor renovierte Schallun, der Sohn Kolhoses, der Vorsteher des Bezirks von Mizpa. Er baute es auf, überdachte es und setzte die Torflügel, die Längs- und Querbalken ein. Auch baute er die Mauer am Teich Schiloach beim Garten des Königs bis an die Stufen, die von der Davidsstadt herabführen.  Hinter ihm renovierte Nehemja, der Sohn des Asbuk, der Vorsteher der einen Hälfte des Bezirks von Bet-Zur. Er arbeitete bis zu den Davidsgräbern und dem dort angelegten Teich und dann bis zur Kaserne der Leibwache. Hinter ihm arbeiteten die Leviten: Rehum, der Sohn Banis und daneben Haschabja, der Vorsteher der einen Hälfte des Bezirks von Keïla; daneben deren Amtsgenossen Binnui, der Sohn Henadads, der Vorsteher der anderen Hälfte des Bezirks von Keïla; daneben arbeitete auf einer weiteren Strecke entlang dem Aufstieg zum Zeughaus beim Winkel Eser, der Sohn Jeschuas, der Vorsteher von Mizpa. Eine weitere Strecke, vom Winkel bis an die Tür des Hauses des Hohenpriesters Eljaschib, renovierte Baruch, der Sohn Sabbais. Eine weitere Strecke, von der Tür des Hauses Eljaschibs bis ans Ende des Hauses Eljaschibs, renovierte Meremot, der Sohn Urijas, des Sohnes des Koz. Hinter ihm arbeiteten die Priester, die im Umkreis wohnten. Dahinter arbeiteten Benjamin und Haschub an ihrem Haus entlang, und hinter ihnen arbeitete Asarja, der Sohn Maasejas, des Sohnes Ananejas, neben seinem Haus. Dahinter arbeitete Binnui, der Sohn Henadads, an der Renovierung des anschließenden Stückes vom Haus des Asarja bis zum Winkel und weiter bis zur Ecke. Palal, der Sohn Usais, arbeitete gegenüber dem Winkel und dem oberen Turm, der vom königlichen Palast am Gefängnishof vorspringt. Hinter ihm arbeiteten Pedaja, der Sohn des Parosch, und die Tempeldiener, die auf dem Ofel wohnten, bis zu der Stelle gegenüber dem Wassertor im Osten und dem vorspringenden Turm. Dahinter renovierten die Leute von Tekoa das anschließende Stück, von der Stelle, die dem großen, vorspringenden Turm gegenüberliegt, bis an die Mauer des Ofel. Oberhalb des Roßtores arbeiteten die Priester, jeder vor seinem Haus. Dahinter arbeitete Zadok, der Sohn Immers, seinem Haus gegenüber, und hinter ihm arbeitete Schemaja, der Sohn Schechanjas, der Wächter des Osttores. Dahinter renovierten Hananja, der Sohn Schelemjas, und Hanun, der sechste Sohn Zalafs, ein weiteres Stück. Dahinter arbeitete Meschullam, der Sohn Berechjas, vor seinem Geschäftsraum. Hinter ihm arbeitete Malkija, der Goldschmied, bis zum Haus der Tempeldiener und der Händler, gegenüber dem Wachttor und bis zum Obergemach an der Ecke.  Und zwischen dem Obergemach an der Ecke und dem Schaftor arbeiteten die Goldschmiede und die Händler.  Feindseligkeiten der GegnerAls Sanballat erfuhr, daß wir die Mauer aufbauten, wurde er sehr zornig und ärgerte sich sehr. Er spottete über die Juden und sagte in Gegenwart seiner Stammesgenossen und der Volksmenge von Samaria: "Was machen die ohnmächtigen Juden? Wird man sie gewähren lassen? Werden sie opfern und an einem Tage zu Ende kommen? Werden sie die Steine aus dem Schutt heraus wieder brauchbar machen, da sie doch verbrannt sind?" Da sagte der Ammoniter Tobija, der neben ihm stand: "Laß sie nur bauen! Springt ein Fuchs hinauf, so reißt er ihre Steinmauer in Stücke." - Höre, unser Gott, wie sind wir zum Gespött geworden! Wende ihre Schmähung auf ihr Haupt zurück und gib sie in einem Land als Gefangene der Verachtung preis! Vergib ihnen ihre Verschuldung nicht! Ihre Sünde werde nicht von dir getilgt! Denn sie haben die Bauenden gekränkt. Wir aber bauten an der Mauer weiter, und die ganze Mauer wurde bis zur halben Höhe ausgebessert. Da schöpfte das Volk neuen Mut zur Arbeit. Neue Anschläge der FeindeAls Sanballat, Tobija sowie die Araber, die Ammoniter und die Leute von Aschdod erfuhren, daß die Ausbesserung der Mauern von Jerusalem Fortschritte machte und die Lücken sich zu schließen begannen, gerieten sie in großen Zorn.  Sie verschworen sich allesamt, herbeizukommen und Jerusalem anzugreifen und es der Vernichtung preiszugeben. Doch wir beteten zu unserem Gott und stellten zur Sicherung vor ihnen bei Tag und Nacht Wachen gegen sie aus. Die Judäer aber erklärten: "Die Kraft der Lastträger ist erschöpft, und des Schuttes ist zu viel. Wir sind außerstande, die Mauer weiterzubauen." Unsere Widersacher aber sagten: "Sie sollen nicht merken und nichts sehen, bis wir mitten unter sie kommen, sie niedermetzeln und dem Bau ein Ende machen." Weiterbau mit Kelle und SchwertAls nun die Juden, die in ihrer Nähe wohnten, kamen und uns zehnmal sagten, aus allen Orten her, wo sie wohnen, ziehen sie gegen uns heran,  stellte ich an den tiefer gelegenen Stellen hinter der Mauer, wo sich freies Land befand, das Volk nach Geschlechtern geordnet auf mit ihren Schwertern, Lanzen und Bogen.  Als ich es besichtigt hatte, sagte ich zu den Vornehmen, den Vorstehern und dem übrigen Volk: "Fürchtet euch nicht vor ihnen! Denkt an den Herrn, den großen und furchtbaren, und streitet für eure Brüder, Söhne und Töchter, für eure Frauen und Häuser!" Als unsere Feinde erfuhren, daß wir Kunde erhalten hatten und daß Gott ihren Plan vereitelt hatte, konnten wir alle wieder zur Mauer zurückkehren, jeder an seine Arbeit. Von jenem Tag an war nur die eine Hälfte meiner Knappen am Bau tätig, die andere Hälfte trug Speer und Schild, Bogen und Panzer. Hinter allem Volk von Judäa standen die Obersten. Auch diejenigen, die an der Mauer bauten, und diejenigen, die Lasten trugen, waren bewaffnet. Mit der einen Hand taten sie die Arbeit, die andere hielt die Waffe. Jeder von denen, die am Bau beschäftigt waren, hatte ein Schwert um die Lenden gegürtet und baute so. Der Trompeter stand neben mir.  Den Vornehmen, den Vorstehern und dem übrigen Volk gab ich folgende Anweisung: "Das Werk ist groß und umfangreich, und wir sind an der Mauer verteilt, einer fern vom anderen. Wo ihr den Trompetenschall hört, dahin kommt zu uns zusammen! Unser Gott wird für uns streiten." So arbeiteten wir am Werk. Die eine Hälfte aber hielt die Lanzen vom Aufstieg der Morgenröte bis zum Erscheinen der Sterne. Auch befahl ich damals dem Volk: "Jeder übernachte mit seinem Knecht in Jerusalem, damit sie uns nachts als Wachen und den Tag über zur Arbeit dienen." Ich, meine Brüder, meine Knappen und die Wachmannschaften, die mir beigegeben waren, wir legten unsere Kleider nicht ab. Jeder hatte seine Waffe griffbereit.  Klage der Armen über die ReichenDa erhoben Leute aus dem Volk samt ihren Frauen laute Beschwerde gegen ihre jüdischen Stammesgenossen. Die einen sagten: "Wir haben viele Söhne und Töchter. Wir müssen Getreide erhalten, damit wir zu essen und zu leben haben!" Andere sagten: "Unsere Felder, Weinberge und Häuser mußten wir verpfänden. Wir wollen Getreide haben für den Hunger!" Wieder andere sprachen: "Wir mußten für die königliche Steuer auf unsere Felder und Weinberge Geld leihen. Nun sind wir aber vom gleichen Fleisch und Blut wie unsere Stammesgenossen. Unsere Kinder sind so gut wie ihre Kinder. Und doch müssen wir unsere Söhne und Töchter zur Knechtschaft hingeben. Manche unserer Töchter sind schon leibeigen geworden, und wir können nichts dagegen tun. Unsere Felder und Weinberge gehören ja anderen."  SchuldenerlaßIch geriet in großen Zorn, als ich ihre lauten Klagen und diese Reden hörte. Ich entschloß mich, den Vornehmen und Vorstehern Vorhaltungen zu machen und ihnen zu sagen: "Ihr treibt Wucher mit euren Volksgenossen!" Und ich berief eine große Volksversammlung gegen sie und sagte zu ihnen: "Wir haben unsere jüdischen Volksgenossen, die an die Heidenvölker verkauft waren, losgekauft, sooft es uns möglich war. Und ihr verkauft nun selber eure Volksgenossen, damit sie dann wieder an uns verkauft werden?" - Sie schwiegen und wußten nichts zu antworten. Ich fuhr fort: "Was ihr da tut, ist nicht recht. Solltet ihr nicht in der Furcht unseres Gottes wandeln, damit wir nicht von unseren heidnischen Feinden verhöhnt werden? Auch ich, meine Brüder und meine Diener haben vielen Geld und Getreide geliehen. Wir wollen ihnen doch diese Darlehen erlassen. Gebt ihnen noch heute ihre Felder, ihre Weinberge, ihre Ölgärten und ihre Häuser zurück und erlaßt ihnen den Zins für Geld, Getreide, Most und Öl, den ihr von ihnen zu verlangen habt!" Sie antworteten: "Wir wollen es zurückgeben und nichts von ihnen fordern! Wir tun, wie du verlangst." Da rief ich die Priester und ließ jene schwören, ihrem Versprechen gemäß zu verfahren. Ich schüttelte den Bausch meines Gewandes aus mit den Worten: "So möge Gott jeden, der dieses Versprechen nicht hält, aus seinem Haus und seinem Besitztum herausschütteln! Genau so sei er ausgeschüttelt und ausgeleert!" Die ganze Gemeinde rief: "So sei es!", und pries den Herrn. Und alles Volk tat, wie beschlossen war.  Nehemias UneigennützigkeitÜbrigens habe ich von der Zeit an, da der König mich beauftragte, Statthalter in Juda zu sein - vom zwanzigsten bis zum zweiunddreißigsten Jahr des Königs Artaxerxes, zwölf Jahre lang - samt meinen Brüdern den Lebensunterhalt eines Statthalters nicht in Anspruch genommen.  Die früheren Statthalter, meine Vorgänger, fielen dem Volk schwer zur Last. Sie bezogen von ihm für Speise und Wein täglich vierzig Schekel Silber. Auch ihre Unterbeamten drückten das Volk. Ich tat nicht so aus Furcht vor Gott. Auch beim Bau dieser Mauer legte ich mit Hand an, ohne daß wir Grundbesitz erworben hatten, und alle meine Leute waren dort beim Mauerbau versammelt. Dazu aßen die Juden, die einen Vorsteherposten bekleideten, - es waren 150 Mann -, und solche, die von den Völkern ringsumher zu uns kamen, an meinem Tisch. Der tägliche Aufwand: ein Stier, sechs auserlesene Schafe, sowie Geflügel allerlei Art, ging auf meine Kosten. Dazu kam alle zehn Tage allerlei Wein in Menge. Bei alledem habe ich den Unterhalt, der mir als Statthalter zustand, nicht beansprucht, weil das Volk durch die Fronarbeit schwer belastet war. Gedenke mir, mein Gott, alles zum Besten, was ich für dieses Volk getan! VOLLENDUNG DES MAUERBAUESNachstellungen gegen NehemiaAls dem Sanballat, dem Tobija, dem Araber Geschem und unseren übrigen Feinden zu Ohren kam, daß ich die Mauer aufgebaut habe und keine Lücke mehr in ihr vorhanden sei - doch hatte ich bis dahin die Torflügel noch nicht in die Tore eingesetzt -, schickten Sanballat und Geschem zu mir und ließen mir sagen: "Komm, wir wollen in einem der Dörfer der Ebene Ono eine Zusammenkunft halten!" - Sie sannen aber darauf, mir Böses zu tun.  Ich sandte darum Boten zu ihnen mit dem Bescheid: "Ich bin mit einem großen Werk beschäftigt und kann deshalb nicht hinabkommen. Das Werk läge still, wenn ich abließe und zu euch käme." Viermal schickten sie in derselben Weise zu mir, und ich gab ihnen immer die gleiche Antwort. Offener Brief Sanballats an NehemiaDa sandte Sanballat zum fünften Mal in derselben Weise seinen Diener mit einem offenen Brief zu mir. Darin stand geschrieben: "Unter den Völkern geht das Gerücht - auch Geschem bestätigt es -, daß ihr, du und die Juden, eine Empörung plant: darum bauest du die Mauer wieder auf. Du selber wollest ihr König werden und dergleichen mehr. Du sollst auch Propheten bestellt haben, die in Jerusalem dich zum König von Juda ausrufen sollen. Solche Gerüchte werden nun dem König zu Ohren kommen. Darum komm, wir beraten miteinander!" Darauf sandte ich zu ihm hin und ließ ihm sagen: "Nichts von dem, was du behauptest, liegt vor; du hast es selbst erdichtet." Sie alle wollten uns nämlich nur in Angst versetzen, weil sie hofften, wir würden dann vom Werk ablassen, so daß es nicht zustande käme. "Nun aber stärke meine Hände!" Der falsche ProphetEines Tages mußte ich mich in die Wohnung Schemajas, des Sohnes Delajas, des Sohnes Mehetabels, begeben, der sich dort eingeschlossen hatte. Er schlug mir vor: "Laßt uns zusammen in den Tempel Gottes, in das Innere des Tempels gehen und die Tore des Tempels schließen! Man will nämlich kommen, um dich zu ermorden. Noch diese Nacht wollen sie kommen, um dich zu töten." Doch ich entgegnete: "Ein Mann wie ich sollte fliehen? Wie könnte einer meinesgleichen in den Tempel gehen und am Leben bleiben? Ich gehe nicht dahin!" Ich erkannte, daß Gott ihn nicht gesandt hatte, sondern daß er den Gottesspruch nur darum an mich richtete, weil Tobija und Sanballat ihn gedungen hatten.  Er war nämlich gedungen, daß ich mich fürchten und dies tun und mich dadurch versündigen sollte. Das hätte ihnen dann zu übler Nachrede gedient, um mich in bösen Ruf zu bringen. Vergilt, mein Gott, dem Tobija und dem Sanballat diese ihre Werke, ebenso der Prophetin Noadja und den übrigen Propheten, die mich ängstigen wollten! Abschluß der BauarbeitenDoch die Mauer wurde nach 52 Tagen, am 25. Tag des Monats Elul, vollendet.  Als alle unsere Feinde dies erfuhren, erschraken alle Völker rings um uns her und wurden sehr niedergeschlagen. Denn sie erkannten, daß dieses Werk durch unseren Gott vollendet ward. Doch in jenen Tagen ließen selbst vornehme Juden zahlreiche Briefe an Tobija abgehen, und von Tobija kamen solche an sie zurück. In Juda gab es nämlich viele, die ihm eidlich verpflichtet waren; denn er war der Schwiegersohn Schechanjas, des Sohnes Arachs. Sein Sohn Johanan hatte die Tochter Meschullams, des Sohnes Berechjas, heimgeführt. Auch redeten sie vor mir von seinen guten Eigenschaften und hinterbrachten ihm meine Äußerungen. Auch Tobija hatte Briefe geschickt, um mich einzuschüchtern. Sorge für die Bewachung der StadtAls die Mauer erbaut war und ich die Torflügel eingesetzt hatte, wurden die Torhüter, die Sänger und Leviten bestellt. Mit dem Oberbefehl über Jerusalem betraute ich meinen Bruder Hanani und den Burghauptmann Hananja; denn er war ein zuverlässiger, gottesfürchtiger Mann vor vielen anderen. Ich gab ihnen den Befehl: "Die Tore von Jerusalem dürfen nicht geöffnet werden, bis die Sonne heiß scheint, und wenn sie noch am Himmel steht, soll man die Torflügel schließen und verriegeln. Man stelle auch von den Einwohnern Jerusalems Wachen aus, je einen als Posten vor seinem Haus." Verzeichnis der heimgekehrten LaienZwar war die Stadt geräumig und groß, doch wohnten nur wenige Leute darin. Man hatte viele Häuser noch nicht aufgebaut.  Da gab mir Gott in den Sinn, die Vornehmen und die Vorsteher samt dem Volk zu versammeln zwecks Eintragung in die Geschlechtsregister. Dabei fand ich das Geschlechtsverzeichnis derer, die zuerst aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren, und darin geschrieben: Folgende sind die zur Provinz zählenden Heimkehrer aus der Gefangenschaft des Exils, die einst Nebukadnezzar, der König von Babel, in die Verbannung nach Babel geführt hatte und die nun nach Jerusalem und Juda zurückkehrten, ein jeder in seine Stadt.  Sie kamen unter der Führung von Serubbabel, Jeschua, Nehemja, Asarja, Raamja, Nahamani, Mordochai, Bilschan, Misperet, Bigwai, Rehum und Baana. Das ist die Zahl der Männer des Volkes Israel: 2.172 Nachkommen des Parosch, 372 Nachkommen Schefatjas, 652 Nachkommen Arachs, 2.818 Nachkommen des Pahat-Moab, und zwar Nachkommen Jeschuas und Joabs, 1.254 Nachkommen Elams, 9.845 Nachkommen Sattus, 760 Nachkommen Sakkais, 648 Nachkommen Binnuis, 628 Nachkommen Bebais, 2.322 Nachkommen Asgads, 667 Nachkommen Adonikams, 2.067 Nachkommen Bigwais, 655 Nachkommen Adins, 98 Nachkommen Aters aus der Linie Hiskijas, 328 Nachkommen Haschums, 324 Nachkommen Bezais, 112 Nachkommen Harifs, 95 Nachkommen Gibeons, 188 Männer aus Betlehem und Netofa, 128 Männer aus Anatot, 42 Männer aus Bet-Asmawet, 743 Männer aus Kirjat-Jearim, Kefira und Beerot, 621 Männer aus Rama und Geba, 122 Männer aus Michmas, 123 Männer aus Bet-El und Ai, 52 Männer aus Neu-Nebo, 1.254 Nachkommen eines anderen Elam, 320 Nachkommen Harims, 345 Männer aus Jericho, 721 Männer von Lod, Hadid und Ono, 3.930 Nachkommen Senaas. Verzeichnis der heimgekehrten Priester und LevitenVon den Priestern: 973 Nachkommen Jedajas vom Haus Jeschua, 1.052 Nachkommen Immers, 1.247 Nachkommen Paschhurs, 1.017 Nachkommen Harims Von den Leviten: 74 Nachkommen Jeschuas, und zwar Nachkommen Kadmiëls, Binnuis und Hodawjas. Von den Sängern: 148 Nachkommen Asafs. Von den Torwächtern: insgesamt 138 Nachkommen Schallums, Aters, Talmons, Akkubs, Hatitas und Schobais. Von den Tempeldienern: Nachkommen Zihas, Hasufas, Tabbaots, des Keros, Sias, Padons, Lebanas, Hagabas, Salmais, Hanans, Giddels, Gahars, Reajas, Rezins, Nekodas, Gasams, Usas, Paseachs, Besais, der Mëuniter, der Nefusiter, Bakbuks, Hakufas, Harhurs, Bazluts, Mehidas, Harschas, des Barkos, Siseras, Temachs, Neziachs, Hatifas. Von den Nachkommen der Knechte Salomos: Nachkommen Sotais, Soferets, Perudas, Jaalas, Darkons, Giddels, Schefatjas, Hattils, Pocheret-Zebajims und Amons. Die Gesamtzahl der Tempeldiener und der Nachkommen der Knechte Salomos betrug 392. Folgende Heimkehrer aus Tel-Melach, Tel-Harscha, Kerub-Addon und Immer konnten nicht angeben, ob sie ihrer Familie und Herkunft nach aus Israel stammten: die 642 Nachkommen Delajas, Tobijas und Nekodas; von den Nachkommen der Priester die des Habajas, des Koz, und Barsillais, der eine von den Töchtern des Barsillais aus Gilead geheiratet hatte und nach deren Namen genannt wurde. Diese hatten ihre Geschlechtsurkunden gesucht. Da man sie nicht finden konnte, wurden sie einstweilen vom Priestertum ausgeschlossen. Der Statthalter verbot ihnen, vom Hochheiligen zu essen, bis ein Priester wieder die Urim und Tummim bediene. Die Gesamtzahl der Personen und LasttiereDie ganze Gemeinde belief sich insgesamt auf 42.360 Personen, ungerechnet die Knechte und Mägde, deren waren es 7.337. Dazu kamen noch 245 Sänger und Sängerinnen; sie hatten 736 Pferde, 245 Maultiere, sowie 435 Kamele und 6.720 Esel. Manche von den Familienhäuptern spendeten Beiträge zum Bau. Der Statthalter schenkte für den Schatz 1.000 Golddariken, 50 Sprengschalen und 530 Priestergewänder. Beiträge für den TempelVon den Familienhäuptern gaben einige für den Bauschatz 20.000 Golddariken und 2.200 Minen Silber. Was das übrige Volk gab, betrug 20.000 Golddariken, 2.000 Minen Silber und 67 Priesterkleider. So siedelten sich denn die Priester und die Leviten, die Türhüter, die Sänger, die Leute vom Volk, die Tempeldiener und ganz Israel in ihren Städten an. Als der siebte Monat herankam, waren die Israeliten schon in ihren Städten.  - - - NEUORDNUNG DES RELIGIÖS_SITTLICHEN LEBENSVerlesung des GesetzesAlles Volk versammelte sich einmütig auf dem freien Platz vor dem Wassertor. Es forderte den Schriftgelehrten Esra auf, das Buch des Gesetzes des Mose zu bringen, das der Herr den Israeliten gegeben hatte.  Der Priester Esra brachte das Gesetz vor die Versammlung, vor die Männer und Frauen und alle, die es verstehen konnten, am ersten Tag des siebten Monats.  Vom Morgen bis zum Mittag las er daraus vor auf dem Platz vor dem Wassertor, Männern und Frauen und allen, die es verstehen konnten. Das ganze Volk lauschte der Verlesung des Gesetzbuches. Der Schriftgelehrte Esra stand dabei auf einem Holzaufbau, den man zu diesem Zweck angefertigt hatte. Neben ihm zur Rechten standen Mattitja, Schema, Anaja, Urija und Maaseja; zu seiner Linken Pedaja, Mischaël, Malkija, Haschum, Haschbaddana, Secharja und Meschullam. Esra öffnete das Buch vor den Augen des ganzen Volkes; denn er ragte über das ganze Volk empor. Als er es geöffnet hatte, erhob sich das ganze Volk. Und Esra sprach ein Lobgebet zu Ehren des Herrn, des großen Gottes. Das ganze Volk antwortete: "Amen, Amen!" Und sie erhoben ihre Hände, verneigten sich dann und warfen sich vor dem Herrn mit dem Angesicht zur Erde nieder. Die Leviten Jeschua, Bani, Scherebja, Jamin, Akkub, Schabbetai, Hodija, Maaseja, Kelita, Asarja, Josabad, Hanan und Pelaja erklärten dem Volk das Gesetz, während das Volk an seinem Platz stand. Man las aus dem Buch des Gesetzes Gottes abschnittweise vor und erläuterte den Sinn, so daß sie das Gelesene verstanden.  Die Trauer de VolkesNun sagten Nehemia - das ist der Statthalter - und Esra, der Priester und Schriftgelehrte, und die Leviten, die das Volk unterwiesen, zu dem Volk: "Dieser Tag ist heilig dem Herrn, eurem Gott. Trauert nicht und weint nicht!" Das ganze Volk war nämlich in Tränen ausgebrochen, als es den Inhalt des Gesetzes vernahm. Dann sprach er zu ihnen: "Geht, nehmt ein gutes Essen und einen guten Trunk zu euch und schickt auch denen, die sich nichts zubereiten können, einen Anteil! Denn der Tag ist unserem Herrn heilig. Trauert nicht, denn die Freude im Herrn ist eure Stärke!" So beruhigten die Leviten das ganze Volk, indem sie sagten: "Seid still, der Tag ist heilig! Trauert nicht!" Da ging alles Volk weg, um zu essen und zu trinken, Anteile zu versenden und ein großes Freudenfest zu feiern. Denn sie achteten auf das, was man ihnen verkündet hatte. Feier des LaubhüttenfestesAm zweiten Tag versammelten sich die Familienhäupter des ganzen Volkes sowie die Priester und Leviten bei Esra, dem Schriftgelehrten, um den Inhalt des Gesetzes kennenzulernen. Da fanden sie im Gesetz geschrieben, daß der Herr durch Mose geboten hatte, die Israeliten sollten am Fest im siebten Monat in Laubhütten wohnen. In all ihren Städten und in Jerusalem sollten sie laut verkünden lassen: "Geht hinaus auf die Berge, holt Zweige von edlen und wilden Ölbäumen, von Myrten und Palmen und anderen Laubbäumen, um Hüten daraus zu bauen, wie geschrieben steht!" Da ging das Volk hinaus, holte sie und machte sich Hütten auf den Dächern, in den Höfen, in den Vorhöfen des Tempels Gottes, auf dem freien Platz am Wassertor und auf dem Platz am Efraimtor.  Die ganze Gemeinde aller aus der Gefangenschaft Heimgekehrten machte sich Hütten und wohnte in den Hütten. Seit den Tagen Josuas, des Sohnes Nuns, bis auf diesen Tag hatten die Israeliten dies nicht mehr getan. Darum herrschte sehr große Freude.  Tag für Tag las man aus dem Buch des Gesetzes Gottes vor, vom ersten Tag bis zum letzten. Sie feierten das Fest sieben Tage lang. Am achten hielten sie der Vorschrift gemäß eine Festversammlung. Der große BußtagAm 24. Tag dieses Monats versammelten sich die Israeliten unter Fasten, in Sacktuch und mit Staub auf den Häuptern.  Nachdem sich die reinstämmigen Israeliten von allen Fremden abgesondert hatten, traten sie hin und bekannten ihre Sünden und die Missetaten ihrer Väter. Dann begann man an dem Ort, wo sie standen, aus dem Buch des Gesetzes des Herrn, ihres Gottes, vorzulesen, drei Stunden lang. Alsdann bekannten sie, niedergeworfen vor dem Herrn, ihrem Gott, drei Stunden lang ihre Schuld. Hierauf traten die Leviten Jeschua, Bani, Kadmiël, Schebanja, Bunni, Scherebja, Bani und Kenani auf den erhöhten Platz und riefen mit lauter Stimme den Herrn, ihren Gott an. Und die Leviten Jeschua, Kadmiël, Bani, Haschabneja, Scherebja, Hodija, Schebanja und Petachja sprachen folgendes Gebet: "Auf denn, lobpreist den Herrn, euren Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Man preise deinen herrlichen Namen, der erhaben über allen Preis und Ruhm. Du Herr, bist es allein. Du bist es, der den Himmel geschaffen, den Himmel der Himmel mit seinem ganzen Heer, die Erde und alles, was auf ihr ist, die Meere mit allem, was in ihnen lebt. Allem diesem spendest du Leben. Dich betet an das himmlische Heer.  Du, Herr, bist der Gott, der Abram erwählt, aus Ur in Chaldäa weggeführt und ihm den Namen Abraham gegeben hat. Du hast sein Herz treu gegen dich erfunden und mit ihm den Bund geschlossen, das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Jebusiter und Girgaschiter seinen Nachkommen zu geben. Und du hast dein Wort gehalten; denn du bist getreu. Du sahst das Elend unserer Väter in Ägypten, du hörtest ihren Hilferuf am Schilfmeer. Du wirktest Zeichen und Wunder am Pharao, an all seinen Knechten und dem ganzen Volk seines Landes. Denn du wußtest, daß diese ihren Übermut an ihnen ausgelassen hatten. So hast du dir einen Namen geschaffen, so groß wie er heute ist.  Du zerteiltest vor ihnen das Meer, daß sie trockenen Fußes durch das Meer zogen. Ihre Verfolger aber warfst du in die Tiefe, wie einen Stein in gewaltige Wasser. Durch eine Wolkensäule hast du sie bei Tag geführt, durch eine Feuersäule in der Nacht, um ihnen den Weg zu erleuchten, auf dem sie zogen. Dann stiegst du hernieder auf den Sinai, redetest vom Himmel her mit ihnen und gabst ihnen gerechte Gesetze, zuverlässige Weisungen, gute Satzungen und Gebote. Du verkündetest ihnen deinen heiligen Sabbat und gabst ihnen durch deinen Knecht Mose Gebote, Verordnungen und Gesetze. Brot vom Himmel spendetest du ihnen für den Hunger und ließest ihnen Wasser aus dem Felsen sprudeln für den Durst. Du befahlst ihnen, einzuziehen und das Land in Besitz zu nehmen, das ihnen zu verleihen du deine Hand zum Schwur erhoben hattest. Sie aber, unsere Väter, handelten vermessen, waren störrischen Sinnes und hörten nicht auf deine Gebote. Sie weigerten sich zu folgen und dachten nicht zurück an deine Wundertaten, die du für sie gewirkt hast. Sie wurden störrischen Sinnes, wählten sich ein Oberhaupt und wollten nach Ägypten in die Knechtschaft zurückkehren. Doch du bist ein Gott, der vergibt, gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Güte. Du hast sie nicht verlassen. Als sie sich sogar ein gegossenes Kalb machten und sprachen: Dies ist dein Gott, der dich aus Ägypten führte -, als sie große Lästerungen verübten, hast du sie in überreicher Erbarmung in der Wüste nicht verlassen. Die Wolkensäule wich nicht von ihnen bei Tag, sie auf den Weg zu leiten, und die Feuersäule nicht bei Nacht, um ihnen den Weg zu erleuchten, den sie ziehen sollten. Du verliehest ihnen deinen guten Geist, um sie zu unterweisen. Dein Manna versagtest du ihrem Mund nicht und schenktest ihnen Wasser für den Durst. Vierzig Jahr lang versorgtest du sie in der Wüste. Sie litten keinen Mangel. Ihre Kleider nutzten sich nicht ab, und ihre Füße schwollen nicht an. Du gabst ihnen Königreiche und Völker und teiltest jedem sein Gebiet zu. Sie nahmen in Besitz das Land des Sihon, das Land des Königs von Heschbon und das Land des Königs Og von Baschan. Ihre Kinder machtest du zahlreich wie die Sterne des Himmels und brachtest sie in das Land, das zu betreten und in Besitz zu nehmen du ihren Vätern verheißen hattest. Ihre Kinder kamen und nahmen das Land in Besitz. Du warfst die Bewohner des Landes, die Kanaaniter, vor ihnen nieder und gabst sie in ihre Hand, ihre Könige und die Völker des Landes, damit sie mit ihnen nach Belieben verführen. Sie gewannen feste Städte und ein fettes Land, nahmen zahlreiche Häuser, voll von allen Gütern, ausgehauene Brunnen, Weinberge, Ölgärten und Obstbäume in Besitz. Sie aßen und wurden satt und stark und schwelgten in der Fülle deiner Güter. Doch wurden sie widerspenstig, empörten sich gegen dich und kehrten deinem Gesetz den Rücken. Sie mordeten deine Propheten, die sie verwarnten, um sie zu dir zurückzuführen, und sie verübten große Lästerungen. Darum gabst du sie preis der Gewalt ihrer Feinde, daß diese sie bedrängten. Wenn sie aber dann in ihrer Not zu dir schrieen, erhörtest du sie vom Himmel her. Du gabst ihnen in deinem großen Erbarmen Retter, die sie aus der Hand ihrer Feinde befreiten. Sobald sie aber Ruhe hatten, taten sie wieder Böses vor dir. Dann überließest du sie wieder der Hand ihrer Feinde, und diese herrschten über sie. Sie riefen dann aufs neue zu dir, und du erhörtest sie vom Himmel her und befreitest sie oftmals in deinem großen Erbarmen. Du verwarntest sie ernstlich, um sie zu deinem Gesetz zurückzuführen. Doch sie blieben trotzig, hörten nicht auf deine Gebote und sündigten gegen deine Gesetze, durch die der lebt, der sie befolgt. Sie zeigten dir widerspenstig den Rücken, waren trotzigen Sinnes und hörten nicht. Du wartetest mit ihnen viele Jahre und warntest sie durch deinen Geist vermittels deiner Propheten. Doch sie hörten nicht. Da gabst du sie in die Gewalt der Völker der Länder.  Doch in übergroßem Erbarmen gabst du sie nicht der Vernichtung preis. Du verließest sie nicht; denn du bist ein gnädiger und barmherziger Gott. Und nun, unser Gott, du großer, starker, furchtbarer Gott, der du den gnadenvollen Bund bewahrst, achte nicht gering all die Drangsal, die uns, unsere Könige, unsere Fürsten, unsere Priester, unsere Propheten, unsere Väter und dein ganzes Volk seit den Tagen der Könige von Assyrien bis heute getroffen hat! Du bist gerecht in allem, was uns widerfahren ist; denn du hast Treue geübt, wir aber haben gottlos gehandelt. Auch unsere Könige, unsere Fürsten, unsere Priester und unsere Väter haben dein Gesetz nicht gehalten, deiner Gebote und Warnungen, die du ihnen gabst, nicht geachtet. In ihrem Königreich und in der Fülle der Güter, die du ihnen gegeben, in dem weiten und fetten Land, das du ihnen zugeteilt, dienten sie dir nicht und kehrten sich nicht ab von ihren bösen Taten. Darum sind wir heute Knechte. In dem Land, das du unseren Vätern verliehen, damit sie seine Früchte und seine Güter genießen, ja, darin sind wir heute Knechte. Sein reicher Ertrag gehört nun den Königen, die du um unserer Sünden willen über uns gesetzt hast. Sie schalten nach Belieben über unsere Leiber und unser Vieh, und so sind wir in großer Not.  Auf Grund von all dem schließen wir einen festen Vertrag und legen ihn schriftlich nieder. Auf der Urkunde sollen die Namen unserer Fürsten, Leviten und Priester stehen."  Die BundeserneuerungAuf der Urkunde trugen sich ein: der Statthalter Nehemia, der Sohn Hachaljas, und Zidkija, Seraja, Asarja, Jirmeja,  Paschhur, Amarja, Malkija, Hattusch, Schebanja, Malluch, Harim, Meremot, Obadja, Daniel, Ginneton, Baruch, Meschullam, Abija, Mijamin, Maasja, Bilga und Schemaja. Dies waren die Priester. Sodann die Leviten: Jeschua, der Sohn Asanjas, Binnui von den Nachkommen Henadads, und Kadmiël, und ihre Amtsgenossen Schebanja, Hodija, Kelita, Pelaja, Hanan, Micha, Rehob, Haschabja, Sakkur, Scherebja, Schebanja, Hodija, Bani und Beninu. Sodann die Häupter des Volkes: Parosch, Pahat-Moab, Elam, Sattu, Bani, Bunni, Asgad, Bebai, Adonija, Bigwai, Adin, Ater, Hiskija, Asur, Hodija, Haschum, Bezai, Harif, Anatot, Nebai, Magpiasch, Meschullam, Hesir, Meschesabel, Zadok, Jaddua, Pelatja, Hanan, Anaja, Hoschea, Hananja, Haschub, Lohesch, Pilha, Schobek, Rehum, Haschabna, Maaseja, Ahija, Hanan, Anan, Malluch, Harim und Baana. Das übrige Volk aber, die Priester, Leviten, Torhüter, Sänger, Tempeldiener, alle, die sich von den Völkern der Länder abgesondert haben zum Gesetz Gottes, samt ihren Frauen, Söhnen und Töchtern: alle die Erkenntnis und Einsicht haben, schließen sich hiermit ihren Volksgenossen, den Vornehmen, an. Sie geloben und beschwören, nach dem Gesetz Gottes zu wandeln, das durch Mose, den Knecht Gottes, erlassen wurde, und alle Gebote des Herrn, unseres Gottes, und seine Verordnungen und Satzungen zu beobachten und einzuhalten. Wir wollen darum weder unsere Töchter den Völkern des Landes geben, noch ihre Töchter für unsere Söhne nehmen.  Wir wollen den Völkern des Landes, die am Sabbat Waren und allerlei Getreide zum Verkauf bringen, nichts davon am Sabbat oder an einem anderen heiligen Tag abnehmen. Wir wollen ferner im siebten Jahr auf den Feldertrag und auf jede Schuldforderung verzichten. Weiter legen wir uns die Verpflichtung auf, jährlich den dritten Teil eines Schekels als Steuer für den Dienst im Tempel unseres Gottes zu entrichten,  für die Schaubrote, für das tägliche Speise- und Brandopfer, für die Sabbat- und Neumondopfer, für die Festopfer, für die Dankopfer, für die Sündopfer zur Entsühnung Israels und für den ganzen Dienst am Tempel unseres Gottes. Auch haben wir, die Priester, die Leviten und das Volk, das Los geworfen betreffs der Holzlieferungen, die wir familienweise Jahr für Jahr zur bestimmten Zeit an den Tempel unseres Gottes leisten wollen, damit es zur Feuerung auf dem Altar des Herrn, unseres Gottes, diene, wie es im Gesetz vorgeschrieben ist.  Auch wollen wir die Erstlinge unserer Felder und die Erstlinge aller Früchte von allen Bäumen Jahr für Jahr an den Tempel des Herrn abliefern. Ferner verpflichten wir uns, nach der Vorschrift des Gesetzes unsere erstgeborenen Söhne und die Erstlingswürfe unseres Viehs sowie die Erstlingswürfe unserer Rinder und Schafe für den Tempel unseres Gottes an die Priester, die im Tempel unseres Gottes Dienst tun, abzuliefern. Ferner wollen wir das Beste von unseren Mehlerzeugnissen und unseren Hebeopfer und den Früchten sämtlicher Bäume sowie Most und Öl an die Priester in die Gemächer des Tempels unseres Gottes abliefern, ebenso den Zehnten unserer Felder an die Leviten. Denn die Leviten sammeln den Zehnten in allen Städten ein, wo wir Landbau treiben. Die Priester, Aarons Nachkommen, sollen die Leviten begleiten, wenn die Leviten den Zehnten einsammeln. Die Leviten sollen dann den Zehnten vom Zehnten zum Tempel unseres Gottes in die Gemächer des Vorratshauses bringen. - In diese Gemächer brachten nämlich die Israeliten und die Leviten die Abgaben von Korn, Most und Öl. Dort befanden sich auch die heiligen Geräte und die diensttuenden Priester, die Torhüter und Sänger. - So wollen wir uns nicht nachlässig zeigen gegen den Tempel unseres Gottes." DIE POLITISCHE ERNEUERUNGÜbersiedlung eines Teiles der Landbevölkerung nach JerusalemHierauf nahmen die Vorsteher des Volkes ihren Wohnsitz in Jerusalem. Das übrige Volk warf das Los, um von zehn Mann je einen auszulosen, der sich in der heiligen Stadt Jerusalem ansiedeln mußte, während die übrigen neun Zehntel in den Landstädten wohnen blieben.  Und das Volk dankte allen, die sich freiwillig in Jerusalem ansiedelten.  Einwohner und GeschlechtsverzeichnisseFolgendes sind die Häupter des Bezirks, die sich in Jerusalem und in den Städten Judas niedergelassen hatten. Jeder ließ sich auf seinem Grundstück in den betreffenden Städten Israels nieder, die Priester, Leviten und Tempeldiener Israels und die Nachkommen der Knechte Salomos. In Jerusalem siedelten sich Angehörige der Stämme Juda und Benjamin an. Aus dem Stamm Juda: Ataja, er stammt ab von Usija, der von Secharja, der von Amarja, der von Schefatja, der von Mahalel - aus der Nachkommenschaft des Perez; Maaseja, er stammt ab von Baruch, der von Kolhose, der von Hasaja, der von Adaja, der von Jojarib, der von Secharja - aus der Nachkommenschaft Schelas. Die Nachkommen des Perez, die in Jerusalem wohnten, betrugen im ganzen 468 kriegstüchtige Männer. Aus dem Stamm Benjamin: Sallu, er stammt von Meschullam, der von Joëd, der von Pedaja, der von Kolaja, der von Maaseja, der von Itiël, der von Jeschaja; nach ihm Gabbai, Sallai - im ganzen 928 [Männer].  Aufseher über sie war Joël, der Sohn Sichris; Juda, der Sohn Senuas, war zweiter Aufseher über die Stadt. Von den Priestern waren dort: Jedaja, Jojarib, Jachin, Seraja, der Sohn Hilkijas, des Sohnes Meschullams, des Sohnes Zadoks, des Sohnes Merajots, des Sohnes Ahitubs, der Fürst des Tempels Gottes,  und ihre Brüder, die den Dienst am Tempel versehen, im ganzen 822 Männer; ferner Adaja, der Sohn Jerohams, des Sohnes Pelaljas, des Sohnes Amzis, des Sohnes Secharjas, des Sohnes Paschhurs, des Sohnes Malkijas, und seine Brüder, 242 Familienhäupter; ebenso Amaschsai, der Sohn Asarels, des Sohnes Achsais, des Sohnes Meschillemots, des Sohnes Immers, und ihre Brüder, 128 kriegstüchtige Männer. Ihr Vorsteher war Sabdiël, der Sohn Haggedolims. Von den Leviten waren dort: Schemaja, der Sohn Haschubs, des Sohnes Asrikams, des Sohnes Haschabjas, des Sohnes Bunnis, sowie aus der Zahl der Levitenhäupter: Schabbetai und Josabad, die den äußeren Geschäften des Tempels Gottes vorstanden, ferner Mattanja, der Sohn Michas, des Sohnes Sabdis, des Sohnes Asafs, der den Lobgesang leitete und das "Danket" beim Gebet anstimmte; Bakbukja, der zweite im Rang unter seinen Brüdern, sowie Abda, der Sohn Schammuas, des Sohnes Galals, des Sohnes Jedutuns. Die Gesamtzahl der Leviten in der Heiligen Stadt betrug 284 Männer. Als Torhüter waren: Akkub, Talmon und ihre Brüder, die an den Toren Wache hielten, im ganzen 172 Männer. Die übrigen Israeliten, die Priester und Leviten, wohnten in allen Städten Judas, jeder auf seinem Besitztum. Die Tempeldiener aber wohnten auf dem Ofel. Ziha und Gischpa waren die Aufseher der Tempeldiener. Der Vorsteher der Leviten in Jerusalem war Usi, der Sohn Banis, des Sohnes Haschabjas, des Sohnes Mattanjas, des Sohnes Michas, aus der Nachkommenschaft Asafs, die während des Gottesdienstes im Tempel zu singen hatte. Für sie lag eine Verfügung des Königs vor, und eine Verordnung war zugunsten der täglichen Versorgung der Sänger erlassen worden. Petachja, der Sohn Meschesabels, von den Nachkommen Serachs, des Sohnes Judas, war der Bevollmächtigte des Königs in allen Angelegenheiten des Volkes. Was sodann die Orte mit ihren Landbezirken betrifft, so wohnten Judäer in Kirjat-Arba und seinen Tochterstädten, in Dibon und seinen Tochterstädten, in Kabzeel und seinen Gehöften, in Jeschua, Molada und Bet-Pelet, in Hazar-Schual sowie in Beerscheba und seinen Tochterstädten, in Ziklag sowie in Mechona und seinen Tochterstädten, in En-Rimmon, Zora, Jarmut, Sanoach, Adullam und seinen Gehöften, in Lachisch und seinem Landbezirk sowie in Aseka und seinen Tochterstädten. Sie hatten sich von Beerscheba bis zum Hinnom-Tal angesiedelt. Angehörige des Stammes Benjamin wohnten von Geba an in Michmas, Aja, Bet-El und dessen Tochterstädten, in Anatot, Nob, Ananeja, Hazor, Rama, Gittajim, Hadid, Zeboim, Neballat, Lod und Ono und im Werkmeistertal. Von den Leviten befanden sich Abteilungen in Juda und Benjamin. Die mit Serubbabel heimgekehrten Priester und LevitenFolgende sind die Priester und Leviten, die mit Serubbabel, dem Sohn Schealtiëls, und Jeschua herzogen: Seraja, Jirmeja, Esra, Amarja, Malluch, Hattusch, Schechanja, Harim, Meremot, Iddo, Ginneton, Abija, Mijamin, Maadja, Bilga, Schemaja, Jojarib, Jedaja, Sallu, Amok, Hilkija und Jedaja. Dies sind die Oberhäupter der Priester und ihrer Genossen zur Zeit Jeschuas. Die Leviten waren: Jeschua, Binnui, Kadmiël, Scherebja, Juda und Mattanja; dieser und seine Genossen leiteten den Lobgesang. Bakbukja und Unni, ihre Genossen, standen ihnen in Dienstabteilungen gegenüber. HohepriesterverzeichnisJeschua war der Vater Jojakims, Jojakim der des Eljaschib, und Eljaschib der des Jojada, Jojada der des Jonatan, und Jonatan der des Jaddua. Die Priester unter JojakimZur Zeit Jojakims waren folgende Priester die Häupter der Familien: Meraja in der des Seraja, Hananja in der des Jirmeja, Meschullam in der des Esra, Johanan in der des Amarja, Jonatan in der des Malluch, Josef in der des Schebanja, Adna in der des Harim, Helkai in der des Meremot, Secharja in der des Iddo, Meschullam in der des Ginneton, Sichri in der des Abija, Piltai in der des Mijamin und Maadja, Schammua in der des Bilga, Jonatan in der des Schemaja, Mattenai in der des Jojarib, Usi in der des Jedaja, Kallai in der des Sallu, Eber in der des Amok, Haschabja in der des Hilkija, Netanel in der des Jedaja. Levitische Familienhäupter bis auf JohananVon den Leviten sind die Familienhäupter zur Zeit Eljaschibs, Jojadas, Johans und Jadduas in der Chronik aufgezeichnet worden bis zur Zeit der Regierung des Persers Darius.  Von den Leviten wurden die Familienhäupter im Buch der Chronik aufgezeichnet bis zur Zeit Johanans, des Sohnes Eljaschibs. Die Häupter der Leviten waren: Haschabja, Scherebja, Jeschua, Binnui, Kadmiël; ferner ihre Genossen, die ihnen gegenüberstanden, um nach der Anordnung Davids, des Mannes Gottes, eine Abteilung abwechselnd mit der anderen, die Lob- und Danklieder zu singen. Mattanja, Bakbukja, Obadja, Meschullam, Talmon und Akkub waren Torhüter und wachten bei den Vorratshäusern an den Toren. Diese waren Zeitgenossen Jojakims, des Sohnes Jeschuas, des Sohnes Jozadaks, und Zeitgenossen des Statthalters Nehemia sowie des Priesters und Schriftgelehrten Esra. Einweihung der StadtmauerBei der Einweihung der Mauern von Jerusalem suchte man die Leviten aus allen ihren Orten zusammen und ließ sie nach Jerusalem kommen, um die Einweihung in Festesfreude, mit Danksagung und Lobgesängen, unter dem Spiel von Zimbeln, Harfen und Zithern zu feiern. So versammelten sich die Sänger aus dem Umkreis Jerusalems und den Dörfern von Netofa, aus Bet-Gilgal und den Gegenden von Geba und Asmawet. Die Sänger hatten sich nämlich rings um Jerusalem Dörfer gebaut. Nachdem die Priester und Leviten sich selbst, das Volk, die Tore und die Mauer gereinigt hatten,  ließ ich die Fürsten Judas auf die Mauer steigen und stellte zwei große Sängerchöre auf. Der eine zog nun auf der Mauer nach rechts hin auf das Misttor zu. Der erste ChorIhm folgte Hoschaja und die Hälfte der Fürsten Judas, nämlich Asarja, Esra, Meschullam,  Juda, Benjamin, Schemaja und Jirmeja; und von den Priestern mit Trompeten Secharja, der Sohn Jonatans, des Sohnes Schemajas, des Sohnes Mattanjas, des Sohnes Michajas, des Sohnes Sakkurs, des Sohnes Asafs, und seine Genossen Schemaja, Asarel, Milalai, Gilalai, Maai, Netanel, Juda und Hanani mit den Musikinstrumenten Davids, des Mannes Gottes. Der Schriftgelehrte Esra ging an ihrer Spitze. So zogen sie zum Quelltor, schritten dann geradeaus auf den Stufen der Stadt Davids beim Palast Davids den Aufstieg zur Mauer hinan und zogen dann weiter bis zum Wassertor im Osten. Der zweite ChorDer zweite Chor zog nach links. Ich folgte ihm mit der Hälfte des Volkes oben auf der Mauer hin, am Ofenturm vorüber bis zur breiten Mauer,  dann am Efraimtor und an dem Tor der Altstadt, dem Fischtor, dem Turm Hananel und am Tor der Hundert vorbei bis an das Schaftor. Am Gefängnistor hielten sie an. Die Feier im TempelDann stellten sich beide Dankchöre beim Tempel Gottes auf; ebenso ich mit der Hälfte der Fürsten und die Priester Eljakim, Maaseja, Minjamin, Michaja, Eljoënai, Secharja und Hananja mit Trompeten, und Maaseja, Schemaja, Eleasar, Usi, Johanan, Malkija, Elam und Eser. Die Sänger sangen unter Leitung Jisrachjas. Man brachte an diesem Tag große Schlachtopfer dar und freute sich; denn Gott hatte ihnen eine große Freude bereitet. Auch die Frauen und Kinder freuten sich. Weithin hörte man den Jubel Jerusalems. Nehemias weitere MaßnahmenAufseher für die SpendenAn diesem Tag bestellte man Aufseher für die Vorratskammern, die als Speicher für die Hebeopfer, Erstlinge und Zehnten dienten, um darin von den Feldern der einzelnen Städte die gesetzlichen Abgaben für die Priester und Leviten aufzuspeichern. Denn die Judäer hatten Freude an den Priestern und Leviten, die den Dienst taten. Diese versahen den Dienst ihres Gottes und den Dienst der Reinigung wie auch die Sänger und Torhüter nach der Vorschrift Davids und seines Sohnes Salomo. Denn schon von alters her, in den Tagen Davids und Salomos, gab es Vorsteher über die Sänger und Lob- und Danklieder zur Ehre Gottes. Ganz Israel gab zur Zeit des Serubbabel und des Nehemia den Sängern und Torhütern Tag für Tag die Gebühren. Auch den Leviten spendeten sie heilige Gaben, und die Leviten lieferten die heiligen Zehntgaben an die Söhne Aarons ab. Absonderung der FremdenIn jener Zeit wurde dem Volk aus dem Buch Mose vorgelesen. Da fand man darin geschrieben, daß ein Ammoniter und Moabiter nie Aufnahme in die Gemeinde Gottes finden dürfe, weil sie den Israeliten nicht mit Brot und Wasser entgegengekommen waren, sondern Bileam gedungen hatten, ihnen zu fluchen. Unser Gott wandelte jedoch den Fluch in Segen. Als sie dieses Gesetz vernahmen, sonderte man alles fremde Volk von Israel ab.  Aufhebung des Tobija-Gemaches im TempelVordem hatte der Priester Eljaschib, der über die Gemächer im Tempel unseres Gottes gesetzt war, ein Verwandter des Tobija,  diesem eine große Kammer eingerichtet, wo man zuvor Speiseopfer, Weihrauch, Geräte, Zehnten von Getreide, Most und Öl, die Gebühren für die Leviten, Sänger und Torhüter und die Hebeopfer für die Priester untergebracht hatte. Während sich dies zutrug, war ich nicht in Jerusalem; denn im 32. Jahr des Artaxerxes, des Königs von Babel, hatte ich mich zum König begeben. Nach einiger Zeit bat ich den König um Urlaub und kehrte nach Jerusalem zurück. Da bemerkte ich das Böse, was Eljaschib zugunsten des Tobija getan hatte, indem er ihm ein Gemach in den Vorhöfen des Tempels Gottes einrichtete.  Dies mißfiel mir sehr. Ich ließ darum allen Hausrat des Tobija aus dem Gemach hinauswerfen und befahl, die Kammer zu reinigen und dann die Geräte des Tempels Gottes, das Speiseopfer und den Weihrauch wieder dahin zurückzubringen. Verordnung bezüglich der Abgaben für die LevitenIch erfuhr auch, daß man den Leviten ihren Anteil nicht gegeben hatte und daß die Leviten und Sänger, die den Dienst verrichten mußten, in ihre Heimat entflohen waren. Ich machte den Vorstehern Vorwürfe und fragte sie: "Warum steht der Tempel Gottes verlassen?" Darauf ließ ich jene wiederkommen und stellte sie auf ihre Posten. Ganz Juda brachte nun den Zehnten von Getreide, Most und Öl in die Vorratskammern. Zu Aufsehern über die Vorräte bestellte ich den Priester Schelemja, den Schriftgelehrten Zadok und den Leviten Pedaja und zu ihrer Unterstützung Hanan, den Sohn Sakkurs, des Sohnes Mattanjas. Denn sie galten als zuverlässige Männer. Darum wurde ihnen die Verteilung an ihre Amtsgenossen anvertraut. - Gedenke mir dies, mein Gott, und vergiß nicht die Wohltaten, die ich dem Tempel Gottes und dem Dienst an ihm erwiesen habe! Verordnung gegen die Entweihung des SabbatsIn jenen Tagen sah ich in Juda am Sabbat die Kelter treten, Garben tragen, Esel mit Wein, Trauben, Feigen und allerlei anderen Lasten beladen und es am Sabbat nach Jerusalem bringen. Ich verwarnte sie, an diesem Tag Lebensmittel feilzubieten. Auch die Tyrer, die in Juda wohnten, brachten Fische und allerlei Waren und verkauften sie am Sabbat an die Judäer und in Jerusalem. Da machte ich den Vornehmen Judas Vorwürfe und hielt ihnen vor: "Was tut ihr da für ein großes Unrecht, daß ihr den Sabbat entheiligt? Haben nicht unsere Väter dies getan, und hat nicht unser Gott all dieses große Unheil über uns und diese Stadt kommen lassen? Wollt ihr ein noch größeres Zorngericht über Israel bringen, indem ihr den Sabbat entweiht?" Sobald es nun vor Anbruch des Sabbats in den Toren Jerusalems dunkel wurde, befahl ich, die Tore zu schließen, und ordnete an, sie bis nach dem Sabbat nicht zu öffnen. Auch stellte ich einige von meinen Leuten an die Tore, daß keine Last am Sabbat hereinkäme.  Nun übernachteten die Händler und die Verkäufer von Waren aller Art ein- oder zweimal draußen vor Jerusalem. Ich verwarnte sie und sagte zu ihnen: "Warum übernachtet ihr vor der Mauer? Wenn ihr das noch einmal tut, lege ich Hand an euch." Seit der Zeit kamen sie nicht mehr am Sabbat. Dann befahl ich den Leviten, sich zu reinigen und zu kommen, um die Tore zu bewachen, damit der Sabbat heilig gehalten würde. Auch das gedenke mir, o Gott, und schone meiner nach deinem großen Erbarmen! Maßnahmen gegen ausländische FrauenIn jenen Tagen sah ich auch Juden, die Frauen von Aschdod, Ammon und Moab geheiratet hatten. Ihre Kinder redeten zum Teil in der Sprache von Aschdod. Sie konnten nicht jüdisch sprechen, sondern redeten die Sprache des betreffenden Volkes.  Ich machte ihnen Vorwürfe, fluchte ihnen, schlug und mißhandelte einige Männer und beschwor sie bei Gott: "Gebt doch eure Töchter nicht ihren Söhnen und nehmt von ihren Töchtern keine für eure Söhne und für euch! Hat nicht dadurch Salomo, der König von Israel, gesündigt? Unter all den vielen Völkern war kein König wie er. Er war der Liebling seines Gottes, und Gott machte ihn zum König über ganz Israel. Doch auch ihn verführten die heidnischen Frauen zur Sünde. Nun müssen wir auch von euch hören, daß ihr alle diese großen Übel tut und euch an unserem Gott versündigt, indem ihr fremde Frauen nehmt. Von den Söhnen Jojadas, des Sohnes Eljaschibs, des Hohenpriesters, war einer der Schwiegersohn Sanballats, des Horoniters. Ich entfernte ihn aus meiner Nähe. Gedenke ihnen, mein Gott, die Befleckungen des Priestertums und des Bundes, den du mit Priestern und Leviten geschlossen hast! Abschluß des BuchesIch säuberte sie von allem Heidnischen und ordnete die Dienstobliegenheiten der Priester und Leviten für jeden einzelnen, auch die Beschaffung von Holz zur bestimmten Zeit und der Erstlingsgaben. Gedenke mir das, mein Gott, zu meinem Besten! Drohendes Unheil für die JudenDas Gastmahl des XerxesEs war in den Tagen des Xerxes, jenes Xerxes, der von Indien bis Äthiopien über 127 Provinzen herrschte.  Als König Xerxes in der Residenz Susa auf seinem Königsthron saß,  gab er im dritten Jahr seiner Regierung allen seinen Fürsten und Beamten ein Festmahl, zu dem sich die Kriegobersten der Perser und Meder mit den Edelleuten und Fürsten der Provinzen bei ihm einfanden. Dabei stellte er seinen Reichtum, seine königliche Herrlichkeit, seine glanzvolle Pracht und Größe gar viele Tage, 180 Tage lang, zur Schau. Als diese Tage zu Ende waren, gab der König auch allem Volk, das sich in der Residenz Susa befand, hoch und niedrig, ein siebentägiges Festmahl im Hof des Gartens, der am königlichen Palast lag. An silbernen Ringen und Marmorsäulen waren mittels Schnüren von Byssus und roten Purpur Behänge von weißer Baumvolle und violettem Purpur befestigt. Auf dem Fußboden, der aus Alabaster, weißem und dunklem Marmor und Perlmuttsteinen war, standen goldene und silberne Ruhelager. Die Getränke wurden in goldenen Gefäßen gereicht; jedes Gefäß war von dem anderen verschieden. Königlicher Wein war dank der Freigebigkeit des Königs in Menge vorhanden. Nach königlicher Anweisung durfte man niemand zum Trinken nötigen. Denn der König hatte allen seinen Hausverwaltern befohlen, jedem seinen freien Willen zu lassen. Die Königin Waschti weigert sich, zu erscheinenAuch die Königin Waschti gab für die Frauen im Palast des Königs Xerxes ein Festmahl.  Am siebten Tag, als er König vom Wein angeheitert war, befahl er den sieben Kämmerern: Mehuman, Biseta, Harbona, Bigta, Abagta, Setar und Karkas, die vor König Xerxes Dienst taten, Königin Waschti mit der königlichen Krone vor den König zu bringen, um den Völkern und den Fürsten ihre Schönheit zu zeigen; denn sie war eine herrliche Erscheinung. Doch Königin Waschti weigerte sich, auf den Befehl des Königs, den ihr die Kämmerer überbrachten, zu erscheinen. Darüber ward der König sehr erbost, und grimmiger Zorn stieg in ihm auf. Verstoßung der Königin WaschtiDer König befragte die Weisen, die in der Geschichte bewandert waren; denn er pflegte alle seine Angelegenheiten den Gesetzes- und Rechtskundigen vorzulegen,  die ihm am nächsten standen, und das waren Karschena, Schetar, Admata, Tarschisch, Meres, Marsena und Memuchan, sieben vornehme Perser und Meder, die zum König freien Zutritt und den ersten Rang im Reich hatten. Er fragte sie: "Wie muß man nach dem Gesetz mit der Königin Waschti verfahren, da sie den Befehl des König Xerxes, den ihr die Kämmerer überbrachten, nicht befolgt?" Memuchan antwortete dem König und den Fürsten: "Nicht allein gegen den König hat sich die Königin Waschti verfehlt, sondern auch gegen alle Fürsten und Völker, die in den Provinzen des Königs Xerxes wohnen. Das Verhalten der Königin wird allen Frauen bekannt werden, und sie werden ihre Männer verachten, wenn man erzählt: König Xerxes befahl der Königin Waschti, vor ihm zu erscheinen; aber sie kam nicht. Von diesem Tag an werden die persischen und medischen Fürstinnen, die von dem Benehmen der Königin hören, dies allen Fürsten des Königs vorhalten. So wird der Mißachtung und des Verdrusses kein Ende sein. Wenn es dem König genehm ist, so erlasse er eine unabänderliche königliche Verordnung und lasse sie in das Gesetzbuch der Perser und Meder eintragen: Waschti darf nicht mehr vor dem König Xerxes erscheinen. Ihre Würde als Königin gibt der König einer anderen, die besser ist als sie.  Wenn dann diese Verordnung des Königs in seinem ganzen so ausgedehnten Reich bekannt wird, werden alle Frauen, ob hoch oder niedrig, ihren Männern die schuldige Ehre erweisen." Dieser Vorschlag gefiel dem König und den Fürsten, und der König ging auf den Rat Memuchans ein. Er sandte Schreiben an alle königlichen Provinzen, und zwar an jede Provinz in ihrer Schrift und an jedes Volk in seiner Sprache: "Ein jeder Mann soll Herr in seinem Haus sein, welche Sprache er auch redet!" Eine neue Königin soll gewählt werdenAls sich später der Zorn von König Xerxes gelegt hatte, dachte er wieder an Waschti, an das, was sie getan hatte und was über sie beschlossen war. Da machten die Kämmerer des Königs, die ihn bedienten, den Vorschlag: Man suche für den König die schönsten Jungfrauen aus. Der König bestelle in allen Provinzen seines Reiches Beamte, die alle schönen Jungfrauen nach der Residenz Susa in das Frauenhaus bringen und der Obhut des königlichen Kämmerers Hegai, des Aufsehers über die Frauen, übergeben sollen. Man gebe ihnen dann die rechten Schönheitsmittel. Die Jungfrau, die dem König gefällt, soll an Waschtis Stelle Königin werden. Der König fand den Vorschlag gut und befolgte ihn. Ester kommt an den HofIn der Residenz Susa lebte ein Jude mit Namen Mordechai, der Sohn Jaïrs, eines Sohnes Schimis, eines Sohnes des Kisch, aus dem Stamm Benjamin.  Mit den Gefangenen aus Jerusalem, die zusammen mit Jojachin, dem König von Juda, durch Nebukadnezzar, den König von Babylon, in die Gefangenschaft geführt worden waren, ward auch er weggeführt. Er war der Pflegevater der Hadassa, die auch Ester hieß, der Tochter seines Onkels; sie hatte nämlich keinen Vater und keine Mutter mehr. Das Mädchen war schön von Gestalt und eine liebliche Erscheinung. Nach dem Tod ihres Vaters und ihrer Mutter hatte Mordechai sie als seine Tochter angenommen.  Als der Erlaß des Königs und seine Verordnung bekanntgegeben war und man viele junge Mädchen in die Residenz Susa unter die Aufsicht Hegais brachte, kam auch Ester in den königlichen Palast unter die Obhut Hegais, des Aufsehers über die Frauen. Da das Mädchen ihm gefiel und seine Gunst gewann, war er eifrig auf die wirksamsten Schönheitsmittel und gute Kost für sie bedacht. Auch gab er ihr sieben auserlesene Dienerinnen aus dem königlichen Palast und bevorzugte sie und ihre Dienerinnen im Frauenhaus. Ester aber gab ihr Volk und ihre Herkunft nicht an. Denn Mordechai hatte ihr verboten, etwas davon zu sagen. Mordechai kam Tag für Tag vor den Hof des Frauenhauses, um zu erfahren, wie es um Ester stünde und was aus ihr würde. Ester wird KöniginNach zwölfmonatigem Verfahren, wie es bei den Frauen Vorschrift war, kam an jedes Mädchen die Reihe, sich zum König Xerxes zu begeben. So lange dauerte ihre Schönheitspflege: sechs Monate die Pflege mit Myrrhenöl und sechs Monate mit Balsam und anderen weiblichen Schönheitsmitteln. Alsdann kam das Mädchen zum König. Alles, was es aus dem Frauenhaus in den königlichen Palast mitzunehmen wünschte, gab man ihm. Am Abend ging es hinein, und am Morgen führte man es in ein anderes Frauenhaus, das unter der Obhut des königlichen Kämmerers Schaaschgas stand, des Vorstehers der Nebenfrauen des Königs. Alsdann kam es nicht mehr zum König, es sei denn, daß der König nach ihm verlangte und es mit Namen rief. Als nun Ester, die Tochter Abihajils, des Onkels Mordechais, der sie als Tochter angenommen hatte, an der Reihe war, sich zum König zu begeben, verlangte sie nichts, als was der königliche Kämmerer Hegai, der Vorsteher der Frauen, bestimmte. Ester gefiel allen, die sie sahen. So ward Ester im zehnten Monat, das ist im Monat Tebet, im siebten Jahr seiner Regierung zu König Xerxes in den königlichen Palast gebracht. Der König gewann Ester lieber als alle anderen Frauen, und sie erwarb sich vor allen übrigen Jungfrauen seine Gunst und Zuneigung. Deshalb setzte er ihr die Königskrone aufs Haupt und erhob sie an Waschtis Statt zur Königin. Sodann gab der König Ester zu Ehren allen seinen Fürsten und Beamten ein großes Festmahl, gewährte den Provinzen Steuererlaß und teilte mit königlicher Freigebigkeit Geschenke aus. Mordechai entdeckt eine VerschwörungAls abermals Jungfrauen ausgesucht wurden, weilte Mordechai im Tor des königlichen Palastes.  Ester aber hatte ihre Abkunft und ihr Volk nicht angegeben, wie Mordechai ihr befohlen hatte. Denn Ester befolgte die Weisungen des Mordechai gerade wie früher, da sie noch als Pflegekind bei ihm war. In jenen Tagen nun, als Mordechai im Tor des königlichen Palastes weilte, gerieten Bigtan und Teresch, zwei königliche Kämmerer aus der Zahl der Torhüter, in Zorn und trachteten König Xerxes nach dem Leben. Mordechai erfuhr es und zeigte es der Königin Ester an. Ester meldete es im Auftrag Mordechais dem König. Als man die Sache untersuchte und als richtig befand, wurden beide am Galgen aufgehängt und das Ereignis in der Chronik für den König verzeichnet. Hamans Feindschaft gegen MordechaiDanach erhob König Xerxes Haman, den Sohn Hammedatas aus Agag, zur höchsten Würde und gab ihm den Rang über alle Fürsten in seiner Umgebung.  Alle Beamten des Königs, die sich am königlichen Hof aufhielten, beugten ihre Knie und warfen sich vor Haman nieder; denn so hatte es der König für ihn angeordnet. Nur Mordechai beugte kein Knie und warf sich nicht nieder.  Da sagten die Diener am Hof des Königs zu Mordechai: "Warum übertrittst du das Gebot des Königs?" Allein er hörte nicht auf sie, obwohl sie ihm Tag für Tag zuredeten. So meldeten sie es Haman, um zu sehen, ob die Ausrede des Mordechai Geltung habe; denn er hatte ihnen gesagt, er sei ein Jude. Als Haman sah, daß Mordechai seine Knie nicht vor ihm beugte und sich nicht niederwarf, geriet er in Wut. Doch dünkte es ihn zu gering, nur an Mordechai Hand anzulegen; denn man hatte ihm auch die Volkszugehörigkeit des Mordechai mitgeteilt. So trachtete Haman danach, alle Juden im ganzen Reich des Xerxes als Volkgenossen des Mordechai auszurotten. Der AusrottungsplanAm ersten Neumond, das ist der Monat Nisan, im zwölften Jahr des Königs Xerxes, wurde in Gegenwart Hamans das Pur, das ist das Los, geworfen über die einzelnen Tage und Monate, und das Los fiel auf den dreizehnten Tag des zwölften Monats, des Monats Adar.  Dann sprach Haman zu König Xerxes: "Unter den Völkern in allen Landen deines Reiches wohnt zerstreut und doch wieder abgesondert ein Volk, dessen Gesetze von denen eines jeden anderen Volkes verschieden sind und das die Anordnungen des Königs nicht befolgt. Es ist für den König nicht vorteilhaft, es so gewähren zu lassen.  Wenn es dem König genehm ist, gebe man den schriftlichen Befehl, es auszurotten. Dann kann ich den Schatzbeamten 10.000 Talente Silber auswiegen, damit sie sie in die königlichen Schatzkammern überführen." Der König zog seinen Siegelring von der Hand und übergab ihn Haman, dem Sohn Hammedatas aus Agag, dem Feind der Juden. Dabei sprach der König zu Haman: "Das Silber sei dir überlassen, und mit dem Volk verfahre, wie dir gut dünkt." Der AusrottungsbefehlAm 13. Tag des ersten Monats wurden die königlichen Schreiber gerufen, und genau nach den Weisungen Hamans erging an die königlichen Satrapen und Statthalter der einzelnen Provinzen und an die Fürsten der einzelnen Völker ein schriftlicher Erlaß, und zwar für jede Provinz in ihrer Schrift und für jedes Volk in seiner Sprache. Der Erlaß war im Namen des Königs Xerxes abgefaßt und mit dem Siegelring des Königs versehen. Die Schreiben wurden dann durch Eilboten in alle Provinzen des Königs versandt. Danach sollten alle Juden, jung und alt, Kinder und Frauen, an einem Tag, am 13. des zwölften Monats, das ist des Monats Adar, ausgerottet, ermordet und umgebracht und ihre Habe geplündert werden. Der Inhalt des Schreibens, das als Gesetz für alle Provinzen gegeben wurde, sollte allen Völkern kundgegeben werden, daß sie auf diesen Tag gerüstet wären. Sobald das Gesetz in der Residenz Susa erlassen war, machten sich die Eilboten auf Befehl des Königs eilends auf den Weg. Der König aber und Haman hielten ein Mahl. In der Stadt Susa indes herrschte große Bestürzung. ABWENDUNG DES UNHEILS DURCH ESTERS VERMITTLUNGTrauer Mordechais und der JudenAls Mordechai von all diesen Vorgängen Kenntnis erhielt, zerriß er sein Gewand, hüllte sich in Sacktuch und Asche, ging so in die Stadt hinein und erhob bittere Wehklage.  So kam er bis vor das Tor des königlichen Palastes. In das Tor des Palastes durfte man im Trauergewand nicht treten.  Auch in allen Provinzen, wohin nur der Erlaß des Königs und seine Verordnung gelangte, herrschte große Trauer unter den Juden. Sie fasteten, weinten und wehklagten, und viele hüllten sich in Sacktuch und Asche. Mordechais Auftrag an EsterAls die Dienerinnen und Kämmerer zu Ester kamen und ihr davon Nachricht brachten, wurde die Königin sehr bestürzt. Sie sandte dem Mordechai Kleider, daß er sie anzöge und das Sacktuch ablege. Doch nahm er sie nicht an. Da rief Ester den königlichen Kämmerer Hatach, der ihr zu Diensten stand, und schickte ihn zu Mordechai, um zu erfahren, was das bedeute und warum das geschehe. Hatach ging zu Mordechai hinaus auf den Stadtplatz, der vor dem Tor des königlichen Palastes lag. Mordechai erzählte ihm alles, was geschehen war, und nannte ihm die Geldsumme, die Haman für die Ausrottung der Juden in die königliche Schatzkammer zu liefern versprochen hatte. Auch gab er ihm eine Abschrift des Erlasses, der in Susa betreffs ihrer Vernichtung angeschlagen war, um ihn Ester zu zeigen, ihr Bericht zu erstatten und sie aufzufordern, zum König zu gehen und ihn um die Begnadigung ihres Volkes zu bitten. Hatach kehrte zurück und meldete Ester, was Mordechai gesagt hatte. Ester ließ Mordechai durch Hatach sagen: "Alle Diener des Königs und das Volk der königlichen Provinzen wissen, daß jeder, Mann oder Frau, der, ohne gerufen worden zu sein, den inneren Hof des Königs betritt, nach einem und demselben Gesetz dem Tod verfallen ist, und daß er nur dann am Leben bleibt, wenn ihm der König sein goldenes Zepter entgegenstreckt. Nun bin ich aber seit dreißig Tagen nicht mehr zum König gerufen worden." Als Hatach dem Mordechai Esters Antwort brachte, ließ Mordechai der Ester erwidern: "Glaube ja nicht, daß du allein von allen Juden dein Leben retten wirst, weil du im Palast des Königs bist. Denn wenn du dich jetzt in Schweigen hüllst, wird den Juden von anderer Seite Hilfe und Rettung kommen. Du aber wirst samt deinem Haus umkommen. Wer weiß, ob du nicht gerade deshalb in dieser Zeit Königin geworden bist?"  Da ließ Ester dem Mordechai melden: "Geh hin, versammele alle Juden von Susa und fastet für mich, indem ihr drei Tage und drei Nächte nichts eßt und trinkt. Auch ich will mit meinen Dienerinnen fasten. Dann will ich zum König gehen, obwohl es gegen das Gesetz verstößt. Wenn ich deswegen sterben muß, so sterbe ich eben." Mordechai ging weg und tat alles, was Ester ihm aufgetragen hatte. Esters GastmahlAm dritten Tag legte Ester ihre königlichen Gewänder an und begab sich in den inneren Hof des königlichen Palastes, dem königlichen Palast gegenüber. Der König saß gerade auf seinem Thron im königlichen Palast, dem Eingang gegenüber. Als der König die Königin Ester im Hof sah, fand sie Gnade vor ihm Der König streckte das goldene Zepter, das er in seiner Hand hielt, ihr entgegen. Ester trat hinzu und berührte die Spitze des Zepters. Dann sprach der König zu ihr: "Was hast du, Königin Ester? Was ist dein Begehr? Wäre es die Hälfte meines Reiches, sie sei dir gewährt!" Ester erwiderte: "Wenn es dem König genehm ist, so komme der König heute mit Haman zu dem Mahl, das ich für ihn bereitet habe." Der König befahl: "Holt schnell Haman, damit Esters Wunsch erfüllt wird!" So kamen der König und Haman zu dem Mahl, das Ester bereitet hatte. Beim Weingelage sprach der König zu Ester: "Was ist deine Bitte? Sie sei dir gewährt! Was ist dein Begehr? Wäre es auch die Hälfte meines Reiches, sie sei dir bewilligt!" Ester erwiderte: "Meine Bitte und mein Begehr ist: Wenn ich in den Augen des Königs Gnade gefunden habe, und wenn es dem König beliebt, meine Bitte zu gewähren und meinen Wunsch zu erfüllen, so komme der König wieder mit Haman zu dem Mahl, das ich ihm bereiten werde. Morgen will ich dann des Königs Wunsch erfüllen." Haman will Mordechai hängen lassenAn jenem Tag ging Haman froh und guten Mutes von dannen. Als aber Haman den Mordechai im Tor des königlichen Palastes erblickte und er vor ihm nicht aufstand und ihn nicht beachtete, ward Haman über Mordechai erbittert.  Doch hielt Haman noch an sich, bis er nach Haus kam. Da ließ er seine Freunde und seine Frau Seresch zu sich kommen. Und Haman erzählte ihnen von seinen großen Reichtümern, von seinen vielen Söhnen und wie hoch ihn der König geehrt und über die Fürsten und königlichen Diener erhoben hätte. Haman fuhr fort: "Sogar die Königin Ester hat außer dem König niemand als mich zu dem Mahl gebeten, das sie veranstaltet hat. Auch für morgen bin ich wieder mit dem König von ihr eingeladen. Aber das alles ist für mich wertlos, solange ich noch den Juden Mordechai im Tor des königlichen Palastes weilen sehe." Da sprachen seine Frau Seresch und alle seine Freunde zu ihm: "Laß einen fünfzig Ellen hohen Galgen errichten und rede morgen früh mit dem König, daß man Mordechai darauf aufhängt. Dann kannst du fröhlich mit dem König zum Mahl gehen." Der Vorschlag gefiel Haman, und er ließ einen Galgen errichten.  Mordechais EhrungIn jener Nacht konnte der König nicht schlafen. Daher ließ er sich das Buch mit den geschichtlichen Denkwürdigkeiten bringen. Man las sie dem König vor. Da fand sich aufgezeichnet, wie Mordechai den Anschlag der beiden Kämmerer aus der Zahl der Torhüter, Bigtan und Teresch, die König Xerxes ums Leben bringen wollten, angezeigt hatte. Der König fragte: "Welche Ehre und Auszeichnung hat Mordechai dafür erhalten?" Die Diener des Königs, die den Dienst bei ihm hatten antworteten: "Er hat nichts erhalten." Da fragte der König: "Wer ist im Vorhof?" Haman war gerade in den äußeren Hof des königlichen Palastes getreten, um dem König vorzuschlagen, man solle Mordechai an den Galgen hängen, den er für ihn hatte aufrichten lassen. Die Diener des Königs antworteten ihm: "Haman steht im Vorhof." - "Er soll hereinkommen", sprach der König. Haman trat herein, und der König fragte ihn: "Was kann man dem Mann tun, den der König besonders ehren möchte?" Haman dachte bei sich: Wen anders wird der König besonders ehren wollen als mich? So antwortete Haman dem König: "Wenn der König jemand ehren will, bringe man ein königliches Gewand herbei, das der König schon getragen, und ein Pferd, auf dem der König schon geritten hat und auf dessen Kopf eine Königskrone angebracht ist. Man übergebe dann das Gewand samt dem Pferd einem der vornehmsten Fürsten des Königs und ziehe es dem Mann an, den der König ehren will, und lasse ihn auf dem Pferd über den Stadtplatz reiten und vor ihm her ausrufen: Das wird dem Mann zuteil, den der König ehren will." Da sprach der König zu Haman: "Hole eilends das Gewand und das Pferd, so wie du gesagt hast, und tue so mit dem Juden Mordechai, der im Tor des königlichen Palastes weilt! Unterlaß nichts von all dem, was du vorgeschlagen hast!"  Haman holte das Gewand und das Pferd, bekleidete Mordechai damit, ließ ihn über den Stadtplatz reiten und vor ihm ausrufen: "Das wird dem Mann zuteil, den der König ehren will." Mordechai kehrte hierauf an das Tor des königlichen Palastes zurück. Haman aber eilte traurig und mit verhülltem Haupt nach Hause und erzählte seiner Frau Seresch und allen seinen Freunden, was ihm begegnet war. Da sprachen seine Ratgeber und seine Frau Seresch zu ihm: "Wenn Mordechai, vor dem du zu fallen begonnen hast, vom Geschlecht der Juden ist, wirst du gegen ihn nichts vermögen, sondern von ihm gestürzt werden."  Während sie noch mit ihm redeten, kamen schon die Kämmerer des Königs und führten Haman eilends zu dem Mahl, das Ester hergerichtet hatte. Hamans SturzAls der König mit Haman zum Mahl bei der Königin Ester erschien, sagte der König auch am zweiten Tag beim Weingelage zu Ester: "Was ist deine Bitte, Königin Ester? Sie sei dir gewährt! Was ist dein Begehr? Wäre es auch die Hälfte meines Reiches, es soll erfüllt werden!" Da antwortete die Königin Ester: "Wenn ich in deinen Augen Gnade gefunden haben, o König, und wenn es dem König genehm ist, so schenke er mir mein Leben, um das ich bitte, und mein Volk, für das ich flehe. Denn wir sind verkauft, ich und mein Volk, um ausgerottet, ermordet und umgebracht zu werden. Sollten wir nur als Sklaven und Sklavinnen verkauft werden, hätte ich geschwiegen; denn der Feind wiegt nimmer den Schaden auf, der dem König dadurch entsteht." König Xerxes fragte die Königin Ester: "Wer ist es? Wo ist der, der eine solche Tat plant?" Ester antwortete: "Der Feind und Widersacher ist dieser schlimme Haman da." Voll Zorn erhob sich der König vom Weingelage und ging in den Garten des Palastes. Haman blieb zurück und bat die Königin Ester um sein Leben; denn er sah, daß der König Schlimmes mit ihm vorhatte. Als der König aus dem Garten des Palastes in den Saal zum Weingelage zurückkam, hatte sich Haman vor das Polster niedergeworfen, auf dem Ester lag. Der König rief aus: "Will er gar der Königin in meinem eigenen Haus Gewalt antun?" Kaum war das Wort dem königlichen Mund entflohen, verhüllte man schon Hamans Gesicht.  Harbona, einer der Kämmerer, die im Dienst des Königs standen, sprach: "Beim Haus Hamans steht ein Galgen, fünfzig Ellen hoch. Haman hat ihn für Mordechai errichten lassen, der doch zum Besten des Königs geredet hat." Der König befahl: "Hängt ihn daran auf!" So hängte man Haman an dem Galgen auf, den er für Mordechai hatte errichten lassen. Dann legte sich der Zorn des Königs. An jenem Tag schenkte König Xerxes der Königin Ester das Haus Hamans, des Widersachers der Juden, und Mordechai erhielt Zutritt zum König; denn Ester hatte dem König mitgeteilt, in welchem Verhältnis er zu ihr stand. Der König zog den Siegelring ab, den er Haman hatte abnehmen lassen, und gab ihn Mordechai. Ester aber setzte den Mordechai über das Haus Hamans. Erlaß zum Schutz der JudenEster sprach nochmals mit dem König, warf sich ihm zu Füßen und bat ihn unter Tränen, er möge den ruchlosen Anschlag vereiteln, den Haman aus Agag wider die Juden ersonnen hatte. Der König streckte Ester das golden Zepter entgegen. Ester erhob sich, trat vor den König und sprach: "Wenn es dem König genehm ist, wenn ich vor ihm Gnade gefunden habe, wenn mein Bitte dem König angemessen dünkt und ich seine Zuneigung habe, lasse er durch einen schriftlichen Befehl die Schreiben mit dem Anschlag Hamans, des Sohnes Hammedatas, aus Agag, zurücknehmen, in denen er die Ausrottung der Juden in allen königlichen Provinzen angeordnet hat. Denn wie könnte ich das Unheil mitansehen, das mein Volk treffen soll? Wie könnte ich ruhig dem Untergang meines Geschlechtes zusehen?" Da antwortete König Xerxes: "Seht, ich habe Hamans Haus der Ester geschenkt und ihn selber an den Galgen hängen lassen, weil er seine Hand gegen die Juden ausstreckte. Ihr mögt nun nach Belieben im Namen des Königs zugunsten der Juden Verordnungen erlassen und sie mit dem königlichen Siegelring versiegeln. Ein Schreiben, das im Namen des Königs erlassen und mit seinem Siegelring versiegelt ist, darf nicht zurückgenommen werden." Am 23. Tag des dritten Monats, das ist im Monat Siwan, wurden also die königlichen Schreiber gerufen, und man setzte genau nach der Anweisung des Mordechai einen schriftlichen Befehl auf an die Juden, an die Satrapen, Statthalter und Fürsten der 127 Provinzen von Indien bis Äthiopien, für jede Provinz in ihrer Schrift und für jedes Volk in seiner Sprache, auch an die Juden in ihrer Schrift und Sprache.  Die schriftlichen Befehle wurden im Namen von König Xerxes ausgefertigt, mit dem Siegelring des Königs versiegelt und die Schreiben dann durch berittene Eilboten versandt, die auf Rennpferden aus den Gestüten ritten. Danach gestattete der König den Juden in allen Städten, sich zusammenzuscharen und ihr Leben zu verteidigen, jede Mannschaft der Völker und Provinzen, die sie angreifen würde, mit Frauen und Kindern zu vertilgen, zu töten und zu vernichten und ihre Habe zu plündern. Das sollte in allen Provinzen des Königs Xerxes an einem Tag, am 13. Tag des zwölften Monats, das ist im Monat Adar, geschehen. Eine Abschrift des Erlasses sollte als Gesetz in allen Provinzen öffentlich allen Volksstämmen bekanntgegeben werden. Die Juden sollten dann an jenem Tag bereit sein, sich an ihren Feinden zu rächen. Sobald das Gesetz in der Residenz Susa erlassen war, ritten die Eilboten auf Rennpferden mit dem Befehl des Königs eiligst aus. Die Freude der JudenMordechai trat aus dem Palast des Königs in königlicher Kleidung von purpurblauer und weißer Farbe, mit einer großen goldenen Krone auf dem Haupt und einem Mantel von Byssus und Purpur. Die Stadt Susa jubelte und freute sich. Den Juden war nun Glück, Freude, Wonne und Ehre zuteil geworden. In alle Provinzen und in allen Städten, wohin immer der Erlaß des Königs und seine Verordnung gelangten, gab es bei den Juden Freude und Jubel, Gastmahle und Festlichkeiten. Viele von der heidnischen Bevölkerung des Landes gaben sich als Juden aus; denn sie fürchteten sich vor den Juden. Der Sieg der JudenIm zwölften Monat, das ist im Monat Adar, am 13. Tag, an dem der Erlaß des Königs und seine Verordnung ausgeführt werden sollten und die Feinde der Juden sie zu überwältigen gehofft hatten, wandte sich das Blatt, und die Juden überwanden ihre Feinde. In allen Provinzen des Königs Xerxes scharten sich die Juden in ihren Städten zusammen, um Hand an die zu legen, die ihnen Unheil zuzufügen trachteten. Niemand konnte ihnen widerstehen; denn alle Völker fürchteten sich vor ihnen. Alle Fürsten in den Provinzen, die Satrapen, Statthalter und Beamten des Königs unterstützen die Juden, weil sie sich vor Mordechai fürchteten. Denn Mordechai war hochangesehen am Hof des Königs. Sein Ruf verbreitete sich durch alle Provinzen; denn er wurde immer mächtiger. So schlugen die Juden ihre Feinde mit dem Schwert, ermordeten und vernichteten sie und verfuhren mit ihren Widersachern nach Gutdünken. In der Residenz Susa töteten und vernichteten die Juden 500 Mann,  auch Parschandata, Dalfon, Aspata, Porata, Adalja, Aridata, Parmaschta, Arisai, Aridai und Wajesata, die zehn Söhne des Widersachers der Juden, Hamans, des Sohnes Hammedatas, töteten sie. Doch nach der Beute streckten sie ihre Hand nicht aus. Noch an demselben Tag wurde dem König die Zahl der in der Hauptstadt Susa Ermordeten gemeldet. Da sprach der König zur Königin Ester: "In der Residenz Susa sind 500 Mann getötet und ums Leben gebracht worden, auch die zehn Söhne Hamans. Wie mögen sie da erst in den anderen Provinzen des Reiches vorgegangen sein! Was ist nun deine Bitte? Sie soll dir gewährt werden. Was verlangst du weiter? Es soll geschehen!" Ester antwortete: "Wenn es dem König genehm ist, dann sei es den Juden in Susa gestattet, auch morgen ganz wie heute zu verfahren. Die zehn Söhne Hamans aber möge man an den Galgen hängen." Der König gestattete, daß das geschehe. Für Susa ward ein Erlaß gegeben, und die zehn Söhne Hamans wurden aufgehängt. So scharten sich denn die Juden in Susa auch am 14. Tag des Monats Adar zusammen und töteten zu Susa 300 Mann. Doch nach der Beute streckten sie ihre Hand nicht aus. Das FreudenfestDie anderen Juden, die in den Provinzen des Reiches wohnten, hatten sich ebenfalls zusammengeschart, um ihr Leben zu verteidigen. Sie nahmen Rache an ihren Feinden und töteten von ihren Widersachern 75.000. Doch nach der Beute streckten sie ihre Hand nicht aus.  Dies geschah am 13. Tag des Monats Adar. Am 14. ruhten sie aus und machten ihn zu einem Tag der Schmauserei und der Freude. Die Juden in Susa hatten sich sowohl am 13. als auch am 14. Tag zusammengeschart, ruhten am 15. Tag aus und machten diesen zu einem Tag der Schmauserei und der Freude. So machten denn die Juden auf dem Land, die in den Ortschaften des offenen Landes wohnten, den 14. des Monats Adar zu einem Tag der Freude und der Schmauserei, an dem sie sich gegenseitig Leckerspeisen zusandten. Mordechais PurimverordnungMordechai schrieb diese Begebenheiten auf und sandte Briefe an alle Juden in sämtlichen Provinzen des König Xerxes, den nahen und den fernen, um es ihnen für immer zur Pflicht zu machen, den 14. und 15. Tag des Monats Adar alljährlich zu feiern als die Tage, an denen die Juden sich an ihren Feinden gerächt hatten, und als den Monat, der ihren Kummer in Freude, ihre Trauer in einen Festtag verwandelt hatte. Sie sollten diese Tage feiern als Tage der Schmauserei und der Freude, an denen sie sich gegenseitig Leckerspeisen senden und die Armen beschenken. So machten die Juden das, was sie damals zum erstenmal gefeiert hatten, nach der Weisung Mordechais zu einem feststehenden Brauch. Haman, der Sohn Hammedatas aus Agag, der Feind aller Juden, hatte die Ausrottung der Juden geplant und das Pur , das ist das Los werfen lassen, um sie zu töten und zu vernichten. Als aber die Sache vor den König kam, gab dieser den schriftlichen Befehl, der boshafte Anschlag, den Haman gegen die Juden ersonnen hatte, solle auf sein eigenes Haupt zurückfallen, und man solle ihn und seine Söhne an den Galgen hängen. Deshalb nannte man diesen Tag Purim nach dem Wort Pur . Nach dem Inhalt obigen Schreibens und nach dem, was sie selbst gesehen und erlebt hatten, machten es die Juden für sich, für ihre Nachkommen und für alle, die sich ihnen anschließen würden, zum festen und unabänderlichen Brauch, daß diese beiden Tage in der vorgeschriebenen Weise und zu der bestimmten Zeit jedes Jahr zu feiern seien,  und daß diese Tag im Andenken behalten und zu allen Zeiten, von allen Geschlechtern, in allen Provinzen und Städten feierlich begangen werden sollen. So sollten diese Purimtage nie bei den Juden schwinden, und die Erinnerung daran bei ihren Nachkommen nie erlöschen. Esters PurimerlaßNeben dem von Mordechai erging auch von der Königin Ester, der Tochter Abihajils, ein zweiter Erlaß, durch den die Feier des Purimfestes mit allem Nachdruck bestätigt wurde. Man sandte Schreiben an alle Juden der 127 Provinzen des Königreichs des Xerxes mit den besten Friedenswünschen. Danach sollten diese Purimtage zu der Zeit gefeiert werden, die der Jude Mordechai und die Königin Ester festgesetzt hatten. Ebenso sollen die Vorschriften des Fastens und Weinens beobachtet werden, die sie für sich und ihre Nachkommen übernommen hatten. Esters Erlaß machte diese Purimvorschriften zum Gesetz, und sie wurden in einer Urkunde aufgezeichnet. Mordechais ErhöhungKönig Xerxes legte dem Festland und den Inseln eine Steuer auf. Alle Erweise seiner gewaltigen Macht und die genaue Beschreibung der hohen Stellung, zu der der König den Mordechai erhob, sind in der Chronik der Könige von Medien und Persien aufgezeichnet. Denn der Jude Mordechai hatte den ersten Rang nach König Xerxes. Er stand bei den Juden in hohem Ansehen und war bei seinen zahlreichen Landsleuten beliebt. Denn er suchte das Wohl seines Volkes und trat für die Sache seines ganzen Geschlechtes ein.  DER VORBERICHTIjobs Rechtschaffenheit und GlückEinst lebte im Land Uz ein Mann, der hieß Ijob. Er war ein untadeliger und rechtschaffener Mann, fürchtete Gott und hielt sich vom Bösen fern.  Er hatte sieben Söhne und drei Töchter.  Sein Besitz betrug 7.000 Schafe, 3.000 Kamele, 500 Joch Rinder, 500 Eselinnen; dazu sehr viel Gesinde. Er war reicher als alle Söhne des Ostens.  Nun war es Brauch bei seinen Söhnen, ein Festmahl zu halten in eines jeden Haus an dem für ihn bestimmten Tag. Auch zu ihren drei Schwestern schickten sie hin und luden sie ein, mit ihnen zu essen und zu trinken.  Hatten sie aber die Runde der Festmahlstage beendet, ließ Ijob sie rufen und sich zum Opfer bereiten. In der Frühe brachte er dann für jeden von ihnen ein Brandopfer dar. Denn Ijob dachte: "Vielleicht haben meine Kinder gesündigt und Gott in ihrem Herzen beleidigt!" So tat Ijob jedesmal.  Ist ihm Gottes Ehre oder sein Besitz wichtiger?Es begab sich aber eines Tages, daß die Gottessöhne kamen und vor den Herrn traten. Auch der Satan erschien unter ihnen.  Und der Herr fragte den Satan: "Woher kommst du?" Der Satan antwortete dem Herrn: "Von einem Streifzug auf der Erde und von einer Wanderung auf ihr." Da sagte der Herr zum Satan: "Hast du auch acht gehabt auf meinen Diener Ijob? Niemand kommt ihm auf Erden gleich. Untadelig ist er und rechtschaffen, fürchtet Gott und hält sich vom Bösen fern." Der Satan erwiderte dem Herrn: "Ist etwa Ijob umsonst so gottesfürchtig?  Umhegst du nicht ihn und sein Haus und alles, was ihm gehört? Seiner Hände Wirken segnest du, und sein Besitz dehnt sich immer weiter im Land aus. Doch strecke nur einmal deine Hand aus und taste seine Habe an, ob er sich nicht offen gegen dich auflehnt!" Da sprach der Herr zum Satan: "Nun wohl, seine ganze Habe sei in deiner Gewalt! Nur an ihn selbst darfst du die Hand nicht legen!" Und der Satan verließ den Herrn. Erste Bewährungsprobe: Verlust der Habe und der KinderWährend nun eines Tages die Söhne und Töchter Ijobs im Haus ihres ältesten Bruders beim Mahl waren und Wein tranken, traf bei Ijob ein Bote ein mit der Meldung: "Die Rinder waren beim Pflügen, und die Eselinnen weideten daneben. Da fielen die Sabäer ein, raubten sie und erschlugen die Knechte mit dem Schwert. Ich allein bin entkommen, es dir zu melden."  Er war noch am Reden, da kam ein anderer mit der Nachricht: "Feuer Gottes fiel vom Himmel nieder und verbrannte die Schafe und die Knechte und verzehrte sie. Ich allein bin entkommen, es dir zu melden."  Er war noch am Reden, da kam schon wieder einer und berichtete: "Die Chaldäer bildeten drei Heerhaufen, fielen über die Kamele her, trieben sie weg und erschlugen die Knechte mit dem Schwert. Ich allein bin entkommen, es dir zu melden." Während er noch redete, kam schon ein weiterer mit der Botschaft: "Deine Söhne und Töchter waren beim Mahl und Weintrinken im Haus ihres ältesten Bruders. Plötzlich brauste ein starker Sturmwind aus der Steppe daher und rüttelte an den vier Ecken des Hauses, so daß es über den jungen Leuten einstürzte. So kamen sie zu Tode. Ich allein bin entkommen, es dir zu melden."  Ijobs BewährungDa stand Ijob auf, zerriß sein Gewand und schor sich das Haupt. Dann warf er sich nieder zur Erde, beugte sich tief  und betete: "Nackt bin ich gekommen aus meiner Mutter Schoß, nackt kehre ich dorthin zurück; Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen - der Name des Herrn sei gepriesen!"  Bei alldem sündigte Ijob nicht und führte keine ungebührlichen Reden wider Gott. Ist ihm Gottes Ehre oder die eigene Gesundheit wichtiger?Es begab sich aber eines Tages, daß die Gottessöhne kamen und vor den Herrn traten. Auch der Satan erschien unter ihnen und trat vor den Herrn. Und der Herr frage den Satan: "Woher kommst du?" Der Satan antwortete dem Herrn: "Von einem Streifzug auf der Erde und von einer Wanderung auf ihr." Da sagte der Herr zum Satan: "Hast du auch acht gehabt auf meinen Diener Ijob? Niemand kommt ihm auf Erden gleich. Untadelig ist er und rechtschaffen, fürchtet Gott und hält sich vom Bösen fern. Und wiewohl du mich bewogen, ohne Grund ihm zu schaden, ist er noch immer gefestigt in seiner Frömmigkeit." Der Satan erwiderte dem Herrn:" Haut um Haut: alles, was der Mensch besitzt, gibt er für sein Leben dahin.  Strecke nur einmal deine Hand aus und taste sein Gebein und Fleisch an, ob er sich dann nicht offen wider dich auflehnt!" Da sprach der Herr zum Satan: "Gut, er sei in deiner Gewalt! Nur mußt du sein Leben schonen!" Zweite Bewährungsprobe: Verlust der GesundheitDer Satan verließ nun den Herrn und schlug Ijob mit bösem Geschwür von der Fußsohle bis zum Scheitel.  Er nahm eine Scherbe, sich damit zu schaben; dabei saß er auf dem Müllhaufen.  Ijobs abermalige BewährungDa hielt seine Frau ihm vor: "Hältst du noch immer an deiner Frömmigkeit fest? Sag dich los von Gott und stirb!"  Doch er gab ihr zur Antwort: "Wie eine Närrin schwatzt, so schwatzt du daher! Haben wir das Gute von Gott angenommen, warum nun nicht auch das Böse?" - Bei alldem sündigte Ijob nicht mit seinen Lippen.  Der Besuch der FreundeAls die drei Freunde Ijobs von all dem Unglück hörten, das über ihn hereingebrochen war, kamen sie aus ihrer Heimat herbei: Elifas aus Teman, Bildad aus Schuach und Zofar aus Naama. Sie vereinbarten miteinander, ihm ihre Teilnahme zu bezeigen und ihn zu trösten.  Als sie aber ihre Augen von weitem erhoben und ihn nicht wiedererkannten, begannen sie laut zu weinen, zerrissen ihre Kleider und warfen Staub auf ihr Haupt.  Sie setzten sich zu ihm auf den Boden, sieben Tage und sieben Nächte lang, ohne ihm ein Wort zu sagen; denn sie sahen, daß sein Schmerz sehr groß war. DIE STREITREDEN ÜBER DAS LEIDEN DES GERECHTENIjobs Rede: Seine Qual und RatlosigkeitEndlich tat Ijob seinen Mund auf und verwünschte den Tag seiner Geburt.  Und Ijob hob an und sprach: Verwünschung der Geburt"Oh, daß ausgelöscht wäre der Tag, an dem ich geboren, die Nacht, da man sprach: Ein Knäblein ist da! Dieser Tag - wäre er doch in Finsternis verblieben! Hätte Gott da droben nie um ihn sich gesorgt! Hätte nie über ihm aufgeleuchtet das Licht des Tages! Hätten statt seiner Nacht und Todesschatten gewaltet! Hätte dunkles Gewölk sich gelagert auf ihn! Hätte ihn doch Düsternis erschreckt! Jene Nacht - wäre sie doch geworden der Dunkelheit Raub! Hätte sie nie sich vereint mit den Tagen des Jahres! Wäre sie nie getreten zu der Monde Zahl. Wäre doch unfruchtbar geblieben jene Nacht! Wäre doch nie ein Jubelruf in ihr erklungen! Hätten die Verflucher auch sie verflucht, die, die selbst den Leviátan aufzuschrecken verstehen.  Wären im Finstern verharrt ihrer Dämmerung Sterne! Hätte umsonst sie gewartet auf Licht! Hätte nie sie geschaut der Morgenröte Wimpern! Sie verschloß mir ja nicht des Mutterschoßes Pforten, verbarg nicht meinen Augen die Trübsal! Was starb ich nicht gleich weg vom Mutterschoß? Was verschied ich nicht gleich, als ich kam aus dem Leib meiner Mutter? Was haben sich Knie mir dargeboten, wozu Brüste, daß ich sie sog?  Lobpreis des TodesLäge ich im Grab, so könnte ich ruhen! Wäre ich entschlafen, hätte ich Frieden, wie die Könige und die Ratsherren des Landes, die Grabkammern sich erbauten,  gleich den Fürsten, reich an Gold, die ihre Grabstatt füllten mit Silber, wie eine Fehlgeburt, die man verscharrt, die niemals ins Dasein trat, wie ein Kind, das niemals das Licht sah! Dort lassen ihr Toben die Frevler, dort dürfen ruhen, deren Kraft sich erschöpft. Dort rasten sorglos die Gefangenen, hören nicht mehr des Fronvogts Ruf. Sich gleich sind dort Kleine und Große, ledig des Herrn ist der Sklave. Absage an das LebenWas nur leiht er dem Leidenden Licht, den Tiefbetrübten das Leben? Sie sehnen sich nach dem Tod - doch er kommt nicht, nach ihm suchen sie mehr als nach Schätzen. Jauchzenden Jubels wären sie voll, sie frohlockten, wenn das Grab sie fänden. Grauen vor Gottes GrimmSo steht es mit dem Mann, dessen Pfad sich verhüllt, dem Gott jeden Ausweg versperrte. Nun ist Seufzen mein tägliches Brot, wie Wasser ergießt sich mein Klagen. Denn der Furchtbare, den ich fürchte, fiel über mich her; über mich kam der, vor dem mir graut. Nicht Ruhe finde ich, noch Rast, noch Frieden, da gekommen der Zorn." Die erste Rede des Elifas: Wer leidet, muß schuldig seinDa antwortete Elifas aus Teman:  Widerspruch zwischen Ijobs früherer Weisheit und jetziger Ratlosigkeit"Stellt dich die Sache so auf die Probe? Dein Mühen ist eitel. Halt ein mit den Worten! Wer könnte sie ertragen? Siehe, so viele hast du belehrt, kraftlose Arme gestählt, dein Zuspruch hielt aufrecht den Strauchelnden, gestärkt hast du wankende Knie. Nun, da es dich selbst trifft, bist du verzagt, da es dich selbst packt, bist du verzweifelt. Nur Schuldige werden bestraftIst deine Gottesfurcht nicht dein Vertrauen, deine Hoffnung nicht dein lauteres Leben? Bedenke, wer kam je um ohne Schuld? Wo wurden jemals Gerechte vertilgt? So habe ich es erlebt: Wer Unheil pflügte und Frevel säte, der hat dies auch geerntet. Durch Gottes Atem gehen sie zugrunde, sie schwinden dahin vom Hauch seines Zornes. Des Löwen Gebrüll, des Leuen Geheul, der Junglöwen Zähne sind nutzlos; wegen Mangels an Raub geht der Löwe zugrunde, zerstreut werden die Jungen der Löwin. Ein Offenbarungserlebnis als Beweis und WarnungEs stahl sich zu mir ein heimliches Wort, nur ein Flüstern von ihm erlauschte mein Ohr beim Spiel der Gedanken in nächtlichem Traum, als tiefer Schlaf auf die Menschen sich senkte. Über mich fiel Zittern und Zagen, faßte mit Grausen all mein Gebein. Ein Hauch glitt über mein Gesicht dahin, die Haare meines Körpers sich sträubten. Da stand - doch ich konnte sein Aussehen nicht schauen - eine Erscheinung vor meinen Augen. Und ich vernahm eine raunende Stimme: Ist je ein Mensch im Recht vor Gott, ein Sterblicher rein vor dem, der ihn schuf? Siehe, seinen Dienern traut er nicht, noch seinen Engeln, die herrlich er geschaffen - doch denen, die im Lehmhaus wohnen, deren Ursprung ruht im Staub?- Wie die Motte werden sie zermalmt!  Vom Morgen zum Abend sind sie zerschmettert, unbeachtet vergehen sie auf ewig. Wird durch sie selbst nicht abgebrochen ihr Zelt, sterben sie nicht aus Mangel an Weisheit? Tadel an Ijobs vermessener HaltungErhebe nur Klage! - Wer leiht deiner Ladung Gehör? An wen von den Engeln willst du dich wenden?  Den Toren tötet sein Unmut, das Leben kostet dem Narren sein Hader. Das Beispiel vom TorenIch sah einen Toren: Fest war er verwurzelt - doch plötzlich stürzte zusammen sein Haus. Hilflos blieben zurück seine Kinder, ohne Anwalt wurden sie zertreten im Tor.  Hungrige zehren, was er geerntet; selbst aus Dornenhecken holen sie es sich heraus. Durstige lechzen nach seinem Besitz. 'Der Mensch ist zum Leiden geboren!'Denn nicht aus der Erde sprießt das Unheil, nicht aus dem Boden schießt Ungemach auf - nein, der Mensch ist zum Leiden geboren, wie die Funken aus dem Feuer stieben empor.  Rat, Mahnung und TrostIch aber, ich ginge zu Gott, brächte vor Gott meine Sache, vor ihn, dessen Walten groß und unfaßbar, von Wundern voll, die niemand zählt. Regen schickt er über die Erde, gießt Wasser herab auf die Flur. Tiefgebeugte hebt hoch er empor, glücklich macht er die Traurigen. Der Listigen Pläne macht er zunichte, nichts Rechtes bringen ihre Hände zustande. In ihrer eigenen Arglist fängt er die Klugen, zusammenbricht der Listigen Plan. Der helle Tag ist für sie dunkel, wie bei Nacht tappen sie umher am Mittag. Den Ausgeraubten entreißt er ihrem Rachen, den armen Wicht den Fängen des Starken. Neue Hoffnung blüht auf dem Schwachen, die Bosheit muß schließen ihr Maul. Siehe, glücklich der Mann, den Gott zurechtweist! - So verschmähe nicht des Allmächtigen Mahnung! Er verbindet, wenn er verwundet; auch Heilung wirkt seine Hand, wenn er schlägt. Retten wird er dich in sechserlei Nöten, in sieben trifft dich kein Unheil  In Hungersnot kauft er vom Tode dich los, zur Zeit des Krieges aus der Gewalt des Schwertes. Vor der Zunge Geißel bist du geborgen; naht auch Verheerung - du kennst keine Furcht. Spotten kannst du der Verwüstung des Hungers, vor den Tieren des Feldes brauchst du nicht zu bangen. Du stehst ja im Bunde mit den Steinen des Feldes, die Tiere des Feldes sind dir friedlich gesinnt.  Da wirst du erfahren, daß voller Friede dein Zelt; du musterst dein Haus: an nichts hast du Mangel. Du siehst sich mehren die Zahl deiner Kinder, deine Sprößlinge wachsen wie das Gras auf der Flur. In sattem Alter steigst du ins Grab; wie eine Garbe liegst du zur Zeit der Reife. Siehe, wir haben es ergründet! So ist es! Du aber merke es und präge es dir ein!" Ijobs Antwort: Unschuldig bin ich und muß doch leidenDarauf erwiderte Ijob: Bitte um besseres Verständnis"Ach, wollte man nur meinen Unmut wiegen, auf die Waage legen meine Leiden! Schwerer sind sie als der Sand am Meer, meine Worte sind darum verworren! Des Allmächtigen Pfeile stecken in mir, schon hat ihr Gift getrunken mein Geist. Es befehden mich Schrecknisse Gottes. Schreit denn der Wildesel, wenn er weidet? Brüllt bei seinem Futter der Stier? Kann ohne Salz man wohl Fades genießen? Hat Wohlgeschmack denn das Eiweiß? Es widert mich an, nur daran zu rühren! Ekeln macht mich ein unreines Brot. Sehnsucht nach dem TodOh, daß sich erfüllte, wonach ich verlange! Daß Gott mir verliehe, wonach ich mich sehne! Gefiele es doch Gott, mich zu vernichten! Streckte er doch seine Hand aus und raffte mich hinweg. Trost wäre es mir! Aufhüpfen wollte ich trotz unbarmherziger Schmerzen! Nicht hielt ich mit Worten an den Heiligen zurück.  Wo finde ich die Kraft, noch länger zu harren? Wann kommt das Ende, das ich erwarte? Ist meine Kraft wie die Kraft der Steine, ist denn von Erz mein Fleisch? Bin ich nicht jeder Hilfe entblößt, ist nicht jeglicher Halt mir genommen? Das Versagen der FreundeDes Freundes Mitleid gebührt dem Verzagten, und warf er die Furcht vor dem Höchsten auch ab! Treulos wie Winterbäche sind meine Brüder, wie Wasserläufe, die über die Ufer getreten:  Trübe sickern sie heraus aus dem Eis, Schnee verbirgt sich in ihnen. Zur Zeit der Hitze versiegen sie, verschwinden aus ihrem Bett, wenn es heiß wird. Ihres Laufes Spuren verlieren sich, als Dunst steigen sie auf und bleiben verschwunden. Karawanen aus Tema spähten nach ihnen, Handelszüge von Saba verließen sich auf sie. In ihrem Vertrauen wurden sie betrogen, sie kamen hin und sahen sich getäuscht. So seid auch ihr jetzt für mich: Ihr schaut das Schrecknis und fürchtet euch! – Habe ich gesagt: Gebt mir etwas! Schenkt mir von eurem Vermögen! Rettet mich aus den Fängen des Feindes! Kauft mich los aus der Hand der Tyrannen! ? Belehrt mich, so will ich verstummen! Laßt mich wissen, worin mein Irrtum besteht. Warum werden offene Worte verhöhnt? Was beweist denn euer Tadel? Bloßes Geschwätz gilt euch als Beweis, als Wind des Verzweifelten Rede. Über eine Waise stürzt ihr her und grabt eurem Freund eine Grube.  Bitte um Gehör und rechtes UrteilSo habt nun die Güte und hört mich an, ich werde euch gewiß nicht ins Angesicht lügen. Besinnt euch! Es geschehe kein Unrecht! Besinnt euch! Noch bin ich im Recht. Liegt denn ein Unrecht auf meiner Zunge? Ist mir kein Sinn mehr, den Frevel zu sehen? IJOBS KLAGEN ZU GOTTDie Mühsal des LebensSteht nicht in hartem Dienst der Mensch auf der Erde? Ist sein Leben nicht dem des Tagelöhners gleich,  dem Sklaven, der nach Schatten lechzt, dem Mietsknecht, der auf seinen Lohn noch wartet?  Monde voll Weh wurden mir zum Erbe, Nächte der Mühsal waren mein Teil. Lege ich mich zu Ruhe, denke ich: Wann darf ich wohl aufstehen? Zieht sich dann hin die Nacht, wälze ich mich ruhelos, bis dämmert der Morgen. In Moder ist mein Leib gekleidet, einer lehmigen Kruste gleicht meine Haut - noch eine Weile und sie löst sich auf. Rascher als Weberschifflein fliegen dahin meine Tage; ohne Hoffnung schwinden sie hin. Bedenkt, nur ein Hauch ist mein Leben, nie mehr wird am Guten mein Auge sich freuen. Wer jetzt mich noch schaut, sieht mich bald nicht mehr wieder; sucht mich dein Blick, so bin ich nicht mehr. Wie die Wolke zerfließt, die dahinzog, so kommt nie mehr zurück, wer in die Unterwelt fährt. Nie mehr kehrt er heim in sein Haus, seine Wohnung sieht ihn nie wieder. So will meinem Mund ich nicht wehren, will sprechen in meines Geistes Not, will klagen in meiner Seele Bedrängnis! - Bin ich denn das Meer oder ein Meerungeheuer, daß eine Wache du aufstellst gegen mich?  Denn denke ich: Mein Bett soll mich trösten, meine Ruhestatt mir helfen, mein Elend zu tragen, suchst du mit schrecklichen Träumen mich heim und machst mit Visionen mir grausen, daß eher ich wählte, erwürgt zu werden, den Tod lieber sähe, als diese Spukgestalten! Ich schwinde dahin, ewig werde ich nicht leben! Laß von mir ab! Meine Tage sind ja nur ein Hauch. IJOBS FRAGEN AN GOTTWas ist der Mensch?Was ist denn der Mensch, daß du seiner so achtest und dein Augenmerk richtest auf ihn,  daß du ihn heimsuchst jeden Morgen, ihn jeden Augenblick prüfst? Wie lange schon schaust du nicht mehr weg von mir, gönnst mir nicht Ruhe, nur den Speichel zu schlucken? 'Selbst wenn ich gesündigt...'Selbst wenn ich gesündigt - was könnte ich damit dir antun, dir, der Menschen Bewacher? Was stellst du mich für dich als Zielscheibe auf? Bin ich denn zur Last geworden für dich? Kannst du mir denn meinen Fehltritt nicht vergeben, nicht verzeihen meine Schuld? - Denn nun werde in den Staub ich mich legen, und suchst du nach mir, so bin ich nicht mehr."  Erste Rede Bildads: Gottes Richten ist gerechtDa entgegnete Bildad von Schuach: Gottes Gerechtigkeit"Wie lange willst du noch weiter so reden? Einer Windsbraut gleich sind die Worte deines Mundes. Beugt etwa Gott das Recht, die Gerechtigkeit der Allmächtige? -  Weil deine Kinder gegen ihn gesündigt, gab er sie ihrer eigenen Freveltat preis. Wenn Gott du suchst und zum Allmächtigen flehst um Gnade, wenn rein du bist und redlich, wird er über dich wachen, die Wohnstatt dir wiedergeben, die dir ziemt. Gering wird dann dein früher Glück erscheinen, dein künftig Schicksal wird gar herrlich sein. Gott straft nur SünderBei früheren Geschlechtern frage nach und merke wohl auf ihrer Väter Weisheit! Denn wir von gestern, wir sind ohne Wissen, ein Schatten nur sind unsere Tage auf Erden. Erschließen können sie es dir, sie können es dir sagen, dich belehren aus ihrer Weisheit Schatz. Wächst, wo kein Sumpf ist, denn ein Schilfrohr hoch? Schießt fern vom Wasser etwa Riedgras auf? Noch steht es im Saft, noch wird es nicht geschnitten, doch rascher wird es dürr als alles Gras - So ist das Schicksal aller Gottvergessenen, so wird zunichte jedes Frevlers Hoffen. Sommerfäden gleich ist sein Vertrauen, ein Spinnengewebe seine Zuversicht. Er stützt sich auf sein Haus, doch es hält nicht stand, an ihm hält er sich fest, doch bleibt es nicht bestehen. Saftstrotzend steht er im Bereich der Sonne, weit durch den Garten wuchert sein Gerank, ins Felsgeröll flicht sich sein Wurzelwerk, Halt gibt ihm dort der Stein: Da reißt man ihn von seiner Stätte weg, die spricht verleugnend: Nie sah ich dich! Siehe, so bestellt ist seines Schicksals Freude, und aus dem Staube sproßt ein anderer auf. Der Gerechte wird erhörtGott wird den Unbescholtenen nicht verwerfen, doch hält die Hand der Bösewichte er nicht fest! Er wird mit Lachen deinen Mund noch füllen, und deine Lippen noch mit Jubelsang, dann kleiden deine Feinde sich in Schande und schwinden wird der Frevler Zelt." IJOBS ANTWORT: GOTTES RICHTEN IST UNERFORSCHLICHDarauf erwiderte Ijob: Vergeblichkeit allen Rechtens mit Gott"Daß so es ist, weiß ich fürwahr! - Wie mag vor Gott im Recht sein wohl ein Mensch?  Und fiele einem ein, mit ihm zu rechten, nicht eins auf tausend könnte er ihm Rede stehen. Gottes unbegrenzte MachtWeisen Herzens ist er und an Kraft gewaltig, wer wollte trotzen ihm und bliebe heil?! Berge verrückt er, ohne daß sie es merken - in seinem Zorn stülpt er sie um. Die Erde scheucht er von ihrer Stätte, daß ihre Pfeiler wanken.  Der Sonne gebietet er - sie geht nicht auf; sein Siegel legt er an die Sterne.  Er ganz allein spannt den Himmel aus, auf des Meeres Höhen schreitet er einher.  Den Bär, den Orion hat er geschaffen, das Siebengestirn, die Sternbilder des Südens.  Großes wirkt er, das nicht zu fassen, unzählbare Wundertaten, die nicht zu zählen sind. Zieht er an mir vorüber, merke ich es nicht, ich werde es nicht gewahr, wenn er vorbeibraust. Rafft er dahin, wer will es ihm verwehren? - wer will ihn so fragen: Was treibst du da? ? Niemand vermag Gottes Groll zu bannen, selbst Rahabs Helfer duckten sich unter ihm.  Gottes unerforschliches RichtenWie sollte ich ihm Rede stehen da, wie an ihn wählen meine Worte? Selbst wäre ich im Recht, könnte ich ihm nichts erwidern, um Gnade müßte ich bei meinem Kläger flehen. Und riefe ich ihn auf, daß er mir Rede stehe: daß er mich anhörte, glaube ich nicht! Er fiele über mich im Sturmwind her, und mehrte grundlos meine Wunden. Zu Atem kommen ließe er mich nicht mehr; er sättigte mich mit bitterem Weh. Gilt es die Kraft des Starken, heißt es: Hier bin ich! - Doch gilt es das Recht: Wer lädt mich vor? Wäre ich im Recht, mein Mund zieh mich dennoch des Unrechts! - Wäre schuldlos ich, er spräche mich doch schuldig!  Und schuldlos bin ich! - Nichts liegt mir mehr am Leben! Mein Dasein erachte ich für nichts! Einerlei ist es doch - darum sage ich es frei: Ob schuldlos oder schuldig - er rafft doch hinweg!  Wenn er mit seiner Geißel Schlag jählings tötet, lacht er der Schuldlosen Verzweiflung. In Frevlerhand gegeben ist das Land, die Augen bedeckt er seinen Herrschern. - Ist er es nicht, wer dann?! IJOBS KLAGEN ZU GOTTVergebliche HoffnungRascher als Läufer eilen dahin meine Tage, entfliehen, sie schauen kein Glück.  Wie Binsenboote gleiten sie vorbei, wie ein Adler, der stößt auf die Beute. Nehme ich mir vor, meinen Jammer zu vergessen, meine Miene zu ändern und heiter zu sein, so graust mir wieder vor all meiner Qual: Ich weiß, los wirst du mich nicht sprechen! Ausweglose LageSchuldig soll ich nun einmal sein, was mühe ich mich da noch vergeblich?  Und wollte mit Schnee ich mich waschen, mit Lauge mir reiben die Hände, so würdest du in Unrat mich tauchen, daß selbst mein Gewand sich ekelte vor mir!  Der Ruf nach einem SchiedsrichterEr ist ja nicht ein Mensch wie ich, dem ich antworten könnte: Laß uns gemeinsam gehen vor Gericht! Oh, daß einen Richter es zwischen uns gäbe, der auf uns beide legte seine Hand,  der mir fernhielte seinen Prügel, daß mich vor ihm die Angst nicht mehr bezwänge! Ohne ihn zu fürchten wollte ich dann reden; doch so bin ich meiner nicht mächtig! Ijobs Fragen an GottMein Leben widert mich an! - Darum lasse ich strömen meine Klage, will ich reden in meiner Seele Bitternis. Ich spreche zu Gott: Verdamme mich nicht! Warum du mir grollst, laß mich wissen. Oder schafft es dir Nutzen, Gewalt zu tun, zu verwerfen das Werk deiner Hände, doch zu begünstigen der Gottlosen Anschlag? Hast du des Sterblichen Augen? Siehst du, wie Menschen sehen? Sind deine Tage gleich Menschentagen, sind deine Jahre wie der Sterblichen Zeit, daß du bei mir suchst nach Schuld, bei mir forschst nach Sünde, wo du doch weißt, daß schuldlos ich bin, und aus deiner Hand mich niemand errettet? Befremden über das Verhalten des Schöpfers gegen sein GeschöpfHaben mich deine Hände geformt und gebildet, damit du dann umkehrst, um mich zu vernichten? Gedenke, daß du wie aus Lehm mich geformt, warum willst du mich wieder zerstoßen zu Staub? Hast du mich nicht hingegossen wie Milch, mich gerinnen lassen wie Käse, mich dann bekleidet mit Fleisch und mit Haut und durchzogen mit Knochen und Sehnen? Da hast du voll Huld mir geschenkt ein Leben, meinen Geist hat beschützt deine Sorge. Doch schon damals bargst du dies in deinem Herzen; im Sinn lag es dir schon - ich weiß das! -: Auflauern wolltest du mir, so Sünde ich tat, und dann mir nie erlassen meine Schuld! Aussichtslose VerzweiflungFiel ich in Sünde, dann weh mir! Aber selbst wäre ich gerecht, dürfte mein Haupt ich nicht erheben, gesättigt mit Schmach, mit Elend getränkt. Und höbe ich es doch: Wie ein Löwe wolltest du mich jagen, Furchtbares mir wieder antun. Neue Zeugen lüdest du gegen mich vor, noch mehr ließest du aus an mir deinen Unmut, stets neue Scharen rückten wider mich an zum Kampf. Was ließest du aus dem Mutterschoß mich kommen? Wäre ich doch gestorben, ehe ein Auge mich erblickt! Dann wäre ich, als wäre ich nie gewesen: Vom Schoß der Mutter gebettet ins Grab! Wie karg ist bemessen die Zeit meines Lebens: Laß ab von mir! Nur ein wenig noch möchte ich mich freuen, bevor ohne Wiederkehr zum Land der dunklen Todesschatten ich scheide, zum Land so finster wie Mitternacht, des Todesschattens, der Wirrsal voll, wo tiefstem Dunkel gleicht das Licht." Die erste Rede Zofars: Ijobs Schuld ist größer als seine LeidenDarauf entgegnete Zofar von Naama: Empörung über Ijobs Redeweise"Soll dieser Wortschwall ohne Antwort bleiben? Darf recht behalten der Maulheld? Sollte alles zum Schweigen bringen dein Geschwätz? Darfst ohne Widerspruch du schmähen? Du sagst ja selbst: Meine Lehre ist rein und in deinen Augen bin ich lauter!   Gott kennt besser die Herzen der MenschenJa, wollte Gott selber nur reden und den Mund auftun wider dich, dir zeigen der Weisheit verborgene Schächte, die Vielgestalt seiner Pläne: du müßtest erkennen, daß Gott sogar dir noch einen Teil deiner Schuld übersieht! Kannst du Gottes Urgrund ergründen, an des Allmächtigen Grenze dringen? Über den Himmel hinaus ist sie hoch; was willst du beginnen? Unter die Unterwelt hinab ist sie tief; was willst du erkennen? Weiter ist sie an Maß als die Erde, breiter über das Meer hinaus. Braust er daher und nimmt in Gewahrsam und ruft vor Gericht - wer will es ihm wehren? Er kennt ja die Menschen voll Bosheit, die Sünde nimmt er wahr ohne Mühe. Dann wird zur Einsicht gebracht der Hohlkopf, umgeboren zum Menschen wird des Wildesels Füllen. Dem Reuigen wird Rettung zuteilSo du aber dein Herz bereitest, deine Hände zu ihm erhebst, aus deiner Hand entfernst das Unrecht, die Sünde nicht duldest in deinem Haus, dann kannst du ohne Makel dein Antlitz erheben, stehst festgegründet und ohne Furcht; dann wirst du vergessen haben die Mühsal, an sie denken wie an eine verlaufene Flut; heller als der Mittag leuchtet dann auf dein Leben, wie Morgenlicht wird sein das Dunkel. Dann wirst du Vertrauen hegen, zur Hoffnung ist ja noch Grund; du schaust um dich her und kannst sorglos dich lagern! Nichts stört dich auf, wenn du rastest, um deine Gunst wird sich mancher bemühen. Indes verlöschen die Augen der Frevler, jede Zuflucht schwand für sie hin; ihre Hoffnung heißt: aushauchen die Seele." Ijobs Antwort: Leiden sind kein Beweis für SchuldDarauf erwiderte Ijob: Spöttische Abwehr der Freunde"Wahrhaftig, ihr seid mir die Rechten! Die Weisheit vergeht einst mit euch! Doch wie euch ward auch mir Verstand, nicht weniger wert bin ich als ihr; überhaupt: wer wüßte nicht derlei Dinge?  Zum Gelächter ward ich meinen Freunden, ich, der zu Gott schrie, daß er mich hört; zum Gelächter ward ich, der Reine, der Gerechte! Dem Unglück Verachtung! - denkt der Geborgene, Verachtung für die, denen wankt der Fuß! Doch in Sicherheit steht des Räubers Zelt, wer Gott erzürnt, lebt sorglos dahin, mit eigener Hand teilt Gott es ihnen aus. Gottes unbeschränkte Weisheit und MachtFrage doch das Vieh - es wird dich lehren! Die Vögel des Himmels - sie tun es dir kund! Die Erde schaue an - sie wird es dir zeigen! Die Fische des Meeres - sie erzählen es dir! Wer erkennt nicht aus alldem, daß die Hand des Herrn dies geschaffen, in dessen Hand ruht aller Wesen Leben und jedes Menschenleibes Geist? Prüft das Ohr nicht die Worte, wie der Gaumen die Speise probt? Hält Weisheit sich auf beim Ergrauten, führt langes Leben zur Einsicht? Bei ihm ist Weisheit und mächtige Tat, von ihm kommt Einsicht und Rat. Siehe, was er einreißt, baut niemand mehr auf, wen er einschließt, dem winkt nie mehr die Freiheit. Er hemmt die Wasser - schon kommt die Dürre; es läßt sie fluten - sie zerwühlen das Land. Gottes unbegreifliches WaltenMacht und Verstand sind sein Eigen, der Irrende wie der Irreführende sind sein. Barfuß läßt er ziehen die Ratsherren, zu Narren macht er die Richter. Er löst auf die Herrschaft der Könige, mit dem Strick umschließt er ihre Hüften. Barfuß läßt er die Priester gehen, stürzt, was schien ewig zu leben. Beredten nimmt er die Sprache weg, des Urteils Kraft entzieht er den Greisen. Auf Edle gießt er Verachtung aus und lockert den Gurt der Starken. Aus dem Dunkel legt er die Tiefen bloß, das Totenreich hebt er zum Licht. Er macht groß die Völker und läßt sie vergehen, breitet aus die Nationen und führt sie hinweg. Einsicht nimmt er den Häuptern des Landes, läßt in wegloser Wildnis in die Irre sie gehen. Sie tappen in lichtlosem Dunkel, wie Trunkene läßt er sie torkeln. 'Mit Gott zu rechten ist mein Begehr!'Siehe, mein eigen Auge hat all das gesehen, mein Ohr hat es gehört und seiner geachtet. Soviel wie ihr verstehe auch ich; nicht weniger wert bin ich als ihr. Doch mit dem Allmächtigen habe ich zu reden, mit Gott zu rechten ist mein Begehr! Das leere Gerede der FreundeIhr aber seid rechte Lügenschmiede, ihr alle heillose Ärzte! Schwiegt ihr, sähe das nach Weisheit aus! Bitte um unparteiisches UrteilHört euch doch meinen Beweisgang an, vernehmt meiner Lippen Entgegnung! Wolltet Gott zuliebe ihr Lügen reden, Trug vorbringen zu seinem Nutzen?  Wolltet Partei ihr für ihn ergreifen oder Gottes Sachwalter spielen?! Nähme es wohl ein gutes Ende, wenn er euch verhörte? Hofft ihr, ihn, wie man Menschen betrügt, zu betrügen? Streng wird er euch strafen, wenn heimlich parteiisch ihr seid. Sollte euch nicht seine Hoheit erschrecken und Entsetzen vor ihm euch befallen? Eure Sprüche sind auf Asche geschrieben, nur Lehm fördern zutage eure Brunnen.  Seid still und laßt mich in Frieden! Reden will ich! - was wolle, mag über mich kommen!  Bereit zum Rechtsstreit mit GottZwischen die Zähne nehme ich mein Fleisch und lege auf die Hand mein Leben!  Gut, mag er mich töten! Ich hoffe nicht mehr! Nur Auge in Auge will ich ihm meinen Wandel erweisen. Dies wäre mir schon ein Sieg, denn kein Gottloser kommt ihm vor Augen.  Hört wohl mein Wort, mein Beweis dringe in euer Ohr! Seht doch, ich bin zum Rechtsstreit bereit, ich weiß, ich werde im Recht sein! Wer ist es, der gegen mich streiten will, daß ich verstumme und sterbe? Zwei Dinge nur tu mir nicht an, sonst müßte ich vor deinem Antlitz mich bergen:  Nimm deine Hand weg von mir - dein Schrecken mache mich nicht grausen! Dann lade mich vor! Antwort will ich dir stehen! - Oder ich klage, und du stehst mir Antwort! Was habe ich denn an Fehlern und Sünden? Tu mir kund meine Schuld, meine Verfehlung! Was birgst du dein Antlitz, siehst in mir deinen Feind? Du wirbelst auf ein verwehtes Blatt, jagst nach einem dürren Strohhalm? Bitternis hast du mir ja verschrieben, meiner Jugend Sünden mir heimgezahlt. Du hast meine Füße gespannt in den Block, überwacht all meine Pfade, hast Schranken gesetzt meinen Schritten. Das hast du dem getan, der wie Fäulnis zerfällt, wie ein Kleid, das die Motten zerfraßen! IJOBS KLAGEN ZU GOTTDie Kürze des MenschenlebensDer Mensch, vom Weibe geboren, kurzen Lebens, an Sorgen satt, blüht auf wie die Blume, verwelkt, flieht hin wie ein Schatten - und bleibt nicht. - Um den hältst die Augen du offen und bringst mich mit dir noch ins Gericht? Wie könnte aus der Unreinen Kreis kommen ein Reiner? - Nicht einer!  Da seine Tage genau bemessen, die Zahl seiner Monde feststeht bei dir, da du ein Ziel ihm gesetzt, das er nicht überschreitet, so sieh von ihm weg, daß er raste, bis er seines Tages wie ein Fronknecht sich freut! Die Vergänglichkeit des menschlichen LebensJa, dem Baum bleibt ein Hoffen! - Wird er gefällt, schlägt er wieder aus; nimmer säumt sein Schößling!  Wird alt in der Erde sein Wurzelwerk, stirbt ab im Boden sein Stumpf, - hat er nur Feuchte, sproßt er aufs neue, wie ein junges Reis treibt er Zweige. Doch stirbt ein Mann, so ist es aus mit ihm; verscheidet ein Mensch - wo ist er? Mag aus dem Meer das Wasser verrinnen, der Strom vom Quell her versiegen:  Der Mensch, der sich hinlegt, erhebt sich nie wieder; bis kein Himmel mehr ist, wacht niemand mehr auf; aus seinem Schlaf regt sich keiner! Sehnsucht nach der Versöhnung mit GottAch, bärgest du mich in der Unterwelt, verstecktest mich, bis dein Groll verraucht! Setztest du doch eine Frist mir fest und dächtest dann mein! Ja, stürbe der Mensch und würde wieder lebendig: Bis meine Ablösung käme, wollte ich ausharren die Zeit meiner Fron! So du riefest, gäbe ich dir Antwort. Du dächtest in Sehnsucht ans Werk deiner Hände. Sorglich zähltest du dann meine Schritte, meiner Sünde achtetest du nimmer. Mein Vergehen läge im Sack versiegelt, du würdest die Schuld mir verzeihen. Düstere KlageDoch wie ein Berg im Sturz zerklafft, von seiner Stelle der Fels sich löst, wie das Wasser die Steine zerreibt und die Flut das Erdreich hinwegschwemmt, so machst du zunichte das Hoffen des Menschen, tust stets ihm Gewalt an - er muß dahin, - du entstellst sein Gesicht und jagst ihn von dannen. Sind geehrt seine Kinder - er weiß nichts davon; sie kümmern ihn nicht, sind sie in Schande. Er spürt nur die Qual des eigenen Leibes, nur um ihn selbst grämt sich seine Seele."  Zweite Rede des Elifas: Das kurze Glück der GottlosenDa entgegnete Elifas von Teman: Ijobs ehrfurchtslose und heuchlerische Anmaßung"Darf wohl ein Weiser so leichthin erwidern, darf er sich aufblähen mit windigem Wort? Nicht weiter führt das Streiten mit Worten, das Sprüchemachen bringt keinen Nutzen. Selbst die Gottesfurcht gibst du auf, legst ab die Gottesverehrung. Es ist deine Schuld, die den Mund dir beredt macht; du sprichst der Überklugen Sprache! Nicht ich - du selbst sprichst dir das Urteil, es widerlegen dich die eigenen Lippen! Bist du als Erster der Menschen geboren, hervorgebracht vor allen Hügeln?  Hast du im Rate Gottes gelauscht, hast du allein Weisheit dir errafft? Was weißt du denn, was wir nicht wüßten? Was kennst du denn, was uns blieb verborgen? Unter uns weilen Ergraute und Greise, reicher als selbst dein Vater an Tagen. Sind zu gering dir die Tröstungen Gottes, ein Wort, das an dich in Güte ergeht? Was reißt dich denn dein Unmut fort, was blickt dein Auge so finster, daß du wider Gott schnaubst, daß dein Mund spricht solche Worte? Die allgemeine Verderbtheit des MenschenWas ist der Mensch, daß rein er könnte sein, gerecht, der vom Weibe Geborene? Siehe, er traut seinen Heiligen nicht, selbst die Himmel sind ihm nicht rein. Geschweige der Mensch, der gänzlich verderbte, der wie Wasser trinkt die Sünde. Die Ruhelosigkeit des GottlosenIch will es dir künden, so höre mir zu! Erzählen will ich dir, was ich geschaut, was Weise verkündet, was die Väter nicht verhehlt, denen allen noch gehörte das Land - kein Fremder saß in deren Mitte: Der Frevler ängstigt sich fort und fort, soviele Jahre dem Wüterich beschieden. Ihm gellen Schreie des Schreckens ins Ohr, mitten im Glück überfällt ihn das Schwert. Er darf nicht hoffen, der Nacht zu entrinnen: dem Strafgericht ist er geweiht. Er irrt nach Brot, doch wo soll er es finden? Er weiß, daß der Tag des Verderbens ihm naht. Ihn schrecken, ihn packen Angst und Bedrängnis wie ein König, der bereit ist zum Kampf, denn gegen Gott erhob er die Hand und bot Trotz dem Allmächtigen, hartnäckig lief er gegen ihn an, mit seinem dicken gebuckelten Schild. Mit Fett überzog er sich das Gesicht, setzte Speck an um die Hüften. Verfemte Städte nahm er zur Wohnung, verlassene Häuser, dem Einsturz geweiht. Das Ende der BösenEr bleibt nicht reich, keinen Bestand hat sein Besitz; er faßt nicht mehr Wurzel im Boden. Der Nacht vermag er nicht zu entrinnen, die Hitze dorrt aus seine Zweige, im Sturm fällt ab seine Blüte.  Nicht traue der Betrogene dem Nichtigen! Denn eitel ist, was endlich er erhält. Vor der Zeit schon liegt er verwelkt, nie wieder wird grünen sein Gezweig. Wie der Weinstock saure Trauben stößt er ihn ab, wirft ihn hin wie der Ölbaum seine Blüten. Denn unfruchtbar ist der Gottlosen Sippe, die Häuser des Unrechts rafft Feuer hinweg. Schwanger mit Unheil gebären sie Sünde, nur Trug bringt zur Welt ihr Schoß." Ijobs Erwiderung: 'Im Himmel ist noch ein Zeuge für mich...'Darauf erwiderte Ijob: Lästige Tröster"Genugsam gehört habe ich derlei Geschichten - ihr alle seid leidige Tröster! Ist nun zu Ende das windige Geschwätz? Was reizt dich, mir so zu entgegnen? Daherschwatzen könnte auch ich wie ihr, wenn ihr hier läget statt meiner! - Schöne Reden wollt ich euch halten, über euch wiegen bedauernd das Haupt. Ich wollte euch schon stärken mit Worten, mit Trostgebärden würzen die Rede! Schmerz über die Verständnislosigkeit der FreundeDoch rede ich nun, so wird mein Schmerz nicht erleichtert, und laß ich es, wie ginge er dann von mir?  Wahrlich, nun hat meine Qual mich erschöpft, meine Sippe hast ganz du vernichtet. Mich hast du gepackt. Zeugnis legen wider mich ab die Verleumder, schleudern ins Angesicht mir die Klage. In Stücke reißt mich ihr Grimm! Sie fallen mich an, gegen mich fletschen sie die Zähne, drohend funkeln mich an meine Feinde. Sie schnappen nach mir mit dem Maul, schlagen mich schmählich auf die Wange, gütlich tun sich an mir alle. Bösewichtern gibt Gott mich preis, in die Hände der Frevler läßt er mich fallen. Klage über die Heimsuchung GottesFriedvoll lebte ich - da hat er mich aufgestört, mich rücklings gepackt und zerschmettert, als Zielpunkt hat er mich aufgestellt, rings umschwirren mich seine Pfeile,  erbarmungslos durchschießt er meine Nieren, meine Galle gießt er zur Erde. Bresche auf Bresche reißt er in mich, rennt wider mich an wie ein Kriegsheld. Sacktuch trage ich auf bloßem Leib, mein Stolz hat gebeugt sich zum Staube. Mein Angesicht ist gerötet vom Weinen, Todesnacht liegt um meine Wimpern. Doch klebt kein Unrecht an meiner Hand; lauter war mein Beten! O Erde, decke nicht zu mein Blut! Nie finde mein Wehruf ein Ende!  Hoffnung auf Gott als den Anwalt der UnschuldDoch im Himmel ist noch ein Zeuge für mich, noch lebt mir in der Höhe ein Anwalt.  Fürsprecher sind für mich meine Leiden; zu Gott schaut in Tränen mein Auge. Er schafft dem Sterblichen Recht vor Gott, dem Menschen gegenüber seinem Nächsten. Denn nur wenige Jahre bleiben mir noch, den Weg ohne Wiederkehr muß ich dann wandern. Der göttliche Bürge für ein gerechtes UrteilMein Geist ist verstört, meine Tage verlöschen, meiner harrt das Grab! Fürwahr! Um mich her Gespött, den Schlaf raubt meinen Augen ihr stures Schwatzen. Hinterlege die Bürgschaft! Du bist Bürge für mich! Wer sonst soll für mich leisten den Handschlag?  Solange du ihr Herz der Einsicht verschlossen, wirst du nimmer ihnen gönnen den Sieg!  Die Habe will man an andere verteilen, wo doch der Kinder Augen verschmachten.  Die falsche Frömmigkeit der FreundeMan gab mich preis dem Gespött aller Welt, man speit mir ins Antlitz. Meine Augen verlöschen vor Gram, wie der Schatten sind alle meine Glieder. Darüber sind entrüstet die Frommen, über die Frevler sind die Reinen empört.  Doch nur um so fester steht zu seinem Wandel der Gerechte, an Kraft nur erstarkt noch, wessen Hände rein!  So tretet alle nur wieder herzu, unter euch finde ich doch keinen Weisen! Die falsche Weisheit der FreundeHin sind meine Tage, zerfetzt meine Pläne, die Wünsche meines Herzens. Sie machen die Nacht zum Tag, der Finsternis nähert sich das Licht. Obgleich ich hoffe, wird doch die Unterwelt meine Wohnstatt, im Dunkel bereite ich mein Lager. Zur Fäulnis sage ich: Mein Vater bist du! , zum Moder: Meine Mutter! Meine Schwester! Wo gibt es noch wirklich Hoffnung für mich? Mein Glück, wer kann es noch sehen? Zu den Toren des Totenreichs steigen sie nieder - fahren wir zusammen zum Staub?" Der göttliche Bürge für ein gerechtes UrteilZweite Rede Bildads: Des Frevlers SchicksalDa antwortete Bildad von Schuach: "Wann macht ihr denn dem Geplapper ein Ende? Kommt zu Verstand! Dann laßt uns weiter reden! Warum sind wir dem Vieh wohl gleichgeachtet, für dumm angesehen in euren Augen? Auch wenn du dich zerfleischst in deinem Wüten: soll deinetwegen denn veröden die Welt, hinwegrücken von seinem Platz der Felsen?  Ja, verlöschen wird der Frevler Licht, nicht lodern mehr seines Herdes Flamme.  Die falsche Frömmigkeit der FreundeIn seinem Zelt wird das Licht sich verfinstern und seine Leuchte über ihm erlischt. Die rüstigen Schritte werden ihm beschränkt, sein eigener Plan bringt ihn zu Fall. Vom eigenen Fuß wird er ins Netz getrieben, ins Fallengitter wandelt er hinein. Die Schlinge packt ihn an der Ferse, es hält ihn fest der Fallstrick. Das Fanggarn liegt für ihn versteckt am Boden, am Weg ist für ihn die Falle bereit. Die falsche Weisheit der FreundeSchrecknisse ringsum versetzten ihn in Angst und hetzen ihn weiter auf Schritt und Tritt. Hungrig lauert ihm das Unheil auf, in seine Seite krallt sich das Verderben. Vom Aussatz wird seine Haut zerfressen, des Todes Erstgeburt zehrt seine Glieder.  Man vertreibt ihn aus seinem Zelt, dem er vertraute, jagt ihn hinab zum König des Entsetzens.  Statt seiner läßt in seinem Zelt sich Lilit nieder, auf seinen Wohnplatz streut man Schwefel hin.  Von unten dorren ihm die Wurzeln ab, von oben her verwelken seine Zweige. Sein Angedenken schwindet aus dem Land, weit und breit bleibt ihm kein Name bestehen. Man stößt ihn weg vom Licht zum Dunkel und treibt ihn fort vom Rund der Erde. Bei seinem Volk bleibt ihm nicht Sproß noch Schößling, in seinem Haus überlebt nicht einer. Ob seines Tages entsetzt man sich im Westen, ein Grausen erfaßt die Leute des Ostens. Ja, so ergeht es dem Haus des Frevlers, so dessen Stätte, der auf Gott nicht achtet!" Ijobs Erwiderung: Hoffen auf künftige RechtfertigungDarauf erwiderte Ijob: Klage über die Härte der Freunde"Wie lange noch wollt ihr mich quälen, mich mit Worten zerstampfen? Ihr höhnt mich schon zum zehnten Mal und schämt euch nicht, mich zu mißhandeln! Habe ich wirklich Sünde getan, wohnt in mir noch meine Verfehlung? Könnt ihr wirklich mich überführen, mir wirklich beweisen meine Schuld? Zur Einsicht kommt! - Gott war es, der mich beugte! Sein Netz ist es, das mich umgarnt. Rufe ich: Gewalttat! - wird mir keine Antwort; schreie ich um Hilfe - wird mir kein Recht. Heftigkeit der LeidenDen Weg hat er mir ja versperrt - ich komme nicht weiter; in Finsternis hüllt er meine Pfade. Mein Ehrenkleid hat er mir abgestreift, vom Haupt mir die Krone gerissen. Ringsum reißt er mich nieder. - Ich muß vergehen! - Wie einen Baum reißt er aus meine Hoffnung.  Lodern läßt er wider mich seinen Zorn und stellt mich gleich seinen Feinden. Vereint rücken seine Horden heran, bahnen sich auf mich zu ihren Weg, rings um mein Zelt sie sich lagern. Klage über die Untreue der HausgenossenMeine Brüder hält er von mir fern, meine Freunde sind mir entfremdet.  Es meiden mich meine Verwandten, es vergessen mich meine Vertrauten. Die Hausgenossen sehen mich wie einen Fremden an, in den Augen meiner Mägde ward ich zum Fremdling! Ich rufe meinen Knecht - er gibt keine Antwort; flehentlich muß ich ihn bitten. Zum Ekel ist meiner Frau mein Atem , mein Gestank den Söhnen meiner Mutter. Es verachten mich sogar die Kinder, trete ich wo auf, verspotten sie mich. Es verabscheuen mich meine Vertrauten, und die ich liebte, wenden sich gegen mich. An meiner Haut, an meinem Fleisch klebt mein Gebein; es bleibt mir nur die Haut an meinen Zähnen. Bitte um MitleidErbarmt euch! Meine Freunde, habt mit mir Erbarmen, denn getroffen hat mich die Hand Gottes. Was verfolgt auch ihr mich wie Gott, werdet nicht satt, mich zu zerfleischen? Ungebrochenes Vertrauen auf Gott als den künftigen ErlöserO, schriebe man doch meine Worte auf, trüge man sie doch in ein Buch ein; wären sie doch in den Felsblock für immer eingemeißelt mit Eisengriffel und mit Blei!  Ich weiß, daß mein Erlöser lebt. Von der Erde werde ich am letzten Tage auferstehen.  Dann wird meine Haut wieder um mich sein, und schauen werde ich Gott in meinem Fleisch.  Ja, ich selber werde ihn schauen! - Doch werden ihn meine Augen nicht mehr sehen als Gegner! - Danach sehnen sich in mir meine Nieren. Warnung an die FreundeWenn ihr noch denkt: Wir setzen ihm zu! - denn in mir sei der Grund des Schicksals zu finden -, so seid vor dem Schwert auf der Hut; denn das Schwert ist Rächer der Schuld! Bedenkt, es lebt noch ein Richter!"  Zweite Rede Zofars: Die Erfahrung zeigt, daß der Böse bestraft wirdDa entgegnete Zofar von Naama: Zurückweisung Ijobs"Dagegen sträubt sich mein Denken, deshalb kocht es in meiner Brust, daß vom Verfemten ich Rügen muß hören, auf meine Einsicht mir Dunst ward zur Antwort! Der Gottlosen kurzes GlückKennst du nicht die uralte Weisheit, die alt wie der Menschen Dasein auf Erden? -: Nur kurze Zeit währt der Jubel der Frevler, einen Augenblick nur des Bösen Lust. Mag sein Dünkel sich auch bis zum Himmel erheben, sein Scheitel die Wolken streifen: Gleich seinem Unrat vergeht er auf immer! - Wo ist er nun? - fragt dann, wer ihn hat gekannt. Spurlos verfliegt er, gleich dem Traum, wie ein Gesicht der Nacht er zerflattert. Das Auge, das ihn gesehen, sieht ihn nie wieder, nie mehr erblickt ihn seine Heimstatt. Um die Gunst der Bettler buhlen seine Kinder, seinen Reichtum verlor er durch eigene Hand. Mag sein Leib auch strotzen von Jugend: In die Erde muß sie sich betten mit ihm. Die schrecklichen Folgen des BösenDas Böse schmeckt wohl süß seinem Mund; er birgt es unter seiner Zunge! Er spart es auf und will von ihm nicht lassen, tief in seinem Gaumen bewahrt er es. Doch in seinem Innern wandelt sich die Speise, zu Otterngift wird sie in seinem Leib. Das Gut, das er verschlang, erbricht er wieder, aus seinem Bauch zwingt es Gott hervor. Das Gift der Nattern sog er ein - nun gibt ihm der Viper Zunge den Tod. Nicht laben darf er sich an Bächen, an wogenden Strömen von Honig und von Milch. Hergeben muß er, was er errafft, er darf es nicht genießen; des reichen Gewinnes wird er nicht froh. Er übte Bedrückung, ließ hilflos die Armen, raubte ein Haus, das er nicht erbaut, sein Bauch kennt kein Genug - doch trotz seiner Schätze kann er sich nicht retten. Nichts entging seiner Gier, doch ist sein Glück nicht von Dauer. Des Frevlers Verderben durch Gottes ZornIn des Reichtums Fülle kommt er in Not, das Unheil dringt mit Wucht auf ihn ein. Geht er daran, sich den Bauch zu füllen, schickt Gott ihm die Glut seines Zornes und läßt regnen auf ihn sein Verderben. Will er den eisernen Waffen entrinnen, erreicht ihn der eherne Bogen. Er zielt: Schon dringt aus seinem Rücken der blitzende Stahl, durchbohrt seine Galle, befallen ihn Schrecken des Todes. Alle Finsternis ist ihm aufbewahrt wie ein Schatz. Feuer frißt ihn, das niemand entfacht, verzehrt, was noch übrig in seinem Zelt. Der Himmel tut seine Sünde kund, die Erde selber steht gegen ihn auf.  Seines Hauses Reichtum wälzt die Flut hinweg, wird fortgeschwemmt am Tag seines Zornes. Das ist des Frevlers Geschick von Gott, das ist das Erbe, das Gott ihm vermacht!" Ijobs Erwiderung: Der Gottlosen lebenslanges GlückDarauf erwiderte Ijob: Bitte um ruhiges Gehör"Ach, hört meinem Wort doch ruhig zu! Soll dies denn sein euer Trösten? Vergönnt mir doch, daß ich rede; habe ich gesprochen, mögt immer ihr höhnen! Ist mein Klagen denn Alltagsgejammer? Wie? Darf mich nicht packen der Unmut? Hört mich! Erstarrt! Legt die Hand auf den Mund!  So ich daran denke, faßt mich ein Schauer, am ganzen Leib ich erbebe. 'Warum bleiben die Frevler am Leben?'Warum bleiben am Leben die Frevler, werden alt und reich an Besitz? Gesund steht ihr Nachwuchs vor ihnen, und ihre Sprößlinge vor ihren Augen? Sicher vor Gefahr sind ihre Häuser, die Zuchtrute Gottes liegt nicht auf ihnen. Keinen Fehlsprung tut ihr Stier, keinen Fehlwurf ihr Rind beim Kalben. Sie lassen wie Lämmer ihre Kinder hinaus, froh tummeln sich ihre Kleinen, singen zu Pauke und Zither, sind fröhlich beim Klang der Flöte. Sie verbringen voll Glück ihre Tage, in Frieden fahren sie zur Unterwelt, und doch sagten sie zu Gott: Weiche von uns! Von deinen Wegen wollen wir nichts wissen! Was ist der Allmächtige, daß wir ihm dienen? Was nützt es uns, bittend ihn anzugehen? - Spöttisches Eingehen auf den Beweis der FreundeNicht in ihrer Hand liegt das Glück, fern bleibe mir der Gottlosen Denkart! - Doch: wie oft erlischt denn der Frevler Licht, kommt über sie ihr Verderben? Verhängt er Qualen in seinem Zorn, daß sie wie Häcksel sind vor dem Wind, wie Spreu, die der Sturm entführt? Seinen Kindern spart Gott das Elend auf? - Ihm selbst möge er vergelten, daß er selbst es fühle!  Mit eigenen Augen soll er sein Unglück sehen, soll selber trinken vom Groll des Allmächtigen! Wie es seinem Haus nach ihm ergeht - was kümmert es ihn, wenn die Zahl seiner Monde vollendet? Berufung auf Gottes unerforschliches WaltenDarf man Gott wohl Einsicht lehren, ihn, der richtet in himmlischen Höhen? - In voller Frische verscheidet der eine, sorgenlos und wohlgemut. Voll von Milch sind seine Kübel, das Mark seiner Knochen ist wohlgenährt. Der andere stirbt in bitterem Weh, hat niemals das Glück gekostet. Nun liegen sie beide gemeinsam im Boden, der Moder deckt sie beide. - Zurückweisung der Einseitigkeit der FreundeSeht, wohl kenne ich eure Gedanken, die Ränke, die ihr sinnt gegen mich! Ihr denkt: Wo ist nun das Haus des Fürsten, wo das Zelt, darin die Gottlosen wohnten? Habt ihr denn die nicht um Rat gefragt, die dahinziehen ihrer Wege? Könnt ihr ihr Zeugnis verkennen? Der Böse bleibt am Tag des Verderbens verschont; heil entrinnt er am Tag des Zornes. Wer hält ins Gesicht seinen Wandel ihm vor, wer vergilt ihm, was er getrieben? Man gibt zur Grabstätte ihm noch das Geleit und trägt für ein Grabmal noch Sorge. Sanft liegen des Tales Schollen auf ihm; - hinter ihm ziehen alle Leute und vor ihm eine zahllose Menge: da wollt ihr mich trösten mit Nichtigkeit? - Von euren Einwänden bleibt Falschheit nur übrig!"  Dritte Rede des Elifas: 'Du wirst gerettet, wenn rein deine Hände!'Da antwortete Elifas von Teman:  Des Menschen Tugend sein eigener Nutzen"Hat denn Gott einen Nutzen vom Menschen? - Nein, der nützt nur sich selbst! Ist es für den Allmächtigen ein Vorteil, wenn du gerecht bist? Hat er Gewinn, wenn unsträflich dein Wandel? Straft er dich denn deiner Gottesfurcht wegen, geht er wohl deshalb mit dir ins Gericht? Ijobs angebliche FreveltatenIst nicht vielmehr sehr groß deine Bosheit, maßlos deine Schuld? Weil deine Brüder du grundlos gepfändet, den Nackten die Kleider du nahmst,  dem Erschöpften kein Wasser du reichtest, dem Hungrigen versagtest das Brot? Dem Mann der Gewalttat gehört das Land, - es wohnt darin, wer Ansehen hat. Witwen ließest du hilflos ziehen, zerbrochen wurden die Arme der Waisen. Deshalb sind Schlingen rings um dich her, packt dich plötzlich die Angst mit Grausen.  Dunkel umgibt dich, daß du nicht sehen kannst, es bedeckt dich das wogende Wasser! Ijobs Gleichstellung mit den Frevlern der VorzeitGott ist hoch oben im Himmel. - Sieh doch, wie hoch der Scheitel der Sterne! Da hast du gedacht: Was sollte Gott merken? Kann durch die Wolken hindurch er wohl richten? Ihn hüllen doch Wolken: Er kann nichts sehen! Er wandelt einher am Gewölbe des Himmels! Willst du des Pfades der Vorzeit ziehen, den einst gingen die Männer des Frevels, die hinweggerafft wurden schon vor der Zeit, denen zum Gießbach der Boden zerfloß? Die zu Gott sprachen: Geh weg von uns! - Was könnte der Allmächtige uns antun! Zwar hat er mit Gütern ihre Häuser gefüllt, doch fern bleibt ihm der Gottlosen Denkart! Die Gerechten werden es voll Freude sehen, und der Schuldlose wird sie verspotten: Fürwahr, vernichtet sind unsere Gegner, das Feuer hat ihren Nachlaß verzehrt!   Gottes Erbarmen im Fall der BekehrungSchließ mit ihm Freundschaft und halte Frieden! So wird nur Glück dir zuteil. Aus seinem Mund nimm an Belehrung und laß seinen Rat dir zu Herzen gehen! Du wirst auferbaut, wenn du dich wieder zum Allmächtigen wendest! Entferne aus deinem Zelt den Frevel! Erachte das Golderz für eitel Staub, für Bachesgeröll das Ofirgold.  Dann wird der Allmächtige dein Golderz sein, dein Silberschatz seine Weisung! Dann wirst du am Allmächtigen Freude finden, zu Gott dein Antlitz erheben! Du betest zu ihm, und er wird dich erhören! Du löst ein, was du gelobt hast! Was du dir vornimmst, wird dir gelingen! Auf deinen Wegen leuchtet das Licht! Führen sie abwärts, rufst du: Hinauf! - Dem Demutsvollen leistet er Hilfe. Er rettet auch den, der nicht frei ist von Schuld. Du wirst gerettet, wenn rein deine Hände." Erwiderung Ijobs: Ruf nach dem Richterspruch Gottes. - 'Daß ich doch wüßte, wo ich ihn fände...'Darauf erwiderte Ijob:  "So gilt auch heute meine Klage als Trotz: Schwer drückt seine Hand auf mein Seufzen. O, wüßte ich doch, wo ich ihn finden kann, daß vor seinen Richterstuhl ich könnte treten! Anhängig machte ich bei ihm meine Sache; voll von Beweisen wäre mein Mund! Begierig wäre ich der Worte, die er zur Antwort mir gäbe! Was er zu sagen mir weiß, möchte ich erfahren! Ob er in Machtfülle stritte mit mir? - Nein, er würde merken auf mich! Dort würde ein redlicher Mann mit ihm streiten, frei für immer käme ich von meinem Richter! Doch gehe ich gen Osten: Er ist nicht da! Und gehe ich gen Westen: Ich sehe ihn nicht! Wirkt er im Norden: Ich schaue ihn nicht! Biegt er gen Süden: Ich erspähe ihn nicht! Er aber kennt meinen Wandel! - Wie Gold ginge ich hervor, prüfte er mich! An seinen Schritten hielt fest mein Fuß, seinen Weg hielt ich ein und bog niemals ab. Seiner Lippen Satzung verließ ich nie, seines Mundes Worte barg meine Brust. 'Ich schrecke vor seinem Antlitz zurück...'Doch er bleibt sich gleich. Wer kann ihm das wehren? Was er beschlossen, das führt er aus. Vollenden wird er auch mein Geschick, im Sinn hat er derlei noch manches. Darum schrecke ich vor seinem Antlitz zurück, es graut mir vor ihm, wenn ich daran denke. Das Herz hat Gott mir verzagt gemacht, der Allmächtige versetzt mich in Schrecken. Denn bin ich nicht umschlossen von Finsternis, umhüllt nicht das Dunkel mein Antlitz? Gottes unbegreifliches Verhalten gegen UnrechtSind Strafzeiten nicht vom Allmächtigen bestimmt? Schauen nicht Tage seines Gerichtes seine Treuen? Frevel am EigentumMan verrückt Grenzen, man raubt Herden und treibt sie zur Weide. Den Waisen führt man den Esel weg, das Rind der Witwe man pfändet. Vom Wege drängt man die Armen fort. Im Land verstecken sich all die Geringen. Seht, wie in der Wüste die wilden Esel, ziehen sie zu ihrem Tagewerk aus, in der Steppe sich Nahrung zu suchen, für ihre Kinder Brot. Auf dem Felde mähen sie Futter ab, halten Nachlese im Weinberg des Frevlers. Der Kleider bar übernachten sie nackt, in der Kälte fehlt ihnen die Decke. Vom Regen der Berge triefen sie, sie schmiegen sich an den Fels ohne Obdach. Frevel am MenschenVon der Mutterbrust reißt man die Waise weg, den Armen bedrückt man mit Pfändung.  Sie gehen nackt, ohne Kleider, einher und schleppen hungernd die Garben. In ihren Mauern pressen sie Öl, treten die Kelter und dürsten. Sie stöhnen unter der Menschen Wut. Der Todwunden Seele schreit um Hilfe. - Doch der Schandtat achtet Gott nimmer. Straflosigkeit der Mörder, Diebe und EhebrecherAndere sind bei den Feinden des Lichts, sie kennen nicht Gottes Wege; sie verharren nicht auf seinen Pfaden. Beim Morgengrauen erhebt sich der Mörder, er tötet Geringe und Arme; es schleicht umher der Dieb in der Nacht. Des Ehebrechers Auge erwartet die Dämmerung. Er denkt: Kein Auge erspäht mich! - Und er vermummt sich das Angesicht. In die Häuser brechen sie im Dunkeln ein; tagsüber dann verschließen sie sich - vom Licht wollen sie nichts wissen. Denn der Morgen ist ihnen allen ein Graus, da man sehen kann eine Zeit tödlicher Schrecken. Verwünschung der FrevlerEr gehe zugrunde auf des Wassers Fläche! Verflucht sei sein Erbteil im Lande! Nie mehr schlage er den Pfad zum Weinberg ein! Wie die dörrende Hitze das Schneewasser saugt, verschlinge die Unterwelt den Frevler! Vergessen soll ihn der Mutter Leib! Gewürm soll an ihm sich laben! Nimmer werde seiner gedacht! Wie ein Baum werde zerhauen die Bosheit! Einer Unfruchtbaren, die nicht gebiert, sei er zugesellt, er, der nichts Gutes tat der Witwe! - Den Frevlern wird langes Leben und ein natürlicher Tod zuteilDoch langes Leben gibt dem Gewaltmenschen seine Macht! - So einer steht wieder auf, wenngleich er dem Leben nicht mehr traute.  Sicherheit gibt er ihm, daß er Halt gewinnt. Sein Blick bewacht seine Wege. Hoch stehen sie da - eine Weile: sie sind nicht mehr. Sie sinken zusammen, vergehen wie alles. Man schneidet sie ab wie die Spitzen der Ähren.  Ist es nicht so? Wer straft mich dann Lügen? Wer erweist meine Rede als nichtig?!" Dritte Rede Bildads: Berufung auf Gottes ErhabenheitDa antwortete Bildad von Schuach: Gottes geordnetes, gütiges Walten"Kann der denn eine Schreckensherrschaft führen, der in den Höhen friedlich Ordnung schafft? Gibt es für seine Scharen eine Zahl? Über wem strahlt denn nicht auf sein Licht? Gottes unermeßliche Macht und WeisheitWie kann ein Mensch gegen Gott im Recht sein? Wie kann rein sein der vom Weibe Geborene? Siehe, auch der Mond scheint nicht unbefleckt, auch die Sterne sind nicht rein in seinen Augen! Geschweige denn der Mensch, diese Made - das Menschenkind, dieser Wurm!" Ijobs Erwiderung: Die unbeschreibliche Größe GottesDarauf erwiderte Ijob: Spöttische Abrechnung mit Bildads Dünkel"Wie hast du so trefflich der Ohnmacht geholfen, den Arm gestützt, dem es gebricht an Stärke! Wie hast du so gut die Torheit beraten und Weisheit ans Licht gestellt in Menge! Wen hast du denn nun belehren wollen? Wessen Atem geht von dir aus? Gottes unermeßliche Macht und WeisheitVor ihm entsetzen die Toten sich, das Wasser und seine Bewohner. Die Unterwelt liegt entblößt vor ihm, der Abgrund ohne Hülle.  Über dem Chaos spannt er den Norden aus, über dem Nichts läßt er schweben die Erde.  In seine Wolken er die Wasser bannt, ohne daß das Gewölk unter ihnen zerbirst. Er überdeckt die Scheibe des Vollmonds und breitet sein Gewölk darüber aus. Einen Kreis zieht er rings um die Fläche des Wassers, da wo das Licht an die Finsternis grenzt.  Die Säulen des Himmels geraten ins Wanken, sie erbeben vor seinem Drohen.  Das Meer macht er brausen durch seine Kraft, durch seine Weisheit zerschlägt er Rahab.  Heiter wird der Himmel durch seinen Hauch, seine Hand durchbohrt die flüchtige Schlange.  Doch das sind erst seines Waltens Säume, ein Flüstern nur ist, was wir hören von ihm! - Wer mag da seiner Allmacht Donnern verstehen?" IJOBS SCHLUSSREDEDarauf fuhr Ijob mit seiner Rede also fort: Der Reinigungseid"So wahr Gott lebt, der mein Recht mir entzog, der Allmächtige, der mir vergällt mein Leben: Solange in mir noch mein Atem weilt, Gottes Hauch in meiner Nase: sollen meine Lippen nichts Falsches reden, nicht lügen soll meine Zunge! Doch sei es mir fern, euch recht zu geben! - Bis ich verscheide, verleugne ich meine Unschuld nicht! Fest stehe ich zu meinem Rechtsein. Das will ich nicht lassen! Mein Herz tadelt nicht einen meiner Tage! Der Untergang der FrevlerMeinem Feind soll es wie dem Frevler ergehen, wie dem Gottlosen meinem Gegner! Denn was ist des Ruchlosen Hoffnung, wenn Gott seine Seele abschneidet, sie herausreißt? Wird Gott sein Wehgeschrei hören, wenn Drangsal über ihn einbricht? Kann er sich des Allmächtigen freuen, sich allzeit auf Gott berufen? Ich will über Gottes Tun euch belehren, was der Allmächtige bestimmt, will ich nicht verhehlen! Seht, ihr habt es ja doch alle erfahren! Was hegt ihr noch törichte Hoffnung? Dies ist des Frevlers Anteil bei Gott, und dies des Gewaltmenschen Erbe, das vom Allmächtigen sie nehmen: Wenn sich mehrt die Schar seiner Kinder, so ist es für das Schwert! Nicht satt zu essen haben seine Sprößlinge. Den Rest der Seinen rafft die Seuche ins Grab, seine Witwen beklagen nicht den Toten. Wenn er auch Silber aufhäuft wie Staub, und Kleider sich sammelt wie Lehm: Er legt sie zurück, doch der Gerechte zieht sie an, das Silber erben die Frommen. Er hat sein Haus wie die Spinne gebaut, wie eine Hütte, die der Feldhüter hinstellt.  Reich legt er sich schlafen, - zum letzten Mal. Macht er wieder die Augen auf, ist alles entschwunden. Wie Wasserflut brausen Schrecknisse über ihn her, über Nacht entführt ihn der Sturmwind. Der Ostwind fährt daher, hebt ihn hoch, fegt ihn von seiner Stätte. Ohne Erbarmen schießt er auf ihn, vor seiner Hand muß er fliehen. In die Hände klatscht man über ihn und zischt ihn fort von seiner Wohnstatt. DAS LIED AUF DIE WEISHEITDie Größe menschlicher Weisheit im BergbauJa, des Silbers Fundort kennt man genau, die Stätte, wo das Gold man wäscht.  Aus der Erde holt man das Eisen heraus, zu Erz wird das Gestein geschmolzen. Der Finsternis macht man ein Ende, durchforscht bis zum letzten Winkel des Gesteins nächtliches Dunkel. Fern von den Lebenden bricht man Schächte. Ohne Halt für den Fuß hängt man, schwebt hinunter, weitab von den Menschen. Die Erde, aus der das Brotkorn sprießt, wird tief zerwühlt wie durch Feuer. Der Saphir ruht in ihrem Gefels, und Goldstaub ist dort zu finden. Kein Adler kennt den Zugang dorthin, noch erspäht ihn des Habichts Auge. Das stolze Wild betritt ihn nie, kein Löwe hat je ihn betreten.  Doch der Mensch legt Hand an das Felsgestein, wühlt auf die Wurzeln der Berge. In den Felsen haut er Stollen hinein: Alles Kostbare schaut nun sein Auge. Er spürt die Quellen der Ströme auf, das Verborgenste bringt er zum Licht. -   Die Weisheit aber, wo findet sie sich? Die Einsicht, wo ist sie zuhause? Wo menschliches Forschen und Vermögen versagenDer Mensch kennt nicht den Weg zu ihr, sie weilt nicht im Land der Lebendigen. Die Tiefe spricht: hier ist sie nicht! Das Meer spricht: bei mir weilt sie nimmer! Kein kostbares Gold kann man geben für sie, noch Silber ihr wiegen als Kaufpreis. Man wiegt sie nicht auf mit Ofirgold, noch mit kostbarem Onyx und Saphir.  Sie läßt sich nicht messen mit Gold und mit Glas, man tauscht sie nicht ein mit Geschmeide.  Korallen, Kristall - man schweige davon! - Der Weisheit Besitz ist mehr wert als Perlen. Man erhält sie nicht um Topase aus Kusch, nicht wird sie gewogen um Feingold.  Die Weisheit also, wo kommt sie her? Die Einsicht, wo ist sie zuhause? Gott, der Quell und Spender der WeisheitSie ist verhüllt aller Wesen Blick, selbst den Vögeln des Himmels verborgen. Der Abgrund spricht und das Totenreich: Wir hörten von ihr nur Gerüchte. Nur Gott ist es, der den Weg zu ihr weiß, nur er allein kennt ihren Fundort. Denn bis zu den Grenzen der Welt reicht sein Blick, er sieht alles, was unter dem Himmel. Als er dem Wind seine Wucht bestimmte, das Wasser abgrenzte mit dem Maß, als er dem Regen bestellte seine Zeit, eine Bahn wies dem Wüten der Wetter: Da sah er sie und tat sie kund, hat sie hingestellt und ergründet. Gott fürchten ist Weisheit! - zum Menschen er sprach -, und Böses meiden ist Einsicht! " IJOBS SELBSGESPRÄCHRückschau auf die glückliche VergangenheitDarauf setzte Ijob seine Rede also fort: "Ach wär es doch mit mir, wie es vor Monden noch war, in den Tagen, da Gott mich beschirmte! Da über dem Haupt seine Leuchte mir schien, sein Licht mich führte durchs Dunkel! So wie ich zur Zeit meiner Jünglingskraft war, als Gott mein Zelt noch umhegte, als noch mit mir der Allmächtige war, meine Kinder sich rings um mich scharten, als in Butter ich mir die Füße wusch, und Bäche von Öl mir der Fels ergoß! Ging ich hinaus zum Tor, vor die Stadt, meinen Sitz auf dem Torplatz zu nehmen,  versteckten sich Knaben, als sie mich sahen, es erhoben sich die Alten und blieben stehen; Fürsten hielten im Reden an, sie legten die Hand auf den Mund.  Jäh verschlug es den Edlen die Stimme, am Gaumen klebte ihre Zunge. Ja, selig pries mich das Ohr, das mich hörte, das Auge lobte mich, das mich sah. Ich habe ja gerettet den Armen, der schrie, die Waise ohne Beschützer. Der Segen der Verlorenen kam über mich; - froh machte ich das Herz der Witwe. Gerechtigkeit war mir das Kleid, das mich hüllte, mein Rechtssinn mir Mantel und Kopfbund.  Auge ward ich dem Blinden, dem Lahmen Fuß, den Armen Vater. - Ich verfocht des Unbekannten Rechtsstreit. Des Schurken Gebiß zerbrach ich, entriß seinen Zähnen den Raub. So dachte ich, in meinem Nest zu sterben, dem Sand gleich zu mehren meine Tage; offen läge meine Wurzel zum Wasser hin, und Nachttau befiele meine Zweige. Mein Glück erneuerte sich stets bei mir, in meiner Hand erstarkte der Bogen!  Man hörte voller Erwartung auf mich, und lauschte still meinem Ratschlag. Wenn ich gesprochen, nahm keiner das Wort, mein Wort rauschte auf sie nieder. Sie harrten mein wie des Regenfalls, nach mir lechzten sie wie im Frühling nach Regen. Ich lachte sie an, wenn mutlos sie waren, mein heiteres Gesicht konnten sie nicht trüben. Den Weg bestimmte ich für sie, saß da als ihr Haupt; dem König im Heerbann gleich thronte ich, wie einer, der Trauernde tröstet. DIE UNGLÜCKLICHE GEGENWARTVerachtung und SpottUnd nun verlachen mich Leute, die an Tagen jünger als ich, deren Väter bei meiner Hunde Herde anzustellen ich verschmähte. Was sollte mir auch ihrer Hände Kraft, alles Mark war ihnen geschwunden. Durch Mangel und Hunger sind sie erschöpft, das dürre Land sie benagen, das Gras der Wüste und Öde. Sie pflücken Salzkraut beim Heidegestrüpp und Ginsterwurzel als Speise. Aus dem Volk stößt man sie aus, schreit auf sie los wie auf Diebe.  In schaurigen Schluchten müssen sie hausen, in Erdlöchern, in Klüften der Felsen. Zwischen den Heidbüschen schreien sie kläglich, kauern sich zusammen unter wildem Gestrüpp. Schlechtes Gesindel, ehrlose Brut, die aus dem Land hinausgepeitscht wurde. Und nun bin ich ihnen zum Spottlied geworden, ich muß ihnen dienen zum Sprichwort. Voll Ekel rücken sie von mir weg und scheuen sich nicht, mir ins Antlitz zu speien. Weil er mein Zeltseil löste, mich niederwarf, lassen sie die Zügel vor mir schießen.  Zur Rechten erhebt sich die Schar, stößt die Füße mir weg, Dämme wirft sie auf zu meiner Vernichtung. Meine Wege reißen sie auf, mein Verderben betreiben sie - und niemand wehrt es ihnen. Wie durch eine breite Bresche brausen sie an, überrollen mich mit Verwüstung. Schrecknisse stürzen über mich hin, wie vom Sturm wird hinweggefegt meine Würde, mein Heil entschwindet wie die Wolke. Klage über Gottes FeindschaftNun härmt sich in mir meine Seele ab, mich umklammern Tage des Elends. Nächtens bohrt es in meinem Gebein, nicht ruhen meine nagenden Qualen. Er packt mein Gewand mit großer Gewalt, umschließt mich wie des Leibrocks Öffnung.  In den Kot stieß er mich hinein - wie Staub wurde ich und wie Asche. Ich schreie zu dir, doch du hörst nicht auf mich. Halte ich ein, so machst du gegen mich Pläne. Zum Wüterich hast du dich mir verkehrt, mit harter Faust mich befehdet. Hoch empor reißt du mich im Sturmwind und läßt mich treiben, erschütterst mich im Wettertosen. Ja, ich weiß: du willst mich treiben in den Tod, zum Sammelplatz aller, die lebten. Begründung seines AufbegehrensDoch, streckt man versinkend die Hand nicht aus, schreit man in der Not nicht um Hilfe? Fürwahr, ich weinte, ging es anderen hart, das Herz tat mir weh um den Armen. Ich hoffte auf Glück, es kam aber Unheil; ich harrte auf Licht, doch wich nicht das Dunkel. Es brodelt in mir ohne Unterlaß, mich ereilten Tage des Leides. Betrübt, ohne Sonne schleiche ich umher, ich erhebe mich und schreie vor allen. Den Schakalen bin ich zum Bruder geworden, zum Genossen ward ich den Straußen. Schwarz schält die Haut sich von mir ab, mein Gebein brennt in der Glut des Fiebers. Meine Zither wurde zum Trauerspiel, meine Flöte zu bitterem Schluchzen. ERNEUTE BETEUERUNG DER UNSCHULDFreiheit von böser BegierdeEin Bündnis schloß ich mit meinen Augen, wie soll ich nach einer Jungfrau da schauen? Was ward mir dort oben von Gott zuteil, vom Allmächtigen im Himmel zum Erbe? Gebührt nicht dem Frevler das Unheil, das Unglück dem Übeltäter? Gibt er auf meine Wege nicht acht, zählt er nicht all meine Schritte? Zu große Strafe für etwaige fremde SündenPflegte mit Lügnern ich Umgang, schritt mein Fuß bei Betrug nicht ein,  so möge er mich wiegen mit rechter Waage: Gott wird meine Unschuld erkennen! Freiheit von Schuld gegen das Recht des NächstenSo mein Schritt gewichen vom Weg, mein Herz gefolgt meinen Augen, an meinen Händen ein Schandfleck klebt, soll, was ich säe ein anderer verzehren, soll entwurzelt sein, was mir aufsprießt! So mein Herz sich betören ließ vom Weib, so ich lauerte an des Nachbarn Türe, soll einem anderen mahlen meine Frau, soll sich zu ihr gesellen ein Fremder! Dies wäre ja Schandtat, ein Frevel, der vor den Richter gehört! Dies wäre ja ein Brand, der bis zum Abgrund frißt und wegrafft all meine Habe! So ich mißachtet das Recht meines Knechtes, meiner Magd, wenn Streit sie mit mir hatten, was könnte ich dann tun, wenn Gott sich erhebt, wenn er nachforscht, was ihm erwidern? Hat nicht im Mutterleib auch ihn mein Schöpfer geschaffen, hat nicht im Mutterschoß uns beide derselbe geformt? - Freiheit von Schuld gegen den NächstenSo ich abwies der Armen Begehren, verschmachten ließ die Augen der Witwe, so ich für mich allein meinen Bissen verzehrte, und nicht die Waise ihr Teil davon nahm - wie ein Vater zog ich sie doch von Jugend an auf, und von meiner Mutter Schoß an habe ich sie geleitet, - so ich Verlassene ohne Bekleidung sah, den Armen bar der Decke, und wußten mir nicht seine Hüften Dank, weil sie wärmte die Schur meiner Schafe, so ich je wider Waisen erhob die Faust, weil im Tor ich fand einen Helfer: dann soll sich die Schulter vom Nacken mir lösen, mein Arm aus den Gelenken brechen! Denn das Strafgericht Gottes war mir ein Schrecken; vor seiner Erhabenheit hielte ich nicht stand. Freiheit von Mammon- und GestirndienstSo ich auf Gold mein Vertrauen gesetzt, zum Feingold sprach: Du bist meine Hoffnung! , so es mich gefreut, daß groß mein Besitz, daß so viel meine Hand schon erworben, so ich zur Sonne geschaut, wie sie strahlt, zum Mond, wie er prangend dahinzieht, mein Herz sich heimlich betören ließ und ich ihnen eine Kußhand emporwarf:  auch dies wäre Schuld, die vor den Richter gehört, weil ich Gott in der Höhe verleugnet! Feindesliebe und GastfreundschaftSo ich Freude gefühlt bei meines Feindes Fall und frohlockte, traf ihn ein Unglück, -  meinen Mund habe ich nie der Sünde geliehen, durch einen Fluch sein Leben zu fordern! -, fürwahr, es gestanden meine Zeltgenossen: Wer wurde vom Fleisch seines Schlachtviehs nicht satt -,  zu nächtigen brauchte der Fremdling nicht draußen, meine Tür stand dem Wanderer offen! WahrheitsbeteuerungSo ich, wie Menschen es tun, meine Sünde verheimlicht, meine Schuld in meiner Brust vergraben,  weil ich die große Menge gescheut, der Sippen Verachtung gefürchtet, - dann würde ich verstummen, vor die Tür ginge ich nicht! Der zweite ReinigungseidGäbe es doch einen, der mich hört! Hier meine Unterschrift! - Der Allmächtige gebe mir Antwort! Die Klageschrift, die mein Gegner schrieb, -  fürwahr, ich nähme sie auf meine Schulter und wände sie um mich als Ehrenkranz! Die Zahl meiner Schritte wollte ich ihm künden, wie ein Fürst träte ich an ihn heran! So mein Acker wider mich schrie und seine Furchen weinten,  weil ich seine Frucht ohne Zahlung verzehrt und so seinen Erbherrn betrübte:  soll statt des Weizens die Distel mir sprossen, das Unkraut statt der Gerste!" - Ijobs Reden waren zu Ende. DIE REDEN ELIHUSEinleitungJene drei Männer gaben es auf, Ijob Antwort zu geben, weil er nun in ihren Augen gerecht war. Doch da entbrannte der Zorn Elihus, des Sohnes Barachels, von Bus aus der Sippe Ram. Über Ijob entbrannte sein Zorn, weil er sich Gott gegenüber für gerecht hielt.  Und über seine drei Freunde entbrannte sein Zorn, weil sie keine Antwort mehr fanden und Ijob doch ins Unrecht setzten. Elihu hatte mit seiner Rede an Ijob gewartet, weil jene an Jahren älter waren als er. Als aber Elihu sah, daß jene drei Männer nichts mehr zu antworten wußten, packte ihn der Zorn. Rechtfertigung seines EingreifensUnd Elihu, der Sohn Barachels, von Bus, hob an: "Zwar bin ich jung noch an Jahren, und ihr seid hochbetagt. Darum war ich zaghaft und scheute mich, euch mein Wissen zu zeigen. Ich dachte: das Alter mag reden, die Fülle der Jahre tue ihre Weisheit kund! - Doch nur der Geist, der im Menschen ist, nur des Allmächtigen Atem macht ihn verständig. Nicht immer sind die Betagten die Weisen, nicht wissen, was recht ist, die Greise allein! Darum sage ich nun: Hört mir zu! Auch ich will mein Wissen zeigen. Denn seht: Eurer Worte habe ich geharrt, eurer Weisheit gelauscht, bis die rechten Worte ihr fändet. Ich bin euch achtsam gefolgt; doch seht: Niemand hat Ijob überführt, sein Wort hat keiner von euch widerlegt! Sagt nicht: Wir trafen auf Weisheit bei ihm, nur Gott kann ihn schlagen, kein Mensch! Wider mich hat er keine Worte gerichtet - ich wäre ihm auch nicht mit euren Reden begegnet! - Sie sind besiegt, einwenden können sie nichts mehr, ausgegangen sind ihnen die Worte! Soll ich da noch warten, wo sie doch nicht mehr reden, wo sie dastehen und nichts mehr erwidern? So will auch ich ihm mein Teil nun entgegnen, auch ich will zeigen mein Wissen! Denn voll bin ich von Gedanken, in meinem Innern drängt mich der Geist. Sein innerer Antrieb zum Reden und seine UnparteilichkeitSeht, mein Inneres gleicht jungem Wein, den man verschlossen hält. - Wie neue Schläuche will es bersten! So muß ich reden, daß mir Erleichterung wird, muß öffnen die Lippen zur Antwort. Für keinen Menschen nehme ich Partei, rede niemandem zu Gefallen. Denn ich weiß nicht zu schmeicheln. - Mein Schöpfer raffte mich sonst wohl rasch hinweg. RLIHUS AUSFÜHRUNGEN ÜBER DIE LÄUTERNDEN LEIDENSchiedsrichter zwischen Gott und IjobIjob, höre denn meine Rede! All meinen Worten leihe dein Ohr! Siehe, schon tat ich den Mund auf, damit nach Kräften rede meine Zunge! Geradem Sinn entstammen meine Worte, lautere Wahrheit sprechen meine Lippen. Der Geist Gottes hat mich geschaffen, des Allmächtigen Atem hat mich belebt. So du kannst, widerlege mich, mache dich bereit, tritt mir entgegen! Siehe, vor Gott gelte ich soviel wie du, auch ich bin aus Lehm gebildet. Siehe, vor mir braucht nicht Angst dich zu schrecken, ein Druck von mir wird nicht lasten auf dir! Zurückweisung der Klage IjobsNun aber sagst du vor meinen Ohren - ganz deutlich habe ich die Worte vernommen -:  Rein bin ich und ohne Fehl, ohne Schuld bin ich und lauter. Er sucht nur nach Vorwänden wider mich, seinen Feind erblickt er in mir. Meine Füße hat er in den Block gespannt, überwacht meine sämtlichen Pfade. Hier bist du im Unrecht! - So gebe ich dir Antwort: Gott ist mehr als ein Mensch!  Wie kannst du da wider ihn hadern, daß nicht Rede er steht dem Menschen auf all dessen Worte?  Sinn der LäuterungsleidenAuf die eine Weise spricht Gott, auch auf zwei; doch darauf achtet man nicht. Im Traum, im Nachtgesicht, wann tiefer Schlaf auf die Menschen sich senkt, beim Schlummer auf ihrem Lager, da öffnet er den Menschen das Ohr und schreckt sie durch seine Warnung, um den Menschen zu lösen von seinem Tun, den Mann zu behüten vor Hochmut. Vor der Unterwelt bewahrt er so seine Seele, sein Leben vor dem Tod durch das Geschoß. Auf seinem Lager wird er durch Schmerzen gewarnt, ständig wütet ein Kampf in seinen Gliedern. Zum Ekel macht ihm sein Zustand das Brot, seiner Seele die Lieblingsspeise. Sein Fleisch verfällt, man sieht es nicht mehr, es liegen bloß ihm die Knochen, die früher nicht sichtbar. Seine Seele naht sich dem Grab, dem Totenreich sein Leben. Selbsteinkehr als Voraussetzung und Gewähr der GenesungSteht dann ein Gottesbote vor ihm, ein Mittler, aus Tausenden einer, den Menschen zu mahnen an seine Pflicht,  dann erbarmt sich Gott seiner und spricht: Laß ihn frei! Er braucht nicht ins Grab zu steigen, das Lösegeld habe ich schon erhalten!   Mehr als zur Zeit der Jugend prangt dann sein Leib, zu den Tagen seiner Jünglingskraft kehrt er zurück. Er fleht zu Gott - und der ist ihm gnädig, läßt schauen ihn jubelnd sein Antlitz. - So gibt er dem Menschen sein Recht zurück Er hebt an und singt vor dem Volk: Gesündigt hatte ich, unrecht getan, doch Gott hat es mir nicht vergolten. Vor dem Abstieg ins Grab hat er meine Seele erlöst, mein Leben erfreut sich des Lichtes! Siehe, all das wirkt Gott zweimal, dreimal am Menschen,  seine Seele dem Grab zu entreißen, daß ihm das Licht der Lebendigen strahlt. Merke auf, Ijob! Höre mir zu! Schweige, damit ich rede! Doch hast du Beweise, dann bringe sie mir vor! Sprich! Gern recht ich dir gebe. Sonst gib du mir Gehör und schweige! Dann will ich Weisheit dich lehren!" GOTTES GERECHTE ALLMACHTIjobs KlagepunktElihu hob abermals an: "Ihr Weisen, vernehmt meine Worte, ihr Wissenden, hört mir zu! Denn das Ohr prüft die Worte, wie der Gaumen probt die Speise. Was recht ist, wollen wir prüfen, was gut ist, erkunden für uns. Behauptet hat Ijob: Ich bin im Recht, doch Gott hat mein Recht mir entrissen! Ich gelte als Lügner wider mein Recht, schuldlos traf mich ein tödlicher Pfeil. - Wo ist noch ein Mann wie Ijob, der Lästerung hineintrinkt wie Wasser?!  Der sich zu Übeltätern gesellt und umgeht mit gottlosen Leuten?! Behauptet er doch: Nichts nützt es dem Menschen, mit Gott in Freundschaft zu leben!   Einheit von Allmacht und Gerechtigkeit bei GottDarum hört mich, verständige Männer: Fern liegt Gott frevles Tun, ungerechtes Handeln dem Allmächtigen! Er vergilt dem Menschen nur nach seinem Tun, läßt es ihn treffen nach seinem Wandel. Ja wahrlich, nicht unrecht handelt Gott, nicht beugt das Recht der Allmächtige! Wer sorgt mit ihm für die Erde? - Den ganzen Erdkreis, wer hat ihn gegründet? Dächte er nur an sich selbst, seinen Geist, seinen Odem nähme er zurück, alles Fleisch zumal müßte verscheiden, der Mensch kehrte wieder zum Staub! Bist du klug, so merke darauf, lausche dem Laut meiner Worte: Kann wohl Herrscher sein, wer haßt das Recht? Oder willst du den Gerechten, Gewaltigen, zeihen einer Schuld, ihn, der zum Fürsten Du Nichtswürdiger! sagt und Du Frevler! zum Hochgestellten? Gottes UnparteilichkeitEr nimmt nicht Partei für die Großen, zieht nicht die Reichen den Armen vor; sie alle sind doch das Werk seiner Hände. Sie sterben im Nu und inmitten der Nacht: die Reichen schlägt er, sie schwinden dahin, den Starken stürzt er, ohne die Hand nur zu rühren. Auf des Menschen Wandel ruhen seine Augen, er sieht seine sämtlichen Schritte. Nicht Finsternis gibt es, kein Dunkel, worin sich verbärgen die Frevler. Der Zeitpunkt des göttlichen EinschreitensEr setzt keine Frist für den Menschen fest, bei Gott vor Gericht zu erscheinen. Er zerbricht die Starken ohne Verhör, setzt an ihre Stelle andere. Er kennt ja schon ihre Taten, darum stürzt er sie über Nacht: da liegen sie nun zerschmettert. Als Übeltäter züchtigt er sie, an dem Ort, wo alle es sehen, weil sie von ihm gewichen sind, nicht achteten all seiner Wege. Zu sich aufsteigen läßt er des Armen Geschrei, der Bedrückten Notruf vernimmt er. Und hielte er sich still, wer dürfte ihn verdammen? Verbärge er sein Antlitz, wer sähe ihn dann? - Doch über den Völkern wacht er, über jedem Menschen, damit nicht die Gottlosen herrschen, die Fallstricke sind für das Volk. Ijobs AnmaßungDarf wohl zu Gott einer sagen: Ich soll es ertragen und tu doch nichts Böses? Zeige du mir, was ich nicht sehe; tat ich Unrecht, so tu ich es nicht wieder! Soll er nach deinem Sinn vergelten, weil du dich verweigerst? - Willst du entscheiden an seiner Statt? - Sag, was du weißt! Verständige Männer werden mir sagen und jeder Weise, der auf mich hört: Ohne Verstand redet Ijob daher, seine Worte entbehren der Einsicht! So prüfe man Ijob denn fort und fort auf seinen gottlosen Einwand! Denn seiner Schuld fügt er noch Empörung hinzu, lästert in unsrer Mitte, nimmt voll den Mund gegen Gott." DER GROSSE NUTZEN DER FRÖMMIGKEITWiderspruch in Ijobs VerhaltenElihu hob abermals an: "Hältst du das denn für recht? Nennst du das: Gerecht bin ich vor Gott! , daß du sagst: Wozu ist es mir dienlich, was nützt es mir, daß ich nicht sündige?   Ich will nun die Antwort darauf geben, dir und mit dir deinen Freunden. Schau gen Himmel und sieh! Blick auf zu den Wolken, hoch über dir! Nutzen der Frömmigkeit für die MitmenschenSündigst du, was tust du ihm damit an? Sind es noch so viel deiner Frevel, wie willst du ihm damit schaden? Bist du gerecht, was kannst du ihm damit geben, was empfängt er dadurch aus deiner Hand? Doch deinem Mitmenschen schadet dein Frevel, deine Tugend kommt deinem Nächsten zugute! Notwendigkeit des Gebetes und der GeduldMan jammert über große Bedrückung und zetert über der Großen Gewalttat, sagt aber nicht: Wo ist Gott, unser Schöpfer, der uns Lobgesänge schenkt in der Nacht, der uns weiser gemacht als die Tiere der Erde, klüger als des Himmels Vögel. Sie schreien - doch er schenkt kein Gehör - ob des Übermutes der Bösen! Fürwahr, Lüge ist es, daß Gott nicht erhört und der Allmächtige nicht herschaut auf solches! Wenn du gar sagst, du gewahrtest ihn nicht: Bei ihm steht das Richten; nur warte auf ihn! Nun aber, wo sein Zorn nicht bestraft und noch nicht beachtet die Sünde, reißt Ijob den Mund auf zu leerem Geschwätz, macht viel Redens - doch ohne Einsicht." GOTTES ÜBER ALLES WALTENDE VORSEHUNGZweck der Besserungs- und VorbeugungsleidenElihu fuhr also fort: "Ein wenig noch warte auf mich: was sich für Gottes Sache sagen läßt, will ich dir künden! Weit ausholen will ich mit meiner Weisheit, meinem Schöpfer Recht zu verschaffen. Denn meine Worte sind wahrlich kein Trug, als Mann mit klarer Erkenntnis stehe ich vor dir. Siehe: Gott ist gewaltig, verdammt aber keinen, gewaltig an Kraft des Verstandes. Des Bösen Leben umhegt er nicht, doch den Bedrückten verschafft er ihr Recht. Von den Gerechten kehrt er sein Auge nicht ab; auf immerdar läßt er sie wie Könige sitzen auf dem Thron, sie hoch zu erheben. Doch liegen sie in Fesseln, von des Elends Stricken gebunden, hält er ihnen ihr Treiben vor, ihre Sünden: daß stolz sie sich erhoben. Dann öffnet er ihr Ohr der Belehrung und ermahnt sie zur Abkehr vom Bösen. Gehorchen sie willig, verbringen sie ihre Tage im Glück, ihre Jahre in Wonne. Doch hören sie nicht, rennen sie ins Geschoß, - sie sterben und wissen nicht wie. Die ruchlos Gesinnten verharren im Trotz, sie flehen nicht um Hilfe, wenn er sie bindet. In der Blüte ihrer Jugend stirbt ihre Seele dahin, in der Frische der Jugend ihr Leben. Den Leidenden rettet er so durch sein Leid und öffnet sein Ohr durch die Drangsal. Warnung an Ijob wegen seines Verhaltens im LeidenSo lockt er auch dich aus dem Rachen der Not in einen weiten Raum ohne Beengung, an einen Tisch, der vom Fett trieft. Doch du bist voll frevlen Urteils! So überstürzen sich Spruch und Gericht! Denn der Schmerz darf dich nimmer zur Lästerung führen, des Lösegeldes Höhe beirre dich nicht!  Kann denn aus der Drangsal dein Schreien dich retten und aller Aufwand an Kraft? Trage nach der Nacht kein Verlangen, weil Freunde an ihrer Statt sich erheben! Sei auf der Hut! Dem Unrecht wende dich nicht zu und ziehe es nicht vor dem Elend! Gottes überragende MachtSiehe: Gott ist erhaben in seiner Macht! Ein Lehrer gleich ihm - wo ist er? Wer schreibt ihm vor seinen Weg, wer dürfte ihm sagen: Du tatest Unrecht? Sei bedacht, sein Walten zu preisen, das die Menschen feiern im Lied! Staunend schaut alle Welt darauf hin, erblickt es der Mensch auch nur von ferne. Siehe: Größer ist Gott, als wir es verstehen, unerforschlich die Zahl seiner Jahre. GOTTES VORSEHUNG IN DER NATURGottes Walten am HimmelEr zieht die Wassertropfen empor, läßt aus dem Nebel rieseln den Regen,  der aus den Wolken herniederrauscht, beträufelt die Menge der Menschen. Wer kann gar die Weite der Wolken verstehen, das Donnerkrachen aus seinem Gezelt?  Siehe: Sein Licht breitet er um sich her, bedeckt den Urgrund des Meeres. Denn er richtet dadurch die Völker, reicht Nahrung in Fülle. Um beide Hände hüllt er den Blitz und gibt Befehl, wo er zünde. Von ihm kündet der Donner, wenn gegen die Bosheit auflodert sein Zorn. Gottes Größe und Macht im GewitterJa, darüber erzittert mein Herz, laut pocht es an seiner Stelle. - Horch! Höre, wie sein Donner grollt, wie es dröhnt aus seinem Mund. Unter dem ganzen Himmel läßt er zucken den Blitz, seinen Strahl bis an der Erde Enden. Hinter ihm her brüllt der Donner, laut hallt seine mächtige Stimme; er dämpft sie nicht - man hört seinen Ruf. Gewaltig ist Gott im Gewitter, Großes wirkt er, wir fassen es nicht. Gottes Walten im WinterDa spricht er zum Schnee: Falle zur Erde herab! - so auch zum Regen, zu seinen gewaltigen Wolkenbrüchen. So zwingt er die Hand aller Menschen zur Ruhe, daß alle Menschen sein Walten erfahren.  In sein Versteck verkriecht sich das Wild und legt sich nieder in seinen Höhlen. Da bricht der Sturm los aus seinem Gemach, und aus dem Norden kommt Kälte. Durch Gottes Hauch entsteht das Eis, starr liegt des Wassers Fläche.  Mit Wasserfülle belädt er die Wolken, breitet weithin aus sein Blitzgewölk; es wandelt ringsumher gemäß seinem Ratschluß, bald hierhin, bald dorthin, damit es alles vollbringe, was er ihm auf Erden gebietet, sei es zur Strafe für seine Erde, sei es zur Gnade, daß er sie schickt.  Mahnung an Ijob, sich demütig Gott zu beugenHöre darauf, Ijob! Bleibe stehen, betrachte Gottes herrliche Taten! Weißt du, wie Gott es zu lenken versteht, daß in Wolken aufflammt der Blitzstrahl? Verstehst du das Schweben der Wolken, die Wunderwerke des Allwissenden? Du, dem die Kleider zu heiß, wenn das Land unter dem Südwind brütet, kannst du den Himmel wölben wie er, fest wie gegossenen Spiegel?  Laß uns doch wissen, wie wir ihm gebieten! Wir sind ohne Macht vor dem Dunkel. Wird es vertrieben auf mein Geheiß? Befahl es wohl ein Mensch, wenn es verschwindet?! Und nun - man sieht das Sonnenlicht nicht, wenn über den Wolken es leuchtet: Da springt nur ein Wind auf und fegt sie hinweg. Und goldenes Licht erstrahlt vom Norden! Preis gebührt dem furchtbaren Gott, dem Allmächtigen, den wir niemals ergründen. An Macht ist er groß, reich an Gerechtigkeit; nie beugt er das Recht! Darum sollen die Menschen ihn fürchten! - Die Selbstklugen alle beachtet er nicht!" DIE REDEN GOTTESDas göttliche Waltens in der leblosen NaturDa antwortete der Herr dem Ijob aus dem Wettersturm und sprach:  Die Weltschöpfung"Wer ist es, der planvolles Walten mit Reden voll Unverstand verdunkelt?  Auf! Gürte wie ein Held deine Lenden! Fragen will ich dich, du sollst mich lehren! Wo warst du, als ich die Erde erbaute? Sag es, wenn Einsicht du besitzest!  Weißt du, wer ihre Maße bestimmt hat, wer die Meßschnur darüber gespannt, worauf eingesenkt ihre Pfeiler, wer den Schlußstein ihr eingefügt  unter Jauchzen der Morgensterne, unter der Gottessöhne Jubel? Wer hat das Meer mit Toren verschlossen, als es brausend brach aus dem Mutterschoß,  als zum Kleid ich ihm gab Wolken, zu Windeln finsteres Gewölk, als ich ihm meine Grenze bestimmte, ihm setzte Riegel und Tore und sprach: Bis hierher kommst du, nicht weiter! Hier bricht sich der Trotz deiner Wogen! ? Das LichtHast du je, seit du lebst, dem Morgen geboten, dem Morgenrot seine Stätte gewiesen? Hast du die Säume der Erde gefaßt, um von ihr abzuschütteln die Frevler? Hast du sie wie Ton unterm Siegel geformt, sie gefärbt wie ein Kleid? Hast du den Frevlern entzogen ihr Licht, den Arm gebrochen, der schon erhoben? Die Tiefen und Weiten der ErdeDrangst du je vor zu den Quellen des Meeres? Bist du gewandelt am Grunde der Flut? Sprang vor dir auf der Totenwelt Tor, hast du gesehen der Todesnacht Türen? Überschaust du der Erde Weiten? - Sag an, so du all das kennst! Wechsel von Tag und NachtWo ist der Weg zur Wohnung des Lichtes, wo hat seine Stätte das Dunkel,  damit beide du führtest in ihren Bereich, auf den Pfad zu ihrem Haus sie leitest? Du weißt es?! Du warst ja schon damals geboren - groß ist die Zahl deiner Tage! Die Erscheinungsformen des WettersGelangtest du je zu den Speichern des Schnees? Hast je du die Schobern des Hagels geschaut,  den ich aufgespart für die Zeit der Drangsal, für den Tag der Schlacht und der Kriege? Wie kommt man dahin, wo das Licht sich verteilt, von wo der Ostwind sich über die Erde verbreitet?  Wer riß dem Regen eine Rinne auf, dem Wetterstrahl eine Wegspur, daß es regne aufs Land, das von Menschen leer, auf die Wüste, die niemand bewohnt, zu tränken Öde und Wüstenei, sprießen zu lassen die Wurzeln des Grüns? Hat einen Vater der Regen? Wer zeugte die Tropfen des Taus? Aus wessen Schoß geht das Eis hervor? Wer gebiert des Himmels Reif? Wie erstarrt zum Stein das Wasser, wird fest die Fläche der Flut? Sterne und JahreszeitenKnüpfst du die Bande des Siebengestirns? Kannst du lösen des Orions Fesseln? Führst du rechtzeitig den Tierkreis herauf und leitest den Bär mitsamt seinen Kindern? Kennst du die Gesetze des Himmels? Bestimmst du, wie er beherrscht die Erde? Kannst du deine Stimme zu den Wolken erheben, daß der Wasser Schwall dich bedecke? Entsendest du Blitze, daß sie fahren dahin und zu dir sprechen: Hier sind wir! ? Regen und TrockenheitWer hat Weisheit ins Innere gelegt, wer hat Einsicht verliehen dem Hahn?  Wer zählt in Weisheit die Wolken, läßt ruhen die Schläuche des Himmels,  wenn der Erdenstaub sich zu Klumpen ballt und zusammenkleben die Schollen? Gottes Weisheit und Güte in der TierweltLöwe und RabeJagst du für die Löwin die Beute, stillst du der Junglöwen Gier, wenn sie in den Höhlen sich ducken, auf der Lauer liegen im Dickicht? Wer schafft dem Raben sein Futter herbei, wenn zu Gott schreien seine Jungen und umherirren ohne Nahrung? Steinbock und HirschKennst du die Zeit, wann die Steinziegen werfen, überwachst du der Hirsche Werfen? Zählst du die Monde, wo trächtig sie gehen, kennst du die Zeit, da sie werfen? Sie krümmen sich nieder und werfen die Jungen, sind leicht ihrer Wehen ledig. Ihre Kitzen sind stark und gedeihen im Freien, sie entspringen und kehren nicht wieder. Der WildeselWer hat dem Wildesel Freiheit gegeben, wer löste die Bande des Wildlings, dem ich die Wüste zur Heimat gab, die Salzsteppe zur Wohnung? Er lacht des Getriebes des Stadt, hört nicht auf das Schreien des Treibers, die Berge durchspäht er nach Weide für sich, spürt auf alles Grün. Der WildstierWird dir willig der Wildstier dienen, an deiner Krippe lagern bei Nacht? Kannst du durch das Seil den Wildstier in die Furchen zwingen, eggt er, dir folgend, den Talgrund? Kannst du ihm trauen, da so gewaltig seine Kraft? Überläßt du ihm deine Arbeit? Glaubst du von ihm, er drischt deine Kornfrucht, er bringt dein Getreide zur Tenne? Der StraußDer Strauß regt munter die Flügel, als wär es eines Storches Fittich und Feder.  Doch seine Eier vertraut er der Erde, läßt auf dem Sand sie erwärmen. Es kümmert ihn nicht, ob ein Fuß sie zertritt, ob sie zerstampfen die Tiere des Feldes. Seine Brut behandelt er hart, als wäre sie nicht sein - ob vergeblich sein Mühen, macht ihm nicht Sorge. Denn Gott hat ihm Klugheit versagt, hat ihm kein Teilchen Einsicht gegeben. Schnellt er aber empor, lacht er über das Roß und den Reiter. Das PferdHast du dem Pferd die Kraft gegeben, seinen Hals geschmückt mit der Mähne? Läßt du es springen, der Heuschrecke gleich, sich regen? Wie furchtbar sein prächtig Schnauben! - Es scharrt im Tal. Es freut sich seiner Kraft. Es sprengt dem Kampf entgegen. Es spottet des Schreckens, kennt keine Furcht und macht nicht kehrt vor dem Schwerte. Über ihm klirrt der Köcher, blitzen Lanze und Speer, über den Boden braust es mit dröhnendem Stampfen, es läßt sich nicht halten, wenn das Schlachthorn erklingt. Bei jedem Trompetenstoß wiehert es Ij-hi-ih! - Schon von fern wittert es den Kampf, der Anführer donnernden Ruf, das Kampfgeschrei. Geier und AdlerGeschieht es kraft deiner Klugheit, daß der Geier sich aufschwingt, die Schwingen spannt zum Flug nach dem Süden? Ist es kraft deiner Weisung, daß hoch steigt der Adler, seinen Horst in der Höhe zu bauen? Auf Felsen hat er den Nistplatz, seine Warte auf Felsenzacken. Von dort aus lugt er nach Fraß, weit späht sein Blick in die Ferne. Seine Brut giert nach Blut. - Er stellt sich ein, wo die Leichen liegen." So redete der Herr zu Ijob. Dann fragte er: "Will nun der Tadler noch mit dem Allmächtigen rechten? - Antwort muß geben, der gegen Gott erhebt Klage!" Ijobs erste Antwort an Gott: Verzicht auf weiteres RechtenDarauf entgegnete Ijob dem Herrn und sprach: "Ach, gar zu gering bin ich, was soll ich erwidern? - die Hand lege ich auf den Mund! Einmal habe ich geredet - ich beginne nicht wieder; und zweimal - doch nicht noch einmal!" GOTTES WEITERE FRAGENKannst du das Weltregiment übernehmen?Da antwortete der Herr dem Ijob aus dem Wettersturm: "Auf, gürte wie ein Held deine Lenden! Fragen will ich dich, du sollst mich lehren! Willst du gar leugnen mein rechtliches Walten, mich schuldig sprechen, nur daß dir Recht wird? Hast denn du einen Arm wie Gott? Kannst du es donnern lassen wie er? Schmücke dich doch mit Hoheit und Pracht, kleide dich doch in Würde und Glanz, laß deines Zornes Fluten erbrausen, schau den Stolzen an und mache ihn klein! Schau an den Stolzen und zwinge ihn zu Boden, tritt nieder den Frevler, da wo er steht! Verscharre sie alle zusammen in der Erde, schließe ihr Gesicht im Erdinneren ein! Dann will auch ich dich lobpreisen, weil deine Rechte den Sieg dir verlieh. Kannst du ein Tier wie das Nilpferd begreifen?Vergleiche mit dir das Nilpferd, das ich geschaffen; von Pflanzen nährt es sich wie ein Rind. Doch siehe, welche Kraft ist in seinen Lenden, welche Macht in den Muskeln des Leibes! Wie eine Zeder strafft es seinen Schwanz, straff verflochten sind die Sehnen seiner Schenkel,  Röhren von Erz sind seine Knochen, einem Gestänge von Eisen gleicht sein Gebein. Ein Meisterwerk ist es des göttlichen Schaffens, der es geschaffen, gab ihm ein Schwert. Wenngleich ihm Futter die Berge bieten, und sich offen dort tummeln die Tiere des Landes, liegt es ruhig unter dem Lotosgebüsch, verborgen im Röhricht des Sumpfes; mit Schatten decken es Lotossträucher zu, Pappelgebüsch steht rings um es her am Wasser. Schwillt auch der Strom: es ängstigt sich nicht; sorglos bleibt es, auch wenn der Strom in den Schlund ihm fließt. Wer kann es bannen mit seinen Augen, ihm mit dem Wurfholz die Nüstern durchbohren?  Kannst du ein Tier wie das Krokodil beherrschen?Fängst du den Leviátan mit der Angel, drückst du seine Zunge nieder mit der Schnur?  Steckst du ihm Binsen durch die Nüstern, durchbohrst du ihm die Backen mit einem Haken?  Wird es dich groß um Gnade bitten, richtet es gute Worte an dich? Schließt es wohl einen Vertrag mit dir, daß du es für immer nimmst in Dienst? Kannst du mit ihm wie mit Vöglein spielen, es anbinden für deine Mädchen? Treiben die Fischer Handel mit ihm, teilen mit ihm die Händler?  Kannst du mit Haken ihm spicken die Haut, den Kopf mit Fischharpunen? Leg nur die Hand an, zum Kampf mache dich bereit! - Gewiß tust du es nie wieder! Ja, verloren ist jede Aussicht! Schon beim bloßen Anblick stürzt man nieder. Keiner erkühnt sich, es aufzustören. Wer ist es, der ihm standhält? Wer tritt ihm entgegen und bleibt dabei heil? - Unter dem ganzen Himmel nicht einer! Ich darf nicht schweigen von seinen Gliedern, von seiner Kraft, seinem herrlichen Bau. Wer hat je ihm den Panzer gelüftet? Wer drang je ein in sein doppelt Gebiß? Wer tat ihm des Rachens Flügeltor auf? - Seine Zähne verbreiten Entsetzen. Prächtig sind seiner Schilde Rinnen, mit enger Versiegelung zusammengeschlossen. Einer schließt dicht an den anderen sich an, zwischen sie dringt kein Lüftchen; einer fügt sich fest an den anderen, untrennbar haften sie zusammen. Sein Schnauben gibt leuchtendes Licht, wie Wimpern des Morgenrots sind seine Augen.  Fackeln fahren aus seinem Rachen, Feuerfunken sprühen heraus. Dampf bricht aus seinen Nüstern hervor, wie aus kochendem Kessel und flammendem Schilf. Sein Fauchen entfacht die Kohlen, eine Flamme schießt ihm zum Rachen heraus. Auf seinem Nacken wohnt Kraft, vor ihm her tanzt das Entsetzen. Straff liegt das Fleisch seines Wanstes, wie angegossen, es schlottert nicht. Hart wie ein Stein ist sein Herz, so hart wie der untere Mühlstein. Fährt es auf, graust es selbst den Helden, ratlos sind sie vor Schreck. Packt es einen, so nützt weder Schwert, noch Speer, noch Wurfspieß, noch Bolzen. Für Stroh achtet es das Eisen, für Holz voller Wurmfraß das Holz. Kein Pfeil kann es zwingen zur Flucht, der Schleuder Steine werden zu Spreu. Als Strohhalm gilt ihm der Wurfspieß, es lacht des Schwirrens der Lanze. Sein Unteres sind spitze Scherben, einen Dreschschlitten breitet es über den Schlamm.  Wie einen Topf macht es brodeln die Tiefe, wie einen Salbentopf läßt es erschäumen das Meer. Hinter sich läßt es das Kielwasser leuchten, für Silberhaar hält man die Flut. Nichts gleicht ihm auf Erden - ein Geschöpf ohne Furcht! Verächtlich schaut es herab auf die Stärksten; es ist auch der Stolzesten König."  Ijobs zweite Antwort an Gott: Ergebung in Gottes GeheimnisDa entgegnete Ijob dem Herrn:  "Nun erkenne ich: Du vermagst alles! Kein Ratschluß ist dir verwehrt! Wer ist es, der durch Unverstand planvolles Walten verdunkelt? - Ohne Verständnis habe ich so geredet; zu wunderbar war es, als daß ich es begriff! -: Höre doch zu! Ich will reden: Dich will ich fragen! Belehre mich du! Vom Hörensagen hatte von dir ich vernommen, nun aber hat dich mein Auge erschaut. Darum leiste ich Widerruf und bereue in Staub und Asche!"  Gottes Urteil über Ijob und seine drei FreundeDa nun der Herr also zu Ijob geredet hatte, sprach der Herr zu Elifas von Teman: "Mein Zorn ist entbrannt wider dich und wider deine beiden Freunde; denn ihr habt über mich nicht recht geredet wie mein Diener Ijob. So nehmt nun sieben Stiere und sieben Widder, geht zu meinem Diener Ijob und bringt ein Opfer für euch dar. Mein Diener Ijob aber soll für euch beten. Denn nur im Hinblick auf ihn will ich euch eure Torheit nicht entgelten lassen; denn ihr habt über mich nicht recht geredet wie mein Diener Ijob." Da gingen Elifas von Teman, Bildad von Schuach und Zofar von Naama und taten, wie der Herr ihnen befohlen hatte. Und der Herr ließ Milde walten wegen Ijob.  DER SCHLUSSBERICHTIjobs neues GlückDer Herr wandte nun das Schicksal Ijobs, weil er Fürbitte für seine Freunde eingelegt hatte. Zweifach gab er Ijob alles wieder, was er besessen hatte.  Da kamen alle seine Brüder und Schwestern zu ihm und all seine früheren Bekannten. Sie hielten in seinem Haus ein Festmahl mit ihm, bezeugten ihm ihre Teilnahme und sprachen ihm Trost zu ob all des Unglücks, das der Herr über ihn hatte hereinbrechen lassen. Auch schenkten sie ihm jeder ein Silberstück und einen goldenen Ring.  Der Herr aber segnete Ijob nachher noch mehr denn vordem. Er besaß 14.000 Schafe, 6.000 Kamele, 1.000 Joch Rinder und 1.000 Eselinnen. Er hatte sieben Söhne und drei Töchter. Die eine nannte er Jemima, die zweite Kezia und die dritte Keren-Happuch. Im ganzen Land gab es keine Frauen, die so schön waren wie die Töchter Ijobs. Ihr Vater gab ihnen gleiches Erbteil mit ihren Brüdern.  Ijob lebte danach noch 140 Jahre und sah Kinder und Kindeskinder, vier Geschlechter.  Und Ijob starb alt und hochbetagt.  DAS ERSTE BUCH (PS 1-41)Die beiden Wege - Das Los des GutenSelig der Mann, der nicht im Rat der Frevler sitzt, der nicht den Weg der Sünder geht und nicht im Kreis der Bösen sitzt, der vielmehr Freude hat an der Lehre des Herrn und seiner Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht.  Er ist wie ein Baum, gepflanzt am Rande der Wasser, der zur rechten Zeit bringt seine Frucht. Sein Laub verwelkt nicht, und was er treibt, gelingt.  Das Los des BösenNicht so die Bösen! - Sie sind wie die Spreu, die der Wind verweht.  Darum können die Frevler nicht im Gericht bestehen, noch die Sünder in der Gerechten Gemeinde. Der Herr weiß um den Wandel der Guten; der Wandel der Frevler aber führt ins Verderben. GOTT, DER HERR, UND SEIN GESALBTERDie Könige der ErdeWas toben die Völker und schmieden Pläne voll Wahnwitz?  Die Herrscher der Erde treten zusammen, die Fürsten halten gemeinsam Rat gegen den Herrn und seinen Gesalbten.  "Auf, laßt uns ihre Bande sprengen! Von uns abschütteln ihre Fesseln!" Der himmlische KönigEs lächelt, der im Himmel thront, der Allmächtige spottet ihrer. Dann aber fährt er sie an voll Zorn, in seinem Grimm herrscht er sie an: "Ich habe mir selbst einen König gesalbt - auf Zion, meinem heiligen Berg!" Der König auf dem ZionIch künde des Herrn Beschluß! Er sprach zu mir: "Mein Sohn bist du! Heute habe ich dich gezeugt.  Richte den Wunsch an mich, und zum Erbe gebe ich dir die Völker, zum eigenen Besitz die Enden der Erde . Du magst sie zerschmettern mit eiserner Keule, magst sie wie irdene Krüge zerschlagen!"  Die Mahnung an die Könige der ErdeNun, ihr Könige, seid denn klug! Laßt euch warnen, ihr Richter auf Erden! Beugt euch dem Herrn in Furcht! Ehrt ihn mit Beben! Huldigt dem Sohn! Sonst zürnt er euch, und Unheil bringt euch euer Planen. Denn schon bald entbrennt sein Grimm. - Selig dann alle, die bei ihm sich bergen! Gebet in großer BedrängnisVertrauen auf Gott in der NotAch, Herr, wie groß ist die Zahl meiner Feinde!Ein Psalm von David, als er vor seinem Sohn Abschalom floh.So viele sind es, die gegen mich stehen, so viele, die von mir sagen: "Bei Gott gibt es keine Hilfe mehr für den!"  Du aber, Herr, bist ein Schild um mich herum, du erhebst mein Haupt, du richtest mich auf.  Gottes Hilfe in der VergangenheitRief ich mit lauter Stimme zum Herrn, so erhörte er mich von seinem heiligen Berg.  Ich legte mich nieder und schlummerte ein, da der Herr mich beschützte, konnte ich wieder erwachen. Darum habe ich keine Furcht vor zahllosem Volk, das rings mich umlagert. Bitte um Hilfe in der gegenwärtigen NotErhebe dich, Herr! Hilf mir, mein Gott! Du hast ja das Kinn all meiner Feinde zerschlagen, zerbrachst den Frevlern die Zähne. Die Rettung steht in der Macht des Herrn. - Über dein Volk komme dein Segen! Ein Abendlied des GottvertrauensBitte um HilfeWenn ich rufe, erhöre mich, Gott,Dem Chormeister; zum Saitenspiel; ein Psalm von David.der mir Gerechtigkeit schafft! Du hast mir stets in Bedrängnis geholfen. Erbarme dich meiner! Erhöre mein Flehen! Ihr Menschen, was schmäht ihr meine Ehre, was liebt ihr den Trug, was sinnt ihr auf Lüge? Warnung an die FeindeKommt doch zur Einsicht: Wunderbar hilft der Herr dem Frommen! - Wenn ich zu ihm rufe, hört mich der Herr. Erbebt und meidet das sündige Tun! Bedenkt es auf eurem Lager und seid still!  Ermunterung der FreundeBringt rechte Schlachtopfer dar! Habt Vertrauen auf den Herrn! Gar manche klagen: "Wer zeigt uns noch Gutes?" - Laß du, o Herr, das Licht deines Angesichtes über uns leuchten!  Frohe GlaubenszuversichtDu hast mir mehr Freude ins Herz gelegt, als man zur Erntezeit hat, wenn in Fülle Getreide und Most gediehen. Sorglos lege ich mich nieder und schlafe sogleich ein; denn du allein, Herr, läßt mich in Sicherheit wohnen. Hilferuf gegen FeindeBitte um ErhörungVernimm meine Worte, o Herr!Dem Chormeister, nach der Melodie: "Das Erbe"; ein Psalm von David.Habe acht auf mein Klagen! Erhöre meinen Schrei, mein König und Gott! Denn dich flehe ich an. Herr, schon am Morgen höre mein Flehen! Voll Erwartung erscheine ich vor dir am frühen Morgen. Vertrauen auf Gottes HeiligkeitDu bist ja kein Gott, dem das Unrecht gefällt. Bei dir hat der Frevler kein Gastrecht. Der Böse hält deinem Blick nicht stand, verhaßt sind dir alle Übeltäter. Du läßt die Lügner zugrunde gehen; Mörder und Betrüger sind ein Greuel dem Herrn. Bitte um HilfeDank deiner großen Huld darf ich aber eintreten in dein Haus. Zu deinem heiligen Tempel gewandt, werfe ich mich vor dir in Ehrfurcht nieder.  Sei Führer mir, Herr, auf deinem heiligen Pfad! Ebne vor mir deinen Weg, meinen Feinden zum Trotz! Bitte um Demütigung der FeindeDenn ihr Mund redet nicht die Wahrheit, voll Bosheit ist ihr Herz, ein offenes Grab ist ihre Kehle, ihre Zunge voll Hinterlist. Laß sie es büßen, o Gott! Laß ihre Pläne mißlingen! Stoße sie nieder ob ihrer Sünden Menge! Denn die Stirn bieten sie dir.  Die Freude der GutenDoch freuen sollen sich alle, die sich bergen in dir, immerdar sollen sie jubeln, weil du sie beschirmst; die dich lieben, jauchzen dir zu. Denn dem Gerechten spendest du Segen, o Herr, gleich einem Schild umgibst du ihn mit Huld. Gebet um ErbarmenKlage des LeidendenNicht nach deinem Zorn, Herr,Dem Chormeister; zum Saitenspiel im Baßton; ein Psalm von David.ziehe mich ins Gericht, bestrafe mich nicht nach deinem Grimm! Erbarme dich meiner, o Herr; denn ich bin gebrochen! Laß mich gesunden, o Herr; denn Schaudern durchläuft meine Glieder! Gar sehr verstört ist meine Seele. Herr, wie lange willst du noch zürnen?  Bitte um HilfeHerr, kehre zurück, rette mein Leben! Hilf mir in deiner Güte! Denn bei den Toten denkt niemand mehr an dich. Wer wird dich in der Unterwelt preisen?  Schilderung der LeidenVor Stöhnen bin ich erschöpft. Jede Nacht fließt über mein Bett, weil ich mein Lager benetze mit Tränen. Vor Gram ist erloschen mein Auge, wegen meiner vielen Feinde bin ich gealtert. - Frohe Hoffnung auf ErrettungWeicht von mir, ihr Übeltäter! Denn der Herr wird mein lautes Weinen erhören. Der Herr wird mein Flehen erhören. Aufnahme findet mein Gebet beim Herrn. Beschämt und bestürzt sein werden all meine Feinde, von dannen ziehen werden sie in Hast voll Schande. Gebet eines VerfolgtenAufschrei zu GottHerr, du mein Gott, bei dir suche ich Zuflucht,Ein Klagelied von David, das er dem Herrn gesungen hat wegen der Reden des Benjaminiters Kusch.hilf mir vor all meinen Verfolgern und errette mich! Sonst zerreißen sie mich wie ein Löwe, schleppen mich fort, da mir kein Retter beisteht! Beteuerung der UnschuldHerr, du mein Gott, wenn ich solches getan, wenn sich unrecht Gut findet in meinen Händen, wenn meinem Freund ich mit Bösem vergalt - half ich doch dem, der mich grundlos befehdet! -: dann hetze der Feind meine Seele und hole sie ein, zertrete mein Leben am Boden, in den Schmutz zerre er meine Ehre! Bitte um gerechtes GerichtHerr, zürnend stehe auf! Erhebe dich gegen die Wut meiner Bedränger! Schreite ein zu meinem Schutz und halte Gericht. Der Völker Versammlung soll dich umgeben! Throne über ihnen in der Höhe! Herr, du bist Richter der Völker. Nach meiner Gerechtigkeit, Herr, schaffe mir Recht! Nach meiner Unschuld laß mir geschehen! Ein Ende soll nehmen die Bosheit der Frevler! Empor aber richte den Guten. Denn du, gerechter Gott, prüfst die Herzen und Nieren. Vertrauensvolle Erwartung des göttlichen EingreifensGott ist mein Schutz! Er ist der Helfer der redlich Gesinnten. Ein Richter voll Recht ist Gott, zögernd im Zürnen, doch kann auch sein Zorn alle Tage entbrennen. Wenn der Feind sein Schwert schleift, es schärft, den Bogen spannt und ihn richtet,  richtet er die tödlichen Waffen gegen sich selbst, sich selbst bereitet er glühende Pfeile. Bestrafung der FeindeSiehe da: Mit Bosheit beginnt er, geht mit Unheil umher, kommt in die Wehen mit Tücke. Eine Grube grub er, er hob sie aus und stürzt in das Loch, das selbst er gegraben. Auf sein eigenes Haupt fällt sein Unrecht zurück. Auf den eigenen Scheitel fährt nieder sein Frevel. Ich aber danke dem Herrn für sein gerechtes Gericht, dem Namen des Herrn, des Höchsten, will durch mein Spiel ich lobsingen!  Der Mensch, Abglanz der Herrlichkeit GottesHerr, unser Herrscher,Dem Chormeister, nach dem Kelterlied; ein Psalm von David.wie herrlich ist dein Name auf der weiten Erde! Du, dessen Herrlichkeit preisen die Himmel, der Kinder und Säuglinge Mund: Du hast dir ein Bollwerk erstellt, deinen Feinden zum Trotz, damit verstummen die Gegner und Hasser.  Sehe ich den Himmel, das Werk deiner Hände, den Mond und die Sterne, die du befestigt:  Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, der Erdensohn, daß du ihn ansiehst? Zu einem beinahe göttlichen Wesen hast du ihn gemacht, ihn gekrönt mit Hoheit und Glanz,  zum Herrscher über das Werk deiner Hände hast du ihn gesetzt, ihm alles gelegt zu Füßen:  die Schafe und Rinder und Tiere des Feldes, die Vögel des Himmel, die Fische der Flut, was immer dahinzieht auf den Pfaden des Meeres. Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name auf der weiten Erde! Bitte um Sieg über äußere FeindeDank für Gottes Gericht über die FeindeVon ganzem Herzen will ich, Herr, dir danken!Dem Chormeister; nach der Melodie: "Stirb für den Sohn!"; ein Psalm von David.All deine Wunder will ich verkünden! Will frohlocken und über dich mich freuen, will deinen Namen besingen, du Höchster! Denn zurückgewichen sind meine Feinde. Sie kamen zu Fall. - Durch dich gingen sie zugrunde. Du hast ja meine Sache geführt und Recht mir verschafft, hast auf dem Thron als gerechter Richter gesessen. Den Völkern hast du gedroht, die Frevler vernichtet, ihre Namen hast du für immer und ewig getilgt. Der Feind ist vernichtet, zertrümmert für immer! Ihre Städte zerstört! Dahin ihr Gedenken! Gott, der Richter der WeltDer Herr thront auf ewig. Zum Gericht hat er aufgestellt seinen Thron. Gerecht wird er den Erdkreis richten, den Völkern das Urteil sprechen nach Gebühr. So wird der Herr den Bedrückten zum Hort, zur Burg für die Zeiten der Drangsal. Dir vertrauen, die deinen Namen kennen, o Herr; denn du verläßt nie die, die dich suchen. Lobsingt dem Herrn, der auf Zion thront! Macht kund seine Taten den Völkern! Als Rächer der Blutschuld nahm er der Armen sich an, er überhört nicht ihr Schreien. Bitte um weitere HilfeSei mir gnädig, Herr! Sieh, wie ich leide! Vor meinen Feinden errette mich! Hebe mich empor aus den Toren des Todes! Damit ich in Zions Toren deine Taten verkünde und frohlocke über deine Hilfe. Gestürzt sind die Völker in die Gruben, die selbst sie gegraben. Im Netz, das sie stellten, hat ihr Fuß sich verfangen. Der Herr tat sich kund und hielt Gericht: Im Werk seiner Hände hat sich verstrickt der Frevler!  Zur Unterwelt fahren die Frevler hinab, alle Völker, die Gott vergessen! Denn nicht für immer wird des Armen vergessen, nicht auf ewig enttäuscht wird des Elenden Hoffnung. Erhebe dich Herr! Dir trotze kein Mensch! Dem Gericht sollen vor dir die Völker verfallen! Herr, jage Furcht ein den Völkern; daß sie nur Menschen sind, laß sie erkennen! HILFERUF GEGEN FREVLERDer Übermut der FrevlerWarum hältst du dich fern, Herr, verhüllst dich in Zeiten der Drangsal?  Des Frevlers Frechheit ängstigt den Armen; er fängt sich im Trugspiel, das jener ersonnen. Ja, seiner frechen Gelüste rühmt sich noch der Frevler, er preist den Betrüger und verachtet den Herrn. Keck meint der Frevler: "Der Herr ahndet es nicht!" Ständig denkt er: "Es gibt keinen Gott!"  Sein Wandel bringt ihm immerfort Glück. Dein Gericht bleibt ihm fern. Hohn bietet er all seinen Gegnern. Er denkt im Herzen: "Nie komme ich zu Fall! Das Unglück verschont mich auf ewig!" Der Frevler RuchlosigkeitVoll Fluch ist sein Mund, voll von Trug und Gewalttat; seine Zunge birgt Unheil und Tücke. Er liegt im Versteck auf der Lauer, er würgt den Schuldlosen heimlich. Sein Auge späht aus nach dem Armen. Er liegt im Versteck, er lauert wie im Dickicht der Löwe. Er lauert, den Armen zu packen. Er packt den Armen und zieht ihn in sein Netz. Er zermalmt ihn - dieser sinkt nieder. - Seine Übermacht bringt den Armen zu Fall. In seinem Herzen denkt er: "Gott achtet nicht darauf! Er verhüllt sich das Antlitz. Er kann es nicht sehen!" Aufforderung an den göttlichen RichterStehe auf, Herr und Gott! Erhebe die Hand! Der Armen vergiß nicht! Darf denn der Frevler Gott lästern, darf im Herzen er sprechen: "Er ahndet es nicht!"? Doch du, Herr, siehst es. Du weißt um Mühsal und Leid. Du nimmst es in deine Hand, dir überläßt es der Arme und die Waise; denn du bist der Helfer. Zerschmettere den Arm des Frevlers! Ahnde bis zur Vernichtung des Bösewichts Sünde! Gewißheit der ErhörungDer Herr ist König für immer und ewig. Aus seinem Land sind die Heiden verschwunden. Der Armen Verlangen erfüllst du, o Herr. Du stärkst ihren Mut, leihst ihnen gnädig dein Ohr. Den Waisen und Unterdrückten verschaffst du ihr Recht. Es soll nicht mehr schrecken ein Mensch, der geschaffen aus Erde. VERTRAUENSVOLLER AUFBLICK ZUM RICHTER IM HIMMELRat kleinmütiger FreundeAuf den Herrn vertraue ich!Dem Chormeister; von David.Wie könnt ihr mir sagen: "Flieh ins Gebirge wie ein Vogel! Denn siehe, schon spannen die Frevler den Bogen, sie legen den Pfeil auf der Sehne zurecht, um Schuldlose meuchlings zu morden. Wenn nun die Grundpfeiler zusammenbrechen, was vermag da zu tun der Fromme?" Noch weilt der Herr in seiner heiligen Wohnstatt, der Herr, dessen Thron ist im Himmel! Seine Augen schauen. Die Menschenkinder prüft sein Blick. Der Herr prüft Fromme und Frevler. Gewalttätige haßt seine Seele. Glühende Kohlen und Schwefel läßt er regnen auf die Frevler; sengender Wind ist der Anteil ihres Bechers. Denn der Herr ist gerecht, Gerechtigkeit liebt er; nur Redliche schauen sein Antlitz. Trostgebet bei VerleumdungKlage über die VerleumderHerr, hilf! Die Frommen schwinden dahin.Dem Chormeister; im Baßton; ein Psalm von David.Es gibt nicht mehr Treue unter den Menschen. Nur Lügen redet einer zum anderen. Mit gleisnerischen Lippen reden sie und zwiespältigem Herzen. Ach, möge der Herr doch vertilgen die Lippen der Lügner, die Zungen, die prahlerisch schwatzen, die Lügner, die sagen: "Durch unsere Zunge sind wir überlegen! Unsere Macht kommt von unseren Lippen. Wer ist unser Meister?!" Vertrauen auf die verheißene göttliche Hilfe"Wohlan", spricht der Herr, "wegen der Not der Bedrückten, wegen des Seufzens der Armen stehe ich auf und bringe Heil dem, gegen den man schnaubt!" Die Worte des Herrn sind Worte voll Reinheit, geläutertes Silber, das sieben Mal am Eingang der Erde geläutert.  Du wirst uns behüten, o Herr, uns vor diesem Geschlecht für immer bewahren! auch wenn rings die Frevler stolzieren umher, wenn Gemeinheit sich breit macht bei den Menschen. Gebet in Not und TrübsalKlageruf zu GottWie lange noch, Herr, vergißt du mich ganz?Dem Chormeister; ein Psalm von David.Wie lange verhüllst du dein Antlitz vor mir?  Wie lange soll ich noch Sorgen im Herzen tragen, den ganzen Tag Kummer in meiner Seele? Wie lange noch soll mein Feind über mich sich erheben? Bitte um HilfeSchau her, erhöre mich, Herr, mein Gott! Gib Licht meinen Augen, daß ich in Todesschlaf nicht sinke! Sonst brüstet mein Feind sich: "Ich habe ihn bezwungen!" Sonst jubeln die Gegner, daß ich gestürzt. Hoffnung und DankIch aber hoffe auf dein Erbarmen. Mein Herz soll jubeln, wenn du mir hilfst. Dem Herrn will ich singen, weil er mit Gutes getan. DIE MENSCHLICHE BOSHEIT VOR DER WIRKLICHKEIT GOTTESDas Treiben der GottesleugnerDie Toren denken bei sich:Dem Chormeister; von David."Es gibt keinen Gott." - Verderbt ist ihr Treiben, abscheulich. Keiner ist da, der Gutes getan.  Der Herr schaut vom Himmel herab auf die Menschen, zu sehen, ob noch ein Verständiger da ist, der Gott sucht. Doch alle sind abgewichen, alle verdorben. Keiner ist da, der Gutes getan, auch nicht einer! Gottes Gericht über die ÜbeltäterSind etwa ohne Einsicht alle, die Übles getan, die mein Volk verschlingen wie Brot, die den Herrn nicht verehrten? Einst werden sie beben vor Angst; denn Gott steht auf seiten der Frommen. Den Plan des Bedrückten wollt ihr vereiteln, doch wißt: Der Herr ist ihr Hort! O käme doch aus Zion die Rettung für Israel! - Wenn der Herr das Los seines Volkes wendet, wird jubeln Jakob und Israel sich freuen! ZU GAST IN GOTTES HEILIGTUMWer hat Zutritt zum Heiligtum?Herr, wer darf Gast sein in deinem Zelt?Ein Psalm von David.Wer darf verweilen auf deinem heiligen Berg? Wer in Lauterkeit wandelt, wer das Rechte tut, wer redlich denkt in seinem Herzen,  wer mit seiner Zunge nicht verleumdet, Böses nicht zufügt seinem Nächsten, wer keine Schande bringt über andere, in wessen Augen nichts gilt der Böse, wer aber die Gottesfürchtigen achtet, wer seinen Schwur nicht ändert, auch wenn er sich dadurch schadet,  wer sein Geld nicht auf Wucher ausleiht, wer gegen Schuldlose sich nicht läßt bestechen! - In Ewigkeit wankt nicht, wer solches tut! LEBENSGEMEINSCHAFT MIT GOTTDer wahre Gott, das höchste GutBehüte mich, Gott;Ein Miktam, von David.denn bei dir suche ich Zuflucht!  Ich spreche zum Herrn: "Mein Gebieter bist du, kein Glück gibt es für mich außer dir." Von den Frommen im Land sage ich: "Dies sind die Edlen, ihnen gilt all meine Liebe."  Die den Götzen dienen, haben viel zu leiden. Nie will ich ihnen opfern, nie ihre Namen nehmen auf meine Lippen! Das Glück der GottverbundenheitHerr, du bist mir Erbe und Anteil. Du bist es, der mein Los mir beschieden.  Auf liebliches Land ist mein Los gefallen. Fürwahr, mein Erbland gefällt mir gar sehr! Ich preise den Herrn, der mich freundlich beraten. Auch in der Nacht mahnt mich daran mein Herz.  Beständig stelle ich den Herrn mir vor Augen, denn er steht mir zur Rechten, darum wanke ich nicht.  ie Gewißheit der Lebensgemeinschaft mit GottDes freut sich mein Herz und frohlockt meine Seele, auch mein Leib wird in Sicherheit ruhen.  Denn meine Seele gibst du der Unterwelt nicht preis, deinen Frommen läßt du nicht schauen Verwesung. Du zeigst mir den Pfad zum Leben; bei dir ist der Freuden Fülle, Wonne in deiner Rechten auf ewig. BITTE UM HILFE GEGEN FEINDEBeteuerung der UnschuldHerr, vernimm die gerechte Sache!Ein Gebet Davids.Merke auf mein Flehen! Höre mein Gebet von Lippen ohne Trug! Von dir werde mein Urteil gesprochen: Deine Augen schauen, was recht ist! Prüfst du mein Herz, durchforscht du es in der Nacht, stellst du mich auf die Probe: Du stößt auf nichts Arges. Nie hat sich vergangen mein Mund beim Treiben der Menschen! Das Wort deiner Lippen habe ich behütet! Die rechten Pfade hat eingehalten mein Schritt; nicht gewankt hat mein Tritt auf deinen Wegen. Die Umtriebe der FeindeIch rufe zu dir; denn du erhörst mich, o Gott. Neige mir dein Ohr! Höre mein Wort! Wirke Wunder voll Güte, du Helfer derer, die sich vor den Empörern bergen zu deiner Rechten! Wie den Augapfel behüte mich! Birg mich in deiner Flügel Schatten vor den Frevlern, die hart mich bedrängen, vor meinen Feinden, die mich gierig umringen! Sie haben ihr Herz gefühllos verschlossen, sie reden vermessen mit prahlendem Mund. Auf Schritt und Tritt umlauern sie uns; scharf spähen ihre Augen, uns niederzustrecken, gleich wie ein beutegieriger Löwe, wie ein junger Löwe, der sich duckt im Versteck. Bitte um RettungErhebe dich, Herr! Tritt ihm entgegen! Bringe ihn zu Fall! Mit deinem Schwert rette mein Leben vor den Frevlern. Deine Hand, o Herr, befreie mich von den Menschen, von den Menschen, deren Anteil im Leben allein diese Welt ist! Gefüllt ist ihr Leib mit deinem Gut. Ihre Söhne sind satt. Der Rest, der übrigbleibt, fällt zu ihren Enkeln. Ich aber werde in Gerechtigkeit dein Antlitz schauen, beim Erwachen mich satt sehen an deiner Gestalt. Davids Dank- und SiegesliedIch liebe dich,Dem Chormeister; von David, dem Knecht des Herrn. Er verfaßte folgendes Lied zu Ehren des Herrn, als der Herr ihn aus der Hand all seiner Feinde und aus der Hand Sauls errettet hatte. Er sang:Herr, meine Stärke! Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter! Mein Gott, mein Hort, bei dem ich mich berge! Mein Schild, Horn meines Heiles, du meine Zuflucht! Den Hochgelobten, den Herrn rief ich an: Schon war meiner Feinde ich ledig. Hilferuf in TodesnotWogen des Todes hatten mich umtobt, in Angst hielten mich Ströme des Unheils,  Bande der Unterwelt umgarnten mich, über mich hin fielen Schlingen des Todes. In meiner Drangsal rief ich zum Herrn, auf schrie ich zu meinem Gott. Und er hörte aus seinem Zelt meine Stimme, sein Ohr erreichte meine Klage. Die GotteserscheinungDa wankte die Erde und bebte, es erzitterten der Berge Grund: Sie kamen ins Wanken - er war so voller Grimm:  aus seiner Nase quoll Rauch, verzehrendes Feuer kam aus seinem Mund, Feuerbrände sprühten von ihm. Schon bog er die Himmel nieder und fuhr herab, auf dunklen Wolken ruhten seine Füße. Auf dem Kerub saß er und fuhr einher, anbrausend auf den Flügeln des Sturmes.  Finsternis zog er als Hülle rings um sich hin, wasserschweres, dunkles Gewölk ward ihm zum Zelt. Vom Glanz um ihn her erstrahlten die Wolken, Hagelschauer gingen nieder und Feuerkohlen. Donner ließ rollen am Himmel der Herr, seine Stimme ließ dröhnen der Höchste. Pfeile schnellte er ab und zersprengte sie, Blitze schleuderte er und stiftete Verwirrung. Da taten sich auf die Tiefen des Meeres, aufgedeckt wurden die Gründe der Erde vor deinem Schelten, o Herr, vor deines Zornhauchs Schnauben. Die RettungAus der Höhe langte er her, ergriff mich, zog mich heraus aus gewaltigen Wassern, entriß mich meinen mächtigen Feinden, meinen Hassern, die stärker waren als ich. Sie fielen über mich her am Tag meines Unglücks, doch der Herr ward mein Beschützer. Ins Weite führte er mich hinaus; er befreite mich, weil er mich liebte. Der Lohn für treuen DienstSo vergalt mir der Herr mein rechtliches Tun, so lohnte er mir meiner Hände Reinheit. Denn des Heeren Wege wahrte ich wohl, von meinem Gott bin ich nicht frevelnd gewichen. Nein, all seine Weisungen hielt ich mir vor Augen, seine Satzung schob ich nicht beiseite. Ich wandelte vor ihm ohne Tadel, war vor der Sünde auf der Hut. Darum vergalt mein gerechtes Tun mir der Herr, meiner Hände Reinheit, die ihm bekannt war. Gottes Treue und GüteGut bist du zum Guten, zum Makellosen ohne Makel. Rein zeigst du dich dem Reinen, bist böse nur gegen den Bösen. Denn du hilfst geknechteten Menschen, machst sinken der Stolzen Blick. Du läßt ja, o Herr, strahlen meine Leuchte. - Mein Gott, erhelle mein Dunkel!  Feindesscharen überrenne ich in deiner Kraft, mit meinem Gott springe ich über Mauern! Gott - vollkommen ist sein Walten! Bewährt ist das Wort des Herrn! Ein Schild ist er allen, die ihm vertrauen. Gottes helfende MachtDenn wer ist Gott noch außer dem Herrn? Wer sonst noch ein Fels, wenn nicht unser Gott?! Gott hat mit Kraft mich gegürtet, untadelig gemacht meinen Weg. Füße gab er mir, die flink wie die der Hirsche, auf felsigen Grat hat hoch er mich gestellt. Meine Hand unterwies er im Kampf, meine Arme, den ehernen Bogen zu spannen. Deine Hilfe bietest du mir als Schild, deine Rechte war meine Stütze - groß machte mich deine Güte. Meinen Schritten gabst du weiten Raum, nicht wankten unter mir meine Knöchel. Bezwingung der FeindeMeinen Feinden setzte ich nach und holte sie ein, ich kehrte nicht um, bis sie vernichtet lagen. Ich schlug sie; nimmer standen sie auf; sie sanken mir unter die Füße. Denn zum Krieg hast du mich mit Kraft gewappnet, in die Knie zwangst vor mir, die sich gegen mich stellten. Meine Feinde triebst du vor mir in die Flucht; so habe ich vertilgt meine Hasser. Sie schrien um Hilfe - doch kein Helfer war da -, zum Herrn - doch er gab keine Antwort. Wie Staub vor dem Wind zerrieb ich sie, zertrat sie wie Kot von der Gasse. Du führtest mich unversehrt aus dem Kampf für mein Volk, setztest mich ein zum Haupt von Völkern. Ein Volk, das nie ich gesehen, wurde mir hörig, war aufs Wort mir gehorsam. Leute aus fremdem Land brachten mir Huldigung dar. Vor Furcht erbleichten die Söhne der Fremde; aus ihren Burgen kamen sie zitternd hervor. Siegesjubel und Lobpreis des HerrnEs lebt der Herr! Laut sei gepriesen mein Fels! Hoch sei gelobt mein Gott, mein Helfer! Gott, der mir Rache verlieh und Völker mir unterwarf, mein Retter vor meinen grimmigen Feinden, du hast mich über meine Gegner erhöht, dem Mann der Gewalt mich entrissen. Darum will ich vor aller Welt dich, Herr, preisen, deinem Namen will ich lobsingen, denn deinem König hast Glück und Heil du geschenkt, Gnade erwiesen deinem Gesalbten, David und seinem Stamm auf ewig! Gottes Herrlichkeit in der Schöpfung und im GesetzHimmel und Sonne in der SchöpfungDie Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes,Dem Chormeister, ein Psalm von David.vom Werk seiner Hände kündet das Firmament. Ein Tag sagt es dem anderen, eine Nacht überbringt der anderen die Botschaft. Nicht durch Worte und Reden, noch mit vernehmbarer Stimme, und doch dringt ihr Ruf in alle Welt hinaus, ihre Botschaft bis ans Ende der Erde! Aufgeschlagen hat er der Sonne dort ein Zelt. Wie ein Bräutigam tritt sie aus ihrer Kammer hervor, frohlockt wie ein Held, den Weg zu durcheilen: Am Saum des Himmels kommt sie hervor, kehrt um erst am anderen Ende. Nichts kann sich bergen vor ihrer Glut. Gottes Offenbarung im MenschenlebenDie Lehre des Herrn ist ein sicherer Führer, sie geleitet die Seele. Das Zeugnis des Herrn ist verläßlich, es macht Toren zu Weisen.  Die Gebote des Herrn sind gerade, sie erfreuen das Herz. Die Befehle des Herrn sind lauter, sie erleuchten die Augen. Die Worte des Herrn sind heilig, sie bestehen auf ewig. Die Entscheide des Herrn sind wahr, gerecht sind sie alle. Kostbarer sind sie als Gold, als Feingold in Menge. Süßer sind sie als Honig, als Seim aus den Waben. Auch dein Knecht ließ sich durch sie erleuchten; sie zu beachten bringt reichlichen Lohn. Wer ist sich bewußt seiner eigenen Fehler? Von verborgenen Sünden sprich mich frei. Auch vor Übermütigen bewahre deinen Knecht! Laß sie nicht über mich herrschen! Dann bleibe ich rein und frei von schweren Vergehen. Möchten dir doch meines Mundes Worte gefallen, meines Herzens Gedanken vor deinen Augen stehen, o Herr, mein Hort und Erlöser!  Bittgebet für den KönigBitte um SiegAm Tag der Not erhöre dich der Herr!Dem Chormeister; ein Psalm von David.Der Name des Gottes Jakobs möge dich schirmen! Er sende dir Hilfe vom Heiligtum, vom Zion her gewähre er dir Schutz! All deiner Gaben möge er gedenken! In Gnaden nehme er dein Opfer an! Er gewähre dir deines Herzens Begehren! Er lasse dir glücken jeglichen Plan! Dann wollen wir jubeln über dein Heil, in unseres Gottes Namen die Banner entfalten! All deine Wünsche erfülle dir der Herr! Frohe ZuversichtIch weiß es schon jetzt: der Herr verleiht mit der hilfreichen Macht seiner Rechten den Sieg seinem Gesalbten! Er erhört ihn aus seinem heiligen Himmel! Die einen vertrauen auf Wagen, die anderen auf Rosse: Wir aber preisen den Namen des Herrn, unseres Gottes.  Jene stürzen und kommen zu Fall, doch wir stehen fest und halten uns aufrecht. Schenke den Sieg, o Herr, dem König! Erhöre uns am Tag, da wir rufen zu dir! Dankgebet für den KönigDank für den bisherigen SchutzHerr, deines Schutzes freut sich der König,Dem Chormeister; ein Psalm von David.über deine Hilfe, wie jubelt er laut! Gewährt hast Du ihm den Wunsch seines Herzens, ihm nicht versagt seiner Lippen Begehren. Du bist ihm mit reichstem Segen begegnet, hast eine Krone von Gold ihm aufs Haupt gesetzt. Er bat dich um Leben; du hast es ihm gegeben: für immer und ewig die Fülle der Tage. Groß ist sein Ruhm, weil du ihm geholfen. Du hast ihn geschmückt mit Hoheit und Pracht. Denn du hast ihn zum Segen für immer gemacht, schenkst ihm Freude vor deinem Angesicht. Denn auf den Herrn setzt der König sein Vertrauen: Die Gnade des Höchsten läßt ihn nicht wanken. Hoffnung auf Sieg über die FeindeDeine Hand wird all deine Feinde erreichen. Deine Rechte packt all deine Hasser.  Wie in glühendem Ofen verbrennst du sie, sobald du erscheinst. - In seinem Grimm vertilgt sie der Herr, und Feuer wird sie verzehren. Auf Erden tilgst du ihren Nachwuchs aus, ihren Stamm bei den Menschenkindern. Ob sie auch Böses gegen dich planen, ob Ränke sie ersinnen: Sie richten nichts aus! Denn du zwingst sie, zur Flucht sich zu wenden; auf ihr Gesicht zielst du mit deinem Bogen. Dir sei der Sieg, Herr, ob deiner Kraft! Mit Sang und Spiel wollen wir deine Stärke lobpreisen. Aus Todesnot von Gott erhöhtVon Gott verlassenMein Gott! Mein Gott! Warum hast du mich verlassen?Dem Chormeister; nach der Melodie: "Hirschkuh der Morgenröte"; ein Psalm von David.Bleibst fern meinen Schreien, dem Stöhnen, Gestammel? In TodesnotMein Gott, ich rufe bei Tag - du aber gibst keine Antwort. Bei Nacht, doch du achtest nicht meiner. Du aber bist der Heilige, der über Israels Lobpreis thront! Auf dich haben unsere Väter vertraut, sie vertrauten auf dich, und du hast sie gerettet. Sie riefen zu dir und wurden befreit. Sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden. Um des Glaubens willen verspottetDoch ich - ein Wurm bin ich, kein Mensch; der Leute Gespött, vom Volk verachtet! Wer mich erblickt, der lacht über mich, schürzt die Lippen, schüttelt den Kopf: "Auf den Herrn hat er vertraut, der mag ihn retten! - Der soll ihm helfen; er hat ihn ja lieb!" Ja, du ließest mich aus dem Mutterschoß kommen, bargst mich an meiner Mutter Brust. Von Kind an bin ich auf dich gestellt, vom Schoß meiner Mutter an bist du mein Gott. Bleib mir nicht fern! Denn nah ist die Not, und niemand ist, der mir hülfe. Mächtige Stiere umringen mich. Mich umdrängen Büffel vom Baschan.  Den Rachen reißen sie gegen mich auf - wie reißende, brüllende Löwen. Ich bin hingegossen wie Wasser. Verrenkt sind all meine Glieder. Mein Herz ward wie Wachs, es schmilzt mir in der Brust. Ausgetrocknet wie eine Scherbe ist meine Kehle, die Zunge klebt mir am Gaumen; hast du mich gebettet auf dem Staub des Todes. Ja, eine Hundemeute umringt mich. Die Rotte von Frevlern umlagert mich. Sie haben mir Hände und Füße durchbohrt.  All mein Gebein kann ich zählen. An meinem Anblick weiden sie sich. Meine Kleider verteilen sie unter sich, werfen das Los um mein Gewand. Der Hilferuf - Dank für die RettungDoch du, Herr, bleibe nicht fern! Du mein Stärke, komm mir zu Hilfe! Errette vom Schwert meine Seele, aus der Pranke des Hundes mein einziges Gut! Entreiße mich dem Rachen der Löwen, den Hörnern der Büffel! - - - Du hast mich erhört! Deinen Namen will ich meinen Brüdern verkünden, dich preisen inmitten der Gemeinde. "Die den Herrn ihr verehrt, singt ihm Lob! Ehrt ihn, ihr alle aus Jakobs Stamm! Fürchtet ihn, ihr Nachkommen Israels!" Denn er hat nicht verachtet, hat nicht verschmäht das Elend des Dulders. Er hat nicht verborgen sein Antlitz vor ihm, als er aufschrie zu ihm, erhörte er ihn. Die Frucht des LeidensDir gilt mein Lobpreis in großer Gemeinde! Mein Gelübde will ich vor seinen Verehrern erfüllen!  Dann essen die Armen und werden satt. Dann preisen den Herrn, die ihn suchen. - Ihr Herz soll leben für immer! Es werden daran denken und zum Herrn sich bekehren alle Enden der Erde. Anbetend werden sich niederwerfen vor dir alle Geschlechter der Völker. Denn des Herrn ist das Reich. Er ist der Herrscher der Völker. Vor ihm allein werden niedersinken alle Fürsten der Erde. Vor ihm werden sich beugen alle, die niederfahren zum Staub. Ihm, der dahingab sein Leben,  wird dienen die Nachwelt. Dem künftigen Geschlecht wird man vom Herrn erzählen, seine Güte künden dem kommenden Volk - denn das Werk vollbracht hat er! DER GUTE HIRTDer zuverlässige FührerDer Herr ist mein Hirt:Ein Psalm von David.Nichts wird mir mangeln! Auf grünen Gefilden läßt er mich lagern, er läßt mich ruhen an des Rastplatzes Wassern. Er labt meine Seele, geleitet mich auf dem rechten Pfad getreu seinem Namen.  Muß ich auch wandern in finsterer Schlucht: Ich fürchte kein Unheil; du bist ja mit mir. Dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.  Der fürsorgliche HausherrDu bereitest mir einen Tisch, vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mir das Haupt mit Öl, läßt überfließen meinen Becher.  Nur Glück und Gnade werden mir folgen mein Leben lang. Und wohnen darf ich im Haus der Herrn, solange ich lebe. DER EINZUG DER BUNDESLADE AUF ZIONGott, der Herr der ganzen WeltDes Herrn ist die ErdeEin Psalm Davids.und was sie erfüllt, die Welt und ihre Bewohner.  Er hat sie über die Meere gegründet, fest sie hingestellt über die Fluten.  Tugendspiegel der Diener GottesWer darf besteigen den Berg des Herrn, wer stehen an seiner heiligen Stätte? Wer reine Hände hat und ein lauteres Herz, wer seinen Sinn nicht auf Frevles lenkt und nicht trugvoll schwört. Er wird Segen empfangen vom Herrn und gerechten Lohn von Gott, seinem Helfer. Das ist das Geschlecht, das ihn sucht, das Volk, das dein Antlitz sucht, Gott Jakobs. Einzug Gottes in sein HeiligtumErhebt eure Häupter, ihr Tore! Reckt euch, ihr uralten Pforten, daß einziehen kann der König voll Herrlichkeit!  Wer ist denn der König voll Herrlichkeit? Der Herr, der Starke, der Held! Der Herr, mächtig im Kampf! Erhebt eure Häupter, ihr Tore! Reckt euch, ihr uralten Pforten, daß einziehen kann der König der Herrlichkeit! Wer ist denn der König der Herrlichkeit? Der Herr der Heerscharen, das ist der König der Herrlichkeit!  SEHNSUCHT BNACH GÖTTLICHER BELEHRUNGBitte um Rettung, Weisung, VergebungZu dir, o Herr,Von David.erhebe ich mein Herz. Mein Gott, ich vertraue auf dich. Laß mich nicht zuschanden werden! Laß nicht jubeln über mich meine Feinde! Ja, keiner, der auf dich hofft, wird zuschanden. Nur der wird zuschanden, wer dich treulos verläßt. Herr, tu mir kund deine Wege! Lehre mich deine Pfade! Laß mich wandeln in Treue zu dir! Schenke mir Belehrung! Der Gott, der mir hilft, bist du: Deiner harre ich allezeit. Herr, sei eingedenk deines Erbarmens und deiner Güte! Denn sie bestehen seit ewig. Gedenke nicht meiner Jugend Sünden noch meiner Frevel! Gedenke mein, o Herr, nach deiner Gnade, um deiner Güte willen! Bekenntnis zu Gottes gnädigem WaltenGütig ist der Herr und gerecht; darum weist er den Sündern den Weg.  Die Sanftmütigen führt er auf rechtem Pfad; die Sanftmütigen lehrt er seine Wege. Alle Wege des Herrn sind nur Güte und Treue für den, der sich hält an seinen Bund und seine Satzung. Um deines Namens willen, o Herr, vergib meine Schuld, die so groß ist! Wer ist der Mensch, der den Herrn fürchtet? Ihm weist er den Weg, den er wählen soll. Seine Seele wird wohnen mitten im Glück, das Land wird besitzen sein Stamm.  Vertraute des Herrn sind die, die ihn fürchten. Ihnen offenbart er seinen Bund. Stets sind auf den Herrn meine Augen gerichtet; denn meinen Fuß befreit er aus dem Netz. Bitte um Gnade und HeilWende dich mir zu und sei mir gnädig! Denn einsam bin ich und elend. Groß geworden sind meines Herzens Nöte: Befreie mich aus meinen Ängsten! Sieh an mein Elend, meine Trübsal und vergib mir all meine Sünden. Schau auf meine Feinde, wie zahlreich sie sind, wie sie mich hassen mit gewalttätigem Haß! Behüte mein Leben! Errette mich! Laß mich nicht zuschanden werden! Denn ich vertraue auf dich! Mein Schutz seien Unschuld und Redlichkeit! O Herr, ich hoffe auf dich. O Gott, erlöse Israel aus all seinen Nöten! Bitte eines schuldlos BedrängtenHerr, schaffe mir Recht!Von David.Denn ich bin meines Weges in Unschuld gewandelt, ohne Wanken habe ich auf den Herrn vertraut: Prüfe mich, Herr, und erprobe mich! Durchforsche meine Nieren, mein Herz!  Denn deine Güte steht mir immer vor Augen. In Wahrheit gehe ich meines Weges vor dir. Nie habe ich bei falschen Menschen gesessen, bei Heimlichtuern bin ich nie eingekehrt. Verhaßt ist mir der Bösen Versammlung. Nie lasse ich mich bei den Frevlern nieder. In Unschuld wasche ich meine Hände und schreite, o Herr, um deinen Altar,  um laut dein Lob zu künden, all deine Wundertaten kundzutun. Ich liebe, Herr, dein schützend' Haus, das Zelt, in dem du thronst im Glanz. Raffe nicht mit den Sündern hinweg meine Seele, noch mein Leben mit dem von Mördern, Schandtat klebt an deren Händen, ihre Rechte ist voll von Bestechung! Ich aber gehe in Unschuld meinen Weg, erlöse mich und sei mir gnädig! Auf festem Boden steht mein Fuß, preisen will ich dich, Herr, in der Gemeinde! Bei Gott geborgenGottes SchützlingDer Herr ist mein Licht und mein Heil:Von David.Wen sollte ich fürchten? Meines Lebens Beschützer ist der Herr: Vor wem sollte mir grauen? Nahen Frevler sich mir, mich zu vernichten, meine Bedränger und Feinde - sie straucheln und fallen. Mag sich ein Heerlager gegen mich scharen, mein Herz kennt nicht Furcht; ich bleibe getrost, mag auch ein Kampf gegen mich entbrennen. Gottes GastfreundEins nur erflehe ich vom Herrn, nach dem nur verlangt mich: Zu wohnen im Haus des Herrn alle Tage meines Lebens, zu erfahren die Güte des Herrn, zu schauen seinen Tempel.  Denn in seiner Hütte birgt mich Gott am Tag der Not, er bewahrt mich in der Hut seines Zeltes, hebt mich hoch auf den Felsen empor.  Darum wird mein Haupt sich erheben meinen Feinden rings um mich her zum Trotz. Darbringen werde ich in seinem Zelt Opfer voll Jubel, singen und spielen will ich dem Herrn. Hilfe suchendHöre, Herr! Laut rufe ich: Erbarme dich meiner! Erhöre mich! Mein Herz ruft zu dir. Ich suche dich. O Herr, ich suche dein Antlitz. Verbirg dein Angesicht nicht vor mir! Weise im Zorn deinen Diener nicht ab! Du bist ja mein Helfer: Verstoße mich nicht, verlasse mich nicht, du, mein hilfreicher Gott! Sollten mich selbst Vater und Mutter verstoßen, so nähme der Herr sich doch meiner an. Von Feinden bedrängtZeige mir, Herr, deinen Weg! Führe mich auf ebener Bahn, meinen Feinden zum Trotz! Gib mich nicht preis meiner Bedränger Wut: Denn falsche Zeugen stehen gegen mich auf, gierig nach Frevel. Der Erhörung sicherDoch ich glaube fest, daß ich die Güte des Herrn schauen werde im Land der Lebendigen. Harre des Herrn! Sei getrost und mutigen Herzens! Ja, harre des Herrn! BITTE UM ERRETTUNG BEIM UNTERGANG DER FREVLERHilferufZu dir, Herr, rufe ich, mein Fels!Von David.Wende dich nicht schweigend ab von mir! Denn wolltest du schweigen, gliche ich jenen, die zur Totenwelt fahren. Höre mein lautes Flehen: Ich rufe zu dir! Zu deinem heiligen Tempel erhebe ich meine Hände:  Raff mich nicht weg mit den Frevlern, den Übeltätern, die freundlich mit ihrem Nächsten reden, doch im Herzen Arglist hegen. Der Frevler UntergangNach ihrem Treiben und nach der Bosheit ihres Handelns rechne mit ihnen ab! Vergilt ihnen nach ihrer Hände Tun! Zahle ihnen heim ihre Taten! Denn sie achten nicht auf das Walten des Herrn, nicht auf das Werk seiner Hände. Darum reißt er sie nieder - nie baut er sie wieder auf. Des Betenden RettungDer Herr sei gepriesen! Er wird ja mein lautes Flehen erhören. Mein Schutz und mein Schild ist der Herr, auf ihn vertraut mein Herz. Er wird mir helfen, dann frohlockt mein Herz, danken will ich ihm mit meinem Lied. Gott, der Helfer des Königs und des VolkesHort ist der Herr seinem Volk, seinem Gesalbten Helfer und Beschützer.  Hilf deinem Volk! Segne dein Erbe! Weide und trage es in Ewigkeit. Gottes Herrlichkeit im GewitterAnruf an Gottes himmlischen HofstaatBringt dar dem Herrn, ihr Gottessöhne,Ein Psalm von David.bringt dar dem Herrn Ehre und Macht!  Bringt dar dem Herrn den Ruhm seines Namens! Huldigt dem Herrn voll heiliger Hoheit! Das über dem Meer heraufziehende GewitterÜber den Wassern erschallt die Stimme des Herrn! Der Gott voller Herrlichkeit donnert. Über den mächtigen Wassern ist zu hören der Herr!  Horch - die Stimme des Herrn ist voller Kraft! Die Stimme des Herrn ist erhaben! Das entfesselte Gewitter über dem LibanonDie Stimme des Herrn zerbricht Zedern! Des Libanon Zedern zerschmettert der Herr. Er läßt wie ein Kalb den Libanon hüpfen, den Sirjon wie ein Junges der Büffel.  Die Stimme des Herrn sprüht flammende Glut! Das verklingende Gewitter über der WüsteDie Stimme des Herrn läßt die Wüste erbeben! Der Herr läßt erbeben die Wüste von Kadesch.  Die Stimme des Herrn entwurzelt die Eichen, entblättert die Wälder. "Wie herrlich!" - ruft alles in seinem Palast.  Israels machtvoller KönigDer Herr thront über der Flut. Als König in Ewigkeit thront der Herr! Der Herr gibt Macht seinem Volk. Der Herr segnet sein Volk mit Frieden. Dank für GenesungErrettung aus schwerer KrankheitPreisen will ich dich, Herr,Ein Psalm, ein Lied zum Tempelweihfest, von David.denn du zogst mich empor, du ließest meine Feinde nicht über mich jubeln! Herr, mein Gott, ich rief zu dir, und du schenktest mir Heilung; Herr, du hast mich aus der Unterwelt heraufgeführt, hast mich zum Leben gerufen aus der Schar derer, die hinabgestiegen zur Grube. Lobpreis der göttlichen HuldSingt Lob dem Herrn, ihr seine Frommen! Singt Dank seinem heiligen Namen! Denn nur einen Augenblick währt sein Grimm, doch ein Leben lang seine Gnade; ist noch am Abend die Trauer zu Gast, so herrscht schon Jubel am Morgen. Schuld und StrafeIch dachte in meinem friedlichen Glück: "Nimmer werde ich wanken!" Voll Huld, o Herr, hattest du mich gefestigt im Glück. - Da bargst du dein Antlitz: schon ward ich verwirrt!  Bitte um GenesungZu dir rief ich da, o Herr. Zu meinem Gott habe ich gefleht: "Was nützt dir mein Blut, wenn ich zur Unterwelt steige? Preist dich der Staub? Tut kund er deine Treue? Herr, höre! Erbarme dich meiner! Herr, sei du mein Helfer!" Die HeilungDa hast du in Reigentanz gewandelt meine Klage, mein Sacktuch gelöst, mich gegürtet mit Freude: Damit meine Seele dir singe und nie mehr verstumme. - Herr, mein Gott, danken will ich dir ewig. Gebet in schwerer VerfolgungBitte um RettungO Herr, Zuflucht suche ich bei dir.Dem Chormeister; ein Psalm von David.Laß mich nie schmählich verderben! In deiner Güte errette mich! Gnädig neige mir dein Ohr! Befreie mich bald! Sei mir ein schirmender Fels, eine Burg, die mich rettet! Festes Vertrauen auf Gottes HilfeDenn mein Fels und meine Burg bist du; deines Namens wegen wirst du mich führen und leiten, mich aus dem Netz befreien, das man heimlich mir legte. Du bist ja mein Hort! In deine Hand befehle ich meinen Geist. Du wirst mich erlösen, Herr, du treuer Gott. Die künftige Freude über die RettungIch hasse jene, die nichtige Götzen verehren, und schenke mein Vertrauen dem Herrn. Jubelnd werde ich deiner Huld mich freuen, denn mein Elend hast du gesehen und auf die Angst meiner Seele geachtet. Du hast mich nicht überliefert in die Hand meiner Feinde; weiten Raum gabst du meinem Fuß. Die gegenwärtige TrübsalErbarme dich meiner, o Herr; denn ich bin in Bedrängnis! In Kummer schwindet mein Auge, meine Seele, mein Leib. Denn in Gram schleicht dahin mein Leben, in Seufzen meine Jahre. Meine Kraft ist erschöpft durch mein Elend, meine Glieder sind zerfallen. Der Spott der Feinde; das Versagen der FreundeZum Gespött bin ich geworden für all meine Feinde, meiner Nachbarschaft zum Entsetzen, zum Schreckgespenst für meine Bekannten; es flieht vor mir, wer mich sieht auf der Straße.  Vergessen bin ich, aus dem Sinn wie ein Toter. Ich ward wie ein zerbrochener Topf. Ich höre das Gezischel der vielen - Schrecken ringsum! - Zusammen halten sie Rat gegen mich und sinnen darauf, mir das Leben zu nehmen. Erneutes Vertrauen auf Gottes HilfeDoch ich vertraue auf dich, o Herr! Ich spreche: "Du bist mein Gott!" Mein Schicksal ruht in deinen Händen. - So rette mich vor der Hand meiner Feinde und Bedränger! Laß dein Antlitz leuchten deinem Knecht! Hilf mir in deiner Güte! Bitte um Beschämung der GegnerHerr, laß mich nicht schmählich verderben; denn ich rufe zu dir! Mögen die Frevler beschämt, zum Schweigen verdammt, zur Unterwelt fahren! Mögen verstummen die Lügenlippen, die in übermütiger Frechheit Vermessenes gegen den Schuldlosen reden!  Gottes Güte als Gewähr der ErhörungWie ist so groß deine Güte, die du denen bewahrst, die dich fürchten, die du denen erweist, die sich bei dir vor den Menschen bergen! Mit dem Schild deines Blickes schirmst du sie vor den Ränken der Menschen, wie unter einem Dach birgst du sie vor dem Gezänk der Zungen. Gewißheit der endgültigen RettungDer Herr sei gepriesen: in der Zeit der Bedrängnis wird er wunderbar an mir seine Güte erweisen. Ich dachte voller Angst, ich sei von deinem Antlitz verstoßen. Doch als laut ich zu dir schrie, hast du gehört mein Flehen. Ermunterung der Frommen zum Vertrauen auf GottLiebt den Herrn, ihr seine Frommen alle! Der Herr behütet die Treuen, doch reichlich zahlt er heim den Stolzen. Seid getrost! Mut fasse euer Herz! Ihr alle, die ihr harrt des Herrn! DER WEG ZUR VERGEBUNG DER SCHULDDas Glück der SündenvergebungGlückselig, wem der Frevel vergeben,Ein Lehrgedicht von David.verziehen die Sünde!  Glückselig, wen der Herr nicht mehr zeiht der Schuld, wessen Herz frei ist von Trug!  In SündennotAls ich es verschwieg, zerfielen meine Glieder; stöhnen mußte ich den ganzen Tag. Denn deine Hand lag schwer auf mir bei Tag und bei Nacht: Wie in der Sommerglut dorrte meine Lebenskraft aus. Das Bekenntnis der SchuldDa habe ich dir meine Sünde bekannt, meine Schuld dir nicht verhohlen. Ich sprach: "Bekennen will ich mein Unrecht dem Herrn!" - Da hast du die Schuld meiner Sünden vergeben. Mahnung zur rechtzeitigen EinsichtDaher bete der Fromme zu dir zur Zeit, da noch Gnade zu finden! Braust dann die Flut der Wasser heran, werden sie ihn nicht erreichen! Mein Schirmherr bist du, der mich vor Unheil behütet, du rettest mich und umgibst mich mit Jubel! Das göttliche Angebot"Ich will dich lehren, dir den Weg, den du gehen sollst, weisen. Ich will dich beraten, will auf dich richten mein Auge."  Sei doch nicht ohne Verstand wie ein Roß oder Maultier! Dessen Trotz mußt du brechen mit Zügel und Zaum, sonst folgt es dir nicht. Die göttliche VergebungViele Leiden treffen den Frevler, doch wer dem Herrn vertraut, den umgibt er mit Liebe. Freut euch des Herrn und jubelt, ihr Frommen! Jubelt allesamt, ihr redlich Gesinnten! 'GLÜCKLICH DAS VOLK, DESSEN GOTT DER HERR!'Das neue LiedDem Herrn jauchzt zu, ihr Gerechten! Zu lobsingen steht an den Frommen. Singt Danklieder dem Herrn zur Zither! Spielt ihm auf zehnsaitiger Harfe! Singt ihm ein neues Lied! Schlagt lieblich die Laute zum Jubelschall! Das Wort des HerrnDenn verläßlich ist das Wort des Herrn, und treu ist er in all seinem Tun. Gerechtigkeit liebt er und Recht. Der Güte des Herrn ist die Erde voll. Durch das Wort des Herrn sind die Himmel geschaffen, ihr ganzes Heer durch den Hauch seines Mundes. Wie in einen Schlauch sammelt er die Wasser des Meeres, in Kammern faßt er die Fluten. Die ganze Erde muß sich fürchten vor dem Herrn, beben müssen vor ihm alle Bewohner der Erde: Denn er sprach, und es ward, er gebot, und es stand. Der Ratschluß des HerrnDer Herr vereitelt die Pläne der Heiden, macht zunichte der Völker Gedanken.  Der Ratschluß des Herrn bleibt auf ewig bestehen, von Geschlecht zu Geschlecht seines Herzens Sinnen. Glücklich das Volk, dessen Gott der Herr! Die Nation, die er sich zu eigen erkoren! Das Auge des HerrnHerab vom Himmel schaut der Herr. Er sieht alle Menschenkinder.  Hernieder blickt er von seinem Thronsitz auf alle Bewohner der Erde, Er, der aller Herzen gebildet, hat acht auf all ihre Taten. Der König siegt nicht durch die Stärke seines Heeres. Der Held wird nicht gerettet durch seine Stärke und Kraft.  Nicht das Roß führt den Sieg herbei, denn es bringt keine Rettung mit all seiner Stärke. Seht, auf seinen Verehrern ruht das Auge des Herrn, auf denen, die Ausschau halten nach seiner Huld, daß er vom Tod ihre Seelen errette, in Hungersnot sie am Leben erhalte! Die Hilfe des HerrnUnsere Seele harrt des Herrn: Er ist uns Helfer und Schirmherr! Denn unser Herz erfreut sich an ihm. Ja, wir vertrauen seinem heiligen Namen! Es walte, o Herr, über uns deine Huld, gleichwie wir deiner harren! Gottes Schutz für seine GetreuenAufforderung zum Preis des HerrnPreisen will ich den Herrn allezeit!Von David; als er sich vor Abimelech wahnsinnig stellte und, von ihm vertrieben, fortging.Stets sei sein Lob in meinem Mund! Meine Seele rühme sich des Herrn! Hören sollen es die Dulder und sich freuen! Verherrlicht mit mir den Herrn! Laßt uns vereint seinen Namen erheben! Ursache des JubelsIch suchte den Herr: er hat mich erhört, mich entrissen all meinen Ängsten! Wer zu ihm aufblickt, wird heiteren Sinnes, sein Angesicht wird nicht beschämt. Hier ist ein Armer; er rief - der Herr vernahm es und half ihm aus all seinen Nöten. Die ihn fürchten, umschirmt der Engel des Herrn und schafft ihnen Rettung. - So kostet und seht, wie gütig der Herr ist! Glückselig der Mann, der auf ihn vertraut! Ihr, seine Heiligen, fürchtet den Herrn! Denn die ihn fürchten, leiden keinen Mangel. Reiche leiden wohl Mangel und hungern, doch wer den Herrn sucht, braucht kein Gut zu entbehren. Gottesfurcht als Voraussetzung des göttlichen SchutzesKommt, Kinder, hört mir zu! Furcht vor dem Herrn will ich euch lehren! Wer ist der Mann, der das Leben liebt, der sich Jahre voll Glück wünscht zu erfahren? Halte deine Zunge vom Bösen frei, deine Lippen von falscher Rede! Das Böse meide, das Gute tu! Trachte nach Frieden und jage ihm nach! Gottes Hilfe für die BedrängtenAuf den Frommen ruht das Auge des Herrn, sein Ohr vernimmt ihr Flehen. Gegen die Frevler richtet sich das Antlitz des Herrn, aus der Welt ihr Andenken zu tilgen. Wenn Gerechte rufen, so hört es der Herr und befreit sie aus all ihren Nöten. Nahe ist der Herr den gebrochenen Herzen und rettet zerschlagene Seelen. Gottes Hilfe den Frommen, Gottes Strafe den FrevlernWohl sind zahlreich die Leiden des Frommen, doch aus allen hilft ihm der Herr. Er behütet all seine Glieder, nicht eines davon wird zerbrochen. Den Frevler wird seine Bosheit töten, wer den Frommen haßt, muß es büßen. Der Herr erlöst die Seelen der Seinen; wer ihm vertraut, leidet keinen Schaden. Bitte um Hilfe vor falschen AnklägernBitte um Beistand im KampfHerr, streite mit denen,Von David.die gegen mich streiten, die gegen mich kämpfen, bekämpfe! Ergreife Schild und Waffen! Mache dich auf, mir zu helfen! Schwinge den Speer und die Streitaxt gegen meine Verfolger! Sage meiner Seele: "Ich bin dein Heil!" Verwünschung der FeindeLaß jene, die nach dem Leben mir trachten, schmählich in Schande geraten! Laß jene schamrot von dannen ziehen, die gegen mich Unheil sinnen! Wie Spreu sein sollen sie vor dem Wind: Der Engel des Herrn soll sie scheuchen! Finster und schlüpfrig werde ihr Weg: Der Engel des Herrn soll sie hetzen! Sie stellten mir ohne Anlaß tückisch ihr Netz. Grundlos gruben sie mir eine Grube. Jählings treffe sie das Verderben! Das Netz, das sie tückisch mir stellten, fange sie selbst! Taumeln sollen sie ins Verderben! Frohe ZuversichtDann wird meine Seele jauchzen im Herrn, wird seiner Hilfe sich freuen. Jedes Glied wird sprechen an mir: "Herr, wer ist so wie du, der den Dulder dem Überstarken entreißt, den Dulder und Armen dem Räuber?" Der Feinde UndankFalsche Zeugen stehen gegen mich auf. Man fragt mich nach Dingen, von denen ich nichts weiß. Man vergilt mir Gutes mit Bösem. Vereinsamung ist das Los meiner Seele. Und ich? - Sacktuch war mein Gewand, als Krankheit sie niederwarf, ich züchtigte mich mit Fasten und betete tiefgebeugt. Als wäre es ein Freund, ein Bruder von mir, schlich ich umher. Wie um die Mutter klagend, war ich in Trauer gebeugt. Der Feinde Höhnen und LästernNun da ich wanke, rotten sie sich voll Freude zusammen, sie rotten sich zusammen gegen mich, zum Schlag bereit, wenn ich nichts vermute. Mich lästern sie ohne Unterlaß! Sie stellen mich auf die Probe, gewaltig ist ihr Höhnen; gegen mich fletschen sie die Zähne. Bitte um RettungHerr, wie lange willst du es noch ansehen? Rette meine Seele vor ihren Lügen, mein einziges Gut vor den Löwen! Dann will ich dir danken in großer Gemeinde, vor zahlreichem Volk dich preisen. Der Feinde ränkevolle BosheitLaß nicht die sich über mich freuen, die mich grundlos befeinden, mit den Augen zwinkern, mich ohne Anlaß hassen! Sie reden ja nicht, was zum Frieden dient. Worte voll Trug ersinnen sie gegen friedliche Bürger. Weit reißen sie auf den Mund gegen mich. Sie sprechen: "Ha! Wir sehen es mit eigenen Augen." Erneute Bitte um Beistand im KampfDu hast es gesehen, Herr, schweige nicht still! Du, Herr, bleibe mir nicht fern! Erhebe dich, wache auf für mein Recht! Mein Herr und mein Gott, streite für mich! Herr, du mein Gott, nach deiner Gerechtigkeit schaffe mir Recht! Über mich sollen sie sich nicht freuen! Sie sollen bei sich nicht prahlen: "Ha! Das war unser Wunsch!" Sie sollen nicht sagen: "Wir haben ihn verschlungen!" Schamrot sollen werden vor Schande alle, die über mein Unglück sich freuen! Die gegen mich großtun, soll Schmach und Schande bedecken! Bitte für die FreundeDoch jauchzen und fröhlich sein sollen, die mir gönnen mein Recht, die immerdar sprechen: "Groß ist der Herr, der da will das Wohl seines Knechtes!" DankVerkünden soll meine Zunge dein gerechtes Walten, alle Tage dein ruhmreiches Wirken. Gottes gnädiges WaltenMißbrauch der göttlichen Güte durch den FrevlerDer Frevler spricht: "Ich bin entschlossen zum Bösen!"Dem Chormeister; von David, dem Knecht des Herrn.- Gottesfurcht hat er nicht vor Augen. Sich selbst betrügend findet er es gut, zu sündigen und zu hassen. Seines Mundes Worte sind Frevel und Trug. Den weisen und guten Wandel verläßt er. Auf seinem Lager brütet er Unheil, üble Wege schlägt er ein, scheut keine Bosheit. Gottes unfaßbare Güte gegen den MenschenHerr, bis zum Himmel ragt deine Huld, deine Treue bis zu den Wolken. Erhaben ist deine Gerechtigkeit wie die höchsten Berge, tief wie das Meer sind deine Gerichte. Hilfreich bist du, Herr, Menschen und Tieren. Wie köstlich ist deine Güte, o Gott! Die Menschen fliehen in den Schatten deiner Flügel. Sie laben sich an deines Hauses Fülle. Du tränkst sie mit dem Strom deiner Wonnen. Bei dir ist ja der Quell des Lebens. In deinem Licht schauen wir das Licht. Bitte um Gottes helfende HuldErhalte deine Gnade dem, der dich kennt, deine Gerechtigkeit dem, der redlich gesinnt ist! Des Stolzen Fuß soll mich nicht zertreten! Des Frevlers Faust verjage mich nicht. Einst kommen die Übeltäter zu Fall, stürzen hin und stehen nicht mehr auf. DAS SCHEINGLÜCK DER GOTTLOSENKein Neid über das Glück der FrevlerEreifere dich nicht wegen der Frevler!Von David.Die Übeltäter beneide nicht.  Denn schnell wie das Gras welken sie dahin, verdorren wie grüne Kräuter. Vertraue auf den Herrn und tu, was gut ist! Dann bleibst du im Land und genießt seine Güter.  Habe am Herrn deine Freude; des Herzens Begehr wird er dir erfüllen! Gottes gütige VorsehungDem Herrn befiehl deinen Weg und vertraue auf ihn: Er wird es schon fügen! Er läßt erstrahlen deine Gerechtigkeit wie das Licht, dein Recht wie den hellen Mittag. Sei still vor dem Herrn und harre auf ihn! Über den, der bei seinem Tun Glück hat, erzürne dich nicht, noch über den Mann, der nur Ränke schmiedet! Kein Groll gegen die FrevlerLaß ab vom Zorn und entsage dem Groll! Der Zorn führt dich nur zum Bösen! Denn ausgerottet werden die Frevler. Nur die dem Herrn vertrauen, werden besitzen das Land. Nur ein Weilchen noch, und dahin ist der Frevler. Du siehst sein Heim, doch er ist nicht mehr da. Die Stillen aber besitzen das Land und erfreuen sich der Fülle des Friedens. Der Frevler plant Ränke gegen den Frommen, er fletscht gegen ihn seine Zähne. Der Allmächtige aber lacht über ihn; denn er sieht seinen Tag schon kommen. Das Schwert zücken die Frevler und spannen den Bogen, niederzustrecken den Armen und Schwachen, die rechtlich Gesinnten zu morden: Ihr Schwert dringt ihnen ins eigene Herz, ihre Bogen werden zerbrochen. Besser die Armut des Frommen als der Reichtum des FrevlersBesser der bescheidene Besitz des Gerechten als der Überfluß vieler Frevler! Denn gebrochen wird die Macht der Frevler, Gott aber ist des Gerechten Stütze. Der Herr kennt die Tage der Frommen: Ihr Erbe bleibt ewig bestehen. Sie werden in böser Zeit nicht zuschanden, sie werden satt in den Tagen des Hungers. Der jähe Untergang der FrevlerDie Frevler aber gehen zugrunde. Wie prangende Auen sind zwar die Feinde des Herrn: Doch sie entschwinden wie Rauch. Sie entschwinden! Der Böse muß borgen und kann nicht bezahlen, doch der Gerechte ist gütig und gibt. Denn das Land erben wird, wer gesegnet von Gott, die von Gott Verfluchten jedoch gehen zugrunde. Gottes Schutz für die FrommenDer Herr macht fest eines Menschen Schritt, sofern ihm sein Wandel gefällt. Ob er auch strauchelt: er stürzt nicht hin. Denn der Herr ergreift seine Rechte. Jung war ich; nun bin ich alt: Doch nie sah ich verlassen den Frommen, noch seine Kinder betteln um Brot. Allezeit ist er gütig und leiht. Seine Nachkommen werden zum Segen. Aufforderung zum tugendhaften LebenBleib fern dem Bösen und tu, was gut ist, so wohnst du für immer im Land! Denn der Herr liebt das Recht, er läßt nicht im Stich seine Frommen. Für immer aber werden die Frevler vernichtet. Vertilgt wird die Sippe der Bösen. Die Gerechten werden das Land besitzen und darin wohnen auf immer. Weisheit spricht der Mund des Gerechten; was recht ist, redet seine Zunge. Das Gesetz seines Gottes hegt er im Herzen. Seine Schritte werden nie wanken. Gott ist die Zuflucht der GerechtenDer Frevler lauert dem Frommen auf und ist voll Begier, ihn zu töten. Doch der Herr überläßt ihn nicht seiner Gewalt, noch läßt er ihn vor Gericht verdammen. Harre des Herrn! Halte ein seinen Weg! Er hebt dich empor, daß du das Land besitzt. Schauen darfst du der Frevler Vernichtung. Dem Frevler wird Unheil, dem Gerechten Heil zuteilIch sah einen Frevler voll Übermut: Er machte sich breit wie ein grünender Baum. Doch er ging ein und war nicht mehr. Ich suchte ihn, doch er war nicht zu finden. So wahre die Unschuld und übe das Recht! Denn eine Zukunft hat der Mann des Friedens. Doch die Sünder werden alle vertilgt, der Frevler Nachwuchs vernichtet. Vom Herrn kommt das Heil des Gerechten; in Zeiten der Drangsal von ihrem Hort. Der Herr ist ihr Helfer und läßt sie entrinnen. Er errettet sie vor den Frevlern und schafft ihnen Heil, weil bei ihm sie sich bargen. Gebet eines KrankenDie Sünde als Ursache göttlicher StrafenHerr, laß ab, mich zu strafen in deinem Zorn,Ein Psalm von David; zu Darbringung des Weihrauchopfers.mich in Zucht zu nehmen in deinem Grimm! Denn deine Pfeile stecken in mir. Schwer lastet auf mir deine Hand. GottvertrauenNichts ließ dein Groll am Leib mir gesund, weil ich gesündigt, blieb nichts heil an meinen Gliedern. Denn über mein Haupt wächst mir meine Schuld. Wie schwere Last drückt sie mich nieder. Äußere LeidenFäulnis frißt in meinen Wunden, sie eitern; in meiner Torheit liegt ihre Wurzel. Gebückt bin ich, gebeugt bis zur Erde. Den ganzen Tag gehe ich traurig einher. Denn voller Brand sind meine Lenden, an meinem Fleisch ist kein heiler Fleck. Gelähmt bin ich, völlig zerschlagen, ich schreie auf vor innerer Qual. Gewissensqual und VerlassenheitAllmächtiger, du weißt um all mein Verlangen. Mein Seufzen ist nicht verborgen vor dir. Wild pocht mir das Herz. Mich verläßt meine Kraft. Es versagt selbst das Licht meiner Augen. In meinem Unglück fliehen mich Freunde und Vertraute, und meine Verwandten halten sich fern. Die nach dem Leben mir trachten, legen mir Schlingen. Die mein Unglück suchen, planen Verderben, auf Ränke sinnen sie den ganzen Tag. Doch ich bin wie ein Tauber, der nicht hören kann, tu den Mund nicht auf wie ein Stummer. Ich bin wie einer, der nichts vernimmt, in dessen Mund sich kein Widerwort findet. Denn auf dich, o Herr, hoffe ich. Allmächtiger Gott, du mußt mir erwidern! Reuevolle KlageDenn ich fürchte, sie möchten sich über mich freuen, beim Wanken meines Fußes über mich großtun. Denn schon nahe bin ich dem Untergang, mein Schmerz steht mir allezeit vor Augen. Ja, meine Missetat muß ich bekennen. Ob meiner Sünde bin ich voll Gram. Doch stark sind, die mich grundlos befehden. Die ohne Anlaß mich hassen, sind zahlreich. Sie vergelten mir Gutes mit Bösem, sie feinden mich an, weil ich das Gute gewollt. SchlußbitteVerlasse mich nicht, o Herr! Mein Gott, bleibe mir nicht fern! Komm mir eilends zu Hilfe, Allmächtiger, du mein Heil! Klagelied in schwerer KrankheitErgebung in Gottes VorsehungIch nahm mir vor: "Achthaben will ich auf meine Wege,Dem Chormeister; für Jedutun; ein Psalm von David.daß ich nicht sündige durch meine Zunge. Im Zaum halten will ich meinen Mund, solange mir nah ist der Frevler!" So ward ich denn stumm, ganz still; ich schwieg, vom Glück verlassen. Doch in mir wühlte der Schmerz. Heiß ward mir das Herz in der Brust. Ein Feuer entflammte über mein Sinnen. Da mußte ich reden mit meiner Zunge. Kürze und Nichtigkeit des DaseinsLaß mich, o Herr, mein Ende bedenken! Das Maß meiner Tage, wie ist es doch so klein! Laß mich erkennen, wie sehr ich vergänglich! Siehe, spannenlang hast du mein Leben bemessen. Meine Zeit ist vor dir wie ein Nichts. Nur ein Hauch ist der Mensch, wie fest er auch dasteht. Wie ein Schatten nur wandelt der Mensch dahin. Um nichts geht sein Lärmen. Er scharrt zusammen - doch wem es dann zufällt, das weiß er nicht. Bitte um Nachlaß von Schuld und StrafeDoch nun, Allmächtiger, auf was soll ich harren? Nur dir gilt ja mein Hoffen! Von all meinen Sünden errette mich! Dem Spott der Toren gib mich nicht preis! Ich bin verstummt, mache meinen Mund nicht auf, denn du, Herr, hast gehandelt. Nimm weg von mir deine Plage, sonst muß ich erliegen der Wucht deiner Hand! Den Menschen züchtigst du wegen seiner Schuld mit Strafen. Wie die Motte sein Kleid vernichtet, läßt du seine Schönheit vergehen. Ach, nur ein Hauch ist der Mensch! HilferufHöre, o Herr, mein Gebet! Vernimm mein Schreien! Verschließe dich nicht meinen Tränen! Denn ein Fremdling bin ich bei dir, wie all meine Väter ein Pilger. Schau weg von mir, daß ich fröhlich sei, bevor ich gehe und nicht mehr bin. Dank- und BittgebetHilfe in schwerster NotIch harrte voll Sehnsucht des Herrn.Dem Chormeister; ein Psalm von David.Er neigte sich gnädig mir zu und hörte mein lautes Gebet. Aus der Grube des Verderbens zog er mich, heraus aus dem schlammigen Pfuhl. Er stellte auf Felsen meine Füße, machte fest meinen Tritt, legte mir in den Mund ein neues Lied, ein Loblied auf unseren Gott. Viele sollen es sehen, voll Ehrfurcht sich neigen und Vertrauen fassen zum Herrn. Lob und DankSelig der Mann, der nur auf den Herrn setzt sein Vertrauen, der es nicht mit den Stolzen hält und treulosen Lügnern! Herr, mein Gott, viele Wunder hast du vollbracht, deinen Plänen für uns ist nichts zu vergleichen. Künden möchte ich sie und nennen, doch zum Erzählen sind es zu viele. Schlacht- und Speiseopfer wolltest du nicht, doch gabst du mir offene Ohren. - Brand- und Sündopfer verlangtest du nicht. So sage ich denn: "Siehe, hier bin ich!" Wie in der Schriftrolle es mir gesagt.  Deinen Willen zu tun, o Gott, ist meine Lust. Dein Gesetz trage ich in meinem Herzen. Frohe Kunde von deinem gerechten Walten gab ich vor großer Gemeinde. Meine Lippen verschloß ich nicht. Herr, du weißt es! Ich vergrub nicht im Herzen dein richterlich Walten. Deine Treue und Hilfe habe ich gepriesen. Ich schwieg nicht vor großer Gemeinde über deine Güte und Huld. Bitte um weitere HilfeSo versage auch du, o Herr, mir nicht dein Erbarmen! Stets schütze mich deine Güte und Treue! Zahllose Leiden umfangen mich. Eingeholt haben mich meine Sünden. Ich kann sie nicht überschauen. Mehr sind es als Haare auf meinem Haupt. Aller Mut mir entschwindet. In deiner Gnade, o Herr, rette mich! O Herr, komm mir eilends zu Hilfe! Über und über beschämt seien alle, die nach dem Leben mir trachten. Voll Schande sollen von dannen ziehen, die mein Unglück ersehnen! Erschaudern sollen vor Schande, die mit "Ha! Ha!" mich höhnen: Doch jubelnd sollen deiner sich freuen alle, die nach dir verlangen! Stets sollen sprechen: "Groß ist der Herr!", die ersehnen dein Heil! Wohl bin ich elend und arm: Doch der Allmächtige wird für mich sorgen! Mein Helfer und Retter bist du: Mein Gott, wolle nicht säumen! Gebet eines KrankenDas Wohlergehen des BarmherzigenWohl dem, der des Schwachen sich annimmt!Dem Chormeister; ein Psalm von David.Ihn rettet der Herr am Tag des Unheils. Der Herr behütet ihn, läßt ihn am Leben: Glücklich wird er gepriesen im Land. Du gibst ihn nicht preis der Gier seiner Feinde. Auf dem Krankenbett stärkt ihn der Herr, wandelt in Kraft sein Siechtum. Klage über heuchlerische Feinde und falsche FreundeIch bete: "O Herr, sei mir gnädig! Heile mich, denn an dir habe ich mich vergangen." Meine Feinde wünschen mir Böses: "Wann wird er sterben, sein Name verschwinden?" Kommt wer zu Besuch, redet er falsch, hält im Herzen die Bosheit verschlossen. Doch kaum ist er draußen, da legt er los. Vereint tuscheln gegen mich all meine Hasser. Gegen mich denken sie Gedanken des Unheils: "Ein gräßliches Übel hat ihn befallen. - Er kommt nicht wieder auf, so wie er daliegt." Selbst mein Freund, dem ich vertraute - er saß mit mir am Tisch -, erhebt gegen mich seine Ferse. Bitte um GenesungDu aber, Herr, sei mir gnädig! Richte mich auf, daß ich es ihnen vergelte! Daran erkenne ich, daß ich stehe in deiner Huld, wenn über mich mein Feind nicht jauchzt und du mich gesund erhältst, daß ich allezeit dir diene. Schlußspruch des ersten PsalmenbuchesGepriesen sei der Herr, Israels Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen, ja Amen!  DAS ZWEITE BUCH DER PSALMEN (PS 42-72)Heimweh nach GottSehnsucht nach dem HeiligtumWie der Hirsch lechzt nach den Wasserbächen,Dem Chormeister; ein Lehrgedicht von den Korachitern.so lechzt meine Seele, o Gott, nach dir. Meine Seele dürstet nach Gott, dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen und Gottes Angesicht schauen?  Meine Tränen sind mir zur Speise geworden bei Tag und bei Nacht. Denn täglich fragt man mich: "Wo ist nun dein Gott?" Dann denke ich daran - und das Herz geht mir über -, wie einst ich dahinschritt im Pilgerzug, zum Gotteshaus führte ich die festliche Schar, von Jubel umbraust und Dankesgesängen. Was härmst du dich, meine Seele, was seufzt du in mir? Harre auf Gott! Denn ich preise ihn noch, das Heil meines Angesichts. Trauer und KlageMein Gott, in mir härmt sich meine Seele, gedenke ich dein im Land am Jordan, am Hermon und am Mizar-Berg.  Flut um Flut rauscht durch deine tosenden Bäche; über mich hin brausen all deine Wogen und Wellen. Am Tag entbietet der Herr seine Huld, ihm gilt mein Lied in der Nacht, das Gebet zum Gott meines Lebens. Ich klage zu Gott, meinem Fels; "Warum vergißt du mich? Warum gehe ich trauernd einher, da der Feind mich bedrängt?" Es trifft mich ins Mark der Hohn meiner Bedränger, die täglich mich fragen: "Wo ist nun dein Gott?" Was härmst du dich, meine Seele? Was seufzt du in mir? Harre auf Gott! Denn ich preise ihn noch, das Heil meines Angesichts, meinen Gott. Bitte um Rückkehr zum HeiligtumSchaffe mir Recht, o Gott, und führe meinen Streit gegen lieblose Menschen! Vor Lügnern und Frevlern errette mich! Du bist ja der Gott meiner Zuflucht. Warum hast du mich verstoßen? Warum muß ich trauernd einhergehen, vom Feind bedrängt? Sende dein Licht und deine Wahrheit! Sie sollen mich leiten, mich führen auf deinen heiligen Berg, zu deinem Zelt. Hintreten möchte ich an Gottes Altar, zum Gott meiner Freude. Jauchzend will ich mit der Zither dich preisen, Gott, o mein Gott!  Was härmst du dich, meine Seele? Was seufzt du in mir? Harre auf Gott! Denn ich preise ihn noch, das Heil meines Angesichts, meinen Gott. Einst und jetztGottes Großtaten an den VäternWir haben es gehört, o Gott,Dem Chormeister; ein Lehrgedicht von den Korachitern.mit eigenen Ohren, unsere Väter haben es uns erzählt: In ihren Tagen hast du ein herrliches Werk vollbracht, in den Tagen der Vorzeit. Mit eigener Hand hast du Völker vertrieben, sie eingepflanzt an ihrer Statt. Völker hast du zerschlagen, wachsen ließest du dagegen sie. Denn eine Heimat gewannen sie sich nicht durch ihr Schwert. Nicht ihr Arm hat den Sieg ihnen verschafft: Nein, deine Rechte war es, dein Arm, deines Antlitzes Licht. - Denn du warst ihnen gnädig. Gottes Hilfe als Vorbedingung des SiegesDu bist mein König, o Gott, der Jakob Hilfe entbietet! Wir stoßen mit dir unsere Feinde zu Boden, zertreten mit deiner Hilfe unsere Gegner. Denn nicht meinem Bogen will ich vertrauen, nicht mein Schwert verhilft mir zum Sieg! Nein, du warst es, der uns den Sieg gab über die Feinde, der unsere Hasser zuschanden machte. So wollen wir Gottes uns allezeit rühmen, deinen Namen preisen auf ewig. Die traurige GegenwartDoch nun hast du uns verworfen, uns gar mit Schmach bedeckt. Du zogst nicht mit unseren Heeren zu Feld,  hast vor den Feinden uns weichen lassen - unsere Hasser holten sich Beute. Dahingegeben wie Schlachtvieh hast du uns, zerstreut uns unter die Heiden. Du hast dein Volk für ein Spottgeld verkauft und wenig gewonnen durch diesen Erlös. Der Spott der FeindeZum Spott unserer Nachbarn hast du uns gemacht, zum Hohn und Gelächter im Umkreis. Zum Sprichwort der Heiden sind wir geworden, zum Kopfschütteln unter den Völkern. Vor Augen steht mir die Schmach allezeit, die Scham bedeckt mir das Antlitz wegen des Geschreis der lästernden Schmäher, wegen des rachedürstenden Feindes Blicks. Beteuerung der UnschuldDies alles hat uns getroffen, und doch vergaßen wir nicht deiner, sind deinem Bund nicht untertreu geworden! Nicht wich unser Herz ab, noch verließ unser Schritt deinen Pfad. Doch du zerschlugst uns am Ort der Schakale und decktest des Todes Nacht über uns.  Wenn wir unseres Gottes Namen vergäßen, unsere Hände erhöben zum fremden Gott, würde dies etwa Gott nicht erfahren, der die geheimsten Gedanken des Herzens doch kennt? Nein, deinetwegen erwürgt man uns täglich, achtet dem Schlachtvieh uns gleich. Bitte um HilfeWach auf, o Herr! Warum schläfst du? Erwache! Verstoß uns nicht ewig! Was verbirgst du dein Antlitz, vergißt unser Elend und unsere Not? Denn zum Staub gebeugt ist unsere Seele, unser Leib klebt am Boden. Erhebe dich! Komm uns zu Hilfe! Erlöse uns! - Denn du bist gut! Der König und seine BrautWeihe des Liedes an den KönigMein Herz fließt über von lieblichem Wort.Dem Chormeister; nach der Melodie: "Lilien..."; ein Lehrgedicht der Korachiter; ein Lied der Liebe.Dir weih' ich mein Lied, o König! Meine Zunge sei wie eines Schnellschreibers Griffel. -  Der königliche BräutigamSchön bist du, schön vor den Menschenkindern. Anmut umspielt deine Lippen. - So hat Gott dich gesegnet auf ewig. Gürte, du Held, dein Schwert um die Hüften, mache dich auf in Hoheit und Pracht! Zieh aus mit Glück! Kämpfe für Wahrheit, Demut und Recht! Deine Rechte lehre dich herrliche Taten! Deine Pfeile sind scharf, dir unterliegen Völker - den Feinden des Königs schwindet der Mut. Dein Thron, o Gott, steht für immer und ewig. Ein Zepter der Gerechtigkeit ist deines Reiches Zepter! Du liebst das Recht und haßt den Frevel: Darum hat Gott, - dein Gott, - dich gesalbt mit dem Öl der Freude vor deinen Gefährten. Von Myrrhe, Aloe und Kassia duften all deine Kleider. Saitenklang erfreut dich aus Elfenbeinsälen.  Dein Ehrengeleit bilden Königstöchter. Die Gemahlin steht dir zur Rechten, prangend in Ofirgold. Die BrautHöre, Tochter! Sieh her und neige dein Ohr! Vergiß dein Volk, das Haus deines Vaters! Der König begehrt deiner Schönheit. Huldige ihm! - Er ist ja dein Herr. Die Töchter von Tyrus kommen mit Gaben, dir huldigen mit Geschenken die Reichen des Volkes. Die Königstochter schreitet hinein voller Pracht: Gesponnen Gold ist ihre Kleidung. Zum König geleitet man sie in buntgewirktem Gewand, es folgen ihr Jungfrauen, ihre Freundinnen geleitet man zu ihr hin. Mit Jubel und Jauchzen werden sie hingeführt. Sie ziehen ein in den Palast des Königs. An deiner Väter Stelle stehen einst deine Söhne; du machst sie zu Fürsten im ganzen Land. Deines Namens Gedenken will ich von Geschlecht zu Geschlecht erhalten. Darum werden die Stämme dich preisen auf immer und ewig. Vertrauen auf Gottes SchutzGott, Helfer in aller NotGott ist uns Schirm und Schutz,Dem Chormeister; nach "Jungfrauen..."; ein Lied von den Korachitern.ein Helfer in Nöten, gar wohl bewährt. Darum faßt uns nicht Furcht, mag erbeben die Erde, mögen Berge stürzen in die Tiefen des Meeres, mag seine Brandung brausen und schäumen, mögen vor seiner Wucht die Berge erbeben. Gott, Schutzwehr der heiligen StadtDie Arme eines Stromes erfreuen die Gottesstadt, das Heiligtum, die Wohnung des Höchsten. Gott weilt in ihr: Sie kann nicht wanken. Beim Morgengrauen ist Gott ihre Hilfe.  Völker toben, es wanken die Reiche; doch die Erde verzagt, läßt seine Donnerstimme er erdröhnen. Der Heere Herr ist mit uns! Jakobs Gott ist uns Zuflucht! Gott, Sieger über alle FeindeSo kommt und schaut die Taten des Herrn: Gewaltiges tat er auf Erden. Er unterbindet den Krieg bis zum Ende der Erde, er zerbricht die Bogen, zerschlägt die Speere, im Feuer verbrennt er die Wagen. "Laßt ab und erkennt, daß ich Gott bin! Erhaben über die Völker, erhaben auf Erden." Der Heere Herr ist mit uns! Zuflucht ist uns der Gott Jakobs! Gottes herrliche HilfeDer Sieg über die FeindeIhr Völker all, klatscht in die Hände!Dem Chormeister; ein Psalm von den Korachitern.Jauchzt Gott zu mit jubelndem Ruf! Denn furchtbar ist der Herr, ein großer König, über alle Welt der Höchste! Er unterwarf uns die Heiden, zwang Völker uns unter die Füße. Er bestimmte für uns unser Erbland, Jakobs Pracht, die er liebt. Gottes Rückkehr in den HimmelGott stieg empor unter jubelndem Schall, der Herr beim Klang der Posaunen. Lobsingt Gott! Lobsingt! - Lobsingt, ja lobsingt unserem König! Denn König der ganzen Erde ist Gott. Singt ihm ein herrliches Lied! Die Huldigung der FeindeGott ward König über die Heiden. Gott sitzt auf seinem heiligen Thron. Der Völker Fürsten versammeln sich, als Volk von Abrahams Gott. - Ja, Gottes sind die Herrscher der Erde: Er ist hoch erhaben! Danklied für die Rettung der heiligen StadtGott der Beschützer seiner StadtGroß ist der Herr und wert allen Rühmens in der StadtEin Lied; ein Psalm der Korachiter.unseres Gottes, auf seinem heiligen Berg! Herrlich ragt empor der ganzen Erde Wonne: Der Zionsberg, der Gipfel im Norden, die Stadt des mächtigen Königs.  Als sichere Burg ist Gott bekannt in ihren Palästen. Die Niederlage der FeindeDenn siehe: Könige traten zusammen, rückten vereint heran. Gottes Rückkehr in den HimmelSie schauten - erstarrten - erschraken - flohen! Zittern packte sie, Angst, wie die Frauen in Wehen, wie vor dem Sturm aus dem Osten, der Schiffe von Tarschisch zerschmettert. Die Huldigung der FeindeWie wir es gehört haben, so haben wir es nun in der Stadt, in der der Heerscharen Herr wohnt, in der Stadt unseres Gottes, gesehen: Gott läßt sie ewig bestehen. Dankgebet im TempelWir gedenken, o Gott, deiner Güte in deines Tempels Heiligtum. Wie dein Name, o Gott, so reiche dein Lobpreis bis an die Enden der Erde. Mit Gerechtigkeit ist gefüllt deine Rechte. Des freut sich der Zionsberg. Ob deiner Gerichte jauchzen die Töchter von Juda.  Der FestzugUmschreitet den Zion! Zieht rings um ihn her! Zählt seine Türme! Schaut auf seine Wälle! Wandelt durch seine Paläste! - Dann könnt ihr dem künftigen Geschlecht verkünden: "So ist Gott, unser Gott auf immer und ewig! Er wird uns immerdar führen." Das Scheinglück reicher FrevlerEingangVernehmt es, all ihr Völker!Dem Chormeister; ein Psalm von den Korachitern.Horcht her, all ihr Bewohner der Erde, ihr Kinder des Volkes, ihr Söhne der Edlen, Reiche und Arme zumal! Weisheit redet mein Mund. Einsicht ist meines Herzens Sinnen. Dem Weisheitsspruch will ich neigen mein Ohr, will zur Zither deuten mein Rätsel. Das Rätsel: Des Frevlers WohlergehenWas soll ich bangen in Tagen des Unglücks, da rings mich umgibt die Bosheit meiner Feinde? Sie pochen auf ihren Besitz, rühmen sich ihres Reichtums Fülle: Erste Lösung: Der Verlust allen Reichtums beim TodDoch kann kein Mensch sich selber erlösen, noch Lösegeld für sich zahlen an Gott! Zu hoch ist der Preis für sein Leben; er reicht auf ewig nicht aus, auf daß er immerdar lebe, das Grab nie brauche zu schauen! Zweite Lösung: Das elende Los nach dem TodSieht er doch sterben die Weisen, dahingehen den Toren - gleich dem Vieh -; ihr Gut hinterlassen sie anderen. Ihr Heim ist das Grab nun für immer, ihre Wohnung von Geschlecht zu Geschlecht - hätten sie auch manch' Länder nach ihrem Namen benannt. Der Mensch hat nicht Bestand - trotz seiner Pracht; er gleich dem Vieh, das man abtut. Das ist deren Los, die voll Zuversicht! Das ist deren Ende, die von Zufriedenheit prahlen! Wie Schafe treibt man sie zur Unterwelt hin; der Tod wird sie weiden, es herrschen über sie die Gerechten. Ihre Gestalt wird am Morgen zerfallen, ihre Wohnung wird die Unterwelt sein. Doch aus den Fängen der Totenwelt wird Gott meine Seele erlösen - zu sich nimmt er mich auf! Die SchlußfolgerungSo gräme dich nicht, wenn einer reich wird, mehrt sich auch seines Hauses Glanz! Denn all das nimmt er nicht mit, wenn er stirbt. Sein Reichtum kann ihm nicht folgen. Mag einer im Leben sich glücklich preisen, sagen: "Weil es dir gut ging, wird man dich rühmen!", so muß er doch zur Schar seiner Väter, wird nimmer das Tageslicht schauen. Der Mensch, der ohne Einsicht in Herrlichkeit lebt, gleicht dem Vieh, das man abtut. DIE RECHTE GOTTESVEREHRUNGGott als RichterDer Gott der Götter, der Herr,Ein Psalm von Asaf.hat gesprochen, vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang hat er die Erde gerufen.  Vom Zion, der Krone der Schönheit, erstrahlte Gott. Unser Gott kam, er konnte nicht schweigen. Vor ihm her fraß Feuer, und rings um ihn toste gewaltiges Brausen. Er rief zum Himmel droben hinauf und auch zur Erde, er werde sein Volk nun richten: "Versammelt um mich meine Diener, die den Bund mit mir schlossen beim Opfer!" Seine Gerechtigkeit künden die Himmel; seines Richteramts waltet Gott selbst. Der veräußerlichte Opferdienst"Höre, mein Volk; ich will reden! Ich, Gott, dein Gott, Israel, will dich verwarnen: Nicht deiner Opfer wegen will ich dich rügen; deine Brandopfer brennen ja ständig vor mir. Doch bedarf ich nicht der Stiere aus deinem Stall, nicht der Böcke aus deinen Hürden. Denn alles Wild des Waldes ist mein, die Tiere auf den Bergen zu Tausend. Ich kenne jeglichen Vogel auf dem Berg, was im Feld sich regt, ist mein eigen. Hungerte mich, würde ich es dir nicht sagen; denn mein ist der Erdkreis und was ihn erfüllt. Soll ich der Stiere Fleisch verzehren und trinken der Böcke Blut? Lob bringe Gott als Dankopfer dar! Deine Gelübde entrichte dem Höchsten! Rufe zu mir am Tag deiner Not! Dann will ich dich retten, dann wirst du mich preisen!" Der heuchlerische WandelZum Frevler aber spricht Gott so: "Was sagst du meine Gesetze daher und führst mein Bündnis im Mund? Dir ist ja doch meine Zucht verhaßt, du kehrst meinen Worten den Rücken. Sahst du den Dieb, so wardst du sein Freund. Mit Ehebrechern hattest du Umgang. Du gabst deinen Mund für das Böse frei. Deine Zunge flocht Lügengewebe. Schändlich sprachst von deinem Bruder, auf den Sohn deiner Mutter häuftest du Schande. Dies hast du getan, und ich sollte schweigen? Denkst du, ich sei so geartet wie du? Ich rüge dich nun und stelle es dir vor Augen! Zusammenfassung der LehreMerkt nun auf dies, die ihr Gott habt vergessen, sonst raffe ich euch rettungslos hinweg! Wer Lobpreis opfert, der ehrt mich! Wessen Wandel unsträflich, dem zeige ich das Heil!" Davids BußliedBitte um ErbarmenIn deiner Güte, o Gott, erbarme dich meiner!Dem Chormeister; ein Psalm von David, als der Prophet Natan zu ihm kam, weil er sich mit Batseba vergangen hatte.In deinem großen Erbarmen lösche aus meine Schuld!  Wasche von mir ganz ab meine Schuld! Reinige mich von meiner Sünde! Das BekenntnisDenn mein Vergehen erkenne ich wohl. Meine Schuld steht mir allzeit vor Augen. Gegen dich allein habe ich gefehlt; was vor dir böse war, habe ich getan, so daß du dich gerecht zeigst in deinem Urteil, rein dastehst in deinem Gericht.  Sieh doch, ich bin in Sünde geboren, in Schuld empfing mich schon meine Mutter.  Siehe, Geradheit des Herzens forderst du: So lehre mich der Weisheit Geheimnisse!  Die BitteEntsühne mich mit Ysop! Dann werde ich rein. Wasche mich! Dann werde ich weißer als Schnee.  Laß mich Freude und Wonne verkosten! Meinen Leib, den du schlägst, laß frohlocken! Verhülle dein Antlitz vor meinen Sünden! Lösche aus all meine Frevel! Ein reines Herz erschaffe mir, o Gott! Erneuere in mir den rechten Geist!  Verstoße mich nicht von deinem Antlitz! Nimm nicht weg von mir deinen heiligen Geist! Deines Heiles Wonne laß neu mich erfahren! Laß mich erstarken in willigem Geist! Das VersprechenDann will ich den Frevlern deine Wege zeigen, auf daß sich die Sünder bekehren zu dir. Befreie mich aus der Blutschuld, o Gott, du Gott meines Heiles! Dann preist meine Zunge laut deine Gnade. Herr, tu auf meine Lippen! So wird mein Mund verkünden dein Lob. Schlachtopfer möchtest du nicht; ich wollt' sie dir geben. An Brandopfern hast du kein Gefallen.  Ein Opfer, das Gott gefällt, ist ein reuiger Geist. Ein reuig, gedemütigt Herz, o Gott, verschmähst du nimmer! Die neue BitteTue Gutes an Zion in deiner Huld, erbaue Jerusalems Mauern! Dann hast du Freude an rechten Opfern: An Brandopfern und Ganzopfern. Dann legt man Stiere auf deinen Altar. Das jähe Ende der bösen ZungeDie Bosheit des RänkeschmiedsGewalttäter, was prahlst du in Bosheit!Dem Chormeister; ein Lehrgedicht von David; als der Edomiter Doëg kam und Saul die Meldung brachte, David sei ins Haus des Ahimelech gegangen.- Allezeit währt die Gnade Gottes! Du Ränkeschmied! Unheil braut deine Zunge; sie gleicht einem scharfen Messer! Mehr als das Gute liebst du das Böse, die Lüge mehr als rechtliche Rede. Du magst nur Worte, die Unheil stiften, du Zunge voll Tücke! Sein schreckliches LosSo wird auch Gott dich vernichten für immer, dich wegraffen, dich aus dem Zelt reißen, dich entwurzeln aus dem Land der Lebendigen. Die Gerechten werden es schauen und erschaudern und dann seiner spotten: "Da, seht den Mann, der nicht in Gott seine Zuflucht gesucht! Er baute auf seines Reichtums Fülle. Mit seiner Bosheit protzte er." Glück und Dank des PsalmistenIch aber bin wie ein grünender Ölbaum im Haus Gottes. Immer und ewig setze ich mein Vertrauen auf Gottes Erbarmen. Preisen will ich dich; Herr, in Ewigkeit: "Du hast es vollbracht!" Künden will ich im Angesicht deiner Getreuen deinen Namen, denn er ist gut. Gottes Gericht zum Schutz der GutenDas Treiben der GottlosenDie Toren denken bei sich: "Es gibt keinen Gott."Dem Chormeister. Nach der Melodie: "Krankheit...". Ein Lehrgedicht von David.Verderbt ist ihr Treiben, abscheulich. Keiner ist da, der noch Gutes tut. Vom Himmel herab schaut Gott auf die Menschen, zu sehen, ob einer verständig, ob einer sich richte nach Gott. Doch abgewichen sind alle, alle verdorben. Keiner ist da, der Gutes noch tut, auch nicht einer. Gottes Gericht über die FrevlerKommen denn nicht zur Einsicht, die Böses tun, die da mein Volk verzehren wie Brot, die den Herrn nicht verehren? Einst werden sie beben vor Angst, wo kein Grund zum Erbeben. Denn Gott zerstreut der Gottlosen Gebein. Sie werden beschämt, denn Gott hat sie verworfen. O käme aus Zion doch Rettung für Israel! - Wenn einst der Herr das Los seines Volkes wendet, dann juble, Jakob, dann freue dich, Israel! Gebet in der GefahrDurch deinen Namen errette mich,Dem Chormeister; zum Saitenspiel; ein Lehrgedicht von David, als die Sifiter kamen und zu Saul sagten: "Siehe, David hält sich bei uns verborgen."Gott! Durch deine Kraft schaffe mir Recht!  Erhöre, o Gott, mein Gebet! Vernimm meines Mundes Worte! Denn Stolze stehen gegen mich auf. Grausame trachten mir nach dem Leben. Gottesfurcht kennen sie nicht. Doch siehe, Gott ist mein Helfer, meines Lebens Halt der Allmächtige. Auf meine Feinde falle das Unheil zurück! Nach deiner Treue laß sie verstummen! Dann bringe ich dir freudig mein Opfer dar, und bezeuge, o Herr: "Dein Name ist gütig!" Der Herr hat mich errettet aus aller Gefahr. Auf meine Feinde schaut nieder mein Auge." Vom Feind bedrängt - vom Freund verratenAllen Schrecken preisgegebenVernimm, o Gott, mein Gebet!Dem Chormeister; zum Saitenspiel; ein Lehrgedicht von David.Verbirg dich nicht vor meinem Flehen! Habe acht auf mich! Gib mir Antwort! In meinem Kummer irre ich umher. Ich bin verwirrt ob des Drohens der Feinde, ob des Lärmens der Frevler. Denn Unheil wälzen sie über mich. Befehden mich grimmig. Mir krampft in der Brust sich zusammen das Herz. Mich befallen Schrecken des Todes. Es dringen auf mich ein Furcht und Entsetzen. Über mich her fällt ein Schauder. Da wünsche ich: "Hätte ich doch Schwingen der Taube gleich: ich flöge davon und fände wohl Ruhe! Ja, weit in die Ferne wollte ich entfliehen. Die Wüste würde mir Heimat. Einen Zufluchtsort wollte geschwind ich mir suchen vor dem Wüten des Sturmes, vor dem Wetter." Entzweie sie, Herr! Verwirre ihnen die Sprache! Denn in der Stadt sehe ich Gewalttat und Streit. Sie umschleichen sie auf ihren Mauern bei Tag und bei Nacht. Drinnen herrscht Elend und Jammer, heilloses Treiben mitten in ihr. Von ihrem Markt weicht nicht Trug und Bedrückung.  Der treulose FreundJa, nicht ein Feind ist es, der mich so schmäht: Das wollt' ich ertragen. Nicht mein Hasser tut groß gegen mich: Vor ihm könnte ich mich verbergen. Nein, du bist es, ein Mann wie ich, mein Freund, mein Vertrauter, mit dem ich traulichen Umgang pflog, im Festzug zum Gotteshaus pilgerte in der Menge. Möge der Tod sie ereilen! Sie sollen lebendig zur Unterwelt fahren! Denn ihr Haus, ihr Herz ist voll Bosheit. Zuversichtliche Bitte um HilfeIch aber rufe zu Gott: Der Herr soll mich retten! Des Abends, des Morgens, des Mittags will ich klagen und seufzen. Hören wird er auf meinen Ruf. Er wird meine Seele zum Frieden erlösen, auch wenn es viele waren, die gegen mich kämpften. Gott wird es hören. Tief beugt er sie nieder, er, der von Urzeit an thront: Denn sie bessern sich nicht, verehren nicht Gott in Ehrfurcht. Erneute Klage und vertrauensvolle BitteJeder legt seine Hand an den Freund, schändet sein Bündnis. Glatt ist sein gleisnerisch Wort, doch auf Streit geht aus sein Sinnen. Seine Worte sind linder als Öl, doch sind sie erhobene Schwerter. Wirf auf den Herrn deine Sorgen! Er wird dich erhalten. Er läßt den Gerechten nicht wanken. Doch jene, o Gott, stößt du hinab in die unterste Grube. Die Menschen voll Blut und voll Trug bringen es nicht auf die Hälfte der Tage. - Ich aber vertraue auf dich! Gottvertrauen in schwerer BedrängnisZuversichtliche Bitte um HilfeErbarme dich meiner, o Gott!Dem Chormeister; nach der Melodie: "Stumme Taube in der Ferne"; ein Miktam von David, als ihn die Philister in Gat ergriffen.Denn nach mir schnappen die Menschen. Tagtäglich bedrängen mich Krieger. Meine Feinde stellen mir immerfort nach. Ja, viele sind es, die nach mir schnappen. Doch sei es mir fern, daß je ich mich fürchte! Auf dich vertraue ich. Auf Gott, dessen Wortes ich mich rühme, auf Gott vertraue ich! Ich fürchte mich nicht: Was können Menschen mir antun? Das Vorgehen der FeindeSie schmähen mich den ganzen Tag. All ihr Sinnen gegen mich ist auf Böses gerichtet. Sie kommen zusammen. Sie lauern mir auf. Sie achten auf meine Fersen, weil sie mir nach dem Leben trachten. Verlangen nach der Bestrafung der FeindeSollten sie bei solcher Bosheit entrinnen? In deinem Zorn, o Gott, zwinge nieder die Völker! Meines Elends Tage hast du gezählt. Sammle meine Tränen in deinen Schlauch, hinein in deine Tasche!  Vertrauen auf die Erfüllung der BitteSo müssen dann meine Feinde sich wenden, entweichen am Tag, da ich rufe. Denn: Gott ist für mich! - Des bin ich gewiß! Auf Gott, dessen Wortes ich mich rühme, auf den Herrn, dessen Wortes ich mich rühme, auf Gott vertraue ich. - Ich fürchte mich nicht: Was können Menschen mir antun? DankgelöbnisO Gott, ich schulde dir, was ich gelobt. Lobopfer will ich dir bringen, wenn du errettest vom Tod meine Seele, vom Fall meine Füße, daß ich wandle vor Gott im Licht des Lebens! In Gottes HutBitte um ErbarmenErbarme dich meiner, o Gott!Dem Chormeister; nach der Melodie: "Verdirb nicht!"; ein Miktam von David, als er vor Saul in die Höhle floh.Erbarme dich meiner! Denn deiner harrt meine Seele! Bergen will ich mich im Schatten deiner Flügel, bis sich verzieht das Unheil! Ich rufe zu Gott, dem Höchsten, zu Gott, der meine Sache verficht! Er sende mir Hilfe vom Himmel her, da nach mir schnappt mein Verfolger! Gott schenke seine Gnade und Treue!  Meine Seele haust unter reißenden Löwen, unter Menschen, deren Zähne wie Spieße und Pfeile, deren Zunge ein schneidendes Schwert. Über dem Himmel zeige deine Hoheit, o Gott! Dein Glanz erfülle die ganze Welt! Der LobpreisSie spannten für meine Füße ein Netz; er aber hielt mich fern. Sie hoben vor mir eine Grube aus; doch fielen sie selber hinein.  Getrost ist mein Herz, o Gott, getrost ist mein Herz. Singen will ich und spielen. Wach auf, meine Seele! Wach auf, Zither und Harfe! Ich will das Morgenrot wecken.  Unter den Völkern will ich dich, Allmächtiger, preisen, dir spielen unter den Heiden. Denn bis zum Himmel ragt deine Huld, bis zu den Wolken deine Treue. Über dem Himmel zeige deine Hoheit, o Gott! Die ganze Welt erfülle dein Glanz! Ungerechte RichterIhr frevles TreibenIhr Mächtigen, sprecht ihr noch wirklich Recht?Dem Chormeister; nach der Melodie: "Verdirb nicht!"; ein Miktam von David.Fällt ihr noch ein gerechtes Urteil den Menschen? O nein, voller Bosheit ist das Herz bei eurem Handeln, freien Lauf laßt ihr eurem bösen Treiben im Land. Schon vom Mutterschoß an sind abtrünnig die Frevler. Die Lügner gehen auf Irrwegen schon vom Mutterleib an. Ihr Gift ist wie das Gift der Schlange, wie einer tauben Otter, die sich das Ohr verstopft, die nicht hört des Beschwörers Stimme, die dem weisem Bannspruch des Zauberers trotzt. Ihre gerechte StrafeGott, zerschmettere ihnen die Zähne im Mund! Herr, der jungen Löwen Gebiß zerschlage! Wie zerrinnendes Wasser sollen sie vergehen! Verfallen sollen sie wie das welkende Gras! Einer Schnecke mögen sie gleichen, die im Schleim zergeht, der Fehlgeburt einer Frau, die nie schaut die Sonne. Noch ehe eure Töpfe den Dornstrauch verspüren, noch kaum erhitzt, raffe der Zornhauch euch fort!  Es jauchzt der Gerechte, daß er die Rache erlebt, seine Füße badet in des Frevlers Blut. Dann sagen die Leute: "Seht, fromm zu sein lohnt sich! Es gibt noch einen Gott, der Gericht hält auf Erden!" Gebet eines VerfolgtenDie grausamen FeindeGott, rette mich vor meinen Feinden!Dem Chormeister; nach der Melodie: "Verdirb nicht!"; ein Miktam von David, als Saul hinsandte und das Haus bewachen ließ, um ihn zu töten.Vor meinen Bedrängern beschütze mich! Entreiße mich den Übeltätern! Vor den Mordgesellen gib mir Schutz! Denn siehe, man trachtet mir nach dem Leben. Schon dringen Verwegene auf mich ein. O Herr, nicht wegen meiner Schuld tun sie dies, nicht wegen meines Vergehens! Mir haftet keine Missetat an, sie aber rüsten sich, stürmen heran. Wach auf! Komm mir entgegen und schau! Zuflucht beim starken GottJa du, Herr, der Heerscharen Gott, Israels Gott. Wach auf und suche heim alle Heiden! Die listigen Verleumder verschone nicht! Abend für Abend kommen sie wieder. Sie heulen wie Hunde, durchstreifen die Stadt. Sieh, wie sie geifern mit ihrem Mund. Die Schwerter zwischen ihren Lippen, wer nimmt sie wahr? Du aber, Herr, lachst über sie; du spottest all der Völker. Du bist meine Stärke, auf dich will ich schauen, du, o Gott, bist meine Zuflucht! Der Feinde BestrafungMit seiner Huld kommt mein Gott mir entgegen. Herabsehen auf meine Feinde läßt mich mein Gott. Töte sie nicht, damit es mein Volk nicht vergesse! Bringe sie zum Wanken durch deine Kraft! Laß sie zu Boden stürzen, Allmächtiger, du unser Schild! Wegen der Lästerungen ihres Mundes, wegen ihrer Lippen Gerede laß sie sich fangen im eigenen Stolz! Denn Flüche stoßen sie aus und verbreiten Lügen. Raff sie in deinem Zorn hinweg! Vertilge sie, daß sie dahin sind! Laß sie erfahren: Gott herrscht in Jakob, bis an die Grenzen der Erde. Abend für Abend kommen sie wieder. Sie heulen wie Hunde, durchstreifen die Stadt. Sie schweifen umher und suchen nach Fraß und knurren, so sie nicht gesättigt. Der starke GottIch aber will deine Stärke besingen, will jubelnd am Morgen preisen deine Huld: Du warst mir ja Zuflucht und Hort mir am Tag meiner Trübsal. Dir, meine Stärke, will ich lobsingen; denn meine Burg ist Gott, mein gnädiger Gott! Bittgebet nach schwerer NiederlageDie NiederlageDu hast uns verstoßen,Dem Chormeister; nach der Melodie: "Lilie des Zeugnisses"; ein Miktam von David, als er mit den Syrern von Mesopotamien und den Syrern von Zoba stritt, und Joab zurückkehrte und die Edomiter im Salztal schlug, 12.000 Mann.o Gott, uns zersprengt, hast gezürnt, uns zur Flucht genötigt. Du hast erschüttert das Land, hast es zerrissen. Mache heil seine Risse: es wankt. Mit deinem Volk verfuhrst du gar hart, hast uns getränkt mit betäubendem Wein. Die Fahne hast du gegen deine Frommen erhoben: sie mußten fliehen vor dem Bogen. Die frühere Verheißung des SiegesDamit deine Freunde nun Rettung finden, streck aus deine Rechte! Erhöre uns! Gott hat in seinem Heiligtum gesprochen: "Sichem will ich jubelnd verteilen, vermessen das Tal von Sukkot.  Mein ist Gilead, mein eigen Manasse, der Helm auf meinem Haupt ist Efraim, Juda mein Herrscherstab.  Waschbecken sei mir Moab, auf Edom werfe ich meinen Schuh. Du, Land der Philister, huldige mir!" Vor dem neuen FeldzugWer bringt mich hinein in die feste Stadt? Wer wird mich nach Edom führen,  wenn nicht du, Gott, der uns verstieß, Gott, der nicht zog mit unseren Scharen? Ach, schaffe uns Hilfe vor dem Feind; denn der Menschen Beistand ist nichtig. Mit Gott erringen wir den Sieg: Er tritt unsere Feinde zu Boden. Gebet des verbannten KönigsSehnsucht nach dem HeiligtumGott, erhöre mein Flehen!Dem Chormeister; zum Saitenspiel; von David.Vernimm mein Gebet! Mit zagendem Herzen rufe ich zu dir vom Ende der Erde. Geleite du mich auf den Felsen, der für mich zu hoch.  Du bist doch meine Zuflucht, ein fester Turm vor dem Feind! In deinem Zelt möchte ich immerdar wohnen, mich bergen im Schirm deiner Flügel! Bitte um Segen für das KönigtumDenn du, o Gott, hast mein Gelübde erhört, mir das Erbe derer geschenkt, die dich fürchten. Füge Tage hinzu den Tagen des Königs! Seine Jahre laß währen über viele Geschlechter!  Immerdar möge er thronen vor Gott! Zu Hütern bestelle ihm Huld und Treue! Dann will ich ewig deinem Namen lobsingen, tagtäglich dir mein Gelübde entrichten. Bei Gott geborgen, bei Menschen enttäuschtDer starke GottNur in Gott ruht still meine Seele.Dem Chormeister; für Jedutun; ein Psalm von David.Von ihm kommt mir Hilfe. Er allein ist mein Fels und mein Heil, meine Burg, darum werde ich nicht wanken. Wie lange wollt ihr alle euch stürzen auf den einen, ihn zu erschlagen? - Wie eine sich neigende Wand, eine umfallende Mauer haben sie vor, ihn von seiner Höhe zu stoßen! Sie lieben die Lüge: Sie segnen mit ihrem Mund, während sie in ihrem Innern verfluchen. Nur in Gott ruht still meine Seele. Denn von ihm kommt mir Hoffnung. Er allein ist mein Fels und mein Heil, meine Burg, daß nimmer ich wanke. Bei Gott steht mein Heil und mein Ruhm. Er ist mein starker Fels. In Gott ist meine Zuflucht. Mein Volk, vertraue auf ihn allezeit! Gießt vor ihm aus eure Herzen; Gott ist unsere Zuflucht! Der schwache MenschDie Menschen sind nur ein Hauch, trügerisch ist edle Abstammung. Sie schnellen empor auf der Waage - leichter als ein Hauch sind sie alle. Verlaßt euch nicht auf Gewalttat! Setzt nicht auf Raub eitle Hoffnung! Wächst das Vermögen, so hängt doch euer Herz nicht daran! Eines hat Gott gesagt, zwei sind es, die ich vernommen: Daß dein die Macht ist, o Gott,  und dein die Güte, Allmächtiger. Denn jedem vergiltst du nach seinem Tun. Das höchste GutGott, der Seele VerlangenDu, o Gott, bist mein Gott!Ein Psalm von David; als er in der Wüste Juda weilte.Dich suche ich. Nach dir dürstet meine Seele, nach dir lechzt mein Leib in dürrem, trockenem Land ohne Wasser. So hielt ich im Heiligtum Ausschau nach dir, zu sehen deine Pracht, deine Herrlichkeit. Denn mehr als Leben ist deine Huld. Dir singen Preis meine Lippen. So will ich dich loben mein Leben lang. In deinem Namen die Hände erheben. Wie mit Mark und Fett ist gesättigt mein Herz, dich preist mein Mund mit Lippen voll Jubel, wenn dein ich auf meinem Lager gedenke, über dich sinne in wachen Stunden. Gott, der Seele VertrauenFürwahr, du bist meine Hilfe! Im Schatten deiner Flügel juble ich auf. Meine Seele schmiegt sich an dich. Es hält mich fest deine Rechte. Die aber meine Seele verderben wollen, mögen fahren in die Tiefe der Erde; sie seien dem Schwert verfallen, Beute den Schakalen! Der König aber freut sich in Gott. - Rühmen wird sich, wer bei ihm geschworen; verstopft wird der Mund des Lügners. Gottes Gericht über hinterlistige FeindeBitte um SchutzHöre, o Gott, meinen klagenden Ruf!Dem Chormeister; ein Psalm von David.Vor dem schrecklichen Feind bewahre mein Leben! Behüte mich vor den Plänen der Bösen, vor der Übeltäter Toben! Gleich einem Schwert wetzen sie ihre Zungen, giftigen Pfeilen gleich kommen Worte aus ihrem Mund, um aus dem Hinterhalt den Frommen zu treffen, zu fällen ihn jählings ohne Scheu. Fest fassen sie bösen Beschluß. Sie verabreden, Schlingen zu legen und denken: "Es sieht uns ja keiner!" Nur auf Frevel ist aus ihr Sinnen, den ersonnenen Plan verbergen sie schlau. Unergründlich ist ihr Inneres, das Herz eines jeden. Zuversichtliche Erwartung des göttlichen EingreifensDoch Gott wird sie treffen mit seinem Pfeil: Plötzlich sind sie verwundet. Die eigene Zunge bringt sie zu Fall. Es schütteln sich alle, die auf sie schauen. Schrecken wird alle Menschen erfassen. Sie werden Gottes Taten erkennen und verstehen lernen sein Walten. Der Gerechte wird sich freuen im Herrn, er findet bei ihm seine Zuflucht. Rühmen werden sich alle Redlichen. Danklied am JahresendeGottes Gnade im HeiligtumDir, Gott in Zion, ziemt Lobgesang.Dem Chormeister; ein Psalm von David; ein Lied.Dir soll man Gelübde entrichten! Du erhörst die Gebete, zu dir soll sich flüchten alles Fleisch! Schwer drückt mich die Schuld, doch du wirst sie bedecken.  Selig, wen du erwählt, dir nahe zu sein, daß in deinen Höfen er weile! Von deines Hauses Gütern werden wir satt, vom Heiligen deines Tempels. Gottes Güte im WeltgeschehenIn Güte erhörst du uns durch Wundertaten, du Gott, unser Helfer, du Zuversicht aller Enden der Erde, der fernsten Gestade, der die Berge fest hinstellt in seiner Kraft, der gegürtet mit Stärke, der das Tosen der Meere stillt, ihre brausenden Wogen und das Toben der Völker: Vor deinen Zeichen zittern, die da wohnen am Ende der Erde; den Osten und Westen erfüllst du mit Jubel. Gottes Segen im ErntejahrDie Erde hast du gesegnet, du hast sie getränkt, sie reichlich bedacht durch den Gottesbach voll Wasser, du ließest gedeihen ihr Getreide. - So hast du bereitet die Erde.  Ihre Furchen hast du getränkt, durchfeuchtet ihre Schollen, aufgeweicht hast du sie durch Regengüsse, hast gesegnet die wachsenden Saaten. So krönst du das Jahr deiner Güte. Deines Wagens Spuren triefen von Fett.  Die Auen der Steppe prangen. Mit Jubel umgürten sich die Hügel. Schafherden bekleiden die Triften. Mit Korn sind bedeckt die Täler. - Man jubelt und singt! Danklied für die Rettung des VolkesAufruf zum LobpreisGott jauchzt zu,Dem Chormeister; ein Lied; ein Psalm.alle Lande! Lobsingt seinem herrlichen Namen! Laut laßt sein Lob erschallen! Sprecht zu Gott: "Wie furchtbar sind deine Taten! Ob deiner großen Macht müssen sich selbst deine Feinde dir beugen. Die ganze Erde bete dich an! Sie soll dir lobsingen! Lobsingen soll sie deinem Namen!" Gottes frühere Großtaten für sein VolkKommt her und schaut Gottes Taten: wunderbar ist sein Tun bei den Menschen. Das Meer schuf er um in trockenes Land. Sie schritten zu Fuß durch die Strömung. Dort haben wir an ihm uns gefreut. Ewig herrscht er in seiner Macht. Seine Augen prüfen die Völker, daß Empörer sich nicht überheben. Gottes neue Heilstat an IsraelIhr Völker alle, preist unseren Gott! Laßt laut sein Lob erschallen, der unsere Seele am Leben erhielt, nicht wanken ließ unsere Füße.  Wohl hast du, o Gott, uns geprüft, uns geläutert, wie man Silber läutert; du hast uns in Netze verstrickt, uns Fesseln gelegt an die Hüften; du ließest die Menschen über uns ziehen; gehen mußten wir durch Feuer und Wasser: - Du aber führtest uns in die Freiheit.  Das DankopferMit Opfern trete ich ein in dein Haus, um mein Gelübde zu erfüllen, zu dem meine Lippen sich aufgetan, wie es mein Mund in der Not versprochen. Von Fettschafen bringe ich dir Brandopfer dar mitsamt dem Rauchopfer von Widdern. Rinder richte ich dir her und Böcke. Das DankliedKommt her und hört, ihr Gottesfürchtigen alle! Ich berichte, was Großes er meiner Seele getan: Mit dem Mund rief ich zu ihm - schon konnte meine Zunge ihm danken. So ich Böses im Herzen gehegt, nie hätte mich erhört der Allmächtige. Doch Gott hat gehört, hat mein lautes Beten vernommen. Gepriesen sei Gott, der mein Gebet nicht verworfen, noch mir seine Gnade entzogen! Gottes Segen für Israel und die VölkerGott sei uns gnädig!Dem Chormeister; zum Saitenspiel; ein Psalm; ein Lied.Er segne uns! Er lasse uns leuchten sein Angesicht! Wenn man auf Erden dein Walten erkennt, bei allen Völkern dein Helfen, dann preisen dich die Völker, o Gott, dann preisen dich alle Völker. Alle Welt wird jauchzen und jubeln, daß du gerecht die Völker regierst, die Völker leitest auf Erden. Dann preisen dich die Völker, o Gott, dann preisen dich alle Völker. Die Erde gab ihren Ertrag, es segne uns Gott, unser Gott. Gott möge uns segnen! Und fürchten sollen ihn alle Enden der Erde! Unter Gottes machtvoller FührungGott, schrecklich den Feinden, gütig den FrommenGott erhebt sich: Seine Feinde zerstieben!Dem Chormeister; ein Psalm von David; ein Lied.Bei seinem Anblick entfliehen, die ihn hassen! Wie Rauch verweht, so verwehst du sie. Wie Wachs zerschmilzt vor dem Feuer, so vergehen die Frevler vor Gott. Doch die Frommen freuen sich; sie jubeln vor Gott und jauchzen vor Wonne. Der SiegeszugSingt Gott! Lobsingt seinem Namen! Den Weg schüttet auf ihm, der durch die Wüste einherfährt! 'Herr' ist sein Name! Ihm jauchzt zu! Erwählung und Inbesitznahme des ZionVater der Armen, Anwalt der Waisen ist Gott in seiner heiligen Wohnung. Heimstatt gibt Gott den Verlassenen. Die Gefangenen führt er zur Freiheit. Im dürren Land aber bleiben die Trotzigen. Der Zug durch die WüsteAls du auszogst, vor deinem Volk, o Gott, als du durch die Wüste schrittst, bebte der Boden, vor Gott zerflossen die Himmel. Der Sinai bebte vor Gott, vor Israels Gott. Regen in Fülle gabst du, o Gott, deinem Erbe, und das Erschöpfte machtest du stark. Als sich darin niederließ deine Herde, sorgtest du, o Gott, gütig für die Armen. Die Siege in KanaanErfüllt hat der Allmächtige sein Versprechen: Siegesbotinnen kamen in zahlreichen Scharen. Die Könige der Heere fliehen! Sie fliehen! - Beute verteilt die Herrin des Hauses. Als ihr gelagert zwischen den Hürden, wurden mit Silber bedeckt die Flügel der Tauben, ihre Schwingen glänzen von Gold.  Wenn dort der Allmächtige die Könige versprengt, dann fällt es wie Schnee auf den Zalmon.  Ein Gottesgebirge ist Baschans Gebirge, an Kuppen voll ist Baschan. Was schaut ihr so scheel, ihr Berge voll Kuppen, zum Berg, den Gott sich zum Wohnsitz erkoren? Ja, dort wohnt der Herr nun für immer! Der Kriegswagen Gottes sind tausendmal tausend. Vom Sinai her zog der Allmächtige in das Heiligtum ein. Zur Höhe stiegst du empor, führtest Gefangene mit, empfingst Gaben unter den Menschen. - Auch Trotzige wohnen bei Gott, dem Herrn. Der Retter und Rächer seines VolkesDer Allmächtige sei gepriesen Tag für Tag. Er ist es, der uns trägt, Gott ist unsere Rettung. Gott ist uns ein helfender Gott. Bei Gott, dem Herrn, gibt es Auswege selbst aus dem Tod. Ja, Gott zerschmettert das Haupt seiner Feinde, den üppigen Scheitel, der wandelt in Schuld.  Der Allmächtige sprach: "Aus Baschan hole ich sie her! Ich hole sie her aus den Tiefen des Meeres, auf daß im Blut sich bade dein Fuß, deiner Hunde Zunge ihren Anteil habe am Feind!" Der Festzug des VolkesMan sah, o Gott, deinen Festzug, den Zug meines Gottes, meines Königs, ins Heiligtum: Sänger vorauf, Saitenspieler hernach, inmitten der paukenschlagenden Mädchen; in Chören priesen sie Gott, den Herrn, sie aus Israels Quell.  Da zieht Benjamin her, der jüngste, ihr Führer, die Schar der Fürsten von Juda, die Fürsten von Sebulon, Naftalis Fürsten. Gottes Herrschaft über die WeltGott, biete auf deine Macht! Gott, erhalte, was du für uns gewirkt, deines Tempels wegen in Jerusalem! Könige bringen Geschenke dir dar. Schrecke das Tier im Schilf, die Rotte der Stiere, die Kälber der Völker! Wirf nieder, die nach Silber gieren! Zersprenge die Völker, die Gefallen finden am Krieg!  Aus Ägypten sollen die Edlen kommen! Kusch soll zu Gott seine Hände erheben! Einladung aller Völker zum Lobpreis GottesIhr Reiche der Erde, preist nun Gott! Lobsingt dem Allmächtigen! Der am Himmel einherfährt, am uralten Himmel - horch! - er läßt seine Stimme ertönen, seine machtvolle Stimme. Erkennt Gottes Macht an! Über Israel thront seine Hoheit, seine Macht in den Wolken. Furchtbar ist Gott von seinem Heiligtum her, Israels Gott: Macht und Stärke verleiht er dem Volk. - Gott sei gepriesen! Gebet in äußerster NotVon Feinden umgebenHilf mir, o Gott!Dem Chormeister, nach der Melodie: "Lilien..."; von David.Denn bis zur Nase reicht mir schon das Wasser. In abgründigem Schlamm versinke ich. Kein Halt ist mehr da! Ich gerate in Wassertiefen. Hinweg spült mich die Flut. Ich bin erschöpft vom Rufen. Vertrocknet ist mir die Kehle. Die Augen sind mir erloschen vom Harren auf meinen Gott. Zahlreicher als die Haare auf meinem Haupt sind, die mich grundlos hassen. Stark sind meine verlogenen Feinde, die suchen, mich zu verderben. - Erstatten soll ich, was nie ich geraubt! Gottes wegen verfolgtDu, Gott, kennst meine Torheit. Meine Fehler sind dir nicht entgangen. Allmächtiger, Herr der Heere, laß nicht enttäuscht an mir werden, die harren auf dich! Laß nicht beschämt an mir werden, die dich suchen, Israels Gott! Denn um deinetwillen leide ich Schmach, bedeckt Schamröte mein Antlitz. Fremd bin ich meinen Brüdern geworden, den Söhnen meiner Mutter ein Fremdling. Weil mich der Eifer um dein Haus verzehrt, fällt auch auf mich die Schmähung derer, die dich schmähen. Wenn ich beim Fasten bitterlich weine, trägt auch dies mir nur Schande ein. Sie spotten meiner, so ich das Sacktuch mache zu meinem Gewand. Die am Tor sitzen, sprechen von mir, Spottlieder singen über mich die Zecher beim Gelage.  Bitte um HilfeDoch ich flehe, o Herr, zu dir zur Zeit der Gnade. O Gott, erhöre mich in deiner Huld, hilf mir in deiner Treue! Aus dem Schlamm zieh mich heraus, sonst muß ich darin versinken! Von denen, die mich hassen, befreie mich, rette mich aus des Wassers Tiefen! Laß nicht die Fluten des Wassers mich überströmen, den Abgrund mich nicht verschlingen, nicht schließen über mir die Grube ihren Rachen! Erhöre mich, Herr! Denn gut bist du in deiner Huld. Wende dich mir zu in reichem Erbarmen! Verbirg nicht dein Antlitz vor deinem Knecht; ich habe Angst - erhöre mich eiligst! Sei nahe meiner Seele! Erlöse sie! Entgegen meinen Feinden befreie mich! Du kennst meine Schmach, meinen Schimpf, meine Schande. Alle meine Feinde sind dir vor Augen. Vor Leid bricht mein Herz, so daß ich verzweifle. Ich hoffte auf Mitleid, aber vergebens, auf Tröster, doch fand ich sie nicht. Sie reichten mit Galle als Speise und tränkten im Durst mich mit Essig. Das GottesgerichtZur Schlinge werde ihnen der eigene Tisch, ihr Opfergelage zum Fallstrick!  Laß sich verfinstern ihre Augen, daß sie nicht sehen, ihre Hüften laß immerdar wanken! Gieße über sie aus deinen Grimm, die Glut deines Zornes soll sie erreichen! Ihr Lager möge zur Öde werden, ihre Zelte soll niemand bewohnen! Denn den du schlugst, den verfolgen sie noch, schwatzen vom Schwert, das ihn durch dich getroffen. Laß ihre Strafen sich immerfort mehren, daß nie zu deinem Freispruch sie kommen! Sie seien getilgt aus dem Buch des Lebens, nicht eingeschrieben in ihm mit den Frommen! Doch ich bin elend und schmerzgebeugt. Deine Hilfe, o Gott, muß mich schützen. LobpreisDann will ich im Lied Gottes Namen preisen und ihn im Lobpreis erheben. Besser als Vieh wird das dem Herrn gefallen, mehr als Rinder mit Hörnern und Klauen. Sehen es die Dulder, so freuen sie sich. Die ihr Gott sucht, freut euch von Herzen! Denn erhören wird der Herr die Armen, er wird nicht verachten seine Gefangenen. Himmel und Erde singen ihm Lob, das Meer und alles, was sich darin regt. Fürwahr, Gott wird Zion erretten, Judas Städte wird er neu erbauen. Sie werden dort wohnen und besitzen das Land. Seiner Knechte Stamm wird es erben. Darin wohnen werden, die seinen Namen lieben. Bitte um HilfeEile, o Gott, mich zu retten,Dem Chormeister; von David; zur Darbringung des Weihrauchopfers.komm, o Herr, mir zu Hilfe! Über und über beschämt seien alle, die mir nach dem Leben trachten. In Schmach sollen weichen, die mein Unglück ersehnen. In Schande müssen sich abwenden, die "Ha! Ha!" über mich rufen. Doch jubeln sollen und über dich sich freuen alle, die deiner verlangen, und die dein Heil sich ersehnen, sollen unaufhörlich sprechen: "Groß ist Gott!" Elend bin ich und arm. O Gott, eile zu mir! Du bist mein Helfer und Retter! Herr, wolle nicht säumen! GEBET IM ALTEREingangsbitte um RettungBei dir, o Herr, suche ich Zuflucht. Laß nie mich schmählich verderben! Bitte um Hilfe gegen die FeindeIn deiner Güte errette und befreie mich! Neige mir gnädig dein Ohr! Bringe mir Hilfe! Sei mir ein Fels der Zuflucht, zu dem ich jederzeit eilen kann! Befiehl meine Rettung! Denn du bist Fels mir und Burg. Gott, die Zuflucht in der JugendMein Gott, entreiße mich den Fängen des Frevlers, der Hand des Sünders und des Bedrückers! Du bist ja meine Hoffnung, allmächtiger Herr, du von Jugend auf meine Zuversicht. Von Kind an bin ich auf dich gestellt. Vom Mutterschoß an warst du mein Hort. Allzeit galt dir mein Loblied. Gott, die Zuflucht im AlterZur Verwunderung bin ich geworden für viele; du warst ja mein starker Helfer.  Von deinem Lob war mein Mund erfüllt, von deinem Ruhm alle Tage. Zur Zeit des Alters verstoße mich nicht! Wenn die Kraft mir entschwindet, verlasse mich nicht. Denn meine Feinde reden gegen mich. Die auf mein Leben lauern, halten gemeinsam Rat. "Gott hat ihn aufgegeben", sagen sie, "verfolgt und packt ihn! Niemand vermag ihn zu retten." Bleib mir nicht fern, o Gott! Mein Gott, komm mir eilends zu Hilfe! Schmählich sollen verderben, die mich befeinden, mit Schimpf und Schande bedeckt, die mein Unglück suchen! DankversprechenDoch deiner will ich allzeit harren, mehren will ich deinen Ruhm. Dein gerechte Walten soll künden mein Mund, alle Tage von deinen Wohltaten sprechen; unermeßlich ist deren Zahl. Ich will sterben, preisend des Allmächtigen Wunder. Daß nur du gerecht bist, o Herr, will ich rühmen. O Gott, du hast mich gelehrt von Jugend auf, und ich künde bis heute deine Wunder. Darum, o Gott, verlasse mich auch im Alter, ja, im hohen Alter nicht, bis ich deine Macht dem künftigen Geschlecht verkünde, allen Nachkommen deine Stärke! SchlußbeteuerungenJa, bis zum Himmel, o Gott, reicht dein gerechtes Walten. O Gott, der du so Großes gewirkt, wer ist dir gleich? Du ließest uns viel Leid und Not erleben: Belebe uns wieder! Führe uns wieder herauf aus den Schlünden der Erde! Dann wirst du meine Ehre mehren und spenden mir von neuem Trost! Dann will ich dich ob deiner Treue, mein Gott, mit Harfenspiel preisen, will auf der Zither dir spielen, du Heiliger Israels. Aufjubeln sollen meine Lippen - denn dir will ich singen - und meine Seele, die du erkauft. Auch meine Zunge soll alle Tage preisen dein Richten, wenn Schmach und Schande die traf, die mein Unglück suchen. DAS FRIEDENSREICH DES GOTTGESALBTENEin ewiges Reich des RechtesO Gott, deine Rechtsordnung gib dem König,Von Salomo.dem Königssohn deine Gerechtigkeit!  Daß er gerecht dein Volk regiere und nach dem Recht deine Armen.  Mögen die Berge Frieden tragen dem Volk und die Hügel Gerechtigkeit!  Den Armen im Volk verschaffe er Recht, den Kindern der Armen verschaffe er Hilfe! Doch den Bedrücker zermalme er. Er möge leben, solange die Sonne besteht und der Mond, von Geschlecht zu Geschlecht. Er komme wie Regen herab auf die Felder, wie Dauerregen, der tränkt das Land! In seinen Tagen erblühe das Recht und die Fülle des Friedens, bis der Mond nicht mehr scheint!  Ein weltumspannendes ReichEr gebiete von Meer zu Meer, vom Strom bis ans Ende der Erde!  Ihm sollen sich beugen die Bewohner der Wüste, vor ihm zur Erde sich neigen seine Feinde! Die Könige von Tarschisch und von den Inseln sollen Geschenke bringen, die Könige von Saba und Seba ihm Tribut entrichten! Alle Könige sollen sich vor ihm beugen, alle Völker ihm dienen! Ein Reich der GerechtigkeitDenn retten wird er den aufschreienden Armen, den Bedrückten und den, dem kein Helfer entstand.  Der Schwachen und Armen erbarmt er sich und rettet das Leben der Armen. Aus Druck und Gewalttat erlöst er ihr Leben, denn kostbar ist ihr Blut in seinen Augen.  Ein Reich des SegensLange möge er leben! Gold von Saba soll man ihm geben! Stets soll man für ihn beten, ihm allezeit Segen erflehen!  Im Land wird Überfluß sein an Korn bis auf die Höhen der Berge. Wie der Wald des Libanon rauscht sein Getreide, seine Ernte sproßt wie das Gras auf dem Felde.  In Ewigkeit währe sein Name! Sein Name habe Bestand, solange die Sonne bleibt! Alle Geschlechter der Erde sollen sich segnen in ihm, alle Völker ihn preisen!  Schlußspruch des zweiten PsalmenbuchesGepriesen sei Gott der Herr, Israels Gott, der Wunder tut, er allein! Und gepriesen sei in Ewigkeit sein herrlicher Name! Alle Welt sei voll seiner Ehre! Amen! Ja, Amen! - [Ende der Gebete Davids, des Sohnes Isais.]  DAS DRITTE BUCH DER PSALMEN (PS 73-89)Aus schwerer Anfechtung zu neuer GlaubenszuversichtDer gefährdete Glaube an Gottes GerechtigkeitWenn Gott auch gütig am Gerechten handelt,Ein Psalm von Asaf.der Herr an dem, der geraden Herzens ist,  so wäre doch der Fuß mir fast gestrauchelt, ums Haar wär' ausgeglitten mir mein Schritt! Denn ich ereiferte mich ob der Frechen, da ich der Frevler Wohlergehen sah: Das Wohlergehen der GottlosenSie kennen keine Not. Gesund und kräftig ist ihr Leib. Sie merken nichts von anderer Menschen Mühsal und werden nicht wie andere geplagt. Ihr hochfahrendes und gewalttätiges AuftretenDarum ist Hochmut auch ihr Halsgeschmeide, umgibt Gewalttat sie wie ein Gewand. Aus dem Fett heraus wächst ihre Bosheit. Der schlimmen Lüste sind sie übervoll.  Sie treiben Spott und reden Böses und drohen mit Gewalt von oben her. Ihr Lästermaul vergreift sich gar am Himmel, und ihre Zunge streift umher auf Erden. Ihr verderblicher Einfluß auf das VolkDarum wendet sich mein Volk zu ihnen hin und schlürft in Fülle ihrer Lehre Wasser. Sie sagen: "Ach, wie sollte Gott das wissen? Gibt es beim Höchsten überhaupt ein Wissen?" Seht nur, so steht es mit den Frevlern! Sie häufen Reichtum allzeit ungestört. Die Glaubensnot des BetersSo hielt ich denn mein Herz vergeblich rein und wusch umsonst in Unschuld meine Hände? Traf mich doch den ganzen Tag Plage, fing doch jeden Morgen mein Leid aufs neue an. Doch hätte ich gedacht: "Nun will auch ich so reden!", - so hätte an deinen Kindern Verrat ich geübt. Die Wende zur EinsichtDa sann ich nach, um dieses zu verstehen, denn es belastete mich gar sehr.  So drang ich ein in das Geheimnis Gottes - ich achtete auf jener Ende! Der Gottlosen Glück nur ein ScheinglückAuf schlüpfrigen Boden hast du sie gestellt. Du läßt sie zerfallen in Trümmer. Wie sind mit einemmal zum Grauen sie geworden! Sie sind dahin. Der Schrecken rieb sie auf. So wie ein Traumbild beim Erwachen schwindet, verschmähst du, o Herr, beim Aufstehen ihr Bild. Selbstanklage wegen der früheren BlindheitFürwahr, als Bitterkeit mein Herz verzehrte und scharf der Schmerz in meinen Nieren stach, da war ich wie ein Tier, der Einsicht ledig, wie dummes Vieh, so stand ich vor dir da. Neue GlaubenszuversichtUnd dennoch blieb beständig ich bei dir; du hattest bei der Rechten mich ergriffen. Nach deinem Ratschluß hast du mich geführt und wirst hernach zur Herrlichkeit mich holen. Was habe ich denn im Himmel? Bin ich bei dir, freut mich nichts mehr auf Erden! Mögen Leib und Herz sich in Sehnsucht verzehren: Gott bleibt meines Herzens Hort, mein Erbteil auf ewig. Die seligmachende Nähe GottesDenn siehe, zugrunde gehen, die von dir weichen. Alle, die dich treulos verlassen, raffst du hinweg. Mich aber macht selig die Nähe Gottes. Mein Vertrauen setze ich nur auf den allmächtigen Herrn. - Alle deine Taten will ich besingen. Gegen die Feinde der heiligen StadtBitte um gnädiges GehörWas verstößt du uns, Gott,Ein Lehrgedicht; von Asaf.für immer? Was lodert dein Zorn gegen die Schafe deiner Weide?  Sei eingedenk deiner Gemeinde, die du vor Zeiten erworben, die du erkauft zum Volk deines Erbbesitzes, des Berges Zion, auf dem du dir Wohnung erkoren! Die Verwüstung der Stadt und des HeiligtumsDeine Schritte lenke hin zu den ewigen Trümmern! Alles im Heiligtum hat verwüstet der Feind! Inmitten deiner Versammlungsstätte erhoben deine Bedränger ein Siegesgebrüll. Als Siegeszeichen stellten sie auf ihr Banner. Wie man die Axt schwingt im dichten Wald: so zerhieben sie mit Beil und Hammer sämtliches Schnitzwerk. Sie legten Feuer an dein Heiligtum, bis auf den Grund entweihten sie deines Namens Wohnung. Sie sprachen bei sich: "Alles wollen wir vernichten!" - So brannten sie nieder alle Gottesstätten im Land. Die Verlassenheit des VolkesZeichen für uns sehen wir nicht mehr. Kein Prophet ist mehr da. Niemand ist bei uns, der wüßte, wie lang es noch währt.  Wie lange, o Gott, darf der Widersacher noch höhnen? Darf ewig der Feind lästern deinen Namen? Was hältst du zurück deine Hand? Ziehe aus deinem Gewand heraus deine Rechte! Mache ein Ende! Vertrauensvoller Aufblick zu Gottes AllmachtGott ist mein König von alters her, der gewaltige Werke wirkt auf Erden. Du hast das Meer mit deiner Macht gespalten. Du hast in den Wassern der Drachen Haupt zertrümmert.  Du hast zerschmettert die Häupter Leviátans, ihn zum Fraß gegeben den Ungeheuern des Meeres. Du ließest hervorsprudeln Quellen und Bäche. Stets fließende Ströme ließest du versiegen. Dein ist der Tag und dein ist die Nacht. Ihren Platz hast du gewiesen dem Mond und der Sonne, hast festgelegt alle Grenzen der Erde, hast Sommer und Winter geschaffen. Bitte um HilfeDenke doch daran: Den Herrn verhöhnt hat der Feind; deinen Namen gelästert ein törichtes Volk! Gib die Seele deiner Taube den wilden Tieren nicht preis! Vergiß deiner Armen Leben nicht für immer! Schau hin auf den Bund;  denn des Landes Verstecke sind Brutstätten der Gewalt! Laß nicht schmählich von dannen ziehen den Bedrückten! Arme und Bedrängte sollen lobsingen deinem Namen! Erhebe dich, o Gott! Tritt ein für deine Sache! Gedenke, daß ständig die Toren dich schmähen! Vergiß nicht das Gebrüll deiner Feinde, den Lärm deiner Gegner, der ständig noch wächst! Der göttliche RichterWir loben dich, Gott.Dem Chormeister; nach der Melodie: "Verdirb nicht!"; ein Psalm von Asaf; ein Lied.Wir loben dich. Denn dein Name ist nahe denen, die deine Wundertaten verkünden!  "Ich bestimme die Zeit. Dann werde ich richten nach Recht! Wankt auch die Erde mit allen, die auf ihr wohnen: Ich bin es, der unerschütterlich macht ihre Säulen. Ich mahne die Prahler: Prahlt doch nicht so! Und die Frevler: Hebt das Horn nicht empor!  Hebt euer Horn nicht hoch gegen den da droben! Sprecht nicht Freches mit stolz gerecktem Hals!" Denn Hilfe kommt weder vom Aufgang, noch vom Niedergang, weder aus der Wüste, noch von den Bergen. Nein, Gott ist es, der richtet: Den einen zwingt er nieder, dem anderen hilft er auf. Denn einen Becher hält der Herr in der Hand, darin starker Würzwein schäumt. Den schenkt er aus. Ihn müssen trinken alle Frevler auf Erden; selbst seine Hefe müssen sie schlürfen. Doch ich will ewig frohlocken und spielen vor Jakobs Gott: Er schlägt ab alle Hörner der Frevler; hoch ragen dagegen die Hörner der Frommen. Jerusalems SchirmherrGottes Siegestat auf ZionGott hat sich kundgetan in Juda.Dem Chormeister; Zum Saitenspiel; ein Psalm von Asaf; ein Lied.Groß ist in Israel sein Name. In Salem ist sein Zelt, sein Wohnsitz auf dem Zion.  Dort brach er des Bogens brennende Pfeile, Schild und Schwert und Geräte des Krieges. Die Niederlage der Feinde vor JerusalemStrahlend im Licht kamst du, Gewaltiger, herab von den Bergen der Urzeit. Beute suchten sich mutige Helden und versanken im Schlaf des Todes; ihre Hände versagten den tapferen Männern. Vor deinem Drohen, Gott Jakobs, sanken Roß und Reiter zu Boden. Furchtbar bist du! Wer mag vor dir bestehen, wenn auflodert dein Zorn? Vom Himmel her tatest du das Urteil kund: Die Erde bangte, verstummte. Als Gott sich zum Gericht erhob, allen Demütigen auf Erden zu helfen. Lobpreis und Dank für den SiegDenn auch der Zorn des Menschen muß dich preisen. Mit dem Rest des Zornes umgürtest du dich.  So legt denn ab Gelübde! Bringt sie dar eurem Gott, dem Herrn, ihr alle um ihn her, bringt dar dem Furchtgebietenden Gaben! Er demütigt der Fürsten Hochmut und schreckt der Erde Könige. NachtgedankenDie trostlose GegenwartLaut rufe ich zu Gott.Dem Chormeister; für Jedutun, ein Psalm von Asaf.Ich muß schreien. Laut rufe ich zu Gott, daß er mich höre! Den Allmächtigen suche ich am Tag meiner Not. Ausgestreckt ist ohne Unterlaß des Nachts meine Hand. Meine Seele läßt sich nicht trösten. Seufzen muß ich, wenn ich Gottes gedenke, sinne ich nach, verzagt mein Herz. Du läßt mich kein Auge schließen. Ich bin verstört. Ich kann nicht mehr beten. Vergangener Tage gedenke ich, erinnere mich der Vorzeit Jahre. Ich sinne des Nachts, grüble in meinem Herzen. Es fragt mein Geist: "Verstößt der Allmächtige für ewige Zeiten? Will er sich nie mehr erbarmen? Ist es für immer zu Ende mit seiner Huld? Gilt seine Verheißung nicht mehr für alle Geschlechter? Hat Gott vergessen, gnädig zu sein, verschlossen im Grimm sein Erbarmen?" Ich spreche es aus: Dies ist mein Schmerz, daß so anders handelt des Höchsten Rechte. Trost aus der herrlichen VergangenheitIch gedenke der Taten des Herrn, bin eingedenk deiner einstigen Wunder. Über all dein Tun grüble ich nach, erwäge deine großen Werke. Erhaben ist dein Walten, o Gott. Wo ist ein Gott, wie Gott? So groß? Du bist der wunderwirkende Gott. Du hast deine Macht den Heiden bekundet. Du hast dein Volk mit deinem Arm erlöst, die Söhne Jakobs und Josefs. Die Wasser sahen dich, o Gott. Die Wasser sahen dich und bebten, es erzitterten die Tiefen. Die Wolken gossen Ströme hernieder. Im Gewölk grollte der Donner. Hin und her zuckten deine Blitze. Horch, deines Wagens Gepolter! Blitze erhellten die Welt. Die Erde wankte und bebte. Durchs Meer ging dein Weg. Dein Pfad durch gewaltige Wasser. Doch niemand erkannte deine Spur. Wie eine Herde führtest du dein Volk, durch des Mose und Aarons Hand. LEHRE AUS ISRAELS ÄLTESTER GESCHICHTEDas Ziel des LiedesAuf meine Lehre habe acht, mein Volk!Ein Lehrgedicht; von Asaf.Neigt euer Ohr dem Wort meines Mundes!  Zu Sprüchen will ich auftun meinen Mund, Geheimnisse der Vorzeit zu verkünden.  Was wir vernommen und erfahren haben, was uns die eigenen Väter noch berichtet, das wollen wir den Kindern nicht verhehlen, es vielmehr künden dem kommenden Geschlecht: Des Herren Ruhmestaten, seine Macht und auch die Wundertaten, die er wirkte. Gebot und Zweck der heiligen ÜberlieferungEr stellte ein Gesetz in Jakob auf, in Israel erließ er eine Weisung. Und unseren Vätern er befahl, sie zu verkünden ihren Kindern, damit das kommende Geschlecht davon erfahre. Die Kinder, die noch erst geboren würden, die sollten ihren Kindern es erzählen, damit auch sie auf Gott ihr Hoffen setzten und Gottes Taten nicht vergäßen und seinen Satzungen gehorsam seien. Ungehorsam in KanaanSie sollten nicht wie ihre Väter werden: Ein untreues, widerspenstiges Geschlecht, ein Stamm, der nicht gefestigt seinen Sinn, und dessen Geist nicht treu war gegen Gott. Israels Untreue beim Auszug aus ÄgyptenDie Söhne Efraims, bewehrte Schützen, am Tag des Kampfes wandten sie sich ab. Das Gottesbündnis hielten sie nicht ein. Sie wollten nicht nach seiner Weisung wandeln und sie vergaßen seiner Taten und seiner Wunder, die sie durften schauen. Vor ihrer Väter Augen tat er Wunder im Land Ägypten, in Zoans Bereich.  Das Meer zerhieb er, führte sie hindurch und türmte hoch wie einen Damm die Wasser. Er führte sie bei Tag durch eine Wolke, die ganze Nacht durch einen Feuerschein. Er sprengte Felsen inmitten der Wüste und tränkte reichlich sie mit der hervorbrechenden Flut. Aus den Felsen ließ er Bäche sprudeln, wie einen Strom ließ er fließen das Wasser. Unglaube und Gier in der WüsteDoch sündigten sie weiter gegen ihn und boten Trotz dem Höchsten in der Wüste. Und sie versuchten Gott in ihrem Herzen, indem sie Speise forderten nach ihrem Gelüst. Gegen Gott redeten sie und fragten: "Kann Gott wohl in der Wüste bereiten den Tisch? Zwar schlug er an den Fels, daß Wasser floß, daß Bäche strömten: Vermag er auch, uns Brot zu geben und Fleisch herbeizuschaffen für sein Volk?" Der Herr vernahm es und geriet in Zorn. Feuer flammte gegen Jakob auf, und sein Groll stieg auf, gegen Israel, weil sie auf Gott nicht ihr Vertrauen gesetzt, nicht auf seine Hilfe ihre Hoffnung. Trotzdem gab er Befehl den Wolken droben und tat auf des Himmels Tore. Als Speise ließ er Manna regnen auf sie, gab ihnen Brot vom Himmel. Brot der Starken hatte ein jeder zu essen. Nahrung in Fülle hatte er ihnen gesandt.  Er ließ den Ostwind sich am Himmel erheben und führte den Südwind in seiner Stärke her, ließ auf sie niederregnen Fleisch wie Staub, wie Sand am Meer gefiederte Vögel. Mitten in ihr Lager ließ er sie fallen, rings um die Zelte Israels. So aßen sie und wurden übersatt. Er hatte ihnen gebracht, was sie begehrten. Noch war ihre Gier nicht von ihnen gewichen, noch war die Speise in ihrem Mund, als sich gegen sie erhob Gottes Zorn. Die Stärksten unter ihnen brachte er um und streckte nieder Israels junge Männer. Abfall und Bekehrung in der RichterzeitDoch trotz all diesem sündigten sie weiter; auf seine wunderbaren Taten gaben sie nichts. Da ließ er nutzlos ihre Tage schwinden und ihre Jahre vergehen voll des Entsetzens. Wenn aber jemand sie würgte, fragten sie nach Gott, sie bekehrten sich und eilten zu ihm hin. Dann dachten sie daran, daß Gott ihr Hort ist, daß Gott, der Höchste, ihr Erlöser. Doch mit ihrem Mund betrogen sie ihn, logen ihn an mit ihrer Zunge. Ihr Sinn war in ihm nicht gefestigt, sie standen zu seinem Bund in Treue. Voll Erbarmen jedoch ließ er nach ihre Schuld und raffte sie niemals gänzlich hinweg. Gar vielmals hielt er zurück seinen Zorn und ließ seinen ganzen Grimm nicht erwachen. Er dachte daran, daß sie Fleisch sind, ein Hauch, der verweht ohne Wiederkehr. Undank für die Wunder in Ägypten bis zur Eroberung KanaansWie oft haben sie ihm in der Wüste getrotzt und ihn betrübt in der Steppe! Stets aufs neue haben sie Gott versucht und so gekränkt Israels Heiligen. Sie gedachten nicht mehr seiner Hand, am Tag, nachdem er sie vom Feind befreit, der Zeichen, die er an Ägypten gewirkt und seiner Wunder in Zoans Bereich.  Ihre Ströme und ihre Bäche hatte er in Blut verkehrt, daß sie nicht mehr trinken konnten das Wasser aus ihnen. Hundsfliegen, die sie verzehrten, hatte er losgelassen auf sie und Frösche, die Verwüstung ihnen brachten. Er gab dem Fresser ihre Ernte preis, den Heuschrecken die Frucht ihrer Arbeit. Durch Hagel schadete er ihren Reben, ihren Maulbeerbäumen durch Schloßen. Ihr Vieh lieferte er dem Hagel aus, und Blitzen ihre Herden. Die Glut seines Zornes ließ er auf sie los: Wut, Grimm und Not, eine Schar von Unheilsboten. So gab er seinem Ingrimm freien Lauf, ließ ihre Seele nicht vom Tod verschont und lieferte der Pest aus ihr Leben. Er schlug Ägyptens ganze Erstgeburt, die Erstlinge der Manneskraft in Hams Zelten.  Wie Schafe führte er sein Volk hinweg, wie eine Herde lenkte er sie in der Wüste. Er führte sie sicher, so daß sie sich nicht sorgten, indes das Meer bedeckte ihre Feinde. Er brachte sie zu seiner heiligen Stätte, zum Berg, den sich erworben seine Rechte. Vor ihnen her vertrieb er die Völker, als Erbbesitz verloste er ihnen ihr Gebiet und ließ wohnen die Stämme Israels in ihren Zelten. Doch sie versuchten und reizten Gott, den Höchsten, und hatten nicht mehr acht auf seine Zeugnisse. Treulos wie ihre Väter fielen sie ab, versagten wie ein trügerischer Bogen. Auch mit ihren Höhen erzürnten sie ihn und reizten ihn mit ihren Götzenbildern. Gott hörte es; er geriet in Zorn und verstieß nun Israel gänzlich. Und er verwarf Schilo als seine Wohnstatt, das Zelt, darin er unter den Menschen wohnte.  Sodann gab er gefangen seinen Stolz, in Feindes Hand seine Herrlichkeit,  und überlieferte sein Volk dem Schwert. Er war aufgebracht über sein Erbe. Das Feuer raffte seine Jünglinge dahin, und seinen Jungfrauen sang man keine Lieder.  Seine Priester fielen zum Opfer dem Schwert. Keine Totenklage hielten die Witwen. Rache an den Feinden, Gnade den FreundenDoch der Allmächtige erwachte da wie vom Schlaf, gleich einem Helden, der aufsteht vom Wein. Und er zerschlug den Rücken seiner Feinde, preis gab er sie ewiger Schande. Doch dann verschmähte er auch Josefs Zelt, am Stamm Efraims fand er nicht mehr Gefallen.  Vielmehr erkor er sich nun Judas Stamm, den Zionsberg, den er gar liebgewonnen. Himmelhoch baute er sein Heiligtum, fest wie die Erde, die er auf ewig gegründet. Und er erwählte David, seinen Knecht, nahm ihn weg von den Hürden der Herde. Von den Mutterschafen holte er ihn, zu weiden Jakob, sein Volk, und Israel sein Erbe. - Und frommen Herzens hat er sie geweidet, mit seiner Hand behutsam sie geführt. KLAGELIED ÜBER DIE ZERSTÖRUNG JERUSALEMSKlage über den Greuel der VerwüstungGott, in dein Erbe brachen die Heiden ein.Ein Psalm von Asaf.Sie entweihten deinen heiligen Tempel. In Trümmer legten sie Jerusalem.  Die Leichen deiner Knechte warfen sie den Vögeln des Himmels zum Fraß hin, deiner Frommen Leiber den Tieren des Feldes. Wie Wasser vergossen sie ihr Blut rings um Jerusalem. Und keinen gab es, der sie begrub. Wir sind unseren Nachbarn zum Hohn geworden, unserer Umgebung zum Schimpf und zum Spott. Bitte um Beendigung des GottesgerichtsWie lange noch, Herr? Willst du immerfort zürnen? Soll weiter dein Eifer lodern dem Feuer gleich? Laß deinen Zorn auf die Heiden los, die dich nicht kennen wollen, auf die Königreiche, die nicht verehren deinen Namen! Denn Jakob haben sie aufgezehrt und seinen Wohnsitz verwüstet. - Trage uns der Väter Sünden nicht nach! Dein Erbarmen komme schnell uns entgegen; denn gar elend sind wir geworden! Ruf nach Bestrafung der FeindeHilf uns, Gott unseres Heils, um die Ehre deines Namens willen! Befreie uns! Unsere Sünden verzeihe uns um deines Namens willen! Was sollen die Heiden spottend fragen: "Wo bleibt ihr Gott?" Kund werde vor unseren Augen, wie du das Blut deiner Knechte rächst an den Heiden, die es vergossen!  Der Gefangenen Seufzen dringe zu dir! Erlöse die Todgeweihten mit der Macht deines Armes! Siebenfach zahle unseren Nachbarn die Lästerung heim, womit sie dich, Allmächtiger, schmähten.  Doch wir, dein Volk, die Schafe deiner Herde, wollen dir ewig danken und deinen Ruhm verkünden von Geschlecht zu Geschlecht. Gebet um Wiederherstellung IsraelsBitte um Gottes EingreifenHirt Israels, habe acht!Dem Chormeister; nach der Melodie: "Lilien"; ein Zeugnis; ein Psalm von Asaf.Der du Josef hütest wie eine Herde, der du thronst über den Kerubim, strahle auf.  Vor Efraim, Benjamin und Manasse laß erwachen deine Kraft! Zieh aus, uns zu retten!  Gott, wende unser Los! Laß leuchten dein Antlitz! Dann finden wir Heil.  Klage über das Elend des VolkesHerr, Gott der Himmelsheere, wie lange willst du noch zürnen trotz deines Volkes Flehen?  Mit Tränenbrot hast du es gespeist, es überreich getränkt mit Tränen. Für unsere Nachbarn machst du uns zum Hader. Es verlachen uns unsere Feinde. Ob Gott der Himmelsheere, wende unser Los! Laß leuchten dein Antlitz! Dann finden wir Heil. Das Gleichnis vom WeinstockAus Ägypten hobst du einen Weinstock aus, Völker vertriebst du und pflanztest ihn ein.  Du schafftest ihm Raum. Da faßte er Wurzeln. Weit über das Land dehnte er sich aus: Er bedeckte Berge mit seinem Schatten, mit seinen Ranken die Zedern Gottes. Seine Reben streckte er bis zum Meer und bis zum Strom seine Triebe.  Was hast du nun sein Gehege zerstört, daß ihn zerpflückt, wer des Weges daherkommt, daß ihn der Eber des Waldes verwüstet, ihn beweiden die Tiere des Feldes? O Gott der Himmelsheere, vom Himmel schau wieder herab! Blick her! Trage Sorge um diesen Weinstock, um den Setzling, den deine Rechte gepflanzt, um den Schößling, den du dir großzogst! Wie Unrat ist er vom Feuer verbrannt. - Sie sollen vor deinem Zornblick vergehen! Bitte um neues LebenDoch deine Hand möge ruhen auf dem Mann deiner Rechten, dem Menschensohn, den du dir großzogen!  Dich wollen wir nicht mehr verlassen. Belebe uns! Dann preisen wir deinen Namen. Herr, Gott der Himmelsheere, wende unser Los! Laß leuchten dein Antlitz! Dann finden wir Heil. Mahnungen und Lehren am LaubhüttenfestAufforderung zu froher FeierJauchzt laut Gott, unserer Stärke!Dem Chormeister; nach der Melodie von Gat; von Asaf.Jubelt zu Jakobs Gott! Stimmt an den Gesang! Schlagt die Pauken, die liebliche Zither, die Harfe dazu! Stoßt in die Posaune am Neumond und am Vollmond, am Tag unseres Festes!  So ist es ja Satzung für Israel, so Weisung von Jakobs Gott.  Gedenken der Befreiung aus Ägypten FronAls Gesetz hat er es festgelegt in Josef, als er gegen das Land Ägypten zog. - Worte hörte ich, die ich noch nie vernommen: "Ich machte frei von Lasten seine Schultern. Seine Hände machte des Lastkorbs ich ledig. Du riefst zu mir in Drangsal und ich rettete dich. Ich erhörte dich aus der donnernden Wolke. Am Wasser von Meriba prüfte ich dich. Gedenken der Gesetzgebung am SinaiHöre, mein Volk, ich will dich warnen! Ach, Israel, hörtest du doch auf mich! Kein anderer Gott soll unter dir sein! Keinem fremden Gott sollst du dich neigen! Ich, der Herr, bin dein Gott, der aus dem Land Ägypten dich führte! Tu deinen Mund auf: ich fülle ihn!" Des Volkes AbfallMein Volk aber hat meinem Ruf nicht gehorcht. Israel tat nicht nach meinem Willen. Da gab ich sie hin dem verhärtetem Sinn ihres Herzens, ließ sie folgen dem eigenen Rat. Gottes Lohn im Fall reuiger RückkehrAch, wenn doch mein Volk hören wollte auf mich, wenn doch Israel einhielte meine Wege! Wie bald hätte ich bezwungen seine Feinde, auf seine Gegner gelegt meine Hand! Da müßten sich beugen die Hasser des Herrn; ihr Verhängnis dauerte ewig. Mit dem besten Weizen wollt' ich es nähren, mit Honig vom Felsen es laben.  Gott Gericht über pflichtvergessene RichterGott erhebt sich in der Gottesversammlung,Ein Psalm von Asaf.hält Gericht im Kreis der Götter.  "Wie lange wollt ihr ungerecht richten, Partei ergreifen für die Frevler? Schafft Recht den Geringen und Verwaisten! Verhelft zum Recht den Armen und Bedrückten! Errettet den Niederen und den Schwachen! Befreit sie aus Frevlerhand!" Doch sie beachten es nicht und sehen es nicht ein. Im Finstern tappen sie weiter. - Es wanken alle Festen der Erde.  Ich sagte: "Wohl seid ihr Götter; ihr alle seid Söhne des Höchsten. -  Doch sterben müßt ihr wie Menschen, müßt fallen wie einer der Fürsten!" - Gott, erhebe dich! Richte die Erde! Denn als Erbteil besitzt du alle Völker. Gebet in schwerer KriegsnotDie verbündeten FeindeGott, schweige nicht!Ein Lied; ein Psalm von Asaf.Bleibe nicht stumm! Sei nicht still, o Gott!  Denn siehe: es toben deine Feinde. Stolz heben das Haupt, die dich hassen. Deinem Volk zum Schaden schmieden sie Pläne. Gegen deine Schützlinge halten sie Rat. Sie sagen: "Kommt! Aus den Völkern vertilgen wir sie, daß niemand mehr gedenkt Israels Namens!" Ja, einmütig haben sie es so geplant, einen Bund gegen dich geschlossen: Die Zelte Edoms und die Ismaeliter, Moab und die Hagariter,  Gebal, Ammon und Amalek, die Philister mitsamt den Tyrern. Selbst Assur trat ihnen bei. Lots Söhnen liehen sie den Arm.  Gottes früherer Beistand im KampfTu an ihnen wie an Midian, wie an Sisera, wie an Jabin am Bach Kischon! Sie wurden vernichtet bei En-Dor, für das Ackerland wurden sie zum Dünger.  Mache ihre Edlen wie Oreb und Seeb, wie Sebach und Zalmunna all ihre Fürsten, die sprachen: "Laßt uns erobern Gottes Land!" Bitte um weiteren BeistandMein Gott, der Raddistel mache sie gleich, der Spreu vor dem Wind!  Wie das Feuer, das den Wald erfaßt, die Flamme, die entzündet Berge, so hetze sie mit deinem Wetter, so schrecke sie mit deinem Sturm! Mit Schande mögest du ihr Antlitz bedecken, damit sie deinen Namen suchen, o Herr! Sie seien beständig in Scham und in Angst! Sie mögen schmachvoll verderben! Dann werden sie einsehen: dein Name ist "Herr", nur du bist in aller Welt der Höchste. Ein WallfahrtsliedErfüllte SehnsuchtWie lieblich sind deine Zelte,Dem Chormeister; nach der Melodie aus Gat; ein Psalm von den Korachitern.o Herr der Heere!  Meine Seele hat sich gesehnt, ja verzehrt nach den Höfen des Herrn. Mein Herz und mein Leib jubelten zu dem lebendigen Gott. Auch der Sperling findet ein Heim, die Schwalbe ein Nest, darin ihre Jungen zu bergen: Deine Altäre, o Herr der Heere, mein König und Gott! Heil denen, die wohnen in deinem Haus, die dich allezeit preisen. Heil denen, deren Stärke in dir, deren Sinn sich aufs Wallfahrten richtet. Und ziehen sie hin durchs Wüstental, wird es zum Tal der Quellen. Frühregen bedeckt es mit Segen.  Von Bollwerk zu Bollwerk schreiten sie hin, bis sie erscheinen vor Gott in Zion.  Bitte für Volk und KönigHerr, Gott der Heere, höre mein Gebet! Vernimm es gnädig, Gott Jakobs! Du, o Gott, unser Schild, blicke her! Schau hin auf deines Gesalbten Antlitz!  Ein Tag in deinen Höfen ist besser als tausend woanders. Auf der Schwelle im Haus meines Gottes zu stehen ist mir lieber, als Gast zu sein in den Zelten der Frevler. Denn Gott, der Herr, ist Sonne und Schild. Der Herr verleiht Gnade und Ehre. Denen, die rechtschaffen wandeln, versagt er kein Gut. O Herr der Heere, wohl dem, der dir vertraut! Gebet um das verheißene HeilGottes Gnade in der VergangenheitBegnadet hast du dein Land,Dem Chormeister; ein Psalm von den Korachitern.o Herr, Jakobs Schicksal gewendet.  Hinweggenommen hast du deines Volkes Schuld, zugedeckt all seine Sünden. Zurückgezogen hast du all deinen Grimm, von der Glut deines Zornes gelassen. Die gegenwärtige NotStelle uns wieder her, o Gott, unser Retter! Laß ab von deinem Unmut gegen uns!  Willst du uns zürnen für ewige Zeiten, deinen Grimm hinziehen von Geschlecht zu Geschlecht? Willst du uns nicht aufs neue beleben, damit dein Volk sich deiner erfreut? Laß uns, o Herr, deine Gnade erfahren und schenke uns dein Heil! Gottes beglückende Zusage für die ZukunftHören will ich, was Gott, der Herr, verheißt: Frieden sagt er an für sein Volk und all seine Frommen, für alle, die nicht mehr töricht handeln.  Sein Heil ist, fürwahr, denen nahe, die ihn fürchten: Unserem Land wird herrliches Glück zuteil. Da werden sich Huld und Treue begegnen, da werden Gerechtigkeit und Frieden sich küssen. Die Treue wird aus der Erde sprießen, vom Himmel blickt hernieder Gerechtigkeit. Fürwahr, der Herr wird Gutes uns bescheren, und unser Land bringt seinen Ertrag. Gerechtigkeit zieht vor ihm her und Frieden folgt der Spur seiner Schritte. GEBET IN DER NOTRuf des VertrauensNeige dein Ohr, o Herr!Ein Gebet von David.Höre auf mich! Denn elend bin ich und arm. Behüte mein Leben! Ich bin dir ja lieb. Stehe bei, mein Gott, deinem Knecht, der sich auf dich verläßt! Sei mir gnädig, Allmächtiger! Denn den ganzen Tag rufe ich zu dir. Erfreue das Herz deines Knechtes, da ich zu dir, Allmächtiger, mein Herz erhebe. Denn du, Herr, bist gütig, geneigt zum Verzeihen, reich an Gnade für alle, die zu dir rufen. So vernimm mein Gebet, o Gott! Merke auf mein lautes Flehen! Am Tag meiner Drangsal rufe ich zu dir; denn du wirst mich erhören. Gottes Hoheit und MachtKeiner ist unter den Göttern dir gleich, Allmächtiger. Nichts kommt deinen Taten gleich. Alle Völker, die du geschaffen, kommen herzu, fallen vor dir, Allmächtiger, nieder; deinem Namen erweisen sie Ehre. Denn du bist groß und wirkst große Wunder: Nur du allein bist Gott! Weise mir, Herr, deinen Weg, daß ich ihn wandle in Treue zu dir! Richte mein Herz auf das eine: deinen Namen zu fürchten. Dank und BitteDann will ich dir, allmächtiger Gott, von ganzem Herzen danken, und immerdar preisen deinen Namen: "Ja, groß ist gegen mich deine Gnade: Aus der Unterwelt Tiefen hast du mein Leben errettet!" O Gott, Stolze stehen gegen mich auf. Die Rotte der Gewalttätigen trachtet mir nach dem Leben. - Sie haben dich nicht vor Augen. Doch du, Allmächtiger, bist ein Gott voll Erbarmen und Gnade, voll Langmut, reich an Güte und Treue. Wende dich zu mir! Erbarme dich meiner! Gib deinem Knecht deine Kraft! Hilf dem Sohn deiner Magd!  Wirke ein Zeichen zum Guten an mir, laß zu ihrer Beschämung die, die mich hassen, sehen, wie du, o Herr, Hilfe und Trost mir gebracht. Die künftige Hauptstadt aller VölkerWas er gegründetEin Psalm von den Korachitern; ein Lied.auf heiligen Bergen,  das liebt der Herr: Die Tore Zions mehr als alle Wohnstätten Jakobs.  Herrliches weiß man zu künden von dir, du Gottesstadt: "Rahab und Babel zähle ich zu denen, die mich bekennen. Siehe da, Philister und Tyrer und das Volk von Kusch: Sie sind dort geboren!  Und nennen wird man Zion: 'Mutter'; und man wird sagen - 'Dort sind sie Mann für Mann alle geboren. Er selbst, der Höchste, hat es gegründet'."  Wenn der Herr die Völker verzeichnet, schreibt er: "Der da ist dort geboren". Und sie werden tanzen und singen: "In dir sind all meine Quellen." Aufschrei in trostloser NotBitteHerr, du Gott meines Heils,Ein Lied, ein Psalm von den Korachitern; dem Chormeister; zu singen nach der Melodie: "Die Krankheit"; ein Lehrgedicht von Heman, dem Esrachiter.ich rufe vor dir bei Tag und bei Nacht. Laß mein Gebet vor dich kommen! Meinem Flehen neige dein Ohr! Denn vom Leid gesättigt ist meine Seele. Der Unterwelt nah ist mein Leben. Man zählt mich schon zu den Sterbenden. Wie ein Mann bin ich, der ohne Kraft, Die schreckliche Lageverlassen unter den Toten, den Erschlagenen gleich, die im Grab ruhen, deren du nicht mehr gedenkst, die abgeschnitten sind von deiner Hand.  Du stießest mich in die tiefste Grube, in die Finsternis, in den Abgrund. Schwer lastet dein Zorn auf mir. Alle deine Wogen brausen über mich hinweg. Meine Freunde hältst du von mir fern, machst mich ihnen zum Greuel. Gefangen bin ich und kann nicht hinaus. Meine Augen erlöschen vor Elend. O Herr, Tag für Tag rufe ich zu dir, nach dir breite ich aus meine Hände: Wirst du an Toten noch Wunder tun? Stehen die Schatten auf, dich zu preisen? Rühmt man im Grab deine Güte, im Abgrund deine Treue?  Wird man im Dunkel dein Walten verkünden, deine Gerechtigkeit im Land des Vergessens? Doch ich, o Herr, ich schreie zu dir. Mein Gebet steigt auf zu dir am frühen Morgen. Warum, o Herr, verstößt du meine Seele, verbirgst vor mir dein Antlitz? Elend bin ich, von Jugend an dem Tod geweiht; deine Schrecken trage ich ratlos. Deine Zornesglut rast über mich dahin. Deine Schrecknisse drücken mich nieder. Wie Wasser umfluten sie mich jeden Tag, umschließen mich völlig. Fern hältst du Freunde und Gefährten von mir. Nur die Finsternis ist mein Vertrauter. Gottes Verheißung an DavidLobpreis der Schöpfermacht und Verheißungstreue GottesAllezeit will ich besingen die Huld des Herrn,Ein Lehrgedicht von Etan, dem Esrachiter.laut kundtun will ich von Geschlecht zu Geschlecht deine Treue.  Du hast ja gesagt: "Der Gnadenbund soll ewig währen!" - Wie der Himmel steht fest deine Treue. "Ich schloß einen Bund mit meinem Erwählten. Meinem Knecht David habe ich geschworen: Ich will deinen Stamm auf ewig begründen, deinen Thron errichten für immer!" - Da priesen die Himmel, o Herr, deine Wunder und die Gemeinde deiner Heiligen deine Treue: Denn wer in den Wolken ist wie der Herr? Wer von den Gottessöhnen gleicht dem Herrn,  dem Gott, der gar furchtbar ist in der Heiligen Rat, gewaltig und erhaben über allen um ihn her? Herr, Gott der Heere, wer ist wie du? Stark ist der Herr und mit Treue umgeben. Du beherrschst des Meeres Toben. Du besänftigst den Aufruhr seiner Wellen.  Rahab hast du wie einen Erschlagenen zertreten, mit starkem Arm zerstreut deine Feinde. Dein ist der Himmel, dein auch die Erde. Du schufst die Welt und was sie erfüllt. Norden und Süden riefst du ins Dasein, Tabor und Hermon jauchzen zu deinem Namen.  Dein Arm ist voller Kraft. Deine Hand ist stark. Gereckt ist deine Rechte. Recht und Gerechtigkeit sind die Stützen deines Thrones. Gnade und Treue treten vor dich hin. Heil sei dem Volk, das, Herr, dir jubelnd huldigt, das im Licht deines Angesichts wandelt! In deinem Namen jubelt es täglich. Durch deine Gerechtigkeit wird es erhöht. Denn du bist unsere herrliche Kraft. Unsere Macht wächst durch deine Gnade. Unser Schirmherr ist ja der Herr, der Heilige Israels unser König. Die VerheißungEinst sprachst du im Traumgesicht zu deinen Frommen: "Einem Helden habe ich Heil gewährt, aus dem Volk erhöht einen Jüngling.  Ich habe David zum Knecht mir gefunden, ihn mit meinem heiligen Öl gesalbt. Darum soll mit ihm auch sein meine Hand, ihn stärken mein Arm. Nie darf der Feind ihn bedrücken, kein Frevler soll ihn bedrängen. Seine Feinde will ich vor ihm zermalmen, zu Boden schlagen, die ihn hassen. Meine Treue und meine Huld sollen ihn geleiten. Durch meinen Namen soll wachsen seine Macht. Seine Hand lege ich aufs Meer, seine Rechte auf die Ströme. Zu mir wird er rufen: 'Mein Vater bist du! Mein Gott, der Hort meines Heiles!'  Zum Erstgeborenen erhebe ich ihn, zum Höchsten der Könige auf Erden. Auf ewig will ich ihm meine Huld bewahren. Und unverbrüchlich bleibt mein Bund mit ihm bestehen. Erhalten will ich für immer seinen Stamm, seinen Thron wie die Tage des Himmels. Doch wenn seine Söhne mein Gesetz verlassen, nach meinem Recht nicht mehr wandeln, wenn sie meine Ordnung entweihen und meine Satzung nicht mehr befolgen, werde ich mit der Rute ihren Abfall bestrafen und ihre Schuld mit Schlägen. Doch will ich ihm nicht meine Huld entziehen und nicht verleugnen meine Treue:  Den eigenen Bund will ich nicht entweihen, meiner Lippen Ausspruch nie ändern. Bei meiner Heiligkeit schwur ich das eine - und nie werd' ich David belügen -: 'Sein Stamm wird bleiben auf ewig, wie die Sonne bleibt vor mir sein Thron! Wie der Mond soll für immer er dauern, wie der Himmel für alle Zeiten bestehen!' "- Die traurige GegenwartDoch jetzt hast du deinen Gesalbten verstoßen, ihn verworfen und mit Zorn verfolgt.  Das Bündnis mit deinem Knecht hast du verworfen, in den Staub geworfen seine Krone und sie entweiht. Niedergerissen hast du all seine Mauern, seine Burgen in Trümmer gelegt. Nun plündert ihn, wer kommt des Weges. Seinen Nachbarn ward er zum Hohn. Erhöht hast du die Hand seiner Bedränger. All seine Feinde mit Freude erfüllt. Seines Schwertes Schneide ließest du stumpfen und ihn nicht siegen im Kampf.  Sein herrliches Zepter hast du ihm entwunden, zu Boden geworfen seinen Thron. Verkürzt hast du seiner Jugend Tage und ihn bedeckt mit Schande. Bitte um HilfeWie lange, Herr, willst du dich noch verbergen? Soll gleich dem Feuer brennen dein Zorn? Bedenke, o Herr: Was ist denn das Leben? Wie hinfällig ist der Mensch, den du erschufst? Wo ist der Mensch, der nicht schauen muß den Tod, der vor der Unterwelt Macht könnte retten sein Leben? Wo sind deine früheren Gnaden, Allmächtiger, die du David in Treue geschworen? Allmächtiger, gedenke der Schmach deines Knechtes. Ich trage in mir vieler Völker Hohn, womit deine Feinde, o Herr, dich verspotten, womit sie höhnen deines Gesalbten Gebot! Schlußspruch des dritten PsalmenbuchesDer Herr sei gepriesen in Ewigkeit! Amen! Amen!  DAS VIERTE BUCH DER PSALMEN (PS 90-106)Zuflucht beim ewigen GottDer ewige GottAllmächtiger, du bist uns Zuflucht!Ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes.Du warst es durch alle Zeiten! Bevor die Berge entstanden, bevor du hervorgebracht die Erde und die Welt, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Der vergängliche MenschDu führst den Menschen zum Staub zurück und sprichst: "Ihr Menschenkinder, kommt zurück!" Ja, in deinen Augen sind tausend Jahre wie der gestrige Tag, der vorbeiging, wie eine Wache in der Nacht.  Wie den Traum am Morgen nimmst du die Menschen hinweg. Sie sind wie das Gras, das keimt, das am Morgen blüht und sproßt und am Abend gemäht wird und verdorrt. Der sündige MenschSo schwinden wir dahin vor deinem Zorn und werden vor deinem Grimm geknickt. Du stellst unser böses Tun dir vor Augen. Unsere heimliche Schuld vor deines Antlitzes Licht. So eilen all unsere Tage in deinem Zorn dahin. Unsere Jahre schwinden wie ein Gedanke. Die Zeit unseres Lebens währt siebzig Jahre und achtzig Jahre, wenn es hoch kommt. Und doch ist ihr Gewinn nur Mühsal und Plage; denn schnell geht es vorbei, und wir schwinden dahin. Wer erkennt die Gewalt deines Zornes und deines Grimms, wie es die Furcht vor dir verlangt? So lehre uns, unsere Tage zu zählen, daß wir gewinnen ein weises Herz! Bitte um GnadeWende dich, Herr, uns wieder zu! Wie lange willst du noch säumen? Erbarme dich deiner Knechte! Mit deiner Huld erquicke uns bald, damit wir jubeln und all unserer Tage uns freuen! Gib uns Freude für die Tage, da du uns beugtest, für die Jahre, da wir das Unglück sahen! An deinen Knechten möge dein Walten sich zeigen, deine Herrlichkeit an ihren Kindern! Des Herrn, unseres Gottes, Güte möge über uns walten! Laß für uns gedeihen unserer Hände Werk! Ja, gib Gedeihen dem Werk unserer Hände! DAS HOHELIED DES GOTTVERTRAUENSUnter Gottes SchutzDer du im Schutz des Höchsten wohnst und weilst in des Allmächtigen Schatten,  sprich zum Herrn: "Du bist mein Schirm und mein Hort, mein Gott, auf den ich vertraue!" Denn aus des Vogelstellers Schlinge befreit er dich, bewahrt dich vor verderblichem Anschlag.  Mit seinen Fittichen bedeckt er dich, unter seinen Flügeln bis du geborgen. Ein schützender Schild ist dir seine Treue. Du mußt dich nicht fürchten vor dem Grauen der Nacht, noch vor dem Pfeil, der am hellen Tag durch die Luft schießt;  nicht vor der Pest, die umgeht im Dunkel, noch vor der Seuche, die wütet am Mittag. Und fallen tausend an deiner Seite und Abertausende zu deiner Rechten: Dich wird es nicht treffen! In der Engel ObhutJa, mit eigenen Augen wirst du es sehen, an den Frevlern schauen die Vergeltung. Denn du hast gesagt: "Der Herr ist meine Zuflucht." - Du hast den Höchsten zum Schutz dir gewählt. Kein Unheil wird dir deshalb begegnen, keine Plage sich nahen deinem Zelt. Denn seinen Engeln hat er befohlen, dich zu behüten auf all deinen Wegen.  Auf ihren Händen sollen sie dich tragen, auf daß dein Fuß nicht stoße an einen Stein. Auf Löwen und Nattern kannst du schreiten, du wirst zertreten Löwen und Drachen. Gottes Heilszusage"Weil er mir anhängt, rette ich ihn! Ich schütze ihn, weil er sich bekannt hat zu meinem Namen. Ruft er mich an, so erhöre ich ihn und stehe in der Not ihm zur Seite. Ich rette ihn und bringe ihn zu Ehren. Mit langem Leben sättige ich ihn und lasse ihn schauen mein Heil." Gottes gerechtes, huldreiches WaltenFreudiger DankKöstlich ist es, den Herrn zu loben,Ein Psalm; ein Lied für den Sabbat.deinem Namen, o Höchster, zu singen, Das Glück der Frommendeine Huld am Morgen und deine Treue bei Nacht zu künden zur zehnsaitigen Laute, zur Harfe, zu der Zither Klang. Jubel über Gottes WaltenDenn durch dein Tun erfreust du mich, Herr. Ich juble zum Werk deiner Hände. Wie groß, Herr, sind deine Taten, wie unergründlich deine Pläne! Nur der Unverständige erkennt es nicht. Nur wer töricht, kann es nicht begreifen: Gottes vergeltende Gerechtigkeit gegenüber den FrevlernWohl schießen die Frevler auf wie das Gras, in Blüte stehen alle Übeltäter, doch zum Verderben sind sie bestimmt für immer. Du aber bist hoch erhaben: Herr bist du in Ewigkeit. Denn siehe, deine Feinde, o Herr, ja, deine Feinde verschwinden; zerstreut werden alle Übeltäter. Gottes Hilfe für die GerechtenWie des Wildstiers machtest du groß meine Kraft. Salbtest mich mit frischem Öl.  Stolz schaut mein Auge auf meine Gegner herab. Mein Ohr hört vom Sturz der Frevler, die gegen mich standen. Der Gerechte aber sproßt wie die Palme, wächst empor gleich der Zedern vom Libanon,  die eingepflanzt sind im Haus des Herrn, aufsprießen in unseres Gottes Höfen; noch im Alter tragen sie reiche Frucht, sind saftvoll und grün. So künden sie: Gerecht ist der Herr. Mein Fels ist er. An ihm ist kein Tadel. Gottes Hoheit und MachtDer Herr ist König, mit Hoheit bekleidet; mit Kraft hat sich gegürtet der Herr. - Fest steht der Erdkreis, ohne zu wanken. Fest steht von jeher dein Thron! Von Ewigkeit her bist du! Ströme erhoben sich, o Herr, Ströme erhoben ihr Tosen, Ströme erhoben ihr Brausen: Doch gewaltiger als das Donnern gewaltiger Wasser, erhabener noch als das brausende Meer ist erhaben der Herr in der Höhe. Gar verläßlich ist deiner Verheißung Wort. Heiligkeit gebührt deinem Haus, o Herr, für alle Zeiten. DER GERECHTE VERGELTERDas Treiben der FrevlerDu Gott der Rache, Herr! Du Gott der Rache, leuchte auf!  Erhebe dich, Richter der Erde! Vergilt ihr Tun den Stolzen! Wie lange sollen die Frevler, o Herr, wie lange sollen die Frevler noch prahlen? Sie geifern und führen vermessene Reden. Alle Übeltäter blähen sich auf. Dein Volk, Herr, treten sie nieder. Dein Erbteil bedrücken sie. Die Witwen, den Fremdling morden sie. Sie erwürgen die Verwaisten. Sie denken dabei: "Der Herr sieht es nicht. Das merkt nicht Jakobs Gott." Die Verblendung der GottlosenSo nehmt doch Vernunft an, ihr Toren im Volk! Wann kommt ihr Narren zur Einsicht? Der das Ohr geschaffen, sollte nicht hören? Der das Auge gebildet, sollte nicht sehen? Der die Völker züchtigt, sollte nicht strafen? Er, der die Menschen Erkenntnis lehrt? - Der Herr kennt der Menschen Gedanken; sie sind nichts als ein Hauch. Der Sieg des RechtsWohl dem, den du in Zucht nimmst, o Herr, den du belehrst mit deinem Gesetz.  Du schaffst ihm Ruhe vor bösen Tagen, bis man dem Frevler schaufelt das Grab. Denn der Herr wird nicht verstoßen sein Volk, nicht lassen von seinem Erbteil. Denn zu ihrem Recht kommt wieder die Gerechtigkeit, daß ihr die Rechtgesinnten folgen. - Die Hilfe des HerrnWer tritt für mich gegen die Bösen auf? Wer steht zu mir gegen die Frevler? Wäre mir der Herr nicht Helfer, läge meine Seele längst in der Stille.  Sooft ich wähne: Nun wankt mein Fuß!, hält deine Gnade, o Herr, mich aufrecht. Bei aller Kümmernis meines Herzens macht dein Trost wieder froh meine Seele. Die Bestrafung der FrevlerHat Gemeinschaft mit dir der Sitz der Bosheit, der nur Unheil schafft auf Grund des Rechts? Sie rotten sich zusammen gegen das Leben des Gerechten und sprechen schuldig schuldloses Blut. Doch der Herr ist meine Zuflucht. Mein Gott ist mein schirmender Fels. Der zahlt ihnen ihr Unrecht heim. Er läßt sie verderben ob ihrer Bosheit. Vertilgen wird sie der Herr, unser Gott. 'Danket dem Herrn! Hört seine Stimme!'Kommt, laßt uns jubeln dem Herrn! Laßt uns jauchzen dem Fels unseres Heiles!  Laßt uns mit Dank vor sein Angesicht treten, ihm entgegenjauchzen mit Liedern! Denn ein großer Gott ist der Herr, ein König, größer als alle Götter. In seiner Hand sind die Tiefen der Erde. Die Gipfel der Berge sind sein.  Sein ist das Meer - er hat es geschaffen -, und das Festland - das gestaltet seine Hand. Kommt, laßt uns anbetend niederfallen, uns niederknien vor dem Herrn, der uns schuf. Denn er ist unser Gott. Und wir sind das Volk, das er weidet, die Herde, von seiner Hand geführt. Oh, hörtet ihr doch heute auf seine Stimme!  "Verhärtet euer Herz nicht wie in Meriba, wie in der Wüste am Tag von Massa, wo eure Väter mich versucht und geprüft, obwohl sie geschaut hatten meine Taten! Vierzig Jahre hatte ich Abscheu vor diesem Geschlecht. Ich sprach: 'Sie sind ein Volk mit irrendem Herzen, denn sie achten nicht auf meine Wege.' So schwur ich voll Zorn: 'Sie sollen nicht einziehen in das Land meiner Ruhe!'" 'DER HERR KOMMT, DIE ERDE ZU RICHTEN'Kündet sein Heil alles VölkernSingt dem Herrn ein neues Lied! Singt dem Herrn, alle Lande!  Singt dem Herrn! Lobpreist seinen Namen! Von Tag zu Tag verkündet sein Heil! Tut den Völkern seine Herrlichkeit kund, jeglichem Volk seine Wunder! Groß ist der HerrDenn groß ist der Herr, alles Lobes würdig, furchtbar vor allen Göttern. Denn Nichtse sind alle Götter der Völker, der Herr aber hat den Himmel erschaffen. Pracht und Hoheit strahlt von ihm aus. Preis und Jubel füllen sein Heiligtum. Ehret den Herrn!Bringt dem Herrn, ihr Stämme der Völker, bringt dem Herrn Ehre und Preis!  Bringt dar dem Herrn den Ruhm seines Namens! Tragt Opfergaben herbei, tretet ein in seine Höfe! Neigt euch vor dem Herrn in heiligem Schmuck! Alle Welt soll vor ihm beben! Der Herr ist König und RichterVerkündet den Völkern: "Der Herr ist König." - Festgegründet hat er den Erdkreis - er wird nicht wanken. Die Völker richtet er gerecht. Der Himmel jubelt. Die Erde jauchzt. Es tost das Meer und was es erfüllt.  Es jauchzt die Flur und was auf ihr wächst. Auch alle Bäume des Waldes sollen jubeln vor dem Herrn, wenn er kommt. Denn er kommt, die Erde zu richten. Er richtet den Erdkreis gerecht und die Völker in seiner Treue. Gott, der Herrscher, Richter und Retter der WeltDer Herr ist König. Des jauchze die Erde! Die vielen Inseln sollen sich freuen!  Wolken und Dunkel sind um ihn her. Recht und Gerechtigkeit sind die Stützen seines Thrones. Feuer läuft vor ihm her, rafft ringsum weg seine Feinde. Seine Blitze erhellen den Erdkreis. Die Erde sieht es und bebt. Berge zerrinnen wie Wachs vor dem Herrn, vor dem Herrn der ganzen Welt. Seine Gerechtigkeit künden die Himmel, und alle Völker schauen seinen Glanz. Alle, die Bildern dienen, werden zuschanden, alle, die nichtiger Götzen sich rühmen; alle Götter sinken vor ihm in den Staub! Doch Zion hört es und freut sich. Es jauchzen Judas Töchter wegen deiner Gerichte, o Herr.  Du Herr, bist ja in aller Welt der Höchste, du überragst alle Götter. Die ihr den Herrn liebt, hasset das Böse! Er schirmt das Leben seiner Frommen und entreißt sie den Händen der Frevler. Ein Licht erstrahlt den Gerechten und Freude den redlichen Herzen. Freut euch des Herrn, ihr Gerechten! Preist seinen heiligen Namen! DER HERR ALLER VÖLKERAufruf des Volkes Israel zum Lob GottesSingt dem Herrn ein neues Lied;Ein Psalm.denn Wunder hat er getan. Es half ihm seine Rechte, sein heiliger Arm. Kund tat der Herr sein hilfreiches Tun, enthüllte sein Heil vor den Augen der Völker, war eingedenk seiner Gnade und Treue gegen Israels Haus. - Nun schauen alle Enden der Erde das Heil unseres Gottes. Aufruf der Heidenvölker zum Lobpreis des HerrnJauchzt dem Herrn, alle Lande! Brecht aus in Jubel, jauchzt und spielt! Spielt dem Herrn auf der Zither, auf der Zither mit Liedergesang! Mit Trompeten und Hörnerschall jauchzt vor dem König, dem Herrn! Aufruf der SchöpfungEs brause das Meer und was es erfüllt, der Erdkreis und die darauf wohnen! Beifall sollen klatschen die Ströme. Ihr Berge, stimmt ein in den Jubel vor dem Herrn, wenn er kommt, die Erde zu richten! Er richtet den Erdkreis gerecht, wie es billig ist, die Völker. Der heilige Gott der Herrscher über die VölkerDer Herr ist König: Die Völker beben. Er thront auf den Kerubim. Es wankt die Erde. Groß ist auf Zion der Herr, erhaben über alle Völker. Preisen sollen sie deinen großen, furchtbaren Namen: denn er ist heilig.  Begründer des RechtsDer starke König ist ein Freund des Rechts. Die Rechtsordnung hast du begründet, hast Recht und Gerechtigkeit in Jakob geschaffen. Lobpreist den Herrn, unseren Gott! Beugt euch zum Schemel seiner Füße! Heilig ist der Herr! Des heiligen Gottes Gnade und Gericht in Israels GeschichteMose und Aaron sind unter seinen Priestern, Samuel unter seines Namens Bekennern. Sie riefen zum Herrn, und er hat sie erhört,  In der Wolkensäule hat er zu ihnen gesprochen. Sie haben seine Gebote bewahrt, das Gesetz, das er ihnen gegeben. Herr, unser Gott, du hast sie erhört. Ein verzeihender Gott bist du ihnen gewesen - doch auch ein Rächer für ihre Vergehen.  Lobpreist den Herrn, unseren Gott! Neigt euch zu seinem heiligen Berg! Denn der Herr, unser Gott, ist heilig!  'Jauchzet dem Herrn, alle Lande!'Jauchzt dem HerrnEin Lied; zum Dankopfer.alle Lande!  Dient dem Herrn mit Freude! Kommt vor sein Angesicht mit Jubel! Erkennt: Der Herr ist Gott! Er hat uns gebildet. Wir sind sein eigen: sein Volk sind wir, die Herde auf seiner Weide! So tretet mit Lobpreis durch seine Tore, in seine Höfe mit Lobgesang! Bringt ihm Dank! Rühmt seinen Namen! Denn gut ist der Herr. Ewig währt seine Gnade, seine Treue von Geschlecht zu Geschlecht. FÜRSTENSPIEGELDas eigene VerhaltenHuld und Recht will ich besingen,Ein Psalm von David.spielen will ich dir, o Herr,  will auf frommen Wandel achten, Treue gehe zu mir ein. In der Mitte meines Hauses will ich reinen Herzens wandeln. Meine Augen will ich nie hin auf böse Dinge richten; denn ich hasse frevles Tun. Nimmer soll es an mir haften! Fern von mir sei falscher Sinn! Nichts will ich vom Bösen wissen. RegententugendenWer von seinem Nächsten Übles im Verborgenen berichtet, den will ich zum Schweigen bringen. Wer mit stolzen Augen blickt und ein Herz voll Hochmut hegt, den mag nimmer ich ertragen. Meine Augen sind gerichtet auf die Redlichen im Land, daß sie bei mir weilen möchten. Wer auf rechten Wegen wandelt, der nur soll mein Diener sein! Nimmer darf in meinem Haus wohnen, wer Betrug verübt. Und wer lügt, der darf nicht hoffen, vor meinen Augen zu bestehen. Jeden Morgen bringe zum Schweigen alle Frevler ich im Land, um so aus der Stadt des Herrn alle Bösen zu verbannen.  GEBET IM UNGLÜCKDie elendige LageHerr, höre mein Flehen!Gebet eines Bedrückten, wenn er verzagt ist und vor dem Herrn seinen Kummer ausschüttet.Laß zu dir kommen mein Rufen! Verbirg nicht dein Antlitz vor mir! Neige mir dein Ohr in der Trübsal! Erhöre mich sogleich am Tag, da ich rufe! Denn wie Rauch schwinden hin meine Tage. Wie ein Feuer glühen meine Glieder. Mein Herz ist wie Gras, das gemäht und verdorrt. Selbst mein Brot vergaß ich zu essen. Von meinem lauten Stöhnen bin ich entkräftet, an meinen Knochen klebt meine Haut. Ich bin wie der Pelikan in der Wüste, wie die Eule in ödem Gemäuer. Es flieht mich der Schlaf, und ich klage, einsam bin ich wie ein Vogel auf dem Dachfirst. Tagtäglich schmähen mich meine Feinde. Die mich verhöhnen, nennen beim Fluchen meinen Namen. Asche esse ich wie Brot und mische meinen Trank mit Tränen, deines Grolls und deines Grimms wegen, denn du hast mich emporgehoben und zu Boden geworfen. Meine Tage sind wie der fliehende Schatten. Doch ich verdorre wie Gras. Tröstliche Gewißheit des künftigen HeilesDu aber, Herr, thronst auf ewig. Dein Name währt von Geschlecht zu Geschlecht. Du wirst dich erheben, dich Zions erbarmen: Die Stunde, ihm Gnade zu bringen, fürwahr, die Stunde ist da! - Auch deine Knechte lieben seine Steine, und Trübsal erfaßt sie wegen seiner Trümmer. - Dann werden die Völker fürchten den Namen des Herrn, alle Könige der Erde deine Herrlichkeit, wenn nämlich der Herr Zion wieder erbaut und sich offenbart im Glanz; wenn er der Armen Flehen erhört und ihr Gebet nicht verachtet. Man schreibe dies auf für das künftige Geschlecht, daß ein neuerschaffenes Volk den Herrn lobpreise: "Hergeschaut hat er von seiner heiligen Höhe. Vom Himmel hat der Herr zur Erde geblickt, der Gefangenen Ächzen zu hören, zu befreien die Kinder des Todes, daß man den Namen des Herrn künde in Zion und seinen Ruhm in Jerusalem, wenn alle Völker und Königreiche sich dort versammeln, zu dienen dem Herrn." - Bitte um RettungEr hat auf dem Weg gebrochen meine Kraft, er hat verkürzt meine Tage. Ich sprach: "O mein Gott, nimm mich nicht weg in der Mitte des Lebens, du, dessen Jahre überdauern Geschlecht um Geschlecht! Vorzeiten hast du die Erde gegründet, das Werk deiner Hände sind die Himmel. Sie werden vergehen, du aber bleibst! Sie alle altern wie ein Gewand. Du wechselst sie wie ein Kleid. - Sie zerfallen. Du aber bleibst derselbe; deine Jahre haben kein Ende. In Sicherheit werden wohnen die Söhne deiner Knechte; ihr Stamm bleibt vor dir bestehen. DAS HOHELIRD DER GÖTTLICHEN BARMHERZIGKEITDer gnädige Gott im Leben des BetersDu, meine Seele, preise den Herrn,Von David.alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen! Du, meine Seele, preise den Herrn und vergiß nicht, was er dir Gutes getan! Er ist es, der alle Schuld dir verzeiht, der heilt all deine Gebrechen, der dein Leben vor dem Untergang bewahrt, der dich krönt mit Huld und Erbarmen, der deine Seele sättigt mit Gütern, daß wie beim Adler sich deine Jugendkraft erneut. Der gnädige Gott in Israels GeschichteDer Herr vollbringt hilfreiche Taten und schafft Recht allen Bedrückten. Seine Wege hat er dem Mose kundgetan, den Kindern Israels seine Taten. Barmherzig und gnädig ist der Herr, langsam zum Zorn und reich an Erbarmen. Darum zürnt er nicht für immer und trägt nicht für ewig nach. Er handelte an uns nicht nach unseren Sünden und vergalt uns nicht nach unserer Schuld. Denn so hoch der Himmel über der Erde, so groß ist seine Liebe zu seinen Frommen. So weit der Aufgang vom Untergang, so weit entfernt er von uns unsere Schuld. Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr seiner Frommen. Der gnädige Gott und der nichtige MenschEr weiß, welch ein Gebilde wir sind; er weiß, daß wir nur Staub sind. Des Menschen Tage sind wie das Gras, wie die Blume des Feldes, die aufblüht; fährt ein Wind über sie hinweg, ist sie dahin, selbst der Ort kennt sie nicht mehr, an dem sie gestanden.  Doch von Ewigkeit zu Ewigkeit währt des Herrn Erbarmen für die, die ihn fürchten. Bis zu den Kindeskindern reicht seine Güte für jene, die seinen Bund bewahren und darauf bedacht sind, seine Gebote zu befolgen. Das Preislied der ganzen SchöpfungSeinen Thron hat der Herr im Himmel begründet. Seine Herrschaft erstreckt sich über das All. Preist den Herrn, ihr seine Engel. Ihr Helden voll Kraft, die ihr seine Worte ausführt, seinem gewaltigen Ruf gehorchend! Preist den Herrn, ihr seine Heere, ihr seine Diener, Vollstrecker seines Willens! Preist den Herrn, all seine Werke, an jedem Ort seiner Herrschaft! Du, meine Seele, preise den Herrn! LOBGESANG AUF GOTT, DEN SCHÖPFEREingangDu, meine Seele, preise den Herrn! Überaus groß bist du, Herr, mein Gott, gewandet in Pracht und Hoheit!  Licht und HimmelDu hast dich mit Licht wie mit einem Mantel umhüllt, hältst wie ein Zelt ausgespannt den Himmel.  Die Balken deiner Wohnung hast du ins Wasser gebaut. Zu deinem Wagen machst du die Wolken und braust einher auf den Flügeln des Sturmes.  Zu deinen Boten machst du die Stürme, die Feuerflammen zu deinen Dienern. Die ErdeDu stelltest die Erde auf ihre Pfeiler - für immer und ewig wird sie nicht wanken.  Die Urflut bedeckte sie wie ein Gewand. Auf den Bergen standen die Wasser; die flohen aber vor deinem Drohen und wichen vor deinem Donnerwort. Es stiegen auf die Berge, und es sanken die Täler zur Stätte, die du für sie bestimmt. So hast du (den Wassern) Grenzen gesetzt, die sie nicht überschreiten. Sie dürfen nicht nochmals bedecken das Land. Die BewässerungDu läßt in den Tälern hervorsprudeln Quellen. Ihr Wasser fließt zwischen den Bergen dahin. Alle Tiere des Feldes können davon trinken. Wildesel löschen mit ihm ihren Durst. Am Wasser wohnen die Vögel des Himmels. Aus den Zweigen ertönt ihr Gesang. Aus deinen Kammern da droben tränkst du die Berge. Von der Frucht deiner Werke wird die Erde satt.  Die GewächseGras läßt du für die Tiere sprießen und Pflanzen zum Nutzen des Menschen, daß er Nahrung gewinne aus der Erde: Wein, der freudig stimmt des Menschen Herz, Öl, das glänzend macht sein Angesicht, und Brot, das des Menschen Kräfte belebt.  Satt trinken sich am Wasser die größten Bäume, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt; in ihnen nisten die Vögel und in ihren Wipfeln baut der Storch sein Nest. Die hohen Berge gehören dem Steinbock, die Felsen dem Klippdachs als Unterschlupf.  Mond und SonneAls Zeitenmesser schuf er den Mond, die Zeit ihres Untergangs kennt die Sonne.  Führst du Finsternis her, wird es Nacht. Da regen sich alle Tiere des Waldes. Die jungen Löwen brüllen nach Beute und fordern von Gott ihre Nahrung. Sie ziehen sich wieder zurück, wenn aufgeht die Sonne, und lagern in ihren Verstecken. Nun geht an seine Arbeit der Mensch und verrichtet sein Werk bis zum Abend. Das MeerWie groß ist die Zahl deiner Werke, o Herr! In Weisheit hast du alles geschaffen! Voll deines Reichtums ist die Erde! Da ist das Meer. Groß und weit ausgebreitet liegt es da! Kleine und große Tiere tummeln sich in ihm - unüberschaubar ist ihr Gewimmel. Schiffe ziehen über das Meer. Dort ist der Leviátan, den du gebildet, um mit ihm zu spielen.  Bestehen, Vergehen und Werden der GeschöpfeDeiner harren sie alle, daß du ihnen Speise gibst zur rechten Zeit. Spendest du ihnen, so sammeln sie ein. Tust du die Hand auf, so werden sie köstlich gesättigt. Doch kehrst du dein Antlitz ab, erfaßt sie Schrecken. Ziehst du zurück ihren Odem, schwinden sie dahin und kehren zurück zum Staub.  Sendest du deinen Geist aus, werden sie alle erschaffen, und du erneuerst das Antlitz der Erde. Der Ruhm des Herrn währe ewig! Der Herr freue sich seiner Werke! Der die Erde anschaut, und sie erbebt, der die Berge anrührt, und sie rauchen. Preis und BitteDem Herrn will ich singen mein Leben lang. Meinen Gott will ich preisen, solange ich bin. Möge ihm mein Lied gefallen! Ich aber freue mich im Herrn! Ach, daß von der Erde die Sünder verschwänden. Nicht am Leben blieben die Frevler! - Doch du, meine Seele, preise den Herrn! Halleluja!  GOTT, DER HERR DER GESCHICHTEAufruf an die feiernde GemeindeLobsingt dem Herrn! Ruft an seinen Namen! Macht kund seine Taten den Völkern! Singt ihm! Spielt ihm! Verkündet all seine Wunder! In seinem heiligen Namen sollt ihr euch rühmen! Freuen sollen sich von Herzen, die suchen den Herrn! Forscht nach dem Herrn, fragt nach seiner Macht, sucht allzeit sein Antlitz! Gedenkt der Wunder, die er gewirkt, seiner Zeichen, der Urteile seines Mundes! Ihr seines Dieners Abraham Stamm, ihr Jakobs, seines Erwählten, Söhne! Die VäterverheißungEr, der Herr, ist unser Gott! In alle Welt ergeht der Spruch seines Gerichtes.  Ewig ist er eingedenk seines Bundes, des Wortes, das er für tausend Geschlechter entbot, des Bundes, den er mit Abraham schloß, und seines Schwures an Isaak. Zum Gesetz hat er für Jakob ihn bestellt, zum ewigen Bündnis für Israel. Er sprach: "Kanaan will ich dir als euch zugemessenes Erbteil geben!" Die Wanderungen der VäterSie waren damals noch gering an Zahl, wenige nur und in ihm fremd. Sie zogen in jener Zeit noch von Volk zu Volk, von einem Reich zum anderen. Doch er litt nicht, daß man Zwang ihnen tat. Selbst Könige wies er zurecht ihretwegen: "Rührt meine Gesalbten nicht an, tut nichts zuleide meinen Propheten!" Josef in ÄgyptenEr rief alsdann den Hunger ins Land, zerbrach alle Stäbe des Brotes.  Doch sandte er ihnen voraus einen Mann; zum Sklaven verkauft ward Josef. Die Füße zwangen sie ihm in den Block und schlossen ihn ein in Eisen bis zur Zeit, da sich sein Wort erfüllte; ihn bestätigte der Ausspruch des Herrn. Da schickte der König und ließ ihn los, frei gab ihn der Herrscher der Völker. Zum Herrn setzte er ihn über sein Haus, zum Verwalter all seiner Habe; daß er nach Belieben seinen Fürsten gebiete, seine Ältesten Weisheit lehre. Israel in ÄgyptenAlso kam Israel nach Ägypten, und Jakob ward Gast im Land Hams. Mächtig ließ Gott sich mehren sein Volk; es wurde stärker als seine Bedränger. Er wandelte ihr Herz, sein Volk zu hassen, arglistig zu handeln an seinen Knechten. Dann sandte er Mose, seinen Knecht, und Aaron, den er erkoren. Sie taten bei ihnen seine Zeichen kund, große Wunder im Land Hams. Finsternis sandte er, da ward es dunkel, sie aber trotzten noch seinem Befehl. Die ägyptischen PlagenEr wandelte ihre Gewässer in Blut und tötete ihre Fische. Von Fröschen wimmelte es in ihrem Land bis hinein in die Königsgemächer. Hundsfliegen kamen, als er gebot, Stechmücken in all ihre Grenzen. Hagel schickte er ihnen statt Regen, flammendes Feuer über ihr Land. Weinstock und Feigen zerschlug er ihnen, zerbrach auf ihrer Flur die Bäume. Er gebot, und es kamen Heuschrecken und Freßgrillen ohne Zahl. Die fraßen alles Grün im Land, verzehrten die Frucht ihrer Felder. Dann schlug er im Land alle Erstgeburt, all die Erstlinge ihrer Manneskraft. Der Zug durch die WüsteEr führte Israel fort mir Silber und Gold. Bei seinen Stämmen gab es keinen Müden. Ägypten war ihres Auszugs froh; denn Angst hatte es vor ihnen befallen. Er breitete eine Wolke als Deckung aus, und Feuer, die Nacht zu erhellen. Sie baten, da hieß er Wachteln kommen, und machte sie satt mit Brot vom Himmel. Auftat er den Felsen, da rannen die Wasser und flossen als Strom durch die Wüste. Der Einzug ins Land der VerheißungEr gedachte ja seines heiligen Wortes an Abraham, seinen Diener. So führte er in Freuden sein Volk heraus, in Jubel seine Erwählten. Er gab ihnen die Länder der Völker und ließ sie nehmen, was die Völker erworben, auf daß sie seine Gebote bewahrten und befolgten seine Gesetze. - Halleluja!  ISRAELS SÜNDENGotteslob und Bitte um GnadeHalleluja! Singt Lob dem Herrn, denn er ist gut und ewiglich währt sein Erbarmen.  Wer kann beschreiben des Herrn große Taten, verkünden seinen ganzen Ruhm? Wohl denen, die am Rechten festgehalten, Gerechtigkeit vollbringen allezeit! - Gedenke meiner, Herr, bei der Begnadigung deines Volkes, gib Anteil mir mit ihm an deinem Heil!  Daß deiner Auserwählten Glück ich noch erleben, mich bei der Freude deines Volkes freuen und mit den Deinen mich noch rühmen kann. - Der Auszug aus ÄgyptenGesündigt haben wir wie unsere Väter. Wir taten Unrecht, frevelten. Schon in Ägypten merkten unsere Väter auf deine Wundertaten nicht, gedachten nicht der Fülle deiner Gnaden und lehnten sich am Meer, am Schilfmeer, auf. Doch half er ihnen seines Namens wegen, um seine Stärke kund zu tun. Er schalt das Schilfmeer - und es wurde trocken. Er führte sie durch Meerestiefen wie durch eine Au'. So half er ihnen vor der Hand des Hassers, erlöste sie aus Feindeshand. Die Wasserflut bedeckte ihre Gegner - am Leben blieb von ihnen auch nicht einer. Da endlich glaubten sie sein Wort und sangen laut sein Lob. Das Murren um Speise und TrankDoch bald vergaßen sie, was er getan; nicht warten wollten sie auf seinen Rat. Begehren überkam sie in der Wüste, und Gott versuchten sie im öden Land. Er gab ihnen, was sie von ihm verlangten; sie wurden satt und voller Überdruß. Empörung gegen Mose und AaronSie empörten sich im Lager gegen Mose und gegen Aaron, der dem Herrn geweiht. Die Erde tat sich auf, verschlang den Datan, und begrub die Rotte Abirams. In ihrer Mitte brach ein Feuer aus; hinweggerafft wurden die Frevler von der Flamme. Das goldene KalbSie bildeten am Horeb sich ein Kalb und warfen vor dem Gußbild sich zur Erde nieder: Die Herrlichkeit ihres Gottes tauschten sie ein für das Bild eines Stieres, der Gras frißt. Sie hatten ihren Gott vergessen, der sie errettet, der in Ägypten Herrliches getan: die wunderbaren Werke, die er im Lande Hams vollbracht, am Schilfmeer drauf die furchterregend’ Taten. Schon dachte er daran, sie zu vernichten. Da trat sein Auserwählter, Mose, vor ihn in die Bresche, um seinen Grimm abzuwenden vom Verderben. Die Auflehnung nach der Ankunft der KundschafterDas köstliche Land verschmähten sie und schenkten seinen Worten kein Vertrauen. In ihren Zelten waren sie am Murren und hörten nicht mehr auf den Befehl des Herrn. Da erhob er seine Hand gegen sie, um sie hinwegzuraffen in der Wüste, den Heiden preiszugeben ihr Geschlecht, sie über die Länder zu versprengen. Verehrung des Baal-PegorDann weihten sie sich dem Baal-Pegor und aßen Totenopfer.  So reizten sie den Herrn durch ihre Taten. Da brach die Pest bei ihnen aus. Doch Pinhas stand auf und hielt Gericht, und Einhalt ward so der Seuche geboten. Ihm wurde dies angerechnet als Verdienst durch die Geschlechter hin auf ewige Zeiten. Aufstand an den Wasser von MeribaAn den Wassern von Meriba reizten sie ihn wieder. Da mußte Mose ihretwegen leiden. Denn sie verbitterten ihm das Gemüt, und er verfehlte sich mit seinen Lippen. Die Sünden der RichterzeitAuch rotteten sie nicht die Völker aus, wie ihnen doch der Herr befohlen. Sie ließen sich vielmehr mit Heiden ein und nahmen teil an ihrem Treiben. Sie dienten ihren Götzen. Doch diese wurden ihnen zum Verderben. Ihre Söhne und ihre Töchter brachten sie als Opfer den Dämonen dar. Schuldloses Blut vergossen sie, das Blut ihrer eigenen Söhne und Töchter, die sie den Götzen Kanaans opferten. So ward entweiht das Land durch ihre Blutschuld. Unrein wurden sie durch ihre Werke, und durch ihre Taten brachen sie Gott die Treue. Gottes StrafeDa entbrannte der grimmige Zorn des Herrn gegen sein Volk, und er verabscheute sein Erbe. Er ließ sie in die Hand der Völker fallen, und die sie haßten, herrschten über sie. Bedrängt wurden sie von ihren Feinden und unter deren Hände tief gebeugt. Befreit hat er sie viele Male. Doch widerspenstig blieb ihr Sinn. Sie sanken daher hin für ihre Sündenschuld. Gottes ErbarmenAls er jedoch ihr lautes Schreien hörte, schaute er auf ihre Not und gedachte seines Bundes. In der Fülle seiner Güte wandelte er seinen Sinn: Barmherzigkeit ließ er sie finden bei denen, die sie gefangen fortgeführt. - Bitte um BefreiungHilf uns, Herr, unser Gott, und führe uns zusammen aus den Völkern, damit wir deinen heiligen Namen preisen, uns rühmen dürfen, dich zu loben!  Schlußspruch des vierten PsalmenbuchesVon Ewigkeit zu Ewigkeit sei der Herr, Israels Gott, gepriesen! - Und alles Volk soll sprechen: Amen! Halleluja!  DAS FÜNFTE BUCH DER PSALMEN (PS 107-150)Der gütig waltende GottAufforderung zu dankendem Lobpreis"Lobsingt dem Herrn! Denn er ist gut, in Ewigkeit währt sein Erbarmen!" So sollen sprechen die Erlösten des Herrn, die er erlöst aus der Gewalt der Feinde, die er aus den Ländern gesammelt, vom Aufgang und Niedergang vom Norden und Süden! Die WüstenwandererSie hatten sich in der Wüste verirrt, in der Öde einen Weg zur Wohnstatt nicht gefunden. Sie litten unter Hunger und Durst. Ihr Leben war am Erlöschen. In ihrer Bedrängnis schrien sie zum Herrn, und er befreite sie aus ihren Ängsten. Er führte sie auf den richtigen Weg, daß sie hinfanden zur wohnlichen Stätte. Den Herrn mögen sie preisen für seine Huld, für seine Wunder unter den Menschen. Denn gesättigt hat er die lechzende Seele, die hungrige Seele mit Gütern erfüllt. Die GefangenenAndere saßen im Dunkeln, im Schatten des Todes, lagen gefangen in Elend und Eisen. Denn getrotzt hatten sie den Worten Gottes und verachtet den Willen des Höchsten. Darum beugte er ihr Herz durch Trübsal. Sie strauchelten; doch kein Helfer war da. In ihrer Bedrängnis schrien sie zum Herrn, und er befreite sie aus ihren Ängsten. Aus Dunkel und Todesnacht führte er sie heraus und brach entzwei ihre Fesseln. Den Herrn mögen sie preisen für seine Huld, für seine Wunder unter den Menschen. Denn eherne Tore hat er zerbrochen, hat eiserne Riegel gesprengt. Die KrankenAndere - Toren, weil treulos ihr Wandel - mußten büßen für ihre Sünden. Zum Ekel ward ihnen jegliche Speise, dicht schon standen sie vor den Pforten des Todes. In ihrer Bedrängnis schrien sie zum Herrn, und er befreite sie aus ihren Ängsten. Er sandte sein Wort und machte sie heil und riß sie heraus aus der Grube. Den Herrn mögen sie preisen für seine Huld, für seine Wunder unter den Menschen. Darbringen sollen sie Opfer des Dankes, seine Taten jubelnd verkünden! Die SeefahrerAndere, die auf Schiffen das Meer befuhren, Handel trieben auf großen Wassern, sahen dort die Werke des Herrn, schauten in der Tiefe seine Wunder. Als er gebot, erhob sich ein Sturm und peitschte die Wogen. Himmelhoch türmten sie sich empor und stürzten hinab in die Tiefe. - In Not ihre Seele verzagte! Wie trunken wankten und schwankten sie, waren am Ende mit all ihrer Kunst. In ihrer Bedrängnis schrien sie zum Herrn, und er befreite sie aus ihren Ängsten. In ein Säuseln wandelte er den Sturm, da legten sich die Wogen des Meeres. Die Seefahrer freuten sich, daß sie zur Ruhe gekommen, daß er sie brachte zum ersehnten Hafen. Den Herrn mögen sie preisen für seine Huld, für seine Wunder unter den Menschen. Sie mögen ihn preisen vor versammeltem Volk, ihn loben im Rat der Alten. Das Danklied der ErlöstenEr verwandelt Ströme in Wüste, Wasserquellen in dürstendes Land, und fruchtbare Fluren in salzige Steppe, wenn ihre Bewohner von Bosheit erfüllt. Er ist es auch, der die Wüste wandelt zum See, zu quellreichem Grund das dürre Gelände. Er ließ dort die Hungernden wohnen, gründen eine wohnliche Stadt, die Felder besäen und Weinberge anlegen, die Früchte bringen als Ertrag. Er segnete sie, und sie mehrten sich sehr; es gedieh auch ihr Vieh nicht minder. Doch dann nahmen sie ab und wurden gebeugt unter der Last von Unglück und Kummer. Verachtung goß er über die Fürsten aus, ließ sie irren in wegloser Wildnis. Aus dem Elend hob er den Armen empor, machte zahlreich seine Sippen gleich Herden. Das sehen die Frommen und jauchzen; alle Bosheit jedoch muß verstummen. Das merke sich, wer weise! Und er beherzige das Erbarmen des Herrn! Vertrauensvolles BittgebetHeitere ZuversichtGetrost ist mein Herz,Ein Lied; ein Psalm von David.o Gott. Getrost ist mein Geist. Singen will ich und spielen. Wacht auf, Harfe und Zither! Ich will das Morgenrot wecken. Unter den Völkern will ich dich preisen, o Herr, dir spielen unter den Heiden. Denn bis zum Himmel ragt deine Huld, bis zu den Wolken deine Treue. Über dem Himmel zeige dein Hoheit, o Gott! Die ganze Welt erfülle dein Glanz! Die frühere SiegesverheißungDamit deine Freunde nun Rettung finden, strecke aus deine Rechte! Erhöre uns! Gott hat in seinem Heiligtum gesprochen: "Sichem will ich jubelnd verteilen, vermessen das Tal von Sukkot. Mein ist Gilead, mein eigen Manasse, der Helm auf meinem Haupt ist Efraim, Juda mein Herrscherstab. Waschbecken sei mir Moab, auf Edom werfe ich meinen Schuh. Du, Land der Philister, huldige mir!" Vor dem FeldzugWer bringt mich hinein in die feste Stadt? Wer wird mich nach Edom führen, wenn nicht du, Gott, der uns verstieß, Gott, der nicht zog mit unseren Scharen? Ach, schaffe uns Hilfe vor dem Feind; denn der Menschen Beistand ist nichtig. Mit Gott erringen wir den Sieg: Er tritt unsere Feinde zu Boden. Gebet eines unschuldig VerfolgtenDu Gott, dem mein Lob gilt,Dem Chormeister; ein Psalm von David.schweige nicht! Klage über schwere AnfeindungDenn ein Mund voll Frechheit, ein Mund voll Trug hat sich gegen mich aufgetan. Sie sprechen zu mir mit verlogener Zunge, umgeben mich mit Worten voll Haß, befehden mich ohne Grund. Für meine Liebe befeinden sie mich. Ich aber bete. Gutes vergelten sie mir mit Bösem, mit Haß meine Liebe: Bitte um Bestrafung"Stelle gegen ihn einen Frevler auf! Ihm zur Rechten stehe ein Kläger!  Richtet man ihn, gehe er schuldig hervor! Sein Gebet sei geachtet wie Sünde! Nur wenige Tage seien ihm beschieden! Sein Amt erhalte ein anderer! Seine Kinder mögen zu Waisen werden, zu einer Witwe seine Frau! Unstet mögen seine Kinder wandern und betteln, aus ihren verwüsteten Häusern vertrieben! Der Wucherer soll seine sämtliche Habe erjagen, Fremde mögen erraffen sein mühsam Erspartes! Er soll keinen haben, der ihn langmütig schont, und keinen, der sich erbarmt seiner Waisen! Der Vernichtung soll sein Stamm verfallen! Erlöschen soll sein Name im nächsten Geschlecht! Der Sünden seiner Väter gedenke der Herr! Ungetilgt bleibe die Schuld seiner Mutter! Sie seien stets vor den Augen des Herrn! Ihr Gedächtnis tilge er auf Erden!" Weil er nicht dachte, Erbarmen zu üben, den Dulder und Armen verfolgte, töten wollte den Verzagten.  Er liebte den Fluch: so treffe er ihn! Er verschmähte den Segen: so bleibe er ihm fern! Er zog den Fluch an wie sein Gewand: Wie Wasser dringe er in sein Inneres ein, wie Öl in seine Glieder!  Wie ein Kleid sei er ihm, in das er sich hüllt, wie ein Gürtel, mit dem er sich ständig gürtet! Es sei vom Herrn, das Los meiner Feinde, und derer, die Böses gegen mich reden. Bitte um RettungDu aber, allmächtiger Herr, stehe mir zur Seite um deines Namens willen! Rette mich in deiner Huld und Güte! Denn elend bin ich und arm! Mein Herz ist verwundet in mir. Wie ein Schatten, wenn er sich neigt, schwinde ich dahin. Wie eine Heuschrecke schüttelt man mich ab. Meine Knie schlottern vom Fasten, vor Magerkeit schrumpft ein mein Fleisch. Ich bin ihnen zum Gespött geworden. Sie sehen mich und schütteln den Kopf. Hilf mir, Herr, du mein Gott! In deiner Liebe errette mich! Daß sie erkennen, daß deine Hand, o Herr, daß du selbst dies getan. Ob sie auch fluchen: du wirst mich segnen. Ob sie auch aufstehen: sie werden zuschanden; dein Knecht jedoch wird frohlocken. Schmach möge meine Kläger bedecken. Wie ein Mantel umhülle sie Schande. Laut preisen soll mein Mund den Herrn, ihn loben inmitten der Menge. Denn er steht dem Armen zur Rechten, ihn vor seinen Richtern zu retten. Der PriesterkönigEs sprach der Herr zu meinem Herrn:Ein Psalm von David."Setze dich zu meiner Rechten, bis ich als Schemel dir zu Füßen lege deine Feinde!"  Vom Zion streckt der Herr aus das Zepter deiner Herrschaft: Herrsche inmitten deiner Feinde!  Dein ist die Herrschaft am Tag deiner Macht, wenn du kommst in heiligem Schmuck. Vor dem Morgenstern habe ich dich gezeugt, wie den Tau in der Frühe.  Der Herr hat geschworen, und nie wird es ihn reuen: "Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks."  Könige zerschmettert der Herr zu deiner Rechten am Tag seines Grimms.  Er richtet die Völker, füllt Täler mit Leichen, zerschlägt das Haupt vieler auf Erden. Aus dem Bach trinkt er bei seinem Zug, darum kann das Haupt er aufs neue erheben.  'Groß sind die Werke des Herrn!'Gedenken an die Wunderwerke Gottes für sein VolkHalleluja! Von ganzem Herzen preise ich den Herrn im Kreis der Frommen und in der Gemeinde: Groß sind die Werke des Herrn, betrachtenswert allen, die ihrer sich freuen. Pracht und Glanz ist sein Wirken. Ewig währt sein gerechtes Walten. Seinen Wundern hat er ein Denkmal errichtet; voll Huld und Erbarmen ist der Herr. Speise gab er denen, die ihn fürchten. Seines Bundes war ewig er eingedenk. Seine großen Werke hat er kundgetan seinem Volk, da er ihm gab das Erbe der Völker. Gesetz und Bündnis am SinaiSeiner Hände Werke sind Treue und Recht. Verläßlich sind all seine Satzungen. Sie stehen fest für ewige Zeiten, gegeben in Wahrheit und Geradheit. Erlösung hat er seinem Volk gesandt, seinen Bund auf ewig geschlossen. Heilig und furchtbar ist sein Name. Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. Wer sie übt, gewinnt heilsame Einsicht, und ewig bestehen bleibt sein Ruhm. DAS GLÜCK DES GERECHTENSegen der GottesfurchtHalleluja! Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet, von Herzen liebt seine Satzung!  Mächtig wird seine Nachkommenschaft sein im Land; denn der Frommen Geschlecht wird gesegnet. Vermögen und Reichtum füllen sein Haus. Seine Gerechtigkeit währt ewig. Als Licht im Dunkel erstrahlt er den Frommen. Barmherzig ist er, mild und gerecht.  Segen der NächstenliebeGut steht es um den Mann, der voll Barmherzigkeit ausleiht, der seinen Geschäften nachgeht, wie es recht ist! Er wird nicht wanken in Ewigkeit. In stetem Gedenken lebt der Gerechte, braucht nicht zu bangen vor bösem Gerücht. Sein Herz ist ruhig. Er baut auf den Herrn. Sein Herz ist getrost. Er fürchtet sich nicht, bis er herabschaut auf seine Bedränger. Er spendet reichlich; er gibt den Armen. Sein Heil hat Bestand für immer. Mächtig ist er seines Reichtums wegen. Der Frevler aber sieht dies voll Ärger, knirscht mit den Zähnen und schwindet dahin. Der Gottlosen Wunsch wird zunichte. Der erhabene und gnädige GottAufforderung zum Lobpreis GottesHalleluja! Lobt, ihr Diener des Herrn, lobt den Namen des Herrn!  Der Name der Herrn sei gepriesen von nun an bis in Ewigkeit! Vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang sei gelobt der Name des Herrn! Gottes Größe und GüteHoch ragt über allen Völkern der Herr. Erhaben ist seine Herrlichkeit über die Himmel. Wer ist dem Herrn, unserem Gott, gleich, der da thront in der Höhe, der huldvoll niederschaut auf Himmel und Erde? Der aus dem Staub erhebt den Geringen, den Armen erhöht, der im Schmutz liegt? Er weist ihm seinen Sitz bei den Edlen, bei den Edlen seines Volkes. Er läßt die Kinderlose wohnen im Haus als fröhliche Mutter von Kindern. Halleluja! Israels mächtiger GottAls Israel aus Ägypten zog, Jakobs Haus aus dem stammelnden Volk,  da wurde Juda sein Heiligtum, Israel sein Herrschaftsgebiet.  Das Meer sah es und floh, zurück wich der Jordan.  Die Berge hüpften wie Widder, die Hügel wie junge Lämmer. Was ist dir, Meer, daß du fliehst, dir, Jordan, daß du zurückweichst? Ihr Berge, was hüpft ihr wie Widder, ihr Hügel wie junge Lämmer? Erde, erbebe vor dem Antlitz des Herrn, vor dem Antlitz des Gottes Jakobs, der den Felsen gewandelt zum Teich, das Kieselgestein zur sprudelnden Quelle! NUR AUF DEN WAHREN GOTT KANN MAN BAUENGott und die GötzenNicht uns, o Herr, nicht uns, nein, deinem Namen verschaffe Ehre, wegen deiner Gnade und deiner Treue!  Was sollen die Heiden höhnen: "Wo ist denn ihr Gott?" Unser Gott ist im Himmel. Alles vollbringt er, was ihm gefällt. Doch ihre Götzen sind Silber und Gold, ein Machwerk menschlicher Hände.  Sie haben einen Mund und können nicht sprechen, zwei Augen und können nicht sehen, zwei Ohren und können nicht hören, eine Nase und können nicht riechen, Hände und können nicht greifen, Füße und können nicht gehen. - Kein Laut kommt aus ihrer Kehle. Ihnen gleich sollen werden, die sie gemacht, ein jeder, der ihnen vertraute! Gott Israels HelferIsrael vertraut auf den Herrn: Er ist ihm Hilfe und Schild!  Das Haus Aaron vertraut auf den Herrn: Er ist ihm Hilfe und Schild! Die ihr den Herrn fürchtet, vertraut auf den Herrn: Er ist euch Hilfe und Schild! Gottes Segen für IsraelDer Herr hat unser gedacht. Er wird segnen: Er segne das Haus Israel, er segne das Haus Aarons, er segne, die den Herrn fürchten, die Kleinen und Großen. Mehren möge euch der Herr, euch und eure Kinder! Seid gesegnet vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat! Der Himmel ist der Himmel des Herrn, doch die Erde gab er den Menschen.  Nicht die Toten preisen den Herrn noch die, die hinabfuhren ins Schweigen. Wir aber wollen preisen den Herrn von nun an bis in Ewigkeit. Halleluja!  Dank für Errettung aus schwerer NotNot und RettungIch liebe den Herrn, der mein flehentliches Rufen erhörte. Er neigte mir zu sein Ohr, darum will ich zu ihm rufen, solange ich lebe. Schlingen des Todes hatten mich umfangen, mich befielen die Ängste der Unterwelt. Ich war in Drangsal und Kummer geraten. Da rief ich an den Namen des Herrn: "Ach, Herr, errette mein Leben!" Gnädig ist der Herr und gerecht. Unser Gott ist barmherzig. Der Herr behütet die Kleinen: Elend war ich, da half er mir auf. Kehre zurück, meine Seele, zu deiner Ruhe; denn der Herr hat Gutes an dir getan. - Er hat mein Leben vor dem Tod bewahrt, vor Tränen mein Auge, vor dem Sturz meinen Fuß. Ich gehe einher vor dem Herrn im Land der Lebenden. Der DankIch habe geglaubt. Deshalb sagte ich: "Gar tief bin ich gebeugt!" Ich dachte in meiner Angst: "Alle Menschen sind Lügner." Wie soll ich dem Herrn all das Gute entgelten, das er an mir getan? Dankend will ich den Becher des Heils erheben und anrufen den Namen des Herrn. Meine Gelübde will ich dem Herrn entrichten vor all seinem Volk. Kostbar ist in den Augen des Herrn der Tod seiner Frommen.  Ach, Herr, ich bin doch dein Knecht, dein Knecht, der Sohn deiner Magd. Du hast gelöst meine Fesseln.  Darbringen will ich dir ein Opfer des Dankes und anrufen will ich den Namen des Herrn. Meine Gelübde will ich dem Herrn entrichten vor all seinem Volk, in den Höfen des Hauses des Herrn, in deiner Mitte, Jerusalem. Halleluja!  Das Loblied der VölkerLobt den Herrn, alle Völker, Rühmt ihn laut, alle Nationen.  Denn machtvoll waltet seine Güte über uns, und ewig währt die Treue des Herrn! Halleluja!  FESTLICHE DANKLITHURGIEAufruf zum GotteslobLobsingt dem Herrn! Denn er ist gut, und ewig währt sein Erbarmen.  Singen möge Israel: "Ewig währt sein Erbarmen."  Das Haus Aaron möge singen: "Ewig währt sein Erbarmen." Die den Herrn fürchten, mögen singen: "Ewig währt sein Erbarmen." Bekenntnis zum hilfreichen GottAus der Bedrängnis rief ich zum Herrn, und der Herr schuf mir Raum.  Wenn der Herr bei mir ist, fürchte ich nichts! Was kann dann ein Mensch mir antun? Wenn der Herr als mein Helfer bei mir ist, werde ich erleben, wie besiegt werden, die mich hassen. Besser ist es, sich zu bergen beim Herrn als zu vertrauen auf Menschen. Besser ist es, sich zu bergen beim Herrn als zu vertrauen auf Fürsten. Rückblick auf Kampf und SiegUmringt haben mich alle Völker: Ich wehrte sie ab im Namen des Herrn.  Sie habe mich umringt, mich eingeschlossen: Ich wehre sie ab im Namen des Herrn. Wie ein Bienenschwarm haben sie mich umringt: Wie ein Dornenfeuer verlöschen sie; ich wehre sie ab im Namen des Herrn. Man stieß mich hart, ich sollte fallen. Doch half mir der Herr. Sieg und Lied ist mir der Herr, der mir zum Retter geworden. Jubel und ZuversichtHorch! Siegesjubel erschallt in den Zelten der Frommen: "Die Rechte des Herrn wirkt voll Kraft. Hochgereckt ist die Rechte des Herrn. Die Rechte des Herrn wirkt voll Kraft." Ich bin nicht gestorben. - Ich lebe und werde verkünden die Werke des Herrn. Gar hart hat mich gezüchtigt der Herr, doch hat er mich nicht dem Tod überlassen. Im Festzug zum TempelÖffnet mir nun der Gerechtigkeit Tore: Einziehen will ich, will danken dem Herrn!  Das ist das Tor, das hinführt zum Herrn, nur wer gerecht ist, darf es durchschreiten. Ich danke dir; denn du hast mich erhört und bist mir zum Retter geworden. Der Stein, den die Bauherren verwarfen, ist zum Eckstein geworden.  Durch den Herrn ist dies geschehen; es ist ein Wunder vor unseren Augen. Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat. Laßt uns jubeln und an ihm sich freuen!  O Herr, bringe uns Hilfe! Schenke uns Glück, o Herr!  Der Segen der PriesterGesegnet sei, der kommt im Namen des Herrn! - Wir segnen euch vom Haus des Herrn.  Gott ist der Herr, uns leuchtet sein Licht. Schließt euch zusammen zum Reigen mit Zweigen in den Händen, bis zu den Hörnern des Altars!  Mein Gott bist du, dich will ich preisen. Rühmen will ich dich, meinen Gott. Lobsingt dem Herrn! Denn er ist gut und ewig währt sein Erbarmen. Ein Lobgesang auf Gottes Wort und WeisungAlefSelig sind, die ohne Tadel wandeln, und die einhergehen im Gesetz des Herrn!  Selig sind, die seine Zeugnisse bewahren, die ihn von ganzem Herzen suchen, und die auch Ungerechtigkeit nicht üben, vielmehr auf seinen Wegen wandeln! Du selber hast deine Aufträge gegeben, auf daß man sorglich sie befolgen soll. Oh, wäre doch mein Wandel fest begründet in der Befolgung deiner Satzungen! Nie werd' ich zuschanden, blick' ich auf all' deine Gebote! Mit geradem Herzen preise ich dich mit, wenn dein gerecht Gesetz ich kennenlerne. Ich halte deine Satzungen genau: So wolle mich nicht gar so sehr verlassen! BetWie hält ein Jüngling seinen Wandel rein? Wenn er gewissenhaft dein Wort beachtet! Mit meinem ganzen Herzen suche ich dich. Laß mich von deinen Satzungen nicht weichen! Deine Worte berge ich in meinem Herzen, damit ich nie mich gegen dich verfehle! Gepriesen seist du, Herr, deine Satzung lehre mich! Mit meinen Lippen zähle ich alle Weisungen deines Mundes auf. An der Einhaltung deiner Vorschriften erfreue ich mich mehr als an großem Reichtum. Was du verordnet, will ich überdenken und auf deine Pfade schauen. Ergötzen finde ich an deinen Satzungen, vergesse deine Worte nicht. GimmelGewähre deinem Knecht, daß ich lebe; so will ich deine Worte halten!  Mache mir die Augen auf, damit ich das Wunderbare deiner Lehre sehe! Ein Fremdling bin ich auf der Erde, verbirg mir nicht, was du befohlen hast!  Es drängt sich meine Seele voll Verlangen nach deinen Weisungen zu jeder Zeit. Den Stolzen und Verfluchten gilt dein Drohen, sie haben deine Vorschriften verlassen. Nimm weg von mir die Schmach und die Verachtung; denn deine Zeugnisse bewahre ich! Ob Fürsten auch zusammensitzen, um gegen mich sich zu beraten, - dein Knecht sinnt über deine Satzung nach. Denn deine Zeugnisse sind meine Wonne, Berater sind sie mir. DaletAm Staub klebt meine Seele - belebe mich durch dein Wort! Du hörtest mich, als ich dir kund tat meine Lage. - O, deine Satzungen lehre mich! Gib Einsicht mir in deiner Vorschrift Weg! Dann sinne ich über deine Wunder nach. Vor Kummer ist in Tränen meine Seele; durch deine Worte richte mich wieder auf! Den Weg der Lüge halte fern von mir, begnade mich mit deiner Lehre! Den Weg der Treue habe ich erwählt, und deine Weisungen niemals vergessen. Ich halte mich an deine Zeugnisse, oh, laß mich nicht zuschanden werden, Herr! Ich wandle auf dem Weg deiner Satzungen. Denn weit machst du mein Herz. HeHerr, lehre mich kennen den Weg deiner Satzung, damit ich ihn bis ans Ende bewahre! Gib Einsicht mir, zu wahren dein Gesetz und es von ganzem Herzen zu befolgen. Auf dem Pfad deiner Satzungen geleite mich, an ihm finde ich ja meine Wonne. Mache deinen Zeugnissen mein Herz geneigt und nicht der Habsucht! Wende meine Augen ab vom Blick nach Eitlem, auf deinen Wegen laß mich Leben finden! Halte aufrecht deinem Knecht dein Wort, das denen gilt, die dir in Ehrfurcht dienen! Wende ab von mir die Schmach, vor der mir graut! Denn deine Weisungen sind trefflich. Siehe! Ich sehne mich nach deinen Vorschriften. Belebe mich in deiner Güte! WawDeine Gnade komme über mich, o Herr, nach deinem Wort dein Heil! Dann stehe ich Antwort denen, die mich schmähen, weil ich auf dein Wort setze mein Vertrauen. Entziehe nicht das Wort der Wahrheit meinem Mund! Ich hoffe ja auf deine Richtersprüche. So will ich stetig dein Gesetz bewahren, immer und in alle Ewigkeit. So kann auf freier Bahn ich wandeln; um deine Vorschriften habe ich mich ja bemüht! Deine Vorschriften will ich vor Königen bekennen; ich werde mich ihrer nicht schämen! Denn meine Freude habe ich an deiner Vorschrift und liebe sie gar sehr. Zu deiner Vorschrift, die ich liebe, hebe ich meine Hände und sinne über deine Satzung nach. SajinGedenke deines Wortes, das deinem Diener du gegeben, auf das du meine Hoffnung hingelenkt! Das ist mein Trost in meinem Elend, daß mich belebt dein Wort. Die Stolzen spotten über mich gar sehr, doch weiche ich nicht ab von deiner Lehre. Ich dachte deiner alten Weisungen, o Herr, und ward getröstet. Zorn packt mich wegen der Frevler, die dein Gesetz verlassen. Zu Liedern sind mir deine Satzungen geworden am Ort meiner Pilgerschaft. Bei Nacht gedachte ich deines Namens, Herr, und dein Gesetz befolgte ich. Mein Anteil ist, deine Vorschriften zu befolgen. ChetMein Anteil, Herr, - so spreche ich - ist, deine Worte zu bewahren. Ich flehe dich von ganzem Herzen an, sei gnädig mir nach deinem Wort! Ich habe meine Wege überdacht und meinen Fuß gelenkt zu deinen Zeugnissen. Ich eile ohne Zaudern, zu halten dein Gebot. Der Bösen Stricke halten mich umfangen, doch dein Gesetz vergaß ich nicht. Um Mitternacht erhebe ich mich, um dich für dein gerechtes Gesetz zu preisen. Ich bin ein Freund all derer, die dich fürchten und deine Vorschriften befolgen. Die Erde, Herr, ist deiner Güte voll, oh, lehre mich dein Gesetz! TetAn deinem Knecht hast Gutes du, o Herr, nach deinem Wort getan. Gute Sitte und Erkenntnis lehre mich! Denn deinen Vorschriften habe ich vertraut. Bevor ich Strafe leiden mußte, ging ich irre. Nun aber achte ich auf dein Wort. Du bist so gut und gütig: Deine Satzung lehre mich! Es dichten mir die Stolzen Falsches an; ich aber folge mit ganzem Herzen deinen Vorschriften. Gefühllos ist ihr Herz wie Fett; doch ich erfreue mich an deiner Lehre. Daß ich leiden muß, dient mir zum Heil, damit ich kennenlerne deine Satzung. Ein größeres Gut ist mir das Gesetz deines Mundes als tausend Stücke Gold und Silber. JodEs haben deine Hände mich geschaffen und gebildet, gib Einsicht mir, damit ich lerne deine Vorschrift! Die dich verehren, sehen mich voll Freude, denn ich vertraute auf dein Wort. Ich weiß, o Herr, daß du in Geradheit richtest und daß in Treue du mich niederbeugst. Möge deine Gnade mir zum Trost gereichen nach deinem Wort an deinen Diener! Es komme dein Erbarmen über mich, daß ich gesunde! Denn dein Gesetz ist meine Lust. Die Stolzen sollen jämmerlich verderben, weil ungerecht sie mich bedrückt! Ich aber sinne deinem Auftrag nach. Die sollen sich mir zugesellen, die dich fürchten, und deine Zeugnisse erkennen! Untadelig sei mein Herz in deinen Satzungen, damit nicht schmählich ich verderben muß! KafNach deinem Heil schmachtet meine Seele, ich harre auf dein Wort. Nach deinem Wort schmachten meine Augen. Ich denke: "Wann endlich wirst du Trost mir bringen?" Bin ich auch wie ein Schlauch im Rauch geworden, so habe ich doch deine Satzung nicht vergessen. Wie zahlreich sind die Tage deines Knechtes! Wann wirst du die, die mich verfolgen, richten? Die Stolzen haben Gruben mir gegraben, sie, die mißachten deine Weisung. All dein Gebot ist Wahrheit! Oh, stehe mir bei, mit Trug verfolgt man mich! Schier hätten sie mich umgebracht auf Erden, doch wich ich nicht von deiner Vorschrift ab. In deiner Güte laß mich Leben finden, damit ich wahre deines Mundes Zeugnis! LamedDein Wort währt ewig, Herr, fest steht es wie der Himmel. Durch die Geschlechter hin währt deine Wahrheit, du gründetest die Erde, und sie steht. Bis heute stehen sie da nach deiner Weisung; denn dir ist alles untertan.  Wenn dein Gesetz nicht meine Wonne wäre, wär' ich in meinem Elend längst vergangen. Auf ewig will ich nicht vergessen deiner Vorschrift; denn Leben hast du mir durch sie geschenkt. Dein bin ich, schaff' mir Hilfe! Denn deine Vorschriften durchforsche ich. Mir lauern Frevler auf, mich zu verderben, doch habe ich acht auf deine Zeugnisse. An allem Großen sehe ich eine Grenze, nur dein Gebot ist allumfassend groß. MemWie habe ich dein Gesetz so liebgewonnen; den ganzen Tag sinn' ich darüber nach. Es macht mich dein Gebot viel klüger noch als meine Feinde; denn immerdar geht es mit mir. Ich werde weiser selbst als alle meine Lehrer, weil ich nachsinne über deine Zeugnisse. Mehr Einsicht als Greise habe ich gewonnen, weil ich bewahrte deinen Auftrag. Von jedem bösen Weg hielt ich zurück den Fuß, um ja dein Wort zu wahren. Ich wich von deinen Weisungen nicht ab, denn du hast Unterweisung mir gegeben. Wie süß sind meinem Gaumen deine Worte, viel süßer noch als Honig meinem Mund! Aus deinen Vorschriften gewinne ich Einsicht, darum hasse ich jeden lügnerischen Pfad. NunDein Wort ist eine Leuchte meinem Fuß, ein Licht auf meinem Pfad. Ich habe geschworen und ich will es halten, wohl zu befolgen dein gerecht Gesetz. Gar tief bin ich gebeugt, o Herr, mit deinem Wort belebe mich! Nimm gnädig auf die Opfer meines Mundes; deine Weisungen, Herr, lehre mich!  Mein Leben trage ich stets in meiner Hand, doch habe ich niemals dein Gesetz vergessen.  Gottlose haben Schlingen mir gelegt, doch wich ich nicht von deiner Vorschrift ab. Auf ewig ist mein Erbe dein Gebot, es ist die Wonne meines Herzens. Ich neige mein Herz, deine Satzung zu befolgen auf immer und ewig. SamechDie Schwankenden sind mir verhaßt, doch deine Lehre habe ich liebgewonnen. Du bist mir Schutz und Schild, ich harre auf dein Wort. Ihr Übeltäter, weicht von mir! Denn halten will ich die Gebote meines Gottes. Nach deinem Wort stütze mich, daß ich lebe, und laß mich nicht beschämt mit meiner Hoffnung werden! Oh, leihe mir Hilfe, daß ich Rettung finde und deiner Satzung allzeit mich erfreue! Du verwirfst alle, die deine Satzungen verlassen; denn eitel ist ihr Sinnen. Wie Schlacken achtest du die Frevler auf Erden, darum liebe ich deine Zeugnisse. Aus Furcht vor dir faßt Schaudern meinen Leib. Angst ist mir vor deinen Strafgerichten. AjinRecht und Redlichkeit habe ich geübt, darum überlasse mich nicht meinen Feinden! Tritt ein für das Wohl deines Dieners, und laß die Stolzen mich nicht unterdrücken! Nach deiner Hilfe schmachten meine Augen, nach der Verheißung deines Heils. Nach deiner Gnade tu an deinem Knecht; deine Satzung lehre mich! Dein Diener bin ich. Gib mir Einsicht, daß ich deine Zeugnisse verstehe! Zeit ist es zu handeln, Herr, sie haben dein Gesetz gebrochen. Darum habe ich liebgewonnen deine Vorschriften weit mehr als Gold und Feingold. Darum halte ich mich an alle deine Befehle; ich hasse jeden lügnerischen Pfad. PeGar wundersam sind deine Zeugnisse; darum bewahrt sie meine Seele. Licht spendet deiner Worte Offenbarung: Die Kleinen macht sie klug. Ich öffne voll Verlangen meinen Mund, ich sehne mich nach deinen Vorschriften. Wende dich mir zu und sei mir gnädig, wie die es verdienen, die deinen Namen lieben! Mache meine Schritte fest in deinem Wort, und laß nichts Böses mich beherrschen! Erlöse mich von Bedrückung durch die Menschen, so will ich deinen Auftrag erfüllen. Laß über deinem Knecht dein Antlitz leuchten, und lehre mich deine Satzungen! Tränenbäche stürzen aus meinen Augen, weil viele dein Gesetz nicht einhalten. ZadeGerecht bist du, o Herr, und dein Gericht ist gerade. Deine Vorschriften hast du erlassen in Gerechtigkeit und großer Treue. Mein Eifer verzehrt mich, denn meine Bedränger haben dein Wort vergessen. Rein und lauter ist dein Wort; liebgewonnen hat es dein Knecht. Klein bin ich und verachtet, doch deine Vorschriften vergesse ich nie. Dein Recht ist ewiges Recht, und dein Gesetz ist Wahrheit. Mich trafen Angst und Not, doch deine Vorschriften sind meine Wonne. Ewig gerecht sind deine Zeugnisse, oh, gib mir Einsicht, daß ich leben kann! QofVon ganzem Herzen rufe ich: "Herr, erhöre mich! Ich halte deine Satzungen!" Ich rufe zu dir: "Errette mich!", daß ich bewahre deine Zeugnisse! In aller Frühe kam ich schon und flehte, ich harre auf dein Wort. Noch vor dem Morgen wachten meine Augen, um nachzusinnen über deinen Ausspruch. Höre auf mein Rufen, Herr, nach deiner Gnade, nach deinem Recht laß mich Leben finden! Es nahen sich jene, die dem Laster folgen, die weit entfernt von deiner Lehre sind. Du, Herr, bist mir nahe, und alle deine Vorschriften sind Wahrheit. Von Anfang an erkenne ich aus deinen Zeugnissen, daß du für immer sie erlassen hast. ReschSieh an mein Elend und errette mich! Denn deine Lehre habe ich nicht vergessen. Verficht mein Recht! Erlöse mich! Nach deinem Wort laß mich Leben finden! Weit von den Frevlern ist das Heil entfernt, weil sie nach deinen Satzungen nicht fragen. Gar groß, o Herr, ist dein Erbarmen. Nach deinem Recht laß mich Leben finden! Zahlreich sind meine Bedränger und Verfolger, ich weiche von deinen Zeugnissen nicht ab. Ich sehe die Frevler, und es tut mir weh, daß sie sich nicht um deine Weisung kümmern. Sieh her, ich liebe deine Vorschrift, Herr, nach deiner Güte laß mich Leben finden. Beständigkeit ist das Erste an deinem Wort, auf ewig dauert jedes deiner gerechten Gebote. SchinFürsten bringen mich grundlos in Bedrängnis, doch nur vor deinen Worten bebt mein Herz. Ich freue mich ob deiner Rede wie einer, der gar reiche Beute macht. Ich hasse und verabscheue die Lüge, doch habe ich liebgewonnen dein Gesetz. Ich lobe dich des Tages siebenmal für dein gerecht Gesetz. Wer deine Lehre liebt, hat tiefen Frieden, für ihn gibt es auch kein Straucheln mehr. Ich harre auf dein Heil, o Herr, und komme deiner Vorschrift nach. Ich halte mich an deine Zeugnisse. Ich liebe sie gar sehr. Ich halte deine Vorschriften und Zeugnisse; denn meine Wege sind dir wohlbekannt. TawMein Flehen möge zu dir dringen, Herr! Nach deinem Wort schenke mir Unterweisung! Mein Beten möge vor dein Antlitz kommen! Laß mich Rettung finden nach deinem Wort! Dir sollen meine Lippen Lobpreis singen! Denn du lehrst mich deine Satzungen. Von deiner Weisung singe meine Zunge! Denn gerecht sind alle deine Vorschriften. Bereit sei deine Hand, mir beizustehen! Denn ich habe deine Vorschriften erwählt. Ich sehne mich, o Herr, nach deinem Heil, und Wonne ist mir deine Lehre. Möge meine Seele leben, dich zu preisen! Laß mir hilfreich sein deine Weisungen! Wie ein verlorenes Schäflein irre ich umher. Suche deinen Knecht! Denn deine Satzung habe ich nicht vergessen! 'Errette mich vor lügnerischen Lippen!'In meiner Drangsal rief ich zum Herrn.Ein Wallfahrtslied.Da erhörte er mich.  Ach Herr, errette mich vor lügnerischen Lippen, vor der Zunge voll Trug! Was soll er dir geben, was soll er dir antun, du tückische Zunge? Der Krieger geschärfte Pfeile samt glühenden Ginsterkohlen! Weh mir, daß ich Gast bin in Meschech, daß ich in Kedars Zelten wohne!  Lange schon wohnt meine Seele bei Menschen, die den Frieden hassen. Friedlich bin ich. Doch was ich nur sage, sie wollen den Streit. 'Hilfe kommt mir vom Herrn...'Meine Augen hebe ich empor zu den Bergen.Ein Wallfahrtslied.Von wo wird mir Hilfe kommen?  Hilfe kommt mir vom Herrn, der Himmel und Erde geschaffen. Er läßt deinen Fuß nicht gleiten. Der dich behütet, schläft nicht. Siehe, nie schläft, nie schlummert Israels Hüter. Der Herr ist dein Hüter, der Herr ist dein Schatten. Er steht dir zur Rechten,  daß bei Tag dir die Sonne nicht schadet, noch der Mond in der Nacht.  Der Herr beschützt dich vor allem Übel. Er behütet dein Leben. Der Herr behütet dein Gehen und dein Kommen von nun an bis in Ewigkeit. Die Wallfahrt nach JerusalemIch freute mich, als man mir sagte:Ein Wallfahrtslied von David."Wallfahren wollen wir zum Haus des Herrn!"  Nun stehen unsere Füße schon in deinen Toren, Jerusalem. Jerusalem, du bist als die Stadt erbaut, wo alle sich zusammenfinden!  Die Stämme pilgern dorthin, die Stämme des Herrn. Gesetz ist es für Israel, dem Namen des Herrn zu lobsingen. Dort stehen ja die Richterthrone, die Throne des Hauses David. Erfleht über Jerusalem Frieden! Heil denen, die dich lieben! Friede soll herrschen in deinen Mauern, Ruhe in deinen Palästen! Wegen meiner Brüder und meiner Verwandten wegen will ich sagen: Heil dir! Wegen des Hauses des Herrn, unseres Gottes, erbitte ich für dich Segen. Aufblick zu GottMeine Augen erhebe ich zu dir,Ein Wallfahrtslied.der du thronst im Himmel.  Siehe, wie die Augen der Knechte an der Hand ihres Herrn, wie die Augen der Magd an der Hand ihrer Herrin, so hängen unsere Augen am Herrn, unserem Gott, bis er uns Gnade erweist. Erbarme dich unser, o Herr! Erbarme dich unser! Reichlich sind wir ja mit Schmach gesättigt. Übersatt ist unsere Seele vom Spott der Reichen, vom Hohn der Stolzen. 'Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn!'"Wäre der Herr nicht für uns gewesen",Ein Wallfahrtslied von David.- soll Israel sprechen, -  "wäre der Herr nicht für uns gewesen, als Menschen gegen uns stritten, hätten sie uns lebendig verschlungen, als ihre Wut gegen uns entbrannte. Dann hätten uns die Wasser weggerissen, hinweggebraust wäre über uns der Wildbach, dahingeschossen wären über uns die reißenden Wasser." Gepriesen sei der Herr, der uns ihren Zähnen nicht hinwarf zum Raub! Entkommen ist unsere Seele wie ein Vogel der Schlinge des Voglers: Zerrissen ist das Netz, und wir sind frei! Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn, der Himmel und Erde geschaffen hat. Israels SchutzherrDie auf den Herrn vertrauen,Ein Wallfahrtslied.sind wie der Zionsberg, der nicht wankt, der auf ewig steht.  Wie Berge Jerusalem umgeben, so ist der Herr rings um sein Volk von nun an auf ewige Zeiten. Darum darf das Zepter der Bosheit nicht auf dem Erbe der Gerechten lasten, damit nicht auch die Gerechten ihre Hände ausstrecken nach Bösem. Tu Gutes, Herr, den Guten, denen, die geraden Herzens sind! Doch mitsamt den Bösen jage der Herr die davon, die sich zuwenden krummen Pfaden! Friede über Israel! 'Großes hat der Herr an uns getan!'Als der Herr einst wandte Zions Geschick,Ein Wallfahrtslied.war uns, als ob wir träumten.  Da war unser Mund voll Lachen, voll Jauchzen war unsere Zunge. Da sagte man bei den Völkern: "Großes hat der Herr an ihnen getan." Ja, Großes hat der Herr an uns getan! Wie waren wir fröhlich! Ach Herr, wandle doch unser Geschick, wie du wandelst die Bäche im Südland!  Die mit Tränen säen, mögen mit Jauchzen ernten! Weinend geht er hin und trägt den Samen zur Aussaat, doch heim kehrt er mit Jauchzen, er kommt und trägt seine Garben. Menschenmühe und GottessegenBaut der Herr nicht das Haus,Ein Wallfahrtslied von Salomo.mühen sich die Bauleute vergeblich. Hütet der Herr nicht die Stadt, wacht vergebens der Wächter.  Eitel ist es, daß ihr früh euch erhebt und erst spät euch zu Tisch setzt, das Brot der Mühsal zu essen: Seinen Lieblingen gibt er es im Schlaf. Seht, Söhne sind ein Geschenk des Herrn, Kinder sind seine Belohnung. Die Söhne der Jugend sind wie Pfeile in der Hand des Kriegers. Selig der Mann, der mit ihnen seinen Köcher gefüllt hat! Sie werden nicht zuschanden, wenn sie mit Feinden rechten im Tor.  Der Segen der GottesfurchtSelig der Mensch, der den Herrn fürchtetEin Wallfahrtslied.und auf seinen Wegen wandelt!  Was deine Hände schaffen, wirst du genießen. Wohl dir! Du hast es gut. Wie ein fruchtbarer Weinstock ist deine Frau drinnen im Haus. Wie Sprossen vom Ölbaum stehen deine Söhne um deinen Tisch. Siehe, so wird der Mann gesegnet, der den Herrn fürchtet. Es segne dich der Herr von Zion aus! Dein Leben lang erfreue dich an Jerusalems Glück! Erfreue dich an deinen Kindeskindern! Friede über Israel! Israels Rettung aus allen Nöten"Von Jugend an hat man mich hart bedrängt",Ein Wallfahrtslied.- soll Israel sprechen, -  "von Jugend an hat man mich hart bedrängt, doch nie bezwungen. Auf meinem Rücken pflügten die Pflüger, lange Furchen zogen sie hin. Doch der Herr, der Gerechte, zerhieb den Strick der Frevler." Schmachvoll müssen von dannen ziehen alle, die Zion hassen. Sie sind wie das Gras auf den Dächern, das, ehe es blüht, schon verdorrt.  Kein Schnitter füllt damit seine Hand, noch seinen Arm der Garbenbinder.  Keiner, der vorübergeht, ruft: "Euch segne der Herr!", oder: "Wir segnen euch im Namen des Herrn!" 'Beim Herrn ist Erbarmen...'Aus der Tiefe rufe ich,Ein Wallfahrtslied.Herr, zu dir.  Höre, o Herr, meine Stimme! Laß dein Ohr achten auf mein lautes Flehen! Wenn du, o Herr, der Sünden gedächtest, o Herr, wer könnte bestehen? Doch bei dir ist Vergebung, auf daß man dich fürchte. Ich hoffe auf den Herrn. Es hofft meine Seele. Ich harre seiner Verheißung. Meine Seele hofft auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen. Mehr als die Wächter auf den Morgen soll Israel harren des Herrn! Denn beim Herrn ist Erbarmen. Bei ihm ist reiche Erlösung. Ja, er wird Israel erlösen von all seinen Sünden. Meine Seele ruht bei GottO Herr, mein Herz will nicht hoch hinaus,Ein Wallfahrtslied von David.noch schauen stolz meine Augen. Ich gebe mich nicht ab mit Dingen, die mir zu groß und erhaben.  Beruhigt und still gemacht habe ich meine Seele. Wie ein Kind gestillt ruht an der Brust seiner Mutter, so ruht meine Seele gestillt bei Gott. Israel, harre des Herrn von nun bis in Ewigkeit. ZUR EINWEIHUNG DES SALOMONISCHEN TEMPELSDer Erfüllung von Davids VersprechenSei Davids eingedenk,Ein Wallfahrtslied.Herr, und all seiner Mühen!  Er hat dem Herrn geschworen, Jakobs mächtigem Gott gelobt: "Mein Zelt will ich nicht betreten, noch besteigen mein Lager, meinen Augen den Schlaf nicht gönnen, noch Schlummer den Lidern, bis ich dem Herrn eine Stätte gefunden, eine Wohnung für Jakobs mächtigen Gott!" Ankunft der Pilger und ihre Gebet bei der TempelweiheVon der Bundeslade hörten wir in Efrata, haben sie im Gebiet von Jáar gefunden.  Zu seiner Wohnstatt wollen wir ziehen, uns niederwerfen vor dem Schemel seiner Füße! Brich auf, Herr, zum Ort deiner Ruhe, du und deine machtvolle Lade!  Mit Gerechtigkeit sollen sich bekleiden deine Priester! Frohlocken sollen deine Frommen! Um deines Dieners David willen weise das Antlitz deines Gesalbten nicht ab! Gottes Schwur zugunsten Davids und seiner NachkommenDer Herr hat in Treue David geschworen, einen Eid, von dem er nicht abgeht: "Deinen leiblichen Sproß setze ich auf deinen Thron: Wenn deine Söhne meinen Bund bewahren, mein Zeugnis, das ich sie lehre, sollen für immer auch deren Söhne sitzen auf deinem Thron!" Ja, der Herr hat Zion erwählt, ihn sich zur Wohnung erkoren: Die Segnungen der Gegenwart Gottes auf Zion"Dies ist auf ewig der Ort meiner Ruhe! Hier wohne ich. So war es mein Verlangen. Reichlich will ich ihn segnen mit Nahrung, seinen Armen Überfluß geben an Brot. Mit Heil will ich bekleiden seine Priester. Seine Frommen sollen jubelnd frohlocken. Wachsen lasse ich dort Davids Macht, richte die Leuchte für meinen Gesalbten. Seine Feinde will ich mit Schande bedecken. Über ihm aber strahlt seine Krone!" Lob brüderlicher EintrachtSiehe, wie schön und lieblich es ist,Ein Wallfahrtslied von David.wenn Brüder friedlich beisammen wohnen!  Das ist wie köstliches Öl auf dem Haupt, das herab in den Bart rinnt, den Aaronsbart, der herabwallt auf den Saum seines Gewandes. Das ist wie der Tau des Hermon, der auf Zions Berge herabfällt. - Dorthin entbietet der Herr Segen: Leben auf ewig. Nächtlicher Lobpreis im HeiligtumAuf! Preist den Herrn,Ein Wallfahrtslied.all ihr Diener des Herrn, die ihr nachts steht im Haus des Herrn.  Erhebt eure Hände zum Heiligtum und preist den Herrn! Vom Zion aus segne dich der Herr, der Himmel und Erde geschaffen hat! Lobet den Herrn, denn er ist gut!'Aufruf zum Lob GottesHalleluja! Lobt den Namen des Herrn! Lobt ihn, ihr Diener des Herrn,  die ihr steht im Haus des Herrn, in den Höfen am Haus unseres Gottes!" Gottes Güte gegen sein VolkLobt den Herr! Denn der Herr ist gut. Spielt seinem Namen! Denn er ist lieblich. Denn Jakob hat der Herr sich erkoren, Israel zu seinem Eigentum. Gottes Allmacht in der NaturJa, ich weiß: Der Herr ist groß. Unser Gott überragt alle Götter. Was immer dem Herrn gefällt, das tut er im Himmel und auf der Erde, in den Meeren und allen Tiefen: Er, der Wolken heraufführt vom Ende der Erde, Blitze wandelt in Regen, aus seinen Kammern den Wind holt, Gottes machtvolle Führung Israelsder Ägyptens Erstgeburt schlug, vom Menschen bis hin zu den Tieren, der Zeichen und Wunder sandte in deiner Mitte, Ägypten, gegen den Pharao und all seine Knechte, der zahlreiche Völker besiegte und niederstreckte machtvolle Könige: Sihon, den König der Amoriter, und Og, den König von Baschan, und all die Reiche Kanaans. Und deren Land gab er Israel als Erbe, zum Erbbesitz seinem Volk. Der allmächtige Gott und die nichtigen GötzenO Herr, dein Name währt ewig, o Herr, dein Ruhm von Geschlecht zu Geschlecht. Denn der Herr schafft Recht seinem Volk, seinen Knechten erweist er Erbarmen. Die Götzen der Heiden sind Silber und Gold, ein Machwerk menschlicher Hände. Sie haben einen Mund und können nicht sprechen, zwei Augen und können nicht sehen, zwei Ohren und können nicht hören. Es ist auch kein Odem in ihrem Mund. Ihnen gleich sollen werden, die sie gemacht, ein jeder, der ihnen vertraute! Erneuter Aufruf zum Lobpreis GottesHaus Israel, preise den Herrn, Haus Aaron, preise den Herrn! Haus Levi, preise den Herrn, die ihr den Herrn verehrt, preist den Herrn! Gepriesen sei auf Zion der Herr, der in Jerusalem thront! Halleluja! DANKLITANEIAufruf zum Lobpreis der Güte GottesLobsingt dem Herrn! Denn er ist gut. In Ewigkeit währt sein Erbarmen.  Lobsingt dem höchsten Gott - in Ewigkeit währt sein Erbarmen. Lobsingt dem höchsten Herrn - in Ewigkeit währt sein Erbarmen -, Dank für die Schöpfungder allein große Wunder wirkt - in Ewigkeit währt sein Erbarmen -, der den Himmel in Weisheit schuf - in Ewigkeit währt sein Erbarmen -, der die Erde über Wasser gefestigt - in Ewigkeit währt sein Erbarmen -, der die großen Lichter schuf - in Ewigkeit währt sein Erbarmen -, die Sonne als Herrin des Tages - in Ewigkeit währt sein Erbarmen -, als Nachtbeherrscher den Mond und die Sterne - in Ewigkeit währt sein Erbarmen. Dank für die Befreiung aus ÄgyptenDer Ägypten in seiner Erstgeburt schlug - in Ewigkeit währt sein Erbarmen -, und Israel führte aus seiner Mitte - in Ewigkeit währt sein Erbarmen -, mit starker Hand und gerecktem Arm - in Ewigkeit währt sein Erbarmen -, der das Schilfmeer in Teile gespalten - in Ewigkeit währt sein Erbarmen -, und Israel ziehen ließ mitten hindurch - in Ewigkeit währt sein Erbarmen -, und den Pharao samt seiner Streitmacht stürzte ins Schilfmeer - in Ewigkeit währt sein Erbarmen. Dank für die Führung in das Gelobte LandDer sein Volk durch die Wüste geführt - in Ewigkeit währt sein Erbarmen -, der große Könige schlug - in Ewigkeit währt sein Erbarmen -, und stolze Fürsten besiegte - in Ewigkeit währt sein Erbarmen -, Sihon, den König der Amoriter, - in Ewigkeit währt sein Erbarmen -, und Og, den König von Baschan, - in Ewigkeit währt sein Erbarmen. Der deren Land zum Erbbesitz gab - in Ewigkeit währt sein Erbarmen -, zum Erbe Israel, seinem Knecht, - in Ewigkeit währt sein Erbarmen. Dank für alle Hilfe und FürsorgeDer unserer Niedrigkeit gedachte - in Ewigkeit währt sein Erbarmen -, und unseren Bedrängern uns entriß - in Ewigkeit währt sein Erbarmen. Der Speise reicht allen Geschöpfen - in Ewigkeit währt sein Erbarmen. Lobsingt dem Gott des Himmels - in Ewigkeit währt sein Erbarmen. 'An Babels Wasser...'An Babels Wassern saßen wir und weinten, Zions gedenkend.  An den Pappeln daselbst hängten wir auf unsere Harfen. Denn unsere Zwingherren begehrten dort von uns Lieder, frohen Gesang unsere Peiniger: "Singt uns ein Lied vom Zion!"  Wie könnten wir ein Lied des Herrn singen auf fremder Erde? Wenn dein ich vergäße, Jerusalem, soll meine Rechte verdorren! Am Gaumen klebe mir die Zunge, gedächte ich nicht deiner, hielte ich Jerusalem nicht hoch über all meine Freude! Des Tages Jerusalems, Herr, gedenke den Söhnen Edoms, die riefen: "Reißt nieder! Reißt nieder! Nieder mit ihr bis zum Grund!"  Tochter Babel, des Untergangs wert, Heil dem, der dein Tun dir vergilt, das du an uns verübt hast!  Heil dem, der deine Kinder packt und sie zerschmettert am Felsen! GOTTES GÜTE UND TREUEDank an Gott für die gütige Erfüllung seiner VerheißungenVon ganzem Herzen will ich dich preisen.Von David.Spielen will ich dir vor Fürsten. Zu deinem heiligen Tempel hin bete ich an, sage Dank deinem Namen für deine Güte und Treue. Denn größer als jeden Namen hast du gemacht dein Wort.  Am Tag, da ich rief, erhörtest du mich und mehrtest die Kraft meiner Seele. Das Loblied der Könige der ErdeAlle Könige der Erde werden dich preisen, o Herr, wenn sie das Wort deines Mundes vernehmen, Besingen werden sie die Wege des Herrn: "Groß ist die Herrlichkeit des Herrn. Erhaben ist der Herr. Doch schaut er auch das Niedrige an. Den Stolzen erkennt er von weitem." Zuversicht für die ZukunftMuß ich auch wandeln inmitten von Drangsal: Du erhältst mich am Leben. Gegen die Wut meiner Feinde streckst du aus deine Hand. Mich beschützt deine Rechte. Mir zum Heil vollführt es der Herr. - Herr, ewig währt dein Erbarmen. Gib nicht preis das Werk deiner Hände! GOTT, DER ALLWISSENDEGottes WissenHerr, erforscht hast du michDem Chormeister; ein Psalm von David.und kennst mich. Du weißt um mein Sitzen und Aufstehen; meine Gedanken erkennst du von weitem. Du prüfst mein Gehen und mein Ruhen, bist vertraut mit all meinen Wegen. Noch liegt ein Wort mir nicht auf der Zunge, schon kennst du, o Herr, es genau. Von vorn und von hinten hast du mich umschlossen, und legst auf mich deine Hand. Zu wunderbar ist für mich solch Wissen, zu hoch - ich begreife es nicht. Gottes AllgegenwartWohin soll ich gehen vor deinem Geist, wohin fliehen vor deinem Antlitz? Stiege ich auch zum Himmel hinauf: Du bist dort. Läge ich auch drunten in der Unterwelt: Siehe, da bist du. Nähme ich mir auch des Morgenrots Schwingen und ließe mich nieder am Ende des Meeres, so würde auch dort deine Hand mich geleiten, mich fassen deine Rechte. Und dächte ich: "Finsternis soll mich verhüllen, zur Nacht soll um mich her werden das Licht", so wäre die Finsternis für dich doch nicht finster: hell wie der Tag ist für dich die Nacht, die Finsternis ist dir wie das Licht. Er kennt mich - er hat mich geschaffenMeine Nieren hast du ja geschaffen, mich im Schoß meiner Mutter gewoben. Ich danke dir: Erstaunlich, wunderbar bin ich erschaffen. Gar wunderbar sind deine Werke. Meine Seele erkennt das gar wohl. Mein Werden war nicht verborgen vor dir, als im Verborgenen ich wurde, gewirkt in irdischen Tiefen. Deine Augen sahen mich als gestaltlosen Keim, und in deinem Buch standen schon all die Tage verzeichnet, die mir vorausbestimmt wurden, als noch keiner von ihnen war. O Gott, wie schwer sind für mich deine Gedanken, wie unermeßlich ist ihre Zahl! Wollte ich sie zählen - sie sind zahlreicher als der Sand; und käme ich ans Ende, wäre ich erst am Beginn. Abscheu vor Feinden GottesDaß du, o Gott, doch töten wolltest den Frevler! Ihr Blutbefleckten, weicht von mir! Von dir reden sie voll Trug, brüsten sich eitel als deine Feinde. Soll ich nicht hassen, die dich, o Herr, hassen, nicht verachten, die gegen dich aufstehen? Ja, mit glühendem Haß will ich sie hassen. Sie sind meine eigenen Feinde. Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz! Prüfe mich und erkenne mein Denken! Sieh, ob ich wandle den Weg des Verderbens, und leite mich auf der Ewigkeit Pfad! Bitte um Schutz gegen böswillige FeindeBitte um Hilfe gegen VerleumderErrette mich Herr,Dem Chormeister; ein Psalm von David.von bösen Menschen! Vor Gewalttätigen behüte mich, vor denen, die Böses im Herzen ersinnen, tagtäglich nur Streit erregen! Sie spitzen die Zungen wie Schlangen, Natterngift ist auf ihren Lippen. Hilferuf in TodesgefahrBewahre mich, Herr, vor den Fäusten des Frevlers! Vor Gewalttätigen behüte mich, vor denen, die trachten, zu stürzen meine Schritte. Die Hochmütigen legten mir heimliche Schlingen, spannten Netze am Weg und stellten mir Fallen. Vertrauen auf Gottes EinschreitenIch sage zum Herrn: "Du bist mein Gott!" Höre, o Herr, mein Flehen! Allmächtiger Herr, mein hilfreicher Hort, der mein Haupt beschirmt am Tag des Kampfes, o Herr, erfülle nicht das Begehren der Frevler! Ihr böses Planen laß nicht gelingen! Bitte um VergeltungWenn sie ihre Häupter erheben, treffe sie ihrer eigenen Lippen Bosheit. Es regne auf sie glühende Kohlen! Ins Feuer möge er sie stürzen, in den Abgrund, daß nie mehr sie aufstehen! Der Zungenheld soll im Land nicht bestehen! Den Gewalttätigen hetze das Unglück bis zum Sturz! Zuversichtliche Hoffnung auf HilfeIch weiß, der Herr führt des Elenden Sache, den Rechtsstreit der Armen. Nur die Gerechten sagen Dank deinem Namen, vor deinem Antlitz werden die Redlichen weilen. Gebet in schwerer Versuchung und VerfolgungHerr ich rufe zu dir.Ein Psalm von David.Sorge für mich! Vernimm meine Stimme, die zu dir fleht! Laß mein Gebet dir als Rauchopfer gelten, als Speiseopfer am Abend meiner Hände Erheben!  Setze, o Herr, meinem Mund eine Wache, eine Wehr der Tür meiner Lippen! Laß mein Herz sich nicht neigen zum Bösen, daß ich nicht Schändliches begehe mit Männern, die Böses tun! Von ihren Leckerbissen will ich nicht kosten! Ein Gerechter schlage mich: Es ist eine Gnade. Er rüge mich: Es ist Öl für mein Haupt. Mein Haupt wird sich dessen nicht weigern. Geht es ihm schlecht, will ich stets für ihn beten. Sind sie gefallen in die Hände ihrer Richter, werden sie hören, wie mild meine Worte.  Wie geschnittenes und gespaltenes Erdreich liegen unsere Gebeine hingestreut vor des Totenreiches Rachen.  Darum sind auf dich, allmächtiger Herr, meine Augen gerichtet: Bei dir suche ich Zuflucht. Gib mein Leben dem Tod nicht preis! Bewahre mich vor der Schlinge, die sie mir legen, vor der Übeltäter Fallen! Laß die Frevler im eigenen Netz sich verstricken, indes ich heil ihm entkomme! Gebet in TodesnotLaut schreie ich zum Herrn.Ein Lehrgedicht von David, als er in der Höhle war; ein Gebet.Laut flehe ich zum Herrn um Gnade. Meine Klage gieße ich vor ihm aus, tu kund vor ihm meine Not. Ist auch ratlos mein Geist in mir: du kennst dennoch meinen Pfad. Auf dem Weg, den ich gegangen, legte man mir heimlich Schlingen.  Schaue zur Rechten und sieh: Keiner ist da, der auf mich achthat. Jede Zuflucht schwand mir dahin. Um mein Leben kümmert sich niemand.  O Herr, ich rufe zu dir. Ich spreche: Du bist meine Zuflucht, mein Anteil im Land der Lebenden.  O, merke doch auf meine Bitte; denn ich bin ganz erschöpft! Entreiße mich meinen Verfolgern; denn sie sind mir zu stark. Aus dem Kerker führe meine Seele, daß deinen Namen ich preise! Dann umringen mich freudig die Frommen, weil du mir Gutes getan. BITTE UM NACHSICHT UND WEISUNG'Geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht'Herr, erhöre mein Gebet!Ein Psalm von David.Um deiner Treue willen vernimm mein Flehen! Erhöre mich, weil du gerecht bist!  Geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht; denn kein Lebender ist gerecht vor dir! Der Feind hetzt meine Seele. Er tritt in den Staub mein Leben. Er stößt mich in die Finsternis wie längst Verstorbene. Mein Geist ist in mir voller Zagen. Das Herz erstarrt mir in der Brust. Ich denke an vergangene Tage, sinne nach über all dein Tun, erwäge deiner Hände Walten. Ich strecke zu dir meine Hände aus. Meine Seele harrt deiner wie trockenes Land. Herr, erhöre mich eilends! Mein Geist vergeht. Verbirg nicht vor mir dein Antlitz! Sonst bin ich wie die, die ins Grab gesunken. 'Zeige mir den Weg'O, laß mich bald deine Gnade erfahren; denn ich vertraue auf dich! Zeige mir den Weg, den ich gehen soll; denn zu dir erhebe ich meine Seele! Vor meinen Feinden errette mich, Herr; denn ich nehme zu dir meine Zuflucht! Lehre mich, deinen Willen zu tun; du bist ja mein Gott! Dein guter Geist geleite mich auf ebener Bahn! Bitte um Bestrafung der FeindeUm deines Namens willen, o Herr, erhalte mich am Leben! Weil du gerecht bist, führe aus der Not meine Seele! Vernichte meine Feinde nach deiner Huld! Vertilge alle, die hart mich bedrängen; ich bin ja dein Knecht! GOTTES SEGEN IN KRIEG UND FRIEDENRückblick auf Gottes bisherige HilfeDer Herr, mein Hort, sei gepriesen,Von David.der meine Hände lehrte den Kampf, den Krieg meine Finger! Er ist meine Stärke, meine Burg, meine Zuflucht, mein Retter, mein Schild, zu dem ich mich flüchte, der Völker mir unterwarf! Des Menschen UnzulänglichkeitWas ist der Mensch, Herr, daß sein du gedenkst, der Erdensohn, daß du ihn ansiehst? Wie ein Hauch ist der Mensch, wie ein Schatten, der hinhuscht, sind seine Tage. Bitte um Hilfe gegen auswärtige FeindeHerr, neige deinen Himmel und steige herab! Rühre die Berge an, daß sie rauchen! Schleudere den Blitz und zersprenge die Feinde! Schieße ab deine Pfeile, verwirre sie! Strecke aus deine Hand von der Höhe! Befreie mich! Zieh mich heraus aus gewaltigen Wassern, aus den Händen der Fremden! Ihr Mund redet Trug. Voll Falschheit ist ihre Rechte. Das neue LiedDir, o Gott singe ich ein neues Lied, dir spiele ich auf zehnsaitiger Harfe: "Königen hat er Sieg verliehen, David, seinen Knecht, entrissen dem mordenden Schwert."  Hoffnung auf Frieden im LandBefreie mich und errette mich aus den Händen der Fremden! Ihr Mund redet Trug. Voll Falschheit ist ihre Rechte. Dann werden unsere Söhne gleich Pflanzen sein, hochgewachsen in ihrer Jugend und unsere Töchter wie feingemeißelte Säulen in Palästen. Dann sind unsere Speicher übervoll, allerlei Vorräte spendend. Unsere Schafe vermehren sich tausend-, ja zehntausendfach auf unserer Flur. Dann bleiben unsere trächtigen Rinder ohne Ausfall und Fehlwurf. Dann ist kein Wehruf zu hören auf unseren Gassen. Selig das Volk, dem all das beschieden! Selig das Volk, dessen Gott der Herr ist! Gottes gütige und gerechte HerrschaftLobpreis GottesIch will dich erheben, mein Gott,Ein Lobgesang von David.du König, deinen Namen preisen für immer und ewig.  Ich will dir lobsingen an jeglichem Tag, deinen Namen rühmen für immer und ewig. Gottes GrößeGroß ist der Herr, lobwürdig gar sehr. Unerforschlich ist seine Größe. Ein Geschlecht rühmt deine Werke dem anderen. Kund tun sie deine mächtigen Taten. Von deiner Hoheit strahlendem Glanz will ich reden, deine Wunder will ich besingen. Sie sprechen von deiner furchtbaren Taten Macht. - Von deinen Großtaten will ich erzählen. Gottes Güte und LiebeDeiner reichen Güte Gedenken künden sie laut, froh preisen sie dein gnädiges Walten: "Der Herr ist gnädig und voller Erbarmen, langmütig und reich an Liebe. Gütig gegen jedermann ist der Herr, voll Huld für all seine Werke." Gottes Macht und TreueDich loben all deine Werke, o Herr. Es preisen dich deine Frommen. Sie sprechen von deines Reiches Glanz und reden von deiner Stärke, sie künden den Menschen von deiner Macht, vom strahlenden Glanz deines Reiches. Deine Herrschaft währt durch alle Geschlechter. Treu ist der Herr in all seinen Worten und gnädig in all seinem Tun.  Allen, die stürzen, ist der Herr ein Stütze, alle Gebeugten richtet er auf. Aller Augen warten auf dich: Du gibst ihnen Speise zur rechten Zeit.  Du tust deine Hand auf und sättigst alles, was lebt, mit Güte. Gottes GerechtigkeitGerecht ist der Herr auf all seinen Wegen und gütig in all seinen Werken. Nahe ist der Herr allen, die zu ihm rufen, ja allen, die zu ihm rufen in Treue. Seiner Verehrer Begehren erfüllt er. Er hört ihr Flehen und rettet sie. Alle, die ihn lieben, schirmt der Herr. Doch sämtliche Frevler vertilgt er. AbgesangDen Ruhm des Herrn verkündet mein Mund. Auf immer und ewig lobsingt alles Fleisch seinem heiligen Namen. Vertrauen auf Gottes HilfeHalleluja! Lobe den Herrn, meine Seele!  Den Herrn will ich loben mein Leben lang, meinem Gott will ich spielen, solange ich bin. Vertraut nicht auf Fürsten, auf eines Menschen Sohn, bei dem keine Hilfe!  Fährt sein Odem dahin, kehrt er zur Erde zurück. Am gleichen Tag zergehen seine Pläne. Heil dem, dessen Helfer Jakobs Gott, dessen Hoffnung beim Herrn, seinem Gott, steht, bei ihm, der Himmel und Erde geschaffen, das Meer und was alles darinnen! Ewig hält er die Treue. Recht schafft er den Bedrückten, den Hungrigen gibt er Brot. Frei macht der Herr die Gefangenen.  Der Herr macht sehend die Blinden. Der Herr richtet auf die Gebeugten. Der Herr hat lieb die Gerechten. Der Herr behütet die Fremden. Waisen und Witwen erhält er. Doch Frevlern verstellt er den Weg. Der Herr ist König auf ewig, dein Gott, Zion, von Geschlecht zu Geschlecht. Halleluja!  DREIFACHER LOBPREIS AUF DEN MÄCHTIGEN UND GNÄDIGEN GOTTGottes Sorge um die MenschenLobt den Herrn! Denn gut ist es, unseren Gott zu preisen; lieblich ist es, anzustimmen den Lobgesang.  Der Herr baut Jerusalem auf. Die Verstoßenen Israels holt er zusammen;  er, der gebrochene Herzen heilt und ihre Wunden verbindet; er, der den Sternen bestimmt ihre Zahl, der sie alle mit Namen gerufen.  So groß ist unser Herr und an Macht so reich. Seine Einsicht kennt keine Grenzen. Der Herr hilft den Elenden auf, doch beugt er die Frevler zu Boden. Gottes Sorge um die NaturEin Loblied singt dem Herrn! Spielt unserem Gott auf der Zither! Ihm, der den Himmel mit Wolken bedeckt, der der Erde den Regen bereitet, der das Gras sprießen läßt auf den Bergen, der den Tieren zuteilt ihr Futter, den jungen Raben, um was sie schreien. Er hat nicht Gefallen an kraftvollen Rossen, nicht Freude an des Helden hurtigem Fuß. Dem Herrn gefallen nur die, die ihn ehren, nur die, die harren auf seine Huld. 'Er sendet sein Wort...'Jerusalem, preise den Herrn! Deinem Gott, o Zion, lobsinge!  Denn er festigt das Riegelgebälk deiner Tore. Er segnet in dir deine Kinder. Frieden verschafft er diesem Land, sättigt dich mit bestem Weizen. Zur Erde schickt er sein Gebot, in Eile läuft dahin sein Wort. Wie Wollflocken läßt er fallen den Schnee, den Reif streut er hin wie Asche.  Seinen Hagel wirft er wie Brocken herab. Vor seiner Kälte erstarren die Wasser. Er sendet sein Wort und bringt sie zum Schmelzen, seinen Odem läßt er wehen, da rieseln die Wasser. Er ist es, der Jakob verkündet sein Wort, Israel seine Gesetze und Rechte. So hat keinem anderen Volk er getan, noch sie gelehrt seine Rechte. Halleluja!  Der Lobpreis der Schöpfung......des HimmelsHalleluja! Lobt den Herrn vom Himmel her! Lobt ihn in den Himmelshöhen!  Lobt ihn, all seine Engel! Lobt ihn, all seine Heere!  Lobt ihn, Sonne und Mond! Lobt ihn, all ihr funkelnden Sterne. Lobt ihn, ihr höchsten Himmel! Lobt ihn, ihr Wasser über den Himmeln!  Loben sollen sie den Namen des Herrn! Denn er gebot, und sie waren geschaffen. Er stellte sie hin auf immer und ewig. Gesetze gab er ihnen, die nie vergehen. ...der ErdeLobt den Herrn von der Erde her, ihr Meerungeheuer und all ihr Tiefen!  Du Feuer und Hagel, Schnee und Dunst, du Sturm, seines Wortes Vollstrecker! Ihr Berge und all ihr Hügel, Fruchtbäume und all ihr Zedern! Du Wild und alle zahmen Tiere, kriechend' Gewürm und gefiederte Vögel! Der Erde Könige, die Völker alle, ihr Fürsten, alle Richter auf Erden!  Ihr Jünglinge und ihr Jungfrauen all, ihr Alten und ihr Jungen! Ihr alle lobt den Namen des Herrn! Denn sein Name allein ist erhaben. Seine Herrlichkeit ragt über Himmel und Erde. ...IsraelsMacht schenkte er seinem Volk. Zum Ruhm dient er all seinen Frommen, Israels Söhnen, dem Volk, das ihm darf nahen. Halleluja! Gottes Heil und GerichtHalleluja! Singt dem Herrn ein neues Lied, sein Lob in der Runde der Frommen!  Seines Schöpfers möge Israel sich freuen! Die Söhne Zions sollen jubeln ob ihres Königs,  seinen Namen preisen mit Reigen, ihm spielen mit Pauken und Zithern! Denn der Herr hat Wohlgefallen an seinem Volk; mit Heil bekränzt er die Gebeugten.  Die Frommen sollen in Herrlichkeit jubeln, auf ihrem Lager frohlocken! In ihrem Mund sei Gottes Lob, ein zweischneidiges Schwert in ihrer Hand, um an den Völkern Vergeltung zu üben, ein Strafgericht an den Nationen, ihre Könige in Ketten zu legen, in eiserne Fesseln ihre Edlen, an ihnen das Gericht zu vollziehen, wie geschrieben steht: Ein Ehrenrecht ist dies für all seine Frommen! Halleluja! Das große HallelujaHalleluja! Lobt Gott in seinem Heiligtum! Lobt ihn in seiner Himmelsfeste!  Lobt ihn ob seiner großen Taten! Lobt ihn in seiner mächtigen Größe! Lobt ihn mit dem Schall der Hörner! Lobt ihn mit Zithern und Harfen! Lobt ihn mit Pauken und Reigen! Lobt ihn mit Flöten und Saitenspiel! Lobt ihn mit klingenden Zimbeln! Lobt ihn mit schallenden Becken! Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! Halleluja! Die Sprüche Salomos, des Sohnes Davids, des Königs von Israel:  Sie schenken Erkenntnis von Weisheit und Zucht, geben kluger Rede Verständnis,  lassen Zucht und Einsicht erlangen, Gerechtigkeit, Redlichkeit und Geradheit; den Unerfahrenen geben sie Klugheit, dem Jüngling Verstand und Erkenntnis. Vernimmt sie der Weise, wächst er an Wissen; Lebenskunde erwirbt sich der Verständige: verstehen wird er Spruch und Gleichnis, der Weisen Worte und Rätsel.  Die Furcht des Herrn ist höchste Erkenntnis, nur Toren verachten Weisheit und Zucht.  Höre, mein Sohn, deines Vaters Belehrung! Achte nicht gering die Weisung deiner Mutter, denn ein lieblicher Kranz sind sie deinem Haupt, deinem Hals ein gar kostbares Geschmeide. Mein Sohn, folge nicht der Sünder Lockung, wenn sie sagen: "Komm mit uns, aufzulauern dem Guten, dem Schuldlosen ohne Grund eine Schlinge zu legen! Laßt sie uns wie die Unterwelt lebendig verschlingen, mit Haut und Haar, (laßt sie werden) wie die, die zur Unterwelt fahren! Wir wollen manch kostbares Gut gewinnen, unsere Häuser mit Beute füllen. Wirf dein Los in unseren Kreis! - die Geldbörse führen wir alle gemeinsam." Mein Sohn, ziehe nicht des Weges mit ihnen! Halt deinen Sohn ihren Pfaden fern! Denn ihre Füße eilen zum Bösen, um Blut zu vergießen, rennen sie. Umsonst ist ja das Netz gespannt, wenn die Augen der Vögel es sehen; sie aber: ihrem eigenen Blut lauern sie auf, sie legen sich selbst eine Schlinge. Wer mit ungerechtem Gewinn sich bereichert, endet so: das Geraubte bringt ihn ums Leben. - 'Frau Weisheits' PredigtDie Weisheit predigt auf offener Straße, auf freien Plätzen läßt sie ihre Stimme erschallen.  Auf den Mauern hoch oben ertönt ihr Ruf, in der Stadt hält sie ihre Reden am Eingang der Tore: "Wie lange noch, ihr Toren, liebt ihr die Torheit, gefällt euch, ihr Spötter, der Spott, haßt die Einsicht, ihr Unverständigen? Nehmt euch meine Mahnung zu Herzen, dann gieße ich aus über euch meinen Geist, meine Sprüche will ich euch kundtun. Weil ich gerufen und ihr euch geweigert, weil ich gewinkt, und niemand gab acht, weil ihr jeglichen Ratschlag von mir in den Wind schlugt, nichts wissen wolltet von meiner Mahnung, will auch ich eures Unglücks lachen, will spotten, wenn euch die Angst befällt, wenn über euch wie ein Unwetter einbricht der Schrecken, wie ein Sturmwind heranbraust euer Verderben, euch überkommen Drangsal und Not. Dann rufen sie mich - doch ich gebe keine Antwort; sie suchen nach mir - doch sie finden mich nicht. Weil sie die Erkenntnis gehaßt, nach der Furcht des Herrn nicht gefragt, um meinen Rat sich niemals gekümmert, jede Rüge von mir verschmäht - sollen sie die Frucht ihrer Taten genießen, sich sättigen an ihren Plänen. Denn den Tod bringt den Toren ihr Abfall, ihre Sorglosigkeit ist der Narren Verderben. Wer aber mir folgt, darf wohnen in Sicherheit, in Ruhe, ohne Bangen vor Unheil." Die Früchte der WeisheitMein Sohn, wenn du meine Lehren annimmst, bei dir verwahrst meine Weisung,  der Weisheit dein Ohr leihst, dein Herz der Einsicht zuneigst,  nach Klugheit rufst, deine Stimme erhebst nach Erkenntnis, wie Silber sie suchst, wie verborgenen Schätzen ihr nachspürst: dann lernst du erkennen die Furcht des Herrn und wirst Gotteserkenntnis gewinnen. Denn Weisheit verleiht nur der Herr; aus seinem Mund kommen Erkenntnis und Einsicht. Den Aufrichtigen verwahrt er das Heil, ist ein Schild denen, die in Unschuld wandeln. Er schützt die Pfade des Rechts und behütet den Weg seiner Frommen. Verständnis erlangst du dann für Gerechtigkeit, Redlichkeit und Geradheit - für jedes gute Verhalten. Denn dann zieht Weisheit ein in dein Herz, Erkenntnis erfreut deine Seele, Umsicht wacht dann über dich, Besonnenheit wird dich behüten. Sie wird dich bewahren vor bösem Weg, vor den Menschen, die trügerisch reden, die gerade Pfade verlassen, um finstere Wege zu gehen, die Freude haben an schlechtem Tun und Vergnügen finden an der Bosheit des Lasters - krumm ist ihr Pfad, gewunden sind ihre Bahnen. - Sie bewahrt dich vor der Frau eines anderen, der Fremden, die schmeichlerisch redet, die den Freund ihrer Jugend verläßt und vergißt den Bund ihres Gottes.  Zum Tod sinkt wahrlich ihr Haus hinab, ins Totenreich führt ihre Straße. Wer bei ihr einkehrt, kommt nie mehr zurück, betritt nie wieder die Pfade des Lebens. Darum wandle auf der Guten Weg, halte ein der Gerechtigkeit Pfade! Denn nur die Guten werden wohnen ihm Land, nur die Rechtschaffenen darin bleiben. Die Frevler aber werden vertilgt aus dem Land, entwurzelt aus ihm die Verräter. Das Glück der WeisheitMein Sohn, vergiß meine Lehre nicht! Dein Herz beachte meine Weisungen. Denn sie bringen dir in Fülle langes Leben, Jahre des Wohlergehens und Glück; Liebe und Treue sollen dich nie verlassen. Binde meine Gebote an deinen Hals, schreibe sie dir auf die Tafel des Herzens! Dann wirst du Gnade gewinnen und bei Gott und den Menschen reichen Lohn. Die GottesfurchtVertraue auf den Herrn mit ganzem Herzen; auf eigene Einsicht verlasse dich nicht! Denk an ihn auf all deinen Wegen: so wird er die Pfade dir ebnen. Halte dich nicht selber für weise! Fürchte den Herrn und meide das Böse! Das hält deinen Leib gesund, ist ein Jungbrunnen für deine Glieder. Gib Ehre dem Herrn mit deinem Besitz und mit den Erstlingen deines gesamten Ertrages! Dann füllen sich deine Scheunen mit Überfluß, und von Most laufen über deine Fässer. Wert und Segen der WeisheitMein Sohn, denke nicht gering von der Zucht des Herrn, laß seine Strafe dich nicht verdrießen! Denn wen der Herr liebhat, den züchtigt er wie ein Vater den Sohn, dem er wohlwill. Heil dem Menschen, der Weisheit erlangt, dem Menschen, der gefunden hat Einsicht! Denn besser als Silber ist es, sie zu erwerben; sie zu gewinnen ist mehr wert als Gold. Kostbarer ist sie als Perlen, all deine Kostbarkeiten kommen ihr nicht gleich. Langes Leben birgt sie in ihrer Rechten, Reichtum und Ehre in ihrer Linken. Ihre Wege sind Wege der Wonne und all ihre Pfade führen zum Heil. Für den, der sie ergreift, ist sie ein Lebensbaum, wer sie festhält, ist glücklich zu preisen. Der Herr hat durch Weisheit die Erde gegründet, den Himmel gefestigt durch Einsicht. Durch seine Klugheit brachen die Fluten der Tiefe hervor, träufeln Tau die Wolken. Mein Sohn, verliere sie nicht aus den Augen! Bewahre Umsicht und Klugheit! Dann werden sie zum Leben deiner Seele, deinem Hals zum Schmuck. Dann ziehst du deines Weges in Sicherheit und stößt nicht an mit deinem Fuß. Nicht zu ängstigen brauchst du dich, legst du dich nieder, ruhst du, wird Schlaf dich erquicken. Du brauchst nicht zu bangen vor plötzlichem Schrecken noch vor der Vernichtung, die über den Frevler hereinbricht. Der Herr wird deine Zuversicht sein und deinen Fuß vor dem Fallstrick bewahren. NächstenliebeVerweigere keine Wohltat dem Bedürftigen, wenn es in deiner Macht steht, sie zu spenden! Wenn du es heute schon kannst, so sage nicht zu deinem Nächsten: "Geh, komm wieder, morgen will ich dir geben!"  Sinne nichts Böses wider deinen Nächsten, während er arglos bei dir weilt! Streite mit niemandem ohne Grund, wenn man dir nichts zuleide getan! Beneide nicht gewalttätige Menschen, ihre Wege wähle nicht! Denn der Herr verabscheut den Frevler, doch ein treuer Freund ist er dem Frommen. Der Fluch des Herrn liegt auf dem Haus des Frevlers, doch den Wohnsitz der Gerechten segnet er. Zum Spötter wird er den Spöttern, den Demütigen aber spendet er Gnade. Ehre ist der Erbteil des Weisen, doch Schande ist aufgespart den Toren. Der Weg zur WeisheitHört, Kinder, die Mahnung des Vaters! Merkt auf, um Weisheit zu lernen! Denn gute Lehren gebe ich euch; verachtet nicht meine Weisung! Da ich als Kind noch bei meinem Vater weilte, als zartes einziges Kind unter der Obhut der Mutter, da belehrte er mich und sagte zu mir: "Dein Herz halte fest meine Worte! Beobachte meine Gebote, so wirst du leben! Erwirb dir Weisheit, erwirb dir Einsicht! Vergiß das nicht! Weiche nicht ab von den Worten meines Mundes" Laß nicht von ihr, sie wird dich bewahren! Behalte sie lieb: sie wird dich behüten! Weisheit fängt damit an, daß man sie sich erwirbt: verschaffe dir Einsicht mit all deiner Habe! Schätze sie hoch: sie wird dich erhöhen, zu Ehren wird sie dich bringen, wenn du sie umarmst.  Um dein Haupt wird einen lieblichen Kranz sie dir winden, schenken wird sie dir eine herrliche Krone." Warnung vor dem Pfad der FrevlerHöre, mein Sohn! Nimm an meine Worte! So werden dir zahlreich werden die Jahre deines Lebens. Den Weg der Weisheit will ich dir weisen, dich leiten auf rechter Bahn. Gehst du darauf, wird dein Schritt nicht beengt sein, läufst du darauf, so wirst du nicht straucheln. Halte Zucht! Verlasse sie nicht! Bewahre sie! Sie ist ja dein Leben. Betritt nicht der Frevler Pfad! Geh nicht auf dem Weg der Bösen! Fliehe ihn, geh nicht darauf! Weiche ihm aus, geh vorüber! Sie können nicht ruhen, wenn sie nichts Böses getan, ihr Schlaf ist ihnen geraubt, wenn sie nicht jemanden verführt. Denn sie essen des Frevels Brot und trinken den Wein der Gewalttat. Der Pfad der Gerechten ist wie der Morgenschein; er wird immer lichter bis zum vollen Tag. Der Gottlosen Weg ist wie dunkle Nacht; sie wissen nicht, worüber sie straucheln. Mein Sohn, merke auf meine Worte! Neige dein Ohr meinen Sprüchen! Laß sie nie deinen Augen entschwinden, bewahre sie im innersten Herzen! Denn Leben sind sie für den, der sie findet, Genesung für seinen ganzen Leib. Mit aller Sorgfalt hüte dein Herz: aus ihm quillt hervor das Leben. Halte deinem Mund die Lüge fern, laß rein sein von Trug deine Lippen! Geradeaus schaue dein Auge, frei vor dich hin dein Blick! Deine Füße setze auf ebene Bahn, fest bestimmt seien all deine Wege. Biege nicht ab nach rechts oder links, halte fern deinen Fuß vom Bösen! Warnung vor der fremden FrauMein Sohn, merke auf meine Weisheit, meiner Einsicht neige dein Ohr! So wahrst du die Klugheit und hütest deiner Lippen Zucht! Der Dirne Lippen triefen von Honig, und glatter als Öl ist ihr Gaumen. Doch zuletzt ist sie bitter wie Wermut, scharf wie ein zweischneidiges Schwert. Zum Tod hinab steigen ihre Füße, ihre Schritte führen zur Unterwelt. Sie wandelt nicht auf dem Pfad des Lebens; ohne daß sie es merkt, geht sie dahin auf unsteten Bahnen. Wohlan, ihr Söhne, hört auf mich! Weicht nicht ab von den Worten meines Mundes! Halte fern von ihr deinen Weg! Komm nicht nahe der Tür ihres Hauses! Sonst gibst du deine Jugendblüte anderen preis, einem Unerbittlichen deine Jahre. Sonst sättigen sich andere an deiner Habe, und dein Erwerb kommt ins Haus eines Fremden. Du müßtest zuletzt noch bitterlich klagen, wenn dahinsiechen dein Leib und dein Fleisch, und müßtest gestehen: "Die Zucht habe ich gehaßt! Mein Herz hat die Warnung mißachtet. Meiner Lehrer Stimme habe ich nicht gelauscht, kein Gehör geschenkt meinen Erziehern. Fast wäre ich völlig ins Unglück geraten inmitten der Versammlung und Gemeinde."  Trink Wasser aus deinem eigenen Brunnen, aus deiner Quelle rieselndes Wasser!  Sollen deine Quellen nach außen verströmen, auf die Straßen hinaus deine Bäche? Nein, dir allein sind sie eigen, neben dir keinem Fremden. Dein Brunnen sei gesegnet! Freue dich der Frau deiner Jugend, der Hinde voll Liebreiz, der Gazelle voll Anmut! Die Liebe zu ihr darf dich immer entzücken, an ihrer Liebe dich allzeit ergötze! Warum, mein Sohn, willst du einer anderen dich freuen, eine Fremde in Liebe umarmen? Fürwahr, offen liegen vor den Augen des Herrn eines jeden Wege; er achtet auf all seine Pfade. Den Frevler fängt seine eigene Schuld; gebunden wird er mit den Stricken seiner Sünde. Sterben wird er aus Mangel an Zucht, in seiner großen Torheit stürzt er ins Verderben. EINZELMAHNUNGENWarnung vor BürgschaftMein Sohn, bist du Bürge geworden für deinen Nächsten, hast du den Handschlag einem anderen gegeben, bist du durch ein Versprechen gebunden, durch eine Zusage gehalten, so tu doch dies, mein Sohn, damit du dich frei machst - denn in die Hand deines Nächsten bist du geraten -: geh hin, wirf dich nieder, bestürme deinen Nächsten, gönne keinen Schlaf deinen Augen, deinen Wimpern keinen Schlummer, reiße dich los aus seiner Hand wie eine Gazelle, wie ein Vogel aus der Hand des Voglers. - Warnung vor MüßiggangGeh zur Ameise, Fauler, - betrachte ihr Tun und werde weise! Wenn sie auch keinen Fürsten hat, keinen Vogt und keinen Gebieter, so sorgt sie doch im Sommer für ihre Nahrung, sammelt zur Erntezeit sich Speise. - [Zusatz in LXX: Oder geh zur Biene und sieh, wie fleißig sie ist und wie erhaben das Werk, das sie vollbringt. Was sie hervorbringt, verwenden Könige und Edle zu ihrer Gesundheit; bei allen ist sie gesucht und berühmt: mag sie auch schwach sein an Kraft, so hat sie doch Weisheit voraus, die an ihr geehrt wird.]  Wie lange noch, Fauler, willst du liegen bleiben? Wann willst du vom Schlaf dich erheben? "Ein bißchen noch schlafen, noch schlummern ein bißchen, ein bißchen die Hände noch falten und ruhen!" Schon kommt über dich wie ein Läufer die Armut, wie ein Krieger kommt über dich der Mangel. Warnung vor FalschheitEin Schurke, ein Frevler ist, wer mit falscher Rede umhergeht, mit den Augen zwinkert, mit dem Fuße deutet, Zeichen gibt mit den Fingern, wer im Herzen Ränke schmiedet und Händel stiftet jederzeit. - Darum wird das Verderben ihn plötzlich ereilen, jäh wird er hilflos zerschellen! Warnung vor anderen SündenSechs Dinge sind es, die dem Herrn verhaßt, und seinem Herzen sind sieben ein Greuel:  Das stolze Auge, die falsche Zunge und die unschuldig Blut vergießende Hand, das boshafte Ränke schmiedende Herz, die eilends zum Bösen laufenden Füße, der Lügen redende falsche Zeuge und der, der Zwietracht sät zwischen Brüdern. Warnung vor EhebrechernBeachte, mein Sohn, deines Vaters Ermahnung, und laß nicht ab von der Unterweisung deiner Mutter! Immerdar binde sie dir aufs Herz, um den Hals sie dir winde, damit sie dich geleiten, wenn du gehst, und über dich wachen, wenn du ruhst, sie - wenn du erwachst - mit dir gehen zur Arbeit. Denn Leuchten sind die Ermahnungen, die Unterweisungen Lichter; ein Weg zum Leben sind die Mahnungen zur Zucht. Sie schützen dich vor dem bösen Weg, vor der glatten Zunge der Fremden. Trage in deinem Herzen nach ihrer Schönheit kein Gelüst, laß dich nicht fangen von ihren Wimpern! Denn für eine Dirne kommt man herunter auf einen Laib Brot. Aber eines Mannes Ehefrau jagt einem edlen Leben nach.  Kann man wohl Feuer bergen im Gewand, ohne das Kleid zu versengen? Kann jemand wandeln auf glühenden Kohlen, ohne sich die Füße zu verbrennen? So ergeht es dem, der mit der Frau des anderen sich einläßt; nicht ungestraft bleibt, wer sie berührt. Übersieht man es dem Dieb, selbst wenn er nur stiehlt, seinen gierigen Hunger zu stillen? Ersetzen muß er es siebenfach, wird er ertappt, müßte er selbst hingeben sämtliche Habe seines Hauses. Wer mit einer Frau die Ehe bricht, hat den Verstand verloren; solches tut nur, wer sich selbst ins Verderben will stürzen. Schläge und Schande trägt er nur davon, und seine Schmach ist untilgbar. Denn Eifersucht ist des Mannes Grimm, am Tag der Rache kennt er keine Schonung. Kein Sühnegeld kann ihn versöhnlich stimmen; magst du ihm noch so viel schenken, er gibt sich nicht zufrieden. Bewahre, mein Sohn, meine Worte im Sinn, und birg bei dir meine Weisung! Bewahre meine Gebote, und du wirst leben, wie deinen Augapfel hüte meine Lehre! Binde sie dir an die Finger, schreibe sie dir auf des Herzens Tafel! Sprich zur Weisheit: "Du meine Schwester!" und nenne die Einsicht: "Vertraute", daß sie dich fern von der Frau eines anderen halte, von der Fremden, die schmeichlerisch redet. Da ich durchs Fenster meines Hauses blickte, hinauslugte durch meine Gitter, achtgab auf Toren und Weise, da bemerkte ich einen unerfahrenen Jüngling. Die Straße schritt er hinab, an einer Ecke vorbei, er war auf dem Weg nach Hause. Der Tag neigte sich im Dämmerlicht, beim Einbruch des nächtlichen Dunkels. Auf einmal trat ihm entgegen ein Weib - im Dirnenkleid, arglistigen Sinnes. Frech streifte sie umher, nicht hielt es ihre Füße zu Hause, bald auf der Straße, bald auf den Plätzen - an jeder Ecke lauerte sie. Sie hielt ihn fest und küßte ihn, und sagte mit frechem Gesicht: "Ein Friedopfer war ich noch schuldig, und heute habe ich mein Gelübde erfüllt.  Darum ging ich aus, dir entgegen; ich suchte dich und habe dich gefunden. Mit Decken habe ich mein Lager bereitet, mit buntem ägyptischen Leinen, besprengt habe ich mein Bett mit Myrrhe, mit Aloe und Zimt.  So komm! Wir wollen in Liebe schwelgen, bis zum Morgen in Liebeslust. Der Mann ist nicht zu Hause, auf Reisen ist er, weit fort. Den Geldbeutel hat er mitgenommen; erst am Vollmondstag kehrt er zurück." Mit glatten Lippen verführte sie ihn, zog ihn mit viel Überredung. Wie ein Stier, der zur Schlachtbank geführt wird, folgte ihr nach der Einfältige, wie ein Hirsch, der im Netz sich verstrickt, bis ein Pfeil ihm die Leber durchbohrt, wie ein Vogel, der ins Fangnetz fliegt und nicht merkt: es geht um sein Leben. Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich! Merkt auf die Worte meines Mundes! Laß auf den Weg zu ihr nicht locken dein Herz, verirre dich nicht auf ihre Pfade! Denn groß ist die Zahl der Erschlagenen, die sie gefällt, viele sind es, die sie gemordet. Eine Straße zur Unterwelt ist ihr Haus, zu den Kammern des Todes führt sie hinab. DIE EINLADUNG DER WEISHEITDie Weisheit bittet um GehörHorch! Ruft nicht die Weisheit? Ist es nicht die Einsicht, die ihre Stimme erhebt?  Sie steht oben, hoch über der Straße oder auch, wo die Wege sich kreuzen.  Laut ruft sie am Tor, wo man die Stadt verläßt, oder zur Stadt hereinkommt: "An euch, ihr Männer, ergeht mein Ruf, an die Menschenkinder richte ich mein Wort. Habt Verständnis für Klugheit, ihr Leute voll Einfalt! Nehmt an Vernunft, ihr Toren! Hört zu! Denn Treffliches will ich euch künden, zu wahrhaftiger Rede öffne ich meine Lippen. Ja, meine Zunge spricht lautere Wahrheit, ein Greuel ist Falschheit meinen Lippen. Meines Mundes sämtliche Worte sind wahr, sie sind ohne Falschheit und Tücke. Sie alle sind dem Einsichtigen klar, und einfach dem Wahrheitssucher. Nehmt lieber als Silber meine Weisung an, lieber als kostbares Gold die Erkenntnis! Denn mehr wert als Perlen ist die Weisheit, ihr kommt keinerlei Kostbarkeit gleich. Die Weisheit preist ihre GüterIch, die Weisheit, bin im Bund mit der Klugheit; tiefes Wissen ist mein Erwerb. Die Furcht des Herrn ist Haß gegen das Böse; - gegen Hochmut und Hoffart, bösen Wandel und falsche Rede hege ich Haß. Bei mir ist Umsicht und kluger Rat; mein ist Einsicht und Stärke.  Durch mich regieren die Könige, entscheiden die Großen nach Recht. Durch mich befehlen die Fürsten, die Edlen und alle Richter auf Erden. Die mich lieben, liebe ich wieder; es finden mich, die mich suchen. Bei mir sind Reichtum und Ehre zu finden, auch bleibender Wohlstand und stattliches Gut. Meine Frucht ist besser als Gold, besser als Feingold; mein Ertrag ist mehr wert als geläutertes Silber. Auf dem Pfad der Gerechtigkeit wandle ich, inmitten der Bahnen des Rechts. Denen, die mich lieben, spende ich Güter, ihre Schatzkammern fülle ich an. Die Weisheit erzählt von ihrem UrsprungMich schuf der Herr im Beginn seines Waltens, als erstes seiner Werke in der Urzeit.  Ich ward bestellt von Ewigkeit her, von Anbeginn, vor dem Ursprung der Welt Noch war die Tiefe der Flut nicht bestimmt, da ward ich geboren; es gab noch keine Quellen mit sprudelndem Wasser. Noch waren die Berge nicht eingesenkt, da ward ich vor den Hügeln geboren, bevor er Land und Gefilde erschuf, und des Erdenrunds erste Schollen. Die Weisheit schildert ihr WirkenIch war dabei, als er den Himmel baute, als er abmaß die Wölbung über den Wassern der Flut;  als er in der Höhe die Wolken ballte, die Quellen anschwellen ließ aus dem Urmeer,  als er dem Meer seine Schranken gesetzt, daß die Flut ihr Ufer nie überschreite, und er die Säulen der Erde gefestigt - da stand ich, sein Liebling, an seiner Seite, war Tag für Tag voll Entzücken, voll Freude vor ihm allezeit,  voll Freude auf seiner weiten Erde, voll Entzücken an den Menschenkindern. Die Weisheit verheißt das LebenNun denn, ihr Söhne, hört auf mich! Heil denen, die wandeln auf meinen Wegen! Hört meine Weisung, daß ihr Weisheit gewinnt! Laßt sie nicht fahren! Wohl dem, der mir lauscht, der Tag für Tag wacht an meiner Tür, der meine Torpfosten hütet. Denn wer mich findet, findet das Leben; was er wünscht, erhält er vom Herrn. Wer mich verfehlt, verletzt seine Seele; alle die mich hassen, lieben den Tod." Die Weisheit lädt zu TischDie Weisheit hat sich ein Haus gebaut; es ruht auf sieben Säulen.  Sie hat geschlachtet ihr Vieh, gemischt ihren Wein. Ihre Tafel ist schon gedeckt. Sie hat ihre Mägde ausgesandt, zu künden auf den höchsten Stellen der Stadt: "Wer einfältig ist, der kehre hier ein! Wem es an Einsicht gebricht, den will ich belehren. Kommt, eßt von meinem Brot, trinkt den Wein, den ich mischte! Laßt fahren die Torheit, damit ihr lebt. Wandelt einher auf dem Weg der Einsicht! Wer einen Spötter zurechtweist, holt sich selber nur Schande; wer einen Frevler tadelt, zieht sich Beschimpfung zu. Weise keinen Spötter zurecht: er könnte dich hassen. Rüge den Weisen: er wird dich lieben. Belehre den Weisen, so wird er noch weiser! Belehre den Frommen: er gewinnt noch an Einsicht. Der Kern aller Weisheit ist die Furcht des Herrn; den Hochheiligen kennen, ist Einsicht. Denn der Herr ist es, der deine Tage mehrt, der zahlreich macht deines Lebens Jahre. Bist du weise, so bist du es zu deinem Besten. Bist du ein Spötter, so mußt du selber es büßen." Frau Torheit lädt in ihr HausEin unruhiges Weib ist Frau Torheit, sie versteht sich nur auf Verführung. Sie sitzt an der Tür ihres Hauses, auf einem Thron hoch oben in der Stadt, um Vorübergehende einzuladen, die geradeaus des Weges wandeln: "Wer einfältig ist, der kehre hier ein." - Und zu dem Unverständigen spricht sie: "Süß ist gestohlenes Wasser, köstlich schmeckt heimlich entwendetes Brot." Und er weiß nicht, daß die Schatten dort hausen, daß ihre Gäste im Totenreich lagern. ERSTE SAMMLUNG VON SPRÜCHEN SALOMOSDer Gerechtigkeit Segen, der Sünde FluchSprüche Salomos: Ein weiser Sohn macht seinem Vater Freude, ein törichter Sohn ist der Kummer seiner Mutter.  Keinen Nutzen bringen ungerecht erworbene Schätze, Gerechtigkeit aber errettet vom Tod. Der Herr läßt den Frommen nicht Hunger leiden, doch die Gier des Gottlosen stößt er zurück. Die faule Hand macht arm, die fleißige Hand schafft Reichtum. Klug ist, wer im Sommer auf Vorrat sammelt, ein Nichtsnutz ist, wer in der Erntezeit schläft. Aufs Haupt der Gerechten strömt reicher Segen, doch der Mund der Frevler birgt Unheil. Des Gerechten Andenken bleibt in Segen, doch den Namen der Frevler verflucht man. Wer weisen Sinnes ist, nimmt Weisungen an, ein närrischer Schwätzer kommt zu Fall. Wer seines Weges in Unschuld geht, wandelt sicher, wer krumme Pfade geht, wird durchschaut. Wer mit den Augen zwinkert, fügt Kränkung zu, wer mit Freimut rügt, stiftet Frieden.  Des Gerechten Mund ist ein Quell des Lebens, doch der Mund der Frevler birgt Unheil. Haß ruft nur Zank hervor, Liebe aber deckt alle Vergehen zu. Auf des Verständigen Lippen ist Weisheit zu finden, doch die Rute gebührt dem Rücken des Toren. Weise halten zurück mit dem Wissen, doch des Toren Mund ist nahes Verderben. Eine feste Stadt ist dem Reichen sein Habe, die Armut ist der Armen Verderben. Der Gerechten Einkünfte dienen zum Leben, der Erwerb des Gottlosen aber zur Sünde. Wer auf Lügen achtet, wandelt den Weg zum Leben, doch in die Irre geht, wer Warnungen abweist. Lügenlippen verbergen den Haß, ein Tor ist, wer üble Nachrede ausstreut. Bei vielem Reden bleibt die Sünde nicht aus, doch wer seine Zunge im Zaum hält, handelt verständig. Erlesenes Silber ist des Gerechten Zunge, doch wenig wert ist der Gottlosen Verstand. Der Gerechten Lippen sind vielen ein Labsal, doch die Toren sterben an ihrer Torheit. Reich macht der Segen des Herrn, eigene Mühe tut nichts dazu.  Schandtat zu üben bereitet dem Toren Vergnügen, die Weisheit ist Freude für den Mann von Einsicht. Über den Gottlosen kommt, wovor ihm graut, zuteil wird den Gerechten, was sie begehren. Wenn der Sturmwind daherfährt, ist es mit dem Gottlosen aus, doch auf ewigem Grund steht fest der Gerechte. Was Essig den Zähnen und Rauch den Augen, ist der Faule für den Dienstherrn, der ihn als Boten gesandt. Die Lebenstage verlängert die Furcht des Herrn, doch verkürzt werden der Gottlosen Jahre. Der Gerechten Harren mündet in Freude, doch zunichte wird die Hoffnung der Frevler. Eine Wehr ist der Herr dem, der in Unschuld wandelt, den Frevlern aber Verderben. Der Gerechte wird auf ewig nicht wanken, doch die Gottlosen bleiben nicht wohnen im Land. Der Mund des Gerechten läßt Weisheit sprossen, die falsche Zunge aber fällt dem Verderben anheim. Auf Glück sind bedacht der Gerechten Lippen, der Gottlosen Mund auf Verkehrtheit. Der Gerechten Heil, des Gottlosen UnheilFalsche Waage ist dem Herrn ein Greuel, wohlgefällig ist ihm volles Gewicht. Kommt Übermut, kommt auch Verachtung; Weisheit aber hält sich beim Demütigen auf. Sicher leitet Unschuld die Redlichen, die Treulosen aber richtet die eigene Falschheit zugrunde. Reichtum nutzt nichts am Tag des Zornes, Gerechtigkeit aber errettet vom Tod. Sein Rechttun ebnet dem Unschuldigen den Weg, zu Fall kommt der Frevler durch die eigene Bosheit. Die Redlichen rettet ihre Gerechtigkeit, die Treulosen aber werden durch eigene Gier gefangen. Wenn der Gottlose stirbt, ist sein Hoffen dahin, die Erwartung des Ruchlosen wird vereitelt. Der Gerechte wird aus der Not gerettet, und der Gottlose nimmt seine Stelle ein. Mit seiner Zunge sucht der Ruchlose den Nächsten zu verderben, doch durch Umsicht retten sich die Gerechten. Über das Wohl der Gerechten frohlockt die Stadt, und Jubel herrscht über der Frevler Verderben. Die Stadt kommt empor durch den Segen der Redlichen, durch den Mund der Frevler geht sie zugrunde. Der Unverständige behandelt seinen Nächsten verächtlich, der Mann voll Einsicht aber schweigt. Geheimnisse verrät, wer als Verleumder herumgeht, der Zuverlässige aber hält die Sache geheim. Wo es an der Führung fehlt, geht ein Volk zugrunde; gut aber steht es, wo man viele Ratgeber hört. Gar schlimm kann es gehen, wenn für andere man Bürgschaft leistet; sicher geht, wer dem Handschlag ausweicht. Eine freundliche Frau erhält Ehre, ein Schandfleck aber ist die Frau, die Redlichkeit haßt. Die Faulen kommen zu keiner Habe, Reichtum erhalten die Fleißigen.  Ein gütiger Mensch tut sich selber wohl, der Hartherzige schneidet sich ins eigene Fleisch. Der Frevler erwirbt sich eitlen Gewinn, sicheren Lohn aber, wer Gerechtigkeit sät. Wer Gerechtigkeit übt, erlangt das Leben, wer Böses tut, rennt ins Verderben. Ein Mensch mit falschem Herzen ist dem Herrn ein Greuel; doch wohlgefällig ist ihm, wer unsträflich wandelt. Die Hand drauf: Nicht straflos wird der Böse ausgehen, gerettet aber wird das Geschlecht des Gerechten. Im Rüssel des Schweines ein goldener Ring: das ist ein Weib, schön, aber schamlos.  Zum Glück führt der Gerechten Begehren, im Unglück endet der Frevler Hoffnung. Der eine teilt reichlich aus und wird immer reicher, ein anderer kargt mit dem Nötigen und wird immer ärmer. Wer wohltut, wird gesättigt; wer andere tränkt, wird selber getränkt. Wer Korn zurückhält, dem flucht das Volk; wer es hergibt, auf dessen Haupt kommt Segen. Wer das Gute anstrebt, erwirbt sich Wohlwollen; das Böse trifft den, der danach trachtet. Dahin schwindet, wer auf seinen Reichtum vertraut; wie grünes Laub gedeihen die Gerechten. Wer sein Haus vernachlässigt, erntet Wind; dienstbar wird der Tor dem Weisen. Der Gerechtigkeit Frucht ist ein Lebensbaum, Gewalttat aber raubt das Leben. Wird dem Gerechten auf Erden vergolten, dann erst recht dem Frevler und Sünder! Verhalten des Weisen und des TorenWer die Rüge liebt, liebt die Erkenntnis; ein Dummkopf ist, wer den Tadel verschmäht. Der Gute erlangt Gnade beim Herrn, den Ränkeschmied aber verdammt er Kein Mensch gewinnt durch Frevel Bestand, nimmer wankt die Wurzel der Frommen. Eine tüchtige Frau ist ihres Gatten Krone, eine schlechte wie Wurmfraß in seinen Knochen. Des Gerechten Denken geht nur auf das Rechte, der Frevler Ränke einzig auf Trug. Der Gottlosen Reden sind ein Lauern auf Blut, den Rechtschaffenen aber rettet sein Mund. Die Frevler stürzen und sind nicht mehr, das Haus des Gerechten aber bleibt stehen. Nach dem Maß seiner Einsicht wird Lob einem Mann, doch dem Gespött verfällt, wer verschroben. Besser gering sein und sein Auskommen haben, als vornehm tun und nichts zu essen haben. Der Gerechte sorgt für das, was sein Vieh bedarf, ohne Gefühl aber ist das Herz des Frevlers. Wer seinen Acker bestellt, hat satt zu essen; unverständig ist, wer nichtigen Dingen nachläuft. Niedergerissen wird die Feste der Gottlosen, von Dauer ist die Wurzel der Gerechten. Durch seiner Lippen Verfehlung verfängt sich der Böse, der Gerechte aber entrinnt dem Verderben. Von der Frucht seiner Reden wird der Mensch reichlich satt, vergolten wird ihm nach seiner Hände Arbeit. Dem Toren dünkt sein Weg der rechte, der Weise aber nimmt Belehrung an. Der Tor zeigt seinen Ärger auf der Stelle, der Kluge aber sieht über die Schmähung hinweg. Wer die Wahrheit sagt, spricht Verläßliches aus; ein lügenhafter Zeuge bringt nur Enttäuschung. Wie Schwertstiche durchbohrt mancher Reden, Heilung aber bringt die Zunge der Weisen. Wahrhaftige Lippen bestehen für immer, die falsche Zunge nur einen Augenblick.  Enttäuschung herrscht im Herzen derer, die Unheil brüten; doch die zum Guten raten, erleben Freude. Keinerlei Unheil trifft den Gerechten, doch voll von Unglück sind die Frevler. Lügenlippen sind dem Herrn ein Greuel, wer die Wahrheit spricht, gefällt ihm. Ein kluger Mann hält mit seinem Wissen zurück, das Herz des Toren schreit die eigene Torheit hinaus. Die Hand des Fleißigen wird Herrschaft erlangen, die lässige aber muß fronen. Kummer im Herzen bedrückt den Menschen, ein gütiges Wort heitert ihn auf. Der Gerechte erspäht fette Weide, der Weg der Gottlosen aber führt in die Irre. Der Lässige erjagt sich kein Wild, dem Fleißigen aber wird kostbares Gut zuteil. Der Pfad der Gerechtigkeit führt zum Leben, zum Tod der Weg des Frevels. Das Schicksal des Frommen und des FrevlersEin weiser Sohn nimmt Belehrung an, ein Spötter hört auf kein Schelten. Von der Frucht seiner Reden wird einer reichlich satt, den Treulosen gelüstet es nach Gewalttat. Wer seinen Mund behütet, bewahrt sein Leben, Verderben droht dem, der seine Lippen aufreißt. Voll von Wünschen, doch ohne Erfolg, ist die Seele des Faulen; das Verlangen der Fleißigen wird reichlich gestillt. Falsches Treiben ist dem Gerechten verhaßt, der Gottlose bringt sich in Schimpf und Schande. Die Gerechtigkeit schützt den unsträflichen Wandel, die Gottlosigkeit bringt die Sünder zu Fall. Mancher gibt sich für reich aus, obwohl er gar nichts besitzt, mancher für arm und hat doch ein großes Vermögen. Der Reichtum eines Mannes ist ein Lösegeld für sein Leben, der Arme aber findet kein Mittel zum Loskauf. Fröhlich brennt das Licht der Gerechten, indes die Leuchte der Frevler erlischt. Durch Hochmut gibt es nur Hader, wer sich raten läßt, ist weise. Hastig erraffte Habe vergeht, doch reich wird, wer handvollweise sammelt. Lang hingehaltene Hoffnung macht das Herz krank, der erfüllte Wunsch aber ist ein Lebensbaum. Wer ein Mahnwort verachtet, schadet sich selbst, vergolten wird dem, der Ehrfurcht hat vor dem Gebot. Des Weisen Lehre ist ein Quelle des Lebens, um die Fallstricke des Todes zu meiden. Gutes Benehmen bringt Gunst, steinhart aber ist der Treulosen Weg. Ein kluger Mann tut alles mit Überlegung, der Tor aber tut mit seiner Torheit noch groß. Ein gottloser Bote stürzt ins Unglück, ein treuer Bote bringt Heil. Armut und Schande treffen den, der die Rüge verachtet, doch wer auf Zurechtweisung merkt, kommt zu Ehren. Erfülltes Verlangen tut dem Herzen wohl, doch das Böse zu meiden, ist den Toren ein Greuel. Pflege Umgang mit Weisen, so wirst du weise; übel wird es ergehen, wer mit Toren verkehrt. Die Sünder verfolgt das Unglück, den Gerechten wird mit Gutem vergolten. Kindeskindern hinterläßt der Gute ein Erbe, des Sünders Vermögen aber wird dem Gerechten bewahrt. Dem Armen bringt der Neubruch reiche Nahrung, durch Unrecht aber wird mancher hinweggerafft.  Wer seine Rute schont, hat seinen Sohn nicht lieb, wer ihn liebhat, züchtigt ihn beizeiten. Der Gerechte hat zu essen, bis er satt ist; der Bauch des Frevlers muß darben. Der Weisheit Vorzug vor der TorheitFrau Weisheit baut sich ein Haus auf, die Torheit reißt es mit eigenen Händen nieder. Wer rechtschaffen handelt, fürchtet den Herrn, wer Irrwege geht, verachtet ihn. Im Mund des Toren ist eine Rute für seinen Hochmut, dem Weisen aber sind seine Lippen ein Schutz. Wo keine Ochsen sind, gibt es kein Getreide, reichen Ertrag gewinnt man durch die Kraft der Stiere. Ein wahrhaftiger Zeuge sagt keinen Trug, ein falscher Zeuge trägt Lügen vor. Der Spötter sucht Weisheit, jedoch vergeblich, dem Verständigen fällt die Erkenntnis leicht. Geh fort von dem Toren, denn du merkst nichts von verständiger Rede! Darin besteht die Weisheit des Klugen, daß er achtgibt auf seinen Weg; doch ein Irrweg ist die Torheit der Toren. Der Tor treibt seinen Spott mit der Sünde; unter Rechtschaffenen herrscht Einvernehmen. Nur das Herz kennt sein eigenes Leid, in seine Freude mischt sich kein Fremder ein. Der Frevler Haus wird zugrunde gehen, aufblühen wird das Zelt der Gerechten. Mancher Weg erscheint einem eben, doch das Ende davon sind Pfade des Todes. Auch beim Lachen kann das Herz sich grämen, und das Ende der Freude ist Leid.  Für seinen Wandel empfängt der Abtrünnige Vergeltung, und so auch der Gute für seine Taten. Der Einfältige glaubt jedem Wort, doch der Kluge achtet auf seine Schritte. Der Weise hat Ehrfurcht und meidet das Böse, doch der Tor geht darüber hinweg und fühlt sich sicher. Der Jähzornige verübt Torheit, der Besonnene übt Geduld. Die Toren bleiben im Besitz ihrer Torheit, die Weisen aber schmücken sich mit Erkenntnis. Vor den Guten müssen die Bösen sich bücken und die Frevler an den Türen des Gerechten stehen. Der Arme ist sogar seinem Freund verhaßt, viele aber sind es, die den Reichen lieben. Wer seinen Nächsten verächtlich behandelt, versündigt sich, Heil dem, der sich des Armen erbarmt! Gehen nicht in die Irre, die Böses sinnen? Doch die auf Gutes bedacht sind, ernten Liebe und Treue. Bei jeder Arbeit kommt ein Gewinn heraus, leeres Geschwätz aber bringt nur Verlust. Ihr Reichtum ist der Weisen Krone, dem Toren bleibt als Kranz seine Torheit. Ein Lebensretter ist der wahrhaftige Zeuge, ein Verderber, wer Lügen ausspricht. In der Furcht des Herrn liegt die Zuversicht des Starken, auch seinen Kindern bietet sie Schutz. Die Furcht des Herrn ist ein Brunnen des Lebens, sie hilft, des Todes Fallstricke zu meiden. Auf der Menge des Volkes beruht eines Königs Ruhm, der Sturz des Fürsten rührt her vom Mangel an Leuten. Der Langmütige zeigt viel Klugheit, der Jähzornige begeht Torheit auf Torheit. Ein gelassenes Herz ist des Leibes Leben, doch Leidenschaft ist wie Wurmfraß in den Gebeinen. Wer den Armen bedrückt, lästert dessen Schöpfer, dagegen ehrt ihn, wer sich des Armen erbarmt. Durch seine Bosheit kommt der Frevler zu Fall; durch seine Redlichkeit aber ist gesichert der Gerechte. Im Herzen des Klugen ruht Einsicht - was im Innern des Toren ist, tut sich kund. Gerechtigkeit bringt ein Volk empor; das Laster jedoch ist die Schande der Völker. Dem klugen Diener wird des Königs Gunst zuteil, den Nichtsnutz trifft sein Grimm. Der Weisheit Gewinn, der Torheit VerderbenSanfte Entgegnung beschwichtigt den Groll, ein kränkendes Wort erregt den Zorn. Des Weisen Zunge spricht Weisheit, aus des Toren Mund sprudelt Torheit hervor. An jedem Ort sind die Augen des Herrn, sie schauen auf Böse und Gute. Eine sanfte Zunge ist ein Lebensbaum, ihre Verkehrtheit aber schlägt dem Herzen Wunden. Der Tor verschmäht seines Vaters Zucht; klug handelt, wer Zurechtweisung annimmt. Reichlicher Vorrat ist im Haus des Gerechten, Zerrüttung herrscht in den Einkünften des Gottlosen. Die Lippen der Weisen streuen Erkenntnis aus; der Toren Sinn ist verkehrt. Der Gottlosen Opfer ist dem Herrn ein Greuel, wohlgefällig ist ihm der Rechtschaffenen Gebet. Der Gottlosen Wandel ist dem Herrn ein Greuel, er liebt den, der nach Gerechtigkeit strebt. Schwere Züchtigung steht dem bevor, der abweicht vom rechten Weg; wer Zurechtweisung haßt, geht zugrunde. Unterwelt und Abgrund liegen offen vor dem Herrn, wieviel mehr der Menschen Herz! Der Spötter kann keinen Tadel vertragen, darum verkehrt er nicht mit dem Weisen. Ein fröhliches Herz macht das Antlitz heiter, Herzenskummer bedrückt das Gemüt. Das Herz des Verständigen strebt nach Erkenntnis, des Toren Mund geht auf Torheit aus. Des Bedrückten Tage sind allesamt traurig, wer guten Mutes ist, feiert beständig ein Fest. Besser wenig bei Gottesfurcht als reicher Besitz und Unruhe dabei. Besser ein Gericht Gemüse und Liebe dabei als ein gemästetes Rind und Haß dabei. Ein hitziger Mensch ruft Streit hervor, doch ein Langmütiger beschwichtigt den Hader. Des Faulen Pfad ist einer Dornhecke gleich, wohlgebahnt ist der Weg des Rechtschaffenen. Ein weiser Sohn macht dem Vater Freude, ein törichter Mensch verachtet seine Mutter. Torheit ist dem Unverständigen ein Vergnügen, den geraden Weg geht ein verständiger Mensch. Wo Beratung fehlt, mißlingen die Pläne, wo viele Ratgeber sind, gelingen sie. An des eigenen Mundes trefflicher Antwort hat jeder Freude; wie wertvoll ist ein Wort zur rechten Zeit! Der Weg des Lebens geht für den Klugen nach oben, damit er der Unterwelt drunten entgehe. Der Herr reißt nieder das Haus der Stolzen, die Grenze der Witwe stellt er wieder her. Boshafte Pläne sind dem Herrn ein Greuel, gütige Worte vernimmt er gern.  Wer unrechten Gewinn erwirbt, zerstört sein Haus, wer Bestechung verabscheut, wird ruhig leben. Was zu antworten ist, überlegt das Herz des Gerechten; Bosheiten sprudelt hervor der Mund des Gottlosen. Fern ist der Herr den Gottlosen, doch das Gebet der Gerechten erhört er. Ein freundlicher Blick erfreut das Herz, frohe Kunde belebt das Gebein. Ein Ohr, das auf heilsame Mahnungen hört, weilt gern inmitten der Weisen. Wer Belehrung verschmäht, mißachtet das Wohl seiner Seele, Einsicht erwirbt sich, wer auf Zurechtweisung hört. Die Furcht des Herrn ist Erziehung zur Weisheit; der Ehre geht die Demut voraus. Gottes alles überschauende VorsehungWohl legt es sich der Mensch im Herzen zurecht, doch vom Herrn kommt, was ausspricht die Zunge.  Dem Menschen mögen lauter erscheinen all seine Wege, doch ist es der Herr, der die Geister wägt.  Befiehl dem Herrn deine Werke, so werden dein Pläne gelingen. Für seinen Zweck hat der Herr alles geschaffen, so auch den Gottlosen für den Tag des Unglücks. Dem Herrn ist jeder Stolze ein Greuel. Die Hand drauf: Straflos wird es nicht ausgehen. Durch Übung treuer Liebe sühnt man Verschuldung, durch die Furcht des Herrn weicht man dem Bösen aus. Wenn eines Menschen Wandel dem Herrn gefällt, so söhnt er auch seine Feinde mit ihm aus. Besser wenig mit Gerechtigkeit als ein großes Einkommen mit Unrecht. Des Menschen Herz legt sich seinen Weg zurecht, doch der Herr lenkt seine Schritte. Ein Gottesurteil ruht auf den Lippen des Königs, beim Rechtsprechen darf sich sein Mund nicht verfehlen. Waage und Waagschalen gehören dem Herrn, sein Werk sind alle Gewichtssteine. Frevles Tun sei den Königen ein Greuel, denn nur durch Gerechtigkeit hat der Thron Bestand. Wahrhafte Lippen müssen dem König gefallen, wer aufrichtig redet, den muß er lieben. Des Königs Grimm gleicht Boten des Todes, doch ein weiser Mann besänftigt ihn. Im freundlichen Blick des Königs liegt Leben, seine Gunst gleicht des Spätregens Wolke.  Weisheit erwerben ist weit besser als Gold, und Einsicht gewinnen ist mehr wert als Silber. Böses zu meiden ist der Rechtschaffenen Bahn, wer achthat auf seinen Wandel, behütet sein Leben. Hochmut kommt vor dem Fall, und hoffärtiger Sinn vor dem Sturz. Besser ist es, demütig zu sein mit Geringen, als Beute zu teilen mit Stolzen. Wer auf die Mahnung achtet, der kommt zu Glück; wohl dem, der vertraut auf den Herrn! Wer weisen Sinnes ist, wird verständig gepriesen, und freundliche Rede fördert die Belehrung. Ein Born des Lebens ist Klugheit für ihren Besitzer, ihre Torheit ist die Züchtigung der Toren. Der Verstand des Weisen macht klug seinen Mund und mehrt die Belehrung auf seinen Lippen. Freundliche Worte sind wie Honigseim, süß für die Seele, gesund für den Leib. Gar mancher Weg erscheint einem eben, und doch sind es schließlich Wege zum Tod. Der Hunger des Arbeiters arbeitet für ihn, denn sein Mund treibt ihn an. Ein Nichtsnutz gräbt nur Unheil aus, auf seinen Lippen brennt es wie verzehrendes Feuer. Ein ränkesüchtiger Mensch stiftet Unfrieden, der Ohrenbläser entzweit vertraute Freunde. Ein gewalttätiger Mensch sucht seinen Freund zu betören und auf schlimme Wege zu führen. Wer seine Augen zukneift, will Ränke ersinnen, wer die Lippen zusammenkneift, hat Bosheit vollbracht. Eine Ehrenkrone ist graues Haar, man erlangt sie durch rechtschaffenen Wandel. Höher steht ein Langmütiger als ein Kriegsheld, wer sich selbst bezwingt, höher als ein Städteeroberer. Im Gewandbausch wirft man das Los, doch vom Herrn kommt all sein Entscheid.  Des Gerechten Zufriedenheit, des Bösen UnrastBesser ist ein Stück trocken Brot und Ruhe dabei, als ein Haus voll Opferfleisch mit Hader.  Ein kluger Knecht wird Herr über einen nichtsnutzigen Sohn sein, und mit den Brüdern wird er ins Erbe sich teilen.  Der Tiegel ist für das Silber da, der Ofen fürs Gold - der Herr aber prüft die Herzen. Der Bösewicht horcht auf verkommene Lippen, der Lügner lauscht auf verderbliche Zungen. Wer des Dürftigen spottet, schmäht dessen Schöpfer; wer sich über Unglück freut, bleibt selber nicht straflos. Der Alten Krone sind Kindeskinder, der Kinder Ruhm ihre Eltern. Dem Toren steht weise Rede nicht an, doch weniger noch Lügenrede dem Edlen. Als ein Zauberstein gilt das Bestechungsgeschenk dem, der es gibt - wohin er sich wendet, hat er Erfolg. Wer Verfehlungen zudeckt, sucht Liebe, wer sie weiter erzählt, entzweit selbst vertraute Freunde. Eine Rüge macht auf den Klugen mehr Eindruck als hundert Schläge auf einen Toren. Der Bösewicht geht nur auf Auflehnung aus, doch ein grausamer Bote wird wider ihn ausgesandt. Eine Bärin, der man die Jungen geraubt, mag einem begegnen - nur nicht ein Tor in seiner Torheit. Wer Gutes mit Bösem vergilt, aus dessen Haus wird das Unglück nicht weichen. Streit anfangen ist wie Wasserfluten entfesseln; darum laß ab vom Streit, ehe er ausbricht! Wer den Schuldigen freispricht und wer den Unschuldigen verurteilt - beide sind dem Herrn ein Greuel. Was soll das Geld in der Hand des Toren? Etwa um Weisheit zu kaufen, da er keinen Verstand hat? Allzeit hegt Liebe der Freund, doch in der Stunde der Not wird er zum Bruder. Ein unverständiger Mensch ist, wer den Handschlag gibt und Bürgschaft leistet für seinen Nächsten. Wer Händel liebt, liebt die Sünde; wer sein Tor hoch baut, sucht den Einsturz. Wer falschen Herzens ist, erlangt kein Glück; wer eine lügnerische Zunge führt, gerät ins Unglück. Wer einen törichten Sohn hat, den drückt der Kummer; eines Toren Vater hat keine Freude. Ein frohes Herz fördert die Heilung; doch ein bedrücktes Gemüt läßt die Glieder verdorren. Der Gottlose nimmt unter der Hand Geschenke, die Pfade des Rechts zu biegen. Der Verständige hat die Weisheit vor Augen, die Augen des Narren schweifen zum Ende der Erde. Ein törichter Sohn ist seines Vaters Kummer und seiner Mutter bitterer Schmerz. Übel ist es, dem Schuldlosen eine Geldstrafe aufzuerlegen; Edle zu schlagen ist gegen alles Recht. Wer seine Worte mäßigt, ist einsichtsvoll; der Kaltblütige ist ein verständiger Mann. Auch ein Tor, so er schweigt, kann als weise gelten; so er seine Lippen verschließt, als verständig. Verträglichkeit und StreitsuchtWer sich trennen will, spürt einen Vorwand auf; mit allen Mitteln führt er den Streit herbei. An Klugheit hat der Tor kein Gefallen, sondern nur am Kundtun seiner Gedanken. Wo die Gottlosigkeit einzieht, da stellt auch die Schande sich ein, und mit der Schandtat kommt die Verachtung. Wie abgründige Wasser sind die Worte aus dem Mund manchen Mannes, ein sprudelnder Bach, ein Born der Weisheit. Es ist nicht recht, für den Schuldigen Partei zu ergreifen und den, der recht hat, vom Gericht zu vertreiben. Die Lippen des Toren entfesseln den Streit, und sein Mund schreit nach Prügel. Dem Toren wird sein Mund zum Verderben, und seine Lippen sind für sein Leben ein Fallstrick. Die Worte des Ohrenbläsers sind wie Leckerbissen; sie gehen ins Innerste des Leibes hinab. Schon wer bei der Arbeit lässig ist, ist ein Bruder dessen, der niederreißt.  Der Name des Herrn ist ein fester Turm; der Gerechte flüchtet hinein und ist geborgen. Eine starke Feste und eine hohe Mauer ist dem Reichen sein Besitz - nach seiner Meinung. Dem Fall des Menschen geht Überhebung, der Ehre aber geht Demut voraus. Gibt jemand Antwort, ehe er noch recht gehört hat, rechnet man ihm dies als Torheit an und Schande. Ein männlicher Mut erträgt sein Leid; doch ein gebrochenes Gemüt - wer kann es ertragen? Ein kluges Herz erwirbt sich Weisheit, das Ohr des Weisen strebt nach Erkenntnis. Geschenke öffnen dem Menschen Tür und Tor und verschaffen ihm Zutritt zu den Großen. Bei seinem Streit hat der erste Recht - dann kommt sein Gegner und widerlegt ihn.  Streitigkeiten schlichtet das Los, selbst unter Mächtigen führt es den Entscheid herbei. Ein Bruder, den man beleidigt, ist verschlossener als eine feste Stadt; Streitigkeiten sind wie der Riegel eines Palastes. Jeder sättigt sich an der Frucht seines Mundes, am Ertrag seiner Lippen ißt er sich satt. Tod und Leben stehen in der Zunge Gewalt, wer sie fleißig gebraucht, wird ihre Frucht genießen. Wer eine gute Ehefrau gefunden, hat einen trefflichen Fund gemacht und vom Herrn ein Gnadengeschenk erhalten. [Wer eine gute Frau verstößt, verstößt das Glück; wer eine Ehebrecherin aufnimmt, ist töricht und frevelhaft.]  Flehentlich bittet der Arme, doch der Reiche gibt harte Antwort. Es gibt Freunde, die zum Verderben gereichen - aber mancher Freund ist anhänglicher als ein Bruder. Des Frommen Armut, falsches Zeugnis, Faulheit und SpöttereiEin Armer, der in seiner Unschuld wandelt, ist besser als einer, der verkehrt und töricht redet. Schon der Mangel an Erkenntnis ist vom Übel - wer zu hastig ist, tritt sicher fehl. Die eigene Torheit zerstört des Menschen Ziele, und doch grollt sein Herz wider den Herrn. Reichtum verschafft immer mehr Freunde, den Armen aber verläßt sein Freund. Ein falscher Zeuge geht nicht straflos aus - dem Gericht entgeht nicht, wer Lügen verbreitet. Um die Gunst des Vornehmen buhlen viele, und einem Freigebigen ist jeder zugetan. Den Armen hassen all seine Brüder, wieviel eher bleiben ihm fern seine Freunde! Er jagt Worten nach, die nichts bedeuten. Wer Einsicht erwirbt, hat sein Leben lieb - wer Vernunft bewahrt, findet Glück. Ein falscher Zeuge geht nicht straflos aus - wer Lüge spricht, geht zugrunde. Wohlleben kommt dem Toren nicht zu, viel weniger einem Knecht, zu gebieten dem Fürsten. Langmütig macht den Menschen die Klugheit, sein Ruhm ist es, über Verfehlungen hinwegzusehen. Der Zorn des Königs ist wie das Brüllen des Löwen, wie Tau auf Pflanzen ist seine Gunst. Ein törichter Sohn ist ein Unglück für seinen Vater, eines Weibes Zänkereien sind wie stets triefender Regen. Haus und Habe sind von den Ahnen ererbt - eine verständige Frau kommt vom Herrn. Faulheit versenkt in tiefen Schlaf - ein träger Mensch muß Hunger leiden. Wer die Gebote hält, bewahrt sein Leben - wer auf seine Wege nicht achtet, geht zugrunde. Wer sich des Armen erbarmt, gibt dem Herrn ein Darlehen, und er wird ihm vergelten sein Wohltun. Züchtige deinen Sohn, weil noch Hoffnung ist, aber laß dir nicht einfallen, ihn zu töten.  Wer jähzornig ist, muß es büßen; willst du helfen, machst du es nur noch schlimmer. Höre auf Rat und nimm Rüge an, damit du weise wirst in der Zukunft. Im Herzen des Menschen sind viele Pläne, doch nur der Ratschluß des Herrn wird gelingen. Der Mensch hat Freude an seinem Wohltun; doch besser arm als betrügerisch. Die Furcht des Herrn führt zum Leben - wer darin lebt, wird vom Unglück nicht heimgesucht. Hat der Faule seine Hand in die Schüssel getaucht, mag er sie nicht einmal zu seinem Mund führen. Schlägt man den Spötter, wird der Einfältige klug - rühmt man den Verständigen, nimmt er Einsicht an. Wer den Vater mißhandelt, die Mutter verjagt, ist ein Sohn, der schimpflich und schändlich handelt. Läßt du ab, mein Sohn, auf Zurechtweisung zu hören, weichst du ab von verständigen Lehren. Ein nichtswürdiger Zeuge spottet des Rechts, und der Mund der Frevler verschlingt das Unrecht. Für Spötter sind Strafgerichte bereit und Schläge für den Rücken des Toren. Völlerei, Betrug und UngestümEin Spötter ist der Wein, ein Lärmmacher der Rauschtrank - keiner, der davon taumelt, ist weise. Wie das Brüllen des Löwen ist die Drohung des Königs - wer ihn zum Zorn reizt, verwirkt sein Leben. Es gereicht dem Menschen zur Ehre, vom Streit fern zu bleiben - händelsüchtig ist jeder Tor. Im Herbst mag der Faule nicht pflügen - sucht er dann in der Erntezeit, ist nichts da! Ein tiefes Gewässer ist der Plan im Herzen eines Menschen - ein kluger Mann weiß ihn heraufzuschöpfen. Viele Menschen machen viel Aufhebens mit ihrer Liebe, doch einen wirklich treuen Menschen - wer findet ihn? Wenn einer gerecht und unsträflich wandelt, wird es nach ihm seinen Kindern wohl ergehen. Ein König, der auf dem Richterstuhl sitzt, zerstreut mit seinem Blick alles Böse. Wer darf sagen: "Ich habe ein reines Herz, ich bin frei von der Sünde?" Zweierlei Gewicht und zweierlei Maß - beide sind dem Herrn ein Greuel. Schon der Knabe gibt in seinen Handlungen kund, ob sein Tun lauter und redlich. Das Ohr, das hört, das Auge, das sieht - beide hat der Herr erschaffen. Liebe nicht den Schlaf, damit du nicht arm wirst; halte deine Augen offen, dann hast du Brot zur Genüge! "Schlecht, schlecht!" sagt der Käufer - ist er gegangen, prahlt er. Hat man auch Gold und Perlen in Menge - der kostbarste Schmuck sind verständige Lippen. Nimm ihm sein Kleid, denn er hat Bürgschaft geleistet für andere. Pfände ihn statt der Fremden! Süß schmeckt dem Menschen das Brot, das er durch Trug erwarb, doch hinterher füllt sich der Mund mit Kieseln. Pläne erhalten Bestand durch Beratung, darum führe Krieg mit Überlegung. Wer hingeht, um zu verleumden, gibt auch Geheimnisse preis. - Darum laß dich nicht ein mit einem törichten Schwätzer! Wer seinem Vater und seiner Mutter flucht, dessen Licht verlöscht in der Finsternis. Besitz, zu Beginn überstürzt errafft, bleibt ohne Segen am Ende. Sag nicht: "Ich will das Böse vergelten!" - Harre auf den Herrn: Er wird dir helfen! Zweierlei Gewicht ist dem Herrn ein Greuel, falsche Waage ein unrecht Ding! Vom Herrn sind des Menschen Schritte bestimmt. Was versteht der Mensch denn von seinem Weg? Ein Fallstrick für den Menschen ist es, unbedacht zu rufen: "Geweiht!", und erst nachher zu überlegen, was man gelobt hat. Ein weiser König sondert die Gottlosen aus und läßt dann das Rad über sie weggehen.  Eine Leuchte des Herrn ist der Menschengeist, er durchforscht alle Kammern des Herzens. Liebe und Treue beschirmen den König, er stützt seinen Thron durch Güte. Der Jünglinge Ruhm ist ihre Kraft, der Alten Zierde ihr graues Haar. Blutige Striemen scheuern weg das Böse, und Schläge läutern die Kammern des Herzens. Gottes unumschränkte Herrschaft über Herzen und Wege der MenschenGleich Wasserläufen ist das Herz des Königs in der Hand des Herrn: Er leitet es, wohin er will.  All seine Wege mag ein Mensch für richtig halten, aber der Herr ist es, der die Herzen prüft. Recht und Gerechtigkeit üben, das ist dem Herrn wohlgefälliger als Schlachtopfer.  Stolze Augen und aufgeblasene Herzen, das ist die Leuchte der Gottlosen - doch es ist Sünde.  Die Unternehmungen des Fleißigen werfen Gewinn ab, wer sich aber überhastet, nimmt nur Schaden. Schätze, erworben mit lügnerischer Zunge, sind wie ein verwehender Hauch, wie Schlingen des Todes. Die Gottlosen rafft die eigene Gewalttat hinweg, denn sie weigern sich zu tun, was recht ist. Sehr verschlungen ist der Weg des schuldbeladenen Menschen, doch des Lauteren Tun ist gerade. Besser ist es, auf dem Dach in einem Winkel zu wohnen, als in einem Haus zusammen mit einem zänkischen Weib. Der Sinn der Gottlosen giert nach dem Bösen, sein Nächster findet kein Erbarmen bei ihm. Bestraft man den Spötter, wird der Einfältige klug, belehrt man den Weisen, nimmt er Vernunft an. Der Allgerechte achtet auf das Haus des Frevlers, die Gottlosen stürzt er ins Unglück. Wer sein Ohr dem Jammern der Armen verschließt, dem wird, wenn er ruft, auch keine Antwort zuteil. Verschwiegene Gabe beschwichtigt den Zorn, ein Geschenk aus dem Gewandbausch den heftigsten Grimm. Für den Gerechten ist es eine Freude, wenn Recht geschafft wird, für die Übeltäter ein Schrecken. Ein Mensch, der abirrt vom Weg der Klugheit, wird bald im Reich der Schatten ruhen. Wer gern in Freuden lebt, wird in Armut geraten; nicht reich wird, wer Wein und Salböl liebt. Ein Lösegeld für die Frommen ist der Frevler, für den Rechtschaffenen der Verbrecher. Erträglicher ist es, in der Wüste zu wohnen als bei einer zänkischen und grämlichen Frau. Ein köstlicher Schatz ist in der Wohnung des Weisen, doch ein törichter Mensch vergeudet ihn. Wer nach Gerechtigkeit und Barmherzigkeit strebt, erlangt Leben, Gerechtigkeit und Ehre. Die Stadt der Helden ersteigt der Weise, reißt nieder das Bollwerk, auf das sie vertraute. Wer seinen Mund und seine Zunge behütet, bewahrt sein Leben vor Drangsal. Ein stolzer, aufgeblasener Mensch - Spötter geheißen - handelt in maßlosem Übermut. Dem Faulen bringt sein Gelüst den Tod, denn seine Hände scheuen die Arbeit. Den ganzen Tag wird gebettelt und gebettelt, doch der Gerechte gibt, ohne zu geizen. Ein Greuel ist der Gottlosen Opfer, zumal, wenn sie es darbringen in schnöder Absicht. Ein falscher Zeuge geht zugrunde, ein Mann, der zuhört, darf allezeit wieder reden. Eine freche Miene trägt ein Gottloser zur Schau, wer aber rechtschaffen ist, achtet auf seinen Weg. Es gibt weder Weisheit noch Einsicht noch Rat gegenüber dem Herrn. Man rüstet das Roß für den Tag der Schlacht - doch der Sieg kommt vom Herrn. Guter Name, rechte Erziehung, MildtätigkeitEin guter Name ist besser als großer Reichtum; Beliebtheit ist mehr wert als Silber und Gold. Reiche und Arme leben nebeneinander; der Herr hat sie alle erschaffen. Der Kluge sieht das Unheil voraus und verbirgt sich, die Einfältigen gehen weiter und kommen zu Schaden. Der Lohn der Demut und Gottesfurcht ist Reichtum, Ehre und Leben. Dornen und Schlingen liegen auf dem Weg des Falschen; wer sein Leben bewahren will, hält sich von ihnen fern. Erziehe das Kind gemäß dem Weg, den es einhalten soll; so wird es auch im Alter nicht davon abgehen. Der Reiche herrscht über die Armen; wer borgt, ist des Gläubigers Knecht. Wer Unrecht sät, wird Unheil ernten; all seine Mühe geht zugrunde. Wer mildtätig ist, hat Segen; denn er gibt dem Armen von seinem Brot. Den Spötter treibe fort, dann geht auch der Streit mit weg, und Zanken und Schimpfen haben ein Ende. Wer die Reinheit des Herzens liebt, wessen Lippen anmutig reden, dessen Freund ist der König.  Die Augen des Herrn behüten den Weisen; die Pläne des Treulosen bringt er zu Fall. Der Faule sagt: "Ein Löwe ist draußen; ich könnte auf der Straße zerrissen werden." Eine tiefe Grube ist der Mund der Dirnen; wem der Herr zürnt, der fällt hinein. Torheit wurzelt im Herzen des Kindes; die Zuchtrute aber entfernt sie daraus. Wer einen Armen bedrückt, tut es ihm zum Nutzen; wer den Reichen beschenkt, tut es ihm zum Schaden. AUSSPRÜCHE VON WEISENErster NachtragNeige dein Ohr und vernimm die Sprüche von Weisen! Habe acht auf meine Belehrung!  Denn gut ist es, wenn du sie in deinem Innern bewahrst. Möchten sie doch alle auf deinen Lippen bereit sein! Damit dein Vertrauen auf den Herrn sich gründe, unterweise ich dich heute in seinen Wegen. Ja, dreißig Worte habe ich dir aufgeschrieben, Ratschläge und Lehren,  um dir mitzuteilen die Wahrheit; zuverlässige Worte, damit du richtig antworten kannst dem, der dich fragt. Beraube den Armen nicht; denn er ist ja arm! Unterdrücke im Tor nicht den Armen;  denn der Herr wird seine Sache führen, und denen, die ihn berauben, raubt er das Leben. Laß dich nicht mit einem Zornmütigen ein; mit einem Hitzkopf habe keinen Umgang, damit du dich nicht an seinen Wandel gewöhnst und dein Leben gefährdest! Gehöre nicht zu denen, die den Handschlag geben, zu denen, die Bürgschaft leisten für Schulden! Soll man, wenn du nicht zahlen kannst, dein Bett unter dem Leib dir wegziehen? Verrücke die uralte Grenze nicht, die schon deine Ahnen gesetzt! Siehst du einen Mann, der gewandt ist bei seiner Arbeit: Vor Königen wird er noch stehen; er braucht nicht bei Niedrigen Dienste zu tun. Sitzt du bei einem Herrn zu Tisch, so achte darauf, wen du vor dir hast! Setze dir ein Messer an die Kehle, wenn du große Eßlust hast! Laß dich nicht nach seinen Leckerbissen gelüsten; denn sie sind eine trügerische Speise! Mühe dich nicht ab, Reichtum zu erwerben; stehe ab von solchem Vorhaben! Kaum hast du ihn angesehen, ist er auch schon verschwunden. Denn er macht sich Flügel dem Adler gleich, der gen Himmel fliegt. Iß nicht bei einem, der mißgünstig ist; laß dich nicht nach seinen Leckerbissen gelüsten! Denn er denkt nur an sich. "Iß und trink!" sagt er zu dir; aber sein Herz gönnt es dir nicht. Wieder ausspeien mußt du den Bissen, den du gegessen; deine freundlichen Worte hast du verschwendet. Einem Toren sage nichts ins Ohr; denn er verachtet nur deine klugen Worte! Verrücke die uralte Grenze nicht; dring nicht ein in die Äcker der Waisen! Denn ihr Anwalt ist stark; der wird ihre Sache gegen dich führen.  Unterwirf dein Herz der Belehrung, deine Ohren verständigen Reden! Erspare deinem Kind nicht die Strafe! Schlägst du es mit der Rute, so wird es daran nicht sterben. Du schlägst es zwar mit der Rute, doch rettest du es so vor der Unterwelt. Mein Sohn, so dein Herz weise wird, freue auch ich mich von Herzen, und meine Nieren frohlocken, wenn deine Lippen reden, was recht ist. Dein Herz ereifere sich nicht ob der Sünder, sondern bemühe dich allezeit nur um die Furcht des Herrn! Wahrlich, es gibt eine Zukunft, und deine Hoffnung wird nicht zuschanden. Höre, mein Sohn, und werde weise und lenke dein Herz geradeaus auf den rechten Weg! Geh nicht mit den Zechern und mit denen, die im Fleischgenuß schlemmen! Denn Säufer und Schlemmer verarmen, und Schläfrigkeit kleidet in Lumpen. Gehorche dem Vater, der dir das Leben gab; verachte deine Mutter nicht, wenn sie alt geworden! Wahrheit erwirb und verkaufe sie nicht, auch nicht Weisheit, Zucht und Einsicht! Laut jubelt der Vater eines guten Sohnes; wer einen Weisen als Kind hat, darf sich freuen. Freuen mögen sich dein Vater und deine Mutter; es frohlocke über dich, die dich gebar! Gib mir dein Herz, mein Sohn! Meine Wege laß deinen Augen gefallen! Denn die Ehebrecherin ist eine tiefe Grube, ein enger Brunnen die Dirne. Auch sie liegt wie ein Räuber im Hinterhalt und vermehrt die Zahl der Treulosen unter den Menschen. - Wer hat Ach? Wer hat Weh? Wer hat Streit? Wer hat Kummer? Wer hat Wunden um nichts? Wer hat trübe Augen? Die spät beim Wein sitzen, die gekommen, den Mischwein zu kosten! Sieh den Wein nicht an, der rötlich funkelt, der im Becher blinkt; glatt gleitet er hinunter. Doch hinterher beißt er wie eine Schlange und spritzt Gift wie eine Otter. Seltsame Dinge sehen deine Augen, und dein Herz denkt törichtes Zeug. Du bist wie einer, der mitten im Meer liegt, wie einer, der oben im Mastkorb sitzt. "Man hat mich geschlagen, doch tat es mir nicht weh; man hat mich verprügelt, doch habe ich nichts gespürt. Wann werde ich erwachen? Damit ich von neuem ihm frönen kann!" Sei nicht neidisch auf böse Menschen, hege nicht den Wunsch, ihr Genosse zu sein! Denn ihr Herz sinnt Gewalttat, nur Unheil reden ihre Lippen. Durch Weisheit wird ein Haus erbaut, durch Einsicht gefestigt; durch Klugheit füllen sich die Kammern mit allerlei kostbarer und feiner Habe. Der Weise vermag mehr als der Starke, der Einsichtige mehr als der Kraftvolle. Denn mit klugen Maßnahmen wirst du erfolgreich Krieg führen, und der Sieg ist da, wo eine große Zahl von Beratern tätig war. Zu hoch ist für den Toren die Weisheit; darum tut er bei Beratungen den Mund nicht auf. Wer darauf ausgeht, Schlechtigkeit zu verüben, den heißt man einen Ränkeschmied. Des Toren Sinnen und Denken ist Sünde; der Spötter ist für die Menschen ein Greuel. Erweist du dich schwach, wenn es dir gut geht, so ist deine Kraft auch gering in der Zeit der Drangsal. Errette, die man zum Tod schleppt, befreie, die man zum Richtblock führt! Wolltest du sagen: "Wir haben davon nichts gewußt"? - Wahrlich, der die Herzen wägt, durchschaut es, und der deine Seele beobachtet, weiß es; er vergilt dem Menschen nach seinem Tun! Iß Honig, mein Sohn; denn er ist gesund, und Honigseim ist deinem Gaumen süß! So schätze auch für deine Seele die Weisheit! Hast du sie erworben, so gibt es für dich eine Zukunft, und deine Hoffnung wird nicht zuschanden. Belauere nicht, Gottloser, die Wohnung des Gerechten, zerstöre nicht seine Lagerstatt! Denn siebenmal fällt der Gerechte und steht wieder auf; die Gottlosen aber versinken im Unglück. Freue dich nicht, wenn dein Feind zu Fall kommt, und wenn er strauchelt, brich nicht in Jubel aus! Sonst sieht es der Herr, und es mißfällt ihm, und er wendet von ihm seinen Zorn ab. Erzürne dich nicht über Übeltäter, ereifere dich nicht über Frevler! Denn der Böse hat keine Zukunft, und die Leuchte der Gottlosen erlischt. Mein Sohn, fürchte Gott und den König, und laß dich nicht ein mit Aufrührern: denn plötzlich bricht ihr Verderben herein und unvermutet beider Untergang!  Zweiter NachtragAuch folgende Sprüche stammen von Weisen: Ein übel Ding ist Parteinahme in einer Rechtssache.  Wer zum Schuldigen sagt: "Du hast recht!", den verfluchen die Menschen, den verwünschen die Leute. Doch denen, die gerecht entscheiden, geht es gut, und reicher Segen kommt über sie. Wie ein Kuß auf die Lippen ist eine treffliche Antwort. Verrichte deine Arbeit draußen und besorge sie auf dem Feld; dann erst magst du dir einen Hausstand gründen! Sei gegen deinen Nächsten kein falscher Zeuge; täusche nicht mit deinen Lippen! Sag nicht: "Wie er mir getan hat, will ich ihm wieder tun! Ich will jedem vergelten nach seinem Tun." - Am Acker des Faulen kam ich vorüber und am Weinberg des Toren. Siehe, ganz aufgegangen war er in Disteln; obenauf war er ganz mit Unkraut bedeckt, eingestürzt war seine Mauer. Ich sah und habe es beherzigt; ich blickte hin und ließ es zur Lehre mir dienen. "Ein bißchen noch schlafen, noch schlummern ein bißchen, ein bißchen die Hände noch falten und ruhn!" - Schon kommt über dich wie ein Läufer die Armut, wie ein Krieger kommt über dich der Mangel. ZWEITE SAMMLUNG VON SPRÜCHEN SALOMOSNutzen der Bedachtsamkeit, Schaden des PrahlensAuch dies sind Sprüche Salomos, die von den Leuten des Hiskija, des Königs von Juda, gesammelt worden sind. Gottes Ruhm ist es, eine Sache zu verbergen; der Könige Ruhm ist es, eine Sache zu erforschen. Wie die Höhe des Himmels und die Tiefe der Erde, so unergründlich ist der Könige Herz. Scheidet man die Schlacken vom Silber aus, gelingt dem Goldschmied ein Kunstwerk. Scheidet man den Gottlosen von der Nähe des Königs aus, wird dessen Thron durch Gerechtigkeit gefestigt. Brüste dich nicht vor dem König, und stelle dich nicht auf den Platz der Großen! Denn besser ist es, man sagt zu dir: "Rücke herauf, hierher!", als daß man dich vor einem Vornehmeren hinunterrücken heißt. Was du mit eigenen Augen erblickt, das bringe nicht vorschnell als Streitfall vor; denn was willst du hinterher tun, wenn dein Nächster schmählich dich widerlegt? Ficht deinen eigenen Strauß mit deinem Gegner aus; doch gib eines anderen Geheimnis nicht preis! Sonst spricht schlecht von dir, wer es hört, und dein übler Ruf schwindet nimmer! Wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen ist ein Wort, gesprochen zur rechten Zeit. Wie ein goldener Ring und ein Geschmeide aus feinem Gold ist ein weiser Mahner für ein lauschendes Ohr. Wie Kühlung durch Schnee in der Erntezeit ist ein treuer Bote für den, der ihn entsandt hat: er erquickt die Seele seines Herrn. Gewölk und Wind und doch kein Regen, so ist ein Mann, der mit Geschenken prahlt, die er doch nie gibt.  Durch Langmut läßt sich ein Zorniger überreden; eine sanfte Zunge kann Knochen zerbrechen Hast du Honig gefunden, so iß nur, soviel dir bekommt! Sonst wirst du seiner überdrüssig und mußt ihn erbrechen. Setze deinen Fuß nur selten ins Haus deines Nächsten, sonst wird er dich leid und verabscheut dich. Wie Streithammer und Schwert und scharfer Pfeil ist ein Mensch, der gegen seinen Nächsten als falscher Zeuge aussagt. Ein brüchiger Zahn, ein wankender Fuß, das ist der Treulose zur Zeit der Not. Wie einer, der bei kaltem Wetter den Rock auszieht, wie einer, der Essig gießt auf Laugensalz, ist, wer Lieder singt vor einem mißmutigen Herzen. Hungert deinen Feind, so speise ihn mit Brot, dürstet ihn, so tränke ihn mit Wasser, denn so sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt, und der Herr wird es dir vergelten. - Wie der Nordwind Regen bringt, so die verleumderische Zunge verdrießliche Miene. - Besser ist es, auf dem Dach in einem Winkel zu wohnen, als in einem Haus zusammen mit einem zänkischen Weib. Kühles Wasser für eine durstige Seele, das ist gute Nachricht aus fernem Land. Getrübter Brunnen, verderbter Quell: das ist ein Gerechter, der vor dem Gottlosen wankt. Zuviel Honig essen ist nicht gut; darum spare mit Worten des Lobes!  Eine Stadt, in die man ein Bresche gelegt hat, die ohne Mauern ist: das ist der Mensch, dessen Geist der Selbstbeherrschung ermangelt. Torheit, Faulheit, FalschheitWie Schnee in den Sommer, wie Regen in die Erntezeit, so wenig paßt Ehre für den Toren. Wie ein Sperling, der davonflattert, wie eine Schwalbe, die wegfliegt, so ist ein grundloser Fluch: er trifft nicht ein.  Die Peitsche dem Pferd, der Zaum dem Esel, doch die Rute dem Rücken der Toren! Gib dem Toren nicht Antwort seiner Torheit entsprechend; sonst stellst du dich ihm gleich! Gib dem Toren Antwort seiner Torheit entsprechend; sonst dünkt er sich weise! Die Füße haut sich ab, Unheil erfährt, wer Aufträge durch einen Toren bestellt. Schlaff hängen herab die Schenkel des Lahmen; so nutzlos ist auch ein Weisheitsspruch im Mund der Toren. Einem Toren Ehre erweisen, ist wie einen Stein auf der Schleuder festbinden.  Ein Dornzweig, der einem Trunkenen in die Hand gerät: das ist ein Weisheitsspruch im Mund von Toren. Ein Streitsüchtiger bringt alles in Aufregung; er bändelt mit dem Toren an und mit jedem, der vorübergeht.  Wie ein Hund, der zurückkehrt zu dem, was er erbrochen, so ist der Tor, der seine Torheit wiederholt. Siehst du einen, der sich weise dünkt, so wisse: für einen Toren ist mehr Hoffnung als für ihn! Der Faule sagt: "Ein Löwe treibt auf dem Weg sein Wesen, ein Löwe ist auf den Straßen!" Wie die Tür sich in ihrer Angel dreht, so der Faule auf seinem Lager. Hat der Faule seine Hand in die Schüssel gesteckt, fällt es ihm schwer, sie zum Mund zu bringen. Ein Fauler kommt sich klüger vor als sieben, die kluge Antwort zu geben wissen. - Wie einer, der den vorbeilaufenden Hund bei den Ohren packt, ist, wer sich über einen Streit ereifert, der ihn nichts angeht.  Wie ein Wahnsinniger, der Brandpfeile und Todesgeschosse wirft, ist der Mensch, der seinen Nächsten betrügt und dann sagt: "Ich scherze nur." Wo das Holz fehlt, geht das Feuer aus, und wo kein Ohrenbläser ist, da verschwindet der Streit. Wie Kohle zur Glut und Holz zum Feuer dient, so ein zänkischer Mensch zum Streitentfachen. Die Worte des Ohrenbläsers sind wie Leckerbissen: sie dringen ins Innerste des Leibes ein. Silberglasur über Tongeschirr: das sind liebeglühende Lippen bei boshaftem Herzen. Mit seinen Lippen verstellt sich der Hasser, in seinem Innern jedoch hegt er Trug. Redet er freundlich, so traue ihm nicht; denn in seinem Herzen sind sieben Greuel. Mag Haß sich auch hinter Verstellung verstecken: doch in der Versammlung tritt eines solchen Bosheit zutage. Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein; wer auf andere einen Stein wälzt, auf den fällt er zurück. Die falsche Zunge haßt die von ihr Zermalmten; ein heuchlerischer Mund richtet Verderben an. Selbstsicherheit und Verkehrtheit der MenschenRühme dich nicht des morgigen Tages, denn du weißt nicht, was ein Tag bringen kann. Ein anderer möge dich loben und nicht dein eigener Mund, ein Fremder und nicht deine eigenen Lippen. Schwer ist der Stein, eine Last ist der Sand - doch der Ärger über einen Toren ist schwerer als beide. Wild ist die Wut und rasend der Zorn - wer aber könnte der Eifersucht widerstehen? Besser offene Rüge als heimliche Liebe. Treu gemeint sind die Schläge aus des Freundes Hand, doch trügerisch sind die Küsse des Hassenden. Wer satt ist, tritt selbst Honigseim mit Füßen, einem Hungernden aber ist alles Bittere süß. Wie ein aus seinem Nest verscheuchter Vogel ist ein Mann, der aus der Heimat flieht. Salböl und Räucherwerk erfreuen das Herz, ebenso süßer Freundestrost aus treuratendem Herzen. Verlasse nicht deinen Freund und den Freund deines Vaters! Geh nicht in das Haus deines Bruders! Am Tag deines Unglücks ist besser ein Nachbar in der Nähe als ein Bruder in der Ferne. Sei weise, mein Sohn, und erfreue mein Herz! So kann ich dem antworten, der mich schmäht. Der Kluge sieht die Gefahr und verbirgt sich, die Einfältigen aber gehen weiter und kommen zu Schaden. Nimm ihm sein Kleid, denn er hat Bürgschaft geleistet für einen anderen; um Fremder Willen pfände ihn! Wer seinen Nächsten mit lauter Stimme am frühen Morgen grüßt, dem wird es als Verwünschung ausgelegt.  Durchtropfendes Wasser zur Regenzeit und ein zänkisches Weib sind einander gleich. Wer sie aufhält, hält Wind auf und faßt Öl mit seiner Rechten. Eisen wird am Eisen geschärft - so schärft sich ein Mensch am anderen. Wer den Feigenbaum pflegt, wird seine Früchte genießen - wer seinen Herrn behütet, wird hoch geehrt. Wie im Wasser Antlitz gen Antlitz sich kehrt, so steht eines Menschen Herz gegen das andere.  Unterwelt und Abgrund sind unersättlich - ebenso unersättlich sind auch die Augen des Menschen. Silber wird im Tiegel geprüft und Gold in der Schmelze - doch ein Mensch wird erprobt an dem Ruf, den er hat. Zerstießest du auch mit dem Stößel den Toren im Mörser mitten unter der Grütze, wird doch seine Torheit nicht von ihm weichen. Auf das Aussehen deiner Schafe gib acht, richte deine Aufmerksamkeit auf die Herden! Denn Wohlstand dauert nicht ewig. Vererbt sich denn eine Krone von Geschlecht zu Geschlecht? Ist geschwunden das Heu und frisches Grün erschienen, sammelt man die Kräuter der Berge, dann liefern die Lämmer dir Kleidung und die Böcke den Kaufpreis für einen Acker, und Ziegenmilch gibt es in Fülle zu deiner und deines Hauses Nahrung, sowie deiner Mägde Unterhalt. Lohn der Gerechtigkeit und Freigebigkeit, Strafe der Habgier und HartherzigkeitDer Gottlose flieht, wenn ihn auch niemand verfolgt - der Gerechte fühlt sich sicher wie ein junger Löwe. Wegen der Sündhaftigkeit eines Landes wechseln häufig seine Fürsten, aber durch einsichtige, verständige Leute gewinnt das Recht lange Dauer. Ein Frevler, der die Armen bedrückt, ist wie ein Regen, der wegschwemmt, ohne Brot zu bringen. Die das Gesetz mißachten, rühmen den Frevler - die das Gesetz beobachten, entrüsten sich über ihn. Böse Menschen haben keinen Sinn für das Recht; doch die den Herrn suchen, haben Einsicht in allem. Besser ist ein Armer, der in seiner Unschuld wandelt, als ein Mensch, der auf krummen Wegen geht, mag er auch reich sein. Wer das Gesetz beobachtet, ist ein verständiger Sohn; doch wer mit Schlemmern verkehrt, macht seinem Vater Schande. Wer sein Vermögen durch Zins und Wucher vermehrt, sammelt für den, der sich der Armen erbarmt.  Wer sein Ohr abwendet, um das Gesetz nicht zu hören, dessen Gebet sogar ist ein Greuel. Wer Rechtschaffene auf bösem Weg in die Irre führt, der wird selber in seine Grube fallen; aber die Unsträflichen werden Segen erlangen. Der Reiche hält sich selbst für weise; doch ein verständiger Armer forscht ihn aus. Wenn die Gerechten frohlocken, ist die Herrlichkeit groß; doch kommen die Frevler hoch, muß man nach Menschen suchen.  Wer seine Sünden verheimlicht, hat keinen Segen - wer sie bekennt und davon läßt, wird Vergebung erlangen. Wohl dem Mann, der stets auf der Hut ist; doch wer sein Herz verhärtet, wird ins Unglück stürzen. Ein brüllender Löwe und ein gieriger Bär: das ist ein gottloser Herrscher für ein armes Volk. Ein Fürst, dem es an der Einsicht gebricht, ist groß als Erpresser; doch wer unrechten Gewinn verabscheut, wird lange leben. Ein Mann, den eine Blutschuld drückt, bleibt bis zum Grab ein Flüchtling - man halte ihn nicht auf!  Wer unsträflich wandelt, wird gerettet, wer aber krumme Wege geht, stürzt in die Grube. Wer seinen Acker bestellt, hat Brot in Fülle - Armut in Fülle hat, wer nichtigen Dingen nachjagt. Der Ehrliche wird reich gesegnet - wer aber schnell sich bereichern will, bleibt nicht ungestraft. Parteilichkeit ist ein übel Ding - schon mancher vergeht sich um ein Stückchen Brot. Der Geizhals geht gierig auf Reichtum aus und bedenkt nicht, daß über ihn kommt der Mangel. Wer einen Menschen rügt, wird hinterher mehr Dank ernten als eine Schmeichlerzunge. Wer seinen Vater und seine Mutter bestiehlt und sagt: "Das ist keine Sünde!", der ist ein Genosse des verkommenen Menschen. Der Habgierige verursacht Streit; wer aber auf den Herrn vertraut, wird reichlich gelabt. Wer sich auf seinen eigenen Verstand verläßt, ist ein Tor; doch wer in Weisheit wandelt, wird gerettet. Wer dem Armen gibt, dem wird selber nichts mangeln; doch wer seine Augen vor ihm verschließt, wird überhäuft mit Flüchen. Wenn die Gottlosen hochkommen, verbergen sich die Leute; doch wenn sie umkommen, werden mächtig die Gerechten. Der Rechtschaffenheit Segen, der Gottlosigkeit FluchEin Mensch, der trotz aller Rüge halsstarrig bleibt, wird plötzlich rettungslos zerschmettert werden. Haben Gerechte die Macht, freut sich das Volk - herrschen die Frevler, jammern die Leute. Wer die Weisheit liebt, macht seinem Vater Freude; wer mit Dirnen umgeht, bringt sein Vermögen durch. Ein König gibt durch Gerechtigkeit seinem Land Bestand; doch wer Steuern erpreßt, richtet es zugrunde. Ein Mensch, der seinen Nächsten umschmeichelt, breitet vor dessen Schritten ein Netz aus. In der Sünde des bösen Menschen liegt ein Fallstrick, doch der Gerechte darf jubeln und fröhlich sein. Der Gerechte achtet auf die Rechtssache der Armen - der Gottlose kennt keine Teilnahme. Spötter bringen die Stadt in Aufruhr - die Weisen beschwichtigen die Empörung. Rechtet ein Weiser mit einem Toren, so tobt der und lacht - doch gibt es keinen Frieden! Blutgierige Menschen hassen den Unschuldigen - die Rechtschaffenen nehmen sich seiner an. Der Tor macht seinem ganzen Unmut Luft - der Weise hält seinen Zorn zurück. Wenn ein Herrscher auf Lügenreden hört, werden zu Frevlern alle seine Diener. Der Arme und der Bedrücker leben nebeneinander - der Herr gibt beiden das Augenlicht. Ein König, der gerecht die Geringen richtet, dessen Thron hat auf ewig Bestand. Rute und Rüge verleihen Weisheit; doch ein sich selbst überlassenes Kind macht seiner Mutter Schande. Sind die Gottlosen an der Macht, häuft sich der Frevel - deren Sturz erleben die Gerechten mit Freude. Züchtige deinen Sohn, dann verschafft er dir ein ruhiges Leben und bringt deinem Herzen Wonne. Zügellos wird das Volk ohne Offenbarung; doch wohl ihm, wenn es beachtet das Gesetz!  Mit Worten allein läßt sich ein Knecht nicht erziehen; denn versteht er sie auch, so folgt er doch nicht. Siehst du einen, der mit seinen Worten schnell fertig ist: ein Tor hat mehr Hoffnung als er! Wenn einer seinen Knecht von Jugend auf verwöhnt, wird Elend sein Ende sein. Ein zorniger Mensch ruft Streit hervor, und ein Hitzkopf richtet viel Unheil an. Erniedrigen wird den Menschen sein Hochmut, doch der Demütige kommt zu Ehren. Wer mit dem Dieb teilt, haßt seine Seele; er hört die Verfluchung, doch macht er nicht Anzeige.  Menschenfurcht legt Fallstricke, doch wer auf den Herrn vertraut, ist geborgen. Viele suchen die Gunst des Herrschers; doch vom Herrn kommt jedem sein Recht. Ein Greuel ist dem Gerechten der Frevler. - Dem Gottlosen ist der Rechtschaffene ein Greuel. Die Sprüche AgursSprüche Agurs, des Sohnes des Jake aus Massa. - So lautet der Ausspruch des Mannes: Ich habe mich abgemüht, o Gott, ich habe mich abgemüht, o Gott, und bin dahingeschwunden.  BekenntnisDenn wie ein unvernünftiges Tier bin ich, nicht wie ein Mensch, ich habe nicht eines Menschen Verstand. Auch Weisheit habe ich nicht gelernt, und vom Allheiligen habe ich keine Erkenntnis. Wer ist zum Himmel emporgestiegen und wieder herab? Wer hat den Wind gefangen in seinen Händen? Wer hat die Wasser gebunden in ein Gewand? Wer hat alle Enden der Erde gegründet? Wie heißt er und wie heißt sein Sohn, so du es weißt? Jedes Wort Gottes ist lautere Wahrheit. Ein Schild ist er denen, die sich bergen in ihm. Seinen Worten füge nichts hinzu! Sonst straft er dich, und du stehst da als Lügner. BitteUm zweierlei bitte ich dich. Versage es mir nicht, bevor ich sterbe: Halt fern von mir Falschheit und Lügenwort! Gib mir nicht Armut und Reichtum! Laß mich genießen mein Stückchen Brot! Sonst könnte ich, wenn ich satt wäre, dich verleugnen und fragen: "Wer ist der Herr?", oder wenn ich arm wäre, könnte zum Dieb ich werden und mich vergreifen am Namen meines Gottes. Weisheitssprüche und EinsichtenVerleumde einen Knecht nicht bei seinem Herrn! Sonst könnte er dir fluchen, und du müßtest es büßen. Wehe dem Geschlecht, das seinem Vater flucht und seine Mutter nicht segnet! Wehe dem Geschlecht, das sich rein dünkt und von seinem Unrat nicht gesäubert ist! Wehe dem Geschlecht, das den Kopf hoch trägt und seine Wimpern in die Höhe zieht! Wehe dem Geschlecht, dessen Zähne Schwerter sind und dessen Gebiß aus Messern besteht, das den Dürftigen von der Erde wegfrißt und den Armen aus der Mitte der Menschen! Der Blutegel hat zwei Töchter: "Gib her!" und "Gib her!" - Drei gibt es, die nicht zu sättigen sind, und vier, die niemals sagen: "Genug!":  Die Unterwelt, der unfruchtbare Mutterschoß, die Erde, die des Wassers nie satt wird, und das Feuer, das niemals sagt: "Genug!" Ein Auge, das des Vaters spottet und die Mutter verachtet, sollen die Raben am Bach aushacken, und die jungen Geier sollen es fressen! Drei Dinge sind es, die mir zu wunderbar scheinen, und vier, die ich nicht verstehe: Des Adlers Weg am Himmel, der Schlange Weg über einen Felsen, des Schiffes Weg inmitten des Meeres, des Mannes Weg zu der Jungfrau. So ist der Weg der Ehebrecherin: Sie genießt und wischt sich den Mund ab und sagt: "Ich habe nichts Böses getan!" Unter drei Dingen erzittert die Erde, und unter vieren kann sie es nicht aushalten: Unter einem Sklaven, wenn er König wird, unter einem Toren, wenn er Brot in Fülle hat, unter einer Verstoßenen, wenn sie nochmals zur Frau genommen wird, und unter einer Magd, wenn sie ihre Herrin verdrängt. Vier Tiere gehören zu den kleinsten auf Erden und sind doch unglaublich klug: Die Ameisen sind kein starkes Volk und besorgen sich doch ihre Nahrung im Sommer. Die Klippdachse sind kein mächtiges Volk, und doch legen sie sich im Felsen ihre Wohnung an.  Die Heuschrecken haben keinen König, und doch zieht ihr Schwarm geordnet aus. Die Eidechse läßt sich mit der Hand fangen und findet sich doch in den Königspalästen. Drei sind es, die stolz einherschreiten und vier, die stattlich dahergehen: Der Löwe, das stärkste unter den Tieren, der vor niemandem kehrt macht, der Hahn, der Bock und ein König an der Spitze seines Heerbanns. Magst du ein Tor gewesen sein, indem du dich selbst überhobst, oder magst du ein Denker gewesen sein: Lege die Hand auf den Mund! Denn stößt man die Milch, gibt es Butter, stößt man die Nase, gibt es Blut, und stößt man den Zorn, gibt es Streit. Die Sprüche LemuëlsSprüche Lemuëls, des Königs von Massa, die ihn seine Mutter lehrte:  UnterweisungenWas soll ich dir sagen, mein Sohn? Was dir, du Sohn meines Leibes? Was dir, du meiner Gelübde Sohn? Gib deine Kraft nicht den Dirnen und deine Wege nicht den Verderberinnen der Könige! Nicht ziemt sich Königen, Lemuël, nicht ziemt sich Königen, Wein zu trinken, den Fürsten nicht Liebe zum berauschenden Trank. Sie möchten sonst über dem Trinken das Gesetz vergessen und beugen das Recht der Geringen. Reicht einen Rauschtrank dem Elenden und dem Bekümmerten Wein! Er möge trinken und seiner Armut vergessen und seines Elends nicht mehr gedenken. Tu auf deinen Mund für den Stummen, für der Verlassenen Sache! Tu auf deinen Mund, richte in Gerechtigkeit und schaffe Recht dem Elenden und dem Armen! Das goldene ABC der tüchtigen HausfrauAch, wer wird finden eine wackere Frau? Ihr Wert geht weit über Perlen.  Bei ihr ist getrost ihres Mannes Herz; an Gewinn wird es nimmer ihm mangeln. Caritas, nicht Übles übt sie an ihm, alle Tage ihres Lebens.  Der Wolle und dem Flachs gilt ihre Sorge, mit freudiger Hand ist sie tätig. Einem Handelsschiff ist sie vergleichbar - aus der Ferne holt sie sich Nahrung. Früh schon, da es noch Nacht ist, erhebt sie sich, gibt Speise dem Hausgesinde und weist den Mägden die Arbeit an. Gibt auf den Kauf eines Ackers acht und erwirbt ihn, pflanzt Weinberge an vom Ertrag ihres Schaffens. Hat ihre Lenden gegürtet mit Kraft, rüstig regt sie die Arme. Ihr Wirken gedeiht, sie bemerkt es froh, nie erlischt des Nachts ihre Leuchte.  Kommt ihre Hand nur dem Spinnrocken nahe, fassen ihre Finger die Spindel. Liebreich leiht sie dem Armen die Hand, dem Elenden reicht sie die Hände. Mitnichten bangt sie vor Schnee für ihr Haus: All die Ihren sind doppelt gekleidet. Näht für sich selbst die Decken, kleidet sich in Byssus und Purpur.  Offen bekannt ist an den Toren ihr Mann, wenn er sitzt bei den Ältesten des Landes.  Prächtige Kleider fertigt sie an zum Verkauf, den Händlern liefert sie Gürtel. Rings um sie her ist Schönheit und Kraft; so lacht sie des kommenden Tages. Sie tut in Weisheit auf ihren Mund; auf ihrer Zunge sind liebliche Worte. Treu überwacht sie die Arbeit im Haus, genießt nicht die Speise der Trägheit. Und ihre Söhne stehen da und preisen sie glücklich. Ihr Mann, er spendet ihr Lob: "Viele Frauen haben sich tüchtig erwiesen, doch du hast übertroffen sie alle!" Wohl: Anmut ist Trug und Schönheit vergeht - doch die den Herrn fürchtet, ist zu preisen!  Zu genießen vergönnt ihr den Lohn ihrer Müh! Loben möge man ihr Tun an den Toren! Wo findet der Mensch Halt und Geborgenheit?Erwägungen Kohelets, des Sohnes Davids, Königs zu Jerusalem.  Leitsatz"Eitelkeit über Eitelkeit!" - sagte Kohelet, "Eitelkeit über Eitelkeit - Alles ist Eitelkeit!"  ALLES IST EITELEitel ist alles Mühen und RedenWas fruchtet dem Menschen all seine Mühe, womit er sich plagt unter der Sonne?  Geschlechter gehen, Geschlechter kommen, die Erde aber bleibt ewig stehen.  Die Sonne geht auf, die Sonne geht unter und hastet zurück zum Ort, da sie aufging. Der Wind weht nach Süden und dreht sich nach Norden, in währendem Wechsel weht der Wind. Darauf kehrt der Wind zu neuem Kreislauf zurück. Alle Flüsse ziehen zum Meer. Doch nie wird das Meer gefüllt. Wohin sie strömen, zum selben Ort strömen immer wieder die Flüsse.  So ist alles Reden vergebliche Mühsal: Kein Mensch vermag die Deutung zu geben. Nicht satt wird das Auge vom Sehen, nicht voll vom Hören das Ohr.  Was gewesen ist, wird wiederum sein; was geschehen war, wird wieder geschehen - es gibt nichts Neues unter der Sonne. Wäre einmal etwas, davon man sagte: "Sieh da, etwas Neues!", - längst ist es gewesen in Zeiten, die hinter uns liegen. Der Früheren bleibt kein Gedächtnis, der noch kommenden Künftigen gibt es kein Gedenken bei denen, die noch später leben. Eitel ist alles Denken und ForschenIch, Kohelet, bin König gewesen über Israel in Jerusalem.  Ich hatte darauf meinen Sinn gerichtet, alles, was unter dem Himmel geschieht, sorgsam auf seinen Weisheitsgehalt hin zu prüfen. - Ein böses Geschäft! Gott hat es den Menschen gegeben, sich damit abzumühen. Ich habe jegliches Tun gesehen, das sich abspielt unter der Sonne - doch siehe: Alles ist eitel und Haschen nach Wind! Was krumm ist, kann man nicht strecken, was fehlt, läßt sich nicht zählen.  Da sprach ich also zu meinem Herzen: Siehe, da habe ich mir nun größere und höhere Weisheit erworben als alle, die vor mir geboten über Jerusalem. Viel des Wissens und viel der Weisheit lernte mein Geist. Doch, da ich nun meinen Sinn darauf lenkte, zu erkennen, was es um Weisheit und Wissen, um Torheit und Tollheit sei, kam ich zur Einsicht: Auch das ist Haschen nach Wind. Denn wo viel Weisheit, da ist viel Kummer; mehrt sich das Wissen, mehrt sich auch das Leid.  Eitel ist alles Freuen und GenießenDa sprach ich in meinem Herzen: "Wohlan! Versuch es mit der Lust. Laß es dir wohl ergehen!" - Doch siehe: Auch das war eitel. Vom Lachen sagte ich: "Närrisch Gebaren!" - Von der Freude: "Zu was soll sie gut sein?" Ich war darauf ausgegangen, den Leib zu laben mit Wein - während mein Geist wohlweislich Führer blieb - und mich abzugeben mit Torheit, bis ich sähe, ob es für die Menschenkinder von Nutzen sei, unter dem Himmel ihr ganzes Leben so zu tun.  Eitel ist alles Tun und SchaffenIch habe große Dinge getan: Häuser habe ich mir gebaut und mir Weinberge gepflanzt,  Gärten und Parks mir angelegt und Fruchtbäume jeglicher Art hineingepflanzt. Ich habe mir Wasserteiche geschaffen, junge Baumanlagen daraus zu bewässern. Ich habe mir Knechte und Mägde gekauft. Auch hatte ich Hausgesinde und Herdenbesitz: Rinder und Schafe - viel mehr als alle, die vor mir in Jerusalem lebten. Ich habe mir auch Silber und Gold gehäuft und Schätze von Königen und von Ländern. Ich habe mir Sänger und Sängerinnen gehalten und der Menschenkinder Ergötzen: Frauen in Menge.  So ward ich groß, größer als alle, die vor mir in Jerusalem lebten. Die Weisheit aber verharrte bei mir. Was meine Augen begehrten, versagte ich ihnen nicht. Keine Freude verwehrte ich meinem Herzen. - Ja, Freude hatte mein Herz an all meinem Mühen. Und das war mir Lohn für all meine Plage. Und ich prüfte all meine Werke, die meine Hände geschaffen, und auch die Mühe, die darauf ich verwandt, sie zu schaffen - und siehe: Alles war eitel und Haschen nach Wind. Nichts kommt dabei heraus unter der Sonne. Der Weise und der Tor haben das gleiche SchicksalIch ging nun daran, zu sehen, was Weisheit sei. - Doch sie ist Torheit und Tollheit! - denn was wird der Mensch tun, der folgen wird auf den König? Dasselbe, was man schon immer getan!  Und ich sah: Denselben Vorzug hat vor der Torheit die Weisheit wie das Licht vor dem Dunkel.  Der Weise hat Augen im Kopf, der Tor aber wandelt in Finsternis. Und doch habe ich erkannt, daß sie beide ein Los trifft. - So sprach ich in meinem Herzen: Wenn auch mir widerfährt des Toren Geschick: was bin ich dann so sehr weise gewesen? - Und so sprach ich in meinem Herzen: Auch das ist eitel! Ein dauernd Gedenken bleibt so wenig vom Weisen wie vom Toren; denn in künftigen Tagen ist alles vergessen. - Ach, wie stirbt doch der Weise mit dem Toren dahin! Da faßte ich Haß wider das Leben: Widerwärtig erschien mir das Tun, das sich abspielt unter der Sonne. Denn alles ist eitel und Haschen nach Wind. Das Erarbeitete muß man vielleicht einem Toren hinterlassenVerhaßt ward mir all mein Mühen, womit ich mich unter der Sonne geplagt; denn einem, der auf mich folgt, muß ich es hinterlassen. Wer weiß, ob er weise ist oder töricht? Er wird schalten über all mein Mühen, über das, was ich durch harte und weise Arbeit unter der Sonne erworben. - Auch das ist eitel! So kam ich dahin, mich schier der Verzweiflung zu überlassen ob all meiner Mühe, die ich aufgewandt unter der Sonne. Da müht sich ein Mensch um Weisheit, Erkenntnis und Tüchtigkeit, und einem Menschen, der sich nicht darum mühte, muß er es zum Besitz hinterlassen. - Auch das ist eitel und ein großes Übel! Denn was fruchtet dem Menschen all sein Mühen und seines Geistes Sinne, womit er sich plagt unter der Sonne? Alle seine Tage sind doch voller Leid und seine Arbeit voll Ärger. Selbst bei Nacht ruht nicht sein Geist. - Auch das ist eitel! Darum genieße dankbar, was Gott dir schenktEs gibt für den Menschen nichts Besseres, als zu essen und zu trinken und es sich wohl sein zu lassen bei seiner Mühe. Ich sah, daß auch dies aus Gottes Hand kommt. Denn wer kann essen und genießen ohne ihn? Dem, der in Gunst bei ihm steht, gibt er ja Weisheit, Wissen und Freude. Dem aber, der ihm mißfällt, bürdet er auf, zu sammeln und anzuhäufen und es dem zu geben, der in Gunst steht bei Gott. - Auch das ist eitel und Haschen nach Wind! WAS GOTT ALLES FESTGESETZT HATFestgesetzt ist der Zeitpunkt für jedes GeschehenAlles hat seine Zeit. Jedes Ding hat seine Stunde unter dem Himmel.  Das Geborenwerden hat seine Zeit, und das Sterben hat seine Zeit. - Das Pflanzen hat seine Zeit, und das Ausroden der Pflanzung hat seine Zeit.  Das Töten hat seine Zeit, und das Heilen hat seine Zeit. - Das Niederreißen hat seine Zeit, und das Aufbauen hat seine Zeit. Das Weinen hat seine Zeit, und das Lachen hat seine Zeit. - Das Trauern hat seine Zeit, und das Tanzen hat seine Zeit. Das Steinewerfen hat seine Zeit, und das Steinesammeln hat seine Zeit. - das Umarmen hat seine Zeit, und das Sich-meiden hat seine Zeit.  Das Suchen hat seine Zeit, und das Verlieren hat seine Zeit. - Das Aufbewahren hat seine Zeit, und das Wegwerfen hat seine Zeit. Das Zerreißen hat seine Zeit, und das Zusammennähen hat seine Zeit. - Das Schweigen hat seine Zeit, und das Reden hat seine Zeit. Das Lieben hat seine Zeit, und das Hassen hat seine Zeit. - Der Krieg hat seine Zeit, und der Friede hat seine Zeit. Was nützt also dem, der sich abmüht, noch all seine Plage?  Festgesetzt ist Gottes Plan für den Lauf der WeltIch sah die Mühsal, die Gott den Menschen aufgebürdet hat, sich damit abzuplagen.  Er wirkt alles trefflich zu seiner Zeit. Auch die Welt hat er ihrem Forschergeist übergeben, doch ohne daß der Mensch das Werk, das Gott wirkt, vom Beginn bis zum Ende ergründen kann. Ich erkannte: Nichts Besseres gibt es für sie, als fröhlich zu sein und sich gütlich zu tun im Leben. Doch auch, daß einer ißt und trinkt und das Leben genießt bei all seiner Plage, ist eine Gabe von Gott. Ich erkannte: Alles, was Gott wirkt, währt ewig. Man kann nichts dazu-, nichts davontun. Gott hat es so gefügt, auf daß man ihn fürchte. Was ist, das ist längst schon gewesen. Was sein wird, war schon vor langem. Was vergangen, Gott bringt es wieder. Noch etwas sah ich unter der Sonne: Die Stätte des Rechts - da herrschte der Frevel; den Ort der Gerechtigkeit - da herrschte der Trug. Und so sprach ich in meinem Herzen: Gott wird richten den Frommen wie den Frevler. Denn er hat eine Zeit gesetzt für jegliches Planen und Wirken. Festgesetzt ist der Tod für jegliches LebenSo sprach ich in meinem Herzen: Es ist so der Menschen wegen, daß Gott sie prüfe und sie selbst erkennen, daß sie wie das Vieh sind - so sind sie!  Denn einerlei ist das Los der Menschen und das Los der Tiere. Wie die einen sterben, so sterben die anderen: den gleichen Atem haben sie alle. Nichts hat der Mensch dem Tier voraus; denn alles ist eitel! Alles wandert zum selben Ort: Aus dem Staub ist alles geworden - zum Staub kehrt alles zurück. Wer weiß, ob der Lebensodem des Menschen emporsteigt, ob der Lebensodem des Tieres hinunterfährt zur Erde?  Darum freue dich des Lebens, so lange du kannst!So sah ich, daß es nichts Besseres gibt für den Menschen, als sich zu freuen an seinen Werken. Das ist sein Lohn. Denn wer wird ihm geben, teilzuhaben an dem, was nach ihm sein wird?  Ungeborensein ist besser als LebenUnd wiederum sah ich alle Gewalttat, die verübt wird unter der Sonne. - Siehe da: Die Tränen der Bedrückten, denen kein Tröster wird! Gewalttat geht aus von der Hand ihrer Bedränger. Doch keiner ist, der sie tröstet. Da pries ich die Toten, die längst dahin, glücklicher als die Lebenden, und glücklicher als beide den, der noch nicht ins Dasein gelangt ist, der das böse Treiben nicht sah, das sich abspielt unter der Sonne. Ich sah, daß jede Mühe und aller Fleiß bei der Arbeit nur Eifersucht ist des einen gegen den anderen. - Auch das ist eitel und Haschen nach Wind. Der Tor legt die Hände in den Schoß und nährt sich von seinem eigenen Fleisch. Besser eine Handvoll Ruhe als beide Fäuste voll Mühsal und Haschen nach Wind. 'Zwei sind besser als einer dran'Wiederum sah ich etwas Eitles unter der Sonne: Ein Einzelner, kein Zweiter neben ihm, kein Sohn, kein Bruder. Kein Ende hat all sein Mühen. Seine Augen sehen sich am Reichtum nicht satt. "Für wen aber plage ich mich ab und versage mir jedes Genießen?" - Auch das ist eitel und ein böses Geschäft! Zwei sind besser als einer dran; denn für ihre Mühe erhalten sie guten Lohn. Denn fällt einer hin, richtet ihn der andere wieder auf. - Doch wehe dem Alleinstehenden, wenn er fällt! Kein Zweiter ist da, ihm wieder aufzuhelfen. Schläft man zu zweit, gibt man sich Wärme. Wie aber will einer allein warm werden? Wenn jemand auch einen einzelnen überwältigen kann: zu zweit wird man ihm standhalten. - Und: Nicht so rasch reißt ein gar dreifach gedrehter Faden. Baue nicht auf die VolksgunstBesser ein Knabe, arm, doch weise, als ein König, alt, aber töricht, der keine Belehrung mehr annimmt!  Jener kam aus dem Kerker auf den Thron, und war doch arm unter diesem König geboren. Ich sah, daß alle Lebenden, die wandeln unter der Sonne, sich auf die Seite des Knaben stellten, des Zweiten, der an seine Stelle trat. Endlos war die Menge des Volkes, dem er voranzog. Die Späteren aber hatten an ihm keine Freude mehr. - So war denn auch dies eitel und Haschen nach Wind! So sollst du zu Gott stehen:Habe EhrfurchtAuf deinen Fuß habe acht, wenn du hingehst zum Haus Gottes! Ihm sich nahen, um zu hören, ist besser als das Opferbringen von Toren: Sie wissen nicht, daß sie Böses tun. GelübdeMit dem Mund sei nicht vorschnell! Dein Herz überstürze sich nicht, Worte zu sprechen vor Gott! Denn Gott ist im Himmel, und du bist auf der Erde. Darum seien deiner Worte nur wenige! Denn: Im Traum kommt es zu vielen Geschäften, zu törichtem Gerede bei vielen Worten. Hast du Gott ein Gelübde gemacht, säume nicht, es zu erfüllen! Denn kein Gefallen hat er an Toren. Was du gelobt hast, erfülle! Nichts geloben ist besser als geloben und nicht erfüllen! Laß nicht zu, daß dein Mund dich in Schuld bringt! Sage nicht zum Gottgesandten: "Es war ein Versehen!" - Was soll Gott zürnen ob deiner Rede und das Werk deiner Hände vernichten?  Denn wo viele Träume, da gibt es viele nichtige Worte! - Fürchte Gott! Willkür und BedrückungSiehst du den Armen geknechtet und Recht und Gerechtigkeit im Land verletzt, sei darüber nicht verwundert; denn ein Höherer wacht über dem Hohen und noch Höhere über beiden. Ein Vorteil für das Land bei all dem ist dies: ein König, der dem Land dient.  berschätze den Reichtum nichtWer das Geld liebt, hat nie des Geldes genug. Wer den Reichtum liebt, hat nie genug des Gewinns. - Auch das ist eitel! Mehrt sich der Besitz, mehren sich auch seine Vertilger. - Was hat der Besitzer davon als das Nachsehen?  Süß ist des Arbeiters Schlaf, ob er wenig ißt oder viel. Den Reichen aber läßt die Übersättigung nicht zum Schlaf kommen. Es gibt ein arges Übel, das ich sah unter der Sonne: Reichtum, von seinem Besitzer zu eigenem Unheil bewahrt. Dieser Reichtum geht durch ein Unglück verloren. Hat er einen Sohn, bleibt nichts in dessen Hand.  Nackt, wie er kam aus dem Mutterschoß, muß er wieder von hinnen. Für seine Mühe trägt er gar nichts davon, das er mitnehmen könnte in seiner Hand. Auch das ist ein arges Übel: So wie er kam, ebenso muß er von hinnen. Was hat einer davon, daß er sich müht für den Wind? Nichtigkeit des ReichtumsDazu ißt er sein Leben lang in der Finsternis, in vielem Verdruß, in Leid und in Ärger! Siehe, das habe ich als gut, als schön erfunden: daß einer esse und trinke und guter Dinge sei bei all seiner Mühe, womit er sich plagt unter der Sonne, so viele Lebenstage, als Gott ihm gegeben. - Denn das ist sein Anteil. Für jeden Menschen, dem Gott Reichtum und Besitz verliehen, ist dies ein Gottesgeschenk: daß er ihm gestattet, davon zu genießen, sein Teil zu nehmen und sich zu freuen bei seiner Mühe. Dann grübelt er nicht mehr viel über die Tage seines Lebens; denn Gott hält ihn mit seines Herzens Freude beschäftigt. Die Folgen des ReichtumsEs gibt noch ein anderes Übel, das ich unter der Sonne sah. Schwer lastet es auf dem Menschen: Gott verleiht einem Mann Reichtum, Besitz und Ehre; nichts, was sein Herz begehrt, fehlt ihm. Doch Gott gestattet ihm nicht, es zu genießen. Ein Fremder genießt es: Das ist eitel und ein arges Übel! Wenn jemand hundert Kinder hätte und viele Jahre lebte und die Zahl seiner Lebenstage hoch wäre, er aber die Güter nicht genießen könnte und ihm sogar kein Begräbnis würde, so sage ich: Besser als er ist der Totgeborene daran!  Denn der kommt umsonst und geht im Dunkel von dannen; mit Nacht ist sein Name bedeckt. Er sieht nicht die Sonne und weiß nichts von ihr. Doch mehr Ruhe hat er als jener. Lebte er selbst zweitausend Jahre, könnte aber nicht kosten vom Guten: Fährt nicht alles an einen Ort? Alles Verlangen ist nichtigAlles Mühen des Menschen gilt seinem Mund; doch niemals wird gestillt das Verlangen. Welchen Vorzug hat hierin der Weise vor dem Toren, vor dem Armen der, der versteht zu leben?  Ist der Anblick (der Speise) besser als das Wohlergehen des Magens? - Aber auch das ist eitel und Haschen nach Wind! Was geschieht, ist längst im voraus bestimmt. Was aus einem Menschen wird, steht fest. - Niemand kann den zur Rechenschaft ziehen, der mächtiger ist als er. Alte Spruchweisheiten - kritisch überprüftJe größer der Wortschwall, desto größer die Nichtigkeit. Was soll es dem Menschen nützen? Denn wer weiß, was dem Menschen - bei seinen kurzen, nichtigen Lebenstagen - gut ist im Leben? Gehen sie ihm doch wie ein Schatten dahin! Wer kündet dem Menschen, was nach ihm sein wird unter der Sonne? Zum Thema: NachruhmGuter Ruf ist besser als guter Ruch. - Der Tag des Todes ist mehr wert als der Tag der Geburt.  Es ist besser, in ein Trauerhaus zu gehen als in ein Haus, in dem geschmaust wird. Denn da zeigt sich das Ende eines jeden Menschen, und wer noch lebt, nimmt es sich zu Herzen. Besser Kummer als Lachen! Denn ist auch die Miene traurig, kann doch das Herz froh sein. Der Weisen Herz weilt im Trauerhaus, doch im Haus der Freude das Herz der Toren. Zum Thema: BildungBesser, man hört den Verweis des Weisen, als daß man das Loblied der Toren hört! Denn wie Dornengeprassel unter dem Kessel, so ist der Beifall des Toren. - Auch das ist eitel! Denn Erpressung macht einen Weisen zum Toren, und Bestechung verdirbt das Herz. Zum Thema: Zurückhaltung und Hängen am HergebrachtenBesser einer Sache Ende als ihr Beginn. - Besser Langmut als Hochmut! Dem Ärger gib dich nicht vorschnell hin! Denn Ärger wohnt in der Brust der Toren. Sage nicht: "Wie kommt es, daß früher die Zeiten besser waren als heute?" - Denn nicht Weisheit gab dir diese Frage ein. Zum Thema: Wissen als Mittel zu langem LebenWertvoll ist Weisheit wie Erbgut und ein Vorteil für die, welche die Sonne sehen. Denn im Schatten der Weisheit ist man geborgen, so gut wie im Schatten des Geldes. Doch die Erkenntnis der Weisheit hat darin den Vorzug, daß sie ihrem Besitzer das Leben verleiht. Auf Gottes Werk schaue hin! Wer kann strecken, was er gekrümmt hat? Geht es dir gut, sei guter Dinge! Geht es dir schlecht, dann merke dir: Das eine wie das andere hat Gott so gefügt, damit der Mensch nicht herausfinde, was ihm bevorsteht. Beides sah ich in meinen nichtigen Tagen: Es gibt Gerechte, die zugrunde gehen trotz ihrer Rechtschaffenheit, und es gibt Frevler, die lange leben trotz ihrer Verderbtheit. Sei nicht allzu gerecht! Gebärde dich nicht überweise! Was willst du dir selber schaden? Sei nicht allzu gottlos, und sei kein Tor! Was willst du zur Unzeit schon sterben? Gut wäre es, du hieltest dies fest und gäbest jenes nicht aus den Händen. Denn wer Gott fürchtet, weicht beidem aus. Zum Thema: Wissen als SchutzDie Weisheit gibt dem Weisen mehr Macht, als in der Stadt zehn Gewaltherren haben. Ja, kein Mensch auf Erden ist so gerecht, daß er nur Gutes übte und sich niemals verfehlte. Nicht jedes Geschwätz, das umläuft, nimm dir zu Herzen! Du könntest sonst hören, wie dein eigener Knecht dir flucht. Denn oftmals - du weißt es! - hast du selbst über andere geschimpft. Zum Thema: Überliefertes Wissen und Wissen aus BeobachtungAll dieses habe ich durchforscht nach der Weisheit. Ich dachte, weise zu werden. - Sie aber blieb mir fern.  Fern ist der Dinge Sein - tief, gar tief! - Wer kann es finden? Wiederum ging ich daran und richtete meinen Sinn darauf, zu grübeln und zu forschen und Weisheit und Einsicht zu suchen und zu erkennen, ob Bosheit Torheit sei und Narrheit Tollheit. Da fand ich: Bitterer als der Tod ist die Frau; denn sie ist ein Fangnetz, ihr Herz ein Falle, ihre Arme sind Fesseln. Wer bei Gott in Gunst steht, mag ihr entrinnen - aber der Sünder fällt ihr anheim. Siehe, dies habe ich gefunden, spricht Kohelet, indem ich eines ans andere fügte, um zu einem Ergebnis zu kommen. Doch was ich stets gesucht und niemals gefunden: Einen Menschen unter tausend habe ich gefunden, doch unter all diesen keine Frau. Siehe, das habe ich gefunden: Als rechtschaffen hat Gott die Menschen geschaffen; sie aber haben sich in vielerlei Ränken versucht. Zum Thema: Gebildete und KönigWer ist weise? Wer versteht die Deutung der Dinge? Die Weisheit macht leuchten eines Menschen Antlitz und wandelt die Härte seiner Züge. Ich sage: Beachte des Königs Gebot in Hinblick auf den Eid Gottes.  Falle nicht vorschnell von ihm ab! In böse Ränke laß dich nicht ein! Er tut ja doch, was er will. Denn das Wort des Königs ist mächtig. Wer darf zu ihm sagen: "Was tust du da?" Zum Thema: Schicksal des gebildeten Gesetzestreuen und des ungebildeten GesetzesübertretersWer das Gebot befolgt, wird nichts Schlimmes erleben. Denn ein weises Herz weiß wohl um Zeit und Recht. Denn jedes Ding hat Zeit und Recht. Schwer aber drückt den Menschen das Böse. Denn es weiß keiner, was kommen wird. Denn wer könnte ihm künden, wie es kommen wird? Kein Mensch hat über den Atem Gewalt. Niemand vermag den Lebenshauch aufzuhalten. Keiner hat über den Sterbetag Macht. Keinen Urlaub gibt es vom Todeskampf. So läßt auch das Böse den, der es übt, nicht frei. Dies alles sah ich, als ich meinen Sinn auf das lenkte, was unter der Sonne geschieht zur Zeit, da ein Mensch über andere gebietet zu ihrem Verderben. Dabei sah ich auch, wie Gottlose ein Begräbnis erhielten, indes jene, die recht getan, wandern mußten vom heiligen Ort und vergessen wurden in der Stadt. - Auch das ist eitel!  Weil an den Missetätern das Urteil nicht gleich vollstreckt wird, wächst den Menschenkindern der Mut, Böses zu tun. Kann doch der Gottlose hundertmal Böses tun und lebt noch lange. - Doch weiß ich auch: Den Gottesfürchtigen wird es gut gehen, weil sie ihn fürchten. Doch dem Gottlosen wird es nicht gut gehen. Er darf seine Tage nicht dem Schatten gleich dehnen, weil er vor Gott sich nicht fürchtet. Etwas Eitles, das auf Erden geschieht, ist dies: Es gibt Gerechte, denen es geht, als hätten sie gottlos gehandelt, und es gibt Gottlose, denen es geht, als hätten sie gerecht gehandelt. Ich sage: Auch das ist eitel! So lobe ich mir denn die Freude: Es gibt ja nichts Besseres für den Menschen unter der Sonne als Essen und Trinken und Frohsein. Dies soll ihn begleiten bei all seiner Mühe alle Lebenstage hindurch, die Gott ihm unter der Sonne gewährt. Zum Thema: Grenzen der ErkenntnisSooft ich meinen Sinn darauf richtete, zur Erkenntnis der Weisheit zu kommen und das Treiben zu betrachten, das sich abspielt auf Erden - denn weder bei Tag noch bei Nacht wird der Schlaf des Menschen Auge erfreuen - da sah ich, was für Gottes sämtliches Wirken gilt: Kein Mensch kann das Walten ergründen, das sich vollzieht unter der Sonne. Wie sehr auch der Mensch sich müht, es zu erforschen, er kann es doch nicht ergründen. Und wenn auch der Weise es zu erkennen vermeint, er kann es doch nicht ergründen. Dies alles hatte ich wohl bedacht und war zur Einsicht gekommen: Gerechte und Weise stehen in Gottes Hand mit all ihrem Wirken. Ob Liebe, ob Haß ihm begegnen wird, weiß der Mensch nicht im voraus. Alles kann ihm die Zukunft bringen. Alle müssen sterben, so freue dich des LebensAlle trifft das gleiche Los: den Gerechten wie den Frevler, den Guten, den Reinen wie den Unreinen, den, der opfert, wie den, der nicht opfert. Dem Guten ergeht es wie dem Sünder, dem, der schwört, wie dem, der sich scheut vor dem Schwur. Das ist das Böse bei allem, was unter der Sonne geschieht: Alle trifft das gleiche Los. Darum ist auch das Herz der Menschen so voll des Bösen. In ihrem Herzen wohnt Torheit ihr Leben lang. Und hernach - geht es hinab zu den Toten! Nur wer den Lebenden zugesellt ist, hat noch etwas zu hoffen. Denn besser ein lebender Hund als ein toter Löwe. Die Lebenden wissen noch, daß sie sterben müssen, die Toten aber haben kein Wissen mehr. Sie können auf keinen Lohn mehr hoffen: ihr Andenken ist ja vergessen.  Längst dahin ist ihr Lieben, ihr Hassen, ihr heißes Begehren. Sie haben auf ewig nicht mehr Teil an allem, was unter der Sonne geschieht. Auf! Iß in Freude dein Brot! Trink heiteren Sinnes deinen Wein! Denn Gott hatte schon stets Gefallen an deinem Tun.  Alle Zeit seien weiß deine Kleider! Nie soll deinem Haupt mangeln das Salböl! Genieße das Leben mit der Frau, die du liebst, alle Tage deines nichtigen Lebens, das Gott dir unter der Sonne gewährt. Dies ist ja dein Teil am Leben in all deinen nichtigen Lebenstagen und an der Mühe, mit der du unter der Sonne dich plagst. Was deine Hand zu tun vermag, das wirke aus eigener Kraft! Denn weder Wirken noch Planen, weder Weisheit noch Wissen gibt es in der Unterwelt, dahin du gehst. Hemmnisse für das Wirken der WeisheitDes weiteren sah ich unter der Sonne: Nicht die Schnellen gewinnen den Lauf und nicht die Helden den Krieg, nicht die Weisen Brot und nicht die Klugen Reichtum und nicht die Beständigen Gunst, sondern alles kommt an auf Zeit und auf Glück. Denn keiner kennt seine Zeit. Wie Fische sich fangen im Netz, wie Vögel in die Schlinge geraten, ebenso werden die Menschen umstrickt zur Zeit des Unglücks, das jählings über sie einbricht. Auch dies mußte ich mit der Weisheit erleben unter der Sonne, und es kam mir bedeutsam vor: Es war eine kleine Stadt. Nur wenige Leute wohnten darin. Da rückte ein mächtiger König gegen sie an. Er schloß sie ein und warf mächtige Schanzen gegen sie auf. Nun war auch ein armer Weiser darin. Der befreite die Stadt durch seine Weisheit. Doch gedachte kein Mensch jenes Armen. Da sagte ich mir: Besser ist Weisheit als Macht. Doch verkannt wird die Weisheit des Armen. Auf seine Worte achtet man nicht. Eines Weisen Worte, in Ruhe gesagt, sind hörenswerter als das Geplärr eines Königs der Narren. Weisheit ist besser als Kriegsgerät. Ein einziger Bösewicht aber kann viel Gutes vereiteln. Giftige Fliegen machen das Öl des Salbenmischers ranzig und gärend. So wiegt auch ein wenig Torheit schwerer als Weisheit und Würde. Der Weise hat den Verstand zur Rechten, der Tor aber hat den Verstand zur Linken. Selbst wenn der Tor über die Straße geht, versagt sein Verstand und verrät einem jeden: Das ist ein Tor! Wenn auch des Herrschers Zorn sich gegen dich richtet, verlasse deinen Posten nicht! Denn große Fehler gleicht Gelassenheit aus. Noch ein Übel gibt es, das ich unter der Sonne sah, ein Fehlgriff, den der Herrscher begeht: Der Tor wird in hohe Stellung gebracht, doch Edle müssen in Niedrigkeit leben. Knechte sah ich zu Roß und Fürsten zu Fuß gehen wie Knechte. Wer eine Grube gräbt, fällt selbst leicht hinein. Wer Mauern einreißt, den sticht leicht die Schlange. Wer Steine bricht, verletzt sich leicht dabei. Wer Scheite spaltet, kommt leicht dabei in Gefahr. Ist das Eisen stumpf und schärft man die Schneide nicht, muß man die eigene Kraft um so mehr gebrauchen. Besser wäre, es mit Weisheit zu richten.  Wenn die Schlange sticht, noch bevor man sie beschworen, nützt es nicht, daß man selbst ein Beschwörer ist. Viel reden ist törichtVoll Anmut sind die Worte aus dem Mund des Weisen. Doch die Lippen des Toren verschlingen ihn selbst. Torheit ist seines Redens Beginn, arge Tollheit das Letzte aus seinem Mund. Viel plappert der Tor, wo doch der Mensch nicht weiß, was geschehen wird. Wer wollte ihm künden, was nach ihm geschehen wird? Die Arbeit des Toren ermüdet ihn nur. Er hat ja noch nicht gelernt, in die Stadt zu gehen. Unbekümmerter Leichtsinn ist gefährlich Wehe dir, Land, dessen König ein Kind, dessen Große frühmorgens schon zechen! Heil dir, Land, dessen König ein Edler, dessen Große zur rechten Zeit tafeln, wie Helden und nicht als Zecher! Wo Faulheit herrscht, senkt sich das Gebälk. Wo die Hände lässig, da tropft es ins Haus. Zum Vergnügen hält man ein Mahl. Der Wein erheitert das Leben, und das Geld gewährt alles. Auch in Gedanken fluche nicht dem König! In deinem Schlafgemach schilt nicht auf die Reichen! Denn aufnehmen könnten die Vögel des Himmels den Hall und ein geflügelter Bote dein Wort verbreiten. Lebe unbesorgt der Gegenwart!Wirf dein Brot auf des Wasser Fläche! Gleichwohl wirst du nach vielen Tagen es wiederfinden.  Zerlege dein Kapital in sieben Stücke oder in acht! Du weißt ja nicht, was für ein Unglück noch über das Land kommt. Sind die Wolken vom Regen voll, gießen sie ihn auf die Erde. - Fällt ein Baum nach Süden oder nach Norden: wohin er gefallen ist, dort bleibt er liegen. Wer stets nach dem Wind lugt, kommt nie zum Säen, und wer stets nach den Wolken schaut, kommt nie zum Ernten. Wie du nicht weißt, welches des Lebensodems Weg und wie das Gebein sich bildet im Schoß der hoffenden Mutter, ebenso wenig kennst du das Walten Gottes, der alles wirkt. Am Morgen säe deinen Samen, und bis zum Abend laß deine Hand nicht ruhen! Du weißt ja nicht, ob dies oder jenes gelingt, oder ob beides gleich gut gerät. Süß ist das Licht. Wohl tut den Augen, die Sonne zu sehen.  Selbst wenn der Mensch viele Jahre durchlebt, freue er sich in allen! Doch er denke auch an die Tage der Finsternis: ihrer werden ja viele sein! - Alles, was kommt, ist eitel. Jüngling, freue dich des Lebens: Schnell kommt der TodFreue dich, Jüngling, deines jungen Lebens! Heiter sei dein Sinn in jungen Tagen! Gehe, wohin dein Herz dich zieht und deine Augen dich laden! Doch wisse wohl, daß über all dies Gott von dir Rechenschaft fordert. Scheuche den Unmut aus deinem Herzen und halte dir Leiden vom Leib! Denn vergänglich ist Jugend und schwarzes Haar. Deines Schöpfers gedenke in jungen Tagen, bevor die bösen Tage kommen und die Jahre nahen, von denen du sagst: "Sie gefallen mir nicht!", bevor sich verfinstert die Sonne, das Licht und der Mond und die Sterne und nach dem Regen wiederkommen die Wolken. Das Ende des LebensDas ist die Zeit, da die Hüter des Hauses erbeben, die rüstigen Männer sich krümmen, die Mahlmägde feiern, - weil ihrer zu wenige sind, die durch die Fenster lugen, sich verbergen -,  die Türen nach der Straße sich schließen, der Mühle Schleifen leiser und höher wird als das Zwitschern der Vögel, alle Laute verstummen,  man vor den Höhen graut, vor dem Schrecknis auf ebenem Pfad. - Der Mandelbaum blüht. Die Heuschrecke schleppt sich nur mühsam. Die Kaper platzt. Denn der Mensch zieht ein in sein ewiges Haus! Die Klageleute gehen um auf der Straße.  Bevor das silberne Seil zerreißt, die goldene Schale springt, der Krug an der Quelle zerschmettert, in den Brunnen zertrümmert das Schöpfrad fällt, der Staub zur Erde kehrt, so wie er war, und der Atem zu Gott, der ihn verlieh:  "Eitelkeit über Eitelkeit!", sagte Kohelet, "alles ist Eitelkeit!" NachwortDazu ist nachzutragen: Kohelet war ein Weiser, der dem Volk Erkenntnis gab. Er war ein Denker und Forscher und verfaßte viele Sprüche.  Kohelet mühte sich, gefällige Worte zu finden und aufrichtige Worte der Wahrheit niederzuschreiben. Die Worte des Weisen sind wie Ochsenstacheln, und die Glieder der Spruchsammlungen wie eingeschlagene Pflöcke. Sie stammen von einem Hirten. Im übrigen laß dich warnen, mein Sohn! Des vielen Bücherschreibens ist kein Ende. Das viele Studieren ermüdet den Leib.  Das Schlußwort laßt uns alle hören: "Fürchte Gott! Halte seine Gebote!" Das gilt einem jeden; denn jegliches Werk wird Gott vor Gericht ziehen, alles Verborgene, sei es gut oder böse. Israel: Gottes BrautDas Hohelied Salomos.  Braut:Ach könnte ich mich laben am Kuß deines Mundes! - Denn süßer als Wein ist dein Kosen.  Voll Wonne der Duft deiner Salben, wie ausgesprengt Öl dein Name - darum fliegt die Liebe der Mädchen dir zu.  Zieh mich zu dir! Wir wollen uns eilen! Führe mich, König, in dein Gemach! - Jubelnd wollen wir deiner uns freuen. Höher als Wein feiern deine Liebe! - Du bist ja wert aller Liebe! Gebräunt bin ich, doch schön, Töchter Jerusalems, gleich Kedars Zelten, gleich den Zeltbehängen von Schalma.  Beachtet nicht, daß ich schwarzbraun, daß mich die Sonne gebräunt! Hart setzten mir zu meiner Mutter Söhne: Zur Hüterin des Weinbergs machten sie mich - den eigenen Weinberg konnte ich nicht hüten. Nun künde mir du, dem mein Herz gehört: Wo steht deine Herde, wo läßt du lagern am Mittag? Nicht umherirren möchte ich bei den Herden deiner Gefährten. Bräutigam:Weißt du es nicht, Schönste der Frauen: Folge der Herden Spur, treibe deine Zicklein zur Weide bei den Zelten der Hirten! Dem Edelgespann an Pharaos Wagen möchte ich dich, meine Freundin, vergleichen;  Wie schön stehen die Perlschnüre deinen Wangen, deinem Hals das Band von Korallen! Fertigen wollen wir dir ein Gehänge von Gold, behangen mit silberner Zierat! Braut:Wenn der König an der Tafelrunde ruht, haucht köstlichen Duft meine Narde. Einem Beutel mit Myrrhe, der ruht an meiner Brust, gleicht mein Geliebter.  Einer Zyperdolde gleicht mein Geliebter in den Rebenhängen En-Gedis.  Bräutigam:Wie schön du bist, meine Freundin! Wie bist du schön! - Gleich den Tauben sind deine Augen. Braut:O, wie bist du schön, mein Liebster, fürwahr verlockend! Zum Lager wird uns das frische Grün, zum Hausgebälk die Zedern, die Zypressen zur Täfelung der Wände. Eine Krokusblüte bin ich auf Scharons Gefilden, eine Lilie auf dem Grund des Tals.  Bräutigam:Unter den Disteln die Lilie ist meine Freundin in Mädchenreihen! Braut:Wie im Gehölz ein Apfelbaum ist unter den Jünglingen mein Liebster! In seinem Schatten sitze ich mit Lust. Seine Frucht schmeckt süß meinem Gaumen. Zum Weinhaus leitet er mich: die Liebe weht über mir als sein Banner. Erquickt mich mit Trauben, mit Äpfeln mich labt! Denn ich bin krank vor Liebe!  Da schmiegt seine Linke sich unter mein Haupt, seine Rechte umfängt mich in Liebe. Bräutigam:Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, bei den Gazellen oder Hinden der Flur: Wollet die Liebe nicht wecken, wollet sie nicht stören, bis es ihr selbst gefällt!  Braut:Horch: - Mein Geliebter! Siehe da: - Er kommt! Über die Berge er springt, hüpft über Hügel! Einer Gazelle tut es gleich mein Geliebter oder dem jungen Hirsch. Sieh nur: - Schon steht er hinter der Mauer, späht durch das Fenster, lugt durch das Gitter.  Mein Liebster hebt an und flüstert mir zu: "Auf meine Freundin! Du, meine Schöne, komm doch herbei! Sieh nur: Vorbei ist der Winter, der Regen vorüber, verrauscht.  Die Blumen zeigen sich schon auf den Wiesen, gekommen ist des Rebschnittes Zeit, der Turteltauben Gurren hört man im Land. Seine Frucht schwellt schon der Feigenbaum, süß duftet des Weinstocks Blüte. Auf, meine Freundin! Du meine Schöne, komm doch herbei! Mein Täubchen im Felsengeklüft, in der Felsenhänge Versteck, laß dein Antlitz mich schauen, laß deiner Stimme mich lauschen! Denn deine Stimme ist lieblich, dein Antlitz hold!" Fangt uns die Füchse, die kleinen Füchslein, die Weinbergsverwüster - da unser Weinberg in Blüte steht!  Mein ist mein Liebster, und ich bin sein! - Hirte ist er auf Liliengefilden.  Bevor sich der Tag kühlt und die Schatten fliehen, komm, du mein Geliebter, einer Gazelle gleich, gleich dem jungen Hirsch auf duftenden Bergen!  Nächtens auf meiner Ruhestatt suchte ich meiner Seele Geliebten. Ich suchte ihn, konnte ihn aber nicht finden. Aufstehen will ich, durchstreifen die Stadt, auf Straßen und Plätzen suchen meiner Seele Geliebten! - Ich suchte ihn, konnte ihn aber nicht finden. Da stießen auf mich die Wächter, da sie die Stadt durchstreiften: Habt ihr denn nicht gesehen meiner Seele Geliebten?  Kaum an ihnen vorbei, fand ich meiner Seele Geliebten. Ich hielt ihn fest, ließ nimmer ihn los, bis ich ihn brachte in meiner Mutter Haus, in die Kammer derer, die mich geboren. Bräutigam:Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, bei den Gazellen oder Hinden der Flur: Wollet die Liebe nicht wecken, wollet sie nicht stören, bis es ihr selbst gefällt! Das Bild von Salomos HochzeitChor:Was steigt dort aus der Wüste herauf, von Rauchsäulen umhüllt, im Duft von Myrrhe und Weihrauch und Krämergewürz aller Art?  Das ist ja Salomos Sänfte! Sechzig Recken sind um sie geschart aus Israels Helden. Schwer allesamt gewappnet sind sie, erprobt im Kampf. An der Hüfte führt jeder das Schwert, die Schrecken der Nacht zu bestehen. Aus Holz vom Libanon ließ König Salomo einen Palast für sich bauen,  aus Silber die Säulen gebildet, die Decke aus Gold. Darin sein mit Ebenholz ausgelegter Thron und auf ihm purpurne Kissen.  Töchter Jerusalems, eilt herbei! An König Salomos Anblick erfreut euch, Zions Töchter! - Ihn schmückt seine Krone, mit der seine Mutter ihn krönte am Tag seiner Vermählung, am Tag seiner Herzensfreude. Bräutigam und BrautBräutigam:Wie bist du schön, meine Freundin! Wie schön du bist! Gleich Tauben sind deine Augen, die hinter dem Schleier leuchten hervor. Einer Ziegenherde gleicht dein Haar, die herabsteigt von Gileads Höhen.  Einer Schafherde gleich sind deine Zähne, die zur Schur eben der Schwemme entsteigt: Alle mit Zwillingslämmern, keins unter ihnen ist ohne Junge. Deine Lippen sind wie ein Purpurband. Anmut ziert deinen Mund. Wie ein Granatapfelspalt glühen deine Wangen hinter dem Schleier hervor.  Dein Hals gleicht dem Davidsturm, mit Mauerkränzen bewehrt. Tausend Schilde hängen an ihm, Schilde nur von Helden.  Deine Brüste wie zwei Zicklein, einer Gazelle Zwillingspaar, die in Lilien zur Weide gehen. Bis der Tag sich kühlt und die Schatten fliehen, möchte ich zum Myrrheberg gehen, zum Hügel des Weihrauchs. Ganz schön bist du, meine Freundin, kein Fehl ist an dir! Komm vom Libanon, Braut, zu mir! Komm vom Libanon, komm zu mir! Steig herab vom Berg Amana, vom Gipfel des Senir und Hermon, von der Behausung der Löwen, von den Bergen der Panther.  Du verwundest mein Herz, meine Schwester Braut, du bezauberst mir das Herz mit jedem Blick deiner Augen, mit jedem deines Halsschmuckes Glied.  Wie hold ist deine Liebe, Schwester Braut, viel süßer ist sie als Wein! Alle Düfte übertrifft deiner Salben Duft. Deine Lippen, Braut, träufeln Honig, Honig und Milch birgt deine Zunge. Wie des Libanon Duft ist der Wohlgeruch deiner Kleider.  Ein Garten ist meine Schwester Braut, wohl verwahrt, ein verschlossener Brunnen, ein versiegelter Quell.  Dein Lustgarten ist ein Granatenhain, voll seltener, köstlicher Früchte, Zyperblumen und Narden, Narde und Safran, Gewürzrohr und Zimt und Weihrauchgewächs aller Arten, Myrrhe und Aloe, mit allerlei feinsten Balsamen.  Meines Gartens Quell ist ein Brunnen lebendigen Wassers, das herströmt von des Libanon Höhen.  BrautNordwind, steh auf! Südwind, herbei! Meinen Garten durchweht! Laßt strömen seine Düfte! - Oh, jetzt sollte mein Liebster in seinen Garten gehen, seine köstlichen Früchte genießen! Bräutigam:In meinen Garten komme ich, Schwester Braut! Ich pflücke meine Myrrhe samt meinem Balsam, meine Wabe koste ich samt meinem Honig, meinen Wein schlürfe ich mit meiner Milch. - Eßt, ihr Freunde, Trinkt! Berauscht euch, ihr Lieben! Braut:Ich schlief - doch mein Herz war wach. - Horch! Da pocht mein Geliebter! (Bräutigam:) Tu mir auf, meine Schwester, du meine Freundin, meine Taube du, meine Reine! Feucht ist mein Haupt vom Tau, mein Haar vom Sprühtau der Nacht! Braut:Ich habe mein Gewand schon abgestreift - anziehen müßte ich es wieder! Auch die Füße wusch ich schon - ich müßte sie wieder beschmutzen! Da hielt mein Liebster seine Hand durch die Luke: Mein Innerstes kam in Wallung vor ihm.  Ich sprang auf, zu öffnen meinem Geliebten. - Da troffen mir die Hände von Myrrhe, von köstlicher Myrrhe die Finger, rieselnd über den Griff des Riegels. - Auftat ich meinem Geliebten. Doch mein Geliebter war weg, war entschwunden. - Mir stockte der Atem: er war weg! Ich suchte ihn, aber fand ihn nicht. Ich rief ihn, doch gab er mir keine Antwort. Da stießen auf mich die Wächter, da sie die Stadt durchstreiften. Sie schlugen mich wund, rissen den Umhang mir ab - die Wächter der Mauern. Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, so ihr meinen Geliebten trefft, sagt ihm, ich sei krank geworden vor Liebe. Töchter Jerusalems:Was hat dein Geliebter anderen Geliebten voraus, schönste der Frauen du? Was hat dein Geliebter anderen Geliebten voraus, daß so du uns beschwörst? BrautMein Geliebter ist weiß und rot, kenntlich unter Tausenden. Wie Gold, wie kostbarstes Gold ist sein Haupt. Seine Locken wie Dolden von Datteln, so schwarz wie die Raben. Seine Augen wie Tauben am Weiher. Fest sitzen die milchweißen Zähne. Seine Wangen sind Balsambeete, darin würzige Kräuter sprießen. Wie Scharlachlilien blühen seine Lippen, die köstliche Myrrhe träufeln.  Goldbarren gleich sind seine Hände, mit Steinen aus Tarschisch besetzt. Ein Bildwerk von Elfenbein ist sein Leib, mit Saphiren bedeckt. Seine Schenkel sind wie Säulen von Marmor, in goldene Sockel gefügt. Sein Wuchs ragt auf wie der Libanon, wie der der Zedern so herrlich. Voll von Süßigkeit ist sein Mund. Alles an ihm ist lieblich! - So ist mein Liebster, so ist, Töchter Jerusalems, mein Freund!  Töchter Jerusalems:Ja, wohin ist gegangen dein Liebster, schönste der Frauen? Wohin hat sich dein Liebster gewandt, daß wir ihn suchen vereint mit dir? BrautIn seinen Garten ist mein Liebster gegangen zu den Balsambeeten, um sich im Lusthain zu ergötzen, um zu pflücken die Lilien. Mein ist mein Liebster, und ich bin sein! Hirte ist er auf Liliengefilden. BräutigamSchön bist du, meine Liebste, wie Tirza, wie Jerusalem lieblich, bedrohlich einem Heerbann gleich.  Wende ab von mir deine Augen, sie tun mir Gewalt an! - Einer Ziegenherde, die niedersteigt von Gileads Höhen, gleicht dein Haar. Deine Zähne sind einer Schafherde gleich, die der Schwemme entsteigt: Alle mit Zwillingslämmern, ohne Junge ist keins unter ihnen. Wie ein Granatapfelspalt glühen deine Wangen hinter dem Schleier hervor. Wohl sind schon sechzig Königinnen mir eigen, dazu achtzig andere Frauen und Mädchen ohne Zahl.  Aber nur eine ist meine Taube, ist meine Reine: Nur sie ihrer Mutter Liebling, der, die sie gebar, am liebsten. Bei ihrem Anblick künden ihr Lob die Mädchen, Königinnen und Nebenfrauen jubeln ihr zu: Wer ist sie, die wie Morgenrot niederscheint, schön wie der Mond, so klar wie die Sonne, gleich einem Heerbann bedrohlich? BrautZum Nußgarten stieg ich hinab, mich zu erfreuen am sprossenden Grün im Tal, zu schauen, ob der Weinstock schon sproßt, ob ihn Blüte stehen die Granaten. Da - ich wußte nicht, wie mir ward - stockte mir vor den Wagen des Fürstengefolges das Herz. Chor:Halt an! Halt an! Schulammit, halte, halt an! Wir möchten dich schauen! (Braut:) Was wollt ihr denn sehen an Schulammit? Etwa den Doppelchor-Tanz? Chor:Wie sind deine Schritte in den Sandalen so schön, du fürstliche Tochter! - Einem Halsgeschmeide gleicht deiner Hüften Wölbung, einem Werk aus Meisterhand. Dein Schoß ist ein gar kostbar Becken, nimmer fehle der Mischwein darin! - Einem Hügel mit Weizen gleicht dein Leib, den Lilien ringsum säumen. Deine Brüste: zwei Zicklein, einer Gazelle Zwillingspaar! Dein Hals: ein Elfenbeinturm! - Deine Augen: Teiche von Heschbon vor Bat-Rabbims Toren. - Deine Nase ist wie der Libanonturm, der schaut nach Damaskus.  Dein Haupt auf dir gleicht dem Karmel, dem Königspurpur dein Haar, in Flechten gebunden. Bräutigam:Wie schön du bist, wie lieblich, Liebste du, Tochter voll Wonne! Der Palme gleicht dein Wuchs, den Dolden der Dattel deine Brüste. Mich erfaßt der Wunsch: Ich ersteige die Palme, ergreife ihre Früchte; Trauben am Weinstock sollen deine Brüste mir sein, wie Apfelduft der Hauch deines Atems, dein Mund wie der herrlichste Wein, der köstlich mir netzt den Gaumen, gleitend über Lippen und Zähne. Braut:Meinem Liebsten bin ich ganz zu eigen! Und sein Herz ist voll von Sehnsucht nach mir. Komm, mein Liebster, hinaus in die Fluren laß uns ziehen, unter Zyperstauden uns legen zur Ruhe. Frühmorgens wollen wir in die Weinberge gehen, schauen, ob schon der Weinstock treibt Ranken, ob sich aufgetan die Blüten, ob die Granaten in Blüte stehen. - Dort will ich meine Liebe dir weihen! Die Liebesäpfel hauchen schon ihren Duft, köstliche Früchte aller Art, frische und alte, birgt unsere Tür: Aufbewahrt habe ich sie, mein Liebster, für dich!  Ach, wärst du mein Bruder, der die Brust meiner Mutter gesogen! Küssen dürfte ich dich dann, träfe ich dich draußen: Niemand sähe mich darum an!  Ich nähme dich mit und führte dich heim ins Haus meiner Mutter, die mich erzog; Würzwein gäbe ich dir zu trinken und Most von Granaten. Da schmiegt sein Linke sich unter mein Haupt, seine Rechte umfängt mich in Liebe. Bräutigam:Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems: Wollet die Liebe nicht wecken, wollet sie nicht stören, bis es ihr selbst gefällt! Töchter Jerusalems:Wer ist sie, die dort aus der Wüste heraufkommt, an ihren Geliebten gelehnt? (Bräutigam:) Unter dem Apfelbaum habe ich dich aufgeweckt, wo dich deine Mutter in Schmerzen geboren, wo in Wehen lag, die dich gebar. Wie ein Siegel leg mich dir auf das Herz, auf deinen Arm wie ein Siegel! Stark wie der Tod ist die Liebe! Der Liebe Eifern wie die Unterwelt hart. Lohendes Feuer ist ihre Glut, Blitze sind ihre Flammen.  Wären es noch so viele der Wasser: Die Liebe zu löschen vermögen sie nicht! Und nimmer reißen sie Ströme fort! - Gäbe einer für die Liebe seines Hauses sämtliche Habe: Nur verachten könnte man ihn! Brüder der Braut:Wir haben eine kleine Schwester, sie ist noch ohne Brüste; was tun wir mit unserer Schwester am Tag, da einer um sie wirbt? Ist sie eine Mauer, bauen wir eine silberne Zinne drauf! Ist sie ein Tor, mit Zedernbohlen versperren wir es. Braut:Ich bin eine Mauer! Türmen sind meine Brüste gleich: - Doch für ihn bin ich eine, die schon die Übergabe vollzog. In Baal-Hamon besaß Salomo einen Weinberg, er vertraute ihn Wächtern an. Tausend Silberlinge mußte ein jeder entrichten für seinen Ertrag.  Mein eigener Weinberg gehört mir allein, dir die tausend, o Salomo, und denen zweihundert, die seine Früchte bewachten... SchlußBräutigamDie du wohnst in den Gärten - Freunde lauschen! - Laß deine Stimme mich hören! Ergehe dich frei, mein Geliebter, einer Gazelle gleich, gleich dem jungen Hirsch auf duftenden Bergen! I. TEIL: DIE SCHRIFT DES 'ERSTEN (PROTO-)' JESAJAGott, der Heilige IsraelsGottes Gericht über sein unheiliges VolkVision des Jesaja, des Sohnes des Amoz, die er über Juda und Jerusalem schaute in den Tagen der Könige von Juda: Usija, Jotam, Ahas und Hiskija.  Hört, ihr Himmel! Horch auf, du Erde! Denn der Herr hat gesprochen: "Kinder habe ich großgezogen und hochgebracht. Sie aber sind mir untreu geworden. Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn. Nur Israel hat keine Erkenntnis, mein Volk keine Einsicht!"  Wehe, sündiges Geschlecht, schuldbeladenes Volk, Brut von Frevlern, entartete Kinder! Sie haben den Herrn verlassen, gelästert den Heiligen Israels, ihm den Rücken gekehrt.  Worauf noch soll man euch schlagen, da ihr den Abfall fortsetzt? Ganz krank ist das Haupt. Ganz siech ist das Herz.  Folgen des Abfalls von GottVom Fuß bis zum Scheitel ist nichts daran heil - nur Beulen, Striemen und frische Wunden. Man hat sie nicht ausgedrückt, nicht verbunden, nicht gelindert mit Öl. Euer Land ward zur Wüste. Eure Städte wurden vom Feuer verzehrt. Eure Äcker: Fremde zehren davon vor euren Augen. Eine Wüste ist es wie bei Sodoms Zerstörung. Nur die Tochter Zion blieb übrig, wie eine Hütte im Weinberg, wie ein Wachthaus im Gurkenfeld, wie ein Wachtturm.  Ja, hätte der Herr der Heerscharen uns nicht einen Rest gelassen: Wir wären fast wie Sodom, wir glichen Gomorra!  Wertlosigkeit des Opferdienstes ohne die rechte GesinnungHört doch das Wort des Herrn, ihr Fürsten von Sodom! Vernimm unseres Gottes Weisung, du Volk von Gomorra!  "Was soll mir eurer Schlachtopfer Menge?", spricht der Herr. "Satt bin ich der Opfer von Widdern, des Fettes der Kälber. Das Blut von Stieren, von Lämmern und Böcken mag ich nicht mehr. Wenn ihr kommt, vor mir zu erscheinen: wer verlangt von euch, daß meine Vorhöfe ihr zerstampft?  Bringt nicht mehr wertlose Opfer dar! Räucherwerk ist mir ein Greuel Neumond und Sabbat, Aufruf zu festlicher Feier - ich ertrage es nicht: Frevel und Fest. Meine Seele haßt eure Neumonde und Feste. Sie sind mir zur Last. Ich bin es müde, sie zu ertragen. Breitet ihr eure Hände aus, so verschließe ich vor euch meine Augen, und wenn ihr noch soviel betet, ich höre euch nicht: Voller Blut sind eure Hände! Der Weg zur Versöhnung mit GottWascht und reinigt euch! Schafft weg eure bösen Taten aus meinen Augen! Laßt ab, Frevel zu tun!  Lernt Gutes tun! Strebt nach dem Rechten! Helft dem Bedrückten! Schafft Recht der Waise! Führt den Rechtsstreit der Witwe!" "Wohlan, laßt uns rechten!", spricht der Herr. "Wenn eure Sünden auch rot sind wie Scharlach, weiß sollen sie werden wie Schnee. Wenn sie auch rot sind wie Purpur, weiß sollen sie werden wie Wolle!  Seid ihr willig und hört, sollt ihr die Güter des Landes verzehren. Doch weigert ihr euch und trotzt, wird euch das Schwert fressen!" - Wahrlich, der Mund des Herrn hat gesprochen. Klage des ProphetenAch, wie ist zur Dirne geworden die treue Stadt, die voll war des Rechtes! Einst wohnte Gerechtigkeit darin, und jetzt wohnen hier Mörder! Zu Schlacken ist dein Silber geworden, mit Wasser gefälscht dein Wein. Aufrührer sind deine Fürsten, Genossen von Dieben. Bestechung lieben sie insgesamt und jagen dem Geld nach. Sie schaffen der Waise kein Recht. Der Witwe Rechtsstreit kommt nicht vor sie. Gottes Straf- und LäuterungsgerichtDarum spricht der Allmächtige, der Heerscharen Herr, Israels starker Gott: "Ha, ich will mich laben an meinen Feinden, mich rächen an meinen Widersachern! Meine Hand will ich gegen dich kehren! Läutern will ich wie mit Laugensalz deine Schlacken und ausscheiden all dein Blei.  Tröstlicher Ausblick in die ZukunftRichter will ich dir wieder geben wie ehedem und Räte wie am Anfang. Dann wird man dich wieder 'Stadt der Gerechtigkeit', 'Treue Stadt' nennen. Durch rechtes Tun wird Zion errettet, durch Gerechtigkeit seine Bekehrten." Untergang der GötzendienerDoch die Abtrünnigen und Sünder trifft insgesamt das Verderben. Die den Herrn verlassen, gehen zugrunde. Denn zuschanden sollen sie werden wegen der Terebinthen, die ihr liebt. Ihr werdet euch schämen müssen wegen der Haine, die ihr so gern habt.  Denn ihr sollt werden wie eine Terebinthe, deren Blätter welken, wie ein Hain ohne Wasser. Zu Werg wird der Starke und zum Funken sein Schnitzbild. Beide verbrennen zusammen, und niemand löscht. Bilder von Heil und UnheilOffenbarung, die Jesaja, der Sohn des Amoz, über Juda und Jerusalem empfing. Ein prophetisches Bild der künftigen HeilszeitAm Ende der Tage wird es geschehen, daß der Berg mit dem Haus des Herrn festgegründet dasteht als höchster der Berge, erhaben über die Höhen.  Dann strömen zu ihm alle Völker zusammen. Viele Nationen wallen dorthin und sprechen: "Kommt, laßt uns hinaufziehen zum Berg des Herrn, zum Haus des Gottes Jakobs! Er lehre uns seine Wege! Wandeln wollen wir auf seinen Pfaden!" Denn die Lehre geht aus von Zion und das Wort des Herrn von Jerusalem.  Er richtet unter den Völkern, spricht vielen Nationen Recht. Zu Pflugscharen schmieden sie um ihre Schwerter, ihre Lanzen zu Winzermessern. Nicht mehr hebt Volk gegen Volk das Schwert. Man lernt nicht mehr für den Krieg.  Wohlan, Haus Jakobs! Laßt uns wandeln im Licht des Herrn! EIN TRAURIGES BILD DER HEILLOSEN GEGENWARTDurch Wohlleben und Götzendienst erniedrigt sich das Volk selbstDu hast ja verstoßen dein Volk, das Haus Jakobs; denn voll sind sie von Wahrsagern aus dem Osten, von Zauberern wie die Philister. Hand in Hand gehen sie mit den Fremden.  Voll ist ihr Land von Silber und Gold. Endlos sind ihre Schätze. Voll ist ihr Land von Pferden. Zahllos sind ihre Wagen. Voll ist ihr Land von Götzen. Sie beten das Werk ihrer Hände an, das, was ihre Finger verfertigt. Es beugt sich der Mensch, es erniedrigt sich der Mann. Du wirst ihnen nicht verzeihen. Gott wird das Volk durch sein Gericht erniedrigenKrieche in die Felsenhöhlen! Birg dich im Staub vor dem Schreckensanblick des Herrn, vor seiner erhabenen Hoheit! Beugen wird sich der Hochmut der Menschen. Erniedrigt wird die Hoffart der Männer. Nur der Herr ist erhaben an jenem Tag. Denn einen Gerichtstag wird halten der Herr der Heerscharen über alles Stolze und Hohe und alles Erhabene, daß es erniedrigt werde.  Über alle stolzragenden Zedern des Libanon und über alle Eichen von Baschan,  über alle hohen Berge und über alle ragenden Hügel, über jeden hohen Turm und jede feste Mauer, über alle Tarschisch-Schiffe und über jedes kostbare Fahrzeug.  Gebeugt wird dann der Hochmut der Menschen. Erniedrigt wird die Hoffart der Männer. Nur der Herr ist erhaben an jenem Tag. Vernichtung der GötzenDie Götzen aber schwinden alle dahin! Man wird sich verkriechen in Felsenhöhlen, in die Klüfte der Erde, vor dem Schreckensanblick des Herrn, vor seiner erhabenen Hoheit, wenn er aufsteht, die Erde zu schrecken. An jenem Tag wird der Mensch seine Götzen, die er sich aus Silber und Gold gemacht, um sie anzubeten, den Ratten und Fledermäusen hinwerfen und sich verkriechen in Felsenspalten und Bergesklüften vor dem Schreckensanblick des Herrn, vor seiner erhabenen Hoheit, wenn er aufsteht, die Erde zu schrecken. [Sagt euch doch los von den Menschen, in deren Nase nur ein Hauch ist! Wie wenig sind sie zu achten! ] Auflösung der staatlichen OrdnungSeht, der Allmächtige, der Heerscharen Herr, nimmt aus Jerusalem und Juda Stab und Stütze hinweg: jede Stütze an Brot, jede Stütze an Wasser,  den Helden und den Kriegsmann, den Richter und den Propheten, den Wahrsager und den Ältesten, den Hauptmann und den Mann von Ansehen, den Ratsherrn, den Meister in Künsten und den Zauberkundigen. "Ich mache Knaben zu ihren Fürsten. Mutwillige Buben sollen über sie herrschen."  Da drängt sich das Volk, Mann gegen Mann, und einer gegen den anderen. Der Jüngling herrscht den Greis an, der Ehrlose den Gerechten. Dann packt einer den Bruder im Haus seines Vaters an: "Du hast noch ein Obergewand, du mußt unser Fürst sein und herrschen über diesen Trümmerhaufen!" - und laut ruft der an jenem Tag aus: "Ich mag nicht Wundarzt sein. In meinem Haus ist weder Brot noch Kleidung. Ihr dürft mich nicht machen zum Fürsten über das Volk!" Der Grund des ZusammenbruchsIn Trümmer wird Jerusalem sinken, zusammenbrechen wird Juda, weil gegen den Herrn ihre Zungen und Taten sich richten, seinen hehren Augen zu trotzen. Ihres Antlitzes Aussehen legt Zeugnis gegen sie ab. Wie zu Sodom sprechen sie offen von ihrer Sünde. Wehe ihnen! Denn sich selber fügen sie Unheil zu! Heil dem Gerechten! Denn wohl geht es ihm: er wird ernten den Lohn seiner Taten. Wehe dem Frevler! Böse ergeht es ihm; denn ihm wird vergolten das Tun seiner Hände. Mein Volk! Buben sind seine Gebieter, Wucherer beherrschen es. Mein Volk! Verführer sind deine Führer, den Lauf deiner Pfade verwirren sie! Die Anklage GottesZum Gericht erhebt sich der Herr. Er steht da, die Völker zu richten. Ins Gericht geht der Herr mit den Ältesten seines Volkes und mit seinen Fürsten: "Abgeweidet habt ihr den Weinberg! In euren Häusern ist der Armen geraubtes Gut. Wie kommt ihr dazu, mein Volk zu zertreten, zu zermalmen den Armen?", - Spruch des allmächtigen Herrn der Heerscharen. Gegen den Luxus der FrauenEs spricht der Herr: "Hoffärtig sind Zions Töchter. Sie gehen einher mit gerecktem Hals und werfen lüsterne Blicke. Mit klirrenden Fußspangen trippeln sie tänzelnd dahin."  Darum wird der Allmächtige kahl machen den Scheitel der Töchter Zions. Schmach und Schande wird der Herr über sie bringen. An jenem Tag wird der Allmächtige abreißen den Schmuck: die Fußspangen, Stirnbänder und Halbmonde,  die Ohrgehänge, Armkettchen und Schleier, den Kopfputz, die Schrittkettchen und Prachtgürtel, die Riechfläschchen und Amulette, die Fingerringe und Nasenringe, die Feierkleider und Mäntel, die Umschlagtücher und Täschchen, die Spiegel, die feinen Hemdchen, die Stirnbinden und Schleier. Dann gibt es statt Balsamduft Modergeruch, statt des Gürtels den Strick, statt des Haargekräusels den Kahlkopf, statt der Festtagskleider Sacktuch, statt Schönheit Schande.  Deine Krieger werden durchs Schwert fallen, deine Helden im Kampf. Ihre Tore klagen und trauern. Ausgeplündert sitzt sie am Boden. An jenem Tag werden sieben Frauen sich klammern an einen Mann, und sie werden sprechen: "Wir werden uns selber nähren und kleiden. Nur laß uns deinen Namen führen! Nimm weg unsere Schande!"  Der geläuterte 'Rest'An jenem Tag wird der Sproß des Herrn zur Zierde und Ehre, und die Frucht der Erde zum Stolz und zum Ruhm sein für die, die gerettet wurden aus Israel.  Wer dann in Zion noch übriggeblieben und am Leben noch ist in Jerusalem, wird heilig heißen, ein jeder, der in Jerusalem eingeschrieben ist zum Leben. Wenn der Allmächtige abgewaschen den Unrat der Töchter Zions und aus seiner Mitte getilgt hat die Blutschuld Jerusalems durch den Geist des Gerichtes, durch der Läuterung Geist: Dann wird der Herr über des Berges Zion ganzen Raum, über seinen Versammlungen eine Wolke erschaffen für den Tag, und Rauch, Glanz und loderndes Feuer für die Nacht. Ja, ein Schirmdach wird sein die Herrlichkeit des Herrn.  Und eine Hütte wird da sein, Schatten zu spenden bei Tag vor der Hitze, zum Schutz und Obdach vor Ungewitter und Regen. DAS WEINBERGLIEDGottes Liebe zu seinem Volk und dessen UndankSingen will ich von meinem Freund, das Lied meines Freundes von seinem Weinberg! -: Einen Weinberg hatte mein Freund an fruchtbarer Höhe.  Er grub ihn um und entsteinte ihn und pflanzte Edelreben darin. Er baute mitten darin einen Turm und hieb auch aus in ihm eine Kelter. Er hoffte, daß Trauben er trüge; doch brachte er Herlinge nur.  "Und nun, ihr Bewohner Jerusalems, Männer aus Juda, richtet zwischen mir und meinem Weinberg! Was war noch zu tun für meinen Weinberg, und ich hätte es ihm nicht getan? Durfte ich nicht hoffen, daß süße Trauben er trüge? Warum nur saure Trauben brachte er? So will ich denn jetzt euch kundtun, was ich mit meinem Weinberg tu': Wegreißen will ich seine Umhegung, daß er zur Weide werde! Niederreißen will ich seine Mauer, daß er zertreten werde. Zur Öde will ich ihn machen. Nicht beschnitten soll er werden, nicht umgegraben. Nur Disteln und Dornen sollen wachsen in ihm, und den Wolken will ich gebieten, ihn mit Regen nicht zu benetzen." Denn das Haus Israel ist der Weinberg des Herrn der Heerscharen, und die Männer von Juda sind seiner Wonne Pflanzung. Er hoffte auf rechtes Tun, und siehe da: schlechtes - auf Gerechtigkeit, und siehe da: Rechtlosigkeit! Wehruf über die HabsüchtigenWehe, die ihr Haus an Haus reiht, Feld fügt an Feld, bis kein Raum mehr ist und im Land ihr die alleinigen Grundherren geworden!  In meinen Ohren klingt des Herrn der Heerscharen Wort: "Wahrlich, viele Häuser sollen veröden, so groß und so schön sie sind: menschenleer sollen sie werden! Denn zehn Joch Rebland bringen ein Bat Wein und ein Hómer Aussaat liefert ein Efa Korn."  Wehruf über die Zecher und SchlemmerWehe, die ihr früh am Morgen der Trunkenheit frönt und bis spät in die Nacht hinein sitzt und vom Wein glüht! Zither und Harfe, Pauke und Flöte und Wein sind bei euren Gelagen. Doch das Walten des Herrn beachtet ihr nicht und seht nicht das Werk seiner Hände. Darum muß in Gefangenschaft wandern mein Volk aus Mangel an Einsicht. Aufgerieben vom Hunger sind seine Edlen, und seine Menge verschmachtet vor Durst. Seinen gierigen Rachen sperrt weit auf die Unterwelt, auf reißt es über alle Maßen den Schlund. Und hinab fährt seine Pracht, seine lärmende Menge und wer darin jauchzt. So wird gebeugt der Mensch, gedemütigt der Mann. Es senken sich die Augen der Stolzen. Erhöht aber wird im Gericht der Heerscharen Herr, und Gott, der Heilige, wird in Gerechtigkeit sich heilig erweisen. Dann werden dort Lämmer weiden, als wäre es ihre Trift, und die Trümmerstätten der Edlen grasen ab die Widder. Wehruf über die ungläubigen SpötterWehe, die ihr die Strafe herbeizieht mit Stricken der Torheit, wie mit dem Wagenseil die Vergeltung!  Die ihr sagt: "Es möge doch eilen, rasch möge kommen sein Werk, damit wir es sehen! Es möge doch nahen, es treffe doch ein der Ratschluß des Heiligen Israels, daß wir ihn kennen!" Wehruf über die Verkehrung der sittlichen GrundbegriffeWehe, die ihr Böses gut und Gutes böse nennt! Die ihr Finsternis zu Licht und Licht zu Finsternis, Bitteres zu Süßem und Süßes zu Bitterem macht!  Wehruf über die SelbstklugenWehe, die ihr weise seid in euren eigenen Augen, klug vor euch selber!  Wehruf über die schlechten RichterWehe, die ihr Helden im Weintrinken seid und tapfer, wo es gilt, berauschenden Trank zu mischen! Die ihr den Schuldigen für Geschenke freisprecht, doch dem, der recht hat, sein Recht entzieht! Die Assyrer werden Gottes Strafgericht vollstreckenDarum: wie des Feuers Zunge die Stoppeln frißt und Heu in der Flamme zusammensinkt, soll ihre Wurzel wie Moder werden, ihre Blüte verfliegen wie Staub. Denn sie haben verworfen das Gesetz des Herrn der Heerscharen und gelästert das Wort des Heiligen Israels.  Darum ist der Zorn des Herrn gegen sein Volk entbrannt. Er hat seine Hand gegen es ausgestreckt, es geschlagen, daß die Berge erbebten und daß die Leichen auf den Gassen lagen wie Kehricht. Bei alledem läßt sein Zorn nicht nach, und ausgestreckt bleibt noch immer sein Arm. Aufrichten wird er dem Volk in der Ferne ein Banner und es herbeilocken von den Enden der Erde. Und siehe, schnell und eilig kommt es herbei.  Kein Müder ist darunter, kein Matter. Keiner schlummert und keiner schläft. Keinem löst sich der Gurt seiner Hüften. Keinem reißt der Riemen seiner Schuhe. Seine Pfeile sind scharf, und gespannt sind all seine Bogen. Wie Kiesel sind die Hufe seiner Pferde, dem Wirbelwind gleichen seine Räder. Sein Brüllen ist dem der Löwin gleich. Er brüllt wie ein junger Löwe. Er knurrt, packt die Beute und hält sie fest. Und retten kann keiner. An jenem Tag braust es über Juda wie Meeresbrausen. Und blickt man hin auf das Land: siehe, da ist angstvolle Finsternis, und das Licht ist durch Wolken verdunkelt! BERUFUNG UND SENDUNGDie Gottesvision im TempelIm Todesjahr des Königs Usija sah ich den Herrn auf einem hohen und erhabenen Thron sitzen. Seine Schleppe füllte den Tempel.  Serafim schwebten über ihm. Ein jeder hatte sechs Flügel: Mit zweien bedeckte er sein Antlitz, mit zweien seine Füße und mit zweien hielt er sich schwebend.  Einer rief dem anderen zu: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen! Die ganze Erde ist voll seiner Herrlichkeit!"  Und es erbebten die Grundfesten der Türschwellen bei dem lauten Ruf, und das Haus ward mit Rauch erfüllt. Der Prophet vor dem heiligen GottDa rief ich: "Weh mir! Ich bin verloren, denn ein Mann mit unreinen Lippen bin ich und bei einem Volk mit unreinen Lippen wohne ich. Und nun habe ich mit eigenen Augen den König geschaut, den Herrn der Heerscharen!"  Da flog einer der Serafim auf mich zu, in der Hand eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte. Er berührte damit meinen Mund und sprach: "Siehe, dies berührt deine Lippen: Deine Schuld ist geschwunden, deine Sünde getilgt!" Der Prophet: Gottes Bote für Unheil und HeilUnd ich hörte die Stimme des Allmächtigen, der sprach: "Wen soll ich senden? Wer geht in unserem Auftrag?" - Ich antwortete: "Hier bin ich. Sende mich!"  Er sagte: "Geh, sag diesem Volk: Hört nur, hört, doch versteht nicht! Seht nur, seht, doch erkennt nicht!  Verstocke das Herz dieses Volkes! Mache taub seine Ohren! Mache blind seine Augen! Damit es nicht sehe mit seinen Augen, noch höre mit seinen Ohren, sein Herz nicht Erkenntnis gewinne, sich nicht bekehre und Heilung finde!"  Ich fragte: "Wie lange, Allmächtiger?" Er gab mir zur Antwort: "Bis die Städte verwüstet sind, ohne Bewohner, ohne Menschen die Häuser, zur Öde geworden das Land. - Bis der Herr in die Ferne vertrieben hat die Menschen und im Land sich ausgebreitet hat die Verödung. Ja, lebte noch ein Zehntel darin, soll auch dies der Vernichtung verfallen, wie beim Terebinthenbaum, wie bei der Eiche, von denen beim Fällen nur ein Wurzelstock bleibt. [Ihr Wurzelstock ist heiliger Same.]"  GLAUBENSFORDERUNG UND GLAUBENSZEICHENDie GlaubensforderungIn den Tagen des Ahas, des Sohnes Jotams, des Sohnes Usijas, des Königs von Juda, zogen der König Rezin von Aram und Pekach, der Sohn Remaljas, der König von Israel, gegen Jerusalem heran, um es zu belagern. Doch sie vermochten es nicht einzunehmen.  Man meldete dem Haus Davids: "Aram hat sich in Efraim gelagert." Da erbebte sein Herz und das Herz seines Volkes, gleichwie die Bäume des Waldes beben vor dem Wind.  Und der Herr sprach zu Jesaja: "Geh hinaus zu Ahas, du und dein Sohn Schear-Jaschub, an das Ende der Wasserleitung des oberen Teiches auf die Walkerfeldstraße,  und sage zu ihm: 'Sieh dich vor und verhalte dich ruhig! Habe keine Furcht! Dein Herz soll nicht zagen vor diesen zwei rauchenden Brandscheitstummeln, vor der Zornesglut Rezins von Aram und des Sohnes Remaljas!  Weil Aram und Efraim und der Sohn Remaljas gegen dich Böses sinnen und sagten: Laßt uns gegen Juda ziehen, es bedrängen, es für uns erobern und in ihm den Sohn Tabeals zum König machen! - darum spricht der Herr, der Allmächtige: Das soll nimmer gelingen und nimmer geschehen! Nein, Arams Haupt ist Damaskus, und das Haupt von Damaskus ist Rezin. Noch 65 Jahre, und Efraim ist verwüstet, und kein Volk ist mehr da.  Efraims Haupt ist Samaria, und das Haupt von Samaria ist Remaljas Sohn. - Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht!'" Das GlaubenszeichenUnd der Herr sprach weiter zu Ahas: "Erbitte dir ein Zeichen vom Herrn, deinem Gott, in der Tiefe unten oder oben in der Höhe!" Ahas erwiderte: "Ich will nicht darum bitten und den Herrn nicht versuchen."  Da sagte Jesaja: "So hört, ihr vom Haus Davids! Ist es euch nicht genug, der Menschen Geduld zu erschöpfen, daß ihr auch noch die Geduld meines Gottes erschöpft?  Der 'Immanuël'Darum wird der Allmächtige selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und ihn 'Immanuël' nennen.  Butter und Honig wird er essen, bis er versteht, das Böse zu verwerfen und zu erwählen das Gute.  Denn bevor noch der Knabe versteht, zu verwerfen das Böse, zu erwählen das Gute, liegt verödet das Land, vor dessen zwei Königen dir graut.  Die künftige Bedrückung durch die Ägypter und AssyrerDer Herr wird Tage über dich, dein Volk und das Haus deines Vaters [durch Assyriens König] bringen, wie sie nicht waren, seit Efraim abfiel von Juda.  An jenem Tag wird es geschehen, daß der Herr der Fliege pfeift, die in Ägypten an den Mündungen des Nils sitzt, und der Biene im Land Assur.  Sie alle kommen und lassen sich nieder in den Talschluchten und Felsenklüften, in allen Dornhecken und auf jeglicher Weide. An jenem Tag wird abscheren der Allmächtige mit dem Schermesser, das er jenseits des Eufrat gedungen, [mit dem König von Assur,] das Haupthaar und alle anderen Haare; selbst den Bart schneidet er ab.  An jenem Tag wird es geschehen, daß sich einer eine junge Kuh hält und zwei Schafe.  Und so viel Milch werden sie geben, daß man sich von Butter ernähren wird; denn Butter und Honig wird jeder essen, der übriggeblieben ist im Land. An jenem Tag wird es geschehen, daß jeder Platz, wo tausend Weinstöcke im Wert von tausend Schekeln stehen, voll Dornen ist und voll Disteln. Mit Pfeil und Bogen geht man dahin; denn Dornen und Disteln erfüllen das ganze Land. All die Hügel, die man jetzt mit der Hacke bearbeitet, wird man nicht mehr betreten, aus Furcht vor Dornen und Disteln. Sie werden den Rindern als Weideplatz dienen und zertreten werden von Schafen." Die künftige Eroberung von Damaskus und Samaria durch die AssyrerDer Herr sprach weiter zu mir: "Nimm dir eine große Tafel und schreibe darauf mit Menschenschrift: 'Schnelle-Beute/Raubebald' und ziehe mir zuverlässige Zeugen hinzu, nämlich den Priester Urija und Secharja, den Sohn Jeberechjas!" Dann nahte ich mich der Prophetin. Sie wurde guter Hoffnung und gebar einen Sohn. Da befahl mir der Herr: "Nenne ihn 'Schnelle-Beute/Raubebald'! Denn bevor noch der Knabe 'Vater' und 'Mutter' rufen lernt, wird man den Reichtum von Damaskus und die Beute von Samaria vor dem König von Assur hertragen." Weiter sprach der Herr zu mir noch:  Die Verwüstung Judas durch die Assyrer"Weil dieses Volk verachtet Schiloachs sanftströmendes Wasser und mit Rezin und dem Sohn des Remaljas hält,  siehe, darum wird der Allmächtige über sie herfließen lassen die gewaltigen, großen Wasser des Eufrat: Assyriens König und seine ganze Macht. Er wird all seine Kanäle überfluten, über all seine Ufer treten. Er wird sich ergießen durch Juda, es überschwemmen und überfluten, bis er zum Hals reicht. Seine ausgebreiteten Schwingen werden die Breite deines Landes füllen, o Immanuël. Trotz allem aber: Gott ist mit uns!Tobt nur ihr Völker - und zagt! Horcht auf, alle Fernen der Erde! Rüstet euch! - Zagt! Rüstet euch! - Zagt! Faßt einen Plan - er wird doch zunichte! Faßt einen Beschluß - er kommt doch nicht zustande! Denn Gott ist mit uns!" Denn so sprach der Herr zu mir, als seine Hand schwer auf mir lag und er mich ermahnte, nicht auf dem Weg dieses Volkes zu wandeln:  Warnung vor Mißtrauen Gott gegenüber"Nennt nicht Verschwörung all das, was dieses Volk Verschwörung nennt; und vor dem, was es fürchtet, fürchtet euch nicht und erschreckt nicht! Den Herrn der Heerscharen, ihn haltet heilig! Er sei euch Furcht und er sei euch Schrecken! Er wird für euch werden zum Heiligtum; aber zum Stein des Anstoßes, zum Fels des Strauchelns für die beiden Häuser Israels, zur Schlinge und zum Fallstrick für die Bewohner Jerusalems. Viele von ihnen straucheln und kommen zu Fall, werden zerschmettert, verstrickt und gefangen." Mahnung zum Vertrauen auf Gottes WortIch will das Zeugnis zusammenbinden, die Offenbarung versiegeln durch meine Jünger. Ich will harren des Herrn, der sein Antlitz verbirgt vor dem Haus Jakobs, und will auf ihn hoffen. Seht, ich und die Kinder, die der Herr mir geschenkt, wir sind zu Zeichen und Vorbedeutungen in Israel bestellt vom Herrn der Heerscharen, der da wohnt auf dem Berg Zion. Strafe des UnglaubensDoch wenn man euch sagt: "Fragt doch die Totengeister, die Wahrsagegeister, die flüstern und murmeln!", so entgegnet: "Soll ein Volk nicht anfragen bei seinem Gott? Soll es für Lebende anfragen bei den Toten?" - Hin zum Gesetz und zur Offenbarung! Denn wer so spricht, für den gibt es kein Morgenrot mehr! Er wandert umher, bekümmert und hungrig. Und wenn es ihn hungert, gerät er in Zorn und verflucht seinen König und Gott! Er wendet sich nach oben und schaut nieder zur Erde - aber überall sieht er nur Bedrängnis und Finsternis, angstvolles Dunkel. Das Friedensreich des 'Immanuël'Doch zerstreut wird die Finsternis. Das Land, wo jetzt Drangsal herrscht, wird nicht umnachtet bleiben. In der ersten Zeit hat er Schmach angetan dem Land Sebulon und dem Land Naftali. Doch in der letzten Zeit bringt er zu Ehren die Straße am See, das Land jenseits des Jordan, den Bezirk der Heiden.  Das Volk, das in Finsternis wandelt, schaut ein großes Licht; über denen, die im finsteren Land wohnen, erstrahlt ein Licht. Du schenkst reichen Jubel und läßt sich mehren die Freude. Man freut sich vor dir, wie man sich freut in der Ernte, wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird. Denn du zerbrichst seines Joches Last, seines Nackens Stäbe, seines Treibers Stock wie einst am Tag von Midian. Jeder dröhnend auftretende Stiefel und der Mantel, vom Blut getränkt, wird verbrannt und zum Raub der Flammen. Denn ein Kind wird uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft ruht auf seinen Schultern. 'Wunder von Ratgeber', lautet sein Name, 'Starker Gott', 'Vater auf ewig', 'Friedensfürst'.  Sein ist die Fülle der Herrschaft. Der Friede nimmt nimmer ein Ende. Herrschen wird er auf Davids Thron und über sein Reich. Festigen wird er es und stützen durch Recht und Gerechtigkeit von nun an in Ewigkeit. Des Herrn der Heerscharen Eifer wird solches vollbringen. WACHSENDE VERSTOCKTHEIT TROTZ ALLER STRAFENFruchtlose Züchtigungen durch die FeindeEin Wort hat der Allmächtige gegen Jakob entsandt. In Israel wird es niederfallen. Kund wird es werden dem ganzen Volk, Efraim und Samarias Bewohnern, die in Hochmut und Hoffart sagen: "Ziegelsteine sind eingestürzt, doch nun bauen wir mit Quadern. Maulbeerbäume wurden gefällt, doch Zedern setzen wir an ihre Stelle." Doch der Herr gab Rezins Gegnern die Übermacht über sie und stachelte ihre Feinde an: Aram im Osten, die Philister im Westen. Mit vollem Mund fraßen sie Israel. Bei alledem ließ sein Zorn nicht nach, und ausgestreckt blieb noch immer sein Arm. Die fortdauernde Verstocktheit trotz aller KriegsnöteDoch das Volk bekehrte sich nicht zu dem, der es schlug. Nach dem Herrn der Heerscharen fragte es nicht. Darum hieb der Herr beides von Israel ab, Haupt und Schweif, Palmzweig und Binse an einem Tag. -  Die Ältesten und Hochangesehenen, die sind das Haupt; und die Propheten, die Lügen lehren, die sind der Schweif. - Die Führer dieses Volkes sind Irreführer, und die sich führen ließen von ihnen, sind dem Verderben geweiht. Darum schonte der Allmächtige ihre Jünglinge nicht und erbarmte sich nicht ihrer Witwen und Waisen. Denn sie alle sind gottlos und böse, und jeder Mund redet Torheit. Bei alledem ließ sein Zorn nicht nach, und ausgestreckt blieb noch immer sein Arm. Die inneren Parteikämpfe als Strafen der SündenDenn die Gottlosigkeit brannte wie Feuer, das Dornen und Disteln verzehrt und das Dickicht des Waldes entzündet, so daß es in Rauchsäulen aufgeht. Durch des Herrn der Heerscharen Grimm wurde das Land verbrannt, und das Volk zum Raub der Flammen. Keiner schonte den anderen. Man verschlang zur Rechten und blieb doch hungrig; man fraß zur Linken und ward doch nicht satt. Jeder verzehrte das Fleisch seines Nächsten:  Manasse den Efraim, Efraim den Manasse. Und beide fielen vereint her über Juda. - Bei alledem ließ sein Zorn nicht nach, und ausgestreckt blieb noch immer sein Arm. Tod und Gefangenschaft als Strafe für die frevlerischen VolksführerWehe denen, die Gesetze voll Unheil erlassen, den Schreibern, die drückende Weisungen schreiben, um vom rechten Weg abzudrängen den Niederen, das Recht zu rauben den Armen meines Volkes, damit zur Beute ihnen werden die Witwen, daß sie ausplündern können die Waisen! Was wollt ihr am Tag der Heimsuchung tun, beim Unwetter, das in der Ferne heraufzieht? Zu wem wollt ihr fliehen, um Hilfe zu finden, wo lassen euren Reichtum? Es bleibt nichts übrig, als sich zu beugen unter Gefangenen, hinzusinken unter Erschlagenen. Bei alledem ließ sein Zorn nicht nach, und ausgestreckt blieb noch immer sein Arm. ASSYRIENS, DES ZUCHTMEISTERS ISRAELS, STURTZAssyriens ÜbermutWehe über Assur: Meines Zornes Rute, meines Grimmes Stock in meiner Hand!  Gegen ein gottloses Volk sende ich ihn; gegen das Volk, dem ich zürne, entbiete ich ihn, auf daß er Beute mache und Raub sich hole und es zertrete wie Kot in der Gasse. Er aber faßt es nicht so auf; sein Sinn meint es nicht so. Nein, nur Vernichtung hat er im Sinn, auszurotten nicht wenige Völker. Denn er sagt: "Sind nicht Könige all meine Fürsten?  Ist es nicht Kalne wie Karkemisch ergangen? Nicht Hamat wie Arpad? Nicht Samaria wie Damaskus?  Wie meine Hand die Königreiche der Götter getroffen, deren Götterbilder mächtiger waren als die von Jerusalem und Samaria, -  sollte ich da nicht, wie ich an Samaria und seinen Göttern getan, so auch an Jerusalem tun mitsamt seinen Göttern?" Strafurteil über AssyrienDoch hat der Allmächtige auf dem Zionsberg und in Jerusalem sein ganzes Werk vollendet, ahndet er des Assurkönigs hoffärtiges Tun und seiner Augen hochmütiges Prunken. Denn der sprach: "Durch die Kraft meiner Hände habe ich es vollführt und durch meine Weisheit, weil ich so klug bin. Ich habe beseitigt die Grenzen der Völker, habe ihre Schätze geplündert, ihre stolzen Herrscher in den Staub gestoßen. Meine Hand ergriff wie ein Nest den Reichtum der Völker. Wie man verlassene Eier nimmt, so habe ich die ganze Erde eingerafft; und keiner war, der die Flügel regte, den Schnabel auftat und zu zwitschern wagte." Brüstet sich die Axt gegen den, der damit haut? Tut die Säge groß gegen den, der sie zieht? Als schwänge der Stecken den, der ihn aufhebt! Als höbe ein Stock den auf, der nicht von Holz ist!  Darum wird der allmächtige Herr der Heerscharen unter seine Starken die Schwindsucht senden, und unter seiner Herrlichkeit wird ein Brand entbrennen wie Feuerbrand.  Und Israels Licht wird zum Feuer werden und sein Heiliger zur Flamme, die seine Dornen und Disteln verbrennt und an einem Tag dahinrafft. Und seine herrlichen Wälder und Gärten wird er mit Stumpf und Stil vernichten. Es wird sein, wie wenn ein Siecher dahinsiecht. Leicht kann man den Rest seiner Waldbäume zählen; aufschreiben kann sie ein Knabe. Rettung des bekehrten Restes aus IsraelAn jenem Tag aber wird es geschehen: da wird Israels Rest und, wer vom Haus Jakobs entronnen, sich nicht mehr stützen auf den, der sie schlug, sondern in Treue sich stützen auf den Herrn, den Heiligen Israels. Ein Rest wird sich bekehren zum starken Gott, ein Rest von Jakob. Und wäre dein Volk, Israel, wie des Meeres Sand: nur ein Rest von ihm wird sich bekehren. Vernichtung ist beschlossen. Gerechtigkeit führt sie herbei. Denn festbeschlossene Vernichtung wird der allmächtige Herr der Heerscharen vollziehen auf der ganzen Erde. Vernichtung des gegen Jerusalem heranziehenden FeindesDarum spricht der allmächtige Herr der Heerscharen: "Fürchte dich nicht, mein Volk, das in Zion wohnt, vor Assur, das dich schlägt mit dem Stock und seine Rute gegen dich hebt wie einst Ägypten. Denn nur eine kurze Zeit, eine kleine Weile, dann ist zu Ende mein Grimm, und mein Zorn wird sie völlig vernichten." Dann wird der Herr der Heerscharen die Geißel über sie schwingen wie damals, als er am Rabenfelsen Midian schlug. Er wird seinen Stab über das Meer erheben, wie er ihn gegen die Ägypter erhob. An jenem Tag wird Assurs Last von deinem Rücken schwinden, und sein Joch wird weichen von deinem Hals. Er zieht von Rimmon herauf, rückt gegen Aja, kommt durch Migron, läßt seinen Troß in Michmas zurück.  Sie ziehen über den Paß, bleiben zu Nacht in Geba. Rama erzittert - es flieht Gibea-Saul... Laut schreie, Tochter Gallim! Lausche, Lajescha! Armes Anatot! Madmena irrt umher. Gebims Bewohner ergreifen die Flucht. Noch heute besetzt er Nob. Schon schwingt er seine Hand gegen den Berg der Tochter Zion, gegen den Hügel Jerusalems. Doch siehe, da schlägt der allmächtige Herr der Heerscharen mit Schreckensgewalt die Äste herunter. Die Hochragenden fallen, die Hochgewachsenen sinken dahin. Das Waldesdickicht fällt unter dem Eisen, der Libanon stürzt durch das Beil. HEILSWORTE DER ZUKUNFTDer künftige DavidssproßDoch ein Reis wird sprossen aus dem Wurzelstock Isais; ein Schößling bricht hervor aus seiner Wurzel.  Der Geist des Herrn wird ruhen auf ihm: der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn.  An der Furcht des Herrn wird er sein Wohlgefallen haben. Nicht nach dem Augenschein wird er richten, nicht nach dem Hörensagen entscheiden. Nein, über die Geringen wird er richten in Gerechtigkeit, Recht sprechen den Armen im Land nach Billigkeit. Er schlägt die Gewaltherren mit dem Stab seines Mundes. Mit dem Hauch seiner Lippen rafft er den Gottlosen hin.  Gerechtigkeit ist seiner Hüften Gürtel und Treue der Gurt seiner Lenden. Das Friedensreich in der EndzeitDann wird der Wolf mit dem Lamm wohnen, der Panther beim Böcklein sich lagern. Kalb, Löwe und Schaf werden beisammen weiden. Ein kleiner Knabe vermag sie zu hüten. Kuh und Bärin werden beisammen weiden. Ihre Jungen werden zusammen lagern. Und der Löwe frißt Stroh wie das Rind. Am Schlupfloch der Natter wird spielen der Säugling. In der Schlange Höhle streckt das entwöhnte Kind seine Hand. Nichts Böses, kein Unrecht wird man mehr tun auf meinem ganzen heiligen Berg. Denn das Land ist voll der Erkenntnis des Herrn, wie das Meer voll ist mit Wasser. Erlösung und Bekehrung des Restes IsraelAn jenem Tag steht der Wurzelsproß aus Isai da als ein Banner der Völker, ihn werden aufsuchen die Heiden, und seine Ruhestatt wird herrlich sein.  An jenem Tag wird der Allmächtige zum zweitenmal seine Hand ausstrecken, loszukaufen den Rest seines Volkes, der übriggelassen wurde von Assur und von Ägypten und von Patros, von Kusch, Elam, Schinar, von Hamat und von den Küsten des Meeres.  Aufpflanzen wird er ein Banner für die Völker, sammeln die Versprengten von Israel und zusammenbringen Judas Zerstreute von den vier Enden der Erde.  Verschwinden wird dann die Eifersucht Efraims. Judas Feinde werden vernichtet. Efraim wird Juda nicht mehr beneiden, und Juda wird Efraim nicht mehr bekämpfen. Die Aufnahme der Heidenvölker ins GottesreichNein, fliegen werden sie nach dem Meer auf die Schulter der Philister. Sie werden vereint ausplündern die Söhne des Ostens. Sie werden Besitz ergreifen von Edom und Moab. Die Söhne Ammons werden ihnen untertan sein.  Austrocknen wird der Herr Ägyptens Meereszunge und über den Eufrat in der Kraft seines Geistes schwingen seine Hand. In sieben Bäche wird er ihn zerschlagen, so daß man in Schuhen hindurchgehen kann.  So entsteht von Assur her eine Straße für den Rest seines Volkes, der übriggelassen wurde, wie es eine Straße für Israel gab, als es heraufzog aus dem Land Ägypten. Das Danklied der ErlöstenAn jenem Tag wirst du sprechen: "Ich preise dich, Herr! Denn hast du mir auch gezürnt, so hat doch dein Zorn sich gelegt, und du hast mich getröstet. Siehe, Gott ist mein Heil! Voller Zuversicht bin ich und fürchte mich nicht. Denn Sieg und Lied ist mir der Herr; der Herr brachte mir Rettung!" Mit Jubel werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen des Heiles. Ihr werdet sprechen an jenem Tag: "Dem Herrn lobsingt! Ruft seinen Namen an! Macht seine Taten den Völkern bekannt! Verkündet, daß erhaben sein Name! Lobsingt dem Herrn; denn Großes hat er getan! Kund sei dies der ganzen Erde! Jubelt und jauchzt, ihr Bewohner von Zion! Denn groß ist in eurer Mitte der Heilige Israels!" Gottes Gericht über die HeidenvölkerÜber BabelAusspruch über Babel, den Jesaja, der Sohn des Amoz, in einer Vision empfing. Richtet auf ein Banner auf kahlem Berg! Ruft laut ihnen zu! Winkt mit der Hand, daß sie einziehen in das Tor der Edlen!  "Ich, ich habe zusammengerufen meine Geweihten, aufgeboten zu meinem Zorngericht auch meine stolz frohlockenden Helden."  Horch! Lärm auf den Bergen wie von vielem Volk! Horch! Ein Brausen von Königreichen, von versammelten Völkern! - Der Herr der Heerscharen mustert ein Kriegsheer. Sie kommen von fernem Land, vom Ende des Himmels: der Herr und die Werkzeuge seines Zornes, zu verheeren das ganze Land. Heult, denn der Tag des Herrn ist nahe! Wie ein Blitzschlag kommt er vom Allmächtigen. Schlaff werden alle Hände, verzagt jedes Menschenherz. Sie sind bestürzt. Krämpfe und Wehen befallen sie. Sie winden sich wie ein Frau in den Wehen. Einer starrt auf den anderen. Von Flammenröte glühen ihre Gesichter. Siehe, der Tag des Herrn kommt ohne Erbarmen, voll Grimm und Zornesglut, die Erde zur Wüste zu machen, die Sünder auf ihr zu vertilgen.  Des Himmels Sterne und Sternbilder lassen ihr Licht nicht leuchten. Die Sonne verfinstert sich, da sie aufgeht, und der Mond schimmert nicht in seinem Glanz. "Ich suche heim an der Welt die Bosheit, an den Frevlern ihre Schuld. Dem Hochmut der Stolzen mache ich ein Ende. Die Hoffart der Gewaltigen beuge ich nieder. Seltener mache ich die Menschen als Gold, die Sterblichen rarer als Gold aus Ofir.  Darum laß ich den Himmel erbeben. Die Erde wankt beim Grimm des Herrn der Heerscharen an ihrer Stätte, am Tag seines lodernden Zornes. Wie aufgescheuchte Gazellen, wie Schafe, die niemand sammelt, eilen sie fort, ein jeder zu seinem Volk. In seine Heimat flieht jeder.  Wem man begegnet, der wird getötet. Wer gefaßt wird, fällt durch das Schwert. Ihre Kinder werden zerschmettert vor ihren Augen, ihre Häuser geplündert, geschändet ihre Frauen. Siehe, ich reize die Meder gegen sie auf, die des Silbers nicht achten und kein Gefallen haben am Gold.  Ihre Bogen strecken die Jünglinge nieder. Kein Erbarmen haben sie mit der Leibesfrucht, kein Mitleid hat ihr Auge mit Kindern. Babel, der Zierde der Königreiche, der stolzen Pracht der Chaldäer, wird es ergehen wie Sodom und Gomorra, als Gott sie von Grund aus zerstörte. Auf ewig soll es nicht mehr besiedelt werden noch bewohnt von Geschlecht zu Geschlecht. Kein Araber wird dort zelten, noch werden dort lagern Hirten. Wüstentiere hausen dort. Eulen füllen die Häuser. Es wohnen dort Strauße. Bocksgeister tanzen jetzt dort.  Hyänen heulen in seinen Palästen, Schakale in den Schlössern der Lust. Nahe bevor steht sein Ende. Nicht ziehen sich hin seine Tage." Israels HeimkehrDenn der Herr wird sich Jakobs erbarmen und Israel wieder erwählen und es in seine Heimat führen. Fremdlinge schließen sich ihm an, gesellen sich dem Haus Jakobs zu. Völker geleiten es heim in sein Land. Und Israels Haus wird sie im Land des Herrn zu Knechten und Mägden zu eigen sich machen, so daß sie jene gefangenhalten, die sie gefangen hinweggeführt, und ihren Zwingherren gebieten. Ein Spottlied auf den Sturz des Königs von BabelSobald dir dann der Herr Ruhe gewährt von deiner Mühsal und Bedrängnis und von deiner harten Knechtschaft, mit der du bedrückt wardst, stimme dieses Spottlied auf den König von Babel an und sprich: "Wie hat doch der Zwingherr geendet, geendet die Drangsal! Der Herr brach der Gottlosen Rute, den Stock der Tyrannen, der im Grimm Völker mit endlosen Schlägen erschlug, im Zorn zertrat Nationen, sie ohne Schonung verfolgte. Nun rastet und ruht alle Welt, bricht aus in Jubel. Es freuen sich die Zypressen, des Libanon Zedern: 'Seit du dich niedergelegt, steigt keiner herauf, uns zu fällen.'  Deine Ankunft erwartend, tost vor dir unten die Unterwelt. Wegen dir schreckt sie die Schatten auf, alle Fürsten der Erde, heißt aufstehen von ihren Thronen alle Könige der Völker.  Alle heben sie an und rufen dir zu: 'Auch du wardst armselig wie wir, bist uns gleich geworden.' In die Unterwelt fuhr dein Prunk, deiner Harfen Rauschen. Auf Moder bist du gebettet, mit Würmern bedeckt. Wie bis du vom Himmel gefallen, Glanzgestirn, der Morgenröte Sohn! Wie bist du zu Boden geschmettert, du Völkerbesieger!  Du dachtest bei dir: 'Ich steige zum Himmel empor; über die Sterne Gottes setze ich meinen Thron, auf dem Berg der Götterversammlung im äußersten Norden laß ich mich nieder,  zu Wolkenhöhen steige ich empor, will gleich sein dem Höchsten!' Doch zur Unterwelt bist du hinabgestürzt; in den untersten Pfuhl. Die sich sehen, schauen dich an, mustern dich sinnend: Der machte erzittern die Welt, erschütterte Reiche? Der machte die Erde zur Wüste, zerstörte die Städte? Der ließ die Gefangenen nicht ziehen in die Heimat? Alle Könige der Völker ruhen in Ehren, in seinem Haus ein jeder. Doch du bist hingeworfen ohne Grab wie ein verachteter Sproß. Du bist bedeckt mit Erschlagenen, vom Schwert Durchbohrten, wie zertretenes Aas. Mit denen, die hinabsteigen in die steinerne Grube wirst du nicht vereint sein im Grab, weil du dein Land verwüstet, dein Volk gemordet. So werde denn ewig nicht mehr genannt des Frevlers Geschlecht. Für seine Söhne stellt auf eine Schlachtbank ob der Schuld ihres Vaters, daß sie sich nicht mehr erheben, die Welt zu erobern, noch den Erdkreis mit Städten erfüllen!" Das Vernichtungsurteil Gottes"Ich will mich gegen sie erheben", - Spruch des Herrn der Heerscharen - "und will ausrotten von Babel Namen und Rest, Schoß und Sproß", - Spruch des Herrn. "Ich will es zum Tummelplatz der Igel machen, zu Wassersümpfen, es hinwegfegen mit dem Besen der Vernichtung", - Spruch des Herrn der Heerscharen. Über AssurDer Herr der Heerscharen hat geschworen: "Wahrlich, wie ich es erdacht, so geschieht es; wie ich es geplant, so kommt es zustande: Zerschmettern werde ich Assur in meinem Land, ihn niedertreten auf meinen Bergen. Sein Joch wird von ihnen genommen, seine Last von ihren Schultern." Das ist der Ratschluß, der beschlossen ward über die ganze Erde, und das ist die Hand, die ausgestreckt ist über die Völker allesamt. Denn der Herr der Heerscharen hat es beschlossen - wer will es vereiteln? Seine Hand ist gereckt - wer biegt sie zurück? Über die PhilisterIm Todesjahr des Königs Ahas erging folgender Spruch: "Freue dich nicht, gesamtes Philisterland, daß der Stab zerbrochen ist, der dich geschlagen! Denn aus der Wurzel der Schlange geht eine Natter hervor, und ihre Frucht ist eine geflügelte Feuerschlange. Die Dürftigsten werden versorgt; in Sicherheit lagern die Armen. Doch deine Brut werde ich töten durch Hunger; deinen Rest wird man morden." Heule, Tor! Schreie, Stadt! Verzage, gesamtes Philisterland! Denn von Norden kommt Rauch; keiner sondert sich ab von seinen Scharen.  Was wird man antworten den Boten der Völker? "Fest hat der Herr Zion gegründet. Geborgen sind dort die Armen seines Volkes." Über MoabAusspruch über Moab: Über Nacht ist Ar überwältigt, vernichtet Moab; über Nacht ist Kir überwältigt, vernichtet Moab.  Um zu weinen steigt man zum Götterhaus hinauf auf Dibons Höhen. Moab wehklagt auf Nebo und Medeba. Kahlgeschoren sind alle Häupter, abgeschnitten jeder Bart. Auf ihren Gassen trägt man Sacktuch, auf ihren Dächern und Plätzen klagt alles, zerfließt in Tränen. Heschbon heult und Elale. Bis nach Jahaz hört man den Wehruf. Darum beben die Helden Moabs. Seine Seele bebt in ihm. Mein Herz klagt um Moab. Seine Flüchtlinge sind schon in Zoar, in Eglat-Schelischija. Man steigt schon mit Weinen die Steige von Luhit hinan. Auf dem Weg nach Horonajim erhebt man über den Untergang Klage. Die Wasser von Nimrim werden zur Wüste. Denn verdorrt liegt die Wiese, der Rasen verwelkt, das Grün ist verschwunden. Darum bringen sie ihre letzte Habe, was sie gerettet, über den Weidenbach.  Ringsum an Moabs Grenzen erhebt sich Geschrei. Bis Eglajim hin hallt ihr Geheul, bis Beer-Elim ihr Gejammer. Voller Blut sind die Wasser von Dibon. Doch weiteres Unheil verhänge ich über Dibon: Einen Löwen über die Flüchtlinge Moabs, über den Rest des Landes. Sendet Lämmer für den Herrscher des Landes, [bringt sie] von Sela durch die Wüste zum Berg der Tochter Zion!  Wie flüchtige Vögel, wie ausgetrieben aus dem Nest, werden die Töchter Moabs sein an den Furten des Arnon.  Schaffe Rat! Triff Entscheidungen! Mache wie die Nacht deine Schatten am Mittag! Verbirg die Versprengten! Verrate die Flüchtlinge nicht!  Ach, daß bei dir weilen dürften Moabs Versprengte! Vor dem Verwüster sei du ihnen Schutz! Denn aus ist es mit dem Bedrücker, ein Ende hat die Verwüstung, aus dem Land ist der Eroberer verschwunden.  Ein Thron wird in Gnaden errichtet, auf ihm sitzt durch Treue im Zelt Davids ein Richter, der nach dem Recht trachtet und auf Gerechtigkeit ausgeht. Wir haben vernommen von Moabs Stolz, dem überaus großen, seiner Hoffart, seinem Dünkel, seinem Übermut und von seinem haltlosen Prahlen. Darum wird Moab um Moab heulen. Alles wird heulen. Um die Traubenkuchen von Kir-Heres werden, ganz zerschlagen, sie seufzen. Denn verwelkt sind Heschbons Felder, Sibmas Weinstock. Die Herren der Völker haben zerstampft ihre Edeltrauben, die bis Jaser reichten, sich verloren bis in die Wüste, deren Ranken sich ausbreiteten und hingingen bis zum Meer.  Darum will ich weinen mit Jaser um Sibmas Reben, euch benetzen mit Tränen, Heschbon und Elale; denn über deiner Ernte und deiner Weinlese ist der Kriegsruf zu hören. Geschwunden ist Freude und Jubel vom fruchtbaren Land. In den Weinbergen jauchzt und jubelt man nicht. Kein Kelterer tritt noch Wein in den Kufen. Verstummt ist das Jauchzen. Darum klagt mein Herz über Moab der Zither gleich, mein Inneres über Kir-Heres. Wenn Moab erscheint und auf der Höhe sich abmüht und ins Heiligtum kommt, um zu beten: Nichts wird es erreichen! Dies ist das Wort, das der Herr einst über Moab sprach. Jetzt aber hat der Herr also gesprochen: "In drei Jahren - gleich den Jahren eines Söldners - wird Moabs Herrlichkeit mit all der großen Menge verächtlich geworden sein, und sein Rest wird ganz winzig sein, klein und unansehnlich." Über Damaskus und IsraelAusspruch über Damaskus: "Siehe, Damaskus wird verschwinden als Stadt, wird zum Trümmerhaufen.  Verlassen sind seine Städte für immer, preisgegeben den Herden. Die lagern dort, und niemand verscheucht sie.  Ein Ende hat Efraims Bollwerk und das Königtum in Damaskus. Dem Rest von Aram wird es ergehen wie der Herrlichkeit von Israels Söhnen", - Spruch des Herrn der Heerscharen.  An jenem Tag wird erniedrigt die Herrlichkeit Jakobs und abmagern das Fett seines Fleisches. Es wird zugehen, wie wenn ein Schnitter die Halme umfaßt und sein Arm die Ähren absichelt. Es wird zugehen, wie wenn einer Ähren sammelt im Tal der Rafaïter.  "Nur eine Nachlese wird an ihm bleiben wie beim Olivenklopfen: Zwei, drei Beeren ganz oben im Wipfel; vier, fünf in den Zweigen des Baumes", - Spruch des Herrn, des Gottes Israels. Ausschauen wird an jenem Tag der Mensch nach seinem Schöpfer, und seine Augen richten sich hin auf den Heiligen Israels. Nicht wird er mehr hinschauen auf die Altäre, das Werk seiner Hände. Auf das, was seine Finger gebildet, sieht er nicht mehr: auf die Götzenbilder und Sonnensäulen.  Verlassen sein werden an jenem Tag ihre Städte wie die Trümmerstätten der Hiwiter und Amoriter, die sie verließen aus Furcht vor den Israeliten. Es wird eine Wüste sein.  Denn verlassen hast du den Gott deines Heiles und nicht gedacht an den Fels deiner Macht. Darum lege nur liebliche Gärten an und bepflanze sie mit Schößlingen aus der Fremde.  Am Tag, da du sie pflanzt, laß sie sprossen, am anderen Morgen schon bringe deine Setzlinge zur Blüte: Gleichwohl fällt jegliche Ernte aus am Tag des Wehs und des unheilbaren Schmerzes. Wehruf über die AssyrerWehe, ein Tosen von vielen Völkern! Sie tosen wie das Tosen der Meere. Ein Rauschen von Völkern! Sie rauschen wie das Rauschen gewaltiger Wasser.  Völker rauschen wie das Rauschen gewaltiger Wasser. Doch er schilt sie. Sie fliehen in weite Ferne und werden gejagt wie die Spreu vom Wind auf den Bergen, wie vom Sturm der wirbelnde Staub. Zur Abendzeit, siehe da, Schrecken! Bevor noch der Morgen graut, sind sie nicht mehr. - Das ist das Schicksal derer, die uns beraubt, das Los derer, die uns geplündert. Über KuschWehe dem Land des Flügelgeschwirrs, jenseits der Ströme von Kusch,  das Boten entsandt hat auf dem Nil, in Rohrkähnen über das Wasser! Eilt nur, ihr schnellen Boten, zum hochgewachsenen, glatten Volk, zur Nation, die von hier an und weithin gefürchtet, zum Volk, das mit gewaltiger Kraft alles zu Boden tritt, dessen Land von Strömen durchzogen:  All ihr Erdkreisbewohner und Bürger der Welt! Wenn man auf den Bergen ein Banner erhebt, so schaut! Wenn man in die Trompete stößt, so horcht auf!  Denn so hat der Herr zu mir gesprochen: "Ich will zusehen auf meinem Thron, ruhig wie die glühende Hitze beim Sonnenschein, wie Taugewölk in der Ernteglut." Denn vor der Ernte, wenn die Blüte vorüber und die Blume zur reifenden Traube wird, schneidet man die Ranken mit Messern ab und entfernt die Triebe, zwickt sie ab. Man gibt sie allesamt preis den Raubvögeln der Berge und den wilden Tieren des Landes. Die Raubvögel hausen im Sommer darauf, die wilden Tiere im Winter. In jener Zeit werden Geschenke dem Herrn der Heerscharen dargebracht vom hochgewachsenen, glatten Volk, von der Nation, die von hier an und weithin gefürchtet, vom Volk, das mit gewaltiger Kraft alles zu Boden tritt, dessen Land von Strömen durchzogen, - hin zur Stätte des Namens des Herrn der Heerscharen, zum Berg Zion. Über ÄgyptenAusspruch über Ägypten: Siehe, der Herr fährt auf rascher Wolke dahin und kommt nach Ägypten. Die Götter Ägyptens erbeben vor ihm, das Herz der Ägypter verzagt in ihrer Brust. "Dann stachele ich Ägypten gegen Ägypten auf, daß sie einander bekämpfen, Bruder gegen Bruder, Nächster gegen Nächsten. Stadt gegen Stadt, Reich gegen Reich. Den Ägyptern entschwindet aus ihrem Innern der Geist. Ihre Pläne verwirre ich. Götter und Totenbeschwörer befragen sie, Toten- und Wahrsagegeister. Ich gebe Ägypten in die Hand eines harten Herrn. Ein grausamer König soll über sie herrschen", - Spruch des allmächtigen Herrn der Heerscharen. Das Wasser im Meer wird versiegen. Der Strom trocknet vollständig aus.  Gestank hauchen aus die Kanäle. Seicht und wasserlos werden die Arme des Nils: Rohr und Schilf werden welk. Verschwunden ist alles Grün am Rand des Nils, verdorrt sind alle Saaten am Nil, zerstoben, entschwunden. Da klagen die Fischer, und traurig sind alle, die die Angel auswerfen in den Nil. Die im Wasser das Netz ausbreiten, verschmachten.  Zuschanden werden die Flachsarbeiter. Die Hechler und Weber erblassen. Wie zerschlagen sind die Aufseher, alle Lohnarbeiter bekümmerten Sinnes. Eitle Toren sind die Fürsten von Zoan. Dumme Räte sind des Pharaos weise Berater. Wie mögt ihr zum Pharao sprechen: "Ich gehöre zur Zunft der Weisen, zum Rat der Alten!"?  Wo sind sie nun, deine Weisen? Sie mögen dir kundtun und sagen, was der Herr der Heerscharen über Ägypten beschloß. Als Toren stehen da die Fürsten von Zoan. Getäuscht sind die Fürsten von Memfis. Seine Gaufürsten haben Ägypten irregeführt. Der Herr hat in sie gesenkt den Geist der Verkehrtheit, so daß sie irreführen Ägypten bei all seinem Tun, daß es wie ein Trunkener taumelt in seinem Gespei. So wird Ägypten kein Werk mehr vollbringen, weder Kopf noch Schwanz, weder Palme noch Binse.  An jenem Tag sind die Ägypter Weibern gleich, zitternd und bebend vor der Hand, die der Herr der Heerscharen gegen sie schwingt. Judas Land wird zum Schrecken sein für Ägypten. Sooft man es ihm erwähnt, gerät es in Angst ob des Ratschlusses, den der Herr der Heerscharen gegen es faßte. Ägyptens BekehrungAn jenem Tag wird es fünf Städte im Land Ägypten geben, die die Sprache Kanaans reden und dem Herrn der Heerscharen dienen. Eine von ihnen heißt Ir-Heres (Sonnenstadt).  An jenem Tag wird es einen Altar des Herrn mitten im Land Ägypten geben und eine Denksäule des Herrn an seiner Grenze. Dies wird dem Herrn der Heerscharen zum Zeichen und Zeugnis sein im Land Ägypten. Wenn sie zum Herrn vor Bedrängern rufen, wird er ihnen einen Helfer senden, der für sie streitet und sie errettet. Kundtun wird sich der Herr den Ägyptern, und die Ägypter werden den Herrn erkennen an jenem Tag und dem Herrn Schlacht- und Speiseopfer darbringen und Gelübde ablegen und sie erfüllen. Der Herr wird mit heilsamem Schlag die Ägypter schlagen. Dann werden sie sich bekehren zum Herrn, und er läßt sich von ihnen erbitten und heilt sie. Der messianische Friedensbund zwischen Assyrien, Ägypten und IsraelAn jenem Tag wird eine gebahnte Straße von Ägypten nach Assur führen. Auf ihr verkehrt Assur mit Ägypten und Ägypten mit Assur. Ägypten dient mit Assur vereint dem Herrn.  An jenem Tag wird Israel der dritte im Bund sein mit Ägypten und Assur, als ein Segen auf Erden, indem der Herr der Heerscharen sie segnet mit diesen Worten: "Gesegnet sei Ägypten, mein Volk, und Assur, das Werk meiner Hände, und Israel, mein Erbbesitz!" Die Wegführung der Ägypter und Kuschiter durch die AssyrerEs war in dem Jahr, da der Oberfeldherr, den König Sargon von Assur gesandt hatte, nach Aschdod kam, es belagerte und einnahm.  Zu dieser Zeit sagte der Herr zu Jesaja, dem Sohn des Amoz: "Auf, löse das Sacktuch von deinen Hüften und streife die Sandalen von den Füßen!" - Er tat so und ging ohne Obergewand und barfuß einher. Da sprach der Herr: "So wie mein Knecht Jesaja ohne Obergewand und barfuß drei Jahre schon einhergeht als Zeichen und Vorbedeutung gegen Ägypten und Kusch, so wird der König von Assur die Gefangenen von Ägypten und die Verbannten von Kusch, jung und alt, ohne Obergewand und barfuß in beschämender Blöße wegführen zur Schmach für Ägypten. Dann wird man bestürzt und enttäuscht sein, weil man nach Kusch schaute und auf Ägypten stolz war. Die Bewohner der Küste werden an jenem Tag sagen: 'Siehe, so ist es denen ergangen, nach denen wir schauten, um uns vor dem König von Assur zu retten! Wie sollen wir da entrinnen?'" Das Strafgericht über BabelAusspruch über die 'Meereswüste': Wie Stürme hinbrausen im Südland, so kommt es aus der Wüste, aus fruchtbarem Land.  Eine schreckliche Vision ward mir zuteil: "Der Räuber raubt. Der Verwüster verwüstet. Steige herauf, Elam! Belagere, Medien! Ein Ende mache ich allem Seufzen über Babel."  Darum sind voll Krampf meine Hüften. Wehen fassen mich wie die Wehen der Gebärenden. Ich bin betäubt von dem, was ich höre. Ich bin bestürzt von dem, was ich sehe. Wirr pocht mir das Herz, Entsetzen erfaßt mich. Die Dämmerstunde, die ich ersehnte, hat er zum Schrecken mir gemacht. Man rüstet den Tisch, man breitet die Decke. Man ißt und trinkt. "Auf Fürsten, salbt nun den Schild!" Denn so hat der Allmächtige zu mir gesprochen: "Geh, stelle den Späher auf! Was er sieht, soll er künden! Sieht er Reiter, Pferdegespanne, einen Zug von Eseln, einen Zug von Kamelen, so horche er genau und gespannt!" Der rief nun: "Auf der Warte, Allmächtiger, stehe ich beständig bei Tag. Auf meiner Warte stelle ich mich auf alle Nächte. Siehe da, es kommt ein Zug berittener Männer und Pferdegespanne." - Er hob an und sprach: "Gefallen, gefallen ist Babel. Zu Boden geschmettert sind all deine Götzenbilder." O mein zermalmtes, zerdroschenes Volk! Was ich vernommen vom Herrn der Heerscharen, von Israels Gott, habe ich euch verkündet. Über EdomAusspruch über Edom: Aus Seïr ruft man mir zu: "Wächter, wie weit ist die Nacht? Wächter, wie weit ist die Nacht?"  Der Wächter spricht: "Der Morgen kommt - und auch die Nacht. Wenn ihr fragen wollt, fragt! Kommt nur wieder!" Über ArabienAusspruch über Arabien: Bleibt am Abend im Wald, Karawanen von Dedan!  Bringt den Durstigen Wasser entgegen, Bewohner von Tema! Reicht Speise den Flüchtigen! Denn vor Schwertern sind sie geflohen, vor dem gezückten Schwert, vor dem gespannten Bogen, vor der Wucht der Schlacht. Denn so hat der Allmächtige zu mir gesprochen: "Noch ein Jahr gleich den Jahren des Söldners, und aus ist es mit aller Herrlichkeit Kedars.  Der Rest der Bogenschützen von Kedars Söhnen wird gering sein an Zahl. Denn so hat der Herr, Israels Gott, gesprochen." Das Strafgericht über JerusalemAusspruch über das 'Tal der Vision': Was ist dir, daß all dein Volk auf die Dächer gestiegen,  du lärmende, tosende Stadt, du fröhliche Festung? Deine Erschlagenen sind nicht erschlagen vom Schwert, nicht gefallen im Krieg. Deine Fürsten sind alle geflohen, doch wurden sie ohne Bogenschuß gefangen. Alle deine Krieger, die weit weg sich geflüchtet, wurden gefangen. Darum sage ich: "Blickt von mir weg; ich muß bitterlich weinen! Bemüht euch nicht, mich zu trösten ob meines Volkes Vernichtung!" Ein Tag der Bestürzung, Zertretung, Verwirrung kommt vom allmächtigen Herrn der Heerscharen über das 'Tal der Vision'. Man untergräbt die Mauern, und Geschrei hallt gegen den Berg. Elam hat den Köcher ergriffen, die Pferde hat angespannt Aram, Kir entblößte den Schild.  Deine herrlichen Täler waren voll Wagen, die Reiter stellten sich auf am Stadttor. So nahm er den Schutz von Juda hinweg. - Juda aber blickte in jener Zeit nach der Rüstung im 'Waldhaus'. Ihr saht nach den Rissen der Davidsstadt, denn ihrer waren es viele, und sammeltet das Wasser des unteren Teiches.  Ihr mustertet Jerusalems Häuser und risset die Häuser nieder, um die Mauer zu befestigen. Ihr machtet ein Sammelbecken zwischen den beiden Mauern für das Wasser des alten Teiches. Doch ihr saht nicht auf den, der es so gefügt, und schautet nicht nach dem, der es von langher beschlossen. Der allmächtige Herr der Heerscharen rief euch an jenem Tag zum Weinen und Klagen auf, zum Haarabscheren, zum Tragen von Trauergewändern. Doch siehe da: Lustbarkeit und Jubel, Rinder- und Schafschlachten, Fleischessen und Weintrinken: "Eßt und trinkt, denn morgen sind wir tot!" Darum hat sich der Herr der Heerscharen mir immer wieder geoffenbart: "Wahrlich, nicht soll euch dieser Frevel vergeben werden, bis ihr sterbt!", spricht der allmächtige Herr der Heerscharen. Die Weissagung gegen SchebnaSo spricht der allmächtige Herr der Heerscharen: "Auf, geh zu diesem Verwalter da, zu Schebna, dem Hausminister:  Was hast du hier und wen hast du hier, daß du ein Grab dir hier aushaust? Du, der du hoch oben ein Grab aushaust, dir im Fels eine Ruhestätte meißelst? Siehe, niederwerfen wird dich der Herr mit Wucht, du Held, dich zusammenwickeln, dich zusammenknäueln wie einen Knäuel, und dich werfen wie einen Ball in ein weites und breites Land. Dort wirst du sterben. Und dorthin sollen deine Prunkwagen kommen, du Schandfleck für deines Gebieters Haus.  Ich will dich aus deinem Amt stoßen, dich herunterreißen von deinem Posten. Die Einsetzung EljakimsAn jenem Tag berufe ich meinen Knecht Eljakim, den Sohn des Hilkija. Ihn will ich bekleiden mit deinem Amtsgewand, ihn umgürten mit deiner Schärpe. Ihm übergebe ich deine Gewalt. Er wird den Bewohnern Jerusalems und dem Haus Juda ein Vater sein. Den Schlüssel Davids lege ich auf seine Schulter, daß wenn er öffnet, niemand schließt, und wenn er schließt, niemand öffnet.  An einem festen Ort schlage ich ihn ein als Pflock: Er wird ein Ehrenthron werden für das Haus seines Vaters.  An ihn wird die ganze Menge des Hauses seines Vaters sich hängen, die Schößlinge und Seitensprößlinge, all das kleine 'Geschirr' vom Beckengeschirr bis zu allerlei Kruggeschirr. An jenem Tag" - Spruch des Herrn der Heerscharen - "wird weichen der Pflock, den man einschlug an festem Ort. Er wird abgeschlagen werden und herunterfallen. Und die Last, die an ihm hing, wird zugrunde gehen." - Denn der Herr hat gesprochen. Das Gericht über Tyrus und SidonAusspruch über Tyrus: Heult, ihr Tarschisch-Schiffe! Denn es herrscht Verwüstung. Kein Haus, keine Heimkehr mehr! Aus dem Land der Kittäer ist ihnen Kunde gekommen.  Verstummt, ihr Bewohner der Küste! Kaufleute Sidons, deren Boten das Meer durchfahren.  Auf dem großen Wasser kam die Saat Sihors, die Ernte des Nils, nach Sidon, und die Stadt wurde zum Markt der Völker.  Schäme dich, Sidon! Denn zu dir spricht das Meer, die Feste des Meeres: "Ich lag nicht in Wehen, noch habe ich geboren. Ich zog weder Jünglinge groß, noch brachte ich Jungfrauen empor." Wenn nach Ägypten die Kunde dringt, werden sie beben wie bei der Nachricht über Tyrus. Fahrt nach Tarschisch hinüber! Heult, ihr Bewohner der Küste! Ist dies eure fröhliche Stadt, deren Ursprung liegt in den Tagen der Urzeit? - deren Füße sie in die Ferne trugen, um sich dort anzusiedeln? Wer hat solches verhängt über Tyrus, das Kronen verteilte, deren Kaufleute Fürsten, deren Händler die Vornehmsten waren auf Erden? Der Herr der Heerscharen hat es verhängt, zu schänden jeglichen stolzen Prunk, zu demütigen alle Vornehmen auf Erden. Überströme dein Land [wie der Nil], Tochter Tarschisch; es ist kein Hafen mehr da!  Der Herr hat seine Hand ausgestreckt gegen das Meer, hat Königreiche erschüttert. Der Herr hat Befehl gegeben gegen Kanaan, zu zerstören seine festen Plätze. Er sprach: "Nicht sollst du mehr fröhlich sein, du geschändete Jungfrau, Tochter Sidon! Auf, ziehe hinüber zu den Kittäern! Aber auch dort wirst du nicht Ruhe finden." Siehe, die Chaldäer waren es - nicht war es Assur -, die Sidon für Wüstentiere hergerichtet haben. - Sie errichteten ihre Türme, zerstörten seine Paläste, machten sie zu einem Trümmerhaufen.  Heult, ihr Tarschisch-Schiffe! Denn verwüstet ist eure Festung." An jenem Tag wird es geschehen, da wird Tyrus siebzig Jahre - solange ein König lebt - vergessen sein. Nach siebzig Jahren wird es Tyrus ergehen, wie es im Lied von der Dirne heißt: "Nimm die Zither, durchziehe die Stadt, vergessene Dirne! Spiele schön! Singe lieblich, daß dein man gedenke!" Nach siebzig Jahren wird der Herr Tyrus heimsuchen. Dann wird es wieder zu seinem Handelslohn kommen und Handel treiben mit allen Königreichen der Welt, die auf der Erde sind. Doch sein Gewinn und sein Handelslohn wird geweiht sein dem Herrn. Man wird ihn nicht sammeln und häufen, sondern denen, die vor dem Antlitz des Herrn wohnen, wird sein Gewinn zu reichlicher Nahrung dienen und zu stattlicher Kleidung. GOTTES GERICHT UND HEIL IN DER ENDZEITDie Schrecken des EndesSiehe, der Herr entvölkert die Erde, verheert sie; entstellt ihr Antlitz, zerstreut ihre Bewohner.  Dem Priester ergeht es wie dem Volk, dem Herrn wie seinem Knecht, der Herrin wie ihrer Magd, dem Verkäufer wie dem Käufer, dem Verleiher wie dem Entlehner, dem Gläubiger wie dem Schuldner. Ganz entvölkert wird die Erde und völlig geplündert. Denn der Herr hat diese Drohung gesprochen. Die Erde trauert, verwelkt. Der Erdkreis verschmachtet, verwelkt. Himmel und Erde verschmachten. Entweiht ist die Erde unter ihren Bewohnern; denn sie haben die Gebote übertreten, das Gesetz überschritten, den Bund der Vorzeit gebrochen.  Darum zehrt Fluch an der Erde und büßen ihre Bewohner. Darum verbrennen der Erde Bewohner. Von den Sterblichen bleiben nur wenige übrig. Es trauert der Most. Der Weinstock stirbt ab. Es seufzen alle, die fröhlich waren. Verklungen ist der freudige Paukenschlag. Der Lärm der Frohlockenden zu Ende. Verstummt die lustige Zither. Man trinkt nicht mehr Wein beim Gesang. Bitter schmeckt den Zechern der Trank. In Trümmern liegt die nichtige Stadt. Jedes Haus ist dem Eintritt verschlossen. Lautes Klagen um den Wein auf den Straßen... Vergangen ist aller Jubel, hinweggezogen die Freude von der Erde. Übrig blieb in der Stadt nur Verödung. Das Tor ward in Trümmern, ward zerschlagen. Denn den Völkern auf Erden ergeht es wie beim Olivenklopfen, wie bei der Nachlese, wenn der Herbst vorüber. Der Jubelruf der GerechtenIn lauten Jubel brechen sie aus. Sie jauchzen im Westen über die Hoheit des Herrn: "Darum preist den Herrn, ihr Bewohner des Ostens, ihr an den Küsten des Meeres, den Namen des Herrn, des Gottes Israels! Wir hörten Gesänge vom äußersten Ende der Erde: Preis dem Gerechten!" - Doch ich rief: "Verderben ist über mir! Verderben ist über mir! Weh mir! Die Treulosen handeln treulos. Treulosigkeit treiben die Treulosen treulos." Die Vollendung des Gerichts und die Errichtung der Herrschaft Gottes auf ErdenGrauen, Grube und Garn kommt über dich, du Bewohner der Erde. Wer vor dem Grauen flieht, fällt in die Grube. Wer aus der Grube heraufkommt, fängt sich im Garn. Denn die Schleusen der Höhe sind aufgetan. Es erzittern die Grundfesten der Erde.  Die Erde zerbirst, zerbricht. Die Erde reißt, zerreißt. Die Erde schwankt hin, wankt her. Wie ein Trunkener taumelt die Erde. Wie eine Hängematte schwankt sie hin und her. Schwer lastet auf ihr ihr Vergehen. Sie fällt hin und erhebt sich nicht wieder. An jenem Tag wird heimsuchen der Herr das Heer der Höhe droben und die Könige der Erde auf Erden.  Sie werden in den Kerker gesperrt wie Gefangene. Hinter Schloß und Riegel müssen sie büßen lange Zeit. Der Mond wird erröten und die Sonne sich schämen. Denn die Königsherrschaft wird der Herr der Heerscharen antreten auf dem Berg Zion und in Jerusalem; vor seinen Ältesten erstrahlt seine Herrlichkeit. DAS NEUE GOTTESREICHTriumphlied der Geretteten"Mein Gott bist du, Herr! Dich rühme ich. Deinem Namen lobsinge ich. Denn Wundertaten hast du vollbracht, Ratschlüsse aus uralter Zeit in Treue und Wahrheit. Du hast ja in Schutt verwandelt die Stadt, den befestigten Ort in Trümmer, die Paläste der Stolzen in eine verschollene Stadt. Nie mehr baut man sie auf. Darum ehren dich starke Völker, fürchten dich die Städte gewaltiger Geschlechter. Ja, dem Geringen warst du ein Hort, ein Hort dem Armen in seiner Not, ein Obdach vor dem Wetter, ein Schatten vor Sonnenglut. Denn der Gewaltherren Schnauben ist wie ein Regenguß im Winter, der gegen die Mauer peitscht, wie Sonnenglut über dürrem Land. Du hast gedämpft das Toben der Stolzen; wie durch den Schatten der Wolken die Sonnenglut, so hast du gedämpft das Jubellied der Gewaltherren." Die messianischen HeilsgüterBereiten wird der Heerscharen Herr allen Völkern auf diesem Berg ein Mahl mit feinsten Speisen, ein Mahl mit edelstem Wein, mit besten feinsten Speisen, mit geläutertem, edelstem Wein.  Vernichten wird er auf diesem Berg die Hülle, die alle Völker verhüllt, die Decke, die über alle Nationen gedeckt ist.  Er vernichtet den Tod auf immer. Der allmächtige Herr wischt ab die Tränen von allen Gesichtern. Die Schmach seines Volkes schafft er hinweg von der ganzen Erde; denn der Herr hat gesprochen. Dank für die Vernichtung der FeindeSagen wird man an jenem Tag: "Seht, da ist unser Gott, auf den wir hoffen, daß er uns rette. Da ist der Herr, auf den wir hoffen! Laßt uns jubeln und froh sein ob seiner Hilfe!" Denn die Hand des Herrn wird ruhen auf diesem Berg. - Moab aber wird an seiner Stätte zertreten, wie man Stroh im Jauchetümpel zertritt.  Und ob er auch seine Hände darin ausbreitet, wie der Schwimmer sie breitet beim Schwimmen: Der Herr wird sein Aufstreben niederdrücken trotz der geschickten Bewegungen seiner Hände. Er wird deine festen, steilen Mauern umstürzen, niederwerfen, zu Boden stoßen bis in den Staub. Lob- und Danklied der ErlöstenAn jenem Tag wird im Land Juda dieses Lied gesungen werden: "Wir haben eine feste Stadt: Heil setzte er uns als Mauer und Wall.  Öffnet die Tore, daß einziehe ein gerechtes Volk, das die Treue bewahrt! Fest ist sein Sinn. Du wirst dauerndes Heil gewähren, weil es auf dich vertraut. Vertraut auf den Herrn für immer! Denn der Herr, der Allmächtige, ist ein ewiger Fels. Er hat erniedrigt die Bewohner der Höhe, die ragende Stadt - er hat sie erniedrigt, ja bis zur Erde erniedrigt, sie niedergestoßen bis in den Staub.  Nun zertritt sie der Fuß, der Elenden Fuß, der Schwachen Tritt. Der Pfad des Gerechten ist gerade. Geebnet hast du den Weg des Gerechten. Selbst auf deiner Gerichte Pfad haben dein, o Herr, wir geharrt. Nach deinem Namen, nach deinem Lobpreis geht unserer Seele Verlangen. Meine Seele sehnt sich nach dir in der Nacht. Mein Geist sucht dich in meinem Inneren. Denn treffen deine Gerichte die Erde, so lernen Gerechtigkeit die Bewohner des Erdenrunds. Wird aber dem Gottlosen Gnade zuteil, lernt er nie mehr Gerechtigkeit. - Im Land der Gerechtigkeit bleibt er ein Frevler und sieht nichts von der Hoheit des Herrn. Herr, ist hoch deine Hand auch erhoben: Sie sehen es nicht. Zur Beschämung sollen sie deinen Eifer um dein Volk sehen! Das Zornesfeuer, das deinen Widersachern bereitet, wird sie verzehren. Herr, Frieden wirst du uns schaffen. Denn, was auch an uns geschah: du hast es gewirkt. Herr, unser Gott! Andere Herren als du herrschten über uns, doch wir preisen nur deinen Namen! Die Toten werden nicht leben, die Schatten nicht wieder aufstehen. Darum hast du sie heimgesucht und vertilgt, jedes Gedächtnis an sie vernichtet.  Gemehrt hast du das Volk, o Herr, gemehrt hast du das Volk, dich herrlich erwiesen, alle Grenzen des Landes erweitert. Herr, in der Drangsal haben sie dich gesucht. Sie haben flüsternd gefleht, da deine Züchtigung sie traf.  Wie eine Mutter vor dem Gebären sich windet und aufschreit in ihren Wehen, so waren, o Herr, wir vor dir: Wir gingen schwanger, wir lagen in Wehen, doch als wir gebaren, war es - Wind. Wir schafften dem Land nicht Heil, noch wurde ein Erdenbewohner geboren. Doch deine Toten leben und die Leichen stehen wieder auf. Wacht auf und jubelt, die ihr im Staub ruht! Denn Tau des Lichtes ist dein Tau - und die Erde gibt die Schatten heraus."  Das Gericht über die FeindeAuf, mein Volk! Geh hinein in deine Gemächer und schließe die Tür hinter dir zu! Verbirg dich eine kurze Zeit, bis der Grimm vorüber! Denn siehe, der Herr zieht von seiner Wohnstatt aus, die Schuld der Erdenbewohner zu ahnden. Die Erde deckt ihre Blutschuld auf; die auf ihr Erschlagenen bedeckt sie nicht länger.  An jenem Tag wird heimsuchen der Herr mit seinem harten und großen und starken Schwert den Leviátan, die flüchtige Schlange, und den Leviátan, die gewundene Schlange. Und töten wird er den Drachen im Meer.  Das Lied vom Weinberg IsraelAn jenem Tag gibt es einen lieblichen Weinberg. Singt von ihm: "Ich, der Herr, bin sein Hüter. Immerfort bewässere ich ihn. Daß niemand ihn verwüste, bewache ich ihn Tag und Nacht. Nimmer hege ich Zorn. Fände ich nur Dornen und Disteln darin, zum Kampf wollt ich darauf losgehen, alles verbrennen. Oder man müßte Schutz bei mir suchen, Frieden schließen mit mir, ja, mit mir Frieden schließen." Die Entsündigung Israels und Bestrafung der GegnerIn den kommenden Tagen wird Jakob Wurzel schlagen, wird Israel blühen und sprossen, den Erdkreis füllen mit Früchten. Hat er sie etwa geschlagen, so wie er schlug ihre Schläger? Hat er sie etwa gewürgt, so wie er würgte ihre Würger? Nein, er nahm Rache an ihnen durch ihre Verstoßung und ihre Vertreibung. Er vertrieb sie durch seinen heftigen Sturm am Tag des Ostwindes. Darum wird so Jakobs Schuld gesühnt; und die gesamte Frucht seiner Entsündigung besteht darin, daß er alle Altarsteine wie Kalkstein zerschlägt - nie mehr erstehen aus ihnen Ascheren und Sonnensäulen.  Denn vereinsamt liegt dann die feste Stadt, eine Stätte, entvölkert und wie die Wüste verlassen. Dort weidet, dort lagert das Rind und frißt ihre Büsche. Sind dürr deren Zweige, so bricht man sie ab. Frauen kommen und zünden sie an. - Denn es ist ein Volk ohne Einsicht. Deshalb erbarmt sein Schöpfer sich seiner nicht, und sein Bildner begnadigt es nicht.  Die Heimkehr der VersprengtenUnd geschehen wird es an jenem Tag, daß der Herr Ähren ausklopft, die Ähren vom Eufrat bis an den Bach Ägyptens. Dann wird man euch sammeln, Israels Kinder, einen zum anderen.  Und geschehen wird es an jenem Tag, daß man in die große Posaune stößt: dann kommen, die sich in Assur verloren und die nach Ägypten versprengt sind, anzubeten den Herrn in Jerusalem auf dem heiligen Berg. WEHRUFE ÜBER SAMARIA UND JERUSALEMSamarias FallWehe der stolzen Krone der Trunkenen Efraims und der welkenden Blume im herrlichen Kranz der vom Wein Berauschten auf dem Gipfel über dem fruchtbaren Tal!  Siehe, schon schickt der Allmächtige einen Starken und Mächtigen! Wie Hagelwetter, wie verheerender Sturm, wie ein Wolkenbruch mit gewaltig flutenden Wassern streckt er mit Gewalt sie zu Boden. Mit Füßen wird sie zertreten, die stolze Krone der Trunkenen Efraims. Und der welkenden Blume im herrlichen Kranz auf dem Gipfel über dem fruchtbaren Tal ergeht es wie der Frühfeige vor der Ernte: Erblickt sie einer, so ißt er sie schon, kaum daß sie in seiner Hand ist. An jenem Tag wird der Herr der Heerscharen dem Rest seines Volkes eine schmucke Krone sein und ein herrlicher Stirnreif.  Ein Geist des Rechts für den, der da sitzt zu Gericht, und Heldenkraft denen, die den Angriff abschlagen am Tor. Wehe den Priestern und falschen ProphetenAuch diese da wanken vom Wein und taumeln vom Rauschtrank. Priester mitsamt Propheten wanken vom Rauschtrank, überwältigt vom Wein. Sie taumeln vom Rauschtrank. Sie wanken beim Schauen. Sie schwanken beim Rechtsspruch. Ja, alle Tische sind voll von Erbrochenem, voll Unflat bis auf den letzten Platz. Die Widerrede der Trunkenbolde und ihre Zurückweisung"Wen will denn der noch Erkenntnis lehren und wem noch Offenbarungen deuten? Den von der Milch Entwöhnten? Den von der Brust Entfernten?  Denn Gebot an Gebot, Gebot an Gebot. Regel an Regel, Regel an Regel. Ein bißchen hier, ein bißchen dort." Ja, mit stammelnden Lippen und fremder Zunge wird er reden zu diesem Volk,  er, der zu ihnen gesprochen: "Dies ist die Ruhestatt - gebt Ruhe den Müden! - und dies ist der Rastort." - Aber sie wollten nicht hören. So ergeht an sie denn das Wort des Herrn: Gebot an Gebot, Gebot an Gebot. Regel an Regel, Regel an Regel. Ein bißchen hier, ein bißchen dort." Auf daß sie beim Gehen rücklings stürzen, zerschellen und sich verstrickend gefangen werden. Das trotzige Selbstvertrauen der VolksführerDarum hört, ihr Spötter, das Wort des Herrn, ihr Rädelsführer dieses Volkes in Jerusalem! Ihr sagt ja: "Wir haben mit dem Tod ein Bündnis geschlossen, mit der Unterwelt einen Vertrag gemacht. Die wogende Flut wird, wenn sie anbraust, uns nicht treffen; denn wir haben zur List unsere Zuflucht genommen und uns in Falschheit geborgen."  Gottes RettungsplanDarum spricht also der allmächtige Herr: "Siehe, einen Grundstein lege ich in Zion, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, sicher und fest. Wer glaubt, wird nicht zuschanden.  Zur Richtschnur mache ich das Recht und zum Senkblei die Gerechtigkeit. Weg reißt der Hagel die Zufluchtsstätte der List, den Bergungsort schwemmen hinweg die Wasser."  Dann wird euer Bund mit dem Tod gelöst und euer Vertrag mit der Unterwelt abgetan. Wenn anbraust die wogende Flut, werdet ihr durch sie zermalmt. Sooft sie daherbraust, wird sie euch packen. Denn Morgen für Morgen braust sie daher, bei Tag und bei Nacht. Die Kunde zu hören, ist eitel Schrecken. Denn zu kurz wird das Bett sein, sich auszustrecken, zu schmal die Decke, sich einzuwickeln. Denn wie am Berg Perazim wird der Herr sich erheben, wie im Tal bei Gibeon wird er toben, sein Werk zu vollführen - sein befremdliches Werk -, seine Arbeit zu tun - seine seltsame Arbeit. Darum laßt nun euer Spotten, damit eure Bande nicht noch fester werden! Denn festbeschlossene Vernichtung habe ich vernommen vom allmächtigen Herrn der Heerscharen gegen die ganze Erde. Gottes weises Verhalten gegenüber seinem VolkMerkt auf und hört meine Stimme! Gebt acht und hört meine Rede!  Pflügt wohl alle Tage der Pflüger, um zu säen? Bricht er auf, eggt er immerfort seinen Acker? Nicht wahr? Wenn er eingeebnet die Fläche, streut er Dill aus, sät Kümmel, legt Weizen in Reihen und Gerste als besonderes Stück und Dinkel an den Rändern.  So unterwies sein Gott ihn im Rechten und lehrte ihn. Denn nicht mit dem Schlitten drischt man den Dill, nicht führt man das Wagenrad über Kümmel; man klopft vielmehr mit dem Stock den Dill, mit dem Stab den Kümmel.  Wird Brotkorn etwa zermalmt? Nein, nicht endlos drischt man darauf los. Wohl treibt man das Wagenrad und die Pferde darüber, doch zermalmt man es nicht. Auch dies geht vom Herrn der Heerscharen aus. Wunderbar ist sein Plan, groß seine Weisheit. Wehruf über JerusalemBelagerung JerusalemsWehe dir, Ariël, Ariël, du Stadt, wo David gelagert! Fügt Jahr zu Jahr! Laßt die Feste den Kreislauf vollenden!  Ja, bedrängen will ich Ariël. Stöhnen wird sein und Wehklagen. Du wirst mir zum Opferherd werden. Ja, rings um dich her will ich ein Lager errichten, dich als Festung bedrängen und gegen dich einen Wall aufwerfen. Dann wirst du tief unten vom Boden her sprechen. Dumpf wirst du vom Staub her reden. Deine Stimme wird aus der Erde klingen wie die eines Totengeistes. Aus dem Staub wirst du nur flüstern. Befreiung der StadtDoch deiner Feinde Schwarm wird werden wie feiner Staub und der Bedrücker Menge wie Spreu, die dahinfährt. Und plötzlich, urplötzlich geschieht es: Vom Herrn der Heerscharen wird eine Heimsuchung über dich kommen mit Donner und Beben und lautem Gedröhn, mit Sturm und Wetter und fressender Feuerflamme. Wie ein Traum, wie eine nächtliche Vision wird der Schwarm all der Völker sein, die zu Felde ziehen gegen Ariël. Und allen, die sie und ihre Bergfeste bestürmen und sie bedrängen, wird es ergehen wie einem Hungrigen, der träumt, er esse, dann aber aufwacht und sein Hunger doch nicht gestillt ist, wie einem Durstigen, der träumt, er trinke, dann aber aufwacht und doch noch erschöpft ist und dürstet: So wird es ergehen dem Schwarm all der Völker, die gegen den Berg Zion zu Felde ziehen. Verblendung des Volkes gegenüber der WeissagungZeigt euch nur starr! -: Starr sollt ihr werden! - Zeigt euch nur blind! -: Blind sollt ihr werden! - Trunken sind sie, doch nicht vom Wein. Sie taumeln, doch nicht vom starken Getränk Denn ausgegossen hat der Herr über euch einen Geist tiefsten Schlafes. Eure Augen, die Propheten, hat er verschlossen. Eure Häupter, die Seher, hat er umschleiert. So wurde für euch die Offenbarung dieser Dinge wie der Inhalt eines versiegelten Buches. Gibt man es einem, der lesen kann, und sagt: "Lies es einmal!", dann antwortet der: "Ich kann nicht, es ist ja versiegelt." Reicht man das Buch aber einem, der nicht zu lesen versteht und sagt: "Lies dies einmal!", so entgegnet er: "Ich kann nicht lesen." Die falsche Frömmigkeit des VolkesSo spricht der Allmächtige: "Weil dieses Volk sich nur mit seinem Mund mir naht und nur mit seinen Lippen mich ehrt, doch sein Herz von mir fernhält, und seine Furcht vor mir nur angelerntes Menschengebot ist:  Darum will ich auch fernerhin wunderlich mit diesem Volk verfahren, wunderbar und wundersam. Die Weisheit seiner Weisen soll zuschanden werden, und die Klugheit seiner Klugen soll sich verstecken müssen." Das falsche Selbstvertrauen der führenden KreiseWehe denen, die ihren Plan tief verbergen wollen vor dem Herrn, die im Finstern ihr Werk tun und sagen: "Wer kann uns sehen? Wer kann uns erkennen?"!  Welch eine Verkehrtheit! Ist denn der Töpfer gleichzuachten dem Ton, daß das Geschöpf vom Schöpfer sagt: "Er hat mich nicht gemacht!", und der Topf vom Töpfer spricht: "Er kennt mich nicht?"  Die Wende zum HeilWährt es nicht nur noch eine ganz kleine Weile, und der Libanon wird sich in einen Fruchtgarten verwandeln und der Fruchtgarten wird gelten als Wald?  An jenem Tag werden die Tauben Schriftworte hören und die Augen der Blinden aus Dunkel und Finsternis sehen. Und die Armen werden sich ohne Ende freuen im Herrn und die Geringsten unter den Menschen jubeln über den Heiligen Israels. Denn dahin ist der Zwingherr, verschwunden der Spötter. Ausgerottet sind alle, die sinnen auf Bosheit, alle, die andere Menschen mit ihren Worten als schuldig hinstellen und dem, der im Tor Recht spricht, Schlingen legen, und den, der im Recht ist, durch Scheingründe ins Unrecht setzen. Darum spricht der Herr, der Abraham erlöst hat, also vom Haus Jakob: "Nicht mehr soll Jakob jetzt zuschanden werden und nicht mehr soll sein Angesicht jetzt erblassen.  Denn wenn seine Kinder das Werk meiner Hände in seiner Mitte sehen, werden sie heilig halten meinen Namen, als heilig anerkennen den Heiligen Jakobs und Ehrfurcht hegen vor Israels Gott. Die verkehrten Sinnes sind, werden zu Einsicht kommen, und die Widerspenstigen nehmen Belehrung an." WEHRUF ÜBER DAS BÜNDNIS MIT ÄGYPTENNutzlosigkeit dieses Bündnisses"Wehe den abtrünnigen Söhnen" - Spruch des Herrn -, "die Pläne vollführen, die nicht von mir ausgehen, und Verträge schließen, die ich nicht will, um Sünde auf Sünde zu häufen. Sie machen sich auf den Weg, nach Ägypten zu ziehen, ohne mich zu befragen, sich in des Pharaos Schutz zu stellen und Zuflucht zu suchen im Schatten Ägyptens. Doch wird euch des Pharaos Schutz zur Schande und die Zuflucht im Schatten Ägyptens zur Schmach. Wohl sind seine Fürsten in Zoan, und seine Boten kamen bis Hanes.  Doch alle werden enttäuscht an dem Volk, das ihnen nicht nützt, das weder Hilfe noch Nutzen bringt, sondern nur Enttäuschung und Schande." Ausspruch über das Großtier des Südens: Durch ein Land voll Drangsal und voll Bedrängnis - Löwin und Löwe nahen sich ihnen, Ottern und geflügelte Feuerschlangen - bringen sie ihre Schätze auf dem Rücken von Eseln, ihren Reichtum auf dem Höcker von Kamelen zu einem Volk, das ihnen nicht nützt.  Denn eitel und nichtig ist die Hilfe Ägyptens. Darum nenn ich dies Volk: 'Rahab, die Untätige'  Widerspenstigkeit gegen Gottes WillenKomm nun, schreibe es auf eine Tafel für sie! Grabe es in Erz ein, daß es als ewiges Zeugnis dient für künftige Zeiten. Denn es ist ein widerspenstiges Volk, es sind verlogene Söhne, Söhne, die nicht hören wollen auf die Weisung des Herrn. Zu den Sehern sagen sie: 'Seht nicht!' und zu den Schauenden: 'Schaut uns nicht die Wahrheit! - Sagt uns Schmeicheleien! Schaut Täuschungen! Vom rechten Weg weicht ab! Vom rechten Pfad irrt ab! Laßt uns in Ruhe mit dem Heiligen Israels!'" Die StrafeDarum spricht der Heilige Israels: "Weil ihr dieses mein Wort verwerft und auf Verkehrtheit und Falschheit vertraut und euch darauf stützt: Wird dieser Frevel euch wie ein herabfallendes Bruchstück sein, das sich losgelöst hat in hochragender Mauer: Plötzlich, urplötzlich kommt sie zum Einsturz. Er wird sie zertrümmern, wie man ein irden Gefäß zertrümmert, es zerschlägt ohne Schonung: unter seinen Trümmern findet man keine Scherbe, um mit ihr etwas Feuer vom Herd zu holen, etwas Wasser vom Brunnen zu schöpfen." Der Weg zum HeilDenn so spricht der allmächtige Herr, der Heilige Israels: "In Umkehr und Ruhigbleiben liegt euer Heil. In Stillesein und im Vertrauen besteht eure Kraft. Doch ihr habt nicht gewollt.  Ihr sagtet: 'Nein, auf Pferden wollen wir dahinfliegen!' - Darum werdet ihr dahinfliehen! - 'Auf Rennern wollen wir reiten!' - darum werden Renner eure Verfolger sein! Zu Tausend werdet ihr fliehen vor dem Drohen eines Einzigen, restlos jedoch vor dem Drohen von fünf, bis ihr nichts anderem mehr gleicht als einem Mast auf Bergeshöhe, einem Banner auf einem Hügel."  Darum zögert der Herr, euch gnädig zu sein, und darum läßt er sich Zeit, euer sich zu erbarmen. Denn ein Gott des Rechts ist der Herr. Heil allen, die auf ihn harren! Die Wiederbegnadigung des VolkesJa, du Volk in Zion, das in Jerusalem wohnt, du wirst nicht immerfort weinen. Er wird sich gewißlich deiner erbarmen ob deines Hilferufes. Er wird dich erhören, sobald er ihn hört.  Wohl wird euch der Allmächtige das Brot der Drangsal und das Wasser der Trübsal geben. Doch nicht mehr wird sich dein Lehrer verbergen. Deine Augen werden den Lehrer schauen.  Deine Ohren werden den Zuruf hinter dir her vernehmen: "Dies ist der Weg, schreite auf ihm!", mögt ihr zur Rechten oder zur Linken wandeln! Dann seht ihr als unrein an die mit Silber bezogenen Götzen und die mit Gold verkleideten Gußbilder. Wie Unrat wirfst du sie weg. "Hinaus!" wirst du zu ihnen sagen. Neuer Segen von GottDann gibt er dir Regen für deine Saat, mit der du den Acker bestellst, und das Brot vom Ertrag des Feldes wird kraftvoll und nahrhaft sein. In jener Zeit wird dein Vieh weiden auf weiter Flur.  Die Rinder und Esel, die das Feld bebauen, werden gesalzenes Futter fressen, das mit Schaufel und Gabel gestreut ist. Und auf jedem hohen Berg und jedem hochragenden Hügel wird es Bäche strömenden Wassers geben. Am Tag des gewaltigen Blutbades, wann stürzen die Türme, wird das Mondlicht dem Sonnenlicht gleichen, und das Sonnenlicht wird siebenfach sein gleich dem Licht von sieben Tagen, an dem Tag, da der Herr seines Volkes Wunde verbindet und die Striemen heilt, die er schlug.  Gottes Ankunft zum GerichtSiehe, der Name des Herrn kommt daher aus der Ferne! - Sein Zorn lodert auf. Gewaltig ist seine Erregung. Voller Grimm sind seine Lippen. Seine Zunge ist ein verzehrendes Feuer.  Sein Hauch ist ein wogender Strom, der bis an den Hals reicht. Er kommt, die Völker zu schwingen mit der Schwinge des Unheils, den Nationen den Zaum anzulegen, um sie in die Irre zu führen.  Dann werdet ihr Lieder singen wie in der Nacht, da man ein Fest begeht. Ihr werdet von Herzen euch freuen, wie die, die dahinwallen bei Flötenspiel, um zum Berg des Herrn zu ziehen, zu Israels Fels. Dann läßt der Herr seine machtvolle Stimme erschallen und zeigt seinen Arm, der herniederfährt mit grimmigem Zorn und verzehrender Feuerflamme bei Sturm und Wetter und Hagelschlag. Assur wird verzagen vor der Stimme des Herrn, wenn er schlägt mit dem Stock. Sooft die Zuchtrute niedersaust, mit der der Herr auf ihn einschlägt, sollen Pauken und Zithern ertönen. Mit geschwungenem Arm wird er gegen ihn kämpfen. Denn längst ist ein Tofet errichtet; auch für den König ist es bereitet. Tief und breit hat man ihren Holzstoß geschichtet, mit Feuer und Reisig in Menge. Gleich einem Schwefelstrom setzt der Hauch des Herrn ihn in Brand.  Nicht auf Menschen, sondern auf Gott bauenÄgypten kann keinen Schutz bietenWehe denen, die nach Ägypten zogen, um Hilfe zu holen und sich auf Kriegsrosse zu stützen! Auf der Streitwagen Menge vertrauten sie und auf der Pferde gewaltige Scharen. Doch auf den Heiligen Israels schauten sie nicht. Nach dem Herrn fragten sie nicht. Aber auch er war weise und führte Unheil heran. Er nahm seine Drohungen nicht zurück, sondern stand auf gegen das Haus der Frevler und gegen die Hilfe der Übeltäter. Ja, Menschen sind die Ägypter, nicht Gott. Ihre Pferde sind Fleisch, nicht Geist. Reckt seine Hand der Herr, so strauchelt der Beschützer und stürzt der Schützling. Vernichtet werden alle zumal. Denn so hat der Herr zu mir gesprochen: "Gleichwie der Löwe, der Junglöwe, knurrt über seinem Raub - die ganze Schar der Hirten hat man gegen ihn aufgeboten, aber vor ihrem Geschrei erschrickt er nicht, und vor ihrem Lärm duckt er sich nicht -, so steigt der Herr der Heerscharen zum Kampf herab auf den Berg Zion und seine Anhöhe. Rettung beim Herrn der HeerscharenGleich einem Vogel mit ausgebreiteten Flügeln wird der Herr der Heerscharen Jerusalem schützen und schirmen, erlösen und befreien. Kehrt um zu dem, von dem so tief abgefallen sind Israels Söhne! Denn an jenem Tag wird ein jeder seine silbernen und goldenen Götzen wegwerfen, die eure Hände euch zur Sünde verfertigt. Nicht durch das Schwert eines Menschen wird Assur fallen. Nicht das Schwert eines Irdischen rafft ihn dahin. Und wenn er flieht vor dem Schwert, so werden seine Jünglinge Fronknechte werden Sein König wird vor Schrecken vergehen, und seine Fürsten werden fahnenflüchtig." - Spruch des Herrn, der in Zion einen Feuerherd hat, in Jerusalem einen glühenden Ofen.  Das neue Reich der GerechtigkeitSiehe, gerecht wird herrschen ein König. Nach dem Recht werden Fürsten regieren. Jeder wird sein ein Zufluchtsort vor dem Sturm, vor dem Wetter ein Schutzdach, wie Wasserbäche in dürrer Steppe, wie der Schatten eines mächtigen Felsens in lechzendem Land. Nicht mehr werden verhüllt sein der Sehenden Augen. Aufmerken werden der Hörenden Ohren. Erkenntnis wird lernen der Unbesonnenen Herz. Geläufig und deutlich wird reden der Stammelnden Zunge. Nicht wird man mehr edel nennen den Gemeinen, noch vornehm heißen den Schurken. Denn der Gemeine redet Gemeines. Sein Herz sinnt Unheil. Er handelt ruchlos und redet Irriges gegen den Herrn. Den Hungrigen läßt er darben. Dem Durstigen versagt er den Trank. Und des Schurken Waffen sind böse. Er sinnt nur auf Ränke, verdirbt die Armen durch trügerische Reden, auch wenn der Schwache sein Recht vertritt. Der Edle aber sinnt nur auf Edles und tritt nur für Edles ein. Die leichtfertigen FrauenIhr sorglosen Frauen, auf, hört meine Worte! Ihr selbstsicheren Töchter, vernehmt meine Rede! Über Tag und Jahr werdet ihr zittern, ihr Selbstsicheren. Denn die Weinernte wird vernichtet. Keine Obsternte bringt man ein. Bebt, ihr Sorglosen! Zittert, ihr Selbstsicheren! Zieht euch aus, legt ab das Gewand und umgürtet mit Sacktuch die Hüften! Wehklagend schlagt auf die Brust ob der herrlichen Felder, der fruchtreichen Reben, ob des Ackers meines Volkes, der Dornen und Disteln trägt, ja, ob all der Häuser, die voller Freude, ob der Stadt, die voller Fröhlichkeit war. Denn die Burg ist verlassen, der Stadtlärm verstummt. Auf lange Zeit sind Ofel und Warte Schlupfwinkel geworden, Tummelplatz der Wildesel, der Herden Weide. Gottes Geist wandelt die WeltBis ausgegossen wird über uns der Geist aus der Höhe. - Dann wird die Wüste zum Garten werden, und der Garten wird gelten als Wald. Dann wird das Recht in der Wüste wohnen und die Gerechtigkeit weilen im Garten. Der Gerechtigkeit Wirkung wird Friede sein und der Ertrag des Rechts ewige Ruhe und Sicherheit. An einer Stätte des Friedens wird wohnen mein Volk, in sicheren Behausungen, an sorglosen Ruheplätzen. Doch hageln wird es, wenn der Wald niederstürzt und die Stadt versinkt in der Tiefe.  Wohl euch! Ihr könnt säen an allen Wassern und Rinder und Esel frei laufen lassen! WEHRUF ÜBER ASSYRIENDas kommende GerichtWehe dir, Verwüster, der selbst noch keine Verwüstung erfuhr! Treuloser, der selbst noch keine Treulosigkeit litt! Bist du zu Ende mit Verwüsten, wirst du selber verwüstet werden. Bist du zu Ende mit dem Treuloshandeln, wird man auch treulos handeln an dir. Gebet und VerheißungHerr, sei uns gnädig! Wir hoffen auf dich. Sei du unser Arm jeden Morgen, unsere Hilfe in leidvoller Zeit. Vor dem lauten Getöse fliehen die Völker. Wenn du dich erhebst, zerstieben die Stämme. Dann rafft man Beute auf, wie sie ein Heuschreckenschwarm rafft. Wie Grashüpfer fällt man darüber her. Der Herr ist erhaben; denn er wohnt in der Höhe. Er wird Zion füllen mit Recht und Gerechtigkeit. Er wird sein deines Schicksals fester Grund, eine Fülle von Heil, von Weisheit und von Erkenntnis. Dein Schatz wird sein die Furcht des Herrn. Die Verheerung des Landes durch den FeindSeht, draußen schreien ihre Helden, bitterlich weinen die Boten des Friedens.  Verödet liegen die Straßen. Der Wanderer bleibt aus. Man hat den Bund gebrochen, geringgeschätzt die Städte, für nichts geachtet die Menschen. Das Land siecht in Trauer dahin. Beschämt steht der Libanon da und verwelkt. Die Ebene Scharon ward wie die Jordansteppe. Baschan und Karmel schütteln ihr Laub ab. "Jetzt will ich aufstehen", spricht der Herr, "jetzt mich aufrichten, jetzt mich erheben. Ihr geht schwanger mit Heu und gebärt nur Stoppeln. Euer Ungestüm wird euch wie Feuer verzehren.  Die Völker werden zu Kalk verbrannt: sie prasseln im Feuer auf wie ausgerissene Dornen. Hört, ihr Fernen, was ich getan! Erkennt, ihr Nahen, meine Stärke!" Die Wirkung des Strafgerichts auf die Sünder in ZionIn Zion beben die Sünder, die Frevler beginnen zu zittern. "Wer von uns kann weilen beim verzehrenden Feuer? Wer von uns sich aufhalten bei den ewigen Gluten?" Wer rechtschaffen ist und aufrichtig redet, wer Gewinn durch Erpressung verschmäht, wer seiner Hand wehrt, Bestechung zu nehmen, wer sein Ohr verstopft, um von keinem Mordplan zu hören, und wer seine Augen schließt, um nichts Böses mit Wohlgefallen zu sehen: Der wird auf Höhen wohnen, Felsenburgen sind seine Zuflucht, sein Brot geht nicht aus, seine Quelle wird nie versiegen. Die Wiederbegnadigung der Stadt und des VolkesDen König in seiner Pracht wirst du schauen, wirst sehen ein weites Land.  Dein Herz gedenke noch der Schreckenszeit: "Wo ist nun, der da zählte? Wo ist nun, der das Geld wog? Wo ist nun, der die Türme zählte?"  Das freche Volk wirst du nicht mehr sehen, das Volk mit stammelnder, unverständlicher Sprache, das in sinnloser Rede lallt. Schau Zion an, die Stadt unserer Feste! Deine Augen mögen Jerusalem sehen, die sichere Stätte, das Zelt, das nicht wandert, dessen Pflöcke niemals herausgezogen, dessen Seile nie mehr zerrissen werden. Denn dort ist bei uns der Herr, der Herrliche, an Stelle der Flüsse und breiten Ströme, darauf sich eine Ruderflotte wiegt, über die hingleitet ein stolzes Schiff. Denn der Herr ist unser Richter, der Herr unser Gebieter, der Herr unser König. Er ist es, der uns rettet. Wohl hängen jetzt schlaff deine Taue herab, sie halten nicht aufrecht den Mastbaum, und nicht ausgespannt sind die Segel. Doch einst wird in Menge Beute über Beute verteilt, so daß selbst die Lahmen reichliche Beute machen, und kein Bewohner sagen wird: "Ich leide". - Das Volk, das in Zion wohnt, ist befreit von seiner Schuld. Das göttliche Gericht über alle Feinde des GottesreichesDas Endgericht über alle VölkerKommt herbei und hört, ihr Völker! Merkt auf, ihr Stämme! Die Erde höre es samt ihren Bewohner, der Erdkreis und alles, was auf ihm lebt! Denn ergrimmt ist der Herr gegen alle Völker, erzürnt gegen all ihre Heere. Er hat sie gebannt, sie der Schlachtung geweiht. Liegen bleiben ihre Erschlagenen. Aufsteigt der Gestank ihrer Leichen. Von ihrem Blut sind überströmt die Berge. Vergehen soll das ganze Himmelsheer. Wie ein Buch soll sich zusammenrollen der Himmel. Sein ganzes Heer fällt herab, wie das Laub vom Weinstock, wie verdorrte Feigen vom Feigenbaum fallen.  Die Vernichtung der EdomiterWenn mein Schwert voll Zorn sich am Himmel berauscht hat, siehe, dann fährt es auf Edom herab und auf das Volk, das dem Gericht geweiht ist. Die Erfüllung der WeissagungTriefen von Blut wird das Schwert des Herrn, glänzen von Fett, vom Blut von Lämmern und Böcken, vom Nierenfett der Widder. Denn ein Opferfest hält der Herr in Bozra, ein großes Schlachten in Edom.  Wildochsen stürzen mit ihnen hin und Farren mit starken Stieren. Berauscht vom Blut wird ihr Land. Triefen von Fett wird ihr Boden. Denn einen Tag der Rache hält der Herr, ein Jahr der Vergeltung für den Streit um Zion. Die Verwüstung EdomsSeine Bäche werden in Pech verwandelt, sein Staub in Schwefel, ihr Land wird zu brennendem Pech. Es erlischt nicht bei Tag noch bei Nacht. Sein Rauch steigt immerdar auf. Von Geschlecht zu Geschlecht bleibt es öde. Nie mehr zieht jemand hindurch. Pelikan und Igel werden dort Wohnung nehmen. Eulen und Raben werden dort hausen. Der Herr wird darüber die Meßschnur der Öde anlegen und das Senkblei der Leere.  Von seinen Edlen ist keiner mehr da, der das Königtum ausrufen könnte. All seine Fürsten werden verschwinden. Dornen schießen in seinen Palästen auf, Nesseln und Disteln in seinen Burgen. Es wird eine Behausung sein für Schakale, ein Gehege für Strauße. Dort begegnen sich Katzen und wilde Hunde. Bocksgeister treffen sich dort. Lilit rastet dort und findet für sich eine Ruhestatt.  Die Pfeilschlange wird dort nisten und Eier legen, sie ausbrüten und (die Jungen) hegen im Schatten. Die Geier versammeln sich dort einer zum anderen. Forscht nur im Buch des Herrn und lest! Keines von ihnen fehlt. Nicht eines vermißt das andere. Denn er gebot es ihnen, sein Plan hat sie zusammengeführt. Er selbst hat ihnen das Los geworfen, mit der Meßschnur es ihnen zugeteilt seine Hand. Auf ewig sollen sie es besitzen, von Geschlecht zu Geschlecht darin hausen. Gottes Heil in der EndzeitEs jauchze die Wüste und die Ödnis! Es jauchze die Steppe! Sie blühe wie eine Lilie. Sie blühe in voller Blüte, ja, frohlocken soll sie jauchzend und jubelnd! Des Libanon Herrlichkeit wird ihr gegeben, die Pracht des Karmels und der Ebene Scharon. Schauen werden sie die Herrlichkeit des Herrn, die Pracht unseres Gottes.  Darum stärkt die schlaffen Hände und festigt die wankenden Knie! Sagt den Verzagten: "Seid stark! Fürchtet euch nicht! Seht da, euer Gott! Die Rache kommt, Gottes Vergeltung. Er selbst wird kommen, euch zu erlösen." Dann werden sich öffnen die Augen der Blinden, sich auftun die Ohren der Tauben. Wie ein Hirsch wird dann springen der Lahme, die Zunge des Stummen wird jauchzen. Denn in der Wüste brechen Wasser hervor und in der Steppe Bäche. Zum Teich wird der durstige Boden, zu Wasserquellen das lechzende Land. Wo Schakale hausten in ihrem Lager, wird Gras neben Rohr und Schilf ersprossen. Ein Straßendamm wird dort entstehen und ein Weg; "Heilige Straße" wird man ihn nennen. Kein Unreiner darf ihn betreten; nur ihnen wird er gehören. Selbst Unkundige werden auf ihm nicht irr gehen.  Keine Löwen wird es dort geben, kein reißendes Tier wird ihn betreten. Nichts dergleichen wird sich dort finden. Nur die Erlösten dürfen dort wandeln. Die vom Herrn Losgekauften werden heimkehren auf ihm und mit Jauchzen nach Zion kommen. Ihr Haupt wird ewige Freude umstrahlen. Frohlocken und Freude geleiten sie. Kummer und Seufzen entfliehen. GESCHICHTLICHER HINTERGRUND ZU DEN VORHERGEHENDEN WEISSAGUNGENDer Feldzug Sanheribs gegen JerusalemAufforderung zur Übergabe JerusalemsIm vierzehnten Jahr des Königs Hiskija rückte Sanherib, der König von Assur, gegen alle befestigten Städte Judas und eroberte sie.  Der König von Assur sandte den Obermundschenk mit einer starken Streitmacht von Lachisch zum König Hiskija nach Jerusalem. Er nahm bei der Wasserleitung des oberen Teiches an der Walkerfeldstraße Aufstellung. Der Vorsteher des Palastes Eljakim, der Sohn Hilkijas, begab sich mit dem Staatsschreiber Schebna und dem Kanzler Joach, dem Sohn des Asaf, zum ihm hinaus. Nun sagte der Obermundschenk zu ihnen: "Meldet dem Hiskija: So spricht der Großkönig, der König von Assur: 'Was ist das für eine Zuversicht, die du hegst? Meinst du, bloßes Reden sei schon Einsicht und Kraft zum Krieg? Auf wen verläßt du dich denn, daß du von mir abgefallen bist? Du verläßt dich doch offenbar nur auf den geknickten Rohrstock da, auf Ägypten, der jedem, der sich auf ihn stützt, in die Hand dringt und sie durchbohrt. So macht es der Pharao, der König von Ägypten, mit allen, die sich auf ihn verlassen. Wenn ihr mir aber entgegnen wollt: Auf den Herr, unseren Gott, vertrauen wir!, - ist er es nicht, dessen Höhen und Altäre Hiskija abgeschafft hat, als er Juda und Jerusalem befahl: Nur vor diesem Altar sollt ihr anbeten? So geh doch nun mit meinem Herrn, dem König von Assur, eine Wette ein: Ich will dir 2.000 Pferde liefern, wenn du imstande bist, die Reiter dafür zu stellen. Wie willst du einem einzigen Hauptmann von den geringsten Dienern meines Herrn standhalten? Darum setzt du deine Hoffnung auf Ägypten um der Wagen und Reiter willen. Ferner: bin ich denn ohne Zutun des Herrn gegen dieses Land herangezogen, um es zu verwüsten? Der Herr hat mir gesagt: Zieh hinauf gegen dieses Land und verheere es!'" Aufforderung zum Abfall von HiskijaDa baten Eljakim, der Sohn des Hilkija, Schebna und Joach den Obermundschenk: "Sprich doch aramäisch mit deinen Knechten! Wir verstehen es ja. Rede nicht judäisch mit uns vor dem Volk, das sich auf der Mauer befindet!" Doch der Obermundschenk erwiderte: ""Hat mich denn mein Herr zu deinem Herrn und zu dir geschickt, um dieses zu verkünden, und nicht vielmehr zu den Männern, die dort auf der Mauer sitzen, um schließlich zusammen mit euch ihren eigenen Kot zu verzehren und ihren Harn zu trinken?" Und der Obermundschenk trat vor und rief mit lauter Stimme auf judäisch die Worte: "Vernehmt die Botschaft des Großkönigs, des Königs von Assur! So spricht der König: 'Laßt euch von Hiskija nicht betören! Denn er vermag nicht, euch zu retten. Laßt euch von Hiskija auch nicht auf den Herrn vertrösten mit dem Hinweis: Der Herr wird uns sicherlich retten; diese Stadt wird sicherlich nicht in die Hand des Königs von Assur fallen.' Hört nicht auf Hiskija! Denn so spricht der König von Assur: 'Schließt Frieden mit mir und ergebt euch mir! Dann soll jeder von seinem Weinstock und seinem Feigenbaum essen und jeder das Wasser seiner Zisterne trinken, bis ich komme und euch in ein Land hole, das dem euren gleicht, ein Land voll Korn und Most, ein Land voll Brot und Wein. Ja, daß euch Hiskija nur nicht betöre mit dem Hinweis: Der Herr wird uns erretten! Haben denn die Götter der Völker ihr Land aus der Gewalt des Königs von Assur errettet? Wo sind die Götter von Hamat und Arpad? Wo die Götter von Sefarwajim? Haben sie vielleicht Samaria aus meiner Hand errettet? Wer ist denn unter allen Göttern dieser Völker jener, der sein Land aus meiner Hand errettet hätte, daß nun der Herr Jerusalem aus meiner Gewalt erretten sollte?'" Doch sie schwiegen und antworteten ihm mit keinem Wort. Denn der König hatte den Befehl gegeben: "Ihr sollt ihm nicht antworten!" Hierauf begaben sich der Vorsteher des Palastes Eljakim, der Sohn des Hilkija, der Staatsschreiber Schebna und der Kanzler Joach, der Sohn Asafs, mit zerrissenen Kleidern zu Hiskija und berichteten ihm, was der Obermundschenk gesagt hatte. Ermutigung des Königs durch JesajaAls König Hiskija dies vernahm, zerriß er seine Kleider, hüllte sich in Sacktuch und begab sich in den Tempel des Herrn. Den Vorsteher des Palastes Eljakim, den Staatsschreiber Schebna und die Ältesten der Priesterschaft schickte er, ebenfalls in Sacktuch gehüllt, zum Propheten Jesaja, dem Sohn des Amoz. Sie sollten zu ihm sagen: "So spricht Hiskija: Ein Tag der Not, der Züchtigung und der Schmähung ist der heutige Tag. Denn die Kinder sind bis zum Muttermund gekommen, aber es fehlt an Kraft zum Gebären. Vielleicht hört der Herr, dein Gott, die Worte des Obermundschenks, den sein Herr, der König von Assur, hergesandt hat, um den lebendigen Gott zu verhöhnen, und straft ihn wegen der Reden, die der Herr, dein Gott, vernommen hat. Lege darum Fürbitte ein für den Rest, der noch vorhanden ist!" Als nun die Gesandten des Königs Hiskija zu Jesaja kamen, gab Jesaja ihnen zur Antwort: "Meldet das eurem Herrn: 'So spricht der Herr: Fürchte dich nicht wegen der Reden, die du gehört hast, womit die Diener des Königs von Assur mich verhöhnt haben! Siehe, ich werde ihm einen Entschluß eingeben, daß er, wenn er eine gewisse Kunde vernimmt, in sein Land zurückkehrt. In seinem Land aber will ich ihn durch das Schwert umkommen lassen." Sanheribs DrohschreibenAuf der Heimkehr traf der Obermundschenk den König von Assur bei der Belagerung von Libna an. Er hatte nämlich erfahren, daß dieser von Lachisch abgezogen sei. weil ihm zu Ohren gekommen war, daß Tirhaka, der König von Kusch, gegen ihn zum Kampf ausgerückt sei. Er schickte nun auf diese Nachricht hin Boten an Hiskija mit dem Auftrag: "Überbringt folgende Botschaft an Hiskija, den König von Juda: 'Laß dich nicht von deinem Gott, auf den du vertraust, betören, indem du denkst, Jerusalem werde nicht in die Hände des Königs von Assur fallen. Du hast selbst gehört, wie die Könige von Assur gegen alle Länder durch Vollstreckung des Bannes vorgegangen sind. Und du solltest so davonkommen? Haben etwa die Götter der Völker, die von meinen Vätern vernichtet wurden, diese gerettet, Gosan, Haran und Rezef, die Söhne von Eden, die in Telassar wohnten? Wo ist der König von Hamat, der König von Arpad, der König der Stadt Sefarwajim, wo sind die Könige von Hena und Awa?" Hiskijas Gebet im TempelHiskija nahm das Schreiben von den Boten entgegen. Als er es gelesen hatte, ging er hinauf in den Tempel des Herrn. Dort breitete es Hiskija vor dem Herrn aus. Dann betete Hiskija vor dem Herrn folgendermaßen: "Herr der Heerscharen, Gott Israels! Der du über den Kerubim thronst! Du allein bist Gott über alle Reiche der Erde. Du hast Himmel und Erde geschaffen. Neige, o Herr, dein Ohr und höre! Öffne, o Herr, deine Augen und sieh! Habe acht auf alle Worte Sanheribs, der hierher gesandt hat, um den lebendigen Gott zu verhöhnen! Es ist wahr, Herr, die Könige von Assur haben alle Völkerschaften und ihr Land verheert und ihre Götter dem Feuer übergeben. Aber das waren keine Götter, sondern Gebilde von Menschenhand, Holz und Stein. Darum konnte man sie vernichten. Nun aber, Herr, unser Gott, rette uns aus seiner Hand, damit alle Reiche der Erde erkennen, daß du, Herr, allein Gott bist!" Gottes Verheißung durch JesajaNun sandte Jesaja, der Sohn des Amoz, zu Hiskija folgende Botschaft: "So spricht der Herr, der Gott Israels:"Ich habe gehört, wie du wegen Sanheribs, des Königs von Assur, zu mir gebetet hast." Folgenden Spruch hat der Herr über ihn getan: "Es lacht über dich, es spottet dein die Jungfrau, die Tochter Zion. Es schüttelt hinter dir her das Haupt die Tochter Jerusalem. Wen hast du gelästert, wen verhöhnt, gegen wen die Stimme erhoben, emporgeworfen den stolzen Blick? - Gegen den Heiligen Israels! Gelästert hast du durch deine Diener den Herrn. Du dachtest: 'Durch die Macht meiner Wagen habe ich der Berge Höhen erklommen, den Gipfel des Libanon. Gefällt habe ich die ragenden Zedern, die schönsten Zypressen. Bis zum obersten Gipfel bin ich gedrungen, in die reichste seiner Waldungen. Brunnen grub ich und konnte mich laben an fremdem Naß, durch den Tritt meiner Füße ließ ich ausdorren alle Ströme Ägyptens.' Ging es dir immer noch nicht auf? Von längst her habe ich es bereitet, geplant seit den Tagen der Vorzeit, - jetzt ließ ich es geschehen: Feste Städte wurden in wüste Trümmer verwandelt. In Ohnmacht bebten ihre Bewohner und wurden zuschanden, wurden wie Kraut auf dem Feld, wie sprießendes Grün, wie Gras auf dem Dach, wie Korn, das verdorrt war, noch ehe es gereift. Dein Ruhen, dein Gehen und dein Kommen kenne ich wohl, auch dein Toben, das gegen mich gerichtet. Weil du nun gegen mich dich aufbäumst und dein Trotz mir zu Ohren drang, ziehe ich dir meinen Ring in die Nase, lege meinen Zaum auf deine Lippen und zwinge dich heim des Weges, den du kamst. Das aber soll dir (Hiskija) zum Zeichen sein: Dieses Jahr wird man essen, was nachwächst, im folgenden Jahr den Wildwuchs, doch im dritten Jahr sollt ihr wieder säen und ernten, Weinberge anlegen und ihre Früchte genießen. Was von Judas Haus dann entronnen und übriggeblieben, treibt wieder Wurzeln nach unten, nach oben treibt es Frucht. Denn ein Rest geht aus von Jerusalem, eine Schar, die gerettet, vom Zionsberg. Des Herrn der Heerscharen Eifer wird solches vollbringen." Darum spricht der Herr über Assurs König: "Nicht eindringen soll er in diese Stadt! Und keinen Pfeil hineinschießen! Nicht anrennen soll er gegen sie mit dem Schild, noch aufwerfen gegen sie einen Wall. Des Weges, den er kam, zieht er wieder von hinnen. Nicht eindringen soll er in diese Stadt!" - So lautet der Spruch des Herrn! "Umhegen werde ich diese Stadt, sie zu retten, um meinetwillen und meines Dieners David willen!" Sanheribs Abzug und ErmordungDa zog der Engel des Herrn aus und streckte im Lager der Assyrer 185.000 Mann nieder. Als man am Morgen aufstand, fand man sie alle als Leichen. Sofort brach Sanherib, der König von Assur, auf und zog heim. Er blieb in Ninive. Als er einmal im Tempel seines Gottes Nisroch anbetete, erschlugen ihn seine Söhne Adrammelech und Sarezer mit dem Schwert. Dann flohen sie in das Land Ararat. Sein Sohn Asarhaddon wurde König an seiner Statt. Krankheit und Genesung von HiskijaIn jener Zeit erkrankte Hiskija auf den Tod. Der Prophet Jesaja, der Sohn des Amoz, kam zu ihm und sagte zu ihm: "So spricht der Herr: Bestelle dein Haus; denn du wirst sterben und nicht mehr genesen!" Da kehrte Hiskija sein Gesicht der Wand zu und richtete folgendes Gebet an den Herrn: "Ach, Herr, denke doch daran, daß ich in Treue und mit ungeteiltem Herzen vor dir gewandelt bin und getan habe, was dir wohlgefällig ist!" Und Hiskija brach in lautes Weinen aus. Da erging das Wort des Herrn an Jesaja: "Geh, sage Hiskija: 'So spricht der Herr, der Gott Davids, deines Ahnherrn: Ich habe dein Gebet gehört, deine Tränen gesehen. So will ich denn fünfzehn Jahre zu deiner Lebenszeit hinzufügen. Auch will ich dich und diese Stadt aus der Gewalt des Königs von Assur erretten und diese Stadt beschirmen.'  Das ZeichenFolgendes soll dir vom Herrn als Zeichen dienen, daß der Herr diese Verheißung, die er gegeben hat, erfüllen wird.  Siehe, ich will den Schatten an den Stufen, die er infolge des Sonnenscheins auf der Treppe des Ahas abwärts gestiegen ist, um zehn Stufen zurückgehen lassen." - Da kehrte die Sonne die zehn Stufen, die sie auf der Treppe hinabgestiegen war, wieder zurück. Das Danklied des KönigsEin Lied des Hiskija, des Königs von Juda, als er krank war und von seiner Krankheit wieder genas:  "Ich dachte: In meines Lebens Mitte soll ich betreten der Unterwelt Tore, beraubt sein des Restes meiner Jahre. Ich dachte: Nicht darf ich mehr schauen den Herrn, den Herrn im Land der Lebenden. Keinen Menschen werde ich mehr sehen bei den Bewohnern der Erde. Meine Wohnung wird abgebrochen, wird von mir weggebracht wie ein Hirtenzelt. Wie ein Weber hast du aufgerollt mein Leben: Du schneidest mich ab wie ein fertig gewobenes Tuch. Noch ehe der Tag zur Nacht wird, führst du mein Ende herbei. Ruhig harrte ich aus bis zum Morgen. Wie ein Löwe zermalmt er all mein Gebein. Noch ehe der Tag zur Nacht wird, führst du mein Ende herbei. Wie eine Schwalbe, wie ein Kranich klagte ich, gurrte wie eine Taube. Matt blickten meine Augen nach oben. Allmächtiger, nimm dich meiner an! Tritt für mich ein! Was soll ich sagen? Was zu ihm sprechen? Er selbst hat es getan. Es flieht mich der Schlaf; denn meine Seele ist verbittert. O Herr, für dich wird aufleben mein Herz und aufleben mein Geist. Du hast mich geheilt und neu belebt. Siehe, so ward mir zum Heil das bittere Leid. Du hast ja mein Leben bewahrt vor der Vernichtung Abgrund. Denn all meine Sünden warfst du hinter dich hin. Denn nicht preist dich die Unterwelt, nicht lobt dich der Tod. Nicht hoffen, die in die Grube fahren, auf deine Treue.  Nein, der Lebende nur, der Lebende preist dich, so wie ich am heutigen Tag. Der Vater tut kund deine Treue den Kindern. Der Herr war bereit, mich zu retten. Darum laßt uns die Saiten rühren beim Tempel des Herrn an allen Tagen unseres Lebens!" Hierauf befahl Jesaja, man solle einen Feigenkuchen nehmen und ihn auf das Geschwür legen, damit er wieder genese.  Hiskija fragte: "Was ist das Zeichen dafür, daß ich wieder zum Haus des Herrn hinaufgehen kann?" Die Gesandtschaft aus BabelZu jener Zeit sandte der König von Babel, Merodach-Baladan, der Sohn des Baladan, ein Schreiben mit Geschenken an Hiskija. Er hatte nämlich gehört, daß er krank gewesen und wieder genesen sei.  Hiskija freute sich darüber und zeigte ihnen sein Schatzhaus, das Silber und Gold, die Spezereien und das kostbare Öl, sein ganzes Zeughaus sowie alles, was sich in den Schatzkammern vorfand. In seinem Palast und im ganzen Bereich seiner Herrschaft gab es nichts, was Hiskija ihnen nicht gezeigt hätte. Alles wird nach Babel weggeschleppt...Der Prophet Jesaja begab sich nun zum König Hiskija und fragte ihn: "Was haben diese Männer gewollt, und woher sind sie zu dir gekommen?" Hiskija antwortete: "Aus einem fernen Land sind sie zu mir gekommen, aus Babel."  Jener fragte weiter: "Was haben sie in deinem Palast gesehen?" Hiskija erwiderte: "Alles, was in meinem Palast ist, haben sie gesehen. Es gibt in meinen Schatzkammern nichts, was ich ihnen nicht gezeigt hätte." Da sagte Jesaja zu Hiskija: "Höre das Wort des Herrn der Heerscharen: 'Es wird die Zeit kommen, wo alles, was sich in deinem Palast findet, was deine Väter aufgehäuft haben bis zum heutigen Tag, nach Babel weggeschleppt wird. Nichts wird zurückbleiben', - spricht der Herr -,  'und von deinen leiblichen Söhnen, die dir noch geboren werden, wird man einige nehmen, daß sie im Palast des Königs von Babel Kämmererdienste verrichten.'" Hiskija antwortete dem Jesaja: "Das Wort des Herrn, das du mir verkündet hast, ist recht"; er meinte nämlich: "Solange ich lebe, wird Friede und Sicherheit herrschen." ZWEITER TEIL: DIE SCHRIFT DES 'ZWEITEN (DEUTERO-)' JESAJAGottes Heilstat an Israel: Die Befreiung aus der Babylonischen Gefangenschaft"Tröstet, tröstet mein Volk", so spricht euer Gott, "redet Jerusalem zu, tut ihm kund, daß abgelaufen sein Frondienst! Denn abgezahlt ist seine Schuld, weil es doppelte Strafe erhielt aus der Hand des Herrn für all seine Sünden." 'Bahnt einen Weg...'Horch, ein Ruf erschallt in der Wüste: "Bahnt dem Herrn einen Weg! Ebnet in der Steppe eine Straße unserem Gott!  Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken! Was uneben ist, soll gerade werden, zur Ebene die Hügel! Denn offenbar wird des Herrn Glanz. Alles Fleisch zumal wird ihn schauen. Denn der Mund des Herrn hat es versprochen." Gottes Wort bleibt bestehenHorch, eine Stimme erschallt: "Verkünde!", und ich fragte: "Was soll ich verkünden?" - "Alles Fleisch ist Gras, all sein Liebreiz wie die Blume des Feldes.  Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, wenn der Hauch des Herrn sie anweht. - Ja, Gras ist das Volk! Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt... Doch das Wort unseres Gottes bleibt bestehen auf ewig." Jerusalem als Freudenbotin: Seht, da ist euer Gott!Auf hohen Berg steige hinauf, Zion, als Freudenbotin! Erhebe mit Macht deine Stimme als Freudenbotin, Jerusalem! Erhebe sie! Fürchte dich nicht! Verkünde den Städten von Juda: "Seht, da ist euer Gott!  Seht, der allmächtige Herr kommt als Sieger. Sein Arm gab ihm Sieg. Seht, sein Lohn kommt mit ihm. Seine Vergeltung geht vor ihm her. Wie ein Hirt weidet er seine Herde. In seinen Arm nimmt er die Lämmer, er trägt sie an seiner Brust; sacht führt er die Mutterschafe." Gottes Macht zur Erfüllung der BotschaftGottes Größe, Weisheit und ErhabenheitWer hat mit der hohlen Hand die Meere gemessen und des Himmels Maß mit der Spanne bestimmt? Wer hat in die Mulde den Staub der Erde gefaßt, mit der Waage die Berge gewogen, mit ihren Schalen die Hügel?  Wer hat den Geist des Herrn bestimmt, wer als Berater ihn unterwiesen? Mit wem hat er sich beraten, daß der ihm Einsicht gab, ihn belehrte über des Rechtes Pfad, ihn Wissen lehrte und ihm kundtat den Weg der Erkenntnis? Seht, Völker sind wie ein Tropfen am Eimer, wie ein Stäubchen an der Waage gelten sie. Seht, wie ein Sandkorn, das er aufhebt, sind ihm die Inseln.  Der Libanon reicht nicht als Brennholz. Sein Wild genügt nicht als Opfer für ihn. Alle Völker sind vor ihm wie ein Nichts. Er hält sie für nichts und nichtig. Nichtigkeit der Götzen gegenüber Gottes AllmachtMit wem wollt Gott ihr vergleichen, was als Ebenbild neben ihn stellen? Das Götzenbild, das der Künstler gegossen, der Goldschmied mit Gold überzogen und mit Silberketten der Schmied? Wer zu arm ist für solchen Aufwand, wählt Holz, das nicht faul wird, sucht sich einen geschickten Künstler, daß er ein Bild, das nicht umfällt, verfertigt.  Wißt ihr es nicht? Hört ihr es nicht? Ward es euch nicht von Anbeginn an verkündet? Erseht ihr es nicht aus den Gründen der Erde? Er ist es, der über dem Erdenrund thront, dessen Bewohner winzig wie Heuschrecken sind. Der den Himmel wie einen Schleier spannt, ihn ausbreitet wie ein Wohnzelt. Er ist es, der Fürsten preisgibt dem Nichts, der zunichte macht die Herrscher der Erde. - Kaum sind sie gepflanzt, kaum sind sie gesät, kaum hat sich ihr Stamm in der Erde verwurzelt, trifft sie sein Hauch: Sie verdorren, und der Sturm trägt sie fort wie die Spreu. "Wem, dem ich gleich sähe, wollt ihr mich also vergleichen?" - spricht der Heilige. Mahnung, auf Gott zu vertrauenErhebt eure Augen zum Himmel und schaut: Wer hat jene geschaffen? Er ist es, der gezählt herausführt ihr Heer, der sie alle mit Namen ruft. Ob seiner Fülle an Macht und Stärke und Kraft wagt kein einziger zu fehlen.  Was redest du also, Jakob, und sprichst du, Israel: "Verborgen ist mein Schicksal dem Herrn, mein Recht entgeht meinem Gott."  Weißt du es nicht, hörst du es nicht? Ein ewiger Gott ist der Herr, der Schöpfer der Enden der Erde. Er wird nicht müde, er wird nicht matt, unergründlich ist seine Einsicht. Er gibt Kraft den Müden, leiht Stärke den Schwachen. Selbst Jünglinge werden müde und matt, junge Männer brechen zusammen: Doch die auf den Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft, Schwingen wachsen ihnen wie Adlern. Sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt. DAS BUCH DER BEFREIUNGBerufung des Kyrus"Hört schweigend mir zu, ihr Inseln! Stärkt euch, ihr Völker! Sie mögen kommen und reden. Zusammen wollen wir treten zum Rechtsstreit. Wer hat von Osten her den erweckt, dem Gerechtigkeit folgt auf den Spuren, der Völker sich unterwarf und Könige niederstreckte, dessen Schwert sie machte zu Staub, dessen Bogen sie machte zu Spreu, die verweht ward?  Er verfolgt sie, zieht unversehrt weiter, betritt nie seine Pfade zum Rückzug. Wer hat es getan und vollbracht? - Er, der die Menschengeschlechter ins Dasein rief von Anbeginn an. Ich, der Herr, der der Erste ist und noch derselbe beim Letzten." Die Inseln sahen es und fürchteten sich. Die Enden der Erde erbebten. Sie nahten sich und kamen herbei. Einer half da dem anderen und sagte zu seinem Genossen: "Sei stark!"  Der Künstler bestärkte den Goldschmied, der, der mit dem Hammer glättet, am Amboß den Schmied. Der sagt: "Die Lötung ist gut!" und macht fest das Bild, damit es nicht umfällt. Gottes Werk zur Rettung Israels"Du aber, Israel, mein Knecht, du, Jakob, den ich erkoren, Sprößling Abrahams, meines Freundes,  du, den ich holte von den Enden der Erde, den ich rief aus ihrem äußersten Winkel. Ich sagte zu dir: 'Du bist mein Knecht. Dich habe ich erwählt und nie dich verworfen.' Fürchte dich nicht; denn ich bin mit dir! Schau nicht angstvoll umher; denn ich bin dein Gott! Ich stärke dich. Ich stehe dir bei. Ich stütze dich mit meiner hilfreichen Rechten. Siehe, in Schande und Schmach kommen alle, die in Feindschaft brennen gegen dich. Es werden zunichte und gehen zugrunde, die gegen dich streiten. Wenn du sie suchst, findest du nicht mehr, die dich befehden. Wie nichts und abernichts sollen die sein, die dich bekriegen. Ich bin der Herr, dein Gott, der deine Rechte erfaßt, der zu dir spricht: 'Fürchte dich nicht! Ich bin dein Helfer!' Gottes Wunder beim neuen Zug durch die WüsteFürchte dich nicht, du Würmlein Jakob, ihr Männer von Israel! Ich helfe dir", - Spruch des Herrn - "Dein Erlöser ist der Heilige Israels.  Siehe, zu einem Dreschschlitten mache ich dich, einem neuen, mit vielen Schneiden. Berge wirst du dreschend zermalmen, Hügel verwandeln in Spreu.  Du wirst sie worfeln, der Wind wird sie verwehen, der Sturm sie zerstreuen. Du sollst jubeln über den Herrn, dich rühmen des Heiligen Israels. Die Elenden, Armen suchen nach Wasser, doch keines ist da. Vor Durst lechzt ihre Zunge. Ich, der Herr, will sie erhören, ich, Israels Gott, verlasse sie nicht. Ströme laß ich auf kahlen Hügeln hervorgehen, Quellen inmitten von Tälern. Zum Wasserteich mache ich die Wüste, zu Wasserquellen das trockene Land.  Die Wüste will ich mit Zedern, Akazien, Myrten und Ölbäumen füllen, mit Ulmen und Tannen. Sie sollen es alle sehen und einsehen, sollen achtgeben und erkennen, daß die Hand des Herrn dies getan, der Heilige Israels es gewirkt hat." Die Befreiung Israels, ein Erweis der Nichtigkeit der Götzen"Bringt eure Rechtssache vor!", spricht der Herr. "Eure Beweise legt dar!", spricht Jakobs König. "Sie sollen es vorbringen und uns verkünden, was sich ereignen wird! Das Frühere verkündet doch, wie es gewesen, daß wir es beachten. Oder laßt uns das Kommende hören, damit wir seine Erfüllung erkennen! Verkündigt, was späterhin eintreffen wird, damit wir erkennen, daß Götter ihr seid! Vollbringt nur etwas, sei es gut oder böse, damit wir alle staunend es sehen! Seht, ihr seid nichts! Euer Tun ist nichtig. Abscheulich ist, wer euch erwählt." Das Befreiungswerk, ein Beweis der Macht und Allwissenheit des wahren Gottes"Ich habe von Norden her einen erweckt, und er kam. Vom Aufgang der Sonne ihn, der anrufen wird meinen Namen. Er hat Fürsten zerstampft wie Ton, wie ein Töpfer, der Lehm zertritt.  Wer tat dies von Anfang kund, daß wir es wußten, im Vorhinein, daß wir sagten: 'Es stimmt!'? - Keiner hat dies verkündet, keiner berichtet. Keiner hat eure Worte gehört. Als erster habe ich es Zion verkündet. Seht, jetzt ist das Wort erfüllt. - Ich habe Jerusalem Freudenboten gesandt." -  Ich schaue umher; doch keiner von diesen ist da, keiner weiß Rat. Ich fragte sie, daß sie Antwort mir gäben: Siehe, sie alle sind nichts, und ihr Tun ist nichtig. Wind und Leere sind ihre Bilder. DAS ERSTE LIED VOM GOTTESKNECHT'Mein Auserwählter, der mir gefällt...'"Siehe da, mein Knecht, den ich liebe, mein Auserwählter, der mir gefällt. Auf ihn lege ich meinen Geist. Künden wird er den Völkern das Recht.  Er wird nicht schreien und lärmen noch seine Stimme hören lassen auf den Straßen. Das geknickte Rohr wird er nicht brechen, den glimmenden Docht nicht löschen. In Treue wird er verkünden das Recht.  Er wird nicht ermatten und nicht erliegen, bis er das Recht auf der Erde begründet. - Seiner Lehre harren die Völker."  'Ich, der Herr, rief dich in Güte...'So spricht Gott, der Herr, der den Himmel geschaffen und ausgespannt, der die Erde hingebreitet samt ihren Gewächsen und Odem auf ihr gab dem Volk, Geist denen, die auf ihr wandeln:  "Ich, der Herr, rief dich in Güte. Ich faßte dich bei der Hand. Ich habe dich gebildet und dich für das Volk zum Mittler des Bundes gemacht, zum Licht der Heiden,  blinde Augen zu öffnen, Gefangene aus dem Gefängnis zu führen, aus dem Kerker, die in Finsternis sitzen. Ich bin Jahwe. Dies ist mein Name. Meine Ehre gebe ich keinem anderen, meinen Ruhm nicht den Götzen.  Das früher Vorausgesagte, seht, es traf ein! Neues tu ich nun kund. Ich lasse es euch wissen, noch ehe es hervorkeimt." Das neue Lied zu Ehren Gottes, des BefreiersEin neues Lied singt dem Herrn, seinen Ruhm bis zum Ende der Erde, ihr, die ihr das Meer mit seiner Fülle befahrt, ihr Inseln und deren Bewohner! Laut juble die Wüste mit ihren Städten, die Dörfer, die Kedar bewohnt! Aufjauchzen sollen die Felsenbewohner, laut jubeln vom Gipfel der Berge!  Man ehre den Herrn, mache kund seinen Ruhm auf den Inseln! Die Befreiung, ein Erweis göttlicher MachtDer Herr zieht aus wie ein Held, die Kampfeslust entfacht er wie ein Krieger. Den Schlachtruf läßt er erschallen und lautes Geschrei. Als Held kämpft er gegen die Feinde. "Ich habe geschwiegen seit langer Zeit. Stumm hielt ich an mich. - Wie die Frau beim Gebären will ich nun schreien, will schnaufen und schnauben. Veröden will ich Berge und Hügel. All ihr Grün laß' ich welken. Ströme will ich zu Tümpeln machen, Teiche zu trockenem Land. Blinde will ich auf Wegen führen, die sie nicht kennen, will sie schreiten lassen auf Pfaden, die ihnen unbekannt. Das Dunkel vor ihnen mache ich zu Licht, was holperig ist, zu ebenem Boden. Dies ist es, was ich tue und nicht unterlasse. - Schambedeckt weichen zurück, die auf Götzenbilder vertrauen, die zu Gußbildern sagen: 'Unsere Götter seid ihr!' Israels Elend in der Gefangenschaft, eine Folge seiner SündenHört zu, ihr Tauben! Blickt her, um zu sehen, ihr Blinden! Wer ist blind, wenn nicht mein Knecht? Wer ist so taub wie mein Bote, den ich gesandt? Wer ist so blind wie der Vertraute, so blind wie der Knecht des Herrn?  Vieles hat er gesehen, doch nicht beachtet. Mit offenen Ohren hörte er nicht. Um seiner Treue willen plante der Herr, das Gesetz groß und herrlich zu machen. -  Doch nun ist es ein beraubtes, geplündertes Volk. Man hält sie alle in Kerkern gefangen, in Gefängnishäusern versteckt. Sie sind zur Beute geworden, und keiner ist da, der sie rettet - der Plünderung preisgegeben, und keiner verlangt: 'Gib es zurück!'" Wer von euch wird auf folgendes hören, darauf merken und es später befolgen? Wer gab Jakob der Plünderung preis und Israel den Räubern? Hat es nicht der Herr getan, gegen den wir gesündigt? Sie wollten nicht wandeln auf seinen Wegen, nicht hören auf seine Weisung.  Da goß er über ihn aus die Glut seines Zornes, die Schrecken des Krieges. Rings um sie loderte es, doch sie nahmen sich nicht in acht; es brannte an ihnen, doch sie nahmen es sich nicht zu Herzen. Israels Erlösung, das Werk göttlicher LiebeNun aber spricht der Herr, dein Schöpfer, Jakob, dein Bildner, Israel: "Fürchte dich nicht! Ich erlöse dich ja. Ich rufe dich beim Namen: Mein bist du!  Gehst du durch Wasser, ich bin bei dir, durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten. Gehst du durch Feuer du wirst nicht verbrennen, die Flamme wird dich nicht versengen.  Denn ich, der Herr, bin dein Gott, der Heilige Israels ist dein Erretter. Ich gäbe Ägypten für dich als Lösegeld hin, Kusch und Seba statt deiner. Weil du so teuer mir bist, so wert und so lieb, gäbe ich Menschen für dich, Völker für dein Leben. Fürchte dich nicht; ich bin ja mit dir! Vom Osten hole ich herbei deine Kinder, vom Westen her sammle ich dich. Ich sage zum Norden: 'Gib her!', zum Süden: 'Halte sie nicht zurück! Meine Söhne bringe aus der Ferne herbei, meine Töchter vom Ende der Erde, alle, die nach meinem Namen genannt sind, die ich zu meiner Ehre geschaffen, gebildet, bereitet!'  'Außer mir ist kein Helfer!'Das Volk trete vor, das blind ist und dennoch Augen besitzt, das taub ist trotz seiner Ohren! Alle Völker sollen zusammenkommen! Die Stämme sollen sich sammeln! - Wer unter ihnen kann solches verkünden, früher Vorausgesagtes uns hören lassen? Sie sollen Zeugen stellen, ihr Recht zu erweisen, daß man höre und sage: 'Es ist Wahrheit!' - Ihr seid meine Zeugen" - Spruch des Herrn - "und mein Knecht, den ich erwählte, damit ihr erkennt und mir glaubt, und einseht, daß ich es bin. Vor mir ist kein Gott geschaffen, und nach mir wird keiner sein. Ich, ich allein bin der Herr, außer mir ist kein Helfer. Ich habe es verkündigt und Rettung gebracht. Ich habe von mir hören lassen, als noch kein fremder Gott bei euch war. Ihr seid meine Zeugen", - Spruch des Herrn - "und nur ich bin Gott. Auch fürderhin bin ich es. Niemand rettet aus meiner Hand. Ich tue es, und wer kann es ändern?" Die Heilstat des neuen AuszugsSo spricht der Herr, Euer Erlöser, der Heilige Israels: "Um euretwillen schicke ich nach Babel und treibe sie alle als Flüchtlinge hinab, auch die Chaldäer auf ihren stolzen Schiffen, ich, der Herr, euer Heiliger, der Schöpfer Israels, euer König." So spricht der Herr, der durch das Meer einen Weg gebahnt, einen Pfad durch mächtige Fluten,  der ins Feld führt Wagen und Pferde, Heerbann und Helden. Nun liegen sie da, stehen nicht wieder auf, sind verlöscht, wie ein Docht verglommen. "Denkt nicht nur daran, was früher geschah! Beachtet nicht bloß das Vergangene! Seht, Neues will ich vollbringen. Schon wird es sichtbar. Erkennt ihr es nicht? Auch in der Wüste schaffe ich einen Weg, in der Einöde Straßen. Dann werden mich preisen die Tiere des Feldes, Schakale und Strauße, daß in der Wüste ich Wasser schuf, in der Einöde Ströme, zu tränken mein Volk, meinen Auserwählten.  Dies Volk, das ich selbst mir gebildet, soll meinen Ruhm verkünden. Gottes Vergebung für IsraelUnd doch hast du, Jakob, mich nicht gerufen, noch hast du, Israel, dich um mich bemüht. Nicht hast du mir Lämmer von dir als Brandopfer dargebracht. Mit deinen Schlachtopfern hast du mich nicht geehrt. Mit Speiseopfern bin ich dir nicht zur Last gefallen. Mit Weihrauchspenden habe ich dich nicht geplagt.  Nicht hast du mir Gewürzrohr für Geld gekauft. Nicht hast du mich mit dem Fett deiner Opfer gelabt. Doch machtest du mir mit deinen Sünden zu schaffen, durch deine Vergehen hast du mir wehe getan. Ich bin es, ich, der deine Schuld tilgt um meinetwillen, der deiner Sünden nicht mehr gedenkt.  Erinnere mich nur! Laß uns miteinander rechten! Erzähle, damit du dein Recht erweist! Dein erster Vater schon hat gesündigt, und deine Mittler waren mir untreu.  Da habe ich die Fürsten des Heiligtums ihrer Weihe entkleidet, Jakob dem Bann übergeben und Israel der Verhöhnung.  Die Ausgießung des GeistesNun aber höre, Jakob, mein Knecht, und du, Israel, das ich erwählte! So spricht der Herr, dein Schöpfer, dein Bildner, dein Helfer vom Mutterleib an: Fürchte dich nicht, Jakob, mein Knecht, Jeschurun, den ich erwählte.  Denn wie ich Wasser gieße auf lechzendes Land und Bäche auf trockenes Erdreich, so gieße ich auf deine Nachkommen meinen Geist, meinen Segen auf deine Sprößlinge.  Sie sollen sprossen wie Gras am Bach, wie Weiden an Wasserläufen. Der eine wird sagen: 'Dem Herrn bin ich eigen', und sich auf Jakobs Namen berufen, der andere schreibt auf seine Hand: 'Dem Herrn gehörig!', und legt sich den Beinamen 'Israel' zu." Gottes Erhabenheit und die Nichtigkeit der GötzenSo spricht der Herr, Israels König und sein Erlöser, der Herr der Heerscharen: "Ich bin der Erste und ich der Letzte. Außer mir gibt es keinen Gott. Wer ist mir gleich? Er trete nur vor! Verkündige es und lege es mir dar! Was geschehen ist, seit ich vor alters die Menschheit schuf und auch das Künftige, das noch kommen wird, soll er uns verkünden! Fürchtet euch nicht und zagt nicht! Habe ich es nicht längst gesagt und verkündet, und ihr seid mir Zeugen? Gibt es einen Gott außer mir? - Nein, es gibt keinen anderen Gott. Ich weiß von keinem. Die Bildner der Götzen sind allesamt nichtig. Zu nichts nütze sind ihre Lieblingswerke. Sie selbst sind ihre Zeugen, sie sehen nichts und wissen nichts, auf daß sie zuschanden werden. Wer einen Götzen verfertigt, der gießt nur ein Gußbild, das zu nichts nütze. Seht, seine Verehrer werden alle zuschanden, die Bildner sind ja nur Menschen. Sie sollen hertreten alle zusammen! Sie werden verzagen, sich schämen. Der Eisenschmied hat es mit dem Werkzeug geformt. Mit Kohlenglut und mit Hammerschlägen gestaltet er es und formt es mit kräftigem Arm. Er wird hungrig dabei, und die Kraft geht ihm aus. Trinkt er kein Wasser, wird er matt. Der Holzschnitzer spannt die Schnur aus, zeichnet es vor mit dem Reißstift, führt es mit Schnitzmessern aus, zeichnet es vor mit dem Zirkel. Er macht daraus die Gestalt eines Mannes, eine schöne Menschengestalt, daß es im Haus seinen Platz erhalte. Ein anderer ging daran, sich Zedern zu fällen, oder er nahm Steineiche und Eiche, die er sich großgezogen hatte unter des Waldes Bäumen. Oder ein Fichte, die er gepflanzt, die der Regen groß werden ließ, die dem Menschen zur Feuerung dient. Er nimmt auch davon, um sich zu erwärmen. Er zündet es an, um Brot zu backen. Doch macht er auch einen Gott daraus und betet ihn an. Er formt es zum Götzenbild, vor dem er sich niederwirft. Die Hälfte davon verbrennt er also im Feuer und brät mit der anderen Fleisch, verzehrt dann den Braten und ißt sich satt. Auch wärmt er sich daran und sagt: 'Ei, mir wird warm, ich spüre das Feuer.' Den Rest davon macht er sich zu einem Gott, zu seinem Götzenbild, vor dem er sich niederwirft, sich verbeugt, zu dem er betet: 'Hilf mir, du bist ja mein Gott!' Sie sehen es nicht und verstehen es nicht; denn verklebt sind ihnen die Augen, so daß sie nicht sehen, und ihre Herzen, so daß sie es nicht fassen. Da denkt keiner nach, und keiner hat so viel Erkenntnis und Einsicht, daß er sich sagt: 'Die eine Hälfte habe ich im Feuer verbrannt, habe Brot gebacken auf seinen Kohlen, auch Fleisch briet ich darauf und habe es gegessen - aus dem Rest soll ich nun ein Greuelbild machen, vor einem Holzstück mich niederknien?' Wer Haltlosem anhängt, den hat verführt ein betörtes Herz. Er rettet nimmer sein Leben und sagt sich nicht: 'Hat nicht nur trügerischen Halt meine Rechte?'  Bedenke dies, Jakob und Israel! Du bist ja mein Knecht. Ich habe dich gebildet; mein Knecht bist du. Israel, du wirst von mir nicht vergessen. Ich fege deine Frevel wie Wolken hinweg, deine Sünden wie leichtes Gewölk. - So kehre zurück zu mir! Denn ich will dich erlösen." Gottes Heilstat im Lobpreis der SchöpfungJubelt, ihr Himmel! Denn der Herr vollbringt es. Jauchzt, ihr Tiefen der Erde! Brecht aus in Jubel, ihr Berge, du Wald und darin all ihr Bäume! Denn der Herr wird Jakob erlösen, sich an Israel herrlich erzeigen. KYRUS: GOTTES WERKZEUG ZUR HEILSTAT AN ISRAEL'All mein Wollen wird er vollführen...'So spricht der Herr, dein Erlöser, dein Bildner vom Mutterleib an: "Ich bin der Herr, der Schöpfer des Alls, der allein gespannt hat den Himmel, ausgebreitet die Erde, - Wer war bei mir?'  Ich bin es, der die Wunderzeichen der Gaukler vereitelt und die Wahrsager hinstellt als Narren, der zurückweist die Weisen, als Torheit aufzeigt ihr Wissen,  der verwirklicht das Wort seiner Knechte und vollbringt den Plan seiner Boten, der von Jerusalem sagt: 'Es werde bewohnt!' und von Judas Städten: 'Sie sollen aufgebaut werden! Aus ihren Trümmern stelle ich sie wieder her!', der zur Tiefe spricht: 'Werde trocken!' und 'Versiegen lasse ich deine Fluten',  der von Kyrus sagt: 'Er ist mein Hirt'. - All mein Wollen wird er vollführen und von Jerusalem sagen: Es werde wieder aufgebaut! und vom Tempel: Er werde aufs neue gegründet!'" Der Gesalbte, 'dessen Rechte ich fasse...'So spricht der Herr zu Kyrus, seinem Gesalbten, dessen Rechte er faßt, um Völker niederzutreten vor ihm und Könige machtlos zu machen und vor ihm die Türen zu öffnen, so daß kein Tor sich ihm schließt:  "Ich ziehe einher vor dir und ebne das Unwegsame, ich zersprenge die ehernen Pforten und zerschlage die eisernen Riegel.  Ich gebe dir heimliche Schätze und wohlverborgenen Reichtum. So sollst du erkennen, daß ich es bin, der Herr, der beim Namen dich rief, Israels Gott. - 'Ich, der Herr, wirke dies alles...'Um meines Knechtes Jakob, und um Israels, meines Erwählten willen, rief ich dich bei deinem Namen, gab dir Ehrennamen, ohne daß du mich kanntest. - Ich, der Herr - es gibt keinen anderen, außer mir gibt es keinen Gott - ich werde dich gürten, ohne daß du mich kennst -, damit man erkenne vom Aufgang der Sonne und ihrem Niedergang her, daß es außer mir keinen Gott gibt. Ich bin der Herr und sonst keiner, bin der Bildner des Lichtes wie der Finsternis Schöpfer, Bringer des Friedens wie Schöpfer des Unheils. Ich, der Herr, ich wirke dies alles.  'Daß erblühe das Heil!'Tauet, ihr Himmel, von oben! Ihr Wolken, laßt herabrieseln das Recht! Die Erde tue sich auf, daß erblühe das Heil; sie lasse Gerechtigkeit sprießen! - Ich, der Herr, will es vollbringen.  Unabänderlichkeit des göttlichen HeilsbeschlussesWehe dem, der hadert mit seinem Bildner! Er, eine Scherbe unter irdenen Scherben. - Darf der Ton zu seinem Bildner sprechen: 'Was machst du'?, darf sein Werk sagen: 'Du hast kein Geschick'? Wehe dem, der zu einem Vater sagt: 'Was brauchst du noch Kinder?' und zur Frau: 'Was wirst du noch Mutter?'"  So spricht der Herr, der Heilige Israels und sein Bildner: "Ihr stellt mich zur Rede wegen meiner Söhne und macht mir Vorschriften über das Werk meiner Hände? Ich bin es, der die Erde gemacht und auf ihr geschaffen die Menschen. Meine Hände haben den Himmel gespannt. Ich befehle seinem ganzen Heer. Ich habe ihn (Kyrus) nach meinem Heilsplan erweckt. Alle Wege werde ich ihm ebnen. Er baut wieder auf meine Stadt, entläßt in Freiheit meine Verbannten, aber nicht um Kaufpreis und Lohn", spricht der Herr der Heerscharen. So spricht der Herr: "Ägyptens Reichtum und der Kuschiter Gewinn und die hochgewachsenen Sebaiter werden zu dir strömen und dir gehören. Dir werden sie folgen, in Ketten dir dienen, nach dir hin sich beugen, nach dir hin beten: 'Nur in dir ist Gott.'" Wahrlich, du bist ein Gott mit geheimen Plänen, Gott Israels, Retter! Beschämt, ja zuschanden werden sie alle. Alle ziehen sie schmachbedeckt ab, die Götzen verfertigen. Doch Israel wird vom Herrn bedacht mit ewigem Heil. Ihr werdet nimmer beschämt und in Ewigkeit nicht zuschanden. GOTTES HEIL FÜR ALLE VÖLKER DER ERDE'Jedes Knie wird sich beugen vor mir...'Denn so spricht der Herr, - der Schöpfer des Himmels, der wahre Gott, der die Erde gebildet und schuf, der sie hergerichtet, der sie nicht als Öde geschaffen, sondern zur Wohnung gebildet: "Ich bin der Herr und sonst keiner. Nicht im Verborgenen habe ich geredet, nicht in einem finsteren Winkel der Erde. Nicht habe ich heimlich zu Jakobs Kindern gesagt: 'Sucht mich!' - Ich, der Herr, rede, was recht ist, ich künde, was wahr ist. Sammelt euch! Tretet herzu! Kommt alle herbei, die ihr den Völkern entronnen seid! Einsichtslos sind, die Holzgötzen dahertragen, die beten zu einem Gott, der nicht helfen kann. Legt dar! Bringt vor! Man berate sich auch zusammen: Wer hat dies vor alters verkündigt, vordem schon kundgetan? Bin nicht ich es gewesen, der Herr? Außer mir gibt es keinen Gott. Außer mir gibt es keinen gerechten, rettenden Gott. Her zu mir! Laßt euch retten, all ihr Enden der Erde! Denn ich bin Gott und sonst keiner.  Ich habe bei mir geschworen - aus meinem Mund kommt Wahrheit -, ein unverbrüchliches Wort: Jede Zunge wird mir huldigen! 'Nur im Herrn', wird man sagen, 'ist Heil mir und Kraft. Zu ihm werden kommen, von Scham erfüllt, alle, die gegen ihn eifern. Im Herrn bekommen ihr Recht und rühmen sich alle Nachkommen Israels.'" Der Sturz der Götzen und der Zusammenbruch BabelsBel bricht ins Knie, es krümmt sich Nebo. Ihre Bilder packt man auf Lastvieh. Die sonst ihr einhertrugt, lädt man nun auf als Last für ermattete Tiere.  Sie krümmen sich, brechen alle ins Knie. Sie können ihre Träger nicht retten. Sie wandern selber gefangen fort. "Hört auf mich, ihr von Jakobs Haus, ihr alle, der Rest von Israels Haus! Die ihr mir ward aufgeladen vom Mutterleib an, die ich vom Mutterschoß an getragen: Bis in euer Alter bin ich derselbe. Bis ihr grau seid, will ich euch tragen. So habe ich getan und trage auch fürder und will euch schleppen und retten. Wem wollt ihr mich vergleichen, mich gleichsetzen und an die Seite stellen, daß wir einander glichen? Da schütten sie Gold aus dem Beutel. Mit der Waage wägen sie Silber dar. Sie dingen einen Schmied, daß er einen Gott daraus mache, den sie verehren, vor dem sie sich niederwerfen. Sie heben ihn auf die Schultern, tragen ihn, setzen ihn nieder. Auf seinem Platz steht er still, rührt sich nicht von der Stelle. Ruft man zu ihm - er antwortet nicht. Keinem hilft er aus seiner Not. Denkt daran und seid stark! Nehmt es zu Herzen, ihr Abtrünnigen! Denkt an das Frühere, wie es in der Urzeit war, daß ich allein Gott bin und keiner sonst, der wahre Gott, dem nichts gleicht, der von Anfang an kundtat den Ausgang, von der Vorzeit her, was noch nicht geschehen! - Ich spreche: Mein Ratschluß wird sich erfüllen. Alles, was mir beliebt, führe ich aus. Den Adler rief ich vom Osten her, aus fernem Land meines Ratschlusses Mann. Wie ich es gesagt, so laß ich es kommen. Wie ich es geplant, so führe ich es aus.  Hört auf mich, die ihr starren Sinnes und fern seid vom Heil! Mein Heil habe ich euch nahegebracht. Es ist nicht mehr fern. Nicht verzögert sich meine Hilfe. Zion bringe ich Heil, Israel meinen Glanz." Babels ErniedrigungSteige herab und setze dich in den Staub, jungfräuliche Tochter Babel! Setze dich ohne Thron auf die Erde, du Tochter Chaldäa! Denn in Zukunft wird man dich nicht mehr nennen 'die Zarte', 'die Feine'.  Nimm die Mühle und mahle Mehl! Decke auf deinen Schleier! Nimm ab die Schleppe! Entblöße die Füße! Durchwate die Ströme! Aufgedeckt sei deine Schande! Man soll sehen deine Schmach! Rache werde ich nehmen. Niemand soll Babel beschirmen. Unser Erlöser heißt 'Herr der Heerscharen', 'Heiliger Israels'. Schweigend setze dich nieder! Verstecke dich im Dunkel, du Tochter Chaldäa! Denn niemand nennt dich in Zukunft mehr 'Herrin der Reiche'. Ich zürnte wider mein Volk, entweihte mein Erbe, gab es in deine Gewalt. Du aber schenktest ihm kein Erbarmen. Schwer ließest du lasten dein Joch auf dem Greis. Dachtest du doch: "Ewig werde ich sein, Herrin für immer." Du nahmst dir dies nicht zu Herzen, dachtest nicht an das Ende. Nun höre dies, du ans Prassen Gewohnte, die sorglos thronte, die bei sich wähnte: "Meinesgleichen gibt es nicht mehr. Ich werde nicht sitzen als Witwe, nicht kinderlos werden." Plötzlich, an einem Tag, soll dies beides doch über dich kommen: Kinderberaubtheit und Witwenschaft! In seinem ganzen Vollmaß soll dies über dich kommen, trotz deiner zahlreichen Zauberkünste, trotz deiner Bannsprüche großer Zahl. Du fühltest dich sicher in deiner Bosheit. Du dachtest: "Niemand sieht mich ja." Deine Weisheit, dein Wissen hat dich verführt. Du wähntest bei dir: "Es gibt nicht mehr meinesgleichen." Und doch wird Unheil dich treffen, das du nicht bannen kannst. Verderben wird über dich kommen, das du nicht zu beschwören vermagst. Jäh, ehe du dich dessen versiehst, wird die Vernichtung dich überfallen. Komm doch her mit deinen Bannsprüchen, mit deinen zahlreichen Zauberkünsten, mit denen du dich gemüht hast von Jugend auf! Vielleicht vermagst du dir Hilfe zu schaffen. Vielleicht jagst du Schrecken mir ein. Du bist müde geworden bei deinen vielen Beratungen. So mögen doch aufstehen und dich erretten, die den Himmel vermessen, die nach den Sternen schauen, die bei jedem Neumond zu reden wissen von dem, was dich treffen wird.  Siehe, sie werden den Stoppeln gleichen, die das Feuer verbrannt hat. Sie werden sich selber nicht retten können aus der Flamme Gewalt. Nicht Kohlenglut ist es, sich daran zu wärmen, kein Feuerherd, sich davor zu setzen. So wird es denen ergehen, um die du dich mühtest, deinen Geschäftsfreunden von Jugend auf. Jeder taumelt seines Weges davon. Keiner kommt dir zu Hilfe. MAHNUNG ZU GOTTVERTAUEN UND GEHORSAMGottes Heilswille und die Treulosigkeit seines VolkesHöre dies, Haus Jakobs, ihr, die ihr euch nennt nach Israels Namen und entsprungen seid Judas Quelle, ihr, die ihr schwört beim Namen des Herrn und Israels Gott rühmt, doch nicht in Wahrheit und Recht. Sie nennen sich wohl nach der heiligen Stadt und stützen sich auf Israels Gott, dessen Name ist 'Herr der Heerscharen'. "Vor langer Zeit habe ich das Frühere verkündet. Aus meinem Mund ist es ergangen, ich habe es kundgetan. Plötzlich habe ich es vollführt: Da geschah es. Weil ich wußte, daß du starrsinnig bist, daß dein Nacken eine eiserne Sehne und deine Stirn von Erz, darum habe ich es vor langer Zeit dir angekündigt, bevor es noch eintraf, dir mitgeteilt, damit du nicht sagst: 'Mein Götze hat es vollbracht, mein Schnitzbild, mein Gußbild hat es befohlen.' Gottes Heilswille und die Halsstarrigkeit seines VolkesDu hast es gehört. Betrachte nur alle! Wollt ihr nun nicht meine Zeugen sein? Von jetzt an teile ich dir Neues mit, Verborgengehaltenes, was du nicht wußtest. Jetzt wird es vollbracht und nicht vor langer Zeit. Nichts hast du davon vor dem heutigen Tag gehört, damit du nicht sagst: 'Wohl wußte ich es.' Nein, nichts davon hast du gehört noch gewußt, noch war vordem dein Ohr geöffnet. Denn ich wußte, daß du gar treulos bist und man dich 'Abtrünnig vom Mutterleib an' genannt hat. Um meines Namens willen halte ich hin meinen Zorn. Um meines Ruhmes willen bezähme ich mich gegen dich, um dich nicht auszurotten. Siehe, ich habe dich geläutert, doch fand ich kein Silber; ich habe dich geprüft im Schmelzofen des Leidens. Um meinetwillen, um meinetwillen habe ich es vollführt, sonst wäre mein Name entweiht. - Meine Ehre gebe keinem anderen ich preis. Kyrus, der Beauftragte GottesHöre auf mich, Jakob, und Israel, den ich berief: Ich bin der Erste und ich der Letzte. Hat meine Hand doch die Erde gegründet und meine Rechte den Himmel gespannt. Ich rief ihnen zu, da standen sie alle da. Versammelt euch alle und hört! Wer unter ihnen hat solches verkündigt: 'Er, den der Herr liebt, wird seinen Willen an Babel vollstrecken, seinen Machterweis an den Chaldäern?'  Ich, ich verkündigte es und berief ihn. Ich führte ihn her, und er wird seinen Weg auch glücklich vollenden. Tretet her zu mir, hört dies an! Von Anbeginn habe ich es nicht im geheimen verkündigt, und in der Zeit, da es sich zu verwirklichen begann, war ich dabei." - Jetzt aber hat der allmächtige Herr mit seinem Geist mich gesandt. 'Hättest du meine Gebote geachtet, dann gliche dein Friede dem Strom'So spricht der Herr, dein Erlöser, der Heilige Israels: "Ich bin es, der Herr, dein Gott, der dich lehrte, zu tun, was dir frommt, der dich führte den Weg, den du wandeln sollst. Ach, hättest du meine Gebote geachtet! Dann gliche dein Friede dem Strom, dein Glück den Wogen des Meeres. Dann wäre dein Stamm wie der Sand, deines Leibes Sprossen wie seine Körner. Ihr Name würde nicht ausgerottet noch ausgetilgt werden vor mir." Zieht fort von Babel! Flieht aus Chaldäa! Verkündet es mit jubelndem Ruf! Laßt dies hören, tragt es hinaus bis ans Ende der Erde! Sagt: "Der Herr hat seinen Knecht Jakob erlöst." Sie litten nicht Durst, als er durch Wüsten sie führte. Für sie ließ Wasser aus Felsen er rinnen. Felsen hieb er entzwei, da flossen die Wasser. "Es gibt keinen Frieden für die Frevler" - so spricht der Herr. DAS ZWEITE LIED VOM GOTTESKNECHTBerufung des Gottesknechtes"Hört mich, ihr Inseln! Merkt auf mich, ihr Völker in der Ferne! Im Mutterleib schon hat der Herr mich berufen. Vom Mutterschoß an nannte er meinen Namen.  Dem scharfen Schwert gleich machte er meinen Mund. Er hielt mich im Schutz seiner Hand. Dem glatten Pfeil gleich machte er mich, verbarg mich in seinem Köcher.  Er sprach zu mir: 'Du, Israel, bist mein Knecht, an dem ich mich herrlich erweise.'  Ich aber sprach: 'Umsonst habe ich mich gemüht, meine Kraft vergeblich für nichts verbraucht. Doch beim Herrn steht mein Recht, mein Lohn bei meinem Gott.' Nun aber befahl der Herr, der vom Mutterleib an mich zu seinem Knecht gebildet, Jakob zurückzuführen zu ihm, Israel für ihn zu sammeln. - Ich ward verherrlicht in den Augen des Herrn, und mein Gott war meine Stärke. - Er sprach also: 'Zu wenig ist es, daß du mir Knecht bist, um Jakobs Stämme aufzurichten, Israels Erlöste zurückzuführen. - So mache ich dich zum Licht für die Heiden, daß du Mittler meines Heils seist bis ans Ende der Erde.'" 'Ich helfe dir am Tag des Heils...'So spricht der Herr, Israels Erlöser, sein Heiliger, zum Verachteten, zum Abscheu der Leute, zum Knecht der Tyrannen: "Könige werden es sehen und sich erheben, Fürsten werden sich niederwerfen um des Herrn willen, der treu ist, um des Heiligen Israels willen, der dich erwählte."  So spricht der Herr: "Zur Zeit der Gnade erhöre ich dich, ich helfe dir am Tag des Heils. Ich habe dich geschirmt, dich zum Mittler des Bundes gemacht für das Volk, aufzurichten das Land, zu verteilen verödetes Erbland, den Gefangenen zuzurufen: 'Zieht aus!', denen die wohnen im Dunkeln: 'Kommt ans Licht!'" - Gleich an den Wegen werden sie weiden, ihre Weide noch finden auf den kahlen Höhen. Sie werden nicht hungern noch dürsten, noch werden Glutwind und Sonne sie treffen. Denn voll Erbarmen wird er sie geleiten, sie ruhen lassen an sprudelnden Quellen. "Alle meine Berge mache ich zu Wegen, aufgeschüttet sollen sein meine Straßen. Siehe, sie kommen von fern her! Siehe, jene vom Norden, jene vom Westen, jene vom Land der Siniter."  'Vergißt wohl eine Mutter ihr Kind?'Jauchzt, ihr Himmel! Juble, Erde! Freut euch, ihr Berge! Denn der Herr hat sein Volk getröstet, der Armen in ihm sich erbarmt. Und doch hat Zion geklagt: "Verlassen hat mich der Herr, der Allmächtige hat mich vergessen." "Vergißt wohl eine Mutter ihr Kind? Erbarmt sie sich nicht der Frucht ihres Leibes? - Und vergäße sie es auch: Ich vergesse dich nicht! Siehe, auf meine Hände habe ich dich gezeichnet. - Deine Mauern stehen mir allezeit vor Augen. Deine Kinder eilen herbei; deine Zerstörer und Verwüster ziehen ab von dir. Wiederherstellung der verödeten StadtIn die Runde hebe deine Augen und siehe: Sie sammeln sich alle und kommen zu dir. - So wahr ich lebe", - Spruch des Herrn -: "Du wirst sie dir alle antun wie einen Schmuck, dich mit ihnen umgürten wie eine Braut. Denn deine Trümmer und Wüsten und dein verödetes Land sind nun für die Bewohner zu eng, und fern weilen deine Verderber. Bald wirst du, die du kinderlos warst, mit eigenen Ohren hören, wie deine Kinder laut rufen: 'Zu eng ist mir der Raum. Schaffe Platz für mich, daß ich wohnen kann!' Da wirst du dich fragen: 'Wer hat mir diese geboren, da ich doch kinderlos war und unfruchtbar, verbannt und verstoßen? Wer zog diese groß? Ich war doch allein noch übriggeblieben. Wo waren denn diese?'" So spricht der allmächtige Herr: "Siehe, ich erhebe meine Hand für die Völker, richte für die Völker auf meine Banner. Auf den Armen bringen sie deine Söhne. Auf der Schulter tragen sie deine Töchter. Könige werden deine Pfleger sein, Königinnen deine Ammen. Sie huldigen dir, das Antlitz zur Erde geneigt, und küssen den Staub deiner Füße. So wirst du erkennen, daß ich, der Herr es bin, der nicht zuschanden werden läßt, die auf ihn hoffen." Das unzweifelhafte Eintreffen der Verheißungen GottesEntreißt man dem Starken den Raub? Entwischt dem Mächtigen die Beute? Ja, so spricht der Herr: "Auch dem Starken wird die Beute entrissen, auch dem Zwingherrn der Raub entwischen. Denn streiten werde ich mit deinen Gegnern. Deine Kinder werde ich retten. Deinen Peinigern gebe ich zu essen ihr eigenes Fleisch. Wie an Most sollen sie am eigenen Blut sich berauschen. Dann wird alles Volk erkennen, daß ich, der Herr, dein Retter bin, ich, der starke Gott Jakobs, dein Erlöser." So spricht der Herr: "Wo ist der Scheidebrief eurer Mutter, mit dem ich sie hätte entlassen? Oder wer von meinen Gläubigern ist es, an den ich euch hätte verkauft? Nein, wegen eurer Sünden wurdet ihr verkauft. Wegen eurer Frevel wurde eure Mutter entlassen. Warum kam ich, und niemand war da? Warum rief ich, und niemand gab Antwort? Ist denn zu kurz meine Hand zum Erlösen? Fehlt mir zu retten die Kraft? Siehe, durch mein Schelten mache ich trocken das Meer, verwandle ich Ströme in Wüsten. Aus Mangel an Wasser sterben darin vor Durst und verfaulen die Fische. Ich kleide den Himmel in Trauer, mit Sacktuch umhülle ich ihn." DAS DRITTE LIED VOM GOTTESKNECHT'Der Herr, der Allmächtige, stand mir bei...'"Die Zunge eines Jüngers hat der allmächtige Herr mir verliehen, daß ich die Müden durch Zuspruch zu stärken verstünde. Er weckt jeden Morgen mein Ohr, daß ich höre nach Jüngerweise.  Der allmächtige Herr tat mir auf das Ohr. Ich aber sträubte mich nicht, ich wich nicht zurück. Meinen Rücken bot ich den Schlägern dar, meine Wangen denen, die mir den Bart ausrissen. Mein Antlitz verbarg ich nicht vor Schmähung und Speichel. Doch der Herr, der Allmächtige, stand mir bei; darum wurde ich nicht zuschanden. Deshalb machte ich hart wie Kiesel mein Antlitz. Ich wußte ja: Ich werde nicht beschämt. Der mir Recht schafft, ist nahe. Wer will mit mir streiten? Wir treten zusammen vor. Wer ist mein Gegner im Rechtsstreit? Er trete zu mir heran! Siehe, der Herr, der Allmächtige, hilft mir! Wer will mich für schuldig erklären? Siehe, sie alle zerfallen wie Kleider. Motten werden sie fressen." Mahnung zur Anhörung und Nachahmung des Gottesknechtes"Wer unter euch den Herrn fürchtet, höre auf die Stimme seines Knechtes, der im Finstern dahinging und ohne Licht war, doch auf den Namen des Herrn vertraute, sich stützte auf seinen Gott!  Ihr alle aber, die ihr Feuer legt und Brandpfeile entzündet: Fahrt in die Glut eures Feuers hinein, in die Brandpfeile, die ihr in Flammen gesetzt! Aus meiner Hand wird euch dies widerfahren; in Qualen sollt ihr euch betten." ERMUTIGUNG DES LEIDENDEN VOLKES ZUM VERTRAUENDie Herrlichkeit des HeilsHört auf mich, die ihr trachtet nach Heil, ihr, die ihr sucht den Herrn! Blickt auf den Felsen, aus dem ihr gehauen, auf die Höhlung des Brunnen, daraus man euch grub!  Blickt auf Abraham, euren Vater, und auf Sara, die euch gebar! Allein war er, als ich ihn rief. Ich segnete ihn und machte ihn zahlreich. Ja, Zions wird der Herr sich erbarmen, wird trösten all seine Trümmer, seine Wüste zum Wonneland wandeln, seine Steppe zum Garten des Herrn. In ihm wird Freude und Frohsinn sich finden, Lobpreis und Schall von Liedern. Die Allgemeinheit und Ewigkeit des HeilsHöre auf mich, du mein Volk! Hört auf mich, ihr Nationen. Denn Belehrung geht von mir aus. Mein Gesetz stelle ich auf als ein Licht für die Völker. Nahe ist mein Sieg. Vor der Tür steht mein Heil. Meine Arme werden richten die Völker. Mein harren die Inseln, hoffen auf meinen Arm. Hebt eure Augen zum Himmel empor! Blickt auf die Erde hier unten! Denn wie Rauch wird der Himmel zergehen, zerfallen wie ein Kleid wird die Erde. Wie Mücken sterben ihre Bewohner. Meine Hilfe aber wird ewig bestehen, mein Heil hat niemals ein Ende. Ermunterung zum Vertrauen auf die göttlichen VerheißungenHört auf mich, die ihr trachtet nach Heil, du Volk, in dem mein Gesetz wohnt! Fürchtet euch nicht vor der Menschen Hohn! Habt keine Angst vor ihrer Schmähung. Denn wie ein Kleid wird die Motte sie fressen, wie Wolle sie verzehren die Schabe. Aber mein Heil wird ewig bestehen. Meine Hilfe von Geschlecht zu Geschlecht. Flehruf nach dem Heil und zuversichtliche Hoffnung"Erhebe dich! Erhebe dich! Mit Stärke rüste dich aus, du Arm des Herrn! Erhebe dich wie in den Tagen der Vorzeit, bei den Geschlechtern, die längst dahin! Bist du es nicht, der Rahab zerhieb, durchbohrte das Untier?  Bist du es nicht, der trocken legte das Meer, die Gewässer der großen Flut? Der die Tiefen des Meeres zum Weg gemacht, daß hindurchziehen konnten die Befreiten? Die vom Herrn Befreiten kehren zurück und kommen voll Jubel nach Zion. Auf ihrem Haupt strahlt ewige Freude. Ihr Anteil ist Freude und Wonne. Entflohen sind Kummer und Seufzen." Gottes tröstende Antwort an das auf Erlösung harrende Volk"Ich, ich bin es, der euch tröstet! - Wer bist du, daß du dich fürchtest vor sterblichen Menschen, vor Menschenkindern, die hinschwinden wie Gras? Daß den Herrn du vergaßest, der dich geschaffen, der den Himmel gespannt und die Erde gegründet? Daß du immerfort bebst vor dem Grimm des Bedrückers, der darauf ausging, dich zu verderben? Wo ist nun des Bedrückers Grimm? Bald wird der Gefangene von seinen Fesseln befreit. Nicht stirbt er, nicht fährt er zur Totenwelt. Er leidet nicht ferner Mangel an Brot. - Ich bin es ja, der Herr, dein Gott, der das Meer aufwühlt, daß seine Wogen erbrausen, dessen Name 'Herr der Heerscharen'. Ich legte meine Worte in deinen Mund. Im Schutz meiner Hand habe ich dich geborgen, ich, der den Himmel geschaffen, die Erde gegründet, der zu Zion gesagt hat: 'Du bist mein Volk.'" DIE BEFREIUNG DES GOTTESVOLKES AUS ALLER BEDRÄNBGNISIsraels LeidenskelchErhebe dich! Erhebe dich! Stehe auf, Jerusalem! Du trankst aus der Hand des Herrn den Kelch seines Grimmes. Den Becher des Taumeltranks hast du geleert bis zu Neige. Da war von allen Kindern, die sie geboren, keines da, das sie führte. Von allen Kindern, die groß sie gezogen, war keines da, das an der Hand sie nahm Zwei Dinge stießen dir zu - wer zeigt dir sein Beileid? -: Verwüstung und Verheerung, Hunger und Schwert. - Wer könnte dich trösten? An allen Straßenecken lagen ohnmächtig da deine Kinder - wie Gazellen im Netz -, voll vom Grimm des Herrn, dem Schelten deines Gottes. Heimsuchung der BedrückerDarum höre doch dies, du Gebeugte, du Trunkene, doch nicht von Wein! So spricht der allmächtige Herr, dein Gott, der Recht verschafft seinem Volk: "Siehe, den Taumelbecher nehme ich dir aus der Hand, den Kelch meines Grimmes sollst du nicht weiterhin trinken. Deinen Bedrückern gebe ich ihn in die Hand, die zu dir sagten: 'Bücke dich, daß wir über dich schreiten!' - Und du hast den Rücken zum Boden gemacht, zur Straße für die, die darüber geschritten."  Von Fesseln freiAuf, auf, zieh deine Kraft an, o Zion! Lege an deine Prachtgewänder, Jerusalem, du heilige Stadt! Denn keiner, der unbeschnitten und unrein, soll dich je mehr betreten. Schüttle den Staub von dir ab! Stehe auf, du Jerusalems Gefangenenschar! Löse deines Halses Fesseln, gefangene Tochter Zion! Denn so spricht der Herr: "Umsonst hat man euch verkauft - so sollt ihr auch ohne Geld losgekauft werden." Die frühere BedrückungDenn so spricht der allmächtige Herr: "Zuerst zog mein Volk nach Ägypten hinab, dort in der Fremde zu weilen. Auch Assur bedrückte es ohne Entgelt. Nun aber" - Spruch des Herrn - "was habe ich hier noch zu schaffen? Umsonst ward mein Volk gefangen und seine Zwingherren prahlen", - Spruch des Herrn; - "ständig, jeden Tag wird mein Name gelästert. Darum soll mein Volk meinen Namen erkennen! Es soll erkennen an jenem Tag, daß ich es bin, der da spricht: 'Hier bin ich!'"  Jubel über die Ankunft des Herrn in ZionWie lieblich sind auf den Bergen des Freudenboten Füße, der Frieden verkündigt, Glück verheißt, das Heil ausruft, der zu Zion sagt: "Dein Gott ist König!"  Horch, deine Wächter erheben die Stimme! Sie alle beginnen zu jubeln. Denn mit eigenen Augen sehen sie voll Freude die Rückkehr des Herrn nach Zion. Jubelt laut allesamt, ihr Trümmer Jerusalems! Denn der Herr tröstet sein Volk. Er erlöst Jerusalem. Vor aller Völker Augen hat der Herr seinen heiligen Arm gezeigt. Alle Enden der Erde schauen das Heil unseres Gottes. Auszug aus BabelFort! Fort! Zieht von dort aus! Rührt nichts Unreines an! Zieht fort aus ihrem Bereich! Reinigt euch, die ihr tragt die Geräte des Herrn!  Nicht in eiliger Hast braucht ihr auszuziehen, nicht in Flucht zu weichen; denn vor euch her geht der Herr, eure Nachhut ist Israels Gott. DAS VIERTE LIED VOM GOTTESKNECHT"Er trug die Sünden der Vielen...""Siehe, Erfolg wird haben mein Knecht, wird emporsteigen, wird sich erheben, gewaltig erhaben wird er sein.  Wie viele sich über ihn entsetzten, - denn unmenschlich entstellt war sein Aussehen; nicht mehr der eines Menschen glich seine Gestalt -, so viele Völker wird er in Staunen versetzen, Könige werden den Mund vor ihm schließen, wenn sie sehen, was ihnen noch nie erzählt worden, wenn sie vernehmen, was sie noch nie gehört." Stellvertretendes Leiden, Tod, Begräbnis und Wirkung des Leidens des GottesknechtesWer hat Glauben geschenkt der Kunde, die uns geworden? Wem hat der Arm des Herrn sich enthüllt?  So wuchs er auf vor ihm wie ein Schößling, wie eine Wurzel aus lechzendem Land. Nicht Gestalt ist an ihm, nicht Schönheit, daß wir ihn ansehen möchten; und kein Aussehen, daß wir Gefallen hätten an ihm. Verachtet war er, der letzte der Menschen, ein Mann der Schmerzen, mit Leiden vertraut. Verachtet war er wie einer, vor dem man sein Antlitz verhüllt; wir schätzten ihn nicht.  Er aber hat unsere Leiden getragen, unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir hielten ihn für geschlagen, geplagt und von Gott getroffen. Doch ob unserer Sünden ward er verwundet, ob unserer Frevel zerschlagen. Zu unserem Heil lag Strafe auf ihm - durch seine Striemen wurden wir geheilt. Wie Schafe irrten wir alle umher; jeder ging seinen eigenen Weg. Der Herr aber legte auf ihn die Sündenschuld von uns allen. Er wurde mißhandelt, doch er gab sich willig drein und tat seinen Mund nicht auf. - Wie ein Lamm, das zur Schlachtung geführt wird, wie ein Schaf, das vor seinen Scherern verstummt, tat er den Mund nicht auf.  Aus Bedrängnis und Gericht ward er hinweggerafft. Daß er abgetrennt ward von der Lebenden Land - wer mag sein Geschick überdenken? Ob meines Volkes Frevel ward er zu Tode getroffen.  Obwohl er kein Unrecht getan und in seinem Mund sich kein Trug fand, wies man ihm bei Frevlern sein Grab, - aber bei Reichen ward es ihm nach seinem Tod zuteil.  Doch dem Herrn gefiel es, ihn mit Leiden zu schlagen. - Wenn er sich selbst als Schuldopfer darbringt, wird er Nachkommen sehen, lange leben, und gelingen wird durch ihn der Wille des Herrn.  "Für die Qual seiner Seele wird er Licht schauen. Gesättigt mit Erkenntnis wird als Gerechter Gerechtigkeit bringen den Vielen mein Knecht. Er lädt auf sich ihre Frevel.  Darum will ich die Vielen als Anteil ihm geben, Zahlreiche ihm dafür zu eigen, weil er in den Tod sein Leben dahingab, unter die Frevler gerechnet ward - obwohl er die Sünden der Vielen trug, für die Frevler fürbittend eintrat." DAS NEUE GOTTESREICHDie Menge des neuen GottesvolkesJuble, du Unfruchtbare, die nie gebar! Brich aus in Jubel und jauchze, die keinen Geburtsschmerz erfahren! Denn "zahlreicher als die der Vermählten werden sein der Vereinsamten Kinder", spricht der Herr.  Weite den Raum deines Zeltes! Man spanne weit auseinander die Decken deiner Wohnungen, ohne zu sparen! Mache lang deine Zeltseile! Fest schlage ein die Pflöcke! Denn nach rechts und nach links wirst du dich ausbreiten. Ganze Völker nimmt dein Stamm in Besitz und besiedelt verödete Städte. Fürchte dich nicht; denn du wirst nicht zuschanden! Schäme dich nicht; denn du brauchst nicht zu erröten! Deiner Jugendzeit Schande sollst du vergessen und der Schmach deiner Witwenschaft nicht mehr gedenken. Denn dein Schöpfer ist dein Gemahl, - 'Herr der Heerscharen' ist sein Name, - und dein Erlöser ist der Heilige Israels, -'Gott der ganzen Erde', so heißt er. Die ewige Dauer des neuen BundesDenn wie eine verlassene und von Herzen betrübte Frau ruft der Herr dich zurück. "Kann man die Gattin der Jugend verschmähen?", spricht dein Gott.  "Ich verließ dich nur für eine kurze Zeit, doch mit großem Erbarmen führe ich dich heim. In ausbrechendem Zorn habe ich einen Augenblick nur mein Antlitz vor dir verborgen; doch in ewiger Huld erbarme ich mich deiner", spricht dein Erlöser, der Herr. "Denn wie bei Noachs Flut will ich es jetzt halten: Wie ich schwur: nie mehr wird Noachs Flut überschwemmen die Erde, so schwöre ich auch, dir nicht mehr zu zürnen, noch dich zu schelten. Mögen weichen die Berge und wanken die Hügel, doch meine Liebe soll nicht weichen von dir, mein Heilsbund nicht wanken"; spricht der Herr, der Erbarmen hat mit dir. Die Herrlichkeit und Unangreifbarkeit des messianischen GottesreichesDu Arme, vom Sturm Zerzauste, des Trostes Beraubte! Siehe, ich bette deine Grundsteine in Bleiglanz und gründe dich auf Saphiren.  Ich baue deine Zinnen aus Rubinen, deine Tore aus Karfunkelsteinen und deine Umfriedung aus Edelgestein. Alle deine Kinder sind Jünger des Herrn, und groß ist deiner Kinder Frieden. Auf Gerechtigkeit wirst du gegründet sein. Laß alle Angst! Du hast ja nichts mehr zu fürchten fern allen Schreckens - er naht dir nicht mehr. Siehe, man mag sich feindlich zusammenscharen, doch geht es nicht von mir aus: Wer dich angreift, wird an dir fallen. Siehe, ich habe den Schmied geschaffen, der die Kohlenglut anfacht und eine Waffe verfertigt nach seinem Sinn. Und ich habe auch den Verderber erschaffen, um zu vernichten: Keine Waffe, die wider dich man geschmiedet, wird etwas ausrichten. Jede Zunge, die im Gericht dich anficht, wirst du als schuldig erweisen. Dies ist das Erbe der Knechte des Herrn und ihr Segen von mir", - Spruch des Herrn. DER RECHTE WEG ZUM HEILEinladung zur Teilnahme an den HeilsgüternAuf, all ihr Dürstenden, kommt zum Wasser! Die ihr kein Geld habt, kommt, kauft Getreide und eßt! Kommt, kauft ohne Geld und Bezahlung Wein und Milch!  Warum gebt ihr Geld aus für das, was kein Brot ist? Euren Verdienst für das, was nicht sättigt? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen, und eure Seele wird sich erquicken am Fett. Neigt euer Ohr und kommt zu mir! Hört, und eure Seele wird leben! Ich will einen ewigen Bund mit euch schließen: die unverbrüchliche Gnadenverheißung an David.  Siehe, ich habe ihn zum Zeugen bestimmt für Völker, zum Fürsten und Herrscher der Nationen. Siehe, Völker, die du nicht kennst, wirst du rufen. Völker, die dich nicht kennen, kommen zu dir wegen des Herrn, deines Gottes, und um des Heiligen Israels willen; denn er hat dich verherrlicht." Innere Umkehr und Vertrauen auf Gott als Mittel zum HeilSucht den Herrn, solange er sich finden läßt! Ruft ihn, solange er noch nahe ist! Der Gottlose lasse von seinem Weg und der Frevler von seinen Gedanken! Er kehre zum Herrn zurück, so wird er sich seiner erbarmen - zu unserem Gott, denn reichlich wird er vergeben! "Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege", -Spruch des Herrn. - "Nein, so hoch der Himmel über der Erde, so hoch sind meine Wege über euren Wegen und meine Gedanken über euren Gedanken. Denn so wie Regen und Schnee niederfallen vom Himmel und nicht zurückkehren dahin, bis sie die Erde getränkt und befruchtet und zum Sprießen gebracht, um Samen zu geben dem Säenden und Brot dem, der ißt: So ist es auch mit meinem Wort, das aus meinem Mund hervorgeht: Es kehrt nicht erfolglos zu mir zurück, bis es vollbracht, was ich wollte, und erfüllt, wozu ich es sandte."  Die glückliche HeimkehrMit Freuden werdet ihr ausziehen und in Frieden geleitet werden. Berge und Hügel werden in Jubel ausbrechen vor euch und alle Bäume des Feldes in die Hände klatschen. Statt Dornen werden Zypressen wachsen, statt Nesseln sprießen die Myrten. Das wird dem Herrn zum Ruhm gereichen, zum Zeichen, das ewig nicht schwindet. ZWEITER TEIL: DIE SCHRIFT DES 'DRITTEN (TRITO-)' JESAJADie Allgemeinheit des Heils für alle GottesfürchtigenNahe ist Gottes Heil; wer recht tut, erlangt esSo spricht der Herr: "Wahrt das Recht und stellt Gerechtigkeit her! Denn schon ist nahe mein Heil, und bald enthüllt sich meine Gerechtigkeit."  Heil dem Menschen, der dies tut, und dem Menschenkind, das daran festhält: Das den Sabbat hält und ihn nicht entweiht, seine Hand behütet, daß sie nichts Böses tut!  Der Zugang zum Heil steht offen für alleNicht sage der Fremde, der sich dem Herrn anschließt: "Der Herr wird mich ausschließen aus seinem Volk." Nicht sage der Verschnittene: "Ach, ich bin nur ein dürrer Baum!"  Denn so spricht der Herr: "Den Verschnittenen, die meine Sabbate halten und das erwählen, woran ich Gefallen habe, und festhalten an meinem Bund, gewähre ich in meinem Haus und meinen Mauern Platz und gebe ihnen einen Namen, der besser ist als Söhne und Töchter. Einen ewigen Namen gebe ich ihnen, der nie mehr ausgetilgt wird. Die Fremden aber, die sich dem Herrn anschließen, um ihm zu dienen, den Namen des Herrn zu lieben und seine Knechte zu sein, alle, die den Sabbat halten und ihn nicht entweihen und festhalten an meinem Bund,  will ich zu meinem heiligen Berg bringen und sie erfreuen in meinem Bethaus. Ihre Brandopfer und ihre Schlachtopfer finden Gefallen auf meinem Altar. - Denn mein Haus wird 'Haus des Gebetes für alle Völker' genannt!" - Spruch des allmächtigen Herrn, der die Versprengten Israels sammelt: "Noch mehr sammle ich zu denen hinzu, die ich von ihnen schon gesammelt habe. Verderbtheit der VolksführerAll ihr Tiere des Feldes, kommt zum Fressen, all ihr Tiere des Waldes!  Seine Wächter sind blind: sie alle nehmen nichts wahr. Sie alle sind stumme Hunde, können nicht bellen. Träumend liegen sie da und schlafen am liebsten. Freßgierige Hunde sind sie, kennen kein Sattsein. Hirten sind sie, die nicht achtgeben. Sie gehen alle ihren eigenen Weg, jeder auf seinen Vorteil bedacht, der eine so wie der andere. 'Kommt, Wein will ich holen! Rauschtrank wollen wir zechen! Morgen soll es auch so wie heute gehen, herrlich über die Maßen!' Bedrückung des GerechtenDer Gerechte kommt um, und niemand nimmt es sich zu Herzen. Die Frommen werden dahingerafft, und keiner achtet darauf. Ja, durch Bosheit wird der Gerechte dahingerafft.  Er geht ein zum Frieden. Auf seinem Lager ruht jeder aus, der in Geradheit gewandelt.  Der Götzendienst des VolkesIhr aber tretet herzu, Söhne der Zauberin, Brut der Ehebrecherin und der Hure!  Über wen macht ihr euch lustig? Gegen wen reißt ihr das Maul auf und streckt ihr die Zunge heraus? Seid ihr nicht Kinder des Abfalls, eine Lügenbrut? Die ihr in Brunst bei den Götzen liegt, unter jedem grünenden Baum, die ihr Kinder schlachtet in den Tälern und unter Felsenklüften.  Bei den glatten Steinen im Bachtal ist dein Anteil; sie sind dein liebster Ort. Auch ihnen hast du Trankopfer ausgegossen, Speiseopfer dargebracht. Soll ich mich damit zufrieden geben? - Auf jedem hohen und ragenden Berg hast du dein Lager aufgeschlagen. Auch dort bist du hinaufgestiegen, Schlachtopfer darzubringen. Hinter Tür und Pfosten hast du dein Denkzeichen angebracht. Mir untreu, hast du dein Lager aufgedeckt und bestiegen, hast es breit gemacht, hast etwas von ihnen dir ausbedungen, hast den Umgang mit ihnen geliebt, hast Böses beschaut.  Zum Moloch zogst du mit Öl und nahmst Salben mit in Menge. Du hast deine Boten in die Ferne entsandt und dich verbeugt bis zur Unterwelt. Strafandrohung und VerheißungDurch dein vieles Wandern wurdest du müde, sprachst aber nicht: 'Es war umsonst.' Du fühltest neue Kraft in deiner Gliedern, darum wardst du nicht matt. Wen hast du gescheut und gefürchtet, daß du treulos geworden, meiner nicht gedachtest, dich um mich nicht gekümmert? Nicht wahr, weil ich schwieg, und zwar seit unvordenklicher Zeit, darum hast du mich nicht mehr gefürchtet? Aber kundmachen will ich deine 'Gerechtigkeit'! Deine Machwerke werden dir nichts nützen! Wenn du dann schreist, mögen die Haufen deiner Götzen dich retten! Doch der Wind hebt sie allesamt auf, und ein Hauch bläst sie fort. Doch wer auf mich vertraut, wird erben das Land, in Besitz nehmen meinen heiligen Berg. Dann wird man sagen: 'Macht Bahn! Macht Bahn! Ebnet den Weg! Räumt jeden Anstoß hinweg vom Weg meines Volkes!'" Denn so spricht der Hohe, Erhabene, der da ewiglich thront und 'der Heilige' heißt: "In der Höhe, im Heiligtum wohne ich, doch auch bei dem Demütigen und dem Gebeugten, um zu beleben den Mut der Gebeugten und das Herz der Gebrochenen zu erquicken.  Denn auf ewig will ich nicht hadern und nicht immerdar zürnen. Sonst verschmachten vor mir der Geist und die Seelen, die ich geschaffen. Wegen seiner sündhaften Habgier zürnte ich dem Volk und suchte es heim: ich verbarg mich und grollte. Doch abtrünnig ging es dahin auf dem Weg, den es liebte. Ich sah seine Wege, doch will ich es heilen und leiten und Trost seinen Leidenden spenden. Ich bin es, der die Verheißung gibt: Friede! - Friede den Fernen und Nahen," spricht der Herr, "ich werde sie heilen."  Friedlosigkeit der FrevlerAber die Gottlosen sind wie das aufgewühlte Meer, das ja nicht Ruhe halten kann und dessen Wasser Schlamm und Kot aufwühlen. "Es gibt keinen Frieden für die Frevler", so spricht mein Gott. VORAUSSETZUNGEN FÜR DIE KOMMENDE HEILSZEITWahre Gottesfurcht"Rufe aus voller Kehle, halte nicht an dich! Wie eine Trompete erhebe deine Stimme! Tu kund meinem Volk seine Sünde, seine Frevel dem Haus Jakobs!  Wohl befragen sie mich tagtäglich und möchten gern meine Wege erfahren. Wie ein Volk, das Gerechtigkeit übt und nicht abweicht vom Recht seines Gottes, so fordern sie von mir gerechte Gerichte, drängen auf das Erscheinen Gottes. 'Warum fasten wir, und du siehst es nicht, kasteien wir uns, und du merkst es nicht?' - Seht, am Tag, da ihr fastet, geht ihr euren Geschäften nach und betreibt all eure Arbeit. Seht, obwohl ihr fastet, habt ihr Streit und rauft, schlagt drein mit ruchloser Faust. Ihr sollt nicht länger so fasten wie jetzt, um eurer Stimme in der Himmelshöhe Gehör zu verschaffen! Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, wo der Mensch sich kasteit? Daß man wie eine Binse den Kopf hängen läßt und in Sacktuch und Asche sich bettet? Darfst du das noch ein Fasten nennen und einen Tag des Wohlgefallens für den Herrn? Ist dies nicht ein Fasten, wie ich es liebe: daß ungerechte Fesseln man löst, Bande der Knechtschaft sprengt, Gefangene in Freiheit setzt und jegliches Joch zerbricht? Besteht es nicht darin, dein Brot zu brechen dem Hungrigen und elende Obdachlose aufzunehmen in dein Haus? Wenn du einen Halbnackten siehst, sollt du ihn kleiden und dich deinem Blutsverwandten nicht entziehen. Dann bricht wie die Morgenröte dein Licht hervor, gar schnell geht voran deine Heilung, deine Rechtfertigung geht vor dir her, deine Nachhut bildet der Glanz des Herrn. Wenn du dann rufst, gibt der Herr dir Antwort. Wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: 'Hier bin ich!' - Wenn du Bedrückung, Fingerrecken und Trugreden aus deiner Mitte entfernst  und dem Hungrigen darreichst dein Brot und den Gebeugten sättigst, strahlt dein Licht in der Finsternis auf, und dein Dunkel wird hell wie der Mittag. Immerfort wird der Herr dich leiten und auch in der Dürre sättigen deine Seele. Deine Glieder wird er stark machen, und du wirst sein wie ein wohlbewässerter Garten, wie ein Wasserquell, dessen Wasser nimmer versiegen. Uralte Ruinen wirst du wieder aufbauen und die Grundmauern vergangener Geschlechter wieder herrichten. Man wird dich nennen 'der Breschen vermauert', 'der wieder bewohnbar macht Ruinen'. Wenn du deinen Fuß am Sabbat zurückhältst, so daß du an meinem heiligen Tag nicht deine Geschäfte betreibst und den Sabbat 'eine Wonne' und den heiligen Tag des Herrn 'verehrungswürdig' nennst und ihn dadurch ehrst, daß du an ihm deine Gänge nicht machst, nicht deine Geschäfte betreibst und nicht deine Sache besprichst: Dann wirst du deine Lust haben am Herrn, und ich werde dich auf den Höhen der Erde einherfahren lassen und dir das Erbe deines Vaters Jakob zu genießen geben." - Der Mund der Herrn hat es versprochen.  HINDERNISSE FÜR DEN ANBRUCH DER HEILSZEITDie allgemeine Verderbtheit des VolkesSeht, nicht zu kurz ist die Hand des Herrn, um zu helfen, nicht zu taub ist sein Ohr, um zu hören. Nein, eure Frevel bilden die Scheidewand zwischen euch und eurem Gott. Eure Sünden haben sein Antlitz vor euch verhüllt, daß er nicht hört. Denn mit Blut sind eure Hände besudelt, mit Schuld eure Finger. Eure Lippen reden Lüge, eure Zunge spricht Falsches. Keiner stellt mit Recht Forderungen vor Gericht. Niemand führt einen Prozeß mit Redlichkeit. Man verläßt sich auf Nichtiges und spricht Falsches, geht schwanger mit Unheil und gebiert Verderben.  Basiliskeneier brüten sie aus. Spinnfäden weben sie. Wer von ihren Eiern ißt, der muß sterben. Zerdrückt man eines, schlüpft eine Otter heraus.  Nicht taugen ihre Fäden zur Kleidung. Mit ihrem Gewebe kann man sich nicht bedecken. Ihre Werke sind Unheilswerke. An ihren Händen haftet Gewalttat. Ihre Füße laufen dem Bösen nach und eilen, schuldloses Blut zu vergießen; ihre Gedanken sind Unheilsgedanken. Verwüstung und Zerstörung kennzeichnen ihre Bahnen. Den Weg des Friedens kennen sie nicht, kein Recht gibt es auf ihren Spuren. Krumme Pfade gehen sie; keiner, der sie betritt, kennt den Frieden. Die Verwirrung des Volkes"Darum bleibt uns fern das Gericht und das Heil erreicht uns nicht. Wir harren auf Licht, aber siehe, da ist Finsternis, auf Heil, doch wir wandeln im Dunkeln. Wie Blinde tasten wir nach der Mauer und tappen umher, als hätten wir keine Augen. Wir straucheln am hellen Mittag wie in der Dämmerung und gleichen als Gesunde den Toten. Wir brummen alle wie die Bären und gurren in einem fort wie die Tauben. Wir warten auf das Gericht, doch es kommt nicht, auf das Heil, aber es bleibt uns fern.  'Groß ist die Zahl unserer Sünden'Denn groß ist die Zahl unserer Sünden vor dir. Gegen uns zeugen unsere Frevel: Treubruch und Verleugnung des Herrn, Abkehr von der Nachfolge unseres Gottes, Reden von Gewalttat und Abfall, der Lügenworte Ersinnen und Äußern. Zurückgedrängt ist so das Recht, und fernab steht die Gerechtigkeit. Die Wahrheit wankt auf dem Markt, und die Redlichkeit findet nicht Einlaß.  So muß man die Wahrheit vermissen, und einer, der Böses meidet, findet sich nicht." - Der Herr sah es, und es mißfiel ihm sehr, daß es kein Recht mehr gab. Und er sah, daß niemand da war, und er staunte, daß niemand eingriff. Da half ihm sein eigener Arm, und seine Gerechtigkeit stützte ihn. Er zog die Gerechtigkeit an als Panzer und setzte den Helm des Sieges aufs Haupt. Als Kleid zog er an das Gewand der Rache und warf sich den Zorn um wie einen Mantel. Nach den Taten, die man verübt hat, wird er vergelten: seinen Gegnern Grimm, seinen Feinden Rache. Vergeltung wird er üben an den Inseln. Dann wird man im Westen fürchten den Namen des Herrn und im Osten seine Herrlichkeit. Denn wie ein eingeengter Strom wird er kommen, den der Hauch des Herrn einherjagt. 'Für Zion wird er als Erlöser kommen'"Doch für Zion wird er als Erlöser kommen, für jene, die sich in Jakob vom Abfall bekehrten", - Spruch des Herrn. "Mein Bündnis mit ihnen ist dies"; spricht der Herr: "Mein Geist, der auf dir ruht, und meine Worte, die ich dir in den Mund gelegt habe, sollen nicht weichen aus deinem Mund, noch aus dem Mund deiner Kinder, noch aus dem Mund der Kindeskinder", spricht der Herr, "von nun an bis in Ewigkeit!" ZIONS STRAHLENDE ZUKUNFT'Werde licht!'Auf, werde licht! Denn dein Licht ist gekommen. Die Herrlichkeit des Herrn erstrahlt über dir.  Denn siehe: Finsternis hält die Erde bedeckt und Dunkel die Völker. Doch über dir erstrahlt der Herr. Über dir leuchtet auf seine Herrlichkeit. Völker ziehen zu deinem Licht und Könige zum Glanz, der über dir aufstrahlt.  'Erhebe deine Augen!'Erhebe ringsum deine Augen und sieh: Sie haben sich alle versammelt, kommen zu dir. Deine Söhne kommen von fern, und deine Töchter werden auf den Armen getragen. Da wirst du, wenn du das siehst, strahlen vor Freude, dein Herz wird erbeben und wird sich weiten. Denn des Meeres Reichtum kommt zu dir her, die Schätze der Völker strömen dir zu.  Eine Flut von Kamelen wird dich bedecken, die jungen Kamele von Midian und Efa. Sie alle kommen von Saba. Gold und Weihrauch werden sie bringen, und freudig wird man die Ruhmestaten des Herrn verkünden. Alle Herden Kedars wird man versammeln für dich. Die Widder Nebajots werden zu Diensten dir stehen. Man bringt sie auf meinen Altar mir zu Gefallen. Das Haus meiner Herrlichkeit will ich noch herrlicher machen.  Wer sind diese, die daherfliegen gleich einer Wolke, gleich Tauben zu ihren Schlägen? Ja, für mich sammeln sich die Schiffe, voran die Schiffe von Tarschisch, um deine Kinder von fern herbeizubringen samt ihrem Silber und Gold für den Namen des Herrn, deines Gottes, und für den Heiligen Israels, der dich verherrlicht.  Leute aus fremdem Land bauen deine Mauern, und ihre Könige stehen dir zu Diensten. Denn wenn ich in meinem Grimm dich auch schlug, so erbarmte ich mich auch deiner in meiner Gnade. Deine Tore werden beständig geöffnet sein, bei Tag und bei Nacht nicht geschlossen werden, einzulassen in dich die Schätze der Völker und ihre Führer, die Könige. Aber das Volk und das Reich, das dir nicht dienstbar sein will, wird untergehen; solche Völker werden völlig vertilgt. Des Libanon herrliche Bäume wird man dir bringen: Zypressen, Ulmen und Tannen, zu zieren den Ort meines Heiligtums und zu ehren den Schemel meiner Füße. Tiefgebückt kommen zu dir die Söhne deiner Bedrücker. Deine Verächter fallen dir alle zu Füßen. Man wird dich nennen 'Stadt des Herrn', das 'Zion des Heiligen Israels'. Zum Lohn dafür, daß du verlassen warst und gehaßt, so daß dich niemand besuchte, mache ich dich zum ewigen Stolz, zur Wonne für alle Geschlechter. Und saugen wirst du die Milch der Völker und dich an der Brust von Königen nähren. Du wirst erkennen, daß ich, der Herr, dein Retter bin, und ich, der Starke Jakobs, dein Erlöser. Statt des Erzes bringe ich Gold, statt des Eisens bringe ich Silber, statt des Holzes Erz und statt der Steine Eisen. Zu deiner Obrigkeit will ich den Frieden, zu deinem Herrn die Gerechtigkeit machen. Von Gewalt wird man künftig nicht hören in deinem Land, noch von Verheerung und Zerstörung in deinen Grenzen. Deine Mauern wirst du 'Heil' nennen, deine Tore 'Berühmtheit'. Zu Ende sind die Tage deiner TrauerNicht wird ferner bei Tag die Sonne als Leuchte dir dienen, noch wird des Mondes Schimmer dir scheinen bei Nacht: Nein, der Herr wird zum ewigen Licht dir sein und dein Gott zu deiner herrlichen Zier.  Nicht wird künftig untergehen deine Sonne, noch verschwinden dein Mond; denn der Herr wird zum ewigen Licht dir werden, und zu Ende sind die Tage deiner Trauer. Dein Volk wird aus lauter Gerechten bestehen. Sie werden für immer das Land besitzen. Meine sprossende Pflanzung werden sie sein, das Werk meiner Hände, zu meiner Verherrlichung. Zum Stamm soll werden der Kleinste, zu einem starken Volk der Geringste. Ich, der Herr, werde es zu seiner Zeit eilends vollbringen. Der Herold des HeilesDer Geist des allmächtigen Herrn ruht auf mir. Denn mich hat der Herr gesalbt und mich gesandt, den Demütigen die frohe Botschaft zu bringen. Er hat mich gesandt, die gebrochenen Herzen zu heilen, den Gefangenen Freiheit und den Gebundenen Erlösung zu künden, auszurufen ein Gnadenjahr des Herrn und einen Rachetag unseres Gottes, und allen Trauernden Trost zu spenden.  Den um Zion Trauernden als Gabe zu verleihen Kopfschmuck statt Asche, Freudenöl statt des Trauergewandes, Loblied statt der Verzagtheit. - 'Eichen der Gerechtigkeit' wird man sie nennen, eine 'Pflanzung des Herrn', zu seiner Verherrlichung.  Aufbauen werden sie uralte Trümmerstätten, wieder aufrichten, was vor Zeiten verwüstet ward. Verödete Städte, die verwüstet lagen durch manche Geschlechter, stellen sie wieder her. Fremde stehen als Hirten eurer Herden. Ausländer sind eure Ackersleute und eure Winzer. Das Geschlecht, das der Herr gesegnetIhr aber werdet heißen 'Priester des Herrn'. 'Diener unseres Gottes' wird man euch nennen. Ihr werdet genießen die Güter der Völker und ihres Reichtums euch rühmen. Die Schmach wird doppelt ersetzt. Statt der Schande werden sie jubeln über ihr Los. So werden sie doppelt Besitz erhalten in ihrem Land. Ewige Freude wird ihnen zuteil. Denn ich, der Herr, liebe das Recht, ich hasse ruchlosen Raub. In Treue gebe ich ihnen ihren Lohn, und ein ewiges Bündnis schließe ich mit ihnen. Ihre Nachkommen werden bekannt sein unter den Völkern, ihre Sprößlinge unter den Nationen. Alle, die sie erblicken, werden erkennen: Sie sind ein Geschlecht, das der Herr gesegnet. Das Loblied des Volkes"Laut will ich frohlocken über den Herrn. Meine Seele jubelt in meinem Gott. Denn er hat mich gehüllt in Gewänder des Heils, mir umgelegt der Gerechtigkeit Mantel wie einem Bräutigam, der sich den Kopfschmuck feierlich ordnet, wie einer Braut, die sich ihr Geschmeide anlegt.  Denn wie die Erde Gewächse hervorbringt, und wie ein Garten seine Setzlinge sprossen läßt, so wird der allmächtige Herr Gerechtigkeit sprossen lassen und Ruhm vor den Augen aller Völker." Zion im Lichtglanz des HeilesUm Zions willen darf ich nicht schweigen, um Jerusalems willen mir keine Ruhe gönnen, bis seine Rechtfertigung aufgeht wie Lichtglanz und sein Heil wie eine brennende Fackel. Und die Völker werden deine Rechtfertigung sehen und alle Könige deine Herrlichkeit, und man wird dich nennen mit neuem Namen, den der Mund des Herrn bestimmen wird.  Dann wirst du in der Hand des Herrn eine prächtige Krone sein und ein Königsstirnreif in der Hand deines Gottes. Nicht wird man dich länger 'Verlassene' nennen, und dein Land nicht mehr 'Wüste'. - 'Meine Lust an dir' wird man dich vielmehr nennen und dein Land 'Die Vermählte'. Denn der Herr hat Gefallen an dir, und dein Land wird von ihm zur Gemahlin genommen.  Denn wie der Jüngling sich mit der Jungfrau vermählt, so vermählt sich mit dir dein Erbauer. Und wie der Bräutigam an der Braut sich erfreut, so freut sich an dir dein Gott.  "Über deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter bestellt; den ganzen Tag und die ganze Nacht sollen sie keinen Augenblick schweigen." - Ihr, die ihr mahnen sollt den Herrn: Gönnt euch nicht Ruhe!  Laßt ihm nicht Ruhe, bis er Jerusalem wiederherstellt und es zum Ruhm auf der Erde macht! Der Herr hat geschworen bei seiner Rechten und bei seinem starken Arm: "Nimmermehr will ich dein Getreide deinen Feinden zur Nahrung geben, und nicht wieder sollen Fremde trinken deinen Most, um den du dich abgemüht. Nein, wer das Korn geerntet, soll es verzehren und den Herrn dabei preisen. Und wer den Wein eingebracht, soll ihn auch trinken in meinen heiligen Vorhöfen. 'Siehe, dein Heil kommt!'Zieht aus, zieht aus durch die Tore! Bahnt dem Volk den Weg! Baut, baut die Straße! Macht sie von Steinen frei! Pflanzt auf das Banner für die Völker!  Seht, der Herr läßt verkünden bis ans Ende der Erde: "Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein Retter kommt! Siehe sein Lohn kommt mit ihm, und seine Vergeltung geht vor ihm her!"  Man wird sie nennen 'Heiliges Volk', 'Erlöste des Herrn'. Doch du wirst heißen 'Gesuchte', 'Nichtverlassene Stadt'. GERICHT UND ERLÖSUNG'In meinem Zorn trat ich sie nieder'Wer ist es, der da kommt von Edom, in roten Gewändern von Bozra? Dieser da, prächtig in seinem Gewand, stolz einherschreitend in seiner gewaltigen Kraft. "Ich bin es, der Gerechtigkeit redet, der Macht hat, zu retten."  "Warum ist dein Gewand, deine Kleidung wie die eines Keltertreters?"  "Die Kelter habe ich allein getreten. Von den Völkern war niemand bei mir. In meinem Zorn trat ich sie nieder. In meinem Grimm zerstampfte ich sie. An meine Kleider spritzte ihr Blut. So besudelte ich mein Gewand. Denn ein Tag der Rache lag mir im Sinn, und das Jahr der Erlösung war gekommen. Ich schaute aus, doch kein Helfer war da. Ich blickte verwundert umher. Doch niemand war da, der mir beistand. Da half mir der eigene Arm. Der eigene Grimm stand mir bei. So zertrat ich die Völker in meinem Zorn, machte sie trunken in meinem Grimm und ließ zur Erde rinnen ihr Blut." 'Preisen will ich die Huld des Herrn!'Preisen will ich die Huld des Herrn, die Ruhmestaten des Herrn, nach allem, was der Herr uns getan, und preisen will ich die große Güte gegen Israels Haus, die er ihm nach seiner Barmherzigkeit und Gnadenfülle erwiesen. Denn er sprach: "Sie sind ja mein Volk, Söhne, die nicht treulos werden." - So ward er ihnen zum Retter. Bei all ihrer Drangsal fühlte auch er sich bedrängt, doch der Engel seines Angesichtes rettete sie. In seiner Liebe und Nachsicht erlöste er sie, hob sie auf und trug sie alle Tage der Vorzeit.  Sie aber waren widerspenstig und betrübten seinen heiligen Geist. Da wurde er ihnen zum Feind. Er selber bekämpfte sie. Da dachte sein Volk zurück an die Tage der Vorzeit, an Mose: "Wo ist der, der seiner Herde Hirten heraufgeholt aus dem Wasser des Nils? Wo ist der, der ihm ins Herz gab seinen heiligen Geist? Der seinen gewaltigen Arm einhergehen ließ zur Rechten des Mose? Der die Wasser vor ihnen zerteilte, sich einen ewigen Namen zu machen? Der durch Wasserfluten sie schreiten ließ, so leicht wie das Pferd durch die Wiese, daß sie nicht wankten wie das Vieh, das ins Tal hinabsteigt?" - Der Geist des Herrn ließ sie immerdar Ruheplätze finden. - So hast du dein Volk geleitet, um dir einen herrlichen Namen zu machen. 'Ach, daß du den Himmel zerrissest...'Blicke vom Himmel hernieder! Siehe herab von deiner heiligen, prächtigen Wohnung! Wo ist dein Eifer und deine Macht, deines Herzens Regung und dein Erbarmen? - Halte dich von uns nicht fern! Denn unser Vater bist du! Abraham weiß nicht um uns, und Israel kennt uns nicht. Du, Herr, bist unser Vater. 'Unser Erlöser von alters her' lautet dein Name.  Warum hast du uns abirren lassen, Herr, von deinen Wegen, unser Herz verhärtet, so daß es dich nicht mehr fürchtet? Laß zurückkehren um deiner Knechte willen die Stämme, die dein Eigentum sind! Haben sie nur auf kurze Zeit dein heiliges Volk beherrscht, haben unsere Widersacher dein Heiligtum nicht zertreten?  Es ist, als hättest du nicht von alters her über uns geherrscht, als wären wir nicht benannt nach deinem heiligen Namen. Ach, daß du den Himmel zerrissest und niederführest, daß die Berge vor dir erbebten! Komm wie Feuer, das Reisig entzündet, wie Feuer, das Wasser in Wallung bringt. Mache deinen Namen kund deinen Widersachern, daß die Völker vor dir erzittern, wenn du furchtbare Taten vollführst, die keiner erwartet. O, führest du nieder, daß Berge vor dir erbebten! Hat man doch von alters her nicht gehört noch vernommen, hat doch kein Auge gesehen, daß ein Gott außer dir solches getan für jene, die auf ihn harren. 'Wir sündigten weiter''Wir sündigten weiter'Du nimmst dessen dich an, der mit Freuden Gerechtigkeit übt, derer, die dein gedenken auf deinen Wegen. Doch ach, du grolltest, und wir sündigten weiter durch unsere Treulosigkeit und unseren Abfall. So wurden wir allesamt wie ein Unreiner, und all unsere Gerechtigkeit wie ein besudeltes Kleid, wir alle verwelkten wie Laub. Unsere Frevel trugen uns fort wie der Wind.  Niemand rief deinen Namen an, raffte sich auf, um an dir festzuhalten. Denn du hattest vor uns dein Antlitz verborgen und ließest uns unter dem Druck unserer Frevel erbeben. Gebet um das HeilGebet um das HeilDoch nun, Herr, - du bist unser Vater. Wir sind der Ton, du bist unser Bildner, und wir alle sind das Werk deiner Hände. - Zürne nicht allzu sehr, Herr, und gedenke nicht für immer der Schuld! Siehe, blicke doch her! Dein Volk sind wir alle. Deine heiligen Städte wurden zu Wüste. Zion ist zur Wüste geworden, zur Öde Jerusalem.- Unser heiliges, prächtiges Haus, wo dich unsere Väter gepriesen, ist dem Feuer anheimgefallen. Alle unsere Kostbarkeiten gingen in Scherben. Kannst du dabei noch an dich halten, o Herr? Wirst du schweigen und uns aufs tiefste erniedrigen? 'Ich war zu finden für die, die nicht nach mir suchten'"Ich war zu erfragen für die, die nicht nach mir fragten. Ich war zu finden für die, die nicht nach mir suchten. Ich sprach: 'Siehe, hier bin ich! Siehe, hier bin ich!' zu einem Volk, das nicht nach meinem Namen benannt war.  Ich habe die ganze Zeit meine Hände ausgebreitet nach einem störrischen Volk, das auf einem Weg, der nichts taugt, seinem eigenen Dünkel nachging, nach einem Volk, das stets ohne Scheu mich reizte, indem es opferte in den Gärten und räucherte auf Altären errichtet aus Ziegeln. Sie sitzen in Gräbern, übernachten an verschwiegenen Orten. Sie essen Schweinefleisch. In ihren Schüsseln ist Brühe von Unreinem.  Und sie sagen: 'Halt! Komm mir nicht nah! Sonst mache ich dich heilig.' - Solche Leute sind Rauch in meiner Nase, ein Feuer, das immerfort brennt.  'Ich werde nicht ruhen, bevor ich es vergolten habe'Seht, vor mir ist es aufgeschrieben: Ich werde nicht ruhen, bevor ich es vergolten habe. Ich werde es heimzahlen in ihren Gewandbausch hinein,  ihre Frevel und die Frevel ihrer Väter insgesamt", spricht der Herr, "die auf den Bergen geopfert und mich auf den Hügeln gelästert haben. Heim zahle ich ihnen zuerst ihren Lohn in ihren Gewandbausch hinein." Rettung eines heiligen RestesSo spricht er Herr: "Wie man von einer Traube sagt, wenn man Saft in ihr findet: 'Verdirb sie nicht; denn es ist Segen darin!', so will ich handeln um meiner Knechte willen, um nicht zu verderben das Ganze. Darum will ich aus Jakob einen Nachkommen hervorgehen lassen, und aus Juda einen Erben meiner Berge. Ja, meine Auserwählten werden die Erben sein. Meine Knechte werden dort wohnen. Dann wird die Ebene Scharon zu einer Weide für die Schafe werden und das Achor-Tal zum Lagerplatz von Rindern für mein Volk, das nach mir fragt.  Das Urteil über GötzendienerIhr aber, die ihr verlassen den Herrn, die ihr vergessen meinen heiligen Berg, die ihr einen Tisch zurichtet dem Gad und Würzwein als Trankopfer darbringt der Meni,  euch bestimme ich für das Schwert. Ihr werdet alle euch niederknien zur Schlachtung, weil ihr, als ich rief, keine Antwort gabt, weil ihr, als ich sprach, nicht hörtet, sondern tatet, was böse in meinen Augen, und das erwähltet, was mir nicht wohlgefiel." Fromme und AbtrünnigeDarum spricht der allmächtige Herr: "Siehe, meine Knechte werden essen, und ihr werdet hungern. Siehe, meine Knechte werden trinken, und ihr werdet dürsten. Siehe, meine Knechte werden sich freuen, und ihr werdet beschämt sein. Siehe, meine Knechte werden jauchzen vor Herzensfreude, und ihr werdet jammern vor Herzensweh und wehklagen gebrochenen Geistes. Eure Namen werdet ihr meinen Auserwählten hinterlassen zum Fluchwort: So wie sie möge der Herr dich töten! - Seinen Knechten jedoch wird ein anderer Name gegeben. Wer sich segnet im Land, wird sich segnen beim Gott der Treue. Wer schwört im Land, wird schwören beim Gott der Treue. Denn vergessen werden die früheren Drangsale sein und verschwunden vor meinen Augen. Frohlockt über das, was ich schaffeDenn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. Der früheren Dinge gedenkt man nicht mehr. Keinem kommen sie mehr in den Sinn. Nein, freut euch, frohlockt immerdar über das, was ich schaffe! Denn seht, ich werde Jerusalem umschaffen zum Jubel und sein Volk zum Frohlocken. Die Fülle des HeilsIch selbst will über Jerusalem jubeln und über mein Volk frohlocken. Man wird keinen Laut des Weinens, keinen Laut des Wehgeschreis darin mehr vernehmen. Nicht soll es dort einen Säugling mehr geben, der nur wenige Tage lebt, noch einen Greis, der sein Alter nicht voll erreicht. Nein, der Jüngling soll sterben als Hundertjähriger, und wer nur hundert Jahre alt wird, gilt als vom Fluch getroffener Sünder.  Häuser werden sie bauen und darin wohnen. Weinberge werden sie pflanzen und ihre Früchte genießen. Man wird nicht bauen, und ein anderer wird darin wohnen. Man wird nicht pflanzen, und ein anderer wird davon essen. Vielmehr wird dem Alter der Bäume das Alter meines Volkes gleich sein. Den Ertrag ihrer Hände werden meine Auserwählten auch selbst verbrauchen. Sie werden sich nicht vergeblich mühen, noch für ein jähes Ende Kinder hervorbringen. Denn sie sind ein Geschlecht von Gesegneten des Herrn und ihre Sprößlinge zugleich mit ihnen. Ehe sie noch rufen, werde ich schon Antwort geben. Während sie noch reden, werde ich sie schon erhören. Wolf und Lamm werden beisammen weiden, und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind und die Schlange sich nähren vom Staub. Nicht werden sie Schlimmes verüben, nicht Unheil stiften auf meinem ganzen heiligen Berg", spricht der Herr. DIE VOLLENDUNG DES GOTTESREICHESVerdammung äußerer WerkgerechtigkeitSo spricht der Herr: "Mein Thron ist der Himmel und die Erde der Schemel meiner Füße. Was für ein Haus wolltet ihr mir bauen, und wie ist beschaffen der Ort meiner Ruhestatt? All dies hat doch meine Hand gemacht; so ist all dies entstanden", - Spruch des Herrn. "Ich aber schaue auf den, der demütig ist, auf den, der im Geist zerknirscht ist, auf den, der sich sorgt um mein Wort. Man schlachtet Stiere und tötet einen Menschen; man opfert Schafe und bricht einem Hund das Genick; man bringt ein Speiseopfer dar und Schweinsblut; man verbrennt Weihrauch und lobpreist einen Götzen: Wie diese ihre eigenen Wege gehen und Gefallen finden an ihren Scheusalen, ebenso will ich mir Peinigungen auswählen für sie und das über sie kommen lassen, wovor ihnen graut, weil, als ich rief, keiner Antwort gab, als ich redete, keiner hören wollte, sondern das tat, was schlecht ist in meinen Augen, und das wählte, was mir nicht wohlgefiel." Plötzliche Vernichtung der GottlosenHört das Wort des Herrn, die ihr euch sorgt um sein Wort: "Eure Brüder, die euch hassen, die euch verstoßen um meines Namens willen, sagen: 'Der Herr möge erscheinen in seiner Herrlichkeit, damit wir eure Freude erblicken!' Doch sie werden zuschanden werden." Horch, Getöse erschallt von der Stadt her! Horch, aus dem Tempel! Doch, der Herr übt Vergeltung an seinen Feinden! Die Geburt des neuen GottesvolkesEhe noch die Wehen kommen, wird sie gebären. Ehe noch die Schmerzen sie fassen, wird sie eines Knaben genesen. Wer hat solches gehört? Wer hat solches gesehen? Wird ein Land an einem Tag zur Welt gebracht oder ein Volk auf einmal geboren? Und doch: Zion, kaum in den Wehen, hat schon ihre Kinder geboren. "Sollte ich sie noch hindern bei der Geburt?", spricht der Herr. "Sollte ich, der gebären läßt, ihr es wehren?", spricht dein Gott. Die Herrlichkeit JerusalemsFreut euch mit Jerusalem und jubelt über die Stadt, ihr alle, die ihr sie liebhabt! Frohlockt mit ihr alle, die ihr Leid trugt um sie! Trinkt euch satt an ihrer trostreichen Brust! Schlürft, labt euch an ihrer Herrlichkeit Fülle! Denn so spricht der Herr: "Seht, ich leite das Heil ihr zu wie einen Strom, den glänzenden Reichtum der Völker wie einen überflutenden Bach. Ihre Säuglinge wird man auf den Hüften tragen, sie liebkosen auf den Knien. Wie einen Knaben, den seine Mutter tröstet, so will ich euch trösten. In Jerusalem wird man euch trösten. Wenn ihr es seht, wird euer Herz frohlocken, euer Leib wird aufblühen wie junges Grün." - So wird die Hand des Herrn sich kundtun an seinen Knechten. Doch seine Feinde wird er bedrohen. Das Gericht über die GötzendienerDenn siehe, der Herr wird im Feuer kommen. Seine Wagen gleichen dem Sturm. Seinen Zorn wird er in Verderben verwandeln, sein Drohen in Feuerflammen. Denn durch Feuer hält der Herr Gericht über jegliches Fleisch und durch sein Schwert. Groß wird sein die Zahl der vom Herr Erschlagenen.  "Die sich weihen und reinigen bei den Gärten für den einen, der in der Mitte steht, dabei Schweinefleisch, Unreines, Mäuse verzehren -: umkommen sollen sie alle", - Spruch des Herrn.  "Zu mir sind ihre Taten und ihre Gedanken gekommen. Alle Völker und Zungen will ich versammeln. Sie werden kommen und meine Herrlichkeit sehen. 'Alle Völker werde ich sammeln...'Ich werde an ihnen ein Zeichen wirken und einige von ihnen als Entronnene zu den Völkern senden: nach Tarschisch, Put und Lud, Meschech und Rosch, Tubal und Jawan und zu den fernen Inseln, die noch keine Kunde von mir vernommen und noch nicht gesehen meine Herrlichkeit; sie werden unter den Völkern meine Herrlichkeit künden.  Bringen wird man dann auf Pferden, auf Wagen, in Sänften, auf Maultieren und Dromedaren all eure Brüder aus allen Völkern als Geschenk für den Herrn zu meinem heiligen Berg nach Jerusalem", - spricht der Herr, "gleichwie Israels Söhne das Speiseopfer in einem reinen Gefäß zum Haus des Herrn bringen.  Einen Teil aus ihnen will ich als Priester und Leviten auswählen", spricht der Herr.  "Denn so wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich schaffe, vor mir Bestand haben werden", - Spruch des Herrn - "so soll auch euer Stamm und Name bestehen. Und Neumond um Neumond und Sabbat um Sabbat wird alles Fleisch kommen, um anzubeten vor mir", spricht der Herr. "Man wird dann hinausgehen, die Leichen der Männer zu schauen, die abgefallen von mir. Denn ihr Wurm wird nicht sterben. Ihr Feuer wird nicht erlöschen. Ein Abscheu werden sie sein allem Fleisch." Berufung und AuftragFolgendes sind die Reden Jeremias, des Sohnes Hilkijas, aus dem Priestergeschlecht, das in Anatot im Land Benjamin wohnte. An ihn erging das Wort des Herrn in den Tagen des Königs Joschija von Juda, des Sohnes Amons, im 13. Jahr seiner Regierung. Es erging an ihn auch in den Tagen des Königs Jojakim von Juda, des Sohnes Joschijas, bis zum Ende des elften Jahres des Königs Zidkija von Juda, des Sohnes Joschijas, bis zur Wegführung der Bewohner Jerusalems im fünften Monat. Die BerufungsvisionEs erging an mich das Wort des Herrn:  "Ehe ich dich formte im Mutterleib, habe ich dich erkannt. Ehe du kamst aus dem Mutterschoß, habe ich dich geheiligt und dich zum Völkerpropheten bestellt."  Doch ich sprach: "Ach, allmächtiger Herr, sieh doch, ich kann ja nicht reden, ich bin noch zu jung!"  Aber der Herr erwiderte mir: "Sage nicht: 'Ich bin noch zu jung!' Geh nur, wohin ich dich sende! Verkünde, was ich dir auftrage! Fürchte dich nicht vor ihnen! - ich bin ja mit dir, dich zu behüten!" - Spruch des Herrn. - Und der Herr streckte seine Hand aus und berührte meinen Mund. Und der Herr sprach zu mir: "So lege ich denn meine Worte in deinen Mund. Siehe, ich gebe dir heute Vollmacht über Völker und Königreiche, auszureißen und einzureißen, auszurotten und zu zerstören, aufzubauen und einzupflanzen!"  'Was siehst du, Jeremia?'Darauf erging an mich das Wort des Herrn: "Was siehst du, Jeremia?" Ich antwortete: "Einen Zweig vom 'Wachebaum'."  Da sprach der Herr zu mir: "Du siehst recht: Denn ich wache über mein Wort, es zu vollführen." Und wieder erging an mich das Wort des Herrn: "Was siehst du?" Ich antwortete: "Ich sehe einen brodelnden Topf. Seine Öffnung neigt sich von Norden her."  Da sprach der Herr zu mir: "Von Norden her brodelt das Unheil auf über alle Bewohner des Landes. Denn siehe, ich entbiete alle Stämme der Reiche des Nordens", - Spruch des Herrn. - "Sie kommen und lagern sich insgesamt vor den Toreingängen Jerusalems, vor all seine Mauern ringsum, vor allen Städten von Juda. Da will ich ihnen mein Urteil sprechen ob all ihrer Bosheit: Sie haben ja von mir gelassen, haben anderen Göttern geopfert, haben angebetet ihr eigenes Machwerk. 'Verkünde ihnen alles, was ich dir auftrage...'Du aber gürte die Hüften! Auf, verkünde ihnen alles, was ich dir auftrage. Erschrick nicht vor ihnen, sonst will ich dich schrecken durch sie.  Ich aber - ich mache dich heute zur festen Burg, zur eisernen Säule, zur ehernen Mauer wider das ganze Land, wider Judas Könige, wider seine Großen, wider seine Priester und wider das Volk des Landes. Bekriegen werden sie dich, doch dich nicht bezwingen. Denn ich stehe dir zur Seite, um dir Rettung zu bringen! "- Spruch des Herrn. ISRAELS TREUBRUCH UND ABFALLLiebe und Glück in Israels BrautzeitDas Wort des Herrn erging an mich: "Geh, rufe Jerusalem laut ins Ohr: 'So spricht der Herr: Ich lohnte dir deine junge Liebe, die Liebe deiner Brautzeit, da du in der Wüste mir folgtest, im Land ohne Aussaat. Israel galt dem Herrn als heiliges Gut, als Erstling seines Ertrages. Wer davon aß, der mußte es büßen; Unheil kam über ihn'", - Spruch des Herrn.  Torheit und Undank der VäterHört das Wort des Herrn, Haus Jakobs und alle Geschlechter des Hauses Israel! So spricht der Herr: "Was fanden Unrecht an mir eure Väter, daß sie mich verließen, daß sie herliefen hinter nichtigen Götzen und selber zunichte wurden?  Sie fragten nicht: 'Wo ist der Herr, der uns aus Ägypten geführt, der uns durch die Wüste geleitet, durch Steppen und Schluchten, durch dürres und düsteres Land, durch ein Land, das kein Wanderer durchzieht und kein Mensch bewohnt.' Ich brachte euch in ein fruchtbares Land, damit ihr dessen Güter und Früchte genießen solltet. Doch ihr kamt und entweihtet mein Land und machtet zur Greuelstätte mein Erbe. Die Priester fragten nicht: 'Wo ist der Herr?' Die Hüter des Gesetzes kannten mich nicht. Die Hirten wurden mir untreu. Die Propheten waren Propheten des Baal; hilflosen Götzen liefen sie nach.  Darum führe ich gegen euch Klage", - Spruch des Herrn - "und muß gegen eure Kindeskinder Klage erheben. Die unerhörte doppelte SchuldJa, geht zu den Inseln der Kittäer hinüber und seht! Schickt hin nach Kedar, erkundigt euch gut und erforscht, ob je dergleichen geschehen:  Ob je ein Volk seine Götter vertauschte, die gar keine Götter sind! Doch mein Volk gab preis seinen herrlichen Gott für hilflose Götzen. Entsetze dich, Himmel, darüber und erstarre von Schauder!" - Spruch des Herrn. "Ja, zweifache Sünde beging mein Volk: Mich, den Quell des lebendigen Wassers, hat es verlassen und sich Zisternen gegraben, brüchige Brunnen, die das Wasser nicht halten.  Die bösen FolgenIst Israel denn ein Knecht, ein hausgeborener Sklave? Warum ward es zur Beute?  Über ihm brüllen Löwen mit lautem Gebrüll. Zur Wüste hat man gemacht sein Land. Verbrannt sind seine Städte, beraubt der Bewohner. Auch Memfis und Tachpanhes weiden den Scheitel dir ab.  Trägt nicht die Schuld daran deine Abkehr vom Herrn, deinem Gott, zur Zeit, da auf rechtem Weg er dich führte? Was läufst du denn jetzt nach Ägypten, zu trinken das Wasser des Nils? Was läufst du hinüber nach Assur, zu trinken das Wasser des Eufrat?  Deine Bosheit ist es, die dich züchtigt, dein Abfall ist es, der dich straft. Merke es dir und sieh, wie böse und bitter es ist, den Herrn, deinen Gott, zu verlassen und mich nicht zu fürchten!" - Spruch des allmächtigen Herrn der Heerscharen. 'Sieh doch dein Treiben...'"Von jeher hast du zerbrochen dein Joch, deine Stricke zerrissen und hast gesagt: 'Ich diene dir nicht!' - Auf jedem hohen Hügel hingegen, unter jedem grünenden Baum hast du als Dirne dich hingegeben. Ich hatte dich als Edelrebe eingepflanzt. Als gutes, edles Gewächs. Doch wie bist du mir ausgeartet in Wildrebengeranke? Auch wenn du dich mit Laugensalz wüschest und dir Seife nähmest in Menge: Ein Schmutzfleck bleibt deine Schuld vor mir!" - Spruch des allmächtigen Herrn. "Wie kannst du nur sagen: 'Ich habe mich nicht befleckt, ich bin den Baalen nicht nachgelaufen!' Sieh doch dein Treiben im Tal! Bedenke, was du getan! Eine leichtfüßige Kamelstute bist du, die bald hierhin, bald dorthin läuft,  Eine Wildeselin, an die Steppe gewöhnt, die nach Luft schnappt in wilder Gier. Wer dämpft ihre Brunst? Wer ihrer begehrt, findet sie mühelos in der Zeit ihrer Brunst. Gib acht, du läufst dir die Sohlen sonst ab, die Kehle vertrocknet dir noch. Du aber sagst: 'Nein! Laß mich! Ich liebe die fremden Götzen, ich laufe ihnen nach!' Ohnmächtige GötzenWie der Dieb, der ertappt wird, in Schande gerät, so steht da in Schande Israels Haus samt seinen Königen und seinen Fürsten, samt seinen Priestern und seinen Propheten. Sie sagen zum Holz: 'Mein Vater bist du!', und zum Stein: 'Du hast mir das Leben geschenkt!' Mir aber wenden den Rücken sie zu und nicht das Gesicht. In der Zeit der Not aber rufen sie: 'Auf, komm uns zu Hilfe!' Wo bleiben denn deine Götter, die du selbst dir gebildet? Sie mögen nun aufstehen, wenn sie dir helfen können zur Zeit der Bedrängnis! Denn zahlreich wie deine Städte, Juda, sind auch deine Götzen. Warum beklagt ihr euch gegen mich, wo ihr mich alle verließet?" - Spruch des Herrn. 'Mein Volk hat meiner vergessen'"Umsonst habe ich eure Kinder geschlagen: Zucht nahmen sie keine an. Euer Schwert fraß eure Propheten wie ein würgender Löwe. Ihr nun, das lebende Geschlecht, beachtet das Wort des Herrn! Bin ich zur Wüste geworden für Israel, zum finsteren Land? Warum sagt denn mein Volk: 'Genug sind wir in ihm umhergeschweift. Wir kommen nie wieder zu dir zurück!'?  Vergißt eine Jungfrau ihr Geschmeide, ihren Gürtel die Braut? Doch mein Volk hat meiner vergessen seit ungezählten Tagen. Wie trefflich verstehst du dich darauf, Liebschaften ausfindig zu machen! So hast du auch deinen Wandel an böse Dinge gewöhnt.  An den Säumen deiner Kleider klebt gar das Blut von schuldlosen Armen. Beim Einbruch hast du sie nicht ertappt! 'Nun ziehe ich dich zur Rechenschaft'Trotz alldem behauptest du noch: 'Ich bin ohne Schuld. Sein Zorn hat ja von mir gelassen!' - Nun ziehe ich dich zur Rechenschaft, während du behauptest: 'Ich habe nichts Böses getan!' Wie bist du doch darauf aus, zu wechseln den Weg! Auch von Ägypten wirst du Schande ernten, wie dir Schande wurde von Assur.  Auch von dort wirst du wegziehen müssen, die Hände über dem Kopf. Denn der Herr verwirft die, auf die du vertraust. Kein Glück wirst du haben mit ihnen. Gottes Ruf zur UmkehrMangel an BußgesinnungGesetzt den Fall: Ein Mann entläßt seine Frau. Sie geht von ihm weg und wird die Frau eines anderen Mannes. Kehrt er wohl wieder zu ihr zurück? Ist eine solche Frau denn nicht völlig entweiht? - Mit vielen Freunden hast du dich eingelassen und willst wieder zurückkehren zu mir?" - Spruch des Herrn. "Erhebe zu den kahlen Höhen deine Augen und sieh! Wo bist du nicht geschändet worden? An den Wegen saßest du, auf sie wartend, dem Araber gleich in der Wüste. So hast du geschändet das Land durch dein Buhlen und böses Treiben.  Den Regenschauern ward Einhalt getan. Kein Spätregen fiel. Doch du nahmst die Stirn eines Lasterweibes an. Setztest beiseite alles Schämen.  Jetzt freilich rufst du mir zu: 'Mein Vater! Der Freund meiner Jugend bist du! Wird ewig er grollen? Wird ewig er dessen gedenken?' Ja, so war dein Wort, und - du tust dabei Böses! Und das bringst du fertig!" Israel und JudaDer Herr sprach zu mir in den Tagen des Königs Joschija: "Hast du gesehen, was die Abtrünnige, Israel, getan hat? Sie ging hin auf jeden hohen Berg und unter jeden grünenden Baum und hat dort Böses getrieben.  Ich dachte, sie käme zu mir zurück, wenn sie all dies getan hat. Aber sie kehrte nicht zurück. Dies ward die Treulose, ihre Schwester Juda, gewahr. Sie sah aber auch, daß ich die Abtrünnige Israel gerade deswegen, weil sie Böses trieb, verstieß und ihr den Scheidebrief gab. Doch die Treulose, ihre Schwester Juda, hatte keine Furcht, sondern ging hin und trieb ebenfalls Böses.  Durch ihr leichtfertiges, zuchtloses Treiben entweihte sie das Land. Mit Stein und Holz trieb sie Böses. Trotz alledem kehrte die Treulose, ihre Schwester Juda, nicht von ganzem Herzen, sondern nur zum Schein zu mir zurück", - Spruch des Herrn.  Hierauf sagte der Herr zu mir: "Gerecht steht die Abtrünnige Israel da im Vergleich zu der Treulosen Juda. Geh, rufe diese Worte gegen Norden hin aus und sprich: Kehre zurück, Abtrünnige, Israel!" - Spruch des Herrn - "Ich will nicht mehr zornig blicken auf euch; denn ich bin gnädig", - Spruch des Herrn - "ich grolle nicht ewig. Nur erkenne deine Schuld, daß du dem Herrn, deinem Gott, die Treue gebrochen und bald hierhin, bald dorthin liefst zu den heidnischen Götzen unter jedem grünenden Baum. Auf meinen Ruf aber hörtet ihr nicht!" - Spruch des Herrn. Neues Heil in der Zukunft"Kehrt zurück, ihr abtrünnigen Söhne!" - Spruch des Herrn. - "Denn ich bin euer Gebieter. Ich hole euch heim, und wäre es auch nur einer aus einer Stadt und zwei aus einem Stamm, und bringe euch heim nach Zion. Ich gebe euch Hirten nach meinem Sinn, die euch weiden mit Weisheit und Klugheit.  Wenn ihr euch dann mehrt und zahlreich werdet im Land in jenen Tagen", - Spruch des Herrn - "wird man nicht mehr sagen: 'Die Bundeslade des Herrn!' - Man wird ihrer nicht mehr gedenken und sich ihrer nicht mehr erinnern und sie nicht weiter vermissen, noch wird eine andere verfertigt.  In jener Zeit nennt man Jerusalem 'Thron des Herrn'. Alle Völker strömen dorthin zusammen, zum Namen des Herrn nach Jerusalem, und keiner folgt mehr dem Trotz seines boshaften Herzens. In jenen Tagen wird Judas Haus mit Israels Haus sich verbinden. Aus dem Nordland kehren sie miteinander heim in das Land, das ich euren Vätern zum Erbe gegeben. 'Ihr habt mir die Treue gebrochen...'Ich hatte gedacht: Ich will dich an Sohnes Statt aufnehmen und ein köstliches Land dir verleihen, der Völker herrlichsten Wohnsitz! Ich hoffte: 'Mein Vater', riefest du mich, nie würdest du von mir weichen! Doch wie ein Weib ihren Gatten treulos verläßt, so habt auch ihr mir die Treue gebrochen, Haus Israel!" - Spruch des Herrn. Schuldbekenntnis des VolkesHorch! Auf den kahlen Höhen hört man Weinen, der Kinder Israels flehenden Ruf, daß sie gewandelt auf krummem Pfad, des Herrn, ihres Gottes, vergaßen.  "So kehrt denn um, abtrünnige Söhne, ich will ausheilen die Wunden eures Abfalls!" - "Da sind wir! Wir kommen zu dir! Denn du bist der Herr, unser Gott! Wahrlich, Trug sind die Hügel, der Lärm auf den Bergen! Wahrlich, nur beim Herrn, unserem Gott, ist für Israel Heil! Seit unserer Jugend fraß der Schandgötze unserer Väter Arbeit, ihre Schafe und Rinder, ihre Söhne und Töchter.  Wir müssen uns betten in unserer Schmach. Unsere Schande soll uns bedecken. Denn wir haben gesündigt am Herrn, unserem Gott, wie die Väter, von Jugend an bis auf den heutigen Tag. Der Stimme des Herrn, unseres Gottes, haben wir nicht mehr geachtet!" Begnadigung nach aufrichtiger BußeSo du dich wendest, Israel", - Spruch des Herrn - "darfst du heimkehren zu mir. So du die Götzenscheusale mir aus den Augen schaffst, sollst du nicht heimatlos bleiben. Und schwörst du: 'So wahr der Herr lebt!', - ehrlich, wahrhaftig und recht -, werden die Heiden sich segnen in ihm und seiner sich rühmen." Denn so spricht der Herr zu den Männern von Juda und zu Jerusalem: "Pflügt Neuland und sät nicht unter die Dornen!  Beschneidet euch für den Herrn und entfernt eures Herzens Vorhaut, Leute von Juda, Bewohner Jerusalems! Sonst bricht wie Feuer mein Grimm los und brennt ob eurer Taten Bosheit, und niemand kann löschen."  'Unheil sende ich vom Norden her...'"Kündet es in Juda! Ruft in Jerusalem aus die Botschaft! Stoßt im Land ins Horn! Schreit aus vollem Hals die Losung: 'Sammelt euch! In die festen Städte müssen wir ziehen! Schwingt die Fahnen nach Zion hin! Flieht! Verweilt nicht! Denn Unheil sende ich von Norden her und gewaltige Zerstörung." Aus seinem Dickicht erhebt sich der Löwe, der Völkerwürger bricht los, verläßt sein Lager, dein Land zur Wüste zu machen. Deine Städte werden verwüstet und menschenleer.'  Hüllt euch darum in Sacktuch! Wehklagt und heult: Die Zornesglut des Herrn weicht nicht von uns. "An jenem Tag" - Spruch des Herrn - "sind ratlos König und Fürst. Die Priester packt das Entsetzen, und Schaudern befällt die Propheten.  Sie sprechen: 'Ach mächtiger Herr! Wahrlich, du hast dieses Volk und Jerusalem bitter betrogen mit der Kunde: Heil wird euch werden! - Und jetzt geht das Schwert uns ans Leben!'" Der SturmIn jener Zeit heißt es von diesem Volk und von Jerusalem: "Ein Glutwind bricht los von den kahlen Höhen auf die Tochter, mein Volk, nicht zum Worfeln und nicht zum Säubern.  Ein Sturm, zu gewaltig dafür, erscheint mir zum Dienst. Nun bin ich es, der ihnen das Urteil spricht." "Siehe da: Wie Wettergewölk, so zieht es herauf! Wie Sturmwind sausen die feindlichen Wagen! Schneller als Adler fliegen die Pferde dahin! Weh uns, nun sind wir verloren!" Mahnung zu rascher UmkehrWasche rein von Bosheit dein Herz, Jerusalem, so soll Rettung dir werden! Wie lange noch sollen in deiner Brust sündige Pläne wohnen? Horch nur! Eine Meldung aus Dan! Ein Unglücksbote von Efraims Bergen: "Meldet den Stämmen, kündet es Jerusalem: 'Belagerer kommen aus fernem Land und erheben den Schlachtruf gegen Judas Städte.' Wie Feldhüter lagern sie rings um es her, weil es wider mich aufstand", - Spruch des Herrn.  Dein Wandel und dein Tun haben dir es eingetragen. Deiner Bosheit Schuld ist es, daß es dir bitter ist, daß es ans Herz dir greift. DAS KLAGELIED DES PROPHETENDas Hereinbrechen des Kriegselendes"Meine Brust, mein Brust! Ich winde mich in Weh! Es springt mir das Herz! Es tobt mir mein Inneres- ich kann nicht verstummen: Posaunenschall hörst du, mein Herz! Kampfesgetöse! 'Zerstörung über Zerstörung!', lautet die Kunde. Verheert ist das ganze Land! Im Nu sind zerstört meine Zelte, im Augenblick meine Behausung! Wie lange muß ich schauen die Banner, muß ich hören den Schall der Posaune?" Ach, betört ist mein Volk! Sie wollten von mir nichts wissen. Törichte Kinder sind sie, der Einsicht bar, sind klug nur, Böses zu treiben; doch Gutes zu tun, verstehen sie nicht." Das letzte GerichtIch schaue die Erde - und siehe: nur Wüste und Wirrnis! Zum Himmel: sein Licht ist entschwunden! Ich schaue die Berge - und siehe: sie erbeben! Alle Hügel erzittern! Ich schaue - und siehe: kein Mensch ist mehr da! Entflohen sind alle Vögel des Himmels! Ich schaue - und siehe: das Fruchtland liegt wüst! Zerstört sind all seine Städte vor dem Herrn, vor der Glut seines Grimmes. Die völlige VernichtungDenn so spricht der Herr: "Zur Wüste soll werden das ganze Land! - Doch will ich es nicht völlig vernichten. Darüber hüllt sich in Trauer die Erde und der Himmel droben in Finsternis. Darum habe mein Planen ich kundgetan; es reut mich nicht! Ich will es nicht lassen!" Vor dem Ruf "Reiter und Bogenschützen!" fliehen alle Städte. Man birgt sich im Dickicht. Man klettert auf Felsen. Jede Stadt ist verlassen. Niemand wohnt mehr darin. Vergebliche Flucht vor der StrafeDoch du, Verheerte, was tust du dann? Magst du dich kleiden in Purpurgewand, magst du dich zieren mit Goldgeschmeide, magst du mit Bleiglanz dir schminken die Augen - vergeblich machst du dich schön! Die Liebhaber haben dich satt, trachten dir nach dem Leben. Ach, Schreie höre ich wie von Frauen in Wehen, Angstrufe wie die einer Erstgebärenden: Die Stimme der Tochter Zion, die stöhnt. Sie ringt die Hände: "Weh mir! Mördern verfällt mein Leben!" Treulosigkeit und Verstocktheit der VornehmenStreift durch die Gassen Jerusalems, schaut und fragt! Sucht auf seinen Plätzen, ob ihr einen findet, ob es einen nur gibt, der Recht übt, der an Treue sich hält: Ich will ihm vergeben! Man sagt: "So wahr der Herr lebt!" und leistet doch einen Meineid.  Sind nicht deine Augen, o Herr, auf ein ehrliches Wesen gerichtet? Du schlugst sie, doch es schmerzte sie nicht. Du gabst sie der Vernichtung preis, sie aber weigern sich, Zucht anzunehmen, machen härter als Stein ihre Stirn, weigern sich umzukehren. Ich dachte: "Vielleicht sind es nur die kleinen Leute, die sich so töricht gebärden. Sie kennen ja nicht den Weg des Herrn, das Recht ihres Gottes. Darum will ich zu den Großen gehen und mit diesen sprechen. Sie kennen gewiß den Weg des Herrn, das Recht ihres Gottes." Doch gerade sie alle haben zerbrochen das Joch, die Stricke zerrissen. Das GerichtDarum schlägt sie der Löwe des Waldes, würgt sie der Wolf aus der Steppe, liegt lauernd der Panther vor ihren Städten: wer sie verläßt, wird zerrissen. Denn zahlreich sind ihre Frevel, vielfältig sind ihre Sünden.  "Wie sollte ich dir noch verzeihen? Deine Kinder wurden mir untreu und schwuren bei nichtigen Götzen. Ich habe ein Bündnis mit ihnen geschlossen. Doch sie brachen den Bund und wurden im Götzenhaus Gäste.  Wie feiste, geile Rosse sind sie; jeder wiehert nach den Götzen des anderen. Sollte ich dergleichen nicht ahnden?" - Spruch des Herrn. - "Sollte ich an einem solchen Volk mich nicht rächen?" Steigt hinauf auf die Hänge! Zerstört sie! Doch richtet sie nicht völlig zugrunde! Haut weg ihre Ranken! Denn dem Herrn gehören sie nicht mehr an.  "Ja, sie sind mir ganz untreu geworden, Israels Haus und Judas Haus!" - Spruch des Herrn. Sie verleugnen den Herrn und sagen: "Er nicht! Kein Unglück kommt über uns. Wir spüren nicht Schwert noch Hunger.  Die Propheten sind windige Schwätzer: Gottes Wort ist nicht in ihnen. Ihnen selbst soll es so ergehen!"  Darum spricht der Herr, der Gott der Heerscharen: "Weil solche Rede ihr führt, will ich meine Worte in deinem Mund zum Feuerbrand machen und zum Holz dieses Volk, auf daß jener sie aufzehrt. Das Volk aus der FerneSeht, ich führe von fernher ein Volk über euch, Haus Israel", - Spruch des Herrn. - "Ein unüberwindliches Volk, ein uraltes Volk ist es, ein Volk, dessen Sprache dir unbekannt, von dessen Rede du nichts verstehst. Sein Köcher ist ein offenes Grab. Allesamt sind sie Helden.  Es frißt dir Ernte und Brot. Es frißt dir Söhne und Töchter. Es frißt dir Schafe und Rinder. Es frißt dir Weinstock und Feigenbaum. Es zerstört mit dem Schwert dir die festen Städte, auf die du vertraust. Die VerbannungZwar will ich auch in jenen Tagen" - Spruch des Herrn - "euch nicht völlig vernichten. So ihr aber fragt: 'Warum hat der Herr, unser Gott, uns all dieses angetan?', sollst du zu ihnen sagen: 'Wie ihr mich verlassen und fremden Göttern gedient habt im eigenen Land, so sollt ihr Fremden dienstbar sein in einem Land, das euch nicht gehört.'" Der Unverstand des VolkesVerkündet dieses in Jakobs Haus! Ruft es aus in Juda: "Höre es doch, Volk voll Torheit und Unverstand, das Augen hat und nicht sieht, das Ohren hat und nicht hört! Mich wolltet ihr nicht fürchten", - Spruch des Herrn - "vor mir nicht erbeben? Ich habe dem Meer die Düne als Grenze gesetzt, als ewige Schranke, die es nicht überschreitet. Wenn es auch tobt: es vermag nichts. Wenn die Wogen auch brausen: sie kommen nicht darüber.  Doch dieses Volk hat ein Herz voll Trotz und voll Aufruhr. Sie fielen ab und gingen davon und sagen sich nicht: 'Laßt uns fürchten den Herrn, unseren Gott, der den Regen spendet, den Frühregen und Spätregen zur rechten Zeit; der die Fluren tränkt, uns die Ernte erhält!"  Eure Schuld hat dieses gestört, eure Sünden halten den Segen euch fern. Die ReichenJa, Frevler gibt es in meinem Volk. Sie lauern geduckt wie Vogelsteller, sie stellen Fallen und fangen Menschen. Wie ein Korb voller Vögel, so sind ihre Häuser voll unrechten Gutes. Darum sind sie mächtig und reich geworden. Fett sind sie geworden und feist, ja, ihre Schlechtigkeit übersteigt alles Maß. Sie kümmern sich nicht um das Recht, treten nicht ein für das Recht der Waise und entscheiden nicht die Sache der Armen. Sollte ich dergleichen nicht ahnden?" - Spruch des Herrn. - "Sollte ich an einem solchen Volk mich nicht rächen?" Die falschen ProphetenEntsetzliches, Schauriges geht vor sich im Land. Die Propheten weissagen Lüge, die Priester handeln auf eigene Faust -, so liebt es mein Volk! - Was aber werdet ihr tun, wenn das Ende herannaht? DAS UNABWENDBARE UNHEILDer Feind vor JerusalemFlieht, Söhne Benjamins, aus Jerusalems Mitte! Zu Tekoa stoßt ins Horn! Nach Bet-Kerem hin schwingt die Fahne! Denn vom Norden droht Unheil, gewaltige Zerstörung.  Die Liebliche, die Verwöhnte, die Tochter Zion, ich vernichte sie. Hirten kommen zu ihr mitsamt ihren Herden, schlagen ihre Zelte rings um sie auf. Ein jeder weidet ab seinen Bereich.  "Weiht euch zum Kampf wider sie! Auf! Wir wollen am Mittag hinaufziehen! Weh uns! Schon neigt sich der Tag. Schon streckt sich der Abendschatten.  Auf! Ziehen wir heran in der Nacht! Zerstören wir ihre Paläste!" Denn so spricht der Heerscharen Herr: "Fällt ihre Bäume! Werft einen Wall auf gegen Jerusalem! Das ist die Stadt, die gestraft werden soll. Überall herrscht in ihr Bedrückung. Wie der Brunnen sein Wasser frisch erhält, so erhält sie frisch ihre Bosheit; von Unrecht und Gewalttat hört man in ihr, Leid und Mißhandlung sind mir ständig vor Augen. Laß dich warnen, Jerusalem! Sonst reiße ich mich von dir los, sonst mache ich dich zur Wüste, zum Land ohne Bewohner." Die völlige VerderbtheitSo spricht der Heerscharen Herr: "Gründliche Nachlese wie am Weinstock wird man halten an Israels Überrest, die Hand ausstrecken wie nach den Ranken der Winzer.  Zu wem soll ich reden und wen verwarnen, der auf mich hörte? Wahrlich, ihr Ohr ist unbeschnitten, kann es nicht vernehmen! Siehe, das Wort des Herrn ist ihnen zum Spott. Sie finden daran kein Gefallen.  Von der Zornesglut des Herrn bin ich übervoll. Ich bin es müde, sie an mich zu halten. Ich muß sie ergießen über das Kind auf der Gasse, über die ganze Schar der Jünglinge. Ja, Männer und Frauen werden gefangen, der Greis samt dem Hochbetagten. Ihre Häuser fallen an Fremde samt Äckern und Frauen. Dieweil ich die Hand ausstrecke gegen des Landes Bewohner", - Spruch des Herrn. - "Denn vom Kleinsten bis hin zum Größten ist alles nur auf eigenen Vorteil bedacht. Propheten wie Priester, alle treiben Betrug. Meines Volkes Zusammenbruch wollen sie heilen, indem sie leichthin 'Friede! Friede!' versichern, wo doch kein Friede ist. Schämen sollten sie sich, daß sie Schändliches taten! Aber sie schämen sich nicht. Kein Erröten kennen sie mehr. Darum sollen sie fallen, wenn alles fällt, und stürzen, wenn ich sie strafe", - spricht der Herr. Strafe als Folge des StarrsinnsSo spricht der Herr: "Beschreitet die rechten Wege, haltet Umschau und fragt nach den Pfaden der Vorzeit, wo der Weg sei zum Heil! Wenn ihr ihn geht, findet ihr Ruhe für eure Seele. Sie aber sprachen: "Wir wollen nicht darauf wandeln!' Wächter stellt ihr für euch auf: Hört auf das Schmettern der Hörner! Sie aber sprachen: 'Wir wollen nicht darauf hören!' So hört denn, ihr Völker, vernimm es, Gemeinde, was ihnen geschieht! Höre, o Erde! Siehe, Unheil bringe ich über dies Volk, den Lohn ihrer Pläne! Denn meinen Weisungen folgen sie nicht. Mein Gesetz ist ihnen verwerflich. Was soll mir da noch der Weihrauch aus Saba, das Würzrohr aus fernem Land? Eure Brandopfer mag ich nicht mehr. Eure Schlachtopfer gefallen mir nicht."  Darum spricht der Herr: "Siehe, Hemmnisse lege ich diesem Volk in den Weg. Darüber mögen sie stürzen, Väter und Söhne zusammen. Ein Nachbar möge mitsamt dem anderen verderben!" Das Volk aus dem NordlandSo spricht der Herr: "Siehe, ein Volk kommt vom Nordland her. Ein großes Volk bricht auf von den Enden der Erde.  Bogen führt es und Speer. Hart ist es, ohne Erbarmen. Sein Lärmen ist wie das tosende Meer. Auf Pferden stürmt es daher, wie ein Krieger gerüstet zum Kampf gegen dich, Tochter Zion." "Wir haben die Kunde von ihm vernommen: Schlaff sinken herab unsere Hände. Angst faßt uns und Weh wie die Frau beim Gebären." Geht nicht auf das Feld! Tretet nicht auf die Straße! Denn es droht des Feindes Schwert. - Grauen ringsum! Tochter, mein Volk! Lege Sacktuch an! Wirf dich in den Staub! Halte Trauer wie um den einzigen Sohn, bittere Klage: "Plötzlich kam über uns der Verwüster." Die vergebliche Arbeit des Propheten"Zum Scheidemeister bestelle ich dich für mein Volk, zum Prüfer, seinen Wandel peinlich zu prüfen."  Alle sind sie Rebellen und Verleumder; nur Erz und Eisen. Verderbt sind sie alle. Der Blasebalg schnaubt. Unberührt bleibt vom Feuer das Blei. Vergeblich ist alles Schmelzen. Ausscheiden lassen sich nicht die Schlechten. Man nennt sie 'verworfenes Silber' - denn verworfen hat sie der Herr. Falsche Frömmigkeit und falsche SicherheitDie TempelredeDas Wort, das vom Herrn an Jeremia erging:  "Stelle dich an das Tor des Tempels des Herrn und verkünde dort dieses Wort: Hört das Wort des Herrn, ihr Judäer alle, die ihr durch diese Tore kommt, um den Herrn anzubeten! So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Bessert euren Wandel und euer Tun, so will ich euch wohnen lassen an dieser Stätte! Traut nicht dem Lügenwort: Der Tempel des Herrn! Der Tempel des Herrn! Der Tempel des Herrn ist dies! -  Nur wenn ihr euren Wandel und euer Tun ernstlich bessert, wenn ihr wirklich Recht schafft untereinander, nicht Fremdling, Waise und Witwe bedrückt, nicht unschuldiges Blut an dieser Stätte vergießt und fremden Göttern nicht nachlauft, euch zum Schaden, dann lasse ich euch an dieser Stätte wohnen, in dem Land, das ich euren Väter gegeben habe für ewige Zeiten. Doch seht, ihr verlaßt euch auf trügerische Reden, die keinen Wert haben. Wie? Ihr stehlt, mordet, brecht die Ehe, schwört Meineide, opfert dem Baal und lauft fremden Göttern nach, die ihr nicht kennt, und dann kommt ihr und tretet vor mich hin in diesem Haus, das meinen Namen trägt, und sprecht: Wir sind geborgen, - um dann alle diese Greuel weiter zu betreiben! Gilt euch denn dieses Haus, das meinen Namen trägt, als Räuberhöhle? Gut, ich werde schon zusehen!' - Spruch des Herrn. Die Zerstörung des Tempels'Geht nach meiner heiligen Stätte in Schilo, wo ich früher meinen Namen wohnen ließ, und seht, wie ich mit ihr verfahren bin ob der Bosheit meines Volkes Israel!  Da ihr aber nun ganz dieselben Untaten verübt habt" - Spruch des Herrn - "und, wiewohl ich früh und spät zu euch redete, nicht gehört habt und, obschon ich euch rief, mit nicht gefolgt seid: will ich mit diesem Haus, das meinen Namen trägt und auf das ihr euer Vertrauen setzt, und mit der heiligen Stätte, die ich euch und euren Väter gab, so verfahren, wie ich mit Schilo verfuhr: Ich verstoße euch von mir, wie ich alle eure Brüder, den ganzen Stamm Efraim, verstoßen habe.' -  Die Verehrung der AstarteDu aber bete nicht für dieses Volk, erhebe nicht für sie Gebet und Fürsprache! Dringe nicht in mich; denn ich werde nicht auf dich hören! Siehst du denn nicht, was sie in den Städten Judas und in den Gassen Jerusalems treiben? Die Kinder sammeln Holz, die Väter zünden das Feuer an, und die Frauen kneten Teig, um Kuchen für die Himmelskönigin zu backen. Fremden Göttern spendet man Trankopfer, um mir Verdruß zu machen.  Aber bin ich es denn, dem sie Verdruß bereiten", - Spruch des Herrn - "oder nicht vielmehr sich selbst, um schmählich zuschanden zu werden?" So spricht denn der allmächtige Herr: "Siehe, mein grimmer Zorn wird sich über diese Stätte entladen, über Mensch und Vieh, über die Bäume des Feldes und die Früchte des Ackers. Er wird brennen und sich nicht mehr auslöschen lassen." Gehorsam, nicht OpferSo spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: "Häuft nur Brandopfer auf Schlachtopfer und eßt das Fleisch!  Als ich eure Väter aus Ägypten führte, habe ich ihnen nicht so sehr Vorschriften und Befehle über Brand- und Schlachtopfer gegeben, als vielmehr dieses ihnen geboten: 'Hört auf meine Stimme, so will ich euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein. Wandelt ganz den Weg, den ich euch weise, damit es euch gut gehe!' Sie aber hörten nicht, sie gaben mir kein Gehör. Ihren Gelüsten folgten sie in der Verkehrtheit ihres bösen Herzens; sie kehrten mir den Rücken zu und nicht das Antlitz. Ich habe von dem Tag an, da eure Väter aus Ägypten auszogen, bis auf den heutigen Tag früh und spät all meine Knechte, die Propheten, zu euch gesandt. Doch sie hörten nicht auf mich und gaben mir kein Gehör. Sie zeigten sich halsstarrig und trieben es ärger als ihre Väter. Und wenn du ihnen all die Worte sagst, werden sie nicht auf dich hören. Rufst du sie an, werden sie dir keine Antwort geben. Dann sage zu ihnen: 'Dies ist das Volk, das auf die Stimme des Herrn, seines Gottes, nicht hört und keine Zucht annimmt. Dahin ist die Treue, verschwunden aus ihrem Mund.'" - Kinderopfer und GötzendienstSchere dein schönes Haar ab und wirf es weg! Stimme ein Klagelied an auf den kahlen Höhen! Der Herr hat ja verworfen, verstoßen das Geschlecht, dem er zürnt.  "Denn die Söhne Judas haben getan, was mir mißfällt", - Spruch des Herrn. - "Sie haben ihre abscheulichen Götzen in dem Haus aufgestellt, das meinen Namen trägt, und es entweiht. Sie haben im Ben-Hinnom-Tal die Opferstätte das Tofet angelegt und ihre Söhne und Töchter verbrannt, was ich nie befohlen habe und was mir nie in den Sinn gekommen ist.  Darum werden Tage kommen", - Spruch des Herrn -"da man nicht mehr reden wird vom Tofet und vom Ben-Hinnom-Tal, sondern vom Würgetal. Man wird dann das Tofet als Begräbnisplatz benutzen, weil sonst kein Raum mehr ist. Die Leichen dieses Volkes werden sogar den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß dienen, ohne daß jemand sie verscheucht. Dann lasse ich in den Städten Judas und auf den Gassen Jerusalems verstummen den Jubel der Wonne und den Jubel der Freude, den Jubel des Bräutigams und den Jubel der Braut; denn das Land wird zur Wüste werden. In jener Zeit" - Spruch des Herrn - "wird man die Gebeine der Könige Judas, die Gebeine seiner Fürsten, die Gebeine der Priester, die Gebeine der Propheten und die Gebeine der Bewohner Jerusalems aus ihren Gräbern holen  und sie vor der Sonne, dem Mond und dem ganzen Himmelsheer hinstreuen, vor jenen, die sie geliebt und verehrt haben, denen sie nachgelaufen sind, die sie befragt und angebetet haben. Man wird sie nicht sammeln und begraben. Als Dünger sollen sie auf dem Feld liegen.  Dann wird dem ganzen Rest, der übrigbleibt von diesem bösen Geschlecht, an allen Orten, wohin ich sie verstoße, der Tod lieber sein als das Leben", - Spruch des Herrn der Heerscharen. Die Unbußfertigkeit des Volkes"Sage zu ihnen: So spricht der Herr: Stürzt man wohl hin und steht nicht wieder auf? Verfehlt man den Weg und kehrt nicht wieder um? Warum ist dies Volk, warum ist Jerusalem abgefallen für immer? Warum halten am Irrtum sie fest, weigern sich, umzukehren? Ich lausche und horche: Was nicht recht ist, reden sie. Keiner bereut seine Bosheit, daß er sagt: 'Was habe ich verbrochen?' Alle laufen davon so schnell wie ein Pferd, das zum Kampf stürmt. Selbst der Storch in der Luft kennt seine Zeiten, Taube und Schwalbe und Kranich halten die Zeit ihrer Wiederkehr ein. Doch mein Volk kennt nicht die Rechtsordnung des Herrn. Wie könnt ihr sagen: 'Weise sind wir! Wir haben des Herrn Gesetz!' - Ja, gut! - Doch zur Lüge hat es gemacht der Lügengriffel der Schreiber.  Schämen müssen sich die Weisen, sie sind bestürzt und betroffen. Sie haben verworfen das Wort des Herrn. Was verblieb ihnen noch an Weisheit? Verderbtheit der Priester und falschen ProphetenDarum gebe ich Fremden ihre Frauen, ihre Äcker anderen Besitzern. Denn vom Kleinsten bis hin zum Größten ist alles nur auf eigenen Vorteil bedacht. Propheten wie Priester, alle treiben Betrug. Meines Volkes Zusammenbruch wollen sie heilen, indem sie leichthin 'Friede! Friede!' versichern, wo doch kein Friede ist. Schämen sollten sie sich, daß sie Schändliches taten. Aber sie schämen sich nicht! Kein Erröten kennen sie mehr! Darum sollen sie fallen, wenn alles fällt, und stürzen, wenn ich sie strafe!" - spricht der Herrn. "Will ich Lese bei ihnen halten", - Spruch des Herrn - "so ist keine Traube am Weinstock, keine Feige am Feigenbaum. Selbst das Laub ist verwelkt. So gebe ich sie denen preis, die über sie kommen." Die Schrecken des KriegesWozu sitzen wir still? - Schart euch zusammen! In die festen Städte wollen wir ziehen! Dort wollen wir untergehen! Denn der Herr, unser Gott, will unsere Vernichtung. - Giftwasser läßt er uns trinken, weil gegen den Herrn wir gesündigt. Wir hoffen auf Frieden - doch es kommt nichts Gutes, auf Zeit der Rettung - doch es gibt nur Schrecken! Von Dan her hört man seiner Pferde Schnauben. Von seiner Hengste Gewieher erzittert das ganze Land. Sie kommen heran, und sie fressen das Land mitsamt seinem Reichtum, die Städte mit ihren Bewohnern.  "Ja, giftige Schlangen lasse ich los auf euch, bei denen keine Beschwörung hilft. Sie sollen euch stechen", - Spruch des Herrn - "unrettbar!"  'Jammer überkommt mich...'Jammer überkommt mich! Mein Herz in mir ist voll Weh! Horcht! Laut klagt die Tochter, mein Volk, aus fernem Land: "Ist der Herr denn nicht mehr in Zion? Weilt nicht mehr sein König daselbst?" - "Was reizten sie mich mit ihren Bildern, mit ihren fremden, nichtigen Götzen?" - Vorbei ist die Ernte, vorüber der Herbst, doch uns ist nicht Hilfe geworden.  Da zusammenbrach die Tochter, mein Volk, bin ich zusammengebrochen. Traurig bin ich, Entsetzen hält mich gefangen. Gibt es keinen Balsam in Gilead? Ist denn kein Arzt mehr da? Warum gibt es keine Heilung für die Tochter, mein Volk?  'Sie schreiten von Bosheit zu Bosheit...'O, daß doch ganz Wasser wäre mein Haupt, mein Auge eine Quelle voll Tränen! Weinen wollte ich Tag und Nacht, um der Tochter, meines Volkes, Erschlagene! Hätte ich nur in der Steppe eine Wohnstatt! Ich verließe mein Volk und ginge von ihm weg. Denn Ehebrecher sind sie allesamt, eine Rotte von Betrügern. "Sie spannen ihre Zungen wie Bogen. Durch Lüge und nicht durch Wahrheit sind sie mächtig im Land. Sie schreiten ja von Bosheit zu Bosheit, mich aber kennen sie nicht", - Spruch des Herrn. Hüte sich jeder vor seinem Freund! Keiner traue seinem Bruder! Denn jeder Bruder ist ein Betrüger. Jeder Freund geht aus auf Verleumdung. Einer täuscht den anderen, und keiner redet die Wahrheit. Ans Lügen haben sie ihre Zungen gewöhnt. Sie mühen sich ab, verkehrt zu handeln. "Du wohnst inmitten der Arglist. Aus Arglist wollen sie mich nicht kennen", - Spruch des Herrn. Darum spricht der Herr der Heerscharen: "Siehe, prüfen werde ich sie in der Schmelze. Denn wie kann ich auch anders handeln im Hinblick auf die Tochter, mein Volk?  Ein mörderischer Pfeil ist ihre Zunge. Trug redet sie. Mit dem Mund spricht man freundlich zum Nächsten, im Herzen aber legt man ihm einen Hinterhalt. Sollte ich dergleichen an ihnen nicht ahnden?" - Spruch des Herrn - "Sollte ich an einem solchen Volk mich nicht rächen?" Der Untergang des VolkesÜber die Berge will ich anheben ein Weinen und Klagen, ein Trauerlied über die Weideplätze der Steppe. Sie liegen verheert. Kein Wanderer durchzieht sie. Sie lauschen nicht mehr dem Blöken der Herden. Von den Vögeln des Himmel bis zu den Tieren ist alles geflohen, geflüchtet.  "Zum Steinhaufen will ich Jerusalem machen, zum Aufenthalt der Schakale, und wandeln will ich die Städte Judas zur Wüste, die niemand bewohnt." Der Gerichtsspruch des HerrnWer ist der Weise, der dies versteht und verkündet, was der Mund des Herrn zu ihm spricht: Warum zugrunde geht das Land, verödet liegt wie die Wüste, die niemand durchzieht? Der Herr spricht: "Weil mein Gesetz sie verließen, das ich ihnen gegeben, und sie auf meine Stimme nicht hörten und nicht danach lebten, sondern ihrem eigenen trotzigen Sinn nachgingen und den Baalen, wie ihre Väter sie lehrten", darum spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: "Ich werde sie, dieses Volk, mit Wermut speisen und Giftwasser ihnen zu trinken geben. Ich werde sie unter Völker zerstreuen, die weder sie noch ihre Väter gekannt, und hinter ihnen das Schwert hersenden, bis ich sie aufgerieben." - 'Ein Klagelied hört man von Zion her...'So spricht der Herr der Heerscharen. - Auf, ruft den Klagefrauen, daß sie kommen! Schickt hin zu den weisen Frauen! Sie sollen kommen!  Eilends sollen sie kommen, ein Klagelied über uns anzustimmen, daß unsere Augen zerfließen in Tränen, unsere Wimpern triefen von Wasser! Horch! Ein Klagelied hört man von Zion her: "Wehe, wir sind vernichtet, gar sehr in Schande geraten! Die Heimat müssen wir lassen! Preisgeben unsere Wohnungen!" Hört, ihr Frauen, das Wort des Herrn! Euer Ohr vernehme das Wort seines Mundes! Lehrt eure Töchter den Klagegesang, das Klagelied eine die anderen: "Durch die Fenster stieg uns der Tod, drang ein in unsere Burgen. Er raffte das Kind auf der Straße hinweg, die Jugend vom Markt!" - Rede: "So lautet der Spruch des Herrn: Da liegen die Leichen der Leute wie Dung auf dem Feld, wie Garben hinter dem Schnitter, die niemand sammelt." Der wahre SelbstruhmSo spricht der Herr: "Nicht rühme sich der Weise seiner Weisheit! Der Starke rühme sich nicht seiner Stärke und der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums! Nein, dessen möge sich rühmen, wer sich rühmen will, daß er so klug ist, mich zu erkennen, daß ich der Herr bin, der Gnade, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden. - An solchem habe ich Gefallen", - Spruch des Herrn. Unbeschnittenen Herzens"Wahrlich, es kommt die Zeit" - Spruch des Herrn - "da suche ich alles heim, was unbeschnitten ist trotz der Beschneidung, Ägypten, Juda, Edom, die Ammoniter und Moab und alle mit gestutztem Haar, die in der Wüste wohnen. Denn alle diese Völker da sind unbeschnitten, aber ganz Israel ist unbeschnittenen Herzens."  Die ohnmächtigen Götzen und der mächtige GottHört das Wort, das der Herr zu euch spricht, Haus Israel! So spricht der Herr: "Gewöhnt euch nicht an die Bräuche der Völker und fürchtet euch nicht vor den Zeichen des Himmels! - Nur die Völker erschrecken vor ihnen.  Denn die Satzungen der Völker sind eitler Wahn. Das Götzenbild ist nur aus Holz, das man mit der Axt im Wald fällt, ein Werk von Künstlerhand. Er verziert es mit Silber und Gold, man macht es fest mit Nagel und Hammer, daß es nicht schwankt. Einer Vogelscheuche im Gurkenfeld gleichen die Götzen. Sie können nicht reden. Man muß sie tragen, weil sie nicht gehen können. Fürchtet sie nicht; sie können nicht schaden! Doch auch Gutes zu tun, steht nicht in ihrer Macht." Deinesgleichen, o Herr, gibt es nicht! Groß bist du. Groß ist dein Name ob deiner Macht. Wer sollte dich nicht fürchten, du König der Völker? Ja, dir gebührt dies. Denn unter allen Weisen der Völker und in all ihren Reichen gibt es nicht deinesgleichen. Dumm und töricht sind sie allesamt. Die ganze Lehre von den nichtigen Götzen lautet: Holz ist es, Silberblech, das man aus Tarschisch geholt, Gold aus Ofir, ein Werk des Künstlers und der Hände des Goldschmieds. Blauer und roter Purpur ist ihr Gewand. Ein Werk des Künstlers ist alles.  Doch der Herr ist wahrer Gott, lebendiger Gott und ewiger König. Vor seinem Zorn erzittert die Erde. Die Völker ertragen nicht seinen Grimm. So sollt ihr von ihnen sagen: "Die Götter, die Himmel und Erde nicht geschaffen, werden von der Erde und unter dem Himmel verschwinden." Er schuf die Erde durch seine Kraft, er gründete durch seine Weisheit den Erdkreis, er spannte durch seine Einsicht die Himmel aus. Beim Schall seiner Stimme rauschen die Wasser am Himmel. Er führt die Wolken herauf von den Enden der Erde, schleudert beim Regen die Blitze, entsendet den Sturmwind aus seinen Kammern. Als Tor steht ein jeder da, der dies nicht begreift. Schämen muß sich ein jeder Künstler ob seines Gußbildes. Denn Trug ist sein Gußbild; kein Geist wohnt in ihm. Wahngebilde sind sie, Dinge zum Lachen. Zur Zeit ihrer Züchtigung ist es mit ihnen zu Ende. Doch nicht wie diese ist Jakobs Anteil, sondern er ist der Schöpfer des Alls, und Israel ist der Stamm, der ihm eigen. 'Herr der Heerscharen' ist sein Name!  Strafandrohung und KlageNimm dein Bündel vom Boden auf, die du sitzt in der belagerten Stadt! Denn so spricht der Herr: "Siehe, wegschleudern will ich diesmal die Bewohner des Landes und sie in Drangsal führen, daß sie mich finden." "Weh mir! Welch ein Schlag! Unheilbar ist meine Wunde! Doch ich dachte: 'Es ist mein Leid, ich kann es ertragen!' Mein Zelt ist zerstört, meine Zeltstricke sind alle zerrissen. Weggezogen sind meine Kinder, fort sind sie. Niemand schlägt mein Zelt wieder auf und breitet darüber aus meine Decken. Denn töricht waren die Hirten. Sie fragten nicht nach dem Herrn. So fanden sie keine Gelingen: Ihre Herde ward gänzlich zerstreut." Horch! Eine Kunde! Es naht! Gewaltig dröhnt es vom Nordland her, Judas Städte zur Wüste zu wandeln, zur Behausung für Schakale! Ergebung des VolkesIch weiß, o Herr: Des Menschen Schicksal liegt nicht in seiner Hand. Keinem ist es gegeben, auf dem Lebensweg seinen Schritt zu bestimmen. So züchtige mich denn, o Herr, doch nur in Milde, nicht in deinem Zorn, damit du mich nicht vernichtest. Gieße vielmehr deinen Grimm aus über die Völker, die dich nicht kennen, über die Geschlechter, die nicht anrufen deinen Namen! Denn verschlungen haben sie Jakob, haben es aufgezehrt und gefressen und seine Auen zur Wüste gemacht. BUNDESBRUCH UND TREULOSIGKEIT DES VOLKESMahnung zur BundestreueDas Wort, das vom Herrn an Jeremia erging: "Hört auf die Worte dieses Bundes und verkündet sie den Leuten von Juda und den Bewohnern von Jerusalem!  Sag ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Verflucht sei jeder, der den Weisungen dieses Bundes nicht folgt, die ich euren Vätern gegeben habe, da ich sie aus Ägypten, dem Eisenschmelzofen, führte, indem ich sprach: Hört auf meine Stimme und handelt danach in allem, was ich euch gebiete! Dann werdet ihr mein Volk sein, und ich werde euer Gott sein, damit ich den Schwur erfüllen kann, den ich euren Vätern getan habe: daß ich ihnen ein Land geben werde, das von Milch und Honig überfließt, wie es heute noch ist." Da antwortete ich: "So sei es, Herr!" Der BundesbruchWeiter sagte zu mir der Herr: "Verkünde all diese Worte in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems: Hört die Weisungen dieses Bundes und handelt danach! Denn ich habe euren Vätern, schon als ich sie aus Ägypten führte, bis auf den heutigen Tag immerfort aufs ernstlichste eingeschärft: Hört auf meine Stimme! Doch sie hörten nicht und gaben mir kein Gehör, sondern jeder folgte seinem trotzigen, bösen Sinn. So ließ ich denn alle Drohungen dieses Bundes, den ich ihnen zu halten befohlen hatte, über sie kommen, weil sie ihn nicht gehalten haben." Weiter sprach der Herr zu mir: "Es besteht eine Verschwörung unter den Leuten Judas und unter den Bewohnern Jerusalems. Sie sind in die Sünden ihrer Vorväter zurückgefallen, die sich weigerten, meinen Weisungen zu gehorchen. Sie liefen fremden Göttern nach, ihnen zu dienen. Gebrochen hat Israels Haus und Judas Haus meinen Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe." Lege keine Fürsprache für sie einDarum spricht der Herr: "Siehe, ich bringe über sie Unheil, aus dem sie keinen Ausweg mehr finden. Wenn sie dann zu mir schreien, werde ich sie nicht erhören. Die Städte Judas und die Bewohner Jerusalems mögen dann hingehen und zu den Göttern schreien, denen sie geopfert haben. Aber sie werden ihnen nicht helfen in ihrem Unglück. Denn zahlreich wie deine Städte, Juda, sind auch deine Götzen, und so viele Straßen es in Jerusalem gibt, so viele Altäre habt ihr dem Schandgötzen errichtet, Altäre, um dem Baal zu räuchern. Du aber, bete nicht für dieses Volk, lege keine flehentliche Fürsprache für sie ein! Denn ich erhöre sie nicht, wenn sie mich in ihrem Unglück um Hilfe anrufen. Was will mein Liebling in meinem Haus? Freveltaten verüben? Werden Gelübde und heiliges Fleisch von dir deine Bosheit wegnehmen, daß du dann wieder frohlocken kannst?"  Einen grünenden Ölbaum, prangend in prächtiger Frucht, hieß dich der Herr. Doch beim Tosen gewaltigen Rauschens entfacht er ein Feuer in seinem Laub, daß seine Ranken zerbrechen. Der Herr der Heerscharen, der dich gepflanzt hat, hat dir Unheil angedroht wegen der Bosheit des Hauses Israels und des Hauses Juda, die sie verüben, um mich zu kränken, indem sie dem Baal opferten. Mordanschlag gegen JeremiaDer Herr hat es mir geoffenbart, und so erfuhr ich es. Du hast mir ihre Machenschaften gezeigt. Ich war wie ein argloses Lamm, das zur Schlachtung geführt wird. Ich wußte nicht, daß sie böse Anschläge gegen mich schmiedeten: "Laßt uns den Baum vernichten in seinem Saft! Laßt uns ihn tilgen aus dem Land der Lebendigen, daß seines Namens nicht mehr gedacht werde!"  Herr der Heerscharen, du richtest gerecht und prüfst Nieren und Herzen! Laß deine Rache an ihnen mich schauen! Denn dir habe ich meine Sache anheimgestellt.  'Unheil bringe ich über die Leute von Anatot'Darum spricht der Herr gegen die Leute von Anatot, die mir nach dem Leben trachten und sagen: "Weissage nicht mehr im Namen des Herrn, sonst mußt du durch unsere Hand sterben!"  Darum spricht also der Herr der Heerscharen: "Siehe, ich will sie heimsuchen. Die jungen Männer sollen fallen durchs Schwert. Ihre Söhne und Töchter werden Hungers sterben. Kein Überrest wird ihnen bleiben. Denn Unheil bringe ich über die Leute von Anatot im Jahr ihrer Heimsuchung." Das Glück der GottlosenDu behältst recht, Herr, wenn ich streiten wollte mit dir. Gleichwohl möchte ich dich doch noch zur Rede stellen. Warum glückt, was die Frevler unternehmen? Unbehelligt bleiben alle, die Treuloses treiben.  Du pflanzest sie ein, und sie schlagen Wurzel, gedeihen und tragen Frucht. Du bist nah ihrem Mund, doch fern ihrem Herzen. Du aber, Herr, du kennst und durchschaust mich. Du hast erprobt, wie mein Herz zu dir steht. Sondere sie ab wie die Schafe zur Schlachtung! Bestimme sie für den Tag, an dem sie geschlachtet werden! Wie lange soll noch trauern das Land, verdorren das Grün auf dem Feld? Wegen der Bosheit seiner Bewohner gehen Vieh und Vögel zugrunde. Denn sie sagen: "Gott sieht nicht unsere Wege." Treulosigkeit der Angehörigen"Wirst du schon müde, so du mit Fußgängern läufst, wie willst du um die Wette rennen mit Pferden? Wenn du im friedlichen Land dich nicht sicher fühlst, was tust du erst im Dickicht des Jordans?  Denn auch deine Brüder, das Haus deines Vaters, auch die sind falsch gegen dich. Auch die schreien hinter dir her aus voller Kehle. Trau ihnen nicht, wenn sie mit dir auch freundlich reden!" Gottes Klagelied"Verlassen habe ich mein Haus, verstoßen mein Erbe. In Feindeshand gab ich meines Herzens Liebling.  Mein Erbe steht gegen mich wie ein Löwe im Wald. Es erhebt Gebrüll gegen mich; darum ist es mir zuwider. Ein buntgefiederter Vogel ist mein Erbe. Raubvögel scharen sich rings um ihn. - Auf, sammelt euch, alle Tiere des Feldes! Kommt zum Fraß! Viele Hirten machen wüst meinen Weinberg, zertreten mein Eigentum, machen mein anmutig Erbe zur öden Wüste. Zur Einöde machen sie es. Vor mir trauert die Wüste. Verheert ist das ganze Land. Keiner nimmt es sich zu Herzen. Über alle kahlen Höhen der Steppe brechen die Verwüster ein. Denn ein Schwert hat der Herr, das wütete von einem Ende der Erde zum anderen. Kein Geschöpf bleibt verschont. Sie säen Weizen und ernten Dornen, mühen sich ab, doch erreichen sie nichts. Sie wurden zuschanden mit ihren Ernten ob der Zornesglut des Herrn." Die heidnischen NachbarvölkerSo spricht der Herr über alle bösen Nachbarvölker, die das Eigentum antasten, das ich meinem Volk Israel gab: "Wohlan, herausreißen werde ich sie aus ihrem Land. Auch das Haus Juda werde ich reißen aus ihrer Mitte. Wenn ich sie herausgerissen habe, werde ich mich ihrer wieder erbarmen und sie zurückführen, jeden zu seinem Besitz und in sein Heimatland. Wenn sie dann die Wege meines Volkes lernen und bei meinem Namen schwören: 'So wahr der Herr lebt!', gleichwie sie mein Volk gelehrt, beim Baal zu schwören, sollen sie auferbaut werden inmitten meines Volkes. Wenn sie jedoch nicht hören wollen, werde ich ein solches Volk ausreißen und es gänzlich vernichten", - Spruch des Herrn. SINNBILDLICHE WEISSAGUNG DER VERBANNUNGDer linnene GürtelSo sprach der Herr zu mir: "Geh, kaufe dir einen linnenen Gürtel und lege ihn dir um die Hüften! Laß ihn aber nicht in Wasser kommen!" Ich kaufte den Gürtel nach dem Befehl des Herrn und legte ihn mir um die Hüften. Abermals erging an mich das Wort des Herrn: "Nimm den Gürtel, den du gekauft hast und um deine Hüften trägst, mache dich auf, geh an den Eufrat und verbirg ihn dort in einer Felsenspalte!" Ich ging hin und verbarg ihn am Eufrat, wie der Herr mir geboten hatte.  Nach vielen Tagen sagte der Herr zu mir: "Mache dich auf, geh an den Eufrat und hole dort den Gürtel, den ich dich dort verbergen hieß!" Ich ging zum Eufrat, suchte nach und nahm den Gürtel von der Stelle, wo ich ihn verborgen hatte. Aber der Gürtel war verfault, so daß er zu nichts mehr taugte. Da erging an mich das Wort des Herrn: "So spricht der Herr: Auf gleiche Weise will ich den Hochmut Judas und den großen Hochmut Jerusalems dem Vererben preisgeben. Diese ruchlosen Menschen, die sich weigern, auf meine Worte zu hören, die in der Bosheit ihres Herzens dahinwandeln und fremden Göttern nachlaufen, um ihnen zu dienen und sie anzubeten, sie sollen wie dieser Gürtel werden, der zu nichts mehr taugt. Denn wie sich der Gürtel an die Hüften des Mannes anschmiegt, so wollte ich das Haus Israel und das ganze Haus Juda sich an mich schmiegen lassen!," - Spruch des Herrn- "daß sie mein Volk seien, mein Ruhm, mein Preis, meine Zierde. Sie aber hörten nicht. Die zerschlagenen WeinkrügeRede folgende Worte zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: 'Jeder Krug wird mit Wein gefüllt!' Wenn sie dir erwidern: 'Wissen wir das nicht selbst, daß jeder Krug mit Wein gefüllt wird?', so sage ihnen: So spricht der Herr: Seht, ich erfülle alle Bewohner dieses Landes, die Könige, die auf Davids Thron sitzen, die Priester und Propheten und alle Bewohner Jerusalems mit Trunkenheit und zerschlage sie, einen am anderen, die Väter zugleich mit den Söhnen", - Spruch des Herrn. - "Keine Schonung, kein Mitleid, kein Erbarmen hält mich ab von ihrer Vernichtung." Warnung vor HochmutHört und merkt auf! Seid nicht hochmütig, wenn der Herr spricht! Gebt dem Herrn, eurem Gott, die Ehre, bevor es Nacht wird, bevor eure Füße sich auf den Bergen in der Finsternis stoßen. Vergeblich wartet ihr sonst auf das Licht. Er wandelt es in Todesnacht und in tiefstes Dunkel. Wenn ihr nicht hört, muß im stillen ich weinen ob eures Hochmuts. Mein Auge wird ganz in Tränen zerfließen, weil gefangen man weggeführt die Herde des Herrn. Die Wegführung in die GefangenschaftSage zum König und zur Königmutter: "Setzt tief euch herab! Denn eure herrliche Krone fällt euch vom Haupt.  Verschlossen sind die Städte des Südlands, niemand ist, der sie öffnet. Ganz Juda wird weggeführt, wird vollzählig gefangen."  Die große SchuldErhebe deine Augen! Sieh, wie sie kommen von Norden! Wo ist die Herde, die dir anvertraut war, die prächtigen Schafe?  Was wirst du sagen, wenn er die über dich zu Herren bestellt, die du als Vertraute an dich gewöhnt hast? Werden dich da nicht die Wehen packen wie eine Frau beim Gebären?  Und wenn du dich fragst: "Warum trifft mich solches?" -: Ob deiner großen Schuld wird die Schleppe dir aufgehoben, werden dir wundgerieben die Fersen.  Kann denn ein Kuschiter seine Hautfarbe wechseln, der Panther seine Streifen? Dann würdet auch ihr noch Gutes tun, die ihr ans Böse gewöhnt seid.  "Ich will euch zerstreuen wie Spreu, die im Wüstenwind dahinfliegt. Das ist dein Los, dein Teil, den ich dir zugemessen", - Spruch des Herrn - "weil du meiner vergessen und dich auf Lügen verlassen. Über den Kopf ziehen werde ich dir deine Schleppe, daß sichtbar wird deine Schande. Dein Ehebruch, dein geiles Gelächter, deine schändliche Buhlerei - auf den Hügeln, im Feld habe ich deine Greuel gesehen! Weh dir, Jerusalem, du bist nicht rein! Wie lange wird es noch währen?"  Dies ist das Wort des Herrn, das an Jeremia erging aus Anlaß der großen Dürre: "Juda trauert, seine Städte verschmachten, liegen am Boden. Jerusalems Wehgeschrei steigt empor. Die Vornehmen schicken ihre Diener nach Wasser. Sie kommen zu den Brunnen, doch Wasser finden sie nicht. Mit leeren Gefäßen kehren sie heim. [Sie sind enttäuscht und bestürzt und verhüllen ihr Haupt.]  Ob des Feldes, das vertrocknet ist, weil kein Regen im Land fällt, sind voll Enttäuschung die Bauern, verhüllen ihr Haupt. Ja, selbst die Hirschkuh, die auf dem Feld gebiert, läßt ihr Junges im Stich, weil nichts Grünes mehr da ist. Die Wildesel stehen auf den kahlen Höhen und schnappen nach Luft wie Schakale. Ihre Augen erlöschen, weil es kein Futter gibt." Bitte um Gnade"Wenn unsere Sünden auch gegen uns zeugen: Herr, sei uns gnädig um deines Namens willen! Denn zahlreich sind unsere Verfehlungen, womit gegen dich wir gesündigt haben. Hoffnung Israels, sein Retter zur Zeit der Not! Was bist du wie ein Fremdling im Land, wie ein Wanderer, der nur zur Nachtruhe haltmacht?  Was bist du wie ein verzagter Mann, wie ein Starker, der nicht zu helfen vermag? Du bist doch in unserer Mitte, o Herr. Nach deinem Namen sind wir genannt. Verstoße uns nicht!" Zurückweisung der FürbitteSo spricht der Herr von diesem Volk: "So hin und her zu schweifen, das lieben sie. Nie schonen sie ihre Füße. Der Herr aber hat kein Wohlgefallen an ihnen. - Nun gedenkt er ihrer Schuld und straft sie für ihre Sünden."  Weiter sprach der Herr zu mir: "Bitte nicht um Gnade für dieses Volk! Fasten sie, so höre ich nicht auf ihr Flehen. Bringen sie Brandopfer und Speiseopfer dar, habe ich kein Gefallen daran. Vielmehr will ich sie ausrotten durch Schwert, Hunger und Pest." Da sagte ich: "Ach, allmächtiger Herr, siehe, die Propheten sagen ihnen: 'Ihr werdet das Schwert nicht sehen. Hungersnot wird euch nicht treffen, sondern sicheren Frieden will ich euch geben an dieser Stätte.'" Der Herr erwiderte mir: "Lüge weissagen die Propheten in meinem Namen. Ich habe sie nicht gesandt, nicht beauftragt, nicht zu ihnen gesprochen. Erlogene Visionen, nichtige Wahrsagung und selbstersonnene Täuschung tragen sie euch als Weissagung vor." Darum spricht also der Herr: "Über die Propheten, die weissagen in meinem Namen, ohne von mir gesandt zu sein, und die behaupten: 'Schwert und Hunger werden nicht kommen in dieses Land!': Durch Schwert und Hunger werden diese Propheten enden. Die Leute aber, denen sie weissagen, werden auf den Straßen Jerusalems liegen, hingestreckt von Hunger und Schwert. Niemand wird sie begraben, sie samt ihren Frauen, Söhnen und Töchtern. Ich werde über sie ausgießen ihr Unglück. Klage des ProphetenSo sollst du zu ihnen sprechen: 'Meine Augen zerfließen in Tränen Tag und Nacht und kommen nimmer zur Ruhe! Denn ein furchtbarer Schlag traf die Jungfrau, die Tochter, mein Volk, ein ganz unheilbarer Hieb!  Geh ich hinaus aufs Feld, da liegen vom Schwert Durchbohrte. Komme ich hinein in die Stadt, da wüten Qualen des Hungers. Ja, Priester sogar und Prophet irren umher im Land, wissen nicht ein und aus.'" Klage des Volkes"Hast du Juda denn ganz verworfen? Hast du Ekel an Zion? Was schlägst du uns, statt uns zu helfen? Auf Rettung hoffen wir wohl - es kommt nichts Gutes, auf die Stunde der Heilung - doch nichts als Schrecken! Wir erkennen, o Herr, unsere Bosheit, die Schuld unserer Väter. Fürwahr, wir haben gegen dich Sünde getan. Du aber verschmähe uns nicht deines Namens wegen! Laß nicht in Unehre fallen deiner Herrlichkeit Thron! Sei eingedenk deines Bundes mit uns und löse ihn nicht! Gibt es unter den Wahngebilden der Völker Regenspender? Oder läßt der Himmel von selbst den Regen strömen? Bist du es nicht, Herr, unser Gott? So harren wir dein! Du wirkst ja dies alles."  Abermalige Absage GottesDoch der Herr sprach zu mir: "Wenn auch Mose und Samuel vor mich träten, wollte ich doch nichts mehr von diesem Volk wissen. Schaffe sie mir aus den Augen, sie sollen gehen!  Wenn sie dich fragen: 'Wohin sollen wir gehen?', dann sage ihnen: So spricht der Herr: 'Zum Tod, wer dem Tod geweiht ist. Zum Schwert, wer dem Schwert geweiht ist. Zum Hunger, wer dem Hunger geweiht ist. Zur Verbannung, wer der Verbannung geweiht ist.' Ich werde vier Plagen gegen sie aufbieten" - Spruch des Herrn -: "Das Schwert zum Morden, die Hunde zum Wegschleifen, die Vögel des Himmels und die Tiere des Feldes zum Fressen und Vertilgen. Ich werde sie zum Gegenstand des Entsetzens machen für alle Reiche der Erde wegen Manasse, des Sohnes Hiskijas, des Königs von Juda, für das, was er in Jerusalem verübt hat." Klage über die Verheerungen des Krieges"Wer wird Mitleid haben mit dir, Jerusalem, wer wird dich bedauern? Wer wird bei dir einkehren, nach deinem Befinden zu fragen? Du hast mich verworfen", - Spruch des Herrn - "hast mir den Rücken gekehrt. So strecke ich wider dich aus meine Hand und vernichte dich. Müde bin ich der Nachsicht. Ich worfelte sie mit der Wurfschaufel an den Toren des Landes. Ich machte mein Volk kinderlos und führte es ins Verderben. Doch von ihren Wegen ließen sie nicht. Zahlreicher sind mir ihre Witwen geworden als der Sand am Meer. Über die Mütter junger Männer ließ ich ihnen am hellen Mittag den Verwüster kommen. Angst und Schrecken ließ ich sie plötzlich befallen. Es sank dahin, die siebenmal geboren. Sie verhauchte ihr Leben. Die Sonne ging ihr bei Tag noch unter. Sie ward beschämt und enttäuscht. Was von ihnen nach übrigbleibt, gebe ich dem Schwert preis vor ihren Feinden.", - Spruch des Herrn. Jeremia wird an Gott irreWeh mir, meine Mutter, daß du mich geboren, einen Mann des Streites und Haders für alle! Nicht lieh ich aus, noch hat man mir selber geliehen. Doch fluchen mir alle.  Der Herr hat verheißen: "Wahrlich, stark machen will ich dich zum Erfolg! Wahrlich, am Tag des Unglücks, zur Zeit der Not will ich es fügen, daß der Feind bittend dich angeht." ["Kann man Eisen zerbrechen, nordisches Eisen und Erz?  Deinen Besitz und deine Schätze gebe ich der Plünderung preis als Bezahlung für all deine Sünden in deinem ganzen Gebiet. Ich mache deinen Feinden dich dienstbar in einem Land, das du nicht kennst. Denn durch meinen Zorn ist ein Feuer entbrannt und lodert gegen euch."] Du weißt es, o Herr! Gedenke meiner und nimm meiner dich an! Räche mich an meinen Verfolgern! Laß mich nicht weggerafft werden über deiner Langmut! Bedenke, daß ich Schmach erdulde um deinetwillen!  Erließest du deine Befehle, so waren sie mir wie eine Speise. Zur Wonne und Herzensfreude war mir dein Wort. Ich bin ja nach deinem Namen benannt, Herr, Gott der Heerscharen. Ich sitze nicht im fröhlichen Kreis und freue mich. Von deiner Faust gepackt, sitze ich einsam; denn du erfüllst mich mit Grimm. Warum soll ewig währen mein Schmerz und meine Wunde bösartig sein, spottend der Heilung? Du bist wie ein trügerischer Bach mir geworden, wie Wasser, auf die kein Verlaß ist.  Die göttliche ZurechtweisungDarauf entgegnete der Herr: "Wenn du anderen Sinnes wirst, darfst du aufs neue mir dienen. Wenn nur Rechtes du vorbringst und nichts Verkehrtes, darfst du wieder in meinem Auftrag sprechen. Jene müssen dir sich zuwenden, du aber darfst dich ihnen nicht beugen.  Ich mache dich für dieses Volk zu einer ehernen, unüberwindlichen Mauer. Bekämpfen sie dich, so werden sie dich nicht bezwingen; denn ich bin mit dir, dir zu helfen und dich zu retten", - Spruch des Herrn. "Ich werde dich erretten aus der Gewalt der Gottlosen, dich befreien aus der Hand der Gewaltmenschen." DES PROPHETEN LEBEN EIN SINNBILD FÜR DEN UNTERGANG DES VOLKESSeine EhelosigkeitEs erging an mich das Wort des Herrn:  "Du sollst dir keine Frau nehmen und weder Söhne noch Töchter haben an diesem Ort. Denn so spricht der Herr über die Söhne und Töchter, die an diesem Ort geboren werden, über die Mütter, die sie gebären, und über ihre Väter, von denen sie abstammen werden in diesem Land: Eines qualvollen Todes werden sie sterben, nicht beklagt und nicht bestattet. Wie Dünger auf dem Feld werden sie daliegen. Durch Schwert und Hunger sollen sie ums Leben kommen. Ihre Leichen werden den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß dienen." Unterlassung der Trauer um ToteWeiter gebot der Herr: "Tritt in kein Trauerhaus, geh zu keiner Totenklage und bezeige keinem dein Beilied; denn ich entziehe diesem Volk meine Freundschaft, Huld und Erbarmen" - Spruch des Herrn. "Groß und klein sollen in diesem Land sterben, ohne daß man sie bestattet oder beklagt. Man wird sich nicht ritzen und sich nicht scheren um ihretwillen.  Man wird nicht das Trauerbrot brechen, um einen zu trösten um einen Toten. Man wird niemand den Trostbecher reichen um seinen Vater oder um seine Mutter.  Entsagung von Freude und GeselligkeitGeh in kein Haus zum Festgelage, um dort bei Speise und Trank zu sitzen! Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Wahrlich, ich lasse verstummen an diesem Ort vor euren Augen in euren Tagen Wonnelaut und Freudenruf, Bräutigamsjubel und Brautgesang. Die Verbannung als StrafeWenn du diesem Volk all diese Wort verkündest und sie dich fragen: 'Warum droht uns der Herr alle diese großen Übel an? Worin besteht unsere Schuld und unsere Sünde, die wir gegen den Herrn, unseren Gott, begangen haben?', so antworte ihnen: 'Weil eure Väter mich verlassen haben' - Spruch des Herrn - 'und anderen Göttern nachgelaufen sind, ihnen gedient und sie angebetet haben, während sie mich verlassen und mein Gesetz nicht beobachtet haben. Ihr habt es noch schlimmer getrieben als eure Väter. Jeder von euch folgt nur seinem trotzigen, bösen Herzen, ohne auf mich zu hören. Darum werde ich euch aus diesem Land fortschleudern in ein Land, das weder ihr noch eure Väter kannten. Dort mögt ihr fremden Göttern dienen bei Tag und bei Nacht. Ich aber schenke euch kein Erbarmen mehr.' Verheißung der Rückkehr aus der GefangenschaftDarum siehe, es werden Tage kommen", - Spruch des Herrn - "da wird man nicht mehr sagen: 'So wahr der Herr lebt, der die Israeliten aus Ägypten herausgeführt hat!', sondern: 'So wahr der Herr lebt, der die Söhne Israels aus dem Nordland und aus allen Ländern, wohin er sie verstoßen hatte, heimgeführt hat!' - Ich werde sie in ihr Land zurückbringen, das ich ihren Vätern gegeben haben." Fischer und Jäger"Siehe, ich entbiete viele Fischer", - Spruch des Herrn - "die fischen sie weg. Danach entbiete ich viele Jäger, die erjagen sie auf jedem Berg und auf jeder Höhe und in den Felsenklüften.  Denn meine Augen folgen all ihren Wegen. Sie sind mir nicht verborgen. Ihre Schuld ist vor meinen Augen nicht verdeckt. Zunächst vergelte ich so doppelt ihre Schuld und ihre Sünde, weil sie mein Land entweiht haben mit ihren leblosen, greulichen Götzenscheusalen, die mein Erbland erfüllen." Die Heiden erkennen den wahren Gott"O Herr, meine Kraft, meine Burg, meine Zuflucht am Tag der Not! Die Völker kommen zu dir von den Enden der Erde und sagen: 'Unsere Väter besaßen nur falsche Götzen, nichtige, nichtsnutzige Götter.' Kann der Mensch sich denn Götter machen? Das sind doch nicht Götter!" "Siehe, zur Erkenntnis will ich sie diesmal führen. Meine starke Hand will ich sie fühlen lassen. Dann werden sie erkennen, daß mein Name ist: 'Der Herr'!" Judas Schuld und Strafe"Aufgezeichnet ist Judas Sünde mit eisernem Griffel, eingegraben mit diamantenem Stift auf ihres Herzens Tafel, an den Hörnern ihrer Altäre, -  damit ihre Söhne an ihre Altäre denken und ihre Götzenpfähle -, an grünenden Bäumen, auf hohen Hügeln, auf den Bergen im Feld. Deine Habe, all deine Schätze gebe ich der Plünderung preis, deine Höhen in all deinen Gauen wegen all deiner Sünden. Dein Erbe, das ich dir gab, mußt du lassen. Ich mache dich zum Knecht deiner Feinde in einem Land, das du nicht kennst. Denn ein Feuer habt ihr entzündet in meinem Inneren, das ewig brennt." Trost bei GottSo spricht der Herr: "Verflucht der Mann, der auf Menschen vertraut, auf Menschen sich stützt, dessen Herz sich abkehrt von Gott!  Er gleicht einem Strauch in der Steppe. Er erlebt nicht, daß Gutes kommt. Er haust in dürrem Wüstenland, in salziger, unwirtlicher Gegend. Gesegnet der Mann, der auf den Herrn vertraut, dessen Zuversicht der Herr ist! Er ist wie ein am Wasser gepflanzter Baum, der seine Wurzeln zum Bach streckt. Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt. Sein Laub bleibt grün; im trockenen Jahr hat er keine Not. Er hört nicht auf, Früchte zu tragen. Arglistig ist das Herz, mehr als alles, und verschlagen. Wer kann es ergründen? Ich, der Herr, durchforsche das Herz, prüfe die Nieren, um jedem zu vergelten nach seinem Wandel, wie sein Tun es verdient." Ein Vogel, der brütet, was er nicht gelegt, ist jener, der Reichtum erwirbt, aber durch Unrecht. In der Mitte seines Lebens muß er ihn lassen. An seinem Ende steht er als Tor da. 'Heile mich, Herr!'Der Thron der Herrlichkeit, erhaben von Anbeginn, ist unseres Heiligtums Stätte. Du Hoffnung Israels: Herr! Alle, die dich verlassen, werden zuschanden; die von dir weichen, werden in den Staub geschrieben. Denn sie haben verlassen den Quell lebendigen Wassers, den Herrn.  Heile mich, Herr, daß ich Heilung finde! Stehe mir bei, daß mir Hilfe werde! Denn dir gilt mein Lob. Siehe, sie sagen zu mir: "Wo bleibt die Drohung des Herrn? Sie treffe doch ein!" Ich drängte dich nicht zum Unheilsgericht; nach dem Unheilstag habe ich nicht begehrt. Du weißt, was mir über die Lippen kam; vor dir liegt es offen!  Werde mir nicht zum Schrecknis, du, meine Zuflucht am Tag des Unheils! Meine Verfolger sollen zugrunde gehen, nicht ich soll zugrunde gehen. Sie sollen verderben, nicht ich will verderben. Bringe über sie den Unheilstag! Zerschlage sie mit doppeltem Schlag!  Die SabbatheiligungSo spricht der Herr zu mir: "Geh, stelle dich im Tor der Kinder des Volkes auf, durch das die Könige Judas aus- und eingehen, und in allen übrigen Toren Jerusalems!  Sage zu ihnen: Hört das Wort des Herrn, ihr Könige von Juda, all ihr Judäer, all ihr Bewohner Jerusalems, die ihr durch diese Tore geht! So spricht der Herr: 'Hütet euch um eures Lebens willen, am Sabbat eine Last zu tragen und sie durch die Tore Jerusalems hereinzubringen! Tragt auch am Sabbat keine Last aus euren Häusern! Verrichtet keinerlei Arbeit, sondern heiligt den Sabbat, wie ich euren Vätern befohlen habe! Doch sie haben nicht gehört und mir kein Gehör geschenkt. Sie blieben halsstarrig, gehorchten nicht und nahmen keine Zucht an. Wenn ihr nun auf mich hört' - Spruch des Herrn -'und am Sabbat keine Last mehr durch die Tore dieser Stadt tragt, sondern den Sabbat heilig haltet und an ihm keine Arbeit verrichtet, dann werden durch die Tore dieser Stadt Könige und Fürsten einziehen, die auf Davids Thron sitzen. Mit Wagen und Pferden fahren sie, ihre Fürsten, die Leute von Juda und die Bewohner Jerusalems, und diese Stadt wird immerdar bewohnt bleiben. Dann werden aus den Städten Judas, aus der Umgegend von Jerusalem, aus dem Gebiet Benjamins, aus der Schefela, aus dem Gebirge und aus dem Südland Leute kommen, die Brandopfer, Schlachtopfer, Speiseopfer und Weihrauch darbringen, die Dankopfer zum Haus des Herrn tragen. Wenn ihr aber nicht auf meinen Befehl hört, den Sabbat heilig zu halten, keine Lasten zu tragen und damit am Sabbat durch die Tore Jerusalems zu kommen, will ich Feuer an seine Tore legen. Das soll die Paläste Jerusalems verzehren und nicht mehr erlöschen!'" Der Prophet in der Werkstatt des TöpfersFolgende Weisung erging vom Herrn an Jeremia: "Mache dich auf, geh hinab zum Haus des Töpfers! Dort werde ich dir meine Weissagung kundtun!" Ich ging hinab zum Haus des Töpfers. Er war gerade bei der Arbeit an der Töpferscheibe.  Mißriet nun das Gefäß, das er eben formte, wie es unter der Hand es Töpfers vorkommt, so machte er ein anderes Gefäß, wie es dem Töpfer gut schien. Da erging das Wort des Herrn an mich: "Kann ich nicht so, wie der Töpfer da, mit euch verfahren, Haus Israel?" - Spruch des Herrn. - "Ja, wie der Ton in des Töpfers Hand, seid ihr in meiner Hand, Haus Israel! Bald drohe ich einem Volk oder einem Reich, daß ich es ausrotten, vernichten, vertilgen will. Doch bekehrt sich dieses Volk von seiner Bosheit, um derentwillen ich ihm gedroht, lasse ich mich das Unheil gereuen, das ich ihm anzutun dachte. Bald verheiße ich einem Volk oder einem Reich, es aufzubauen und einzupflanzen. Tut es aber, was böse ist in meinen Augen, indem es auf meine Stimme nicht hört, dann lasse ich mich das Gute gereuen, das ich ihm zu erweisen dachte. So verkünde nun den Leuten von Juda und den Bewohnern Jerusalems: So spricht der Herr: 'Siehe, Unheil bereite ich wider euch. Ich habe wider euch Unheil erdacht und einen Plan wider euch geschmiedet! Kehrt doch um, jeder von seinem bösen Weg! Bessert eure Wege und eure Werke!' Sie aber werden entgegnen: 'Es ist vergeblich! Wir gehen unseren eigenen Plänen nach.' - Jeder will nach dem Starrsinn seines bösen Herzens handeln." Darum spricht der Herr: "Fragt nach bei den Völkern! Wer hat je solches vernommen? Ganz Abscheuliches hat getan die Jungfrau Israel. Weicht vom Felsengrat je des Libanon Schnee? Versiegen die kalten, rauschenden Wasser der Berge? Doch mich hat mein Volk vergessen. Dem Nichts bringen sie Rauchopfer dar. Doch ich lasse sie straucheln auf ihren Wegen, den uralten Pfaden. Steile, ungebahnte Wege müssen sie gehen. Ich mache ihr Land zur Wüste, zum ewigen Spott. Wer immer hindurchzieht, schaudert und schüttelt den Kopf. Wie der Ostwind jage ich sie dahin vor dem Feind. Den Rücken, nicht das Antlitz zeige ich ihnen am Tag ihrer Not! - Abrechnung mit den GegnernSie sagen: Wohlan, laßt uns Pläne schmieden gegen Jeremia! Denn noch ist die Weisung vom Priester nicht gewichen, noch der Rat vom Weisen, noch das Wort vom Propheten. Wohlan, wir wollen ihn mit der Zunge treffen! Wir achten nicht all seiner Reden!"  Höre auf mich, o Herr! Vernimm meiner Gegner Rede! Soll Gutes vergolten werden mit Bösem, daß sie mir eine Grube graben? Denke daran, wie ich vor dich trat, zum Besten für sie zu reden, deinen Zorn abzuwenden von ihnen! Darum gib ihre Kinder dem Hunger preis! Überliefere sie der Gewalt des Schwertes! Ihre Frauen sollen kinderlos sein und verwitwet, ihre Männer erwürgt von der Seuche, ihre Jünglinge im Krieg vom Schwert erschlagen!  Schreien ertöne aus ihren Häusern, wenn du plötzlich Mordbanden über sie kommen läßt! Denn eine Grube graben sie, mich zu fangen. Schlingen legen sie meinem Fuß. Doch du, Herr, kennst ihren ganzen Mordplan gegen mich. Laß nicht ungesühnt ihre Schuld! Lösche nicht aus vor dir ihre Sünde! Laß sie stürzen! Rechne ab mit ihnen zur Zeit deines Zornes! Der zerschlagene KrugSo sprach der Herr: "Geh, kaufe dir einen irdenen Krug! Nimm einige Ältesten des Volkes und der Priester mit dir! Geh hinaus in das Ben Hinnom-Tal, das vor dem Scherbentor liegt, und verkünde dort die Worte, die ich dir sagen werden!  Sprich: Hört das Wort des Herrn, Könige Judas, Bewohner von Jerusalem! So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Seht, ich bringe Unheil über diesen Ort, daß jedem, der davon hört, die Ohren gellen, weil sie mich verließen, diese Stätte entehrten, fremden Göttern an ihr opferten, von denen weder sie noch ihre Väter noch die Könige Judas wußten, und weil sie diesen Ort mit dem Blut Unschuldiger anfüllten, Baalshöhen errichteten, um ihre Kinder als Opfer für den Baal zu verbrennen, was ich nie befohlen, nie geboten habe, was mir nie in den Sinn kam. Darum seht, es werden Tage kommen", - Spruch des Herrn - "da wird man diese Stätte nicht mehr 'Tofet' und 'Ben-Hinnom-Tal', sondern 'Würgetal' nennen.  Da werde ich an diesem Ort die Weisheit Judas und Jerusalems zunichte machen, sie vor ihren Feinden durch das Schwert fallen lassen, durch die Hand derer, die ihnen nach dem Leben trachten. Ihre Leichen gebe ich den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß. Ich mache diese Stadt zum Entsetzen und Spott. Jeder, der vorübergeht, wird sich entsetzen und spotten ob all ihrer Schläge. Ich speise sie mit dem Fleisch ihrer Söhne und mit dem Fleisch ihrer Töchter. Einer wird das Fleisch des anderen essen in der Not und Bedrängnis, in die ihre Feinde und alle, die ihnen nach dem Leben trachten, sie bringen werden.' Zerschlage den Krug vor den Augen der Männer, die mit dir gegangen sind, und sage zu ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen: 'Siehe, so zerschmettere ich dieses Volk und diese Stadt, wie man ein Töpfergeschirr zerschmettert, daß man es nicht wiederherstellen kann. Das Tofet wird man als Begräbnisplatz benutzen, weil kein Platz zum Begraben mehr da ist. So werde ich mit dieser Stätte verfahren' - Spruch des Herrn - 'und mit ihren Bewohnern: Ich werde diese Stadt zu einem Tofet machen. Die Häuser Jerusalems und die Häuser der Könige von Juda sollen unrein werden wie die Stätte des Tofet, alle Häuser, auf deren Dächern sie dem ganzen Heer des Himmels Rauchopfer darbrachten und fremden Göttern Trankopfer spendeten.'"  Strafandrohung im TempelAls Jeremia vom Tofet zurückkam, wohin ihn der Herr zur prophetischen Verkündigung gesandt hatte, trat er in den Vorhof des Hauses des Herrn und sprach zum ganzen Volk: "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Seht, ich will über diese Stadt und über all ihre Tochterstädte all das Unheil kommen lassen, das ich ihr angedroht habe; denn halsstarrig sind sie und hören nicht meine Worte.'" Mißhandlung durch PaschhurAls der Priester Paschhur, der Sohn des Immer, - er war Oberaufseher im Haus des Herrn - den Propheten Jeremia diese Worte verkündigen hörte, da schlug Paschhur den Propheten Jeremia und ließ ihn in den Block legen, der sich am oberen Tor, das heißt am Benjamintor, des Hauses des Herrn befand.  Als Paschhur am anderen Morgen den Jeremia aus dem Block freiließ, sagte Jeremia zu ihm: "Der Herr nennt dich nicht mehr Paschhur, sondern Magor ('Grauen ringsum'). Weissagung über Paschhur und seine FreundeDenn so spricht der Herr: 'Siehe, ich mache dich zum Grauen für dich und alle deine Freunde! Sie werden durch das Schwert ihrer Feinde fallen, und du wirst es mit eigenen Augen sehen. Ganz Juda will ich in die Hand des Königs von Babel geben. Er wird sie gefangen nach Babel führen und mit dem Schwert erschlagen. Allen Reichtum dieser Stadt, all ihr Gut und ihre Kostbarkeit gebe ich preis. Alle Schätze der Könige von Juda gebe ich in die Hände ihrer Feinde. Sie werden sie plündern, wegnehmen und nach Babel bringen. Und du, Paschhur, und alle deine Hausgenossen, ihr werdet in die Gefangenschaft wandern. Nach Babel wirst du kommen, dort sterben und dort begraben werden, du samt all deinen Freunden, denen du Lügen geweissagt hast.'" Die Qual des ProphetenamtesDu hast mich betört, o Herr, - und ich ließ mich betören. Du hast mich gepackt und bezwungen. Zum Gelächter bin ich geworden tagaus und tagein, alle Welt spottet meiner.  Ach, wenn ich rede, muß ich aufschreien. "Unrecht, Gewalt!" muß ich rufen! Und das Wort des Herrn trägt mir Schmähung und Spott ein jeden Tag. Sage ich: "Ich will an ihn nicht mehr denken, nimmermehr reden in seinem Namen!", dann brennt es in mir wie loderndes Feuer, verschlossen in meinem Gebein! Ich mühe mich, es auszuhalten, - ich kann es nicht!  'Mit mir ist der Herr...'Ach, Grauen ringsum. Ich höre so viele raunen: "Zeigt ihn an! Wir verraten ihn!" Alle meine Freunde lauern darauf, daß ich strauchele: "Er läßt sich vielleicht betören! Dann haben wir ihn in der Hand und nehmen an ihm Rache." Doch mit mir ist der Herr als ein starker Held. Darum stürzen meine Verfolger, nichts vermögen sie. Sie werden zuschanden - sie erreichen ja nichts - zu ewiger, unvergeßlicher Schmach. Herr der Heerscharen, der du den Frommen prüfst, der du Nieren und Herzen erprobst! Laß deine Rache an ihnen mich schauen, denn auf dich habe ich meine Sache gestellt! Lobsingt dem Herrn. Preist den Herrn! Er rettet aus der Hand der Frevler das Leben des Armen. 'Verflucht der Tag, an dem ich geboren'Verflucht der Tag, an dem ich geboren. Der Tag, da die Mutter das Leben mir gab! - Er sei nicht gesegnet!  Verflucht der Mann, der meinem Vater die fröhliche Kunde gebracht: "Ein Kind, ein Knäblein ist dir geboren!" - Er hat hoch ihn erfreut. - Dem Mann geschehe wie den Städten, die der Herr zerstörte, erbarmungslos! Wehgeschrei höre er am Morgen, Kriegslärm zur Mittagszeit, weil nicht im Mutterschoß er mich sterben ließ, daß meine Mutter zum Grab mir wurde und ihr Leib in Ewigkeit schwanger blieb! Was mußte ich verlassen den Mutterschoß, um Mühsal und Leid zu erleben, meine Tage in Schmach zu verbringen? DROHWORTE GEGEN DIE STADT UND DAS KÖNIGSHAUS'Ich selbst will euch bekriegen'Folgendes ist die Weissagung, die vom Herrn an Jeremia erging, als König Zidkija den Paschhur, den Sohn Malkijas, und den Priester Zefanja, den Sohn Maasejas, zu ihm sandte mit dem Auftrag: "Befrage doch den Herrn für uns! Nebukadnezzar, der König von Babel, streitet wider uns. Vielleicht tut der Herr eines seiner Wunder an uns, so daß jener von uns abzieht."  Jeremia antwortete ihnen: "Bestellt dem Zidkija folgendes: So spricht der Herr, der Gott Israels: 'Siehe, ich kehre in eurer Hand die Waffen um, mit denen ihr gegen den König von Babel und die Chaldäer, die euch belagern, draußen vor der Mauer kämpft. Ich führe sie zuhauf mitten in diese Stadt. Ich selbst will euch bekriegen mit ausgestreckter Hand, mit starkem Arm, mit Zorn, Grimm und großem Groll. Ich schlage die Bewohner dieser Stadt, Menschen wie Vieh, mit großer Pest, daß sie sterben. Dann' - Spruch des Herrn - 'gebe ich Zidkija, den König von Juda, seine Beamten und, was an Volk in dieser Stadt von Seuche, Schwert und Hunger verschont blieb, in die Hand des König Nebukadnezzar von Babel, in die Hand ihrer Feinde, in die Hand derer, die ihnen nach dem Leben trachten. Er wird sie mit der Schneide des Schwertes erschlagen ohne Mitleid mit ihnen, ohne Erbarmen, ohne Gnade.'" Tod oder Leben"Sag diesem Volk: So spricht der Herr: 'Seht, ich lege den Weg zum Leben und den Weg zum Tod euch vor! Wer in dieser Stadt bleibt, stirbt durch Schwert, Hunger oder Pest! Wer hinausgeht und sich den Chaldäern, die euch belagern, ergibt, bleibt am Leben und hat sein Leben als Beute! Denn ich richte mein Antlitz gegen diese Stadt zum Unheil, nicht zum Heil!' - Spruch des Herrn. - 'In die Hand des Königs von Babel wird sie gegeben; er wird sie verbrennen.' Gerechtigkeit, des Königs vornehmste PflichtZum Königshaus von Juda sprich: Hört das Wort des Herrn, ihr von Davids Haus! So spricht der Herr: 'Haltet jeden Morgen gerechtes Gericht! Befreit den Bedrückten aus der Hand des Bedrückers! Sonst bricht mein Zorn los wie Feuer und brennt wegen der Bosheit eurer Taten unauslöschlich. Die prahlerische StadtSiehe, ich will gegen dich vorgehen, Bewohnerin des Tals, des Felsens in der Ebene', - Spruch des Herrn. - 'Ihr sagt: Wer kommt zu uns herab? Wer dringt ein in unsere Behausung?  Ich zahle euch heim, wie es euer Tun verdient', - Spruch des Herrn. - 'Ich lege Feuer an den Wald dieser Stadt, das alles rings um sie her frißt.'"  Gerechtigkeit, die Rettung des KönigshausesSo spricht der Herr: "Steige hinab zum Palast des Königs von Juda, verkünde dort diesen Spruch! Sage: Höre das Wort des Herrn, König von Juda, der auf Davids Thron sitzt, du, deine Beamten und dein Volk, das eingeht durch diese Tore! So spricht der Herr: 'Übt Recht und Gerechtigkeit! Befreit den Bedrückten aus der Hand des Erpressers! Fremdling, Waise und Witwe benachteiligt nicht. Übt keine Gewalttat! Vergießt kein unschuldiges Blut an diesem Ort! Wenn ihr dieses Gebot befolgt, werden durch die Tore dieses Hauses Könige einziehen, die auf Davids Thron sitzen; mit Wagen und Pferden werden sie daherfahren, er, seine Beamten und sein Volk. Wenn ihr aber auf diese Gebote nicht achtet, so habe ich bei mir selbst den Schwur getan' - Spruch des Herrn -: 'Ein Trümmerhaufen soll dieser Palast werden!'" Ja, so spricht der Herr vom Palast des Königs von Juda: "Wie Gilead warst du mir, wie der Gipfel des Libanon! Doch wahrlich, ich will dich zur Wüste machen, zur unbewohnten Stadt.  Ich weihe Verwüster wider dich: Menschen und Waffen. Sie fällen deine prachtvollen Zedern, werfen sie ins Feuer.  Wenn dann viele Leute an dieser Stadt vorüberziehen und einer den anderen fragt: 'Warum hat der Herr an dieser großen Stadt solches getan?', wird man erwidern: 'Sie ist dem Bund mit dem Herrn, ihrem Gott, untreu geworden, hat andere Götter angebetet und ihnen gedient.'" König SchallumWeint nicht um den Toten! Betrauert ihn nicht! Um den Scheidenden weint, da nimmermehr er heimkehrt, nie wieder sein Vaterland wird sehen!  Denn so spricht der Herr von Schallum, dem Sohn Joschijas, des Königs von Juda, der an Stelle seines Vaters Joschija König geworden war: "Der fortzog von diesem Ort, kehrt nicht mehr dahin zurück, sondern an dem Ort, wohin man ihn gefangen weggeführt hat, wird er sterben; dieses Land aber wird er nicht wiedersehen. König JojakimWeh dem, der mit Ungerechtigkeit seinen Palast baut, mit Unrecht seine Söller, der ohne Entgelt seinen Nächsten arbeiten läßt, ihm vorenthält seinen Lohn!  Der sagt: 'Ich baue mir ein geräumiges Haus und geräumige Söller.' Fenster bricht er darin aus. Mit Zedern wird es getäfelt und rot bemalt. Bist du König geworden, um mit Zedernbauten zu prahlen? Hat nicht auch dein Vater gegessen und getrunken und dennoch Recht und Gerechtigkeit geübt? Da ging es ihm wohl. Dem Bedrängten und Armen schaffte er Recht. Gut stand es damals. Heißt nicht das, mich erkennen?" - Spruch des Herrn. "Doch dein Auge und Sinn steht dir nicht danach, sondern nur auf deinen Gewinn und darauf, schuldloses Blut zu vergießen, Bedrückung und Erpressung zu üben." Darum spricht der Herr von Jojakim, dem Sohn Joschijas, dem König von Juda: "Man singt ihm nicht die Totenklage: 'Ach mein Bruder! Ach, meine Schwester!' Man singt ihm nicht die Totenklage: 'Ach, Herr! Ach, Erlauchter!' Eines Esels Begräbnis wird ihm zuteil: Man schleift ihn fort und wirft ihn hin, draußen vor Jerusalems Toren."  Jerusalems HeimsuchungAuf den Libanon steige hinauf! Laut klage! Laut heule in Baschan! Vom Abarimgebirge dringe dein Wehruf her! Denn zerschmettert sind all deine Freunde!  Ich habe dir zugeredet, da dir es noch gut ging. Du sagtest: "Ich mag es nicht hören!" Das war dein Gebaren von Jugend auf: Nie wolltest du hören auf meine Stimme. Fort weht der Sturmwind all deine Hirten. Deine Freunde wandern in die Verbannung. Ja, jetzt stehst du in Schande und Schmach ob all deiner Bosheit. Die du jetzt auf dem Libanon thronst, die du in Zedern nistest, wie wirst du stöhnen, wenn Wehen über dich kommen, Schmerzen wie die der Gebärenden!  König Jojachin"So wahr ich lebe", - Spruch des Herrn - "wäre auch Jojachin, der Sohn Jojakims, der König von Juda, der Siegelring an meiner rechten Hand, ich risse ihn weg von da.  Ich gebe dich in die Hand derer, die dir nach dem Leben trachten, in die Hand derer, vor denen dir graut, in die Hand Nebukadnezzars, des Königs von Babel, und in die Hand der Chaldäer. Dich und deine Mutter, die dich gebar, schleudere ich weg in ein fremdes Land, wo ihr nicht geboren seid. Dort werdet ihr sterben. In das Land, in das heimzukehren sie sehnlichst verlangen, kehren sie nimmer zurück." Ist dieser Mann Jojachin denn wie ein Gefäß, das man verachtet und wegwirft, wie ein Gerät, das niemand will? Was ward er hinweggeschleudert, er mit seinem Geschlecht, und in ein Land geworfen, das sie nicht kannten? Land! Land! Land! Höre das Wort des Herrn! So sprich der Herr: "Schreibt diesen Mann als kinderlos ein, als einen Mann, dem zeit seines Lebens nichts glückt! Denn keinem gelingt es aus seinem Geschlecht, zu sitzen auf Davids Thron und fortan zu herrschen in Juda."  DIE SCHLECHTEN HIRTEN UND DER GUTE HIRTWehe Judas Hirten"Wehe den Hirten, die die Schafe meiner Weide sich verirren und sich zerstreuen lassen!" - Spruch des Herrn.  Darum spricht der Herr, der Gott Israels, wider die Hirten, die mein Volk hüten: "Ihr habt meine Schafe zerstreut und versprengt und euch nicht gekümmert um sie. Nun suche ich heim an euch eure bösen Taten", - Spruch des Herrn. "Ich sammle den Rest meiner Schafe aus allen Ländern, wohin ich sie versprengt habe, und führe sie wieder auf ihre Weide, daß sie wachsen und sich mehren. Ich will ihnen Hirten bestellen, die sie hüten. Sie werden sich nicht mehr fürchten, nicht erschrecken noch heimgesucht werden", - Spruch des Herrn. Der 'Davidssproß'"Wahrlich, es kommt die Zeit", - Spruch des Herrn - "da erwecke ich David einen gerechten Sproß. Er wird König sein und herrschen voll Weisheit. Recht und Gerechtigkeit wird er im Land üben.  Heil findet Juda in seinen Tagen, und Israel wohnt im Glück. Der Name, mit dem man ihn nennt, wird sein: 'Der Herr ist unsere Gerechtigkeit'.  Darum siehe, es werden Tage kommen", - Spruch des Herrn - "da wird man nicht mehr sagen: 'So wahr der Herr lebt, der die Israeliten aus Ägypten herausgeführt hat!',  sondern: 'So wahr der Herr lebt, der die zum Haus Israel Gehörigen aus dem Nordland und aus allen Ländern, wohin ich sie verstoßen hatte, hergeführt und heimgebracht hat, damit sie wiederum in ihrem Land wohnen!'" Drohworte gegen die falschen ProphetenÜber die Propheten: Mein Herz im Leib zerbricht mir. Es zittern all meine Glieder. Ich bin wie ein Trunkener, wie einer, den Wein übermannt hat, vor dem Herrn, vor seinen heiligen Worten. Denn von Ehebrechern ist voll das Land - unter dem Fluch trauert das Land, die Weideplätze der Steppe sind verdorrt. - Untat ist ihr Streben und Unrecht ihre Kraft. "Ja, auch Prophet und Priester sind ruchlos. In meinem Tempel gar muß ihre Bosheit ich finden", - Spruch des Herrn. "Darum sei ihr Weg für sie wie schlüpfriger Boden. Im Finstern sollen sie stürzen und darauf fallen. Denn Unglück bringe ich über sie im Jahr ihrer Heimsuchung.", - Spruch des Herrn.  "Anstößiges mußte ich sehen bei Samarias Propheten. Sie weissagten beim Baal und führten irre Israel, mein Volk.  Doch Entsetzliches sehe ich bei den Propheten Jerusalems: Ehebruch treiben sie, sagen Lügen und bestärken die Übeltäter, daß keiner sich abwendet von seiner Bosheit. Wie Sodom sind sie mir alle, wie Gomorra ihre Bewohner." Darum spricht der Herr der Heerscharen wider die Propheten: "Siehe, ich will sie mit Wermut speisen, mit Giftwasser sie tränken. Denn von den Propheten Jerusalems ist Ruchlosigkeit ausgegangen über das ganze Land."  So spricht der Herr der Heerscharen: "Hört nicht auf das Wort der Propheten, die euch weissagen! Sie betören euch nur, verkünden nur selbstersonnene Visionen, ohne Auftrag des Herrn. Den Verächtern des Wortes des Herrn verheißen sie immerfort: 'Glück wird euch werden!' - Zu allen, die wandeln im Trotz ihres Herzens, sagen sie: 'Unheil kommt nicht über euch!' Ja, wer stand denn im Rat des Herrn, daß er ihn sah? Daß er hörte sein Wort? Wer hat denn sein Wort erlauscht und vernommen? Siehe, ein Sturmwind vom Herrn, sein Zorn bricht los, ein Wirbelwind braust dahin über der Gottlosen Haupt!  Nicht wendet sich der Zorn des Herrn, bis er es vollbracht, bis seines Herzens Plan er verwirklicht. Klar erkennt ihr es am Ende der Tage. Ich habe diese Propheten nicht gesandt, und doch laufen sie. Ich habe nicht zu ihnen geredet, und doch weissagen sie. Hätten in meinem Rat sie gestanden, so kündeten sie meinem Volk meine Worte, brächten es ab von seinem bösen Wandel und seinem gottlosen Tun.  Bin ich denn ein Gott, der nur in der Nähe sieht", - Spruch des Herrn - "und nicht auch ein Gott in der Ferne?  Kann sich einer so heimlich verbergen, daß ich ihn nicht sähe?" - Spruch des Herrn. "Erfülle ich denn nicht Himmel und Erde?" - Spruch des Herrn. Die Träume der falschen Propheten"Ich habe gehört, was die Propheten sagen, die in meinem Namen Erlogenes weissagen: 'Ich hatte einen Traum, einen Traum!'  Wie lange soll dies noch währen? Haben etwa die Propheten, die Erlogenes weissagen und Selbstersonnenes künden, die Absicht, gedenken sie durch ihre Träume, die sie einander erzählen, bei meinem Volk meinen Namen vergessen zu machen, wie ihre Väter meinen Namen über dem Baal vergaßen? Ein Prophet, der einen Traum hat, erzählt einen Traum. Wer aber mein Wort hat, verkündet in Wahrheit mein Wort. Was hat das Stroh mit dem Korn gemein?" - Spruch des Herrn.  "Ist mein Wort nicht wie Feuer", - Spruch des Herrn - "wie ein Hammer, der Felsen zertrümmert? Siehe, darum will ich gegen die Propheten vorgehen", - Spruch des Herrn - "die einer dem anderen meine Worte wegstehlen.  Ich will gegen die Propheten vorgehen", - Spruch des Herrn - "die nur mit ihrer Zunge plappern, das aber 'Gottesspruch' nennen, ich will gegen die Propheten vorgehen, die Erlogenes träumen" - Spruch des Herrn -"und es verkünden und mein Volk irreführen durch ihre Lügen und ihr Geflunker. Ich habe sie nicht gesandt und nicht beauftragt. Sie können diesem Volk gar nichts nützen", - Spruch des Herrn. Die 'Last des Herrn'"Wenn dieses Volk - Prophet oder Priester - dich fragt: 'Was ist die Last des Herrn?', so antworte ihnen: 'Ihr seid die Last, aber ich werfe euch ab!'" - Spruch des Herrn.  "Den Propheten, den Priester und wer vom Volk 'Last des Herrn' sagt, den will ich strafen samt seinem Haus. So sollt ihr zueinander und untereinander sagen: 'Was hat der Herr geantwortet?', oder 'Was hat der Herr geredet?' Den Ausdruck 'Last des Herrn' sollt ihr nicht mehr gebrauchen; denn Last ist für jeden sein eigenes Wort. Ihr verdreht die Worte des lebendigen Gottes, des Herrn der Heerscharen, unseres Gottes. So sollt ihr den Propheten fragen: 'Was hat der Herr dir geantwortet?', und 'Was hat der Herr gesprochen?' Redet ihr aber von der 'Last des Herrn', so spricht der Herr: Weil ihr dies Wort 'Last des Herrn' gebraucht, obschon ich euch geboten habe: Ihr sollt nicht 'Last des Herrn' sagen, darum seht, will ich euch nehmen und euch samt der Stadt, die ich euch und euren Vätern gab, hinwegstoßen von meinem Angesicht und über euch ewige Schmach und ewige, unvergeßliche Schande bringen." DROHWORTE GEGEN DAS GOTTESVOLKDie zwei Körbe mit FeigenDer Herr ließ mich - als Nebukadnezzar, der König von Babel, Jojachin, den Sohn Jojakims, den König von Juda, und die Fürsten von Juda samt den Schmieden und Schlossern von Jerusalem weggeführt und nach Babel gebracht hatte - folgendes schauen: Zwei Körbe mit Feigen standen vor dem Tempel des Herrn.  Der eine Korb enthielt sehr gute Feigen, ähnlich den Frühfeigen; in dem anderen Korb waren sehr schlechte Feigen, die man nicht essen konnte; so schlecht waren sie. Der Herr fragte mich: "Jeremia, was siehst du?" Ich erwiderte: "Feigen! Die guten Feigen sind sehr gut; die schlechten sind sehr schlecht, so schlecht, daß man sie nicht essen kann." Da erging an mich das Wort des Herrn: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Wie diese guten Feigen, so will ich die Gefangenen aus Juda, die ich von diesem Ort in das Land der Chaldäer gesandt habe, gnädig ansehen, will mein Auge voll Huld auf sie richten und sie in dieses Land zurückführen, sie aufbauen und nicht wieder zerstören, sie einpflanzen und nicht wieder ausreißen. Einsicht will ich ihnen verleihen, damit sie mich erkennen, daß ich der Herr bin. Sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein, wenn sie sich von ganzem Herzen zu mir bekehren. Aber wie die schlechten Feigen, die so schlecht sind, daß man sie nicht essen kann", - so spricht der Herr - "so will ich den König Zidkija von Juda behandeln samt seinen Fürsten und den Überbleibseln von Jerusalem, die in diesem Land blieben oder sich in Ägypten niedergelassen haben. Zum Schreckbild des Unheils mache ich sie für alle Reiche der Erde, zu Schimpf und Hohn, zu Spott und Fluch an allen Orten, wohin ich sie werde. Ich sende gegen sie Schwert, Hunger und Pest, bis sie ganz aus dem Land vertilgt sind, das ich ihnen und ihren Vätern verliehen habe." Judas UnbotmäßigkeitDies ist das Wort, das an Jeremia erging über das ganze Volk Juda im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda - es war dies das erste Regierungsjahr Nebukadnezzars, des Königs von Babel. Der Prophet Jeremia verkündete es dem ganzen Volk Juda und allen Bewohnern Jerusalems: Vom dreizehnten Jahr Joschijas, des Sohnes Amons, des Königs von Juda, bis auf den heutigen Tag, also schon 23 Jahre, ist das Wort des Herrn an mich ergangen, und unermüdlich habe ich zu euch geredet, aber ihr habt nicht gehört. Und der Herr hat unermüdlich alle seine Diener, die Propheten, zu euch gesandt. Doch ihr habt nicht gehört, euer Ohr nicht geneigt, sie anzuhören, als sie sprachen: "Kehrt um, ein jeder von seinem bösen Weg und seinem verwerflichen Tun, so werdet ihr in dem Land wohnen bleiben, das der Herr euch und euren Vätern gegeben hat, für ewige Zeiten! Lauft nicht anderen Göttern nach, um ihnen zu dienen und sie anzubeten! Reizt mich nicht zum Zorn durch die Machwerke eurer Hände, damit ich kein Unheil über euch verhänge! Doch ihr habt nicht auf mich gehört" - Spruch des Herrn - "und mich durch eurer Hände Machwerk zum Zorn gereizt, euch zum Verderben." Die siebzigjährige Gefangenschaft JudasDarum spricht der Herr der Heerscharen: "Weil ihr nicht auf mein Wort gehört, siehe, so lasse ich alle Völkerschaften des Nordens herbeiholen", - Spruch des Herrn - "auch Nebukadnezzar, den König von Babel, meinen Knecht. Ich lasse sie hereinbrechen über dieses Land, über seine Bewohner und all diese Völker im Umkreis. Ich verhänge den Bann über sie und mache sie zum Entsetzen, zum Spott und zu ewiger Verödung. Ich lasse bei ihnen aufhören den Ruf der Freude und den Ruf der Wonne, den Jubel des Bräutigams und den Jubel der Braut, das Gekreische der Mühle und das Licht der Lampe. Und dieses ganze Land soll zur Wüste, zur Einöde werden; und diese Völker müssen dienstbar sein dem König von Babel siebzig Jahre lang. Doch nach Ablauf der siebzig Jahre werde ich am König von Babel und jenem Volk" - Spruch des Herrn - "und an dem Land der Chaldäer ihre Schuld ahnden und es für immer zur Wüste machen. Ich will an diesem Land all meine Worte, die ich über es gesprochen, in Erfüllung gehen lassen, alles, was in diesem Buch geschrieben steht, was Jeremia über alle Völker geweissagt hat.  Denn auch sie sollen mächtigen Völkern und gewaltigen Königen dienen. Nach ihrem Tun und den Werken ihrer Hände werde ich ihnen vergelten." Gottes Zornbecher und Schwert über die VölkerDenn so spricht zu mir der Herr, der Gott Israels: "Nimm diesen Becher mit Zornwein aus meiner Hand und laß alle Völker, zu denen ich dich sende, daraus trinken. Trinken sollen sie, taumeln und toll werden vor dem Schwert, das ich unter sie entsende!" Ich nahm den Becher aus der Hand des Herrn und ließ alle Völker, zu denen der Herr mich sandte, daraus trinken: Jerusalem und die Städte Judas, ihre Könige und Fürsten, um sie zur Wüste, zum Entsetzen, zum Spott und Fluch zu machen, [wie es heute ist];  den Pharao, den König von Ägypten, seine Beamten, seine Fürsten und sein ganzes Volk; das ganze Völkergemisch, alle Könige des Landes Uz, alle Könige des Philisterlandes: von Aschkelon, Gaza, Ekron und den Rest von Aschdod, Edom, Moab und die Ammoniter, alle Könige von Tyrus, alle Könige von Sidon sowie die Könige der Inseln jenseits des Meeres, Dedan, Tema, Bus und alle mit gestutztem Haar,  alle Könige Arabiens und alle Könige des Völkergemisches, die in der Wüste wohnen; alle Könige von Simri, von Elam und Medien, auch alle Könige des Nordens, nahe und fern, einen wie den anderen, ja, alle Königreiche der Welt, soviele es gibt auf der Erde. Der König von Scheschach aber muß nach ihnen trinken.  "Du sollst ihnen sagen: So spricht der Herr der Heerscharen, Israels Gott: 'Trinkt, berauscht euch, speit und fallt, ohne aufzustehen, vor dem Schwert, das ich unter euch sende!' Weigern sie sich, den Becher aus deiner Hand zu nehmen, um zu trinken, dann sage ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen: 'Ihr müßt dennoch trinken! Wahrlich, wenn ich bei der Stadt, die nach meinem Namen benannt ist, mit dem Strafgericht anfange, solltet ihr da frei ausgehen? Ihr bleibt nicht verschont; denn ich biete das Schwert auf gegen alle Bewohner der Erde", - Spruch des Herrn der Heerscharen. Das Gericht über die Völker"Verkündige du ihnen all diese Worte und sage zu ihnen: Es brüllt aus der Höhe der Herr. Aus seiner heiligen Wohnung läßt er seine Stimme dröhnen! Mit Donnerlaut ruft er über das Land, läßt ein Jauchzen erschallen wie beim Keltertreten. Zu allen Bewohnern der Erde, bis ans Ende der Welt dringt der Schall! Denn der Herr erhebt Klage gegen die Völker. Er geht mit allem Fleisch ins Gericht. Die Gottlosen gibt er dem Schwert preis", - Spruch des Herrn. So spricht der Heerscharen Herr: "Siehe, Unheil schreitet von Volk zu Volk. Ein gewaltiger Sturm zieht herauf von den Enden der Erde." Die vom Herrn Erschlagenen liegen an jenem Tag von einem Ende der Erde zum anderen. Betrauert werden sie nicht, nicht geborgen, sie finden kein Grab. Als Dung dienen sie auf dem Acker. Heult, ihr Hirten, und klagt! Wälzt euch im Staub, ihr Lenker der Herde! Die Tage sind da, euch zu schlachten. Ihr fallt gleich erlesenen Böcken. Keine Zuflucht finden die Hirten, keine Rettung die Lenker der Herde. Horch! Wie schreien die Hirten! Wie heulen die Lenker der Herde! Denn der Herr verheert ihre Weide. Dahin sind die friedlichen Auen vor der Zornesglut des Herrn. Wie ein Löwe verläßt er sein Versteck, weil ihr Land zur Wüste geworden ist vor dem mordenden Schwert, vor der Glut seines Grimmes. JEREMIAS KAMPF GEGEN PRIESTER UND PROPHETENDie TempelredeIm Anfang der Regierung Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda, erging folgendes Wort vom Herrn:  "So spricht der Herr: Stelle dich in den Vorhof des Hauses des Herrn! Verkünde allen, die aus den Städten Judas gekommen sind, um im Haus des Herrn anzubeten, alle Worte, die du meinem Auftrag gemäß zu ihnen reden sollst! Kein Wort davon laß weg! Vielleicht hören sie und bekehren sich von ihrem bösen Wandel. Dann ließe ich mich des Unheils gereuen, das ich ihnen wegen ihrer bösen Werke anzutun gedenke. Sage ihnen: So spricht der Herr: 'Wenn ihr nicht auf mich hört und nicht nach der Weisung wandelt, die ich euch gegeben habe, und nicht achtet auf die Worte der Propheten, meiner Knechte, die ich immerfort wieder zu euch sende, obwohl ihr ihnen nicht folgt, lasse ich es diesem Haus wie Schilo ergehen und mache diese Stadt zum Fluchwort für alle Völker der Erde.'"  Die Priester, die Propheten und alles Volk hörten zu, wie Jeremia im Haus des Herrn diese Worte sprach. Als nun Jeremia alles verkündet hatte, was ihm der Herr allem Volk vorzutragen befohlen hatte, ergriffen ihn die Priester und Propheten und alles Volk, indem sie riefen: "Du mußt sterben! Warum verkündest du im Namen des Herrn: 'Wie Schilo wird es diesem Haus ergehen. Diese Stadt wird in Trümmer sinken und niemand mehr darin wohnen'?" Und alles Volk im Haus des Herrn rottete sich gegen Jeremia zusammen. Gerichtsverhandlung und FreispruchAls die Fürsten Judas von diesem Vorfall hörten, kamen sie vom Palast des Königs zum Haus des Herrn hinauf und setzten sich am Eingang des neuen Tores des Hauses des Herrn nieder.  Die Priester und Propheten erklärten vor den Fürsten und dem ganzen Volk: "Dieser Mann ist des Todes schuldig! Denn er hat gegen diese Stadt geweissagt, wie ihr mit eigenen Ohren gehört habt."  Jeremia jedoch erklärte vor allen Fürsten und dem ganzen Volk: "Der Herr hat mich gesandt, gegen dieses Haus und gegen diese Stadt all die Worte zu verkünden, die ihr vernommen habt.  Nun bessert euren Wandel und euer Tun und hört auf die Stimme des Herrn, eures Gottes! Dann wird sich der Herr des Unheils gereuen lassen, das er euch angedroht hat. Ich aber bin in eurer Hand. Tut mit mir, wie es euch gut und recht scheint! Nur wisset: Wenn ihr mich tötet, bringt ihr schuldloses Blut auf euch und diese Stadt und ihre Bewohner; denn der Herr hat mich in Wahrheit zu euch gesandt, um euch all diese Worte zu verkünden." Da erklärten die Fürsten und das gesamte Volk den Priestern und den Propheten: "Dieser Mann ist nicht des Todes schuldig; denn er hat im Namen des Herrn, unseres Gottes, zu uns geredet." Einige der Ältesten des Landes traten auf und sagten zu der versammelten Menge: "Micha von Moreschet trat zur Zeit des Königs Hiskija von Juda als Prophet auf. Er verkündete dem ganzen Volk von Juda: 'So spricht der Herr der Heerscharen: Zion wird umgepflügt zum Acker, Jerusalem wird zum Trümmerhaufen, der Tempelberg zur Waldeshöhe!'  Hat nun etwa Hiskija, der König von Juda, oder irgend jemand in Juda ihn getötet? Hat man nicht vielmehr den Herrn gefürchtet und den Herrn zu versöhnen gesucht? - Den Herrn reute es, daß er ihnen Unheil angedroht hatte. Und wir sollten ein so großes Unrecht tun zu unserem eigenen Schaden?" Das Schicksal des Propheten UrijaDamals trat noch ein anderer Prophet auf im Namen des Herrn, Urija, der Sohn Schemajas aus Kirjat-Jearim. Er weissagte gegen diese Stadt und gegen dieses Land dasselbe wie Jeremia.  Als König Jojakim, alle seine Heerführer und alle Fürsten von seinen Reden hörten, suchte der König ihn zu töten. Als nun Urija davon Kunde erhielt, geriet er in Furcht und entfloh, und er gelangte nach Ägypten. Doch König Jojakim sandte Leute nach Ägypten, nämlich Elnatan, den Sohn Achbors, und einige andere mit ihm. Sie holten Urija aus Ägypten und brachten ihn zum König Jojakim. Dieser ließ ihn mit dem Schwert töten und seinen Leichnam auf die Begräbnisstätte des gewöhnlichen Volkes werfen.  Den Jeremia aber schützte Ahikam, der Sohn Schafans, damit man ihn nicht dem Volk zur Tötung überantwortete.  DAS JOCH NEBUKADNEZZARSDie Nachbarvölker unter babylonischer HerrschaftIm Anfang der Regierung Zidkijas, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda, erging folgendes Wort vom Herrn an Jeremia: "So sprach der Herr zu mir: Mache dir Stricke und Jochstangen und lege sie dir um den Hals! Schicke solche an den König von Edom, an den König von Moab, an den König der Ammoniter, an den König von Tyrus und an den König von Sidon durch die Gesandten, die zu Zidkija, dem König von Juda, nach Jerusalem gekommen sind!  Gib ihnen folgenden Auftrag für ihre Herren: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Sagt euren Gebietern: 'Ich habe die Erde, die Menschen und die Tiere auf der Erde durch meine große Kraft und meinen ausgestreckten Arm geschaffen und gebe sie, wem ich will. Jetzt gebe ich all diese Länder meinem Knecht Nebukadnezzar, dem König von Babel. Auch die Tiere des Feldes gebe ich ihm, daß sie ihm dienstbar sind. Alle Völker sollen ihm, seinem Sohn und seinem Enkel untertan sein, bis auch für sein Land die Zeit kommt, da mächtige Völker und große Könige ihn sich dienstbar machen. Das Volk, das Reich aber, das dem König Nebukadnezzar von Babel nicht dienen und seinen Nacken nicht in das Joch des Königs von Babel stecken will, dieses Volk' - Spruch des Herrn - 'werde ich heimsuchen mit Schwert, Hunger und Pest, bis ich es durch seine Hand ganz zermürbt habe. Darum hört nicht auf eure Propheten, Wahrsager, Träumer, Zeichendeuter und Zauberer, die euch sagen: Ihr werdet dem König von Babel nicht dienstbar sein! Denn Erlogenes weissagen sie euch, um euch aus eurem Land zu bringen; ich würde euch nämlich verstoßen, damit ihr zugrunde geht. Das Volk aber, das seinen Nacken in das Joch des Königs von Babel steckt und ihm dienstbar ist, das will ich ruhig in seiner Heimat lassen' - Spruch des Herrn - 'damit es seinen Boden bebaue und darauf wohne.'" Mahnung an Zidkija von JudaZu Zidkija, dem König von Juda, redete ich ebenso: "Steckt euren Nacken in das Joch des Königs von Babel! Seid ihm und seinem Volk untertan, so werdet ihr am Leben bleiben! Warum wollt ihr, du und dein Volk, durch Schwert, Hunger und Pest umkommen, wie der Herr dem Volk angedroht hat, das dem König von Babel nicht dienstbar sein will? Hört nicht auf die Reden der Propheten, die euch sagen: 'Ihr werdet dem König von Babel nicht dienstbar sein.' Denn Erlogenes weissagen sie euch. 'Ich habe sie nicht gesandt', - Spruch des Herrn -'sie weissagen euch fälschlich in meinem Namen, damit ich euch verstoße und ihr zugrunde geht samt den Propheten, die euch geweissagt haben.'" Warnung an die Priester und das VolkDen Priestern und dem ganzen Volk sagte ich: "So spricht der Herr: Hört nicht auf die Worte eurer Propheten, die euch weissagen: 'Wahrlich, die Geräte des Hauses des Herrn werden nunmehr bald von Babel zurückgebracht werden!' Denn sie weissagen euch Erlogenes. Hört nicht auf sie! Seid dem König von Babel untertan, so werdet ihr am Leben bleiben! Warum soll diese Stadt ein Trümmerhaufen werden? Wenn sie Propheten sind und das Wort des Herrn bei ihnen ist, so mögen sie den Herrn der Heerscharen bitten, daß die Geräte, die noch im Haus der Herrn und im Palast des Königs von Juda und in Jerusalem zurückgeblieben sind, nicht auch noch nach Babel kommen. Denn so spricht der Herr der Heerscharen betreffs der Säulen, des Meeres, der Gestelle und der übrigen Geräte, die in dieser Stadt zurückgeblieben sind, die Nebukadnezzar, der König von Babel, nicht mitgenommen hat, als er Jojachin, den Sohn Jojakims, den König von Juda aus Jerusalem nach Babel wegführte samt allen Vornehmen von Juda und Jerusalem, so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, betreffs der Geräte, die noch im Haus des Herrn und im Palast des Königs von Juda und in Jerusalem zurückgeblieben sind: 'Nach Babel werden sie gebracht und bleiben dort bis zu dem Tag, da ich wieder nach ihnen sehe' - Spruch des Herrn - 'und sie holen und an diese Stätte zurückbringen lasse.'" DER FALSCHE PROPHET HANANJAFalsche Weissagung des HananjaIn jenem Jahr, im Anfang der Regierung Zidkijas, des Königs von Juda, im vierten Jahr, im fünften Monat, sagte zu mir der Prophet Hananja, der Sohn Asurs aus Gibeon, im Haus des Herrn in Gegenwart der Priester und des ganzen Volkes:  "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Ich zerbreche das Joch des Königs von Babel. Noch zwei Jahre, dann bringe ich an diesen Ort zurück alle Geräte des Hauses des Herrn, die Nebukadnezzar, der König von Babel, von diesem Ort weggenommen und nach Babel gebracht hat. Auch Jojachin, den Sohn Jojakims, den König von Juda, und alle Gefangenen von Juda die nach Babel gekommen sind, werde ich an diese Stätte zurückbringen', - Spruch des Herrn. - 'Denn ich zerbreche das Joch des Königs von Babel.'" Der Prophet Jeremia aber erwiderte dem Propheten Hananja in Gegenwart der Priester und des gesamten Volkes, das im Haus des Herrn stand. Der Prophet Jeremia sagte: "Wahrlich, der Herr gebe es! Der Herr lasse dein Wort, das du verkündet hast, in Erfüllung gehen! Er bringe die Geräte des Hauses des Herrn und alle Gefangenen aus Babel an diese Stätte zurück!  Doch höre dieses Wort, das ich dir und dem ganzen Volk in die Ohren rufe! Die Propheten, die vor mir und vor dir von alters her waren, weissagten mächtigen Ländern und großen Reichen Krieg, Hunger und Pest. Wo ein Prophet aber Glück weissagt, wird man erst, wenn das prophetische Wort eintrifft, erkennen, daß der Herr den Propheten in Wahrheit gesandt hat." Da nahm der Prophet Hananja das Joch vom Hals des Propheten Jeremia und zerbrach es; dabei sagte Hananja in Gegenwart des ganzen Volkes: "So spricht der Herr: 'Ebenso zerbreche ich das Joch Nebukadnezzars, des Königs von Babel, binnen zweier Jahre auf dem Hals aller Völker.'" - Der Prophet Jeremia ging seines Weges. Ankündigung des Todes des HananjaNachdem der Prophet Hananja das Joch auf dem Nacken des Propheten Jeremia zerbrochen hatte, erging das Wort des Herrn an Jeremia: "Geh hin und sage zu Hananja: So spricht der Herr: 'Ein Joch von Holz hast du zerbrochen, aber ein Joch von Eisen dafür bereitet!' Denn so sprich der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Ein Joch von Eisen lege ich um den Hals all dieser Völker; sie werden Nebukadnezzar, dem König von Babel dienstbar sein. Sogar die Tiere des Feldes will ich ihm geben.'" Und der Prophet Jeremia sagte zum Propheten Hananja: "Höre, Hananja, der Herr hat dich nicht gesandt. Du verleitest dieses Volk, sein Vertrauen auf Lügen zu setzen. Darum spricht der Herr: 'Siehe, ich vertilge dich vom Erdboden. Noch in diesem Jahr sollst du sterben, weil du Auflehnung gegen den Herrn gepredigt hast.'" Und der Prophet Hananja starb in diesem Jahr, im siebten Monat. JEREMIAS BRIEF AN DIE GEFANGENEN IN BABELVorgeschichteFolgendes ist der Wortlaut des Briefes, den der Prophet Jeremia von Jerusalem aus an die noch übrigen Ältesten der Gefangenen, an die Priester, an die Propheten und an das gesamte Volk schickte, das Nebukadnezzar von Jerusalem nach Babel geführt hatte,  nachdem König Jojachin, die Königinmutter, die Kammerherren, die Fürsten von Juda und Jerusalem, die Schmiede und Schlosser von Jerusalem weggezogen waren, durch Elasa, den Sohn Schafans, und Gemarja, den Sohn Hilkijas, die Zidkija, der König von Juda, an Nebukadnezzar, den König von Babel, nach Babel sandte: Mahnung zur Ansiedlung in Babel"So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, zu allen Gefangenen, die ich von Jerusalem nach Babel habe wegführen lassen. 'Baut Häuser und wohnt darin! Pflanzt Gärten und eßt ihre Früchte! Nehmt Frauen und habt Söhne und Töchter! Nehmt für eure Söhne Frauen und gebt euren Töchtern Männer, damit sie Söhne und Töchter erhalten. Mehrt euch dort und vermindert euch nicht! Sucht das Wohlergehen der Stadt, in die ich euch weggeführt habe, und betet für sie zum Herrn; denn ihr Wohlergehen ist euer Wohlergehen.' Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Laßt euch nicht betören von euren Propheten, die unter euch sind, und von euren Wahrsagern! Schenkt euren Träumern, die ihr selbst träumen heißt, kein Gehör! Denn Erlogenes weissagen sie euch in meinem Namen. Ich habe sie nicht gesandt', - Spruch des Herrn. Rettung und HeimkehrVielmehr so spricht der Herr: 'Erst wenn volle siebzig Jahre für Babel dahingegangen sind, suche ich euch heim und lasse mein Heilswort an euch in Erfüllung gehen und bringe euch an diesen Ort zurück. Ich weiß ja wohl, welche Gedanken ich über euch hege' - Spruch des Herrn -: 'Es sind Ratschlüsse zum Heil und nicht zum Unheil, euch eine hoffnungsvolle Zukunft zu gewähren. Wenn ihr mich anruft und hingeht und zu mir betet, will ich euch erhören. Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden. Ja, sucht mich von ganzem Herzen, so lasse ich mich von euch finden', - Spruch des Herrn. - 'Ich will euer Schicksal wenden und euch aus allen Völkern und von allen Orten her, wohin ich euch verstoßen habe, sammeln' - Spruch des Herrn - 'und euch an den Ort zurückbringen, von dem ich euch weggeführt habe.' Heimsuchung der WiderspenstigenIhr aber sagt: 'Der Herr hat uns in Babel Propheten erstehen lassen!' Doch so spricht der Herr von dem König, der auf dem Thron Davids sitzt, und von allem Volk, das noch in dieser Stadt wohnt, euren Brüdern, die nicht mit euch in die Gefangenschaft gezogen sind:  so spricht der Herr der Heerscharen: 'Siehe, ich entbiete gegen sie Schwert, Hunger und Pest und mache sie wie schlechte Feigen, die zu schlecht sind, als daß man sie essen könnte. Ich verfolge sie mit Schwert, Hunger und Pest und mache sie zum Schreckbild für alle Reiche der Erde, zum Fluch, zum Entsetzen, zum Spott und Schimpf bei allen Völkern, wohin ich sie verstoße, dafür, daß sie nicht auf meine Worte hörten', - Spruch des Herrn - 'da ich zu ihnen meine Knechte, die Propheten unaufhörlich sandte, ohne daß ihr auf sie hörtet.' - Spruch des Herrn. 'So hört nun das Wort des Herrn, all ihr Gefangenen, die ich von Jerusalem nach Babel habe wegführen lassen!' Bestrafung falscher ProphetenSo spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, über Ahab, den Sohn Kolajas, und über Zidkija, den Sohn Maasejas, die euch in meinem Namen Erlogenes weissagen: 'Siehe, ich gebe sie in die Gewalt Nebukadnezzars, des Königs von Babel. Er wird sie vor euren Augen hinrichten lassen. Dann wird bei allen Gefangenen von Juda, die in Babel sind, das Fluchwort in Schwang kommen: 'Der Herr lasse es dir ergehen wie Zidkija und Ahab, die der König von Babel im Feuer rösten ließ!' Denn sie haben Böses in Israel verübt und mit den Frauen ihrer Freunde Ehebruch getrieben und in meinem Namen Lügenworte verkündigt, die ich sie nicht geheißen habe. Ich weiß das und bin Zeuge dafür', - Spruch des Herrn." Zu Schemaja aus Nehelam sprich: "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Weil du in deinem eigenen Namen einen Brief an das ganze Volk in Jerusalem und an den Priester Zefanja, den Sohn Maasejas, und an alle Priester geschickt hast des Inhalts: Der Herr hat dich an Stelle des Priesters Jojada zum Priester bestellt, daß du im Haus des Herrn auf jeden verrückten Weissager achtgibst und ihn in Block und Halseisen legst.  Nun, warum schreitest du nicht gegen Jeremia aus Anatot ein, der euch weissagt? Hat er doch an uns in Babel eine Botschaft geschickt des Inhalts: Es wird noch lange dauern! Baut Häuser und wohnt darin, legt Gärten an und genießt ihre Früchte!'" Der Priester Zefanja las diesen Brief dem Propheten Jeremia selbst vor. Da erging das Wort des Herrn an Jeremia: "Schicke allen Gefangenen folgende Botschaft: 'So spricht der Herr von Schemaja aus Nehelam: Weil Schemaja euch weissagt, obwohl ich ihn nicht gesandt habe, und euch verleitet, auf Lügen zu vertrauen', darum spricht der Herr: 'Siehe, ich werde Schemaja aus Nehelam und seine Nachkommen heimsuchen. Es soll ihm keiner unter diesem Volk verbleiben und das Glück erleben, das ich meinem Volk bereiten werde', - Spruch des Herrn. - 'Denn er hat Auflehnung gegen den Herrn gepredigt.'" NEUES HEIL FÜRE DIE ZUKUNFTEinleitungDas Wort, das vom Herrn an Jeremia erging:  "So spricht der Herr, der Gott Israels: 'Schreibe alle Worte, die ich zu dir rede, in ein Buch! Denn siehe, es kommt die Zeit', - Spruch des Herrn - 'da werde ich das Geschick meines Volkes Israel und Juda wenden', spricht der Herr, 'und sie zurückbringen in das Land, das ich ihren Vätern zum Besitz gegeben habe.'" Israels künftige RückkehrDas sind die Worte, die der Herr über Israel und Juda sprach: Ja, so spricht der Herr: "Schreckensrufe vernehme ich! Entsetzen! Kein Friede! Fragt doch und seht, ob Männer gebären! Was sehe ich da alle Männer ihre Hände auf die Hüften stemmen gleich einer Gebärenden? Verfärbt sind alle Gesichter in Leichenblässe. Wehe! Gewaltig ist jener Tag, ganz ohnegleichen! Notzeit ist es für Jakob - doch wird er aus ihr gerettet.  An jenem Tag wird es geschehen", - Spruch des Herrn der Heerscharen - "da zerbreche ich an seinem Hals das Joch und zerreiße seine Stricke, daß Fremde ihn nimmermehr knechten. Dem Herrn, ihrem Gott, werden sie dienstbar sein, ihrem König David, den ich ihnen erwecke. Du aber fürchte dich nicht, Jakob, mein Knecht!" - Spruch des Herrn. - "Erschrecke nicht, Israel! Denn siehe, ich will dich erretten aus fernem Land, deine Kinder aus dem Land ihrer Verbannung! Heimkehr halten wird Jakob und Ruhe finden, sorglos leben, von keinem gestört! Ja, ich bin dir zur Seite", - Spruch des Herrn - "dich zu retten. Alle Völker will ich vernichten, zu denen ich dich zersprengt! Doch dich vertilge ich nicht. Dich züchtige ich nur mit Maßen. Ganz straflos lassen kann ich dich nicht!" 'Wie ein Feind schlägt, so schlug ich dich...'Denn so spricht der Herr: "Unheilbar ist deine Wunde, ohne Heilung deine Verletzung. Deiner Krankheit nimmt keiner sich an. Kein Heilmittel gibt es für die Geschwüre, kein Pflaster ist für dich da. Vergessen haben dich all deine Freunde, fragen nicht mehr nach dir. Ja, wie ein Feind schlägt, so schlug ich dich mit unerbittlicher Züchtigung wegen deiner großen Verschuldung. Gewaltig sind deine Sünden. Was schreist du wegen deiner Wunde, wegen deines heillosen Schmerzes? Wegen deiner großen Schuld - gewaltig sind deine Sünden - habe ich dir dieses getan. Aber gefressen werden alle deine Fresser. Gefangen wandern fort all deine Feinde. Deine Plünderer werden geplündert. Dem Raub preis gebe ich alle deine Räuber. Denn Genesung will ich dir bringen, deine Wunden dir heilen", - Spruch des Herrn -, "weil sie dich, Zion, 'Verstoßene' nennen, eine, um die sich niemand mehr sorgt." 'Jetzt will ich wenden das Schicksal...'So spricht der Herr: "Jetzt will ich wenden das Schicksal der Zelte Jakobs, seiner Wohnungen mich erbarmen. Die Stadt wird auf ihrem Berg erbaut, am alten Platz wird erstehen die Burg. Lobgesang tönt dann aus ihnen, der Jubel fröhlicher Menschen. Ich will sie mehren; sie sollen nicht weniger werden. Ich will sie ehren; sie sollen nicht mehr verachtet sein. Ihre Söhne sollen wie vordem sein. Festen Bestand hat vor mir ihre Gemeinde. Heimsuchen werde ich all ihre Feinde. Aus ihnen selbst wird stammen ihr Fürst. Ihr Herrscher wird kommen aus ihrer Mitte. Ich will ihm Zutritt gewähren zu mir, daß er sich mir nahe. Denn wer sonst dürfte sein Leben wagen, sich mir zu nahen?" - Spruch des Herrn. "Ihr seid mein Volk, ich aber bin euer Gott."  Siehe, ein Sturmwind vom Herrn, sein Zorn bricht los. Ein Wirbelsturm braust dahin über der Gottlosen Haupt. Der Zorn des Herrn wendet sich nicht, bis er es vollbracht, bis seines Herzens Plan er verwirklicht. Klar erkennt ihr es am Ende der Tage. 'Mit ewiger Liebe liebe ich dich'"In jener Zeit" - Spruch des Herrn - "will ich der Gott sein aller Geschlechter Israels, und sie werden mein Volk sein." So spricht der Herr: "Gnade fand in der Wüste das Volk der dem Schwert Entronnenen. Zu seiner Ruhestatt zog Israel."  Aus der Ferne erschien mir der Herr: "Mit ewiger Liebe liebe ich dich, darum habe ich die Huld dir so lange bewahrt. Ich baue dich wieder auf, und erbaut wirst du dastehen, Jungfrau Israel! Du wirst dich wieder mit Pauken schmücken, wirst ausziehen im fröhlichen Reigen!  Du sollst wieder Weinberge pflanzen auf Samarias Bergen! Wer sie anlegt, wird davon ernten. Ja, es kommt die Zeit, da der Wächter ruft auf Efraims Bergen: 'Auf, laßt uns pilgern nach Zion zum Herrn, unserem Gott!'"  'Ich sammle sie von den Enden der Erde...'Denn so spricht der Herr: "Jubelt Jakob in Freude zu! Jauchzt über das Haupt der Völker! Kündet es, rühmt es und sprecht: 'Der Herr hat errettet sein Volk, Israels Rest.' Seht, ich bringe sie wieder vom Nordland und sammle sie von den Enden der Erde, unter ihnen auch Blinde und Lahme, Schwangere und Wöchnerinnen. In großer Menge kommen sie heim.  Sie kommen weinend, tröstend geleite ich sie. Zu Wasserbächen führe ich sie hin, auf ebenem Weg, wo sie nicht straucheln. Denn ich bin Israels Vater. Efraim ist mein erstgeborener Sohn." Hört, ihr Völker, das Wort des Herrn! Kündet es auf den fernsten Inseln und sprecht: "Der Israel zerstreute, sammelt es wieder und hütet es wie ein Hirt seine Herde." Denn der Herr hat Jakob erlöst, hat ihn befreit aus den Händen dessen, der stärker als er. Sie kommen und jubeln auf Zions Höhe. Sie strahlen vor Freude über das Heil des Herrn: Über Korn, über Most und Öl, über Lämmer und Kälber. Ihre Seele gleicht einem rechtbewässerten Garten: Sie sollen nicht fürder zu schmachten brauchen. Nun freut sich die Jungfrau im Reigen, Jüngling und Greis zumal. "Ich wandle in Wonne ihr Weh, gebe nach Leid ihnen Trost und Freude. Ich labe des Priesters Seele mit Fett. Mein Volk ist gesättigt an meinen Gaben", - Spruch des Herrn. Rahels Trauer und TrostSo spricht der Herr: "Horch! Klage hört man in Rama, bitteres Weinen! Rahel beweint ihre Kinder, will sich nicht trösten lassen - ihre Kinder beweint sie, weil keines mehr lebt."  So spricht der Herr: "Wehre deiner Stimme das Klagen, deinen Augen die Tränen! Denn es wird deiner Mühsal ihr Lohn", - Spruch des Herrn - "Sie kehren aus Feindesland heim. Deine Zukunft hat eine Hoffnung", - Spruch des Herrn. - "Deine Kinder kehren in ihr Land zurück. Efraims Reue und BegnadigungWohl höre ich Efraim klagen: 'Du hast mich gezüchtigt, ich habe angenommen die Zucht wie ein ungebärdiges Rind. Bringe mich heim, ich will mich bekehren! Du bist ja der Herr, mein Gott. Seit ich dich ließ, bereute ich es. Als ich es einsah, schlug ich auf meine Hüfte. Ich erröte und schäme mich; denn büßen muß ich die Schmach meiner Jugend.'  Ist Efraim denn mein Lieblingssohn, mein Schoßkind? Sooft ich ihm drohe, muß sein ich liebend gedenken. Für ihn schlägt darum mein Herz; ich muß mich seiner erbarmen", - Spruch des Herrn. 'Neues im Land schuf der Herr...'"Stelle dir Wegweiser auf! Mache dir Wegzeichen! Habe acht auf die Straße, auf den Weg, den du zogst! Jungfrau Israel, kehre zurück, kehre heim zu diesen deinen Städten! Wie lange sträubst du dich noch, abtrünnige Tochter? Denn Neues im Land schuf der Herr: Das Weib umschließt den Mann."  Die Zukunft voll Segen und GerechtigkeitSo spricht der Herr der Heerscharen, Israels Gott: "Aufs neue wird man, wenn ich ihr Schicksal gewendet, im Land Juda und in seinen Städten sagen: 'Der Herr segne dich, Hort der Gerechtigkeit, heiliger Berg!' Juda samt all seinen Städten wird darin wohnen, Bauern und die mit der Herde ziehen. Denn ich erquicke die Müden, ich sättige jeden Verschmachtenden. Darum heißt es: Ich wachte auf und schaute; und mein Schlaf war mir süß gewesen.  Siehe, es kommt die Zeit", - Spruch des Herrn - "da schenke ich dem Haus Israel und dem Haus Juda Nachkommenschaft von Menschen und Vieh. Wie ich sorgsam bedacht war, sie auszureißen und einzureißen, zu zerstören und zu vernichten und Unheil zu bringen, so will ich jetzt sorgsam darauf achten, sie aufzubauen und einzupflanzen", -Spruch des Herrn. "Man wird nicht mehr sagen in jenen Tagen: 'Saure Trauben haben die Väter gegessen, und den Kindern wurden die Zähne stumpf.' Nein, jeder wird sterben um seiner eigenen Frevel willen. Nur wer selbst saure Trauben ißt, dem werden die Zähne stumpf. Der neue Bund'Ich lege mein Gesetz in ihr Herz...'Denn siehe, es kommt die Zeit", - Spruch des Herrn - "da schließe ich einen neuen Bund mit Israels Haus und Judas Haus.  Nicht einen Bund, wie ich ihn mit ihren Vätern geschlossen habe, als ich sie bei der Hand nahm und sie aus Ägypten herausgeführt habe, einen Bund, den sie gebrochen haben, obwohl ich ihr Herr war", - Spruch des Herrn. "Nein, dies wird der Bund sein, den ich nach jenen Tagen mit Israels Haus schließen werde" - Spruch des Herrn -: "Ich lege mein Gesetz in ihr Herz und schreibe es in ihre Seele. So werde ich ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. Sie werden sich nicht mehr gegenseitig, einer den anderen, belehren: 'Erkennt den Herrn!', weil alle mich kennen vom Kleinsten zum Größten", - Spruch des Herrn. - "Denn ihre Schuld vergebe ich ihnen und ihrer Sünden gedenke ich nicht mehr." Ewig währendes HeilSo spricht der Herr, der die Sonne bestimmt zum Licht am Tag und Mond und Sterne bestellt zum Licht für die Nacht, der das Meer aufpeitscht, daß seine Wogen erbrausen - 'Herr der Heerscharen' ist sein Name -:  "So wenig diese Ordnungen von mir weichen", - Spruch des Herrn - "so wenig wird Israels Nachkommenschaft aufhören, ein Volk vor mir zu sein für alle Zeiten." So spricht der Herr: "So wenig der Himmel droben gemessen und der Erde Grundfesten drunten erforscht werden können, so wenig will ich auch Israels gesamte Nachkommenschaft verwerfen ob all dem, was sie getan", - Spruch des Herrn. Die neue, heilige, unzerstörbare Stadt"Denn siehe, es kommt die Zeit", - Spruch des Herrn - "da wird die Stadt für den Herrn wieder aufgebaut werden vom Turm Hananel bis zum Ecktor. Und die Meßschnur wird weiter laufen, geradeaus über den Hügel Gareb, und sich nach Goa hinwenden.  Und das ganze Tal, die Leichen und die Asche und das ganze Totenfeld bis zum Bach Kidron, bis zur Ecke des Roßtores im Osten, werden dem Herrn heilig sein. Nie mehr in alle Zukunft soll etwas eingerissen oder zerstört werden." Dies ist das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging im zehnten Jahr Zidkijas, des Königs von Juda, das ist im achtzehnten Jahr Nebukadnezzars.  Damals belagerte das Heer des Königs von Babel Jerusalem, und der Prophet Jeremia wurde im Wachthof im Palast des Königs von Juda in Haft gehalten. Zidkija, der König von Juda, hatte ihn gefangengesetzt, indem er ihm vorwarf: "Warum hast du geweissagt: So spricht der Herr: 'Siehe, ich gebe diese Stadt in die Hand des Königs von Babel; er wird sie erobern, und Zidkija, der König von Juda, wird der Hand der Chaldäer nicht entrinnen, sondern wird gewiß der Hand des Königs von Babel überliefert werden und Mund zu Mund mit ihm sprechen und Auge in Auge ihn sehen? Man wird Zidkija nach Babel bringen, und dort wird er bleiben, bis ich ihn heimsuche', - Spruch des Herrn. - 'Wenn ihr mit den Chaldäern kämpft, werdet ihr keinen Erfolg haben.'" - Der AckerkaufJeremia also sprach: Das Wort des Herrn erging an mich: "Siehe, Hanamel, der Sohn deines Onkels Schallum, wird zu dir kommen mit der Bitte: 'Kaufe meinen Acker in Anatot; denn dir steht der Vorkauf durch das Einlösungsrecht zu.'"  Da kam, wie der Herr angekündigt hatte, Hanamel, der Sohn meines Onkels, zu mir in den Wachthof und bat mich: "Kaufe doch meinen Acker in Anatot im Stammbesitz Benjamin; denn dir steht das Besitzrecht durch die Lösepflicht zu; kaufe ihn dir also!" - Da erkannte ich, daß es das Wort des Herrn war, und kaufte den Acker von Hanamel, dem Sohn meines Onkels, in Anatot und zahlte ihm siebzehn Silberschekel an Geld aus. Ich schrieb die Kaufurkunde, siegelte sie, ließ sie durch Zeugen bestätigen und wog auf der Waage das Geld ab.  Dann nahm ich den Kaufbrief, den nach Recht und Gesetz versiegelten und den offenen,  und übergab den Kaufbrief Baruch, dem Sohn Nerijas, des Sohnes Machsejas in Gegenwart Hanamels, des Sohnes meines Onkels, und in Gegenwart der Zeugen, die den Kaufbrief unterschrieben hatten, sowie in Gegenwart aller Judäer, die sich im Wachthof aufhielten.  In ihrer Gegenwart gab ich Baruch den Auftrag: "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Nimm diese Urkunden, diesen versiegelten Kaufbrief und den offenen, und lege sie in ein Tongefäß, damit sie sich lange Zeit halten!' Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Man wird in diesem Land wieder Häuser, Äcker und Weinberge kaufen.'"  Jeremias Bitte um ErklärungNachdem ich den Kaufbrief Baruch, dem Sohn Nerijas, übergeben hatte, betete ich zum Herrn: "Ach, allmächtiger Herr! Du hast Himmel und Erde geschaffen durch deine große Kraft, mit deinem ausgestreckten Arm. Dir ist kein Ding unmöglich. Tausenden erweist du Gnade. Die Schuld der Väter aber zahlst du ihren Kindern heim, großer, gewaltiger Gott, 'Herr der Heerscharen' genannt, groß an Rat, mächtig in Taten. Deine Augen wachen über alle Wege der Menschen, um jedem nach seinem Wandel und dem Wert seiner Taten zu vergelten. Du hast Zeichen und Wunder gewirkt in Ägypten bis auf den heutigen Tag sowohl an Israel wie an anderen Menschen und dir einen Namen gemacht, wie er heute ist. Du hast dein Volk Israel unter Zeichen und Wundern mit starker Hand und ausgestrecktem Arm und großem Schrecken aus Ägypten weggeführt, hast ihnen dieses Land verliehen, dessen Besitz du ihren Vätern eidlich versprochen hast, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. Sie zogen ein und nahmen es in Besitz; aber sie folgten deinen Weisungen nicht, richteten ihren Wandel nicht nach deinem Gesetz und taten nichts von allem, was du ihnen zu tun geboten. Darum ließest du ihnen all dies Unheil widerfahren. Siehe, die Belagerungswälle sind schon bis an die Stadt herangeführt, um sie einzunehmen. Die Stadt wird den Chaldäern, die sie belagern, in die Hände fallen durch Schwert, Hunger und Pest. Was du angedroht hast, ist eingetreten. Du siehst es ja selbst! Nun hast du mir, allmächtiger Herr, geboten: 'Kauf dir den Acker um Geld und nimm Zeugen hinzu!', obwohl die Stadt den Händen der Chaldäer preisgegeben ist." Gottes Hinweis auf Judas VerworfenheitDa erging das Wort des Herrn an Jeremia: "Siehe, ich bin der Herr, der Gott allen Fleisches. Ist mir ein Ding unmöglich? Darum spricht der Herr: 'Siehe, ich gebe diese Stadt in die Hand der Chaldäer und in die Hand Nebukadnezzars, des Königs von Babel. Er wird sie einnehmen. Die Chaldäer werden heranrücken, diese Stadt belagern, Feuer an diese Stadt legen und sie niederbrennen, eben jene Häuser, auf deren Dächern man dem Baal Rauchopfer darbrachte und anderen Göttern Trankspenden ausgoß, um mich zum Zorn zu reizen. Denn die Söhne Israels und die Söhne Judas taten von Jugend auf immer nur, was mir mißfiel. Die Söhne Israels haben mich immerfort durch die Machwerke ihre Hände gereizt', Spruch des Herrn. - 'Zorn und Grimm verursachte mir diese Stadt von dem Tag an, da man sie baute, bis zum heutigen Tag. Nun muß ich sie mir aus den Augen schaffen ob all der Bosheit, die Israels Söhne und Judas Söhne verübt haben, um mich zum Zorn zu reizen, sie, ihre Könige, ihre Fürsten, ihre Priester und ihre Propheten, die Männer von Juda und die Bewohner von Jerusalem. Sie kehrten mir statt des Angesichtes den Rücken zu, und obwohl ich sie unaufhörlich belehren ließ, hörten sie nicht darauf und wollten keine Zucht annehmen. Ihre Götterscheusale stellten sie in dem Haus auf, das meinen Namen trägt, und entweihten es dadurch. Sie errichteten die Baalshöhe im Ben-Hinnom-Tal und opferten dort ihre Söhne und Töchter dem Moloch. So etwas habe ich ihnen nie geboten, und nie ist es mir in den Sinn gekommen, daß sie solche Greuel verüben und Juda zur Sünde verführen sollten.  Gottes gnadenvolles ErbarmenNun aber', so spricht der Herr, der Gott Israels, von dieser Stadt, von der ihr sagt, sie sei den Händen des Königs von Babel preisgegeben durch Schwert, Hunger und Pest: 'Siehe, ich will sie sammeln aus allen Ländern, wohin ich sie verstoßen habe in meinem Zorn und Grimm und großen Groll, und sie an diesen Ort zurückbringen und sie hier in Frieden wohnen lassen. Sie sollen mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein. Ich will ihnen einerlei Sinn und einerlei Wandel verleihen, damit sie mich allezeit fürchten, zu ihrem eigenen und ihrer Kinder Heil. Ich werde einen ewigen Bund mit ihnen schließen und nie von ihnen ablassen, ihnen Gutes zu tun. Ich will ihnen Ehrfurcht vor mir ins Herz legen, daß sie nicht von mir weichen. Ich werde meine Freude an ihnen haben und ihnen Liebe erweisen und will sie von ganzem Herzen und von ganzer Seele für immer in dieses Land einpflanzen.'" Denn so spricht der Herr: "Wie ich über dieses Volk all dieses große Unheil kommen ließ, so will ich über sie auch all das Gute bringen, das ich ihnen verheißen habe. Man wird wieder Äcker kaufen in diesem Land, von dem ihr sagt: 'Eine Wüste ist es, ohne Menschen und Vieh, der Gewalt der Chaldäer unterworfen.' Man wird wieder Äcker kaufen um Geld, Kaufbriefe schreiben und versiegeln und Zeugen beiziehen im Land Benjamin, in der Umgegend von Jerusalem, in den Städten Judas, in den Städten des Gebirges, in den Städten der Schefela und in den Städten des Südlandes. Denn ich wende ihr Geschick", - Spruch des Herrn. DAS KOMMENDE HEIL FÜR JERUSALEM UND JUDAWiederherstellung JerusalemsDas Wort des Herrn erging zum zweitenmal an Jeremia, während er sich noch im Wachthof in Haft befand: "So spricht der Herr, der die Erde geschaffen, sie geformt hat und sie erhält - 'Der Herr' ist sein Name -: 'Rufe mich an, so antworte ich dir und zeige dir große, unglaubliche Dinge, die du nicht kanntest! So spricht der Herr, der Gott Israels, betreffs der Häuser dieser Stadt und der Paläste der Könige von Juda, die eingerissen wurden, um aus ihnen Bollwerke zu errichten und Lücken aufzufüllen, und die dazu dienen, mit den Chaldäern zu kämpfen und mit den Leichen der Leute angefüllt zu werden, die ich in meinem grimmen Zorn erschlug, da ich vor dieser Stadt mein Antlitz verhüllt habe wegen all ihrer Bosheit. Wahrlich, ich will ihnen eine Fülle von Glück und Frieden bereiten. Ich wende das Geschick Judas und das Geschick Israels und baue sie wieder auf wie vordem. Ich reinige sie von all ihrer Schuld, die sie gegen mich begangen haben, und vergebe ihnen all ihre Missetaten, wodurch sie gegen mich gesündigt haben und mir untreu geworden sind. Jerusalem wird mir ein Wonnename sein, zu Ruhm und Ehre bei allen Völkern der Erde, die von all dem Guten hören, das ich ihnen erwiesen habe. Sie werden erschrecken und erzittern bei all dem Guten und all dem Glück, das ich ihnen zukommen lasse.' Jubel in der StadtSo spricht der Herr: 'An diesem Ort, von dem ihr sagt: 'Verödet liegt er, ohne Menschen und Vieh', in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems, die jetzt verödet sind, ohne Menschen, ohne Bewohner und ohne Vieh, wird man wieder hören den Ruf der Freude und den Ruf der Wonne, den Jubel des Bräutigams und den Jubel der Braut, den Jubel derer, die sagen: 'Lobpreist den Herr der Heerscharen; denn gütig ist der Herr, ewig währt seine Huld!', und derer, die Dankopfer zum Haus des Herrn bringen. Ich wende das Geschick des Landes so, wie es vordem war', spricht der Herr. Neubesiedlung des LandesSo spricht der Herr der Heerscharen: 'An diesem Ort, der jetzt verödet liegt, ohne Menschen und Vieh, sowie in all seinen Tochterstädten wird wieder Weide für die Hirten sein, die ihre Herden lagern lassen.  In den Städten des Gebirges, in den Städten der Schefela, in den Städten des Südlandes, im Stammgebiet Benjamins, in der Umgebung von Jerusalem und in den Städten Judas werden die Herden wieder unter der Hand dessen, der sie zählt, vorübergehen', spricht der Herr. Der Sproß Davids'Wahrlich, es kommt die Zeit', - Spruch des Herrn - 'da lasse ich die Verheißung in Erfüllung gehen, die ich dem Haus Israel und dem Haus Juda gegeben habe. In jenen Tagen und in jener Zeit lasse ich David einen gerechten Sproß ersprießen. Er wird Recht und Gerechtigkeit im Land üben. In jenen Tagen wird Juda Hilfe erfahren und Jerusalem in Sicherheit wohnen. Man wird es nennen 'Der Herr, unser Heil!''  Denn so spricht der Herr: 'Nie soll es David an jemand fehlen, der auf dem Thron des Hauses Israels sitzt. Auch den levitischen Priestern soll es vor meinem Angesicht nie an jemand fehlen, der Brandopfer darbringt, Speiseopfer verbrennt und Schlachtopfer zurichtet immerdar.'" Der ewige BundUnd es erging das Wort des Herrn an Jeremia: "So spricht der Herr: 'So wenig ihr meinen Bund mit dem Tag und meinen Bund mit der Nacht aufheben könnt, so daß Tag und Nacht nicht mehr zu ihrer Zeit eintreten, so wenig wird mein Bund mit meinem Knecht David aufgehoben, daß er keinen Nachkommen mehr hätte, der als König auf seinem Thron säße, und ebensowenig mein Bund mit den levitischen Priestern, die meinen heiligen Dienst verrichten. Wie man das Heer des Himmels nicht zählen und den Sand am Meer nicht messen kann, so zahlreich werde ich die Nachkommenschaft meines Knechtes David machen und die Leviten, die meinen heiligen Dienst verrichten.'" Weiter erging das Wort des Herrn an Jeremia: "Hast du nicht darauf geachtet, was diese Leute sagen: 'Die beiden Stämme, die der Herr erwählt hat, die hat er verworfen', und wie sie verächtlich von meinem Volk sprechen, daß es kein Volk sei in ihren Augen? So spricht der Herr: 'So gewiß mein Bund besteht mit Tag und Nacht, so gewiß ich die Ordnungen des Himmels und der Erde festgesetzt habe, so wenig werde ich die Nachkommen Jakobs und meines Knechtes David verwerfen und keine Herrscher mehr aus seiner Nachkommenschaft über die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs nehmen; denn ich will ihr Geschick wenden und mich ihrer erbarmen.'" TREULOSIGKEIT VON FÜHRER UND VOLKSchicksal von König ZidkijaDies ist das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging, als Nebukadnezzar, der König von Babel, und sein ganzes Heer und alle Reiche der Erde, die ihm unterstanden, und alle Völker gegen Jerusalem und gegen all seine Tochterstädte kämpften: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Geh, sag zu Zidkija, dem König von Juda, sag zu ihm: So spricht der Herr. 'Siehe, ich gebe diese Stadt in die Hand des Königs von Babel. Er wird sie in Brand stecken. Du wirst seiner Hand nicht entrinnen, sondern du wirst gefangen und seiner Gewalt überliefert werden. Auge in Auge wirst du den König von Babel sehen und Mund zu Mund mit ihm reden und wirst nach Babel kommen.' Doch höre das Wort des Herrn, Zidkija, König von Juda! So spricht der Herr von dir: 'Du wirst nicht durch das Schwert sterben. In Frieden wirst du sterben; und wie man es zu Ehren deiner Väter, der früheren Könige, die vor dir waren, getan hat, so wird man auch dir Leichenbrände anzünden, und die Totenklage 'Ach Herr!' wird man dir anstimmen. Dies ist die Weissagung, die ich verkünde'", - Spruch des Herrn.  Der Prophet Jeremia verkündete all diese Worte König Zidkija von Juda in Jerusalem, während das Heer des Königs von Babel gegen Jerusalem und alle Städte Judas, die noch übrig waren, nämlich Lachisch und Aseka, kämpfte. Diese waren von den Städten Judas die einzigen festen Städte, die noch standhielten. Bruch des AbkommensDies ist das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging, nachdem König Zidkija mit allem Volk in Jerusalem ein Abkommen geschlossen hatte, eine Freilassung auszurufen. Jeder sollte seinen Sklaven und seine Sklavin, soweit sie Hebräer und Hebräerinnen waren, freilassen, damit niemand mehr seinen judäischen Volksgenossen als Sklaven hielte.  Es gehorchten alle Fürsten und alles Volk, die das Abkommen eingegangen waren, ihren Sklaven und ihre Sklavin freizulassen und sie nicht länger als Sklaven zu halten; sie gehorchten und entließen sie. Danach aber holten sie die Sklaven und Sklavinnen, die sie freigelassen hatten, wieder zurück und machten sie mit Gewalt wieder zu Sklaven und Sklavinnen. Gottes GerichtswortDa erging vom Herrn an Jeremia das Wort des Herrn: "So spricht der Herr, der Gott Israels: 'Ich habe einen Bund mit euren Vätern geschlossen, als ich sie aus Ägypten, dem Haus der Knechtschaft, herausführte: Nach sieben Jahren soll jeder von euch seinen hebräischen Volksgenossen, der sich dir verkauft hat, freilassen. Sechs Jahre soll er dir als Sklave dienen; dann sollst du ihn frei von dir entlassen. Aber eure Väter hörten nicht auf mich und schenkten mir kein Gehör. Ihr hattet euch jetzt davon abgewandt, hattet getan, was recht ist in meinen Augen, indem jeder die Freilassung seines Volksgenossen ausrief, und hattet ein Abkommen vor mir in meinem Haus, das nach meinem Namen benannt ist, geschlossen. Nun aber entweiht ihr aufs neue meinen Namen. Jeder hat seinen Sklaven und seine Sklavin, die ihr freigelassen hattet, wieder zurückgeholt und sie mit Gewalt gezwungen, euch Sklave und Sklavin zu sein. Darum spricht der Herr: Ihr habt mir nicht gehorcht, aber ihr habt eine Freilassung ausgerufen, jeder für seinen Volksgenossen und seinen Nächsten. So verkünde auch ich über euch eine Freilassung' - Spruch des Herrn - 'für Schwert, Pest und Hunger. Ich mache euch zum Schreckbild für alle Reiche der Erde. Die Männer aber, die mein Abkommen übertreten und sich nicht an die Bestimmungen des Abkommens halten, das sie vor mir abgeschlossen haben, mache ich dem Rind gleich, das sie entzweigeschnitten haben und zwischen dessen Stücken sie hindurchgeschritten sind.  Die Fürsten Judas und Jerusalems, die Hofbeamten, die Priester und alles Volk des Landes, die zwischen den Stücken des Rinds hindurchgeschritten sind, werde ich der Hand ihrer Feinde übergeben, der Hand derer, die ihnen nach dem Leben trachten. Ihre Leichen sollen den Vögeln des Himmels und den Tieren der Erde zum Fraß dienen. Zidkija aber, den König von Juda, und seine Fürsten, gebe ich in die Gewalt ihrer Feinde, in die Gewalt derer, die ihnen nach dem Leben trachten, und in die Gewalt des Heeres des Königs von Babel, das jetzt abgezogen ist. Wahrlich' - Spruch des Herrn - 'ich hole sie zu dieser Stadt zurück, und sie werden gegen sie kämpfen, sie einnehmen und in Brand stecken. Die Städte Judas mache ich zur Wüste, die niemand bewohnt.'" Die Treue der RechabiterDies ist das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging in den Tagen Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda: "Geh zur Gemeinschaft der Rechabiter, rede mit ihnen und bringe sie in das Haus des Herrn in eine der Zellen und gib ihnen Wein zu trinken!"  So holte ich denn Jaasanja, den Sohn Jirmejas, des Sohnes Habazzinjas, seine Brüder und all seine Söhne sowie die ganze Gemeinschaft der Rechabiter. Ich führte sie in das Haus des Herrn in die Zelle der Söhne Hanans, des Sohnes Jigdaljas, eines Gottesmannes, die neben der Zelle der Fürsten oberhalb der Zelle Maasejas, des Sohnes Schallums, des Schwellenhüters, liegt. Ich setzte den Angehörigen der Gemeinschaft der Rechabiter Krüge mit Wein sowie Becher vor und sagte zu ihnen: "Trinkt Wein!" Sie aber antworteten: "Wir trinken keinen Wein; denn unser Ahnherr Jonadab, der Sohn Rechabs, hat uns geboten: 'Ihr dürft keinen Wein trinken, weder ihr noch eure Söhne in Ewigkeit. Bestrafung der Untreue, Belohnung der TreueBaut auch keine Häuser und sät keinen Samen, legt weder Weinberge an noch besitzt solche, sondern wohnt allezeit in Zelten, auf daß ihr lange lebt in dem Land, in dem ihr Gast seid!' -  Wir gehorchen Jonadab, dem Sohn Rechabs, unserem Ahnherrn, aufs Wort in allem, was er uns befohlen hat, trinken niemals Wein, weder wir noch unsere Frauen, Söhne und Töchter, bauen keine Häuser, um darin zu wohnen, und besitzen keine Weinberge, Äcker und Saatfelder. Wir wohnen in Zelten und tun folgsam alles, was unser Ahnherr Jonadab uns geboten hat. Als Nebukadnezzar, der König von Babel, gegen das Land heraufzog, sagten wir: 'Kommt, laßt uns vor dem Heer der Chaldäer und vor dem Heer der Aramäer nach Jerusalem gehen! So wohnen wir nun in Jerusalem." Lob des guten Beispiels der RechabiterNun erging das Wort des Herrn an Jeremia: "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Geh, verkünde den Männern von Juda und den Bewohnern von Jerusalem: 'Wollt ihr denn keine Zucht annehmen und meinen Weisungen gehorchen?' - Spruch des Herrn. 'Das Gebot Jonadabs, des Sohnes Rechabs, der seinen Nachkommen verbot, Wein zu trinken, wurde befolgt. Sie trinken bis heute keinen Wein, sondern sind dem Gebot ihres Ahnherrn gehorsam. Ich aber habe unaufhörlich zu euch geredet, doch ihr habt nicht auf mich gehört. Ich habe zu euch immerfort all meine Knechte, die Propheten, gesandt mit der Mahnung: 'Kehrt alle um von euren bösen Wegen, bessert euer Tun und lauft nicht anderen Göttern nach, um ihnen zu dienen! Dann werdet ihr in dem Land bleiben, das ich euch und euren Vätern gegeben habe.' - Aber ihr habt mir kein Gehör geschenkt und seid mir nicht gehorsam gewesen. Die Söhne Jonadabs, des Sohnes Rechabs, aber hielten sich an das Gebot ihres Ahnherrn, das er ihnen gab, doch dieses Volk hört nicht auf mich.' Darum spricht der Herr, der Gott der Heerscharen, Israels Gott: 'Wahrlich, ich bringe über Juda und alle Bewohner Jerusalems all das Unheil, das ich ihnen angedroht habe, weil ich zu ihnen sprach und sie nicht hörten, weil ich sie rief und sie nicht antworteten!'" Zur Gemeinschaft der Rechabiter aber sagte Jeremia: "So spricht der Herr der Heerscharen, Israels Gott: 'Weil ihr gehorsam gewesen seid dem Gebot eures Ahnherrn Jonadab, all seine Weisungen beobachtet und alles tut, was er euch geboten hat', so spricht der Herr der Heerscharen, Israels Gott: 'Nie wird es Jonadab, dem Sohn Rechabs, an Nachkommen fehlen, die allezeit mir dienen.'" BEKÄMPFUNG DER PROPHETISCHEN TÄTIGKEIT DES JEREMIAAuftrag des Herrn zur Niederschrift der WeissagungenIm vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda, erging folgendes Wort vom Herrn an Jeremia:  "Nimm dir eine Buchrolle und schreibe in sie alle Worte, die ich zu dir über Israel und Juda und über alle Völker gesprochen habe seit der Zeit, da ich zu dir geredet, von den Tagen Joschijas an bis auf den heutigen Tag.  Vielleicht hört das Haus Juda darauf, welch großes Unheil ich ihnen anzutun gedenke, so daß sich jeder von seinen bösen Wegen bekehrt und ich ihre Schuld und ihre Sünden vergebe." Aufzeichnung und Verlesung durch BaruchDa rief Jeremia Baruch, den Sohn Nerijas. Und Baruch schrieb alle Worte des Herrn, die er zu Jeremia gesprochen hatte, so wie dieser sie ihm diktierte, in eine Buchrolle. Hierauf gebot Jeremia dem Baruch: "Da ich verhindert bin und nicht in das Haus des Herrn gehen kann,  geh du hin und lies aus der Rolle, die du, wie ich dir diktiert habe, niedergeschrieben hast, die Worte des Herrn dem Volk im Haus des Herrn am Fasttag vor. Auch allen Judäern, die aus ihren Städten gekommen sind, sollst du sie vorlesen. Vielleicht dringt ihr Flehruf zum Herrn, wenn sie sich alle von ihren bösen Wegen bekehren. Denn groß ist der Zorn und Grimm, den der Herr diesem Volk angedroht hat." Baruch, der Sohn Nerijas, tat alles, was der Prophet Jeremia befohlen hatte, und las aus dem Buch die Worte des Herrn im Haus des Herrn vor. Im fünften Jahr Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda, im neunten Monat, rief man vor dem Herrn ein Fasten aus für das ganze Volk in Jerusalem und alles Volk, das aus den Städten Judas nach Jerusalem gekommen war.  Baruch las im Haus des Herrn in der Halle Gemarjas, des Sohnes Schafans, des Staatsschreibers, im oberen Vorhof, am Eingang des neuen Tores zum Haus des Herrn, die Worte des Jeremia aus dem Buch allem Volk vor. Verlesung vor den FürstenAls nun Micha, der Sohn Gemarjas, des Sohnes Schafans, all diese Worte des Herrn aus dem Buch hörte, ging er in den königlichen Palast hinab zum Gemach des Staatsschreibers. Es waren dort gerade alle Fürsten versammelt, der Staatsschreiber Elischama, Delaja, der Sohn Schemajas, Elnatan, der Sohn Achbors, Gemarja, der Sohn Schafans, Zidkija, der Sohn Hananjas, und alle anderen Fürsten. Micha berichtete ihnen alle Worte, die er gehört hatte, als Baruch dem Volk aus dem Buch vorlas. Da sandten alle Fürsten Jehudi, den Sohn Netanjas, des Sohnes Schelemjas, des Sohnes Kuschis, zu Baruch mit der Aufforderung: "Nimm die Rolle, aus der du dem Volk vorgelesen hast, mit dir und komm!" Baruch, der Sohn Nerijas, nahm die Rolle an sich und begab sich zu ihnen. Sie sagten zu ihm: "Setze dich und lies sie uns vor!" Baruch las ihnen vor. Als sie nun all diese Worte hörten, sahen sie einander erschrocken an uns sagten zu Baruch: "Wir müssen all diese Worte dem König berichten!"  Und sie fragten Baruch: "Sag uns doch, wie hast du all diese Worte nach seinen Angaben aufschreiben können?" Baruch entgegnete ihnen: "Er sagte mir all diese Worte vor, und ich schrieb sie mit Tinte in das Buch." Da sagten die Fürsten zu Baruch: "Geh, verbirg dich, du und auch Jeremia, damit niemand weiß, wo ihr seid!"  Vernichtung der BuchrolleHierauf begaben sie sich zum König in den Palasthof. Die Buchrolle hatten sie im Gemach des Staatsschreibers Elischama verwahrt. Sie berichteten dem König den ganzen Hergang. Der König sandte nun Jehudi hin, die Rolle zu holen. Dieser holte sie aus dem Gemach des Staatsschreibers Elischama. Dann las sie Jehudi dem König und den Fürsten, die um den König standen, vor. Der König wohnte damals im Winterhaus; es war der neunte Monat. Ein Feuer brannte vor ihm im Kohlenbecken. Sooft Jehudi drei bis vier Spalten gelesen hatte, schnitt Jojakim sie mit einem Schreibermesser ab und warf sie ins Feuer im Kohlenbecken, bis die ganze Rolle im Feuer in dem Kohlenbecken verbrannt war. Der König aber und all seine Beamten, die diese Worte angehört hatten, empfanden keine Furcht und zerrissen nicht ihre Kleider. Zwar hatten Elnatan, Delaja und Gemarja den König dringend gebeten, die Rolle nicht zu verbrennen; doch er hörte nicht auf sie. Der König befahl vielmehr dem Prinzen Jerachmeël und Seraja, dem Sohn Asriëls und Schelemja, dem Sohn Abdeëls, den Schreiber Baruch und den Propheten Jeremia zu verhaften. Doch der Herr hielt sie verborgen. Neue Aufzeichnung; Bestrafung des KönigsNachdem der König die Rolle mit den Worten, die Baruch niedergeschrieben hatte, wie Jeremia sie vortrug, verbrannt hatte, erging das Wort des Herrn an Jeremia: "Nimm dir eine andere Rolle und schreibe auf sie all die Worte, die in der früheren Rolle standen, die Jojakim, der König von Juda, verbrannt hat. Von Jojakim, dem König von Juda, aber sollst du verkünden: So spricht der Herr: 'Du hast diese Rolle verbrannt und gesagt: Warum hast du darin geschrieben: Der König von Babel wird kommen, dieses Land verwüsten und Menschen und Vieh aus ihm vertilgen?' Darum verkündet der Herr von Jojakim, dem König von Juda: 'Es soll kein Nachkomme von ihm auf Davids Thron sitzen. Sein Leichnam soll preisgegeben sein der Hitze des Tages und der Kälte der Nacht.  Ich werde an ihm, an seiner Nachkommenschaft und an seinen Hofleuten ihre Missetat ahnden und über sie und die Bewohner von Jerusalem und die Judäer alles Unheil bringen, das ich ihnen angedroht habe, ohne daß sie darauf hörten.'" Jeremia nahm nun eine andere Rolle und gab sie dem Schreiber Baruch, dem Sohn Nerijas, und der schrieb darauf, wie Jeremia ihm diktierte, alle Worte des Buches, das Jojakim, der König von Juda, verbrannt hatte. Diesen wurden noch viele ähnliche Worte beigefügt. JEREMIA WÄHREND DER BELAGERUNG JERUSALEMSEinleitungAnstelle Jojachins, des Sohnes Jojakims, ward Zidkija, der Sohn Joschijas, König. Nebukadnezzar, der König von Babel, hatte ihn zum König im Land Juda gemacht.  Aber weder er, noch seine Hofleute, noch das Volk des Landes hörten auf die Worte des Herrn, die er durch den Propheten Jeremia verkünden ließ. Das Verlangen des Königs ZidkijaEines Tages sandte König Zidkija Juchal, den Sohn Schelemjas, sowie den Priester Zefanja, den Sohn Maasejas, zum Propheten Jeremia mit der Aufforderung: "Bete doch für uns zum Herrn, unserem Gott!" Jeremia ging damals noch frei unter dem Volk ein und aus; man hatte ihn noch nicht ins Gefängnis geworfen. Inzwischen war das Heer des Pharao von Ägypten her im Anmarsch. Als die Chaldäer, die Jerusalem belagerten, davon Kunde erhielten, zogen sie von Jerusalem ab. Jeremias BescheidDa erging das Wort des Herrn an den Propheten Jeremia: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Dem König von Juda, der euch zu mir sandte, mich zu befragen, sagt dieses: 'Das Heer des Pharao, das zu eurem Entsatz aufgebrochen ist, kehrt in sein Land Ägypten zurück. Die Chaldäer werden wiederkommen und gegen diese Stadt kämpfen, sie einnehmen und niederbrennen.' So spricht der Herr: 'Täuscht euch nicht mit dem Gedanken: Die Chaldäer ziehen für immer von uns ab. Denn sie ziehen nicht ab. Selbst wenn ihr das ganze Heer der Chaldäer, das gegen euch kämpft, schlagen würdet und nur noch einige Verwundete in ihren Zelten übrigblieben, würden sie sich doch wieder erheben und diese Stadt niederbrennen.'" Gefangensetzung des ProphetenAls das Heer der Chaldäer vor der Streitmacht des Pharao von Jerusalem abgerückt war, verließ Jeremia Jerusalem, um sich in das Land Benjamin zu begeben und dort mit seiner Familie eine Erbschaftsangelegenheit zu regeln.  Als er durch das Benjamintor ging, hatte dort Jirija, der Sohn Schelemjas, des Sohnes Hananjas, die Wache. Der hielt den Propheten Jeremia an und sagte: "Du willst zu den Chaldäern überlaufen." Jeremia antwortete: "Du lügst; ich will nicht zu den Chaldäern überlaufen", und wollte nicht weiter auf ihn achten. Doch Jirija nahm den Jeremia fest und brachte ihn zu den Fürsten. Die Fürsten waren über Jeremia aufgebracht, ließen ihn schlagen und im Haus des Staatsschreibers Jonatan gefangensetzen; dieses hatte man als Gefängnis eingerichtet.  Jeremia kam in den Zisternenraum, in die Kellergewölbe. Dort blieb Jeremia geraume Zeit.  Die Unterredung im KönigspalastEines Tages sandte König Zidkija hin und ließ ihn holen. Der König fragte ihn heimlich in seinem Palast: "Hast du ein Wort vom Herrn?" Jeremia antwortete: "Ja", und fuhr fort: "Du wirst in die Hand des Königs von Babel ausgeliefert." Dann sagte Jeremia weiter zum König Zidkija: "Womit habe ich mich gegen dich und deine Hofleute und gegen dieses Volk vergangen, daß ihr mich ins Gefängnis werft? Wo sind jetzt eure Propheten, die euch geweissagt haben: 'Der König von Babel wird nicht über euch und über dieses Land kommen?' Und nun höre, mein Herr und König: Laß meine Bitte vor dir Gnade finden! Schicke mich nicht in das Haus des Staatsschreibers Jonatan zurück, damit ich dort nicht sterbe!" Auf Befehl des Königs Zidkija hielt man jetzt Jeremia im Wachthof in Gewahrsam und gab ihm täglich einen Laib Brot aus der Bäckergasse, bis es in der Stadt kein Brot mehr gab. So blieb Jeremia im Wachthof.  Jeremia in der ZisterneSchefatja, der Sohn Mattans, Gedalja, der Sohn Paschhurs, Juchal, der Sohn Schelemjas, und Paschhur, der Sohn Malkijas, hörten die Worte, die Jeremia an das gesamte Volk richtete:  "So spricht der Herr: 'Wer in dieser Stadt bleibt, wird durch Schwert, Hunger und Pest sterben. Wer aber zu den Chaldäern übergeht, wird sein Leben als Beute gewinnen und am Leben bleiben.' So spricht der Herr: 'Ganz gewiß wird diese Stadt in die Gewalt des Heeres des Königs von Babel fallen; er wird sie erobern.'"  Da sagten die Fürsten zum König: "Laß diesen Mann töten; denn er macht ja die Krieger, die in der Stadt übriggeblieben sind, und das ganze Volk mutlos, wenn er vor ihnen solche Worte spricht. Dieser Mann hat nicht das Wohl, sondern das Verderben dieses Volkes im Auge." König Zidkija erwiderte: "Gut, er ist in eurer Hand! Der König darf euch nichts versagen." Sie ließen nun Jeremia festnehmen und ihn in die Zisterne des Prinzen Malkija werfen, die sich im Wachthof befand. Mit Stricken ließ man Jeremia hinab. In der Zisterne war kein Wasser, sondern nur Schlamm, und Jeremia sank in den Schlamm ein. Rettung durch Ebed-Melech,den KuschiterAls der Kämmerer Ebed-Melech, ein Kuschiter der Im Palast des Königs diente, hörte, daß man Jeremia in die Zisterne geworfen hatte, und der König gerade am Benjamintor saß,  verließ Ebed-Melech den königlichen Palast und sagte zum König: "Mein Herr und König! Es ist Unrecht, was diese Leute dem Propheten Jeremia alles antun. Sie haben ihn in die Zisterne geworfen, so daß er des Hungers stirbt; denn in der Stadt ist kein Brot mehr." Da befahl der König dem Kuschiter Ebed-Melech: "Nimm dir dreißig Männer von hier mit und ziehe den Propheten Jeremia aus der Zisterne, bevor er stirbt!" Ebed-Melech nahm die Männer mit, ging in den Palast des Königs in den Raum unter der Schatzkammer und holte von dort Stücke abgelegter Kleider und alte Lumpen und ließ sie an Stricken zu Jeremia in die Zisterne hinunter. Dann rief der Kuschiter Ebed-Melech dem Jeremia zu: "Lege die Kleider- und Lappenstücke unter deine Achsel und unter die Stricke!" Jeremia tat so. Dann zogen sie Jeremia an den Stricken herauf und brachten ihn aus der Zisterne. Jeremia mußte fürderhin im Wachthof bleiben. Letzte Unterredung mit dem KönigEines Tages sandte König Zidkija hin und ließ den Propheten Jeremia zu sich an den dritten Eingang im Haus des Herrn holen. Der König sagte zu Jeremia: "Ich möchte dich etwas fragen. Verhehle mir nichts!" Jeremia sagte zu Zidkija: "Wenn ich dir einen Rat gebe, hörst du ja doch nicht auf mich." Doch König Zidkija schwur dem Jeremia heimlich: "So wahr der Herr lebt, der uns dieses Leben gegeben hat, ich werde dich nicht töten und dich nicht der Hand dieser Männer preisgeben, die dir nach dem Leben trachten." Nun sagte Jeremia zu Zidkija: "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Wenn du zu den Fürsten des Königs von Babel hinausgehst, wirst du dein Leben erhalten, und diese Stadt wird nicht in Brand gesteckt werden. Du und dein Haus werden leben. Wenn du aber nicht hinausgehst zu den Fürsten des Königs von Babel, wird diese Stadt in die Hand der Chaldäer fallen, und man wird sie in Brand stecken, und du entrinnst nicht ihren Händen.'" König Zidkija antwortete Jeremia: "Ich fürchte, man wird mich den Judäern, die zu den Chaldäern übergegangen sind, überliefern, daß sie ihren Spott mit mir treiben." Jeremia entgegnete: "Man wird dich nicht ausliefern. Höre doch die Stimme des Herrn in dem, was ich dir sage, so wird es dir gut gehen, und du wirst am Leben bleiben! Weigerst du dich aber hinauszugehen, gilt dies Wort, das der Herr mir offenbart hat: 'Wahrlich, alle Frauen, die noch im Palast des Königs von Juda übrigeblieben sind, werden zu den Fürsten des Königs von Babel hinausgeführt werden und dabei klagen: Betrogen haben sie dich und überlistet, deine guten Freunde! Nun deine Füße im Schlamm versinken, machen sie sich davon. All deine Frauen samt deinen Kindern wird man zu den Chaldäern hinausführen. Auch du wirst ihrer Gewalt nicht entrinnen, sondern von der Hand des Königs von Babel ergriffen, und diese Stadt wird niedergebrannt werden.'" Zidkija sagte zu Jeremia: "Niemand darf von diesen Worten etwas erfahren, sonst mußt du sterben.  Wenn die Fürsten hören, daß ich mit dir gesprochen habe, und sie zu dir kommen und dir befehlen: 'Teile uns mit, was du dem König gesagt hast! Verhehle uns nichts und berichte, was der König zu dir gesagt hat, sonst töten wir dich!', antworte ihnen: 'Ich habe den König flehentlich gebeten, er möge mich nicht mehr in das Haus des Jonatan zurückschicken, damit ich dort nicht umkomme.'" Als nun alle Fürsten zu Jeremia kamen und ihn fragten, sagte er ihnen alles so, wie der König befohlen hatte. Da ließen sie ihn in Ruhe, weil niemand den Hergang kannte. So blieb Jeremia im Wachthof bis zu dem Tag, da Jerusalem erobert wurde. Einnahme der StadtAls Jerusalem eingenommen war - im neunten Jahr Zidkijas, des Königs von Juda, im zehnten Monat, rückte Nebukadnezzar, der König von Babel, mit seiner ganzen Heeresmacht gegen Jerusalem und belagerte es,  im elften Jahr Zidkijas, im vierten Monat, am neunten Tag des Monats, war eine Bresche in die Stadtmauer gelegt worden -  da zogen alle Obersten des Königs von Babel ein und ließen sich am Mitteltor nieder: [Nergal-Sarezer, der Fürst von Sin-Magir,] Nebuschasban, der Oberkämmerer, Nergal-Sarezer, der Obermagier, und alle übrigen Obersten des Königs von Babel.  Als Zidkija, der König von Juda, und alle Krieger sie sahen, flohen sie und verließen bei Nacht auf dem Weg nach dem Königsgarten durch das Tor zwischen den beiden Mauern die Stadt. Er selbst wandte sich der Jordanebene zu. Doch die Truppen der Chaldäer jagten ihnen nach und holten Zidkija in den Steppen von Jericho ein. Sie ergriffen ihn und brachten ihn zu Nebukadnezzar, den König von Babel, nach Ribla im Gebiet von Hamat. Der sprach ihm das Urteil. Der König von Babel ließ in Ribla die Söhne Zidkijas vor dessen Augen hinschlachten; ebenso ließ der König von Babel alle vornehmen Judäer töten. Den Zidkija aber blendete er, legte ihn in Ketten und ließ ihn nach Babel bringen. Die Chaldäer brannten den königlichen Palast und die Häuser des Volkes nieder und rissen die Mauern Jerusalems ein. Den Rest der Bevölkerung, der noch in der Stadt übriggeblieben war, sowie die Überläufer, die zu ihnen übergegangen waren, den Rest der Handwerker, ließ Nebusaradan, der Kommandant der Leibwache, nach Babel in die Gefangenschaft abführen. Von den geringen Leuten, die nichts besaßen, ließ Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, einige im Land Juda zurück und gab ihnen an jenem Tag Weinberge und Äcker. JEREMIA NACH DEM FALL JERUSALEMSJeremias BefreiungBezüglich des Jeremia befahl Nebukadnezzar, der König von Babel, Nebusaradan, dem Befehlshaber der Leibwache, folgendes:  "Hole ihn, trage für ihn Sorge und füge ihm nichts Böses zu! Verfahre mit ihm nach den Wünschen, die er dir äußert!" Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, sandte nun den Oberkämmerer Nebuschasban, den Obermagier Nergal-Sarezer und alle Obersten des Königs von Babel hin. Sie ließen Jeremia aus dem Wachthof holen und übergaben ihn Gedalja, dem Sohn Ahikams, des Sohnes Schafans, daß er ihn frei nach Hause entlasse. So hielt er sich inmitten des Volkes auf. Verheißung an Ebed-MelechAn Jeremia aber erging, als er noch im Wachthof gefangen war, folgendes Wort des Herrn:  "Geh, sage dem Kuschiter Ebed-Melech: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Nunmehr lasse ich mein Wort gegen diese Stadt in Erfüllung gehen zum Unheil, nicht zum Heil. Wenn es sich an jenem Tag vor deinen Augen erfüllt, will ich dich an jenem Tag retten', - Spruch des Herrn -'daß du den Männern, vor denen dir graut, nicht überliefert wirst. Aus aller Gefahr werde ich dich erretten, und du wirst nicht durch das Schwert fallen, sondern dein Leben in Sicherheit bringen, weil du auf mich vertraut hast'", - Spruch des Herrn. Rückkehr zu GedaljaDies ist das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging, nachdem Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, ihn in Rama, wohin er ihn hatte holen lassen, in Freiheit gesetzt hatte. Damals war er noch als Gefangener in Fesseln unter all denen, die von Jerusalem und Juda nach Babel weggeführt werden sollten.  Der Befehlshaber der Leibwache ließ Jeremia holen und sagte zu ihm: "Der Herr, dein Gott, hat diesem Ort dieses Unheil angedroht. Nun hat der Herr es eintreten und seine Drohung in Erfüllung gehen lassen. Weil ihr gegen den Herrn gesündigt und nicht auf seine Stimme gehört habt, darum ist euch dies widerfahren.  Nun siehe, ich nehme dir jetzt die Fesseln von deinen Händen. Wenn es dir gefällt, mit mir nach Babel zu gehen, so komm! Ich will für dich Sorge tragen. Wenn es dir aber nicht gefällt, mit mir nach Babel zu kommen, laß es! Siehe, das ganze Land steht dir offen. Geh hin, wo es dir gut und recht dünkt!" Ehe der ihm antwortete, sprach er: "Kehre zu Gedalja zurück, dem Sohn Ahikams, des Sohnes Schafans, den der König von Babel über die Städte Judas eingesetzt hat, und bleibe bei ihm inmitten des Volkes, oder gehe, wohin zu gehen dir beliebt." Und der Befehlshaber der Leibwache gab ihm Reiseproviant und Geschenke und entließ ihn.  So kam Jeremia zu Gedalja, dem Sohn Ahikams, nach Mizpa und blieb dort bei ihm inmitten des Volkes, das im Land zurückgeblieben war.  Sammlung der Flüchtlinge durch GedaljaAls die Heeresobersten, die sich noch mit ihren Leuten im Land aufhielten, erfuhren, daß der König von Babel Gedalja, den Sohn Ahikams, über das Land gesetzt habe und ihm Männer, Frauen und Kinder sowie die geringen Leute des Landes, die nicht nach Babel weggeführt worden waren, unterstellt habe, begaben sie sich zu Gedalja nach Mizpa, nämlich Jischmael, der Sohn Netanjas, Johanan und Jonatan, die Söhne Kareachs, Seraja, der Sohn Tanhumets, ferner die Söhne Efais aus Netofa und Jaasanja, der Sohn des Maachatiters. Gedalja, der Sohn Ahikams, des Sohnes Schafans, versicherte ihnen und ihren Leuten eidlich: "Tragt kein Bedenken, euch den Chaldäern zu unterwerfen, bleibt im Land und seid dem König von Babel untertan! Es wird euch dann gut gehen! Ich selbst aber bleibe hier in Mizpa als Statthalter bei den Chaldäern, die zu uns kommen werden. Ihr aber erntet Wein, Obst und Öl und bringt sie in eure Speicher und bleibt in euren Städten, die ihr in Besitz genommen habt!"  Auch alle Judäer, die sich in Moab, bei den Ammonitern, in Edom oder in sonst einem Land aufhielten, hörten, daß der König von Babel einen Rest der Judäer zurückgelassen und Gedalja, den Sohn Ahikams, des Sohnes Schafans, über sie bestellt habe. Da kehrten alle Judäer aus den Orten, wohin sie versprengt worden waren, zurück und kamen ins Land Juda zu Gedalja nach Mizpa und ernteten Wein und Obst in großer Menge. Gedaljas ErmordungJohanan aber, der Sohn Kareachs, und alle Truppenführer, die sich im Land befanden, kamen zu Gedalja nach Mizpa. Sie sagten zu ihm: "Weißt du auch, daß Baalis, der König der Ammoniter, Jischmael, den Sohn Netanjas, gesandt hat, dich zu ermorden?" Doch Gedalja, der Sohn Ahikams, schenkte ihnen keinen Glauben.  Johanan, der Sohn Kareachs, machte Gedalja in Mizpa im geheimen den Vorschlag: "Ich will hingehen und Jischmael, den Sohn Netanjas, töten. Kein Mensch wird es erfahren. Warum soll er dich ermorden und sollen alle Judäer wieder zerstreut werden, die sich um dich gesammelt haben, und so der Rest von Juda untergehen?" Doch Gedalja, der Sohn Ahikams, antwortete Johanan, dem Sohn Kareachs: "Tu das nicht! Denn es ist nicht wahr, was du von Jischmael sagst." Im selben Monat kam Jischmael, der Sohn Netanjas, des Sohnes Elischamas, aus königlichem Geschlecht, und die Großen des Königs mit zehn Männern zu Gedalja, dem Sohn Ahikams, nach Mizpa. Während sie dort zusammen in Mizpa speisten,  erhob sich Jischmael, der Sohn Netanjas, mit den zehn Männern, die bei ihm waren. Sie erschlugen Gedalja, den Sohn Ahikams, des Sohnes Schafans, mit dem Schwert. So tötete er den, den der König von Babel über das Land gesetzt hatte. Auch alle Judäer, die bei Gedalja in Mizpa waren, und die Chaldäer, die sich dort als Krieger befanden, ließ Jischmael töten.  Jischmaels Überfall auf PilgerAm zweiten Tag nach der Ermordung Gedaljas, als noch niemand davon wußte, kamen Leute aus Sichem. Schilo und Samaria, achtzig an der Zahl, mit geschorenen Bärten, zerrissenen Kleidern und eingeritzter Haut, mit Opfergaben und Weihrauch in ihren Händen, um sie zum Haus des Herrn zu bringen.  Da ging Jischmael, der Sohn Netanjas, ihnen von Mizpa aus weinend entgegen. Als er sie traf, lud er sie ein: "Kommt zu Gedalja, dem Sohn Ahikams!" Als sie aber in das Innere der Stadt gekommen waren, metzelte Jischmael, der Sohn Netanjas, sie nieder und warf sie in die Zisterne, er und die Männer, die bei ihm waren. Unter den achtzig befanden sich zehn Männer, die sagten zu Jischmael: "Töte uns nicht, wir besitzen auf dem Feld verborgene Vorräte an Weizen, Gerste, Öl und Honig." Da sah er davon ab, sie wie ihre Gefährten zu töten. Die Zisterne, in die Jischmael die Leichen der von ihm erschlagenen Männer warf, war eine große Zisterne, jene, die König Asa im Krieg gegen Bascha, den König von Israel, hatte anlegen lassen. Diese füllte Jischmael, der Sohn Netanjas, mit den Erschlagenen. Hierauf führte Jischmael den ganzen Rest der Bevölkerung von Mizpa weg, die königlichen Prinzessinnen und das ganze Volk, das in Mizpa zurückgeblieben war, über die Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, Gedalja, den Sohn Ahikams, gesetzt hatte. Jischmael, der Sohn Netanjas, führte sie mit und machte sich auf, um zu den Ammonitern überzugehen. Befreiung der GefangenenAls Johanan, der Sohn Kareachs, und alle Truppenführer, die bei ihm waren, von dem Unheil erfuhren, das Jischmael, der Sohn Netanjas, angestiftet hatte, nahmen sie alle Leute mit sich und zogen aus, um mit Jischmael, dem Sohn Netanjas, zu kämpfen. Sie trafen ihn am großen Wasser bei Gibeon. Als nun all die Leute, die bei Jischmael waren, Johanan, den Sohn Kareachs und alle Truppenführer, die bei ihm waren, erblickten, freuten sie sich. Alle Leute, die Jischmael von Mizpa mitgenommen hatte, kehrten um und gingen wieder zu Johanan, dem Sohn Kareachs, über. Jischmael, der Sohn Netanjas, entkam Johanan mit acht Männern und begab sich zu den Ammonitern. Nun übernahm Johanan, der Sohn Kareachs, mit allen Truppenführern, die bei ihm waren, den ganzen Rest des Volkes, den Jischmael, der Sohn Netanjas, nach der Ermordung Gedaljas, des Sohnes Ahikams, von Mizpa weggeführt hatte, Männer, Krieger, Frauen und Kinder sowie Kämmerer. Diese brachte er von Gibeon zurück.  Sie brachen auf und machten in der Herberge des Kimham, die seitlich von Betlehem liegt, halt in der Absicht, nach Ägypten zu ziehen. Sie fürchteten sich nämlich vor den Chaldäern, weil Jischmael, der Sohn Netanjas, Gedalja, den Sohn Ahikams, den der König von Babel über das Land gesetzt hatte, ermordet hatte. Befragung Gottes durch JeremiaAlle Truppenführer und Johanan, der Sohn Kareachs, und Asarja, der Sohn Hoschajas, und alles Volk, klein und groß, kamen zusammen und sagten zum Propheten Jeremia: "Schenke unserer Bitte Gehör und bete für uns zum Herrn, deinem Gott, für diesen ganzen Rest! Da nur wenige von den vielen übriggeblieben sind, wie du selbst hier an uns siehst, so möge der Herr, dein Gott, uns den Weg kundtun, den wir einschlagen sollen und wie wir uns zu verhalten haben." Der Prophet Jeremia antwortete ihnen: "Gut, ich werde eurem Wunsch gemäß zum Herrn, eurem Gott, beten und den ganzen Bescheid, den der Herr euch zukommen läßt, euch kundtun, ohne euch ein Wort vorzuenthalten." Sie versicherten Jeremia: "Der Herr sei ein wahrhaftiger und zuverlässiger Zeuge gegen uns, wenn wir nicht ganz nach dem Bescheid verfahren, den der Herr, dein Gott, durch dich an uns sendet! Ob es etwas Gutes oder Schlimmes ist, wir wollen auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, zu dem wir dich senden, hören, damit es uns wohl ergehe. Wir werden sicher auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, hören." Warnung vor ÄgyptenNach Verlauf von zehn Tagen erging das Wort des Herrn an Jeremia. Er berief Johanan, den Sohn Kareachs, und alle Truppenführer, die bei ihm waren, und alles Volk, groß und klein, und sagte zu ihnen: "So spricht der Herr, der Gott Israels, zu dem ihr mich geschickt habt, um ihm eure Bitte vorzubringen: 'Wenn ihr ruhig in diesem Land bleibt, will ich euch aufbauen und nicht einreißen, euch einpflanzen und nicht ausreißen; denn es reut mich des Unheils, das ich euch angetan habe. Fürchtet euch nicht vor dem König von Babel, vor dem ihr Angst habt, fürchtet ihn nicht', - Spruch des Herrn - 'denn ich bin mit euch, euch zu helfen und euch aus seiner Hand zu retten. Ich will euch Erbarmen finden lassen, daß er sich euer gnädig annimmt und euch in eurem Land wohnen läßt.' Wenn ihr aber sagt: 'Wir wollen nicht in diesem Land bleiben' und nicht auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, hört, sondern sagt: 'Nein, wir wollen nach Ägypten ziehen, damit wir keinen Krieg mehr erleben, den Schall der Posaune nicht mehr hören und nicht nach Brot hungern müssen, und wir wollen uns dort niederlassen', nun, so hört das Wort des Herrn, Rest Israels! So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Wenn ihr euch nach Ägypten wendet und dorthin zieht, um euch da niederzulassen, wird das Schwert, das ihr fürchtet, euch dort in Ägypten erreichen! Der Hunger, vor dem euch graut, wird in Ägypten nicht mehr von euch lassen, und ihr werdet dort sterben! Alle, die sich nach Ägypten wenden und dorthin ziehen, um sich dort niederzulassen, werden durch Schwert, Hunger und Pest umkommen. Kein einziger von ihnen wird dem Unheil, das ich über sie bringe, entkommen und entrinnen.' Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Wie sich mein Zorn und mein Grimm über die Bewohner Jerusalems ergossen hat, so wird sich mein Grimm auch über euch ergießen, wenn ihr nach Ägypten zieht. Ihr werdet zum Fluch und zum Entsetzen, zum Gespött und zum Schimpf werden, und ihr werdet diesen Ort nicht mehr sehen.' Der Herr hat zu euch, Rest Judas, gesprochen. Zieht nicht nach Ägypten! Wisset es wohl! Ich warne euch heute. Ihr belügt euch selbst.  Ihr habt mich ja zum Herrn, eurem Gott, gesandt und gesagt: "Bete für uns zum Herrn, unserem Gott, und alles, was der Herr, unser Gott, verkündet, das tue uns kund, und wir wollen es tun." Heute habe ich es euch mitgeteilt, aber ihr hört nicht auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, auf alles, was er mir für euch aufgetragen hat. Nun wisset bestimmt: Ihr werdet durch Schwert, Hunger und Pest umkommen an dem Ort, wohin ihr ziehen wollt, um euch dort niederzulassen. Ungehorsam des VolkesAls Jeremia dem gesamten Volk alle Worte des Herrn, ihres Gottes, verkündet hatte, die ihm der Herr, ihr Gott, aufgetragen hatte - alle oben angeführten Worte -, sagten Asarja, der Sohn Hoschajas und Johanan, der Sohn Kareachs, und alle übrigen ungehorsamen Männer zu Jeremia: "Du redest Lüge; der Herr, unser Gott, hat dich nicht mit der Weisung gesandt: 'Ihr sollt nicht nach Ägypten ziehen, um euch dort niederzulassen', sondern Baruch, der Sohn Nerijas, hat dich gegen und aufgehetzt, um uns in die Gewalt der Chaldäer zu überliefern, daß man uns töte oder uns nach Babel in die Verbannung führe." Die Auswanderung nach ÄgyptenJohanan, der Sohn Kareachs, und alle Truppenführer und alles Volk hörten nicht auf die Weisung des Herrn, im Land Juda zu bleiben, sondern Johanan, der Sohn Kareachs, und alle Truppenführer nahmen den ganzen Rest Judas, der aus all den Völkern, wohin sie sich zerstreut hatten, zurückgekehrt war, um im Land Juda zu bleiben, die Männer, Frauen und Kinder, die Prinzessinnen und alle anderen Leute, die Nebusaradan, der Befehlshaber der Leibwache, bei Gedalja, dem Sohn Ahikams, des Sohnes Schafans, zurückgelassen hatte, auch den Propheten Jeremia und Baruch, den Sohn Nerijas. Sie zogen nach Ägypten, ohne auf die Weisung des Herrn zu hören, und kamen nach Tachpanhes.  Weissagung des Sieges Nebukadnezzars über ÄgyptenIn Tachpanhes erging das Wort des Herrn an Jeremia: "Hole große Steine herbei und grabe sie in Gegenwart judäischer Männer in den Ziegelsteinboden am Eingang zum Haus des Pharao in Tachpanhes ein und sage zu ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Siehe, ich will meinen Knecht Nebukadnezzar, den König von Babel, kommen lassen und seinen Thron auf diese Steine setzen, die du eingegraben hast. Er wird seinen Baldachin darüber aufschlagen. Er wird kommen und Ägypten schlagen: was für die Pest bestimmt ist, mit der Pest, was für die Gefangenschaft bestimmt ist, mit Gefangenschaft, was für das Schwert bestimmt ist, mit dem Schwert.  Er wird Feuer an die Tempel der Götter Ägyptens legen und ihren Wohnsitz verbrennen. Er wird Ägypten säubern, wie der Hirt sein Gewand von Ungeziefer säubert, und es dann unbehelligt verlassen.  Er wird die Steinsäulen des Sonnentempels in Ägypten zerbrechen und die Göttertempel Ägyptens in Brand stecken.'"  Tadel des Götzendienstes der JudenDies ist das Wort, das an Jeremia erging für alle Judäer, die in Ägypten wohnten, die sich in Migdol, in Tachpanhes, in Memfis und im Land Patros niedergelassen hatten:  "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Ihr selbst habt all das Unheil gesehen, das ich über Jerusalem und alle Städte Judas habe kommen lassen. Seht, sie sind bis heute verwüstet, und niemand wohnt darin wegen ihrer Bosheit, die sie mir zum Schmerz verübt haben, indem sie hingingen und fremden Göttern, die weder sie, noch ihr, noch eure Väter kannten, räucherten und dienten. Ich hatte doch alle meine Knechte, die Propheten, unaufhörlich zu euch gesandt, daß sie mahnten: Verübt nicht solche Greuel, die ich hasse! Sie aber haben nicht gehört und mir kein Gehör geschenkt, daß sie von ihrer Bosheit abgelassen und nicht mehr anderen Göttern geräuchert hätten. So ergoß sich mein Grimm und Zorn und wütete in den Städten Judas und auf den Gassen Jerusalems. Sie wurden zur Trümmerstätte und zur Einöde, wie es heutigentags noch der Fall ist.' Nun, so spricht der Herr, der Gott der Heerscharen, der Gott Israels: 'Warum tut ihr euch selbst so großes Unheil an? Ihr rottet euch aus Juda aus, Mann und Frau, Kind und Säugling, so daß kein Rest mehr von euch übrigbleibt. Ihr reizt mich durch die Werke eurer Hände, indem ihr in Ägypten, wohin ihr gezogen seid, um euch dort niederzulassen, anderen Göttern räuchert. So rottet ihr euch selbst aus und werdet zu Fluch und Schimpf allen Völkern der Erde. Habt ihr die Missetaten eurer Väter vergessen und die Missetaten der Könige von Juda, die Missetaten seiner Fürsten, eure Missetaten und die Missetaten eurer Frauen, die sie im Land Juda und auf den Gassen Jerusalems verübt haben? Sie gehen bis heute noch nicht in sich, fürchten sich nicht und wandeln nicht nach meinem Gesetz und meinen Satzungen, die ich euch und euren Vätern vorgeschrieben habe.' Darum spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Siehe, ich richte mein Antlitz gegen euch zum Unheil, um ganz Juda auszurotten. Ich raffe den Rest von Juda weg, der sich nach Ägypten gewandt hat und dorthin zog und sich dort ansiedelte. Sie werden alle in Ägypten aufgerieben werden, durchs Schwert fallen, durch Hunger umkommen, vom Kleinsten bis zum Größten. Durch Schwert und Hunger sollen sie zu Tode kommen und sollen zum Fluch und zum Entsetzen, zum Spott und zum Schimpf werden. Ich will sie heimsuchen, die sich im Land Ägypten niedergelassen haben, wie ich Jerusalem durch Schwert, Hunger und Pest heimgesucht habe. Keiner von dem Rest Judas, die nach Ägypten gekommen sind, um sich dort niederzulassen, wird entrinnen oder entkommen und ins Land Juda zurückkehren, obwohl sie sich nach der Rückkehr sehnen, um dort wieder zu wohnen. Wahrlich, sie werden nicht zurückkehren außer wenigen Flüchtlingen.'" Trotzige Antwort des VolkesAlle Männer, die wußten, daß ihre Frauen anderen Göttern Rauchopfer darbrachten, und alle Frauen, die in großer Zahl dabeistanden, sowie alles andere Volk, das in Ägypten in Patros wohnte, antworteten Jeremia: "Dem, was du uns da im Namen des Herrn verkündet hast, werden wir nicht gehorchen. Wir werden unser Versprechen, das wir mit eigenem Mund gegeben haben, genau erfüllen, nämlich der Himmelskönigin Rauchopfer darzubringen und ihr Trankopfer zu spenden, wie wir und unsere Väter, unsere Könige und Fürsten in den Städten Judas und auf den Gassen Jerusalems getan haben. Damals hatten wir Brot, uns satt zu essen. Es ging uns gut, und wir erlebten kein Unglück.  Seitdem wir aber aufgehört haben, der Himmelskönigin Rauchopfer darzubringen und ihr Trankopfer zu spenden, leiden wir Mangel an allem und werden durch Schwert und Hunger aufgerieben." Die Frauen aber sagten: "Wenn wir der Himmelskönigin Rauchopfer darbringen und ihr Trankopfer spenden, geschieht es etwa ohne Willen und Wissen unserer Männer, daß wir ihr Opferkuchen nach ihrem Bild bereiten und ihr Trankopfer spenden?" Antwort des ProphetenJeremia gab dem ganzen Volk, den Männern und Frauen und allen Leuten, die ihm entgegnet hatten, zur Antwort: "Ist es nicht gerade das Opfer gewesen, daß ihr in den Städten Judas und auf den Gassen Jerusalems, ihr und eure Väter, eure Könige und eure Fürsten samt dem Volk des Landes dargebracht habt, dessen der Herr gedachte und das ihm ans Herz griff? Der Herr konnte euer böses Tun und die Frevel, die ihr verübt habt, nicht länger ertragen, und so ward euer Land zur Trümmerstätte, zum Entsetzen und zum Fluch. Niemand wohnt mehr darin bis auf den heutigen Tag. Weil ihr geopfert und gegen den Herrn gesündigt, weil ihr auf die Stimme des Herrn nicht gehört und euren Wandel nicht nach seinem Gesetz und seinen Satzungen und Geboten gerichtet habt, deshalb ist dieses Unglück über euch hereingebrochen, wie es heute ist." Jeremia sprach weiter zu dem gesamten Volk und zu allen Frauen: "Hört das Wort des Herrn, ganz Juda, das im Land Ägypten wohnt:  So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: 'Was ihr und eure Frauen mit eigenem Mund gelobt habt, führt ihr mit eigenen Händen aus. Ihr sagt: Wir müssen unsere Gelübde halten, die wir gemacht haben; wir müssen der Himmelskönigin Rauchopfer darbringen und ihr Trankopfer spenden. Haltet nur eure Gelübde und führt sie getreulich aus!' Androhung des völligen UntergangsDarum hört das Wort des Herrn, ganz Juda, die ihr in Ägypten weilt: 'Wahrlich, ich schwöre bei meinem großen Namen', spricht der Herr: 'Nicht soll ferner mein Name von irgendeinem Judäer irgendwo im Land Ägypten in den Mund genommen werden, daß einer spräche: So wahr der allmächtige Herr lebt! Seht, ich wache über sie zum Unheil, nicht zum Heil. Alle Judäer, die in Ägypten sind, werden durch Schwert und Hunger bis zur Vernichtung aufgerieben werden. Nur einige wenige werden es sein, die dem Schwert entrinnen und von Ägypten nach Juda zurückkehren. Alle vom Rest Judas, die nach Ägypten gezogen sind, um sich hier niederzulassen, werden erkennen, wessen Wort sich erfüllt, das meine oder das ihre. Dies soll euch das Zeichen dafür sein', - Spruch des Herrn - 'daß ich euch an diesem Ort heimsuche, damit ihr erkennt, daß meine Unheilsdrohung gegen euch in Erfüllung geht: So spricht der Herr. Siehe, ich gebe den Pharao Hofra, den König der Ägypter, in die Hand seiner Feinde, in die Gewalt derer, die ihm nach dem Leben trachten, wie ich Zidkija, den König von Juda, in die Hand seines Feindes Nebukadnezzar, des Königs von Babel, gegeben habe, der ihm nach dem Leben trachtete.'"  Trost und Heil für BaruchDies ist das Wort, das der Prophet Jeremia an Baruch, den Sohn Nerijas, richtete, als er diese Reden so, wie sie Jeremia vortrug, in ein Buch geschrieben hatte, im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda:  "So spricht der Herr, der Gott Israels, über dich, Baruch: 'Du hast gesagt: Wehe mir! Der Herr häuft Kummer um Kummer auf mich! Müde bin ich vom Seufzen und finde keine Ruhe.' Sage zu ihm: So spricht der Herr: 'Was ich gebaut, reiße ich nieder! Was ich gepflanzt, reiße ich aus! Das gilt für die ganze Erde. Was willst du Großes verlangen für dich? Verlange es nicht! Denn siehe: Über alles Fleisch bringe ich Unheil', - Spruch des Herrn. - 'Dir aber gebe ich dein Leben als Beute an allen Orten, wohin du gehst!'" Weissagungen gegen nichtjüdische VölkerFolgendes erging als Wort des Herrn an den Propheten Jeremia über die Völker:  Über ÄgyptenÜber Ägypten: Gegen die Streitmacht des Pharao Necho, des Königs von Ägypten, die bei Karkemisch am Eufrat stand, und die Nebukadnezzar, der König von Babel schlug, im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Joschijas, des Königs von Juda:  Rüstet Schild und Tartsche! Rückt aus zum Kampf! Schirrt die Rosse! Steigt auf, ihr Fahrer! Tretet an im Helm! Schärft die Lanzen! Legt an die Panzer!  Was sehe ich? Sie zagen, sie weichen zurück. Ihre Helden sind mutlos, fliehen in rasender Flucht, ohne sich umzuwenden. "Grauen ringsum!" - Spruch des Herrn. "Auch der Schnellste entkommt nicht. Auch der Held entrinnt nicht. Im Norden, am Ufer des Eufrat stürzen und sinken sie nieder." Wer wogt heran wie der Nil? Wessen Wasser rauschen wie Ströme? Ägypten wogt heran wie der Nil! Seine Wasser rauschen wie Ströme! Es spricht: "Ich steige hinauf, überschwemme das Land, vernichte die Städte samt ihren Bewohnern." Voran, ihr Rosse! Stürmt los, ihr Wagen! Zieht aus, ihr Helden, Kusch und Put, ihr Schildbewehrten. Ihr Luditer, ihr Bogenschützen!  Der Tag ist dem Herrn, dem Herrn der Heerscharen, ein Tag der Rache, Rache zu nehmen an seinen Feinden. Da frißt sein Schwert und wird satt, wird trunken von ihrem Blut. Ein Schlachtfest feiert der Herr, der Herr der Heerscharen, im Land des Nordens am Eufratstrom. Nach Gilead steige hinauf, hole Balsam, Jungfrau, Tochter Ägypten! Vergebens wendest du Mengen von Heilmitteln an: Für dich gibt es keine Genesung. Die Völker hören von deiner Schande. Dein Geschrei erfüllt ja die Erde; denn der Held ist über den Helden gestürzt, Seite an Seite liegen sie da. Eroberung Ägyptens durch die ChaldäerFolgendes ist das Wort, das der Herr zum Propheten Jeremia sprach über den Zug, den Nebukadnezzar, der König von Babel, unternahm, um das Land Ägypten zu schlagen:  Verkündigt es in Ägypten! Ruft es aus in Migdol! Macht es bekannt in Memfis und Tachpanhes! Sprecht: "Stell dich auf und mache dich bereit! Schon frißt das Schwert um dich her.  Wie? Deine Helden sind niedergestreckt, konnten nicht widerstehen?" Ja, der Herr stieß sie um. Er brachte gar viele zu Fall. Mann sinkt nieder an Mann. Da rufen sie aus: "Auf, laßt uns heimkehren zu unserem Volk, ins Land unserer Heimat vor dem würgenden Schwert!"  Nennt den Pharao nun, den Ägypterkönig: 'Lärmer, wenn verstrichen die Zeit!' "So wahr ich lebe", - Spruch des Königs, 'Herr der Heerscharen' ist sein Name - "Wie der Tabor unter den Bergen, wie der Karmel am Meer, so kommt er heran. Für die Verbannung rüste deine Habe, Bewohnerschaft, Tochter Ägypten! Zur Öde wird Memfis, verlassen und menschenleer."  Einer prächtigen Kuh gleicht Ägypten. - Bremsen von Norden fallen über sie her.  Selbst seine Söldner in seiner Mitte sind Mastkälbern gleich. Doch auch sie machen kehrt, fliehen alle davon. Sie halten nicht stand, wenn der Tag ihres Untergangs über sie kommt, die Zeit ihrer Züchtigung. Horcht, eine zischelnde Schlange! Mit Heeresmacht rücken sie an, fallen mit Äxten über Ägypten her. "Wie Holzhauer fällen sie seinen Wald", - Spruch des Herrn - "denn undurchdringlich erschien er. Mehr sind ihrer als Heuschrecken, man kann sie nicht zählen." Zuschanden wird die Tochter Ägypten, nordischem Volk überliefert. NebukadnezzarEs spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israel: "Siehe, ich werde Amon in No, den Pharao und Ägypten, seine Götter und Könige heimsuchen, den Pharao samt denen, die sich auf ihn verlassen.  Ich gebe sie denen preis, die ihnen nach dem Leben trachten, Nebukadnezzar, dem König von Babel, und seinen Dienern. Darauf aber wird Ägypten bewohnt sein wie in den Tagen der Vorzeit", - Spruch des Herrn. Trostwort für Israel"Du aber fürchte dich nicht, Jakob, mein Knecht! Erschrick nicht, Israel! Denn siehe, ich will dich erretten aus fernem Land, deine Kinder aus dem Land ihrer Verbannung! Heimkehr halten wird Jakob und Ruhe finden, sorglos leben, von keinem gestört. Fürchte dich nicht, Jakob, mein Knecht", - Spruch des Herrn - "denn ich bin dir zur Seite! Alle Völker will ich vernichten, zu denen ich dich versprengt! Doch dich vertilge ich nicht. Dich züchtige ich nur mit Maßen. Ganz straflos lassen kann ich dich nicht." Weissagung über die PhilisterDies ist das Wort des Herrn, das an den Propheten Jeremia über die Philister erging, bevor der Pharao Gaza bezwang:  So spricht der Herr: Wasser wallen von Norden heran, wachsen zum wogenden Strom, überfluten das Land und was es erfüllt, die Städte samt ihren Bewohnern. Laut jammern die Menschen, es heulen alle Bewohner des Landes. Beim Dröhnen des Hufschlags der Hengste, beim Rasseln der Wagen, beim Rollen der Räder. Väter kümmern sich nicht um die Kinder, ihr Arm ist gelähmt wegen des Tages, der gekommen, der alle Philister vernichtet, der Tyrus und Sidon des letzten Helfers beraubt. Denn der Herr vertilgt die Philister, den Rest der Küste von Kaftor.  In Gaza schert man sich Glatzen, vernichtet ist Aschkelon. Wie lange noch mußt du dich wund ritzen, du Rest der Riesen?  Ach, Schwert des Herrn, wie lange noch willst du nicht rasten? In die Scheide kehre zurück! Halt ein! Bleibe still! Wie sollte es rasten, da der Herr es entboten wider Aschkelon und die Küste des Meeres; er hat es dorthin entsandt. Über MoabSo spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Weh über Nebo: es wird verwüstet! Zuschanden, erobert wird Kirjatajim. Zuschanden die Hochburg, zerbrochen.  Moabs Ruhm ist dahin. Sein Verderben plant man in Heschbon: "Auf, wir rotten es aus! Kein Volk sei es mehr!" Auch du, Madmen, wirst vernichtet. Hinter dir drein fährt das Schwert.  Horch, Wehgeschrei aus Horonajim: "Verwüstung und großes Verderben. Zerschmettert ist Moab!" Ihr Wehgeschrei schallt bis nach Zoar. Die Steige von Luhit steigt man mit Weinen hinan. Am Abstieg zu Horonajim hört man über den Untergang Klage. "Flieht, rettet das Leben, gleicht dem Esel der Steppe!" Weil du auf deine Werke und Schätze gebaut, wirst auch du nun erobert. Kemosch wandert gefangen fort mit all seinen Priestern und Fürsten.  Der Verwüster kommt über jegliche Stadt. Keine Stadt wird sich retten. Verheert wird das Tal, verwüstet die Ebene, wie der Herr es gesagt hat.  Setzt Moab ein Grabmal! Es ist ja zerstört. Seine Städte werden zur Wüste, ohne Bewohner. Verflucht, wer das Wort des Herrn lässig betreibt! Verflucht, wer vom Blut zurückhält sein Schwert! Von klein auf blieb Moab in Frieden, lag ruhig auf seiner Hefe, ward nicht umgegossen von Krug zu Krug, nie zog es in die Verbannung. Darum blieb ihm der feine Geschmack. Sein Duft hat sich nicht verloren.  "Darum, wahrlich, es kommt die Zeit", - Spruch des Herrn - "da will ich ihm Kellermeister schicken. Die schütten es aus, entleeren die Kannen, zerschlagen die Krüge. Dann wird Moab zuschanden an Kemosch wie Israels Haus einst an Bet-El, auf das es vertraute.  Wie könnt ihr nur sagen: 'Helden sind wir, Männer voll Kraft zum Kampf!' Moabs Verwüster zog gegen es aus. Zur Schlachtung steigen hinunter seiner Jugend Beste" - Spruch des Königs; sein Name ist 'Herr der Heerscharen'. -" Ganz nahegerückt ist Moabs Verderben. Schnell schreitet sein Unheil heran." Beklagt es, all seine Nachbarn, alle, die seinen Namen kennen, sprecht: "Wie ist zerbrochen der starke Stab, das ruhmreiche Zepter!" Von der Herrlichkeit steige herab, sitze im Kot, du thronende Tochter Dibon! Moabs Verwüster zieht gegen dich aus, zerstört deine Burgen. Tritt an den Weg und schaue dich um, Bewohner von Aroër! Frage den entronnenen Flüchtling, sprich: "Was ist geschehen?" Zuschanden ist Moab, zerschlagen. Heult und schreit! Kündet am Arnon: "Niedergerungen ist Moab!" Ein Gericht ergeht über das ebene Land, über Holon, Jahaz und Mefaat, über Dibon, Nebo und Bet-Diblatajim, über Kirjatajim, Bet-Gamul und Bet-Meon, über Kerijot und Bozra und alle Städte des Landes Moab, die fernen und nahen. "Abgeschlagen wird Moabs Horn, sein Arm wird zerschmettert", - Spruch des Herrn.  Macht es trunken! - Gegen den Herrn tat es groß. - Es falle Moab in das eigene Gespei! Es werde nun selbst zum Gespött! War nicht Israel dir zum Gelächter? Ward es etwa beim Diebstahl ertappt, daß du höhnisch dich schüttelst, sooft du nur über es sprachst? Räumt die Städte, in Felsengeklüft haust, Bewohner von Moab! Macht es wie die Taube, die nistet in der Steppe am Rande der Schlucht. Wir habe vernommen von Moabs Stolz, dem überaus großen, seiner Hoffart, seinem Dünkel und Stolz, seinem hochfahrenden Sinn. "Seinen Übermut kenne ich wohl", - Spruch des Herrn. - "Lüge ist sein Gerede, Lüge sein Tun." Darum heule ich über Moab, über Moab schreie ich laut: Beklage die Leute von Kir-Heres.  Mehr, als man Jaser beweinte, weine ich um dich, Sibmas Weinstock! Am Meer hin zieht dein Geranke, reicht bis nach Jaser. In deinen Herbst und in deine Lese bricht ein der Verwüster.  Geschwunden ist Freude und Jubel vom Fruchtland, von Moabs Gebiet. Dem Wein in den Kufen mache ich ein Ende. Die Kelterer werden nicht länger keltern - Kriegsgeschrei ist kein Jauchzen mehr. Bis Elale dringt Heschbons Geschrei. Laut heult man bis Jahaz, von Zoar bis Horonajim, bis Eglat-Schelischija. Die Wasser von Nimrim werden zur Wüste. "Ich mache dem in Moab ein Ende" - Spruch des Herrn - "der zur Opferhöhe hinaufsteigt, seinen Göttern zu räuchern." So klagt wie die Flöte mein Herz über Moab. Klagt wie die Flöte mein Herz um Kir-Heres' Bewohner: ihr ganzes Hab und Gut ist verloren. Jeder Kopf ist kahl. Jeder Bart ist geschoren. Ritzmale an allen Händen. Ein Sacktuch um die Hüften!  Auf Moabs sämtlichen Dächern und in seinen Straßen nichts als Klage: "Weil ich Moab zerbrach wie ein Gefäß, das niemand gefällt", - Spruch des Herrn. Wie ist es zerschlagen! Heult! Wie wendet Moab mit Schmach beladen den Rücken! Zum Gelächter wird Moab, zum Entsetzen für all seine Nachbarn. Denn so spricht der Herr: "Siehe, wie ein Adler schwebt es daher, hält über Moab gebreitet die Schwingen. Erstürmt sind die Städte, genommen die Festen. An jenem Tag ist das Herz der Helden von Moab wie das Herz einer Frau in den Wehen." Vernichtet wird Moab. Kein Volk ist es mehr. Denn groß tat es gegen den Herrn. "Grauen und Grube und Garn über dich, Bewohner von Moab!" - Spruch des Herrn. Wer dem Grauen entronnen, stürzt in die Grube, wer der Grube entsteigt, fängt sich im Garn, wenn ich dies über Moab bringe, im Jahr seiner Heimsuchung", - Spruch des Herrn. Im Schatten von Heschbon bleiben erschöpft die Flüchtlinge stehen. Ja, Feuer ging einst von Heschbon aus, eine Flamme von Sihons Burg. Moabs Schläfen fraß sie hinweg, den Scheitel der Kämpfer. Wehe dir, Moab! Verloren bist du, des Kemosch Volk! Deine Söhne werden gefangen hinweggeschleppt, deine Töchter in die Verbannung. "Am Ende der Tage wende ich Moabs Geschick", - Spruch des Herrn. - Bis hierher geht der Gerichtsspruch über Moab. Über die Ammoniter:So spricht der Herr: "Hat Israel denn keine Söhne? Besitzt es denn keine Erben? Warum hat Milkom denn Gad beerbt, bewohnt sein Volk dessen Städte?  Darum, wahrlich, es kommt die Zeit", - Spruch des Herrn - "da lasse ich gen Rabba-Ammon Getöse des Krieges ertönen. Zum Schutthügel wird es. Seine Tochterstädte werden im Feuer verbrannt, und Israel wird seine eigenen Erben beerben", - spricht der Herr.  Heule, Heschbon! Verwüstet ist die Stadt! Wehklagt, ihr Töchter von Rabba! Gürtet euch Sacktuch um und klagt! Irrt umher in den Hürden! In die Verbannung wandert Milkom mit all seinen Priestern und Fürsten. Was rühmst du dich deines Tales, deines üppigen Talgrundes, treulose Tochter, pochend auf deinen Reichtum: "Wer will gegen mich ziehen?"  "Wahrlich, ein Grauen bringe ich über dich" - Spruch des allmächtigen Herrn der Heerscharen - "von allen Seiten rings um dich her! Ihr werdet versprengt, ein jeder für sich. Die Flüchtlinge sammeln wird keiner. Doch danach wende ich wieder der Ammoniter Geschick", -Spruch des Herrn. Über Edom:So spricht der Herr der Heerscharen: "Gibt es keine Weisheit mehr in Teman? Ist entschwunden den Klugen der Rat? Ist ihnen die Weisheit vergangen?  Flieht! Macht euch davon! In der Tiefe versteckt euch, Bürger von Dedan! Denn über Esau lasse ich kommen sein Unglück, die Zeit seiner Züchtigung.  Kommen die Winzer zu dir: Zur Nachlese lassen sie nichts mehr übrig. Kommen die Diebe herbei in der Nacht, rauben sie gierig! Ja, Esau lege ich bloß. Seine Schlupfwinkel decke ich auf. Er kann sich nicht mehr verstecken. Sein Stamm wird vernichtet, seine Brüder und Nachbarn. Nichts bleibt mehr von ihm. Laß deine Waisen! Ich will sie erhalten. Deine Witwen sollen auf mich vertrauen!" Denn so spricht der Herr: "Wahrlich, die es nicht verdienten, den Becher zu trinken, die müssen ihn trinken: Und du, du solltest noch straflos bleiben? Nicht straflos bleiben, nein, trinken wirst du! Denn ich schwöre bei mir" - Spruch des Herrn -: "Zum Entsetzen, zum Schimpf, zum Spott und zum Fluch soll Bozra werden, alle seine Städte zur ewigen Wüste!"  Eine Kunde vernahm ich vom Herrn, ein Herold ist zu den Völkern entsandt: "Sammelt euch! Zieht heran gegen Edom! Erhebt euch zum Streit!" "Wahrlich, ich mache gering dich unter den Völkern, verachtet unter den Menschen. Die Furcht, die du einflößt, hat dich betört, dein vermessener Sinn, weil du in Felsklüften wohnst, an steile Höhen dich klammerst. Baust du auch hoch wie ein Adler den Horst, ich stürze dich doch hinunter von dort." - Spruch des Herrn. "Grauenerregend wird Edom werden: Wer vorüberwandert an ihm, erschaudert und höhnt über all seine Schläge. Wie es Sodom und Gomorra erging und ihren Nachbarn bei ihrer Vernichtung: so soll", spricht der Herr, "dort niemand mehr wohnen, kein Mensch darin weilen. Siehe, wie ein Löwe heraufsteigt aus dem Dickicht des Jordans zu immergrünen Auen, so jage ich sie jählings von dannen. Wen ich erwählt, den will ich darüber bestellen. Denn wer ist mir gleich? Und wer will mich fordern? Und wer ist der Hirt, der mir standhält?"  So hört denn den Ratschluß des Herrn, den er gefaßt gegen Edom, seine Pläne, die er erdacht gegen Temans Bewohner: Wahrlich, man schleppt sie hinweg, die geringsten der Schafe! Wahrlich, dem eigenen Weideplatz schaudert es vor ihnen. Vom Gedröhn ihres Sturzes erzittert die Erde. Ihr Wehgeschrei dringt bis ans Schilfmeer. Siehe, wie ein Adler steigt er empor, schwebt er daher, spannt über Bozra aus seine Schwingen. An jenem Tag ist das Herz der Helden von Edom wie das Herz einer Frau in den Wehen. Über Damaskus:Über Damaskus: Bestürzt sind Hamat und Arpad, da sie böse Kunde vernommen. Ihr Herz ist von Kummer erregt, kann keine Ruhe mehr finden.  Verzagt ward Damaskus, hat zur Flucht sich gewandt. Grauen hat es ergriffen. Angst und Wehen habe es erfaßt wie eine Frau, die gebiert. Wehe, die ruhmreiche Stadt ist verlassen, die wonnige Burg!  "Darum sollen die Jünglinge fallen auf ihren Straßen, alle Krieger sterben an jenem Tag!"- Spruch des Herrn der Heerscharen. "An Damaskus' Mauer lege ich ein Feuer, daß es Ben-Hadads Paläste verzehrt."  Weissagung über die AraberÜber Kedar und die Reiche von Hazor, die Nebukadnezzar, der König von Babel, besiegte. So spricht der Herr: "Auf! Zieht gegen Kedar! Bezwingt die Söhne des Ostens!  Man nimmt ihre Zelte und Herden, ihre Decken und all ihr Gerät. Man beraubt sie ihrer Kamele und ruft über sie: 'Grauen ringsum!' Flieht! Flüchtet euch eiligst! In der Tiefe versteckt euch, Bewohner von Hazor!" - Spruch des Herrn. - "Einen Beschluß faßte gegen euch Nebukadnezzar, der König von Babel; gegen euch ersann er einen Plan. Auf! Zieht gegen das sorglose Volk, das in Sicherheit wohnt", - Spruch des Herrn - "das weder Tore noch Riegel kennt, das so einsam wohnt! Zur Beute werden ihre Kamele, ihrer Herden Menge zum Raub. In alle Winde zersprenge ich sie, die Leute mit gestutztem Haar. Verderben lasse ich von allen Seiten über sie kommen", - Spruch des Herrn.  "Dann wird Hazor zum Heim für Schakale, zur ewigen Wüste. Niemand wird mehr dort wohnen, kein Mensch darin weilen." Weissagung über die ElamiterDies ist das Wort des Herrn, das gegen Elam an den Propheten Jeremia erging im Anfang der Regierung des Königs Zidkija von Juda:  So spricht der Herr der Heerscharen: "Fürwahr, ich zerbreche den Bogen von Elam, das Hauptgerät seiner Kraft! Vier Winde führe ich herauf gegen Elam von den vier Enden des Himmels. In alle Winde zersprenge ich sie. Kein Volk wird sein, wohin Elams Versprengte nicht kommen. Furcht vor seinen Feinden flöße ich Elam ein, vor denen, die ihm nach dem Leben trachten. Unheil lasse ich über es kommen, die Glut meines Zornes", - Spruch des Herrn. - "Das Schwert schicke ich hinter ihm drein, bis ich es aufgerieben. In Elam stelle ich auf meinen Thron, vernichte dort König und Fürsten", - Spruch des Herrn. - "Am Ende der Tage wende ich Elams Geschick", - Spruch des Herrn. Weissagung über BabelDies ist das Wort, das der Herr über Babel, das Land der Chaldäer, durch den Propheten Jeremia geredet hat: Babels Einnahme"Verkündet es unter den Völkern und meldet es, hebt hoch das Banner, macht es kund, verhehlt es nicht, sprecht es aus: 'Genommen ist Babel, zuschanden ist Bel, zerschmettert ist Merodach, seine Bilder zuschanden, seine Götzen zertrümmert!'  Denn ein Volk zieht gegen es her von Norden. Zur Wüste macht es sein Land. Niemand wohnt mehr darin. Mensch und Tier sind entflohen, zerstoben."  Israels und Judas Rückkehr"In jenen Tagen und jener Zeit" - Spruch des Herrn - "kommen Israels Kinder, sie und Judas Kinder vereint. Sie ziehen einher, immerfort weinend, und suchen den Herrn, ihren Gott. Sie erfragen den Weg nach Zion: Dorthin ist ihr Antlitz gerichtet. Sie kommen und stehen zum Herrn. In ewigem, nie zu vergessendem Bund. Mein Volk war eine verlorene Herde. Seine Hirten führten sie irre. Sie führten sie auf den Bergen umher. Von Berg zu Hügel mußten sie wandern, vergaßen das Lagern. Wer immer sie fand, fraß sie auf. Ihre Feinde sprachen: 'Wir tun damit kein Unrecht', sie hatten sich ja versündigt am Herrn, am Ort der Gerechtigkeit, ihrer Väter Hoffnung, am Herrn. Mahnung zur Flucht aus der bedrohten StadtFlieht aus Babels Bereich, aus dem Land der Chaldäer! Zieht aus! Wie Leitböcke seid vor der Herde! Denn siehe, ich erwecke und führe herauf gegen Babel eine Schar großer Völker aus nordischem Land. Sie greifen es an; von dorther wird es erobert. Ihre Pfeile sind die eines tüchtigen Kriegers, der niemals heimkehrt ohne Erfolg. So wird Chaldäa zur Beute. Die es plündern, bekommen alle genug", - Spruch des Herrn. "Ja, freut euch nur, ja, jubelt nur, ihr meines Erblandes Räuber! Ja, hüpft nur wie Kälber im Gras und wiehert wie Hengste! Gänzlich wird eure Mutter zuschanden. Beschämt ist, die euch gebar. Wahrlich, zur letzten wird sie unter den Völkern: zur Wüste, Dürre und Steppe!   Ob des Ingrimms des Herrn wird es nicht mehr bewohnt, wird gänzlich zur Wüste. Wer vorüberwandert an Babel, erschaudert und höhnt ob all seiner Schläge." Ansporn zur Bezwingung BabelsStellt euch rings gegen Babel auf, all ihr Bogenschützen! Zielt hinein! Spart keine Pfeile! Denn es hat gesündigt am Herrn. Ringsum erhebt gegen es den Kampfruf: 'Es hat sich ergeben, seine Türme fallen, sein Mauerwerk stürzt!" - Ja, dies ist die Rache des Herrn! Rächt euch an ihm! Tut ihm, wie es selber getan! Rottet aus Babel den Sämann aus und den, der die Sichel zur Erntezeit schwingt! Vor dem würgenden Schwert wendet sich jeder zu seinem Volk, in seine Heimat flüchtet ein jeder.  Heimkehr des GottesvolkesIsrael ist ein versprengtes Schaf, von Löwen verjagt. Zuerst hat es der König von Assur verzehrt. Dann hat ihm Babels König, Nebukadnezzar, die Knochen gebrochen.  Darum spricht der Herr der Heerscharen, Israels Gott: "Wahrlich, ich strafe den König von Babel mit seinem Land, wie ich strafte den König von Assur. Israel führe ich zu seinem Weideplatz zurück. Auf dem Karmel und im Baschan soll es weiden, satt werden in Gilead und auf Efraims Bergen. In jenen Tagen und jener Zeit" - Spruch des Herrn - "wird man suchen nach Israels Schuld: Sie ist nicht mehr! Nach Judas Sünde: Man findet sie nicht! - Denn dem Rest, den ich übrig ließ, habe ich vergeben. Erneuter Aufruf zur ZerstörungZieh gegen Meratajim, zieh gegen das Land und gegen Pekods Bewohner! Vertilge und banne sie" - Spruch des Herrn -"und handle genau, wie ich dir gebiete!"  Horch! Krieg ist im Land und große Zerstörung! Wie ist zerschlagen, zerschmettert der Hammer der ganzen Welt! Wie ist Babel zum Schreckbild geworden unter den Völkern! Ich lege dir Schlingen. Du, Babel, fängst dich darin und gewahrst es nicht. Du wirst ertappt und gepackt, weil den Herrn du zum Kampf gefordert." Sein Zeughaus öffnet der Herr, holt hervor die Waffen seines Zornes. Denn Arbeit gibt es für den allmächtigen Herrn der Heerscharen im Land der Chaldäer. Rückt gegen es an vom äußersten Ende! Seine Scheunen schließt auf! Schüttet es wie Garben auf einen Haufen! Vollzieht an ihm den Bann! Kein Rest mehr soll von ihm bleiben! All seine Jungstiere stoßt nieder! Hinunter mit ihnen zur Schlachtung! Weh ihnen, ihr Tag ist gekommen, ihrer Heimsuchung Zeit! Die Rache für Israels KnechtungHorch! Entronnene Flüchtlinge aus dem Land Babel, die auf dem Zion des Herrn, unseres Gottes, Rache verkünden, die Rache für seinen Tempel: Bietet viele auf gegen Babel, alle Bogenschützen! Lagert euch rings herum, daß keiner entrinne! Zahlt sein Treiben ihm heim! Tut genau so mit ihm, wie es selber getan! Denn gegen den Herr war es frech, gegen den Heiligen Israels. "Darum sollen auf seinen Straßen seine Jünglinge fallen, all seine Krieger sterben an jenem Tag!" - Spruch des Herrn. "Fürwahr, ich will an dich, du Freche", - Spruch des allmächtigen Herrn der Heerscharen. - "Ja, dein Tag ist gekommen, die Zeit deiner Heimsuchung! Da soll stürzen die Stolze und fallen, und niemand richtet sie auf. Feuer lege ich an ihre Städte, das alles verzehren soll rings um sie her." So spricht der Herr der Heerscharen: "Gewalt leiden Israels Kinder mit Judas Kindern; alle, die sie fortgeführt haben, halten sie fest und weigern sich, sie ziehen zu lassen. Doch ihr Erlöser ist stark: 'Herr der Heerscharen' lautet seine Name. Er führt ihre Sache sicher, um Ruhe der Erde zu bringen, Unruhe aber Babels Bewohnern." Das Schwertlied"Das Schwert über die Chaldäer" - Spruch des Herrn - "und über die Bürger Babels, über seine Fürsten und seine Weisen! Das Schwert über seine Gaukler: sie werden Toren! Das Schwert über seine Helden: sie werden mutlos! Das Schwert über seine Rosse und seine Wagen und über alles Völkergemisch in seiner Mitte: sie werden zu Weibern! Das Schwert über seine Schätze: sie werden zur Beute! Das Schwert über seine Wasser, sie versiegen! Denn ein Land der Götzen ist es. Wegen ihrer Scheusalsgestalten werden sie Narren. Darum sollen Füchse und Schakale darin hausen und Strauße darin wohnen. In Ewigkeit wird es nicht mehr bewohnt, von Geschlecht zu Geschlecht nicht besiedelt. Wie Gott Sodom und Gomorra zerstörte und ihre Nachbarstädte", - Spruch des Herrn - "so soll dort keiner mehr wohnen, kein Mensch dort weilen!" Das Volk aus dem NordenSiehe, ein Volk kommt vom Norden her. Ein großes Volk und der Könige viele brechen auf von den Enden der Erde. Sie führen Bogen und Speer, sind hart und ohne Erbarmen. Ihr Lärmen tost wie das Meer, sie stürmen daher auf Rossen, wie ein Krieger gerüstet, gegen dich, Tochter Babel! Der König von Babel hat von ihnen Kunde vernommen: Schlaff sinken herab seine Hände, Angst faßt ihn, Wehen, wie die Frau, die gebiert. Beschluß der VernichtungSiehe, wie ein Löwe heraufsteigt aus dem Dickicht des Jordan zu den immergrünen Auen, so jage ich sie jählings von dannen. Wen ich erwählt, den will ich darüber bestellen. Denn wer ist mir gleich? Und wer will mich fordern? Und wer ist der Hirt, der mir standhält?" So hört denn den Ratschluß des Herrn, den er gefaßt gegen Babel, seine Pläne, die er erdacht gegen das Land der Chaldäer! Wahrlich, man schleppt sie hinweg, die geringsten der Schafe! Wahrlich, dem eigenen Weideplatz schaudert es vor ihnen. Von dem Ruf 'Genommen ist Babel' erzittert die Erde. Sein Wehgeschrei dringt zu den Völkern! Gericht über BabelSo spricht der Herr: "Wahrlich, ich erwecke gegen Babel und gegen Chaldäas Bewohner den verderbenden Sturmwind. Gegen Babel sende ich Worfler, daß sie es worfeln und ausplündern sein Land, wenn sie es ringsum belagern am Tag des Verderbens." Niemand soll seinen Bogen spannen, sich erheben in seinem Panzer. Schont nicht seine jungen Männer, bannt sein ganzes Heer! Erschlagene liegen da im Land der Chaldäer, Durchbohrte auf seinen Straßen. Denn Israel und Juda sind nicht eine Witwe, verlassen von ihrem Gott, dem Herrn der Heerscharen. Doch voller Schuld gegen den Heiligen Israels ist das Land der Chaldäer. Flieht aus Babels Bereich - ein jeder rette sein Leben -, daß ihr nicht umkommt durch seine Schuld! Denn eine Zeit der Rache ist es für den Herrn. Er übt Vergeltung an ihm. Der Becher GottesEin goldener Becher war Babel in der Hand des Herrn. Er machte trunken die ganze Erde. Von seinem Wein tranken die Völker. So kamen die Völker von Sinnen. Plötzlich ist Babel gefallen und wird zerschmettert. Heult über es! Holt Balsam für seinen Schmerz! Vielleicht läßt er sich heilen! "Heilung wollten wir Babel bringen, doch es ist nicht zu heilen! Verlaßt es! Gehen wir, jeder in seine Heimat! Denn bis zum Himmel reicht sein Gericht, es ragt zu den Wolken." Der Herr hat ans Licht gebracht unsere gerechte Sache. Kommt, laßt uns in Zion erzählen vom Werk des Herrn, unseres Gottes! Erstürmung der StadtSpitzt die Pfeile! Füllt die Köcher! Der Herr hat die Wut des König der Meder gereizt, weil gegen Babel sein Plan sich richtet, es zu vernichten. Ja, das ist die Rache des Herrn, die Rache für seinen Tempel!  Schwingt gegen Babels Mauern das Banner! Verstärkt die Wache! Stellt Posten auf! Rüstet den Hinterhalt! - Denn wie der Herr es geplant, so führt er auch aus, was er verhieß über Babels Bewohner: Die du wohnst an gewaltigen Wassern, reich an Schätzen - dein Ende ist da! Aus ist es mit deinem Wucher! Geschworen hat es bei sich selbst der Heerscharen Herr: "Habe ich dich auch mit Menschen gefüllt wie mit Heuschrecken, anstimmen wird man doch über dich das Siegesgeschrei." Gottes MachtEr schuf die Erde durch seine Kraft, er gründete durch seine Weisheit den Erdkreis, er spannte durch seine Einsicht die Himmel aus. Beim Schall seiner Stimme rauschen die Wasser am Himmel. Er führt die Wolken herauf von den Enden der Erde, schleudert beim Regen die Blitze, entsendet den Sturmwind aus seinen Kammern. Als Tor steht ein jeder da, der dies nicht begreift. Schämen muß sich ein jeder Künstler ob seines Gußbildes. Denn Trug ist sein Gußbild; kein Geist wohnt in ihm. Wahngebilde sind sie, Dinge zum Lachen. Zur Zeit ihrer Züchtigung ist es mit ihnen zu Ende. Doch nicht wie diese ist Jakobs Anteil, sondern er ist der Schöpfer des Alls, und Israel ist der Stamm, der ihm eigen. 'Herr der Heerscharen' ist sein Name. Der HammerspruchDu warst mir ein Hammer, ein Kriegsgerät: Ich zerhämmerte Völker mit dir, zertrümmerte Reiche mit dir. Ich zerhämmerte Roß und Reiter mit dir. Ich zerhämmerte Wagen und Fahrer mit dir. Ich zerhämmerte Mann und Frau mit dir. Ich zerhämmerte Greis und Kind mit dir. Ich zerhämmerte Jüngling und Jungfrau mit dir. Ich zerhämmerte Hirt und Herde mit dir. Ich zerhämmerte Bauer und Gespann mit dir. Ich zerhämmerte Statthalter und Vögte mit dir." "Nun aber will ich Babel und allen Bewohnern Chaldäas all ihre Bosheit, die sie an Zion verübt, heimzahlen vor euren Augen", - Spruch des Herrn. "Warte, nun will ich an dich, Berg des Verderbens, der die ganze Erde verwüstete." - Spruch des Herrn - "Ich strecke gegen dich aus meine Hand und wälze dich von dem Felsen herab und mache dich zum Berg des Brandes.  Man nimmt von dir keinen Stein für die Zinne, keinen Stein für den Grund. Nein, ewige Einöde wirst du sein", - Spruch des Herrn. Eroberung der StadtPflanzt auf der Erde ein Banner auf! Stoßt unter den Völkern ins Horn! Weiht Völker zum Kampf gegen Babel! Ruft gegen es auf die Reiche von Ararat, Minni und Aschkenas! Bestellt Kriegsoberste gegen es! Führt Rosse heran, wie Heuschrecken so zahlreich!  Weiht Völker zum Kampf gegen es, den Mederkönig, die Statthalter, all seine Vögte und das ganze Gebiet seiner Herrschaft! Da erbebt und erzittert die Erde; denn an Babel erfüllt sich der Ratschluß des Herrn, Babels Gebiet zur Öde zu machen, die niemand bewohnt. Die Helden Babels lassen ab vom Kampf, in den Burgen bleiben sie sitzen. Ihre heldische Kraft ist versiegt. Weiber sind sie geworden. Verwüstet sind seine Häuser, seine Riegel zerbrochen. Läufer folgt auf Läufer, Bote auf Bote, dem König von Babel zu melden, seine Stadt sei genommen an allen Ecken, seine Furten besetzt, seine Sümpfe vertrocknet, die Krieger entmutigt. Babels Schuld an IsraelDenn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: "Die Tochter Babel gleicht einer Tenne zur Zeit, da man sie feststampft. Noch eine kurze Frist, dann ist auch für sie die Zeit der Ernte gekommen." "Nebukadnezzar, der König von Babel, hat mich verzehrt und hinweggerafft, mich weggestellt wie ein leeres Gefäß. Er hat mich verschlungen, sich den Bauch gefüllt wie ein Drache, mich vertrieben aus dem Ort meiner Wonne. 'Meine Drangsal falle auf Babel zurück!', spricht die Bürgerschaft Zions. 'Mein Blut komme über Chaldäas Bewohner!' spricht Jerusalem." Darum spricht der Herr: "Siehe, ich führe deinen Streit! Ich nehme nun Rache für dich. Sein Meer lege ich trocken, laß seine Quellen versiegen. Babel soll werden zum Steinhaufen, zur Behausung der Schakale, zur Einöde, zum Gespött und ohne Bewohner. Sie brüllen alle wie die Löwen, knurren wie junge Löwen. Wenn sie vor Gier glühen, bereite ich ihnen das Mahl und mache sie trunken, auf daß sie torkeln und fallen in ewigen Schlaf, aus dem sie nicht mehr erwachen", - Spruch des Herrn. "Niedersinken lasse ich sie wie Lämmer zur Schlachtung, wie Widder und Böcke." Klagelied über BabelAch, wie ist Scheschach genommen, erobert der ganzen Welt Zierde! Wie ist Babel zum Grauen geworden unter den Völkern!  Heraufgestiegen ist über Babel das Meer: Es versinkt in der Flut seiner Wogen. Seine Städte wurden zu Öde: Ein Land der Dürre und Steppe, ein Land, das kein Mensch mehr bewohnt, das kein Mensch mehr durchwandert. Den Bel in Babel suche ich heim und reiße aus seinem Rachen, was er verschlungen. Die Völker strömen nicht weiter zu ihm. Eingefallen sind Babels Mauern. Mahnung und Ermutigung des GottesvolkesZieh weg aus seinem Bereich, mein Volk! Ein jeder rette sein Leben vor dem grimmigen Zorn des Herrn! Laßt euer Herz nicht verzagen! Fürchtet euch nicht bei einem Gerücht, das verbreitet wird im Land, auch wenn in einem Jahr dieses, im anderen Jahr jenes Gerücht umgeht und Gewalttat im Land herrscht, und ein Machthaber gegen den anderen steht. "Darum wahrlich, es kommt die Zeit, da suche ich heim Babels Götzen. Sein ganzes Land wird zuschanden. Alle seine Erschlagenen und Gefallenen liegen in seinem Gebiet. Dann wird über Babel frohlocken Himmel und Erde und alles darin, wenn von Norden her die Verwüster über es kommen." - Spruch des Herrn. "Auch Babel muß fallen für die Erschlagenen Israels, wie für Babel Erschlagene fielen auf der ganzen Erde." Zieht weg, die ihr entronnen dem Schwert! Verweilt nicht! Gedenkt in der Ferne des Herrn! Nach Jerusalem richte sich euer Sinn! Wir standen beschämt, da wir die Schande erfuhren. Unser Antlitz bedeckte Schmach. Denn über die heiligen Wohnungen des Herrn sind Fremde gekommen. "Darum wahrlich, es kommt die Zeit," - Spruch des Herrn - "da suche ich heim seine Götzen. In seinem ganzen Land werden zu Tode Getroffene stöhnen. Stiege Babel auch bis zum Himmel empor, baute es auch unersteiglich hoch seine Festung, so werden Verwüster von mir her doch über es kommen", - Spruch des Herrn. Das Ende stolzen, eitlen MachtstrebensHorch, von Babel her tönt Geschrei. Große Zerstörung geschieht im Land der Chaldäer! Denn der Herr verwüstet Babel, macht dort ein Ende dem lauten Lärmen. Seine Wogen erbrausen wie gewaltige Wasser, seine tosenden Rufe erschallen. Fürwahr, der Verwüster kommt über Babel. Seine Helden werden gefangen, seine Bogen zersplittert. Denn der Herr ist ein Gott der Vergeltung, der sicher vergilt. "Seine Fürsten und Weisen, Statthalter, Vögte und Krieger mache ich trunken, daß sie fallen in ewigen Schlaf, aus dem sie nicht mehr erwachen", - Spruch des Königs; 'Herr der Heerscharen' lautet sein Name. So spricht der Herr der Heerscharen: "Die breiten Mauern von Babel werden zerstört bis zum Grund, seine hohen Tore verbrannt im Feuer. Völker machen sich Mühe um nichts, Nationen plagen sich ab fürs Feuer."  Versenkung des Fluchs über Babel im EufratDies ist der Auftrag, den der Prophet Jeremia dem Seraja, dem Sohn Nerijas, des Sohnes Machsejas, gab, als dieser mit Zidkija, dem König von Juda, nach Babel reiste im vierten Jahr seines Königtums. Seraja war oberster Quartiermeister. Jeremia hatte alles Unheil, das über Babel kommen sollte, in einem Buch verzeichnet, nämlich all diese Worte, die gegen Babel niedergeschrieben sind. Jeremia sagte zu Seraja: "Wenn du nach Babel kommst, sieh, daß du all diese Worte verkündest! Du sollst sprechen: 'Herr, du hast über diesen Ort die Vernichtung angedroht, daß ihn niemand mehr, weder Mensch noch Tier, bewohne, da er ewige Wüste sein soll.' Wenn du dieses Buch zu Ende gelesen hast, binde einen Stein daran, versenke es mitten in den Eufrat und sprich: 'So wird Babel versinken und nicht wieder hochkommen wegen des Unheils, das ich über es bringe, und es wird erliegen.'" - Bis hierher gehen die Worte des Jeremia. NACHTRAG ÜBER DIE ZERSTÖRUNG JERUSALEMS UND DEN UNTERGANG DES REICHESKönig ZidkijaZidkija war 21 Jahr alt, als er König wurde. Er regierte elf Jahr in Jerusalem Seine Mutter hieß Hamutal und war eine Tochter Jirmejas aus Libna.  Er tat, was dem Herrn mißfiel, ganz wie es Jojakim getan. Infolge des Zornes des Herrn kam es mit Jerusalem und Juda so weit, daß er sie von seinem Angesicht verstieß. - Zidkija fiel vom König von Babel ab. Die Belagerung JerusalemsIm neunten Jahr seiner Regierung, am zehnten Tag des zehnten Monats, rückte Nebukadnezzar, der König von Babel, mit seiner ganzen Heeresmacht gegen Jerusalem. Man belagerte es und führte ringsum einen Wall auf.  Die Stadt blieb belagert bis zum elften Jahr des Königs Zidkija. Am neunten Tag des vierten Monats war die Hungersnot in der Stadt drückend geworden; die Bevölkerung des Landes hatte nichts mehr zu essen.  Da wurde eine Bresche in die Stadtmauer gelegt. Alle Krieger ergriffen die Flucht und verließen die Stadt bei Nacht auf dem Weg durch das Tor zwischen den beiden Mauern, das am Königsgarten liegt, während die Chaldäer die Stadt umlagert hielten. Sie wandten sich der Jordanebene zu. Doch die Truppen der Chaldäer jagten dem König nach und holten Zidkija in den Steppen von Jericho ein, nachdem sein ganzes Heer von ihm weg versprengt worden war. Man ergriff den König und brachte ihn zum König von Babel nach Ribla im Gebiet von Hamat. Der fällte ihm das Urteil. Der König von Babel ließ die Söhne Zidkijas vor dessen Augen töten. Zidkija aber ließ er blenden und in Ketten legen. Dann ließ ihn der König von Babel nach Babel bringen und ihn bis zu seinem Tod in Haft halten. Die Zerstörung JerusalemsAm zehnten Tag des fünften Monats, das ist im neunzehnten Jahr des Königs Nebukadnezzar, des Königs von Babel, rückte Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, der zum persönlichen Dienst des Königs von Babel gehörte, in Jerusalem ein  und brannte den Tempel des Herrn, den königlichen Palast und alle Häuser Jerusalems nieder. Alle bedeutenderen Gebäude ließ er in Flammen aufgehen. An der Niederlegung der Mauern rings um Jerusalems beteiligten sich sämtliche chaldäischen Truppen, die dem Obersten der Leibwache unterstanden. Einen Teil der geringen Leute und den Rest der Bevölkerung, der in der Stadt noch übriggeblieben war, ebenso die Überläufer, die zum König von Babel übergegangen waren, sowie den Rest der Handwerker führte Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, fort. Einen Teil der geringen Leute des Landes aber ließ Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, als Winzer und Bauern zurück. Die ehernen Säulen am Tempel des Herrn, das Gestühl und das eherne Meer im Tempel des Herrn zerschlugen die Chaldäer und schleppten alles Erz davon nach Babel. Auch die Töpfe, Schaufeln, Messer, Sprengschalen, die Schalen und alle ehernen Geräte, die man beim Gottesdienst verwendete, nahmen sie weg. Auch die Becken, die Pfannen, die Sprengschalen, Töpfe, Leuchter, Schalen und Becher, die alle von Gold und Silber waren, nahm der Oberste der Leibwache an sich. Die beiden Säulen, das eine 'Meer' [und die zwölf ehernen Rinder, die darunter waren,] sowie das Gestühl, das König Salomo für den Tempel des Herrn hatte anfertigen lassen, das Erz all dieser Geräte war nicht zu wägen.  Was die Säulen anbelangt, so war die eine Säule 18 Ellen hoch, und ein Faden von 12 Ellen war nötig, um sie zu umspannen; sie war vier Finger dick und innen hohl. Ein Knauf von Erz war oben darauf. Die Höhe des einen Knaufes betrug fünf Ellen. Ein Geflecht mit Granatäpfeln führte rings um den Knauf, alles aus Erz. Ebenso verhielt es sich bei der zweiten Säule und den Granatäpfeln. Es waren 96 freihängende Granatäpfel; im ganzen waren 100 Granatäpfel rings um das Flechtwerk. Die Hinrichtungen in RiblaDer Oberste der Leibwache nahm den Hohenpriester Seraja sowie den zweiten Priester Zefanja und die drei Schwellenhüter mit sich. Weiter nahm er aus der Stadt einen Kämmerer mit, der die Krieger befehligt hatte, und sieben Männer aus der näheren Umgebung des Königs, die sich in der Stadt befanden, ferner den Schreiber des Heeresobersten, der die Bevölkerung des Landes zum Kriegsdienst ausgehoben hatte, und sechzig Mann aus der Bevölkerung des Landes, die sich in der Stadt befanden. Diese also nahm Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, und führte sie nach Ribla zum König von Babel. Der König von Babel aber ließ sie hinrichten und zu Ribla im Land Hamat umbringen. So wurde Juda von seinem Heimatboden weggeführt. Dies ist die Zahl der Leute, die Nebukadnezzar in die Gefangenschaft führte: im siebten Jahr 3.023 Judäer, im achtzehnten Jahr Nebukadnezzars 832 Personen aus Jerusalem. Im dreiundzwanzigsten Jahr Nebukadnezzars führte Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, von den Judäern 745 Personen in die Gefangenschaft, im ganzen 4.600 Personen.  Jojachins BegnadigungIm siebenunddreißigsten Jahr der Wegführung Jojachins, des Königs von Juda, im zwölften Monat, am fünfundzwanzigsten Tag des Monats, begnadigte Ewil-Merodach, der König von Babel, im Jahr seines Regierungsantrittes König Jojachin von Juda und entließ ihn aus dem Gefängnis.  Er redete freundlich mit ihm und wies ihm seinen Sitz an über dem Sitz der anderen Könige, die sich bei ihm in Babel befanden. Er durfte seine Gefängniskleidung ablegen und ständig bei ihm speisen, solange er lebte. Sein Unterhalt, der dauernd war, wurde ihm Tag für Tag von seiten des Königs von Babel bis zu seinem Todestag, solange er lebte, zugewiesen. ERSTES KLAGELIED: DER FALL JERUSALEMSDie Größe des ElendsAch, wie liegt die Stadt so öde, die einst an Bewohnern so reich war! Witwe ist sie geworden, die einstige Herrin der Völker. Über die Länder einst Fürstin, ward sie zur Fronmagd.  Bitterlich weint sie des Nachts, ihre Wangen netzt sie mit Tränen. Von all ihren Geliebten ist keiner da, der sie tröstet. All ihre Freunde wurden ihr treulos, sind ihr zum Feind geworden.  Gefangen ist Juda im Elend, in drückender Fron, weilt nun inmitten der Völker und findet keine Ruhe. In der Bedrängnis packten es alle seine Verfolger.  Die Wege nach Zion trauern, weil niemand zum Fest kommt. Verödet sind all ihre Tore; es seufzen ihre Priester. Ihre Jungfrauen sind voller Gram; ihr selbst ist so weh. Ihre Bedränger kamen zu Macht; ihre Feinde jubeln, da der Herr sie hinabstieß in Weh ob all ihrer Sünden. Als Gefangene ziehen ihre Kinder vor dem Bedränger einher. Gewichen ist von der Tochter Zion all ihre Pracht. Wie Widder sind ihre Fürsten, des Weidelandes bar. Völlig entkräftet schleppen sie sich vor dem Treiber dahin.  Jerusalems SchuldJerusalem gedenkt der Zeit seiner Drangsal und Not, als das Volk in Feindeshand fiel und keiner ihm beistand. Die Feinde sahen es und lachten ob seines Verderbens. Schuldverstrickt ist Jerusalem; darum ward es zum Abscheu. Die ihm schmeichelten, verachten es alle: Sie sahen seine Blöße. Nun seufzt es auf und wendet sich ab. Unrat bedeckt seine Schleppe; sein Ende erwog es nicht. Tief ist es gesunken, hat keinen Tröster. "Herr, schau doch an meine Not; denn groß tut der Feind!" Der Bedränger streckte die Hand aus nach all seinen Schätzen. Es mußte sehen, wie die Heiden in sein Heiligtum drangen, die, denen du Zutritt verwehrt zu deiner Gemeinde. In Seufzen bricht aus all sein Volk auf der Suche nach Brot. Sein Geschmeide gibt es für Nahrung hin, um das Leben zu fristen. "Ach, Herr, sieh doch und schau, wie sehr ich verachtet!" Jerusalems Selbstanklage"Ihr alle, die ihr des Weges zieht, schaut und seht, ob ein Schmerz wohl sei wie der meine, der mich getroffen, da der Herr mich hinabstieß in Weh am Tag seines glühenden Zornes. Zur Strafe sandte er aus der Höhe Feuer in mein Inneres. Er legte ein Netz meinen Füßen, warf mich hintüber. Hilflos ließ er mich werden, siech für alle Zeit. Geschirrt ist das Joch meiner Sünden, seine Hand band es mir auf. Es ward mir gelegt auf den Nacken und brach meine Kraft. Preis gab mich der Herr denen, die ich nicht überwinde. Alle meine Helden raffte aus meiner Mitte der Herr dahin. Ein Fest rief er gegen mich aus, zu töten meine Krieger. Der Herr selber trat die Kelter der Jungfrau Tochter Juda. Weinen muß ich darum bitterlich; mein Auge schwimmt in Tränen. Fern von mir ist, der mich labt, der Tröster. Verschüchtert sind meine Kinder, weil groß tut der Feind." Zion streckt aus seine Hände; es fand keinen Tröster. Gegen Jakob entbot der Herr ringsum dessen Feinde. Bei ihnen ist Jerusalem zum Abscheu geworden. Die Gerechtigkeit des göttlichen Gerichtes"Der Herr ist einzig gerecht; ihm habe ich getrotzt. Hört doch, ihr Völker alle, und seht meinen Schmerz! Die Jungfrauen und Jünglinge mein zogen ins Elend. Meine Geliebten habe ich gerufen, doch treulos waren sie. Meine Priester und Ältesten kamen um in der Stadt, während sie Nahrung suchten, ihr Leben zu fristen. Siehe, o Herr, wie mir angst ist; mein Inneres glüht! In der Brust kehrt das Herz sich mir um; ja, groß war mein Trotz! Draußen wütet das Schwert und drinnen das Sterben. Sie hörten wohl, wie ich stöhnte, doch ich fand keinen Tröster. Von meinem Unglück hörten alle meine Feinde und freuten sich, daß du es tatest, daß den Tag, den gedrohten, du schicktest. - Wie mich treffe es sie! Vor dein Antlitz komme all ihre Bosheit! Dann tu an ihnen, was auch an mir du ob all meiner Sünden getan! Denn zahllos sind meine Seufzer, und siech ist mein Herz."  ZWEITES KLAGELIED: GOTTES GERICHT ÜBER JERUSALEMDie Verwüstung des LandesAch, wie umwölkte der Herr in seinem Zorn Zions Tochter! Vom Himmel zur Erde warf er Israels Pracht, am Tag seines Zornes gedachte er nicht des Schemels seiner Füße.  Ohne Schonung vertilgte der Herr alle Fluren Jakobs, riß nieder in seinem Grimm die Burgen der Tochter Juda; in den Staub warf er und entehrte das Reich, seine Fürsten. Er zerbrach in der Glut seines Zornes Israels ganze Kraft. Seine Rechte zog er zurück vor dem Feind, in Jakob brannte er wie flammendes Feuer, das alles verzehrt. Er hat feindlich gespannt seinen Bogen, seine Rechte wie ein Gegner gereckt, alles im Zelt der Tochter Zion vertilgt, was das Auge erfreut. Seinen Groll goß er aus wie Feuer. Als Feind hat der Herr sich erwiesen, hat Israel vertilgt, hat vernichtet all seine Paläste, zerstört seine Burgen, bei der Tochter Juda Jammer auf Jammer gehäuft. Zerstörung der Hauptstadt und des TempelsEr zertrat wie ein Beet seinen Tempel, zerstörte sein Heiligtum. Feste und Sabbat ließ der Herr in Zion vergessen. König und Priester verwarf er in seinem grimmigen Zorn. Verschmäht hat der Herr seinen Altar, verabscheut sein Heiligtum. Ihrer Bauten Mauern ließ er in Feindeshand fallen. Wie am Tag eines Festes lärmten die Feinde im Haus des Herrn. Beschlossen war es beim Herrn, der Tochter Zion Mauern zu vernichten. Die Meßschnur hat er gespannt, ohne seine Hand beim Zerstören zu hemmen. Er ließ trauern Wall und Mauer; in sich zusammen sanken beide.  Ihre Tore versanken im Boden; er brach und zerschlug ihre Riegel. Ihr König und ihre Fürsten sind bei den Heiden; es herrscht nicht mehr das Gesetz. Keine Visionen erhalten vom Herrn ihre Propheten.  Schweigend sitzen am Boden die Greise der Tochter Zion, Staub haben sie auf ihr Haupt gestreut, mit Sacktuch sich umgürtet. Zur Erde senken ihr Haupt Jerusalems Jungfrauen. Ich weine die Augen mir wund; meine Brust will zerspringen. Ich bin alles Lebens beraubt ob des Falls der Tochter, meines Volkes, weil Kind und Säugling auf den Plätzen der Stadt verschmachten. Ihren Müttern rufen sie zu: "Wo ist Brot?" Wie Todeswunde auf den Plätzen der Stadt sie verschmachten, hauchen ihr Leben aus an der Brust ihrer Mütter. Die falschen ProphetenWas halte ich dir vor, mit wem soll ich dich vergleichen, Tochter Jerusalem? Wer könnte dich retten und trösten, Jungfrau, Tochter Zion? Denn groß wie das Meer ist dein Unheil; wer könnte dich heilen? Lüge und Täuschung verkündeten dir deine Propheten, deckten nicht auf deine Schuld, dein Schicksal zu wenden. Nur Sprüche erschauten sie dir zu Trug und Verführung. Alle, die des Weges ziehen, schlagen über dich die Hände zusammen. Über die Tochter Jerusalem zischen sie und schütteln das Haupt: "Ist das die Stadt, die als 'Krone der Schönheit' man rühmte?" Den Mund reißen über dich auf all deine Feinde. Zähneknirschend zischen sie und rufen: "Ha, wir verschlangen! Ja, dies ist der Tag unserer Hoffnung; ihn haben wir erlangt und erlebt!" Vollbracht hat der Herr, was er plante, erfüllt seine Drohung, die er verkündet seit langem. Er riß ein ohne Erbarmen, ließ über dich jubeln den Feind, machte stolz deine Gegner.  Aufforderung zum Gebet und Bitte um HilfeO, schreie empor doch zum Herrn, Jungfrau, Tochter Zion! Dem Bach gleich laß rinnen deine Tränen bei Tag und bei Nacht! Nimmer gönne dir Ruhe; nie raste dein Auge! Auf! Klage laut durch die Nacht, zu Anfang jeder Wache! Schütte dein Herz aus wie Wasser vor dem Antlitz des Herrn! Erhebe zu ihm deine Hände um das Leben deiner Kinder, die an den Straßenecken vor Hunger verschmachten.  "O Herr, sieh doch her und schau, wem du das angetan hast! Durften Frauen ihre Leibesfrucht essen, die Kinder, die sie sorgsam gehegt? Durfte man Priester und Prophet morden im Heiligtum des Herrn? Auf den Straßen liegen am Boden Knabe und Greis. Meine Jungfrauen und Jünglinge fielen durchs Schwert. Du erschlugst sie am Tag deines Zornes, grausam schlachtetest du sie. Die mich schrecken, hast du ringsum wie zum Festtag geladen. Am Tag des Zornes des Herrn war keiner, der entfloh und entkam. Die ich pflegte und sorgsam aufzog, vertilgte mein Feind." DRITTES KLAGELIED: KLAGE DES PROPHETENDes Propheten eigenes LeidIch bin es, der Elend erfahren, durch seines Grimmes Rute.  Mich hat er gedrängt und getrieben ins lichtlose Dunkel. Gegen mich kehrt er immer aufs neue allzeit seine Hand. Mein Fleisch, meine Haut ließ er welken, zerschlug mein Gebein. Er baute und häufte um mich giftige Mühsal. In Finsternis hüllte er mich wie die Toten der Urzeit. Er zäunte mich ein, unentrinnbar, machte schwer meine Ketten. Ob ich auch schreie und rufe, er hört nicht mein Flehen. Er vermauerte meine Wege mit Quadern, riß auf meine Pfade. Er war mir ein lauernder Bär, im Versteck ein Löwe. Er zog mich vom Weg ab, zerriß mich. Er ließ mich verschmachten. Er spannte den Bogen, stellte mich hin als Ziel seiner Pfeile. Er hat mir die Nieren durchschossen mit den Pfeilen seines Köchers. Ich ward meinem ganzen Volk zum Hohn, ihr täglicher Spott. Mit Bitternis machte er mich satt; gab mir Wermut zu trinken. Auf Kiesel ließ er meine Zähne beißen, gab Asche mir als Speise. Meiner Seele nahmst du den Frieden; was Glück ist, vergaß ich. Ich sprach: "Dahin ist mein Leben, mein Hoffen zum Herrn." Hoffnung auf Gottes HilfeGedenke meines Elends, meiner Unrast, des bitteren Wermuts! Durch vieles Grübeln gebeugt ist in mir meine Seele. Dies will ich bedenken bei mir, daraus Hoffnung zu schöpfen: Daß wir nicht ganz vernichtet, ist Huld des Herrn; unerschöpflich ist sein Erbarmen.  Neu ist es an jedem Morgen, gar groß seine Treue. Ich spreche: "Der Herr ist mein Anteil; darum hoffe ich auf ihn." Ergebung in Gottes WillenDer Herr ist gütig dem, der seiner harrt, der Seele, die ihn sucht. Gut ist es, schweigend zu harren der Hilfe des Herrn. Gut ist es für jeden, zu tragen von jung an sein Joch. Er sitze einsam und schweige, wenn er es ihm verhängt! Er beuge zum Staub seinen Mund; vielleicht ist noch Hoffnung!  Er biete dem, der ihn schlägt, die Wange; esse satt sich an Schmach!  Denn nicht auf ewig verstößt der Herr. Hat er Trübsal verhängt: In der Größe seiner Huld erbarmt er sich wieder; denn nicht aus Lust beugt er nieder, betrübt er die Menschen. Daß man mit Füßen getreten alle Gefangenen des Landes, daß man beugte das Recht eines Menschen vor den Augen des Höchsten, daß man jemand vor Gericht unterdrückte: Sieht das der Herr nicht? Wer ist es, der befahl und es ward, wenn es der Herr nicht geboten? Kommt nicht durch des Höchsten Befehl Unglück und Glück? Was klagt denn ein Mensch, der noch lebt, ob seiner Strafen ein Mann? Geständnis der SchuldUnseren Wandel laßt uns prüfen, erforschen, zum Herrn uns bekehren! Herz und Hände laßt uns erheben zu Gott im Himmel! Wir haben gefehlt, uns empört; da vergabst du uns nicht. Du hast in Zorn dich gehüllt, uns verfolgt, ohne Schonung gemordet; hast dich eingehüllt in Gewölk, daß kein Flehen mehr hindurchdrang; ließest uns werden zu Kehricht und Auswurf inmitten der Völker. Den Mund rissen gegen uns auf all unsere Feinde. Zuteil ward uns Grauen und Grube, Vernichtung, Verderben. Bäche Wassers läßt strömen mein Auge ob des Falls der Tochter meines Volkes. Klage über die Vernichtung des VolkesIn Tränen fließt ruhelos ohne Unterlaß mein Auge, bis vom Himmel niederblickt und herabschaut der Herr. Mein Auge tut weh meiner Seele ob aller Töchter meiner Stadt. Es jagten mich gleich einem Vogel, die ohne Grund mir feind. Sie versenkten in die Grube mein Leben, warfen Steine auf mich. Wasser bedeckte mein Haupt; ich dachte: "Ich bin verloren." Da rief ich, Herr, aus der Tiefe der Grube deinen Namen. Du hörtest mein Rufen: "Verschließe meinem Wehruf nicht dein Ohr!" Du warst mir nah, da ich dich rief, sprachst: "Fürchte dich nicht!" Du führtest, o Herr, meine Sache, erlöstest mein Leben. Du sahst ja, o Herr, meine Unbill; schaffe mir Recht! Du sahst ihre ganze Rachgier, all ihr Planen gegen mich. Du hörtest ihr Schmähen, o Herr, all ihr Planen gegen mich. Meiner Gegner Reden und Ränke ist gegen mich allezeit. Ihr Sitzen und Aufstehen schau an: Ich bin ihr Spottlied. Herr, du wirst ihnen vergelten nach dem Werk ihrer Hände. Du wirst ihre Herzen verblenden; dein Fluch über sie! Du wirst im Zorn sie verfolgen, vertilgen unter dem Himmel, o Herr. VIERTES KLAGELIED: KLAGE ÜBER GOTTES GERICHT AN STADT UND REICHArmut und Not der Bewohner JerusalemsAch, wie verblaßt ist das Gold, wie verderbt das edle Metall. An allen Straßenecken sind hingestreut die heiligen Steine.  Die Söhne von Zion, die edlen, einst aufgewogen mit Gold, wie sind sie wie irden Geschirr geachtet, wie Gebilde von der Hand des Töpfers! Selbst Schakale reichen die Brust dar, säugen die Jungen. Meines Volkes Töchter aber sind grausam wie die Strauße der Wüste. Vor Durst klebt dem Säugling die Zunge am Gaumen. Kinder verlangen nach Brot, doch bricht es ihnen keiner. Die einst Leckerbissen verzehrt, vergehen auf der Straße. Die man auf Purpur einhertrug, umklammern den Kot. Denn die Schuld der Töchter meines Volkes war größer als die Sünde Sodoms, das im Augenblick zerstört ward, ohne daß Hände sich mühten. Ihre Fürsten strahlten heller als Schnee, weißer als Milch. Roter war ihr Leib als Korallen, ihre Gestalt war wie Saphir. Doch ihr Aussehen ward dunkler als Ruß, auf den Straßen unkenntlich. Am Gebein schrumpfte ein ihre Haut, ward trocken wie Holz. Glücklicher ist, wer durchs Schwert fiel, als wer umkam durch Hunger: Langsam schwinden sie hin durch Mangel an Nahrung. Mit eigener Hand kochten zarte Frauen ihre Kinder. Sie dienten ihnen zur Speise beim Fall der Tochter, meines Volkes. Erschöpft hat der Herr seinen Grimm, die Glut seines Zornes ergossen, ein Feuer in Zion entfacht, das verzehrt seine Festen. Nimmer wähnten die Könige der Erde, noch alle Erdenbewohner, daß Bedränger und Feind einzögen durch Jerusalems Tore. Israels SchuldEs geschah ob der Sünden ihrer Propheten, der Frevel ihrer Priester, die vergossen in ihrer Mitte das Blut der Gerechten. Sie schwankten wie blind auf den Straßen, besudelt mit Blut, daß nimmer man berühren möchte ihre Kleider. Man rief ihnen zu: "Zurück! Unrein! Zurück! Zurück! Berühret nicht!" Wenn sie flohen und wankten, hieß es bei den Heiden: "Sie dürfen nicht länger verweilen." Des Herrn Antlitz hat sie zerstreut; er mag sie nicht mehr. Man hat der Priester Würde mißachtet, gab den Greisen nicht Schonung. Noch immer schmachten unsere Augen vergeblich nach Hilfe. Auf unserer Warte warteten wir auf ein Volk, das nicht hilft.  Unsere Schritte belauernd, hinderten sie uns am Betreten unserer Plätze. Unser Ende war da, unsere Tage voll; ja, es kam unser Ende.  Noch schneller als die Adler des Himmels waren unsere Verfolger. Sie hetzten uns auf den Bergen, in der Wüste lauerten sie uns auf. Unser Lebensodem, der Gesalbte des Herrn, ward in ihren Gruben gefangen; von ihm wähnten wir: "In seinem Schatten werden wir unter den Völkern leben."  Juble, freue dich, Tochter Edom, die du wohnst im Lande Uz! - Doch auch zu dir wird der Becher kommen; du wirst im Rausch dich entblößen.  Deine Schuld ist getilgt, Tochter Zion; er verbannt dich nicht wieder. Ahnden wird er deine Schuld, Tochter Edom, aufdecken deine Sünden. FÜNFTES KLAGELIED: GEBET UM BEGNADIGUNGGedenke, Herr, was uns widerfahren! Schau und sieh unsere Schmach!  Unser Erbteil fiel anderen zu, unsere Häuser den Fremden. Wir sind Waisen, des Vaters beraubt, unsere Mütter wie Witwen. Wir trinken um Geld unser Wasser, müssen bezahlen fürs eigene Holz. Wir haben die Bedränger im Nacken, sind matt und finden nicht Ruhe.  Wir streckten nach Ägypten die Hand aus, nach Assur, um uns zu sättigen mit Brot.  Unsere Väter haben gesündigt und sind nicht mehr. Ihre Frevel müssen wir tragen. Knechte sind Herr über uns; niemand entreißt uns ihrer Hand.  Wir holen uns Brot unter Einsatz des Lebens, bedroht vom Schwert der Wüste.  Wie ein Ofen brennt unsere Haut in den Gluten des Hungers. Man schändete Frauen in Zion, Jungfrauen in Judas Städten. Fürsten wurden von ihnen gehenkt, der Greise Würde mißachtet. Jünglinge tragen die Mühle; unter Holzlasten straucheln die Knaben.  Am Tor sitzen nicht mehr die Greise; kein Spiel vereint die Jungen. Unseres Herzens Lust ist dahin, unser Reigen in Trauer verwandelt. Vom Haupt fiel uns die Krone; weh uns, daß wir gesündigt! Krank ist unser Herz, trüb ist unser Auge,  weil der Zionsberg verödet, auf ihm die Füchse sich tummeln. Du thronst in Ewigkeit, Herr, dein Thron steht für immer. Was willst du uns ewig vergessen, verlassen uns allezeit? Zu dir, Herr, bekehre uns! Wir kehren zurück. Wie einstens mache neu unsere Tage!  Oder hast du uns völlig verworfen? Zürnst uns über alle Maßen?  BERUFUNG ZUM PROPHETENZeit und OrtIm dreißigsten Jahr, im vierten Monat, am Fünften des Monats, als ich bei den Gefangenen am Fluß Kebar lebte, tat sich der Himmel auf und ich sah göttliche Erscheinungen.  Am fünften des Monats, im fünften Jahr nach der Wegführung des König Jojachin, erging das Wort des Herrn an Ezechiel, den Sohn Busis, den Priester, im Land der Chaldäer am Fluß Kebar, und die Hand des Herrn kam dort über ihn.  DIE GOTTESERSCHEINUNGDie FeuerwolkeIch hatte folgendes Gesicht: Von Norden her brach ein Sturmwind herein mit einer gewaltigen Wolke voll flackernden Feuers. Lichtglanz umgab sie, und von innen heraus leuchtete es wie Gold im Feuer.  Der ThronwagenMitten darin erschienen Gestalten, die vier lebenden Wesen ähnlich waren. Ihr Aussehen war folgendes: Sie hatten Menschengestalt.  Jedes hatte vier Gesichter und jedes von ihnen vier Flügel. Ihre Beine waren gerade und ihre Fußsohlen wie die eines Kalbsfußes. Sie funkelten wie blinkendes Erz. Menschenhände erschienen unter ihren Flügeln an allen vier Seiten. Ihre Gesichter und die Flügel der Vier - ihre Flügel berührten einander - wandten sich nicht um, wenn sie gingen; jedes Wesen ging geradeaus vor sich hin. Das Aussehen ihrer Gesichter war folgendes: Vorn hatten sie ein Menschengesicht, rechts ein Löwengesicht, links ein Stiergesicht, nach innen zu ein Adlergesicht, bei allen vier Wesen.  Ihre Flügel waren oben ausgebreitet. Mit zweien berührten sie einander, und mit zweien bedeckten sie ihre Leiber. Ein jedes ging geradeaus vor sich hin. Wohin der Geist sie zu gehen trieb, dahin gingen sie. Sie wandten sich nicht um, wenn sie gingen. In der Mitte der Wesen war etwas, das aussah wie glühende Feuerkohlen, wie Fackeln. Diese fuhren zwischen den Wesen hin und her Das Feuer hatte einen leuchtenden Glanz, und Blitze gingen aus dem Feuer hervor. Die Wesen liefen hin und her, so daß es aussah, als ob Blitze zuckten. Als ich die Wesen betrachtete, sah ich ein Rad neben den Wesen auf der Erde an ihren vier Seiten.  Die Räder und ihre Gestaltung hatten das Aussehen von Chrysolith. Alle vier hatten ein und dieselbe Gestalt. Sie sahen aus und waren so gearbeitet, als ob ein Rad mitten durch das andere ginge. Wenn sie liefen, konnten sie sich nach allen vier Seiten hin bewegen. Sie brauchten beim Fahren nicht zu wenden. Ihre Felgen waren sehr hoch und schrecklich anzuschauen. Ringsum waren die Felgen voll Augen bei allen Vieren. Wenn die Wesen sich vorwärts bewegten, liefen auch die Räder neben ihnen, und wenn sich die Wesen von der Erde erhoben, erhoben sich auch die Räder. Wohin der Geist sie zu gehen antrieb, dahin gingen die Räder, die sich zugleich mit ihnen erhoben: denn der Geist der Wesen war in den Rädern. Bewegten sich die Wesen, so gingen die Räder mit; blieben sie stehen, so standen auch diese still. Erhoben sich jene von der Erde, so erhoben sich die Räder gleichzeitig mit ihnen; denn der Geist der Wesen war in ihnen. Über den Köpfen der Wesen war eine Art Firmament aus staunenerregendem Kristall zu schauen, das sich über ihren Häuptern oben ausbreitete.  Unterhalb des Firmamentes waren ihre Flügel ausgespannt, die einen zu den anderen, zwei von jedem; die zwei anderen, die sie hatten, bedeckten ihre Leiber. Ich hörte das Rauschen ihrer Flügel, das dem Rauschen vieler Wasser, dem Donner des Allmächtigen glich. Wenn sie gingen, glich das laute Rauschen dem Getöse eines Heerlagers. Wenn sie stillstanden, hingen ihre Flügel schlaff herab. Und es erscholl eine Stimme oberhalb des Firmamentes, das über ihren Häuptern war. Wenn sie stillstanden, hingen ihre Flügel schlaff herab. Die Herrlichkeit GottesOberhalb des Firmamentes, das sich über ihren Häuptern befand, war etwas, das aussah, wie Saphirstein und einem Thron glich. Auf dem, was einem Thron glich, war eine Gestalt, die wie ein Mensch aussah, oben darauf.  Ich sah etwas wie leuchtendes Gold, etwas, das wie Feuer aussah, das ringsum ein Gehäuse hat. Von dem Teil an, der wie seine Hüften aussah, nach oben zu, und von dem Teil, der wie seine Hüften aussah, nach unten zu, schaute ich etwas wie Feuer. Ein Lichtglanz war rings um ihn her. Wie der Regenbogen aussieht, der an Regentagen erscheint, so sah der Lichtglanz rings um ihn aus. Dies war das Aussehen der Erscheinung der Herrlichkeit des Herrn. Ich sah sie und fiel auf mein Angesicht nieder. Da hörte ich die Stimme eines, der redete.  DER GÖTTLICHE AUFTRAGEinführung in das ProphetenamtEr sprach zu mir: "Menschensohn, stelle dich auf deine Füße; denn ich will mit dir reden!"  Da kam ein Geist in mich, als er zu mir sprach, und stellte mich auf meine Füße; und ich hörte den, der mit mir redete. Er sprach zu mir: "Menschensohn, ich sende dich zu den Söhnen Israels, zu den abtrünnigen Stämmen, die sich gegen mich empört haben. Sie und ihre Väter haben gegen mich gesündigt bis auf den heutigen Tag. Es sind Söhne mit frechem Angesicht und verstocktem Herzen. Zu ihnen sende ich dich. Sage zu ihnen: 'So spricht der allmächtige Herr...' Ob sie nun hören oder es lassen - denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht -, sollen sie doch erkennen, daß ein Prophet unter ihnen ist. - Du aber, Menschensohn, fürchte dich nicht vor ihnen und erschrick nicht vor ihren Reden, wenn auch Disteln und Dornen um dich sind und du unter Skorpionen weilst! Vor ihren Reden fürchte dich nicht! Bebe nicht vor ihrem Angesicht! Denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht.  Verkündige ihnen meine Worte, ob sie nun darauf hören oder es lassen! Denn sie sind widerspenstig. 'Tu deinen Mund auf und iß!'Du aber, Menschensohn, höre auf das, was ich dir zu sagen habe! Sei nicht widerspenstig wie dieses widerspenstige Geschlecht! Tu deinen Mund auf und iß, was ich dir gebe!" Da sah ich eine Hand gegen mich ausgestreckt und in ihr eine Buchrolle. Er breitete sie vor mir aus. Sie war auf der Vorderseite und auf der Rückseite beschrieben. Es waren Klagen, Seufzer und Wehrufe darin aufgezeichnet. Er sagte zu mir: "Menschensohn, iß, was du findest; iß diese Rolle, dann geh und rede zum Haus Israel!"  Ich öffnete meinen Mund, und er gab mir die Rolle zu essen. Er sagte dabei zu mir: "Menschensohn, nimm diese Rolle, die ich dir gebe, in dich auf und laß sie in dein Inneres eingehen!" Ich aß sie, und sie war in meinem Mund so süß wie Honig. 'Fürchte dich nicht vor ihnen!'Hierauf befahl er mir: "Menschensohn, mache dich auf, geh zum Haus Israel und rede in meinem Namen zu ihnen! Denn nicht zu einem Volk mit unverständlicher Sprache und schwerfälliger Zunge wirst du gesandt, sondern zum Haus Israel; auch nicht zu vielen Völkern mit unverständlicher Sprache und schwerfälliger Zunge, deren Worte du nicht verstehst. Hätte ich dich zu ihnen gesandt, würden sie auf dich hören. Aber das Haus Israel will nicht auf dich hören. Sie wollen ja auch auf mich nicht hören. Denn das ganze Haus Israel hat eine harte Stirn und ein verstocktes Herz.  Doch siehe, ich mache dein Angesicht so hart wie das ihre und deine Stirn so hart wie die ihre. Wie einen Diamanten, härter als Felsen, mache ich deine Stirn. Fürchte dich nicht vor ihnen, zittere nicht vor ihrem Angesicht! Denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht." 'Gehe zu den Gefangenen!'Er sprach weiter zu mir: "Menschensohn, nimm alle Worte, die ich dir mitteile, in dein Herz auf und höre sie mit deinen Ohren! Mache dich auf, geh zu den Gefangenen, zu den Söhnen deines Volkes, rede zu ihnen und sage zu ihnen: 'So spricht der allmächtige Herr...', ob sie nun hören oder es lassen. Da hob mich ein Geist empor. Ich hörte hinter mir ein lautes, gewaltiges Tosen, als die Herrlichkeit des Herrn sich von ihrem Ort erhob, nämlich das Rauschen der sich gegenseitig berührenden Flügel der Wesen und das Rasseln der Räder neben ihnen. Es war ein lautes, gewaltiges Tosen. Ein Geist also hob mich empor, nahm mich, und ich ging ernst dahin in der Erregung meines Geistes; denn die Hand des Herrn lag schwer auf mir. So kam ich zu den Gefangenen in Tel-Abib, die am Fluß Kebar wohnten, wo sie sich niedergelassen hatten. Dort weilte ich sieben Tage lang ganz betäubt in ihrer Mitte.  Das Wächteramt des ProphetenNach Verlauf der sieben Tage erging das Wort des Herrn an mich: "Menschensohn, ich habe dich zum Wächter für das Haus Israel bestellt. Wenn du aus meinem Mund ein Wort hörst, sollst du sie in meinem Namen verwarnen. Wenn ich zu dem Gottlosen sage: 'Du wirst sterben!', und du warnst ihn nicht und redest nicht, um den Gottlosen vor seinem bösen Weg zu warnen und ihn am Leben zu erhalten, wird der Gottlose wegen seiner Missetat sterben; von deiner Hand aber werde ich sein Blut fordern. Wenn du aber den Gottlosen warnst und er sich nicht von seiner Gottlosigkeit und seinem bösen Wandel bekehrt, wird er wegen seiner Missetat sterben; du aber hast deine Seele gerettet. Wenn ein Gerechter sich von seiner Gerechtigkeit abkehrt und Böses tut, will ich ihm einen Anstoß bereiten, daß er stirbt. Wenn du ihn dann nicht verwarnt hast, wird er wegen seiner Missetat sterben, und seiner gerechten Werke, die er getan hat, wird ferner nicht gedacht werden; doch von deiner Hand werde ich sein Blut fordern. Wenn du aber ihn, den Gerechten verwarnt hast, daß er, der Gerechte, nicht mehr sündigt, und er sündigt nicht mehr, wird der Gerechte am Leben bleiben; denn er hat sich warnen lassen, und du hast deine Seele gerettet." Das Schweigen des ProphetenDort kam die Hand des Herrn über mich, und er gebot mir: "Mache dich auf, geh in die Talebene hinaus! Dort will ich mit dir reden." Ich machte mich auf und ging in die Talebene hinaus. Dort sah ich die Herrlichkeit des Herrn stehen, wie ich sie am Fluß Kebar geschaut hatte, und ich fiel auf mein Angesicht nieder. Doch ein Geist kam über mich und stellte mich auf meine Füße. Er sagte zu mir: "Geh, schließe dich in deinem Haus ein! Du Menschensohn, siehe: Man wird dir Fesseln anlegen und dich mit ihnen binden. Du wirst dann nicht unter sie hinausgehen.  Deine Zunge will ich an deinem Gaumen kleben lassen, und du wirst verstummen und ihnen nicht Mahner sein; denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht. Wenn ich aber mit dir geredet habe, will ich dir den Mund auftun, und du wirst ihnen verkünden: 'So spricht der Herr Jahwe...' Wer hören will, der höre! Wer es lassen will, der lasse es! Denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht." DIE UNHEILSBOTSCHAFT VOM GERICHT ÜBER JERUSALEMDas Belagerungsspiel"Du Menschensohn, nimm dir einen Ziegel, lege ihn vor dich hin und zeichne darauf eine Stadt ein, nämlich Jerusalem!  Dann eröffne gegen sie die Belagerung, baue Belagerungstürme gegen sie und führe einen Wall gegen sie auf! Dann schlage Lager gegen sie auf und stelle ringsum Sturmböcke gegen sie auf! Hierauf nimm dir eine eiserne Pfanne und stelle sie als eiserne Mauer zwischen dich und die Stadt! Dann wirf drohende Blicke auf sie, als würde sie belagert, und als seist du ihr Belagerer! Dies ist ein Vorzeichen für das Haus Israel. Dauer der Gefangenschaft für das Nord- und SüdreichSodann lege dich auf deine linke Seite und nimm die Schuld des Hauses Israel auf sie; soviel Tage du auf ihr liegst, sollst du ihre Schuld tragen. Ich will dir ihre Sündenjahre als ebensoviele Tage anrechnen, nämlich 390 Tage, während derer du die Schuld des Hauses Israel tragen sollst.  Wenn du damit fertig bist, lege dich wiederum auf die rechte Seite und nimm die Schuld des Hauses Juda vierzig Tage lang auf dich; für jedes Jahr berechne ich dir einen Tag. Du sollst dabei dein Angesicht auf die Belagerung Jerusalems richten. Dein Arm sei ausgestreckt. So sollst du gegen es weissagen. Siehe, ich lege dir Fesseln an, damit du dich nicht von einer Seite auf die andere wenden kannst, bis du die Tage deiner Bedrängnis überstanden hast. Knappe und unreine Speise als Vorzeichen der BelagerungsnotNimm dir Weizen, Gerste, Bohnen, Linsen, Hirse und Wicken, tue sie in ein Gefäß und bereite dir Brot daraus! Solange du auf deiner Seite liegst, 390 Tage, sollst du davon essen. Deine Speise, von der du dich nährst, soll abgewogen zwanzig Schekel den Tag betragen; von Zeit zu Zeit sollst du davon essen.  Auch das Wasser sollst du abgemessen trinken, nämlich ein Sechstel Hin; von Zeit zu Zeit sollst du es trinken. Das Brot sollst du wie Gerstenkuchen zubereitet essen; auf Menschenunrat sollst du es vor ihren Augen backen."  Und der Herr sprach: "Ebenso werden die Söhne Israels unreine Speien essen unter den Heiden, wohin ich sie verstoßen werde." Ich entgegnete: "Ach, allmächtiger Gott, ich habe mich nie durch Unreines befleckt; Fleisch von gefallenen oder zerrissenen Tieren habe ich von Jugend an bis jetzt noch nie gegessen; verdorbenes Fleisch kam noch nie in meinen Mund." Er antwortete mir: "Gut, ich will dir Rindermist statt Menschenunrat gestatten. Damit magst du dein Brot backen." Weiter sagte er zu mir: "Menschensohn, siehe, ich will in Jerusalem den Stab des Brotes zerbrechen. Sie werden das Brot abgewogen und mit Angst essen müssen. Auch das Wasser werden sie abgemessen und mit Entsetzen trinken müssen.  Sie werden an Brot und Wasser Mangel haben und einer wie der andere verschmachten und ob ihrer Schuld dahinschwinden. Schermesser und HaareDu aber, Menschensohn, nimm dir ein scharfes Schwert! Benutze es als Schermesser für dich und fahre damit über dein Haupt und über deinen Bart! Dann nimm dir eine Waage und teile die Haare! Ein Drittel verbrenne mitten in der Stadt, wenn die Zeit der Belagerung da ist. Das andere Drittel nimm, zerstreue es um die Stadt und schlage es mit dem Schwert! Das letzte Drittel streue in den Wind! Ich will das Schwert hinter ihnen her zücken.  Nimm dann ein wenig und binde es in den Zipfel deines Gewandes ein! Davon nimm wieder einige, wirf sie ins Feuer und laß sie verbrennen! Feuer wird davon ausgehen auf das ganze Haus Israel." Deutung und Begründung der VorzeichenSo spricht der allmächtige Herr: "So geht es mit Jerusalem. Mitten unter die Völker habe ich es gestellt und rings um es herum die Länder. Aber es zeigte sich gegen meine Satzungen widerspenstig und handelte gottloser als die Heiden; es verging sich gegen meine Gebote mehr als die Länder rings um es her; denn meine Gebote haben sie verachtet und sind nicht nach meinen Satzungen gewandelt." Darum spricht der allmächtige Herr: "Weil ihr widerspenstiger gewesen seid als die Heiden rings um euch her, weil ihr nicht nach meinen Satzungen gewandelt seid und meine Gebote nicht befolgt habt, ja nicht einmal nach den Geboten der Heiden rings um euch her gehandelt habt, darum spricht der allmächtige Herr: Siehe, auch ich will über dich kommen und in deiner Mitte Gericht halten vor den Augen der Völker. Ich will um all deiner Greuel willen an dir tun, was ich noch nie getan habe und was ich in gleicher Weise auch nie wieder tun werde. Darum sollen in deiner Mitte die Väter ihre Kinder und die Kinder ihre Väter aufzehren. Ich will das Gericht an dir vollstrecken und deinen letzten Rest in alle Winde zerstreuen. So wahr ich lebe!", - Spruch des allmächtigen Herrn - "du hast wahrhaftig mein Heiligtum durch all deine greulichen Götzenscheusale verunreinigt. So will auch ich dich scheren. Mein Auge wird kein Mitleid haben, und ich will keine Schonung üben. Ein Drittel von dir wird an der Pest sterben und durch Hunger umkommen in deiner Mitte. Ein anderes Drittel von dir wird durch das Schwert fallen rings um dich her. Das letzte Drittel von dir will ich in alle Winde zerstreuen und hinter ihnen her das Schwert zücken. So wird sich mein Zorn voll austoben. Ich werde meinen Grimm an ihnen stillen und so Rache nehmen. Sie werden erfahren, daß ich, der Herr, in meinem Eifer geredet habe, wenn ich meinen Zorn an ihnen auslasse. Ich will dich zur Wüste und zur Schmach machen unter den Völkern rings um dich her, vor den Augen eines jeden, der vorübergeht. Du sollst zum Hohn und Spott, zur Warnung und zum Entsetzen unter den Völkern um dich her werden, wenn ich an dir das Gericht vollziehe in Zorn und Grimm und mit harten Züchtigungen, - ich, der Herr, habe gesprochen - wenn ich die schlimmen Pfeile des Hungers wider dich sende, die Verderben bringen, die ich zu eurer Vernichtung entsenden werde, und wenn ich die Hungersnot bei euch steigere und euch den Stab des Brotes zerbreche.  Ich will gegen euch Hunger und wilde Tiere senden, die dich deiner Kinder berauben. Pest und Blut wird über dich kommen, und das Schwert will ich über dich bringen. Ich, der Herr, habe gesprochen." Vernichtung der Stätten des GötzendienstesDas Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, richte dein Angesicht wider die Berge Israels, weissage gegen sie und sprich: 'Ihr Berge Israels, hört das Wort des allmächtigen Herrn! So spricht der allmächtige Herr zu den Bergen und Höhen, zu den Tälern und Schluchten: Wahrlich, ich will das Schwert über euch bringen und eure Opferhöhen zerstören.  Eure Altäre sollen verwüstet, eure Sonnensäulen zertrümmert werden, und eure Erschlagenen werde ich vor eure Götzen hinwerfen.  Ich werde die Leichname der Söhne Israels vor ihre Götzenbilder hinlegen und eure Gebeine rings um eure Altäre verstreuen.  Überall, wo ihr wohnt, sollen die Städte verwüstet und die Höhen zerstört werden. So werden eure Altäre öde und wüst dastehen. Eure Götzen wird man zertrümmern und vernichten, eure Sonnensäulen abbrechen und eure Machwerke vernichten. Erschlagene werden in eurer Mitte fallen, und ihr werdet erkennen, daß ich der Herr bin. Rettung eines kleinen RestesDoch will ich einige von euch, die dem Schwert entrinnen, unter den Völkern übriglassen, wenn ihr in die Länder zerstreut werdet. Da werden jene von euch, die entronnen sind, unter den Völkern, wohin sie als Gefangene geführt wurden, meiner gedenken, wenn ich ihr ehebrecherisches Herz, das sich von mir abgewandt hatte, und ihre Augen, die buhlerisch an ihren Götzen hingen, zerbreche. Sie werden vor sich selbst Abscheu empfinden um des Bösen willen, das sie bei all ihren Greueln verübt haben, und sie werden erkennen, daß ich der Herr bin. Nicht umsonst habe ich gedroht, ihnen dieses Unheil anzutun.'" Der Untergang des VolkesSo spricht der allmächtige Herr: "Schlage die Hände zusammen, stampfe mit den Füßen und rufe 'Wehe!' über alle schlimmen Greuel des Hauses Israel; denn durch Schwert, Hunger und Pest sollen sie fallen.  Wer in der Ferne weilt, wird durch das Schwert fallen; wer noch übrig ist von den Belagerten, wird durch Hunger umkommen; denn ich werde meinen Zorn an ihnen auslassen. Ihr sollt erfahren, daß ich der Herr bin, wenn ihre Erschlagenen inmitten ihrer Götzen rings um ihre Altäre daliegen, auf jedem hohen Hügel, auf allen Berggipfeln, unter jedem grünenden Baum, unter jeder dichtbelaubten Eiche, an den Stätten, wo sie alle ihren Götzen wohlriechenden Opferduft dargebracht haben. Ich werde meine Hand gegen sie ausstrecken und das Land zur Wüste und Einöde machen, von der Wüste an bis nach Ribla, an all ihren Wohnsitzen. So werden sie erkennen, daß ich der Herr bin!"  Die GerichtsankündigungDas unentrinnbare GerichtEs erging das Wort des Herrn an mich: "Du Menschensohn, so spricht der allmächtige Herr zum Land Israel: 'Das Ende kommt, das Ende über die vier Grenzen des Landes.  Jetzt kommt über dich das Ende. Ich will ausbrechen lassen meinen Zorn gegen dich. Will dich richten nach deinem Wandel, will dir vergelten all dein greuliches Tun. Erbarmungslos schaut mein Auge auf dich. Kein Mitleid werde ich üben. Nein, den bösen Wandel will ich dir vergelten und dich spüren lassen deine Greuel. Dann sollt ihr erkennen, daß ich der Herr bin!' Das nahe VerderbenSo spricht der allmächtige Herr: 'Unheil auf Unheil! Siehe, es kommt! Das Ende kommt! Es kommt das Ende! Es erwacht über dich! Siehe, es kommt! Es kommt über dich das Verhängnis, Bewohner des Landes. Es kommt die Zeit, es naht sich der Tag des Entsetzens, doch nicht mehr des Freudenrufs auf den Bergen. Der unerbittliche Zorn des HerrnNun will ich bald ausgießen über dich meinen Grimm, will auslassen an dir meinen Zorn, will dich richten nach deinem Wandel, will dir vergelten all dein greuliches Tun. Erbarmungslos schaut mein Auge. Kein Mitleid werde ich üben. Ich will dir vergelten den bösen Wandel und dich spüren lassen deine Greuel. Dann sollt ihr erkennen, daß ich, der Herr, es bin, der schlägt. Alles verloren, vernichtet!Siehe, der Tag! Siehe, er kommt! Es sproßt das Verhängnis. Die Rute blüht. Der Übermut bricht hervor.  Die Gewalttat hat sich erhoben zum Zepter der Gottlosigkeit. Nichts bleibt mehr von ihnen: Nichts mehr von ihrem Reichtum, nichts mehr von ihrer Pracht, nichts mehr von ihrer Herrlichkeit. Es kommt die Zeit, es naht sich der Tag! Der Käufer freue sich nicht! Der Verkäufer hege nicht Trauer! Denn Zornglut kommt über all ihr Gepränge.  Wer verkauft, wird nie mehr besitzen, was er verkauft, solang er nur lebt. Denn die Weissagung über all ihr Gepränge wird nicht widerrufen. Verwirkt hat jeder sein Leben ob seiner Schuld. Keiner faßt Mut. Ohnmacht gegen Krieg, Hunger und PestStoßt ins Horn! Macht alles bereit! Doch keiner zieht in den Kampf. Denn meine Zornglut kommt über all ihr Gepränge. Draußen wütet das Schwert, drinnen die Pest und der Hunger. Wer auf dem Feld ist, wird fallen durchs Schwert, wer in der Stadt, den wird Hunger und Pesthauch vernichten.  Wer von ihnen entrinnt, wird auf den Bergen sein wie die Tauben der Schluchten. Alle klagen ob ihrer Schuld. Der Unwert von Reichtum und PrachtSchlaff sinken herab alle Hände; alle Knie zerfließen wie Wasser. In Sacktuch kleiden sie sich, und Schrecken wird sie umhüllen. Auf allen Gesichtern ist Scham und Kahlheit auf all ihren Häuptern. Ihr Silber werfen sie auf die Straße, als Unrat gilt ihnen ihr Gold. Nicht kann sie retten ihr Silber und Gold am Zorntag des Herrn. Sie können damit ihren Hunger nicht stillen, ihr Inneres nicht füllen; denn es war ihnen Anstoß zur Sünde. Sie gebrauchten zum Stolz ihre schmucke Pracht, machten Bilder ihrer greulichen Götzen daraus. Darum mache ich es ihnen zu Unflat. Den Fremden gebe ich es zur Beute, den Frevlern der Erde zur Plünderung preis; die werden es entweihen. Entehrung des HeiligtumsWegwenden will ich mein Antlitz von ihnen, und so wird man entweihen mein Kleinod. Räuber dringen drin ein und werden es entweihen.  Verfertige die Kette! Denn das Land ist der Blutschuld voll und die Stadt voller Frevel.  So will ich die schlimmsten der Völker holen; sie sollen von ihren Häusern Besitz ergreifen. Ich will den Hochmut der Mächtigen brechen. Ihre Heiligtümer seien der Weihe beraubt. Ratlosigkeit und VerzweiflungBangigkeit kommt. Rettung sucht man - und findet sie nicht. Unheil auf Unheil wird kommen. Schreckenskunde auf Schreckenskunde trifft ein. Dann werden sie von den Propheten Weissagung fordern. Den Priestern wird die Belehrung fehlen und den Alten der Rat. Der König wird trauern, von Entsetzen wird umkleidet sein der Fürst. Dem Volk im Land erstarren vor Schrecken die Hände. - Nach ihrem Wandel will ich mit ihnen verfahren, nach ihrem Verdienst sie richten. Dann werden sie erkennen, daß ich bin der Herr.'" Die Entrückung des Propheten nach Jerusalem'Ein Geist hob mich empor...'Im sechsten Jahr, im sechsten Monat, am Fünften des Monats, während ich in meinem Haus saß und die Ältesten Judas vor mir saßen, kam die Hand des allmächtigen Herrn über mich.  Ich sah plötzlich eine Gestalt, die wie ein Mensch aussah. Von dem Teil an, der wie seine Hüften aussah, abwärts war Feuer, und von dem Teil an, der wie seine Hüften aussah, aufwärts sah es aus wie Lichtglanz, wie der Anblick von glänzendem Gold.  Die Gestalt streckte etwas wie eine Hand aus und ergriff mich bei einer Locke meines Hauptes. Ein Geist hob mich empor zwischen Erde und Himmel und brachte mich in göttlichen Visionen nach Jerusalem an den Eingang des inneren Tores, das gegen Norden liegt. Dort stand das Standbild der Liebesgöttin, das die Eifersucht des Herrn erregte.  Daselbst befand sich die Herrlichkeit des Gottes Israels in derselben Erscheinung, wie ich sie in der Talebene geschaut hatte. Die Greuel im TempelEr sprach zu mir: "Menschensohn, erhebe deine Augen in der Richtung nach Norden!" - Als ich nun meine Augen nach Norden erhob, stand nördlich vom Altartor, am Eingang, dieses Standbild der Liebesgöttin. Er sagte zu mir: "Menschensohn, siehst du, was diese tun? Große Greuel sind es, die das Haus Israel hier verübt, so daß ich mich von meinem Heiligtum entfernen muß. Aber du wirst noch größere Greuel sehen." Hierauf brachte er mich zum Eingang des Vorhofes. Als ich mich umsah, bemerkte ich ein Loch in der Wand. Er befahl mir: "Menschensohn, durchbrich die Wand!" Ich durchbrach die Wand und sah, daß eine Tür da war. Er sagte zu mir: "Geh hinein und sieh die schlimmen Greuel, die sie hier treiben!" Ich ging hinein und sah mich um. Da waren allerlei Abbildungen von Gewürm und Getier. Alle Götzenscheusale des Hauses Israel waren ringsum in die Wand eingeritzt.  Siebzig Männer von den Ältesten des Hauses Israel standen vor ihnen, Jaasanja, der Sohn Schafans, in ihrer Mitte. Ein jeder hatte seine Räucherpfanne in der Hand, und der Duft der Weihrauchwolken stieg in die Höhe. Da sagte der Herr zu mir: "Siehst du, Menschensohn, was die Ältesten des Hauses Israel in der Finsternis treiben, ein jeder in der Kammer seines Götzen? Sie denken: Der Herr sieht uns ja nicht; der Herr hat das Land verlassen.'" Dann sagte er zu mir: "Du sollst noch größere Greuel sehen, die sie verüben." Hierauf führte er mich zum Eingang des Nordtores des Hauses des Herrn. Da saßen Frauen, die Tammus beweinten.  Er sprach zu mir: "Siehst du es, Menschensohn? Du wirst noch größere Greuel als diese sehen." Hierauf führte er mich in den inneren Vorhof des Hauses des Herrn. Da waren am Eingang zum Tempel des Herrn, zwischen Vorhalle und Brandopferaltar, etwa fünfundzwanzig Männer, die ihren Rücken gegen den Tempel des Herrn, und ihr Angesicht gegen Sonnenaufgang gekehrt hatten. Sie beteten nach Osten hin die Sonne an.  StrafandrohungEr sagte zu mir: "Siehst du, Menschensohn? Ist es dem Haus Juda zu wenig, die Frevel zu tun, die sie hier verüben? Mußten sie auch noch das Land mit Gewalttat erfüllen und mich immer wieder zum Zorn reizen, sich den Zweig an ihre Nase halten?  So will auch ich im Zorn gegen sie vorgehen. Mein Auge wird nicht mitleidig blicken. Ich werde kein Erbarmen üben. Wenn sie mit lauter Stimme zu mir rufen, werde ich nicht auf sie hören." Die Rächer und das rettende ZeichenDann rief er mir mit lauter Stimme in die Ohren: "Es naht das Strafgericht über die Stadt. Ein jeder trage sein Zerstörungsgerät in der Hand!" Da kamen plötzlich sechs Männer vom oberen Tor her, das gegen Norden liegt. Ein jeder hatte ein Zerstörungswerkzeug in der Hand. Ein Mann war in ihrer Mitte, in Linnen gekleidet, mit einem Schreibzeug an seiner Seite. Sie kamen und traten neben den ehernen Altar. Die Herrlichkeit des Gottes Israels hatte sich von den Kerubim, über denen sie gewesen war, erhoben und sich nach der Schwelle des Tempels begeben. Dann rief er den Mann, der in Linnen gekleidet war und der das Schreibzeug an seiner Seite hatte.  Der Herr befahl ihm: "Geh mitten durch die Stadt, mitten durch Jerusalem, und zeichne ein Thau auf die Stirn der Männer, die seufzen und klagen über all die Greuel, die in ihr verübt wurden."  Zu den anderen aber sprach er vor meinen Ohren: "Geht hinter ihm her in die Stadt und schlagt drein! Euer Auge blicke nicht mitleidig! Übt kein Erbarmen! Greise, Jünglinge, Jungfrauen, Kinder und Frauen metzelt nieder bis zur Vertilgung! Keinen aber, der das Thau an sich trägt, rührt an! Bei meinem Heiligtum macht den Anfang!" - Sie fingen an bei den Männern, den Ältesten, die vor dem Tempel standen. Er befahl ihnen: "Verunreinigt das Haus und füllt die Vorhöfe mit Erschlagenen! Dann rückt aus!" Da rückten sie aus und richteten in der Stadt ein Blutbad an. Vergebliche FürbitteAls sie so mordeten und ich allein übriggeblieben war, fiel ich auf mein Angesicht und schrie: "Ach, allmächtiger Herr, willst du den ganzen Rest Israels vertilgen, da du deinen Grimm so über Jerusalem ausschüttest?"  Er antwortet mir: "Die Schuld des Hauses Israel und Juda ist über alle Maßen groß. Das Land ist voll von Blutschuld und die Stadt voll von Gewalttat; denn sie denken: 'Der Herr hat das Land verlassen', und: 'Der Herr sieht es nicht.' Darum soll mein Auge nicht mitleidig blicken. Ich werde kein Erbarmen üben. Ihren Wandel will ich auf ihr Haupt zurückfallen lassen." Da brachte der Mann, der in Linnen gekleidet war und das Schreibzeug an seiner Seite hatte, die Meldung: "Ich habe getan, wie du mir befohlen hast." Gottes Feuer auf Gottes StadtIch sah weiter über der festen Platte, die über dem Haupt der Kerubim war, etwas wie einen Saphirstein; etwas, das dem Aussehen nach einem Thron glich. Er sprach zu dem Mann, der in Linnen gekleidet war: "Geh hinein in den Raum zwischen den Rädern unterhalb der Kerubim und fülle deine Hände mit glühenden Kohlen aus dem Raum zwischen den Kerubim und streue sie über die Stadt hin!" Er ging vor meinen Augen hinein.  Die Kerubim aber standen auf der Südseite des Tempelhauses, als der Mann hineinging. Die Wolke erfüllte den inneren Vorhof. Die Herrlichkeit des Herrn erhob sich von den Kerubim nach der Schwelle des Tempelhauses hin. Der Tempel ward von der Wolke erfüllt, und der Vorhof war voll vom Lichtglanz der Herrlichkeit des Herrn. Das Rauschen der Flügel der Kerubim war bis in den äußeren Vorhof hörbar, gleich der Stimme des allmächtigen Gottes, wenn er redet. Als er dem Mann, der in Linnen gekleidet war, geboten hatte: "Hole Feuer aus dem Raum zwischen den Rädern, aus dem Raum zwischen den Kerubim!", ging dieser hinein und stellte sich neben das eine Rad. Und ein Kerub streckte aus dem Raum zwischen den Kerubim seine Hand nach dem Feuer aus, das zwischen den Kerubim war, nahm davon und gab es dem in die Hände, der in Linnen gekleidet war. Dieser nahm es und kam heraus. Abermalige Beschreibung der KerubimDa wurde an den Kerubim etwas wie eine menschliche Hand unter ihren Flügeln sichtbar. Ich sah vier Räder neben den Kerubim, je ein Rad neben jedem Kerub. Die Räder sahen aus wie Chrysolith. Ihr Aussehen war so, daß sie alle vier einerlei Gestalt hatten, als ob ein Rad inmitten des anderen wäre. Wenn sie gingen, bewegten sie sich nach vier Seiten. Sie wandten sich nicht um, wenn sie gingen; sie gingen vielmehr immer in der Richtung, die das vordere Rad nahm, hinter ihm her, ohne sich, wenn sie gingen, umzuwenden. Ihr ganzer Leib, ihre Rücken, ihre Hände und Flügel sowie die Räder waren ringsum bei allen vier voller Augen. Die Räder hießen, wie ich mit eigenen Ohren hörte, 'Wirbelwind'. Jedes Wesen hatte vier Gesichter: das erste das Gesicht eines Stieres, das zweite das Gesicht eines Menschen, das dritte das Gesicht eines Löwen, das vierte das Gesicht eines Adlers. Die Kerubim erhoben sich. Es waren dieselbe Wesen, die ich am Fluß Kebar geschaut hatte. Wenn die Kerubim gingen, liefen auch die Räder neben ihnen, und wenn die Kerubim ihre Flügel schwangen, um sich von der Erde zu erheben, entfernten sich die Räder nicht von ihrer Seite. Wenn jene standen, blieben auch die Räder stehen. Erhoben sich jene, erhoben sich auch diese mit ihnen; denn der Geist des Wesens war in ihnen. Der Auszug der Herrlichkeit des Herrn aus dem TempelDie Herrlichkeit des Herrn verließ die Schwelle des Tempels und nahm ihren Standort auf den Kerubim.  Da schwangen die Kerubim ihre Flügel und erhoben sich vor meinen Augen von der Erde; sie zogen hinaus, und die Räder zugleich mit ihnen. Sie hielten an beim östlichen Toreingang des Tempels des Herrn. Oben über ihnen thronte die Herrlichkeit des Gottes Israels.  Es waren dieselben Wesen, die ich unterhalb des Gottes Israels schon am Fluß Kebar gesehen hatte; ich wußte nun, daß es Kerubim waren. Vier Gesichter und vier Flügel hatte jedes; etwas wie eine Menschenhand erschien unter ihren Flügeln. Was aber die Gestalt ihrer Gesichter betrifft, so waren es dieselben Gesichter, die ich schon am Fluß Kebar gesehen hatte. Sie gingen ein jeder geradeaus vor sich hin. Das Gericht über die FürstenHierauf hob mich der Geist empor und brachte mich an das Osttor des Tempels des Herrn, das gegen Sonnenaufgang gerichtet ist. Am Eingang des Tores sah ich fünfundzwanzig Männer, und in ihrer Mitte erblickte ich Jaasanja, den Sohn Asurs, und Pelatja, den Sohn Benajas, die Fürsten des Volkes. Der Herr sprach zu mir: "Menschensohn, das sind die Männer, die auf Unheil sinnen und schlechten Rat geben in dieser Stadt, die sprechen: 'Sind nicht erst kürzlich die Häuser erbaut worden? Die Stadt ist der Topf, und wir sind das Fleisch.'  Daher weissage wider sie, weissage, Menschensohn!" Da kam der Geist des Herrn über mich und sagte zu mir: "Sprich: So spricht der Herr: 'So redet ihr, Haus Israel, und die Gedanken, die in euch aufsteigen, kenne ich wohl. Viele von euch habt ihr in dieser Stadt getötet und ihre Straßen mit Erschlagenen angefüllt.' Darum spricht der allmächtige Herr: 'Die von euch Erschlagenen, die ihr in der Mitte der Stadt niedergestreckt habt, die sind das Fleisch, und sie ist der Topf. Euch aber werde ich aus ihrer Mitte hinausführen. Vor dem Schwert fürchtet ihr euch; aber das Schwert will ich über euch kommen lassen', - Spruch des allmächtigen Herrn. 'Ich will euch aus dieser Stadt hinauswerfen und euch in die Hand der Fremden geben und an euch das Strafgericht vollstrecken. Durch das Schwert sollt ihr fallen. An der Grenze Israels will ich euch richten, und ihr sollt erfahren, daß ich der Herr bin. Diese Stadt soll für euch nicht der Topf und ihr sollt nicht das Fleisch darin sein. An der Grenze Israels will ich Gericht über euch halten. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin, nach dessen Satzungen ihr nicht gewandelt seid und dessen Gebote ihr nicht befolgt habt. Vielmehr habt ihr nach den Bräuchen der Heidenvölker, die rings um euch sind, gehandelt.'" Während ich so weissagte, starb Pelatja, der Sohn Benajas. Da warf ich mich auf mein Angesicht nieder, schrie mit lauter Stimme und sprach: "Ach, allmächtiger Herr, willst du denn den Rest Israels gänzlich vernichten?" Wiederherstellung des GottesvolkesDas Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, deine Brüder, deine Verwandten, deine Mitverbannten und das ganze Haus Israel, sie alle sind es, von denen die Bewohner Jerusalems sagen: 'Sie sind fern vom Herrn, uns ist das Land zum Besitz gegeben.'  Darum spricht der allmächtige Herr: 'Ja, ich habe sie in die Ferne geführt unter die Heidenvölker und sie in die Länder zerstreut und bin ihnen in den Ländern, in die sie gekommen sind, Gegenstand heiliger Verehrung geworden.' Darum sage: So spricht der allmächtige Herr: 'Ich will euch aus den Völkern sammeln und aus den Ländern zusammenbringen, wohin ihr zerstreut worden seid, und ich will euch das Land Israel wiedergeben.' -  Sie werden dorthin gelangen und all seine greulichen Götzenscheusale daraus entfernen. Ich will ihnen ein anderes Herz geben und einen neuen Geist in ihr Inneres legen. Ich werde das Herz von Stein aus ihrem Leib entfernen und ihnen ein Herz von Fleisch geben, damit sie in meinen Satzungen wandeln und meine Gebote sorgfältig halten. Sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein. Denen aber, deren Herz den greulichen Götzenscheusalen zugewandt bleibt, werde ich ihren Wandel am eigenen Leib vergelten", - Spruch des allmächtigen Herrn. Auszug des Herrn aus der StadtHierauf schwangen die Kerubim ihre Flügel, und die Räder liefen neben ihnen. Oben über ihnen thronte die Herrlichkeit des Gottes Israels. Und es erhob sich die Herrlichkeit des Herrn aus dem Bereich der Stadt und machte halt auf dem Berg, der im Osten der Stadt liegt.  Mich aber hob der Geist empor und brachte mich in der Vision durch den Geist Gottes nach Chaldäa zu den Verbannten zurück. Die Vision, die ich geschaut hatte, entschwand mir. Ich verkündete den Verbannten alle Worte des Herrn, die er mir durch das Gesicht offenbart hatte. GLEICHNISTATEN UND GLEICHNISWORTE'Ziehe fort vor ihren Augen am hellen Tag...'Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, du wohnst mitten unter einem widerspenstigen Geschlecht, das Augen hat zum Sehen und doch nicht sieht, das Ohren hat zum Hören und doch nicht hört. Wahrlich, sie sind ein widerspenstiges Geschlecht.  Darum, o Menschensohn, mache dir eine Reiseausrüstung zurecht und ziehe fort vor ihren Augen am hellen Tag! Wandere vor ihren Augen von einem Ort zum anderen! Vielleicht verstehen sie es; denn sie sind ein widerspenstiges Geschlecht.  Bringe deine Sachen wie Reisegepäck bei Tag vor ihren Augen hinaus! Du selbst ziehe am Abend vor ihren Augen fort, wie ein Gefangener fortzieht. Brich vor ihren Augen ein Loch durch die Wand und gehe durch dasselbe hindurch! Nimm vor ihren Augen deine Reiseausrüstung auf die Schultern und trage sie im Dunkeln fort! Verhülle dabei dein Angesicht und sieh dir das Land nicht an! Denn ich mache dich zu einem Zeichen für das Haus Israel." BelagerungsnotIch tat so, wie mir befohlen war. Ich brachte meine Habseligkeiten wie das Reisebündel eines Gefangenen am hellen Tag hinaus. Am Abend brach ich mir mit der Hand ein Loch durch die Wand und zog im Dunkeln hinaus. Auf den Schultern trug ich vor ihren Augen mein Bündel. Anwendung auf Volk und KönigAm anderen Morgen erging das Wort des Herrn an mich: "Menschensohn, hat nicht das Haus Israel, das widerspenstige Geschlecht, zu dir gesagt: 'Was tust du da?' Verkünde ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'Auf den Fürsten bezieht sich dieser Gottesspruch gegen Jerusalem und gegen das ganze Haus Israel, das darin wohnt.' Sage: 'Ich bin für euch ein Zeichen. Wie ich getan habe, wird es ihnen ergehen. In die Verbannung, in die Gefangenschaft werden sie wandern. Der Fürst in ihrer Mitte wird ein Bündel auf seine Schultern nehmen und im Finstern ausziehen. Man wird die Mauern durchbrechen, um ihn hinauszubringen. Sein Gesicht wird er verhüllen, um mit seinen Augen das Land nicht zu sehen.  Ich aber werde mein Netz über ihn ausbreiten, und er wird in meiner Schlinge gefangen werden. Ich werde ihn nach Babel bringen, in das Land der Chaldäer. Er wird es aber nicht sehen und dort sterben. Seine ganze Umgebung aber, seine Helfer und all seine Kriegsscharen, will ich in alle Winde zerstreuen und hinter ihnen her das Schwert zücken. Sie werden erfahren, daß ich der Herr bin, wenn ich sie unter die Völker zerstreue und in die Länder versprenge. Doch will ich einige von ihnen übriglassen vom Schwert, vom Hunger und von der Pest, damit sie unter den Völkern, zu denen sie kommen, all ihre Greuel erzählen, und auch diese erkennen, daß ich der Herr bin.'" Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, iß dein Brot in Schrecken und trinke dein Wasser in Zittern und Zagen! Verkünde dem Volk im Land: So spricht der allmächtige Herr von den Bewohnern Jerusalems im Land Israel: 'Sie werden in Angst ihr Brot essen und in Verzweiflung ihr Wasser trinken; denn das Land soll verwüstet werden, seiner Fülle beraubt wegen der Gottlosigkeit all seiner Bewohner. Die bewohnten Städte sollen veröden, und das Land soll zur Wüste werden. So werdet ihr erfahren, daß ich der Herr bin.'" Gegen die Verächter des ProphetenwortesDas Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, was für eine Redensart führt ihr da im Land Israel? Man sagt: 'Lang ziehen die Tage sich hin, aber aus all den Weissagungen wird nichts.' Darum sage zu ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'Ich mache Schluß mit dieser Redensart. Man soll sie in Israel nicht mehr gebrauchen.' Sage ihnen vielmehr: 'Nahe sind die Tage und die Worte all der Weissagungen. Denn es soll hinfort kein trügerisches Gesicht und keine täuschende Weissagung mehr geben im Haus Israel. Denn ich, der Herr, rede. Das Wort, das ich rede, wird sich erfüllen ohne Verzug. Ja, in euren Tagen, ihr widerspenstiges Geschlecht, will ich das Wort ergehen lassen und es auch erfüllen'"; - Spruch des allmächtigen Herrn. Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, siehe, das Haus Israel sagt: 'Die Vision, die dieser schaut, geht erst nach vielen Tagen in Erfüllung; er weissagt auf eine ferne Zeit.' Darum sage ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'Das, was ich sage, wird keinen Aufschub erleiden. Das Wort, das ich rede, wird sich erfüllen'", - Spruch des allmächtigen Herrn. Gegen falsche ProphetenEs erging das Wort des Herrn an mich: "Menschensohn, weissage wider die Propheten Israels, die da weissagen! Sprich zu denen, die aus ihrer eigenen Einsicht heraus weissagen: Hört das Wort des Herrn! So spricht der allmächtige Herr: 'Wehe den törichten Propheten, die ihrem eigenen Geist folgen und nichts geschaut haben! Wie Füchse in Ruinen sind deine Propheten, Israel.  Ihr springt nicht in die Bresche und setzt euch nicht zur Wehr für das Haus Israel, damit es feststehe im Kampf am Tag des Herrn. Sie schauen Lüge und weissagen Trug, sooft sie verkünden: 'Spruch des Herrn', obwohl der Herr sie nicht sendet. Gleichwohl warten sie darauf, ihr Wort möchte sich erfüllen. Sind es nicht trügerische Visionen, die ihr schaut, und lügnerische Weissagungen, die ihr aussprecht, wenn ihr sagt: 'Spruch des Herrn', da ich doch nicht geredet habe?'" Darum spricht der allmächtige Herr: "Weil das, was ihr redet, Trug ist, und das, was ihr schaut, Lüge, darum gehe ich nun gegen euch vor", - Spruch des allmächtigen Herrn. "So wird denn meine Hand über die Propheten kommen, die leeren Dunst schauen und Erlogenes weissagen. Zur Gemeinschaft meines Volkes werden sie nicht gehören, und in die Liste des Hauses Israel werden sie nicht eingeschrieben werden. In das Land Israel sollen sie nicht kommen; dann werden sie erkennen, daß ich der allmächtige Herr bin, deshalb, weil sie mein Volk in die Irre führen, indem sie Heil verkünden, wo doch kein Heil ist, und wenn das Volk eine Wand baut, diese mit Tünche überstreichen. Sprich zu den Tünchmeistern: 'Die Wand wird einfallen. Ein Regenguß wird kommen, große Hagelkörner werden fallen, und ein Sturmwind wird losbrechen. Wenn dann die Wand eingefallen ist, wird man dann nicht zu euch sagen: Wo ist die Tünche, die ihr darüber gestrichen habt?'" Darum spricht der allmächtige Herr: "Ich will einen Sturmwind losbrechen lassen in meinem Grimm, ein Regenguß soll niedergehen ob meines Zornes, und Hagelkörner sollen niederfallen infolge meines Grimms zur Vernichtung. Ich will die Wand niederreißen, die ihr mit Tünche überstrichen habt. Ich will sie umlegen auf die Erde, daß ihr Fundament bloßgelegt werde. Sie soll fallen, und ihr werdet durch sie den Untergang finden. So werdet ihr erfahren, daß ich der Herr bin. Ja, ich werde meinen Grimm an der Wand auslassen und an ihren Tünchmeistern und zu euch sagen: 'Dahin ist die Wand, dahin sind ihre Tünchmeister, die Propheten Israels, die über Jerusalem weissagen und ihm Visionen des Heils erschauen, da es doch kein Heil gibt'", - Spruch des allmächtigen Herrn. Gegen die falschen Prophetinnen"Du aber, o Menschensohn, richte dein Antlitz gegen die Töchter deines Volkes, die aus ihrer eigenen Einsicht heraus weissagen! Weissage über sie und sprich: So spricht der allmächtige Herr: 'Wehe denen, die Zauberbinden nähen für alle Handgelenke und Zauberkappen anfertigen für Köpfe jeglichen Wuchses, um Seelen zu fangen. Ihr fangt mir die Seelen meines Volkes weg und wollt eure Seelen am Leben erhalten?  Ihr entweiht mich bei meinem Volk für eine Handvoll Gerste und einen Bissen Brot, indem ihr Seelen tötet, die nicht sterben sollen, und Seelen am Leben erhaltet, die nicht leben sollen, wobei ihr mein Volk belügt, das gern auf Lügen hört.' Darum spricht der allmächtige Herr: 'Seht, ich will gegen eure Zauberbinden vorgehen, mit denen ihr Seelen wie Vögel fangt, und will sie abreißen von euren Armen und die Seelen, die ihr fangen wollt, loslassen wie Vögel. Ich will eure Zauberkappen zerreißen und mein Volk aus eurer Hand befreien. Sie sollen nicht länger mehr als Beute in eurer Hand sein. So werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin. Weil ihr dem Herzen des Frommen durch Lüge Schmerz bereitet habt, obwohl ich ihm keinen Schmerz bereiten wollte, und weil ihr die Hände des Frevlers darin bestärkt habt, daß er sich nicht von seinem bösen Wandel bekehrte, um am Leben zu bleiben, darum sollt ihr nicht länger mehr Trug schauen und Wahrsagerei treiben. Ich werde mein Volk aus eurer Hand erretten, und ihr sollt erfahren, daß ich der Herr bin." Vergebliche Befragung Gottes durch GötzendienerEs kamen einige von den Ältesten Israels zu mir und setzten sich vor mir nieder. Da erging das Wort des Herrn an mich: "Menschensohn, diese Männer haben sich wiederum den Götzen zugewandt und den Anstoß ihrer früheren Schuld verehrt. Sollte ich mich da von ihnen befragen lassen? Darum sage ihnen und künde ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'Jeder vom Haus Israel, der sich wieder seinen Götzen zuwendet und den Anstoß seiner früheren Schuld verehrt, gleichwohl aber zu einem Propheten kommt, dem werde ich, der Herr, nach der Menge seiner Götzen eine Antwort erteilen, um dem Haus Israel ans Herz zu greifen, weil es sich mir durch all seine Götzen entfremdet hat.' Darum sage zum Haus Israel: So spricht der allmächtige Herr: 'Bekehrt euch und wendet euch ab von euren Götzen! Wendet euer Angesicht ab von all euren Greueln! Denn jedem vom Haus Israel und von den Fremdlingen, die sich in Israel aufhalten, der von mir abfällt, sich wieder den Götzen zuwendet und den Anstoß seiner früheren Schuld verehrt, gleichwohl aber zum Propheten kommt, um mich durch ihn zu befragen, dem will ich, der Herr, selbst eine Antwort erteilen. Ich werde mein Angesicht gegen einen solchen Menschen richten und ihn zu einem warnenden Beispiel und zum Sprichwort machen, ja, ihn ausrotten aus meinem Volk. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.' Wenn aber ein Prophet sich verleiten läßt, eine Antwort zu geben, so habe ich, der Herr, diesen Propheten verleitet. Ich werde meine Hand gegen ihn ausstrecken und ihn ausrotten aus meinem Volk Israel. Sie werden beide ihre Schuld büßen. Die Schuld des Fragenden ist ebenso groß wie die Schuld des Propheten, damit das Haus Israel nicht mehr von mir abirrt und sich nicht mehr durch all seine Sünden beflecke, sondern mein Volk sei und ich ihr Gott werde", - Spruch des allmächtigen Herrn. Die Unabwendbarkeit des UnheilsDas Wort des Herrn erging an mich:  "Menschensohn, wenn ein Land sich gegen mich versündigte und Treubruch beginge, und ich darum meine Hand dagegen ausstreckte und ihm den Stab des Brotes zerbräche, ihm Hungersnot schickte und Menschen und Vieh darin tötete, und es wären diese drei Männer in seiner Mitte: Noach, Daniel und Ijob, so würden sie durch ihre Gerechtigkeit nur sich selbst retten", - Spruch des allmächtigen Herrn.  "Oder wenn ich wilde Tiere das Land durchstreifen ließe und es entvölkerte, daß es zur Wüste würde, die niemand mehr wegen der wilden Tiere durchzöge, und jene drei Männer befänden sich in seiner Mitte, so wahr ich lebe!", - Spruch des allmächtigen Herrn - "sie würden weder Söhne noch Töchter retten; sie allein würden gerettet, das Land aber würde zur Wüste. Oder wenn ich das Schwert über jenes Land brächte und geböte: 'Das Schwert soll durch das Land fahren', und wenn ich aus ihm Menschen und Tiere ausrottete, und jene drei Männer befänden sich in seiner Mitte, so wahr ich lebe!", - Spruch des allmächtigen Herrn - "sie würden weder Söhne noch Töchter retten, sondern nur sie selbst würden gerettet werden. Oder wenn ich die Pest in jenes Land schickte und meinen Grimm darüber durch ein Blutbad ausgösse, um Menschen und Vieh darin auszurotten, und Noach, Daniel und Ijob befänden sich darin, so würden sie, so wahr ich lebe!", - Spruch des allmächtigen Herrn - "weder Sohn noch Tochter retten, sondern durch ihre Gerechtigkeit nur sich selbst retten." Der Überrest vom gottlosen Jerusalem"Trotzdem", so spricht der allmächtige Herr: "Wenn ich auch meine vier bösen Strafen: Schwert, Hunger, wilde Tiere und Pest wider Jerusalem schicke, um Menschen und Vieh daraus zu vertilgen, soll doch ein Rest darin gerettet werden und ihre Söhne und Töchter aus ihr herausführen. Sie werden zu euch hierherziehen, und ihr werdet ihren Wandel und ihr Tun sehen und euch trösten über das Böse, das ich über Jerusalem verhängt habe, über alles, was ich ihm angetan habe.  Sie werden euch trösten, wenn ihr ihren Wandel und ihr Tun seht. So werdet ihr erkennen, daß ich alles, was ich der Stadt widerfahren ließ, nicht ohne Grund getan habe", - Spruch des allmächtigen Herrn. Jerusalem, der unnütze RebstockDas Wort des Herrn erging an mich:  "Menschensohn, was hat das Holz des Weinstocks allem anderen Gehölz, das sich im Wald findet, voraus? Nimmt man von ihm etwa Holz, um es zu einer Arbeit zu verwenden, oder macht man von ihm einen Pflock, um allerlei Gerät daran aufzuhängen?  Siehe, man wirft es ins Feuer zum Verbrennen. Wenn nun das Feuer seine beiden Enden verzehrt hat und seine Mitte angebrannt ist, taugt es dann noch zu irgendeinem Zweck?  Wenn man es, als es noch ganz war, zu keiner Arbeit verwandte, um wieviel weniger wird es, wenn es vom Feuer verzehrt und angesengt ist, zu irgendetwas verwandt werden!" Darum spricht der allmächtige Herr: "Wie ich das Rebenholz im Gehölz des Waldes dem Feuer zur Speise bestimmt habe, so mache ich es mit den Bewohnern Jerusalems. Ich will mein Antlitz gegen sie richten: Dem Feuer sind sie entgangen, aber das Feuer wird sie verzehren. - So werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich mein Antlitz gegen sie wende und ihr Land zur Wüste mache, weil sie Treubruch getrieben", - Spruch des allmächtigen Herrn. Jerusalems Treubruch, Strafe und BegnadigungJerusalems HerkunftDas Wort des Herrn erging an mich:  "Menschensohn, halte Jerusalem seine Greuel vor und sprich: So spricht der allmächtige Herr zu Jerusalem: Dein Ursprung und deine Abstammung sind aus dem Land der Kanaaniter; dein Vater ist ein Amoriter und deine Mutter eine Hetiterin. Was deine Geburt angeht, so schnitt man, als du geboren wurdest, deine Nabelschnur nicht ab. Da wurdest du nicht rein gewaschen mit Wasser. Man rieb dich nicht ein mit Salz und wickelte dich nicht in Windeln.  Kein Auge gab auf dich acht, um dir eines von diesen Dingen zu tun, sich deiner erbarmend; sondern auf die Erde warf man dich hin, als du geboren wurdest, so gering schätzte man dein Leben. Gottes liebende Sorge um sein VolkDa ging ich an dir vorüber und sah dich in deinem Blut zappeln und sagte zu dir: Lebe! - Ja, ich sprach zu dir, als du in deinem Blut lagst: Bleibe am Leben!  Ich machte dich zahllos wie das Gras des Feldes. Du wuchsest heran und wurdest groß und kamst zu voller Schönheit. Deine Brust war erstarkt, dein Haar sproßte kräftig, doch warst du immer noch nackt und bloß.  Da ging ich an dir vorüber und sah dich. Siehe, die Zeit der Liebe war für dich da! Ich breitete meinen Mantel über dich aus und bedeckte deine Blöße. Ich schwur dir und ging einen Bund mit dir ein", - Spruch des allmächtigen Herrn - "und du wurdest mein.  Dann wusch ich dich mit Wasser, spülte dein Blut von dir ab und salbte dich mit Öl.  Ich kleidete dich in bunte Kleider, gab dir Schuhe von Seekuhleder, legte dir einen Gürtel aus Byssus um und hüllte dich in einen Schleier aus Seide. Mit Geschmeide schmückte ich dich, legte Spangen an deine Arme und eine Kette um deinen Hals. Einen Ring hängte ich an deine Nase, Gehänge an deine Ohren, und eine herrliche Krone setzte ich auf dein Haupt. So warst du geschmückt mit Gold und Silber. Deine Kleidung waren Byssus, Seide und bunte Stoffe. Du aßest Feinbrot, Honig und Öl und wurdest überaus schön und gelangtest zur Königswürde. Der Ruf deiner Schönheit drang unter die Heidenvölker; denn du warst herrlich in meinem Schmuck, den ich dir angelegt", - Spruch des allmächtigen Herrn. Israels Schamlosigkeit"Doch du tatest dir etwas auf deine Schönheit zugute und triebst Schande auf deinen Ruf hin. Jedem, der vorüberging, botest du dich zu bösem Tun an und gabst dich ihm hin.  Du nahmst von deinen Kleidern, machtest dir bunte Götzenhöhen daraus und triebst Böses mit ihnen, wie es nie vorgekommen war noch je vorkommen wird. Du nahmst deine Schmucksachen aus Gold und Silber, die ich dir gab, und machtest dir Götzenmänner daraus, die du verehrtest. Du nahmst deine bunten Kleider und hängtest sie diesen um. Mein Öl und meinen Weihrauch brachtest du ihnen dar. Auch meine Speise, die ich dir gab, Feinbrot, Öl und Honig, womit ich dich genährt, brachtest du ihnen dar zu lieblichem Duft. Ja, es geschah", - Spruch des allmächtigen Herrn - "daß du deine Söhne und Töchter nahmst, die du mir geboren, und sie ihnen zum Fraß schlachtetest. War es etwa zu wenig mit deinem Abfall, daß du meine Kinder schlachtetest und sie hingabst, indem du sie ihnen verbranntest? Bei all deinen Greueln und deiner Hurerei gedachtest du nicht der Tage deiner Jugend, da du nackt und bloß warst und in deinem Blut zappeltest.  Und es geschah: Nach all deinem schlimmen Tun, - wehe, wehe dir!," - Spruch des allmächtigen Herrn - "da bautest du dir Heiligtümer und errichtetest dir Götzenhöhen auf allen Straßen. An jeder Straßenkreuzung bautest du dir eine Götzenhöhe, schändetest deine Schönheit, gabst dich jedem hin, der vorüberging, und triebst es immer schlimmer mit deinem Treubruch. Du hieltest es mit den Ägyptern, deinen gierigen Nachbarn, und triebst es immer schlimmer mit deinem Treubruch, um mich zu erbittern. Da streckte ich meine Hand gegen dich aus und schmälerte deinen Anteil und gab dich der Wut deiner Feindinnen preis, den Töchtern der Philister, die sich deines treulosen Wandels schämten. Du gingst mit den Assyrern, weil du nicht satt geworden warst. Doch als du mit ihnen Böses getan, warst du auch noch nicht satt. Noch ärger triebst du es mit dem Krämerland Chaldäa und wurdest gleichwohl noch nicht satt. Wie schmachtend war doch dein Herz", - Spruch des allmächtigen Herrn - "da du all dies verübtest, das Tun eines schamlosen Weibes, da du dir Heiligtümer an jeder Straßenkreuzung bautest und dir Götzenhöhen errichtetest auf allen Straßen. Dabei warst du nicht einmal wie ein Schandweib, daß du Schandgeld gefordert hättest, sondern wie ein ehebrecherisches Weib, das statt ihres Mannes Fremde nahm. Sonst gibt man allen Buhlerinnen Lohn, du aber gabst all deinen Liebhabern Geschenke und hast sie durch Gaben angelockt, von allen Seiten zu deinem bösen Treiben zu dir zu kommen. So war es bei dir in deinem bösen Tun umgekehrt, wie es sonst bei Frauen geschieht, Nicht du wurdest zu bösem Tun verlangt, sondern du gabst den Lohn; dir wurde kein Lohn gegeben. So verkehrten sich die Dinge." Bestrafung der TreulosenDarum, Treulose, höre das Wort des Herrn! So spricht der allmächtige Herr: "Weil du bei deinem zuchtlosen Treiben schamlos und schandbar warst vor deinen Liebhabern und vor all deinen greulichen Götzen, und wegen des Blutes deiner Kinder, die du ihnen hingabst, darum, siehe, versammle ich all deine Liebhaber, denen du gefallen hast, alle, die du gern hattest, samt all denen, die du nicht liebtest. Ja, ich versammle sie von allen Seiten vor dir und bringe vor ihnen Schande auf dich, und sie werden deine ganze Schmach sehen. Ich werde dich richten nach den für Ehebrecherinnen und Mörderinnen geltenden Rechtssätzen, und ich will meinen Zorn und meine Eifersucht an dir auslassen. In ihre Gewalt will ich dich geben. Sie werden deine Heiligtümer niederreißen und deine Götzenhöhen zerstören, dir deine Kleider ausziehen, dir dein prächtiges Geschmeide wegnehmen und dich nackt und bloß zurücklassen. Dann werden sie die Gemeinde gegen dich heranführen, dich steinigen und dich mit ihren Schwertern in Stücke hauen. Deine Häuser werden sie in Brand stecken und vor den Augen vieler Frauen das Gericht an dir vollziehen. So werde ich deinem Treubruch ein Ende machen, und du wirst keinen Sündenlohn mehr geben. Wenn ich meinen Grimm an dir gestillt habe, dann wird mein Zorneifer von dir ablassen; ich werde ruhen und nicht mehr zürnen. Weil du der Tage deiner Jugend nicht gedacht und mich durch all diese Dinge zum Zorn gereizt hast, darum will ich dir deinen Wandel am eigenen Leibe vergelten", -Spruch des allmächtigen Herrn. - "Hast du nicht gefrevelt vor all deinen Greuelgötzen? Jerusalem schlimmer als Sodom und GomorraSiehe, jeder, der einen Spottvers macht, wird über dich spotten: Wie die Mutter, so die Tochter! Du bist die echte Tochter deiner Mutter, die ihren Mann und ihre Kinder von sich stieß. Du bist die echte Schwester deiner Schwestern, die ihre Männer und Kinder von sich gestoßen. Eure Mutter ist eine Hetiterin und eure Vater ein Amoriter. Deine große Schwester ist Samaria mit ihren Töchtern, die zu deiner Linken wohnt. Deine kleine Schwester jedoch, die zu deiner Rechten wohnt, ist Sodom samt ihren Töchtern.  Du wandeltest nicht auf ihren Wegen und verübtest keine solchen Greuel wie sie; doch nur ein Weilchen, da triebst du es schlimmer als sie in all deinem Tun. So wahr ich lebe!", - Spruch des allmächtigen Herrn - "selbst Sodom, deine Schwester, und ihre Töchter haben nicht solches getan, wie du samt deinen Töchtern verübt hast. Siehe, das war die Schuld Sodoms, deiner Schwester: Stolz, Sattheit und sorglose Ruhe hatten sie und ihre Töchter. Doch Arme und Dürftige nahmen sie nicht bei der Hand, sondern wurden hochmütig und verübten Greuel vor mir. Da raffte ich sie hinweg, als ich das sah. Auch Samaria hat nicht die Hälfte deiner Sünden begangen. Du hast mehr Greuel verübt als jene und hast so deine Schwestern gerecht erscheinen lassen gegenüber all den Greueln, die du verübt hast. Trage also nun auch du deine Schande, die du für deine Schwestern eingetreten bist! Durch deine Sünden, durch die du dich ärger vergangen hast als sie, stehen sie gerechter da als du. So schäme auch du dich und trage deine Schande, weil du deine Schwestern gerechtfertigt hast! Jerusalems WiederaufnahmeIch werde ihr Geschick wenden, das Geschick Sodoms und ihrer Töchter und das Geschick Samarias und ihrer Töchter. Mit ihnen will ich auch dein Geschick wenden,  damit du deine Schande trägst und dich schämst alles dessen, was du verübt hast, um sie zu trösten. Deine Schwester Sodom und ihre Töchter und Samaria und ihre Töchter werden in ihren vormaligen Zustand zurückkehren. Auch du und deine Töchter sollen wieder zu ihrem vormaligen Zustand zurückkehren. War nicht der Name Sodoms, deiner Schwester, als abschreckendes Beispiel in deinem Mund zur Zeit deiner Hoffart, bevor deine Bosheit offenbar wurde, wie es jetzt ist, da du den Töchtern Arams und allen ringsum es her, den Töchtern der Philister, die dich ringsum verachten, zur Schmach bist? Deinen Abfall und deine Greuel mußt du nun selber tragen", - Spruch des allmächtigen Herrn. Jerusalems BeschämungDenn so spricht der allmächtige Herr: "Ich will dir tun, wie du getan hast, da du den Schwur mißachtet und den Bund gebrochen hast. Doch werde ich meines Bundes mit dir in den Tagen deiner Jugend gedenken und mit dir einen ewigen Bund eingehen. Da wirst du voll Scham deines Wandels gedenken, wenn ich dir deine älteren und jüngeren Schwestern nehme und sie dir zu Töchtern gebe, aber nicht auf Grund deiner Bundestreue.  Ja, ich werde meinen Bund mit dir eingehen, und du sollst erkennen, daß ich der Herr bin, damit du dich voll Scham daran erinnerst und vor Scham deinen Mund nicht mehr auftust, wenn ich dir alles vergebe, was du getan hast", - Spruch des allmächtigen Herrn.  DAS SCHICKSAL DES HAUSAES DAVIDAdler und ZederDas Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, gib dem Haus Israel ein Rätsel auf und trage ihm ein Gleichnis vor! Sage: So spricht der allmächtige Herr: 'Ein großer Adler mit großen Flügeln, langen Schwingen, voll bunten Gefieders, kam zum Libanon. Er nahm den Wipfel der Zeder weg,  brach ab den obersten Sproß, brachte ihn in ein Krämerland und setzte ihn in eine Kaufmannsstadt ein.  Dann nahm er vom Samen des Landes, pflanzte ihn in ein Saatfeld, setzte ihn wie eine Weide an reichliches Wasser ein,  damit er wachse und zum wuchernden Weinstock werde von niedrigem Wuchs. Seine Ranken sollten sich zu ihm hinwenden, seine Wurzeln aber unter ihm bleiben. So ward er ein Weinstock, brachte Äste hervor und trieb Zweige. Es war aber noch ein anderer großer Adler mit großen Flügeln und starkem Gefieder, und siehe, dieser Weinstock trieb ihm seine Zweige entgegen und streckte nach ihm seine Wurzeln aus, auf daß er ihn tränke mehr als das Beet, auf das er gepflanzt war.  Und doch war er auf gutem Boden, an reichlichem Wasser gepflanzt, daß er Zweige treibe und Frucht trage, - ein herrlicher Weinstock werde.' Darum sprich: So spricht der allmächtige Herr: 'Kann das glücken? Wird jener Adler nicht seine Wurzeln ausreißen und seine Früchte abschneiden, so daß all seine frischsprossenden Zweige verdorren? Er wird verdorren, und es bedarf nicht eines gewaltigen Armes und zahlreichen Volks, um ihn aus seinen Wurzeln zu heben.  Siehe, er ist gepflanzt, aber wird er gedeihen? Wird er nicht, wenn ihn der Ostwind trifft, verdorren? Auf dem Beet, auf dem er emporgesproßt ist, wird er verdorren.'" Deutung des GleichnissesDann erging das Wort des Herrn an mich: "Sage dem widerspenstigen Geschlecht: 'Wißt ihr nicht, was dies bedeutet?' Sage ihnen: 'Siehe, der König von Babel kam nach Jerusalem, nahm dessen König samt seinen Fürsten gefangen und ließ sie zu sich nach Babel bringen. Er nahm auch einen aus königlichem Geschlecht, schloß einen Bund mit ihm und verpflichtete ihn durch einen Eid. Die Vornehmen des Landes nahm er mit,  damit die Königsmacht geschwächt bleibe und sich nicht erhebe, sondern seinen Bund bewahre und bestehen bleibe. Doch er fiel von ihm ab und sandte Boten nach Ägypten, daß man ihm Pferde und viel Kriegsvolk gebe. Wird es glücken? Wird der heil davon kommen, der solches getan? Wird der Bundesbrüchige heil davon kommen? So wahr ich lebe!' - Spruch des allmächtigen Herrn -: 'Am Wohnsitz des Königs, der ihn zum König gemacht, dessen Eid er mißachtet, dessen Bund er gebrochen, bei ihm soll er sterben mitten in Babel. Der Pharao aber wird ihm im Krieg nicht helfen mit großem Heer und zahlreichem Volk, wenn man den Wall aufwirft und Bollwerke baut, um viele Menschen zu töten. Denn er hat den Eid mißachtet und den Vertrag gebrochen, und obwohl er den Handschlag gegeben hatte, doch dies alles getan. Deshalb wird er nicht davonkommen.'" Darum spricht der allmächtige Herr: "So wahr ich lebe, ich werde den mir geleisteten Eid, den er mißachtet hat, und den mit mir geschlossenen Bund, den er gebrochen hat, ihm am eigenen Leib vergelten. Ich will mein Netz über ihn ausbreiten, und er soll in meiner Schlinge gefangen werden. Nach Babel werde ich ihn führen und ihn dort wegen seines Treubruchs, den er an mir begangen hat, richten. All seine auserlesenen Krieger in all seinen Heerscharen werden durch das Schwert fallen und die Überlebenden in alle Winde zerstreut werden. So werdet ihr erkennen, daß ich, der Herr, es gesagt habe." Gottes eigene PflanzungSo spricht der allmächtige Herr: "Ich werde vom Wipfel der hohen Zeder etwas nehmen und es einsetzen. Von dem obersten Sproß werde ich ein zartes Reis abpflücken und es auf einem hohen, ragenden Berg einpflanzen. Auf die Bergeshöhe Israels werde ich es einpflanzen. Es wird Zweige treiben und Frucht bringen und zu einer herrlichen Zeder werden. Allerlei Vögel werden darunter wohnen; im Schatten seiner Zweige werden sie nisten. Dann werden alle Bäume des Feldes erkennen, daß ich, der Herr, den hohen Baum erniedrigt und den niedrigen Baum erhöht habe, daß ich den grünenden Baum dürr und den dürren Baum grünend gemacht habe. Ich, der Herr, sage und vollführe es." Gottes Heilsangebot für die Verbannten: Die Lösung aus der Schuldverstrickung der VäterDas lästerliche SprichwortEs erging das Wort des Herrn an mich:  "Wie kommt ihr dazu, dieses Spottwort im Land Israel im Mund zu führen: 'Saure Trauben haben die Väter gegessen, und den Kinder wurden die Zähne stumpf?'  So wahr ich lebe!", - Spruch des allmächtigen Herrn - "niemand mehr von euch soll dieses Spottwort in Israel im Munde führen. Seht, alle Seelen gehören mir; die Seele des Vaters wie die Seele des Sohnes, mir gehören sie. Die Seele, die sündigt, die soll sterben. Persönliche VerantwortungWenn ein Mann gerecht ist und Recht und Gerechtigkeit übt, auf den Bergen kein Opferfleisch ißt und seine Augen nicht zu den Götzen des Hauses Israel erhebt, mit der Frau seines Nächsten nicht sündigt und einer Frau gegenüber die Reinheitsgesetze wahrt, niemanden bedrückt, dem Schuldner sein Pfand zurückgibt, keine Erpressung verübt, sein Brot dem Hungrigen gibt und den Nackten kleidet, nicht auf Wucher ausleiht, keinen Zins nimmt, seine Hand vom Unrecht fernhält, zwischen Mann und Mann ehrlich Recht spricht, nach meinen Satzungen wandelt und meine Gebote getreulich hält, der ist gerecht, er soll leben", - Spruch des allmächtigen Herrn. "Wenn jemand einen gewalttätigen Sohn hat, der Blut vergießt und jene Sünden begeht, - wenn er selbst all dieses auch nicht tut -, wenn der (Sohn) also auf den Bergen Opferfleisch ißt, die Frau seines Nächsten entehrt, Elende und Bedürftige bedrückt, Erpressung verübt, das Pfand nicht zurückgibt, seine Augen zu den Götzen erhebt, Greuel verübt, auf Wucher leiht und Zins nimmt, sollte er leben? Nein, er wird nicht leben! Weil er all diesen Greuel verübt, muß er unfehlbar sterben. Er trägt die Schuld an seinem Blut. Wenn er aber einen Sohn hat, der alle Sünden sieht, die sein Vater begeht, und obwohl er sie sieht, doch nichts dergleichen tut, also nicht auf den Bergen Opferfleisch ißt, seine Augen nicht zu den Götzen des Hauses Israel erhebt, sich nicht mit der Frau seines Nächsten vergeht, niemand bedrückt, das Pfand nicht wegnimmt, keine Erpressung verübt, dem Hungrigen sein Brot gibt, den Nackten kleidet, seine Hand vom Frevel fernhält, nicht Wucher und Zins nimmt, meine Satzungen beobachtet und in meinen Geboten wandelt, der soll nicht sterben wegen der Schuld seines Vaters, sondern unfehlbar leben. Sein Vater, der Bedrückung verübt und Erpressung an anderen begangen und, was nicht gut war, inmitten seines Volkes getan hat, wahrlich, der muß wegen seiner Schuld sterben. Ihr fragt: 'Warum trägt der Sohn nicht die Schuld seines Vaters?' Darum, weil der Sohn Recht und Gerechtigkeit geübt, alle meine Satzungen beobachtet und nach ihnen gehandelt hat, wahrlich, deshalb soll er leben. Die Seele, die sündigt, die wird sterben. Der Sohn aber soll nicht die Schuld des Vaters tragen, und der Vater soll nicht die Schuld des Sohnes tragen. Dem Gerechten wird der Lohn der Gerechtigkeit, dem Gottlosen der Lohn der Gottlosigkeit. Die Wende im Leben des einzelnenWenn aber der Gottlose von all seinen Sünden, die er begangen hat, sich bekehrt und all meine Satzungen beobachtet und Recht und Gerechtigkeit übt, wird er sicherlich leben. Er soll nicht sterben! Alle seine Missetaten, die er begangen hat, sollen ihm nicht angerechnet werden. Um seiner Gerechtigkeit willen, die er geübt hat, soll er leben. Sollte ich denn Wohlgefallen haben am Tod des Gottlosen", - Spruch des allmächtigen Herrn - "und nicht vielmehr daran, daß er sich von seinem Wandel bekehre und lebe? Wenn sich aber der Gerechte von seiner Gerechtigkeit abwendet und Frevel verübt nach dem Vorbild all der Greuel, die der Gottlose verübt, sollte er, wenn er solches tut, leben? Nein, all sein gerechtes Tun, das er vollbracht, wird ihm nicht angerechnet werden. Wegen des Treubruchs, den er begangen, und wegen der Sünde, die er getan hat, wird er sterben. Ihr sagt: 'Der Weg des Herrn ist nicht gerecht.' Höre doch, Haus Israel: Mein Weg soll nicht gerecht sein? Sind nicht vielmehr eure Wege nicht gerecht? Wenn sich der Gerechte von seiner Gerechtigkeit abwendet und Frevel verübt und darüber stirbt, stirbt er wegen seines Frevels, den er verübt hat. Wendet sich aber der Gottlose von seiner Gottlosigkeit ab, die er verübt hat, und übt er Recht und Gerechtigkeit, wird er sein Leben erhalten. Wenn er Einsicht annimmt und sich von all seinen Freveltaten, die er verübt hat, abwendet, soll er leben und nicht sterben. Doch das Haus Israel spricht: 'Der Weg des Herrn ist nicht gerecht!' - Meine Wege sollen nicht gerecht sein, Haus Israel? Sind nicht vielmehr eure Wege nicht gerecht? Der Ruf nach Bereitschaft zum Leben aus dem neuen GeistDarum werde ich einen jeden von euch nach seinem Wandel richten, Haus Israel", - Spruch des allmächtigen Herrn. - "Bekehrt euch und wendet euch ab von all euren Sünden, damit sie für euch nicht weiter den Anstoß zur Schuld bilden! Werft von euch alle Sünden, die ihr begangen habt, und schafft euch ein neues Herz und einen neuen Geist! Denn wozu wolltet ihr sterben, Haus Israel? Ich habe ja kein Wohlgefallen am Tod dessen, der sterben soll", - Spruch des allmächtigen Herrn. - "Bekehrt euch und lebt! KLAGELIED ÜBER DIE FÜRSTENDie Löwenmutter und ihre JungenDu aber stimme über die Fürsten Israels ein Klagelied an und sprich: 'Wie war deine Mutter doch eine Löwin unter den Löwen! Inmitten der Löwen lag sie, zog groß ihre Jungen!  Von den Jungen zog sie eins auf - es wurde zum Löwen: Er lernte das Beuterauben, Menschen verschlang er. Die Völker vernahmen von ihm -: in ihrer Grube ward er gefangen. Mit Ringen führte man ihn ins Land der Ägypter. Als sie merkte, daß sie genarrt und ihre Hoffnung zunichte, nahm sie von ihren Jungen ein anderes und erzog es zum Löwen. Es wandelte unter den Löwen und wurde zum Löwen. Er lernte das Beuterauben - Menschen verschlang er Ihre Witwen machte er zahlreich, machte öde ihre Städte. Entsetzt ward das Land und alles in ihm vor seinem lauten Gebrüll. Da stellten sich gegen ihn auf die Völker rings aus den Landen und breiteten über ihn aus ihr Netz -: in ihrer Grube ward er gefangen. Mit Ringen sperrten sie ihn in den Käfig, zum König von Babel führten sie ihn, brachten ihn in eine der Festen, damit man sein Brüllen auf Israels Bergen nicht fernerhin höre. Der WeinstockDeine Mutter war wie ein Weinstock im Weinberg an Wasser gepflanzt. Fruchtreich war sie, voll Ranken vom reichlichen Wasser.  Ihr wurde ein stattlicher Zweig zu Herrscherstäben. Sein Wuchs hob hoch sich über sein Laubwerk hinaus, war stattlich zu schauen ob seiner Höhe, ob der Ranken Fülle. Doch ausgerissen ward er im Zorn, zur Erde geworfen. Der Ostwind dörrte aus seine Frucht. - Ausgerissen wurden seine stattlichen Zweige, sie verdorrten, Feuer fraß sie hinweg. Jetzt ist er verpflanzt in die Wüste, in dürstendes, dürres Land. Feuer fuhr aus von dem Zweig, fraß Ranken und Frucht. Nichts blieb ihm vom mächtigen Zweig, vom Herrscherstab.' - Ein Klagelied ist dies, und zum Klagelied soll es werden."  ISRAELS GESCHICHTE IM URTEIL GOTT: Ein Geschichte menschlicher Widersetzlichkeit und göttlicher Langmut'Ich lasse mich von euch nicht befragen...'Im siebten Jahre, im fünften Monat, am Zehnten des Monats kamen einige von den Ältesten Israels, um den Herrn zu befragen, und setzten sich vor mir nieder.  Da erging das Wort des Herrn an mich: "Menschensohn, sprich zu den Ältesten Israels und sage zu ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'Mich zu befragen seid ihr gekommen? So wahr ich lebe, ich lasse mich von euch nicht befragen', - Spruch des allmächtigen Herrn. Die Greuel der VäterWillst du ihnen das Urteil sprechen, willst du das Urteil sprechen, Menschensohn? Tu ihnen die Greuel ihrer Väter kund! In Ägypten: 'Sie wollten nicht auf mich hören...'Sage ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'Als ich Israel erwählte, erhob ich meine Hand den Nachkommen des Hauses Jakob zum Schwur und gab mich ihnen im Land Ägypten zu erkennen. Ich erhob ihnen die Hand zum Schwur und sprach: Ich bin der Herr, euer Gott! Damals erhob ich meine Hand und schwur, sie aus Ägypten in ein Land zu führen, das ich für sie ausgesucht hatte, das von Milch und Honig überfließt, das herrlichste aller Länder. Ich sagte zu ihnen: Jeder werfe die Götzenscheusale weg, an denen ihr hängt! Verunreinigt euch nicht an den Götzen Ägyptens! Ich bin der Herr, euer Gott. Sie aber zeigten sich gegen mich halsstarrig und wollten nicht auf mich hören. Keiner warf die Götzenscheusale, an denen sie hingen, fort, und sie ließen nicht von den Götzen Ägyptens. Da gedachte ich meinen Grimm über sie auszugießen, meinen Zorn an ihnen auszulassen im Land Ägypten. Aber um meines Namens willen handelte ich so, daß er nicht entweiht würde in den Augen der Völker, in deren Mitte sie lebten, vor deren Augen ich mich ihnen kundgetan hatte, um sie aus dem Land Ägypten wegzuführen. In der Wüste: 'Sie verachteten meine Gebote...'So führte ich sie aus dem Land Ägypten weg und brachte sie in die Wüste. Ich gab ihnen meine Satzungen und lehrte sie meine Gesetze, durch deren Befolgung der Mensch lebt. Auch meine Sabbate gab ich ihnen, damit sie ein Zeichen seien zwischen mir und ihnen, damit man erkenne, daß ich der Herr bin, der sie heiligt. Doch auch in der Wüste war das Haus Israel widerspenstig gegen mich. Sie wandelten nicht nach meinen Satzungen und verachteten meine Gebote, durch deren Befolgung der Mensch lebt. Sie hielten meine Sabbate durchaus nicht heilig. Da gedachte ich meinen Grimm in der Wüste über sie auszugießen, um sie auszurotten. Doch tat ich es nicht um meines Namens willen, damit er nicht in den Augen der Völker entweiht würde, vor deren Augen ich sie weggeführt hatte. Ich erhob meine Hand in der Wüste und schwur ihnen, sie nicht in das Land zu führen, das ich ihnen bestimmt hatte, das von Milch und Honig überfließt, das herrlichste aller Länder, weil sie meine Gebote mißachtet hatten, nicht nach meinen Satzungen gewandelt waren und meine Sabbate nicht heilig gehalten hatten; denn ihr Herz hing ihren Götzen an. Dennoch blickte mein Auge mitleidsvoll auf sie, so daß ich sie nicht vernichtete und sie in der Wüste nicht ausrottete. Zu ihren Söhnen sprach ich in der Wüste: Wandelt nicht nach den Gewohnheiten eurer Väter, beobachtet nicht ihre Bräuche und verunreinigt euch nicht an ihren Götzen! Ich bin der Herr, euer Gott. Nach meinen Satzungen wandelt, meine Gebote beobachtet sorgfältig! Haltet meine Sabbate heilig, damit sie ein Zeichen seien zwischen mir und euch, auf daß man erkenne, daß ich, der Herr, euer Gott bin! Indes auch die Söhne waren widerspenstig gegen mich. Sie wandelten nicht nach meinen Satzungen und beobachteten nicht sorgfältig meine Gebote, durch deren Beobachtung der Mensch lebt, und hielten meine Sabbate nicht heilig. Da gedachte ich, meinen Grimm über sie auszugießen und meinen Zorn in der Wüste an ihnen auszulassen. Aber ich zog meine Hand wieder zurück und handelte um meines Namens willen, damit er nicht vor den Augen der Völker entweiht würde, vor deren Augen ich sie weggeführt hatte. Doch erhob ich in der Wüste meine Hand ihnen zum Schwur, sie unter die Völker zu zerstreuen und in die Länder zu versprengen, weil sie meine Gebote nicht hielten und meine Satzungen mißachteten, meine Sabbate entweihten und ihre Augen an die Götzen ihrer Väter hängten. So gab ich ihnen Satzungen, die nicht zum Guten waren, und Gebote, durch die sie nicht leben sollten.  Ich ließ sie durch ihre Opfergaben unrein werden, dadurch, daß sie jede Erstgeburt durchs Feuer gehen ließen, um ihnen so Entsetzen einzuflößen, damit sie erkennen sollten, daß ich der Herr bin.' Darum, Menschensohn, sprich zum Haus Israel und sage ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'Auch dadurch haben mich eure Väter gelästert und Treubruch an mir begangen: In Kanaan: 'Sie opferten auf den Höhen...'Ich führte sie in das Land, das ich ihnen zu geben eidlich versprochen hatte. Doch sie schlachteten, wo immer sie einen hohen Hügel oder einen dichtbelaubten Baum erblickten, ihre Opfer, brachten dort ihre widerlichen Opfergaben dar, stellten dort ihre lieblich duftenden Opfer auf und gossen ihre Trankopfer aus. Ich sprach zu ihnen: Was soll die Höhe, wohin ihr geht? - Ihr Name 'Höhe' ist geblieben bis auf den heutigen Tag.' In der Verbannung: 'Ihr verunreinigt euch auf den Wegen der Väter...'Darum sprich zum Haus Israel: So spricht der allmächtige Herr. 'Ihr verunreinigt euch auf dem Weg eurer Väter und lauft ihren Götzenscheusalen nach. Indem ihr eure Gaben darbringt, indem ihr eure Kinder durchs Feuer gehen laßt, verunreinigt ihr euch durch all eure Götzen bis auf den heutigen Tag. Und da sollte ich mich befragen lassen, Haus Israel? So wahr ich lebe!', - Spruch des allmächtigen Herrn - 'ich werde mich von euch nicht befragen lassen. 'In die Wüste der Väter will ich euch bringen...'Was ihr vorhabt, wird sicherlich nicht geschehen, wenn ihr sagt: Wir wollen sein wie die Heiden, wie die Völker der Länder, indem wir anbeten Holz und Stein! So wahr ich lebe!', - Spruch des allmächtigen Herrn - 'mit starker Hand, mit ausgestrecktem Arm und ausgegossenem Grimm will ich mich als König über euch erweisen! Ich will euch aus den Völkern führen und euch aus den Ländern, wohin ihr zerstreut wurdet, mit starker Hand, mit ausgestrecktem Arm und ausgegossenem Grimm sammeln. In die Wüste der Völker will ich euch bringen und dort mit euch ins Gericht gehen von Angesicht zu Angesicht.  Wie ich mit euren Vätern in der Wüste Ägyptens ins Gericht gegangen bin, so will ich mit euch ins Gericht gehen', - Spruch des allmächtigen Herrn. 'Unter meinem Stab will ich euch hindurchgehen lassen und euch unter das Joch des Bundes zwingen.  Ich werde aus euch ausscheiden, die sich gegen mich empört haben und abgefallen sind. Aus dem Land, wo sie als Fremdlinge wohnten, werde ich sie wegführen, aber ins Land Israel sollen sie nicht gelangen, damit ihr erkennt, daß ich der Herr bin. 'Auf meinem heiligen Berg werdet ihr mir dienen...'Ihr aber, Haus Israel', - so spricht der allmächtige Herr - 'geht nur hin und dient ein jeder seinem Götzen! Doch hernach werdet ihr sicher auf mich hören, meinen heiligen Namen nicht mehr durch eure Opfergaben und Götzen entheiligen.  Auf meinem heiligen Berg, auf Israels Bergeshöhe', - Spruch des allmächtigen Herrn - 'werdet ihr mir dienen, dort im Land, das ganze Haus Israel. Dort werde ich euch gnädig annehmen und dort eure Hebeopfer und eure Erstlingsgaben einfordern mit allem, was ihr mir an heiligen Gaben darbringt. Bei lieblichem Opferduft will ich euch gnädig annehmen, wenn ich euch aus den Völkern wegführe und euch aus den Ländern sammle, in die ihr zerstreut wurdet. So werde ich mich an euch vor den Augen der Völker als heilig erweisen. Ihr werdet erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich euch in das Land Israel bringe, in das Land, das ich euren Vätern zu geben eidlich versprochen habe. Dort werdet ihr eurer Wege und all eurer Taten gedenken, durch die ihr euch befleckt habt. Ihr werdet vor euch selber Abscheu empfinden wegen all der Missetaten, die ihr begangen habt. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich so mit euch verfahre -: um meines Namens willen, nicht nach euren bösen Wegen und euren bösen Taten, Haus Israel!'", - Spruch des allmächtigen Herrn. SCHULD UND STRAFE JERUSALEMS UND SEINER NACHBARNDer WaldbrandDas Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, richte dein Angesicht nach Süden, predige gegen Mittag! Weissage wider den Wald, der im Südland ist, und sprich zu dem Wald im Südland:  Höre das Wort des Herrn: So spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich will in dir ein Feuer anzünden; es soll in dir jeden grünenden Baum und jeden dürren Baum verzehren. Die lodernde Flamme soll nicht erlöschen, und alle Gesichter vom Südland bis zum Norden sollen versengt werden. Alles Fleisch wird sehen, daß ich, der Herr, sie entfacht habe. Sie wird nicht erlöschen.'" Da sagte ich: "Ach, allmächtiger Herr, sie werden von mir sagen: 'Redet der nicht immer in Rätseln?'" Das Schwert des HerrnDa erging an mich das Wort des Herrn: "Menschensohn, richte dein Angesicht gegen Jerusalem! Predige gegen sein Heiligtum! Weissage gegen das Land Israel! Sage dem Land Israel: So spricht der Herr: 'Siehe, ich werde gegen dich vorgehen. Ich werde mein Schwert aus seiner Scheide ziehen und Gerechte und Gottlose aus dir ausrotten. Weil ich Gerechte und Gottlose aus dir ausrotten will, darum wird mein Schwert aus seiner Scheide fahren gegen alles Fleisch vom Süden bis zum Norden. Alles Fleisch soll erkennen, daß ich, der Herr, mein Schwert aus seiner Scheide gezogen habe: Es wird nicht mehr dahin zurückkehren.' Du aber, Menschensohn, seufze mit wankenden Hüften! In Bitternis seufze vor ihren Augen! Wenn sie dich fragen: 'Warum seufzest du?', sprich: 'Wegen einer Schreckenskunde, bei deren Eintreffen alle Herzen verzagen, alle Hände schlaff werden, aller Mut entschwindet, alle Knie schwach werden. Siehe, so kommt es, so erfüllt es sich'", - Spruch des allmächtigen Herrn. Das SchwertliedEs erging das Wort des Herrn an mich: "Menschensohn, weissage und sprich: So spricht der Herr: Sage: 'Ein Schwert, ein Schwert ist geschärft und poliert: Um ein Schlachten zu schaffen, ist es geschärft, um Blitze zu schleudern, ist es poliert. Es zersplittert das Zepter der Söhne derer, die jede Rute verachtet. Zum Polieren gab man es, auf daß eine Hand es ergreife. Geschärft ist das Schwert und poliert, es zu legen in des Henkers Hand. Schreie und heule, Menschensohn! Es kommt ja über mein Volk, über Israels Fürsten allesamt. Dem Schwert sind sie verfallen samt meinem Volk. Darum schlage auf deine Hüfte!  Denn die Prüfung kommt, und das verworfene Zepter wird nicht mehr sein,' - Spruch des allmächtigen Herrn.  'Du aber weissage, Menschensohn, und schlage die Hände zusammen! Verdoppelt werde das Schwert, ja verdreifacht, das Schwert zum Morden, das Schwert des großen Mordens, das sie umkreist, damit die Herzen verzagen und der Gefallenen viele seien an all ihren Toren! O Schwert! O Schwert! Zum Blitzen ist es gefertigt, zum Schlachten geschärft. Fahre drein nach rechts, wende dich nach links, wohin gelenkt wird deine Schneide! Auch ich will die Hände zusammenschlagen und auslassen meinen Zorn. Ich, der Herr, habe gesprochen!'" Nebukadnezzar am ScheidewegDas Wort des Herrn erging an mich: "Du aber, Menschensohn, zeichne dir zwei Wege, auf denen das Schwert des Königs von Babel kommen soll. Beide sollen von einem Land ausgehen. Stelle ein Wegmal an den Anfang des Weges zur Stadt. Mache einen Weg so, daß das Schwert entweder nach Rabba-Ammon oder nach Juda in das befestigte Jerusalem kommen kann.  Denn der König von Babel steht am Scheideweg, am Anfang der beiden Wege, um das Orakel einzuholen. Er schüttelt die Pfeile, befragt den Terafim, beschaut die Leber.  In seiner Rechten fällt das Los, das auf Jerusalem fällt: Er solle Sturmböcke aufstellen, das Kriegsgeschrei erheben, den Schlachtruf erschallen lassen, Sturmböcke gegen die Tore aufstellen, einen Wall aufschütten, Belagerungstürme bauen. Ihnen aber schien es ein Trugorakel zu sein; ihnen waren ja die heiligsten Eide geschworen. - Doch er bringt ihre Schuld in Erinnerung und führt sie gefangen hinweg.  Züchtigung durch NebukadnezzarDarum spricht der allmächtige Herr: 'Weil ihr eure Schuld in Erinnerung gebracht habt, so daß eure Übertretungen offenkundig wurden und eure Sünden in all eurem Tun zutage traten, weil ihr euch in Erinnerung gebracht habt, sollt ihr von seiner Hand gefangen werden. Du aber, ehrloser, gottloser Fürst Israels, dessen Tag gekommen ist zur Zeit, da mit der Sünde ein Ende gemacht wird:  So spricht der allmächtige Herr: Hinweg mit dem Kopfbund! Herunter mit der Krone! Nichts soll bleiben, wie es war. Das Niedrige soll erhöht, das Hohe erniedrigt werden! Zunichte, zunichte, zunichte mache ich sie! Sie wird nicht mehr bestehen, bis der kommt, der ein Recht auf sie hat: ihm will ich sie geben.' Das Schwert gegen die AmmoniterDa aber, Menschensohn, weissage und sprich: So spricht der allmächtige Herr über die Ammoniter und über ihr Höhnen: Sage: 'Ein Schwert, ein Schwert ist gezückt zum Schlachten, ist poliert zum Blitzen, auf daß es blinke  um es - während du trügerischen Visionen anhängst und man Lügen dir weissagt - den Entweihten, den Frevlern an den Nacken zu setzen, deren Tag gekommen, da mit der Sünde ein Ende gemacht wird. Kehre in deine Städte zurück, an den Ort, an dem du geschaffen warst! Im Land deiner Herkunft will ich dich richten. Ich will über dich meinen Groll ausgießen, das Feuer meines Grimms gegen dich entfachen, in die Gewalt grausamer Menschen dich geben, die dein Verderben schmieden.  Dem Feuer wirst du zur Speise dienen. Dein Blut soll fließen zur Erde! Man wird deiner nicht mehr gedenken. Denn ich, der Herr, habe gesprochen.'" Erneute Anklage gegen JerusalemDas Wort des Herrn erging an mich: "Du Menschensohn, willst du das Urteil sprechen, willst du das Urteil sprechen der Stadt voll Blutschuld? Tu ihr all ihre Greuel kund und sprich: So spricht der allmächtige Herr: 'O Stadt, die in ihrer Mitte Blut vergoß, damit ihre Zeit herannahe, und die sich Götzen anfertigte und sich damit verunreinigte! Durch das Blut, das du vergossen hast, hast du dich mit Schuld beladen, und durch die Götzen, die du machtest, hast du dich verunreinigt. Du hast deine Tage nahe gebracht und kamst in deine Jahre. Darum will ich dich zum Schimpf für die Völker, zum Spott aller Länder machen. Die dir nah und die dir fern sind, werden dich verspotten, dich, deren Ruf befleckt ist, die reich ist an Verwirrung. Siehe, die Fürsten Israels setzen jeder ihre Stärke darein, Blut in dir zu vergießen. Gering achtet man bei dir Vater und Mutter. Den Fremden unterdrückt man in deiner Mitte. Witwen und Waisen mißhandelt man bei dir. Was mir heilig ist, verachtest du, und meine Sabbate entweihst du. Menschen, die verleumden, um Blut zu vergießen, sind in dir. Opferfleisch ißt man bei dir auf den Bergen, verübt Schandtaten in deiner Mitte. Des Vaters Blöße enthüllt man bei dir, nötigt bei dir Frauen in ihrer Zeit. Der eine treibt Böses mit der Frau des anderen, der andere vergeht sich mit seiner Schwiegertochter, der dritte nötigt in dir seine eigene Schwester, die Tochter seines Vaters. Geschenke nimmt man an in dir, um Blut zu vergießen. Du nimmst Zins und Wuchergeld, übst Erpressung bei anderen und vergißt mich', - Spruch des allmächtigen Herrn. 'Doch siehe, ich schlage meine Hände zusammen über den Raub, den du gemacht hast, und über die Bluttaten, die in deiner Mitte geschehen.  Wird dein Herz standhalten, werden deine Hände stark bleiben an den Tagen, an denen ich über dich kommen werde? Ich, der Herr, habe es gesagt und werde es ausführen. Ich will dich unter die Völker zerstreuen und dich in die Länder versprengen und deine Unreinheit von dir wegnehmen. In deinem eigenen Land vor den Augen der Völker wirst du entehrt werden, damit du erkennst, daß ich der Herr bin.'" Jerusalem, der Schmelzofen des göttlichen ZornesDas Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, das Haus Israel ist für mich insgesamt zu Schlacken von Erz, Zinn, Eisen und Blei und zu Silberschlacken geworden." Darum spricht der allmächtige Herr: "Weil ihr alle zu Schlacken geworden seid, will ich euch mitten in Jerusalem zusammentun.  Wie man Silber, Erz, Eisen, Blei und Zinn im Schmelzofen zusammentut und Feuer darunter anfacht, damit es zum Schmelzen gebracht wird, so werde ich euch in meinem Zorn und meinem Grimm zusammentun und euch hineinlegen und zum Schmelzen bringen. Ja, ich will euch sammeln und das Feuer meines Grimmes wider euch anfachen, daß ihr darin zerschmelzt. Wie Silber im Schmelzofen schmilzt, werdet ihr darin geschmolzen werden, damit ihr erkennt, daß ich, der Herr, meinen Grimm über euch ausgegossen habe." Die Verderbtheit der höheren SchichtenDas Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, sprich zu ihm: 'Du bist ein Land, das nicht gereinigt und nicht mit Regen begossen wird am Tag des Grolls, dessen Fürsten in ihm brüllenden Löwen gleichen, die Beute rauben. Sie fressen die Menschen, rauben Hab und Gut, machen in seiner Mitte zahlreich die Witwen. Seine Priester vergewaltigen mein Gesetz und entweihen, was mir heilig ist. Zwischen Heilig und Gemein unterscheiden sie nicht; den Unterschied zwischen Unrein und Rein lehren sie nicht. Vor meinen Sabbaten verschließen sie die Augen. In ihrer Mitte werde ich entheiligt! Seine Fürsten in seiner Mitte sind wie beutegierige Wölfe, die Blut vergießen und Seelen verderben, um Gewinn zu erraffen. Seine Propheten übertünchen ihnen alles, erschauen Trug, weissagen ihnen Lüge und sprechen: "So spricht der allmächtige Herr...", obwohl der Herr nicht geredet hat. Das Volk im Land begeht Gewalttat und verübt Raub. Es bedrückt den Armen und Elenden und vergewaltigt den Fremden gegen alles Recht. Ich suchte unter ihnen nach einem, der eine Mauer zöge und vor mir für das Land in die Bresche träte, damit ich es nicht vernichte; aber ich fand keinen.  So muß ich denn meinen Groll über sie ausgießen und im Feuer meines Grimmes sie vernichten. Vergelten will ich ihnen nun am eigenen Leib ihren Wandel'", - Spruch des allmächtigen Herrn. DIE BOSHEIT VON JUDA UND ISRAELDie zei bösen SchwesternDas Wort des Herrn erging an mich:  "Menschensohn, es waren einmal zwei Frauen, Töchter der gleichen Mutter. Diese trieben Böses in Ägypten; in ihrer Jugend trieben sie Unzucht. Dort betastete man ihre Brüste, berührte dort ihre jugendliche Brust. Ohola hieß die ältere, Oholiba hieß ihre Schwester. Sie wurden mein und gebaren Söhne und Töchter. - Der Name Ohola steht für Samaria, Oholiba für Jerusalem.  Oholas FrevelOhola tat Böses, obwohl sie mir angehörte, und war verliebt in ihre Liebhaber, die Assyrer, die sich ihr nahten, gekleidet in Purpur, Statthalter und Oberste, lauter schmucke Jünglinge, Reiter hoch zu Roß. Ihnen gab sie sich hin in ihrer Unzucht, all den auserlesenen Assyrern, und sie befleckte sich durch all die Götzen all derer, in die sie verliebt war. Doch ihre Unzucht mit den Ägyptern gab sie nicht auf, denn die hatten mit ihr in ihrer Jugend Böses getrieben, ihre junge Brust berührt und sich mit ihr abgegeben. Darum gab ich sie in die Gewalt ihrer Liebhaber, in die Gewalt der Assyrer, in die sie verliebt war. Die brachten sie in Schande, nahmen ihre Söhne und Töchter weg und töteten sie selbst mit dem Schwert. Sie wurde den Frauen zum abschreckenden Beispiel, als man so an ihr das Gericht vollzog. Oholibas BosheitIhre Schwester Oholiba sah es und trieb noch ärgere Unzucht als jene und war noch schlimmer in ihrer Bosheit als ihre unzüchtige Schwester. Sie war verliebt in die Assyrer, die sich ihr nahten, die Statthalter und Obersten, gekleidet in Purpur, Reiter hoch zu Roß, lauter schmucke Jünglinge. Ich sah, daß auch sie sich befleckte; sie gingen beide den gleichen Weg. Sie trieb ihre Unzucht noch ärger. Sie sah Männer an die Wand gemalt, Bilder von Chaldäern, mit roter Farbe gemalt. Um die Hüften trugen sie einen Gürtel. Ihr Haupt war mit wallendem Turban bedeckt. Alle sahen aus wie Fürsten. Es war ein Bild der Söhne Babels. Chaldäa war ihr Heimatland. Da verliebte sie sich in sie, als sie sie sah, und sandte Boten zu ihnen nach Chaldäa. Und die Söhne Babels kamen zu ihr zum Liebeslager und befleckten sie mir ihrer Unzucht, und sie befleckte sich durch sie. Dann wurde sie ihrer überdrüssig. Doch ihre Unzucht wurde aufgedeckt, ihre Schande offenbar. Da wurde ich ihrer überdrüssig, wie ich ihrer Schwester überdrüssig geworden war. Doch sie trieb es mit ihrer Unzucht immer schlimmer, indem sie der Tage ihrer Jugendzeit gedachte, als sie in Ägypten Unzucht getrieben hatte. Sie verliebte sich in ihre Liebhaber, die gierigen Eseln und Hengsten gleichen. Ja, du sehntest dich nach der Unzucht deiner Jugend, als die Ägypter deine Brüste berühren und deine jugendliche Brust betasten durften." Das Strafgericht über JudaDarum, Oholiba, spricht der allmächtige Herr: "Siehe, ich reize deine Liebhaber gegen dich auf, deren du überdrüssig geworden bist. Ich will sie gegen dich von allen Seiten herbeiführen. Die Söhne Babels und alle Chaldäer, Pekod, Schoa und Koa, alle Söhne Assurs mit ihnen, schmucke Jünglinge, Statthalter und Oberste allesamt. Krieger und Hochgestellte, alle hoch zu Roß.  Sie sollen über dich kommen mit einer Menge von Pferden und Wagen und mit Scharen von Völkern. Mit Schild und Helm umstellen sie dich. Ihnen werde ich das Gericht übergeben, und sie werden dich nach ihren Satzungen richten. Ja, ich werde dich meinen Eifer fühlen lassen; sie werden im Grimm mit dir verfahren. Nase und Ohren werden sie dir abschneiden, und was von dir noch übrigbleibt, wird durch das Schwert fallen. Deine Söhne und Töchter werden sie mitfortführen, und was von dir noch übrigbleibt, wird vom Feuer verzehrt werden. Sie werden dir deine Kleider ausziehen und deine herrlichen Schmucksachen abnehmen. So will ich deinem schändlichen Treiben und deiner Unzucht ein Ende bereiten, daß du deine Blicke nicht mehr zu ihnen erhebst und nie mehr an Ägypten denkst." Denn so spricht der allmächtige Herr: "Siehe, ich gebe dich in die Hand derer, die du haßt, in die Hand derer, die dir zuwider sind. Sie werden im Haß gegen dich vorgehen und dir alles, was du dir erworben hast, abnehmen und dich nackt und bloß liegen lassen. Deine unzüchtige Blöße wird enthüllt werden, deine Unzucht und deine Hurerei. Dies wird man dir tun, weil du in deiner Unzucht, den Völkern nachgelaufen bist und dich mit ihren Götzen befleckt hast. Du bist auf dem Weg deiner Schwester gegangen; so gebe ich dir ihren Becher in die Hand."  So spricht der allmächtige Herr: "Den Becher deiner Schwester sollst du trinken, den tiefen, weiten - zum Gelächter und Gespött soll sie werden! -, er faßt gar viel. Von Trunkenheit und Kummer sollst du voll werden. Ein Becher des Entsetzens und des Schauderns ist der Becher deiner Schwester Samaria. Du wirst ihn trinken und ausschlürfen und seine Scherben zerbeißen und deine Brust daran zerreißen; denn ich habe es gesagt", - Spruch des allmächtigen Herrn. Darum spricht der allmächtige Herr: "Weil du mich vergessen und mich hinter deinen Rücken geworfen hast, trage nun auch deine Sünde und deine Unzucht!" Neue Beschreibung der SchuldDer Herr sprach zu mir: "Menschensohn, willst du Ohola und Oholiba nicht das Urteil sprechen? So halte ihnen ihre Greuel vor, daß sie die Ehe gebrochen und ihre Hände mit Blut befleckt haben, daß sie mit ihren Götzen Ehebruch trieben und ihre Kinder, die sie mir geboren hatten, durchs Feuer gehen ließen, jenen zum Fraß.  Auch das haben sie mir angetan: Sie haben an jenem Tag mein Heiligtum befleckt und meine Sabbate entweiht. Wenn sie ihre Kinder den Götzen geschlachtet hatten, kamen sie noch am gleichen Tag in mein Heiligtum und entweihten es. Siehe, so trieben sie es in meinem Haus! Ja, sie ließen sogar Männer holen, die von fernher kamen. Ein Bote wurde zu ihnen gesandt. Siehe, als sie kamen, da hast du dich ihretwegen gebadet, dir die Augen geschminkt und deinen Schmuck angelegt. Du setztest dich auf ein prächtiges Ruhebett. Ein Tisch war vor dir hergerichtet. Darauf stelltest du meinen Weihrauch und mein Öl. Lautes Lärmen hörte man ob der Menge der Männer, die von der Wüste hergekommen waren. Die legten den beiden Schwestern Spangen an die Arme und setzten eine prächtige Krone auf ihr Haupt. Da sagte ich: 'Treiben sie nicht in solcher Weise Ehebruch?' Wie eine Dirne es tut, treiben sie nun Unzucht. Man geht zu ihnen, wie man zu einer Dirne geht. So geht man zu Ohola und zu Oholiba, den unzüchtigen Frauen. Gerechte BestrafungAber gerechte Männer werden ihnen das Urteil sprechen nach dem Recht der Ehebrecherinnen und Mörderinnen, weil sie Ehebrecherinnen sind und Blut an ihren Händen klebt." Denn so spricht der allmächtige Herr: "Man berufe gegen sie die Volksgemeinde und gebe sie der Mißhandlung und Plünderung preis! Die Volksgemeinde steinige sie und zerhaue sie mit ihren Schwertern! Ihre Söhne und Töchter soll man niedermetzeln und ihre Häuser im Feuer verbrennen! So will ich der Unzucht im Land ein Ende machen, damit alle Frauen sich warnen lassen und nicht dieselbe Unzucht treiben wir ihr. Man wird euch eure Unzucht büßen lassen und die Sünden mit euren Götzen euch vergelten, damit ihr erkennt, daß ich der allmächtige Herr bin." Jerusalem, der rostige TopfDas Wort des Herrn erging an mich im neunten Jahr, im zehnten Monat, am Zehnten des Monats:  "Menschensohn, schreibe dir das Datum dieses Tages genau auf! An ebendiesem Tag wirft sich der König von Babel auf Jerusalem.  Trage dem widerspenstigen Geschlecht folgendes Gleichnis vor: So spricht der allmächtige Herr: 'Setze einen Topf auf! Erst setze ihn auf, dann gieße Wasser hinein!  Tue die Fleischstücke hinein, lauter gute Stücke, Lende und Schulter! Fülle ihn an mit auserlesenen Knochen! Nimm das Beste vom Kleinvieh und schichte Holzscheite darunter auf! Laß seine Fleischstücke sieden und die Knochen darin zerkochen!' Darum spricht der allmächtige Herr: 'Wehe der Stadt der Blutschuld, dem Topf, an dem der Rost sitzt und von dem der Rost nicht abgeht! Stück für Stück hole aus ihm heraus, ohne das Los darüber zu werfen!  Denn das Blut, das sie vergossen, ist in ihrer Mitte. Auf den nackten Felsen tat sie es. Nicht auf den Boden vergoß sie es, daß man es mit Erde bedecken könnte.  Um den Zorn aufsteigen zu lassen, um Rache üben zu können, lasse ich ihr Blut auf den nackten Felsen fließen, damit es nicht bedeckt werde.' Darum spricht der allmächtige Herr: 'Wehe der Stadt der Blutschuld! Auch ich will einen großen Holzstoß aufschichten.  Schaffe viel Holz herbei, zünde das Feuer an, laß das Fleisch zerkochen, nimm die Brühe heraus und laß die Knochen verbrennen! Dann stelle ihn leer auf die Glut, damit er heiß werde und sein Erz glühe und die Unreinheit in ihm schmelze und der Rost verzehrt werde. Doch umsonst die Mühe: der viele Rost geht nicht von ihm ab; auch im Feuer bleibt sein Rost. Weil ich dich von deiner abscheulichen Unreinheit reinigen wollte, du aber von deiner Unreinheit nicht rein wurdest, sollst du auch ferner nicht rein werden, bis ich meinen Grimm an dir ausgelassen habe. Ich, der Herr, habe es gesagt. Es wird eintreffen, und ich werde es ausführen. Ich werde es nicht hingehen lassen, werde keine Schonung üben und es mich nicht gereuen lassen. Nach deinen Wegen und deinen Taten wird man dich richten', - Spruch des allmächtigen Herrn. Das Vorzeichen: Der Tod der GattinDas Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, siehe, ich will dir durch einen plötzlichen Tod die Freude deiner Augen nehmen. Aber du sollst dann nicht trauern und weinen. Keine Tränen dürfen dir kommen.  Seufze leise, aber veranstalte keine Totenklage! Binde dir den Kopfbund um. Lege dir die Schuhe an die Füße, verhülle nicht deinen Bart und iß kein Trauerbrot!" Am Morgen redete ich noch zum Volk, aber am Abend starb meine Frau, und ich tat am folgenden Morgen, wie mir befohlen ward. Da fragten mich die Leute: "Willst du uns nicht erklären, was das für uns bedeutet, daß du dich so verhältst?" Ich antwortete ihnen: "Das Wort des Herrn ist an mich ergangen und lautet: Sage dem Haus Israel: So spricht der allmächtige Herr: 'Seht, die Lust eurer Augen, die Sehnsucht eures Herzens, eure Söhne und Töchter, die ihr zurückgelassen habt, werden durch das Schwert fallen.  Dann werdet ihr tun, wie ich getan habe: Ihr werdet den Bart nicht verhüllen und kein Trauerbrot essen. Euren Kopfbund werdet ihr auf dem Haupt, eure Schuhe an den Füßen lassen. Ihr werdet nicht klagen und weinen. Aber ihr werdet in euren Sünden vergehen und einer den anderen anstöhnen. So wird euch Ezechiel zum Zeichen sein. Alles, was er getan, werdet auch ihr tun, wenn es eintrifft, und ihr werdet erkennen, daß ich der allmächtige Herr bin.'"  Das Verstummen Ezechiels bis zur Ankunft der Flüchtlinge"Du aber, Menschensohn, höre: An dem Tag, da ich ihnen ihr Bollwerk nehme, ihre stolze Freude, die Lust ihrer Augen und die Sehnsucht ihres Herzens, ihre Söhne und Töchter, an jenem Tag wird ein Flüchtling zu dir kommen, es dir zu verkünden. An jenem Tag, sobald der Flüchtling eintrifft, wird sich dein Mund öffnen. Du wirst reden und nicht mehr schweigen und wirst ihnen zum Zeichen sein. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin." Drohsprüche gegen Ammon, Moab, Edom und die Philister Gegen AmmonDas Wort des Herrn erging an mich:  "Menschensohn, richte dein Angesicht gegen die Ammoniter und weissage gegen sie!  Sage zu den Ammonitern: Hört das Wort des allmächtigen Herrn. So spricht der allmächtige Herr: 'Weil du Ha! Ha! gerufen hast, über mein Heiligtum: Es ist entweiht!, über das Land Israel: Es ist verwüstet!, und über das Haus Juda: Sie gehen in die Verbannung!, siehe, ich will dich den Söhnen des Ostens zum Besitz geben. Sie werden in dir ihre Zeltlager aufschlagen und in dir ihre Zeltwohnungen aufrichten. Sie werden deine Früchte essen und deine Milch trinken.  Ich werde Rabba zur Weide für Kamele und das Land Ammon zum Lagerplatz für Schafe machen. So werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin.' Denn so spricht der allmächtige Herr: 'Weil du in die Hände klatschtest und mit den Füßen stampftest und dich voll Schadenfreude herzlich über das Land Israel freutest, siehe, deshalb strecke ich meine Hand gegen dich aus und gebe dich den Völkern zur Beute hin. Ich will dich aus den Völkern ausrotten und dich aus den Ländern vertilgen und dich vernichten. Dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin.' Gegen MoabSo spricht der allmächtige Herr: 'Weil Moab und Seïr sagen: Siehe, dem Haus Juda ergeht es wie allen Völkern!,  siehe, darum will ich Moabs Berglehne offenlegen, so daß es seiner Städte verlustig geht, aller seiner Städte bis zur letzten Zierde des Landes, Bet-Jeschimot, Baal-Meon und Kirjatajim.  Den Söhnen des Ostens will ich es zusammen mit den Ammonitern zum Besitz geben, damit seiner und der Ammoniter unter den Völkern nicht mehr gedacht werde. An Moab werde ich das Gericht vollziehen, und sie werden erkennen, daß ich der Herr bin.' Gegen EdomSo spricht der allmächtige Herr: 'Weil Edom am Haus Juda rachsüchtig gehandelt und sich durch seine Rache schwer versündigt hat,  darum spricht der allmächtige Herr: Ich werde meine Hand gegen Edom ausstrecken, Vieh und Mensch daraus vertilgen und es zur Wüste machen. Von Teman bis nach Dedan sollen sie durch das Schwert fallen. Ich werde meine Rache an Edom der Hand meines Volkes Israel überlassen. Dieses wird nach meinem Zorn und Grimm mit Edom verfahren. Sie werden meine Rache kennen lernen', - Spruch des allmächtigen Herrn. Gegen die PhilisterSo spricht der allmächtige Herr: 'Weil die Philister rachsüchtig gehandelt und voll Schadenfreude im Herzen sich bitter gerächt haben und aus uralter Feinschaft auf Vernichtung bedacht waren, darum spricht der allmächtige Herr: Siehe, ich werde meine Hand gegen die Philister ausstrecken und die Kereter vernichten und den Rest an der Meeresküste vertilgen.  Ich werde an ihnen durch Züchtigung im Eifer des Zornes grimmige Rache nehmen. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich meine Rache an ihnen vollziehe.'" DROHSPRÜCHE GEGEN TYRUS UND SIDONSchuld und Strafe von TyrusIm elften Jahr, im zwölften Monat, am ersten Tag des Monats erging das Wort des Herrn an mich:  "Menschensohn, weil Tyrus über Jerusalem ausruft: "Ha! Der Völker Tor ist zerbrochen! Mir hat es sich aufgetan. Ich werde in Fülle besitzen. Es ist ja zur Öde geworden',  darum spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, Tyrus, ich schreite gegen dich ein, führe gegen dich zahlreiche Völker, wie das Meer seine Wogen heranwälzt. Sie werden die Mauern von Tyrus zerstören. Seine Türme werden sie niederreißen. Ich werde das Erdreich wegfegen von ihm und es zum kahlen Felsen machen. Ein Trockenplatz für die Netze wird es sein inmitten des Meeres. Denn ich habe es gesagt', - Spruch des allmächtigen Herrn. - 'Den Völkern wird zum Raub es werden.  Seine Tochterstädte, die auf dem Festland sind, werden vernichtet durch das Schwert und erkennen, daß ich der Herr bin.' Zerstörung der StadtDenn so spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich lasse über Tyrus von Norden her Nebukadnezzar kommen, den König von Babel, den König der Könige, mit Pferden und Wagen und Reitern und mit einer großen Menge von Völkern. Deine Tochterstädte auf dem Festland wird er mit dem Schwert vernichten. Er wird Belagerungstürme gegen dich errichten, einen Wall gegen dich aufschütten und Schutzdächer gegen dich aufstellen. Den Stoß seiner Sturmböcke wird er gegen deine Mauern richten und deine Türme mit seinen Eisenhaken niederreißen. Ob der Menge seiner Pferde wird dich Staub bedecken. Vom Getöse der Reiter, Räder und Wagen werden deine Mauern erzittern, wenn er einzieht in deine Tore, wie man in eine eroberte Stadt einzieht. Mit den Hufen seiner Pferde wird er all deine Straßen zerstampfen, dein Volk mit dem Schwert töten. Deine stolzen Götzensäulen werden zu Boden stürzen. Sie werden deinen Reichtum plündern, deine Handelsgüter als Beute mitnehmen, deine Mauern zerstören und deine prächtigen Paläste niederreißen. Deine Bausteine, dein Holz und deinen Schutt wird er in das Wasser werfen. Dann will ich dem Laut deiner Lieder ein Ende machen, und der Klang deiner Harfen soll nicht mehr gehört werden. Ich werde dich zu einem kahlen Felsen machen; ein Trockenplatz für Fischernetze wirst du sein. Nie mehr sollst du aufgebaut werden, denn ich habe es gesagt', - Spruch des allmächtigen Herrn.  Der Eindruck auf die VölkerweltSo spricht der allmächtige Herr über Tyrus: 'Nicht wahr, von deinem dröhnenden Sturz, vom Stöhnen der Erschlagenen, vom Morden des Schwertes in dir erbeben die Inseln. Von ihren Thronen steigen alle Fürsten des Meeres, legen ihre Mäntel ab, ziehen ihre bunten Kleider aus. In Trauer kleiden sie sich, sitzen auf dem Boden, zittern unablässig und schaudern deinetwegen.  Sie stimmen ein Klagelied über dich an und sagen von dir: Wie gingst du zugrunde, Bewohnerin der Meere, du hochgepriesene Stadt, die mächtig war auf dem Meer mit ihren Bewohnern, die all ihre Nachbarn in Schrecken versetzte! Nun erzittern die Inseln am Tag deines Sturzes. Entsetzt sind die Inseln im Meer über dein Ende.'" Denn so spricht der allmächtige Herr: 'Ich will dich zu einer verwüsteten Stadt machen, gleich den Städten, die nicht mehr bewohnt sind, wenn ich die Flut gegen dich heranführe, daß die weiten Wasser dich bedecken. Ich will dich hinunterstoßen zu denen, die schon in die Grube gefahren sind, zum Volk der Vorzeit. Ich will dir im Land der Totenwelt eine Stätte bereiten, die ewigen Trümmern gleicht, bei denen, die in die Grube hinabgestiegen sind. Du wirst so nicht mehr bewohnt werden und dastehen im Land der Lebendigen. Schreckensvollem Untergang will ich dich preisgeben. Du wirst nicht mehr sein; man wird dich suchen und nicht mehr finden in Ewigkeit'", - Spruch des allmächtigen Herrn. Das Prachtschiff TyrusDas Wort des Herrn erging an mich: "Du Menschensohn, stimme über Tyrus ein Klagelied an! Sage zu Tyrus, die da wohnt an den Zugängen zum Meer und Handel treibt mit den Völkern bis hin zu den fernen Inseln: So spricht der allmächtige Herr: 'Tyrus, du dachtest: Ich bin von vollendeter Schönheit! - Mitten im Meer ist dein Gebiet. Vollendete Schönheit gaben dir deine Erbauer. Aus Zypressen vom Senirgebirge baute man all deine Planken. Vom Libanon nahm man die Zeder, den Mastbaum für dich zu errichten.  Aus Eichen vom Baschan machte man deine Ruder. Man fertigte dein Verdeck aus Tannenholz von den Inseln der Kittäer, in Elfenbein eingelegt.  Buntgestickter ägyptischer Byssus war dein Segel, es ward dir zur Flagge. Roter und blauer Purpur von den Küsten Elischas war deine Bedachung.  Sidons und Arwads Bewohner dienten als Ruderer dir. Weise Männer, Tyrus, gab es in dir: sie waren deine Steuerleute.  Gebals Älteste samt seinen Weisen weilten in dir, das Leck deiner Schiffe zu dichten. Alle Schiffe des Meeres und ihre Matrosen weilten in dir, um Handel mit dir zu treiben. Perser sowie Leute von Lud und Put dienten dir als Krieger in deinem Heer. Schild und Helm hängten sie in dir auf. Sie waren es, die Glanz dir verliehen.  Arwads Söhne mitsamt deinem Heer standen ringsum auf deinen Mauern, auf deinen Türmen standen die Wächter. An deinen Mauern rings hängten sie auf ihre Schilde. Vollendet machten sie deine Schönheit. Die HandelsvölkerTarschisch schloß mit dir Geschäfte ab wegen der Fülle deines Reichtums. Silber, Eisen, Zinn und Blei gaben sie hin für deine Waren. Jawan, Tubal und Meschech trieben Handel mit dir. Sklaven und eherne Geräte lieferten sie dir als Ware.  Aus Bet-Togarma brachten sie Zugpferde, Reitpferde und Maultiere auf deinen Markt.  Die Söhne Dedans trieben Handel mit dir. Viele Küstenländer standen mit dir im Verkehr. Elfenbein lieferten sie dir und Ebenholz als Bezahlung.  Die Syrer trieben Handel mit dir wegen der Menge deiner Erzeugnisse. Sie brachten Karfunkel, Purpur, Buntstickereien, Byssus, Korallen und Jaspis auf deinen Markt. Juda und das Land Israel trieben Handel mit dir. Sie brachten Weizen von Minnit, feines Gebäck, Honig, Öl und Balsam auf deinen Markt.  Damaskus trieb Handel mit dir wegen der Fülle deiner Erzeugnisse, wegen der Menge mannigfacher Güter. Wein von Helbon und Wolle aus Zahar,  Wein aus Usal, kunstgeschmiedetes Eisen, Zinn und Würzrohr waren auf deinem Markt.  Dedan handelte mit dir mit Satteldecken. Arabien und alle Fürsten Kedars schlossen mit dir Geschäfte ab. Sie trieben Handel mit dir in Lämmern, Widdern und Böcken. Die Kaufleute von Saba und Ragma trieben Handel mit dir. Die beste Sorte von Balsam, allerlei Edelsteine und Gold brachten sie auf deinen Markt.  Haran, Kanne und Eden trieben Handel mit dir. Die Kaufleute von Saba, Assur und ganz Medien trieben Handel mit dir.  Diese trieben Handel mit dir in Prachtgewändern und Mänteln von blauem Purpur und Buntstickerei, in buntgewebten Teppichen, in gewundenen und gewickelten Stricken. Der SchiffbruchDie Schiffe von Tarschisch verfrachteten deine Waren. Vollgeladen warst du und schwer befrachtet mitten im Meer. Auf die hohe See hinaus führten dich deine Ruderer. Doch der Ostwind bringt dich zum Scheitern mitten im Meer. Dein Reichtum, deine Güter und Waren, deine Matrosen und Steuermänner, deine Leckausbesserer und deine Tauschhändler, all deine Krieger, die sich in dir befinden, und deine ganze Volksmenge in dir: Sie fahren zur Tiefe des Meeres am Tag deines Sturzes. Vom lauten Geschrei deiner Steuerleute erbeben die Flächen des Meeres. Von ihren Schiffen werden heruntersteigen alle, die das Ruder führen, an Land gehen die Seeleute, alle, die das Meer durchqueren. Laut werden sie heulen um dich, bitterlich klagen, Staub auf ihr Haupt streuen, in Asche sich wälzen. Kahl werden sie sich scheren um dich und sich in Sacktuch kleiden. Sie weinen um dich mit bekümmerten Herzen, in bitterer Klage. Klagelied auf TyrusAuf dich stimmen sie ein Totenlied an und klagen um dich: Wer liegt wie Tyrus so totenstill inmitten des Meeres? Als deine Waren kamen über das Meer, hast du viele Völker gesättigt. Durch deiner Güter und Waren Menge hast du Könige der Erde bereichert. Nun bist du gescheitert im Meer, in den Tiefen der Wasser. Deine Waren mitsamt deinem ganzen Volk sind mit dir versunken. Alle Bewohner der Küstenländer sind entsetzt über dich. Die Haare sträuben sich ihren Königen, es beben ihre Gesichter. Die Kaufleute unter den Völkern zischen dich aus. Ein schreckliches Ende hast du genommen, für immer bist du verschwunden!'" Gottes Gericht über den Fürsten von TyrusDas Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, sage dem Fürsten von Tyrus: So spricht der allmächtige Herr: 'Weil du hochmütig bist und sagst: Ich bin ein Gott! Ich sitze auf einem Gottesthron inmitten des Meeres! - sage ich dir: Du bist nur ein Mensch und nicht Gott, und wähnst dich doch wie ein Gott!  Siehe, weiser bist du als Daniel. Nichts Verborgenes ist dir zu dunkel Durch deine Weisheit und Einsicht hast du dir Reichtum erworben und Gold und Silber herbeigeschafft in deine Schatzkammern Durch deine große Weisheit bei deinen Geschäften hast du gemehrt deinen Reichtum. Hochmütig wurdest du deines Reichtums wegen.' Darum spricht der allmächtige Herr: 'Weil du dich als Gott dünkst, siehe, deshalb will Fremde ich über dich bringen, die grimmigsten unter den Völkern. Ihre Schwerter sollen sie zücken gegen deine durch Weisheit erworbene Schönheit und deinen Glanz entweihen. Hinabstoßen werden sie dich in die Grube, und sterben wirst du den grausamen Tod der Erschlagenen mitten im Meer. Wirst du dann auch noch 'Ein Gott bin ich!' zu deinen Mördern sagen, da du doch nur ein Mensch und nicht Gott bist, in der Hand dessen, der dich erschlägt? Den Tod der Unbeschnittenen wirst du sterben durch die Hand von Fremden. Denn ich habe es gesagt'", - Spruch des allmächtigen Herrn. Klagelied über den Fürsten von TyrusDas Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, stimme ein Klagelied an über den König von Tyrus und sage zu ihm: So spricht der allmächtige Herr: 'Ein Siegel der Vollkommenheit bist du, voll Weisheit und vollendeter Schönheit. Du weiltest in Eden, dem Garten Gottes. Lauter Edelsteine waren dein Kleid: Karneol, Topas und Jaspis, Chrysolith, Beryll und Onyx, Saphir, Rubin und Smaragd. Deine Fassung und deine Verzierung waren aus Gold. Sie wurden bereitet am Tag, da du geschaffen. Zu einem schirmenden Kerub hatte ich dich bestellt. Auf dem heiligen Götterberg warst du, ergingst dich inmitten feuriger Steine. Unsträflich warst du in deinem Wandel vom Tag an, da du geschaffen, bis Frevel an dir ward befunden. Voll Frevel ward dein Inneres durch dein vieles Feilschen, du versündigtest dich. Da verstieß ich dich vom Gottesberg. Aus der Mitte der feurigen Steine vertrieb dich der Wächter, der Kerub. Hochmütig warst du geworden wegen deiner Schönheit. Deine Weisheit gabst du wegen deines Glanzes preis. Ich schleuderte dich auf die Erde hinab. Den Königen gab ich dich preis, daß sie an dir weiden ihre Augen. Durch die Zahl deiner Sünden, durch das Unrecht bei deinem Handel hattest du deine Heiligtümer entweiht. Darum ließ ich Feuer ausgehen aus deiner Mitte, das dich verzehrte. In Asche legte ich dich zur Erde vor den Augen aller, die dich erblickten. Alle, die dich kannten unter den Völkern, sind entsetzt über dich. Ein schreckliches Ende hast du genommen, verschwunden bist du für immer.'" Gegen SidonDas Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, richte dein Angesicht gegen Sidon und weissage gegen es!  Sage: So spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich werde gegen dich vorgehen, Sidon, und mich in deiner Mitte verherrlichen. Man wird erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich Gericht an ihm halte und mich an ihm heilig erweise. Ich will die Pest gegen es senden und Blutvergießen in seine Straßen. Erschlagene sollen in seiner Mitte fallen durch das Schwert, das ringsum gegen sie wütet. Dann wird man erkennen, daß ich der Herr bin. Israels ZukunftFür das Haus Israel wird es keinen quälenden Dorn und keine schmerzenden Stachel mehr geben bei allen ringsum, die sie verachten. Sie werden erkennen, daß ich der allmächtige Herr bin.' So spricht der allmächtige Herr: 'Wenn ich das Haus Israel aus den Völkern wieder versammle, unter die es zerstreut ward, will ich mich an ihnen vor den Augen der Völker als heilig erweisen, und sie werden in ihrem Land wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe. Sie werden friedlich darin wohnen, Häuser bauen und Weinberge pflanzen. Friedlich werden sie darin wohnen, während ich das Gericht vollstrecke an allen, die sie verachtet haben, rings um sie her. Dann wird man erkennen, daß ich der Herr, ihr Gott, bin.'" DROHSPRÜCHE GEGEN ÄGYPTENÄgyptens VerwüstungIm zehnten Jahr, im zehnten Monat, am Zwölften des Monats erging das Wort des Herrn an mich:  "Menschensohn, richte dein Angesicht gegen den Pharao, den König von Ägypten, und weissage gegen ihn und gegen ganz Ägypten! Sage dies:  So spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich werde gegen dich vorgehen, Pharao, König von Ägypten, du großes Krokodil! Du liegst zwischen den Armen des Nils und sprichst: Mein ist der Nil; ich habe mich selbst geschaffen. Ich werde Haken in deine Kinnbacken legen und die Fische deines Nils an deinen Schuppen kleben lassen und dich aus deinem Nil herausziehen samt allen Fischen deines Nils, die an deinen Schuppen kleben. Dann werde ich dich in die Wüste werfen mit allen Fischen deines Nils. Auf dem Festland wirst du liegen, nicht aufgehoben und nicht begraben werden. Den wilden Tieren und den Vögeln des Himmels will ich dich zum Fraß geben. Dann werden alle Bewohner Ägyptens erkennen, daß ich der Herr bin. Sie sind ja nur eine Stütze aus Schilfrohr für das Haus Israel. Wenn sie dich in die Hand nehmen, zersplitterst du und reißt ihnen die ganze Schulter auf, und wenn sie sich auf dich stützen, zerbrichst du und bringst ihren ganzen Leib ins Wanken.' Darum spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich werde das Schwert über dich bringen und Menschen und Vieh in dir vertilgen. Ägypten wird zur Wüste und Einöde werden und so erkennen, daß ich der Herr bin. Weil du gesagt hast: Mein ist der Nil; ich habe mich selbst geschaffen, siehe, darum werde ich gegen dich und die Arme deines Nils vorgehen. Ich werde Ägypten zur Einöde machen, zur Wüste von Migdol bis Syene und bis an die Grenzen von Kusch.  Weder eines Menschen noch eines Tieres Fuß wird es durchwandern. Unbewohnt wird es bleiben, vierzig Jahre lang. Ägyptens WiederherstellungIch werde Ägypten zur größten aller Wüsten machen, und seine Städte sollen die verödetsten aller Städte sein, vierzig Jahre lang. Ich werde die Ägypter unter die Völker zerstreuen und in die Länder versprengen.' Denn so spricht der allmächtige Herr: 'Nach Ablauf der vierzig Jahre will ich die Ägypter aus den Völkern sammeln, unter die sie zerstreut waren. Ich werde Ägyptens Geschick wenden und sie wieder in das Land Patros zurückbringen, woher sie stammen. Dort werden sie ein kleines Reich bilden.  Kleiner als die anderen Reiche soll es sein und sich nicht mehr über die Völker erheben. Ich werde ihre Zahl so gering machen, daß sie nicht mehr über die Völker herrschen. Für das Haus Israel werden sie nicht mehr des Vertrauens würdig sein, sondern ihm nur noch seine Schuld in Erinnerung bringen, ihnen nachgelaufen zu sein. Sie werden erkennen, daß ich der allmächtige Herr bin.'" Eroberung Ägyptens durch NebukadnezzarsIm siebenundzwanzigsten Jahr, im ersten Monat, am Ersten des Monats erging an mich das Wort des Herrn:  "Menschensohn! Nebukadnezzar, der König von Babel, hat sein Heer schweren Dienst tun lassen gegen Tyrus. Jedes Haupt ist kahl, jede Schulter wund gerieben. Aber ein Lohn ist ihm und seinem Heer für die Arbeit, die sie getan, von Tyrus nicht zuteil geworden.  Darum spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich werde dem König Nebukadnezzar von Babel Ägypten geben. Er soll seine reichen Güter fortschleppen. Er darf es ausrauben und ausplündern. Das soll der Lohn für sein Heer sein. Als Lohn für die Arbeit, die es geleistet, werde ich ihm Ägypten geben. Für mich hat es gearbeitet', - Spruch des allmächtigen Herrn. 'An diesem Tag will ich dem Haus Israel neue Kraft verleihen und dir mitten unter ihnen den Mund öffnen. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin.'" Der Tag des Herrn über ÄgyptenDas Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, weissage und sprich: So spricht der allmächtige Herr: 'Heult! Weh dem Tag! Denn nah ist der Tag, nahe der Tag des Herrn, der dunkle Tag. Er wird die Zeit der Strafe für die Völker sein. Ein Schwert wird nach Ägypten kommen; in Kusch wird schmerzvolle Angst herrschen, wenn die Ägypter erschlagen hinsinken, ihre großen Güter weggeschleppt und ihre Grundfesten zerstört werden. Kusch, Put, Lud, das ganze Völkergemisch, Kub und die anderen Bundesgenossen werden mit ihnen durch das Schwert fallen.'  So spricht der Herr: 'Fallen werden Ägyptens Stützen, und stürzen wird seine stolze Macht. Von Migdol bis Syene werden seine Leute durch das Schwert fallen', - Spruch des allmächtigen Herrn.  'Sein Land wird das wüsteste aller Länder sein und seine Städte die ödesten aller Städte. Sie werden erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich Feuer an Ägypten lege und all seine Helfer zerschmettert werden. An jenem Tag werden Boten auf Schiffen vor mir herfahren, um Kusch aus seiner Sorglosigkeit aufzuschrecken. Schmerzvolle Angst wird über sie kommen wie am Unglückstag Ägyptens; denn siehe, er ist gekommen.' So spricht der allmächtige Herr: 'Ich will der Volksmenge Ägyptens durch die Hand Nebukadnezzars, des Königs von Babel, ein Ende machen. Er und sein Volk, das grausamste unter den Völkern, werden kommen und das Land verheeren. Sie werden ihr Schwert gegen Ägypten zücken und das Land mit Erschlagenen füllen. Ich will die Ströme des Nils trockenlegen und das Land in die Hand von Frevlern verkaufen. Ich werde das Land mit allem, was darin ist, durch die Hand Fremder verwüsten. Ich, der Herr, habe es gesagt.' Zerstörung der StädteSo spricht der allmächtige Herr: 'Ich werde die Götzen vernichten und die Abgötter von Memfis vertilgen. Es wird keine Fürsten aus Ägypten mehr geben. Ich werde Ägypten in Schrecken setzen,  Patros verwüsten, Feuer an Zoan legen und das Gericht an No vollziehen.  Meinen Grimm werde ich an Sin, dem Bollwerk Ägyptens, auslassen und die Volksmenge von Memfis vertilgen.  Ich will Feuer an Ägypten legen. Syene wird sich winden vor Angst. No soll erstürmt und seine Mauern sollen niedergerissen werden. Die jungen Krieger von On und Pi-Beset werden durch das Schwert fallen, und alles übrige wird in die Gefangenschaft wandern.  In Tachpanhes wird sich der Tag verfinstern, wenn ich dort die Zepter Ägyptens zerbreche, wenn seiner stolzen Pracht ein Ende gemacht wird. Eine Wolke wird es bedecken Ihre Tochterstädte werden in die Gefangenschaft wandern.  So werde ich an Ägypten das Strafgericht vollziehen, und man wird erkennen, daß ich der Herr bin.'" Der Arm des PharaoIm elften Jahr, im ersten Monat, am Siebten des Monats erging das Wort des Herrn an mich:  "Menschensohn, ich habe den Arm des Pharao, des Königs von Ägypten, zerschmettert. Siehe, er wird nicht mehr verbunden. Man wendet kein Heilmittel an und legt ihm keine Binden als Verband um, damit er wieder stark genug werde, ein Schwert zu führen.  Darum spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich werde gegen den Pharao, den König von Ägypten, vorgehen und ihm beide Arme zerschmettern, den gesunden und den zerbrochenen, und ihm das Schwert aus der Hand schlagen. Ich werde die Ägypter unter die Völker zerstreuen und in die Länder versprengen. Aber die Arme des Königs von Babel werde ich stärken und ihm mein Schwert in die Hand geben. Die Arme des Pharao aber will ich zerbrechen, daß er vor ihm stöhnt wie ein Schwerverwundeter. Die Arme des Königs von Babel will ich stärken, die Arme des Pharao aber werden herabsinken. Sie werden erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich mein Schwert dem König von Babel in die Hand gebe, daß er es über Ägypten schwinge. Ich werde die Ägypter unter die Völker versprengen. Sie werden erkennen, daß ich der Herr bin.'" Der Pharao, die stolze ZederIm elften Jahr, im dritten Monat, am Ersten des Monats erging das Wort des Herrn an mich:  "Menschensohn, sage dem Pharao, dem König von Ägypten, und seiner Menge: 'Wem glichst du in deiner Größe? Siehe, einer Zeder auf dem Libanon warst du gleich, mit schönem Geäst, mit schattigem Laubwerk, hoch von Wuchs! Bis in die Wolken ragte ihr Gipfel. Wasser hatte sie groß gemacht, Grundwasser sie aufschießen lassen; seine Ströme umflossen den Ort, an dem sie gepflanzt, und zu allen Bäumen des Feldes entsandte es seine Rinnsale. Darum überragte ihr Wuchs alle Bäume des Feldes. Zahlreich wurden ihre Äste, ihre Zweige breiteten sich weit aus wegen des reichlichen Wassers, als sie emporwuchs. In ihren Zweigen nisteten allerlei Vögel des Himmels. Ihre Jungen warfen unter ihren Ästen allerlei Tiere des Feldes. Allerlei zahlreiche Völker wohnten in ihrem Schatten. Schön war sie in ihrer Größe mit ihren langen Zweigen; reichlich Wasser hatte ja ihre Wurzel. Zedern im Gottesgarten reichten an sie nicht heran. Die Zypressen mit ihren Zweigen kamen ihr nicht gleich. Die Platanen hatten nicht solche Äste wie sie. Im Gottesgarten konnte kein Baum sich mit ihr messen an Schönheit. Ich hatte sie schön gemacht in ihrer Zweige Menge. Im Gottesgarten beneideten sie alle Bäume Edens.' Der klägliche Sturz der ZederDarum spricht der allmächtige Herr: 'Weil sie hoch war von Wuchs und bis in die Wolken den Wipfel reckte, wurde sie hochmütig wegen ihrer Größe. Darum gab ich sie in die Gewalt des stärksten der Völker, daß es umgehe mit ihr nach dem Maß ihrer Bosheit. - Ich habe sie verstoßen. Da hieben Fremde sie um, die grimmigsten unter den Völkern, und warfen sie hin. Auf die Berge und in all die Täler sanken hin ihre Zweige. Ihre Äste lagen zerbrochen in allen Schluchten des Landes. Hinweg aus ihrem Schatten zogen alle Völker der Erde. - Sie ließen sie liegen. Auf der Gefällten ließen sich nieder allerlei Vögel des Himmels. Auf ihren Zeigen wohnten allerlei Tiere des Feldes. Kein Baum am Wasser sollte sich mehr in seinem Wuchs zu hoch erheben und seine Wipfel recken bis in die Wolken! Von den Gewaltigen, die Wasser trinken, sollte keiner mehr stolz dastehen in seiner Höhe. Denn sie alle sind dem Tod geweiht, in die Unterwelt müssen sie hinab, hinab zu den Menschen, die in die Grube gestiegen.' Der Eindruck des Sturzes auf die Natur und die VölkerSo spricht der allmächtige Herr: 'Am Tag, da sie hinabfuhr zur Unterwelt, ließ ich die Grundwasser über sie trauern, hielt deren Ströme zurück. Die gewaltigen Wasser wurden gehemmt. Ihretwegen hüllte ich den Libanon in ein Trauergewand. Um ihretwillen verwelkten alle Bäume des Feldes. Als ich sie hinabstieß zur Unterwelt, zu denen, die in die Grube gestiegen, ließ ich durch das Dröhnen ihres Sturzes die Völker erbeben. Dann trösteten sich in der Totenwelt alle Bäume Edens, die auserlesensten und die besten des Libanon, alle, die Wasser tranken. Auch sie stiegen mit ihr in die Unterwelt hinab zu den vom Schwert Erschlagenen. Ihre Helfer aber, die in ihrem Schatten gewohnt, werden zerstreut unter die Völker. AbschlußWem konnte man dich vergleichen an Pracht und Größe unter den Bäumen Edens? Und doch wirst du mit Edens Bäumen hinabgestoßen zur Unterwelt. Du wirst inmitten von Unbeschnittenen liegen, bei den vom Schwert Erschlagenen. - Das widerfährt dem Pharao und all seiner Menge'", - Spruch des allmächtigen Herrn. Sein Hochmut und Fall KLAGELIED AUF DEN PHARAOIm zwölften Jahr, im zwölften Monat, am Ersten des Monats erging an mich das Wort des Herrn:  "Menschensohn, hebe ein Klagelied an über den Pharao, den König von Ägypten, und sage zu ihm: 'Löwe der Völker, du bist dahin! Und warst doch wie der Drache im Meer: Du spritztest das Wasser aus deinen Nüstern, mit deinen Füßen trübtest du das Wasser, du wühltest auf seine Fluten.' So spricht der allmächtige Herr: 'Ausbreiten will ich mein Netz über dich durch die Schar vieler Völker; sie werden dich emporziehen mit meinem Fangnetz. Auf den Boden werde ich dich dann werfen, dich schleudern auf das feste Land. Ich lasse auf dir alle Vögel des Himmel sich niedersetzen und an dir sich sättigen des ganzen Landes Tiere. Auf die Berge will ich dein Fleisch bringen und die Täler füllen mit deinem Aas. Bis zu den Bergen tränke ich das Land mit den Rinnsalen deines Blutes, gefüllt werden sollen damit die Schluchten. Eindruck auf Natur und MenschenBei deinem Erlöschen will ich den Himmel verhüllen und seine Sterne verfinstern. Mit Wolken will ich die Sonne verhüllen, nicht mehr leuchten lassen soll sein Licht der Mond. Alle Lichter am Himmel will ich deinethalben verfinstern und Dunkel verbreiten über dein Land.' - Spruch des allmächtigen Herrn. 'In Schrecken werde ich viele Völker versetzen, wenn ich deine Geschlagenen unter die Völker bringe, in Länder, die du nicht kennst. Mit Grauen erfüllen werde ich deinetwegen viele Völker. Ihre Könige werden erschaudern vor dir, wenn mein Schwert ich schwinge vor ihren Augen. Jeden Augenblick werden sie alle um ihr Leben zittern am Tag deines Falles.' Das Werkzeug der göttlichen StrafgerechtigkeitDenn so spricht der allmächtige Herr: 'Das Schwert des Königs von Babel wird über dich kommen. Durch das Schwert der Krieger - sie sind die Grimmigsten unter den Völkern, - will ich niederstrecken dein großes Volk. Verheeren werden sie Ägyptens Pracht, der Vernichtung anheim fällt seine ganze Menge. Vertilgen werde ich in den zahlreichen Wasserläufen all ihr Vieh. Kein menschlicher Fuß soll sie mehr trüben, noch soll sie aufwühlen eines Tieres Klaue. Dann werde ich ihr Wasser klären und dahingleiten lassen wie Öl ihre Ströme', - Spruch des allmächtigen Herrn. 'Wenn ich Ägypten zur Wüste gemacht, wenn verödet das Land, seiner Fülle beraubt, wenn ich geschlagen all seine Bewohner, werden sie erkennen, daß ich der Herr bin.' Ein Klagelied ist dies, das man anstimmen soll, und die Töchter der Völker sollen es singen. Sie sollen es singen über Ägypten und über sein zahlreiches Volk", - Spruch des allmächtigen Herrn. Leichengesang auf den PharaoIm zwölften Jahr, im ersten Monat, am Fünfzehnten des Monats erging das Wort des Herrn an mich:  "Menschensohn, stimme ein Klagelied an über Ägyptens zahlreiches Volk und besinge seine und gewaltiger Völker Fahrt zur Unterwelt, zu denen, die in die Grube gestiegen! Sein Abstieg zur Unterwelt'Vor wem hast du an Lieblichkeit etwas voraus? Steige herab, bei den Unbeschnittenen schlafe! Mitten unter die vom Schwert Erschlagenen sollen sie fallen! Das Schwert ist schon bereit: Schafft Ägypten herbei und all seine Menge! Ihm samt seinen Helfern werden die Führer der Krieger mitten aus dem Totenreich sagen: Niedergestiegen sind sie, da liegen sie, die Unbeschnittenen, die vom Schwert Erschlagenen. Bei den Unseligen AssursDa ist Assur und seine Schar rings um sein Grab. Sie alle sind erschlagen, gefallen durch das Schwert. Seine Gräber liegen im tiefsten Abgrund. Seine Schar liegt rings um sein Grab. Alle sind sie erschlagen, gefallen durch das Schwert, sie, die einst Schrecken verbreitet im Land der Lebendigen. Bei den Unseligen ElamsDa ist Elam und all seine Menge rings um sein Grab. Sie alle sind erschlagen, gefallen durch das Schwert. Unbeschnitten sind sie hinabgestiegen zur Unterwelt, die einst Schrecken vor sich verbreitet im Land der Lebendigen und jetzt ihre Schande tragen bei denen, die in die Grube gestiegen. In der Erschlagenen Mitte bereitete man ihm samt seiner ganzen Menge ein Lager. Ihre Gräber sind rings um ihn her. Sie alle sind unbeschnitten, vom Schwert erschlagen. Denn vor ihnen her ward Schrecken verbreitet im Land der Lebendigen. Jetzt tragen sie ihre Schande bei denen, die in die Grube gestiegen. Hingelegt hat man sie in der Erschlagenen Mitte. Bei den Unseligen Meschechs und TubalsDa ist Meschech und Tubal und all ihre Menge. Ihre Gräber sind rings um sie her. Sie alle sind unbeschnitten, vom Schwert erschlagen, sie, die einst Schrecken vor sich verbreitet im Land der Lebendigen.  Sie liegen nicht bei den Helden, die in der Vorzeit gefallen, die in ihrer Kriegsrüstung niederstiegen zur Unterwelt, denen man unter das Haupt gelegt ihre Schwerter, deren Gebein man bedeckte mit dem Schild. Schrecken vor diesen Helden hatte geherrscht im Land der Lebendigen.  Auch du wirst zerschmettert werden inmitten von Unbeschnittenen und bei den vom Schwert Erschlagenen schlafen. Bei den Unseligen EdomsDa ist Edom, seine Könige und all seine Fürsten, die man trotz ihres Heldentums hingelegt zu den vom Schwert Erschlagenen. Sie liegen jetzt bei den Unbeschnittenen und bei denen, die in die Grube gestiegen. Bei den Unseligen des Nordens und aus SidonDa sind alle Fürsten des Nordens und alle Sidonier, die hinabgestiegen zu den Erschlagenen, erschlagen trotz ihrer Fruchtbarkeit. Sie sind zuschanden geworden trotz ihres Heldenmuts. Nun liegen sie da, unbeschnitten, bei den vom Schwert Erschlagenen und tragen ihre Schande mit denen, die in die Grube gestiegen. Des Pharaos Los in der UnterweltSie wird der Pharao sehen und sich trösten über all sein zahlreiches Volk. Vom Schwert erschlagen ist der Pharao mit all seinem Volk', - Spruch des allmächtigen Herrn. 'Denn er hat Schrecken vor sich verbreitet im Land der Lebendigen. Darum soll er hingelegt werden inmitten von Unbeschnittenen, bei den vom Schwert Erschlagenen, - der Pharao und all sein zahlreiches Volk'", - Spruch des allmächtigen Herrn. DAS WÄCHTERAMT DES PROPHETENDas Gleichnis vom WächterDas Wort des Herrn erging an mich:  "Menschensohn, rede zu den Söhnen deines Volkes und sage ihnen: 'Wenn ich über ein Land das Schwert kommen lasse und das Volk des Landes aus seinem Bereich einen Mann nimmt und ihn für sich als Wächter aufstellt,  und er sieht das Schwert über das Land kommen, stößt in die Trompete und warnt das Volk, und einer hört den Schall der Trompete, läßt sich aber nicht warnen, und das Schwert kommt und rafft ihn hinweg: dessen Blut soll auf sein Haupt kommen!  Er hat den Schall der Trompete gehört, aber sich nicht warnen lassen; sein Blut soll über ihn kommen. Jener aber hat gewarnt und seine Seele gerettet. Wenn aber der Wächter das Schwert kommen sieht und nicht in die Trompete stößt und das Volk nicht gewarnt wird, und das Schwert kommt und rafft einen von ihnen dahin, wird dieser zwar wegen seiner Schuld hinweggerafft, sein Blut aber werde ich aus der Hand des Wächters fordern.' 'Dich habe ich zum Wächter bestellt...'Nun habe ich dich, o Menschensohn, zum Wächter für das Haus Israel bestellt. Wenn du ein Wort aus meinem Mund hörst, warne sie in meinem Namen! Wenn ich zu dem Gottlosen sage: 'Gottloser, du mußt sterben!', und du sagst dies nicht, um den Gottlosen zu warnen vor seinem bösen Weg, wird zwar der Gottlose wegen seiner Schuld sterben, aber sein Blut werde ich von deiner Hand fordern. Wenn du aber den Gottlosen gewarnt hast, sich zu bekehren von seinem Weg, und er sich von seinem Weg nicht bekehrt, wird er wegen seiner Schuld sterben, du aber hast dein Leben gerettet. Der Ruf der UmkehrDu aber Menschensohn, sprich zum Haus Israel: So habt ihr gesprochen: 'Unsere Missetaten und unsere Sünden lasten auf uns; ihretwegen vergehen wir. Wie könnten wir noch leben?' Sage ihnen: 'So wahr ich lebe', - Spruch des allmächtigen Herrn - 'ich habe kein Wohlgefallen am Tod des Gottlosen, sondern daran, daß sich der Gottlose von seinem Weg bekehre und lebe. Bekehrt euch, bekehrt euch von euren bösen Wegen! Warum wollt ihr denn sterben, Haus Israel?' Darum, Menschensohn, sprich zu den Söhnen deines Volkes: 'Die Gerechtigkeit des Gerechten wird ihn nicht retten am Tag, da er sündigt, und die Gottlosigkeit des Gottlosen wird ihn nicht zu Fall bringen an dem Tag, da er sich von seiner Gottlosigkeit bekehrt. Aber auch der Gerechte kann um seiner Gerechtigkeit willen nicht am Leben bleiben am Tag, da er sündigt. Wenn ich dem Gerechten verheiße, er werde am Leben bleiben, und er sich auf seine Gerechtigkeit verläßt und Böses tut, soll all seiner Gerechtigkeit nicht mehr gedacht werden; um des Bösen willen, das er getan, soll er sterben! Wenn ich aber zu dem Gottlosen sage: Du mußt sterben!, - und er bekehrt sich von seiner Sünde und übt Recht und Gerechtigkeit, gibt das Pfand zurück, erstattet das Geraubte wieder, wandelt nach den Geboten, die zum Leben führen, und begeht kein Unrecht mehr, - soll er am Leben bleiben und nicht sterben. Aller seiner Sünden, die er begangen hat, soll nicht mehr gedacht werden; er hat Recht und Gerechtigkeit geübt - er wird leben. Doch da sagen die Söhne deines Volkes: Der Weg des Allmächtigen ist nicht gerecht! - Aber ihr Weg ist nicht gerecht! Wenn der Gerechte sich von seiner Gerechtigkeit abkehrt und Unrecht begeht, wird er deswegen sterben. Wenn sich aber der Gottlose von seiner Gottlosigkeit abkehrt und Recht und Gerechtigkeit übt, wird er deswegen am Leben bleiben. Und da sagt ihr: Der Weg des Allmächtigen ist nicht gerecht? - Einen jeden von euch, Haus Israel, werde ich nach seinen Wegen richten!'" Die Ankunft des Flüchtlings: 'Ich bin nie mehr stumm geworden...'Im zwölften Jahr, im zehnten Monat, am Fünften des Monats nach unserer Wegführung kam ein Flüchtling zu mir aus Jerusalem mit der Botschaft: "Die Stadt ist eingenommen."  Die Hand des Herrn war aber schon des Abends vor der Ankunft des Flüchtlings über mich gekommen. Er hatte meinen Mund geöffnet, ehe jener am Morgen zu mir kam. Seitdem mein Mund damals geöffnet wurde, bin ich nie mehr stumm geworden. Die Ansprüche der im Land ZurückgebliebenenDas Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn! Die da wohnen in den Ruinen im Land Israel, sagen: 'Abraham war ein einzelner und erhielt das Land zum Besitz. Wir hingegen sind viele, uns ist das Land zu Besitz gegeben.'  Darum sage zu ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'Ihr eßt das Fleisch mit dem Blut, erhebt die Augen zu euren Götzen und vergießt Blut, und da wollt ihr das Land in Besitz nehmen?  Ihr stützt euch auf das Schwert, begeht Greuel und schändet einer des anderen Frau, und da wollt ihr das Land in Besitz nehmen?' StrafandrohungSo sage ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'So wahr ich lebe! Die in den Ruinen wohnen, werden durch das Schwert fallen, und wer draußen ist, wird den wilden Tieren zum Fraß gegeben werden, und wer sich in Schlupfwinkeln und Höhlen aufhält, soll an der Pest sterben. Das Land werde ich zur Wüste und Einöde machen, und seine stolze Pracht soll ein Ende haben. Israels Berge sollen wüst daliegen, und niemand soll sie mehr durchziehen. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich das Land zur Wüste und Einöde mache um all ihrer Greuel willen, die sie begangen haben.' Unverbesserlichkeit der VerbanntenDu, Menschensohn, die Söhne deines Volkes unterhalten sich über dich an den Mauern und Haustüren und sagen untereinander einer zum anderen: 'Kommt und hört, was für ein Wort vom Herrn ausgeht!'  Da kommen sie denn in Massen zu dir, sitzen vor dir als mein Volk und hören deine Worte an, befolgen sie aber nicht, tun süß mit ihrem Mund, während ihr Herz hinter unrechtem Gewinn her ist. Siehe, du bist ihnen wie ein Spielmann, der eine schöne Stimme hat und trefflich die Saiten spielt. Sie hören deine Worte an, befolgen sie aber nicht. Wenn es aber eintrifft - und es trifft ein -, dann werden sie erkennen, daß ein Prophet unter ihnen gewesen ist!" DIE HEILSBOTSCHAFT VOM NEUEN ISRAEL'Wehe den Hirten Israels!'Das Wort des Herrn erging an mich:  "Menschensohn, weissage gegen die Hirten Israels, weissage und sprich zu ihnen, den Hirten! So spricht der allmächtige Herr: 'Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen nicht die Hirten die Herde weiden? Ihr verzehrt die Milch und kleidet euch mit der Wolle. Die fetten Tiere schlachtet ihr; aber die Herde weidet ihr nicht. Die schwachen Tiere stärkt ihr nicht, die kranken heilt ihr nicht, die verletzten verbindet ihr nicht, die versprengten führt ihr nicht zurück, die verlorenen sucht ihr nicht, sondern mit Härte und Gewalt tretet ihr sie nieder. Meine Herde zerstreut sich, weil sie keinen Hirten hat, und dient allen wilden Tieren zum Fraß. Auf allen Bergen und jedem hohen Hügel irrt meine Herde umher. Über das ganze Land ist meine Herde zerstreut. Doch keiner sucht sie, keiner kümmert sich um sie. Darum, ihr Hirten, hört das Wort des Herrn! So wahr ich lebe!' - Spruch des allmächtigen Herrn. - 'Weil meine Herde zum Raub und meine Herde den wilden Tieren zum Fraß wurde und kein Hirt da war und meine Hirten sich nicht um meine Herde kümmerten, sondern meine Hirten sich selbst, aber nicht meine Herde weideten' darum, ihr Hirten, hört das Wort des Herrn! So spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich werde gegen die Hirten vorgehen und meine Herde aus ihrer Hand fordern. Ich werde ihrem Hirtenamt ein Ende machen. Die Hirten sollen sich nicht mehr selbst weiden. Ich will meine Herde ihrem Rachen entreißen. Sie werden ihnen nicht mehr zum Fraß dienen.' 'Ich selbst will meine Herde weiden...'Denn so spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich selbst werde mich meiner Herde annehmen und nach ihr sehen. Wie der Hirt nach seiner Herde sieht, wenn er unter einer zerstreuten Herde weilt, so werde auch ich nach meiner Herde sehen und sie aus all den Orten befreien, wohin sie zerstreut worden ist am dunklen, finsteren Tag. Ich werde sie aus den Völkern wegführen und aus den Ländern sammeln und sie in ihr Land zurückführen. Ich werde sie weiden auf den Bergen Israels, in den Talgründen und in allen bewohnten Gegenden des Landes. Auf gute Weide will ich sie führen. Auf Israels Bergeshöhen werden ihre Weideplätze sein. Dort werden sie ruhen auf guter Trift und fette Weide haben auf Israels Bergen. Ich selbst will meine Herde weiden und ich selbst sie lagern lassen', - Spruch des allmächtigen Herrn. - 'Die verirrten Tiere werde ich suchen, die kranken stärken und die gesunden und starken behüten. Ich will sie weiden, wie es recht ist. 'Ich werde richten zwischen Schaf und Schaf...'Ihr aber, meine Herde', - so spricht der allmächtige Herr - 'seht, ich werde nun richten zwischen Schaf und Schaf, zwischen Widdern und Böcken. Ist es euch nicht genug, auf bester Weide zu weiden? Müßt ihr, was von eurer Weide noch übrigbleibt, mit den Füßen zerstampfen? Ist es euch nicht genug, das reinste Wasser zu trinken? Müßt ihr, was übrigbleibt, mit euren Füßen trüben? Denn sollen meine Schafe das abweiden, was eure Füße zerstampfen, und das trinken, was eure Füße trüben?' Darum spricht der allmächtige Herr zu ihnen: 'Seht, ich werde nunmehr zwischen den fetten und mageren Schafen richten. Weil ihr die schwachen Schafe mit den Seiten und Schultern wegdrängt und mit euren Hörnern stoßt, bis ihr sie hinausgetrieben habt, will ich meiner Herde helfen, damit sie euch nicht mehr zur Beute sei, und ich will richten zwischen Schaf und Schaf. 'David wird Fürst sein in ihrer Mitte...'Ich werde über sie einen Hirten bestellen, der sie weiden soll, meinen Knecht David; der soll sie weiden, der soll ihr Hirt sein. Ich, der Herr, werde ihr Gott sein, und mein Knecht David wird Fürst sein in ihrer Mitte. Ich, der Herr, habe es gesagt! Das Glück der HeilszeitEinen Friedensbund werde ich mit ihnen schließen und die wilden Tiere aus dem Land ausrotten, so daß sie in der Wüste sicher wohnen und in den Wäldern schlafen können. Ich werde ihnen und dem Land rings um meinen Berg Segen spenden und Regen senden zur rechten Zeit; segenbringender Regen soll es sein. Die Bäume des Feldes werden ihre Früchte bringen, und das Land wird seinen Ertrag geben. Sie werden auf ihrer Scholle sicher wohnen und erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich die Stangen ihres Joches zerbreche und sie aus der Hand derer errette, die sie knechten. Sie sollen nicht mehr eine Beute der Völker werden, die Tiere des Landes sollen sie nicht mehr fressen. - Sicher werden sie wohnen, ohne daß jemand sie schreckt. Ich werde ihnen eine reichgesegnete Pflanzung aufsprießen lassen. Niemand soll mehr im Land vom Hunger weggerafft werden. Nicht länger mehr sollen sie die Schmähung der Völker ertragen. Dann werden sie erkennen, daß ich, der Herr, ihr Gott, mit ihnen bin und daß sie, das Haus Israel, mein Volk sind', - Spruch des allmächtigen Herrn. 'Denn ihr seid meine Herde, die Herde meiner Weide, ihr Menschen, und ich bin euer Gott'", - Spruch des allmächtigen Herrn. Drohspruch gegen EdomDas Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, richte dein Angesicht gegen das Bergland von Seïr und weissage über es. Sage zu ihm: So spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich werde gegen dich vorgehen, Bergland von Seïr. Ich werde meine Hand gegen dich ausstrecken und dich zur Wüste und Einöde machen.  Deine Städte werde ich in Trümmer legen, und du sollst zur Wüste werden. Dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin. Edoms feindselige Haltung gegenüber IsraelWeil du ewige Feindschaft gehegt und die Söhne Israels dem Schwert überliefert hast zur Zeit ihres Unglücks, da die Schuld ihr Ende herbeiführte,  darum, so wahr ich lebe!', - Spruch des allmächtigen Herrn - 'bluten will ich dich lassen, und Blut soll dich verfolgen. Weil du durch Blut dich verschuldet hast, soll Blut dich verfolgen. Ich will das Bergland von Seïr zur Wüste und zur Einöde machen und alles darin vertilgen, was da kommt und geht. Ich will sein Bergland mit Erschlagenen füllen. Auf deinen Hügeln und in deinen Tälern und in all deinen Schluchten sollen vom Schwert Erschlagene hinsinken. Zur ewigen Wüste werde ich dich machen, und deine Städte sollen unbewohnt bleiben. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin. Weil du gesagt hast: Die beiden Völker und die beiden Länder sollen mein sein, und ich will sie in Besitz nehmen!, - obwohl doch der Herr daselbst weilt.  Darum, so wahr ich lebe', - Spruch des allmächtigen Herrn - 'gemäß dem Eifer des Zornes, womit du infolge deines Hasses an ihnen gehandelt hast, werde ich mit dir verfahren. Ich werde mich ihnen zu erkennen geben, wenn ich dich richte. Dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin. Ich habe alle deine Lästerungen gehört, die du gegen die Berge Israels ausgestoßen hast, da du sagtest: Wüst liegen sie da und uns zum Fraß gegeben! Ihr tatet groß gegen mich mit eurem Mund und führtet vermessene Rede gegen mich. Ich habe es wohl gehört.' So spricht der allmächtige Herr: 'Zur Freude der ganzen Erde will ich dich verwüsten. Wie du dich darüber gefreut hast, daß der Erbbesitz des Hauses Israel verwüstet lag, so will ich auch an dir tun. Eine Wüste sollst du werden, Bergland von Seïr, ganz Edom insgesamt. Dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin.' Die Befreiung des Gelobten LandesDu, Menschensohn, weissage über die Berge Israels und sage: Ihr Berge Israels, hört das Wort des Herrn! So spricht der allmächtige Herr: 'Weil der Feind von euch sagte: Ha, die ewigen Höhen sind unser Besitztum geworden', darum weissage und sprich: 'So spricht der allmächtige Herr: Weil man euch verwüstete und ringsumher nach euch verlangte, bis ihr in den Besitz der übrigen Völker kamt und ins Gerede der Zungen und zum Gespött der Leute gerietet, darum, ihr Berge Israels, hört das Wort des allmächtigen Herrn! So spricht der allmächtige Herr zu den Bergen und Hügeln, zu den Tälern und Schluchten, zu den verödeten Ruinen und zu den verlassenen Städten, die den übrigen Völkern ringsum zur Beute und zum Gespött geworden sind.' So spricht der allmächtige Herr: 'Wahrlich, in glühendem Zorn rede ich gegen die übrigen Völker und gegen ganz Edom. Sie wollen mein Land in Besitz nehmen mit schadenfrohem Herzen, mit einer Seele voll Verachtung; es ausplündern und die Bewohner vertreiben.' Darum weissage über das Land Israel und sprich zu den Bergen und Hügeln, zu den Tälern und Schluchten: So spricht der allmächtige Herr: 'Wahrlich, in grimmem Eifer rede ich, weil ihr den Hohn der Völker tragen müßt. Darum', so spricht der allmächtige Herr, 'erhebe ich meine Hand zum Schwur: Die Völker um euch her sollen ihren Hohn tragen! Neubesiedlung des LandesIhr Berge Israels aber, laßt eure Zweige sprossen! Bringt eure Frucht für mein Volk Israel hervor; denn bald wird es heimkehren. Denn seht, ich komme zu euch und wende mich euch zu. Ihr sollt wieder besät und bepflanzt werden. Ich will die Menschen auf euch mehren, das ganze Haus Israel insgesamt. Die Städte sollen wieder bewohnt und die Ruinen neu aufgebaut werden. Menschen und Vieh will ich auf euch mehren. Sie sollen zahlreich und fruchtbar sein. Ich werde euch bewohnt sein lassen wie in der Vergangenheit und euch mehr Gutes erweisen als zuvor. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin. Ich werde wieder Menschen auf euch wandeln lassen, mein Volk Israel. Es wird euch in Besitz nehmen; ihr werdet für immer sein Erbbesitz sein und es nie mehr seiner Kinder berauben.' So spricht der allmächtige Herr [zum Land]: 'Weil sie von dir sagen: Du frißt Menschen und machst dein eigenes Volk kinderlos,  darum sollst du keine Menschen mehr fressen und dein Volk nicht mehr kinderlos machen', - Spruch des allmächtigen Herrn. 'Ich werde dich nicht länger den Hohn der Heiden hören lassen, und die Schmähungen der Völker sollst du nicht mehr zu tragen haben. Dein Volk sollst du nicht mehr seiner Kinder berauben'", - Spruch des allmächtigen Herrn. Grund der früheren VerstoßungDas Wort des Herrn erging an mich:  "Menschensohn, als das Haus Israel noch in seinem Land wohnte, da verunreinigten sie es durch ihren Wandel und ihre Taten. Wie unreiner Blutfluß war ihr Wandel vor mir. Da ließ ich meinen Zorn an ihnen aus wegen des Blutes, das sie im Land vergossen, und wegen ihrer Götzen, mit denn sie es verunreinigten. Ich zerstreute sie unter die Völker; sie wurden in die Länder versprengt. Nach ihrem Wandel und ihrem Tun richtete ich sie. 'Ich tue es um meines heiligen Namens willen...'Als sie zu den Völkern kamen, entweihten sie, wohin sie kamen, meinen heiligen Namen, weil man von ihnen sagte: 'Das ist das Volk des Herrn, und doch mußten sie aus seinem Land ausziehen.' Da tat es mir leid um meinen heiligen Namen, daß das Haus Israel bei allen Völkern, wohin es kam, ihn entweiht hatte. Darum sage zum Haus Israel: So spricht der allmächtige Herr: 'Nicht euretwillen, Haus Israel, tue ich es, sondern um meines heiligen Namens willen, den ihr bei den Völkern entweiht habt, wohin ihr gekommen seid. Ich werde meinen großen Namen, der bei den Völkern entweiht wurde, den ihr bei ihnen entweiht habt, wieder heilig machen. Die Völker werden erkennen, daß ich der Herr bin', - Spruch des allmächtigen Herrn - 'wenn ich mich an euch vor ihnen als heilig erweise. Israels Zurückführung, Umwandlung und künftiger WohlstandIch werde euch von den Völkern wegholen und euch aus allen Ländern sammeln und in euer Land zurückführen. Reines Wasser werde ich über euch sprengen, daß ihr rein werdet. Von all euren Unreinigkeiten und all euren Götzen werde ich euch reinigen. Ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres legen. Das Herz aus Stein will ich aus eurer Brust entfernen und euch ein Herz von Fleisch geben. Ich werde meinen Geist in euer Inneres legen und bewirken, daß ihr nach meinen Geboten wandelt und meine Satzungen gewissenhaft beobachtet.  Ihr sollt im Land, das ich euren Vätern gegeben habe, wohnen und sollt mein Volk sein, und ich werde euer Gott sein. Ich werde euch von all eurer Unreinigkeit befreien. Dem Getreide werde ich gebieten und es mehren und keine Hungersnot über euch kommen lassen. Die Frucht der Bäume und den Ertrag der Felder will ich mehren, damit ihr bei den Völkern nicht mehr um einer Hungersnot willen Spott erdulden müßt. Dann werdet ihr eures bösen Wandels und eures Tuns, das nicht gut war, gedenken. Ihr werdet vor euch selbst Abscheu empfinden wegen eurer Sünden und Greuel. Nicht um euretwillen tue ich es', - Spruch des allmächtigen Herrn - 'das sei euch kund! Schämt euch und errötet über euren Wandel, Haus Israel!' Anerkennung Gottes durch die HeidenSo spricht der allmächtige Herr: 'An dem Tag, da ich euch von all euren Sünden reinige, werde ich die Städte neu bevölkern, und die Ruinen werden wieder aufgebaut werden. Das verwüstete Land, das zuvor wüst lag vor den Augen aller Vorüberziehenden, soll wieder bestellt werden. Man wird sagen: Dieses Land, das wüst dalag, ist wie der Garten Eden geworden, und die Städte, die in Trümmern lagen, verödet und verwüstet waren, liegen nun wohlbefestigt da. Die Völker, die rings um euch übriggeblieben sind, werden erkennen, daß ich, der Herr, es bin, der das Zerstörte neu aufgebaut und das Verwüstete wieder bepflanzt hat. Ich, der Herr, habe es gesagt und werde es vollführen.' So spricht der allmächtige Herr: 'Auch darin werde ich mich vom Haus Israel erbitten lassen, es ihnen zu tun: Ich will sie an Menschen zahlreich werden lassen wie Schafe. Wie das Heiligtum von Opferschafen, wie Jerusalem an seinen Festen von Schafen, so werden die verödeten Städte voll sein von Menschenherden. Dann wird man erkennen, daß ich der Herr bin.'" Die Hand des Herrn kam über mich. Der Herr führte mich im Geist hinaus und ließ mich mitten im Tal nieder, das voll von Totengebeinen war.  Er führte mich ringsherum an ihnen vorüber. Und siehe, es lagen sehr viele über das Tal hin; sie waren ganz verdorrt. Er fragte mich: "Menschensohn, können diese Totengebeine wieder lebendig werden?" Ich antwortete: "Allmächtiger Herr, du weißt es!" Da sagte er zu mir: "Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen: 'Ihr verdorrten Gebeine, hört das Wort des Herrn! So spricht der allmächtige Herr zu diesen Gebeinen: Seht, ich werde Geist in euch bringen, daß ihr lebendig werdet.  Ich will euch Sehnen schaffen und euch Fleisch wachsen lassen und euch mit Haut überziehen und euch Geist einflößen, daß ihr lebendig werdet. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herrn bin'" Ich weissagte, wie mir befohlen war. Da entstand ein Rascheln, als ich weissagte. Ein Getöse gab es, und die Gebeine fügten sich zusammen, eins ans andere. Ich sah, wie Sehnen und Fleisch über sie wuchsen und sie sich mit Haut überzogen. Aber es war noch kein Geist in ihnen. Er sprach zu mir: "Weissage dem Geist, weissage, Menschensohn! Sage dem Geist: 'So spricht der allmächtige Herr: O Geist, komm von den vier Winden herbei, hauche diese Getöteten an, daß sie wieder lebendig werden!'" Als ich nun weissagte, wie er mir befohlen hatte, kam Geist in sie. Sie wurden lebendig und stellten sich auf ihre Füße, ein gewaltig großes Heer. Die Botschaft vom neuen Leben im GeisteEr sprach zu mir: "Menschensohn, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Sie sprechen: 'Unsere Gebeine sind verdorrt; unsere Hoffnung ist dahin; es ist aus mit uns'. Darum weissage und sage ihnen: So spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich werde eure Gräber öffnen und euch, mein Volk, aus den Gräbern herausführen und euch in das Land Israel zurückbringen. Ihr werdet erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich eure Gräber öffne, und euch, mein Volk, aus euren Gräbern herausführen. Ich will meinen Geist in euch kommen lassen, daß ihr lebendig werdet, und will euch wieder in eurem Land ansiedeln. Dann werdet ihr erkennen, daß ich, der Herr, es gesagt und vollführt habe'", - Spruch des Herrn. Die Vereinigung Judas und IsraelsDas Wort des Herrn erging an mich:  "Du, Menschensohn, nimm dir ein Holz und schreibe darauf: 'Juda und die Söhne Israels, seine Verbündeten!' Nimm noch ein Holz und schreibe darauf: 'Josef, das Holz Efraims, und das ganze Haus Israel, seine Verbündeten!' Füge beide zusammen zu einem Holz! Sie sollen ein Ganzes in deiner Hand bilden. Wenn die Söhne deines Volkes dich fragen: Willst du uns nicht erklären, was du damit meinst?', so antworte ihnen: 'So spricht der allmächtige Herr: Seht, ich werde das Holz Josefs, das in der Hand Efraims ist, und das der Stämme Israel, seiner Verbündeten, nehmen und sie zum Holz Judas fügen und sie so zu einem einzigen Holz machen, so daß sie ein Ganzes in meiner Hand bilden.' Du sollst die Hölzer, auf die du geschrieben hast, vor ihren Augen in deiner Hand halten und ihnen sagen: 'So spricht der allmächtige Herr: Seht, ich werde die Söhne Israels aus den Völkern, wohin sie zogen, wegholen und sie von allen Seiten her sammeln und in ihr Land zurückbringen. Ich werde sie zu einem einzigen Volk machen im Land, auf Israels Bergen. Ein König soll über sie alle herrschen. Sie sollen nicht länger zwei Völker und nicht mehr in zwei Reiche geteilt sein.' 'Sie sollen mein Volk sein...'Sie sollen sich nicht mehr verunreinigen an ihren Götzen und Götterscheusalen und durch all ihre Sünden. Ich werde sie freimachen von allen Sünden, die sie in ihrer Treulosigkeit begangen haben, und sie reinigen. Sie sollen mein Volk werden, und ich will ihr Gott sein. Mein Knecht David wird König über sie sein. Sie alle sollen nur einen Hirten haben. Nach meinen Geboten sollen sie wandeln und meine Satzungen sorgfältig halten. Sie werden in dem Land wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe, worin ihre Väter gewohnt haben. Sie sollen darin wohnen mit ihren Kindern und Kindeskindern bis in Ewigkeit. Mein Knecht David wird auf ewig ihr Fürst sein. Ich werde einen Bund des Friedens mit ihnen schließen; ein ewiger Bund mit ihnen wird es sein. Ich werde sie seßhaft machen und sie mehren. Mein Heiligtum werde ich in ihrer Mitte errichten auf ewige Zeiten. Meine Wohnung wird bei ihnen sein. Ich werde ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. Dann werden die Völker erkennen, daß ich, der Herr, es bin, der Israel heiligt, wenn mein Heiligtum in ihrer Mitte sein wird für ewig." Gottes Endsieg über die heidnischen MächteGottes Aufforderung an Gog zum KampfDas Wort des Herrn erging an mich:  "Menschensohn, richte dein Angesicht auf Gog im Land Magog, den Großfürsten von Meschech und Tubal! Weissage gegen sie  und sprich: So spricht der allmächtige Herr: 'Siehe, ich werde gegen dich vorgehen, Gog, Großfürst von Meschech und Tubal. Ich werde dich herbeilocken und Haken in deine Kinnbacken legen. Ich will dich und dein ganzes Heer herbeiführen. Pferde und Reiter, eine große Schar, alle ausgerüstet mit Schild und Helm, Schwertkämpfer allesamt. Perser sowie Leute aus Kusch und Put sind darunter, alle mit Schild und Helm.  Gomer und all seine Scharen, Bet-Togarma aus dem äußersten Norden und all seine Scharen, viele Völker sind mit dir.  Halte dich bereit und rüste dich, du und all deine Scharen, die sich um dich versammelt haben! Stehe mir zur Dienstleistung bereit! Nach vielen Tagen wirst du Befehl erhalten. Am Ende der Jahre sollst du über ein Land kommen, das aus der Gewalt des Schwertes befreit und zusammengeführt wurde aus vielen Völkern auf den Bergen Israels, die lange verwüstet lagen. Es ward aus den Völkern herausgeführt. Nun wohnt es darin in Sicherheit. Du wirst heranziehen wie ein Ungewitter, wirst wie eine Wolke herbeikommen, um das Land zu bedecken, du und all deine Scharen und viele Völker mit dir.' Gogs PläneSo spricht der allmächtige Herr. 'An jenem Tag werden böse Gedanken in deinem Herzen aufsteigen, und du wirst einen schlimmen Plan ersinnen. Du wirst denken: Ich will hinaufziehen in das Land, das offen und unbefestigt daliegt. Ich werde zu den ruhig und sicher Lebenden kommen, die alle ohne Mauern wohnen und keine Riegel und Tore haben, um Beute zu machen, Raub zu holen, meine Hand an die wiederbewohnten Ruinen zu legen, an das Volk, das aus den Völkern wieder gesammelt wurde, sich wieder Hab und Gut erworben hat, das auf dem Nabel der Erde wohnt.  Saba und Dedan und die Kaufleute von Tarschisch, und all ihre Händler werden zu dir sagen: Du kommst gewiß, um Beute zu machen. Du hast sicherlich dein Heer versammelt, um Raub zu holen, um Silber und Gold wegzunehmen, um Hab und Gut wegzuholen, kurz, um reiche Beute zu machen.'  Gogs EinfallDarum weissage, Menschensohn, und sprich zu Gog: So spricht der allmächtige Herr: 'Wahrlich, du wirst in jener Zeit, da mein Volk Israel friedlich wohnt, aufbrechen und von deinem Wohnsitz im äußersten Norden herkommen, du und viele Völker mit dir, alle hoch zu Roß, eine große Schar, ein gewaltiges Heer. Du wirst gegen mein Volk Israel heranziehen wie eine Wolke, um das Land zu bedecken. Am Ende der Tage wird es geschehen, daß ich dich gegen mein Land herbeiführen werde, damit die Völker mich erkennen, wenn ich mich vor ihren Augen an dir, Gog, als heilig erweisen werde.' So spricht der allmächtige Herr: 'Du bist es, von dem ich gesprochen in vergangenen Tagen durch meine Knechte, die Propheten Israels, die in jenen Tagen und Jahren geweissagt haben, daß ich dich gegen sie heranführen werde.' Gogs NiederlageAn jenem Tag, an dem Gog gegen das Land Israel heranzieht', - Spruch des allmächtigen Herrn - 'wird mein Zorn in mir auflodern. In meinem Zorneseifer, im Feuer meines Grimmes, sage ich es: Wahrlich, an jenem Tag soll ein großes Erdbeben über das Land Israel kommen. Vor meinem Angesicht werden erbeben die Fische des Meeres, die Vögel des Himmel, die Tiere des Feldes und alles Gewürm, das sich auf Erden regt, und alle Menschen, die auf der Erde leben. Die Berge werden zerbersten, die Felswände einstürzen und alle Mauern zu Boden fallen. Ich werde gegen ihn auf all meinen Bergen das Schwert aufbieten', - Spruch des allmächtigen Herrn. - 'Jeder wird sein Schwert gegen den anderen kehren. Ich werde ihn richten mit Pest und Blut, mit Regengüssen und Hagelsteinen. Feuer und Schwefel will ich auf ihn und seine Scharen regnen lassen, sowie auf die vielen Völker, die bei ihm sind. So werde ich mit groß und heilig erweisen und mich kundtun vor den Augen vieler Völker. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin.' Gogs TodDu, Menschensohn, weissage gegen Gog und sprich: So spricht der allmächtige Herr: "Wahrlich, ich werde gegen dich vorgehen, Gog, Großfürst von Meschech und Tubal. Ich will dich herbeilocken, dich gängeln, dich vom äußersten Norden herbeiführen und dich zu den Bergen Israels hinbringen. Doch werde ich dir den Bogen aus deiner linken Hand schlagen und deiner rechten Hand die Pfeile entfallen lassen. Auf den Bergen Israels sollst du fallen, du und all deine Scharen und die Völker, die bei dir sind. Den Raubvögeln, allem, was Flügel hat, und den Tieren des Feldes werde ich dich zum Fraß geben. Auf freiem Feld sollst du fallen; denn ich habe es gesagt", - Spruch des allmächtigen Herrn. "Ich werde Feuer an Magog legen und an die, welche sorglos an den Küsten wohnen. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin. Meinen heiligen Namen will ich kundtun inmitten meines Volkes Israel und nicht länger mehr dulden, daß mein heiliger Name entweiht werde. Dann werden die Völker erkennen, daß ich der Herr bin, heilig in Israel. Siehe, es wird eintreffen und sich erfüllen", - Spruch des allmächtigen Herrn. - "Das ist der Tag, von dem ich gesprochen habe. Gogs BestattungDie Bewohner der Städte Israels werden hinausgehen und mit den Waffen, den großen und kleinen Schilden, den Bogen und Pfeilen den Keulen und Spießen Feuer anmachen und sie zum Brand gebrauchen. Sieben Jahre lang werden sie damit feuern.  Sie brauchen kein Holz mehr vom Feld zu holen oder in den Wäldern zu fällen, sondern sie werden die Waffen verfeuern. So werden sie die berauben, die sie beraubt, und die plündern, die sie geplündert haben." - Spruch des allmächtigen Herrn. "An jenem Tag werde ich für Gog einen Ort bestimmen, wo seine Grabstätte in Israel sein soll, das Tal der Wanderer, östlich vom Toten Meer. Dies wird dann den Wanderern den Weg versperren. Dort wird man Gog und seine Heeresmacht begraben und es 'Tal der Heeresmacht Gogs' nennen.  Das Haus Israel wird sieben Monate lang zu tun haben, sie zu begraben, um das Land zu reinigen. Die ganze Bevölkerung des Landes wird beim Begraben helfen. Dies wird ihnen zum Ruhm gereichen an dem Tag, da ich mich verherrlichen werde", - Spruch des allmächtigen Herrn. "Man wird Männer ständig aufstellen, die das Land durchstreifen, um die noch im Land zerstreut umherliegenden Toten zu bestatten und so das Land zu reinigen. Sieben Monate lang werden sie es durchsuchen. Wenn jemand das Land durchzieht und ein Menschengerippe sieht, soll er ein Mal daneben errichten, bis es die Totengräber im 'Tal der Heeresmacht Gogs' bestattet haben. Der Name der dort liegenden Stadt wird 'Hamona' (Heerhaufen, Menge) heißen. - So wird man das Land reinigen." Das Opfermahl"Du, Menschensohn" - so spricht der allmächtige Herr - "sage zu den Vögeln, zu allem, was Flügel hat, und zu allen Tieren des Feldes: Versammelt euch, kommt herbei! Schart euch von allen Seiten zusammen zu meinem Opfermahl, das ich euch bereiten will, zu dem großen Opfermahl auf den Bergen Israels, und freßt Fleisch und trinkt Blut! Freßt das Fleisch von Helden, trinkt das Blut von Fürsten der Erde - Widder, Lämmer, Böcke und Stiere und Mastvieh aus dem Baschan sind es. Freßt Fett, bis ihr satt seid, trinkt Blut, bis ihr trunken seid bei meinem Opfermahl, das ich für euch veranstalte! Sättigt euch an meinem Tisch an Pferden und Reitern, an Helden und Kriegern aller Art", - Spruch des allmächtigen Herrn. Verherrlichung Gottes"So will ich meine Herrlichkeit unter den Völkern kundtun. Alle Völker werden mein Gericht sehen, das ich vollziehe, und meine Hand, die ich an sie lege. Das Haus Israel aber wird erkennen, daß ich, der Herr, ihr Gott bin, von jenem Tag an und weiterhin. Die Völker werden erkennen, daß das Haus Israel um seiner Missetaten willen in die Gefangenschaft wandern mußte, weil sie mich verlassen hatten. Darum wandte ich mein Angesicht von ihnen ab und gab sie in die Hand ihrer Feinde, daß sie alle durch das Schwert fielen. Nach ihrer Unreinheit und ihren Sünden des Treubruchs bin ich mit ihnen verfahren und habe mein Angesicht vor ihnen verborgen." Israels HeimkehrDarum spricht der allmächtige Herr: "Nun will ich das Geschick Jakobs wenden und mich des ganzen Hauses Israel erbarmen und für meinen heiligen Namen eifern.  Sie werden sich ihrer Schmach und all ihrer Untreue, die sie gegen mich verübt haben, schämen, wenn sie wieder sicher in ihrem Land wohnen und niemand sie erschreckt. Wenn ich sie aus den Völkern zurückführen und aus den Ländern ihrer Feinde sammeln werde, will ich mich an ihnen vor den Augen vieler Völker als heilig erweisen. Dann werden sie erkennen, daß ich, der Herr, ihr Gott bin, daß ich sie zu den Heiden in die Gefangenschaft geführt habe, sie aber auch wieder in ihr Land versammeln und keinen von ihnen dort zurücklassen werde. Ich werde mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen, weil ich meinen Geist über das Haus Israel ausgießen werde", - Spruch des allmächtigen Herrn. DAS NEUE GOTTESREICHDie GotteserscheinungIm fünfundzwanzigsten Jahr unserer Gefangenschaft, im Anfang des Jahres, am Zehnten des Monats, im vierzehnten Jahr nach der Eroberung der Stadt, an eben diesem Tag kam die Hand des Herrn über mich und führte mich dorthin.  Ins Land Israels führte er mich in einer göttlichen Vision und ließ mich auf einem sehr hohen Berg nieder. Auf seiner Südseite befand sich etwas, das wie eine Stadt aussah.  Als er mich dorthin gebracht hatte, erschien plötzlich ein Mann, der glänzend wie Erz aussah. Er hatte eine leinene Schnur und einen Meßstab in der Hand und stand im Tor. Der Mann sprach zu mir: "Menschensohn, sieh her mit deinen Augen und höre mit deinen Ohren! Achte genau auf alles, was ich dir zeigen werde! Denn damit man es dir zeige, bist du hierher gebracht worden. Verkünde alles, was du siehst, dem Haus Israel!" DER NEUE TEMPELDie äußere UmfassungsmauerEine Umfassungsmauer führte außen um den Tempel herum. Die Meßrute, die der Mann in der Hand hatte, war sechs Ellen lang, die Elle zu einer gewöhnlichen Elle und einer Handbreite gerechnet. Er maß die Breite der Umfassungsmauer. Sie betrug eine Rute; auch die Höhe betrug eine Rute.  Das Osttor am äußeren VorhofNun ging er zu dem Tor, dessen Vorderseite nach Osten lag. Er stieg die Stufen empor und maß die Schwelle des Tores. Sie betrug eine Rute in der Breite; diese erste Schwelle betrug eine Rute in der Breite. Er maß die Kammern; jede war eine Rute in der Länge und eine Rute in der Breite, der Raum zwischen den Kammern fünf Ellen. Die Schwelle des Tores neben der Vorhalle des Tores auf der Innenseite betrug eine Rute. Er maß die Vorhalle der Tores auf der Innenseite; sie betrug eine Rute. Er maß die Vorhalle des Tores; sie betrug acht Ellen; ihre Wandpfeiler hatten zwei Ellen. Die Vorhalle des Tores lag nach innen. Von den Kammern des Osttores lagen drei auf der einen und drei auf der anderen Seite; alle drei hatten das gleiche Maß; auch die Wandpfeiler auf beiden Seiten hatten das gleiche Maß. Er maß die Breite des Toreinganges; sie betrug zehn Ellen und die Länge des Torwegs dreizehn Ellen. Vor den Kammern war eine Einfriedung von je einer Elle Breite hüben und drüben. Die Kammer auf der einen Seite hatte sechs Ellen, ebenso die Kammer auf der anderen Seite. Er maß das Torgebäude vom Dach der einen Kammer bis zum Dach der anderen Kammer; die Breite betrug fünfundzwanzig Ellen von Tür zu Tür. Er maß an den Pfeilern sechzig Ellen. Um den Pfeiler war der Vorhof rings um das Tor. Von der Vorderseite des Eingangstores bis zur Vorderseite der inneren Vorhalle des Tores waren es fünfzig Ellen. Das Tor hatte ringsherum Fenster, die nach den Kammern und ihren Pfeilern nach innen zu schräg einfielen. Auch die Vorhalle hatte Fenster ringsherum nach innen zu. An den Pfeilern war Palmschmuck angebracht. Steinpflaster und Zellen im äußeren VorhofEr führte mich in den äußeren Vorhof. Ich sah Räume und ein Steinpflaster, das den Vorhof ringsum bedeckte. Dreißig Räume grenzten an das Steinpflaster. Das Pflaster an den Seiten der Tore hatte dieselbe Breite wie die Tore, das war das untere Steinpflaster. Er maß die Breite des Vorhofs von der inneren Vorderseite des unteren Tores bis zur Vorderseite des inneren Vorhofs nach außen zu; sie betrug hundert Ellen, an der Ostseite und an der Nordseite. Nord- und Südtor im äußeren VorhofEr maß dann das Tor, dessen Vorderseite nach Norden lag im äußeren Vorhof in seiner Länge und Breite. Drei Kammern lagen auf der einen und drei Kammern auf der anderen Seite. Wandpfeiler und Vorhalle hatten dieselben Maße wie beim ersten Tor; fünfzig Ellen betrug die Länge und fünfundzwanzig Ellen die Breite. Fenster, Vorhalle und Palmverzierungen hatten dieselben Maße wie bei dem Tor, dessen äußere Vorderseite nach Osten gerichtet war. Auf sieben Stufen stieg man zu ihm hinauf. Die Vorhalle lag nach der Innenseite. Ein Tor, das in den inneren Vorhof führte, lag dem äußeren Nordtor gegenüber und entsprach dem Osttor; er maß von Tor zu Tor hundert Ellen. Er führte mich nun nach Süden. Ich sah auch im Süden ein Tor. Er maß Kammern, Wandpfeiler und Vorhalle; sie hatten die gleichen Maße wie bei den anderen Toren. Auch hatte das Tor und die Vorhalle ringsherum Fenster, die den anderen Fenstern gleich waren. Die Länge betrug fünfzig Ellen, die Breite fünfundzwanzig Ellen. Auf sieben Stufen stieg man hinauf. Die Vorhalle lag nach innen zu. Die Wandpfeiler trugen hüben und drüben Palmverzierungen. Ein Tor führte zum inneren Vorhof auf der Südseite. Er maß von Tor zu Tor nach Süden hundert Ellen. Die Tore des inneren VorhofsEr führte mich durch das Südtor in den inneren Vorhof und maß das Südtor; es hatte die gleichen Maße wie die anderen Tore. Kammern, Pfeiler und Vorhalle wiesen die gleichen Maße auf. Tor und Vorhalle hatten ringsum Fenster. Fünfzig Ellen betrug die Länge, fünfundzwanzig Ellen die Breite. Vorhallen lagen ringsherum, fünfundzwanzig Ellen lang und fünf Ellen breit. Die Vorhalle lag nach dem äußeren Vorhof zu. An den Pfeilern waren Palmverzierungen angebracht. Auf acht Stufen stieg man hinauf. Nun führte er mich in den inneren Vorhof zu dem Tor, das nach Osten lag, und maß das Tor; es hatte die gleichen Maße wie die anderen Tore. Kammern, Pfeiler und Vorhalle hatten die gleichen Maße wie bei den anderen Toren. Tor und Vorhalle hatten ringsum Fenster. Fünfzig Ellen betrug die Länge, fünfundzwanzig die Breite. Die Vorhalle lag nach dem äußeren Vorhof zu. An den Pfeilern waren hüben und drüben Palmverzierungen angebracht. Auf acht Stufen stieg man hinauf. Dann führte er mich an das Nordtor und maß es. Es hatte die gleichen Maße wie die anderen Tore. Kammern, Pfeiler und Vorhalle wiesen dieselben Maße auf wie bei den anderen Toren. Es besaß auch Fenster ringsherum. Fünfzig Ellen betrug die Länge, fünfundzwanzig die Breite. Die Vorhalle lag nach dem äußeren Vorhof zu. An den Pfeilern waren hüben und drüben Palmverzierungen angebracht. Auf acht Stufen stieg man hinauf. Vorrichtung für die OpferAn den Torpfeilern befand sich der Zugang zu einem Raum, in dem man die Brandopfer abspülte. In der Vorhalle des Tores standen zwei Tische auf der einen Seite und zwei Tische auf der anderen Seite. Auf ihnen schlachtete man das Brandopfer, das Sündopfer und das Schuldopfer. Auch an der äußeren Seitenwand, nördlich vom Toreingang, standen zwei Tische, und an der anderen Außenwand der Vorhalle des Tores standen gleichfalls zwei Tische, also vier Tische auf der einen Seite und vier Tische auf der anderen Seite an der Seitenwand des Tores, im ganzen acht Tische, auf denen man schlachtete. Es waren auch vier Tische aus Quadersteinen für das Brandopfer da, anderthalb Ellen lang, anderthalb Ellen breit und eine Elle hoch. Auf sie legte man die Geräte, mit denen man die Brandopfer und Schlachtopfer schlachtete. Rings herum waren einwärts gebogene, handbreite Leisten angebracht. Auf den Tischen lag das Opferfleisch. Der innere Vorhof mit Räumen für die PriesterEr führte mich auch in den inneren Vorhof. Ich sah hier zwei Räume, von denen der eine an der Seitenwand des Nordtores lag mit der Front nach Süden, der andere an der Seitenwand des Südtores mit der Front nach Norden. Er sagte zu mir: "Dieser Raum, dessen Front nach Süden geht, ist für die Priester bestimmt, die den Dienst im Tempel verrichten. Der Raum aber, dessen Front nach Norden geht, ist für die Priester bestimmt, die den Dienst am Altar versehen, das heißt für die Söhne Zadoks, die allein von den Söhnen Levis dem Herrn nahen dürfen, um ihm zu dienen." Er maß auch den Vorhof; er hatte hundert Ellen in der Länge und hundert Ellen in der Breite, war also ein Viereck. Vor dem Tempel stand der Brandopferaltar. Das TempelhausEr führte mich auch in die Vorhalle des Tempels und maß die Pfeiler der Vorhalle; der auf der einen Seite war fünf Ellen breit, ebenso war der auf der anderen Seite fünf Ellen breit. Die Breite des Tores betrug vierzehn Ellen und die der Seitenwände des Tores drei Ellen auf der einen und drei Ellen auf der anderen Seite. Die Länge der Vorhalle betrug zwanzig Ellen und die Breite zwölf Ellen. Auf zehn Stufen stieg man zu ihm hinauf. An den Pfeilern waren Säulen, eine hüben, die andere drüben. Dann führte er mich auch in die Tempelhalle hinein und maß die Pfeiler. Sie waren sechs Ellen breit auf der einen Seite und sechs Ellen breit auf der anderen Seite. Die Breite des Tores betrug zehn Ellen. Die Seitenwände des Tores waren auf der einen Seite fünf Ellen breit, auf der anderen Seite ebenfalls fünf Ellen. Er maß ihre Länge; sie betrug vierzig Ellen, die Breite zwanzig Ellen. Er ging dann in den Innenraum hinein und maß die Torpfeiler; sie hatten zwei Ellen. Die Torbreite betrug sechs Ellen. Die Seitenwände des Eingangs hatten hüben und drüben sieben Ellen Breite.  Dann maß er die Länge des inneren Raumes; sie betrug zwanzig Ellen. Die Breite entsprechend der Breite der Tempelhalle betrug zwanzig Ellen. Er sagte zu mir: "Dies ist das Allerheiligste." Die Seitenbauten am TempelNun maß er die Mauer des Tempelhauses. Ihre Dicke betrug sechs Ellen. Die Breite des Anbaues, der rings um den Tempel führte, maß vier Ellen.  Der Seitengemächer, Raum an Raum, waren es je dreißig in drei Stockwerken. An der Tempelmauer, die den Seitengemächern zugekehrt war, waren ringsherum. Absätze, die als Träger dienten. Die Tragbalken selbst sollten nicht in die Tempelmauer hineingehen. Die Gemächer verbreiterten sich infolgedessen nach oben hin mehr und mehr, entsprechend der Abnahme der Mauerdicke nach oben hin rings um den Tempel. Man stieg vom unteren Stockwerk zum mittleren und vom mittleren zum oberen hinauf. Ich sah, daß der Tempel auf einer ringsum laufenden Anhöhe stand. Der Unterbau der Seitengemächer war eine volle Rute hoch. Sechs Ellen waren es bis zum First. Die Dicke der Außenmauer des Anbaues betrug fünf Ellen. Der freie Raum zwischen den Seitengemächern des Tempels und zwischen den Räumen führte in einer Breite von zwanzig Ellen rings um den Tempel herum. Die Türen des Seitenbaues führten auf den freien Raum, eine Tür nach Norden, eine andere nach Süden. Die Breite des freien Raumes betrug ringsum fünf Ellen. Das Hintergebäude, das an der Einfriedung an der Westseite lag, hatte eine Breite von siebzig Ellen. Die Mauer des Gebäudes hatte eine Breite von fünf Ellen ringsum; seine Länge betrug neunzig Ellen.  Er maß das Tempelhaus; seine Länge betrug hundert Ellen. Der eingefriedete Raum und das Hintergebäude mit seinen Mauern hatten eine Länge von hundert Ellen. Die Breite der Tempelfront mit dem eingefriedeten Raum im Osten betrug hundert Ellen. Er maß auch die Länge des Hintergebäudes vor dem eingefriedeten Raum, der auf der Rückseite lag, mit dessen Mauern hüben und drüben; es waren hundert Ellen. Innenausstattung des TempelsDas Tempelhaus, das Allerheiligste und die Vorhalle waren getäfelt, und die schräg einfallenden Fenster brachten ringsum Licht in die drei Räume, und die Täfelung aus Holz ging ringsherum vom Boden bis an die Fenster. Die Fenster waren überdeckt.  Vom Vorhang über der Tür bis zum Allerheiligsten drinnen und draußen war an der ganzen Wand ringsum drinnen und draußen Zierwerk angebracht, Kerubim und Palmen, und zwar je eine Palme zwischen zwei Kerubim. Jeder Kerub hatte zwei Gesichter, auf der einen Seite ein Menschengesicht, der Palme zugekehrt, auf der anderen Seite ein Löwengesicht, der Palme zugekehrt. So war es am ganzen Tempel ringsum. Vom Boden bis oberhalb des Eingangs waren die Kerubim und die Palmen angebracht. Die Türeinfassung des Tempels war vierkantig. Vor dem Allerheiligsten war etwas, das aussah wie ein Altar von Holz, drei Ellen hoch, zwei Ellen lang und zwei Ellen breit. Fußgestell und Wände waren aus Holz. Er sagte zu mir: "Das ist der Tisch, der vor dem Herrn steht." Die Tempelhalle und das Allerheiligste hatten zwei Torflügel. Jeder Torflügel hatte zwei zusammenklappbare Türblätter; zwei hatte der eine Torflügel, und zwei Türblätter hatte der andere Torflügel. Auf ihnen, auf den Torflügeln der Tempelhalle, waren Kerubim und Palmen angebracht, so wie sie an den Wänden angebracht waren. Ein hölzernes Schutzdach befand sich außen vor der Vorhalle. Schräg einfallende Fenster und Palmverzierungen befanden sich hüben und drüben an den Seitenwänden der Vorhalle und den Seitengemächern des Tempels und an den Dächern.  Die Priestergemächer im inneren VorhofEr führte mich auch in den inneren Vorhof nach Norden und brachte mich zu den Gemächern, die dem eingefriedeten Platz und dem Hintergebäude gegenüber nach Norden zu lagen.  Die Länge betrug an der Nordseite hundert Ellen und die Breite fünfzig Ellen. Gegenüber den zwanzig Ellen des inneren Vorhofs und gegenüber dem Steinpflaster des äußeren Vorhofs lagen sie, Galerie an Galerie, in drei Stockwerken. Vor den Gemächern befand sich ein Gang von zehn Ellen Breite nach dem inneren Vorhof zu und von hundert Ellen Länge. Ihre Türen gingen nach Norden. Die oberen Gemächer waren kleiner als die unteren und mittleren des Gebäudes, weil die Galerien ihnen Raum wegnahmen. Sie waren dreistöckig, hatten aber keine Säulen wie die äußeren Gemächer; darum war von den unteren und mittleren Stockwerken Raum weggenommen, von der Erde aus gerechnet. Auch eine Mauer war da, die außen entlang den Gemächern nach dem äußeren Vorhof hin lief. Den Gemächern gegenüber betrug ihre Länge fünfzig Ellen. Denn die Länge nach dem äußeren Vorhof hin betrug fünfzig Ellen und die vor dem Tempel hundert Ellen. Unter diesen Gemächern war ein Zugang von Osten her, wenn man vom äußeren Vorhof her zu ihnen kam, an der Breitseite der Vorhofsmauer. Auch nach Süden zu, vor dem eingefriedeten Platz und vor dem Hintergebäude lagen Gemächer. Vor ihnen befand sich ein Gang. Sie hatten dasselbe Aussehen wie die Gemächer auf der Nordseite. Auch waren sie so lang und so breit und hatten die gleichen Ausgänge und die gleiche Einrichtung. Ihre Eingänge waren wie die Eingänge zu den Gemächern, die nach Süden lagen. Ein Eingang befand sich am Anfang des Weges, der an der Mauer nach Osten zulief, wo man eintrat. Er sagte zu mir: "Die Gemächer an der Nordseite und die Gemächer an der Südseite, die vor dem eingefriedeten Platz liegen, sind heilige Gemächer, wo die Priester, die dem Herrn nahen, die hochheiligen Gabe essen dürfen. Dorthin sollen sie das Hochheilige bringen, das Speiseopfer, das Sündopfer und das Schuldopfer; denn die Stätte ist heilig. Wenn die Priester eingetreten sind, sollen sie nicht aus dem Heiligtum in den äußeren Vorhof hinausgehen. Sie sollen hier ihre Gewänder, in denen sie den Dienst verrichteten, ablegen; denn diese sind heilig. Sie sollen andere Kleider anziehen und sich dann erst nach dem für das Volk bestimmten Ort begeben." Die Gesamtmaße des heiligen BezirksAls er den inneren Tempelbau ausgemessen hatte, führte er mich durch das Osttor hinaus und maß alles ringsum. Er maß die Ostseite mit der Meßrute; sie hatte fünfhundert Ellen nach der Meßrute. Dann wandte er sich  und maß die Nordseite; sie hatte fünfhundert Ellen nach der Meßrute. Dann wandte er sich und maß auch die Südseite; sie hatte fünfhundert Ellen nach der Meßrute. Er ging hierauf nach der Westseite und maß fünfhundert Ellen nach der Meßrute. Auf allen vier Seiten maß er. Ringsum war eine Mauer; sie hatte eine Länge von fünfhundert Ellen und eine Breite von fünfhundert Ellen, um den heiligen Bezirk vom gewöhnlichen Land abzugrenzen. Einzug der Herrlichkeit GottesHierauf führte er mich zu dem Tor, das nach Osten gerichtet ist.  Da kam die Herrlichkeit des Gottes Israels von Osten her. Ein Rauschen ging von ihr aus, das dem Rauschen gewaltiger Wasser glich. Die Erde erstrahlte unter seiner Herrlichkeit. Die Vision, die ich sah, glich der Vision, die ich geschaut hatte, als er kam, die Stadt zu vernichten. Die Erscheinung glich der, die ich am Fluß Kebar geschaut hatte. Ich fiel auf mein Angesicht nieder. Und die Herrlichkeit des Herrn zog durch das Osttor in den Tempel ein.  Da hob mich der Geist auf und brachte mich in den inneren Vorhof. Und siehe, der Tempel war erfüllt von der Herrlichkeit des Herrn. Ich hörte, wie jemand vom Tempel her mit mir redete, während der Mann noch immer an meiner Seite stand. Er sprach zu mir: "Menschensohn, dies ist die Stätte meines Thrones und die Stätte für die Sohlen meiner Füße, wo ich inmitten der Söhne Israels auf ewig wohne. Das Haus Israel wird fortan meinen heiligen Namen nicht mehr entweihen, weder sie noch ihre Könige, durch ihren Abfall und durch die Leichen ihrer Könige auf dem heiligen Berg,  wo sie ihre Schwelle an meine Schwelle, ihre Türpfosten an meine Türpfosten setzten, so daß nur die Wand zwischen mir und ihnen war. Sie entweihten meinen heiligen Namen durch ihre Greuel, die sie begingen, so daß ich sie in meinem Zorn hinwegraffte.  Jetzt aber werden sie ihren Abfall und die Leichen ihrer Könige von mir fernhalten, und ich werde ewiglich in ihrer Mitte wohnen.  Du, Menschensohn, beschreibe dem Haus Israel den Tempel, - damit sie sich ihrer Missetaten schämen, - sowie seine Maße. Wenn sie sich schämen über alles das, was sie verübt haben, offenbare ihnen den Plan des Tempels, seine Einrichtung, seine Ausgänge und Eingänge, all seine Gesetze, seine Gestalt und seine Verordnungen. Schreibe es vor ihren Augen nieder, damit sie all seine Vorschriften und Gesetze sorgsam einhalten!" Das neue Kultgesetz"Folgendes ist das neue Gesetz für den Tempel auf dem Gipfel des Berges und für seinen ganzen Bezirk ringsum. Siehe, hochheilig ist das Tempelgesetz!" Der BrandopferaltarFolgendes sind die Maße des Altars in Ellen, die Elle zu einer gewöhnlichen Elle und einer Handbreite gerechnet: Die Grundeinfassung war eine Elle hoch und eine Elle breit. Die Randleiste am Rand ringsum war eine Spanne hoch. Folgendes war die Höhe des Altars: Von der Grundeinfassung vom Boden an bis zur unteren Einfassung waren es zwei Ellen Höhe und eine Elle Breite. Von der kleinen Einfassung bis zur großen Einfassung waren es vier Ellen Höhe und eine Elle Breite. Der Opferherd hatte vier Ellen Höhe; vom Opferherd stiegen vier Hörner zu einer Elle empor. Der Opferherd war zwölf Ellen lang bei zwölf Ellen Breite, so daß seine vier Seiten ein Quadrat bildeten. Die große Einfassung war vierzehn Ellen lang bei einer Breite von vierzehn Ellen an ihren vier Seiten. Die Randleiste, die rings um sie herumführte, war eine halbe Elle breit. Die Grundeinfassung an ihr maß eine Elle ringsum. Seine Stufen führten von Osten herauf. Die Weihe des BrandopferaltarsEr sagte zu mir: "Menschensohn, so spricht der allmächtige Herr: 'Folgendes sind die Satzungen für den Brandopferaltar: Sobald er errichtet ist und man auf ihm Brandopfer darbringen und Blut auf ihn sprengen kann, übergib den levitischen Priestern, die aus der Nachkommenschaft Zadoks stammen und darum sich mir nahen dürfen´, - Spruch des allmächtigen Herrn - 'um meinen Dienst zu versehen, einen jungen Stier zum Sündopfer! Nimm von seinem Blut und gieße es an die vier Hörner des Altars, an die vier Ecken der Einfassung und ringsum an die Randleiste! Entsündige und entsühne ihn so! Nimm dann den jungen Sündopferstier und verbrenne ihn an dem dazu bestimmten Platz beim Tempel außerhalb des Heiligtums! Bringe am zweiten Tag einen fehlerlosen Ziegenbock dar und entsündige damit den Altar, wie man ihn mit dem jungen Stier entsündigt hat! Wenn du die Entsündigung beendet hast, bringe einen fehlerlosen jungen Stier und einen fehlerlosen Widder vom Kleinvieh dar! Bringe sie vor den Herrn! Die Priester sollen Salz auf sie streuen und sie dem Herrn als Brandopfer darbringen. Sieben Tage lang bringe täglich einen Bock als Sündopfer dar! Auch einen jungen Stier und einen Widder vom Kleinvieh, beide fehlerlos, soll man darbringen. Sieben Tage lang soll man den Altar entsündigen, ihn reinigen und einweihen. Wenn die Tage zu Ende sind, sollen die Priester am achten Tag eure Brandopfer und Friedopfer auf dem Altar darbringen, und ich will euch gnädig annehmen'", - Spruch des allmächtigen Herrn. Das verschlossene Osttor - der Platz des FürstenHierauf führte er mich nach dem äußeren Osttor des Heiligtums zurück; dies war verschlossen. Der Herr sagte zu mir: "Dieses Tor soll verschlossen bleiben. Es soll nie mehr geöffnet werden, und niemand darf durch dasselbe eintreten; denn der Herr, der Gott Israels, ist durch dieses Tor eingezogen. Darum soll es verschlossen bleiben. Nur der Fürst soll darin sitzen dürfen, um das Opfermahl vor dem Herrn einzunehmen. Durch die Vorhalle des Tores soll er eintreten und auf diesem Weg wieder hinausgehen." Priester und LevitenHierauf führte er mich nach dem Nordtor vor die Front des Heiligtums. Ich schaute, und siehe, die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus des Herrn. Ich fiel auf mein Angesicht nieder, und der Herr sagte zu mir: "Menschensohn, gib acht, schau mit deinen Augen und höre mit deinen Ohren alles, was ich dir sage über alle Satzungen des Hauses des Herrn und über all seine Gesetze! Gib acht darauf, wie man in den Tempel eintreten und wie man das Heiligtum verlassen muß! Sage dem widerspenstigen Haus Israel: So spricht der allmächtige Herr: 'Laßt es genug sein mit all euren Greueln, Haus Israel! Ihr habt Fremde, Unbeschnittene an Herz und Leib, in mein Heiligtum geführt! Sie weilten darin und entweihten mein Haus, wenn ihr meine Speise, Fett und Blut, darbrachtet. Ihr habt - zu all euren Greueln hinzu - dadurch meinen Bund gebrochen. Ihr habt nicht selbst den Dienst an meinem Heiligtum verrichtet, sondern habt sie bestellt, den Dienst an meinem Heiligtum zu versehen. Darum', - so spricht der allmächtige Herr - 'darf kein Fremder, der unbeschnitten an Herz und Leib ist, in mein Heiligtum eintreten. Keiner der Fremden, die unter den Söhnen Israels weilen,  sondern nur die Leviten. Sie haben sich von mir entfernt, als Israel irreging, sind von mir abgefallen und haben Götzendienst getrieben. Sie sollen jetzt ihre Schuld büßen.  Sie sollen an meinem Heiligtum nur noch Dienst tun als Wächter an den Toren des Tempels und als Tempeldiener. Das Brandopfer und das Schlachtopfer für das Volk sollen sie schlachten. Sie sollen ihm aufwarten und dienen. Weil sie ihm vor seinen Götzen gedient und dem Haus Israel Anstoß zur Sünde wurden, darum habe ich gegen sie meine Hand zum Schwur erhoben', - Spruch des allmächtigen Herrn. 'Sie sollen ihre Missetat büßen. Sie dürfen mir nicht mehr nahen und mir als Priester dienen, noch an all das, was mir heilig und hochheilig ist, herantreten. Sie sollen ihre Schande tragen für ihren Abfall, dessen sie sich schuldig gemacht haben. Ich bestelle sie zum Dienst im Tempel für alle Arbeiten daselbst und über alles, was darin zu tun ist. Pflichten und Rechte der PriesterAber die Priester aus dem Stamm Levi, Zadoks Nachkommen, die den Dienst in meinem Heiligtum verrichtet haben, als die Söhne Israels von mir abirrten, die sollen mir nahen, um mir zu dienen. Sie sollen vor mich hintreten, um mir Fett und Blut darzubringen', - Spruch des allmächtigen Herrn. 'In mein Heiligtum sollen sie eintreten und sich meinem Tisch nahen, um mir zu dienen und meinen Dienst zu verrichten. Bevor sie durch die Tore des inneren Vorhofes eingehen, sollen sie linnenen Kleider anlegen. Nichts Wollenes darf an ihren Leib kommen, solange sie innerhalb der Tore des inneren Vorhofes und im Tempel Dienst tun. Einen linnenen Kopfbund sollen sie auf ihrem Haupt und linnene Unterkleider um ihre Lenden haben. Sie sollen keine schweißfördernden Kleider tragen. Wenn sie in den äußeren Vorhof zum Volk hinausgehen, sollen sie die Kleider, in denen sie Dienst taten, ausziehen und sie in den Gemächern des Heiligtums ablegen. Sie sollen andere Kleider antun, um nicht das Volk durch ihre Gewänder heilig zu machen. Ihr Haupt sollen sie nicht kahl scheren, aber das Haar auch nicht frei wachsen lassen, sondern das Haupthaar geschnitten tragen. Kein Priester darf Wein trinken, wenn er in den inneren Vorhof gehen muß. Sie sollen weder eine Witwe noch eine Geschiedene zur Frau nehmen, sondern sie dürfen nur Jungfrauen israelitischer Herkunft oder Priesterwitwen heiraten. Sie sollen mein Volk über den Unterschied von Heilig und Nichtheilig belehren und es über den Unterschied zwischen Rein und Unrein unterweisen. In Streitfällen sollen sie hintreten, um zu richten. Auf Grund meiner Rechtsbestimmungen sollen sie entscheiden. Meine Gesetze und Gebote sollen sie an all meinen Festen beobachten und meine Sabbate heilig halten. Zu einer menschlichen Leiche sollen sie nicht hineingehen, um sich nicht unrein zu machen. Nur an der Leiche von Vater und Mutter, Sohn und Tochter, Bruder und unverheirateter Schwester dürfen sie sich eine Verunreinigung zuziehen. Wenn einer wieder rein geworden ist, soll er noch sieben Tage warten. Sobald er ins Heiligtum, in den inneren Vorhof, eingeht, um im Heiligtum Dienst zu tun, soll er sein Sündopfer darbringen', - Spruch des allmächtigen Herrn. Eigentum und Einkünfte der Priester'Sie sollen keinen Erbbesitz haben; denn ich bin ihr Erbbesitz. Ihr sollt ihnen kein Eigentum unter den Israeliten geben; denn ich bin ihr Eigentum. Das Speiseopfer, das Sündopfer und Schuldopfer dürfen sie essen; alles Banngut in Israel soll ihnen gehören. Das Beste von eurem Schrotmehl sollt ihr dem Priester geben, damit er Segen auf euer Haus herabrufe. Gefallenes oder Zerrissenes von Vögeln oder Vieh dürfen die Priester nicht essen. Landbesitz der Priester und LevitenWenn ihr das Land zum Erbbesitz verlost, sollt ihr als Gabe dem Herrn ein heiliges Stück vom Land darbringen. 25.000 Ellen lang und 20.000 Ellen breit. Dieser Bezirk soll in seinem ganzen Umfang heilig sein.  Von diesem soll zum Heiligtum ein Viereck von je 500 Ellen Seitenlänge gehören; rings um dieses soll ein freier Platz von fünfzig Ellen herumführen. Von diesem Bezirk sollst du ein Stück von 25.000 Ellen Länge und 10.000 Ellen Breite abmessen. Darin soll das Heiligtum stehen. Es ist das Heiligste vom Land. Es soll den Priestern gehören, die am Heiligtum Dienst tun und die dem Herrn nahen, um ihm zu dienen. Es soll ihnen als Platz für ihre Amtswohnungen dienen und als heiliger Raum zum Heiligtum gehören. Ein Gebiet von 25.000 Ellen Länge und 10.000 Ellen Breite soll den Leviten, den Tempeldienern, als Eigentum gehören, mit zwanzig Städten zum Wohnen. Eigentum des FürstenAls Eigentum der Stadt sollt ihr ein Gebiet von 5.000 Ellen Breite und 25.000 Ellen Länge zur Seite des heiligen Bezirkes bestimmen; das soll dem ganzen Haus Israel gehören. Dem Fürsten sollt ihr zu beiden Seiten des heiligen Bezirkes und Stadteigentums ein Gebiet bestimmen. Es gehe vom heiligen Bezirk und vom Stadteigentum auf der Westseite nach Westen zu und auf der Ostseite nach Osten zu. In der Länge entspreche es einem der Stammesanteile von der Westgrenze zur Ostgrenze. Das soll er vom Land als sein Eigentum in Israel haben, damit meine Fürsten mein Volk nicht mehr bedrücken, sondern das übrige Land dem Haus Israel nach seinen Stämmen überlassen.' Pflichten und Rechte des FürstenSo spricht der allmächtige Herr: 'Laßt es nun genug sein, ihr Fürsten Israels! Steht ab von Gewalttat und Bedrückung, übt Recht und Gerechtigkeit! Hört auf, meinem Volk seinen Grund und Boden zu rauben', - Spruch des allmächtigen Herrn. 'Richtige Waage, richtiges Efa, richtiges Bat sollt ihr haben.  Efa und Bat sollen ihr einheitlich geregeltes Maß haben; das Bat soll den zehnten Teil eines Hómer fassen, das Efa gleichfalls den zehnten Teil eines Hómer. Nach dem Hómer sollen die Maße bestimmt werden. Der Schekel soll zwanzig Gera betragen, Fünf- und Zehn-Schekelmünzen sollen im Umlauf sein; fünfzig Schekel sollen bei euch ein Mine ausmachen.  Dies ist die Abgabe, die ihr entrichten sollt: Ein sechstel Efa von jedem Hómer Weizen, und ein Sechstel Efa von jedem Hómer Gerste. Der Satz für das Öl beträgt ein Zehntel Bat von jedem Kor; zehn Bat betragen ein Kor. Ein Schaf auf zweihundert Stück soll von der Herde als Abgabe von den Geschlechtern Israels für das Speiseopfer, das Brand- und Friedopfer dargebracht werden, um den Israeliten Sühne zu schaffen', -Spruch des allmächtigen Herrn. 'Das ganze Volk des Landes soll zu dieser Abgabe an den Fürsten in Israel gehalten sein. Dem Fürsten soll es obliegen, die Brand-, Speise- und Trankopfer für die Festtage, die Neumondsfeste, die Sabbate, bei allen Festversammlungen des Hauses Israel herbeizubringen. Er soll die Sündopfer, die Speise-, Brand- und Friedopfer darbringen lassen, um dem Haus Israel Sühne zu verschaffen.' Die Feier der FestzeitenSo spricht der allmächtige Herr: 'Am ersten Tag des ersten Monats sollst du einen fehlerlosen jungen Stier nehmen und das Heiligtum damit entsühnen. Der Priester nehme von dem Blut des Sündopfers und streiche es auf die Türpfosten des Tempelhauses und an die vier Ecken der Altareinfassung und an die Türpfosten des Tores zum inneren Vorhof. So sollst du es auch am siebten Tag für die tun, die unabsichtlich und unwissentlich gefehlt haben, um so den Tempel zu entsühnen. Am vierzehnten Tag des ersten Monats sollt ihr das Paschafest feiern; sieben Tage soll man ungesäuerte Brote essen. Der Fürst soll an diesem Tag für sich und für das ganze Volk des Landes einen Jungstier als Sündopfer darbringen. An den sieben Tagen des Festes opfere er täglich während der sieben Tage dem Herrn als Brandopfer sieben Stiere und sieben Widder ohne Fehl und als Sündopfer täglich einen Ziegenbock. Als Speiseopfer bringe er zu jedem Jungstier ein Efa Mehl, auch zu jedem Widder ein Efa Mehl dar; zu jedem Efa Mehl gebe er ein Hin Öl. Vom fünfzehnten Tag des siebten Monats, dem Beginn des Laubhüttenfestes an, bringe er sieben Tage lang die gleichen Sünd-, Brand-, Speise- und Ölopfer dar.' Sabbat- und NeumondfeierSo spricht der allmächtige Herr: 'Das Osttor des inneren Vorhofs soll während der sechs Werktage verschlossen sein. Am Sabbat und am Neumond soll es geöffnet werden. Der Fürst soll von außen durch die Vorhalle des Tores eintreten und an den Torpfosten stehenbleiben. Die Priester sollen sein Brandopfer und seine Friedopfer darbringen. Er soll an der Schwelle des Tores anbeten und dann hinausgehen. Das Tor soll aber bis zum Abend nicht geschlossen werden. An diesem Toreingang soll das Volk des Landes an Sabbaten und Neumonden vor dem Herrn anbeten. Das Brandopfer, das der Fürst dem Herrn darbringen soll, bestehe am Sabbat aus sechs fehlerlosen Lämmern und einem fehlerlosen Widder. Das Speiseopfer bestehe aus einem Efa Mehl zu jedem Widder und aus einer beliebigen Menge zu den Lämmern; zu jedem Efa Mehl gebe er ein Hin Öl. Am Neumondsfest opfere er einen fehlerlosen Jungstier, sechs Lämmer und einen Widder, lauter fehlerlose Tiere. Als Speiseopfer bringe er beim Jungstier ein Efa, bei dem Widder ein Efa und bei den Lämmern beliebig viel dar. Zu jedem Efa gebe er ein Hin Öl. Das Betreten und Verlassen des TempelsWenn der Fürst eintritt, soll er durch die Vorhalle des Tores eintreten und auf dem gleichen Weg hinausgehen. Wenn das Volk des Landes an den Festtagen vor dem Herrn erscheint, sollen die durch das Nordtor zur Anbetung Eintretenden durch das Südtor hinausgehen und die durch das Südtor Eintretenden durch das Nordtor hinausgehen. Niemand soll durch dasselbe Tor zurückgehen, durch das er hereingekommen ist, sondern durch das gegenüberliegende. Der Fürst soll mitten unter ihnen sein; wenn sie eintreten, soll auch er eintreten; wenn sie hinausgehen, soll auch er hinausgehen. Einzelne OpfervorschriftenAn Fest- und Feiertagen soll das Speiseopfer ein Efa Mehl auf den Jungstier und ein Efa Mehl auf den Widder betragen, und auf die Lämmer, soviel einer will; zu jedem Efa Mehl gebe man ein Hin Öl. Wenn der Fürst dem Herrn ein Brandopfer oder Friedopfer als freiwillige Opfergabe darbringen will, öffne man ihm das Osttor. Er bringe sein Brandopfer und seine Friedopfer dar, wie er es am Sabbat zu tun pflegt. Dann gehe er hinaus, und sobald er hinausgegangen ist, verschließe man das Tor. Täglich sollst du dem Herrn ein einjähriges, fehlerloses Lamm als Brandopfer darbringen, und zwar sollst du jeden Morgen so tun.  Als Speiseopfer sollst du dazu jeden Morgen ein Sechstel Efa Mehl und ein Drittel Hin Öl zur Besprengung des Feinmehls darbringen, als Speiseopfer für den Herrn, als immer geltende, regelmäßige Gabe. So sollt ihr das Lamm und das Speiseopfer und das Öl jeden Morgen als immerwährendes Brandopfer darbringen.' Nachträge über den Grundbesitz des FürstenSo spricht der allmächtige Herr: 'Wenn der Fürst einem seiner Söhne von seinem Erbbesitz ein Geschenk macht, gehöre es diesem seinem Sohn als vererblicher Besitz. Wenn er aber einem seiner Diener etwas von seinem Erbbesitz schenkt, gehöre es diesem nur bis zum Erlaßjahr. Dann soll es wieder an den Fürsten zurückfallen. Nur seinen Söhnen verbleibt es als Erbbesitz. Von dem Erbbesitz des Volkes darf der Fürst nichts nehmen, indem er andere gewaltsam von ihrem Eigentum vertreibt. Von seinem eigenen Besitz mag er seinen Söhnen ein vererbliches Eigentum geben, damit keiner von meinem Volk aus seinem Besitztum verdrängt werde.'" Die Küchen der Priester und des VolkesHierauf führte er mich durch den Eingang, der an der Seite des Tores lag, zu den heiligen Priestergemächern, die nach Norden zu lagen. Siehe, da war ein Raum im äußersten Westen.  Er sprach zu mir: "Das ist der Raum, wo die Priester das Schuld- und Sündopfer kochen und das Speiseopfer backen, damit sie es nicht in den äußeren Vorhof hinaustragen müssen und so das Volk heilig machen würden." Dann führte er mich in den äußeren Vorhof hinaus und ließ mich diesen nach den vier Ecken des Vorhofs überqueren. Siehe, da war in jeder Ecke des Vorhofs wieder ein Vorhof. In den vier Ecken des Vorhofs waren vier kleine Vorhöfe, vierzig Ellen lang und dreißig Ellen breit; alle vier hatten das gleiche Maß. Eine Mauer ging rund um alle vier herum. Unten an der Mauer waren rundum Kochherde angebracht. Er sagte zu mir: "Das sind die Küchen, wo die Tempeldiener die Schlachtopfer des Volkes zubereiten." DAS BESITZTUM DER FREMDLINGEDie TempelquelleDann führte er mich an den Eingang des Tempels. Siehe, da floß Wasser unter der Schwelle des Tempels hervor nach Osten hin. Die Front des Tempels schaute nach Osten. Das Wasser floß unterhalb der rechten Seitenwand des Tempels, südlich vom Brandopferaltar, hinab.  Er führte mich durch das Nordtor hinaus und draußen herum zum äußeren Osttor. Und siehe, das Wasser rieselte von der rechten Seitenwand herab. Der Mann ging ostwärts weiter und hatte die Meßschnur in der Hand. Er maß tausend Ellen ab und führte mich durch das Wasser; es ging bis an die Knöchel. Er maß wieder tausend Ellen und führte mich durch das Wasser; das Wasser ging mir bis an die Knie. Er maß wieder tausend Ellen und führte mich hindurch; es ging bis an die Hüften. Er maß wieder tausend Ellen; da war es ein Fluß, den ich nicht mehr durchschreiten konnte; denn das Wasser war so gestiegen, daß man es hätte durchschwimmen müssen, ein Fluß, den man nicht mehr durchschreiten konnte. Er sagte zu mir: "Hast du gesehen, Menschensohn?" Hierauf ließ er mich am Ufer des Flusses zurückwandern. Auf dem Rückweg sah ich am Ufer des Flusses auf beiden Seiten sehr viele Bäume stehen. Er sagte zu mir: "Dieses Wasser fließt in den östlichen Bezirk hinaus und fließt hinab in die Steppe und gelangt zum Toten Meer. Wenn es dorthin kommt, wird das Wasser des Toten Meeres gesund.  Alle lebenden Wesen, was sich nur regt, wird überall, wohin der Fluß kommt, aufleben. Dann wird es sehr viele Fische geben. Denn wenn dieses Wasser dorthin kommt, wird das Tote Meer gesunden, und wohin der Fluß gelangt, wird alles aufleben.  Fischer werden an demselben stehen von En-Gedi bis Eglajim. Trockenplätze für Netze werden da sein. Sein Fischreichtum wird wie der des Großen Meeres überaus groß sein.  Aber die Sümpfe und Tümpel in seiner Nähe werden nicht gesund werden; sie sind dem Salz überlassen.  An beiden Ufern des Flusses werden allerlei Bäume mit eßbaren Früchten wachsen, deren Laub nicht verwelkt und deren Früchte nicht abnehmen. Alle Monate werden sie frische Früchte tragen; denn das Wasser, das sie tränkt, kommt vom Heiligtum her. Ihre Früchte dienen zur Speise und ihre Blätter als Arznei."  DAS NEUE GELOBTE LANDDie Grenzen des LandesSo sprich der allmächtige Herr: "Dies ist die Grenze, innerhalb derer ihr das Land den zwölf Stämmen Israels als Erbbesitz verteilen sollt; Josef soll einen Doppelanteil bekommen.  Einer soll den gleichen Erbbesitz erhalten wie der andere; denn ich habe meine Hand zum Schwur erhoben, es euren Vätern zu geben. Daher soll dieses Land euch als Erbbesitz zufallen. Die ist die Nordgrenze des Landes: Vom großen Meer nach Hetlon, nach Lebo-Hamat, Zedad,  Berota, Sibrajim, das zwischen dem Gebiet von Damaskus und dem Gebiet von Hamat liegt, dann nach Hazar-Enan, das an der Grenze des Haurangebirges liegt.  Es soll also die Nordgrenze vom Meer nach Hazar-Enan gehen, so daß das Gebiet von Damaskus und Hamat nördlich liegt. Das ist die Nordgrenze. Die Ostgrenze geht zwischen dem Haurangebirge und Damaskus hindurch und wird zwischen Gilead und dem Land Israel durch den Jordan gebildet bis zum östlichen Meer, bis nach Tamar hin. Das ist die Ostgrenze.  Die Südgrenze geht von Tamar bis Meribat-Kadesch, dann bis an den Bach und weiter bis zum Großen Meer. Das ist die Südgrenze.  Die Westgrenze ist das Große Meer bis hinauf zur Stelle, wo es nach Hamat geht. Das ist die Westgrenze. Dieses Land sollt ihr unter euch nach den Stämmen Israels verteilen. Es wird bestimmt: Ihr sollt es als Erbbesitz unter euch und den Fremden, die unter euch wohnen und Kinder haben, verteilen. Sie sollen euch wie einheimische Israeliten gelten. Mit euch sollen sie ihren Erbbesitz inmitten der Stämme Israels haben.  Bei dem Stamm, bei dem der Fremdling weilt, sollt ihr ihm seinen Erbbesitz anweisen", - Spruch des allmächtigen Herrn. Die Stämme nördlich vom heiligen BezirkDies sind die Namen der Stämme: Im äußersten Norden vom Meer nach Hetlon, nach Lebo-Hamat und nach Hazar-Enan - das Gebiet von Damaskus bleibt nordwärts liegen - neben Hamat soll von Osten nach Westen Dan ein Stammgebiet besitzen.  Neben dem Gebiet Dans soll von der Ostseite zur Westseite Ascher ein Stammgebiet besitzen. Neben dem Gebiet von Ascher soll an der Ostseite zur Westseite Naftali ein Stammgebiet besitzen. Neben dem Gebiet von Naftali von der Ostseite bis zur Westseite soll Manasse ein Stammgebiet besitzen. Neben dem Gebiet von Manasse von der Ostseite bis zur Westseite soll Efraim ein Stammgebiet besitzen. Neben dem Gebiet von Efraim von der Ostseite bis zur Westseite soll Ruben ein Stammgebiet besitzen. Neben dem Stammgebiet von Ruben von der Ostseite bis zur Westseite soll Juda ein Stammgebiet besitzen. Der heilige BezirkNeben dem Gebiet von Juda soll von der Ostseite bis zur Westseite der heilige Bezirk liegen, den ihr dem Herrn weiht, 25.000 Ellen breit und lang wie die anderen Stammesanteile von der Ostseite bis zur Westseite. In seiner Mitte soll das Heiligtum liegen. Der heilige Bezirk, den ihr dem Herrn weihen sollt, soll 25.000 Ellen lang und 20.000 Ellen breit sein. Der heilige Bezirk soll folgenden gehören: Den Priestern soll an der Nordseite ein Stück von 25.000 Ellen Länge, an der Westseite von 10.000 Ellen Breite, an der Ostseite von 10.000 Ellen Breite und an der Südseite von 25.000 Ellen Breite zufallen. Mitten darin soll das Heiligtum des Herrn liegen. Den geweihten Priestern, den Söhnen Zadoks, die meinen Dienst getan haben und nicht abgeirrt sind wie die Leviten, als die Israeliten abirrten, ihnen soll es als geweihtes Stück, als der heiligste Teil des geweihten Bezirkes neben dem Gebiet der Leviten gehören. Den Leviten soll ein Stück entsprechend dem Gebiet der Priester zufallen, 25.000 Ellen lang, 10.000 Ellen breit, insgesamt von einer Länge von 25.000 Ellen und einer Breite von 20.000 Ellen. Sie dürfen nichts davon verkaufen noch vertauschen, noch dürfen sie diesen geweihten Teil des Landes in fremde Hände übergehen lassen; denn er ist dem Herrn heilig. Die 5.000 Ellen, die längs der 25.000 Ellen von der Breite noch übrig sind, sind nicht heilig, sondern für die Stadt als Wohnplatz und freier Raum bestimmt. Mitten darin soll die Stadt liegen. Folgendes sind ihre Maße: Die Nordseite hat 4.500, die Südseite 4.500, die Ostseite 4.500, die Westseite 4.500 Ellen. Der freie Raum der Stadt soll im Norden 250, im Süden 250, im Osten 250 und im Westen 250 Ellen betragen. Was von der Länge noch übrigbleibt längs des heiligen Bezirks, nämlich 10.000 Ellen im Osten und 10.000 Ellen im Westen, soll zum Unterhalt der Bewohner in der Stadt dienen. Die Bewohner der Stadt sollen aus allen Stämmen Israels herkommen. Der gesamte geweihte Bezirk soll 25.000 Ellen im Geviert betragen, nämlich den geweihten Bezirk mit dem Stadtbesitz. Was übrig ist, soll dem Fürsten gehören auf beiden Seiten des geweihten Bezirks und des Stadteigentums längs der 25.000 Ellen bis zur Westgrenze, entsprechend den Stammesanteilen. Dies soll dem Fürsten gehören, und der geweihte Bezirk und das Tempelheiligtum sollen mitten darin liegen. Auch von dem Besitz der Leviten und vom Stadteigentum, die mitten zwischen dem liegen, was dem Fürsten gehört, soll alles, was zwischen dem Gebiet von Juda und dem Gebiet von Benjamin liegt, dem Fürsten gehören. Die Stämme südlich vom heiligen BezirkFolgendes sind die übrigen Stämme: Von der Ostseite bis zur Westseite soll Benjamin ein Stammgebiet besitzen. Neben dem Gebiet von Benjamin von der Ostseite bis zur Westseite soll Simeon ein Stammgebiet besitzen. Neben dem Gebiet von Simeon von der Ostseite bis zur Westseite soll Issachar ein Stammgebiet besitzen. Neben dem Gebiet von Issachar von der Ostseite bis zur Westseite soll Sebulon ein Stammgebiet besitzen. Neben dem Gebiet von Sebulon von der Ostseite bis zur Westseite soll Gad ein Stammgebiet besitzen. Neben dem Gebiet Gads soll auf der Südseite die Grenze von Tamar bis Meribat-Kadesch, dann bis an den Bach und bis an das Große Meer gehen. "Dies ist das Land, das ihr als Erbbesitz unter die Stämme Israels durch das Los verteilen sollt, und das sollen ihre Erbteile sein", - Spruch des allmächtigen Herrn. Dies sind die Ausgänge der Stadt: An der Nordseite, die 4.500 Ellen hat, - die Stadttore sind nach den Namen der Stämme Israels benannt - befinden sich drei Tore: das Rubentor, das Judator, das Levitor. An der Ostseite, die 4.500 Ellen hat, befinden sich drei Tore: das Joseftor, das Benjamintor, das Dantor. An der Südseite, die 4.500 Ellen hat, befinden sich drei Tore: das Simeontor, das Issachartor, das Sebulontor. An der Westseite, die 4.500 Ellen hat, befinden sich drei Tore: das Gadtor, das Aschertor, das Naftalitor. Der Umfang der Stadt beträgt 18.000 Ellen. - Der Name der Stadt soll fortan sein: 'Jahwe ist da'.  DANIEL AM KÖNIGLICHEN HOF IN BABELVorbemerkungenIm dritten Jahr der Regierung des Königs Jojakim von Juda zog Nebukadnezzar, der König von Babel, gegen Jerusalem und belagerte es.  Und der Herr gab Jojakim, den König von Juda, und einen Teil der Geräte des Tempels Gottes in seine Hand. Er brachte sie in das Land Schinar in den Tempel seines Gottes. Im Schatzhaus seines Gottes ließ er die Geräte niederlegen.  Daniels Ausbildung für den königlichen DienstDa befahl der König dem Aschpenas, dem Vorsteher der Kämmerer, er solle von den Israeliten königlicher und fürstlicher Abstammung Knaben kommen lassen, die ohne Fehl wären, mit schönem Aussehen, wohl bewandert in aller Weisheit, reich an Kenntnissen und gut erzogen, die Geschick dazu hätten, im Palast des Königs aufzuwarten. Er solle sie unterrichten in Schrift und Sprache der Chaldäer.  Der König bestimmte ihren täglichen Unterhalt vom königlichen Tisch und vom Wein, den er selber trank. Er befahl, sie drei Jahre lang auszubilden, nach deren Ablauf sie in den königlichen Dienst treten sollten. Unter ihnen befanden sich die Judäer Daniel, Hananja, Mischaël und Asarja. Der Vorsteher der Kämmerer gab ihnen jedoch andere Namen. Daniel nannte er Beltschazzar, Hananja Schadrach, Mischaël Meschach und Asarja Abed-Nego.  Daniels GesetzestreueDaniel war fest entschlossen, sich weder an der Kost des Königs noch an dem Wein, den dieser trank, zu verunreinigen. Er bat daher den Vorsteher der Kämmerer, sich nicht verunreinigen zu müssen.  Und Gott ließ Daniel beim Vorsteher der Kämmerer Nachsicht und Gnade finden. Doch sagte der Vorsteher der Kämmerer zu Daniel: "Ich fürchte mich vor meinem königlichen Herrn, der Speise und Trank für euch bestimmt hat; denn wenn er sähe, daß eure Gesichter schmächtiger wären als die der anderen Knaben eures Alters, so hätte ich durch eure Schuld mein Haupt beim König verwirkt." Doch Daniel bat den Aufseher, den der Vorsteher der Kämmerer über ihn, Hananja, Mischaël und Asarja gesetzt hatte: "Versuche es, bitte, zehn Tage lang mit deinen Knechten! Man gebe uns nur Gemüse zu essen und Wasser zu trinken. Dann magst du unser Aussehen und das jener Knaben, die von des Königs Tafel essen, in Augenschein nehmen, und gemäß dem, was du siehst, mit deinen Knechten verfahren." Er war ihnen hierin zu Willen und versuchte es mit ihnen zehn Tage lang. Nach Verlauf von zehn Tagen aber sahen sie besser und wohlgenährter aus als alle Knaben, die von der königlichen Tafel aßen. Da ließ der Aufseher die Speise und den Wein, den sie trinken sollten, beiseite und gab ihnen nur Gemüse. Aufnahme in den königlichen DienstGott verlieh aber diesen vier Knaben Wissen und Einsicht in alle Schriftkunde und Weisheit. Daniel verstand sich auch auf Visionen und Träume jeglicher Art. Als die Zeit um war, nach deren Verlauf sie auf Befehl des Königs diesem vorgestellt werden sollten, führte sie der Vorsteher der Kämmerer zu Nebukadnezzar. Der König redete mit ihnen, und unter allen fand sich keiner wie Daniel, Hananja, Mischaël und Asarja. Daher wurden sie zum königlichen Dienst zugelassen. In allen Fällen, die Weisheit und Einsicht verlangten, fand sie der König, sooft er sie befragte, allen Zauberern und Wahrsagern in seinem ganzen Königreich zehnmal überlegen. Daniel erlebte noch das erste Jahr von König Kyrus. Daniel deutet Nebukadnezzars TraumUnvermögen der Weisen, den Traum zu deutenIm zweiten Jahr der Regierung Nebukadnezzars hatte Nebukadnezzar einen Traum. Er wurde dadurch so sehr in Unruhe versetzt, daß der Schlaf von ihm wich. Da befahl der König, die Zauberer, Wahrsager, Beschwörer und Chaldäer zu rufen. Sie sollen dem König über seinen Traum Auskunft geben. Diese kamen und traten vor den König.  Der König sagte zu ihnen: "Ich hatte einen Traum und fühle mich nun beunruhigt. Ich möchte gern den Traum verstehen." Die Chaldäer antworteten dem König (aramäisch): "O König, mögest du ewig leben! Erzähle den Traum deinen Knechten, so wollen wir dir die Deutung geben."  Doch der König erwiderte den Chaldäern: "Mein Beschluß steht fest: Wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht anzugeben wißt, sollt ihr in Stücke gehauen und eure Häuser in Schutthaufen verwandelt werden. Wenn ihr aber den Traum und seine Deutung kundtun könnt, werdet ihr Geschenke und Gaben und große Ehre von mir empfangen. Tut mir also den Traum und seine Deutung kund!" Da antworteten sie zum zweitenmal: "Der König wolle seinen Knechten den Traum erzählen, so werden wir angeben, was er bedeutet." Doch der König erwiderte: "Ich weiß nun sicher, daß ihr Zeit zu gewinnen sucht, weil ihr wißt, daß bei mir feststeht: Wenn ihr mir den Traum nicht angebt, bleibt es bei dem Urteilsspruch über euch. Ihr habt euch verabredet, mir eine falsche, erlogene Deutung zu geben, in der Hoffnung, die Verhältnisse würden sich ändern. Also sagt mir den Traum, und ich weiß, daß ihr mir auch die richtige Deutung gebt!" Die Chaldäer antworteten dem König: "Es gibt keinen Menschen auf Erden, der dein Verlangen, o König, erfüllen könnte. Auch hat nie ein König, so groß und mächtig er sein mochte, so etwas von einem Wahrsager, Zauberer oder Chaldäer verlangt. Was du, o König, forderst, ist zu schwer. Es gibt niemand, der dem König darüber Auskunft geben könnte, als die Götter, die nicht bei den Sterblichen wohnen." Hinrichtungsbefehl des KönigsHierüber wurde der König so sehr aufgebracht und erbost, daß er den Befehl gab, alle Weisen von Babel hinzurichten. Als der Befehl ergangen war, die Weisen umzubringen, suchte man auch Daniel und seine Gefährten, um sie zu töten. Da wurde Daniel in kluger, verständiger Weise bei Arjoch vorstellig, dem Obersten der königlichen Scharfrichter, der ausgezogen war, um die Weisen von Babel hinzurichten. Er fragte Arjoch, den königlichen Befehlshaber, weshalb der strenge Befehl vom König erlassen sei. Als Arjoch dem Daniel den Sachverhalt mitgeteilt hatte, begab sich Daniel zum König und bat ihn, ihm Zeit zu lassen, da er alsdann dem König die Deutung geben werde. Offenbarung des Traumes an DanielHierauf begab sich Daniel in sein Haus und teilte seinen Gefährten Hananja, Mischaël und Asarja den Sachverhalt mit, damit sie betreffs dieses Geheimnisses Barmherzigkeit beim Gott des Himmels erflehen sollten und nicht auch Daniel und seine Gefährten mit den übrigen Weisen von Babel hingerichtet würden.  Da ward Daniel in einer nächtlichen Vision das Geheimnis geoffenbart. Da segnete Daniel den Gott des Himmels.  Daniel betete: "Gepriesen sei der Name des Herrn von Ewigkeit zu Ewigkeit! Denn sein ist die Weisheit und die Macht. Er ist es, der den Wechsel der Zeiten und Verhältnisse herbeiführt; der Könige absetzt und Könige einsetzt; der den Weisen Weisheit und den Klugen Einsicht verleiht. Er offenbart das Tiefe und Verborgene. Er weiß, was in der Finsternis geschieht; denn bei ihm wohnt das Licht. Ich danke dir, Gott meiner Väter. Ich preise dich; denn du hast mir Weisheit und Kraft verliehen. Du hast mich jetzt auch wissen lassen, um was wir dich baten. Denn den Traum des Königs hast du uns kundgetan." Daniel teilt dem König den Traum mitHierauf begab sich Daniel zu Arjoch, dem der König befohlen hatte, die Weisen von Babel hinzurichten. Er ging hin und sagte zu ihm: "Lasse die Weisen von Babel nicht töten! Führe mich zum König! Ich kann dem König Aufklärung geben!" Arjoch führte nun Daniel eiligst vor den König und sagte zu diesem: "Bei den jüdischen Verbannten habe ich einen Mann gefunden, der dem König die Deutung geben will." Der König sagte zu Daniel, der auch Beltschazzar hieß: "Bist du wirklich imstande, mir den Traum, den ich gehabt habe, und seine Deutung kundzutun?" Daniel antwortete dem König: "Das Geheimnis, das der König wissen will, können Weise, Wahrsager, Zauberer und Zeichendeuter dem König nicht kundtun. Doch im Himmel ist ein Gott, der Geheimnisse offenbart. Er tut dir, König Nebukadnezzar, kund, was in der Folgezeit geschehen wird. Der Traum und die Vision, die du auf deinem Lager hattest, sind folgende: Dir, o König, stiegen auf deinem Lager Gedanken darüber auf, was hernach geschehen werde. Der die Geheimnisse offenbart, tut dir kund, was kommen wird. Mir ward nun dieses Geheimnis geoffenbart, nicht kraft einer Weisheit, die mir vor allen Lebenden zu eigen wäre, sondern zu dem Zweck, daß die Deutung dem König kundgetan würde und du über die Gedanken deines Herzens Aufschluß erhieltest. Du, o König, hattest eine Vision. Da schautest du ein großes Standbild. Das Standbild war hoch und sein Glanz überwältigend. Es stand vor dir. Schrecklich war sein Anblick.  Das Haupt dieses Standbildes war von feinstem Gold, Brust und Arme waren von Silber, der Leib und die Hüften von Erz, die Schenkel von Eisen, die Füße teils von Eisen, teils von Ton. Während du hinschautest, riß sich ohne Zutun ein Stein vom Berg los, stieß an die eisernen und tönernen Füße des Standbildes und zermalmte sie. Da zerstoben mit einem Mal Eisen, Ton, Erz, Silber und Gold und verflogen wie die Spreu im Sommer auf den Tennen. Der Wind trug sie fort. Keine Spur war mehr von ihnen zu finden. Der Stein aber, der das Standbild zerschmettert hatte, ward zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde. Die Deutung des TraumesDas ist der Traum. Nun wollen wir dem König seine Deutung geben. Du, König, König der Könige, dem der Gott des Himmels Herrschaft und Macht, Kraft und Ehre verliehen,  und in dessen Hand er überall, wo sie auch wohnen, die Menschen, die Tiere des Feldes und die Vögel des Himmels gegeben und den er zum Herrscher über sie alle gemacht hat: du bist das Haupt von Gold. Nach dir wird ein anderes Reich entstehen, das geringer ist als deines, darauf ein anderes drittes Reich von Erz, das sich über die ganze Erde erstrecken wird. Ein viertes Reich wird stark sein wie Eisen. Das Eisen vermag ja alles zu zertrümmern und zu zerschlagen. Wie das Eisen zermalmt, so wird es alle jene Reiche zermalmen und zertrümmern. Daß die Füße und die Zehen, die du sahst, teils aus Töpferton, teils von Eisen waren, bedeutet, daß das Reich uneinheitlich sein wird. Es wird ihm etwas von der Festigkeit des Eisens eignen, weil, wie du sahst, Eisen mit Tonerde verbunden war. Daß die Zehen teils von Eisen, teils von Ton waren, bedeutet, daß das Reich zum Teil fest, zum Teil brüchig sein wird. Daß aber das Eisen, wie du sahst, mit Tonerde verbunden war, bedeutet, daß sie zwar durch Heiraten sich miteinander verbinden, aber sich doch nicht zusammenschweißen werden, wie sich auch Eisen mit Ton nicht vermischen läßt.  In der Zeit jener Könige wird der Gott des Himmels ein Reich erstehen lassen, das nicht zerstört wird bis in Ewigkeit. Seine Herrschaft wird nicht übergehen auf ein anderes Volk. Es wird alle jene Reiche zertrümmern und vernichten, selbst aber ewigen Bestand haben, So wie du gesehen hast, daß sich ein Stein ohne Zutun vom Berg loslöste und Eisen, Erz, Ton, Silber und Gold zermalmte, so hat ein großer Gott dem König kundgetan, was hernach geschehen wird. Der Traum ist wahr und seine Deutung ist zuverlässig."  Nebukadnezzar huldigt Gottes Macht in Daniels WeisheitDa warf sich König Nebukadnezzar auf sein Angesicht nieder, verneigte sich vor Daniel und befahl, ihm Opfer und Räucherwerk darzubringen. Dann sprach der König zu Daniel: "Wahrlich, euer Gott ist der höchste Gott, der Herr der Könige und der Offenbarer der Geheimnisse; denn du warst imstande, dies Geheimnis zu enthüllen."  Hierauf erwies der König dem Daniel große Ehre. Er gab ihm viele kostbare Geschenke und übertrug ihm die Verwaltung der ganzen Provinz Babel und machte ihn zum Obervorsteher über alle Weisen Babels. Doch auf Daniels Bitten übertrug der König die Verwaltung der Provinz Babel Schadrach, Meschach und Abed-Nego. So blieb Daniel am königlichen Hof. Die drei Jünglinge im FeuerofenDie Errichtung des StandbildesKönig Nebukadnezzar ließ ein goldenes Standbild von sechzig Ellen Höhe und sechs Ellen Breite machen und es in der Ebene Dura in der Provinz Babel aufstellen.  Hierauf sandte König Nebukadnezzar Boten aus, um die Satrapen, Statthalter, Befehlshaber, Richter, Schatzmeister, Rechtskundigen, Ratsherren und alle anderen Würdenträger der Provinzen zu berufen, damit sie sich zur Einweihung des Bildes einfänden, das König Nebukadnezzar errichtet hatte. Da versammelten sich die Satrapen, Statthalter, Befehlshaber, Richter, Schatzmeister, Rechtskundigen, Ratsherren und alle anderen Würdenträger der Provinzen zur Einweihung des Bildes, das König Nebukadnezzar errichtet hatte. Sie nahmen vor dem Bild, das Nebukadnezzar errichtet hatte, Aufstellung. Der Herold rief mit lauter Stimme: "Ihr Völker, Nationen und Zungen, es wird euch befohlen: Sobald ihr den Schall der Trompeten, Flöten, Zithern, Harfen, Lauten, Sackpfeifen und aller anderen Arten von Musikinstrumenten hört, sollt ihr euch niederwerfen und das goldene Bild anbeten, das König Nebukadnezzar errichtet hat. Wer sich nicht niederwirft und anbetet, wird auf der Stelle in den glühenden Feuerofen geworfen werden." Sobald nun alle die Völker den Schall der Trompeten, Flöten, Zithern, Harfen, Lauten, Sackpfeifen und aller anderen Arten von Musikinstrumenten hörten, warfen sich alle Völker, Stämme und Zungen nieder und beteten das goldene Bild an, das König Nebukadnezzar errichtet hatte. Die Standhaftigkeit der drei FreundeZur gleichen Stunde noch traten chaldäische Männer heran und verklagten die Juden. Sie sagten zum König Nebukadnezzar: "O König, mögest du ewig leben! Du, o König, hast Befehl gegeben, daß jeder Mann, der den Schall der Trompeten, Flöten, Zithern, Harfen, Lauten, Sackpfeifen und aller anderen Arten von Musikinstrumenten hört, sich niederwerfen und das goldene Bild anbeten soll. Wer nicht niederfalle, um das goldene Bild anzubeten, soll in den glühenden Feuerofen geworfen werden. Nun sind da Juden, denen du die Verwaltung der Provinz Babel übertragen hast, Schadrach, Meschach und Abed-Nego. Diese Männer kümmern sich nicht um deinen Befehl, o König. Sie verehren deine Götter nicht und beten das goldene Bild nicht an, das du errichtet hast." Da befahl Nebukadnezzar in Zorn und Wut, Schadrach, Meschach und Abed-Nego herbeizuholen Als man sie vor den König gebracht hatte, fuhr Nebukadnezzar sie an: "Ist es Absicht, Schadrach, Meschach und Abed-Nego, daß ihr meine Götter nicht verehrt und das goldene Bild, das ich errichten ließ, nicht anbetet? Nun denn, wenn ihr bereit seid, so werft euch nieder, sobald ihr den Schall der Trompeten, Flöten, Zithern, Harfen, Lauten, Sackpfeifen und aller anderen Arten von Musikinstrumenten hört, und betet das Bild an, das ich errichten ließ. Wenn ihr es aber nicht anbetet, sollt ihr auf der Stelle in den glühenden Feuerofen geworfen werden, und welchen Gott gäbe es, der euch aus meiner Hand erretten könnte?" Schadrach, Meschach und Abed-Nego erwiderten dem König: "Nebukadnezzar, wir haben es nicht nötig, dir hierauf Antwort zu geben! Denn siehe, unser Gott, den wir verehren, hat die Macht, uns aus dem glühenden Feuerofen zu erretten. Er wird uns aus deiner Hand, o König, befreien.  Wenn er es aber nicht tut, so wisse, o König, daß wir deine Götter auch dann nicht verehren und das goldene Bild, das du errichtet hast, nicht anbeten." Im FeuerofenDa geriet Nebukadnezzar über Schadrach, Meschach und Abed-Nego in solche Wut, daß sich sein Angesicht entstellte. Er befahl, den Ofen siebenmal stärker zu heizen, als es sonst geschah.  Alsdann gab er den stärksten Männern seines Heeres den Befehl, Schadrach, Meschach und Abed-Nego zu fesseln und in den glühenden Feuerofen zu werfen. So wurden denn diese Männer in ihren Unterkleidern, Röcken, Mänteln und sonstigen Gewändern gefesselt und in den glühenden Feuerofen geworfen. Da man den Ofen auf den strengen Befehl des Königs hin übermäßig befeuert hatte, wurden die Männer, die Schadrach, Meschach und Abed-Nego hineinwarfen, von den Feuerflammen getötet. Jene drei Männer, Schadrach, Meschach und Abed-Nego, fielen gefesselt in den glühenden Feuerofen. Der König preist Gottes MachtDa staunte König Nebukadnezzar, stand eilends auf und fragte seine Räte: "Haben wir nicht drei Männer gebunden ins Feuer geworfen?" Sie antworteten dem König: "Gewiß, o König." Er entgegnete: "Ich sehe aber vier Männer ungefesselt im Feuer umhergehen, ohne verletzt zu sein. Der vierte sieht aus wie ein Göttersohn." Hierauf trat Nebukadnezzar an die Tür des glühenden Feuerofens heran und rief. "Schadrach, Meschach und Abed-Nego, ihr Diener des höchsten Gottes, kommt heraus und tretet her!" Sogleich kamen Schadrach, Meschach und Abed-Nego aus dem Feuer heraus. Da kamen die Satrapen, Statthalter, Befehlshaber und die Räte des Königs herbei und sahen, daß das Feuer jenen Männern nichts hatte antun können. Ihr Haupthaar war nicht versengt, ihre Kleider nicht beschädigt und kein Feuerschaden war an sie gekommen. Da rief Nebukadnezzar aus: "Gepriesen sei der Gott des Schadrach, Meschach und Abed-Nego. Er hat seinen Engel gesandt und seine Diener befreit, die auf ihn vertrauten, den Befehl des Königs übertraten und ihre Leiber hingaben, um keinen anderen Gott zu verehren und anzubeten als ihren Gott! Darum ergeht von mir der Befehl: Wenn irgendeiner, welchen Volkes, welcher Nation und Zunge er auch sei, eine Lästerung gegen den Gott des Schadrach, Meschach und Abed-Nego ausspricht, soll er in Stücke gehauen und sein Haus in einen Schutthaufen verwandelt werden; denn es gibt keinen anderen Gott, der auf solche Weise retten könnte." Darauf erhob der König Schadrach, Meschach und Abed-Nego wieder zu ihren hohen Stellungen in der Provinz Babel. Nebukadnezzars Demütigung und HeilungEinleitung zum königlichen Schreiben"König Nebukadnezzar an alle Völker, Nationen und Zungen, die auf der ganzen Erde wohnen. Heil euch mehr und mehr! Die Zeichen und Wunder, die der höchste Gott an mir gewirkt hat, geruhe ich zur Kenntnis zu bringen. Wie groß sind seine Zeichen! Wie gewaltig seine Wunder! Sein Reich ist ein ewiges Reich. Seine Herrschaft währt von Geschlecht zu Geschlecht. Nebukadnezzars TraumIch, Nebukadnezzar, lebte sorglos in meinem Haus, lebensfroh in meinem Palast.  Da hatte ich einen Traum, der mich erschreckte. Die Vorstellungen, die mir auf meinem Lager kamen, die Visionen, die mir vor Augen traten, versetzten mich in Bestürzung. Ich ließ daher den Befehl ergehen, alle Weisen Babels vor mich zu führen, damit sie mir die Deutung des Traumes kundtäten. Da kamen die Wahrsager, Zauberer, Chaldäer und Zeichendeuter. Ich erzählte ihnen meinen Traum. Doch konnte mir keiner seine Deutung geben.  Zuletzt erschien vor mir Daniel, der nach dem Namen meines Gottes Beltschazzar heißt und in dem der Geist des heiligen Gottes wohnt. Ich erzählte ihm den Traum:  "Beltschazzar, Oberster der Wahrsager! Ich weiß, daß der Geist der heiligen Götter in dir wohnt. Kein Geheimnis ist dir zu schwierig. Tu mir die Deutung meines Traumes, den ich hatte, kund! Folgendes ist die Vision, die mir auf meinem Lager vor Augen stand: Ich sah plötzlich mitten auf der Erde einen Baum von gewaltiger Höhe. Der Baum wuchs und wurde immer größer, so daß sein Gipfel an den Himmel reichte. Man sah ihn bis an die Enden der ganzen Erde. Sein Laubwerk war schön, seine Früchte sehr zahlreich. Nahrung für alle fand sich an ihm. In seinem Schatten ruhten sich aus die Tiere des Feldes. Die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen. Allerlei Lebewesen nährten sich von ihm. Da sah ich plötzlich in den Visionen, die mir auf meinem Lager vor Augen standen, einen heiligen Wächter vom Himmel herniedersteigen.  Er rief mit lauter Stimme: 'Haut den Baum um und schlagt seine Äste ab! Streift sein Laubwerk ab und streut seine Früchte umher! Es fliehe das Wild unter ihm weg und die Vögel fort aus seinen Zweigen! Doch seinen Wurzelstock laßt in der Erde! Man binde ihn mit eisernen und ehernen Fesseln, draußen im Grün des Feldes. Vom Tau des Himmels werde er benetzt. Mit den wilden Tieren sei sein Anteil an dem Gras der Erde! Sein Menschenherz soll verwandelt und ihm dafür ein Tierherz gegeben werden. Sieben Zeiten sollen so über ihn dahingehen.  Auf einem Beschluß der himmlischen Wächter beruht dieser Befehl. Auf Wunsch der Heiligen ergeht die Verordnung, damit die Lebenden erkennen, daß der Allerhöchste über das menschliche Königtum Gewalt hat. Er gibt es, wem er es geben will. Er kann selbst den Niedrigsten zu seinem Herrscher bestellen.' Diesen Traum hatte ich, König Nebukadnezzar, und du, Beltschazzar, gib seine Deutung; denn keiner von den Weisen meines Reiches konnte mir seine Deutung kundtun. Du aber bist dazu imstande, weil der Geist der heiligen Götter in dir wohnt!" Die Deutung des TraumesDa schwieg Daniel, auch Beltschazzar genannt, eine ganze Weile. Seine Gedanken ängstigten ihn. Doch der König ermunterte ihn: "Beltschazzar, laß dich durch den Traum und seine Deutung nicht ängstigen!" Beltschazzar antwortete: "Mein Herr, möchte der Traum deinen Hassern und seine Deutung deinen Feinden gelten! Der Baum, den du sahst, der wuchs und immer größer ward, bis sein Gipfel an den Himmel reichte, den man bis an die Enden der ganzen Erde sah, dessen Laubwerk schön und dessen Früchte zahlreich waren, an dem sich Nahrung für alle fand, unter dem die Tiere des Feldes wohnten und in dessen Zweigen die Vögel des Himmels nisteten, der bist du, o König, der du groß und mächtig wurdest, dessen Größe bis an den Himmel wuchs und dessen Macht reicht bis an das Ende der Erde. Und der König sah, wie ein heiliger Wächter vom Himmel niederstieg, der befahl: 'Haut den Baum um! Zerstückelt ihn! Doch laßt seinen Wurzelstock in der Erde! Man binde ihn mit eisernen und ehernen Fesseln, draußen im Grün des Feldes. Vom Tau des Himmels werde er benetzt. Mit den wilden Tieren sei sein Anteil. Sieben Zeiten sollen so über ihn dahingehen': Dies ist die Deutung, o König, und Beschluß des Höchsten ist es, der über meinen Herrn, den König, ergangen ist: Man wird dich aus der Gesellschaft der Menschen ausstoßen. Bei den Tieren des Feldes wirst du hausen. Gras wird man dir zur Nahrung geben wie den Rindern, und von des Himmels Tau wirst du benetzt werden. Sieben Zeiten werden über dich dahingehen, bis daß du erkennst, daß der Allerhöchste über das menschliche Königtum Gewalt hat und es gibt, wem er will. Der Befehl, den Wurzelstock des Baumes zu belassen, bedeutet: dein Königtum wird dir wieder zuteil werden, sobald du erkennst, daß der Himmel die Herrschaft hat. Darum, o König, laß dir meinen Rat gefallen: Mache deine Sünden gut durch Almosen und deine Missetaten durch Barmherzigkeit gegen die Elenden! Vielleicht ist dann deinem Wohlergehen Dauer beschieden." Die Erfüllung des TraumesAlles dies ging am König Nebukadnezzar in Erfüllung Nach Verlauf von zwölf Monaten erging er sich auf dem königlichen Palast zu Babel. Der König sprach: "Ist das nicht das große Babel, das ich durch meine große Macht und zum Ruhm meiner Herrlichkeit zur königlichen Residenz erbaut habe?"  Noch war die Rede nicht über die Lippen des Königs gekommen, da erscholl eine Stimme vom Himmel her: "Dir, König Nebukadnezzar, wird hiermit kundgetan: Das Königtum wird von dir genommen. Aus der Gesellschaft der Menschen treibt man dich hinweg. Bei den Tieren des Feldes wirst du hausen. Gras wird man dir zur Nahrung geben wie den Rindern; und sieben Zeiten werden über dich hinweggehen, bis daß du erkennst, daß der Allerhöchste über das menschliche Königtum Gewalt hat und es verleihen kann, wem er will." Noch in derselben Stunde ging die Drohung an Nebukadnezzar in Erfüllung. Er wurde aus der Gesellschaft der Menschen ausgestoßen, fraß Gras wie die Rinder, es ward sein Leib vom Tau des Himmels benetzt, bis sein Haar so lang gewachsen war wie Adlerfedern und seine Nägel wie Vogelkrallen. Nebukadnezzars Heilung"Nach Verlauf der festgesetzten Zeit, erhob ich, Nebukadnezzar, meine Augen zum Himmel, und mein Verstand ward mir wiedergegeben. Da dankte ich dem Höchsten und lobte und pries ihn, der lebt in Ewigkeit, dessen Herrschaft eine ewige Herrschaft ist und dessen Königtum besteht von Geschlecht zu Geschlecht. Alle, die auf Erden wohnen, sind neben ihm wie nichts zu achten. Nach seinem Wohlgefallen verfährt er mit dem Heer des Himmels und mit den Bewohnern der Erde. Niemand gibt es, der seiner Hand wehren und ihn fragen dürfte: 'Was machst du da?' Zur selben Zeit erhielt ich meinen Verstand zurück, und ich kam wieder zur Herrlichkeit meines Königtums, zu Pracht und Glanz. Meine Minister und Großen suchten mich auf. Ich wurde wieder in meine königliche Würde eingesetzt, und noch größere Macht ward mir verliehen. Darum lobe, preise und verherrliche ich, Nebukadnezzar, den König des Himmels, denn all sein Tun ist wahrhaftig; sein Walten ist gerecht. Er vermag zu demütigen, die in Hoffart wandeln." DIE SCHRIFT AN DER WANDDie LästerungKönig Belschazzar veranstaltete für seine tausend Großen ein großes Gastmahl. In Gegenwart der Tausend trank er Wein.  Als Belschazzar trunken war, befahl er, die goldenen und silbernen Gefäße herbeizubringen, die sein Vater Nebukadnezzar aus dem Tempel in Jerusalem hatte wegschleppen lassen. Der König wollte mit seinen Großen, seinen Gemahlinnen und Nebenfrauen daraus trinken. Als man die goldenen Gefäße, die man aus dem Tempel, dem Haus Gottes zu Jerusalem, geraubt, herbeigebracht hatte, trank daraus der König mit seinen Großen, seinen Gemahlinnen und Nebenfrauen. Sie tranken Wein und priesen ihre Götter aus Gold und Silber, Erz, Eisen, Holz und Stein.  Die schreibende HandZur selben Stunde erschienen Finger einer Menschenhand und schrieben, dem Leuchter gegenüber, auf den Kalk der Wand des Königspalastes. Als der König die Hand, die schrieb, gewahrte, entfärbte sich sein Antlitz. Seine Gedanken ängstigten ihn. Seine Hüftgelenke lösten sich und seine Knie schlotterten. Der König rief mit lauter Stimme, man solle die Wahrsager, Chaldäer und Zeichendeuter kommen lassen. Dann sagte er zu den Weisen Babels: "Wer diese Schrift lesen kann und ihre Deutung mit kundtut, der soll in Purpur gekleidet werden, eine goldene Kette am Hals tragen und als Dritter in meinem Reich herrschen."  Da trafen alle Weisen des Königs ein. Doch vermochten sie weder die Schrift zu lesen noch ihre Deutung dem König kundzutun. König Belschazzar geriet in große Furcht. Sein Angesicht entstellte sich. Auch seine Großen waren bestürzt. 'Man lasse Daniel rufen!'Als die Königinmutter hörte, was dem König und den Großen widerfahren war, begab sie sich in das Gebäude, wo das Gastmahl stattfand. Die Königinmutter sagte: "O König, mögest du ewig leben! Deine Gedanken sollen dich nicht ängstigen! Dein Angesicht entstelle sich nicht! Es gibt einen Mann in deinem Reich, in dem der Geist des heiligen Gottes wohnt. Schon unter der Regierung deines Vaters ward Einsicht und Verstand und geradezu göttliche Weisheit in ihm gefunden. König Nebukadnezzar, dein Vater, hat ihn zum Obersten der Zauberer, Wahrsager, Chaldäer und Zeichendeuter bestellt - dein eigener Vater, o König -, weil ein hoher Geist, Klugheit und Verständnis zur Deutung von Träumen, zur Enthüllung von Geheimnissen und zur Erklärung von Rätseln bei Daniel, dem der König den Namen Beltschazzar gab, gefunden wurde. Man lasse Daniel rufen. Er wird die Deutung geben." 'Die Schrift will ich lesen und die Deutung geben...'Als man Daniel vor den König geführt hatte, sagte der König zu Daniel: "Bist du Daniel, einer von den jüdischen Gefangenen, die mein königlicher Vater von Juda hergebracht hat? Ich habe von dir gehört, daß der Geist der Götter in dir wohnt; daß Einsicht, Verständnis und Weisheit in hohem Maß bei dir gefunden ward. Nun sind die Weisen und Zauberer vor mir erschienen, um diese Schrift zu lesen und mir ihre Deutung kundzutun. Doch sind sie nicht imstande, mir die Deutung der Worte zu geben. Da hörte ich von dir, daß du imstande bist, Deutungen zu geben und Rätsel zu lösen. Nun denn, wenn du die Schrift dort zu lesen und sie mir zu deuten vermagst, sollst du in Purpur gekleidet werden, eine goldene Kette am Hals tragen und als Dritter in meinem Reich herrschen." Hierauf entgegnete Daniel dem König: "Behalte deine Geschenke für dich. Deine Gaben schenke einem anderen! Doch die Schrift will ich lesen und dir, o König, die Deutung geben. O König, der höchste Gott gab deinem Vater Nebukadnezzar Königtum, Größe, Herrlichkeit und Majestät. Wegen der großen Macht, die er ihm verlieh, zitterten und bebten vor ihm alle Völker, Nationen und Zungen. Er konnte töten, wen der wollte; er konnte am Leben lassen, wen er wollte; er konnte erhöhen, wenn er wollte; er konnte erniedrigen, wen er wollte. Als aber sein Herz sich überhob und sein Geist sich bis zur Vermessenheit erfrechte, wurde er vom Königsthron gestürzt und seine Würde ihm genommen. Er wurde aus der Gesellschaft der Menschen ausgestoßen, und sein Herz wurde in das eines Tieres verwandelt. Er hauste bei den Waldeseln. Man gab ihm Gras zur Nahrung wie den Rindern. Vom Tau des Himmels ward sein Leib benetzt, bis daß er erkannte, daß der höchste Gott über das menschliche Königtum Gewalt hat und es verleihen kann, wem er will. Auch du, sein Sohn Belschazzar, hast dein Herz nicht gedemütigt, obgleich du dies alles wußtest, sondern gegen den Herrn des Himmel hast du dich erhoben. Die Gefäße seines Tempels hat man vor dich bringen müssen, und du hast daraus mit deinen Großen, deinen Gemahlinnen und Nebenfrauen Wein getrunken. Deine Götzen von Silber und Gold, von Erz, Eisen, Holz und Stein, die weder sehen noch hören können noch Verstand haben, hast du gepriesen. Doch dem Gott, in dessen Hand dein Lebensodem und alle deine Wege stehen, hast du keine Ehre erwiesen. Darum ließ er diese schreibende Hand erscheinen und diese Schrift aufzeichnen. Der Inhalt der Botschaft und ihre ErfüllungWas dort geschrieben steht, lautet: 'Mene, Tekel, Peres'.  Dies ist die Deutung der Worte: Mene: 'Gezählt' hat Gott die Tage deiner Herrschaft und ihr ein Ende gemacht. Tekel: 'Gewogen' wurdest du auf der Waage und zu leicht erfunden. Peres: 'Geteilt' wird dein Reich und den Medern und Persern gegeben."  Daniel wurde nun auf Belschazzars Befehl mit Purpur bekleidet und ihm eine goldene Kette um den Hals gelegt. Man rief vor ihm aus, daß er als Dritter im Reich herrschen solle. In derselben Nacht ward Belschazzar, der König der Chaldäer, ermordet.  Und der Meder Darius erhielt das Reich im Alter von 62 Jahren.  Daniel in der LöwengrubeDie Verschwörung gegen DanielEs gefiel Darius, über das Reich 120 Satrapen zu stellen, die über das ganze Reichsgebiet verteilt sein sollten, und an die Spitze derselben drei Obervorsteher, zu denen auch Daniel gehörte. Diesen sollten die Satrapen Rechenschaft ablegen, damit der König keine Steuerschäden erlitte. Daniel zeichnete sich vor den anderen Oberbeamten und den Satrapen aus; denn in ihm wirkte ein höherer Geist. Der König dachte daran, ihn über sein ganzes Reich zu setzen. Da suchten die Oberbeamten und Satrapen irgendeinen Anklagepunkt gegen Daniel auf Grund seiner Amtstätigkeit ausfindig zu machen. Sie konnten jedoch keinen Angriffspunkt und nichts Nachteiliges entdecken, weil er zuverlässig war und ihm keine Schuld oder Verfehlung nachzuweisen war. Da sagten jene Männer: "Wir werden an diesem Daniel keinen Anklagegrund finden, außer wir finden an ihm einen solchen in dem Gesetz seines Gottes." Der königliche ErlaßDarum bestürmten jene Oberbeamten und Satrapen den König und sagten zu ihm: "König Darius, mögest du ewig leben! Alle Oberbeamten des Reiches, die Vorsteher und Satrapen, die Räte und Befehlshaber sind sich darin einig, daß eine königliche Verordnung zu erlassen und ein strenges Verbot aufzustellen sei, wonach jeder, der binnen dreißig Tagen an irgendeinen Gott oder Menschen ein Bitte richtet außer an dich, o König, in die Löwengrube geworfen werden soll. Nun, o König, bestätige den Beschluß und unterzeichne das Schriftstück, damit es nach dem unwiderruflichen medisch-persischem Gesetz unabänderlich werde!" Daraufhin unterzeichnete König Darius das Schriftstück mit dem Verbot. Daniels GlaubenstreueAls Daniel erfuhr, daß das Schriftstück unterzeichnet sei, begab er sich in sein Haus, wo er in seinem Obergemach in der Richtung gegen Jerusalem Fensteröffnungen hatte. Dreimal am Tag warf er sich auf seine Knie nieder, verrichtete sein Gebet und pries seinen Gott, wie er es auch vordem getan hatte. Eines Tages eilten jene Männer herbei und fanden Daniel, wie er zu seinem Gott betete und flehte. Sie gingen nun zum König und sprachen ihn auf das königliche Verbot an: "Hast du nicht ein Verbot unterzeichnet, wonach jedermann, der binnen dreißig Tagen an irgendeinen Gott oder Menschen irgendeine Bitte richtet außer an dich, o König, in die Löwengrube geworfen werden solle?" Der König antwortete: "So ist es nach unwiderruflichem medisch-persischem Gesetz." Da erwiderten sie dem König: "Daniel, einer von den jüdischen Gefangenen, kümmert sich nicht um dich, o König, und um das Verbot, das du unterzeichnet hast, sondern verrichtet dreimal am Tag sein Gebet." Als der König dies vernahm, ward er sehr betrübt und sann darüber nach, wie er Daniel retten könne. Bis zum Sonnenuntergang war er bemüht, ihn zu befreien. Doch jene Männer bestürmten den König und sagten zum König: "Bedenke, o König, daß ein medisch-persisches Verbot und Gebot, das der König erlassen hat, unabänderlich ist!" Daniels VerurteilungDa gab der König den Befehl. Man brachte nun Daniel herbei und warf ihn in die Löwengrube. Der König sagte noch zu Daniel: "Dein Gott, dem du so beharrlich dienst, der möge dich erretten!" Dann wurde ein Stein herbeigeschafft und auf die Öffnung der Grube gelegt. Der König versiegelte ihn mit seinem Siegelring und mit den Siegelringen seiner Großen, damit gegen Daniel nichts unternommen werden könne. Daniels ErrettungHierauf zog sich der König in seinen Palast zurück und verbrachte die Nacht in Fasten. Er ließ keine der Nebenfrauen zu sich hineinbringen. Er konnte keinen Schlaf finden. Am frühen Morgen, sobald es hell wurde, stand der König auf und ging eilends zur Löwengrube. Als er sich der Grube näherte, rief er mit schmerzvoller Stimme nach Daniel. Der König sagte zu Daniel: "Daniel, Diener des lebendigen Gottes, hat dich dein Gott, dem du so beharrlich dienst, vor den Löwen retten können?" Daniel antwortet dem König: "O König, mögest du ewig leben! Mein Gott hat seinen Engel gesandt. Er hat den Rachen der Löwen verschlossen. Sie taten mir nichts zuleide, weil ich unschuldig vor ihm erfunden wurde. Auch gegen dich, o König, habe ich kein Unrecht begangen." Da freute sich der König sehr und befahl, Daniel aus der Grube heraufzuholen. Als man Daniel aus der Grube heraufgeholt hatte, fand man nicht die geringste Verletzung an ihm, weil er auf seinen Gott vertraut hatte. Jene Männer aber, die Daniel angeklagt hatten, brachte man auf Befehl des Königs herbei und warf sie mit ihren Kindern und Frauen in die Löwengrube. Ehe sie den Boden der Grube erreicht hatten, fielen die Löwen über sie her und zermalmten alle ihre Gebeine. Das Bekenntnis des KönigsHierauf erließ König Darius an alle Völker, Nationen und Zungen, die auf der ganzen Erde wohnen, folgendes Schreiben: "Heil euch mehr und mehr! Hiermit ergeht von mir der Befehl, daß man in meinem ganzen Herrschaftsbereich vor dem Gott Daniels zittern und sich fürchten soll. Denn er ist der lebendige Gott, der ewig besteht. Sein Reich wird nicht zerstört. Seine Herrschaft nimmt kein Ende. Er errettet und befreit, wirkt Zeichen und Wunder am Himmel und auf Erden. Er hat Daniel aus der Gewalt der Löwen befreit." Daniel erging es gut unter der Regierung des Darius wie auch unter der des Perserkönigs Kyrus. DAS GOTTESREICH IN DANIELS VISIONENDie Vision von den vier Tieren und dem MenschensohnDie vier Tiere aus dem MeerIm ersten Jahr Belschazzars, des Königs von Babel, hatte Daniel einen Traum und Gesichte, die auf seinem Lager vor seinem Geist standen. Er schrieb den Traum nieder, indem er kurz den Hauptinhalt berichtete.  Daniel erzählte folgendes: "Ich schaute des Nachts in meinem Traumgesicht, wie die vier Winde des Himmels das große Meer aufwühlten. Vier große Tiere stiegen aus dem Meer empor, eines vom anderen verschieden. Das erste sah aus wie ein Löwe und hatte Adlerflügel. Während ich hinschaute, wurden ihm die Flügel ausgerissen, es richtete sich vom Boden auf und stand auf den Füßen wie ein Mensch. Dann wurde ihm ein menschliches Herz gegeben.  Die Deutung der VisionPlötzlich erschien ein anderes, zweites Tier, das wie ein Bär aussah. Es war halb aufgerichtet und hatte drei Rippen im Rachen zwischen den Zähnen. Man rief ihm zu: 'Auf! Friß viel Fleisch!'  Während ich noch hinschaute, erschien plötzlich ein anderes Tier, das wie ein Panther aussah. Es hatte vier Flügel auf dem Rücken. Auch besaß das Tier vier Köpfe, und die Herrschaft ward ihm verliehen.  Nach diesem erblickte ich in meinen nächtlichen Gesichten plötzlich ein viertes Tier, furchtbar, schrecklich und überaus stark. Es hatte gewaltige, eiserne Zähne, mit denen es fraß und zermalmte. Was übrigblieb, zerstampfte es mit den Füßen. Es war verschieden von allen vorigen Tieren und hatte zehn Hörner.  Während ich die Hörner betrachtete, wuchs plötzlich ein anderes kleines Horn zwischen ihnen hervor, durch das drei von den ersten Hörnern abgestoßen wurden. An diesem Horn waren Augen, die wie Menschenaugen aussahen, und ein Mund, der vermessene Reden führte. Gottes Gericht über die gottfeindlichen MächteWährend ich noch hinschaute, wurden Throne aufgestellt, und ein Hochbetagter nahm Platz. Sein Gewand war weiß wie Schnee, sein Haupthaar wie reine Wolle. Sein Thron bestand aus Feuerflammen und hatte Räder aus loderndem Feuer.  Ein Feuerstrom ging von ihm aus und wälzte sich dahin. Tausendmal Tausende bedienten ihn und zehntausendmal Zehntausende warteten seiner. Nun setzte sich der Gerichtshof, und die Bücher wurden aufgeschlagen. Während ich noch immer hinschaute wegen der lärmenden, vermessenen Reden, die das Horn führte, sah ich, wie das Tier getötet, sein Leib zerstückelt und dem glühenden Feuer übergeben wurde.  Auch den übrigen Tieren wurde ihre Macht genommen; denn nur auf bestimmte Zeit war ihre Lebensdauer festgelegt. Der MenschensohnWährend ich noch die Nachtgesichte hatte, kam plötzlich einer auf den Wolken des Himmels, der aussah wie ein Menschensohn. Als er bei dem Hochbetagten angelangt war, führte man ihn vor denselben.  Ihm ward nun Herrschaft, Ehre und Königtum verliehen. Ihm müssen alle Völker, Nationen und Zungen dienen. Seine Herrschaft wird ewig dauern und nie vergehen. Niemals wird sein Reich zerstört werden. Ich, Daniel, erschauerte darob am ganzen Körper. Die Gesichte, die vor meinem Geist standen, ängstigten mich. Ich näherte mich einem von denen, die aufwarteten, und bat ihn um Auskunft über all diese Dinge. Er gab mir Antwort und die Deutung der Vorgänge: 'Die vier großen Tiere bedeuten vier Könige, die auf der Erde erstehen werden. Doch danach werden die Heiligen des Allerhöchsten die Herrschaft erhalten und auf immer und bis in alle Ewigkeit diese Herrschaft besitzen.' Auch über das vierte Tier wollte ich Auskunft haben, das von allen anderen verschieden und höchst furchtbar war, das eiserne Zähne und eherne Krallen hatte, das fraß und zermalmte und, was übrigblieb, mit seinen Füßen zerstampfte; sowie über die zehn Hörner auf seinem Kopf, und über das andere Horn, das hervorstieß und vor dem drei Hörner abfielen, über jenes Horn nämlich, das Augen hatte und einen Mund, der vermessene Reden führte, und das größer aussah als die übrigen. Ich hatte auch gesehen, wie dieses Horn Krieg führte mit den Heiligen und sie überwand, bis daß der Hochbetagte kam und den Heiligen des Allerhöchsten Recht verschafft wurde und die Zeit anbrach, wo die Heiligen die Herrschaft in Besitz nahmen. Er antwortete: 'Das vierte Tier bedeutet ein viertes Reich, das auf Erden erstehen wird, verschieden von allen anderen Reichen. Es wird die ganze Erde verschlingen, zerstampfen und zermalmen. Die zehn Hörner bedeuten zehn Könige, die in diesem Reich erstehen werden. Nach ihnen wird noch ein anderer aufkommen, der von den früheren verschieden ist und drei Könige stürzen wird. Er wird vermessene Reden gegen den Allerhöchsten führen und die Heiligen des Allerhöchsten aufzureiben suchen und darauf sinnen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Und sie werden seiner Gewalt preisgegeben eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit.  Dann wird der Gerichtshof sich niederlassen, und man wird ihm die Herrschaft entreißen, um sie endgültig zu vernichten und zu zerstören. Alsdann wird das Königtum, die Herrschaft und die Macht über die Reiche unter dem ganzen Himmel dem Volk der Heiligen des Allerhöchsten verliehen. Sein Reich wird ewig dauern, und alle Mächte werden ihm dienen und ihm untertan sein.' Hier endet der Bericht. Mich, Daniel, ängstigten meine Gedanken sehr. Mein Aussehen änderte sich. Das Geschehnis aber bewahrte ich in meinem Gedächtnis." Vision vom Widder und ZiegenbockDer Kampf zwischen Widder und Ziegenbock"Im dritten Jahr der Regierung des Königs Belschazzar hatte ich, Daniel, nach der Vision, die ich zuerst gehabt hatte, noch eine andere.  Ich hatte folgende Vision: Ich schaute, wie ich mich in der Residenzstadt Susa befand, die in der Provinz Elam liegt. Und zwar sah ich mich in der Vision am Fluß Ulai.  Als ich um mich blickte, sah ich plötzlich einen Widder am Fluß stehen. Er hatte zwei Hörner. Die Hörner waren groß. Das eine war größer als das andere. Das größere war zuletzt emporgewachsen.  Ich sah den Widder nach Westen, Norden und Süden stoßen. Kein einziges Tier vermochte vor ihm standzuhalten, und niemand vermochte aus seiner Gewalt zu erretten. Er tat, was ihm beliebte, und wurde übermächtig. Während ich noch hinschaute, kam plötzlich ein Ziegenbock vom Westen her über die ganze Erde, ohne daß er den Boden berührte. Der Bock hatte ein mächtiges Horn über den Augen.  Als er bis zu dem Widder mit den zwei Hörnern, den ich am Fluß stehen sah, gekommen war, stürmte er mit mächtigem Grimm gegen ihn an. Ich sah ihn dann ganz nahe an den Widder herankommen. Wütend stieß er nach dem Widder und zerbrach ihm beide Hörner. Da der Widder nicht die Kraft hatte, ihm zu widerstehen, warf er ihn zu Boden und zertrat ihn mit den Füßen. Niemand gab es, der den Widder aus seiner Gewalt befreit hätte. Der Ziegenbock wurde danach überaus groß. Aber als er groß geworden war, brach das große Horn ab. An seiner Stelle wuchsen vier andere Hörner hervor in der Richtung der vier Himmelswinde.  Das kleine HornAus einem von ihnen wuchs ein kleines Horn hervor, das dann gegen Süden und Osten und gegen das herrlichste der Länder zu überaus groß wurde.  Es erhob sich bis zum Himmelsheer und warf einige von dem Himmelsheer und von den Sternen herab auf die Erde und zertrat sie.  Bis zum Fürsten des Himmelsheeres erhob es sich. Es nahm ihm das tägliche Opfer und entweihte die Stätte seines Heiligtums.  Infolge des Frevels wurde die heilige Heerschar dahingegeben samt dem täglichen Opfer. Es schleuderte die Wahrheit zu Boden. Was es tat, gelang ihm.  Da hörte ich einen Heiligen reden. Ein anderer Heiliger fragte den Redenden: 'Bis wann erfüllt sich die Vision betreffs des täglichen Opfers und des Frevels der Verwüstung und der Preisgabe des Heiligtums und der heiligen Heerschar?'  Da sagte er zu mir: 'Nach 2.300 Abendmorgen. Dann wird das Heiligtum zu seinem Recht kommen.'  Die Deutung der VisionAls ich, Daniel, die Vision, die ich gesehen hatte zu verstehen suchte, stand plötzlich jemand vor mir, der wie ein Mann aussah. Hierauf hörte ich eine Menschenstimme über dem Ulai rufen: 'Gabriel, erkläre dem dort die Vision!' Nun kam er an den Ort, wo ich stand. Als er sich näherte, erschrak ich und fiel auf mein Angesicht nieder. Er aber sagte zu mir: 'Gib acht, Menschensohn, die Vision bezieht sich auf die Endzeit.' Die Dauer der HeimsuchungAls er mit mir redete, wurde ich ganz betäubt und fiel auf mein Angesicht zur Erde nieder. Doch er rührte mich an und richtete mich wieder an dem Ort auf, wo ich gestanden hatte. Dann sprach er: 'Siehe, ich tue dir kund, was in der letzten Zeit des Zornes geschehen wird; denn die Vision bezieht sich auf die Endzeit. Der Widder, den du sahst, hatte zwei Hörner: das sind die Könige von Medien und Persien. Der Ziegenbock ist der Griechenkönig; das große Horn, das über seinen Augen sich befand, ist der erste König. Daß dann, als es zerbrach, vier andere an seiner Stelle hervorwuchsen, bedeutet: Vier Reiche werden aus seinem Volk hervorgehen, doch nicht so stark sein wie er. Gegen Ende ihrer Herrschaft, wenn die Frevler das Maß vollgemacht haben, wird ein König auftreten, frechen Angesichts und ränkekundig. Gewaltig ist seine Macht, doch nicht durch eigene Kraft. Er wird außerordentliches Verderben anrichten, und was er unternimmt, das gelingt ihm. Mächtige und auch das Volk der Heiligen wird er ins Verderben stürzen. Wegen seiner Klugheit wird ihm sein trügerisches Beginnen gelingen. Er wird hochmütig sein und viele unversehens zugrunde richten. Sobald er sich aber gegen den Fürsten der Fürsten erhoben hat, wird er ohne menschliches Zutun zerschmettert werden. Die Vision von den Abendmorgen, von der die Rede war, entspricht der Wahrheit. Versiegele aber die Vision; denn sie bezieht sich auf ferne Tage!"  Ich, Daniel, war ganz ermattet und wurde tagelang krank. Als ich wieder aufstehen konnte, versah ich den königlichen Dienst. Ich war aber voll Verwunderung über die Vision. Doch niemand war da, der sie erklären konnte." Die siebzig JahrwochenZeit und Anlaß der Weissagung"Im ersten Jahr des Darius, des Sohnes des Xerxes, aus dem Geschlecht der Meder, der über das Reich der Chaldäer König geworden war,  im ersten Jahr seiner Regierung, stieß ich, Daniel, in den Büchern auf die Zahl der Jahre, während deren nach der Weissagung des Herrn an den Propheten Jeremia Jerusalem in Trümmern liegen solle, nämlich siebzig Jahre.  Ich richtete mein Angesicht zu Gott, dem Herrn, und suchte zu beten und zu flehen in Fasten, Sacktuch und Asche. Daniels Schuldbekenntnis und BittgebetIch betete zum Herrn, meinem Gott, und bekannte: 'O Herr, du großer und furchtbarer Gott! Du bewahrst den Gnadenbund denen, die dich lieben und deine Gebote halten. Wir haben gesündigt und unrecht getan. Wir sind gottlos gewesen, haben uns aufgelehnt und sind von deinen Geboten und Satzungen abgewichen. Wir haben nicht auf deine Diener, die Propheten, gehört, die in deinem Namen zu unseren Königen, zu unsren Fürsten und zu unseren Vätern und zum ganzen Volk des Landes redeten. Du, o Herr, bist gerecht, uns jedoch sollte die Schamröte ins Gesicht steigen am heutigen Tag, allen Männern Judas, den Bewohnern von Jerusalem, und ganz Israel, nah und fern in allen Ländern, wohin du sie verstoßen hast um der Untreue willen, die sie gegen dich begangen haben. O Herr, die Schamröte sollte ins Gesicht steigen uns, unseren Königen und Fürsten und unseren Vätern, wie wir gegen dich gesündigt haben. Doch beim Herrn, unserem Gott, ist Barmherzigkeit und Vergebung dafür, daß wir uns gegen ihn aufgelehnt haben; daß wir nicht auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, gehört haben, um nach seinen Satzungen zu wandeln, die er uns durch seine Diener, die Propheten, gegeben hat. Ganz Israel hat dein Gesetz übertreten, ist abgefallen, ohne auf deine Stimme zu hören. Fluch und Verwünschung, wie sie im Gesetz des Mose, des Dieners Gottes, geschrieben stehen, ergossen sich über uns, weil wir gegen ihn gesündigt haben. Er ließ an uns und unseren Fürsten, die uns regierten, seine Drohung, die er ausgesprochen hatte, in Erfüllung gehen, daß er nämlich großes Unheil über uns verhängen wolle, wie solches nie unter dem Himmel geschah außer an Jerusalem. Wie es im Gesetz des Mose geschrieben steht, so brach all dies Unheil über uns herein. Wir aber haben den Herrn, unseren Gott, nicht versöhnt. Wir haben uns von unseren Sünden nicht bekehrt und auf deine Treue nicht geachtet. So war der Herr darauf bedacht, Unheil über uns zu bringen; denn der Herr, unser Gott, ist gerecht in all seinen Werken, die er tut. Wir hatten ja auf seine Stimme nicht gehört. Und nun, Herr, unser Gott, der du dein Volk mit starker Hand aus Ägypten geführt und dir einen Namen gemacht hast bis auf den heutigen Tag: wir haben gesündigt, haben Unrecht getan. Laß ab, o Herr, ob all deiner Güte von deinem Zorn und Grimm über deine Stadt Jerusalem und deinen heiligen Berg! Denn wegen unserer Sünden und um der Missetaten unserer Väter willen ist Jerusalem und dein Volk dem Hohn aller preisgegeben, die rings um uns wohnen. Nun aber höre, unser Gott, auf das Gebet und das Flehen deines Dieners! Laß dein Antlitz leuchten über dein verwüstetes Heiligtum um deiner selbst willen! Neige, mein Gott, dein Ohr und höre! Öffne deine Augen und sieh an die Verwüstung, in der wir uns befinden, und die Stadt, über die dein Name angerufen ward! Denn nicht im Vertrauen auf unser gerechtes Tun bringen wir unser Flehen vor dich, sondern im Hinblick auf deine große Barmherzigkeit. Herr, höre; Herr, vergib! Herr, merke auf! Handle ohne Zögern um deiner selbst willen, o Gott, denn dein Name wird über diese Stadt und über dein Volk angerufen.' 'Wisse also und verstehe...'Während ich noch redete und betete und meine Sünden und die Sünden meines Volkes Israel bekannte und mein Flehen für den heiligen Berg meines Gottes vor dem Herrn, meinem Gott, niederlegte,  während ich noch mein Gebet verrichtete, kam plötzlich Gabriel, derselbe, den ich zuvor in der Vision geschaut hatte, in schnellem Flug auf mich zu um die Zeit des Abendopfers. Er klärte mich auf und sagte zu mir: 'Daniel, ich komme nun, um dich zu belehren. Als du zu beten anfingst, erging ein Gotteswort. Ich komme, es dir zu verkünden; denn du bist ein Liebling Gottes. So achte auf das Wort, dann wirst du das Gesicht verstehen! Siebzig Jahrwochen sind über dein Volk und deine heilige Stadt bestimmt, bis dem Frevel ein Ende gemacht, die Sünden weggenommen, die Missetat gesühnt, ewige Gerechtigkeit herbeigeführt, Vision und Weissagung erfüllt und das Allerheiligste gesalbt wird.  Wisse also und verstehe: Von der Zeit, da das Wort ergeht, Jerusalem wieder aufzubauen, bis der Gesalbte, der Fürst, ersteht, vergehen sieben Jahrwochen und zweiundsechzig Jahrwochen, und es wird mit Plätzen und Gräben wieder aufgebaut in bedrängter Zeit. Nach zweiundsechzig Jahrwochen wird der Gesalbte hingerichtet werden, obwohl er schuldlos ist. Die Stadt samt dem Heiligtum wird von dem Kriegsvolk eines Fürsten zerstört, der heranrückt. Sein Ende erfolgt durch eine Flut. Am Ende eines Krieges kommt die beschlossene Verwüstung. Mit vielen wird er während der einen Jahrwoche einen festen Bund schließen und in der Hälfte der Jahrwoche Schlacht- und Speiseopfer abschaffen. An deren Stelle herrscht der Greuel der Verwüstung und dauert bis zum Ende. Dann wird sich das Beschlossene über den Verwüster ergießen.'" Die Offenbarungen über die EndzeitDie näheren Umstände der VisionIm dritten Jahr des Perserkönigs Kyrus wurde Daniel, den man Beltschazzar nannte, eine Offenbarung zuteil. Diese Offenbarung ist echt und handelt von großer Trübsal. Er verstand die Offenbarung, nachdem ihm durch eine Vision das Verständnis erschlossen ward. "Damals hielt ich, Daniel, drei Wochen lang Trauer. Wohlschmeckende Speisen aß ich nicht. Fleisch und Wein kamen nicht in meinen Mund. Auch salbte ich mich nicht, bis drei Wochen vergangen waren. Als ich mich am vierundzwanzigsten Tag des ersten Monats am Ufer des großes Stromes, des Tigris, befand und um mich blickte, stand ein Mann vor mir, in Linnen gekleidet. Um seine Hüften trug er einen Gürtel aus feinstem Gold. Sein Leib strahlte wie Chrysolith. Wie der Blitz leuchtete sein Angesicht. Seine Augen glichen Feuerfackeln. Seine Arme und Füße funkelten wie geschliffenes Erz. Der Schall seiner Stimme war wie das Tosen einer Volksmenge. Ich, Daniel, allein hatte diese Erscheinung. Meine Begleiter sahen die Erscheinung nicht; doch befiel sie ein solcher Schrecken, daß sie flohen, um sich zu verbergen. Ich blieb allein zurück. Während ich diese große Erscheinung hatte, verließ mich alle Kraft. Mein Antlitz entstellte sich und alle Kraft schwand mir. Da hörte ich den Schall seiner Stimme. Als ich dann den Schall seiner Stimme vernahm, fiel ich betäubt vor mich hin. Ich lag mit dem Angesicht auf der Erde. Plötzlich berührte mich eine Hand und half mir auf die Knie und Hände. Er sagte zu mir: 'Daniel, liebwerter Mann, vernimm die Worte, die ich zu dir spreche! Richte dich auf! Denn ich bin jetzt zu dir gesandt.' - Als er dies zu mir sagte, stand ich zitternd auf. Dann sagte er zu mir: 'Fürchte dich nicht, Daniel! Denn gleich vom ersten Tag an, als du dich bemühtest, Belehrung zu erlangen, und dich vor deinem Gott gedemütigt hast, sind deine Bitten erhört worden. Ich komme auf dein Gebet hin. Einundzwanzig Tage lang widersetzte sich mir der Engelfürst des Perserreiches. Da kam mir Michael, einer der obersten Engelfürsten, zu Hilfe. Ich ließ ihn dort beim Engelfürsten des Perserreiches.  Nun komme ich, um dir Kunde zu geben von dem, was deinem Volk in künftigen Tagen begegnen wird. Denn diese Vision bezieht sich auf ferne Tage.' Daniels Ermutigung durch den EngelWährend er diese Worte zu mir sprach, schlug ich meinen Blick zu Boden und verstummte. Doch er, der wie ein Mensch aussah, berührte meine Lippen. Da konnte ich meinen Mund öffnen, und ich sprach zu dem, der vor mir stand: 'Mein Herr, durch die Erscheinung bin ich ganz erschüttert und habe alle Kraft verloren. Wie könnte, o Herr, ein so geringer Knecht mit einem so hohen Herrn wie du sprechen? Da schwindet mir alle Kraft; selbst der Atem geht mir aus.' Nun berührte mich der, der wie ein Mensch aussah, noch einmal und gab mir neue Kraft. Er sagte zu mir: 'Fürchte dich nicht, vielgeliebter Mann! Friede sei mit dir! Habe Mut! Fasse Mut!' - Während er so mit mir sprach, fühlte ich mich gestärkt. Ich sagte: 'Rede, Herr, denn du hast mich gestärkt!' Da erwiderte er: 'Weißt du, warum ich zu dir kam? Ich will nun wieder umkehren, um mit dem Engelfürsten von Persien zu kämpfen. Wenn ich damit fertig bin, erscheint der Engelfürst von Griechenland. Doch will ich dir zuvor verkünden, was aufgezeichnet ist im Buch der Wahrheit. Niemand steht mit mir gegen jene außer eurem Engelfürsten Michael. Schon im ersten Regierungsjahr des Meders Darius stand ich ihm als Helfer und Schützer zur Seite. Offenbarung über die PerserkönigeNun will ich dir die Wahrheit verkünden. Siehe, es werden noch drei Perserkönige auftreten. Der vierte wird größeren Reichtum erwerben als alle anderen. Wenn er durch seinen Reichtum mächtig geworden ist, wird er alles gegen das Königreich Griechenland aufbieten.  Alexander der GroßeDann wird ein heldenhafter König auftreten und ein gewaltiges Reich aufrichten und alles zustande bringen, was er will. -  Doch kaum ist er aufgetreten, wird sein Reich zerfallen und nach den vier Winden des Himmels hin aufgeteilt werden, jedoch nicht unter seine Nachkommen. Es wird auch nicht mehr so mächtig sein wie unter seiner Herrschaft. Ja, sein Reich wird zerstört werden und anderen zufallen als jenen.  Ptolemäer und SeleukidenDer König des Südens wird stark werden. Doch einer seiner Feldherren wird ihn an Macht übertreffen und die Herrschaft an sich reißen. Sein Reich wird sehr groß sein.  Nach Verlauf von Jahren werden sie sich dann verbinden. Die Tochter des Königs des Südens wird zum König des Nordens kommen, um den Frieden herzustellen. Aber sie wird die starke Hilfe nicht behalten; denn er und seine Hilfe wird nicht bestehen bleiben. Vielmehr wird sie dahingegeben werden samt ihrem Gefolge, ihrem Vater und ihrem Helfer. Zu bestimmter Zeit  wird einer von den Schößlingen aus dem Wurzelstock, dem sie entstammte, auftreten, sich an die Spitze des Heeres stellen, in die Festung des Nordkönigs eindringen, sie angreifen und einnehmen.  Auch ihre Götter samt ihren Gußbildern, samt ihren kostbaren Geräten, Silber und Gold wird er als Beute nach Ägypten bringen. Jahrelang wird er dem König des Nordens überlegen sein. Dann wird dieser in das Reich des Königs des Südens einfallen; aber er muß wieder in sein Land zurückkehren.  Doch seine Söhne werden sich rüsten und gewaltige Heere zusammenbringen. Sie werden alles überflutend und überschwemmend heranrücken und immer wieder bis zu seiner Festung im Kampf vorstoßen. Erbittert wird der König des Südens ausziehen und mit dem König des Nordens Krieg frühen. Der wird ein großes Heer aufstellen, aber das Heer wird in jenes Hand gegeben werden.  Nachdem das Heer vernichtet sein wird, erhebt er stolz seinen Sinn. Zehntausende wird er niederstrecken; doch wird er sich nicht halten können. Der König des Nordens wird nochmals ein Heer aufstellen, größer als das frühere, und nach Verlauf mehrerer Jahre mit großer Heeresmacht und gewaltigem Troß heranziehen.  In jenen Zeiten werden sich viele gegen den König des Südens erheben und gewalttätige Leute aus deinem Volk werden sich empören, damit durch sie eine Weissagung sich erfülle. Sie aber werden fallen.  Nun wird der König des Nordreiches heranziehen, einen Wall aufwerfen und eine feste Stadt einnehmen. Die Streitkräfte des Südens werden nicht standhalten. Selbst seine auserlesensten Truppen haben keine Kraft zum Widerstand.  So kann der, der gegen ihn herangezogen ist, tun, was er will, ohne daß es ihm jemand wehrt. Nun wird er in dem herrlichsten aller Länder festen Fuß fassen. Vernichtung ist in seiner Hand.  Dann richtet er seinen Sinn darauf, dessen ganzes Reich in seine Gewalt zu bekommen. Er schließt einen Vertrag mit ihm und gibt ihm eine Tochter zur Frau in verderblicher Absicht. Doch sein Plan wird sich nicht verwirklichen und ihm nicht gelingen.  Dann wird er sich den Küstenländern zuwenden und viele erobern. Doch ein Feldherr wird seinem Hohn ein Ende machen, ja sein Höhnen ihm heimzahlen.  Alsdann wird er sich den Festungen seines Landes zuwenden. Dabei wird er stürzen und zu Fall kommen und für immer verschwinden.  An seine Stelle wird ein anderer treten, der einen Steuereintreiber durch das herrlichste Land seines Reiches schickt. Doch nach einigen Tagen wird er ermordet, aber nicht durch Zorn noch im Krieg.  Antiochus EpiphanesAn seine Stelle wird ein verworfener Mensch treten, dem die königliche Würde nicht zugedacht war. Er wird unversehens kommen und sich durch Ränke der Herrschaft bemächtigen.  Heeresmächte werden von ihm hinweggeschwemmt und vernichtet werden samt dem Fürsten des Bundes.  Auch gegen den, der sich mit ihm verbindet, übt er Trug. Er wird heranziehen und trotz seiner geringen Streitkräfte siegen. Plötzlich wird er in die fettesten Gegenden einer Landschaft einfallen und Untaten verüben, wie sie selbst seine Väter und Vorväter nicht begangen haben. Raub- und Beutegut wird er verschwenderisch unter sie verteilen. Gegen die festen Plätze wird er seine Pläne aushecken, aber nur noch eine gewisse Zeitlang. Alsdann wird er seine Macht und seinen Mut gegen den König des Südens aufbieten mit einem großen Heer. Der König des Südens wird mit großer, überaus starker Heeresmacht in den Krieg ziehen, aber nicht standhalten können; denn man wird Ränke gegen ihn schmieden.  Seine Tischgenossen werden seinen Zusammenbruch herbeiführen. Seine Streitkräfte werden weggeschwemmt werden, und viele werden erschlagen werden und fallen. Beide Könige sinnen auf Trug. An einem Tisch sitzend, belügen sie sich gegenseitig. Doch ihre Pläne gelingen ihnen nicht; denn das Ende steht noch eine bestimmte Zeit aus. Nun kehrt er mit großem Troß in sein Land zurück und richtet seinen Sinn gegen den heiligen Bund. Wenn er seinen Plan ausgeführt hat, wird er in sein Land zurückkehren.  Zur festgesetzten Zeit wird er wiederum nach dem Süden ziehen. Doch wird es das zweite Mal nicht so wie das erst Mal gehen. Denn Schiffe der Kittäer werden gegen ihn heranziehen. Er wird eingeschüchtert werden und umkehren und nun seinen Zorn am heiligen Bund auslassen. Er wird sich wiederum nach solchen umsehen, die den heiligen Bund verlassen.  Die JudenverfolgungHeereskräfte, die er entsandt hat, werden auftreten, das Heiligtum, die Burg entweihen, das tägliche Opfer abschaffen und das entehrende Götzenscheusal aufstellen.  Durch verführerische Worte bringt er diejenigen, die sich am Bund versündigen, zum Abfall. Aber die Menge derer, die ihren Gott kennen, wird festbleiben und das Rechte tun.  Die Einsichtigen im Volk werden viele zur Besinnung bringen, doch werden sie eine Zeitlang durch Schwert und Flamme, durch Gefangenschaft und Ausplünderung tief niedergebeugt werden. Während sie tief niedergebeugt sind, wird ihnen ein wenig Hilfe gebracht werden. Dann werden sich ihnen sehr viele aus Heuchelei anschließen. Doch werden noch manche von den Einsichtigen hart bedrückt werden, damit die anderen geläutert, gesichtet und gereinigt werden bis zur Endzeit; denn noch steht die dafür bestimmte Zeit aus. Der Kampf gegen GottDer König wird tun, was er will. Er wird sich übermütig gegen jeden Gott erheben. Gegen den Gott der Götter wird er vermessen reden und ungestraft bleiben, bis das Maß des Zornes voll ist; denn was beschlossen ist, wird ausgeführt werden. Auch den Gott seiner Väter wird er nicht achten, noch sich um den Lieblingsgott der Frauen, noch um einen anderen Gott kümmern; denn er wird sich über alle erheben.  Statt dessen wird er den Gott der Festungen verehren; einen Gott, den seine Väter nicht kannten, ehrt er mit Gold, Silber und Edelsteinen und anderen Kostbarkeiten.  Er wird feste Plätze zu Ehren des fremden Gottes errichten. Wer diesen anerkennt, dem wird er große Ehre erweisen. Er wird ihnen die Herrschaft über viele verleihen und ihnen Land als Belohnung zuweisen. In der Endzeit wird der König des Südens mit ihm zusammenstoßen. Gegen ihn wird der König des Nordens mit Wagen, Pferden und vielen Schiffen anstürmen und alles überschwemmend und überflutend in die Länder einbrechen. Dabei wird er auch in das herrlichste der Länder einfallen. Zehntausende werden fallen. Nur folgende werden sich vor ihm retten: Edom, Moab und der größere Teil der Ammoniter. Dann wird er seine Hand nach den Ländern ausstrecken. Auch Ägypten wird ihm nicht entrinnen. Er wird sich der Gold- und Silberschätze und aller Kostbarkeiten Ägyptens bemächtigen. Libyer und Kuschiter sind in seinem Gefolge.  Dann werden ihn Gerüchte aus dem Osten und Norden erschrecken. In großem Zorn wird er ausziehen und viele verderben und vernichten. Seine Prunkzelte wird er zwar zwischen dem Meer und dem heiligen, herrlichen Berg aufschlagen. Doch wird ihn sein Ende ereilen, ohne daß ihm jemand Hilfe bringt. Das Gottesvolk in der EndzeitDie Auferstehung und die VergeltungIn jener Zeit wird sich Michael, der große Engelfürst, der die Söhne deines Volkes beschützt, erheben. Es wird eine Zeit der Bedrängnis sein, wie sie nie gewesen, seitdem es Völker gibt, bis zu jener Zeit. Dein Volk aber wird in jener Zeit gerettet werden, alle, die man im Buch aufgezeichnet findet. Viele von denen, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zu ewigem Leben, die anderen zu Schmach und ewiger Schande. Die Frommen werden in alle Ewigkeit leuchten wie der strahlende Himmel und die, die viele zur Gerechtigkeit angeleitet haben, wie die Sterne. Du aber, Daniel, verschließe diese Offenbarungen. Versiegele das Buch bis zur Endzeit! Viele werden es durchforschen, und die Erkenntnis wird groß sein.'  'Dies alles wird sich erfüllen...'Da sah ich, Daniel, plötzlich zwei andere Engel dastehen, der eine diesseits, der andere jenseits des Flusses. Einer fragte einen Mann, der, in Linnen gekleidet, über dem Wasser des Stromes stand: 'Wann kommt das Ende dieser wunderbaren Dinge?' Ich hörte, wie der Mann, der, in Linnen gekleidet, über dem Wasser des Stromes stand, die rechte und die linke Hand zum Himmel erhebend beim ewig Lebenden schwur: 'Nach einer Zeit, zwei Zeiten und einer halben Zeit, sobald die Vernichtung der Macht des heiligen Volkes ihr Ende erreicht hat, wird sich all dies erfüllen.' Ich hörte dies, verstand es aber nicht. Darum fragte ich: 'Mein Herr, was bedeutet das letzte von diesen Dingen?'  Er antwortete: 'Geh, Daniel; denn bis zur Endzeit bleiben die Worte verschlossen und versiegelt.  Viele werden geläutert, gereinigt und geprüft werden. Die Gottlosen werden gottlos handeln. Die Gottlosen werden es alle nicht verstehen. Die Frommen aber werden es erkennen. Von der Zeit an, wo das tägliche Opfer abgeschafft wird und man das verunehrende Greuelbild aufstellt, sind es 1.290 Tage.  Wohl dem, der ausharrt und 1.335 Tage erreicht! Du aber, geh hin, dem Ende entgegen! Du darfst nun ruhen. Am Ende der Tage wirst du zu deinem Los auferstehen.'"  GOTTES LIEBE ZUM TREULOSEN BUNDESVOLKÜberschriftDas Wort des Herrn, das an Hosea, den Sohn Beeris, in den Tagen Usijas, Jotams, des Ahas und Hiskijas, der Könige von Juda, und in den Tagen Jerobeams, des Sohnes des Joasch, des Königs von Israel, erging.  VERWERFUNG UND WIEDERANNAHME DES VOLKESDie Namen der Kinder, Sinnbilder der Verwerfung IsraelsErste Rede des Herrn an Hosea: - Der Herr sprach zu Hosea: "Geh, nimm dir eine Dirne zur Frau und bringe mit ihr Dirnenkinder hervor! Das Land ist ja auch treulos gegen den Herrn!"  Da ging er hin und vermählte sich mit Gomer, der Tochter Diblajims. Sie wurde guter Hoffnung und gebar ihm einen Sohn. Da sprach der Herr zu ihm: "Gib ihm den Namen Jesreel! Denn nur noch eine kleine Weile, und ich ahnde die Blutschuld von Jesreel am Haus Jehu und mache ein Ende dem Königtum des Hauses Israel.  An jenem Tag zerschmettere ich Israels Macht im Tal Jesreel."  Abermals wurde sie guter Hoffnung und gebar eine Tochter. Da sprach der Herr zum ihm: "Gib ihr den Namen Lo-Ruhama (Kein Erbarmen)! Denn ich will fortan dem Haus Israel keine Erbarmen mehr erweisen. Für immer will ich seiner vergessen. Dem Haus Juda aber will ich Erbarmen erweisen und es erretten durch den Herrn, seinen Gott. Doch will ich es nicht durch Bogen, Schwert und Kriegsgerät erretten, noch durch Rosse und Reiter." Als Gomer Lo-Ruhama entwöhnt hatte, wurde sie wiederum guter Hoffnung und gebar einen Sohn. Da sagte er: "Gib ihm den Namen Lo-Ammi (Nicht-mein-Volk)! Denn ihr seid nicht mehr mein Volk, und ich bin nicht mehr da für euch. Nach der Bekehrung: Umänderung der unglückandrohenden Namen in das GegenteilJedoch wird dereinst die Zahl der Kinder Israels den Sandkörnern am Meer gleichen, die man nicht messen und nicht zählen kann. Und anstatt ihnen zu sagen: 'Ihr seid Nicht-mein-Volk', wird man sie 'Kinder- des- lebendigen- Gottes' nennen.  Alsdann werden sich die Kinder Judas und die Kinder Israels zusammenscharen und sich ein einziges Oberhaupt wählen und aus dem Land hinaufziehen; denn groß wird der Tag von Jesreel sein. ISRAELS UNTREUEBestrafung und Rückkehr zu GottDie Trennung der EhegattenNennt dann eure Brüder 'Ammi' (Mein-Volk) und eure Schwestern 'Ruhama' (Erbarmen)! Stellt eure Mutter zur Rede! Stellt sie zur Rede! Sie ist nun nicht mehr meine Frau, und ich bin nicht mehr ihr Mann. Entfernen soll sie aus ihrem Antlitz die buhlerischen Zeichen, die Male des Ehebruchs von ihrer Brust. Sonst nehme ich ihr ihre Kleidung ab und stelle sie hin, wie sie war, da sie eben geboren. Ich richte sie zu wie die Wüste und mache sie wie dürres Land. Ich lasse sie sterben vor Durst und schone auch nicht ihrer Kinder, denn Dirnenkinder sind sie. Eine Dirne war ja ihre Mutter, die sie gebar; Schande trieb sie und sprach: 'Nachlaufen will ich meinen Liebhabern, die Brot mir spenden und Wasser, Wolle und Flachs und Öl und Getränke.'  Gefangenschaft und UmkehrMit Dornen will ich dir darum versperren den Weg, aufbauen eine Mauer, daß du deinen Pfad nicht mehr findest. Dann möchtest du nachlaufen deinen Liebhabern, doch wirst du sie nicht mehr erreichen. Du möchtest sie suchen, doch wirst du sie nicht mehr finden. Alsdann wirst du sagen: 'Ich will mich aufmachen und zurückkehren zu meinem ersten Mann; denn damals ging es mir besser als jetzt' Undank und StrafeSie aber hat nicht erkannt, daß ich ihr gab das Getreide, den Most und das Öl, daß ich ihr schenkte viel Silber und Gold, das sie verwandte zu Baalgötzenbildern. Darum nehme ich zu seiner Zeit wieder zurück mein Getreide, in seiner Frist meinen Most. Ich nehme ihr wieder weg meine Wolle und meinen Flachs, womit sie bedeckt ihre Blöße. Nun decke ich auf ihre Schande vor ihrer Liebhaber Augen; meiner Hand wird sie keiner entreißen! Ein Ende mache ich all ihrer Lust, ihren Festen und Neumonden, ihren Sabbaten und Feiertagen.  Ihre Weinstöcke und Feigenbäume will ich verwüsten, von denen sie sagte: 'Das ist der Lohn, den mir meine Liebhaber gespendet.' - Zur Wildnis will ich sie machen, zum Weideplatz für die Tiere des Feldes. Strafen will ich sie für die Baalsfeste, an denen sie ihnen geopfert, sich mit Ringen geschmückt und Geschmeide und nachlief ihren Liebhabern, während sie meiner vergaß", - Spruch des Herrn. 'Ich will ihr zu Herzen reden...'"Darum siehe, ich will sie locken, in die Wüste führen, ihr zu Herzen reden.  Ihre Weinberge schenke ich ihr aufs neue. Das Achor-Tal mache ich zur Pforte der Hoffnung. - Dann wird sie mich wieder lieben wie zur Zeit ihrer Jugend, als sie aus Ägypten heraufzog.  Die Rückkehr An jenem Tag" - Spruch des Herrn - "rufst du mich wieder: 'Lieber Gemahl!' und nennst mich nicht mehr 'Mein Baal'!  Da will ich aus ihrem Mund der Baalsgötzen Namen entfernen, daß man niemals mehr anruft ihre Namen. Der neue LiebesbundFür Israel schließe ich an jenem Tag einen Bund mit den Tieren des Feldes, den Vögeln des Himmels und dem Gewürm auf der Erde. Bogen, Schwert und Kriegsgerät will ich von der Erde vertilgen und es wohnen lassen in Frieden.  Dann will ich dich mir verloben auf ewig, dich mir verloben um den Brautpreis von Recht und Gerechtigkeit, von Liebe und Erbarmen.  In Treue will ich dich mir verloben, daß du mich erkennst als den Herrn.  An jenem Tag will ich erhören", - Spruch des Herrn - "will ich erhören den Himmel, und der wird die Erde erhören. Die Erde wird das Getreide erhören, den Most und das Öl, und diese erhören Jesreel.  Dann werde ich sie mir einsäen im Land und Erbarmen schenken der Lo-Ruhama (Kein Erbarmen) und zu Lo-Ammi (Nicht mein Volk) sprechen: 'Mein Volk bist du.' Und es wird sagen: 'Mein Gott!'" Die treulose Frau - Sinnbild für das treulose VolkHierauf sprach der Herr weiter zu mir: "Geh, liebe eine Frau, die sich von einem anderen lieben läßt und Ehebruch treibt, gleichwie der Herr die Söhne Israels liebt, während sie fremden Göttern anhangen und nach Traubenkuchen gieren!"  Da kaufte ich mir eine Frau um fünfzehn Silberschekel und um anderthalb Hómer Gerste.  Dann sagte ich zu ihr: "Lange Zeit sollst du gefangen leben, damit du nichts Böses treibst und dich mit anderen Männern nicht abgibst. Auch ich lasse mich nicht mit dir ein." Denn lange Zeit werden die Israeliten gefangen sein ohne König, ohne Fürsten, ohne Opfer, ohne Steinmale, ohne Efod und ohne Terafim.  Doch danach werden sich die Israeliten bekehren und den Herrn, ihren Gott, und David, ihren König, suchen und sich voll Ehrfurcht dem Herrn unterwerfen und sein Heil umfangen am Ende der Zeiten." Das böse und ehebrecherische Geschlecht'Es gibt im Land keine Treue mehr, keine Liebe...'Ihr Kinder Israels, vernehmt das Wort des Herrn! Klage erhebt der Herr gegen des Landes Bewohner; denn keine Treue, keine Frömmigkeit, keine Gotteserkenntnis gibt es mehr im Land. Meineid und Lüge, Mord, Diebstahl und Ehebruch sind im Schwang; Bluttat reiht sich an Bluttat. Darum trauert das Land und dahin siecht alles, was darin wohnt, samt den Tieren des Feldes und den Vögeln des Himmels. Dahingerafft werden selbst die Fische des Meeres.  Wahrlich, keiner wird verklagt, keiner getadelt! Doch mit dir will ich rechten, o Priester! Darum wirst du straucheln bei Tag, und auch der Lügenprophet wird mit dir stürzen bei Nacht. Vernichten will ich auch deine Mutter. Die Mitschuld der PriesterMein Volk wird vernichtet, weil die Erkenntnis ihm fehlt. Weil du verschmäht die Erkenntnis, verwerfe ich dich als meinen Priester. Weil du vergessen deines Gottes Gesetz, vergesse auch ich deiner Kinder.  Je mehr ihrer wurden, um so mehr verfehlten sie sich gegen mich. Ihre Ehre will ich in Schande verwandeln. Sie nähren sich von der Sünde meines Volkes und gieren nach seiner Schuld.  So wird es dem Priester wie dem Volk ergehen. Heim suche ich an ihm seinen Wandel und vergelte ihm seine Frevel. Opferfleisch sollen sie fressen, doch nicht satt davon werden. Götzendienst lassen sie halten und haben doch keinen Segen davon, weil sie es verschmähten, den Herrn zu verehren. Israels GötzendienstTöricht machen Götzendienst mit Wein und Most. Mein Volk befragt ein Holzstück. Sein Stab soll Auskunft ihm geben. Der Geist der Hurerei hat es betört. Von Gott ist es abgefallen zur Abgötterei.  Auf Bergesgipfeln bringen sie Opfer dar; bringen Räucherwerk dar auf den Hügeln, unter Eichen, Pappeln und Terebinthen; - denn ihr Schatten tut wohl -, so kommt es, daß zu Dirnen werden eure Töchter und eure Schwiegertöchter Ehebruch treiben.  Doch strafe ich eure Töchter nicht, daß sie zu Dirnen geworden, noch eure Schwiegertöchter, daß Ehebruch sie treiben; denn ihr selbst geht mit Götzendirnen auf die Seite und mit Tempeldirnen opfert ihr. Das Volk aber hat keine Einsicht darin und kommt so zu Fall. Wenn du, Israel, Götzendienst treibst, so möge doch Juda sich nicht verschulden! Geht nicht nach Gilgal! Zieht nicht nach Bet-Awen! Schwört nicht: 'So wahr der Herr lebt!'  Ist Israel störrisch wie eine störrische Kuh, wie soll der Herr sie da weiden gleich einem Lamm auf offener Flur? Efraim steht mit den Götzen im Bund. - Laß ihn fahren! Ist das Zechgelage zu Ende, fängt der Götzendienst an. Ihrem großen Gott ziehen sie vor den Götzen! Ein Sturmwind faßt sie mit seinen Flügeln, ob ihrer Opfer werden sie zuschanden! DIE VERDERBNIS DER EINFLUSSREICHEN KREISEAnklage gegen Priester, Volksversammlung und KönigshausHört es, ihr Priester! Merk auf, Haus Israel! Haus des Königs, vernimm es! Denn ihr seid die Hüter des Rechts: Ihr seid für Mizpa zur Schlinge geworden, zum Fangnetz ausgespannt auf dem Tabor.  In Schittim gruben sie ein Grube. Eine Zuchtrute will ich aber sein für sie alle. Efraim kenne ich wohl, und Israel ist vor mir nicht verborgen. Denn eben noch, Efraim, hast du den Götzen gedient, Israel hat sich besudelt. Ihre Taten lassen nicht zu, daß sie umkehren zu ihrem Gott, weil der Geist der Hurerei in ihnen herrscht und sie nichts wissen wollen vom Herrn.  Israels Stolz muß sich beugen vor ihm. Israel und Efraim fallen durch eigne Schuld. Auch Juda kommt mit ihnen zu Fall. Wohl kommen sie mit ihren Schafen und Rindern, zu suchen den Herrn, doch sie finden ihn nicht. Er ist fort von ihnen. Weil sie dem Herrn die Treue gebrochen und Bastardkinder geboren, soll nun der Feind sie mitsamt ihren Äckern verzehren. Israels und Judas glaubenslose PolitikZu Gibea stoßt ins Horn, zu Rama in die Trompete! Kriegsgeschrei erhebt zu Bet-Awen! Schreckt Benjamin auf!  Zur Wüste wird Efraim werden am Tag der Bestrafung. Was fest beschlossen ist gegen Israels Stämme, tue ich kund. Wie Menschen, die Grenzsteine verrücken, sind Judas Fürsten geworden. Über sie will ich ausgießen wie Wasser meinen Grimm.  Geknechtet ist Efraim, gebrochen sein Recht, weil es so willig dem Nichts gedient.  Wie eine Motte bin ich für Efraim, wie Wurmfraß für Judas Haus.  Als Efraim seine Krankheit verspürte und Juda seine eiternde Wunde, ist Efraim nach Assur gelaufen, zum Großkönig sandte Juda. Doch der vermag euch keine Genesung zu bringen noch zu heilen eure eiternde Wunde.  Denn wie ein Löwe bin ich für Efraim, wie ein Jungleu für Judas Haus. Ich, ich zerreiße und gehe davon. Ich schleppe weg. - Retten kann keiner. Ich gehe und kehre zu meiner Stätte zurück, bis daß sie erschrocken mein Angesicht suchen. Sie werden mich suchen in ihrer Not.  Das leichtfertige Beten des VolkesAuf, wir kehren zum Herrn zurück! Denn er hat uns zerrissen und wird uns auch heilen; er hat uns geschlagen und wird uns verbinden.  Nach zwei Tagen läßt er uns schon genesen, aufstehen heißt er uns am dritten Tag, so daß wir vor seinem Antlitz leben. Laßt uns einsichtig sein und eifrig streben nach Erkenntnis des Herrn! Sicher wie das Morgenlicht wird er kommen. Wie Winterregen kommt er zu uns herab, wie Spätregen, der das Erdreich befeuchtet.  Gott will wahre Liebe und echte Frömmigkeit"Efraim, was soll ich dir tun? Was soll ich mit dir tun, Juda? Wie Morgengewölk ist ja eure Frömmigkeit, wie vergehender Frühtau.  Darum schlug ich durch die Propheten drein, durchbohrte sie mit dem Wort meines Mundes. Da trat mein Recht hervor wie das Licht.  Denn an Barmherzigkeit habe ich Wohlgefallen, nicht an Schlachtopfern; an Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern." Greuel an den KultstättenSie aber brechen zu Adam den Bund. Dort sind sie mir untreu geworden.  Eine Stadt voller Frevler ist Gilead, besudelt mit Blut.  Einer Räuberbande gleicht die Rotte der Priester. Sie morden an der Straße nach Sichem. Untat verüben sie.  Schauriges habe ich gesehen in Israels Haus. Götzendienst treibt dort Efraim, besudelt sich Israel. Auch dir, Juda, ist schon die Ernte bestimmt, wenn meines Volkes Geschick ich wende.  Sooft ich Israel heilen will, tritt Efraims Sünde, Samarias Bosheit zutage. Denn sie üben nur Trug: Diebe brechen ein. Draußen plündern die Räuber.  Sie sagen sich nicht, daß ich all ihrer Bosheit gedenke. Jetzt stehen um sie her ihre Taten; offen liegen sie vor meinen Augen. Ein Putsch folgt dem anderenIn ihrer Bosheit bereiten sie Freude dem König, in ihrem treulosen Treiben seinen Fürsten.  Allesamt sind sie falsche Gesellen. Sie gleichen einem glühender Ofen, den der Bäcker nicht mehr heizt, wenn er den Teig knetet und ihn aufgehen läßt. Am Fest unseres Königs glühen die Fürsten vom Wein. Er tauscht mit Spöttern den Handschlag. Sie glühen wie ein Ofen. Voll Arglist ist ihr Herz. Die ganze Nacht schläft ihr Zorn -; am Morgen glüht er auf wie loderndes Feuer. Sie alle glühen wie ein Ofen und zehren auf ihre Herrscher. Alle ihre Könige wurden gestürzt. Doch zu mir rief keiner von ihnen. Das nichtige Vertrauen auf ausländische MächteEfraim läßt sich unter die Heiden verrühren, ein Kuchen, den man nicht umgewendet, war Efraim.  Fremde verzehren sein Mark; er merkt es nicht. Er merkt es auch nicht, daß grau schon sein Haar ist geworden. Israels Stolz klagt sie offen an. Sie kehrten nicht zum Herrn, ihrem Gott, zurück und suchten ihn nicht trotz allem. Einer Taube gleich ward Efraim, einfältig, ohne Verstand. Sie riefen Ägypten an, gingen nach Assur. Wenn sie hinziehen, breite ich mein Netz über sie, hole sie herab wie Vögel des Himmels. Ich züchtige sie gemäß ihrer Bosheit. Wehe über die BaalsdienerWeh ihnen, sie wichen von mir! Fluch ihnen, sie wurden mir untreu! - Und ich soll sie erlösen, die gegen mich reden Lügen? Sie schreien zu mir nicht von Herzen, wenn sie auf ihren Lagern heulen, sich ritzen, um Korn und Most zu erflehen, und doch sich mir widersetzen.  Die Arme stählte ich ihnen, doch sie sannen wider mich Böses. Sie wenden sich wohl, aber nicht nach oben. Sie sind wie ein schlaffer Bogen. Ob ihrer lästernden Reden fallen ihre Fürsten durchs Schwert. Verlachen wird man sie im Lande Ägypten. 'Mein Zorn entbrennt wider sie...'Setze die Trompete an deinen Mund! - Wie ein Adler kreist das Unheil über dem Haus des Herrn, weil meinen Bund sie brechen und mein Gesetz übertreten!  Mir rufen sie zu: 'Mein Gott! Wir, Israel, kennen dich ja!"' Das Heil stößt Israel weg, so wird der Feind es verfolgen. Ohne mich setzen sie Könige ein, stellen Fürsten auf ohne mein Wissen. Sie machen sich Götzen aus ihrem Silber und Gold zu ihrem eigenen Verderben.  Zum Ekel ist mir dein Stierdienst, Samaria. - Mein Zorn entbrennt wider sie. Wie lange noch werden sie ohne Strafe bleiben? Denn aus Israel stammt er, ein Künstler hat ihn verfertigt. Er ist kein Gott. In Stücke wird er zerhauen, der Stier Samarias. Denn Wind säen sie, Sturm werden sie ernten. Der Halm setzt nicht Frucht an, bringt dann auch kein Mehl. Würde er es bringen, würden es Fremde verschlingen.  Verschlungen wird Israel! Schon gilt es unter den Völkern als wertloses Gefäß. Denn sie liefen nach Assur. Ein Wildesel bleibt für sich allein, doch Efraim macht Liebesgeschenke. Weil sie aber Geschenke den Völkern gaben, will ich in die Verbannung sie bringen. Dann hören sie bald auf, Könige und Fürsten zu salben.  Viele Altäre baut Efraim, um sich zu entsündigen - sie sind ihm zur Sünde geworden. Und schreibe ich tausend Gesetze ihm vor, sie gelten ihm als fremd. Schlachtopfer liebt man - man schlachtet. Fleisch liebt man - man ißt. Doch hat der Herr daran keinen Gefallen. Er gedenkt nunmehr ihrer Schuld und straft ihre Sünden. Nach Ägypten müssen sie wieder.  Israel vergaß seinen Schöpfer und baute Paläste. Viele feste Städte errichtete Juda. - Feuer will ich werfen in seine Städte, das frißt ihre Burgen. Androhung der Verbannung bei einem ErntefestFreue dich nicht, Israel, jauchze nicht wie die Völker! Denn treulos hast du deinen Gott verlassen. Dirnenlohn liebst du auf allen Tennen.  Tenne und Kelter wollen nichts mehr von ihnen wissen; der Most wird sie verleugnen. Sie dürfen nicht länger wohnen im Land des Herrn. Efraim muß nach Ägypten zurück, und in Assur müssen sie Unreines essen. Dem Herrn spendet man da keinen Wein, noch sind lieb ihm ihre Opfer. Wie Trauerbrot sind sie für sie. Unrein wird, wer sie ißt. Ja, für den eigenen Hunger nur reicht ihr Brot; es kommt nicht ins Haus des Herrn. Was wollt ihr dann tun am Tag der Versammlung, am Jahresfest des Herrn?  Denn siehe, nach Assur müssen sie ziehen. Ägypten wird sie bestatten. Memfis wird ihre Grabstätte sein. Disteln überwuchern ihre geliebten Silbergötzen, Unkraut wächst in ihren Zelten.  Israels Feindschaft gegen die ProphetenEs kommen die Tage der Strafe. Es kommen die Tage der Rache. Israel, merke es dir! - "Der Prophet ist ein Narr, der Geistesmann ist verrückt" - so sagst du und zeigst, wie groß deine Bosheit, wie heftig deine Feindschaft. Efraim liegt auf der Lauer gegen meinen Gott. Die Schlinge des Voglers ist dem Propheten gelegt auf all seinen Wegen; angefeindet wird er im Haus seines Gottes.  Tief sind sie gesunken wie in Gibeas Tagen. Doch ihrer Schuld gedenkt er, er straft ihre Sünden.  Bestrafung Israels wegen des BaalsdienstesWie Trauben in der Wüste, so fand ich einst Israel. Wie eine Frühfrucht am Feigenbaum im ersten Trieb, so schaute ich eure Väter. Doch als sie nach Baal-Pegor kamen, weihten sie sich dem Schandgott. Scheusale sind sie geworden wie der Gott, den sie liebten.  Wie Vögel fortfliegen, wird Efraims Menge verschwinden: Keine Geburt gibt es mehr, keine Schwangerschaft, keine Empfängnis. Und sollten sie auch großziehen ihre Kinder, so mache ich sie doch kinderlos! Ja, weh ihnen, wenn ich sie verlasse! Ich sehe, wie Efraim zum Jagen freigibt seine Kinder, wie Efraim seine Kinder zur Schlachtung führt. Gib ihnen, Herr, was immer du magst: Gib ihnen unfruchtbaren Schoß und versiegte Brüste! Die Greuel zu GilgalIn Gilgal ward all ihre Bosheit verübt. Ja, ob ihres frevlen Tuns habe ich dort gelernt, sie zu hassen. Ich will sie jagen aus meinem Haus. Ich liebe sie nicht mehr. Aufrührer sind all ihre Fürsten.  Ins Mark getroffen ist Efraim. Seine Wurzel verdorrt. Keine Frucht wird es bringen. Auch wenn sie gebären, töte ich die geliebte Frucht ihres Schoßes. Verwerfen wird sie mein Gott; denn sie folgen ihm nicht. So mögen sie unstet sein unter den Völkern. Zerstörung der ungesetzlichen KultstättenEin üppiger Weinstock war Israel, dessen Früchte gediehen. Doch je mehr die Zahl seiner Früchte wuchs, um so mehr Altäre stellte es auf. Je besser der Erdboden trug, um so schönere Götzensäulen errichtete es.  Geteilt ist ihr Herz. Nun werden sie es büßen: Ihre Altäre sollen zertrümmert, ihre Götzensäulen zerschlagen werden! Dann freilich werden sie sagen: "Wir haben keinen König, weil wir den Herrn nicht gefürchtet. Aber auch ein König - was könnte der für uns tun?" Sie machen nur Worte, schwören trugvolle Eide, schließen Bündnisse ab: Wie Giftkraut in den Ackerfurchen ist das Recht. Um den Stier von Bet-Awen tragen Sorge die Einwohner von Samaria. Ja, sein Volk trauert um ihn. Es zittern für ihn seine Priester, um seinen herrlichen Schatz, weil er weg von ihm wandert.  Auch ihn schleppt man nach Assur fort als ein Geschenk für den Großen König. Schmach wird sich Efraim holen. Zuschanden wird Israel an seinen Plänen.  Vernichtet wird Samaria. Wie ein Holzstück auf dem Wasser treibt fort sein König.  Verwüstet werden die Unheilshöhen, Israels Sünde. Dorn und Distel wuchern auf ihren Altären. Zu den Bergen werden sie sagen: "Bedeckt uns!", "Fallt über uns!" zu den Hügeln. Strafe für den gesetzwidrigen Stierdienst"Seit Gibeas Tagen währt Israels Sünde. Dort sind sie mir treulos geworden. Soll sie bis Gibea hin nicht der Krieg gegen die Rotte der Frevler verfolgen?  So komme ich und züchtige sie. Völker sammeln sich gegen sie, wenn ich ob ihrer doppelten Schuld sie strafe. Efraim war ein gelehriges Rind, willig zum Dreschen. Darum lege ich auf seinen schönen Nacken das Joch und spanne Efraim ein. Juda soll pflügen, Jakob soll eggen!  Sät in Gerechtigkeit ein, erntete in Liebe! Brecht Neuland auf! Denn es ist Zeit, zu suchen den Herrn, daß er komme und Gerechtigkeit regnen lasse über euch. Ihr habt Frevel gesät, Unheil geerntet, die Frucht der Lüge gegessen. - Magst du auch deinen Wagen vertrauen, deinen vielen Kriegern, so wird doch Kriegslärm ertönen in deinen Städten. All deine Festungen werden zerstört, so wie Schalman am Tag der Schlacht Bet-Arbeel zerstörte. Zerschmettert werden die Mütter samt ihren Kindern.  Solches tat Bet-El euch an. Ob eurer abscheulichen Bosheit wird Israels König bald völlig vernichtet." GOTTES EWIGE LIEBEDas Lied vom 'Verlorenen Sohn'"Als Israel jung war, gewann ich es lieb und rief meinen Sohn aus Ägypten.  Doch je mehr ich sie rief, desto weiter entliefen sie mir. Den Baalen opferten sie und streuten Rauchwerk den Götzen. Und doch habe ich Efraim am Gängelband geführt und ihn auf meine Arme gehoben. Doch sie haben nicht erkannt, daß ich ihr Heiland war. Mit Banden der Güte zog ich sie zu mir, mit Fesseln der Liebe. Von ihrem Nacken löste ich das Joch. Ich neigte mich zu ihm nieder und gab ihm zu essen.  Züchtigung und VerbannungZurück muß Efraim nach Ägypten! Sein König sei Assur, weil sie die Umkehr verweigern!  In ihren Städten wird wüten das Schwert, wird ihre Riegel zerbrechen, sie fressen ob ihrer Pläne. Mein Volk neigt ja dazu, sich von mir zu wenden. Ruft man es aufwärts, erhebt sich keiner von ihnen. Gottes ErbarmenWie könnte ich dich preisgeben, Efraim, wie könnte ich dich hingeben, Israel, dich preisgeben wie Adma, dich vernichten wie Zebojim? Nein, es dreht sich das Herz in mir um. Mein ganzes Gefühl bäumt sich auf.  Ich will nicht tun nach der Glut meines Zornes. Ich kann nicht Efraim wieder vernichten. Denn Gott bin ich und kein Mensch, in deiner Mitte der Heilige. Nicht komme ich zu dir in der Glut meines Zornes."  Die Heimkehr aus der VerbannungHinter dem Herrn ziehen sie her. Wie Löwengebrüll ist sein Ruf. Auf seinen Ruf hin kommen vom Westen Israels Kinder zitternd herbei. Wie Vögel kommen sie zitternd herbei, wie Tauben aus Assur. "In ihre Häuser führe ich sie wieder zurück", - Spruch des Herrn. Efraim umgibt mich mit Falschheit, Israels Haus mit Trug. Und Juda schwankt hin und her gegen Gott, gegen den Heiligen, der getreu ist. Israels Sünde, Läuterung und künftiges HeilIsrael und sein StammvaterEfraim weidet den Wind, hascht nach dem Ostwind, immerfort übt es Lüge und Bedrückung. Mit Assur schließen sie ein Bündnis, liefern Öl als Tribut nach Ägypten.  Ein ernstes Wort hat der Herr mit Juda zu reden. Er muß Jakob vergelten nach seinem Wandel, ihn strafen nach seinem Tun. Schon im Mutterschoß betrog er den Bruder. In seiner Manneskraft rang er mit Gott. Er rang mit dem Engel und siegte. Er weinte und flehte ihn an. In Bet-El fand er ihn wieder. Daselbst redete er mit uns, der Herr, der Gott der Heerscharen - 'Herr' ist sein Name! So kehre denn um zu deinem Gott. Übe Liebe und Recht! Harre immerfort deines Gottes! Israels Undank und StrafeFalsche Waage handhabt er wie ein Kanaaniter. Er liebt zu betrügen.  Efraim spricht: "Ich wurde doch reich, erwarb mir Vermögen. All mein Besitz weist kein Unrecht mir nach, das Sühne verdiente." "Ich aber, der Herr, dein Gott vom Land Ägypten, lasse dich wieder in Zelten wohnen wie in der Zeit der Begegnung.  Ich habe zu den Propheten geredet, ich bin es, der viele Visionen gab und in Gleichnissen sprach durch die Propheten. Schon in Gilead verübte man Greuel, betrügerisch ist auch jetzt ihr Tun! Sie brachten Opferstiere in Gilgal dar. So sollen auch ihre Altäre werden wie die Steinhaufen an den Furchen der Äcker."  In das Gebiet von Aram floh Jakob. Um eine Frau tat Israel Dienst. Um eine Frau hütete er Schafe. Durch einen Propheten führte der Herr Israel aus Ägypten. Durch einen Propheten ward es behütet.  Doch Efraim hat ihm bitteren Kummer bereitet. So läßt der Allmächtige auf ihm seine Blutschuld lasten, wird ihm vergelten seine Schandtat. 'Menschen küssen Kälber!'Wenn einst Efraim sprach, herrschte Schrecken. Denn mächtig war er in Israel. Doch als er in Schuld fiel durch Baal, siechte er dahin.  Und jetzt noch freveln sie weiter, fertigen ein Gußbild aus Silber sich an, nach dem Muster von Götzen. Machwerk von Künstlern ist alles. "Ihnen", sagen sie, "opfert!" - Menschen küssen Kälber! Darum werden sie sein wie Wolken am Morgen, wie vergehender Tau in der Frühe, wie Spreu, die verfliegt von der Tenne, wie der Rauch, der durchs Gitterwerk zieht. Das undankbare Volk"Doch ich, der Herr, bin dein Gott von Ägypten her. Du kennst außer mir keinen Gott. Außer mir gibt es keinen Helfer. Ich trug Sorge um dich in der Wüste, im Land der Gluten. Bei guter Weide wurden sie satt, ja, als sie satt waren, überhob sich ihr Herz. Darum vergaßen sie mich. Der Zorn GottesSo will ich wie ein Löwe werden für sie, will ihnen auflauern am Weg wie ein Panther. Ich falle sie an wie die Bärin, der Jungen beraubt, und zerreiße ihnen das Herz in der Brust. Dann sollen die Hunde sie fressen, sie zerfleischen die Tiere des Feldes! Das ist dein Unheil, o Israel! Wer kann dich schützen vor mir? Wo bleibt dein König, daß er dich rettet in all deinen Städten? Und all deine Fürsten, von denen du sagtest: 'Gib mir König und Fürsten!'  Ich gebe dir in meinem Zorn einen König und nehme ihn wieder in meinem Grimm. Mitleid ist meinen Augen verborgen!Efraims Schuld ist wohlverwahrt. Seine Sünde ist wohlgeborgen. Es kommen die Wehen für seine Geburt - doch ist er ein törichtes Kind, denn zu rechten Zeit stellt er sich nicht im Muttermund ein. Ich soll von der Unterwelt sie erlösen, vom Tod sie befreien? - Wo sind deine Seuchen, o Tod? Wo ist dein Stachel, o Totenreich? Mitleid ist meinen Augen verborgen!" Wohl sieht einem Fruchtbaum er gleich unter den Stammesbrüdern - der Ostwind braust, der Sturmwind des Herrn, herauf aus der Wüste. Da vertrocknet sein Quell, sein Brunnen versiegt: Seine Schätze wird er rauben und all sein kostbares Gut.  - - - Verwüstet wird Samaria, weil es sich widersetzte seinem Gott: Durch das Schwert werden sie fallen. Zerschmettert werden ihre Kinder, aufgeschlitzt ihre Schwangeren. 'Bekehrt euch zum Herrn!'Israel, bekehre dich zum Herrn, deinem Gott! Durch die eigene Schuld kamst du zu Fall.  Nehmt mit euch Worte der Reue! Bekehrt euch zum Herrn und fleht zu ihm: "Nimm weg alle Schuld und laß dich versöhnen! So wollen wir dir darbringen den Lobpreis unserer Lippen. Unser Helfer soll Assur nicht sein! Auf Pferden wollen wir nicht mehr reiten und nicht mehr 'Unser Gott!' zum Werk unserer Hände sagen; denn bei dir findet die Waise Erbarmen."  'Ich will für Israel sein wie der Tau...'"Von ihrem Abfall will ich sie heilen und herzlich sie lieben; denn mein Groll ist von ihnen gewichen. Ich will für Israel sein wie der Tau. Blühen soll es wie die Lilie, Wurzel schlagen wie des Libanon Zedern! Ausbreiten sollen sich seine Schößlinge! Wie des Ölbaums soll sein seine Pracht, wie vom Libanon sein Duft! Dann sollen sie wieder in meinem Schatten wohnen, Getreide anbauen und wie der Weinstock blühen! Sie werden berühmt sein wie des Libanon Wein. Was hat dann Efraim noch mit den Götzen zu schaffen? Ich allein erhöre ihn dann und schaue auf ihn nieder. Wie eine immergrüne Zypresse bin ich für ihn; an mir findet er reiche Frucht."  (14:10)NachwortWer ist so klug, dies einzusehen? So weise, daß er es begreift? Gerade sind die Wege des Herrn. Gerechte wandeln auf ihnen. Doch die Frevler kommen auf ihnen zu Fall.  Der 'Tag des Herrn'Das Wort des Herrn, das an Joël, den Sohn Petuëls, erging. DIE HEUSCHRECKENPLAGEAufruf zur KlageHört dies, ihr Alten! Horcht auf, alle Bewohner des Landes. Ist je solches in euren Tagen geschehen oder in den Tagen der Väter? Erzählt davon euren Kindern, eure Kinder den ihren und diese dem künftigen Geschlecht! Die furchtbare PlageWas der Beißer ließ, fraß der Heuschreck; was der Heuschreck ließ, fraß der Fresser, was der Fresser ließ, fraß der Schäler  Wacht auf, ihr Trunkenen, weint! All ihr Zecher, klagt um den Most, denn er ist eurem Mund entzogen. Ein gewaltiges und zahlreiches Volk überzog mein Land. Löwenzähne sind seine Zähne, sein Gebiß ist das einer Löwin.  Es hat meinen Weinstock verwüstet, meinen Feigenbaum zu Reisig gemacht, ihn abgeschält und entblättert. - Weiß stehen da seine Zweige. Trauer um Land und VolkWehklage wie eine Jungfrau, die mit Sacktuch umgürtet den Bräutigam ihrer Jugend beweint. Aus ist es mit Opfern von Speise und Trank im Haus des Herrn. Es trauern die Priester, die Diener des Herrn. Verheert ist die Flur, welk ist das Land, vernichtet das Korn, versiegt ist der Most, vertrocknet das Öl.  Bestürzt stehen die Bauern, es jammern die Winzer. Weizen und Gerste, die Ernte des Feldes ist hin. Verdorrt ist der Weinstock, der Feigenbaum verwelkt. Granatbaum, Palme und Apfel - alle Bäume des Feldes sind dürr. Ja, dahin ist die Freude der Menschen. Aufforderung zur BußeGürtet euch! Wehklagt, ihr Priester! Heult, ihr Diener des Altars! Kommt, durchwacht in Sacktuch die Nacht, ihr Diener meines Gottes! Denn aus ist es im Haus eures Gottes mit Opfern von Speise und Trank.  Verordnet ein heiliges Fasten! Beruft eine Feier! Versammelt die Alten, alle Bewohner des Landes im Haus des Herrn, eures Gottes, und schreit zum Herrn: "Weh über den Tag!" Denn nahe ist der Tag des Herrn. Mit der Macht des Allmächtigen kommt er.  Die große DürreIst uns nicht vor unseren Augen die Speise entrissen, dem Haus unseres Gottes Freude und Jubel?  Verschrumpft liegt das Saatkorn unter den Schollen. Leer stehen die Speicher, die Scheunen verfallen, denn verdorrt ist das Korn! Wie stöhnt doch das Vieh, der Rinder Herden sind verstört, weil keine Weide sie finden. Auch die Kleinviehherden siechen dahin. Zu dir, o Herr, rufe ich. Denn Gluthitze hat das Gras der Steppe verzehrt, Flammenglut hat versengt alle Bäume des Feldes. Auch das Wild des Feldes schreit lechzend nach dir. Denn versiegt sind die Bäche. Gluthitze hat das Gras der Steppe verzehrt. DER TAG DES ZORNES DES HERRNAnkündigung des nahen UnheilsStoßt in die Trompete auf Zion, blast die Posaune auf meinem heiligen Berg, daß alle Bewohner des Landes erbeben. Denn der Tag des Herrn ist gekommen. Ja, er ist nahe! -: Ein Tag der Finsternis und des Dunkels. Ein Tag der Wolken und Wetter. Wie das Morgengrauen sich ausbreitet über die Berge, so kommt ein Volk, groß und gewaltig, wie vordem seinesgleichen nicht war und auch nach ihm keines mehr sein wird bis in die Jahre der fernsten Geschlechter. Feuer frißt vor ihm her, hinter ihm lecken die Flammen. Wie Edens Garten liegt vor ihm das Land, doch hinter ihm trostlose Wüste. - Vor ihm gibt es kein Entrinnen. Wie Rosse sehen sie aus. Sie rennen wie Pferde. Wie rasselnde Wagen sprengen sie über der Berge Gipfel. Wie prasselnde Flammen, die Stoppeln verzehren. Wie ein mächtiges Heer, gerüstet zum Kampf. Der Angriff auf JerusalemVor ihnen erbeben die Völker. Rot glühen alle Gesichter. Wie Krieger stürmen sie an, erklimmen wie Helden die Mauer. Jeder hält ein seinen Weg, sie stören nicht ihre Bahnen. Keiner stößt sich am anderen. Jeder verfolgt seinen Pfad. Selbst zwischen Geschossen dringen sie durch ohne Halten. Sie stürmen die Stadt, berennen die Mauer, sie steigen an den Häusern hinauf und kommen wie Diebe durchs Fenster. Widerhall der NaturVor ihnen erzittert die Erde, beben die Himmel, Sonne und Mond werden finster, der Sterne Leuchten erlischt. Und der Herr läßt seine Stimme erdröhnen vor seinem Heerbann. Denn gar groß ist sein Kriegsvolk, zahlreich die Vollstrecker seines Wortes. Ja, groß ist der Tag des Herrn, überaus furchtbar. Wer kann ihn bestehen? Mahnung zur BußeDoch auch jetzt noch lautet der Ausspruch des Herrn: "Von ganzem Herzen bekehrt euch zu mir mit Fasten, Weinen und Klagen!" Zerreißt eure Herzen und nicht eure Kleider! Bekehrt euch zum Herrn, eurem Gott! Denn gnädig ist er, barmherzig, langmütig, reich an Erbarmen und läßt sich das Unheil gereuen.  Wer weiß, ob es ihn nicht wieder gereut, so daß euch doch noch sein Segen bleibt und ihr Speise- und Trankopfer habt für den Herrn, euren Gott? Aufforderung zu einer BußfeierStoßt in die Trompete auf Zion! Verordnet ein heiliges Fasten! Beruft eine Feier! Versammelt das Volk! Entsühnt die Gemeinde! Ruft die Alten herbei! Laßt Kinder und Säuglinge kommen! Der Bräutigam trete aus dem Gemach, aus der Kammer die Braut! Zwischen Vorhalle und Altar sollen weinen die Priester, die Diener des Herrn, und beten: "Erbarme dich, Herr, deines Volkes! Gib nicht der Schande dein Erbteil preis, daß die Heiden über sie spotten! Was soll man unter den Völkern sagen: 'Wo ist nun ihr Gott?'"  DIE WIEDERHERSTELLUNG DES VOLKESVerheißung des Friedens und reichen SegensDa eiferte der Herr für sein Land und erbarmte sich seines Volkes.  Und der Herr gibt seinem Volk zur Antwort: "Siehe, ich sende euch Korn, Most und Öl, daß ihr satt davon werdet! Nicht länger mehr gebe ich euch preis der Schande unter den Völkern.  Den nordischen Feind will ich vertreiben von euch, ihn fortjagen in ein dürres und wüstes Land, seine Vorhut ins Ostmeer, seine Nachhut ins Westmeer, daß von ihm Verwesungsgeruch aufsteigt und Modergeruch sich erhebt. Ja, Großes werde ich tun."  Aufforderung zur FreudeLand, fürchte dich nicht! Jauchze und freue dich! Denn der Herr hat Großes getan. Fürchtet euch nicht, ihr Tiere des Feldes! Denn grün ist wieder der Steppe Gras. Früchte tragen wieder die Bäume, ihren Ertrag geben Feige und Weinstock. Auch ihr, Kinder Zions, jauchzt und freut euch im Herrn, eurem Gott! Denn er gibt euch Regen im rechten Maß, läßt Regen euch niederströmen wie vordem, den Frühregen und Spätregen.  Dann füllen sich wieder die Tennen mit Korn, die Kufen strömen über von Most und von Öl. Lobpreis und Anerkennung Gottes"Ich will euch die Jahre ersetzen, deren Ertrag der Heuschreck, der Fresser, der Schäler und Beißer verzehrten, mein großes Heer, das ich gegen euch sandte.  Ihr werdet vollauf zu essen haben und satt werden und preisen den Namen des Herrn, eures Gottes, der Wunderbares gewirkt hat an euch. Nimmermehr soll zuschanden werden mein Volk. Dann erkennt ihr, daß ich inmitten Israels weile und daß ich, der Herr, euer Gott bin und sonst keiner. Und nimmermehr soll zuschanden werden mein Volk. DIE WEHEN DSER NEUEN SCHÖPFUNGGottes Geist über alles FleischAusgießen werde ich danach meinen Geist über alles Fleisch. Da werden eure Söhne und Töchter weissagen, eure Greise Träume, eure Jünglinge Visionen haben.  Selbst über Knechte und Mägde werde ich meinen Geist ausgießen in jenen Tagen. Die große BedrängnisUnd ich will Wunderzeichen erscheinen lassen am Himmel und auf der Erde: Blut, Feuer und Rauchsäulen.  Die Sonne wird sich in Finsternis wandeln und der Mond in Blut vor dem Anbruch des Tages des Herrn, des großen und furchtbaren Tages." Doch ein jeder, der anruft den Namen des Herrn, wird gerettet. Denn Rettung wird sein auf dem Berg Zion, in Jerusalem, wie der Herr es verheißen. - Und zu den Entronnenen zählt, wen berufen der Herr. ENDGERICHT UND ENDHEILDas Gericht über die feindlichen Völker"Denn siehe, in jenen Tagen und in jener Zeit, da ich das Schicksal Judas und Jerusalems wende, werde ich alle Völker versammeln und hinabführen in das Tal Joschafat. Dort werde ich ins Gericht gehen mit ihnen wegen Israels, meines Volkes und Eigentums, weil sie es unter die Heiden zerstreut und mein Land aufgeteilt haben, -  weil sie das Los warfen über mein Volk, den Sohn preisgaben für eine Dirne und das Mädchen um Wein verkauften und zechten. Und ihr, was habt ihr denn zu schaffen mit mir, Tyrus und Sidon und all ihr Gaue der Philister? Wollt ihr mir etwa heimzahlen, was ich euch angetan? Oder mir etwas antun? Schnell will ich euer Tun zurückfallen lassen auf euer Haupt. Ihr habt ja mein Silber und Gold geraubt, meine kostbaren Schätze in eure Tempel gebracht. Ihr habt Judas und Jerusalems Kinder an die Griechen verschachert, um sie wegzuschaffen aus ihrer Heimat.  Siehe, aufbrechen will ich sie lassen von dem Ort, wohin ihr sie verkauft, und euer Tun zurückfallen lassen auf euer Haupt. Eure Söhne und Töchter will ich verkaufen den Söhnen Judas, - die werden sie abstoßen an die Sabäer, an ein fern wohnendes Volk. - Denn der Herr hat es geboten."  Der Ruf zur SammlungRuft dies aus unter den Völkern. Rüstet zum Heiligen Krieg! Bietet auf die Krieger! Ausziehen, heranrücken sollen all die Helden. Eure Pflugscharen schmiedet zu Schwertern um, eure Winzermesser zu Lanzen! Der Schwache sage: "Ich bin ein Held!"  Auf, kommt alle herbei, ihr Völker ringsum, und schart euch zusammen! Dorthin, o Herr, laß niederfahren deine Helden! 'Die Ernte ist reif!'Auf ihr Völker! Zieht ins Tal Joschafat! Denn dort will ich zu Gericht sitzen über alle Heidenvölker ringsum. Legt an die Sichel, denn die Ernte ist reif. Auf! Tretet die Kelter, denn sie ist voll, die Kufen gehen über. - Weil groß ist ihre Bosheit! Der Tag des Gerichtes- die Rettung der AuserwähltenScharen auf Scharen stehen im Tal der Entscheidung. Denn nah ist der Tag des Herrn im Tal der Entscheidung.  Sonne und Mond werden finster, der Sterne Leuchten erlischt. Und der Herr brüllt von Zion her, aus Jerusalem dröhnt seine Stimme, daß Himmel und Erde erbeben. - Doch ein Schirm ist der Herr für sein Volk, ein Hort für Israels Kinder. "Da sollt ihr erkennen, daß ich, der Herr, euer Gott bin, der wohnt auf dem Zion, meinem heiligen Berg. Ein Heiligtum wird dann Jerusalem sein, und Heiden werden es nicht mehr betreten." Der Segen der EndzeitIn jener Zeit werden die Berge triefen von Most, von Milch fließen über die Hügel, alle Rinnsale Judas strömen von Wasser. Im Haus des Herrn wird ein Quell entspringen, das Schittim-Tal zu bewässern.  Zur Wüste wird Ägypten, Edom zur öden Steppe ob des Frevels an Judas Söhnen, weil schuldloses Blut sie vergossen in ihrem Land.  Doch ewig bewohnt sein wird Juda und Jerusalem von Geschlecht zu Geschlecht. - "Ich räche ihr Blut, das ich noch nicht gerächt." - Und der Herr bleibt wohnen auf Zion. Die Botschaft vom EndeDie Reden des Amos, der zu den Viehzüchtern von Tekoa gehörte. Er weissagte über Israel in den Tagen des Königs Usija von Juda und in den Tagen des Jerobeam, des Sohnes des Joasch, des Königs von Israel, zwei Jahre vor dem Erdbeben.  GerichtsankündigungEr sprach: Der Herr brüllt von Zion her. Aus Jerusalem dröhnt seine Stimme. Da trauern die Auen der Hirten, der Gipfel des Karmel verdorrt.  ÜBER DIE HEIDNISCHEN NACHBARVÖLKERÜber die SyrerSo spricht der Herr: "Wegen drei Frevel von Damaskus, ja wegen der vier, will ich es nicht wenden: Weil sie mit eisernen Schlitten Gilead droschen,  werfe ich Feuer in Hasaëls Haus, daß es fresse Ben-Hadads Burgen.  Ich zerbreche den Riegel von Damaskus. Ich vernichte Bikat-Awens Herrscher sowie Bet-Edens Zepterträger. Arams Volk muß wandern nach Kir!" - Der Herr hat es gesprochen.  Über die PhilisterSo spricht der Herr: "Wegen drei Frevel von Gaza, ja wegen der vier, will ich es nicht wenden: Weil bis zum letzten Mann sie alle hinweggeführt, sie zu verkaufen an Edom, werfe ich Feuer in Gazas Mauern, daß seine Burgen es fresse.  Ich vertilge die Bürger von Aschdod samt Aschkelons Zepterträgern. Gegen Ekron strecke ich aus meinen Arm. Umkommen wird der Rest der Philister." - Der allmächtige Herr hat es gesprochen. Über die PhönizierSo spricht der Herr: "Wegen drei Frevel von Tyrus, ja wegen der vier, will ich es nicht wenden: Weil bis zum letzten Mann sie alle ausgeliefert an Edom, des Bruderbundes nicht gedenkend,  werfe ich Feuer in die Mauern von Tyrus, daß seine Burgen es fresse." Über die EdomiterSo spricht der Herr: "Wegen drei Frevel von Edom, ja wegen der vier, will ich es nicht wenden: Weil mit dem Schwert es den Bruder verfolgte, das Mitleid erstickte, ewig festhielt seinen Grimm, seinen Groll stets bewahrte,  werfe ich Feuer nach Teman, daß es fresse die Burgen von Bozra."  Über die AmmoniterSo spricht der Herr: "Wegen drei Frevel der Ammoniter, ja wegen der vier, will ich es nicht wenden: Weil sie Gileads Schwangere aufgeschlitzt, als sie erweiterten ihr Land,  lege ich Feuer an Rabbas Mauern, daß seine Burgen es fresse beim Schlachtruf am Tag des Kampfes, beim Tosen am Tag des Sturms.  Da wandert gefangen ihr König fort, mitsamt seinen Fürsten." Über die MoabiterSo spricht der Herr: "Wegen drei Frevel von Moab, ja wegen der vier, will ich es nicht wenden: Weil es zu Kalk verbrannt des Königs von Edom Gebeine,  werfe ich Feuer nach Moab, daß es fresse Kerijots Burgen. Moab soll sterben im Kampfesgetümmel beim Schlachtruf, beim Schall der Trompete.  Ich tilge den Herrscher aus seiner Mitte und würge mit ihm all seine Fürsten." - Der Herr hat es gesprochen. Über JudaSo spricht der Herr: "Wegen drei Frevel von Juda, ja wegen der vier, will ich es nicht wenden: Weil des Herrn Gesetz sie verworfen, seine Satzungen nicht befolgt, von Lügengöttern sich ließen täuschen, denen schon ihre Väter gedient,  werfe ich Feuer nach Juda, daß es fresse Jerusalems Burgen." Das frevlerische Treiben IsraelsSo spricht der Herr: "Wegen drei Frevel von Israel, ja wegen der vier, will ich es nicht wenden: Weil um Geld sie den Frommen verkaufen, um ein Paar Sandalen den Armen,  weil sie im Staub zertreten das Haupt der Geringen, weil sie vom Weg abdrängen den Armen, zur Dienstmagd laufen Vater und Sohn, zu entweihen meinen heiligen Namen, weil neben jedem Altar auf gepfändeten Kleidern sie lagern, weil sie im Haus ihrer Götzen das Bußgeld Bestrafter verzehren.  Gottes HuldDabei war ich es, der vor euren Augen die Amoriter vertilgte, deren Höhe war wie die der Zedern, deren Stärke wie die der Eichen. Oben riß ich die Früchte ab, vernichtete unten die Wurzeln.  Ich bin es gewesen, der aus Ägypten euch geführt, der euch in der Wüste vierzig Jahre lang geleitet, damit ihr erobern konntet das Land der Amoriter. Aus euren Söhnen habe ich Propheten erweckt, aus euren Jünglingen Nasiräer. Ist es nicht so, Kinder Israels?" - Spruch des Herrn. "Doch ihr gabt Wein zu trinken den Nasiräern, 'weissagt nicht!' befahlt ihr den Propheten  Heimsuchung und StrafeSeht, niederwalzen will ich euch, wie der Dreschwagen niederwalzt die aufgeschütteten Garben.  Da kann nicht mehr fliehen der Flinke, dem Starken versagt die Kraft, nicht vermag sich zu retten der Krieger. Der Bogenschütze wird nicht bestehen, der Schnelläufer kann nicht entrinnen, es kann sich nicht retten der Reiter. Nackt flieht an jenem Tag selbst der mutigste der Helden." - Spruch des Herrn. ERSTE STRAFREDE GEGEN ISRAEL: ISRAELS ZÜCHTIGUNG; SAMARIAS ZERSTÖRUNGErwählung besagt VerantwortungHört das Wort, das der Herr zu euch, Kinder Israels, spricht, zum ganzen Geschlecht, das ich hergeführt aus Ägypten:  "Euch allein habe ich aus allen Völkern der Erde erkannt. Darum lasse ich euch büßen eure Schuld."  Der Ernst der prophetischen DrohungWandern wohl zwei zusammen, ohne einander zu kennen?  Brüllt wohl ein Löwe im Wald, ohne Beute zu haben? Gibt der junge Löwe Laut in der Höhle, bevor einen Fang er gemacht? Fällt ein Vogel zur Erde ins Netz, ohne daß ihn ein Wurfholz getroffen? Schnellt die Falle vom Boden empor, ohne zu schnappen? Stößt man in die Trompete in der Stadt, ohne daß die Leute erschrecken? Trifft ein Unheil die Stadt, ohne daß der Herr es getan? Nein, nichts tut der allmächtige Herr, ohne zuvor seinen Plan den Propheten, seinen Knechten, zu offenbaren. Wenn der Löwe brüllt, wer sollte sich da nicht fürchten? Wenn der Herr, der Allmächtige, redet, wer sollte da nicht prophezeien? Ankündigung der Zerstörung SamariasRuft es aus in den Burgen von Aschdod, in den Burgen im Land Ägypten! Sprecht: "Kommt zusammen auf Samarias Höhen! Schaut das wilde Treiben darin, die Bedrückungen in seinem Inneren! Sie haben verlernt, das Rechte zu tun", - Spruch des Herrn. - "Sie häufen an in ihren Palästen Frevel und Bluttat." "Darum", - so spricht der allmächtige Herr, "wird ringsum der Feind verwüsten das Land und deiner Pracht dich entkleiden. Deine Burgen werden geplündert." So spricht der Herr: "Wie der Hirt aus dem Rachen des Löwen zwei Beinchen bloß oder ein Ohrläppchen nur rettet: so werden nur wenige sich retten von Israels Söhnen, die in Samaria auf ihrem Diwan und auf Polstern aus Damaskus sitzen."  Zerstörung der Altäre von Bet-El und der Paläste"Hört und bezeugt es dem Haus Jakob!" - Spruch des allmächtigen Herrn, des Gottes der Heerscharen.  "Wahrlich, wenn ich Israels Frevel bestrafe, bestrafe ich auch die Altäre von Bet-El. Abschlagen wird man die Hörner des Altars, und läßt sie fallen zu Boden.  Zertrümmern will ich das Winterhaus und das Sommerhaus; die Elfenbeinhäuser gehen zugrunde, die vielen Paläste verschwinden", - Spruch des Herrn. Zweite Strafrede gegen Israel: Verschärfte Mahnungen, besonder an die führenden KreiseDie genußsüchtigen FürstenHört dies Wort, ihr Baschankühe auf dem Berg Samaria, die ihr die Armen bedrückt, vergewaltigt die Kleinen, die ihr zu euren Männern sagt: "Schafft her, daß wir trinken!"  Bei seiner Heiligkeit hat der allmächtige Herr es geschworen: "Siehe, Tage werden über euch kommen, da man euch fortschleppt am Haken, mit Angelhaken euren letzten Rest. Durch die Breschen zieht ihr hinaus, einer am anderen. Zum Hermon treibt man euch hin", - Spruch des Herrn. Gegen die Opferstätten in Bet-El und Gilgal"Geht nur nach Bet-El und sündigt, nach Gilgal, - sündigt noch mehr! Bringt jeden Morgen eure Schlachtopfer dar, eure Zehnten alle drei Tage!  Selbst gesäuertes Brot bringt als Dankopfer dar! Laut fordert auf zu freiwilligen Gaben! So liebt ihr es ja, Israels Söhne", - Spruch des allmächtigen Herrn.  Vergebliche Warnungen"Ich habe euch Hungersnöte geschickt in all eure Städte, in all eure Orte Mangel an Brot. Doch ihr habt euch nicht zu mir bekehrt!" - Spruch des Herrn.  "Ich habe euch drei Monate vor der Ernte den Regen verweigert, auf die eine Stadt ließ ich es regnen, auf die andere nicht, das eine Feld erhielt das Naß, das andere, dem ich nicht Regen geschickt, verdorrte. Zwei, drei Städte kamen wankend zu einer anderen Stadt, um Wasser zu trinken, und wurden nicht satt. Doch ihr habt euch nicht zu mir bekehrt!" - Spruch des Herrn. "Ich habe euch geschlagen mit Kornbrand und Meltau, eure Gärten und Weinberge verwüstet, die Heuschrecken fraßen eure Feigen- und Ölbäume ab. Doch ihr habt euch nicht zu mir bekehrt!" - Spruch des Herrn. "Ich habe euch die Pest gesandt wie gegen Ägypten, eure jungen Männer mitsamt euren schmucken Rossen geschlagen mit dem Schwert, euer Lager ließ ich in Flammen aufgehen voll Zorn über euch. Doch ihr habt euch nicht zu mir bekehrt!" - Spruch des Herrn. "Ich habe bei euch Verwüstungen angerichtet wie Gott in Sodom und Gomorra, ihr wart wie ein Scheit, das man dem Feuer entriß. Doch ihr habt euch nicht zu mir bekehrt!" - Spruch des Herrn. Ankündigung des Strafgerichtes"Darum will ich nun, Israel, so an dir tun. Weil ich so an dir tue, Israel, mache dich bereit, entgegenzugehen deinem Gott!"  Denn siehe: Der die Berge bildet, den Wind erschafft und kundtut der Menschen Gedanken, der Morgenröte und Dunkelheit macht und hinschreitet über die Höhen der Erde: 'Herr, Gott der Heerscharen' ist sein Name!  DRITTE STRAFREDE GFEGEN ISRAEL: Hartnäckige Verstocktheit und unentrinnbare StrafeKlagelied über IsraelHört dies Lied, das ich als Trauerlied über euch anstimme, Haus Israel!  Die Jungfrau Israel fiel, erhebt sich nicht wieder, ist hingestreckt auf ihr Land, keiner hilft ihr auf. Denn so spricht der allmächtige Herr: "Nur hundert behält die Stadt, die mit tausend ins Feld zog, und die, die mit hundert ins Feld zog, behält für das Haus Israel nur zehn." 'Sucht mich, so werdet ihr leben!'Ja, zum Haus Israel spricht so der Herr: "Sucht mich, so werdet ihr leben!  Doch sucht Bet-El nicht auf! Geht nicht nach Gilgal! Nach Beerscheba zieht nicht hinüber! Denn Gilgal wandert gefangen fort, und Bet-El wird völlig vernichtet. Sucht den Herrn, so werdet ihr leben! Sonst wird er über Josefs Haus mit Feuer kommen, das frißt, und niemand kann löschen in Bet-El."  In Wermut verkehrt ihr das Recht und tretet die Gerechtigkeit mit Füßen. Er, der das Siebengestirn schuf und den Orion, der Finsternis wandelt zum Morgen und den Tag verdunkelt zur Nacht, er, der die Wasser des Meeres ruft und sie ausgießt über die Erde: 'Herr' ist sein Name! Er läßt Verderben über die Starken kommen, über die festen Städte hereinbrechen Verwüstung. Sie hassen den, der Recht spricht im Tor, und den, der die Wahrheit sagt, schmähen sie.  Doch weil ihr den Armen mit Füßen tretet und Getreideabgaben von ihm erhebt, mögt ihr wohl Häuser aus Quadern bauen, doch sollt ihr nie darin wohnen; mögt ihr euch herrliche Weinberge pflanzen, doch sollt ihr nie Wein davon trinken! Denn gar wohl kenne ich eure vielen Frevel, eure zahlreichen Sünden: Ihr bedrängt den Unschuldigen, nehmt Bestechung an und richtet unrecht die Armen. Darum schweigt der Weise in dieser Zeit; denn es ist eine böse Zeit. Sucht das Gute und nicht das Böse, auf daß ihr lebt! Alsdann wird der Herr, der Gott der Heerscharen, auch mit euch sein, wie ihr es sagt. Haßt das Böse und liebt das Gute! Verschafft Geltung dem Recht im Tor! Vielleicht hat Erbarmen mit Josefs Rest der Herr, der Heerscharen Gott. 'Weh, wenn ich schreite durch eure Mitte!'Darum spricht der Herr, der allmächtige Gott der Heerscharen: "Auf allen Straßen wird Wehklage sein. 'Weh!, Weh!' wird man schreien in den Gassen. Den Landmann wird man zur Trauer rufen, zu den Klageleuten den Winzer.  In allen Weinbergen wird Klage herrschen, wenn ich schreite durch eure Mitte", der Herr hat es gesprochen. 'Was ist der Tag des Herrn denn für euch?'Weh denen, die nach dem Tag des Herrn verlangen! Was ist der Tag des Herrn denn für euch? Er ist Finsternis und nicht Licht!  Es wird sein, wie wenn einer flieht vor dem Löwen, aber auf einen Bären stößt. Er entkommt vielleicht in sein Haus und stützt seine Hand an die Wand, doch da beißt ihn die Schlange. Wahrlich, Finsternis ist der Tag des Herrn und nicht Licht, ohne Helligkeit ist er und dunkel. Wehe der falschen Frömmigkeit"Ich hasse eure Feiern, ich verabscheue sie! Eure Feiern mag ich nicht riechen!  Denn, bringt ihr mir Brand- und Speiseopfer dar, so habe ich daran kein Gefallen. Eure Friedopfer von Mastkälbern mag ich nicht sehen. Hinweg von mir mit dem Geplärr deiner Lieder! Das Geschwirr deiner Harfen mag ich nicht hören. Wie Wasser wird einherfluten das Gericht, die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach! Hast du mir etwa Schlacht- und Speiseopfer dargebracht während der vierzig Jahre in der Wüste, Haus Israel? Ihr habt Sakkut als euren König umhergetragen und Kewan, euren Sterngott, eure Götzenbilder, die ihr euch angefertigt habt.  Darum lasse ich euch in die Verbannung führen über Damaskus hinaus." - Der Herr hat es gesprochen. - 'Gott der Heerscharen' ist sein Name!  Wehe den reichen Schlemmern!Wehe den Unbesorgten in Zion und den Selbstsicheren auf dem Berg Samarias. Wehe den Vornehmen des ersten der Völker, auf die das Haus Israel hört:  Zieht doch nach Kalne hinüber und seht. Geht von dort nach Hamat, in die große Stadt! Steigt dann hinab nach Gat, ins Land der Philister! Seid ihr wohl stärker als diese Reiche, oder ist euer Gebiet größer als ihr Gebiet?  Sie wähnen sich fern dem Tag des Unheils und ziehen die Herrschaft der Gewalt herbei.  Sie liegen auf Elfenbeinlagern und strecken sich auf ihren Polstern aus. Sie verzehren die Lämmer der Herde und aus dem Stall die jungen Rinder.  Sie plärren zum Klang der Harfen, wie David ersinnen sie sich Instrumente zum Spiel. Sie trinken den Wein aus den Schalen und salben sich mit dem besten Öl, doch Josefs Sturz kümmert sie nicht.  Darum sollen sie nun an der Spitze der Verbannten in die Verbannung ziehen, und schweigen wird das Gejohle der Schwelger. Der Schwur GottesGeschworen hat bei sich selbst der allmächtige Herr, - Spruch des Herrn, des Gottes der Heerscharen: "Ich verabscheue Jakobs Prunken und hasse seine Paläste und gebe preis die Stadt samt ihren Bewohnern." Verwüstung von Stadt und LandUnd blieben zehn Männer übrig in einem Haus, so müßten auch diese sterben. Nur wenig Entronnene wird es geben, um die Gebeine aus dem Haus zu schaffen, und fragt er einen, der sich im Innern des Hauses versteckt hat: "Ist noch jemand bei dir?", - so antwortet der: "Niemand!" - Und fügt hinzu: "Still! Sprich ja nicht den Namen des Herrn aus!" -  Denn siehe, der Herr gebietet, und man schlägt die Paläste in Trümmer und die Hütten in Splitter. Laufen denn Rosse auf Felsen, oder pflügt man mit Ochsen das Meer, daß das Recht ihr verdreht in Gift, der Gerechtigkeit Frucht in Wermut?  Ihr habt Freude wegen Lo-Dabar und sprecht: "Haben wir nicht Karnajim mit unserer Kraft genommen?"  "Doch siehe, Haus Israel, ich lasse ein Volk gegen euch erstehen," - Spruch des Herrn, des Gottes der Heerscharen - "das wird euch bedrängen von Lebo-Hamat bis zum Steppenbach."  DIE FÜNF VISIONEN VOM KOMMENDEN GERICHTErste Vision: Die HeuschreckenSo ließ der allmächtige Herr es mich schauen: Siehe, Heuschrecken ließ er entstehen, als das Spätgras zu sprießen begann - es war das Gras nach dem Schnitt für den König.  Als sie das Grün des Landes gänzlich gefressen hatten, bat ich: "Allmächtiger Herr, vergib! Wie soll Jakob bestehen? Es ist ja so klein!"  Da ließ es der Herr sich gereuen. "Es soll nicht geschehen!", sprach der Herr. Zweite Vision: Die DürreSo ließ der allmächtige Herr es mich schauen: Siehe, Feuer rief der allmächtige Herr zur Strafe. Es fraß die große Flut und verzehrte den Erbbesitz des Herrn.  Da bat ich: "Allmächtiger Herr, laß ab! Wie soll Jakob bestehen? Es ist ja so klein!" Da ließ es der Herr sich gereuen. "Auch dieses soll nicht geschehen!", sprach der allmächtige Herr. Dritte Vision: Das BrecheisenSo ließ er es mich schauen: Siehe, der Allmächtige stand vor einer Mauer. Ein Senkblei hielt er in seiner Hand.  Und der Herr fragte mich: "Was siehst du, Amos?" Ich antwortete: "Ein Senkblei." Da sagte der Allmächtige: "Siehe, ich lege ein Senkblei an in Israel, meinem Volk. Ich will nicht länger mehr schonend an ihm vorübergehen. Verwüstet werden sollen Isaaks Höhen und Israels Heiligtümer zertrümmert. Mit dem Schwert stehe ich auf gegen Jerobeams Haus." EINSCHUB: Die Ausweisung des ProphetenVerklagung des ProphetenAmazja, der Priester von Bet-El, sandte zu Jerobeam, dem König von Israel, und ließ ihm sagen: "Amos stiftet Aufruhr an wider dich im Haus Israel. Das Land kann all seine Reden nicht mehr ertragen.  Denn so hat Amos gesprochen: 'Jerobeam wird sterben durch das Schwert, und Israel wird aus seinem Land in die Verbannung wandern.'" Und Amazja sprach zu Amos: "Seher, geh, mache dich fort ins Land Juda! Iß dort dein Brot und weissage dort! Weissage nicht weiter in Bet-El; denn es ist ein königliches Heiligtum, ein Reichstempel." Weissagung gegen AmazjaDa antwortete Amos dem Amazja: "Ich bin weder Prophet noch bin ich Prophetenschüler, sondern ich bin ein Rinderhirt und züchte Maulbeerfeigen.  Doch der Herr hat mich hinter der Herde weggeholt, und der Herr hat mir geboten: 'Gehe hin, weissage meinem Volk Israel!' So vernimm denn jetzt das Wort des Herrn! Du sagst: 'Weissage nicht gegen Israel und zeuge nicht wider das Haus Isaak!' Darum spricht der Herr: 'Deine Frau wird Schändliches tun in der Stadt. Deine Söhne und Töchter werden fallen durch das Schwert. Dein Land wird man mit der Meßschnur verteilen. Du selber aber wirst sterben in einem unreinen Land, und Israel muß aus seinem Land in die Verbannung wandern.'"  VIERTE VISION: Der Korb mit den FeigenSo ließ der allmächtige Herr es mich schauen: Siehe, da war ein Korb mit reifen Früchten. Und er fragte mich: "Was siehst du, Amos?" Ich antwortete: "Einen Korb mit reifen Früchten." Da sprach der Herr zu mir: "Das Ende kommt über mein Volk Israel. Ich will nicht länger mehr schonend an ihm vorübergehen.  Des Palastes Gesänge werden an jenem Tag zu Geheul", - Spruch des allmächtigen Herrn. - "Groß wird die Zahl der Leichname sein. An allen Orten wirft man sie hin. - Still!"  GerichtsdrohungenHört dies, die ihr giert nach dem Armen, zugrunde richtet den kleinen Mann!  Ihr sagt: "Wann ist endlich der Neumond vorbei, damit wir mit Korn können handeln? Wann der Sabbat, damit wir öffnen können die Speicher? Wir möchten das Maß verkleinern, den Preis erhöhen, die Waage betrügerisch fälschen. Wir wollen um Geld den Armen kaufen, um ein Paar Sandalen den Dürftigen. Auch den Abfall vom Getreide möchten wir machen zu Geld." Doch der Herr hat geschworen bei Jakobs Zier: "Niemals will ich all ihr Treiben vergessen." Muß darob nicht erbeben das Land, sollen nicht trauern all seine Bewohner? Sollte wie der Nil sich das Land nicht überall heben und wieder sinken wie Ägyptens Strom? "An jenem Tag wird es geschehen"; Spruch des allmächtigen Herrn - "da lasse ich die Sonne am Mittag schwinden und verfinstere die Erde am lichten Tag.  Euer Fest will ich in Trauer verwandeln, in Totenklage all eure Lieder. Sacktuch lege ich an alle Hüften, mache kahl jedes Haupt. Ich versetze das Land in Trauer wie um den einzigen Sohn. Ein bitterer Tag wird sein Ende sein." "Siehe, es werden Tage kommen", - Spruch des allmächtigen Herrn - "da sende ich Hunger ins Land, nicht Hunger nach Brot und nicht Durst nach Wasser, sondern danach, die Worte des Herrn zu hören.  Alsdann werden sie wanken von Meer zu Meer und schwanken von Nord nach Ost, um zu suchen das Wort des Herrn. Doch finden werden sie es nicht. In jener Zeit sinken die blühenden Jungfrauen ohnmächtig nieder, und die Jünglinge verschmachten vor Durst: Sie, die bei den Götzen von Samaria jetzt schwören und sprechen: 'So wahr dein Gott lebt, Dan! So wahr dein Gott lebt, Beerscheba!' Sie werden zusammenbrechen und nicht wieder aufstehen."  FÜNFTE VISION: Die Zerstörung des TempelsIch sah den Allmächtigen am Altar stehen, und er sprach: "Schlage an den Säulenfirst, daß die Balken erbeben, und zerschmettere sie, daß sie allen aufs Haupt fallen! Ich will mit dem Schwert die Überlebenden töten. Kein Flüchtling soll unter ihnen entkommen! Kein Entronnener soll von ihnen sich retten können!  Und brächen sie durch nach der Unterwelt, heraufholen wird sie auch von dort meine Hand. Und stiegen sie bis zum Himmel hinauf, auch von dort hole ich sie herab. Und versteckten sie sich auf dem Karmel droben, ich werde sie dort erspähen und sie ergreifen. Und verbärgen sie sich vor mir auf dem Grund des Meeres, so werde ich dort den Meerestieren gebieten, sie zu vernichten. Und wenn sie in Gefangenschaft ziehen vor ihren Feinden, werde ich dort das Schwert entbieten, sie niederzumachen. Mein Auge will ich richten auf sie zum Unheil, doch nicht zum Heil." Gottes überwältigende MachtDer allmächtige Herr der Heerscharen, der die Erde berührt, so daß sie zergeht und all ihre Bewohner trauern, daß sie sich hebt überall wie der Nil und sich senkt wie der Strom in Ägypten, - er, der im Himmel seine Hallen erbaut, sein Gewölbe auf die Erde gegründet, - er, der die Wasser des Meeres ruft und sie ausgießt über die Erde: 'Herr' ist sein Name! AUSBLICK ZUM HEILGott, der Herr aller Völker"Sollt ihr mir denn mehr gelten als die Kuschiter, ihr Söhne Israels?" - Spruch des Herrn. - "Wohl habe ich Israel aus Ägypten geführt, doch ebenso die Philister aus Kaftor und aus Kir die Aramäer.  Siehe, auf das sündige Königreich sind die Augen des allmächtigen Herrn gerichtet: Von der Erde werde ich es vertilgen. Doch nicht völlig werde ich vertilgen Jakobs Haus", - Spruch des Herrn. "Denn siehe, ich will Weisung geben und das Haus Israel schütteln durch alle Heidenvölker hindurch, wie man Getreide schüttelt im Sieb; kein gutes Körnchen wird auf den Boden fallen.  Durch das Schwert sollen sterben alle Frevler in meinem Volk, die da sagen: 'Uns wird das Unheil nicht treffen! Uns wird es nicht ereilen!'" Gott, der Erneuerer IsraelsAufrichten werde ich in jener Zeit Davids zerfallene Hütte, ihre Risse schließen, ihre Trümmer aufrichten und sie aufbauen, wie sie war in den Tagen der Vorzeit,  damit sie besitzen, was von Edom noch übrig ist, und alle Völker, über die mein Name ausgerufen wird." - Spruch des Herrn, der solches vollbringt. - "Siehe, es werden Tage kommen", - Spruch des Herrn - "da reiht sich an den Schnitter der Pflüger, an den Sämann der Traubenkelterer. Die Berge triefen von Most, und alle Hügel fließen über.  Dann will ich wenden Israels, meines Volkes, Geschick: Sie werden aufbauen die verwüsteten Städte und darin wohnen, Weinberge pflanzen und Wein daraus trinken, Gärten anlegen und ihre Früchte genießen. Ich werde sie einpflanzen in ihr Land, und sie sollen nicht wieder ausgerissen werden aus dem Land, das ich ihnen gegeben", spricht der Herr, dein Gott. Das Gottesgericht über EdomDie Vision Obadjas. - So spricht der allmächtige Herr über Edom: Vom Herrn vernahmen wir diese Kunde, unter die Völker ward diese Botschaft gesandt: "Wohlan! Wir wollen zum Kampf uns dagegen erheben!"  "Siehe, klein mache ich dich unter den Völkern, verächtlich über die Maßen wirst du sein.  Deines Herzens Hochmut hat dich betört. In Felsenklüften wohnst du, hast deinen Sitz auf der Höhe. Darum denkst du bei dir: 'Wer kann mich niederstürzen zur Erde?'  Bautest du auch hoch wie ein Adler, ja, unter die Sterne selbst deinen Horst: Ich stürzte dich doch hinunter von dort", - Spruch des Herrn. - Wie bist du zugrunde gerichtet! - Kämen Diebe zu dir oder nächtliche Räuber: nur soviel sie brauchten, würden sie stehlen. Kämen Winzer in deinen Weinberg: sie ließen noch Nachlese übrig. Wie aber wird Esau durchsucht, wie durchstöbert man seine Schätze! Zurück bis zur Grenze werden dich jagen alle deine Verbündeten. Übertölpeln werden dich und Gewalt dir antun, die befreundet dir waren. Die dein Brot aßen, legen dir Schlingen - doch ahnst du es nicht. Edoms Schuld"Wahrlich an jenem Tag wird es geschehen", - Spruch des Herrn -"da vernichte ich die Weisen von Edom, die Einsichtsvollen vom Bergland Esaus.  Deine Helden, Teman, werden verzagen und umkommen alle Bewohner von Esaus Bergland." Wegen des Mordes,  wegen der Untat an deinem Bruder Jakob wird dich Schande bedecken! Ausgerottet wirst du für ewige Zeiten, weil du damals dabei warst,   als Fremde gefangennahmen sein Heer, Barbaren eindrangen in seine Tore und das Los warfen über Jerusalem. Da warst auch du wie einer von ihnen.  Du hättest nicht zusehen sollen am Tag deines Bruders, am Tag seines Unglücks, dich nicht freuen sollen über die Söhne Judas am Tag ihrer Vernichtung, nicht höhnen sollen am Tag der Bedrängnis. Du hättest nicht eindringen sollen durch das Tor meines Volkes am Tag seiner Not, nicht dich weiden sollen an seinem Unheil am Tag seines Unglücks, deine Hand nicht ausstrecken sollen am Tag seines Unglücks. Du hättest an den Scheidewegen nicht stehen sollen, um seine Flüchtlinge niederzuhauen, und hättest nicht ausliefern sollen seine Entronnenen am Tag der Bedrängnis. Denn nahe ist der Tag des Herrn über alle Völker! Wie du getan, so wird dir geschehen: Dein Tun fällt zurück auf dein eigenes Haupt.  'Des Herrn wird das Königtum sein!'Wahrlich, wie ihr habt trinken müssen auf meinem heiligen Berg, so werden immerfort trinken die Völker alle, trinken und schlürfen und sein, als wären sie niemals gewesen.  Doch auf dem Zionsberg wird Rettung sein. Er wird eine Freistatt. Und Jakobs Haus wird besiegen seine Besieger.  Jakobs Haus wird ein Feuer sein und Josefs Haus eine Flamme. Doch Esaus Haus soll zu Stoppeln werden! - Jene zünden es an und verzehren es: Nichts bleibt mehr übrig von Esaus Haus! Denn der Herr hat gesprochen.  In Besitz nehmen werden sie dann das Südland, das Bergland Esaus und die Schefela und das Land der Philister. Sie werden Besitz ergreifen von Efraims Flur und vom Gefilde Samarias, von Benjamin und Gilead. Die Verbannten des Heeres der Israeliten nehmen Besitz von allen Orten der Kanaaniter bis nach Sarepta hin. Die Gefangenen aus Jerusalem, die nach Sefarad verbannten, werden erben des Südens Städte.  Die Geretteten werden hinaufziehen zum Zionsberg, Gericht zu halten über das Bergland Esaus. Und der Herr wird herrschen als König.  MENSCHEN-ENGE UND GOTTES-WEITEWie Jona vor Gott fliehen willDas Wort des Herrn erging an Jona, den Sohn Amittais: "Mache dich auf, begib dich nach Ninive, der großen Stadt, und predige daselbst! Denn ihre Bosheit ist zu mir gedrungen."  Doch Jona machte sich auf, um vor dem Herrn nach Tarschisch zu fliehen. Er ging hinab nach Jafo und fand dort ein Schiff, das nach Tarschisch fuhr. Er bezahlte den Fahrpreis dafür, schiffte sich ein, um damit fort vom Herrn nach Tarschisch zu fahren.  Wie Jona von Gott erreicht wirdDoch der Herr schickte einen gewaltigen Wind auf das Meer, und es entstand auf dem Meer ein starker Sturm, so daß das Schiff nahe daran war, zu scheitern. Die Schiffer fürchteten sich, und jeder rief zu seinem Gott. Sie warfen die Schiffsgeräte ins Meer, um dadurch das Schiff zu erleichtern. Jona aber war in den untersten Schiffsraum gestiegen, hatte sich niedergelegt und war eingeschlafen.  Da trat der Schiffshauptmann an ihn heran und fragte ihn: "Was schläfst du? Stehe auf und rufe deinen Gott an! Vielleicht erbarmt dieser Gott sich unser, und wir gehen nicht unter." Alsdann sagten sie untereinander: "Kommt, wir wollen das Los werfen, damit wir erfahren, durch wessen Schuld uns dies Unglück trifft!" Sie warfen also das Los, und das Los fiel auf Jona.  Da sagten sie zu ihm: "Laß uns wissen, durch wessen Schuld uns dies Unglück trifft! Was ist dein Gewerbe? Woher kommst du? Wo ist deine Heimat? Was für ein Landsmann bist du?" Er antwortete ihnen: "Ich bin ein Hebräer. Ich verehre den Herrn, den Gott des Himmels, der Meer und Festland geschaffen hat." Nun gerieten die Männer in große Furcht und fragten ihn: "Was hast du getan?" Denn die Männer erfuhren, daß er auf der Flucht vor dem Herrn war; denn er bekannte es ihnen. Sie fragten ihn also: "Was sollen wir mit dir tun, damit das Meer von uns abläßt?" Das Meer tobte nämlich immer heftiger. Da bat er sie: "Nehmt mich und werft mich ins Meer! Dann läßt das Meer von euch ab. Ich weiß nämlich, daß dieser große Sturm meinetwegen über euch gekommen ist." Wie Jona durch den Fisch gerettet wirdDie Männer aber ruderten, um wieder ans Land zu kommen. Doch sie vermochten es nicht; denn das Meer stürmte immer heftiger gegen sie an.  Da riefen sie zum Herrn: "Ach, Herr, laß uns nicht umkommen um des Lebens dieses Mannes willen! Rechne es uns nicht als unschuldig vergossenes Blut an, sondern tue, Herr, was dir gefällt!" Dann nahmen sie den Jona und warfen ihn ins Meer. Da hörte das Meer auf zu toben. Die Männer aber gerieten in große Furcht vor dem Herrn. Sie brachten dem Herrn Opfer dar und machten Gelübde.  Der Herr aber entbot einen großen Fisch, den Jona zu verschlingen. Drei Tage und drei Nächte blieb Jona im Bauch des Fisches. Gebet und RettungUnd Jona betete im Bauch des Fisches zum Herrn, seinem Gott, und sprach: "Aus meiner Bedrängnis rief ich zum Herrn: Er gab mir Antwort. Aus dem Schoß der Unterwelt schrie ich um Hilfe: Du hörtest mein Rufen. Du warfst mich hinein in die Tiefe, in das Herz des Meeres, daß mich die Strömung umfing. All deine Wogen und Wellen brachen über mich hin. Ich dachte: 'Verstoßen bin ich aus deinen Augen. Wie kann ich ferner noch schauen deinen heiligen Tempel?' Die Wasser gingen mir schon bis nahe ans Leben. Die Tiefe umgab mich, und ums Haupt war mir Schilfgras gewunden. Zu den Gründen der Berge sank ich hinab, es schlossen die Riegel der Erde für immer mich ein. Da führtest du, o Herr, mein Gott, mich aus der Grube herauf.  Als mir das Leben schon fast entschwunden, gedachte ich des Herrn. Mein Flehen drang zu dir hin in deinen heiligen Tempel. Die da nichtige Götzen verehren, verlassen den, der ihr Heil ist. Doch ich will mit lautem Dank dir Opfer bringen. Was ich gelobt, will ich erfüllen. Beim Herrn ist Heil!" Dann gebot der Herr dem Fisch, und er spie den Jona ans Land. Wie Jona zum zweiten Mal Gottes Auftrag erhältAbermals erging das Wort des Herrn an Jona: "Mache dich auf und begib dich nach Ninive, der großen Stadt, und halte ihr die Predigt, die ich dir aufgetragen habe!" Jona machte sich auf und begab sich der Weisung des Herrn gemäß nach Ninive. Ninive war einst eine gewaltig große Stadt, drei Tagereisen lang. Während Jona zunächst eine Tagereise weit in die Stadt hineinging, predigte er: "Noch vierzig Tage, und Ninive geht unter!" Wie die Predigt des Jona Erfolg hatDie Einwohner von Ninive schenkten Gott Glauben, riefen ein Fasten aus und legten, groß und klein, Sacktuch an.  Die Kunde davon drang auch zum König von Ninive. Da erhob er sich von seinem Thron, legte seinen Mantel ab, hüllte sich in Sacktuch und setzte sich in Asche. Dann ließ er in Ninive ausrufen: "Befehl des Königs und seiner Großen: Menschen und Tiere, Rinder und Schafe dürfen nichts genießen! Sie dürfen nicht auf die Weide gehen noch zur Tränke,  sondern sollen - Mensch und Vieh - mit Sacktuch bedeckt sein! Man rufe laut zu Gott, und jeder lasse von seinem schlechten Wandel und dem frevlen Tun seiner Hände!  Vielleicht läßt sich Gott es wieder gereuen und steht ab von seinem grimmigen Zorn, so daß wir doch nicht zugrunde gehen." Als Gott ihr Tun sah, daß sie nämlich von ihrem bösen Wandel ließen, da ließ sich Gott das Unheil gereuen, das er ihnen angedroht hatte, und führte es nicht aus. Wie Jona mit Gott hadertDies verdroß den Jona gar sehr, und er wurde zornig.  Er betete also zum Herrn: "Ach, Herr, das ist es ja, was ich dachte, als ich noch in meiner Heimat war! Gerade darum wollte ich zuvor nach Tarschisch fliehen. Denn ich wußte, du bist ein gnädiger und barmherziger Gott, langmütig und reich an Erbarmen, und läßt dich das Unheil gereuen. Nun aber, Herr, nimm doch mein Leben von mir; denn es ist besser für mich zu sterben als zu leben!" Aber der Herr fragte ihn nur: "Ist es recht von dir, so mißmutig zu sein?" Wie Jona von Gott belehrt wirdDa ging Jona aus der Stadt hinaus und setzte sich im Osten der Stadt hin. Er machte sich dort eine Hütte und setzte sich darunter in den Schatten, um zu sehen, was mit der Stadt geschehe. Nun ließ Gott, der Herr, eine Rizinusstaude aufschießen, die über Jona emporwuchs, um seinem Haupt Schatten zu spenden und ihn von seinem Mißmut zu heilen. Jona hatte über die Rizinusstaude große Freude.  Als aber am folgenden Tag die Morgenröte emporstieg, ließ Gott einen Wurm die Rizinusstaude anfressen, so daß sie verdorrte. Als nun die Sonne aufgegangen war, ließ Gott einen glühenden Ostwind kommen. Und die Sonne stach den Jona auf das Haupt, so daß ihn alle Kraft verließ. Da wünschte er sich den Tod, indem er sprach: "Es ist besser für mich zu sterben, als zu leben!"  Gott aber fragte Jona: "Ist es recht von dir, wegen der Rizinusstaude so mißmutig zu sein?" Er antwortetet: "Ja, mit Recht bin ich mißmutig bis zum Tod!" Der Herr erwiderte: "Dir ist leid um die Rizinusstaude, obschon du dich um sie nicht abgemüht und sie nicht großgezogen hast. In einer Nacht schoß sie auf, und in einer Nacht ging sie zugrunde. Und ich sollte kein Mitleid haben mit Ninive, der großen Stadt, in der mehr als 120.000 Menschen wohnen, die nicht zwischen rechts und links unterscheiden können, und dazu noch die vielen Tiere?" 'Es ist dir gesagt, o Mensch...'Das Wort des Herrn, das an Micha aus Moreschet erging zur Zeit der Könige Jotam, Ahas und Hiskija von Juda. Über Samaria und Jerusalem hatte er diese Visionen: GERICHTSWORTE ÜBER SAMARIA UND JUDAGott kommt zum GerichtHört, ihr Stämme all! Vernimm, du Land, und was darin wohnt! Der allmächtige Herr tritt gegen euch auf mit Klage, der Allmächtige aus seinem heiligen Palast.  Seht: Schon verläßt der Herr seinen Platz, steigt herab, schreitet einher auf der Erde Höhen. Unter ihm schmelzen die Berge wie Wachs vor der Glut, bersten die Täler wie vom Wasser, das am Berghang herniederbraust. Dies alles ob Jakobs Frevel, ob des Hauses Israels Sünden! Wer hat verschuldet Jakobs Abfall? Ist es nicht Samaria? Wer hat verschuldet Judas Höhen? Ist es nicht Jerusalem?  Samarias Untergang"Ich will Samaria zu einem Haufen von Ackersteinen machen, zu einem Ort, auf dem man Reben pflanzt. Seine Steine stürze ich ins Tal hinab. Seine Grundfesten lege ich bloß.  All ihre Schnitzbilder werden zerschlagen, all ihre Weihegaben im Feuer verbrannt. All ihre Götzen will ich zertrümmern. Denn mit Dirnenlohn ward es zusammengebracht, zum Dirnenlohn soll es wieder werden.  Die Klage des ProphetenTrauern will ich darüber und klagen, barfuß gehen, ohne Obergewand. Wie die Schakale erhebe ich Klage, wie die Strauße erhebe ich Geschrei.  Nie mehr heilt zu die Wunde, die ihm geschlagen. Ja, sie schwärt fort bis nach Juda hin. Meines Volkes Hauptstadt, Jerusalem, ergreift sie. Das Gericht gegen Judas StädteMeldet es nicht in Gat! Weint nicht in Akko! In Bet-Leafra wälzt euch im Staub! Zieht fort, ihr Leute von Schafir, in schmachvoller Blöße! Zaanans Einwohnerschaft kann ihre Stadt nicht verlassen. Es klagt Bet-Ezel, seiner festen Stützen beraubt. Um ihr Heil zittern Marots Bewohner. Denn vom Herrn steigt Unheil herab auf Jerusalems Tore. Die schnellen Pferde schirrt vor die Wagen, ihr Leute von Lachisch! Zur Sünde der Tochter Zion war dies der Anlaß. Denn Israels Gottlosigkeit trat dabei hervor.  Darum gibt man auch dir den Scheidebrief, Moreschet-Gat, die Häuser von Achsib enttäuschen Israels Fürsten. Den Eroberer bringe ich dir, Bewohnerschaft von Marescha. Nach Adullam kommt Israels Adel.  Schere das Haupt dir kahl ob deiner geliebten Kinder! Mache den Kahlkopf dir breit wie den eines Geiers! Denn deine Kinder führt man hinweg von dir. Gegen die Habgier der MächtigenWehe denen, die Arges ersinnen und Böses aushecken auf ihren Lagern, es ausführen beim Morgengrauen, weil sie die Macht dazu haben!  Gefällt ihnen ein Acker, so rauben sie ihn, ein Haus, so nehmen sie es weg. Den Mann und sein Haus vergewaltigen sie, den Besitzer und sein erbliches Gut. Darum spricht der Herr: "Habt acht! Auch ich plane ein Joch des Unheils für dieses Geschlecht. Nie mehr zieht ihr heraus aus ihm eure Hälse, noch könnt ihr in ihm aufrecht gehen. Eine schlimme Zeit wird es sein."  An jenem Tag stimmt man ein Spottlied an über euch. Ein Lied wird gesungen mit solcher Klage: "Es ist aus! Völlig sind wir vernichtet! Meines Volkes Erbteil verkauft er. Ach, wie entzieht er es mir! An Abtrünnige teilt unsere Felder er aus.  Niemand spannt uns die Meßschnur, wirft das Los in der Gemeinde des Herrn." Gegen die Widersacher des Propheten"Laßt das Prophezeien!", so geifern sie. "Man soll nicht prophezeien: 'Diese Schmach wird nicht enden.'  Ist denn das Haus Jakob verflucht? Hat die Geduld verloren der Herr? Ist sein Wirken von dieser Art? Sind seine Worte nicht gütig gegen den, der rechtschaffen lebt?" Gerade ihr erhebt euch als Feinde gegen mein Volk. Vom Kleid zieht ihr denen den Mantel weg, die arglos dahinziehen, die den Streit nicht wollen.  Ihr vertreibt meines Volkes Frauen vom Haus ihrer Wonne und raubt ihren Kindern für immer meinen Ruhm: Auf, fort mit euch! Denn hier ist nicht Bleibens mehr für euch um eurer Unreinheit willen, die Verderben bringt, unheilbares Verderben. Ja, wäre ich wie einer, der dem Wind folgt und Lügen verbreitet, dir predigte zu Wein und zu Bier, dann wäre ich für dieses Volk ein Prophet.  Sammlung und Rettung des Restes Israels"Sammeln, ja sammeln will ich dich, Jakob, insgesamt. Zusammenbringen will ich Israels Rest. Vereinigen will ich sie wie Schafe im Pferch, wie eine Herde inmitten der Hürde, daß es von Menschen braust.  Vor ihnen zieht dann der Bahnbrecher her. Sie brechen durch, schreiten durchs Tor und ziehen hinaus. Ihr König schreitet ihnen voran. Der Herr zieht einher an der Spitze." Gegen die Führer des VolkesIch sprach: "Hört, ihr Fürsten Jakobs, ihr Führer des Hauses Israel, ist es nicht an euch, das Recht zu kennen, an euch, die ihr das Gute haßt und liebt das Böse? Ihr zieht den Leuten die Haut vom Leib und das Fleisch von den Knochen.  Ihr eßt das Fleisch meines Volkes und zieht die Haut ihnen ab, zerbrecht ihre Knochen, zerstückelt sie wie Fleisch im Topf, wie den Braten in der Pfanne." Einst werden sie rufen zum Herrn. - Doch er wird sie nicht hören und sein Antlitz vor ihnen verbergen in jener Zeit gemäß den bösen Taten, die sie verübt. - Die falschen Propheten und der wahre ProphetSo spricht der Herr von den Propheten, die mein Volk verführen, die, wenn sie für ihre Zähne etwas zu beißen haben, Heil verkünden, doch gegen den, der nicht ihren Mund füllt, den Krieg erklären: Darum wird es Nacht für euch, ohne daß ihr Visionen schaut, und Finsternis, daß ihr nichts wahrsagen könnt. Die Sonne versinkt den Propheten, der Tag wird ihnen zur Nacht.  Da werden zuschanden die Seher, und die Wahrsager müssen erröten. Sie verhüllen alle den Bart, weil von Gott keine Antwort kommt.  Ich aber, ich bin erfüllt mit Kraft durch den Geist des Herrn, mit Recht und mit Mut, Jakob seinen Frevel zu künden und Israel seine Sünde.  Gegen Rechtsbruch und falsche SicherheitHört doch dies, ihr Häupter des Hauses Jakob, ihr Führer des Hauses Israel, die das Recht verabscheuen und alles Gerade verkehren, die Zion mit Blutschuld bauen, mit Frevel Jerusalem!  Für Geschenke sprechen Recht ihre Häupter. Ihre Priester lehren um Lohn. Ihre Propheten weissagen um Geld. Dabei berufen sie sich auf den Herrn und sagen: "Ist der Herr nicht in unserer Mitte? Kein Unglück wird über uns kommen!"  Der UrteilsspruchDarum wird euretwegen Zion umgepflügt wie ein Acker, wird zu Trümmern Jerusalem und der Tempelberg zur bewaldeten Höhe.  VERHEISSUNGSWORTEDas FriedensreichAm Ende des Tage wird es geschehen, daß der Berg mit dem Haus des Herrn festgegründet dasteht als Haupt der Berge, erhaben über die Höhen. Dann strömen zu ihm die Völker zusammen.  Viele Nationen wallen dorthin und sprechen: "Kommt, laßt uns hinaufziehen zum Berg des Herrn, zum Haus des Gottes Jakobs! Er lehre uns seine Wege. Wir wollen wandeln auf seinen Pfaden!" Denn die Lehre geht aus von Zion und das Wort des Herrn von Jerusalem. Er richtet zwischen vielen Völkern, spricht Recht unter mächtigen Nationen bis in die Ferne. Zu Pflugscharen schmieden sie um ihre Schwerter, ihre Lanzen zu Winzermessern. Nicht hebt mehr Volk wider Volk das Schwert. Man lernt nicht für den Krieg. Ein jeder wohnt unter seinem Weinstock und Feigenbaum, ohne daß einer ihn schreckt. Denn der Mund des Herrn der Heerscharen hat es verheißen. Denn alle Völker wandeln ein jedes im Namen seines Gottes; so wollen auch wir wandeln im Namen des Herrn, unseres Gottes, für immer und ewig. 'Ich will heilen, was ich geschlagen...'"In jener Zeit", - Spruch des Herrn - "will ich sammeln, was hinkt. Was versprengt ist, will ich zusammenbringen, und heilen, was ich geschlagen.  Was hinkt, mache ich zum (heiligen) Rest, was krank ist, zum starken Volk." - Und der Herr wird König über sie sein auf dem Zionsberg, von nun an und ewig. Jerusalems gegenwärtige DrangsalDu Turm für die Herde, Ofel der Tochter Zion, zu dir wird gelangen, zu dir wird kommen die frühere Herrschaft, das Königtum der Tochter Jerusalem.  Doch jetzt - was schreist du so laut? - Ist denn kein König in dir? Ist tot dein Berater, daß dich Wehen erfassen, wie eine Frau, die gebiert! Winde dich, ächze, du Tochter Zion, wie eine Frau, die gebiert! Denn nun mußt du hinaus aus der Stadt, mußt wohnen auf dem Feld. Du kommst nach Babel. Dort aber wirst du errettet. Dort wird der Herr dich aus der Hand deiner Feinde befreien. - Jetzt freilich versammeln sich gegen dich viele Völker und sprechen: "Sie werde entweiht, daß unser Auge sich weide an Zion!"  Doch sie kennen nicht die Gedanken des Herrn und verstehen nicht seinen Ratschluß, daß er sie einbringt wie Garben zur Tenne. Auf, drisch, Tochter Zion! Denn ich mache dein Horn zu Eisen, ich mache deine Klauen zu Erz. Zermalme die vielen Völker! Weihe dem Herrn ihre Schätze, ihr Gut dem Herrn des Weltalls! 'Du aber Betlehem... aus dir kommt der Herrscher...'Jetzt wirst du bedrängt, Bedrängerin: Einen Wall hat man um uns aufgerichtet. Ins Gesicht schlägt man mit einem Stock Israels Richter. Aber du, Betlehem-Efrata, bist unter Judas Gauen der kleinste, aus dir wird der mir hervorgehen, der Herrscher sein wird in Israel.- Sein Ursprung liegt in der Vorzeit, in den Tagen der Ewigkeit.  Darum gibt der Herr sie preis, bis zur Zeit, da gebiert die Gebärende. Dann kehrt der Rest seiner Brüder heim zu Israels Kindern.  Er tritt auf und herrscht in der Kraft des Herrn, in der Hoheit des Namens des Herrn, seines Gottes. Sicher werden sie wohnen; denn dann wird er groß sich erweisen bis an die Enden der Erde.  Und er wird das Heil sein. - Rückt dann Assur in unser Land und dringt ein in unsere Burgen, stellen wir ihm sieben Hirten entgegen und acht Fürsten des Volkes. Die weiden Assurs Land mit dem Schwert und Nimrods Land mit der Klinge. - So wird er uns retten vor Assur, wenn es einrückt in unser Land, übertritt unsere Grenzen.  Der Rest JakobsDann wird der Rest Jakobs unter den vielen Völkern wie der Tau sein, der vom Herrn kommt, wie der Regen, der auf das grüne Gras fällt, der auf Menschen nicht angewiesen ist, der auf niemand zu warten braucht. Dann wird der Rest Jakobs unter den Heiden inmitten der vielen Völker wie der Löwe sein unter den Tieren des Waldes, wie der junge Löwe in der Herde der Schafe, der niedertritt, wenn er einbricht, der zerreißt - und niemand kann retten! Dein Arm wird deine Feinde besiegen. Alle deine Widersacher werden vertilgt. Die Befriedung und Läuterung des Volkes"An jenem Tag wird es geschehen", - Spruch des Herrn - "da rotte ich deine Pferde aus, schaffe weg deine Wagen. Ich vernichte die Burgen deines Landes und zerstöre alle deine Festungen. Ich lasse verschwinden die Zaubermittel aus deiner Hand. Wahrsager sollst du keine mehr haben. Ich vernichte deine Schnitzbilder und geweihten Steinmale - nicht mehr anbeten wirst du deiner Hände Machwerk!  Ich reiße nieder die Ascheren in deiner Mitte und vertilge die Bilder deiner Götzen. In Grimm und Zorn nehme ich Rache an den Völkern, die nicht gehorchen." DER RECHTSSTREIT ZWISCHEN GOTT UND ISRAELDas TribunalHört, was der Herr spricht: "Auf, führe den Streit vor den Bergen! Laß die Hügel hören deine Stimme!"  Hört, ihr Berge, den Rechtsstreit des Herrn! Vernehmt es, ihr Grundfesten der Erde! Denn mit seinem Volk hat der Herr einen Rechtsstreit, ins Gericht will er gehen mit Israel. Gottes Frage an das Volk"Was habe ich dir angetan, mein Volk, womit dich gekränkt? Antworte mir!  Ich führte dich doch aus Ägypten heraus, erlöste dich aus dem Haus der Knechtschaft. Vor dir her habe ich Mose gesandt und Aaron und Mirjam. Mein Volk, gedenke, was Balak, der König von Moab, geplant, und was Bileam, Beors Sohn, ihm erwidert, was von Schittim bis Gilgal geschah, um die Gnade des Herrn zu erkennen."  Israels Frage an den Propheten"Womit soll ich nahen dem Herrn, mich beugen vor dem Gott in der Höhe? Soll ich mit Opfern ihm nahen, mit einjährigen Kälbern? Hat der Herr Wohlgefallen an Tausenden von Widdern, an Zehntausenden von Bächen Öls? Soll ich für meine Missetat meinen Erstgeborenen hingeben, meines Leibes Frucht für meine Sünde?" Der BescheidEs ist dir gesagt, o Mensch, was gut ist, was der Herr von dir fordert: Nur Recht zu tun, Liebe zu üben, in Demut zu wandeln mit deinem Gott. Das Gericht über die Stadt voll Lüge und TrugHorch, der Herr ruft der Stadt zu! Heilsam ist es, seinen Namen zu fürchten. - Hört auf die Rute und den, der sie bestellt: "Noch ist im Haus des Gottlosen Feuer, unrecht erworbenes Gut, das geschrumpfte, verfluchte Maß! Kann ich verzeihen bei falscher Waage, wenn im Beutel liegt das falsche Gewicht? Wenn ihre Reichen voll sind von Gewalttat, ihre Bürger nur Lüge reden und ihre Zunge voll Trug ist in ihrem Mund? So fange ich denn an, dich zu schlagen, dich zu verwüsten ob deiner Sünden. Du sollst essen, aber nicht satt werden! Dein Hunger soll bleiben in deinem Innern! Du schaffst auf die Seite, doch sollst du es nicht retten. Und was du rettest, gebe preis ich dem Schwert. Du sollst säen, aber nicht ernten! Sollst Öl keltern, doch dich nicht salben mit Öl! Sollst wohl Most bereiten, doch nicht Wein davon trinken! Omris Satzungen werden befolgt und alles Treiben von Ahabs Haus. Nach seinen Ratschlägen bist du gewandelt, damit ich dich hingebe der Verwüstung und deine Bewohner dem Spott. Ihr tragt die Schmach meines Volkes."  SÜNDE, REUE UND RETTUNGDie allgemeine VerderbtheitWeh mir! Denn mir ergeht es wie einem, der noch Trauben sammelt im Herbst nach der Lese: Es gibt keine Traube mehr zum Essen, keine Frühfeige, nach der mich gelüstet. - Verschwunden ist der Fromme aus dem Land. Einen Rechtschaffenen gibt es nicht mehr unter den Menschen. Sie alle lauern auf Blut und stellen einander nach mit dem Netz. Aus auf das Böse sind eifrig ihre Hände. Der Obere fordert. Der Richter waltet nur um Bezahlung. Der Mächtige entscheidet nach seiner Gier. Das Recht verdrehen sie miteinander. Wie ein Dornbusch ist der Beste von ihnen, der Rechtschaffenste schlimmer als eine Dornenhecke. Doch der Tag, den die Späher verkündet, dein Strafgericht, zieht heran. Dann packt sie Bestürzung.  Vertraut nicht dem Gefährten! Verlaßt euch nicht auf den Freund! Vor der, die du liebst, verschließe die Pforten deines Mundes! Denn den Vater verachtet der Sohn, die Tochter trotzt der Mutter, die Schwiegertochter der Schwiegermutter; die eigenen Hausgenossen sind eines jeden Feind. Doch ich schaue aus nach dem Herrn, ich harre auf Gott, der mir hilft: Mein Gott wird mich hören! Israels Bekehrung und ErlösungFreue dich nicht über mich, meine Feindin! Denn bin ich gefallen, so erhebe ich mich wieder. Sitze ich im Dunkeln, ist Licht mir der Herr.  Den Zorn des Herrn will ich tragen - denn ich habe gesündigt an ihm -, bis er meinen Rechtsstreit schlichtet und mir schafft Recht. Er führt mich ans Licht. Ich schaue sein Heil. Sehen soll es meine Feindin, Schande wird bedecken, die zu mir sprach: "Wo ist nun der Herr, dein Gott?" Meine Augen werden sich weiden an ihr, wenn sie zertreten wird wie der Kot in der Gasse. Die Verherrlichung des GottesvolkesEs kommt der Tag, an dem man wieder erbaut deine Mauern, der Tag, an dem man weit hinausrückt deine Grenzen.  An jenem Tag kommen alle zu dir, von Assur bis Ägypten und von Ägypten bis zum Eufrat, von einem Meer zum anderen, von Berg zu Berg. Doch das Feindesland wird wegen seiner Bewohner zur Wüste werden; das ist der Lohn ihrer Taten. 'Weide dein Volk!'Weide dein Volk mit deinem Stab, die Herde, die dir zu eigen, die einsam im Waldland wohnt, mitten im fruchtbaren Land! Laß sie auch wieder im Baschan und in Gilead weiden wie in den Tagen der Vorzeit!  "Wie in den Tagen, da du zogst aus Ägypten, lasse Wunder ich sie schauen. Die Heidenvölker werden es sehen und zuschanden werden trotz all ihrer Macht. Auf den Mund legen müssen sie ihre Hand, taub werden ihre Ohren. Staub laß sie lecken wie Schlangen, wie Würmer am Boden! Zitternd sollen sie sich samt ihren Burgen ergeben, bebend sich nahen dem Herrn, unserem Gott; sie sollen sich fürchten vor dir!" Gnädig ist Gott und treuWer ist wohl ein Gott wie du, der Sünden vergibt und dem Rest seines Erbes die Frevel erläßt, der seinen Zorn nicht festhält für immer, sondern Freude hat an Gnade?  Er wird sich wieder unser erbarmen, zertreten unsere Schuld, in die Tiefe des Meeres hinabwerfen alle unsere Sünden. Du wirst an Jakob Treue, an Abraham Gnade erweisen, wie du unseren Vätern geschworen in den Tagen der Vorzeit.  Gottes Gericht über NinveAusspruch über Ninive. - Buch der Weissagung Nahums aus Elkosch. RIN PSALMDas Kommen des göttlichen RichtersEin eifernder Gott ist der Herr, ein Rächer. Der Herr ist ein Rächer, voll Grimm. Der Herr nimmt Rache an seinen Gegnern. Er grollt seinen Feinden.  Der Herr ist langmütig, reich an Geduld, doch ungestraft läßt er keinen. Der Weg des Herrn geht durch Sturm und Wetter. Wolken sind der Staub seiner Füße.  Er droht dem Meer und trocknet es aus. Alle Ströme läßt er versiegen. Baschan und Karmel verdorren, des Libanon Blüte verwelkt.  Vor ihm erbeben die Berge, ins Wanken kommen die Hügel. Die Erde sinkt vor ihm nieder, der Erdkreis und all seine Bewohner. Wer hält stand seinem Grimm? Wer besteht bei der Glut seines Zornes? Sein Grimm ergießt sich wie Feuer. Die Felsen zerbersten vor ihm. Gut ist der Herr, ein Schutz am Tag der Drangsal. Er kennt, die sich bergen bei ihm. Doch durch die Flut, die einherbraust, vernichtet er Gegner und jagt ins Dunkel seine Feinde. Assurs Untergang; Judas RettungWas plant ihr gegen den Herrn? Ein Ende führt er herbei. Nicht zum zweiten Mal erhebt sich Bedrängnis.  Denn, trunken beim frohen Gelage, werden sie wie Dornen zusammengeballt, wie trockene Spreu werden sie völlig verzehrt. Von dir, Ninive, ging aus, der Böses sann gegen den Herrn, der Frevel plante. So spricht der Herr: "Stark und zahlreich mögen sie sein: weggemäht werden sie doch und fahren dahin! Habe ich dich auch gedemütigt, Juda, ich tue es nicht wieder. Nun zerbreche ich das Joch, das dir aufliegt, und zerreiße deine Fesseln." Über dich aber, Assur, hat der Herr es bestimmt: "Nie mehr soll weitergegeben werden dein Name! Aus dem Haus deines Gottes rotte ich aus Gußbild und Schnitzbild. Ich bereite dein Grab; denn du wurdest zu leicht befunden." Die Weissagung:Seht, auf den Bergen die Füße des Boten der Freude, der Heil verkündet! Nun feiere, Juda, deine Feste! Entrichte deine Gelübde! Denn der Nichtswürdige wird dich nicht mehr durchziehen. Er ist völlig vernichtet.  Die Vision von Ninives UntergangDer Ansturm der FeindeEs steigt hinauf gegen dich, Ninive, der Zerstörer: Wahre den Wall! Bewache den Weg! Gürte die Hüften, raffe zusammen all deine Kraft! Denn Jakobs Pracht stellt der Herr wieder her, wie Israels Herrlichkeit. Denn Räuber haben sie ausgeraubt und ihre Reben verwüstet. Blutrot ist der Schild seiner Helden. Die Krieger sind purpurgewandet. Feuer sprühen die Wagen am Tag, da er rüstet. Es wogen die Speere.  Auf den Straßen rasen die Wagen heran, stürmen über die Plätze. Wie Fackeln sehen sie aus, zucken dahin wie Blitze. Verzweifelte, doch vergebliche GegenwehrAssur gedenkt seiner Helden: sie straucheln im Lauf. Sie eilen zu Ninives Mauern. Schon stellt man das Sturmdach auf. Die Flußtore werden geöffnet. Da verzagt der Palast.  Fort führt man gefangen die Königin, schleppt weg ihre Mägde. Wie Tauben klagen sie und schlagen sich an die Brust.  Ninive ist wie ein Wasserteich, dessen Wasser davonflieht. "Halt! Halt!" Doch keiner kehrt um. Plünderung und Verwüstung der Stadt"Raubt Silber! Raubt Gold!" Der Vorrat ist endlos, was für eine Menge von allerlei kostbaren Dingen!  Verödung - Verheerung - Verwüstung - verzagte Herzen - schlotternde Knie - Zittern in allen Hüften - Schamröte auf allen Gesichtern. Wo ist nun das Lager der Löwen, die Höhle der jungen Löwen, wo der Löwe hinging, die Löwin, das Löwenjunge, ohne daß jemand sie schreckte? Der Löwe raubte für seine Jungen, für seine Löwinnen würgte er. Mit Raub füllte er an seine Höhlen, seine Lagerstätte mit Beute. "Siehe, ich will an dich!" - Spruch des Herrn der Heerscharen. - "Deine Wagen lasse ich aufgehen in Rauch. Deine jungen Löwen soll fressen das Schwert. Ich vertilge deinen Raub von der Erde. Deiner Boten Ruf soll man nimmermehr hören!" Schuld und Frevel der StadtWehe der Blutstadt voll Lüge, erfüllt von Gewalttat, von endlosem Rauben!  Horch, Peitschengeknall! Horch, Rädergerassel! Jagende Rosse! Rollende Wagen! Stürmende Reiter! Funkelnde Schwerter! Blitzende Speere! Tote in Menge! Zahllose Leichen! Kein Ende der Leichen. Man fällt über Leichen. Und das wegen des vielen Buhlens der Buhlerin, der lieblichschönen, der zauberkundigen, die Völker bestrickte mit ihrem Buhlen, Volksstämme mit ihren Zauberkünsten.  Das Urteil"Siehe, ich will an dich!" - Spruch des Herrn der Heerscharen - "Ich decke bis übers Gesicht dir auf deine Schleppe und zeige den Völkern deine Blöße, deine Schande den Königreichen. Unrat werfe ich auf dich. Schmach tu ich dir an und mache dich zum Schaustück.  Jeder, der dich erblickt, flieht von dir weg und ruft: "Ninive ist zerstört! Wer kann sie bedauern? Wo kann ich Tröster dir finden?'" Gleiches Los mit der Weltstadt ThebenBist du denn besser als No-Amon, das an den Strömen thronte, rings vom Wasser umgeben? Sein Wall war der Strom, seine Mauer das Wasser.  Seine Stärke war Kusch, zahllose Ägypter, Put und Libyen seine Helfer.  Und trotzdem mußte es in die Verbannung, mußte in die Gefangenschaft wandern. Auch seine Kinder wurden zerschmettert an allen Straßenecken. Über seine Edlen warf man das Los. In Ketten gelegt wurden all seine Großen. So wirst auch du einst berauscht, wirst ohnmächtig sein. Auch du wirst Schutz suchen vor dem Feind. Das unentrinnbare VerderbenAll deine Burgen sind Feigenbäume mit Frühfeigen. Sie fallen beim Schütteln dem, der essen will, gleich in den Mund. Siehe die Krieger in deiner Mitte: Weiber sind sie geworden vor deinem Feind. Weit offen stehen deines Landes Tore. Feuer frißt deine Riegel.  Für die Belagerung schöpfe dir Wasser! Verstärke die Schanzen! Tritt Lehm! Stampfe Ton! Die Ziegelform nimm zur Hand!  Dann wird das Feuer dich fressen, das Schwert dich vertilgen. Wie die Heuschrecke wird es dich fressen. Und magst du dich wie die Heuschrecken mehren, wie die Grashüpfer zahllos werden, und magst du mehr Händler haben als Sterne am Himmel: die Heuschrecken häuten sich und schwirren davon. Und mögen deine Fürsten wie Grashüpfer sein, deine Führer wie Heuschreckenschwärme, die an den Mauern zur Zeit der Kälte sich lagern. Geht die Sonne dann auf, so schwirren sie fort, und niemand weiß, wo sie bleiben. Leichenlied auf Ninives EndeEntschlafen sind deine Hirten, König von Assur. Deine Helden ruhen. Dein Volk ist zerstreut auf den Bergen, und niemand ist da, der es sammelt.  Keine Linderung gibt es für deine Wunde. Der Schlag, der dich traf, ist unheilbar. Über dich klatscht in die Hände, wer von dir hört; denn wen hat nicht unablässig deine Bosheit getroffen? Das Unrecht in der Welt und der gerechte GottAusspruch, den der Prophet Habakuk in einer Vision empfing.  ERSTES ZWIEGESPRÄCH ZWISCHEN DEM PROPHETEN UND GOTTDes Propheten Frage (Wo bleibt Gottes Gerechtigkeit?)Wie lange schon, Herr, rufe ich um Rettung? Doch du hörst nicht. Ich schreie dir zu: "Gewalttat!" Doch du hilfst nicht.  Was läßt du mich Arges schauen und siehst der Bedrückung zu? Zerstörung, Gewalttat habe ich vor Augen. Streit entbrennt, Zwietracht erhebt sich. Deshalb kommt das Gesetz außer Kraft, das Recht tritt in Ewigkeit nie mehr zutage; denn der Frevler umgarnt den Gerechten. Deshalb ergeht verkehrtes Gericht. Gottes vorläufige Antwort: (Hinter allem Geschehen steht ein göttlicher Plan)Schaut auf die Völker! Blickt hin! Staunt und erstarrt! Denn ein Werk wirkt einer in euren Tagen. Ihr glaubtet es nie, würde es euch erzählt.  Denn siehe, die Chaldäer will ich erwecken, das grimmige, hurtige Volk, das die Weiten der Erde durchzieht, um Wohnsitze, die nicht sein, zu erobern.  Schrecklich ist es und furchtbar. Es kennt nur das eigene Recht und Gesetz. Schneller als Panther sind seine Pferde, rascher als Wölfe am Abend. Seine Reiter sprengen heran. Seine Reiter kommen von fernher. Sie fliegen dahin wie der Adler, der sich auf Fraß stürzt. Ein jeder geht aus auf Gewalttat. Ihr Angesicht glüht wie der Ostwind. Wie Sand raffen sie zusammen Gefangene. Sie spotten der Könige, lachen der Fürsten. Sie verlachen jede Festung, häufen einen Wall auf und nehmen sie ein. Dann brausen sie dahin wie der Wind und ziehen weiter mit Frevel. Die eigene Kraft gilt ihnen als Gott.  ZWEITES ZWIEGESPRÄCH ZWISCHEN DEM PROPHETEN UND GOTTDes Propheten Frage (Wie verträgt es sich mit Gottes Heiligkeit, daß er seinen Plan von Gottlosen vollstrecken läßt, die wahllos Schuldige und Unschuldige vernichten?)Bist du nicht, o Herr, von Ewigkeit her mein Gott, mein Heiliger? Wir werden nicht sterben. Herr, nur zum Gericht hast du sie bestimmt. O Fels, bestellt hast du sie zum Strafen.  Zu rein sind deine Augen, Böses mitanzusehen. Nicht vermagst du Unrecht zu schauen. Was siehst du den Gottlosen zu und schweigst, wenn Böse die Besseren verschlingen? Du machtest die Menschen (für ihn) wie Fische im Meer, wie Gewürm, das keinen Herrn hat.  Mit der Angel zieht er sie alle hoch, rafft sie ins Netz, sammelt sie in sein Garn. Fröhlich ist er darüber und jubelt. Darum opfert er seinem Netz, bringt Rauchopfer dar seinem Garn. Denn fette Beute schuldet er ihnen, seine üppige Speise.  Soll er sein Netz denn immerfort leeren, erbarmungslos morden die Völker?  Hintreten will ich auf meine Warte, will auf den Wachtturm mich stellen, zu spähen und zu sehen, was er mir sagt, was er antwortet auf meine Klage.  Gottes endgültige Antwort (Jede gottfeindliche Macht geht zugrunde; doch Bestand hat, wer an Gott festhält)Und der Herr gab mir dieses zur Antwort: "Schreibe die Vision auf und bringe es auf Tafeln, damit man es leicht lesen kann.  Denn was du siehst, steht noch aus bis zur bestimmten Zeit, aber es drängt dem Ende entgegen und trügt nicht. Wenn es auch zögert, so harre doch seiner: Es kommt ganz gewiß; es bleibt nicht aus! Seht, aufgeblasen, nicht aufrichtig ist seine Seele in ihm. Der Gerechte jedoch bleibt am Leben durch seinen Glauben.  Aber den Zecher berückt der Wein. So ist es mit dem Stolzen - er bleibt nicht bestehen. Weit wie die Unterwelt sperrt er auf seinen Rachen; unersättlich ist er wie der Tod. Alle Völker rafft er an sich, sammelt um sich alle Nationen  Doch werden nicht all diese auf ihn ein Spottlied anheben, ein Spottgedicht, eine Rätselrede und sprechen: Weh dem, der aufhäuft, was nicht sein eigen! - Wie lange noch lädt er sich auf gepfändetes Gut? Werden nicht jäh deine Gläubiger aufstehen, deine Peiniger erwachen? Dann wirst du ihnen zur Beute werden. Viele Völker hast du geplündert: so wird dich der Rest aller Völker plündern wegen der Bluttaten an Menschen und des Frevels am Land, an der Stadt und all ihren Bewohner. Weh dem, der bösen Gewinn macht für sein Haus, um sein Nest in der Höhe zu bauen, sich zu retten vor dem Zugriff des Unheils.  Dein Plan brachte Schande über dein Haus. Viele Völker hast du vernichtet, dich selbst in Sünde verstrickt. Denn der Stein aus der Mauer wird schreien, und der Balken im Holzwerk wird Antwort geben. Weh dem, der eine Stadt mit Blutschuld erbaut und eine Feste gründet mit Unrecht. Kommt solches nicht vom Herrn der Heerscharen: Völker machen sich Mühe für das Feuer, Nationen plagen sich ab für nichts?  Ja, voll der Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn wird das Land, so wie das Meer erfüllt ist mit Wasser. Weh dem, der trinken läßt seinen Nächsten, ihm Gift darunter mischend, ja ihn trunken macht, um seine Blöße zu schauen! Du hast statt an Ehre dich an Schande gesättigt. Trink nun auch du, daß du taumelst. Jetzt kommt der Becher zu dir in der Rechten des Herrn, und auf deine Ehre kommt Schande. Denn der Frevel am Libanon wird dich bedecken, die Vernichtung der Tiere setzt dich in Angst wegen der Bluttaten an Menschen und des Frevels am Land, an der Stadt und an all ihren Bewohnern. Was nützt ein Schnitzbild, das sein Bildhauer geschnitzt, ein Gußbild, eine Lügengestalt? Wie kann der Bildhauer auf sein Bild bauen, daß er stumme Götzen verfertigt? Wehe dem, der zu einem Stück Holz sagt: "Wache auf!", zum stummen Stein: "Erwache!" - Sollte er Bescheid geben können? Sieh doch, in Gold und Silber ist er gefaßt, und doch ist kein Leben in ihm. Der Herr aber wohnt in seinem heiligen Tempel. Vor ihm soll verstummen die ganze Welt. DER PROPHET VOLL SIEGHAFTEN GLAUBENSEin Psalm als Spiegel der voraufgegangenen SchauGebet des Propheten Habakuk. Nach der Melodie von Schigjonot.  Bitte um baldige Verwirklichung des GeschautenO Herr, ich vernahm deine Botschaft. Furcht faßt mich. Herr, dein Werk - führe es aus inmitten der Jahre! Mache es kund inmitten der Jahre! Doch denk im Zorn an Erbarmen!  Das Erscheinen des WeltenrichtersGott kommt von Teman, der Heilige vom Berg Paran. Seine Hoheit bedeckt den Himmel. Seines Lobes voll ist die Erde.  Sein Glanz ist wie Licht: Strahlen entspringen seiner Hand, das ist die Hülle seiner Macht.  Die Pest geht vor ihm her, die Seuche folgt seinen Schritten. Tritt er auf, gerät die Erde ins Schwanken, schaut er auf, erbeben die Völker. Die ewigen Berge zerbersten. Die uralten Hügel sinken zusammen. Das sind seine Wege von Ewigkeit. Die Zelte von Kuschan sehe ich in Not. Es zittern die Zeltbehänge von Midian.  Ist gegen die Ströme der Herr entbrannt? Gilt den Fluten dein Zorn? Richtet sich gegen das Meer dein Grimm, daß du heranstürmst mit deinen Rossen, mit deinen siegreichen Wagen? Du erhebst deinen Bogen, legst auf die Sehne die Pfeile. - Du spaltest die Erde, daß hervorbrechen Ströme.  Dich sehen die Berge und beben. Wasserströme wogen einher. Die Wasserflut läßt ihr Donnern erdröhnen; hoch reckt sie empor ihre Arme. In ihrem Zelt bleiben Sonne und Mond bei deiner Pfeile Gefunkel, beim Glanz deiner blitzenden Speere.  Das Gericht über den WeltbeherrscherDu schreitest im Zorn auf der Erde einher. Im Grimm zertrittst du Völker. Du ziehst aus, zu helfen deinem Volk, deinen Gesalbten zu retten. Du zerschlägst den Hausfirst des Frevlers, legst frei das Fundament bis auf den Grund.  Mit deinen Lanzen durchbohrst du das Haupt seiner Krieger, die anstürmen, uns zu zerschmettern, die ein Jubelgeschrei erheben, als wollten sie im Versteck den Armen verschlingen. Mit deinen Rossen zerstampfst du das Meer, den Schwall vieler Wasser. Die Angst des ProphetenIch habe es gehört; da erbebte mein Leib. Bei der Kunde zitterten meine Lippen. Morsch ward mein Gebein, es wankten meine Knie. - Doch harre ich des Tages der Drangsal, der heraufsteigt für das Volk, das uns angreift. Die Notlage des VolkesZwar trägt der Feigenbaum keine Frucht mehr, die Reben geben keinen Ertrag, die Ernte vom Ölbaum schlägt fehl, der Acker bringt keine Nahrung, aus den Hürden verschwinden die Schafe, in den Ställen fehlen die Rinder - Vertrauen auf Gottund doch will ich jubeln im Herrn, frohlocken im Gott meines Heiles.  Der allmächtige Herr ist mir Kraft. Er macht meine Füße gleich denen der Hirsche. Er läßt mich schreiten auf meinen Höhen. [Dem Chormeister; zum Saitenspiel.]  Untergang und Rettung am 'Tag des Herrn'Das Wort des Herrn, das an Zefanja, den Sohn Kuschis, des Sohnes Gedaljas, des Sohnes Amarjas, des Sohnes Hiskijas, erging, in den Tagen, als Joschija, der Sohn Amons, König von Juda war. DER 'TAG DES HERRN'Das Gericht über die Völker"Hinwegraffen will ich alles von der Erde!" - Spruch des Herrn. "Hinwegraffen Menschen und Vieh, hinwegraffen die Vögel des Himmels und die Fische des Meeres, die Ärgernisse mitsamt den Gottlosen. Ausrotten will ich den Menschen vom Antlitz der Erde!" - Spruch des Herrn. "Meine Hand strecke ich aus gegen Juda, gegen alle Bewohner Jerusalems. Ausrotten will ich von dieser Stätte den Rest des Baalsdienstes und die Namen der Götzenpriester,  jene, die auf den Dächern das Himmelsheer anbeten, und jene, die wohl anbeten den Herrn und bei ihm schwören, zugleich aber schwören beim Milkom,  und jene, die abfielen vom Herrn und den Herrn nicht suchen und sich nicht kümmern um ihn." 'Nah ist der Tag...'Still vor dem Herrn, dem Allmächtigen! Denn nah ist der Tag des Herrn. Denn der Herr hat das Opfer gerüstet, seine Gäste geheiligt.  Am Tag des Opfers des Herrn wird es geschehen: "Heimsuchen will ich die Fürsten und die Söhne des Königs und alle, die fremdländische Kleider tragen.  Heimsuchen will ich an jenem Tag alle, die über die Schwelle hüpfen, die das Haus ihres Herrn anfüllen mit Gewalttat und Trug.  An jenem Tag" - Spruch des Herrn - "erschallt vom Fischtor Geschrei, von der Neustadt Geheul, von den Hügeln gewaltiges Jammern  Heult nur, ihr Bewohner des Maktesch! Denn das ganze Krämervolk wird vernichtet; vertilgt werden alle, die Geld abwiegen.  In jener Zeit wird es geschehen, daß ich Jerusalem mit Leuchten durchforsche und die Leute heimsuche, die sorglos auf ihren Hefen sitzen, die da denken: 'Der Herr tut weder Gutes noch Böses.'  Der Plünderung verfällt ihr Besitz, der Verödung fallen anheim ihre Häuser. Sie bauen Häuser, doch bewohnen sie nicht, pflanzen Weinberge an, doch trinken davon keinen Wein." Tag des Zornes, Tag der Zähren...Nah ist der Tag des Herrn, der große. Nahe ist er und eilt gar sehr. Horch, der Tag des Herrn, der bittere! Da schreien die Helden.  Ein Tag des Grimmes ist dieser Tag, ein Tag der Angst und Bedrängnis, ein Tag des Verwüstens und der Verwüstung, ein Tag der Finsternis und des Dunkels, ein Tag des Gewölks und der Wolken, ein Tag des Trompetengeschmetters und Kriegsgeschreis über die festen Städte und über die ragenden Zinnen. Da will ich die Menschen schrecken, daß sie tappen wie Blinde, weil sie gesündigt gegen den Herrn. Ihr Blut wird verschüttet wie Staub, ihre Leiber wie Dünger. Weder ihr Silber noch auch ihr Gold vermag sie zu retten am Tag des Grimmes des Herrn. In seines Eifers Feuer wird gefressen die ganze Erde, denn Vernichtung, ja, plötzlichen Untergang bereitet er allen Bewohnern der Erde. Mahnung zur BußeSchart euch zusammen! Ja, schart euch zusammen, du Volk, das man nimmermehr lieben kann!  Bevor der Beschluß sich erfüllt und ihr zerstiebt wie Spreu, bevor noch über euch kommt die Glut des Zornes des Herrn, bevor noch über euch kommt der Tag des Zornes des Herrn. Sucht den Herrn, all ihr Demütigen im Land, die ihr sein Gesetz erfüllt! Strebt nach Gerechtigkeit! Trachtet nach Demut! Vielleicht, daß ihr Bergung findet am Tag des Zornes des Herrn!  DAS GERICHT ÜBER DIE VÖLKERÜber die PhilisterJa, Gaza wird zur Einöde werden, und Aschkelon wird zur Wüste. Aschdod wird man am hellen Mittag verjagen, Ekron von Grund aus zerstören  Weh euch, ihr Bewohner des Landstrichs am Meer, du Volk der Kereter! Das Wort des Herrn ergeht gegen euch: "Kanaan, Land der Philister! Zugrunde richte ich dich, daß kein Bewohner mehr bleibt."  Der Landstrich am Meer wird für die Hirten zum Weideland werden, zu Hürden für ihre Schafe. Dann wird dieser Landstrich dem Rest des Hauses Juda zuteil. Sie treiben die Herden darauf. In den Häusern von Aschkelon werden sie am Abend lagern. Denn heimsuchen wird sie der Herr, ihr Gott, und ihr Schicksal wenden. Über die Moabiter und Ammoniter"Moabs Schmähung habe ich gehört, das Höhnen der Ammoniter, womit sie mein Volk geschmäht und großgetan wider sein Land. Darum, so wahr ich lebe!" - Spruch des Herrn der Heerscharen, des Gottes Israels - "Moab soll wie Sodom werden, die Söhne Ammons wie Gomorra: ein Brennesselfeld, eine Salzgrube, eine Wüste auf ewig! Meines Volkes Rest wird sie plündern. Meines Volkes Überrest wird sie besitzen."  Ob ihres Hochmuts wird dies ihr Teil, weil sie geschmäht und großgetan wider das Volk des Herrn der Heerscharen. Furchtbar wird der Herr für sie sein; denn er räumt auf mit allen Göttern der Erde. Dann beten ihn an alle Inseln der Völker, jede von ihrer Stätte her. Über die Kuschiter und AssyrerAuch ihr, Kuschiter, werdet von meinem Schwert durchbohrt."  Seine Hand wird er ausstrecken gegen Norden und Assur vernichten. Ninive wird er zur Einöde machen, dürr wie die Wüste. Herden lagern darin, Scharen von allerlei Tieren. Pelikan und Igel hausen auf Säulenknäufen. Die Eule schreit in den Fensterhöhlen. Der Rabe sitzt auf der Schwelle. Denn abgedeckt hat man das Zederngetäfel. Das ist die lärmende Stadt, die in Sicherheit wohnte, die dachte: "Ich und niemand sonst." Wie ist sie zur Wüste geworden, zum Lager des Wildes! Wer an ihr vorüberzieht, zischt über sie und schwenkt seine Hand. Durch Gericht zum HeilDas Wehe über JerusalemWeh über die widerspenstige, die besudelte, gewalttätige Stadt!  Sie hört auf keine Warnung, keine Zucht nimmt sie an. Sie vertraut nicht dem Herrn, naht sich nicht ihrem Gott. Ihre Fürsten sind brüllende Löwen, ihre Richter Wölfe am Abend, die bis zum Morgen nichts übrig lassen.  Ihre Propheten sind unzuverlässig, Männer des Trugs. Ihre Priester entweihen das Heilige, vergewaltigen das Gesetz. Gerecht ist in ihrer Mitte der Herr, er tut kein Unrecht. Morgen für Morgen führt er aus sein Gericht. Es bleibt nicht aus wie das Licht des Tages. Der Frevler aber kennt keine Scham. "Ich habe Völker vertilgt, verwüstet sind ihre Zinnen. Ich habe ihre Straßen verheert, daß niemand auf ihnen mehr wandert. Ich habe ihre Städte zerstört, daß keiner darin ist, keiner da wohnt. Ich dachte: 'Nun wird sie mich fürchten, wird Zucht annehmen. Dann wird ihre Wohnung nicht ausgerottet, nach allem, was ich über sie bestimmt.' Doch um so eifriger waren sie nur darauf aus, verderblich zu handeln in all ihren Taten." Das Gericht über Jerusalem"Darum wartet auf mich" - Spruch des Herrn - "auf den Tag, da ich mich als Zeuge erhebe! Denn es ist mein Beschluß, Völker zu sammeln, Königreiche zusammenzubringen, meinen Grimm über sie zu ergießen, all die Glut meines Zornes. Denn im Feuer meines Eifers wird gefressen die ganze Erde. 'Israels Rest'Dann will ich reine Lippen den Völkern schaffen, daß sie alle anrufen den Namen des Herrn, ihm einmütig dienen.  Von jenseits der Ströme von Kusch werden meine Anbeter mir meine versprengte Gemeinde als Gabe herbringen.  An jenem Tag brauchst du dich nicht mehr zu schämen ob all deiner Taten, durch die gegen mich du gesündigt. Denn dann werde ich deine stolzen Prahler aus deiner Mitte entfernen. Du wirst nicht mehr hochmütig sein auf meinem heiligen Berg.  Ich lasse ein Volk in deiner Mitte noch übrig, demütig und klein, das Zuflucht sucht beim Namen des Herrn.  Israels Rest wird kein Unrecht mehr tun, keine Lügen mehr reden. Man wird keine trugvolle Zunge mehr finden in ihrem Mund. Denn sie werden weiden und lagern, ohne daß jemand sie aufschreckt." Gottes Volk im neuen JerusalemJauchze, du Tochter Zion! Ihr von Israel, jauchzt! Freue dich und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem! Entfernt hat der Herr dein Gericht, weggeräumt deine Feinde. Israels König ist der Herr in deiner Mitte. Nicht wirst du fürder noch Unheil erfahren. An jenem Tag wird man zu Jerusalem sagen: "Zion, fürchte dich nicht! Laß deine Hände nicht sinken! Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, der hilfreiche Held. Freude hat er an dir und Ergötzen. Er erneuert seine Liebe. Er jauchzt über dich voller Jubel." Die Rückkehr der Versprengten"Die fern von der Festversammlung Trauernden will ich sammeln, die von dir stammen, auf denen jetzt Schmach liegt.  Siehe, einschreiten will ich in jener Zeit gegen all deine Bedränger, will helfen den Lahmen, das Versprengte sammeln und sie zum Ruhm und zur Ehre machen in allen Ländern, in denen man jetzt sie verachtet. In jener Zeit führe ich euch heim, in jener Zeit sammle ich euch. Ja, zu Ehre und Ruhm will ich euch bringen bei allen Völkern der Erde, wenn ich wende euer Geschick vor euren Augen," spricht der Herr. Gottes Tempel und Gottes VolkIn zweiten Jahr des Königs Darius, im sechsten Jahr, am ersten Tag des Monats erging das Wort des Herrn durch den Propheten Haggai an Serubbabel, den Sohn Schealtiëls, den Statthalter von Juda, und an den Hohenpriester Jeschua, den Sohn des Jozadak, folgendermaßen:  Der Prophet redet dem selbstsüchtigen Volk ins Gewissen"So spricht der Herr der Heerscharen: Dieses Volk sagt: 'Es ist noch nicht an der Zeit, den Tempel des Herrn wiederaufzubauen'." Darum erging das Wort des Herrn durch den Propheten Haggai: "Ist es etwa für euch selbst an der Zeit, in euren getäfelten Häusern zu wohnen, während dieser Tempel in Trümmern liegt?"  Nun aber spricht der Herr der Heerscharen: "Achtet darauf, wie es euch bisher ergangen ist! Ihr habt viel ausgesät, aber wenig eingebracht, habt gegessen, seid aber nicht satt geworden, habt getrunken, aber den Durst nicht gestillt, habt euch bekleidet, seid aber nicht warm geworden, und wer um Lohn gearbeitet hat, der hat den Lohn in einem durchlöcherten Beutel gesammelt." So spricht der Herr der Heerscharen: "Achtet darauf, wie es euch bisher ergangen ist! Steigt auf das Gebirge hinauf, holt Holz herbei und baut den Tempel, damit ich mein Wohlgefallen daran habe und mich in Herrlichkeit zeige", spricht der Herr.  "Ihr hattet viel unternommen, doch es wurde wenig daraus, und brachtet ihr es ins Haus, so blies ich es weg. Warum wohl?" - Spruch des Herrn der Heerscharen. - "Um meines Tempels willen, weil er in Trümmern liegt, während jeder von euch für sein eigenes Haus sich abmüht. Darum hielt der Himmel den Tau über euch zurück, und die Erde versagte euch ihren Ertrag. Ich rief Dürre über das Land und über die Berge, über Korn, Most und Öl und über alles, was der Boden hervorbringt, und über Menschen und Vieh und über alles, was die Hände erarbeiten." Das Volk geht in sich und nimmt den Tempelbau wieder aufDa hörten Serubbabel, der Sohn Schealtiëls, und der Hohepriester Jeschua, der Sohn Jozadaks, und der ganze Rest des Volkes auf die Stimme des Herrn, ihres Gottes, und auf die Worte des Propheten Haggai, den der Herr, ihr Gott, zu ihnen gesandt hatte, und das Volk fürchtete sich vor dem Herrn.  Haggai, der Bote des Herrn, redete kraft der Botschaft des Herrn zum Volk: "Ich bin bei euch!" - Spruch des Herrn. - Und der Herr erweckte den Eifer Serubbabels, des Sohnes Schealtiëls, des Statthalters von Juda, und den Eifer des Hohenpriesters Jeschua, des Sohnes Jozadaks, und den Eifer des ganzen Volkes, das noch übriggeblieben war, so daß sie kamen und die Arbeit am Tempel des Herrn der Heerscharen, ihres Gottes, aufnahmen. Es war am vierundzwanzigsten Tag des sechsten Monats im zweiten Jahr des Königs Darius. Die Herrlichkeit des neuen TempelsAm einundzwanzigsten Tag des siebten Monats erging das Wort des Herrn durch den Propheten Haggai:  'Mein Geist waltet in eurer Mitte...'"Sprich zu Serubbabel, dem Sohn Schealtiëls, dem Statthalter von Juda, und zum Hohenpriester Jeschua, dem Sohn Jozadaks, und zum Rest des Volkes: 'Wer ist unter euch noch am Leben, der diesen Tempel in seiner früheren Herrlichkeit gesehen hat? Und wie erblickt ihr ihn jetzt? Ist es nicht soviel wie nichts in euren Augen?  Aber sei getrost Serubbabel!' - Spruch des Herrn. - 'Sei getrost, Jeschua, Sohn des Jozadak, Hoherpriester! Sei getrost, alles Volk des Landes!' - Spruch des Herrn - 'Arbeitet; denn ich bin mit euch!' - Spruch des Herrn der Heerscharen. - 'Die Verheißung, die ich euch bei eurem Auszug aus Ägypten gegeben habe, und mein Geist walten in eurer Mitte. Fürchtet euch nicht!'  'An diesem Ort werde ich Heil spenden...'Denn so spricht der Herr der Heerscharen: 'Nur noch eine kleine Weile währt es, dann will ich Himmel und Erde, das Meer und das feste Land erschüttern und alle Völker in Bewegung bringen. Dann wird kommen das Ersehnte aller Völker, und ich erfülle diesen Tempel mit Herrlichkeit', spricht der Herr der Heerscharen.  'Mein ist das Silber und mein das Gold', - Spruch des Herrn der Heerscharen. - 'Die künftige Herrlichkeit dieses Tempels wird größer sein, als die des früheren war', spricht der Herr der Heerscharen, 'und an diesem Ort werde ich Heil spenden', - Spruch des Herrn der Heerscharen."  Ursache der Heimsuchung und SegensverheißungAm vierundzwanzigsten Tag des neunten Monats im zweiten Jahr des Darius erging das Wort des Herrn an den Propheten Haggai:  Gleichgültigkeit des Volkes beim Tempelbau"So spricht der Herr der Heerscharen: 'Bitte die Priester um Auskunft über folgenden Fall:  Wenn jemand heiliges Fleisch im Zipfel seines Gewandes trägt und mit seinem Zipfel Brot, Gekochtes, Wein, Öl oder sonst etwas Eßbares berührt, wird dieses dadurch heilig?" Da antworteten die Priester: "Nein". Haggai fragte: "Wenn aber ein durch einen Leichnam Verunreinigter dies alles berührt, wird es dann unrein?" Da antworteten die Priester: "Ja". Nun sprach Haggai: "So verhält es sich mit diesen Leuten und diesem Volk in meinen Augen", - Spruch des Herrn - "so auch mit aller Arbeit ihrer Hände und mit dem, was sie mir dort als Opfer darbringen: es ist unrein." Der künftige Segen"Nun denkt von diesem Tag an zurück, an die Zeit, bevor man Stein an Stein legte im Tempel des Herrn! Ehe dieses geschah, kam man zu einem Getreidehaufen, der zwanzig Scheffeln haben sollte, so waren es nur zehn. Kam man zu einer Kufe, um fünfzig Eimer daraus zu schöpfen, so enthielt sie nur zwanzig. Mit Kornbrand und Hagel schlug ich euch und machte alle Arbeit eurer Hände zunichte, doch ihr seid nicht zu mir umgekehrt", Spruch des Herrn. "Denkt nun an diesem Tag zurück, an den vierundzwanzigsten Tag des neunten Monats, an den Tag, da der Grundstein zum Tempel des Herrn gelegt wurde! Achtet darauf: Ist das Saatkorn noch immer im Speicher? Tragen der Weinstock, der Feigenbaum, der Granatapfelbaum und der Ölbaum noch immer nicht? Von diesem Tag an will ich Segen spenden." Spruch an SerubbabelDa erging das Wort des Herrn zum zweitenmal an Haggai am vierundzwanzigsten Tag des Monats: "Sprich zu Serubbabel, dem Statthalter Judas,: 'Himmel und Erde will ich erschüttern,  will stürzen Königsthrone und vernichten die Macht der Königreiche der Völker. Ich stoße die Streitwagen um samt jenen, die darauf fahren. Hinsinken sollen Roß und Reiter, ein jeder durch des anderen Schwert. An jenem Tag' - Spruch des Herrn der Heerscharen - 'will ich dich nehmen, Serubbabel, Schealtiëls Sohn, meinen Knecht', - Spruch des Herrn - 'und dich zum Siegelring machen. Denn dich habe ich erwählt', - Spruch des Herrn der Heerscharen." DAS KOMMEN DES NEUEN GOTTESREICHESEinleitung: Mahung zur BußeIm achten Monat, in zweiten Jahr des Darius, erging das Wort des Herrn an den Propheten Sacharja, den Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos:  "Heftig war der Herr gegen eure Väter erzürnt. Sage nun zu ihnen: 'So spricht der Herr der Heerscharen: Bekehrt euch zu mir', - Spruch des Herrn der Heerscharen- 'so werde auch ich mich wieder zu euch kehren', spricht der Herr der Heerscharen! 'Seid nicht wie eure Väter, denen die früheren Propheten zugerufen haben: So spricht der Herr der Heerscharen: Bekehrt euch von euren bösen Wegen und von euren bösen Taten! Aber sie hörten nicht und achteten nicht auf mich', - Spruch des Herrn. 'Eure Väter - wo sind sie nun? Und die Propheten - leben sie ewig?  Doch meine Worte und Beschlüsse, die ich meinen Knechten, den Propheten aufgetragen habe, - sind sie nicht eingetroffen bei euren Vätern, so daß sie sich bekehrten und sagten: Wie der Herr der Heerscharen beschlossen hatte, nach unserem Wandel und Tun mit uns zu verfahren, so ist er auch wirklich mit uns verfahren?'" Visionen vom GottesreichAm 24. Tag des elften Monats, das ist der Monat Schebat, im zweiten Jahr des Darius, erging das Wort des Herrn an den Propheten Sacharja, den Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos, auf diese Weise:  Erste Vision: Die vier ReiterIch hatte während der Nacht eine Vision: Siehe, da war ein Mann, der auf einem roten Pferd ritt. Er hielt zwischen den Myrten im Talgrund, und hinter ihm standen rotbraune, schwarze, gescheckte und weiße Pferde.  Ich fragte: "Wer sind diese, mein Herr?" Der Engel, der mit mir redete, gab mir zur Antwort: "Ich will dir zeigen, wer diese sind." Da gab der Mann, der zwischen den Myrten hielt, zur Antwort: "Das sind jene, die der Herr ausgesandt hat, die Erde zu durchstreifen." Diese aber antworteten dem Engel des Herrn, der zwischen den Myrten hielt: "Wir haben die Erde durchstreift, und siehe, die ganze Erde ist ruhig und still."  Der Engel des Herrn erwiderte: "Herr der Heerscharen, wann willst du dich endlich Jerusalems und der Städte Judas erbarmen, denen du siebzig Jahre schon zürnst?"  Und der Herr gab dem Engel, der mit mir redete, freundliche, trostvolle Worte zur Antwort. Der Wiederaufbau JerusalemsDa sprach der Engel, der mit mir redete, zu mir: "Verkünde: 'So spricht der Herr der Heerscharen: Ich brenne vor Eifer für Jerusalem, mit großem Eifer trete ich für Zion ein. Doch zürne ich auch mit grimmigem Zorn über die stolzen Völker, die, als ich ein wenig zürnte, noch mitgeholfen zum Unheil.  Darum spricht der Herr: Voll Erbarmen wende ich mich Jerusalem zu: Mein Tempel soll dort wieder aufgebaut werden', - Spruch des Herrn der Heerscharen - 'und die Meßschnur soll ausgespannt werden über Jerusalem!' Ferner verkünde: 'So spricht der Herr der Heerscharen: Meine Städte sollen aufs neue überfließen von Segen. Der Herr wird sich Zions aufs neue erbarmen und Jerusalem wieder erwählen.'" Zweite Vision: Die vier Hörner und die vier SchmiedeWieder erhob ich meine Augen und schaute. Siehe, da waren vier Hörner.  Ich fragte den Engel, der mit mir redete: "Wer sind diese?" Er antwortete mir: "Dies sind die Hörner, die Juda, Israel und Jerusalem zerstreut haben." Da ließ mich der Herr vier Schmiede sehen. Ich fragte: "Wozu sind diese gekommen?" Er antwortete mir: "Jenes sind die Hörner, die Juda zerstreut haben, so daß kein Mann mehr sein Haupt erhob. Nun sind diese gekommen, sie zu schrecken und die Hörner der Völker niederzuschlagen, die das Horn gegen das Land Juda erhoben haben, um es zu zerstreuen." Dritte Vision: Der Mann mit der MeßschnurWieder erhob ich meine Augen und schaute. Siehe, da war ein Mann, in dessen Hand eine Meßschnur war. Ich fragte: "Wohin gehst du?" Er antwortete mir: "Ich will Jerusalem ausmessen und sehen, wie viel seine Breite und seine Länge betragen soll." Und siehe, der Engel, der mit mir redete, trat vor, und ein anderer Engel ging ihm entgegen. Dieser sagte zu ihm: "Geh eilends hin und sage dem jungen Mann dort: 'Jerusalem wird eine offene Stadt sein wegen der Menge der Menschen und Tiere, die darin wohnen. Ich selbst werde ihm' - Spruch des Herrn - 'ringsum eine feurige Mauer sein und in ihm meine Herrlichkeit zeigen.'" Aufruf zur Heimkehr"Auf, auf! Flieht aus dem Land des Nordens!" - Spruch des Herrn. "Denn nach den vier Winden des Himmels habe ich euch zerstreut", - Spruch des Herrn "Auf, Zion, die du wohnst bei der Tochter Babel, rette dich!" Denn so spricht der Herr der Heerscharen - er hat mich mit Herrlichkeit zu den Völkern ausgesandt, die euch geplündert: "Wer euch anrührt, rührt meinen Augapfel an. Denn siehe, ich schwinge meine Hand gegen sie, daß sie den eigenen Knechten zur Beute werden." - Dann erkennt ihr, daß der Herr der Heerscharen mich gesandt hat. Jerusalem, die Gottesstadt"Juble und freue dich, Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und wohne in deiner Mitte", - Spruch des Herrn. "Und viele Völker werden sich an jenem Tag dem Herrn anschließen und zu meinem Volk gehören, und ich werde wohnen in deiner Mitte." - Dann sollst du erkennen, daß mich der Herr der Heerscharen zu dir gesandt hat. Und der Herr wird Juda als sein Anteil im heiligen Land in Besitz nehmen und Jerusalem wieder erwählen.  Alle Welt sei still vor dem Herrn! Denn er macht sich auf aus seiner heiligen Wohnung. Vierte Vision: Der Hohepriester JeschuaDann ließ er mich den Hohenpriester Jeschua sehen, wie er vor dem Engel des Herrn stand, während zu seiner Rechten der Satan stand, um ihn anzuklagen.  Der Engel des Herrn sagte zu Satan: "Der Herr gebiete dir Schweigen, Satan! Der Herr, der Jerusalem erwählt hat, gebiete dir Schweigen! Ist dieser nicht ein dem Feuer entrissenes Brandscheit?"  Jeschua war aber mit schmutzigen Kleidern angetan, da er vor dem Engel stand. Der begann nun zu denen, die vor ihm standen, zu sprechen: "Nehmt ihm die schmutzigen Kleider ab!" Zu ihm aber sagte er: "Siehe, ich nehme deine Schuld von dir hinweg und lasse dir Festkleider anlegen!" Dann befahl er: "Setzt ihm auch einen reinen Kopfbund aufs Haupt!" Da setzten sie ihm einen reinen Kopfbund aufs Haupt und legten ihm die Kleider an, während der Engel dabeistand. Die Verheißung vom 'Sproß' und 'Stein'Dann gab der Engel des Herrn dem Jeschua folgende Zusicherung: "So spricht der Herr der Heerscharen: 'Wenn du auf meinen Wegen wandelst und meine Satzung hältst, sollst du meinen Tempel verwalten und meine Vorhöfe bewachen, und ich werde dir freien Zutritt gewähren unter denen, die hier stehen. Höre, Jeschua, Hoherpriester: Du und deine Amtsgenossen, die vor dir sitzen, sind Männer, die eine Vorbedeutung haben: denn siehe, ich will meinen Knecht, den 'Sproß', kommen lassen.  Denn siehe, auf den Stein, den ich vor Jeschua hingelegt habe - auf den einen Stein sind sieben Augen gerichtet -, auf ihn schneide ich die Inschrift ein', - Spruch des Herrn der Heerscharen - 'und tilge die Schuld jenes Landes an einem Tag.  An jenem Tag' - Spruch des Herrn der Heerscharen - 'werdet ihr euch gegenseitig einladen unter den Weinstock und Feigenbaum.'" Fünfte Vision: Der goldene Leuchter zwischen zwei ÖlbäumenDa weckte mich der Engel, der mit mir redete, abermals wie jemanden, den man aus dem Schlaf weckt.  Er fragte mich: "Was siehst du?" Ich antwortete: "Ich sehe da einen Leuchter, ganz von Gold, und der Ölkrug ist oben darauf. Er hat sieben Lampen, und sieben Röhren gehen zu den Lampen, die auf ihm sind. Zwei Ölbäume stehen neben ihm, einer rechts vom Ölkrug und einer links davon." Ich fragte den Engel, der mit mir redete: "Was bedeuten diese, mein Herr?" Der Engel, der mit mir redete, gab mir zur Antwort: "Weißt du nicht, was diese bedeuten?" Ich antwortete: "Nein, mein Herr." Da gab er mir dieses zur Antwort: Das Gotteswort an Serubbabel"Das ist das Wort des Herrn an Serubbabel: 'Nicht durch Heeresmacht, nicht durch Gewalt, sondern durch meinen Geist!', spricht der Herr der Heerscharen.  'Wer bist du denn, du großer Berg? Vor Serubbabel sollst du zur Ebene werden! Hervorholen wird er den Schlußstein unter jubelndem Ruf: 'Heil sei ihm, Heil!'"  Das Wort des Herrn erging an mich: "Die Hände Serubbabels haben den Grundstein zu diesem Tempel gelegt. Seine Hände werden ihn auch vollenden. Dann wirst du erkennen, daß mich der Herr der Heerscharen zu euch gesandt hat. Denn wer immer den Tag kleiner Anfänge verachtet hat, wird voller Freude in Serubbabels Hand den Giebelstein sehen. Diese sieben Lampen aber sind die Augen des Herrn, die über die ganze Erde schweifen."  Die Bedeutung der ÖlbäumeIch fragte ihn nun: "Was bedeuten die beiden Ölbäume zur Rechten und Linken des Leuchters?" Ich fragte ihn auch noch: "Was bedeuten die beiden Ölbaumbüschel, die neben den goldenen Röhren sind, die das goldene Öl von oben herableiten?" Er antwortete mir: "Weißt du denn nicht, was sie bedeuten?" Ich sagte: "Nein, mein Herr." Da sprach er zu mir: "Dies sind die beiden Gesalbten, die als Diener vor dem Herrn der ganzen Erde stehen."  Sechste Vision: Die fliegende BuchrolleWieder erhob ich meine Augen und schaute. Siehe, da war eine fliegende Buchrolle. Er frage mich: "Was siehst du?" Ich antwortete: "Ich sehe eine fliegende Buchrolle, zwanzig Ellen lang und zehn Ellen breit."  Er sagte zu mir: "Dies ist der Fluch, der über das ganze Land ergeht. Denn jeder Dieb wird kraft desselben von hier hinweggerafft, und jeder Meineidige wird kraft desselben von hier hinweggerafft. 'Ich lasse ihn ausgehen', - Spruch des Herrn der Heerscharen - 'damit er in das Haus des Diebes und in das Haus dessen, der falsch bei mir schwört, eindringe und im Innern seines Hauses sich festsetze und es vernichte samt Holzwerk und Steinen.'" Siebte Vision: Das Weib im FaßDann trat der Engel, der mit mir redete, vor und sprach zu mir: "Erhebe deine Augen und schau, was da zum Vorschein kommt!" Ich fragte: "Was ist das?" Er antwortete: "Dies ist ein Faß, das da zum Vorschein kommt." Dann sagte er: "So groß ist ihre Schuld im ganzen Land"  Und siehe, der Bleideckel hob sich, und ein Weib saß im Faß. Er sprach: "Dies ist die Gottlosigkeit", und warf sie wieder ins Faß hinein und schlug den Bleideckel zu. Wieder erhob ich meine Augen und schaute. Siehe, da kamen zwei Frauen zum Vorschein, und der Wind faßte in ihre Flügel - sie hatten nämlich Flügel wie Storchenflügel. Sie trugen das Faß zwischen Erde und Himmel dahin. Da fragte ich den Engel, der zu mir redete: "Wohin bringen sie das Faß?" Er antwortete mir: "Sie wollen dem Weib im Land Schinar ein Haus bauen. Wenn es hergerichtet ist, lassen sie es dort an seinen Platz nieder."  Achte Vision: Die vier WagenWieder erhob ich meine Augen und schaute. Siehe, da kamen vier Kriegswagen zwischen den beiden Bergen zum Vorschein. Die Berge waren von Erz. Am ersten Wagen waren rote Pferde, am zweiten schwarze Pferde, am dritten weiße Pferde und am vierten Wagen gescheckte, starke Pferde. Ich fragte den Engel, der mit mir redete: "Wer sind diese, mein Herr?" Der Engel antwortete mir: "Diese gehen in die vier Himmelsrichtungen hinaus, nachdem sie vor dem Herrn der ganzen Erde gestanden haben. Der Wagen mit den schwarzen Pferden fährt nach dem Land des Nordens, und die weißen fahren hinter ihnen her. Die gescheckten Pferde fahren nach dem Südland.  Die roten fahren aus und suchen die Erde zu durchstreifen." Er sprach: "Auf nun! Durchzieht die Erde!" Und sie durchzogen die Erde. Dann rief er mir folgendes zu: "Siehe, die in das Nordland ziehen, bringen meinen Geist in das Land des Nordens."  Die Krönung des HohenpriestersDann erging das Wort des Herrn an mich: "Nimm die Gaben der Verbannten, von Heldai, Tobija und Jedaja - geh an jenem Tag in das Haus Joschijas, des Sohnes Zefanjas, wohin sie aus Babel gekommen sind.  Nimm Silber und Gold, mache eine Krone daraus und setze sie auf das Haupt des Hohenpriesters Jeschua, des Sohnes Jozadaks,  und sage zu ihm: 'So spricht der Herr der Heerscharen: Da ist ein Mann, 'Sproß' ist sein Name, denn unter ihm wird es sprießen, und er wird den Tempel des Herrn erbauen.  Ja, er wird bauen den Tempel des Herrn. Hoheit ziert ihn. Auf seinem Thron wird er sitzen und herrschen und ein Priester steht neben seinem Thron; und Friede wird sein zwischen beiden.' Die Krone aber soll zur Erinnerung an Heldai, Tobija, Jedaja und Hen, den Sohn Zefanjas, im Tempel des Herrn bleiben! Die in der Ferne wohnen, werden kommen und am Tempel des Herrn bauen, und ihr werdet erkennen, daß der Herr der Heerscharen mich zu euch gesandt hat. Dies wird geschehen, wenn ihr auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, hört."  WAS NOTTUT: Innerliche Bereitung auf die HeilszeitDie Gesandtschaft aus Bet-ElIm vierten Jahr des Königs Darius erging das Wort des Herrn an Sacharja, am vierten Tag des neunten Monats, im Monat Kislew.  Damals hatte nämlich Bet-El den Sarezer und Regem-Melech mit seinen Leuten gesandt, um den Herrn gnädig zu stimmen  und um an die Priester, die zum Tempel des Herrn der Heerscharen gehörten, und an die Propheten die Frage zu richten: "Sollen wir im fünften Monat einen Trauertag mit Fasten halten, wie wir es schon so viele Jahre hindurch getan haben?" DIE BEANTWORTUNG DER ANFRAGEWillkür und Eigenutz des VolkesDa erging das Wort des Herrn der Heerscharen an mich: "Verkünde dem ganzen Volk des Landes und den Priestern: 'Wenn ihr auch im fünften und im siebten Monat nun schon siebzig Jahre hindurch gefastet und getrauert habt, habt ihr da etwa für mich gefastet?  Und wenn ihr eßt und trinkt, seid dann nicht ihr es, die essen und trinken? Die Forderungen GottesKennt ihr nicht die Worte, die der Herr durch die früheren Propheten hat predigen lassen, als Jerusalem noch bewohnt und in Frieden war samt seinen Städten im Umkreis, und als das Südland und die Schefela noch bevölkert waren?" Und das Wort des Herrn erging an Sacharja: "So spricht der Herr der Heerscharen: Übt gerechtes Gericht und erweist einander Liebe und Barmherzigkeit! Bedrückt nicht Witwen und Waisen, Fremdlinge und Arme, und sinnt nichts Böses gegeneinander! Trotz und Strafe des VolkesDoch sie weigerten sich, darauf achtzugeben, waren hartnäckig und verstopften sich die Ohren, um nicht zu hören. Ihr Herz machten sie kieselhart, um die Weisungen und Belehrungen nicht zu hören, die ihnen der Herr der Heerscharen durch seinen Geist mittels der früheren Propheten entboten hatte. So erging denn ein gewaltiges Zorngericht vom Herrn der Heerscharen. So wie sie nicht hörten, als er sie rief, ebenso, sprach der Herr der Heerscharen, sollen sie rufen, ohne daß ich auf sie höre. Ich zerstreute sie unter all die Völker, die sie vorher nicht kannten. Das Land wurde nach ihrem Wegzug verwüstet, so daß niemand mehr darin umherzog. So haben sie das herrliche Land in eine Wüste verwandelt." Neues Heil für JerusalemDa erging das Wort des Herrn der Heerscharen: So spricht der Herr der Heerscharen: "Ich eifere für Zion mit glühendem Eifer und bin seinetwegen von heftigem Zorn entbrannt." So spricht der Herr: "Ich kehre nach Zion zurück und will wieder in Jerusalem wohnen, und Jerusalem wird 'Stadt der Treue' heißen und der Berg des Herrn der Heerscharen 'Heiliger Berg'."  So spricht der Herr der Heerscharen: "Wiederum werden Greise und Greisinnen auf den Plätzen Jerusalems sitzen; jeder hat seinen Stab in der Hand wegen der Fülle der Lebenstage.  Und die Plätze der Stadt werden wiederum angefüllt sein mit Knaben und Mädchen, die auf ihren Plätzen spielen." So spricht der Herr der Heerscharen: "Wenn das, was in jenen Tagen geschehen soll, dem Überrest dieses Volkes allzu wunderbar erscheint, muß es da auch in meinen Augen zu wunderbar sein?" - Spruch des Herrn der Heerscharen.  So spricht der Herr der Heerscharen: "Siehe, ich befreie mein Volk aus dem Land des Aufgangs der Sonne und aus dem Land ihres Untergangs.  Ich hole sie heim. Sie sollen wieder in Jerusalem wohnen und mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein in Treue und Gerechtigkeit." So spricht der Herr der Heerscharen: "Faßt Mut, die ihr in diesen Tagen diese Verheißungen aus dem Mund der Propheten hört, seit dem Tag, als man den Grundstein zum Bau des Hauses des Herrn der Heerscharen, des Tempels, legte! Vor diesen Tagen gab es ja keinen Lohn für die Arbeit der Menschen und keinen Lohn für das Vieh. Wer aus- und einging, war vor dem Feind nicht sicher: Ich hetzte alle Menschen gegeneinander. Jetzt aber stelle ich mich zum Rest dieses Volkes nicht mehr so wie in früheren Tagen", - Spruch des Herrn der Heerscharen - "denn ich säe Frieden. Der Weinstock wird seine Frucht tragen und die Erde ihren Ertrag geben, und der Himmel wird seinen Tau spenden. All dies lasse ich dem Rest dieses Volkes zuteil werden. Und wie ihr vordem ein Fluchwort unter den Völkern wart, Haus Juda und Haus Israel, so will ich jetzt Heil euch schaffen, daß ihr zum Segenswort werden! Fürchtet euch nicht! Faßt Mut!" Die Kennzeichen echter FrömmigkeitDenn so spricht der Herr der Heerscharen: "Gleichwie ich beschlossen hatte, euch Böses zu tun, als eure Väter mich erzürnt hatten," - spricht der Herr der Heerscharen, - "und es mich nicht gereuen ließ, ebenso habe ich nun gleichfalls in diesen Tagen beschlossen, Jerusalem und dem Haus Juda Gutes zu erweisen. Fürchtet euch nicht! Das ist, was ihr tun sollt: Redet zueinander die Wahrheit! Sprecht in euren Toren treulich und friedlich Recht!  Keiner sinne gegen den anderen Böses in seinem Herzen! Habt kein Gefallen an falschen Eiden! Denn all dies hasse ich!" - Spruch des Herrn. Aufhebung der FasttageDas Wort des Herrn der Heerscharen erging an mich:  So spricht der Herr der Heerscharen: "Das Fasten im vierten, fünften, siebten und zehnten Monat soll für das Haus Juda zur Wonne und Freude und zu fröhlichen Festen werden! Nur müßt ihr Wahrheit und Frieden lieben." Die Völkerwallfahrt zum Jerusalem der HeilszeitSo spricht der Herr der Heerscharen: "Einst werden Völker kommen und Bewohner zahlreicher Städte.  Die Bewohner der einen Stadt werden zu denen der anderen ziehen und sagen: 'Wir wollen hingehen, den Herrn zur Milde zu stimmen und den Herrn der Heerscharen zu suchen! Auch ich will hingehen.' Zahlreiche Völker und viele Nationen werden kommen, um den Herrn der Heerscharen in Jerusalem zu suchen und den Herrn zur Milde zu stimmen." So spricht der Herr der Heerscharen: "In jenen Tagen werden zehn Männer aus allen Sprachen der Heidenvölker einen Juden am Rockzipfel fassen und sagen: 'Wir wollen mit euch gehen; denn wir haben gehört, daß Gott mit euch ist.'" ANHÄNGE ZUR SCHRIFT DES SACHARJADie Unterwerfung der gottfeindlichen Mächte und ihr Eintritt ins GottesreichAusspruch: - Das Wort des Herrn kommt über das Land Hadrach und läßt sich auf Damaskus nieder. Denn dem Herrn gehören die Städte von Aram und alle Stämme von Israel,  auch Hamat, das daran angrenzt, ebenso Tyrus und Sidon, so klug sie auch sind.  Ein Bollwerk baute sich Tyrus und häufte Silber wie Staub, Gold wie Unrat der Gassen.  Siehe, der Allmächtige wird es erobern und seinen Reichtum stürzen ins Meer. Es selbst wird gefressen vom Feuer. Aschkelon schaut es und schaudert, auch Gaza sieht es und bebt, ebenso Ekron - zuschanden ward seine Hoffnung. Der König muß weichen aus Gaza, in Aschkelon wohnt niemand mehr,  Ein Mischvolk haust in Aschdod. - "Ich breche den Stolz der Philister. Ich nehme ihm das Blut aus dem Mund, seine Greuel ihm aus den Zähnen. Dann verbleibt auch aus ihnen ein Rest unserem Gott und wird sein wie ein Stamm in Juda; wie die Jebusiter wird Ekron gelten.  Dann will ich wie ein Wachtposten bewachen mein Haus, es verteidigen gegen jedes Heer, gegen alle, die kommen und gehen. Kein Fronvogt soll mehr über sie kommen; denn nun wache ich mit eigenen Augen." Der FriedenskönigLaut juble, Tochter Zion! Jauchze auf, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir, gerecht und als Heiland. Voll Demut reitet er auf einem Esel, auf einem Füllen, dem Jungen einer Eselin.  "Aus Efraim schaffe ich die Streitwagen fort, die Streitrosse aus Jerusalem. Auch die Kriegsbogen werden vernichtet." Denn er kündet den Völkern den Frieden. Seine Herrschaft wird reichen von Meer zu Meer, vom Eufrat bis zu den Enden der Erde.  Siegreicher Kampf gegen die Gottesfeinde"Ob des Blutbundes, den ich geschlossen mit dir, will ich deine Gefangenen aus der wasserlosen Zisterne befreien.  Kehrt zurück zu der Festung, Gefangene voll Hoffnung! Ich tu es dir heute schon kund: Zweifach erstatte ich dir. Denn ich spanne mir Juda als Bogen. Mit Efraim lade ich ihn. Gegen die Söhne Jawans führe ich deine Söhne, Zion, zum Kampf. Zum Schwert eines Helden mache ich dich."  Dann wird der Herr über ihnen erscheinen. Sein Pfeil fährt aus wie der Blitz. In die Posaune stößt der allmächtige Herr, im Sturm braust er einher von Teman.  Der Herr der Heerscharen wird sie beschirmen. Sie fressen die Schleuderer, treten sie nieder, trinken ihr Blut wie Wein. Wie Opferschalen sind sie davon voll, wie die Ecksteine des Altars.  An jenem Tag schenkt ihnen der Herr, ihr Gott, den Sieg, er weidet sein Volk wie eine Herde. Wie funkelnde Steine im Stirnreif sind sie in seinem Land. Ja, wie herrlich ist es, wie schön! Gedeihen läßt das Getreide die Jünglinge, die Jungfrauen der Most. DIE VERNICHRUNG DER GOTTESFEINDEGott als alleiniger HeilspenderBittet den Herrn um Regen zu des Spätregens Zeit! Denn der Herr ist es, der die Wetterwolken schafft und ihnen Regen gibt für jedes Gewächs auf dem Feld. Die Terafim aber reden nur Lüge. Die Wahrsager schauen nur Trug. Sie verkünden nichtige Träume, sie spenden windigen Trost. Darum mußten sie fortziehen wie eine Herde; weil kein Hirt sie weidet, sind sie im Elend.  Der Sieg der Gottesstreiter"Mein Zorn ist entbrannt auf die Hirten. Die Leitböcke suche ich heim. Denn der Herr der Heerscharen sucht heim seine Herde. Judas Haus macht er im Krieg sich zum Prachtroß. Aus Judas Haus stammt der Eckstein, aus ihm der Zeltpflock, aus ihm der Bogen des Krieges, aus ihm alle Führer des Heeres. Sie werden wie Helden sein, die im Kampf den Feind niedertreten wie Unrat der Gassen. Sie kämpfen; denn der Herr ist mit ihnen. Zuschanden werden Reiter und Roß. Die Befreiung und Sammlung des zerstreuten GottesvolkesDas Haus Juda mache ich stark. Dem Haus Josef schenke ich Hilfe. Ich führe sie heim und erbarme mich ihrer; sie sind mir, als hätte ich nie sie verworfen. Denn ich bin der Herr, ihr Gott, und will sie erhören. Die von Efraim werden wie Helden sein, und wie vom Wein wird froh sein ihr Herz. Ihre Kinder werden es freudig sehen. Ihr Herz wird jubeln im Herrn. Ich locke sie an und führe sie zusammen, denn sie will ich erlösen. So zahlreich, wie sie vordem gewesen, werden sie sein. Ich habe sie unter die Völker zerstreut. Aber im fernen Land werden sie meiner gedenken. Sie bleiben am Leben mit ihren Söhnen und kehren dann heim. Ich führe sie heim aus dem Land Ägypten, aus Assur sammle ich sie. Nach Gilead und zum Libanon will ich sie bringen. Nicht Raum genug wird für sie dasein.  Wenn sie durch das Meer von Ägypten ziehen, schlägt der Herr die Wogen im Meer. Die Tiefen des Nils vertrocknen. Gebrochen wird Assurs Stolz. Ägyptens Zepter muß weichen. Ich will sie stärken im Herrn: Sie wandeln in seinem Namen", - Spruch des Herrn. Triumphgesang über den Sturz der Feinde GottesÖffne deine Tore, Libanon, daß Feuer deine Zedern fresse!  Heule, Zypresse, weil die Zeder gefallen, weil die herrlichen Bäume verwüstet! Heult, ihr Eichen vom Baschan, weil gestürzt der dichteste Wald! Horch, das Heulen der Hirten, weil ihre herrliche Weide verwüstet! Horch, das Brüllen der jungen Löwen, weil das prächtige Dickicht des Jordans verwüstet! Das HirtengleichnisDie Schuld der Führer des VolkesSo spricht der Herr, mein Gott:  "Weide die Schafe, die zur Schlachtung bestimmt sind, deren Käufer sie schlachten, ohne es büßen zu müssen, - deren Verkäufer sagen: 'Der Herr sei gepriesen: Ich werde reich!', - deren Hirten sie nicht verschonen!  Denn nicht mehr schonen will ich die Bewohner der Erde!", - Spruch des Herrn. "Nein, einen jeden liefere ich aus in die Hand seines Nächsten und seines Königs. Die verwüsten die Erde. Doch keinen errette ich aus ihrer Gewalt." Die Unbotmäßigkeit der HerdeSo weidete ich denn die Schafe, die zur Schlachtung für die Schafhändler bestimmt waren, und nahm mir zwei Hirtenstäbe. Den einen nannte ich 'Gnade', den anderen 'Eintracht'. So weidete ich die Schafe  und beseitigte die drei Hirten in einem Monat. Ich war ihrer überdrüssig geworden; auch ihnen war ich zuwider.  Da sprach ich: "Ich will euch nicht länger mehr weiden. Was sterben will, möge sterben! Was umkommen will, möge umkommen! Was übrigbleibt, möge einander fressen! Meinen Stab 'Gnade' nahm und zerbrach ich, um meinen Bund zu brechen, den ich mit allen Völkern geschlossen. Als er gelöst ward an jenem Tag, da erkannten die Schafhändler, die auf mich achteten, daß es auf Weisung des Herrn hin geschah. Der Lohn für den HirtenDa sprach ich zu ihnen: "Wenn es euch gefällt, so gebt mir den Lohn; wenn nicht, so laßt es!" Sie zahlten mir dreißig Schekel als Lohn.  Da sagte der Herr zu mir: "Wirf ihn in den Schatz, den herrlichen Lohn, dessen ich wert bin bei ihnen!" Ich nahm nun die dreißig Schekel und warf sie in den Schatz im Haus des Herrn.  Dann zerbrach ich meinen zweiten Stab 'Eintracht', um so den Bruderbund zwischen Juda und Israel zu zerbrechen.  Abermalige Berufung zum Hirten und StrafandrohungDa sprach der Herr zu mir: "Nimm dir noch einmal die Ausrüstung eines törichten Hirten! Denn siehe, ich lasse einen Hirten im Land erstehen, der sich nicht kümmert um das, was umkommen will, der das Verirrte nicht sucht, das Gebrochene nicht heilt, das Gesunde nicht pflegt, das Fleisch der Fetten verzehrt und ihnen die Klauen zerreißt. Wehe dem schlechten Hirten, der die Schafe im Stich läßt! Auszehrung soll kommen über seinen Arm und sein rechtes Auge! Sein Arm soll verdorren, sein rechtes Auge erlöschen!" VERFOLGUNG UND RETTUNG DER GOTTESGEMEINDEVergeblicher Ansturm gegen JerusalemAusspruch: - Wort des Herrn über Israel. Spruch des Herrn, der den Himmel ausgespannt, die Erde gegründet und den Geist des Menschen in seinem Inneren geschaffen:  "Siehe, ich mache Jerusalem zur Schwelle des Strauchelns für alle Völker im Umkreis; das gilt auch für Juda, wenn man Jerusalem belagert. An jenem Tag mache ich Jerusalem für alle Völker zum Stein, den man hochzustemmen versucht. Alle, die ihn heben, werden sich wund daran ritzen. Gegen Jerusalem tun sich alle Völker der Erde zusammen.  An jenem Tag" - Spruch des Herrn - "werde ich alle Pferde scheu machen und ihre Reiter in den Wahnsinn treiben. Über Judas Haus will ich wachen, doch alle Pferde der Völker mit Blindheit schlagen. Dann werden die Fürsten von Juda bei sich denken: 'Kraft finden die Bewohner Jerusalems im Herrn der Heerscharen, ihrem Gott.' Jerusalem in Gottes SchutzAn jenem Tag mache ich die Fürsten von Juda einem Feuerbecken im Holzstoß gleich, einer Feuerfackel im Garbenhaufen. Zur Rechten und Linken ringsum werden sie fressen alle Völker. Doch Jerusalem wird auch fernerhin an seiner Stätte in Jerusalem bleiben." Zuerst aber wird der Herr den Zelten Judas Heil verleihen, damit sich der Stolz des Hauses David und der Stolz der Bewohner Jerusalems nicht über Juda erhebe. An jenem Tag wird der Herr die Bewohner Jerusalems beschirmen. Der Schwächste von ihnen wird an jenem Tag wie David sein, und das Haus David wie Gott, wie der Engel des Herrn an ihrer Spitze. Des Volkes innere Wandlung in der Trauer um den 'Durchbohrten'"An jenem Tag will ich trachten, jedes Volk zu vernichten, das gegen Jerusalem anrückt. Doch über Davids Haus und die Bewohner Jerusalems will ich ausgießen den Geist der Gnade und des Gebetes. Sie werden aufblicken zu dem, den sie durchbohrt haben, und werden klagen um ihn, wie man um den Einzigen klagt, und trauern um ihn, wie man um den Erstgeborenen trauert."  An jenem Tag wird groß sein die Klage in Jerusalem wie die Klage von Hadad-Rimmon in der Ebene von Megiddo.  Da wird klagen das Land, jedes Geschlecht für sich: Das Geschlecht des Hauses David für sich und ihre Frauen für sich, das Geschlecht des Hauses Natan für sich und ihre Frauen für sich,  das Geschlecht des Hauses Levi für sich und ihre Frauen für sich, das Geschlecht Schimi für sich und ihre Frauen für sich,  und alle anderen Geschlechter für sich, Geschlecht auf Geschlecht, und ihre Frauen für sich. Die Tilgung der SündenAn jenem Tag wird dem Haus David und den Bewohnern Jerusalems eine Quelle erschlossen sein gegen Sünde und Unreinheit. "An jenem Tag" - Spruch des Herrn der Heerscharen - "werde ich ausrotten aus dem Land die Namen der Götzen, so daß man ihrer nicht mehr gedenkt. Auch werde ich aus dem Land verschwinden lassen die falschen Propheten und den Geist der Unreinheit." Will einer auftreten als falscher Prophet, so werden zu ihm seine Eltern, Vater und Mutter, sagen: "Nicht länger darfst du am Leben bleiben; denn du hast Lügen geredet im Namen des Herrn." Durchbohren werden ihn seine Eltern, Vater und Mutter, wenn er auftritt als falscher Prophet. Das Verschwinden der falschen ProphetenAn jenem Tag werden sich die falschen Propheten ihrer Visionen und Weissagungen schämen. Sie werden sich nicht mehr in härene Mäntel hüllen, um zu betrügen.  Jeder wird sagen: "Ich bin kein Prophet; ich bin nur ein Ackerknecht. Schon in meiner Jugend hat mich jemand als Knecht sich erworben." Fragt man ihn dann: "Was sind das für Narben auf deiner Brust?", so antwortet er: "Man hat mich im Haus meiner Freunde geschlagen."  Der Tod des Hirten und die Läuterung der Herde"Du Schwert, wache auf wider meinen Hirten, wider den Mann, der mir nahe steht!" - Spruch des Herrn der Heerscharen. - "Ich schlage den Hirten, daß sich die Schafe zerstreuen. Dann kehre ich meine Hand gegen die Kleinen.  Im ganzen Land" - Spruch des Herrn - "werden zwei Drittel ausgerottet und kommen um. Doch ein Drittel soll darin übrig bleiben.  Dieses Drittel will ich ins Feuer bringen und will es schmelzen, wie man Silber schmelzt, und es läutern, wie man Gold läutert. Dieses wird dann anrufen meinen Namen, und ich will es erhören und sagen: 'Dies ist mein Volk!', und es wird sagen: 'Der Herr ist mein Gott!'" ENDGERICHT UND ENDHEILDer Kampf gegen JerusalemSiehe, für den Herrn kommt ein Tag, da wird man in deiner Mitte verteilen, was man bei dir erbeutet hat. Alle Völker werde ich zum Kampf gegen Jerusalem versammeln. Erobern wird man die Stadt, plündern die Häuser, Schande antun den Frauen. Die Hälfte der Stadt muß in die Gefangenschaft wandern. Doch der Rest des Volkes wird aus der Stadt nicht ausgerottet werden. Niederwerfung der GottesfeindeNein, der Herr wird erscheinen und kämpfen mit jenen Völkern wie einst, als er stritt am Tag der Schlacht. Seine Füße stehen an jenem Tag auf dem Ölberg, der östlich von Jerusalem liegt, und der Ölberg wird in der Mitte sich spalten nach Osten und Westen hin zu einem gewaltigen Tal. Nach Norden weicht die eine Hälfte des Berges zurück, die andere nach Süden. Dann werdet ihr fliehen in das Tal meiner Berge; denn das Tal zwischen den Bergen wird reichen bis Jasol. Ihr werdet fliehen, wie einst ihr geflohen seid vor dem Erdbeben in den Tagen Usijas, des Königs von Juda. Dann wird erscheinen der Herr, mein Gott, und alle Heiligen mit ihm.  Kein Licht wird es mehr geben an jenem Tag, nur Kälte und Frost.  Ein einziger Tag wird es sein, der dem Herrn nur bekannt ist, ohne Wechsel von Tag und Nacht; licht wird es sein selbst zur Abendzeit. Die Segnungen der HeilszeitAn jenem Tag wird lebendiges Wasser von Jerusalem ausgehen, die eine Hälfte ins östliche, die andere Hälfte ins westliche Meer. - So wird es sein im Sommer und Winter.  Und der Herr wird König sein über die ganze Erde. An jenem Tag wird der Herr der alleinige Gott sein. Einzig sein Name wird anerkannt. Zur Ebene wird sich wandeln das ganze Land von Geba bis Rimmon im Süden Jerusalems. Doch dieses wird ragen und bewohnt sein an seiner Stätte vom Benjamintor bis zur Stätte des früheren Tors, bis zum Ecktor, und vom Turm Hananel bis zu den Keltern des Königs.  Man wird darin sicher wohnen. Einen Bannfluch wird es dann nicht mehr geben: Jerusalem wird sicher sein. Das Gericht über die VölkerUnd das wird die Strafe sein, mit der der Herr alle Völker schlägt, die zu Feld zogen gegen Jerusalem: Er wird vermodern lassen ihr Fleisch, noch während sie stehen auf ihren Füßen. Ihre Augen werden vermodern in ihren Höhlen. Ihre Zunge wird vermodern in ihrem Mund. Ein gewaltiger Schrecken, vom Herrn gesandt, wird an jenem Tag unter ihnen entstehen. Einer wird die Hand des anderen ergreifen, doch des einen Hand wird sich wider die Hand des anderen erheben. Auch Juda wird wider Jerusalem streiten. Den Reichtum aller Völker im Umkreis sammelt man ein: Gold, Silber und Kleider in überaus großer Menge. Dieselbe Plage wird - geradeso wie jene Plage - auch die Pferde, Maultiere, Kamele, Esel und alle Tiere treffen, die sich in jenen Lagern befinden. Die Bekehrung der VölkerDann werden alle, die übriggeblieben von sämtlichen Völkern, die gegen Jerusalem zogen, Jahr für Jahr hinaufziehen, anzubeten den König, den Herrn der Heerscharen, und das Laubhüttenfest zu begehen. Doch wer von den Völkerfamilien der Erde nicht hinaufziehen will nach Jerusalem, anzubeten den König, den Herrn der Heerscharen, auf dessen Land wird kein Regen fallen. Und wenn das Volk der Ägypter nicht herkommt und sich einfindet, wird es die Strafe treffen, mit der der Herr die Völker schlägt, die nicht hinaufziehen, das Laubhüttenfest zu begehen.  Das wird die Strafe Ägyptens und die Strafe aller Völker sein, die nicht hinaufziehen, das Laubhüttenfest zu begehen. Allgemeine Heiligung der GottesstadtAn jenem Tag wird auf den Schellen der Pferde die Aufschrift stehen: 'Heilig dem Herrn!' Die Kochtöpfe im Haus des Herrn werden so heilig sein wie die Opferschalen vor dem Altar.  Jeder Kochtopf in Jerusalem und Juda wird dem Herrn der Heerscharen heilig sein. Alle, die kommen, um zu opfern, nehmen sie und kochen in ihnen. Und keinen Krämer wird es mehr geben im Tempel des Herrn der Heerscharen an jenem Tag. Gottes Ehre: Des Volkes HeilAusspruch. - Wort des Herrn an Israel durch Maleachi.  Einleitung: Vorliebe Gottes für Israel"Ich liebe euch!", spricht der Herr. Doch ihr fragt: "Wieso liebst du uns?" - "Ist Esau nicht der Bruder Jakobs?" - Spruch des Herrn. "Aber ich liebte Jakob  und haßte Esau; zur Öde machte ich seine Berge, sein Erbteil gab ich den Schakalen der Wüste preis. Wenn Edom spricht: 'Unser Land ist verwüstet, doch wollen wir wieder aufbauen die Trümmer', so spricht der Herr der Heerscharen: Sie mögen bauen, doch ich werde niederreißen. Man nennt sie 'Land des Frevels' und 'Volk, dem der Herr auf ewig zürnt'.  Wenn eure Augen es schauen, werdet ihr sagen: 'Groß ist der Herr über Israels Grenzen hinaus.'" DER GOTTESDIENST IM TEMPEL'Wo ist meine Ehre?'"Ein Sohn ehrt den Vater und ein Knecht seinen Herrn. Wenn ich nun Vater bin, wo ist meine Ehre? Wenn ich Herr bin, wo ist die Furcht vor mir?, spricht der Herr der Heerscharen zu euch, ihr Priester, die ihr meinen Namen verunehrt. Ihr fragt: 'Wieso haben wir deinen Namen verunehrt?' Ihr bringt ja unreine Speise dar auf meinem Altar und fragt noch: 'Wieso haben wir ihn verunreinigt?' Dadurch, daß ihr denkt: 'Der Tisch des Herrn ist verächtlich.'  Wenn ihr ein blindes Tier zum Opfer bringt, ist das nicht schlimm genug? Wenn ihr ein lahmes oder krankes darbringt, ist das nicht schlimm genug? Bringe es doch deinem Statthalter dar, ob der daran Freude hat oder dich huldvoll aufnehmen wird!", spricht der Herr der Heerscharen. "Nun, so versucht doch, Gott zu besänftigen, daß er uns huldvoll aufnimmt! Aus eurer Hand ward ihm solches zuteil. Kann er da noch gnädig gegen euch sein?", spricht der Herr der Heerscharen. Ankündigung eines neuen, reinen Opfers"Schlösse doch einer von euch gleich die Tore zu, daß ihr nicht vergeblich Feuer anfacht auf meinem Altar! Kein Wohlgefallen habe ich an euch", spricht der Herr der Heerscharen, "und keine Opfer mag ich aus euren Händen.  Denn vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang wird mein Name groß sein unter den Völkern, und überall wird meinem Namen geopfert und ein reines Speiseopfer dargebracht. Denn groß wird mein Name sein unter den Völkern", spricht der Herr der Heerscharen.  Die Pflichtvergessenheit der Priester"Doch ihr entweiht ihn, indem ihr sprecht: 'Der Tisch des Allmächtigen ist verunreinigt, und was davon kommt, ist verächtlich.' Ihr sagt: 'Welche Mühe!' und blast sein Feuer an", spricht der Herr der Heerscharen. "Ihr bringt Geraubtes oder Lahmes und Krankes als Opfer dar. Soll ich das mit Wohlgefallen aus eurer Hand annehmen?", spricht der Herr. "Verflucht der Betrüger, der ein männliches Tier in seiner Herde hat und, obschon er es dem Allmächtigen gelobt, doch nur ein schlechtes opfert! Denn ein großer König bin ich!", spricht der Herr der Heerscharen, "und gefürchtet ist unter den Völkern mein Name. 'Damit mein Bund mit Levi bestehen bleibt...'Und nun ergeht an euch, ihr Priester, folgende Weisung: Wenn ihr nicht hört und nicht von Herzen darauf ausgeht, meinem Namen Ehre zu zollen", spricht der Herr der Heerscharen, "schleudere ich den Fluch wider euch und wandle eure Segnungen in Flüche. Ja, ich habe sie schon in Flüche verwandelt, weil ihr es nicht zu Herzen nehmt.  Siehe, den Arm schlage ich euch ab, und Unrat streue ich euch ins Gesicht, den Unrat eurer Feste. Man schafft euch zu ihm hinaus.  Dann erkennt ihr, daß ich diese Strafandrohung euch zukommen ließ, damit mein Bund mit Levi bestehen bleibt", spricht der Herr der Heerscharen.  'Er hatte Ehrfurcht vor mir...'"Mein Bund mit ihm war Leben und Heil. Beides gab ich ihm, daß er mich fürchte, und er hatte Ehrfurcht vor mir und beugte sich meinem Namen. In seinem Mund war der Wahrheit Gesetz, auf seinen Lippen fand sich kein Trug. In Friede und Rechtschaffenheit wandelte er vor mir und hielt viele zurück von der Sünde. 'Doch ihr seid abgewichen vom Weg...'Denn man beobachtet die Lippen des Priesters; in seinem Mund sucht man Belehrung und Unterweisung. Er ist ja ein Bote des Herrn der Heerscharen. Doch ihr seid abgewichen vom Weg und habt viele wankend gemacht im Gesetz, und den Bund mit Levi habt ihr verderbt", spricht der Herr der Heerscharen. "Darum mache ich auch euch verachtet und niedrig beim ganzen Volk, weil ihr meine Wege nicht eingehalten habt und bei der Anwendung des Gesetzes auf die Person schaut." Strafrede an das VolkDie Ehen mit heidnischen Frauen Haben wir nicht alle denselben Vater? Hat nicht derselbe Gott uns geschaffen? Warum handeln wir dann treulos gegen einander und entweihen den Bund unserer Väter? Treulos ist Juda gewesen. Greuel beging man in Israel und in Jerusalem; denn entweiht hat Juda das Heiligtum des Herrn, das er liebte, und die Tochter eines fremden Gottes zur Ehe genommen.  Ausrotten möge der Herr den Mann, der solches tut, den Wachenden und den Antwortenden aus Jakobs Zelten, aus dem Kreis derer, die dem Herrn der Heerscharen Opfer darbringen.  Die EhescheidungenAußerdem tut ihr dies: Ihr bedeckt den Altar des Herrn mit Tränen, mit Weinen und Seufzen, weil er die Opfer nicht mehr huldvoll ansieht und die Gaben nicht annimmt aus eurer Hand. Ihr fragt: 'Warum das?' - Nur darum, weil der Herr Zeuge gewesen ist zwischen dir und der Frau deiner Jugend, der du nun die Treue gebrochen, obschon sie deine Gefährtin war, die Frau deines Bundes. Hat er es nicht zum einzigen Wesen gemacht, das Fleisch und Odem besitzt? Und was erstrebt dieses eine Wesen? Nachkommenschaft von Gott. Achtet also euer Leben! - Und an der Frau deiner Jugend handle nicht treulos!  "Denn die Entlassung ist mir verhaßt", spricht der Herr, der Gott Israels, "und (verhaßt ist mir,) wer mit Gewalttat bedeckt sein Gewand", spricht der Herr der Heerscharen. "Habt darum acht auf euer Leben und handelt nicht treulos!" 'Wo ist denn der Gott des Gerichtes?'Durch eure Reden habt ihr den Herrn gekränkt und fragt noch: 'Wieso haben wir ihn gekränkt?' Nun, dadurch, daß ihr sagt: 'Jeder, der Böses tut, ist gut in den Augen des Herrn; an solchen hat er Gefallen' oder 'Wo ist denn der Gott des Gerichtes?'  'Siehe, er kommt!'"Siehe, ich sende meinen Boten, daß er den Weg bereite vor mir. Plötzlich wird kommen zu seinem Tempel der Herrscher, den ihr herbeisehnt, der Bote des Bundes, nach dem ihr verlangt. - Siehe, er kommt!", - spricht der Herr der Heerscharen.  "Doch wer kann den Tag seiner Ankunft ertragen? Wer besteht bei seinem Erscheinen? Denn er ist wie das Feuer des Schmelzers, wie die Lauge der Walker.  Er setzt sich, um das Silber zu schmelzen und zu reinigen. Er reinigt die Söhne Levis. Wie Gold und Silber läutert er sie, daß sie darbringen rechte Opfer dem Herrn.  Dann wird den Herrn wieder freuen das Opfer Judas und Jerusalems wie in den Tagen der Vorzeit, wie in den früheren Jahren. 'Kehrt um zu mir!'Ich komme zu euch zum Gericht. Schon trete ich als Kläger auf gegen die Zauberer und Ehebrecher, gegen die Meineidigen und gegen die Bedrücker der Lohnarbeiter und Witwen und Waisen und gegen die, die ohne Scheu das Recht der Fremdlinge beugen", spricht der Herr der Heerscharen. "Denn ich, der Herr, habe mich nicht verändert, und ihr habt nicht aufgehört, Jakobssöhne zu sein.  Nachlässigkeit in der Entrichtung der AbgabenSeit eurer Väter Tagen seid ihr gewichen von meinen Satzungen und habt sie nicht mehr beachtet. Kehrt zu mir zurück, und ich kehre zu euch zurück!", spricht der Herr der Heerscharen. "Ihr fragt: 'Wieso sollen wir zurückkehren?' Darf denn ein Mensch Gott betrügen, daß ihr mich betrügt und noch fragt: 'Wieso haben wir dich betrogen?' Nun, mit den Zehnten und mit den Abgaben. Mit dem Fluch seid ihr belegt; denn ihr betrügt mich, das ganze Volk. Bringt den ganzen Zehnten ins Vorratshaus, damit sich Nahrung finde in meinem Tempel! Prüft mich doch daran", spricht der Herr der Heerscharen, "ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffne und auf euch Segen im Übermaß herniederschütte! Ich werde euch den Fresser verjagen, daß er euch nicht die Frucht des Ackers vernichte. Der Weinstock im Feld wird nicht fruchtlos bleiben", spricht der Herr der Heerscharen.  "Alle Völker werden euch glücklich preisen, daß ihr das Land meines Wohlgefallens seid", spricht der Herr der Heerscharen. Gegen den Vorwand der Nutzlosigkeit des Dienstes Gottes"Zu anmaßend gegen mich sind eure Reden", spricht der Herr. "Ihr fragt: 'Was reden wir denn untereinander gegen dich?'  Nun, ihr sagt: 'Gott zu dienen bringt keinen Nutzen. Welchen Nutzen haben wir denn, daß wir seine Gebote halten? Daß wir in Trauer dahinwandeln vor dem Herrn der Heerscharen? Ja, die Frevler müssen wir glücklich preisen. Den Übeltätern geht es gut. Versuchen sie Gott, gehen sie straflos aus'." Als die Gottesfürchtigen sich untereinander berieten, merkte der Herr auf und hörte es, und ein Gedenkbuch wurde vor ihm geschrieben für die, die den Herrn fürchten und seinen Namen verehren.  "Sie gehören mir als mein Eigentum an", spricht der Herr der Heerscharen, "am Tag, den ich bereite! Freundlich werde ich umgehen mit ihnen, wie ein Vater umgeht mit seinem Sohn, der bei ihm dient. Dann seht ihr wieder den Unterschied zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient. Gottlose und Gerechte am Tag des HerrnDenn siehe, der Tag kommt, brennend wie ein Ofen. Da werden alle Frevler und alle Übeltäter wie Stoppeln sein. Verbrennen wird sie der Tag, der da kommt", spricht der Herr der Heerscharen. "Weder Wurzel noch Zweig wird er ihnen lassen.  Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit, Heil birgt sie in ihren Flügeln.  Ausziehen werdet ihr dann und hüpfen wie die Kälber, die aus dem Stall kommen. Dann werdet ihr die Gottlosen niedertreten, daß sie zu Staub unter euren Fußsohlen werden am Tag, den ich bereite", spricht der Herr der Heerscharen. "Bleibt eingedenk des Gesetzes meines Knechtes Mose, dem ich am Horeb für ganz Israel Satzungen und Recht übergab. Siehe, ich sende euch den Propheten Elija, bevor der große und furchtbare Tag des Herrn kommt.  Er wird das Herz der Väter wieder den Söhnen und das Herz der Söhne den Vätern zuwenden, damit ich nicht kommen muß, das Land mit dem Bannfluch zu schlagen." KINDHEITSGESCHICHTE JESUStammbaum JesuStammbaum von Jesus Christus, dem Sohn Davids, dem Sohn Abrahams:  Von Abraham stammt Isaak, von Isaak Jakob, von Jakob Juda und seine Brüder, von Juda Perez und Serach; ihre Mutter war Tamar, von Perez Hezron, von Hezron Aram,  von Aram Amminadab, von Amminadab Nachschon, von Nachschon Salmon, von Salmon Boas, dessen Mutter war Rahab, von Boas Obed, dessen Mutter war Rut, von Obed Isai, von Isai der König David. Von David stammt Salomo, dessen Mutter die Frau des Urija war, von Salomo Rehabeam, von Rehabeam Abija, von Abija Asa, von Asa Joschafat, von Joschafat Joram, von Joram Usija,  von Usija Jotam, von Jotam Ahas, von Ahas Hiskija, von Hiskija Manasse, von Manasse Amos, von Amos Joschija. von Joschija Jojachin und seine Brüder; das war zur Zeit der Babylonischen Gefangenschaft. Nach der Babylonischen Gefangenschaft: Von Jojachin stammt Schealtiël, von Schealtiël Serubbabel, von Serubbabel Abihud, von Abihud Eljakim, von Eljakim Azor, von Azor Zadok, von Zadok Achim, von Achim Eliud, von Eliud Eleasar, von Eleasar Mattan, von Mattan Jakob, von Jakob stammt Josef, der Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus genannt wird.  So sind es von Abraham bis David insgesamt vierzehn Generationen, von David bis zur Babylonischen Gefangenschaft vierzehn Generationen und von der Babylonischen Gefangenschaft bis Christus vierzehn Generationen.  Geburt JesuMit der Geburt Jesu Christi verhielt es sich so: Als seine Mutter Maria, mit Josef verlobt war, fand es sich, daß sie empfangen hatte vom Heiligen Geist, noch ehe sie zusammenkamen.  Josef aber, ihr Mann, war gerecht und wollte sie nicht bloßstellen; er beschloß, sie in aller Stille zu entlassen.  Während er sich mit diesem Gedanken trug, erschien ihm im Traum ein Engel des Herrn und sagte: "Josef, Sohn Davids, scheue dich nicht, Maria, deine Frau, heimzuführen; denn das in ihr Gezeugte stammt vom Heiligen Geist.  Sie wird einen Sohn gebären: Dem sollst du den Namen Jesus geben. Er nämlich wird retten sein Volk von seinen Sünden."  Dies alles ist geschehen, damit in Erfüllung gehe, was der Herr durch den Propheten gesagt hat:  "Seht, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und man wird ihm den Namen Immanuël geben", das heißt übersetzt: »Gott mit uns«.  Josef stand vom Schlaf auf, tat, wie ihm der Engel des Herrn geboten hatte, und führte seine Frau heim. Und er erkannte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar. Und er gab ihm den Namen Jesus.  Die Weisen aus dem MorgenlandAls Jesus in den Tagen des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren war, kamen Magier aus dem Morgenland nach Jerusalem  und fragten: "Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben nämlich seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, ihm zu huldigen."  Als König Herodes das hörte, erschrak er und ganz Jerusalem mit ihm. Er versammelte alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und legte ihnen die Frage vor, wo der Messias geboren werden sollte. Sie sagten ihm: "In Betlehem in Judäa; denn es steht beim Propheten geschrieben: `Du, Betlehem im Lande Judas, bist keineswegs die geringste unter den Fürsten von Juda. Denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der mein Volk Israel regieren soll.´" Da ließ Herodes die Weisen heimlich zu sich kommen und erkundigte sich bei ihnen genau nach der Zeit, da der Stern erschienen war. Dann wies er sie nach Betlehem und sagte: "Zieht hin und forscht sorgfältig nach dem Kind. Sobald ihr es gefunden habt, gebt mir Nachricht; dann will auch ich kommen und ihm huldigen." Sie hörten den König an und machten sich auf den Weg. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, zog vor ihnen her, bis er am Ende über dem Ort stehenblieb, wo das Kind war. Als sie den Stern sahen, empfanden sie eine überaus große Freude. Sie traten in das Haus und sahen das Kind mit Maria, seiner Mutter. Sie fielen nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Geschenke dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe. In einem Traum erhielten sie die Weisung, nicht zu Herodes zurückzukehren. So zogen sie auf einem anderen Weg in ihr Land zurück. Flucht nach ÄgyptenAls sie weggezogen waren, erschien Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: "Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten. Bleibe dort, bis ich dir Weisung gebe. Denn Herodes wird nach dem Kind suchen, um es zu ermorden." Da stand er auf, nahm bei Nacht das Kind und seine Mutter und zog nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. So sollte der Spruch des Herrn in Erfüllung gehen, der durch den Propheten sagt: "Aus Ägypten berief ich meinen Sohn."   Der KindermordAls sich Herodes von den Weisen hintergangen sah, geriet er in heftigen Zorn. Er ließ in Betlehem und in dessen ganzem Gebiet alle Knaben von zwei Jahren und darunter umbringen, entsprechend der Zeit, die er von den Weisen erfahren hatte. Damals erfüllte sich das Wort des Propheten Jeremia, der da spricht: "In Rama wird Klage laut, viel Weinen und Wehgeschrei; Rahel weint um ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen, weil sie nicht mehr sind."  Rückkehr nach NazaretAls Herodes gestorben war, erschien Josef in Ägypten ein Engel des Herrn im Traum und sagte: "Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und ziehe in das Land Israel. Denn die dem Kind nach dem Leben trachteten, sind gestorben." Da stand er auf, nahm das Kind und seine Mutter und zog in das Land Israel. Als er aber hörte, daß Archelaus an Stelle seines Vaters Herodes über Judäa regiere, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Auf eine Weisung, die er im Traum erhielt, zog er in das Gebiet von Galiläa und ließ sich in einer Stadt mit Namen Nazaret nieder. So sollte das Prophetenwort in Erfüllung gehen: "Man wird ihn einen Nazoräer nennen."  VORBEREITUNG DES ÖFFENTLICHEN WIRKENS JESUJohannes der TäuferIn jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und predigte in der Wüste von Judäa:  "Bekehrt euch, denn das Himmelreich ist nahe."  Ihn meinte der Prophet Jesaja, wenn er sagt: "Eines Herolds Stimme in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Ebnet ihm die Straßen! "   Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und um seine Hüften einen ledernen Gürtel. Seine Nahrung waren Heuschrecken und wilder Honig.  Jerusalem, ganz Judäa und das ganze Jordanland zog zu ihm hinaus. Sie ließen sich im Jordan von ihm taufen und bekannten dabei ihre Sünden. Als er viele Pharisäer und Sadduzäer zu seiner Taufe kommen sah, sagte er zu ihnen: "Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn beigebracht, ihr würdet dem kommenden Zorngericht entrinnen? Bringt Frucht hervor, die der Bekehrung würdig ist.  Meint ja nicht, bei euch sagen zu dürfen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen Kinder für Abraham erwecken. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gesetzt. Jeder Baum, der keine gute Frucht trägt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Ich taufe euch nur mit Wasser, damit ihr euch bekehrt. Der aber nach mir kommt, ist mächtiger als ich. Ich bin nicht wert, ihm die Schuhe zu tragen. Er wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen.  Er hat die Wurfschaufel in seiner Hand und wird seine Tenne reinigen. Und er wird seinen Weizen in die Scheune bringen, die Spreu aber in unauslöschlichem Feuer verbrennen."  Taufe JesuDamals kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes aber wollte ihn zurückhalten und sagte: "Ich hätte nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir?" Jesus antwortete ihm: "Laß es jetzt zu; denn so müssen wir alle Gerechtigkeit erfüllen." Da ließ er ihn zu. Als Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser. Da öffnete sich der Himmel. Er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabschweben und über sich kommen.  Und eine Stimme aus dem Himmel rief: "Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." Versuchung JesuDann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, um vom Teufel versucht zu werden.  Er fastete vierzig Tage und vierzig Nächte. Zuletzt hungerte ihn.  Da trat der Versucher an ihn heran und sagte zu ihm: "Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, daß die Steine da zu Brot werden."  Er gab zur Antwort: "Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt."  Dann nahm ihn der Teufel mit in die Heilige Stadt, stellte ihn auf die Zinne des Tempels  und sagte zu ihm: "Wenn du Gottes Sohn bist, so stürze dich hinab. Es steht ja geschrieben: Seinen Engeln gebot er deinetwegen. Sie werden dich auf Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt ."  Jesus sagte zu ihm: "Es steht auch geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen ."   Sodann nahm ihn der Teufel mit auf einen sehr hohen Berg, zeigte ihm alle Reiche der Welt samt ihrer Herrlichkeit und sagte zu ihm: "Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest." Da gebot ihm Jesus: "Hinweg, Satan! Es steht geschrieben: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen ."  Da verließ ihn der Teufel, und siehe, Engel kamen herbei und bedienten ihn. JESU ÖFFENTLICHES WIRKEN IN GALILÄA - DIE FROHE BOTSCHAFT AN ISRAELSchauplatz des Wirkens JesuAls Jesus hörte, daß Johannes gefangengesetzt sei, zog er sich nach Galiläa zurück. Er verließ die Stadt Nazaret und nahm seinen Wohnsitz in Kafarnaum am See, im Gebiet von Sebulon und Naftali. So sollte das Wort des Propheten Jesaja in Erfüllung gehen, der da sagt: "Land Sebulon und Land Naftali, Landstrich gegen den See hin, jenseits des Jordan, Galiläa der Heiden!  Das Volk, das im Finsteren sitzt, sieht ein helles Licht; denen, die im Land des Todesschattens wohnen, strahlt ein Licht auf." Von da an begann Jesus zu predigen und zu rufen: "Bekehrt euch, denn das Himmelreich ist nahe." Die ersten JüngerAls er am See von Galiläa entlangging, sah er, wie zwei Brüder, Simon, der Petrus genannt wird, und sein Bruder Andreas, ein Netz in den See warfen. Sie waren nämlich Fischer.  Er sagte zu ihnen: "Folgt mir! Dann will ich euch zu Menschenfischern machen." Auf der Stelle verließen sie die Netze und folgten ihm. Als er von da weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den (Sohn) des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes, wie sie mit ihrem Vater Zebedäus ihre Netze im Boot ausbesserten. Und er rief sie. Auf der Stelle verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten ihm. Überblick über das Wirken JesuJesus zog in ganz Galiläa umher. Er lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte jegliche Krankheit und jegliches Gebrechen im Volk.  Sein Ruf verbreitete sich über ganz Syrien. Man brachte zu ihm alle, die an mancherlei Krankheiten und Plagen litten, Besessene, Mondsüchtige und Gelähmte, und er heilte sie.  Große Volksscharen aus Galiläa und der Dekapolis, aus Jerusalem, Judäa und aus dem Gebiet jenseits des Jordan folgten ihm. DIE BERGPREDIGTAls Jesus die Volksscharen sah, stieg er auf den Berg. Und als er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie. Die acht Seligkeiten"Selig die Armen im Geist; denn ihrer ist das Himmelreich.  Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land als Erbe besitzen.  Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig die Friedenstifter; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden. Selig, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen; denn ihrer ist das Himmelreich. Aufgabe der JüngerSelig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und euch lügnerisch alles Böse nachreden! Freut euch und jubelt: denn groß ist euer Lohn im Himmel. Ebenso haben sie ja die Propheten, die vor euch waren, verfolgt. Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz schal wird, womit soll man es salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; man wirft es hinaus und es wird von den Leuten zertreten.  Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht eine Lampe an und stellt sie unter einen Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus. So leuchte euer Licht vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. Jesus und das GesetzGlaubt nicht, ich sei gekommen, das Gesetz oder die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um sie aufzuheben, sondern um sie zur Vollendung zu führen.  Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird kein Jota oder Häkchen vom Gesetz vergehen, bis alles erfüllt ist.  Wer darum eines von diesen ganz geringfügigen Geboten aufhebt und so die Menschen lehrt, wird im Himmelreich "Geringster" heißen. Wer sie aber hält und lehrt, wird "Großer" genannt werden im Himmelreich. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit vollkommener ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr in das Himmelreich nicht eingehen. Das fünfte GebotIhr habt gehört, daß den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten! Wer tötet, soll dem Gericht verfallen.  Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, wird dem Gericht verfallen sein; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Tor!, wird dem Hohen Rat verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du Gottloser!, wird dem Feuer der Hölle verfallen sein.  Wenn du also deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so laß deine Gabe dort vor dem Altar, und geh, zuerst versöhne dich mit deinem Bruder; dann komm und opfere deine Gabe. Verständige dich ohne Verzug mit deinem Gegner, solange du noch mit ihm unterwegs bist. Sonst könnte dich dein Gegner dem Richter übergeben und der Richter dem Gerichtsdiener, und man würde dich ins Gefängnis werfen. Wahrlich, ich sage dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Heller bezahlt hast. Das sechste GebotIhr habt gehört, daß gesagt worden ist: Du sollst nicht ehebrechen!  Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Wenn also dein rechtes Auge dich zum Bösen verführt, reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, eines deiner Glieder geht verloren, als daß dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, eines deiner Glieder geht verloren, als daß dein ganzer Leib in die Hölle fährt. Es ist gesagt worden: Wer seine Frau entlassen will, stelle ihr einen Scheidebrief aus.  Ich aber sage euch: Jeder, der seine Frau entläßt - ausgenommen der Fall von Unzucht -, der macht sie zur Ehebrecherin; und wer eine Entlassene zur Ehe nimmt, begeht Ehebruch. Vom SchwörenWeiter habt ihr gehört, daß den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast.  Ich aber sage euch: Ihr sollt überhaupt nicht schwören, weder beim Himmel, weil er Gottes Thron ist, noch bei der Erde, weil sie der Schemel seiner Füße ist, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören, weil du nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz machen kannst. Eure Rede soll sein: Ja, ja - nein, nein. Was darüber hinausgeht, ist vom Bösen. WiedervergeltungIhr habt gehört, daß gesagt worden ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn!  Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin. Will jemand mit dir rechten und dir deinen Rock nehmen, dann laß ihm auch den Mantel.  Nötigt dich jemand, eine Meile weit mitzugehen, dann geh zwei mit ihm. Wer dich bittet, dem gib; wer von dir borgen will, den weise nicht ab. FeindesliebeIhr habt gehört, daß gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.  Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet, der seine Sonne aufgehen läßt über Böse und Gute, und es regnen läßt über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr nur jene liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das gleiche nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Freunde grüßt, was tut ihr da Besonderes? Tun das gleiche nicht auch die Heiden? Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.  AlmosengebenHütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. Wenn du also Almosen gibst, so posaune es nicht aus, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Straßen tun, um von den Leuten geehrt zu werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben schon ihren Lohn. Wenn du Almosen gibst, soll deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut, damit dein Almosen im Verborgenen bleibt. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. GebetWenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler! Die beten am liebsten in den Synagogen und an den Straßenecken, um den Menschen in die Augen zu fallen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben schon ihren Lohn. Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, schließ die Tür und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr betet, so plappert nicht wie die Heiden! Die meinen, sie fänden Erhörung, wenn sie viele Worte machen. Macht es nicht wie sie! Euer Vater weiß ja, was ihr braucht, ehe ihr ihn bittet. So sollt ihr nun beten: Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns vom Bösen.  Wenn ihr nämlich den Menschen ihre Fehler vergebt, so wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euer Vater eure Fehler auch nicht vergeben. FastenWenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler! Sie geben sich ein düsteres Aussehen, damit die Leute es ihnen ansehen, daß sie fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben schon ihren Lohn.  Du aber salbe dein Haupt, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht sehen, daß du fastest, sondern nur dein Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Irdische GüterSammelt euch nicht Schätze auf Erden, wo Motte und Rost sie vernichten und Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost sie vernichten, noch Diebe einbrechen und sie stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Die Leuchte des Leibes ist das Auge. Ist nun dein Auge lauter, so ist dein ganzer Leib voller Licht.  Ist aber dein Auge böse, so ist dein ganzer Leib in Finsternis. Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß wird erst die Finsternis sein! Niemand kann zwei Herren dienen. Entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird zu dem einen halten und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.  Ängstliche SorgeDarum sage ich euch: Macht euch keine Sorgen um euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch um euren Leib, was ihr anziehen sollt. Ist das Leben nicht mehr als die Nahrung und der Leib nicht mehr als die Kleidung? Betrachtet die Vögel des Himmels: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen: doch euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht mehr wert als sie?  Wer von euch vermag mit seinen Sorgen seine Lebenszeit um nur eine kleine Spanne zu verlängern?  Und was seid ihr besorgt um eure Kleidung? Betrachtet die Lilien des Feldes! Wie sie wachsen! Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Ich sage euch aber: Selbst Salomo in all seiner Pracht war nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wieviel mehr euch, ihr Kleingläubigen! Seid also nicht besorgt und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Womit sollen wir uns bekleiden? Denn nach all dem trachten die Heiden. Euer himmlischer Vater weiß ja, daß ihr dies alles nötig habt. Sucht vielmehr zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugegeben werden. Seid nicht so besorgt um den morgigen Tag; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. - Jeder Tag hat genug seiner eigenen Plage. Liebloses RichtenRichtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn das Urteil, das ihr fällt, wird über euch gefällt, und mit dem Maß, mit dem ihr meßt, wird euch zugemessen werden. Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, den Balken aber in deinem Auge beachtest du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Laß mich den Splitter aus deinem Auge ziehen! - und dabei steckt in deinem Auge ein Balken?  Du Heuchler! Zieh erst den Balken aus deinem Auge, dann magst du sehen, wie du den Splitter aus dem Auge deines Bruders ziehst. Gebt das Heilige nicht den Hunden, und werft eure Perlen nicht den Schweinen vor, damit sie sie nicht mit ihren Füßen zertreten, sich umwenden und euch zerreißen. BittgebetBittet, und es wird euch gegeben; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch aufgetan. Denn jeder, der bittet, empfängt; wer sucht, der findet; wer anklopft, dem wird aufgetan. Oder ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet? Oder wird er ihm eine Schlange geben, wenn er um einen Fisch bittet? Wenn nun ihr, obwohl ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wißt, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten! Goldene RegelAlles, was ihr wollt, daß es euch die Menschen tun, das tut auch ihr ihnen! Denn dies ist das Gesetz und die Propheten. Die enge Pforte und der schmale WegTretet ein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit ist der Weg, der ins Verderben führt, und viele gehen auf ihm. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und nur wenige finden ihn. Warnung vor falschen ProphetenHütet euch vor den falschen Propheten! Sie kommen in Schafskleidern zu euch, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe.  An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Sammelt man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen? Jeder gute Baum bringt gute Früchte, ein schlechter Baum aber bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte tragen, und ein schlechter Baum trägt keine guten Früchte. Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. An ihren Früchten also sollt ihr sie erkennen. SelbsttäuschungNicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich eingehen. Nur wer den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist, wird in das Himmelreich eingehen. An jenem Tag werden viele zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen Dämonen ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Machttaten vollbracht? Dann werde ich ihnen antworten: Ich habe euch nie gekannt! Hinweg von mir, ihr Übeltäter! Gleichnis vom HausbauWer nun diese meine Worte hört und befolgt, gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Felsen baute. Da kam ein Wolkenbruch, Fluten kamen, Stürme brausten und tobten gegen jenes Haus: doch es stürzte nicht ein; weil es auf Felsengrund gebaut war. Wer jedoch meine Worte hört, sie aber nicht befolgt, gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. Da kam ein Wolkenbruch, Fluten kamen, Stürme brausten und rüttelten an jenem Haus. Es stürzte ein und sein Sturz war groß." Schluß der BergpredigtAls Jesus diese Rede beendet hatte, wurden die Volksscharen von Staunen über seine Lehre ergriffen. Denn er lehrte sie wie einer, der Macht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten. Heilung eines AussätzigenAls Jesus von dem Berg herabstieg, folgte ihm eine große Volksmenge. Da kam ein Aussätziger, fiel vor ihm nieder und bat: "Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen." Jesus streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: "Ich will es; sei rein!" Sogleich wurde er von seinem Aussatz geheilt. Und Jesus sagte zu ihm: "Sieh zu, daß du es niemand sagst. Geh vielmehr hin, zeig dich dem Priester und opfere die Gabe, die Mose vorgeschrieben hat, ihnen zum Zeugnis."  Der Hauptmann von KafarnaumAls er nach Kafarnaum kam, trat ein Hauptmann an ihn heran und bat ihn: "Herr, mein Knecht liegt gelähmt zu Hause und leidet große Qual." Jesus sagte zu ihm: "Ich will kommen und ihn gesund machen." Der Hauptmann entgegnete: "Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach; doch sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn auch ich bin ein Mann, der unter Befehl steht und der Soldaten unter sich hat. Sage ich zu diesem: Geh!, so geht er; zu einem anderen: Komm!, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er es." Als Jesus das hörte, wunderte er sich und sagte zu denen, die ihm folgten: "Fürwahr, ich sage euch, bei niemandem in Israel habe ich so großen Glauben gefunden! Ich sage euch aber: Viele werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen. Die Kinder des Reiches jedoch werden hinausgeworfen in die Finsternis draußen. Dort wird Heulen und Zähnenknirschen sein." Zum Hauptmann aber sagte Jesus: "Geh hin, dir geschehe, wie du geglaubt hast." In jener Stunde ward der Knecht gesund. Im Haus des PetrusAls Jesus in das Haus des Petrus kam, fand er dessen Schwiegermutter mit Fieber daniederliegen. Da nahm er sie bei der Hand, und das Fieber wich von ihr. Sie stand auf und bediente ihn. Am Abend brachte man viele Besessene zu ihm. Er trieb die Geister durch sein Wort aus und heilte alle Kranken.  So sollte sich das Wort des Propheten Jesaja erfüllen, der da sagt: "Er hat unsere Leiden auf sich genommen und unsere Krankheiten getragen."  Unvollkommene JüngerAls Jesus die vielen Menschen sah, die um ihn waren, ließ er sich an das andere Ufer fahren. Da trat ein Schriftgelehrter an ihn heran und sagte zu ihm: "Meister, ich will dir folgen, wohin du auch gehen magst." Jesus erwiderte ihm: "Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester. Der Menschensohn aber hat keine Stätte, wohin er sein Haupt legen könnte." Ein anderer aber, einer seiner Jünger, sagte zu ihm: "Herr, erlaube mir, daß ich vorher hingehe und meinen Vater begrabe." Jesus entgegnete ihm: "Folge mir und laß die Toten ihre Toten begraben."  Der Sturm auf dem SeeJesus stieg in ein Boot, und seine Jünger folgten ihm. Plötzlich erhob sich auf dem See ein schwerer Sturm, so daß das Boot von den Wellen überflutet wurde. Er aber schlief. Da traten die Jünger zu ihm, weckten ihn und riefen: "Herr, hilf uns, wir gehen zugrunde!" Er sagte zu ihnen: "Was seid ihr so furchtsam, ihr Kleingläubigen?" Dann stand er auf, gebot dem Sturm und dem See, und es trat eine große Stille ein. Voll Staunen sagten die Leute: "Wer ist doch dieser, daß selbst die Winde und der See ihm gehorchen!" Die Besessenen von GadaraAls Jesus an das andere Ufer, in das Gebiet von Gadara kam, liefen ihm zwei Besessene entgegen, die aus den Grabhöhlen herauskamen. Sie waren so gefährlich, daß niemand den Weg, der dort vorbeiführte, benutzen konnte. Sie fingen an zu schreien: "Was haben wir mit dir zu tun, Sohn Gottes? Bist du hierher gekommen, uns vor der Zeit zu quälen?"  Nun weidete abseits von ihnen eine große Herde Schweine. Die Dämonen baten ihn: "Wenn du uns austreibst, dann schicke uns in die Schweineherde." Er sagte zu ihnen: "Fahrt hin!" Da fuhren sie aus und zogen in die Schweine. Und die ganze Herde raste den Abhang hinab in den See und kam in den Fluten um. Die Hirten aber liefen davon, gingen in die Stadt und erzählten alles, auch das, was mit den Besessenen geschehen war. Da zog die ganze Stadt hinaus, Jesus entgegen. Als sie ihn sahen, baten sie, er möge ihr Gebiet verlassen. Heilung eines GelähmtenJesus stieg in ein Boot, fuhr über den See und kam in seine Stadt. Da brachte man auf einer Bahre einen Gelähmten zu ihm. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: "Habe Mut, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!" Da sagten einige Schriftgelehrte bei sich: "Der lästert Gott!" Jesus durchschaute ihre Gedanken und sagte: "Warum denkt ihr Böses in euren Herzen? Was ist denn leichter - zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Ihr sollt aber wissen, daß der Menschensohn die Vollmacht hat, auf Erden Sünden zu vergeben." - Dann sagte er zu dem Gelähmten: "Steh auf, nimm deine Bahre und geh nach Haus!" Der Mann stand auf und ging nach Haus. Als die Leute das sahen, erschraken sie und priesen Gott, der den Menschen solche Vollmacht gegeben hat. Berufung des MatthäusAls Jesus von dort weiterging, sah er einen Mann mit Namen Matthäus an der Zollstätte sitzen. Er sagte zu ihm: "Folge mir!" Da stand Matthäus auf und folgte ihm. Und als Jesus sich im Haus zum Essen niederließ, kamen viele Zöllner und Sünder und setzten sich mit ihm und seinen Jüngern an den Tisch. Die Pharisäer sahen das und sagten zu seinen Jüngern: "Warum ißt euer Meister mit Zöllnern und Sündern?" Jesus hörte es und sagte: "Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Geht hin und lernt, was das heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer . Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder."  FastenfrageDa kamen die Jünger des Johannes zu ihm und fragten: "Warum fasten wir und die Pharisäer so häufig, während deine Jünger nicht fasten?" Jesus antwortete ihnen: "Können die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da ihnen der Bräutigam entrissen wird. Dann werden sie fasten. Niemand setzt einen Flicken von neuem Tuch auf ein altes Kleid; denn der Flicken reißt vom Kleid ab, und es entsteht ein noch größerer Riß.  Auch füllt man neuen Wein nicht in alte Schläuche ab, sonst platzen die Schläuche, der Wein läuft aus, und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuen Wein füllt man in neue Schläuche, dann bleiben beide erhalten." Die Tochter des SynagogenvorstehersWährend er dies zu ihnen sagte, kam ein Synagogenvorsteher, warf sich vor ihm nieder und sagte: "Meine Tochter ist eben gestorben. Doch komm und leg ihr deine Hand auf, dann wird sie wieder lebendig." Jesus machte sich auf und folgte ihm mit seinen Jüngern. Da trat eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt, an ihn heran und berührte von hinten den Saum seines Gewandes. Denn sie sagte sich: "Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich gesund." Jesus wandte sich um, sah sie und sagte: "Habe keine Angst, meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet." Und von der Stunde an war die Frau gesund. Als Jesus in das Haus des Synagogenvorstehers kam und die Flötenspieler und die laut klagende Menge erblickte, sagte er: "Geht weg! Das Mädchen ist nicht gestorben, es schläft nur." Da lachten sie ihn aus. Jesus wies aber die Leute hinaus und trat ein. Er faßte das Mädchen bei der Hand, und es erhob sich. Die Kunde davon verbreitete sich in jener ganzen Gegend. Jesus heilt zwei BlindeAls Jesus von dort weiterging, folgten ihm zwei Blinde, die laut riefen: "Sohn Davids, erbarme dich unser!" Kaum war er ins Haus gekommen, da traten sie zu ihm heran. Jesus fragte sie: "Glaubt ihr, daß ich euch helfen kann?" Sie antworteten: "Ja, Herr." Da berührte er ihre Augen und sagte: "Nach eurem Glauben geschehe euch!" Da öffneten sich ihre Augen. Jesus aber gab ihnen die strenge Weisung: "Gebt acht! Niemand soll es erfahren." Sie aber gingen weg und erzählten von ihm in der ganzen Gegend. Jesus heilt einen BesessenenAls sie weggegangen waren, brachte man zu Jesus einen Stummen, der von einem Dämon besessen war.  Sobald der Dämon ausgetrieben war, konnte der Stumme reden. Voll Verwunderung rief das Volk: "So etwas ist in Israel noch nie geschehen." Die Pharisäer aber sagten: "Mit Hilfe des Obersten der Dämonen treibt er die Dämonen aus." ABWEISUNG DER MESSIANISCHEN BOTSCHAFT DURCH ISRAELDas große ArbeitsfeldJesus zog durch alle Städte und Dörfer. Er lehrte in ihren Synagogen, verkündete die Frohbotschaft vom Reich und heilte alle Krankheiten und Gebrechen. Als er die vielen Menschen sah, wurde er von Mitleid mit ihnen ergriffen; denn sie waren abgehetzt und erschöpft wie Schafe, ohne Hirten. Da sagte er zu seinen Jüngern: "Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige. Bittet darum den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende." Die ApostelwahlJesus rief seine zwölf Jünger zu sich und verlieh ihnen Macht, unreine Geister auszutreiben sowie jede Krankheit und jedes Gebrechen zu heilen.  Die Namen der zwölf Apostel sind: An erster Stelle Simon mit dem Beinamen Petrus und sein Bruder Andreas; Jakobus, der (Sohn) des Zebedäus, und sein Bruder Johannes; Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus - der des Alphäus -, und Thaddäus; Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn auch verraten hat. Aussendung der ApostelDiese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: "Geht nicht zu den Heiden, und betretet keine Stadt der Samariter.  Geht vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Geht hin und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. Heilt die Kranken, weckt die Toten auf, macht die Aussätzigen rein, treibt Dämonen aus! - Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben. Erwerbt euch kein Gold noch Silber noch Kupfermünzen in euren Gürtel, (nehmt) keine Vorratstasche (mit), kein zweites Hemd, keine Schuhe, keinen Stab - denn der Arbeiter ist seines Unterhaltes wert. Kommt ihr in eine Stadt oder in ein Dorf, so erkundigt euch, wer darin würdig ist. Bleibt dort, bis ihr weiterzieht. Betretet ihr ein Haus, dann grüßt und sagt: Friede diesem Haus! Ist das Haus dessen wert, soll Friede bei ihm einkehren; ist es dessen nicht wert, dann soll euer Friedensgruß zu euch zurückkehren. Wenn man euch nicht aufnimmt und eure Worte nicht hört, dann zieht aus dem Haus und jener Stadt weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen ab. Wahrlich, ich sage euch: Dem Gebiet von Sodom und Gomorra wird es am Tag des Gerichts erträglicher ergehen als jener Stadt.  Künftige VerfolgungenSeht, ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe; seid darum listig wie die Schlangen und arglos wie die Tauben!  Nehmt euch aber vor den Menschen in acht! Denn sie werden euch den Gerichten ausliefern und in ihren Synagogen geißeln. Um meinetwillen werdet ihr vor Statthalter und Könige geschleppt werden, um Zeugnis abzulegen vor ihnen und vor den Heiden. Wenn man euch aber ausliefert, macht euch keine Sorge, wie oder was ihr reden sollt; denn in jener Stunde wird euch eingegeben werden, was ihr sagen sollt. Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden. Der Bruder wird den Bruder, der Vater den Sohn dem Tod überliefern. Kinder werden sich gegen die Eltern auflehnen und sie töten. Um meines Namens willen werdet ihr von allen gehaßt werden. Wer aber ausharrt bis zum Ende, der wird gerettet werden. Wenn man euch in der einen Stadt verfolgt, so flieht in eine andere. Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Menschensohn kommt.  Mut in der VerfolgungDer Jünger steht nicht über dem Meister und der Knecht nicht über seinem Herrn. Der Jünger muß zufrieden sein, wenn es ihm wie seinem Meister geht, und der Sklave, wenn es ihm wie seinem Herrn geht. Hat man schon den Hausherrn Beelzebul genannt, dann erst recht seine Hausgenossen. Also fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt, nichts geheim, was nicht bekannt würde. Was ich euch im Dunkeln sage, das kündet im Licht; was euch ins Ohr geflüstert wird, das predigt von den Dächern. Fürchtet euch nicht vor denen, die wohl den Leib, nicht aber die Seele töten können. Fürchtet vielmehr den, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann.  Kauft man nicht zwei Spatzen für ein paar Pfennige? Und doch fällt ohne euren Vater keiner von ihnen zur Erde.  Bei euch aber sind auch alle Haare des Hauptes gezählt. Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen. Wer immer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen. Scheidung der GeisterDenkt nicht, ich sei gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien, die Tochter mit ihrer Mutter, die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Des Menschen Feinde werden seine Hausgenossen sein.  Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. Und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. Wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt und mir nicht nachfolgt, ist meiner nicht wert. Wer sein Leben gewinnt, wird es verlieren; und wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. Vom Lohn für die Aufnahme der JüngerWer euch aufnimmt, nimmt mich auf. Wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wer einen Propheten aufnimmt, weil er ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten empfangen. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil er ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten empfangen. Wer einem von diesen Kleinen nur einen Becher frischen Wassers zu trinken gibt, weil er ein Jünger ist - wahrlich, ich sage euch: Er wird gewiß nicht um seinen Lohn kommen." Als Jesus die Unterweisung der zwölf Jünger beendet hatte, zog er weiter, um in den umliegenden Städten zu lehren und zu predigen. Die Gesandtschaft des TäufersAls Johannes im Gefängnis vom Wirken Christi hörte, schickte er seine Jünger zu ihm und ließ ihn fragen: "Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?"  Jesus antwortete ihnen: "Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören wieder, Tote stehen auf, Armen wird die Frohbotschaft verkündet, und selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt." Jesu Zeugnis für den TäuferAls sie gegangen waren, sprach Jesus zum Volk über Johannes: er sagte: "Wozu seid ihr in die Wüste hinausgezogen? Ein Schilfrohr zu sehen, das vom Wind hin und her bewegt wird? Oder wozu seid ihr hinausgezogen? Einen Mann in feinen Kleidern zu sehen? - Leute, die feine Kleider tragen, sind in den Palästen der Könige. Wozu also seid ihr hinausgezogen? Um einen Propheten zu sehen? Ja, ich sage euch, noch mehr als einen Propheten habt ihr gesehen. Er ist es, von dem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her; auf daß er den Weg vor dir bereite . Wahrlich, ich sage euch: Unter allen Menschen ist kein größerer aufgetreten als Johannes der Täufer. Dennoch ist der Geringste im Himmelreich größer als er.  Seit den Tagen Johannes´ des Täufers bis heute bricht sich das Himmelreich machtvoll Bahn, und die stürmisch Drängenden werden seiner teilhaftig.  Denn alle Propheten und das Gesetz bis auf Johannes haben davon geweissagt. Und wenn ihr es annehmen wollt: Er ist Elija, der da kommen soll.  Wer Ohren hat, der höre! Eigensinnige KinderMit wem soll ich dieses Geschlecht vergleichen? Es gleicht Kindern, die auf dem Markt sitzen und anderen zurufen: Wir haben für euch Lieder gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint. Johannes trat auf: Er aß nicht und trank nicht, da heißt es: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn trat auf: Er ißt und trinkt; da heißt es: Seht den Fresser und Säufer, den Freund der Zöllner und Sünder! Aber die Weisheit ist durch ihre Taten gerechtfertigt worden."  Die unbußfertigen StädteDann begann er die Städte, in denen die meisten seiner Machttaten geschehen waren, zu schelten, weil sie sich nicht bekehrt hatten: "Weh dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! Wären in Tyrus und Sidon die Machttaten geschehen, die bei euch geschehen sind - sie hätten schon längst in Sack und Asche Buße getan. Ich sage euch: Tyrus und Sidon wird es am Tag des Gerichts erträglicher ergehen als euch. Und du, Kafarnaum, wirst du etwa bis zum Himmel erhoben werden? - Bis in die Unterwelt wirst du hinabgeschleudert werden. Denn wären in Sodom die Machttaten geschehen, die in dir geschahen, es stände noch heute.  Doch ich sage euch: Dem Gebiet von Sodom wird es am Tag des Gerichts erträglicher ergehen als dir." Jesu Jubel- und ErlösungsrufIn jener Zeit sprach Jesus: "Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du dies vor Weisen und Klugen verborgen, Kleinen aber geoffenbart hast.  Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand kennt den Sohn als nur der Vater, und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. Kommt alle zu mir, ihr Mühseligen und Beladenen, ich will euch erquicken, nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und demütig von Herzen, und ihr werdet Erquickung finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht." Ährenrupfen am SabbatIn jener Zeit ging Jesus am Sabbat durch Kornfelder. Seine Jünger waren hungrig, rupften Ähren ab und aßen davon. Die Pharisäer sahen das und sagten zu ihm: "Siehe, deine Jünger tun, was man am Sabbat nicht tun darf."  Er aber sagte zu ihnen: "Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als er und seine Gefährten hungrig waren? Daß er in das Haus Gottes ging und die Schaubrote aß, die weder er noch seine Gefährten essen durften, sondern nur die Priester?  Oder habt ihr nicht im Gesetz gelesen, daß die Priester am Sabbat im Tempel die Sabbatruhe entweihen und ohne Schuld sind?  Ich sage euch aber: Hier ist mehr als der Tempel. Wenn ihr begriffen hättet, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer , hättet ihr die Schuldlosen nicht verurteilt.  Denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat."  Heilung am SabbatVon dort zog er weiter und begab sich in ihre Synagoge. Da war ein Mann mit einer gelähmten Hand. Um Anklage gegen ihn erheben zu können, fragten sie ihn: "Darf man am Sabbat heilen?" Er erwiderte ihnen: "Wenn einem von euch am Sabbat das einzige Schaf, das er besitzt, in eine Grube fällt, wird er nicht nach ihm greifen und es herausziehen? Wieviel wertvoller aber ist ein Mensch als ein Schaf! Also darf man am Sabbat Gutes tun." Dann sagte er zu dem Mann: "Strecke deine Hand aus!" Er streckte sie aus, und sie wurde wiederhergestellt und war gesund wie die andere. Die Pharisäer aber gingen hinaus und faßten den Beschluß, ihn umzubringen. Jesu stilles WirkenAls Jesus das erfuhr, zog er sich von dort zurück. Viele folgten ihm, und er heilte alle. Doch verbot er ihnen, ihn in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. So sollte sich das Wort des Propheten Jesaja erfüllen, der sagt: "Das ist mein Knecht, den ich erwählt, mein Geliebter, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe. Ich will meinen Geist auf ihn legen, und er wird den Völkern das Recht verkünden.  Er wird nicht zanken und nicht lärmen, und auf den Straßen wird man seine Stimme nicht hören. Das geknickte Rohr wird er nicht brechen und den glimmenden Docht nicht löschen, bis er das Recht zum Sieg geführt hat. Und auf seinen Namen werden die Völker ihre Hoffnung setzen." Anschuldigung der PharisäerDa brachte man zu ihm einen Besessenen, der blind und stumm war. Jesus heilte ihn, so daß der Stumme reden und sehen konnte.  Das Volk geriet außer sich und sagte: "Ist dieser etwa der Sohn Davids?"  Als die Pharisäer das hörten, sagten sie: "Mit Hilfe von Beelzebul, dem Obersten der Dämonen, treibt dieser die Dämonen aus" Die Verteidigung JesuJesus durchschaute ihre Gedanken, und sagte zu ihnen: "Jedes Reich, das in sich uneins ist, wird verwüstet; keine Stadt, kein Haus, das in sich uneins ist, kann Bestand haben. Wenn der Satan den Satan austreibt, so ist er mit sich selbst uneins: Wie soll dann sein Reich Bestand haben? Und wenn ich die Dämonen durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben sie eure Jünger aus? Sie werden eure Richter sein.  Wenn ich aber die Dämonen durch den Geist Gottes austreibe, dann ist das Reich Gottes zu euch gekommen. Niemand vermag in das Haus eines Starken einzudringen und dessen Habe zu rauben, ohne den Starken vorher zu fesseln - erst dann kann er sein Haus plündern. Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich; wer nicht mit mir sammelt, zerstreut. Die Sünde gegen den Heiligen GeistDarum sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben, aber die Lästerung gegen den Geist wird nicht vergeben. Wer etwas gegen den Menschensohn sagt, dem wird vergeben. Wer aber ein Wort gegen den Heiligen Geist sagt, dem wird nicht vergeben werden, weder in dieser noch in der zukünftigen Welt.  Entweder erklärt ihr den Baum für gut, dann müßt ihr auch seine Früchte für gut erklären. Oder ihr erklärt den Baum für schlecht, dann müßt ihr auch seine Früchte für schlecht erklären. An den Früchten aber erkennt man den Baum. Ihr Schlangenbrut, wie könnt ihr Gutes reden, da ihr böse seid? Denn wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund. Der gute Mensch bringt aus seinem guten Herzen Gutes hervor. Der böse Mensch bringt aus seinem bösen Herzen Böses hervor. Ich sage euch aber: Über jedes unnütze Wort, das die Menschen reden, müssen sie am Tag des Gerichts Rechenschaft ablegen. Denn nach deinen Worten wirst du gerechtgesprochen, und nach deinen Worten wirst du verurteilt werden." Zeichen des JonaEinige Schriftgelehrte und Pharisäer wandten sich an ihn und sagten: "Meister, wir möchten von dir ein Zeichen sehen." Er entgegnete ihnen: "Ein böses und treuloses Geschlecht verlangt ein Zeichen. Aber es wird ihm kein anderes Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona. Wie Jona nämlich drei Tage und drei Nächte im Bauch des Meerungeheuers war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Inneren der Erde sein.  Die Männer von Ninive werden mit diesem Geschlecht vor dem Gericht auftreten und es verurteilen. Denn sie haben sich auf die Predigt des Jona hin bekehrt. Hier aber ist mehr als Jona.  Die Königin des Südens wird mit diesem Geschlecht vor dem Gericht auftreten und es verurteilen. Denn sie kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Hier aber ist mehr als Salomo.  Rückfall in die SündeWenn ein unreiner Geist aus einem Menschen ausgefahren ist, schweift er durch die Wüste und sucht eine Ruhestätte, findet aber keine. Da denkt er: Ich will in mein Haus zurückkehren, aus dem ich ausgezogen bin. Und wenn er kommt und es leer, ausgefegt und geschmückt vorfindet, geht er hin und holt noch sieben andere Geister, die schlimmer sind als er selbst. Sie ziehen ein und lassen sich darin nieder. Und die letzten Dinge jenes Menschen werden schlimmer sein als die ersten. So wird es auch diesem bösen Geschlecht ergehen." SCHEIDUNG VOM VOLK UND SEINEN FÜHRERNJesu wahre FamilieWährend Jesus noch zum Volk redete, standen seine Mutter und seine Brüder draußen und wollten ihn sprechen.  Jemand sagte zu ihm: "Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wünschen, dich zu sprechen." Er aber erwiderte dem, der es ihm gesagt hatte: "Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?" Und er streckte seine Hand über seine Jünger aus und sagte: "Da sind meine Mutter und meine Brüder!  Denn wer den Willen meines Vaters im Himmel tut, der ist mir Bruder, Schwester und Mutter." Gleichnis vom SämannAn jenem Tag ging Jesus aus dem Haus und setzte sich ans Ufer des Sees. Viel Volk strömte bei ihm zusammen. Darum bestieg er ein Boot und ließ sich darin nieder, während das ganze Volk am Ufer stand. Und er redete zu ihm über vieles in Gleichnissen. Er sagte: "Ein Sämann ging aus, um zu säen. Beim Säen fiel einiges auf den Weg, und die Vögel kamen und pickten es auf. Anderes fiel auf steinigen Boden, wo es nicht viel Erde hatte. Es schoß schnell auf, denn es lag nicht tief in der Erde. Als aber die Sonne hochstieg, wurde es versengt und verdorrte, weil es keine Wurzeln hatte. Anderes fiel unter die Dornen. Die Dornen wuchsen auf und erstickten es. Anderes aber fiel auf gutes Erdreich und brachte Frucht, hundertfach, sechzigfach, dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre!" Warum GleichnisseDa kamen die Jünger und fragten ihn: "Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen?" Er antwortete ihnen: "Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen. Jenen aber ist es nicht gegeben. Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluß haben; wer aber nicht hat, dem wird noch weggenommen, was er hat. Darum rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht hören und nicht verstehen. So erfüllt sich für sie die Weissagung Jesajas: Mit den Ohren sollt ihr hören und doch nicht verstehen; mit den Augen sollt ihr sehen und doch nicht erkennen.  Denn verstockt ist das Herz dieses Volkes. Mit den Ohren hört es schwer, seine Augen hat es geschlossen, damit es mit den Augen nicht sieht und mit den Ohren nicht hört, mit dem Herzen nicht versteht und sich nicht bekehrt, daß ich es heile. Selig aber sind eure Augen, daß sie sehen, und eure Ohren, daß sie hören! Denn wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte sehnten sich zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört. Auslegung des Gleichnisses vom SämannSo hört nun, was das Gleichnis vom Sämann bedeutet: Zu jedem, der das Wort vom Reich hört, es aber nicht begreift, kommt der Böse und raubt, was in sein Herz gesät ward. Das ist das auf den Weg Gesäte. Auf steinigen Grund ist bei dem gesät, der das Wort anhört und es mit Freuden aufnimmt. Es kann aber wegen seiner Unbeständigkeit in ihm keine Wurzeln schlagen. Wenn um des Wortes willen Bedrängnis oder Verfolgung über ihn hereinbricht, kommt er zu Fall. Unter die Dornen gesät ist bei dem, der das Wort zwar hört, es wird in ihm aber von weltlicher Sorge und trügerischem Reichtum erstickt, so daß es ohne Frucht bleibt. Doch auf gutes Erdreich gesät ist bei dem, der das Wort hört und begreift; der bringt dann auch Frucht, hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach." Gleichnis vom UnkrautEin anderes Gleichnis trug er ihnen vor: "Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte.  Während die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging davon. Als nun die Saat aufging und Frucht ansetzte, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da kamen die Knechte zum Hausherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er dann das Unkraut? Er antwortete ihnen: Das hat ein Feind ausgesät . Da fragten ihn die Knechte: Sollen wir hingehen und es sammeln? Er sagte: Nein! Ihr könntet beim Sammeln mit dem Unkraut auch den Weizen ausreißen. Laßt nur beides miteinander wachsen bis zur Ernte. Zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Büschel zum Verbrennen. Den Weizen aber bringt in meine Scheune. " Das Gleichnis vom Senfkorn und vom SauerteigEin anderes Gleichnis trug er ihnen vor: "Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte. Es ist zwar kleiner als alle anderen Samenkörner, ist es aber ausgewachsen, so ist es größer als alle Kräuter. Es wird zu einem Baum, so daß die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen wohnen." Er erzählte ihnen ein weiteres Gleichnis: "Das Himmelreich gleicht dem Sauerteig, den eine Frau unter drei Maß Mehl mengte, bis das Ganze durchsäuert war." Dies alles redete Jesus zu den Volksscharen in Gleichnissen; er sprach übrigens nur in Gleichnissen zu ihnen. So sollte sich das Wort des Propheten erfüllen, der da sagt: "Ich will meinen Mund auftun und in Gleichnissen sprechen, will offenbaren, was verborgen war seit Erschaffung der Welt."  Auslegung des Gleichnisses vom UnkrautDarauf verließ er die Volksscharen und ging nach Haus. Da traten seine Jünger zu ihm und sagten: "Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker." Er antwortete: "Der den guten Samen sät, ist der Menschensohn. Der Acker ist die Welt. Der gute Samen, das sind die Kinder des Reiches; das Unkraut sind die Kinder des Bösen. Der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. Wie man nun das Unkraut sammelt und im Feuer verbrennt, so wird es auch am Ende der Welt sein: Der Menschensohn wird seine Engel aussenden, und sie werden alle Verführer und Übeltäter aus seinem Reich zusammenbringen und sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters leuchten wie die Sonne. Wer Ohren hat, der höre! Die Gleichnisse vom vergrabenen Schatz, von der Perle und vom FischfangMit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker verborgen war. Ein Mann fand ihn, deckte ihn aber wieder zu. Voll Freude ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte jenen Acker.  Mit dem Himmelreich verhält es sich auch wie mit einem Kaufmann, der edle Perlen suchte. Als er eine kostbare Perle gefunden hatte, ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie. Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Fischnetz, das ins Meer geworfen wurde und Fische aller Art einfing.  Als es voll war, zog man es ans Ufer, setzte sich und sammelte die guten in Gefäße, die schlechten warf man weg. So wird es auch am Ende der Welt sein: Die Engel werden ausziehen und die Bösen aus der Mitte der Gerechten aussondern und sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Habt ihr das alles verstanden?" Sie antworteten: "Ja." Da sagte er zu ihnen: "Darum gleicht jeder Schriftgelehrte, der in der Lehre des Himmelreichs bewandert ist, einem Hausvater, der aus seinem Schatz Altes und Neues hervorholt." Als Jesus diese Gleichnisse beendet hatte, zog er weiter. Jesus in NazaretEr kam in seine Vaterstadt und lehrte sie in ihrer Synagoge. Voll Staunen fragten sie: "Woher hat er diese Weisheit und die Wunderkräfte? Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißen nicht seine Mutter Maria und seine Brüder Jakobus, Josef, Simon und Judas?  Leben nicht alle seine Schwestern unter uns? Woher hat er dann das alles?" Und sie nahmen Anstoß an ihm. Jesus sagte zu ihnen: "Ein Prophet wird nicht verachtet, außer in seiner Vaterstadt und in seiner Familie." Wegen ihres Unglaubens wirkte er dort nicht viele Machttaten. Enthauptung des TäufersZu dieser Zeit vernahm der Tetrarch Herodes die Kunde von Jesus. Er sagte zu seinen Hofleuten: "Das ist Johannes der Täufer. Er ist von den Toten auferstanden; deshalb wirken Wunderkräfte in ihm." Herodes hatte nämlich wegen Herodias, der Frau seines Bruders Philippus, Johannes ergreifen, fesseln und ins Gefängnis werfen lassen, denn Johannes hatte ihm vorgehalten: "Es ist dir nicht erlaubt, sie zur Frau zu haben."  Gern hätte er ihn töten lassen, jedoch fürchtete er das Volk, denn es hielt ihn für einen Propheten. Am Geburtstag des Herodes tanzte die Tochter der Herodias vor den Gästen und gefiel dem Herodes.  Mit einem Eid versprach er ihr, ihr alles zu gewähren, was sie von ihm verlange. Auf Anstiften ihrer Mutter sagte sie: "Gib mir auf einer Schüssel das Haupt Johannes´ des Täufers." Der König war bestürzt. Aber um des Schwures und der Gäste willen befahl er, ihr den Kopf zu geben. Er schickte hin und ließ Johannes im Gefängnis enthaupten. Man brachte sein Haupt auf einer Schüssel und gab es dem Mädchen, und dieses brachte es seiner Mutter. Die Jünger des Johannes holten den Leichnam und begruben ihn. Dann gingen sie hin und berichteten Jesus (was geschehen war). Erste BrotvermehrungAls Jesus das hörte, zog er sich in einem Boot an einen einsamen Ort zurück, um allein zu sein. Die Volksscharen erfuhren das und folgten ihm aus den Städten zu Fuß. Als er ans Land stieg, sah er eine große Volksmenge. Von Mitleid ergriffen, heilte er ihre Kranken. Am Abend traten die Jünger zu ihm und sagten: "Die Gegend ist abgelegen, und die Zeit ist schon vorgerückt. Laß daher die Scharen ziehen, damit sie in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen." Jesus aber sagte zu ihnen: "Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen!" Sie erwiderten ihm: "Wir haben hier nur fünf Brote und zwei Fische." Er sagte: "Bringt sie mir her!" Dann ließ er die Menschen sich auf dem Gras lagern, nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf und segnete sie. Hierauf brach er die Brote und gab sie den Jüngern, und die Jünger gaben sie den Volksscharen. Alle aßen und wurden satt. Und von den übriggebliebenen Brotstücken hoben sie noch zwölf Körbe voll auf. Etwa fünftausend Mann waren satt geworden, nicht gerechnet Frauen und Kinder. Jesus geht über den SeeGleich danach nötigte er die Jünger, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufahren. Währenddessen wollte er die Volksscharen entlassen.  Nachdem er sie entlassen hatte, stieg er allein auf einen Berg, um zu beten. Es war Abend, als er immer noch allein dort war. Das Boot aber war bereits viele Stadien vom Land entfernt und mußte gegen die Wellen ankämpfen; es herrschte Gegenwind.  In der vierten Nachtwache kam Jesus auf dem See gehend auf sie zu.  Als die Jünger ihn so auf dem See kommen sahen, riefen sie vor Schrecken: "Ein Gespenst!" Und sie schrien vor Angst. Doch Jesus redete sie sofort an und sagte: "Habt Mut! Ich bin es. Fürchtet euch nicht!" Petrus entgegnete ihm: "Herr, wenn du es bist, so laß mich über das Wasser zu dir kommen." Jesus sagte: "Komm!" Da stieg Petrus aus dem Boot und ging über das Wasser auf Jesus zu. Als er aber den starken Wind wahrnahm, ergriff ihn Furcht. Er begann zu sinken und schrie: "Herr, rette mich!" Sogleich streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: "Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?" Dann stiegen sie ins Boot, und der Wind legte sich. Die Jünger im Boot aber warfen sich vor ihm nieder und sagten: "Du bist wahrhaftig Gottes Sohn." In der Gegend von GennesaretSie fuhren hinüber und landeten in Gennesaret. Die Leute jenes Ortes erkannten ihn. Sie schickten Boten in die ganze Umgebung und ließen alle Kranken zu ihm bringen. Sie baten ihn, wenigstens den Saum seines Gewandes berühren zu dürfen. Und alle, die ihn berührten, wurden geheilt. MenschensatzungenDa kamen Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem zu Jesus und fragten: "Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Alten? Sie waschen sich ja nicht die Hände vor der Mahlzeit."  Er entgegnete ihnen: "Warum übertretet ihr selbst Gottes Gebot um eurer Überlieferung willen? Gott hat doch geboten: Du sollst Vater und Mutter ehren! , und: Wer Vater oder Mutter schmäht, soll des Todes sterben .  Ihr aber sagt: Wer zu Vater oder Mutter sagt: Was dir von mir zugute kommen sollte, erkläre ich zur Opfergabe! ,  der braucht seinen Vater oder seine Mutter nicht mehr zu ehren. So setzt ihr Gottes Gebot um eurer Überlieferung willen außer Kraft. Ihr Heuchler! Treffend hat der Prophet Jesaja über euch geweissagt: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz jedoch ist fern von mir. Vergebens verehrt es mich, indem es Menschensatzungen als meinen Willen ausgibt ."  Die wahre UnreinheitDann rief er das Volk herbei und sagte: "Hört und begreift: Nicht was in den Mund hineinkommt, macht den Menschen unrein, sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein." Da traten die Jünger zu ihm und sagten: "Weißt du, daß die Pharisäer an deiner Rede Anstoß genommen haben?" Er antwortete: "Jede Pflanze, die nicht mein himmlischer Vater gepflanzt hat, wird ausgerissen werden. Laßt sie! Sie sind blinde Blindenführer. Wenn aber ein Blinder einen Blinden führt, fallen beide in die Grube." Da nahm Petrus das Wort und sagte: "Erkläre uns den Sinn deiner Rede!" Er antwortete: "Seid auch ihr noch immer ohne Verständnis? Begreift ihr nicht, daß alles, was durch den Mund hineinkommt, in den Magen gelangt und dann ausgeschieden wird? Was aber aus dem Mund kommt, kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis und Gotteslästerung. Das ist es, was den Menschen unrein macht; aber mit ungewaschenen Händen zu essen, das macht den Menschen nicht unrein." Die kanaanäische FrauVon dort ging Jesus weiter und zog sich in die Gegend von Tyrus und Sidon zurück. Da kam eine kanaanäische Frau aus jener Gegend und rief: "Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem Dämon schrecklich geplagt."  Jesus aber schwieg. Da traten seine Jünger zu ihm und baten ihn: "Schick sie doch fort; sie schreit ja hinter uns her." Er entgegnete: "Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt." Sie aber kam herbei, fiel vor ihm nieder und bat: "Herr, hilf mir!" Er erwiderte: "Es ist nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hündlein hinzuwerfen." "Gewiß, Herr", sagte sie, "aber auch die Hündlein bekommen doch von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen." Da antwortete ihr Jesus: "Frau, dein Glaube ist groß, dir geschehe nach deinem Wunsch." Von der Stunde an war ihre Tochter gesund. Zweite BrotvermehrungJesus zog weiter und kam an den See von Galiläa. Er stieg auf einen Berg und setzte sich. Da kamen große Volksscharen zu ihm. Sie hatten Lahme, Krüppel, Blinde, Stumme und viele andere Kranke mitgebracht und legten sie ihm zu Füßen. Und er heilte sie. Als das Volk sah, wie Stumme redeten, Krüppel gesund wurden, Lahme gehen und Blinde sehen konnten, war es erstaunt und pries den Gott Israels. Jesus aber rief seine Jünger zu sich und sagte: "Mich erbarmt des Volkes. Schon drei Tage harren sie bei mir aus und haben nichts mehr zu essen. Ich will sie nicht hungrig weggehen lassen, sonst könnten sie unterwegs zusammenbrechen." Da sagten die Jünger zu ihm: "Woher sollen wir in dieser Einöde so viele Brote nehmen, um eine so große Menge satt zu bekommen?" Jesus fragte sie: "Wie viele Brote habt ihr?" Sie sagten: "Sieben, und ein paar kleine Fische." Da ließ er das Volk sich auf dem Boden lagern. Dann nahm er die sieben Brote und die Fische, sprach das Dankgebet, brach die Brote und gab das Brot und die Fische seinen Jüngern, und die Jünger dem Volk. Alle aßen und wurden satt. Und von den übriggebliebenen Brotstücken hoben sie noch sieben Körbe voll auf. Etwa viertausend Mann waren satt geworden, nicht gerechnet die Frauen und Kinder. Dann ließ er das Volk weggehen, stieg ins Boot und fuhr in die Gegend von Magadan.  Zeichen vom HimmelDie Pharisäer und Sadduzäer traten an Jesus heran, um ihn auf die Probe zu stellen. Sie baten ihn, ihnen ein Zeichen vom Himmel vorzuführen. Er aber erwiderte ihnen: "Am Abend sagt ihr: Es gibt schönes Wetter; denn der Himmel ist feuerrot . Am Morgen: Heute gibt es Regenwetter, denn der Himmel ist rot und trüb . - Das Aussehen des Himmels versteht ihr zu beurteilen, die Zeichen der Zeit aber nicht? Dieses böse und treulose Geschlecht fordert ein Zeichen. Doch wird ihm kein anderes Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Jona." Und er ließ sie stehen und ging weg. Warnung vor den Pharisäern und SadduzäernAls die Jünger am jenseitigen Ufer anlangten, hatten sie vergessen, Brot mitzunehmen. Jesus sagte zu ihnen: "Gebt acht und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!" Da machten sie sich untereinander Gedanken und sagten: "Wir haben kein Brot mitgenommen." Jesus merkte das und sagte: "Ihr Kleingläubigen, was macht ihr euch untereinander Gedanken darüber, daß ihr kein Brot mitgenommen habt? Begreift ihr immer noch nicht? Erinnert ihr euch nicht an die fünf Brote für die Fünftausend, und wieviele Körbe ihr aufgehoben habt? Auch nicht an die sieben Brote für die Viertausend, und wieviele Körbe ihr da aufgehoben habt? Warum begreift ihr nicht, daß ich nicht Brot gemeint habe, als ich zu euch sagte: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer?" Da verstanden sie, daß er nicht gemeint hatte, sie sollten sich vor dem Sauerteig, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer hüten. Das FelsenfundamentAls Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: "Für wen halten die Leute den Menschensohn?" Sie antworteten: "Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten." Er fragte sie: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" Simon Petrus antwortete: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!" Da sagte Jesus zu ihm: "Selig bist du, Simon, Sohn des Jona! Denn nicht Fleisch und Blut haben dir das geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir: Du bist Petrus. Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.  Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben. Was du auf Erden binden wirst, wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, wird im Himmel gelöst sein." Dann verbot er den Jüngern streng, irgend jemand zu sagen, daß er der Messias sei.  Jesus sagt sein Leiden vorausVon da an begann Jesus seinen Jüngern klarzumachen, er müsse nach Jerusalem gehen, vieles von seiten der Ältesten, Hohenpriester und Schriftgelehrten erleiden, getötet, und am dritten Tag auferweckt werden. Da nahm Petrus ihn beiseite, machte ihm Vorhaltungen und sagte: "Das möge Gott verhüten, Herr! Das darf dir nicht widerfahren!" Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: "Weg mit dir, Satan! Du bist mir ein Ärgernis. Du folgst nicht den Gedanken Gottes, sondern denen der Menschen."  Von Nachfolge und SelbstverleugnungDarauf sagte Jesus zu seinen Jüngern: "Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.  Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber seine Seele verliert? Was kann ein Mensch geben, um seine Seele zurückzukaufen? Denn der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Herrlichkeit seines Vaters kommen und jedem Menschen nach seinem Tun vergelten. Wahrlich, ich sage euch: Von denen, die hier stehen, werden einige den Tod nicht erleiden, bevor sie den Menschensohn mit seinem Reich kommen sehen." Verklärung JesuSechs Tage später nahm Jesus nur Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes mit sich; er führte sie auf einen hohen Berg. Da wurde er vor ihren Augen umgestaltet. Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden glänzend wie das Licht.  Und es erschienen ihnen Mose und Elija im Gespräch mit Jesus. Da sagte Petrus zu ihm: "Herr, es ist gut, daß wir hier sind. Wenn du willst, baue ich hier drei Hütten, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija." Während er noch redete, überschattete sie eine leuchtende Wolke, und eine Stimme erscholl aus der Wolke: "Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; hört auf ihn!" Als die Jünger das hörten, fielen sie tief erschrocken auf ihr Angesicht nieder. Da trat Jesus zu ihnen, rührte sie an und sagte: "Steht auf, fürchtet euch nicht!" Als sie ihre Augen erhoben, sahen sie nur Jesus allein. Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: "Erzählt niemand etwas von der Erscheinung, bevor der Menschensohn von den Toten auferweckt ist." Wiederkunft des ElijaUnd es fragten ihn seine Jünger: "Warum sagen denn die Schriftgelehrten, zuerst müsse Elija kommen?"  Er antwortete: "Elija kommt zwar und wird alles wiederherstellen. Ich sage euch aber: Elija ist schon gekommen. Aber sie haben ihn nicht erkannt, sondern haben ihm angetan, was sie wollten - auch der Menschensohn wird von ihnen zu leiden haben." Da merkten die Jünger, daß er von Johannes dem Täufer zu ihnen gesprochen hatte. Der mondsüchtige KnabeAls sie zur Volksmenge kamen, trat ein Mann zu ihm, warf sich vor ihm auf die Knie und sagte: "Herr, erbarme dich meines Sohnes! Er ist mondsüchtig und leidet sehr darunter, denn oft fällt er ins Feuer und oft ins Wasser.  Ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht, aber sie konnten ihn nicht heilen." Jesus entgegnete: "O ungläubiges und verkehrtes Geschlecht! Wie lange soll ich noch bei euch sein? Wie lange noch euch ertragen? Bringt ihn zu mir her!" Jesus gebot dem Dämon, und er fuhr von dem Knaben aus, so daß er von der Stunde an geheilt war. Als die Jünger mit Jesus allein waren, fragten sie ihn: "Warum konnten wir den Dämon nicht austreiben?" Er sagte: "Weil ihr so wenig Glauben habt. Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, werdet ihr zu diesem Berg sagen: Rück von hier dorthin, und er wird hinüberrücken; und nichts wird euch unmöglich sein.  [Diese Art (von Dämonen) aber wird nur durch Gebet und Fasten ausgetrieben."]  Jesus sagt aufs neue sein Leiden vorausWährend sie in Galiläa beisammen waren, sagte Jesus zu ihnen: "Der Menschensohn wird in die Hände der Menschen überliefert werden. Sie werden ihn töten; aber am dritten Tag wird er auferweckt werden." Da wurden sie sehr betrübt. Die TempelsteuerAls sie nach Kafarnaum kamen, traten die Einnehmer der Tempelsteuer an Petrus heran und fragten: "Zahlt euer Meister keine Tempelsteuer?"  Er antwortete: "Doch!" - Als er dann das Haus betrat, kam ihm Jesus mit der Frage zuvor: "Was meinst du, Simon, von wem erheben die Könige der Erde Abgaben oder Steuern? Von ihren Söhnen oder von den Fremden?" Er antwortete: "Von den Fremden!" Da sagte Jesus zu ihm: "Also sind die Söhne frei! Damit wir ihnen aber keinen Anstoß geben, geh an den See, wirf die Angel aus und nimm den ersten Fisch, den du heraufholst. Öffne ihm das Maul, und du wirst einen Stater darin finden. Den nimm und gib ihn ihnen für mich und dich." Rangstreit der JüngerIn jener Stunde traten die Jünger zu Jesus und fragten: "Wer ist im Himmelreich der Größte?" Da rief er ein Kind herbei, stellte es mitten unter sie und sagte: "Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, werdet ihr keinesfalls in das Himmelreich eingehen. Wer sich nun erniedrigt wie dieses Kind, der ist der Größte im Himmelreich.  Und wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf. ÄrgernisWer aber einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Anlaß zur Sünde gibt, für den wäre es besser, daß ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde. Wehe der Welt wegen der Verführungen! Es müssen zwar Verführungen kommen; doch wehe dem Menschen, durch den die Verführung kommt!  Wenn deine Hand oder dein Fuß dich zur Sünde verführt, dann hau sie ab und wirf sie von dir. Es ist besser für dich, verstümmelt oder lahm ins Leben einzugehen, als mit zwei Händen und zwei Füßen in das ewige Feuer geworfen zu werden. Und wenn dein Auge dich zur Sünde verführt, dann reiß es aus und wirf es von dir. Es ist besser für dich, mit einem Auge ins Leben einzugehen, als mit zwei Augen in das Feuer der Hölle geworfen zu werden.  Hütet euch, daß ihr keinen von diesen Kleinen verachtet! Denn ich sage euch: Ihre Engel sehen im Himmel allezeit das Angesicht meines himmlischen Vaters. [Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu retten, was verloren ist.]  Das verlorene SchafWas meint ihr: Wenn einer hundert Schafe hat und eines davon sich verirrt, läßt er da nicht die neunundneunzig anderen auf den Bergen und macht sich auf, das verirrte zu suchen? Und wenn er Glück hat und es findet, wahrlich, ich sage euch: Er freut sich über dieses eine mehr als über die neunundneunzig, die sich nicht verirrt haben. So will auch euer Vater im Himmel nicht, daß eins von diesen Kleinen verlorengeht. Brüderliche ZurechtweisungWenn aber dein Bruder gegen dich gefehlt hat, geh hin und stelle ihn unter vier Augen zur Rede. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er aber nicht, dann nimm noch einen oder zwei mit dir, damit durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen alles festgestellt werde.  Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde. Hört er aber selbst auf die Gemeinde nicht, gelte er dir wie ein Heide oder Zöllner.  Wahrlich, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden bindet, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden löst, soll auch im Himmel gelöst sein.  Weiter sage ich euch: Wenn zwei von euch auf Erden um irgend etwas einmütig bitten, wird es ihnen von meinem himmlischen Vater zuteil werden. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." Der unbarmherzige KnechtDa trat Petrus zu ihm und fragte: "Herr, wenn mein Bruder sich gegen mich versündigt, wie oft muß ich ihm vergeben? Bis zu siebenmal?" Jesus sagte zu ihm: "Nicht bis zu siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal.  Deshalb ist es mit dem Himmelreich wie mit einem König, der mit seinen Knechten abrechnen wollte. Als er mit der Abrechnung begann, führte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war.  Da er aber nicht bezahlen konnte, befahl der Herr, ihn, seine Frau und seine Kinder und seinen ganzen Besitz zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel ihm der Knecht zu Füßen und flehte: Herr, habe Geduld mit mir! Ich will dir alles bezahlen. Der Herr erbarmte sich jenes Knechtes, gab ihn frei und erließ ihm die Schuld. Als nun jener Knecht wegging, traf er einen seiner Mitknechte, der ihm hundert Denare schuldig war. Den packte und würgte er und sagte: Bezahle, was du schuldig bist!   Da fiel sein Mitknecht vor ihm nieder und flehte: Habe Geduld mit mir, ich will dir alles bezahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging hin und ließ ihn in den Kerker werfen, bis er die Schuld bezahlt habe. Seine Mitknechte waren empört, als sie sahen, was geschehen war. Sie gingen hin und meldeten den Vorfall ihrem Herrn. Da ließ er ihn zu sich rufen und sagte zu ihm: Du böser Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich angefleht hast. Hättest du nicht auch mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, wie ich mich deiner erbarmt habe? Und der Herr übergab ihn voll Zorn den Folterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. So wird auch mein himmlischer Vater mit euch verfahren, wenn nicht ein jeder von euch seinem Bruder von Herzen vergibt." JESU WIRKEN IN JUDÄA UND JERUSALEM - AUFBRUCH NACH JERUSALEMUnauflöslichkeit der EheAls Jesus diese Rede beendet hatte, brach er von Galiläa auf und zog in das Gebiet von Judäa jenseits des Jordans. Eine große Volksmenge folgte ihm, und er heilte sie dort. Da traten Pharisäer an ihn heran, um ihn auf die Probe zu stellen, und fragten: "Ist es dem Mann erlaubt, aus jedem beliebigen Grund seine Frau aus der Ehe zu entlassen?" Er antwortete: "Habt ihr nicht gelesen, daß der Schöpfer am Anfang den Menschen als Mann und Frau geschaffen  und gesagt hat: Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein? Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen." Da sagten sie ihm: "Warum hat dann Mose geboten, der Frau eine Scheidungsurkunde auszustellen und sie zu entlassen?"  Er sagte zu ihnen: "Wegen eurer Herzenshärte hat Mose euch erlaubt, eure Frauen zu entlassen; am Anfang jedoch war es nicht so. Ich sage euch aber: Wer seine Frau entläßt - außer wegen Unzucht - und eine andere heiratet, bricht die Ehe."  Freiwillige EhelosigkeitDa sagten die Jünger zu ihm: "Wenn es um das Verhältnis von Mann und Frau so steht, dann ist es nicht ratsam zu heiraten." Er sagte ihnen: "Nicht alle fassen dieses Wort, sondern nur die, denen es gegeben ist: Manche können wegen eines Geburtsfehlers nicht eine Ehe schließen, andere werden von Menschen an der Eheschließung gehindert und einige gehen aus eigener Entscheidung, um des Himmelreiches willen, nicht eine Ehe ein. Der es fassen kann, fasse es."  Jesus und die KinderDa brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflege und für sie bete. Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab. Doch Jesus sagte: "Laßt die Kinder, und hindert sie nicht, zu mir zu kommen, denn den so Beschaffenen gehört das Himmelreich." Er legte ihnen die Hände auf und zog von dort weiter. Der reiche JünglingDa trat einer herzu und fragte ihn: "Meister, was muß ich Gutes tun, um das ewige Leben zu erlangen?" Er sagte zu ihm: "Was fragst du mich nach dem Guten? Einer ist der Gute. Willst du aber ins Leben eingehen, so halte die Gebote!" Er fragte ihn: "Welche?" Jesus sagte: "Du sollst nicht töten! Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen! Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen! Du sollst Vater und Mutter ehren und deinen Nächsten lieben wie dich selbst!" Der junge Mann erwiderte ihm: "Dies alles habe ich befolgt. Was fehlt mir noch?" Jesus sagte ihm: "Wenn du vollkommen sein willst, geh hin, verkaufe, was du hast, und gib den Erlös den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben. Dann komm und folge mir!" Als der junge Mann das hörte, ging der betrübt davon; denn er besaß viele Güter. Gefahr des ReichtumsJesus aber sagte zu seinen Jüngern: "Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher wird nur schwer in das Himmelreich eingehen. Noch einmal sage ich euch: Leichter ist es, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr hindurchgeht, als daß ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt."  Als die Jünger das hörten, erschraken sie sehr und fragten: "Wer kann dann gerettet werden?" Jesus schaute sie an und sagte zu ihnen: "Bei Menschen ist das unmöglich, bei Gott aber ist alles möglich." Lohn der freiwilligen ArmutDa nahm Petrus das Wort und sagte: "Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Was wird uns zuteil werden?" Jesus sagte ihnen: "Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Erneuerung der Welt, wenn der Menschensohn auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzt, ebenfalls auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten. Und jeder, der um meines Namens willen Häuser oder Brüder, Schwestern, Vater, Mutter, Kinder oder Äcker verläßt, wird hundertfach empfangen und ewiges Leben gewinnen. Viele, die die Ersten sind, werden die Letzten, und viele, die die Letzten sind, werden die Ersten sein. Die Arbeiter im WeinbergDenn mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Hausherrn, der gleich am frühen Morgen ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg in Dienst zu nehmen.  Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Tagelohn von einem Denar und schickte sie in seinen Weinberg. Auch um die dritte Stunde ging er aus, und als er andere untätig auf dem Markt herumstehen sah, sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg; ich will euch geben, was recht ist. Sie gingen hin. Um die sechste und neunte Stunde ging er abermals aus und machte es ebenso. Als er um die elfte Stunde ausging, sah er noch andere herumstehen. Er fragte sie: Was steht ihr den ganzen Tag müßig herum? Sie sagten: Niemand hat uns eingestellt. Er erwiderte ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Als es Abend geworden war, sagte der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: Rufe die Arbeiter und zahle ihnen den Lohn aus, angefangen mit den letzten, bis zu den ersten. Da kamen die, die er um die elfte Stunde eingestellt hatte, und erhielten je einen Denar. Als dann die ersten kamen, dachten sie, sie würden mehr erhalten. Aber auch sie erhielten je einen Denar. Als sie ihn aber erhielten, murrten sie gegen den Hausherrn und sagten: Die Letzten da haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt, die wir die Last des Tages und die Hitze ertragen haben. Da sagte er einem von ihnen: Freund, ich tue dir kein Unrecht. Bist du nicht für einen Denar mit mir einig geworden? Nimm, was dein ist, und geh! Ich will dem Letzten ebensoviel geben wie dir. Oder darf ich mit meinem Eigentum nicht machen, was ich will? Bist du etwa neidisch, wenn ich (zu anderen) gütig bin? So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein."  Jesus sagt zum drittenmal sein Leiden vorausJesus zog hinauf nach Jerusalem. Unterwegs nahm er die zwölf Jünger beiseite und sagte zu ihnen: "Seht, wir ziehen nun nach Jerusalem hinauf. Dort wird der Menschensohn den Hohenpriestern und Schriftgelehrten übergeben werden. Die werden ihn zum Tod verurteilen und ihn den Heiden ausliefern, auf daß er verspottet, gegeißelt und gekreuzigt werde. Doch am dritten Tag wird er auferweckt." Die Söhne des ZebedäusDa kam die Mutter der Söhne des Zebedäus mit ihren Söhnen zu Jesus und warf sich vor ihm nieder; sie wollte ihm eine Bitte vortragen. Er fragte sie: "Was willst du?" Sie sagte zu ihm: "Laß diese meine beiden Söhne in deinem Reich den einen zu deiner Rechten und den andern zu deiner Linken sitzen." Jesus entgegnete: "Ihr wißt nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?" Sie sagten zu ihm: "Wir können es." Da sagte er zu ihnen: "Meinen Kelch werdet ihr zwar trinken. Aber den Platz zu meiner Rechten oder zur Linken habe nicht ich zu vergeben; er ist für die, denen er von meinem Vater bereitet ist." Als die übrigen zehn das hörten, ärgerten sie ich über die beiden Brüder. Da rief sie Jesus zu sich und sagte: "Ihr wißt, daß die Herrscher ihre Völker mit Gewalt regieren und daß die Großen sie unterdrücken. Bei euch soll es nicht so sein! Vielmehr - wer bei euch der Größte sein will, soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Knecht sein; wie auch der Menschensohn nicht gekommen ist, sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele." Die Blinden von JerichoAls sie Jericho verließen, folgte ihm eine große Volksmenge. Am Weg saßen zwei Blinde. Als sie hörten, Jesus gehe vorbei, riefen sie laut: "Herr, Sohn Davids, erbarme dich unser!" Die Menge fuhr sie an, sie sollten schweigen. Doch sie schrien noch lauter: "Herr, Sohn Davids, erbarme dich unser!" Da blieb Jesus stehen, rief sie herbei und fragte: "Was wollt ihr von mir?" Sie baten ihn: "Herr, wir möchten, daß unsere Augen sich öffnen." Voll Mitleid berührte Jesus ihre Augen. Sogleich konnten sie wieder sehen und folgten ihm. TAGE DER ENTSCHEIDUNGEinzug in JerusalemAls sie sich Jerusalem näherten und nach Betfage am Ölberg kamen, sandte Jesus zwei Jünger voraus mit dem Auftrag: "Geht in das Dorf, das vor euch liegt; dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden mit ihrem Fohlen. Bindet sie los und führt sie zu mir! Und wenn euch deswegen jemand anspricht, so antwortet: Der Herr braucht sie, er schickt sie aber bald zurück." Das ist geschehen, damit sich das Wort des Propheten erfülle: "Sagt der Tochter Zion: Dein König kommt zu dir voll Sanftmut. Er sitzt auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers."  Die Jünger gingen hin und taten, wie Jesus ihnen befohlen hatte. Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Kleider auf sie, und er setzte sich darauf. Sehr viele aus dem Volk breiteten ihre Kleider auf dem Weg aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Die Volksscharen, die ihm vorauszogen und die nachfolgten, riefen mit lauter Stimme: "Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!"  Als er in Jerusalem einzog, geriet die ganze Stadt in Erregung, und fragte: "Wer ist dieser?" Die Menge, die ihn begleitete, sagte: "Das ist der Prophet Jesus von Nazaret in Galiläa." Reinigung des TempelsDarauf ging Jesus in den Tempel, trieb alle Verkäufer und Käufer aus dem Tempel hinaus, stieß die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler um  und sagte zu ihnen: "Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein. - Ihr aber macht es zu einer Räuberhöhle."  Im Tempel kamen Lahme und Blinde zu ihm, und er heilte sie. Als die Hohenpriester und die Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er wirkte, und die Kinder hörten, die im Tempel laut: "Hosanna dem Sohn Davids!" riefen, wurden sie ungehalten  und sagten zu ihm: "Hörst du, was sie rufen?" Jesus aber sagte ihnen: "Gewiß! Habt ihr noch nie gelesen: Aus dem Mund von Kindern und Säuglingen hast du dir Lob bereitet? "  Damit ließ er sie stehen, ging aus der Stadt hinaus nach Betanien und blieb dort über Nacht. Der unfruchtbare FeigenbaumAls er frühmorgens in die Stadt zurückkehrte, hungerte ihn. Da sah er am Weg einen Feigenbaum. Er ging auf ihn zu, fand an ihm aber nichts als Blätter. Da sagte er zu ihm: "In Ewigkeit soll an dir keine Frucht mehr wachsen." Der Feigenbaum verdorrte auf der Stelle. Als die Jünger das sahen, fragten sie verwundert: "Wie konnte der Feigenbaum auf der Stelle verdorren?" Jesus antwortete ihnen: "Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, dann werdet ihr nicht nur vollbringen, was am Feigenbaum geschehen ist; selbst wenn ihr zu diesem Berg sagt: Erhebe dich und stürze dich ins Meer! , so wird es geschehen; und alles, was ihr im Gebet gläubig erbittet, werdet ihr erhalten." Die VollmachtsfrageDann ging er in den Tempel und lehrte. Da traten die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes zu ihm und fragten: "Mit welcher Vollmacht tust du dies? Und wer hat dir diese Vollmacht gegeben?" Jesus erwiderte ihnen: "Ich will euch auch eine Frage vorlegen. Wenn ihr sie mir beantwortet, sage ich euch auch, mit welcher Vollmacht ich dies tue: Woher stammte die Taufe des Johannes? Vom Himmel oder von Menschen?" Sie überlegten untereinander: "Sagen wir: Vom Himmel, so wird er uns entgegnen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt? Sagen wir aber: Von Menschen, so haben wir das Volk zu fürchten; denn alle halten Johannes für einen Propheten." So gaben sie Jesus zur Antwort: "Wir wissen es nicht." Da sagte er zu ihnen: "Dann sage ich euch auch nicht, mit welcher Vollmacht ich dies tue." Die ungleichen Brüder"Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Sohn, geh und arbeite heute im Weinberg! Der antwortete: Ich gehe, Herr! , - ging aber nicht hin. Da ging er zum zweiten und sprach ebenso. Der antwortete: Ich will nicht! ; nachher aber tat es ihm leid, und er ging hin. Wer von den beiden hat den Willen des Vaters erfüllt?" Sie antworteten: "Der zweite." Da sagte Jesus zu ihnen: "Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und Dirnen kommen noch vor euch in das Reich Gottes.  Denn Johannes kam zu euch auf dem Weg der Gerechtigkeit, und ihr habt ihm nicht geglaubt. Die Zöllner und die Dirnen aber haben ihm geglaubt. Ihr habt das gesehen und habt auch später nicht bereut und ihm geglaubt.  Die bösen WinzernHört ein anderes Gleichnis: Ein Hausherr legte einen Weinberg an. Er umgab ihn mit einem Zaun, grub darin eine Kelter und baute einen Turm. Dann verpachtete er ihn an Winzer und ging außer Landes. Als die Zeit der Weinlese kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seine Früchte abzuholen. Doch die Winzer ergriffen seine Knechte: den einen schlugen sie, den anderen töteten sie, einen dritten steinigten sie. Er schickte wieder andere Knechte, mehr als zuvor. Mit diesen verfuhren sie ebenso.  Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen, weil er sich sagte: Vor meinem Sohn werden sie Respekt haben. Als aber die Winzer den Sohn erblickten, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe! Auf, laßt uns ihn töten und sein Erbe in Besitz nehmen. Sie ergriffen ihn also, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und töteten ihn. Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt: Was wird er wohl mit jenen Winzern tun?" Sie sagten zu ihm: "Er wird diesen Bösewichten ein schlimmes Ende bereiten und seinen Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm den Ertrag zur rechten Zeit abliefern." Da sagte Jesus zu ihnen: "Habt ihr noch nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verwarfen, der ist zum Eckstein geworden; das ist das Werk des Herrn, als ein Wunder steht es vor unseren Augen?   Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch genommen und einem Volk gegeben werden, das seine Früchte bringt." Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen er aber fällt, den wird er zermalmen.  Als die Hohenpriester und die Pharisäer seine Gleichnisse hörten, merkten sie, daß er über sie redete. Sie hätten ihn gern festnehmen lassen; aber sie fürchteten sich vor dem Volk, weil es ihn für einen Propheten hielt. Das königliche HochzeitsmahlJesus fuhr fort, zu ihnen in Gleichnissen zu reden. Er sagte: "Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der für seinen Sohn die Hochzeitsfeier bereitete. Er schickte seine Knechte, die Geladenen zur Hochzeit zu rufen. Doch sie wollten nicht kommen. Er sandte nochmals andere Knechte aus und gab ihnen den Auftrag, den Geladenen zu sagen: Seht, ich habe mein Mahl bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh sind geschlachtet, alles steht bereit. Kommt zur Hochzeit! Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern gingen fort: der eine auf sein Landgut, der andere zu seinem Geschäft, die übrigen aber fielen über seine Knechte her, mißhandelten sie und schlugen sie tot. Als der König das erfuhr, wurde er zornig, sandte sein Heer aus, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Brand stecken. Dann sagte er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereitet, aber die Geladenen waren nicht würdig. Geht also hinaus auf die Straßenkreuzungen und ladet zur Hochzeitsfeier, wen ihr nur findet. Die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten alle herbei, die sie fanden, Gute und Böse, und der Hochzeitssaal füllte sich mit Gästen. Als nun der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, fiel sein Blick auf einen, der nicht mit einem Gewand für die Hochzeit bekleidet war. Er sagte zu ihm: Freund, wie konntest du es wagen, hier ohne Hochzeitsgewand zu erscheinen? - Der aber schwieg. Da befahl der König den Dienern: Bindet ihm Hände und Füße, und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Viele sind zwar berufen, wenige aber auserwählt." Die SteuerfrageDarauf planten die Pharisäer, ihn zu Äußerungen zu verleiten, wegen der man ihn anklagen könnte. Sie schickten ihre Jünger zusammen mit Herodianern zu ihm und ließen sagen: "Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und den Weg Gottes der Wahrheit gemäß lehrst; du nimmst auf niemand Rücksicht, denn du achtest nicht auf das Ansehen des Menschen. So sage uns denn deine Meinung: Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen, oder nicht?" Jesus aber durchschaute ihre Bosheit und sagte: "Was versucht ihr mich, ihr Heuchler? Zeigt mir eine Steuermünze!" Da brachten sie einen Denar herbei. Jesus fragte sie: "Wessen Bild und Aufschrift ist das?" Sie sagten: "Des Kaisers." Da sagte Jesus zu ihnen: "Dann gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört."  Als sie das hörten, waren sie verblüfft, ließen ihn stehen und gingen davon. Die AuferstehungsfrageAm selben Tag kamen Sadduzäer zu Jesus, die behaupteten, es gäbe keine Auferstehung. Sie fragten ihn: "Meister, Mose hat geboten: Wenn ein Mann kinderlos stirbt, so soll sein Bruder dessen Frau heiraten und für seinen Bruder Nachkommen erwecken.  Nun waren bei uns sieben Brüder. Der erste heiratete und starb. Da er kinderlos geblieben war, hinterließ er seine Frau seinem Bruder. Ebenso ging es mit dem zweiten und dem dritten bis zum siebten. Zuletzt von allen starb die Frau. Wem von den Sieben wird die Frau nun bei der Auferstehung gehören? Alle haben sie ja geheiratet." Jesus gab ihnen zur Antwort: "Ihr seid im Irrtum; ihr kennt weder die Schrift noch die Macht Gottes. Denn nach der Auferstehung heiraten sie nicht mehr und werden auch nicht geheiratet; sie werden sein wie die Engel im Himmel. Was aber die Auferstehung der Toten betrifft: Habt ihr nicht den Ausspruch Gottes an euch gelesen, der da sagt: Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs? - Er ist doch nicht der Gott von Toten, sondern von Lebenden."  Als die Volksscharen das hörten, staunten sie über seine Lehre. Das größte GebotAls die Pharisäer erfuhren, daß er die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie zusammen, und einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, stellte ihn auf die Probe und fragte: "Meister, welches ist das größte Gebot im Gesetz?" Er sagte: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand.  Das ist das größte und erste Gebot. Das zweite aber ist diesem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.  An diesen beiden Geboten hängen das ganze Gesetz und die Propheten."  Der Sohn DavidsAls die Pharisäer beisammen waren, richtete Jesus an sie eine Frage: "Was haltet ihr vom Messias? Wessen Sohn ist er?" Sie antworteten ihm: "Davids." Da sagte er zu ihnen: "Inwiefern nennt ihn dann David im Geist Herr , da er sagt: Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich dir deine Feinde als Schemel zu Füßen lege?   Wenn nun David ihn Herr nennt, inwiefern ist er da sein Sohn?"  Darauf konnte ihm niemand eine Antwort geben. Von dem Tag an wagte auch niemand mehr, ihm Fragen zu stellen. Wehrufe über die PharisäerDann sprach Jesus zu den Volksscharen und zu seinen Jüngern. Er sagte: "Die Schriftgelehrten und die Pharisäer sitzen auf dem Lehrstuhl des Mose. Tut und befolgt darum alles, was sie euch sagen; aber nach ihren Werken richtet euch nicht. Denn sie reden zwar, handeln aber nicht danach. Sie binden schwere und untragbare Lasten und legen sie den Menschen auf die Schultern, selbst aber krümmen sie keinen Finger, um sie zu heben. Alle ihr Werke tun sie, um sich vor den Menschen zur Schau zu stellen. Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Gewändern lang, bei Festmahlen und in der Synagoge nehmen sie gern die ersten Sitze ein, und auf den öffentlichen Plätzen wollen sie gegrüßt und von den Leuten Meister genannt werden. Ihr aber sollt euch nicht Meister nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. Auch Vater nennt niemanden auf Erden; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel. Und laßt euch nicht Lehrer nennen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus. Wer der Größte unter euch ist, soll euer Diener sein. Wer aber sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verschließt das Himmelreich vor den Menschen. Ihr selbst tretet nicht ein, und ihr laßt auch die nicht hinein, die hinein wollen. [Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr reißt die Häuser der Witwen an euch und sprecht dabei lange Gebete; ein desto strengeres Gericht habt ihr darum zu erwarten.]  Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr zieht durch Länder und Meere, um einen einzigen Proselyten zu gewinnen; und sobald ihr ihn gewonnen habt, macht ihr ihn zu einem Sohn der Hölle, doppelt so schlimm wie ihr.  Wehe euch, ihr blinden Führer! Ihr sagt: Wenn einer beim Tempel schwört, so gilt das nicht; schwört er aber beim Gold des Tempels, so ist er gebunden. Ihr Toren und Blinden, was ist denn größer: das Gold oder der Tempel, der das Gold erst heiligt? Ihr sagt auch: Wenn einer beim Altar schwört, so gilt das nicht; schwört er aber bei der Opfergabe, die darauf liegt, so ist er gebunden. Ihr Blinden, was ist denn größer: die Opfergabe oder der Altar, der die Opfergabe erst heiligt? Wer beim Altar schwört, der schwört bei diesem und bei allem, was darauf liegt. Wer beim Tempel schwört, der schwört bei diesem und bei dem, der darin wohnt. Und wer beim Himmel schwört, der schwört bei Gottes Thron und bei dem, der auf dem Thron sitzt. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Anis und Kümmel, das Wichtigste des Gesetzes aber laßt ihr außer acht: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue. Das eine soll man tun, das andere nicht lassen. Ihr blinden Führer! Ihr seiht die Mücke und verschluckt das Kamel. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr reinigt das Äußere von Bechern und Schüsseln, inwendig aber sind sie voll Raub und Gier. Du blinder Pharisäer, reinige zuerst das Innere des Bechers, dann wird auch das Äußere rein werden. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr gleicht übertünchten Gräbern, von außen sehen sie zwar schön aus; innen aber sind sie voll von Totengebein und allem Unrat.  So erscheint auch ihr äußerlich gerecht vor den Menschen, innen aber seid ihr voll Heuchelei und Gesetzlosigkeit. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr baut den Propheten Grabstätten und schmückt die Denkmäler der Gerechten und sagt: Hätten wir in den Tagen unserer Väter gelebt, hätten wir uns am Blut der Propheten nicht mitschuldig gemacht. Also stellt ihr euch selbst das Zeugnis aus, daß ihr die Söhne von Prophetenmördern seid. Macht nur das Maß eurer Väter voll! Ihr Schlangen und Natterngezücht! Wie wollt ihr der Verurteilung zur Hölle entrinnen?  Seht: Ich sende zu euch Propheten, Weise und Schriftgelehrte. Die einen von ihnen werdet ihr töten und kreuzigen, die anderen in euren Synagogen geißeln und von Stadt zu Stadt verfolgen, damit über euch das Blut aller Gerechten komme, das auf Erden vergossen ward, vom Blut des gerechten Abel bis zum Blut des Zacharias, des Sohnes des Barachias, den ihr zwischen dem Tempel und dem Altar ermordet habt.  Wahrlich, ich sage euch: Dies alles wird über dieses Geschlecht kommen. Wehruf über JerusalemJerusalem, Jerusalem! Du mordest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, wie eine Henne ihre Küken unter die Flügel sammelt; aber ihr habt nicht gewollt.  Siehe, euer Haus soll euch verödet überlassen werden.  Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von nun an nicht mehr sehen, bis ihr ruft: Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!"  Weissagung vom EndeAnlaßJesus verließ den Tempel und ging des Weges, als seine Jünger herzutraten und auf die Prachtbauten des Tempels hinwiesen.  Er sagte zu ihnen: "Seht ihr das alles? Wahrlich, ich sage euch: Hier wird nicht ein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht niedergerissen wird." Als er sich dann auf dem Ölberg niedergelassen hatte, traten die Jünger, die mit ihm allein waren, zu ihm und sagten: "Sag uns, wann wird dies geschehen, und was ist das Zeichen deiner Ankunft und des Weltendes?"  Vorausgehende DrangsaleJesus antwortete ihnen: "Seht zu, daß euch niemand irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin der Messias! Und sie werden viele irreführen. Ihr werdet von Kriegen und Kriegsgerüchten hören. Habt acht, laßt euch nicht erschrecken! Denn das alles muß kommen, bedeutet aber noch nicht das Ende. Denn Volk wird sich gegen Volk, Reich gegen Reich erheben. Hungersnot und Pest und Erdbeben wird es allenthalben geben. Doch das alles ist erst der Anfang der Wehen. Dann wird man euch bedrängen und euch töten; um meines Namens willen werdet ihr von allen Völkern gehaßt sein. Dann werden viele zu Fall kommen, einander verraten und hassen. Falsche Propheten werden in großer Zahl auftreten und viele irreführen. Weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt, wird die Liebe der meisten erkalten. Wer aber ausharrt bis ans Ende, wird gerettet werden. Dieses Evangelium vom Reich wird in der ganzen Welt verkündet werden, zum Zeugnis für alle Völker. - Dann erst kommt das Ende. Vorzeichen der Zerstörung JerusalemsWenn ihr nun den verwüstenden Greuel an heiliger Stätte stehen seht, von dem der Prophet Daniel gesprochen hat - wer es liest, der beachte es wohl! -,  dann sollen die Leute in Judäa ins Gebirge flüchten. Wer auf dem Dach ist, steige nicht hinab, um noch die Sachen aus seinem Haus zu holen. Wer auf dem Feld ist, kehre nicht zurück, um seinen Mantel zu holen. Wehe den hoffenden und stillenden Müttern in jenen Tagen! Betet aber, daß eure Flucht nicht in den Winter fällt oder auf einen Sabbat.  Die große DrangsalDenn dann wird eine so große Drangsal kommen, wie es von Anbeginn der Welt bis jetzt noch keine gegeben hat, noch je geben wird. Und würden jene Tage nicht abgekürzt, so würde kein Mensch gerettet werden. Aber um der Auserwählten willen werden jene Tage abgekürzt. Wenn dann jemand zu euch sagt: Seht, hier ist der Messias! , oder: dort! , - glaubt es nicht! Denn es werden falsche Messias und falsche Propheten auftreten und große Zeichen und Wunder wirken, um - wenn möglich - selbst die Auserwählten irrezuführen. Seht, ich habe es euch vorausgesagt. Wenn man also zu euch sagt: Seht, er ist in der Wüste! , so geht nicht hinaus; oder: Seht, er ist in den Gemächern! , so glaubt es nicht. Denn wie der Blitz im Osten aufzuckt und bis zum Westen hin leuchtet, so wird es auch mit der Ankunft des Menschensohnes sein.  Wo ein Aas ist, da sammeln sich die Geier. Wiederkunft ChristiSogleich nach der Drangsal jener Tage wird sich die Sonne verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels erschüttert werden. Dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen. Da werden alle Stämme der Erde wehklagen. Sie werden den Menschensohn auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit kommen sehen.  Er wird seine Engel aussenden mit lautem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten von den vier Windrichtungen zusammenführen, von einem Ende des Himmels bis zum anderen. Gleichnis vom Feigenbaum Vom Feigenbaum lernt das Gleichnis: Wenn seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wißt ihr, daß der Sommer nahe ist. So sollt auch ihr, wenn ihr dies alles seht, wissen, daß er nahe ist, vor der Tür. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bevor das alles eintrifft. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Um jenen Tag aber und jene Stunde weiß niemand etwas, auch nicht die Engel des Himmels, auch nicht der Sohn, sondern allein der Vater.  Mahnung zur WachsamkeitWie in den Tagen des Noach, so wird es bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Denn in den Tagen vor der Sintflut aßen und tranken sie, heirateten und verheirateten, bis zu dem Tag, da Noach in die Arche ging;  und sie kamen nicht zur Einsicht, bis die Sintflut hereinbrach und alles hinwegraffte. So wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Dann werden zwei auf dem Feld sein: der eine wird aufgenommen, der andere zurückgelassen. Zwei Frauen werden auf einer Mühle mahlen: die eine wird aufgenommen, die andere zurückgelassen. Seid also wachsam! Denn ihr wißt nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Seht: Wenn der Hausherr wüßte, zu welcher Stunde der Nacht der Dieb kommt, würde er sicherlich wachen und nicht in sein Haus einbrechen lassen. Darum haltet auch ihr euch bereit: denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht vermutet. Der treue KnechtWer ist wohl der treue und verständige Knecht, den der Herr über sein Gesinde gestellt hat, daß er ihm Speise gebe zur rechten Zeit? Selig ist jener Knecht, den der Herr das tuend antrifft, wenn er heimkehrt. Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen. Wenn aber der böse Knecht bei sich denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht! , und beginnt, seine Mitknechte zu schlagen und mit Trunkenbolden Gelage zu feiern, wird der Herr dieses Knechtes an einem Tag kommen, da er es nicht erwartet, zu einer Stunde, die er nicht kennt. Er wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz bei den Heuchlern anweisen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Die zehn JungfrauenMit dem Himmelreich wird es sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen. Fünf von ihnen waren töricht, fünf klug. Die törichten hatten zwar ihre Lampen mitgenommen, aber keinen Ölvorrat, die klugen dagegen hatten außer den Lampen in Krügen noch Öl mitgebracht. Als nun der Bräutigam länger ausblieb, wurden alle schläfrig und schliefen ein. Um Mitternacht erhob sich Geschrei: Der Bräutigam! Kommt heraus, ihm entgegen! Da erhoben sich die Jungfrauen und richteten ihre Lampen her. Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl! Unsere Lampen sind am Erlöschen. Die klugen erwiderten: Dann würde es nicht für uns und auch nicht für euch reichen. Geht doch lieber zu den Händlern und kauft es euch. Während sie hingingen, um zu kaufen, kam der Bräutigam. Die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal, und die Tür ward verschlossen. Endlich kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mache uns auf! Er aber erwiderte: Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht! Seid also wachsam; denn ihr kennt weder den Tag noch die Stunde! Die fünf TalenteEs ist wie bei einem Mann, der in die Fremde ziehen wollte. Er rief seine Knechte und übergab ihnen sein Vermögen. Dem einen gab er fünf Talente, dem anderen zwei, dem dritten eins, jedem nach seiner besonderen Tüchtigkeit. Dann reiste er ab. Der fünf Talente empfangen hatte, ging hin, arbeitete mit ihnen und gewann noch fünf dazu. Ebenso gewann auch der mit den zwei Talenten noch zwei andere hinzu. Der aber das eine erhalten hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg darin das Geld seines Herrn. Nach geraumer Zeit kam der Herr jener Knechte zurück und hielt Abrechnung mit ihnen. Der die fünf Talente empfangen hatte, trat heran, brachte fünf weitere Talente mit und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir übergeben, siehe, fünf weitere Talente habe ich dazugewonnen. Da sagte sein Herr zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht. Über weniges bist du treu gewesen, über vieles will ich dich setzen. Geh ein in die Freude deines Herrn! Auch der mit den zwei Talenten trat heran und sagte: Herr, zwei Talente hast du mir übergeben, siehe, zwei Talente habe ich dazugewonnen. Da sagte sein Herr zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht. Über weniges bist du treu gewesen, über vieles will ich dich setzen. Geh ein in die Freude deines Herrn! Es trat aber auch der heran, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich kenne dich, du bist ein strenger Mann. Du erntest, wo du nicht gesät, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast. Darum fürchtete ich mich, ging hin und vergrub dein Talent in der Erde. Hier hast du dein Eigentum. Da erwiderte ihm sein Herr: Du schlechter und fauler Knecht, du wußtest, daß ich ernte, wo ich nicht gesät, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe? Dann hättest du mein Geld bei den Wechslern anlegen sollen, so daß ich bei meiner Heimkehr mein Geld mit Zinsen hätte abheben können. Nehmt ihm darum das Talent und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn jedem, der hat, wird gegeben werden, und er wird Überfluß haben; wer aber nicht hat, dem wird noch genommen werden, was er hat.  Den unnützen Knecht aber werft hinaus in die Finsternis draußen! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Das WeltgerichtWenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Die Schafe wird er zu seiner Rechten stellen, die Böcke zu seiner Linken. Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt, ihr Gesegneten meines Vaters! Nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bereitet ist. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben, ich war fremd, und ihr habt mich beherbergt, nackt, und ihr habt mich bekleidet, ich war krank, und ihr habt mich besucht, ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten erwidern: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben, oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich als Fremdling gesehen und haben dich beherbergt, oder nackt und haben dich bekleidet? Und wann haben wir dich krank gesehen oder im Gefängnis und sind zu dir gekommen? Der König wird ihnen antworten: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Dann wird er auch zu denen zur Linken sagen: Hinweg von mir, ihr Verfluchten, ins ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bereitet ist! Denn ich war hungrig, und ihr habt mir nicht zu essen gegeben, ich war durstig, und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben, ich war fremd, und ihr habt mich nicht beherbergt, nackt, und ihr habt mich nicht bekleidet, krank und im Gefängnis, und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden auch sie erwidern: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder fremd oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und hätten dir nicht gedient? Darauf wird er ihnen antworten: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem von diesen Geringsten da nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. Diese werden hingehen in ewige Pein, die Gerechten aber in ewiges Leben."  JESU LEIDEN, TOD UND AUFERSTEHUNGDas letzte AbendmahlBeschluß des Hohen RatesAls Jesus alle diese Reden beendet hatte, sagte er zu seinen Jüngern:  "Ihr wißt, daß in zwei Tagen das Paschafest ist und der Menschensohn überliefert wird, um gekreuzigt zu werden." Damals versammelten sich die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes im Palast des Hohenpriesters namens Kajaphas. Sie kamen überein, Jesus mit List festzunehmen und zu töten. Sie sagten aber: "Nur nicht am Fest! Sonst entsteht ein Aufruhr im Volk." Salbung in BetanienAls Jesus zu Betanien im Haus Simons des Aussätzigen weilte, kam eine Frau mit einem Alabastergefäß voll kostbaren Salböls zu ihm. Das goß sie über sein Haupt, während er zu Tisch saß. Als die Jünger das sahen, wurden sie unwillig und sagten: "Wozu diese Verschwendung? Man hätte das doch teuer verkaufen und das Geld den Armen geben können." Jesus bemerkte es und sagte zu ihnen: "Warum kränkt ihr die Frau? Sie hat doch ein gutes Werk an mir getan. Arme habt ihr stets bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit. Wenn sie dieses Salböl über meinen Leib ausgoß, hat sie es für mein Begräbnis getan. Wahrlich, ich sage euch: Überall in der ganzen Welt, wo dieses Evangelium verkündet wird, wird man auch zu ihrem Andenken erzählen, was sie getan hat." Verabredung des JudasDarauf ging einer von den Zwölfen mit Namen Judas Iskariot zu den Hohenpriestern und sagte: "Was wollt ihr mir geben, wenn ich ihn euch überliefere?" Sie setzten ihm dreißig Silberlinge aus.  Von da an suchte er nach einer günstigen Gelegenheit, ihn zu überliefern. Das Paschamahl Am ersten Tag der Ungesäuerten Brote traten die Jünger zu Jesus und fragten: "Wo sollen wir das Paschamahl für dich bereiten?"  Er sagte: "Geht in die Stadt zu einem gewissen Mann und sagt zu ihm: Der Meister läßt sagen: Meine Zeit ist nahe, bei dir will ich mit meinen Jüngern das Paschamahl halten." Die Jünger taten, wie Jesus ihnen aufgetragen hatte, und bereiteten das Paschamahl. Als es Abend geworden war, setzte er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch. Während sie beim Mahl waren, sagte er: "Wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten." Da wurden sie tief betrübt, und einer nach dem anderen fragte ihn: "Doch nicht etwa ich, Herr?" Er gab zur Antwort: "Der mit mir die Hand in die Schüssel tunkt, der wird mich verraten.  Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht. Wehe aber jenem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Für jenen Menschen wäre es besser, wenn er nicht geboren wäre." Da fragte Judas, der ihn überlieferte: "Bin ich es etwa, Meister?" Er sagte zu ihm: "Du hast es gesagt."  Einsetzung der EucharistieWährend des Mahles nahm Jesus Brot, segnete es, brach es und gab es den Jüngern mit den Worten: "Nehmt hin und esset, das ist mein Leib."  Dann nahm er einen Kelch, dankte und reichte ihn ihnen mit den Worten: "Trinket alle daraus; denn dies ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch aber: Von jetzt an werde ich nicht mehr von dieser Frucht des Weinstocks trinken, bis zu jenem Tag, da ich von ihr aufs neue mit euch trinken werde im Reich meines Vaters." Nachdem sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus zum Ölberg. Beteuerung der JüngerDa sagte Jesus zu ihnen: "Ihr alle werdet heute Nacht an mir irre werden. Denn es steht geschrieben: Ich werde den Hirten erschlagen, und zerstreuen werden sich die Schafe der Herde.  Nachdem ich aber auferweckt worden bin, werde ich euch nach Galiläa vorausgehen." Petrus aber erwiderte ihm: "Wenn alle an dir irre werden, ich lasse mich niemals beirren!" Jesus sagte ihm: "Wahrlich, ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen." Petrus beteuerte ihm: "Selbst wenn ich mit dir sterben müßte - nie werde ich dich verleugnen!" Ebenso redeten auch alle anderen Jünger. VON GETSEMANI NACH GOLGOTATodesangst JesuDarauf kam Jesus mit ihnen zu einem Landgut, Getsemani genannt. Er sagte zu den Jüngern: "Setzt euch hier nieder, während ich dorthin gehe und bete." Petrus und die beiden Söhne des Zebedäus nahm er mit; und es überkam ihn Traurigkeit und Angst.  Da sagte er zu ihnen: "Tiefbetrübt ist meine Seele bis zum Tod: bleibt hier und wacht mit mir!" Und er ging ein wenig weiter, fiel auf sein Angesicht nieder und betete: "Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber. Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst." Er kam zu den Jüngern zurück und fand sie schlafend. Da sagte er zu Petrus: "So hattet ihr nicht die Kraft, eine einzige Stunde mit mir zu wachen? Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet; der Geist ist zwar willig, aber das Fleisch ist schwach." Wieder, zum zweitenmal, entfernte er sich und betete: "Mein Vater, wenn dieser Kelch nicht vorübergehen kann, ohne daß ich ihn trinke, geschehe dein Wille!" Und als er zurückkam, fand er sie wieder schlafend. Denn die Lider waren ihnen schwer geworden. Da verließ er sie, ging abermals hin und betete zum drittenmal mit den gleichen Worten. Dann kehrte er zu den Jüngern zurück und sagte zu ihnen: "Schlaft weiter und ruht euch aus! Seht, die Stunde ist gekommen, daß der Menschensohn in die Hände der Sünder überliefert wird. Steht auf, laßt uns gehen! Seht, mein Verräter ist da." GefangennahmeWährend er noch redete, kam Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm im Auftrag der Hohenpriester und Ältesten des Volkes eine große Schar mit Schwertern und Knüppeln. Sein Verräter hatte ihnen ein Zeichen angegeben und gesagt: "Den ich küssen werde, der ist es; den ergreift!" Sogleich trat er auf Jesus zu und sagte: "Sei gegrüßt, Meister!" und küßte ihn. Jesus aber sagte zu ihm: "Freund, dazu bist du gekommen?" Da traten sie herzu, legten Hand an Jesus und nahmen ihn fest. Einer von den Begleitern Jesu erhob die Hand und zog sein Schwert. Er schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab. Da sagte Jesus zu ihm: "Stecke dein Schwert wieder in die Scheide. Denn alle, die zum Schwert greifen, kommen durch das Schwert um. Oder meinst du, daß auf meine Bitte hin mein Vater mir nicht sogleich mehr als zwölf Legionen Engel bereitstellen würde?  Wie sollte dann aber die Schrift erfüllt werden, nach der es so kommen muß?" Zu den Scharen aber sagte Jesus in jener Stunde: "Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knüppeln ausgezogen, mich zu ergreifen. Tag für Tag saß ich im Tempel und lehrte, und ihr habt mich nicht festgenommen. Das alles aber ist geschehen, damit die Schriften der Propheten erfüllt würden." Da verließen ihn alle Jünger und flohen. Jesus vor dem Hohen RatSie ergriffen Jesus und brachten ihn zum Hohenpriester Kajaphas, bei dem sich die Schriftgelehrten und die Ältesten versammelt hatten. Petrus aber folgte ihm von weitem bis zum Palast des Hohenpriesters. Er ging hinein und setzte sich unter die Diener, um abzuwarten, wie die Sache ausgehen werde. Die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat suchten nach einem falschen Zeugnis gegen Jesus, damit sie ihn töten könnten. Doch fanden sie keines, trotz der vielen falschen Zeugen, die auftraten. Zuletzt kamen noch zwei und sagten: "Dieser hat behauptet: Ich kann den Tempel Gottes niederreißen und ihn in drei Tagen wieder aufbauen." Da erhob sich der Hohepriester und fragte ihn: "Sagst du nichts zu dem, was diese gegen dich bezeugen?" Jesus aber schwieg. Da sagte der Hohepriester zu ihm: "Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagst, ob du der Messias bist, der Sohn Gottes." Jesus antwortete ihm: "Du hast es gesagt! Doch ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Menschensohn zur Rechten des Allmächtigen sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen."  Darauf zerriß der Hohepriester sein Gewand mit den Worten: "Er hat gelästert! Wozu brauchen wir noch Zeugen? Jetzt habt ihr die Lästerung gehört. Was meint ihr?" Sie erwiderten: "Er ist des Todes schuldig!" Da spien sie ihm ins Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten. Andere gaben ihm Backenstreiche und sagten: "Offenbare uns, Messias: Wer ist es, der dich geschlagen hat?" Verleugnung des PetrusPetrus aber saß draußen im Hof. Da kam eine Magd auf ihn zu und sagte: "Auch du warst bei Jesus, dem Galiläer!"  Er jedoch leugnete vor allen und sagte: "Ich weiß nicht, wovon du redest." Als er zur Torhalle weggegangen war, erblickte ihn eine andere Magd und sagte zu den Leuten dort: "Der war auch bei Jesus, dem Nazoräer."  Und wieder leugnete er mit einem Schwur: "Ich kenne den Menschen nicht!" Nach einer kleinen Weile traten die Umstehenden an Petrus heran und sagten: "Du gehörst wirklich auch zu ihnen, selbst deine Sprache verrät dich." Da fing er an zu fluchen und zu schwören: "Ich kenne den Menschen nicht." Und sogleich krähte ein Hahn. Und Petrus erinnerte sich des Wortes, das Jesus gesagt hatte: "Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen." Und er ging hinaus und weinte bitterlich. Auslieferung an PilatusAls es Morgen geworden war, faßten alle Hohenpriester und Ältesten des Volkes gegen Jesus den Beschluß, ihn zu töten. Sie führten ihn gefesselt ab und übergaben ihn dem Statthalter Pilatus.  Das Ende des VerrätersAls nun Judas, der ihn überliefert hatte, sah, daß er verurteilt worden war, wurde er von Reue ergriffen. Er brachte den Hohenpriestern und Ältesten die dreißig Silberlinge zurück und sagte: "Ich habe gesündigt. Ich habe unschuldiges Blut überliefert!" Die aber sagten: "Was geht uns das an? Sieh du selber zu!" Da warf er die Silberlinge gegen den Tempel, lief weg und erhängte sich. Die Hohenpriester hoben die Silberlinge auf und meinten: "Man darf sie nicht in den Tempelschatz legen; denn es ist Blutgeld." Sie beschlossen, dafür den Töpferacker als Begräbnisstätte für die Fremden zu kaufen. Deshalb heißt jener Acker bis auf den heutigen Tag "Blutacker".  So erfüllte sich das Wort des Propheten Jeremia, der sagt: "Sie nahmen die dreißig Silberlinge, den Preis für den Geschätzten, den die Söhne Israels abgeschätzt haben, und gaben sie für den Töpferacker. So hat der Herr mir aufgetragen."  Jesus vor PilatusJesus aber wurde vor den Statthalter gestellt. Der Statthalter richtete an ihn die Frage: "Bist du der König der Juden?" Jesus sagte: "Ich bin es." Doch auf die Anklagen der Hohenpriester und Ältesten entgegnete er nichts. Da sagte Pilatus zu ihm: "Hörst du nicht, was sie alles gegen dich vorbringen?" Doch er antwortete ihm auf keine einzige Frage, so daß der Statthalter sehr verwundert war. An jedem Fest pflegte der Statthalter dem Volk einen Gefangenen freizugeben, den es haben wollte. Die Römer hatten damals einen berüchtigten Gefangenen namens Barabbas.  Als sie nun versammelt waren, fragte sie Pilatus: "Wen, wollt ihr, soll ich euch freigeben, Barabbas oder Jesus, der Messias genannt wird?" Er wußte nämlich, daß sie ihn aus Mißgunst überliefert hatten. Während er aber auf dem Richterstuhl saß, schickte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: "Habe nichts zu schaffen mit jenem Gerechten. Denn seinetwegen hatte ich heute im Traum viel auszustehen."  Die Hohenpriester und die Ältesten aber überredeten das Volk, Barabbas zu fordern, Jesus aber töten zu lassen. Der Statthalter ergriff das Wort und fragte sie: "Wen von den beiden soll ich euch freigeben?" Sie riefen: "Barabbas!" Pilatus sagte zu ihnen: "Was soll ich denn mit Jesus machen, der Messias genannt wird?" Da schrien alle: "Er soll gekreuzigt werden." Er sagte: "Was hat er denn Böses getan?" Da schrien sie noch lauter: "Er soll gekreuzigt werden." Pilatus sah, daß er nichts erreichte, sondern der Lärm nur noch größer wurde. Er ließ sich Wasser reichen und wusch sich vor dem Volk die Hände, indem er sagte: "Unschuldig bin ich an diesem Blut. Seht ihr selber zu!" Und das ganze Volk entgegnete: "Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!" Da gab er ihnen Barabbas frei. - Jesus aber ließ er geißeln und übergab ihn zur Kreuzigung.  DornenkrönungDarauf nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus mit in das Prätorium und versammelten um ihn die ganze Abteilung. Sie zogen ihm die Kleider aus und legten ihm einen scharlachroten Mantel um.  Dann flochten sie aus Dornen einen Kranz, setzten ihn ihm aufs Haupt und gaben ihm einen Rohrstock in die rechte Hand. Sie fielen vor ihm aufs Knie und verspotteten ihn mit den Worten: "Heil dir, König der Juden!" Dabei spien sie ihn an, nahmen den Rohrstock und schlugen ihm damit aufs Haupt. Nachdem sie ihn verspottet hatten, nahmen sie ihm den Mantel ab, zogen ihm seine Kleider an und führten ihn zur Kreuzigung. Kreuzigung JesuAuf dem Weg trafen sie einen Mann aus Zyrene namens Simon. Den zwangen sie, sein Kreuz zu tragen. So gelangten sie an den Ort, der Golgota, das heißt Schädelstätte, genannt wird. Dort gaben sie ihm Wein mit Galle gemischt zu trinken. Er kostete davon, wollte aber nicht trinken.  Nachdem sie ihn gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider unter sich, wobei sie das Los warfen.  Darauf setzten sie sich nieder und bewachten ihn. Über seinem Kopf brachten sie eine Inschrift mit Angabe seiner Schuld an: "Das ist Jesus, der König der Juden." Mit ihm wurden zwei Räuber gekreuzigt, der eine zur Rechten, der andere zur Linken. Verspottung JesuDie Vorübergehenden aber lästerten ihn, schüttelten den Kopf und sagten: "Du willst doch den Tempel niederreißen und in drei Tagen wiederaufbauen! Rette dich selbst! - Wenn du Gottes Sohn bist, so steig herab vom Kreuz!" Ebenso höhnten auch die Hohenpriester mitsamt den Schriftgelehrten und Ältesten und sagten: "Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen. Er ist der König Israels? Er steige jetzt vom Kreuz herab, dann werden wir an ihn glauben. Er hat auf Gott vertraut, Gott befreie ihn jetzt, wenn er an ihm sein Wohlgefallen hat. Er hat ja gesagt: Ich bin der Sohn Gottes. " In gleicher Weise schmähten ihn auch die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren. Jesu TodIn der sechsten Stunde brach eine Finsternis über das ganze Land herein, die bis zur neunten andauerte.  Um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: "Eli, Eli, lema sabachtani?", das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?  Einige der dort Stehenden hörten das und sagten: "Er ruft Elija." Einer von ihnen lief hin, nahm einen Schwamm, füllte ihn mit Essig, steckte ihn auf einen Rohrstock und gab ihm zu trinken. Die anderen sagten: "Laß das, wir wollen sehen, ob Elija kommt, ihn zu retten." Jesus aber schrie noch einmal mit lauter Stimme. - Dann gab er den Geist auf. Da riß der Vorhang des Tempels von oben bis unten entzwei, die Erde bebte, die Felsen barsten, die Gräber öffneten sich, und viele der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt; sie kamen nach seiner Auferweckung aus den Gräbern heraus, gingen in die Heilige Stadt und erschienen vielen. Als der Hauptmann und seine Leute, die bei Jesus Wache hielten, das Erdbeben und die anderen Ereignisse wahrnahmen, gerieten sie in große Furcht und sagten: "Dieser war wirklich der Sohn Gottes!" Es waren dort auch viele Frauen, die von ferne zuschauten. Sie hatten Jesus von Galiläa her begleitet, um für ihn zu sorgen. Unter ihnen befanden sich Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus und Josef, und die Mutter der Söhne des Zebedäus.  GrablegungAm Abend kam ein reicher Mann aus Arimathäa namens Josef. Auch er war ein Jünger Jesu. Er ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Da befahl Pilatus, ihn herauszugeben.  Josef nahm den Leichnam, wickelte ihn in ein reines Leinentuch und legte ihn in das Grab, das er sich neu in den Felsen hatte hauen lassen. Vor den Eingang zum Grab wälzte er einen großen Stein und ging weg. Maria aus Magdala und die andere Maria waren auch dort; sie saßen dem Grab gegenüber. Die GrabwacheTags darauf, nach dem Rüsttag, kamen die Hohenpriester und Pharisäer gemeinsam zu Pilatus  und sagten: "Herr, es ist uns eingefallen, daß jener Betrüger, als er noch lebte, gesagt hat: Nach drei Tagen werde ich auferweckt. Laß darum das Grab bis zum dritten Tag bewachen. Sonst könnten seine Jünger kommen, ihn stehlen und zum Volk sagen: Er ist von den Toten auferweckt worden! Dann wäre der letzte Betrug noch schlimmer als der erste." Pilatus erwiderte ihnen: "Ihr sollt eine Wache haben. Geht und bewacht das Grab, so gut ihr könnt." Sie gingen hin und sicherten das Grab, indem sie den Stein in Gegenwart der Wache versiegelten. AUFERSTEHUNG JESUDie Frauen am GrabNach dem Sabbat, beim Morgengrauen des ersten Wochentages, machten sich Maria aus Magdala und die andere Maria auf den Weg, um nach dem Grab zu sehen. Und siehe, die Erde erbebte gewaltig, denn ein Engel des Herrn stieg vom Himmel herab, trat hinzu, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Sein Aussehen war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie Schnee. Aus Furcht vor ihm erbebten die Wächter und waren wie tot. Der Engel sprach zu den Frauen: "Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferweckt worden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stelle, wo er gelegen hat. Geht eilends hin zu seinen Jüngern und meldet ihnen: Er ist von den Toten auferweckt worden und geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen. Tut nun, was ich euch gesagt habe!"  Mit Furcht und großer Freude liefen sie vom Grab weg und eilten, seinen Jüngern die Botschaft zu überbringen. Da kam Jesus ihnen entgegen und sagte: "Seid gegrüßt!" Sie traten näher, umfaßten seine Füße und warfen sich vor ihm nieder. Da sagte Jesus zu ihnen: "Fürchtet euch nicht! Geht hin und berichtet meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen. Dort werden sie mich sehen." Bestechung der WächterWährend sie hingingen, kamen einige von der Wache in die Stadt und meldeten den Hohenpriestern alles, was sich zugetragen hatte. Diese kamen mit den Ältesten zusammen und hielten Rat. Sie gaben den Soldaten viel Geld und wiesen sie an: "Sagt: Nachts sind seine Jünger gekommen und haben ihn, während wir schliefen, gestohlen. Sollte dies dem Statthalter zu Ohren kommen, werden wir ihn beschwichtigen und dafür sorgen, daß ihr nichts zu befürchten habt." Sie nahmen das Geld und taten, wie man sie angewiesen hatte. Und verbreitet wurde dieses Gerede bei den Juden bis auf den heutigen Tag.  Die elf Jünger aber gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte.  Als sie ihn erblickten, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel. Da trat Jesus näher, redete sie an und sagte: "Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. So geht denn hin und macht alle Völker zu Jüngern, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und sie lehrt, alles zu halten, was ich euch geboten habe. Seht, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt." Johannes der TäuferAnfang der Frohbotschaft von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.  Wie beim Propheten Jesaja geschrieben steht: "Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der dir den Weg bereiten soll. Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht eben seine Pfade! "  So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündete eine Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden. Das ganze Land Judäa und alle Bewohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus. Sie ließen sich von ihm im Jordan taufen und bekannten dabei ihre Sünden. Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüfte. Er nährte sich von Heuschrecken und wildem Honig.  Er verkündete: "Der nach mir kommt, ist mächtiger als ich; ich bin nicht würdig, mich niederzubeugen, um den Riemen seiner Sandalen zu lösen. Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit Heiligem Geist taufen."  Taufe JesuIn jenen Tagen kam Jesus von Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, wie der Himmel sich öffnete und der Geist gleich einer Taube auf ihn herabschwebte.  Und eine Stimme aus dem Himmel erscholl: "Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen."  Versuchung JesuAlsbald trieb ihn der Geist hinaus in die Wüste. Vierzig Tage blieb er in der Wüste und wurde vom Satan versucht. Er lebte bei den wilden Tieren, und die Engel dienten ihm. JESU ÖFFENTLICHES WIRKEN IN GALILÄAZustimmung und WiderspruchDie ersten JüngerNachdem Johannes eingekerkert war, begab sich Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium Gottes mit den Worten: "Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe. Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium!"  Als er am See von Galiläa entlangging, sah er, wie Simon und Andreas, der Bruder des Simon, auf dem See die Netze auswarfen. Sie waren nämlich Fischer. Jesus sagte zu ihnen: "Folgt mir! Ich will euch zu Menschenfischern machen." Sogleich ließen sie die Netze liegen und folgten ihm. Als er ein Stück weitergegangen war, sah er Jakobus, den (Sohn) des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes im Boot beim Ausbessern der Netze. Sogleich rief er sie. Sie ließen ihren Vater Zebedäus mit den Tagelöhnern im Boot und folgten ihm nach. Heilung eines BesessenenSie kamen nach Kafarnaum. Am Sabbat begab er sich in die Synagoge und lehrte.  Und die Menschen wurden durch seine Lehre erschüttert; denn er lehrte sie wie einer, der Macht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten. In der Synagoge war ein Mann, beherrscht von einem unreinen Geist. Der schrie: "Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, uns zu verderben? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes."  Jesus drohte ihm und sagte: "Schweig und fahre aus von ihm!" Der unreine Geist zerrte ihn hin und her und fuhr mit lautem Geschrei von ihm aus. Da erschauderten alle, und fragten einander: "Was ist das für eine neue, machtvolle Lehre? Selbst den unreinen Geistern gebietet er, und sie gehorchen ihm!" Sein Ruf verbreitete sich schnell überallhin in der ganzen Umgebung von Galiläa. Im Haus des PetrusAls er die Synagoge verlassen hatte, ging er mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. Simons Schwiegermutter lag mit Fieber danieder. Sie erzählten ihm von ihr. Da trat er zu ihr, nahm sie bei der Hand und richtete sie auf. Sofort wich das Fieber von ihr, und sie bediente sie.  Am Abend, nach Sonnenuntergang, brachte man alle Kranken und Besessenen zu ihm. Die ganze Stadt drängte sich vor der Haustür zusammen. Er heilte viele, die an mancherlei Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Den Dämonen jedoch verbot er zu reden, weil sie ihn kannten. In der Umgebung von KafarnaumIn aller Frühe, als es noch völlig dunkel war, erhob er sich, ging hinaus an einen einsamen Ort und betete. Simon und seine Gefährten eilten ihm nach. Als sie ihn gefunden hatten, sagten sie zu ihm: "Alle suchen dich." Er erwiderte ihnen: "Laßt uns anderswohin, in die umliegenden Ortschaften gehen, damit ich auch dort predige; dazu bin ich ja gekommen." So zog er durch ganz Galiläa, predigte in den Synagogen und trieb die Dämonen aus. Die Heilung eines AussätzigenEin Aussätziger kam zu ihm, fiel vor ihm auf die Knie, flehte ihn an und sagte: "Wenn du willst, kannst du mich rein machen."  Voll Erbarmen streckte Jesus die Hand aus, rührte ihn an und sagte: "Ich will es; sei rein!" Sogleich wich der Aussatz von ihm, und er wurde rein. Mit strengen Worten schickte ihn Jesus weg und gebot ihm: "Sieh zu, daß du niemand irgend etwas sagst. Geh vielmehr hin, zeige dich dem Priester und bringe für deine Reinigung das Opfer dar, das Mose vorgeschrieben hat. Das diene ihnen als Zeugnis."  Der aber ging weg und machte überall bekannt, was ihm widerfahren war. Daher konnte Jesus öffentlich eine Stadt nicht mehr betreten. Er hielt sich vielmehr draußen an einsamen Orten auf. Aber die Leute kamen von allen Seiten zu ihm. Heilung eines GelähmtenNach einigen Tagen kam er wieder nach Kafarnaum. Es wurde bekannt, daß er zu Haus sei. Da strömten so viele Menschen zusammen, daß der Platz vor der Tür nicht mehr ausreichte. Und er verkündete ihnen das Wort. Da kamen Leute mit einem Gelähmten zu ihm; vier Männer trugen ihn. Wegen der Volksmenge konnten sie ihn nicht zu Jesus hinbringen. So deckten sie da, wo Jesus sich befand, das Dach ab, machten eine Öffnung und ließen die Bahre mit dem Gelähmten hinab.  Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: "Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!" Es saßen da aber auch einige Schriftgelehrte. Die dachten bei sich: "Wie kann dieser so reden? Er lästert Gott! Wer kann Sünden vergeben als Gott allein?"  Jesus erkannte in seinem Geist, daß sie so dachten, und sagte zu ihnen: "Warum denkt ihr so in euren Herzen? Was ist leichter: zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Bahre, und geh umher? Ihr sollt aber wissen, daß der Menschensohn die Macht hat, hier auf Erden Sünden zu vergeben." Und er sagte zu dem Gelähmten: "Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Bahre und geh nach Haus!" Er stand auf, nahm seine Bahre und ging sogleich vor aller Augen hinaus. Da gerieten alle außer sich, priesen Gott und sagten: "So etwas haben wir noch nie gesehen." Berufung des LeviJesus ging wieder hinaus an den See. Alles Volk kam zu ihm, und er lehrte es. Im Vorübergehen sah er Levi, den des Alphäus, am Zollamt sitzen. Er sagte zu ihm: "Folge mir!" Er stand auf und folgte ihm.  Als Jesus dann in Levis Haus zu Tisch saß, aßen mit ihm und seinen Jüngern - denn viele folgten ihm - auch viele Zöllner und Sünder. Als nun die Schriftgelehrten aus den Reihen der Pharisäer sahen, daß er mit Zöllnern und Sündern aß, sagten sie zu seinen Jüngern: "Mit Zöllnern und Sündern ißt er!" Jesus hörte es und sagte zu ihnen: "Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder." FastenfrageDie Jünger des Johannes und die Pharisäer hatten einen Fasttag. Da kamen sie und fragten: "Warum fasten die Jünger des Johannes und der Pharisäer und deine nicht?"  Jesus erwiderte ihnen: "Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen weilt? Solange sie den Bräutigam bei sich haben, können sie nicht fasten.  Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam ihnen entrissen sein wird. An jenem Tag werden sie fasten. Niemand näht einen Flicken von neuem Tuch auf ein altes Kleid, sonst reißt der neue Flicken von ihm ab, das Neue vom Alten, und es entsteht ein ärgerer Riß. Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche ab, sonst sprengt der Wein die Schläuche und Wein und Schläuche sind verdorben. Neuer Wein muß in neue Schläuche." Ährenrupfen am SabbatAm Sabbat ging er einmal durch Kornfelder. Seine Jünger rupften im Vorbeigehen Ähren ab. Da sagten die Pharisäer zu ihm: "Sieh doch! Warum tun sie am Sabbat, was nicht erlaubt ist?" Er entgegnete ihnen: "Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er Not litt und ihn und seine Begleiter hungerte? Wie er zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar in das Haus Gottes ging und die Schaubrote aß, die nur die Priester essen dürfen? Auch seinen Gefährten gab er davon."  Und er sagte ihnen: "Der Sabbat ist um des Menschen willen da, nicht der Mensch um des Sabbats willen.  Daher ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat."  Heilung am SabbatEr ging wiederum in die Synagoge. Dort war ein Mann mit einer gelähmten Hand. Sie gaben acht, ob er ihn am Sabbat heile, um Anklage gegen ihn erheben zu können.  Da sagte er zu dem Mann mit der lahmen Hand: "Stelle dich in die Mitte!" Dann fragte er sie: "Soll man am Sabbat Gutes tun oder Böses, ein Leben retten oder es zugrunde gehen lassen?" Sie schwiegen. Betrübt über ihre Herzenshärte, schaute er sie ringsum zornig an und sagte zu dem Mann: "Streck deine Hand aus!" Er streckte sie aus, und seine Hand wurde wiederhergestellt. Da gingen die Pharisäer fort und faßten mit den Anhängern des Herodes den Beschluß, ihn zu vernichten.  JESUS UND DIE JÜNGERZulauf des VolkesJesus zog sich mit seinen Jüngern an den See zurück. Eine große Volksmenge aus Galiläa aber folgte ihm. Auch aus Judäa und Jerusalem, aus Idumäa, aus der Gegend jenseits des Jordan sowie aus der Umgebung von Tyrus und Sidon kamen zu ihm viele, die von all dem gehört hatten, was er tat. Da sagte er zu seinen Jüngern, wegen der Volksmenge solle ein Boot für ihn bereitliegen, damit er nicht ins Gedränge komme. Er heilte nämlich viele, und deshalb drängten sich alle Leidenden an ihn heran, um ihn zu berühren. Wenn die unreinen Geister ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder und schrien: "Du bist der Sohn Gottes!" Er aber verbot ihnen streng, ihn bekannt zu machen. Die ApostelwahlAlsdann stieg er auf einen Berg und rief die zu sich, die er wollte, und sie kamen. Er bestimmte zwölf, die bei ihm bleiben sollten. Die wollte er zum Predigen aussenden; sie sollten auch Macht haben, Dämonen auszutreiben. Folgende Zwölf bestimmte er: Simon, dem er den Beinamen Petrus gab,  Jakobus, den (Sohn) des Zebedäus, und Johannes, den Bruder des Jakobus - ihnen gab er den Beinamen Boanerges, das heißt Donnersöhne -,  ferner Andreas, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus - den des Alphäus -, Thaddäus, Simon Kananäus   und Judas Iskariot, der ihn auch verraten hat. Jesus und die SeinenDann ging er nach Haus. Wieder strömte das Volk zusammen, so daß sie nicht einmal mehr essen konnten. Als seine Angehörigen davon hörten, machten sie sich auf, um sich seiner zu bemächtigen. Denn sie sagten: "Er ist von Sinnen."  Anschuldigung der SchriftgelehrtenDie Schriftgelehrten, die von Jerusalem herabgekommen waren, sagten: "Er ist von Beelzebul besessen", und "Durch den Anführer der Dämonen treibt er die Dämonen aus." Da rief er sie herbei und sprach in Gleichnissen zu ihnen. Er sagte: "Wie kann der Satan den Satan austreiben? Wenn ein Reich in sich uneins ist, kann jenes Reich nicht bestehen, und wenn ein Haus in sich uneins ist, wird jenes Haus nicht bestehen können. Wenn nun der Satan gegen sich selbst aufsteht und mit sich selbst uneins ist, kann er nicht bestehen, sondern hat ein Ende. Niemand vermag in das Haus eines Starken einzudringen und ihm seine Habe zu rauben, wenn er den Starken nicht zuvor in Fesseln gelegt hat; erst dann kann er sein Haus plündern. Wahrlich, ich sage euch: Alle Sünden werden den Menschen vergeben, ebenso die Lästerungen, so viel sie auch lästern mögen. Wer aber gegen den Heiligen Geist lästert, findet in Ewigkeit keine Vergebung, sondern bleibt mit ewiger Sünde belastet." Sie hatten nämlich gesagt: "Er hat einen unreinen Geist." Jesu wahre FamilieDa kamen seine Mutter und seine Brüder. Sie blieben draußen stehen und ließen ihn rufen.  Viele saßen um ihn herum. Man meldete ihm: "Deine Mutter und deine Brüder sind draußen und suchen dich." Er erwiderte: "Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?" Dann blickte er auf die, die im Kreis um ihn herum saßen, und sagte: "Hier sind meine Mutter und meine Brüder. Denn wer den Willen Gottes tut, der ist mir Bruder, Schwester und Mutter." Gleichnis vom SämannWiederum lehrte er am See. Sehr viel Volk strömte bei ihm zusammen. Darum stieg er in ein Boot und setzte sich darin auf dem See nieder. Das Volk stand am Ufer.  Er lehrte sie vieles in Gleichnissen. Während dieser Unterweisung sagte er: "Hört! Da ging ein Sämann aus, um zu säen. Beim Säen fiel einiges auf den Weg, und die Vögel kamen und pickten es auf. Anderes fiel auf steinigen Grund, wo es nicht viel Erde hatte. Weil es nicht tief in der Erde lag, schoß es schnell auf; als aber die Sonne hochstieg, wurde es versengt, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es. Anderes fiel unter die Dornen. Die Dornen wuchsen mit auf und erstickten es, so daß es keine Frucht brachte. Anderes endlich fiel auf gutes Erdreich, ging auf und wuchs und brachte Frucht: dreißigfach, sechzigfach, hundertfach." Und er sagte: "Wer Ohren hat zum Hören, der höre!" Auslegung des GleichnissesAls er allein war, fragten ihn seine Jünger und die Zwölf nach dem Sinn der Gleichnisse. Er sagte zu ihnen: "Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes anvertraut; jenen aber, die draußen sind, wird das alles in Gleichnissen gesagt. Sie sollen mit ihren Augen sehen und doch nicht erkennen, mit ihren Ohren hören, aber nicht verstehen, damit sie sich nicht etwa bekehren und Vergebung finden".  Weiter sagte er zu ihnen: "Versteht ihr dieses Gleichnis nicht? Wie wollt ihr dann die Gleichnisse überhaupt verstehen? Der Sämann sät das Wort. Auf den Weg gesät ist es bei denen, die es zwar hören, denen das Wort, das in ihre Herzen gesät wurde, jedoch sogleich vom Satan weggenommen wird. Entsprechend ist bei denen auf steinigen Grund gesät, die das Wort zwar hören und sogleich mit Freuden aufnehmen, aber es in sich nicht Wurzel fassen lassen, weil sie unbeständig sind. Wenn dann um des Wortes willen Bedrängnis oder Verfolgung hereinbrechen, fallen sie gleich ab. Bei anderen ist das Wort unter Dornen gesät. Sie hören das Wort, aber die weltlichen Sorgen, der trügerische Reichtum und sonstige Begierden schleichen sich ein und ersticken es, so daß es ohne Frucht bleibt. Und das sind die, bei denen auf gutes Erdreich gesät wurde: sie hören es, nehmen es auf und bringen Frucht: dreißigfach, sechzigfach, hundertfach." Zweck der GleichnisseEr sagte ihnen noch: "Läßt man sich wohl eine Lampe bringen, um sie unter einen Scheffel oder unter das Bett zu stellen? Nicht vielmehr, um sie auf den Leuchter zu setzen? Nichts ist verborgen, das nicht offenbar werden, nichts ist geheim, das nicht an den Tag kommen soll. Wer Ohren hat zum Hören, der höre!" Dann sagte er zu ihnen: "Achtet auf das, was ihr hört! Mit dem Maß, mit dem ihr meßt, wird euch gemessen, ja, es wird euch noch hinzugegeben werden. Denn wer hat, dem wird gegeben. Wer aber nicht hat, dem wird noch genommen, was er hat." Gleichnis von der selbstwachsenden SaatWeiter sagte er: "Mit dem Reich Gottes ist es wie mit einem Mann, der Samen auf das Feld sät. Mag er schlafen oder Tag und Nacht hindurch wachen: der Same keimt und sprießt auf; wie, das weiß er selbst nicht. Von selbst bringt das Feld Frucht, erst den Halm, dann die Ähre, zuletzt das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht es erlaubt, sendet er die Sichel aus, denn die Zeit der Ernte ist da."  Gleichnis vom SenfkornFerner sagte er: "Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis es darstellen? Es gleicht einem Senfkorn. Sät man es in die Erde, so ist es kleiner als alle anderen Samenkörner auf Erden. Ist es aber gesät, so schießt es empor und wird größer als alle Gartengewächse. Es treibt so große Zweige, daß unter seinem Schatten die Vögel des Himmels wohnen können." In vielen solchen Gleichnissen verkündete er ihnen das Wort, soweit sie es fassen konnten. Ohne Gleichnisse sprach er nicht zu ihnen. Seinen Jüngern aber erklärte er alles, wenn er mit ihnen allein war. Der Sturm auf dem SeeAm Abend jenes Tages sagte er zu ihnen: "Fahren wir hinüber ans andere Ufer." Sie entließen das Volk und nahmen ihn, so wie er war, im Boot mit; noch andere Boote schlossen sich an. Da erhob sich ein gewaltiger Sturm. Die Wogen schlugen in das Boot, so daß es sich mit Wasser füllte.  Er aber schlief hinten im Boot auf einem Kissen. Sie weckten ihn und riefen: "Meister, kümmert es dich nicht, daß wir untergehen?" Er stand auf, schalt den Wind und gebot dem See: "Schweig! Sei still!" Da legte sich der Wind und es trat eine große Stille ein. Er sagte zu ihnen: "Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr keinen Glauben?" Da befiel sie große Furcht, und sie sagten zueinander: "Wer ist wohl dieser, daß ihm selbst Sturm und See gehorchen?"  Der Besessene von GerasaSie kamen an das andere Ufer des Sees, in das Land der Gerasener.  Als er aus dem Boot stieg, lief ihm aus den Grabkammern ein Mann mit einem unreinen Geist entgegen.  Er hauste in den Grabanlagen, und selbst mit Fesseln konnte man ihn nicht zurückhalten. Schon oft hatte man ihn in Ketten gelegt, aber er hatte die Ketten gesprengt und die Fußfesseln zerrieben; niemand war imstande, ihn zu bändigen. Bei Tag und bei Nacht hielt er sich in den Grabhöhlen und auf den Bergen auf, schrie und schlug sich mit Steinen. Als er Jesus von weitem sah, lief er herbei, warf sich vor ihm nieder und schrie mit lauter Stimme: "Was habe ich mit dir zu tun, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich nicht!"  Jesus hatte ihm nämlich befohlen: "Fahre aus diesem Menschen, du unreiner Geist!" Jesus fragte ihn: "Wie heißt du?" Er antwortete: " Legion ist mein Name; denn wir sind viele."  Und er bat ihn flehentlich, sie nicht des Landes zu verweisen. Nun weidete dort am Berg eine große Schweineherde. Da baten ihn die Dämonen: "Schick uns in die Schweine, laß uns in sie hineinfahren!" Er erlaubte es ihnen. Darauf fuhren die unreinen Geister aus und fuhren in die Schweine. Und die Herde, an zweitausend Stück, raste den Abhang hinab in den See und ertrank. Die Hirten aber liefen davon und berichteten darüber in der Stadt und auf dem Land. Da eilten die Leute herbei, um zu sehen, was vorgefallen war. Sie kamen zu Jesus und sahen den Mann, der von der Legion besessen gewesen war, bekleidet und bei Sinnen dasitzen. Da wurden sie von Furcht ergriffen. Die Augenzeugen erzählten ihnen, wie es dem Besessenen ergangen war, und die Sache mit den Schweinen. Da ersuchten sie ihn, sich aus ihrem Gebiet zu entfernen. Als er ins Boot steigen wollte, bat ihn der vordem Besessene, bei ihm bleiben zu dürfen. Doch Jesus ließ ihn nicht bleiben, sondern sagte zu ihm: "Geh nach Hause zu deinen Angehörigen und erzähle ihnen, was der Herr Großes an dir getan und wie er sich deiner erbarmt hat." Da ging er hin und verkündete in der Dekapolis, was Jesus an ihm Großes getan hatte; und alle staunten. Die Tochter des JairusNachdem Jesus im Boot am anderen Ufer angekommen war, sammelte sich eine große Volksmenge um ihn. - Er befand sich noch am See. Da kam ein Synagogenvorsteher namens Jaïrus zu ihm. Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen, flehte ihn an und sagte: "Mein Töchterchen liegt in den letzten Zügen. Komm doch und leg ihm die Hände auf, damit es gesund wird und am Leben bleibt."  Da ging Jesus mit ihm. Viel Volk begleitete und umdrängte ihn; darunter eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutfluß litt.  Von vielen Ärzten war sie viel gequält worden; sie hatte ihr ganzes Vermögen ausgegeben und doch keinerlei Hilfe gefunden -; im Gegenteil, es war mit ihr eher noch schlimmer geworden. Sie hatte vom Wirken Jesu gehört und kam nun in der Menge und berührte von hinten sein Gewand. Denn sie dachte: "Wenn ich auch nur seine Kleider berühre, werde ich gesund." Sofort hörte der Blutfluß auf, und sie spürte an ihrem Körper, daß sie von ihrem Leiden geheilt war. Jesus merkte, daß eine Kraft von ihm ausgegangen war. Er wandte sich in der Menge um und fragte: "Wer hat meine Kleider berührt?" Seine Jünger sagten zu ihm: "Du siehst doch, wie dich das Volk umdrängt, und fragst noch: Wer hat mich berührt?" Doch er schaute umher, um die zu sehen, die das getan hatte. Da kam die Frau, zitternd und zagend herbei; sie wußte ja, was vorgegangen war. Sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. Er aber sagte zu ihr: "Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht. Geh hin im Frieden und sei geheilt von deinem Leiden!" Während er noch redete, kamen Leute aus dem Haus des Synagogenvorstehers mit der Nachricht: "Deine Tochter ist gestorben. Warum bemühst du noch den Meister?" Jesus aber hatte die Worte, die gesprochen wurden, aufgefangen. Er sagte zu dem Synagogenvorsteher: "Fürchte dich nicht; glaube nur!" Und er ließ niemand mitgehen als nur Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. Sie kamen zum Haus des Synagogenvorstehers. Da vernahm er Lärmen, Weinen und lautes Wehklagen. Er trat ein und sagte zu ihnen: "Warum lärmt und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur."  Da verlachten sie ihn. Er aber wies alle hinaus und ging mit dem Vater und der Mutter des Kindes sowie mit seinen Begleitern dahin, wo das Kind lag. Er faßte es bei der Hand und sagte zu ihm: "Talita kum!", das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! Sogleich stand das Mädchen auf und ging umher; es war schon zwölf Jahre alt. Da gerieten sie vor Schrecken ganz außer sich. Er aber schärfte ihnen eindringlich ein, daß es niemand erfahren dürfe. Dann sagte er, man solle dem Mädchen zu essen geben. Jesus in NazaretVon da ging Jesus weg und begab sich in seine Vaterstadt; seine Jünger begleiteten ihn. Am Sabbat lehrte er in der Synagoge. Und die Vielen, die zuhörten, staunten und sagten: "Woher hat er das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist! Und was für Machttaten geschehen durch seine Hände! Ist das nicht der Zimmermann, Marias Sohn und Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Wohnen nicht seine Schwestern hier bei uns?" Und sie nahmen Anstoß an ihm.  Da sagte Jesus zu ihnen: "Nirgendwo gilt ein Prophet weniger als in seiner Vaterstadt, bei seinen Verwandten und in seiner Familie." Er konnte dort keine Machttat vollbringen; nur einigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie.  Er wunderte sich über ihren Unglauben. - Dann zog er durch die Dörfer ringsum und lehrte. Aussendung der Apostel Und er rief die Zwölf zu sich, sandte sie zu zweien aus, und gab ihnen Macht über die unreinen Geister. Er gebot ihnen, nichts auf den Weg mitzunehmen, außer einem Stab; kein Brot, keine Tasche und kein Geld im Gürtel. Sie sollten Sandalen tragen, aber nicht zwei Hemden mitnehmen. Ferner sagte er zu ihnen: "Wo immer ihr in ein Haus eintretet, da bleibt, bis ihr von dort weiterzieht. Und wenn irgendein Ort euch nicht aufnimmt und man nicht auf euch hört, dann zieht weiter, und schüttelt den Staub von euren Füßen ab, ihnen zum Zeugnis.  Da machten sie sich auf den Weg und riefen die Menschen auf, umzukehren. Sie trieben viele Dämonen aus, salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.  ABKEHR JESU VON GALILÄAEnthauptung des TäufersAls sein Name bekannt geworden war, hörte auch König Herodes von Jesus. Die einen sagten: "Johannes der Täufer ist von den Toten auferstanden; deshalb wirken Wunderkräfte in ihm." Andere meinten: "Er ist Elija". Wieder andere sagten: "Er ist ein Prophet, wie einer von den alten Propheten." Als Herodes das hörte, sagte er: "Johannes, den ich enthaupten ließ, ist auferweckt worden von den Toten." Dieser Herodes hatte hingesandt und Johannes ergreifen und ihn gefesselt in das Gefängnis werfen lassen; und das wegen Herodias, der Frau seines Bruders Philippus, die er zur Frau genommen hatte. Denn Johannes hatte zu Herodes gesagt: "Es ist dir nicht erlaubt, deines Bruders Frau zu haben."  Das trug Herodias ihm nach. Sie hätte ihn gern töten lassen, konnte es aber nicht, denn Herodes hatte Scheu vor Johannes; er kannte ihn als einen gerechten und heiligen Mann und ließ ihn bewachen. Wenn er ihn hörte, war er sehr beunruhigt, trotzdem hörte er ihn aber gern.  Ein für Herodias günstiger Tag kam, als Herodes an seinem Geburtstag seinen Fürsten, den Hauptleuten und den Vornehmen Galiläas ein Festmahl gab. Da ging die Tochter eben jener Herodias hinein und tanzte. Sie gefiel dem Herodes und seinen Gästen, so daß der König zu dem Mädchen sagte: "Verlange von mir, was du nur willst; ich werde es dir geben."  Er schwur ihr: "Was immer du erbittest, werde ich dir geben, bis zur Hälfte meines Reiches!" Da ging es hinaus und fragte seine Mutter: "Was soll ich erbitten?" Die aber sagte: "Das Haupt Johannes des Täufers." Das Mädchen eilte zum König zurück und forderte: "Ich will, daß du mir sogleich auf einer Schüssel das Haupt Johannes des Täufers gibst." Da wurde der König sehr betrübt, aber des Eides und der Gäste wegen wollte er sie nicht abweisen. So sandte der König sofort einen Scharfrichter aus und befahl: "Man bringe sein Haupt!" Der ging hin und enthauptete ihn im Gefängnis,  brachte sein Haupt auf einer Schüssel und gab es dem Mädchen, und das Mädchen gab es seiner Mutter. Seine Jünger hörten davon; sie kamen, nahmen seinen Leichnam und legten ihn in ein Grab. Rückkehr der ApostelDie Apostel fanden sich wieder bei Jesus ein und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: "Laßt uns an einen einsamen Ort gehen, damit ihr allein sein und euch ausruhen könnt." Denn es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen, so daß sie nicht einmal Zeit zum Essen fanden. So fuhren sie ganz allein mit dem Boot an einen abgelegenen Ort. Aber viele sahen sie abfahren und merkten ihre Absicht. Zu Fuß eilten sie aus allen Städten dorthin und waren noch vor ihnen dort. Als Jesus ans Land stieg, sah er die vielen Menschen und fühlte Erbarmen mit ihnen; denn sie waren wie Schafe ohne Hirten. Und er belehrte sie über vieles. Als es bereits spät war, traten seine Jünger zu ihm und sagten: "Die Gegend ist abgelegen, und es ist schon spät. Laß die Leute ziehen, damit sie in die umliegenden Gehöfte und Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen." Er entgegnete ihnen: "Gebt ihr ihnen zu essen!" Sie erwiderten ihm: "Sollen wir hingehen, für zweihundert Denare Brot kaufen und es ihnen zu essen geben?" Er fragte sie: "Wie viele Brote habt ihr? Geht und seht nach!" Sie erkundigten sich und sagten: "Fünf, dazu zwei Fische."  Da ordnete er an, alle sollten sich in Gruppen auf dem grünen Gras lagern. Sie ließen sich in Gruppen zu hundert und zu fünfzig nieder. Nun nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf und segnete sie. Dann brach er die Brote und gab sie den Jüngern, um sie den Leuten vorzusetzen. Auch die zwei Fische ließ er an alle austeilen. Alle aßen und wurden satt. Und man hob noch zwölf Körbe voll übriggebliebener Brotstücke auf, auch Reste von den Fischen. Von den Broten hatten fünftausend Männer gegessen. Jesus wandelt auf dem SeeGleich darauf drängte er seine Jünger, in das Boot zu steigen und an das andere Ufer gen Betsaida vorauszufahren, indes er selbst das Volk entlassen wollte. Nachdem er es verabschiedet hatte, ging er auf einen Berg, um zu beten. Es war schon Abend geworden. Das Boot befand sich mitten auf dem See, und er war allein an Land. Da sah er, wie sie sich beim Rudern abmühten; denn sie hatten Gegenwind. Um die vierte Nachtwache kam er auf dem See wandelnd auf sie zu, wollte jedoch an ihnen vorübergehen.  Als sie ihn auf dem See wandeln sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrien laut auf; denn alle hatten ihn gesehen und waren erschrocken. Doch er redete sie sogleich an und sagte: "Habt Mut! Ich bin es. Fürchtet euch nicht!" Dann stieg er zu ihnen ins Boot, und der Wind legte sich. Sie aber waren ganz außer sich, denn bei der Brotvermehrung waren sie noch nicht zur Einsicht gekommen; ihr Herz war verhärtet. In der Landschaft GennesaretSie fuhren nun hinüber ans Land und gelangten nach Gennesaret. Dort legten sie an. Als sie aus dem Boot stiegen, erkannten ihn die Leute sofort. Sie liefen in der ganzen Gegend umher und brachten die Kranken auf Bahren dorthin, wo er, wie sie hörten, sich aufhielt. Und immer, wenn er ein Dorf, eine Stadt oder ein Gehöft betrat, legten sie die Kranken auf die freien Plätze und baten ihn, daß sie wenigstens den Saum seines Gewandes berühren dürften. Und alle, die ihn berührten, wurden gesund. MenschensatzungenPharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren, hatten sich bei Jesus eingefunden. Sie bemerkten, wie einige von seinen Jüngern mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen das Brot aßen. Die Pharisäer und die Juden überhaupt essen nämlich nicht, ohne sich vorher mit einer Handvoll Wasser die Hände gewaschen zu haben, getreu der Überlieferung der Alten.  Auch vom Markt essen sie nichts, ohne es vorher gewaschen zu haben. Noch vieles andere gibt es, was sie übernommen haben und beachten, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln. Da fragten ihn also die Pharisäer und die Schriftgelehrten: "Warum richten sich deine Jünger nicht nach der Überlieferung der Alten, sondern essen das Brot mit unreinen Händen?" Er antwortete ihnen: "Treffend hat Jesaja von euch Heuchlern geweissagt, wie geschrieben steht: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz jedoch ist fern von mir.  Umsonst verehrt es mich; denn Menschensatzungen stellt es als Lehre hin. Gottes Gebot gebt ihr preis, an der Überlieferung von Menschen haltet ihr fest." Weiter sagte Jesus: "Trefflich versteht ihr es, euch über Gottes Gebot hinwegzusetzen, um eure Überlieferung zu wahren. So hat Mose gesagt: Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren , und: Wer Vater oder Mutter schmäht, soll des Todes sterben .  Ihr aber sagt: Wenn einer zu Vater oder Mutter sagt: Was ich dir zukommen lassen sollte, ist Korbán , das heißt Opfergabe, dann laßt ihr ihn für Vater und Mutter nichts mehr tun.  Damit setzt ihr durch eure Überlieferung Gottes Wort außer Kraft. Und dergleichen tut ihr noch vieles." Die wahre UnreinheitDann rief er wieder das Volk herbei und sagte: "Hört mir alle zu und begreift: Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, was aber aus dem Menschen herauskommt, das macht den Menschen unrein. [Wer Ohren hat zu hören, der höre!"] Als er vom Volk weggegangen und nach Hause gekommen war, befragten ihn seine Jünger über seine Rede. Er sagte ihnen: "So seid auch ihr unverständig? Seht ihr nicht ein, daß alles, was von außen in den Menschen hineinkommt, ihn nicht unrein machen kann? Denn es kommt ja nicht in sein Herz, sondern in den Magen und wird wieder ausgeschieden." - Damit erklärte er alle Speisen für rein. Er fuhr fort: "Was aus dem Menschen herauskommt, das macht den Menschen unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen böse Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habsucht, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen heraus und macht den Menschen unrein." Die kanaanäische FrauVon dort brach er auf und begab sich in das Gebiet von Tyrus. Er ging in ein Haus, wollte aber, daß niemand es erfahre; doch er konnte nicht unbemerkt bleiben.  Gleich hatte eine Frau, deren Töchterchen einen unreinen Geist hatte, von ihm gehört. Sie kam herbei und fiel ihm zu Füßen. Die Frau war eine Griechin, ihrer Herkunft nach Syrophönizierin. Sie bat ihn, den Dämon aus ihrer Tochter auszutreiben.  Er sagte zu ihr: "Laß erst die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hündlein hinzuwerfen."  "Gewiß, Herr", erwiderte sie ihm: "aber auch die Hündlein unter dem Tisch bekommen von den Brosamen der Kinder." Da sagte er zu ihr: "Um dieses Wortes willen geh hin, der Dämon ist aus deiner Tochter ausgefahren." Sie ging nach Hause, und fand das Kind auf dem Bett liegen; der Dämon war ausgefahren. Der TaubstummeJesus zog aus dem Gebiet von Tyrus wieder weg und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekapolis. Da brachte man einen Taubstummen zu ihm und bat, ihm die Hand aufzulegen. Er nahm ihn abseits vom Volk, legte ihm seine Finger in die Ohren und nachdem er ausgespuckt hatte, berührte er seine Zunge; dann blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu ihm: "Effata!", das heißt: Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, das Band seiner Zunge löste sich, und er konnte richtig sprechen. Jesus schärfte ihnen ein, es niemandem zu sagen. Doch je strenger er es ihnen einschärfte, desto eifriger erzählten sie es weiter. Aufs höchste erstaunt sagten sie: "Er hat alles gut gemacht; er macht, daß die Tauben hören und die Stummen reden." Zweite BrotvermehrungIn jenen Tagen war wieder eine große Volksschar da und hatte nichts zu essen. Da rief er die Jünger zu sich und sagte zu ihnen:  "Mich erbarmt des Volkes. Schon drei Tage harren sie bei mir aus und haben nichts zu essen. Wenn ich sie hungrig nach Hause gehen lasse, werden sie unterwegs zusammenbrechen; einige von ihnen sind ja von weither gekommen." Seine Jünger erwiderten ihm: "Woher soll man an diesem abgelegenen Ort Brot nehmen, damit diese satt werden?" Er fragte sie: "Wieviel Brote habt ihr?" Sie antworteten: "Sieben." Da ließ er das Volk sich auf den Boden lagern. Dann nahm er die sieben Brote, dankte, brach sie und gab sie seinen Jüngern zum Austeilen; und die Jünger setzten sie dem Volk vor. Sie hatten auch ein paar kleine Fische. Er segnete sie und ließ auch sie verteilen. Sie aßen und wurden satt. Von den übriggebliebenen Brotstückchen hoben sie noch sieben Körbe auf. Es waren etwa viertausend [die gegessen hatten]. Darauf entließ er sie. Gleich danach stieg er mit seinen Jüngern in das Boot und fuhr in die Gegend von Dalmanuta. Zeichen vom HimmelDie Pharisäer kamen heraus und begannen mit ihm zu streiten; um ihn zu prüfen, verlangten sie von ihm ein Zeichen vom Himmel. Da seufzte er tief in seinem Inneren auf und sagte: "Wozu verlangt dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Niemals wird diesem Geschlecht ein Zeichen gegeben werden." Damit ließ er sie stehen, stieg wieder in das Boot und fuhr an das jenseitige Ufer. Sauerteig der PharisäerSie hatten vergessen, Brot mitzunehmen; nur ein einziges Brot hatten sie bei sich im Boot. Er schärfte ihnen ein und sagte: "Seht zu, nehmt euch in acht vor dem Sauerteig der Pharisäer und dem Sauerteig des Herodes!"  Da machten sie sich untereinander Gedanken darüber, daß sie kein Brot hätten. Jesus merkte das und sagte zu ihnen: "Was macht ihr euch darüber Gedanken, daß ihr kein Brot habt? Begreift und versteht ihr immer noch nicht? Ist euer Herz verstockt? Augen habt ihr und seht nicht; Ohren habt ihr und hört nicht? Erinnert ihr euch nicht: Wie viele Körbe voll Brotstückchen habt ihr aufgehoben, als ich die fünf Brote für die Fünftausend brach?" Sie antworteten ihm: "Zwölf." "Und wieviele Körbe voll habt ihr aufgehoben, als ich die sieben Brote für die Viertausend brach?" Sie antworteten: "Sieben." Da sagte er zu ihnen: "Versteht ihr immer noch nicht?" Heilung eines BlindenSie kamen nach Betsaida. Da brachte man einen Blinden zu ihm und bat ihn, daß er ihn berühre.  Er nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn aus dem Dorf hinaus, benetzte seine Augen mit Speichel, legte ihm die Hände auf und fragte ihn: "Siehst du etwas?" Jener schlug die Augen auf und sagte: "Ich sehe Menschen; etwas wie umhergehende Bäume." Darauf legte er ihm wiederum die Hände auf die Augen, und er sah klar. Er war geheilt, so daß er alles ganz deutlich sehen konnte. Dann schickte ihn Jesus nach Haus, sagte ihm aber: "Geh nicht in das Dorf hinein!"  Bekenntnis des PetrusJesus zog mit seinen Jüngern weiter in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er die Jünger: "Für wen halten mich die Leute?" Sie antworteten ihm: "Für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen der Propheten." Da fragte er sie: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" Petrus gab ihm zur Antwort: "Du bist der Messias!" Da schärfte er ihnen ein, mit niemand über ihn zu sprechen. Jesus sagt sein Leiden vorausNun fing er an, sie zu belehren, der Menschensohn müsse viel leiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen und getötet werden, nach drei Tagen aber auferstehen.  Er sagte das ganz offen. Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorhaltungen. Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und tadelte Petrus mit den Worten: "Weg von mir, Satan! Du hast nicht im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen."  Nachfolge JesuDann rief er das Volk und seine Jünger herbei und sagte zu ihnen: "Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten. Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber seine Seele verliert? Was könnte der Mensch geben, um seine Seele zurückzukaufen? Wer sich vor diesem ehebrecherischen und sündhaften Geschlecht meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er mit den heiligen Engeln kommt in der Herrlichkeit seines Vaters." Und er sagte ihnen: "Wahrlich, ich sage euch: Von denen, die hier stehen, werden einige nicht zu Tode kommen, bevor sie das Reich Gottes mit Macht kommen sehen."  Verklärung JesuSechs Tage später nahm Jesus allein Petrus, Jakobus und Johannes mit sich und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihnen umgestaltet; seine Kleider glänzten in strahlendem Weiß, so weiß, wie sie kein Walker auf Erden zu bleichen vermag. Und es erschien ihnen Elija mit Mose im Gespräch mit Jesus. Da nahm Petrus das Wort und sagte zu Jesus: "Meister, es ist gut, daß wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elija eine." Er wußte nicht, was er sagen sollte. - So verwirrt waren sie vor Schreck. Da kam ein Wolke und überschattete sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: "Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören!" Als sie um sich blickten, sahen sie auf einmal niemand mehr bei sich als Jesus allein. Während sie dann den Berg hinabstiegen, schärfte er ihnen ein, niemand zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. Sie behielten die Sache für sich, besprachen aber miteinander, was Auferstehen von den Toten zu bedeuten habe. iederkunft des ElijaSie fragten ihn: "Warum sagen die Schriftgelehrten, Elija müsse erst kommen?" Er gab ihnen zur Antwort: "Allerdings kommt zuvor Elija und stellt alles wieder her. Warum heißt es dann aber vom Menschensohn in der Schrift, daß er viel leiden und verworfen werden soll? Ich sage euch: Elija ist schon gekommen, und sie haben mit ihm gemacht, was sie wollten, wie von ihm geschrieben steht."  Der besessene KnabeAls sie zu den (übrigen) Jüngern kamen, sahen sie um sie herum eine große Menschenmenge und Schriftgelehrte, die mit ihnen stritten. Sobald die Menge Jesus erblickte, war sie überrascht, eilte auf ihn zu und begrüßte ihn. Er fragte sie: "Worüber streitet ihr mit ihnen?" Einer aus dem Volk antwortet ihm: "Meister, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht. Er ist von einem stummen Geist besessen.  Und wenn der ihn packt, zerrt er ihn hin und her. Dann schäumt er, knirscht mit den Zähnen und liegt starr da. Ich bat deine Jünger, ihn auszutreiben, aber sie vermochten es nicht." Er entgegnete ihnen: "O ungläubiges Geschlecht! Wie lange soll ich noch bei euch sein? Wie lange euch noch ertragen? Bringt ihn her zu mir!" Sie brachten ihn zu ihm. Sobald der Geist ihn erblickte, zerrte er den Knaben hin und her. Er fiel zu Boden, wälzte sich und schäumte. Jesus fragte seinen Vater: "Seit wann ist das so?" Er antwortete: "Von Kindheit an. Schon oft hat er ihn sogar ins Feuer oder ins Wasser geworfen, um ihn umzubringen. Wenn du nun etwas vermagst, so habe Erbarmen mit uns und hilf uns!" Jesus erwiderte ihm: "Wenn du vermagst? Alles vermag, wer Glauben hat."  Sogleich schrie der Vater des Knaben: "Ich glaube! Hilf meinem Unglauben!" Als Jesus sah, daß immer mehr Volk zusammenlief, drohte er dem unreinen Geist und sagte zu ihm: "Du stummer und tauber Geist, ich befehle dir: Fahre aus von ihm, und kehre niemals mehr in ihn zurück!" Unter Geschrei und heftigem Zerren fuhr er von ihm aus. Der Junge lag da wie tot, so daß alle sagten, er sei gestorben. Jesus aber faßte ihn bei der Hand und zog ihn hoch. Da stand der Knabe auf. Als Jesus nach Hause kam und mit den Jüngern allein war, fragten sie ihn: "Warum konnten wir ihn nicht austreiben?" Er antwortete ihnen: "Diese Art kann nur durch Gebet und Fasten ausgetrieben werden." Jesus sagt aufs neue sein Leiden vorausVon da gingen sie weiter und wanderten durch Galiläa. Er wollte aber nicht, daß es jemand erfahre, denn er lehrte seine Jünger. Er sagte zu ihnen: "Der Menschensohn wird in die Hände der Menschen überliefert. Sie werden ihn töten, aber drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen." Sie verstanden zwar die Rede nicht, doch scheuten sie sich, ihm Fragen zu stellen.  Rangstreit der JüngerSie kamen nach Kafarnaum. Zu Haus angelangt, fragte er sie: "Wovon habt ihr unterwegs gesprochen?" Sie schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gestritten, wer (unter ihnen) der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf herbei und sagte zu ihnen: "Wer der Erste sein will, der soll der Letzte und Knecht aller sein." Dann nahm er ein Kind, stellte es in ihre Mitte, schloß es in seine Arme und sagte zu ihnen: "Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat." Unkluger EiferJohannes berichtete ihm: "Meister, wir sahen einen, der uns nicht nachfolgt, in deinem Namen Dämonen austreiben, und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns doch nicht nachfolgt." Jesus aber sagte: "Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder wirkt, wird gleich darauf Übles von mir reden können. Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Wer euch nun deswegen, weil ihr Christus angehört, einen Becher Wasser zu trinken gibt, wahrlich, ich sage euch: sein Lohn wird ihm nicht verlorengehen. ÄrgernisWer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den ist es besser, daß ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er ins Meer geworfen wird. Wenn deine Hand dir zum Ärgernis wird, dann hau sie ab. Es ist besser für dich, verstümmelt ins Leben einzugehen, als mit zwei Händen in die Hölle zu fahren, ins unauslöschliche Feuer,  [wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.] Wenn dein Fuß dir zum Ärgernis wird, so hau ihn ab. Es ist besser für dich, du gehst lahm ins Leben ein, als daß du mit zwei Füßen in die Hölle geworfen wirst, [ins unauslöschliche Feuer, wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.] Und wenn dein Auge dir zum Ärgernis wird, dann reiß es aus. Es ist besser für dich, du gehst mit einem Auge ins Reich Gottes, als daß du mit zwei Augen in die Hölle geworfen wirst, wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden.  Das Salz ist gut. Wenn aber das Salz schal wird, womit wollt ihr es dann würzen? Habt Salz in euch, und haltet Frieden untereinander!" JESU WIRKEN IN JUDÄA UND JERUSALEMAufbruch nach JerusalemUnauflöslichkeit der EheVon dort brach Jesus auf und kam in das Gebiet von Judäa jenseits des Jordan. Abermals strömten die Volksscharen ihm zu, und er lehrte sie wieder in der gewohnten Weise. Da traten Pharisäer heran und fragten ihn, ob es einem Mann erlaubt sei, seine Frau zu entlassen. Damit wollten sie ihn auf die Probe stellen. Er antwortete ihnen: "Was hat euch Mose geboten?" Sie sagten: "Mose hat erlaubt, einen Scheidebrief auszustellen und die Frau zu entlassen."  Jesus entgegnete ihnen: "Wegen eurer Herzenshärte hat er dieses Gebot erlassen. Am Anfang der Schöpfung jedoch hat Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen. Darum wird der Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Leib sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Leib.  Was nun Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen." Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber. Er erklärte ihnen: "Wer seine Frau entläßt und eine andere heiratet, bricht ihr gegenüber die Ehe.  Und wenn eine Frau ihren Mann entläßt und einen anderen heiratet, bricht sie die Ehe." Jesus und die KinderMan brachte Kinder zu ihm, damit er sie berühre. Die Jünger aber wiesen die Leute, die sie brachten, unfreundlich ab. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: "Laßt die Kinder zu mir kommen und wehrt es ihnen nicht, denn für solche wie sie ist das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen." Und er schloß sie in seine Arme, legte ihnen die Hände auf und segnete sie. Der reiche JünglingAls er des Weges weiter zog, kam einer herbeigelaufen, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: "Guter Meister, was muß ich tun, um ewiges Leben zu gewinnen?" Jesus sagte zu ihm: "Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. Du kennst die Gebote: Du sollst nicht töten! Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen! Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen! Du sollst nichts vorenthalten! Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!"  Jener aber sagte zu ihm: "Meister, das alles habe ich von Jugend an befolgt." Jesus gewann ihn lieb, blickte ihn an und sagte zu ihm: "Nur eines fehlt dir: Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben. Dann komm und folge mir nach!" Der aber, bestürzt über Jesu Worte, ging betrübt davon; denn er besaß viele Güter.  Gefahr des ReichtumsJesus blickte umher und sagte zu seinen Jüngern: "Wie schwer ist es für Begüterte, in das Reich Gottes einzugehen!" Die Jünger erschraken über seine Worte. Noch einmal sagte Jesus: "Kinder, wie schwer ist es für jene, die auf Hab und Gut vertrauen, in das Reich Gottes einzugehen! Leichter kommt ein Kamel durch ein Nadelöhr hindurch als ein Reicher in das Reich Gottes hinein." Jetzt wurden sie noch mehr bestürzt und sagten zueinander: "Wer kann dann gerettet werden?" Jesus schaute sie an und sagte: "Bei Menschen ist das unmöglich, aber nicht bei Gott; denn bei Gott ist alles möglich." Lohn der freiwilligen ArmutDa sagte Petrus zu ihm: "Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt." Jesus versicherte: "Wahrlich, ich sage euch: Niemand verläßt um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus, Bruder, Schwester, Mutter, Vater, Kind oder Acker, ohne daß er das Hundertfache dafür erhält: schon jetzt in dieser Welt erhält er - wenn auch unter Verfolgungen - Haus, Bruder, Schwester, Mutter, Kind und Acker, und in der zukünftigen Welt ewiges Leben. Viele, die die Ersten sind, werden die Letzten, und viele, die die Letzten sind, werden die Ersten sein." Jesus sagt zum drittenmal sein Leiden vorausSie waren auf dem Weg hinauf nach Jerusalem. Jesus schritt ihnen voran. Die (Jünger) erschraken, die Nachfolgenden aber fürchteten sich. Da nahm er die Zwölf wieder beiseite und sagte ihnen, was ihm widerfahren werde:  "Seht, wir ziehen hinauf nach Jerusalem. Dort wird der Menschensohn den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten übergeben werden. Sie werden ihn zum Tod verurteilen und den Heiden ausliefern. Man wird ihn verspotten, anspeien, geißeln und töten. Doch nach drei Tagen wird er auferstehen." Die Söhne des ZebedäusDa traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, an ihn heran und sagten: "Meister, gewähre uns eine Bitte!" Er fragte sie: "Was soll ich für euch tun?" Sie baten ihn: "Laß in deiner Herrlichkeit den einen von uns zu deiner Rechten, den anderen zu deiner Linken sitzen." Jesus aber sagte zu ihnen: "Ihr wißt nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder mit der Taufe getauft werden, die ich empfange?"  Sie antworteten: "Wir können es." Da sagte Jesus zu ihnen: "Den Kelch, den ich trinke, werdet ihr trinken, und mit der Taufe, die ich empfange, werdet ihr getauft werden,  aber den Platz zu meiner Rechten und zur Linken habe nicht ich zu verleihen; er gebührt denen, für die er bereitet ist." Als die zehn anderen das hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie zu sich und sagte zu ihnen: "Ihr wißt, daß die, die als Herrscher angesehen werden, von oben herab über ihre Völker herrschen, und daß ihre Großen von oben herab über sie Gewalt ausüben. Bei euch aber soll es nicht so sein. Wer unter euch der Größte werden will, der soll euer Diener sein, und wer unter euch der Erste sein will, der sei aller Knecht. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, sich dienen zu lassen, sondern zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösepreis für viele." Der Blinde von JerichoSie kamen nach Jericho. Als er mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge aus Jericho hinausging, saß ein blinder Bettler am Weg, Bartimäus, der Sohn des Timäus.  Sobald er hörte, Jesus von Nazaret sei da, rief er laut: "Sohn Davids, Jesus, erbarme dich meiner!" Viele fuhren ihn an, er solle schweigen. Doch er schrie noch viel lauter: "Sohn Davids, erbarme dich meiner!" Da blieb Jesus stehen und sagte: "Ruft ihn her!" Sie riefen den Blinden heran und sagten zu ihm: "Nur Mut! Steh auf, er ruft dich." Da warf er seinen Mantel ab, sprang auf und eilte zu Jesus. Jesus fragte ihn: "Was soll ich für dich tun?" Der Blinde bat ihn: "Meister, mache, daß ich wieder sehen kann!" Da sagte Jesus zu ihm: "Geh hin, dein Glaube hat dich gesund gemacht." Sogleich konnte er wieder sehen; und er folgte ihm auf dem Weg. TAGE DER ENTSCHEIDUNGEinzug in JerusalemAls sie sich bei Betfage und Betanien am Ölberg Jerusalem näherten, sandte er zwei seiner Jünger voraus und trug ihnen auf: "Geht in das Dorf, das vor euch liegt. Gleich wenn ihr hineinkommt, werdet ihr ein (Esels)Füllen angebunden finden, auf dem noch niemand gesessen hat. Bindet es los, und bringt es her! Und sollte euch jemand sagen: Was macht ihr da? , so antwortet: Der Herr braucht es und schickt es gleich wieder zurück ." Sie gingen hin und fanden das Füllen draußen am Weg, an einer Tür angebunden, und banden es los. Einige, die dort standen, fragten sie: "Was macht ihr da? Ihr bindet das Füllen los?" Sie antworteten, wie Jesus ihnen gesagt hatte. Da ließ man sie gewähren. Sie brachten nun das Füllen zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier, und er setzte sich darauf. Viele breiteten ihre Kleider auf den Weg aus, andere legten grüne Zweige, die sie auf den Feldern geschnitten hatten, auf den Weg. Die vorauszogen und die ihm folgten, riefen laut: "Hosanna! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn! Gepriesen sei das kommende Reich unseres Vaters David! Hosanna in der Höhe!"  So zog er nach Jerusalem in den Tempel. Er sah sich alles ringsum an und ging, da es schon Abend war, mit den Zwölf hinaus nach Betanien. Verfluchung des FeigenbaumesAls sie am andern Tag Betanien verlassen hatten, hungerte ihn. Da sah er von weitem einen Feigenbaum, der Blätter trug. Er ging hin, um nach Früchten zu sehen. Doch als er bei ihm angelangt war, fand er nichts als Blätter; es war nämlich nicht die Zeit der Feigen. Da sagte er zu ihm: "In Ewigkeit soll niemand mehr eine Frucht von dir essen." Seine Jünger hörten es.  Reinigung">des TempelsSie kamen nach Jerusalem. Jesus ging in den Tempel und trieb die Käufer und Verkäufer aus dem Tempel hinaus, stieß die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler um  und duldete nicht, daß jemand irgend etwas durch den Tempelbezirk trug.  Er belehrte sie und sagte: "Steht nicht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus sein für alle Völker? Ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht."  Als die Hohenpriester und die Schriftgelehrten dies erfuhren, suchten sie nach einer Möglichkeit, ihn zu töten. Denn sie fürchteten ihn, weil das ganze Volk von seiner Lehre hingerissen waren. Am Abend verließen sie wieder die Stadt. Der verdorrte FeigenbaumAm frühen Morgen kamen sie an dem Feigenbaum vorbei und sahen, daß er bis auf die Wurzel verdorrt war. Da erinnerte sich Petrus und sagte zu ihm: "Meister, siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt." Da sagte Jesus zu ihnen: "Habt Glauben an Gott! Wahrlich, ich sage euch: Wenn einer zu dem Berg da sagt: Heb dich hinweg und stürze dich ins Meer!, und wenn er in seinem Herzen nicht zweifelt, sondern glaubt, daß sein Wort in Erfüllung geht, wird es so geschehen. Darum sage ich euch: Bei allem, worum ihr betet und bittet, - glaubt nur, daß ihr es schon erhalten habt, so wird es euch zuteil werden. Und wann immer ihr steht, um zu beten, und ihr habt etwas gegen jemanden, so vergebt, damit auch euer Vater im Himmel euch eure Sünden vergibt. [Wenn ihr aber nicht vergebt, dann wird euch euer Vater im Himmel eure Sünden auch nicht vergeben.]"  Die VollmachtsfrageSie kamen wieder nach Jerusalem. Während er im Tempel umherging, traten die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und die Ältesten an ihn heran und fragten ihn: "Mit welcher Vollmacht tust du dies? Oder wer hat dir die Vollmacht, das zu tun, gegeben?" Jesus erwiderte ihnen: "Ich will euch eine Frage vorlegen. Beantwortet ihr sie mir, werde ich euch sagen, mit welcher Vollmacht ich dies tue. Stammte die Taufe des Johannes vom Himmel oder von den Menschen? Antwortet mir!" Sie überlegten miteinander: "Sagen wir: Vom Himmel! , so wird er entgegnen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt? Doch sollen wir sagen: Von Menschen? " - Sie fürchteten das Volk; denn alle waren überzeugt, daß Johannes wirklich ein Prophet gewesen war. So gaben sie Jesus zur Antwort: "Wir wissen es nicht." - Da sagte ihnen Jesus: "Dann sage ich euch auch nicht, mit welcher Vollmacht ich dies tue." Die bösen WinzernUnd er begann zu ihnen in Gleichnissen zu reden. (Er sagte:) "Ein Mann legte einen Weinberg an. Er umgab ihn mit einem Zaun, grub eine Kelter und baute einen Turm. Dann verpachtete er ihn an Winzer und ging außer Landes. Als es Zeit war, schickte er einen Knecht zu den Winzern, um von ihnen seinen Anteil am Ertrag des Weinbergs zu holen. Sie aber ergriffen ihn, schlugen ihn und jagten ihn mit leeren Händen davon. Darauf schickte er einen zweiten Knecht zu ihnen. Aber auch den mißhandelten und beschimpften sie. Er schickte noch einen dritten, - den töteten sie -, und so noch viele andere, die sie teils schlugen, teils töteten. Nun hatte er noch einen einzigen, geliebten Sohn. Den sandte er zuletzt zu ihnen. Er dachte nämlich: Vor meinem Sohn werden sie Scheu haben. Allein die Winzer sagten zueinander: Das ist der Erbe. Auf, laßt uns ihn töten, dann wird sein Erbgut uns gehören! Sie ergriffen ihn also, töteten ihn und warfen ihn aus dem Weinberg hinaus. Was wird nun der Herr des Weinbergs tun? Kommen wird er, die Winzer umbringen und den Weinberg andern geben. Habt ihr nicht diese Schriftstelle gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden:  das ist das Werk des Herrn, als ein Wunder steht es vor unseren Augen? "  Sie hätten ihn gern festgenommen, fürchteten aber das Volk. Sie hatten nämlich gemerkt, daß er mit Blick auf sie das Gleichnis erzählt hatte. Sie verließen ihn und gingen davon. Die SteuerfrageUnd sie sandten zu Jesus einige Pharisäer und einige Herodianer, damit sie ihn zu verfänglichen Äußerungen verleiteten. Die kamen und sagten zu ihm: "Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und auf niemand Rücksicht nimmst; denn du siehst nicht auf das Ansehen des Menschen, sondern lehrst den Weg Gottes der Wahrheit gemäß. Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen oder nicht? Sollen wir sie zahlen, oder sollen wir sie nicht zahlen?"  Er durchschaute ihre Heuchelei und sagte zu ihnen: "Warum versucht ihr mich? Bringt mir einen Denar, damit ich ihn mir ansehe." Sie brachten ihm einen. Er fragte sie: "Wessen Bild und Aufschrift ist das?" Sie antworteten: "Des Kaisers." Jesus erwiderte ihnen: "Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!" Da staunten sie sehr über ihn.  Die AuferstehungsfrageEs kamen Sadduzäer zu ihm, die behaupten, es gäbe keine Auferstehung, um ihm eine Frage vorzulegen, und sagten: "Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn der Bruder von einem stirbt und eine Frau hinterläßt, aber kein Kind, soll der Bruder die Frau nehmen und seinem (verstorbenen) Bruder Nachkommen erwecken.  Es waren sieben Brüder. Der erste nahm eine Frau und starb ohne Nachkommen. Da nahm sie der zweite und starb ohne Nachkommen, ebenso auch der dritte. Alle sieben hinterließen keine Nachkommen. Zuletzt von allen starb auch die Frau. Wem von ihnen wird sie bei der Auferstehung, - wenn sie auferstehen -, als Frau gehören? Alle sieben haben sie ja zur Frau gehabt?" Jesus erwiderte ihnen: "Irrt ihr euch nicht deshalb, weil ihr weder die Schrift noch die Macht Gottes kennt? Wenn sie nämlich von den Toten auferstehen, nehmen sie nicht mehr zur Ehe und werden auch nicht mehr zur Ehe genommen, denn sie sind wie die Engel im Himmel. Was aber die Auferweckung der Toten betrifft, habt ihr nicht im Buch Mose, in der Geschichte vom Dornbusch, gelesen, wie Gott zu Mose sagt: Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs ?  Er ist doch nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden. Ihr seid also sehr im Irrtum." Das größte GebotEiner von den Schriftgelehrten hatte ihrem Streitgespräch zugehört und bemerkt, wie treffend er ihnen geantwortet hatte. Nun trat er hinzu und fragte ihn: "Welches ist das erste von allen Geboten?" Jesus antwortete: "Das erste lautet: Höre, Israel! Der Herr ist unser Gott, der Herr allein. So sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.  Das zweite lautet: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ein größeres Gebot als diese gibt es nicht."  Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: "Gut, Meister! Der Wahrheit gemäß hast du gesagt: Es gibt nur einen (Gott), und außer ihm gibt es keinen anderen. Ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist wertvoller als alle Brand- und Schlachtopfer."  Als Jesu sah, daß jener so verständig antwortete, sagte er zu ihm: "Du bist nicht fern vom Reich Gottes." Nun wagte es niemand mehr, ihm eine Frage vorzulegen. Der Sohn DavidsAls Jesus im Tempel lehrte, warf er die Frage auf: "Wie können die Schriftgelehrten behaupten, der Messias sei der Sohn Davids? David sagt doch selbst im Heiligen Geist: Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde als Schemel dir zu Füßen lege.  David selbst nennt ihn also Herr . Wie kann er da sein Sohn sein?" - Die Volksmenge hörte ihm gern zu. Warnung vor den SchriftgelehrtenWeiter sagte er in seiner Unterweisung: "Hütet euch vor den Schriftgelehrten! Sie mögen es, in langen Gewändern umherzugehen, auf den öffentlichen Plätzen gegrüßt zu werden, in den Synagogen die ersten Sitze und bei den Gastmahlen die Ehrenplätze einzunehmen. Sie reißen die Häuser der Witwen an sich und sprechen scheinheilig lange Gebete. - Ein umso strengeres Gericht haben sie zu erwarten."  Das Scherflein der WitweJesus setzte sich dem Opferkasten gegenüber und schaute zu, wie das Volk Geld in den Opferkasten warf. Viele Reiche warfen viel hinein. Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Lepta, das ist ein Quadrans, hinein.  Da rief er seine Jünger zu sich und sagte zu ihnen: "Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten gelegt als alle anderen, die etwas hineinwarfen. Denn alle warfen von ihrem Überfluß hinein, sie aber warf aus ihrer Armut alles, was sie hatte, hinein, ihren ganzen Lebensunterhalt. WEISSAGUNG VOM ENDEAnlaßAls er aus dem Tempel ging, sagte einer von seinen Jüngern zu ihm: "Meister, sieh doch, was für Steine und was für Bauten!" Jesus erwiderte ihm: "Siehst du diese Prachtbauten? Es wird nicht ein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht niedergerissen wird." Als er sich dann auf dem Ölberg dem Tempel gegenüber niedergelassen hatte, fragten ihn, da sie allein waren, Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas: "Sag uns, wann wird dies geschehen, und was ist das Zeichen, daß dies alles sich vollendet?" Vorausgehende DrangsaleJesus antwortete ihnen: "Seht zu, daß euch niemand irreführt! Viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: "Ich bin es!" Und sie werden viele irreführen. Wenn ihr von Kriegen und Kriegsgerüchten hört, so laßt euch nicht erschrecken. Das muß kommen, bedeutet aber noch nicht das Ende. Denn Volk wird sich gegen Volk und Reich gegen Reich erheben, Erdbeben wird es geben an vielen Orten, Hungersnot wird herrschen - das ist der Anfang der Wehen. Seht euch aber selber vor! Sie werden euch den Gerichten ausliefern, in den Synagogen euch schlagen und vor Statthalter und Könige stellen meinetwegen, ihnen zum Zeugnis. Und allen Völkern muß zuerst das Evangelium verkündet werden. Wenn man euch abführt, um euch vor Gericht zu stellen, macht euch nicht im voraus Sorgen, was ihr sagen sollt; sagt das, was euch in jener Stunde eingegeben wird! Denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern der Heilige Geist. Der Bruder wird den Bruder, der Vater den Sohn dem Tod überliefern. Kinder werden sich gegen ihre Eltern auflehnen und sie töten. Um meines Namens willen werdet ihr von allen gehaßt werden. Wer aber ausharrt bis ans Ende, wird gerettet werden. Vorzeichen der Zerstörung JerusalemsWenn ihr den Greuel der Verwüstung stehen seht, wo er nicht sein darf - wer es liest, der beachte es wohl! -, dann sollen die Leute in Judäa in die Berge fliehen;   wer auf dem Dach ist, soll nicht erst hinabsteigen und ins Haus hineingehen, um etwas zusammenzupacken, wer auf dem Feld ist, kehre nicht zurück, um seinen Mantel zu holen. Wehe den hoffenden und stillenden Müttern in jenen Tagen. Betet aber, daß es nicht im Winter geschehe. In jenen Tagen wird eine Drangsal sein, wie es von Anbeginn der Schöpfung bis jetzt noch keine gegeben hat, noch je eine geben wird.  Hätte der Herr die Tage nicht abgekürzt, würde kein Mensch gerettet werden. Aber um der Auserwählten willen, die er erkoren, hat er die Tage abgekürzt. Wenn dann jemand zu euch sagt: Hier ist der Messias! , oder: Dort ist er! , so glaubt es nicht! Denn es werden falsche Messias und falsche Propheten auftreten und Zeichen und Wunder wirken, um, wenn möglich, die Auserwählten irrezuführen. Seid also auf der Hut! Seht, ich habe euch alles vorausgesagt. Wiederkunft ChristiIn den Tagen nach jener Drangsal wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird seinen Schein verlieren, die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn auf den Wolken kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit.  Er wird seine Engel aussenden und seine Auserwählten von den vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. Gleichnis vom FeigenbaumVom Feigenbaum lernt das Gleichnis: Wenn seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wißt ihr, daß der Sommer nahe ist. So sollt auch ihr, wenn ihr dies eintreten seht, wissen, daß er nahe ist, vor der Tür. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles eintrifft.  Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Jenen Tag aber oder die Stunde kennt niemand, nicht einmal die Engel im Himmel, auch nicht der Sohn, sondern nur der Vater.  Mahnung zur WachsamkeitHabt acht, seid wachsam! Denn ihr wißt nicht, wann die Zeit da ist. Es ist wie bei einem Mann, der auf Reisen ging. Als er sein Haus verließ, übergab er seinen Knechten die Verwaltung, wies jedem seine Aufgabe zu und trug dem Türhüter auf, wachsam zu sein. Seid also wachsam! Denn ihr wißt nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, beim Hahnenschrei oder am Morgen. Er könnte ja unvermutet kommen und euch schlafend antreffen. Was ich euch aber sage, das sage ich allen: Seid wachsam!" JESU LEIDEN, TOD UND AUFERSTEHUNGBeschluß des Hohen RatesZwei Tage vor dem Pascha, dem Fest der Ungesäuerten Brote, suchten die Hohenpriester und Schriftgelehrten nach einer Möglichkeit, ihn mit List zu ergreifen und zu töten.  Sie sagten: "Nur nicht am Fest, sonst entsteht ein Aufruhr im Volk." Salbung in BetanienAls Jesus in Betanien im Haus Simons des Aussätzigen zu Tisch saß, kam eine Frau mit einem Alabastergefäß voll kostbaren, echten Nardenöls. Sie zerbrach das Gefäß und goß das Öl über sein Haupt.  Darüber wurden einige unwillig und sagten zueinander: "Wozu diese Verschwendung des Salböls? Man hätte es doch für mehr als dreihundert Denare verkaufen und den Erlös den Armen geben können." Und sie fuhren sie zornig an. Jesus aber sagte: "Laßt sie! Warum kränkt ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn Arme habt ihr stets bei euch und könnt ihnen Gutes tun, so oft ihr wollt; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte: sie hat meinen Leib im voraus für das Begräbnis gesalbt.  Wahrlich, ich sage euch: Überall in der ganzen Welt, wo das Evangelium verkündet wird, wird man auch zu ihrem Andenken erzählen, was sie getan hat." Verabredung des JudasDa ging Judas Iskariot, einer von den Zwölf, zu den Hohenpriestern, um ihnen Jesus zu überliefern. Als sie das hörten, freuten sie sich und versprachen, ihm Geld dafür zu geben. Nun suchte er nach einer günstigen Gelegenheit, ihn auszuliefern. Das letzte AbendmahlAm ersten Tag der Ungesäuerten Brote, an dem man das Paschalamm schlachtete, fragten ihn seine Jünger: "Wohin sollen wir gehen, um für dich das Paschalamm zu bereiten?" Da entsandte er zwei von seinen Jüngern und trug ihnen auf: "Geht in die Stadt. Da wird euch ein Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Folgt ihm!  Sagt zu dem Herrn des Hauses, in das er hineingeht: Der Meister läßt fragen: Wo ist das Gemach, in dem ich mit meinen Jüngern das Paschamahl halten kann?  Er wird euch im Obergeschoß einen geräumigen Saal zeigen, der mit Polstern versehen ist und bereitsteht. Dort bereitet es für uns!" Die Jünger gingen in die Stadt und fanden es so, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Paschamahl. Als es Abend geworden war, kam Jesus mit den Zwölfen. Während sie zu Tisch saßen und aßen, sagte Jesus: "Wahrlich, ich sage euch: Einer von euch, der mit mir ißt, wird mich verraten." Da wurden sie traurig, und einer nach dem andern fragte ihn: "Doch nicht etwa ich?" Er sagte zu ihnen: "Einer von den Zwölfen ist es, der mit mir (das Brot) in dieselbe Schüssel taucht.  Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht. Wehe aber dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Für jenen Menschen wäre es besser, wenn er nicht geboren wäre." Einsetzung der EucharistieWährend des Mahles nahm Jesus Brot, sprach den Lobpreis, brach es und reichte es ihnen mit den Worten: "Nehmet hin, das ist mein Leib."  Dann nahm er den Kelch, sagte Dank und reichte ihn ihnen, und sie tranken alle daraus. Und er sagte zu ihnen: "Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.  Wahrlich, ich sage euch: Ich werde von dem Gewächs des Weinstocks nicht mehr trinken bis zu dem Tag, da ich von ihm neu trinke im Reich Gottes." Beteuerung der JüngerSie beteten den Lobgesang und gingen hinaus an den Ölberg.  Da sagte Jesus zu ihnen: "Ihr werdet alle zu Fall kommen; denn es steht geschrieben: Ich werde den Hirten schlagen, dann werden sich die Schafe zerstreuen. Aber nach meiner Auferweckung werde ich euch nach Galiläa vorausgehen." Petrus sagte zu ihm: "Wenn auch alle zu Fall kommen werden, nicht aber ich!" Da sagte Jesus zu ihm: "Wahrlich, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen." Er aber beteuerte noch nachdrücklicher: "Selbst wenn ich mit dir sterben müßte, nie werde ich dich verleugnen." Ebenso redeten aber auch alle anderen. VON GETSEMANI NACH GOLGOTATodesangst JesuSie kamen zu einem Landgut, das Getsemani heißt. Da sagte er zu seinen Jüngern: "Setzt euch hier hin, während ich bete." Nur Petrus, Jakobus und Johannes nahm er mit sich. Er begann zu zittern und zu zagen und sagte zu ihnen: "Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht!" Dann ging er ein wenig weiter, fiel zur Erde nieder und betete, es möge die Stunde, wenn möglich, an ihm vorübergehen. Er sagte: "Abba, Vater, dir ist alles möglich; nimm diesen Kelch von mir! Doch nicht, was ich will, sondern was du willst (soll geschehen)." Er kam zurück und fand sie schlafend. Da sagte er zu Petrus: "Simon, du schläfst? Nicht einmal eine Stunde konntest du wachen? Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist zwar willig, aber das Fleisch ist schwach." Und wieder ging er weg und betete mit denselben Worten. Als er zurückkam, fand er sie abermals schlafend, denn die Augen waren ihnen zugefallen; und sie wußten nicht, was sie ihm antworten sollten. Er kam zum drittenmal und sagte zu ihnen: "Ihr schlaft weiter und ruht euch aus? Genug! Die Stunde ist da. Jetzt wird der Menschensohn in die Hände der Sünder überliefert. Steht auf, laßt uns gehen! Seht, mein Verräter ist da!" GefangennahmeWährend er noch redete, kam Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm im Auftrag der Hohenpriester, der Schriftgelehrten und der Ältesten eine Schar mit Schwertern und Knüppeln. Sein Verräter hatte mit ihnen ein Zeichen verabredet und gesagt: "Den ich küssen werde, der ist es. Ergreift ihn und führt ihn ab; bewacht ihn gut." Als er kam, trat er sogleich auf Jesus zu, sagte: "Meister!", - und küßte ihn. Da legten sie Hand an ihn und ergriffen ihn. Doch einer von denen, die dabeistanden, zog das Schwert, schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab. Da sagte Jesus zu ihnen: "Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knüppeln ausgezogen, um mich gefangenzunehmen. Tag für Tag war ich bei euch im Tempel und lehrte, und ihr habt mich nicht festgenommen; aber das ist geschehen, damit die Schriften erfüllt werden." Da verließen ihn alle und flohen. Ein Jüngling aber, der nur mit einem linnenen Tuch bekleidet war, folgte ihm. Und sie faßten ihn.  Er aber ließ das Tuch fallen und lief nackt davon. Jesus vor dem Hohen RatSie führten Jesus zum Hohenpriester, und es versammelten sich alle Hohenpriester, die Ältesten und die Schriftgelehrten. Petrus folgte ihm von fern bis in den Hof des Hohenpriesters. Er saß unter den Dienern und wärmte sich am Feuer. Die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat suchten nach einer Zeugenaussage gegen Jesus, auf Grund der sie ihn zum Tod verurteilen könnten. Doch sie fanden keine.  Viele legten zwar falsches Zeugnis gegen ihn ab, aber ihre Aussagen stimmten nicht überein. Einige von diesen falschen Zeugen sagten: "Wir haben ihn sagen gehört: Ich werde diesen von Menschenhand erbauten Tempel niederreißen und in drei Tagen einen anderen aufbauen, der nicht von Menschenhand geschaffen ist."  Aber nicht einmal in diesem Punkt stimmte ihre Aussage überein. Da erhob sich der Hohepriester, trat in die Mitte und fragte Jesus: "Erwiderst du nichts auf das, was diese gegen dich aussagen?" Er aber schwieg und gab keine Antwort. Da richtete der Hohepriester an ihn die Frage: "Bist du der Messias, der Sohn des Hochgelobten?" Jesus antwortete: "Ich bin es. Und sehen werdet ihr den Menschensohn sitzend zur Rechten des Allmächtigen und kommend mit den Wolken des Himmels."  Da zerriß der Hohepriester sein Gewand und rief: "Was brauchen wir noch Zeugen? Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was meint ihr?" Da gaben sie alle das Urteil ab, er sei des Todes schuldig. Darauf begannen einige ihn anzuspucken, verbanden ihm die Augen, schlugen ihn ins Gesicht und riefen: "Weissage!" Und die Diener schlugen ihn mit Stöcken. Verleugnung des PetrusWährend Petrus unten im Hof war, kam eine von den Mägden des Hohenpriesters. Sie sah, wie Petrus sich wärmte, schaute ihn an und sagte: "Auch du warst bei dem Nazarener, bei Jesus." Er leugnete es aber mit den Worten: "Ich weiß nicht und verstehe nicht, was du da sagst!" - und ging hinaus in den Vorhof. [Da krähte ein Hahn.] Als die Magd ihn da erblickte, sagte sie wiederum zu den Umstehenden: "Der ist einer von ihnen." Doch er leugnete abermals. - Kurz darauf sagten die Umstehenden noch einmal zu Petrus: "Du bist wirklich einer von ihnen; du bist ja auch ein Galiläer." Er aber fing an zu fluchen und zu schwören: "Ich kenne diesen Menschen nicht, von dem ihr redet." Sogleich krähte ein Hahn zum zweitenmal. Und Petrus gedachte des Wortes, das Jesus zu ihm gesagt hatte: "Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen." Und er begann zu weinen. Jesus vor PilatusGleich in der Frühe hatten die Hohenpriester mit den Ältesten, den Schriftgelehrten und dem ganzen Hohen Rat den Beschluß fertiggestellt. Sie ließen ihn fesseln und abführen und lieferten ihn Pilatus aus. Pilatus richtete an ihn die Frage: "Bist du der König der Juden?" Er gab ihm zur Antwort: "Du sagst es." Die Hohenpriester erhoben vielerlei Anklagen gegen ihn. Pilatus befragte ihn weiter und sagte: "Entgegnest du gar nichts? Hör´ doch, was sie alles gegen dich vorbringen!" Jesus aber gab keine Antwort mehr, so daß Pilatus sich wunderte. Zu jedem Fest pflegte Pilatus einen Gefangenen freizugeben, den sie sich ausbaten. Damals war nun mit anderen Aufrührern, die bei einem Aufstand einen Mord begangen hatten, einer namens Barabbas im Gefängnis.  Als nun die Volksmenge hinaufgekommen war und forderte, was er ihnen immer gewährte, fragte sie Pilatus: "Soll ich euch den König der Juden freigeben?" Er merkte nämlich, daß die Hohenpriester Jesus aus Mißgunst ausgeliefert hatten. Die Hohenpriester aber hetzten das Volk auf, zu fordern, daß er ihnen lieber Barabbas freilasse. Pilatus ergriff wieder das Wort und fragte sie: "Was soll ich nun mit dem tun, den ihr den König der Juden nennt?" Sie schrien zurück: "Laß ihn kreuzigen!" Pilatus fragte sie: "Was hat er denn Böses getan?" Sie schrien noch lauter: "Kreuzige ihn!" Pilatus wollte die Masse zufriedenstellen und gab ihr Barabbas frei. Jesus aber ließ er geißeln und übergab ihn zur Kreuzigung.  DornenkrönungDie Soldaten führten ihn in das Innere des Palastes ab, das heißt in das Prätorium, und riefen die ganze Kohorte zusammen. Sie zogen ihm einen Purpurmantel an, setzten ihm einen Dornenkranz auf, den sie geflochten hatten, und grüßten ihn: "Heil dir, König der Juden!" Sie schlugen ihm mit einem Rohr aufs Haupt, spien ihn an, beugten die Knie und huldigten ihm. Nachdem sie ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm den Purpurmantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider an. Dann führten sie ihn hinaus, um ihn zu kreuzigen.  KreuzigungEinen Mann, der vom Feld kam und gerade vorüberging, Simon von Zyrene, den Vater des Alexander und des Rufus, zwangen sie, ihm das Kreuz zu tragen.  Und sie führten ihn an den Ort Golgota, das heißt übersetzt: Schädelstätte. Dort reichten sie ihm mit Myrrhe gewürzten Wein; er nahm ihn aber nicht.  Dann kreuzigten sie ihn und verteilten seine Kleider unter sich, indem sie das Los darüber warfen, was ein jeder bekommen sollte. Es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten.  Die Inschrift mit der Angabe seiner Schuld lautete: "Der König der Juden." Mit ihm kreuzigten sie zwei Räuber, den einen zu seiner Rechten, den andern zu seiner Linken. [So ging das Schriftwort in Erfüllung, das da lautet: "Er wird unter die Missetäter gezählt."]  Verspottung JesuDie Vorübergehenden lästerten ihn, schüttelten ihre Köpfe und sagten: "Na!, du willst doch den Tempel niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen? Rette dich doch selbst und steige herab vom Kreuz!" Ebenso höhnten auch die Hohenpriester; sie spotteten untereinander mit den Schriftgelehrten und sagten: "Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen. Der Messias, der König Israels! Soll er doch jetzt vom Kreuz herabsteigen, damit wir es sehen und glauben." Auch die mit ihm gekreuzigt waren, schmähten ihn. Jesu TodUm die sechste Stunde brach eine Finsternis über das ganze Land herein, die bis zur neunten Stunde herrschte. In der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: "Eloï, Eloï, lama sabachthani?", das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?  Einige von den Umstehenden hörten das und sagten: "Hört, er ruft Elija!"  Einer aber lief hin, füllte einen Schwamm mit Essig, steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm zu trinken. Er sagte: "Laßt uns doch sehen, ob Elija kommt, um ihn herabzunehmen." Jesus aber stieß einen lauten Schrei aus und verschied. Da riß der Vorhang des Tempels von oben bis unten entzwei.  Der Hauptmann, der ihm gegenüberstand und ihn so sterben sah, sagte: "Dieser Mensch war wirklich der Sohn Gottes." Es waren auch Frauen da, die von fern zuschauten, darunter Maria aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus dem Kleinen und Joses, sowie Salome. Als er in Galiläa war, hatten sie ihn begleitet und für ihn gesorgt. - Noch viele andere Frauen waren da, die mit ihm nach Jerusalem hinaufgezogen waren. GrablegungEs war bereits Abend geworden. Weil Rüsttag war, der Tag vor dem Sabbat, kam Josef von Arimathäa, ein vornehmer Ratsherr, der ebenfalls das Reich Gottes erwartete, faßte Mut, ging zu Pilatus hinein und bat um den Leichnam Jesu.  Pilatus wunderte sich, daß Jesus schon tot sein sollte. Er ließ daher den Hauptmann kommen und erkundigte sich bei ihm, ob er schon gestorben sei.  Als er es vom Hauptmann bestätigt fand, schenkte er Josef den Leichnam. Der kaufte ein Leinentuch, nahm ihn ab und wickelte ihn in das Tuch. Dann legte er ihn in ein Grab, das in einen Felsen gehauen war. Vor den Eingang des Grabes wälzte er einen Stein. Maria aus Magdala aber und Maria, die Mutter des Joses, sahen, wo er hingelegt wurde. AUFERSTEHUNG UND HIMMELFAHRTDie Frauen am GrabAls der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. In der Morgenfrühe des ersten Wochentages, als die Sonne aufgegangen war, kamen sie zum Grab. Sie sagten zueinander: "Wer wird uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen?" Doch als sie hinschauten, sahen sie, daß der Stein weggewälzt war; er war nämlich sehr groß. Sie gingen in das Grab hinein und sahen zur Rechten einen Jüngling sitzen, der ein weißes Gewand trug. Da erschraken sie sehr. Er aber sagte zu ihnen: "Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden. Er ist nicht hier. Seht die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte. Nun geht hin und sagt seinen Jüngern, vor allem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat." Sie gingen hinaus und eilten vom Grab weg; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie erfaßt. Und sie sagten niemand etwas davon, weil sie sich fürchteten.  Jesus erscheint den SeinenNach seiner Auferstehung, in der Frühe des ersten Wochentages, erschien Jesus zuerst Maria aus Magdala, aus der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte. Die ging hin und berichtete es seinen trauernden und weinenden Gefährten. Als diese hörten, daß er lebe und von ihr gesehen worden sei, glaubten sie es nicht. Hierauf erschien er in einer anderen Gestalt zweien von ihnen unterwegs, als sie aufs Land gingen. Auch sie gingen hin und berichteten es den übrigen. Selbst ihnen glaubten sie nicht. Später erschien Jesus auch den Elf, als sie zu Tisch saßen; er tadelte ihren Unglauben und ihre Herzenshärte, weil sie denen nicht geglaubt, die ihn als Auferweckten gesehen hatten. Der MissionsbefehlDann sagte er zu ihnen: "Geht hin in alle Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. Folgende Zeichen werden denen, die geglaubt haben, folgen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, in neuen Sprachen reden, Schlangen aufheben, und wenn sie etwas Todbringendes trinken, wird es ihnen nicht schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden gesund werden." Nachdem nun der Herr Jesus zu ihnen gesprochen hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes. Sie aber zogen aus und predigten überall. Der Herr wirkte dabei mit und bekräftigte das Wort durch beglaubigende Zeichen. VorredeSchon viele haben es unternommen, einen Bericht über die Begebenheiten abzufassen, die sich unter uns zugetragen haben, wie es uns die ursprünglichen Augenzeugen und Diener des Wortes überliefert haben. Auch ich habe mich entschlossen, allen Ereignissen von Anfang an sorgsam nachzugehen, und sie für dich, edler Theophilus, der Reihe nach niederzuschreiben, damit du dich von der Zuverlässigkeit der Lehren überzeugen kannst, in denen du unterrichtet worden bist.  JUGENDGESCHICHTE JESUVerkündigung der Geburt des JohannesIn den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa, lebte ein Priester mit Namen Zacharias, aus der Priesterklasse des Abija. Seine Frau stammte aus dem Geschlecht Aarons, ihr Name war Elisabet. Beide waren gerecht vor Gott und hielten sich in allem streng an die Gebote und Satzungen des Herrn. Sie waren jedoch kinderlos, denn Elisabet war unfruchtbar, und beide waren in vorgerücktem Alter. Als einst seine Priesterklasse an der Reihe war und er vor Gott den heiligen Dienst tat, fiel ihm durch das Los, das nach der Ordnung der Priesterschaft geworfen wurde, die Aufgabe zu, im Tempel des Herrn das Rauchopfer darzubringen. Das ganze Volk aber verharrte zur Stunde des Rauchopfers draußen im Gebet. Da erschien ihm zur Rechten des Rauchopferaltars ein Engel des Herrn.  Bei seinem Anblick erschrak Zacharias, und Furcht befiel ihn. Der Engel aber sagte zu ihm: "Fürchte dich nicht, Zacharias! Denn dein Gebet ist erhört. Elisabet, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären: dem sollst du den Namen Johannes geben. Große Freude und Jubel werden dich erfüllen, und auch viele andere werden sich über seine Geburt freuen, denn er wird groß sein vor dem Herrn. Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken, und schon im Mutterschoß wird er mit Heiligem Geist erfüllt sein. Viele von den Kindern Israels wird er zum Herrn, ihrem Gott, bekehren. Er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft des Elija, um die Herzen der Väter den Kindern wieder zuzuwenden, die Ungehorsamen zur Gesinnung der Gerechten zu bringen und so das Volk für den Herrn bereit zu machen." Da sagte Zacharias zu dem Engel: "Woran soll ich das erkennen? Ich bin schon alt und auch meine Frau ist hochbetagt." Der Engel erwiderte ihm: "Ich bin Gabriel, der vor Gott steht. Ich bin gesandt, mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu verkünden. Weil du nun meinen Worten nicht geglaubt hast, die zu ihrer Zeit in Erfüllung gehen werden, sollst du stumm sein und nicht sprechen können, bis zu dem Tag, da dies eintrifft." Das Volk wartete auf Zacharias und wunderte sich, daß er so lange im Tempel verweilte. Als er herauskam, konnte er kein Wort zu ihnen sagen. Da erkannten sie, daß er im Tempel eine Erscheinung gehabt hatte. Er winkte ihnen nur zu und blieb stumm. Sobald die Tage seines Dienstes vorüber waren, kehrte er nach Hause zurück. Nach jenen Tagen empfing seine Frau Elisabet. Sie zog sich fünf Monate zurück und sagte: "Das hat der Herr an mir getan: Er hat in diesen Tagen meine Schmach vor den Menschen gnädig hinweggenommen."  Verkündigung der Geburt JesuIm sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa mit Namen Nazaret gesandt,  zu einer Jungfrau, die mit einem Mann namens Josef, aus dem Haus David, verlobt war. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: "Freue dich, Begnadete, der Herr ist mit dir."  Sie erschrak über die Worte und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: "Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst empfangen und einen Sohn gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.  Er wird groß sein und Sohn des Allerhöchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob herrschen in Ewigkeit, und seines Reiches wird kein Ende sein." Da sagte Maria zu dem Engel: "Wie wird das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?" Der Engel antwortete ihr: "Heiliger Geist wird über dich kommen, und Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Kind, das geboren wird, heilig und Sohn Gottes genannt werden. Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen, und sie, die als unfruchtbar galt, ist schon im sechsten Monat. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich." Da sagte Maria: "Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort." Und der Engel schied von ihr. Mariä HeimsuchungIn jenen Tagen machte sich Maria auf und ging eilends in eine Stadt im Bergland von Judäa.  Sie trat in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet. Sobald Elisabet den Gruß Marias vernahm, hüpfte das Kind in ihrem Schoß. Elisabet wurde von Heiligem Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: "Du bist die Gesegnete unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes! Wie kommt es, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, sobald dein Gruß an mein Ohr klang, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Schoß. Selig bist du, da du geglaubt hast, daß in Erfüllung gehen wird, was dir vom Herrn verkündet worden ist." Da sprach Maria: "Meine Seele preist die Größe des Herrn,  und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und läßt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unseren Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig." Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück. Geburt des JohannesFür Elisabet erfüllte sich die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar einen Sohn. Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, daß der Herr ihr große Huld erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr. Am achten Tag kamen sie, das Kind zu beschneiden, und wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben. Doch seine Mutter entgegnete: "Nein, Johannes soll es heißen." Sie sagten zu ihr: "In deiner Verwandtschaft trägt doch niemand diesen Namen." Daraufhin fragten sie seinen Vater durch Zeichen, wie er es wohl genannt wissen wolle. Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb darauf - so daß alle staunten - die Worte: "Johannes ist sein Name." In demselben Augenblick wurde sein Mund geöffnet und seine Zunge gelöst; er konnte wieder sprechen und pries Gott. Da kam Furcht über alle, die in der Gegend wohnten, und im ganzen Bergland von Judäa sprach man über all diese Begebenheiten. Alle, die davon hörten, überdachten sie im Herzen und sagten: "Was wird wohl aus diesem Kind werden?" Denn offensichtlich war die Hand des Herrn mit ihm. Zacharias, sein Vater, wurde von Heiligem Geist erfüllt und sprach die prophetischen Worte: "Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen;  er hat uns einen starken Retter erweckt im Hause seines Knechtes David. So hat er verheißen von alters her durch den Mund seiner heiligen Propheten. Er hat uns errettet vor unseren Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen; er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet und an seinen heiligen Bund gedacht, an den Eid, den er unserem Vater Abraham geschworen hat; er hat uns geschenkt, daß wir, aus Feindeshand befreit, ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinem Angesicht all unsere Tage. Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; denn du wirst dem Herrn vorangehen und ihm den Weg bereiten. Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken in der Vergebung der Sünden. Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe,  um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsere Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens." Das Kind wuchs heran, und erstarkte im Geiste. - Bis zu dem Tag, da er vor Israel auftrat, lebte Johannes in der Wüste. Geburt JesuIn jenen Tagen erging vom Kaiser Augustus der Befehl, die ganze Welt aufzuschreiben. Dies war die erste Volkszählung unter Quirinius, dem Statthalter von Syrien.  Da gingen alle hin, ein jeder in seine Vaterstadt, um sich eintragen zu lassen. Auch Josef, der aus dem Haus und Geschlecht Davids stammte, zog aus der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt, um sich mit Maria, seiner Verlobten, die guter Hoffnung war, eintragen zu lassen. Während sie dort waren, erfüllte sich die Zeit ihrer Niederkunft.  Sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn in der Herberge war kein Platz für sie.  Die Hirten bei der KrippeIn jener Gegend hielten Hirten auf freiem Feld bei ihrer Herde Nachtwache. Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie, und sie gerieten in große Furcht. Der Engel aber sagte zu ihnen: "Fürchtet euch nicht, denn seht, ich verkünde euch eine große Freude, die allem Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren, der Messias und Herr. Und dies soll euch zum Zeichen sein: Ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln gewickelt ist und in einer Krippe liegt." Und plötzlich war bei dem Engel eine große himmlische Heerschar, die Gott lobte und sang: "Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden den Menschen seiner Huld."  Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: "Laßt uns nach Betlehem hinübergehen, um zu sehen, was da geschehen ist, das der Herr uns kundgetan hat." Sie gingen eilends hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Nachdem sie es gesehen hatten, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Alle, die es hörten, wunderten sich über das, was die Hirten ihnen erzählten. Maria aber bewahrte und erwog alle diese Dinge in ihrem Herzen. Die Hirten kehrten zurück, lobten und priesen Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten; es war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war. Beschneidung und Darstellung JesuAls acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, wurde ihm der Name Jesus gegeben, wie ihn der Engel genannt hatte, bevor es im Mutterschoß empfangen war. Als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz des Mose zu Ende waren, brachten sie ihn hinauf nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen. Denn so steht im Gesetz des Herrn geschrieben: "Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht werden."  Auch wollten sie das Opfer darbringen, wie es im Gesetz des Herrn geboten ist: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.  Damals lebte in Jerusalem ein Mann mit Namen Simeon; er war gerecht und gottesfürchtig und harrte auf den Trost Israels, und Heiliger Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm geoffenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, bevor er den Gesalbten des Herrn gesehen habe. Vom Geist gedrängt kam er in den Tempel, eben als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um an ihm die Vorschrift des Gesetzes zu erfüllen. Da nahm er es auf seine Arme, pries Gott und sagte: "Nun läßt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel." Sein Vater und seine Mutter waren voll Staunen über das, was über ihn gesagt wurde. Simeon segnete sie und sagte zu Maria, seiner Mutter: "Siehe, dieser ist bestimmt zum Fall und zur Auferstehung vieler in Israel, zum Zeichen, dem widersprochen wird. Aber auch deine Seele wird ein Schwert durchdringen, damit offenbar werden die Gedanken vieler Herzen." Damals lebte auch die Prophetin Anna, eine Tochter Penuëls aus dem Stamm Ascher. Sie war hochbetagt. Nach ihrer Jungfrauenzeit hatte sie sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt und war nun eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie verließ nie den Tempel und diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht. Sie fand sich zur gleichen Stunde ein, pries Gott und redete über ihn zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems harrten. Heimkehr nach NazaretNachdem sie alles nach dem Gesetz des Herrn erfüllt hatten, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und erstarkte. Es ward voll Weisheit, und Gottes Wohlgefallen ruhte auf ihm. Der zwölfjährige Jesus im TempelJedes Jahr zogen die Eltern Jesu zum Paschafest nach Jerusalem. Auch als er zwölf Jahre alt war, pilgerten sie gemäß der Sitte des Festes hinauf [nach Jerusalem].  Als die Festtage vorüber waren und sie zurückkehrten, blieb der Knabe Jesus in Jerusalem zurück, ohne daß seine Eltern es merkten. In der Meinung, er sei bei der Pilgergruppe, gingen sie eine Tagesreise weit und suchten ihn dann bei Verwandten und Bekannten. Sie fanden ihn aber nicht. Darum kehrten sie nach Jerusalem zurück, um ihn dort zu suchen. Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel. Er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte an sie Fragen. Alle, die ihn hörten, staunten über sein Verständnis und seine Antworten. Als seine Eltern ihn erblickten, gerieten sie außer sich, und seine Mutter sagte zu ihm: "Kind, warum hast du uns so etwas angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht!"  Er erwiderte ihnen: "Warum habt ihr mich denn gesucht? Wußtet ihr nicht, daß ich im Haus meines Vaters sein muß?"  Doch sie verstanden nicht, was er ihnen damit sagen wollte. Dann zog er mit ihnen hinab und kam nach Nazaret und war ihnen untertan. Seine Mutter bewahrte alle diese Dinge in ihrem Herzen. Und Jesus nahm zu an Weisheit und Wohlgefallen vor Gott und den Menschen. VORBEREITUNG DES ÖFFENTLICHEN WIRKENS JESUDas Auftreten des TäufersIm fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter von Judäa, Herodes Tetrarch von Galiläa, sein Bruder Philippus Tetrarch von Ituräa und Trachonitis, Lysanias Tetrarch von Abilene waren, unter den Hohepriestern Hannas und Kajaphas, erging in der Wüste der Ruf Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias.  Er durchzog die ganze Gegend am Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden, wie geschrieben steht im Buch der Reden des Propheten Jesaja: "Die Stimme eines Rufenden erschallt in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht gerade seine Pfade.  Jedes Tal soll aufgefüllt, jeder Berg und Hügel abgetragen werden. Was krumm ist, soll gerade, was uneben ist, soll ebener Weg werden. Und alles Fleisch wird schauen Gottes Heil." Die Bußpredigt des TäufersZu den Volksscharen, die hinauszogen, um sich von ihm taufen zu lassen, sagte Johannes: "Ihr Schlangenbrut, wer hat euch beigebracht, ihr würdet dem kommenden Zorngericht entrinnen? Bringt also Früchte hervor, die der Umkehr entspringen und fangt nicht an, euch einzureden: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen da Kinder erwecken. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt. Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird ausgehauen und ins Feuer geworfen." Da fragten ihn die Volksscharen: "Was sollen wir tun?" Er antwortete ihnen: "Wer zwei Hemden hat, gebe dem eins ab, der keines hat; und wer Nahrungsmittel hat, mache es ebenso!" Auch Zöllner kamen, um sich taufen zu lassen, und sagten zu ihm: "Meister, was sollen wir tun?" Er sagte zu ihnen: "Fordert nicht mehr, als festgesetzt ist." Es fragten ihn auch Soldaten: "Was sollen denn wir tun?" Und er sagte zu ihnen: "Mißhandelt und drangsaliert niemanden und seid zufrieden mit eurem Sold." Zeugnis des Täufers über JesusDas Volk war in Spannung, und alle fragten sich in ihrem Herzen, ob Johannes vielleicht der Messias sei. Johannes aber erklärte allen: "Ich taufe euch nur mit Wasser. Es kommt aber einer, der mächtiger ist als ich. Ich bin nicht wert, ihm die Schuhriemen zu lösen. Er wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen. Er hält schon die Wurfschaufel in der Hand, um seine Tenne zu reinigen: Den Weizen wird er in seine Scheune bringen, die Spreu aber in unauslöschlichem Feuer verbrennen." Noch viele andere Ermahnungen gab er dem Volk und verkündete ihm die Frohbotschaft. Der Tetrarch Herodes aber, den Johannes wegen der Herodias, der Frau seines Bruders, und all des Bösen, das Herodes begangen hatte, zurechtgewiesen hatte, fügte zu all dem Bösen, das er getan hatte, noch hinzu, daß er Johannes in das Gefängnis werfen ließ. Die Taufe JesuAls alles Volk sich taufen ließ, empfing auch Jesus die Taufe. Während er betete, öffnete sich der Himmel, und der Heilige Geist kam in sichtbarer Gestalt wie eine Taube auf ihn herab. Und eine Stimme erscholl vom Himmel: "Du bist mein geliebter Sohn; an dir habe ich Wohlgefallen." Stammbaum JesuAls Jesus auftrat, war er ungefähr dreißig Jahre alt. Man hielt ihn für den Sohn Josefs; dessen Vorfahren waren: Eli,  Mattat, Levi, Melchi, Jannai, Josef, Mattitja, Amos, Nahum, Hesli, Naggai, Mahat, Mattitja, Schimi, Josech, Joda, Johanan, Resa, Serubbabel, Schealtiël, Neri, Melchi, Addi, Kosam, Elmadam, Er, Joschua, Eliëser, Jorim, Mattat, Levi, Simeon, Judas, Josef, Jonan, Eljakim, Melea, Menna, Mattata, Natan, David, Isai, Obed, Boas, Salmon, Nachschon, Amminadab, Admin, Arni, Hezron, Perez, Juda, Jakob, Isaak, Abraham, Terach, Nahor, Serug, Regu, Peleg, Eber, Schelach, Kenan, Arpachschad, Sem, Noach, Lamech, Metuschelach, Henoch, Jered, Mahalalel, Kenan, Enosch, Set, Adam, Gott. Versuchung JesuVoll Heiligen Geistes kehrte Jesus vom Jordan zurück. Vierzig Tage lang wurde er vom Geist in der Wüste geführt und währenddessen vom Teufel versucht. Er aß nichts in jenen Tagen, und als sie zu Ende waren, hungerte ihn. Da sagte der Teufel zu ihm: "Wenn du Gottes Sohn bist, befiehl dem Stein da, daß er zu Brot werde." Jesus erwiderte ihm: "Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. "  Da führte ihn der Teufel hinauf, zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche der Welt  und sagte zu ihm: "Die ganze Macht und alle Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn mir ist sie übertragen, und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du anbetend vor mir niederfällst, soll das alles dein sein!" Jesus entgegnete ihm: "Es steht geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen. "  Dann führte er ihn nach Jerusalem, stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sagte zu ihm. "Wenn du Gottes Sohn bist, stürze dich von hier hinab. Es steht ja geschrieben: Seinen Engeln wird er befehlen, dich zu behüten.   Und: Auf Händen werden sie dich tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. " Jesus erwiderte ihm: "Die Schrift sagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen! "  Nachdem der Teufel mit den Versuchungen zu Ende war, ließ er von ihm ab - bis zu gelegener Zeit. WIRKEN BIS ZUR APOSTELWAHLIn den Synagogen GaliläasIn der Kraft des Geistes kehrte Jesus nach Galiläa zurück. Sein Ruf verbreitete sich in der ganzen Gegend. Er lehrte in den dortigen Synagogen und wurde von allen gepriesen. In NazaretUnd er kam nach Nazaret, wo er aufgewachsen war. Nach seiner Gewohnheit ging er am Sabbat in die Synagoge und erhob sich, um vorzulesen. Man reichte ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er rollte die Schriftrolle auf und fand die Stelle, wo geschrieben steht: "Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn er hat mich gesalbt. Er sandte mich, den Armen die Frohbotschaft zu bringen, [zu heilen, die gebrochenen Herzens sind,] den Gefangenen die Befreiung zu künden, den Blinden das Augenlicht wiederzugeben, Bedrückte in Freiheit zu setzen,  und auszurufen das Gnadenjahr des Herrn." Er rollte die Schriftrolle zusammen, gab sie dem Diener zurück und setzte sich. Alle in der Synagoge schauten ihn gespannt an. Da begann er zu ihnen zu sprechen: "Heute ist dieses Schriftwort in Erfüllung gegangen."  Alle spendeten ihm Beifall und staunten über die Worte von der Gnade, die aus seinem Mund flossen. Sie sagten: "Ist das nicht der Sohn Josefs?"  Er sagte zu ihnen: "Gewiß werdet ihr mir das Sprichwort entgegenhalten: Arzt, heile dich selbst. Was alles, wie wir hörten, in Kafarnaum geschehen ist, das verrichte auch hier in deiner Vaterstadt." Und er fügte hinzu: "Wahrlich, ich sage euch: Kein Prophet wird in seiner Vaterstadt anerkannt. Es entspricht der Wahrheit, was ich euch sage: Als in den Tagen des Elija der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und im ganzen Land eine große Hungersnot herrschte, gab es viele Witwen in Israel.  Doch zu keiner von ihnen ward Elija gesandt, sondern zu einer Witwe nach Sarepta im Gebiet von Sidon.  Und zur Zeit des Propheten Elischa gab es viele Aussätzige in Israel. Doch keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman."  Als sie das hörten, wurden alle in der Synagoge mit Zorn erfüllt. Sie sprangen auf, stießen ihn zur Stadt hinaus und drängten ihn bis an den Rand des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, um ihn hinabzustürzen. Er aber schritt mitten zwischen ihnen hindurch und ging fort. Heilung eines BesessenenEr ging hinab nach Kafarnaum, einer Stadt in Galiläa, und lehrte dort am Sabbat. Und sie gerieten außer sich über seine Lehre, denn seine Worte waren voller Macht. In der Synagoge war ein Mann mit einem unreinen Geist. Er schrie mit lauter Stimme: "Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, uns zu verderben? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes."  Jesus drohte ihm und gebot: "Schweig und fahre aus von ihm!" Da warf ihn der Dämon in die Mitte und fuhr von ihm aus, ohne ihm Schaden zuzufügen. Staunen ergriff alle, und sie sagten zueinander: "Welch ein Wort! Mit gewaltiger Macht gebietet er den unreinen Geistern, und sie fahren aus!" Sein Ruf verbreitete sich in der ganzen Gegend. Im Haus des PetrusVon der Synagoge aus begab er sich in das Haus des Simon. Die Schwiegermutter des Simon war von schwerem Fieber befallen, und sie baten für sie. Er beugte sich über sie, gebot dem Fieber, und es wich von ihr. Sofort erhob sie sich und bediente sie. Als die Sonne untergegangen war, brachten alle ihre mit verschiedenen Leiden behafteten Kranken zu ihm. Er legte einem jeden von ihnen die Hände auf und heilte sie. Von vielen fuhren auch Dämonen aus, die laut schrien: "Du bist der Sohn Gottes." Er aber drohte ihnen und ließ sie nicht zu Wort kommen; denn sie wußten, daß er der Messias war. In der Umgebung von KafarnaumNach Tagesanbruch ging er fort und begab sich hinaus an einen einsamen Ort. Doch die Volksscharen suchten ihn. Als sie ihn trafen, wollten sie ihn daran hindern, fortzugehen. Er aber sagte zu ihnen: "Auch den anderen Städten muß ich die Frohbotschaft vom Reich Gottes verkünden; denn dazu bin ich gesandt." Und er predigte in den Synagogen Judäas. Predigt vom Boot ausJesus stand am See Gennesaret. Das Volk umdrängte ihn, um das Wort Gottes zu hören. Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und reinigten die Netze. Er stieg in eines der Boote, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land abzustoßen. Dann setzte er sich nieder und lehrte die Volksscharen vom Boot aus. Der reiche FischfangAls er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: "Fahrt hinaus zum tiefen Wasser und werft eure Netze zum Fang aus." Simon entgegnete ihm: "Meister, die ganze Nacht haben wir uns abgemüht und haben nichts gefangen. Aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen." Das taten sie und fingen eine große Menge Fische; ihre Netze drohten sogar zu reißen. Da winkten sie ihren Gefährten in dem anderen Boot, sie möchten kommen und ihnen helfen. Sie kamen auch. Und man füllte beide Boote, so daß sie fast versanken. Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: "Herr, geh hinweg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch!" Denn Schrecken hatte ihn und alle seine Begleiter erfaßt wegen des Fischfanges, den sie gemacht hatten; ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die Simons Teilhaber waren. Da sagte Jesus zu Simon: "Fürchte dich nicht! Von nun an sollst du Menschenfischer sein." Da zogen sie die Boote an Land, verließen alles und folgten ihm.  Heilung eines AussätzigenIn einer Stadt, in der Jesus sich aufhielt, war ein Mann, dessen ganzer Körper vom Aussatz bedeckt war. Sobald er Jesus erblickte, fiel er auf sein Angesicht nieder und bat ihn: "Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen." Er streckte die Hand aus, rührte ihn an und sagte: "Ich will. Sei rein!" Sogleich wich der Aussatz von ihm. Er verbot ihm aber, es irgend jemand zu sagen, und sagte: "Geh vielmehr hin, stelle dich dem Priester, und bringe für deine Reinigung das Opfer dar, wie es Mose vorgeschrieben hat; das diene ihnen zum Zeugnis." Die Kunde von ihm breitete sich immer weiter aus. In Scharen strömten die Leute zusammen, um ihn zu hören und sich von ihren Krankheiten heilen zu lassen. Er aber hielt sich zurückgezogen in der Einsamkeit auf und betete. Heilung eines GelähmtenEines Tages lehrte er. (Unter den Zuhöreren) saßen auch Pharisäer und Gesetzeslehrer, die aus allen Dörfern Galiläas und Judäas und aus Jerusalem gekommen waren; und die Kraft des Herrn trieb ihn an, zu heilen. Da brachten Männer auf einer Tragbahre einen Gelähmten und versuchten, ihn ins Haus hineinzubringen und vor ihn hinzulegen. Wegen der Volksmenge aber wußten sie nicht, wie sie ihn hineinbringen sollten. So stiegen sie auf das Dach und ließen ihn mitsamt der Tragbahre durch die Ziegel hinab, gerade vor Jesus hin. Als er ihren Glauben sah, sagte er: "Mensch, deine Sünden sind dir vergeben." Da fragten sich die Schriftgelehrten und Pharisäer: "Wer ist dieser, der da Lästerungen ausstößt? Wer kann Sünden vergeben als Gott allein?" Jesus durchschaute ihre Gedanken und sagte zu ihnen: "Was denkt ihr in euren Herzen? Was ist leichter zu sagen: deine Sünden sind dir vergeben, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Ihr sollt aber wissen, daß der Menschensohn die Macht hat, auf Erden Sünden zu vergeben." Und er sagte zu dem Gelähmten: "Ich befehle dir, steh auf, nimm deine Tragbahre und geh nach Hause!" Sogleich erhob er sich vor ihren Augen, nahm die Tragbahre, auf der er gelegen hatte, und ging, Gott preisend, nach Hause. Da gerieten alle ganz außer sich; sie lobten Gott, und furchterfüllt sagten sie: "Wir haben heute Unglaubliches gesehen!" Berufung des LeviDanach ging er hinaus und sah einen Zöllner, namens Levi, an der Zollstätte sitzen. Er sagte zu ihm: "Folge mir!" Er verließ alles, machte sich auf und folgte ihm. Levi veranstaltete in seinem Haus ein großes Gastmahl für ihn. Eine große Menge von Zöllnern und anderen waren mit ihnen bei Tisch. Darüber murrten die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten und sagten zu seinen Jüngern: "Warum eßt und trinkt ihr mit Zöllnern und Sündern?" Jesus erwiderte ihnen: "Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zur Umkehr zu rufen, sondern Sünder." FastenfrageSie sagten zu ihm: "Die Jünger des Johannes wie auch die der Pharisäer fasten häufig und verrichten Gebete, deine aber essen und trinken." Jesus entgegnete ihnen: "Könnt ihr die Hochzeitsgäste zum Fasten anhalten, während der Bräutigam bei ihnen weilt? Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam ihnen entrissen wird. Dann, in jenen Tagen, werden sie fasten." Er trug ihnen auch ein Gleichnis vor und sagte: "Niemand reißt einen Flicken von einem neuen Kleid ab und setzt ihn auf ein altes Kleid; sonst zerreißt er das neue Kleid, und der Flicken vom neuen paßt nicht zum alten Kleid. Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche ab; sonst sprengt der neue Wein die Schläuche; er läuft aus, und die Schläuche sind verdorben. Neuen Wein muß man in neue Schläuche füllen.  Und niemand, der alten Wein getrunken hat, mag gern neuen. Er sagt nämlich: Der alte ist besser."  Ährenrupfen am SabbatAn einem Sabbat ging er durch Kornfelder. Seine Jünger rupften Ähren ab, zerrieben sie mit den Händen und aßen sie. Da sagten einige Pharisäer: "Warum tut ihr, was am Sabbat nicht erlaubt ist?" Jesus entgegnete ihnen: "Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als ihn und seine Begleiter hungerte, wie er in das Haus Gottes ging, die Schaubrote, die doch nur die Priester essen dürfen, nahm und aß und auch seinen Begleitern davon gab?" Und er sagte zu ihnen: "Der Menschensohn ist Herr auch über den Sabbat." Heilung am SabbatAn einem anderen Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte. Es war dort ein Mann, dessen rechte Hand verdorrt war. Die Schriftgelehrten und Pharisäer aber beobachteten ihn, ob er am Sabbat heile, um einen Grund zu finden, ihn anzuklagen. Doch er erkannte ihre Gedanken und sagte zu dem Mann mit der verdorrten Hand: "Steh auf und stelle dich in die Mitte!" Er stand auf und stellte sich hin. Da sagte Jesus zu ihnen: "Ich frage euch: Ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder umkommenzulassen?" Er schaute sie alle ringsum an und sagte zu dem Mann: "Strecke deine Hand aus!" Er tat es, und seine Hand ward wiederhergestellt. Sie aber wurden von sinnloser Wut erfüllt und besprachen miteinander, was sie Jesus wohl antun könnten. APOSTELWAHL UND WEITERES WIRKEN JESUWahl der zwölf ApostelIn jenen Tagen ging er hinaus auf einen Berg, um zu beten. Die ganze Nacht brachte er im Gebet mit Gott zu. Als es Tag geworden war, rief er seine Jünger herbei und wählte zwölf von ihnen aus, die er auch Apostel nannte: Simon, dem er den Beinamen Petrus gab, und dessen Bruder Andreas; ferner Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus,  Matthäus und Thomas, Jakobus - den (Sohn) des Alphäus -, und Simon, genannt "der Zelot",  Judas - den (Sohn) des Jakobus -, und Judas Iskariot, der der Verräter wurde.  Die BergpredigtMit ihnen stieg er hinab und machte auf einem ebenen Platz halt. Eine große Schar seiner Jünger und eine zahlreiche Menge des Volkes aus ganz Judäa, Jerusalem und dem Küstenland von Tyrus und Sidon hatte sich eingefunden.  Sie waren gekommen, um ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. Auch die von unreinen Geistern Geplagten wurden geheilt. Alles Volk suchte ihn zu berühren, denn eine Kraft ging von ihm aus und heilte alle. Er richtete seine Augen auf seine Jünger und sagte: "Selig ihr Armen, euer ist das Reich Gottes. Selig, die ihr jetzt hungert, ihr werdet gesättigt werden. Selig, die ihr jetzt weint, ihr werdet lachen. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen, wenn sie euch verstoßen und schmähen und euren Namen schlechtmachen um des Menschensohnes willen! Freut euch an jenem Tag und frohlockt; denn seht, groß ist euer Lohn im Himmel. Ihre Väter haben es ja mit den Propheten ebenso gemacht. Aber wehe euch, ihr Reichen! Ihr habt schon euren Trost.  Wehe euch, die ihr jetzt satt seid! Ihr werdet hungern. Wehe euch, die ihr jetzt lacht! Ihr werdet trauern und weinen. Wehe, wenn alle Welt euch umschmeichelt! Ihre Väter haben es ja mit den falschen Propheten ebenso gemacht. FeindesliebeEuch aber, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen, segnet, die euch fluchen und betet für die, die euch mißhandeln. Schlägt dich jemand auf die eine Wange, so halte ihm auch die andere hin. Nimmt dir jemand den Mantel, so laß ihm auch das Hemd. Wer dich bittet, dem gib. Wer dir etwas wegnimmt, von dem fordere es nicht zurück. Wie ihr von den Menschen behandelt sein wollt, so behandelt auch sie. Wenn ihr nur jene liebt, die euch lieben, welcher Lohn steht euch zu? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. Wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welcher Lohn steht euch zu? Dasselbe tun ja auch die Sünder. Wenn ihr nur denen leiht, von denen ihr hofft, es zurückzuerhalten, welcher Lohn steht euch zu? Auch die Sünder leihen einander, um das Gleiche dafür wiederzuerhalten. Liebt vielmehr eure Feinde, tut Gutes und leiht, ohne etwas zurückzuerwarten. Und euer Lohn wird groß sein, und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist. Warnung vor freventlichem UrteilRichtet nicht, dann werdet ihr nicht gerichtet. Verurteilt nicht, dann werdet ihr nicht verurteilt. Vergebt, so wird euch vergeben. Gebt, so wird euch gegeben: ein gutes, volles, gerütteltes und überfließendes Maß wird man euch in den Schoß schütten. Denn mit dem Maß, mit dem ihr meßt, wird euch wieder zugemessen werden."  Er trug ihnen auch ein Gleichnis vor: "Kann wohl ein Blinder einen Blinden führen? Fallen nicht beide in die Grube? Der Jünger steht nicht über dem Meister; jeder, der ausgelernt hat, wird sein wie sein Meister. Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, den Balken aber in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, laß mich den Splitter aus deinem Auge ziehen , wenn du selbst den Balken in deinem Auge nicht siehst? Du Heuchler, ziehe zuvor den Balken aus deinem Auge, dann magst du sehen, wie du den Splitter aus dem Auge deines Bruders herausziehst! Ein guter Baum trägt keine schlechte Frucht, ein schlechter Baum hingegen trägt keine gute Frucht. Jeden Baum erkennt man an seiner besonderen Frucht. Von Disteln pflückt man keine Feigen, und vom Dornbusch liest man keine Trauben. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzen Gutes hervor; der böse dagegen bringt aus dem bösen [Schatz] Böses hervor. Denn wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund. Gleichnis vom HausbauWas nennt ihr mich: Herr, Herr! und tut nicht, was ich sage? Ich will euch zeigen, wem der gleicht, der zu mir kommt, meine Worte hört und sie befolgt. Er gleicht einem Mann, der ein Haus baute, tief grub und die Grundmauer auf den Felsen setzte. Als nun Hochwasser kam, prallte die Flut gegen jenes Haus, vermochte es jedoch nicht zu erschüttern, weil es gut gebaut war. Wer dagegen meine Worte hört, aber nicht befolgt, gleicht einem Mann, der sein Haus ohne Grundmauer auf die Erde hinbaute. Als die Flut dagegenprallte, fiel es sogleich zusammen; der Einsturz jenes Hauses war gewaltig. Der Hauptmann von KafarnaumNachdem er alle seine Reden vor dem Volk beendet hatte, begab er sich nach Kafarnaum. Der Knecht eines Hauptmanns, der diesem teuer war, war krank und lag im Sterben. Da er von Jesus gehört hatte, sandte er Älteste der Juden mit der Bitte zu ihm, er möge kommen und seinen Knecht gesund machen. Sie kamen zu Jesus und baten ihn inständig und sagten: "Er verdient es, daß du ihm dies gewährst; denn er liebt unser Volk und hat uns die Synagoge erbaut." Jesus ging mit ihnen. Als er nicht mehr weit vom Haus entfernt war, ließ der Hauptmann ihm durch Freunde sagen: "Herr, bemühe dich nicht; denn ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach. Deshalb habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, zu dir zu kommen. Aber sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn auch ich bin ein Mann, der unter Befehl gestellt ist, doch Soldaten unter sich hat. Sage ich diesem: Geh, so geht er; zu einem anderen: Komm, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das, so tut er es." Als Jesus das hörte, wunderte er sich über ihn. Er wandte sich um und sagte zu dem Volk, das ihn begleitete: "Ich sage euch, selbst in Israel habe ich so großen Glauben nicht gefunden." Als die Boten nach Hause zurückkamen, fanden sie den Knecht, der krank gewesen war, gesund. Der Jüngling von NaïnHernach kam er in eine Stadt mit Namen Naïn. Seine Jünger und zahlreiches Volk zogen mit ihm. Als er sich dem Stadttor näherte, trug man gerade einen Toten heraus, den einzigen Sohn seiner Mutter; sie war eine Witwe. Viel Volk aus der Stadt war mit ihr. Als der Herr sie sah, ward er von Mitleid mit ihr ergriffen und sagte zu ihr: "Weine nicht!" Dann trat er hinzu und berührte die Bahre; die Träger blieben stehen. Und er sagte: "Jüngling ich sage dir, steh auf!" Da setzte sich der Tote auf und begann zu sprechen. Und er gab ihn seiner Mutter. Alle ergriff Furcht. Sie priesen Gott und sagten: "Ein großer Prophet ist unter uns aufgestanden" und: "Gott hat sein Volk heimgesucht!" Die Kunde davon verbreitete sich in ganz Judäa und im ganzen Umland. Die Gesandtschaft des TäufersVon all dem erhielt Johannes durch seine Jünger Nachricht. Da rief Johannes zwei seiner Jünger zu sich, sandte sie zum Herrn und ließ fragen: "Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir einen anderen erwarten?" Die Männer kamen zu ihm und sagten: "Johannes der Täufer sendet uns zu dir und läßt fragen: Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir einen andern erwarten?" In jener Zeit heilte er gerade viele von Krankheiten, Leiden und bösen Geistern und schenkte vielen Blinden das Augenlicht. Als Antwort sagte er zu ihnen: "Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote werden auferweckt, Armen wird die Frohbotschaft verkündet. Und selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt." Jesu Zeugnis für den TäuferAls die Boten des Johannes weggegangen waren, begann er zu den Volksscharen über Johannes zu sprechen. Er sagte: "Wozu seid ihr in die Wüste hinausgezogen? Ein Schilfrohr zu sehen, das vom Winde hin und her bewegt wird? Oder seid ihr hinausgezogen, einen Mann in feinen Kleidern zu sehen? Nein, Leute, die prächtige Kleider tragen und in Luxus leben, sind an den Höfen der Könige. Wozu seid ihr also hinausgezogen? Einen Propheten zu sehen? Ja, ich sage euch, noch mehr als einen Propheten. Dieser ist es, von dem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, daß er deinen Weg vor dir bereite.   Ich sage euch: Unter den von Frauen Geborenen gibt es keinen größeren als Johannes. - Aber der Geringste im Reich Gottes ist größer als er. Alles Volk, das ihn hörte, und selbst die Zöllner erkannten Gottes Gerechtigkeit an und empfingen die Taufe des Johannes, die Pharisäer und die Gesetzeslehrer hingegen mißachteten Gottes Ratschluß, indem sie sich nicht von ihm taufen ließen. Mit wem soll ich nur die Menschen dieses Geschlechts vergleichen? Wem sind sie gleich? Kindern gleichen sie, die auf dem Marktplatz sitzen und einander zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte gespielt, aber ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder angestimmt, und ihr habt nicht geweint. Johannes der Täufer ist aufgetreten; er aß kein Brot und trank keinen Wein. Da sagt ihr: Er hat einen Dämon. Der Menschensohn ist aufgetreten; er ißt und trinkt. Da sagt ihr: Seht da den Schlemmer und Trinker, den Freund der Zöllner und Sünder! Und doch ist die Weisheit von allen ihren Kindern gerechtfertigt worden."  Die SünderinEin Pharisäer bat ihn, bei ihm zu essen. Er ging in das Haus des Pharisäers und legte sich zu Tisch. Eine Frau, die in der Stadt als Sünderin bekannt war, erfuhr, daß er im Haus des Pharisäers zu Tisch liege. Sie brachte ein Alabastergefäß mit Salböl,  und ließ sich weinend hinten zu seinen Füßen nieder. Mit ihren Tränen benetzte sie seine Füße und trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes. Dann küßte sie seine Füße und salbte sie mit dem Salböl.  Als der Pharisäer, der ihn geladen hatte, dies sah, dachte er bei sich: "Wenn dieser ein Prophet wäre, wüßte er, wer und was für eine Frau das ist, die ihn berührt, - daß sie eine Sünderin ist!" Jesus sagte zu ihm: "Simon, ich habe dir etwas zu sagen." Dieser erwiderte: "Sprich, Meister!" Er sagte: "Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner. Der eine schuldete ihm fünfhundert Denare, der andere fünfzig. Da sie nicht bezahlen konnten, erließ er es beiden. Wer von ihnen wird ihn nun mehr lieben?" Simon antwortete: "Ich glaube, der, dem er die größere Summe geschenkt hat." Jesus sagte zu ihm: "Du hast richtig geurteilt." Dann sagte er, der Frau zugewandt, zu Simon: "Siehst du diese Frau? Ich kam in dein Haus, und du gabst mir kein Wasser für die Füße; sie aber hat meine Füße mit ihren Tränen benetzt und mit ihren Haaren getrocknet. Du gabst mir keinen Kuß; sie aber hat seit meinem Eintritt unaufhörlich meine Füße geküßt. Du salbtest mein Haupt nicht mit Öl; sie aber hat meine Füße mit Salböl gesalbt. Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, weil sie viel Liebe gezeigt hat; wem aber weniger vergeben wird, der hat weniger Liebe." Dann sagte er zu ihr: "Deine Sünden sind dir vergeben." Da dachten die, die mit ihm zu Tisch lagen, bei sich: "Wer ist dieser, daß er sogar Sünden vergibt?" Er aber sagte zu der Frau: "Dein Glaube hat dich gerettet. Geh hin in Frieden!" In Jesu GefolgschaftHierauf wanderte er von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, predigte und verkündete die Frohbotschaft vom Reich Gottes. Bei ihm waren die Zwölf sowie einige Frauen, die von bösen Geistern und Krankheiten geheilt worden waren: Maria mit dem Beinamen Magdalena, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren, ferner Johanna, die Frau des Chuzas, eines Verwalters des Herodes, Susanna und noch viele andere, die mit ihrem Vermögen für sie sorgten. Gleichnis vom SämannAls viel Volk zusammenkam und die Leute aus allen Städten ihm zuströmten, sagte er in einem Gleichnis: "Ein Sämann ging aus, seinen Samen zu säen. Beim Säen fiel einiges auf den Weg, wurde zertreten und die Vögel des Himmels pickten es auf. Anderes fiel auf steinigen Grund; es ging zwar auf, verdorrte aber, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Anderes fiel mitten unter die Dornen. Die Dornen wuchsen mit auf und erstickten es. Und anderes fiel auf gutes Erdreich, ging auf und trug hundertfältige Frucht." Bei diesen Worten rief er aus: "Wer Ohren hat zu hören, der höre!" Da fragten ihn seine Jünger, was dieses Gleichnis bedeute. Er antwortete: "Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen, den anderen werden sie nur in Gleichnissen dargeboten, damit sie sehend nicht sehen und hörend nicht verstehen.  Auslegung des GleichnissesDas aber bedeutet dieses Gleichnis: Der Same ist das Wort Gottes. Die auf dem Weg sind jene, die es wohl hören; dann aber kommt der Teufel und nimmt das Wort aus ihrem Herzen weg, damit sie nicht glauben und gerettet werden. Die auf dem steinigen Grund sind jene, die, wenn sie das Wort hören, es mit Freuden aufnehmen, aber nicht Wurzel fassen lassen. Sie glauben eine Zeitlang, und in der Zeit der Versuchung fallen sie ab. Was unter die Dornen fiel, sind jene, die das Wort zwar hören, dann aber hingehen und es in den Sorgen, Reichtümern und Genüssen des Lebens ersticken und so keine reife Frucht bringen. Was endlich auf gutes Erdreich fiel, sind jene, die das Wort hören, es in einem edlen und guten Herzen bewahren und Frucht bringen mit Beharrlichkeit. Aufgabe der JüngerNiemand zündet eine Lampe an und deckt sie mit einem Gefäß zu oder stellt sie unter das Lager, sondern setzt sie auf den Leuchter, damit die, die eintreten, das Licht sehen. Denn nichts ist verborgen, was nicht offenbar, nichts geheim, was nicht bekannt würde und an den Tag käme. Seht also zu, wie ihr hört! Denn wer hat, dem wird gegeben werden. Wer aber nicht hat, dem wird noch genommen werden, was er zu haben meint."  Jesu wahre FamilieSeine Mutter und seine Brüder kamen zu ihm, konnten aber wegen des Volkes nicht zu ihm gelangen.  Man meldete ihm: "Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wünschen dich zu sehen." Er aber entgegnete ihnen: "Meine Mutter und meine Brüder sind jene, die das Wort Gottes hören und es befolgen." Der Sturm auf dem SeeEines Tages stieg er mit seinen Jüngern in ein Boot und sagte zu ihnen: "Laßt uns an das andere Ufer des Sees hinüberfahren." Sie stießen vom Land ab. Während sie dahinsegelten, schlief er ein. Da kam ein Wirbelsturm auf den See herab; sie nahmen viel Wasser über und gerieten in Gefahr.  Da traten sie heran, weckten ihn und riefen: "Meister, Meister, wir gehen unter!" Er aber erhob sich und herrschte den Wind und das tobende Wasser an: Sie legten sich, und es trat Stille ein. Da sagte er zu ihnen: "Wo ist euer Glaube?" Voll Furcht und Staunen sagten sie zueinander: "Wer ist denn dieser? Er gebietet Sturm und Wasser, und sie gehorchen ihm!" Der Besessene von GerasaSie segelten hinab in das Gebiet der Gerasener, das Galiläa gegenüberliegt. Kaum war er ans Land gestiegen, kam ihm aus der Stadt ein Mann entgegen, der von Dämonen besessen war. Schon lange Zeit trug er keine Kleider mehr und hielt sich nicht in einem Haus auf, sondern in Grabhöhlen.  Als er Jesus erblickte, warf er sich schreiend vor ihm nieder und rief mit lauter Stimme: "Was habe ich mit dir zu tun, Jesus, Sohn Gottes, des Allerhöchsten? Ich bitte dich, quäle mich nicht."  Er hatte nämlich dem unreinen Geist befohlen, aus dem Menschen auszufahren. - Schon lange hatte der Geist ihn in seiner Gewalt. Man hatte ihn schon mit Ketten und Fußfesseln gebunden, um ihn festzuhalten. Aber er zerriß die Fesseln und wurde vom Dämon in einsame Gegenden getrieben. Jesus fragte ihn: "Wie heißt du?" Er sagte: "Legion." Denn viele Dämonen waren in ihn gefahren. Sie baten ihn, ihnen doch nicht zu gebieten, in den Abgrund zu fahren. Es weidete dort am Berg eine große Schweineherde. Sie baten ihn, er möge ihnen gestatten, in jene hineinzufahren. Er gestattete es ihnen. Da fuhren die Dämonen von dem Menschen aus und fuhren in die Schweine. Und die Herde stürzte sich den Abhang hinab in den See und ertrank.  Als die Hirten sahen, was geschehen war, liefen sie davon und erzählten es in der Stadt und in den Dörfern. Da zogen die Leute hinaus, um zu sehen, was vorgefallen war. Sie kamen zu Jesus und fanden den Mann, aus dem die Dämonen ausgefahren waren, bekleidet und vernünftig zu Jesu Füßen sitzen, und gerieten in Furcht. Die Augenzeugen erzählten ihnen, wie der Besessene geheilt worden war. Da bat ihn die ganze Menge aus der Gegend von Gerasa, von ihnen wegzugehen; denn große Furcht hatte sie gepackt. So stieg er in das Boot und fuhr zurück. Der Mann, aus dem die Dämonen ausgefahren waren, bat ihn, bei ihm bleiben zu dürfen. Doch entließ er ihn mit den Worten: "Kehre in dein Haus zurück und berichte, was Gott alles für dich getan hat." Er ging hin und verkündete in der ganzen Stadt, was Jesus alles für ihn getan hatte. Die Tochter des JaïrusAls Jesus zurückkehrte, empfing ihn das Volk mit Freuden; denn alle warteten auf ihn. Da kam ein Mann mit Namen Jaïrus, er war Vorsteher der Synagoge. Er fiel Jesus zu Füßen und bat ihn, in sein Haus zu kommen, weil seine einzige Tochter, im Alter von etwa zwölf Jahren, im Sterben lag. Auf dem Weg dahin umdrängte ihn das Volk. Und eine Frau, die seit zwölf Jahren an Blutfluß litt, ihr gesamtes Vermögen für Ärzte aufgewendet hatte, ohne bei einem Heilung finden zu können, trat von hinten an ihn heran und berührte den Saum seines Gewandes. Auf der Stelle hörte ihr Blutfluß auf. Jesus fragte: "Wer hat mich angerührt?" Da alle es verneinten, sagten Petrus und seine Gefährten: "Meister, die Volksmenge drängt und drückt dich." Jesus aber sagte: "Es hat mich jemand angerührt, denn ich merkte, daß eine Kraft von mir ausging." Da sah die Frau, daß sie nicht unbemerkt geblieben war, und kam zitternd herbei. Sie fiel vor ihm nieder und erzählte vor allem Volk, warum sie ihn angerührt habe und wie sie auf der Stelle geheilt worden sei. Er aber sagte zu ihr: "Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht. Geh in Frieden!" Während er noch redete, kam jemand aus dem Haus des Synagogenvorstehers mit der Nachricht: "Deine Tochter ist tot, bemühe den Meister nicht weiter." Jesus aber hörte es und sagte zu ihm: "Fürchte dich nicht! Glaube nur, dann wird sie gerettet." Als er zum Haus kam, ließ er nur Petrus, Johannes und Jakobus sowie den Vater und die Mutter des Mädchens mit hinein. Alle weinten und klagten um sie. Er aber sagte: "Weint nicht; sie ist nicht gestorben, sie schläft nur."  Da verlachten sie ihn; denn sie wußten, daß sie gestorben war. Er aber faßte sie bei der Hand und rief: "Mädchen, steh auf!" Da kehrte ihr Geist zurück und sie stand sogleich auf; und er ließ ihr zu essen geben. Ihre Eltern gerieten außer sich. Er aber verbot ihnen, über das Geschehene jemandem zu erzählen. Aussendung der ApostelEr berief die zwölf Apostel zu sich und gab ihnen Gewalt und Macht über alle bösen Geister sowie zum Heilen von Krankheiten. Dann sandte er sie aus, das Reich Gottes zu verkünden und die Kranken gesund zu machen, und sagte zu ihnen: "Nehmt nichts mit auf den Weg, weder Stab noch Tasche noch Brot noch Geld; auch sollt ihr nicht zwei Hemden haben. Bleibt in dem Haus, in dem ihr aufgenommen werdet, bis ihr von dort weiterzieht. Wenn man euch aber nicht aufnimmt, dann zieht aus jener Stadt weiter und schüttelt selbst den Staub noch von euren Füßen ab zum Zeugnis gegen sie."  Sie machten sich auf den Weg und zogen von Ort zu Ort, verkündeten überall die Frohbotschaft und heilten die Kranken. Herodes in UnruheDer Tetrarch Herodes erfuhr von all diesen Vorgängen und geriet in Unruhe, denn einige sagten: "Johannes ist von den Toten auferstanden," andere: "Elija ist erschienen," wieder andere: "Einer von den alten Propheten ist auferstanden." Herodes sagte: "Johannes habe ich doch enthaupten lassen! Wer ist nun dieser, über den ich solche Dinge vernehme?" Und er hatte das Verlangen, ihn zu sehen. BrotvermehrungDie Apostel kehrten zurück und erzählten ihm alles, was sie ausgerichtet hatten. Da zog er sich mit ihnen ganz allein in eine Stadt namens Betsaida zurück. Die Volksscharen merkten es jedoch und zogen ihm nach. Er nahm sie freundlich auf, sprach zu ihnen vom Reich Gottes und machte alle gesund, die der Heilung bedurften. Schon ging der Tag zur Neige. Da traten die Zwölf heran und sagten zu ihm: "Entlasse das Volk! Sie mögen in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen, um Obdach und Nahrung zu finden; denn wir sind hier an einem einsamen Ort." Er entgegnete ihnen: "Gebt ihr ihnen zu essen!" Sie erwiderten: "Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische; wir müßten hingehen und für dieses ganze Volk Nahrungsmittel kaufen." Es waren nämlich ungefähr fünftausend Mann. Da sagte er zu seinen Jüngern: "Laßt sie sich in Gruppen zu etwa je fünfzig lagern!" Sie taten so und ließen alle sich lagern. Nun nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf und segnete sie, brach sie und gab sie den Jüngern, um sie dem Volk vorzusetzen. Alle aßen und wurden satt. Von den übriggebliebenen Stücken hob man zwölf Körbe auf. Bekenntnis des PetrusAls er einmal allein betete und nur die Jünger bei ihm waren, fragte er sie: "Für wen halten mich die Leute?" Sie antworteten: "Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, noch andere meinen, einer von den alten Propheten sei auferstanden." Da fragte er sie: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" Petrus gab zur Antwort: "Für den Messias Gottes." Er verbot ihnen jedoch streng, dies irgend jemand zu sagen.  Jesus sagt sein Leiden vorausEr fügte hinzu: "Es ist nötig, daß der Menschensohn vieles leidet und von den Ältesten, Hohenpriestern und Schriftgelehrten verworfen wird, daß er getötet und am dritten Tage auferweckt wird." Nachfolge JesuZu allen aber sagte er: "Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es retten. Denn was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sich selbst verliert oder Schaden erleidet? Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird der Menschensohn sich schämen, wenn er in seiner und seines Vaters und der heiligen Engel Herrlichkeit kommt. Ich sage euch in Wahrheit: Von denen, die hier stehen, werden einige den Tod nicht kosten, bevor sie das Reich Gottes sehen."  Verklärung JesuEtwa acht Tage nach diesen Reden nahm er Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf den Berg, um zu beten. Während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Antlitzes, und seine Kleidung wurde strahlend weiß. Und zwei Männer redeten mit ihm: Mose und Elija. Sie erschienen in Lichtglanz und sprachen von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte.  Petrus und seine Gefährten wurden vom Schlaf übermannt. Als sie dann erwachten, sahen sie seine Herrlichkeit und die beiden Männer, die bei ihm standen. Als diese von ihm scheiden wollten, sagte Petrus zu Jesus: "Meister, es ist gut, daß wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen: dir eine, Mose eine und Elija eine." Er wußte nicht, was er sagte. Noch während er so redete, kam ein Wolke und überschattete sie. Sie gerieten in Furcht, als sie in die Wolke kamen. Aus der Wolke aber rief eine Stimme: "Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören!" Als die Stimme verhallt war, befand sich Jesus wieder allein. Sie schwiegen und erzählten in jenen Tagen niemand etwas von dem, was sie gesehen hatten. Der besessene KnabeAls sie am folgenden Tag vom Berg hinabstiegen, kam ihnen eine große Volksmenge entgegen. Da rief ein Mann aus dem Volk: "Meister, ich bitte dich, schau auf meinen Sohn; er ist mein einziger. Siehe, ein Geist packt ihn, dann schreit er plötzlich auf. Er zerrt ihn hin und her, daß er schäumt. Nur schwer läßt er von ihm ab und reibt ihn noch ganz auf. Ich bat deine Jünger, ihn auszutreiben; doch sie vermochten es nicht." Jesus entgegnete: "O ungläubiges und verkehrtes Geschlecht! Wie lange noch soll ich bei euch bleiben und euch ertragen? Führe deinen Sohn hierher!" Noch während er herbeikam, riß und zerrte ihn der Dämon hin und her. Jesus drohte dem unreinen Geist, heilte den Knaben und gab ihn seinem Vater zurück. Alle gerieten außer sich über die große Macht Gottes. Während sich alle über all seine Taten wunderten, sagte er zu seinen Jüngern: Jesus sagt aufs neue sein Leiden voraus"Prägt euch diese Worte gut ein: Der Menschensohn wird in die Hände der Menschen überliefert werden." Allein sie verstanden dieses Wort nicht, es blieb ihnen verhüllt, so daß sie es nicht faßten; doch scheuten sie sich, ihn hierüber zu fragen.  Rangstreit der JüngerEs kam ihnen der Gedanke in den Sinn, wer von ihnen wohl der Größte sei. Da Jesus aber die Gedanken ihres Herzens kannte, nahm er ein Kind, stellte es neben sich und sagte zu ihnen: "Wer dieses Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Denn wer unter euch allen der Kleinste ist, der ist groß." Johannes berichtete: "Meister, wir haben gesehen, wie einer in deinem Namen Dämonen austrieb, und suchten ihn daran zu hindern, weil er dir nicht zusammen mit uns folgt." Jesus erwiderte ihm: "Hindert ihn nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch." JESUS AUF DER WANDERUNG NACH JERUSALEMUnterweisung der Jünger in der Nachfolge JesuDie ungastlichen SamariterAls die Tage seiner Aufnahme näherkamen, faßte Jesus den Entschluß, nach Jerusalem zu reisen.  Er sandte Boten vor sich her. Die machten sich auf den Weg und kamen in eine Ortschaft der Samariter, um eine Unterkunft für ihn zu bereiten. Aber man nahm ihn nicht auf, weil er nach Jerusalem unterwegs war.  Als die Jünger Jakobus und Johannes dies sahen, sagten sie: "Herr, willst du, daß wir befehlen, Feuer falle vom Himmel und verzehre sie?"  Er aber wandte sich um und wies sie zurecht, [mit den Worten: "Ihr wißt nicht, wes Geistes ihr seid. Der Menschensohn ist nicht gekommen, Seelen zu verderben, sondern zu retten"]. - Und sie gingen in ein anderes Dorf. Unvollkommene JüngerWährend sie des Weges dahinzogen, sagte einer zu ihm: "Ich will dir folgen, wohin du auch gehst." Jesus erwiderte ihm: "Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester. Der Menschensohn aber hat keine Stätte, wohin er sein Haupt legen könnte." Einen anderen forderte er auf: "Folge mir!" Der entgegnete: "Herr, laß mich zuvor hingehen und meinen Vater begraben." Jesus erwiderte ihm: "Laß die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes." Wieder ein anderer sagte: "Ich will dir folgen, Herr, doch erlaube mir erst, Abschied zu nehmen von denen in meinem Haus." Jesus erwiderte ihm: "Keiner, der seine Hand an den Pflug legt und zurückschaut, ist tauglich für das Reich Gottes." Die zweiundsiebzig JüngerDanach bestimmte der Herr noch zweiundsiebzig andere und sandte sie zu zweien vor sich her in alle Städte und Ortschaften, wohin er selbst zu kommen gedachte. Er sagte zu ihnen: "Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige. Bittet darum den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende. Geht hin! Seht, ich sende euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe. Nehmt weder Beutel noch Tasche noch Sandalen mit und grüßt niemand unterwegs.  Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt zuerst: Friede sei diesem Haus! Wenn dort ein Kind des Friedens wohnt, so wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in jenem Haus, eßt und trinkt, was sie anbieten; denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Wechselt nicht von einem Haus zum anderen. Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so eßt, was man euch vorsetzt, heilt die Kranken, die dort sind, und verkündet: Das Reich Gottes hat sich euch genaht. Wenn ihr aber in eine Stadt kommt und man euch nicht aufnimmt, so geht auf ihre Straßen hinaus und sagt: `Selbst den Staub eurer Stadt, der sich an unsere Füße geheftet hat, schütteln wir auf euch ab; aber wissen sollt ihr: Das Reich Gottes ist nahe.´  Ich sage euch: Sodom wird es an jenem Tag erträglicher ergehen als jener Stadt. Die unbußfertigen StädteWeh dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! Denn wären in Tyrus und Sidon die Machttaten geschehen, die bei euch geschehen sind, sie hätten schon längst in Sack und Asche Buße getan. Doch Tyrus und Sidon wird es im Gericht erträglicher ergehen als euch. Und du, Kafarnaum, wirst du wohl bis zum Himmel erhoben werden? Bis in die Unterwelt sollst du hinabgestoßen werden! Wer euch hört, der hört mich; wer euch verwirft, der verwirft mich; wer aber mich verwirft, der verwirft den, der mich gesandt hat." Rückkehr der JüngerVoll Freude kehrten die zweiundsiebzig zurück und berichteten: "Herr, selbst die Dämonen sind uns in deinem Namen untertan." Er entgegnete ihnen: "Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. Seht, ich habe euch Macht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten, ja Macht über alle feindliche Gewalt; nichts soll euch schaden können. Doch sollt ihr euch nicht darüber freuen, daß die Geister euch untertan sind; freut euch vielmehr darüber, daß eure Namen aufgezeichnet sind im Himmel." Jesu JubelrufIn jener Stunde frohlockte er im Heiligen Geist und sagte: "Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du dies vor Weisen und Klugen verborgen, Kleinen aber geoffenbart hast. Ja, Vater, so ist es dir wohlgefällig.  Alles ist mir von meinem Vater übergeben. Niemand weiß, wer der Sohn ist, als nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, als nur der Sohn, und der, dem der Sohn es offenbaren will."  Dann wandte er sich an die Jünger und sagte: "Selig die Augen, die sehen, was ihr seht! Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, wollten hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört." Der barmherzige SamariterDa erhob sich ein Gesetzeslehrer, um ihn auf die Probe zu stellen. Er fragte: "Meister, was muß ich tun, um ewiges Leben zu erlangen?" Er sagte zu ihm: "Was steht im Gesetz geschrieben? Wie liest du?" Jener antwortete: "Du sollst den Herrn deinen Gott lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit allen deinen Kräften und mit deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst." Er sagte zu ihm: "Richtig hast du geantwortet. Tu das, so wirst du leben." Jener aber wollte sich rechtfertigen und fragte Jesus: "Wer ist denn mein Nächster?" Da nahm Jesus das Wort und sagte: "Ein Mann ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter Räuber. Die plünderten ihn aus, schlugen ihn, ließen ihn halbtot liegen und zogen ab. Zufällig ging ein Priester denselben Weg hinab. Er sah ihn und ging vorüber. Ebenso kam ein Levit dorthin, sah ihn und ging vorüber. Ein Samariter aber, der auf seiner Reise vorbeikam, sah ihn, ward von Mitleid gerührt, trat hinzu, goß Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie; dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn in eine Herberge und sorgte für ihn.  Am anderen Tag zog er zwei Denare heraus und gab sie dem Wirt mit den Worten: Sorge für ihn. Was du noch darüber aufwendest, werde ich dir auf meinem Rückweg bezahlen. Wer von diesen dreien ist nach deiner Meinung der Nächste dessen geworden, der unter die Räuber gefallen war?" Jener antwortete: "Der an ihm Barmherzigkeit geübt hat." Und Jesus sagte zu ihm: "Geh hin und handle gleichermaßen!" Maria und MartaAuf ihrer Wanderung kehrte er in einem Dorf ein. Eine Frau namens Marta nahm ihn gastlich auf. Sie hatte eine Schwester, mit Namen Maria. Die setzte sich zu Füßen des Herrn und lauschte seinen Worten. Marta aber war mit der Bedienung völlig in Anspruch genommen. Sie trat hinzu und sagte: "Herr, kümmert es dich nicht, daß meine Schwester mir allein die Bedienung überläßt? Sag ihr doch, sie solle mir helfen." Der Herr entgegnete ihr: "Marta, Marta, du sorgst und kümmerst dich um gar viele Dinge. Nur eines aber ist notwendig. Maria hat sich fürwahr den besten Teil erwählt. Er wird ihr nicht genommen werden." Das VaterunserEinst verweilte er an einem Ort im Gebet. Als er es beendet hatte, bat ihn einer von seinen Jüngern: "Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger zu beten gelehrt hat."  Da sagte er zu ihnen: "Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Unser tägliches Brot gib uns heute. Vergib uns unsere Sünden; denn auch wir vergeben allen unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung!" Gleichnis vom zudringlichen FreundDann sagte er zu ihnen: "Einer von euch hat einen Freund. Zu dem geht er mitten in der Nacht und sagt ihm: Freund, leihe mir drei Brote, denn ein Freund von mir ist von der Reise zu mir gekommen, und ich habe nichts, ihm vorzusetzen. Jener aber gibt von drinnen zur Antwort: Laß mich in Ruhe! Die Tür ist schon geschlossen, und meine Kinder sind bei mir in der Schlafkammer. Ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. Ich sage euch: Wenn er auch nicht deshalb aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, wieviel er braucht. Erhörung des GebetesSo sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch aufgetan. Denn jeder, der bittet, empfängt; wer sucht, der findet; wer anklopft, dem wird aufgetan. Wenn ein Sohn einen von euch, der sein Vater ist, um Brot bittet, wird der ihm etwa einen Stein geben? Und wenn er um einen Fisch bittet, gibt er ihm etwa statt des Fisches eine Schlange? Oder wenn er um ein Ei bittet, gibt er ihm etwa einen Skorpion? Wenn nun ihr, obwohl ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wißt, wieviel mehr wird der Vater im Himmel Heiligen Geist denen geben, die ihn darum bitten!" Böswillige AnschuldigungenEr trieb einen Dämon aus, der stumm war. Als der Dämon ausgefahren war, konnte der Stumme sprechen. Und die Leute staunten. Einige aber von ihnen sagten: "Durch Beelzebul, den Anführer der Dämonen, treibt er die Dämonen aus." Andere stellten ihn auf die Probe und verlangten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Er aber durchschaute ihre Gedanken und sagte zu ihnen: "Jedes Reich, das in sich uneins ist, geht zugrunde, und ein Haus stürzt über das andere. Wenn aber der Satan mit sich selbst uneins ist, wie soll da sein Reich Bestand haben? Ihr sagt, ich treibe die Dämonen durch Beelzebul aus. Wenn nun ich die Dämonen durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben dann eure Jünger sie aus? Sie werden darum eure Richter sein.  Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist das Reich Gottes zu euch gekommen. Solange ein Starker bewaffnet seinen Hof bewacht, ist sein Eigentum in Sicherheit. Sobald aber ein Stärkerer als er eindringt und ihn überwindet, dann nimmt er ihm die Waffenrüstung ab, auf die er sich verließ, und verteilt die Beute. Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich; wer nicht mit mir sammelt, zerstreut. Rückfall in die SündeWenn der unreine Geist vom Menschen ausgefahren ist, schweift er durch öde Steppen und sucht sich eine Ruhestätte. Findet er keine, so denkt er: Ich will in mein Haus zurückkehren, aus dem ich ausgezogen bin. Und er kommt zurück und findet es ausgefegt und geschmückt. Da geht er hin und holt noch sieben andere Geister, die schlimmer sind als er selbst. Sie ziehen ein und lassen sich dort nieder. Und die letzten Dinge jenes Menschen werden schlimmer sein als die ersten." Seligpreisung MariasWährend er so redete, rief eine Frau aus dem Volk ihm zu: "Selig der Leib, der dich getragen, und die Brust, die dich genährt hat!" Er aber sagte: "Selig sind vielmehr, die das Wort Gottes hören und es befolgen!"  Zeichen des JonaAls die Volksscharen weiter zusammenströmten, sagte er: "Dieses Geschlecht ist ein böses Geschlecht. Es verlangt ein Zeichen. Aber es wird ihm kein anderes Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Jona. Wie nämlich Jona für die Niniviten zum Zeichen wurde, wird es auch der Menschensohn für dieses Geschlecht sein. Die Königin des Südens wird vor dem Gericht mit den Männern dieses Geschlechtes auftreten und sie verurteilen. Denn sie kam von den Enden der Welt, um auf Salomos Weisheit zu lauschen. Und hier ist mehr als Salomo! Die Männer von Ninive werden mit diesem Geschlecht vor dem Gericht auftreten und es verurteilen. Denn sie haben sich auf die Predigt des Jona hin bekehrt. Und hier ist mehr als Jona! Gleichnis vom LichtNiemand zündet eine Lampe an und stellt sie in einen versteckten Winkel oder unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit alle, die eintreten, den Lichtschein sehen. Die Leuchte des Leibes ist dein Auge. Ist dein Auge gesund, so ist dein ganzer Leib im Licht. Ist es aber krank, so ist dein Leib in Finsternis. Prüfe also, ob nicht etwa das Licht in dir Finsternis ist! Wenn nun dein ganzer Leib im Licht ist und kein Teil im Dunkeln steht, so wird er ganz im Licht sein, wie wenn die Lampe dich mit ihrem Schein beleuchtet."  Strafrede gegen die PharisäerWährend er noch redete, bat ihn ein Pharisäer, bei ihm zu speisen. Er ging hin und setzte sich zu Tisch. Als der Pharisäer sah, daß er sich vor der Mahlzeit nicht erst wusch, wunderte er sich. Da sagte der Herr zu ihm: "Nun, ihr Pharisäer, das Äußere des Bechers und der Schüssel reinigt ihr, euer Inneres aber ist voll Raubgier und Bosheit. Ihr Toren, hat nicht der, der das Äußere schuf, auch das Innere geschaffen? Gebt lieber das, was in den Schüsseln ist, als Almosen, dann ist euch alles rein.  Weh euch Pharisäern! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Raute und jeglichem Gartengewächs, aber um Recht und Liebe zu Gott kümmert ihr euch nicht. Das eine soll man tun, das andere nicht unterlassen.  Weh euch Pharisäern! Ihr habt gern den Ehrenplatz in den Synagogen und wollt auf den öffentlichen Plätzen gegrüßt sein. Weh euch, ihr gleicht unkenntlich gewordenen Gräbern, über die man hinschreitet, ohne es zu wissen!" Strafrede gegen die SchriftgelehrtenEin Gesetzeslehrer entgegnete ihm: "Meister, mit diesen Worten beleidigst du auch uns." Da sagte er: "Weh auch euch Gesetzeslehrern! Ihr bürdet den Menschen unerträgliche Lasten auf, selbst aber rührt ihr die Lasten nicht mit einem Finger an. Weh euch! Ihr baut den Propheten Grabmale, und eure Väter haben sie getötet; also bezeugt und billigt ihr die Taten eurer Väter. - Jene haben sie getötet, und ihr baut ihnen Grabmale.  Darum auch hat die Weisheit Gottes gesagt: Ich will Propheten und Boten zu ihnen senden; von diesen werden sie die einen töten, die anderen verfolgen. Damit von diesem Geschlecht eingefordert werde das Blut aller Propheten, das seit Erschaffung der Welt vergossen ward: vom Blut Abels angefangen bis zum Blut des Zacharias, der zwischen Altar und Tempel umgebracht wurde. Ja, ich sage euch: Es wird eingefordert werden von diesem Geschlecht!  Weh euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel zur Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht eingetreten und habt die abgehalten, die eintreten wollten." Als er von dort wegging, setzten ihm die Schriftgelehrten und Pharisäer heftig zu und überhäuften ihn mit vielerlei Fragen. Dabei lauerten sie darauf, eine Äußerung aus seinem Munde aufzufangen und ihn daraufhin anklagen zu können. Warnung vor MenschenfurchtInzwischen hatten sich Tausende aus dem Volk angesammelt, so daß sie einander auf die Füße traten. Da sagte er, zunächst zu seinen Jüngern: "Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das heißt vor der Heuchelei. Nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt, nichts verborgen, was nicht bekannt werden wird. Darum wird man alles, was ihr im Dunkeln gesprochen habt, beim hellen Licht verkünden; was ihr in den Kammern ins Ohr geflüstert habt, wird man auf den Dächern verkünden. BekennermutIch sage euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten können, aber weiter nichts vermögen. Ich will euch zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet den, der nach dem Tod die Macht hat, in die Hölle zu stürzen. Ja, ich sage euch: Den fürchtet!  Kauft man nicht fünf Spatzen für zehn Pfennige? Und doch ist keiner von ihnen von Gott vergessen.  Aber auch die Haare eures Hauptes sind alle gezählt. Fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen. Ich sage euch: Wer immer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem wird auch der Menschensohn sich vor den Engeln Gottes bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, der wird auch vor den Engeln Gottes verleugnet werden. Wer immer ein Wort sagt wider den Menschensohn, dem wird vergeben werden; wer aber gegen den Heiligen Geist lästert, dem wird nicht vergeben werden. Wenn man euch vor die Synagogen und vor die Obrigkeiten und Behörden schleppt, so macht euch keine Sorge, wie und womit ihr euch verteidigen oder was ihr sagen sollt. Denn der Heilige Geist wird euch in jener Stunde lehren, was zu sagen nötig ist." Warnung vor HabsuchtEiner aus dem Volk sagte zu ihm: "Meister, befiehl meinem Bruder, das Erbe mit mir zu teilen." Er entgegnete ihm: "Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler über euch gesetzt?" Dann sagte er zu ihnen: "Seht zu und hütet euch vor aller Habsucht! Denn mag einer auch Überfluß haben, sein Leben ist durch seinen Besitz doch nicht gesichert." Und er erzählte ihnen ein Gleichnis: "Der Acker eines reichen Mannes hatte guten Ertrag gebracht. Da überlegte er bei sich: Was soll ich tun? Ich habe ja keinen Platz mehr, wo ich meine Früchte lagern könnte! So will ich es machen , sagte er: Ich breche meine Scheunen ab und baue größere, in denen ich all meinen Weizen und meine Güter unterbringen kann. Dann will ich zu meiner Seele sagen: Meine Seele, du hast großen Vorrat an Gütern auf viele Jahre. Setze dich zur Ruhe. Iß und trink und laß es dir gut gehen. Gott aber sagte zu ihm: Du Tor, noch diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern! Wem wird dann das gehören, was du aufgehäuft hast? So geht es dem, der für sich selbst Schätze sammelt, statt reich zu werden bei Gott." Ängstliche SorgeZu seinen Jüngern aber sagte er: "Darum sage ich euch: Seid nicht ängstlich besorgt für das Leben, was ihr essen, noch für den Leib, was ihr anziehen sollt. Denn das Leben ist mehr als die Nahrung, und der Leib mehr als die Kleidung. Betrachtet die Raben! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie haben weder Vorratskammer noch Scheune: Doch Gott ernährt sie. Wieviel mehr wert seid ihr als die Vögel! Wer von euch vermag mit seinen Sorgen seine Lebenszeit nur um eine kleine Spanne zu verlängern? Wenn ihr also nicht einmal das Geringste vermögt, was seid ihr um das Übrige ängstlich besorgt? Betrachtet die Lilien! Wie sie wachsen! Sie mühen sich nicht ab, sie spinnen nicht. Ich sage euch aber: Selbst Salomo in all seiner Pracht war nicht so gekleidet wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras, das heute auf dem Feld steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wieviel mehr euch, ihr Kleingläubigen! So fragt auch nicht, was ihr essen und was ihr trinken sollt, und beunruhigt euch nicht. Nach all dem trachten die Völker der Welt. Euer Vater weiß doch, daß ihr dies nötig habt. Sucht sein Reich, und dies wird euch hinzugegeben werden. Himmlische SchätzeFürchte dich nicht, du kleine Herde; denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu geben. Verkauft, was ihr habt, und gebt davon Almosen. Verschafft euch Beutel, die nicht veralten, einen unvergänglichen Schatz im Himmel, an den kein Dieb herankommt und den keine Motte zerstört. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. Gleichnis von den wachsamen KnechtenEure Hüften seien umgürtet und brennend die Lampen in euren Händen. So sollt ihr Menschen gleichen, die auf ihren Herrn warten, bis er vom Hochzeitsmahl heimkehrt, um ihm, wenn er kommt und anklopft, sogleich zu öffnen. Wohl den Knechten, die der Herr bei seiner Ankunft wachend findet! Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich gürten und sie Platz nehmen lassen und umhergehen, um sie zu bedienen. Und wenn er erst um die zweite oder dritte Nachtwache kommt und sie so antrifft: dann wohl ihnen!  Das aber beachtet: Wenn der Hausherr wüßte, zu welcher Stunde der Dieb kommt, würde er sicher nicht zulassen, daß in sein Haus eingebrochen wird. So haltet auch ihr euch bereit; denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht vermutet." Da fragte Petrus: "Herr, beziehst du dieses Gleichnis nur auf uns oder auch auf alle anderen?" Der Herr sagte: "Wer ist wohl der treue und verständige Verwalter, den der Herr über sein Gesinde stellt, damit er ihm zur rechten Zeit den Unterhalt reicht? Wohl jenem Knecht, den der Herr bei seiner Heimkehr bei solcher Tätigkeit findet! Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen. Wenn aber jener Knecht bei sich denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht! ; - wenn er Knechte und Mägde schlägt, schmaust und zecht und sich berauscht, so wird der Herr dieses Knechtes an einem Tage kommen, da er es nicht erwartet, zu einer Stunde, die er nicht kennt. Er wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz bei den Ungläubigen anweisen. Jener Knecht, der den Willen seines Herrn zwar kennt, aber nicht danach handelt, wird viele Schläge erhalten. Wer ihn dagegen nicht kennt, aber strafwürdig handelt, wird wenige Schläge erhalten. Wem viel gegeben ist, von dem wird viel gefordert; wem viel anvertraut ist, von dem wird um so mehr verlangt werden. Scheidung der GeisterIch bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen, und wie wünschte ich, wenn es schon entzündet wäre! Aber ich habe erst eine Taufe auf mich zu nehmen, und wie werde ich angefochten, bis sie vollzogen ist!  Glaubt ihr, ich sei gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Zwiespalt. Denn fortan werden fünf im gleichen Haus in Zwiespalt sein: drei gegen zwei und zwei gegen drei; der Vater wird in Zwiespalt sein mit dem Sohn und der Sohn mit dem Vater, die Mutter mit der Tochter und die Tochter mit der Mutter, die Schwiegermutter mit der Schwiegertochter und die Schwiegertochter mit der Schwiegermutter." Die Zeichen der ZeitAlsdann sagte er zu den Volksscharen: "Wenn ihr im Westen eine Wolke aufsteigen seht, sagt ihr gleich: Es gibt Regen , und so trifft es ein. Merkt ihr, daß der Südwind weht, so sagt ihr: Es wird heiß , und es trifft ein. Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels wißt ihr zu beurteilen. Wie kommt es, daß ihr die Zeichen der Zeit nicht beurteilen könnt? Warum prüft ihr nicht von selbst, was recht ist? Wenn du mit deinem Gegner zur Obrigkeit gehst, so bemühe dich noch unterwegs, von ihm loszukommen. Sonst könnte er dich vor den Richter schleppen und der Richter dich dem Gerichtsdiener übergeben und der Gerichtsdiener dich in den Kerker werfen. Ich sage dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du auch den letzten Heller bezahlt hast." Mahnung zur BußeIn jener Zeit kamen einige und erzählten ihm von den Galiläern, deren Blut Pilatus vergossen hatte, während sie gerade opferten.  Er entgegnete Ihnen: "Meint ihr, diese Galiläer seien größere Sünder gewesen als die übrigen Galiläer, weil sie das erlitten haben?  Nein, sage ich euch. Doch wenn ihr euch nicht bekehrt, werdet ihr alle ebenso umkommen. Oder meint ihr, jene achtzehn, die der Turm am Schiloach bei seinem Einsturz erschlug, seien schuldiger gewesen als die übrigen Bewohner Jerusalems?  Nein, sage ich euch. Doch wenn ihr euch nicht bekehrt, werdet ihr alle ebenso umkommen." Der unfruchtbare FeigenbaumUnd er trug folgendes Gleichnis vor: "Einer hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt. Er kam und suchte Frucht an ihm, fand aber keine. Da sagte er zum Winzer: Nun komme ich schon drei Jahre und suche Frucht an diesem Feigenbaum, finde aber keine. Hau ihn also um! Wozu soll er noch den Boden aussaugen? Aber jener erwiderte ihm: Herr, laß ihn noch dieses Jahr stehen. Ich will um ihn herum aufgraben und Dünger einlegen. Vielleicht bringt er dann im kommenden Jahr Frucht; andernfalls magst du ihn aushauen lassen. " Die gekrümmte FrauAn einem Sabbat lehrte er in einer Synagoge. Da war eine Frau, die schon achtzehn Jahre einen Geist des Siechtums hatte. Sie war ganz verkrümmt und konnte sich gar nicht mehr aufrichten. Als Jesus sie erblickte, rief er sie herbei und sagte zu ihr: "Frau, du bist von deinem Siechtum erlöst." Dabei legte er ihr die Hände auf. Sogleich richtete sie sich auf und pries Gott. Voll Entrüstung darüber, daß Jesus am Sabbat geheilt hatte, sagte der Synagogenvorsteher zum Volk: "Sechs Tage sind da, an denen man arbeiten soll. An diesen also kommt und laßt euch heilen, aber nicht am Sabbat!"  Der Herr entgegnete ihm: "Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke? Diese aber, eine Tochter Abrahams, die der Satan achtzehn Jahr lang gebunden hielt, sollte am Sabbat nicht von dieser Fessel gelöst werden dürfen?" Bei diesen Worten schämten sich alle seine Gegner. Das ganze Volk hingegen freute sich über all die herrlichen Taten, die durch ihn geschahen. BELEHRUNGEN ÜBER DAS REICH GOTTESDas Gleichnis vom Senfkorn und SauerteigDann sagte er: "Wem ist das Reich Gottes gleich? Womit soll ich es vergleichen? Es gleicht einem Senfkorn, das ein Mann nahm und in seinen Garten säte. Es wuchs auf und ward zu einem großen Baum, und die Vögel des Himmels wohnten in seinen Zweigen." Weiter sagte er: "Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es gleicht dem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Maß Mehl mengte, bis das Ganze durchsäuert war." Die verschlossene TürSo wanderte er lehrend durch Städte und Dörfer und setzte dabei seine Reise nach Jerusalem fort. Da fragte ihn jemand: "Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?" Er sagte zu ihnen: "Bemüht euch, durch die enge Pforte einzutreten. Denn ich sage euch: Viele werden versuchen, einzutreten, es aber nicht vermögen. Hat sich der Hausherr einmal erhoben und die Tür geschlossen, dann werdet ihr draußen stehen, an die Tür klopfen und rufen: Herr, mache uns auf! - Doch er wird euch entgegnen: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Alsdann werdet ihr sagen: Wir haben doch mit dir gegessen und getrunken; auf unsern Straßen hast du gelehrt. Er aber wird euch erklären: Ich sage euch, ich weiß nicht woher ihr seid. Hinweg von mir, all ihr Übeltäter! Da wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sehen werdet, euch selbst aber davon ausgeschlossen seht. Von Ost und West, von Nord und Süd werden sie kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. So werden Letzte die Ersten, und Erste die Letzten sein."  Jesus und HerodesZu eben der Stunde kamen einige Pharisäer und sagten zu ihm: "Geh weg und entferne dich von hier; denn Herodes will dich töten."  Er aber erwiderte ihnen: "Geht hin und bestellt diesem Fuchs: Siehe, ich treibe Dämonen aus und vollbringe Heilungen heute und morgen: erst am dritten Tag bin ich damit fertig. Aber heute, morgen und übermorgen muß ich wandern: denn es geht nicht an, daß ein Prophet anderswo als in Jerusalem den Tod findet. Klageruf über JerusalemJerusalem, Jerusalem! Du mordest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln wie eine Henne ihre Küchlein unter den Flügeln, aber ihr habt nicht gewollt! Nun wird euch euer Haus überlassen. Ich sage euch aber: Ihr werdet mich nicht mehr sehen, bis die Zeit kommt, daß ihr ruft: Gepriesen sei, der da kommt, im Namen des Herrn! "  Heilung eines WassersüchtigenAls er an einem Sabbat in das Haus eines vornehmen Pharisäers gegangen war, um zu essen, beobachteten sie ihn. Da stand ein Mann vor ihm, der die Wassersucht hatte. Jesus fragte die Gesetzeslehrer und Pharisäer: "Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen, oder nicht?" Sie aber schwiegen. Da faßte er ihn an, heilte ihn und hieß ihn gehen. Und zu ihnen sagte er: "Wenn einem von euch sein Sohn oder Ochse in eine Grube fällt, zieht er ihn dann nicht sofort heraus; auch an einem Sabbat?" Dagegen konnten sie ihm nichts erwidern. Der letzte Platz beim GastmahlAls er bemerkte, daß die Geladenen sich die ersten Plätze auswählten, trug er ihnen folgendes Gleichnis vor: "Wenn du von jemand zu einem Hochzeitsmahl geladen bist, so setze dich nicht an den ersten Platz. Es könnte ja ein vornehmerer als du geladen sein, und dein und sein Gastgeber könnte kommen und zu dir sagen: Mache diesem Platz! - Dann müßtest du beschämt den letzten Platz einnehmen. Nein, wenn du geladen bist, geh hin und setze dich an den letzten Platz. Dann wird dein Gastgeber kommen und zu dir sagen: Freund, rücke höher hinauf! Das wird dir vor allen, die mit dir zu Tisch sitzen, zur Ehre gereichen. Denn jeder, der sich erhöht, wird erniedrigt, und wer sich erniedrigt, wird erhöht werden." Arme GästeZu seinem Gastgeber aber sagte er: "Wenn du ein Mittag- oder Abendmahl gibst, so lade nicht deine Freunde, deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich ein, und dir wird zurückgegeben. Nein, wenn du ein Gastmahl gibst, so lade Bettler, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Selig wirst du sein! Denn sie können es dir nicht vergelten; es wird dir aber vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten." Gleichnis vom großen GastmahlAls einer von den Tischgenossen das hörte, sagte er zu ihm: "Selig, wer teilnimmt am Mahl im Reich Gottes!"  Da sagte er zu ihm: "Ein Mann wollte ein großes Abendmahl veranstalten und hatte viele dazu eingeladen. Zur Zeit des Abendmahles sandte er seinen Knecht aus, um den Geladenen zu sagen: Kommt, alles ist schon bereit. Da fingen sie allesamt an, sich zu entschuldigen. Der erste ließ ihm sagen: Ich habe Land gekauft und muß hingehen, es zu besichtigen. Ich bitte dich, halte mich für entschuldigt. Ein anderer sagte: Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft und bin auf dem Weg, sie zu prüfen. Ich bitte dich, halte mich für entschuldigt. Ein dritter sagte: Ich habe mir eine Frau genommen und kann deshalb nicht kommen. Der Knecht kam zurück und berichtete dies seinem Herrn. Da ward der Hausherr zornig und befahl seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und hole die Bettler und Krüppel, die Blinden und Lahmen herein! Der Knecht meldete: Herr, dein Befehl ist ausgeführt, aber es ist noch Platz da. Da sagte der Herr zum Knecht: Geh hinaus an die Landwege und die Zäune und nötige die Leute hereinzukommen, damit mein Haus voll wird.  Ich sage euch aber: Keiner von den Männern, die geladen waren, soll an meinem Abendmahl teilnehmen. " Der Ernst der Nachfolge ChristiGroße Volksscharen zogen mit ihm. Da wandte er sich um und sagte zu ihnen: "Wenn jemand zu mir kommt, aber Vater und Mutter und Frau und Kind und Bruder und Schwester, ja sogar sich selbst nicht haßt, so kann er nicht mein Jünger sein.  Wer sein Kreuz nicht trägt und mir nachfolgt, kann nicht mein Jünger sein. Wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich da nicht zuvor hin und berechnet die Kosten, ob er auch die Mittel zur Ausführung hat? Legte er nämlich den Grund und könnte nachher den Bau nicht vollenden, würden alle, die es sehen, über ihn spotten und sagen: Dieser Mann fing einen Bau an und konnte ihn nicht zu Ende führen. Oder welcher König, der sich anschickt, mit einem anderen König Krieg zu führen, setzt sich nicht zuvor hin und überlegt, ob er mit zehntausend Mann dem entgegenzutreten vermag, der mit zwanzigtausend Mann gegen ihn anrückt? Andernfalls schickt er eine Gesandtschaft ab, solange jener noch fern ist, und bittet um die Friedensbedingungen. So kann auch keiner von euch mein Jünger sein, der nicht allem entsagt, was er besitzt. Das Salz ist etwas Gutes. Wenn aber das Salz schal wird, womit soll man es dann würzen? Weder für den Boden noch für den Dünger ist es brauchbar. Man wirft es hinaus. Wer Ohren hat zu hören, der höre!" Gleichnis vom verlorenen SchafAlle Zöllner und Sünder nahten sich ihm, um ihn zu hören. Da murrten die Pharisäer und die Schriftgelehrten und sagten: "Dieser nimmt sich der Sünder an und ißt mit ihnen." Da trug er ihnen folgendes Gleichnis vor: "Wenn einer von euch hundert Schafe besitzt und eins davon verliert, läßt er nicht die neunundneunzig anderen in der Einöde und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Hat er es gefunden, nimmt er es voll Freude auf seine Schultern. Und wenn er nach Hause kommt, ruft er Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir. Ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war. Ich sage euch: Ebenso wird im Himmel größere Freude sein über einen Sünder, der sich bekehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die der Bekehrung nicht bedürfen. Gleichnis von der verlorenen DrachmeOder welche Frau, die zehn Drachmen besitzt und eine davon verliert, zündet nicht eine Lampe an, kehrt das Haus aus und sucht sorgfältig, bis sie die Drachme findet?  Und hat sie sie gefunden, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir. Ich habe die Drachme gefunden, die ich verloren hatte. Ebenso, sage ich euch, ist bei den Engeln Gottes Freude über einen Sünder, der sich bekehrt." Gleichnis vom verlorenen SohnEr fuhr fort: "Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zum Vater: Vater, gib mir den Anteil am Vermögen, der mir zukommt. - Da verteilte er das Vermögen unter sie. Wenige Tage später packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort verschwendete er sein Vermögen durch ein ausschweifendes Leben. Als er alles durchgebracht hatte, kam über jenes Land eine schwere Hungersnot, und er fing an, Mangel zu leiden. Da ging er hin und verdingte sich bei einem Bürger jenes Landes. Dieser schickte ihn auf seinen Landsitz, um die Schweine zu hüten. Gern hätte er seinen Magen mit den Schoten gefüllt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab sie ihm. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluß, ich aber komme hier vor Hunger um! Ich will mich aufmachen, zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir;  ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen; behandle mich wie einen deiner Tagelöhner. Er machte sich also auf und ging zu seinem Vater. Schon von weitem sah ihn sein Vater und ward von Erbarmen gerührt. Er eilte hin, fiel ihm um den Hals und küßte ihn. Der Sohn aber sagte zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen. Doch der Vater befahl seinen Knechten: Schnell, bringt das beste Gewand heraus und zieht es ihm an. Gebt ihm einen Ring an die Hand und Sandalen an die Füße. Und holt das Mastkalb und schlachtet es. Wir wollen ein Freudenmahl halten und fröhlich sein. Denn dieser mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist gefunden worden. - Und sie begannen ein Freudenfest. Sein älterer Sohn war gerade auf dem Feld. Als er nun kam und sich dem Haus näherte, hörte er Musik und Tanz. Er rief einen von den Knechten herbei und erkundigte sich, was das zu bedeuten habe. Der sagte zu ihm: Dein Bruder ist heimgekommen. Da hat dein Vater das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn gesund zurückerhalten hat. Nun ward er zornig und wollte nicht hineingehen. Aber sein Vater kam heraus und redete im gut zu. Er aber entgegnete dem Vater: Schon so viele Jahre diene ich dir und habe noch nie ein Gebot von dir übertreten. Aber mir hast du noch nie einen Ziegenbock gegeben, daß ich mit meinen Freunden hätte ein Freudenfest feiern können. Als aber dieser da, dein Sohn, gekommen ist, nachdem er dein Vermögen mit Dirnen verpraßt hat, hast du für ihn das Mastkalb schlachten lassen.   Er aber erwiderte ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist dein. Man muß aber doch ein Freudenmahl halten und fröhlich sein, denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist gefunden worden. " Gleichnis vom ungerechten VerwalterEr sagte aber auch zu seinen Jüngern: "Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Dieser wurde verdächtigt, sein Vermögen zu verschleudern. Er ließ ihn rufen und sagte zu ihm: Was muß ich da über dich hören? Lege Rechenschaft über deine Verwaltung ab! Du kannst nicht länger mein Verwalter bleiben. Da dachte der Verwalter bei sich: Was soll ich anfangen, wenn mein Herr mir nun die Verwaltung nimmt? Graben kann ich nicht, zu betteln schäme ich mich. Ich weiß, was ich tue, damit die Leute mich in ihre Häuser aufnehmen, nachdem ich der Verwaltung enthoben bin. Und er ließ die Schuldner seines Herrn einzeln zu sich kommen. Den ersten fragte er: Wieviel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete: Hundert Krüge Öl. - Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setze dich schnell hin und schreibe: fünfzig. Darauf fragte er einen anderen: Und du, wieviel bist du schuldig? - Der antwortete: Hundert Sack Weizen. - Zu dem sagte er: Nimm deinen Schein und schreibe: achtzig. Der Herr erkannte an, daß der ungerechte Verwalter mit Bedacht gehandelt hatte. Sind doch die Kinder dieser Welt ihresgleichen gegenüber bedachtsamer als die Kinder des Lichtes.  Auch ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit sie euch, wenn es einmal zu Ende geht, in die ewigen Wohnungen aufnehmen. Wer treu ist im Kleinen, der ist auch im Großen treu; wer ungerecht ist im Kleinen, der ist auch im Großen ungerecht. Wenn ihr beim ungerechten Mammon nicht treu gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr beim fremden Gut nicht treu gewesen seid, wer wird euch dann etwas zu eigen geben?  Ein Knecht kann nicht zwei Herren dienen: denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird zu dem einen halten und den anderen vernachlässigen. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon." Scheinheiligkeit der PharisäerDies alles hörten die geldgierigen Pharisäer und verhöhnten ihn. Da sagte er zu ihnen: "Ihr mögt euch vor den Menschen als Gerechte ausgeben, aber Gott kennt eure Herzen. Denn was bei den Menschen erhaben ist, ist vor Gott ein Greuel. Das Gesetz und die Propheten reichen bis auf Johannes. Seitdem wird das Reich Gottes als Frohbotschaft verkündet, und alle drängen hinein. Aber eher vergehen Himmel und Erde, als daß auch nur ein Häkchen vom Gesetz hinfällig wird. Jeder, der seine Frau entläßt und eine andere heiratet, bricht die Ehe; und wer eine vom Mann Entlassene heiratet, bricht die Ehe.  Gleichnis vom reichen PrasserEs war einmal ein reicher Mann; der kleidete sich in Purpur und feine Leinwand und hielt alle Tage glänzende Gelage. Ein Armer aber mit Namen Lazarus lag voller Geschwüre vor seiner Tür.  Gern hätte er sich mit den Abfällen vom Tisch des Reichen gesättigt, aber niemand gab sie ihm. Sogar die Hunde kamen und leckten an seinen Geschwüren.  Da starb der Arme und wurde von den Engeln in den Schoß Abrahams getragen. Aber auch der Reiche starb und wurde begraben.  Als er in der Unterwelt, von Qualen gepeinigt, seine Augen erhob, sah er von fern Abraham und Lazarus auf seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham! Erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er eine Fingerspitze ins Wasser tauche und meine Zunge kühle; denn ich leide große Qual in dieser Feuersglut. Doch Abraham sagte zu ihm: Bedenke, Kind, daß du dein Gutes in deinem Leben empfangen hast, Lazarus gleichermaßen das Schlechte. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest Qualen. Zu alledem befindet sich zwischen uns und euch eine weite Kluft, so daß keiner von hier zu euch hinübergehen und keiner von dort herüberkommen kann, auch wenn er wollte. Jener fuhr fort: Dann bitte ich dich, Vater, sende ihn in mein Vaterhaus. Ich habe ja noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Abraham entgegnete: Sie haben Mose und die Propheten; auf die sollen sie hören! Nein, Vater Abraham! , erwiderte jener, wenn aber einer von den Toten zu ihnen kommt, dann werden sie sich bekehren. Doch er entgegnete ihm: Wenn sie nicht auf Mose und die Propheten hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht! " Mahnungen an die JüngerEr sagte zu seinen Jüngern: "Verführungen können unmöglich ausbleiben. Wehe aber dem, durch den sie kommen! Es wäre besser für ihn, wenn ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er ins Meer gestürzt würde, als daß er verführte einen von diesen Kleinen. Habt acht auf euch! Wenn dein Bruder sich gegen dich verfehlt, so weise ihn zurecht. Tut es ihm leid, so vergib ihm. Und sollte er sich siebenmal am Tag gegen dich verfehlen und siebenmal wieder zu dir kommen und sagen: Es tut mir leid! , so vergib ihm." Die Apostel baten den Herrn: "Vermehre unseren Glauben." Der Herr erwiderte: "Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Komm mit der Wurzel heraus und verpflanze dich ins Meer! , und er würde euch gehorchen. Gleichnis vom KnechtWer von euch wird zu seinem Knecht, der pflügt und das Vieh hütet, wenn er vom Feld heimkommt, sagen: Nun komm gleich und setze dich zu Tisch! Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Richte mir die Mahlzeit her, gürte dich und bediene mich, bis ich gegessen und getrunken habe; danach kannst auch du essen und trinken? Weiß er dem Knecht etwa Dank dafür, daß er seine Befehle ausgeführt hat? So sollt auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was man euch aufgetragen hat, sagen: Unnütze Knechte sind wir, wir haben nur unsere Schuldigkeit getan. " Die zehn AussätzigenAuf der Reise nach Jerusalem zog er mitten durch Samaria und Galiläa. Als er in ein Dorf ging, kamen ihm zehn aussätzige Männer entgegen. Sie blieben von fern stehen und riefen mit erhobener Stimme: "Jesus, Meister, erbarme dich unser!" Als er sie sah, sagte er zu ihnen: "Geht hin, zeigt euch den Priestern!" Während sie hingingen, wurden sie rein. Doch einer von ihnen kam, als er sah, daß er geheilt war, zurück und lobte Gott mit lauter Stimme. Er warf sich vor ihm auf sein Angesicht nieder und dankte ihm. - Und das war ein Samariter. Da sagte Jesus: "Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind denn die neun anderen? Hat sich sonst keiner gefunden, der zurückkommt und Gott die Ehre gibt, als nur dieser Fremde?" Und er sagte zu ihm: "Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gesund gemacht." Die Ankunft des Reiches GottesDie Pharisäer fragten ihn, wann das Reich Gottes komme. Er antwortete ihnen: "Das Reich Gottes kommt nicht in sichtbarer Weise. Man kann auch nicht sagen: Hier ist es! oder: dort! Denn seht, das Reich Gottes ist unter euch." Zu seinen Jüngern aber sagte er: "Es werden Tage kommen, da ihr gern nur einen von den Tagen des Menschensohnes erleben möchtet, aber ihr werdet ihn nicht erleben. Man wird zu euch sagen: Hier ist er! , dort ist er! Geht nicht hin und lauft ihnen nicht hinterher! Denn wie der Blitzstrahl von einem Ende des Himmels bis zum anderen leuchtet, so wird es mit dem Menschensohn sein an seinem Tag.  Zuvor aber muß er noch vieles leiden und von diesem Geschlecht verworfen werden. Wie es zuging in den Tagen Noachs, so wird es auch sein in den Tagen des Menschensohnes: Sie aßen und tranken, heirateten und ließen sich heiraten bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging. Da kam die Flut und vertilgte alle.  Ebenso war es in den Tagen Lots: Sie aßen und tranken, kauften und verkauften, pflanzten und bauten. An dem Tag aber, da Lot aus Sodom wegging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und vertilgte alle.  Geradeso wird es sein an dem Tag, da der Menschensohn sich offenbart. Wer an jenem Tag auf dem Dach ist und seine Sachen noch im Haus hat, steige nicht hinab, sie zu holen. Wer auf dem Feld ist, kehre gleichfalls nicht zurück. Denkt an Lots Frau!  Wer sein Leben zu erhalten sucht, wird es verlieren; wer es verliert, wird es erhalten.  Ich sage euch: In jener Nacht werden zwei auf einem Lager ruhen: der eine wird mitgenommen, der andere zurückgelassen werden. Zwei Frauen werden an einer Mühle mahlen: die eine wird aufgenommen, die andere zurückgelassen werden. [Zwei werden auf dem Feld sein: der eine wird genommen, der andere zurückgelassen werden."]  Sie fragten ihn: "Wo denn, Herr?" Da sagte er ihnen: "Wo ein Aas ist, da sammeln sich auch die Geier."  Gleichnis vom gottlosen RichterEr zeigte ihnen in einem Gleichnis, daß man allzeit beten müsse und nicht nachlassen dürfe. Er sagte: "In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf Menschen nicht achtete. In jener Stadt lebte nun eine Witwe. Die kam immer wieder zu ihm und bat: Schaffe mir Recht gegen meinen Bedränger! Lange Zeit wollte er nicht. Dann aber sagte er sich: Zwar fürchte ich nicht Gott und achte auf keinen Menschen. Doch weil diese Witwe mir lästig fällt, will ich ihr Recht verschaffen. Sonst kommt sie noch am Ende und schlägt mich ins Gesicht. " Der Herr fuhr fort: "Hört, was der ungerechte Richter sagt! Und Gott sollte seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm rufen, kein Recht verschaffen, auch wenn es länger dauert? Ich sage euch: Gar bald wird er ihnen Recht verschaffen. Wird aber der Menschensohn auf Erden Glauben finden, wenn er kommt?"  Gleichnis vom Pharisäer und ZöllnerZu einigen, die sich voll Selbstvertrauen für gerecht hielten und die anderen verachteten, sagte er folgendes Gleichnis: "Zwei Männer gingen hinauf in den Tempel, um zu beten. Der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und betete für sich: O Gott, ich danke dir, daß ich nicht wie die übrigen Menschen bin, wie die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie der Zöllner da. Ich faste zweimal in der Woche, ich gebe den Zehnten von allem, was ich erwerbe.   Der Zöllner aber blieb von ferne stehen und mochte nicht einmal die Augen zum Himmel erheben, sondern schlug an seine Brust und betete: O Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: dieser ging gerechtgesprochen nach Hause, jener nicht. Denn jeder, der sich erhöht, wird erniedrigt, und wer sich erniedrigt, wird erhöht werden." Jesus und die KinderMan suchte auch die Kinder zu ihm zu bringen, damit er sie berühre. Als die Jünger das sahen, wiesen sie die Leute barsch ab. Jesus aber rief die Kinder zu sich und sagte: "Laßt die Kinder zu mir kommen und wehrt es ihnen nicht; denn für Menschen wie sie ist das Reich Gottes. Wahrlich ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen." Der reiche JünglingEin Vornehmer richtete an ihn die Frage: "Guter Meister, was muß ich tun, um ewiges Leben zu gewinnen?" Jesus antwortete: "Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. Du kennst die Gebote: Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht töten! Du sollst nicht stehlen! Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen! Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!" Jener aber sagte: "Das alles habe ich befolgt von meiner Jugend an." Als Jesus das hörte, sagte er zu ihm: "Nur eins fehlt dir noch: Verkaufe alles, was du hast, und verteile es unter die Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben. - Dann komm und folge mir!" Als jener das hörte, wurde er ganz betrübt; denn er war sehr reich. Als Jesus ihn so traurig sah, sagte er: "Wie schwer ist es für die Begüterten, in das Reich Gottes einzugehen! Denn leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt."  Da fragten die Zuhörer: "Wer kann dann gerettet werden?" Er antwortete: "Was bei Menschen unmöglich ist, ist möglich bei Gott."  Lohn der freiwilligen ArmutDa sagte Petrus: "Siehe, wir haben unser Eigentum verlassen und sind dir gefolgt." Er sagte zu ihnen: "Wahrlich, ich sage euch: Niemand verläßt um des Reiches Gottes willen Haus, Frau, Bruder, Eltern oder Kinder, ohne daß er ein Vielfaches dafür in dieser Welt empfängt und in der zukünftigen Welt das ewige Leben." JESU WIRKEN IN JUDÄA UND JERUSALEMAufbruch nach JerusalemJesus sagt zum drittenmal sein Leiden vorausEr nahm die Zwölf zu sich und sagte zu ihnen: "Seht, wir ziehen hinauf nach Jerusalem. Da wird alles in Erfüllung gehen, was die Propheten über den Menschensohn geschrieben haben. Denn er wird den Heiden übergeben, verspottet und mißhandelt und angespien werden. Man wird ihn geißeln und töten. Doch am dritten Tage wird er auferstehen." Sie verstanden aber nichts davon. Diese Rede war für sie dunkel, und sie begriffen nicht, was damit gemeint war. Der Blinde von JerichoAls er sich Jericho näherte, saß ein Blinder am Weg und bettelte. Er hörte, daß eine Volksmenge vorbeizog, und fragte, was das bedeute. Man erklärte ihm, Jesus, der Nazoräer, komme vorbei. Da rief er: "Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!" Die Vorausziehenden fuhren ihn an, er solle schweigen. Doch er schrie noch viel lauter: "Sohn Davids, erbarme dich meiner!" Da blieb Jesus stehen und ließ ihn herbeiführen. Als er angekommen war, fragte er ihn: "Was soll ich für dich tun?" Er bat: "Herr, mache, daß ich wieder sehen kann." Da sagte Jesus zu ihm: "Sei wieder sehend! Dein Glaube hat dich gesund gemacht." Auf der Stelle konnte er wieder sehen. Er pries Gott und folgte ihm nach. Und alles Volk, das dies gesehen hatte, lobte Gott. Der Zöllner ZachäusEr kam nach Jericho und zog durch den Ort. Da war ein Mann mit Namen Zachäus. Er war Oberzöllner, und er war reich. Gern hätte er Jesus von Angesicht gesehen, aber wegen der Volksmenge konnte er es nicht; denn er war klein von Gestalt. So lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um ihn sehen zu können; denn dort mußte er vorbeikommen. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: "Zachäus, steig schnell herab, denn heute muß ich in deinem Haus bleiben." Eilends stieg er herab und nahm ihn mit Freuden auf. Alle, die das sahen, murrten und sagten: "Um zu rasten, ist er bei einem Sünder eingekehrt!" Zachäus aber trat herzu und sagte zum Herrn: "Siehe, Herr, die Hälfte meines Vermögens gebe ich den Armen; und wenn ich jemand betrogen habe, so erstatte ich es vierfach." Jesus sagte zu ihm: "Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, weil auch er ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren war." Gleichnis von den zehn MinenWeil er nahe bei Jerusalem war und die Leute, die ihm zuhörten, meinten, jetzt müsse bald das Reich Gottes erscheinen, trug er ihnen noch ein Gleichnis vor. Er sagte: "Ein Mann von edler Abkunft zog in ein fernes Land, um sich die Königswürde zu holen und dann heimzukehren.  Er rief zehn von seinen Knechten, übergab ihnen zehn Minen und sagte zu ihnen: Handelt damit, bis ich zurückkomme!   Seine Mitbürger aber haßten ihn; sie schickten ihm eine Gesandtschaft nach und ließen sagen: Wir wollen den nicht zu unserem König haben! Als er nun doch mit der Königswürde heimgekehrt war, ließ er die Knechte, denen er das Geld gegeben hatte, zu sich rufen, um zu erfahren, was ein jeder erworben habe. Der erste kam und sagte: Herr, deine Mine hat zehn Minen hinzugewonnen. Da sagte er ihm: Recht so, du guter Knecht; weil du im Kleinen treu gewesen bist, sollst du Gebieter über zehn Städte sein. Der zweite kam und sagte: Deine Mine, Herr, hat fünf Minen eingebracht. Zu diesem sagte er: Du sollst über fünf Städten stehen. Und ein anderer kam und sagte: Herr, hier ist deine Mine. Ich habe sie im Schweißtuch aufbewahrt. Ich fürchtete mich nämlich vor dir, weil du ein strenger Mann bist. Du nimmst, was du nicht angelegt, und erntest, was du nicht gesät hast. Da sagte er ihm: Aus deinem Mund will ich dich richten, du schlechter Knecht! Du wußtest, daß ich ein strenger Mann bin, daß ich nehme, was ich nicht angelegt, und ernte, was ich nicht gesät habe. Warum hast du denn mein Geld nicht auf eine Bank gebracht? Dann hätte ich es bei meiner Heimkehr mit Gewinn abgehoben. Dann sagte er zu den Umstehenden: Nehmt ihm die Mine weg und gebt sie dem, der die zehn Minen hat. Sie erwiderten ihm: Herr, der hat doch schon zehn Minen. Ich sage euch: Jedem, der hat, wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch das weggenommen, was er hat. Diese meine Feinde aber, die mich nicht zu ihrem König haben wollten, bringt hierher und macht sie vor meinen Augen nieder! " TAGE DER ENTSCHEIDUNGEinzug in JerusalemNach diesen Worten zog er weiter auf dem Weg nach Jerusalem hinauf. Als er in die Nähe von Betfage und Betanien an den Berg kam, der Ölberg heißt, entsandte er zwei seiner Jünger mit dem Auftrag: "Geht in das Dorf, das vor euch liegt. Dort werdet ihr am Eingang ein Füllen angebunden finden, auf dem noch niemand gesessen hat. Bindet es los und führt es her. Sollte euch jemand fragen: Warum bindet ihr es los?, so antwortet: Der Herr bedarf seiner." Die Abgesandten gingen hin und fanden es, wie er ihnen gesagt hatte. Als sie das Füllen losbanden, fragten seine Besitzer: "Warum bindet ihr das Füllen los?" Sie antworteten: "Der Herr bedarf seiner." Sie führten nun das Füllen zu Jesus, warfen ihre Kleider darauf und ließen Jesus aufsitzen. Während er dahinzog, breiteten sie ihre Kleider auf dem Weg aus. Und als er sich schon dem Abhang des Ölberges näherte, begann die ganze Schar der Jünger voll Freude Gott mit lauter Stimme zu preisen ob all der Wundertaten, die sie gesehen hatten. Sie riefen: "Gepriesen sei der König, der da kommt im Namen des Herrn! Friede im Himmel und Herrlichkeit in der Höhe!"  Da sagten einige Pharisäer aus der Volksmenge zu ihm: "Meister, verbiete das deinen Jüngern." Er entgegnete ihnen: "Ich sage euch, wenn diese schweigen, werden die Steine schreien."  Jesu KlagerufAls er näher kam und die Stadt erblickte, weinte er über sie und sagte: "Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was dir zum Frieden dient! Nun aber ist es vor deinen Augen verborgen. Denn es wird eine Zeit über dich kommen, da deine Feinde einen Wall gegen dich aufwerfen, dich ringsum einschließen und dich von allen Seiten bedrängen werden. Sie werden dich und deine Kinder, die in dir sind, zu Boden schmettern und keinen Stein in dir auf dem anderen lassen, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast." Reinigung des TempelsDann ging er in den Tempel und trieb aus ihm die Verkäufer und Käufer hinaus. Er rief ihnen zu: "Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus sein. - Ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht."  Täglich lehrte er im Tempel. Die Hohenpriester und die Schriftgelehrten und die Führer des Volkes aber sannen darauf, ihn zu töten. Sie wußten nur nicht, wie sie vorgehen sollten, denn alles Volk hörte ihm gespannt zu. Die VollmachtsfrageAls er eines Tages das Volk im Tempel lehrte und die Heilsbotschaft verkündete, traten die Hohenpriester und Schriftgelehrten samt den Ältesten herzu und fragten ihn: "Sage uns: Mit welcher Vollmacht tust du dies? Wer hat dir die Vollmacht dazu gegeben?" Er erwiderte ihnen: "Auch ich will euch eine Frage vorlegen. Sagt mir: Stammte die Taufe des Johannes vom Himmel oder von Menschen?" Sie überlegten miteinander: "Sagen wir: Vom Himmel, so wird er entgegnen: Warum habt ihr ihm denn nicht geglaubt? Sagen wir: Von Menschen, so wird das ganze Volk uns steinigen; denn es ist überzeugt, daß Johannes ein Prophet ist." So gaben sie zur Antwort, sie wüßten nicht, woher sie stamme. Da sagte Jesus zu ihnen: "Dann sage ich euch auch nicht, mit welcher Vollmacht ich dies tue." Die bösen WinzerEr trug dem Volk aber folgendes Gleichnis vor: "Ein Mann legte einen Weinberg an, verpachtete ihn an Winzer und ging für längere Zeit außer Landes. Als es Zeit war, schickte er einen Knecht zu den Winzern, daß sie ihm seinen Anteil am Ertrag des Weinberges abliefern möchten. Doch die Winzer schlugen ihn und jagten ihn mit leeren Händen davon. Er schickte noch einen zweiten Knecht. Auch den schlugen und beschimpften sie und jagten ihn mit leeren Händen davon. Er schickte noch einen dritten. Doch auch den schlugen sie blutig und warfen ihn hinaus. Da sagte der Herr des Weinbergs: Was fange ich an? Ich will meinen geliebten Sohn hinschicken; vor ihm werden sie hoffentlich Scheu haben. Als die Winzer ihn aber erblickten, berieten sie sich untereinander und sagten: Das ist der Erbe; wir wollen ihn töten, damit das Erbe uns zufällt. So warfen sie ihn aus dem Weinberg hinaus und töteten ihn. Was wird nun der Herr des Weinbergs mit ihnen tun? Er wird kommen und diese Winzer umbringen und den Weinberg anderen geben." Als sie das hörten sagten sie: "Möge das nicht eintreffen!" Er aber sah sie an und sagte: "Was bedeutet denn das Schriftwort: Der Stein, den die Bauleute verwarfen, der ist zum Eckstein geworden ?  Wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschmettert; auf wen er aber fällt, den zermalmt er." Noch in der gleichen Stunde suchten die Schriftgelehrten und Hohenpriester Hand an ihn zu legen, doch fürchteten sie das Volk. Sie hatten nämlich gemerkt, daß sie mit diesem Gleichnis gemeint waren. Die SteuerfrageSie beobachteten ihn scharf und schickten Späher aus, die sich als fromme Leute ausgeben sollten, um ihn bei einer Äußerung zu packen. Sie wollten ihn dann der Obrigkeit und der Gewalt des Statthalters ausliefern. Sie fragten ihn also: "Meister, wir wissen, du redest und lehrst recht und achtest nicht auf das Ansehen eines Menschen, denn du lehrst den Weg Gottes der Wahrheit gemäß. Ist es uns erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht?" Er durchschaute ihre Arglist und sagte zu ihnen: "Zeigt mir einen Denar! Wessen Bild und Aufschrift trägt er?" Sie antworteten: "Des Kaisers." Da sagte er zu ihnen: "Gebt demnach dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!" So gelang es ihnen nicht, ihn bei einer Äußerung vor dem Volk zu packen. Sie waren verblüfft über seine Antwort und schwiegen. Die AuferstehungsfrageDann kamen einige Sadduzäer hinzu, die leugnen, daß es eine Auferstehung gebe. Sie legten ihm die Frage vor: "Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: wenn jemand, der einen Bruder hat, stirbt, und eine Frau zurückläßt, aber kinderlos geblieben ist, so soll der Bruder die Frau nehmen und dem Verstorbenen Nachkommen erwecken.  Es waren nun sieben Brüder. Der erste nahm eine Frau und starb kinderlos. Da nahm sie der zweite, dann nahm sie der dritte, und so alle sieben. Sie starben, ohne Nachkommen zu hinterlassen. Zuletzt von allen starb auch die Frau. Wem von ihnen wird nun die Frau bei der Auferstehung gehören? Alle sieben haben sie ja zur Frau gehabt." Da sagte Jesus zu ihnen: "Die Kinder dieser Welt nehmen zur Ehe und werden zur Ehe genommen. Die aber würdig befunden werden, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzunehmen, nehmen nicht mehr zur Ehe und werden nicht mehr zur Ehe genommen. Sie können ja auch nicht mehr sterben; denn sie sind den Engeln gleich und Kinder Gottes, da sie Kinder der Auferstehung sind. Daß aber die Toten auferstehen, hat auch Mose an der Stelle vom Dornbusch angedeutet, insofern er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt.  Er ist doch nicht Gott von Toten, sondern von Lebenden, denn für ihn leben alle." Da sagten einige von den Schriftgelehrten: "Meister, du hast gut gesprochen." So wagten sie es nicht mehr, ihm eine Frage vorzulegen. Der Sohn DavidsEr aber richtete an sie die Frage: "Wieso wird behauptet, der Messias sei der Sohn Davids? Sagt doch David selbst im Buch der Psalmen: Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten,  bis ich deine Feinde als Schemel dir zu Füßen lege . David nennt ihn also Herr , wie kann er da sein Sohn sein?"  Warnung vor den SchriftgelehrtenWährend das ganze Volk zuhörte, sagte er zu seinen Jüngern: "Hütet euch vor den Schriftgelehrten! Sie gehen gern in langen Gewändern einher, wollen auf den öffentlichen Plätzen gegrüßt sein und in den Synagogen die ersten Sitze und bei Gastmahlen die Ehrenplätze einnehmen. Sie reißen die Häuser der Witwen an sich und sagen scheinheilig lange Gebete her. Sie haben ein desto strengeres Gericht zu erwarten." Das Scherflein der WitweAls er aufblickte, sah er, wie die Reichen ihre Gaben in den Opferkasten warfen. Er sah auch, wie eine arme Witwe zwei Lepta dort hineinlegte.  Da sagte er: "Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr als alle anderen hineingelegt. Denn alle diese warfen von dem, was sie im Überfluß haben, in den Opferstock hinein, sie aber aus ihrem Mangel, den ganzen Lebensunterhalt, den sie hatte." Weissagung vom EndeAls einige vom Tempel sagten, er sei mit so prächtigen Steinen und Weihegeschenken geschmückt, sagte er: "Es werden Tage kommen, da wird von dem, was ihr hier seht, nicht ein Stein auf dem anderen bleiben; alles wird dem Erdboden gleichgemacht." Sie fragten ihn: "Meister, wann wird das geschehen, und was ist das Zeichen dafür, daß es hereinbricht?" Vorausgehende DrangsaleEr sagte: "Seht zu, daß ihr euch nicht irreführen laßt. Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es!´, und: Die Zeit ist gekommen! - Lauft ihnen nicht nach! Wenn ihr von Kriegen und Aufständen hört, so laßt euch dadurch nicht erschrecken, denn dies muß zuvor geschehen; aber das Ende ist nicht sofort da." Er fuhr fort: "Volk wird sich gegen Volk und Reich gegen Reich erheben. Starke Erdbeben wird es geben und in manchen Gegenden Hungersnot und Pest; schreckliche Dinge werden sich ereignen und gewaltige Zeichen am Himmel stehen. Aber vor all dem wird man Hand an euch legen und euch verfolgen. Man wird euch den Synagogen und Gefängnissen überliefern und vor Könige und Statthalter schleppen um meines Namens willen. Da wird euch Gelegenheit gegeben, Zeugnis abzulegen. Nehmt euch im Herzen vor, nicht vorher zu überlegen, wie ihr euch verteidigen sollt. Denn ich werde euch Weisheit zum Reden geben, der alle eure Widersacher nicht zu widersprechen und zu widerstehen vermögen. Ihr werdet sogar von Eltern, Brüdern, Verwandten und Freunden ausgeliefert werden, und manche von euch wird man ums Leben bringen. Um meines Namens willen werdet ihr von allen gehaßt werden. Aber kein Haar soll von eurem Haupt verlorengehen. Durch eure standhafte Ausdauer werdet ihr eure Seele retten. Vorzeichen der Zerstörung JerusalemsWenn ihr Jerusalem von Kriegsheeren eingeschlossen seht, dann wisset, daß seine Zerstörung nahe ist. Dann sollen, die in Judäa leben, ins Gebirge flüchten, die in Jerusalem die Stadt verlassen und die auf dem Land nicht in die Stadt hineingehen. Denn das sind die Tage der Vergeltung, da alles in Erfüllung geht, was in der Schrift steht. Wehe den hoffenden und stillenden Frauen in jenen Tagen! Denn es wird eine große Bedrängnis über das Land kommen und ein Zorngericht über dieses Volk. Die einen werden durch die Schärfe des Schwertes fallen, die anderen gefangen unter alle Völker weggeführt werden. Jerusalem wird von den Heiden zertreten werden, bis auch die Zeit der Heiden abgelaufen ist.  Wiederkunft ChristiEs werden Zeichen sein an Sonne, Mond und Sternen und vor dem Brausen und Branden des Meeres wird ratlose Angst herrschen unter den Völkern der Erde. Die Menschen werden vergehen vor banger Erwartung der über den Erdkreis kommenden Dinge; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn auf einer Wolke kommen sehen mit Macht und großer Herrlichkeit. Wenn all dies sich zu ereignen beginnt, dann richtet euch auf und erhebt euer Haupt! Denn eure Erlösung naht." Gleichnis vom FeigenbaumEr trug ihnen ein Gleichnis vor: "Betrachtet den Feigenbaum und alle anderen Bäume. Wenn ihr seht, daß sie schon ausschlagen, erkennt ihr von selbst: der Sommer ist nahe. So sollt ihr, wenn ihr das eintreten seht, erkennen, daß das Reich Gottes nahe ist. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Mahnung zur WachsamkeitNehmt euch in acht, daß ihr eure Herzen nicht mit Schwelgerei und Trunkenheit und mit irdischen Sorgen beschwert, so daß jener Tag unversehens über euch kommt.  Denn wie eine Schlinge wird er über alle kommen, die auf dem ganzen Erdkreis wohnen. So seid denn allezeit wachsam und betet, damit ihr Kraft erhaltet, all diesen kommenden Ereignissen zu entgehen, und vor dem Menschensohn zu bestehen." Jesu letzte TageTagsüber lehrte er im Tempel, abends aber ging er hinaus und verbrachte die Nacht auf dem Berg, der Ölberg heißt. Und das ganze Volk machte sich schon frühmorgens auf, um ihn im Tempel zu hören. JESU LEIDEN, TOD UND AUFERSTEHUNGDas letzte AbendmahlBeschluß des Hohen RatesEs nahte das Fest der Ungesäuerten Brote, das man Pascha nennt. Die Hohenpriester und Schriftgelehrten überlegten, wie sie ihn töten könnten. Sie fürchteten aber das Volk. Verabredung des JudasDa fuhr der Satan in Judas mit dem Beinamen Iskariot, der einer von den Zwölfen war. Er ging hin und besprach sich mit den Hohenpriestern und den Hauptleuten, wie er ihn an sie ausliefern könne. Die freuten sich darüber und versprachen, ihm Geld zu geben. Er sagte zu und sann nun auf eine günstige Gelegenheit, ihn ohne Aufsehen beim Volk an sie auszuliefern. Das PaschamahlEs kam der Tag der Ungesäuerten Brote, an dem das Paschalamm zu schlachten war. Da entsandte Jesus Petrus und Johannes mit dem Auftrag: "Geht hin und bereitet uns das Paschamahl, damit wir es abhalten können."  Sie fragten ihn: "Wo sollen wir es bereiten?" Er antwortete ihnen: "Wenn ihr in die Stadt kommt, wird euch ein Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Folgt ihm in das Haus, in das er hineingeht, und sagt dem Herrn des Hauses: Der Meister läßt dich fragen: Wo ist das Gemach, in dem ich mit meinen Jüngern das Paschamahl halten kann? Jener wird euch einen geräumigen Saal zeigen, der mit Polstern versehen ist. Dort bereitet es." Sie gingen hin und fanden alles, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Paschamahl. Als die Stunde gekommen war, ließ er sich zu Tisch nieder und die zwölf Apostel mit ihm. Er sagte zu ihnen: "Sehnlichst habe ich danach verlangt, dieses Paschamahl mit euch zu halten, bevor ich leide.  Denn ich sage euch: Ich werde es von jetzt an nicht mehr essen, bis es seine Erfüllung findet im Reich Gottes." Dann nahm er einen Kelch, dankte und sagte: "Nehmt ihn und teilt ihn unter euch. Denn ich sage euch: Fortan werde ich nicht mehr von dem Gewächs des Weinstocks trinken, bis das Reich Gottes kommt." Einsetzung der EucharistieAlsdann nahm er das Brot, dankte, brach es und reichte es ihnen mit den Worten: "Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis."  Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: "Dieser Kelch ist der Neue Bund mit meinem Blut, das für euch vergossen wird. Doch seht, die Hand meines Verräters ist mit mir auf dem Tisch. Der Menschensohn geht zwar hin, wie es bestimmt ist; aber wehe dem Menschen, durch den er verraten wird!" Da begannen sie untereinander zu fragen, wer von ihnen es denn sei, der das tun könnte. Rangstreit der JüngerEs entstand auch ein Streit unter ihnen, wer von ihnen wohl der Größte sei. Er aber sagte zu ihnen: "Die Könige der Völker herrschen über sie, und ihre Machthaber werden Wohltäter genannt. Bei euch aber sei es nicht so, sondern der Größte unter euch sei wie der Geringste und der Vorgesetzte wie der Dienende.  Wer ist denn größer: der zu Tisch sitzt, oder der bedient? Ist es nicht der, der zu Tisch sitzt? Ich aber bin in eurer Mitte als der Dienende. Ihr habt in meinen Prüfungen bei mir ausgeharrt, so vermache ich euch das Reich, wie mein Vater es mir vermacht hat. Ihr sollt in meinem Reich an meinem Tisch essen und trinken und sollt auf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten. Gebet für PetrusSimon, Simon! Siehe, der Satan begehrt, euch wie den Weizen zu sieben.  Ich aber habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dich dereinst bekehrt hast, stärke deine Brüder!" Er aber erwiderte ihm: "Herr, mit dir bin ich bereit, auch ins Gefängnis und in den Tod zu gehen." Doch er entgegnete: "Ich sage dir, Petrus, der Hahn wird heute nicht krähen, bevor du dreimal geleugnet hast, mich zu kennen." Die SchwertredeDann sagte er zu ihnen: "Als ich euch aussandte ohne Beutel, Tasche und Schuhe, hat euch da etwas gefehlt?" Sie antworteten: "Nein!" Da fuhr er fort: "Jetzt aber soll, wer einen Beutel hat, ihn an sich nehmen, ebenso eine Tasche. Wer das nicht hat, verkaufe seinen Mantel und kaufe dafür ein Schwert. Denn ich sage euch: An mir muß sich erfüllen, was geschrieben steht, nämlich: Er wird unter die Übeltäter gerechnet. - Denn was mir bestimmt ist, kommt zu seiner Vollendung."  Da riefen sie: "Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter." Er sagte zu ihnen: "Es ist genug." VON GETSEMANI NACH GOLGOTATodesangst JesuDann ging er hinaus und begab sich, wie gewohnt, an den Ölberg. Auch die Jünger folgten ihm. Als er dort angekommen war, sagte er zu ihnen: "Betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt." Er entfernte sich etwa einen Steinwurf weit von ihnen, kniete nieder und betete: "Vater, wenn du willst, so nimm diesen Kelch von mir. Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!" Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Nun geriet er in Angst, und betete noch inständiger, und sein Schweiß ward wie Blutstropfen, die zur Erde rannen. Er erhob sich vom Gebet und ging zu seinen Jüngern, fand sie aber vor Traurigkeit schlafend. Da sagte er zu ihnen: "Was schlaft ihr? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt!" GefangennahmeWährend er noch redete, erschien eine Rotte. Einer von den Zwölfen namens Judas ging ihr voraus und näherte sich Jesus, um ihn zu küssen. Jesus aber sagte zu ihm: "Judas, mit einem Kuß verrätst du den Menschensohn?" Als seine Jünger sahen, was da kommen sollte, riefen sie: "Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen?" Und einer von ihnen schlug nach einem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab. Doch Jesus sagte: "Laßt ab! Nicht weiter!" Dann berührte er das Ohr und heilte ihn. Zu den Hohenpriestern aber, den Tempelhauptleuten und den Ältesten, die gegen ihn herangekommen waren, sagte Jesus: "Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knüppeln ausgezogen. Als ich Tag für Tag bei euch im Tempel lehrte, habt ihr keine Hand gegen mich erhoben. Aber das ist eure Stunde und die Macht der Finsternis!" Verleugnung des PetrusDa nahmen sie ihn fest und führten ihn in das Haus des Hohenpriesters. Petrus folgte von weitem. Mitten im Hof hatte man ein Feuer angezündet und sich herumgesetzt; Petrus setzte sich mitten unter sie. Da sah ihn eine Magd am Feuer sitzen, faßte ihn ins Auge und rief. "Auch der war bei ihm." Er leugnete und sagte: "Weib, ich kenne ihn nicht." Nach einer Weile erblickte ihn ein anderer und sagte: "Auch du bist einer von denen." Petrus erwiderte: "Mensch, das bin ich nicht." Nach Ablauf von etwa einer Stunde versicherte wieder ein anderer: "Wahrhaftig, der war auch bei ihm, er ist ja auch ein Galiläer." Petrus entgegnete: "Mensch, ich begreife nicht, was du sagst." Sogleich, noch während er redete, krähte ein Hahn. Da wandte sich der Herr um und sah Petrus an. Und Petrus erinnerte sich an das Wort des Herrn, das er zu ihm gesagt hatte: "Noch ehe der Hahn heute kräht, wirst du mich dreimal verleugnen." Er ging hinaus und weinte bitterlich. Jesus vor dem Hohen RatDie Männer, die ihn gefangenhielten, verspotteten und mißhandelten ihn. Sie verhüllten ihm die Augen, schlugen ihn und sagten: "Weissage, wer ist es, der dich geschlagen hat?" Noch viele andere Schmähungen stießen sie gegen ihn aus. Nach Tagesanbruch versammelte sich das Ältestenkollegium des Volkes, Hohepriester als auch Schriftgelehrte. Sie ließen ihn in ihre Ratssitzung führen und sagten: "Wenn du der Messias bist, so sage es uns." Er entgegnete ihnen: "Wenn ich es euch sage, so glaubt ihr mir nicht; wenn ich euch frage, so antwortet ihr mir nicht. Aber fortan wird der Menschensohn zur Rechten des allmächtigen Gottes sitzen." Da fragten alle: "Du bist also der Sohn Gottes?" Er antwortete ihnen: "Ja, ich bin es!" Darauf riefen sie: "Was brauchen wir noch ein Zeugnis? Wir haben es ja selbst aus seinem Mund gehört!" Jesus vor PilatusIhre ganze Versammlung erhob sich nun und ließ ihn zu Pilatus führen. Sie erhoben folgende Anklage gegen ihn: "Wir haben gefunden, daß dieser unser Volk aufwiegelt, daß er verbietet, dem Kaiser Steuern zu zahlen und daß er sich für den Messias, den König, ausgibt." Pilatus fragte ihn: "Bist du der König der Juden?" Er gab ihm zur Antwort: "Ich bin es!" Pilatus erklärte den Hohenpriestern und den Volksscharen: "Ich finde keine Schuld an diesem Menschen."  Sie aber bestanden darauf: "Er bringt mit seiner Lehre das Volk in ganz Judäa in Aufruhr, von Galiläa angefangen bis hierher." Als Pilatus das hörte, erkundigte er sich, ob der Mann ein Galiläer sei, und nachdem er erfahren hatte, daß er aus dem Gebiet des Herodes stamme, schickte er ihn zu Herodes, der sich in jenen Tagen ebenfalls in Jerusalem aufhielt.  Jesus vor HerodesHerodes freute sich, als er Jesus sah. Schon seit langem hätte er ihn gern gesehen, weil er viel von ihm gehört hatte und hoffte, ein Wunderzeichen von ihm zu sehen. Er richtete viele Fragen an ihn. Allein Jesus gab ihm keine Antwort. Die Hohenpriester und Schriftgelehrten standen dabei und klagten ihn heftig an. Da verhöhnte ihn Herodes mit seinem Gefolge. Er ließ ihm zum Spott ein Prunkgewand überwerfen und schickte ihn zu Pilatus zurück.  An jenem Tag wurden Herodes und Pilatus Freunde; vorher waren sie nämlich miteinander verfeindet. Jesus oder BarabbasPilatus berief nun die Hohenpriester, die Ratsmitglieder und das Volk zu sich und sagte zu ihnen: "Ihr habt mir diesen Menschen vorgeführt, weil er das Volk aufwiegeln soll. Und seht, ich habe ihn in eurer Gegenwart verhört, aber keine der Anklagen, die ihr gegen diesen Menschen vorbringt, begründet gefunden. Ebensowenig Herodes; denn er sandte ihn zu uns zurück. Seht, er hat nichts getan, was den Tod verdient.  So will ich ihn denn geißeln lassen und dann freigeben."  [An jedem Fest mußte er ihnen einen Gefangenen freilassen.]  Da schrien sie allesamt: "Hinweg mit diesem! Gib uns Barabbas frei!" Der war im Gefängnis wegen eines Aufruhrs in der Stadt und wegen eines Mordes. Nochmals redete Pilatus auf sie ein, weil er Jesus freigeben wollte. Aber sie schrien: "Ans Kreuz, ans Kreuz mit ihm!" Er fragte sie zum drittenmal: "Was hat der denn Böses getan? Ich habe nichts an ihm gefunden, wofür er den Tod verdient hätte. Ich will ihn also geißeln lassen und dann freigeben." Sie aber bestanden mit lautem Geschrei auf ihrer Forderung, ihn zu kreuzigen, und ihr Geschrei war sehr stark. Pilatus entschied, daß ihrem Verlangen entsprochen werde. Er gab den frei, der des Aufruhrs und des Mordes wegen im Gefängnis war und den sie haben wollten. Jesus aber gab er ihrem Willen preis. Der KreuzwegAuf dem Weg zur Hinrichtung hielten sie einen gewissen Simon von Zyrene an, der vom Feld kam, und luden ihm das Kreuz auf, damit er es Jesus nachtrage. Eine große Menge Volkes folgte ihm und viele Frauen, die um ihn weinten und klagten. Jesus wandte sich zu ihnen und sagte: "Ihr Töchter von Jerusalem, weint nicht über mich, weint vielmehr über euch selbst und über eure Kinder. Denn seht, es werden Tage kommen, da man sagen wird: Selig die Unfruchtbaren, der Schoß, der nicht geboren, und die Brust, die nicht gestillt hat! Da wird man den Bergen zurufen: Fallt über uns!´, und den Hügeln: Bedeckt uns! Denn wenn das am grünen Holz geschieht, was wird dann mit dem dürren geschehen?" Mit ihm führte man noch zwei Missetäter zur Hinrichtung hinaus. Die KreuzigungSie kamen an den Ort, genannt "Schädel", dort kreuzigten sie ihn und die Missetäter, den einen zur Rechten, den anderen zur Linken. Jesus aber betete: "Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!" - Beim Verteilen seiner Kleider warfen sie das Los.  Verspottung JesuDas Volk stand da und schaute zu. Die Mitglieder des Hohen Rates aber höhnten und riefen: "Anderen hat er geholfen; wenn er der Gesalbte Gottes, der Auserwählte ist, helfe er sich selbst." Auch die Soldaten verspotteten ihn. Sie traten hinzu und reichten ihm Essig mit den Worten: "Bist du der König der Juden, so hilf dir selbst!" Über ihm war eine Inschrift in griechischer, lateinischer und hebräischer Schrift angebracht: "Das ist der König der Juden." Einer von den gekreuzigten Missetätern lästerte ihn mit den Worten: "Bist du nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und uns." Der andere aber verwies es ihm und sagte: "Hast denn auch du keine Furcht vor Gott, obwohl du doch die gleiche Strafe erleidest? Wir zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unseren Taten entspricht; dieser aber hat nichts Unrechtes getan." Dann sagte er zu Jesus: "Jesus, gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst." Da sagte er zu ihm: "Wahrlich, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!"  Tod JesuEs war schon um die sechste Stunde, da brach bis zur neunten Stunde über das ganze Land eine Finsternis herein, nachdem die Sonne sich verfinstert hatte; der Vorhang des Tempels riß mitten entzwei. Da rief Jesus mit lauter Stimme: "Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" Mit diesen Worten verschied er. Als der Hauptmann sah, was geschehen war, pries er Gott und sagte: "Wirklich, dieser Mann war gerecht!" Alles Volk, das diesem Schauspiel beiwohnte und die Vorgänge gesehen hatte, schlug sich an die Brust und kehrte heim. Alle seine Bekannten aber, auch die Frauen, die ihm von Galiläa her gefolgt waren, standen abseits und sahen dies mit an. GrablegungDa war ein Mann namens Josef, der Ratsherr war, ein edler und rechtschaffener Mann, der ihrem Beschluß und ihrem Vorgehen nicht zugestimmt hatte. Er stammte von Arimathäa, einer jüdischen Stadt; auch er erwartete das Reich Gottes. Er ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Er nahm ihn ab, wickelte ihn in ein Leinentuch und legte ihn in ein Felsengrab, in dem noch niemand beigesetzt war. Es war Rüsttag, und der Sabbat brach schon an. Die Frauen, die mit ihm aus Galiläa gekommen waren, gingen mit, schauten das Grab an und sahen, wie sein Leichnam hineingelegt wurde. Nach ihrer Rückkehr bereiteten sie Gewürzkräuter und Salben. Den Sabbat verbrachten sie nach dem Gesetz in Ruhe. Die Frauen am GrabAm ersten Tag der Woche aber gingen sie in aller Frühe mit den Gewürzkräutern, die sie zubereitet hatten, zum Grab. Sie fanden den Stein vom Grab weggewälzt. Sie gingen hinein, den Leichnam des Herrn Jesus aber fanden sie nicht. Während sie ratlos dastanden, traten plötzlich zwei Männer in strahlendem Gewand zu ihnen. Vor Schrecken senkten sie den Blick zu Boden. Jene aber sagten zu ihnen: "Was sucht ihr den Lebenden unter den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferweckt worden. Erinnert euch daran, wie er euch, als er noch in Galiläa war, gesagt hat, daß der Menschensohn in die Hände der Sünder ausgeliefert und gekreuzigt werden muß, aber am dritten Tag auferstehe." Da erinnerten sie sich seiner Worte. Sie kehrten vom Grab zurück und berichteten all das den Elf und allen übrigen. Es waren Maria Magdalena, Johanna, Maria, die Mutter des Jakobus; auch die anderen Frauen, die mit ihnen waren, berichteten das den Aposteln. Aber diese Berichte kamen ihnen wie ein Märchen vor, und sie glaubten ihnen nicht. Petrus machte sich aber auf und eilte zum Grab. Als er sich vorneigte, sah er nur die Leinenbinden daliegen. Voll Verwunderung über das, was geschehen war, kehrte er nach Hause zurück. Die Jünger von EmmausNoch am selben Tag wanderten zwei von ihnen nach einem Dorf mit Namen Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt liegt.  Sie unterhielten sich miteinander über alle diese Ereignisse. Während sie so miteinander redeten und Meinungen austauschten, nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen.  Ihre Augen aber waren gehalten, so daß sie ihn nicht erkannten. Er sagte zu ihnen: "Was sind das für Reden, die ihr auf dem Weg miteinander führt?" Da hielten sie traurig inne. Der eine, namens Kleopas, antwortete ihm: "Bist du der einzige Fremde in Jerusalem, der nicht weiß, was dort in diesen Tagen geschehen ist?"  Er fragte sie: "Was denn?" Sie erwiderten ihm: "Das mit Jesus von Nazaret! Er war ein Prophet, mächtig in Wort und Tat vor Gott und allem Volk. Ihn haben unsere Hohenpriester und Vorsteher ausgeliefert, daß er zum Tod verurteilt und gekreuzigt werde. Wir aber hatten gehofft, daß er es sei, der Israel erlösen werde. Und nun ist heute zu all dem schon der dritte Tag, seit dies geschehen ist.  Aber auch einige von unseren Frauen haben uns in Aufregung versetzt. Sie waren frühmorgens am Grab gewesen, und als sie seinen Leichnam nicht gefunden hatten, kamen sie und sagten, sie hätten auch eine Erscheinung von Engeln gehabt, die versicherten, daß er lebe. Einige von den Unsrigen gingen dann zum Grab und fanden es so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht!" Da sagte er zu ihnen: "O ihr Unverständigen! Was seid ihr so schwerfällig, auf Grund dessen, was die Propheten verkündet haben, mit dem Herzen zu glauben! Mußte denn der Messias nicht leiden und so in seine Herrlichkeit eingehen?" Und er begann mit Mose und allen anderen Propheten und legte ihnen aus, was in allen Schriften sich auf ihn bezieht. So kamen sie in die Nähe des Dorfes, dem sie zustrebten. Er tat, als wolle er weitergehen. Sie aber bedrängten ihn und sagten: "Bleibe bei uns. Es will Abend werden. Der Tag hat sich schon geneigt." Da kehrte er ein, um bei ihnen zu bleiben. Während er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, segnete es, brach es und reichte es ihnen. Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn; er aber entschwand ihren Blicken. Und sie sagten zueinander: "Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns die Schrift erschloß?" Noch in derselben Stunde machten sie sich auf, kehrten nach Jerusalem zurück und fanden die Elf mit ihren Gefährten versammelt. Die riefen: "Der Herr ist wahrhaft auferweckt worden. Er ist dem Simon erschienen." Nun erzählten auch sie, was sich unterwegs zugetragen und wie sie ihn erkannt hatten am Brechen des Brotes.  Jesus erscheint den ApostelnWährend sie noch darüber sprachen, stand Jesus mitten unter ihnen und sagte zu ihnen: "Friede sei mit euch!" Vor Angst und Schrecken glaubten sie, einen Geist zu sehen. Da sagte er zu ihnen: "Weshalb seid ihr verwirrt und warum steigen Zweifel in euren Herzen auf? Seht meine Hände und meine Füße! Ich bin es selbst. Betastet mich und überzeugt euch! Ein Geist hat doch nicht Fleisch und Bein, wie ihr es an mir seht." Nach diesen Worten zeigte er ihnen Hände und Füße. Allein vor Freude und Verwunderung konnten sie es noch nicht glauben und staunten nur. Darum fragte er sie: "Habt ihr etwas zu essen da?" Sie reichten ihm ein Stück gebratenen Fisches. Er nahm es und aß es vor ihren Augen. AbschiedsredeEr sagte zu ihnen: "Das sind meine Worte, die ich zu euch gesprochen habe, als ich noch bei euch weilte, daß nämlich alles, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht, erfüllt wird." Hierauf erschloß er ihnen den Sinn für das Verständnis der Schriften. Dann sagte er zu ihnen: "So steht geschrieben: Der Messias muß leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen. In seinem Namen soll bei allen Völkern, angefangen von Jerusalem, Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden. Ihr seid Zeugen dafür. Seht, ich sende die Verheißung meines Vaters auf euch herab. Bleibt in der Stadt, bis ihr mit Kraft von oben ausgerüstet seid." Er führte sie hinaus bis nach Betanien, erhob seine Hände und segnete sie. Und während er sie segnete, schied er von ihnen und wurde in den Himmel emporgehoben; sie aber waren anbetend vor ihm niedergefallen. Dann kehrten sie hocherfreut nach Jerusalem zurück. Sie waren immer im Tempel und lobten und priesen Gott. Der PrologIm Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.  Dies war im Anfang bei Gott. Durch dieses ist alles geworden, und ohne es ward nichts von dem, was geworden ist.  In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht ergriffen. Ein Mann trat auf, von Gott gesandt. Sein Name war Johannes. Dieser kam, Zeugnis abzulegen, Zeugnis für das Licht, damit alle durch ihn zu Glauben kommen. Er war nicht das Licht, nur Zeugnis geben sollte er von dem Licht. Er war das wahre Licht, das in die Welt gekommen ist, das jeden Menschen erleuchtet.  Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden und die Welt hat ihn nicht erkannt. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Wollen des Fleisches und nicht aus dem Wollen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.  Johannes bezeugte von ihm und bekannte laut: "Dieser ist es, von dem ich gesagt habe: Der nach mir kommt, steht über mir, denn er war eher als ich." Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade. Durch Mose ward das Gesetz gegeben, durch Jesus Christus kam die Gnade und die Wahrheit. Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzigerzeugte, Gott, der im Schoß des Vaters ist, er hat Kunde gebracht.  VORBEREITUNG DES öFFENTLICHEN WIRKENS JESUDas erste Zeugnis des Täufers über JesusDas ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden von Jerusalem Priester und Leviten zu ihm sandten, die ihn fragen sollten: "Wer bist du?" Er bekannte, ohne zu leugnen. Er bekannte: "Ich bin nicht der Messias." Da fragten sie ihn: "Was denn? Bist du Elija?" Er antwortete: "Ich bin es nicht." - "Bist du der Prophet?" Er antwortete: "Nein."  Da sagten sie zu ihm: "Wer bist du denn? Wir müssen doch denen, die uns gesandt haben, Antwort bringen. Was sagst du von dir selbst?" Er antwortete: "Ich bin die Stimme eines Herolds, der in der Wüste ruft: Bereitet den Weg des Herrn , wie der Prophet Jesaja gesagt hat."  Die Abgesandten waren von den Pharisäern geschickt worden. Sie fragten ihn weiter: "Warum taufst du, wenn du weder der Messias, noch Elija, auch nicht der Prophet bist?" Johannes erwiderte ihnen: "Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt, der nach mir kommt, dessen Schuhriemen zu lösen ich nicht würdig bin." Dies geschah in Betanien jenseits des Jordan, wo Johannes war und taufte.  Das zweite Zeugnis des Täufers über JesusTags darauf sah er Jesus auf sich zukommen. Da sagte er: "Das ist das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt!  Dieser ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der über mir steht; denn er war eher als ich. Ich kannte ihn nicht. Aber damit er in Israel offenbar werde, bin ich gekommen, mit Wasser zu taufen." Weiter bezeugte Johannes: "Ich sah den Geist gleich einer Taube vom Himmel herabsteigen, und auf ihm bleiben. Ich kannte ihn nicht. Aber der mich sandte, mit Wasser zu taufen, sagte zu mir: Auf wen du den Geist herabsteigen und auf ihm bleiben siehst, der ist es, der mit Heiligem Geist tauft. Ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist der Sohn Gottes." Berufung des Andreas und JohannesAm folgenden Tag stand Johannes wieder da mit zwei von seinen Jüngern. Als er Jesus vorübergehen sah, sagte er: "Das ist das Lamm Gottes!" Sobald die beiden Jünger ihn so sprechen hörten, folgten sie Jesus nach. Jesus wandte sich um und sah, daß sie ihm folgten. Da fragte er sie: "Was sucht ihr?" Sie erwiderten: "Rabbi" - das heißt Meister - "wo wohnst du?" Er antwortete ihnen: "Kommt und seht!" Sie kamen also und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm. Es war um die zehnte Stunde.  Berufung des Simon PetrusEiner von den beiden, die ihm auf das Wort des Johannes hin gefolgt waren, war Andreas, der Bruder des Simon Petrus. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: "Wir haben den Messias - das heißt der Gesalbte - gefunden." Er führte ihn zu Jesus. Jesus schaute ihn an und sagte: "Du bist Simon, der Sohn des Johannes; du sollst Kephas - das heißt der Fels - genannt werden." Berufung des Philippus und NatanaelTags darauf wollte er nach Galiläa ziehen. Da traf er Philippus und sagte zu ihm: "Folge mir." Philippus stammte aus Betsaida, der Heimat des Andreas und Petrus. Philippus traf Natanael und berichtete ihm: "Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben: Jesus, den Sohn Josefs, aus Nazaret."  Natanael entgegnete ihm: "Kann aus Nazaret etwas Gutes kommen?" Philippus sagte: "Komm und sieh!" Als Jesus Natanael auf sich zukommen sah, sagte er von ihm: "Das ist ein wahrer Israelit, an dem kein Falsch ist." Natanael fragte ihn: "Woher kennt du mich?" Jesus gab ihm zur Antwort: "Noch ehe dich Philippus rief, als du unter dem Feigenbaum warst, habe ich dich gesehen." Natanael erwiderte ihm: "Meister, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel." Jesus entgegnete ihm: "Du glaubst, weil ich dir gesagt, ich habe dich unter dem Feigenbaum gesehen? Noch Größeres wirst du sehen." Dann fuhr er fort: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen und die Engel Gottes über dem Menschensohn auf- und niedersteigen sehen."  JESU ÖFFENTLICHES WIRKENZum ersten Mal in JerusalemHochzeit zu KanaDrei Tage später fand zu Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dort. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit geladen. Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: "Sie haben keinen Wein mehr." Jesus erwiderte: "Laß mich nur gewähren, Frau! Meine Stunde ist noch nicht gekommen."  Seine Mutter sagte zu den Dienern: "Tut, was er euch sagt!" Nun standen dort sechs steinerne Wasserkrüge für die bei den Juden übliche Reinigung. Jeder von ihnen faßte zwei bis drei Maß.  Jesus gebot ihnen: "Füllt die Krüge mit Wasser." Sie füllten sie bis zum Rand. Dann sagte er zu ihnen: "Schöpft jetzt davon und bringt es dem Tafelmeister." Sie brachten es hin. Als der Tafelmeister das Wasser, das zu Wein geworden war, gekostet hatte - er wußte aber nicht, woher der Wein war, nur die Diener, die das Wasser geschöpft hatten, wußten es -, rief der Tafelmeister den Bräutigam und sagte zu ihm: "Jedermann setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Leute trunken sind, den geringeren. Du hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt." So machte Jesus zu Kana in Galiläa den Anfang mit seinen Zeichen. Er offenbarte dadurch seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.  Darauf zog er mit seiner Mutter, seinen Brüdern und Jüngern hinab nach Kafarnaum. Dort blieben sie einige Tage. TempelreinigungDas Paschafest der Juden war nahe, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem.  Im Tempel traf er die Leute, die Rinder, Schafe und Tauben verkauften, und die Geldwechsler, die sich dort niedergelassen hatten. Da flocht er aus Stricken eine Geißel und trieb alle samt den Schafen und Rindern zum Tempel hinaus. Den Geldwechslern verschüttete er das Geld und stieß die Tische um. Den Taubenhändlern sagte er: "Schafft das fort von hier und macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!" Da gedachten seine Jünger des Schriftwortes: "Der Eifer für dein Haus verzehrt mich."  Die Juden hielten ihm entgegen: "Durch welches Zeichen beweist du uns, daß du dies tun darfst?" Jesus erwiderte ihnen: "Reißt diesen Tempel nieder, und ich will ihn in drei Tagen wieder aufbauen." Da sagten die Juden: "Sechsundvierzig Jahre hat man an diesem Tempel gebaut, und du willst ihn in drei Tagen wieder aufbauen?" Er aber meinte mit dem Tempel seinen Leib. Als er dann von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, daß er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte. Während er zum Paschafest in Jerusalem weilte, kamen viele zum Glauben an seinen Namen, weil sie die Zeichen sahen, die er wirkte. Jesus aber vertraute sich ihnen nicht an; denn er kannte sie alle und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen; er selbst kannte nämlich das Innere des Menschen. Jesus und NikodemusDa war ein Mann aus den Reihen der Pharisäer, ein jüdischer Ratsherr namens Nikodemus. Dieser kam nachts zu ihm und sagte: "Meister, wir wissen, daß du ein Lehrer bist, der von Gott gekommen ist; denn niemand kann die Zeichen wirken, die du wirkst, außer Gott ist mit ihm." Jesus entgegnete ihm: "Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht wiedergeboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht schauen." Nikodemus fragte ihn: "Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er schon alt ist? Kann er etwa ein zweites Mal in den Schoß seiner Mutter eingehen und geboren werden?" Jesus antwortete: "Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht geboren wird aus Wasser und Geist, kann er in das Reich Gottes nicht eingehen. Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch; was aber aus dem Geist geboren ist, ist Geist. Wundere dich nicht, wenn ich dir sagte: Ihr müßt von oben geboren werden. Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist."  Nikodemus entgegnete ihm: "Wie kann dies geschehen?" Jesus antwortete ihm: "Du bist der Lehrer von Israel und verstehst das nicht? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und wir bezeugen, was wir gesehen haben; aber ihr nehmt unser Zeugnis nicht an. Wenn ihr nicht glaubt, da ich von irdischen Dingen zu euch rede, wie werdet ihr glauben, wenn ich von himmlischen zu euch spreche? Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist, dem Menschensohn.  Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muß der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben habe.  Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn dahingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern ewiges Leben habe. Denn Gott hat seinen Sohn nicht dazu in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes glaubt. Das Gericht besteht aber darin: Das Licht ist in die Welt gekommen. Die Menschen aber hatten die Finsternis lieber als das Licht; denn ihre Werke waren böse. Denn jeder, der Böses tut, haßt das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber nach der Wahrheit handelt, kommt zum Licht, damit offenbar wird, daß seine Werke in Gott getan sind." Jesus und der TäuferDarauf kam Jesus mit seinen Jüngern nach Judäa. Dort hielt er sich mit ihnen auf und taufte.  Aber auch Johannes taufte in Änon bei Salim, weil dort reichlich Wasser war. Die Leute kamen dorthin und ließen sich taufen.  Denn Johannes war noch nicht ins Gefängnis geworfen. Da kamen einige Jünger des Johannes mit einem Juden in Streit über die Reinigung.  Sie gingen zu Johannes und sagten zu ihm: "Meister, der am anderen Jordanufer bei dir war und für den du Zeugnis abgelegt hast, der tauft, und alles strömt zu ihm." Johannes antwortete: "Kein Mensch kann etwas in Anspruch nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben wird. Ihr selbst seid meine Zeugen dafür, daß ich gesagt habe: Ich bin nicht der Messias, sondern ich bin vor ihm hergesandt . Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam. Der Freund des Bräutigams, der dabeisteht und ihm zuhört, freut sich sehr über die Stimme des Bräutigams. So ist auch meine Freude jetzt vollkommen. Jener muß wachsen, ich aber abnehmen." Wer von oben kommt, steht über allen; wer von der Erde stammt, ist irdisch und redet irdisch. Wer vom Himmel kommt, steht über allen. Er bezeugt, was er gesehen und gehört hat, aber niemand nimmt sein Zeugnis an. Wer dagegen sein Zeugnis annimmt, bestätigt damit, daß Gott wahrhaftig ist. Denn der Gottgesandte verkündet Gottes Worte; denn ohne Maß gibt er den Geist. Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben. Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern Gottes Zorn lastet auf ihm. Jesus am JakobsbrunnenAls der Herr erfuhr, den Pharisäern sei hinterbracht worden: "Jesus gewinnt und tauft mehr Jünger als Johannes", - übrigens taufte Jesus nicht selbst, sondern seine Jünger -, verließ er Judäa und begab sich wieder nach Galiläa. Dabei mußte er den Weg durch Samaria nehmen. So kam er zu einer Stadt Samarias mit Namen Sychar, nahe bei dem Grundstück, das Jakob seinem Sohn Josef geschenkt hatte. Dort war der Jakobsbrunnen. Müde von der Wanderung, setzte sich Jesus am Brunnen nieder. Es war um die sechste Stunde.  Gespräch mit der SamariterinDa kam eine Samariterin, um Wasser zu schöpfen. Jesus bat sie: "Gib mir zu trinken!" - Seine Jünger waren nämlich in die Stadt gegangen, um Lebensmittel einzukaufen. - Die Samariterin erwiderte ihm: "Wie? Du, ein Jude, bittest mich, eine Samariterin, um einen Trunk?" - Die Juden haben nämlich keinen Verkehr mit den Samaritern. - Jesus antwortete ihr: "Wenn du die Gabe Gottes kenntest und den, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, so hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben."  Die Frau sagte ihm: "Herr, du hast keinen Eimer, und der Brunnen ist tief. Woher nimmst du denn das lebendige Wasser? Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat, er, seine Söhne und seine Herden?" Jesus erwiderte ihr: "Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht mehr dürsten. Vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle Wassers, das fortströmt ins ewige Leben." Da bat ihn die Frau: "Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich nicht mehr dürste und nicht mehr hierher kommen muß, um Wasser zu schöpfen." Jesus sagte zu ihr: "Geh, rufe deinen Mann und komm dann wieder her!" Die Frau entgegnete ihm: "Ich habe keinen Mann." Jesus erwiderte ihr: "Gut hast du gesagt: Ich habe keinen Mann. Denn fünf Männer hast du gehabt, und den du jetzt hast, der ist nicht dein Mann. Damit hast du die Wahrheit gesagt." Da sagte die Frau zu ihm: "Herr, ich sehe, du bist ein Prophet. Unsere Väter haben auf dem Berg dort Gott angebetet, doch ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man ihn anbeten müsse."  Jesus sagte ihr: "Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, da ihr weder auf dem Berg dort noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt von den Juden. Aber es kommt die Stunde, und jetzt ist sie da, in der die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn solche Anbeter sucht der Vater. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen anbeten in Geist und Wahrheit." Die Frau entgegnete ihm: "Ich weiß, daß der Messias - das heißt der Gesalbte - kommt. Wenn er kommt, wird er uns alles verkünden."  Da sagte Jesus zu ihr: "Ich bin es, der mit dir redet." Ankunft der JüngerWährenddessen kamen seine Jünger. Sie wunderten sich, daß er mit einer Frau redete. Doch keiner fragte: "Was willst du?" Oder: "Was sprichst du mit ihr?" Die Frau ließ nun ihren Wasserkrug stehen, eilte in die Stadt und sagte zu den Leuten: "Kommt her! Da ist ein Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe. Ob das nicht der Messias ist?" Da gingen sie aus der Stadt zu ihm hinaus. Unterdessen baten ihn die Jünger: "Meister, iß!" Er aber entgegnete ihnen: "Ich habe eine Speise zu essen, die ihr nicht kennt." Da sagten die Jünger zueinander: "Hat ihm denn jemand zu essen gebracht?" Jesus erklärte ihnen: "Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu vollenden. Sagt ihr nicht: Noch vier Monate, dann kommt die Ernte? Seht, ich sage euch: Erhebt eure Augen und betrachtet die Felder! Sie sind weiß für die Ernte.  Schon empfängt der Schnitter den Lohn und sammelt Frucht fürs ewige Leben, daß Sämann und Schnitter zugleich sich freuen. Denn hier trifft das Wort zu: Der eine sät, der andere erntet. Ich habe euch ausgesandt zu ernten, wo ihr nicht gearbeitet habt. Andere haben die Arbeit getan, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten. Jesus und die SamariterViele Samariter aus jener Stadt kamen zum Glauben an ihn auf das Wort der Frau hin, die bezeugte: "Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe." Die Samariter zogen also zu ihm hinaus und baten ihn, bei ihnen zu bleiben. So blieb er zwei Tage dort. Und noch viel mehr kamen zum Glauben auf sein Wort hin. Sie sagten zu der Frau: "Nun glauben wir nicht mehr wegen deiner Aussage; denn wir haben selbst gehört und wissen: Dieser ist wahrhaftig der Erlöser der Welt." Jesus in GaliläaNach den zwei Tagen zog er von dort weiter nach Galiläa. Denn Jesus selbst bezeugte, daß ein Prophet in seiner Heimat kein Ansehen genießt.  Als er nun nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer auf, weil sie alles gesehen hatten, was er am Fest in Jerusalem gewirkt hatte, denn sie waren gleichfalls zum Fest gezogen. So kam er wieder nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser in Wein verwandelt hatte. Da war ein königlicher Beamter, dessen Sohn in Kafarnaum krank darniederlag.  Als dieser hörte, Jesus sei von Judäa nach Galiläa gekommen, ging er zu ihm und bat, er möge herabkommen und seinen Sohn heilen; denn er lag im Sterben. Jesus sagte zu ihm: "Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht." Der königliche Beamte bat ihn: "Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt." Jesus erwiderte ihm: "Geh hin! Dein Sohn lebt." Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte, und ging. Aber bereits unterwegs kamen ihm die Knechte entgegen und meldeten, daß sein Sohn am Leben sei. Er erkundigte sich nun bei ihnen nach der Stunde, in der es mit ihm besser geworden sei. Sie sagten ihm: "Gestern um die siebte Stunde verließ ihn das Fieber." Da erkannte der Vater, daß es zu der Stunde war, in der Jesus ihm gesagt hatte: "Dein Sohn lebt." Und er wurde gläubig mit seinem ganzen Haus. Dieses zweite Zeichen wirkte Jesus, nachdem er aus Judäa nach Galiläa zurückgekehrt war. Zum zweitenmal in JerusalemDer Kranke am BetesdateichDanach war ein Fest der Juden, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. In Jerusalem liegt am Schaftor ein Teich, der auf hebräisch Betesda heißt; es waren dort fünf Hallen.  In diesen lag eine große Menge von Kranken, Blinden, Lahmen und Ausgezehrten, [die auf die Wallung des Wassers warteten,  denn von Zeit zu Zeit stieg ein Engel des Herrn in den Teich hernieder und brachte das Wasser in Wallung. Wer dann zuerst in das wallende Wasser hinabstieg, wurde gesund, an welchem Übel er auch leiden mochte.] Dort lag nun ein Mann, der schon achtunddreißig Jahre krank war. Als Jesus ihn darniederliegen sah und erfuhr, daß er schon lange Zeit sein Leiden hatte, fragte er ihn: "Möchtet du gesund werden?" Der Kranke antwortete: "Herr, ich habe niemand, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser aufwallt. Bis ich komme, steigt schon ein anderer vor mir hinab." Da sagte Jesus zu ihm: "Steh auf, nimm dein Bett und geh umher!" Sogleich ward der Mann gesund, nahm sein Bett und ging umher. Jener Tag aber war ein Sabbat. Darum sagten die Juden zu dem Geheilten: "Es ist Sabbat. Da darfst du das Bett nicht tragen!" Er entgegnete: "Der mich gesund gemacht hat, sagte zu mir: Nimm dein Bett und geh umher!" Da fragten sie ihn: "Wer ist der Mann, der dir gesagt hat: Nimm dein Bett und geh umher?" Der Geheilte wußte nicht, wer es war; denn Jesus war weggegangen, weil viele an dem Ort zusammengekommen waren. Später traf Jesus ihn im Tempel und sagte zu ihm: "Du bist nun gesund geworden. Sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres zustößt." Da ging der Mann hin und meldete den Juden, daß es Jesus sei, der ihn gesund gemacht habe. Darum verfolgten die Juden Jesus, weil er dies an einem Sabbat getan hatte. Jesus dem Vater wesensgleichJesus hielt ihnen entgegen: "Mein Vater wirkt bis zur Stunde, und so wirke auch ich." Deshalb trachteten ihm die Juden erst recht nach dem Leben, weil er nicht bloß den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen Vater nannte und sich damit Gott gleichstellte. Da entgegnete ihnen Jesus: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts aus sich selbst tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht. Was dieser tut, das tut ebenso auch der Sohn. Denn der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er selbst tut. Ja, noch größere Werke als diese wird er ihm zeigen, daß ihr staunen werdet. Denn wie der Vater die Toten auferweckt und wieder lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, wen er will. Auch richtet der Vater niemanden; er hat vielmehr das Gericht ganz dem Sohn übertragen. Alle sollen den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt auch nicht den Vater, der ihn gesandt hat. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist schon vom Tod zum Leben hinübergegangen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde, und jetzt ist sie da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie hören, werden leben. Denn gleichwie der Vater das Leben in sich selbst hat, so hat er auch dem Sohn verliehen, das Leben in sich selbst zu haben. Er hat ihm auch Macht gegeben, Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. Wundert euch nicht darüber. Denn es kommt die Stunde, da alle in den Gräbern seine Stimme hören werden. Dann werden die, die das Gute getan haben, zur Auferstehung für das Leben herauskommen, die das Böse verübt haben, zur Auferstehung für das Gericht. Ich kann nichts aus mir selbst tun. Ich richte, wie ich höre. Mein Gericht ist gerecht; denn ich folge nicht meinem Willen, sondern dem Willen dessen, der mich gesandt hat. Das Zeugnis des himmlischen Vaters für JesusWenn ich über mich selbst Zeugnis ablege, so ist mein Zeugnis nicht gültig.  Ein anderer ist es, der über mich Zeugnis ablegt, und ich weiß, das Zeugnis, das er über mich ablegt, ist gültig. Ihr habt zu Johannes gesandt, und er hat für die Wahrheit Zeugnis abgelegt. Doch ich nehme kein Zeugnis von einem Menschen an. Ich rede nur davon, damit ihr gerettet werdet. Jener war die brennende und leuchtende Lampe, ihr aber wolltet euch nur eine Zeitlang an ihrem Licht ergötzen. Ich aber habe das Zeugnis, das höher steht als das des Johannes: Die Werke nämlich, die der Vater mir zu vollbringen gegeben hat. Eben die Werke, die ich vollbringe, geben Zeugnis von mir, daß der Vater mich gesandt hat. Auch der Vater, der mich gesandt hat, hat selbst Zeugnis für mich abgelegt. Freilich habt ihr seine Stimme nie vernommen, seine Gestalt nie gesehen und sein Wort in euch nicht festgehalten, weil ihr ja dem nicht glaubt, den er gesandt hat. Ihr forscht in den Schriften, weil ihr in ihnen ewiges Leben zu haben meint. Gerade sie sind es, die für mich Zeugnis ablegen. Und doch wollt ihr nicht zu mir kommen, um das Leben zu haben. Grund des UnglaubensEhre von Menschen nehme ich nicht an. Ich habe euch erkannt, daß ihr die Liebe Gottes nicht in euch habt. Ich bin im Namen meines Vaters gekommen, aber ihr nehmt mich nicht an; wenn ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werdet ihr annehmen. Wie könnt ihr glauben, wenn ihr voneinander Ehre annehmt, aber die Ehre, die von dem alleinigen Gott kommt, nicht sucht? Glaubt nicht, daß ich euer Ankläger beim Vater sein werde. Euer Ankläger ist Mose, auf den ihr eure Hoffnung setzt. Denn wenn ihr Mose glaubtet, würdet ihr mir glauben; von mir hat er ja geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?" Die wunderbare BrotvermehrungHierauf fuhr Jesus über den Galiläischen See, den See von Tiberias. Eine große Volksmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen gesehen hatte, die er an den Kranken wirkte. Da stieg Jesus auf einen Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder. Pascha, das Fest der Juden, war nahe. Als nun Jesus die Augen erhob und sah, daß eine große Volksmenge zu ihm kam, sagte er zu Philippus: "Woher sollen wir Brot kaufen, daß diese Leute essen können?" - Das sagte er, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er wußte von selbst, was er tun wollte. - Philippus antwortete ihm: "Für zweihundert Denare Brot reicht nicht für sie, selbst wenn jeder nur ein wenig erhält." Einer von seinen Jüngern, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm: "Hier ist ein Knabe, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Allein was ist das für so viele?"  Da sagte Jesus: "Laßt die Leute sich lagern." Es war viel Gras an der Stelle. So lagerten sich denn die Männer, etwa fünftausend an der Zahl. Jesus nahm die Brote, sprach das Dankgebet und reichte sie den Lagernden; ebenso von den Fischen. (Alle erhielten,) wieviel sie wollten. Als sie gesättigt waren, sagte er zu seinen Jüngern: "Sammelt die übriggebliebenen Brotstückchen, damit nichts verderbe." Sie sammelten nun und füllten von den fünf Gerstenbroten zwölf Körbe mit Resten, die beim Essen übriggeblieben waren. Als nun die Leute das Zeichen sahen, das Jesus gewirkt hatte, sagten sie: "Das ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll." Als Jesus merkte, daß sie kommen und ihn mit Gewalt zum König machen wollten, zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein. Jesus geht auf dem SeeAls es Abend geworden war, gingen seine Jünger an den See hinab, stiegen in ein Boot und fuhren über den See nach Kafarnaum. Es war schon dunkel geworden, und Jesus war noch nicht zu ihnen gekommen. Es wehte ein starker Wind, der den See aufwühlte. Sie waren etwa fünfundzwanzig bis dreißig Stadien weit gefahren, da sahen sie Jesus auf dem See gehen und sich dem Boot nähern. Sie gerieten in Furcht.  Er aber redete sie an: "Ich bin es! Fürchtet euch nicht!" Sie wollten ihn in das Boot nehmen; - und sofort war das Boot an der Küste, der sie zusteuerten. Einleitung zur eucharistischen RedeAm folgenden Tag bemerkte die Volksmenge, die am jenseitigen Ufer des Sees geblieben war, daß nur ein einziges Boot dagewesen und daß Jesus nicht mit seinen Jüngern in das Boot gestiegen war, daß vielmehr seine Jünger allein abgefahren waren. Indes kamen von Tiberias her andere Boote in die Nähe des Ortes, wo der Herr das Dankgebet gesprochen und die Leute das Brot gegessen hatten. Als nun die Volksmenge sah, daß Jesus und seine Jünger nicht mehr da waren, stiegen sie in die Boote und fuhren nach Kafarnaum, um Jesus zu suchen. Sie fanden ihn am anderen Ufer des Sees und fragten ihn: "Meister, wann bist du hierher gekommen?" Jesus antwortete ihnen: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht um die vergängliche Speise, sondern um die Speise, die vorhält zu ewigem Leben, die der Menschensohn euch geben wird; denn diesen hat Gott der Vater beglaubigt." Da fragten sie ihn: "Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu verrichten?" Jesus antwortete ihnen: "Darin besteht das von Gott gewollte Werk, daß ihr an den glaubt, den er gesandt hat." Sie entgegneten ihm: "Welches Zeichen wirkst du denn, daß wir es sehen und dir glauben? Was für ein Werk vollbringst du? Unsere Väter haben in der Wüste das Manna gegessen. Es steht ja geschrieben: Brot vom Himmel gab er ihnen zur Speise ."  Da sagte Jesus: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn das Brot Gottes ist der, der vom Himmel herabkommt und der Welt das Leben spendet." Da sagten sie zu ihm: "Herr, gib uns immerdar dieses Brot." Jesus, das wahre LebensbrotJesus sagte zu ihnen: "Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht mehr hungern; und wer an mich glaubt, den wird nicht mehr dürsten.  Aber ich habe euch ja gesagt: Ihr habt mich gesehen, und doch glaubt ihr nicht. Jeder, den der Vater mir gibt, kommt zu mir, und wer zu mir kommt, den stoße ich nicht hinaus. Ich bin ja nicht vom Himmel herabgekommen, um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, daß ich von all denen, die er mir gegeben hat, niemand verloren gehen lasse, sondern sie auferwecke am Jüngsten Tage. Ja, das ist der Wille meines Vaters, daß jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe. Und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken." Da murrten die Juden über ihn, weil er gesagt hatte: "Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist." Sie sagten: "Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel herabgekommen?" Jesus erwiderte ihnen: "Murrt nicht untereinander! Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, der mich gesandt hat, ihn nicht zieht. Und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken. Bei den Propheten steht geschrieben: Alle werden von Gott belehrt werden . Jeder, der auf den Vater hört und sich von ihm belehren läßt, kommt zu mir.  Nicht als ob jemand den Vater gesehen hätte; nur der von Gott ist, hat den Vater gesehen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, hat ewiges Leben. Jesus, das eucharistische LebensbrotIch bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, wer davon ißt, wird nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot ißt, wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt." Da stritten die Juden untereinander und sagten: "Wie kann uns dieser sein Fleisch zu essen geben?" Jesus aber sagte ihnen: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht eßt und sein Blut nicht trinkt, habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der hat ewiges Leben, und den werde ich auferwecken am Jüngsten Tag. Denn mein Fleisch ist eine wahre Speise und mein Blut ein wahrer Trank. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich durch den Vater lebe, so wird auch der, der mich ißt, durch mich leben. Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist, nicht wie das, das die Väter gegessen haben und dann gestorben sind. Wer dieses Brot ißt, wird leben in Ewigkeit." Ausklang der eucharistischen RedeDies sagte er in der Synagoge zu Kafarnaum. Viele von seinen Jüngern, die das hörten, erklärten: "Hart ist diese Rede! Wer kann sie hören?" Jesus wußte, daß seine Jünger darüber murrten, und sagte zu ihnen: "Daran nehmt ihr Anstoß? Wenn ihr nun den Menschensohn dahin auffahren seht, wo er vordem war? Der Geist ist es, der lebendig macht, das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.  Aber es gibt einige unter euch, die nicht glauben." - Denn Jesus wußte von Anfang an, wer nicht glauben und wer ihn verraten werde. - Und er sagte: "Darum habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist." Daraufhin zogen sich viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm. Da fragte Jesus die Zwölf: "Wollt auch ihr weggehen?" Simon Petrus antwortete ihm: "Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens. Wir glauben und erkennen, daß du der Heilige Gottes bist."  Jesus erwiderte ihnen: "Habe ich nicht euch Zwölf auserwählt? Und doch ist einer von euch ein Teufel!" Damit meinte er Judas, den Sohn Simons Iskariot. Dieser nämlich, einer von den Zwölfen, sollte ihn verraten. Zum drittenmal in JerusalemJesus reist zum LaubhüttenfestDanach wanderte Jesus in Galiläa umher. Denn in Judäa wollte er nicht mehr umherziehen, weil die Juden ihm nach dem Leben trachteten. Indes nahte das (Laubhütten)Fest der Juden.  Da sagten seine Brüder zu ihm: "Geh weg von hier und zieh nach Judäa, damit auch deine Jünger die Werke sehen, die du vollbringst.  Denn niemand wirkt im Verborgenen, der öffentlich bekannt sein will. Wenn du solche Dinge zu tun vermagst, zeige dich offen der Welt." - Selbst seine Brüder glaubten nämlich nicht an ihn. - Da sagte ihnen Jesus: "Meine Zeit ist noch nicht gekommen; eure Zeit aber ist immer da. Euch kann die Welt nicht hassen; mich aber haßt sie, weil ich von ihr bezeuge, daß ihre Werke böse sind. Geht ihr nur hinauf zum Fest. Ich gehe zu diesem Fest nicht hinauf, weil meine Zeit noch nicht erfüllt ist."  Das sagte er und blieb in Galiläa. Nachdem aber seine Brüder zum Fest hinaufgegangen waren, ging auch er hinauf, jedoch nicht öffentlich, sondern fast unbemerkt. Die Juden suchten ihn auf dem Fest und fragten: "Wo ist er denn?" Man redete viel von ihm unter den Volksscharen. Die einen sagten: "Er ist gut", andere aber meinten: "Nein, im Gegenteil, er verführt das Volk." Frei und offen sprach keiner von ihm aus Furcht vor den Juden. Jesus auf dem LaubhüttenfestSchon war das Fest halb vorüber, da stieg Jesus in den Tempel hinauf und lehrte. Verwundert fragten die Juden: "Wie versteht dieser die Schrift, obwohl er keinen Unterricht gehabt hat?" Jesus entgegnete ihnen: "Meine Lehre stammt nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat. Wenn jemand dessen Willen tun will, wird er erkennen, ob meine Lehre von Gott kommt oder ob ich aus mir selbst rede. Wer aus sich selbst redet, sucht die eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist glaubwürdig, und kein Falsch ist an ihm. Hat nicht Mose euch das Gesetz gegeben? Und doch befolgt keiner von euch das Gesetz. Warum trachtet ihr mir nach dem Leben?" Das Volk gab zur Antwort: "Du bist besessen. Wer trachtet dir nach dem Leben?" Jesus erwiderte ihnen: "Ein einziges Werk habe ich getan, und ihr staunt alle darüber.  Mose gab euch die Beschneidung - nicht als ob sie von Mose stammte, sie rührt vielmehr von den Vätern her -, und ihr nehmt die Beschneidung auch am Sabbat vor. Wenn nun jemand am Sabbat die Beschneidung empfangen darf, damit das Gesetz des Mose nicht verletzt wird, da zürnt ihr mir, weil ich am Sabbat einen ganzen Menschen gesund gemacht habe? Urteilt doch nicht nach dem äußeren Schein, sondern fällt ein gerechtes Urteil!" Da bemerkten einige aus Jerusalem: "Ist das nicht der, dem man nach dem Leben trachtet? Nun seht, er redet frei und offen, und keiner sagt ihm etwas. Sollten etwa die Vorsteher wirklich erkannt haben, daß er der Messias ist? Aber von diesem wissen wir ja, woher er ist. Wenn jedoch der Messias kommt, weiß niemand, woher er ist."  Da rief Jesus, während er im Tempel lehrte: "Ihr kennt mich und wißt, woher ich bin. Und doch bin ich nicht von mir selbst gekommen, sondern der Wahrhaftige ist es, der mich gesandt hat, den ihr nicht kennt. Ich aber kenne ihn; denn ich stamme von ihm, und er hat mich gesandt." Nun suchten sie ihn zu ergreifen. Aber niemand legte Hand an ihn; denn seine Stunde war noch nicht gekommen. Aus dem Volk aber kamen viele zum Glauben an ihn. Sie sagten: "Kann der Messias, wenn er kommt, wohl mehr Zeichen wirken, als dieser gewirkt hat?" Die Pharisäer erfuhren, daß das Volk so von ihm rede. Da sandten die Hohenpriester und die Pharisäer Diener ab, die ihn ergreifen sollten. Jesus sagte: "Nur noch kurze Zeit bin ich bei euch, dann gehe ich zu dem, der mich gesandt hat. Ihr werdet mich suchen, aber nicht finden, und wo ich dann bin, dahin könnt ihr nicht kommen." Da sagten die Juden zueinander: "Wohin will der denn gehen, daß wir ihn nicht finden sollten? Will er etwa in die Diaspora unter die Griechen gehen und die Griechen belehren?  Was soll das heißen, wenn er sagt: Ihr werdet mich suchen, aber nicht finden, und: Wo ich dann bin, dahin könnt ihr nicht kommen?" Am letzten FesttagAm letzten Tag, dem großen Festtag, stand Jesus da und rief laut: "Wen dürstet, der komme zu mir und trinke. Wer an mich glaubt,  - wie die Schrift sagt -, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen."  Damit meinte er den Geist, den jene empfangen sollten, die an ihn glauben. Denn der Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war. Einige aus dem Volk, die diese Worte vernommen hatten, sagten. "Das ist wahrhaftig der Prophet!" Andere sagten: "Das ist der Messias!" Wieder andere: "Kommt denn der Messias aus Galiläa? Sagt nicht die Schrift: Der Messias kommt aus dem Geschlecht Davids und aus dem Dorf Betlehem, wo David war?"  So entstand seinetwegen ein Zwiespalt im Volk. Einige von ihnen wollten ihn ergreifen, aber niemand legte Hand an ihn. Die Diener kehrten also zu den Hohenpriestern und Pharisäern zurück. Diese fragten sie: "Warum habt ihr ihn nicht mitgebracht?" Die Diener erwiderten: "So wie dieser hat noch nie ein Mensch geredet!" Da entgegneten ihnen die Pharisäer: "Habt auch ihr euch verführen lassen? Glaubt denn einer von den Ratsherren oder von den Pharisäern an ihn? Nein, nur dieser Pöbel, der das Gesetz nicht kennt - verflucht sei er!" Da sagte einer von ihnen, Nikodemus, der einst zu ihm gekommen war: "Verurteilt unser Gesetz einen Menschen, ehe man ihn verhört und sein Tun untersucht hat?"  Sie entgegneten ihm: "Bist vielleicht auch du aus Galiläa? Forsche in der Schrift nach, und du wirst sehen, daß aus Galiläa kein Prophet erweckt wird." Dann ging ein jeder nach Haus. Die EhebrecherinJesus aber begab sich zum Ölberg.  Am frühen Morgen ging er wieder in den Tempel. Alles Volk strömte ihm zu. Er setzte sich und lehrte sie.  Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau herbei, die beim Ehebruch ertappt worden war, stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: "Meister, diese Frau ist beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt worden. Mose hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du dazu?"  Mit dieser Frage wollten sie ihn nur auf die Probe stellen, um ihn anklagen zu können. Jesus aber bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf den Boden.  Als sie weiter mit Fragen in ihn drangen, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: "Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie!" Und er bückte sich abermals nieder und schrieb auf den Boden. Als sie die Antwort hörten, gingen sie davon, einer nach dem andern, die Ältesten voran. So blieb Jesus allein mit der Frau zurück, die in der Mitte stand. Jesus richtete sich auf und fragte sie: "Frau, wo sind sie? Hat keiner dich verurteilt?" Sie sagte: "Keiner, Herr." Da sagte Jesus zu ihr: "Auch ich verurteile dich nicht. Geh hin und sündige fortan nicht mehr!" Jesus das Licht der WeltWeiter sagte Jesus nun zu ihnen: "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wandelt nicht in der Finsternis - er wird das Licht des Lebens haben."  Da sagten die Pharisäer zu ihm: "Du gibst Zeugnis von dir selbst. Dein Zeugnis ist nicht gültig."  Jesus erwiderte ihnen: "Auch wenn ich von mir selbst Zeugnis gebe, ist mein Zeugnis gültig. Denn ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe. Ihr freilich wißt nicht, woher ich komme oder wohin ich gehe. Ihr urteilt nach dem Äußeren, ich urteile über niemand.  Und wenn ich doch ein Urteil fälle, so ist mein Urteil gültig; denn ich bin nicht allein; sondern mit mir ist der Vater, der mich gesandt hat. Auch in eurem Gesetz steht geschrieben, daß das Zeugnis von zwei Personen gültig ist. Ich selbst lege Zeugnis für mich ab, und auch der Vater, der mich gesandt hat, legt Zeugnis für mich ab." Da fragten sie ihn: "Wo ist dein Vater?" Jesus antwortete: "Ihr kennt weder mich noch meinen Vater. Kenntet ihr mich, so würdet ihr auch meinen Vater kennen." Diese Worte sprach er an der Schatzkammer, als er im Tempel lehrte. Und niemand ergriff ihn; denn seine Stunde war noch nicht gekommen.  Strafe des UnglaubensWeiter sagte er zu ihnen: "Ich gehe weg. Ihr werdet mich suchen, aber in eurer Sünde sterben. Wohin ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen." Da sagten die Juden: "Will er sich etwa das Leben nehmen, weil er sagt: "Wohin ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen?" Er entgegnete ihnen: "Ihr stammt von unten, ich stamme von oben; ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt. So habe ich euch gesagt: Ihr werdet in euren Sünden sterben. Denn wenn ihr nicht glaubt, daß ich es bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben." Da fragten sie ihn: "Wer bist du denn?" Jesus antwortete ihnen: "Warum spreche ich überhaupt zu euch? Ich hätte viel über euch zu reden und zu richten. Doch der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, und ich verkünde in der Welt das, was ich von ihm gehört habe." Sie merkten nicht, daß er vom Vater zu ihnen sprach. Jesus fuhr fort: "Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, daß ich es bin und daß ich nichts von mir aus tue, daß ich vielmehr so rede, wie der Vater mich gelehrt hat. Der mich gesandt hat, ist mit mir. Er hat mich nicht allein gelassen, weil ich allezeit tue, was ihm wohlgefällt." Auf diese Rede hin kamen viele zum Glauben an ihn. Kinder AbrahamsJesus sagte nun zu den Juden, die an ihn glaubten: "Wenn ihr in meiner Lehre verharrt, seid ihr wahrhaft meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen." Man hielt ihm entgegen: "Wir sind Kinder Abrahams und haben nie jemandem als Knechte gedient. Wie kannst du sagen: Ihr werdet frei werden?" Jesus erwiderte ihnen: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Knecht! Der Sklave bleibt nicht für immer im Hause, der Sohn bleibt immer. Wenn nun der Sohn euch frei macht, seid ihr wirklich frei. Ich weiß wohl, daß ihr Kinder Abrahams seid. Allein ihr strebt mir nach dem Leben, weil mein Wort bei euch keinen Anklang findet. Ich rede, was ich beim Vater gesehen habe; auch ihr tut, was ihr von eurem Vater gehört habt." Sie erwiderten ihm: "Unser Vater ist Abraham." Jesus entgegnete ihnen: "Wärt ihr wirklich Kinder Abrahams, würdet ihr die Werke Abrahams tun! Jetzt aber sucht ihr mich zu töten, mich, der ich euch die Wahrheit verkündete, die ich von Gott vernommen habe. So hat Abraham nicht getan. Ihr tut die Werke eures Vaters." Da sagten sie zu ihm: "Wir stammen doch nicht aus dem Ehebruch, einen Vater haben wir: Gott." Jesus erwiderte ihnen: "Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr mich lieben; denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen. Ich bin ja nicht von mir aus gekommen, sondern er hat mich gesandt. Warum versteht ihr nicht meine Rede? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt. Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach den Begierden eures Vaters wollt ihr handeln. Er war ein Menschenmörder von Anbeginn. Er steht nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er lügt, spricht er aus seinem eigenen Wesen. Denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge. Weil ich dagegen die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht. Wer von euch kann mich einer Sünde überführen? Wenn ich die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht? Wer aus Gott ist, hört auf Gottes Wort. Darum hört ihr nicht darauf, weil ihr nicht aus Gott seid." Jesus vor AbrahamDa entgegneten ihm die Juden: "Sagen wir nicht mit Recht, daß du ein Samariter und von einem Dämon besessen bist?" Jesus erwiderte: "Ich bin nicht besessen: ich ehre vielmehr meinen Vater, ihr dagegen verweigert mir die Ehre. Ich bin freilich nicht auf meine Ehre bedacht. Es ist einer, der auf sie bedacht ist und Gericht hält. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn jemand mein Wort bewahrt, wird er den Tod in Ewigkeit nicht schauen." Da sagten die Juden zu ihm: "Nun erkennen wir, daß du von einem Dämon besessen bist. Abraham ist gestorben und die Propheten, und du sagst: Wenn jemand mein Wort bewahrt, wird er den Tod nicht kosten in Ewigkeit. Bist du etwa größer als unser Vater Abraham, der doch gestorben ist? Auch die Propheten sind gestorben. Für was gibst du dich aus?" Jesus entgegnete: "Wollte ich mich selbst ehren, so wäre meine Ehre nichts. Mein Vater ist es, der mich verherrlicht. Von ihm sagt ihr: Er ist unser Gott. Und doch kennt ihr ihn nicht. Ich aber kenne ihn; wollte ich sagen, ich kenne ihn nicht, so wäre ich ein Lügner gleich wie ihr. Aber ich kenne ihn und bewahre sein Wort. Abraham, euer Vater, freute sich darauf, meinen Tag zu sehen. Er sah ihn und frohlockte." Da sagten die Juden zu ihm: "Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen?" Jesus antwortete ihnen: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham gewesen ist, bin ich." Da hoben sie Steine auf, um nach ihm zu werfen. Jesus aber verbarg sich und ging aus dem Tempel hinaus.  Heilung eines BlindgeborenenAls er seines Weges ging, sah er einen Mann, der von Geburt an blind war. Seine Jünger fragten ihn: "Meister, wer hat gesündigt, er oder seine Eltern, so daß er blind geboren wurde?"  Jesus antwortete: "Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, vielmehr sollen die Werke Gottes an ihm offenbar werden. Solange es Tag ist, müssen wir die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat. Es kommt die Nacht, da niemand mehr wirken kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt." Nach dieser Worten spie er auf die Erde, machte mit dem Speichel einen Brei, strich dem Blinden den Brei auf die Augen und sagte zu ihm: "Geh hin, wasche dich im Teich Schiloach" - das bedeutet "Gesandter". - Da ging er hin, wusch sich und kam sehend zurück. Die Nachbarn und die ihn vordem stets als Bettler gesehen hatten, sagten: "Ist das nicht der Mann, der da saß und bettelte?" Die einen sagten: "Ja, er ist es!" Andere sagten: "Nein, er sieht ihm nur ähnlich." Er selber sagte: "Ich bin es." Da fragten sie ihn: "Wie sind dir denn die Augen geöffnet worden?" Er antwortete: "Der Mann, der Jesus heißt, machte einen Brei, bestrich damit meine Augen und sagte zu mir: Geh zum Schiloach und wasche dich. Da ging ich hin, wusch mich und konnte sehen." Sie fragten ihn: "Wo ist der Mann?" Er antwortete: "Ich weiß es nicht." Die Untersuchung des WundersMan führte den bisher Blinden zu den Pharisäern. Es war aber Sabbat an dem Tag, da Jesus den Brei gemacht und ihm die Augen geöffnet hatte. Die Pharisäer fragten ihn nun ebenfalls, wie er sehend geworden sei. Er erzählte ihnen: "Er strich mir einen Brei auf die Augen, ich wusch mich und kann nun sehen." Da sagten einige von den Pharisäern: "Dieser Mensch ist nicht von Gott, er hält ja nicht den Sabbat!" Andere aber meinten: "Wie kann ein Sünder solche Zeichen tun?" So entstand eine Spaltung unter ihnen. Da fragten sie den Blinden aufs neue: "Was hältst denn du von ihm? Er hat dir ja die Augen geöffnet." Er sagte: "Er ist ein Prophet." Nun wollten die Juden von ihm nicht glauben, daß er blind gewesen und sehend geworden sei, bis sie die Eltern des Sehendgewordenen herbeigerufen hätten. Man fragte sie: "Ist das euer Sohn, der, wie ihr behauptet, blind geboren wurde? Wieso kann er denn jetzt sehen?" Seine Eltern antworteten: "Wir wissen, daß der unser Sohn ist und daß er blind geboren wurde. Wieso er aber jetzt sehen kann, wissen wir nicht, und ebensowenig wissen wir, wer ihm die Augen geöffnet hat. Fragt ihn selbst. Er ist alt genug; er kann selbst Auskunft über sich geben." Dies sagten seine Eltern aus Furcht vor den Juden. Denn die Juden waren schon übereingekommen, daß jeder, der ihn als Messias bekenne, aus der Synagoge ausgestoßen werden sollte.  Darum sagten seine Eltern: "Er ist alt genug. Fragt ihn selbst." Nun ließen sie den Mann, der blind gewesen war, nochmals rufen und sagten zu ihm: "Gib Gott die Ehre! Wir wissen, daß dieser Mensch ein Sünder ist." Er erwiderte: "Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur eins: Ich war blind und kann jetzt sehen." Sie fragten ihn wiederum: "Was hat er mit dir gemacht? Wie hat er dir die Augen geöffnet?" Er antwortete ihnen: "Ich habe es euch schon gesagt. Aber ihr habt nicht darauf gehört. Warum wollt ihr es nochmals hören? Wollt etwa auch ihr seine Jünger werden?" Da schmähten sie ihn und sagten: "Magst du sein Jünger sein, wir sind des Mose Jünger. Wir wissen, daß Gott mit Mose geredet hat; von dem da aber wissen wir nicht, woher er kommt." Der Mann entgegnete ihnen: "Darin liegt ja das Verwunderliche, daß ihr nicht wißt, woher er kommt, und er hat mir doch die Augen geöffnet. Wir wissen, daß Gott Sünder nicht erhört. Wenn aber einer Gott fürchtet und seinen Willen tut, den erhört er. Noch nie hat man gehört, daß jemand einem Blindgeborenen die Augen geöffnet hat. Wäre dieser nicht von Gott, so hätte er nichts ausrichten können." Da entgegneten sie ihm: "Du bist ganz in Sünden geboren und willst uns belehren?" Und sie stießen ihn aus. Die Verstocktheit der PharisäerJesus erfuhr, daß sie ihn ausgestoßen hatten. Als er ihn traf, fragte er ihn: "Glaubst du an den Menschensohn?" Jener antwortete: "Herr, wer ist es denn, damit ich an ihn glaube?" Jesus erwiderte: "Du hast ihn vor Augen. Der mit dir redet, der ist es." Da sagte er: "Ich glaube, Herr", und warf sich vor ihm nieder. Jesus fuhr fort: "Zum Gericht bin ich in diese Welt gekommen: Die Blinden sollen sehend, die Sehenden blind werden." Das hörten einige Pharisäer, die bei ihm waren, und fragten ihn: "Sind etwa auch wir blind?" Jesus antwortete ihnen: "Wäret ihr blind, so würdet ihr ohne Sünde sein. Nun aber sagt ihr: Wir sehen! - Darum bleibt eure Sünde. Jesus der gute HirtWahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht durch die Tür in den Schafstall eintritt, sondern anderswo einsteigt, ist ein Dieb und Räuber. Wer aber durch die Tür eintritt, der ist der Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Türhüter, und die Schafe hören auf seine Stimme. Er ruft seine Schafe beim Namen und führt sie heraus. Hat er alle, die ihm gehören, herausgelassen, so geht er vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm, denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden dagegen folgen sie nicht. Sie fliehen vielmehr vor ihm, weil sie die Stimme des Fremden nicht kennen." Dieses Gleichnis trug Jesus ihnen vor. Aber sie verstanden nicht, was er ihnen damit sagen wollte. Weiterhin sagte Jesus zu ihnen: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir gekommen sind, sind Diebe und Räuber, aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. Ich bin die Tür. Wer durch mich eintritt, wird gerettet. Er wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu töten und zu verderben. Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und Überfluß haben. Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben für die Schafe. Der Mietling, der nicht Hirt ist, dem die Schafe nicht gehören, läßt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht. Und der Wolf fällt die Schafe an und zersprengt sie. Der Mietling flieht, weil er ein Mietling ist und ihm an den Schafen nichts liegt. Ich bin der gute Hirt. Ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne. Ich gebe mein Leben für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Schafstall sind. Auch die muß ich herbeiführen; sie werden auf meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirt sein.  Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand nimmt es mir, ich gebe es freiwillig hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und habe Macht, es wieder zu nehmen. Das ist der Auftrag, den ich von meinem Vater erhalten habe." Eindruck der HirtenredeWegen dieser Rede entstand wieder eine Spaltung unter den Juden. Viele von ihnen sagten: "Er ist von einem Dämon besessen und von Sinnen. Was hört ihr auf ihn?" Andere sagten: "Das ist nicht die Rede eines Besessenen. Kann denn ein Dämon Blinden die Augen öffnen?" Zum viertenmal in JerusalemAm Fest der TempelweiheIn Jerusalem fand damals das Fest der Tempelweihe statt. Es war Winter.  Jesus ging im Tempel in der Halle Salomos umher.  Da umringten ihn die Juden und sagten zu ihm: "Wie lange hältst du uns noch hin? Bist du der Messias, so sage es uns frei heraus." Jesus antwortete ihnen: "Ich habe es euch gesagt, aber ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters vollbringe, geben Zeugnis von mir. Aber ihr glaubt nicht, weil ihr nicht zu meinen Schafen gehört. Meine Schafe hören auf meine Stimme, ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich schenke ihnen ewiges Leben; sie werden in Ewigkeit nicht verlorengehen, und niemand wird sie meiner Hand entreißen. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist mächtiger als alle; niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen. Ich und der Vater sind eins." Wiederum hoben die Juden Steine auf, um ihn zu steinigen. Jesus hielt ihnen entgegen: "Viele gute Werke habe ich in der Macht meines Vater vor euch gewirkt. Um welches dieser Werke willen wollt ihr mich steinigen?" Die Juden erwiderten ihm: "Nicht wegen eines guten Werkes wollen wir dich steinigen, sondern wegen der Gotteslästerung. Du bist doch nur ein Mensch und gibst dich für Gott aus." Jesus antwortete ihnen: "Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter?   Wenn die Schrift schon jene Götter nennt, an die das Wort Gottes ergangen ist, die Schrift aber nicht aufgehoben werden kann, dürft ihr dann von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat, behaupten: Du lästerst Gott! , weil ich gesagt habe: Ich bin der Sohn Gottes? Wenn ich nicht die Werke meines Vaters tue, dann glaubt mir nicht. Wenn ich sie aber tue, ihr mir aber nicht glauben wollt, so glaubt den Werken, damit ihr einseht und erkennt, daß der Vater in mir ist und daß ich im Vater bin." Da suchten sie abermals, ihn festzunehmen, doch er entging ihren Händen. Jesus in PeräaEr begab sich wieder über den Jordan in die Gegend, wo Johannes zuerst getauft hatte. Dort blieb er. Viele kamen zu ihm und sagten: "Johannes hat zwar kein Zeichen gewirkt; aber alles, was Johannes von diesem gesagt hat, hat sich als wahr erwiesen." Und viele kamen dort zum Glauben an ihn. Zum letztenmal nach JerusalemTod des LazarusDa war ein Kranker, Lazarus von Betanien, dem Dorf Marias und ihrer Schwester Marta.  - Maria war es, die den Herrn mit Öl gesalbt und seine Füße mit ihrem Haar abgetrocknet hat. - Ihr Bruder Lazarus also war krank.  Da sandten die Schwestern an Jesus die Nachricht: "Herr, der, den du liebhast, ist krank." Als er das hörte, sagte er: "Diese Krankheit führt nicht zum Tod, sondern dient zur Verherrlichung Gottes. Der Sohn Gottes soll durch sie verherrlicht werden." Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lazarus. Als er nun hörte, daß dieser krank sei, blieb er zunächst noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. Dann erst sagte er zu den Jüngern: "Laßt uns wieder nach Judäa ziehen!" Die Jünger sagten ihm: "Meister, eben noch wollten dich die Juden steinigen, und du gehst wieder dorthin?" Jesus entgegnete: "Hat der Tag nicht zwölf Stunden? Wer am Tag wandert, strauchelt nicht, weil ihm das Licht dieser Welt scheint. Wer aber bei Nacht wandert, strauchelt, weil das Licht nicht bei ihm ist." So sprach er. Dann erklärte er ihnen: "Lazarus, unser Freund, schläft. Aber ich gehe hin, um ihn vom Schlaf aufzuwecken." Da sagten die Jünger zu ihm: "Herr, wenn er schläft, wird er wieder gesund." Jesus aber hatte seinen Tod gemeint, sie jedoch glaubten, er rede von der Ruhe des Schlafes. Da sagte Jesus ihnen offen: "Lazarus ist gestorben, und ich freue mich euretwegen, daß ich nicht dort war, damit ihr glaubt. Doch laßt uns nun zu ihm gehen!" Thomas, mit dem Beinamen Didymus, sagte zu den Mitjüngern: "Laßt uns mitgehen, um mit ihm zu sterben!"  Jesus bei Maria und MartaAls Jesus nun ankam, fand er ihn schon vier Tage im Grab liegen.  Betanien lag nahe bei Jerusalem, nur etwa fünfzehn Stadien entfernt.  So waren denn viele Juden zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. Sobald Marta von der Ankunft Jesu hörte, ging sie ihm entgegen. Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: "Herr, wärst du hier gewesen, so wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich, daß Gott dir alles gewährt, um was du ihn bittest." Jesus sagte zu ihr: "Dein Bruder wird auferstehen." Marta entgegnete ihm: "Ich weiß, daß er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tage." Jesus sagte zu ihr: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder, der im Glauben an mich lebt, wird niemals sterben. Glaubst du das?" Sie antwortete ihm: "Ja Herr, ich glaube, daß du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll." Mit diesen Worten ging sie weg, rief ihre Schwester Maria und sagte ihr leise: "Der Meister ist da und ruft dich." Kaum hatte jene das gehört, da erhob sie sich rasch und ging zu ihm. Jesus war nämlich noch nicht in das Dorf gekommen, sondern befand sich noch an dem Ort, wo Marta ihm begegnet war. Als die Juden, die - um sie zu trösten - bei ihr im Haus waren, sahen, wie Maria eilends aufstand und wegging, folgten sie ihr; denn sie meinten, sie gehe zum Grab, um dort zu weinen. Sobald Maria dahin kam, wo Jesus war, und ihn sah, fiel sie ihm zu Füßen mit den Worten: "Herr, wärest du hier gewesen, so wäre mein Bruder nicht gestorben." Als nun Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, wurde er innerlich tief ergriffen und erschüttert. Er fragte: "Wo habt ihr ihn hingelegt?" Sie sagten zu ihm: "Herr, komm und sieh!" Jesus brach in Tränen aus. Da sagten die Juden: "Seht doch, wie lieb er ihn hatte!" Einige von ihnen aber meinten: "Hätte der, der dem Blinden die Augen geöffnet hat, nicht auch verhindern können, daß dieser hier starb?" Auferweckung des LazarusAufs neue innerlich ergriffen, ging Jesus zum Grab. Es war eine Höhle, und ein Stein lag davor. Jesus gebot: "Hebt den Stein weg!" Marta, die Schwester des Verstorbenen, sagte zu ihm: "Herr, er riecht schon; er liegt ja bereits vier Tage." Jesus erwiderte ihr: "Habe ich dir nicht gesagt: Du wirst die Herrlichkeit Gottes sehen, wenn du glaubst?" Da hoben sie den Stein weg. Jesus erhob seine Augen und betete: "Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast. Ich wußte zwar, daß du mich jederzeit erhörst, Aber wegen des Volkes, das da herumsteht, habe ich es gesagt, damit es glaube, daß du mich gesandt hast." Nach diesen Worten rief er mit lauter Stimme: "Lazarus, komm heraus!" Der Tote kam heraus, Hände und Füße mit Binden umwickelt, das Antlitz mit einem Schweißtuch bedeckt. Jesus gebot ihnen: "Macht ihn los und laßt ihn gehen!" Der Hohe Rat beschließt den Tod JesuViele von den Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, glaubten nun an ihn. Einige von ihnen aber gingen zu den Pharisäern und berichteten ihnen, was Jesus getan hatte. Da beriefen die Hohenpriester und die Pharisäer eine Ratsversammlung und sagten: "Was fangen wir an, da dieser Mensch so viele Zeichen wirkt? Lassen wir ihn so gewähren, dann werden alle an ihn glauben - dann kommen die Römer und nehmen uns Land und Leute." Einer aber von ihnen, Kajaphas, der in jenem Jahr Hoherpriester war, sagte ihnen: "Ihr versteht nicht und bedenkt nicht, daß es für euch besser ist, wenn ein Mensch für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht." Das sagte er aber nicht aus sich selbst. Vielmehr weissagte er als Hoherpriester jenes Jahres, daß Jesus für das Volk sterben werde. Und nicht bloß für das Volk, sondern auch, um die zerstreuten Kinder Gottes zu einer Gemeinschaft zusammenzuführen. Von jenem Tag an waren sie entschlossen, ihn zu töten. Jesus in EfraimDarum bewegte sich Jesus nicht mehr öffentlich unter den Juden, sondern zog sich von dort zurück in die Gegend nahe der Wüste in eine Stadt mit Namen Efraim. Dort blieb er mit seinen Jüngern. Es nahte aber das Paschafest der Juden. Viele zogen vom Land vor dem Paschafest hinauf nach Jerusalem, um sich zu heiligen.  Sie suchten nach Jesus, und während sie im Tempel zusammenstanden, sagten sie untereinander: "Was meint ihr? Wird er wohl zum Fest kommen?" Die Hohenpriester und die Pharisäer hatten nämlich Befehl erlassen, wenn jemand um seinen Aufenthalt wisse, solle er es anzeigen, damit man ihn festnehmen könne. Salbung in BetanienSechs Tage vor dem Paschafest kam Jesus nach Betanien, wo Lazarus wohnte, den Jesus von den Toten auferweckt hatte. Sie bereiteten ihm dort ein Abendessen. Marta bediente, und Lazarus gehörte zu denen, die mit ihm zu Tisch saßen. Da nahm Maria ein Pfund echten, kostbaren Nardenöls, salbte damit die Füße Jesu und trocknete ihm die Füße mit ihren Haaren; das Haus wurde erfüllt vom Duft des Salböls.  Einer seiner Jünger, Judas Iskariot, der ihn verraten sollte, sagte: "Warum hat man dieses Salböl nicht für dreihundert Denare verkauft und sie den Armen gegeben?"  Das sagte er aber nicht, weil ihm an den Armen etwas lag, sondern, weil er ein Dieb war; er führte nämlich die Kasse und unterschlug die Einnahmen. Da sagte Jesus: "Laß sie, damit sie es für den Tag meines Begräbnisses aufbewahre!  Arme habt ihr allezeit bei euch, mich hingegen habt ihr nicht allezeit." Beschluß gegen LazarusViele Juden hatten erfahren, daß er sich dort aufhalte, und sie kamen nicht bloß Jesu wegen, sondern auch um Lazarus zu sehen, den er von den Toten auferweckt hatte. Die Hohenpriester aber beschlossen, auch Lazarus zu töten, weil viele Juden seinetwegen hingingen und an Jesus glaubten. Einzug in JerusalemAm folgenden Tag erfuhr die Volksmenge, die zahlreich zum Fest gekommen war, Jesus sei auf dem Weg nach Jerusalem. Da nahmen sie Palmzweige und zogen ihm entgegen mit dem Ruf: "Hosanna! Gepriesen sei, der da kommt, im Namen des Herrn. Der König von Israel!"  Jesus fand einen jungen Esel und setzte sich auf ihn, wie geschrieben steht: "Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt, er sitzt auf dem Füllen einer Eselin."  Das verstanden seine Jünger anfangs nicht. Als aber Jesus verherrlicht war, da kam es ihnen zum Bewußtsein, daß dies von ihm geschrieben stand und daß sie dabei mitgewirkt hatten. Das Volk, das dabei war, als er Lazarus aus dem Grab rief und ihn von den Toten erweckte, legte davon Zeugnis ab. Deshalb zog ihm auch die Menge entgegen; sie hatte nämlich gehört, daß er dieses Zeichen gewirkt habe. Die Pharisäer aber sagten zueinander: "Da seht ihr, daß ihr nichts ausrichtet. Die ganze Welt läuft ihm nach!" Jesus und die HeidenUnter denen, die hinaufgepilgert waren, um am Fest anzubeten, befanden sich auch einige Griechen.  Diese wandten sich an Philippus, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und baten ihn: "Herr, wir möchten gern Jesus sehen."  Philippus ging hin und sagte es Andreas; Andreas und Philippus hinwieder sagten es Jesus. Jesus gab ihnen zur Antwort: "Die Stunde ist gekommen, da der Menschensohn verherrlicht wird. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es für sich allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viele Frucht. Wer sein Leben liebhat, verliert es; wer dagegen sein Leben in dieser Welt haßt, wird es für das ewige Leben retten. Wer mir dienen will, der folge mir. Wo ich bin, da soll auch mein Diener sein. Wer mir dient, den wird mein Vater ehren. Jetzt ist meine Seele erschüttert. Soll ich nun sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Doch gerade wegen dieser Stunde bin ich gekommen!  Vater, verherrliche deinen Namen." Da erscholl eine Stimme vom Himmel: "Ich habe ihn verherrlicht und will ihn wieder verherrlichen." Das Volk, das dabeistand und dies hörte, meinte, es habe gedonnert. Andere sagten: "Ein Engel hat mit ihm gesprochen." Jesus hingegen sagte: "Nicht meinetwegen erscholl diese Stimme, sondern euretwegen. Jetzt ergeht das Gericht über diese Welt, jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgestoßen. Ich aber werde, wenn ich von der Erde erhöht bin, alle an mich ziehen." - Mit diesen Worten wollte er andeuten, welchen Todes er sterben werde. - Das Volk entgegnete ihm: "Wir haben aus dem Gesetz gehört, daß der Messias ewig bleibt. Wie kannst du sagen, der Menschensohn müsse erhöht werden? Wer ist dieser Menschensohn?" Jesus sagte ihnen: "Nur noch kurze Zeit ist das Licht unter euch. Wandelt im Licht, solange ihr es noch habt, sonst überfällt euch die Finsternis. Wer in der Finsternis wandelt, weiß nicht, wohin er geht. Solange ihr das Licht habt, glaubt an das Licht, damit ihr Kinder des Lichtes werdet." Nach diesen Worten ging Jesus weg und hielt sich vor ihnen verborgen. Der Unglaube der JudenObwohl er so viele Zeichen vor ihnen gewirkt hatte, glaubten sie nicht an ihn. So sollte das Wort des Propheten Jesaja in Erfüllung gehen, der da sagte: "Herr, wer glaubt unserer Botschaft? Wem ist der Arm des Herrn offenbar geworden?"  Sie konnten nicht glauben; denn Jesaja hat weiter gesagt: "Er hat ihre Augen geblendet und ihr Herz verhärtet, damit sie mit den Augen nicht sehen und mit dem Herzen nicht verstehen und sich nicht bekehren, daß ich sie heile."  So sprach Jesaja, da er seine Herrlichkeit schaute und von ihm redete.  Gleichwohl glaubten auch viele von den Vorstehern an ihn. Nur bekannten sie es der Pharisäer wegen nicht offen, um nicht aus der Synagoge ausgestoßen zu werden. Die Ehre bei den Menschen galt ihnen eben mehr als die Ehre bei Gott. Jesu göttliche SendungJesus verkündete laut: "Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat; und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat. Als Licht bin ich in die Welt gekommen, damit niemand, der an mich glaubt, in der Finsternis bleibe. Wer meine Worte hört, sie aber nicht bewahrt, den richte nicht ich. Denn ich bin nicht gekommen, die Welt zu richten, sondern die Welt zu retten. Wer mich verachtet und meine Worte nicht annimmt, der hat seinen Richter: Das Wort, das ich verkündet habe, wird ihn am Jüngsten Tag richten. Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, hat mir geboten, was ich reden und was ich verkünden soll. Und ich weiß, sein Gebot ist ewiges Leben. Was ich also rede, das rede ich so, wie der Vater mir gesagt hat." JESU LEIDEN, TOD UND AUFERSTEHUNGDas Letzte AbendmahlDie FußwaschungEs war vor dem Paschafest. Jesus wußte, daß für ihn die Stunde gekommen war, aus dieser Welt zum Vater zu gehen. Da erwies er, der die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, ihnen seine Liebe bis zum letzten.  Es war bei einem Mahl. Der Teufel hatte Judas Iskariot, dem Sohn Simons, schon den Gedanken eingegeben, ihn zu verraten. Jesus wußte, daß der Vater ihm alles in die Hand gegeben hatte, daß er von Gott ausgegangen war und wieder zu Gott zurückkehre. Er erhob sich vom Mahl, legte sein Obergewand ab, nahm ein Leinentuch und band es sich um, goß Wasser in ein Becken und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und sie mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.  So kam er zu Simon Petrus. Der sagte zu ihm: "Herr, du willst mir die Füße waschen?" Jesus antwortete ihm: "Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht, du wirst es aber später verstehen." Petrus erwiderte ihm: "In Ewigkeit sollst du mir nicht die Füße waschen!" Jesus entgegnete ihm: "Wenn ich dich nicht waschen darf, hast du keine Gemeinschaft mit mir." Da sagte ihm Simon Petrus: "Dann, Herr, nicht allein meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt." Jesus sagte zu ihm: "Wer gebadet hat, braucht sich nur noch die Füße zu waschen, damit ist er ganz rein. Auch ihr seid rein, aber nicht alle." Er kannte nämlich seinen Verräter; darum sagte er: "Ihr seid nicht alle rein." Lehre für die JüngerNachdem er ihnen nun die Füße gewaschen, sein Obergewand wieder angelegt und am Tisch Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: "Versteht ihr, was ich an euch getan habe? Ihr nennt mich Meister und Herr, und ihr habt recht, denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müßt auch ihr einander die Füße waschen.  Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben: Wie ich an euch getan habe, so sollt auch ihr tun. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Knecht ist nicht mehr als sein Herr und der Gesandte nicht mehr, als der ihn gesandt hat. Da ihr das nun wißt, so seid ihr selig, wenn ihr danach handelt. Nicht von euch allen spreche ich. Ich weiß, wen ich mir erwählt habe. Allein die Schrift muß in Erfüllung gehen: Der mein Brot ißt, hat seine Ferse gegen mich erhoben .  Schon jetzt sage ich es euch, ehe es eintritt, damit ihr, wenn es eintritt, glaubt, daß von mir die Rede ist. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer einen aufnimmt, den ich sende, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat." Weggang des VerrätersNach diesen Worten wurde Jesus im Geist erschüttert und beteuerte: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten." Da schauten die Jünger einander an; denn sie ahnten nicht, wen er meine. Einer von seinen Jüngern, der, den Jesus liebte, lag bei Tisch an der Brust Jesu. Diesem winkte Simon Petrus zu und sagte ihm: "Frage, wen er damit meint." Der lehnte sich gleich an die Brust Jesu und fragte ihn: "Herr, wer ist es?" Da antwortete Jesus: "Der ist es, dem ich den Bissen eintunken und reichen werde." Er tunkte den Bissen ein und gab ihn Judas, dem Sohn Simons Iskariot.  Nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn. Jesus sagte ihm noch: "Was du tun willst, tue bald."  Keiner der Tischgenossen aber verstand, warum er ihm das sagte. Weil Judas die Kasse führte, meinten nämlich einige, Jesus habe ihm sagen wollen: "Kaufe, was wir für das Fest nötig haben", oder er solle den Armen etwas geben. Als jener den Bissen genommen hatte, ging er sofort hinaus. Es war Nacht. Verherrlichung JesuAls er hinausgegangen war, sagte Jesus: "Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, so wird auch Gott ihn in sich verherrlichen, und er wird ihn bald verherrlichen. Das neue GebotKinder, nur noch kurze Zeit bin ich bei euch. Ihr werdet mich suchen; aber wie ich schon den Juden gesagt habe, so sage ich jetzt auch euch: Wohin ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen. Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran sollen alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr untereinander Liebe habt." Fragen des PetrusSimon Petrus fragte ihn: "Herr, wohin gehst du?" Jesus antwortete ihm: "Wohin ich gehe, dahin kannst du mir nicht folgen, du wirst mir aber später folgen." Petrus sagte zu ihm: "Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen? Mein Leben will ich für dich hingeben." Jesus erwiderte: "Dein Leben willst du für mich hingeben? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Noch ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnet haben. DIE ABSCHIEDSREDEN JESUAufblick zur himmlischen HeimatEuer Herz bange nicht! Glaubt an Gott, und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; hätte ich euch sonst gesagt, daß ich hingehe, euch eine Stätte zu bereiten? Wenn ich hingegangen bin und euch eine Stätte bereitet habe, komme ich wieder und nehme euch zu mir, damit auch ihr seid, wo ich bin. Den Weg dorthin, wohin ich gehe, kennt ihr ja." Thomas entgegnete ihm: "Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir da den Weg kennen?" Jesus sagte zu ihm: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als durch mich. Wenn ihr mich erkannt hättet, würdet ihr auch meinen Vater kennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen." Philippus sagte zu ihm: "Herr, zeige uns den Vater! Das genügt uns." Jesus erwiderte ihm: "Solange schon bin ich bei euch, und du kennst mich noch nicht, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du nur sagen: Zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, daß ich im Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, sage ich nicht aus mir selbst; der Vater, der in mir bleibt, vollbringt die Werke. Glaubt mir, daß ich im Vater bin und der Vater in mir ist. Sonst glaubt doch wenigstens um der Werke willen. Verheißung des Heiligen GeistesWahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich tue, ebenfalls tun; ja er wird noch größere als diese tun. Denn ich gehe zum Vater. Alles, um was ihr in meinem Namen bittet, werde ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht wird. Wenn ihr mich in meinem Namen um etwas bittet, so werde ich es tun. Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote. Dann will ich den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit. Ihn kann die Welt nicht empfangen, weil sie ihn nicht sieht und ihn nicht kennt. Ihr kennt ihn; denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. Vereinigung mit ChristusIch will euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch. Nur noch kurze Zeit, und die Welt sieht mich nicht mehr. Ihr aber werdet mich wiedersehen, weil ich lebe, und auch ihr leben werdet. An jenem Tag werdet ihr erkennen, daß ich in meinem Vater bin und daß ihr in mir seid und ich in euch. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Wer aber mich liebt, den wird mein Vater lieben, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren." Da fragte ihn Judas, nicht der Iskariot: "Herr, wie kommt es denn, daß du dich nur uns offenbaren willst und nicht der Welt?" Jesus antwortete ihm: "Wer mich liebt, wird mein Wort bewahren; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Wer mich nicht liebt, bewahrt meine Worte nicht. Das Wort aber, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat. Der Friede ChristiDies habe ich zu euch gesagt, solange ich noch bei euch bin. Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz bange nicht und zage nicht! Ihr habt gehört, daß ich euch gesagt habe: Ich gehe hin und komme wieder zu euch. Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, daß ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich. Nun habe ich es euch gesagt, ehe es eintritt, damit ihr glaubt, wenn es eintritt. Ich werde nicht mehr viel mit euch reden; denn es kommt der Fürst der Welt. Gegen mich vermag er nichts; aber die Welt soll erkennen, daß ich den Vater liebe und so handle, wie der Vater mir aufgetragen hat. - Steht auf! Laßt uns aufbrechen!  Jesus der wahre WeinstockIch bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab; jede, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie noch mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein kraft des Wortes, das ich zu euch gesprochen habe. Bleibt in mir, und ich bleibe in euch. Wie die Rebe aus sich selbst keine Frucht bringen kann, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, wird wie ein Rebzweig weggeworfen, und er verdorrt. Man hebt ihn auf und wirft ihn ins Feuer und er verbrennt. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so bittet, um was ihr wollt: es wird euch zuteil werden. Dadurch wird mein Vater verherrlicht, daß ihr viel Frucht bringt und euch als meine Jünger erweist. Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe. Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Das habe ich zu euch gesagt, auf daß meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde. Das Gebot der LiebeDies ist mein Gebot: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe. Eine größere Liebe hat niemand, als wer sein Leben hingibt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete. Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Freunde habe ich euch genannt, denn ich habe euch alles geoffenbart, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestellt, daß ihr hingeht und Frucht bringt -, bleibende Frucht! Dann wird der Vater euch alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Das gebiete ich euch, daß ihr einander liebt. Der Haß der WeltWenn die Welt euch haßt, so wißt: Mich hat sie schon vor euch gehaßt. Wäret ihr von der Welt, so würde die Welt ihr Eigenes lieben. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, haßt euch die Welt. Gedenkt des Wortes, das ich zu euch gesprochen habe: Der Knecht ist nicht mehr als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen. Haben sie mein Wort gehalten, so werden sie auch das eure halten. Aber all das werden sie euch antun um meines Namens willen, weil sie den nicht kennen, der mich gesandt hat. Wäre ich nicht gekommen und hätte ich nicht zu ihnen geredet, so wären sie ohne Sünde. Nun aber haben sie keine Entschuldigung für ihre Sünde. Wer mich haßt, der haßt auch meinen Vater. Hätte ich unter ihnen nicht die Werke vollbracht, wie sie kein anderer vollbracht hat, so wären sie ohne Sünde. Nun aber haben sie diese gesehen und hassen dennoch mich und meinen Vater. Doch es mußte das Wort in Erfüllung gehen, das in ihrem Gesetz geschrieben steht: Sie hassen mich ohne Grund.   Wenn aber der Beistand kommt, den ich euch vom Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, wird er Zeugnis von mir geben. Aber auch ihr sollt Zeugnis geben, weil ihr von Anfang an bei mir seid. Dies habe ich euch gesagt, damit ihr nicht irre werdet. Man wird euch aus den Synagogen stoßen. Ja, es kommt die Stunde, da jeder, der euch tötet, glaubt, Gott einen Dienst zu erweisen. Das werden sie tun, weil sie weder den Vater kennen noch mich. Doch das habe ich euch gesagt, damit, wenn jene Stunde kommt, ihr daran denkt, daß ich es euch gesagt habe. Anfangs habe ich euch nichts davon gesagt, weil ich bei euch war. Der Trost des Heiligen GeistesJetzt aber gehe ich zu dem, der mich gesandt hat, und keiner von euch fragt mich mehr: Wohin gehst du? Vielmehr ist euer Herz voll Traurigkeit, weil ich euch das gesagt habe. Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, daß ich hingehe: Denn wenn ich nicht hingehe, kommt der Beistand nicht zu euch; wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er der Welt zum Bewußtsein bringen, daß es eine Sünde gibt, eine Gerechtigkeit und ein Gericht: Eine Sünde, weil man an mich nicht glaubt; eine Gerechtigkeit, weil ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr sehen werdet; ein Gericht, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist. Noch vieles hätte ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommt, wird er euch in alle Wahrheit einführen. Denn er wird nicht aus sich reden, sondern alles, was er hört, wird er reden, und was zukünftig ist, euch verkünden. Er wird mich verherrlichen; denn er wird von Meinem nehmen und es euch verkünden.  Alles, was der Vater hat, ist mein. Darum habe ich gesagt: Er nimmt von Meinem und wird es euch verkünden. Der Trost des WiedersehensNoch eine kleine Weile, und ihr seht mich nicht mehr; und wiederum eine kleine Weile, und ihr seht mich wieder." Da sagten einige seiner Jünger zueinander: "Was will er uns damit sagen: Noch eine kleine Weile, und ihr seht mich nicht mehr; und wiederum eine kleine Weile, und ihr seht mich wieder? Und: Ich gehe zum Vater ?" Sie sagten: "Was will er damit sagen: Noch eine kleine Weile? Wir verstehen nicht, was er sagen will." Jesus erkannte, daß sie ihn fragen wollten, und sagte zu ihnen: "Ihr sprecht miteinander darüber, daß ich gesagt habe: Noch eine kleine Weile, und ihr seht mich nicht mehr, und wiederum eine kleine Weile, und ihr seht mich wieder? Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und wehklagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, aber eure Trauer wird sich in Freude verwandeln. Wenn eine Frau gebiert, hat sie Schmerzen, weil ihre Stunde gekommen ist. Hat sie aber das Kind geboren, so gedenkt sie nicht mehr der Not, aus Freude darüber, daß ein Mensch zur Welt gekommen ist. So seid auch ihr jetzt traurig. Aber ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude wird euch niemand nehmen. An jenem Tag werdet ihr mich nichts mehr zu fragen haben. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bittet, so wird er es euch in meinem Namen geben. Bisher habt ihr um nichts in meinem Namen gebeten. Bittet, so werdet ihr empfangen, damit eure Freude vollkommen sei. Schluß der AbschiedsredeDies habe ich in Bildern zu euch geredet. Es kommt die Stunde, da ich nicht mehr in Bildern zu euch reden, sondern euch offen vom Vater Kunde geben werde. An jenem Tage werdet ihr in meinem Namen bitten, und ich brauche den Vater nicht mehr für euch zu bitten. Denn der Vater selbst liebt euch, weil ihr mich geliebt und geglaubt habt, daß ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen. Ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater." Da sagten seine Jünger: "Jetzt redest du offen und gebrauchst kein Bild mehr. Jetzt wissen wir, daß du alles weißt und niemand dich erst zu fragen braucht. Darum glauben wir, daß du von Gott ausgegangen bist." Jesus erwiderte ihnen: "Jetzt glaubt ihr? Seht! Es kommt die Stunde, ja, sie ist schon da, wo ihr euch zerstreut, ein jeder an seinen Ort, und mich allein laßt. Aber ich bin nicht allein; denn der Vater ist bei mir. Dies habe ich euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Drangsal; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden." Das hohepriesterliche GebetJesu Gebet für sichNach diesen Worten erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: "Vater, gekommen ist die Stunde: Verherrliche deinen Sohn, damit dein Sohn dich verherrliche.  Du hast ihm Macht verliehen über alle Menschen, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenke. Das ewige Leben besteht aber darin, daß sie dich erkennen, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus. Ich habe dich auf Erden verherrlicht, ich habe das Werk vollbracht, das zu vollbringen du mir aufgetragen hast. Und jetzt, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war. Jesu Gebet für die ApostelGeoffenbart habe ich deinen Namen den Menschen, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein. Du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. Nun wissen sie, daß alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben. Sie haben sie angenommen und so in Wahrheit erkannt, daß ich von dir ausgegangen bin. Auch haben sie den Glauben gewonnen, daß du mich gesandt hast. Für sie bitte ich. Nicht für die Welt bitte ich, sondern für sie, die du mir gegeben hast. Sie sind ja dein.  Und alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein, und ich bin in ihnen verherrlicht. Ich bin nicht mehr in der Welt - sie aber bleiben in der Welt. Ich komme zu dir. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins seien gleichwie wir. Solange ich bei ihnen war, habe ich sie bewahrt in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Ich habe sie behütet und keiner von ihnen ist verlorengegangen außer dem Sohn des Verderbens. So sollte sich die Schrift erfüllen.  Nun aber komme ich zu dir, und dies sage ich noch in der Welt, damit sie meine Freude vollkommen in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben. Aber die Welt hat sie gehaßt, weil sie nicht mehr von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht: Nimm sie aus der Welt!, sondern: Bewahre sie vor dem Bösen! Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit. Dein Wort ist Wahrheit.  Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Für sie heilige ich mich, damit auch sie in Wahrheit geheiligt seien. Jesu Gebet für die KircheAber nicht nur für sie bitte ich, sondern auch für jene, die auf ihr Wort hin an mich glauben werden: Laß sie alle eins sein. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, so laß auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast. Ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, damit sie eins seien, gleichwie wir eins sind: Ich in ihnen und du in mir. So laß auch sie vollkommen eins sein, damit die Welt erkennt, daß du mich gesandt und sie geliebt hast, gleichwie du mich geliebt hast. Vater, ich will, daß sie, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir verliehen hast. Denn du hast mich geliebt, noch ehe die Welt ward. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt. Ich aber habe dich erkannt, und diese haben erkannt, daß du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn weiter kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen." Von Getsemani nach GolgotaGefangennahme JesuNach diesen Reden ging Jesus mit seinen Jüngern hinaus über den Bach Kidron. Dort war ein Garten. Den betrat er mit seinen Jüngern.  Auch Judas, sein Verräter, kannte den Ort, denn Jesus war dort oft mit seinen Jüngern zusammengekommen. Judas erhielt nun die Kohorte und von den Hohenpriestern und den Pharisäern Knechte und kam dorthin mit Laternen, Fackeln und Waffen.  Jesus, der alles wußte, was ihm bevorstand, trat vor und fragte sie: "Wen sucht ihr?" Sie antworteten: "Jesus, den Nazoräer." Jesus sagte zu ihnen: "Ich bin es." Auch Judas sein Verräter, stand bei ihnen. Als er ihnen nun sagte: "Ich bin es", wichen sie zurück und stürzten zu Boden. Nochmals fragte er sie: "Wen sucht ihr?" Sie antworteten: "Jesus, den Nazoräer." Jesus erwiderte: "Ich habe euch gesagt, daß ich es bin. Wenn ihr also mich sucht, dann laßt diese gehen!" So sollte sich das Wort erfüllen, das er gesprochen: "Keinen von denen, die du mir gegeben hast, habe ich verloren." Simon Petrus aber zog das Schwert, das er bei sich hatte, schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab. Der Knecht hieß Malchus. Da sagte Jesus zu Petrus: "Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll ich etwa den Kelch nicht trinken, den der Vater mir gereicht hat?" Jesus vor Hannas und KajaphasDie Kohorte, der Hauptmann und die Knechte der Juden ergriffen nun Jesus, fesselten ihn und führten ihn zunächst zu Hannas. Dieser war nämlich der Schwiegervater des Kajaphas, der in jenem Jahre Hoherpriester war.  - Kajaphas war es gewesen, der den Juden den Rat gegeben hatte: Es ist besser, daß ein Mensch für das Volk stirbt. - Simon Petrus und noch ein anderer Jünger folgten Jesus. Dieser Jünger war dem Hohenpriester bekannt und gelangte so mit Jesus in den Hof des Hohenpriesters,  während Petrus draußen am Tor stehenblieb. Der andere Jünger, der Bekannte des Hohenpriesters, ging nun hinaus, sprach mit der Türhüterin und holte Petrus hinein. Da sagte die Magd am Tor zu Petrus: "Gehörst nicht auch du zu den Jüngern dieses Menschen?" Er antwortete: "Nein." Die Knechte und die Diener aber standen um ein Kohlenfeuer, das sie gemacht hatten, und wärmten sich, denn es war kalt. Auch Petrus stand bei ihnen und wärmte sich. Der Hohepriester fragte Jesus nach seinen Jüngern und nach seiner Lehre. Jesus gab ihm zur Antwort: "Ich habe offen vor der Welt geredet. Ich habe stets in Synagogen und im Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen, und habe nichts im Verborgenen geredet. Warum fragst du mich? Frage die, die gehört haben, was ich zu ihnen gesprochen habe. Die wissen doch, was ich gesagt habe." Bei diesen Worten schlug einer der Knechte, der dabeistand, Jesus ins Gesicht und sagte: "So antwortest du dem Hohenpriester?" Jesus entgegnete ihm: "Habe ich unrecht geredet, so beweise das Unrecht; habe ich aber recht geredet, warum schlägst du mich?" Hannas schickte ihn nun gefesselt zum Hohenpriester Kajaphas. Simon Petrus aber stand noch da und wärmte sich. Da fragten sie ihn: "Gehörst nicht auch du zu seinen Jüngern?" Er leugnete und sagte: "Nein." Einer von den Knechten des Hohenpriesters, ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte, sagte: "Habe ich dich nicht im Garten bei ihm gesehen?" Wiederum leugnete Petrus, und sogleich krähte ein Hahn. Auslieferung an PilatusVon Kajaphas führten sie Jesus in das Prätorium. Es war frühmorgens. Sie selbst betraten das Prätorium nicht, damit sie nicht unrein würden und dann das Paschalamm nicht essen dürften.  So kam denn Pilatus zu ihnen heraus und fragte: "Welche Anklage erhebt ihr gegen diesen Menschen?" Sie antworteten ihm: "Wäre er kein Missetäter, so hätten wir ihn dir nicht übergeben." Da sagte Pilatus zu ihnen: "Nehmt ihr ihn und richtet ihn nach eurem Gesetz!" Die Juden erwiderten ihm: "Wir haben nicht das Recht, jemand hinzurichten."  So sollte sich das Wort erfüllen, das Jesus gesprochen hatte, um anzudeuten, welchen Todes er sterben sollte. Erstes VerhörPilatus ging nun wieder in das Prätorium, ließ Jesus rufen und fragte ihn: "Bist du der König der Juden?" Jesus antwortete: "Sagst du das aus dir selbst, oder haben es dir andere von mir berichtet?" Pilatus entgegnete: "Bin ich denn ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir übergeben. Was hast du getan?" Jesus erwiderte: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, so würden meine Diener dafür kämpfen, daß ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun ist aber mein Reich nicht von hier." Da sagte Pilatus zu ihm: "Du bist also doch ein König?" Jesus antwortete: "Ja, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, daß ich für die Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme." Pilatus entgegnete ihm: "Was ist Wahrheit?" Nach diesen Worten ging er wieder zu den Juden hinaus und sagte zu ihnen: "Ich finde keine Schuld an ihm. Es besteht aber bei euch das Herkommen, daß ich euch zum Paschafest einen freilasse. Soll ich euch den König der Juden freigeben?" Da schrien sie zurück: "Nein, den nicht, sondern Barabbas!" Barabbas aber war ein Räuber. Vorführung JesuHierauf ließ Pilatus Jesus ergreifen und geißeln.  Und die Soldaten flochten aus Dornen ein Krone, setzten sie ihm aufs Haupt und legten ihm einen Purpurmantel um. Dann traten sie vor ihn hin und riefen: "Heil dir, König der Juden!" Und sie gaben ihm Backenstreiche. Pilatus kam wieder heraus und sagte zu ihnen: "Seht, ich führe ihn zu euch heraus, damit ihr erkennt, daß ich keine Schuld an ihm finde." So kam Jesus mit Dornenkrone und Purpurmantel. Pilatus sagte zu ihnen: "Seht! Da ist der Mensch!" Sobald aber die Hohenpriester und die Diener ihn sahen, schrien sie: "Ans Kreuz, ans Kreuz!" Pilatus entgegnete ihnen: "So nehmt ihr ihn und kreuzigt ihn; denn ich finde keine Schuld an ihm." Die Juden erwiderten ihm: "Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muß er sterben; denn er hat sich für den Sohn Gottes ausgegeben." Zweites VerhörAls nun Pilatus dieses Wort vernahm, fürchtete er sich noch mehr. Er ging in das Prätorium zurück und fragte Jesus: "Woher bist du?" Jesus gab ihm aber keine Antwort. Da sagte Pilatus zu ihm: "Mit mir sprichst du nicht? Weißt du nicht, daß ich die Macht habe, dich freizugeben, und die Macht habe, dich kreuzigen zu lassen?" Jesus erwiderte: "Du hättest keinerlei Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre. Deswegen hat der die größere Schuld, der mich dir übergeben hat." Das UrteilDaraufhin suchte Pilatus ihn freizugeben. Die Juden aber schrien: "Wenn du diesen freigibst, bist du kein Freund des Kaisers. Jeder, der sich für einen König ausgibt, ist des Kaisers Widersacher." Nachdem Pilatus diese Worte gehört hatte, ließ er Jesus hinausführen und setzte sich auf den Richterstuhl, an der Stelle, die Lithostrotos heißt, auf hebräisch Gabbata. Es war der Rüsttag des Paschafestes, um die sechste Stunde. Und er sagte zu den Juden: "Da ist euer König!" Doch sie schrien: "Hinweg, hinweg! Kreuzige ihn!" Pilatus sagte zu ihnen: "Euren König soll ich kreuzigen lassen?" Die Hohenpriester erwiderten: "Wir haben keinen König, sondern nur den Kaiser." KreuzigungDa übergab er ihnen Jesus zur Kreuzigung. - Sie übernahmen Jesus. Für sich selbst das Kreuz tragend, ging er zur sogenannten Schädelstätte hinaus, die auf hebräisch Golgota heißt. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm noch zwei andere zu beiden Seiten, Jesus in der Mitte. Pilatus hatte aber auch eine Inschrift anfertigen und an das Kreuz heften lassen. Sie lautete: "Jesus, der Nazoräer, der König der Juden." Diese Inschrift, geschrieben auf hebräisch, auf lateinisch und auf griechisch, lasen nun viele Juden; denn der Ort, wo Jesus gekreuzigt wurde, lag nahe bei der Stadt. Da sagten die jüdischen Hohenpriester zu Pilatus: "Schreibe nicht: Der König der Juden , sondern daß er behauptet hat: König bin ich der Juden ." Pilatus entgegnete: "Was ich geschrieben habe, bleibt geschrieben." Verteilung der KleiderNachdem die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten daraus vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil; dazu kam noch der Leibrock. Der Leibrock war ohne Naht, von oben her ganz durchgewoben. Da sagten sie zueinander: "Wir wollen ihn nicht zerschneiden, sondern darum losen, wem er gehören soll." So sollte sich das Schriftwort erfüllen: "Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen über mein Gewand das Los." So taten nun die Soldaten.  Das letzte VermächtnisBeim Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die (Frau) des Klopas, und Maria Magdalena.  Als Jesus nun die Mutter und den Jünger, den er liebte, dabeistehen sah, sagte er zu seiner Mutter: "Frau, da ist dein Sohn!" Dann sagte er zu dem Jünger: "Da ist deine Mutter!" Von jener Stunde an nahm der Jünger sie in sein Haus auf. Es ist vollbrachtDanach, wissend, daß schon alles vollbracht ist, sagte Jesus, damit die Schrift erfüllt werde: "Mich dürstet."  Es stand da ein Gefäß voll Essig. Sie steckten einen Schwamm voll Essig auf einen Ysopstengel und brachten ihn an seinen Mund.  Als Jesus den Essig genommen hatte, sagte er: "Es ist vollbracht." Dann neigte er das Haupt und gab den Geist auf. Durchbohrung der Seite JesuEs war Rüsttag, und die Leiber sollten den Sabbat über nicht am Kreuz bleiben; jener Sabbat war nämlich ein hoher Feiertag. Darum baten die Juden Pilatus, es sollten den Gekreuzigten die Beine zerschlagen und sie dann abgenommen werden.  Da kamen die Soldaten und zerschlugen dem einen wie dem anderen der Mitgekreuzigten die Beine. Als sie aber zu Jesus kamen, sahen sie, daß er schon tot war. Darum zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten durchbohrte seine Seite mit einer Lanze, und sogleich kam Blut und Wasser heraus. Der dies gesehen hat, legt Zeugnis davon ab, und sein Zeugnis ist wahr. Und jener weiß, daß er die Wahrheit spricht, damit auch ihr glaubt. Denn das ist geschehen, damit die Schrift in Erfüllung ginge: "Kein Gebein soll ihm zerbrochen werden",  und eine andere Schriftstelle sagt: "Sie werden aufblicken zu dem, den sie durchbohrt haben."  GrablegungJosef von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war, aber aus Furcht vor den Juden nur im geheimen, bat hierauf Pilatus, den Leichnam Jesu abnehmen zu dürfen. Pilatus gestattete es. Er kam nun und nahm den Leichnam ab.  Auch Nikodemus, der einst des Nachts zu ihm gekommen war, fand sich ein und brachte eine Mischung von Myrrhe und Aloe, wohl an hundert Pfund.  Sie nahmen nun den Leichnam Jesu und umwickelten ihn samt den würzigen Kräutern mit Leinenbinden, wie es der Begräbnissitte der Juden entspricht. An dem Ort, wo er gekreuzigt wurde, war ein Garten und in dem Garten ein neues Grab, in dem noch niemand beigesetzt worden war. Dort hinein nun legten sie Jesus wegen des Rüsttages der Juden; denn das Grab war in der Nähe. AUFERSTEHUNG UND ERSCHEINUNGEN JESUPetrus und Johannes am GrabAm ersten Tag der Woche kam Maria Magdalena frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, daß der Stein vom Grab weggenommen war.  Eilig lief sie nun zu Simon Petrus und zu dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: "Man hat den Herrn aus dem Grab genommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat." Da machten sich Petrus und der andere Jünger auf und kamen zum Grab. Die beiden liefen miteinander. Der andere Jünger lief schneller als Petrus und kam zuerst am Grab an. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden daliegen, ging aber nicht hinein. Nun kam auch Simon Petrus ihm nach, ging in das Grab hinein und sah die Leinenbinden daliegen sowie das Schweißtuch, das auf seinem Haupt gelegen hatte. Es lag aber nicht mit den Leinenbinden zusammen, sondern für sich zusammengefaltet an einer Stelle. Jetzt ging auch der andere Jünger, der zuerst am Grab angekommen war, hinein. Er sah und glaubte. Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, daß er von den Toten auferstehen müsse. Dann kehrten die Jünger nach Hause zurück. Jesus erscheint Maria MagdalenaMaria aber blieb draußen am Grab und weinte. Wie sie nun weinte, neigte sie sich vor (und schaute) in die Grabkammer (hinein). Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo das Haupt, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Diese sagten zu ihr: "Frau, was weinst du?" Sie antwortete ihnen: "Weil man meinen Herrn weggenommen hat und ich nicht weiß, wohin man ihn gelegt hat." Nach diesen Worten wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, erkannte aber nicht, daß es Jesus war. Jesus fragte sie: "Frau, was weinst du! Wen suchst du?" In der Meinung, es sei der Gärtner, antwortete sie ihm: "Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wohin du ihn gelegt hast; dann will ich ihn holen." Da sagte Jesus zu ihr: "Maria!" Sie wandte sich um und sagte zu ihm auf hebräisch: "Rabbuni!", das heißt "Meister".  Jesus sagte zu ihr: "Halte mich nicht fest! Denn ich bin noch nicht zu meinem Vater aufgefahren. Doch gehe zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott." Maria Magdalena ging hin und verkündete den Jüngern: "Ich habe den Herrn gesehen!" - und dies habe er ihr gesagt. Jesus erscheint den ApostelnAls es nun Abend war an jenem ersten Wochentag und die Jünger die Türen aus Furcht vor den Juden verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: "Friede sei mit euch!" Nach diesen Worten zeigte er ihnen die Hände und die Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Abermals sagte Jesus zu ihnen: "Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende auch ich euch." Nach diesen Worten hauchte er sie an und sagte zu ihnen: "Empfangt den Heiligen Geist. Wem immer ihr die Sünden nachlaßt, dem sind sie nachgelassen; wem ihr sie behaltet, dem sind sie behalten." Jesus erscheint dem ThomasThomas, einer von den Zwölfen, mit dem Beinamen Didymus, war nicht bei ihnen, als Jesus gekommen war.  Die anderen Jünger sagten ihm nun: "Wir haben den Herrn gesehen." Er aber erwiderte ihnen: "Wenn ich an seinen Händen nicht das Mal der Nägel sehen und meinen Finger nicht in die Stelle der Nägel legen und meine Hand nicht in seine Seite legen kann, glaube ich keineswegs." Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder in dem Haus und Thomas war bei ihnen. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: "Friede sei mit euch!" Dann sagte er zu Thomas: "Reich deinen Finger her und sieh meine Hände. Reich deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht mehr ungläubig, sondern gläubig!" Thomas antwortete ihm: "Mein Herr und mein Gott!" Jesus sagte zu ihm: "Weil du mich siehst, glaubst du? Selig, die nicht sehen und doch glauben!" SchlußwortNoch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger gewirkt, die nicht in diesem Buch aufgezeichnet sind.  Diese aber sind aufgezeichnet, damit ihr glaubt, daß Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr im Glauben das Leben habt in seinem Namen. Erscheinung Jesu am See TiberiasDanach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern am See von Tiberias. Er offenbarte sich auf folgende Weise:  Simon Petrus, Thomas mit dem Beinamen Didymus, Natanael aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus, und noch zwei andere von seinen Jüngern waren beisammen.  Simon Petrus sagte zu ihnen: "Ich gehe fischen." Sie erwiderten ihm: "Wir gehen auch mit." Sie gingen nun hinaus und stiegen in das Boot, fingen aber nichts in jener Nacht. Als bereits der Morgen dämmerte, trat Jesus an das Ufer. Aber die Jünger wußten nicht, daß es Jesus war. Da sagte Jesus zu ihnen: "Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen?" Sie antworteten ihm: "Nein." Da sagte er zu ihnen: "Werft das Netz zur Rechten des Bootes aus, so werdet ihr etwas finden." Sie warfen es aus und vermochten es vor der Menge der Fische nicht mehr heraufzuziehen. Da sagte jener Jünger, den Jesus liebhatte, zu Petrus: "Es ist der Herr!" Als Simon Petrus hörte, es sei der Herr, warf er sein Obergewand um - er hatte es nämlich abgelegt - und warf sich in den See. Die anderen Jünger kamen im Boot und zogen das Netz mit den Fischen nach; denn sie waren nicht mehr weit vom Land, nur etwa zweihundert Ellen.  Als sie nun ans Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer angelegt, einen Fisch darauf und Brot dabei. Jesus sagte zu ihnen: "Bringt von den Fischen, die ihr eben gefangen habt." Da stieg Simon Petrus in das Boot und zog das Netz ans Land; es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obschon ihrer so viele waren, zerriß das Netz nicht. Dann sagte Jesus zu ihnen: "Kommt zum Frühstück!" Keiner von den Jüngern wagte, ihn zu fragen: "Wer bist du?" Sie wußten ja, daß es der Herr war. Jesus kam, nahm das Brot und reichte es ihnen, ebenso auch den Fisch. Das war bereits das dritte Mal, daß sich Jesus nach seiner Auferstehung von den Toten seinen Jüngern offenbarte. Oberhirtenamt des PetrusNachdem sie gefrühstückt hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: "Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese?" Er antwortete ihm: "Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe." Da sagte er zu ihm: "Weide meine Lämmer!"  Er fragte ihn abermals: "Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?" Er antwortete ihm: "Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe." Und er sagte zu ihm: "Hüte meine Schafe!" Er fragte ihn zum drittenmal: "Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?" - Da ward Petrus traurig, weil er ihn zum drittenmal fragte: "Liebst du mich?" Und er antwortete ihm: "Herr, du weißt alles, du weißt, daß ich dich liebe." Jesus sagte zu ihm: "Weide meine Schafe! Weissagung über Petrus und JohannesWahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, hast du dich selbst gegürtet und bist hingegangen, wohin du wolltest. Bist du aber alt geworden, so wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst." Mit diesen Worten wollte er andeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen sollte. Darauf sagte er zu ihm: "Folge mir nach!" Petrus wandte sich um und sah den Jünger nachkommen, den Jesus liebte, der auch beim Mahl sich an seine Brust gelehnt und gefragt hatte: "Herr, wer ist es, der dich verrät?" Diesen also sah Petrus und sagte zu Jesus: "Herr, was wird aber mit diesem geschehen?" Jesus antwortete ihm: "Wenn ich will, daß er am Leben bleibt, bis ich wiederkomme, was kümmert dich das? Folge du mir nach!" So verbreitete sich bei den Jüngern die Meinung, jener Jünger werde nicht sterben. Aber Jesus hatte zu Petrus nicht gesagt: "Er stirbt nicht", sondern: "Wenn ich will, daß er am Leben bleibt, bis ich wiederkomme, was kümmert dich das?" Das ist der Jünger, der hiervon Zeugnis ablegt und dies geschrieben hat. Und wir wissen, daß sein Zeugnis wahr ist. Es gibt noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wollte man das im einzelnen niederschreiben, so könnte, glaube ich, selbst die Welt die Bücher nicht fassen, die man schreiben müßte. VorredeIm ersten Buch, o Theophilus, habe ich über alles berichtet, was Jesus begonnen hat, zu tun und zu lehren  bis zu dem Tag, da er den Aposteln, die er auserwählt hatte, durch den Heiligen Geist seine Weisungen erteilte und dann in den Himmel aufgenommen wurde. Nach seinem Leiden hatte er ihnen viele Beweise dafür gegeben, daß er lebe. Vierzig Tage hindurch erschien er ihnen und belehrte sie über das Reich Gottes. DIE KIRCHE BEI DEN JUDENAbschiedsworte JesuAls er mit ihnen zusammen war, gebot er ihnen, sich von Jerusalem nicht zu entfernen, sondern die Verheißung des Vaters zu erwarten, "die ihr" (-das waren seine Worte-) "von mir vernommen habt.  Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet jetzt nach wenigen Tagen mit Heiligem Geist getauft werden." Als jene nun beisammen waren, fragten sie ihn: "Herr, richtest du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder auf?" Er antwortete ihnen: "Euch kommt es nicht zu, Zeit und Stunde zu kennen, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. Ihr werdet aber die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommt, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem, in ganz Judäa und Samaria, ja bis an die Grenzen der Erde." Himmelfahrt JesuNach diesen Worten ward er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke entrückte ihn ihren Blicken. Während sie noch unverwandt zum Himmel schauten, wie er hinging, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: "Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel hinauf? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen ist, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel auffahren sehen." Darauf kehrten sie von dem Berg, der Ölberg heißt, nach Jerusalem zurück; er liegt nahe bei Jerusalem, nur einen Sabbatweg entfernt.  Dort angekommen, stiegen sie in das Obergemach hinauf und verblieben dort. Es waren Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der des Alphäus, Simon der Zelot und Judas, der des Jakobus.  Sie alle verharrten einmütig im Gebet zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, sowie seinen Brüdern. Wahl des Apostels MatthiasIn jenen Tagen erhob sich Petrus inmitten der Brüder - es war eine Schar von etwa hundertzwanzig Personen beisammen - und sagte:  "Brüder, es mußte das Schriftwort in Erfüllung gehen, das der Heilige Geist durch den Mund Davids über Judas vorhergesagt hatte, der sich zum Führer für die hergab, die Jesus ergriffen. Er zählte ja zu uns und hatte Anteil an diesem Dienst. Dieser nun kaufte sich vom Lohn der Ungerechtigkeit einen Acker, und indem er kopfüber stürzte, barst er mitten entzwei, und alle seine Eingeweide traten heraus.  Das wurde allen Bewohnern von Jerusalem bekannt; man nannte darum jenes Grundstück in ihrer Sprache Hakeldamach , das heißt Blutacker. Im Buch der Psalmen steht nämlich geschrieben: Sein Gehöft soll öde werden, niemand soll darin wohnen. Und: Sein Amt soll ein anderer erhalten.   So muß denn einer von den Männern, die mit uns die ganze Zeit zusammen waren, da der Herr Jesus unter uns ein- und ausging, - angefangen von der Taufe des Johannes bis zu dem Tag, da er von uns weg aufgenommen wurde -, von diesen muß einer mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein."  Sie stellten zwei auf: Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias. Dann beteten sie: "Du, o Herr, kennst die Herzen aller. Zeig an, wen von diesen beiden du erwählt hast, diesen Dienst und das Apostelamt zu übernehmen, das Judas treulos aufgegeben hat, um an den ihm gebührenden Ort zu gehen." Sie gaben ihnen Lose, und das Los fiel auf Matthias, und er wurde den elf Aposteln beigezählt. Herabkunft des Heiligen GeistesWährend des Pfingstfestes waren alle beisammen. Plötzlich erhob sich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein gewaltiger Sturm daherführe. Es erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Zungen wie von Feuer erschienen ihnen, verteilten sich und ließen sich auf einen jeden von ihnen nieder. Alle wurden mit Heiligem Geist erfüllt. Sie begannen in fremden Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen die Worte eingab. In Jerusalem wohnten fromme Juden aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich nun dieses Brausen erhob, strömte die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Außer sich vor Verwunderung sagten sie: "Sind nicht alle, die da sprechen, Galiläer? Wie kommt es, daß ein jeder von uns seine Muttersprache hört? Ob Parther, Meder, Elamiter, ob Bewohner von Mesopotamien, von Judäa und Kappadozien, von Pontus und Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und den Landstrichen Libyens gegen Zyrene hin, Pilger aus Rom, Juden und Proselyten, Kreter und Araber - wir hören sie in unseren Sprachen die Großtaten Gottes verkünden."  Alle waren außer sich und fassungslos und einer sagte zum anderen: "Was soll das bedeuten?" Andere dagegen spotteten: "Sie sind voll süßen Weines." Ansprache des PetrusDa trat Petrus mit den Elf auf und erklärte vor ihnen mit lauter Stimme: "Ihr Juden und all ihr Bewohner von Jerusalem! Das sei euch kundgetan! Vernehmt meine Worte! Diese da sind nicht, wie ihr wähnt, trunken - es ist ja erst die dritte Tagesstunde;  vielmehr geht hier das Wort des Propheten Joël in Erfüllung: `In den letzten Tagen, spricht Gott, werde ich ausgießen von meinem Geist über alles Fleisch. Da werden eure Söhne und eure Töchter weissagen, eure Jünglinge Visionen schauen und eure Greise Traumgesichte haben.  Selbst über meine Knechte und meine Mägde werde ich ausgießen meinen Geist in jenen Tagen, und sie werden weissagen. Wunder werde ich wirken am Himmel oben und Zeichen unten auf der Erde: Blut und Feuer und qualmenden Rauch. Die Sonne wird sich in Finsternis wandeln und der Mond in Blut, ehe anbricht der Tag des Herrn, der große und erhabene Tag. Und es wird sein: Jeder, der anruft den Namen des Herrn, wird gerettet werden.´ Israeliten, vernehmt meine Worte! Jesus der Nazoräer wurde von Gott bei euch beglaubigt durch Machterweise, Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn, wie ihr selber wißt, in eurer Mitte gewirkt hat.  Den habt ihr nach Gottes festgesetztem Ratschluß und Vorherwissen ausgeliefert und durch die Hände der Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen und getötet. Aber Gott hat die Wehen des Todes gelöst und ihn auferweckt. Denn unmöglich konnte er von diesem festgehalten werden. Sagt doch David von ihm: Allezeit habe ich den Herrn vor Augen. Er steht mir zur Rechten, daß ich nicht wanke.  Des freut sich mein Herz und frohlockt meine Zunge. Auch mein Fleisch wird ruhen in Sicherheit, denn meine Seele gibst du der Unterwelt nicht preis, und läßt deinen Heiligen nicht schauen die Verwesung. Kund tust du mir die Pfade zum Leben, erfüllst mich mit Wonne vor deinem Angesicht. Brüder, ich darf doch mit Freimut zu euch über den Patriarchen David reden: Er ist gestorben und begraben, und sein Grabmal befindet sich unter uns bis auf diesen Tag. Da er ein Prophet war und wußte, daß Gott ihm mit einem Eid zugesichert hatte, er werde einen seiner leiblichen Nachkommen auf seinen Thron erheben, sagte er vorausschauend von der Auferstehung des Messias, dieser werde nicht der Unterwelt preisgegeben und sein Fleisch werde nicht die Verwesung schauen. Eben diesen Jesus hat Gott auferweckt. Dafür sind wir alle Zeugen. Zur Rechten Gottes erhöht, hat er den verheißenen Heiligen Geist vom Vater empfangen und ihn nun ausgegossen, wie ihr seht und hört. Denn David ist nicht in den Himmel gefahren, und doch sagte er: Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten,  bis ich deine Feinde als Schemel dir zu Füßen lege. Mit Sicherheit erkenne denn das ganze Haus Israel: Eben den Jesus, den ihr gekreuzigt habt, hat Gott zum Herrn und Messias gemacht!"  Als sie das hörten, ging es ihnen durchs Herz. Sie sagten zu Petrus und den anderen Aposteln: "Brüder, was sollen wir tun?" Petrus erwiderte ihnen: "Bekehrt euch, und ein jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden; so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euch und euren Kindern gilt die Verheißung, aber auch allen Fernstehenden, soviel ihrer der Herr unser Gott berufen wird." Noch mit vielen anderen Worten legte er Zeugnis ab und ermahnte sie: "Laßt euch retten aus diesem verderbten Geschlecht!" Die nun sein Wort annahmen, wurden getauft. An jenem Tag kamen gegen dreitausend Seelen hinzu. Leben der ersten ChristenSie hielten fest an der Lehre der Apostel und an der Gemeinschaft, am Brotbrechen und am Gebet.  Jedermann war von Furcht ergriffen; geschahen doch durch die Apostel viele Wunder und Zeichen. Alle Gläubigen hielten zusammen und hatten alles gemeinsam. Sie verkauften Hab und Gut und verteilten den Erlös an alle, je nachdem einer bedürftig war. Täglich verharrten sie einmütig im Tempel, brachen in den Häusern das Brot und genossen ihre Speise in Frohsinn und Schlichtheit des Herzens.  Sie priesen Gott und waren beim ganzen Volk beliebt. Der Herr aber führte ihnen täglich die zu, die das Heil erlangen sollten. Heilung eines LahmgeborenenPetrus und Johannes gingen zur neunten Stunde zum Gebet hinauf in den Tempel.  Da wurde ein Mann herbeigetragen, der von Geburt an lahm war. Tag für Tag setzte man ihn an das sogenannte Schöne Tor des Tempels, damit er von den Tempelbesuchern ein Almosen erbitte.  Als er sah, wie Petrus und Johannes in den Tempel gehen wollten, sprach er sie um ein Almosen an. Da faßte ihn Petrus mit Johannes scharf ins Auge und sagte: "Sieh uns an!" Er schaute sie an in der Hoffnung, etwas von ihnen zu erhalten. Petrus aber sagte: "Silber und Gold habe ich nicht. Was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi des Nazoräers steh auf und geh umher!" Damit faßte er ihn an der rechten Hand und richtete ihn auf. Sogleich kam Kraft in seine Füße und Gelenke. Er sprang auf und konnte stehen und gehen. Er ging mit ihnen in den Tempel, sprang ständig umher und lobte Gott. Das ganze Volk sah, wie er umherging und Gott lobte. Es erkannte in ihm den Mann, der des Almosens wegen am Schönen Tor des Tempels gesessen hatte, und wurde von Verwunderung ergriffen; es war ganz außer sich über das, was mit ihm geschehen war. Rede des PetrusEr hielt Petrus und Johannes fest, und so lief alles Volk voll Verwunderung in der sogenannten Halle Salomos bei ihnen zusammen. Als Petrus das sah, sagte er zu dem Volk: "Israeliten, was wundert ihr euch darüber, oder warum starrt ihr uns an, als ob wir aus eigener Kraft oder Frömmigkeit diesen zum Gehen gebracht hätten? Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr ausgeliefert und vor Pilatus verleugnet habt, als dieser entschlossen war, ihn freizulassen.  Ihr habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und euch einen Mörder losgebeten. Ihr habt den Urheber des Lebens getötet. Aber Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Dafür sind wir Zeugen. Auf Grund des Glaubens an seinen Namen hat er diesem, den ihr seht und kennt, Kraft verliehen; durch den Glauben hat er ihm vor euer aller Augen die volle Gesundheit geschenkt. Brüder, ich weiß, daß ihr aus Unwissenheit gehandelt habt, wie auch eure Vorsteher. Gott aber hat auf diese Weise in Erfüllung gehen lassen, was er durch den Mund aller Propheten vorausverkündet hat, daß sein Messias leiden müsse. So tut denn Buße und bekehrt euch, damit eure Sünden getilgt werden.  Dann kommen vom Herrn Zeiten der Erquickung, und er sendet den Messias, den er für euch bestimmt hat, Jesus. Ihn muß freilich der Himmel aufnehmen bis zu der Zeit, da alles wiederhergestellt ist, wie es Gott von alters her durch den Mund seiner heiligen Propheten verkündet hat. Mose hat gesagt: Einen Propheten wie mich wird euch der Herr unser Gott aus euren Brüdern erwecken. Auf ihn sollt ihr hören in allem, was er euch sagt.  Wer aber auf diesen Propheten nicht hört, soll aus dem Volk ausgerottet werden. Auch alle anderen Propheten, Samuel und die nach ihm gekommen waren, so viele ihrer auch geredet haben, haben auf diese Tage hingewiesen. Ihr seid die Söhne der Propheten und gehört dem Bund an, den Gott mit euren Vätern geschlossen hat, da er zu Abraham sagte: Durch deinen Nachkommen sollen alle Stämme der Erde gesegnet werden.   Für euch zunächst hat Gott seinen Knecht erweckt und ihn gesandt, daß er euch segne, wofern sich ein jeder unter euch von seinen Übeltaten abwendet."  Gefangennahme des Petrus und JohannesWährend sie noch zum Volk redeten, traten die Priester, der Tempelhauptmann und die Sadduzäer auf sie zu.  Sie waren ungehalten darüber, daß sie das Volk lehrten und in Jesus die Auferstehung von den Toten verkündeten. Deshalb legten sie Hand an sie und ließen sie bis zum folgenden Tag in Gewahrsam bringen; denn es war bereits Abend. Viele aber von denen, die die Predigt gehört hatten, wurden gläubig; so stieg die Zahl der Männer auf ungefähr fünftausend. Verhör vor dem Hohen RatAm folgenden Tag versammelten sich ihre Vorsteher, die Ältesten und die Schriftgelehrten in Jerusalem, sowie Hannas, der Hohepriester, und Kajaphas, Johannes, Alexander und überhaupt alle, die aus hohepriesterlichem Geschlecht waren. Man stellte sie in die Mitte und fragte sie: "Mit welcher Vollmacht oder in wessen Namen habt ihr das getan?" Da sagte Petrus, vom Heiligen Geist erfüllt, zu ihnen: "Vorsteher des Volkes und Älteste, hört! Wenn wir heute vernommen werden wegen einer Wohltat an einem kranken Mann, darüber, durch wen er geheilt worden ist, so sei euch allen und dem ganzen Volk Israel kund: Durch den Namen Jesu Christi des Nazoräers, den ihr gekreuzigt habt, den aber Gott von den Toten auferweckt hat: durch ihn steht dieser Mann gesund vor euch. Jener ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen ward, der aber zum Eckstein geworden ist. In keinem anderen ist das Heil. Denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir das Heil erlangen sollen." Als sie den Freimut des Petrus und Johannes sahen und erfuhren, daß es ungelehrte und einfache Männer waren, wunderten sie sich. Sie erkannten sie als frühere Jünger Jesu. Da sie auch den Geheilten bei ihnen stehen sahen, wußten sie nichts zu entgegnen. Sie ließen sie aus der Versammlung wegführen. Dann berieten sie miteinander. Sie sagten: "Was sollen wir mit diesen Menschen anfangen? Denn daß offenbar ein Wunder durch sie geschehen ist, ist allen Bewohnern Jerusalems bekannt. Wir können es nicht leugnen. Damit sich die Sache aber nicht noch weiter im Volk verbreitet, wollen wir ihnen unter Drohungen einschärfen, daß sie mit keinem Menschen mehr von diesem Namen reden." Sie riefen sie wieder herein und verboten ihnen, je wieder im Namen Jesu zu predigen und zu lehren. Aber Petrus und Johannes erwiderten ihnen: "Ob es vor Gott recht ist, mehr auf euch als auf Gott zu hören, darüber urteilt selbst. Denn wir können unmöglich darüber schweigen, was wir gesehen und gehört haben." Unter erneuten Drohungen gaben sie sie frei. Denn sie fanden keinen Grund, sie zu bestrafen, schon wegen des Volkes, weil alle ob des Geschehenen Gott priesen, denn der Mann, der so wunderbar geheilt worden war, war schon über vierzig Jahre alt. Gebet der GemeindeAls sie freigelassen waren, gingen sie zu den Ihren und berichteten ihnen alles, was die Hohenpriester und die Ältesten zu ihnen gesagt hatten. Dies gehört habend, erhoben alle einmütig ihre Stimme zu Gott und beteten: "Herr, du bist der Schöpfer des Himmels und der Erde, des Meeres und aller Wesen! Du hast durch den Heiligen Geist durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes, gesagt: Was toben die Heiden und sinnen Eitles die Völker?  Der Erde Könige erheben sich, zusammen tun sich die Fürsten wider den Herrn und wider seinen Gesalbten. Ja, wahrlich versammelt haben sich in dieser Stadt Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Stämmen Israels gegen deinen heiligen Knecht Jesus, deinen Gesalbten.  Doch sollten sie nur ausführen, was deine Hand und dein Ratschluß im voraus bestimmt hatten. Und nun, o Herr, sieh, wie sie drohen! Gib darum deinen Knechten, daß sie mit allem Freimut dein Wort verkünden. Strecke deine Hand aus, daß durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus Heilungen, Zeichen und Wunder geschehen."  Nach ihrem Gebet erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und verkündeten mit Freimut das Wort Gottes. Christliches GemeindelebenDie Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etwas von seinem Besitztum sein eigen. Alles hatten sie vielmehr gemeinsam. Mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung des Herrn Jesus, und reiche Gnade ruhte auf ihnen allen. Bedürftige gab es nicht unter ihnen, denn wer Grundstücke oder Häuser besaß, veräußerte sie, brachte den Erlös aus dem Verkauf und legte ihn den Aposteln zu Füßen; davon wurde dann jedem zugeteilt, was er nötig hatte. So verkaufte der Levit Josef aus Zypern, der von den Aposteln den Beinamen Barnabas, das heißt "Sohn des Trostes", erhalten hatte, ein Grundstück, das er besaß, brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen. Hananias und SaphiraAber ein Mann namens Hananias verkaufte zusammen mit seiner Frau Saphira ein Grundstück und behielt, mit Wissen seiner Frau, einen Teil von dem Erlös zurück, den anderen brachte er und legte ihn den Aposteln zu Füßen. Da sagte Petrus: "Hananias, warum hat der Satan von deinem Herzen Besitz genommen, daß du den Heiligen Geist belogen und einen Teil von dem Erlös des Grundstückes auf die Seite geschafft hast? Blieb es nicht dein Eigentum, wenn es unverkauft blieb? Und wenn du es verkauftest, konntest du nicht frei über den Erlös verfügen? Wie konntest du dir nur so etwas in den Sinn kommen lassen? Du hast nicht Menschen belogen, sondern Gott!" Bei diesen Worten fiel Hananias um und gab den Geist auf. Große Furcht kam über alle, die es hörten. Die jungen Männer standen auf, hüllten ihn ein, trugen ihn hinaus und begruben ihn. Es vergingen etwa drei Stunden. Da kam auch seine Frau herein, ohne zu wissen, was vorgefallen war. Petrus sprach sie an und fragte: "Sag mir, habt ihr das Grundstück für soviel verkauft?" Sie erwiderte: "Ja, für soviel." Da sagte Petrus zu ihr: "Warum habt ihr euch verabredet, den Geist des Herrn zu versuchen? Schon stehen die Füße derer, die deinen Mann zu Grabe trugen, vor der Tür, um auch dich hinauszutragen." Sogleich fiel sie vor seinen Füßen um und gab den Geist auf. Die jungen Leute traten ein und fanden sie tot. Sie trugen sie hinaus und bestatteten sie neben ihrem Mann. Große Furcht kam über die ganze Kirche und über alle, die das hörten. Wunder der ApostelDurch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder unter dem Volk. Einmütig hielten sich alle in der Halle Salomos auf.  Von den anderen wagte niemand, sich ihnen anzuschließen; doch beim Volk standen sie hoch in Ehren. Immer mehr wuchs die Zahl der Männer und Frauen, die den Glauben an den Herrn annahmen. So brachte man sogar die Kranken auf die Straßen und legte sie auf Betten und Bahren, damit wenigstens der Schatten des Petrus beim Vorübergehen auf den einen oder anderen von ihnen falle.  Auch aus den umliegenden Städten strömte das Volk nach Jerusalem und brachte Kranke und von unreinen Geistern Geplagte. Alle wurden geheilt. Gefangennahme der ApostelVoll Eifersucht erhoben sich der Hohepriester und alle seine Anhänger, die Partei der Sadduzäer.  Sie legten Hand an die Apostel und ließen sie in das öffentliche Gefängnis werfen. Allein in der Nacht öffnete ein Engel des Herrn die Türen des Gefängnisses, führte sie hinaus und sagte: "Geht hin, tretet im Tempel auf und kündet dem Volk alle Worte dieses Lebens." Auf diese Weisung hin gingen sie bei Tagesanbruch in den Tempel und lehrten. - Als der Hohepriester und seine Anhänger erschienen, beriefen sie den Hohen Rat, alle Ältesten der Israeliten, ein und befahlen, die Apostel aus dem Gefängnis herbeizuführen. Die Gerichtsdiener gingen hin und fanden sie nicht im Gefängnis. Sie kehrten zurück und meldeten: "Wir fanden das Gefängnis mit aller Sorgfalt verschlossen und die Wächter auf ihrem Posten an den Türen. Wir öffneten, fanden aber niemand darin." Bei dieser Nachricht fragten sich der Tempelhauptmann und die Hohenpriester ratlos, was da wohl geschehen sei. Da kam jemand mit der Meldung: "Die Männer, die ihr ins Gefängnis gebracht habt, befinden sich im Tempel und lehren das Volk!" Da ging der Hauptmann mit den Gerichtsdienern hin und holte sie herbei, doch ohne Gewalt; denn sie fürchteten, vom Volk gesteinigt zu werden. Bekenntnis des PetrusSie führten sie also herbei und stellten sie vor den Hohen Rat. Der Hohepriester verhörte sie und sagte: "Wir haben euch doch streng verboten, in diesem Namen zu lehren. Gleichwohl erfüllt ihr Jerusalem mit eurer Lehre und wollt das Blut dieses Menschen über uns bringen."  Petrus und die anderen Apostel erwiderten: "Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr ans Kreuzesholz gehängt und getötet habt. Ihn hat Gott zu seiner Rechten zum Herrscher und Retter erhöht, um Israel Bekehrung und Vergebung der Sünden zu gewähren. Für diese Tatsachen sind wir Zeugen und der Heilige Geist, den Gott denen verliehen hat, die ihm gehorchen." Bei diesen Worten gerieten jene in Wut und wollten sie töten. Rat des GamalielDa erhob sich im Hohen Rat ein Pharisäer namens Gamaliel, ein Gesetzeslehrer, der beim ganzen Volk angesehen war. Er hieß die Männer auf kurze Zeit hinausführen.  Dann sagte er zu ihnen: "Israeliten, überlegt euch wohl, was ihr mit diesen Leuten tun wollt. Denn vor einiger Zeit erhob sich Theudas, gab sich für etwas Besonderes aus und gewann einen Anhang von etwa vierhundert Mann. Aber er wurde getötet, und alle seine Anhänger wurden zersprengt und vernichtet. Nach ihm erhob sich Judas von Galiläa in den Tagen der Volkszählung und verleitete viel Volk zum Abfall. Auch er kam um, und alle seine Anhänger wurden zerstreut. Im Hinblick darauf sage ich euch jetzt: Laßt ab von diesen Leuten und laßt sie. Denn stammt dieses Vorhaben oder dieses Unternehmen nur von Menschen, so geht es zugrunde, stammt es aber wirklich von Gott, so könnt ihr es nicht zerstören; ja, ihr könntet sogar als Widersacher Gottes dastehen." - Sie hörten auf ihn.  Sie riefen die Apostel herein, ließen sie geißeln und verboten ihnen, im Namen Jesu zu reden. Darauf ließ man sie frei.  Diese aber gingen voll Freude vom Hohen Rat hinweg, weil sie würdig befunden waren, um des Namens (Jesu) willen Schmach zu leiden. Sie hörten nicht auf, Tag für Tag im Tempel und in den Häusern zu lehren und die frohe Botschaft von Jesus als dem Messias zu verkünden. Einsetzung von DiakonenAls in jenen Tagen die Zahl der Jünger wuchs, kam es dazu, daß die Hellenisten den Hebräern gegenüber ihre Unzufriedenheit äußerten, weil ihre Witwen bei der täglichen Versorgung zurückgesetzt würden.  So beriefen die Zwölf die Gemeinde der Jünger und erklärten: "Es ist nicht recht, daß wir das Wort Gottes vernachlässigen und für den Tisch sorgen. Darum, Brüder, seht euch um und wählt aus eurer Mitte sieben Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit; die wollen wir für diese Aufgabe bestellen. Wir aber wollen dem Gebet und dem Dienst am Wort obliegen." Der Vorschlag gefiel der ganzen Versammlung. Sie wählten Stephanus, einen Mann voll des Glaubens und des Heiligen Geistes, ferner Philippus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus, einen Proselyten aus Antiochia.  Die nun stellten sie den Aposteln vor, die ihnen unter Gebet die Hände auflegten.  Das Wort Gottes breitete sich immer mehr aus, und die Zahl der Jünger nahm in Jerusalem stark zu. Auch eine große Menge von Priestern unterwarf sich dem Glauben. Anklage gegen StephanusStephanus, voll Gnade und Kraft, wirkte große Wunder und Zeichen unter dem Volk. Da erhoben sich einige von der sogenannten Synagoge der Libertiner, der Zyrenäer, der Alexandriner und derer aus Zilizien und Asien und stritten mit Stephanus.  Aber sie vermochten der Weisheit und dem Geist nicht standzuhalten, mit dem er sprach. Da stifteten sie Männer an, die aussagen mußten: "Wir haben ihn Lästerungen gegen Mose und gegen Gott führen hören." So wiegelten sie das Volk, die Ältesten und die Schriftgelehrten auf. Dann überfielen sie ihn und schleppten ihn vor den Hohen Rat. Dort ließen sie falsche Zeugen aussagen: "Dieser Mensch hört nicht auf, Reden gegen diese heilige Stätte und das Gesetz zu halten. So haben wir ihn sagen hören: Jesus, der Nazoräer, wird diese Stätte zerstören und die Satzungen abändern, die Mose uns überliefert hat."  Alle, die im Hohen Rat saßen, richteten ihren Blick auf ihn, und sein Antlitz schien ihnen wie das Antlitz eines Engels. Verteidigungsrede des Stephanus: Die Zeit der PatriarchenDer Hohepriester fragte: "Verhält sich das so?" Er antwortete: "Brüder und Väter, hört! Der Gott der Herrlichkeit ist unserem Vater Abraham erschienen, als er noch in Mesopotamien lebte, bevor er sich in Haran niedergelassen hatte. Er sagte zu ihm: Zieh weg aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und komm in das Land, das ich dir zeigen werde.  Da zog er weg aus dem Land der Chaldäer und ließ sich in Haran nieder. Von dort ließ ihn Gott nach dem Tod seines Vaters in das Land übersiedeln, in dem ihr jetzt wohnt. Doch gab er ihm darin keinen Fußbreit zu eigen, verhieß ihm jedoch, es ihm und seinen Nachkommen zum Besitz zu geben, obwohl Abraham noch keinen Sohn hatte. Und doch sagte Gott: Seine Nachkommen werden als Fremdlinge in einem fremden Land leben. Vierhundert Jahre lang wird man sie knechten und bedrücken.  Aber das Volk, dem sie dienstbar werden, will ich richten , sagte Gott. Danach sollen sie ausziehen und mir an diesem Ort dienen. Dann schloß er mit ihm den Bund der Beschneidung; - Abraham zeugte Isaak und beschnitt ihn am achten Tag, und Isaak den Jakob und Jakob die zwölf Stammväter. Die Stammväter aber waren eifersüchtig auf Josef und verkauften ihn nach Ägypten. Doch Gott war mit ihm. Er rettete ihn aus allen seinen Bedrängnissen und verlieh ihm Gunst und Weisheit vor Pharao, dem König von Ägypten, der ihn zum Herrscher über Ägypten und über sein ganzes Haus bestellte. Da kam eine Hungersnot über ganz Ägypten und Kanaan. Das Elend war groß, und unsere Väter fanden keine Nahrung. Als Jakob hörte, in Ägypten gebe es Getreide, sandte er unsere Väter zum erstenmal dorthin. Beim zweitenmal gab sich Josef seinen Brüdern zu erkennen, und dem Pharao wurde Josefs Herkunft bekannt. Josef ließ dann seinen Vater Jakob und die ganze Verwandtschaft zu sich kommen, fünfundsiebzig Seelen. So zog denn Jakob hinab nach Ägypten, wo er starb, ebenso unsere Väter. Man überführte sie nach Sichem und setzte sie in dem Grab bei, das Abraham von den Söhnen Hamors in Sichem für eine Summe Geldes gekauft hatte. Die Zeit des MoseAls die Zeit der Verheißung nahte, die Gott dem Abraham zugesagt hatte, mehrte sich das Volk in Ägypten und wurde sehr zahlreich. Schließlich gelangte ein anderer König zur Herrschaft über Ägypten, der von Josef nichts wußte. Dieser verfuhr arglistig mit unserem Volk. Er zwang unsere Väter, ihre neugeborenen Kinder auszusetzen, damit sie nicht am Leben blieben. In dieser Zeit wurde Mose geboren, und er war Gott wohlgefällig. Drei Monate wurde er im Vaterhaus aufgezogen.  Als man ihn dann aussetzte, nahm ihn die Tochter Pharaos zu sich und erzog ihn als ihren Sohn. So wurde Mose in aller Weisheit der Ägypter unterwiesen und war mächtig in Wort und Tat. Als er vierzig Jahre alt war, kam ihm der Gedanke, sich nach seinen Brüdern, den Israeliten, umzusehen. Er sah, wie einem Unrecht geschah. Er schritt ein, verschaffte Recht dem Unterdrückten und erschlug den Ägypter. Er glaubte, seine Brüder würden merken, daß Gott ihnen durch seine Hand Rettung bringen wolle. Aber sie merkten es nicht. Am folgenden Tag erschien er bei ihnen, als sie im Streit lagen. Er wollte sie miteinander versöhnen und Frieden schaffen und sagte: Ihr Männer, ihr seid doch Brüder! Warum tut ihr einander Unrecht?   Doch der dem Nächsten Unrecht tat, stieß ihn zurück mit den Worten: Wer hat dich zum Oberhaupt und Richter über uns bestellt? Willst du mich etwa umbringen, wie du gestern den Ägypter getötet hast? Auf dieses Wort hin ergriff Mose die Flucht und lebte als Fremdling im Land Midian, wo er zwei Söhne zeugte. Vierzig Jahre waren vergangen. Da erschien ihm in der Wüste am Berg Sinai ein Engel in der Flamme eines brennenden Dornbusches. Voll Verwunderung sah Mose die Erscheinung. Als er hinzutrat, sie zu betrachten, erscholl die Stimme des Herrn: Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs. - Mose erbebte und wagte nicht hinzuschauen. Der Herr aber sagte zu ihm: Ziehe die Schuhe von deinen Füßen! Denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land. Wohl gesehen habe ich die Unterdrückung meines Volkes in Ägypten und sein Seufzen gehört. Darum bin ich herabgekommen, es zu befreien. So komm denn, ich will dich nach Ägypten senden. Diesen Mose, den sie mit den Worten abgewiesen hatten: Wer hat dich zum Oberhaupt und Richter bestellt?, gerade den sandte Gott als Oberhaupt und Befreier unter dem Schutz des Engels, der ihm im Dornbusch erschienen war. Er führte sie heraus unter Wundern und Zeichen, die er im Land Ägypten, im Roten Meer und in der Wüste vierzig Jahre lang vollbrachte. Dieser Mose ist es, der zu den Israeliten sagte: Einen Propheten wie mich wird euch Gott aus euren Brüdern erwecken.   Er ist es, der bei der Gemeinde in der Wüste der Vermittler war zwischen dem Engel, der am Berge Sinai mit ihm redete, und unseren Vätern. Er empfing lebenspendende Offenbarungen, um sie uns mitzuteilen. Doch unsere Väter wollten ihm nicht gehorchen. Sie lehnten ihn vielmehr ab, und kehrten sich innerlich wieder Ägypten zu. Sie sagten zu Aaron: Mache uns Götter, die vor uns herziehen; denn wir wissen nicht, was mit diesem Mose geschehen ist, der uns aus Ägypten herausgeführt hat. So fertigten sie denn in jenen Tagen ein Kalb an, brachten dem Götzenbild Opfer dar und ergötzten sich an dem Gebilde ihrer Hände. Da wandte sich Gott von ihnen ab und ließ sie dem Dienst der Gestirne anheimfallen. Darüber steht im Buch des Propheten geschrieben: Habt ihr mir etwa Schlacht- und Brandopfer dargebracht die vierzig Jahre in der Wüste, Haus Israel?  Das Zelt des Moloch habt ihr mitgeführt und das Sternbild des Gottes Romfa, Bilder, die ihr verfertigt habt, um sie anzubeten. Darum will ich euch über Babylon hinaus verbannen. Die Zeit von Mose bis SalomoIn der Wüste hatten unsere Väter das Bundeszelt. So hatte es der angeordnet, der Mose befahl, es nach dem Bild herzustellen, das er gesehen hatte. Dieses übernahmen unsere Väter und brachten es auch mit, als sie unter Josua das Land der Heiden besetzten, die Gott vor unseren Vätern vertrieben hatte. So blieb es bis zu den Tagen Davids. Dieser fand Gefallen vor Gott und bat, für den Gott Jakobs eine Wohnstätte errichten zu dürfen. Doch erst Salomo baute ihm ein Haus. Indes wohnt der Allerhöchste nicht in Gebäuden von Menschenhänden. Sagt doch der Prophet: `Mein Thron ist der Himmel und meiner Füße Schemel die Erde. Was für ein Haus wollt ihr mir bauen - spricht der Herr - oder was soll meine Ruhestätte sein?  Hat nicht meine Hand das alles geschaffen?´ Die GegenwartIhr Halsstarrigen, unbeschnitten an Herz und Ohr! Allzeit widersteht ihr dem Heiligen Geist; wie eure Väter, so auch ihr.  Wo war ein Prophet, den eure Väter nicht verfolgt hätten? Sie haben jene getötet, die von der Ankunft des Gerechten weissagten. Dessen Verräter und Mörder seid ihr nun geworden. Auf Anordnung von Engeln hin habt ihr das Gesetz empfangen, aber ihr habt es nicht gehalten."  Steinigung des StephanusAls sie dies hörten, ergrimmten sie in ihren Herzen und knirschten mit den Zähnen wider ihn. Er aber blickte voll des Heiligen Geistes unverwandt zum Himmel auf, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen und rief aus: "Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen." Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu und stürmten alle wie ein Mann auf ihn los. Sie stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes mit Namen Saulus nieder.  So steinigten sie Stephanus. Er aber betete: "Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!" Er sank in die Knie und rief mit lauter Stimme: "Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!" Mit diesen Worten entschlief er. Verfolgung der ChristenSaulus aber war mit seiner Ermordung einverstanden. - An jenem Tag kam es zu einer großen Verfolgung der Kirche zu Jerusalem. Alle, mit Ausnahme der Apostel, wurden über das Land von Judäa und Samaria versprengt.  Den Stephanus bestatteten fromme Männer und hielten eine große Totenklage um ihn. Saulus aber versuchte, die Kirche zugrunde zu richten. Er drang in die Häuser ein, schleppte Männer und Frauen weg und warf sie ins Gefängnis. ÜBERGANG DER KIRCHE ZU DEN HEIDENPhilippus in SamariaDie Versprengten zogen nun umher und verkündeten das Wort. So zog Philippus hinab in die Stadt Samaria und predigte dort vom Messias. Die Volksscharen lauschten einmütig den Worten des Philippus, die sie hörten, da sie die Zeichen sahen, die er wirkte. Denn aus vielen Besessenen fuhren die unreinen Geister mit lautem Geschrei aus, und viele Lahme und Krüppel wurden geheilt.  So war großer Jubel in jener Stadt. Schon vorher hatte in der Stadt ein Mann namens Simon Zauberei getrieben und das Volk Samarias betört, da er sich für etwas Großes ausgab. Alles, groß und klein, hing ihm an und sagte: "Das ist die Kraft Gottes, genannt die Große ." Sie hingen ihm an, weil er sie lange Zeit mit seinen Zauberkünsten betört hatte. Als aber Philippus die frohe Botschaft vom Reich Gottes und vom Namen Jesu Christi verkündete, ließen sich sowohl Männer als auch Frauen taufen. Selbst Simon wurde gläubig. Nach seiner Taufe schloß er sich eng an Philippus an und kam nicht aus dem Staunen heraus, als er die großen Zeichen und Wunder sah, die da geschahen. Petrus und Johannes in SamariaAls die Apostel in Jerusalem hörten, Samaria habe das Wort Gottes angenommen, sandten sie Petrus und Johannes dorthin. Diese zogen hinab und beteten für sie, damit sie den Heiligen Geist empfingen -  denn er war noch auf keinen von ihnen herabgekommen; sie waren nur getauft worden auf den Namen des Herrn Jesus. - Dann legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist. Als Simon sah, daß durch die Handauflegung der Apostel der Geist verliehen wurde, bot er ihnen Geld an und sagte: "Gebt auch mir diese Vollmacht, daß jeder, dem ich die Hände auflege, den Heiligen Geist empfange."  Petrus jedoch entgegnete ihm: "Dein Geld fahre mit dir ins Verderben, weil du geglaubt hast, du könntest die Gabe Gottes für Geld erkaufen. Du hast keinen Anteil und kein Anrecht darauf; denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott. Laß also ab von deiner Bosheit und bete zum Herrn. Vielleicht wird dir dann deines Herzens Trachten vergeben. Denn wie ich sehe, bist du voll bitterer Galle und von Bosheit umstrickt." Da erwiderte Simon: "Betet ihr für mich zum Herrn, daß nichts von dem mich trifft, was ihr gesagt habt." So bezeugten und predigten sie das Wort des Herrn. Darauf kehrten sie nach Jerusalem zurück und verkündeten noch in vielen Ortschaften der Samariter die frohe Botschaft. Bekehrung des ÄthiopiersEin Engel des Herrn sagte zu Philippus: "Mache dich auf und geh nach Süden auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt; sie ist einsam." Er machte sich auf und ging. Ein Äthiopier, ein Kämmerer und Würdenträger der Königin Kandake von Äthiopien, und ihr oberster Schatzmeister, war nach Jerusalem gekommen, um Gott anzubeten.  Jetzt war er auf dem Heimweg. Er saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja. Da sagte der Geist zu Philippus: "Geh hin und halte dich an diesen Wagen!" Philippus lief hin und hörte, wie jener den Propheten Jesaja las. Er fragte: "Verstehst du auch, was du liest?" Der antwortete: "Wie könnte ich, wenn mich niemand anleitet?" Und er lud Philippus ein, aufzusteigen und bei ihm Platz zu nehmen. Die Schriftstelle, die er gerade las, lautete: "Wie ein Schaf, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer verstummt, tut er seinen Mund nicht auf.  Durch seine Erniedrigung ward das Gericht über ihn aufgehoben. Wer mag sein Geschlecht beschreiben? Weggenommen von der Erde wird sein Leben." Der Kämmerer fragte nun Philippus: "Ich bitte dich, von wem sagt dies der Prophet? Von sich oder von einem anderen?" Da nahm Philippus das Wort und verkündete ihm die frohe Botschaft von Jesus, wobei er von dieser Schriftstelle ausging. Als sie so des Weges dahinzogen, kamen sie an ein Wasser. Da sagte der Kämmerer: "Siehe, hier ist Wasser. Was hindert, daß ich getauft werde?" [ Philippus erwiderte: "Wenn du von ganzem Herzen glaubst, darf es geschehen." Er sagte: "Ich glaube, daß Jesus Christus der Sohn Gottes ist."]  Er ließ den Wagen halten und beide, Philippus und der Kämmerer, stiegen ins Wasser hinab; und er taufte ihn. Als sie dem Wasser entstiegen waren, entrückte der Geist des Herrn den Philippus. Der Kämmerer sah ihn nicht mehr. Doch voll Freude zog er seines Weges weiter. Philippus aber befand sich in Aschdod. Er zog weiter und verkündete in allen Städten das Evangelium, bis er nach Cäsarea gelangte. Bekehrung des HeidenapostelsSaulus schnaubte Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn. Er ging zum Hohenpriester und erbat sich von ihm Briefe an die Synagogen in Damaskus. Falls er Anhänger dieser Lehre dort treffe, wollte er sie, Männer und Frauen, in Fesseln nach Jerusalem führen.  Während er dahinzog und sich Damaskus näherte, umstrahlte ihn plötzlich ein Licht vom Himmel. Er stürzte zu Boden und vernahm eine Stimme, die ihm zurief: "Saul, Saul, warum verfolgst du mich?" Er fragte: "Wer bist du, Herr?" Dieser antwortete: "Ich bin Jesus, den du verfolgst.  Steh auf und geh in die Stadt. Dort wird man dir sagen, was du tun sollst."  Seine Reisegefährten standen sprachlos da. Sie hörten zwar die Stimme, sahen aber niemand. Saulus erhob sich vom Boden. Als er die Augen aufschlug, konnte er nicht sehen. Da nahmen sie ihn bei der Hand und führten ihn nach Damaskus. Drei Tage blieb er blind und nahm weder Speise noch Trank zu sich. In Damaskus lebte ein Jünger namens Hananias. Zu dem sagte der Herr in einer Erscheinung: "Hananias!" Er antwortete: "Hier bin ich, Herr." Der Herr gebot ihm: "Mache dich auf, geh in die sogenannte Gerade Straße und frage im Haus des Judas nach einem Mann mit Namen Saulus aus Tarsus. Denn siehe, er betet.  In einem Gesicht hat er gesehen, wie ein Mann namens Hananias zu ihm kommt und ihm die Hände auflegt, damit er wieder sehend werde." Hananias entgegnete: "Herr, ich habe von vielen Seiten gehört, wieviel Böses gerade dieser Mann deinen Heiligen in Jerusalem zugefügt hat.  Und hier hat er von den Hohenpriestern Vollmacht, alle, die deinen Namen anrufen, in Fesseln zu legen." Der Herr aber sagte zu ihm: "Geh hin! Denn ein auserwähltes Werkzeug ist mir dieser, meinen Namen vor Heiden und Könige und vor die Israeliten zu tragen. Ich selbst werde ihm zeigen, wieviel er für meinen Namen leiden muß." Hananias machte sich auf den Weg. Er trat in das Haus und legte ihm die Hände auf mit den Worten: "Saul, Bruder, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Weg hierher erschienen ist. Du sollst wieder sehend werden und mit Heiligem Geist erfüllt werden." Sofort fiel es wie Schuppen von seinen Augen. Er konnte wieder sehen. Er erhob sich und ließ sich taufen. Erstes Auftreten des HeidenapostelsNachdem er Nahrung zu sich genommen hatte, kam er wieder zu Kräften. Er blieb noch einige Zeit bei den Jüngern in Damaskus und verkündete alsbald in den Synagogen, daß Jesus der Sohn Gottes ist. Alle, die ihn hörten, staunten und sagten: "Ist das nicht der Mann, der in Jerusalem die Bekenner dieses Namens zu vernichten suchte? Ist er nicht hierher gekommen, um sie in Fesseln zu den Hohenpriestern zu bringen?" Saulus aber trat immer kraftvoller auf und brachte die Juden in Damaskus außer Fassung, indem er nachwies, daß Jesus der Messias ist.  Geraume Zeit hernach faßten die Juden den Plan, ihn zu ermorden. Doch ihr Anschlag wurde Saulus bekannt. Tag und Nacht bewachten sie aber auch die Tore, um ihn aus dem Weg zu räumen. Da ließen ihn seine Jünger bei Nacht in einem Korb über die Mauer hinab. Der Heidenapostel in JerusalemEr kam nach Jerusalem und suchte, mit den Jüngern in Verbindung zu treten. Aber alle fürchteten sich vor ihm. Sie konnten nicht glauben, daß er ein Jünger sei.  Da nahm sich Barnabas seiner an. Er führte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie er unterwegs den Herrn gesehen, wie dieser mit ihm geredet und wie er dann in Damaskus freimütig im Namen Jesu gepredigt habe. So ging er dann in Jerusalem bei ihnen ein und aus und predigte freimütig im Namen des Herrn. Er redete auch mit Hellenisten und setzte sich mit ihnen auseinander. Die aber planten, ihn umzubringen. Als die Brüder das erfuhren, geleiteten sie ihn nach Cäsarea hinab und entließen ihn nach Tarsus. Petrus in LyddaDie Kirche hatte nun in ganz Judäa, Galiläa und Samaria Frieden. Sie baute sich auf, lebte in der Furcht des Herrn und mehrte sich durch den Beistand des Heiligen Geistes. Petrus zog überall umher und kam auch zu den Heiligen in Lydda. Dort traf er einen Mann namens Äneas, der schon acht Jahre gelähmt zu Bett lag. Petrus sagte zu ihm: "Äneas, der Herr Jesus Christus macht dich gesund. Steh auf und mache dir selbst dein Bett zurecht!" Sofort erhob er sich. Alle Bewohner von Lydda und Scharon sahen ihn und bekehrten sich zum Herrn. Petrus in JoppeIn Joppe lebte eine Jüngerin namens Tabita, das übersetzt "Gazelle" bedeutet. Sie war sehr reich an guten Werken und Almosen, die sie spendete.  In jenen Tagen nun wurde sie krank und starb. Man wusch sie und bahrte sie im Obergemach auf. Lydda liegt in der Nähe von Joppe. Als daher die Jünger erfuhren, daß Petrus dort sei, sandten sie zwei Männer zu ihm mit der Bitte: "Komm unverzüglich zu uns!" Petrus machte sich auf und ging mit ihnen. Nach seiner Ankunft führte man ihn in das Obergemach. Da kamen alle Witwen weinend zu ihm und zeigten ihm all die Röcke und Kleider, die Tabita für sie gemacht hatte, als sie noch unter ihnen war. Petrus hieß alle hinausgehen. Dann kniete er nieder und betete. Alsdann wandte er sich dem Leichnam zu und sagte: "Tabita, steh auf!" Sie schlug ihre Augen auf, sah Petrus an und setzte sich auf. Er reichte ihr die Hand und richtete sie auf. Dann rief er die Heiligen und die Witwen herein und stellte sie lebend vor. Die Kunde davon verbreitete sich in ganz Joppe, und viele kamen zum Glauben an den Herrn. In Joppe blieb er noch längere Zeit bei einem gewissen Simon, einem Gerber. Vision des Hauptmanns KorneliusIn Cäsarea lebte ein Mann namens Kornelius, Hauptmann der sogenannten Italischen Kohorte.  Er war samt seinem ganzen Haus fromm und gottesfürchtig, spendete dem Volk reichlich Almosen und betete unablässig zu Gott. In einem Gesicht sah er deutlich, wie um die neunte Stunde des Tages ein Engel Gottes bei ihm eintrat und ihn anredete: "Kornelius!" Er blickte ihn starr an und fragte erschrocken: "Was ist, Herr?" Der antwortete ihm: "Deine Gebete und deine Mildtätigkeit sind als Opfergabe zu Gott emporgestiegen. Sende nun Männer nach Joppe und laß einen gewissen Simon mit dem Beinamen Petrus kommen. Er hält sich bei Simon dem Gerber auf, dessen Haus am Meer liegt."  Als der Engel, der mit ihm geredet hatte, weggegangen war, rief er zwei seiner Diener und einen frommen Soldaten aus seiner ständigen Umgebung. Ihnen setzte er alles auseinander und entsandte sie nach Joppe. Vision des PetrusAls diese am folgenden Tag ihres Weges zogen und sich der Stadt näherten, stieg Petrus auf das Dach, um zu beten. Es war um die sechste Stunde.  Er ward hungrig und wünschte zu essen. Während man etwas zubereitete, kam eine Verzückung über ihn. Er sah den Himmel offen und einen Behälter wie ein großes Leinentuch herunterkommen, der an den vier Enden auf die Erde herabgelassen wurde. Darin waren allerlei vierfüßige und kriechende Tiere der Erde und Vögel des Himmels. Und eine Stimme rief ihm zu: "Wohlan, Petrus, steh auf, schlachte und iß!" Doch Petrus sagte: "Nie und nimmer, Herr! Noch nie habe ich etwas Unheiliges und Unreines gegessen." Da richtete sich die Stimme zum zweitenmal an ihn: "Was Gott für rein erklärt hat, sollst du nicht unrein nennen!" Das geschah dreimal. Und sogleich wurde der Behälter in den Himmel emporgezogen. Petrus und die Boten des KorneliusPetrus war noch im unklaren darüber, was das Gesicht, das er gesehen hatte, wohl bedeuten solle, da hatten die Boten des Kornelius das Haus des Simon ausfindig gemacht und standen am Tor. Unter lautem Rufen fragten sie, ob Simon mit dem Beinamen Petrus sich hier aufhalte. Petrus dachte noch immer über das Gesicht nach. Da sagte der Geist zu ihm: "Zwei Männer fragen nach dir. Wohlan, geh hinab und zieh ohne Bedenken mit ihnen; denn ich habe sie gesandt." Petrus ging also zu den Männern hinab und sagte: "Ich bin es, den ihr sucht. Was führt euch hierher?" Sie antworteten: "Hauptmann Kornelius, ein rechtschaffener und gottesfürchtiger Mann, der bei der ganzen jüdischen Bevölkerung in gutem Ruf steht, hat von einem heiligen Engel den Auftrag erhalten, dich in sein Haus rufen zu lassen, um von dir Unterweisung zu empfangen." Da ließ er sie eintreten und nahm sie gastfreundlich auf. Am folgenden Tag brach er auf und ging mit ihnen. Einige Brüder aus Joppe begleiteten ihn. Petrus bei KorneliusTags darauf langte er in Cäsarea an. Kornelius erwartete sie und hatte seine Verwandten und vertrauten Freunde eingeladen. Als Petrus eintreten wollte, ging ihm Kornelius entgegen und fiel ihm ehrfurchtsvoll zu Füßen. Petrus aber hob ihn auf mit den Worten: "Steh auf! Auch ich bin nur ein Mensch." Im Gespräch mit ihm trat er ein und bemerkte die vielen Menschen, die zusammengekommen waren. Da sagte er zu ihnen: "Wie ihr wißt, ist es einem Juden nicht erlaubt, mit Fremdstämmigen zu verkehren oder ihnen zu nahen. Gott aber hat mir gezeigt, daß man keinen Menschen unheilig und unrein nennen darf. Deshalb bin ich auch ohne Widerrede mitgegangen, als ihr mich rufen ließet. Nun frage ich: Warum habt ihr mich kommen lassen?" Kornelius antwortete: "Gerade vor vier Tagen betete ich um die neunte Stunde in meinem Hause. Mit einem Mal stand ein Mann in glänzendem Gewand vor mir  und sagte: Kornelius, dein Gebet ist erhört, und deine Mildtätigkeit ist vor Gott wohlbekannt. Schicke nun nach Joppe und lasse Simon mit dem Beinamen Petrus rufen. Er hält sich im Hause Simons des Gerbers am Meer auf. Ich habe sofort nach dir geschickt, und du hast gut daran getan, daß du gekommen bist. Jetzt stehen wir alle vor Gott da, um das alles zu vernehmen, was dir vom Herrn aufgetragen ist." Rede des PetrusDa nahm Petrus das Wort und sagte: "Nun erkenne ich in Wahrheit, daß Gott nicht auf das Äußere schaut. Vielmehr ist ihm in jedem Volk wohlgefällig, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist. Er ließ sein Wort an die Israeliten ergehen und verkündete Frieden durch Jesus Christus: Dieser ist der Herr über alle. Ihr wißt, was sich nach der Taufe, die Johannes predigte, im ganzen Land der Juden, angefangen in Galiläa, zugetragen hat;  wie Gott Jesus von Nazaret mit Heiligem Geist und mit Kraft gesalbt hat, wie er umherzog, Wohltaten spendend und alle heilend, die vom Teufel geknechtet waren: denn Gott war mit ihm. Wir sind Zeugen von allem, was er im Land der Juden und in Jerusalem gewirkt hat. Man hat ihn ans Kreuzesholz geschlagen und getötet. Gott hat ihn jedoch am dritten Tag auferweckt und ihn sichtbar erscheinen lassen, nicht dem ganzen Volk, sondern nur den von Gott vorherbestimmten Zeugen, uns, die wir nach seiner Auferstehung von den Toten mit ihm gegessen und getrunken haben. Er hat uns den Auftrag erteilt, dem Volk zu predigen und zu bezeugen, daß er der von Gott bestimmte Richter über die Lebenden und die Toten ist. Von ihm bezeugen alle Propheten, daß jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen Vergebung der Sünden empfängt." Taufe des KorneliusWährend Petrus noch so redete, kam der Heilige Geist auf alle herab, die das Wort hörten. Alle Gläubigen aus dem Judentum, die mit Petrus gekommen waren, staunten, daß auch über die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde. Denn sie hörten sie in Sprachen reden und Gott lobpreisen. Da sagte Petrus:  "Kann man denen das Wasser der Taufe versagen, die wie wir den Heiligen Geist empfangen haben?" Und er ordnete an, daß sie im Namen Jesu Christi getauft würden. Darauf baten sie ihn, einige Tage bei ihnen zu bleiben. Der Eindruck in JerusalemDie Apostel und die Brüder in Judäa erfuhren, daß auch die Heiden das Wort Gottes angenommen hatten. Als nun Petrus nach Jerusalem hinaufkam, machten die aus dem Judentum ihm Vorwürfe  und sagten: "Du bist bei Unbeschnittenen eingekehrt und hast mit ihnen gegessen." Petrus setzte ihnen den Hergang Punkt für Punkt auseinander und sagte: "Ich war in der Stadt Joppe und betete. In einer Verzückung hatte ich eine Vision: Ich sah einen Behälter wie ein großes Leinentuch herunterkommen, das an den vier Enden vom Himmel bis zu mir herabgelassen wurde. Als ich ihn aufmerksam betrachtete, sah ich darin vierfüßige Tiere der Erde, wilde und kriechende Tiere sowie Vögel des Himmels. Auch hörte ich eine Stimme zu mir sagen: Wohlan, Petrus, steh auf, schlachte und iß! Doch ich sagte: Nie und nimmer, Herr! Noch nie ist etwas Unheiliges und Unreines in meinen Mund gekommen. Aber die Stimme vom Himmel sprach zum zweitenmal: Du sollst nicht unrein nennen, was Gott für rein erklärt hat. Das geschah dreimal. Dann wurde alles wieder in den Himmel hinaufgezogen. Gleich darauf standen drei Männer vor dem Haus, in dem wir uns aufhielten, die aus Cäsarea zu mir gesandt waren. Der Geist hieß mich, ohne Bedenken mit ihnen zu gehen. Mit mir reisten auch die sechs Brüder hier, und so kamen wir in das Haus des Mannes. Der erzählte uns, wie er in seinem Haus einen Engel stehen sah, der ihm gebot: Sende nach Joppe und laß Simon mit dem Beinamen Petrus rufen. Der wird dir Unterweisung geben, durch die du und dein ganzes Haus das Heil erlangen wirst. Als ich dann zu reden begann, kam der Heilige Geist auf sie herab, wie im Anfang auch auf uns. Da erinnerte ich mich an das Wort des Herrn: Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden. Wenn nun Gott ihnen die gleiche Gabe verliehen hat wie auch uns, als wir den Glauben an den Herrn Jesus Christus angenommen haben, wie hätte ich da Gott entgegenhandeln können?" Als sie das hörten, beruhigten sie sich. Sie priesen Gott und sagten: "Also hat Gott auch den Heiden die Umkehr verliehen, die zum Leben führt." Gründung der ersten heidenchristlichen GemeindeJene also, die bei der Bedrängnis, die wegen Stephanus entstanden war, versprengt wurden, kamen bis nach Phönizien, Zypern und Antiochia. Doch verkündeten sie das Wort nur den Juden. Einige aber von ihnen, die aus Zypern und aus Zyrene stammten, verkündeten nach ihrer Ankunft in Antiochia auch den Hellenisten die frohe Botschaft vom Herrn Jesus.  Die Hand des Herrn war mit ihnen. Eine große Anzahl wurde gläubig und bekehrte sich zum Herrn. Die Kunde davon kam der Kirche in Jerusalem zu Ohren, und man entsandte Barnabas nach Antiochia. Als er hinkam und das Walten der Gnade Gottes sah, freute er sich und ermahnte alle, mit festem Herzen dem Herrn treu zu bleiben. Er war eben ein trefflicher Mann, voll Heiligen Geistes und Glaubens. So wurde eine große Anzahl für den Herrn gewonnen. Dann begab er sich nach Tarsus, um Saulus aufzusuchen. Er fand ihn und nahm ihn mit nach Antiochia. Sie blieben ein volles Jahr in der Gemeinde zusammen und unterrichteten eine große Menge. - In Antiochia bezeichnete man die Jüngern zum erstenmal als "Christen".  In jenen Tagen kamen Propheten aus Jerusalem nach Antiochia hinab.  Einer von ihnen namens Agabus trat auf und weissagte auf Antrieb des Geistes, eine große Hungersnot werde über die ganze Erde kommen. Sie trat dann auch unter Klaudius ein.  Da beschlossen die Jünger, ein jeder von ihnen solle je nach Vermögen den Brüdern in Judäa etwas zur Unterstützung zukommen lassen. Das führten sie auch aus und sandten die Beiträge durch Barnabas und Saulus an die Ältesten.  Wunderbare Rettung des PetrusUm jene Zeit ließ König Herodes einige Mitglieder der Kirche ergreifen und mißhandeln. Jakobus, den Bruder des Johannes, ließ er mit dem Schwert hinrichten.  Als er bemerkte, daß das den Juden gefiel, ließ er auch noch Petrus festnehmen. - Es war in den Tagen der Ungesäuerten Brote. - Er ließ ihn also ergreifen, ins Gefängnis werfen und durch eine vierfache Wache von je vier Soldaten bewachen. Nach dem Paschafest wollte er ihn dann dem Volke vorführen. So wurde denn Petrus in Gewahrsam gehalten. Die Kirche aber betete unablässig für ihn zu Gott. In der Nacht, bevor Herodes ihn vorführen wollte, schlief Petrus, mit zwei Ketten gefesselt, zwischen zwei Soldaten. Wächter vor dem Tor bewachten das Gefängnis. Auf einmal erschien ein Engel des Herrn, und Licht erstrahlte in dem Raum. Er stieß Petrus in die Seite und weckte ihn mit den Worten: "Steh sogleich auf!" Da fielen die Ketten von seinen Händen. Der Engel fuhr fort: "Gürte dich und zieh deine Sandalen an!" Das tat er. Und weiter gebot er ihm: "Wirf deinen Mantel um und folge mir!" Er folgte ihm und ging hinaus, wußte aber nicht, daß es Wirklichkeit war, was durch den Engel geschah. Er meinte vielmehr, ein Traumgesicht zu haben. Sie schritten an der ersten und zweiten Wache vorüber und kamen an das eiserne Tor, das in die Stadt führte. Es öffnete sich ihnen von selbst. Sie traten hinaus und gingen eine Gasse weiter. Plötzlich schied der Engel von seiner Seite. Da kam Petrus zu sich und sagte: "Jetzt weiß ich wahrhaftig, daß der Herr seinen Engel gesandt und mich der Hand des Herodes und aller Erwartung des Volkes der Juden entrissen hat." Als er seine Lage erfaßt hatte, ging er zum Haus von Maria, der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus. Dort waren viele zum Gebet versammelt. Er klopfte an die Hoftür. Eine Magd namens Rhode kam herbei, um zu horchen. Als sie die Stimme des Petrus erkannte, vergaß sie vor Freude, das Tor zu öffnen. Sie lief hinein und meldete, Petrus stehe vor dem Tor. Jene entgegneten ihr: "Du bist von Sinnen!" Doch sie bestand darauf, daß es sich so verhalte. Da sagten sie: "Es ist sein Engel." Petrus aber fuhr fort zu klopfen. Nun machten sie auf, sahen ihn und gerieten außer sich. Er winkte ihnen mit der Hand zu schweigen und erzählte ihnen, wie der Herr ihn aus dem Gefängnis herausgeführt habe. Er fügte hinzu: "Meldet das Jakobus und den übrigen Brüdern." Dann ging er hinaus und begab sich an einen anderen Ort.  Als es Tag geworden war, waren die Soldaten nicht wenig darüber bestürzt, was denn mit Petrus geschehen sei. Herodes ließ nach ihm suchen. Man fand ihn aber nicht. Er verhörte die Wachen und befahl, sie abzuführen. Hierauf begab er sich von Judäa nach Cäsarea hinab und hielt sich dort auf. Ende des HerodesEr war gegen die Bewohner von Tyrus und Sidon sehr aufgebracht. Diese kamen gemeinsam zu ihm, gewannen den königlichen Kämmerer Blastus für sich und baten um Frieden, denn ihr Land bezog von dem des Königs die Lebensmittel. An einem bestimmten Tag setzte sich Herodes, mit dem königlichen Gewand angetan, auf den Thron und hielt eine Ansprache an sie. Das Volk rief ihm zu: "Eines Gottes, nicht eines Menschen Stimme!"  Auf der Stelle schlug ihn ein Engel des Herrn dafür, daß er nicht Gott die Ehre gegeben hatte. Von Würmern zerfressen, starb er hin. Paulus und Barnabas kehren nach Antiochia zurückDas Wort Gottes aber wuchs und breitete sich mehr und mehr aus. Nachdem Barnabas und Saulus ihre Aufgabe erfüllt hatten, kehrten sie von Jerusalem zurück und nahmen Johannes mit, der den Beinamen Markus trug. DIE KIRCHE BEI DEN HEIDENPaulus als HeidenmissionarAussendung des Barnabas und SaulusIn der Kirche von Antiochia waren Propheten und Lehrer: Barnabas, Simeon mit dem Beinamen Niger, Luzius aus Zyrene, Manaën, ein Jugendgefährte des Tetrarchen Herodes, und Saulus.  Während sie einmal den Gottesdienst vollzogen und fasteten, gebot ihnen der Heilige Geist: "Sondert mir doch Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe." Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen.  Erste MissionsreiseAuf ZypernSo vom Heiligen Geist ausgesandt, zogen sie nach Seleuzia hinab und fuhren von da nach Zypern. In Salamis angelangt, verkündeten sie in den jüdischen Synagogen das Wort Gottes. Als Gehilfen hatten sie noch Johannes bei sich. Sie durchwanderten die ganze Insel bis Paphos. Dort trafen sie einen jüdischen Zauberer und falschen Propheten namens Barjesus. Er hielt sich beim Statthalter Sergius Paulus auf, einem verständigen Mann. Der ließ Barnabas und Saulus zu sich kommen und wünschte, das Wort Gottes zu hören. Allein Elymas der Zauberer - dies bedeutet sein Name - trat ihnen entgegen und suchte den Statthalter vom Glauben abzuhalten.  Saulus aber, auch Paulus genannt, ward erfüllt von Heiligem Geist, faßte ihn scharf ins Auge und sagte: "Du Sohn des Teufels, voll Falschheit und Bosheit jeder Art, du Feind aller Gerechtigkeit, hörst du nicht auf, die geraden Wege des Herrn zu durchkreuzen? Siehe, die Hand des Herrn kommt über dich: Blind sollst du sein und eine Zeitlang die Sonne nicht mehr sehen!" Sogleich umfing ihn Dunkel und Finsternis. Er tappte umher und suchte nach jemand, der ihn an der Hand führe. Als der Statthalter sah, was geschehen war, wurde er gläubig, ergriffen von der Lehre des Herrn. In AntiochiaVon Paphos fuhren Paulus und seine Gefährten ab und kamen nach Perge in Pamphylien. Johannes aber trennte sich von ihnen und kehrte nach Jerusalem zurück. Sie aber zogen von Perge weiter und gelangten nach Antiochia in Pisidien. Dort gingen sie am Sabbat in die Synagoge und nahmen Platz. Nach der Lesung aus dem Gesetz und den Propheten ließen die Synagogenvorsteher ihnen sagen: "Ihr Brüder, wenn ihr ein Wort der Ermunterung an das Volk zu richten wißt, so redet." Gottes Wohltaten an Israel Da erhob sich Paulus, gab mit der Hand ein Zeichen zu schweigen und sagte: "Hört, ihr Israeliten und ihr Gottesfürchtigen!  Der Gott dieses Volkes Israel hat unsere Väter auserwählt und sie in der Fremde, im Land Ägypten, zu einem großen Volk gemacht. Mit starkem Arm führte er sie von dort heraus und ertrug sie gegen vierzig Jahre in der Wüste.  Er vernichtete sieben Völker im Land Kanaan und gab ihnen deren Land zum Besitz für ungefähr vierhundertfünfzig Jahre. Danach gab er ihnen Richter bis auf den Propheten Samuel. Von da an verlangten sie einen König, und Gott gab ihnen Saul, den Sohn des Kisch aus dem Stamm Benjamin, für vierzig Jahre. Nachdem er diesen verworfen hatte, erweckte er ihnen David zum König. Ihm gab er das Zeugnis: Ich habe David, den Sohn Isais, als einen Mann nach meinem Herzen gefunden, der meinen Willen in allem erfüllen wird.   Aus seiner Nachkommenschaft hat Gott seiner Verheißung gemäß Jesus als Retter für Israel erweckt. Vor dessen Auftreten predigte Johannes dem ganzen Volk Israel die Taufe der Buße.  Als Johannes seine Laufbahn vollendete, erklärte er: Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet. Er kommt aber nach mir, und ich bin nicht wert, ihm die Schuhe von den Füßen zu lösen. Jesus der wahre MessiasBrüder, Söhne aus Abrahams Geschlecht und ihr Gottesfürchtigen hier! An uns ist die Botschaft von diesem Heil ergangen. Denn die Bewohner von Jerusalem und ihre Vorsteher haben ihn nicht erkannt und so durch ihren Richterspruch die Worte der Propheten erfüllt, die an jedem Sabbat vorgelesen werden. Obwohl sie keine Todesschuld an ihm fanden, forderten sie doch von Pilatus seinen Tod. Nachdem sie alles vollbracht hatten, was über ihn geschrieben steht, nahm man ihn vom Holz ab und legte ihn ins Grab. Aber Gott hat ihn am dritten Tag von den Toten auferweckt. Eine Reihe von Tagen erschien er denen, die mit ihm von Galiläa nach Jerusalem hinaufgezogen waren. Sie sind jetzt seine Zeugen vor dem Volk. Und so verkünden wir euch die frohe Botschaft, daß Gott die Verheißung, die an die Väter ergangen ist, an uns, ihren Kindern, erfüllt hat, indem er Jesus hat auferstehen lassen. So heißt es auch im zweiten Psalm: Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt.   Daß er ihn aber von den Toten auferweckt hat, um ihn nicht mehr der Verwesung anheimfallen zu lassen, hat er also ausgesprochen: Euch will ich geben, was ich David unverbrüchlich verheißen habe.   Deshalb sagte er auch an einer andern Stelle: Du wirst deinen Heiligen nicht schauen lassen die Verwesung.   David ist aber, nachdem er seiner Generation dem Willen Gottes gemäß gedient hatte, entschlafen. Er wurde bei seinen Vätern beigesetzt und hat so die Verwesung geschaut. Dagegen hat der, den Gott von den Toten auferweckte, die Verwesung nicht geschaut. Angebot des HeilsDarum sei euch, Brüder, kundgetan: Durch diesen wird euch die Vergebung der Sünden verkündet. Und von allem, wovon ihr durch das Gesetz des Mose nicht gerechtfertigt werden konntet, wird durch diesen ein jeder gerechtfertigt, der da glaubt. Seht darum zu, daß auf euch nicht das Prophetenwort zutrifft: Schaut, ihr Verächter, staunt und vergeht! Ein Werk vollbringe ich in euren Tagen, ein Werk, das ihr nicht glauben würdet, wenn einer es euch erzählte. "  Reicher Erfolg der Mission in PisidienAls sie aufbrachen, bat man sie, am folgenden Sabbat über diese Worte zu ihnen zu sprechen. Dann löste sich die Versammlung auf, und viele Juden und fromme Proselyten folgten Paulus und Barnabas. Die ermahnten und ermunterten sie, in der Gnade Gottes zu verharren. Am folgenden Sabbat fand sich fast die ganze Stadt ein, um das Wort Gottes zu hören. Beim Anblick dieser Menge wurden die Juden von Eifersucht erfüllt, widersprachen den Worten des Paulus und stießen Schmähungen aus. Paulus und Barnabas aber erklärten freimütig: "Euch mußte zuerst das Wort Gottes gepredigt werden. Weil ihr es jedoch abweist und euch selbst des ewigen Lebens für nicht würdig erachtet, so wenden wir uns an die Heiden. Denn so hat uns der Herr befohlen: Ich habe dich zum Licht für die Heiden bestimmt, daß du zum Heil wirst bis an die Grenze der Erde ."  Als die Heiden das hörten, freuten sie sich und priesen das Wort des Herrn. Und alle, die zum ewigen Leben bestimmt waren, nahmen den Glauben an. So breitete sich das Wort des Herrn in der ganzen Gegend aus. Die Juden aber hetzten die vornehmen gottesfürchtigen Frauen und die angesehensten Männer der Stadt auf und erregten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas. Man vertrieb sie aus ihrem Gebiet. Sie schüttelten den Staub von ihren Füßen gegen sie ab und begaben sich nach Ikonion. Die Jünger aber wurden erfüllt mit Freude und Heiligem Geist. In IkonionIn Ikonion gingen sie gleichfalls in die jüdische Synagoge und predigten mit solchem Erfolg, daß eine große Anzahl Juden und Heiden den Glauben annahm.  Die Juden aber, die ungläubig blieben, reizten und hetzten die Gemüter der Heiden gegen die Brüder auf. (Trotzdem) verblieben sie geraume Zeit und predigten freimütig im Vertrauen auf den Herrn. Er bestätigte das Wort von seiner Gnade durch Zeichen und Wunder, die er durch ihre Hand geschehen ließ. Indes spaltete sich die Bevölkerung der Stadt: die einen hielten es mit den Juden, die anderen mit den Aposteln. Die Heiden und die Juden mit ihren Führern schickten sich an, sie zu mißhandeln und zu steinigen. Als sie das merkten, flüchteten sie in die Städte von Lykaonien, nach Lystra und Derbe, und in die Umgegend. Dort verkündeten sie die frohe Botschaft. In Lystra und DerbeIn Lystra war ein Mann, der ohne Kraft in den Füßen dasaß. Von Geburt an lahm, hatte er noch niemals gehen können. Dieser hörte Paulus predigen. Der schaute ihn fest an und merkte, daß er Vertrauen hatte, Heilung zu finden. Und so sagte er mit lauter Stimme: "Stell dich aufrecht auf deine Füße!" Da sprang er auf und ging umher. Als die Volksscharen sahen, was Paulus getan hatte, erhoben sie ihre Stimme und riefen auf lykaonisch: "Götter sind in Menschengestalt zu uns herabgekommen!"  Barnabas nannten sie Zeus und Paulus Hermes, weil er das Wort führte. Der Priester des Zeus vor der Stadt ließ Stiere und Kränze an die Tore bringen und wollte samt den Volksscharen Opfer darbringen. Als die Apostel Barnabas und Paulus davon hörten, zerrissen sie ihre Kleider, sprangen unter das Volk und riefen: "Ihr Männer, was tut ihr da? Wir sind doch auch nur Menschen, der gleichen Art wie ihr. Wir verkünden euch als frohe Botschaft, daß ihr euch von diesen nichtigen Götzen zu dem lebendigen Gott bekehren sollt. Er ist der Schöpfer des Himmels und der Erde, des Meeres und all dessen, was darin ist. In den vergangenen Zeiten ließ er alle Völker ihre eigenen Wege gehen. Und doch hat er sich nicht unbezeugt gelassen. Er spendete Wohltaten, gab euch vom Himmel her Regen und fruchtbare Zeiten, Nahrung und erquickenden Trank euren Herzen." Nur mit Mühe brachten sie durch diese Worte die Volksscharen davon ab, ihnen Opfer darzubringen. Dann aber trafen Juden aus Antiochia und Ikonion ein und brachten das Volk auf ihre Seite. Paulus wurde gesteinigt und zur Stadt hinausgeschleppt, weil man ihn für tot hielt. Als aber die Jünger ihn umringten, erhob er sich und begab sich in die Stadt. Am folgenden Tag zog er mit Barnabas weiter nach Derbe. Sie verkündeten dieser Stadt die frohe Botschaft und gewannen viele Jünger. Danach kehrten sie nach Lystra, Ikonion und Antiochia zurück. Heimkehr nach AntiochiaSie bestärkten die Herzen der Jünger und ermahnten sie, im Glauben zu verharren. Sie sagten: "Es ist nötig, daß wir durch viele Drangsale in das Reich Gottes eingehen." In jeder Gemeinde stellten sie unter Gebet und Fasten Älteste für sie auf und empfahlen sie dem Herrn, dem sie sich gläubig zugewandt hatten.  Dann zogen sie über Pisidien nach Pamphylien und verkündeten das Wort des Herrn in Perge. Von dort gingen sie nach Attalia hinab und segelten von da nach Antiochia. Dort waren sie der Gnade Gottes anbefohlen worden für das Werk, das sie nun vollendet hatten. Nach ihrer Ankunft versammelten sie die Gemeinde und berichteten, was Gott alles durch sie gewirkt hatte und daß er den Heiden die Tür zum Glauben geöffnet habe.  Geraume Zeit verweilten sie dann bei den Jüngern. Das ApostelkonzilAnlaßAus Judäa kamen indessen einige herab und lehrten die Brüder: "Wenn ihr euch nicht nach dem Brauch des Mose beschneiden laßt, könnt ihr nicht zum Heil gelangen." Mit diesen kamen Paulus und Barnabas in heftigen Streit und Wortwechsel. Man beschloß daher, Paulus und Barnabas und einige andere aus ihrer Mitte sollten wegen dieser Streitfrage zu den Aposteln nach Jerusalem hinaufgehen.  Von der Gemeinde zur Reise ausgerüstet, zogen sie durch Phönizien und Samaria und erzählten von der Bekehrung der Heiden. Damit bereiteten sie allen Brüdern eine große Freude. In Jerusalem angekommen, wurden sie von der Gemeinde, den Aposteln und den Ältesten empfangen. Sie berichteten alles, was Gott durch sie gewirkt hatte.  Aber einige, die von der Partei der Pharisäer her zum Glauben gekommen waren, traten mit der Forderung auf: "Man muß sie beschneiden und anhalten, daß sie das Gesetz des Mose beobachten."  Das KonzilDa versammelten sich die Apostel und die Ältesten, um hierüber zu beraten. Nach langem Hin- und Herreden erhob sich Petrus und sagte zu ihnen: "Brüder, wie ihr wißt, hat Gott vor langer Zeit bei euch entschieden, daß die Heiden aus meinem Mund das Wort des Evangeliums vernehmen und zum Glauben kommen.  Gott, der die Herzen kennt, hat für sie Zeugnis abgelegt, indem er ihnen ebenso wie uns den Heiligen Geist verliehen hat. Er hat zwischen uns und ihnen keinen Unterschied gemacht, da er durch den Glauben ihre Herzen gereinigt hat. Was wollt ihr also Gott versuchen und den Jüngern ein Joch auf den Nacken legen, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten? Wir glauben doch, ebenso wie jene, durch die Gnade des Herrn Jesus Christus das Heil zu erlangen." Die ganze Versammlung schwieg. Sie hörten dann Barnabas und Paulus an, die erzählten, welch große Zeichen und Wunder Gott durch sie unter den Heiden gewirkt hatte. Als sie damit zu Ende waren, ergriff Jakobus das Wort und sagte: "Brüder, hört mich an! Simon hat dargelegt, wie Gott den ersten Schritt getan hat, um aus den Heiden ein Volk für seinen Namen zu gewinnen. Damit stimmen die Worte der Propheten überein. Es steht ja geschrieben: Danach will ich wieder aufbauen Davids zerfallene Hütte, ihre Trümmer wiederherstellen, sie wieder aufrichten.  Dann sollen die übrigen Menschen den Herrn suchen, alle Völker, über die mein Name ausgerufen wird. So spricht der Herr, der dieses wirkt. Bekannt ist es von alters her. Deshalb soll man nach meinem Dafürhalten den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Last mehr aufbürden, wohl aber ihnen schriftlich mitteilen, daß sie sich enthalten von Verunreinigung durch die Götzen, von Unzucht, von Ersticktem und von Blut.  Denn Mose hat von alters her in jeder Stadt seine Prediger. Wird er doch jeden Sabbat in den Synagogen vorgelesen." Die EntscheidungHierauf beschlossen die Apostel und die Ältesten samt der ganzen Gemeinde, aus ihrer Mitte Männer auszuwählen und sie mit Paulus und Barnabas nach Antiochia zu senden, nämlich Judas mit dem Beinamen Barsabbas, und Silas, Männer, die unter den Brüdern eine führende Stellung einnahmen. Man gab ihnen folgendes Schreiben mit: "Die Apostel und die Ältesten entbieten den Brüdern aus den Völkern in Antiochia, Syrien und Zilizien brüderlichen Gruß.  Wir haben erfahren, daß einige aus unserer Mitte ausgezogen sind, durch Reden euch verwirrt und eure Herzen beunruhigt haben; diese haben wir nicht beauftragt. Darum sind wir übereingekommen und haben beschlossen, Männer auszuwählen und sie zusammen mit unseren geliebten Barnabas und Paulus zu euch zu senden, Männer, die für den Namen unseres Herrn Jesus Christus ihr Leben eingesetzt haben. Wir haben nun Judas und Silas abgesandt, die euch auch mündlich das gleiche verkünden sollen. Denn der Heilige Geist und wir haben entschieden, euch keine weitere Last aufzulegen außer folgenden notwendigen Stücken: Ihr sollt euch enthalten von Götzenopferfleisch, von Blut, von Ersticktem und von Unzucht. Wenn ihr euch davor bewahrt, so tut ihr wohl daran. Lebt wohl!" Sie wurden nun verabschiedet und zogen hinab nach Antiochia. Dort versammelten sie die Gemeinde und überreichten das Schreiben. Diese las es und freute sich über den Zuspruch. Judas und Silas, gleichfalls prophetisch begabte Männer, ermunterten und stärkten die Brüder in eingehender Rede. Erst nach einiger Zeit wurden sie von den Brüdern mit dem Friedensgruß zu denen entlassen, die sie entsandt hatten. [Silas aber entschloß sich zu bleiben, und Judas kehrte allein nach Jerusalem zurück.]  Paulus und Barnabas blieben in Antiochia und lehrten und verkündeten noch mit vielen anderen das Wort des Herrn. Zweite MissionsreiseNach einigen Tagen sagte Paulus zu Barnabas: "Laß uns wieder hingehen und nachsehen, wie es den Brüdern in all den Städten geht, in denen wir das Wort des Herrn verkündet haben." Barnabas wollte auch Johannes mit dem Beinamen Markus mitnehmen. Paulus jedoch bestand darauf, diesen nicht mitzunehmen, weil er sie in Pamphylien verlassen und an ihrem Wirken nicht teilgenommen hatte. Darüber kam es zu einer Verstimmung, so daß sie sich voneinander trennten. Barnabas nahm Markus zu sich und segelte nach Zypern ab, Paulus aber wählte sich Silas und reiste ab, von den Brüdern der Gnade des Herrn anbefohlen.  Er durchzog Syrien und Zilizien und bestärkte die Gemeinden.  So kam er auch nach Derbe und Lystra. Dort war ein Jünger namens Timotheus, der Sohn einer gläubig gewordenen Jüdin, aber eines griechischen Vaters,  der von den Brüdern in Lystra und Ikonion ein gutes Zeugnis erhalten hatte. Paulus wollte ihn als Begleiter mitnehmen. Mit Rücksicht auf die Juden, die in jenen Gegenden lebten, ließ er ihn beschneiden; denn alle wußten, daß sein Vater ein Grieche war.  In den Städten, die sie durchzogen, übergaben sie den Gläubigen die von den Aposteln und Ältesten in Jerusalem festgelegten Beschlüsse zur Beobachtung. So wurden die Kirchen im Glauben bestärkt und nahmen täglich an Zahl zu. Sie durchwanderten Phrygien und die Landschaft Galatien, weil der Heilige Geist ihnen verwehrte, das Wort Gottes in Asien zu verkünden.  Nach Mysien gekommen, versuchten sie, nach Bithynien zu gelangen; aber der Geist Jesu gestattete es ihnen nicht. So durchwanderten sie Mysien und kamen nach Troas hinab. In der Nacht hatte Paulus eine Erscheinung. Ein Mazedonier stand da und bat ihn: "Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!" Nach dieser Erscheinung suchten wir alsbald nach Mazedonien zu fahren. Wir schlossen nämlich daraus, Gott habe uns dazu berufen, dort die frohe Botschaft zu verkünden.  In PhilippiSo reisten wir von Troas ab und fuhren geradenwegs nach Samothrake, tags darauf nach Neapolis  und von da nach Philippi. Dies ist die erste Stadt des Bezirks von Mazedonien, eine Kolonie. In dieser Stadt hielten wir uns einige Tage auf. Am Sabbat gingen wir zum Stadttor hinaus an den Fluß, wo wir ein Bethaus vermuteten. Wir ließen uns da nieder und sprachen zu den Frauen, die sich eingefunden hatten. Eine Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, eine Gottesfürchtige, hörte zu. Ihr schloß der Herr das Herz auf, daß sie den Worten des Paulus Aufmerksamkeit schenkte. Sie ließ sich samt ihrem Haus taufen und bat daraufhin: "Wenn ihr überzeugt seid, daß ich wirklich an den Herrn glaube, so kommt in mein Haus und nehmt dort Wohnung." - Ja, sie nötigte uns. Auf dem Weg zum Bethaus begegnete uns einmal eine Sklavin, die einen Wahrsagegeist hatte und durch ihre Wahrsagerei ihren Herren großen Gewinn einbrachte. Sie lief Paulus und uns nach und rief mit lauter Stimme: "Diese Männer sind Diener des höchsten Gottes. Sie verkünden euch den Weg zum Heil."  So machte sie es viele Tage hindurch. Unwillig darüber wandte sich Paulus um und sagte zu dem Geist: "Ich befehle dir im Namen Jesu Christi, von ihr auszufahren." In demselben Augenblick fuhr er aus. Als ihre Herren nun sahen, daß damit die Aussicht auf Gewinn geschwunden war, ergriffen sie Paulus und Silas und schleppten sie auf den Marktplatz vor die Obrigkeit. Sie führten sie vor die Stadtvorsteher und erklärten: "Diese Menschen versetzen unsere Stadt in Aufregung. Juden sind sie! Sie verkünden Gebräuche, die wir als Römer nicht annehmen und nicht befolgen dürfen." Auch die Volksmenge erhob sich gegen sie. Da ließen die Stadtvorsteher ihnen die Kleider herunterreißen und sie mit Ruten schlagen. Nachdem sie ihnen viele Schläge versetzt hatten, ließen sie sie ins Gefängnis werfen. Dem Gefängniswärter aber gaben sie den Befehl, sie in sicherem Gewahrsam zu halten. Diesem Befehl zufolge warf er sie in das innerste Gefängnis und spannte ihnen die Füße fest in den Block. Um Mitternacht beteten Paulus und Silas und sangen Gott Loblieder. Die andern Gefangenen hörten ihnen zu. Plötzlich entstand ein starkes Erdbeben, so daß die Grundmauern des Gefängnisses erschüttert wurden. Sofort sprangen sämtliche Türen auf, und aller Fesseln lösten sich. Als der Gefängniswärter aus dem Schlaf erwachte und die Türen des Gefängnisses offenstehen sah, zog er das Schwert und wollte sich das Leben nehmen; denn er meinte, die Gefangenen seien entflohen. Paulus aber rief mit lauter Stimme: "Tu dir kein Leid an! Wir sind alle hier." Er ließ Fackeln bringen, lief hinein und fiel Paulus und Silas zitternd zu Füßen. Dann führte er sie hinaus und fragte: "Ihr Herren, was muß ich tun, um gerettet zu werden?" Sie antworteten: "Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus gerettet werden." Und sie verkündeten ihm und allen in seinem Haus das Wort des Herrn. Noch in derselben Nachtstunde nahm er sie zu sich, wusch ihnen die Striemen ab und ließ sich sogleich mit all den Seinen taufen. Hierauf führte er sie in seine Wohnung hinauf, bereitete ihnen ein Mahl und war mit seinem ganzen Haus voller Freude darüber, daß er zum Glauben an Gott gekommen war. Als es aber Tag geworden war, sandten die Stadtvorsteher die Gerichtsdiener mit dem Befehl: "Laß diese Männer frei!" Der Gefängniswärter meldete dies Paulus: "Die Stadtvorsteher haben hergeschickt, ihr sollt frei sein. So geht denn jetzt hinaus und zieht in Frieden!" Allein Paulus ließ ihnen sagen: "Ohne Richterspruch haben sie uns, obwohl wir römische Bürger sind, öffentlich geschlagen und in den Kerker geworfen. Und jetzt wollen sie uns heimlich abschieben! Nein, sie sollen vielmehr selbst kommen und uns hinausgeleiten!" Die Gerichtsdiener überbrachten diese Antwort den Stadtvorstehern. Die aber gerieten in Schrecken, als sie erfuhren, es seien römische Bürger. Sie kamen und gaben ihnen gute Worte. Dann geleiteten sie sie hinaus mit der Bitte, die Stadt zu verlassen. Da gingen sie aus dem Kerker hinaus und begaben sich zu Lydia. Dort trafen sie die Brüder, ermunterten sie und zogen dann weiter. In ThessalonichAuf dem Weg nach Amphipolis und Apollonia gelangten sie nach Thessalonich, wo eine Synagoge der Juden war. Nach seiner Gewohnheit suchte Paulus sie auf und sprach drei Sabbate nacheinander mit ihnen an Hand der Schrift. Er erklärte sie ihnen und legte dar, daß der Messias leiden und von den Toten auferstehen mußte, und versicherte: "Jesus, den ich euch verkünde, ist der Messias." Einige von ihnen ließen sich überzeugen und schlossen sich Paulus und Silas an, desgleichen eine große Zahl gottesfürchtiger Griechen und eine Reihe der vornehmsten Frauen. Das erregte die Eifersucht der Juden. Sie holten einiges Gesindel vom Straßenpöbel, veranlaßten einen Auflauf und brachten die Stadt in Aufruhr. Dann zogen sie vor das Haus des Jason und suchten sie vor die Volksversammlung zu führen. Aber sie fanden sie nicht. Daher schleppten sie Jason und einige Brüder vor die Stadtbehörden und schrien: "Diese Menschen bringen die ganze Welt in Aufruhr. Jetzt sind sie auch hierher gekommen. Jason hat sie aufgenommen; und sie alle handeln den Verordnungen des Kaisers zuwider, denn sie behaupten, daß ein anderer König sei, nämlich Jesus." So brachten sie das Volk und die Stadtbehörden, die das hörten, in Aufregung. Diese ließen sich von Jason und den anderen eine Bürgschaft geben und gaben sie dann frei. In BeröaNoch während der Nacht schickten die Brüder Paulus und Silas nach Beröa. Nach ihrer Ankunft gingen sie in die Synagoge der Juden. Diese waren edler gesinnt als die in Thessalonich. Mit aller Bereitwilligkeit nahmen sie das Wort auf und forschten täglich in der Schrift, ob es sich so verhalte. Viele von ihnen wurden gläubig, ebenso eine große Anzahl von vornehmen griechischen Frauen und Männern. Als aber die Juden von Thessalonich erfuhren, daß Paulus in Beröa ebenfalls das Wort Gottes verkünde, kamen sie auch dorthin und versetzten das Volk in Unruhe und Aufruhr. Da sandten die Brüder alsbald Paulus weg mit der Weisung, bis ans Meer zu reisen. Silas und Timotheus aber blieben dort zurück. Den Paulus brachten seine Begleiter bis nach Athen. Von dort kehrten sie wieder zurück mit dem Auftrag an Silas und Timotheus, so schnell als möglich nachzukommen.  In AthenWährend Paulus in Athen auf sie wartete, ward er innerlich erregt, als er die Stadt voller Götzenbilder sah. In der Synagoge sprach er mit den Juden und den Gottesfürchtigen, auf dem Markt täglich mit denen, die sich dort gerade einfanden. Auch einige der epikureischen und stoischen Philosophen unterhielten sich mit ihm und einige sagten: "Was will dieser Schwätzer denn sagen?" Andere dagegen: "Er scheint ein Verkünder fremder Götter zu sein." Denn er predigte ihnen die Frohbotschaft von Jesus und von der Auferstehung. Sie ergriffen ihn nun, führten ihn zum Areopag und sagten: "Dürfen wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die du uns vorträgst?  Du läßt uns ja seltsame Dinge hören. Darum möchten wir gern wissen, worum es dir geht." Alle Athener nämlich und die dort ansässigen Fremden haben für nichts anderes Zeit, als das Allerneueste zu erzählen oder zu erfahren. Die AreopagredeDa trat Paulus in die Mitte des Areopags und sagte: "Ihr Männer von Athen! Ich finde, daß ihr in jeder Hinsicht sehr gottesfürchtige Menschen seid. Denn als ich umherging und eure Heiligtümer betrachtete, fand ich auch einen Altar mit der Inschrift: Einem unbekannten Gott . Was ihr da verehrt, ohne es zu kennen, das verkünde ich euch. Gott, der die Welt und alles in ihr geschaffen hat, wohnt als der Herr des Himmels und der Erde nicht in Tempeln, die von Menschenhand erbaut sind. Auch läßt er sich nicht von Menschenhand bedienen, als bedürfe er etwas. Er selbst vielmehr spendet allen Leben, Odem und alles andere. Er ließ von einem Menschen das ganze Menschengeschlecht abstammen, damit es die ganze Oberfläche der Erde besiedle. Er setzte bestimmte Zeiten und die Grenzen ihres Wohnraumes fest. Sie sollten Gott suchen, ob sie ihn etwa ertasten und finden könnten; da er doch nicht fern von einem jeden von uns ist. Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir, wie auch einige von euren Dichtern gesagt haben: Von seinem Geschlecht sind auch wir.   Da wir also Gottes Geschlecht sind, dürfen wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich Gold oder Silber oder dem Stein, einem Gebilde menschlicher Kunst und Erfindung. Über die Zeiten der Unwissenheit hat Gott nun hinweggesehen und gebietet jetzt den Menschen, daß alle überall sich bekehren. Denn er hat einen Tag bestimmt, an dem er die Welt in Gerechtigkeit richten wird durch einen Mann, den er dazu bestellt hat; ihn hat er vor allen beglaubigt, indem er ihn auferstehen ließ von den Toten." Als sie aber von der Auferstehung der Toten hörten, spotteten die einen; die anderen sagten: "Darüber wollen wir dich ein andermal hören." So ging Paulus aus ihrer Mitte weg. Einige aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig, darunter Dionysius, der Areopagit, eine Frau namens Damaris und andere mit ihnen. In KorinthHierauf verließ Paulus Athen und begab sich nach Korinth. Dort traf er einen Juden aus Pontus namens Aquila, der mit seiner Frau Priszilla unlängst aus Italien gekommen war. - Klaudius hatte nämlich verfügt, daß alle Juden Rom zu verlassen hätten. - Zu ihnen begab er sich.  Weil sie das gleiche Handwerk betrieben, blieb er bei ihnen und arbeitete. - Sie waren nämlich von Beruf Zeltmacher. Jeden Sabbat sprach er in der Synagoge und suchte Juden und Heiden zu überzeugen.  Als dann Silas und Timotheus aus Mazedonien eintrafen, widmete sich Paulus ganz der Predigt und bezeugte vor den Juden, daß Jesus der Messias sei. Da sie sich aber auflehnten und Lästerungen ausstießen, schüttelte er seine Kleider aus und sagte zu ihnen: "Euer Blut komme über euer Haupt! Ich trage keine Schuld. Von jetzt an wende ich mich an die Heiden." So zog er von dort weg und begab sich in das Haus eines Mannes namens Titius Justus, eines Gottesfürchtigen, dessen Haus neben der Synagoge stand.  Der Synagogenvorsteher Krispus aber nahm mit seinem ganzen Haus den Glauben an den Herrn an. Auch viele Korinther, die ihn hörten, wurden gläubig und ließen sich taufen. In einer Nacht sagte der Herr in einer Erscheinung zu Paulus: "Fürchte dich nicht! Rede nur weiter und schweige nicht! Denn ich bin mit dir, und niemand wird dich antasten, um dir ein Leid zuzufügen; denn ich habe viel Volk in dieser Stadt." So blieb er dort ein Jahr und sechs Monate und lehrte bei ihnen das Wort Gottes. Gallio und PaulusAls aber Gallio Statthalter von Achaia war, erhoben sich die Juden gemeinsam gegen Paulus, führten ihn vor den Richterstuhl  und behaupteten: "Dieser verführt die Leute zu einer gesetzwidrigen Gottesverehrung." Schon wollte Paulus das Wort ergreifen, da sagte Gallio zu den Juden: "Wenn es sich um ein Verbrechen oder ein schlimmes Vergehen handelte, ihr Juden, so würde ich eure Klage ordnungsgemäß angenommen haben. Wo es sich aber nur um Streitfragen über eine Lehre, über Personen oder euer Gesetz handelt, mögt ihr selbst zusehen. Darüber will ich nicht Richter sein." Damit wies er sie vom Richterstuhl ab. Nun fielen alle über den Synagogenvorsteher Sosthenes her und schlugen ihn vor dem Richterstuhl. Gallio beachtete das nicht. Über Ephesus nach AntiochiaPaulus blieb noch längere Zeit. Dann nahm er Abschied von den Brüdern und fuhr mit Priszilla und Aquila nach Syrien. In Kenchreä ließ er sich das Haupt scheren, weil er ein Gelübde auf sich genommen hatte.  Als sie nach Ephesus kamen, ließ er jene dort zurück. Er selbst ging in die Synagoge und redete zu den Juden. Sie baten ihn, noch länger zu bleiben. Aber er ging nicht darauf ein, sondern nahm Abschied mit den Worten: "So Gott will, komme ich zu euch zurück." Dann fuhr er von Ephesus ab und reiste nach Cäsarea. Dort ging er hinauf und begrüßte die Gemeinde. Dann zog er hinab nach Antiochia.  Dritte Missionsreise. Apollos in EphesusEr verbrachte dort einige Zeit. Dann zog er wieder aus, durchwanderte nacheinander die Landschaft Galatien und Phrygien und bestärkte alle Jünger. Inzwischen war ein Jude namens Apollos, aus Alexandrien gebürtig, ein redegewandter und schriftkundiger Mann, nach Ephesus gekommen. Er war über den Weg des Herrn unterrichtet. Glühenden Geistes predigte und verkündete er die Lehre über Jesus; doch kannte er nur die Taufe des Johannes. Mit Freimut predigte er in der Synagoge. Als Priszilla und Aquila ihn hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm noch genauer den Weg Gottes dar. Als er nach Achaia reisen wollte, ermunterten ihn die Brüder dazu und schrieben den Jüngern, sie möchten ihn gut aufnehmen. Nach seiner Ankunft leistete er den Gläubigen mit Hilfe der Gnade große Dienste, denn schlagend widerlegte er die Juden und bewies öffentlich an Hand der Schrift, daß Jesus der Messias sei. Paulus in EphesusWährend Apollos in Korinth war, durchwanderte Paulus das Binnenland und kam nach Ephesus.  Dort traf er einige Jünger und fragte sie: "Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?" Sie antworteten ihm: "Nein; wir haben nicht einmal gehört, daß es Heiligen Geist gibt." Er fragte weiter: "Wie seid ihr denn getauft worden?" Sie antworteten: "Mit der Taufe des Johannes." Da erklärte Paulus: "Johannes spendete eine Taufe zur Buße und mahnte das Volk, an den zu glauben, der nach ihm komme, das heißt an Jesus." Als sie das hörten, ließen sie sich auf den Namen des Herrn Jesus taufen. Paulus legte ihnen die Hände auf, und der Heilige Geist kam auf sie herab. Sie redeten in Sprachen und weissagten.  Es waren im ganzen ungefähr zwölf Männer. Er ging sodann in die Synagoge, lehrte drei Monate lang mit allem Freimut und predigte überzeugend vom Reich Gottes. Einige aber blieben verstockt und ungläubig und lästerten die Lehre des Herrn vor dem Volk. Daher trennte er sich von ihnen, sonderte die Jünger ab und hielt nun täglich seine Vorträge in der Schule eines gewissen Tyrannus. Das geschah über zwei Jahre, so daß alle Bewohner Asiens, Juden und Griechen, das Wort des Herrn vernahmen. Wunder des PaulusGott wirkte durch Paulus ganz ungewöhnliche Machttaten. Man legte sogar Schweißtücher und Schürzen, die er getragen hatte, den Kranken auf; die Krankheiten wichen von ihnen, und die bösen Geister fuhren aus. Da versuchten auch einige umherziehende jüdische Exorzisten den Namen des Herrn Jesus über die von bösen Geistern Besessenen anzurufen, indem sie sagten: "Ich beschwöre euch bei Jesus, den Paulus verkündet."  Das taten sieben Söhne eines gewissen Skeuas, eines jüdischen Oberpriesters. Der böse Geist aber erwiderte ihnen: "Jesus kenne ich, auch Paulus ist mir bekannt. Wer aber seid ihr?" Damit stürzte sich der Mann, in dem der böse Geist war, auf sie, überwältigte alle miteinander und ließ seine Macht an ihnen derart aus, daß sie nackt und verwundet aus jenem Haus fliehen mußten. Das wurde allen Juden und Griechen in Ephesus bekannt und rief allgemeine Furcht hervor. Der Name des Herrn Jesus aber kam hoch zu Ehren. Viele Gläubige kamen, bekannten und offenbarten ihre Untaten. Viele, die sich mit Zauberkünsten abgegeben hatten, brachten die (Zauber)bücher herbei und verbrannten sie vor aller Augen, man berechnete ihren Wert auf etwa fünfzigtausend Silberdrachmen.  So breitete sich das Wort des Herrn mächtig aus und erstarkte. Nach diesen Ereignissen nahm sich Paulus im Geist vor, über Mazedonien und Achaia nach Jerusalem zu reisen. "Wenn ich dort gewesen bin", sagte er, "muß ich auch Rom sehen." Zwei von denen, die ihm dienten, Timotheus und Erastus, sandte er nach Mazedonien, während er selbst noch eine Zeitlang in Asien verblieb. Aufstand des DemetriusUm jene Zeit brach ein gewaltiger Aufruhr wegen der Lehre des Herrn aus. Ein Silberschmied namens Demetrius verschaffte durch Anfertigung von silbernen Tempelchen der Artemis den Kunsthandwerkern reichen Verdienst. Er rief diese und die anderen damit beschäftigten Arbeiter zusammen und sagte: "Ihr Männer, wie ihr wißt, fließt aus diesem Gewerbe unser Wohlstand. Nun seht und hört ihr aber, wie dieser Paulus durch seine Lehre: Was Menschenhände gemacht haben, sind keine Götter! -, nicht nur in Ephesus, sondern in fast ganz Asien viel Volk verführt und abspenstig macht. Es droht nicht nur Gefahr, daß unser Erwerbszweig in Verruf gerät, sondern auch, daß das Heiligtum der großen Göttin Artemis mißachtet wird, ja daß schließlich sie selbst sogar ihre Herrlichkeit einbüßt, die ganz Asien und der Erdkreis verehrt." Bei diesen Worten gerieten sie in Wut und schrien: "Groß ist die Artemis von Ephesus!". Die Aufregung teilte sich der ganzen Stadt mit, und alles stürmte zum Theater. Dabei riß man die Gefährten des Paulus, Gaius und Aristarch aus Mazedonien, mit. Paulus wollte sich in die Volksversammlung begeben, aber die Jünger ließen ihn nicht fort. Auch einige hohe Beamte, die ihm wohlgesinnt waren, warnten ihn, sich ins Theater zu begeben. Dort schrie nun alles durcheinander. Die Versammlung war ein Wirrwarr, und die meisten wußten überhaupt nicht, weswegen sie zusammengekommen waren. Aus der Menge heraus verhandelte man mit Alexander, den die Juden vorgeschickt hatten. Alexander winkte mit der Hand und wollte eine Verteidigungsrede vor der Volksversammlung halten. Als die Menge aber erkannte, daß er ein Jude war, riefen alle wie aus einem Mund und schrien fast zwei Stunden lang: "Groß ist die Artemis von Ephesus!" Rede des StadtschreibersDa beschwichtigte der Stadtschreiber die Menge und sagte: "Ihr Männer von Ephesus! Wer in aller Welt wüßte denn nicht, daß die Stadt Ephesus die Tempelhüterin der großen Artemis und ihres vom Himmel gefallenen Bildes ist? Das kann niemand bestreiten. Darum müßt ihr Ruhe bewahren und dürft nichts Voreiliges tun. Die Männer, die ihr da herbeigeführt habt, sind doch weder Tempelräuber noch Lästerer unserer Göttin. Wenn Demetrius und seine Zunftgenossen gegen jemand Klage zu führen haben, so gibt es dafür Gerichtstage und Statthalter; dort sollen sie einander belangen. Habt ihr sonst noch eine Beschwerde, so wird über sie in der gesetzmäßigen Volksversammlung verhandelt werden. Wir laufen ja Gefahr, wegen des heutigen Aufruhrs angeklagt zu werden, da kein Grund vorliegt, den wir für diesen Auflauf vorbringen könnten." Damit löste er die Versammlung auf. - - - Über Griechenland nach TroasNachdem sich der Tumult gelegt hatte, beschied Paulus die Jünger zu sich und munterte sie auf. Dann nahm er Abschied und trat die Reise nach Mazedonien an. Auf dem Weg durch jene Gegenden ermunterte er die Jünger mit vielen Worten und begab sich nach Griechenland. Dort brachte er drei Monate zu. Als er dann nach Syrien fahren wollte, planten die Juden einen Anschlag gegen ihn. Deshalb entschloß er sich, den Rückweg über Mazedonien zu nehmen. Es begleiteten ihn Sopater, der (Sohn) des Pyrrhus aus Beröa, Aristarch und Sekundus aus Thessalonich, Gaius aus Derbe und Timotheus, ferner Tychikus und Trophimus aus Asien. Diese reisten voraus und warteten auf uns in Troas.  Wir selber fuhren erst nach den Tagen der Ungesäuerten Brote von Philippi ab und holten sie fünf Tage später in Troas ein. Dort hielten wir uns sieben Tage auf. Abschiedsfeier in TroasAm ersten Tag der Woche waren wir zum Brotbrechen versammelt. Dabei sprach Paulus zu ihnen. Weil er tags darauf abreisen wollte, dehnte er seine Rede bis Mitternacht aus.  In dem Obersaal, wo wir versammelt waren, brannten zahlreiche Fackeln. Ein Jüngling namens Eutychus saß auf der Fensterbank. Da die Predigt des Paulus sich länger hinzog, sank er in tiefen Schlaf. Vom Schlaf überwältigt, fiel er vom dritten Stock hinab und wurde tot aufgehoben. Paulus ging hinab, beugte sich über ihn, nahm ihn in seine Arme und sagte: "Beunruhigt euch nicht! Es ist ja Leben in ihm." Dann ging er wieder hinauf, brach das Brot und aß davon. Noch lange redete er weiter, bis zum Tagesanbruch; darauf reiste er ab. Den Jüngling aber brachten sie lebend herbei und fühlten sich nicht wenig getröstet. Von Troas nach MiletWir selbst gingen auf das Schiff und fuhren nach Assos voraus, wo wir Paulus aufnehmen sollten; so hatte er es bestimmt, da er selbst zu Fuß gehen wollte.  Als er in Assos mit uns zusammentraf, nahmen wir ihn an Bord und gelangten nach Mitylene. Von dort fuhren wir weiter und erreichten tags darauf die Höhe von Chios. Am anderen Tag liefen wir Samos an und gelangten am folgenden Tag nach Milet. Paulus hatte sich nämlich entschlossen, an Ephesus vorbeizufahren, um in Asien keine Zeit zu verlieren. Denn er beeilte sich, um wo möglich zu Pfingsten in Jerusalem zu sein. Abschiedsrede in MiletVon Milet sandte er nach Ephesus und beschied die Ältesten der Gemeinde zu sich. Als sie bei ihm eingetroffen waren, sagte er zu ihnen: "Ihr wißt, wie ich vom ersten Tag an, da ich Asien betrat, die ganze Zeit bei euch weilte. In aller Demut, unter Tränen und Prüfungen, die mir durch die Nachstellungen der Juden widerfuhren, habe ich dem Herrn gedient. Nichts von dem, was dienlich sein konnte, habe ich euch vorenthalten. Ich habe es euch gepredigt und euch gelehrt, öffentlich und von Haus zu Haus. Juden wie Griechen habe ich beschworen, sie möchten sich zu Gott bekehren und an unseren Herrn Jesus glauben. Und nun, im Geist gedrängt, ziehe ich nach Jerusalem. Was mir dort begegnen wird, weiß ich nicht. Nur das bezeugt mir der Heilige Geist von Stadt zu Stadt, daß Bande und Drangsale meiner harren. Aber ich achte mein Leben nicht der Rede wert, wenn ich nur meinen Lauf vollende und meinen Dienst erfülle, den ich vom Herrn Jesus erhalten habe: Zeugnis abzulegen für die frohe Botschaft von der Gnade Gottes.  Und nun seht: Ich weiß, ihr werdet mich nicht mehr von Angesicht sehen, ihr alle, unter denen ich als Verkünder des Reiches Gottes umhergezogen bin. Darum beteuere ich euch am heutigen Tag: Ich bin rein vom Blut aller. Denn ich habe nichts verschwiegen, sondern euch den ganzen Ratschluß Gottes verkündet. Habt acht auf euch und auf die ganze Herde, über die euch der Heilige Geist zu Bischöfen bestellt hat, die Kirche Gottes zu weiden, die er mit dem Blut des eigenen Sohnes erworben hat.  Ich weiß, nach meinem Weggang werden reißende Wölfe bei euch einbrechen, die die Herde nicht schonen. Ja, aus eurer eigenen Mitte werden sich Männer erheben und versuchen, mit verkehrten Reden die Jünger auf ihre Seite zu ziehen. Darum seid wachsam und denkt daran, wie ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht aufgehört habe, einen jeden von euch unter Tränen zu ermahnen. Und nun empfehle ich euch Gott und seinem gnadenreichen Wort. Es hat die Kraft, zu erbauen und euch das Erbe bei allen Heiligen zu verleihen. Silber oder Gold oder Kleider habe ich von niemand begehrt. Ihr selber wißt, daß diese meine Hände mir und meinen Begleitern den Lebensunterhalt verschafft haben. In allem habe ich euch gezeigt, daß man sich so abmühen und der Schwachen annehmen muß, eingedenk der Worte des Herrn Jesus, der gesagt hat: Geben ist seliger als Nehmen ."  Nach diesen Worten kniete er nieder und betete mit ihnen allen. Alle brachen in lautes Weinen aus. Sie fielen Paulus um den Hals und küßten ihn. Am meisten betrübte sie sein Wort, daß sie ihn von Angesicht nicht mehr sehen sollten. Dann geleiteten sie ihn zum Schiff. Von Milet bis TyrusNachdem wir uns von ihnen losgerissen hatten, liefen wir aus und kamen geradenwegs nach Kos, tags darauf nach Rhodos und von da nach Patara. Dort fanden wir ein Schiff, das nach Phönizien hinüberfuhr. Wir bestiegen es und segelten ab. Zypern, das wir sichteten, ließen wir zur Linken liegen, steuerten auf Syrien zu und gelangten nach Tyrus. Denn hier sollte das Schiff seine Fracht löschen. Wir suchten die Jünger auf und blieben daselbst sieben Tage. Auf Eingebung des Geistes warnten sie Paulus, nach Jerusalem hinaufzugehen. Gleichwohl machten wir uns nach Ablauf der Tage auf den Weg. Alle gaben uns mit Frauen und Kindern das Geleit bis vor die Stadt hinaus. Am Strand knieten wir nieder und beteten. Dann nahmen wir voneinander Abschied und bestiegen das Schiff; jene aber kehrten nach Haus zurück. Von Tyrus nach JerusalemSo legten wir die letzte Strecke der Seefahrt zurück und gelangten von Tyrus nach Ptolemaïs. Dort begrüßten wir die Brüder und blieben einen Tag bei ihnen. Tags darauf reisten wir weiter nach Cäsarea. Wir gingen in das Haus des Evangelisten Philippus, der einer von den Sieben war. Bei ihm blieben wir.  Er hatte vier Töchter, Jungfrauen, die die Prophetengabe besaßen. Als wir schon mehrere Tage dort weilten, kam aus Judäa ein Prophet namens Agabus herab.  Er trat bei uns ein, nahm den Gürtel des Paulus, band sich damit Hände und Füße und sagte: "So spricht der Heilige Geist: Den Mann, dem dieser Gürtel gehört, werden die Juden in Jerusalem also binden und der Gewalt der Heiden ausliefern." Als wir das hörten, drangen wir und die Einheimischen in ihn, doch nicht nach Jerusalem hinaufzugehen. Da entgegnete Paulus: "Warum weint ihr denn und macht mir das Herz schwer? Ich bin doch bereit, für den Namen des Herrn Jesus in Jerusalem mich nicht nur fesseln zu lassen, sondern selbst den Tod zu erleiden." Da er sich nicht überreden ließ, gaben wir nach und sagten: "Des Herrn Wille geschehe!" - Nach jenen Tagen machten wir uns reisefertig und zogen hinauf nach Jerusalem. Auch einige Jünger aus Cäsarea gingen mit uns und brachten uns zu einem gewissen Mnason aus Zypern, einem alten Jünger, bei dem wir gastliche Aufnahme finden sollten.  Paulus in JerusalemNach unserer Ankunft in Jerusalem nahmen uns die Brüder mit Freuden auf. Am folgenden Tag ging Paulus mit uns zu Jakobus; auch alle Ältesten fanden sich ein. Er begrüßte sie und legte ihnen dann bis ins einzelne dar, was Gott durch seinen Dienst unter den Heiden gewirkt hatte. Als sie das vernahmen, priesen sie Gott. - Doch sagten sie zu ihm: "Du siehst, Bruder, wie viele Tausende unter den Juden gläubig geworden sind. Sie alle sind eifrige Anhänger des Gesetzes. Nun hat man ihnen von dir erzählt, du lehrtest alle Juden in der Heidenwelt den Abfall von Mose, forderst sie auf, ihre Kinder nicht beschneiden zu lassen und überhaupt nicht nach den gesetzlichen Gebräuchen zu leben. Was ist da zu tun? Jedenfalls werden sie erfahren, daß du gekommen bist. Tu also, was wir dir vorschlagen: Bei uns sind vier Männer, die ein Gelübde auf sich genommen haben.  Nimm sie zu dir, laß dich mit ihnen heiligen und trage für sie die Kosten, damit sie sich das Haupthaar scheren lassen können. Dann werden alle einsehen, daß an dem, was man ihnen von dir erzählt hat, nichts ist, daß du vielmehr auch selber das Gesetz treu beachtest. Was aber die Gläubigen aus der Heidenwelt betrifft, so haben wir entschieden und schriftlich angeordnet, sie sollen sich hüten vor dem Genuß von Götzenopferfleisch, Blut und Ersticktem, sowie vor Unzucht." Daraufhin übernahm Paulus die Männer, ließ sich mit ihnen weihen und ging tags darauf in den Tempel. Dort meldete er das Ende der Weihezeit an. Dann mußte noch für jeden von ihnen das Opfer dargebracht werden. PAULUS ALS OPFER SEINER MISSIONSTÄTIGKEITGefangennahme des PaulusAls die sieben Tage zu Ende gingen, erblickten ihn die Juden aus Asien im Tempel. Sie reizten die ganze Volksmenge auf, legten Hand an ihn und schrien: "Israeliten, zu Hilfe! Da ist der Mensch, der überall vor aller Welt gegen das Volk, das Gesetz und diese Stätte seine Lehren verbreitet. Dazu hat er noch Heiden in den Tempel geführt und dadurch diese heilige Stätte entweiht."  Sie hatten nämlich zuvor Trophimus aus Ephesus mit ihm zusammen in der Stadt gesehen und meinten nun, Paulus habe ihn in den Tempel hineingeführt. Die ganze Stadt geriet in Aufregung, und das Volk lief zusammen. Sie ergriffen Paulus und schleppten ihn aus dem Tempel. Und sogleich wurden die Tore geschlossen. Schon wollten sie ihn töten, da wurde dem Obersten der Kohorte gemeldet, ganz Jerusalem sei in Aufruhr.  Sofort eilte dieser mit Soldaten und Hauptleuten zu ihnen hinab. Beim Anblick des Obersten und der Soldaten hörten sie auf, Paulus zu schlagen. Der Oberst trat hinzu, ließ ihn festnehmen und mit zwei Ketten fesseln. Er fragte, wer er sei und was er getan habe. In der Volksmenge schrie alles durcheinander. So konnte er bei dem Lärm nichts Sicheres erfahren. Deshalb ließ er ihn in die Kaserne bringen. An der Treppe angekommen, mußte Paulus wegen des nachdrängenden Volkes von den Soldaten getragen werden. Denn die Volksmasse lief hinterher und schrie: "Weg mit ihm!" Als Paulus eben in die Kaserne gebracht werden sollte, fragte er den Obersten: "Darf ich ein Wort mit dir reden?" Dieser entgegnete: "Du verstehst Griechisch? Bist du denn nicht der Ägypter, der unlängst einen Aufstand erregte und die viertausend Sikarier in die Wüste hinausgeführt hat?"  Da sagte Paulus zu ihm: "Ich bin ein Jude aus Tarsus in Zilizien, Bürger einer nicht unbedeutenden Stadt. Ich bitte dich, laß mich zum Volk sprechen." Er gestattete es. Paulus stellte sich auf die Treppe und winkte mit der Hand dem Volk zu. Da trat tiefe Stille ein, und er hielt auf hebräisch folgende Rede: Verteidigungsrede des Paulus"Brüder und Väter, hört jetzt meine Verteidigung vor euch an!" Als sie hörten, daß er hebräisch zu ihnen sprach, hielten sie noch mehr Ruhe. Er fuhr fort: "Ich bin ein Jude, gebürtig aus Tarsus in Zilizien, auferzogen aber hier in dieser Stadt und unterrichtet zu Füßen Gamaliels streng nach dem väterlichen Gesetz. Ich war ein Eiferer für Gott, wie ihr alle es heute seid. Als solcher habe ich diese Lehre bis auf den Tod verfolgt und Männer und Frauen gefesselt in die Gefängnisse gebracht. Das bezeugen mir auch der Hohepriester und das ganze Kollegium der Ältesten. Von ihm hatte ich Briefe an die Brüder in Damaskus erhalten und bin dorthin gezogen, um auch von dort die Anhänger gefesselt zur Bestrafung nach Jerusalem zu bringen. Als ich dahinzog und mich Damaskus näherte, umstrahlte mich plötzlich zur Mittagszeit vom Himmel her ein starkes Licht. Ich stürzte zu Boden und hörte eine Stimme, die mir zurief: Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Ich antwortete: Wer bist du, Herr? Er sagte zu mir: Ich bin Jesus der Nazoräer, den du verfolgst.   Meine Begleiter sahen zwar das Licht, die Stimme dessen aber, der mit mir redete, hörten sie nicht. Ich fragte weiter: Herr, was soll ich tun? Der Herr erwiderte mir: Steh auf und zieh nach Damaskus. Dort wird dir alles gesagt, was zu tun für dich bestimmt ist. Da ich aber wegen des Glanzes jenes Lichtes nicht mehr sehen konnte, wurde ich von meinen Begleitern an der Hand geführt und gelangte so nach Damaskus. Ein gewisser Hananias, ein frommer, gesetzestreuer Mann, der bei allen dortigen Juden in gutem Ruf stand, kam, trat vor mich hin und sagte: Bruder Saul, werde wieder sehend! - In demselben Augenblick konnte ich ihn sehen. Er fuhr fort: Der Gott unserer Väter hat dich dazu bestimmt, seinen Willen zu erkennen, den Gerechten zu schauen und einen Ruf aus seinem Mund zu vernehmen. Denn du sollst vor allen Menschen sein Zeuge dafür sein, was du gesehen und gehört hast. Nun denn, was zögerst du noch? Steh auf, rufe seinen Namen an, laß dich taufen und deine Sünden abwaschen. Als ich dann wieder nach Jerusalem zurückgekehrt war und im Tempel betete, geriet ich in Verzückung. Ich sah ihn, und er sagte zu mir: Beeile dich, von Jerusalem bald wegzuziehen! Denn sie werden dein Zeugnis über mich nicht annehmen. Da entgegnete ich: Herr, sie wissen doch, daß ich gerade deine Gläubigen ins Gefängnis werfen und in den Synagogen geißeln ließ. Und als das Blut deines Zeugen Stephanus vergossen wurde, stand ich selbst dabei, stimmte zu und verwahrte die Kleider seiner Mörder. Doch er sagte zu mir: Zieh weg, denn ich will dich in die Ferne zu den Heiden senden. " Paulus in der Burg AntoniaBis dahin hörten sie ihm zu. Jetzt aber erhoben sie ihre Stimme und schrien: "Hinweg von der Erde mit einem solchen Menschen! Er darf nicht am Leben bleiben!" So schrien sie, schleuderten ihre Mäntel hin und her und wirbelten Staub in die Luft. Deshalb ließ ihn der Oberst in die Kaserne führen und gab Befehl, ihn unter Geißelhieben zu verhören. Auf diese Weise wollte er herausbringen, warum sie so gegen ihn tobten. Schon hatte man Paulus in die Riemen gespannt, als er dem dabeistehenden Hauptmann entgegenhielt: "Dürft ihr einen römischen Bürger geißeln, dazu noch ohne Richterspruch?" Auf diese Worte hin ging der Hauptmann zum Obersten, machte Meldung und sagte: "Was hast du vor? Dieser Mann ist ja römischer Bürger!" Da ging der Oberst hin und fragte ihn: "Sage mir, bist du römischer Bürger?" Er antwortete: "Ja!" Der Oberst entgegnete: "Ich habe mir dieses Bürgerrecht für eine große Summe erworben." Paulus erwiderte: "Ich dagegen besitze es von Geburt an." Sofort ließ man von der beabsichtigten Folter ab; und auch der Oberst geriet in Furcht, nachdem er erfahren hatte, daß er römischer Bürger sei, - weil er ihn hatte fesseln lassen. Vor dem Hohen RatWeil er Gewißheit darüber haben wollte, welche Klagen die Juden gegen ihn vorzubringen hätten, berief er am folgenden Tag die Hohenpriester und den ganzen Hohen Rat zusammen, ließ Paulus die Fesseln abnehmen, ihn vorführen und ihn dann hinabbringen und ihnen gegenüberstellen. Festen Blickes sah Paulus den Hohen Rat an und sagte: "Brüder, bis auf den heutigen Tag habe ich mit völlig gutem Gewissen vor Gott gelebt." Da befahl der Hohepriester Hananias den neben ihm Stehenden, ihn auf den Mund zu schlagen. Paulus aber sagte zu ihm: "Gott wird dich schlagen, du übertünchte Wand! Du sitzt da, um mich nach dem Gesetz zu richten und läßt mich entgegen dem Gesetz schlagen?" Die Umstehenden hielten ihm entgegen: "Du schmähst den Hohenpriester Gottes?"  Paulus erwiderte: "Brüder, ich wußte nicht, daß es der Hohepriester ist. Denn es steht geschrieben: Den Vorsteher deines Volkes sollst du nicht schmähen. " Da Paulus wußte, daß der eine Teil Sadduzäer, der andere Pharisäer waren, rief er in den Hohen Rat hinein: "Brüder, ich bin ein Pharisäer und stamme von Pharisäern. - Wegen der Hoffnung auf die Auferstehung der Toten stehe ich vor Gericht." Bei diesen Worten brach zwischen den Pharisäern und Sadduzäern ein Streit aus; die Versammlung spaltete sich. - Die Sadduzäer leugnen nämlich die Auferstehung sowie das Dasein von Engeln und Geistern. Die Pharisäer dagegen bekennen sich zu beidem. - So erhob sich denn ein großer Lärm. Einige Schriftgelehrte von der Partei der Pharisäer erhoben sich und erklärten in aller Schärfe: "Wir finden an diesem Mann nichts Böses. Wie, wenn (wirklich) ein Geist oder ein Engel mit ihm geredet hätte?" Bei der gewaltigen Aufregung befürchtete der Oberst, Paulus möchte von ihnen in Stücke gerissen werden. Deshalb ließ er seine Mannschaft herabkommen, ihn aus ihrer Mitte wegholen und wieder in die Kaserne bringen. In der folgenden Nacht erschien ihm der Herr und sagte: "Sei guten Mutes! Wie du in Jerusalem Zeugnis für mich abgelegt hast, so sollst du auch in Rom Zeugnis ablegen." Verschwörung gegen PaulusAls es Tag geworden war, rotteten sich die Juden zusammen und verschworen sich, weder zu essen noch zu trinken, bis sie Paulus getötet hätten. Es waren über vierzig, die sich so verschworen hatten. Sie gingen zu den Hohenpriestern und den Ältesten und sagten: "Wir wollen verflucht sein, wenn wir etwas genießen, bevor wir Paulus getötet haben. Bittet zusammen mit dem Hohen Rat den Obersten, er möge ihn zu euch hinabführen lassen, als hättet ihr die Absicht, seine Sache genauer zu untersuchen. Wir aber halten uns bereit, ihn zu ermorden, noch ehe er in die Nähe kommt." Von diesem Anschlag erfuhr der Schwestersohn des Paulus. Er ging in die Kaserne und teilte es Paulus mit. Paulus ließ einen der Hauptleute rufen und bat ihn: "Führe diesen jungen Mann zum Obersten. Er hat ihm etwas zu melden." Der führte ihn zum Obersten und sagte: "Der Gefangene Paulus ließ mich rufen und bat mich, diesen jungen Mann zu dir zu führen, weil er dir etwas zu melden habe." Der Oberst nahm ihn bei der Hand, ging mit ihm beiseite und fragte ihn: "Was hast du mir zu melden?" Er antwortete: "Die Juden haben sich verabredet, dich zu bitten, du möchtest morgen Paulus vor den Hohen Rat hinabführen lassen, angeblich um eine genauere Untersuchung über ihn anzustellen. Sei ihnen nicht zu Willen! Denn über vierzig Mann von ihnen lauern ihm auf. Die haben sich verschworen, weder zu essen noch zu trinken, bis sie ihn ermordet hätten. Schon sind sie bereit und warten nur noch auf deine Zusage." Der Oberst entließ nun den jungen Mann und schärfte ihm ein: "Plaudere vor niemand aus, daß du mir das angezeigt hast." Überführung nach CäsareaDann ließ er zwei von seinen Hauptleuten kommen und gab ihnen den Befehl: "Haltet von der dritten Nachtstunde an zweihundert Fußsoldaten, siebzig Reiter und zweihundert Lanzenträger bereit zum Marsch nach Cäsarea."  Auch Reittiere sollten sie bereitstellen, um Paulus daraufzusetzen und ihn so sicher zum Statthalter Felix zu bringen. Dazu schrieb er einen Brief folgenden Inhalts:  "Klaudius Lysias entbietet dem edlen Statthalter Felix seinen Gruß. Dieser Mann wurde von den Juden ergriffen und war nahe daran, von ihnen getötet zu werden. Da schritt ich mit der Mannschaft ein und befreite ihn, weil ich erfuhr, daß er römischer Bürger ist. Ich wollte dann den Grund ihrer Anklage gegen ihn ermitteln und ließ ihn daher vor ihren Hohen Rat bringen. Dabei fand ich, daß er wegen Streitfragen über ihr Gesetz angeklagt war, aber keines Verbrechens schuldig ist, auf das Tod oder Gefängnis steht. Es wurde mir aber angezeigt, daß ein Anschlag gegen den Mann geplant sei. Darum sende ich ihn sofort zu dir. Zugleich habe ich seine Ankläger angewiesen, bei dir ihre Klage gegen ihn vorzubringen. Lebe wohl!" Ihrem Befehl gemäß führten die Soldaten Paulus bei Nacht nach Antipatris. Tags darauf ließen sie die Reiter mit ihm weiterziehen, während sie selbst in die Kaserne zurückkehrten. Jene trafen in Cäsarea ein, überreichten dem Statthalter den Brief und führten ihm auch Paulus vor. Er las das Schreiben und erkundigte sich dann, aus welcher Provinz er sei. Als er hörte, aus Zilizien, sagte er: "Ich werde dich verhören, wenn auch deine Ankläger zur Stelle sind." - Dann ließ er ihn im Palast des Herodes in Gewahrsam halten.  Anklage des Hohen Rates vor FelixFünf Tage später kam der Hohepriester Hananias mit einigen Ältesten und einem Anwalt Tertullus herab, um beim Statthalter die Klage gegen Paulus vorzubringen.  Dieser wurde vorgeladen, und Tertullus begann seine Anklagerede: "Durch dich leben wir in tiefem Frieden, und deiner Fürsorge verdankt dieses Volk treffliche Einrichtungen. Das erkennen wir, edler Felix, in jeder Weise und überall mit Dankbarkeit an.  Um dich aber nicht lange hinzuhalten, bitte ich dich, schenke uns in deiner Güte für kurze Zeit Gehör. Diesen Mann da haben wir als eine Pest kennengelernt, als einen Aufruhrstifter unter allen Juden in der ganzen Welt und als einen Vorkämpfer der Sekte der Nazoräer.  Er hat sogar den Versuch gemacht, den Tempel zu entweihen. Da haben wir ihn festgenommen [und wollten ihn nach unserem Gesetz richten.  Doch der Oberst Lysias trat dazwischen, entriß ihn uns mit starker Gewalt und befahl, seine Ankläger sollten vor dir erscheinen.] Wenn du selbst ihn verhörst, kannst du all das ermitteln, wessen wir ihn anklagen." Da griffen auch die Juden ein und behaupteten, daß es sich so verhalte. Selbstverteidigung des Paulus vor FelixMit einem Zeichen gab der Statthalter Paulus das Wort zur Gegenrede und Paulus entgegnete: "Ich weiß, daß du schon viele Jahre Richter über dieses Volk bist. Darum gehe ich guten Mutes an meine Verteidigung. Wie du feststellen kannst, bin ich erst vor zwölf Tagen nach Jerusalem hinaufgezogen, um den Herrn anzubeten. Aber weder im Tempel noch in den Synagogen noch in der Stadt hat man mich angetroffen, daß ich mit jemand eine Auseinandersetzung gehabt oder einen Volksauflauf erregt hätte. Sie können dir überhaupt keinen Beweis für die Anklagen erbringen, die sie jetzt gegen mich erheben. Das allerdings bekenne ich dir: Ich diene dem Gott meiner Väter nach der Lehre, die sie eine Sekte nennen. Ich glaube an alles, was im Gesetz und in den Propheten geschrieben steht. Ich hege die gleiche Hoffnung zu Gott, die auch diese hier teilen, daß es dereinst eine Auferstehung der Gerechten und Ungerechten geben wird. Deshalb bemühe ich mich auch, jederzeit vor Gott und den Menschen ein reines Gewissen zu haben. Nach mehreren Jahren bin ich gekommen, um Spenden für mein Volk zu überbringen und um zu opfern. Als ich mich dabei im Tempel einer Weihe unterzog, jedoch ohne Volksauflauf und Lärm, trafen mich einige Juden aus Asien. Die müßten vor dir erscheinen und Klage erheben, wenn sie etwas gegen mich haben sollten. Oder diese hier mögen angeben, was für ein Vergehen sie an mir festgestellt haben, als ich vor dem Hohen Rat stand. Es müßte denn das eine Wort sein, das ich in ihrer Mitte ausrief: Wegen der Auferstehung der Toten stehe ich heute vor euch im Gericht ." Verschleppung des ProzessesObwohl Felix genaue Kenntnis von der Lehre hatte, vertagte er ihre Sache und sagte: "Wenn der Oberst Lysias herabkommt, will ich euren Fall entscheiden."  Er gab dem Hauptmann Weisung, er solle ihn in milder Haft halten und keinen von den Seinen daran hindern, für ihn zu sorgen. Einige Tage später kam Felix mit seiner Gattin Drusilla, die Jüdin war, (in das Prätorium). Er ließ Paulus holen und erkundigte sich bei ihm über den Glauben an Christus Jesus. Als der aber auf Gerechtigkeit, Enthaltsamkeit und das künftige Gericht zu sprechen kam, geriet Felix in Furcht und sagte: "Für diesmal kannst du gehen. Wenn ich einmal Zeit habe, werde ich dich rufen lassen." Zugleich hoffte er, von Paulus Geld zu erhalten. Deshalb ließ er ihn noch öfters holen und unterhielt sich mit ihm. Nach zwei Jahren wurde Porcius Festus Nachfolger von Felix. Um den Juden entgegenzukommen, ließ Felix Paulus im Gefängnis zurück.  Paulus vor FestusNachdem Festus in der Provinz eingetroffen war, ging er drei Tage später von Cäsarea nach Jerusalem hinauf. Die Hohenpriester und die angesehensten Juden brachten nun bei ihm ihre Klage gegen Paulus vor. Sie ersuchten Festus,  gegen Paulus vorzugehen, und baten ihn um den Gefallen, Paulus nach Jerusalem bringen zu lassen. Unterwegs aber wollten sie ihn überfallen und ermorden. Festus entgegnete jedoch, Paulus werde in Cäsarea in Gewahrsam gehalten, und er selbst werde alsbald wieder dahin abreisen. Er sagte: "Es können also Bevollmächtigte von euch mitkommen und, falls dieser Mann ein Verbrechen begangen hat, Anklage gegen ihn erheben." Nicht mehr als acht bis zehn Tage hielt er sich bei ihnen auf und ging dann hinab nach Cäsarea. Am folgenden Tag setzte er sich auf den Richterstuhl und ließ Paulus vorführen. Als er erschien, umringten ihn die Juden, die von Jerusalem herabgekommen waren, und brachten viele schwere Anklagen vor, konnten sie aber nicht beweisen. Paulus dagegen legte zu seiner Verteidigung dar: "Ich habe mich weder gegen das jüdische Gesetz noch gegen den Tempel noch gegen den Kaiser irgendwie verfehlt." Festus wollte aber den Juden entgegenkommen und stellte an Paulus die Frage: "Willst du nach Jerusalem hinaufgehen und dich dort hierüber von mir richten lassen?" Paulus erwiderte: "Ich stehe vor dem Richterstuhl des Kaisers. Da muß ich gerichtet werden. Den Juden habe ich kein Unrecht zugefügt, wie auch du ganz gut weißt. Wenn ich nun wirklich schuldig bin und etwas getan habe, was den Tod verdient, so weigere ich mich nicht zu sterben. Ist aber nichts an den Klagen, die diese gegen mich erheben, so darf mich niemand ihnen ausliefern. Ich lege Berufung an den Kaiser ein." Da besprach sich Festus mit dem Gerichtshof und erklärte dann: "Du hast Berufung an den Kaiser eingelegt; vor den Kaiser sollst du kommen." Festus und AgrippaEinige Tage später trafen König Agrippa und Berenike in Cäsarea ein, um Festus zu begrüßen. Sie hielten sich mehrere Tage dort auf. Da trug Festus dem König den Fall des Paulus vor. Er sagte: "Hier ist noch ein Mann, den Felix im Gefängnis zurückgelassen hat. Als ich in Jerusalem war, wurden die Hohenpriester und die Ältesten der Juden seinetwegen bei mir vorstellig und forderten seine Verurteilung. Ich entgegnete ihnen, es sei bei den Römern nicht Sitte, einen Angeklagten auszuliefern, bevor er den Anklägern persönlich gegenübergestanden und Gelegenheit gehabt hätte, sich gegen die Anschuldigungen zu verteidigen. Darauf kamen sie hierher, und ich hielt unverzüglich am folgenden Tag Gerichtssitzung und ließ den Mann vorführen. Die Ankläger traten auf, brachten aber gegen ihn keine Klage wegen solcher Verbrechen vor, wie ich sie vermutete. Sie hatten gegen ihn nur einige Streitfragen über ihre Religion sowie über einen gewissen Jesus, der bereits tot ist, von dem Paulus aber behauptet, daß er lebe. Weil ich aber in Verlegenheit war, wie ich diese Fragen untersuchen sollte, fragte ich, ob er nicht nach Jerusalem gehen und sich dort darüber richten lassen wolle. Doch Paulus legte Berufung ein und wollte bis zur Entscheidung des Kaisers in Gewahrsam bleiben. So befahl ich, ihn weiter in Haft zu halten, bis ich ihn an den Kaiser überweisen könnte." Da sagte Agrippa zu Festus: "Ich möchte auch einmal den Mann hören." Dieser erwiderte: "Gleich morgen sollst du ihn hören." Paulus vor König AgrippaAm folgenden Tag erschienen Agrippa und Berenike mit großem Gepränge und betraten mit den Obersten und Vornehmen der Stadt den Gerichtssaal. Auf Geheiß des Festus wurde Paulus vorgeführt. Festus sagte: "König Agrippa und alle Anwesenden! Hier seht ihr den Mann, um dessentwillen mich alle Juden in Jerusalem wie auch hier mit lautem Geschrei bestürmt haben, indem sie riefen, er dürfe nicht länger am Leben bleiben. Ich stellte jedoch fest, daß er kein todeswürdiges Verbrechen begangen hat. Weil er selbst aber Berufung an den Kaiser eingelegt hat, habe ich entschieden, ihn dahin zu schicken. Doch weiß ich dem Herrn nichts Bestimmtes über ihn zu schreiben. Darum habe ich ihn euch, zumal dir, König Agrippa, vorführen lassen, damit ich nach dieser Untersuchung weiß, was ich schreiben soll.  Denn es scheint mir unvernünftig, einen Gefangenen hinzuschicken, ohne zugleich die Klagen gegen ihn anzugeben." Verteidigungsrede des PaulusAgrippa sagte zu Paulus: "Es ist dir erlaubt, für dich selbst zu sprechen." Da streckte Paulus seine Hand aus und begann seine Verteidigungsrede: "König Agrippa, ich schätze mich glücklich, daß ich mich heute gegen alle Anklagen der Juden vor dir verteidigen darf. Vor allem, weil du ein vorzüglicher Kenner aller jüdischen Gebräuche und Streitfragen bist. Darum bitte ich dich, mich geduldig anzuhören. Mein Lebenswandel, angefangen von der Jugend in meiner Heimat und in Jerusalem, ist allen Juden bekannt. Sie kennen mich von früher her und können, wenn sie wollen, bezeugen, daß ich nach der strengsten Richtung unserer Religion gelebt habe: als Pharisäer. Und jetzt stehe ich vor Gericht wegen der Hoffnung auf die Verheißung, die unseren Vätern von Gott zuteil geworden ist. Unser Zwölfstämmevolk hofft, sie zu erlangen und dient darum Gott unablässig bei Tag und bei Nacht. Wegen dieser Hoffnung werde ich, o König, von den Juden angeklagt. Warum wird es bei euch für unglaublich gehalten, daß Gott Tote auferweckt? Einst glaubte ich zwar selbst, gegen den Namen Jesu des Nazoräers viel Feindseliges tun zu müssen. Das habe ich denn auch in Jerusalem getan. Ich erhielt von den Hohenpriestern Vollmacht, ließ viele der Heiligen ins Gefängnis werfen, und wenn sie hingerichtet werden sollten, stimmte ich dafür. Überall in den Synagogen suchte ich sie oftmals durch Strafen zur Lästerung zur zwingen, und in meiner maßlosen Wut verfolgte ich sie sogar bis in die auswärtigen Städte. So zog ich mit Vollmacht und im Auftrag der Hohenpriester nach Damaskus. Auf dem Weg dahin sah ich, o König, am Mittag, wie vom Himmel her mich und meine Reisegefährten ein Licht umstrahlte, das an Glanz die Sonne übertraf. Wir stürzten alle zu Boden, und ich vernahm eine Stimme, die mir auf hebräisch zurief: Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Es ist hart für dich, gegen den Stachel auszuschlagen.   Ich fragte: Wer bist du, Herr? Der Herr sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Doch stehe auf und stelle dich auf deine Füße. Denn dazu bin ich dir erschienen, um dich zum Diener und zum Zeugen dessen zu bestellen, was du gesehen hast und was ich dir noch offenbaren werden. Ich werde dich erretten vor dem Volk und vor den Heiden, zu denen ich dich sende. Du sollst ihnen die Augen öffnen, daß sie sich aus der Finsternis zum Licht, aus der Gewalt Satans zu Gott bekehren. So sollen sie durch den Glauben an mich Vergebung der Sünden und das Erbe bei den Heiligen erlangen. Deswegen, König Agrippa, habe ich mich der himmlischen Erscheinung nicht widersetzt. Im Gegenteil, ich predigte zuerst den Leuten in Damaskus und Jerusalem, dann im ganzen Land Judäa und weiterhin den Heiden, sie möchten sich bekehren, sich zu Gott wenden und Werke vollbringen, die der Bekehrung würdig sind. Deshalb ergriffen mich die Juden im Tempel und versuchten, mich zu töten. Aber ich habe Gottes Beistand erfahren, und so stehe ich noch heute da und lege vor groß und klein Zeugnis ab. Dabei sage ich nichts anderes, als was die Propheten und Mose vorausgesagt haben: Der Messias werde leiden müssen, als erster von den Toten auferstehen und dem Volk wie den Heiden das Licht verkünden." Erfolg der RedeAls er sich so verteidigte, rief Festus mit lauter Stimme: "Du bist von Sinnen, Paulus. Das viele Studieren treibt dich in den Wahnsinn."  Paulus entgegnete: "Ich bin nicht von Sinnen, edler Festus, sondern die Worte, die ich verkünde, sind wahr und wohlüberlegt. Der König hat ja Verständnis für diese Dinge; so spreche ich zu ihm auch ganz freimütig. Ich kann nicht glauben, daß ihm etwas davon entgangen ist. Die Sache hat sich ja nicht in einem entlegenen Winkel zugetragen. König Agrippa, glaubst du den Propheten? Ich weiß, du glaubst." Da sagte Agrippa zu Paulus: "Bald schaffst du es, aus mir einen Christen zu machen." Paulus erwiderte: "Wollte Gott, daß über kurz oder lang nicht bloß du, sondern auch alle, die mich heute hören, das würden, was ich bin - abgesehen von diesen Fesseln." Darauf erhoben sich der König, der Statthalter, Berenike und die übrigen Anwesenden. Im Weggehen sagten sie zueinander: "Der Mann tut nichts, was Tod oder Fesseln verdient." Agrippa bemerkte zu Festus: "Dieser Mann könnte frei sein, wenn er nicht Berufung an den Kaiser eingelegt hätte." ALS GEFANGENER NACH ROMVon Cäsarea bis KretaAls unsere Abfahrt nach Italien festgesetzt war, übergab man Paulus mit noch anderen Gefangenen einem Hauptmann namens Julius von der kaiserlichen Kohorte.  Wir bestiegen ein adramyttenisches Schiff, das die asiatischen Küstenplätze anlaufen sollte, und fuhren ab. Bei uns war noch Aristarch aus Thessalonich in Mazedonien.  Am folgenden Tag legten wir in Sidon an. Julius, der Paulus wohlwollend behandelte, erlaubte ihm, seine Freunde aufzusuchen und sich versorgen zu lassen. Von da fuhren wir weiter und segelten dicht an Zypern vorbei, weil wir Gegenwind hatten. Wir durchfuhren also das Meer längs der Küste von Zilizien und Pamphylien und gelangten nach Myra in Lyzien.  Dort fand der Hauptmann ein alexandrinisches Schiff, das auf der Fahrt nach Italien war, und brachte uns da an Bord. Die Fahrt ging eine Reihe von Tagen nur langsam voran, und nur mit Mühe gelangten wir auf die Höhe von Knidos. Da uns der Wind nicht anlegen ließ, fuhren wir dicht an Kreta vorbei auf Salmone zu. Nach beschwerlicher Fahrt längs der Küste gelangten wir an einen Platz namens Kalói-Liménes, in dessen Nähe die Stadt Lasäa liegt. Unterdessen war geraume Zeit verstrichen, und die Schiffahrt wurde bereits gefährlich; denn auch das Fasten war schon vorbei. Deshalb warnte Paulus:  "Ihr Männer, ich sehe, daß die Fahrt nicht nur der Ladung und dem Schiff, sondern auch unserem Leben Gefahr und großen Schaden bringen wird." Aber der Hauptmann glaubte dem Steuermann und dem Schiffseigentümer mehr als den Worten des Paulus. Da der Hafen zum Überwintern nicht günstig war, beschloß die Mehrheit, von dort weiterzufahren, um womöglich Phönix zu erreichen und dort zu überwintern. Es ist das ein Hafen Kretas, der nach Südwest und nach Nordwest offen ist. Auf hoher SeeDa ein schwacher Südwind einsetzte, glaubten sie, ihr Vorhaben durchführen zu können. Sie lichteten die Anker und fuhren dicht an Kreta hin. Doch nicht lange, da brach von dort herab ein Wirbelwind los; es war der Nordoststurm. Das Schiff wurde von ihm erfaßt und man vermochte nicht, es gegen den Wind zu drehen; wir gaben auf und ließen uns treiben. Wir kamen an einer kleinen Insel, Kauda genannt, vorbei. Nur mit Mühe konnten wir das Rettungsboot halten. Dieses zogen sie hoch und umgürteten das Schiff zur Sicherheit mit Tauen. Aus Furcht, in die Syrte zu geraten, ließen sie den Treibanker hinab und ließen sich treiben. Furchtbar setzte uns der Sturm zu. Deshalb warf man am folgenden Tag einen Teil der Ladung über Bord. Am dritten Tag warfen die Leute eigenhändig das Takelwerk hinaus. Mehrere Tage lang sah man weder Sonne noch Sterne. Der Sturm tobte ungeschwächt weiter. So schwand schließlich alle Hoffnung auf unsere Rettung dahin. Niemand dachte mehr ans Essen. Da trat Paulus unter die Leute und sagte: "Ihr Männer, man hätte mir folgen und nicht von Kreta abfahren sollen. Dann hätte man sich dieses Unglück und den Schaden erspart. Trotzdem ermahne ich euch, guten Mutes zu sein. Keiner von euch wird verlorengehen, nur das Schiff. Denn heute nacht erschien mir ein Engel Gottes, dem ich angehöre und dem ich diene, und sagte: Sei ohne Furcht, Paulus! Du mußt vor den Kaiser treten. Und da hat Gott dir alle geschenkt, die mit dir auf dem Schiff sind. Darum seid guten Mutes, ihr Männer! Denn ich vertraue auf Gott, daß es so kommt, wie mir gesagt wurde. Wir werden aber an einer Insel stranden." SchiffbruchAls wir schon die vierzehnte Nacht im Adriatischen Meer umhertrieben, vermuteten die Schiffsleute um Mitternacht, daß wir uns Land näherten.  Sie warfen das Senkblei und fanden eine Tiefe von zwanzig Faden. In kurzem Abstand warfen sie es wieder und fanden nur noch fünfzehn Faden.  Aus Furcht, wir könnten irgendwo auf Klippen geraten, warfen sie vom Heck des Schiffes vier Anker aus und erwarteten sehnsüchtig den Anbruch des Tages. Als aber die Schiffsleute versuchten, vom Schiff zu fliehen und schon das Rettungsboot ins Meer hinabgelassen hatten, angeblich um vom Bug des Schiffes Anker auszuwerfen, erklärte Paulus dem Hauptmann und den Soldaten: "Wenn diese nicht auf dem Schiff bleiben, könnt ihr nicht gerettet werden." Darauf kappten die Soldaten die Taue des Rettungsbootes und ließen es forttreiben. Bis es Tag werden sollte, ermunterte Paulus alle, Nahrung zu sich zu nehmen. "Heute sind es schon vierzehn Tage", sagte er, "daß ihr ohne Nahrung verharrt und nichts zu euch nehmt. Darum ermahne ich euch, etwas zu essen. Denn das hilft mit zu eurer Rettung. Keinem von euch wird auch nur ein Haar vom Haupt verlorengehen." Nach diesen Worten nahm er Brot, dankte Gott vor aller Augen, brach es und fing an zu essen. Da faßten alle wieder Mut und nahmen ebenfalls Nahrung zu sich. Im ganzen waren zweihundertsechsundsiebzig Personen auf dem Schiff.  Nachdem sie sich gesättigt hatten, warfen sie das Getreide ins Meer, um das Schiff zu erleichtern. Als der Tag anbrach, zeigte sich, daß das Land ihnen unbekannt war; sie bemerkten aber eine Bucht mit einem flachen Strand; auf ihn gedachten sie, wenn möglich, das Schiff auflaufen zu lassen. Sie kappten die Ankerleine und ließen die Anker im Meer zurück, lösten die Riemen von den Steuerrudern, stellten das Vordersegel auf den Wind ein und hielten auf den Strand zu. Dabei gerieten sie auf eine Sandbank und liefen mit dem Schiff auf. Der Bug bohrte sich ein und saß unbeweglich fest, das Heck dagegen zerschellte nach und nach unter dem Anprall der Wogen. Die Soldaten faßten nun den Beschluß, die Gefangenen zu töten, damit keiner durch Schwimmen entkomme.  Doch der Hauptmann wollte Paulus retten und verhinderte ihr Vorhaben. Er befahl, daß zuerst jene, die schwimmen konnten, über Bord springen und versuchen sollten, ans Land zu kommen, die übrigen sollten ihnen teils auf Planken, teils auf sonstigen Schiffstrümmern folgen. So geschah es; alle wurden ans Land gerettet. Auf MaltaAls wir gerettet waren, erfuhren wir, daß die Insel Malta genannt wird. Die Einheimischen zeigten sich außerordentlich menschenfreundlich gegen uns. Wegen des einsetzenden Regens und der Kälte zündeten sie ein Feuer an und nahmen uns zu sich. Paulus raffte ein Bündel Reisig zusammen und legte es auf das Feuer. Da fuhr infolge der Hitze eine Schlange heraus und biß sich an seiner Hand fest. Sobald die Eingeborenen das Tier an seiner Hand hängen sahen, sagten sie zueinander: "Der Mensch da ist gewiß ein Mörder! Er ist zwar dem Meer entronnen, aber die Rachegöttin will ihn nicht am Leben lassen." Doch er schüttelte das Tier ins Feuer ab, ohne Schaden zu nehmen. Die Leute erwarteten, er werde anschwellen oder plötzlich tot niedersinken. Lange warteten sie. Als sie aber sahen, daß ihm kein Leid widerfuhr, wurden sie anderer Meinung und sagten, er sei ein Gott. Der Erste der Insel, namens Publius, besaß dort in der Umgegend ein Landgut. Dieser nahm uns auf und gewährte uns drei Tage lang liebevolle Gastfreundschaft. Der Vater des Publius lag gerade an Fieber und Ruhr krank danieder. Paulus ging zu ihm, legte ihm unter Gebet die Hände auf und machte ihn gesund. Daraufhin kamen auch die anderen Kranken der Insel herbei und wurden geheilt. Sie überhäuften uns dann mit Ehren und versahen uns bei der Abfahrt mit dem Nötigen. Von Malta nach RomNach drei Monaten fuhren wir weiter mit einem alexandrinischen Schiff, das auf der Insel überwintert hatte. Es führte das Wappen der Dioskuren.  Wir liefen Syrakus an, wo wir drei Tage blieben. Von dort fuhren wir um die Küste herum und kamen nach Rhegion. Da tags darauf Südwind einsetzte, erreichten wir am zweiten Tag Puteoli. Dort trafen wir Brüder; auf ihre Bitte hin blieben wir sieben Tage bei ihnen. - Und so kamen wir nach Rom. Die Brüder dort hatten von uns gehört und kamen uns bis Forum Appii und Tres Tabernae entgegen. Bei ihrem Anblick dankte Paulus Gott und schöpfte Mut. Paulus in RomNach unserer Ankunft in Rom erhielt Paulus die Erlaubnis, mit dem Soldaten, der ihn bewachte, eine eigene Wohnung zu beziehen.  Nach drei Tagen berief er die führenden Juden zu sich. Als sie sich versammelt hatten, sagte er zu ihnen: "Brüder, ich habe nichts gegen das Volk oder gegen die Sitten der Väter getan. Gleichwohl wurde ich von Jerusalem aus als Gefangener der Gewalt der Römer überliefert. Diese wollten mich nach der Untersuchung in Freiheit setzen, weil kein todeswürdiges Verbrechen bei mir vorlag. Da aber die Juden Einspruch erhoben, sah ich mich genötigt, Berufung an den Kaiser einzulegen, jedoch nicht, als hätte ich eine Klage gegen mein Volk zu erheben. Deshalb habe ich nun gebeten, euch sehen und zu euch sprechen zu dürfen. Denn um der Hoffnung Israels willen trage ich diese Kette." Sie erwiderten ihm: "Wir haben über dich weder eine schriftliche Nachricht aus Judäa erhalten, noch ist einer von den Brüdern gekommen und hat etwas Übles über dich berichtet oder erzählt. Doch möchten wir von dir erfahren, welche Ansichten du hegst. Denn von dieser Sekte ist uns nur bekannt, daß sie überall auf Widerspruch stößt."  ReligionsgesprächSo bestimmten sie ihm einen Tag und fanden sich in größerer Zahl bei ihm in der Wohnung ein. Er erläuterte und bezeugte ihnen von morgens bis abends das Reich Gottes und suchte sie im Anschluß an das Gesetz des Mose und die Propheten für Jesus zu gewinnen. Die einen ließen sich durch die Worte überzeugen, die anderen glaubten nicht. Untereinander uneins gingen sie weg, wobei Paulus noch das eine Wort sagte: "Treffend hat der heilige Geist durch den Propheten Jesaja zu euren Vätern gesagt: `Tritt hin vor dieses Volk und sprich: Hören sollt ihr, hören, und doch nicht verstehen, sehen sollt ihr, sehen, und doch nicht erkennen.  Denn verstockt ist das Herz dieses Volkes. Mit den Ohren hört es schwer, seine Augen hat es verschlossen, damit es mit den Augen nicht sieht, mit den Ohren nicht hört, mit dem Herzen nicht versteht und sich nicht bekehrt und ich es heile.´ So sei euch kundgetan: Den Heiden ist dieses Heil Gottes gesandt worden. Und sie werden hören." [Nach diesen Worten gingen die Juden in heftigem Streit miteinander von ihm weg.]  Er blieb zwei volle Jahre in seiner Mietwohnung und nahm alle auf, die zu ihm kamen. Mit allem Freimut und ungehindert verkündete er das Reich Gottes und lehrte über den Herrn Jesus Christus.  DER BRIEF DES HEILIGEN APOSTELS PAULUS AN DIE RÖMERGrußPaulus, Knecht Christi Jesu, zum Apostel berufen, auserwählt für die Verkündigung der Frohbotschaft Gottes, die er durch seine Propheten in den Heiligen Schriften vorausverkündet hatte von seinem Sohn - geboren dem Fleisch nach aus dem Geschlecht Davids, nach dem Geist der Heiligkeit eingesetzt zum Sohn Gottes in Macht seit seiner Auferstehung von den Toten, - von Jesus Christus, unserem Herrn. Von ihm haben wir Gnade und Apostelamt empfangen, um zur Ehre seines Namens alle Völker zum Gehorsam des Glaubens zu führen. Zu diesen gehört auch ihr, die ihr von Jesus Christus berufen seid. An alle von Gott geliebten, berufenen Heiligen in Rom: Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.  Dank und BittgebetVor allem danke ich meinem Gott durch Jesus Christus für euch alle, weil euer Glaube in der ganzen Welt gerühmt wird. Gott, dem ich durch die Verkündigung des Evangeliums von seinem Sohn mit meinem Geist diene, ist mein Zeuge, daß ich unablässig euer gedenke. Allezeit flehe ich in meinen Gebeten, es möchte mir nach dem Willen Gottes einmal vergönnt sein, zu euch zu kommen. Denn ich sehne mich danach, euch zu sehen, um euch etwas geistige Gabe mitzuteilen, auf daß ihr gestärkt werdet,  oder besser gesagt, daß wir uns gegenseitig aufmuntern durch den gemeinschaftlichen - euren und meinen - Glauben. Ihr sollt wissen, Brüder, daß ich mir schon oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen, aber bisher verhindert war. Ich möchte, wie bei den übrigen Völkern, auch bei euch etwas Erfolg haben.  Schuldner bin ich gegenüber Griechen und Nichtgriechen, gegenüber Gebildeten und Ungebildeten.  So möchte ich gern auch euch in Rom das Evangelium verkünden. Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; es ist ja die Kraft Gottes zur Rettung für jeden, der glaubt, zunächst für den Juden, dann auch für den Griechen.  In ihm wird die Gerechtigkeit Gottes offenbart aus dem Glauben zum Glauben, wie geschrieben steht: "Der Gerechte lebt aus dem Glauben."  Erster Teil: DIE RECHTFERTIGUNG DURCH JESUS CHRISTUSDie Hilfsbedürftigkeit der gesamten MenschheitDie Sündhaftigkeit der Heiden - Der heidnische GötzendienstOffenbart wird Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit unterdrücken. Denn was von Gott erkennbar ist, das ist ihnen offenbar; Gott hat es ihnen geoffenbart.  Läßt sich doch sein unsichtbares Wesen seit Erschaffung der Welt durch seine Werke mit dem Auge des Geistes wahrnehmen: seine ewige Macht wie seine Göttlichkeit. Darum sind sie nicht zu entschuldigen. Obwohl sie nämlich Gott erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott verehrt noch ihm gedankt. Vielmehr wurden sie töricht in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Während sie sich für Weise ausgaben, wurden sie zu Toren. Sie vertauschten die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes mit Abbildern von vergänglichen Menschen, von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren. Die heidnische LasterhaftigkeitDarum gab sie Gott durch die Gelüste ihres Herzens der Unlauterkeit preis, so daß sie ihre Leiber entehrten. Sie vertauschten die Wahrheit Gottes mit der Lüge und verehrten und beteten das Geschöpf an anstatt den Schöpfer, der da hochgelobt ist in Ewigkeit. Amen. Deshalb gab Gott sie schändlichen Leidenschaften preis. Ihre Weiber verkehrten den natürlichen Verkehr in den widernatürlichen. Ebenso gaben die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in ihrer wilden Gier zueinander. Männer trieben Schamloses mit Männern und empfingen so an sich die verdiente Strafe für ihre Verirrung. Weil sie es verschmähten, Gott anzuerkennen, gab Gott sie ihrer verwerflichen Gesinnung preis, so daß sie taten, was sich nicht geziemt. Voll jeglicher Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit, Habsucht, Bosheit, voll Neid, Mordlust, Streitsucht, Arglist und Tücke, sind sie Ohrenbläser, Verleumder, Gotteshasser; Spötter, Verächter, Prahler, erfinderisch im Bösen, unbotmäßig gegen die Eltern, unvernünftig, treulos, lieblos, erbarmungslos. Sie kennen zwar die Satzung Gottes, wonach des Todes schuldig ist, wer solches begeht; dennoch tun sie es nicht nur, sondern spenden noch Beifall denen, die es tun.  Die Sündhaftigkeit der Juden - Maßstab GottesDarum bist du unentschuldbar, du Mensch, wer du auch bist, wenn du dich zum Richter aufwirfst. Denn damit, daß du den anderen richtest, sprichst du dir selbst das Urteil. Du tust ja gerade das, was du verurteilst. Wir wissen aber, daß Gottes Gericht der Wahrheit gemäß über die ergeht, die solches tun. Meinst du, o Mensch, der du das gleiche tust wie jene, die du richtest, du werdest dem Gericht Gottes entrinnen? Oder mißachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut? Weißt du nicht, daß Gottes Güte dich zur Umkehr bringen will? Aber mit deinem Starrsinn und deinem zur Umkehr nicht bereiten Herzen häufst du dir Zorn auf für den Tag des Zornes und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes. Er wird einem jeden nach seinen Werken vergelten: mit dem ewigen Leben denen, die in guten Werken ausharren und nach Herrlichkeit, Ehre und Unvergänglichkeit streben; mit Zorn und Grimm aber den Selbstsüchtigen, die der Wahrheit widerstreben und sich der Ungerechtigkeit hingeben. Trübsal und Bedrängnis kommen über jede Menschenseele, die Böses tut, zunächst über den Juden, dann auch über den Griechen. Hingegen wird Herrlichkeit, Ehre und Friede jedem zuteil, der Gutes tut, zunächst dem Juden, dann auch dem Griechen. Denn bei Gott gibt es kein Ansehen der Person. Der Besitz des GesetzesAlle, die ohne das Gesetz gesündigt haben, werden ohne das Gesetz dem Verderben anheimfallen. Alle, die unter dem Gesetz gesündigt haben, werden auf Grund des Gesetzes gerichtet werden. Denn nicht die sind vor Gott gerecht, die das Gesetz nur hören, sondern die werden für gerecht erklärt, die es erfüllen. Wenn die Völker, die das Gesetz nicht haben, aus natürlichem Antrieb die Forderungen des Gesetzes erfüllen, sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz.  Sie zeigen damit, daß der Kern des Gesetzes in ihr Herz geschrieben ist. Ihr Gewissen und die Gedanken, die einander anklagen oder verteidigen, bezeugen es ihnen an dem Tag, da Gott durch Jesus Christus, meinem Evangelium gemäß, das Verborgene im Menschen richten wird. Der Dünkel der JudenDu nennst dich einen Juden, verläßt dich auf das Gesetz, rühmst dich Gottes und kennst seinen Willen. Im Gesetz unterrichtet, weißt du, was gut und böse ist. Du traust dir zu, ein Führer der Blinden zu sein, ein Licht für die im Dunkeln, ein Erzieher der Unverständigen, ein Lehrer der Unmündigen, der im Gesetz den Ausdruck der Erkenntnis und der Wahrheit besitzt? Den anderen also belehrst du, und dich selbst belehrst du nicht? Du predigst, man darf nicht stehlen, und stiehlst? Du sagst, man darf die Ehe nicht brechen, und brichst die Ehe? Du verabscheust die Götzenbilder, und verübst Tempelraub?  Du rühmst dich des Gesetzes, und du entehrst Gott durch Übertretung des Gesetzes? Denn, wie die Schrift sagt, durch eure Schuld wird der Name Gottes unter den Heiden gelästert.  Wert der BeschneidungDie Beschneidung bringt zwar Nutzen, wenn du das Gesetz befolgst, übertrittst du aber das Gesetz, ist deine Beschneidung zum Unbeschnittensein geworden. Wenn dagegen ein Unbeschnittener die Forderungen des Gesetzes befolgt, wird ihm dann nicht die Unbeschnittenheit als Beschneidung angerechnet werden? Ja, richten wird dich, der du trotz Buchstaben und Beschneidung ein Übertreter des Gesetzes bist, der seiner Abstammung nach Unbeschnittene, der das Gesetz befolgt. Denn nicht der ist ein Jude, der es nur äußerlich ist, und nicht das ist die Beschneidung, die nur äußerlich, am Fleisch, geschieht. Nein, ein Jude ist der, der es im Inneren ist, und Beschneidung ist die Beschneidung des Herzens, dem Geist, nicht dem Buchstaben nach. Einem solchen folgt Anerkennung, zwar nicht von Menschen, aber von Gott.  Vorzüge der JudenWas haben dann die Juden noch voraus? Was nützt die Beschneidung? In jeder Hinsicht viel. Vor allem sind ihnen die Verheißungen Gottes anvertraut worden.  Was aber, wenn einige von ihnen untreu geworden sind? Wird etwa ihre Untreue Gottes Treue zunichte machen? Keineswegs. Vielmehr wird sich Gott als wahrhaft erweisen, mag auch jeder Mensch lügenhaft sein, wie es in der Schrift heißt: "Du sollst gerecht befunden werden in deinen Worten und obsiegen, wenn man mit dir rechtet."  Wenn aber unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit herausstellt, was ist dann zu sagen? Handelt dann - menschlich gesprochen - Gott ungerecht, wenn er sein Zorngericht verhängt? Durchaus nicht. Wie könnte Gott sonst die Welt richten? Wenn aber Gottes Wahrhaftigkeit durch meine Lügenhaftigkeit zu seiner Ehre im vollen Glanz erstrahlt, warum werde ich dann noch als Sünder verurteilt? Sollte es etwa so sein, wie es in der Aussage heißt, die uns manche in verleumderischer Weise unterstellen: "Laßt uns Böses tun, damit Gutes daraus entspringt?" - Solche erwartet die gerechte Strafe! - Allgemeine SündhaftigkeitWie steht es nun? Haben wir etwas voraus? Keineswegs. Denn wir haben vorhin dargetan, daß alle, Juden und Griechen, der Sünde verfallen sind. Es steht ja geschrieben: "Keiner ist gerecht, auch nicht einer;  keiner ist verständig, keiner sucht Gott. Alle sind abgewichen, alle verdorben, keiner tut, was recht ist, kein einziger. Ihre Kehle gleicht dem offenen Grab. Mit ihrer Zunge reden sie Trug. Auf ihren Lippen ist Natterngift. Ihr Mund ist voll Fluch und Bitterkeit. Eilig sind ihre Füße, um Blut zu vergießen. Zerstörung und Verderben kennzeichnen ihren Weg, den Weg des Friedens kennen sie nicht. Gottesfurcht ist ihnen fremd." Wir wissen aber: Was das Gesetz sagt, sagt es zu denen, die unter dem Gesetz stehen, damit jeder Mund verstumme und alle Welt schuldig sei vor Gott.  Durch Gesetzeswerke wird kein Mensch vor ihm gerechtfertigt, denn durch das Gesetz kommt nur die Erkenntnis der Sünde. DER WEG ZUR RECHTFERTIGUNGDer Glaube an Jesus ChristusJetzt aber ist ohne das Gesetz die Gerechtigkeit Gottes offenbar geworden, auf die schon das Gesetz und die Propheten hingewiesen haben: nämlich auf die Gerechtigkeit Gottes auf Grund des Glaubens an Jesus Christus, und zwar für alle Glaubenden, - ohne Unterschied. Alle sind der Sünde verfallen und entbehren der Herrlichkeit Gottes. Durch seine Gnade werden sie aber ohne Verdienst dank der Erlösung in Christus Jesus gerechtfertigt.  Um seine Gerechtigkeit zu erweisen, hat ihn Gott in seinem Blut als Sühnopfer durch den Glauben vor alle Welt hingestellt. Die vorher geschehenen Sünden waren ungestraft gelassen, weil Gott langmütig ist; nun aber läßt er seine Gerechtigkeit offenbar werden und zeigt (im Sühnopfer Christi), daß er gerecht ist und den gerecht macht, der an Jesus glaubt. Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das der Werke? Nein, durch das Gesetz des Glaubens. Wir sind nämlich überzeugt, daß der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt wird, ohne Werke des Gesetzes.  Oder ist Gott nur für die Juden da? Nicht auch für die Heiden? Ja, auch für die Heiden. Denn es gibt nur einen Gott, und der rechtfertigt die Beschnittenen aus dem Glauben und die Unbeschnittenen durch den Glauben. Stoßen wir nun das Gesetz durch den Glauben um? Keineswegs. Vielmehr richten wir das Gesetz auf.  Das Beispiel AbrahamsWas sollen wir zu der Frage sagen: "Was hat Abraham, unser leiblicher Ahnherr erlangt?" Wäre Abraham auf Grund von Werken gerechtfertigt worden, so könnte er sich rühmen. Aber er hat vor Gott keinen Ruhm. Denn was sagt die Schrift? "Abraham glaubte Gott, und dies ward ihm als Gerechtigkeit angerechnet."  Wer Werke vollbringt, dem wird der Lohn nicht aus Gnade, sondern nach Verdienst angerechnet. Wer dagegen keine Werke aufzuweisen hat, wohl aber an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, dem wird sein Glaube als Gerechtigkeit angerechnet.  Preist doch schon David den Menschen selig, dem Gott ohne Werke die Gerechtigkeit anrechnet: "Selig, dem vergeben die Frevel, verziehen die Sünde!  Selig, wem der Herr nicht anrechnet die Schuld!" Gilt diese Seligsprechung nun den Beschnittenen oder auch den Unbeschnittenen? Wir sagten ja: "Abraham wurde der Glaube als Gerechtigkeit angerechnet."  Unter welchen Umständen wurde er ihm angerechnet? Geschah es nach der Beschneidung oder vor der Beschneidung? Nicht nach der Beschneidung, sondern vor der Beschneidung! Er empfing doch das Zeichen der Beschneidung als ein Siegel für seine Gerechtigkeit, die er schon vor der Beschneidung durch den Glauben erlangt hatte. So sollte er der Vater aller unbeschnittenen Gläubigen werden, damit auch ihnen die Gerechtigkeit angerechnet werde. Und er sollte auch der Vater der Beschnittenen werden, derer, die nicht bloß die Beschneidung haben, sondern auch auf dem Pfad des Glaubens wandeln, dem unser Vater Abraham schon vor der Beschneidung folgte. Die Verheißung und der GlaubeDenn die Verheißung, Erbe der Welt zu sein, wurde Abraham und seinen Nachkommen nicht durch das Gesetz zuteil, sondern durch die Gerechtigkeit aus dem Glauben. Wären nur die Anhänger des Gesetzes Erben, so wäre der Glaube wertlos und die Verheißung nichtig. Das Gesetz führt zur Strafe; ohne Gesetz gibt es keine Übertretung. Nur kraft des Glaubens und somit aus Gnade ist die Verheißung für alle Nachkommen gesichert, - nicht bloß für jene, die das Gesetz, sondern auch für jene, die Abrahams Glauben besitzen. Er ist so unser aller Vater, wie geschrieben ist: "Zum Vater vieler Völker habe ich dich bestimmt." Er glaubte an den Gott, der die Toten lebendig macht, und was nicht ist, ins Dasein ruft.  Der Glaube AbrahamsEntgegen aller Hoffnung hat er gehofft und geglaubt, daß er der Vater vieler Völker werde, weil ihm gesagt war: "So zahlreich wird deine Nachkommenschaft sein."  Er wurde im Glauben nicht schwach, obwohl er wahrnahm, daß sein Leib schon erstorben war - er war beinahe hundert Jahre alt - und daß auch Saras Mutterschoß erstorben war. An der Verheißung Gottes wurde er durch Unglauben nicht irre. Er blieb stark im Glauben, gab Gott die Ehre und war fest überzeugt, daß Gott auch erfüllen kann, was er verheißen hat. Darum wurde es ihm als Gerechtigkeit angerechnet. Aber nicht bloß um seinetwillen steht geschrieben: "Es wurde ihm angerechnet",  sondern auch unsertwegen, denn auch uns soll es angerechnet werden, wenn wir an den glauben, der unseren Herrn Jesus von den Toten auferweckt hat. Er wurde um unserer Sünden willen dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt.  DIE WIRKUNGEN DER RECHTFERTIGUNGFriede mit GottDurch den Glauben gerechtfertigt, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn haben wir kraft des Glaubens Zutritt zu dem Gnadenstand erhalten, in dem wir uns befinden, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes. Aber nicht nur das: Wir rühmen uns auch der Trübsale. Wissen wir doch, daß die Trübsal zur Standhaftigkeit führt, die Standhaftigkeit zur Bewährung, die Bewährung zur Hoffnung. Die Hoffnung aber kann nicht trügen; denn die Liebe Gottes ist in unsere Herzen ausgegossen durch den Heiligen Geist, der uns verliehen wurde. Denn als wir noch schwach waren, ist Christus für die zu dieser Zeit noch Gottlosen gestorben.  Für einen Gerechten setzt einer schwerlich sein Leben ein. Für einen Wohltäter bringt es wohl einer über sich, sein Leben hinzugeben. Gott aber erweist seine Liebe zu uns dadurch, daß Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Um so viel mehr werden wir jetzt, da wir durch sein Blut gerechtfertigt sind, durch ihn vor dem Zorngericht bewahrt bleiben. Denn wurden wir, als wir noch seine Feinde waren, durch den Tod seines Sohnes mit Gott versöhnt, um so viel mehr werden wir als Versöhnte durch sein Leben gerettet werden. Und nicht nur das. Wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung erlangt haben. Adam und ChristusDurch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod, und der Tod ist auf alle Menschen übergegangen, weil alle gesündigt haben.  Bis zum Gesetz gab es zwar auch Sünde in der Welt. Aber wo kein Gesetz ist, wird die Sünde nicht angerechnet. Der Tod herrschte jedoch von Adam bis Mose auch über die, die nicht durch eine ähnliche Übertretung wie Adam gesündigt hatten. Adam aber ist das Vorbild des Zukünftigen.  Allein mit der Gnade verhält es sich nicht wie mit der Sünde. Wenn durch den Fehltritt des einen die vielen dem Tod verfallen sind, so haben sich durch die Gnade des einen Menschen Jesus Christus auf die vielen in sehr viel reicherem Maß Gottes Gnade und Gabe ausgewirkt.  Der Sünde des einen entsprach auch nicht die Gabe, denn das Gericht führte von einem her zur Verdammnis, das Gnadenwerk aber von vielen Übertretungen her zur Gerechtsprechung.  Denn wenn durch die Übertretung des einen der Tod die Herrschaft erlangt hat, eben durch den einen, wieviel mehr werden die im (göttlichen) Leben herrschen durch den einen Jesus Christus, die den Überfluß der Gnade und der Gabe der Gerechtsprechung erlangt haben. Wie also durch die Übertretung eines einzigen Menschen über alle die Verurteilung gekommen ist, so kommt auch durch des einen gerechte Tat, für alle Menschen die Rechtfertigung, die zum Leben führt. Denn wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern geworden sind, so werden durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht.  Das Gesetz aber kam noch dazu, so daß die Übertretung noch mehr zunahm. Wo aber die Sünde zugenommen hatte, trat die Gnade im Überfluß hervor.  Wie nun die Sünde durch den Tod ihre Herrschaft ausübt, so übt auch die Gnade kraft der Gerechtigkeit ihre Herrschaft zum ewigen Leben aus durch Jesus Christus, unseren Herrn. Für die Sünde totWas sollen wir nun sagen? Sollen wir in der Sünde verbleiben, damit die Gnade desto mehr zunehme? Nie und nimmer! Wie sollten wir, die wir doch der Sünde abgestorben sind, noch in ihr leben? Oder wißt ihr nicht, daß wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, auf seinen Tod getauft worden sind?  Wir sind also durch die Taufe auf den Tod mit ihm begraben. Wie aber Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt worden ist, so sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln. Denn sind wir mit ihm durch die Ähnlichkeit des Todes verbunden, so werden wir es auch mit seiner Auferstehung sein.  Wir wissen ja, daß unser alter Mensch ans Kreuz geschlagen wurde, damit der sündige Leib vernichtet wird und wir nicht mehr Sklaven der Sünde sind. Denn wer gestorben ist, ist von der Sünde befreit. Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, daß wir mit ihm auch leben werden. Wissen wir doch, daß Christus, auferweckt von den Toten, nicht mehr stirbt. Der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Durch seinen Tod ist er ein für allemal der Sünde gestorben, durch sein Leben aber lebt er Gott. So betrachtet auch ihr euch als solche, die tot sind für die Sünde, die aber für Gott leben in Christus Jesus! Darum soll nicht mehr die Sünde in eurem sterblichen Leib herrschen, daß ihr seinen Gelüsten folgt. Stellt eure Glieder nicht als Werkzeuge der Ungerechtigkeit in den Dienst der Sünde. Stellt euch vielmehr in den Dienst Gottes als Menschen, die vom Tod zum Leben gekommen sind. Gebt eure Glieder Gott als Werkzeuge der Gerechtigkeit hin. Denn die Sünde hat keine Macht mehr über euch. Ihr steht ja nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade. Dienstbar der GerechtigkeitWas folgt daraus? Dürfen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetze stehen, sondern unter der Gnade? Das sei fern! Wißt ihr nicht, daß ihr dessen Knecht seid und dem zu gehorchen habt, dem ihr euch als Knecht zum Gehorsam hingebt: entweder der Sünde, was zum Tod führt; oder aber dem Gehorsam, was zur Gerechtigkeit führt?  Gott sei Dank, ihr wart einst Knechte der Sünde, seid aber von Herzen den Vorschriften der Lehre gehorsam geworden, der ihr übergeben worden seid. Frei von der Sünde, seid ihr der Gerechtigkeit dienstbar geworden. Um der Schwachheit eures Fleisches willen rede ich menschlich. Einst habt ihr eure Glieder in den Dienst der Unlauterkeit und Gesetzwidrigkeit gestellt und so ein gesetzwidriges Leben geführt. Stellt eure Glieder in den Dienst der Gerechtigkeit, damit ihr ein heiliges Leben führt. Solange ihr noch Knechte der Sünde wart, wart ihr der Gerechtigkeit entbunden. Welchen Gewinn hattet ihr damals von den Dingen, deretwegen ihr euch jetzt schämt? Denn das Ende dieser Dinge ist der Tod. Jetzt aber, von der Sünde befreit, in Gottes Dienst stehend, gewinnt ihr die Heiligkeit und habt als Ziel das ewige Leben. Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, das Gnadengeschenk Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn. Freiheit vom mosaischen GesetzeWißt ihr nicht, Brüder, - ich rede zu Menschen, die sich im Gesetz auskennen -, daß das Gesetz so lange über den Menschen herrscht, als er lebt?  So ist eine verheiratete Frau durch das Gesetz nur so lange an den Mann gebunden, als er lebt. Stirbt der Mann, so ist sie gesetzlich nicht mehr an den Mann gebunden. Wollte sie bei Lebzeiten ihres Mannes einem anderen Mann angehören, so hieße sie eine Ehebrecherin. Ist aber ihr Mann gestorben, so ist sie gesetzlich frei und darum keine Ehebrecherin, wenn sie einem anderen angehört. So seid auch ihr, meine Brüder, durch Christi Leib tot für das Gesetz. Ihr gehört nun einem andern an, nämlich dem, der von den Toten auferstanden ist, damit wir Frucht bringen für Gott.  Solange wir noch fleischlich lebten, wirkten sich die durch das Gesetz geweckten sündhaften Leidenschaften in unseren Gliedern aus, so daß wir Frucht brachten für den Tod.  Jetzt aber sind wir frei vom Gesetz und durch den Tod seiner Fesseln entledigt. Nunmehr dienen wir in neuem Geist, nicht mehr im alten des Buchstabens.  Gesetz und SündeSollen wir nun sagen, das Gesetz sei Sünde? Auf keinen Fall! Allerdings habe ich die Sünde erst durch das Gesetz kennengelernt. Denn ich wüßte nichts von der Begierde, wenn das Gesetz nicht sagte: "Du sollst nicht begehren!"  Gerade das Gebot diente ja der Sünde zum Anlaß, allerlei Begierden in mir zu erregen. Wo kein Gesetz ist, da ist die Sünde tot. Einst lebte ich ohne Gesetz. Sobald aber das Gesetz kam, lebte die Sünde auf,  und ich verfiel dem Tod. So brachte mir das Gebot, das zum Leben führen sollte, den Tod. Denn die Sünde nahm durch das Gebot die Gelegenheit wahr, betrog mich und brachte mir durch das Gebot den Tod.  Das Gesetz ist heilig und das Gebot ist heilig und gerecht und gut. Ist also das Gute für mich zur Ursache des Todes geworden? Auf keinen Fall. Vielmehr war es die Sünde. Die sollte sich dadurch als Sünde enthüllen, daß sie mir durch das Gute den Tod brachte. So sollte sich die Sünde durch das Gebot in ihrer grenzenlosen Sündhaftigkeit zeigen.  Gesetz und MenschWir wissen, daß das Gesetz geistig ist. Ich aber bin fleischlich, an die Sünde verkauft. Ich weiß nicht, was ich tue. Denn ich tue nicht, was ich will, sondern ich vollbringe, was mir verhaßt ist. Wenn ich aber tue, was ich nicht will, gebe ich damit zu, daß gut ist, was das Gesetz fordert. Jetzt aber handle nicht mehr ich, sondern die Sünde, die in mir wohnt. Ich bin mir ja bewußt, daß in mir, das heißt in meinem Fleisch, nicht das Gute wohnt. Zum Guten ist zwar der Wille da, nicht aber das Vollbringen. Ich tue eben nicht das Gute, das ich will, sondern führe das Böse aus, das ich nicht will. Wenn ich aber tue, was ich nicht will, dann vollbringe nicht mehr ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt. Und so finde ich das Gesetz vor: Daß bei mir, der ich das Gute tun will, das Böse vorhanden ist. Der innere Mensch in mir stimmt freudig dem Gesetz Gottes zu, ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das im Streit liegt mit dem Gesetz meines Geistes. Es macht mich zum Gefangenen unter dem Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern herrscht. Ich unglückseliger Mensch! Wer wird mich retten aus dem Leib dieses Todes? Dank sei Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! [Somit diene ich selbst zwar mit dem Geist dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde.]  Glück des GnadenstandesAlso gibt es jetzt keine Verurteilung für die in Christus Jesus. Denn das Gesetz des Geistes, des Lebens in Christus Jesus, hat dich vom Gesetz der Sünde und des Todes befreit. Was nämlich das Gesetz, weil es infolge des Fleisches zu schwach war, nicht vermochte, das hat Gott bewirkt: Er hat seinen eigenen Sohn um der Sünde willen in der Gestalt des sündigen Fleisches gesandt und die Sünde an seinem Fleisch verurteilt. So sollte die Vorschrift des Gesetzes an uns erfüllt werden, die wir nicht mehr nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln. Die nach dem Fleisch leben, sinnen auf das, was das Fleisch will; die nach dem Geist leben, sinnen auf das, was der Geist will. Das Trachten des Fleisches führt zum Tod, das Trachten des Geistes zum Leben und Frieden. Insofern ist das Trachten des Fleisches Feindschaft gegen Gott; es ordnet sich dem Gesetz Gottes nicht unter und vermag es auch nicht. Die dem Fleisch leben, können Gott nicht gefallen. Ihr jedoch lebt nicht dem Fleisch, sondern dem Geist, wenn wirklich der Geist Gottes in euch wohnt. Wenn freilich einer den Geist Christi nicht hat, so gehört er ihm nicht an. Ist aber Christus in euch, so ist der Leib zwar dem Tod verfallen um der Sünde willen, der Geist aber lebt um der Gerechtigkeit willen.  Wohnt aber der Geist dessen in euch, der Jesus von den Toten auferweckt hat, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, durch seinen Geist, der in euch wohnt, auch eure sterblichen Leiber zum Leben auferwecken. Kindschaft GottesWir sind darum, Brüder, nicht mehr dem Fleisch verpflichtet, um nach dem Fleisch zu leben. Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, werdet ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die Triebe des Fleisches ertötet, werdet ihr leben. Denn alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Kinder Gottes. Ihr habt ja nicht den Geist der Knechtschaft empfangen, um von neuem in Furcht zu leben, sondern ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen, in dem wir rufen: "Abba, Vater!" Eben dieser Geist bezeugt unserem Geist, daß wir Kinder Gottes sind. Sind wir aber Kinder, so auch Erben: Erben Gottes und Miterben Christi. Nur müssen wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden. Die himmlische HerrlichkeitIch bin der Ansicht, daß die Leiden dieser Zeit mit der künftigen Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll, nicht zu vergleichen sind. Sehnsüchtig erwartet die Schöpfung das Offenbarwerden der Söhne Gottes. Denn die Schöpfung wurde der Nichtigkeit unterworfen, nicht nach eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterwarf. Doch bleibt ihr die Hoffnung,  daß sie von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes befreit wird.  Wir wissen ja, daß die ganze Schöpfung bis zur Stunde seufzt und in Wehen liegt; nicht allein sie, sondern auch wir, die wir die Erstlingsgabe des Geistes bereits besitzen: wir seufzen in unserem Innern und harren auf die Gotteskindschaft und die Erlösung unseres Leibes. Wohl sind wir gerettet, aber wir stehen noch im Hoffen. Die Hoffnung, die man erfüllt sieht, ist keine Hoffnung mehr. Denn wie soll man noch erhoffen, was man sichtbar vor sich hat? Wenn wir erhoffen, was wir noch nicht sehen, so warten wir in Geduld. So steht auch der Geist uns in unserer Schwachheit bei. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, so, wie es nötig ist. Da tritt der Geist mit unaussprechlichem Seufzen für uns ein. Der aber die Herzen erforscht, weiß, was der Geist begehrt, weil er im Sinne Gottes für die Heiligen eintritt. Wir wissen, daß denen, die Gott lieben, alles zum Besten gereicht. Sie sind ja nach seinem Ratschluß berufen. Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu werden. Er sollte der Erstgeborene unter vielen Brüdern sein.  Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen, und die er berufen hat, die hat er auch gerechtfertigt, und die er gerechtfertigt hat, die hat er auch verherrlicht. Lobpreis der Gnade GottesWas sollen wir zu alldem sagen? Wenn Gott für uns ist, wer ist dann gegen uns? Der seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat: wird er uns mit ihm nicht alles schenken? Wer soll gegen die Auserwählten Gottes Anklage erheben? Gott, der sie für gerecht erklärt? Wer soll sie verdammen? Christus Jesus, der gestorben ist, noch mehr: der auferweckt zur Rechten Gottes ist und für uns eintritt? Wer wird uns trennen von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Es steht ja geschrieben: "Deinetwegen werden wir täglich hingemordet, werden Opferschafen gleichgeachtet."  Aber in all dem bleiben wir siegreich in dem, der uns geliebt hat. Denn ich bin überzeugt: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Kräfte,  weder Hohes noch Niederes noch sonst etwas Erschaffenes vermag uns von der Liebe Gottes zu scheiden, die da ist in Christus Jesus, unserem Herrn. Zweiter Teil: STELLUNG ISRAELS ZUR RECHTFERTIGUNGTeilnahme des Apostels am Schicksal seines VolkesIch sage die Wahrheit in Christus, ich lüge nicht. Mein Gewissen bezeugt es mir im Heiligen Geist: Groß ist mein Schmerz, unaufhörlich der Kummer meines Herzens. Ich wünschte nämlich, selbst verflucht, fern von Christus zu sein für meine Brüder, die dem Fleisch nach meine Verwandten sind. Sie sind Israeliten, besitzen die Sohnschaft, die Herrlichkeit, die Bündnisse, die Gesetzgebung, den Gottesdienst und die Verheißungen. Ihnen gehören die Väter an, und von ihnen stammt dem Fleisch nach Christus, der da ist über allem, Gott, hochgelobt in Ewigkeit. Amen. Israel und Gottes VerheißungNicht als ob Gottes Wort hinfällig geworden wäre, denn nicht alle, die von Israel abstammen, sind Israeliten. Und nicht alle sind schon deshalb Kinder Abrahams, weil sie seine Nachkommen sind. Es heißt vielmehr: "Nach Isaak sollen deine Nachkommen benannt werden."  Das will sagen: Nicht die leiblichen Nachkommen sind Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung gelten als Nachkommen. Denn das Wort der Verheißung lautete: "Um diese Zeit will ich wiederkommen, und Sara wird einen Sohn haben."  Aber nicht bloß bei ihr war es so, sondern auch bei Rebekka. Die hatte von einem Mann, unserem Vater Isaak, empfangen. Noch waren die Kinder nicht geboren und hatten weder Gutes noch Böses getan, - damit der freigewählte Ratschluß Gottes bestehen bleibe, denn nicht Werke, sondern der Berufende bestimmen -, ward Rebekka gesagt: "Der Ältere wird dem Jüngeren dienstbar sein."  So steht auch geschrieben: "Jakob habe ich geliebt, Esau gehaßt."  Gottes Freiheit in der GnadenwahlWas sollen wir nun sagen? Ist das ungerecht von Gott? Das sei fern! Spricht er doch zu Mose: "Ich erbarme mich, wessen ich mich erbarmen will, und ich habe Mitleid, mit dem ich Mitleid haben will."  Somit kommt es nicht auf das eigene Wollen oder Laufen an, sondern auf Gottes Erbarmen. So sagt die Schrift zu Pharao: "Gerade dazu habe ich dich erweckt, um an dir meine Macht zu zeigen, damit mein Name auf der ganzen Erde verkündet werde."  So erbarmt er sich, wessen er will, und er läßt verstockt sein, wen er will.  Du wirst mir einwenden: "Was tadelt er dann noch? Denn wer vermag seinem Willen zu widerstehen?" O Mensch, wer bist denn du, daß du mit Gott rechten willst? Darf das Gebilde zum Bildner sagen: "Warum hast du mich so gemacht?" Hat der Töpfer nicht Macht über den Ton, und kann er nicht aus derselben Masse prunkhafte und unansehnliche Gefäße formen? Was, wenn also Gott die Gefäße des Zornes, die dem Verderben geweiht sind, mit viel Langmut ertragen hat, um nun an ihnen seinen Zorn zu zeigen und seine Macht zu offenbaren? Und wenn er an den Gefäßen des Erbarmens, die er für die Herrlichkeit vorausbestimmt hat, den Reichtum seiner Gnade zeigen will? Zu denen hat er uns berufen, nicht bloß aus den Juden, sondern auch aus den Heiden. Das neue GottesvolkBei Hosea sagt er: "Ich werde, was nicht mein Volk war, mein Volk nennen, und meine Geliebte , die nicht meine Geliebte war,  Und an dem Ort, an dem zu ihnen gesagt worden ist: Ihr seid nicht mein Volk , dort werden sie Söhne des lebendigen Gottes genannt werden." Jesaja ruft über Israel aus: "Wäre die Zahl der Kinder Israels dem Sand am Meer gleich, so soll doch nur der Rest gerettet werden.  Denn der Herr wird sein Wort vollständig und schnell durchführen auf Erden." Ebenso hat Jesaja vorhergesagt: "Hätte der Herr der Heerscharen uns nicht einen Rest übriggelassen, wie Sodom wären wir geworden, wir glichen Gomorra."  Die Schuld des ungläubigen IsraelWas sollen wir nun sagen? Die Heiden, die nicht auf die Gerechtigkeit bedacht waren, haben die Gerechtigkeit erlangt, und zwar die Gerechtigkeit aus dem Glauben. Israel dagegen, das nach dem Gesetz der Gerechtigkeit strebte, ist nicht zum Gesetz gelangt. Und warum nicht? Weil es nicht durch den Glauben, sondern durch Werke danach strebte. Es stieß sich am Stein des Anstoßes, wie geschrieben steht: "Ich setze in Zion einen Stein des Anstoßes, einen Felsen zum Straucheln. Wer aber an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden."  Brüder, mein Herzenswunsch und mein Gebet zu Gott gilt ihrer Rettung. Ich bezeuge ihnen, daß sie Eifer für Gott haben, nur fehlt die rechte Einsicht. Sie haben die Gerechtigkeit, die von Gott kommt, verkannt und versucht, ihre eigene geltend zu machen, und so haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen. Denn das Endziel des Gesetzes ist Christus, der jedem, der glaubt, zur Gerechtigkeit wird. Ohne Glaube keine RechtfertigungMose schreibt von der Gerechtigkeit aus dem Gesetz: "Nur wer es erfüllt, findet in ihr das Leben."  Die Gerechtigkeit aus dem Glauben aber sagte: "Sprich nicht in deinem Herzen: Wer steigt in den Himmel hinauf?" - nämlich um Christus herabzuholen -  oder: "Wer steigt in den Abgrund hinab?" - nämlich um Christus von den Toten heraufzuholen. - Was sagt sie vielmehr? "Nahe ist dir das Wort, es ist in deinem Mund und in deinem Herzen" - nämlich das Wort vom Glauben, das wir predigen. Denn wenn du mit deinem Mund Jesus als den Herrn bekennst und mit deinem Herzen glaubst, daß Gott ihn von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet werden. Denn was man mit dem Herzen glaubt, führt zur Gerechtigkeit; was man mit dem Mund bekennt, zum Heil. Die Schrift sagt ja: "Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden."  Da gibt es keinen Unterschied zwischen Juden und Heiden. Ein und derselbe ist der Herr aller, und er ist reich für alle, die ihn anrufen. Denn "jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden."  Israels selbstverschuldeter UnglaubeDoch wie sollen sie den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie von ihm hören, wenn ihnen niemand verkündet? Wie kann man aber verkünden, wenn man nicht gesandt ist? Es steht doch geschrieben: "Wie anmutig sind die Füße der Freudenboten, die Gutes verkünden!"  Aber nicht alle haben der frohen Botschaft Folge geleistet; denn Jesaja sagt: "Herr, wer hat unserer Botschaft geglaubt?"  Somit kommt der Glaube aus dem Gehörten, und das Gehörte aus dem Wort Christi. Ich frage nun: Haben sie etwa nicht gehört? Ganz gewiß. "Über die ganze Erde dringt ihr Ruf, bis an des Erdballs Grenzen ihr Wort."  Ich frage weiter: Hat Israel etwa nicht verstanden? Schon Mose sagte: "Ich will euch eifersüchtig machen auf ein Nicht-Volk, euch zornig machen über ein unverständiges Volk."  Jesaja aber wagt zu sagen: "Ich ließ mich von denen finden, die mich nicht suchten, offenbar geworden bin ich denen, die nicht nach mir fragten."  Zu Israel aber spricht er: "Den ganzen Tag habe ich ausgestreckt meine Hände nach einem Volk, das störrisch und widerspenstig ist."  Der auserlesene Rest des VolkesIch frage nun: Hat Gott etwa sein Volk verstoßen? Nicht möge es geschehen! Ich bin doch auch ein Israelit, Nachkomme Abrahams, aus dem Stamm Benjamin. Gott hat sein Volk, das er sich vorher erwählt hat, nicht verstoßen. Wißt ihr nicht, was die Schrift in der Geschichte des Elija sagt, wie er vor Gott Israel anklagt? "Herr, deine Propheten haben sie getötet und deine Altäre zerstört; ich allein bin übriggeblieben, aber auch mir trachten sie nach dem Leben."  Welche Antwort wird ihm da von Gott zuteil? "Ich habe mir siebentausend Mann bewahrt, die ihr Knie vor Baal nicht gebeugt haben."  So ist auch in der jetzigen Zeit ein Rest geblieben, den die Gnade erwählt hat. Ist es aber aus Gnade geschehen, so nicht mehr infolge von Werken. Sonst wäre ja die Gnade nicht mehr Gnade. Berufung der Heiden Ansporn für IsraelWas nun? Was Israel anstrebte, hat es nicht erreicht. Nur die Auserwählten haben es erreicht. Die übrigen aber wurden verstockt. Wie geschrieben ist: "Gott gab ihnen einen Geist der Betäubung, Augen, um nicht zu sehen, Ohren, um nicht zu hören, bis auf den heutigen Tag."  Und David sagt: "Ihr Tisch soll ihnen werden zum Strick und Strang, zum Verderben und zur Vergeltung.  Ihre Augen sollen finster werden, daß sie nicht sehen; ihren Rücken beuge allezeit!" Ich frage nun: Sind sie gestrauchelt, nur um zu Fall zu kommen? Das sei fern! Vielmehr ist durch ihren Fehltritt den Heiden das Heil zuteil geworden; und das soll sie zur Eifersucht reizen. Wenn aber schon ihr Fehltritt Reichtum für die Welt bedeutet und ihr Versagen Reichtum für die Heiden, wieviel mehr dann ihre Vollzahl! Euch Heiden aber sage ich: Solange ich Apostel der Heiden bin, will ich meinem Amt Ehre machen. Ich möchte die Angehörigen meines Volkes eifersüchtig machen und wenigstens einige von ihnen retten. Denn wenn schon ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt bedeutet, was wird dann ihre Aufnahme anderes bedeuten als Leben aus den Toten? Wenn das Erstlingsbrot heilig ist, so ist es der ganze Teig; und wenn die Wurzel heilig ist, sind es auch die Zweige. Israel, der edle ÖlbaumWenn aber einige Zweige ausgebrochen wurden und dafür du, der wilde Ölzweig, zwischen ihnen eingesetzt wurdest und nun an der fetten Wurzel des edlen Ölbaumes Anteil erhalten hast, so überhebe dich nicht über die anderen Zweige. Überhebst du dich aber, so bedenke: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich. Du wirst nun erwidern: Die Zweige wurden doch ausgebrochen, damit ich eingesetzt werde. Gut! Infolge ihres Unglaubens wurden sie ausgebrochen, du hingegen stehst fest um des Glaubens willen. Sei darob nicht hochmütig, sondern fürchte dich! Denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht verschont hat, wird er vielleicht auch dich nicht verschonen. Erkenne also Gottes Güte und Strenge: die Strenge gegen die Gefallenen, die Güte Gottes dir gegenüber, vorausgesetzt, daß du bei der Güte verbleibst; sonst wirst auch du ausgehauen werden. Aber auch jene werden wieder eingesetzt, wenn sie nicht im Unglauben verbleiben; denn Gott hat die Macht, sie wieder einzusetzen. Denn wenn du aus dem von Natur wilden Ölbaum ausgeschnitten und wider die Natur in den edlen Ölbaum eingesetzt wurdest, um wieviel leichter werden die natürlichen Zweige in den eigenen Ölbaum wieder eingesetzt werden! Israels einstige RettungBrüder, ich will euch über folgendes Geheimnis nicht im unklaren lassen, damit ihr euch nicht selbst für weise haltet. Die Verstocktheit ist über einen Teil von Israel gekommen, bis die Vollzahl der Heiden eingetreten ist. Und so wird ganz Israel gerettet werden. Steht doch geschrieben: "Es wird der Retter aus Zion kommen und hinwegschaffen die Gottlosigkeit von Jakob.  Das ist mein Bund mit ihnen, wenn ich wegnehme ihre Sünden." Wegen des Evangeliums sind sie allerdings euretwegen seine Feinde, der Auserwählung nach aber um der Väter willen seine Lieblinge. Denn Gottes Gnadengaben und Berufung sind unwiderruflich. Wie ihr einst gegen Gott ungehorsam wart, aber infolge ihres Ungehorsams mit Erbarmen beschenkt worden seid, so sind sie jetzt auch wegen der Barmherzigkeit gegen euch ungehorsam geworden, damit sie jetzt auch mit Erbarmen beschenkt werden. Denn Gott hat alle dem Ungehorsam überantwortet, um sich aller zu erbarmen. Lobpreis GottesO Tiefe des Reichtums und der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Ratschlüsse, wie unergründlich seine Wege! Denn wer hat die Gedanken des Herrn erfaßt? Wer ist sein Ratgeber gewesen?  Wer hat ihm zuvor gegeben, so daß es ihm wiedervergolten werden müßte? Denn aus ihm und durch ihn und für ihn ist alles. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen. Dritter Teil: PRAKTISCHE ERMAHNUNGENAllgemeine PflichtenGottgefälliger LebenswandelBrüder, bei der Barmherzigkeit Gottes ermahne ich euch: Bringt euren Leib Gott als ein lebendiges, heiliges, wohlgefälliges Opfer dar. Das sei euer geistiger Gottesdienst. Macht euch nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr beurteilen könnt, was der Wille Gottes, was gut, wohlgefällig und vollkommen ist. Das kirchliche LebenKraft der Gnade, die mir verliehen ist, sage ich einem jeden von euch: Strebt nicht über das hinaus, was geboten ist, sondern strebt danach, besonnen zu sein, ein jeder nach dem Maß des Glaubens, das Gott ihm zugeteilt hat. Denn wie wir an dem einen Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder den gleichen Dienst verrichten, so bilden wir viele zusammen einen Leib in Christus; einzeln aber, im Verhältnis zueinander, sind wir Glieder.  Je nach der Gnade, die uns verliehen ist, sind wir verschieden begabt. Wer die Prophetengabe hat, gebrauche sie in Übereinstimmung mit dem Glauben.  Wer einen Dienst verrichtet, widme sich dem Dienst. Wer die Gabe hat, zu lehren, der lehre. Wer die Gabe hat, zu ermahnen, der ermahne. Wer Almosen spendet, tue es in schlichter Gesinnung. Wer Vorsteher ist, sei es mit Eifer. Wer Barmherzigkeit übt, tue es frohen Sinnes. NächstenliebeEure Liebe sei ohne Falsch! Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten! Seid in brüderlicher Liebe einander zugetan, in Ehrerbietung einander übertreffend! Erlahmt nicht im Eifer, seid feurigen Geistes, dient dem Herrn! Seid fröhlich in der Hoffnung, standhaft in der Trübsal, beharrlich im Gebet! Nehmt Anteil an den Nöten der Heiligen und pflegt die Gastfreundschaft! Segnet die euch verfolgen; segnet sie und verflucht sie nicht! Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden! Lebt in Eintracht miteinander! Wollt nicht hoch hinaus, sondern laßt euch herab zum Niedrigen! Haltet euch nicht selbst für klug! FriedfertigkeitVergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid auf das Gute bedacht vor allen Menschen! Soweit es möglich ist und auf euch ankommt, lebt mit allen Menschen in Frieden! Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorngericht. Denn es steht geschrieben: "Mein ist die Rache! Ich will vergelten!, spricht der Herr."  Wenn deinen Feind hungert, gib ihm vielmehr zu essen; dürstet ihn, so gib ihm zu trinken. Indem du das tust, sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt.  Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute! Gehorsam gegen die ObrigkeitEin jeder soll sich der obrigkeitlichen Gewalt unterordnen! Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt; die da bestehen, sind von Gott angeordnet. Wer sich daher gegen die staatliche Gewalt auflehnt, lehnt sich gegen die Anordnung Gottes auf; wer sich aber gegen diese auflehnt, zieht sich das Gericht zu.  Denn die Regierenden sind nicht ein Schrecken für gute, sondern für schlimme Taten. Willst du vor der Staatsgewalt ohne Furcht sein, so tue das Gute, und du wirst Anerkennung bei ihr finden.  Sie ist ja Gottes Dienerin zu deinem Besten. Tust du aber Böses, so fürchte sie; denn sie trägt nicht umsonst das Schwert. Denn Gottes Dienerin ist sie, Rächerin zum Zorngericht für den, der Böses tut. Deshalb ist es nötig, sich ihr unterzuordnen, nicht nur um der Strafe, sondern auch um des Gewissens willen. Aus diesem Grund entrichtet ihr ja auch Steuern. Sie sind Gottes Diener, die ständig auf dieses bedacht sind. So gebt jedem, was ihr schuldig seid: Steuer, wem Steuer, Zoll, wem Zoll, Furcht, wem Furcht, Achtung, wem Achtung gebührt.  Allseitige PflichterfüllungBleibt niemand etwas schuldig als die gegenseitige Liebe. Wer den Nächsten liebt, erfüllt das Gesetz. Denn die Gebote: "Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren", sowie alle anderen Gebote sind in dem einen Wort zusammengefaßt: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!" Die Liebe fügt dem Nächsten nichts Böses zu. Darum ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes. Dies geschehe in richtiger Erkenntnis der Zeit: Die Stunde ist da, daß ihr aus dem Schlaf erwacht. Denn jetzt ist unser Heil näher als damals, als wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgeschritten, der Tag herangekommen. So laßt uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichtes! Wie am Tag laßt uns ehrbar wandeln, nicht in Schwelgerei und Gelagen, nicht in Wollust und Ausschweifung, nicht in Streit und Eifersucht! Vielmehr zieht an den Herrn Jesus Christus und pflegt nicht das Fleisch, daß die Begierden erwachen!  Pflichten gegen den schwachen ChristenWarnung vor LieblosigkeitNehmt euch des Schwachen im Glauben an, ohne über Meinungen zu streiten.  Der eine ist überzeugt, daß er alles essen darf; der Schwache dagegen ißt nur Gemüse.  Wer ißt, verachte nicht den, der nicht ißt; und wer nicht ißt, verurteile nicht den, der ißt; denn Gott hat ihn angenommen. Wer bist du, daß du den Knecht eines anderen richtest? Er steht oder fällt nur seinem eigenen Herrn. Er wird aber stehen bleiben; denn der Herr ist mächtig genug, ihn aufrecht zu halten. Der eine hält einen Tag höher als andere, der andere hält jeden Tag gleich. Jeder handle nach seiner Überzeugung. Wer auf einen Tag bedacht ist, tut es für den Herrn. Wer ißt, tut es für den Herrn; er dankt ja Gott. Wer nicht ißt, unterläßt es um des Herrn willen, und auch er dankt Gott. Denn keiner von uns lebt für sich selbst, und keiner stirbt für sich selbst. Leben wir, so leben wir für den Herrn, sterben wir, so sterben wir für den Herrn. Ob wir leben oder sterben, wir gehören dem Herrn. Eben dazu ist ja Christus gestorben und wieder zum Leben zurückgekehrt, um über die Lebenden wie über die Toten zu herrschen. Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder auch du, was verachtest du deinen Bruder? Allesamt werden wir ja vor den Richterstuhl Gottes treten. Denn es steht geschrieben: "So wahr ich lebe, spricht der Herr: Jedes Knie wird sich vor mir beugen, jede Zunge Gott preisen."  Also wird jeder von uns über sich selbst Rechenschaft ablegen vor Gott. Warnung vor ÄrgernisLaßt uns darum nicht mehr einander richten! Seid vielmehr darauf bedacht, einem Bruder weder Anstoß noch Ärgernis zu geben. Ich bin im Herrn Jesus fest überzeugt, daß an sich nichts unrein ist. Nur wer etwas für unrein hält, für den ist es unrein. Wenn nun dein Bruder sich wegen einer Speise verletzt fühlt, so wandelst du nicht mehr gemäß der Liebe. Bringe mit deiner Speise nicht den ins Verderben, für den Christus gestorben ist! Gebt euer Gut nicht der Lästerung preis! Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist. Wer Christus darin dient, ist Gott wohlgefällig und den Menschen angenehm. Seien wir also auf das bedacht, was zum Frieden und zur gegenseitigen Erbauung dient. Reiße nicht wegen einer Speise das Werk Gottes nieder! Alles ist zwar rein; doch ist es von Übel, wenn der Mensch durch das Essen Anstoß gibt. Da ist es besser, kein Fleisch zu essen, keinen Wein zu trinken und nichts zu tun, woran dein Bruder Anstoß nimmt. Behalte deinen Glauben vor Gott für dich selbst. Wohl dem, der keine Gewissensbedenken bei dem hat, was er für recht hält! Wer dagegen beim Essen Bedenken hat, der ist schon verurteilt, weil er nicht aus Glauben handelt. Alles, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde.  Nachsicht mit den SchwachenWir Starken müssen die Schwachheit der Nicht-Starken ertragen und nicht uns selbst zu Gefallen leben. Jeder von uns lebe dem Nächsten zu Gefallen, zum Guten, zur Erbauung. Denn auch Christus hat nicht sich selbst zu Gefallen gelebt. Es heißt vielmehr: "Die Schmähungen der dich Schmähenden sind auf mich gefallen."  Denn alles, was vorzeiten geschrieben wurde, ist zu unserer Belehrung geschrieben worden, damit wir aus der Schrift Geduld und Trost schöpfen und so Hoffnung haben. Der Gott der Geduld und des Trostes gewähre euch Eintracht untereinander nach dem Willen Christi Jesu. Damit ihr einmütig mit einer Stimme den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus preist. Deswegen nehmt einander an, wie auch Christus euch angenommen hat zur Ehre Gottes. Annahme der Juden und Heiden durch ChristusIch sage nämlich: Christus ist um der Wahrhaftigkeit Gottes willen Diener der Beschnittenen geworden, um die den Vätern gegebenen Verheißungen zu bestätigen. Die Heiden aber preisen Gott für seine Barmherzigkeit, wie geschrieben ist: "Darum will ich dich preisen unter den Heiden, und deinem Namen lobsingen."  Und weiter heißt es: "Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk."  Und weiter: "Lobt, alle Heiden, den Herrn! Preisen sollen ihn alle Völker."  Desgleichen sagt Jesaja: "Kommen wird Isais Sproß und sich erheben zum Herrscher über die Völker. Auf ihn hoffen die Heiden."  Der Gott der Hoffnung erfülle euch durch den Glauben mit lauter Freude und Frieden, damit ihr überströmt an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes. SCHLUß DES BRIEFESRechtfertigung des BriefesMeine Brüder, ich bin von euch überzeugt, daß ihr voll guter Gesinnung seid, reich an aller Erkenntnis und wohl imstande, einander zu ermahnen. Dennoch habe ich euch wie einer, der etwas wieder in Erinnerung bringen möchte - zum Teil etwas freimütig - geschrieben, wegen der mir von Gott verliehenen Gnade,  Diener Christi Jesu zu sein für die Heiden, priesterlich verwaltend das Evangelium Gottes, damit die Heiden eine wohlgefällige Opfergabe werden, geheiligt durch den Heiligen Geist. Das habe ich als meinen Ruhm in Christus Jesus vor Gott. Denn, um die Heiden zum Gehorsam zu bringen, werde ich nicht wagen, von etwas zu reden, was nicht Christus durch mich gewirkt hat, durch Wort und Tat, durch die Macht der Zeichen und Wunder in der Kraft des Geistes Gottes. So habe ich die Verkündigung des Evangeliums Christi von Jerusalem an ringsum bis nach Illyrien vollendet.  Dabei habe ich meine Ehre dareingesetzt, nicht dort das Evangelium zu verkünden, wo der Name Christi schon bekannt ist. Ich wollte nämlich nicht auf fremdem Grund bauen. Es heißt ja: "Die nichts von ihm gehört haben, werden ihn sehen, die nichts vernommen haben, werden es vernehmen."  Reisepläne des ApostelsDas ist auch der Grund, der mich zumeist daran gehindert hat, zu euch zu kommen. Jetzt aber finde ich in diesen Gegenden kein Arbeitsfeld mehr. Seit vielen Jahren habe ich jedoch das Verlangen, zu euch zu kommen. So hoffe ich denn, wenn ich nach Spanien reise, euch auf der Durchreise zu sehen und euer Geleit dorthin zu erhalten, nachdem ich mich zuvor an euch einigermaßen erquickt habe.  Jetzt aber reise ich im Dienst für die Heiligen nach Jerusalem. Mazedonien und Achaia haben es für gut befunden, eine Geldsammlung für die Armen unter den Heiligen in Jerusalem zu veranstalten.  Ja, sie haben es für gut befunden, denn sie sind ihre Schuldner. Denn haben die Heiden an deren geistigen Gütern Anteil erhalten, so schulden sie, ihnen mit ihren irdischen Gütern zu dienen. Habe ich das erledigt und ihnen den Ertrag übergeben, werde ich auf meiner Reise nach Spanien bei euch vorbeikommen. Ich weiß aber, wenn ich zu euch komme, komme ich mit der Fülle des Segens Christi. Ich ermahne euch aber, Brüder, bei unserem Herrn Jesus Christus und bei der Liebe des Geistes, mir durch eure Fürbitte bei Gott beizustehen, daß ich vor den Ungehorsamen in Judäa errettet werde und mein Liebesdienst für Jerusalem von den Heiligen gut aufgenommen wird.  Dann kann ich, so Gott will, mit Freuden zu euch kommen und in eurem Kreis Ruhe finden. Der Gott des Friedens sei mit euch allen! Amen. Empfehlung und GrüßeIch empfehle euch unsere Schwester Phöbe, die im Dienst der Gemeinde zu Kenchreä steht.  Nehmt sie auf im Herrn, wie es sich für Heilige geziemt. Steht ihr in allem bei, wo sie euer bedarf. Sie ist vielen und auch mir eine Helferin geworden. Grüßt Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus. Sie haben für mein Leben ihren Nacken eingesetzt. Dafür bin nicht nur ich, sondern alle Gemeinden der Heiden ihnen dankbar.  Grüßt auch die Gemeinde in ihrem Haus! Grüßt meinen geliebten Epänetus; er ist Asiens Erstlingsgabe für Christus.  Grüßt Maria, die sich soviel für euch abgemüht hat. Grüßt Andronikus und Junias, die zu meinem Volk gehören und meine Mitgefangenen waren, die bei den Aposteln angesehen sind und schon vor mir in Christus gewesen sind.  Grüßt meinen im Herrn geliebten Ampliatus. Grüßt Urbanus, unseren Mitarbeiter in Christus, und meinen geliebten Stachys. Grüßt Apelles, der sich in Christus bewährt hat. Grüßt, die zum Haus des Aristobul gehören. Grüßt meinen Verwandten Herodion. Grüßt, die zum Haus des Narzissus gehören, die im Herrn sind. Grüßt Tryphäna und Tryphosa, die sich abmühen im Herrn. Grüßt die geliebte Persis, die schon viel im Herrn sich gemüht hat. Grüßt Rufus, den Auserwählten im Herrn, und seine und meine Mutter. Grüßt Asynkritus, Phlegon, Hermes, Patrobas, Hermas und die Brüder bei ihnen. Grüßt Philologus und Julia, Nereus und seine Schwester und Olympas und alle Heiligen bei ihnen. Grüßt einander mit heiligem Kuß. Es lassen euch alle Gemeinden Christi grüßen. Warnung vor IrrlehrernIch ermahne euch, Brüder, auf die achtzugeben, die Streitigkeiten und Ärgernisse gegen die Lehre, die ihr vernommen habt, hervorrufen. Haltet euch von ihnen fern!  Solche Menschen dienen nicht Christus, unserem Herrn, sondern ihrem Bauch. Mit gleisnerischen und schön klingenden Reden verführen sie die Herzen der Arglosen. Euer Gehorsam ist allen bekannt; darum freue ich mich über euch. Doch wünsche ich, daß ihr weise seid zum Guten und unverdorben vom Bösen. Der Gott des Friedens wird den Satan bald unter euren Füßen zermalmen. Die Gnade unseres Herrn Jesus sei mit euch! Grüße aus KorinthEs grüßen euch Timotheus, mein Mitarbeiter, und Lucius, Jason und Sosipater, die zu meinem Volk gehören.  Ich, Tertius, der Schreiber dieses Briefes, grüße euch im Herrn.  Es grüßt euch Gaius, mein und der ganzen Gemeinde Gastgeber. Es grüßen euch der Stadtkämmerer Erastus und der Bruder Quartus.  Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen. Ihm, der euch zu stärken vermag gemäß meinem Evangelium und der Botschaft von Jesus Christus, der Offenbarung des Geheimnisses, das seit ewigen Zeiten verborgen war, jetzt aber enthüllt und durch prophetische Schriften auf Anordnung des ewigen Gottes allen Völkern zur gläubigen Annahme kundgetan ist, dem allein weisen Gott, sei durch Jesus Christus Ehre in alle Ewigkeit! Amen. GrußPaulus, durch den Willen Gottes zum Apostel Christi Jesu berufen, und der Bruder Sosthenes an die Gemeinde Gottes in Korinth, die Geheiligten in Christus Jesus, die berufenen Heiligen samt allen, die allerorten, bei ihnen wie bei uns, den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen. Gnade euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. DankgebetIch danke meinem Gott immerdar um euretwillen für die Gnade Gottes, die euch in Christus Jesus verliehen wurde. In ihm seid ihr an allem reich geworden an jeglichem Wort und jeglicher Erkenntnis, da nun das Zeugnis von Christus bei euch festen Fuß gefaßt hat, so daß es euch in Erwartung der Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus an keiner Gnadengabe mangelt. Er wird euch Ausdauer verleihen bis ans Ende, auf daß ihr am Tag unseres Herrn Jesus Christus ohne Tadel dasteht.  Gott ist treu. Durch ihn seid ihr zur Gemeinschaft mit seinem Sohn, unserem Herrn Jesus Christus, berufen. VERSCHIEDENE ÜBELSTÄNDEDas ParteiwesenDer TatbestandBeim Namen unseres Herrn Jesus Christus ermahne ich euch, Brüder: Redet mit einer Stimme! Laßt keine Spaltungen unter euch aufkommen! Seid eines Sinnes und einer Meinung! Leute der Chloë haben mir nämlich von euch, Brüder, berichtet, daß es unter euch Streitigkeiten gibt,  und zwar, daß jeder von euch sagt: "Ich halte es mit Paulus! - Ich mit Apollos! - Ich mit Kephas! - Ich mit Christus!"  Ist denn Christus geteilt? Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt worden? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft?  Ich danke Gott dafür, daß ich außer Krispus und Gaius keinen von euch getauft habe. So kann niemand sagen, ihr seid auf meinen Namen getauft worden. Doch, auch die Familie des Stephanas habe ich getauft. Sonst aber wüßte ich nicht, daß ich noch jemand getauft hätte. Denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkünden, und dies nicht mit hochklingender Weisheit, damit das Kreuz Christi nicht um seine Wirkung gebracht werde.  Die Predigt vom KreuzDas Wort vom Kreuz gilt freilich denen, die verlorengehen, als Torheit, uns aber, die gerettet werden, als Gottes Kraft.  Es steht ja geschrieben: "Der Weisen Weisheit mache ich zunichte, verwerfe die Klugheit der Klugen."  Wo bleibt der Weise, wo der Schriftgelehrte, wo der Redekünstler dieser Welt? Hat Gott nicht die Weisheit dieser Welt als Torheit erwiesen? Weil nämlich die Welt mit ihrer Weisheit Gott in seiner göttlichen Weisheit nicht erkannt hat, gefiel es Gott, durch eine Botschaft, die als töricht gilt, die zu retten, die daran glauben. Die Juden fordern Wunderzeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir aber verkünden Christus als Gekreuzigten: Für die Juden ein Ärgernis, für die Heiden eine Torheit;  für die Berufenen aber, ob Juden oder Heiden, Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn Gottes "Torheit" ist weiser als die Menschen, und stärker als die Menschen ist Gottes "Schwachheit". Auserwählung des NiedrigenSeht nur auf eure Berufung, Brüder! Da sind nicht viele Weise im Sinne der Welt, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme. Nein, was der Welt töricht erscheint, hat Gott auserwählt, um die Weisen zu beschämen. Was der Welt schwach erscheint, hat Gott auserwählt, um das Starke zu beschämen. Was der Welt niedrig und verächtlich erscheint, ja, was ihr nichts gilt, hat Gott auserwählt, um das, was etwas gilt, zunichte zu machen, damit sich niemand vor Gott rühme. Durch ihn seid ihr in Gemeinschaft mit Christus Jesus, der für uns von Gott her zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung geworden ist, damit geschehe, wie geschrieben steht: "Wer sich rühmen will, rühme sich des Herrn."  Des Apostels MissionspredigtBrüder, als ich zu euch kam, um euch das Geheimnis Gottes zu verkünden, bin ich nicht mit erhabener Beredsamkeit und Weisheit aufgetreten. Denn ich hatte mir vorgenommen, bei euch nichts anderes zu kennen als Jesus Christus, und zwar den Gekreuzigten. In Schwachheit und Furcht und viel Zittern trat ich bei euch auf.  Meine Rede und meine Verkündigung geschah nicht in gewinnenden Worten menschlicher Weisheit, sondern im Erweis von Geist und Kraft. Euer Glaube sollte sich ja nicht auf die Weisheit von Menschen, sondern auf die Kraft Gottes gründen. Christliche WeisheitslehreFreilich verkünden auch wir Weisheit unter den dafür Reifen. Zwar nicht die Weisheit dieser Welt oder der Fürsten dieser Welt, die zunichte gemacht werden,  sondern wir verkünden das Geheimnis der verborgenen Weisheit, was Gott vor den Ewigkeiten zu unserer Verherrlichung vorherbestimmt hat. Keiner der Fürsten dieser Welt hat es erkannt, denn hätten sie es erkannt, hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht ans Kreuz geschlagen! Aber wie geschrieben steht: "Was kein Auge geschaut, kein Ohr gehört, was kein Menschenherz sich je gedacht hat, das hat Gott denen bereitet, die ihn lieben."  Uns aber hat es Gott durch seinen Geist geoffenbart. Der Geist ergründet alles, selbst die Tiefen der Gottheit. Wer kennt das Innere des Menschen außer dem Geist des Menschen, der in ihm ist? Ebenso kennt auch niemand das Göttliche, als nur der Geist Gottes. Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott stammt, damit wir erkennen, was uns von Gott geschenkt ist. Und davon reden wir auch, freilich nicht mit Worten, wie menschliche Weisheit sie lehrt, sondern wie der Geist sie lehrt. So legen wir den vom Geist Geprägten Geistiges dar. Der irdisch gesinnte Mensch erfaßt nicht, was vom Geist Gottes kommt. Ihm erscheint es töricht. Er kann es nicht begreifen, weil es geistig beurteilt sein will.  Der vom Geist Erfüllte dagegen hat ein Urteil über alles. Er selbst aber kann von niemand richtig beurteilt werden. "Denn wer erkennt den Sinn des Herrn, daß er ihn belehren könnte?" - Wir aber haben den Sinn Christi.  Verwerflichkeit des ParteiwesensBrüder, ich konnte mit euch nicht wie mit Geistbegabten reden, sondern nur wie mit irdisch Gesinnten, Unmündigen in Christus. Milch habe ich euch zu trinken gegeben, nicht feste Speise, denn die vermochtet ihr noch nicht zu ertragen - ihr vermögt es auch jetzt noch nicht. Ihr seid ja noch immer irdisch gesinnt. Denn seid ihr nicht irdisch gesinnt und wandelt nach recht menschlicher Art, solange Eifersucht und Zwietracht unter euch herrschen? Wenn der eine sagt: "Ich halte es mit Paulus", der andere: "Ich mit Apollos", seid ihr da nicht allzu menschlich? Was ist denn Apollos? Was ist Paulus? Diener sind sie, die euch zum Glauben geführt haben, jeder, wie es der Herr ihm verliehen hat. Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat es wachsen lassen. Es kommt weder auf den an, der pflanzt, noch auf den, der begießt, sondern auf Gott, der das Wachstum gibt! Der pflanzt und der begießt, gehören zusammen. Jeder wird je nach der eigenen Mühe seinen eigenen Lohn empfangen. Wir sind Gottes Mitarbeiter. Gottes Ackerfeld, Gottes Bauwerk seid ihr. Als umsichtiger Baumeister habe ich mit Hilfe der Gnade, die Gott mir verliehen hat, den Grund gelegt. Ein anderer baut darauf weiter. Mag jeder zusehen, wie er weiterbaut. Denn niemand kann einen anderen Grund legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus. Ob aber einer auf diesen Grund mit Gold, Silber und Edelsteinen oder mit Holz, Heu und Stroh aufbaut, das wird sich für das Werk eines jeden herausstellen. Der "Tag" wird es erweisen, denn er offenbart sich im Feuer, und im Feuer wird geprüft, wie das Werk eines jeden beschaffen ist.  Hält das Werk stand, das er aufgebaut hat, so wird er seinen Lohn empfangen; verbrennt sein Werk, so wird er bestraft werden, er selbst aber wird gerettet werden,- doch wie durch Feuer. Wißt ihr nicht, daß ihr ein Tempel Gottes seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn einer den Tempel Gottes zugrunde richtet, so wird Gott ihn zugrunde richten. Denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr. Warnung vor ÜberheblichkeitTäusche sich keiner! Wenn einer von euch in dieser Welt sich weise dünkt, werde er ein Tor, damit er weise werde. Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott. Es steht ja geschrieben: "Er verfängt die Weisen in ihrer Schlauheit."  Und ferner: "Der Herr erkennt die Gedanken der Weisen: Sie sind nichtig."  Darum rühme sich niemand eines Menschen. - Alles ist euer: sei es Paulus oder Apollos oder Kephas, Welt oder Leben oder Tod, Gegenwärtiges oder Zukünftiges: alles gehört euch. Ihr aber gehört Christus und Christus gehört Gott! So betrachte man uns als Diener Christi und als Verwalter der Geheimnisse Gottes. Von einem Verwalter verlangt man aber, daß er treu befunden wird. Mir liegt gar wenig daran, von euch oder von einem anderen menschlichen Gericht beurteilt zu werden; ich beurteile mich nicht einmal selbst. Zwar bin ich mir keiner Schuld bewußt, aber damit bin ich noch nicht gerechtfertigt. Dem Herrn steht das Urteil über mich zu. Darum richtet nicht vor der Zeit, ehe der Herr kommt. Er wird auch, was in der Finsternis verborgen ist, ans Licht bringen und die Gedanken der Herzen offenbar machen. Dann wird jedem sein Lob zuteil werden. Dies, Brüder, habe ich um euretwillen auf mich und Apollos bezogen. Ihr sollt an uns lernen: "Nicht über das hinaus, was geschrieben steht!" Keiner erhebe den einen auf Kosten des anderen. Denn wer gibt dir einen Vorzug? Was hast du, das du nicht empfangen hättest? Hast du es aber empfangen, was rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen? Ihr seid schon satt? Ihr seid schon reich? Ihr seid auch ohne uns zur Herrschaft gelangt? Ja, wäret ihr nur zur Herrschaft gelangt, dann könnten auch wir mit euch herrschen!  ApostelschicksalWie mir scheint, hat Gott uns Apostel auf den letzten Platz gestellt, wie Menschen, die dem Tod geweiht sind. Wir sind ein Schauspiel geworden für die Welt, für die Engel und die Menschen. Wir sind Toren um Christi willen, ihr seid klug in Christus. Wir sind schwach, ihr seid stark. Ihr seid geachtet, wir verachtet. Bis zur Stunde leiden wir Hunger und Durst und Blöße. Wir werden geschlagen, sind ohne Heimat und plagen uns mit unserer Hände Arbeit. Man schmäht uns, und wir segnen. Man verfolgt uns, und wir nehmen es geduldig hin. Man verleumdet uns, und wir spenden Trost. Wie der Auswurf der Welt sind wir geworden, wie der Abschaum aller bis zur Stunde. Der Vater seiner GemeindeIch schreibe das nicht, um euch zu beschämen. Nein, wie meinen lieben Kindern rede ich euch zu. Denn wenn ihr auch zehntausend Lehrmeister in Christus hättet, so habt ihr doch nicht viele Väter. Ich bin durch die Verkündigung des Evangeliums euer Vater in Christus Jesus geworden. So ermahne ich euch: Nehmt mich zum Vorbild. Darum habe ich Timotheus, meinen lieben und treuen Sohn im Herrn, zu euch gesandt. Er soll euch an meine Lehre in Christus Jesus erinnern, wie ich sie überall in jeder Gemeinde verkünde. Einige haben sich aufgeblasen, als ob ich nicht mehr zu euch käme. Ich komme aber bald zu euch, wenn der Herr will. Dann möchte ich jedoch nicht die Worte der Aufgeblasenen kennenlernen, sondern ihre Kraft. Denn das Reich Gottes besteht nicht in Worten, sondern in Kraft. Was wollt ihr nun? Soll ich mit dem Stock zu euch kommen oder in Liebe und im Geist der Milde?  Sittliche MißständeEin übler FallÜberhaupt hört man bei euch von Unzucht, und zwar von solcher Unzucht, wie sie nicht einmal bei den Heiden vorkommt: Einer lebt mit der Frau seines Vaters zusammen. Und ihr seid noch aufgeblasen, anstatt zu trauern, und einen solchen Frevler aus eurer Mitte auszuschließen?  Ich bin zwar dem Leib nach abwesend, im Geist aber unter euch und habe bereits, als wäre ich anwesend, mein Urteil über den, der das begangen hat, gefällt  im Namen unseres Herrn Jesus. Nachdem ihr und mein Geist mit der Kraft unseres Herrn Jesus versammelt seid, soll jener Mensch dem Satan übergeben werden zum Verderben des Fleisches, damit sein Geist am Tag des Herrn gerettet werde. Nicht schön ist euer Rühmen! Wißt ihr nicht, daß wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Fegt den alten Sauerteig hinaus, damit ihr ein neuer Teig werdet. Ihr seid ja ungesäuert. Denn unser Paschalamm ist geschlachtet worden, Christus. So laßt uns denn feiern, nicht mit dem alten Sauerteig, nicht mit dem Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit ungesäuerten Broten der Lauterkeit und Wahrhaftigkeit! Verkehr mit UnzüchtigenIch hatte euch in dem Brief geschrieben, mit Unzüchtigen nicht zu verkehren.  Nicht allgemein mit den Unzüchtigen dieser Welt oder den Habsüchtigen und Räubern oder Götzendienern; sonst müßtet ihr ja aus der Welt hinausgehen. Jetzt aber schreibe ich euch: Verkehrt nicht mit einem, der sich Bruder nennt und dabei ein Unzüchtiger oder Habsüchtiger oder Götzendiener oder Gotteslästerer oder Trunkenbold oder Räuber ist. Mit einem solchen sollt ihr nicht einmal zusammen essen! Was soll ich denn die Außenstehenden richten? Habt ihr nicht die drinnen zu richten? Die draußen wird Gott richten. Entfernt den Übeltäter aus eurer Mitte! Prozesse vor heidnischen RichternWagt es einer von euch, der mit einem anderen einen Rechtsstreit hat, sein Recht vor dem Gericht der Ungerechten anstatt bei den Heiligen zu suchen?  Wißt ihr nicht, daß die Heiligen die Welt richten werden? Wenn ihr also Richter über die Welt seid, seid ihr dann nicht gut genug, auch über geringfügige Rechtsfälle zu richten?  Wißt ihr nicht, daß wir sogar die Engel richten werden? Um wieviel mehr Alltägliches! Stellt ihr denn, wenn ihr Alltagshändel habt, die zu Richtern auf, die in der Gemeinde nichts gelten? Zu eurer Schande sage ich das. Gibt es denn unter euch keinen Weisen, der zwischen Brüdern einen Schiedsspruch fällen könnte? Statt dessen geht ein Bruder mit dem anderen vor Gericht, und dazu noch vor Ungläubige! Es ist überhaupt schon ein Versagen eurerseits, daß ihr miteinander prozessiert. Warum leidet ihr nicht lieber Unrecht? Warum laßt ihr euch nicht lieber berauben?  Statt dessen verübt ihr selbst Unrecht und beraubt, und zwar Brüder! Wißt ihr nicht, daß Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Gebt euch keiner Täuschung hin! Weder Unzüchtige noch Götzendiener noch Ehebrecher noch Lüstlinge noch Knabenschänder,  weder Diebe noch Habsüchtige noch Trunkenbolde noch Gotteslästerer noch Räuber werden Anteil haben am Reich Gottes. Und das sind einige von euch gewesen. Aber ihr habt euch abwaschen lassen, ihr seid geheiligt worden, seid gerechtfertigt worden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes. Der Leib als Tempel GottesAlles ist mir erlaubt, aber nicht alles nützt. Alles ist mir erlaubt, aber ich darf mich von nichts beherrschen lassen.  Die Speise ist für den Magen da und der Magen für die Speisen - Gott aber wird beide vernichten. Hingegen ist der Leib nicht für die Unzucht da, sondern für den Herrn, und der Herr für den Leib. Gott hat den Herrn auferweckt. Er wird auch uns auferwecken durch seine Macht. Wißt ihr nicht, daß eure Leiber Glieder Christi sind? Darf ich nun die Glieder Christi nehmen und sie zu Gliedern einer Buhlerin machen? Nie und nimmer! Oder wißt ihr nicht, daß wer sich einer Buhlerin hingibt, ein Leib mit ihr wird? Es heißt ja: "Die beiden werden ein Fleisch sein."  Wer sich dagegen dem Herrn hingibt, wird ein Geist mit ihm. Flieht die Unzucht! Jede andere Sünde, die ein Mensch begeht, bleibt außerhalb seines Leibes. Wer sich aber der Unzucht hingibt, versündigt sich an seinem eigenen Leib. Wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt? Daß ihr somit nicht mehr euch selbst gehört? Um einen Preis seid ihr erkauft; preist also Gott mit eurem Leib!  VERSCHIEDENE ANFRAGENEhe und JungfräulichkeitUm auf das zu kommen, wovon ihr geschrieben habt: Es ist gut für einen Mann, eine Frau nicht zu berühren. Aber wegen der Gefahr der Unzucht soll jeder Mann seine Frau und jede Frau ihren Mann haben. Der Mann leiste seiner Frau die schuldige Pflicht und ebenso die Frau ihrem Mann. Die Frau verfügt nicht über ihren Leib, sondern der Mann. Ebenso verfügt der Mann nicht über seinen Leib, sondern die Frau. Entzieht euch nicht einander, außer mit gegenseitiger Einwilligung für eine gewisse Zeit, um euch dem Gebet zu widmen. Dann kommt wieder zusammen, sonst führt euch der Satan in Versuchung, da ihr nicht enthaltsam leben könnt. Das verstehe ich als Zugeständnis, nicht als Gebot. Ich wollte wohl, alle Menschen wären wie ich. Aber jeder hat von Gott seine eigene Gnadengabe, der eine von dieser, der andere von jener Art. Den Unverheirateten und den Witwen sage ich aber: Es ist gut für sie, wenn sie bleiben wie ich. Wenn sie aber nicht enthaltsam leben können, dann sollen sie heiraten. Es ist besser, zu heiraten, als zu brennen. Das EhebandAber den Verheirateten gebiete ich, - nicht ich, sondern der Herr: Die Frau trenne sich nicht von ihrem Mann! Hat sie sich aber getrennt, so bleibe sie unverheiratet oder versöhne sich mit ihrem Mann. Auch entlasse ein Mann nicht seine Frau! Den übrigen aber sage ich, nicht der Herr: Wenn ein Bruder eine ungläubige Frau hat, die mit ihm zusammenleben will, so entlasse er sie nicht.  Und wenn eine (gläubige) Frau einen ungläubigen Mann hat, der mit ihr zusammenleben will, so schicke sie ihren Mann nicht weg. Denn geheiligt ist der ungläubige Mann durch die Frau und die ungläubige Frau durch den Bruder. Sonst wären eure Kinder ja unrein, und sie sind doch heilig! Will sich aber der ungläubige Teil trennen, so trenne er sich. In solchem Fall ist der Bruder oder die Schwester nicht gebunden. Denn Gott hat euch zum Frieden berufen. Weißt du denn, Frau, ob du deinen Mann retten kannst? Und weißt du, Mann, ob du deine Frau retten kannst? Kein BerufswechselEin jeder wandle so, wie der Herr es ihm zugeteilt, wie Gott ihn berufen hat. So ordne ich es in allen Gemeinden an. Ist einer als Beschnittener berufen, so bleibe er beschnitten. Ist einer als Unbeschnittener berufen, so lasse er sich nicht beschneiden.  Weder auf die Beschneidung noch auf das Unbeschnittensein kommt es an, sondern auf die Beobachtung der Gebote Gottes. Jeder bleibe in dem Stand, in dem er berufen wurde. Bist du als Sklave berufen, so mache dir deswegen keine Sorge. Selbst wenn du frei werden kannst, bleibe dabei! Denn wer als Sklave im Herrn berufen ist, ist ein Freigelassener des Herrn, so wie der Freie, der berufen wurde, Sklave Christi ist. Um einen Preis seid ihr erkauft. Werdet nicht Sklaven von Menschen.  Brüder, jeder bleibe vor Gott in dem Stand, in dem er berufen wurde. Empfehlung der JungfräulichkeitWas die Jungfrauen betrifft, so habe ich vom Herrn kein Gebot. Ich gebe aber einen Rat als einer, dem vom Herrn Erbarmen widerfahren ist und der darum Vertrauen verdient. Bei der gegenwärtigen Bedrängnis halte ich es für gut, ja, es ist für jedermann gut, so zu bleiben. Bist du mit einer Frau verbunden, so suche keine Trennung. Bist du frei, so suche keine Frau. Wenn du aber doch heiratest, sündigst du nicht; und wenn eine Jungfrau heiratet, begeht sie damit keine Sünde. Freilich werden solche irdische Bedrängnis erfahren, davor möchte ich euch bewahren. Das aber, Brüder, sage ich euch: Die Zeit ist kurz. Daher sollten die, die eine Frau haben, so leben, als hätten sie keine; die weinen, als weinten sie nicht; die sich freuen, als freuten sie sich nicht; die etwas erwerben, als hätten sie nichts zu eigen; die mit der Welt zu tun haben, als hätten sie nichts mit ihr zu tun. Denn die Gestalt dieser Welt vergeht. Ich möchte, daß ihr sorgenfrei seid. Der Unverheiratete ist um die Sache des Herrn besorgt, wie er dem Herrn gefalle. Der Verheiratete aber ist um weltliche Dinge besorgt, wie er der Frau gefalle. So ist er gespalten. Die unverheiratete Frau und die Jungfrau ist um die Sache des Herrn besorgt, sie will an Leib und Seele heilig sein. Die Verheiratete dagegen ist um weltliche Dinge besorgt, wie sie dem Mann gefalle. Das sage ich zu eurem Besten, nicht um euch eine Schlinge umzuwerfen, sondern weil ich auf untadeliges Verhalten und ungestörte Hingabe an den Herrn bedacht bin. Die Verheiratung der TochterWenn aber jemand meint, er handle gegen seine Jungfrau schimpflich, wenn sie über die Reife hinaus ist und es so sein muß, so tue er nach seinem Gutdünken. Er versündigt sich nicht; sie mögen heiraten.  Wer aber in seinem Herzen feststeht und keine Not hat, sondern in seinem Willensentschluß frei ist und sich vorgenommen hat, seine Jungfrau zu bewahren, der tut wohl daran. Wer also seine Jungfrau verheiratet, handelt gut; wer sie nicht verheiratet, handelt besser. Verhalten der WitweEine Frau ist so lange gebunden, als ihr Mann lebt; ist ihr Mann entschlafen, so ist sie frei und darf heiraten, wen sie will. Nur geschehe es im Herrn. Glücklicher aber wird sie sein, wenn sie bleibt, wie sie ist. Das ist mein Rat. - Ich meine aber, daß auch ich den Geist Gottes habe. Genuß von Fleisch von GötzenopfernRücksicht auf die SchwachenWas das Fleisch von Götzenopfer betrifft, so wissen wir, daß wir zwar alle die Erkenntnis besitzen, doch macht Erkenntnis überheblich, die Liebe dagegen baut auf.  Tut sich einer auf seine Erkenntnis etwas zugute, so hat er überhaupt noch nicht die rechte Erkenntnis. Wer aber Gott liebt, der ist von ihm erkannt. Was nun den Genuß von Opferfleisch betrifft, so wissen wir, daß die Götzen in der Welt nichts sind und daß es nur den einen Gott gibt. Denn selbst wenn es sogenannte Götter im Himmel oder auf Erden gibt - wie denn ja viele Götter und viele Herren existieren -, haben wir doch nur einen Gott: den Vater, von dem alles kommt und für den wir sind; und wir haben nur einen Herrn: Jesus Christus, durch den alle Dinge und auch wir das Dasein haben. Allein nicht alle haben diese Erkenntnis. Einige sind noch an den Götzendienst gewöhnt und essen das Fleisch als Opferfleisch. Ihr schwaches Gewissen wird dadurch befleckt. Die Speise aber wird uns Gott nicht näherbringen. Wir haben keinen Nachteil, wenn wir nicht essen, und keinen Vorteil, wenn wir essen. Seht aber zu, daß diese eure Freiheit den Schwachen nicht zum Anstoß gereicht! Denn wenn einer dich, den Erkenntnis Besitzenden, in einem Götzentempel zu Tisch sitzen sieht, wird dadurch sein schwaches Gewissen nicht dazu verleitet, Fleisch von Götzenopfern zu essen? So wird der Schwache durch deine Erkenntnis ins Verderben gerissen, der Bruder, für den Christus gestorben ist. Wenn ihr euch aber gegen die Brüder versündigt und ihr schwaches Gewissen verletzt, versündigt ihr euch gegen Christus. Wenn darum eine Speise meinen Bruder zur Sünde verführt, will ich in Ewigkeit kein Fleisch essen, damit ich meinen Bruder nicht zur Sünde verführe. Paulus als VorbildBin ich nicht frei? Bin ich nicht Apostel? Habe ich nicht unseren Herrn Jesus gesehen? Seid ihr nicht mein Werk im Herrn? Bin ich auch für andere Gemeinden kein Apostel, für euch bin ich es. Denn ihr seid das Siegel auf mein Apostelamt im Herrn. Dies ist meine Verteidigung gegenüber denen, die mich richten: Haben wir nicht das Recht, zu essen und zu trinken?  Haben wir nicht das Recht, eine Schwester als Frau mitzuführen, wie auch die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und Kephas? Haben denn nur ich und Barnabas nicht das Recht, die Arbeit zu unterlassen?  Wer leistet je Kriegsdienst auf eigene Kosten? Wer pflanzt einen Weinberg, ohne von dessen Frucht zu essen? Wer weidet eine Herde und nährt sich nicht von der Milch der Herde? Sage ich das nur als Mensch, oder sagt das nicht auch das Gesetz? Im Gesetz des Mose heißt es: "Du sollst dem dreschenden Ochsen keinen Maulkorb anlegen." Liegt Gott etwa an den Ochsen,  oder spricht er nicht vielmehr unsertwegen? Um unsertwillen ist geschrieben, daß der Pflügende in Hoffnung pflüge und der Dreschende in der Hoffnung auf seinen Anteil (dresche)!  Haben wir euch Geistiges ausgestreut, ist es dann zuviel, wenn wir von euch Irdisches ernten?  Steht anderen ein Anrecht auf euch zu, warum nicht viel mehr uns? Aber wir haben von diesem Recht keinen Gebrauch gemacht, sondern ertragen alles, um dem Evangelium Christi ja kein Hindernis zu bereiten. Wißt ihr nicht, daß die, die den heiligen Dienst verrichten, vom Tempel ihren Lebensunterhalt beziehen, daß die, die dem Altar dienen, vom Altar ihren Anteil erhalten? So hat auch der Herr angeordnet, daß die Verkünder des Evangeliums vom Evangelium leben sollen. Sein VerzichtIch habe von alldem keinen Gebrauch gemacht und schreibe auch dieses nicht in der Absicht, daß es nun so mit mir gehalten werde. Denn lieber wollte ich sterben, als... - Niemand soll mir meinen Ruhm rauben!  Denn wenn ich das Evangelium verkünde, ist das für mich kein Ruhm; ein Zwang liegt auf mir. Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündete!  Würde ich es aus eigenem Antrieb tun, so hätte ich Lohn zu erwarten. Tue ich es aber unfreiwillig, so ist mir ein Verwalteramt anvertraut. Worin besteht also mein Lohn? - Daß ich als Verkünder des Evangeliums das Evangelium kostenlos verkünde und von meinem Recht am Evangelium keinen Gebrauch mache! Unabhängig von allen habe ich mich zum Knecht aller gemacht, um möglichst viele zu gewinnen. Den Juden bin ich wie ein Jude geworden, um die Juden zu gewinnen. Denen, die unter dem Gesetz stehen, wie einer, der unter dem Gesetz steht - obgleich ich nicht mehr unter dem Gesetz stehe -, um die unter dem Gesetz Stehenden zu gewinnen. Den Gesetzlosen, ward ich wie einer, der ohne das Gesetz lebt - obgleich ich vom Gesetz Gottes nicht frei, sondern an das Gesetz Christi gebunden bin -, um die Gesetzlosen zu gewinnen. Den Schwachen wurde ich ein Schwacher, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um jedenfalls einige zu retten. Alles aber tue ich wegen des Evangeliums, um an ihm teilzuhaben. Sorge für das eigene HeilWißt ihr nicht, daß die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber nur einer den Siegespreis gewinnt? Lauft so, daß ihr ihn erlangt! Aber jeder Wettkämpfer übt in allem Enthaltsamkeit. Jene tun es, um einen vergänglichen, wir aber um einen unvergänglichen Kranz zu gewinnen. Ich laufe daher nicht aufs Geratewohl; dem Faustkämpfer gleich schlage ich nicht in die Luft. Vielmehr schlage ich meinen Leib und mache ihn mir dienstbar, damit ich nicht etwa anderen predige und selbst verworfen werde.  Warnende BeispieleIch will euch, Brüder, nicht im unklaren lassen: Unsere Väter waren zwar alle unter der Wolke, alle zogen durch das Meer,  und alle wurden in der Wolke und im Meer auf Mose getauft,  und alle aßen dieselbe geistige Speise,  und alle tranken denselben geistigen Trank; sie tranken nämlich aus dem geistigen Felsen, der ihnen folgte: Der Fels war Christus.  Gott aber hatte an den meisten von ihnen kein Gefallen, denn sie wurden in der Wüste niedergestreckt. Das ist uns zur Warnung geschehen, damit wir nicht nach dem Bösen begehren, wie jene es begehrt haben. Werdet auch nicht Götzendiener wie einige von ihnen. Es steht ja geschrieben: "Das Volk setzte sich zum Essen und zum Trinken, und erhob sich, zu tanzen."  Laßt uns auch nicht Unzucht treiben, wie einige von ihnen Unzucht trieben, und es fielen an einem Tag 23.000.  Laßt uns auch nicht Christus versuchen, wie einige von ihnen ihn versuchten und durch Schlangen umkamen.  Murrt auch nicht, wie einige von ihnen murrten und vom Verderber hinweggerafft wurden.  Dies alles, was ihnen widerfuhr, war vorbildlich. Es wurde zur Warnung für uns niedergeschrieben, die wir die Vollendung der Zeiten erleben. Wer daher fest zu stehen glaubt, der sehe zu, daß er nicht falle. Bisher hat euch noch keine Versuchung betroffen, die menschliche Kräfte überstiege. Und Gott ist treu. Er läßt euch nicht über eure Kräfte versuchen, sondern schafft mit der Versuchung auch den guten Ausgang, daß ihr sie bestehen könnt. Götzenmahl und EucharistiefeierDarum, meine Lieben, flieht den Götzendienst! Ich rede mit Verständigen. Beurteilt selbst, was ich sage. Ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi? Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi?  Weil es ein Brot ist, bilden wir viele einen Leib, denn wir haben ja alle teil an dem einen Brot. Seht auf das irdische Israel! Haben nicht die, welche vom Opfer essen, teil am Altar?  Was will ich damit sagen? Daß ein Götzenopfer oder ein Götze etwas sei? Nein, was sie opfern, opfern sie den Dämonen und nicht Gott. Ich will aber nicht, daß ihr mit den Dämonen in Verbindung tretet. Ihr könnt nicht den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der Dämonen. Ihr könnt nicht teilhaben am Tisch des Herrn und am Tisch der Dämonen. Oder wollen wir den Herrn herausfordern? Sind wir etwa stärker als er? Praktische AnweisungenAlles ist erlaubt, aber nicht alles nützt. Alles ist erlaubt, aber nicht alles baut auf.  Niemand suche sein eigenes Wohl, sondern das des anderen. Eßt alles, was auf dem Markt verkauft wird, ohne wegen des Gewissens Nachforschungen anzustellen. Denn des Herrn ist die Erde und ihre Fülle. Seid ihr von einem Ungläubigen eingeladen und wollt hingehen, so eßt alles, was man euch vorsetzt, ohne wegen des Gewissens Nachforschungen anzustellen. Sagt aber jemand zu euch: "Das ist (Götzen)opferfleisch", dann eßt es nicht - wegen dessen, der darauf aufmerksam gemacht hat, und wegen des Gewissens. Ich meine nicht wegen des eigenen, sondern wegen des Gewissens des anderen. Warum soll ich meine Freiheit dem Urteil eines anderen Gewissens unterwerfen?  Wenn ich mit Dank mitesse, warum werde ich für das geschmäht, wofür ich danksage? Mögt ihr also essen oder trinken oder sonst etwas tun, tut alles zur Ehre Gottes. Gebt weder Juden noch Heiden noch der Kirche Gottes Anstoß, wie auch ich in jeder Weise allen zu Gefallen bin, nicht meinen Vorteil suchend, sondern den der Vielen, damit sie gerettet werden. Folgt meinem Beispiel, wie ich Christi Beispiel folge! Mißstände beim GottesdienstEine Frage der SchicklichkeitIch lobe euch aber, daß ihr in allem meiner gedenkt und die Überlieferungen festhaltet, wie ich sie euch übergeben habe.  Ich möchte aber, daß ihr wißt: daß eines jeden Mannes Haupt Christus ist, das Haupt der Frau ist der Mann, das Haupt Christi ist Gott.  Jeder Mann, der mit bedecktem Haupt betet oder prophetisch redet, entehrt sein Haupt.  Aber jede Frau, die mit unverhülltem Haupt betet oder prophetisch redet, entehrt ihr Haupt; sie gleicht einer Geschorenen.  Wenn also eine Frau sich nicht verhüllt, dann lasse sie sich auch die Haare abschneiden! Ist es aber schimpflich für eine Frau, sich die Haare abschneiden oder sich kahlscheren zu lassen, soll sie sich auch verhüllen!  Der Mann soll sein Haupt nicht verhüllen, er ist Ebenbild und Abglanz Gottes; die Frau aber ist Abglanz des Mannes. Denn nicht der Mann stammt von der Frau, sondern die Frau vom Mann. Auch wurde der Mann nicht wegen der Frau erschaffen, sondern die Frau wegen des Mannes. Darum soll die Frau eine Macht haben auf dem Haupt - um der Engel willen.  Indes ist im Herrn die Frau nicht unabhängig vom Mann und der Mann nicht unabhängig von der Frau. Denn wie die Frau vom Mann stammt, so ist der Mann wieder durch die Frau; alles aber von Gott. Urteilt selbst! Schickt es sich für eine Frau, mit unverhülltem Haupt zu Gott zu beten? Lehrt euch nicht schon die Natur, daß langes Haar dem Mann zur Unehre gereicht, für die Frau dagegen langes Haar zur Ehre gereicht? Denn das Haar ist ihr als Schleier gegeben. Meint aber einer, durchaus recht behalten zu müssen: Wir haben eine solche Sitte nicht, auch nicht die Gemeinden Gottes. Mißstände beim AgapemahlBei dieser Anordnung kann ich es nicht loben, daß ihr nicht zum Besseren, sondern zum Schlechteren zusammenkommt.  Zunächst höre ich, daß bei euren Gemeindeversammlungen Spaltungen zutage treten. Zum Teil glaube ich es auch. Es muß ja auch unter euch Spaltungen geben, damit die Bewährten unter euch offenbar werden. Wenn ihr nun zusammenkommt, ist es nicht, um das Mahl des Herrn zu essen. Denn jeder nimmt beim Mahl sein eigenes Essen vorweg; so hungert der eine, während der andere trunken ist. Habt ihr keine Häuser zum Essen und Trinken? Oder verachtet ihr die Kirche Gottes und beschämt die Besitzlosen? Was soll ich euch sagen? Soll ich euch loben? Hierin lobe ich euch nicht! Die EucharistiefeierDenn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe: Der Herr Jesus nahm in der Nacht, da er verraten wurde, Brot,  sprach das Dankgebet, brach es und sprach: "Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis!"  Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sprach: "Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis!" Denn sooft ihr dieses Brot eßt und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.  Wer daher unwürdig das Brot ißt oder den Kelch des Herrn trinkt, der versündigt sich am Leib und Blut des Herrn. So prüfe sich denn der Mensch, und dann esse er von dem Brot und trinke aus dem Kelch. Denn wer ißt und trinkt, ohne den Leib des Herrn zu unterscheiden, der ißt und trinkt sich das Gericht. Darum gibt es unter euch viele Schwache und Kranke, und viele sind entschlafen. Wenn wir selbst uns richtig beurteilten, würden wir nicht gerichtet werden. Werden wir aber vom Herrn gerichtet, werden wir gezüchtigt, damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden. Wenn ihr euch also, meine Brüder, zum Mahl versammelt, wartet aufeinander. Hat einer Hunger, esse er zu Hause, auf daß ihr nicht zum Gericht zusammenkommt. - Das übrige werde ich anordnen, sobald ich komme. Die wunderbaren GeistesgabenBrüder, was die Geistesgaben betrifft, so will ich euch nicht in Unkenntnis lassen. Als ihr noch Heiden wart, zog es euch, wie ihr wißt, mit unwiderstehlicher Gewalt zu den stummen Götzen.  Darum tue ich euch kund: "Niemand, der im Geist Gottes redet, sagt: "Verflucht sei Jesus!" Und niemand kann sagen: "Jesus ist der Herr", als nur im Heiligen Geist. Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber es ist derselbe Geist, und es gibt verschiedene Ämter, aber es ist derselbe Herr. Es gibt verschiedene Wirkungen, aber es ist derselbe Gott, der alles in allen bewirkt. Jedem wird die Offenbarung des Geistes verliehen, damit er Nutzen stifte. Dem einen wird durch den Geist die Gabe der Weisheit verliehen, einem anderen die Gabe der Erkenntnis durch denselben Geist; einem anderen durch denselben Geist die Gabe des Glaubens, wieder einem anderen die Gabe zum Heilen in dem einen Geist, jenem die Kraft zu Wundertaten, dem die Gabe der prophetischen Rede, einem andern die Unterscheidung der Geister; diesem verschiedene Arten von Zungenreden, jenem die Auslegung von Zungenreden.  Das alles wirkt ein und derselbe Geist, der einem jeden zuteilt, wie er will. Die Kirche, der Leib ChristiDenn gleichwie der Leib einer ist, aber viele Glieder hat, alle die vielen Glieder jedoch ein Leib sind, so ist es auch bei Christus.  In einem Geist sind wir alle durch die Taufe zu einem Leib geworden: ob Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie; wir sind alle mit einem Geist getränkt. Der Leib besteht ja auch nicht aus einem Glied, sondern aus vielen. Wenn der Fuß sagte: "Ich bin nicht Hand, darum gehöre ich nicht zum Leib", gehört er deswegen nicht zum Leib? Wenn das Ohr sagte: "Ich bin nicht Auge, darum gehöre ich nicht zum Leib", gehört es deswegen nicht zum Leib? Wäre der ganze Leib nur Auge, wo bliebe das Gehör? Wäre er ganz Gehör, wo bliebe der Geruchssinn? Nun aber hat Gott jedem einzelnen Glied seine Aufgabe am Leib gegeben, wie er wollte. Wäre alles nur ein Glied, wo wäre der Leib? So aber gibt es viele Glieder, jedoch nur einen Leib. Das Auge kann nicht zur Hand sagen: "Ich brauche dich nicht"; das Haupt nicht zu den Füßen: "Ich brauche euch nicht". Im Gegenteil, gerade die scheinbar schwächeren Glieder des Leibes sind besonders notwendig. Den Gliedern, die wir für weniger edel halten, erweisen wir besondere Ehre, und bei den unanständigen halten wir auf besondere Wohlanständigkeit, während die anständigen dessen nicht bedürfen. Gott hat den Leib so zusammengefügt und dem im Nachteil Seienden besondere Ehre verliehen, damit keine Unordnung im Leib entsteht, sondern die Glieder einträchtig füreinander Sorge tragen. Leidet ein Glied, so leiden alle anderen Glieder mit; erfährt ein Glied Ehre, so freuen sich alle anderen Glieder mit. Ihr seid der Leib Christi und, als Teile betrachtet, seine Glieder. Die einen hat Gott in der Kirche zunächst zu Aposteln bestimmt, andere zu Propheten, wieder andere zu Lehrern, ferner für Wundertaten, für Krankenheilungen, für Hilfeleistungen, für Verwaltungsaufgaben, für allerlei Arten von Zungenreden. Sind etwa alle Apostel, alle Propheten, alle Lehrer, alle Wundertäter? Haben alle die Gabe der Heilung? Reden alle in Zungen? Haben alle die Gabe der Auslegung? Strebt jedoch nach den höheren Gnadengaben! - Ich will euch einen noch vorzüglicheren Weg zeigen: Das Hohelied der LiebeWenn ich mit Menschen- und Engelszungen redete, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich nur ein tönendes Erz oder eine gellende Zimbel.  Und wenn ich die Prophetengabe hätte und alle Geheimnisse durchschaute und alle Erkenntnis besäße, und wenn ich allen Glauben hätte, so daß ich Berge versetzte, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich meinen ganzen Besitz den Armen zuteilte und wenn ich meinen Leib den Flammen preisgäbe, hätte aber die Liebe nicht, so nützte es mir nichts. Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig, die Liebe ist nicht eifersüchtig. Sie prahlt nicht, überhebt sich nicht, sie handelt nicht unschicklich, sucht nicht das Ihre, kennt keine Erbitterung, trägt das Böse nicht nach. Am Unrecht hat sie kein Gefallen, freut sich aber an der Wahrheit. Alles erträgt sie, alles glaubt sie, alles erhofft sie, alles erduldet sie. Die Liebe hört niemals auf; Prophetengaben verschwinden, Sprachengaben hören auf, Erkenntnis vergeht. Denn Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser Prophezeien. Kommt aber das Vollkommene, vergeht das Stückwerk. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte ich wie ein Kind, urteilte ich wie ein Kind. Als ich ein Mann geworden war, legte ich das Kindhafte ab. Jetzt schauen wir durch einen Spiegel, unklar, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Noch ist mein Erkennen Stückwerk, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin. Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei. Am höchsten aber steht die Liebe. Sprachengabe und ProphetengabeTrachtet nach der Liebe! Strebt mit Eifer nach den geistlichen Gaben, am meisten jedoch nach der Prophetengabe.  Denn wer in Zungen redet, spricht nicht für Menschen, sondern für Gott. Niemand versteht ihn. Er redet im Geist geheimnisvolle Worte. Wer dagegen prophetisch redet, spricht den Menschen Erbauung, Ermahnung und Trost zu. Wer in Zungen redet, erbaut nur sich selbst; wer aber prophetisch redet, erbaut die Gemeinde. Ich wollte, ihr könntet alle in Zungen reden, noch lieber jedoch, ihr könntet prophetisch reden. Denn wer prophetisch redet, steht höher, als wer in Zungen redet; es sei denn, daß er es auslegt, damit die Gemeinde erbaut wird. Brüder, was würde ich euch nützen, wenn ich nun zu euch käme und in Zungen redete und euch nicht in verständlichen Worten die Offenbarung, Erkenntnis, prophetische Rede oder Lehre darlegte? Wenn leblose Instrumente, wie Flöte oder Zither, einen Klang geben, aber die Töne nicht deutlich unterscheiden lassen, wie soll man dann erkennen, was auf der Flöte geblasen oder auf der Zither gespielt wird? Und wenn eine Trompete einen undeutlichen Laut gäbe, wer wird sich dann zum Kampf rüsten? So ist es auch mit euch. Wenn ihr in Zungen redet und keine verständlichen Worte hervorbringt, wie soll jemand verstehen, was gesprochen wird? Ihr redet dann in den Wind. Es gibt so viele Sprachen in der Welt, und kein Volk ist ohne Sprache. Wenn ich aber die Bedeutung der Sprache nicht kenne, so bleibe ich dem Redenden fremd, und der Redende bleibt mir fremd. Da ihr euch so eifrig um Gaben des Geistes bemüht, so sucht sie zur Erbauung der Gemeinde in Fülle zu erlangen. Wer daher in Zungen redet, bitte um die Gnade der Auslegung. Denn wenn ich in Zungen bete, so betet mein Geist, aber mein Verstand zieht keinen Nutzen daraus. Was ergibt sich daraus? Ich will mit dem Geist beten und will auch mit dem Verstand beten; ich will mit dem Geist lobsingen und will auch mit dem Verstand lobsingen. Lobsingst du im Geist, wie soll da der unkundige Laie zu deinem Dankgebet das Amen sprechen? Er versteht ja nicht, was du sagst. Dein Dankgebet mag vortrefflich sein, aber der andere wird dadurch nicht erbaut. Gott sei Dank! Ich kann mehr als ihr alle in Zungen reden. Aber in der Gemeindeversammlung will ich lieber fünf verständliche Worte reden, um auch andere zu belehren, als zehntausend Worte in Zungen. Brüder, seid nicht Kinder im Denken! Im Bösen seid unmündige Kinder, im Denken aber seid reif! Im Gesetz steht geschrieben: "Ich werde zu diesem Volk in fremden Sprachen und mit fremden Lippen reden. Aber auch so wird es nicht auf mich hören, spricht der Herr."  Als Zeichen dient demnach die Zungenrede nicht den Gläubigen, sondern den Ungläubigen. Die Prophetengabe dagegen dient nicht den Ungläubigen, sondern den Gläubigen. Wenn sich die ganze Gemeinde versammelte und alle in Zungen redeten und es kämen Uneingeweihte oder Ungläubige dazu, würden sie nicht sagen: Ihr seid von Sinnen? Wenn dagegen alle prophetisch redeten und es käme ein Ungläubiger oder Uneingeweihter dazu, so würde er von allen überführt, aus aller Mund sein Urteil hören; die Geheimnisse seines Herzens würden offenbar, und so würde er auf sein Angesicht fallen, Gott anbeten und bekennen: Gott ist wahrhaftig unter euch! Vorschriften für den GottesdienstWas folgt daraus, Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so mag der eine einen Lobgesang, der andere eine Lehre, ein anderer eine Offenbarung, eine Zungenrede, eine Auslegung haben; alles geschehe zur Erbauung. In Zungen sollen nicht mehr als zwei, höchstens drei reden, und zwar der Reihe nach, und einer soll die Auslegung geben. Ist kein Ausleger da, so sollen jene in der Versammlung schweigen; sie mögen mit sich selbst und mit Gott reden. Von Propheten sollen nur zwei oder drei reden, die anderen sollen ihr Urteil abgeben.  Wird aber einem, der dasitzt, eine Offenbarung zuteil, soll der erste schweigen. Ihr könnt alle einer nach dem anderen prophetisch reden, damit alle etwas lernen und alle ermahnt werden.  Die Geister der Propheten sind den Propheten untertan.  Gott ist kein Gott der Unordnung, sondern des Friedens. - Wie in allen Gemeinden der Heiligen  sollen die Frauen in der Gemeindeversammlung schweigen; es ist ihnen nicht erlaubt, das Wort zu ergreifen. Sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz gebietet.  Wenn sie etwas wissen wollen, sollen sie daheim ihre Männer fragen. Denn es schickt sich nicht für eine Frau, in der Gemeindeversammlung das Wort zu ergreifen. Oder ist etwa von euch das Wort Gottes ausgegangen, oder ist es zu euch allein gelangt?  Wer sich für einen Propheten oder Geistbegabten hält, erkenne, daß ein Gebot des Herrn ist, was ich euch schreibe. Erkennt er dies nicht an, so soll er keine Anerkennung finden. So trachtet denn, meine Brüder, nach der Prophetengabe und hindert auch das Reden in Zungen nicht. Alles aber geschehe würdig und geordnet. Die Auferstehung der TotenDie Auferstehung ChristiBrüder, ich tue euch das Evangelium kund, das ich euch verkündet habe. Ihr habt es angenommen und steht in ihm fest.  Durch dies erlangt ihr auch das Heil, wenn ihr euch genau daran haltet, was ich euch verkündet habe; es sei denn, ihr hättet den Glauben vergeblich angenommen. Vor allem habe ich euch überliefert, was ich selbst empfangen habe. Christus ist der Schrift gemäß für unsere Sünden gestorben. Er wurde begraben und ist der Schrift gemäß am dritten Tag auferstanden. Er ist dem Kephas erschienen, dann den Zwölf,  hierauf ist er über fünfhundert Brüdern auf einmal erschienen, von denen die meisten noch am Leben sind, einige aber sind entschlafen.  Sodann ist er Jakobus und darauf allen Aposteln erschienen.  Zu allerletzt erschien er, gleichwie der Fehlgeburt, auch mir. Denn ich bin der geringste der Apostel, nicht wert, Apostel genannt zu werden, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe. Aber durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin, und seine Gnade, die mir zuteil geworden, ist in mir nicht unwirksam gewesen, denn ich habe mehr gearbeitet, als alle anderen, freilich nicht ich, sondern die Gnade Gottes mit mir. Ob ich oder jene: So verkünden wir, und so seid ihr gläubig geworden. Wenn Christus nicht auferstanden wäreWenn aber verkündet wird, daß Christus von den Toten auferstanden ist, wie können dann einige von euch behaupten, es gäbe keine Auferstehung der Toten? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, ist unsere Predigt hinfällig, hinfällig auch euer Glaube! Dann stehen wir auch als falsche Zeugen Gottes da, weil wir gegen Gott bezeugt haben, er habe Christus auferweckt, - den er ja nicht auferweckt hat, wenn die Toten nicht auferweckt werden. Denn wenn die Toten nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, ist euer Glaube nichtig; dann seid ihr noch in euren Sünden. Und auch die in Christus Entschlafenen sind verloren. Wenn wir in diesem Leben unsere Hoffnung nur auf Christus gesetzt haben, sind wir die beklagenswertesten unter allen Menschen. Christus der Erstling der EntschlafenenNun ist aber Christus von den Toten auferweckt worden als erster der Entschlafenen. Weil nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle dem Tod verfallen sind, so werden in Christus alle das Leben haben; ein jeder, wenn er an die Reihe kommt. Christus macht den Anfang, darauf kommen die, die zu Christus bei seiner Wiederkunft gehören.  Dann kommt das Ende, wenn er seine Königsherrschaft Gott dem Vater übergibt, nachdem er zuvor alle andere Herrschaft, Macht und Kraft zunichte gemacht hat. Er muß ja herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat. Als letzter Feind wird der Tod vernichtet. Denn "alles hat er seinen Füßen unterworfen". Wenn es aber heißt: "Alles ist unterworfen", ist natürlich der ausgenommen, der ihm alles unterworfen hat.  Wenn ihm aber alles unterworfen ist, wird sich auch der Sohn dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei. Menschliche ErwägungenWas tun aber dann die, die sich für die Toten taufen lassen? Wenn die Toten nicht auferweckt werden, warum lassen sie sich dann noch für sie taufen?  Warum auch setzen wir uns dann stündlich Gefahren aus? Tag für Tag schwebe ich in Todesgefahr, so wahr ihr, Brüder, der Ruhmestitel seid, den ich in Christus Jesus, unserem Herrn, besitze. Habe ich in Ephesus nach Menschenart den Kampf mit wilden Tieren bestanden, was nützt es mir? Werden die Toten nicht auferweckt, so "laßt uns essen und trinken, morgen müssen wir ja sterben."  Täuscht euch nicht: Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten.  Werdet rechtschaffen, nüchtern und sündigt nicht. Denn einige haben keine Kenntnis von Gott. - Das sage ich zu eurer Beschämung. Möglichkeit der AuferstehungNun könnte einer fragen: Wie werden denn die Toten auferweckt, und mit was für einem Leib werden sie kommen? Du Tor, was du säst, muß erst sterben, ehe es lebendig wird. Und was du säst, ist nicht die Pflanze, die erst werden soll, sondern ein bloßes Samenkorn, etwa Weizen oder sonst etwas. Gott aber gibt ihm eine Gestalt, wie er will, und zwar jedem Samen seine besondere Gestalt. Der AuferstehungsleibNicht jedes Fleisch ist gleich, sondern anders ist das Fleisch der Menschen, anders das Fleisch des Viehs, anders das Fleisch der Vögel, anders das der Fische. So gibt es auch himmlische und irdische Körper. Aber anders ist der Glanz der himmlischen, anders der der irdischen. Anders ist der Glanz der Sonne, anders der Glanz des Mondes, anders der Glanz der Sterne; ja, ein Stern unterscheidet sich im Glanz vom anderen. So verhält es sich auch mit der Auferstehung der Toten. Gesät wird in Vergänglichkeit, auferweckt in Unvergänglichkeit; gesät wird in Unansehnlichkeit, auferweckt in Herrlichkeit; gesät wird in Schwachheit, auferweckt in Kraft; gesät wird ein irdischer Leib, auferweckt ein geistiger Leib. - Wenn es einen irdischen Leib gibt, gibt es auch einen geistigen. Es steht doch geschrieben: "Der erste Mensch, Adam, ward zu einem lebendigen Wesen", der letzte Adam zu einem lebendig machenden Geist.  Zuerst ist nicht das Geistige, sondern das Irdische; dann erst das Geistige. Der erste Mensch stammt von der Erde, ist irdisch. Der zweite Mensch stammt vom Himmel. Wie der irdische beschaffen ist, so sind auch die Irdischen beschaffen; und wie der himmlische beschaffen ist, so sind auch die Himmlischen beschaffen. Wie wir das Bild des irdischen tragen, werden wir auch das Bild des himmlischen tragen. Die einstige VerwandlungDas aber versichere ich, Brüder: Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht erben; die Vergänglichkeit ererbt auch nicht die Unvergänglichkeit. Ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, aber alle werden wir verwandelt werden,  in einem Nu, in einem Augenblick, beim letzten Posaunenschall. - Die Posaune wird nämlich erschallen, und die Toten werden auferweckt werden in Unvergänglichkeit, und wir werden verwandelt werden. Dies Vergängliche muß Unvergänglichkeit anziehen, und dies Sterbliche muß Unsterblichkeit anziehen. Wenn aber dieses Vergängliche Unvergänglichkeit, dieses Sterbliche Unsterblichkeit anzieht, dann findet das Wort der Schrift seine Erfüllung: "Verschlungen ist der Tod im Sieg.  Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?" Der Stachel des Todes ist die Sünde, die Macht der Sünde das Gesetz.  Gott sei Dank, der uns durch unseren Herrn Jesus Christus den Sieg verleiht! Daher, meine geliebten Brüder, steht fest! Laßt euch nicht wankend machen. Seid allezeit voll Eifer im Werk des Herrn, wissend, daß eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn.  Schluß des BriefesMit der Sammlung für die Heiligen macht es ebenso, wie ich es in den galatischen Gemeinden angeordnet habe.  Am ersten Tag der Woche lege jeder von euch für sich zurück, was ihm gutdünkt, damit die Sammlung nicht erst veranstaltet werden muß, wenn ich komme.  Wenn ich dann da bin, sende ich die, die ihr für geeignet haltet, mit Empfehlungsschreiben ab, damit sie eure Spende nach Jerusalem bringen. Sollte es jedoch angezeigt sein, daß auch ich hinreise, können sie mit mir gehen. Ich komme zu euch auf dem Weg über Mazedonien; Mazedonien will ich nämlich bloß durchwandern. Bei euch aber werde ich vielleicht bleiben oder auch überwintern; ihr könnt mir dann auf der Weiterreise das Geleit geben. Ich möchte euch nicht nur auf der Durchreise sehen; ich hoffe nämlich, wenn der Herr es gestattet, einige Zeit bei euch zu verweilen. Bis Pfingsten aber bleibe ich in Ephesus, denn es hat sich mir eine große und aussichtsreiche Tür aufgetan, - obwohl es auch viele Widersacher gibt. Wenn Timotheus kommt, sorgt dafür, daß er ohne Furcht unter euch sein kann. Er arbeitet am Werk des Herrn wie auch ich. Niemand soll ihn also geringschätzen. Geleitet ihn vielmehr in Frieden, damit er zu mir kommt, denn ich erwarte ihn mit den Brüdern. Was aber den Bruder Apollos betrifft, so habe ich ihm dringend zugeredet, er solle sich mit den Brüdern zu euch begeben, doch wollte er unter keinen Umständen jetzt reisen; er kommt aber später zu gelegener Zeit. Seid wachsam! Steht fest im Glauben! Seid mannhaft! Seid stark! Alles geschehe bei euch in Liebe! Noch eine Ermahnung, Brüder: Ihr kennt die Familie des Stephanas. Sie ist Achaias Erstlingsfrucht und hat sich in den Dienst der Heiligen gestellt.  Unterstellt euch solchen Männern wie überhaupt jedem, der mitarbeitet und sich abmüht. Ich freue mich über die Anwesenheit des Stephanas, Fortunatus und Achaikus. Sie haben euch in eurer Abwesenheit vertreten und meinen wie euren Geist erquickt. Zeigt euch solchen Männern gegenüber erkenntlich! GrüßeGrüßen lassen euch die Gemeinden in Asien. Es grüßen euch vielmals im Herrn Aquila und Priska mit der Gemeinde in ihrem Haus. Alle Brüder lassen euch grüßen! Grüßt einander mit heiligem Kuß. Der Gruß mit meiner Hand: Paulus. Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht! Marána tha!  Die Gnade des Herrn Jesus sei mit euch! Meine Liebe ist mit euch allen in Christus Jesus. GrußPaulus, durch den Willen Gottes Apostel Christi Jesu, und der Bruder Timotheus an die Gemeinde Gottes in Korinth samt allen Heiligen in ganz Achaia. Gnade euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Dank für Gottes TrostGepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Erbarmungen und Gott allen Trostes! Er tröstet uns in all unserer Bedrängnis, damit wir auch andere in jeder Art von Bedrängnis trösten, durch den Trost, mit dem wir von Gott getröstet werden. Denn wie die Leiden Christi sich reichlich über uns ergießen, so strömt durch Christus auch reichlicher Trost auf uns. Ob wir bedrängt werden, - es geschieht zu eurem Trost und Heil; ob wir getröstet werden, - es geschieht ebenfalls zu eurem Trost, der sich im standhaften Ertragen derselben Leiden auswirkt, die auch wir erdulden. So steht unsere Hoffnung für euch fest, denn wir wissen, daß ihr wie an den Leiden, so auch am Trost Anteil habt. Wir möchten euch, Brüder, nicht in Unkenntnis lassen über die Bedrängnis, die uns in Asien zugestoßen ist. Über die Maßen, über unsere Kraft hat sie uns betroffen, so daß wir sogar am Leben verzweifelten.  Ja, wir hatten uns schon das Todesurteil gesprochen, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt. Er hat uns denn auch aus so großer Todesgefahr errettet und wird uns fernerhin retten. Auf ihn haben wir unsere Hoffnung gesetzt, daß er uns auch weiterhin retten wird, zumal, da auch ihr durch euer Gebet für uns mithelft. Dann wird für uns Gott aus vieler Mund für die uns erwiesene Gnade ein vielfacher Dank erschallen. SELBSTVERTEIDIGUNG DES APOSTELSVerteidigung gegen einzelne VerdächtigungenKeine ZweideutigkeitDenn dies ist unser Ruhm: das Zeugnis unseres Gewissens, daß wir in Heiligkeit und Lauterkeit Gottes und nicht in irdischer Weisheit, sondern in der Gnade Gottes in der Welt, zumal unter euch, gewandelt sind. Wir schreiben euch nichts anderes, als was ihr lest und auch versteht. Ich hoffe, ihr werdet vollkommen verstehen, wie ihr uns zum Teil schon verstanden habt, daß wir euer Ruhm sind und ihr der unsrige am Tag unseres Herrn Jesus.  In diesem Vertrauen wollte ich schon früher zu euch kommen, damit ihr noch ein zweites Mal Gnade empfinget.  Von euch aus wollte ich nach Mazedonien reisen, von Mazedonien zu euch wieder zurückkehren und mir von euch das Geleit nach Judäa geben lassen. Habe ich etwa leichtfertig gehandelt, als ich diesen Plan faßte? Oder fasse ich meine Entschlüsse nach menschlichen Launen, so daß es bei mir ein Ja, Ja und zugleich ein Nein, Nein gibt? So wahr Gott treu ist: Unser Wort an euch ist nicht Ja und Nein zugleich! Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, den wir - ich, Silvanus und Timotheus - euch verkündet haben, war nicht Ja und Nein zugleich, sondern in ihm ist das Ja verwirklicht. Sämtliche Verheißungen Gottes haben in ihm ihr Ja gefunden. Darum erklingt durch ihn auch das Amen, Gott zum Lob durch uns. Gott ist es, der uns mit euch in Christus gefestigt, der uns gesalbt, der uns auch sein Siegel aufgedrückt und den Geist als Unterpfand in unser Herz gegeben hat. Liebevolle RücksichtIch rufe Gott zum Zeugen gegen mich an, daß ich, nur um euch zu schonen, nicht mehr nach Korinth gekommen bin. Nicht daß wir Herren wären über euren Glauben, sondern Mitarbeiter an eurer Freude. Im Glauben steht ihr ja. Ich hatte mir vorgenommen, nicht wieder in Betrübnis zu euch zu kommen.  Denn wenn ich euch betrübe, wer kann mich dann erfreuen? Etwa der, den ich betrübt habe? So habe ich die Angelegenheit brieflich mit euch erledigt, um bei meiner Ankunft nicht Betrübnis von denen zu erfahren, die mir Freude machen sollten. Habe ich doch zu euch allen das Vertrauen, daß meine Freude euer aller Freude ist.  Denn ich habe euch in großer Bedrängnis und Herzensangst unter vielen Tränen geschrieben, nicht um euch zu betrüben, sondern um euch die Liebe erkennen zu lassen, die ich in ganz besonderem Maße zu euch hege. Verzeihende LiebeWenn aber einer Betrübnis verursacht hat, so hat er nicht so sehr mich betrübt, sondern zum Teil - um nicht zuviel zu sagen - euch alle.  Es genügt die Strafe, die dem Betreffenden von der Mehrheit auferlegt wurde. Verzeiht ihm nunmehr wieder und muntert ihn auf, damit er nicht aus übergroßer Betrübnis in Verzweiflung versinkt. Deshalb ermahne ich euch, ihm gegenüber Liebe walten zu lassen, denn mit meinem Schreiben wollte ich nur sehen, ob sich euer Gehorsam in allem bewährt. Wem ihr aber irgendetwas vergebt, dem vergebe auch ich. Denn auch ich habe, was ich vergeben habe, wenn irgendetwas ich vergeben habe, im Angesicht Christi euretwegen vergeben, damit wir nicht vom Satan überlistet werden; wir kennen ja seine Anschläge nur zu gut. Als ich aber nach Troas kam, um das Evangelium Christi zu verkünden, obwohl sich mir eine Tür im Herrn aufgetan hat, hatte ich keine Ruhe, weil ich meinen Bruder Titus nicht vorfand. Darum verabschiedete ich mich von ihnen und zog weiter nach Mazedonien.  Aus Vertrauen zu GottAber Dank sei Gott! Er läßt uns allezeit in Christus triumphieren und durch uns den Duft seiner Erkenntnis allerorts verbreiten;  denn Christi Wohlgeruch sind wir für Gott - unter denen, die gerettet werden, wie unter denen, die verlorengehen; den einen ein Geruch des Todes, der den Tod bringt, den anderen ein Geruch des Lebens, der das Leben bringt. Wer aber ist dazu befähigt?  Wir gehören nicht zu den vielen, die aus dem Wort Gottes ein Geschäft machen. Wir reden vielmehr in Christus aus lauterer Gesinnung, aus Gott und vor dem Angesicht Gottes. Fangen wir wieder an, uns selbst zu empfehlen? Oder brauchen wir - wie gewisse Leute - Empfehlungsbriefe an euch oder von euch? Ihr seid unser Empfehlungsbrief, hineingeschrieben in unser Herz, verstanden und gelesen von aller Welt. Offenkundig seid ihr ein von uns ausgefertigter Brief Christi, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinernen Tafeln, sondern auf fleischernen Tafeln des Herzens.  Erhabenheit des ApostelamtesAber solches Vertrauen haben wir durch Christus im Blick auf Gott.  Nicht als wären wir aus eigener Kraft befähigt etwas zu ersinnen; unsere Fähigkeit kommt von Gott, der uns auch befähigt hat, Diener des Neuen Bundes zu sein, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes; - denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig. Wenn aber der Dienst, der zum Tod führt, nach Buchstaben eingemeißelt in Stein, in solcher Herrlichkeit geschah, daß die Kinder Israels dem Mose nicht ins Angesicht zu schauen vermochten wegen des doch vergänglichen Glanzes, der auf seinem Antlitz lag,  sollte da der Dienst des Geistes nicht in viel größerer Herrlichkeit erfolgen? Wenn nämlich schon der Dienst, der zur Verurteilung führt, in Herrlichkeit geschah, ist der Dienst, der zur Gerechtigkeit führt, überreich an Herrlichkeit.  Denn das Verherrlichte ist ja in dieser Hinsicht nicht herrlich - wegen der überragenden Herrlichkeit. Wenn nun das Vergängliche schon so glanzvoll war, wieviel glanzvoller muß das Bleibende sein. Apostolischer FreimutVon solcher Hoffnung beseelt, treten wir mit großem Freimut auf.  Wir machen es nicht wie Mose, der eine Hülle über sein Antlitz legte, auf daß die Kinder Israels nicht das Ende des Vergänglichen sahen.  Aber ihr Sinn blieb verhärtet. Denn bis auf den heutigen Tag bleibt dieselbe Hülle über der Verlesung des Alten Bundes; es bleibt verhüllt, daß er in Christus sein Ende gefunden hat. Ja, bis heute liegt eine Hülle auf ihrem Herzen, sooft Mose gelesen wird. Sobald sich aber Israel dem Herrn zuwendet, wird die Hülle weggenommen.  Aber der Herr ist Geist. Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Wir alle aber, die wir mit enthülltem Antlitz die Herrlichkeit des Herrn schauen, werden durch den Herrn des Geistes zu dem gleichen Bild umgestaltet, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit. Verkündigung der WahrheitWeil wir mit Erbarmen beschenkt worden sind, haben wir diesen Dienst; darum werden wir nicht mutlos. Wir versagen uns alle versteckten Schändlichkeiten, wandeln ohne Arglist und verfälschen nicht das Wort Gottes. Wir verkünden ganz offen die Wahrheit und empfehlen uns so jedem menschlichen Gewissen vor Gott. Wenn trotzdem unsere Heilsbotschaft verhüllt ist, so ist sie nur für jene verhüllt, die verlorengehen. Ihnen, den Ungläubigen, hat der Gott dieser Welt den Sinn verblendet, so daß sie den Lichtglanz des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, der das Ebenbild Gottes ist, nicht sehen können.  Wir verkünden nämlich nicht uns selbst, sondern Jesus Christus als den Herrn, uns aber als eure Diener um Jesu willen. Denn der Gott, der sprach: "Aus der Finsternis erstrahle Licht", der ist aufgeleuchtet in unseren Herzen, so daß für uns licht wurde die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Antlitz Christi. Gottes Kraft in menschlicher SchwachheitDiesen Schatz tragen wir freilich in irdenen Gefäßen, damit die überreiche Fülle der Kraft nicht uns, sondern Gott zugeschrieben werde.  Allenthalben werden wir bedrängt, doch nicht erdrückt; zweifelnd, aber nicht verzweifelnd, verfolgt, aber nicht im Stich gelassen, niedergeworfen, aber nicht vernichtet. Allezeit tragen wir Jesu Sterben am Leib herum, auf daß auch Jesu Leben an unserem Leib sich offenbare. So werden wir ständig mitten im Leben um Jesu willen dem Tod ausgeliefert, damit auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleisch offenbar werde. So wirkt in uns der Tod, in euch das Leben.  Wir haben denselben Geist des Glaubens, von dem es heißt: "Ich glaube, darum rede ich"; auch wir glauben, darum reden auch wir.  Wir wissen ja: Der den Herrn Jesus auferweckt hat, wird auch uns mit Jesus auferwecken und mit euch vor sich stellen. Denn alles geschieht um euretwillen, damit die Gnade auf recht viele überströme und so den Dank zur Verherrlichung Gottes vermehre. Darum verzagen wir nicht. Mag auch unser äußerer Mensch aufgerieben werden, unser innerer wird Tag für Tag erneuert. Denn die gegenwärtige leichte Last unserer Bedrängnis bewirkt für uns eine überschwengliche, ewige, alles überwiegende Herrlichkeit. Nur dürfen wir nicht auf das Sichtbare schauen, sondern auf das Unsichtbare, denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare aber ewig. Heimweh nach dem HimmelWir wissen nämlich, daß, wenn unser irdisches Zelt abgebrochen wird, wir einen Bau von Gott haben, ein nicht mit Händen gemachtes, ewiges Haus im Himmel.  Darum seufzen wir jetzt voll Sehnsucht, mit unserem himmlischen Haus überkleidet zu werden, damit wir, wenn wir das irdische Gewand abgelegt haben, nicht nackt erfunden werden.  Solange wir noch im Zelt leben, seufzen wir bekümmert; denn wir möchten nicht entkleidet, sondern überkleidet werden, damit so das Sterbliche vom Leben verschlungen werde. Der uns ebendazu befähigt hat, ist Gott, der uns den Geist als Angeld dafür gegeben hat. Darum sind wir allezeit voll Zuversicht. Wir wissen ja: Solange wir im Leib sind, sind wir Pilger, fern vom Herrn. - Wir wandeln noch im Glauben, nicht im Schauen. - Doch sind wir voll Zuversicht. Freilich möchten wir lieber das Heim des Leibes verlassen und daheim sein beim Herrn. Darum setzen wir alles daran, ihm zu gefallen, mögen wir uns daheim oder in der Fremde befinden. Wir alle nämlich müssen vor dem Richterstuhl Christi erscheinen, damit jeder den Lohn für das Gute oder Böse empfange, das er in seinem irdischen Leben getan hat. Die Christusliebe des ApostelsVon der Furcht des Herrn durchdrungen, suchen wir die Menschen zu überzeugen. Gott aber kennt uns, wie wir sind; ich hoffe, daß dies auch vor eurem Gewissen offenbar geworden ist. Wir wollen uns euch nicht wieder selbst empfehlen, sondern euch nur Gelegenheit geben, euch unser zu rühmen, und daß ihr denen antworten könnt, die ihren Ruhm nur im Äußeren, nicht im Inneren suchen. Denn sind wir in Ekstase geraten, so geschah es für Gott, sind wir um Verständlichkeit bemüht, so für euch. Denn die Liebe Christi treibt uns, die wir überzeugt sind: Einer ist für alle gestorben, also sind alle gestorben. Er ist für alle gestorben, damit die Lebenden nicht mehr für sich leben, sondern für den, der für sie gestorben ist und auferweckt wurde. Der Prediger des großen VersöhnungswerkesDarum beurteilen wir von jetzt an niemand mehr dem Fleisch nach; und wenn wir auch einst Christus dem Fleisch nach beurteilt haben, so urteilen wir jetzt nicht mehr so.  Wer in Christus ist, ist eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. Alles aber kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich versöhnt und uns mit dem Dienst der Versöhnung betraut hat.  Denn Gott hat in Christus die Welt mit sich versöhnt; er rechnet ihr die Sünden nicht mehr an und hat uns das Wort der Versöhnung übertragen. An Christi Statt also walten wir des Amtes; Gott selbst ist es, der durch uns mahnt. An Christi Statt bitten wir: Laß euch mit Gott versöhnen! Er hat den, der die Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden. Als sein Mitarbeiter aber ermahnen wir euch: Empfangt die Gnade Gottes nicht vergeblich! Es heißt ja: "Zur rechten Zeit erhöre ich dich, am Tag des Heils helfe ich dir." Seht, jetzt ist die "rechte Zeit". Seht, jetzt ist der "Tag des Heils".  Selbstbildnis des ApostelsNiemand geben wir irgendwie Anstoß, damit unser Dienst nicht verspottet werde. In allem erweisen wir uns als Diener Gottes: Durch große Standhaftigkeit in Trübsal, Not und Bedrängnis, bei Schlägen, in Gefangenschaft, bei Aufruhr, in Mühen, Nachtwachen und Fasten; durch Reinheit und Erkenntnis, durch Langmut und Güte; durch den Heiligen Geist und aufrichtige Liebe; durch Wahrhaftigkeit und Gottes Kraft, durch Waffen der Gerechtigkeit zu Schutz und Trutz; bei Ehre und Schmach, bei Schmähung und bei Lob; für Betrüger gehalten und doch wahrhaftig, unbekannt und doch anerkannt, dem Tod nahe, und doch lebend, gezüchtigt und doch nicht getötet, betrübt und doch immer fröhlich, arm und doch viele bereichernd, besitzlos und doch im Besitz von allem. Mahnungen und WarnungenWarnung vor heidnischen LasternUnser Mund ist zu euch hin aufgetan, ihr Korinther, unser Herz ist weit geöffnet. Ihr seid in uns nicht beengt; eure Herzen aber sind eng für uns.  Ich spreche wie zu Kindern: Vergeltet Gleiches mit Gleichem und macht auch eure Herzen weit! Zieht nicht mit den Ungläubigen unter einem Joch! Denn was haben Gerechtigkeit und Gottlosigkeit miteinander zu tun? Oder was haben Licht und Finsternis gemeinsam?  Welche Übereinstimmung herrscht zwischen Christus und Beliar? Was hat der Gläubige mit dem Ungläubigen zu schaffen?  Wie verträgt sich der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Wir sind ja der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: "Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.  Darum zieht weg aus ihrer Mitte, sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt nicht Unreines an. Dann will ich euch aufnehmen, ich will euer Vater sein, und ihr sollt mir Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige." Geliebte, da wir diese Verheißungen haben, laßt uns von jeder Befleckung des Leibes und der Seele reinigen und in der Furcht Gottes uns immer mehr heiligen. Herzliche Beziehungen zwischen Paulus und den KorinthernGebt uns Raum (in euren Herzen)! Niemandem haben wir unrecht getan, niemanden zugrunde gerichtet, niemanden übervorteilt.  Damit möchte ich keine Verurteilung aussprechen. Ich habe ja vorhin gesagt, daß ihr in unseren Herzen seid, um im Sterben und Leben mit uns vereint zu bleiben. Groß ist meine Zuversicht zu euch, groß mein Rühmen über euch. Bei all unserer Trübsal bin ich voll des Trostes und ströme über von Freude. Trost und Freude über den Umschwung in KorinthAuch als wir nach Mazedonien gekommen waren, hatte unser Fleisch keine Ruhe; von überall her wurden wir bedrängt: durch Kämpfe von außen, durch Ängste von innen.  Gott aber, der die Niedergeschlagenen tröstet, hat auch uns durch die Ankunft des Titus getröstet. Und nicht allein durch seine Ankunft, sondern auch durch den Trost, den er bei euch gefunden hat. Er berichtete uns von eurer Sehnsucht, eurer Trauer und eurem Eifer für mich, so daß ich mich noch mehr gefreut habe. Wenn ich euch durch meinen Brief auch betrübt habe, so tut mir das nicht leid; selbst wenn es mir leid getan hätte - ich sehe, daß jener Brief, wenn auch nur für kurze Zeit, euch betrübt hat -  so freue ich mich jetzt, nicht weil ihr betrübt wurdet, sondern weil die Betrübnis euch zur Umkehr geführt hat. Ihr seid in gottgefälliger Weise betrübt worden, so daß ihr durch uns in keiner Weise geschädigt wurdet. Denn die gottgefällige Trauer bewirkt heilsame Sinnesänderung, die man nicht zu bereuen braucht; die weltliche Trauer dagegen führt zum Tod. Seht, was diese gottgefällige Trauer bei euch bewirkt hat, welch großen Ernst, ja Entschuldigung, Bedauern, Furcht, Sehnsucht, Eifer und Strafe! In allem habt ihr bewiesen, daß ihr in der Sache schuldlos seid. Wenn ich euch also geschrieben habe, so geschah es nicht wegen dessen, der Unrecht tat, auch nicht wegen des Beleidigten. Es sollte nur euer Eifer für uns vor Gott offenbar werden.  MitfreudeDeswegen sind wir getröstet. Zu unserem Trost kam hinzu, daß wir uns noch besonders über die Freude des Titus gefreut haben; sein Geist war ja von euch allen erquickt worden. Wenn ich vor ihm rühmlich von euch gesprochen habe, so bin ich nicht beschämt worden; wie alles, was wir euch gesagt haben, auf Wahrheit beruht, so hat sich auch unser Rühmen vor Titus als wahr erwiesen. Sein Herz ist euch besonders zugeneigt in Erinnerung an euer aller Gehorsam, wie ihr ihn mit Furcht und Zittern aufgenommen habt. Ich freue mich, daß ich mich in jeder Hinsicht auf euch verlassen kann. KOLLEKTE FÜR DIE CHRISTEN IN JERUSALEMDie Kollekte in MazedonienBrüder, wir geben euch Kunde von der Gnade Gottes, die den Gemeinden in Mazedonien verliehen ist.  Obschon sie von schwerer Bedrängnis heimgesucht waren, floß doch aus der Fülle ihrer Freude und aus der Tiefe ihrer Armut ein reicher Strom von Mildtätigkeit. Ich kann ihnen bezeugen: Nach Vermögen, ja, über Vermögen haben sie freiwillig gegeben und uns inständig um die Gunst gebeten, sich am Dienst für die Heiligen beteiligen zu dürfen. Über alle Erwartung haben sie sich selbst - zunächst dem Herrn und dann uns nach Gottes Willen - geschenkt. Die korinthische KollekteSo daß wir Titus ermahnten, das schon früher bei euch begonnene Liebeswerk zu Ende zu führen. Wie ihr euch in allem auszeichnet: im Glauben, im Wort, in der Erkenntnis, in jeglichem Eifer und in eurer Liebe zu uns, so zeichnet euch auch in diesem Liebeswerk aus. Ich spreche das nicht als Befehl aus. Ich möchte nur an dem Eifer anderer die Echtheit eurer Liebe erproben. Ihr kennt ja die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: Er, der Reiche, ist um euretwillen arm geworden, damit ihr durch seine Armut reich würdet. Ich gebe euch hierbei nur einen Rat, der euch, die ihr ja schon früher, schon vor Jahresfrist, nicht nur mit der Tat, sondern auch mit dem Wollen den Anfang gemacht habt, von Nutzen sein kann. Führt nun das Werk zu Ende, damit der gute Wille sich in der Tat vollende - dem entsprechend, was ihr besitzt; denn wenn der gute Wille vorliegt, ist er hochwillkommen gemäß dem, was einer hat, nicht nach dem, was er nicht hat. Denn dadurch, daß ihr anderen helft, sollt ihr nicht in Not geraten; es soll vielmehr ein Ausgleich stattfinden. In der gegenwärtigen Zeit soll euer Überfluß dem Mangel jener abhelfen, damit andererseits deren Überfluß eurem Mangel abhelfe, damit Gleichheit entstehe.  Es steht ja geschrieben: "Wer viel sammelte, hatte keinen Überfluß, und wer wenig sammelte, keinen Mangel."  Empfehlung der VertrauensmännerDank sei Gott, der dem Titus den gleichen Eifer für euch ins Herz gelegt hat, so daß er nicht nur unsere Aufforderung willig annahm, sondern in seinem Eifer sich aus eigenem Antrieb auf den Weg zu euch machte. Mit ihm senden wir den Bruder, dem wegen seiner Verkündigung des Evangeliums alle Gemeinden Lob spenden. Er wurde überdies auch von den Gemeinden zu unserem Reisegefährten bei (der Überbringung) der Liebesgabe bestellt, die wir zur Ehre des Herrn und nach unserem eigenen Willen besorgen. Wir wollen vermeiden, daß uns bei diesem reichen Ertrag, den wir zu besorgen haben, ein Verdacht treffe.  Denn wir sind auf das Gute bedacht, nicht bloß vor dem Herrn, sondern auch vor den Menschen. Mit ihnen senden wir noch unseren Bruder, dessen Eifer wir schon oft bei vielen Gelegenheiten erprobt haben und der jetzt noch viel eifriger ist durch sein großes Vertrauen zu euch. Ob es sich um Titus handelt, der mein Gefährte und für euch mein Mitarbeiter ist, oder um unsere Brüder, die Abgesandte der Gemeinden, Christi Ehre, sind:  erbringt ihnen im Angesicht der Gemeinden den Beweis eurer Liebe, damit sich als berechtigt erweise, daß wir uns euretwegen ihnen gegenüber rühmten. Die Zeugen der KollekteÜber das Hilfswerk für die Heiligen euch zu schreiben, halte ich für überflüssig. Ich kenne ja eure Bereitwilligkeit, die ich euretwegen bei den Mazedoniern rühme, daß Achaia schon seit vorigem Jahr gerüstet ist; und euer Eifer hat viele angespornt. Ich sende aber die Brüder mit, damit unser Rühmen über euch in diesem Punkt nicht hinfällig werde, daß ihr gerüstet seid, wie ich gesagt habe, damit nicht etwa, wenn mit mir Mazedonier kommen und euch noch unvorbereitet finden, wir - um nicht zu sagen, ihr - in dieser Sache beschämt dastünden. Darum hielt ich es für nötig, die Brüder zu bitten, zu euch vorauszureisen, um eure längst versprochene Segensgabe zum Abschluß zu bringen, damit sie bereitliege, und zwar als Gabe des Segens, nicht des Geizes. Segen der MildtätigkeitIch meine: Wer kärglich sät, wird kärglich ernten; wer in Segensfülle sät, wird in Segensfülle ernten. Jeder gebe, wie er es sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unlust oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber liebt Gott. Gott hat die Macht, euch jegliche Gabe in Fülle zukommen zu lassen, daß ihr an allem allzeit genug und noch Überfluß habt, um gute Werke aller Art zu tun. Steht doch geschrieben: "Er teilt aus und gibt den Armen. Seine Gerechtigkeit währt in Ewigkeit."  Der aber dem Sämann den Samen schenkt und das Brot zur Nahrung, wird auch euch Saatgut geben und es vermehren und die Früchte eurer Gerechtigkeit gedeihen lassen. Ihr werdet reich gemacht in allem zu jeglicher Freigebigkeit, die durch uns Danksagung Gott gegenüber bewirkt.  Denn die Besorgung dieser Dienstleistung stillt nicht nur die Bedürfnisse der Heiligen, sondern bringt auch überreichen Segen durch die vielen Dankgebete zu Gott. Bewährt ihr euch in diesem Dienst, preisen sie Gott dafür, daß ihr in eurem Bekenntnis zum Evangelium Christi so gehorsam gewesen seid und daß ihr durch eure Mildtätigkeit die Verbundenheit mit ihnen und allen zum Ausdruck gebracht habt. Dann werden sie für euch beten und Sehnsucht nach euch empfinden, weil die Gnade Gottes sich so überreich an euch erweist. Dank sei Gott für sein unbeschreibliches Geschenk! ABRECHNUNG MIT DEN GEGNERNWaffen des ApostelsIch selbst aber, Paulus, ermahne euch bei der Sanftmut und Milde Christi, ich, (von dem gesagt wird, daß er) "persönlich bei euch anwesend so schüchtern, aus der Ferne dagegen so dreist gegen euch" (sei),  ich bitte euch, daß ich bei meiner Anwesenheit nicht "dreist" mit jener Entschiedenheit auftreten muß, mit der ich gegen gewisse Leute vorzugehen gedenke, die da meinen, wir wandeln nach dem Fleisch.  Wohl wandeln wir noch im Fleisch, doch führen wir unseren Kampf nicht auf fleischliche Weise. Denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art: sie sind machtvoll, für Gott Bollwerke niederzureißen, Trugschlüsse zu zerstören und allen Hochmut, der sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt, alles Denken gefangenzunehmen in den Gehorsam Christi und uns bereit zu halten, jeden Ungehorsam zu strafen, sobald euer Gehorsam vollkommen ist.  Seine AutoritätBeachtet, was klar vor Augen liegt! Wenn einer geltend macht, Christus anzugehören, so bedenke er dagegen, daß, wie er, auch wir Christus angehören. Ja, wollte ich mich darüber hinaus noch der Vollmacht rühmen, die der Herr uns zu eurer Erbauung, nicht zum Niederreißen verliehen hat, so würde ich nicht zuschanden werden. Ich möchte aber auch nicht den Anschein erwecken, als wollte ich euch durch Briefe einschüchtern. "Die Briefe" - so heißt es - "sind allerdings wuchtig und kraftvoll, aber sein persönliches Auftreten ist schüchtern und sein Wort kraftlos." Wer so spricht, soll bedenken, daß wir uns bei unserer Anwesenheit durch die Tat ebenso zeigen werden wie aus der Ferne durch das geschriebene Wort. Hochmut der GegnerWir nehmen uns freilich nicht heraus, uns solchen Leuten beizuzählen oder uns mit ihnen zu vergleichen, die sich selbst empfehlen. In ihrem Unverstand messen sie sich nur an sich selbst und vergleichen sich nur mit sich selbst.  Wir dagegen rühmen uns nicht maßlos, sondern nach dem Maß des Maßstabes, den Gott uns als Maß zugeteilt hat, nämlich bis hin zu euch zu gelangen. Denn wir überschreiten nicht die uns gesetzte Grenze, wenn wir euch zu unserem Zuständigkeitsbereich zählen, da wir ja wirklich mit der Verkündigung des Evangeliums Christi bis zu euch gekommen sind.  Wir rühmen uns nicht maßlos fremder Arbeit, wohl aber hegen wir die Hoffnung, - wenn euer Glaube sich mehrt - unserem Maßstab entsprechend bis zum Überfließen groß zu werden und das Evangelium noch über euer Gebiet hinauszutragen, ohne uns in einem fremden Bereich einer bereits geleisteten Arbeit zu rühmen. "Wer sich rühmt, rühme sich des Herrn."  Denn nicht der ist bewährt, der sich selbst empfiehlt, sondern den der Herr empfiehlt! Recht des Apostels, sich zu rühmenKönntet ihr doch ein wenig Torheit an mir ertragen! Aber auch ihr ertragt mich ja! Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer; ich habe euch nämlich einem Mann verlobt; als reine Jungfrau will ich euch Christus zuführen. Ich fürchte aber, wie die Schlange mit ihrer Arglist Eva verführt hat, so könnte auch euer Sinn verdorben und von der aufrichtigen Hingabe an Christus abgelenkt werden. Denn wenn einer kommt und euch einen anderen Jesus verkündet, als wir verkündet haben, oder wenn ihr einen anderen Geist empfangt, als den, den ihr empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, als ihr angenommen habt, so laßt ihr euch das gefallen. Ich bin freilich der Meinung, daß ich den "Überaposteln" in nichts nachstehe.  Mag ich auch in der Rede nicht bewandert sein, so doch wohl in der Erkenntnis. Dies haben wir in jeder Hinsicht und in allen Stücken unter euch gezeigt. Seine UneigennützigkeitOder habe ich mich schuldig gemacht, als ich mich selbst erniedrigte, um euch zu erhöhen, oder als ich euch das Evangelium Gottes unentgeltlich verkündete? Andere Gemeinden habe ich beraubt und Unterstützung von ihnen angenommen, um euch dienen zu können. Als ich bei euch war und Not litt, bin ich dennoch keinem zur Last gefallen. Die Brüder, die aus Mazedonien kamen, haben meiner Not abgeholfen. Ich habe mich in allem gehütet, euch zur Last zu fallen, und will es auch weiterhin so halten. So gewiß die Wahrheit Christi in mir ist: Dieser Ruhm soll mir in den Gebieten Achaias nicht geschmälert werden! Weshalb? Etwa weil ich euch nicht liebe? Gott weiß es! Was ich aber tue, werde ich auch tun, um denen die Gelegenheit zu nehmen, eine Möglichkeit zu finden, sich bei ihrem Rühmen uns gleichstellen zu können. Denn diese Leute sind Lügenapostel, hinterlistige Arbeiter, die sich als Apostel Christi ausgeben. Und das ist kein Wunder - selbst der Satan gibt sich als Engel des Lichtes aus. Es ist also nichts Besonderes, daß auch seine Diener sich als Diener der Gerechtigkeit ausgeben. - Ihren Taten gemäß wird ihr Ende sein. Das törichte SelbstlobNoch einmal sage ich: Niemand halte mich für einen Toren! Wenn aber doch, so nehmt mich als Toren hin, damit auch ich mich ein wenig rühmen kann. Was ich euch sage, das sage ich nicht im Sinne des Herrn, sondern wie ein Tor, da ich mich solcher Dinge rühme. Nachdem so viele sich auf fleischliche Weise rühmen, will auch ich mich rühmen. Gern ertragt ihr ja Toren, da ihr selbst vernünftig seid. Denn ihr ertragt es, wenn man euch knechtet, euch ausbeutet, euch einfängt, sich über euch erhebt, euch ins Gesicht schlägt. Seine Leistungen und OpferZu meiner Schande muß ich gestehen, darin waren wir schwach! Worauf aber einer pocht - In Torheit rede ich -, darauf kann auch ich pochen. Hebräer sind sie? Ich auch. Israeliten sind sie? Ich auch. Nachkommen Abrahams sind sie? Ich auch.  Diener Christi sind sie? Ich rede wie ein Tor, das bin ich noch mehr: In vielerlei Mühsal, in häufigen Gefängnisstrafen, in Mißhandlungen über die Maßen, oftmals in Todesgefahren. Von den Juden empfing ich fünfmal vierzig Streiche weniger einen.  Dreimal wurde ich mit Ruten geschlagen, einmal gesteinigt. Dreimal erlitt ich Schiffbruch. Einen Tag und eine Nacht trieb ich auf hoher See umher. Oftmals auf Wanderungen, in Gefahren auf Flüssen, in Gefahren durch Räuber, in Gefahren von meinem Volk, in Gefahren von Heiden, in Gefahren in der Stadt, in Gefahren in der Wüste, in Gefahren auf dem Meer, in Gefahren unter falschen Brüdern, in Mühsal und Beschwernis, oft in schlaflosen Nächten, in Hunger und Durst, oft in Fasten, in Kälte und Blöße. Von allem anderen abgesehen, liegt auf mir der tägliche Andrang, die Sorge um alle Gemeinden. Wer ist schwach, ohne daß ich schwach werde? Wer kommt zu Fall, ohne daß ich brenne? Wenn denn gerühmt sein muß, will ich mich meiner Schwachheiten rühmen. Der Gott und Vater des Herrn Jesus, weiß, daß ich nicht lüge. Er sei gepriesen in Ewigkeit! In Damaskus ließ der Statthalter des Königs Aretas die Stadt der Damaszener bewachen, um mich zu ergreifen. Aber ich wurde durch ein Fenster in einem Korb die Mauer hinabgelassen und entkam so seinen Händen. Seine BegnadigungenMan muß sich also rühmen?! - Es schickt sich zwar nicht. - Aber ich will noch auf die Visionen und Offenbarungen des Herrn zu sprechen kommen. Ich kenne einen Mann in Christus, der vor vierzehn Jahren - ob im Leib oder außerhalb des Leibes, ich weiß es nicht, Gott weiß es - bis in den dritten Himmel entrückt wurde.  Von diesem Mann weiß ich, daß er - ob im Leib oder außerhalb des Leibes, ich weiß es nicht, Gott weiß es - in das Paradies entrückt wurde und geheimnisvolle Dinge vernahm, die auszusprechen keinem Menschen erlaubt ist. Für diesen will ich mich rühmen, meiner selbst aber will ich mich nicht rühmen, es sei denn meiner Schwachheiten. Zwar wäre ich kein Tor, wenn ich mich rühmen wollte; ich sagte damit nur die Wahrheit. Ich unterlasse es aber, damit niemand von mir mehr halte, als er an mir sieht und von mir hört, -  auch wegen des Übermaßes der Offenbarungen. Deswegen, damit ich mich nicht überhebe, wurde mir ein Stachel für mein Fleisch gegeben, ein Engel Satans, der mich mit Fäusten schlägt.  Wegen ihm habe ich den Herrn dreimal gebeten, jener möchte von mir ablassen. Doch er sprach zu mir: "Es genügt dir meine Gnade, denn die Kraft wird in Schwachheit vollendet." So will ich mich also gern meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft Christi in mir wohne. Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, Mißhandlungen, Nöten, Verfolgungen und Bedrängnissen um Christi willen. Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark. Alles für seine GemeindeNun bin ich ein Tor geworden! - Ihr habt mich dazu gezwungen. - Ich hätte ja von euch empfohlen werden müssen. Denn wenn ich auch nichts bin, so stehe ich doch in nichts hinter den "Überaposteln" zurück. Sind doch die Beweise für mein Apostelamt unter euch in aller Geduld erbracht: durch Zeichen, Wunder und Machttaten. Worin steht ihr denn hinter den anderen Gemeinden zurück? Doch nur darin, daß ich allein euch nicht zur Last gefallen bin. Vergebt mir dieses Unrecht! Seht, zum drittenmal bin ich bereit, zu euch zu kommen, und ich werde euch nicht zur Last fallen. Denn ich suche nicht das Eure, sondern euch selbst. Kinder sollen doch nicht für ihre Eltern Schätze sammeln, sondern die Eltern für ihre Kinder.  Ich will mit Freuden Opfer bringen, ja mich selbst für euch aufopfern. Wenn ich euch so glühend liebe, soll ich dann weniger Gegenliebe finden? Doch gut! "Ich bin euch nicht zur Last gefallen, aber in meiner Schlauheit habe ich euch überlistet".  Habe ich euch etwa durch einen von denen, die ich zu euch gesandt habe, übervorteilt? Ich habe Titus gebeten (zu euch zu gehen) und sandte noch den Bruder mit ihm. Hat etwa Titus euch übervorteilt? Sind wir nicht in demselben Geist gewandelt, nicht in denselben Fußstapfen? Schon lange denkt ihr, wir wollten uns vor euch verteidigen. - Im Angesicht Gottes reden wir in Christus, - das alles aber, Geliebte, für eure Erbauung. Ich fürchte nur, ich könnte bei meiner Ankunft euch nicht so finden, wie ich es wünsche, und ihr könntet mich so finden, wie ihr es nicht wünscht, daß vielleicht Streitigkeiten, Eifersucht, Groll, Selbstsucht, Verleumdung, Ohrenbläserei, Anmaßung und Widersetzlichkeit vorkommen, daß mich mein Gott bei meiner Wiederkehr vor euch erniedrigt, und daß ich trauern muß über viele, die früher gesündigt und sich nicht bekehrt haben von der Unlauterkeit, Unzucht und Ausschweifung, die sie verübt haben. Schluß des BriefesZum drittenmal komme ich jetzt zu euch. "Durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen soll jede Sache festgestellt werden."  Ich habe es denen, die früher gesündigt haben, und allen anderen bereits angekündigt und kündige es wie bei meiner zweiten Anwesenheit jetzt, wo ich abwesend bin, an: Wenn ich wiederkomme, kenne ich keine Schonung. Ihr verlangt ja einen Beweis dafür, daß Christus in mir redet. Er ist nicht schwach euch gegenüber, sondern mächtig ist er unter euch! Wohl wurde er in Schwachheit gekreuzigt, aber er lebt aus der Macht Gottes. So sind auch wir in ihm schwach, aber euch gegenüber leben wir mit ihm aus der Macht Gottes. Seht zu, ob ihr im Glauben lebt. Ja, prüft euch! Merkt ihr nichts davon, daß Jesus Christus in euch ist? Dann hättet ihr euch allerdings nicht bewährt. Ich hoffe aber, ihr werdet erkennen, daß wir bewährt sind. Wir flehen zu Gott, daß ihr nicht etwas Böses tut, nicht damit wir als bewährt dastehen, sondern daß ihr das Gute tut, mögen wir auch als nicht bewährt dastehen. Denn wir vermögen nichts gegen die Wahrheit, sondern nur für die Wahrheit. Wir freuen uns ja, wenn wir schwach dastehen, ihr hingegen stark, darum beten wir auch um eure Vervollkommnung. Ich schreibe euch dies aus der Ferne, damit ich bei meiner Anwesenheit nicht mit Strenge die Vollmacht gebrauchen muß, die mir der Herr zum Aufbauen, nicht zum Niederreißen verliehen hat. Gruß und SegenIm übrigen, Brüder, freut euch, laßt euch vervollkommnen, laßt euch ermahnen. Seid einig und friedfertig, und der Gott der Liebe und des Friedens wird mit euch sein. Grüßt einander mit heiligem Kuß. Es grüßen euch alle Heiligen. Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! GrußPaulus, nicht von Menschen, auch nicht durch einen Menschen zum Apostel bestellt, sondern durch Jesus Christus und Gott den Vater, der ihn von den Toten auferweckt hat,  und alle Brüder, die bei mir sind, an die Gemeinden von Galatien. Gnade euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus, der sich für unsere Sünden hingeopfert hat, um uns aus der gegenwärtigen bösen Welt zu erretten. So war es ja der Wille unseres Gottes und Vaters. Ihm sei Ehre in alle Ewigkeit! Amen. ÜbergangEs wundert mich, daß ihr euch so schnell von dem abwendet, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, und euch einem anderen Evangelium zuwendet;  und doch gibt es kein anderes, es gibt nur gewisse Leute, die euch verwirren und darauf ausgehen, das Evangelium Christi zu verdrehen. Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündeten, als wir euch verkündet haben: er sei verflucht!  Wie wir es schon früher gesagt haben, so wiederhole ich es jetzt: Wenn jemand euch ein anderes Evangelium verkündet, als ihr empfangen habt: er sei verflucht! Rede ich jetzt Menschen zuliebe oder Gott? Buhle ich um Menschengunst? Wollte ich noch Menschen gefällig sein, wäre ich kein Knecht Christi. URSPRUNG DES PAULINISCHEN EVANGELIUMSWandel im JudentumIch tue euch kund, Brüder: Das Evangelium, das ich verkündet habe, ist nicht Menschenwerk. Ich habe es nicht von einem Menschen empfangen oder erlernt, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi. Ihr habt doch von meinem früheren Wandel im Judentum gehört. Maßlos verfolgte ich die Kirche Gottes und suchte sie zu vernichten.  Im Eifer für das Judentum übertraf ich viele meiner Altersgenossen in meinem Volk, so übertriebenen Eifer legte ich für die Überlieferungen meiner Väter an den Tag. Berufung zum ApostelAls es aber dem, der mich schon vom Mutterschoß an ausersehen und durch seine Gnade berufen hatte, gefiel, mir seinen Sohn zu offenbaren, damit ich ihn unter den Heiden verkünde, zog ich nicht mehr Fleisch und Blut zu Rate,  auch ging ich nicht hinauf nach Jerusalem zu denen, die schon vor mir Apostel waren, sondern ich zog weg nach Arabien und kehrte dann wieder nach Damaskus zurück.  Erst drei Jahre später ging ich hinauf nach Jerusalem, um Kephas kennenzulernen und verbrachte bei ihm fünfzehn Tage;  von den anderen Aposteln sah ich nur Jakobus, den Bruder des Herrn.  Was ich euch schreibe - ich bezeuge es vor Gott -, es ist keine Lüge. Darauf begab ich mich in die Gebiete von Syrien und Zilizien.  Den Christengemeinden in Judäa blieb ich persönlich unbekannt. Sie hatten nur gehört: Unser einstiger Verfolger verkündet jetzt den Glauben, den er früher zu vernichten trachtete. Und sie priesen Gott um meinetwillen. Gutgeheißen durch die ApostelVierzehn Jahre später zog ich mit Barnabas wieder hinauf nach Jerusalem und nahm auch Titus mit.  Ich zog hinauf, einer Offenbarung zufolge und legte ihnen, zumal den führenden Männern, das Evangelium vor, das ich unter den Heiden verkünde; ich wollte nämlich nicht ins Leere laufen oder gelaufen sein.  Aber nicht einmal mein Begleiter Titus, der doch ein Grieche war, wurde gezwungen, sich beschneiden zu lassen.  Und das, obwohl sich falsche Brüder eingeschlichen und eingedrängt hatten, um unsere Freiheit, die wir in Christus Jesus haben, zu belauern und uns zu versklaven.  Denen gaben wir keinen Augenblick gefügig nach. Die Wahrheit des Evangeliums sollte bei euch erhalten bleiben. Was aber die führenden Männer anbelangt - was sie einst waren, ist mir gleichgültig, Gott sieht nicht auf das Ansehen der Person, - mir haben die führenden Männer nichts weiter auferlegt. Im Gegenteil: Sie sahen ein, daß ich mit dem Evangelium für die Unbeschnittenen betraut bin, wie Petrus mit dem für die Beschnittenen. Denn der dem Petrus im Apostelamt unter den Beschnittenen beigestanden hat, stand auch mir unter den Heiden bei. Nachdem sie die Gnade, die mir verliehen war, erkannt hatten, reichten Jakobus, Kephas und Johannes, die als Säulen gelten, mir und Barnabas die Hand zum Bund: Wir sollten für die Heiden, sie für die Beschnittenen wirken.  Nur sollten wir der Armen gedenken. Das habe ich auch mit Eifer getan.  Anerkennung durch PetrusAls aber Kephas nach Antiochia gekommen war, widerstand ich ihm ins Angesicht, weil er Tadel verdiente.  Denn bevor einige aus der Umgebung des Jakobus eingetroffen waren, pflegte er mit den Heiden Tischgemeinschaft. Nach ihrer Ankunft aber zog er sich zurück und sonderte sich ab - aus Furcht vor den Beschnittenen.  Mit ihm verstellten sich auch die übrigen Juden. Selbst Barnabas ließ sich von ihrer Heuchelei mitreißen. Da ich nun sah, daß ihre Handlungsweise nicht der Wahrheit des Evangeliums entsprach, sagte ich offen vor allen zu Kephas: "Wenn du als Jude nach heidnischer und nicht nach jüdischer Art lebst, wie kannst du dann die Heiden zwingen, nach jüdischer Art zu leben?"  Freiheit vom GesetzWir sind von Geburt Juden und nicht Sünder aus den Heiden, aber wir wissen, daß der Mensch nicht durch Gesetzeswerke, sondern durch den Glauben an Jesus Christus gerechtfertigt wird. Darum haben wir den Glauben an Christus Jesus angenommen. Wir wollten durch den Glauben an Christus und nicht durch Gesetzeswerke gerechtfertigt werden. Denn durch Gesetzeswerke wird kein Mensch gerechtfertigt.  Wäre aber unser Bestreben, in Christus gerechtfertigt zu werden, sündhaft, wäre da nicht Christus ein Diener der Sünde? Das kann doch nicht sein! Ich stelle mich vielmehr als Übertreter hin, wenn ich wieder aufbaue, was ich niedergerissen habe. Denn durch das Gesetz bin ich dem Gesetz gestorben, um für Gott zu leben. Ich bin mit Christus gekreuzigt.  Ich lebe - aber nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Sofern ich noch im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat. Ich verwerfe nicht die Gnade Gottes; aber käme die Gerechtigkeit durch das Gesetz, wäre Christus umsonst gestorben. INHALT DES PAULINISCHEN EVANGELIUMSDie eigene Erfahrung der GalaterIhr unverständigen Galater! Wer hat nur euch, denen Jesus Christus als Gekreuzigter vor die Augen gemalt worden ist, behext? Nur das eine möchte ich von euch wissen: Habt ihr den Geist auf Grund von Gesetzeswerken oder durch das Hören auf die Glaubensbotschaft empfangen? So unverständig seid ihr? Im Geist habt ihr begonnen und wollt nun im Fleisch enden? Solltet ihr so Großes vergeblich erfahren haben? War es wirklich vergeblich? Der euch den Geist verleiht und Wunder unter euch wirkt, tut er das denn wegen der Gesetzeswerke oder wegen des Hörens auf die Glaubensbotschaft? Das Beispiel AbrahamsEs ist geradeso wie bei Abraham: "Er glaubte Gott, und das ward ihm als Gerechtigkeit angerechnet."  Erkennt daraus, daß jene Kinder Abrahams sind, die aus Glauben leben. Da die Schrift aber voraussah, daß Gott die Heiden durch den Glauben rechtfertigt, verkündete sie dem Abraham voraus: "In dir sollen alle Völker gesegnet werden."  Mithin werden mit dem glaubenstreuen Abraham die gesegnet, die aus Glauben leben. Dagegen stehen alle, die sich an die Gesetzeswerke halten, unter dem Fluch. Es steht ja geschrieben: "Verflucht sei jeder, der nicht beharrlich alles beobachtet, was im Gesetzbuch geschrieben steht."  Es ist aber offenbar, daß durch das Gesetz niemand vor Gott gerechtfertigt wird, denn: "Der Gerechte lebt aus dem Glauben."  Das Gesetz aber stammt nicht aus dem Glauben, sondern da heißt es: "Wer es erfüllt, wird darin das Leben haben."  Christus hat uns vom Fluch des Gesetzes losgekauft, da er an unserer Statt den Fluch auf sich genommen hat. Es heißt ja: "Verflucht sei jeder, der am Holz hängt!"  So sollte der Segen Abrahams den Heiden durch Christus Jesus zuteil werden, damit wir den verheißenen Geist durch den Glauben empfingen. Brüder, ich will an menschliche Verhältnisse erinnern. Das rechtsgültige Testament eines Menschen darf niemand umstoßen oder mit einem Zusatz versehen. Nun wurden aber die Verheißungen Abraham und seinem Nachkommen zugesagt. Es heißt nicht: "Den Nachkommen" in der Mehrzahl, sondern in der Einzahl: "Deinem Nachkommen", das ist Christus.  Ich will damit sagen: Ein Testament, das von Gott rechtskräftig gegeben ist, kann nicht durch das Gesetz, das erst vierhundertdreißig Jahre später gekommen ist, umgestoßen werden, so daß die Verheißung hinfällig würde. Käme das Erbe aus dem Gesetz, käme es nicht mehr aus der Verheißung. Gott hat es aber Abraham durch die Verheißung zum Geschenk gemacht. Zweck des GesetzesWozu dient nun das Gesetz? Es wurde - angeordnet durch Engel - durch einen Mittler um der Übertretungen willen hinzugefügt; - bis der Nachkomme erschiene, dem die Verheißung galt.  Ein Mittler ist aber nicht nötig, wo es sich nur um einen handelt. Gott aber ist nur einer.  Steht nun das Gesetz im Widerspruch mit den Verheißungen Gottes? Auf keinen Fall. Ja, wenn ein Gesetz gegeben wäre mit der Kraft, das Leben zu spenden, dann käme in der Tat die Gerechtigkeit aus dem Gesetz. Allein die Schrift erklärt alle der Sünde unterworfen. So sollte die Verheißung den Gläubigen durch den Glauben an Jesus Christus zuteil werden. Bevor der Glaube kam, wurden wir unter das Gesetz gestellt und in Gewahrsam gehalten für den Glauben, der geoffenbart werden sollte.  So ist das Gesetz unser Erzieher auf Christus hin geworden, damit wir durch den Glauben gerechtfertigt werden.  Seitdem aber der Glaube gekommen ist, stehen wir nicht mehr unter dem Erzieher. Denn durch den Glauben seid ihr alle in Christus Jesus Kinder Gottes. Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Da gilt nicht mehr Jude oder Heide, nicht mehr Knecht oder Freier, nicht mehr Mann oder Frau. Ihr seid alle einer in Christus Jesus. Gehört ihr aber Christus an, so seid ihr auch Abrahams Nachkommen und gemäß der Verheißung Erben. Aufhören des Gesetzes mit Christi AnkunftIch meine: Solange der Erbe noch unmündig ist, unterscheidet er sich in nichts von einem Sklaven, obwohl er Herr von allem ist Er steht unter Vormündern und Verwaltern bis zu dem Zeitpunkt, den der Vater festgesetzt hat. So war es auch bei uns. Solange wir noch unmündig waren, standen wir unter der Knechtschaft der Elemente der Welt.  Als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, der, von einer Frau geboren, dem Gesetz unterworfen war,  damit er die unter dem Gesetz Stehenden loskaufte und wir die Annahme an Kindes Statt empfingen.  Weil ihr nun Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, der da ruft: "Abba, Vater!" So bist du also nicht mehr Sklave, sondern Sohn, als Sohn aber auch Erbe durch Gott. LEBEN NACH DEM PAULINISCHEN EVANGELIUMWarnung vor RückfallEhedem, als ihr Gott nicht erkannt hattet, dientet ihr Wesen, die ihrer Natur nach keine Götter sind.  Jetzt aber habt ihr Gott erkannt, oder besser: ihr seid von Gott erkannt. Wie könnt ihr euch da wieder den kraftlosen und armseligen Elementen zuwenden, um ihnen von neuem dienstbar zu sein? Ihr beobachtet Tage, Monate, Festzeiten und Jahre!  Ich fürchte für euch, meine Mühe um euch könnte vergeblich gewesen sein. Ich bitte euch, Brüder: Werdet wie ich! Denn auch ich bin geworden wie ihr. Ihr habt mir nie etwas zuleide getan. Ihr wißt ja, wie ich euch das erstemal das Evangelium in körperlicher Schwäche verkündet habe und welche Prüfung euch durch meinen körperlichen Zustand auferlegt wurde. Aber ihr habt mich nicht verachtet noch vor mit ausgespuckt. Vielmehr habt ihr mich wie einen Engel Gottes aufgenommen, ja wie Christus Jesus. Wo ist nun eure selige Begeisterung? Ich kann euch bezeugen, daß ihr euch womöglich die Augen ausgerissen und sie mir gegeben hättet.  Bin ich euer Feind geworden, weil ich euch die Wahrheit verkünde? Jene werben um euch nicht in edler Absicht. Sie wollen euch absondern, damit ihr dann sie umwerbt. Gewiß ist es schön, allezeit im Guten umworben zu werden, nicht bloß, wenn ich bei euch bin. Meine Kinder, die ich wieder unter Schmerzen gebäre, bis Christus in euch Gestalt gewonnen hat, ich möchte jetzt bei euch sein und meine Stimme verändern; denn euretwegen bin ich ratlos.  Söhne der Knechtschaft und Söhne der FreiheitSagt mir, die ihr unter dem Gesetz stehen wollt: Hört ihr nicht (wie) das Gesetz (über sich hinausweist)? Es steht doch geschrieben: Abraham hatte zwei Söhne, einen von der Sklavin und einen von der Freien.  Der von der Sklavin war auf dem Weg des Fleisches gezeugt, der von der Freien auf Grund der Verheißung. Das ist ein Sinnbild. Diese Frauen bedeuten die beiden Testamente: Die eine das vom Berg Sinai, das zur Knechtschaft führt, das ist Hagar. Hagar bedeutet nämlich den Berg Sinai in Arabien, der dem jetzigen Jerusalem gleicht, das mit seinen Kindern in Knechtschaft lebt.  Die Freie aber bedeutet das himmlische Jerusalem, und das ist unsere Mutter! Es steht ja geschrieben: "Freue dich, du Unfruchtbare, die du nicht Mutter wirst! Juble laut, die du keine Wehen kennst! Denn zahlreicher sind die Kinder der Verlassenen als die der Vermählten."  Ihr, Brüder, seid wie Isaak Kinder der Verheißung! Aber wie damals der auf dem Weg des Fleisches Gezeugte den dem Geist nach Gezeugten verfolgte, so geschieht es auch jetzt. Doch was sagt die Schrift: "Verstoße die Sklavin mit ihrem Sohn! Denn der Sohn der Sklavin soll nicht mit dem Sohn der Freien Erbe sein."  So sind wir also, meine Brüder, nicht Kinder der Sklavin, sondern der Freien. Die christliche FreiheitZur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht denn fest und laßt euch nicht aufs neue das Joch der Knechtschaft aufbürden. Seht, ich, Paulus, erkläre euch: Wenn ihr euch beschneiden laßt, wird Christus euch nichts nützen.  Nochmals bezeuge ich jedem, der sich beschneiden läßt: Er ist verpflichtet, das ganze Gesetz zu halten. Wenn ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, seid ihr losgetrennt von Christus und der Gnade verlustig!  Wir aber erwarten kraft des Glaubens im Geist die Erfüllung der Hoffnung auf Gerechtigkeit. Denn in Christus Jesus vermag weder die Beschneidung noch das Unbeschnittensein etwas, sondern nur der Glaube, der in der Liebe wirksam wird.  Ihr hattet einen guten Anlauf genommen; wer hindert euch nun, der Wahrheit zu gehorchen? Diese Umstimmung kommt nicht von dem, der euch berufen hat! Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig!  Doch habe ich im Herrn das Vertrauen zu euch, daß ihr eure Haltung nicht ändert. Wer aber unter euch Verwirrung stiftet, wird seine Strafe erhalten, wer er auch sein mag. Brüder, wenn ich die Beschneidung predigte, wofür würde ich dann noch verfolgt? Dann wäre ja das Ärgernis des Kreuzes aus der Welt geschafft.  Möchten doch die, die euch verwirren, sich verschneiden lassen! Wandel im GeistBrüder, ihr seid zur Freiheit berufen. Aber mißbraucht die Freiheit nicht zum Dienst des Fleisches, dient vielmehr einander in Liebe. Denn das ganze Gesetz wird in dem einen Wort erfüllt: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Wenn ihr aber einander beißt und auffreßt, so seht zu, daß ihr einander nicht verschlingt.  Ich sage: Wandelt im Geist! Dann werdet ihr das Begehren des Fleisches nicht erfüllen. Denn das Fleisch begehrt wider den Geist und der Geist wider das Fleisch. Diese liegen miteinander im Streit, so daß ihr nicht das, was ihr wollt, tun könnt.  Wenn ihr euch aber vom Geist leiten laßt, so steht ihr nicht unter dem Gesetz.  Offenkundig sind die Werke des Fleisches: Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Selbstsucht, Spaltungen, Parteiungen, Neid, Trunksucht, Schwelgerei und dergleichen. Was ich euch vorausgesagt habe, das wiederhole ich: Die solches treiben, werden das Reich Gottes nicht erben! Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit. Dagegen richtet sich kein Gesetz. Die Christus Jesus angehören, haben ihr Fleisch mit seinen Lüsten und Begierden ans Kreuz geschlagen. Leben wir aus dem Geist, so laßt uns auch im Einklang mit dem Geist sein! Laßt uns nicht eitlem Ruhm nachjagen, nicht einander herausfordern, nicht einander beneiden! Nachsicht gegen FehlendeBrüder, wenn einer bei einem Fehltritt angetroffen wird, so richtet als Geistbegabte einen solchen im Geist der Sanftmut auf. Dabei achte auf dich selbst, daß nicht auch du in Versuchung gerätst.  Einer trage des anderen Last. So werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.  Denn wenn einer sich einbildet, etwas zu sein, obwohl er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst. Möge jeder sein eigenes Tun prüfen und dann seinen Ruhm für sich allein behalten, statt ihn vor andere zu bringen.  Jeder hat doch seine eigene Last zu tragen. Gute WerkeWer Unterricht in der Lehre empfängt, gebe seinem Lehrer Anteil an allen Gütern. Täuscht euch nicht! Gott läßt seiner nicht spotten. Was der Mensch sät, wird er auch ernten.  Wer auf sein Fleisch sät, erntet vom Fleisch Verderben; wer auf den Geist sät, erntet vom Geist ewiges Leben. Laßt uns nicht müde werden, Gutes zu tun! Denn wenn wir nicht ermatten, werden wir zur rechten Zeit auch ernten. So laßt uns denn, solange wir noch Zeit haben, allen Gutes erweisen, besonders aber denen, die mit uns am Glauben teilhaben! Schluß des BriefesSeht, mit wie großen Buchstaben ich euch eigenhändig schreibe! Alle, die dem Fleisch nach zu gefallen suchen, nötigen euch, daß ihr euch beschneiden laßt, um wegen des Kreuzes Christi nicht verfolgt zu werden. Dabei halten sie trotz der Beschneidung nicht einmal selbst das Gesetz. Sie wollen eure Beschneidung nur, um sich eures Fleisches rühmen zu können. Mir aber sei es fern, mich zu rühmen, außer wegen des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. Denn weder die Beschneidung noch das Unbeschnittensein hat einen Wert, sondern nur die neue Schöpfung. Frieden und Erbarmen komme über alle, die nach dieser Richtschnur leben, und über das Israel Gottes! In Zukunft mache mir niemand mehr Mühe! Denn ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leib.  Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist, Brüder! Amen. GrußPaulus, durch den Willen Gottes Apostel Christi Jesu, an die Heiligen zu Ephesus und die Gläubigen in Christus Jesus. Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. WOHLTAT DER ERLÖSUNGLobpreis der Gnade GottesGepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! Er hat uns in Christus mit allem geistlichen Segen im Himmel gesegnet. In ihm hat er uns schon vor Erschaffung der Welt auserwählt, daß wir heilig und untadelig vor ihm seien in der Liebe. Er hat uns nach seinem freien Willensentschluß durch Jesus Christus zu seinen Kindern vorherbestimmt - zum Preis der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns durch seinen geliebten (Sohn) begnadet hat. In ihm besitzen wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden dank dem Reichtum seiner Gnade, die er samt aller Weisheit und Einsicht in Fülle auf uns überströmen ließ. Hat er uns doch das Geheimnis seines Willens kundgetan gemäß seinem im voraus gefaßten Ratschluß, den er in der Fülle der Zeiten auszuführen beschlossen hatte: alles im Himmel und auf Erden in Christus zusammenzufassen. In ihm sind wir auch ausersehen worden, nach dem Plan dessen vorherbestimmt, der alles nach dem Ratschluß seines Willens vollbringt.  So sollen wir, die wir schon längst unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben, zum Lob seiner Herrlichkeit dienen. In ihm seid auch ihr mit dem verheißenen Heiligen Geist besiegelt worden, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, die frohe Botschaft von eurem Heil, vernommen und daran geglaubt habt.  Er ist das Angeld unseres Erbes - bis die Erlösung seines Eigentums vollzogen ist, zum Lob seiner Herrlichkeit. Größe des ErlösungswerkesSeitdem ich von eurem Glauben an den Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen vernommen habe, höre ich darum nicht auf, euretwegen zu danken, wenn ich in meinen Gebeten euer gedenke. Möge der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch den Geist der Weisheit und Offenbarung verleihen, ihn recht zu erkennen. Möge er die Augen eures Herzens erleuchten, damit ihr einseht, zu welcher Hoffnung ihr berufen seid, wie reich das herrliche Erbe für die Heiligen ist und was die überwältigende Größe seiner Macht an uns, die wir gläubig geworden sind, durch das Wirken seiner Kraft und Stärke erweist. Sie hat er wirksam werden lassen an Christus, als er ihn von den Toten auferweckte und ihm den Platz zu seiner Rechten im Himmel gab: erhaben über alle Herrschaften, Gewalten, Kräfte und Mächte und was sonst noch für Namen genannt werden, nicht nur in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen.  Alles hat er ihm zu Füßen gelegt. Ihn hat er als Oberhaupt über die ganze Kirche gesetzt.  Sie ist sein Leib, erfüllt von ihm, der alles mit allem erfüllt.  Würde des ChristenIhr wart tot durch eure Missetaten und Sünden. In ihnen seid ihr einst, nach Art dieser Welt, unter dem Einfluß des Herrschers des Luftreiches gewandelt, des Geistes, der noch jetzt in den Kindern des Ungehorsams wirksam ist.  In unseren fleischlichen Gelüsten gehörten wir alle einst zu ihnen, taten, was das Fleisch und die Sinne begehrten, und waren von Natur Kinder des Zornes wie die anderen auch.  Aber Gott, reich an Erbarmen, hat uns seine große Liebe erwiesen und uns, die wir durch unsere Sünden tot waren, mit Christus zum Leben geführt. - Durch seine Gnade seid ihr gerettet. In Christus Jesus hat er uns auferweckt und uns einen Platz im Himmel angewiesen, damit er, in seiner Güte gegen uns in Christus Jesus, in den kommenden Zeiten den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade erweise. Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, - nicht euer Verdienst ist es, sondern Gottes Geschenk -, nicht auf Grund von Werken, damit niemand sich rühmen kann. Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus zu guten Werken geschaffen, die Gott im voraus bereitet hat, daß wir in ihnen wandeln.  Begnadigung der HeidenDenkt deshalb daran: Einst wurdet ihr als Heiden, die ihr dem Fleisch nach wart, von den Beschnittenen, deren Beschneidung mit der Hand am Leib vorgenommen wird, Unbeschnittene genannt. In jener Zeit lebtet ihr ohne Christus, wart ausgeschlossen aus dem Gemeinwesen Israels und ohne Anteil am Bund der Verheißung, ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt.  Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr vordem fern wart, durch Christi Blut nahegekommen. Er ist unser Friede. Er hat beide Teile geeint und die trennende Scheidewand, die Feindschaft, niedergerissen, da er in seinem Fleisch  das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen aufhob. Als Friedenstifter wollte er in seiner Person beide Teile zu einem neuen Menschen umschaffen und beide in einem Leib durch das Kreuz mit Gott versöhnen, indem er in seiner Person die Feindschaft tilgte. So kam er und verkündete Frieden, euch, den Fernen, und Frieden den Nahen.  Durch ihn haben wir beide nunmehr in einem Geist freien Zutritt zum Vater. So seid ihr denn nicht mehr Fremdlinge und Einwohner ohne Bürgerrechte, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. Ihr seid auf dem Fundament der Apostel und Propheten aufgebaut, und Christus Jesus selbst ist der Eckstein.  In ihm ist der ganze Bau fest zusammengefügt und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn empor. In ihm werdet auch ihr zu einer Wohnung Gottes im Geist mit aufgebaut. Gnadenamt des PaulusDeswegen bin ich, Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch Heiden.  Ihr habt doch gehört, daß mir die Verwaltung der Gnade Gottes für euch verliehen worden ist, daß mir durch Offenbarung das Geheimnis kundgetan wurde, das ich oben kurz dargelegt habe. Beim Lesen könnt ihr daraus meine Einsicht in das Geheimnis Christi entnehmen, das in früheren Zeiten den Menschenkindern nicht kundgetan wurde, wie es jetzt seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist geoffenbart worden ist. Danach sollen die Heiden Miterben, Mitglieder und Teilhaber an der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium sein. Dessen Diener bin ich durch das Geschenk der Gnade Gottes, das mir durch sein machtvolles Wirken verliehen wurde. Mir, dem geringsten von allen Heiligen, wurde die Gnade zuteil, den Heiden den unergründlichen Reichtum Christi als Frohbotschaft zu verkünden und allen zu zeigen, wie die Durchführung des Geheimnisses erfolgt, das von Ewigkeit her in Gott, dem Schöpfer des Alls, verborgen war. Durch die Kirche soll jetzt den Mächten und Gewalten im Himmel die mannigfaltige Weisheit Gottes kundgemacht werden nach dem ewigen Ratschluß, den er in Christus Jesus, unserem Herrn, verwirklicht hat. In ihm haben wir Zuversicht und vertrauensvollen Zutritt durch den Glauben an ihn. Darum bitte ich euch, nicht zu verzagen wegen der Drangsale, die ich für euch erdulde. Sie gereichen ja euch zum Ruhm. Fürbitte des ApostelsDeswegen beuge ich meine Knie vor dem Vater, von dem jedes Geschlecht im Himmel und auf Erden seinen Namen hat.  Möge er euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit verleihen, daß ihr durch seinen Geist mit Kraft innerlich erstarkt, daß Christus durch den Glauben in eurem Herzen wohne und daß ihr in der Liebe festgewurzelt und festgegründet seid, damit ihr mit allen Heiligen zu erfassen vermögt die Breite und Länge, die Höhe und Tiefe  und zu erkennen die Liebe Christi, die jede Erkenntnis übersteigt, damit ihr erfüllt werdet zur ganzen Fülle Gottes. Ihm aber, der durch seine wirksame Kraft in uns weit mehr als alles, was wir zu erbitten und zu denken vermögen, tun kann: ihm sei Ehre in der Kirche und in Christus Jesus durch alle Geschlechter von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. SITTLICHE ERMAHNUNGEN UND VORSCHRIFTENEinheit und EinigkeitSo ermahne ich euch, ich, der Gefangene im Herrn: Wandelt würdig der Berufung, die euch zuteil geworden ist, in aller Demut, Sanftmut und Geduld. Ertragt einander in Liebe. Seid bestrebt, die Einheit im Geist durch das Band des Friedens zu bewahren. Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch durch eure Berufung zu einer Hoffnung berufen seid. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in allem ist. Kirchliche DiensteEinem jeden von uns ist die Gnade in dem Maß verliehen, in dem Christus sie zuteilte. Darum heißt es: "Er stieg hinauf zur Höhe, führte die Gefangenen mit sich und teilte den Menschen Gaben aus."  Was bedeutet aber das "Er stieg hinauf" anderes, als daß er zuvor herabstieg in die unteren Teile der Erde?  Und der herabstieg, ist derselbe, der über alle Himmel hinaufstieg, um das All zu erfüllen. Er bestimmte die einen zu Aposteln, andere zu Propheten, wieder andere zu Evangelisten oder zu Hirten und Lehrern.  Sie sollen die Heiligen zur Ausübung des Dienstes heranbilden, zum Aufbau des Leibes Christi, bis wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zur Vollkommenheit des Menschen, zum Vollmaß der Fülle Christi. Dann werden wir nicht mehr unmündige Kinder sein, die sich von jeder windigen Lehre, vom Trugspiel der Menschen und den Verführungskünsten des Irrwahns schaukeln und treiben lassen. Laßt uns, in Wahrheit der Liebe verbunden, in jeder Hinsicht hineinwachsen in ihn, der das Haupt ist: Christus, von dem aus der ganze Leib zusammengefügt und zusammengehalten wird, unterstützt durch jedes einzelne Gelenk, das seinen Dienst tut nach der Kraft, die jedem einzelnen Glied zugemessen ist; so vollzieht sich das Wachstum des Leibes, und er baut sich auf in Liebe.  Der neue MenschSo sage ich denn und beschwöre euch im Herrn: Wandelt nicht mehr wie die Heiden in einer auf Vergängliches gerichteten Gesinnung. Sie sind in ihrem Denken verfinstert und dem Leben in Gott entfremdet; denn Unwissenheit hält sie umfangen, und ihr Herz ist verhärtet. Abgestumpft geworden, haben sie sich der Ausschweifung ergeben und frönen jeglicher Unreinheit in unersättlicher Gier. Dergleichen habt ihr von Christus nicht gelernt. Ihr habt doch von ihm gehört und seid in ihm unterwiesen worden. In Jesus ist ja die Wahrheit. Legt also gegenüber eurem früheren Wandel den alten Menschen ab, der an den trügerischen Gelüsten zugrunde geht. Erneuert euch in eurer geistigen Gesinnung und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit geschaffen ist.  Pflichten gegen den NächstenDarum legt die Lüge ab. Ein jeder rede mit seinem Nächsten die Wahrheit. Wir sind ja Glieder untereinander. Wenn ihr zürnt, so sündigt nicht! Die Sonne soll über eurem Zorn nicht untergehen. Gebt dem Teufel nicht Raum. Wer stahl, stehle nicht wieder, sondern mühe sich ab und wirke durch seiner Hände Arbeit das Gute, damit er habe, um mit den Notleidenden zu teilen.  Aus eurem Mund komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das der Erbauung dient, wo es nötig ist, damit es den Hörern Gnade bringe. Betrübt nicht Gottes Heiligen Geist, mit dem ihr für den Tag der Erlösung besiegelt seid. Alle Bitterkeit und Heftigkeit, Zürnen, Zanken und Lästern, überhaupt alle Bosheit bleibe fern von euch. Seid vielmehr gegeneinander gütig und barmherzig und vergebt einander, wie auch Gott euch in Christus vergeben hat. Als seine geliebten Kinder seid Gottes Nachahmer. Wandelt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt und sich für uns als Opfergabe hingegeben hat, Gott zum lieblichen Wohlgeruch. Kinder des LichtesAber jede Art Unzucht oder Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal genannt werden, wie es sich für Heilige ziemt. Ebensowenig schickt sich gemeines, albernes oder leichtfertiges Gerede, sondern vielmehr Danksagung. Denn davon seid fest überzeugt: Kein Lüstling oder Unreiner oder Habgieriger - das heißt Götzendiener - hat Anteil am Reich Christi und Gottes.  Keiner täusche euch durch leeres Gerede. Denn um solcher Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams.  Habt darum mit ihnen nichts zu tun! Einst wart ihr Finsternis. Jetzt aber seid ihr Licht im Herrn. Wandelt nun als Kinder des Lichtes. Die Frucht des Lichtes zeigt sich in lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist. Laßt euch nicht mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis ein, deckt sie vielmehr auf! Was von ihnen heimlich getrieben wird, davon auch nur zu reden ist schon schimpflich. Alles aber, wenn es vom Licht überführt wird, wird offenbar.  Denn alles Offenbare ist Licht. Darum heißt es: "Wach auf, du Schläfer, stehe auf von den Toten, und Christus wird dich erleuchten!" So seht also genau zu, wie ihr wandelt, nicht wie Toren, sondern wie Weise. Nützt die Zeit; denn die Tage sind böse. Seid darum nicht unverständig, sondern begreift, was der Wille des Herrn ist. Berauscht euch nicht mit Wein - das führt nur zur Ausschweifung -, werdet vielmehr voll des Geistes. Stimmt miteinander Psalmen, Lobgesänge und geistliche Lieder an. Singt und spielt dem Herrn in euren Herzen. Danket allezeit für alles Gott dem Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus. StandespflichtenSeid einander untertan in der Furcht Christi:  ihr Frauen euren Männern wie dem Herrn,  denn der Mann ist das Haupt der Frau, - wie Christus das Haupt der Kirche ist: er, der Erlöser des Leibes -; wie die Kirche Christus untertan ist, so seien es auch in allem die Frauen ihren Männern gegenüber. Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat, um sie, die er durch das Bad des Wassers im Wort gereinigt hatte, zu heiligen, damit die Kirche herrlich vor ihm stehe, nicht mit Flecken, oder Runzeln oder dergleichen, sondern heilig und makellos. So sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Kein Mensch hat je sein eigen Fleisch gehaßt, vielmehr hegt und pflegt er es - gleichwie auch Christus die Kirche,  weil wir Glieder seines Leibes sind. "Darum wird der Mensch Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die beiden werden zu einem Fleisch."  Darin liegt ein großes Geheimnis: Ich aber deute es auf Christus und die Kirche. Jedenfalls soll von euch jeder seine Frau lieben wie sich selbst. Die Frau aber ehre den Mann. Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern im Herrn; denn so ist es recht. Das erste Gebot, das eine Verheißung hat, lautet: "Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit es dir wohlergehe und du lange lebst auf Erden."  Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht und Weisung des Herrn. Ihr Sklaven, gehorcht den irdischen Herren mit Furcht und Zittern, mit aufrichtigem Herzen, als wäre es Christus. Seid nicht "Augendiener", um Menschen zu gefallen, sondern Sklaven Christi, die den Willen Gottes von Herzen erfüllen,  willig dienend, als dientet ihr dem Herrn und nicht Menschen. Ihr wißt ja, daß ein jeder, ob Sklave oder Freier, für das Gute, das er tut, vom Herrn seinen Lohn empfängt. Ihr Herren, handelt an ihnen ebenso. Unterlaßt das drohende Schelten, ihr wißt ja, daß euer und ihr Herr der im Himmel ist - und bei ihm gilt kein Ansehen der Person! Die geistliche WaffenrüstungIm übrigen erstarkt im Herrn durch seine mächtige Kraft. Legt die Waffenrüstung Gottes an, damit ihr den Ränken des Teufels widerstehen könnt. Unser Kampf gilt ja nicht Fleisch und Blut, sondern den Mächten und Gewalten, den Weltherrschern dieser Finsternis und den bösen Geistern in den Himmelshöhen.  Legt darum die Waffenrüstung Gottes an, damit ihr am bösen Tag Widerstand leisten und das Feld behaupten könnt.  So steht denn fest, eure Hüften umgürtet mit der Wahrheit, angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit, die Füße beschuht mit der Bereitschaft, das Evangelium des Friedens zu verkünden. Zu alldem nehmt den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Geschosse des Bösen auslöschen könnt. Ergreift den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das heißt das Wort Gottes. Mit innigem Bitten und Flehen betet allezeit im Geist. Dazu seid wachsam und beharrlich im Gebet für alle Heiligen, auch für mich, daß mir das rechte Wort verliehen wird, wenn ich meinen Mund öffne, um freimütig das Geheimnis des Evangeliums zu verkünden, als dessen Gesandter ich in Ketten bin, - damit ich in ihnen freimütig rede, wie es meine Pflicht ist. Schluß des BriefesDamit ihr aber wißt, wie es um mich steht und wie ich mich befinde, wird euch Tychikus, der liebe Bruder und treue Diener im Herrn, alles berichten. Ich sende ihn zu euch, damit ihr erfahrt, wie es um uns steht, und daß er eure Herzen tröste. Friede den Brüdern und Liebe vereint mit Glauben von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Die Gnade sei mit allen, die unseren Herrn Jesus Christus lieben in unvergänglichem Leben! GrußPaulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu, an alle Heiligen in Christus Jesus zu Philippi samt ihren Bischöfen und Diakonen.  Gnade euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Danksagung und FürbitteIch danke meinem Gott, sooft ich euer gedenke. Allezeit flehe ich in jedem meiner Gebete mit Freude für euch alle wegen eurer Teilnahme am Evangelium vom ersten Tage an bis jetzt. Ich vertraue darauf, daß der, der das gute Werk in euch begonnen hat, es auch vollenden wird bis zum Tag Christi Jesu.  Es ist ja nur recht und billig für mich, so von euch allen zu denken. Denn ich habe euch in mein Herz geschlossen, die ihr alle an meiner Gnade Anteil habt, ob ich nun in Fesseln liege oder das Evangelium verteidige und bekräftige.  Gott ist mein Zeuge, wie ich mich in der innigsten Liebe Christi Jesu nach euch allen sehne. Darum bete ich, daß eure Liebe immer mehr zunehme an Erkenntnis und jeglichem Verständnis, damit ihr die richtige Entscheidung zu treffen vermögt. Dann werdet ihr am Tag Christi lauter und ohne Tadel dastehen, durch Jesus Christus voll der Frucht der Gerechtigkeit, zur Ehre und zum Lob Gottes. PERSÖNLICHE NACHRICHTEN DES APOSTELSStand der Mission - Die persönliche Lage des ApostelsIch möchte euch wissen lassen, Brüder, daß meine Lage dem Evangelium eher zum Vorteil gereicht hat.  Im ganzen Prätorium und bei allen übrigen wurde bekannt, daß ich meine Fesseln um Christi willen trage.  Die meisten Brüder wurden durch meine Fesseln im Herrn ermutigt und wagen immer mehr, das Wort Gottes furchtlos zu verkünden. Die einen freilich predigen Christus aus Neid und Streitsucht, die anderen aber in guter Absicht.  Die einen predigen Christus aus Liebe, wissend, daß ich zur Verteidigung des Evangeliums bestellt bin; die anderen aus Eigennutz, nicht redlich; sie meinen, sie sollten trotz meiner Fesseln meine Bedrängnis noch vergrößern. Was soll´s? Wenn nur auf jede Weise Christus verkündet wird, ob mit Hintergedanken oder in Wahrheit. Darüber freue ich mich! - Darüber werde ich mich auch in Zukunft freuen, denn ich weiß, daß mir dies durch euer Gebet und durch den Beistand des Geistes Jesu Christi zum Heil dienen wird, gemäß meiner festen Erwartung und Hoffnung, daß ich in nichts zuschanden werde, daß vielmehr Christus vor aller Welt - wie immer, so auch jetzt - an meinem Leib verherrlicht wird: sei es durch mein Leben, sei es durch meinen Tod. Denn für mich ist Christus das Leben, und Sterben ist für mich Gewinn. Soll ich weiterhin leben, so bedeutet das für mich fruchtbare Arbeit, - und ich weiß nicht, was ich wählen soll! Es zieht mich nach beiden Seiten hin: Ich habe das Verlangen, aufzubrechen und bei Christus zu sein; denn das wäre weitaus das beste,  aber euretwegen ist das Verbleiben im Fleisch notwendiger, - und ich weiß zuversichtlich, daß ich zu eurem Fortschritt und zu eurer Freude im Glauben bei euch allen bleiben und verbleiben werde, damit durch meine erneute Anwesenheit bei euch euer Rühmen durch mich überreich sei in Christus Jesus.  Ermahnung zur EintrachtWandelt nur würdig des Evangeliums Christi! - Mag ich kommen und euch sehen oder fern sein: ich möchte von euch hören, daß ihr in einem Geist feststeht, einmütig für den Glauben an das Evangelium kämpft und euch in keiner Weise von den Widersachern einschüchtern laßt; das ist für sie ein Zeichen dafür, daß sie dem Verderben zulaufen, ihr aber dem Heil entgegengeht, - und das durch Gottes Tun. Denn euch ist geschenkt worden, nicht bloß an Christus zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden. Ihr habt ja den gleichen Kampf zu bestehen, wie ihr ihn an mir gesehen habt und jetzt von mir hört. Wenn also eine Ermahnung in Christus, wenn liebevoller Zuspruch, wenn Gemeinschaft des Geistes und mitfühlende Barmherzigkeit etwas gilt, so macht meine Freude voll und seid eines Sinnes, von der gleichen Liebe und dem gleichen Geist beseelt. Tut nichts aus Streitsucht oder eitler Ruhmsucht, schätzt vielmehr in demütiger Gesinnung den anderen höher ein als euch selbst.  Keiner sei bloß auf sein Wohl bedacht, sondern auch auf das der anderen. Christi VorbildSeid von den Gedanken beseelt, von denen auch Christus Jesus beseelt war, der, in Gottes Gestalt seiend, das Gott-gleich-Sein nicht für einen Raub gehalten hat,  sondern sich entäußerte, Knechtsgestalt annahm und den Menschen gleich wurde. Er erniedrigte sich und ward gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott auch über alle Maßen erhöht und ihm den Namen geschenkt, der über alle Namen ist, damit im Namen Jesu jedes Knie sich beuge im Himmel, auf Erden und unter der Erde und jede Zunge zur Ehre Gottes des Vaters bekenne: Jesus Christus ist der Herr. Eifer im GutenDaher, meine Lieben, die ihr stets gehorsam wart, nicht nur während meiner Anwesenheit, sondern noch weit mehr jetzt, in meiner Abwesenheit: wirkt euer Heil mit Furcht und Zittern.  Denn Gott ist es, der nach seiner Huld das Wollen wie auch das Vollbringen in euch bewirkt. Tut alles ohne Murren und Bedenken, damit ihr untadelig und lauter seid, makellose Kinder Gottes inmitten eines verdorbenen und verkehrten Geschlechtes, unter dem ihr erscheint wie Lichter in der Welt,  das Wort des Lebens festhaltend, zum Ruhm für mich am Tag Christi. Dann bin ich nicht vergeblich gelaufen und habe nicht umsonst gearbeitet! Aber wenn ich auch als Trankopfer ausgegossen werde, freue ich mich angesichts des Opfer- und Gottesdienstes eures Glaubens; und ich freue mich mit euch allen.  Ebenso sollt auch ihr euch freuen und meine Freude mit mir teilen. Empfehlung des TimotheusIch hoffe im Herrn Jesus, bald Timotheus zu euch senden zu können, damit ich beruhigt bin, wenn ich erfahre, wie es euch geht. Ich habe keinen von gleicher Gesinnung, der so aufrichtig um euch besorgt ist, denn alle anderen denken nur an sich, nicht an die Sache Jesu Christi.  Des Timotheus erprobte Treue kennt ihr, daß er wie ein Sohn dem Vater mit mir für das Evangelium gedient hat.  Ihn also hoffe ich zu senden, sobald ich meine Angelegenheiten übersehe. Ich vertraue aber im Herrn, daß ich auch selbst bald kommen werde. Für notwendig hielt ich es, Epaphroditus, meinen Bruder, Mitarbeiter und Mitstreiter, euren Abgesandten und Überbringer der Spende, die meiner Not abhalf, zu euch zurückzuschicken. Er hatte Sehnsucht nach euch allen und war beunruhigt, weil ihr von seiner Krankheit gehört hattet. Er war auch wirklich todkrank. Aber Gott hat sich seiner erbarmt und nicht nur seiner, sondern auch meiner, damit zu meinem Leid nicht noch mehr Leid käme. Ich schicke ihn so schnell wie möglich, damit ihr euch wieder freut, ihn zu sehen, und ich eine Sorge weniger habe. Nehmt ihn also im Herrn mit aller Freude auf und haltet Männer wie ihn in Ehren. Denn um der Sache Christi willen kam er dem Tod nahe; er setzte sein Leben aufs Spiel, um auszufüllen, was an eurem Dienst für mich noch gefehlt hat. MAHNUNGEN UND WARNUNGEN AN DIE GEMEINDEJudaistische IrrlehrerIm übrigen, meine Brüder, freut euch im Herrn! - Dasselbe euch nochmals zu schreiben, ist mir keine Last, euch aber bringt es Sicherheit.  Hütet euch vor den Hunden, hütet euch vor den bösen Arbeitern, hütet euch vor der Zerschneidung!  Denn die Beschneidung sind wir, die wir im Geist Gottes dienen, unsere Ehre in Christus Jesus suchen und nicht auf Fleisch vertrauen; - obwohl ich auch auf Fleisch mein Vertrauen setzen könnte. - Wenn einer meint, auf Fleisch vertrauen zu können, so könnte ich es noch mehr! Ich bin am achten Tag beschnitten, bin aus dem Volk Israel, vom Stamm Benjamin, ein Hebräer von Hebräern, in meiner Einstellung zum Gesetz (war ich) Pharisäer,  in meinem Eifer Verfolger der Kirche und in der Gerechtigkeit gemäß dem Gesetz untadelig. Christliches LebensidealAber was auch immer mir als Gewinn galt, das habe ich um Christi willen als Verlust angesehen. Ja, in der Tat, ich erachte alles als Verlust angesichts der alles übertreffenden Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich das alles aufgegeben habe und es geradezu für Kehricht halte, damit ich Christus gewinne  und in ihm bleibe, - nicht ausgestattet mit meiner eigenen Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz, sondern mit der Gerechtigkeit aus Gott, die aus dem Glauben an Christus kommt -, um ihn und die Kraft seiner Auferstehung und die Teilhabe an seinen Leiden zu erkennen, indem ich seinem Tod gleichgestaltet werde und hoffe, so zur Auferstehung von den Toten zu gelangen. Nicht daß ich es schon ergriffen hätte oder schon vollkommen wäre. Aber ich strebe danach, es zu ergreifen, weil ich auch von Christus Jesus ergriffen worden bin.  Brüder, ich bilde mir nicht ein, daß ich es schon ergriffen hätte. Eines aber tue ich: Ich vergesse, was hinter mit liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir liegt. Ich jage auf das Ziel zu, hin zu dem Siegespreis, der Berufung von oben, von Gott in Christus Jesus. Alle nun, die "vollkommen" sind: laßt uns das bedenken! - Und wenn ihr in irgendeinem Punkt anders denkt, wird auch euch Gott dies offenbaren. Nur laßt uns fortschreiten in dem, was wir erreicht haben.  Fest im HerrnAhmt mir nach, Brüder, und schaut auf jene, die nach dem Vorbild wandeln, das ihr in uns habt! Denn viele wandeln - ich habe von ihnen oft zu euch gesprochen und sage es jetzt unter Tränen - als Feinde des Kreuzes Christi.  Ihr Ende ist das Verderben, ihr Gott ist der Bauch, ihr Ruhm liegt in ihrer Schande, ihr Trachten richtet sich auf das Irdische. Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dort erwarten wir auch als Retter den Herrn Jesus Christus, der, vermöge der Macht, durch die er sich alles unterwerfen kann, unseren hinfälligen Leib umwandeln und seinem verherrlichten Leib gleichgestalten wird. Daher, meine lieben, ersehnten Brüder, meine Freude und mein Ehrenkranz, steht fest im Herrn, Geliebte! MahnworteEvodia ermahne ich und Syntyche ermahne ich, eines Sinnes zu sein im Herrn. Ja, ich bitte auch dich, treuer Syzygos, nimm dich ihrer an, die mit mir sowie Klemens und meinen anderen Mitarbeitern für das Evangelium gekämpft haben, deren Namen im Buch des Lebens verzeichnet sind.  Freut euch allezeit im Herrn! Noch einmal sage ich: Freut euch!  Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe. Macht euch keine Sorgen, sondern bringt in jedem Gebet und Flehen eure Anliegen mit Dank vor Gott. Dann wird der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, euer Herz und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren. Im übrigen, Brüder, seid auf das bedacht, was wahr, was ehrbar, was recht, was lauter, was liebenswert, was anziehend, was tugendhaft und was lobwürdig ist. Was ihr gelernt und übernommen, was ihr gehört und an mir gesehen habt, das tut! Und der Gott des Friedens wird mit euch sein. Der Dank des ApostelsSehr gefreut habe ich mich im Herrn, daß ihr endlich wieder in der Lage wart, für mein Wohl zu sorgen. Ihr wart ja immer darum besorgt, aber es fehlte die Gelegenheit dazu. Nicht, daß die Not mich so sprechen läßt; ich habe ja gelernt, mich mit meinen Verhältnissen abzufinden. Ich kann entbehren, ich kann auch mit Überfluß umgehen. Mit allem und jedem bin ich vertraut: mit Sattsein und Hungerleiden, mit Überfluß und Entbehrung. Alles vermag ich in dem, der mich stärkt! Gleichwohl habt ihr gut daran getan, an meiner Bedrängnis teilzunehmen. Ihr wißt aber auch, meine Philipper, daß im Anfang der Verkündigung des Evangeliums, als ich von Mazedonien fortgegangen war, keine Gemeinde mit mir im Verhältnis des Gebens und Empfangens stand, als ihr allein. Denn auch nach Thessalonich habt ihr mir mehr als einmal etwas für meinen Bedarf geschickt. Nicht daß ich das Geschenk suche; mir geht es um den wachsenden Gewinn, der euch gutgeschrieben wird. Nun habe ich alles empfangen und habe reichlich. Ich habe Überfluß. Ich bin reich, seitdem ich durch Epaphroditus eure Gabe erhalten habe, einen lieblichen Wohlgeruch, ein angenehmes, Gott wohlgefälliges Opfer.  Mein Gott aber wird euch nach seinem Reichtum alles, dessen ihr bedürft, gar herrlich in Christus Jesus verleihen. Unserem Gott und Vater sei Ehre in alle Ewigkeit! Amen. SchlußGrüßt jeden Heiligen in Christus Jesus! Es grüßen euch die Brüder, die bei mir sind. Es grüßen euch alle Heiligen, besonders die vom Haus des Kaisers.  Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist! GrußPaulus, Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes, und der Bruder Timotheus an die heiligen und gläubigen Brüder in Christus zu Kolossä. Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater!  Dank und BittgebetBei unserem Gebet für euch danken wir immerdar Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus. Denn wir hörten von eurem Glauben an Christus Jesus und von eurer Liebe, die ihr zu allen Heiligen hegt, im Hinblick auf die Hoffnung, die für euch im Himmel bereitliegt. Von ihr habt ihr früher gehört durch das Wort der Wahrheit des Evangeliums, das zu euch gedrungen ist. Wie in der ganzen Welt, so wächst es auch bei euch und trägt Früchte seit dem Tag, da ihr es vernommen und die Gnade Gottes in Wahrheit erkannt habt. Davon habt ihr durch unsern lieben Mitknecht Epaphras gelernt. Er ist ein treuer Diener Christi für euch und hat uns von eurer Liebe im Geist berichtet. Seitdem wir davon Kunde haben, flehen wir unaufhörlich für euch und beten, ihr möchtet mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Einsicht erfüllt werden, damit ihr des Herrn würdig wandelt, ganz so, wie es ihm wohlgefällt: fruchtbar an allen guten Werken, wachsend durch die Erkenntnis Gottes, gestärkt mit großer Kraft dank seiner machtvollen Herrlichkeit zu aller Geduld und Langmut, mit Freude dem Vater dankend, der euch befähigt hat, am Erbe der Heiligen teilzunehmen im Licht. DIE EINZIGARTIGE WÜRDE CHRISTIChristus WeltschöpferEr hat uns der Gewalt der Finsternis entrissen und in das Reich seines geliebten Sohnes versetzt, in dem wir die Erlösung haben, die Vergebung der Sünden. Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung, weil in ihm alles erschaffen worden ist im Himmel und auf Erden, Sichtbares und Unsichtbares, seien es Throne oder Herrschaften, Fürstentümer oder Mächte: Alles ist durch ihn und auf ihn hin erschaffen. Er ist vor allem und alles hat in ihm seinen Bestand. Christus WelterlöserEr ist das Haupt des Leibes, der Kirche. Er ist der Anfang, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang hat. Denn es hat der ganzen Fülle (Gottes) gefallen, in ihm Wohnung zu nehmen und durch ihn alles auf ihn hin zu versöhnen, was auf Erden und was im Himmel ist, indem er durch sein Blut am Kreuz Frieden stiftete. Auch euch, die ihr einst nach der Gesinnung in bösen Werken Entfremdete und Feinde wart, hat er nun durch den Tod seines fleischlichen Leibes versöhnt, um euch heilig, makellos und schuldlos vor sich hinzustellen. Ihr müßt nur im Glauben festgegründet und beständig bleiben und dürft euch von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt, nicht abbringen lassen. In der ganzen Schöpfung unter dem Himmel wird es verkündet - ich, Paulus, bin sein Diener geworden. AposteldienstJetzt freue ich mich inmitten der Leiden für euch und ergänze in meinem Fleisch, was an den Drangsalen Christi noch mangelt, für seinen Leib, das ist die Kirche.  Ihr Diener bin ich durch das mir von Gott übertragene Amt geworden, um das Wort Gottes bei euch zu vollenden, das früheren Zeiten und Geschlechtern verborgene Geheimnis, das jetzt aber seinen Heiligen geoffenbart ist. Ihnen wollte Gott kundtun, was der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Völkern ist: Es ist Christus unter euch, die Hoffnung auf Herrlichkeit! Ihn verkünden wir und ermahnen und unterweisen jeden Menschen in aller Weisheit, um so einen jeden in Christus zur Vollendung zu führen; dafür mühe ich mich auch ab, kämpfend gestützt auf seine Kraft, die machtvoll in mir wirksam ist. Ihr sollt nämlich wissen, welch großen Kampf ich zu führen habe für euch und die zu Laodizea und alle, die mich von Angesicht nicht kennen, damit sie innerlich gefestigt und in Liebe vereint, zum ganzen Reichtum des vollen Verständnisses gelangen, zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, das ist Christus. In ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen. Der Mittler und HeilandDas sage ich, damit euch niemand durch falsche Vorspiegelungen täusche.  Bin ich auch leiblich fern, so bin ich doch im Geist bei euch und sehe mit Freuden, wie gut es um euch bestellt und wie festgegründet euer Glaube an Christus ist. Wie ihr nun Christus Jesus, den Herrn, angenommen habt, so wandelt in ihm, verwurzelt und auferbaut in ihm, gefestigt im Glauben, wie ihr es gelernt habt, überströmend von Dankbarkeit. Seht zu, daß euch durch Philosophie und leeren Trug niemand einfängt, der sich auf menschliche Überlieferung, auf die Weltelemente stützt, und nicht auf Christus.  Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit wesenhaft, und ihr seid dieser Fülle teilhaftig geworden in ihm, der das Haupt jeder Herrschaft und Macht ist. In ihm habt ihr auch die Beschneidung, die nicht mit der Hand vorgenommen ist, empfangen, im Ablegen des fleischlichen Leibes in der Beschneidung Christi.  Mit ihm seid ihr in der Taufe begraben, mit ihm auch auferweckt worden durch den Glauben an die Macht Gottes, der ihn von den Toten auferweckt hat. Auch euch, die ihr durch eure Missetaten und durch die Unbeschnittenheit eures Fleisches tot wart, hat er mit ihm zusammen zum Leben erweckt, indem er uns alle Fehltritte vergeben, die Schuldschrift, die uns mit ihrer Anklage belastete, ausgelöscht, vernichtet und ans Kreuz geheftet hat. Er hat die Mächte und Gewalten entwaffnet, sie öffentlich bloßgestellt, indem er in ihm über sie triumphierte.  Falsche und wahre AszeseDarum soll euch niemand richten wegen Speise und Trank, wegen eines Festes, sei es Neumond oder Sabbat,  welche nur Schattenbilder des Zukünftigen sind, - aber der Leib gehört Christus.  Laßt euch den Siegespreis nicht von denen absprechen, die sich in Verdemütigung und Engeldienst gefallen, sich mit Visionen wichtig machen, grundlos aufgeblasen sind vom Sinn ihres Fleisches  und die sich nicht an das Haupt halten, von dem aus der ganze Leib durch Gelenke und Sehnen verbunden und zusammengehalten, in gottgewirktem Wachstum voranschreitet. Wenn ihr mit Christus den Elementen der Welt abgestorben seid, warum laßt ihr euch Satzungen aufbürden, als lebtet ihr noch in der Welt? - "Faß das nicht an!" "Koste nicht davon!" "Berühre das nicht!" - Das alles fällt doch durch den Verbrauch der Vernichtung anheim. Es sind doch nur Vorschriften und Lehren von Menschen, die zwar, verbunden mit Frömmelei, Kasteiung und Härte gegen den Körper, Anspruch auf Weisheit erheben, jedoch wertlos sind und nur der Befriedigung des Fleisches dienen. DAS CHRISTLICHE LEBENSIDEALDer alte und der neue MenschWenn ihr also mit Christus auferweckt seid, so sucht, was droben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem auf der Erde. Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.  Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit. Ertötet denn, was an euch irdisch ist: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Begierde und Habsucht, die Götzendienst ist. Um derentwillen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams. Als ihr noch unter ihnen lebtet, habt ihr euch auch ihnen überlassen. Jetzt aber legt all das ab: Zorn, Unmut, Bosheit, Lästerung und schändliches Reden. Belügt einander nicht. Ihr habt doch den alten Menschen samt seinen Taten ausgezogen und den neuen angezogen, der sich ständig nach dem Bild seines Schöpfers zur vollen Erkenntnis erneuert, nach der es nicht mehr heißt Grieche oder Jude, Beschneidung oder Unbeschnittenheit, Barbar, Skythe, Sklave, Freier, - sondern Christus ist alles und in allen. Als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte zieht also an herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Sanftmut und Langmut. Ertragt einander und vergebt einander, wenn einer am anderen etwas auszusetzen hat; wie der Herr euch vergeben hat, so auch ihr. Aber zu all dem habt die Liebe, die das Band der Vollkommenheit ist. Und der Friede Christi, zu dem ihr in einem Leib berufen seid, walte in euren Herzen. - Und seid dankbar! Das Wort Christi wohne in reicher Fülle unter euch. Belehrt und ermuntert einander in aller Weisheit. Dankbaren Herzens singt Gott Psalmen, Lobgesänge und geistliche Lieder. Und alles, was ihr verrichtet in Wort oder Tat, das alles tut im Namen des Herrn Jesus, dankend durch ihn Gott, dem Vater. StandespflichtenIhr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich im Herrn geziemt. Ihr Männer, liebt eure Frauen und laßt euch nicht erbittern gegen sie. Ihr Kinder, gehorcht den Eltern in allem. Denn das ist wohlgefällig im Herrn. Ihr Väter, reizt nicht eure Kinder, damit sie nicht mutlos werden. Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren in allem, nicht in Augendienerei, um Menschen zu gefallen, sondern in Einfalt des Herzens, in der Furcht des Herrn. Was ihr tut, das tut von Herzen gern, als geschähe es für den Herrn und nicht für Menschen. Ihr wißt ja, daß ihr zum Lohn dafür vom Herrn das Erbe erhaltet. Dient Christus dem Herrn. Denn wer Unrechtes tut, wird empfangen, was er Unrechtes getan hat. - Da gibt es kein Ansehen der Person. Ihr Herren, gewährt den Sklaven, was recht und billig ist. Ihr wißt, daß auch ihr einen Herrn im Himmel habt. Letzte MahnungenSeid beharrlich im Gebet. Seid dabei wachsam und dankbar. Betet auch für uns, Gott möge uns für das Wort eine Tür auftun, das Geheimnis Christi zu verkünden, um dessentwillen ich gefesselt bin,  und daß ich es so kundtue, wie es meine Pflicht ist. Verhaltet euch weise den Außenstehenden gegenüber. - Nützt die Zeit! Eure Rede sei allzeit liebenswürdig, mit Salz gewürzt, dann werdet ihr einem jeden die rechte Antwort zu geben wissen. SchlußWie es mir geht, wird euch Tychikus, der geliebte Bruder und treue Diener und Mitknecht im Herrn, alles erzählen. Eben deswegen sende ich ihn zu euch, damit ihr erfahrt, wie es um uns steht, und damit er eure Herzen tröste. Mit ihm kommt Onesimus, der treue und liebe Bruder, euer Landsmann. - Sie werden euch alles kundtun, was hier vorgeht. Es grüßen euch Aristarch, mein Mitgefangener, und Markus, der Vetter des Barnabas, dessentwegen ihr schon Weisung erhalten habt. Nehmt ihn auf, wenn er zu euch kommt. Es grüßt euch ferner Jesus mit dem Beinamen Justus. - Von denen aus der Beschneidung sind sie die einzigen, die als Mitarbeiter am Reich Gottes mir zum Trost geworden sind.  Es grüßt euch euer Landsmann Epaphras, der Knecht Christi Jesu. Allezeit ringt er in seinen Gebeten für euch, daß ihr vollkommen dasteht und den Willen Gottes in allem erfüllt.  Ich kann ihm bezeugen, daß er sich um euch und die Brüder in Laodizea und Hierapolis viel Mühe gibt. Es grüßt euch Lukas, der geliebte Arzt, und Demas. Grüßt die Brüder in Laodizea, besonders Nymphas und seine Hausgemeinde. Wenn der Brief bei euch vorgelesen ist, sorgt dafür, daß er auch in der Gemeinde zu Laodizea vorgelesen wird. Laßt euch dafür den von Laodizea zum Lesen geben.  Und sagt dem Archippus: Achte darauf, daß du das Amt, das du im Herrn erhalten hast, gut verwaltest. Der Gruß mit meiner, des Paulus Hand. Gedenkt meiner Fesseln! Die Gnade sei mit euch! GrußPaulus, Silvanus und Timotheus an die Gemeinde der Thessalonicher in Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus: Gnade euch und Friede! Dank und AnerkennungWir danken Gott allezeit für euch alle, wenn wir in unseren Gebeten euer gedenken. Unablässig erinnern wir uns vor unserem Gott und Vater eures Wirkens im Glauben und eures Mühens in der Liebe sowie eurer Geduld in der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus, im Wissen, von Gott geliebte Brüder, um eure Erwählung. Denn unsere Heilsbotschaft erging an euch nicht nur in Worten, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geist und in großer Zuversicht. Ihr wißt ja, wie wir um euretwillen unter euch aufgetreten sind. Nachdem ihr trotz vieler Drangsal mit der Freude des Heiligen Geistes das Wort angenommen hattet, seid ihr unsere und des Herrn Nachahmer geworden und so zum Vorbild für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaia. Denn von euch aus hat sich das Wort des Herrn nicht bloß in Mazedonien und Achaia verbreitet, - überallhin ist euer Glaube an Gott gedrungen; darüber brauchen wir gar nicht weiter zu reden. Denn überall wird erzählt, welche Aufnahme wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen  und vom Himmel her seinen Sohn zu erwarten, den er von den Toten auferweckt hat: Jesus, der uns vor dem kommenden Zorngericht errettet. DAS VERHÄLTNIS DES APOSTELS ZUR GEMEINDESein Auftreten in ThessalonichIhr wißt ja, Brüder, daß wir nicht vergebens zu euch gekommen sind. Obwohl wir, wie ihr wißt, zuvor in Philippi Leiden und Mißhandlungen erfahren hatten, fanden wir in unserem Gott den Mut, euch - unter viel Kampf - das Evangelium Gottes zu verkünden.  Denn unsere Predigt entspringt nicht einem Irrtum, unlauterer Absicht oder Arglist, vielmehr, da wir von Gott für tauglich befunden wurden, mit der Predigt des Evangeliums betraut zu werden, so reden wir; - nicht um Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft. So sind wir auch, wie ihr wißt, nie mit Schmeichelworten aufgetreten, noch mit versteckter Habsucht - Gott ist dafür Zeuge -, noch suchten wir Ruhm bei Menschen, weder bei euch noch bei anderen. Obwohl wir als Apostel Christi machtvoll auftreten konnten, waren wir doch in eurer Mitte liebevoll wie eine Mutter, die ihre Kinder hegt. Weil wir uns zu euch hingezogen fühlten, wollten wir euch nicht allein das Evangelium Gottes, sondern auch unser Leben darbieten. So lieb wart ihr uns geworden! Ihr erinnert euch doch, Brüder, unserer Mühen und Beschwerden. Tag und Nacht haben wir gearbeitet, um niemand von euch zur Last zu fallen. So haben wir unter euch das Evangelium Gottes verkündet.  Ihr und Gott seid Zeugen, wie lauter, gerecht und untadelig wir uns euch Glaubenden gegenüber verhalten haben. Ihr wißt, wir haben einen jeden von euch wie ein Vater seine Kinder ermahnt, ermuntert und beschworen, des Gottes würdig zu wandeln, der euch in sein Reich und seine Herrlichkeit berufen hat. Sein ErfolgDarum danken wir auch Gott unablässig dafür, daß ihr, als ihr in unserer Predigt das Wort Gottes hörtet, es nicht als Wort von Menschen angenommen habt, sondern als das, was es in Wahrheit ist, das Wort Gottes, das auch in euch Glaubenden wirksam ist. Brüder, ihr seid in Christus Jesus Nachahmer der Gemeinden Gottes in Judäa geworden, weil ihr von euren Mitbürgern die gleichen Leiden erduldet habt wie jene von den Juden, die auch den Herrn Jesus und die Propheten getötet und uns verfolgt haben, die Gott nicht gefallen und aller Menschen Feinde sind,  die uns hindern, den Heiden zu predigen, damit sie gerettet werden. So machen sie jederzeit das Maß ihrer Sünden voll. Schon ist der Zorn in vollem Maß über sie gekommen.  Sehnsucht nach der GemeindeWir aber, Brüder, die wir uns verwaist fühlten, da wir für kurze Zeit von eurem Anblick, nicht von eurem Herzen getrennt waren, haben uns um so mehr mit großem Verlangen bemüht, euch wiederzusehen.  Hatten wir doch schon beschlossen, zu euch zu kommen, ich selbst, Paulus, ein, zwei Mal, aber der Satan hat uns daran gehindert.  Denn wer ist unsere Hoffnung, unsere Freude, unser Ruhmeskranz vor unserem Herrn Jesus bei seiner Wiederkunft, wenn nicht ihr? Ja, ihr seid unser Ruhm und unsere Freude. Darum hielten wir es nicht länger aus und entschlossen uns, allein in Athen zurückzubleiben,  und schickten Timotheus, unseren Bruder und Gottes Diener bei der Verkündigung des Evangeliums Christi, daß er euch stärke und ermahne in eurem Glauben, damit niemand in den gegenwärtigen Bedrängnissen wankend werde. Ihr wißt ja selbst, daß wir dazu eingesetzt sind.  Schon als wir noch bei euch waren, haben wir euch vorhergesagt, daß wir Drangsale werden erdulden müssen; und ihr wißt, wie es gekommen ist. Darum hielt ich es auch nicht länger aus und sandte ihn zu euch, um zu erfahren, wie es um euren Glauben steht, ob nicht etwa der Versucher euch in Versuchung geführt hat und unsere Mühe vergeblich gewesen war. Der erfreuliche Bericht des TimotheusJetzt aber ist Timotheus von euch zu uns zurückgekehrt und hat uns frohe Kunde von eurem Glauben und eurer Liebe gebracht und uns berichtet, daß ihr uns stets in gutem Andenken haltet und euch sehnt, uns zu sehen - wie auch wir euch. So wurden wir im Blick auf euch, Brüder, in all unserer Not und Bedrängnis durch euren Glauben getröstet. Wenn ihr feststeht im Herrn, leben wir auf! Denn wie können wir Gott euretwegen danken für alle Freude, mit der wir uns euretwegen freuen vor unserem Gott, als Tag und Nacht inständig zu bitten, euch wiederzusehen und an eurem Glauben zu ergänzen, was noch fehlt? Er selbst aber, unser Gott und Vater, und unser Herr Jesus bahne uns den Weg zu euch!  Euch aber möge der Herr wachsen lassen und überreich machen in der Liebe zueinander und zu allen Menschen, wie auch wir sie zu euch haben, um eure Herzen zu stärken, daß ihr untadelig in Heiligkeit vor unserem Gott und Vater dasteht bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen! Amen.  MAHNUNGEN UND LEHREN FÜR DIE GEMEINDEHeiliger WandelWeiterhin, Brüder, bitten und ermahnen wir euch im Herrn Jesus, euch an das zu halten, was ihr von uns empfangen habt, - an das, was nötig ist -, danach zu wandeln und Gott zu gefallen. - Ihr haltet euch auch daran; möget ihr darin fortschreiten! Ihr wißt ja, welche Anweisungen wir euch im Auftrag des Herrn Jesus gegeben haben. Denn das ist der Wille Gottes: Eure Heiligung: daß ihr euch der Unzucht enthaltet, daß ein jeder von euch wisse, seine eigene Frau in Heiligkeit und Ehrbarkeit zu gewinnen, -  nicht in Leidenschaft der Begierde, wie die Heiden, die Gott nicht kennen -, daß keiner sich Übergriffe erlaube und seinen Bruder im Geschäftsleben übervorteile, weil der Herr all dies rächt, wie wir euch schon früher gesagt und bezeugt haben.  Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit, sondern zur Heiligung berufen. Wer dies verwirft, verwirft nicht einen Menschen, sondern Gott, der euch seinen Heiligen Geist verleiht. NächstenliebeÜber die Bruderliebe brauche ich euch nicht zu schreiben. Ihr seid ja selbst von Gott belehrt, einander zu lieben. Und das beweist ihr auch an allen Brüdern in ganz Mazedonien. Wir ermahnen euch aber, Brüder, euch darin immer mehr hervorzutun und eure Ehre darin zu suchen, ein ruhiges Leben zu führen, sich um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern, mit eigenen Händen zu arbeiten, wie wir euch geboten haben,  damit ihr vor den Außenstehenden ehrbar wandelt und auf niemanden angewiesen seid. Das Los der VerstorbenenWir wollen jedoch, Brüder, euch über die Entschlafenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, so auch: Gott wird durch Jesus die Entschlafenen mit ihm führen. Denn das sagen wir euch als ein Wort des Herrn: Wir, die Lebenden, die übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, werden keinesfalls den Entschlafenen zuvorkommen.  Denn der Herr selbst wird beim Befehlsruf, bei des Erzengels Stimme und beim Schall der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Dann werden wir, die Lebenden, die Übrigbleibenden, zugleich mit jenen auf Wolken zur Begegnung mit dem Herrn in die Luft entrückt werden; und so werden wir allezeit beim Herrn sein. Daher tröstet einander mit diesen Worten! WachsamkeitAber über die Zeit und die Stunde braucht man euch, Brüder, nicht zu schreiben. Ihr wißt selbst recht wohl, daß der Tag des Herrn wie ein Dieb in der Nacht kommt. Während die Menschen von Frieden und Sicherheit reden, bricht plötzlich, wie die Wehen über die Schwangere, das Verderben über sie herein, und keinesfalls werden sie ihm entrinnen. Ihr aber, Brüder, seid nicht in der Finsternis, so daß jener Tag euch wie ein Dieb überraschen könnte. Denn ihr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir gehören nicht der Nacht, noch der Finsternis; darum laßt uns nicht schlafen wie die anderen, sondern laßt uns wachsam und nüchtern sein. Wer schläft, schläft bei Nacht, wer trunken ist, ist bei Nacht betrunken. Wir aber, die wir dem Tag gehören, wollen nüchtern sein, anziehen den Panzer des Glaubens und der Liebe und als Helm die Hoffnung auf das Heil. Denn Gott hat uns nicht für das Zorngericht bestimmt, sondern für die Erlangung des Heils durch unseren Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist, damit wir mit ihm vereint leben, ob wir nun wach oder entschlafen sind.  Darum ermahnt und erbaut einander, - wie ihr es auch tut. Letzte ErmahnungenWir bitten aber euch, Brüder, die anzuerkennen, die sich unter euch abmühen, eure Vorsteher im Herrn sind und euch ermahnen.  Haltet sie um ihres Wirkens willen in Liebe über alle Maßen hoch. Lebt miteinander in Frieden! Sodann ermahnen wir euch, Brüder: Weist die Unordentlichen zurecht, richtet die Kleinmütigen auf, nehmt euch der Schwachen an und habt mit allen Geduld. Seht zu, daß niemand Böses mit Bösem vergelte. Strebt im Gegenteil allezeit danach, euch gegenseitig und allen anderen Gutes zu tun! Freut euch allezeit! Betet ohne Unterlaß! Dankt bei allem! Denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch. Löscht den Geist nicht aus!  Verachtet nicht die Prophetengabe! Prüft alles, das Gute behaltet! Haltet euch fern von jeder Art des Bösen! Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre unversehrt euren Geist und untadelig eure Seele und euren Leib bei der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus. Getreu ist, der euch ruft; er wird es auch tun. SchlußBrüder, betet auch für uns. Grüßt alle Brüder mit heiligem Kuß. Ich beschwöre euch beim Herrn: Lest diesen Brief allen Brüdern vor. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch! GrußPaulus, Silvanus und Timotheus an die Gemeinde der Thessalonicher in Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Feierlicher EingangBrüder, wir sind Gott allezeit euretwegen Dank schuldig. So ist es angemessen. Denn euer Glaube wächst immer mehr, und eure gegenseitige Liebe nimmt bei jedem einzelnen von euch zu. Darum rühmen wir selbst uns euer bei den Gemeinden Gottes, wegen eures geduldigen Ausharrens und eurer Treue in allen euren Verfolgungen und Bedrängnissen, die ihr zu ertragen habt.  Sie sind Anzeichen des gerechten Gerichtes Gottes, - dafür, daß ihr des Gottesreiches, für das ihr auch leidet, für würdig erachtet werdet.  Ist es doch gerecht von Gott, euren Bedrängern mit Bedrängnis zu vergelten, und euch, den Bedrängten, mit uns Ruhe zu gewähren bei der Offenbarung des Herrn Jesus mit seinen mächtigen Engeln vom Himmel her, im flammenden Feuer, - wenn er die bestraft, die Gott nicht kennen und dem Evangelium unseres Herrn Jesus nicht gehorchen; sie werden als Strafe ewiges Verderben empfangen, verstoßen vom Angesicht des Herrn und seiner machtvollen Herrlichkeit, wenn er an jenem Tag kommt, um verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert von allen Gläubigen, - weil bei euch unser Zeugnis Glauben gefunden hat!  Darum beten wir auch immer für euch, unser Gott möge euch der Berufung würdig machen und allen Willen zum Guten und das Werk des Glaubens in Kraft vollenden; daß verherrlicht werde der Name unseres Herrn Jesus unter euch und ihr in ihm, gemäß der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus. DIE WIEDERKUNFT CHRISTIDie Vorbedingungen der WiederkunftWir bitten euch aber, Brüder, im Blick auf die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unsere Vereinigung mit ihm,  laßt euch nicht gleich aus der Fassung bringen und erschrecken, weder durch einen Geist, noch durch ein Wort, noch durch einen angeblich von uns geschriebenen Brief, als ob der Tag des Herrn bevorstehe.  Laßt euch in keiner Weise durch irgend jemand täuschen! Denn zuvor muß der Abfall kommen und offenbar werden der Mensch der Gesetzlosigkeit, der Sohn des Verderbens,  der Widersacher, der sich über Gott und alles Heilige erhebt, sich in den Tempel Gottes setzt und sich für Gott ausgibt.  Erinnert ihr euch nicht, daß ich euch das gesagt habe, als ich noch bei euch war? Und ihr wißt, was ihn jetzt noch aufhält, bis daß er offenbar wird - zu seiner Zeit.  Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon wirksam; nur muß erst der zurücktreten, der es noch aufhält. Dann wird der Gesetzlose sich offenbaren. Ihn wird aber der Herr Jesus mit dem Hauch seines Mundes vernichten und durch die Erscheinung seiner Ankunft verderben. Jener kommt mit satanischer Kraft, mit trügerischen Machttaten, Zeichen und Wundern  und mit jeglicher Verführung zur Ungerechtigkeit für die, die verlorengehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, damit sie gerettet würden. Deshalb schickt Gott ihnen die Kraft der Verführung, daß sie der Lüge Glauben schenken, damit alle, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern an der Gottlosigkeit ihr Wohlgefallen hatten, dem Gericht anheimfallen. Tröstliche ErmunterungWir aber sind euretwegen, vom Herrn geliebte Brüder, Gott zu stetem Dank verpflichtet, dafür, daß Gott euch am Anfang zum Heil erwählt hat in der Heiligung des Geistes und durch den Glauben an die Wahrheit. Dazu hat er euch durch unsere Verkündigung des Evangeliums berufen, ihr sollt nämlich die Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus erlangen. So steht denn fest, Brüder, und haltet euch an die Überlieferungen, in denen ihr mündlich oder schriftlich von uns unterwiesen worden seid. Er aber, unser Herr Jesus Christus, und Gott, unser Vater, der uns geliebt und uns in seiner Gnade immerwährenden Trost und gute Hoffnung verliehen hat, tröste eure Herzen und stärke sie zu jedem guten Wort und Werk. VERSCHIEDENE ERMAHNUNGENGebet für den ApostelIm übrigen, Brüder, betet für uns, daß das Wort des Herrn sich rasch ausbreite und verherrlicht werde, wie auch bei euch, und daß wir von den gottlosen und bösen Menschen errettet werden; denn nicht alle finden zum Glauben.  Treu ist aber der Herr; er wird euch stärken und vor dem Bösen bewahren. Wir vertrauen im Herrn auf euch, daß ihr jetzt und fernerhin tut, was wir anordnen. Der Herr aber lenke eure Herzen zur Liebe Gottes und zur Geduld Christi. Warnung vor MüßiggangWir gebieten euch aber, Brüder, im Namen des Herrn Jesus Christus: Haltet euch fern von jedem Bruder, der ein unordentliches Leben führt und nicht nach der Überlieferung lebt, die ihr von uns empfangen habt.  Ihr wißt ja selbst, wie ihr uns nachahmen sollt. Wir haben kein ungeordnetes Leben unter euch geführt und haben uns von niemandem unser Brot schenken lassen. Vielmehr haben wir Tag und Nacht hart und schwer gearbeitet, um keinem von euch zur Last zu fallen. Nicht als hätten wir kein Recht dazu gehabt, sondern um euch ein Beispiel zu geben, dem ihr nachfolgen sollt. Schon als wir bei euch waren, haben wir euch geboten: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen! Wir hören nämlich, daß einige von euch ein unordentliches Leben führen, nicht arbeiten, sondern unnütze Dinge treiben. Solchen Leuten gebieten wir und ermahnen sie im Herrn Jesus Christus, in Ruhe zu arbeiten und ihr eigenes Brot zu essen. Ihr aber, Brüder, werdet nicht müde, Gutes zu tun. Sollte aber einer unserer brieflichen Anordnung nicht gehorchen, so merkt ihn euch und meidet den Umgang mit ihm, damit er beschämt werde. Betrachtet ihn jedoch nicht als Feind, sondern ermahnt ihn wie einen Bruder. SchlußEr aber, der Herr des Friedens, schenke euch immer auf jegliche Weise den Frieden. Der Herr sei mit euch allen. Der Gruß mit meiner, des Paulus, Hand. Das ist das Zeichen in jedem Brief: so schreibe ich. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! GrußPaulus, Apostel Christi Jesu nach dem Auftrag Gottes, unseres Retters, und Christi Jesu, unserer Hoffnung, an Timotheus, seinen echten Sohn im Glauben: Gnade, Erbarmen und Friede von Gott dem Vater und von Christus Jesus, unserem Herrn! DIE RECHTE VERWALTUNG DES HIRTENAMTESKampf gegen die IrrlehrerBei meiner Abreise nach Mazedonien habe ich dich gebeten, in Ephesus zu bleiben, um gewissen Leuten einzuschärfen, nichts Falsches zu lehren  und sich nicht mit Fabeln und endlosen Geschlechtertafeln zu beschäftigen, was eher Streitigkeiten fördert als die göttliche Heilsordnung im Glauben.  Das Ziel der Unterweisung ist Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben. Davon sind einige abgeirrt und haben sich leerem Geschwätz zugewandt. Sie wollen Gesetzeslehrer sein, ohne zu verstehen, was sie sagen, noch worüber sie zuversichtlich urteilen. Wir wissen, daß das Gesetz gut ist, wenn man es dem Gesetz gemäß anwendet. Dabei muß man sich bewußt bleiben, daß das Gesetz nicht für den Gerechten bestimmt ist, sondern für Gesetzlose, Unbotmäßige, Gottlose, Sünder, Lasterhafte, Ruchlose, für Vater- und Muttermörder, Totschläger, Unzüchtige, Knabenschänder, Menschenräuber, Lügner, Meineidige und was sonst noch im Widerspruch steht mit der gesunden Lehre  nach dem Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes, mit dem ich betraut worden bin. Dank für die Berufung zum ApostelIch danke unserem Herrn Christus Jesus, der mir Kraft verliehen hat. Er hat mich für vertrauenswürdig erachtet und zum Dienst bestimmt, obwohl ich früher ein Lästerer, Verfolger und Frevler war. Aber ich fand Erbarmen, weil ich aus Unwissenheit und im Unglauben gehandelt habe, - überschwenglich floß die Gnade unseres Herrn und mit ihr Glaube und Liebe in Christus Jesus. Glaubwürdig ist das Wort und aller Annahme wert, daß Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um die Sünder zu retten. - Unter ihnen bin ich der erste. Gerade deshalb habe ich Erbarmen gefunden, damit an mir als erstem Christus Jesus seine ganze Langmut beweise, zum Vorbild für die, die in Zukunft an ihn glauben und das ewige Leben erlangen sollen. Dem König der Ewigkeit, dem unvergänglichen, unsichtbaren, alleinigen Gott, sei Preis und Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Im Hinblick auf die früher an dich ergangenen prophetischen Worte vertraue ich dir, mein Sohn Timotheus, dieses Gebot an: Kämpfe in ihrer Kraft den guten Kampf!  Bewahre den Glauben und ein gutes Gewissen! Das haben einige preisgegeben und so am Glauben Schiffbruch erlitten, unter ihnen Hymenäus und Alexander, die ich dem Satan übergeben habe, damit sie durch Züchtigung das Lästern verlernen. Fürbittendes GebetVor allem ermahne ich dich, Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen zu verrichten für alle Menschen,  für Könige und alle Obrigkeiten, auf daß wir ein stilles und ruhiges Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit; das ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserem Retter, der will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.  Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen: der Mensch Christus Jesus, der sich zum Lösegeld für alle dahingegeben hat, - das Zeugnis zur festgesetzten Zeit,  für das ich zum Herold und Apostel bestellt bin - ich sage die Wahrheit und lüge nicht -, zum Lehrer der Völker im Glauben und in der Wahrheit. Rechtes Verhalten beim GebetIch will, daß die Männer frei von Zorn und liebloser Gesinnung überall reine Hände zum Gebet erheben. Desgleichen sollen die Frauen in ehrbarer Kleidung beten mit Anstand und Sittsamkeit. Sie sollen sich nicht mit Haarflechten oder Gold oder Perlen oder kostbaren Kleidern schmücken,  sondern, wie es sich für Frauen ziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen, mit guten Werken. Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterordnung. Zu lehren aber erlaube ich einer Frau nicht; auch nicht, über den Mann zu herrschen! - Sie soll still sein! Denn Adam wurde zuerst erschaffen, dann Eva. Und nicht Adam wurde getäuscht, sondern die Frau ließ sich täuschen und übertrat das Gebot. Sie erlangt aber das Heil in der Mutterschaft, wenn sie mit Besonnenheit in Glauben, Liebe und Heiligkeit verharrt. Die kirchlichen ÄmterZuverlässig ist das Wort: Wenn einer nach dem Bischofsamt strebt, begehrt er ein herrliches Amt.  Es ist notwendig, daß der Bischof unbescholten, der Mann nur einer Frau, nüchtern, besonnen, ehrbar, gastfreundlich und zum Lehren befähigt ist,  daß er nicht dem Trunk ergeben und nicht gewalttätig ist, sondern freundlich, friedliebend und frei von Geldgier, daß er dem eigenen Haus gut vorsteht und seine Kinder in Unterordnung und aller Ehrbarkeit hält - denn wenn einer seinem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie wird er für die Kirche Gottes Sorge tragen? Er sei kein Neubekehrter, damit er nicht hochmütig werde und dem Gericht des Teufels verfalle. Es ist auch notwendig, daß er bei denen, die draußen sind, einen guten Ruf hat, damit er nicht der üblen Nachrede verfällt und der Schlinge des Teufels. Ebenso seien die Diakone ehrbar, nicht doppelzüngig, nicht vielem Weingenuß noch schnöder Gewinnsucht ergeben, Männer, die das Geheimnis des Glaubens in reinem Gewissen bewahren. Sie sollen auch zuvor geprüft werden und erst dann das Amt ausüben, wenn sie unbescholten sind. Die Frauen seien ebenso ehrbar, nicht verleumderisch, nüchtern und in allem vertrauenswürdig.  Die Diakone sollen der Mann nur einer Frau sein und ihren Kindern und ihrem Haus gut vorstehen.  Denn die ihren Dienst gut verrichtet haben, erwerben sich einen guten Rang und viel Freimut im Glauben an Christus Jesus.  Die Säule der WahrheitIch schreibe dir das in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen. Wenn sich aber mein Kommen verzögert, weißt du nun, wie man sich im Haus Gottes, das die Kirche des lebendigen Gottes, die Säule und Grundfeste der Wahrheit ist, zu verhalten hat.  Und anerkanntermaßen groß ist das Geheimnis der Frömmigkeit: Er ward geoffenbart im Fleisch, als gerecht erwiesen durch den Geist, geschaut von den Engeln, den Völkern verkündet, geglaubt in der Welt, erhoben in Herrlichkeit. Warnung vor IrrlehrernDer Geist sagt ausdrücklich, daß in späteren Zeiten manche vom Glauben abfallen und Irrgeistern und Lehren von Dämonen folgen werden,  verführt von gleisnerischen Lügnern, von Menschen, die in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind. Sie verbieten zu heiraten und fordern, sich von Speisen zu enthalten, die doch Gott geschaffen hat, damit die Gläubigen, die die Wahrheit erkannt haben, sie mit Dank genießen. Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Dank angenommen wird; es wird nämlich durch das Wort Gottes und das Gebet geheiligt. DAS PERSÖNLICHE VERHALTENVorbildlicher WandelIndem du dies den Brüdern darlegst, wirst du ein trefflicher Diener Christi Jesu sein, der von den Worten des Glaubens und der rechten Lehre lebt, der du gefolgt bist. Aber alberne Altweibergeschichten weise ab! Übe dich in der Frömmigkeit, denn Leibesübung nützt nur zu wenigem, die Frömmigkeit dagegen ist zu allem nützlich, weil sie die Verheißung des Lebens für jetzt und für die Zukunft hat. Glaubwürdig ist das Wort und wert, von allen angenommen zu werden, denn dafür mühen wir uns ab und kämpfen wir, weil wir unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt haben, der der Retter aller Menschen, vornehmlich der Gläubigen ist. Das lehre und schärfe ein! Niemand soll dich wegen deiner Jugend geringschätzen. Sei du aber den Gläubigen ein Vorbild in Wort und Wandel, in der Liebe, im Glauben und in der Reinheit. Bis ich komme, widme dich dem Vorlesen, der Ermahnung und der Lehre.  Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, die auf ein Prophetenwort hin dir unter Handauflegung des Presbyteriums verliehen worden ist.  Dafür trage Sorge, dem gib dich hin, damit dein Fortschreiten allen offenbar werde. Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre! Verharre darin. Wenn du das tust, wird es sowohl dir als auch denen, die dich hören, zum Heil gereichen. Verhalten gegenüber ÄlterenEinen älteren Mann fahre nicht schroff an, sondern ermahne ihn wie einen Vater; jüngere wie Brüder, ältere Frauen wie Mütter, jüngere wie Schwestern in aller Zurückhaltung. Verhalten gegenüber WitwenEhre die Witwen, - die wirklichen Witwen! Wenn aber eine Witwe Kinder oder Enkel hat, sollen diese zunächst lernen, den Pflichten gegen die eigene Familie nachzukommen und ihren Vorfahren den schuldigen Dank abzustatten; denn das ist vor Gott wohlgefällig. Die jedoch wirklich Witwe ist und alleinsteht, setzt ihre Hoffnung auf Gott und verharrt in Bitten und Gebeten Tag und Nacht. Führt sie aber ein ausschweifendes Leben, so ist sie lebendig tot. Das schärfe ihnen ein, damit sie untadelig seien. Wer aber für die Seinen, zumal für seine Hausgenossen, nicht sorgt, hat den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger. Als Witwe soll nur in die Liste eingetragen werden, die wenigstens sechzig Jahre alt ist, nur eines Mannes Frau war  und durch gute Werke einen guten Ruf erworben hat: dadurch, daß sie Kinder gut erzogen, Gastfreundschaft geübt, den Heiligen die Füße gewaschen, Bedrängten Hilfe geleistet und sich sonst guten Werken gewidmet hat. Jüngere Witwen weise ab! Denn wenn sich bei ihnen die Sinnlichkeit regt, wenden sie sich von (dem Dienst für) Christus ab, wollen heiraten und verfallen dem Urteil, die erste Treue gebrochen zu haben. Zudem gewöhnen sie sich daran, müßig in den Häusern herumzulaufen - nicht nur müßig, sondern auch geschwätzig und neugierig, unziemlich redend. Ich will daher, daß die jüngeren heiraten, Mütter werden, ihren Haushalt besorgen und so dem Gegner keinen Anlaß zu übler Nachrede geben. Denn einige haben sich schon abgewandt und folgen dem Satan. Wenn eine gläubige Frau Witwen bei sich hat, stehe sie ihnen bei, damit die Gemeinde nicht belastet werde; so kann diese den wirklichen Witwen beistehen. Verhalten gegenüber PriesternDie Ältesten, die ihr Amt gut verwalten, verdienen doppelte Anerkennung, besonders die sich in Wort und Lehre abmühen.  Denn die Schrift sagt: "Dem dreschenden Ochsen sollst du das Maul nicht verbinden", und ferner: "Der Arbeiter ist seines Lohnes wert."  Nimm keine Klage gegen einen Priester an, es sei denn auf Grund der Aussage von zwei oder drei Zeugen.  Die Sündigen weise in Gegenwart aller zurecht, damit auch die anderen Furcht bekommen.  Ich beschwöre dich vor Gott, Christus Jesus und den auserwählten Engeln, daß du dies ohne Vorurteil befolgst und unparteiisch handelst. Lege keinem voreilig die Hände auf und habe nicht Anteil an fremden Sünden. Bewahre dich rein! Trinke nicht mehr nur Wasser, sondern nimm wegen deines Magens und deiner häufigen Krankheiten etwas Wein. Bei manchen Menschen sind die Sünden schon vor dem Gericht offenkundig, bei anderen kommen sie erst nachher an den Tag. Ebenso sind auch die guten Werke offenbar, und wenn sie es einmal nicht sind, können sie doch nicht verborgen bleiben. Verhalten gegenüber SklavenAlle, die das Sklavenjoch tragen, sollen ihre Herren aller Ehre wert halten, damit der Name Gottes und die Lehre nicht geschmäht werden.  Jene, die Gläubige als Herren haben, sollen sie nicht verachten, weil sie Brüder sind, sondern ihnen noch eifriger dienen, weil sie gläubig sind und Geliebte, die sich des Wohltuns befleißigen. Das lehre und schärfe ein. Warnung vor HabsuchtWenn einer anders lehrt und sich nicht an die heilsamen Worte unseres Herrn Jesus Christus und an die der Frömmigkeit entsprechende Lehre hält, ist er verblendet und versteht nichts. Er leidet an Streit- und Zanksucht. Daraus entstehen Neid, Streit, Lästerung, böse Verdächtigungen, ständige Reibereien, wie sie sinnverwirrte Menschen lieben, die von der Wahrheit abgekommen sind und wähnen, die Frömmigkeit sei eine Erwerbsquelle. Die Frömmigkeit ist in der Tat ein Mittel reichen Erwerbs, wenn sie mit Genügsamkeit verbunden ist; denn wir haben nichts in die Welt hineingebracht und können auch nichts mit hinausnehmen. Haben wir Nahrung und Kleidung, so laßt uns damit zufrieden sein.  Die reich werden wollen, geraten in Versuchung und Fallstricke und viele törichte und schädliche Begierden, die die Menschen in Verderben und Untergang stürzen. Denn die Geldgier ist die Wurzel aller Übel. So manche, die sich ihr hingaben, sind vom Glauben abgeirrt und haben sich viel Leid bereitet. Timotheus als VorbildDu aber, Mann Gottes, fliehe das! Strebe vielmehr nach Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glauben, Liebe, Geduld und Sanftmut.  Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist. Dafür hast du vor vielen Zeugen ein herrliches Bekenntnis abgelegt.  Vor Gott, der allem das Leben gibt, und vor Christus Jesus, der vor Pontius Pilatus das herrliche Bekenntnis abgelegt hat, gebiete ich dir:  Erfülle den Auftrag ohne Fehl und Tadel bis zur Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus, die zur dafür bestimmten Zeit kundtun wird der selige und alleinige Herrscher, der König der Könige und der Herr der Herren, der allein Unsterblichkeit besitzt und in unzugänglichem Licht wohnt, den kein Mensch gesehen hat, noch zu sehen vermag; ihm sei Ehre und Macht in Ewigkeit! Amen. Den Reichen in dieser Welt gebiete ich, nicht hochmütig zu sein und ihre Hoffnung nicht auf den unsicheren Reichtum, sondern auf Gott, der uns alles reichlich zum Genuß gewährt, zu setzen, Gutes zu tun, an guten Werken reich, freigebig und mildtätig zu sein, einen guten Grundstock für die Zukunft zu sammeln, damit sie das wahre Leben erlangen.  Schluß des BriefesO Timotheus, bewahre das anvertraute Gut! Meide unheiliges, leeres Geschwätz und die Streitfragen der lügnerisch so genannten "Erkenntnis",  zu der einige sich bekannt haben und vom Glauben abgeirrt sind. Die Gnade sei mit euch! GrußPaulus, Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes nach der Verheißung des Lebens in Christus Jesus, an Timotheus, seinen geliebten Sohn: Gnade, Erbarmen und Friede von Gott dem Vater und Christus Jesus, unserem Herrn! DankgebetIch danke Gott, dem ich von meinen Vorfahren her mit reinem Gewissen diene, wenn ich in meinen Gebeten Tag und Nacht unablässig deiner gedenke. In Erinnerung an deine Tränen sehne ich mich danach, dich zu sehen, um mit Freude erfüllt zu werden. Erinnere ich mich doch deines aufrichtigen Glaubens, der schon im Herzen deiner Großmutter Loïs und deiner Mutter Eunike wohnte, und - dessen bin ich sicher - auch in dir lebt.  TREUE IM DIENST DES HERRNUnerschrockene Verkündigung des EvangeliumsDeswegen erinnere ich dich, die Gnadengabe Gottes, die kraft der Auflegung meiner Hände in dir ist, neu zu entfachen.  Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Zaghaftigkeit, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit gegeben. So schäme dich nicht des Zeugnisses für unseren Herrn, auch nicht meiner, seines Gefangenen, sondern ertrage mit mir die Leiden für das Evangelium in der Kraft Gottes. Er hat uns errettet und den heiligen Ruf an uns ergehen lassen, nicht auf Grund unserer Werke, sondern nach eigener vorher getroffenen Entscheidung und Gnade, die uns schon vor ewigen Zeiten in Christus Jesus geschenkt, jetzt aber geoffenbart wurde durch das Erscheinen unseres Retters Christus Jesus. Er hat den Tod überwunden und Leben und Unsterblichkeit ans Licht gebracht durch das Evangelium, als dessen Herold, Apostel und Lehrer ich bestellt bin. Darum habe ich dies zu erdulden. Aber ich schäme mich nicht. Ich weiß, auf wen ich mein Vertrauen gesetzt habe, und bin überzeugt, daß er die Macht hat, das mir anvertraute Gut bis zu jenem Tag zu bewahren. Nimm dir die heilsamen Lehren, die du von mir vernommen hast, zum Vorbild im Glauben und in der Liebe in Christus Jesus. Das anvertraute kostbare Gut bewahre durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt. Du weißt, daß sich von mir in Asien alle zurückgezogen haben, darunter Phygelus und Hermogenes. Sein Erbarmen schenke der Herr dem Haus des Onesiphorus, der mich oft erquickt und sich meiner Ketten nicht geschämt hat. Als er nach Rom kam, ruhte er nicht, bis er mich gefunden hatte. Der Herr gewähre ihm, daß er an jenem Tag beim Herrn Erbarmen finde! - Welch wertvolle Dienste er in Ephesus geleistet hat, weißt du am besten. Die apostolische Arbeit und ihr LohnDu nun, mein Sohn, sei stark durch die Gnade Christi Jesu und was du von mir in Gegenwart von vielen Zeugen vernommen hast, das vertraue zuverlässigen Männern an, die geeignet sein werden, auch andere zu belehren. Leide mit als tüchtiger Streiter Christi Jesu! Kein Kriegsdienst Leistender läßt sich in weltliche Geschäfte verwickeln, weil er seinem Kriegsherrn gefallen will. Und wenn jemand am Wettkampf teilnimmt, erhält er nur dann den Siegeskranz, wenn er ordnungsgemäß gekämpft hat. Der Landmann, der sich abmüht, hat als erster Anspruch auf die Früchte. Verstehe wohl, was ich damit sagen will. Der Herr wird dir das nötige Verständnis für alles geben. Behalte im Gedächtnis den Herrn Jesus Christus aus dem Stamm Davids. Er ist von den Toten auferweckt worden, so lautet mein Evangelium, für das ich leide, sogar Fesseln trage, wie ein Übeltäter. - Doch das Wort Gottes ist nicht gefesselt. Deswegen ertrage ich alles um der Auserwählten willen, damit auch sie in Christus Jesus das Heil und ewige Herrlichkeit erlangen.  Es ist ein wahres Wort: Sind wir mit ihm gestorben, so werden wir mit ihm auch leben; harren wir aus, so werden wir mit ihm auch herrschen; verleugnen wir ihn, so wird er auch uns verleugnen; sind wir untreu, so bleibt er doch treu, denn er kann sich nicht selbst verleugnen. VERHALTEN GEGEN DIE IRRLEHREDie Irrlehrer der GegenwartDas bringe in Erinnerung und beschwöre sie vor Gott, sich nicht in Wortgezänk einzulassen; es ist nutzlos und führt die Zuhörer nur ins Verderben. Sei bestrebt, dich vor Gott als ein unerschrockener Arbeiter zu bewähren, der das Wort der Wahrheit richtig vermittelt. Gottloses, leeres Geschwätz meide! Denn die es führen, versinken immer tiefer in Gottlosigkeit, und ihr Geschwätz breitet sich wie ein Krebsgeschwür aus. Zu ihnen gehören Hymenäus und Philetus, die von der Wahrheit abgeirrt sind, da sie behaupten, die Auferstehung sei schon erfolgt, und dadurch den Glauben mancher zu Fall bringen.  Das feste Fundament Gottes jedoch steht und trägt dieses Siegel: "Der Herr kennt die Seinen", und: "Fern halte sich von Ungerechtigkeit jeder, der den Namen des Herrn anruft!"  Aber in einem großen Haus gibt es nicht nur Gefäße aus Gold und Silber, sondern auch aus Holz und Ton; die einen dienen ehrenvollem, die anderen schimpflichem Gebrauch.  Wer sich mit solchen Leuten nicht einläßt, wird zu einem Gefäß, das eine ehrenvolle Bestimmung hat, das geheiligt ist, brauchbar für den Herrn, das zu jedem guten Werk bereitsteht. Fliehe die Begierden der Jugend, strebe aber mit denen, die den Herrn mit reinem Herzen anrufen, nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe und Frieden.  Törichte und alberne Dispute weise ab! Du weißt ja, daß sie nur Streitigkeiten hervorrufen. Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern freundlich sein gegen jedermann, geschickt zum Lehren, Böses geduldig ertragen, voll Milde die Widerspenstigen zurechtweisen - vielleicht gewährt ihnen Gott die Umkehr, so daß sie zur Erkenntnis der Wahrheit und zur Besinnung kommen und der Schlinge des Teufels entrinnen, der sie gefangen genommen und seinem Willen unterworfen hat. Die Irrlehrer der ZukunftDu sollst aber wissen, daß in den letzten Tagen schlimme Zeiten hereinbrechen werden.  Die Menschen werden nämlich selbstsüchtig sein; geldgierig, prahlerisch, hochmütig, lästernd; den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch; zügellos, grausam, dem Guten feind, verräterisch, unbesonnen, aufgeblasen, mehr vergnügungssüchtig als gottesfürchtig, mit dem Schein der Frömmigkeit, deren Kraft verleugnend. - Von solchen Menschen wende dich ab. Zu ihnen gehören jene, die sich in die Häuser einschleichen und Frauen einzufangen suchen, die, mit Sünden beladen, von mancherlei Begierden getrieben werden, die stets lernbegierig sind und doch nie zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen können. Wie Jannes und Jambres sich Mose entgegengestellt haben, so stellen diese sich der Wahrheit entgegen. Sie sind Menschen verdorbenen Sinnes, unbewährt im Glauben. Aber sie kommen nicht weit, denn ihre Torheit wird allen offenbar sein, wie es auch bei jenen der Fall war. Ausdauer in der apostolischen ArbeitDu aber bist mir gefolgt in der Lehre, in der Lebensführung, im Streben, im Glauben, in der Langmut, in der Liebe, in der Standhaftigkeit, in den Verfolgungen und Leiden, wie sie mir in Antiochia, Ikonion und Lystra zugestoßen sind. Was für Verfolgungen habe ich nicht erduldet! Und aus allen hat mich der Herr errettet! So werden auch alle, die in Christus Jesus fromm leben wollen, Verfolgungen erleiden. Schlechte Menschen aber und Betrüger werden es immer schlimmer treiben, sie verführen und werden verführt. Du aber halte fest an dem, was du gelernt und wovon du dich überzeugt hast. Du weißt ja, wer dein Lehrmeister war. Und von Kindheit an kennst du die Heiligen Schriften, die dir Weisheit verleihen, die zum Heil führt durch den Glauben an Christus Jesus. Jede von Gottes Geist eingegebene Schrift ist nützlich zur Belehrung, Widerlegung, Zurechtweisung und zur Erziehung in Gerechtigkeit,  damit der Mann Gottes ausgebildet und zu jedem guten Werk gerüstet sei.  Ich beschwöre dich vor Gott und Christus Jesus, dem einstigen Richter der Lebenden und der Toten, bei seinem Erscheinen und bei seinem Reich: Verkünde das Wort! Tritt dafür ein, ob gelegen oder ungelegen, tadle, weise zurecht und ermahne in aller Geduld und Lehrweisheit. Denn es wird eine Zeit kommen, da man die gesunde Lehre nicht ertragen wird und sich nach den eigenen Begierden eine Menge von Lehrern sucht, um des Ohrenkitzels willen; der Wahrheit verschließt man das Ohr und ergötzt sich an Fabeln. Du aber sei nüchtern in allem, ertrage das Leid, verrichte das Werk eines Evangelisten, erfülle deinen Dienst voll und ganz! Denn ich werde schon geopfert, und die Zeit meiner Auflösung steht bevor.  Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt. Nun liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, - aber nicht nur mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung geliebt haben.  SchlußBeeile dich, bald zu mir zu kommen! Denn Demas hat mich aus Liebe zu dieser Welt verlassen und ist nach Thessalonich gezogen, Kreszenz nach Galatien und Titus nach Dalmatien. Lukas ist allein bei mir. Bringe Markus mit. Ich kann seine Dienste gut gebrauchen. Tychikus habe ich nach Ephesus gesandt. Wenn du kommst, bringe den Mantel mit, den ich in Troas bei Karpus gelassen habe, auch die Bücher, besonders die Pergamente.  Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses zugefügt, - der Herr wird ihm nach seinen Werken vergelten; nimm auch du dich vor ihm in acht! Er ist unseren Worten heftig entgegengetreten. Bei meiner ersten Verteidigung hat mir niemand beigestanden; alle haben mich im Stich gelassen. Möge es ihnen nicht angerechnet werden! Aber der Herr hat mir beigestanden und mir Kraft gegeben, damit durch mich die Verkündigung vollendet werde und alle Völker sie vernehmen könnten, und so wurde ich aus dem Rachen des Löwen errettet.  Bewahren wird mich der Herr vor allem Bösen und mich in sein himmlisches Reich retten. Ihm sei Ehre in alle Ewigkeit! Amen. Grüße Priska und Aquila und das Haus des Onesiphorus. Erastus blieb in Korinth. Trophimus mußte ich in Milet krank zurücklassen. Beeile dich, daß du noch vor dem Winter kommst. Es grüßen dich Eubulus, Pudens, Linus, Klaudia und alle Brüder.  Der Herr sei mit deinem Geist! Die Gnade sei mit euch! GrußPaulus, Knecht Gottes und Apostel Jesu Christi nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und der Erkenntnis der Wahrheit, die zur Frömmigkeit führt auf Grund der Hoffnung auf das ewige Leben, das der untrügliche Gott schon vor ewigen Zeiten verheißen hat, der aber zu der dafür bestimmten Zeit sein Wort durch die Verkündigung geoffenbart hat, mit der ich nach dem Auftrag Gottes, unseres Retters, betraut bin, an Titus, seinen echten Sohn nach dem gemeinsamen Glauben: Gnade und Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Retter. SORGE FÜR DIE KIRCHE AUF KRETAEinsetzung kirchlicher VorsteherIch habe dich deswegen auf Kreta zurückgelassen, damit du das, was noch zu erledigen war, in Ordnung brächtest und in den Städten Älteste einsetzen mögest, wie ich dir aufgetragen habe.  Sie sollen unbescholten und Mann nur einer Frau sein und gläubige Kinder haben, die nicht im Ruf eines liederlichen Lebens stehen oder sich nicht unterordnen können.  Denn ein Bischof muß als Verwalter Gottes unbescholten sein, nicht anmaßend, nicht jähzornig, kein Trunkenbold, nicht gewalttätig, nicht auf schnöden Gewinn bedacht, sondern gastfreundlich, dem Guten zugetan, besonnen, gerecht, fromm und enthaltsam, Er muß am zuverlässigen Wort der Lehre festhalten, damit er fähig sei, nach der gesunden Lehre zu ermahnen und die Widersprechenden zu überführen. Kampf gegen die IrrlehrerDenn es gibt viele Widerspenstige, Schwätzer und Verführer, besonders jene aus der Beschneidung.  Die muß man zum Schweigen bringen, da sie schändlichen Gewinnes wegen lehren, was sich nicht ziemt, und so Familien zerrütten. Einer ihrer eigenen Propheten hat gesagt: "Kreter sind immer Lügner, böse Tiere, faule Bäuche."  Dieses Zeugnis ist wahr. Deshalb weise sie streng zurecht, damit sie im Glauben gesund bleiben und sich nicht auf jüdische Fabeln und Satzungen von Menschen einlassen, die die Wahrheit verwerfen.  Den Reinen ist alles rein; den Befleckten und Ungläubigen aber ist nichts rein, sondern befleckt ist sowohl ihr Verstand als auch ihr Gewissen.  Sie behaupten zwar, Gott zu kennen, verleugnen ihn aber durch ihre Werke. Sie sind verabscheuungswürdig, unbotmäßig und untauglich zu irgendeinem guten Werk. WEISUNGEN FÜR DIE SEELSORGESorge für die einzelnen StändeDu aber verkünde, was der gesunden Lehre entspricht. Die älteren Männer sollen nüchtern sein, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe und in der Geduld. Desgleichen seien die älteren Frauen in ihrer Haltung würdig, nicht verleumderisch, nicht dem Trunk ergeben, bemüht, das Gute zu lehren; sie mögen die jüngeren Frauen anleiten, ihre Männer und Kinder zu lieben, daß sie besonnen und sittsam sowie gute Hausfrauen seien, die sich ihren Männern unterordnen, damit das Wort Gottes nicht gelästert werde. Ebenso ermahne die jüngeren Männer, besonnen zu sein. In allem sei selbst ein Vorbild in guten Werken. In der Lehre zeige Lauterkeit und Würde, deine Rede sei gesund und unanfechtbar, damit der Gegner beschämt werde und uns nichts Böses nachsagen kann. Die Sklaven sollen sich ihren Herren in allem unterordnen, gefällig sein, nicht widersprechen,  nichts unterschlagen, sondern durchaus verläßlich und treu sein, damit sie der Lehre Gottes, unseres Retters, in jeder Hinsicht zur Ehre gereichen. Die Gnade der ErlösungDenn erschienen ist die Gnade Gottes, die allen Menschen das Heil bringt, die uns dazu erzieht, der Gottlosigkeit und den weltlichen Gelüsten zu entsagen und in dieser Welt besonnen, gerecht und fromm zu leben, in Erwartung der seligen Hoffnung und des Erscheinens unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus in Herrlichkeit.  Er hat sich für uns hingegeben, um uns aus aller Ungesetzlichkeit zu erlösen und als sein auserwähltes Volk zu reinigen, das eifrig ist in guten Werken. So rede, ermahne und weise mit aller Entschiedenheit zurecht. - Niemand soll dich verachten! Gehorsam gegenüber der ObrigkeitErinnere sie, der obrigkeitlichen Gewalt untertan, gehorsam und zu jedem guten Werk bereit zu sein,  niemanden zu beschimpfen, nicht streitsüchtig, sondern nachgiebig und gegen jedermann voll Sanftmut zu sein. Denn einst waren auch wir unverständig und ungehorsam, liefen in die Irre, frönten mancherlei Lüsten und Leidenschaften und lebten in Bosheit und Neid dahin; wir waren verhaßt und haßten einander. Als aber die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Retters erschien, hat er uns gerettet, - nicht auf Grund von Werken der Gerechtigkeit, die wir vollbracht hatten, sondern nach seinem Erbarmen: durch das Bad der Wiedergeburt und durch die Erneuerung im Heiligen Geist, den er durch unseren Retter Jesus Christus in reichem Maße über uns ausgegossen hat, damit wir, durch seine Gnade gerechtfertigt, Erben würden des erhofften ewigen Lebens. Warnung vor den IrrlehrernGlaubwürdig ist das Wort, und ich will, daß du mit aller Entschiedenheit darüber sprichst, damit die an Gott Glaubenden darauf bedacht seien, sich guter Werke zu befleißigen. - Das ist gut und nützlich für die Menschen. Aber auf törichte Auseinandersetzungen und Geschlechtertafeln und Zänkereien und Streitigkeiten über das Gesetz laß dich nicht ein! Sie sind nutzlos und unfruchtbar.  Hast du einen Irrlehrer ein- oder zweimal ermahnt, so weise ihn ab. Du weißt, daß ein solcher sich abgewandt hat und sich ob seiner Sünde selbst das Urteil spricht. SchlußSobald ich Artemas oder Tychikus zu dir sende, komm eiligst zu mir nach Nikopolis. Denn ich habe beschlossen, dort den Winter über zu bleiben. Zenas, den Gesetzeslehrer, und Apollos versorge gut für die Reise, damit ihnen nichts fehlt.  Auch die Unsrigen sollen lernen, sich für die notwendigen Bedürfnisse guter Werke zu befleißigen; sonst stehen sie ohne Frucht da.  Es grüßen dich alle, die bei mir sind. Grüße, die uns im Glauben lieben! - Die Gnade sei mit euch allen! GrußPaulus, Gefangener Christi Jesu, und der Bruder Timotheus, an unseren geliebten Mitarbeiter Philemon, und an die Schwester Aphia sowie an Archippus, unseren Mitstreiter, und an die Gemeinde in deinem Haus. Gnade euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus! DankgebetIch danke meinem Gott immerdar, wenn ich in meinen Gebeten deiner gedenke. Höre ich doch von deiner Liebe und deinem Glauben, die du dem Herrn Jesus gegenüber und zu allen Heiligen hast, daß deine Teilhabe am Glauben wirksam werde in der Erkenntnis all des Guten in uns hin zu Christus.  Deine Liebe bereitete mir viel Freude und Trost, weil du durch sie, Bruder, die Herzen der Heiligen erquickt hast.  Fürbitte für OnesimusObwohl ich in Christus die volle Berechtigung hätte, dir zu befehlen, was sich geziemt, ziehe ich es - so wie ich nun bin, Paulus, ein alter Mann, jetzt dazu noch ein Gefangener Christi Jesu - um der Liebe willen vor, dich zu bitten. Ich bitte dich für meinen Sohn Onesimus, den ich in Fesseln gezeugt habe.  Einst war er dir unnütz, jetzt aber ist er von Nutzen sowohl für dich als auch für mich. Ihn, das ist mein Herz, schicke ich dir. Ich wollte ihn bei mir behalten, daß er mir statt deiner in meiner Gefangenschaft für das Evangelium diene.  Aber ohne dein Einverständnis wollte ich nichts tun, damit deine gute Tat nicht unter Zwang, sondern aus freiem Willen erfolge. Denn vielleicht ist er deswegen eine Zeitlang von dir getrennt worden, damit du ihn auf ewig behältst, nicht mehr als Sklaven, sondern mehr als einen Sklaven: als geliebten Bruder, - was er besonders für mich ist, wieviel mehr aber für dich, sowohl menschlich gesehen, als auch im Herrn! Wenn du dich also mit mir verbunden weißt, so nimm ihn auf wie mich selbst. Wenn er dir aber irgendeinen Schaden zugefügt hat oder dir etwas schuldig ist, so schreib es auf meine Rechnung. Ich, Paulus, schreibe es mit eigener Hand: "Ich werde bezahlen!" - Oder soll ich sagen, daß du es auf deine Rechnung schreiben sollst, weil du sogar dich selbst mir schuldig bist? Ja, mein Bruder, ich möchte mich deiner im Herrn erfreuen: Erquicke mein Herz in Christus! Im Vertrauen auf deinen Gehorsam schreibe ich dir. Ich weiß, daß du noch mehr tun wirst, als ich verlange. Zugleich aber bereite mir eine Herberge. Ich hoffe nämlich, daß ich euch durch eure Gebete geschenkt werde. Es grüßen dich Epaphras, mein Mitgefangener in Christus Jesus, sowie Markus, Aristarch, Demas und Lukas, meine Mitarbeiter. Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist! EingangVielmals und auf vielerlei Weise hat Gott vor Zeiten durch die Propheten zu den Vätern gesprochen; am Ende dieser Tage hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben über das All eingesetzt, durch den er auch die Welten erschaffen hat. Dieser ist der Abglanz der Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens und trägt das All durch sein machtvolles Wort. Nachdem er die Reinigung von den Sünden vollzogen hatte, hat er sich zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt. Er ist so viel mächtiger geworden als die Engel, wie der Name, den er geerbt hat, ihren Namen überragt. DIE ERHABENHEIT DES NEUEN BUNDESChristi einzigartige HoheitChristus erhaben über die EngelDenn zu welchem der Engel hat Gott jemals gesagt: "Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt"? Oder "Ich werde ihm Vater und er wird mir Sohn sein"?  Als er aber den Erstgeborenen wieder in die Welt einführt, sagt er: "Und niederwerfen sollen sich vor ihm alle Engel Gottes."  Von den Engeln heißt es: "Er macht seine Engel zu Winden und seine Diener zur Feuerflamme."  Vom Sohn heißt es: "Dein Thron, o Gott, steht immer und ewig, und das Zepter der Gerechtigkeit ist das Zepter deines Reiches.  Du liebst die Gerechtigkeit und haßt die Gesetzlosigkeit, darum hat dich, o Gott, dein Gott mit Freudenöl gesalbt wie keinen deiner Gefährten"; und: "Du hast, o Herr, im Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind das Werk deiner Hände;  sie werden vergehen, du aber bleibst; alle werden veralten wie ein Kleid, du wirst sie aufrollen wie einen Mantel. Wie ein Kleid werden sie ausgewechselt; du aber bist derselbe, und deine Jahre enden nie." Zu welchem Engel hat er jemals gesagt: "Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache"?  Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst für die, die das Heil erben sollen? Gehorsam Christus gegenüberDarum müssen wir um so mehr auf das Gehörte achtgeben, damit wir nicht am Ziel vorbeitreiben. Denn wenn schon das durch Engel verkündete Wort unverbrüchlich war und jede Übertretung und jeder Ungehorsam die gebührende Strafe erfuhr,  wie werden wir (der Strafe) entrinnen, wenn wir ein so großes Heil geringschätzen, das zuerst vom Herrn verkündet und uns dann von Ohrenzeugen bestätigt wurde, für das Gott Zeugnis ablegte durch Zeichen und Wunder und verschiedenartige Machterweise und Zuteilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen? Christus der WeltenkönigDenn nicht Engeln hat er die künftige Welt, von der wir reden, unterworfen. Vielmehr hat irgendwo jemand bezeugt: "Was ist der Mensch, daß seiner du gedenkst, ein Menschensohn, daß seiner du achtest?  Für kurze Zeit hast du ihn unter die Engel gestellt, mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt, alles hast du ihm unter die Füße gelegt." Wenn er ihm alles untergeordnet hat, hat er von der Unterordnung nichts ausgenommen. Jetzt aber sehen wir noch nicht, daß ihm alles untergeordnet ist. Wir sehen Jesus, der für kurze Zeit unter die Engel gestellt war, wegen seines Todesleidens mit Ruhm und Ehre gekrönt. - Hat er doch in Gottverlassenheit für jedermann den Tod gekostet.  Denn der, um dessentwillen und durch den das All ist, fand es, da er viele Söhne zur Herrlichkeit führen wollte, angemessen, den Urheber ihres Heils, durch Leiden zu vollenden;  denn sowohl der Heiligende als auch die Geheiligten stammen alle von einem. Darum schämt er sich auch nicht, sie "Brüder" zu nennen  und zu sagen: "Ich will deinen Namen meinen Brüdern kundtun, inmitten der Gemeinde dich lobpreisen";  und weiter: "Ich will mein Vertrauen auf ihn setzen." Und: "Siehe, hier bin ich mit den Kindern, die Gott mir geschenkt hat."  Weil nun die Kinder Anteil bekommen haben an Blut und Fleisch, erhielt auch er in gleicher Weise daran Anteil, damit er durch den Tod den zunichte mache, der die Macht über den Tod hat, nämlich den Teufel,  und die befreie, die durch Furcht vor dem Tod das ganze Leben lang in Knechtschaft waren. Denn er nimmt sich nicht der Engel an, sondern der Kinder Abrahams. Darum mußte er in allem den Brüdern gleich werden, damit er ein barmherziger und treuer Hoherpriester hinsichtlich der Gott betreffenden Dinge sei, um die Sünden des Volkes zu sühnen. Denn worin er gelitten hat als einer, der selbst versucht wurde, vermag er denen zu helfen, die versucht werden. Christus erhaben über MoseDaher, heilige, der himmlischen Berufung teilhaftige Brüder, schaut hin auf Jesus, den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, der dem, der ihn gemacht hat, treu ist wie Mose in seinem ganzen Haus.  Denn er ist einer größeren Herrlichkeit gewürdigt worden als Mose, wie auch der Erbauer des Hauses mehr Ehre verdient als das Haus. Jedes Haus wird von jemandem erbaut, der aber alles erbaut hat, ist Gott.  Mose war zwar treu in seinem ganzen Haus - als Diener, zum Zeugnis für das, was verkündet werden sollte; Christus aber steht als Sohn über seinem Haus; dessen Haus sind wir, sofern wir an der frohen Zuversicht und an der Hoffnung, der wir uns rühmen, festhalten. Warnung vor dem AbfallWie sagt deshalb der Heilige Geist? "Heute, wenn ihr seine Stimme hört,  verhärtet nicht eure Herzen wie bei der Erbitterung am Tag der Versuchung in der Wüste,  wo mich eure Väter versuchten und prüften und meine Werke gesehen haben vierzig Jahre lang! Darum zürnte ich diesem Geschlecht und sprach: Immerdar irren sie mit dem Herzen; und meine Wege haben sie nicht erkannt. So habe ich geschworen in meinem Zorn: Sie sollen nicht eingehen in meine Ruhe."  Brüder, seht zu, daß in keinem von euch ein böses ungläubiges Herz ist, das vom lebendigen Gott abfällt, sondern ermahnt einander jeden Tag, solange es noch "Heute" heißt, damit niemand von euch durch den Trug der Sünde verhärtet wird. Denn Christi teilhaftig sind wir geworden, - wenn wir nur an der anfänglichen Zuversicht bis ans Ende festhalten! Es heißt: "Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet nicht eure Herzen wie bei der Erbitterung ." Wer waren denn jene, die seine Stimme hörten und sich auflehnten? Waren es nicht alle, die unter Mose aus Ägypten ausgezogen waren? Und wem zürnte er vierzig Jahre lang? Nicht jenen, die gesündigt hatten, deren Leiber in der Wüste dahinsanken? Und wem hat er geschworen, sie sollen nicht eingehen in seine Ruhe, wenn nicht den Ungehorsamen? So sehen wir, daß sie wegen ihres Unglaubens nicht hineinkommen konnten. Aufforderung zur GlaubenstreueSolange die Verheißung, in seine Ruhe einzugehen, noch besteht, laßt uns also voll Sorge darauf bedacht sein, daß niemand von euch erfunden werde, zurückzubleiben. Denn auch wir haben eine frohe Botschaft empfangen, genau wie jene; aber das gehörte Wort hat jenen nicht genützt, die mit dem, was sie gehört haben, nicht durch den Glauben verbunden waren. Denn wir gehen in die Ruhe ein als die Glaubenden; es heißt ja: "So habe ich geschworen in meinem Zorn: Sie sollen nicht eingehen in meine Ruhe!" - obwohl die Werke seit Grundlegung der Welt geschaffen waren.  Es heißt ja an einer Stelle vom siebten Tag: "Gott ruhte am siebten Tag von allen seinen Werken."  Und dann wieder: "Sie sollen nicht eingehen in meine Ruhe!" Da es also dabei bleibt, daß einige in sie eingehen, und die zuerst die frohe Botschaft empfangen haben, wegen ihres Ungehorsams nicht hineingekommen sind, bestimmt er aufs neue einen Tag, ein "Heute", wenn er nach so langer Zeit durch David, wie vorhin gesagt, spricht: "Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet nicht eure Herzen!"  Hätte Josua sie schon in die Ruhe eingeführt, würde er nicht nachträglich von einem anderen Tag reden.  Somit steht für das Volk Gottes noch eine Sabbatruhe aus.  Denn wer in seine Ruhe eingegangen ist, ruht auch von seinen Werken aus, wie Gott von seinen. So laßt uns also eifrig bedacht sein, zu jener Ruhe zu gelangen, damit nicht jemand nach jenem Beispiel des Ungehorsams zu Fall kommt.  Denn Gottes Wort ist lebendig, wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch und scheidet voneinander Seele und Geist, Mark und Bein; es ist ein Richter über die Gedanken und Gesinnungen des Herzens und kein Geschöpf bleibt vor ihm verborgen - alles liegt bloß und offen vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft zu geben haben. Christus erhaben über die Priester des Alten BundesJesus HoherpriesterDa wir also einen erhabenen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, laßt uns am Bekenntnis festhalten!  Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, sondern einen, der in allem ebenso versucht worden ist, doch ohne Sünde blieb. Laßt uns also mit Zuversicht zum Thron der Gnade hintreten, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden, wenn wir der Hilfe bedürfen. Jeder Hohepriester wird nämlich aus den Menschen genommen und für die Menschen in ihren Angelegenheiten bei Gott bestellt, damit er Gaben und Opfer für ihre Sünden darbringe. Er muß mit Unwissenden und Irrenden mitfühlen können, weil er selbst mit Schwachheit behaftet ist, und deshalb muß er, wie für das Volk, so auch für sich selbst wegen der Sünden Opfer darbringen. Und keiner nimmt sich selbst die Würde, er muß vielmehr gleichwie Aaron von Gott berufen werden. So hat auch Christus sich nicht selbst die Würde eines Hohenpriesters verliehen, sondern der verlieh sie ihm, der zu ihm sprach: "Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt."  Und an einer andern Stelle sagt er: "Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung des Melchisedek."  In den Tagen seines Erdenlebens hat er mit starkem Geschrei und unter Tränen Bitten und Flehen vor den gebracht, der ihn aus dem Tod erretten konnte, und wurde erhört wegen seiner Gottesfurcht.  Obwohl er Sohn war, lernte er an seinem Leiden zu gehorchen, und vollendet, wurde er für alle, die ihm gehorchen, Urheber ewigen Heiles, von Gott als Hoherpriester nach der Ordnung des Melchisedek bezeichnet. Streben nach VollkommenheitDarüber hätten wir noch viel zu sagen, aber es ist schwer darzulegen, da eure Ohren träge geworden sind.  Der Zeit nach solltet ihr schon Lehrer sein, statt dessen bedürft ihr selbst wieder des Unterrichtes in den Anfangsgründen der göttlichen Lehre; ihr braucht Milch statt fester Nahrung. Wer noch Milch bekommt, ist unerfahren in der richtigen Rede; er ist noch unmündig. Den Erwachsenen dagegen, deren Sinne durch Übung geschult sind, Gut und Böse zu unterscheiden, gebührt feste Speise. Deshalb wollen wir die Grundbegriffe der Lehre Christi übergehen und uns den höheren Dingen zuwenden - nicht aufs neue den Grund legen mit Aussagen über die Abkehr von toten Werken, über den Glauben an Gott,  über die Lehre von den Taufen, von der Handauflegung, von der Auferstehung der Toten und vom ewigen Gericht; dies wollen wir tun, wenn Gott es gestattet. Denn es ist unmöglich, den, der einmal erleuchtet wurde, die Gabe des Himmels genossen und den Heiligen Geist empfangen,  das herrliche Gotteswort und die Kräfte der künftigen Welt gekostet hat und doch abgefallen ist, den, der noch einmal für sich selbst den Sohn Gottes ans Kreuz schlägt und ihn dem Gespött preisgibt, wieder durch Umkehr zu erneuern.  Denn das Land, das den reichlich niederströmenden Regen aufnimmt und denen, derentwillen es bestellt wird, gute Frucht bringt, empfängt von Gott Segen, bringt es aber Dornen und Disteln hervor, ist es unbrauchbar, dem Fluch nahe, am Ende wird es verbrannt. Freudige HoffnungObwohl wir so reden, nehmen wir von euch, Geliebte, doch das Bessere an: daß ihr das Heil erlangt. Denn Gott ist nicht ungerecht, daß er euer Wirken und eure Liebe vergäße, die ihr um seines Namens willen bewiesen habt, indem ihr den Heiligen gedient habt und noch dient. Wir wünschen nur, jeder von euch möge für die Fülle der Hoffnung den gleichen Eifer zeigen bis zum Ende, daß ihr nicht erlahmt, sondern Nachahmer derer werdet, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen erben. Denn dem Abraham hat Gott die Verheißung gegeben, und da er bei keinem Höheren schwören konnte, schwur er bei sich selbst  und sprach: "Fürwahr, segnend will ich dich segnen, und mehrend will ich dich mehren." Abraham harrte geduldig aus, und so erlangte er, was ihm verheißen war. Menschen schwören nämlich bei einem Höheren, und der Eid dient zur Bekräftigung und setzt aller Widerrede Grenzen. Weil nun Gott den Erben der Verheißung die Unwandelbarkeit seines Willens beweisen wollte, hat er sich mit einem Eid verbürgt, damit wir an zwei unwandelbaren Tatsachen, in denen Gott nicht täuschen konnte, einen festen Rückhalt haben, wenn wir uns an die vor uns liegende Hoffnung klammern.  Sie ist für unsere Seele ein sicherer, fester Anker, der hinter den Vorhang bis in das Innere hinein reicht,  wohin als Vorläufer Jesus für uns eingegangen ist, nach der Ordnung des Melchisedek Hoherpriester geworden für die Ewigkeit. Jesus Hoherpriester nach der Ordnung des MelchisedekDieser Melchisedek war König von Salem und Priester des höchsten Gottes. Er ging Abraham bei dessen Heimkehr von der Niederwerfung der Könige entgegen und segnete ihn.  Abraham gab ihm von allem den Zehnten. Der Name Melchisedek bedeutet "König der Gerechtigkeit", er war König von Salem, das heißt König des Friedens.  Er steht da ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum, ohne Anfang der Tage und ohne Ende des Lebens, - so ist er dem Sohn Gottes gleichgestaltet und bleibt Priester für immer.  Bedenkt nun, wie groß der ist, dem Abraham, der Stammvater, den Zehnten von den erlesensten Beutestücken gab. Wohl haben auch die Leviten, die das Priesteramt erhalten haben, nach dem Gesetz das Recht, vom Volk, das heißt von ihren Brüdern, obwohl sie von Abraham abstammen, den Zehnten zu erheben.  Der aber, dessen Geschlecht nicht zu ihnen zählt, hat von Abraham den Zehnten erhoben und den Träger der Verheißungen gesegnet. Ohne alle Zweifel wird aber das Geringere vom Höheren gesegnet. Hier nehmen sterbliche Menschen den Zehnten, dort aber einer, von dem bezeugt ist, daß er lebt. So hat sozusagen auch Levi, der den Zehnten empfängt, in Abraham den Zehnten entrichtet;  denn er war noch in den Lenden des Vaters, als ihm Melchisedek begegnet ist. Jesu Erhabenheit über das levitische PriestertumWenn nun durch das levitische Priestertum die Vollendung gekommen wäre, - das Volk ist ja auf dieses hin gesetzlich verpflichtet worden -, wäre es dann noch nötig gewesen, nach der Ordnung des Melchisedek einen anderen Priester zu bestellen und ihn nicht nach der Ordnung Aarons zu benennen? Wird das Priestertum verändert, wird notwendigerweise auch das Gesetz verändert. Denn der, auf den sich dieser Ausspruch bezieht, gehört einem anderen Stamm an, von dem keiner dem Altar gedient hat.  Bekanntlich ist ja unser Herr dem Stamm Juda entsprossen, von dem Mose - was Priester betrifft - nichts gesagt hat. Noch viel klarer wird die Sache, wenn nach der Art des Melchisedek ein anderer Priester aufgestellt wird, der es nicht nach dem Gesetz einer am Fleisch hängenden Satzung, sondern nach der Kraft unvergänglichen Lebens geworden ist. Denn ihm wird bezeugt: "Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung des Melchisedek."  Damit ist das früher gegebene Gebot aufgehoben, weil es kraft- und nutzlos war. Das Gesetz hat ja nichts zur Vollendung gebracht, doch leitete es zu einer besseren Hoffnung über, durch die wir Gott nahen.  Auch geschah es nicht ohne Eidschwur. - Jene sind ohne Eidschwur Priester geworden, dieser dagegen kraft eines Eidschwures durch den, der zu ihm sprach: "Geschworen hat der Herr und wird es nicht bereuen: Du bist Priester in Ewigkeit". Insofern ist Jesus auch Bürge eines höheren Bundes geworden. Dort gab es Priester in großer Zahl, weil der Tod sie am Bleiben hinderte, er aber, der in Ewigkeit bleibt, hat ein unvergängliches Priestertum. Darum vermag er auch für immer die zu retten, die durch ihn vor Gott hintreten; er lebt ja immerdar, um für sie einzutreten. Denn ein so beschaffener Hoherpriester war uns auch angemessen: Heilig, frei vom Bösen, rein, nicht aus der Reihe der Sünder, sondern über die Himmel erhoben;  der es nicht wie die anderen Hohenpriester nötig hat, Tag für Tag zuerst für seine eigenen Sünden Opfer darzubringen und dann für die Sünden des Volkes; denn dies hat er ein für allemal getan, als er sich selbst zum Opfer darbrachte. Das Gesetz bestellt nämlich zu Hohenpriestern Menschen, die mit Schwachheit behaftet sind, aber das Wort der eidlichen Versicherung, das nach dem Gesetz erging, setzt den für die Ewigkeit vollendeten Sohn ein. Christi Opfer erhaben über die Opfer des Alten BundesChristi Priesterdienst im HimmelDie Hauptsache bei dem Gesagten ist: Wir haben einen Hohenpriester, der sich zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel gesetzt hat. Er ist Diener des Heiligtums und des wahren Zeltes, das der Herr, nicht ein Mensch, errichtet hat.  Jeder Hohepriester wird nämlich dazu bestellt, Gaben und Opfer darzubringen. Darum muß auch dieser etwas darzubringen haben. Wäre er nun auf Erden, könnte er gar nicht Priester sein; hier gibt es schon solche, die nach dem Gesetz Gaben darbringen.  Sie dienen nur dem Abbild und Schatten des Himmlischen. - Als Mose sich anschickte, das Zelt nach Gottes Anweisung zu vollenden, sagte Gott nämlich: "Siehe zu, daß du alles nach dem Vorbild machst, das dir auf dem Berg gezeigt wurde."  Er hat nun einen um so erhabeneren Dienst erhalten, als er auch der Mittler eines besseren Bundes ist, der auf höhere Verheißungen hin eingerichtet wurde. Wäre nämlich jener erste ohne Mängel gewesen, brauchte er nicht durch einen zweiten ersetzt zu werden.  Denn sie tadelnd wird gesagt: "Seht, Tage kommen, spricht der Herr, da schließe ich einen neuen Bund mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda.  Nicht einen Bund, wie ich ihn mit ihren Vätern geschlossen habe, als ich ihre Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen. Denn sie selbst sind in meinem Bund nicht geblieben, und ich habe ihrer nicht mehr geachtet, spricht der Herr. Das ist der Bund, den ich in jenen Tagen mit dem Haus Israel schließen werde, spricht der Herr: Ich lege mein Gesetz in ihr Inneres und schreibe es in ihre Herzen; ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. Und keiner braucht mehr seinen Mitbürger, keiner seinen Bruder zu lehren: Erkenne den Herrn! , weil alle, groß und klein, mich kennen werden, weil ich gnädig sein werde gegenüber ihren Ungerechtigkeiten und ihrer Sünden nicht mehr gedenke." Wenn er von einem neuen Bund spricht, hat er den ersten für veraltet erklärt; was aber veraltet und greisenhaft geworden ist, ist dem Verschwinden nahe. Die unvollkommenen alten OpferZwar hatte auch der alte Bund Vorschriften für den Gottesdienst und ein irdisches Heiligtum. Ein Zelt wurde nämlich aufgerichtet, in dessen vorderem Raum sich der Leuchter befand und der Tisch mit den Schaubroten; dieser Raum wird das "Heilige" genannt.  Hinter dem zweiten Vorhang war das Zelt, das das Allerheiligste genannt wird, mit dem goldenen Rauchopferaltar und der Bundeslade, die ringsum mit Gold überzogen war. In ihr befanden sich das goldene Gefäß mit Manna, der Stab Aarons, der Blätter getrieben hatte, und die Bundestafeln;  über ihr waren die Kerubim der Herrlichkeit, die die Sühnestätte überschatteten. Davon soll jetzt im einzelnen nicht gesprochen werden.  Nachdem dies so eingerichtet war, betreten die Priester das vordere Zelt jederzeit, um gottesdienstliche Handlungen zu verrichten.  Das andere dagegen betritt allein der Hohepriester einmal im Jahr, nicht ohne Blut, das er für seine und des Volkes Vergehen darbringt.  Dadurch deutet der Heilige Geist an, daß der Zugang zum Allerheiligsten noch nicht offenbar geworden ist, solange das erste Zelt Bestand hat. Das ist ein Gleichnis für die gegenwärtige Zeit, werden doch in diesem Zelt Gaben und Opfer dargebracht, die nicht die Kraft haben, die im Gewissen vollkommen zu machen, die am Gottesdienst teilnehmen.  Sie werden dargebracht auf Grund von Satzungen des Fleisches, die zu denen für Speise und Trank und allerlei Waschungen hinzukommen und nur bis zur Zeit der Neuordnung Geltung haben. Christi unendlich vollkommenes OpferChristus aber, der als Hoherpriester der künftigen Güter kam, ist durch das größere und vollkommenere Zelt, das nicht von Menschenhand gemacht und überhaupt nicht von dieser Welt ist, auch nicht mit dem Blut von Böcken und Rindern, sondern mit seinem eigenen Blut ein für allemal in das Allerheiligste hineingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben. Denn wenn das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer Kuh, womit man die Unreinen besprengt, die Reinheit des Fleisches bewirkt,  um wieviel mehr wird das Blut Christi, der sich kraft des ewigen Geistes selbst als makelloses Opfer Gott dargebracht hat, unser Gewissen von toten Werken reinigen, damit wir dem lebendigen Gott dienen!  Jesus der Mittler des Neuen BundesDeshalb ist er der Mittler des Neuen Bundes, damit, nachdem er die Menschen von den Übertretungen zur Zeit des ersten Bundes durch seinen Tod erlöst hat, die Berufenen die Verheißung des ewigen Erbes erlangen. Bei einem Testament muß nämlich zuvor der Tod des Erblassers nachgewiesen werden.  Denn ein Testament wird erst bei eingetretenem Tod rechtsgültig, da es keine Gültigkeit hat, solange der Erblasser noch lebt. Daher ist auch der Alte Bund nicht ohne Blut eingeweiht worden; nachdem nämlich Mose dem ganzen Volk alle Gebote des Gesetzes verkündet hatte, nahm er das Blut von Rindern und Böcken nebst Wasser, roter Wolle und Ysop, besprengte damit das Buch sowie das ganze Volk  und sprach: "Dies ist das Blut des Bundes, den Gott für euch angeordnet hat." In gleicher Weise besprengte er mit dem Blut auch das Zelt und alle gottesdienstlichen Geräte.  Ja, fast alles wird nach dem Gesetz mit Blut gereinigt, und ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung.  So müssen also die Abbilder der himmlischen Dinge durch diese Mittel gereinigt werden, die himmlischen Dinge selbst aber durch bessere Opfer als jene. Denn Christus ist nicht in ein Heiligtum, das von Menschenhand gemacht und nur ein Abbild des wahren ist, eingetreten, sondern in den Himmel selbst, um nunmehr vor dem Angesicht Gottes für uns einzutreten. Er ist auch nicht eingetreten, um sich selbst des öfteren als Opfer darzubringen, wie der Hohepriester, der Jahr für Jahr mit fremdem Blut in das Allerheiligste eintritt; sonst hätte er ja seit Erschaffung der Welt auch oftmals leiden müssen. - Nun ist er aber einmal am Ende der Zeiten erschienen, um durch sein Opfer die Sünde zu tilgen. Und wie es dem Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben und darauf das Gericht folgt, so hat sich auch Christus einmal zum Opfer dargebracht, um die Sünden der vielen hinwegzunehmen. - Das zweite Mal wird er ohne Beziehung zur Sünde erscheinen zum Heil derer, die auf ihn warten.  Das einzige wahre OpferDas Gesetz ist ein Schatten der künftigen Güter, nicht das Urbild der Dinge. Darum ist es niemals imstande, durch die gleichen, alljährlich wiederkehrenden Opfer, die Opfernden zur Vollkommenheit zu führen.  Denn hätte man, wenn die Opfernden nach einmaliger Reinigung kein Sündenbewußtsein mehr gehabt hätten, nicht mit den Opfern aufgehört?  Durch sie wird vielmehr die Erinnerung an die Sünden in jedem Jahr neu wachgerufen.  Es ist unmöglich, daß das Blut von Stieren und Böcken Sünden hinwegnimmt. Darum sagt er bei seinem Eintritt in die Welt: "Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir geschaffen.  An Brand- und Sühnopfern hast du kein Wohlgefallen gehabt. Da sagte ich: Siehe, ich komme, wie in der Buchrolle von mir geschrieben steht, deinen Willen, o Gott, zu erfüllen." Oben sagt er: "Schlacht- und Speiseopfer, Brand- und Sühnopfer hast du nicht gewollt. Du hast daran kein Wohlgefallen gehabt", und doch werden sie nach dem Gesetz dargebracht. Dann fährt er fort: "Siehe, ich komme, deinen Willen zu erfüllen." - Damit hebt er das erste auf, um das zweite in Kraft zu setzen;  kraft dieses Willens sind wir ein für allemal geheiligt durch die Hingabe des Leibes Jesu Christi. Jeder Priester steht Tag für Tag im Dienst und bringt oftmals dieselben Opfer dar, die doch niemals die Kraft haben, Sünden zu tilgen. Dieser aber hat nur ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht und sich dann für immer zur Rechten Gottes gesetzt. Nun wartet er nur noch, "bis seine Feinde ihm zum Schemel für seine Füße gemacht werden."  Mit dem einmaligen Opfer hat er ein für allemal die zur Vollendung geführt, die geheiligt werden. Das bezeugt uns auch der Heilige Geist. Denn nachdem er gesagt hat: "Das ist der Bund, den ich mit ihnen schließe nach jenen Tagen", sagt der Herr: "Ich lege mein Gesetz in ihr Herz und schreibe es in ihre Seele,  und ihrer Sünden und Frevel werde ich keineswegs mehr gedenken." Wo aber diese vergeben sind, bedarf es keines Opfers mehr für die Sünde. STANDHAFTES BEKENNTNIS ZUM NEUEN BUNDMahnung zur BeharrlichkeitDa wir also, Brüder, die Zuversicht haben, durch das Blut Jesu in das Allerheiligste einzutreten, - diesen neuen, lebendigen Weg durch den Vorhang, das ist durch sein Fleisch, hat er uns eröffnet -, und da wir einen Hohenpriester über das Haus Gottes haben, laßt uns mit aufrichtigem Herzen voll Glaubenszuversicht hinzutreten, die Herzen gereinigt vom bösen Gewissen, und den Leib gewaschen mit reinem Wasser.  Laßt uns festhalten am unwandelbaren Bekenntnis unserer Hoffnung; - denn treu ist, der die Verheißung gegeben hat -, laßt uns auch darauf bedacht sein, einander zur Liebe und zu guten Werken anzuspornen, euren Versammlungen nicht fernzubleiben, - wie es einigen zur Gewohnheit geworden ist -, vielmehr einander aufzumuntern, und das um so mehr, als ihr herannahen seht den Tag.  Denn wenn wir nach Erkenntnis der Wahrheit vorsätzlich sündigen, gibt es für die Sünden kein Opfer mehr, sondern die schreckliche Erwartung des Gerichts und der Feuersglut, die die Widerspenstigen verzehren wird. Hat jemand das Gesetz des Mose übertreten, wird er auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen ohne Erbarmen mit dem Tod bestraft.  Was glaubt ihr, eine wieviel schwerere Strafe der verdient, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt, das Blut des Bundes, durch das er geheiligt worden ist, geringschätzt und den Geist der Gnade schmäht? Wir kennen doch den, der gesagt hat: "Mein ist die Rache. Ich will vergelten." Und weiter: "Der Herr wird sein Volk richten."  Schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen! Standhaftigkeit im GlaubenGedenkt der früheren Tage, in denen ihr nach eurer Erleuchtung so manchen Leidenskampf bestanden habt.  Ihr wurdet Beschimpfungen und Drangsalen preisgegeben oder wart Leidensgenossen derer, die davon betroffen waren. Mit den Gefangenen habt ihr gelitten und den Raub eurer Güter freudig ertragen, da euch bewußt war, etwas Besseres und Bleibendes zu besitzen. So werft denn eure Zuversicht nicht weg; sie bringt reichen Lohn! Ihr bedürft aber der Geduld, um den Willen Gottes zu erfüllen und so die Verheißung zu empfangen. Denn: "Nur ein Weilchen noch. Dann kommt, der da kommen soll, und wird nicht säumen.  Mein Gerechter aber wird aus dem Glauben leben; weicht er zurück, hat meine Seele an ihm kein Wohlgefallen." Wir aber gehören nicht zu denen, die zurückweichen und zugrunde gehen, sondern zu denen, die glauben und das Leben erwerben. Vorbilder des GlaubensDer Glaube ist aber das feste Vertrauen auf das, was man erhofft, die Überzeugung von dem, was man nicht sieht. In diesem Glauben sind die Alten bezeugt worden.  Auf Grund von Glauben gewinnen wir die Einsicht, daß die Welten durch Gottes Wort erschaffen sind, daß also nicht aus Erscheinungen das Sichtbare geworden ist.  Auf Grund von Glauben brachte Abel Gott ein wertvolleres Opfer dar als Kain. Dafür erhielt er das Zeugnis, daß er gerecht sei; das bezeugte ihm Gott angesichts seiner Gaben, und durch ihn, obwohl gestorben, redet er noch.  Auf Grund von Glauben ward Henoch entrückt, so daß er den Tod nicht sah. Man fand ihn nicht mehr, weil Gott ihn entrückt hatte. Denn vor seiner Entrückung ward ihm bezeugt, daß er Gott wohlgefalle.  Ohne Glauben aber ist es unmöglich, Gott zu gefallen, denn wer Gott nahen will, muß glauben, daß er ist und daß er die, die ihn suchen, belohnt.  Auf Grund von Glauben wurde Noach über die noch nicht sichtbaren Dinge belehrt, baute in frommer Scheu die Arche zur Rettung seiner Familie, sprach durch ihn (den Glauben) der Welt das Urteil und wurde Erbe der dem Glauben entsprechenden Gerechtigkeit.  Auf Grund von Glauben wurde Abraham berufen und gehorchte, in ein Land zu ziehen, das er zum Erbe erhalten sollte. Er zog aus, ohne zu wissen, wohin er komme.  Auf Grund von Glauben ließ er sich im Land der Verheißung als Fremdling nieder; er wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben der gleichen Verheißung. Denn er erwartete die festgegründete Stadt, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.  Auf Grund von Glauben empfing auch Sara trotz ihres vorgerückten Alters Kraft zur Mutterschaft, weil sie den für treu hielt, der die Verheißung gegeben hatte.  Darum sind auch von dem einen, und dazu noch erstorbenen Mann, Nachkommen entsprossen: zahlreich wie die Sterne am Himmel und unzählbar wie der Sand am Ufer des Meeres.  Im Glauben starben sie alle, ohne die Verheißung erlangt zu haben. Sie sahen und begrüßten sie nur von fern und bekannten: "Wir sind Fremdlinge und Pilger auf Erden".  Die so reden, geben zu verstehen, daß sie eine Heimat suchen. Hätten sie an jene gedacht, aus der sie ausgezogen waren, so hätten sie ja Zeit gehabt, dahin zurückzukehren. Sie aber sehnten sich nach einer besseren, nämlich der himmlischen Heimat. Darum schämt sich ihrer Gott nicht, ihr Gott genannt zu werden, er hat ihnen nämlich eine Stadt bereitet. Auf Grund von Glauben brachte Abraham den Isaak zum Opfer, als er auf die Probe gestellt wurde. Er opferte seinen einzigen Sohn, obwohl er die Verheißung empfangen hatte  und ihm gesagt war: "Durch Isaak sollst du Nachkommen erhalten." Er dachte, daß Gott auch die Macht habe, von den Toten zu erwecken, woraufhin er ihn auch als Gleichnis zurückerhielt.  Auf Grund von Glauben gab Isaak Jakob und Esau den Segen für ihre Zukunft.  Auf Grund von Glauben segnete Jakob auf dem Sterbelager die beiden Söhne Josefs und betete an über der Spitze seines Stabes.  Auf Grund von Glauben gedachte Josef bei seinem Tod des Auszuges der Kinder Israels und gab Anweisung wegen seiner Gebeine.  Auf Grund von Glauben wurde Mose nach seiner Geburt drei Monate lang von seinen Eltern verborgen gehalten, weil das Kind ihnen so lieblich erschien; der Befehl des Königs vermochte sie nicht zu schrecken.  Auf Grund von Glauben verschmähte es Mose, groß geworden, Sohn der Pharaotochter genannt zu werden; er wollte lieber mit dem Volk Gottes Ungemach erdulden, als kurzen Genuß der Sünde zu haben, die Schmach des Gesalbten hielt er für einen größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens - denn er sah auf die Belohnung.  Auf Grund von Glauben verließ er Ägypten, ohne den Zorn des Königs zu fürchten; als ob er den Unsichtbaren sähe, hielt er stand.  Auf Grund von Glauben veranstaltete er das Paschafest und die Besprengung mit Blut, damit der Würgengel die Erstgeborenen nicht antaste. Auf Grund von Glauben zogen sie durch das Rote Meer wie über trockenes Land, indes die Ägypter bei dem Versuch von den Fluten verschlungen wurden. Auf Grund von Glauben fielen die Mauern von Jericho, nachdem man sieben Tage um sie herumgezogen war.  Auf Grund von Glauben kam die Dirne Rahab nicht mit den Ungehorsamen um, weil sie die Kundschafter friedlich aufgenommen hatte.  Was soll ich noch weiter sagen? Es fehlt mir die Zeit, auf alle einzugehen: Auf Gideon, Barak, Simson, Jiftach, David, Samuel und die Propheten, die durch Glauben Königreiche bezwangen, Recht schafften, Verheißungen empfingen, Löwenrachen schlossen, die Macht des Feuers auslöschten, der Schärfe des Schwertes entrannen, aus Schwachheit zu Kraft kamen, Helden wurden im Kampf und fremde Heere in die Flucht schlugen. Frauen erhielten durch Wiedererweckung ihre Toten zurück. Andere wurden gefoltert, weil sie auf die Freilassung verzichteten, um zu einer desto herrlicheren Auferstehung zu gelangen. Wieder andere machten Bekanntschaft mit Spott, Schlägen, ja Ketten und Kerker, wurden gesteinigt, zersägt, starben durch das Schwert. In Schaf- und Ziegenfellen zogen sie umher, litten Mangel, Drangsal und Qual. Die Welt war ihrer nicht wert! Sie irrten umher in Wüsten, auf Bergen, in Höhlen und Klüften der Erde. Sie haben alle durch den Glauben ein herrliches Zeugnis erworben, aber die Verheißung haben sie nicht erlangt, weil für uns Gott etwas Besseres vorgesehen hat, damit sie nicht ohne uns vollendet würden.  Leiden und KroneDa wir nun von einer so großen Wolke von Zeugen umgeben sind, laßt uns alles, was uns beschwert, ablegen, besonders die Sünde, die uns umstrickt, und mit Ausdauer in dem vor uns liegenden Wettkampf laufen, hinschauend auf Jesus, den Urheber und Vollender des Glaubens, der wegen der vor ihm liegenden Freude den Kreuzestod erduldete und der Schmach nicht achtete und nun zur Rechten des Thrones Gottes sitzt. Betrachtet ihn, der von den Sündern so schweren Widerspruch gegen sich ertrug, damit ihr nicht müde werdet und den Mut nicht sinken laßt. Noch habt ihr im Kampf gegen die Sünde nicht bis aufs Blut widerstanden. Und ihr habt die Mahnung vergessen, die an euch wie an Söhne ergeht: "Mein Sohn, achte die Züchtigung des Herrn nicht gering und verzage nicht, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst!  Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er und schlägt jeden, den er als Sohn annimmt." Im Blick darauf, daß es Züchtigung ist, haltet aus! Gott verfährt mit euch wie mit Söhnen. Wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?  Bliebet ihr ohne Züchtigung, unter der doch alle stehen, so wäret ihr unechte, nicht wahre Söhne.  Ferner: unsere leiblichen Väter haben uns gezüchtigt, und wir hatten Achtung vor ihnen, sollten wir uns dann nicht viel mehr dem geistlichen Vater unterordnen und dadurch leben? Denn jene züchtigten uns nur für kurze Zeit nach ihrem Gutdünken; er aber tut es zu unserem Besten, damit wir Anteil bekommen an seiner Heiligkeit. Zwar bringt jede Züchtigung für den Augenblick nicht Freude, sondern Trauer. Später aber bringt sie denen, die durch sie geschult sind, die friedvolle Frucht der Gerechtigkeit. Darum stärkt die erschlafften Hände und festigt die wankenden Knie und macht gerade die Wege für eure Füße, damit das Lahme nicht vom Weg abkommt, sondern vielmehr geheilt werde.  Warnung vor dem AbfallZusammen mit allen erstrebt Frieden und die Heiligung, ohne die niemand den Herrn schauen wird. Achtet darauf, daß keiner die Gnade verscherzt, daß kein Giftkraut aufschießt und Schaden anrichtet und viele befleckt werden,  daß nicht jemand ein Unzüchtiger und Unreiner ist wie Esau, der für ein einziges Gericht sein Erstgeburtsrecht verkaufte!  Ihr wißt ja, daß er später, als er den Segen haben wollte, verworfen wurde, er fand nämlich keinen Raum der Umkehr, obgleich er mit Tränen danach suchte.  Ihr seid nicht hinzugetreten zu einem berührbaren und im Feuer lodernden Berg, nicht zu Rauch und Finsternis und Sturm,  zu Posaunenschall und Donnerstimme, bei der die Zuhörer baten, es möchte die Rede nicht weiter an sie ergehen;  sie ertrugen nämlich nicht das Gebot: "Wenn auch nur ein Tier den Berg berührt, soll es gesteinigt werden."  Ja, so furchtbar war die Erscheinung, daß Mose sagte: "Ich bin voll Furcht und Zittern."  Ihr seid hinzugetreten zum Berg Zion und der Stadt des lebendigen Gottes, zum himmlischen Jerusalem, zu den Myriaden von Engeln, zur festlichen Versammlung  und zur Festgemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel aufgezeichnet sind, und zu Gott, dem Richter aller, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten, und zu Jesus, dem Mittler des Neuen Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das mächtiger redet als das des Abel. Seht zu, daß ihr den Redenden nicht abweist! Denn wenn schon jene der Strafe nicht entgingen, die den ablehnten, der auf Erden seine Weisungen gab, wieviel weniger wir, wenn wir den verwerfen, der vom Himmel her spricht!  Seine Stimme erschütterte damals die Erde. Jetzt aber verheißt er: "Noch einmal werde ich nicht nur die Erde erschüttern, sondern auch den Himmel."  Aber das "noch einmal" deutet auf die Umbildung der erschütterten Dinge, da sie ja geschaffen sind, damit bleibe, was nicht erschüttert werden kann. Da wir ein unerschütterliches Reich empfangen, laßt uns dankbar sein und so Gott wohlgefällig dienen - mit Furcht und Ehrerbietung. Denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.   Einzelne ErmahnungenDie Bruderliebe bleibe! Die Gastfreundschaft vergeßt nicht, denn durch sie haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt.  Gedenkt der Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, der Mißhandelten als solche, die selbst noch im Leib sind.  Die Ehe sei bei allen ehrbar und das Ehebett unbefleckt; denn Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten. Euer Wandel sei frei von Habsucht! Seid zufrieden mit dem, was ihr habt! Er hat ja gesagt: "Ich werde dich niemals verlassen noch je dich preisgeben."  Darum können wir getrost sagen: "Der Herr ist mein Helfer, ich brauche mich nicht zu fürchten. Was kann ein Mensch mir antun?"  Gedenkt eurer Vorsteher, die euch das Wort Gottes verkündet haben; ihr Lebensende betrachtend, ahmt ihrem Glauben nach.  Jesus Christus bleibt derselbe gestern und heute und in Ewigkeit. Laßt euch nicht durch verschiedenartige und fremde Lehren irreführen. Denn gut ist, daß das Herz durch Gnade gefestigt wird, nicht durch Speisevorschriften, die den danach wandelnden keinen Nutzen gebracht haben.  Wir haben einen Altar, von dem die nicht essen dürfen, die dem Zelt dienen.  Denn die Körper der Tiere, deren Blut vom Hohenpriester als Sühnopfer ins Heiligtum gebracht wird, werden außerhalb des Lagers verbrannt.  Darum hat auch Jesus "außerhalb des Tores" gelitten, um durch sein eigen Blut das Volk zu heiligen.  Laßt uns also zu ihm "außerhalb des Lagers" hinausgehen und seine Schmach mit ihm tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern suchen die zukünftige. Durch ihn laßt uns Gott allezeit ein Lobopfer darbringen, nämlich die Frucht der seinen Namen bekennenden Lippen. Vergeßt nicht Gutes zu tun und mit anderen zu teilen, denn an solchen Opfern freut sich Gott. Gehorcht euren Vorstehern und fügt euch ihnen, denn sie wachen über eure Seelen und müssen einst Rechenschaft über sie ablegen, - damit sie das mit Freude tun können und nicht mit Seufzen; denn das brächte euch keinen Nutzen. Schluß des BriefesBetet für uns. Denn wir sind überzeugt, daß wir ein gutes Gewissen haben, da wir uns in allem eines rechtschaffenen Wandels befleißigen. Um so mehr bitte ich euch, das zu tun, damit ich euch desto eher wiedergegeben werde. Aber der Gott des Friedens, der durch das Blut des ewigen Bundes heraufgeführt hat von den Toten unseren Herrn Jesus, den erhabenen Hirten der Schafe, mache euch bereit in allem Guten, damit ihr seinen Willen tut. Er bewirke in uns, was vor ihm wohlgefällig ist, durch Jesus Christus, dem Ehre sei in alle Ewigkeit! Amen. Ich bitte euch, Brüder, ertragt das Wort der Ermahnung! Ich habe euch ja nur in Kürze geschrieben. Wißt, daß unser Bruder Timotheus freigelassen ist. Sobald er kommt, werde ich mit ihm euch wiedersehen. Grüßt alle eure Vorsteher und alle Heiligen. Es grüßen euch die Brüder aus Italien. Die Gnade sei mit euch allen! GrußJakobus, Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus, entbietet den zwölf Stämmen in der Diaspora seinen Gruß.  DIE HIMMLISCHE WEISHEITLeidensfreudeHaltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Prüfungen geratet. Ihr wißt ja, daß die Erprobung eures Glaubens Geduld bewirkt,  die Geduld aber soll zu einem vollkommenen Werk führen, damit ihr vollkommen seid und ohne Tadel, in nichts zurückbleibend. Fehlt es aber einem von euch an Weisheit, so erbitte er sie von Gott, der allen ohne Vorbehalt und ohne harte Worte gibt, und sie wird ihm gegeben werden.  Nur bitte er im Glauben, ohne den geringsten Zweifel! Denn der Zweifelnde gleicht einer Meereswoge, die vom Wind gepeitscht hin und her getrieben wird. Ein solcher Mensch bilde sich nicht ein, etwas vom Herrn zu empfangen - ein Mann, der zwei Seelen hat und unbeständig ist auf allen seinen Wegen. Abkehr von der WeltRühmen möge sich der niedriggestellte Bruder seiner Hoheit, der Reiche dagegen seiner Armseligkeit, weil er vergeht wie die Blume des Grases. Die Sonne geht auf mit ihrer Glut und versengt das Gras; seine Blüte verwelkt, und die Schönheit ihres Aussehens ist dahin. - So wird auch der Reiche auf seinen Wegen dahinschwinden. Selig der Mann, der die Prüfung geduldig erträgt! Denn, hat er sich bewährt, wird er die Krone des Lebens empfangen, die Gott denen verheißen hat, die ihn lieben. Keiner sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht; denn Gott kann nicht zum Bösen versucht werden, und er versucht selbst niemanden! Wer versucht wird, wird von der eigenen Begierde gereizt und gelockt. Hat dann die Begierde empfangen, so gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod. Täuscht euch nicht, meine lieben Brüder! Von oben, vom Vater des Lichtes, kommen lauter gute Gaben, lauter vollkommene Geschenke. Bei ihm gibt es keinen Wandel und keinen Schatten durch Veränderung.  Aus freiem Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit ins Leben gerufen, damit wir gleichsam die Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien. Tatkräftiges ChristentumWißt, meine lieben Brüder: Jeder Mensch sei schnell bereit zum Hören, bedächtig im Reden und langsam zum Zorn.  Denn im Zorn tut der Mensch nicht, was vor Gott recht ist. In Sanftmut legt darum allen Schmutz und all die vielen Bosheiten ab und nehmt das eingepflanzte Wort auf, das eure Seelen zu retten vermag. Setzt aber das Wort in die Tat um und seid nicht nur Hörer, die sich selbst betrügen. Denn wenn jemand das Wort nur hört, aber nicht danach handelt, gleicht er einem Mann, der sein natürliches Aussehen im Spiegel betrachtet: Er betrachtet sich selbst, geht weg und vergißt sofort, wie er aussieht.  Wer sich dagegen in das vollkommene Gesetz der Freiheit vertieft und darin ausharrt, es nicht nur hört, um es sofort zu vergessen, sondern es in die Tat umsetzt, wird durch sein Tun selig sein. Wenn jemand glaubt, fromm zu sein, seine Zunge aber nicht im Zaum hält, sondern sich selbst betrügt, dessen Frömmigkeit ist wertlos.  Reine, makellose Frömmigkeit vor Gott, dem Vater, besteht darin, sich der Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis anzunehmen und sich selbst rein zu bewahren von der Welt. Rechtes Verhalten gegen reich und arm - Warnung vor PersonenkultMeine Brüder, haltet den Glauben an unseren glorreichen Herrn Jesus Christus frei von Parteilichkeit.  Denn wenn in eure Versammlung ein Mann hereinkommt, mit goldenen Ringen geschmückt, in prächtigem Gewand, und dann ein Armer in schmutzigem Kleid, ihr aber auf den im prächtigen Gewand schaut und zu ihm sagt: "Setze dich hier bequem!", zu dem Armen aber sagt: "Stell dich dorthin!" oder: "Setze dich da unten an meinen Fußschemel!", seid ihr dann nicht untereinander in Widerspruch geraten und Richter mit bösen Hintergedanken geworden? Hört, meine lieben Brüder! Hat Gott nicht die in den Augen der Welt "Armen" auserwählt, als im Glauben "Reiche" und Erben des Reiches, das er denen verheißen hat, die ihn lieben? Ihr aber mißachtet den Armen! - Sind es nicht die Reichen, die euch gewalttätig unterdrücken und vor Gerichte schleppen? Lästern nicht sie den guten Namen, der über euch ausgerufen wurde? Wenn ihr nach der Schrift das königliche Gebot: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!" erfüllt, so tut ihr wohl daran;  wenn ihr aber parteilich handelt, begeht ihr eine Sünde und werdet vom Gesetz als Übertreter überführt!  Denn wer das ganze Gesetz hält, aber in einem fehlt, ist am ganzen schuldig geworden.  Denn der gesagt hat: "Du sollst nicht ehebrechen!", hat auch gesagt: "Du sollst nicht töten!" - Wenn du die Ehe nicht brichst, aber tötest, bist du ein Übertreter des Gesetzes.  Redet und handelt wie solche, die durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen.  Ein Gericht ohne Erbarmen ergeht über den, der kein Erbarmen geübt hat. Barmherzigkeit dagegen triumphiert über das Gericht.  Übung guter WerkeWas nützt es, meine Brüder, wenn einer behauptet, er habe Glauben, hat aber keine Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten? Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung sind und es ihnen an der täglichen Nahrung mangelt, einer von euch aber zu ihnen sagt: "Geht in Frieden! Zieht euch warm an! Eßt euch satt!", ihnen aber nicht gibt, was sie zum Leben brauchen, was nützte das? So ist auch der Glaube, wenn er keine Werke hervorbringt, für sich allein tot. Aber es könnte jemand sagen: "Du hast Glauben, ich habe Werke!" - Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, dann will ich dir aus meinen Werken den Glauben beweisen.  Du glaubst, daß es nur einen Gott gibt? Ganz recht. Aber auch die Dämonen glauben - und zittern. Willst du nun einsehen, du törichter Mensch, daß der Glaube ohne Werke unwirksam ist? Wurde unser Vater Abraham nicht auf Grund von Werken gerechtgesprochen, da er seinen Sohn Isaak auf den Opferaltar legte?  Du siehst, daß der Glaube zusammenwirkte mit seinen Werken und der Glaube durch die Werke vollendet wurde. So ward das Schriftwort erfüllt: "Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet", und "Freund Gottes" wurde er genannt.  Ihr seht, daß der Mensch auf Grund von Werken gerechtgesprochen wird und nicht auf Grund von Glauben allein. Wurde nicht ebenso auch die Dirne Rahab auf Grund von Werken gerechtgesprochen, da sie die Kundschafter aufnahm und auf einem anderen Weg wieder entließ?  Wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot. Beherrschung der ZungeMeine Brüder, tretet nicht zu sehr als Lehrer auf. Ihr wißt ja, daß wir uns damit nur ein desto strengeres Gericht zuziehen.  In vielem verfehlen wir uns alle. Wer sich im Wort nicht verfehlt, ist ein vollkommener Mann, fähig, auch den ganzen Leib im Zaum zu halten. Wenn wir den Pferden Zügel in die Mäuler legen, damit sie uns gehorchen, lenken wir auch ihren ganzen Leib. Seht, mögen die Schiffe auch noch so groß sein und von noch so starken Stürmen hin und her getrieben werden, so lassen sie sich doch durch ein kleines Steuerruder dahin lenken, wohin der Steuermann es will. So ist auch die Zunge ein kleines Glied und rühmt sich doch großer Dinge. Seht, ein wie kleines Feuer einen großen Wald in Brand steckt! Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt voller Unrecht. Die Zunge erweist sich unter unseren Gliedern als die Macht, die den ganzen Leib befleckt, ja, von der Hölle entflammt, das Lebensrad in Brand steckt.  Der Mensch vermag alle Arten von Landtieren und Vögeln, von Kriechtieren und Wassertieren zu bändigen und bändigt sie auch, - aber die Zunge vermag kein Mensch zu bezähmen; sie ist ein ruheloses Übel voll todbringenden Giftes. Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater, und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die nach Gottes Ebenbild geschaffen sind; aus demselben Mund kommt Segen und Fluch. Meine Brüder, das darf nicht sein! Läßt etwa eine Quelle aus derselben Öffnung süßes und bitteres Wasser hervorsprudeln? Kann etwa, meine Brüder, ein Feigenbaum Oliven hervorbringen oder ein Weinstock Feigen? - Eine Salzquelle kann auch nicht süßes Wasser spenden. DIE IRDISCHE WEISHEITStreitsuchtWer ist unter euch weise und verständig? Er zeige durch guten Wandel seine Werke in weiser Sanftmut.  Wenn ihr aber bittere Eifersucht und Streitsucht in euren Herzen hegt, rühmt euch nicht - lügt nicht gegen die Wahrheit! Diese Weisheit kommt nicht von oben herab, sie ist vielmehr irdisch, sinnlich, ja teuflisch.  Denn wo Eifersucht und Streitsucht herrschen, ist Unfriede und jegliche Verkehrtheit. Die Weisheit von oben aber ist vor allen Dingen lauter, dann friedsam, freundlich, folgsam, voll Erbarmen und guter Früchte, ohne Parteilichkeit und ohne Verstellung.  Die Frucht der Gerechtigkeit wird aber für die Friedenstifter in Frieden gesät.  HabgierWie kommt es zu Kriegen und Kämpfen unter euch? Gehen sie nicht von euren Lüsten aus, die in euren Gliedern streiten? Ihr begehrt etwas und bekommt es nicht. Ihr mordet und eifert und könnt es nicht erlangen. Ihr kämpft und führt Kriege und bekommt es nicht, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet um etwas und erhaltet es nicht, weil ihr in böser Absicht bittet, denn ihr wollt es für eure Lüste verwenden. WeltsinnIhr ehebrecherisches Geschlecht, wißt ihr nicht, daß Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott bedeutet? Wer Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes. Oder meint ihr, die Schrift sage umsonst: "Voll Eifersucht verlangt es ihn nach dem Geist, den er in uns Wohnung nehmen ließ?  Um so reicher aber ist die Gnade, die er schenkt." Darum heißt es: "Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade." Unterwerft euch also Gott. Widersteht dem Teufel, dann wird er von euch fliehen.  Naht euch Gott, dann wird er sich euch nahen. Reinigt eure Hände, ihr Sünder, und reinigt eure Herzen, ihr Menschen mit zwei Seelen! Wehklagt und trauert und weint! Euer Lachen wandle sich in Trauer, eure Freude in Niedergeschlagenheit! Demütigt euch vor dem Herrn, dann wird er euch erhöhen. LieblosigkeitBrüder, verleumdet nicht einander. Wer seinen Bruder verleumdet oder seinen Bruder richtet, verleumdet das Gesetz und richtet das Gesetz. Wenn du aber das Gesetz richtest, bist du nicht ein Befolger des Gesetzes, sondern sein Richter. Einer ist Gesetzgeber und Richter: er, der die Macht hat, zu retten oder zu verderben. - Wer aber bist du, daß du den Nächsten richtest? Vermessene ZukunftspläneUnd ihr, die ihr sagt: "Heute oder morgen ziehen wir in die und die Stadt, bleiben dort ein Jahr, treiben Handel und machen Gewinn!", die ihr doch nicht wißt, was der morgige Tag bringt: Was ist denn euer Leben? Wie Rauch seid ihr, der kurze Zeit sichtbar ist und dann verschwindet. Ihr solltet statt dessen sagen: "Wenn der Herr will, bleiben wir am Leben und werden dies oder jenes unternehmen." So aber rühmt ihr euch in euren Prahlereien. - Alles derartige Rühmen ist böse!  Wer also weiß, Gutes zu tun, und es nicht tut, sündigt.  MammondienstWohlan, ihr Reichen, weint und wehklagt über die Drangsale, die über euch kommen! Euer Reichtum vermodert, eure Gewänder zerfressen die Motten, euer Gold und Silber verrosten und ihr Rost wird zum Zeugnis gegen euch dienen und wie Feuer euer Fleisch verzehren. Noch in den letzten Tagen habt ihr Schätze aufgehäuft.  Seht, der von euch vorenthaltene Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben, schreit, und die Klagen der Schnitter sind zu den Ohren des Herrn der Heerscharen gedrungen.  Ihr habt auf Erden geschwelgt und gepraßt und eure Herzen am Tag der Schlachtung gemästet,  ihr habt verurteilt, ihr habt gemordet den Gerechten - er leistet keinen Widerstand. SchlußermahnungenErmahnung zur GeduldHarrt also aus, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn! Seht, wie der Bauer die köstliche Frucht der Erde erwartet, wie er in aller Geduld wartet, bis die Erde den Früh- und Spätregen empfängt. Seid auch ihr geduldig, stärkt eure Herzen, denn die Ankunft des Herrn ist nahe. Murrt nicht gegeneinander, Brüder, damit ihr nicht dem Gericht verfallt. Seht, der Richter steht vor der Tür!  Als Vorbild für das geduldige Ertragen des Leidens nehmt euch, Brüder, die Propheten, die im Namen des Herrn geredet haben. Seht, selig preisen wir, die geduldig ausgeharrt haben. Von der Geduld Ijobs habt ihr gehört und das Ende gesehen, das der Herr ihm bereitet hat; weil der Herr voll Erbarmen ist und voller Mitleid.  Vor allem aber, meine Brüder, schwört nicht - weder beim Himmel, noch bei der Erde, noch irgend einen anderen Eid. Euer Ja sei aber ein Ja und euer Nein ein Nein, damit ihr nicht dem Gericht verfallt. Ermahnung zu beharrlichem GebetErleidet einer unter euch ein Unglück, so bete er! Ist einer guten Mutes, so singe er Loblieder! Ist einer krank unter euch, so rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich, und sie sollen über ihm beten und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn.  Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden. Bekennt also einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. - Viel vermag das kraftvolle Gebet des Gerechten. Elija war ein Mensch von gleicher Art wie wir. Im Gebet bat er, es solle nicht regnen, und drei Jahre und sechs Monate lang regnete es nicht mehr im Land;  und wieder betete er, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor. Meine Brüder, wenn einer unter euch von der Wahrheit abgeirrt ist und jemand bringt ihn zur Umkehr, soll er wissen: Wer einen Sünder von seinem Irrweg zurückbringt, der rettet seine Seele vom Tod und deckt eine Menge von Sünden zu.  GrußPetrus, Apostel Jesu Christi, an die Fremdlinge in der Diaspora von Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien, die auserwählt sind  nach der Vorherbestimmung Gottes des Vaters durch die Heiligung des Geistes zum Gehorsam und zur Besprengung mit dem Blut Jesu Christi. - Gnade euch und Friede in reichlichem Maße! Lobpreis GottesGepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung, zu einem unvergänglichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das im Himmel aufbewahrt ist für euch, die ihr in der Kraft Gottes durch den Glauben für das Heil bewahrt werdet, das am Ende der Zeit offenbar werden soll. Darüber frohlockt ihr, wenngleich ihr jetzt auf kurze Zeit, wenn es sein soll, durch mancherlei Prüfungen Trübsal erleidet, damit euer Glaube bewährt und für weit wertvoller befunden werde als das vergängliche Gold, das durch Feuer geläutert wird. Bei der Offenbarung Jesu Christi wird euch das zu Lob und Preis und Ehre gereichen.  Ihn liebt ihr, obwohl ihr ihn nicht gesehen habt. An ihn aber glaubend, - ohne ihn jetzt zu schauen - jubelt ihr mit unaussprechlicher, herrlicher Freude, da ihr das Ziel eures Glaubens erhaltet, das Heil der Seelen. Über dieses Heil haben schon die Propheten nachgesonnen und geforscht, die von der Gnade geweissagt haben, die euch zuteil werden sollte. Sie forschten, auf welche Zeit und Umstände der Geist Christi in ihnen hinweise, da er im voraus die für Christus bestimmten Leiden und seine darauffolgende Herrlichkeit bezeugte. Ihnen wurde geoffenbart, daß sie nicht sich selber, sondern euch mit dem dienten, was euch jetzt durch die verkündet wurde, die euch die Frohbotschaft kraft des vom Himmel gesandten Heiligen Geistes gebracht haben, - die Geheimnisse des Heils, in die Einblick zu gewinnen (selbst) die Engel begehren.  GRUNDSÄTZE FÜR DAS CHRISTLICHE LEBENHeiliger WandelDarum, im Geist bereit und nüchtern, setzt eure Hoffnung ganz allein auf die Gnade, die euch bei der Offenbarung Jesu Christi zuteil wird.  Als gehorsame Kinder gestaltet euer Leben nicht mehr nach den Begierden, denen ihr früher in der Zeit eurer Unwissenheit dientet, sondern werdet in eurem ganzen Wandel heilig, wie der heilig ist, der euch berufen hat. Es steht ja geschrieben: "Seid heilig, weil ich heilig bin."  Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person jeden nach seinen Werken richtet, wandelt in Furcht, solange ihr in der Fremde weilt, im Wissen, daß ihr von eurem verkehrten, von den Vätern ererbten Wandel nicht mit vergänglichen Werten, mit Gold und Silber, losgekauft seid, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel. Schon vor Erschaffung der Welt war er dazu ausersehen, erschienen aber ist er um euretwillen am Ende der Zeiten. Durch ihn seid ihr zum Glauben an Gott gekommen, der ihn von den Toten auferweckt und verherrlicht hat, so daß euer Glaube und eure Hoffnung auf Gott gerichtet sind. NächstenliebeSo heiligt denn eure Seelen im Gehorsam gegenüber der Wahrheit zu aufrichtiger Bruderliebe. Liebt einander beharrlich aus reinem Herzen. Ihr seid ja wiedergeboren nicht aus vergänglichem Samen, sondern aus unvergänglichem - durch das lebendige und unwandelbare Wort Gottes. "Alles Fleisch gleicht dem Gras, der Blume des Grases all seine Herrlichkeit. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt.  Doch das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit." - Dieses Wort ist euch als Evangelium verkündet worden. Festhalten an ChristusDarum legt ab alle Bosheit, alle Arglist, Heuchelei, Mißgunst und alle Verleumdungen. Ersehnt als neugeborene Kinder die geistige, unverfälschte Milch, damit ihr durch sie zum Heil heranwachst - wenn ihr erfahren habt, wie gütig der Herr ist.  Kommt zu ihm, dem lebendigen Stein, der von den Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserlesen und kostbar ist, und laßt euch selbst als lebendige Steine zu einem geistigen Tempel aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um geistige Opfer darzubringen, die durch Jesus Christus Gott wohlgefällig sind.  Denn es steht geschrieben: "Seht, ich lege in Zion einen Stein, einen auserlesenen und kostbaren Eckstein. Wer an ihn glaubt, soll nicht zuschanden werden."  Euch, den Glaubenden, wird also Ehre zuteil. Für die Nichtglaubenden aber ist er der Stein, den die Bauleute verworfen haben. Dieser ist zum Eckstein geworden, zum Stein des Anstoßes, zum Fels des Ärgernisses. Sie stoßen sich an ihm, wozu sie auch bestimmt sind, weil sie dem Wort nicht gehorchen.  Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliges Volk, ein Volk, das Gott gehört, damit ihr die herrlichen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat.  Einst wart ihr ein Nicht-Volk, jetzt aber seid ihr Gottes Volk; einst Nichtbegnadete, jetzt Begnadete.  Pflichten gegenüber der ObrigkeitGeliebte, ich ermahne euch, sich als Pilger und Fremdlinge der fleischlichen Gelüste zu enthalten, die wider die Seele streiten. Führt einen rechtschaffenen Wandel unter den Völkern, damit sie, die euch als Übeltäter verleumden, eure guten Werke sehen und um ihretwillen Gott preisen am Tag der Heimsuchung.  Unterwerft euch um des Herrn willen jeder menschlichen Ordnung, sei es dem König als dem obersten Herrn,  sei es den Statthaltern, die in seinem Auftrag die Übeltäter bestrafen und die Guten belobigen. Denn es ist Gottes Wille, daß ihr durch gutes Verhalten die unverständigen und unwissenden Menschen zum Schweigen bringt, - als Freie, die ihre Freiheit nicht als Deckmantel der Bosheit mißbrauchen! - Verhaltet euch als Knechte Gottes! Ehrt alle, liebt die Bruderschaft, fürchtet Gott, ehrt den König!  Pflichten der SklavenIhr Sklaven, seid in aller Furcht euren Herren untertan, nicht allein den gütigen und milden, sondern auch den launischen. Denn es ist Gnade, wenn einer wegen seiner Gewissenhaftigkeit Gott gegenüber Trübsal erduldet, indem er ungerechterweise leidet. Was für ein Ruhm wäre das, wenn ihr für Verfehlungen eine Strafe geduldig ertragen würdet? Wenn ihr aber, obwohl ihr Gutes tut, leiden müßt und diese Leiden geduldig ertragt, ist das Gnade bei Gott. Denn dazu seid ihr berufen, weil auch Christus für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen hat, damit ihr seinen Spuren folgt. "Er hat kein Unrecht getan und kein Trug fand sich in seinem Mund.  Als man ihn schmähte, schmähte er nicht; als er litt, drohte er nicht"; er überließ alles dem gerechten Richter. Er trug unsere Sünden an seinem Leib hinauf auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. - Durch seine Striemen wurdet ihr geheilt. Denn ihr wart wie irrende Schafe, jetzt aber habt ihr euch hingewandt zum Hirten und Bischof eurer Seelen. Pflichten der EheleuteEbenso, ihr Frauen, seid euren Männer untertan, damit auch, wenn einige dem Wort nicht gehorchen, sie durch das Verhalten der Frauen ohne Worte gewonnen werden, wenn sie euren gottesfürchtigen, lauteren Wandel sehen. Euer Schmuck bestehe nicht in äußerlichen Dingen, in Haargeflecht, goldenen Spangen und prächtigen Kleidern. Wert vor Gott hat nur der verborgene innere Mensch mit seinem unvergänglichen Schmuck des sanften und ruhigen Gemüts.  Damit schmückten sich einst auch die heiligen Frauen, die ihre Hoffnung auf Gott setzten und sich ihren Männern unterordneten, wie Sara, die Abraham gehorchte, den sie "Herr" nannte, deren Kinder ihr geworden seid, indem ihr Gutes tut und euch durch keine Drohung einschüchtern laßt. Gleichermaßen sollt ihr Männer nach der Erkenntnis mit euren Frauen als dem schwächeren Teil zusammenwohnen und ihnen Achtung - auch als Miterben der Gnade des Lebens - erweisen, damit euer Gebet nicht verhindert werde.  FriedfertigkeitLetztendlich aber seid alle eines Sinnes, mitfühlend, reich an Bruderliebe, Erbarmen und Demut. Vergeltet nicht Böses mit Bösem, nicht Schmähung mit Schmähung! Segnet vielmehr, weil ihr berufen seid, Segen zu erben. Denn: "Wer sein Leben lieben und gute Tage sehen will, der wahre vor Bösem seine Zunge und vor trügerischer Rede seine Lippen.  Er lasse ab vom Bösen und tue das Gute, er suche den Frieden und jage ihm nach. Denn die Augen des Herrn sind auf die Gerechten gerichtet und seine Ohren auf ihr Gebet. Gegen die Übeltäter aber wendet der Herr sein Angesicht." BEWEGGRÜNDE FÜR DAS CHRISTLICHE LEBENDas Beispiel des leidenden HeilandesWer sollte euch Böses zufügen, wenn ihr Eiferer des Guten seid? Wenn ihr aber um der Gerechtigkeit willen leiden müßt, selig seid ihr. Laßt euch durch sie nicht einschüchtern und nicht erschrecken!  Haltet nur Christus, den Herrn, heilig in euren Herzen, seid gegenüber einem jeden, der von euch Rechenschaft über eure Hoffnung fordert, stets bereit zur Antwort -  aber mit Sanftmut, Ehrfurcht und gutem Gewissen -, damit sie, die euren guten Wandel in Christus schmähen, mit ihren Verleumdungen zuschanden werden.  Es ist doch besser, daß ihr Gutes tuend leidet - wenn Gottes Wille es so fügt -, als Böses tuend. Denn auch Christus ist einmal für die Sünden gestorben, der Gerechte für die Ungerechten, um euch den Zugang zu Gott zu verschaffen; getötet dem Fleisch nach, dem Geist nach aber lebendig gemacht. In ihm ging er hin und predigte den Geistern im Gefängnis,  die einst ungehorsam waren, als Gott in den Tagen Noachs langmütig wartete, während die Arche bereitet wurde. In sie gingen nur wenige hinein, nämlich acht Seelen, und wurden durch das Wasser hindurch gerettet; und das rettet gegenbildlich jetzt euch als Taufe, die nicht im Ablegen von Schmutz des Fleisches besteht, sondern in der Bitte zu Gott um ein gutes Gewissen kraft der Auferstehung Jesu Christi. Er ist zur Rechten Gottes, nachdem er in den Himmel gegangen ist und ihm Engel, Mächte und Gewalten untergeordnet wurden. Unser Tod mit ChristusWeil nun Christus nach dem Fleisch gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit der gleichen Gesinnung. Denn wer dem Fleisch nach gelitten hat, hat mit der Sünde gebrochen und wird den Rest seines Erdenlebens nicht mehr den menschlichen Gelüsten, sondern dem Willen Gottes weihen. Lange genug habt ihr in der vergangenen Zeit den Willen der Heiden vollbracht, indem ihr in Ausschweifungen. Lüsten, Trunkenheit, Schmausereien, Zechgelagen und in frevelhaftem Götzendienst dahingelebt habt. Nun finden sie es befremdlich, daß ihr euch nicht mehr mit ihnen in diesen Strudel der Liederlichkeit stürzt - und lästern.  Aber sie werden vor dem Rechenschaft ablegen müssen, der bereitsteht, die Lebenden und die Toten zu richten. Denn dazu wurde auch Toten die Heilsbotschaft verkündet, damit sie zwar gerichtet werden nach Menschenweise im Fleisch, aber leben nach Gott im Geist.  Der Gedanke an das GerichtAller Dinge Ende ist nahe gekommen! Seid darum besonnen und nüchtern, damit ihr euch dem Gebet widmen könnt. Vor allem hegt beharrliche Liebe zueinander, weil die Liebe eine Menge Sünden zudeckt. Seid gastfreundlich zueinander ohne Murren. Dient einander je nach der Gnadengabe, die der einzelne empfangen hat, als gute Verwalter der mannigfaltigen Gnade Gottes. Wer die Redegabe hat, trage Gottes Wort vor. Wer einen Dienst verrichtet, tue es aus der Kraft, die Gott verleiht, damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, dem Herrlichkeit und Macht gebührt in alle Ewigkeit. Amen. Geliebte, seid nicht befremdet wegen der Feuersglut, die zur Prüfung über euch gekommen ist, - als ob euch etwas Fremdes begegnete.  Freut euch vielmehr in dem Maß, wie ihr teilhabt an den Leiden Christi, damit ihr auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit euch freuen und frohlocken könnt. Selig seid ihr, wenn ihr wegen des Namens Christi geschmäht werdet, weil der Geist der Herrlichkeit Gottes auf euch ruht. Nur darf keiner von euch als Mörder oder Dieb oder Verbrecher oder als einer, der sich in fremde Angelegenheiten einmischt, zu leiden haben!  Hat aber einer zu leiden, weil er ein Christ ist, so schäme er sich dessen nicht, sondern preise Gott mit diesem Namen.  Denn die Zeit ist da, daß das Gericht beim Haus Gottes anfängt; fängt es aber bei uns an, wie wird das Ende derer sein, die der Heilsbotschaft Gottes nicht gehorchen? Wenn der Gerechte kaum gerettet wird, wo wird der Gottlose und Sünder bleiben? Darum sollen auch jene, die nach Gottes Willen zu leiden haben, ihm, dem treuen Schöpfer, durch rechtes Handeln ihre Seele anbefehlen. Ausblick auf die ewige HerrlichkeitDie Ältesten also unter euch ermahne ich als Mitältester und Zeuge der Leiden Christi sowie Teilhaber der Herrlichkeit, die offenbar werden soll: Weidet die Herde Gottes, die euch unterstellt ist, nicht gezwungenermaßen, sondern freiwillig, wie Gott es will; nicht aus schnöder Gewinnsucht, sondern bereitwillig. Tretet nicht als Herren der Gemeinden auf, sondern als Vorbilder für die Herde. Wenn dann der Oberhirt erscheint, werdet ihr den unverwelklichen Kranz der Herrlichkeit empfangen. Ebenso unterwerft euch, ihr Jüngeren, den Ältesten! - Alle aber umkleidet euch füreinander mit der Demut! Denn Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.  Demütigt euch also unter die machtvolle Hand Gottes, damit er euch erhöhe zur rechten Zeit. Werft all eure Sorge auf ihn, denn ihm liegt an euch! Seid nüchtern und wachsam! Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Widersteht ihm fest im Glauben, im Wissen, daß dieselben Leiden eurer Bruderschaft in der Welt auferlegt werden.  Der Gott aller Gnade selbst aber, der euch durch Christus Jesus zu seiner ewigen Herrlichkeit berufen hat, wird euch, die ihr kurze Zeit zu leiden habt, vollenden, stärken, kräftigen und befestigen. Sein ist die Macht in alle Ewigkeit. Amen. SchlußDurch Silvanus, den ich als einen treuen Bruder schätze, habe ich euch in Kürze geschrieben, um zu ermahnen und zu bezeugen, daß dies die wahre Gnade Gottes ist, in der ihr stehen möget.  Es grüßt euch die mitauserwählte Gemeinde in Babylon und Markus, mein Sohn.  Grüßt einander mit dem Kuß der Liebe! Friede euch allen, die ihr in Christus seid! GrußSimon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi, an die, die durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Retters Jesus Christus den gleichen kostbaren Glauben wie wir empfangen haben.  Gnade und Friede möge euch zuteilwerden in der Fülle der Erkenntnis Gottes und unseres Herrn Jesus. DIE WIEDERKUNFT CHRISTIVorbereitung auf die WiederkunftSeine göttliche Macht hat uns alles für das Leben und die Frömmigkeit Notwendige geschenkt durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft. Durch sie sind uns die wertvollen und überaus großen Verheißungen geschenkt worden, damit ihr durch diese der göttlichen Natur teilhaftig werdet und dem in der Welt durch die Begierde herrschenden Verderben entflieht.  Deswegen wendet allen Eifer auf und betätigt in eurem Glauben die Tugend, in der Tugend die Erkenntnis, in der Erkenntnis die Mäßigung, in der Mäßigung die Geduld, in der Geduld die Frömmigkeit, in der Frömmigkeit die Brüderlichkeit und in der Brüderlichkeit die Liebe. Wenn diese Tugenden bei euch vorhanden sind und wachsen, werden sie euch fähig und fruchtbar machen für die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus. Wem sie allerdings fehlen, der ist blind und hat in seiner Kurzsichtigkeit vergessen, daß er von seinen früheren Sünden gereinigt worden ist. Deswegen, Brüder, seid um so eifriger bemüht, eure Berufung und Auserwählung zu festigen. Tut ihr dies, so werdet ihr niemals zu Fall kommen. So nämlich wird euch der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Retters Jesus Christus freigebig gewährt. Darum will ich euch stets daran erinnern, obwohl ihr es wißt und in der euch zuteil gewordenen Wahrheit feststeht.  Ich halte es aber für richtig, solange ich in diesem Zelt weile, euch durch solche Ermahnung wachzuhalten,  im Wissen, daß mein Zelt bald abgebrochen wird, wie mir unser Herr Jesus Christus kundgetan hat.  Ich will aber auch dafür Sorge tragen, daß ihr euch nach meinem Hingang jederzeit an diese Dinge erinnern könnt. Gewißheit der WiederkunftDenn nicht ausgeklügelten Märchen folgend haben wir euch die machtvolle Ankunft unseres Herrn Jesus Christus kundgetan, sondern als Augenzeugen seiner Herrlichkeit. Er empfing von Gott dem Vater Ehre und Herrlichkeit, als von der erhabenen Herrlichkeit die Stimme auf ihn herabkam: "Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." Diese vom Himmel ergangene Stimme haben wir gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren.  Um so sicherer ist für uns das prophetische Wort, das wir besitzen, und ihr tut gut, euch daran zu halten - es ist eine Lampe, die im Dunkeln leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen.  Vor allem aber erkennt, daß keine Weissagung der Schrift eine eigenmächtige Deutung zuläßt,  denn nicht durch den Willen eines Menschen ist je eine Weissagung ergangen, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben von Gott her Menschen gesprochen. Auftreten und Ende der IrrlehrerEs traten aber im Volk auch falsche Propheten auf, wie auch unter euch falsche Lehrer auftreten werden, die heimlich verderbliche Spaltungen einführen. Sie verleugnen den Herrn, der sie losgekauft hat, und bereiten sich dadurch ein jähes Verderben.  Viele werden ihre Ausschweifungen mitmachen; ihretwegen wird der Weg der Wahrheit gelästert werden. In ihrer Habsucht werden sie euch mit trügerischen Reden ausbeuten. Über sie steht das Urteil schon längst fest, und ihr Verderben schläft nicht. Beispiele der göttlichen StrafgerechtigkeitGott hat ja auch die sündigen Engel nicht verschont, sondern sie in den Abgrund hinabgestürzt und den Ketten der Finsternis übergeben, um sie für das Gericht aufzubewahren.  Auch die alte Welt hat er nicht verschont. Nur Noach, den Künder der Gerechtigkeit, hat er mit noch sieben anderen gerettet, als er die Sintflut über die Welt der Gottlosen hereinbrechen ließ.  Auch die Städte Sodom und Gomorra verurteilte er zum Untergang und legte sie in Asche. Damit wollte er künftigen Frevlern ein warnendes Beispiel geben.  Nur den gerechten Lot hat er gerettet, der unter dem zügellosen Wandel der zuchtlosen Menschen schwer zu leiden hatte. Denn was der Gerechte, der unter ihnen wohnte, an ruchlosen Taten zu sehen und zu hören bekam, bereitete seiner gerechten Seele Tag für Tag Qualen.  Das lasterhafte Treiben der IrrlehrerDer Herr weiß die Frommen aus der Versuchung zu erretten, die Ungerechten aber für den Tag des Gerichts zur Strafe aufzubewahren, besonders jene, die in einer Begierde, mit der sie sich beflecken, hinter dem Fleisch herlaufen und die Herrschaft verachten. Sie sind verwegen und frech und scheuen sich nicht, Herrlichkeiten zu lästern,  während Engel, die ihnen an Macht und Kraft überlegen sind, beim Herrn kein lästerndes Urteil gegen sie vorbringen.  Sie aber lästern, was sie nicht verstehen, und werden auch in ihrer Verdorbenheit vernichtet werden, wie unvernünftige Tiere von Natur dazu bestimmt sind, eingefangen zu werden und zu verderben. Die Strafe für ihre Ungerechtigkeit werden sie davontragen! Sie haben ihre Lust an Schwelgereien am hellen Tag; diese Schmutz- und Schandflecken schwelgen in ihren Betrügereien, während sie mit euch zusammen schmausen.  Ihre Augen sind voll ehebrecherischer Lust und unersättlich im Sündigen. Sie locken haltlose Seelen an sich. Ihr Herz ist bewandert in Raffgier. Sie sind Kinder des Fluches. Den rechten Weg haben sie verlassen, sind in die Irre gegangen, dem Weg Bileams, des Sohnes Beors, folgend, der den Lohn der Ungerechtigkeit liebte;  der aber wurde wegen seiner Gesetzlosigkeit zurechtgewiesen: Ein sprachloses Lasttier redete mit menschlicher Stimme und wehrte dem Unverstand des Propheten.  Sie sind Brunnen ohne Wasser, Nebelwolken, vom Sturmwind gejagt. - Die tiefste Finsternis wartet ihrer! Denn sie führen hochtrabende und hohle Reden und locken durch fleischliche Lüste und Ausschweifungen jene an sich, die eben erst denen entronnen sind, die im Irrtum wandeln.  Sie verheißen ihnen Freiheit und sind selber Sklaven des Verderbens; denn von wem jemand überwältigt geworden ist, dessen Sklave ist er geworden Wenn aber einer durch die Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus der Unlauterkeit der Welt entronnen ist, in diese sich aber aufs neue verstricken und von ihr überwältigen läßt, ist sein späterer Zustand schlimmer als der frühere.  Besser wäre für sie gewesen, sie hätten den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt, als daß sie ihn erkannt und dennoch dem heiligen Gebot, das ihnen übergeben wurde, den Rücken gekehrt haben. Bei ihnen trifft das wahre Sprichwort zu: "Der Hund kehrt zu seinem Auswurf zurück" und: "Ein Schwein badet und wälzt sich wieder im Schlamm."  Leugnung der Wiederkunft ChristiGeliebte, das ist schon der zweite Brief, den ich euch schreibe. In beiden möchte ich durch Erinnerung euren reinen Sinn wachhalten.  Gedenkt der von den heiligen Propheten vorausgesagten Worte, sowie des Gebotes des Herrn und Retters, das die Apostel euch überliefert haben. Vor allem solltet ihr wissen, daß am Ende der Tage lose Spötter auftreten werden, die ihren eigenen Gelüsten nachgehen und sagen werden: "Wo bleibt seine Wiederkunft, die doch verheißen ist? Seit die Väter entschlafen sind, bleibt alles, wie es von Anfang der Schöpfung an war."  Den dies Behauptenden bleibt nämlich verborgen, daß die Himmel schon von alters her waren und die Erde aus Wasser kraft des Wortes Gottes entstanden war und durch Wasser Bestand hatte.  Durch sie aber ging die damalige Welt in der Flut zugrunde!  Der jetzige Himmel und die jetzige Erde dagegen sind kraft des nämlichen Wortes für das Feuer aufgespart. Sie werden aufbewahrt für den Tag des Gerichtes und des Verderbens der gottlosen Menschen.  Das eine aber sollt ihr, Geliebte, nicht übersehen: Ein Tag ist beim Herrn wie tausend Jahre - und tausend Jahre sind wie ein Tag. Der Herr säumt nicht mit der Erfüllung seiner Verheißung - einige halten es ja für ein Säumen. Vielmehr ist er langmütig gegen euch. Er will nicht, daß jemand verlorengeht, sondern daß alle zur Sinnesänderung gelangen. Kommen wird aber der Tag des Herrn wie ein Dieb. Da werden die Himmel zischend vergehen, die Elemente sich in Gluthitze auflösen, und die Erde und die Werke auf ihr werden im Gericht erfunden werden.  Da sich alles in dieser Weise auflöst, wie sehr muß man sich dann eines heiligen Wandels und der Frömmigkeit befleißigen; man erwartet und ersehnt ja die Ankunft des Tages Gottes, an dem die Himmel sich im Feuer auflösen, und die Elemente brennend zerschmelzen. Wir erwarten aber gemäß seiner Verheißung einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt. SchlußDeshalb, Geliebte, da ihr dies erwartet, bemüht euch eifrig, ohne Fehl und Tadel vor ihm in Frieden befunden zu werden. Versteht die Langmut unseres Herrn als (zu eurem) Heil, so hat auch unser lieber Bruder Paulus mit der ihm verliehenen Weisheit euch geschrieben,  wie auch in allen Briefen, in denen er davon spricht. Manches ist in ihnen schwer verständlich, was Unwissende und Ungefestigte verdrehen, - wie auch die übrigen Schriften - zu ihrem eigenen Verderben.  Ihr also, Geliebte, dies vorherwissend, hütet euch, daß ihr nicht, vom Irrtum der Gottlosen fortgerissen, euren festen Halt verliert. Wachset vielmehr in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus. Ihm gehört die Herrlichkeit sowohl jetzt als auch für den Tag der Ewigkeit! Amen. VorwortWas von Anfang an war, was wir gehört und mit eigenen Augen gesehen, was wir geschaut und mit unseren Händen betastet haben, nämlich das Wort des Lebens, das verkünden wir euch. -  Das Leben ist sichtbar erschienen, und wir haben es gesehen. Wir bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns sichtbar erschienen ist. - Was wir gesehen und gehört haben, verkünden wir auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt. Gemeinschaft haben wir aber auch mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Wir schreiben euch dies, damit unsere Freude vollkommen sei. WANDEL IM LICHTEEnthaltung von SündeUnd dies ist die Botschaft, die wir von ihm vernommen haben und euch verkünden: Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm. Wenn wir sagen, wir haben Gemeinschaft mit ihm, wandeln aber in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit.  Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, haben wir miteinander Gemeinschaft, und das Blut Jesu, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.  Wenn wir sagen: "Wir haben keine Sünde!", betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.  Wenn wir sagen, daß wir nicht gesündigt haben, machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns. Meine Kinder, ich schreibe euch das, damit ihr nicht sündigt. Wenn aber jemand sündigt, so haben wir einen Beistand beim Vater, Jesus Christus, den Gerechten.  Er ist die Versöhnung für unsere Sünden, doch nicht nur für unsere, sondern auch für die der ganzen Welt. Erfüllung der GeboteUnd daran erkennen wir, daß wir ihn erkannt haben, wenn wir seine Gebote halten.  Wer sagt: "Ich habe ihn erkannt!", aber seine Gebote nicht hält, der ist ein Lügner, und die Wahrheit ist nicht in ihm. Wer aber sein Wort festhält, in dem ist wahrhaft die Liebe Gottes vollendet. - Daran erkennen wir, daß wir in ihm sind. Wer behauptet, in ihm zu bleiben, muß auch selbst so wandeln, wie er gewandelt ist.  Geliebte, ich übergebe euch nicht ein neues Gebot, sondern das alte Gebot, das ihr von Anfang an gehabt habt. Das alte Gebot ist das Wort, das ihr gehört habt. Andererseits übergebe ich euch ein neues Gebot, das wahr ist in ihm und in euch, weil die Finsternis vergeht und das wahre Licht schon leuchtet.  Wer behauptet, im Licht zu sein, seinen Bruder aber haßt, der ist noch immer in der Finsternis. Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Licht, und kein Ärgernis geht von ihm aus.  Wer dagegen seinen Bruder haßt, ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht, weil die Finsternis seine Augen blind gemacht hat.  Ich schreibe euch, Kinder, daß euch die Sünden um seines Namens willen vergeben sind. Ich schreibe euch, Väter, daß ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch, Jünglinge, daß ihr den Bösen besiegt habt.  Ich habe euch, Kinder, geschrieben, daß ihr den Vater erkannt habt. Ich habe euch geschrieben, Väter, daß ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich habe euch geschrieben, Jünglinge, daß ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den Bösen besiegt habt. Liebt nicht die Welt, noch was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe zum Vater nicht in ihm. Denn alles in der Welt - die Begierde des Fleisches und die Begierde der Augen und die Prahlerei mit dem Vermögen - ist nicht vom Vater, sondern von der Welt.  Doch die Welt vergeht samt ihrer Begierde, wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit. Gegensatz zur WeltKinder, die letzte Stunde ist da. Wie ihr gehört habt, kommt der Antichrist. Schon jetzt sind viele Antichristen aufgetreten. Daraus erkennen wir, daß die letzte Stunde da ist.  Von uns sind sie ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wären sie von uns, wären sie bei uns geblieben. Dies aber ist geschehen, damit offenbar werde, daß sie alle nicht von uns sind. Ihr habt die Salbung von dem Heiligen und seid alle Wissende. Ich schreibe euch nicht, weil ihr die Wahrheit nicht kennt. Ihr kennt sie vielmehr und wißt, daß aus der Wahrheit keine Lüge hervorgeht. Wer ist der Lügner, wenn nicht der, der leugnet, daß Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater. Was ihr von Anfang an gehört habt, bleibe in euch! Wenn das, was ihr von Anfang an gehört habt, in euch bleibt, werdet auch ihr im Sohn und im Vater bleiben. Und das ist die Verheißung, die er uns gegeben hat: das ewige Leben. Dies habe ich euch über eure Verführer geschrieben. Und euch sage ich: Die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr habt es nicht nötig, daß euch jemand belehrt. Alles, was seine Salbung euch lehrt, ist wahr und keine Lüge. Bleibt in ihm, wie euch seine Salbung gelehrt hat.  Und nun, Kinder, bleibt in ihm, damit, wenn er offenbar wird, wir frohes Vertrauen zu ihm haben und bei seiner Ankunft vor ihm nicht beschämt werden.  Wenn ihr wißt, daß er gerecht ist, erkennt ihr, daß auch jeder, der das Rechte tut, aus ihm geboren ist. WANDEL IN DER KINDSCHAFT GOTTESHeiliger WandelSeht, eine wie große Liebe uns der Vater geschenkt hat, daß wir Kinder Gottes genannt werden - und wir sind es! Darum erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und noch ist nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen, daß wir bei seinem Erscheinen ihm ähnlich sein werden, weil wir ihn sehen werden, wie er ist.  Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn setzt, heiligt sich, wie er heilig ist. Jeder, der sündigt, übertritt das Gesetz. Sünde ist Übertretung des Gesetzes. Und ihr wißt, daß er erschienen ist, um die Sünden hinwegzunehmen, und daß in ihm keine Sünde ist. Jeder, der in ihm bleibt, sündigt nicht; jeder, der sündigt, hat ihn nicht gesehen und ihn nicht erkannt.  Kinder, laßt euch von niemand irreführen! Wer das Rechte tut, ist gerecht, wie er gerecht ist; wer Sünde begeht, ist vom Teufel, weil der Teufel von Anfang an sündigt. Dazu ist der Sohn Gottes erschienen, daß er die Werke des Teufels zerstöre. Jeder, der aus Gott gezeugt ist, tut keine Sünde, weil sein Same in ihm bleibt; er kann nicht sündigen, weil er aus Gott gezeugt ist.  BruderliebeDaran sind die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels erkennbar; jeder, der nicht Gerechtigkeit übt, ist nicht aus Gott, ebensowenig, wer seinen Bruder nicht liebt. Denn das ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt: Wir sollen einander lieben, nicht wie Kain, der aus dem Bösen war und seinen Bruder hinschlachtete. Und warum hat er ihn hingeschlachtet? Weil seine Werke böse waren, die seines Bruders aber gerecht. Wundert euch nicht, Brüder, daß euch die Welt haßt. Wir wissen, daß wir aus dem Tod zum Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben. - Wer nicht liebt, bleibt im Tod. Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Mörder, und ihr wißt, daß kein Mörder ewiges, in ihm bleibendes Leben hat. Daran haben wir die Liebe erkannt, daß er sein Leben für uns eingesetzt hat; auch wir müssen für die Brüder das Leben einsetzen. Wer aber die Güter der Welt besitzt und seinen Bruder Not leiden sieht und sein Herz vor ihm verschließt: wie bleibt in ihm die Liebe Gottes? Kinder, laßt uns nicht mit Worten und mit der Zunge lieben, sondern in der Tat und in der Wahrheit!  Und daran werden wir erkennen, daß wir aus der Wahrheit sind, und unser Herz vor ihm beruhigen. Wenn uns das Herz verurteilt - Gott ist größer als unser Herz; und er weiß alles. Geliebte, wenn uns das Herz nicht verurteilt, haben wir zuversichtliches Vertrauen zu Gott, und worum wir bitten, das empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und tun, was ihm wohlgefällt. Das aber ist sein Gebot: Wir sollen an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, wie er uns geboten hat. Wer seine Gebote hält, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm. Und daß er in uns bleibt, erkennen wir an dem Geist, den er uns gegeben hat. Abkehr von den IrrlehrernGeliebte, traut nicht jedem Geist! Prüft vielmehr die Geister, ob sie aus Gott sind! Denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgezogen. Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, Jesus Christus ist im Fleisch gekommen, ist aus Gott. Und jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott. Das ist der Geist des Antichristen, von dem ihr gehört habt, daß er kommt und der jetzt schon in der Welt ist. Ihr seid aus Gott, Kinder, und habt sie besiegt. Denn der in euch ist, ist mächtiger als der in der Welt. Jene sind von der Welt. Darum reden sie wie die Welt, und die Welt hört auf sie.  Wir sind aus Gott; wer Gott erkennt, hört auf uns; wer nicht aus Gott ist, hört nicht auf uns. Daraus erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums.  Liebe um LiebeGeliebte, laßt uns einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, ist aus Gott gezeugt und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, weil Gott Liebe ist. Darin hat sich die Liebe Gottes zu uns geoffenbart, daß Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Darin zeigt sich die Liebe, nicht daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt und seinen Sohn als Versöhnung für unsere Sünden gesandt hat. Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben. Niemand hat jemals Gott geschaut. Wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet. Daß wir in ihm bleiben und er in uns, erkennen wir daran, daß er uns von seinem Geist gegeben hat. Wir haben gesehen und bezeugen, daß der Vater den Sohn als Retter der Welt gesandt hat. Wer bekennt, daß Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott, und er in Gott. Und wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und an sie geglaubt. - Gott ist Liebe; wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm. Darin ist die Liebe bei uns vollendet, daß wir am Tag des Gerichtes voll Zuversicht sind, weil wir in dieser Welt so sind, wie er ist. - Furcht ist nicht in der Liebe. Die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht. Furcht hat mit Strafe zu tun. Wer Furcht hat, ist in der Liebe noch nicht vollendet. Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. Wenn jemand sagt: "Ich liebe Gott!", aber seinen Bruder haßt, so ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er vor Augen hat, kann Gott nicht lieben, den er nicht vor Augen hat. Und dieses Gebot haben wir von ihm: Wer Gott liebt, liebt auch seinen Bruder.  ChristusglaubeJeder, der glaubt, daß Jesus der Christus ist, ist aus Gott gezeugt, und jeder, der den Vater liebt, der liebt auch den aus ihm Gezeugten.  Daran erkennen wir, daß wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. Denn darin besteht die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. Denn alles, was aus Gott gezeugt ist, besiegt die Welt; und das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat: unser Glaube. Wer hat denn die Welt besiegt, wenn nicht der, der glaubt, daß Jesus der Sohn Gottes ist? Jesus Christus ist es, der gekommen ist durch Wasser und Blut; nicht im Wasser allein, sondern im Wasser und Blut; das bezeugt der Geist, weil der Geist Wahrheit ist.  Denn drei sind es, die Zeugnis ablegen,  der Geist und das Wasser und das Blut, und diese drei sind eins.  Wenn wir das Zeugnis der Menschen annehmen - das Zeugnis Gottes ist größer! Dies aber ist das Zeugnis Gottes! Er hat Zeugnis abgelegt über seinen Sohn. Wer an den Sohn Gottes glaubt, hat das Zeugnis (Gottes) in sich. Wer Gott nicht glaubt, hat ihn zum Lügner gemacht, weil er nicht dem Zeugnis geglaubt hat, das Gott über seinen Sohn abgelegt hat. Und darin besteht das Zeugnis, daß Gott uns ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben in seinem Sohn ist. Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht. Die gottfeindliche WeltDas habe ich euch geschrieben, die ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt, damit ihr wißt, daß ihr das ewige Leben habt. Und dies ist das zuversichtliche Vertrauen, das wir zu ihm haben, daß er uns erhört, wenn wir nach seinem Willen um etwas bitten. Und wenn wir wissen, daß er uns hört, bei dem, worum wir bitten, wissen wir, daß unsere Bitten, die wir an ihn gerichtet haben, erfüllt werden. Wenn jemand sieht, daß sein Bruder eine nicht zum Tod führende Sünde begeht, dann soll er für ihn bitten, und Gott wird ihm neues Leben schenken; freilich gilt das nur für diejenigen, die nicht so schwer sündigen, daß es zum Tod führt. Es gibt die Sünde, die zum Tod führt; auf jene Sünde bezieht sich meine Mahnung zur Fürbitte nicht.  Jede Ungerechtigkeit ist Sünde. Doch gibt es auch eine Sünde, die nicht zum Tod führt. Wir wissen, daß jeder, der aus Gott gezeugt ist, nicht sündigt - wer aus Gott gezeugt wurde, hält an ihm fest, und der Böse berührt ihn nicht. Wir wissen, daß wir aus Gott sind und die ganze Welt im Machtbereich des Bösen liegt. SchlußWir wissen aber, daß der Sohn Gottes gekommen ist und uns Einsicht verliehen hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Er ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.  Kinder, hütet euch vor den Götzen!  GrußDer Älteste an die auserwählte Herrin und ihre Kinder, die ich in Wahrheit liebe, - und nicht ich allein, sondern alle, die die Wahrheit erkannt haben -,  wegen der Wahrheit, die in uns bleibt und bei uns sein wird in Ewigkeit. Gnade wird mit uns sein, Erbarmen, Friede von Gott, dem Vater, und von Jesus Christus, dem Sohn des Vaters, in Wahrheit und Liebe. Wandel in der LiebeGroße Freude hatte ich, als ich unter deinen Kindern solche fand, die in der Wahrheit wandeln, wie der Vater uns geboten hat. Nun bitte ich dich, Herrin: laßt uns einander lieben! - Damit übergebe ich dir nicht ein neues Gebot, sondern jenes, das wir von Anfang an hatten. Und dies ist die Liebe, daß wir nach seinen Geboten wandeln; dies ist das Gebot, wie ihr gehört habt von Anfang an, daß ihr in der Liebe wandelt. Festigkeit im GlaubenDenn viele Verführer sind in die Welt ausgezogen, die nicht bekennen, daß Jesus Christus im Fleisch gekommen ist; dies ist der Verführer und der Antichrist.  Seht euch vor, daß ihr nicht verliert, was ihr erarbeitet habt, sondern den vollen Lohn empfangt. Wer sich über die Lehre Christi hinwegsetzt und nicht in ihr bleibt, hat Gott nicht; wer aber in der Lehre bleibt, hat sowohl den Vater als auch den Sohn. Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, nehmt ihn nicht ins Haus auf und entbietet ihm auch nicht den Gruß.  Wer ihm den Gruß entbietet, nimmt teil an seinen bösen Werken. SchlußIch hätte euch noch vieles zu schreiben. Aber ich mag es nicht mit Papier und Tinte tun. Vielmehr hoffe ich, zu euch zu kommen und mündlich alles mit euch zu besprechen, damit unsere Freude vollkommen ist. Es grüßen dich die Kinder deiner auserwählten Schwester.  GrußDer Älteste an den geliebten Gaius, den ich in Wahrheit liebe. Geliebter, ich wünsche, daß es dir in jeder Hinsicht gut geht und du gesund bist, so wie es deiner Seele gut geht. Lob des GaiusIch habe mich sehr gefreut, als Brüder kamen und für deine Wahrheit Zeugnis ablegten, wie du auch wirklich in der Wahrheit wandelst.  Es gibt für mich keine größere Freude, als zu hören, daß meine Kinder in der Wahrheit wandeln. Geliebter, treu handelst du in allem, was du an den Brüdern tust, zumal an fremden. Diese haben vor der Gemeinde Zeugnis abgelegt für deine Liebe. Du wirst wohl daran tun, wenn du ihnen weiterhilfst, wie es Gottes würdig ist.  Um seines Namens willen sind sie ausgezogen, ohne von den Heiden etwas anzunehmen. Darum ist es unsere Pflicht, solche Männer aufzunehmen, damit wir Mitarbeiter an der Wahrheit werden.  Klage über DiotrephesIch habe an die Gemeinde geschrieben. Diotrephes aber, der unter ihnen der Erste sein will, nimmt uns nicht an.  Darum werde ich, wenn ich komme, ihm sein Treiben vorhalten. Er verdächtigt uns mit bösen Reden, und damit nicht genug, nimmt er selbst die Brüder nicht auf und sucht diejenigen, die sie aufnehmen wollen, daran zu hindern, sie sogar aus der Gemeinde auszuschließen.  Geliebter, nimm dir nicht das Böse, sondern das Gute zum Vorbild. Wer Gutes tut, ist aus Gott; wer Böses tut, hat Gott nicht gesehen. Dem Demetrius wird von allen und von der Wahrheit selbst ein gutes Zeugnis ausgestellt. Auch wir legen für ihn Zeugnis ab, und du weißt, daß unser Zeugnis wahr ist. SchlußIch hätte dir noch vieles zu schreiben; aber ich will dir nicht mit Tinte und Schreibrohr schreiben. Ich hoffe jedoch, dich bald zu sehen und alles mündlich zu besprechen. Friede sei mit dir! Es grüßen dich die Freunde. Grüße die Freunde, jeden persönlich. GrußJudas, Knecht Jesu Christi und Bruder des Jakobus, an die Berufenen, die in Gott dem Vater geliebt und für Jesus Christus bewahrt sind. Erbarmen sei euch und Friede und Liebe in Fülle! EingangGeliebte! Da mir sehr am Herzen liegt, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, halte ich es für notwendig, euch durch dieses Schreiben zu ermahnen, für den Glauben zu kämpfen, der den Heiligen ein für allemal überliefert ist!  Denn es haben sich gewisse Leute eingeschlichen, die längst für das Gericht vorgemerkt sind, gottlose Menschen, die die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehren und unseren alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus verleugnen.  WARNUNG VOR DEN IRRLEHRERNWarnende BeispieleErinnern will ich aber euch - die ihr alles wißt -, daß der Herr zwar das Volk aus dem Land Ägypten errettet, danach aber jene, die nicht glaubten, dem Verderben preisgegeben hat,  und die Engel, die ihre Herrscherwürde nicht bewahrt, sondern ihre Wohnstätte verlassen haben, unten im Dunkel mit ewigen Fesseln für den großen Gerichtstag verwahrt hält;  auch Sodom und Gomorra und die Nachbarstädte, die ähnlich wie diese Unzucht trieben und mit Wesen anderer Art verkehren wollten, stehen mit ihrer ewigen Feuerstrafe als warnendes Beispiel da.  In gleicher Weise beflecken trotzdem auch diese Träumer das Fleisch, verachten die Herrschaft und lästern die Träger der Herrlichkeit.  Michael aber, der Erzengel, hat, als er mit dem Teufel um den Leichnam des Mose in Streit und Wortwechsel geriet, es nicht gewagt, ein lästerndes Urteil zu äußern, sondern sagte nur: "Der Herr soll dich strafen!"  Diese aber lästern alles, was sie nicht kennen, und finden in dem, was sie auf natürliche Weise wie das vernunftlose Vieh verstehen, ihr Verderben.  Wehe ihnen! Sie wandeln auf dem Weg Kains, haben sich in ihrer Gewinnsucht Bileams Trug hingegeben und kommen in ihrer Widersetzlichkeit gleich Korach um.  Schandflecken sind sie bei euren Liebesmahlen, wo sie mitschmausen, ohne Scheu sich selbst weidend. Sie sind Wolken ohne Wasser, die vom Wind umhergetrieben werden, Bäume im Spätherbst, ohne Frucht, zweimal abgestorben, entwurzelt, wilde Meereswogen, die ihre eigenen Schandtaten aufschäumen lassen, Wandelsterne, denen die dunkelste Finsternis auf ewig aufbewahrt ist.  Weissagungen über die IrrlehrerHenoch, der siebte Nachkomme Adams, hat von ihnen geweissagt: "Seht, der Herr kommt mit seinen heiligen Myriaden,  um über alle Gericht zu halten und alle Gottlosen zu strafen für all ihre gottlosen Taten, die sie frevelnd begangen, und für all ihre Schmähreden, die sie, gottlose Sünder, gegen ihn ausgestoßen haben." Sie sind Nörgler, die mit ihrem Schicksal hadern und ihren eigenen Begierden frönen. Ihr Mund redet Hochfahrendes, und wenn es ihnen einen Vorteil bringt, schmeicheln sie den Menschen. Ihr aber, Geliebte, seid eingedenk dessen, was die Apostel unseres Herrn Jesus Christus vorausgesagt haben. Sie haben euch gesagt, daß am Ende der Zeit Spötter auftreten werden, die nach ihren gottlosen Begierden wandeln. Sie sind es, die Spaltungen hervorrufen, - irdisch Gesinnte, ohne Geist! SchlußIhr aber, Geliebte, erbaut euch an eurem hochheiligen Glauben, betend im Heiligen Geist! Bewahrt euch in der Liebe Gottes in Erwartung des Erbarmens unseres Herrn Jesus Christus zum ewigen Leben! Erbarmt euch der Zweifelnden,  entreißt sie dem Feuer und rettet sie! Andere bemitleidet in Furcht; haßt sogar das vom Fleisch befleckte Gewand.  Ihm, der die Macht hat, euch vor dem Fall zu bewahren und ohne Fehl voll Frohlocken vor seine Herrlichkeit hinzustellen: Ihm, dem alleinigen Gott, unserem Retter, sei durch Jesus Christus, unseren Herrn, Ehre und Herrlichkeit, Herrschaft und Macht vor aller Zeit und jetzt und in alle Ewigkeit! Amen. Vorrede des SehersOffenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gegeben hat, um seinen Knechten anzuzeigen, was bald geschehen muß. Er hat sie durch seinen Engel, den er sandte, kundgetan seinem Knecht Johannes,  der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugt hat - alles, was er geschaut hat. Selig, wer die Worte der Weissagung liest und hört, und bewahrt, was darin niedergeschrieben ist; denn die Zeit ist nahe. Johannes an die sieben Gemeinden in Asien: Gnade euch und Friede von dem, der ist und der war und der kommen wird, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind,  und von Jesus Christus, dem treuen Zeugen, dem Erstgeborenen von den Toten, dem Herrscher über die Könige der Erde, der uns geliebt und uns durch sein Blut von unseren Sünden erlöst und uns zu einem Königreich, zu Priestern für Gott, seinen Vater, gemacht hat - ihm sei Ehre und Macht in alle Ewigkeit. Amen.  Seht, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn schauen, auch die, die ihn durchbohrt haben; und wehklagen werden über ihn alle Stämme der Erde. Ja, Amen. Ich bin das Alpha und das Omega, spricht Gott, der Herr, der ist und der war und der kommen wird, der Allmächtige.  EingangsvisionIch, Johannes, euer Bruder und Teilhaber an der Bedrängnis, an der Königsherrschaft und an dem geduldigen Harren auf Jesus, war um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses Jesu willen auf der Insel genannt Patmos.  Ich geriet am Tag des Herrn in Verzückung und hörte hinter mir eine mächtige Stimme, wie von einer Posaune.  Sie sagte: "Was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es an die sieben Gemeinden, nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamon und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea!" Und ich wandte mich um, den Sprechenden zu sehen. Und als ich mich umgewandt hatte, sah ich sieben goldene Leuchter und inmitten der Leuchter einen, der einem Menschensohn ähnlich war, bekleidet mit einem bis auf die Füße reichenden Gewand und einem goldenen Gürtel um die Brust. Sein Haupt und seine Haare waren weiß wie schneeweiße Wolle, seine Augen wie Feuerflammen, seine Füße wie im Ofen geglühtes Erz und seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser. In seiner Rechten hielt er sieben Sterne. Aus seinem Mund kam ein scharfes, zweischneidiges Schwert. Sein Antlitz strahlte wie die Sonne in ihrer vollen Kraft. Bei seinem Anblick fiel ich wie tot zu seinen Füßen. Doch er legte seine Rechte auf mich und sprach: "Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, aber siehe, ich lebe in alle Ewigkeit. Ich habe die Schlüssel des Todes und des Totenreiches. Schreibe nun nieder, was du gesehen hast, was ist und was hernach geschehen wird. Das Geheimnis der sieben Sterne, die du in meiner Rechten gesehen hast, und der sieben goldenen Leuchter (will ich dir enthüllen): Die sieben Sterne sind die Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden.  DIE SIEBEN SENDSCHREIBENAn die Gemeinde von EphesusDem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe: So spricht, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, der wandelt inmitten der sieben goldenen Leuchter: Ich kenne deine Werke, deine Mühsal und dein geduldiges Ausharren. Ich weiß, daß du die Bösen nicht ertragen kannst, und daß du jene, die sich Apostel nennen, aber es nicht sind, geprüft und sie als Lügner befunden hast.  Auch hast du geduldig ausgeharrt und um meines Namens willen Schweres ertragen und bist nicht müde geworden. Aber ich habe gegen dich, daß du deine erste Liebe aufgegeben hast. Bedenke also, von welcher Höhe du herabgesunken bist! Bekehre dich und vollbringe wieder deine ersten Werke. Wenn nicht, komme ich zu dir und stoße, wenn du dich nicht bekehrst, deinen Leuchter von seiner Stelle. Doch das hast du: Du haßt die Werke der Nikolaiten, die auch ich hasse.  Wer Ohren hat, der höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht! Dem Sieger werde ich zu essen geben vom Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist. An die Gemeinde von SmyrnaDem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: So spricht der Erste und der Letzte, der tot war und wieder lebendig wurde: Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut - doch du bist reich. Ich weiß, daß du von denen geschmäht wirst, die sich Juden nennen, es aber nicht sind, sondern die Synagoge Satans.  Fürchte dich nicht vor dem, was du erleiden sollst. Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis bringen, um euch auf die Probe zu stellen. Ihr werdet eine Trübsal von zehn Tagen zu bestehen haben. Sei getreu bis in den Tod, und ich will dir die Krone des Lebens geben. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht! Dem Sieger wird der zweite Tod keinen Schaden zufügen.  An die Gemeinde von PergamonDem Engel der Gemeinde in Pergamon schreibe: So spricht, der das scharfe, zweischneidige Schwert hat: Ich weiß, wo du wohnst - wo der Thron Satans ist. Doch du hältst an meinem Namen fest und hast den Glauben an mich nicht verleugnet, auch nicht in den Tagen, als mein treuer Zeuge Antipas bei euch, am Wohnsitz Satans, getötet wurde.  Aber einiges Wenige habe ich gegen dich: Du hast dort Anhänger der Lehre Bileams, der Balak lehrte, die Kinder Israels zur Teilnahme an den Götzenopfern und zur Unzucht zu verführen.  So hast auch du welche, die in gleicher Weise an der Lehre der Nikolaiten festhalten. Bekehre dich also! Wenn nicht, komme ich bald zu dir und werde mit dem Schwert meines Mundes gegen sie kämpfen. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht! Dem Sieger werde ich von dem verborgenen Manna geben, und geben werde ich ihm einen weißen Stein, und auf dem Stein geschrieben steht ein neuer Name, den niemand kennt, außer dem, der ihn empfängt.  An die Gemeinde von ThyatiraDem Engel der Gemeinde in Thyatira schreibe: So spricht der Sohn Gottes, der Augen hat wie Feuerflammen und Füße gleich geglühtem Erz: Ich kenne deine Werke, deine Liebe, deinen Glauben, deinen Dienst, deine Geduld und weiß, daß deine letzten Werke die ersten überbieten. Aber ich habe gegen dich, daß du das Weib Isebel gewähren läßt, die sich eine Prophetin nennt und durch ihre Lehre meine Knechte zur Unzucht und zum Genuß von Götzenopfern verführt.  Ich habe ihr eine Frist zur Umkehr gegeben, doch will sie sich von ihrer Unzucht nicht bekehren. Siehe, ich werfe sie aufs Krankenlager, und alle, die mit ihr Ehebruch treiben, lasse ich in große Bedrängnis geraten, wenn sie von ihrem Treiben nicht ablassen. Ihre Kinder werde ich vom Tod hinwegraffen lassen. Und alle Gemeinden werden erkennen, daß ich der bin, der Herzen und Nieren durchforscht, und jedem von euch werde ich nach seinen Werken vergelten.  Euch aber, den übrigen in Thyatira, die diese Lehre nicht teilen und die Tiefen des Satans, wie sie sagen, nicht kennen, euch sage ich: Ich lege euch keine weitere Last auf. Doch haltet an dem fest, was ihr habt, bis ich komme. Wer siegt und an meinen Werken bis ans Ende festhält, dem will ich Macht über die Völker geben. Er wird sie mit eisernem Zepter weiden, wie man Töpfergeschirr zerschlägt,  wie auch ich die Macht empfangen habe von meinem Vater, und ich werde ihm den Morgenstern geben.  Wer Ohren hat, der höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht! An die Gemeinde von SardesDem Engel der Gemeinde von Sardes schreibe: So spricht, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat: Ich kenne deine Werke. Du hast den Namen, daß du lebst, und doch bist du tot. Wach auf und stärke den Rest, der am Absterben ist! Denn deine Werke habe ich nicht als vollkommen gefunden vor meinem Gott. Gedenke also, wie du es empfangen und gehört hast. Bewahre es und bekehre dich! Wenn du aber nicht wachst, so komme ich wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich komme. Indes hast du noch einige wenige Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht befleckt haben. Sie werden in weißen Gewändern mit mir wandeln, weil sie würdig sind. Der Sieger wird so mit weißen Gewändern angetan, und nimmer lösche ich seinen Namen aus dem Buch des Lebens; vielmehr werde ich seinen Namen vor meinem Vater und vor seinen Engeln bekennen.  Wer Ohren hat, der höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht! An die Gemeinde von PhiladelphiaDem Engel der Gemeinde zu Philadelphia schreibe: So spricht der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, daß niemand schließen, und der schließt, daß niemand öffnen kann.  Ich kennen deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine offene Tür bereitgestellt, die niemand schließen kann. Zwar hast du nur geringe Kraft, aber du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet.  Siehe, ich schenke dir Leute aus der Gemeinde des Satans, die sich Juden nennen, es aber nicht sind, sondern Lügner. Diese will ich dazu bringen, daß sie kommen, dir zu Füßen fallen und erkennen, daß ich dich geliebt habe.  Weil du mein Wort vom geduldigen Ausharren bewahrt hast, werde auch ich dich vor der Stunde der Prüfung bewahren, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die Erdbewohner auf die Probe zu stellen. Ich komme bald. Halte fest, was du hast, damit dir niemand deinen Kranz nehme. Den Sieger werde ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes machen, und seinen Platz dort wird er nie mehr verlieren. Ich will den Namen meines Gottes auf ihn schreiben und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel her von meinem Gott herabkommt, und meinen neuen Namen.  Wer Ohren hat, der höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht. An die Gemeinde von LaodizeaDem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: So spricht, der das Amen ist, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes:  Ich kenne deine Werke und weiß, daß du weder kalt noch warm bist. Wenn du doch kalt wärst oder warm! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Mund. Weil du sagst: Ich bin reich, ich bin reich geworden und leide an nichts Mangel! -, und nicht weißt, daß du unglückselig und bemitleidenswert bist, arm, blind und nackt. Ich rate dir, kaufe von mir im Feuer geläutertes Gold, daß du reich wirst; und weiße Gewänder, damit du dich bekleidest und die Schande deiner Blöße nicht sichtbar wird; und Salbe, um deine Augen zu salben, damit du sehend wirst.  Alle, die ich liebe, weise ich zurecht und züchtige sie. Sei also eifrig und bekehre dich! Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, werde ich bei ihm einkehren und mit ihm essen und er mit mir.  Den Sieger lasse ich mit mir auf meinem Thron sitzen, wie auch ich gesiegt und mich zu meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht." DAS DRAMA DER PARUSIEDie Vorereignisse der ParusieGott in geheimnisvoller MajestätDarauf hatte ich eine Vision. Siehe, eine Tür am Himmel stand offen, und die Stimme wie von einer Posaune, die ich zuvor zu mir reden hörte, sprach: "Komm hier herauf! Ich will dir zeigen, was hernach geschehen muß." Sogleich ward ich vom Geist ergriffen. Und siehe, ein Thron stand im Himmel, und auf dem Thron saß einer.  Der da saß, glich einem Jaspis und Karneol. Den Thron umschloß ein Regenbogen, der wie ein Smaragd aussah.  Rings um den Thron waren vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste in weißen Gewändern und mit goldenen Kronen auf ihren Häuptern.  Vom Thron gehen Blitze aus und laute Donnerschläge. Sieben Fackeln brennen vor dem Thron: das sind die sieben Geister Gottes.  Vor dem Thron ist wie ein gläsernes Meer, einem Kristall gleich. Mitten vor dem Thron und um den Thron sind vier Wesen, voller Augen vorn und hinten.  Das erste Wesen gleicht einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte hat das Antlitz wie eines Menschen, das vierte gleicht einem fliegenden Adler. Jedes der vier Wesen hat sechs Flügel, ringsum und innen übersät mit Augen. Tag und Nacht rufen sie ohne Unterlaß: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der allmächtige Gott, der war, der ist und der kommen wird." Und jedesmal, wenn die Wesen dem, der auf dem Thron sitzt und der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, Preis, Ehre und Dank darbringen, fallen die vierundzwanzig Ältesten vor dem auf dem Thron Sitzenden nieder und beten den an, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Sie legen ihre Kronen vor dem Thron nieder und sagen: "Würdig bist du, unser Herr und Gott, Preis, Ehre und Macht zu empfangen, weil du das All erschaffen hast. Durch deinen Willen war es und wurde es geschaffen." Das Buch mit den sieben SiegelnUnd ich sah in der Rechten dessen, der auf dem Thron sitzt, ein Buch, innen und außen beschrieben, versiegelt mit sieben Siegeln.  Und ich sah einen mächtigen Engel, der mit lauter Stimme rief: "Wer ist würdig, das Buch zu öffnen und seine Siegel zu lösen?" Doch niemand im Himmel und auf Erden und unter der Erde vermochte das Buch zu öffnen und Einblick zu nehmen. Da weinte ich sehr, daß niemand würdig befunden wurde, das Buch zu öffnen und Einblick zu nehmen. Übergabe der Buchrolle an das LammUnd einer der Ältesten sagte zu mir: "Weine nicht! Siehe, gesiegt hat der Löwe aus dem Stamm Juda, der Sproß aus der Wurzel Davids. Er wird das Buch und seine sieben Siegel öffnen."  Und ich sah mitten vor dem Thron und den vier Wesen und mitten vor den Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet. Es hat sieben Hörner und sieben Augen: das sind die sieben Geister Gottes, die über die ganze Erde ausgesandt sind.  Es trat heran und nahm das Buch aus der Rechten dessen, der auf dem Thron sitzt. Und als es das Buch genommen hatte, fielen die vier Wesen und die vierundzwanzig Ältesten vor dem Lamm nieder. Jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Weihrauch: das sind die Gebete der Heiligen. Sie singen ein neues Lied: "Würdig bist du, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen. Denn du bist geschlachtet worden und hast durch dein Blut Menschen losgekauft für Gott aus allen Stämmen und Sprachen, Völkern und Nationen und hast sie für unseren Gott zu einem Königreich und zu Priestern gemacht, und sie werden herrschen auf der Erde."  Und ich sah und vernahm die Stimme vieler Engel rings um den Thron, um die Wesen und die Ältesten. Ihre Zahl war Myriaden von Myriaden und Tausende von Tausenden. Sie singen mit lauter Stimme: "Würdig ist das Lamm, das geschlachtet wurde, Macht, Reichtum, Weisheit, Kraft, Ehre, Preis und Lob zu empfangen." Und jedes Geschöpf, das im Himmel, auf Erden, unter der Erde und auf dem Meer ist, alles, was in ihnen ist, hörte ich singen: "Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebührt Lob, Ehre, Ruhm und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit." Und die vier Wesen sprachen: "Amen", und die Ältesten fielen nieder und beteten an. Öffnung der vier ersten SiegelUnd ich sah, wie das Lamm das erste von den sieben Siegeln öffnete. Und ich hörte das erste der vier Wesen wie mit Donnerstimme sagen: "Komm!" Ich schaute, und siehe, da war ein weißes Roß. Auf ihm saß einer mit einem Bogen. Ihm ward eine Krone gegeben, und er zog aus als Sieger und um zu siegen.  Als es das zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite Wesen sagen: "Komm!" Und ein anderes, ein feuerrotes Roß, kam heraus, und dem, der auf ihm saß, ward Macht verliehen, den Frieden von der Erde wegzunehmen, so daß die Menschen einander niedermetzelten, und gegeben ward ihm ein großes Schwert.  Als es das dritte Siegel öffnete, hörte ich das dritte Wesen sagen: "Komm!" Ich schaute, und siehe, da war ein schwarzes Roß. Der auf ihm saß, hielt eine Waage in seiner Hand.  Und ich hörte eine Stimme inmitten der vier Wesen sagen: "Ein Maß Weizen für einen Denar und drei Maß Gerste für einen Denar. Aber Öl und Wein schädige nicht!"  Als es das vierte Siegel öffnete, hörte ich das vierte Wesen sagen: "Komm!" Ich schaute, und siehe, da war ein fahles Roß. Der auf ihm saß, hieß "der Tod", und das Totenreich folgte ihm. Ihm ward Macht über den vierten Teil der Erde gegeben, zu töten durch Schwert und Hunger, durch tödliche Krankheit und durch die Tiere der Erde. Öffnung des fünften SiegelsAls es das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die hingeschlachtet waren um des Wortes Gottes und des Zeugnisses willen, das sie hatten. Sie schrien mit lauter Stimme: "Heiliger und wahrhaftiger Herr, wie lange richtest du nicht und rächst nicht unser Blut an den Bewohnern der Erde?"  Und einem jeden von ihnen wurde ein weißes Gewand gegeben und gesagt, sie sollten sich noch kurze Zeit gedulden, bis ihre Mitknechte und Brüder vollzählig wären, die gleich ihnen den Tod erleiden würden. Öffnung des sechsten SiegelAls es das sechste Siegel öffnete, sah ich, wie ein großes Erdbeben geschah. Die Sonne ward schwarz wie ein härenes Trauergewand und der ganze Mond rot wie Blut. Die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie die unreifen Früchte, die der Feigenbaum abwirft, wenn er vom Sturmwind geschüttelt wird. Der Himmel entschwand wie eine Buchrolle, die man zusammenrollt. Alle Berge und Inseln wurden von ihrer Stelle gerückt. Die Könige der Erde, die Großen, die Befehlshaber, die Reichen und die Mächtigen, alle Sklaven und Freien verbargen sich in den Höhlen und Klüften der Berge, und sie riefen den Bergen und Felsen zu: "Fallt auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes. Denn gekommen ist der große Tag ihres Zornes; wer kann da bestehen?" Besiegelung der AuserwähltenAlsdann sah ich vier Engel an den vier Enden der Erde stehen. Sie hielten die vier Winde der Erde fest, damit kein Wind wehe über Land und Meer oder irgendeinen Baum. Und ich sah einen anderen Engel mit dem Siegel des lebendigen Gottes vom Sonnenaufgang aufsteigen. Er rief den vier Engeln, denen die Macht verliehen war, das Land und das Meer zu schädigen, mit lauter Stimme zu: "Schädigt nicht das Land und das Meer und die Bäume, bis wir die Knechte unseres Gottes mit seinem Siegel auf ihrer Stirn gekennzeichnet haben."  Und ich hörte die Zahl der Besiegelten: Hundertvierundvierzigtausend aus allen Stämmen der Söhne Israels:  aus dem Stamm Juda zwölftausend Besiegelte, aus dem Stamm Ruben zwölftausend, aus dem Stamm Gad zwölftausend, aus dem Stamm Ascher zwölftausend, aus dem Stamm Naftali zwölftausend, aus dem Stamm Manasse zwölftausend, aus dem Stamm Simeon zwölftausend, aus dem Stamm Levi zwölftausend, aus dem Stamm Issachar zwölftausend, aus dem Stamm Sebulon zwölftausend, aus dem Stamm Josef zwölftausend, aus dem Stamm Benjamin zwölftausend Besiegelte. Die Heiligen vor Gottes ThronDarauf sah ich eine große Schar, die niemand zu zählen vermochte, aus allen Völkern, Stämmen, Geschlechtern und Sprachen. Sie stehen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Gewändern und mit Palmzweigen in ihren Händen.  Sie rufen mit lauter Stimme: "Das Heil ist bei unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm." Und alle Engel standen rings um den Thron, um die Ältesten und die vier Wesen und fielen vor dem Thron auf ihr Angesicht, beteten Gott an und sprachen: "Amen! Lob und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre, Macht und Stärke unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen."  Da fragte mich einer von den Ältesten: "Wer sind die mit den weißen Kleidern Bekleidete und woher sind sie gekommen?" Ich erwiderte ihm: "Mein Herr, du weißt es." Und er sagte zu mir: "Das sind die, welche aus der großen Drangsal gekommen sind. Sie haben ihre Gewänder weiß gewaschen im Blut des Lammes. Darum stehen sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel, und der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen. Sie werden nicht mehr hungern und nicht dürsten; Sonnenglut und Hitze wird sie nicht mehr treffen. Denn das Lamm, das mitten vor dem Thron steht, wird sie weiden und zu den Wasserquellen des Lebens führen, und Gott wird jede Träne abwischen von ihren Augen." Öffnung des siebten SiegelsAls es das siebte Siegel öffnete, entstand Schweigen im Himmel, wohl eine halbe Stunde lang.  Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen, und gegeben wurden ihnen sieben Posaunen.  Dann kam ein anderer Engel und trat mit einem goldenen Rauchfaß vor den Altar. Ihm wurde viel Räucherwerk gegeben, damit er es zu den Gebeten aller Heiligen auf den goldenen Altar vor dem Thron lege. Und der Rauch des Räucherwerkes stieg mit den Gebeten der Heiligen aus der Hand des Engels zu Gott empor. Und der Engel nahm das Rauchfaß, füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde. Da erfolgten Donnerschläge und Getöse und Blitze und Erdbeben. Und die sieben Engel mit den sieben Posaunen machten sich bereit, in die Posaune zu stoßen. Die vier ersten PosaunenDer erste Engel stieß in die Posaune. Da kam Hagel und Feuer, mit Blut vermischt, und ward auf die Erde geschleudert, und der dritte Teil der Erde verbrannte, und der dritte Teil der Bäume verbrannte, und alles grüne Gras verbrannte. Der zweite Engel stieß in die Posaune. Da wurde etwas wie ein großer, feuerglühender Berg ins Meer geschleudert. Ein Drittel des Meeres ward zu Blut, ein Drittel der im Meer lebenden Geschöpfe starb dahin, und ein Drittel der Schiffe ging zugrunde. Der dritte Engel stieß in die Posaune. Da fiel vom Himmel ein großer Stern, der wie eine Fackel brannte. Er fiel auf den dritten Teil der Flüsse und auf die Wasserquellen; und der Name des Sternes ist "Wermut". Da ward ein Drittel der Gewässer zu Wermut, und viele Menschen starben von dem Wasser, weil es bitter geworden war. Der vierte Engel stieß in die Posaune. Da wurde ein Drittel der Sonne, ein Drittel des Mondes und ein Drittel der Sterne geschlagen, daß der dritte Teil von ihnen verfinstert wurde, und der Tag, ebenso wie die Nacht, zu einem Drittel kein Licht hatte. Dann schaute ich hin, und ich hörte einen Adler, der hoch oben am Himmel dahinflog, mit lauter Stimme rufen: "Wehe, wehe, wehe den Bewohnern der Erde wegen der übrigen Posaunenstöße der drei Engel, die noch in die Posaune stoßen werden!"  Die fünfte PosauneDer fünfte Engel stieß in die Posaune. Da sah ich einen Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war. Ihm wurde der Schlüssel zum Schacht des Abgrundes gegeben.  Er öffnete den Schacht des Abgrundes, und Rauch stieg aus dem Schacht auf wie der Rauch aus einem gewaltigen Ofen, und Sonne und Luft wurden von dem Rauch aus dem Schacht verfinstert. Und heraus aus dem Rauch kamen Heuschrecken auf die Erde, denen Macht gegeben wurde, wie sie die Skorpione der Erde haben. Sie hatten den Befehl, dem Gras der Erde, dem Grün und den Bäumen keinen Schaden zuzufügen, sondern nur den Menschen, die nicht das Siegel Gottes auf der Stirn haben. Doch durften sie diese nicht töten, sondern sie nur fünf Monate lang peinigen, und die Pein, die sie zufügten, war wie die Pein, die entsteht, wenn ein Skorpion einen Menschen sticht.  In jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und werden ihn nicht finden; sie werden zu sterben verlangen, aber der Tod flieht vor ihnen. Die Heuschrecken glichen Rossen, die zum Kampf gerüstet sind, auf ihren Köpfen trugen sie goldähnliche Kränze, und ihre Gesichter waren wie Gesichter von Menschen. Ihre Haare waren wie Frauenhaare, ihre Zähne wie die von Löwen, ihre Panzer wie Eisenpanzer und das Getöse ihrer Flügel wie das Gerassel vieler Streitwagen, die in den Kampf stürmen. Sie hatten Schwänze und Stacheln wie Skorpione - in ihren Schwänzen lag die Macht, die Menschen fünf Monate lang zu schädigen. Als König haben sie über sich den Engel des Abgrundes, der hebräisch Abaddon, griechisch Apollyon heißt.  Das erste Wehe ist vergangen; siehe, noch zwei Wehe kommen danach. Die sechste PosauneDer sechste Engel stieß in die Posaune. Da vernahm ich eine Stimme von den vier Hörnern des goldenen Altars her, der vor Gott steht. Die sprach zum sechsten Engel mit der Posaune: "Binde die vier Engel los, die am großen Fluß Eufrat gebunden sind."  Und losgelassen wurden die vier Engel, die auf Stunde, Tag, Monat und Jahr bereitstanden, den dritten Teil der Menschen zu töten. Die Zahl der Reiterscharen betrug zwanzigtausendmal zehntausend; diese Zahl hörte ich. In der Vision sah ich die Rosse und ihre Reiter, die feuerrote, rauchblaue und schwefelgelbe Panzer trugen. Die Köpfe der Rosse waren wie Löwenköpfe, und aus ihren Mäulern kommt Feuer, Rauch und Schwefel hervor. Durch diese drei Plagen: das Feuer, den Rauch und den Schwefel, die aus ihren Mäulern herauskamen, wurde ein Drittel der Menschen getötet. Denn die Macht der Rosse liegt in ihrem Maul und in ihren Schwänzen - ihre Schwänze sind schlangenähnlich, und haben Köpfe, mit denen sie Schaden zufügen. Gleichwohl ließen die übrigen Menschen, die durch diese Plagen nicht umgekommen waren, nicht von den Werken ihrer Hände ab, sondern beteten weiter die Dämonen und Götzenbilder aus Gold, Silber, Erz, Stein und Holz an, die weder sehen noch hören noch gehen können.  Sie bekehrten sich nicht von ihren Mordtaten, ihren Zaubereien, ihrer Unzucht und ihrem Stehlen. Der Engel mit dem offenen BüchleinIch sah einen anderen mächtigen Engel vom Himmel niedersteigen. Er war in eine Wolke gehüllt, und der Regenbogen stand über seinem Haupt; sein Antlitz war wie die Sonne, und seine Füße wie Feuersäulen. In seiner Hand hielt er ein offenes Büchlein. Seinen rechten Fuß setzte er auf das Meer, den linken auf das Land. Er rief mit starker Stimme, wie wenn ein Löwe brüllt. Auf seinen Ruf ließen die sieben Donner ihre Stimme ertönen. Als die sieben Donner verhallt waren, wollte ich schreiben. Doch da hörte ich eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: "Versiegele, was die sieben Donner gekündet haben! Schreibe das nicht auf!" Da erhob der Engel, den ich auf dem Meer und auf dem Land stehen sah, seine rechte Hand zum Himmel und schwur bei dem, der lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, der den Himmel geschaffen hat und was in ihm ist, die Erde und was auf ihr ist, das Meer und was in ihm ist, daß keine Zeit mehr sein wird, daß vielmehr in den Tagen, da der siebte Engel sich anschickt, in die Posaune zu stoßen, der geheime Ratschluß Gottes erfüllt sein wird, wie er seinen Knechten, den Propheten, als Frohbotschaft angekündigt hatte. Da hörte ich wieder die Stimme, die ich vom Himmel gehört hatte. Sie sprach: "Geh hin und nimm das geöffnete Büchlein aus der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf dem Land steht." Ich ging hin zu dem Engel und bat ihn, mir das Büchlein zu geben. Er sagte zu mir: "Nimm und iß es! In deinem Magen wird es zwar bitter sein, aber in deinem Mund süß wie Honig."  Und ich nahm das Büchlein aus der Hand des Engels und aß es, und es war in meinem Mund wie süßer Honig; doch als ich es gegessen hatte, ward mein Leib mit Bitterkeit erfüllt. Da sagte man zu mir: "Du mußt nochmals weissagen über viele Geschlechter, Völker, Sprachen und Könige." Die Heilige Stadt und die zwei ZeugenMan gab mir ein Rohr gleich einem Stab und sagte: "Auf, miß den Tempel Gottes, den Altar und die dort anbeten.  Doch vom äußeren Vorhof des Tempels sieh ab und miß ihn nicht. Er ist den Heiden preisgegeben. Die werden die Heilige Stadt zweiundvierzig Monate lang niedertreten.  Und meinen zwei Zeugen werde ich den Auftrag geben, daß sie in Sacktuch gekleidet zwölfhundertsechzig Tage lang predigen."  Sie sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen.  Wenn einer ihnen schaden will, fährt Feuer aus ihrem Mund und verzehrt ihre Feinde; wer ihnen schaden will, muß sterben.  Sie haben die Macht, den Himmel zu verschließen, daß in den Tagen ihrer Predigt kein Regen fällt, und sie haben Macht über die Gewässer, sie in Blut zu verwandeln, und die Erde mit jeder beliebigen Plage zu schlagen, sooft sie nur wollen.  Wenn sie ihr Zeugnis beendet haben, wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen Krieg führen, sie besiegen und töten.  Ihre Leichname werden auf der Straße der großen Stadt liegen bleiben, die bildlich Sodom und Ägypten heißt, wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde.  Leute aus den Geschlechtern, Stämmen, Sprachen und Völkern werden ihre Leichname dreieinhalb Tage daliegen sehen und nicht dulden, daß sie ins Grab gelegt werden. Die Bewohner der Erde freuen sich über sie und frohlocken und senden einander Geschenke; denn diese zwei Propheten hatten die Bewohner der Erde gepeinigt. Aber nach den dreieinhalb Tagen kam von Gott Geist des Lebens in sie; sie standen auf - alle, die sie sahen, befiel große Furcht -, und hörten eine laute Stimme, die vom Himmel her ihnen zurief: "Kommt hier herauf!" Und sie stiegen vor den Augen ihrer Feinde in einer Wolke zum Himmel hinauf. In jener Stunde geschah ein großes Erdbeben: der zehnte Teil der Stadt stürzte ein, und siebentausend Menschen wurden bei dem Erdbeben getötet; die Überlebenden gerieten in Furcht und gaben dem Gott des Himmels die Ehre. Das zweite Wehe ist vorbei; siehe, das dritte Wehe kommt bald." Die siebte PosauneDer siebte Engel stieß in die Posaune. Da ließen sich im Himmel laute Stimmen vernehmen, die riefen: "Die Herrschaft über die Welt gehört jetzt unserem Herrn und seinem Gesalbten. Er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit." Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihr Angesicht, beteten Gott an und sprachen: "Wir danken dir, Herr, allmächtiger Gott, der du bist und der du warst, daß du deine gewaltige Macht und die Herrschaft übernommen hast. Die Völker zürnten, da kam dein Zorn und die Zeit, über die Toten Gericht zu halten und deine Knechte zu belohnen: die Propheten, die Heiligen und die deinen Namen fürchten, klein und groß, und zu verderben, die die Erde verderben." Da öffnete sich im Himmel der Tempel Gottes, und sichtbar wurde in seinem Tempel die Lade seines Bundes; es blitzte und krachte und donnerte, die Erde bebte und großer Hagel ging nieder. DER HÖHEPUNKT DER PARUSIEDer lauernde DracheUnd am Himmel erschien ein großes Zeichen: eine Frau, bekleidet mit der Sonne und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen.  Sie ist schwanger und schreit in ihren Wehen und Geburtsnöten. Noch ein anderes Zeichen erschien am Himmel: ein großer feuerroter Drache mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und sieben Kronen auf seinen Köpfen.  Sein Schweif fegte den dritten Teil der Sterne vom Himmel und warf sie auf die Erde. Der Drache steht vor der Frau, die im Begriff ist, zu gebären, um ihr Kind gleich nach der Geburt zu verschlingen. Sie gebar ein Kind, einen Sohn, der alle Völker mit eisernem Zepter regieren soll. Doch ihr Kind ward zu Gott auf seinen Thron entrückt. Die Frau aber floh in die Wüste, wo sie eine von Gott ihr bereitete Stätte hat, damit man sie dort zwölfhundertsechzig Tage lang ernähre.  Michaels Sieg über den DrachenDa brach im Himmel Krieg aus. Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen. Und der Drache und seine Engel führten Krieg, vermochten aber nicht standzuhalten; sie wurden aus dem Himmel vertrieben. Und gestürzt wurde der große Drache - die alte Schlange, genannt Teufel und Satan -, der die ganze Welt verführt. Er wurde auf die Erde geworfen und mit ihm seine Engel. Und ich hörte eine laute Stimme im Himmel rufen: "Jetzt ist gekommen das Heil, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten, weil gestürzt wurde der Ankläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagte. Sie haben ihn besiegt kraft des Blutes des Lammes und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht als das höchste Gut angesehen.  Darum freut euch, ihr Himmel und ihr, die in ihm wohnt! Doch wehe der Erde und dem Meer! Denn der Teufel ist zu euch mit großem Zorn hinabgestiegen, weil er weiß, wie wenig Zeit ihm verbleibt." Des Drachen Kampf gegen die FrauAls der Drache sah, daß er auf die Erde geworfen war, verfolgte er die Frau, die den Knaben geboren hatte. Der Frau aber wurden die zwei Flügel des großen Adlers gegeben, damit sie in die Wüste an ihren Ort fliege, wo sie, weg vom Angesicht der Schlange, eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit ernährt werden sollte.  Die Schlange stieß aus ihrem Rachen der Frau einen Wasserstrom nach, damit sie von den Fluten fortgerissen werde. Aber die Erde kam der Frau zu Hilfe: Die Erde öffnete ihren Schlund und verschlang den Fluß, den der Drache aus seinem Maul geschleudert hatte. Da geriet der Drache in Zorn über die Frau und ging hin, um Krieg zu führen mit den übrigen ihrer Nachkommenschaft, die Gottes Gebote beobachten und festhalten am Zeugnis von Jesus. Er stellte sich an den Strand des Meeres. Das Tier aus dem MeerDa sah ich aus dem Meer ein Tier aufsteigen, das zehn Hörner und sieben Köpfe hatte. Auf seinen Hörnern trug es zehn Kronen und auf seinen Köpfen gotteslästerliche Namen.  Das Tier, das ich sah, glich einem Panther. Seine Tatzen waren wie die eines Bären, sein Maul wie das Maul eines Löwen. Ihm gab der Drache seine Kraft, seinen Thron und große Macht. Einen von seinen Köpfen sah ich wie tödlich verwundet, aber seine tödliche Wunde heilte wieder. Die ganze Erde folgte dem Tier voll Bewunderung, und die Menschen beteten den Drachen an, weil er dem Tier die Macht übertragen hatte; und sie beteten das Tier an und sagten: "Wer ist dem Tier gleich, und wer vermag mit ihm Krieg zu führen?" Gegeben wurde ihm ein Maul, das hochtrabende und gotteslästerliche Reden führte, und es wurde ihm Macht gegeben, es zweiundvierzig Monate lang so zu treiben.  Es öffnete sein Maul, und stieß Lästerungen gegen Gott aus; es lästerte seinen Namen, sein Zelt und die im Himmel ihr Zelt haben. Auch ward ihm gestattet, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu besiegen; Macht wurde ihm gegeben über alle Geschlechter, Stämme, Sprachen und Völker. Anbeten werden es alle Bewohner der Erde, deren Namen seit Grundlegung der Welt nicht eingetragen sind im Buch des Lebens des Lammes, das geschlachtet wurde. Wer ein Ohr hat, der höre! Wenn einer in Gefangenschaft gehen soll, geht er in Gefangenschaft; wenn einer mit dem Schwert getötet werden soll, wird er mit dem Schwert getötet werden. Hier muß sich die Standhaftigkeit und der Glaube der Heiligen bewähren. Das Tier aus dem FestlandIch sah ein anderes Tier aus der Erde heraufkommen. Es hatte zwei Hörner wie ein Widder und redete wie ein Drache.  Es übt die ganze Macht des ersten Tieres unter dessen Augen aus und bringt die Erde und ihre Bewohner dazu, das erste Tier anzubeten, dessen tödliche Wunde geheilt ward. Es wirkt große Wunderzeichen, sogar Feuer läßt es vor den Augen der Menschen vom Himmel auf die Erde fallen. Durch die Zeichen, die vor dem Tier zu tun ihm gegeben wurde, verführt es die Bewohner der Erde. Es redet nämlich den Bewohnern der Erde zu, ein Bild von dem Tier zu machen, das die Wunde des Schwertes hatte und wieder lebendig geworden ist. Auch wurde ihm Macht gegeben, dem Bild des Tieres Leben einzuhauchen, so daß das Bild des Tieres sprechen konnte und alle töten ließ, die das Bild des Tieres nicht anbeten wollten. Alle, Große und Kleine, Reiche und Arme, Freie und Unfreie, brachte es dazu, auf ihrer rechten Hand oder an ihrer Stirn ein Zeichen zu tragen. Keiner sollte kaufen oder verkaufen dürfen, der nicht das Zeichen trug: den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. Hier ist Weisheit vonnöten. Wer Verstand hat, berechne die Zahl des Tieres; sie ist nämlich die Zahl eines Menschen, und seine Zahl ist 666.  Das Lamm und sein GefolgeIch schaute, und siehe, das Lamm steht auf dem Berg Zion und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die seinen Namen und den Namen seines Vaters auf ihrer Stirn geschrieben tragen. Und ich hörte eine Stimme vom Himmel gleich dem Rauschen vieler Wasser und gleich dem Rollen eines gewaltigen Donners. Die Stimme, die ich hörte, klang wie Gesang von Harfenspielern, die ihre Harfen schlagen. Und sie singen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier Wesen und den Ältesten. Niemand konnte das Lied lernen außer den hundertvierundvierzigtausend, die von der Erde losgekauft sind.  Sie sind es, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn jungfräulich sind sie. Sie folgen dem Lamm, wohin es geht. Sie sind aus den Menschen als Erstlinge für Gott und für das Lamm erkauft.  Keine Lüge kam aus ihrem Mund. Sie sind ohne Fehl vor Gottes Thron. Die drei GerichtsengelUnd ich sah einen anderen Engel hoch oben am Himmel fliegen. Der hatte den Bewohnern der Erde, allen Völkern, Stämmen, Sprachen und Geschlechtern eine ewige Frohbotschaft zu verkünden. Er rief mit lauter Stimme: "Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre! Gekommen ist die Stunde seines Gerichtes. Betet ihn an, der den Himmel und die Erde, das Meer und die Quellen der Wasser erschaffen hat." Ihm folgte ein zweiter Engel, der rief: "Gefallen, ja, gefallen ist Babylon, die Große, die von dem Wein des Zornes ihrer Unzucht hat trinken lassen alle Völker."  Und ein dritter Engel folgte ihnen, der mit lauter Stimme rief: "Wenn jemand das Tier und sein Bild anbetet, dessen Zeichen annimmt und es an seiner Stirn oder an seiner Hand trägt, wird er vom Wein des Zornes Gottes trinken, der unverdünnt in den Becher seines Zornes eingeschenkt ist, und er wird mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und dem Lamm gepeinigt werden.  Tag und Nacht haben die keine Ruhe, die das Tier und sein Bild anbeten und das Zeichen seines Namens annehmen, und der Rauch ihrer Qualen steigt auf in alle Ewigkeit. Hier ist das geduldige Ausharren der Heiligen vonnöten, die die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus bewahren." Und ich hörte eine Stimme vom Himmel sagen: "Schreibe: Selig sind von jetzt an die Toten, die im Herrn sterben! Fürwahr, so spricht der Geist: sie sollen ausruhen von ihren Mühen. Denn ihre Werke folgen ihnen nach."  Die drei ErnteengelIch schaute, und siehe, eine weiße Wolke, und auf der Wolke sitzt einer, der einem Menschensohn gleicht. Auf seinem Haupt hat er eine goldene Krone und in seiner Hand eine scharfe Sichel. Ein anderer Engel trat aus dem Tempel und rief mit lauter Stimme dem zu, der auf der Wolke sitzt: "Sende deine Sichel aus und ernte! Denn die Stunde zum Ernten ist da und die Ernte der Erde ist überreif geworden." Und der auf der Wolke sitzt, schwang seine Sichel über die Erde hin, und die Erde wurde abgeerntet. Ein zweiter Engel trat aus dem Tempel im Himmel hervor, ebenfalls mit einer scharfen Sichel. Und noch ein anderer Engel kam heraus aus dem Altar. Der hatte Macht über das Feuer und rief mit lauter Stimme dem mit der scharfen Sichel zu: "Leg deine scharfe Sichel an und schneide die Trauben vom Weinstock der Erde; denn seine Beeren sind reif." Da schwang der Engel seine Sichel über die Erde hin, schnitt die Trauben vom Weinstock der Erde ab und warf sie in die große Kelter des Zornes Gottes. Die Kelter wurde außerhalb der Stadt getreten; das Blut floß aus der Kelter hinauf bis an die Zügel der Rosse, tausendsechshundert Stadien weit.  Die sieben SchalenengelIch sah ein anderes Zeichen am Himmel, groß und wunderbar: Sieben Engel mit sieben Plagen, den letzten, weil mit ihnen der Zorn Gottes vollendet ist. Ich sah etwas wie ein gläsernes Meer, mit Feuer gemischt, und die Sieger über das Tier und sein Bild und die Zahl seines Namens mit Harfen Gottes am gläsernen Meer stehen.  Sie singen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes: "Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott. Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, König der Völker.  Wer sollte dich nicht fürchten, Herr? Wer deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig, weil alle Völker kommen und dich anbeten werden; denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden." Darauf sah ich, wie im Himmel der Tempel des Zeltes des Zeugnisses geöffnet wurde,  und aus dem Tempel kamen die sieben Engel mit den sieben Plagen heraus, bekleidet mit glänzendem, reinem Leinen, die Brust mit goldenem Gürtel umgürtet. Eines von den vier Wesen gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen, voll vom Zorn Gottes, der da lebt in alle Ewigkeit. Und erfüllt wurde der Tempel mit Rauch von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Macht. Niemand konnte in den Tempel eintreten, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollzogen waren.  Die Plagen der vier ersten SchalenUnd ich hörte eine laute Stimme aus dem Tempel den sieben Engeln zurufen: "Geht hin und gießt die sieben Schalen des Zornes Gottes auf die Erde aus." Der erste ging und goß seine Schale auf die Erde aus. - Da bildete sich ein bösartiges, schlimmes Geschwür an den Menschen, die das Zeichen des Tieres an sich trugen und sein Bild anbeteten.  Der zweite goß seine Schale auf das Meer aus. - Da wurde es zu Blut wie von einem Toten, und jedes Lebewesen im Meer fand den Tod. Der dritte goß seine Schale auf die Flüsse und die Quellen der Wasser aus. - Da wurde es zu Blut. Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: "Gerecht bist du, der du bist und warst, du Heiliger, daß so du gerichtet hast! Denn Blut von Heiligen und Propheten haben sie vergossen. Dafür gabst du ihnen Blut zu trinken. So haben sie es verdient." Und ich hörte vom Altar her rufen: "Fürwahr, Herr, allmächtiger Gott, wahrhaftig und gerecht ist dein Gericht." Der vierte goß seine Schale über die Sonne aus. - Da ward ihr die Kraft verliehen, die Menschen mit Feuer zu versengen. Die Menschen wurden von großer Glut versengt. Gleichwohl lästerten sie den Namen Gottes, der Macht über diese Plagen hat. Sie bekehrten sich nicht und gaben ihm nicht die Ehre. Die drei letzten SchalenDer fünfte goß seine Schale auf den Thron des Tieres aus. - Da wurde sein Reich verfinstert. Die Menschen zerbissen sich vor Schmerz die Zungen  und lästerten den Gott des Himmels wegen ihrer Qualen und Geschwüre, bekehrten sich aber nicht und wandten sich nicht von ihren Werken ab. Der sechste goß seine Schale auf den großen Fluß, den Eufrat, aus. - Da vertrocknete sein Wasser, so daß für die Könige vom Osten der Weg offenstand.  Und ich sah aus dem Maul des Drachen und aus dem Maul des Tieres und aus dem Maul des falschen Propheten drei unreine Geister gleich Fröschen hervorgehen. Es sind nämlich Geister von Dämonen, die Zeichen wirken und zu den Königen der ganzen Erde ausziehen, um sie für den großen Tag des allmächtigen Gottes zum Kampf zu sammeln. - Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig, wer wacht und seine Kleider bewahrt, daß er nicht nackt einhergeht und man seine Blöße sieht! - Sie versammeln sie an dem Ort, der auf hebräisch Harmagedon heißt.  Der siebte goß seine Schale in die Luft aus. - Da erscholl eine laute Stimme aus dem Tempel vom Thron her: "Es ist geschehen." Und es geschahen Blitze, und Stimmen und Donner und ein gewaltiges Erdbeben erfolgte, so furchtbar wie nie seit Menschengedenken; so gewaltig, so stark war das Beben. Die große Stadt zerfiel in drei Teile, und die Städte der Völker sanken in Trümmer. Und des großen Babylon wurde vor Gott gedacht und ihm der Becher mit dem Wein seiner Zornesglut gereicht. Alle Inseln verschwanden, und Berge waren nicht mehr zu sehen. Große, zentnerschwere Hagelstücke prasselten vom Himmel auf die Menschen nieder. Aber die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels; denn diese Plage war entsetzlich. Die große Hure BabylonDa kam einer von den sieben Engeln mit den sieben Schalen und sprach zu mir: "Komm, ich will dir das Gericht über die große Hure zeigen, die an vielen Wassern sitzt.  Die Könige der Erde haben mit ihr Unzucht getrieben, und die Bewohner der Erde haben sich am Wein ihrer Unzucht berauscht." Dann entrückte er mich im Geist in die Wüste. Da sah ich eine Frau - sie saß auf einem scharlachroten Tier voll gotteslästerlicher Namen, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern.  Die Frau war in Purpur und Scharlach gekleidet und mit Gold, Edelsteinen und Perlen reich geschmückt. In ihrer Hand hielt sie einen goldenen Becher, angefüllt mit Greuel und Unrat ihrer Unzucht. Auf ihrer Stirn trug sie einen geheimnisvollen Namen: "Das große Babylon, die Mutter der Huren und der Greuel der Erde." Ich sah die Frau trunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu. Staunen erfaßte mich, als ich sie sah, - großes Staunen. Da sprach der Engel zu mir: "Warum bist du erstaunt? Ich will dir Aufschluß geben über das Geheimnis der Frau und des Tieres, das sie trägt und das die sieben Köpfe und die zehn Hörner hat. Das Tier, das du gesehen hast, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund aufsteigen und ins Verderben fahren. Verwundern werden sich beim Anblick des Tieres, das war, das nicht ist und das da sein wird, die Bewohner der Erde, deren Namen nicht von Anbeginn der Welt im Buch des Lebens verzeichnet sind. Hier ist Verstand mit Weisheit vonnöten! - Die sieben Köpfe bedeuten sieben Berge, auf denen die Frau sitzt; sie bedeuten auch sieben Könige.  Fünf sind gefallen, einer ist da, der andere ist noch nicht gekommen, und wenn er kommt, darf er nur kurze Zeit bleiben. Das Tier, das war und nicht ist, ist einerseits selbst der achte, andererseits gehört es zu den sieben und fährt ins Verderben. Die zehn Hörner, die du gesehen hast, bedeuten zehn Könige. Sie sind noch nicht zur Herrschaft gelangt, aber sie erlangen mit dem Tier königliche Macht für eine Stunde. Sie sind gleichen Sinnes und geben dem Tier ihre Macht und Gewalt. Sie werden mit dem Lamm Krieg führen, und das Lamm wird sie besiegen, - denn es ist der Herr der Herren, der König der Könige - und mit ihm die Berufenen, Auserwählten und Getreuen." Weiter sprach er zu mir: "Die Wasser, an denen du die Hure sitzen sahst, bedeuten Völker und Stämme, Geschlechter und Sprachen. Die zehn Hörner, die du sahst, und das Tier werden die Hure hassen und sie einsam machen und entblößen; sie werden ihr Fleisch fressen und sie im Feuer verbrennen. Denn Gott hat ihnen den Gedanken eingegeben, seinen Willen auszuführen und einmütig ihre Herrschaft so lange dem Tier zu übertragen, bis Gottes Worte durchgeführt sind. Die Frau, die du gesehen hast, ist die große Stadt, die über die Könige der Erde herrscht." Der Fall von BabylonDann sah ich einen anderen Engel vom Himmel niedersteigen, der große Macht hatte; und die Erde ward von seinem Glanz erleuchtet. Er rief mit mächtiger Stimme: "Gefallen, ja, gefallen ist die große Stadt Babylon und ist zur Wohnstätte der Dämonen geworden, zum Verbannungsort für alle unreinen Geister, zum Gefängnis für alle unreinen Vögel und für jegliches unreine und verhaßte Tier. Denn alle Völker haben vom Wein des Zornes ihrer Unzucht getrunken, die Könige der Erde haben mit ihr Unzucht getrieben, und die Kaufleute der Erde sind von ihrem mächtigen Wohlstand reich geworden." Und ich hörte eine andere Stimme vom Himmel rufen: "Zieh weg aus ihr, mein Volk, damit du an ihren Sünden nicht teilhast und von ihren Plagen nicht getroffen wirst. Denn ihre Sünden haben sich aufgehäuft bis zum Himmel, und Gott gedachte ihrer Freveltaten. Vergeltet ihr, wie sie euch vergolten hat, und zahlt ihr nach ihren Werken zweifach heim! Mischt ihr den Becher doppelt so stark, als sie ihn euch gemischt hat! So groß ihr Glanz und ihre Üppigkeit war, soviel fügt ihr Pein und Qual zu! Denn in ihrem Herzen sagt sie: Ich throne hier als Königin, ich bin keine Witwe, und Trauer werde ich nicht tragen. Darum werden an einem Tag ihre Plagen kommen: Tod und Trauer und Hunger, und im Feuer wird sie verbrannt werden. - Denn mächtig ist der Herr, Gott, der sie gerichtet hat. Der große KlagegesangWeinen über sie und sich an die Brust schlagen werden die Könige der Erde, die mit ihr Unzucht getrieben und geschwelgt haben, wenn sie den Rauch von ihrem Brand sehen. In der Ferne werden sie stehenbleiben aus Furcht vor ihrer Qual und werden rufen: Wehe, wehe, du große Stadt Babylon, du mächtige Stadt! In einer Stunde ist das Gericht über dich gekommen! Und die Kaufleute der Erde werden um sie weinen und klagen, weil niemand mehr ihre Ware kauft: Gold, Silber, Edelsteine und Perlen, Linnen, Purpur, Seide und Scharlach; allerlei Thujaholz und Elfenbeingerät, allerlei Gerät aus kostbarem Holz, Erz, Eisen und Marmor;  Zimt und Balsam, Gewürz, Salben und Weihrauch, Wein, Öl, Feinmehl und Weizen, Groß- und Kleinvieh, Pferde und Wagen, Leib und Seele von Menschen.  Die Früchte, die dein Herz begehrte, sind dir entschwunden, alles Kostbare und Glänzende ist verloren gegangen, all der strahlende Glanz fiel von dir ab, und niemals findet man sie wieder. Die Kaufleute, die damit Handel trieben und die von ihr reich geworden sind, werden aus Furcht vor ihrer Qual weinend und trauernd von fern stehen und rufen: Wehe, wehe, die große Stadt, die sich in Linnen, Purpur und Scharlach kleidete und mit Gold, Edelsteinen und Perlen reich geschmückt war: In einer Stunde ist so großer Reichtum vernichtet worden! - Alle Steuerleute, alle Reisenden und Seefahrer und alle, die sonst noch auf dem Meer tätig sind, blieben von fern stehen. Und als sie den Rauch von ihrem Brand sahen, riefen sie: Welche Stadt war dieser großen Stadt gleich? Und sie streuten sich Staub auf ihr Haupt und riefen unter Weinen und Wehklagen: Wehe, wehe! Die große Stadt, von deren Schätzen alle, die Schiffe auf dem Meer haben, reich geworden sind: in einer Stunde war sie verwüstet! - Frohlockt über sie, Himmel, ihr Heiligen, ihr Apostel und Propheten!, weil Gott für euch das Strafgericht an ihr vollzogen hat." Die verödete StadtUnd ein starker Engel hob einen Stein auf, der so groß wie ein Mühlstein war, warf ihn ins Meer und sprach: "Mit solcher Wucht soll Babylon, die große Stadt, hinabgeschleudert werden und nicht mehr zu finden sein. - Kein Harfenspiel und kein Gesang, kein Flötenspiel und kein Posaunenschall soll mehr in dir erklingen! Kein Künstler soll sich mehr in dir zeigen! Kein Klappern der Mühle soll man in dir hören! Kein Licht der Lampe soll in dir je wieder scheinen! Keine Stimme von Bräutigam und Braut mehr in dir laut werden! - Denn deine Kaufleute waren die Großen der Erde; denn durch deine Zauberei wurden verführt alle Völker der Erde. - An ihr klebt das Blut der Propheten und der Heiligen und aller Erschlagenen auf Erden." Der Jubel im HimmelDanach hörte ich wie eine laute Stimme einer großen Schar im Himmel rufen: "Halleluja! Unseres Gottes ist das Heil und die Herrlichkeit und die Macht.  Wahrhaftig und gerecht sind seine Gerichte, denn er hat die große Hure gerichtet, die die Erde durch ihre Unzucht verdorben hat, und gerächt hat er das Blut seiner Knechte, das an ihrer Hand klebt." Und weiter riefen sie: "Halleluja! Der Rauch von ihr steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit." Da fielen die vierundzwanzig Ältesten und die vier Wesen vor Gott, der auf dem Thron sitzt, anbetend nieder und sprachen: "Amen! Halleluja!" Und eine Stimme ging vom Thron aus, die sprach: "Preist unseren Gott, alle seine Knechte, und alle, die ihn fürchten, Kleine und Große." Dann hörte ich wie die Stimme einer großen Schar, wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen starker Donner, die rief: "Halleluja! Denn zur Herrschaft gelangt ist der Herr, unser Gott, der Allmächtige. Laßt uns froh sein und jubeln und ihm die Ehre geben, weil gekommen ist die Hochzeit des Lammes. Seine Braut hat sich bereitgemacht, es wurde ihr gegeben, sich mit glänzend reinem Linnen zu kleiden." - Das Linnen bedeutet die gerechten Werke der Heiligen.  Dann sprach er zu mir: "Schreibe: Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind." Er fügte hinzu: "Das sind die wahrhaftigen Worte Gottes." Da fiel ich ihm zu Füßen, ihn anzubeten. Doch er sprach zu mir: "Nicht doch! Ein Knecht bin ich nur mit dir und mit deinen Brüder, die das Zeugnis Jesu haben. - Gott bete an!" - Denn das Zeugnis Jesu ist der Geist der Prophetie. Der Sieger auf weißem RoßUnd ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, da war ein weißes Roß. Der auf ihm saß, heißt "der Treue" und "der Wahrhaftige". Er richtet und kämpft in Gerechtigkeit. Seine Augen leuchten wie Feuerflammen. Auf seinem Haupt trägt er viele Kronen und einen Namen darauf geschrieben, den niemand kennt als er allein. Er ist mit einem blutgetränkten Gewand bekleidet, und sein Name ist "Wort Gottes". Die himmlischen Heerscharen folgten ihm in glänzend weißem Linnen auf weißen Rossen. Aus seinem Mund geht ein scharfes Schwert hervor, damit er mit ihm die Völker schlage. Er wird sie weiden mit eisernem Stab; und er tritt die Kelter des Weines der Zornesglut Gottes, des Allherrschers. Auf seinem Mantel steht in Hüfthöhe der Name geschrieben: "König der Könige, Herr der Herren." Das Gericht über das Tier und den falschen ProphetenDann sah ich einen Engel in der Sonne stehen. Er rief mit lauter Stimme all den Vögeln zu, die durch den Himmelsraum flogen: "Kommt hierher, versammelt euch zum großen Mahl Gottes! Ihr sollt Fleisch von Königen fressen, Fleisch von Heerführern und Mächtigen, Fleisch von Rossen und ihren Reitern, Fleisch von allen Freien und Sklaven, von Großen und Kleinen." Ich sah das Tier und die Könige der Erde mit ihren Heeren versammelt, um mit dem, der auf dem Pferd saß, und mit seinem Heer Krieg zu führen. Und ergriffen wurde das Tier und mit ihm der falsche Prophet, der vor ihm die Zeichen vollbracht und damit jene verführt hatte, die das Zeichen des Tieres trugen und sein Bild anbeteten. Beide wurden bei lebendigem Leib in den Feuersee geworfen, der von Schwefel brennt.  Die übrigen wurden getötet durch das Schwert, das aus dem Mund dessen hervorging, der auf dem Pferd saß. Und alle Vögel sättigten sich an ihrem Fleisch. Fesselung des SatansUnd ich sah einen Engel vom Himmel niedersteigen, der den Schlüssel zum Abgrund und eine große Kette in seiner Hand hielt.  Er packte den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel, der Satan ist, fesselte ihn auf tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund. Dann verschloß er ihn und legte ein Siegel darauf. Nicht mehr sollte jener die Völker verführen, bis die tausend Jahre zu Ende wären. Danach muß er für kurze Zeit losgelassen werden. Tausendjährige HerrschaftIch sah Throne. Auf ihnen ließen sich die nieder, denen das Gericht übertragen ist. Und ich sah die Seelen derer, die wegen des Zeugnisses für Jesus und um des Wortes Gottes willen enthauptet wurden, die das Tier und sein Bild nicht angebetet und die sein Zeichen an Stirn und Hand nicht getragen hatten. Sie kamen wieder zum Leben und herrschten mit Christus tausend Jahre.  Die übrigen Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren. - Das ist die erste Auferstehung. Selig und heilig, wer an der ersten Auferstehung teilhat. Über sie hat der zweite Tod keine Macht. Sie werden Priester Gottes und Christi sein und werden herrschen mit ihm die tausend Jahre.  Satans SturzWenn aber die tausend Jahre vorüber sind, wird der Satan aus seinem Kerker wieder losgelassen werden. Er wird sich aufmachen, die Völker an den vier Enden der Erde zu verführen, den Gog und Magog, um sie, deren Schar zahllos ist wie der Sand am Meer, zum Kampf zu versammeln.  Und sie stiegen hinauf auf die Ebene der Erde und umzingelten das Lager der Heiligen und die geliebte Stadt. Aber Feuer fiel vom Himmel herab und verzehrte sie.  Der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo auch das Tier und der falsche Prophet sind, und sie werden Tag und Nacht in alle Ewigkeit gepeinigt werden.  AUFRICHTUNG DES EWIGEN GOTTESREICHESDas WeltgerichtDann sah ich einen großen weißen Thron und den, der darauf sitzt. Vor seinem Angesicht flohen Himmel und Erde, und es fand sich für sie keine Stätte mehr. Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen, vor dem Thron stehen. Bücher wurden aufgeschlagen, und noch ein anderes Buch wurde geöffnet, nämlich das Buch des Lebens. Die Toten wurden nach ihren Werken gerichtet, wie es in den Büchern aufgezeichnet war.  Das Meer gab die Toten heraus, die es barg, und der Tod und die Unterwelt gaben ihre Toten heraus. Jeder wurde nach seinen Werken gerichtet. Der Tod und die Unterwelt wurden in den Feuersee geworfen. - Das ist der zweite Tod, der Feuersee. Wer nicht im Buch des Lebens verzeichnet war, wurde in den Feuersee geworfen. Der neue Himmel und die neue ErdeDann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.  Und ich sah die Heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel von Gott herabkommen, bereitet wie eine Braut, die für ihren Bräutigam geschmückt ist. Vom Thron her hörte ich eine laute Stimme sagen: "Siehe, das Zelt Gottes unter den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen; sie werden sein Volk sein, und er, Gott, wird als ihr Gott bei ihnen sein. Er wird jede Träne von ihren Augen wegwischen. Der Tod wird nicht mehr sein, weder Trauer noch Klage noch Schmerz wird mehr sein. Denn das erste ist vergangen." Und der auf dem Thron sitzt, sprach: "Siehe, ich mache alles neu." Dann fuhr er fort: "Schreibe, weil diese Worte zuverlässig und wahr sind."  Weiter sagte er zu mir: "Es ist geschehen. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Den Dürstenden werde ich umsonst von dem Quell lebendigen Wassers zu trinken geben.  Der Sieger wird dies empfangen. Ich will ihm Gott sein, und er wird mir Sohn sein. Die Feigen aber, die Ungläubigen, die Unreinen, die Mörder, die Unzüchtigen, die Zauberer, die Götzendiener und alle Lügner sollen im brennenden Feuer- und Schwefelsee ihren Anteil erhalten - was der zweite Tod ist."  Das neue JerusalemUnd es kam einer von den sieben Engeln mit den sieben Schalen, die mit den sieben letzten Plagen gefüllt waren. Er sprach zu mir: "Komm, ich will dir die Braut zeigen, die Frau des Lammes." Und er entrückte mich im Geist auf einen großen, hohen Berg und zeigte mir die Heilige Stadt Jerusalem, wie sie aus dem Himmel von Gott herabkam, erfüllt von der Herrlichkeit Gottes - ihre Leuchte war wie ein Edelstein, wie der kristallhelle Jaspis. Sie hatte eine große, hohe Mauer mit zwölf Toren. Auf den Toren standen zwölf Engel, und Namen waren darauf geschrieben, die Namen der zwölf Stämme der Söhne Israels.  Drei Tore lagen gegen Osten, drei gegen Norden, drei gegen Süden und drei gegen Westen. Die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine, auf denen zwölf Namen standen: die Namen der zwölf Apostel des Lammes.  Der mit mir redete, hatte ein goldenes Meßrohr, um die Stadt, ihre Tore und ihre Mauer zu messen. Die Stadt bildet ein Viereck und ist ebenso lang wie breit. Er maß die Stadt mit seinem Rohr; es waren zwölftausend Stadien - Länge, Breite und Höhe sind bei ihr gleich.  Er maß ihre Mauer; es waren hundertvierundvierzig Ellen nach menschlichem Maß, das auch das Maß der Engel ist.  Die Mauer war aus Jaspis erbaut und die Stadt aus reinem Gold, gleich reinem Glas. Die Grundsteine der Stadtmauer waren mit allerlei Edelsteinen geschmückt. Der erste Grundstein war ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein Chalzedon, der vierte ein Smaragd,  der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Karneol, der siebte ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst. Die zwölf Tore waren zwölf Perlen, jedes einzelne Tor war aus einer Perle. Die Straße der Stadt war reines Gold, wie durchsichtiges Glas. Einen Tempel sah ich nicht in ihr; denn der Herr, Gott, der Allmächtige, ist ihr Tempel, und das Lamm. Die Stadt bedarf nicht der Sonne und nicht des Mondes, damit sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erhellt sie, und ihre Lampe ist das Lamm. Die Völker werden wandeln in ihrem Licht, und die Könige der Erde werden ihre Herrlichkeit in sie hineinbringen. Ihre Tore werden tagsüber nicht geschlossen, und Nacht gibt es dort nicht. Die Pracht und Kostbarkeit der Völker wird man hineintragen. Doch nichts Unreines darf in sie eingehen, kein Frevler und kein Lügner, - nur jene, die eingetragen sind im Buch des Lebens des Lammes. Das Glück des neuen JerusalemDann zeigte er mir einen Strom, das Wasser des Lebens, klar wie Kristall, der vom Thron Gottes und des Lammes ausging. Inmitten ihrer Straße und auf beiden Seiten des Stromes stand der Baum des Lebens. Er trägt zwölfmal Früchte; jeden Monat bringt er seine Frucht, und die Blätter des Baumes dienen den Völkern zur Heilung. Nichts Verfluchtes wird es mehr geben. Der Thron Gottes und des Lammes wird in ihr sein, und seine Knechte werden ihm dienen. Sie werden sein Angesicht sehen und seinen Namen auf ihrer Stirn tragen. Nacht wird nicht mehr sein, man braucht weder Lampen- noch Sonnenlicht, denn Gott, der Herr, wird über ihnen leuchten, und sie werden herrschen in alle Ewigkeit. Schluß des BuchesUnd er sprach zu mir: "Diese Worte sind zuverlässig und wahr, und der Herr, der Gott der Geister der Propheten, hat seinen Engel gesandt, um seinen Knechten kundzutun, was bald geschehen muß.  Siehe, ich komme bald. Selig, wer die Worte der Weissagung dieses Buches festhält!" - Ich, Johannes, habe dies gehört und gesehen. Und als ich es gehört und gesehen hatte, fiel ich dem Engel, der mir dies zeigte zu Füßen, um ihn anzubeten. Aber er sprach zu mir: "Nicht doch! Dein Mitknecht bin ich und der deiner Brüder, der Propheten, und von denen, die die Worte dieses Buches festhalten. - Gott bete an." Dann sagte er zu mir: "Versiegele die Worte der Weissagung dieses Buches nicht; denn die Zeit ist nahe.  Der Frevler mag weiter freveln und der Unreine sich weiter verunreinigen. Der Gerechte übe weiter Gerechtigkeit, und der Heilige möge sich weiter heiligen." "Siehe, ich komme bald, und mein Lohn kommt mit mir, um einem jeden nach seinen Werken zu vergelten. Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Selig, die ihre Kleider waschen, auf daß sie ein Anrecht bekommen auf den Baum des Lebens und durch die Tore in die Stadt eingehen können. Draußen aber müssen bleiben die Hunde, die Zauberer, die Unzüchtigen, die Mörder, die Götzendiener und alle, die die Lüge lieben und tun. Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, um euch dies für die Gemeinden zu bezeugen. Ich bin die Wurzel und der Stamm Davids, der glänzende Morgenstern.  Und der Geist und die Braut sagen: Komm! - Wer es hört, sage: Komm! - Der Dürstende komme; wer Verlangen hat, empfange umsonst Wasser des Lebens." Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches vernimmt: Wer etwas hinzufügt, dem wird Gott die Plagen zufügen, von denen in diesem Buch geschrieben steht. Wer von den Worten dieses prophetischen Buches etwas wegnimmt, dem wird Gott seinen Anteil am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben ist, wegnehmen. Der das bezeugt, spricht: "Ja, ich komme bald." - Amen, komm, Herr Jesus!  Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen! Amen. id=b-vz-219 lang=deu charset=0 description=Paderborner Bibel 1934 (Henne-Roesch) short.title=Paderborner Bibel 1934 version.major=1 version.minor=0 version.date=2017-03-24 creator=Hans J. Herbst (joiner194@hotmail.com) coverage=provide the Bible to the nations of the world